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E77.

UNIVERSITY LIBRARIES

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Yen Et Wil en dr Si

Kieigl. Gädyf. Dfückr a D.

V Band M.

F—— un .t re Berlagb: Bureau.

18536

M.

Mabilais, la, Dorf bei Rennes in der ehemaligen Bretagne, zum iegigen Departement der Je und Vilain gehörig.

Sriedensvertrag der Chouans vom 20, April 1795.

Nachdent zu la Jaunais ein Friedensvertrag mit den Anführern der Bender abgefdjloffen worden war, hielten die Republikaner, müde des auf allen Punkten der Beetagne raſtlos fortgefepten Eleinen Kriegs der Chouans, es für angemeffen, aud; mit diefen Unterhandfungen anzuenüpfen und der Baron Cormatin, als Stellvertreter des nach England abgereiften Oberber frbishabers der Chouans, Grafen Puſaye's, ging bereitwillig auf dieſelben ein. Am 30. April am zu Mabilais ein foͤrmlicher Vertrag zu Stande, weicher, in Form von fünf Decreten der Conventsdeputicten, den Chouans gleiche Bedingungen wie den Wendeern zuſicherte. Beiden Theilen war «5 wohl mit dem Frieden nicht wahrer Ernſt; beide wollten nur die Feind⸗ feligtriten bis zu günftigerem Zeitpunkte einftellen. Die Infurgenten nahs men wenig Ruͤckſicht auf die Verträge, übten mande Gemaltthat mit den Waffen in der Dand, hinderten die Zufuhren zu den Städten und fuchten auf alle Art die tepublikaniſchen Soldaten zum Uebergehen zu verleiten. Von den Mepublifanern waren dagegen zwei Unteranführer der Chouans, Triftan F’Hermite und Geslin, in der Gegend von Caval ermordet worden. Gors matim reiste dutch fein unbefonnenes Benehmen die Generale ber Republis toner, umd bie Papiere eines von ihm entfendeten und in Pfoemerl fefiges nommenen Gouriers beftätigten den bereits gehegten Verdacht, daß er ſich nur Jdyeinbar unterworfen habe. Die Conventsdeputirten ließen hierauf dens felben nebft fieben Chouanchefs am 27. Mai in Rennes aufheben und nach Cherbourg transporticen, entfendeten auch zu gleicher Zeit nach allen Rich. mungen Golonnen, um die übrigen Anführer zu verhaften. Von allen Seis ten griffen nun die Chouans wieder zu den Waffen, und der fo kurze Zeit unterbrohene Krieg begann von Neuem.

©. H.

Maccalo, Dorf unweit des Dglio im lombardifc > venetianiſchen Kö: nigreiche.

Schlacht am 17. Detober 1427.

Ftancesco Carmagnola (f. d.) befehligte die Armeen der Republik Venedig in dem Kriege gegen Philipp Maria Visconti, Herzog von Mais land. Seit dem Gefechte bei Caſai Secco, wo die Mailänder das Lager der Benetianer ohne Erfolg angegriffen hatten, fanden ſich beide Armeen Lin: gere Zeit unchätig gegenüber. Unter den Anführern der Mailänder herrfchte Uncinigteit; einer der verſchiedenen Condottieri wollte dem andern gehorchen, und Garmagnola beſchloß, diefe ihm günftige Stimmung zu benugen. Schein⸗ bar um die Mailänder zu höhnen, ließ er das unweit bes Dglio und drei Miglien vor der Front des feindlichen Heeres in einem Sumpfe gelegene Schloß Maccalo am 10. Dctob. erobern, und befegte hierauf den durch die Eonnenhige ausgetrodneten und mit Strauchwerk bewachfenen Moorgrund mit feiner Infanterie, während er die Hauptſtraße, die den Sumpf durch- ſchnitt, frei lief. Was er vorausgefehen, geſchah. Die raltändifgen Irupe

4 Macdonald.

pen, aufgebracht über den Schimpf, ein Schloß in Ihrer Nähe vom Feinde befegt zu fehen, verlangten, e6 wieder zu erobern. Malatefta war berfelben Meinung, während Sforza und Piccinino fi) dagegen ausfprachen. Endlich am 17. Octob. rüdte die ganze mailändifche Armee auf dem ſchmalen Wege durch den Sumpf gegen Maccalo vor. Kaum war fie fo weit vorgegangen, daß ein fchneller Ruͤckzug unmöglid war, als ein Pfeilhagel fie von beiden Seis ten begrüßte. Venetianiſches Fußvolk und leichte Reiterei erſchienen gleich⸗ zeitig in den Flanken. Als die ſchwere mailaͤndiſche Reiterei aufmarſchiren wollte, blieb ſie in dem Sumpfe ſtecken und konnte weder vor noch ruͤck⸗ waͤrts. Die leichten Truppen Carmagnola's wagten ſich mitten unter dieſe Reiterei, ſtachen die Pferde nieder und verhinderten die ſchwergepanzerten Reiter am Aufſtehen. Guido Zorello fand einen unbefegt gebliebenen Fuß⸗ fteig, auf dem er ſich rettete; Piccinino ſchlug fid auf der Straße durch Die Feinde; Sforza entlam, indem er fofort umkehrte. Carlo Malatefta, ein Sohn Pergola's, und 8000 Gensdarmes wurden gefangen. Das ganze Ges pid und große Reichthuͤmer fielen in Carmagnola's Gewalt. Getödtet waren in dieſer Schlaht nur wenige worden. Es lag damals durdaus nicht in der Abſicht ber Eriegführenden Condottiere, ihre Zeinde ganz zu vernichten. Man führte den Krieg nur um bes Krieges felbft willen; deßhalb bedurfte man tapfrer und mwohlgerüfteter Zeinde. Die Zruppen Carmagnola’s ents ließen daher noch in der Nacht nad) der Schlacht faft alle Gefangene, und als fi am Morgen darauf die venetianifchen, beim Heer befindlichen Abge⸗ ordneten darüber bei Carmagnola befchwerten, gab er die noch zurüdgeblies benen 400 Gensdarmes ebenfalls frei, um feinen Soldaten nicht an Groß: muth nachzuſtehen. Später bei Carmagnola's Verurtheilung in Venedig war fein Verhalten nad der Schlacht. bei Maccalo ein Hauptanklagepunkt. L. A. Muratori, Geſchichte von Stalien. Deutſch. Leipzig, 1750. 9 Bde. Histoire des republiques italiennes, par Sismondi. Tome VIII. Paris, 1826. E

Macdonald, Stephan Jakob Joſeph Alerander, Herzog von Tarent, Marſchall und Pair von Frankreich, Staatsminifter, Majors general der Eöniglihen Garde, Gouverneur der 21. Mititärdivifion, Groß⸗ kanzler und Großkreuz ber Ehrenlegion, Ritter des Ordens vom heiligen Geiſt, Großkreuz des Ludwigsordens zc., ward In dee Stadt Sancerre, im Departement des Cher, am 17. Novbr. 1765 geboren. Von feinen Eltern, welche aus Schottland flammten, eine forgfältige Erziehung empfangend, begann Macdonald feine militairiſche Laufbahn ale Officier bei dem in fran⸗ zöfifhen Dienften ftehenden irländifhen Regiment Dillon, ward 1784 zu der Legion Maillebois verfegt, welche zur Unterftügung ber fogenannten pas triotifchen Partei in Dolland beftimmt war, und trat nad) deren Auflöfung 1787 in das 87. Regiment. Beim Ausbruche der franzsfifchen Revolution ſprach fit) Macdonald für die neue Ordnung ber Dinge aus, und blieb beim Regimente auch dann, als die Mehrzahl der Dfficiere fi) zur Emi: gration entſchloß. Wegen des 1792 in der Schlacht bei Jemappes bewieſe⸗ nen Eifer wurde er zum Oberſten und Commandeur bes ehemaligen In⸗ fanterieregimentes Picardie, kurze Zeit darauf zum Brigadegeneral befördert, und erhielt als folcher ein Commando bei ber Avantgarde der unter Piche⸗ geu ſtehenden Nordarmee. Macdonald nahm ruhmvollen Antheil an den Gefechten von Warwid, Menin und Commines, fo wie an ber Verfolgung des Herzogs von York bis ‚hinter die Ems, fo wie er auch der Erſte war, ber mit feinen Truppen über die gefrorne Waal in Holland eindrang, wo⸗ für er den Grad eines Divifionsgenerals erhielt. 1296 befehligte er anfänglich

Macdonald. 5

in Köln und Düffeldorf, fpäter bei der Rheinarmee, dann in Italien, Mache dem 1798 Rom und der Kirchenſtaat von den Franzoſen befegt worden. war, erhielt Macdonald das Generalgouvernement dieſer Provinzen. So fehr ex fi) aud) bemühte, die politifchen Spaltungen zu unterdrüden, fo mußte er doch am Ende zur Strenge feine Zuflucht nehmen, und ließ namentlich, Frofinone, abbrennen , und die dortigen Infurgenten niederhauen. Im naͤm⸗ lichen Jahre noch hatte der König von Neapel eine Armee von 33,000 M. jafammengebradht, deren Commando ber öftreihifche General Mad führte, und damit gegen den Kirchenftaat vordrang, den Macdonald zu täumen Anftalt traf, da er einer folchen Uebermacht nicht gewachfen war. Der Ges neral Championnet (f. d.) übernahm das Commando der .25,000 Mann ſtatten Franzofen, Macdonald diente unter ihm; Mad wurde gänzlich ger lagen, "und das franzöfiihe Gouvernement in Rom twieber eingefeyt. Cham: pionner drang. in die menpolitanifchen Staaten ein; Macdonald unterjtügte Ihn auf das Kräftigfte, und übernahm auch, als jener abgefegt wurde, das Commando. Im Jahre 1799 nöthigten die Fortfhritte der vereinigten Ruſ⸗ fen und Deftreicher unter Suwarow in Oberitalien die Sranzofen, das Köͤ— nigreich Meapel zw verlaffen, und ſich nad Rom zu ziehen. Macdonald verfammelte alle feine zerſtreuten Streitkräfte, und begann ben Rüdzug durch Toscana; ſchon glaubte man ihn umzingelt und zur Ergebung gendthigt, als er durch eine mwohlberechnete Bewegung ſich hinter dem Linken Flügel der Verblindeten feste, und am 12. Juni fih auf Parma dirigiere. Am 15. hatte er feine Streitkräfte, unweit Piacenza verfammelt, lieferte bie breis tägige blutige Schlaht an ber Trebbia (f. d.), und erhielt dabei mehrere Wunden. Ungeachtet feiner Schwäche und des Verluftes der Schlacht, ger lang es ihm, ſich mit Moreau zu vereinigen. Macdonald wurde num in das Innere berufen, und befehligte am 18. Brumaire in DVerfailles. Nach der Schlacht bei Marengo commandirte er in der Schweiz, dann 1801 in Graubündten, wo er die Deftreicher zurüddrüdte. Im Monat März der ſelben Sahres ging er als bevollmächtigter Minifter nad) Dänemark, von wo a erft 1803 zurüdtam, und bald darauf zum Grofofficier der Ehrenlegion ernannt wurde. Der Eifer, mit welchem er feinen alten Waffengefährten, den General Moreau, in deſſen Proceffe vertheidigte, zog ihm ein augenblidz lies Mipfallen des Kaiferd zu, und war auch die Veranlaffung, daß er bei der erften Ernennung von Marfhällen nicht unter der Zahl der Befoͤr⸗ derten war. Er zog fi auf feine Güter zurüd, und nur erft im Jahre 1809 berief ihn der Kaifer, um ihn bei der Armee in Italien anzuftellen, wo feine Divifion den rechten Flügel der Armee des Vicekoͤnigs bilvete, und faft bei allen Gelegenheiten mitfocht. Bei Wagram führte Macdonald zwei Divifionen mit befonderer Auszeichnung ; der Kaifer ernannte ihn auf dem Schlachtfelde zum Reichsmarſchall, im Jahre 1810 zum Herzog von Tas sent und zum Gommandanten des 7. in Gatalonien ftehenden Armeecorps. Hier nahm er 1811 Figueiras, führte den Krieg aber, gezwungen durch die natürliche Beſchaffenheit, weniger im Großen, als in fteten Eleineren Ge: fechten. Anfangs des Jahres 1812 übergab er fein Commando dem Ge: neral Decaen, und übernahm in der gegen Rußland beftimmten Armee das 10. Corps, das zum größten Theile aus Preußen, fonft aus Polen, Wefts phalen und Baiern befand. Am 24. Juni paffirte er den Niemen bei Tifie, bemädtigte ſich Dünaburge und ging gegen Riga vor. Das Corps befiand faft taͤglich Gefechte; die Unglüdsfälle der großen Armee nö: thigeen auch ihn zum Rüdzuge, auf welchem die Preußen unter Dort iyn verliefen, und eine befondere Gonvention mit ben Ruſſen ablhlofn.

6 Mahesoul (Gefecht 1798).

Des Marſchall entälng gluͤcklich den Ruſſen, übernahm ein neues Armee: corps, und focht bei Eigen und Bautzen. Nach dem WMaffenflilifiande bes fehligte er die Armee in Schlefien, verlor aber gegen Bluͤcher die Schlacht an der Katzbach (f. d.). Bei der Schlacht von Leipzig vertheidigte er noch einige Zeit die halle ſche Vorſtadt, fo wie die Rannflädter, und konnte für feine Perfon nur dadurch der GBefangenfchaft entgehen, daß er mit dem Pferde durch die Eifer ſchwamm. Bei Hanau focht er mit feiner gewoͤhn⸗ lichen Unerſchrockenheit, und erhielt dann den Auftrag, bei Köln ein Armee corp® zu bilden. Diefer Befehl konnte nur ſehr unvolifiändig erfüllt wer⸗ den, da er gemöthigt wurde, mit feinen wenigen Truppen bie Ufer des Rhei⸗ nes zu verlaflen. Während des Feldzuges von 1314 befehligte DR. auf dem linken Fluͤgel ein Armeecorps, und zeichnete ſich befonders am 27. Februar bei Rangis aus, fo wie er auch noch mit Marmont am 30. März bei Paris focht, und dann bei Napoleon in Fontainebleau bis zu deſſen Ab: dankung bild. Am 6. Mai wurde er Mitglied des Kriegsratbs, am 2. Juni Bitter des Lubwigsordens, und am 4. Paic von Frankreich. Als ſolcher that er mehrere Vorſchlaͤge zur Befriedigung der Forderungen der Emigranten, und derer, die unter der Kaiferregierung Dotationen erhalten hatten; aber bee Zufland der Finanzen erlaubte die Ausführung feiner Vor⸗ fyläge nicht. Als Im Jahre 1815 die Nachricht von der Landung Mapos leon’s nach Paris kam, ward der Marſchall mit dem Grafen vou Artois nach Lyon gefendet, ums dort eine Armee gegen den Exrkalſer zu fammeln. Schon die erfte Revue beiehrte ihn, daß man den Truppen nicht trauen koͤnne. Der Graf Artois reiſte ab; Macdonald führte zwei Batalllone an die Mbonebrüde, und ſtellte fie dort hinter Barrikaden aufs als die eriten Hu⸗ faren der Avantgarde Napoleon's erfchienen, raͤumten bie Bataillone, unter dem einitimmigen Rufe: „Es lebe der Kaifer!” die Barriladen auf, und vers einigten ſich mit jenen. Der Marſchall Eehrte eiligſt nach Paris zurüd, und befehligte bier unter bens Derzoge von Berry bie unweit ber Haupt⸗ ſtadt zufammengesogene Armee. Bei der Annäherung Napoleon’s ſah man ein, daß auch diefe Truppen nicht für die Bourbons fechten würden; ber Marfchali begleitete den König bie Menin, kehrte aber dann nach Paris zus rüd, und trat als gemeiner Grenadier in die Rationalgarde ein. In Folge des nach dee zweiten Einnahme von Paris abgeſchloſſenen Vertrages follte die franzöfifche Armee, welche ſich hinter die Loire gezogen hatte, aufgelöft werden; Muchonald hatte das Commando über fie erhalten, er mußte ben fhwierigen und für einen alten Krieger fo ſchmerzhaften Act der Auftöfung vollziehen. Im Sabre 1816 ward der Marſchall Großkanzler der Ehrenle⸗ gion; in ber Pairskammer zeichnete er ſich am 24. Febr. 1818 durch eine Rede über die Rekrutirung und Über das Arrangement nad) der Anciennetät aus, welche legtere Act er nur bis zum Grade bes Kapitains einſchließlich gelten Laflen wi. Den neueſten politifchen Greigniffen in Frankreich ifl Macdonald fremd geblieben; er Ift vom Schauplage ber Welt abgetreten. ( Vergl. Biographie nouvelle des contemporains. ) r. w |

Machecoul, Beine offene Stadt in ber ehemaligen Bretagne, zum jetzigen Departement der niederen Loire gehörig.

Gefecht am Il. Juni 1798.

Charette, Anführer der Royaliſten in ber weſtlichen Vendͤe, hatte, nach wiederholt verunglüdten Werfuchen, bis Machecoul vorzudringen, dem (Seneral Beyßer weihen und, durch Meuterei unter feinen Truppen gemös hist, ſeibſt Lege am 5. Mai räumen müflen. Er ſtuͤchtete fi) zur Weſt⸗

Machecoul (Gefechte 1793 und 1794).

armee, fand aber hier unglinftige Aufnahme, namentlich her ihm die bitterften Vorwürfe über feine Ungluͤcksfaͤ feiner Truppen machte und fogar bie Aufnahme in Mi Der tühne Mann, hierdurch gereist umd in der bersn Aeuetſte verfuchend, warf fih am 6. Mai mit kaum bliedenen und in die Helden von Bouain gefolgten Roy 1200, bei St. Golombin aufgeftellte Republikaner, ſchlug 100 Gefangene und eroberte I Kanone. Ermuthigt dur trieb er Tags darauf In Vereinigung mit Vrignaur dei inmes und ructte bis Lege vor. Die Autorität Charettr-, -- in fein Talent waren hergeſtellt, umd die zerſtreuten er wieder mit Ihren Adtheilungen um Ihn. Ein Angeifl au, + Boufard bei Palluau miplang zwar am 15. Mai gän ih, diefer wegen zu großer Schwäche feinen Sieg nicht benugen, ſetoſt dis la Motte Achard zw‘ 1, worauf am 17. Palluau vv tiften befegt ward.

Die Republikaner, ducch die wichtigen Ereigniffe in ber die zu deſchaftigt, deſchtaͤnkten ſich im Weften auf die Defenfior dierdurch Charette Zeit, Alles zu einer kraͤftigen Unternehmu couf vorzubereiten. Diefen, an ſich offnen Ort hatten jene punfe ihrer dortigen Eroberungen, durch Befeftigung des Schlof) werfen einiger Feldſchanzen gegen leichte Angriffe gefichert; 250 Aruppen mit 19 Geſchuͤtzen bildeten die Beſatzung. Durch di eufe Charette'd waren nicht nur alle Ropaliften, welche ſchon ihm fochten, in der Nähe von Machecout vereinigt worden, f* ten ſich auch die Infurgenten aus dem Pays de Reg, v und ans dem katour eingefunden. Am Il: Juni erfolgt . u gleich von alten Seiten, und beide Theile fchlugen ſich mit der gropren Ta— pferfeit. Zweimal ward Savin’s Sturm aufs Schloß abgeſchlagen; Vri— gnaur blieb an der Spige feiner Divifion, und erft, als Charette auf der Seite von Nantes her eine Batterie eroberte und dadurch die übrigen Werke im Rüden nahm, zogen ſich die Republikaner zwar in bie Stadt zurüd, vertheidigten fid aber hHartnädig von Haus zu Haus. Nach vierſtuͤndigem Gefechte nahm endlich Savin mit feiner Divifien flürmend das Schloß und entſchied die Niederlage der Republikaner, welde 600 Gefangene und 18 Kunonen mit allee Munition verloren; Viele von ihn blieben auf dem Plage; nur Wenige retteten fich nach Chalons. Obgleich durch biefen Sieg die weftlihen Infurgenten beinahe volftändig wieder in den Beſitz ihres Gebiets kamen, fo wollte doch Eharette fein Hauptquartiee nicht in bem vorgelegenen Machecoul nehmen, fondern ging, nachdem er die Armee ents laffen hatte, mit dem Stamme feiner Eruppen und dem eroberten Geſchuͤte nach Lege zurid, welcher Drt befeftige ward, um als Depot und Waffen⸗ play zu dienen. Außer den wirklichen Wortheilen des Sieges bei Machecoul wurde er dadurch wichtig, daß er von ben weltlichen Bendeern die Schmach der Feigheit nahm, ihren kuͤhnen Führer in das verdiente Licht ftellte, und bewitkte, daß wenigfiend für einige Zeit die Generale der oͤſttichen Bender mit ihm in nähere Verbindung traten.

Gefechte am 31. Decembre. 1793, 2. und 3. San. 1794.

Rad) dem Berlufte der Inſel Bouin am 5. Decmbr. zog Charette un: ter abwechſeinden Gefechten mit großer Schnelligkeit in das Gebiet der öftlis en Dender, deren Heer fih auf dem rechten Loireufer befand. Am 9. Des cember Bam er ſchon bis les Herbiers und ward hier von den verfammeltn

8 Machetik. Mack.

Fuͤhrern der weſtlichen Vendée zu ihrem Feldherrn ernannt. Verſtaͤrkt durch herbeieilende Bauern des Bocage, war er eben zu einer Unternehmung auf Chollet entſchloſſen, als er in Maulevrier den der Schlacht von Mans entkommenen la Roche Jaquelin traf. Auf deſſen Bericht über die Ders ftärtung des Feindes gab er feinen Plan auf, und als die öfllihhen Den: déer ihn verließen, um ſich ihrem alten Führer anzufchließen, zog er in die weftliche Vendee bis St. Denis en chevaffe zurüd. Der Republikaner Turreau war zu biefer Zeit mit der Wiedereroberung der Infel Noirmoutier befchäftigt, und Charette befchloß, eine Unternehmung in befien Rüden auf Machecoul. Mit ungefähr 5000 Mann umging er Lege im weiten Kreife über Pontjames und drang am 31. Deembr. fo unvermuthet von mehreren Seiten in Machecoul ein, daß von der, gegen 1000 M. ftarten Beſatzung die Hälfte niedergemacdht wurde, und der Reſt ſich nur durch die fchnellfte Flucht retten konnte. 1 Kanone und viele Lebensmittel wurden erobert. Charette verblieb den 1. Januar 1794 in Machecoul. Turreau, vom Ver: Iufte jenes Ortes benachrichtigt, beauftragte den in Challans mit 1500 M. aufgeftellten General Garpentier ben Feind anzugreifen, wo er ihn fände. Als Charette am 2. Fan. deffen Annäherung erfuhr, ging er ihm fofort entgegen, und Nachmittags 3 Uhe fließen Weide auf einander. Nach einem heftigen, aber bald entfchiedenem Gefechte mußten die Vendéer weichen und zogen fi durch den Wald von Machecoul nad St. Philiber. Kaum 900 M. Lonnte Charette hier um ſich fammeln, und dennoch rüdte er am folgen genden Morgen erneuert gegen Machecoul, in der Hoffnung, den fich ficher wähnenden Sieger zu überrafhen. Unbemerkt war er auf Ummegen bis nahe an bie Stadt gelommen und überfiel bie aͤußerſten Vorpoften. Die vor Machecoul im Bivouac verbliebenen, zum Theil aus alten Soldaten be ftehenden Truppen griffen fogleih zum Gewehr; die durch Ueberrafhung An fange entflandene Unordnung wurde bald hergeftellt und der kuͤhne, aber ſchwache Gegner auf alten Punkten zurüdgefchlagen. Mit Mühe der Ges fangenfhaft entgangen, mußte fih Charette mit wenigen Getreuen auf Um: wegen wieder an die Grenze des Bocage, gegen Grand Luc, zurüdziehen.

(Berg. Der Kampf im weſtlichen Frankreich 1793— 1796. Keipzig, bei Brodhaus, 1831.) G. H.

Machetik, f. Gefechtslehre.

Mack, Karl Freiherr von Leiberich, wurde 1752 in dem Markt⸗ flecken Nenslingen von buͤrgerlichen Eltern geboren, und begann 17 Jahre alt die militairiſche Laufbahn als Fourier im 2. Cavalerieregimente Althan, wo ſein Onkel als Escadronschef ſtand. Nach zwei Jahren wurde Mack Gorporal, und avancirte nach 34 Jahren bereits zum Oberlieutenant. Schon 1773 ward er zum Regimentsadjutanten befoͤrdert und dem Feldmarſchall Lacy empfohlen, als dieſer 1778 nach Boͤhmen ging. Waͤhrend des ganzen Feldzuges war Mack der Begleiter des Feldmarſchalls, welcher ihm die Bear⸗ beitung ſeiner Entwuͤrfe und Vorſchlaͤge in Bezug auf die Armee uͤbertrug. Nach Beendigung des Feldzuges trat Mad in fein Regiment zurüd, wurde 1781 zum Hauptmann im Generals:Quartiermeifter:Stabe emannt und in dem für Militairangelegenheiten errichteten geheimen Cabinette angeftellt. Er begleitete in dieſer Anftellung den Kaifer zu den Uebungslagern als Flügel: abdjutant, und wurde 1785 bei feiner Verheirathung in den Abelftand erho: ben. Bei Ausbruch des Krieges gegen bie Türken leitete M. die Vorar⸗ beiten dazu, und ging 1789 im Fruͤhjahre zur Armee nad Ungarn. Der Feldzug follte mit einer Unternehmung gegen Belgrad begonnen werden, wos bei ihm die Vorhut anvertraut wurde; ein heftiger Sturm vereitelte jeboch

Mod.

J 9 i.

plel; (ii kp Ber E25 Fi : he

auf aufgegeben werden, ba das ruſſiſche Heer unthätig blieb, und ber berite gegen Servien vorchelte, wodurch ber Marſch in das Banat

. Der Feldmarſchall Lach uͤbergab im naͤchſten Fruͤhjahre

, bei dem Mack zur Leitung ber —X blieb.

Febe. 1789 wurde er zum Dberfilieutenant ernannt; General Habdik uͤber⸗

nahır® das —— * und nach ihm der General Loudon, welcher den

Oberſtllentenant Mack minder freundlich aufnahm. Loudon verwarf bie

von ſeinem Vorfahren ausgearbeiteten Dispofitionen gegen Belgrad faſt alle

trot Mack s lebhaften Segenvorſtelungen, und ber Feldmarſchall entließ ihn ſehe ungnaͤdig,

r

Bier Abdy⸗ Paſcha minderte bes Feldmarſchalls Abneigung gegen bie Bel-⸗ grader Unternehmung. Ende Auguſt ſetzten ſich bie Truppen gegen Semlin, wehin Loudon ſich (eis begab, in Bewegung. Belgrad fiel Ende October buch Gapitulation; M. wurde zum Oberſten ernannt und trug weſentlich

| Ende 1789 ging der Operft Mad mit dem Feldmarſchall na und begleitete ihn dann nach Baden, wo er die Entwürfe deſſelben fuͤr bie verfchiedenen Deeresabtheilungen ausarbeitete, den Zherefienorden erhielt, zum Freiherrn und Chef des General: Quartiermeifter: Stabes ernannt tourbe. Sm April begab ſich M. nad Mähren und Galizien, um die Stellung des dahin abzufendenden Heeres zu wählen. Im Monat Juni folgte ihm ber F. M.; Mad ging mit den eingegangenen Depefchen nad) Wien, und fanb bei feiner Müdkehr den 5. M. ftecbend, dem ber 5. M. Graf Lay im Oberbefehle folgte. Die verſchiedenen, vielfachen Anftrengungen batten bie Gefundheit des Oberſten ſehr erfhüttertz als er deßhalb nad Wien zurüds fehrte , ſchlug er die Stelle eines Generalabjuntanten beim Kaifer Leopolb aus, Ubernahm dagegen den ehrenvollen Auftrag, den Erzherzoͤgen Karl und Sofeph die Geſchichte des nur geendeten Zürkenkrieges vorzutragen. Ein Hofkriegsrathsbefehl rief ihn 1791 nah Ofen zum F. M. Prinzen Coburg. Während der Prinz nach Coburg ging, reifte Mal über Kreiburg nad) Bas . fel, um den Rhein bis Mainz zu recognosciren, und entwarf den Plan, die an der Erft und Roͤhr aufgeftellte Armee aus ihrer gefährlichen Stellung zu zieben. Am 1. März begannen bie Bewegungen gegen ben Feind, wels cher aus allen Pofitionen vertrieben wurde und fhon am 3. März ging bie Armee buch das befreite Maftriht, antonirungsquartiere jenfeits ber Maas im Fürſtenthume Lüttih, zu beziehen. Am 15. bezog bie Armee ein Lager bdiefjeite der Geete, wozu Mad die Pofition wählte, und ging am 16. über diefen Fluß. Der Feind befegte die gegenüber liegenden und Mack entwarf den Plan, ihn in ſeiner linken Flanke anzugreifen; der⸗ ſelbe Bei aber am 18. felbft an. Der dieffeitige rechte Fluͤgel (EGbag ten ck, während ber linke Flügel unbefiegt blieb. Ara andern ÜRure

10 Mad.

gen hatte ber Feind alle feine Stellungen verlaffen; ben 22. wurden bie Sranzofen gegen Brüffel und Ach zurüdgedrängt, und Mad ſchloß die Un: techandlungen mit dem General Dumouriez (f. d.) ab. Um ſich von einer erhaltenen Wunde wiederherzuftellen, ging er auf einige Zeit nad) Böhmen auf ein Landgut, ward aber von bort bald wieder nad) Wien berufen, zum Inhaber eines Cavalerieregiments ernannt, und Anfangs des naͤchſten Jahres nach den Niederlanden gefendet, um von da nach London zu gehen, und wes gen der englifhen Subjidien für Preußen zu unterhandeln. Nach feiner Ruͤckkehr befand fi M. Im Gefolge des Kaifers, welcher während beflen bei der Armee eingetroffen war, wohnte ben Unternehmungen auf Landrecy und Gharleroi bei, und verließ, als der Kaiſer nad) Wien ging, die Armee, um feine leidende Geſundheit herzuftellen. Ex erhielt für die in diefem Jahre geleiiteten Dienfte eine mit dem Portrait des Kaifers gezierte, brillantene Dofe, fo wie ihm früher bereits ein Ehremdegen ertheilt worden wal.

Eine längere forgfame Pflege befreiete den Gen. Mad endlich von ſei⸗ ner chroniſchen Krankheit. 1796 wurde ihm der Antrag gemacht, nad) Lil: faben zu gehen, und dort den Armeebefehl zu übernehmen. Der Kaifır gab feine Einwilligung ; bie Abreife war bereits beflimmt, unterbiieb aber, und M. ward ſtatt deifen zum Gen.stieut. und Gen.» Quartiermftr. der Rhein: armee ernannt. Anfangs April erhielt er den Befehl, nach Zyrel und Salz: burg Verſtaͤrkungen zu ſchicken, fetbft aber nady Wien zu kommen, um dort ein verſchanztes Lager gegen einen möglichen feindlichen Angriff auf die Nefidenz anzulegen. Nach dem Frieden zu Campo⸗-Formio betrieb Mad die Ausrüftung einer Flotte in Trieſt, begab ſich fpäter nıh Mailand, um das Möthige wegen Beſitznahme Venedigs und des jenfeits der Etſch liegens den felten Landes einzuleiten, und übernahm hierauf dus Commando der Meiterei bei der am Lech aufgeftellten Arme. Im Monat Auguit ward ihm das Commando der neapolitanifhen Armee anvertraut, melde ſich im November, 33,000 M. ftart, bei S. Germano und Fondi verfammelt hatte und bereits am 29. d. M. zog er in Rom ein. Bon hier nad Capua aufbrechend, erfuhr er dort die Flucht des Könige von Neapel nad Sicilien und deſſen Weifung, fih nach Galabrien zurückzuziehen. Alle Gegenvorftels lungen fcheiterten an der Unfchlüffigkeit der Behörden ; in Neapel felbft herrſchte die größte Verwirrung, und da endlich unter den Truppen Meuterei ausbrach, blieb dem General nichts übrig, als ſich felbft an den franz. General Cham: pionnet zu wenden und für feine Perfon Päffe nad) Deutſchland zu verlans gen. Diefe wurden ihn zwar bewilligt, fpäter aber von den franz. Behörden nicht refpectict, fondern er vielmehr nebft feinem Gefährten in Briangon vers hafteg und als Kriegsgefangener nad) Dijon gebracht.

Nach Bonaparte’ Ruͤckkehr aus Aegypten vermittelte es ber General Leclerc dahin, daß der Gen. M. nebſt ſeinem Mitgefangenen nach Paris gerufen ward. Dort verwendete fi Carnot, obſchon vergebens, für feine Befteiung, und er entſchloß ſich endlich zu entfliehen.

Das Unternehmen gelang, und am 20. April kam ber F. M. L. gluͤcklich in Hoͤchſt bei den oͤſtreichiſchen Worpoften an. Bis zum Fruͤhjahre 1805, wo er nad Wien berufen und zum Gener.» Quartiermflr. des Erzherzogs Karl ernannt wurde, blieb der General Mal ohne Anftellung. Unter dem Vorſitze des Erzherzogs hatte er den Vortrag bei der Gommilfion, melde beitimmt war, Erleichterungen und Verbefferungen im Dienfte aufzufinden. Später war er in Gemeinſchaft des Zürften Schwarzenberg beauftragt, über Marſchverpflegung und Beflimmung der ruffifhen Dilfstruppen das Nöthige feftzufegen. Als der Kaifer den Oberbefehl des verbändeten beutfchen Heeres

Macquire. fa

üernahm, ernannte er Mad zu feinem Gener.» Quartiermfir. Es warb der Auftrag, nad Balern einzurüden, und die Feflungswerke von Um und Memmingen herzuftellen. Den 25. Septbr. fam der Kaifer nad das Heer verfammelte ſich zreifhen Um und Memmingen. Am 5. Derbe. wurden die oͤſiteich. Worpoften am Medar angegriffen, und am: 7. traf die Nadpriht von Vernadotte's Marfdy durch das Anspadyiiche ein. Nach mehreren vergeblichen Verfuchen, die Verbindung mit den Ruffen frei gu erhalten, wurde die Armee nach Günzburg zutuͤckgezogen. Das 5. Ars mercorp& blieb bei Um zurück, beftimme zur Belegung von Vorarlberg. EM. 2. Mad hatte ſich mac der Ankunft zu Günzburg mit den Einleis tungen des Ueberganges und verfchiedenen andern wichtigen Umſtaͤnden bes ftiget. Die Ausübung der hierauf Bezug habenden Befehle wurde durch des Feindes plöpliche Erfheinung im Rüden der Armee verhindert. Sie wurde nach Günsburg zurüdgeworfen, was den nächtlichen Nüdzug nach Um bedingte. Der Marfchalt Ney griff fie dort den II. Detbr. am, ward jedoch surücgefclagen, und mufte ſich den 12. bei Eidingen über die Donau zus tüdtzieben, two er die dortige Abtei befegte. Am 13. fand der Abzug von Um Statt, Ein einziges Armeecotps blieb in Um zurüd, um eine feindliche Celonne zu beobachten, follte aber gegen Mittag den übrigen Truppen fol: gen. Ganz umvermuthet erhielt Mad durch den General:Landes:Commiffaie Baron Steinheer die Nachricht, daß die Engländer bei Boulogne gelandet wären, mas ihm zu Folge der Verheifungen des engl. Minifteriums um fo giamblicher erfchlen; hierzu Bam die felte Ueberzeugung von Preußens Rriegserklärung, und ſo beſchloß er denn, dies legte Corps nicht abziehen zu Haffen, fonderm Um zu vertheidigen. Die aufgeftellten Zweifel mehrerer Ges merale Änderten des F. M. £. Anfiht, umd er würde dem für dem 11. ber Hinımeen Abzug dennody zugegeben haben, wenn nicht das an die Donau entjendete Armeecorps plöglich überfallen und zurücgefchlagen, und fo die mad; Heidenheim führende Strafe in die Gewalt des Feindes gefommen wäre. Der 5. M. L. hatte zur Vertheidigung Ulms 20,000 M., 200,000 Flintenpatronen, mehr als 50 fehspfündige Kanonen mit 4000 Kugeln und 1200 Kartätfchenfchüffen, fo wie Lebensmittel genug, um fich einige Wochen balten zu Einnen, da der Feind kein Belagerungsgefhüg bei fidy führte. Diefe Vertheidigung fand nit Statt, und Um wurde durch Capitulation übergeben. Eine wegen bdiefer Uebergabe gegen den F. M. L. Mad ver: Yangte kriegsrechtliche Unterfuhung ſprach deſſen Entfegung aller Würden ans. Mit Standhaftigkeit ertrug er fein Schidfal, und lebte, nachdem ihm im Jahre 1809 durch franz. Nachzuͤgler fein Landgut völlig zerflört worden war, in einer fehr bedrängten Lage. Kurz nach der Schlacht von Leipzig wies ihm der Kaifer die 5. M. Lieutenants-Penſion an, und im Jahre 1819 wurde er in alle früher befeidete Würden wieder eingefegt. In ſtren⸗ ger Zurückgezogenheit lebte der F. M.L. Freiherr von Mad in St. Pölten. Bon einer Krankheit, die ihn im Jahre 1822 befiel, wurde er zwar gerettet, war aber durch bdiefelb® fo geſchwaͤcht, daß er die naͤchſten Umgebungen nicht mehr Überfchreiten konnte. Er ſtarb am 22. Detbr. 1828 in feinem 76. Lebensjahre. (Vergleiche Rittersberg, Biographien oͤſtreichiſcher Feld⸗ deren, IL XL.) Stz.

Macquire, Joſeph Sigismund, Graf von, k. k. Feldzeugmeiſter, Gouverneur von Dimüg, Großkreuz des Marien-Thereſienordens. Von dem Jugendleben und der früheren Dienſtzeit dieſes Generals iſt Nichts bes annt; als Oberſter der Warasdiner, unter denenzer feine erſten Divale

13 Macquire

that, war bee Graf Macquire mit der Verfaſſung der kroatiſchen und flas vonifhen Miliz fo bekannt geworden, daß er nachmals bei der neuen Or⸗ ganifirung biefer Zruppen fi) ein weſentliches Verdienſt erwerben konnte. In Italien, unter Browne, hatte er ſich befonders bei der Erſtuͤrmung der Bocchetta, bei ber Einnahme von Genua und den dadurch veranlaften mei: teren Vorfaͤllen duch Tapferkeit und Einſicht hervorgethan. Als Feldmar: fhall= Lieutenant befand ex fih in den Schlachten bei Lomofiz und Prag (1756 und 1757). Da bie Preußen bei ihrem Abzuge ſich des Paflıs von Gabel verfihert hatten, erhielt Macquire den Auftrag, fie daraus zu vertreiben. Er bemächtigte fi zuerft der Stade Nimes, ging über die Polz, und beflürmte Gabel mit 20,000 Mann; bie Befagung mußte ſich am dritten Tage als kriegsgefangen ergeben. Damit war bie Laufig geöffnet; man ging gerade auf Zittau, und zerflörte im Angefichte des Feindes deſſen Magazine, die er in dieſem offenen Orte hatte. M. befand ſich fpäter bei ber Eroberung von Breslau, und ward bei Leuthen verwundet. In den naͤchſt⸗ folgenden Seldzügen (1758, 1759 fg.) diente Macquire bei der Reichsarmee. Als man in Sachſen Boden gewonnen hatte, übertrug man ihm ben Angriff auf den Sonnenften, und da6 Feuer feiner Batterien wirkte in wenigen Stunden fo kräftig, daß ber Platz ſich ergab. Größere Schwierigkeiten fand er bei der Belagerung von Dresden (Aug. 1759), das unter Schmettau einen hartnädigen Widerſtand leiftete. Nachdem der Feind die Worftädte angezündet hatte, kam es zu Unterhandlungen,, in denen man bei dem nahen Entfag alle Forderungen um fo nachgiebiger bewilligen Eonnte, da es ſich auf einer Seite doch eigentlid nur darum handelte, Kaſſen zu retten, auf der andern aber eine koͤnigliche Familie zu beruhigen, und die Refte einer Stadt zu erhalten, die ber völligen Zerſtoͤrung nahe gebracht war. Die hierzu gebrauchten Generale hatten ihre Zeit beſonders geſchickt zu nehmen gewußt. Nun felbft zum Commandanten emannt, betrieb Macquire mit großem Eifer die Ausbefferung der Feſtungswerke, die, fehr befchädigt, einem nahen Angriff entgegenfahen. Diefer erfolgte aber erft im naͤchſten Feld: zuge (1760, Zuti). Noch waren bie Arbeiten nicht vollendet, aber durch die abgebrannten Vorftädte war der Platz in fich haltbarer geworden; es fehlte weder an Mannſchaft noch an Vertheidigungss und Lebensmitteln. In bie: fer Lage wurde Macquire, jedoch vergebens, zur Uebergabe aufgefordert. Daß Macquire in den Vorftädten aufgefchichtetes Holz, hinter welchem der euer: angriff der preuß. Infanterie gefehlt war, und welches zur Ausfüllung der Gräben hätte dienen können, anzünden ließ, worauf die Flamme die noch ftehenden Gebäude ergriff, hat man ihm oft zur Laſt gelegt; inzwilchen ver: fuhren die Preußen eben fo ruͤckſichtslos gegen die Stadt, und richteten ihr Feuer mehr auf Paldfte und Kirchen, als auf die Feſtungswerke. Uebrigens hatte diefe Belagerung bie Eigenheit, daß den bedrängten Einwohnern der Weg zur Flucht durch die Neuſtadt offen blieb. Durch eben Ddiefelbe kamen auch immer frifche Truppen, welche die Ausfälle der Belagerten unterflüß> ten, und fie ganz eigentlich darin abloͤſeten; Friedrich felbft gerieth bei einem ſolchen Ausfalle in nahe Gefahr, in feinem Quartiere aufgehoben zu werden. Alles dieſes veranlaßte den König, auf den Abzug denken, ein Entſchluß, für welchen ihn feine auf der Elbe mweggenommenen Transportſchiffe, die mora⸗ lifche Gewißheit, daß Daun aus feiner vortheilhaften Stellung in fein un: ſicheres Treffen fi) würde loden laffen, noch mehr aber die aus Glaz ein: gegangenen Nachrichten ganz beflimmen mußten. Damals erhielt Macquire das Großkreuz des Therefienordens, und als mit bem Frieden feine Beſtim⸗ mung zu Dresden geendigt war, bie Commandantſchaft Über Dlmüg, bie er

j

Marziefomice (Schlacht 1794.) 2

bis am ſein Ende (1768) verwaltete. (S. Thaten und Charakterglige bee ühmter öftreidh. Feldhetren. Wien, 1808.)

T. W.

Macsiejowice, Dorf im Königreich Polen, 10 Meilen von Warſchau.

Sech iacht den 10. Detober 1794.

Der Kampf um Polens politiſche Selbftftändigkeit im Jahre 1794 war im Monat Juli bis zur Belagerung der Hauptftadt des Reiche (ſ. BWarfchau) vom den vereinigten Ruffen und Preußen vorgefchritten. Diefe Hatten did Anfang September alte ihre Kräfte vergeblid, auf die Einnahme diefes Plages verwendet, und als inzwiſchen auch in ben fübpreufifchen Pros vingen der Gährungsitoff Gefahr drohend ſich äußerte, fah ſich der König von Preußen zu Dedung feines Rüdens genöthigt, die Belagerung aufzu⸗ geben. Die Nuffen unter Ferfen gingen unterhalb Warſchau über die Weich fet nad) Lithauen, und Kosciusto blieb mit der Hauptmacht im Lager, waͤh⸗ rend die Generale Madalinsey und Dombrowsty mit 12,000 Mann dem Rüdzuge der Preußen folgten. Diefe für die Polen günftige Geftaltung der Dinge, follte indeffen nur von Eurzer Dauer fein. Mit dem Falle Wilna’s verlor die Infürreetion in Lithauen an Energie; Suwarow nahte mit einem nun Deer, ſchlug Slerakowsky bei Brscz (f.d.), und bedrohte Warſchau mit einer abermaligen Belagerung. Kosciusko, die Gefahr erkennend, beſchloß vor Ale, die Vereinigung der beiden tuſſiſchen Armeen zu verhindern, übergab dem Fürften Poniatowsky das Commando von Marfhau, und ging, mit 20,000 M., dem Kerne des Heeres, dem General Ferſen entgegen. Nach—⸗ dem er die Trlmmer des Corps von Sierakowsky an ſich gezogen hatte, las gerte er den 7. Detbr. bei Macziejowice, einem Landgute des Grafen Bas more. 3 Meilen von biefem Orte entfernt ftand der General Poninsky, weicher nach Kosciusko’s Plane mit feinen Truppen tmährend der Schlacht eintreffen und den Ruffen in die rechte Flanke fallen follte. Die Stellung war gut gewählt, durch Verfhanzungen verftärkt, und nur der linke Flügel bioßgegeben, weil in diefer Richtung das Corps des General Poninsky zu erwarten ftand. Inzwifchen twaren den Ruſſen die Pläne des polniſchen Feldhettn verrathen worden, und fie eilten, denfelben zu begegnen. General Ferfen ging am Morgen des 10. Dctob. felbft zum Angriff über, und fen dete, während er gleichzeitig die Hauptmacht des Feindes zu feffeln verfuchte, ein · detaſchittes Corps unter General Denifow in deffen offne linke Flanke, Hier entſpinnt ſich ein hartmädiger Kampf. Die volniihe Infanterie, mit Gewißheit auf Unterftügung rechnend, ſchlaͤgt alle Angriffe zuruͤck, geht ends Gdy ſelbſt zur Dffenfive über, und parallelifitt auf biefem Punkte das Gefecht. Während dies hier vorging, griff Berfen die auf der polnifchen Fronte lies genden Verfhanzungen an. Ein erfter und zweiter Angriff wird zuruͤckge⸗ f&lagen ; allein nochmals formirt der ruſſiſche Anführer die Sturmcolonnen, die erften Schanzen werben erftiegen, find aber deßhalb noch nicht genommen; es beginnt nun ein fürdpterliches Handgemenge innerhalb derfelben. Endlich müſſen die mit Leichen bededdten Vruftwehren verlaffen werden; aber noch einmal fammelt ſich die brave polnifche Infanterie, und ftellt ſich hinter dens felben auf. Jetzt nahte ſich der entſcheidende Moment der Schlacht. Genes tal Poninsky war noch nicht eingetroffen; bagegen erſchien ploͤtlich Suwatow auf dem Schlachtplatze. Noch hatte Kosciusto die Hoffnung zum Siege nicht aufgegeben. Ex fegte ſich an die Spige feiner Gavalerie, die feither wenig gewirkt hatte, und führte fie den fich immer mehrenden feindlichen Ba: taillonen entgegen. Allein diefe Truppe flug fi) an biefem Tage nicht wie die Infanterie. Wergebens fucht fie Ihe Anführer nach dem erſten miß:

rd

14 Madagaskar (Expedition 1829 und 1830).

glüdten Angriffe zum ‚Stehen zu bringen. Sie ergreift im Unorbnung bie Flucht. Kosciusko verliert 3 Pferde unter dem Leibe; endlich fällt er von einem Lanzenſtich getroffen und geräch in Gefangenſchaft. Bon jegt am it die Schlad für die Polen verloren. Sie treten auf allen Punkten ben Ruͤckzug an, und General Wawrzecky führte die Truͤmmer berfeiben nach Warſchau zuruͤck. Der Verluft der Polen wird auf 500 Todte und 2000 Gefangene angegeben; außerdem verloren fie ihre ganze Artillerie. Suwarow folgte den Fliehenden auf dem Fuße und drang gegen Warfchau vor. Zwar fandte Poniatowsky den General Wielkowsky den Ruffen entgegen, um fie von Praga abzuhalten, allein diefer wurde von Denifow gefchlagen, und das Schickſal Polens follte ſich bald unter den Mauern feiner Hauptſtadt ſelbſt entfheiden, wo Suwarow den 27. Detbr. eintraf (f. Warfhau).

(Berg. Histoire de la revolution de Pelogue, en 1794, par un t&moin oculaire. -—- Werſuch einer Geſchichte ber legten polnifhen Revolution im Fahre 1794. Manſo's Geſchichte des preußiſchen Staates.)

Madagaskar, 10,500 UM. große Infelim indifchen Deere, durch ben Ras nal von Mozambik von der Oftküfte Afrika's getrennt und dieſem Erbdtheile gehörig.

Erpedition von Madagaskar in den Jahren 1829 und 1830.

Schon fett Ludwig XIV. hatte Srankreich verfucht, Niederlaffungen auf der Infel Madagaskar zu gründen, weldye wegen der Nähe von Bourbon und Mauritius für fie von großer Wichtigkeit war; aber ſtets waren biefe Unternehmungen an ber Unfähigkeit dee Befehlshader und an der Unzulängs lichkeit der ihnen anvertrauten Hilfsmittel gefcheitert. 1821 war wiederum eine Niederlaffung auf der Beinen Inſel St. Marie (auf der Oſtſeite von Madagaskar) gegründet worden ; auch biefe hatte das Schickſal der früheren; Befagung und Mannſchaft der Schiffe unterlagen klimatiſchen Verhaͤltniſſen, und nur Wenige retteten fi nach der Infel Bourbon. Um von den Ovas die Abtretung eines Theils der Oftküfle von Madagaskar zu erlangen, welche die Franzoſen als ihr vechtmäßiges Befischum anfahen, befahl im 3. 1829 der franz. Marineminifter Graf Hyde de Neuville eine Anknuͤpfung von Unterhandlungen mit der Königin Ranavolo. Er beabfichtigte, auf der Halbinfel Titingue ein Fort anlegen zu laflen, um für die das indif he Meer befahrenden franz. Schiffe eine fihere Station zu erlangen. Der. Schiffskapitain Gourbeyre ward mit biefer Unternehmung beauftragt, und ihm zu derfelben das Commando über eine Flotille anvertraut, welche aus der Fregatte Terpfichore, 3 Corvetten und einem Aviſoſchiff beftand, und fich am 29. Juli 1829 auf der Rhede von St. Marie verfammelte. Später wurde dieſelbe noch durch eine Corvette und eine Gabarre verftärkt. 300 M. Infanterie, 100 XArtilleriiten, 100 Ouvriers und eine Abtheilung Vo⸗ lofs (mit den Franzoſen verbundene Schwarze ) bildeten gleichſam die milis tairiihe Bedeckung.

Die Zlotile ging am 7. Juli unter Segel und kam am 9. vor Ta⸗ matava, einer befeſtigten Factoreri dee Ovas auf der Oſtkuͤſte Madagaskars, an. Gourbeyre begad ſich am 10. mit mehreren Officieren an's Land, um dem Commandanten von Tamatava, Andreas Soa, einen Beſuch abzuflate ten, ihn zu überzeugen, daß er in friedlichen Abfichten komme, und um eine Geſandtſchaft im die Hauptſtadt an die Königin zu fenden.

Um die Zeit, welche nöthig war, eine Antwort der Königin abzuwar⸗ ten, nicht ungenügt verflreihen zu laffen, ging Gourbeyre am 21. Juli mit der Flotjile wieder nach St. Marie unter Segel, recognoscitte im Vor⸗

Fhalb im Hort Zitingue eine hinlaͤngliche Garniſon und zu deren Schutze orvette zurüd, und ging mit den übrigen Schiffen am 4. Octbr. nach apa unter Segel. Am 10. kam er daſelbſt an; ein Marineeleve am 11. an den im Kort anweſenden Prinzen Korroller abgefhidt, um thuung wegen mehrerer, franzöfifhen Untertanen zugefügter Beleidis ı zu verlangen und, im Kalle diefe verweigert würde, den Krieg zu a. Da eine ausweidhende Antwort erfolgte, eröffneten die Franzoſen das Feuer gegen das Fort. Eine Granate fiel in das Pulvermagazin, ? und fprengte den größten Theil des Magazins in die Luft. In Augenblide wurden unter dem Schutze eines heftigen Kartätfchen« Zruppen an's Land gefegt und ber Keind bis in einen nahe gelcges Bald verfolge. Man fand im Fort 23 Kanonen und 212 Gewehre; das hatten, ungerechnet die Verwundeten, 80 Todte verloren. Bier darauf wurden die Reſte ber Befagung von Tamatava, bie ſich em 7 Etunden entfernten Dorfe Ambatoumanori zurldgezogen hats nıcch eine Colonne unter Anführung des Artillerielapitains Schall von setrieben. Hätte man dieſe günftigen Erfolge ſchnell benugen können, - ede jedenfalls die ganze Weftküfte in bie Gewalt der Sranzofen gekom⸗

sin. keo war aber bem Kapltain Gourbeyre erft am 27. Dctbr. möglich, vor ictorei Koulepointe zu erfcheinen. Hier befehligte der General der Ovas Derfelbe batte auf einer fandigen Erdzunge, dem einzigen Lans punkte, zwei Blockhaͤuſer erbauen laſſen; das Fort felbit war mit Pals umgeben und binter demfelben, in einer weiten Ebene, eine mit 8 en verfehene Redoute angelegt, welche man von den Schiffen aus bemerken konnte. Am 28. fruͤh ſtellten ſich die beiden Gorvetten zu Seiten ber Erdzunge in einer Entfernung von 300 Toiſen auf und ten ihr Feuer. Nach zwei Stunden riumten die Dvas die Blodhäus d das Fort. Sofort wurden bie Landungstruppen ausgefchifft. Haupt⸗ Fenix commandirte die Linieninfanterie, Dauptmann Schall die Yas

16 Madalinski.

zuhalten. Auch feine Colonne warb von den Yolofs mit fortgeriſſen. Erſt bei den Blockhaͤuſern fammelte man fich wieder unter dem Schute ber Ras nonen ber Gorvetten und der Schaluppe der Fregatte, welche letztere ſich ganz nahe an's Ufer legte und bie Dvas mit Kartätfchen befchoß. Die dritte Colonne überftieg die Pallifaden bes Forts auf ber Meerfeite, und Eonnte ſich fo den Ueberreften der beiden erften anfchliegen. Hauptm. Schall und 18 Franzoſen fielen in die Gewalt der Ovas; dieſe, welche niemals Gefangene machen, ſchnitten denfelben die Köpfe ab, und ſteckten legtere triumphirend auf ihre Stangen. Ein Detafhement Matrofen, welches Hauptm. Gour⸗ beyre in den Corvetten an's Land fegten ließ, deckte die Einfhiffung ber Truppen. Einen zweiten Angriff auf Foulepointe hielt Hauptm. Gourbepre nad) den traurigen Ergebniffen dieſes Tages, welcher ihm 1 Officier und 15 M. gekoftet hatte, nicht für rathfam. Die DOvas, obfchon fie 75 Todte und 50 Berwundete zählten, waren für feine ſchwachen Kräfte viel zu zahl⸗ reich. Man lichtete in der darauf folgenden Nacht die Anker und fegelte nad St. Marie. Die Ovas hatten waͤhrend biefer Zeit unmelt Titingue, bei der Landfpige Larée ein neues Sort errichtet und baffelde mit 400 M. befegt. Um die Niederlage von Foulepointe zu rächen und die Ovas aus der Nachbarſchaft der franz. Mieberlaffung zu vertreiben, ward nun der Ans griff diefes Forts beſchloſſen. Hauptm. Gourbeyre zog 113 M. der Bes fagung von Xitingue mit zu diefer Unternehmung, und ging am 3. Novbr. bei Larde vor Anker. Am Morgen des 4. ward das Fort befchoffen, bars auf ein Detafhem:nt von 280 M. unter Haupt. Defpagne an's Land ge fest. Dieſer formirte 2 Colonnen, und lieg 40 M. als Reſerve zurüd, während 40 als Blänker vorangingen. Die Dvas vertheibigten ſich mit der größten Erbitterung, mußten aber endli, nachdem fie 119 Todte verlorem hatten, das Fort räumen. 27 Gefangene, 8 Kanonen, 700 Pfd. Pulver sc. film in bie Gewalt der Franzoſen. Hauptm. Gourbepre, welcher durch biefen Erfolg bie Niederlage von Foulepointe für hinlaͤnglich geraͤcht hielt, unterhanbelte nun mit ben Abgefandten ber Königin Ranavolo wegen eines Waffenſtillſtandes; da fie jedoch zur Dauptbebingung deffelben Raͤu⸗ mung ber Infel machte, zerfchlugen fich bie Unterhandlungen bald. Hauptm. Gourbeyre befegte daher das ort Titingue mit 2 Compagnien Infanterie, 150 Yolofs und hinlänglicher Artillerie, und übergab das Commando berfels ben dem Hauptm. Gally, zu deſſen Schuge er ebenfalls 2 Corvetten zurück⸗

lief. Mit den übrigen Schiffen fegelte er am 26. Novbr. nah) Bourbon, :

um die Verwundeten dort unterzubringen und Verftärkung zu holen. Wähs rend des Winters von 1829 zu 1830 unterlag ber größte Theil der Manns fhaft dem ungefunden Klima, und als Hauptm. Gourbeyre am 26. Febr. 1830 von der Inſel Bourbon zurückkehrte, war die Niederlaſſung fchon dee Auflöfung nahe. Der Regierungsmwechfel in Frankreich im Juli 1880 bes fhleunigte das Ende der Kactorei auf Madagaskar. Das Hort ward nie bergerifien, und von ben Erpebitionstruppen faben nur Wenige ihr Water: land wieder.

(Vergl. Souvenirs de l’espedition de Madagascar, au Journal de l’ar- mee 1834.) x.

Madalinski, polniſcher Heerfuͤhrer beim Aufſtande im Jahre 1794, ein Waffenbruder Kosciusko's, der Erſte, welcher die Fahne der Unabhaͤngig⸗

keit erhob und fich gegen die Fremden erklaͤrte. Damals befehligte in War

ſchau ber ruſſiſche General Igelſtroͤm, ein Mann, der ſich vom gemeinen Soldaten zum General en chef aufgefhwungen hatte, und beffen einziges

Madalinski.

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Borwand, dem er, dem Plane der Infurrection gemäß, gebrauchen follte, um feine Brigade dem indeß in Krakau zum Di a meral Kosciuszo zuzuführen. Dbfchon die Brigade des M. feit

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tech ſeldſt diefe Zeit Über bezahlt, um fie nicht nur willig, ſondern auch für feine Befehle gehorfam zu machen. - Da er vorausfeben Eonnte, daß er am Ende body gezwungen werden würde, ſich der Neduction zu unterwerfen, jo wartete er nicht darauf, fondern brady ſchon den 13. März mit feiner is dahin auf 3000 Köpfe angewachſenen Mannfhaft auf und marfchirte aech Mama, einem Städtdyen in der Woiwodfchaft Plock, von wo er die meufifche Kaffe in Soldau abholen ließ und fie mit einer Anweifung auf die Republik quitticte. Won bier marſchitte er über Sierpst, nahm dort mehrere preuß. Dfficiere gefangen, paſſirte die Weichſel und fegte feinen Marfcy längs der preuß. Grenze und in Südpreufen ſelbſt über Sochaczew und Rawa bis Nowemiaſto (Neuftabt) ruhig fort. Bei Neuftadt ging er über die Pilica und kam auf diefe Weife, weder von den Ruffen noch Preu- fen aufgehalten, in der Woiwodſchaft Sendomir an. (Einer wohl übertrie: benen Angabe zu Folge foll M. auf diefem Zuge aus den preuß. Kaſſen und befonders den Salzmagazinen gegen 60,000 Dukaten erhoben haben. ) Sowetlich würde dieſet Streifzug gelungen fein, wenn nicht damals ganz Südpreußen von Truppen entblößt gewefen und die in der Gegend ftehenden Rufen zu ſchwach waren, um ihn anzugreifen. Hätte M. zu jener Zeit feinen Vortheil beffer zu benugen gewußt, und wäre er nicht, feiner Inftrucs tion gemäß, bloß darauf bedacht geweſen, zu dem General Kosciuszto zu kosen, fo wäre die Infurrection in Südpreufen fogleih ausgebrochen und gerif von weit größeren Folgen gemefen als fpäter. Allein M. dachte nur baran, fih mit Kosciuszko zu vereinigen, und eilte in die Woiwodſchaft Kra: kam. Erſt den 25. März bei Pingow, in der Woiwodſchaft Sendomir, Heß er auf den ruffifchen Oberſtlieutenant Lokofczyn, welher fich aus Krakau wjogen hatte. Diefem wid er aus; aber am der Grenze der Woiwodſchaft Sratau kam es am 30. März zwifhen ihm und dem General Noumanlow

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Madras (Groberung 1746.) , Er Madras, Eroberung durch die Franzoſen im Jahre 1746, die Haupeftabe der zweiten Präſidentſchaft der

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Mungen in Oſtindien, war zu der Zeit, von welcher hier die Rede iſt, ber its. feit 100 Jahren das vornehmſte der auf dee Küfte von Goromandel geweſen. Die Stadt, auf einem "angelegt, den dir große Mogul im Jahre 1645. der oftindiſchen ‚gefchentt. Hatte, erfirehte fi 5 engl. Meilen längs dem Serufer, 4 landein · wärts, und hatte drei Abtheilungen. Die ſuͤdliche enthielt damals 800 wohl: gebaute Haͤuſer, nebſt der Factorei, und andere der Compagnie eigen Gebäude, war mit einer fhlechten Mauer umgeben, von vier fehr mangel: daft angelegten Baſtionen vertheidigt und hatte Feine Außenwerke. Dieß u En Bayer se Nady Norden lag die andere Abtheilung, weit und noch ſchlechter befeftigetz dieß Quarz tier mannte man bie ſchwarze Stadt. Die dritte Abtheilung war eine Vor⸗ Fade. Außerdem befanden fid vor der Stadt zwei große, fehr voltreiche Dir: fer. Der Sturz des Reiches vom großen Mogul, berbeigeflhet durch den Einfall Nadie Schab's in Indien (1739), reigte die Eroberungsfught der Engländer und Frangofen, und der Krieg, welcher I744 zwifchen dieſen briz dem Mächten ausbtach, verpflanzte fid) aud nach Indien. Das Haupt: ————— der wichtigſte Handelsplag nach Batavia Den 25. Juni 1746 erſchien eine aus 9 Kriegsichiffen beſtehende franz.

Peyton ftaı Coromandel; fie zählte 3 Linienfhiffe und 1 Fregatte, war nur halb fo hart bemannt, hatte dagegen erfahrnere Matrofen am Bord und führte eweres Geſchutz. La Bourdonnape, der die Stärke und Schwäche feiner &scadre kannte, hatte befchloffen, im Xreffen die engl. Schiffe wo möglich

tem Sommte, dagegen die Kanonen der Engländer Eräftig wirkten. Das Gi: fehe endigte mit Anbrudy der Nacht; die Engländer verloren 35 und die Feanzofen 300 Mann⸗ Bei einem Kriegsrathe, welchen Peyton den folgen: den Zag hielt, ward beſchloſſen, Fein zweites Treffen zu wagen, bis man die Schiffe ausgebeſſett hätte. Die engl. Escadre fegelte bei der franzöfiichen vorbei welche Anftalt machte, das Gefecht zu erneuern nach der Infel Cirton; la Bourdonnaye dagegen begab ſich nach Pondiherp, um gleich: faas feine Schiffe auszubefjeen und mit einer Anzahl ſchwerem Geſchuͤtz zu terfeben.

Da ber fennz. Befehlshaber einfah, daß er feine Truppen zu Bande nicht cher würde gebrauchen können, bis die engl. Escadre vernichtet oder ewungen wäre, die Küfte von Coromandel zu riumen, fo verließ er den 24. Juli Pondichery und entdeckte den 6. Aug. die engl. flotte. Diefe bins gegen wid) dem Gefechte aus, da fie die Vermehrung des ſchweten Ges (hüses bei den Franzofen wahrnahm. Beide ftanden ſich drei Tage lang wegenüber, bis endlich die engl. Schiffe verſchwanden. La Bourdonnase ging macdy Pondichery zur, und beſchloß hier, Madras zu belagen. Den \8.

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20 Madras (Eroberung 1746.)

Auguft erſchien ein Theil der franz. Flotte, und den 3. Septbr. la Bour— donnaye mit den übrigen Schiffen, den X und dem Belagerungsges ſchuͤbe am Word bei Madras; ein Theil der Soldaren landete und rücte bis auf einen Kanonenſchuß vor die Stadt. Diefes Belagerungscorps beftand aus 1100 Franzofen, 400 Kaffern und 400 ?

ſchet Art discipliniet waren; 1800 Seefolbaten und Matrofen aber blieben auf den Schiffen zurüd. ' Es war in Madras bekannt , daß die engl. Escadte deßhalb nach Ins dien geſchickt worden war, um die Befigungen der Engländer auf der Küfte von-Goromandel zu fhlgen; man erwartete fie alſo ftundlich in Madras, und war dort ſeht beftürzt, als man vernahm, fie fei nad) Bengalen geſe—

get. ia Bourdonnaye feinen Angriff gegen die weiße Stadt und ließ fie aus neun Mörfern befchiefen. Das Feuer war von fols am Tage zwei Engländer erfdhienen, um mit indeln, welcher darauf beftand, daß ihm die Stadt Erſt am 10, Septbr. kam die Gapitula: der wurden Kriegsgefangene, und die Stadt werden, jedoch mit dem Verſprechen, daß fie fpäter Summe ranzioniet werden follte. Ca Bourdonnaye Beſitz und pflanzte die franz. Flagge auf. Die Magazine der oſtin⸗ mpagnie wurden von den Franzoſen in Empfang genommen und nach Pondichern geſchickt. der Compagnie gehörigen Kaufmannsgüter nebſt der mitgenomme⸗ mition und den Seebedürfniſſen betrugen nach Angabe der Franzoſen Pf. Sterl.; das Gold und Silber wurde 31,000 Pf. Sterl. ge: des Gefhüges auf 24,000 Pf. Sterl. Das Privantz blieb hierbei unangetaftet. Man kam num überein, das Stadt vor Ende des Januars 1747 räumen, und die gangen Krieg über nicht. weiter von ihnen angegriffen werden diefe Bedingung verſprach die Regierung in Madras, 440,000 . Sterl. zu bezahlen. "Für die Erfüllung dieſes Tractates gaben die Eng: Länder Geifeln. « Der franz. Generalgowverneur in Dftindien, Dupleit er= nannte nun einen Gouverneut von Madtas, und la Bourdonnaye Eehrte Ende Jahres nach Frankreich zuriick. Inzwiſchen glaubte fid der Mabob von deffen Gebiet eigentlich Madras lag, in feinen Rechten durch diefe Eroberung beeinträchtigt, und fandte ein Heer von 10,000 M. unter Anführung feines Sohnes dahin ab, und alle Verfuche, mit ihm gütlich zw unterhandeln,, mißlangen. «

Die Belagerer wollten die ſchwarze Stadt fturmen, deren Mauern nie⸗ drig und Baftionen fehr ſchwach waren; allein das Feuer der Franzofen vertrieb fie bald bis auf Kanonenſchußweite. Den folgenden Tag, am 22. Detbr., ruckte eine 460 M. ftarke Abtheilung der Franzofen mit zwei Feld- ftüden aus der Stadt umd griff einen Theil des feindl. Corps an, welches abgefondert Ingerte. Die indiſche Neiterei ging ihnen muthig entgegen, tonnte aber dem Geſchuͤtzfeuer fo wenig widerftchen, daß fie bald die Flucht ergeiff und ihr Lager nebft den Kanonen im Stiche lich.

Nach diefer Niederlage zog ſich der Feind 4 engl. Meilen nah St. Thomas zurüd und lagerte an dem Ufer eines Fluffes, um dort den Franz zofen den Uebergang ftreitig zu machen. Diefe Iangten mit Tagesandruch am, griffen die Indier nad) einem wohl angebrachten Gewehrfeuer fo lebhaft mit dem Bajonet an, daß fie in der grösten Unordnung mach der Stadt oben, und dort in den engen Gaffen ohne Widerſtand niedergeſchoſſen

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iſchen tantreih am 14. Januar 1526, *

‚um un durch dieſen wichtigen Vorthrit don Tangwicrigen Krieg am fhnelften zu feinem Nuyen endigen zu können.

nad Madrid, umterzeichnete endllch König Franz nach 11 mes matlicher Gefangenfchaft den Frieden, der ihm zwar feine Freiheit wieder aab, zugleich ader auch harte Bedingungen auferlegte. Er verfprady nämlich, Burgund, das von Ludwig XI. eingezogen und von Karl V. vergeblich als din Theil feiner Niederlande reclamitt worden war, an den Kaiſer zurlidjus sen, auf Stalin zu verzichten, feine beiden aͤlteſten Söhne als Geifeln wm fielen und fid) mit Karl's Schwefter Eleonore, der verwitweten Königin von Portugal, zu vermählen. Kaum aber war Franz nach Frankreich wrü, fo nahm er die Abtretung von Burgund zurüd, unter dem Vor— wende, daß ihm die Stände ihre Einwilligung verfagten, und verband ſich mit dem Papite, mit Venedig und Mailand zu der heiligen Kiga (22. Mai 1526). Ecſt der Friede von Grespy 1544 emdigte die langwierigen Kriege geifen Kart V. und Franz I., entſchied aber eigentlich durchaus nicht die Streitigkeiten beider Kronen. Tan ſehe die Biographien Franz L von Gailard und Hermann, und die Katl's V. von Nobertfon.)

Drei Verrräge zwifhen Franfreih und Spanien v. 27. März 1721 und zwifhen Großbritannien und Spanien vom 13. Juni, und zwiſchen allen drei Mächten gemeinfchaftlich von demſelben Zage im genannten Jahre, in denen fie ſich gegenfeitig ihre Befigungen garantirten und die Friedensichlüffe von Utrecht, Baden, London und einen Imverfichenden zu Cambrap aufrecht zu halten und ſich mit 12,000 Mann Hüfsrruppen zu unterftügen verfprahen. England befonders verpflichtete ſich, am Spanien die in der Seefhlaht vom 11. Auguft 1738 genommenen Schiffe zurüdzugeben. Diefe drei Defenfivbündniffe waren eine Folge der m Daag am 17. Febr. 1720 abgeſchloſſenen Quadrupeislliang. (S. Schöu ww Reh x. T. 11.)

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m Madrillbret. Magazinverpflegung.

Bertrag zwiſchen rechne und Portugal vom 13. Jan. 1750 Kt, Be e Grenzen der beiberfeitigen Beſitzungen in Aſien und Derſelbe ſollte ohne die Bulle Papſt Aleranz

der's VI. und die Verträge von Tordeſillas, Saragoffa und Liffabon für die —— n GDemarkationslin ie). Spanien behielt die Philippinen, Portugal Fin Berne am Maraton und den Difteiet von Mato Groffo. Portugal verzi Frame die Eolonie San Sarramento am Plata, Spanien dagegen auf (ie Landſtrich zwiſchen dem Vbiari und Uruguay. Die legtere Beſtimmung wurde jedoh durch einen Vertrag vom 12. Febr. 1761 wieder aufgehoben, fo daß Portugal feine Befigungen am Plata, Spanien die in Paraguay · zurückhielt (fe Schöll, a. a. O. T. IN).

- Sriede zwifchen Portugal und Frankte ich vom 29. Seps tember 1801,

Portugal, feiner Verbindlichkeiten gegen England entlaffen, und durch den Vertrag von Badajoz v. 6. Juni 1801 mit Spanien wieder in freunds fehaftlichen Verhättniffen, verſptach für diefen Krieg. neutral zu bleiben, feine Häfen den engl. Schiffen zu verfchliefen, dagegen fie dem frangöfifchen zu öffnen, gewährte zugleich) den Sranzofen einige Handelsvortheile und trat eis nige Ländereien in Guiana an Frankteich ab, fo daß der Fluß Carapanatuba fortan die Grenze bilden follte. Ein geheimer Artikel diefes Friedens ſoll Portugal noch die Bezahlung von 10 Millionen Grufaden auferlegt haben (f. Martens recueil T. 9 und Schölt, T. V).

+ Vertrag zwifhen Srankreih, Parma und Spanien vom‘ 21. März 1801, melder den Vertrag von San Jldefonfo vom 1. Ds tober 1800, der Frankreich, Parma und Louifiana zuficherte, erfegte. Der Hering von Parma trat fein Erbland an Frankreich) ab, wogegen fein Sohn

. das: Grofperzogehum Toscana -als Königreich Crrurien erhalten folte

Für den bisherigen, zu Toscana gehörigen Theil der Infel Eiba, den fich

Frankreich vorbehielt, gab man dem neuen Könige einige bisher Neapel zus ftändige Befigungen in Toscana (stato. degli presidi). Für den Fall des Ausfterbens der Familie des neuen Königs wurde Spanien die Erbfolge in Toscana zugefichert. Der Herzog von Parma follte anders entfhädigt wer⸗ den, blieb aber im Beſitze Landes bis an feinen Tod, den 9. October 1802 (f. Söll, T. V).

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Madrillbret, fiche Petarde. \

Magazine find mititaisifche Worrathehäufer und Depots, in denen nicht bloß Lebensmittel und Futter, fondern auch andere Vorraͤthe für den Kriegsbedarf aufbewahrt werden.

—— in Befeſtigungen, ſiehe Batterie-Magazint.

ſegung. Sie bildet den grellſten Gegenfag von dem Reguiftionsfpkem (f. d.) und hatte ſich zur Aufgabe gefteltt, den Unterhalt der Armeen auf die regelmäfigfte und für das Land am menigften nadıtheis lige Weife zu bewirken, wobei der Soldat freilih nur mit Kommißbrod ges fpeift wurde, das oft kaum genießbar war, öfter aber zur beftimmten Zeit gar Nichts bekam. Diefe ganze Verpflegung beftand darin, daß jeder ol: dat für 3 Tage Brod im Sade, jedes Regiment für 6 Tage Brod auf den Wagen hatte, und in den Magazinen auf 9 Tage Mehl vorräthig war. Hartfuttee wurde ebenfalls für 3 Tage auf den Pferden, felten aber eine größere Quantität auf Wagen nachgefuͤhrt, der Bedarf aber deffen ungeachtet, wo es nue ausführbar war, aus den Magazinen entnommen. Zum Ankauf von Fleiih und anderen Nahrungsmitteln erhielt der Soldat eine Heine Ver:

Magdeburg. 23

sutung am Geld. Die Feldbädereien wurden gewoͤhnlich im Rüden ber Armee angelegt, und durften nicht Über zwei Zagemärfche von ihnen ent: f:ut fein. Da fie den Bedarf an Mehl aus den Magazinen entnehmen zmften, fo wur die Verlegung der leuteren beim Vorruͤcken des Armee eben: als noͤthig, und wollte man nicht Mangel an Brod leiden, fo mußte bie Armee ihren Vormarſch fo lange einftellen, bis die Verpflegungsbeamten ihre Anſtalten beendigt hatten, wozu im vorigen Jahrhunderte immer mehrere Zuge erforderlidy waren.

Diele Verpflegungsmweife, ganz abgefehen davon, daß fie hoͤchſt mager wur und kaum den Hunger ſtillte, erichiverte die Dffenfivoperationen unge: mein, weßhalb Friedrich der Große auch alle Mal davon abying, wenn die Berbäteniffe ihm Eile geboten. Dieb lag aber nicht in der Macht eines gewöhnlidhen Feldherrn, der feinem Monarchen oder deſſen Kriegsrirhen für de Dandlung aus Willkuͤr verantwortli war; die Feldherren der Ver⸗ bunderen im fiebenjährigen und franz. Revolutionskriege mußten daher ihre Redürfniffe ausichließlih aus den Magazinen entnehmen. Dieſer Nachtheil war minder empfindlich, fo lange die franz. Armeen diefelbe Verpflegungs: zeile beibebielten;, da fie aber bald durch die Umſtaͤnde genoͤthigt wurben, zen Requiſitionen zu leben, fo trat der Unterfchied fehr grell hervor. In⸗ dei waren bei der damaligen nicht ſehr ſchnellen Kriegführung mit der Ma: sa;inverpflegung auch einige Vortheile verknüpft, die man jedoch nicht zu züurdigen verſtand. Sie geftuttete nämlidy die Goncentrirung großer Trup⸗ senmaifen auf befchränktem Raume, waͤhrend die Franzoſen genöthigt was :en, fich ſehr zu zerfireuen, um ihren Unterhalt zu findin; denn das Liefe- rungsſoſtem, welches Napoleon einführte, war damals noch nicht in Brauch. Dadurch wurden die Feldherren der Verbündeten oft in Stand gefegt, ihre Gegner plößtid und mit Uebermacht anzugreifen, was jedoch in dem ganzen Resclutienstriege nicht geſchehen ift, weil man noch nicht eingefehen hatte, dañ die Vernichtung der frindl. Streitkräfte ungleich wichtiger iſt, als der Kerr einzelner Zerrainpuncte, die dem Sieger ohnehin anheim fallen.

(Ueber die verichiedenen Verpflegungsurten f. Unterhalt d. ruppen. )

Magdeburg, an der Elbe, die ſich hier in drei Arme heil, Haupt: East Dec preuß. Provinz Sadien (443,500 Einw.), iſt einer der fejteiten Tancte des preuß. Staates, und beſteht eigentlich aus vier von einander zeDiedenen Sellungen, der Altftade mie der Sternſchanze, der Gitadelle und we Frtedrichsſiaßdt oder Thurmſchanze. Die Altſtadt zieht fih in Form nes antegelmagigen länglichen Vierecks von Süden nad) Norden am lin: "a Ufer der Elde hin, und iſt durch einen hohen und fejten Dauptwall,

„tr tur 3 angehängte Baſtionen und 3 abgeruͤckte, jenfeits des Haupt:

ızens, derin Flanken rechtwinkelig auf der Gourtine ſtehen, fo wie durch In Eine Ravelins, nach alter Art, und eben io viel Grabenſcheeren gefi- zırt. Außerdem liegen einzelne Lunetten und Gontregarden vor diefen Wer: %a; befonders zahlreich find Diefelben vor den füdl. und noͤrdl. Fronten. Dis weltliche, breitefte Seite [hust nun noch jenfeits eines befondern lu: :s ein Soſtem von Li ſehr unregelmäßig gebauten Baſtionen. Diefelben ";sen sum heil batbmondförmige Gourtinen, find aber durch zahlreiche a:hnıtte verengt. Nun folgt nochmals ein Haupt'raben und jenfeits dei: isen ein breiter bededter Weg mit geraumigen Wurfenplügen und das u: urte Glacie. Auf dem gededten Wege erhebt fi vor + Fronten eine En: ”.sppe, und in den Waffenplägen der übrigen Fronten Lunetten, Die je: ch durch beiondere Abſchnitte in 3—I Theile yetheilt find. Die legterwahnte

Es N Magdeburg. äußere, Umwallung iſt ‚unter Friedrich J. und. Friedrich" Wilhelm 1 angelegt worden, indeffen ‚in ihnen enthaltenen. Abfchnitte ziemlich

wegen der v) " lich der Stadt erhebt fi die Sternfhanze, die ter Friedrich 11. gebaut wurde. Sie hat die Form und befteht aus einer, dreifachen Ummallung, von Seiten in ber Mitte nochmals ausfpringende Win— gute Kafematten und ein gutes Minenfoftem- Mit fie lich an die Werke der Altftadt anz zwiſchen und den der Stadt lag ſonſt die Sudenburg, von etwa 2000 Einw., welche die Franzofen 1811 abbradhen und an deren Stelle ein Werk (von ihnen Fort Napoleon, nady der preufis

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Gaponiere geſchloſſen ift, festen, das nun auch nebſt einem vorliegenden ges decten Wege die andere Ede der Sternfhanze mit der, Stadt: verbindet. Eine Stunde oberhalb M., heilt ſich die Elbe in zwei Arme, die alte und neue. Elbe; zwiſchen beiden fließt ein dritter. Arm, bie Bollelbe- Auf der weſtlichſten ber durch diefe Arme gebildeten Inſeln, zu ber bie hölzerne Hauptbrüde führt, Liegt die gut. kaſemattirte Citadelle, ein unregelmds ges, baſtionirtes a ohne weitere bedeutende Außenwerke, vom König Friedrich 1. gebaut. Auf dem rechten. Ufer der Eibe liegt die Friedrichs: ftadt, ein Städtchen von etwa 1500. Einw. Ste ift regulair durch eine Umwallung mit 3 ganzen und. 2 halben. abgerundeten Thürmen (daher auch Thurmſchanze) befeftigt; vor dieſer liegen 3 ganze, 2 halbe Baſtio— nen, jene mit Abfchnitten, 4 Grabenfheren, 4 Ravelins und einem gebeds ten Wege. j 4 Im. Jahte 805 kommt M's Name zuerſt in der Gefchichte vorz man nannte es damals Magadeburg, in der Folge aber Maideburg. - In diefem Jahre beftimmte Karl. der. Große M. zu einem Handelsplatze, über melchen die mit. den Staven, Wenden und Avaren handelnden Kaufleute nicht. hinausgehen durften, unterfagte ihnen auch bei Strafe der Confisca- tion, daß fie den Wenden feine Waffen, befonders feine Hatniſche zuführen follten, und feste einen Statthalter Namens Hatto nah M., der die Aufz ſicht über den. dortigen Handel führen follte. Im 9. und 10. Jahrhundert blieb M. nur noch ein kleinet unbedeutender Handelsort, der aber doch der benachbarten, unruhigen und räuberifchen Wenden wegen wohl ſchon etwas befeftiget, oder doch mit einem befeftigten. Schloffe verfehen war, worin der £aiferl, Auffeher, fpäter: der VBurggeaf feinen Sig hatte- Im Jahre 923, und 924 wurde M. bei einem Einfalle der mit den Hungarn versinigten Wenz den und Slaven beinahe gänzlich zerftört. Mach diefer Zerftörung hob ſich M. zuerft twieder unter Kaifer Otto dem Großen. Im Jahre 968 ftiftere Kaifer Otto das Erzbisthum M., welches bis zum weſtphaͤl. Frieden beftand, mo es fäcklarifirt wurde. Unter den. legten ſachſ. Kaifern wurde. M. in eis nem Zeitraume von 50 Jahren beinahe als die Hauptſtadt von Sachſen angefeben; in den Kriegen mit den Wenden und Polen war es faſt immer der Samnıel: und Waffenplatz für die zu ben Feldzügen wider diefe Feinde beftimmten ‚Truppen. Die erfte und wohl auch feltfamfte Belagerung Ms füllt in das Jahe 1314, wo Erzbiſchof Bernhard IM., nachdem er die Stadt in den Bann gethan, diefelbe belagerte. Unter feinen Bundes: genoffen ‚befanden fid, Markgraf Friedrid) von Meißen, Herzog. Albert von Braunſchweig, die Grafen von Mangfeld, die Herren von Querfurt, der Bis fhef von Zeiz u. A. m. Um die Stadt beffer einfhließen zu koͤnnen, befez

Magdeburg (Belagerung 1550 1551). 2

figte ber Erzbifchof die Kirchen zu Hansdorf und Dttersieben. Die Mag: deburger aber, um zu zeigen, wie wenig fie fi) aus der Belagerung mach⸗ tm, ließen täglich. bie Thore öffnen, und fchidten einen Bürger in's Lager mit dem Anerbieten, Lebensmittel zu bieten, wenn e6 dort daran mangeln ſollte. Die Fürften nahmen dieß mit Dank an, und ließen von Zeit zu Zeit Wein. und Fifhe aus der Stadt holen. Als die Belagerung ſchon 4 Wohen gedauert hatte, bat der Markgraf von Meißen den Magiſtrat, er . möge ihm doch geftatten, in die Stadt zu kommen und fie zu befchen. Dieß ward bewilliget, und bei feiner Rüdkunft in’s Lager fagte er zum- Erzbifyof: „Ihr habt uns verſichert, die Stadt wäre halb wuͤſte, und «6 wüchfe Gras auf den Straßen; ich habe diefelbe nun gefehen. Wir find Tho⸗ ren, wenn wir länger vergeblich hier liegen bleiben; denn wir Bönnen fie we⸗ der durch Gewalt noch durdy Hunger bezwingen. Der Markgraf 309 darauf mit feinem Kriegsvolk davon, bald nachher auch die übrigen Fürften und Herren, und endlich auch der Erzbiſchof; doch Boftete der Stadt die Belage⸗ nng 2000 Mark Silbers, und an ihren Gütern anf dem Lande hatte man den Bürgern mehr ale für 5000 Mark. Sitbers Schaden gethan.

Belagerung 1550— 1551.

M. hatte im J. 1541 von dem Erzbifchofe Albert V. vertragsmaͤßig die freie Ausübung der proteflantiihen Religion erhalten, - hatte Antheil am fdmaltaldiihen Bunde genommen, und war befhalb vom Kaifer Karl V. in die Acht erklärt, und die Vollziehung berfelben dem Kurfürlten Morit von Sachſen aufgetragen worden. Diefer vereinigte fih mit dem Herzog Georg von Medienburg, und begann am 4. Detbe. die Belagerung. Die Magdeburger ihrerfeits waren zu entichloffener Gegenwehr gefaßt; fie bat: tm die Beſatzung bis auf 3000 M. zu Fuß und auf 300 Mann zu Pferde vermehrt. MUeberdieß waren damals mehrere angefehene und vom Kaifer ge: ächtete oder vertriebene Officiere in M., welche der Stadt durch ihren Rath und ihre Tapferkeit während der Belagerung große Dienfte leifteten; es be: fanden ſich darunter der Graf Albrecht von Mangfeld mit zwei Söhnen, der Graf ChHriftoph von Oldenburg, der tapfere und berühmte würtembergifche Feldherr Baron von Heydeck, der böhmifche Feldherr Caspar von Pflug ıc. Mir Munition aller Art war die Stadt reichlich verfehen; auch hatte man aus den Glocken der Stifter und Kiöfter Kanonen gießen laffen. Lebens⸗ raittel hatte man auf zwei Jahre. Gleich am erften Zage der Belagerung, als Herzog Georg ſich beim Dorfe Fermersleben verfchanzte, machte die Bes fagung einen Ausfall, und zog ſich erft nach einem langen und heftigen Gefechte in die Stadt zurid. Am 10. Octbr. in der Nacht unternahmen die Belagerer einen heftigen Angriff auf das Ulrichethor, wurden aber mit großem Verluſte zurüdgefchlagen. Beim Abzuge ftedten fie 6 Wind: mühlen und das Hinterhaus des Siechenhofes, vor dem Sudenburger Thore, in Brand. Am 25. verbrannten die Belagerer durch Pechkraͤnze 20 Häufer in dee Vorſtadt St. Michael. Am 5. Novbr. legte der Feind auf der An: höhe hinter dem Dorfe Budau an ber Eibe ein Blodhaus an, umgab «6 mit Wall und Graben, und Markgraf Albredyt von Brandenburg befete es mit 2 Fahnen Fußvolks und einer Reiterabtheilung. Am 17. Novbr. brah der Feind fein Lager bei Fermersleben ab, lagerte fich weſtlich der Stadt vor dem Dorfe Diesborf, und legte bafelbft vor der Front des La: gers, im Darsdorfer Felde, die zweite Schanze mit einem Blodhaufe an, welche eberfalls mit 2 Fahnen Fußvolks und einigem Gefchlig befegt wurde. Nachdem Kurfürft Moris am 27. Moobr. fein Quartier im Dorfe Krakau genommen, griff er am 28. des Nachts die Neuſtadt an und eroberte fir. Die

26 Magdeburg (Belagerung 1550 1551). Befagung ſteckte diefelbe zwar bei einem Ausfalle in Brand, konnte aber nicht verhindern, daß ſich der Kurfürft in dem ftehen gebliebenen Theile verfchangte, ‚mehrere Batterien anlegte, und die Altſtadt von Norden her befchoß. Um zu vermeiden, daß ſich der Feind auch in der Sudenburg feſt⸗ kur, brannten die Magdeburger diefe den 29. November felbft ab. Den 19. Deembr.' felih erfolgte ein Ausfall nach Großottersieben zu, wo 400 Mann, ‚größtentheils benachbarte Edelleute, mit ihren Dienfileuten und die Truppen des Erzfiftes und Domcapitels lagen. Er gelang vollfommenz ehe noch der Feind: zu den Waffen greifen Eomnte, hatten die Mügdeburger alle Ausgänge des Dorfes befegt und es an den erfchiedenen Drten ange zündet. 225 Mann zu Pferde wurden gefangen, aud die St. Morigfahne des. Erzſtiftes erbeutet. Vei einem Gefechte am folgenden. Tage wurde Herzog Georg von’ Medlenburg gefangen. Diefe beiden. Vorfälle hoben dem Muth der Befagung; egen verihwand alle Hoffnung auf auswärtige Hilfe- Zwar hatten die feftädte im Monat November ein. Corps von 4000 M. zu Fuß und 300 Pferden angeworben, und zum Entfüg von M. beftimme, allein Kurfürſt Morig ging diefem den 13, Decbr. mit 6 Fahnen Fußvolkes und einiger Neiterei bis Verden entgegen, ſchlug es zu verſchiedenen Malen, und: zwang es, fih am 6. Jan. 1551 zu ergeben. Indeffen währte ber Meine Krieg vor ber Stadt fort. Faſt täglich ger ſchahen im der Ieyten Hälfte des Januars und im Februar, ungeachtet der heftigen Kälte, Ausfälle; und bei einem bderfelben wäre beinahe der Kurfürft felbft gefangen worden. Den 9. Mat brady im Lager vor der Stadt, wis gen Geldmangels und Brodtheurung, ein offener Aufitand aus. Mit Mühe nur ſtillte Kurfürft Morig denfelben, nachdem 27 Aufrührer gehangen, 18 erfäuft, und 50 in Arreft gebracht waren. Wergleihsvoricläge, weldhe der Kurfücft um diefe Zeit thun ließ, fruchteten eben fo wenig als eine Unter redung, welche er auf dem Krakau ſchen Werder mit dem Vürgermeifter Ja⸗ kob Gericke und mehreren Rathsmännern hatte. Sn Waͤhrend diefer Unterhandlungen hörten die Ausfälle und Gefechte vor der Stadt nicht auf, fielen aber größtentheils zum Nachtheit der Belagerer aus. Da man endlich die Ueberzeugung gewann, daß mit Gewalt gegen die Stade Nichts auszurichten fei, auch die von dem Reiche bewilligte Geld: hilfe fehr langſam und ſpaͤtlich einging,. fo erklärte der Kaifer dem Kurfürften: möchte Frieden machen fo gut er könnte, und nur fein Eaiferl. Anz fehen dabei möglichft zu behaupten ſuchen.“ In Folge deſſen kam Ende Auguſt ein Waffenſtilſtand zu Stande, und am 31. Novbr. ein Vergleich, nad) welchem ber Stadt alle ihre Rechte und Freiheiten beftätigt, ihr die freie Religionsübung geftattet, allesihre Bürger und Einwohner vom Kaifer begnabigt, und die Losfprehung von. der Reichsacht zugefagt wurde. Die tapfere Befagung, wovon während der Belagerung nur 273 M. zu Fuß und 150 Reiter geblieben (von den. Velagerern waren 4000 M. umgekom— men), 6 bis 700 M. aber gefangen genommen oder defertict waren, und welche bei der Uebergabe noch aus 2000 M. zu Fuß und 130 Reitern bes fiand, ward den 7. Novbr. nad) damaliger Sitte völlig abgedankt. Den). Novbr. hielt der Kurfuͤrſt feinen feierlichen Einzug. Außer 400 Doppelhaten und ans derem Kleinen Gefhlig. fand man auf den Waͤllen und Thürmen 130 Stud Kanonen. Die Belagerung hatte vom 22. Septbr. 1550 bis 9. Novbr. 1551, folglih 1 Jahr und 7 Wochen gedauert.

Vergl. Heinrich) Merkel's wahrhaften Bericht, von der Anno 1550 und 1551 ergangenen Magdeburgifchen Belagerung. Deinrih Rathman,

E Herzog jedoch Den Reg Der Wewalt einſchiug, wollte er den Des n Bergleiches verfuchen. Der kaiſerl. General von Alteinger mußte em Rathe von Magdeburg den Vorſchlag machen, ein kaiſerl. Regi⸗ Aßvolk in Beſatzung und Verpflegung zu nehmen. Dadurch hoffte ch in den Belig der Stadt zu fegen. Diefer Pian fcheiterte jedoch offenen Weigerung des Rathes. Der Herzog, entrüftet Über die ab: e Antwort, ertheilte nunmehr den General von Alteinger Befehl, der Magdeburg die Zufuhr zu Lande und zu Waſſer fo lange abzufchneis is fie einvoillige, der an fie gerichteten Forderung Genüge zu Leiften. . Mürz (alten Stiles) wurde die Neuftadt durch einen kaiſerl. Ofſi⸗ t einec Truppenabtheilung beſetzt, und diefer angemwiefen, von diefer Nichts in die Stadt zu laſſen, und alle diejenigen, welche Lebensmit⸗ chten, bei Todesſtrafe zurüdzumeifen. In diefer Roth fendete der at Abgeordnete an den Herzog von Friedland, um ihn zur Zurüds des gegebenen Befehles zu bewegen. Diefe Abgeordneten wurden jes n den General v. Altringer verwiefen. Diefer beftand auf der For⸗ feines Feldherrn. |

nterdiffen ward die Sperrung mit ‚größter Etrenge dusgeführt ; von Sciten zogen Truppen berbei, und alle umliegenden Dörfer, fo wie te Straßen dieſſeits und jenfeltd der Elbe wurden firenge bewacht. darauf ward aud die Sudenburg durd eine kaiſerl. Truppenabthei⸗ efept, und auf der Elbe durften nur diejenigen Schiffe pafficen, welche sem Pafle von dem Lerzoge von Friedland verfehen waren. Da durd) Werbot die zahlreiche Zunft der Fifcher fi in ihrem Gewerbe gänzlidy ne ſah, fo machten fie einen Ausfall, nahmen den Kaiſerlichen ein das zu Echönebedd mit Korn beladen worden war, und führten es re Stadt. Diefer Act von Seiten der Magdeburger bezeichnete den 3 der Feindſeligkeiten. Allmaͤlig fleigerte fidy die gegemfeitige Erbitte⸗ fo daß die Fifcher in der Nacht zum 29. zum 30. April einen zwei: isfall machten, und bie Kaiſerlichen aus der Sudenburg vertrieben.

3 Magdeburg (Gerennung, Belagerung xc. v. 3. 1629—1631). darauf, am 10. Junt, bradjen durch Die Neckereien der Groaten bie Feind»

gelegene Kioſter Bergen wurde von ihnen geplündert. —* ſchien es mit der Blokirung der Stadt Ernſt zu werden. Auf in einer Entfernung von 2—4 Stuns

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an Todten und Verwundeten. Noch am demfelden Tage wurden von dem Kaiſerlichen die umliegenden, der Stadt gehörigen Mühlen, fo wie auch das Lazareth St. Georg nebſt dem reifen Getreide abgebrannt.

Während diefer Feindfeligkeiten dauerten die Unterhandlungen mit: dem Herzoge Friedland fort; die legte Aeuferung deffelben ging jedoch dahin, daß die Stadt die Haupträdelsführer ausliefern und kaiſerl. Truppen einnchmen

3. Juni bis zum 17. Juli verging beinahe fein Tag, an welchem nicht mehr ober minder heftige Treffen Statt hatten, als plöglich den 26. Juli der von. Friedland vor Magdeburg erfcien, worauf die Unterhandlungen aufs Neue angeknüpft wurden. Immer aber ſcheiter⸗ ten diefe wieder an der hartnäckig vermweigerten Aufnahme einer Eaiferl. Bes

. So fam es denn am 10., 12. und 14. Auguſt zu bigigen Tref⸗ fer, in denen beide Theile ſich gegenfeitig die Wage hielten. Am 7. Seps ‚tember ward von dem Magiftrare befchloffen, die Neuftadt und die Sudenz burg, als der Vertheidigung Magdeburgs hinderlich, abzubredyen ; weil jedoch die Bewohner diefer Vorftädte ſich weigerten, dieſem Beſchluſſe Gehorfam zu leiften, unterblieb die Ausführung deffelben vor der Hand.

Am 8. Septmbr. Morgens um 4 Uhr machten die Magdeburger mit 200 M. Zufvolt, einigen Schügen, 2 Compagnien Neitern und 5 Kanos nen einen Ausfall gegen die bei Refter angelegten Schanzen, der jebod von | den Kaiſerlichen zurüdgewiefen wurde. Den 11. Septbr. gelang «8 dem Kaiferlichen, durdy Verbreitung des Gerüͤchtes, als wollten fie bei der Schlenz ter Mühle eine Schanze aufwerfen, die ſtaͤdtiſche Neiterei in einen Hinter halt zu° locken, und ihr einen Verluſt von mehr als 50 Mann zujufügen. Bald darauf ward die Neuftadt, troy aller "Einwendungen ihrer Bewohner, zum Theil abgebrochen. Am 20. Septbr. endlich bewilligte der Herzog v. Friedland die Aufhebung der Blokirung, die Abführung der kaiſerl. Krieges voͤlket und die Schleifung der um Magdeburg ‚ten Schanzen.

Magdeburg war 28 Wochen blokirt gewefen, welcher Zeit bie

2000 M. verloren. Auf Seiten der Stadt blieben im Ganzen 136 Bürger und Soldaten. War nun zwar Magdeburg zu Ende des Jah⸗ es 1629 von einer drohenden Gefahr befreit, fo wurde es ein Jahr fpdter in eine neue, verderblichere verwicelt. Nach Waltenftein's Abfegung ernannte der Kaifer den baierfchen General Tim zum Dbergeneral, Diefer zog in

Magdeburg (Belagerung, Berennung ıc v. J. 1629-1631). 20 der Mitte des Jahers 1630 mit einem Heere von 20,000 M. gegen bie West Brandenburg, um Guflav Adolph vom weiteren Vorbringen abzuhalten, zibeend dee baierfche General Pappenheim Befehl erhielt, im Niederfachfen einzurufen und Magdeburg zu belagern. Diefe Stadt hatte kurz zuvor durch die Bemühungen des Adminiftrators, Markgrafen Chriftian Wilhelm wen Brandenburg, ein Bündnis mit dem Könige von Schweden geſchloſſen, und züflete ſich mit größter Thaͤtigkeit zum Kriege, den der Adminiſtratot mas zu woreilig gegen die Kaiſerlichen eröffnete. Im der erften Hälfte Au:

Überfirt er Wolmirftäde und Halle, und brachte einige Beute von dies nach Magdeburg zuric. Am 17. Auguft war General Dappenheim mit 3000 M. Fufvolt und 1400 Reitern in der Nähe von

Adminiftrators ſiel auf feinem Rückzuge von Stelle in einen Hin⸗

terhaft, welchen der Batferl- Oberſt Stolk demfelben gelege hatte. Die Mayr ſchlu⸗ ſich jedoch fo tapfer, daß der Verluſt auf beiden Seiten

der geringen, ihm untergeordneten Truppenzahl mußte ſich Pappenbeim darauf beſchraͤnken/ die häufigen Ausfälle der Magdeburger auf linten Eibufer zurüdzumeifen, ernftere Maafregein dagegen bis zur Anz

der Unterftügungen aufzuſchieben. Auf foldhe Weiſe verſtrich

SZahr 1630. untetdeſſen war General Tilly, der im Monat Januar inige Tage vor Magdeburg zugebracht und die Stadt recognoscirt , vergeblich bemüht geweſen, das nördliche Deutfchland gegen die Schwer deden. Gezwungen, vor den firgreihen Fahnen Guſtav Adolph's Jog er ſich gegen Magdeburg zurüd, wo er den 30. Mai mit Vorfape ankam, diefe Stadt zu unterwerfen, ehe es dem Könige Schweden gelänge, zu ihrem Entfage herbeizueilen. Durch Tilly's Ans ft war das vereinigte Heer der Kaiferlihen und Baiern auf 12,600 M. Bufoolt, 3100 Pferde und 86 Stud Gefchlig angewachſen. Zur Ers eigerrung der Verbindung. hatte Pappenheim bei Schoͤnebeck eine Schiff⸗ behlte ſchiagen laſſen. Die befoldeten Truppen des Adminiſtrators mochten tum 4000 M. zu Fuße und etwa 400 Meiter betragen; dagegen wurden fe darch die wohlbewaffneten. Bürger und durch die zahlreiche Zunft der Fie Aber umd Schiffer in allen-Unternehmungen kraͤftig unterftügt. Noch vor Az’s Ankunft hatte Guſtav Adolph den Oberften Dietrich von Falkenberg, einen tapferen, triegserfahrenen, ſchwediſchen Officier nach Magdeburg gefendet, um dem Adminiftcator mit Rath und That an die Hand zu gehen, und instefondere die Übereilten Entwürfe deſſelben einigermaßen zu mäßigen. Die SYanyen und Außenwerke von Magdeburg, welche die Stadt der Thaͤtigkelt und Umafidt dieſes Dfficiers verdankte, waren folgende: Auf dem rechten Eafer befanden ſich überhaupt vom Kreuzhorft bis gegen Krakau 5 Schan⸗ Fa, die von den Magdeburgern befegt wuren. Die Kreuzhorſtſchanze bei em Dorfe Prefter hatte 23 Mann Beſatzung; die zweite, Trog Pappens heim genannt, fo wie die dritte, der Magdeburger Succurs, waren jede von einem Lieutenant und 24 Dann befegt. Die vierte und ftärkfte, Trotz Xiky, hatte 1 Hauptmann und 80 Mann nebft 4 Geſchutzen zur Beſatzung z Ne fünfte lag zreifhen XZrop Tilly und Krakau, und war mit cinem Licus want und 20 M. befett. Die Verbindung zwiichen diefen Schanzen und er Boiifdyanze, weiche die Elbbrucke dedte, ward durch den Poften bei Krakau terhatten, ber aus 2 befefligten Thuͤrmen und 1 vorgefchobenen Fleſche beitand. dem kinten Elbufer lagen 3 Schanzen in einer Linie von Krakau bie die Sudenburg hin; fie waren mit 1 Hauptmann und 150 Mann

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so Magdeburg (Belagerung: Berennung 24 316291631).

befegt. Vor der weſtlichen Spige der Subenburg war die Mühlenfhanzge ' und mit 50 Mann befegt. Zur Sicherung der Eibbrüde was ren en auf dem rothen Dolm und auf dem Holzmarkte

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Trotz Pappenheim hatte mod; am mämlichen Tage daffelbe Loos. Am 9. April fielen der Magdeburger Succuts und Trotz Tilly nach ſchwacher Vers theidigung. Härter war. der Kampf um die legte Schanze; fie wies 4 Ans geiffe der Kaiſerlichen ab, und ward erft erobert, nachdem der darin befehs ligende Lieutenant durdy eine Stücktugel den Arm verloren hatte, Die Mannſchaft ward meift mit, den Kolben erfchlagen. Am 10. Aprit rückte Pappenheim gegen: ben feiten Poften von Krakau vor. , Nachdem die beiden Theme den Tag Über aus 5 Gefchligen befhoffen worden waren, ergab fid) die Befagung am Abende. Um nunmehr die Zollſchanze mit Erfolg angreifen zu können, machte Pappenheim dem General Tilly den Vorfchlag, bie Schanzen auf den 3 Infeln zu nehmen, und hierauf gegen die Brüde vorzugehen, wofelbft der Herzog von Holftein bereits die Laufgräben gegen die Zollſchanze eröffnet hatte, Tilly genehmigte diefen Plan, worauf bie Schanze auf dem rothen Holme nad 24ftündiger Beldiefung von den Magdeburgern geräumt, und von den Kaiferlihen befegt wurde. Gleiches Schiefal hatten kurze Zeit darauf auch die beiden anderen Infeln. Unter: deffen ward die Zollſchanze durch den Derzog von Holftein lebhaft beſchoſſen. Die Befagung, durch die Wegnahme der Inſeln bereits in der Flanke bes droht, wartete den Sturm nicht ab, und zog ſich in die Feftung zurück, nachdem fie die Brüden hinter ſich abgebrochen hatte, Tages darauf ward die Infelfchanze von 2 Gompagnien Kaiferlicher befegt, und gegen die Stadt zu geſchloſſen. Auf dem - linken Eibufer war es unterdefjen dem Grafen Mangfeld gelungen, ſich der drei bei Buckow gelegenen Schanzen zu bes mädptigen, und am 22, April wurde die vor der Sudenburg gelegene Muͤh⸗ lenſchanze von den Kaiferlichen erftürmt, und die Mannſchaft niedergemacht. Bu Ende des Monats April waren nunmehr alle Außenwerke in den Händen der Kaiferlihen. Tilly ertheilte daher dem General Pappenheim den Befehl, mit 5 Regimentern über die bei Schoͤnebeck gefchlagene-Schiffbrüde zu mars ſchiten, und im fogenannten rothen See, der Neuftadt gegenüber, ein ver— ſchanztes Lager zu beziehen. Da mit dem Verlujte der Schanzen für die Magdeburger zugleich auch der der Beſatzungsmannſchaft verbunden war, fo befchloß der Oberſt von Falkenberg, audy die Sudenburg und die Neu— ſtadt zu räumen. Wäre diefer voreilige Schritt ungefchehen geblieben, oder doch fo lange als möglich verzögert worden, fo ift es nicht unwahrtſcheinlich, dab Magdeburg feinem gräßlihen Schickſale entgangen wäre. Die Kaiferlis hen hätten längere Zeit gebraucht, ſich in den Beſih diefer ‚beiden Poften zu fegen, und dadurch wäre dem Könige von Schweden die nöthige Zeit vers ſchafft worden, feine Unterhandlungen mit den Sachſen zu beendigen und fofort zum Entfage von Magdeburg hetanzutücken.

Am 24. April ließ Pappenheim bie nur zur Hälfte abgebrannte Neus ſtadt befegen, und auf dieſer Seite die Laufgräben gegen: Magdeburg auf 4 Puncten eröffnen. Jetzt erft fah man eim, daß es Tilly mit der Erebe— rung der Stadt Ernft fei. Zu fpät wurden jegt die gerechten Vorwuͤtfe bes eudficptigt, welche Falkenberg dem Magiftrate ſchon feit längerer Zeit wegen

Magdeburg (Belagerung, Berennung ıc. v. J. 162D—1631). 31

der fchlechten Verpflegung der Soldaten gemacht hatte, fo daß ein großer Theil derfelben ſchon früher theild ausgeriffen, theils zum Feinde Üiberges gangen war. Eine genaue Zählung ergab, baß die Befagung kaum noch 2000 Wann Fußvolk und 250 Reiter regelmäßiger Truppen betrug. Fals kenberg verfammelte daher am 24. April die höheren Dfficiere der Beſatzung und vertheilte die einzelnen Puncte ber Etadt folgender Maßen unter fie: Er felbft bebiele fi) außer dem Oberbefehle der Feſtung die Vertheidigung des Baſtions Heydeck, von der Eudenburg bis zum Kröfenthore vor. Dem Ges neral Amflerroth ward: der Diſtriet von dem Kröfenthore bis an bas Fifcher: ufir zugewieſen. Die Vertheidigung des Fiſcherufers und der Elbe uͤbernah⸗ men die Magdeburger Fiſcher. Der Oberftlieutenant Troſt erhielt den Durdys fhnitt auf dem Holzmarkte und das Elbthor, während der Adminiftrator nebit dem Oberſtlieutenant Lorgius die Sudenburger Seite bis zur Baſtion Heydeck vertheidigten. Die Buͤrgerſchaft warb nach den 18 Bierteln, in welche die Stadt zerfiel, abgetheilt. Den Tag über mußten fie alle auf den‘ Waͤllen fein; während der Nacht ward die Hälfte in ihre Wohnungen ent: laſſen. Die Soldaten ftellte man auf die gefährlichlten Puncte; alleit von den Bürgern wurde die Vertheidigung der Stadt viel zu lau betrieben. Die Reicheren fandten ihre Vedienten, flatt ihrer, auf die Wache; badurch wur: den die Armen aufgebracht, und fo ſchlich fid) nad und nad der Geiſt der Traͤgheit und der Unordnung ein, welchem Falkenberg vergebens zu ſteu⸗ en ſuchte.

um indeſſen durch allzu große Unthätigkeit bie Lage der Stadt nicht zu verratben, wurden mehrere Ausfülle gemacht, durch welche die Kaiferlichen einigen Verluſt erlitten. Eine Aufforderung Zilly’s zur Uebergabe der Stadt ˖ wurde am 27. April Eräftig zuruͤckgewieſen. Pappenheim, defien raſchem Muthe die Belagerung zu lange dauerte, hatte ſich unterbeffen dem trodes nen Etadtgraben genähert, und glaubte bier, wo ec fid unter dem Schuſſe befand, nicht mehr viel beforgen zu dürfen. Allein die Magdeburger brach⸗ ten mit vieler Anjtcengung ein Geſchuͤtz auf den Thurm über dem Thore, und richteten mit diefem großen Echaden unter den Feinden an. Die ganze Seite vom Kroͤkenthore bis zum Baſtion Heydek blieb unangegriffen, weil die Stadt auf diefer Seite am beften befeftige war; nur Reiterpoſten unterhiels ten bier die Verbindung mit den übrigen Zruppen.

In der Nacht vom 1. zum 2. Mai eröffnete Pappenheim das Feuer aus einer Brefchbatterie, die jedoch durch die Geſchuͤtze der Stadt wieder zum Schweigen gebracht wurde. Dierauf warfen die Kaiferlihen in der Neu: lade 4 Batterien auf, und dirigirten ihr Feuer aus 16 Karthaunen gegen das Mauerwerk. Schon an diefem Tage war Alles zum Sturme bereit, und 20 Mann, denen e8 gelungen war, bis in den Graben zu kommen, hatten bereits die Leitern angelegt. Da jedoch die Magdeburger gerade auf diefem Puncte einen Ausfall machten, fo wurden die Kaiferlichen wieder zurüdges trieben. Um diefe Zeit waren einige ſchwediſche Streifcorpe, welche Guſtav Adolph's Vorhut bildeten, bis Zerbft vorgedrungen, während zu gleicher Zeit Kurfachlen und die evangeliihen Stande große Kriegsrüftungen machten. Aus diefen Gründen befchleunigte Tilly die Belagerungsarbeiten nad Kräfz ten, um nicht darin von den Schweden geftört zu werden. Allein auch nad) Magdeburg war die Kunde von Guſtav Adolph's Nähe gedrungen. Statt auf diefe Nachricht die Wachſamkeit und den Eifer zu verdoppeln, ließen bie Magdeburger in beiden immer mehr nad); felbft die ungewöhnliche Thätigs kit des DOberften Falkenberg war nicht mehr im Stande, die Drbnung We ju handhaben, wie es die dringenden Verhaͤltniſſe erforderten. Yrvar mad

Magdeburg (Belag: ¶Berennung 1.0: 8.1029-1081).

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plögtic auf. ob aus Lift, um die Magdeburger ſicher zu machen, oder wegen des zu befuͤrchtenden Entfages von Seiten der Schweden, ſcheint zu entfceiden. Dbgleih man in der Stadt, der Meii war, Kill)

ſchicke ſich zum Aufbruche an, fo wurden dennod) diefe Nacht bie Was hen mit verdoppelter Genauigkeit aufgeftellt, und fogar die Reiterei mußte abfigen, und den Dienft des Fußvolkes erfegen helfen. Am Abende des 9. Mais hielt Tilly einen Kriegerath, im welchem die Frage zur Abftimmung. gebrecht wurde, ob ein Sturm zu tagen: fei, Da fi noch an feiner Stelle der Feſtung eine hinlängliche Breſche befinde. Tilly felbſt war der entgegens gefegten Meinung; allein ein kaiſerl. Oberſt, deſſen Namen die Gedichte nicht aufbewahrt hat, erinnerte am den Fall von Maftricht, worauf Tilly am Morgen des 10. Mai’ einen Sturm zu wagen beſchloß. Die Streits räfte, mit denen diefer unternommen werben follte, und ihre Leitung war sen auf dem verſchiedenen Puncten folgender Mafen vertheilt: Der Graf vom Pappenheim follte mit 3 Negimentern von der Seite der Neufladt, der Herzog von Holftein das Hornwerf vor dem Kröfenthore, der Graf von Mansfeld das Baftion von Heydek, Tilly endlich das neue Werk auf dem Holzmarkte angreifen. Das grobe Geſchuͤtz follte das Zeichen zum Sturm geben. Am Morgen des 10. Mai’s, vor Tagesanbruch, ließ Tilly, bes noch immer das Miflingen des Unternehmens befürchtete, abermals Kriegs: rath halten, im welchem feine Bedenklichteiten zwar befeitigt wurden, doch

virzögerte ſich der Angriff dadurd um 2 Stunden. Es war Morgens 7 _ Uhr, als der Oberſt Falkenberg von der Ronde zuruͤckkehtte und nach dem. Rathhauſe ritt, um den frindl. Trompeter, der am 7. Mai in die Stadt eſchickt worden war, abzufertigen. Won jedem Poften hatte ſich um diefe eit die Hälfte der Bürger und Soldaten in ihre Quartiere begeben; bie Zurüuͤckdleibenden wurden groͤßtentheils von Mattigkeit übermannt, und. über: tiefen fih, am hellen Tage feinen Ueberfall befürchtend, dem Schlafe, als ploͤblich das feindliche ſchwere Gefchli das Zeichen zum Sturm gab. Pap: penbeim war der Erfte, welcher mit den Magdeburgern handgemein wuͤrde. Unter dem Feldgefchrei: „Iefus Maria!” führte er fein Fußvolk, dem auch die abgefegte Neiterei folgen mußte, zum Sturme vor. Der äuferfte Poften von 15 Mann wurde über den Haufen geworfen, und fo lebhaft verfolgt, daß ſich Pappenheim ſchon im feindlichen Eleinen Gewehrfeuer befand, als der Oberſi von Falkenberg: ſich ihm entgegenwarf, und ihn mit Verluft von 100 Mann wieder zuruͤcdraͤngte. Während diefer Ereigniffe hatte der Oberſt Wangler den Poften am der hohen Pforte überwältigt, Überftieg mit den Seinigen den Wall, und drang von biefer Seite in die Stadt ein. Fals #enberg, ber den Andringenden kuͤhn entgegenrüdte, wurde im entſcheidenden Augenblide von einer Stuͤckkugel niedergeriffen. Die Sturmglode hatte un: terdeffen die Bürger zur legten verzweifeinden Gegenwehr aufgerufen. Auf der andern Seite, wo der Herzog von Holftein das Hornwerk angriff, leiz Reten die Magdeburger hartnädige Gegenwehr, bis fie endlich von 4 Negi:

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en, un er SH Im Bern der Angriff" auf den tger fahen, daß die, Stadt Femden Megtburyr na der Ole ar * und einen Ent 5 den Strafen auffab um 11 Uhr waren und die zügellofen Scharen der ————— ‚Hände fiel, gemordet, das weibliche Geſchlecht gefchändet. Kaiſerlichen am es fich zu greifen, daß ſich

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"wurden. Tages darauf firömten die fei

, um die verfchhtteten Keller

gegen 1000 Menſchen, gröftentheils Weiber und Hnder, geflüchtet, und waren hier drei Tage ohne alle Nahrung geblieben. Am Abend des 3. Tages fendete Tilly einige Trommelſchlaͤger durch die wermüfteren Strafen, und ließ allen noch Lebenden Pardon anbieten. Die Beiden der Gerödteten wurden in bie Elbe geworfen, und von fämmtlichen Bürgern der flart bevölkerten Stadt, entfamen nur etwa 400 dem Tode. Am 4. Mai Hielt Tilly feinen Einzug in die Stadt, und befahl zu gleicher Beier, daß die Plünderung aufhören follte. Am 15. Mai ordnete er in der Demkiche einen allgemeinen Gottesdienft an, dem alle höheren Dfficiere simohnten. Nach Abfingung des Te Deum wurde das eroberte Geſchuͤtz, © Stüde an der Zahl, dreimal losgebrannt. Die Kunde von Magdeburg's dertörumg mad 42tägiger Belagerung ‚verurfachte im ſchwediſchen Lager she Deftürzung. Guſiav Adolph, der von allen Seiten Vorwürfe uüber die Samgfamkeit feiner Bewegungen hören mußte, fah ſich genöthigt, eine Scaricheift bekannt zu machen, worin er deutlich auseinanderfegte, aus weiden Gründen es ihm unmöglich gewefen war, zum Entfage von Mag: iturg berbeizulommen.

(Bergleihe: Theatrum Europaeum, und Kriegsſchriften, herausgegeben som baieriichen Dfficieren, II. Heft. Im 1. Hefte der Zeitfejrift für Krieges fienicpaft, Jahr 1823, befindet fid neben der vollftändigen Beſchteibung Ir Belagerung von Magdeburg aud) ein vollftändiger Plan.)

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Stotade und Uebergabe 1806.

Bu den heldenmüchigen BVertheidigungen im 16. und 17. Jahrhun⸗ Ierte follte Magdeburg im 19. ein trauriges Gegenftüd liefern. Auch diefe wiege Feilung, der Eentralpunkt der preuß. Monarchie, capitulicte wenige

Wütaie:Eons.Arsicon. V.B0- ch

s Magdeburg (Blokade und Ucbergabe 1806),

Wochen nah der Schlacht bei Jena nad einer 14taͤgigen Blokade und einem ganz leichten Bombardement.

Schon feit mehreren Jahren befchäftigte man fih In M. mit dem Gorrectionsbau der Feſtung, und wollte hauptſaͤchlich die weitläufigen Außen: werte derfelben einziehen. Als der Ausbrucd des Krieges mit Frankreich nicht mehr zweifelhaft war, kam die Ordre: mit Einreißung der Feftunge- werte Einhalt zu thun, ſich an die alten Werke anzufchließen, den neuen Bau zu endigen und M. in completten Vertheidigungszuſtand zu ſetzen. Dieſer Befcht kam in der Mitte des Monats Auguſt 1806 in der Feftung an, und durch die Thätigkeit des damaligen Ingenieur de la place, Haupt: mann von Kleift, weldyer alle Zimmerleute und Maurer in Beſchlag neh: men, und noch eine Menge Arbeiter vom Lande anftelien ließ, wurden bie wicdhtigften Arbeiten noch vor Anfang der Blokade greendet.

As der Fuͤrſt von Hohenlohe mit dem Reſte der gefchlagenen und ge: fammelten preuß. Armee vor M's Thoren erihien, kam er noch an dem: felben Abende mit dem Gouverneur, General der Infanterie von Kleift, über die daſelhſt zuruͤckzulaſſende Befagung überein. Nach dem am andern Morgen (d. 21. Dectbr.) erfolgten Abmarſch der Armee ruͤckten auch die zur Beſatzung von M. beflimmten Regimenter in die Stadt. SDierauf machte der Ingenieur, Hptm. v. Kleift, fogleich die Eintheilung der Garniſon, und beflimmte ihre Allarmpläge bei einem Angriffe Die Feſtung wurde in 4 Brigaden folgendermaßen vertheilt: Die 1. Brigade begriff die Vorſtadt Neuſtadt und die Hauprfeftung vom Baſtion Preußen bie zum Krößenthore in fih), und mar dem Generalmajor von Renouard zur Vertheldigung über: geben. Zur 2. Brigade gehörten die Feſtungswerke der Hauptfeftung vom

Krökenthore bis Baſtion Anhalt unter dem Generalmajor v. Alvensleben. |

Die 3. Brigade enthielt die Feſtungswerke der Dauptfeitung vom Baſtion Anhalt bis zur Elbe oder Poft Steve, wozu noch der Stern, das Klofter Berge und das Dorf Budau gehörte, und wurde vom Generalmajor von Tſchepe befehligt. Die 4. Brigade beftand aus der Gitadelle, der Thurm⸗

fhanze, den Eibinfeln und dem Dorfe Krakau, unter dem Generalmajor

von Schack.

Die Berbefferungen an den Feſtungswerken wurben überdieß mit gro: fer Thaͤtigkeit betrieben, und ein gleichzeitiger Echrifrfteller behauptet, daß der Augenblick der Uebergabe gerade in dem Zeitpunfte eintrat, wo fidy SM. in dem ftärkften DVertheidigungszuftande befand. Als die Feſtung durd) das Blokadecorps des Reichsmarſchalls Ney von allen Seiten eingeſchloſſen war, verſuchten die Franzoſen einen Angriff auf die Neuſtadt, welcher adec abgefhlugen wurde. Des andern Morgens erneuerten fie felbigen, doch mit nicht beſſerem Erfolge. Ein Detafhement feindt. Cavalerie, welches fih an demfelben Morgen in einer Entfernung von 3000 Schritten bliden ließ, ward zucifgetrieben, und eine Kouragirung, unter Leitung des Huſaren⸗ rittmeifters Damm, glüdlih ausgeführte. Inzwiſchen konnten die Franzo⸗ fen, welche durchaus kein Belagerungegefchüg mit fic führten, etwas Ernſt⸗ liches gegen die Feſtung nicht unternehmen ; beffen ungeachtet verbreitete ſich am 7. Novbr. unter der Garniſon das Gerücht, der Gouverneur unters handle mit dem Feinde. In der That wurde auch den folgenden Tag Die Ablieferung der fcharfen Patronen befohlen, und am 11. Magdeburg an den Marfhall Mey übergeben. Die Gapitulation beftand aus 18 Artikeln und 8 Zufägen, wovon Folgendes die Hauptpunkte waren: Die Stadt, Gitadelle und Feitungswerte von Magdeburg werden den Zruppen dee ©.

eecorps mit ihrer Artikerie, Munition, Magazinen, Vorrathen aller

Magdeburg (Blokade und Ereigniffe 1818 und 1814 ıc). 85 Jet und allem. Staatseigenthume darin Übergeben. Won beiden Seiten wer: den Commiffarien ernannt zur Abfaſſung des Verzeichniffes und zur Uebers Ueferung der Depots von Planen, Karten, Papieren, , Artillerie, Kriegsmunition, Proviant, und von Allem, was zum Staatseigenthum ges bir. Den 10. Movbr. Nachmittags wird das Ulrichsthor den Franzofen eingeräumt. Am 11, Novbr. matſchitt die Garnifon mit klingendem Spiel, Fahnen und 30 Feldftüden durch gedachtes Thor, ſtreckt das Gewehr, und bie Gavalerie liefert ihre Waffen und Pferde ab. Die Soldaten werden mac Frankreich; abgeführt, die Dfficiere find Kriegsgefangene auf Ehtenwort, wor ihrer Auswechfelung nicht zu dienen. Die Dfficiere behalten ihre Des sen, Bagage und Pferde, die Soldaten ihre Xornifter und Mantelfäde. Die Verwundeten und Kranken £önnen bis zu ihrer Genefung in Magder durg verbleiben, und werden auf Koften der Stadt verpflegt. Im der Wer: waltung und der gegenwärtigen Verfaffung des Landes wird nichts geändert; die Dbrigkeiten fegen ihre Verrihtungen fort umd erhalten den Schutz der feanzöfiiden Armes. Dem Gouverneur, General d. Kleiſt, fteht «8 frei, wenn er es für gut findet, einen Dffiier an feinen Landesfürften zu ſen⸗ den, um demfelben von ber gegenwärtigen Capitulation Nachricht zu geben.

Im 31. franz. Bülletin d. d. Berlin v. 12. Novbr., heißt es: „Die Befagung von Magdeburg hat am 11. diefes um 9 Uhr Morgens vor dem AÜrmercorps des Marſchalis Mey defilirt. 20 preuß. Generale, 800 Offi⸗ irre, 22,000 Mann an Gefangenen, worunter 2000 Artilleriſten, uͤberdieß 54 Fubnen, 5 Standarten, 800 Kanonen, 1 Million Pfd. Pulver, eine große Brüdenrquipage und eine außerordentliche Menge von Artilleriegerärh Find erbeuter.” Man hat zu jener Zeit behauptet, daß befonders die Gar pitufariom des Hohenlohe ſchen Corps zu Prenzlau (amı 28. Octbt.), welche dem General won Kleiit die Hoffnung eines Entfages benommen, ihn zur Urdergabe bewogen habe. Hiernachſt hätte er auch den gänzlihen Ruin eis mer blühenden Stade durch ein Bombardement verhindern wollen. Wie dem nun ſel, fo ift gewiß, daß, wenn durch den Fall von Stettin und Cüs Hin die Feinde Meiter der Dder wurden, ihnen durch den Befig von May: deburg der Weg nad) Südpreußen gegen die Weichſel offen ftand, und ihre Hüfsquellen ſich dadurch in dem Maße fleigerten, ald tie der Preußen und Ruffen gefhwächt wurden. Auch mußte Napoleon, wenn M. nicht die More öffnete, wenigſtens 30,000 Mann zu deſſen Beobachtung zurüdlaffen, und härte mit feiner durch biefen Abgang geſchwaͤchten Armee es wohl taumı gewagt, Ende Decbrs. über die Weichfel zu gehen und den Ruffen bei Yaltust eine Schlacht zu liefern.

(Bergt. Der Feldzug der Franzoſen und alliicten nordifchen Völker im Jahre 1806 und 1807. Herausgegeben von Friedrich v. Cöln. 1. Theil. Rripjig, 1809. Victoires et conquetes, desastres et revers des Frangais etc. Tom. 16 und 17. Minerva, Jahrgang 1806 und 1807. Bulletins der gro— fen Armee.)

Blokade und Ereigniffe in den Jahren 1813 und 1814 bis zur Uebergabe der Feſtung an die Lönigl. preuß. Truppen.

As die verbündeten tuſſiſ. und preuß. Deere im Fruͤhjahre 1813 in wei von einander getrennten Corps fidy der Elbe näherten, verlegte ber Birkönig von Italien fein Hauptquartier am 21. März von Leipzig nach Magdeburg, verfammelte hier die Corps ber Generale Lauriſton, Grenier und des Marfhalis Victor, zufammen ungefähr 35—40,000 Mann, mit ROI M. Reiterei und 40 Kanonen, faßte den Entfhluß, mit diefer Macht auf das rechte Ufer dep Elbe vorzurüden, die herantudende Armee des ruſſi⸗

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260 Magdeburg (Blokade und Ereigniffe 1813 und 1814 x.).

ſhen Generals der Cavalerie, Grafen Wittgenſtein, zu ſchlagen, auf jeden Fall ihre Vereinigung mit der des Generale Bluͤcher zu verhindern, welche gleichzeitig von dem Marfhall Ney angegriffen werden follte, und nad) Bes finden der Umftände auf Berlin loszugehben. Am 23. März verließen die Franzofen zu diefem Endzwecke Magdeburg, waren am 26., 15,000 Mann ſtark, bis nach Hohenziaz vorgerüdt, gingen aber, nachdem fie am 28. Re: cognoscirungen bie Lohburg und Goͤrtzke unternommen, mehrere Brüden, und insbefondere die bei ber Neuftade Magdeburg gefchlagene Schiffbrüde zeritöre hatten, nah M. zurüd. Den 7. Aprit wurde die Feſtung durch einen Theil der Divifion von Bülow auf dem rechten Elbufer eingefchlofs fen. Den 13. April madıten bie Franzofen mit 1000 Mann, unter dem General Vaſſimont, einen Ausfall gegen Biederig zu, um Deu in die Fe⸗ ftung zu ſchaffen, wurden aber, ohne ihre Abficht erreicht zu haben, mit Verluft zurüdgeworfen. Den 24. April wurden die preuß. Truppen bes Blokadecorps durch ruffifhe vom Corps des Generallieutenautse Woronzom abgelöfet.

Da in Folge der Schlachten bei Lügen und Bautzen und des darauf folgenden Waffenſtillſtandes M. entfegt worden war, fo erfchien erft nad) der Schlaht bei Groß: Beeren (den 23. Auguft) den 31. Auguft eine kleine Abthrilung von 2 Comp. Infanterie, 50 Pferden und einer Kanone bei Körbelig und Waltersdorf, um die Feſtung zu beobachten. Diefe Abs theilung, welche unter den Befehlen des Majors von Grollmann fand, wurde den 3. Septbr. durdy eine Abtheilung, unter dem Überften Boguslawsky, verftärkt. Nach der Schlacht von Dennewig (den 8. Detbr.) erhielt der preuß. Generalmajor von Puttlig den Befehl, M. auf dem rechten Elbufer einzufchließen ; er näherte fich den 14. Septbr. der Zeitung mit 5 Bat. und 2 Escadr. Landwehr, einem Kofatenregimente und einer Gpfündigen Fußbats terie. Zu gleicher Zeit traf der Oberfllieutenant von Marwig mit einem preuß. Landwehrinfanterie- und einem Gavalerieregimente ein, und wurde bei Ferchland aufgeftellt, bis er fpäter auf das linke Ufer der Elbe überging, wo zugleich einige Kofakenregimenter fanden. Die Garnifon von M. war um dieſe Zeit wieder beträchtlich ftart, da von Welel aus, über preußifch Minden und Braunfchweig, eine Colonne von allen Waffengattungen, 8000 IM. ftark, unter dem Divifionsgeneral Lemoine dafelbft eingetroffen war. In der Nacht vom 16. zum 17. Dechr. gingen 2 Comp. Spanier aus der Seftung über. Won diefer Zeit an bis 4 Wochen nah der Schlacht von Leipzig ereignete fih vor M. nichts von Erheblicykeit, außer daß der franz. Gouverneur, Divifionsgeneral Lemarrois, Mitte Novembers alle deutfchen Trups pen entwwaffnen und ‚auf das linke Ufer der Elbe aus der Feftung bringen - ließ. Bei einer Souragirung am 20. November wurden die preuß. Vorpo⸗ ften bis nach Wahlitz zurüdgedrängt; ein Ausfall am 10. Decbr. aber führte zu keinem WRefultate. Bu Anfang bes Jahres 1814 war M. durch nach⸗ fiehende XZruppentheile blofirt: Auf dem linken Ufer der Elbe fland das Corps des preuß. Generlt. von Hirfchfeldt, 4 Inf. Regim., 6 Escadr. preuf. Landwehr und 14 Gpfünd. Batterien; ferner unter dem ruſſ. Generalmajor Roſſy 7 Bat. Inf., einem tatar. Ublanenregimente, und 18 Stud Ges fhüge; auf dem rechten Eibufer ftand die Brigade des preuß. Generalmaj. von Puttlig, 3 Infanterieregimenter und 6 Escadr. Cavalerielandwehr nebft einer Gpfündigen Fußbatterie. Die Stärke der Beſatzung belief fih um dieje Zeit immer noch auf 16 20,000 Mann, worunter 800 M. Reiterei. Munition war binlänglih vorhanden, und mit Lebensmitteln die Feſtung noch auf neun Monate verfehen. Der Gouverneur ſchien Übrigens zu einer

Magister equitum. 3

bertmädigen Vertheibigung entſchloſſen. Am 1. April unternahmen die Franz jefen einen Ausfall mit 8000 M. und 20 Kanonen in 3 Golonnen, auf den 3 Hauptſtraßen nach Wolmirftedt, Kleins Dttersteben und Reipzig. Es kam auf allen Puncten zu heftigen Gefechten, befonders im der Nahe von Kieins und GroßsDrtersieben ; ſchließlich wurden die Franzofen mit einem Verfufte von ungefähr 300 Todten und Verwundeten nach der Feflung zu: rhdigemorfen. Das Einfcliefungscorps beftand zu dieſer Beit aus 38 Bar., 33 Escadr., und 5 Gpfündigen Fufbatterien, nebſt einer halben ceitenden. Bon einer ernftdaften Belagerung konnte alfo unter diefen Werhältniffen nicht die Rede fein. Indeſſen erhielt der Graf von Tauenzien, Oberbefehls- bader der Dlokadecorps aller Feltungen in Sachſen und Wefiphafen, bie Maczeiht: es habe der Kaifer Napoleon ſowohl dem Marſchali Davouſt in Hamburg, als dem Gensral Lemarrois in M. aufgetragen, mit dem größ⸗ sen Zheile ihrer Vefagungen ſich zu vereinigen und eine Diverfion zu ma— Sen. Der Graf von Tauenzien verlegte deßhalb am 10, April fein Haupt: Sartiet nah Dundisburg unweit M. Am 14. d. M. erhielt man die erfte Mahricht der Einnahme von Paris; am 16. begannen in Folge biefer die Unterhandlungen, und am 23, wurde ein Waffenftiliftand abgefhfoffen, nach weichen die Garnifon die neue Regierung in Frankreich) anertennen, und Die Stadt fogleid) geräumt werden folle, fobald von der franz. Regierung Der Befehl dazu eingehen würde. Am 4. Mai theilte der Gouverneur die weiße Kokarde aus, und die Truppen huldigten dem Könige Ludwig XVII; am 6. Mai erhielt der General Graf von Zauenzien vom Könige von Preu⸗ Sen die Bollmacht zur Beſihnahme von M., und es wurde eine Gommiffion zur ernannt, [ Am 14. Mai ward eine Uebereinkunft abgeſchloſſen, nach melder die

vom dem Genttal Grafen Lemarrois auf 18,000 M. angegebene Befagung, mit 54 Stüd Feldgefhüg und den dazu gehörigen Munitionswagen, in 3 Golonnen die Feftung dergeftalt verlaffen follte, daß die legtern am 23. Mai ausziehen würde. Am 24. hielt der Graf von Zauenzien an der Spitze dis größten Theils des Blokadecotps feinen Einzug in M., das nach fieben Zahren wieder unter feine frühere Regierung zurüdkehree. Man fand in Wer Feſtung: 841 Feuerfchlinde, worunter fi 705 metallene Kanonen und 5 Stuck Feldgeihüg befanden; an Zeuergewehren aller Art 30,000 Stud, 8450 Etnt. Pulver, und fehr viele Eifenmunition, 3000 Wispel Getreide; "00 Etnt. Mehl, und 6000 Etnr. gefalgenes Fleiſch. Der preuß. Gene: talmajor von Horn wurde zum Gommanbdanten ernannt, und das 6. und

T. turmärt.:Landw.:Infant. Regim. vorläufig zur Befagung beflimmt. Gergl. Magdeburg während der Blokade im Jahre 1813; Piotho, der Reg in Deutſchland und Frankreich in den Jahren 1813 u. 1814. 1.—3, X. Giz.

Magister equitum war der Titel für ben Oberbefehlshaber der römi:

fen Heiterei, weicher zugleich) die Würde einer außerordentlichen höheren Masifkcatsperfon enthicht. Der Regel nady gab es nur im Kriege Magistri eqeitem, und zwar nur dann, wenn man einen Dictator ernannt hatte, weit es dieſem allein oblag, ſich aus den Männern von confularifchem oder rrãtoriſchem Range einen Befehlshaber zu wählen, der unmittelbar unter üen Rand, und eigentlich die Reiterei, ausnahmeweife aber wohl auch ſelbſi— Rändige Corps commmandirte. X3urde vom Volke ein Dictator außer Kriege: yiten ernannt, fo gab «6 auch keinen magister equitum. Man glaubt, dab der Befehlöhaber der Reiterei faſt eben die Ehrenzeichen gehabt hate, wie der Dictator, nämlich, die toga praetexta, ſechs Lictoren x. Uebrigene

3 Magiftrale Magnefia (Schlacht 190 v. Chriſtus).

konnte er fich er fich eines Meitpferdes bedienen, was bem Dictator nur im Felde erlaubt war. Won’ den beiden Magistri militiae hieß der die Meiterei befehligende wohl audy bisweilen Magister equitum. Die Magistni mili- tiae kamen erft nad den Zeiten des Kaiſers Alerander Severus auf; fie waren die erften Befehlshaber der römifchen kaiſerl. Armee. Anfangs gab e8 ihrer nur zwei, von denen der eine den Oberbefehl über das Fußvolk, der andere über die Meiterei erhielt, doch fo, daß keiner ausfchliefend an eine diefer Truppengattungen gebunden war. Als das roͤmiſche Reich in das öftliche und meftliche zerfiel, wuchs die Baht der Magistri militiae bie zu vieren an, und in ber Folge fogar bis zu achten. Unter ihnen ftanden 35 Unterbefehlshaber, von denen bie erften Comites, bie übrigen Duces hießen, und von denen 3 in Britannien, 6 in Gallien, 1 in Spanien, 1 in Stas lien, 5 an der obern Donau, 4 an der niedern, 8 in Afien, 3 in Aegyp⸗ ten, und 4 in Afrika commandirten. Der Magister officiorum war zu der Zeit der römifchen Kaifer einer der fieben illuſtten Beamten des Pala⸗ ſtes, hatte als Oberrichter des Palaftes neben ber Aufſicht über die Kanz⸗ leien bes Kaiſers und deſſen Geheimfchreiber nody die über die Poften und Arfenale des Reiches. Auch befehligte der Magister officiorum die 3500 Armenier, welche man nad Abfhaffung der Prätorianer in römifchen Sold genommen hatte. c

Magiſtrale (la ligne du cordon, ou ligne magistrale) nennt man in der Feftungsbautunft diejenige Linie, welche die Form des Hauptwalles und eben fo auch der andern Feſtungswerke angibt. Sie bezeichnet die Grenze des innern Srabenrandes, fo daB Wall und Bruftwehr von ihr einwaͤrts, der Graben hingegen auswärts getragen wird. Einige neucre Ingenieure haben aber auch, fo wie es bei Feldbefeftigungen gefchieht, Me Gonitruction von der Seuerlinie (f. d.) ausgeführt, oder diefe als Magiſtrale angenommen.

Magnano, Schlacht den 5. April, fiehe Ifola bella Scala.

Magneſia, ehemals eine Stadt am Fuße des Sipylusgebirge in ber Meinafiatifhen Provinz Lydien.

Schlacht zwifhen den Römern unter Scipio Aftaticus und dem Könige von Syrien Antiohus, am 11. December des Jahres 190 v. Chriſtus.

Antiohus der Große, König von Syrien, ehrgeizig unb unterneb: mend, hatte den Römern den Krieg erklärt, und ſich der Aetolier gegen Nom angenommen. Aber anſtatt ſich thätig zum Kriege zu rüften, lebte er in Ephefas feinen VBergnügungen und kümmerte fid wenig, al& er börte, daß der römifche Deerführer Lucius Scipio ihn in Afien anzugreifen gedenke, weil er fi) auf feine Seemacht verließ, die der berühmte Hannibal führte. Aber feine Erwartungen täufchten ihn; Scipio ging ohne Wibderftand über den Dellespont, verwarf des Antiohus Friedensvorfchläge und nöthigte end- lid den Feind, den er eine Zeit lang vor ſich hertrieb, bei Magnefia eine Schlacht anzunehmen. Die Armee des Antiohus betrug 30,000 Mann zu Fuß, 12,000 Reiter und 54 Elephanten, bie römifhe, an Zahl geringer, aber an Muth und Disciplin überlegen, die Verbündeten mit eingefchloffen, nur 30,000 Mann. Ein dichter Morgennebel lagerte am Tage der Schlacht auf dem Kampfplage; er hatte die Bogenſehnen, Schleudern, und die Rie: men der Wurffpieße erweicht, und hinderte die Ausficht fo fehr, daß die ſy⸗ rifhen Anführer ihre weit ausgedehnte Schladhtordnung nicht überfehen konn: ten. Antiohus hatte auf dem linken Flügel in erfter Linie feine Sichelwagen

Magnet, Magnetnadel. Mago. N

aufgeſtellt, um dadurch die Gegner in Unordnung zu bringen. Aber ber den Römern verbündete Eumenes (f. d.), König von Pergamus, die Fecht⸗ art der Syrer kennend, kam dem Angriffe der Kriegewagen mit dem rechten roͤmiſchen Flügel zuvor. Unter anhaltendem Feldgeſchrei rüdte er mit dem tertiihen Schuͤtzen, den Schleuderern und feinen Wurfpieße führenden Wei: tern gegen die Wagen vor. Die Pferde derfelben wurden ſchen, wendeten um, gingen duch, und zerriffen die eigenen, hinter ihnen flehenden Trup⸗ sen, welche die römifche Reiterei nun anfiel und vollends durchbrach. Die übrigen heile der foriihen Schlachtlinie vernahmen das Gerös auf ihrem Inten Flügel, weldyes ſich bald auch hinter der Rinie verbreitete und eine Gefahr im Rüden andeutete, die jedoch der Nebel nicht zu erkennen und zu beurtbeilen erlaubte. Inzwiſchen aber hatten auch die römiichen Legionen Ne Mitte des feindlichen Gentrums durch die in die eigenen Reihen zu: tüdgetriebenen Elephanten in Verwirrung gebracht, und der linke römifche $lügel, Anfangs zwar gefchlagen, nad erneuertem Angriffe die Riederlage des ganzen ſyriſchen Heeres vollendet. Diefes floh in das verfchanzte Lager mul, welches von den Römern mit Sturm erobert wurde. Die Sprer verloren an Todten 15,000 Dann zu Fuß, und 4000 Reiter, an Gefan⸗ genen 1400 Mann, und 15 Elephanten. Die Römer folln nad Livius nur 300 M. zu Fuß, und 25 Reiter verloren haben. Antiochus machte uns tee fchimpflihen Bedingungen Friede, zahlte 13,000 Zalente Kriegskoften, trat alle europaͤiſchen Befigungen und bie afiatifchen bis an den Taurus ab, fielte Geifeln, und verfprach, den Dannibal auszuliefeen. Scipio, des Afris kaners Bruder, erhielt den ehrenden Beinamen: Ajiaticus. (Vergl. Livius XXXVII, 37 ff.) C..

Magnet, Magnetnadel. Der Magnet iſt ein Eifenerz, das in mehreren reichhaltigen Eijengruben und felbft am Harz gefunden wird. Er sieht bas Eifen an und zeigt, ſchwebend aufgehangen, mit einerki Puncten nach einerlei Weltgegenden. Diefe zwei Puncte heißen die Pole. Beftreicht man nun Eifen mit einem Magnet, fo theilt ſich fotchem die magnetifche Kcaft mit. Eine Magnetnadel, wie fie ſich 3. B. in einer Bouſſole (ſ. d.) befindet, wird von dem feinften Stahl gemacht, und dergeflalt mit einem Magnet geftrihen, daß der Theil, welcher nad) Süden zeigen foll, mit dem Nordpol des Maynets, und der, welcher nady Norden zeigen folk, mit dem Suͤdpol des Magnets geftrichen wird. Die Abweihung der Mag: netnadel ift in gewiffen Gegenden immer oder doch kange Zeit diefelbe, und da ſolche befannt ift, fo kann man dadurch nicht irrre geleitet werden.

M. S

Mago, fo wie Hamilkar, Hanno, Hannibal und Hasbrubal, ein Name, der in der karthagifhen Sefchichte mehrfach vorkommt, und mehrere br: rühmte Männer bezeichnet. Ein Earthagifcher Feldherr dieſes Namens zeich: nete ſich im Kriege gegen den älteren Dionyſius von Sicilien aus, erfocht einen bedeutenden Sieg bei Satana (f. d.), und belugerte Syrafus. Nach des Imilko Rückkehr nad) Afrika, befehligte er das Landheer, und blieb in cinem Treffen gegen die Sicilianer. Der Sohn des Vorigen, gleiches Na: mens, gab feinem Vater an Tapferkeit nichts nach, und erhielt auch den Oberbefehl in Sicilien, mo er dem Dionys bei Kronion cine völlige Mie: serlage beibrachte. In der Folge nahm er Antheil an der Unternehmung Zimoleon’d gegen Dionys, entfloh aber, weil er feinen griechifchen Mieth⸗ truppen nicht fraute, und entleibte fih in Karthago. Der Beruͤhmteſte die: ſes Namens ift der Sohn des Hamilkar Barkas und Bruder des Hanni: al. Er begleitete diefen auf feinen Feldzügen in Spanien und Stalien,

feinem Senathauſe einen Haufen goldener Ninge der erſchlagenen römifchen Ritter zuc Veftätigung feiner Ausfage aufſchutten lief. Darauf entfendeten ihn die er mit 20,000 Mann zu Fuß und 4000 Reitern nad) Spa= um bie dortige Armee unter den beiden Hasdrubals (f. d.) zu vers fäcken. Mit der Earthagifchen Hauptarmee vereinigt, führte er in ben Schlach⸗ gegen die Nömer 'meiftens die Neiterei, hatte am einzelnen Siegen ic, erlitt: aber bei Iliturgis (Ilurgia) eine Hauptniederlage. Neue Trup— zu werben, verließ er, im Jahre 204 v. Chr. mit der Flotte Spanien, überwinterte auf einer ber Balearen, und begab fi nad) Ligurien und Gab lien. Nach Spanien zurüdgekehrt, verlor er im Lande der Infubrier die legte Schlacht gegen bie Römer, und wurde hierbei gefährlich verwundet. Der BVerluft diefes Treffens, welches ihm 50,000 Dann koftete, bewog feine Landsleute, ihm vom Oberbefehl abzurufen; aber noch ehe er dieſem Befehle nachkommen konnte, ftarb er an den in der legten Schlacht erhal tenen Wunden. Bu gleicher Zeit kommen in dem zweiten puniſchen Kriege noch zwei Karthager mit dem Namen Mago vor, von denen ber eine, ein Verwandter Hannibal's, von den Römern auf Sardinien gefangen ges nommen wurde, der andere ſich in Neukarthago den Römern ergab, 208 v.Chr, Man fehe die Beſchreibung der karthagiſch-roͤmiſchen Kriege von Livius, Polybius und Appian. Mahmud I., Sultan der Osmanen, der 26. Großſultan und der 21. Chalif, geb. zu Gonftantinopel den 20. Juli 1785, genoß die gewöhns liche Erziehung im: Serail, dabei aber einigen Unterricht von feinem Ver— wandten, bem gefangenen Selim, fo daß er ſich im Türkifhen und Arabis ſchen fertig ausdruͤcken lernte. Selim I. beftieg 1789 den Thron. Mehrere Neuerungen, befonders die den Janitfcharen verhafte Reform des Kriegswe- fens, verurfachten, daß er des Thrones verluftig erklärt, und Mahmud's ättefter Bruder, Muftafa, zum Kaifer ernannt ward (den 29. Mai 1807). Schon hatte diefer, um keinen Thronbewerber fürchten zu dürfen, M's Erz morbung befohlen, als Ramir-Effendi, Zahlmeiſter der Armee, an ber Spige | von 2000 Albanefern, ſich der Perfon des Prinzen bemächtigte und ihn retz tete. Durch eine neue Empsrung des Paſcha von Ruſchtſchuk, Muftafa Bairactar, wird Muftafa für unfähig zu regieren erklärt, und Mahmud Il,, den 23. Juli 1808, mit dem Säbel Osman's umgürtet. M. ernannte hierauf den Paſcha Bairactar zum Grofvezier; allein da dieſer ebenfalls bie Macht der Janitſcharen einfchränten, und die Armee auf europäiihen Fuß organifiren wollte, ſcheiterte er, wie Selim, an derfelben Klippe (f. Jamit- fharen). Diefe Unruhen im Innern, während welher M. den Thron beſtieg, liefen ihn in eine traurige Zukunft blicken, das Neid ſchien feiner Auflöfung entgegen zu gehen; allein der Sultan fah die Größe des Uebels, und wußte demfelben mit Vorſicht und Energie zu begegnen. Den 5. Jan. 1809 ‚ward mir Großbritannien ein Friedens- und Handelsvertrag abges fen; dagegen zerſchlugen ſich die Unterhandlungen mit Rufland, und die Seindfeligkeiten begannen von Neuem. Die Ruffen behaupten ſich wähz tend berfelben nicht nut in der Moldau und Wallachei, fondern überfchritten auch die Donau, wurden jedoch Ende 1809 mit Verluſt wieder über diefen Strom zurücgetrieben. Im Jahre 1810 ward der Krieg mit großer Anz firengung von beiden Seiten fortgefegt. Der ruffiihe General Kamensky

Mahmud N. 4

ſchlug Pie Türken den 3. Juni bei Bazardſchik, griff den 23. und 24. Auguft vergeblich das Lager des Großveziers bei Schiumla an, fiegte dage⸗ sn den 7. Septbr. bei Ruſchtſchuk, und behauptete ſich an der Donau. Sm Jahre 1811 war bas Stud mehr auf tuͤrkiſcher Seite. Die Rufen wurden bei KadisKenie (den 4. Juli) geſchlagen; Kutufow ging über die Donau zuruck, und ließ die Feſtungen füdlich derſelben fchleifen. . Ein türkifches Heer überfchritt den 9. Septbr. diefen Fluß, beſetzte Stobofia und Giur⸗ gewo; allein ber ruffifche Generat Markow ging bei Turtukay ebenfalls über den Strom, kam den Türken bei Ruſchtſchuk in den Rüden, und zwang den Großvezier, mit der halben Armee bei Stobofia den 14. Detbr. zu cas pütulicen, worauf ein Stiliftand in den Operationen eintrat. Frankreich und Rusland waren aufs Neue zerfallen, letzteres und England wieder Freunde geworden. Während Napoleon ganz Europa gegen Rußland bewaffnete, war England bemüht, zwilchen diefer Macht und den Türken ben Frieden iu vermitteln. Bon Seiten Frankreich's ward Alles aufgeboten, um den⸗ felben zu hindern; allein Mahmud feste in Mapoleon’s Aufrichtigkeit kein Vertrauen, und da auch Rußland feine früheren Forderungen herabftimmte, fo wurde am 28..Mai 1812 der Friede zu Buchareſt (f. d.) abgefchloffen. M. befchäftigte ſich jegt mit der Unterwerfung feiner aufrührerifhen Pas ſcha's. Er bezwang nad) und nad, die Paſcha's von Runidi, Widdin, Bagdad, Damaskus, den Bey von Egypten, und ben Gouverneur von Sa⸗ talia. Umnbezweifelt zeigte er fich hierbei als ein gemandter Politiker, und machte dieſes Talent bei Unterdrüdung der Secte der Wahabi’s, der Server, und bei der Befreiung von Mekka wiederhoiend geltend. Durd fein wohl berechnetes Benehmen bei ben oftmals verwidelten Verhältniffen mit den europdifhen Mächten konnte man ſich von feiner Klugheit Überzeugen. Alle turkifchen Sultane vor M. begünftigten die Seeräubereien der Dey's von Als gier und Tunis; er fuchte denfelben zu fteuern. Gleich in den erften Zah: een feiner Regierung zeigte M. den Vorſatz, nügliche Reformen vorzuneh: mer, und bie meiften feiner Unternehmungen gelangen, weil er energifch handelte. Bei einem Brande des Harems, im Sabre 1817, verlor er feine Mutter und feinen älteften Sohn Soliman. Gegen die chriftlihen Gabi: nette zeigte M. eine flolze und feſte Haltung, und erwarb fich befondere Ver: dienfte um die Nechtöpflege im Innern des Reiches. Die griehifche Inſur⸗ section verfeßte ihn in eine fchwierige Lage, namentlich, da zugleicdy ein Krieg an den Öftlichen Grenzen des Reiches mit Perfien ausbrach, und die auf: rührerifchen Sanitfcharen zu wiederholten Malen Unruhen in der Hauptſtadt anzettelten. Bei allen biefen erfchütternden Kreigniffen zeigte M. eine felz tene Geiftestraft, und er erklärte, fich Lieber unter den Trümmern feines Reiches begraben zu laffen, ale einen Vergleich einzugehen, welcher den Ge: fegen der Ehre entgegen fei. Als die Ruhe einiger Maßen hergeftellt war, befhloß er, den Trotz biefer rebellifhen Miliz zu zuchtigen. Der Großvezier Abdullah, ein Freund derfelben, und der Sanitfcharenaga wurden hingerich⸗ tet. Große Rüftungen zu dem vierten Feldzuge gegen die Dellenen (1824), die nahe Ausföhnung mit Rußland, der Veiftand, welchen der Vicefänig von Aegypten gegen Candia und die Moreoten leiſtete, die Ankunft des franz. Borihafters, General Builleminot, das gute Vernehmen mit Deftreich und England, der Fall von Ipſara endlich (den 3. Juli 1824), Alles erfüllte M. mit flolzen Hoffnungen. Ale aber die Strenge feined Schwiegerſohnes, Huſſein Paſcha, und die Maßregeln des Großveziers Ghalib die alte Er: bitterung auf's Neue erregten, und ungünftige Nachrichten aus Thfilıen und Epirus eintrafen, ale die grischifche Flotte vor Ipfara und den Darva:

42 Mahmud IE

nellen erfchlen, und die Unternehmung des Kapudan-Paſcha gegen Samos da beach die Wuch der Janitſcharen in Conftantinopel auf's Neue

Do mit der Gefahr wuchs M's innere Kraft. Nach und nad) reiften de

den 6. Detbr. 1826 durch die Convention von Adiermann. Bu dieſer Nach: giebigeeit ward M. vorzüglicy durch die kaum erſt begonnene Umbildung feis nes: Heeres bewogen. Er hatte naͤmlich die längft vorbereitete Auflöfung ber Janitſchaten nach harten Kämpfen den 15. Juni vollzogen (fiehe den Ars titel Janitfharen), und betrieb num die Bildung des neuen Heeres mit der größten Thaͤtigkeit. Dagegen lehnte er jede DVermittelung in der gries chiſchen Angelegenheit ab. Der Verluſt feiner Flotte bei Navarin (f. d.) (den 20. Detober 1827) beugte Mahmud’s Willen nicht. Die Gefands ten: der drei Mächte verliefen die Hauptſtadt; Rußland erklärte den IK Aprit 1828 den Krieg, und befegte, fo ſchnell als es Wege und Witterung erlaubten, die Moldau und Wallachei. Mangel an Lebensmitteln, Uebers ſchwemmungen und Krankheiten hemmten inzwifchen die Operationen, und gaben Mahmud Zeit, die Donaufeftungen in Vertheidigungsftand zu fegen- Erft am 7. Juni üserfcritt die ruffifhe Hauptarmee auf drei Puncten bie Donau. Ibrail, Iſaktſchi, Matſchin, Tuloza, Kuſtenizia und Hioſowa wurden genommen ; dagegen leiſteten Giurgewo und Sitifteia lebhaften Wis derſtand. Mitte Juli ftand die ruſſiſche Hauptmacht bei Bajardſchik in Bulgarien. Hier am erften Engpaffe des Balkan, zwiſchen den Flüſſen Varna und Kamtſchok, waren die Feſtungen Schumla, Jenibazar, Paravadi, Aadin und Varna zu überwinden. Die Türken concentrirten hier alle ihre Kräfte zu einem ernften Widerftande. In der Nacht vom 25. zum 26, Auguſt ließ Huffein Pafcha drei Corps von Schumla aufbrechen, und die Nuffen unvermuthet in ihren Verfhanzungen angreifen, wobei biefe bedeus tenden Verluſt erlitten. Mit zweifelhaften Erfolge wurde den 20. Auguſt in der Gegend von Sitiftria und‘ den 31. bei Jenibazar gefochten. Noch er als die ruffifche Hauptarmee vor Schumla wurde das ſchwache Corps

des Generals Geismar bei Kalefat vom Paſcha von Widdin bedrängt, wel— her mit 20,000 Mann am 18. Auguſt über die Donau ging, die Ruffen aus dem Eanger von Galacz trieb, und bis in die verſchanzte Stellung von Gforoi verfolgte. Während diefer Ereigniffe war ein tuſſiſches Corps unter dem General Suchtelen vor Varna gerüdt, und Admiral Greigh mit einer Flotte vor diefer Feftung erſchienen. Diefer Pag follte nach M's Befehl um jeden Preis gehalten werden. Er fiel nach einer hartnädigen Verrheidiz gung den 11. October durch Verrach feines Untercommandanten Juſſuf Paſcha (f. Varna). Varna's Eroberung war das legte bedeutende Kriegs: ereigniß im Jahre 1828. Die ruſſiſche Armee zog fi, von Huffein Paz ſcha verfolgt, und nicht ohne Verluft, nad Sitiftrin zuruͤck; die Belagerung von Giurgewo und Siliftria wurde aufgehoben, und in den Fürftenthümern Winterquartiere bezogen. Der Feldzug von 1828 hatte über das Schickſal der Türkei Nichts entfchieden. Beide Theile rüfteten ſich aufs Neuer M. beichäftigte ſich während deſſen vorzugsweife mit der Organifirung feiner res gulairen Truppen, ließ das franz. Dienftreglement in’s Türkiſche uͤberſetzen, und bildete für jede Waffengattung, mit Hilfe europaiſcher (meift franzöfiz ſcher) Inſtructoren, eine Lehrcompagnie. Im Aprit 1829 gingen die Rufz

Mapmudn. ‚8

den Pruch, eroberten feſte Puncte am linken Donauufer, und zut Belagerung von Siilſtria. Redſchid Paſcha, der neue Grofs rad indeffen, um Varna um jeden Preis wieder zu nehmen, von

nach Paradi auf, und bereitete fidy dadurch feinen Untergang. ttuſſiſche DObergeneral, Graf Diebitſch, ſaͤumte nicht, mit uͤberle— teeiträften von Sitiftria, deffen Belagerung in eine Blokade vers ward, aufjubrechen, den Grofvezier im feiner Flanke anzugreifen,

den Rückzug nad) Schumla abzufcneiden. Redſchid zog ſich fhnelt Bazar zurüd; aber ſchon war es zu fpätz denn als feine Maffen

Engpaffe von Kulewtſcha debouchirten, wurden fie von den Rufen jorfen und gendthigt, am 11. Juni ein emtfcheidendes Gefecht anz t(f. KRulewtiha). General Diebitſch erfoht einen glängenden febfchid 309 ſich mit den Trümmern feiner Armee auf Schumla zu: wutden Unterhandlungen angeknüpftz allein alle Vorfhläge ſcheiterten Dartmädigfeit des Sultans.

30, Juni fiel Sitiftein (f. d.), und da während beffen: bie ruſſi⸗ ferven unter General Witt den Pruth überfäritten hatten, ſo⸗ be⸗ ruſſiſche Feldherr, jetzt den Marfdy Über den Balkan anzutreten. ügte ſich, den Grofvezier in feiner feiten Stellung bei Schumla alten, während er felbft mit der Hauptmacht dem Balkın zueilte, en 22. Juli überjtiegen wurde. Den 20. Auguft zogen die Ruffen, derftand zu finden, in Adrianopel ein, und gleichzeitig eroberte ber General Paskewitſch Erzerum in Keinafien, und rüdte auf der don Scutari nad) Tokat vor. Diefe Ungtüdsfälle endlich machten tan nachgiebig, und der Friede von Adrianopel (f. d.) beendigte Meligteiten. hr ohne große Opfer gelang «8 Mahmud, die Ruhe feines: Reiches jem zu befeftigen; allein nadydem dieß gefchehen war, wandte er ſich » mehr Eifer der Ausführung feiner Reformplane zu. Die Janits iſtokratie und die alte Etikette des Seraild wurde umgeftürzt; bei zung der Armee gab er feine Hinneigung zu den europäifchen Mis men deutlich zu erfennen, und aus allen feinen Handlungen ging er beftimmt fei, für die Türkei das zu werden, was Peter der ie die Rufen war. Theilweiſe Aufitände, welhe im Laufe des 1830 in den Provinzen, und vorzugsweife unter den Albanefen ftändigen Soldes ausbrachen, wurden theild mit Gewalt, theils

unterdrüdt; die vornehmften Anführer der Rebellen, Vely Bey, Ben und Dmer Vrione aber, Anfangs Auguft (1830), in Bitos erichtet. Im Zahre 1831 gab M. dem Kaifer Nikolaus einen aus: m Beweis von treuer Ergebenheit, indem er die Antriige des franz. ers Guilleminot, die mit den infurgicten Polen beſchaͤftigten Rufs = anzugreifen, nicht annahm, vielmehr diefen Plan felbft dem Kais eilte. Im Monat Juni unternahm er eine Reife nach Adrianopel, dem Volke zu zeigen, Wohlthaten an daffelbe ausjufpenden, und

Einrihtungen, namentlid) die des regulairen Militairs zu fördern,

19. Auguſt fliftete er einen Drden nach europäifcher Art. Die m beftand aus dem Namenszuge des Sultans, auf einem mit m eingefaßten Medaillon. Am 5. Novbr. erſchien bie erſte tuͤrkiſche

! theilweifen Empoͤrungen der Paſcha's Muftafa von Scutari, aſcha von Bagdad, und des Palha von Wan murden fämmtlid, kt, und waren verhältniimaßig nur unbedeutend gegen bie des

4 Mahmud I.

Mehemed Ati Pafcha von Aegypten. Im Spätherbft 1831 fandte biefer feinen Sohn Ibrahim mit einer wohldisciplinicten Armee von 25,000 M. nach Syrien, zunächft unter dem Vorwande, Abdallah Paſcha von St. Jean dAcre zu züchtigen, der fein perfönlicer Feind war. Den 5. Novbr. ging Ibrahim Pafcha mit der Agpptifhen Armee zu Alerandtia unter Segel, landete bei Jaffa, und befegte diefe Stadt und Gaza (den 9.) ohne Wider— fand. Doc der Paſcha von Acre leiftete hartnädigen Widerſtand. Bereits hatte Ibrahim 60,000 Schüffe verſchwendet, ohne die Feftung erobern zu tönnen. Am 9. Decbr. unternahm er einen Hauptſturm, der aber abge- ſchlagen wurde. Dann ſchloß er mit Abdallah einen AOtägigen MWaffenftills ftand, und benugte dieſe Zeit, eine große Necognoseirung, an der Küfte hin, zu unternehmen, die Gebirgspäffe des Libanon nebft den Häfen am Mit— teimeere zu. befegen, und die von dem Osman Paſcha von Zripoli gefam- melten Streitkräfte zu zerſtreuen. Mahmud unternahm gegen die Empörer fo lange feinen öffentlichen Schritt, bis er ſich ſelbſt ftarf genug dazu fühlte As aber Ibrahim nicht nur die Belagerung von Acre fortfegte, fondern auch in Syrien vorrüdte, verfammelte der Sultan unter dem bekannten Huffein Paſcha bei Koniah ein Corps von 60,000 Mann, und fprad am 5. Mai den Kichendann gegen Mehemed Ali aus. Ibrahim erſtuͤrmte dem 27. Mai Ace (f. d.), befiegte den 7. Juli Mahomed aſcha bei Doms, ‚eroberte den 1. Auguft Antiochia, und ſchlug endlich den Großvezier Med: ſchid Paſcha bei Koniah (f: d.), und nahm ihn gefangen. Nach diefer Nie—

dirlage glaubte Rußland, das ſich feit dem Frieden von Adrianopel zum |

Beſchuͤher der Pforte aufgerworfen hatte, einfchreiten zu müffen. Generaf Murawieff wurde nach Gonftantinopel gefandt, um dem Sultan ſchleunige Hilfe zu verfprechen, Mehemed Ati aber mit der Rache Ruflands zu drohen. In einer am 2. Januar 1833 unter Vorfig des Sultans gehaltenen NRatheverfammlung wurde beſchloſſen, daß die Rücknahme des gegen Mehe- med Ali ausgefprohenen Bannes unter annehmbaren Bedingungen Statt finden, und derfelbe in dieſem Falle mit dem Paſchalit von Syrien belichen werden folle. Hiernaͤchſt ftellte der Vicekönig die Feindfeligkeiten ein; doch fuchte der ReissEffendi, um jedenfalls ſicher wegen der Hauptftadt zu fein, bei dem ruffifchen Gefandten um die Sendung eines Gefchwaders mit Kanz dungstruppen und um ein Hilfscorps von 25—30,000 Mann an. Bereits am 20. Februar warf die ruſſiſche Flotte unter dem Gontreadmital Lafareff bei Bujufdere Anker; den 16. März rückten die für die Pforte beftimmten Hitfstruppen in Jaffy ein, und den 29. ging von Odeſſa aus eine Erpedition mit Landungstruppen unter Segel, wovon 5000 M. unter dem General Ungebauer bereits den 5. April bei Bujukdete landeten, und auf der afiatiz ſchen Küfte, in der Nähe des Dorfes Peikos, ein Lager bezogen; bald folgte eine zweite Abtheilung unter dem Contteadmital Kamany, und den 23, die dritte ebenfalls mit 5000 M. Dem Elugen M. mochte jedoch die Nähe des Freundes wie des Feindes gleich beläftigend fein; deßhalb gab er am 4. Mai feine Zuftimmung, dem Paſcha Mehemed Ali von Aegypten, den Di: firict von Adana unter dem Titel einer Erbpadtung zu bewilligen, und er— tief unter dem 6. einen Firman wegen Vergeffenheit der zwiſchen der hoben Pforte und Mehemed Ali vorgefallenen Ereigniffe, und verficherte, daß ſo— wohl diefer, als fein Sohn Jbrahim wieder in das Eaiferl. Wohlwollen aufgenommen feien; auch wurde Mehemed Ali auf's Neue in der Negierung von Kreta und Aegypten beftätiget, und ihm die Bezirke von Damaskus, Tripolis in Syrien, Saide, Safed, Haleb und Jerufalem bewilligt. Den 9 Mai befahl Mehemed Ati feinem Sohne, die Armee über den Taurus

Maͤhriſch Tribau (Ueberfall im März 1645). 25

wrudzuführen, und ben 10. Zuti verließ die ruffifhe Flotte den Bosporus, und kehrte nach den Häfen bes ſchwarzen Meeres zurüd. Noch enger knuͤpf⸗ tra ſich die Bande mit Rußland durch einen Kreundfchafts: und Bundes⸗ vertrag vom 20. Juli 1833; deffen Bafis war: gegenfeitige Vertheidigung und Hilfsleiftung ; Beſtaͤtigung der früheren Verträge; Befähigung der Pforte, die noͤthigen ruffifchen Streitkräfte in Anſpruch zu nehmen; in einem Zus füge war noch befonders ausgefprochen: daß die Pforte nöthigenfalls bie Dars danellen allen fremden Schiffen fchließen werde. Am Schluffe des Jahres 1833 erhielt noch der Fuͤrſt Miloſch von Serbien in einem kaiferl. Hattis fheriff die Bewilligung aller von den Serbiern in Anfprud genommenen Rechte gegen einen jührlihen Tribut von 2,300,000 türkifhen Piaſtern. Irog aller diefer mannichfahen Bedrängniffe war Mahmud mit großer Bes harrlichkeit in feinen Reformen fortgefchritten. Zu den neueften Verordnun⸗ gen gehören: die Errichtung einer neuen Miliz oder Landwehr (Redifii⸗Aka⸗ fri:Manfurrhi); die Antegung von Strafen und Poften (nad) Bruffa, JAdrianopel 2c.); und die Haltung von ftehenden Geſandtſchaften an den - Hfen zu London, Paris, Wien und Petersburg.

Da Mahmud jest noch im Eräftigften Mannesalter flieht, und da er eme feltene Charakterftärke befigt, fo muß er bei einer längeren Regierung auf fein Reich die mwohlchätigften Kolgen ‚ausüben, und baffelbe zu einer Stufe der Bildung erheben, gegen roelche die Türken feit beinahe 400 Jah⸗ rm mie allen Waffen des Fanatismus und Vorurtheils gelämpft haben.

(Bergt. Biographie nouvelle des Contempvrains. Die neueften Weltbes _ gebenheiten im pragmatifhen Zufammenhange, bargeftellt von Dr. Ventus ini, 1828 und 1829. Taſchenbuch der neueften Geſchichte von Dr. Wolf: gang Menzel. Jahrgang 1830, 31 und 32. Neuere Zeitfchriften.)

" Gtæ.

Maͤhriſch Tribau, Ueberfall im Maͤrz 1645.

Nach der Schlacht bei Jankowitz (ſ. d.), den 14. Februar 1645, in welcher der ſchwediſche General Torſtenſohn das letzte Heer des Kaiſers unter Anführung des Generals Hatzfeld faſt vernichtete, ſtand den Schweden das eͤſtreichiſche Land offen. Sie eroberten in kurzer Zeit ganz Mähren, faſt alle feite Plage und Schloͤſſer, und erfhienen felbft im Angefihte der Kaiferftadt. Bei einer der Streifereien, melde die ſchwediſche Reiterei zur Cintreibung von Gontributionen unternahm, hatten fid) die 3 Gavalerieregimenter Doͤwiz, Duclos und Börner, zufammen 900 Mann ftart, in Mährifh Tribau und den umliegenden Ortſchaften einquartiert, nur eine Feldwacht von 100 Mann ausgefest, und glaubten ſich in fo weiter Entfernung vom kaiſerl. Deere, weldyes außerdem durch die Siege der Schweden entmuthigt war, vor jeder Gefahr ſicher. Inzwiſchen waren die Deftreiher nicht müßig, und fandten Starke Reiterabtheilungen aus, um die Brandfchagungen der Schwe⸗ den moͤglichſt zu verhindern. ine ſolche Patrouille, 200 Pferde ftark, uns ter Anführung von 2 Cornets, erfuhr im Monat März, daß ganz in ihrer Mihe 400 Schweden fouragirt hatten. Die Anführer entfchloffen fi fos gleich, den Feind aufzufuchen, und wo moͤglich zu überfallen. Nachdem fie bis Mitternacht die Gegend durchſtreift hatten, erblidten fie bei Mährifch Zribau ein großes Feuer, das fie Anfangs für ein von den Schweden ans gesundete® Dorf hielten, durch einen Bauer aber erfuhren, daß bier die Feldwacht der Schweden ſtehe. Trotz ihrer geringen Anzahl erwarteten fie ki der Dunkelheit der Naht von einem Angriffe den glüdlihften Erfolg, da die Sorglofigkeit der Schweden bewies, wie wenig fie einen Feind ver: mucheten. Die Kaiferlichen theilten fi in mehrere Haufen und drangen

4 Paillars Maillebois, von

verſchiedenen Seiten in die Quartiere dee Schweden ein, während der eine Gornet die ‚Feld überfiel, fie zurückwarf, und mit ihr zugleich in Tridau anlangte. Die Schweden fuchten ſich vergebens zu fammeln; fie wurden theils niebergehauen, theils gefangen, und nur Wenigen gelang es, ſich durch die Flucht zu retten. Die Oberſten Diwig und Börner wurden odtlich verwunder und gefangen, und 50 Dfficiere, 130 Neiter und. 400 Pferde nach dem kaiſerl. Lager eingebracht.

Vergl. oͤſtreichiſche Militaitzeitſchrift, Jahr 1818, Theatrum Eu- ropaeum.) 27.

Meillerd, Sebaſtian von, kaiſerl. oͤſtreich. Feldmarfcall: Lieutenant mar d. 30, Detbr. 1746 zu Luneville geboren, wo fein Vater, als Leibarzt in Dienſten Stanislaus Les zinky's, Könige von Polen, ſtand. Schon früh mibmete er ſich mit großer Vorliebe den mathematifhen Wiffenfcaften, und trat, 16 Jahre alt, gleich nad Beendigung des Tjährigen Krieges in tos— taniſche Mititairdienfte. Mac 10 Jahren verfich er diefe, und warb als Dberlieutenant beim Geniecorps in Deſtreich angeftellt. Hier avancirte er ſchnell und zeichnete ſich bald fo aus, daß er 1781 zum Gapitainlieuter nant, 1785 zum wirklichen Hauptmann, und als foldyer zugleich zum Pros

for der Mititaicacchiteftur in der Ingenieurafademie ernannt wurde. Der

if feiner litterarifchen Arbeiten und Kenntniffe erwarb ihm 1788 das Diplom als correfpondirendes Mitglied der Faiferl. ruff. Akademie der Wiſ⸗ fenfhaften. Im Jahre 1789 avancirte Maillard zum Major, und genoß in diefer Zeit die Ehre, mehreren Exzherzögen Unterricht in den Kriegswif- ſenſchaften zu ertheilen. Der Krieg gegen die Türken rief ihn nach Ungarn, und gab ihm Gelegenheit, fic während der Belagerung von Belgrad 1789 unter dem Feldmarfhalt Loudon auszuzeichnen. Während des Krieges gegen Frankreich kam Maillard im Fruͤhjahre 1794 bei Landrecy zur Armee, und leitete, im Herbft zum Oberſtlieutenant ernannt, unter dem Befehl des Lands grafen Friedrich von Heſſen-Kaſſel die berühmte Vertheidigung von Maſtricht & d.), wobei er ſich große Verbienfte erwarb. Im Jahre 1795 ging M. auf Befehl des Kaifers nach England, um die britifchen Kanalbauten zu befichtigen, worauf er den Plan zum Bau des für Wien fo wichtigen Mies ner Meuftädter Kanals entwarf. Im Jahre 1804 ward er zum General: feldwachtmeifter und Geniediftrietsdireftor in Ungarn ernannt.

Im Jahre 1812 erhob ihn der Kaifer für feine großen Verbienfte um die Ingenieurafabemie zu Wien zum $eldmarfhalls Lieutenant, und als folder ftarh er 1822 den 22. Dechr., nachdem er beinahe 50 Jahre mit Auszeichnung gedient hatte, Won feinen vorzüglichften Schriften find im Drude erfdienen: Bemerkungen über Carnot's Befeftigungstunft; Mechaz nit der Gewölbe; über Schifffahttskanaͤle; Verſuche über Cemente; Theo- rie des machines à fen. Indeſſen blieben noch fehr viele werthvolle Sachen, vorzüglich Uber Gegenftände des Geniewefens, nad; feinem Tode it Mas nuferipte zurüd.

(Bergt. Deftreichifches Militairwochenblatt, Jahr 1824, und öfkreicht: ſchet Plutarch.) 27.

Maillebois, Jean Baptifte Desmarets, Marquis von, Mar: ſchall von Frankreich, war der Sohn des Staatsminifters Nicolas Desmaz vers und im Jahre 1682 geboren. Der fpanifhe Erbfolgekrieg verfchaffte ihm bie erfte Gelegenheit, fi auszuzeihnen. Er focht als Freiwilliger in den Niederlanden, avancitte in dem erſten Feldzuge bis zum Oberften, ward 1708 bei der Vertheidigung pon Kille unter den Tapfern genannt, und

Maillehois, ar

empfing vom Könige das Gouvernement von Languedoe. Der Regent er: nannte ihm 1718 zum Marrchal de camp, und als der Krieg zwiſchen Frantreid) und Deutſchland 1733 wegen der polniſchen Koͤnigswahl aus: teac), befand ſich Mailtebois als Generallieutenant im ‘der Armee des Marfals Vilard. Noch im Herbſte diefes Jahtes eroberte ec Serra⸗ salle und mar bei der Belagerung von Tortona thätig, 1734 beſehte er Modena, deſſen Derzog gezwungen worden war, in allen feſten Plägen franzöfifdge Truppen aufzunehmen, und erhielt daflır das einträgliche Gou⸗ sernement von Doway. In Mirandola, das er mit 7000 Mann belagerte, dedaurteten ſich jedoch die Deutſchen, und der oͤſtteichiſche General von Neips prrg zwang ihm zur Aufhebung der Belagerung. 1735 ftand M. unter den Befehlen des Marfhalls von Noailles, und war bis zum Frieden von Bien ein Theilnehmer an deſſen glücklichen Unternehmungen. Nach der Nüdkehr in's Vaterland ward er zum Commandanten der in der Dau— pbind befindlichen Truppen ernannt, und erhielt 1739 den Auftrag, nad) Gors Ma überzufchiffen, um dort den Oberbefeht der franzöſiſchen Truppen zu übernehmen. Er ſtellte dort die Ruhe durd Strenge und Klugheit wieder ber, und bie Inſel würde ſchon damals ganz unterworfen worden fein, wenn Mailtebeis nicht beim Beginnnen des öftreichiihen Erbfolgefrieges abberufen worden wäre. In biefer Zeit ward er zum Marſchall ernannt, und befehs Miste 1741 ein Corps von 25,000 Mann, das nach Weftphalen beſtimmt war; als aber 1742 die Marfcyälle Belle-Jsle und Broglie in Prag von dem Bürfien von Fobkowig bedränge wurden, verlieh er diefe Provinz, und führte, Sereimt mit dem Chevalier de Sare, ihnen 60,000 Mann entgegen.

murde befreit, und die vereinigte franzöfifche Armee zog ſich durch die Ober- falz macy Balern zuruck. Nach Frankreich zuruckgekehrt, übertrug man M. Das Commando einer Armee, die dem Kaifer Karl VII. am Rheine Bundess genoffen werben, und namentlich die 3 geiftlihen Kurfürften der Frankfurter Union gewinnen follte. Der frühe Tod des Königs machte jedoch, diefes Uns ternehmen erfolglos, und auf die neue Kaiferwahl konnte das franzoͤſiſche Heer keinen Einfluß äußern. Marſchall Maillebois ward daher 1745 nady Italien weihicdt, um, vereint mit einem fpanifhen Heere, gegen den König Karl Emanuel von Sardinien zu kämpfen. Diefen Kräften waren die Sardinier u. Defiteicher nicht gewachſen ; faſt ganz Piemont und die Lombardei wurden von den Sranzofen und Epaniern erobert, und M. nahm Gafale, Afti und Aqui für den König von Frankteich in Beſitz. Das Jahr 1746 mar den Vers bindeten in Oberitalien wenider glücklich; fat alle Eroberungen gingen wies der verloren. Zwar gelang es dem Marſchall Mailtebois, am 14. Juni mit feinem Armercorps den in Piacenza hartbedrängeen Spaniern zu Hilfe zu kommen; als er aber am 16. Juni die Deftreicher unter FZürft Kichtenftein engriff, erlitt er eine volltommene Niederlage. Im Auguft endlich gaben Die bis auf 20,000 Mann geſchwaͤchten Franzoſen und Spanier ihre Stels bangen auf, und ſchlugen fid) am 10. Auguft bei Rottofrebdo durch bie dort aufgeftellsen Zeinde. Bei Voghera wollte M. eine feſte Stellung nehmen; da aber die fpanifchen Truppen das Heer verliehen, Eonnte ex mit Hilfe der Genuefer nur einen kurzen Widerſtand leiften, und mußte, als aud) Genua verloren ging, die Armee nach der Provence zurüdführen. Dort übernahm der Marfcyall Belle-Isle dad Commando einer neugebildeten Armee, und hatte bater dus Gluck, die Deſtreicher von einem Einfalle in Frankreich abzuhals tn. Marſchall Mailtebois ging nach Paris, legte zu Gunften feines Soh⸗ mes das Gouvernement von Douay 1756 nieder, erhielt 1760 das vom Urs, und ſtard den 7. Februat 1762.

4 Maillot de la Zreille

Der Marquis de die des Mi Mailleboi un

E

Maillot de la Treille, Nicolaus Hubert Wilhelm Jos feph, Freiherr von, war der Sohn des im Jahre 1804 in Münden vers orbenen baieriſchen Oberfttieutenant Zofeph von Maillot de In Treille, wurde in Zütih den 25. Septbr. 1774 geboren, begann feine milltairiſche Laufe bahn 1786 als Cadet, avancirte 1790 zum Unterlieutenant, 1792 Dperlieutenant, 1793 zum Hauptmann beim 7. Zufilierregimente, 1808 zum Major im Regiment Kurprinz, 1807 zum Oberfilieutenant in dem nunmehrigen 2. Linieninfanterieregimente ( Kronprinz), den 27. Juni zum Oberſt des Pinien-Infanterieregiments (Fürft Löwenftein), und endlich am 10. Auguft 1813 zum Generalmajor und Brigadier. Im Jahre 1816 ward M. als auferordentlicher Commiſſair zur Grenzberichtigung mit Frank⸗ eich in den Nheinkreis gefendet, und im Aprit 1818 zum Militairbevolls mägtigten in Frankfurt am Main ernannt. Am 1. October 1822 übers nahm derfelbe das Portefeuille des Staatsminifteriums der Armee, ward 1823 zum‘ wirklichen Staatsminifter ernannt, im Februar 1824 zum Ger nerallieutenant befördert, am 1. Februar 1829 aber in Nuheftand verfegt. Et farb nad) langer Kraͤnklichkeit den 23. Auguft 1834. Maillot wohnte faft allen Feldzügen bei, in welchen die baierifhhen Truppen während feiner Dienftzeit mitfochten; er befehligte 1800 in der Brigade des Generals von Derop eine Compagnie Scharffhügen, half 1805 den 1, Novbr. den Stein= und den Kniepaß erftürmen, zeichnete fih am 29. Decbr. 1806 in dem Gefechte bei Ohiau an der Oder aus, focht 1809 am 20. April bei Abensberg, dann am 4. und 5. Mai bei Abtenau und am der Lammers brüde, und ward im Laufe des Feldzuges Oberfkoommandant des Regiments Fürft Lömenftein. Während des Feldzuges von 1812 fand derfelbe mit feinem Regimente beim Armeecorps des Generals Graf Wrede, und wohnte der Schlacht bei Polozk und mehreren anderen Gefechten bei. 1813 im April übernahm er ald Oberft das Commando ber 2. Brigade bei der neu— formirten Divifion des Generallieutenants von Raglovich in Bamberg, machte mit berfelben vom 20. zum 24. Mai die Schlacht bei Baugen, die Ges fechte bei Hoyherswerda am 23. Mai, und bei Luckenwalde am 20, Auguft mit. Am 23. Auguft befehligte er, zum Generalmajor befördert, die 1. Brigade bei Grofbeeren, und am 6. Septb. in der Schlacht bei Jüterbod Deunewig), wo die Baiern beim Nüczuge nach Dahme und. Torgau ducd) ühre Entſchloſſenheit und Kaltblütiykeit den größten Theil des Parkes und des Gepädes der Armee retteten. Am 5. Detb. übernaym M. zu Dresden das Commando Über 5 Bataillone, den Reſten von Raglovich's Divifion, tam mit bderfelben während der Schlacht von Leipzig nad Eilenburg zu fehen, und empfing dort die Nachricht von dem Uebertritte des Königs von Baiern zu den Alüirten, worauf er fih Über Röda, Bamberg nad) MWiırze burg zurüdzög. Maillot's Brigade wurde fpärer aufgelöft;z er felbft aber erhielt bei der 1. Armeedivifion des Generallieutenants Grafen N das Commando der 2. Infanteriebrigade, war mit derfelben am 6. Zan. 1814 vor Neubreifah, den 8. Jan. vor Schlettftadt, und folgte hierauf der Ars mee in das Innere von Frankreich, wo er am 12. Febr. bei Mogent, am 17. Febr. bei Dannemarie, am 27. Febr. bei Barzfur-Aube, und am 20. März in der Schlacht bei Arcis⸗ſur-Aube mitfocht. Nach dem Feldzuge bes fehligte M. die 1. Brigade der Divifion des Generallieutenants von Beckers in Würzburg, erhielt 1815 das ‚Commando der. Infanterierefervebrigade,

Mainz. 49 fand mit derfelben am 23. Juni bei Zmweibrüden, am 1. Juli vor Toul, und kam im Auguft in das Vonnedepartemment in Kantonnirung. Nach abgefchloffenem Frieden empfing er das Commando ber 1. Brigade bes Ger aralcommandos in Münden. Sin Anerkennung feiner Verdienfte wurde General von Maillot nah und nad mit folgenden Orden decorirt: dem Baiferlich= franzöfifhen Ehrenlegionsorden; dem kaiſerlich⸗- ruffifchen St. Wla⸗ dimirorden III. Klaffe; dem Commandeurkreuze bes kaiferlich = öftreichifchen Leo⸗ poldordens; dem Armeedenkzeichen für die Befreiungsjahre 1813, 14, 15; dem Großkreuze des Civilverdienſtordens der baterifhen Krone und dem Eh⸗ renkreuze des Löniglich = baterifhen Ludwigsordend wegen zuruͤckgelegter ehrene voller funfzig Dienitiahre.

M. Mainz, Hauptftabt des auf dem linken Rheinufer liegenden Theils des Großherzogthums Heſſen, der. Mündung des Maine in den Rhein ges genuͤber; 26,000 Einwohner; Bundesfeftung, von oͤſtreichiſchen, preußiſchen amd beffifchen Truppen gemeinichaftlich beſezt. Mainz wurde im Jahre 13° . vor Chriftus Geburt von dem römifchen Feldherrn Drufus angelegt. Nach den im Sabre 1632 aufgefundenen Spuren fol der Umfang jener erften Befeftigung (Caſtel) aus einer 5 Fuß ſtarken Mauer befanden und 16,430 $. im Umfang gehabt haben. Trajan, welcher, bevor er Kaifer wurde, Feld» herr amı Oberrhein war, ließ ein Fort an der Mainfpige erbauen (deffen Grundmauern im Jahre 1633 aufgefunden wurden), defgleichen eine Brüde über den Rhein, deren Pfeiler bei niederm Waſſerſtande noch ſichtbar wer⸗ den. Die Steine derfelben tragen den Namen der 22. Legion. Sn ber Mitte des 4. Jahrhunderts wurde M. von den Allemannen erobert und das Fort auf der Mainfpige geſchleift. Julian eroberte es 337 wieder und ſtellte das Fort ber. Zu Ende des Jahres 406 zog Crochus an der Spike eines aus mehreren Stämmen bdeutiher Nation zufammengefesten Haufens in M. ein; doch ſchon 45 Fahre fpäter erfolgte die Verheerung der Rheinpro⸗ vinzen unter dem Anführer der Hunnen, Attila. Lange lag M. in Truͤm⸗ mern, bis die fräntifchen Könige Theodobert J., II., und befonders Dagobert (622 638) es wieder erbauten und bis zum Rhein ausdehnten. In den Zeitraum von 713— 741, wo Karl Martel fränkifcher Major Domus und Gerold Biſchof zu M. war, fallt eine Belagerung der Stadt durch die Burs sundionen. Sie wurde von Karl Martel entfegt. Karl der Große baute im Sabre 803 eine neue Brüde über die noch ftehenden Pfeiler der Zrajas niſchen, welche jedody 10 Jahre darauf in Feuer aufging. Die Befeftigung der Stade ſcheint unbedeutend geweſen zu fein; denn ale zu Ende bes 9. Jahrhunderts die Staven und Normannen von den Küften der Mordfee bis an den Rhein vordrangen, wurden die Stadtmauern ausgebeffert und mit Gräben umzogen. Der Biſchof Aribo, der von 1021 bis 1031 regierte, erweiterte die Stadt bedeutend, und verfah diefelbe mit neuen boppelten Mauern und Gräben. Diefe wurden 1163 auf Befehl Kaifer Friedrich's 1. geichleift, auf den feines Sohnes Philipp aber im 3. 1200 wieder aufge: tichtet. Sm J. 1255 trat M. an die Spige des rheinifchen Bundes, ges ſchloſſen zur Erringung des Landfriedens und Sicherung des Handel, und km dadurch in einen ſehr blühenden Zujtand. Wegen der unaufhaltfamen Sortichritte der in das Reich hereinbrechenden Huffiten war man im 5. 1427 ſelbſt in M. nicht ohne bange Beforgniß; die Mauern wurden bis über die Vorflädte hinaus erweitert, die Anzahl der Thürme vermehrt, und neue Bars werte angelegt. Im Kriege, den der Kurfuͤrſt Morig von Saen mit

Kaiſer Karl V. führte, wurde DR. während einer ahtwögentlichen Derupatton Milltair:Cono.sErrcion. V. 8b.

50 Mainz (Belagerung durch ein Reichsheer im 3. 1689).

hart mitgenommen. Im 3Ojährigen Kriege befegten es die Schweden (dem 13. Zebr. 1631), liefen die Feſtungswerke ausbeſſern und neue Schanzen, unter andern bie Guſtavsburg anlegen, von welder die Spuren nody vor handen find. Im demfelben Kriege umterwarf fi) M. 1644 freiwillig den welche es jedoch im weſtphaͤliſchen Frieden 1648 wieder räumen

durch ein Reichsheer im Jahre 1689.

Während des dritten Krieges Ludwig's XIV. in Deutfchland hatten die Franzofen den 27. Detbr. 1683 ohne Schwertftreih Mainz befege, nicht ohne geheimes Einverftändniß des Kurfücften Anfelm Sranz von Ingelheim. Im darauf folgenden Jahre kam endlich ein Neichsheer den bedrängten Rheinländern zu Hilfe, und Prinz Karl von Lothringen erfhien in ber Mitte des Monats Juli mit einem aus Vaiern, Brandenburgern, Sachſen, Heffen, Hannoveranern und andern deutfchen Truppen vor dem Plage, und teaf Anftalten, die Feſtung zu belagern. Der Prinz nahm fein Hauptquartier zu Bregenheim; die Truppen lagen auf beiden Seiten bes Rheins in verſchanzten Lagern von Weißenau bis Biberih. In der Pe der Marquis d’Upelles; die Beſatzung beſtand aus

8000 Mann. Angriff geſchah am drei verfchiedenen Orten. Die Hefe fon ftanden auf dem rechten Rheinufer, der demolixten Vorſtadt Caffel ger genüber, und warfen dort mehrere Batterien auf. Der erfte Angriff geſchah von Weifenau her auf die Vaftionen St. Catharina, St. Alban und das eine Baftion der Gitadelle (Baftion Drufus), und wurde von ben Sachſen und Baiern geführt. Der zweite war auf die Baftionen Bonifacius und Alerander gerichtet, und dem Kaiferlihen, Hannoveranern und einigen Bataillonen Heſſen Übertragen. Bor diefer Fronte eröffneten die Kaiſerlichen in der Nat vom 22. zum 23. Juli eine Parallele, 300 Zoifen von dem ausfpringenden Winkel des gebeten Weges. Von dem baierifhen und fäde ſiſchen Angriff kam in der Nacht vom 30. auf den 31. Juli die erfte Pas raliele zu Stande, welche fat 600 Toiſen von den ausgehenden Winkeln des gedeckten Weges entfernt war. Erſt den 27. Auguft, alſo beinahe 5 Moden von Eröffnung der Tranchéen an, erreichte man das Glacis. Die Kaiferlihen kamen zuerft auf demfelben an, und als fie am 28. und 29. Auguft die feindlichen Minen auffuchten, wurden ihre Minirer durch Gegenminen gequetſcht. Man rückte alfo nur fehr langſam mit den Trans een vor, ungeachtet bei jedem Angriffe 40 bis 50 Kanonen und eine ziem⸗ liche Anzahl Mortiers in Thätigkeit waren. Die Fronte ber verfchiedenen Parallelen, welche man nad) und nad zu Stande brachte, war zu Hein und hatte hoͤchſtens 300 Toiſen Länge.

Der Marquis d’Upelles traf die zweckmaͤßigſten Vertheidigungsanftalten; er lieh Minen vor dem Glacis anlegen, in den angegsiffenen

anlegen ıc.; außerdem machte die Befagung im Laufe der ag 21 Ausfälle, und fügte dem Belagerungscotps bedeutenden Schaden

während des 6. Septbr. die Feftung mit 90 Kanonen und 26 Glan be bir ſchoſſen worden war, erfolgte um 4 Uhr Abends der Angriff auf den geded - tem Weg. Das Gefecht dauerte mehrere Stunden, koſtete den Franzofen 600, den Altirten dagegen 3000 Mann. Der gededte Weg wurde erobert

Mainz (Einnahme 1792. Belagerung und Einnahme 1793). 31

verwundet. Den Verluſt des Belagerungscorps rechnete man auf 5000 Mann. , . .

(Vergl. Mititairs Wochenblatt, Fahrgang 1830, Ne. 735. Neues militairiſches Journal, T. Band, 1. Heft, 1793. Lexikon der vornehm⸗ fin Belagerungen und Schlachten, 2. Theil. Augsburg, 1789.

Gtz

Einnahme durch die Franzoſen am 21. Detbr. 1792.

Sie erfolgte ohne allen Widerfiand, da der damalige Commandant, Generallieutenant von Gymnich, fih für zu ſchwach hielt. Die näheren Umftände find in dem Artikel Gufline angegeben. p

L.

Belagerung und Einnahme duch die Verbündeten im Sabre 1793, nebft ben damit in Verbindung ſtehenden Ope rationen und Entfagverfudhen.

Die Wiedereroberung von Mainz, deſſen Beſitz für die Kortfegung des Krieges gegen die franzöf. Republik fo überaus wichtig war, wurde von Sei⸗ ten der Seldherren Oeſtreichs und Preußens für das nächfte Ziel der Opera⸗ tionen zu Anfang bes Seldzuges 1793 gehalten ; weßhalb fogar der Derzog von Sacjfen= Coburg, welcher die öftreichifche Armee im ben Niederlanden befehligte, die bei Aldenhoven und Maſtricht errungenen Vortheile nicht weis tee benugen zu dürfen glaubte, fo lange Mainz fich noch in der Gewalt der Franzoſen befinde, eine Bedenklichkeit, von ber er jedoch glüdlicher Weiſe geheilt wurbe. General Cuftine hatte Mainz und die als Brüdenkopf dienende Vorftadt Gaffel in den beften Bertheidigungsitand fegen laffen, eine Befagung von 22,000 Mann unter General d'Oyre hineingelegt, und fand mit dem Reft feiner Armee (25,000 M.) auf dem linken Rheinufer in engen Gantonirungen. ©. Houchard hielt mit feiner Divifion das vers fhanzte Lager bei Kreutznach, G. Neuminger mit feiner Brigade Bingen beſetzt. Außerdem befanden fi 7000 Mann unter G. Beauharnais in ber Gegend von Germersheim und Frankenthal zur Beobachtung der Deftreicher unter Wurmfer. Oeneral Ligneville cantonirte mit der Mofelarmee (25,000 Mann) hinter der Saar, hatte aber die Divifion Destouvelles in die Gegend von Zmeibrüden vorgefhoben. In den zunächfi gelegenen franzoͤſ. Feſtungen, Mainz ausgenommen, befanden fid) 38,000 Mann in Befagung. Die gefammte Streitmaht der Franzoſen auf diefem Theile des Kriegsichaus plages belief ſich fonach auf 57,000 Dann im Felde und 60,000 Dann in Zeitungen. Der Kurfürft von der Pfalz beobachtete eine Neutralität. Zur Ueberwältigung von Mainz und der beiden ſchwachen franzöf. Armeen, die an manchen nothiwendigen Ausrüftungsgegenftänden großen Mangel lits ten, flanden den Verbündeten hinlängliche Streitkräfte zu Gebote, welche Anfang März folgender Maßen vertheilt waren. Herzog Ferdinand von Braunfhweig, doc von den Befehlen des anmefenden Königs von Preußen abhängig, cantonirte mit 56,600 Preußen, 5500 Sachſen und 4000 Heſſen⸗ Caſſelern zwifchen der Lahn und dem Maine, hielt Koblenz befegt und heobs achtete feit dem Ueberfalle von Hochheim (f. d.) die Mainzer Vorftadt Gaffel ; 3700 Darmftädtir bildeten einen Cordon zwifhen dem Maine und dem Neckar; General Graf Wurmfer, welcher fein Hauptquartier in Heidelberg hatte, befehligte 24,000 Deftreiher, 6000 Emigranten und 7000 Mann ſchwaͤbiſche Kreistruppen, die fich weiter aufwärts fammelten. Fuͤrſt Ho: henlohe = Kirchberg ftand mit 12,000 Deftreichern bei Trier, Feldmarſchall-L. Beaulieu mit 13,000 Deftreichern bei Arlon; Beide gehörten war yar Ara des Herzogs von Coburg, doch konnte Erſterer durch feine Klantenttelun

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5 "Mainz (Belagerung und Einnahme 1793).

die framgöfifche Moſelarmee im Schach halten. In Luremburg befand ſich eine Öftreihifche Vefagung von 10,000 Mann unter FM. Bender. Bei

verunglücten Zuge in die Champagne (f. Walmy) allen Unterneymungegeift verloren, Graf Wurmfer ging von anderen Gefihtspunften aus, und fo kam e8, daß die Zaghaftigkeit des Einen und die Unfügſamkeit des Andern gleich anfangs —— an Energie und Uebereinſtimmung erzeugte,

B den Herzog Ferdinand, feine Operationen nun ebene zu beginnen. Da der Kurfürft von der Pfalz den Uebergang bei

vom General Wurmfer oberhalb Mannheim bei Ketſch ber Der preuß. Oberft Szekuly wurde defhalb ſchon am 9. März 1100 Mann bei St. Goar auf das Linke Rheinufer geſchickt, drang 4. dis Stromberg, ben 16. bis Bingen vor, wurde aber ben 17.

G. Houchatd mit großer Uebermacht angegriffen, und am 20. bie Rheinbellen zurickgeiorfen. Der eigentliche Iwe feines Unternehmens iſt ſchwet zu begreifen. Der Erbpring von Hohenlohes Ingelfingen überfchritt ‚gleich nad) diefem Unfalfe mit der preuß. Avantgarde (13 Bat. 18 Schwabr.) rach, vereinigte fih mit den bei Koblenz geffandenen

Generals Köhler (7 Bat. 5 Schwadr.), zog den Oberften Se: tüdte den 26. März bie Stromberg vor, und vertrieb den

Neuwinger aus feiner Stellung bei Waldalgesheim, worauf diefer auch Bingen verlaffen mußte. Die Zrangofen verloren in diefem Ges fechte 6 Kanonen und einige 100 Mann; Neuwinget ward gefangen. An demſelben Tage hatte die preufifche Armee den Rhein überfcrittenz doch blieb ©. von Schönfeld mit 16,000 Mann, woruntsr fid die Sachſen und Heffen befanden, vor Caffel zuruck, welches feit dem 24. März eng eingefchloffen wurde. Guftine war fehon bei Szekuly's Erſcheinen mit -alten disponiblen Zruppen am die untere Nahe gerückt, und hatte an bem G. Lignevitte die Aufforderung ergehen Laffen, ihm bei der Vertheidigung L wirkſam zu u 5 berfelbe hatte audy dem G. Destou⸗ itered gegeben, wo er den 27. ankam. e aber an bdiefem Tage der G. Kalkreuth mit 9000 Deftreichern, von Trier kommend, bei Birkenfeld eintraf, und den 28. feinen Marſch nad) y ste, glaubte Destouvelles wieder umkehren zu müffen. (Er

wurde defhalb auf Cuſtine's Antrag abgefegtz auch Rigneville verlor den Oberbefehi.) Nach dem Verluſte von Bingen fühlte ſich Euftine unvermd- gend, feine Stellung hinter der Nahe länger zu behaupten, und trat den 28. feinen Ruͤckzug an. Es ift ganz unbegreiflich, daß er dabei nicht gänze lich vernichtet wurde; denn des Herzogs fiegreiche Avantgarde würde wenig Widerftand gefunden haben, und die Armee folgte ihr auf dem Fuße nach ‚Mit Einfluß der Truppen unter Kalkreuth hatte man 59,000 Mann gegen hoͤchſtens 22,000 Franzoſen zu verwenden, und aufer der Beſatzung von

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Mainz (Belagerung und Einnapme 1793), zZ

Seind im der Nähe. Gufline kam ohne Werluß den 29. Bis bis Piedberöpelm bei Worms, wo er Ctellung nehm sad

Artillerietrain von Mainz erwarten wollte. Die

und Deſtreicher, welche unſtreitig hingereicht haben würden, die gefchrächte am) entmuthigte Mheinarmee bis unter die Kanonen von Straßburg zurüd: zuteriben, was auch Wurmfer’s Abficht geweſen fein fol. Nach der damali: gen Kriegstheorie glaubte man aber nicht eher offenfiv handeln zu dürfen, eis bis alle im Rüden liegenden Feſtungen gefallen waren, weßhalb biefe Zruppen vorläufig eine Poftirung nahmen, welche von Germersheim über Renſtadt und Kaiferslautern bis Landſtuhl ging, bald aber noch bis Homburg vorgefhoben wurde. Den Raum von ba bis Trier bewachten die Truppen Des Kürften Hohenlohe. Eine Referve von ungeführ 13,000 Dann, unter yerfönlihem Befehl des Königs, fand bei Worms, follte aber auch das Blokadecorps unterftügen. Durch die nunmehr aufgehobene Neutralität der Pfalz wurde auch die Mannheimer Brüde frei, fo wie zwei bei Ginsheim und Bingen gefchlagene Schiffbrüden die Verbindung mit dem rechten Rhein: user volltommen fiherten. Cuſtine benugte bie Unthätigkeit feiner Geg: _ wer, fih in feiner Stellung einzurichten und Verſtaͤrkungen herbeizuziehen. Durdy eine bis Freckenfeld vorgefchobene Avantgarde fland feine, bald auf 36,000 Mann angewachfene Armee mit Landau in Verbindung, da6 eine Beiagung von 6000 Mann hatte. Bevor noch bie vollftändige Einfchlie: Fang von Mainz erfolgte, machte die Befagung am 11. April einen fehr Abhaften Ausfall mir 14,000 Mann auf bem rechten Rheinufer, und ſachte die Straße nah Wiesbaden zu gewinnen, von woher ein flarker Artillerie: und Dunitionspart im Anzuge war. Während 4000 Mann einen Schinangriff von Koftyeim aus machten, drangen 10,000 Mann in geei Colonnen gegen Biberich und Mosbach, konnten aber nicht durchdrin⸗

54 Mainz (Belagerung und Einnahme 1793).

gen. Kurz nachher befegten bie Verbündeten die verfallene Guſtavsburg auf der Mainfpige, und unterhielten von dort aus ein jehr lebhaftes Geſchuͤtz⸗ feuer gegen bie Rheininfeln, deren man ſich zu bemächtigen unterlaffen hatte, obgleih von dort aus bie Schiffmuͤhlen leicht hätten zerftört werden können, was bie Stanzofen, denen es zwar nicht an Getreide, wohl aber an Mehl fehlte, in große Verlegenheit gefegt haben würde. Am 16. und 17. April fanden hartnädige Gefechte um ben Befig des Dorfes Welßenau Statt, woraus man bie Franzoſen vergeblich zu vertreiben ſuchte. Dagegen wurben den 7. Mai zwei von den Franzoſen neu angelegte Redouten bei Zahlbach und Bregenheim erflürmt und zerſtoͤrt. Minder gluͤcklich waren die Preußen und Sachſen auf dem’ rechten Ufer; fie verfuchten Tags darauf Koftheim su erobern, mußten aber mit Verluft von 237 Mann wieder abziehen, und haben diefen Ort erft am 7. Juli in ihre Gewalt bringen können. Ein am 31. März in ber Nacht unternommener Ausfalt, welcher zum Zweck hatte, den General Kalkreuth in feinem Dauptquartiere Marienborn aufzus heben, hatte anfangs den beiten Erfolg und erzeugte dafeldft große Verwir⸗ gung, in welcher namentlid das Regiment Herzog Weimar Küraffiere viel Verluſt hatte; doch wurden die Sranzofen mit Tagesanbruch bald zum Rüde: guge gezwungen. Während diefer Gefechte zwilchen dem Blokadecorps und der Befagung bileb auh Cuſtine nicht unthätig. Auf feine Veranlaffung machte eine Divifion der Mofelarmee am 15. April von Saarbrüd aus einen Angriff gegen ben rechten Fluͤgel bes Beobachtungscorps, warf eine preußifche Abtheilung bei Homburg, begnügte ſich aber mit diefem Erfolge und ging dann hinter die Blies. Da General Wurmfer einige Verſtaͤr⸗ kungen vom rechten Rheinufer an ſich gezogen hatte, mit 19,700 Mann auf beiden Ufern ber Queich ftand, fogar Jokrim und Nheinzabern befegt hielt, voodurdy die Verbindung mit Landau gefährdet wurde; fo unternahm Guftine den 6. Mai einen Angriff gegen diefe beiden Orte, ber auch gluͤckte. Doc hatten fih die Preußen im Rheinthale damals mehr concentrirt, und ftanden mit 15 Bat. 30 Schwabdr. bei Edenkoben, fo daß in der Haupt⸗ fache durch dieſes Gefecht keine Veränderung bewirkt wurde. Bald darauf wurde Guftine zum Oberbefehlshaber der Nordarmee ernannt. Vor feinem Abgange dahin befchlog er einen Verſuch zum Entfag von Mainz zu macden, wozu aud bie Mofelarmee, jest unter Houchard's Befehlen, mitwirken follte. Er beflimmte hierzu den 17. Mai. General Zerriäres follte mit dem rechten Flügel der Rheinarmee das von 5 oͤſtreich. Bat. wies derbefegte Dorf Nheinzabern angreifen, General Falk mit dem linken Stügel in das Anmeiler Thal dringen, und im Berein mit der Belagung von Landau das preuß. Corps bei Edenkoben befchäftigen, während Guftine mit der Mitte (28 Bat, 8 Regimenter Caval.) über Rilsheim gegen Wurmſer marfchiren wollte. Houchard erhielt die Weifung, die preuß. Poſtirung in den Vogeſen zu durchbrechen. Allein alle dieſe Angriffe blieben, bei ber Ungeühtheit des größern Theils ber franzöf. Generale und bei dem Mangel an Dieciplin, ohne erheblichen Erfolg. Wenig Tage fpäter reifte Cuftine feiner neuen Beſtimmung entgegen, und ward durch den General Dies mann erfegt, der es vorzog, bis zur Ankunft ber verfprochenen Verſtaͤr⸗ tungen In Umthätigkelt zu verharren. Inzwiſchen war das Belagerungsge⸗ ſchuͤz vor Mainz angekommen, und in ber Nacht zum 19. Juni die erfte Parallele eröffnet worden, worauf fogleih das Feuer begann. Das Bela: aerungscorps hatte zwar durch die vielen Ausfälle einige Zaufend Dann

foren, bagegen aber auch 11,580 Mann Verftirfung erhalten, und ſchritt

m Eräftiger zum Werke. Am 28. wurde Welßenau erobert, und ſchon

Mainz (Belagerung und Einnahme 1793). 55

am 3. Juli aus bortiger Gegend ein Feuer aus 19 Mörfern und 45 Ka: nenen eröffnet. Einige Tage fpäter fanden auf dem linken Rheinufer 50 Wurfgeſchuͤze und 97 Kanonen in Batterie, beren euer nicht fehr Lehaft erwiedert wurde, da die Belagerten überhaupt nur 96 Geſchuͤtze hat: wu. Die Eroberung der Rheininfeln batte gar balb die Zerftörung der Schiffmuͤhlen zur Folge. Mangel an Meht und Fleiſch bewog den General d'Oere Unterhandlungen anzutnüpfen, in ber Hoffnung, freien Abzug zu erbalten; auf Entſatz ſchien er nicht gerechnet zu haben. Am 23. Juli er: folgte die Uebergabe. Die Befagung, noch 18,000 Mann ſtark, zog mit Eriegerifhen Ehren ab, und durfte ein Jahr lang nicht gegen die Ver: bandeten fechten. Der Nationalconvent verwendete fie jedoch mit Nugen in ter Vendée. Das Belagerungscorps foll in Allem 121 Officiere und 2596 M. wrioren baben. In der Mitte Juni war Dietmann durd den General Beaubarnais abgelöit, und die Nheinarmee bis auf 60,000 Mann ver: Rärke worden; die Mofelarmee zählte 36,000 Mann. Die beiden Oberge: nerale erhielten die gemeflenften Befehle zum Entfag von Mainz, der da= mals um fo leichter geweſen todre, weil Generat Wurmfer die Belebung des Rheinthales allein übernommen hatte, Derzog Ferdinand mit dem Haupt: cores bei Kaiferslautern, der Erbprinz mit bem rechten Flügel des Beob⸗ chrungscorpe bis über Homburg hinaus fland, alfo leicht umgangen werden tennte. Die Stärke des ganzen Beobachtungscorps foll nur 44,000 M. detragen haben. Ein entfchloffenes Vorrüden mit vereinter Macht würde unter ſolchen Umftänden nicht ohne Erfolg geblieben fein. Allein Beauhar: raid war nicht der Mann, einen Eräftigen Entſchluß zu faflen und auszu: führen. Er fette einen Theil feiner Armee erft am 6. Juli in Bewegung, draͤngte auch die oͤſtreich. Vorpoſten zurüd, blieb aber dann bis zum 19. in gaͤnzlicher Unthätigkeit, vielleiht um feine meift unerfahrnen Truppen ein wenig einzuüben. Wiederholte Befehle trieben die Franzofen aufs Neue vor: wich. Dem Plane zu Folge follte Houchard mit der Mofelarmee über Cuf: "2, Beauharnais mit dee Rheinarmee im Rheinthale vordringen. Erfterer ‘oe ſich den 18., Legterer den 19. in Bewegung, blicb aber den 20. ſchon WTeder ſtehen. Der Erbprinz 309 fih in Folge diefes Vorruͤckens hinter Kai: "scslautern zuruͤck und befegte Lautereck; Wurmfer erhielt Verftärfung vom Herzoge, und hatte es überdich mit einem zaghaften Gegner zu thun, der am 23. erſt bis Edesheim gefommen mar, und vor jedem ſtarken Vorpoſten edrerdietig Halt machte. Der thätigere Houchard war ſchon Tags zuvor bei Czjjel angelangt, aber zu ſchwach, den Marſch gegen Mainz allein fortzu: “zen, da er ein ftarkes Detachement gegen Trier fenden mußte. Am 25. Suli erfuhren die beiden Obergenerale, daß ihre Hilfe zu fpat fomme, und traten am naͤchſten Tage ihren Ruͤckmarſch an. Die Eoldaten der Rhein: asmıe waren auf ihren Feldherrn fo erbittert, daß fie ihn mit Schimpfwor— tin uberhäuften. Beauharnais entfernte ſich deßhalb nah Straßburg, und bit um feine Entlaffung. Landremont war fein Nachfolger. Nach dieſen Ercigniſſen trat ein faſt ſechswoͤchentlicher Stillſtand in den Operationen ein. Die Armee des Herzogs von Braunſchweig bezog Gantonirungen bei Kreuz: nah, Lautereck, Kaiferslautern und Dürkoeim ; Wurmfer, weldyer ſich durd) Zruppen vom rechten Rheinufer bis auf 32,000 Mann verftärkt hatte, erangte die Franzoſen bis hinter die Meißenburger Linien zurück und be: gann vorläufig die Einſchließung von Landau (f. d.). Die beiden fran: schihen Armeen mußten über 20,000 Mann der beften Truppen an die Nordarmee abgeben, zu deren Oberbefehlshaber der General Houchard cr: nannt wurde; ihre Unthätigkeit erklärt fich alfo von felbf. Daß aber Lie

36 Mainz Einſchließung von 1794 bis 1795).

a auf ihren Lorbeern ruhten, flatt aus ber Entmuthigung ihs zer er Vottheile zu ziehen, ift allerdings ſeht zu mißbilligen, und Bann ‚felbjt durch den Mangel eines Feldzugsplanes nicht entſchuldigt werden; denn man. hatte Zeit genug ‚gehabt, darüber nachzudenken. (Riteratur wie bei Landau; außerdem bie . Militairzeitfchrift, Sabraang 1694.)

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Einfäliefung durch die Franzoſen, vom 1. November 1794 bis zum 29. October 1795»).

Der allgemeine Rüdzug der Verbuͤndeten ermuthigte bie franzöf. Felde herren zu einem allgemeinen Vorrlicken, und erregte in ihnen aufs Neue den Wunſch, das ganze linke Rheinufer nebft der wichtigen Feftung Mainz . in ihre Gewalt zu bringen. Während General Morenug mit 2 Divifionen der Mofelarmee kLuxemburg blofirte, wurden 3 Divifionen gegen Mainz die rigiet, wo 3 Divifionen der Nheinarmee zu ihnen fließen. Diefe Truppen, ungefähr 50,000 Mann ſtark, bildeten das Blokadecotps, uͤber welches, bis zu Kleber's Ankunft, General Ambert den Dberbefeht führte. Schon in den legten Tagen des Detobers wurden die vor Mainz zuruͤckgelaſſenen oͤſt reich. Detachements in die Außenmwerke zurlidfgedrängt; die völlige Einfchlies fung auf dem linken Rheinufer konnte aber nicht eher bewirkt werden, als bis alle Truppen vereinigt und die Dörfer Laubenheim, Hechtsheim, Mas rienborn, Drais, Gonzenheim und Budenheim, welche die Hauptpunkte der Blokadeſtellung bilden follten, genommen worden waren, was am 1. No: vember erfolgte. Bei dem gänzlichen Mangel an Belagerungsgefhlg und der Unmoͤglichkeit, die Feftung aud auf dem rechten Ufer einzufchließen, erfehien diefe nahe und doch fehr ausgedehnte Stellung den meiften Generas ten eben fo nutzlos als gefährlich, und es wurde für zweckmaͤßiger erachtet, die Truppen, welche nach einem fo lebhaften Feldzuge der Erholung fehr bediirftig waren, in einer Stellung hinter dem Selzbache in enge Cantonis zungen zu verlegen, die Feſtung vorläufig aber nur zu beobachten. Die anz weſenden Conventscommiffarien verwarfen jedoch dieſe Idee und drangen auf die engfte Einſchließfung. Mit einem fehr großen Aufwande von Kräfe tem wurden nunmehr eiligft Verfchanzungen aufgeworfen, und zwiſchen den genannten Orten förmliche Contravallationslinien errichtet, damit die Trupe pen gegen bie Ausfälle der über 20,000 Mann ftarken Befagung möglich]t gefichert wären. Um bie Linie etwas zu verkürzen, wurde der linke Flügel bis Mombach vorgefchoben; doch hatte die Blofadeftellung immer noch eine Ausdehnung von zwei Meilen, war nur 3—4000 Schritte von den naͤch⸗ fien Außenwerken entfernt, und konnte mithin Leicht durchbrochen werden, ſobald mehr Truppen nad) Mainz rückten, oder bie Stärke des Blokade- corps ſich verminderte. WBeides ftand im Laufe der Zeit zu erwarten, und man darf den unglüdlichen Ausgang bdiefer Unternehmung breit dem feh— terhaften Anfange zufchreiben. Hat man öftreichifper Seits die Folgen defr felben wirklich uͤberſchaut, fo iſt die Unthätigkeit der Befagung im Laufe des Winters einigermaßen entfchuldigt; denn es war vorherzufehen, daß bie Blokadetruppen ihre Kräfte unnüg vergeuden, und im Frühjahr defto leichter gu überwinden fein würden. Außer einigen Kanonenfhüffen gegen vorges ſchobene Poften thaten die Deftreicher nichts, was ihre Gegner hätte beuns

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Mainz (Einfchließung von 1794 bis 1795). 67

rubigen Lönnen*), und auch biefes nuslofe Schießen ließ nah, als das Derf Zahlbach und die dahinter liegende Redoute von einigen Wat. ber Disifion Eaints Eye genommen und letztere geichleift wurde (30. Rovbr.). Um Diefe Zeit uͤbernahm Kleber ben Oberbefehl; er hatte im vorigen Jahre Mainz vertheidigen heifen, und duch die Bezwingung von Maftricht (ſ. d.) fh großen Ruhm erworben. Die Art und Weife, wie man die Sache vor Mainz betrieb, und die beftändigen Einmiſchungen ber Commiffarien be: mogen ihm jedoch bald, um das Commando einer Divifion ber Maas⸗ und Eambrearmee nachzuſuchen, was audy genehmigt wurde, worauf Pichegru, der Anfang 1795 den Oberbefehl über die Rheins und Mofelarmee erhielt, Ne Blokade von Mainz dem General Sſchaal übertrug, welcher dieſes Com⸗ mando ebenfalld mit Widerwillen übernahm.

Die im December und Januar eintretende große Kälte, der Mangel am hinreichend fchügender Bekleidung, ja jelbft an Brennholz und genießs darem Brote, fügte den Franzofen bald viele Leiden zu, welche durch den tislichen ſtarken Dienft in den Verſchanzungen nicht gelindert wurden. Die sochandenen und zujammengetriebenen Pferde reichten faum bin, den noths wendigften Zutterbedarf aus weiter Ferne herbeisufchaffen, und das fchlechte Bros aus den Bädereien zu holen. Die Soldaten mußten daher alle übris am Bedürfnifſe Meilen weit felbft holen, und oft fahe man in den Lagern, uber den Wachen, nur leere Hütten und Gewehrppramiden. Hätten bie Eeftreicyer Luft gehabt, das Blokadecorps Thon damals zu vertreiben, fo zürde ihnen dad wenig Mühe gekoſtet haben. Aber der Derzog Albert ven Teſchen wollte ohne Mitwirkung der Preußen nichts unternehmen, und EM. Möllendorf ſchien nicht geneigt, ohne befonderen Befehl feines Kenigs ned etwas zur Befreiung von Mainz zu thun, nachdem man ein Jahr früher defien Wiederbefig fo theuer erfauft hatte; er blieb bis Ende Februar mit der preuß. Armee rubig am redhten Rheinufer ftehen, und trat Ssıan den Rückmarſch an. Mit der brechenten Eisdede des Rheines mins ste ſich zwart die Gefahr des Blokadecorps, im Ruͤcken bedroht zu werden, see Der Frühling brachte den Republikanern auch Feine Mofen. Alle Les :ngmittel der Umgegend waren aufgezehrt, die Wege grundlos, die Zufuh⸗ na Seltener geworden. Die franzdi. Regierung vergaß im Eiegestaumel, für ::e nothmendigften VBedürfniffe ihrer Armeen zu forgen. Die Soldaten des Sookadecorps ſahen ſich genöthigt , das Samenkorn aus der Erde zu ſchar⸗ sa; um Brot daraus zu baden, das nur der Heißhunger genießbar finden tsaate. Die Artillericpferde mußten alle Zufubren thun, und gingen darüber se Grunde Das unausgefegte Gampiren bei naffer Witterung erzeugte Krankbeiten, die bei dem großen Leichtſinn und der Unwiſſenheit der damas en Militairärzte gewoͤhnlich den Tod nah fid) zogen. An eine Belage⸗ rnı ven Mainz war nicht zu denken; denn man hatte kaum Geſchuͤtz ge⸗ n25, um Luremburg wirkſam zu befchießen. Während alfo die Sranzofen 22: Mainz allem Ungemad bloß geſtellt waren, und ſtündlich auf einen enzeiff gefaßt fein mußten, pflegten ſich die Verbündeten in guten Quars zn und ſtaͤrkten fih zu neuen Anftrengungen. Go ging es bie zum S-mmer obne merkliche Aenderung der Verhältniffe fort. Inzwiſchen wurde 22 der Contravallationslinie rüftig fortgearbeitet, und die Fronte der Bio: :2ehteilung duch alle fortificatorifchen Mittel verfläckt; doch fehlte es ihr an osttjtandigen Hauptwerken, und cinmal durchbrochen, mußte auch die ganze Erelung verlaffen werden.

°ı Lıftreihifhe Driginalberidgte über die Vertheid igung von Mainz, Kind bis rt nach nit erſchienen.

5 Mainz (Erftürm. d, franz. Gontravallationlinien 1795). Mad dem Falle von Luremburg (7. Juli)‘ fing man an, die Werke

Auftrengungen die beiden franzöfifchen Armeen zu einem erwuͤnſchten Ziele führen konnten, wenn man die Streitkräfte abwechſelnd zu fehonen und ‚gebrauchen verftanden haͤtte. Aber Pich eg ru, noch von der leichten Ero— berung Hollands berauſcht, oder von anderen Anſichten geleitet, ergriff uͤber⸗ all nur halbe Maßregeln. Nach dem allgemeinen Operationsplane follte er mit einem Theile feiner Armee den Rhein ebenfalls überfchreiten und die oͤſtreich. Nieberrheinarmee unter FM. Clerfapt vom Maine abdrängen. Ein Verſuch am 7. Auguft, bei Oppenheim Batterien zum Schuge einer zu a Pontonbrüde zu errichten, war durch die Deſtreicher versitelt wor⸗ Dagegen ergab er ohne Widerftand am 20. Septbr. Ar die Trennung der beiden öftreich. Armeen wurde durch den unglüdli= hen Ausgang des Gefechts bei Handſchuhhelm (f. d-) vereitelt, und Piche - gru's Unthätigkeit nach diefem Ereigniß ließ dem FM. Sterfapt Beit, den Senerat Fonrban zum Rüdzuge zu zwingen (f. Höhft), was durd) eine bloße Umgehung bewirkt wurde, wobei die einſtweilen auf das rechte Rhein ufer gegangene Divifion Reneauld in Gefahr kam, abgeſchnitten zu werden, > aber mit eben fo großer Schnelligkeit als Gefchidiichkeit auf das linke zuchedzog. Nunmehr Eonnte der oͤſtreich. Feldherr ſich mit Uebermacht Far das ſehr geſchwaͤchte Blokadecorps werfen, was aud mit Sefotg geſchah.

Erſtürmung ber franzöf: J vor Mainz, den 29. Dctbr. 1

Nach Zourdan’s bar den Rhein und bie Sieg war für die Deſtreicher alle Gefahr auf dem rechten Nheinufer befeitige, und die beiden oͤſtreich. Feldherren dachten nun srnftlih daran, Mainz zu befreien und Mannheim in ihre Gewalt zu bringen. Glerfapt begab ſich ſchon am 27. Detbt. nad) Mainz, um die Stellung des Blokadecorps zu recognofeiren, and entfchloß fich zum Angriff, bevor Joutdan Kl verftärkt haben könne. General Schaal war, wie fhon gefagt, feiner haberfchaft fehr Üüberdrüffig, hielt ſich gewöhnlich im Dberingelheim auf, und geftattete auch den Divifionsgeneralen, ſich in den rückwaͤrts gelegenen Doͤr⸗ fern einzuquartieren. An bie Gefahr eines Angriffs ſcheint er gar nicht gedacht zu haben. Gleichwohl zählte das Wlokadecorps, nad) Abgang der in In Mannheim (f. d.) ftehenden Divifionen, nur nod 30,000 Mann. Im

den Verfehanzungen befanden fi) zwar 160 Gefchle; der rechte Flügel de digte aber bei Laubenheim, und don da bis an den Rhein war eine ganz ‚offene: und ebene Strede von etwa 2000 Schritten Breite, durch welche die Deſtreicher um fo Leichter hervorbtechen und die ganze Stellung in der Flanke angreifen tonnten, da Weißenau ungeachtet einiger Angriffe im Befig ders felben geblieben war. Dieſe Lücke war zwar eine wiſſentlich gegebene Bloͤße, doch fland der Mann nicht mehr in ihrer Nähe, der fie mit feiner Divi— fion zu vertheidigen übernommen hatte, naͤmlich Defair, und was bei der anfänglichen Stärke des Blokadecorps Klugheit te it werden Eonnte, wurde aebt zur unverzeihlichſten Nacläffigkeit. Die waren folgens

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rt (Erſturai. d frang Göntieviltatieneielih STE): UM Aq vercheit. i) ſtand iee und ur nn } Ban, ı gefit, und Malnp; Gaints Cyr we uifägen. Ei 5] | 2 Bataillone gegen" Mombäd; - : ch 1! ‚mit 7 Gompagnien, weiche bei Walluf über den Bibeln fehe 5 beim bebrohten,, bie Diotfionen Reneaulbd und Diengaub ja ee nn —— BU SUR. Gar. und CO Beidhäke, währnd 4820 M. Inf., 3120 M. Gen

Ar. ehrzahl ruppen heinufer, marſchirte aber im der Mache durch ſtand früh 5 Uhr Hinter den Außenmerken zum Angriffe | Weftwind inderte die Franzoſen, das bei foldyen. Dustyenkfchen unvermeidliche fe wahrzumehmin, und. begimfligte. den er, welcher auf folgende Welſe ausgeführt wurde. Noch ia der Nacht fuhr Major Williams mit einer Heinen Flottille ben Rhein aufwärts , und fette früh A Uhr bei der Jakobsberger Aue 900 M. nf. ud 20 Hufaren an's Land, ohne von den Franzoſen, die dort nicht eins mal eine Feldwache hatten, bemerkt zu werden. Um 6 Uhr überfiel Wil: Gams den General Courtot in feinem Hauptquartier zu Bodenheim fo se@fkandig, daß feine Bededung gar einen Wide leiftete, und der Ge⸗ seral ur mit Mühe zu feiner in den Verſchatzu bei Laubenheim fie: kenden Divifion gelangen konnte. Kine halbe Stunde früher hatte die Kanonade und der Scheinangriff gegen Mombach und Gonzenheim begonnen ; aber wie es fcheint, wurden die übrigen franzoͤſ. Divifionen dadurch nicht eBarmict, dagegen fing General Rene auld an, feine Truppen zu concens i Gleichzeitig mit William's auf ein Signal erfolgtem Ueberfalle fegte ſich GM. Neu mit der erſten Colonne (10 Bat. 6 Schw,) in Be: mwegung, rüdte durdy Weißenau, und fchritt zum Angriffe gegen Laubenheim, wäbrend Williams diefen Ort im Rüden bedrohte. Die überrafchten Fran⸗ zoſen Leifleten nur ſchwachen MWiderftand, und Gourtot, ber den Feind jegt überall zu erbliden glaubte, war unvermoͤgend, fie zu ermuthigen. Nach karzem Kampfe gingen bier alle Verſchanzungen fammt den darin flchenden verloren, worauf die Divifion Ihren Rüd;ug gegen Gau Biſchofs⸗ Selm antrat; nur der linke Flügel berfeiben blieb fliehen, und vertheidigte das Dorf und die Verfchanzungen bei Hechtsheim mit rühmlicher Ausdauer gegen die Angriffe, welhe FM. Staader mit der zweiten Colonne (9 Bat. % Ed.) unternahm, mußte aber endlidy ber Webermacht weichen, und 309 ſich gegen Marienborn zuruck. Die dritte Colonne (54 Bat. 22 &chw.) amter JMe. ColloredosMels, eroberte nach G Uhr das Dorf Vretzenheim,

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angearien, * vom 2. Chaffeurregimente mehrt wurden, bis

beim zu vertreiben, während bie dritte Golonne zwifhen Marienborn und Findheim durchbrechen follte. Courtot wartete den Angriff nicht ab, ſondern ging bis, Kicchheim = Poland (4 Meilen) zurüd. Colloredo ſtieß beim Vot⸗ tücen auf eine Colonne franzoͤſ. Gavalerie, welche aber bald zum Ruͤckzuge gezwungen wurde. Es war bereits 11 Uhr vorüber, und Saint:Cpr immer noch in feiner Stellung bei Marienborn. Durdy die Flucht der Dis vifion Couttot wurde feine tedhte Flanke immer ftärker bedroht; fo lange jeboch die Divifion Mengaud, welde gar nicht angegriffen worden war, und Reneauld ihren Nüczug nicht befhleunigten, glaubte auch Saint + Epr den ſeinigen nicht antreten zu dürfen. Als aber gegen Mittag auch feine Flanke: durd) E » bedroht wurde, wich er auf die Höhe bei Nies

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Seine Divifion erreichte Abends Gau Odernheim ohne Verluftz Mengaud Fam bis Spiesheim, wo auch Reneauld Uhr eintraf. Wegen gänzlihen Mangels an Pferden hatten beide ihre Parks ebenfalls in Brand fteten müffen. Die Mehrzahl

Gavalerie war ihnen auf. dem Fuße gefolgt, ſcheint aber den Aben mehr erfhhwert: als blutig gemacht zu haben; denn der mmtverluft an Todten und Verwundeten wird nur zu 3000

waͤhrend die Sieger deren 1465 hatten. Dagegen fielen 1633

ihre Gewalt, und in den Verſchanzungen fand man 138 Gefcylige

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nichtung entgehen Fonnte; denn am rechten Rheinufer follen noch 10,000 ; ftens ten

Mainz (Einfchließ. durch d. Kranz 1796. Abtretung 1799). 01 habt zu haben, well von Jourdan's Armee bereits zwei Halbbrigaden zum Blokadecorps geftoßen waren, und begnuͤgte ſich vorläufig mit dem einfachen Siege. Er blieb bis zum 4 Novbr. auf ben Höhen vor Mainz, und mar⸗ fhirte an biefem Tage nur eine Meile. weiter, wodurch die Einnahme Bannheims verzögert und Clerfayt zu neuen Gefechten genöthigt wurde {f. Pfriem). Pz.

Einfhließung buch bie Sranzofen, vom 17. Juli bie Ende Geptbr. 1796.

Der Zeldzug 1796 in Deutfchland wurde erft Anfang Juni eröffnet, md begann von Seiten der Franzoſen mit einem Vorruͤcken gegen bie untere Lahn und ben Mittelrhein (fe Jourdan und Moreau). Die Deftreicher, eigentlich gefonnen, von Mainz und Mannheim aus die Öffenfive zu ergrei⸗ fen, aber durch die Exeigniffe in Oberitalien davon abgehalten, hatten Zeit sehabt, auf dem linken Rheinufer verfchanzte Lager anzulegen, und zogen fi) bei dem Vorrücken ber Franzoſen allmälig gegen die Lager bei Hechts⸗ heim und Mundenheim zuruͤck. In erfterem ſtand FME Mercandin mit 22 Bat. 22 Schwabe. und hinderte dadurch die Einſchließung von Mainz, weiches daher von dem General Marceau nur von Weitem beobachtet wers den konnte. Als aber Moreau bei Kehl (f. d.) auf das rechte Rheinufer gegangen war, der Erzherzog Karl ſich gegen ihn wendete ([. Malfch), und Jourdan mit Uebermadht gegen den Main vorrüdte, mußte Mercandin fein Lager verlaffen, um ben FM. Wartensieben hinter dem Maine zu verftärs tn, und nunmehr wurde Mainz (14. Juli) faft gleichzeitig auf beiden Ufern ducch ungefähr 26,000 Mann eingefchloffen. Diefe Blokade, vom General Marceau geleitet, bauerte bis zum 6. Septbr. ununterbrochen fort (de Befagung zählte 16,000 Mann und verhielt fid) ganz unthätig), mußte aber in Kolge der Schlacht bei Würzburg (f. d.) auf dem rechten Rheins ufer aufgehoben werden, worauf Marceau mit den bier geftandenen Trup⸗ en (ungefähr 10,000 Mann) gegen Limburg abmarfchirte, vom ML. Neu mit dem größten Theile der Beſatzung verfolgt wurde, bei Florsheim einen Dart von 82 Gefhügen verlor, und fpäter an den Gefechten bei Lim: burg (f. db.) und an der Dedung des Ruͤckzugs der franzöf. Armee den ruͤhmlichſten Antheil nahm, aber auch feinen Tod fand. Die Einſchließung von Mainz auf dem linken Ufer wurde duch den General Hardy mit Ende September fortgefest, dann aber, wie es fheint, in eine bloße Beobachtung verwandelt, worüber jedoch zur Beit genauere Nachrichten fehlen.

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Abtretung von Mainz an Frankreich im Jahre 1799.

Die Deſtreicher hatten bisher immer den Haupttheil der Befagung von Mainz ausgemacht; nachdem aber in einem geheimen Artikel des Friedens zu Campo Formio von Seiten des Wiener Hofs in die Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich gewilligt worden war, unt die Sranzofen die Stadt Venedig nicht eher räumen wollten, bis fie im VBefige von Mainz fein würden, fo zogen die öftreihifhen Zruppen im Dechr. 1799 aus Mainz, und der Kurfürft, deſſen Befagung nur 3000 Mann betrug, ſah ſich ge: nöthigt, den Befehl zur Uebergabe zu ertheilen, wenn er nicht fein Rand aufs Neue feindfelig behandelt fehen wollte. So kam diefes Bollwerk Deutfchlands ohne Schwertftreid in die Hände der Franzofen, denen es erft 14 Jahre fpäter wieder entriffen wurde.

(Literatur wie bei Sriedberg; außerdem noch die Zeitfchrift für K. W. Tas rn des Krieges 1831 und 1832; bie äftreich. Mititeinitiicit

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ws‘, ‚von ee en Can m ordnet. Won über: die Erbenheimer Marche bis zum ober dem rechten der Blokade, machte das 1. preußifche Armescorps des Generals von Vorf aus. Dom Häuferhof über Hochheim bie Einfluß des Mains in den Rhein fand. als der linke Flügel, der Sofa \non Caſſel das Corps des tuſſiſchen Generals Baron von, Sadın. Auf dem rechten Flügel waren die Orte von Viberih und Mosbach mit 1000 Mann Infanterie beſebt. Bei einem. etwanigen Angriffe follte ſich die Garnifon von Biderich auf Mosbach, und im deingendften Falle auf Wied ‚baden und von da auf die Chaufjee nad) Limburg zurüdziehen. dem linken Flügel war Hochheim mit 1000 M. Infanterie befegt; in. Hohn befand. fi) das Hauptquartier des Feldmatſchalls. Am 1. Januar 1814 ‚ging: der Feldmarfchall Bluͤcher über den Rhein, und Mainz wurde auf dem ‚linken Rheinufer von dem Corps des tuſſiſchen Generals Grafen Langeton

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feanzöfifhe Beſatung einen Ausfall mit 3000 Dann auf bem Linken ufer gegen Mombach zu, blieb aber innerhalb Schufweite der Feſtung ee a wurde das ruſſiſche decorps durch das 5. deutſche Bundescorps, unter dem

309 von Sachfen » Coburg, abgelöfet, und die Truppen Hal Feftungen Mainz und Caſſel waren folgender Maßen vertheilt: Bon ber ade der Feflung DM. auf dem linfen Nheinufer befepligte den rechten Flige der oͤſtreichiſche Dberft Graf Degenfeld-Schomburg, den linken Flügel der

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befannt gemacht wurde. Nach erhaltnem Befehle des. Königs Lub- wig XVII. übergab der Gouverneur den 4. Mai die Feſtung. an⸗ fangs 30,000 M. Befagung rückte noch 15,000 M. ſtark aus, da

Maipo (Schlacht am 5. April 1818) 08

mit demſelben Unterofficiere und Soldaten zu fchlagen, fa ſelbſt Offfciere; aur mußten fle, wenn Letzteres geſchah, den Stab wegwerfen und nach dem Degen greifen, weil fi) außerdem der Geſchlagene für entehrt hielt. Ein ſelbſtſtaͤndiges Commando fcheinen die Majors damals nicht gehabt zu haben; fie unterflügten die Regimentscommandeure in ihren Sunctionen und ver traten deren Stelle, wenn diefe abweſend waren. Jetzt find in den meiften Armeen die Majors zugleich Bataillonscommandanten und werden vorzugs- weite im Sprachgebrauch bei der Cavalerie Oberftwachtmeifter genannt. Bei den Sranzofen jedody heißen bie Batalllonscommandeure chefs de bataillon.

Maipo, Fluß In ber Provinz Chile in Suͤdamerika; Schlacht ame 5. April 1818, '

Bereits im Jahre 1810 hatte ſich in dem damals noch unter ſpani⸗ ſcher Derrichaft fichendem Chile der Geiſt der Unabhängigkeit geregt. Als die Revolution zum Ausbruche kam, kämpften zwei mächtige Parteien um dad Regiment, eine ariftoßratifhe und eine demokratiſche. Diefer Umſtand sah gleidy vom Anfange dem Aufſchwunge des Volks eine ſchiefe Richtung, und erleichterte den Epaniern ihren Siege. Man hatte eine Junta errichtet, an deren Spige bie Oberften D’Higgins und M’Kenna flanden. Indeſſen fendete der fpanifche Vicekoͤnig Pezuella von Lima aus den General Gainza mit neuen Verſtaͤrkungen ab, welcher nad) einigen ertämpften Vortheilen einen Vertrag mit O'Higgins abſchloß, nach welchem Gainza die eroberten Yläge herausgeben, binnen zwei Monaten das Land verlaflen, ber Vicekoͤ⸗ nig die in Chile vorgefallenen Veränderungen anerkennen und eine Deputa⸗ tion an die Cortes von Spanien die Ausföhnung mit dem Mutterlande bewirken follte. Allein ber Vicekoͤnig verwarf diefen Vergleih; man griff von Neuem zu ben Waffen, O'Higgins wurde gefchlagen und ganz Chile der fpanifchen Derrfhaft wieder unterworfen. Die Reaction ward fpanifcher Seits mit fo vieler Sraufamkeit Duchgeführt, daß mehrere Zaufende nach der nahen Mepublit Rio de la Plata (fonft Buenos: Apres) flüchteten. Hier fammelte ſich Alles, was ber fpanifhen Verfolgungswuth entgangen war, - was noch die Waffen tragen und das Waterland retten konnte. Auch überzeugte man ſich bier bald, daß das benachbarte Chile nicht im Beſitz der Löniglichen Truppen bleiben dürfe. Deßhalb fammelte an ben Dfigrenzen von Chile der Dbergeneral der Republik von la Plata, San Martin, alle zerfireuten Inſurgenten, zog noch eine Verftärtung von 2000 M. aus Buenos : Ayres an fih, und ging Anfangs des Sahres 1817 mit 7000 wohlgeübten Streitern über die Anden, fchlug die Spanier bei Chacabuco (d. 12. Zebr.) und nahm den Generalcapitain Marco gefangen, worauf die Hauptſtadt Santiago wieder befegt ward. Diefes gluͤckliche Ereigniß trug viel zur Befreiung von Chile beiz doch befand fich der füdliche Theil nody immer in fpanifhen Händen. Inzwiſchen vereinigte fih Volt und Regie⸗ rung mit gleihem Eifer, die verhaßte Herrſchaft der Spanier abzumwerfen. Bon allen Seiten liefen Beitrige ein; man opferte Gold: und ilberges täthe, man rüftete eine neue Armee aus. Bald nachher kehrte zwar noch) einmal das Kriegsgluͤck dem neuen Staate von Chile den Rüden, allein der glänzendite Sieg Erönte kurz darauf alle Anftrengungen. San Martin war in Verbindung mit O’Higgins und dem Oberften lad Haras ber aus Peru eindringenden Löniglichen Armee unter Dforio entgegengegangen, der Dperationsplan aber den Spaniern verrathen worden, welche am 19. März 1818 das Heer der Patrioten überfielen, aus einander fprenaten, yon Geſchuͤttz und Gepaͤck nahmen. Doc ſtellte San Martin in drei Tan

\ ' Bailon.

die Drbnung wieder her, fammelte ein Gorp6 von 4I00 Mann und zog’ mit diefem dem Feinde entgegen, welcher in der Richtung der Bergfchluchten von Gaberas vorrlidte, und bereitd mit 5300 Mann den Fluß Maipo über- ſchritten hatte. Unftreitig waren bie moraliſchen Elemente beider Deere fehe verfchieden; im der fpanifchen Armee berrfchte Unzufriedenheit, Indisciplin, bei den Patrioten dagegen Enthuflasmus, Kampfesluſt. Am 5. April fegten fi die Spanier in Bewegung, um den Zeind in ber rechten Flanke zu umgeben; allein gleichzeitig unternahm biefer einen Srontalangriff mit dem größten Ungeftim. Auf ihre Meferven zuruckgeworfen, gingen die Inſurgen⸗ ten zu einem neuen Angriff über. Man flug fid) mit ſolcher Erbitterung, daß fi) der Kampf in ein Handgemenge auflöfte, endlich aber mit einer vollftändigen Niederlage der Spanier endete. Die Patrioten zählten 1000 Todte und Verwundete, dagegen dediten von ber königlichen Armee 2000 Todte das Schlachtfeld, 190 Dfficiere und 3000 Mann geriethen in Ges fangenfchaft, und nur General Oſorio war fo glücklich, ſich mit 200 M. leichter Reiterei, welche feine Leibwache bildeten, zu retten. Artillerie, Ges pad und Kriegskaſſe fielen in die Hände der Patrioten. Der Sieg von Maipo wurde in Buenos: Apres und Santjago mit Iluminationen, Ges fhüpfalven und patriotifchen Feſten gefeiert, da man ihn mit Recht als das entfcheidendfte Ereignis fir die Dauer beider Republiken betrachtete.

(Versi. Venturini's Chronik des 19. Jahrhunderts, Jahr 1819. Suͤb⸗ amerifa, wie ed war und jet iſt, oder Urfprung und Fortgang der Mevos Iution dafelbft bis 1819. Leipzig, 1820.)

Gtz.

Maiſon, Nicolaus Joſeph, Marquis, Pair und Marfchal von Frankreich, wurde den 19. Deche. 1771 zu Epinay geboren, trat im Juli 1792 bei einem der Parifer Bataillone als Officer ein, vücte fchon in dems felden Jahre zum Kapitain auf, und zeichnete ſich in der Schlacht von “Yes mappes aus. Im Sabre 1793 angeklagt und von ben Volksrepraͤſentanten ohne Verhör abgefege, trat er jedoch 1794 wieder in Kriegsdienfte, wohnte als Adjutant des Ben. Goquet und nad deffen Tode im Gefolge des Generaladjutanten Mireur dem Feldzuge des Nordheeres bei, wurde dann zue Sambres und Maasarmee in die Divifion Bernabdotte's verſetzt und mehrmals verwundet. Der Zeldzug von 1796 gab ihm neue Gelegenheit, fi) auszuzeichnen; er wurde zur Belohnung von Jourdan zum Bataillons⸗ ef ernannt, und folgte Bernadotte noch in bdiefem Jahre nach Italien. Von Lesterm 1799 zum Generaladjutanten erhoben, wurde er von bemfels ben, in der Zeit feiner Anftellung ale Kriegsminifter, zu mehreren wichtigen Sendungen gebraucht. Während deffen kurzer Abdankung focht Maiſon in Holland gegen die Englaͤnder und Ruſſen, kehrte aber, als Bonaparte nach dem 18. Brumaite Bernadotte wieder anſtellte, zu demſelben zurüd und folgte ihm, als er das Commando der Weſtarmee erhielt, in bie Vendée. Nach dem Frieden von Amiens führte er den Befehl im Departement Ta⸗ naro. 1804 begleitete er Bernadotte nad) Dannover, und 1805 während des Feldzugs gegen Deflreih und Rußland. Bei Aufterlig trug er weſentlich bazu bei, einen Angriff der ruffifhen Garden zuruͤckzuſchlagen, und erwarb fi) hierdurdy den Brad eines Brigadegenerals. Als folder ftand er 1806 bei dem nach der Schlacht von Auerſtaͤdt den Em. Bluͤcher bie Luͤbeck vers folgenden Armeecorps bes Prinzen von Ponte :Coroo, wurde von biefem nad) der Eroberung jener Stadt zu deren Gouverneur und 1807 zum Chef feines Generalſtabes erwählt. Im Jahre 1808 focht er unter dem Marſchall Vic: vor in Spanien. Durch ein kuͤhnes Umgehen des Zeindes über unwegſam

Maiſon.

gehuitene Gebirge trug er am 11. Novbr. weſentlich zum Siege von rg! ee a Eee 1 von en Wun! er Trankreich. Im Jahre —— er Same Benson um Aa Im Feldzuge 1812 gegen Rufland » ‚zeichnete ſich mehrfach und nament wofür ihn der Kaifer zum Divifionsgeneral und,

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focht mit demſeiden bei der Arrieregarde und fagung Küſtrins zurü®, während er ſelbſt ſich nach * Maifon die zum Corps des Gen, Baus ion, ſich bei Lügen aus, nahm den Tag

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beigegeben —* in bie Ebene zu Küden, und dies nur jur höhern Befehl _gethan haben; er untetließ hierbei jedod bie ae, man Die in Feuer aufgehende Windmühle von Baud⸗ was er fogleic fir ein feindliches Signal nahm, belehtte ihn erſt mn Orr, ee machte vor Micyelsdorf Halt und hatte nur fo Divifion nothdürftig in Maffen zu formiren. Alles Geſchuͤt en; cn ;e hundert Mann wurden niedergehauen, 400 Mann ges rettete fich der Net nach und

sc am der Kapbady erwarb ſich M. durch treffliche Führen: der Machhut befondere Verdienſte. Zu Anfange der Schlacht bei Leipzig Wwewunder, blieb er fortwährend am der Spige feiner Divifion. Napoleon ensnnte ihn am 28. Octbr. zum Gtofofficier der Ehrenlegion, gab ihm bald darauf den Grafentitel und am 22. Dechr. das Commando des zur Birtheidigung der Niederlande beftimmten 1. Armeecorps. Den überlegenen Seäften des Gen. Bülow und des Herzogs von Weimar langſam weichend, ws er fi nach Lille zurücd, nachdem er Bergenzop= Zoom und bie Grenze flungen mit Eebensmitteln und Truppen verfehen hatte. Sein Armeecorps befiand nun aus 3 ſchwachen Infanterie: und 1 Gavaleriedivifion, zus fammen ungefähe 12,000 Mann; Lille hatte außerdem noch eine eigene Garnifon, welche jedoch nur hinreichte, den Play bei Abweſenheit des Corps gegen einen Handftreih zu fihern. Nah dem am 18, Februar erfolgten Ahmarfye des Gen. Bülow gegen Laon wäre zur Eräftigen Offenfive gegen das med) ſchwache und fehr vereinzelte Armercorps des Herzogs von Weimar gewiß der günftigfte Zeitpumkt geweſen; man ließ ihn ungenügt vorüber Üreidyen. Um eine Divifion der Antwerpener Garnifon an ſich zu ziehen, cite Maifon: gegen Courtray und nöthigte am 2. März den preuß. Ober: fen Hobe, weicher fi) ihm mit 6 Bat. und 2 Schwadr. und dem frei: erpb des Majors Helwig enrgegenwarf, zum Nüdzuge nach Dubenarde. Rad dem mic ungefähr 3000 Mann und 25 Kanonen auf diefen Ort am 6. unternommenen, an der tapfern DVertheidigung des Obetſten Hobe ge: Seiterten Angriffe, ging Maifon bis gegen Courtray zuruck, wo er Tags drauf, von einem preuß. fähf. Corps unter dem Generallieut. Borftel von Zeurnay aus und vom Dberften Hobe von Dubdenarde her, angegriffen und im Die Stade zuchdgebrängt ward; am 8. zog ex fich über Rn wieder

| Wrliitaie: Gond,«rricon. V. Bb.

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‚os » Maifon. nad Lille: Am 25. März rückte Maifon mit etwas über 7000 Mann und 20 Gefhlgen nochmals bis Courtrap vor, nachdem er den Major Helwig aus Menin vertrieben hatte, uͤberfiel den 26. den Kofakenoberften Bicha- low in Gent, nahm dafelbft ein in der Formirung begriffenes belgiſches Bataillon gefangen, und ſchob ftarke Poften nad mehren Seiten, befonders “auch gegen Aloſt vor. Der Herzog von Weimar glaubte dur dieſe Ber wegung das von Truppen beinahe ganz emtblößte Brüſſel bedroht, war felbft dahin geeilt und hatte in der Eile Anftalten zur Abwendung der Ge: fahr getroffen. Imdeffen hatte Maifon feinen wahren Zweck, die Vereinigung mit der Divifion Noguet von der Garnifon Antwerpen gegen 6000 M. junger Garde am 27. erreicht, und brad) am 30. früh 3 Uhr von Gent nach Courteay auf. Hier wurde feine Arrieregarde ducch den von Toutnay über Oudenarde vorgerücten Gen, Thielemann angegriffen, biefer aber mit Verluſt zuruͤckgeſchlagen. Die fähfifhen beftanden allerdings meift nur aus unerfahrner, mangelhaft eingeubter Landwehtr. M. ließ den Gen. Thielemann nur durch eine Divifion verfolgen, und wendete fi mit dem übrigen Theile feines Corps gegen Tournay, um diefes durch einen Hands fireih zu nehmen. Gegen 5 Uhr Abends traf er dort ein, ließ, nachdem er den mit 2000 Mann unter dem Oberſten von Egloffſtein befegten Drt ſelbſt recognoscirt Hatte, bdenfelben wiederholt, aber ftets vergebens ſtuͤrmen, und zog fih noch in der Nacht mit einem Verluſte von 400 Mann nach Lille zurüd. Die bei Courtray gemachten Gefangenen hatte Maifon fehr gut behandelt und felbft die Verwundeten an jenem Drte zurlcgelaffen; fie wurden ſammtlich binnen wenigen Tagen ausgewechfelt, Am 4. April brach er mit dem größten Theile feines Corps von Lille auf, um ſich auf die Vers ‚bindungen der großen altiirten Armeen zu werfen, und fo dem Kaiſer bei feinem Plane die Hand zu bieten. Die am 5. durch einen Courier in Va⸗ ienciennes erhaltenen Nachrichten aus Paris ergriffen ihn bis zur Ohnmacht; er verbrannte fofort eigenhändig die Depefche, verſtaͤrkte die Garnifonen der nahgelegenen Zeitungen und marſchirte nad Lille zur. Die dafelbjt aus · gebrochenen Unruhen wußte er bald zu dämpfen. In Folge der Befehle des proviſoriſchen Gouvernements zu Paris und der Aufforderung des Herzogs von Weimar ſchloß er am 9. April eine vorläufige Convention zur Einftels lung ber Feindfeligkeiten, am 12. aber einen förmlichen Waffenſtillſtand mit Seftfesung einer Demarcationslinie, und erfannte Ludwig XVII. an. In ‚einem Schreiben des Grafen von Artois vom 19. April ward. ihm bie ger rechte Anerkennung feines trefflihen Benehmens; man ernannte ihn zum Kudivigsritter, bald darauf zum Pair und zum Commandanten der 1. Mi— litairdiviſion in Paris. Im März 1815 zum Gouverneur der Hauptftadt und zum Commandanten ber unter dem Herzoge von Berry bei Paris vers famnieften Truppen ernannt, bezeichnete Maifon in einem Tagesbefehle vom 7. die Landung Napoleon’s als einen verbrecherifchen Werfuch, den Bürgers krieg in Frankreich von Neuem anzufahen, und ermahnte alle gute Franzos fen zur Treue gegen den König. Er entging glüdtid dem Verſuche, ſich feiner Perfon zu bemächtigen, flüchtete mit dem Könige nach Belgien und ward am 7. April feiner Stellen entfegt. Mit Ludwig XVIII. Eehrte er nad Paris und auf feinen frühen Poften zuruͤck, mufte denfelben aber im Januar 1816 mit dem Commando der 8. Militairdivifion zu Marfeille vertauſchen, nachdem er als Mitglied des Kriegstaths Uber den Marſchall Mey bie Incompetenz diefes Gerichtes am eifrigften ausgefprochen hatte. Am 3. Mai 1816 wurde Maifon zum Commandeur und am 30. Septbr. 1818 zum Großlreuz des Ludwigsordens, fo wie am 31. Auguſt des legten Jahres,

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NMaitland.

Bildung der Paitskammer, zum Marquis erhoben. Won Expedition nad) Morea 1828 durch den Marfchallsftab ausger die Anhänger der Altern Boutboniſchen Linie es ihm zum Vor an ber Spitze derjenigen Commiffarien des proviforifchen Gouvers ments zu haben, welche jenen König zur Abreiſe von Rambouillet aufs Änderten und ihn dann bis Eherbourg begleiteten. Unter Ludwig Philipp gehörte au Matjen zu den Minifterephemeren, indem er ſich während 14 Tagen im des Dortefeuite der ausiwärtigen Angelegenheiten befand; er ging dann Borfchafter nach Wien, und als folder zu Ende des Jahres 1833 nach Per Eine koͤnigl. Ordonanz vom 30. April 1835 ernannte ihn zum ⸗Staats ſecretait des Kriegsweſens, weichen m. Maifon noch in Augendlide bekleidet.

(Bert. Heldenſaat; Frankreich als Militairſtaat von big; he a ige der Meiterei, von Kanitz; —— Zar Ambudh, 2 er

Maitland, Sir Thomas, beim Ausbruche der ¶Inſur⸗ metiom Dberbefehlshaber der britiſchen Seemacht im mitteilaͤndiſchen Meere, berzat ſchon frühzeitig die kriegerifche Laufbahn. Im Jahr 1798 und 1799 war er bei der Armee angeftellt, welche in Dftindien gegen Em Sach foht, umd diente fpäter in Nordamerika unter den Generalen Kepler und Abererombie: Bald zum Generaladjutanten ernannt, erhielt er Ans des Jahres 1 den Auftrag, am dem Küften der Normandie zu „um —— über die Streitkraͤfte der Chouans einzuziehen. 1805 ward er zum Gouverneur von Ceylon ernannt, und zeiche dort befonders durch Abſchaffung siner Menge von Mißbraͤuchen aus, ich ſowohl in der Mititairz als Civilverwaltung eingeſchlichen hatten. nad) England zurückgekehtt, empfing M. 1811 das Commando des 31. Imfanterieregiments, wurde im Juli 1813 nad Sieilien und von da im einen befondern Auftrage nach Malta gefendet, und zum Gouverneur biefee Inſel ernannt. Zwei Jahre darauf ward er beauftragt, das Gouver— mement der ionifhen Jafeln zu organifiren, welche durch die Zractaten vom * ZJull und 5. Novbr. 1815 unter Englands Schug geftellt wurden. Sie Thomas blieb zu bdiefem Endzwede einige Zeit in Gorfu, begab ſich im Sugre 1816 nad) London, um in Uebereinftimmung mit dem engliſchen Minifterium eine Verfaffung für die Republik der fieben Infeln zu entwers fen, und fehrte nad) einigen Monaten über Paris und Venedig nad) Corfu perüd. Die Verfaſſung, welche man den ionifhen Inſeln gab, ſicherte dern Einwohner feine Rechte, und wurde vom Volke allgemein günftig wafgenommen; aber ber Ausbruch der Infurrection in Griehenland gab den Bewohnern der fieben Infeln bald Veranlaffung zur Unzufriedenheit. Es beftanden zwiſchen ihnen und den Griechen des feften Landes Verbindungen, weiche ihren Urfprung in gleicher Abflammung und gleicher Religion hatten; fie konnten die Anftrengungen, welche jene machten, fid) von der Herrſchaft der Türken zu befreien, nicht mit gleichgiltigen Augen anfehen, und indem Eir Ih. DM. gezwungen wat, in biefen Angelegenheiten eine firenge Neutralität im beobadıten, ſchien er gegen diejenigen mehr Nachſicht zu zeigen, melde den Zeinden der Griechen Vorſchub leiſteten. Im Monat October 1821 baden befhalb auf der Infel Zante Unruhen aus, zu deren Tilgung M.

fen Maßregeln ergriff. Als aber ganz Europa und vors

—* England ſelbſt feine lebhafte Theilnahme an dem Unglüde ber Sieden bewies, nahm audy General M. mildere Gefinnungen an. Die dritiſche Wegierung hatte bie Tegate Glasgow von 50 Kanonen zu feiner

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‚os Makar (Schlacht im Jahre 237 v. Chr.).

Verfügung geftellt, um nöthigen Falls die entfernteften Theile feines Gous vernements zu bereifen. Den 20. Dechr. 1823 erließ er eine Proclamation, wodurch die Infeln Santa Maura und Ithaka, weil griehifhe Fahrzeuge dafelbft gelandet waren, gegen die übrigen ioniſchen Infeln in eine dreifige tägige Quarantaine gefegt wurden; dies war fein letzter politifcher Act, und ev follte die Befreiung Griechenlands nicht erleben, denn wenig Wochen nad) Erlaſſung jener Proclamation ftarb er zu Corfu den 17. Januar 1324. Er hinterließ den Ruf, einer der ausgezeichnetiten Dfficiere der britiſchen Marine gewefen zu fein.

Ein anderer Engländer, Namens Maitland, war Schiffscapitein, und befehligte im Juli 1815 das Linienfchiff Bellorophon, welches auf der Döhe von Rochefort flationirte. Den 14. Juli Morgens erfcienen ber Herzog von Rovigo, die Generale Lallemand und der Graf las Cafes am Bord feines Schiffes, um für Napoleon die Erlaubniß zu ungehinderter Fahre nach Amerika nahzufuhen, was jedoch Capt. M. beſtimmt verweigerte, "Us hierauf der Herzog von Rovigo zu verftehen gab, daß vielleicht eine franzoͤ⸗ fiſche Escadre erſcheinen dürfte, welche ſich wohl Plag machen würde, ergriff er bie erforderlichen Mafregein, um im Nothfalle Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Den 16. Juli mit Tagesanbeuc erhielt Capt. M. Signale, daf eine Brigg und ein Scooner von der Infel Air ausgelaufen feienz er fandte ſogleich Böte aus, welche nad, Verlauf einer Stunde den Kaifer, begleitet von den Generalen Bertrand, Montholon und dem Herzoge von Rovigo, an Bord feines Schiffs brachten. Capt. M. bezeigte dem erfauchten Flüchtling die hoͤchſte Achtung, und dem Kaifer gefiel fein Benehmen fo fehr, daß er ihm vor allen Anden auszeichnete , weßhalb ihm aud wohl vorzugs⸗ weiſe von der englifchen Negierung der Auftrag ertheilt wurde, den Gefans genen nad St. Helena zu begleiten. Man hat dem Capt. M. die Gerede tigkeit wiberfahren laſſen, daß er während der ganzen dreimonatlicyen Ueber⸗ fahrt Napoleon mit derfelben Achtung und Verehrung behandelte, welche er ihm von bem Augenblicke an erwies, wo er zum erften Male fein Schiff betieg.

Gtz.

Maar, Fluß im ehemaligen Farthagifchen Staatsgebiete, wahrſcheinlich der noch jest unter dem Namen Bagrada befannte Hauptfluß des Barbarees kenſtaates Tunis.

Schlacht zwiſchen den Karthagern unter Hamilkar Bars kas und den aufrühreriſchen Miethtruppen unter Matho und Spendiusim Jahre 237 v. Chr.

Karthago hatte den erften punifchen Krieg unter unvortheilhaften Fries bensbedingungen beendigt, obgleich es alle Kräfte aufgeboten, um Sicilien zu behaupten. Es hatte in diefem Kriege eine große Anzahl afrifanifcher Mierhvölker unterhalten, und diefe durch bedeutende Verſprechungen zu ges winnen gefucht, die es nach beendigtem Kriege nicht halten konnte. Die getaͤuſchten Miethlinge vereinigten ſich zur Selbfthilfe und bedrohten Katz thago. Da der karthagiſche Feldherr Hanno gegen die Rebellen nichts aus— richtete, fo erhielt Hamilkar Barkas (f. d.) dem Oberbefehl. Die Mieth— truppen hatten mit 10,000 Dann den einzigen Uebergang über den Makar, der die karthagiſche Halbinfel begrenzt, befegt, und fomit die Hauptftadt einz geſchloſſen. Mit 15,000 Mann belagerten fie zu gleicher Zeit Utica und beipachten die Gebirgszugänge, durch welche Hamilkar ziehen follte. Diefer aber, machdent er bemerkt hatte, daß bei Nordweſtwind die Mündung des Makar verfande, und dadurch einen zum Uebergang tüchtigen Damm bilde, benugte den eintretenden Mind, ging in ber Macht über den Fluß, und

Malaga (eeſchlacht den 24. Auguft 1704). geann fomit die Flanke des feindlichen Lagers an der Brüde. Spendius welich Daffelbe und vereinigte fih mit dem Belagerungsheere von Utien, wreuf die gefammte Macht der Aufrührer in der Abficht, die Karthager gumeingen, im weiter Ausdehnung gegen diefelben vorrücte. Ruhig ſehte

Be Matſch fort; voran zogen feine 70 Elephanten, dann bie

mit den Leichtbewaffneten, und zulegt die Schwergerüfteten. In

Äatger Suverficht mäherten ſich die Aufrührer, in einem Treffen aufueftsite; er bald am ihre Linie wegen des übereilten Marfches und des unverhälte mäßigen Borzichens der Flügel, mit denen fie den Grgner einzuſchließen in Unordnung. Nachdem Hamilkar fo weit dem Feinde entgegen:

sungen war, daß ihm noch der möthige Raum zu feinen beabfichtigten Seregungen blieb, änderte er plöglich feine Schlachtordnung, um mehr zu gewinnen. Er ließ die Elephanten umwenden, das 2. und

1 rhdtwärts in größeren Abtheilungen (Diviſionen) ſchwenken, und DR 2. Treffen in dee Wendung, hinter demfelben die El 3

die Zwiſchentaͤume der offenen Colonne des 3. Treffens ſich durchziehen, nun das wieder eingeſchwenkte Dintertreffen kampffertig dem Feinde Diefe rickgängigen Bewegungen hielten die Aufrührer für Flucht, ub ihre früher gehaltene Dcbnung verlaſſend, gegen die kartha⸗ he Dhalanr heran, um den Kampf zu beginnen. Sehr bald aber wurden R ihren Jerthum gerwahr, als das Earthagifche Mitteltreffen im befter Drd: ang ihren Angeiff erwartete, und zugleich auf den Flügeln die Neiterei mit m Beichebemwaffneten erſchien, weldye, hinter ihrer Infanterie weggehend, 1} beiden Seiten derfelben anfchloffen. Ob die Elephanten bei diefer atten Aufftellung auf den aͤußerſten Flügeln, oder hinter der Neiterei ges Haben, laßt Polybius unentfhieden. Gewiß ift es, daß fie dem zus useihenden Afrikanern hoͤchſt verderblich wurden. So hibig der Angriff ker Aufruhtet geweſen war, fo ſchnell zogen fie ſich zuruͤck, als fie den un: amwarteten Widerſtand demerkten. Hamittat's Schiachtordnung blieb fo feſt oloſſen, daß die wiederholten Verſuche der Afrikaner ſcheiterten, welche, 45 fie von ber Neiterei in der Flanke angefallen wurden, ihr Heil in der Mieunigften Flucht ſuchten. Sechstauſend Aufrührer blieben auf dem

, 2000 wurden gefangen; die übrigen retteten ſich theils in die Ver— Manzungen bei der Brüde, theils in das Lager vor Utica. Ohne Aufent: daft verfolgte der Sieger den Feind, nahm die Slußverfhanzungen, erftürmte mehrere Städte und ftellte den Much der Karthager wieder her. Der Gu:oinn Biker Schlacht mit 10,000 neu angeworbenen und entmuthigten Soldaten «sen das 25,000 Mann ftarke vortreffliche afrikanifche Fußvolk, das er ſelbſt im Sicilien gebildet hatte, und über welches ihm allein feine Neiterei und Elepbanten einigen Vortheil verfprachen, beweift Hamilkar's Feldherentalent, das fih namentlich in feinen Bewegungen hervorthat.

(Man fehe Polpbiug 1. Bd. 16. Cap., und die ausführlichen Anmers tungen bazu von Folard und Guifchardt, nebft dem in diefee Ausgabe des Volybius und im Kauslr’fhen Atlas der merkw. Schlachten enthaltenen Schlachtplänen.) C.

Wielage, Stadt in der ſpaniſchen Provinz Granada mit 42,000 Einw., em Ausflufie des Guadalmedina in's Meer, ift mit einer doppelten Mau umgeben, bat einen trefflichen Hafen und wird von einer auf einem Felfen srlegenen Citadelle befchügt.

——— den 24. Auguſt 1704. r

Tode des Könige Kacl U. von Spanien etloſch das Haus gebenung in der ſpaniſchen Linie, und buch die Anfprüde, welde (mol

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0 Malaga Geeſchlacht den 24. Auguſt 1704),

Deſtreich als Frankreich an den nun erledigten Thron machten, fo wie durch die verfchiedenen Intereffen der übrigen Staaten, vorzüglich Englands, ent— ſpann ſich der ſpaniſche Erbfolgekrieg, der 1701 die Mächte Europa’s unter die Waffen rief. England, Portugal und bald darauf auch Savoyen vers banden ſich mit dem Kaifer, während Ludwig XIV. bie Kurfürften von Baiern und von Cöln, fo wie den Herzog von Braunſchweig für fein In— tereffe gewann. Der Krieg wurde gleich heftig zu Lande, mie auf dem Meere geführt. Philipp V., als der von Ludwig XIV. anerkannte König von Spanien, ging fhon Ende 1700 nady Spanien, während der Erzherzog Karl, von Deftreih zum König von Spanien als Karl III, ernannt, exjt 1704 nad) Portugal kam, und von dort aus, unterftügt durch die Eng: länder, in Spanien vordringen wollte, Die alliirte Flotte war in den Das fen von Liffabon eingelaufen, und eroberte nad einem Stägigen Bom⸗ bardement unter dem Prinzen Georg von Darmftadt, den 4. Auguft, Gibraltar. Die franzöfifche Flotte, unter Befehl des Großadmirals, Grafen

von Toulouſe, hatte den 11. Mat Breft verlaffen, ihren Lauf nach dem’

mittelländifhen Meere genommen, war ungehindert bei der Flotte der Als lürten vorbeigefegelt, kam Mitte Juni im Hafen von Toulon an und zog dort: mehrere Verftärkungen an fi. Den 22. Juli nahm die franzöfiidhe Flotte (49 Linienfhiffe, nicht unter 50 Kanonen, 24 theils franzoͤſiſche, theils ſpaniſche Galioten, 9 Brander, 8 Fregatten und 23 Galeeren) ihren Lauf nah den fpanifchen Küften, war den 1. Auguft auf der Höhe vom Barcelona und fteuerte gegen Malaga, um auf Befehl Ludwig’s XIV. den Alliirten ein entfcheidendes Treffen zu liefern. Deren Flotte befand fich noch bei Gibraltar, erfuhr dem 20. duch Machtfchiffe die Nähe des Beindes, und beſchloß, denfelben fofort anzugreifen. Im der Naht zum 22. Auguft zogen ſich indeffen die Franzoſen wieder gegen Dften zuruck. Da nun der engliſche Admiral Rooke befürchtete, fie möchten fich zwiſchen ihm und der fpanifchen Küfte durchfchleichen und den Weftwind gewinnen, fo gab er Drdte, wenn man die feindliche Flotte vor Einbruch der Nacht nicht einhole, eiligft nach Gibraltar zurtdzufteuern. Allein gegen Mittag, den 23., zeigte ſich ber Feind auf der Höhe von; Malaga, wo er Waffer einnehmen wollte; fogleic ging Admiral Rooke mit vollen Segeln ihm ents gegen, und fand den 24. in deſſen Angeficht. Graf Toulouſe formirte for fort feine Schlahtorbnung. Der Marquis de Villerte commanbdirte mit 11 Galseren bie Avantgarde, und der übrige Theil der Flotte fland in einer Linie. Die alliirte Flotte zählte an englifhen Schiffen 51 Linienfchiffe, 7 Sregatten, 7 Bombardiergalioten und 4 Brander, an holländiicen Schiffen, unter Befehl des Admiral Holland Caltendurg, 18 Linienfchiffe, 2 Fregatten und 3 Bombardiergalioten. Die gefammte Flotte hatte 2132 Kanonen und 13,000 Mann am Bord. Admiral Rooke placirte 4 Schiffe und 2 Brander feitwärts der Flotte, den Mind zu gewinnen, um, wolle der Feind mit feinen Galeeren und Brandern die Linie durhbredhen, dann auf ihn einzudringenz mit dem übrigen Theil der Flotte din Schlacht ordnung formitt, begann er ben Angriff. Die Avantgarde befehligten bie Nitter Shovel und Leake, das Haupttreffen der Admiral Nooke, und die Arrieregarde, holländifhe Schiffe, der Admiral Callenburg. In Entfernung einer halben Kanonenfhußweite zogen die Franzoſen alle Segel auf, als wollten fie fi trennen und bie Älliirten einfchliegen. Um 10 Uhr Vors mittags wüthete das Feuer mit außerordentliche Heftigkeit. Die englifche Avantgarde duchbrad um 2 Uhr die feanzöfifhe umd brachte biefe in bie ‚geößte Verwirrung. Allein. die alllirte Flotte hatte durch das Bombardement

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Malatefta. v

vun Gibraltar ſehr an Munition verloren, fo daß in dem entſcheidendſten Zugenblide mehrere englifhe Schiffe, unter Befehl des Wiceadmiraf Eins und Gontreabmiral Deletes ſich verihoffen hatten und aus der Linie mußten. Auch bie Schiffe St George, Shtewsbury und das fanden in fehr ungleihem Feuer zu ihren Gegnern. Don kin Seiten gerlethen mehrere Schiffe in Brand, und mußten, um zu Üden, aus der Linie zuruckgezogen werden, wobei man ſich mit großem Bortheit der Galeeren bediente. Das hollandiſche Admiralſchiff gerieth in Brand, und ein englifches Schiff ging unter. Erſt mit Einbruch der Nacht der Kampf ein Ende, und die Sranzofen zogen ihre fehr befhädigten zurkd. Obſchon fi in der Nacht der Wind nach Weften drehte, fo dem Sranzofen entgegen war, fo blieben doch beide Fiotten am 25. auf Entfernung von 3 Seemeilen einander gegenüber, und fuchten ben erlittenen wieder auszubeffern. In der Macht zum 26, fleuerte der Graf gegen Norden; die Engländer folgten und kamen nochmals in die feindlichen Flotte; jedoch war diefe am 27. früh mit günfligem ganz aus dem Öefichte getommen. So Eonnte fein Theil in diefem Kampfe fih den Sieg zuſchreiben, beide Flotten hatten mit dem Muthe gefochten, umd vermieden jegt die Gelsgenheit, die Schlacht Der Grof Zouloufe hatte ſich mit feinen Galeeren nad Mas , und da ber Admital Rooke glaubte, die feindliche Flotte ie gegangen, fegelte er nach Gibtaltar zurück. As ihm bier murde, daß der. Feind die Meerenge nicht paffiet habe, hielt er fie nicht mehr im Stande, die See halten und in dDiefem Jahre noch umas gegen Gibraltar zu unternehmen. Der Verluft in der Schlacht bei betrug bei den Alliirten 1000 Todte und 1600 Verwundete, bei ben Seanzofen mac) ihter wohl nur ſeht oberflächlichen Angabe 1500 Zobdte und Bleſſirte. «(Bergl. Theatrum Europaeum; Pölig, Weltgeſchichte; Geſchichte Enge lands von Rapin.)

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7.

Walateſta, Sigismund Pandolph, Herr von Rimini, geboren 1417 auf dem Schloſſe Rimini, trat frühzeitig die Regierung feiner Herr: am und hatte eine forgfältige Erziehung genoffen. Bon feinen Vor— fahren waren Viele berühmte Gondottieri gewefen, und er felbft ſtand im Seiſte jenes Zeitalters bald im Dienfte des Venetianer, dev Florentiner, des Rimigs von Meapel x., immer wie es fein Vortheil erheifhte. Im 3. 1449 befehligte M. die venetianifche Armee, welde dem von Franz Sforza belaz gerten Mailand zur Hilfe gefandt wurde. Er ging bei Lecco über die Adda, um ſich mit dem Generat der Mailänder, Piccino, zu vereinigen. Allein tam ihm zuvor, ſchlug Piccino den 28. Decbr., trieb ihn nach id zurüd und zwang Malatefta, wieder hinter die Adda zu gehen. d des Winters ward Mailand durch Hunger genoͤthigt, den Feinden jore zu Öffnen und M's Zweck dadurch vereitelt. Won da an bis Jah re 1464 kämpfte Malatefta bald im Intereffe des Königs Alfons von bald in feinem eigenen gegen den Papit Pius II.; allein alle diefe damaliger Zeit unter den Fürften Italiens haben für die Kriegsge- feinen wefentlichen Werth. Bei Ausbrudy des Krieges zwiſchen Ve: und der Türkei, 1464, trat M. wieder in die Dienfte biefer Repu— fhiffte an der Spige von 1000 Mann nad Moren über und kam dort an, als die venetianifche Landarmee unter Brandolini bei Mans einen empfindlichen Verluſt exlitten harte. Die Truppen Malateſta's

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2 Malborghetto (Erftürm. d. Forts 1809). Malcolm.

erfegten diefen nur unzureichend und litten Üüberbieß wegen Mangel an Le bensmitteln. Michts defto weniger unternahm der General die Belagerun von Miſitra, eroberte und verbrannte diefe Stadt, und traf eben Anftalteı zur Erftürmung des auf einem Felſen -gelegenen Schloffes, als neue Strei tigkeiten ihn zur DVertheidigung feines eigenen Landes nach Stalien riefen Dies follte inzwifhen feine legte Eriegerifche Unternehmung fein. Er ſtar kurze Zeit darnach, 52 Jahr alt, und gehörte in damaliger Zeit zu dei erften Anführern in den raſtloſen Kämpfen, welche Italien erfchlitterter (Verst. Simonde Sismondi, Geſchichte der italienifchen Freiftaaten in Mittelalter, 9. und 10. Bd. Züri, 1819.) Gtz. Malborghetto, oͤſtreichiſch⸗ illyriſcher Flecken im Kreife Villach. Erſtürmung des Forts von Malborghetto, am 17. Ma 1809. Erzherzog Johann, auf dem Ruͤckzuge aus Italien außer Stande, ben nachdringenden Vicekoͤnig von Stalien den Eintritt in die öftreichifhen Staa ten zu wehren, ftellte feine Nachhut bei Zarvis auf, und überließ die feite Puncte Malborghetto und Predil ihrem Schickſale. Das Fort von. Mai borghetto,, beſtimmt, das Fellathal zu fperren, war oberhalb des Eifenham merd von M., auf einer das ganze Thal beftreihenden Anhöhe, 80 Klafte über dem Bette der Sella, erbaut. Es beftand aus zwei mit Bruftwehre umgebenen hölzernen Blockhaͤuſern, jedes von mehreren Aufwuͤrfen geſchirm und durch einen 8 Schub hoch in den Felfen gehauenen Gang verbunden es war mit 10 Kanonen, 1 Haubitze bewaffnet, wurde vom Ingenieur bauptmann Henfel mit 3 Compagnien Infanterie, 25 Xrtilleriften un 9 Mineuren vertheidigt, und hatte einen Vorrath von Lebensmitteln au 6 Wochen. Am 14. Mai kam Eugen’s Vortrab vor Malborgbetto an. J— der Nacht vom 16. zum 17. Mai wurden auf dem anderen Ufer der Fella 7 Ge fhüge in zwei fo eben erbauete Batterien gebracht. Der Vickekoͤnig lieh Di Befragung am 17. früh zur Uebergabe auffordern. Der Commandant anı wortete: „er babe Befehl, fich zu vertheidigen, nicht zu untechandeln. Hierauf begann das Feuer, während deffen General Pactodb mit 3 Regimen tern das Fort umging und das 62. Regiment zum Sturm geführt wurd: Zweie.al zurüdgefhlagen, gelingt es dieſem endlih, bie niedrigftgelegen Bruftwehr zu erfteigen. Noch bartnädiger iſt der Kampf um die Blockhaͤuſe felbft, die von allen Seiten umringt, niebergeriffen und zerflört werder Der Commandant fällt mit dem Rufe: „Muth, Kameraden!” aber nor wehrt fich die Befagung mit Verzweiflung und wird zum großen Theil niı dergemacdht. Die übrigen Berfchanzungen fallen nad) und nad) in die Hänt dee Franzoſen, und nur die Anwefenheit des Vicekoͤnigs konnte bie erbitte: ten Sieger vermögen, dem Blutvergießen Einhalt zu thun. (Vergl. Pele Feldzug im Jahre 1809; das Deer von Inneroͤſtreich.)

T.

Malcolm, Sir Sohn, geboren ben 2. Mat 1769 zu Burnfo:

bei Langholm, nahm 1782 ale Gadet Dienfte bei einem englifhen Reg mente, das nah DOftindien beftimmt war. Seine Tapferkeit bei der Bel gerung von Seringapatnam, und fpäter die weſentlichen Dienfte, weld er bei der Einnahme des Caps der guten Hoffnung leiftete, hatten ihm 180 den Grad eines Oberſten verſchafft. Als 2 Jahr darauf Lord Manto zu Generalgouverneur von Indien ernannt wurbe, fchidte ihn dieſer an be perfifhen Hof, um dort dem franzöfifhen Einfluffe zu begegnen. Währen des Krieges gegen die Mahratten und Pindarees erhielt Malcolm ein Con ſando, focht mit vieler Auszeichnung ‚und avancirte zum. Generalmajo

- Malo,'St. (Bombarbement 1693). | 73

Im Zahe 1827 ward er zum Gouverneut von Bombay ernannt, kehtte 1531 mady England zurück, ward zum Parlamentsmitgfiede erwählt, nahm meientlichen Antheil an den Discufjionen Über die Reform umd zog ſich hier⸗ af von f Gefhäften nah Windfor jurüd, wo er den 31, Mai 1833 verfchieb. Unter den verfchiedenen fehr guten Werken, welche vom dem General Malcolm erfäienen find, erwähnen wir nur: Das Gous zernemsent In Indien; eine Gefchichte von’ Perfin; Memoiren Uber Mittels

a. m.

, Ste, am der Mündung der Rance, im Departement Ile der felfigen Infel Aaron erbaut, hat 11,000 Einw. und eine ie und Kunft gleich fefte Lage. Die vornehmften Werke der Fe das Fort royal, morböftlid; von der Stadt, die Befeftigungen fel Gefembre und die auf der Infel Harbourg. Die Stadt hänge Feſtlande durch einen + Stunde langen Damm zuſammen, und

ein Marinchospital, eine Marineakademie, Schifffahrtsſchule, ein Ar 3 bee Hafen iſt ſchwer zu befahren.

Bombardement 1698. Während der vieljährigen Kriege, bie Ludwig XIV. gegen Deutfchland, England, Spanien und die Niederlande fowohl zu Lande als zu Waffer führte, und welchen durch den Frieden von Ryswid 1697 ein Ziel gefegt wurde, ſchlug Marfall Luremburg bei Neerwinden den 29. Juli 1693 den König Wil: beim von Dranien und den Kurfürften von Baiern, und eroberte hierauf den 31. Detober die Feſtung Charleroi. Die feanzöfifche Flotte unter dem Grafen Eſtrees war im März diefes Jahres von einem miplungenen Verfuche gegen fie fpamifche Flotte bei Neapel gurücgekehrt, und begab fih, 22 Kriegsihiffe und 35 Gateeren ſtatk, die große Handelsflotte von 72 Schiffen, unter Bes fehl des Marſchalla Tourville, escortirend, nad) den fpanifhen Küften. Die englifch = hollandifche Kauffahrteiflotte flach im März von den Dünen aus ebenfalls in See, mit der Beltimmung, nad den franzöfifchen Küften uns ter dem Schuge der 27 Kriegsfchiffe ftarken Flotte des Admiral Noofe zu fegein. Ein Theil derfelben war vorausgegangen, um Über den Stand der feindlichen Slotte , die zur Zeit im Hafen von Lagos vor Anker Ing, Nach⸗ richeen einzuziehen. Hier wurden die Engländer unerwartet von der übers legenen franzöfiichen Flotte angegriffen, und nach einer tapferen Gegenwehr dea 27., 28. und 30. Juni die ganze Kauffahrteiflotte, zu der ſich noch vide Schiffe anderer Nationen gefellt hatten, aus einander gefprengt oder wefangen. Die franzöfifche Flotte ging hierauf nach Lagos zurüd, hielt bei Malaga an und nahm dann ihren Lauf nach der Levante. Die zerftreute Handelsflotte der Auticten kehrte, durch widrige Winde gezwungen, nad ben engliigien Häfen zurüd; Admiral Rooke fegelte dagegen mit der Kriegeflotte mad Mabdeira, und lief den 8. Auguft in den irlaͤndiſchen Hafen von Kingfat ein Für diefen erlittenen großen Verluft ſuchte England fig zu rähen, und die Abweſenheit der franzöfiihen Flotte ſchien dazu günftig zu fein. Noch Anfangs November wurde eine Meine Flotte armirt, um das durch feine Kaperei berichtigte St. Malo, am Ausfluß der Rance, zu bombardiren, und durch bie fogenannte Hoͤllenmaſchine ganz zu zerſtoͤren. Man hatte ga dem Ende einen Brander mit 200 Faͤſſern Pulver befaden, und biefe mit „Pech, Schwefel, Stroh und Geſtruͤpp, dann mit einer Lage ſtarker mit Löchern zum Durchdringen der Flamme verfehen, üͤberdeckt. Auf diefen Bohlen lagen an 400 gefüllte Bomben und Granaten, Brands und Stanktugein, mit gepichter Leinewand ummwundene Ketten, große Stan: gen Eifen, mit Kugeln und Steinen gefühlte Ranonenläufe und anderes wid

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a Malojaroslameh (Treffen am 24. Detober 1812).

leicht zu Löfchendes Brandmaterial. Mit dem Geſchwader und diefem fo ber ladenen Fahrzeuge ging der Graf von Damby bei der Inſel Jerſey vorbei umd erreichte den 26. November die Höhe von St. Malo. Hier lavirte er den Tag über, und nur die Vombarbierchaluppen gingen bis hart an die deſtung und befchoffen fie heftig. Dem 29. ward das Kloſter Re— collecten auf der nahe liegenden Inſel Gefembre in Afche gelegt, und da ber Wind an diefem Tage fehr günftig war, wurde die Höllenmafchine bei fehr finſterer Nacht, fo daß die Franzoſen fie nicht entdecken Eonnten, nach bem Hafen geleitet, trieb aber durch einen Windftoß, einen Piftolenfhuß von dem Mall, auf eine Kippe. Das Fahrzeug befam einen ſtarken Led und mußte, da es zu ſinken begann, angezündet werden. Mit einem entfeglichen Krachen flog es in bie Luft, und obgleidy es durch ben erlittenen Schaden an feiner Wirkfamikeit verloren hatte, verwüftete es doc) einen großen Theil der Stadt. An 4 Drten in bderfelben entftand Feuer; 300 Häufer verloren ihre Dächer, der naͤchſt liegende Theil der Stadtmauer und des Bollwerks flürzte zufammen, und im Umkreiſe von 3 Meilen waren alle Fenfter zer— brodyen. Ein unbefchreibliher Schreden verbreitete fich durch bie Stadt, da die Einwohner eine fo ploͤblich furchtbare Verwäftung, felbft bei der Nähe bes Feindes, nicht geahnet hatten, und was dem Tode oder ber Zerftlmms fung entging, fuchte ſich durch die Flucht zu retten. Selbſt die wenigen Matrofen, die diefe Höllenmafchine geleitet hatten, wurden getöbtet. Nach— dem am 30, November noch das Fort Quinſay demolirt worden war, ging die Flotte nad der Inſel Guernfey und von da nad England zurüd, Gergl. Theatrum Europaeum; Handbibliothek für Dfficiere.) 27.

Malojaros lawetʒz, Stadt im ruſſiſchen Gouvernement Raluga, an ber Luſha und der Strafe von Moskau nah Kaluga gelegen.

Treffen am 24. October 1812,

Der Kaifer Napoleon hatte [don mehr als Einmal Vorbereitungen zum Ruͤckzuge aus Moskau getroffen, den er erft gerade auf Smolensk, dann mit dem größten Theile feiner Macht über Witepst und nur mit dem Elei- meren auf Smolensk nehmen wollte, um die verwüftete Strafe dorthin mögs lichſt zu vermeiden, war aber, durch die Hoffnung, in Moskau Frieden zu ſchließen, getäufht, davon abgehalten worden. Dennod) entging es feinem Scharfblicke nicht, daß ein verlängerter Aufenthalt in Moskau feine Lage nur verfchlimmern, nicht verbeffern koͤnne. Die Infanterie feines Heeres hatte die Ruhe zu ihrer Wiederherftellung fo viel als möglich benußt, und war in jeder Beziehung vortrefflid; von der ganzen Neiterei dagegen fonnte nur die ber Garde noch gute Dienfte leiften; um vieles ſchlimmer war der Zus fand der den Armeecorps beigegebenen leichten Reiterei, am ſchlimmſten jener der unter Murat vereinten Reitercorps. » Sie litten bereits während der eingetretenen Waffenruhe durch die weiten Entfendungen nad) Fourrage, die immer mit Eleinen Gefechten gegen Koſaken und bewaffnete Bauern vers bunden waren. Die Pferde ber Artillerie waren in eben fo erbaͤrmlichem Buftande, und reichten bei Weiten nicht mehr hin, die ungeheure Menge von Gefhügen, die in gar keinem Verhaͤltniſſe zu den übrigen Truppen mehr ftand, fortzufchaffen, geſchweige denn zu ſchnellen Bewegungen im Gefechte. Als Beiſpiel fei angeführt: die 3 Negimenter der fächfifchen Metz terbrigade Thielemann, morunter ein polnifches, hatten am Abende des Ges fechtes bei Winkowo am 4. Detober noch 250 Mann in Reihe und Glied, am 17. Detober nur nod 210, ihre Batterie aber kaum nod) einen beritz eenen Dann, da man die Reitpferde vor die Gefhlge hatte fpannen und

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Malojaroslaweg (Zreffen am 24. October 1812). deanoch bereits 3 Munitionswagen verbrennen müffen. Auch bei dem Heere waren Friedenshoffnungen erregt worden, theilg durch die ungemohnte und bei Zruppen unter Napoleon’ Führung nur hierdurch zu erflärende Unthäs

benm bie den Nuffen gegenüberftehenden Corps unter Murat bes fanden ſich im einem ſtillſchweigenden Waffenftillftande, f. Wintomo teils zweimalige Sendung des Generals Lauriſton an Kutuſof ton war am 4. Detober zum erften Male an den ruffifchen mit einem Schreiben Napoleon's an dem Kaifer Alerander abges

Kutuſof hatte dieſes angenommen, ſich aber geweigert, dem

zu empfangen, bevor er Befehle von feinem Monatchen erhal Bei ber zweiten Sendung am 183, Detober war der franzoͤſiſche gut aufgenommen worden, kehtte jedoch am 16. nur mit ber zurüd, daß Kutufof die Friedensunterhandlungen beginnen werde, er bie Inſtructionen empfangen Habe, die er erwarte. Napoleon jegt nicht länger zweifeln, daß man ihn nur hinzuhalten ſuche, und fi, Moskau zu verlaffen, indem er auf Kaluga marfchiren und aus gegen Smolensk ſich wenden wollte. Die Stellung feines in diefem Augenblicke war folgende. Marſchall Mortier mit den Gars Moskau, die Corps von Davouft, Ney und Eugen ebendaſelbſt und Umgegend in Cantonnirungen ; eine Divifion biefes Lrgtern mit deſſen Meiterei wurde am 15. Detober auf der Strafe nach Kaluga vors bis Fomindkoe gefendet; Murat mit dem Corps von Poniatoweli und vier Meitercorps auf der alten Strafe nady Kaluga an ber Tſcherniſchna, den Ruffen gegenüber f. Winkowo —; Junot auf der Strafe nad) Smoienst in Mofhaise und beim Klofter Kolotskoi. Die Divifion Bara⸗ guay d’Hillfers vom 9. Armeecorps, nad) Smolensk entfendet, erhielt Bes feht, nad Jelnia, auf der Strafe von Smolensk nach Kaluga, aufjubres Gen und dort Magazine zu errichten. Zu berfelben Zeit hatten ſich bei Napoleon’s detaſchitten Corps die Verhältniffe ebenfalls nicht günftig geſtal⸗ tt. Schwarzenberg und Reynier waren in Volhynien den überlegenen Kräften Tſchitſchagof s gewichen und deckten Warfhau, nur 10—12 Stuns den von biefee Stadt nach Brzesc Literoski zu bei Wengrom aufgeftelle (f. Leszna). Die Belagerung von Riga (f. d.) war nicht vorwärts ges ſqheitten; Marſchall Macdonald fah ſich im Laufe des Detobers fogar gends thiget, den Belagerungspark zurüdzufchiden. General St. Cyr, der das 2 und 6. Armeecorps unter feinen Befehlen vereinigte, hatte ſich in Poloze verfanzt ; allein mit 27,000 Mann Eonnte er dem Generale Wittgenftein, der mit mindeftens 40,000 anzugreifen brohete, nicht gewachſen fein (f. Pos lezt), und Marſchall Victor, der den 27. September mit dem 9. Armeecorps in Smolensk eingetroffen, hatte ſich auf Befehl des Kaifers zwar mehr rüds wärts aufftellen müffen, um den detafdirten Corps fowohl, als der großen Armee zur allgemeinen Referve zu dienen; allein feine nunmehrige Aufftels tamg bei Drsja, ungefähr auf der Mitte des Weges zwiſchen Boriſow und Smolensk, war immer noch zu entfernt, um den General St. Cyr unters Fügen oder auch nur aufnehmen zu können Der Aufbrud von Moskau, die Bereinigung mit feinen rückwaͤrts ftehenden Corps wurden daher immer deingender, wenn Napoleon nicht ganz von ihnen getrennt werben wollte. Entjſchloſſen zu jenem, hielt er eben am 18. October Heerſchau, als eine Sendung Murat's ihn benachrichtigte, Kutuſof habe ihn an demfelden Mors gen bei Tagesanbruch mit ganzer Macht angegriffen (f. Winkowo). Die Heerſchau wurde geendetz bie Armee brach auf und bezog noch am näms ichen Abende einen Bivouak auf der alten Strafe nach Kalaga In folgenter

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70 Malvjaroslaweg (Treffen am 24. October 1812).

Ordnung: das Corps Eugen’s als Vortrabz das von Davouft, bie alte Garde, im Centrum; Ney als Nachtrab. Mortier mit’ ber jungen Garde blieb in Moskau, das Napoleon nad) einem Aufenthalte von 34 Tagen ver- Heß, durch feine Anordnungen vorfpiegelnd, als beabſichtige er bald wieder dahin zurüdzutehren. Am 19. October marſchirte die Armee auf der alten Strafe nad) Kaluga weiter. Ste zählte mit Einfluß der Truppen Murar’s und des Corps von Junot 104,000 Mann, war aber durch die Menge ber mitgeführten, größtentheild geplünderten Gegenftände, und durch die mitges teiebenen Heerden von Schlachtvieh weit unbeweglicher als ſonſt. Am 20.

Detober bewirkte Ney feine Verbindung mit Murat am der Motſcha, und die Armee ging an diefem und dem folgenden Tage auf die neue Strafe nach Kaluga überz nur Mey blieb noch auf derialten. Eugen’s Vortrab ers zeichte am 22. Detober Katowo ʒ Poniatowsti wurde nad Wereja rechts ger fendet, um bie Ruſſen, weldye bereits feit dem 10. Dctober dort waren, zu vertreiben, und zur Verbindung mit Junot auf der Strafe nad) Smolensk zu dienen; der Kaifer hatte fein Hauptquartier in Fominskoe. Er hoffte Kaluga noch vor Kutufof zu erreichen, welcher, wie ihn Retognoscirungen auf feinem linken Flügel belehrten, noch immer bei Tarutino im Se fand; deßhalh marfchiete er in der eingefchlagenen Richtung weiter, Nobgleich fein Marfch durch eingetretenes Negenwetter ſehr verzögert wurde. Eugen’s Vor—⸗ trab, eine Divifion unter General Deljons, erreichte am 23. October Abends die Luſha, ftellte die eben von den Kofaken abgebrochene Brücke wieder her, lagerte dieffeits derſelben und fendete zwei Bataillone hinüber, die Maloja— roslawetz befegten. Diefes Städtchen ift an dem Abhange eines ziemlich, ſteilen Huͤgels gebaut, der fi) auf dem rechten Ufer der Luſha Hinzieht. Am linken Ufer fteigt das Terrain allmälig an; der Stabt gegenüber, da wo die Bröde liege, bildet der Fluß einen einfpringenden Winkel und nähert ſich jener bis auf 125 Schritt. Eugen felbit ftand vorwärts des Staͤdtchens Borowsk an der Protwa, wohin der Kaifer fein Hauptquartier verlegte. Kutufof hatte am 18. Detober den geſchlagenen Murat durch feine Avants garde nur bis an die Motfcha verfolgen laſſen, und war ſelbſt in das Lager von Zarutino zurädigefehrt, Erſt am 23. October Morgens erhielt er fichere * Kunde von den Bewegungen feines Gegners, daß diefer die alte Strafe nach ganz verlaffen habe, und auf die neue übergegangen; daß Moskau

den Händen der Franzofen fei, im größter Eile ſich nad) Malojaroslawetz wenden, Er felbft brach mit dem Drere, das viele Verftärkungen erhalten hatte und auf 110,000 Mann gefhägt werben konnte, erſt Nachmittags 3 Uhr dahin auf, die zwei Wege über Spaskoe rechts und Federowskoe links einfchlagend. Doctorof traf am 24. Detober mit Tagesanbrud) vor Malojaroslawetz ein, griff an und warf bie beiden die Stadt befegt halten= den Bataillone bis auf die Bruͤcke zurüd. General Delzons ftürzte mit feiner Divifion in die Stadt, Eonnte fie aber nicht behaupten. Er wurde töbtlich verwundet; General Guilleminot erfegte feine Stelle. Prinz Eugen, der feinem Corps vorausgeeilt war, lief diefen General wiederholt angreifen. Das Terrain war ihm ungünftig; eine Batterie des ruffifchen rechten Flügels —— die über die Luſha gingen, während bie ruſſiſchen

Kamme des Hügels, den fie befegt hielten, gebedt ftanden. Guilleminot mußte fih daher begnügen, eine Kirche und zwei Häufer am Eingange der Stadt mit einigen Grenabiercompagnien zu befegen, und fo

die Kuffen, bie bei weiterem Vordringen von diefem Poften in den Rüden

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Malojaroslaweh (Treffen am 24. Detob

gmemmen wurden, auf den Befig eines großen Plages | im oberm heile der Stadt liegt,» und ſich bis zum Ein Zrmppen von Eugen’s Gorps-zu behaupten. Diefe kamen «a, und die Divifion Brouffier wurde ſogleich zur Unter mes gefendet; zu detſelben Zeit aber erreichte auch Kutufof ‚und das Gefecht in biefem Orte wurde, dur heftiger. Die beiden Feldherren, Napolern mr das franzöfifche Heer, auf der Strafe von Bor: auf der von Spaskoe heranziehen. Wenn biefer ‚als gelungen, des Gegners Plan als vereitelt betrachten ı jener in dem Zuvorfommen des ruſſiſchen Heeres auf L füe das feinige unglüdlices Ereigniß erkennen. Ähm jegt-den Weg öffnen. Das Gefecht mußte fort das fi nur auf die Stadt befchränkte, weil eine Umge, war; denn 100 ruſſiſche Geſchuͤtze bedrohten jeden Ber, während bie Franzoſen ihr Geihüg durch die brennende Stüvs ehe es wirken konnte. Während Davouft und die Garden Neferven aufgeftellt wurden, warf biefer nun auch bie i x Pins und einen Theil der italienifhen Garde in bie St inigten Kräften gelang es, body auch erft nach abwechfen = der Stadt zu bemeiftern und auf dem Kamme ber Are je Artillerie ging jet durch die Stadt; zwei Div 1. Armeecorps folgten und ſtellten ſich rechts und links derfelben , Zag meigte fidy; das Gefecht nahm ab, endete aber erft Nachts =. Söig. Kutufof zog ſich in der Richtung nach Kaluga zurück: ı « Rabshut unter Milotadowitſch blieb ftehen und ftellte ihre Bi ie Kanonenfhufiweite von den Franzofen auf: Die rufffihen® . dem eigenen Verluft auf 3000, den feangöfiihen auf 5000 Mann an; von irer Seite follen nur 20,000, von der franzöfifhen 16,000 Mann in das Feuer gekommen fein. Die neuen tuſſiſchen Bataillone hatten wie Veteras mem gefochten. Napoleon war in der Nacht mit den Garden nad) dem zwei Stunden rüdwärts gelegenen Dorfe Gorodnia zurüdgegangen und hatte dem Marfhall Davouft den Befehl gegeben, die Avantgarde zu übernehmen. Mit Zagesanbrud), am 25. Detober, ging er, nur von dem bienftehuenden Sawadronen begleitet, wieder nach Malojarosiaweg vor; die Gardereiterei folgte ihm. Nur eine halbe Stunde von Gorodnia entfernt, fah er plöglich sets eine Mafje von Kofaken vorbreden ; die ihn begleitenden Schwadronen wurden geworfen und nur das Erfcheinen der Gardereiterei rettete Nas poleon felbft, der durch völlige Nichtbeachtung des rechts der Strafe geleges nen Terrain dem Generale Kaiffarof die Möglichkeit gegeben hatte, während der Nacht über die Luſha zu gehen und den Anfall auszuführen, der eine große Verwirrung verurfachte. Unverfolgt zogen ſich die Ruffen wieder zus ru. Napoleon brady nun erft um 10 Uhr früh wieder nach Malojarosiaz weg auf; überzeugt aber, daß das ganze ruſſiſche Heer ihm noch gegenüber Rebe, beſichtigte er nur das Schlachtfeld, ohne die von den Truppen erwars trte Vorrückung anzubefehlen, und ging gegen Abend wieder nad Gorodnia wurbd. Am 26. Dctober mit Tagesandruch brach er wieder mit der Garde und zwei Reitercorps nach Malojaroslawetz auf, empfing hier die Nachricht, daß die ruſſiſchen Vorpoften zurüdgingen, und entfchloß fi endlich, feinen Ruckzug über Mofhaist und Widsma auf Smolensk auszuführen. Kutufof Rand bei dem Dorfe Gonczaremo, vor dem Puncte, wo die Strafen von Kaluga und Juchnow nad) Malojaroslamweg zufammentreffen, 5 Stunden

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73 Malplaquet (Schlaht am 11. September 1709). von legtgenannter Stadt, und verfhanzte ſich daz feine Nachhut 2 Stun— den, deren Vorpoſten noch 14 Stunde weiter vorwärts gegen Malojarosias wetz. Ueber den Nüdzug Napoleon’s f. Widsma. (Vergt. Napoleon's Feldz zug in Rußland 1812, von Chambray, überf. von Bleffon.) 2

Malplaquet, franzöfifch =miederländifhes Dorf zwiſchen Mons und Valenciennes.

Schlacht am 11. September 1709.

Nach der Belagerung-von Tournay und noch bevor die Citadelle diefer Seftung gefallen war (f. Marlborough), beſchloſſen bie Feldherren der Verbündeten, Prinz Eugen und ‚Herzog von Marlborough, Mons zu bela- gern. Um biefes Unternehmen auszuführen, mußte jedoch ihr Gegner, Marz ſchall Villars, der mit feiner Hauptmacht zwiſchen der Schelde und Scarpe

. fand, und mithin den nähern Weg nad) Mons hatte, getäufcht werden. Die Bewegungen zu diefem Zwecke begannen ben 3. September 1709; das verbündete Heer brach in zwei Colonnen von Orchils auf, ging bei Mor- tagne und Antoing über die Schelde, und legte bei hoͤchſt unguͤnſtigem Wet: ter und fehlehten Wegen in 56 Stunden zwölf deutfche Meilen zurid. Die ſtarke Vorhut unter dem Erbprinzen von Heſſen-Caſſel überfchritt gluͤclich die Haine und, am 7. September Mittags, die franzöfiihen, von Mons längs der Trouille nad) der Sambre ſich ziehenden verfhanzten Linien, feste ſich in der Nähe von Mons feft und ſchnitt fomit diefer Feftung die Verbindung mit dem Marfchalle Billard ab. Diefer war, fobald er Kumde von dem Marfche der Verbündeten erhielt, ebenfalls aufgebrochen; allein er Sam zu ſpaͤt. Mons, nur mit ſchwacher Befagung und geringen Vorräthen verfehen, war fon berennt, umd er mußte es nun auf eine Schlacht ans tommen laffen. Die verbimdeten Feldherren glaubten, er würde zu biefem Zwecke weiter gegen Mons vorgehen; ihre Truppen beftanden am 8. Sep⸗ tember, beim Vorrüden auf die Höhe von Quaregnon und gegen Cauchie, lebhafte Gefechte mit den franzöfifchen Vorpoften. Gleichwohl begnügte ſich der Marfchalt, am 9. September in folgende Stellung zu ruͤcken. Sein rechter Flügel lehnte fih an den Wald von Laniere, der linke an den von Zaisniere und Sart; beide wurden mit ſtarken Verhauen verfehen, ber legte noch überdies am feinem Saume mit Erdwällen umgeben. Zwiſchen biefen ‚vorfpringenden Wäldern fällt eine immer breiter werdende Ebene fanft gegen das Dorf Aulnoit ab. Auf der beherrfchenden Anhöhe derſelben legten die Sranzofen am 9. und 10. September eine dreifache, jedoch mit Birken zu Ausfällen dev Reiterei verfehene Verfhanzungslinie an, welcher ein Bad zum Vorgraben diente, und deren Batterien den vorwärts gelegenen, im mehrere Abfälte ſich cheilenden Boden mit verhterendem Kreuzfeuer beftreichen konnten. Rückwaͤrts der Stellung auf der Ebene bis zum Honneaufluffe lagen mehrere Meiereien um die Dörfer Malplaquet, Zaisniere und Don.

Das franzöfiihe Heer beftand aus 130 Bat. 260 Schwor. mit 80 Geſchuͤten. Den rechten Flügel befehligte der Generallieutenant Artagnanz er hatte den Wald von Laniere und die Verfhanzungen auf der Ebene ſtark befegtz bee linke unter dem Generalfieutenant Legal ftand längs dem Walde von Taisniere und Sart nad) deffen aus= und eingehenden Winkeln. Mes ferven für beide Flügel waren hinter den Verfchanzungen und dem Walde, als Hauptreferve aber die gefammte Reiterei auf der ruͤckwaͤrts liegenden Ebene von Malplaquet aufgeftelt. Naͤchſt dem Commandirenden befanden ſich auch der Marfchall Boufflers und der Prätendent von England bei ben franzöfifchen Heere. Während die Franzoſen am 9. September in biefe

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Malplaquet (Schlaht am 11. September 1709). w rückten, ſtieß ihr rechter Flügel auf den linken Marlborough's, Zampfluftige Heer der Verbündeten ermactete ſhon jet die Schladtz Feldherren, befonders Eugen, glaubten den Augenblick dazu noch men, Allerdings gewannen bie Sranzofen hierdurdy Zeit, ſich zu weihyangen, wie eben angegeben worden it; allein den Verbündeten follten Berftärkungen zuziehen, und dem Generale Debem gelang es, am des 10. Septembers bie Feſte St. Ghislain zu überrafhen und * wodurch das verbuͤndete Heer von dieſer Seite geſichert wurde, aus 129 Bat., 252 Schwör. und 101 Gefdhügen, und feine ‚etwas geringer als die des franzoͤſiſchen, zwiſchen OO und 100,000 ehmen. Der Kronprinz von Preußen befand fic als Freiwile Seite der Feldherren. Als diefe am 10. September während tigen Ranonade eine Recognoscirung unternahmen, etſtaunten Schnelligkeit, mit welcher ſich der Feind im der vergangenen verfhangt hatte. Maclborough’s Vorſchlag —— anzugreifen, che Betſchanzungen ganz vollendet würden, wurde jedoch wiederum von Eu⸗ befämpft und der Angriff auf den 11, "September feftgefegt. Die Trups wurden nun näher zufammengezogen und lagerten in der Nacht mit linken Flügel am Walde von Laniere, das Dorf Aulnoit vor ſich, mit zechten gegen das Dorf Sart fid) ausbehnend, die Reiterei im zwei oßen Corps hinter dem Zußvolke. Eugen bildete mit den kaiſerlichen und deutfchen Meichetruppen dem redjten, der Herzog mit den Holländern und Briten den linken Flügel und die Mitte, Eine Abteilung von 19 Bat. and einigen Schwadronen, die biefen Abend erft von Touenay herankam, fagerte abgefondert auf der Anhöhe von Ugies, mit einem Vortrabe sam an Sart und La Folie, den Punkten, von welchen aus ihr Führer, Ges merallieutenant Wirhers, am Morgen darauf dem linken Flügel in den Rüden tommen follt. Am 11. September feih 3 Uhr, nad) dem Gebet, rd: tem die Verbündeten auf die ihnen zum Angriffe angewiefenen Pläge, und «s gelang unter dem Schutze des Nebels, zwei große Batterien unbemerkt im Bruftwehren einzuführen, bie der feindlichen Mitte gegenüber während der Macht aufgeführt worden waren. Um 48 Uhr erft brad die Sonne durch, und nun begann von beiden Seiten ein mörberifches Feuer. In drei Eotonnen festen ſich jeßt die Verbündeten gegen die feindliche Aufftellung in Demegung. Die erfie, 30 Bat. Holländer unter dem Prinzen von Oras miem, gegen den rechten Flügel längs dem Walde von Laniere bis zum Gefcylegbereiche der feindlichen Werke, wo fie aufmarfcirte; die zweite, 22 Bat. Preußen und Briten unter dem Feidzeugmeiſtet Lottum, gegen bie Mitte, fo daß fie zroifchen die erfte Colonne und die große Batterie zu ſte— den kam; ihr folgte Lord Ottney mit 15 Bat.; die dritte, 40 Bat. taiſer⸗ licher und Reidyötruppen unter Seldzeugmeifter Schulenburg, gegen das weit vorfpringende Sarter Gehoͤlz, am Bergfuße zwilhen- den Dörfern Sart umd DBlaregnies aufmarfcirend. Hier geſchah auch der erſte Angriff auf den aͤußerſten linten Flügel des Feindes, während 2000 Mann von ber Höhe von Quaregnon aus ſich unbemerkt in das Sarter Gehötz ſchlichen, da, wo die Franzoſen es dur einen Sumpf unzugaͤnglich gezlaubt und unbewacht gelaffen hatten. Gleichzeitig griff Lottum mit vorgenommenem linken $lügel das Gehölz von Taisniere an, fo daß er faft ſenkrecht auf den linken Flügel Schulenburg's zu ftehen fam, und Orkney blieb aufer dem Echufbereiche vor den feindlichen Verfhanzungen aufmarfchirt. Beim erſten Anlaufe gelang es nur jener Abtheilung auf bem aͤußerſten rechten Zügel Eugen’6 in das Sarter Gehölz einzubringen, ja die Franzoſen wollten

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® Malplaquet (Schlacht am 11, September 1709).

bereits zut Verfolgung Lottum's aus dem Verfchanzungen hervorbrechen, als Marlborougb von der Iangfam folgenden Reiterei die Divifion des Prinzen Auvergne, 30 Schwabronen, fcpnell herbeiführte und. fie davon abhielt.. Ein zweiter Angriff führte fowohl Schulenburg ala Lottum, Beide nach hoͤchſt bedeutendem Verluſte, über die Verſchanzungen in die Wälder; allein bie franzöfifche Tapferkeit machte im diefen jeden Baum ftreitig, und nur lange fam £onnten die Eingedrungenen vorwärts ſchreiten. Der Prinz von Dras nien follte mit der erften Colonne, eine halbe Stunde nady den Angriffen des rechten Flügels und ber Mitte, den Hauptangriff beginnen, mährend jene nur Demonftcationen bezwedten. Die beftimmte Zeit war indeß ver— floffen umd noch kein Befehl an den Prinzen gelangt. Dieſer feste ſich, ohne länger zu warten, mit dem gefammten Fußvolke des linken Flügels in Bewegung; ber Erbprinz von Heſſen-Caſſel folgte ihm mit 21 Schwas dronen. Mit bewundernsiwürdiger Zapferkeit erſturmten die Holländer die Bruftwehr, trog dem Feuer einer franzöfiihen Batterie von 20 Gefdhüsen, die fie in die rechte Seite faßte; ſchon erftiegen Freiwillige die Schießſcharten einer anderen auf der Strafe von Malplaquet aufgefahrenen Batterie; allein Marſchall Boufflers eitte ſchnell herbei, warf fid ihnen mit einigen Batail- Ionen entgegen, und nöthigte fie, die Verfhanzungen wieder zu verlaffen. Bon Neuem führte der Prinz die kaum Gefammelten zum Sturme und pflanzte felbft eine Sahne auf den feindlichen Erdwall; aber auch das franz saufen zweite Treffen wurbe in die Verfhanzungen geführt, und warf die menden zum zweiten Male zurück. 2000 Zodte und mod mehr Ver⸗ wundete hatten diefe beiden Angriffe gefoftet, und nur die drohende Gegens wart der Reiterei des Erbprinzen hielt die Franzoſen von der Verfolgung der in Unordnung Sliehenden ab. Marlborough eilte felbft herbei, um bie Ord— nung wieder herzuftellen. Mährend biefes Kampfes, in bem des Prinzen von Oranien unüberlegte Tapferkeit der Opfer zu viele brachte, und in wels chem ‚mehr die Ausdauer als die Gefcidlichkeit der Anführer fich erprobte, hatte Marſchall Villars, der feinen linken Flügel weichen ſah, von der Mitte Verftärkungen in den Wald von Taisniere -gefendet, und General Albergotti mit felbigen den Feldzeugmeifter Lottum eine weite Strecke wieder zurückge-⸗ worfen. Beide verbundete Feldherren waren eben zur Beſprechung vereiniget, und eilten, nad erhaltener Meldung hiervon, zu dem: bedroheten Punkte. Eugen führte die Truppen Schulmburg’s, bie bis jetzt nur höchft langſam vorgefchritten, zum erneuerten Sturme, und, obgleich verwundet, ohne ſich verbinden zu laffen, auf ber Bloͤße zwifchen den Wäldern von Taisniere und Sart vorwärts gegen das Gehötz von Jean Sart. Hier war General Withers fo eben angelangt, hatte ſich bei dem Hofe la Folie aufgeftellt, und entjendete num einige Schwadronen noch weiter rechts, um die Frans zofen links zu überflügen. Obgleich diefe von franzoͤſiſchen Carabinieren wieder zuruckgeworfen wurden, entſchied das Eintreffen des Generals Wi— thers dennoch den Nüdzug des feindlichen linken Flügels, der den Wald nunmehr gaͤnzlich verließ. Villars ordnete bier ſogleich eine neue Aufitellung an, befonders um die Truppen des Generals Withers in Schach zu haltenz er ſelbſt aber ſtellte fi) mit 12 Bat. in der Entfernung von 50 Schritten vom Saume des Waldes von Teisniere in zwei Treffen auf. Im biefem Augenblide beach Prinz Eugen aus felbigem mit 5 Regimentern Kaiferlichen, Helfen und Sachfen hervor, nachdem er ein wirkfumes Vollfeuer vorausges ſchickt. Dem Marſchalle wurde ein Pferd unter dem Leibe erfhoffen, er ſeibſt aber am Knie verwundet und mußte fortgebradht werben; dennoch war fen die franzöfifchen Bataillone die des Prinzen wider in den Wald zurück,

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Malplagıret (Schlacht am 11. September 1709), und Letptere wagten fich nicht wieder, hervor. Nach vierftimdigem harten Kam- Fr und großem Verlufte hatten die Verbündeten bis jeht nichts gewonnen, ss den Wald am linken Flügel des Feindes und den dortigen Anfchluß der Berfchanzungen ; allein diefer hatte, um bie bedrängren Flügel zu verftirken, fine Mitte fat von allem Fußvolie entbtöfen muſſen. Ihr gegenüber hat⸗ wm die 25 Bat. des Lords Orkney fo Lange unthätig geftanden, bis fie ger mahrten, daß Geſchutz und Fußvolk lines und rechts abzogen. Da erſt ruͤck⸗ “m fie langfam vor; hinter ihmen folgten, entwidelt, erſt die 30 Schwadro⸗ sem Holländifcyer Reiterei des Prinzen. Auvergne, fodann Generallieutenant Bood mit der gefammten britiſchen, hierauf General Buͤlow mit: der preu- Eisen umd bannöverfhen, endlich in Colonne die ſaͤmmtliche Eniferliche und beutiche Meiterei unter dem Herzoge von Würternberg und Generale Vehlen. Inf Mariborougb’s Befehl begann jest Orkney den Angriff, mit allen 15 Bat. zugleich in Front vortidend, und die Schanzen der Mitte wurden im afßen Antlaufe erſtiegen. Die englifche Batterie, die, hierbei wacker vorgear⸗ beitet, smonıebe jest vorgebracht und auf die in der Ebene ftehende feindliche Reiterei ichtet. Sie entzog ſich diefem mörderifchen Feuer und gab fomit Ras zum Slankenangriffe gegen die große Batterie, welche bisher die Anz seffe des Prinzen von Dranien durch ihr Flankenfeuer vereitelt hatte, Kaum Eies Diefe Batterie, als aud die Holländer die bereits von ihrem Blute slürbten Schanzen des franzöfifcen rechten Flügels von Neuem angriffen, aflıemten und behaupteten. Bisher hatte nur das Fußvolk gefochten; jege Wire auch; die Reiterei ihren Muth erproben. Der Prinz von Auvergne mer mit feinen 30 Schwadronen duch die Deffnungen der Schanzen gez trechen und marfchirte eben jenfeits derfelben auf, als die franzöfifchen ihm \anfielen.. Die erften wurden unerſchtocken abgewiefen; allein neue folgten, be königlichen Haustruppen, die Gensd’armerie unter eigener Anflhrung des Rarihalis Boufflers, der nah Villat's Verwundung den Oberbefehl über sommen hatte. Die holländifhen Reiter mußten, trotz aller Anſtrengung ürer Führer, bis in die Schanzen zuruͤckweichen. Hier aber hatte Lord Octacy fein Zußvolt auf die Bruftwehr treten laffen und fendete nun, über Die Köpfe der Sliehenden weg, den Verfolgenden ein moͤrderiſches Feuer ent gegen. Dreimal wiederholten ſich Angriff und Feuer, zu welchem ſich zus Yeid) das der feitwärts aufgefahrenen Batterie geſellte. Mariborough hatte unterdefjen Wood's und Bülow’s Schwadronen herbeigeholt; diefe Generale Janbten ein Schwanken in ber fi zurüdziehenden feindlichen Reiterei zu gewahren und wollten über fie herfallen; allein eine feflgefchloffene Maffe, aus königlichen Haustruppen, der adeligen Officiersleibwache, den Grenadie:

wm zu Pferde, der leichten Gardereiterei und den Mustetieren zufammenges fee, ruckte zur Aufnahme der Fliehenden heran und wurde alsbald, wies derum vom Marfchalle Bouffters ſelbſt, zum Angriffe vorgeführt. Ihr Anz ſea war unmiderftehlih und warf brei Linien der Verbündeten hinter eins ander über den Haufen; aber auch die legte, in Golonne folgende Reiterei der Verbündeten war im Galopp herangetommen, ftürzte ſich jegt ſchnell auf Die fiegenden Franzoſen, die, vom Kreuzfeuer des Fußvoikes und der Ges (hüge begleitet, über die Ebene zurüdeilen mußten. Noch Einmal verſuchten De ſchneu wieder gefammelten franzöfifchen Garden einen Angriff; allein ihre Zapferkeit vermochte Nichts gegen die nicht geringere der Uebermacht, und fie mußten über den Bach jenfeits des Hofes Camp perdu zurüdgehen. "Der Erbprinz von Heſſen-Caſſel, der mit feinen 21 Schwadronen hinter der Iufanterie des Prinzen von Dranien voll Ungeduld gehalten, war unters defien,, fobald er das geüdtige Eindringen des Lords Orkney in die Vers Miltair: Gonn.stericon. V. Bd. 6

= WMalſch und Rothenfohl:

fhangung en gewahrte, in Colonne vom rechten Flügel abmarfchirt, u fs erſte Oeffnung vom Walde vom Lanidre herein geworfen

die erſte Se lines ſchwenken, die folgenden neben ihr ee Doreen laffen. Das a des Franföen rechten Flügels ſah ſich hierdurch lints angefallen un! Wald hin aufgeroltt, wodurd dem Prinzen von Dranien die e een der Verſchanzungen fehr erleichtert wurde. Die Mitte des feungöffgen Heeres war nun völlig durchbrochen, der rechte Flügel zerfptengt, der linke abgeſchnitten. Diefer z0g ſich bereits, vom Ges nerallieutenant Legal geführt, in mehreren Colonnen gegen den Hanneaufluß zuruck, den er bei Ange und Kleinquieurain überſchtitt. Matſchall Boufz flers folgte mit dem rechten Flügel und der Mitte in drei Colonnen durch die Wälder gegen Longueville, über Hon und Xaisniere. In der Mache zogen fämmtliche Truppen über das Ronelleflüßchen und hinter demfelben in Lager zwiſchen Valenciennes und Le Quesnoy. Diefer Nüdzug war

vorzüglich das Merk des Marfchalls Boufflers. Marlborough und Eugen fetbft nannten ihn ein Meifterftüd und wagten keine Verfolgung, fondern breiteten fich nur auf dem Schlachtfelde aus. Außer den auf biefem liegen gebliebenen etwa 3000 verwundeten Franzofen fielen kaum 500 Gefangene und nur einige Fahnen und Geſchuͤtze im bie Hände der Verbündeten. Waren Tomte auch die Srüchte des Sieges ieges gering, fo war doch die Schlacht nicht unentfchieden, wie einige Schriftfteller behaupten, fondern die Verbündeten müffen immer die Sieger genannt werden; denn ber Zweck, um deffen willen Billard die Schiacht annahm, blieb unerreicht, Mons unentſetzt. Der Verluſt der Verbimdeten an Todten und Verwundeten iſt auf 18 bie 20,000 Mann, der der Franzofen auf 14,000 Mann zu rechnen; von beiden Seiten waren viele der beften und vornehmften Generale getödtet und verwundet worden. Die Franzofen hatten mit großer Tapferkeit gefochten, was um fo mehr gerühmt werden muß, da bie unglüdlichen Erfolge mehrerer Feldzuͤge ihr Ver⸗ teauen in ſich felbft und das ihrer Führer geſchwaͤcht hatten; nur die Ges genwart des allgelichten Marſchalls Villas, den ihnen der König endlich wiedergegeben hatte, vermochte fie zu ſolchen Thaten zu begeiftern. Ueber die Tapferkeit der Verbimderen und ihrer Feldherren möge das Zeugniß eines feanzöfifcpen Dffieiers hier fiehen, der bald nad) der Schlacht Folgendes [hhrieb: „Eugen und Marlborough werden an diefem Tage zufrieden mit und gewe— fen fein. Es war im Grunde das erfie Mal, da fie auf eine ihrer würs dige Gegenwehr ftiefen. Wer mag ihnen wohl twiderftehen, wenn ein Heer von 100,000 Mann Kerntruppen, zwifchen zwel Wäldern aufgeftellt, mit dreifachen Verſchanzungen vor der Front, worin vom Erften bis zum Kegten jeder feine Pflicht als braver Mann that, dennod nicht vermochte, En Siegeslauf nur einen Tag aufzuhalten? Muß man da nicht befem: |

daß diefe Beiden höher ſtehen, als alle Helden und Heroen der Vors

PR Merkwuͤrdig bleibt die Schlaht von Malplaquet im Uebrigen dutch die richtige Verwendung der Neiterei auf beiden Theilen, die dem Lofer nicht

wird. en en und Denkwürdigkeiten des Herzogs von Marlborough, von Wilhelm Core, überfegt von & & Major von H. 5 Cahill, Gefchichte der ig —— Band. Zeitſchrift für Kunſt und Wiſſenſchaft des

Ti Malſch und Rotbenfoht, ‚rent en Dasf an dis Serfrafe von

ch Ettli (aber nicht mit —— an der Chauffee be im Girge wo bie von Ettlingen ons

——— Malſch und Rothenfohl (Schlacht am 9. Juli 1796). 63 fi vereinigen und dann ür J Selm Eommmenden Wege ſich iigen ber Gernobach und Var

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und waren hoͤchſtens hinreichend, das weitere Vo: im Rheinthale zu hindern nicht aber ihm zurückzuſchlagen. war mit 36,000 Mann zur Beobachtung Jourdan s zwiſchen

der frangöfifche General Marteau mit Vel dieſer Vertheilung der fo unwahrſcheinlicher, daß man dem Vordringen den Erbe hehe re ae 150g maı n ſchlagen te. Indeſſen hatte Moreau zu viel Truppen gegen Froͤhlich und Gondi ſtehen laffen, und mehr als 36,000 Mann gegen den Erzherzog zw verwenden, melden die Sachen (9000 M.) das Uebergemwicht auf dem emtfchridene des Rriegefchauplages gaben. Bon dem Ausgange ber bevor⸗

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dbeide elifteten ſich zum Kampfe. Der Etrzher— batte den General Kaim mit 10 Bat. 5 Schwadt. bis Nothenfoht ben, um von hier aus Über Baden in’ das Rheinthal zu dringen,

Die Sachſen erhielten Befehl, im Thale der Nagold und Enz vorzugehen, um bie bei Freudenftadt ftehende Divifion Duhesme zu befchäftigen. Der Angeiff ſollte den 10, Juli Statt finden: Der franzoͤſiſche Feldherr hatte mehe Gründe zur Eile, doch verſchob er feinen Angriff bis zum 9. Am Morgen diefes Tags marſchirte General Saint= Cyr mit 18 Bat. 5 Schwadr. vom Gernsbach, ab, entfendete General Taponnier mit 6 Bat. 2 Schwadt. reches gegen Wildbad, befahl ihm, im Enzthale vorzucheden und die Sad: fem anzugreifen. Mit den übrigen Truppen ruͤckte er gegen Rothenfohl. General Defair hatte Befehl, den Angriff im Nheinthate fpäter zu begin nem, ums aus den Fortfchrirten Saint: Cyr's im Gebirge Vortheil ziehen zu

a) Gefecht bei Rothenſohl.

General Kaim hatte früher bei Nothenfohl eine Defenfivftellung bezo— gem, durch welche fowohl der Eingang in das That der Alb, als die Strafe mady Pforzheim geſpetrt wurde; 6 Bat. 3 Schwadt. ftanden am obern Rande der Anhöhe, auf der das Dorf liegt, ihe Geſchutz beſtrich die weni— gen Zugänge; zur Deckung ber rechten Flanke waren 3 Bat. auf die Höhen am linken Atbufer entfendet worden, zut Dedung der linken Flanke hiele 1 Bat. und 2 Schwadr. bie über den Zobelberg führende Strafe und das Plateau befegt; 8 Compagnien Stavonier ftanden bei Herrenalb und Lofenau auf Vorpoften. Das Land zu beiden Seiten ber nad) Pforspeim führenden

*

84 Malſch und Rothen ſohl (Gefecht bei Rothenſohl) Straße iſt bergig und ſehr bedeckt. Der öoͤſtreich. Vorpoſten in Lofenau wurde Saint-Eyr's Avantgarde bald ‚vertrieben; auf ben walbigen Höhen von Herrenald fand man aber mehr Widerſtand, was den General Saint«Cyr bewog, 3 Bat. 2 Schwadr. und 2 Kanonen (unter dem Gene— —— Houẽl) uͤber die Höhen nach Barenbach zu eutſenden, von wo

aus derſelbe das Aibthal uͤberſchreiten und Kaim's Stellung in der rechten Flanke angreifen follte. General Lecourbe erhielt: Befehl, „mit den übrigen 3 Bat. friner Brigade die Deſtreicher aus Herrenalb zu werfen,. was auch nach kurzem Widerſtande geſchahz nur ein ———— ‚erreichte die Haupt ſtellung, die Slavonier jerſtreuten ſich im Walde und ſchienen ſich gegen den Tobelberg zurücgegogen zu haben. General Saint= pr ließ bie 843 Lambert in ein Seitenthal ruͤcken und recognoscitte die oͤſtreich. Haupiſtel-⸗ tung. Er fand dieſelbe in der rechten Flanke zwar am zugaͤnglichſten, trug jedoch Bedenken, den Angriff dort zu unternehmen, weil er ſich dadurch zur ſehr von Iaponnier entfernt haben würde, auch feine eigene linke Flanke dann bloßgeftellt war. Es wurde defhalb der Angriff in der Front befchlofs im; welcher jedod) nur in dem Falle einen günftigen Erfolg ——

die Deftreicher ſich verleiten ließen, bei den abgeſchlagenen Angriffen lebl

zu verfolgen, Die Abtheilung unter Housl war zu weit. links Fi ſchritt erſt gegen Mittag zum Angriff auf die 3 öſtreich. Bataillone, welche fidy nad) Eurzem Gefecht auf die Köhe hinter Rothenſohl zuruͤckzogen, jedoch das Kloſter Frauenalb im Thale befegt hielten. Während diefer Zeit unternahm Lecourbe mit feiner Halbbrigade ben Frontalangeiff von Herren⸗ alb aus. Um die Deftreicher defto eher zur Verfolgung zu .reijen, wurde derfelbe nur durch einige Hundert Tirailleure begonnen, denen fchwache Res ſervezuͤge nachfolgten; alle übrigen Truppen ftanden verdeckt. Die Wiederhos lung der Angeiffe fand durch diefelben Abtheilungen und in großen Paufen Statt; auch Housi mußte daſſelbe Verfahren beobachten, wodurch man die Deſtreicher in dem Glauben zu beftärken fuchte, daß fie es nur mit wenig Truppen zu thun hätten. Bei ben drei erſten Angriffen blieben. die Defts reicher En in ihrer Stellung, und ließen bie Franzofen nur duch ae Abtheilungen bis an ben Fuß der Anhöhe verfolgen; doch rückten 2 Bataillone zur Unterftügung nad). Beim vierten Angriffe mußte Lecourbe mit allen drei Bataillonen vorgehen; auch erhielt Houel Befehl, das Albthal zu uͤberſchreiten. Lecourbe erftieg die Anhöhe nur zur Hälfte, tehrte dann wieder um, wurde aber dies Mal nur ſchwach verfolgt. Saints Gyr zweifelte fhon am Gelingen, überdies war es bereits 3 Uhr Nachmits tags; er befahl dem General Lecourbe, zum fünften Male, und zwar mit Nachdruck anzugreifen; fämmtliche Grenadiere der Brigade Lambert: rückten zu feiner Unterftügung nad) Herrenalb. Lecourbe drang dies Mal bis an den obern Rand der Anhöhe, und verfuchte fogar die dort befindlichen Feld⸗ mauern zu ‚Äberfteigen; fobald er aber mehrere Bataillone gegen ſich anruͤk- ten fah, ging er ſchnell zurüd, Die Deftreicher verfolgten dies Mal fehr lebhaft; 4 Bataillone verliefen die Hauptftellung, und fuc)ten Lecourbe von Herrenalb abzuſchneiden. Sobald jedoch die Deftreicher im Thale angekom⸗ men waren, befahl Saint Cyr der ganz im der Nähe und verdeckt ftehenden Brigade Lambert hervorzubrehen und die Höhe zu erftücmen. Während Lecourbe an der Spige der Grenadiere und der 106. Halbbrigade die in Unordnung gekommenen Deftreicher mit dem Bajonet angeiff, zuruͤcktrieb ‘und gleichzeitig mit ihnen auf der Höhe anlangte, rüdte Lambert im Alb⸗ thale fort, wendete fi dann rechts und erftig die Höhe von der andern Seite, wobei auch Houel's Abtheilung Eräftig mitwirkte. Die Defireicher,

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Walſch und Rotdenfohl (Schlacht bei ' ven mehreren Seiten mit r & Usberntacht bedroht, Lefteten def

Karen en , fdtugen Secourbe's Gremadiere zu. dem General ſelbſt gefangen, der jedod) von der 106. He wurde. Us Lambert die Höhe hieben

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gen int. Kaim marfchiete bis one Tapon nier war nad) Ueberwindung großer Terrainhi, en; feine Avantgarde iberfiel vor Wi om

ſich mit Zurüctaffung der Pferde in die B Vorpoftendetafchement trat fofort den das nicht erwartete Erſcheinen d>- „be zu machen. Xaponnier ftellte "Verbindung mit Saint Gyr wieder her, blieb aber bei Kal Bewegungen beider Parteien hatten fonad keinen Einfluß

2 doch würde Saint: Eye dort nicht gefi-* > —* ur nad) Rothenſohl zu n eingetroffen fein konnte.

Scyladıt bei Malſch. 4 Defair erhielt von Moreau Befehl, gegen Mittag

Stellung bei Rothenfohl genommen haben würde. Die im

dispomiblen Truppen beliefen ſich auf 21 Bat. 52 Schwadr:; vut

9 Bat. unter General” Delmas auf der Rheinſtraße gegen B

6 Bat. 8 Schwadr, unter General Sainte Suzanne über Müdenucm yes gem Malſch, 6 Bat. auf der Bergſtraße eben dahin. In Reſerve blieben 4 Schwadronen und die ganze reitende Artillerie *). Die Truppen des Erjberzogs (25 Bat. 61 Schwade.) ftanden im Lager hinter der Alb zwi— Gen Extlingen und Muͤhlbutg, und follten am andern Morgen in zwei Eofonmen gegen die Franzofen aufbrehen; ihre Worpoften hielten Malſch end Bietigheim befegt. Sobald das Vorrüden der Franzofen gemeldet wurde, sab der Erzherzog Befehl zum Abmarſche aus dem Lager. General Latour marfchirte mit 9 Bat. 28 Schwaor. auf der Mheinftraße gegen Bietig⸗ beim, General Sztatray mit 13 Bat. 29 Schwadt. auf der Bergſtraße gegen Malſch, Oberſt Mofel unterhielt mit 3 Bat. 4 Schwadr. die Vers kindung zwifcen beiden Golonnen, ftieß aber am Ende des Waldes zu Sitarray. Bevor dieſe Truppen ankamen, hatten die Franzofen Malfch und Bietigheim genommen, wurden aber bald wieder daraus vertrichen. Die ununterbrochene Ankunft friſcher Truppen von beiden Seiten führte einen heftigen Kampf um ben Befig dieſer Dörfer herbei; doch zog fich Del⸗ mas fehr bald nady Dedigbeim zurüd, weil feine rechte Flanke von den ' Deftreichern bedroht wurde. Malfch wurde zu wiederholten Malen von den Deftreichern erftüemt, aber auch wieder verlaffen. Nachdem inzwiſchen der Erzherzog 16 Bataillone dagegen rücken, die gefammte Cavalerie in der Ebene aufmarfcjiren, und einige Vatterien gegem bie hinter Malſch aufger ſtellten Truppen richten ließ, traten die dort kaͤmpfenden 12 Bataillone als

te Kl FH

*) Bietigheim if vom Malſch z Meile, Malſch vom Rothenſohl 13 Meite entfernt.

) ) Malta

Artillerie —J——— hinter dem Pfederbache genommen, und imponirte ihren Gegnern ſo ſehr, daß ſich dieſe zu keiner Attake entſchließen —— obs gleich das Terrain hierzu böchft günftig, und der glüdtihe Erfolg zweifelhaft war, wenn man berückſichtigt, daß dieſelbe hen denfelben Feind unter. weit ungünftigeren Verhältniffen in den verfloffenen

= gewiſſen Niederlage entging. Gegen 7 Uhr wurde der Kampf eins geſtellt.

Der Erzherzog hatte die Abſicht, feinen Angriff am folgenden Morgen zu erneuern; denn bie Schwäche der Franzoſen im Mheinthale war ihm jest ein Geheimniß mehr, und ein Sieg über Moreau bei Naftadt mußte deſſen Rüdzug ‚bis Kehl nothwendig zur Folge haben, wobei «8 zweifelhaft war, ob Saint⸗Cyr nicht förmlich abgeſchnitten wurde. Aber gegen ging die Meldung von Kaim's Nüdzuge einz der Erzherzog glaubte feine * linke Flanke ſehr gefährdet, obgleich Saints Eyr zwei Meilen davon ſtand, und im Ungefihte Kaim's in dem fehe unwegfamen Gebirge wohl ſchwerlich einen Flankenangriff verfucht haben würde und befchloß nun aud dem Nüczug anzutreten. Am 11. Juli hatte der Erzherzog alle feine Streits Eräfte (ungefähr 45,000 Mann) bei Pforzheim vereinigt. General Mo: reau war durch den Rückzug feines Gegners fo überrafcht, daß er denſelben nicht nur ungeſtoͤrt abziehen ließ, fondern auch mehrere Tage unfchlüffig. blich, was nun zu thun ſei. Saint-Eyr blieb mit feinem Corps vor Neuenburg ſtehen z Deſaix marfchiete erft den 14. von Raſtadt ab und dem Erzherjoge nach, welchet den 15. bei Pforzheim angegriffen werden follte, an dieſem Tage aber bis Waihingen zurückgegangen war, und ben 18. Stellung zwi⸗ fen Canſtadt und Ehingen hinter dem obern Nedar nahm, wo. ihn Moz reau erfolglos angeiff (f. Estingen). Die Schlacht bei Maiſch blieb ſonach ohne alle erhebliche Folgen, wurde aber die Veranlaffung zu dem Entſchluſſe des Erzherzogs, das Rheinthal ganz zu verlaffen, jeder entſcheidenden Schlacht vor der Hand auszuweichen, ſich während des Ruͤckzugs in das Innere Deutſchlands mit Wartensleben und Fröhlich zu vereinigen, dann eine der beiden franzöf. Armeen mit Uebermacht anzugreifen, über den Rhein zurldts zuwerfen, ſich hierauf gegen die andere zu wenden u, ſ. f. Der Erzherzog bat dies Aleg. gtüdtich rt; es fpringt aber in die Augen, daß dies fes ſtrategiſche Manöver ein ganz entgegengefegtes Reſultat hervorbeingen mußte, wenn Moreau nad den Schlachten bei Neresheim und Friedberg (vor Augsburg) mit etwas mehr Entfchloffenheit operiste, oder. Jourdan,

nad Wattensleben's Nüdzug —— die Naab, ſich gegen die Donau wen⸗

dere und in Vereinigung mit Moreau in Deftreidy einficl. Im öftreichifchen Hauptquartier konnte man body wohl nicht vorherswillen, daß Alles fo kom⸗ men voltede, wie es kam.

(Qergl. damit die Artikel Frankfurt, Nerespeim, Teining, Sriedberg, Geifenfetd, Neumarkt, Wifent, Würzburg Literatue wie bei Kehl): Pz.

Malta, ‚Man. begreift unter diefem Namen gemeiniglich die Infel- on Malta, Gozzo und Comino, unter denen Malta die vorzüglichite Weg ſuͤdlich von Sicilien in dem Theile des Mittelmeeres liegen, org fe der Kanal Malta genannt wird. Malta war feiner

Malta (Belagerung v. 19, Mai bis zum 11. ©; Rage nach, vom jeher eim wichtiger militaieifcher Punct weshalb die Seemächte in deren Befig zu kommen fuchten. Pböniziern befeffen, kam es von diefen an die Karthager Römer, ward von Kart V. den Johannitern überlaffen, Franzofen eingenommen und gehört jegt den Engländ 6 CMeiten Flaͤcheninhalt, zähle mit Einſchluß der andı.. 100,000 Einw., hat füdlih hohe und ſteile, nördlich nie 5 Die ſudweſtliche Küfte iſt durch 2 Meilen lange Klippen ganz un * Es befige 10, theils durch Natur, theils durch Kunſt feſte Hafern * ganze Ufer ift duch Thürme und Verſchanzungen gegen jeden über n Augeiff geſichert. Im der Hauptſtadt La Valetta reſidirt der engl. urte gouvermeurz fie wird durch meiſt im dem Felſen gehauene Werke v at. won denen Burmola, Gottonera und Genglen wieder eigene Feſti dem, die wiederum durch Außenwerke mit einander verbunden: nad ‘der Lande und Seefeite würden 30,000 Mann = gehören. Die jegige engl. Beſatzung befteht. aus 4! [1 Infanterie aufer der Artillerie und einem Detaſchement Uhlanen, & trägt 6000 Mann. Belagerung von Malta duch die Türken vom | i dr zum 11. September 1565. B Sultan Soliman I. beabfihtigte fehon lange Zeit bie u. von Malta, wo die Johanmniterritter nach ihrer Vertreibung dor [3 im Jahr 1522 ſich feftgefege hatten, und einen thätigen kieinen A bie tierkifhe Seemacht führten. Die nächfte Veranlaſſung zur Um: der Zürken gegen Malta war die Wegnahme eins großen, dem Darm des Sultans beladenen Schiffes durch 7 malt| r - Volitiſch gerechtfertigt erſchien dem Sultan die Eroberung dieſer „1 n ührer günftigen Lage als Zwiſchenſtation bei künftigen Unternehmungen gegen die Küften Italiens und zur Sicherheit der türkifchen Befisungen in Afrika, mofelbft die maurifhen Waffen aufs Neue ſich auszudehnen fuchten. Die Erreitkräfte, melde Soliman gegen Malta beftimmte, beſtanden aus 200 Schiffen mit 145 Gefchügen von verſchiedener Größe, unter dem Kapudan Paſcha Piale, und aus 9100 Sipahis, 4500 Janitfcharen, 17,000 M. anregelmäßiger Truppen, zufammen aus 31,100 Mann Landungstruppen, welche dem Setaskier Muftafa Paſcha untergeordnet waren. Am 1. April des Jahres 1565 lief die zur Eroberung Malta's beftimmte Flotte von Con: fantinopel aus. Auf Malta führte der tapfere Großmeifter Johann von 2a Valette den Oberbefehl. Sämmtlihe verfügbaren Streitkräfte des Dr: dens beliefen fi auf 700 Ritter und 8000 Mann. Sobald der Groß: meilter von der Annäherung der Zürken Kunde erhielt, theilte er feine Trup⸗ pen zur Vertheidigung der einzelnen Puncte folgender Maßen ein*). Die drei franzoͤſiſchen Zungen und ein Theil der caftilifchen Zunge wurden mit der Vertheidigung der Stadt (il borgo.) beauftragte. Der Admiral dei Monte bildete mit der italieniſcheu Zunge die Befagung der nördlich gelege: am Halbinſel St. Michel oder La Sangle. Die Nordfeite der Stadt gegen den Galeerenhafen befegte die arragonifche Zunge, während die Sübfeite ge: genüber dem Gap Salvator von der engliihen und einem Theile der cafti: liſchen Zunge, fo‘ wie von den portugiefiihen und deutſchen Rittern bejegt ward. Im Fort St. Angelo, auf der öftlihen Spige der Stadt, befehligte

*) Man fehe den in Bertot’s Histoire des chevaliers de St. Jean de Jeru- sale , Tom. III. enthaltenen Plan.

83 Malta (Belagerung v. 19. Mai bis zum 11. Septbr. 1565).

der Gomthur Garzeramos 50 Nitter und 500 Mann alte gebiente Mann: ſchaft. Dem Comthur Romegas war mit der Schiffsmannſchaft die Vertheibigung des Einganges in den Hafen übertragen. Das abgefonderte Fort St. Elmo ward von dem Gomthur Deguarras mit 60 Nittern und 1 Compagnie fpanifher Infanterie unter dem Ritter Johann von La Cerda vertheidigt: Der Großmarfcall des Drdens, Copier, endlich ward beaufz teagt, mit 200. Nittern und 600 Mann zu Buß das Landen der Türken wo nicht zu verhindern, doch möglichft zu erfchweren. Die größte Stärke des Ordens beruhte jedoch in der unerfchütterlihen Ruhe und Umſicht des Großmeifters, der täglich alle Poften vifitirte, und den Truppen den eiges nen Muth einzuflößen wußte, während er zugleich die kurze Zeit zur Bes feftigung ber ſchwachen Puncte benugte, und jedem einzelnen Befehlshaber feine Vertheidigungsweife vorfchrieb, im Fall er angegriffen würde. Am 18. Mai erſchien endlich die tuͤrliſche Flotte bei Murfa Sitocca, dem füds weſtlichſten Hafen der Inſel, und feste bier 20,000 Mann an's Land. Am 21. Mai ward im türkifchen Lager Kriegsrath gehalten, und gegen Piale's Meinung beſchloſſen, das Fort St. Eimo anzugreifen, um fid) durch deſſen Beſitz den Hafen von Marfa Mufet zu fichern, und daſeibſt die Flotte unterzubringen. In Folge diefes Entſchluſſes bezogen die Türken auf der Halbinfel, welde zwiſchen dem Hafen von Marfa Mufet und zwi— ſchen dem großen Hafen ſich ausdehnt, und auf deren Südfpige das Fort St. Elmo liegt, ein Lager, und begannen von hier aus die Eröffnung der Laufgräben gegen das Fort. Diefe Arbeit ging nur aͤußerſt langſam von Statten, weil das Fort auf einem nadten Felfen erbaut war, und die Tür⸗ ten fich daher in den Stein einfneiden mußten. Schon am 24. Mai ges fang es dem Türken, der Nordfeite des Forts gegenüber aus einer Batterie von 10 achtzigpfündigen Kanonen und 2 Feldfhanzen das Feuer zu eröffnen. war ward dafjelbe aus dem Fort erwibert, dennoch litten die Belagerten geößern Schaden, als die Türken. Deguarras fendete den Nitter Lacerda an den Großmeilter ab, und verlangte Unterfügung. Diefer fchidte eine Abtheilung Freiwilliger unter dem Schuge der Nacht nad St. Emo, wähs vend er von dem Schloffe St, Angelo aus das Lager der Türken beſchoß, um ihre Aufmerkfamkeit von der Seefeite abzuziehen. Von Seiten der Tuͤr⸗ ken dauerte die Beſchießung von St. Eimo ununterbrochen fort, und die Angriffe derfelden folgten ſich in Eurzen Zwiſchentaumen. Unter diefen Ums fänden ward der Muth ber Befagung des Forts hauptſaͤchlich durch die wies berholten Verfprechungen. des Vicekönigs von Sieilien aufrecht erhalten, der mit einer. Flotte zum ntfage heranzuſegeln zugefagt hatte, ohne gleiche wohl ernftlihe Anftalten zur Erfüllung feines Wortes zu treffen. Am 26. Mai brachte der Renegat Uludſchali auf 6 Galeeren 800 Mann, und am 2. Juni Torghud, der Statthalter von Tripolis, auf 13 Galeeren 1300 Mann Verſtaͤrkungstruppen. Zorghud, mit dem befondern Vertrauen des Grofheren bechtt, mißbilligte zwar den Angriff auf St. Emo, beſchloß aber dennoch, ber türkifchen Maffenehre wegen, denfelben fortzufegen. Nach vorgenommener Necognoscirung lich er eine 2. Batterie parallel mit der ers fen, aber näher an St. Elmo, bald darauf eine 3. auf den genommenen Außenwerken, und eine vierte auf der Spige des Hafens Mufer errichten, welche noch heute zu Tage den Namen Cap Torghud führt. Dierauf ward St. Elmo unausgefest von der Landfeite aus 36 ſchweren Gefchüken, und von ber Serfeite duch die türkifchen Galeeren befchoffen. Nach mehreren zuchdgewiefenen Heinen Stürmen fegten ſich die Türken auf dem welilicen Halbmonde des Forts feſt, und der Seraskier Muſtafa Paſcha beſchloß nuns

i E

Malta (Belagerung v. 19, Mai bis zum’ 11. Sa

mehr, einen allgemeinen Sturm zu unternehmen. Am 15.

iſche Gefchük eim weite Breſche in die Mauern; am 16.

Ye türkifhen Scharen, gedeckt durch das mohlgezielte Feuer Shüsen, zum Sturme heran. Auf der Breſche kam es während ves Tu harten Gejchügfeuers zum Dandgemenge, das ſechs volle Stunden datterre, und mit dem Rückzuge der Türken endigte, nachdem fie über 2000 Mann serderen hatten: Während eines Kriegsrathes, den die türkifchen Befehls- taber bielten, ward Torghub duch die Trümmer eines Steines, den eine Kugel von St. Angelo zerfchmetterte, getödtet. Um hinfort dem Fort St. Eimo jede Hilfe vom der Seefeite abzufchneiden, ließ Muftafa Paſcha Bat— wrien

Am 21. Juni ward von den Belageren ein abermaliger Sturm auf St. Etmo unternommen. Drei Mal wurde derfelbe erneuert, und eben fo eft vor der tapfern Befagung zurhdgefchlagen. Der Großmeifter, duch einen Schwimmer von der höchft bedrängten Lage bderfelben in Kenntniß wehest, füchte vergeblich, einige Verftärkungstruppen nad) St. Elmo zu wers fem. Die türkifdyen Galeeren waren auf ihrer Hut und wieſen jeden Ver:

bis auf den legten Mann auf den Wällen gefallen war. Muftafa Paſcha,

über den Berluft von 8000 Mann, welche ihn ber Beſitz von Sr. Eimo getoftet hatte, ließ die Leichname der gefallenen Chriſten viertheis ken und, im Kreuzesform auf Bretter genagelt, durch die Fluch an den uf des Schlofes St. Angelo und der Stadt hin treiben. Der Groß: weiter, bei diefem Anblide die gewohnte chriftliche Menſchenliebe vergeffend, befahl zur Vergeltung alle tückifhen Gefangenen zu morden, und ihre Köpfe in's türkifche Lager zu ſchleudern. Nunmehr lieg Muftafa Paſcha den Sroßmeiſter durch einen Chriftenfclaven, der 30 Jahre an die Galeeren ges fhmiedet gemwefen war, zur Uebergabe der Feſtung auffordern. Auf die ab: ſchlaͤgige Antwort La Valette's ſchloß der Seraskler die Halbinfel a Sangle und die Stadt nebft dem Schloffe St. Angelo von der Landfeite ein, fo daß der linke Flügel der Türken ſich an die Conradinshöhe, und der techte an den St. Margarethenberg‘ lehnte. Gegen die Stadt und gegen die Halbinſel La Sangle ließ er fofort 70 ſchwere Gefhüge in 9 Batterien auffahren, und diefe unausgefegt gegen die feindlichen Werke fpielen. Um dem Großmeifter die Verbindung mit ber offenen See abzufchneiden, bes ſchloß Muftafa Paſcha, aus dem Hafen von Marfa Mufet über die Erd» junge hinweg, auf welder das Fort St. Eimo erbaut war, eine Anzahl leichter Schiffe in den großen Hafen transportiren zu laffen. Allein der Großmeifter, durch einen Ueberläufer von diefem Plane in Kenntniß gefegt, tie nad) Anhörung feines Kriegsrathes ein durch eine Kette verbundenes Pfahlwerk von dem Ufer der Gonradinshöhe über die Spige der Halbinfel 2a Eangle nach dem Schloffe St. Angelo führen, und vereitelte dadurch theilweiſe den Plan des feindlichen Feldherrn. Am 5. Juli fpielten alle türkifchen Batterien mit großem Nachdrucke auf die Werke der beiden Halb: inſeln, während die Janitſcharen unter dem Schuge dieſes Feuers ihre Lauf: gräben bie an die Außenwerke vorteiebenz die Werke ber Halbinfel La Sangie

0 Malta (Belagerung v. 19. Kai bis zum 11. Septbr. 1565).

litten dadurch beträchtlich und wurden an verfchiebenen Puncten eingefchoffen. Am 12. Juli traf Hafan, ber Beglerbeg von Algier, auf 27 Galeeren mit 2500 Mann alter Truppen im türkifhen Lager ein, und befchloß, einen Sturm von der Land- und Seefeite zugleich auf die Halbinfel La Sangle zu un: ternehmen. Mit 6000 Dann führte er diefen am 15. Juli von der Land⸗ feite aus, während fein Abmiral, der im Corfarendienft ergrauete griechiſche Renegat Candeliffa, mit 4000 XAlgierern gegen die Kette anflürmte, welche ben Galeerenhafen fpertte. Schon war es Gandeliffa gelungen, auf der öft: lichen Spige von La Sangle zu landen, und die bier aufgeftellten Malte: fer zu übermältigen, als der Großmeifter noch zu rechter Zeit Hilfe auf die: fen Punct fandte, worauf die Algieser mit einem Verluſte von 3500 M. zurüdgefchlagen wurden. Haſan's Angriff auf der Landfeite hatte keinen günftigern Erfolg; auch er mußte fi nad einem beträchtlichen Verluſte in das Lager zurüdzichen, und als 5 Stunden fpäter der Serastier den An- griff in Perfon mit den Janitſcharen erneuerte, ward er von den tapfern Maltefern gleichfalls zurüdgeworfen, Im tückifhen Lager ward nach diefen vergeblihen Verſuchen im abgehaltenen Kriegerathe befchloffen, den Daupt: angriff gegen das Schloß St. Angelo zu richten, der dem Kapudan Paſcha Diale übertragen ward, waͤhrend Muftafa Paſcha und der DBeylerbeg von Algier den Angriff auf die Halbinfel La Sangle fortzufegen, und Candeliſſa mit der Flotte jeden Entſatz von Seiten des Vicekoͤnigs von Sicilien zu vereiteln beabfichtigten. In Folge dieſes Planes begann das Feuer gegen die Werke der Halbinfel La Sungle von Neuem. Der Kapudan Paſcha er: richtete auf den Salvadorberge eine Batterie von 20 Seihügen, und be: ſchoß aus diefer die Stadt und das Schloß St. Angelo mit großem Nach drude. Auf folhe Weife ward die Belagerung von Tag zu Tag hartnaͤcki⸗ ger und mörbderifher. Am 2. Auguft ward ein Sturm auf das Schloß St. Michael nah Gjtündigem Kampfe und Smaliger Wiederholung von den Malteſern zurückgewieſen. Gleich ungünftigen Erfolg hatte ein Angriff der Zürten am 7. Auguft, zu bdeffen Mißlingen insbefondere die Frauen Viel beitrugen. Nah fo beträchtlichen Verluften nahm Muftafa Paſcha feine Zuflucht zum Minenkriege. In Folge unermeßlicher Anftrengungen gelang e8 ihm endlih, einen Theil des Schlofies St. Michael und des Bollwerks der cajtiliichen Zunge zu untergraben. Zu gleicher Zeit ſetzte fowohl er, ale auch Piale ihre Angriffe fort, und am 18. Auguft kam es zu neuen Stuͤr⸗ men auf das caſtiliſche Bollwerk und das Schloß St. Midyuel, in melden die Türken abermals zurüdgewiefen wurden, obwohl fie ihre Bahnen bereits auf den in Truͤmmern liegenden Wäll-, aufgepflanzt hatten. Eben fo we: nig gelangen die allgemeinen Angriffe der Tuͤrken am 19., 20. und 25. Auguſt und in den erftien Tagen des Septemberd. Nunmehr feste Muſtafa Paſcha feine einzige Hoffnung darauf, die Maltefer durch Hunger zur Uebergabe zu zwingen. Allein um bies zu bewertftelligen, fehlte es ihm an den nöthigen Mitteln. Während er unentſchloſſen ſchwankte, ob er die ganze Unternehmung fortfegen, oder auf Gefahr der Ungnade feines Deren fie ab: brechen follte, erfchien endlih am 7. September bie ſehnlichſt erwartete Hilfsflotte des Vicekoͤnigs von Sicilien, und feste im oͤſtlich gelegenen Hafen von Meicha 6000 Mann, meilt Spanier, Sranzofen und Italiener, an's Land. Auf diefe Kunde bob der Seraskier, von blindem Schrecken erfaßt, die Belagerung auf, 309 die Beſatzung von St. Elmo an fih, und fdiffte feine Truppen am 11. Septbr. mit Zuruͤcklaſſung des ſaͤmmtlichen ſchweren Gefhüges in großer Eile ein. Diefe dentwürdige Belagerung koſtete den Zurten mehr als 20,000 Dann. Die Chriflen verloren im Ganzen

Malta (Einnahme den 12. Iuni 17%

260 Nitter und 8000 Soldaten und Einwohner. Beim Adzuge |

ten waren in der Feſtung auf Seiten der Maltefer noch 600 mi une Männer übrig. Sultan Soliman, höchft aufgebracht Über den m Ausgang diefer Unternehmung, warf feine Ungnade auf ben Serasr--- s ſtafa Paſcha, und befahl dem Kapudan Paſcha Piale, mit der en⸗ den Flotte bei Nacht in den Hafen ‚von Conſtantinopel einzulaufen, vumit der üble Zuftand der Galeeren nicht fo ſchnell bekannt werde. Papſt Pius IV, trug dem Großmeifter La Valette zur Belohnung für die ſchoͤnt Vertheidis gung Malta's den Cardinalshut an. Allein der beſcheidene Held ſchlug diefe Auszeichnung unter dem Vorwand aus, er fühle fidy zwei fo wichtigen Uemtern nicht gewachſen. Wer das Detail dieſer Belagerung ſtuditen will, den verweifen wir auf Vertot, Histoire des chevaliers de St. Jean de Jerusalem, 111. Bd., wo die Darftellung allein 148 enggedrudte Seiten einnimmt. - Hammer in feinem 3. Bde der Geſchichte des odmas niſchen Reiches iſt fehe kurz.

Einnahme den 12. Junt 1798.

Eine frangsfifhe Armee, unter dem Namen: Armee des Orients, zur Eroberung von Aegypten beftimmt, verließ den 18. Mai 1798 umter dem Befehl des Dbergenerald Bonaparte den Hafen von Toulon. ‚Eine Flotte von 13 Linienfchiffen, 2 Fluthſchiffen, 8 bewaffneten und 6 unbewaffneten Fregatten, 2 bewaffneten Briggs und gegen 400 Transportfchiffen mit unges fähe 10,000 Mann Seefoldaten und 32,000 Mann Landttuppen fegelte vol Vertrauen auf das Gluͤck ihres Anführers nady dem füblihen Italien. Noch war die mähere Beſtimmung der Flotte unbekannt, als der größte Theil berfelben ſich den 8. Juni vor dem Hafen von Malta in Schlahtordnung auffielfte und noch am demſelben Tage Anftalten zu einer allgemeinen Landung traf. Die Lage diefer Infel war für die Ausführung der Plane in Aegppten vom der größten Wichtigkeit, und es war umerläßlid, Gewißheit darüber zw erhalten, ob man eine freumdfchaftliche Aufnahme dort erwarten dürfe, um im alle eines unvorhergefehenen ungünftigen Kampfes einen Zufluchtsort bereit zu haben. Die Maltefer hatten wiederholte Beweiſe ihrer Abneigung gegen die neue franzöfifhe Regierung (das Directorium) gegeben; allein bies her hatte noch Seine Zeinbfeligkeit einen Bruch mit dem Drden veranlaft, und man hatte daher während des Winter von 1797 1798 Untechands ungen eingeleitet, um das Benehmen des Großmeifters und der Ritter für den Fau zu erforſchen, wenn man Kriegsfchiffe in die der Inſel zunächft gelegenen Meereshoͤhen ſchicken würde. - Das Refultat derfelben war nicht güns fig, und man entſchloß ſich daher, einen Poften mit Gewalt zu nehmen, deſſen man ſich durdy einen gütlichen Vergleich nicht bemächtigen Eonnte. Bonaparte verlangte in den Hafen einlaufen zu dürfen, um ftiſches Waffer einzunehmen und ſich mit einigen Lebensmitteln zu verfehen. Er mußte im Voraus, daf ihm dies abgeſchlagen werben würde, weil die Gewährung defs felben die Infel dee Gewalt der Flotte unterwerfen hieß; aber er wartete die Antwort ab, um dadurch einen Vorwand zu haben, die Zeindfeligkeiten u eröffnen. Der franzoͤſiſche Conful auf M., Herr Carufon, kam, um dem Tbergeneral die Weigerung des Großmeiiters zu binterbringen, und in dem⸗ felben Augenblicke ging die Landung der Truppen auf verfchiedenen Puncten der Inſel vor fih. Die Gonvoi von Givita Vecchia fegte ihre Truppen im der Bucht von Warfa:Strocco an das Land, und die Generale Defair und Belliard bemächtigten ſich ſogleich aller dort gelegenen Batterien und Ver— ſchanzungen. Die Convoi von Genua fdiffte die Truppen im ber Bucht

2 Malta (Einnahme den 12, Suni 1798).

von &t. Paul aus —— und jene der Convoi von Marſellle landeten unter den Befehlen des Benerals Regnier auf der Inſel Pose. Der Ges neral Lannes und der Brigadechef Marmont fliegen unter den Kanonen von la Valetta an das Land. Den 11. fruͤh recognoseiete ber Obergeneral felbft die Küfte, und das Zeuer aus der Stadt und den Werfhhanzungen kündete an, daß bie Maltefer entſchloſſen waren, fich zu eercheibigen. Allein der Großmeiſter Hompeſch war kein La Valette, und bie Ritter waren nicht mehr die unerfchrodnen Vertheidiger ber —— weiche einſt den Stolz Soli⸗ man's Il. demuͤthigten. Mehrere der Bitter Franzoſen von Geburt

an beren Spige der Commandeur Bosredon ſchrieben an den Großmei⸗ ſter, daß fie ihr Geluͤbde als Bitter nur verpflichte, gegen bie Türken, nicht aber gegen ihre Landsleute Krieg zu führen, und erklärten, daß fie an dem Benehmen des *** in der gegenwaͤrtigen Lage keinen Antheil nehmen

Tage den Generakonful ber den Republit, ‚in das franzoͤſiſche Hauptquartier, um Woffaflüßen bewirken. Ginen ſolchen Ausgang hatte ber Obergeneral nice ——— er genehmigte

Stadt gefluͤchtet hatten ad faben, daß man fi) ohne Schwertſtreich erg

ben wollte, glaubten, daß der Großmeiſter von ber ftanzoͤſiſch gefinnten Dar tei vercathen fel; viele drangen bewaffnet in deſſen Palaſt, tödteten zwei Ritter und mißhandelten mehrere andere. Allein ber Aufcubr wurde bald geſtillt, die Convention abgefchloffen und bem Obergeneral am Bord des Kriegefchiffes Orient —— wo fie den 18. Juni unterzeichnet und ratificirt wurde. Sie beſtand im 7—* Ritter ſich

——

0130 und Gomino Verzicht zu leiſten. De machte ſich dagegen —2* auf dem Gongreffe su Kaſtadt für den Großmeiſter ein zur Entſchaͤdi⸗ gung angemeſſenes Fuͤrſtenthum zu erwirken, weiches in Deutfchland ber Hauptfig der Ritter des heil. Johannes von Jeruſalem werden ſollte. Einſt⸗ weilen wurde dem GBroßmeiftee ein Jahrgehalt von 100,000 Thalern vers fiyert, und überdies 600,000 Franken für feine beweglichen Güter baar ausgezahlt. Den fennzöfffchen Bittern, weiche vor 1798 teeten waren, erlaubte man, ſich mach Frankreich zu Penſion von 700, und diejenigen, weiche das 60. Jahr 1000 Fres. fottten: Den 18. Juni begab fi die Stadt, und fegte bes folgenden Tages eine Bouvernemensscommiflion fr die Militair⸗ und. Giotlangelsgenheiten ein, lieh ben Platz, weicher für die weitere Ausführung feiner Entwürfe den beſten Wertheibigumgsftand ſetzen, verſah derſelben mit einer Garni⸗

Mammeluden.

fon von 4000 Mann unter dem General Vaubois, um Juni die Anker nach Aegypten, nicht ohne vorher 3 Mill. mm Kaffe des Drdens mitgenommen zu haben.

(8ergl. P. Martio, Histoire de l’expedition frangaise en Egy veau Dictionnaire historique des siöges et batailles memorables et«.,

Mammelnden, aud Mamlucken. Memalik heißt im =. = Scav, und man bezeichnete insbefondere mit diefem Namen u um Gegenden des Kaukafus gekauften und nach Aegypten verpflanzten m weldye ſchon in den feüheften Zeiten der arabiſchen Herrſchaft oft vren⸗ vollen Stellen gelangten, aber. Erin beſonderes Corps ‚bildeten, aber Dieingis Chan auf feinen Zügen ganze Völkerfdaften als Sc: Ders Buufte, fo benugte der Sultan von Argppten, Nodſchmeddin, diefe Ns beit, um ſich aus 12,000 Sclaven vom ſchwarzen und kaspiſchen we eime Leibwache zw bilden, die er in allen Kriegsübungen unterrichten neh Bald aber fühlte diefes Corps feine Kraft, und fing an frech und zügellos zu merden. Sie miſchten ſich in Regierungsangelegenheiten und ermordeten endlich 1250, zu eben der Zeit, als Ludwig der Heilige ſich in Agnptifcher Gefangenfhaft befand, ihren Sultan Zuran Schah. Nach langen Zwiſtig⸗ feiten erhoben fie den jungen Mufa, endlich aber 1254 einen ihrer eigenen Anführer, Ebegh, zum Herrtſe egpptens. Die Mammeluden blieben nun im unbefchränkten Vefige des Landes, und wählten ftets ihre kuͤhnſten Anführer zu Sultanen. Bon Erbfolge konnte nicht die Mede fein, ba fie, nach ihrer. eigenthümlichen Verfaffung, ſich nur durch Ankauf fremder Sclas ven vefrutieten, ihre Kinder aber unter keiner Bedingung als Mamluden aufgenommen werden durften. So regierte mehrere Jahrhunderte hindurch ein Corps ausländifcher Abenteurer ein großes und reiches Land mit tyranz nifcher Willkür, ohne fich jemals eigentlich zu nationalifiten; denn fie vers heicatheten ſich felten, und auch dann fat nur mit ausländifhen Sclavins men. Ihre Kinder, die nur auf das Vermögen ber Mutter Anſpruch hate ten, verſchwanden nad) des Vaters Tode fofort unter die niebrigfte Volks⸗ daffe. Die Güter des Vaters fielen an deſſen Leibdiener oder an bie Beys. Die meiften Sultane jener Zeit befaßen glänzende Eigenſchaften, da es nur durch ſolche gelingen konnte, fi aus dem Scavendienfte, in welchem jeder feine Laufbahn beginnen mußte, zu erheben. Im Jahre 1517 eroberte Se— lim L Aegppten und unterwarf «8 der tückifhen Oberhettſchaft. Er fegte einen Pafdya ein; doch ließ er den 24 Beys ter Mammeluden einen Ans theil an der Verwaltung, und fie wußten die Entfernung der Provinz von dem Sige der türkifhen Regierung und ihre kriegeriſche Macht bald fo gut zu benugen, daß ber Paſcha alen Einfluß verlor und wie ein Gefangener in feinem Palafte zu Cairo gehalten wurde. Die 24 Bey's regierten das Land, ohne ſich viel um die Befehle der Pforte zu kümmern, und wenn fie auch oft unter einander uneinig waren, fo erfannten fie ihr Intereffe doch zu gut, um nicht gegen Äußere Feinde ihre Verbindung beizubehalten. Jeder hatte wieder eine Anzahl Mammeluden unter fid, welche theild Kia⸗ ſchefs oder Dfficiere, theild gemeine Mammeluden waren, deren Jeder wieder einige Scaven hielt, aus denen ſich die Gemeinen ergänzten. Der Paſcha mußte die von ben maͤchtigſten Beys ernannten neuen Beys ohne Widers wede beflätigen; biefe ernannten wieder aus ihren Dausbeamten die Kiaſchefs und fo erhielt fih die Mammeludentegierung bis zum Einfalle der Frans zoſen in Aegypten 1798, nachdem befonders Ali Bey von 1766 1773 mit unbefdränkter Gewalt faR als Gouverain .Argppten regiert hatte. Die

9 Manfred,

Tapferkeit des frangoͤſſchen Heeres unter feinem weltberühmten Führer bie fiegte fehnell die muthigen, aber ungeregeften Neiterfchaaten Murad’s und Ibrahim Bey's, und vertrieb fie in die Wüften Oberägpptens; doch konn⸗ ten die Fcanzofen fie nicht ganz vernichten, und nad) der Gapitulation des franzoͤſiſchen Corps erſchienen fie auf's Neue, wenn auch mit geſchwaͤchtet Macht, doch immer noch furchtbar durch ihre ausgezeichnete Eavalerie, die befte des Drients. Aber die Pforte wollte eine fo günftige Gelegenheit nicht verfäumen, die fchöne Provinz wieder ihrem Scepter gan unterwerfen; der Paſcha von Argppten wurde mit aibaneſiſchen und tuͤrtiſchen Truppen verftärkt, und da man offene Gewalt anzuwenden nod nicht gerathen fand, fo lud der Capudan Paſcha die Häupter der Mameluden zu einem: Feſte ein, wo fie überfallen und theils ermordet, theils ſchwer verwundet wurden. Alein es waren nicht alle Beys erſchienen, und auch die Verwundeten und Gefangenen muften auf bie nachdruͤckliche Verwendung der Engländer, die damals noch ein Heer und eine Flotte in Aegypten hatten, freigelaffen wer- den. Die Mameluden rüfteten ſich num zum Kriege, und «8 begann ein fangwieriger Kampf gegen die türkifche Macht, der, durch öftere Friedens: unterhandlungen und Waffenruhen unterbrochen, mit abwechfelindem Gluͤcke mehrere Jahre hindurch geführt wurde. Befonders zeichneten ſich die Beys Sorahim, dee ſchon gegen die Franzoſen eommandirt hatte, und Osman Bardiffo- aus, welche die Türken und Maneſer oft befiegten, nie aber den

zE E3

ihnen nicht erlaubte,

1823.) B. IJ ap Pen nenn ‚geb. 1232, der Sohn Kaiſer

Manfreb.

insbeſondete des ficitifchen Reichs, während der jedesma

t des ihm in der Regierung. folgenden Königs Konrad’ WV. e mun und behurfam, wußte Manfred in den ihm anverttauten Sanden ange die Ruhe zu erhalten, bis dieſe durch den Daß, welchen die Päpfte Saufe Hobenftaufen gefhworen hatten, geftört wurde. Innocenz IV. Aarte von Lyon, und fpäter (1251) von Genua aus alle Hohenftaufifchen Iande dem päpftlichen Stuhle verfallen, weil Friedtich II. im Banne vers üerben und forderte alle Städte und Barone zur Losreifung von der Sache Romrad’s und Manfred’s auf. Einige Städte in Galabrien und im Nea— selitantfhen gehorchten dieſem Befehle; allein Manfred bezwang fie mit Hife deurfcher und faracenifcher Truppen bald, und zeigte fidy bei der Ein: mahme von Foggia, Andria, Varletta, Nolan, Averfa ıc. eben fo tapfer ald mid. Nur Neapel und Capua leifteten längern Widerftand. Im Späts berbft 1251 509 endlich Koncad IV. felbft über die Alpen, fchiffte ſich auf semetianifchen Fahrzeugen ein und landete am 8. Januar 1252 mit einer eaſehnlichen Kriegsmacht zu Siponto in Apulim. Manfred führte dem Könige Verſtaͤrkungen zu, und nachdem alle Städte des Koͤnigreichs bezwun⸗ gem waren, öffnete den 1. Detbr. 1253 auch Neapel feine Thote. Innos cemz IV. nahm indefjen auf die Fortſchtitte Kontad's, fo wir auf beffen Amerbietungen, der Kirche alle Nechte wieder einzuräumen, gar keine Ruͤck⸗ fit, ſondern betrachtete vielmehr die Ktone Neapels als erldigt, und bot We mehreren Fürften Europa’s an, von denen fie endlich König Heinrich TIL. son England für feinen Sohn Edmund annahm. Inzwiſchen entfrembete Konrad’ Härte und Strenge ihm die Herzen feiner Unterthanen, twährend Manfted's Mitde diefem überall Anhänger gewann. Dies ſchien den Freunden Konrad's gefährlich, und fie gaben ſich alle mögliche Mühe, dem König feis men Bruder zu verdächtigen. Allein Manfred's kluges und rechtliches Bes nehmen lieh es zwiſchen den Brüdern nicht zum Bruce kommen. Konrad unterlag, 26 Jahre alt, am 21. Mai 1254 einem im Unteritalien herrs ſchenden Zieber, und feine Anhänger, fo wie die guelfifche Partei gaben biefen Zod Manfred Schuld, was jedod die Geſchichte fpäter authentiſch wider⸗ legt bat. Markgraf Berthold von Hohenburg übernahm nad) des Könige Tode die Regentſchaft Neapels für deffen unmündigen Sohn Konrabin, kennte fich jedoch nicht in diefer Stellung behaupten und übertrug fie, mit Einverfländniß der Vaſallen, dem beliebteren Manfred. Da bdiefer aber fah, dab der Markgraf keine der von ihm verfprochenen Bedingungen hielt, auch ein immerrährender Kampf mit Innocenz IV. vorauszufehen war, fo beſchloß er, ſich der römifchen Kirche zw unterwerfen, und Konradin dem Schuge des Papftes anzuempfehlen. Diefer erfüllte aber eben fo wenig, mie früher Markgraf Berthold, den abgefchloffenen Vertrag, und Manfred mußte fidy durch Waffengeralt Recht verſchaffen. Mit Hilfe der faracmifcen Eins wohner von. Eucerin und deutſcher Söldner gelang es ihm am 2. Dechr. 1254, den Markgrafen Dtto, einen Bruder VBerthold’s, bei Foggia zu ſchla— gen und die meiften Städte Apuliens ſchnell zu erobern. Sein Hauptgegs ner, Innocenz IV., flach den 13. Deche. 1254, und mit deſſen Nachfolger, Alerander IV., unterhandelte er mit den Waffen in der Hand; allein erſt mm Anfange des Jahres 1257, nach mandyen Kämpfen, theils im Felde, theils Im Cabinet, gelang es ihm, in den vollftändigen Vefig des Hohenftaufis ſchen Erbes zu gelangen. Ein Gerücht, Konradin fei in Deuiſchland ges ſtorben, benugend, nöthigten jegt die Wafallen des Reiche Manfred, die Krone anzunehmen. Papft Alerander IV., damit unzufrieden, erklärte ihn in den Bann, und gab fomit die Veranlaffung zu neuen Kämpfen, die ſelbſt mit

Ei

vo Mangen. Manipel.

deſſen Tode 1261 nicht endeten, da auch fein Nachfolger, Urban IV., ben Ghibellinen feindlich gefinnt war, und mittlerweile auch Kontadin von Deutfchs land aus feine Rechte auf Sieilien: geltend machte. Manfred und dies ift vielleicht die einzige Ungerechtigkeit, die man ihm vorwerfen kann aber erklärte, daß er, zwei bekämpfend, das Reich felbft erobert habe, 8 ihm jedoch mad) feinem Tode zu. vererben. bereit fei, wenn Roncadin nach Stalien tommen und fid) dort auf italienifche Alf erziehen laffen wolle. Weniger noch als Manfred achtete aber Urban IV. auf Konradin’s Ane ſpruͤche Er trug, nachdem es ihm miflungen war, eine Verbindung der Tochter Manfred’s mit dem Sohne des Koͤnigs von Aragonien zu verhin— dern, ‚ohne Rüdficht auf die frühen Verhandlungen mit England, bie Krone Neapel dern Grafen Karl von Anjou (f. d.).an, und erffärte Manfred, obſchon dieſer wiederholt ſich zur Verföhnung geneigt erwieſen hatte, abermals im den Bann. Karl warb I266 zu Nom feierlich zum König von Sicilien gekroͤnt und war bereit, fid fein Reich zu erobern. Manfred. rüftete fich zur tapfern Gegenwehr. Doch auch er mußte erfahren, daß man auf wans felmüthige Vafallen und auf die Gunft des großen Haufens nicht bauen dürfe: Seine eigenen Unterthanen, durch Beſtechungen Karls verleitet, fie len von ihm abz duch Vercath des Grafen von Gaferta ging die Brüde über den Garigliano verloren, und die Schlaht von Benevent (f. d.) am 26, Febr. 1266 nahm für ihn eine fo unglüdlidye Wendung, daf er, alle Hoffnung aufgebend, ſich in das wildeſte Getuͤmmel des Kampfes ftürzte und dort den Tod fand. Manfred hinterließ 3 Söhne, welde in Karf's Gefangenſchaft fielen, und. nach vielen Jahren im Gefängniffe ftarben. Er war einer ‚der ‚weifeften, mildeſten und zugleich tapferften Fürften feiner Zeitz fetoft feine Widerfadher erkannten die Vorzüge feines Geiftes und feine Lies benswoindigkeit an.. Den Ungrund aller Verleumdungen haben fpätere Fore ſchungen bewieſen und nur Parteifchriftfteller der gewöhnlichften Art meſſen denfelben noch Glauben bei,

(Vergl. Sr. dv. Naumer, Gefhichte der Hohenftaufen, 4. Bd. 1824. Geſchichte von Italien, von Dr. Heinrich Leo. Hamburg, 1829, 2 Bde.—- Muratori. _ Sismondi.) y

Mangen und Petrern waren Wurfjeuge des Mittelalters, nach ben Mobellen der Altern, unter dem Namen Baltiften (f. d.) bekannten Wurfs maſchinen gebaut, und follten gleiche Dienfte leiften. Die Benennung Mange ift indeß noch tömifhen Urfprungs, und ſtammt von dem Worte manganum. Wie fie fih von den Trummerern, Nutten und Ankwerken unterfchieden, bleibt aus Mangel an hiftorifchen Nachrichten und ausführlis hen Beſchreibungen ungerwiß; doch wurden aller Wahrfcheinlichkeit nach erftere bloß zum Werfen der Kunftfeuer, letztere aber befonders zum Fort— fchleudern von Steinen ıc. verwendet; beides jedoch auch manchmal verbunz den, wie es bie Belagerung von Kuttenberg zeigt, in welcher Albrecht, mitz teile eines bedeutenden Ankwerks große, mit brennbaren Stoffen gefüllte Kus gem werfen ließ, die beim Niederfallen ein großes Feuer von wa gaben.

Manipel (manipulus), war die Benennung für eine des Fußvolks * alten roͤmiſchen Heere. Nachdem in der Legion die 3 Grund⸗ daffen der roͤmiſchen Heereintheilung , die Haftaten, Prineiper und Zriarier entjtanden waren, zerfielen diefe wieder in einzelne Abtheilungen, die man Manipel nannte. Ein Manipel der Haf und. Prineiper, welche deren je 15 hatten, zählte anfangs mit den ı 63 Mann, und jeder

Manipularfiellung. Mannheim (Erob.d.25. Dee.1794). 97

Manipel der Haftaten noch überdies 20 Mann leichtes Fußvolk. Zu den Zeiten der punifchen Kriege hatte jede Claſſe nur 10 Manipel, welche bei den Haftaten und Principern 120 Mann ſtark, und in 2 Genturien, jede zu 12 Decurien, getheilt waren, bei den Triariern nur 60 Mann ſiark waren und in 2 Genturien, jede zu 6 Decurien, zerfielen. Neben ben Lis nienfofdaten hatte jeder Manipel der Haftaten noch 30 Schleuderer, ber Principer 30 Boyenfhügen und ber Triarier 30 Saculatoren (Wurfpfeil⸗ ſchuͤten). Später machte der Manipel die Einheit für jede Gattung bes Fußvolkes bei der Cohorte aus, fo daß biefe an Fußvolk 1 Manipel Haſta⸗ tm, 1 DRanipel Princdper und 1 Manipel Zriarier enthiell. Den Rang der Manipel in der Legion beſtimmte bie Claſſe und in diefer die Nummer. Nah und nad verfhmwand in Folge ber Bürgerkriege die Eintheilung ber Legionen in Manipel, fo daß die 500 Mann ſtarke Cohorte jegt allein bie Einheit ber Legion bildete, und jede Gohorte in 5, bie erfte in 10 Gentus rien zerfiel. Der Name Manipel mag wohl daher entftanden fein, weil jeder Manipel eine Sahne hatte, und die alten Römer zu Romulus Zeit fih ſtatt eines Feldzeihens, einer Hand voll Heu (manipulus foeni) bediens tem, welches fie auf einen Spieß banden. Naft, Cilano. zc. röm. Alterth. C

Manipularftellung war die gebräuchliche Aufitellung der roͤmiſchen Region feit dem Beginn der Confularregierung bis zu Anfang dee punifchen Kriege. Mit einer Front von 10 M. und einer Tiefe von 8 Mann, deren binterfte zwei Glieder Leichtbewaffnete waren, fanden die Manipel in mit ihrer Front gleichen Zwiſchenraͤumen in Linie (f. Legion). Die Zwiſchenraͤume wurden im Gefechte dadurch ausgefüllt, daß. jeder Dann 6 Zug Raum erhielt. Das leichte Fußvolk und die Reiterei gingen durch die Intervallen der Manipel, oder deren geöffnete Rotten zum Angriffe vor und zogen fich durch diefe zurüd. Die von biefer Stellung abweichenden fpäteren Aufftels lungen ber Legion fiehe unter d. Art. Legion.

C.

Mannheim, Stadt im Großherzogthum Baden, am Einfluß des Nedar in den Rhein, mit 2 Sciffbrüden über dieſe Fluͤſe und 30,000 Einw. Kurfürft Friedrich IV. baute 1606 die Feftung Friedrihsburg und gründete Mannheim, das 1607 Stadtgerechtigkeit erhielt, 1622 von Tilly erobert und gefchleift ward, und 1631 vom Herzog Bernhard von Weimar eingenoms men wurde. 1644 festen fi die Sranzofen ohne Schwierigkeiten in deifen Befig, verloren es aber einige Zage darauf wieder an bie Baiern. Der franz. General Melac nahm Mannheim nad einer 17tägigen Belagerung und zerftörte es auf Befehl Ludwig's XTV. faft ganz. Kurfürft Johann Wils beim tieß die Feſtung 1699 nad) Angabe Coehorn’s wieder herftellen, die aber nach dem Luneviller Frieden abermals gefchleift wurde, feit welcher Zeit Mannheim aufgehört hat Feftung zu fein.

Eroberung der Rheinfhanze durch die Franzofen, ben 25. Dechtr. 1794.

Nach dem nur mit halber Neigung verfuchten, und befhalb nicht zur Ausführung gekommenen Entfage von Luremburg, und dem zwar fiegreichen, aber erfolglos gebliebenen Gefechte bei Kaiſerslautern (f. d.) befahl der FM. Möltendorf gegen Ende Septbr. den allgemeinen Rüdzug hinter den Rhein, worauf auch Gen. Wartensteben mit den oͤſtreich. Truppen das linke Rheins ufer verließ, und nur den Brüdenfopf bei Mannheim befegt hielt. Diefe ruͤckgaͤngigen Bewegungen veranlaßten die franzöf. Feldherren, ihren dadurch

ſehr erleichterten Siegeslauf auf allen Puncten bes Kriegsihhnuplaerd Torte Militair⸗ Eonv.: Lexicon, V. Bd. 4

SE Mannheim (Ueberg. v. Mannh. and. Franzoſen, d. 20. Spt. 1795).

Zufegen, und während bie Hauptmacht ber Rhein⸗ und Moſelarmee ihre Anſtrengungen gegen Luxemburg und Mainz (f. d.) richtete, wurbe die Di: vifion Vachot gegen Mannbeim entiendet, um die Oeſtreicher zu verhin: dern, das Blokadecorps vor Mainz im Rüden zu beunrubigen. Schon anı 10. Derbr. bemächtigten fi die Franzoſen des nur ſchwach befegten Dorfes Frieſenbeim, und fehritten am 15. zur Einfchließung bes Brüuͤcken⸗ kopfs. Dieſer mar zwar fell, auch wurde feine rechte Flanke durch die Bat: terien anf der Imel Wühlau beftrihen, hatte aber weder Kafematten, noch domdnicide Datnermayasine, und Überhaupt zu wenig Ausdehnung, um die Kerdietang ne Schiffbrucke und die Bewerfung der Stadt zu verhindern. Dr au 8 vor dem Brüdenkopfe befindliche verfchanzte Lager von den em verfaffen worden war, fo reichte die Divifion Vachot vollkom⸗ mm Din, die Befagung des Brüdenkopfs im Schach zu halten, von wel: Kr. dei der früher ſchon bewiefinen Hinneigung des Kurfürften von ber Mar gegen Frankreich, ohnedies keine offenfive Regung zu befürchten fland. Der Brüdentopf war mit 3000 Pfälzern befegt, hatte 67 Geſchuͤtze, un? en GM. von Deroy zum Commandanten. Gen. Wartensieben, weiber die auf dem rechten Rheinufer bei Mannheim ftehenden Oeſtreicher deſedligte, bewog zwar den Gen. Deroy zu einigen Ausfällen, doch hinder: ten diefe den Fortgang der Belagerungsarbeiten fo wenig, daß am 20. Novbr. (den die wirkfamfte Beſchießung möglich geweſen wäre, wenn «6 den Frans seien nicht an Belagerungsgefchüg gefehlt hätte. Gegen die Mitte des Dechr. um Gen. Michaud, Oberbefehishaber der Rheinarmee, ſelbſt an, und brachte Verſtaͤrkungen und Gefchäge mit. Den 22. wurde der Eisgang fo flark, day die Schiffbruͤcke große Brfhädigungen erlitt. Michaud ließ daher den Commandanten des Bruͤckenkopfs, deffen Verbindung mit Mannheim fehr bedroht war, zur Uebergabe auffordern, erhielt aber eine abfchlägliche Ant: wort. In der folgenden Nacht eröffneten nun die Franzoſen ein Feuer aus aht Batterien, welches theils gegen die Stadt, theil® gegen die Brüde ge: richtet war. Letztere mußte am 23. wegen des immer flärker werdenden Treibeiſes abgefahren werden, fo daß bie Verbindung nur noch mittelſt Kaͤh⸗— nen mühfam erhalten werben konnte. Diefer Umfland und das nun auch gegen den Brückenkopf gerichtete WWurffeuer bewog den Gen. Derop, Unter: bandlungen anzutnüpfen, in deren Folge der Brüdentopf, jebody ohne Ge: [hus, am 25. Decbr. den Franzoſen übergeben vwourde, wogegen fie ſich ver: bindfich machten, die Stadt während dieſes Krieges niemals vom linken Rheinufer aus zu befchießen. p Z. Uebergabe von Mannheim an bie Franzofen, den 20. Septbr. 1795. In Folge des WBafeler Friedens wurde dee Kampf auf dem Feſtlande nur noch zwifhen Deſtreich und Frankreich fortgefegt. Auf die beiderfeitige nftrengung im vorigen Sahre war eine allgemeine Abfpannung erfolgt, weshalb die Sranzofen fi) auf die Belagerung von Luxemburg und Mainz befchräntten, und die Deftreicher vor Beendigung der neuen Rüflungen auch nichts von Bedeutung unternehmen wollten. Anfang September begannen jedoch die Franzofen ihre Dffenfivoperationen mit dem Ueberfchreiten des Rheins bei Düffeldocf (f. d.), und drängten bie öftreich. Niederrhein: armer gegen ben Main zurud. Um die Einfchliefung von Mainz zu er: leichtern, follte Ben. Pichegru, jegt Oberbefehlshaber der vereinigten Rhein: Rofelarmee, bei Mannheim über ben Rhein geben, ſich diefer Feſtung idefberge bemächtigen, und die Verbindung zwiſchen den beiben öftrei-

Mannheim (Blofade und Einnahme 1795). »

fionen und eine ſchwache Cavaleriedivifion, erfhien am 20, Septbt. vor Mannheim, forderte die Feſtung zur Uebergabe auf, und erreichte feinen Zwect wahrfcheinlic in Folge früherer Einverftändniffe mit dem Kur: fürften nod) an demfelben Tage, Die Befagung erhielt freien Abzug. Die Feanzofen gelangten dadurch in den Beſitz eines wohlbefeftigten Ueber gangspunctes, und hätten die oͤſtreich. Feldherren in große Verlegenheit fegen Banen, wenn dev Marſch gegen Heidelberg mit mehr Planmäfigkeit ausges führt morden waͤre ʒ aber bei Handſchuhsheim (f. d.) ſcheitetten ihre ee und Pichegru mußte ſich mit dem Befige von Mannheim

> Pz.

Blokade und Einnahme von Mannheim durch die Deftreis Ser, vom IB, Dctbr. bis 22. Movbe. 1795.

Genetal Pichegru ſchien nach dem Gefecht bei Handſchuhsheim nicht gemeigt, den FME. Latour in feiner Stellung bei Heidelberg zum zweiten Mate anzugreifen, und befcpränkte fid, dem Gen. Ferino Befehl zu geben,

Demonftrationen am Dberrheine die Deſtreicher dort zu beichäftigen, mas jedody den General Wurmfer nicht abhlelt, feinen bei Heidelberg ſte— benden rechten Flügel zu verftärten und fi Anfang Detbr, felbft dahin zu Bald darauf langte = —— der —— ai den Branzofen wieder zu entreifen. Die Stärke derſelben befief ſich ungefähr auf 18,000 Mann (39 Bat. 23 Schwad.); davon lagerten 15,000 Mann in eimenn weiten Halbkreiſe vor Mannheim, beide Flanken am den Rhein gt ſtadt; auf dem rechten Nedarufer ftand nur die Brigade Gavrois, und hielt Feidenheim und den Galgenberg befegt. Die Vorpoftenlinie ging von Ketſch über Sedenheim bis Käfferthal. Die beiden Parteien hatten fi) bie jest mur beobachtet. Nunmeht befchloß aber Graf Wurmfer, das vor Mann: beim ftehende Corps anzugreifen, in die Feftung zu werfen, und biefe ale: * dann einzufchließen, wenn es mich gelingen follte, gleichzeitig mit den Frans jefem einzubringen. Cr verwendete hierzu 23 Bat., 56 Schwad. (17,800 Bann Jaf., 8800 Reiter) und beftimmte den 18. Dctbr. zum allgemeinen Angriffe. Das Vorrüden geſchah um 1 Uht nad Mitternacht auf fols gende Weile. GM. Devay folgte mit einer CTolonne von 5 Bat., 16 Schwab. und 12 Gefhügen dem linken Nedarufer, General Hoge mit einer andern von 6 Bat, 14 Schwad. und 14 Gefüge rüdte gegen Nedaran; außer⸗ dern folgten dem Gen. Devap 6 Bat., dem Gen. Hope 3 Bat. 4 Schwab.; weiche zufammen drei befondere Sturmeolonner formirten, und einige Hundert Leitern, Faſchinen und anderes Sturmzeg mit ſich führten. Auf dem techten Nedarufer rüdte FML. Duasdanwidy mit 4 Bat. 22 Schwab. in pri Abtheilungen gegen den Galgenberz Die Nacht war ſternenhell mm verbarg den Anmarſch ber Deftreiger nur wenig. Alle zwilchen dem Unten Redarufer und dem Rheine vorschenden Truppen, vom EME. Latour befehligt, fließen nach 2 Uhr Morgens faft gleichzeitig auf die franpöf. Vor⸗ polen, welche ſich ohne erheblicher Widerftand zurädzogen. Bon nun an bededte ein dichter Nebel die gaize Begend, und erfchwerte das geordnete Vorgehen, wurde aber auch ‚Urfahe, daß manches franzöf. Piket unbemerkt wilden die öfreidh. Colonnen geieth und ſich gefangen geben mußte. Um 4 Une hatte Gen. Devay bereits Geckenheim hinter ſich z Hotze ruͤckte gegen Nederau. Lesterer ſtieß hier caf eine franzdf. Brigade, und wurde von einem lebhaften Kartaͤtſchenfeuer rmpfangen. Hote befahl das Dorf mit dem Bojonet zu nehmen; die Deſreicher drangen glädtih bi Ad machten

100 Mannheim (Blolabe und Einnahme 1795).

15 Dffidere mit 30 Dann zu Gefangenen. Diefe Brigade und eine Brigade der fechsten Divifion zogen fid bie auf das Glacis zurüd, und unterhielten von da aus ein lebhaften Sefchüsfeuer. Gen. Devay fließ beim weiten Vorrücken auf zwei Brigaden unter Gen. Davouſt und Dufirat, weiche ihn ebenfalis mit einem Lebhaften Feuer empfingen. Obgleich der oͤſtreich. Infanterie alles Schießen firng unterfagt war, konnte man doch nicht verhindern, daß fie hier das feindliche Feuer erwiederte; der immer dichter werdende Mebel erlaubte aber nicht, den Freund vom Feinde zu unters ſcheiden, und bald befchoffen fi) die in mehrern Beinen Colonnen vorrüdens den Deſtreicher gegenſeitig. Hierdurch entftand Anfangs ein Stoden, dann Verwirtung, weßhalb Devay Halt machen und aufmarfciren - ließ. Aber ehe noch die Ordnung wieder hergeftellt war, ſchritt Davouft mit feiner Bris gade zum Angriffe vor, drängte eine oͤſtreich. Seitencolonne zuruͤck, wurde aber bald durdy die Sturmcolonne des GM. Davidovich aufgehalten. Der Mebel geſtattete immer noch Beine geordnete Leitung des Gefechte, weßhalb die Geſchichtſchreider auch nur einzelne Thaten ohne Zuſammenhang berid): en. Faſt Alles hing vom zufälligen Jufammentreffen ab. Am übelften fibeint es der 108. franz. Halbbrigade ergangen zu fein, welche ihre Sahne und den größten Theil der Mannſchaft verlor; auch General Dudinot fiel in die Gewalt der Deilteicher, die auf einigen Puncten bi6 nahe an das Glaͤcis vordrangen. Auf dem rechten Nedarufer machte ME. Quas: dano vich ebenfalls Fortſchritte. Das Regiment Loblowig Chevaulegers unringte das Dorf Feidenbeim fo ploͤtzlich, daß die darin flehenden Franzoſen fih mit Verluſt durchſchlagen mußten. Auf dem Galgenberge (eine fehr finde Anhöhe) ftanden 2000 Mann im Lager; fie wurden zuerft von 2 Megimentern Cavalerie angegriffen, doch ohne Erfolg; dann aber näher: en ſich neh 2 oͤſtreich. Batailone und eroberten das Lager. Da man fich dieſer Hode durchaus bemaͤchtigen mußte, wenn Mannheim eingefchloffen und angegriffen werden follte, fo ließ Gen. Bajalich unter dem Feuer der nachtien Teſtunaswerke Verſchanzungen aufwerfen. In Betracht der Wich⸗ tigkeit dieſes Punctes befabl aber auch Gen. Deſaix beffen Wiebernahme ; doch konnte die aus dem Rrückenkopfe um Redar dahin rüdende Colonne ſich nicht auf der Hoͤhe behaupten. Bevor Defalr einen zweiten Angriff anoidnete, liefen bie Deitreicher ihr Gefhüg auf den Galgenberz bringen und den MWrhdentopf beſchießen. Um 10 Uhr Vormittags waren die Defts reicher war auf beiden Fluͤgeln Sieger, konnten aber in der Mitte keine erbeblichen Sortfchritte machen. Der Nebel fiel jetzt, und gab beiden Feld⸗ berven endlich einen, Ueberblick von dem Stande der Parteien. Wurmſer fab ein, daß ein Angriff auf di Feſtung einen guͤnſtigen Erfolg verſpreche. Pichegru konnte fi) die Gefahr feiner Mitte nicht verhehlen und befahl deren Ruͤckzug. Zur Dedung deſelben wurde ein Schwarm von Tirailleu⸗ un vorgeſchickt, die aber nach lebinftem Kampfe vor den Öftreich. leichten Truppen weichen mußten. Hierauf etzte fi Gen. Deſaix an die Spitze von 12 Schwadronen, und ruͤckte damit gegen die Truppen des Gen. Devan. Die Öftreich. Cavaletie ſcheint in diefem Momente nicht bei der Hand gewe— ten zu fein ; denn man konnte den Franzoſen nur Abtheilungen von 2 Schwad. entgegenſtelien, welche dem gewaltigen Anlange der franzöf. Gavalerie nicht du widerſtehen vermochten. Erſt fpäter gang es, dieſelbe aufzuhalten, ja f Zum Ruͤckzuge zu zwingen, wobei cach einige franzdf. Bataillone ge: prengt wurden. Gen. Hotze befchränte ſich während dieſer ganzen Zeit

eine Kanonade, und blieb bei Nedrau. Auch Devap beynügte ſich

Gavarerieangeiff abgewieſen zu haber, und blieb in feiner Gtellung

Mannheim (Blokade und Einnahme 1795). 101

Die Kanonade dauerte bis zum Einbruch der Dümmerung, wo Pichegru noch einen Verſuch machte, ſich des Galgenberges wieder zu bemächtigen, mas diefes Mal auch gelang, weil er bie ganze Brigade Cavrois dazu vers wendete. Die Franzofen verloren in Allem 3 Kanonen und gegen 2000 Mann, ter 500 Gefangene; der oͤſtreich. Verluſt foll nur 664 Mann betengen haben. Beide Parteien blieben in den zulegt inne gehabten Stel: lungen, und Mannheim wurde nunmehr förmlid; eingefhloffen. Einige Aufforderungen zut Uebergabe und. die Bedrohung mit Bombardement blie: ben ohme Erfolg; Picegru zog vielmehr Verftärkungen an fih, und traf Anftalten, den Galgenberg zu verfhanzen; auch wurden über den Nedar

gefchlagen.

General Wurmfer rüftete ſich nunmehr zu einem neuen Angriffe, und erhielt bis zum 26. Detbr: 7 Bat. 12 Schwad. Verftärkung; aus dem Mainzer Zeughauſe wurden ihm 24 Bwölfpfünder üiberlaffen. Vor Allem mußte man ſich des Galgenberges bemächtigen, und zwar bevor die, Franzo— ſen fid) dort: fefigefegt hatten. General Meszaros ward mit biefer Unters mehmung beauftragt. Am 27. Detbr. vor Kagesandruc wurden die zum Schutze der Schanzarbeiten dort aufgeftellten Poften von einigen Schwabros men verjagt, die ſich auch troß des Feuers aus der Feſtung auf der Höhe behaupteten, bis fie gegen 9 Uhr durch eine aus dem Bruͤckenkopfe hervor brechende Gavaleriecolonne wieder vertrieben wurden, worauf die Ftanzoſen ihre Schanzarbeiten mit verdoppeltem Eifer fortfegten. Wurmfer lieh daher 5 Bar. 6 Schwad. auf das rechte Nedarufer gehen, und befahl die baldige Wiederholung des Angriffe. Noch am 29. Abends mußten bie Gen. Hoge und Devay die franz. Vorpoften allarmiren und ein Iebhaftes Gefcyüg- fewer unterhalten, um die Aufmertſamkeit der Franzoſen von dem Angriffe: objecte abzuziehen. An bdemfelden Abend um 7 Uhr ruͤckte Meszaros mit 4 Bat. gegen den Galgenderg; 4 andere Bat. folgten fogleih, Bruftwehren aufzumwerfen. Die Cavalerie hielt ſich bereit, nad Umftänden mitzuwirken. Diefer Angriff gelang vollftändig, und nod vor 8 Uhr waren die 3 franz. Bat., weldye den Galgenberg befegt hielten, in den Brüdenkopf zuruckgewor⸗ fen, wobei man 8 Kanonen eroberte. Ungeachtet des ununterbrochenen Ge: färfeuers aus der Feſtung harrten die Deftreiher 10 Stunden bort aus, in weldyer Zeit bie Höhe gekrönt wurde; fie hatten babei einen Verluft von 331 Mann, erreichten aber ihren Zweck, und ſchon am andern Tage konnte der Varteriebau gedeckt fortgefegt werden. Der SM. Clerfayt hatte an demſelben Tage das franzöf. Blokadecorps vor Mainz (f. d.) durchbrochen und zum Rüdzuge gezwungen. Auf bie Nachricht davon begab ſich Piches gtu nebft Defair und der ganzen Divifion Beaupuy zu diefem Theile feiner Armee, und tieß ben General Montaigu mit 10,000 Dann zur Vertheis digung Mannheims zurüd. Da jedoch Gierfapt von Wurmfer Verſtaͤrkung verlangte, um die errungenen Vortheile benugen zu können, verminderte ſich die Stärke bes Belagerungscorp6 ebenfalls; body wurde der Abgang durch Zruppen vom Oberrheine erfeht, fo daß Wurmfer am 6. Novbr. 25,900 Wann (darunter 6460 Reiter) gegen Mannheim verwenden Eonnte.

Die Belagerungsarbeiten auf beiden Ufern des Nedar wurden vom Sen. Lauer geleitet, ſchritten aber nur langfam fort. Die erfte Parallele feine den 11. Movember eröffnet worden zu fein; vom Galgenberge aus wurde die Stadt fehr lebhaft beworfen, und gerieth an mehren Orten in Flammen. In derſelben Nahe machte Major Williams mit einigem Hunz dert Freiwilligen den Verſuch, die Schiffbrüde über den Rhein zu etürtuen, tonnte aber nur einige Pontons befchädigen. As idad. Pikaarı ven \&.

1 Mannheim [weimalige Beſezung 1799). ch zurkickwich, md EME. Latour ſich den Rhein⸗ ee a "De Baht: ff ehtrsden, web 50 Pon

und gleich, darauf der Bohdentopf won den Branpefen uwit-Hinteeiaffung von

bereits 200 Hänfer eingeſtuͤrzt tim. Montalgu fah em, Unterhandiungen an, Und nod, 9787 Mann Hark, mare

beim, daß bie Deftzeicher ganz ernfllidh glaubten i erfolgen (ſ. Moreau). Nah dem je des Erzherzogs aus dem Rheinthale in das Donauthal (ſ. Malſch und Neres heim) wurde Mann⸗

Erzherzog nad gab (f. Kehl). Dr Bweimalige Befetung von Mannheim durch die Franzo— fen im Maͤrz und Auguſt 1799. Glei mit auch Sm. Bernabotte Anfan

—e—— März ben Rhein (f. Oſterach), gegen Mannheim, weites ohne 3 gen die Thore öffnete, He Yhltippöburg aber

26. Auguft und ließ bie Werke eiligſt wieber herſtel⸗ im. Pbilippsburg wurde gleichzeitig eingeſchloſſen (f. d.). Die Deſtreicher hatten damals wur am Mittelrheine, und konnten die Frans

und Nep (im Allem nur

Paz. Erfirmung von Mannheim durch bie Deftrel 18, ng vo nheim burd bie Pulse am

Mannheim, ee or Dorf

men angefommen; der Reft feiner Armee hatte andere Beftimmungen erhal ten. Diefe Streitmacht war unter folhen Umftänden vollfommen hintei— hend, die Zeftung zu erftürmen, welches auf folgende Meife gefhah. Eine Abtht. von 13 Bat. 26 Schw. marfdirte von Schweßingen aus in drei Golonz nen, auf und neben der Chauffee, jo wie den Rheindamm entlang, gegen MNedarau; eine andere Abtheilung von 5 Bat. 19 Schwad. rüdte von Ein gen am finten Nedarufer vor, entfendete aber 1 Bat. 7 Schwad Uber Neckar⸗ haufen auf das rechte Ufer, um gegen den Brückenkopf zu demonfteiren. Die 6 Bat. 24 Schwad., welche bei Keimen geftanden hatten, folgten dem Ganzen als Referve. Am 18. Septbr. früh festen ſich diefe Truppen in Beregung ; ein dichter Nebel verbarg ihren Anmarſch. Während die Infanterie gegen die Verſchanzungen rüdte, marfdyirte bie Gavalerie (9000 Mann) in der Ebene auf, wo fie kaum Plag hatte. Die in Nedarau ſte— benden Teuppen hatten ihre rechte Flanke nicht forgfältig genug ‚gebedt, und fkügten ſich vielleicht zu fehr anf bie Stärke ihrer ron welche eim breiter und tiefer MWaffergeaben fat unangreifbar machte. Daher wurde es einem oͤſtreich. Bataillone Teiche, ſich zwiſchen dem Dorfe und dem Rheine durch die naffen Wiefen zu arbeiten, und den Det von der Seite anzugreifen, waͤb⸗ end 5 Bat. ihn, wider den Befehl des Exzherzogs, ſchon früher, aber ver:

10 Mannheim (Rheinübergang den 1. Januar 1814).

geblih in der Fronte zu flürmen ſuchten; das Bat. drang glüdlidh ein. Die von Edingen anrüdende Abtheilung eroberte ohne große Muͤhe den Holzhof, und ſchoß dann die Nheinbrüde in Truͤmmern. Was in den Verfhanzungen ftand, flüchtete eiligft in die Feſtung; die im Bruͤckenkopfe fiehenden Truppen mußten aber das Gewehr ſtrecken. Der eilige Rüds zug, bie lebhafte Verfolgung und ein Aufitand der Bürger erzeugten fo große Verwirrung, daß die Zranzofen gar nicht an eine foͤrmliche Verthei⸗ digung der Waͤlle denken konnten. Die Sieger drangen daher ohne grofe Mühe duch das Heidelberger Thor, machten 2 Generale und 1800 Mann zu Gefangenen, eroberten 2 Fahnen und 23 Gefhüge. Ihr Verluſt kann nicht beträchtlich gewefen fein. Der Erzherzog begnügte ſich mit dem Befige von Mannheim, deffen Werke nun demolirt wurden, und entfendete nur einige Streifparteien gegen bie Lahn; die übrigen Truppen lagerten bei Schwesingen. Als Diverfion betrachtet, verfehlte der ganze Zug feinen Zweck; denn faft zu derfelben Zeit wurden die Engländer und Ruffen vom Gen. Brune bei Bergen gefchlagen, denen von bier aus ſchwerlich geholfen ters den konnte. Dagegen bekamen die Angelegenheiten ber Verbündeten in ber Schweiz durch den Abmarſch des Erzherzogs eine fehr ungünftige Wendung; wodurd) Sumarow in Gefahr kam, mit der aus Stalien herbeigeführten Armee (ſ. Muottathal und Mollis) gänzlicy aufgerieben zu werden. Der Beſitz von Mannheim wurde mit dem Berlufte der Schweiz bezahlt, wos durch auch die in Oberitalien gemachten Eroberungen groͤßtentheils wieder verloren gingen. Die Niederlage der Ruffen bei Zürich (f. d.), der Deftreiher an ber Linth (f. d.), führte auch den Erzherzog bald wieder an den Oberrhein zurüd, wo er den 8. Octbr. ankam, doch keine Aenderung in ben bort eingetretenen Verhältniffen bewirkte. Nach feinem Abmarfche drans gen die Franzoſen aufs Neue auf dem rechten Rheinufer vor (f. Nedar und Philippsburg). (Literatur wie bei Oſterach; ferner Reye Memoiren.) zZ.

Nheinübergang ben 1. Sanuar 1814.

As in Folge der Schlacht bei Leipzig (vom 16.— 18. October 1813) die franzöfifchen Deere Deutfchland verlafien hatten und über den Rhein zuruͤckge⸗ gangen waren, bie verbündeten Mächte (Rußland, Deftreih und Preußen) aber befchloffen hatten, Napoleon in feinem eigenen Lande anzugreifen und diefen Fluß zu überfchreiten, erhielt das unter dem Commando bes Feld⸗ marfchalls Bluͤcher ſtehende, 93,000 Mann ftarke, fogenannte ſchleſiſche Kriegsheer den Befehl, den Rhein am 1. Januar 1814 auf drei Puncten, und zwar bei Mannheim, Gaub und Koblenz, zu pafficen. Das zu dieſem Heere gehörende Corps bes kaiſerl. ruſſiſchen Generals der Infanterie, Baron von Saden, 21,550 Mann ftart, mit 94 Stüden Geſchuͤtz, follte den Uebergang bei M. bewerkitelligen. Nachdem das Armeecorps fidy bei M. verfammelt hatte, und eine Schiffbrüde, die, bereits feit geraumer Zeit fer: tig, vom Nedar dahin gefchafft war, wurde zuvoͤrderſt aus ſechs ruffifchen Jaͤger⸗ regimentern der Vortrab gebildet. Die Franzoſen hatten bei M., der Nedarfpige gegenüber, da, wo biefer Fluß in den Rhein fällt, eine große Schanze auf: geworfen, und fie mit 4 Kanonen und 2 Haubigen beſetzt. Sie beberrfchte den Nedar und die Stade M.; deßhalb konnte die Schiffbrüde nicht eher aufgefhlagen werden, als bis diefe Schanze erobert war. Es wurden daher um 4 Uhr Morgens in Kahnen und Fähren die erwähnten ſechs Jaͤgerre⸗ aimınter uber den Rhein gefest. Die Franzoſen entdedten bie ruſſiſchen

mppen nicht eher, als bis fie nur noch einige Schritte von ihnen entfernt wen, eröffneten aber dann ein fo heftiges euer, daß diefe drei Mal ver:

Mannszudt. Mandver. 105

astich fHürmten. Beim vierten Angriff endlich warb die Schanze erftürmt, und die dem Bajonet entronnene Beſabung gefangen genommen. Diefe noch aus 7 Dfficieren und 300 Soldaten; auch wurden jene 6 Ka⸗ B. erobert. Doch audy die Sieger. hatten einen bedeutenden Verluſt ers die Generalmajore Talliſin und Saß, ber Dberft Achleftifchef und t der Major Nititin waren verwundet, der Oberſtlieutenant Schoiakef tes [hen Infanterieregiments war geblieben, und mehr als 300 tobt oder verwundet. Die Schiffbrüde wurde hier aufges um 6 Uhr Abends beendiget, und das Armeccorps pafjicte Widerftand den Rhein. Wäre die ruffifche Reiterei dem nachgefhict worden, fo hätten viele Gefangene gemacht wer⸗ Der König von Preußen war bet diefem Gefechte gegenwärtig, dem linken Ufer des Mheins. Mach dem erfolgten eb ange das Gorps des Generals Baron von Saden nod) bis nad) Franz fendete Aotheilungen gegen Worms und Speer, in welchen fowoht feindliche Lazatethe als Kriegsvorraͤthe und Gewehre eben. Der major, Prinz Bicon von Curland, der ein von ruffifhen und preußiſchen Truppen führte, —** nach die Verbindung mit dem Corps der Generale von York und jeron re eröffnen; er machte in Alzey 6 Officiere und 100 Mann Der Generalmajor Karpow II, mit den Koſaken bes Rand bei Murterfedt ein Reitergefecht, in welchem 8 franzoͤſiſche Escadrons ae gänzlidy Übermältiget, und 25 Dfficiere und 200 Mann zu Gefanges emacht wurden. (Vergl. Karl von Plotho: Der Krieg in Deutſchland

= reich in den Jahren 1813 und 1814. 3. Theil.)

Mannszuct, fiehe Disciplin.

Manoͤver heißen diejenigen Bewegungen größerer Truppenkoͤrper, bei denen es nicht bloß darauf ankommt, ein beftimmtes Object, ſondern viels mehr einen gewiſſen firategifchen oder taktiſchen Zweck ohne Gefecht zu erreichen; fie ftchen alfo zwiſchen den eigentlichen Angriffsberegungen und den Märchen mitten Inne, und zerfallen bem Zwecke nach in ftrategifche und taktifhe Mandver. So fage man 3. B.: „Der Feind wurde Über einen Fuß zuridmandvrirt,” d. h. durch drohende Bewegungen bewogen, das diesſeitige Ufer ohne Kampf zu verlaffen; oder: „Der Feind wurde aus feiner feflen Stellung herausmandprirt,” d. h. durch abfichtlich gegebene Bloͤßen bewo⸗ gen, fie zu verlaffen, und von der paffiven Vertheldigung in eine active, wohl gar in die Offenfive überzugehen. Man kann aber barunter auch ver: Reben, daß er aus Beforgniß für feine Verbindungen bie feſte Stellung täumte. Die dabei vorlommenden Meinen Gefechte find nur als Mittel zu betrachten, und haben feinen pofitiven Werth. Im engern Sinne verftcht man unter Mandvriren aud bie Verbindung oder den inneren Zuſam— mendang mehrerer Evolutionen zur Erreihung eines taktifhen Zweds, und

es iſt alsbann dem Ererciren entgegengefeht, bei welchem ausſchiießlich a, die edle Feiner der einzelnen taktiſchen Handlungen gefehen wird. Wort ,, Ererii iſt daher ohne eigentliche Bedeutung. Der Fed zwiſchen selben wird genauer dadurch bezeichnet, wenn man das Erxerciten als etwas Subjectives, dad Mandvriren als etwas Objectives betrachtet. Untere Mandvrirfäpigkeit verſteht man daher, wenn eine Truppe bie Geſchiclichkeit befige, nicht nur alle einzelnen Evolutionen mit Präcfion aus zuführen, fondern auch fie dergeſtalt mit einander zu verbinden, daß de Ze des Mandvers, im fo welt dit durch umfere Anordnungen bebinge iſt

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106 Manöver (des Brüden). Manoͤverkrieg.

vollſtaͤndig erreicht werde (f. Feldmanoͤver). Das unterſcheidende Merk: mal bes ftrategifhen Manoͤvrirens ift in bem Act. „Manoͤverkrieg“ angegeben. Pz. Manoͤver der Brüden. Hierzu rechnet man die verfchiedenen Be: mwegungen, bie man fowohl beim Schlagen und Abbrechen, als audy wäh: rend des Stehens, theild mit ganzen oder audy nur mit Theilen von Pon⸗ tons und Schiffbrüden ausführt. Das Nähere darüber findet man in den Art. Durchlaß und Schlagen der Brüden. p

Manoͤverkrieg. Er iſt dem fogenannten Pofitionskriege (f. d.) zwar entgegengefegt, aber deſſen ungenchtet nicht bas Muſter einer ‚guten Kriegführung (f. d.), wie fi das aus Folgendem erfehen läßt. Der Krieg (ſ. d.) verfegt bie Völker und ihre Regierungen in einen fo gefpann: ten Zuftand, daß man nicht kräftige Mittel genug anwenden Bann, ihn fo: bald als möglich. zu beendigen, alfo zur Entfcheidung zu bringen. Wird dies aud) dem maͤchtigeren Staate leichter moͤglich, fo iſt es deßhalb für den ſchwaͤcheren nicht unmöglich, fiegreih aus dem Kampfe zu geben; denn es fomme dabei nicht bloß auf das Machtverthaͤltniß im Allgemeinen an, fon: den auf die Energie und Intelligenz, mit welcher der Krieg geführt wird, wie dies Friedrich der Große feinen maͤchtigeren Gegnern factifdy bewiefen bat. Da man nun niemals beflimmt weiß, welches Maß von Kräften der Gegner in Thätigkeit fegen wird, fo kann man fich in feinen Vermuthun⸗ gen leicht täufhen und glauben, daß man ebenfalls mit weniger Kräften ausreichen werde, al6 worüber man verfügen könnte. Hat man aber feinen Irrthum eingeſehen, fo ift die natürliche Folge, daß man bie Entfcheidung des großen Kampfes zu verzögern fucht, bis das Staͤrkeverhaͤltniß günftiger

eworden iſt. Es tritt alſo oft eine Kriegführung ein, bei welcher kein Streben nach Entſcheidung ſichtbar wird, und wo alsdann von beiden Parteien nur ſolche Mittel angewendet werden, die allenfalls geeignet ſind, die Lage der Armee zu verbeſſern, nicht aber den Krieg zu beendigen. Diejenigen Intereſſen, welche theils als das Ziel, theils als die Stuͤtzpuncte des Han⸗ delns in ſolchen Fällen betrachtet werden muͤſſen, find hauptſaͤchlich: a) die Verpflegung, welche man dem Gegner abzuſchneiden oder zu befchränten ſucht; b) die Vereinigung mit andern Corps, um durch das erlangte Ueber: gereicht den Feind zum Aufgeben feiner Stelung zu bewegen; c) die Be: drohung der feindlichen Verbindungen mit andern Armeen und Corps, da: mit er nicht daffelde Spiel gegen uns verfuche; d) die Bedrohung der Ver: bindung mit dem Innern des Landes ober der Dauptrüdzugslinie; e) ber Angriff einzelner Puncte mit überlegenen Kräften, um durch deren !Befig in Stand gefegt zu werden, bie beabfichtigten ftcategifhen Manöver befto leichter auszuführen. Die beiden Thaͤtigkeitsformen, welche hier fortwaͤh⸗ tend in Anwendung kommen, find: fefte Stellungen und ſolche Bewegungen, durch welche man den Gegner ohne große Opfer daraus zu vertreiben fucht. Es tritt daher ein Spiel von Kräften ein, bei welchem nur untergeordnete Motive vorherrfchen, und es entfteht zwifchen beiden Feldherren ein Kampf der Geſchicklichkeit, in welchem die Einwirkungen bes Zufalls zwar befchräntt, ber doch niche ganz neutralifirt werden können. Da nun bie meiften riege zwiſchen civilifirten Voͤlkern die politifhe Vernichtung bes Gegners ten zum Zweck baben, und mehr als ein gegenfeitiged Beobachten mit ‚waffnetee Band zu betrachten find; fo hat natürlich der größte Theil ber

Manoͤverkrieg. 10%

Feldzuͤge in ben beiden vorigen Sahrhunderten biefen Charakter gehabt, woraus fich auch bie lange Dauer jener Kriege erklärt. Traten nun zufällig sei berühmte Feldherren gegen einander auf, wie Turenne und Montecus culi, fo war man fehr geneigt, dieſes der Hauptſache nad) erfolglofe Spiel der Kräfte für den Gipfel der Kriegskunſt zu halten, und dieſe Anſicht war bi6 zum Ausbruche des franzoͤſ. Revolutionskrieges unter den Kriegsgelehrten auch ziemlich allgemein. Als dieſer aber mit einem Male eine ganz andere Weit von kriegerifchen Erſcheinungen öffnete, die, Anfangs roh und natura _ liſtiſch, dann fpäter unter Napoleon in eine großartige Methode zuſammen⸗ gefaßte Erfolge hervorbrachte, weiche Alt und Jung in Erflaunen feste, da ließ man von den alten Muſtern los und glaubte nun, das fei Alles bie Kolge neuer Entdedungen, geoßartiger Ideen u. f.w. Man glaubte nun das Alte weder mehr zus bebürfen, noch je wieder zu erleben. Wie aber in folchen Faͤllen ſich immer Parteien bilden, fo fand auch die alte Art der Kriegfuͤh⸗ sung ihre Vertheidiger, welche bie neueren Erfcheinungen als rohe Gewalts ſtoͤße, als einen Verfall der Kunft betrachteten, und in bem Glauben bes barrten , baß gerade jenes gleichgeroichtige, erfolglofe Kriegsfpiel das Ziel oder der Culminationspunct des Kunft fein müfle „Dieſer legteren Anſicht,“ fagt General von Clauſewitz, „liegt ein ſolcher Mangel an Logik und Philos fophie zum Grunde, daß man fie nur eine troftlofe Verwirrung ber Begriffe nennen kann.”. Eine fo wichtige Begebenheit ale der Krieg darf nie ohne fehr triftige Gründe herbeigeführt werden; ift er aber einmal ausgebrochen, dann muß er auch fo geführt werben, baß die Anftrengungen und Opfer fi) der Mühe verlohnen. Ein mehrjäpriges Hin⸗ und Herziehen auf dem Kriegsfchauplage, wobei bald ein vortheilhafter Punct gewonnen, bald wieder verloren wird, und die gleihfam nur gelegentlich herbeigeführten Schlachten und Gefechte ohne alle wichtigen Kolgen bleiben, weil man ſich damit bes gnuͤgt, das Schlachtfeld behauptet zu haben, die Lage der kriegführenden Par teien am Ende bed Krieged aber wenig anders ift ald zum Anfange, nur daß die eine mehr Schulden gemadht hat wie die andere ein foldyer Krieg ift nicht viel beſſer als ein Glabiatorengefeht im Großen und ale politifches Werkzeug ohne allen Nugen. Es kann zwar in diefem Spiele ein Feldherr fich gefchicter zeigen, al& der andere, und daher, wenn er ihm an Kräften gewachſen ift, auch manche Vortheile über ihn gewinnen, ober wenn er fchwächer ift, vermöge biefer Weberlegenheit des Talents ihm das Gleichgewicht halten; aber es wiberftreitet der Natur bed Krieges, hierin die hoͤchſte Ehre uud Größe bes Felbheren zu ſuchen. Es iſt vielmehr ein folcher Feldzug immer ein untrügliches Zeichen, baß entweder keiner der beiden Feld⸗ berren ein großes kriegeriſches Zalent hat, ober baß der talentvolle durch feine Verhältniffe abgehalten wird, eine große Entfcheidung zu wagen; mo aber das der Fall ift, da iſt auch niemals das Gebiet des höchften kriegeri⸗ ſchen Ruhmes zu fuchen.

Die verkehrten Anfihten von dem abfoluten Werthe einer folchen er: folglofen Kriegführung haben auf die Theorie den nadhtheiligften Einfluß ge: habt; denn da das Auffuchen feſter Stellungen und das Beſtreben des Geg⸗ ners, fie zu umgehen, die Zruppen oft von den Hauptfiraßen und ebenen Gegenden ab: und in entlegene, oder wenigftens bedeutungslofe Gegenden führte, fo entfland baraus eine andere verkehrte Anſicht, nämlich die: daß der Beſitz ſolcher Zerrainpuncte an ſich etwas werth fei, und die Truppen nur ald Mittel betrachtet werden müßten, zu ihrem Beſitz zu gelangen. Hatte man alfo früher, namentlid im fiebenjährigen Kriege, oft wur wanıdı vrire, um die Ankunft der Brodmagen zu fichern oder zu verhindern, Ür

108 Mandövrircolonne.

body wenigftene materiellen Werth befaßen, fo drehte ſich jest faft Alles um den Beſitz einiger Bergkuppen oder Gebirgsruͤcken, bie gar keinen abfoluten und oft nicht einmal relativen Werth hatten. Wenn es aber einmal die Verhaͤltniſſe mit fi bringen, daß die eine Partei auf eine großartige Ent: fheidung feine Anfprüche machen kann, fo ift es immer noch erfprießlicher, einen lebhaften Mandverkrieg zu führen, als fidy in Pofitionen feft zu ſetzen; denn Bewegung bleibt ſtets die Seele des Kriege, und nur durch gefchidte, fynelle und Lühne Bewegungen darf der Schwächere hoffen, den Gegner in Berlegenheit zu fegen und daraus Mugen zu ziehen, was jedoch die einft: weilige Beziehung feſter Stellungen nicht ausfchließt (f. Defenfive). Got: len aber alle ftrategifchen Manöver einen vernünftigen Zwed haben , fo dürfen fie ſich nicht darauf befchränken, die weiter oben genannten Vortheile zu erreichen, fondern fie muͤſſen dann auch bie Hand zu einer tüchtigen Ent: ſcheidung bieten, d. b. auf das ftrategifhe Manöver muß eine energifche Handlung folgen, wie auf bie Schlacht eine Fräftige Verfolgung (f. Clau⸗ ſewitz, über den Krieg). Pz.

WMandvrircolonne Man verfteht darunter diejenige Kormation ein⸗ jener Bataillone, Regimenter und Batterien, in weldyer fie ſich dem Feinde gegenüber vorzugsweiſe bewegen, ehe es zum Gebrauche der Waffen kommt. Es it alfo die Bildung der Mandvrircolonne ein Uebergang-aus der Marſch⸗ colonne in eine dem zu erwartenden Waffengebrauche günftige Formation, ohne daß man defhalb die Abſicht habe, ſich in dieſer Form zu ſchlagen, wozu man ſich der befonderen Angriffe: und Vertheidigungscolonne bedient. An eine Manoͤvrircolonne wird die doppelte Forderung gemacht, daß fie auf jedem nicht ganz ungünftigen Zerrain leicht zu bewegen fei, und einen fhnellen Uebergang in die Gefechtscolonne (Angriffe oder Vertheidigungs⸗ colonne) geftatte. Oft Bann einerlei Form für beiderlei Zwecke hinreichend fein, wie 3. B. die Pelotonscolonne bei ſchwachen Bataillonen oder bei ſolchen, deren erfies und letztes Peloton aus Eliten (Grenadieren nnd Voltigeuren) befteht. Zieht man aber vor, mit breiterer Golonnenfconte zu agiren, fo gewährt die Divifionscolonne ähnliche Vortheile, und erleichtert noch dazu die Bildung von Carrées. Bei Bataillonen von ſechs Compagnien zu un⸗ gefähe 150 Mann dürfte die Formation auf die beiden mittleren Compagnien den Vorzug verdienen, fobald der Kampfplag nicht zu viel Örtliche Hinder⸗ niffe darbietet. Bei diefer Formation werden nicht nur gleich Anfangs mehr Streitkräfte in Kampfbereitſchaft gehalten, fondern fie läßt auch eine ſchnel⸗ lere Entwidelung der Sronte zu, die entweder ganz, ober nad Umftänden bloß auf einem Flügel hergeftellt wird. Wenn die einzelnen Compagnien Aditände von dee Hälfte ihrer Frontbreite rüdwärts nehmen, fo gewährt eine ſolche Formation auch noch den Vortheil, ‚daß bie feindlichen Geſchoſſe weniger verheerend wirken, weßhalb ſie ſich fuͤr die Bataillone des erſten Treffens auch als Gefechtscolonne eignet. Bei der Cavalerie beſtehen die Manoͤvrircolonnen gewoͤhnlich aus Regimentern und Brigaden, nicht aus einzelnen Schwadronen. Manoͤvrircolonnen von einzelnen Regimentern ſind gewoͤhnlich rechts oder links auf Schwadronen formirt, ganz oder halb geoͤff⸗ net, bisweilen auch geſchloſſen. Haben die Regimenter ſechs Schwadronen,

sährt die Formation auf die beiden mittleren dieſelben und ſelbſt noch zortheile, als die oben angegebene Formation der Bataillone zu ſechs nien, befonders für die im zweiten Treffen flehenden Regimenter. n werden felten eine einzige Colonne formiren, um damit zu ma: Batterien formiren ihre Mandvorircolonne gewöhnlicd durch ben

. Mans, Te (Schlaht am 12. Dechr. 1793). 100

Abmarſch zu Zweien aus der Mitte, weil der Aufmarſch aus dieſer Ordnung die wenigfte Zeit erfordert. ' p Ze

Wians, le, in ber ehemaligen Provinz Maine, Hauptſtadt bes jetzigen Departements ber Sarthe, liegt am Bufammenfluffe der Sarthe und des Duisne, hat 3200 Haͤuſer mit 18,500 Einwohnern und treibt viel. Handel.

Schlacht am 12. Decbr. 1793.

Nachdem bie verzweifelten Angriffe La Roche Jaquelin's auf Angers, um dafelbft die Rüdkehr auf das linke Ufer der Loire zu erzwingen, ges fheitert waren, 309 ſich das Vendéeheer den 4. Dechr. bis la Suette, und da die Brüde über den Loir *) bei Durtal abgebrochen war, den 5. nad Beauge zurüd. Noch an demfelben Tage traf der unermübdliche Weftermann, weicher, die zahlreichen Nachzügler niederhauend, gefolgt war, vor dieſem Drte ein, und ließ ihn befchießen, wurde aber durch einen lebhaften Angriff La Roche Jaquelin's wieder bis la Suette zurhdgedrüdt. Da die Unmögs lichkeit einleuchtete, mit dem fo gefchwächten und beinahe aufgelöften Ver⸗ deeheere den Loirübergang zu erkämpfen, und ba man bie mehrfach ſchon getäufchte Hoffnung eines allgemeinen Aufitandes In den Provinzen Maine und Bretagne noch immer nicht aufgegeben hatte, fo warb am 6. im Krieges eathe der Führer vorerſt der Marſch Über la Floͤche nad) le Mans beſchloſſen, und am 7. angetreten. Dicht hinter Beaugé holte der durch die Divifion Müller verflärkte MWeftermann die Nachhut ein, und drängte fie im lebhafs ten Gefechte gegen die Hauptmaſſe zurüd, welche jetzt erft die Entdedung machte, daß die Brüde über den Loir vor la Fleeche abgebrochen und das ienfeitige Ufer des nicht zu bdurchwatenden Fluſſes von 900 Republikanern unter dem von le Mans aus hierher gerücten General Chabot beſetzt fei. Aus dieſer verzweifelten, ben völligen Untergang drohenden Lage rettete das Heer die Entfchloffenheit feines kuͤhnen Fuͤhres. Nachdem er ſchnell die Nach⸗ but unter Piron fo verjtärkt hatte, daß fie Weflermann aufhalten konnte, mußte eine andere Abtheilung gegen den Loir vorrüden, um den Feind in la Fleche durch ein lebhaftes Feuer zu befhäftigen; er felbft aber eilte mit 300 Reitern, welche eben fo viel Snfanteriften hinter fih aufs Pferd nahe men, ſtromaufwaͤrts bis zu einer 3 Stunden entfernten Mühle, pafficte bier gluͤcklich mittelft einer Furt den Fluß und rüdte unverzüglich gegen la Floͤche vor. Hierdurch überrafcht, verließ Chabot diefen Ort und 309 ſich gegen le Mans zurüd. La Roche Jaquelin ließ nun fchleunig die Brüde berftellen, eitte felbft zur Arrieregarde und zwang mod am Abende befielben Tages den von Müller im Stiche gelaffenen Weftermann zum Rüdzuge Als diefer, unterftügt von einer Brigade der Divifion Müller, am andern Morgen, bevor noch "ber ganze Troß der Infurgenten das jenfeitige Ufer erreicht hatte, erneuert angeiff, warf fih ihm La Rode Jaquelin an ber Spitze aller noch kampffähigen Vendéer entgegen, und zwang die Republie faner zum NRüdzuge gegen Beauge, worauf ber Uebergang ungeflört beendet und die Brüde abgebrochen ward. Die perfönlihe Kühnheit La Roche Sa: quelin's mußte hier allein feine Krieger begeiftern; denn die meiften Sührer waren nicht zur Theilnahme an dieſem für die Rettung des Heeres fo wich⸗ tigen Gefechte zu bewegen, fondern blieben ruhig in la Bleche.

Am 10. Dechr. gegen Abend trafen die Royaliften an der 4 Stunde vor le Mans bei Pontlieu über den Huisne führenden, nicht abgebrochenen

* Man unterfcheide den Loir und die Loire. ,

Mans, le (Schlacht 1793)" . m bie daſelbſt aufgeſtellte Abtheilung Chabot's und rüdten | ht in le Mans ein, wo man das erfchoͤpfte und im erbirm» | befindende eine Heer einige Tage raften und ſich er— | Weſtermann hatte am 10, die Brücke bei la Fi

Ba: = Fi | HE 1 0 * Et ji: :

war aber zuruͤckgeworfen worden. La Roche Jaquelin folgte | mit aller ftreitbaren Mannfchaft und befegte die 1 Stun!

H a Q * B zii 8 B = A & & E

Huisne fortlaufende Anhöpe die vortiegende Nieberung beherrfet, durch welche die Straße von Foultourte fühet. Die gegen jene Höhe und das Fichten:

und gegen 2 Uhr en zwei Negimenter den linken Flügel der Wendeer, wodurch diefe ſich genöthige fahen, das Gehölz und die Stellung zu verlaffen; Rückzug ward allgemein, und der größte

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Bruͤcke bei Pontlieu mußte La Rode Jaquelin bald aufgeben, als die Ne publikaner m wichtigen Poften mittelft einer Furt umgingen. Nach Einbruch der Nacht ftanden Weſtermann und Tilly vor der offenen Stadt, wo noch der —* Troß der Vendéer, Krieger, Greiſe, Weiber, Kinder,

indete im ſchrecklichen Gemifche, rathlos und verzweifelnd die engen und verwidelten Strafen durchirrten; nur wenige, um La Rode Zaquelin verfammelte Tapfere hielten noch die Eingänge beſetzt. Marcenu ließ feine Truppen Halt madyen und wolite die Nacht über in einer Stel

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ein Feuer erwiberten, das von beiden Seiten bis zu Tagesanbruch mechaniſch ‚Fortgefegt wurde, wo dann die legten Infurgenten ben erneuten Angriffen der Sie: ger wichen. Diefer zufällige Widerftand hatte zwar den Vendéern Zeit verfehafft, fe Mans zu räumen, allein eine Menge Kranke und Verwundete blieben

Han zurüe. Viele wurden bei der wilden

Unterfehied des Alters und Gefchlehts, es mochte Waffen haben oder nicht, es mochte geſund oder dem Tode halb verfallen fei wurde auf den großen Platz gefchleppt und haufenweiſe erfe ze was dia Kugeln verfhonten, wo noch Leben fidy vegte, da endeten die te, und Weftermann, ber den Sliehenden auf es Fuße gefolgt war, fendste der Blutgier der Conventsdeputirten Turreau, Prieur de la Marne und Bour— botte immer neue Opfer zu. Der edle Marceau mupte geſchehen laffen, was

N E

Mansfeld (Peter Emf). Mansfeld (Ernſt). 111

er nicht ändern durfte und konnte; die viehiſche Rohheit der wuͤthenden Mos publifaner verübte die fchauberhafteften Gräuel. Die Niederlage von le Mans koſtete uͤber 15,000 Vendéern das Leben; unter ihnen befanden fich bie tapfeen Fuͤhrer Dubhour und d’Herbault.

(Berg. Der Kampf im meitlihen Frankreich 1793 1796, Leipzig, bei Brodhaus, 1831.) G. R. |

Mansfeld, Peter Ernft, Graf und nachher Fürft von Mansfeld, töniglich fpanifcher Feldmarſchall, geheimer Kriegsrath, Statthalter und Ge⸗ neralcapitain von Luremburg, Ritter des goldenen Vließes, geb. 1517, geft. 1604 , brachte feine Jugend an den Höfen bes roͤmiſchen Königs Ferdinand I. und des Kaifere Karl's V. zu, und begann die Eriegerifche Laufbahn mit dem Zuge nad) Zunis 1535. Waͤhrend der Belagerung von Landrecy, 3543, biente er noch ald Rittmeifter, erhielt aber bald (1545), nachdem er im Dienfte die höheren Stufen nad) einander erftiegen hatte, den Oberbefehl über die Provinzen Luremburg und Namur. Hier hatte er (1552) Spoir ju vertheidigen, wo ihn bie Importe Beſatzung zur Uebergabe nöthigte, und er in jährige franzöf. Gefangenfdyaft gerieth. Seine Befreiung ließ man ihn theuer erkaufen; aber in der Schlacht bei St. Quintin nahm er daflır Rache, und die vornehmen Gefangenen, bie er an ſich brachte, mußten ihm fein vormaliges Löfegeld reichlich erfegen. Luremburg vertheibigte Mansfeld (1557) glüdliher al8 Svoir. Die Franzoſen mußten abziehen, und im ein: gegangenen Frieden ihre roberungen in dieſer Provinz wieder abtreten. Bei dem Ausbruche der innerlihen Unruhen in den Niederlanden hielt er, trotz aller angewandten Bemühungen, womit man ihn zur Gegenpartei zu ziehen fuchte, fell an feinem Monarchen, und war der Erſte, ber ihm den Eid der Treue erneuerte. Ex führte in dieſen gefährlichen Zeiten ben Befehl zu Brüffel (1566) und Antwerpen (1567) bis zu des Herzoge von Alba Ankunft. Dieſer fchidte M. mit 6000 M. Kart IX. zu Hilfe, wo er zum Eiege bei Mouconter (1569) fo Eräftig mitwirkte, daß ihn dieſer König in einem Handſchreiben den Beſchirmer feiner Krone nannte. Im Xreffen war ihm der Arm durchſchoſſen worden. Mit 2000 Pferden, die er auf eigene Koften ausgerüftet hatte, verftärkte er (1574) den Davila in Geldern, was zu dem Eiege über Ludwig von Naffau nicht wenig beitrug. Als bie Mißvergnuͤgten (1576) die Verſammlung des großen Staatsrathes zu Brüffel überfielen, wurd Mangfeld vom Volke aus Erbitterung länger al& die Uebrigen gefangen gehalten, und erft nad der Ankunft des Don Juan de Auftria in Freiheit gefegt. Er ward nachmals von diefem Prinzen und von Alerander Sarnefe zu vielen Kriegsunternehmungen und Friedensunterhandlungen ge: braudyt, führte 1578 die Spanier zum Siege bei Gemblours, vollendete während ber Krankheit des Herzogs (1579) die Belagerung von Maftricht, unterftügte (1583) von Brabant aus die Arbeiten vor Antwerp vertrat diefen Prinzen während feiner Züge nad Frankreich in der Statthalterfchaft, fo wie er fie nad) deffen Tode bis zur Ankunft des Erzherzogs Ernſt (1590 bis 1594) mit vielem Ruhm verwaltete. Damals erhob ihn Kaiſer Ru- dolph 11. in den Zürftenftand. In der Folge hielt fich der ehrenvolle Greig meiftens in feinem Gouvernement von Luremburg auf, das er 99 Jahre verwaltete, und Überhaupt von 89 Lebensjahren 7O dem Dienfte des öftreich- fpanifhen Hauſes widmete.

(Bergi. Thaten u. Charakterzüge berühmter öftreich. Feldhertrn Wien, 1808.)

.W.

Wiansfeld, Ernft, Straf von, 1580 geb., war der natürliche Sohn bes Grafen Peter Ernſt (f. d.), und wurde an dem Hofe ſeiges Termanttien,

12 r Mansjeld (Emii).

des. Erzherzogs Ernſt von Deſtreich, zu Brüſſel, in der katholiſchen Religion aufgı . Mit feinem Halbbruder Karl zufammen diente er den Spanien mit mung in den Niederlanden, eben fo dem Kaifer in Ungarn, und erwarb ſich ſchon fehr jung den Beinamen des deutfchen Ulyſſes. Man hatte das Verfprechen gegeben, er folle die Stellen feines Waters, fo wie deffen in den Niederlanden gelegene Guͤter erhalten; aber man erfüllte nichts, und dies bewog den Grafen, im Zahr 1610 die Eatholifche Parter zu ven , felbft Proteſtant und als eine vorzüglice Stüge ber Pros teftanten einer der gefährlichften Feinde des Haufes Deſtreich zu werden, fo daß er den früher geführten Beinamen in dem Munde der Katholiken mit dem eines Attila der Chriftenheit vertauſchte. Im Jahre 1618 trat Mangfeld zu den Böhmen, welde ihrem Herrfcher, dem Kalfer der Deuts hen, den Gehorfam aufgefündigt hatten, nahm im folgenden Jahre Pilfen, und jog hierauf gegen Wien, welches von den Böhmen unter dem Grafen von en eingefchloffen war, wurde aber auf dem Marfche dorthin, vom Grafen Boucquoi (f. d.) am 8. Juni bei Budweis gänzlich geſchlagen. Als die Böhmen den Kurfürften von der Pfalz, Friedrich V., zu ihrem Könige wählten, blieb Mansfeld zwar diefem treu, wollte jedoch nicht unter dem Zürften von Anhalt und bem Grafen von Hohenlohe, den vornehmiten Feldherren Friedrichs, dienen, und nahm defhalb im Novembır 1620 feinen Theil an der Schlacht am weißen Berge. Friedrich verlor nach dieſem Uns glüdsfalle feine Krone; Böhmen, Schiefin und Mähren huldigten aufs Neue der Macht des Kaifers, und nur der einzige Mansfeld wagte es, von Pilfen aus dem Kaifer zu trogen, obſchon er ohne alle Hilfe von Friedrich war. Allein feine Truppen, von Geldnoth getrieben, verkauften Pilfen an die Kaiferlien; der Graf ging in die Oberpfalz, wo er.neue Werbungen begann, und viele Soldaten von denen, weldhe die proteffantifche Union verabfchiedete, an ſich 309, fo. daß er bald mit 20,000 M. im Felde erfchien. Ein Heer wie diefes konnte fih nur duch Raub und Plünderung erhalten; die geiftlichen Befigungen zitterten, ihr Reichthum war zu lodend; doch der von Baiern, Marimiliın fpäter Kurfürft Vollſtrecker der Neichsacht gegen Friedrich V., drängte die Mansfeldifhen Scharen aus der Oberpfalz. Durd) Lift entging der Graf Ernft dem ihn verfolgenden Tiliy, erfchien ploͤtlich in der Unterpfatz, brandſchatzte und plünderte num die Biss thümer und Abteien am Rheine. Anftatt aber die Spanier aus der Unters pfalz zu vertreiben, zog Mangfeld erft nad) Elſaß, dann aber Eehrte er zur Dedung jener Lande zurüd. Friedrich, der immer noch Hoffnung auf beffere Geftaltung feiner Angelegenheiten hegen durfte, fo fange Graf Ernft für ffeitt, erſchien ſelbſt bei dieſem, mit dem fich der Markgraf Georg Friedrich von Baden vereinigt hatte, ber ſich jedoch wieder von ihm trennte. Killy 309 die ier unter Corbuba an fih, und flug 1622 bri Mimpfen die Bal Doch eine neue Hilfe am dem unglüdlichen Kurfürften von der Pfalz in der Perfon des Herzogs Chriftian von Braunſchweig, ber nad) dem Vorbilde Mansfeld's ein Heer geworben hatte, und diefem zustehen wollte. Nur nad; dem blutigen Gefechte bei Hoͤchſt, das dem die Hälfte feiner Truppen Eoftete, gelang die Vereinigung, und beide zogen jegt nad) dem Elſaß, wo fie Friedrich, dem Rathe feines Schwiegers vaters, des König Jatob's I. von England, folgend, feiner Dienfte entüeß. Beiden war es ziemlich gleichgiltig, wem fie dienten, und Mansfeld vers fuchte, ud ia rl des N zu treten, jedoch ———— wendeten ie Heerführer nach Lothringen, wo einige en biieben, bis endlich die Holländer, welche von dem re ol

Manſon. s gehrängt wurden, Ihnen Dienfte- eh taten den a,

ben Ne Spanler thnen verlegen wollten; dies das moͤrderiſch⸗ e (f.d.) herbei, welches bei öffnete, Hollanı he Dit Kenn dal Armhefta,

fh entledigen, worauf Mansfeld 1} - Gh Tr » von Dinemart hatte ſich fir die Poorkanım 73 der Graf Tilly gegenüber, ber die Truppen der Eashalifhen Liga ‚und nun erſchien auc) ein Eaiferliches, Durch von Heer auf dem Sriegsichauplage. Der König vor te früher ben Herzog Chriftian von Braunfd an fi va ſich he we Grafen 4*

tte, und unterftügte ihm mad Kräften. Dansfeh im böchfen Grade nünlic; 3 allein befchäftigte Die

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, vertreiben. Er ging nun burch Brandenburg nach aus in Ungarn einzubrecen, und in Verbindung mit dem Seo Murſten von Siebenbürgen, Vethlen Gabor, den Zeig in Seſtreich zu füheen. Im Vertrauen auf den Belfland Englands und auf eine mächtige Diverfion In Niederfachfen- hatte ber Großfürft den Laffenfipftagd vm Ze und ne iehen —— alle Dia fondern 309 die ganze Waltenftein’s hinter

forderte Geld, anftatt welches zu bringen. Bethlen rg Ab

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günfigen feld am die Republik -Wenebig, um dort wo möglid vor allen Dingen Beld aufzubringen. Abgeſchnitten von Deutſchland und Feine Möglichkeit fehend, die ſchwachen Ueberrefte feines Heeres in Ungarn zu ernähren, ließ Mans⸗ feld feine Truppen aus einander gehen, nachdem er Heergeraͤthe und Ger ſchuͤt verkauft hatte. Cr felbft ging mit einen Heinen Gefolge duch Boss aien und Dalmatien; doc Venedig erreichte er nicht, denn unweit Zara in Dalmatien überrafchte ihn der Tod am 20. Novembr. 1626. Er wolte nicht im Bette ſterben, ließ ſich deßhalb feine beften Kleider anlegen, "den Degen anfteden, und ftehend, auf zwei feiner Leute geftügt, erwartete er den Tod.

Wergl. Cluvier Descrp. Germ. Strada, de bello belg. Theatram earopaeum. Schiller's Geſchichte des 3Ojährigen Krieges. De Thou, Historia sui temp.) Ew

Manfon, Jakob von, koͤniglich baierlſcher Generallieutenant, geb. 1724 in der Provence, begann feine militaitifhe Laufbahn als Cadet 1742 in den franzöf. Armeen während des oͤſtreichiſchen Erbfolgekrieges, und wohnte bis zum Jahre 1748 faft allen Velagerungen bei, bie in biefer Beit vorfielen. Bereits 1745 war er zum Officer im Artilleriecorp® avanz Art, nahm Theil an den Zeldzügen des Tjährigen Krieges und ward nach dem Frieden von dem General Gribeauval zu ber Commiſſion gewaͤhlt, melde dayymal in Frankreich ein neues Syftem für die Artilierie ausarbeitete. Ihm namentlich verdankte man bie Gonftructionstabelen für fämmtlidye Theile des Artileriematerialg, wodurch einem Jängft gefühlten Uebel ab: a a le Bel ————

der 5 lerie. u6 er a a a vB. m. \ ®

114 Manftein.

M., der bereits 1788 zum marechal de camp avancirt war, feinem Könige getreu, zu dem Corps des Prinzen Conde, übernahm den Befehl der Ars tillerie, leiſtete bei mehreren Gelegenheiten ausgezeichnete Dienfte und erhielt das Großkreuz des Militair⸗ St. Ludwigsordens. Bei Auflöfung diefes Corps, erhielt M. von dem Kurfürften Mar Joſeph von Baiern einen Ruf, ward den 6. Kebr. 1800 zum Generallieutenant und Inhaber des Artillerieregiments ernannt, und beauftragt, das franzdf. Artilleriefpftem in Baiern einzuführen. Groß find Manſon's Berdienfte, die er ſich feitdbem um diefe Truppengattung er: worben hat, und Alles, was bie baierifche Artillerie in ben naͤchſtfolgenden Feldzuͤgen Ruͤhmliches geleiftet hat, verdankte fie feinen zwedimäßigen Ein⸗ richtungen. Nod im Jahre 1800 gründete er die Gewehrfabrik zu Amberg, legte Pulvermühlen an, verordnete die Bereitung des Pulvers mit gereinigten Satpeter, führte die Pulverprobe ein und errichtete die Dfficierartilleries ſchule. Er organifirte ferner bie Artilleriecompagnien von Neuem, indem die zeicherigen Handlanger, welche von der Infanterie beigegebew wurden, wegfielen, errichtete eine Duvriercompagnie, verbefferte die Stückgießereien, ſchuf die Verfertigung des fammtlihen Materials nad) einem neuen, zweck⸗ mäßigen Syſtem um, formirte bie erfte reitende Batterie in Baiern, bes wirkte endlich eine Erhöhung des Gehaltes für Officiere und Unterofficiere, und theilte die Artilleriften in 5 Claſſen, von denen jede eine erhöhte Loͤh⸗ nung erhielt. In dieſen für die baicrifhe Artillerie fo heilfamen Reformen unterftügten den General Manfon die beiden nachmaligen Generale von Golonge, ber Oberft von Comeau und ber Oberftlieutenant Reichenbach. Im SZahre 1803 erhielt M. den pfälzifhen Löwen: und fpäter den Militair: Marz Ssofephorden. Er flarb den 9. San. 1809, 85 Jahre alt

Manftein, Chriſtoph Hermann von, koͤnigl. preuß. General: major, Chef des Infanterieregiments von Minkwitz, ein Sohn des kaiſerl. tuffifhen Generaltieutenantse Ernſt Sebaſtian von Manftein, ward den 1. September I711 zu St. Petersburg geboren, erhielt eine fehr forgfältige - Erziehung, am fpäter in das preuß. Cadettencorps und wurde 1730 als Portepeefähndrih beim Regmt. Markgraf Karl angeftell. Da inzwifchen gerade dazumal keine Ausſicht zu einem fchnellen Avancement in ber preuf. Armee vorhanden war, trat Manftein in ruffifdhe Dienfte und ward von der Kaiferin Anna zum Kapitatn bei dem Petersburger Örenadierregimente ernannt. In dieſer Eigenfchaft wohnte. er dem Zeldzuge von 1735 gegen die Türken bei, und empfing für feine während deſſelben geleifteten Dienfte den Grad eines Majors. Bür feine Zapferkeit in den Feldzuͤgen von 1733 und 1739 gegen die Türken erwarb ſich Manftein die Gnade der Kaiſerin im hohen Grade, und ward 1739 nad dem Friedensſchluß zum Oberfttieu: tenant und Generalabjutanten bes Feldmarſchalls Münnich ernannt. Als die Raiferin Anna 1740 ftarh, und der Prinz Biron von Kurland die Regent: fhaft während der Minderjährigkeit des jungen Thronfolgers, Swan II., übernahm, fuchte deffen Mutter, mit Hilfe des Feldmarſchalls Münnidı, den Prinzen Biron zu flürzen und ihn gefangen zu nehmen. Münnid gab hierzu den Befehl an ben Überftlieutenant von Manftein, der ihn aud) mit vieler Klugheit und Beſonnenheit ausführte, und zur Belohnung für . diefe That zum Dberft des Aſtrachan'ſchen Regiments ernannt wurde, und zugleich 4 große Güter in Ingermannland zum Geſchenk erhielt. Im Kriege gegen Schweden, 1741, führte M. eine Brigade, focht mit derſelden in der Schlacht bei Wilmanftrand, wurde ſchwer verwurbet, und mußte bie Armee verfaffen und zu feiner Heilung nad Peter6burg gehen. Inzwiſchen ſchwang

mm mn DU ggg

Manftein. 115

ſich Eliſabeth als Kaiferin auf den Thron und verbannte fämmtliche Ans banger des jungen geflürzten Kaiſers. So verlor auch Oberſt Manftein fein Reziment, feine fümmtlihen Beligungen, und mußte Peteröburg binnen 24 Stunden verlaffen, um ein Garnifonregiment zu St. Anna, an der fibirifchen Grenze, zu übernehmen. Doc, wußte er es durch Verwendung Finer Gönner und durch Bitten dahin zu bringen, daß er zum Chef dee in Liefland ftehenden 2. Moskauifhen Regiments ernannt wurde, mit weldem a 1743, als die Ruffen eine Landung in Schweden unternehmen wollten, ih auf der Flotte befand, und nad) dem bald erfolgenden Frieden zwifchen beiden Mächten mit dem Regiment nach Weißenftein in Liefland in Gars nifon ging. Hier wurde er duch, die Arglift eines feiner Officiere bei ber Kaiferin ald Hochverräther angeklagt, in Folge deffen verhaftet und zur firengen Unterfuchung gezogen. Wenn glei) aud aus derfelden feine völlige Unſchuld bervorging, er die vollfommenfte Genugthuung erhielt, fo fühlte er ſich doch hierdurch veranlaßt, ganz aus ruffifchen Dienften zu treten und feine Ent: laſſung zu fordern. Da fie ihm verweigert wurde, ging er mit einem halb: jährigen Urlaub 1744 nad Berlin und ſuchte durch den dortigen ruſſiſchen Geſandten nodhmals feinen Abſchied aus Laiferlihen Dienften zu erlangen. Alein aud dies ſchlug fehl, und feit entfchloffen, nicht wieder nad) Ruß⸗ land zurüdzufehren, trat er in preußifche Dienfle und wohnte dem Feldzuge von 1745 bei. Der ruffifhe Hof rief Manftein zurüd, fuchte felbft durch barte Drohungen feine Anfprüce auf ihn geltend zu machen, und nahm. ſeinen Bater in Verhaft, um über ihn als Deferteur Eriegsrechtlih zu ers Imnen. Jedoch nichts konnte M. bewegen, den preuß. Dienft wieder zu verlaffen und nad) Rußland zurüdzutehren. Friedrich der Große behielt ihn a8 einen verdienjivollen Dfficier gern in feinen Dienften, und ernannte ihn den 15. März 1745 zum Generalabjutanten, wodurch ihm Gelegenheit rzard, ſich des Königs Vertrauen im hohen Grade zu erwerben. Der König dediente fich feiner in wichtigen Staatsangelegenheiten, wo er volllommen ben Anforderungen entiprach, und beförderte ihn den 12. September 175 am Generalmajor. Im Anfang des Tjährigen Krieges mar Manftein bei der Golonne ded Herzogs von Braunfchweig, eroberte das ziemlich fefte Schloß Tetſchen, trieb die vom Könige ausgefchriebene Gontribution in Sachſen ein, und erhielt im Dctober 1756 das in Pirna gefüngene Regiment von Minkwig. Beim Cinrüden des Königs nah) Böhmen ging er mit diefem Rezimente und einigen Schwadronen auf Neuftadt, und focht hierauf ruͤhm⸗ licoſt in der Schlacht bei Prag. Bei Kollin commandirte General v. Man: ttein eine Brigade des rechten Flügels der Armee, und wurde gleich beim Beginne der Schlacht am linken Arme ſtark verwundet. Jedoch blieb er, chre ſich verbinden zu laffen, bis zum Ruͤckzuge auf dem Schladhtfelde, und zıcd hierauf mit mehreren DOfficieren unter Bedeckung von 100 M. nad) Dresden gefendet. Am 27. Juni wurde er indeffen bei Welmina von WO Kroaten und Panduren überfallen, nad) einer tupferen Gegenwehr durch sie Bruft gefhoffen, und ftarb nad) wenigen Stunden. Er hinterließ den Rubm eines der erfahrenften, tapferften, auch wiſſenſchaftlich gebilderften Dfficiere der Armee. Er war mehrerer lebender Sprahen mächtig, und satte felbft ald Schriftfteller im militairiihen Sache ſich hervorgethan.

(Vergl. Pauli’s Leben uroßer Helden; Hörfhelmann’s Leben und Chas rakter preuß. Helden, Leipzig, 1762; biographiiches Lericon aller Helden und Militairperfonen, die fi in preußifhen Dienjten berühmt gemacht haben, Berlin, 1790.) |

27. 8’

116 Mante. Mantinea (Schlacht 418 v. Chr.).

Mantel ee fihe Envetoppe.

Mantines, inen bei Gorisza, nördlich von Tripolizza im Pie foponnes, war in den Beiten des griedhifchen Freiftaates eine mächtige Stadt Arkadiens, am Ophis, und foſt ftrte Feindin der Spartaner, melde fie auch umter U e dv. Chr., Irten, fo daß die Stadt erſt nach dem Siege des ondas, 363 v. Ehr., wieder aufgebaut werden konnte. Sie hat regen der dabei vorgefallenen drei wichtigen Treffen in den Jahren 418, 363 und 207 v. Che. einen Namen in der Weltgeſchichte.

Schlacht im peloponnefifhen Kriege zwifhen den face dämoniern, unter Agis 1. und den verbündeten Argivern, Mantineern und Athenern, im Juli oder Auguft #18 v. Chr. (Olymp. 90, 3), auh Schlacht bei Tegea genannt.

Der Abfall der Argiver, Mantineer und Eleer zu der Sache der Athener bewog die Lacedaͤmonier im J. 420 v. Chr., unter ihrem Könige Agis einen Feldzug gegen Argos zu unternehmen, der zivae bald durch einen Waffenftilftand beendigt, aber ſchon im Jahr 418 von den Repteren wies derholt ward, da das Anwachſen der feindlichen Partei deren Beforgniß er regie. Eilig zog ſich das lacedaͤmoniſche Heer zufammen, vereinigte ſich mit den arkabi ——— und ruͤckte, während in: und außerhalb des jonnes Eilboten die entfernteren Bundesgenoffen zum Beiftande aufs forberten, in das Gebiet der Mantineer, wo es bri Herakleum eine Auf: ig nahm. Derfelden gegenüber auf einer wenig zugänglichen Anhöhe erwarteten die Argiver und ihre Verbimdeten den Angriff des Feindes. Disfer aber, die Nachtheile eines Angriffs auf die argivifhe Stellung erfennend, ging in das tegeifche Gebiet zurück, und fuchte durch Abfeiten der Bäche und Kandte in das mantineifhe, die Argiver in die Ebene zu loden, um ihre Ländereien zu ſichern. Theils biefe Ruͤckſicht, theils der unzeitige Much des , welches in dem Zurldgehen der Lacedämonier das Ergebniß von Sucht zu erkennen glaubte, veraniaßte die Argiver, wirklich in die Ebene , um bem Seinde die Spige zu bieten, ber am 2. Tage feine fung bei Herakleum wieder einnahm und fi) zur Schlacht in eine Linie ordnete. Den duferften linken Fluͤgel hatte das Leichte Fußvolk der Skiriten (600 M.), ihe gewöhnlicher Ping bei den Lacedämonieen; neben (em fanden die pen, die unter Brafidas in Thracien gedient hatten, Id die neuen Dinger; die Mitte bildeten die Lacedämonier; an fie ſchloß der aus Arkadiern beftehende rechte Flügel, deſſen äußerfte Spitze eine fefene Schar Spartaner ausmahhte. Neben dem Fußvolke auf beiden hielt die Neiterei. Der rechte Flügel der gegen Lacedaͤmon Vers waren die Mantineer, neben ihnen die arkadifchen Bundesgenoffenz; e bildeten 1000 auserieſene, auf öffentliche Koften im Kriegewefen fie ſchloſſen ſich die übrigen Argiver an, ihnen zur Seite

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Mantinea (Schlaht 363 v. Ehr.). 17

Erfheinung, welche uns Thucpbides als gewoͤhnlich bezeichnet, weit Mann die linke Schulter vornehme, indem er feine durch den Schild gededte rechte Schulter durch den Schild feines Nebenmannes zu ſei. Der rechte Flügel der Argiver reichte fo weit über den lacedaͤmoniſchen hinaus, daß Agis eine Umgehung befürchtete. Er deßhalb die Skiriten und die XZruppen des Brafidas ſich fo weit sieben, daß fie parallel auf die Mantineer trafen, und befaht 2 Lachen rechten Flügels, bie fomit zwifhen dem linken Flügel und der Mitte entftandene Lüde auszufüllen. Lepteres aber geſchah entweder aus Unges berfam der Polemarchen, oder aus Mangel an Zeit nicht, umd der getrennte Inte Incebim. Flügel wurde von den Mantineeen total gefchlagen, welche mum zugleich mit den auserlefenen Argivern der feindlichen Mitte in die Blamfe fielen. Anders ging es auf der entgegengefegten Seite. Mit feltenee Zapferfeit brachten die Spartaner unter ihrem Könige die Lochen der Ars zum Meichen, un len num die Athener, welche von dem rechten überragt wurden, zwei Seiten an. Die athenifche Meiterei ſchuͤbte mößtencheilg ihre Fußvolk gegen die Verfolgung der Lacedämonier, welche aedies, als fie bemerften, daß ihs linker Slügel geſchlagen fei, ſich dabin Nun wendete ſich auch der bisher fiegreiche Theil der Argiver zut

, ohne jedoch heftig verfolgt zu werden, fo daß der. größte Theil der argiyifchen Kerntruppen entkam. Man fchäge den Verluft der Argiver und

Bundesgenoffen aus Argolis auf TOO, der Mantineer auf 200, der

und Aegineten auf eben fo viel. Letztere hatten beide Anführer derforen. Die Zahl der Todten der Lacedämonier foll gegen 300 betragen baden. Die Folgen des Gewinnes dieſes Treffens veduciren fid auf michts, weil das laced. Heer nach Errichtung eines Siegeszeichens und nach Beltattung der Todten fofort wieder heimzog, um der Feier des karneiſchen Aates beizumohnen. Es fheint, als ob in dieſem Treffen die Lacedaͤ— wonier weniger Tüchtigkeit als ihre Feinde gezeigt hätten; aber ihr alter Sinn der Unerfcrodenheit und Befonnenheit und geordnete Zapferkeit ga= den ihnen den Sieg. Dem Siegesboten fandten die Ephoren als Beloh— mung ein Gericht Zleifh! Thucydides, pelop. Krieg., V, 65— 80.

Schlacht zwifhen den Thebanern unter Epaminondas, und ben verbündeten Peloponnefiern und Athenern, am 4 Zuli 363 v. Chr. (am 12. Skitrrophorion des 2. Jahres der 104. Diymp).').

Des Epaminondas (f. d.) Ueberfall von &parta war dur Archidamus und Agefilaus Tapferkeit vereitelt worden. Epaminondas, wifjend, daß die Mantineer mit ihrer ganzen Macht bei dem Heere des Agefilaus ſich bes fünden, entwarf den Plan, auf ihre Stadt zu verfuchen, was gegen Sparta gun war. ber an bemfelben Mittag, am dem er vor Mantinea eRhien, trafen die Athener auf der andern Seite ein, und die zucüdige: Siebenen Einwohner, ermuthigt duch die Ankunft ihrer Verbündeten, ver— theidigten fid tapfer. Der Gunft des Zufalls nicht länger vertrauend, bes ſchloß Epaminondas, der Tapferkeit im freien Zelde die Entſcheidung zu überlaffen. Die Gegner, fo viel ald thunlich, über feine Plane zu taͤuſchen, ging er nicht quer dic) die Ebene auf Mantinea los, fordern marfdjirte in einzelnen Abtbeilungen (in Colonne links) auf der Abendfeite der Hü— gelreihe hin, welche Tegea und Mantinea verbindet, und ſchien für heute

epgart

PP ng Sparta, 6. Theil, erſcheiat Dad gewöhnliche Datum, 27. Juni

118 Mantinen (Schlaht 363 v. Chr.).

am Fein Gefecht zu denken. Sobald die Feinde feine Bewegungen inne wurden, ftelften fie ſich mit der Front nad) der erwähnten Hligelreihe in Schlachtordnung. Den rechten Flügel hatten die Lacedämonier und Arkadier, den linken die Athener, die Achder und Eleer die Mitte; auf beide Flügel mar bie fpartanifche und atheniſche Neiterei vertheilt. Epaminondas, der feindlichen Linie gegenüber angefommen, ließ, noc immer feinen Plan verbergend, die Truppen Halt machen und aus den Waffen gehen, ald ob er zu iagern gedächte, Wirklich wurden die Verbindeten dadurch getäufcht und thaten, daſſelbe. Ploͤlich nun ſchwenkte Epaminondas mit den Abtheiz tungen feiner Colonne in Linie ein und formirte feine Schlachtordnung. Diefelben Nüdfihten, die ihm bei Leuktra (f. d.) vermochten, ſich allein auf den rechten Flügel des Feindes zu werfen, in dem deſſen Hauptitärke beftand, bewogen ihn auch bei Mantinen, den rechten Flügel zum Angriffspuncte zu wählen. Er beobachtete im Allgemeinen daffelbe Verfahren wie bei Leuktra, wo ihm die Verftärfung feints angreifenden Flügels, die Bildung von Anz geiffscofonnen und das Verfagen des andern FLMELs, fo herrliche Früchte getragen hatten. Er wollte noch einmal den verfammelten Völkern Gries henlands zeigen, welches merkliche Uebergewicht feine Erfindung über die hergebrachte Art zu fechten befige. Aus feiner beften Infanterie bildete er auf feinem linken Flügel die Colonnen, mit denen er den Feind über den Haufen zu werfen dachte, und deren Angriff durch feine Slügelreiterei uns terftügt werden follte. Diefe Colonnen fcheinen in nichts Anderm beftanden zu haben, als in doppelter Tiefe der Phalangen, und dürften wohl ſchwerlich einem regelmäßigen Dreiedde, wie es unter den Namen Cuneus und Schweins— kopf auf den Uebungsplägen vorfam, geglichen haben. Während Cpaminon- das an der Spise feiner Colonnen auf dem linken Flügel vorrüdte, follte ihm die Mitte und der rechte Flügel nur fehr langfam folgen und, noch ehe fie den Feind erreichten, Halt machen. Theils um feine rechte Flanke zu decken, theils bie linke Flanke der Athener zu bedrohen, wenn diefe ihren rechten Flügel unterftügen wollten, detachitte er einen Theil Reiterei und leichten Fußvolks auf einen rechts nach vorn zu gelegenen Hügel. Mitt: lerweile hatten auch die Peloponnefier in größter Eile wieder zu den Waffen gegriffen und erwarteten den Angriff, welchen Epaminondas auf feinem linken Flügel von der mit Schleuderern, Wurffpieß: und Vogenfchügen unters miſchten theſſaliſchen Reiterei beginnen ließ, welche auf die Lacedämonifche Fluͤgelreiterei einhieb. Diefe, weniger beweglich wegen ihrer einer] Phalanx aͤhn⸗ lichen Xiefe von 12 Mann (während die theb. Reiter nur 4 Glieder hatten), und duch bie Pfeile und Steine der thebaniſchen leichten Fußtruppen in Unordnung gebracht, konnte ben wiederholten Angriffen der Theffalier nicht Stand halten, und zog ſich hinter ihr Fußvolk A Ungehindert bewegten ſich die theban. Colonnen gegen die Incedim. Phalanx. Wacker hielt sh aus; es begann ein blutiges Handgemenge; als die Sperre zerfplittert waı

geiff man zum Schwerte und» zur Keule. Es galt bie mehrjährigen, von Nationalhaß und Eiferſucht genährten Fehden mit Einem Schlage auszus fehten. ine endlihe Entſcheidung herbeizuführen, feste ſich Epaminondas in Perfon an die Spige feiner Schlahthaufen. Aber eben als er die wei—⸗ enden Feinde higig verfolgte, wurde er tödtlich verwundet und mußte aus dem Gefechte gebracht werden. Mit der Entfernung des Hrerführers ſchwand auch der Muth, der die Thebaner bisher befeelt hatte. Sie hatten zwar die Incedämonifhe Phalanx durchbrochen, aber verffanden nicht, dem errun- genen Vortheil zu benugen. Die Feinde festen fi wieder und leiſteten neuen Widerſtand . Auf dem rechten Flügel der Thebaner war das Glüd

Pr

Mantinea (Schlacht 207 v. Ehr.). 119

ihmen weniger günftig getoefen. Bei dem Anblicke der Fortſchritte Ihres finten, Flügels hatten die Führer des rechten geglaubt, auch ihrerfeits zu Vollendung des Sieges beitragen zu müſſen; bie Tluͤgelreiteret hatte die Meiterei der Athener aus dem Felde geſchlagen und war, in Verbindung mir dem ihr gefolgten Fußvolke, in die linke Flanke des feindl. Fußdolkes ge fallen. Da kam ihr die fpartanifche Refervereiterei entgegen, ftellte das Zeeffen wieder her, und die gefammelte athen. Meiterei, unter Hegelochus, seiff fo lebhaft das bdotiſche Fußvoit am, daß diefes mit ziemlichent Verlufte zurücwich. Wir fehen in dem Gelingen diefes Angriffs der fpartan. Reiterei die bauprfächlichjte Urfache, daß der Hauptangriff der Thebaner nicht ſo ent⸗ fheidend wurde, als er hätte werben können. Auch das-auf der Anhöhe sor dem rechten Flügel aufgeftellte Detachement der Thebaner ward aus feiner Stellung gedrängt, und größtentheils, fo wie bie zwiſchen der Meis terei aufgeftellt geweſenen leichten Truppen, zufammengehauen. Die gleicy mamigen Flügel beider Theile waren fomit gefchlagen; beide Theile behaup: teten das Schlachtfeld und errichteten Giegeszeichen. Endlich baten die La: eebämonier zuerft um die Erlaubnif, ihre Todten zu begraben, welche, der Sitte gemäß, die Sieger zu ertheilen hatten. So enbdigte die denkwuͤrdige Sclaht bei Mantinen, melde, tbeils in Nüdficht der Stärke der Hecte (Epaminondas hatte nad) Diodor 30,000 M. ;. F. und 3000 5. Pf, bie Verbündeten 20,000M. ;. F. und 2000 3. Pf.), theils des Rufes der Heet⸗ führer, theils der Anjtrengung und Erbitterung der Streitenden, gewiß die michtigfte it, in welcher Griechen gegen Griechen geftanden haben. Kür den Mititaie iſt fie in foferm intereffant, weil ſich hier Epaminondas Feldheren: talent und perfönliche Tapferkeit in ihrem ganzen Umfange entfülteten, und weil die Kormirung von Angriffscolonnen und der combinirte Gebrauch der Reiterei und Infanterie als ein erfreulicher Fortſchritt in der Kriegführung ſich heraueſtellen. Der Verluſt beider Theile iſt nicht genau befannt; aber die Folge diefer mörderifchen Schlacht war eine gaͤnzliche Etſchoͤpfung aller Völker, die daran Theil genommen hatten, und ein allgemeiner Friede. Erzählungen diefer Schlacht, melde jedod nicht ganz übereinftimmen, finden fich in Polybius IX, 8, wozu Folard (I. &. 87) taktifhe Bemerkungen und Pläne geliefert hat, in Xenophon, Geſchichte, VII, 5, $. 20 —26, (die Ausg. v. Schneider enthält einige taktiſche Anmerkungen) und Diodor XV, 84— 87. (Bergl. v. Kausler's Atlas d. merk. Schlachten, 1. Lief.)

Schlacht zwifhen den Adhäern, unter Philopömen, und den Spartanern, unter Mahanidas, im Jahre 207 v. Chr. (Dtym. 143, 1.)

Phitopdmen (f. d.), Feldhert des adyiifchen Bundes, hatte das ihm untergebene Heer durch Veränderung der Bewaffnung und durch zweckmaͤßige Uedungen auf eine höhere Stufe der Brauchbarkeit gebracht, und hoffte in dem bevorftehenden Kriege gegen den Herrfher von Sparta, Macdanidas, einen unzweifelhaften Erfolg feiner Bemühungen. Machanidas rüdte gegen Achaien vor; Philopömen ging ihm bis Mantinea entgegegen und ftellte ſich in der Ebene, die von zwei Hügelceihen begrenzt wird, 7 Gtadien von der Stadt, auf. Sein Centrum bildeten die trefflich organifirten Phalangen in entfprechenden Zwifhenräumen, feinen rechten Fluͤgel die adjälfche Reiterei unter Ariftenetus, feinen linken die Söldner, von denen ſich die Illyrier und Schwerbewaffneten an die Mitte anfchloffen und mit ihrer linken Flinte an einen Hügel lehnten, der bie Gegend beherefht und nad dem am Fuße gelegenen Tempel des Neptun benannt wurde. Auf diefem Hügel ftand das arentinifhe Fußvolk, vor ihm In der Ebene mehrere Abthilungen Ker

120 Mantua (Belagerung 179%).

und Bogenfehligen. Vot der Front des rechten Slügel$ umd der Mitte lief ein 1 tiefer Gtaben, der quer durch die e don der elisphafifchen wöette nach dem Berge des Neptuntempels, von Süden nad) Norden, ſich Hinzog, da, wo die achaiſche Mitte und linker Flügel zufammenftiegen, eine Brüde ju Überfehreiten war, und ſich dor dem linken Flügel nad) dei Wermpel zu allmätig berief. Im Diefer vortheithaften Stellung srusartete dee achdiſche Feldherr die Ankunft des Dachanidas, welcher in der Diagos . male auf den rechten lügel des Gegners marfchiete, aber im einer Entfer: nung, aus ber feine zahlreichen Katapulten jenen wirkſam befchießen Eonnten, ei abſchwe und feine Front parallel mit det des Feindes nahm. Seine beftand aus nern, fein rechter Flügel aus Söldnern; vor feine Phalangen ließ ex die Katapulten auffahten, die durch anhaltende Werfen den Angriff vorbereiten follten, den er gegen die Mitte beabfichtigte. Aber Phflopdmen fs ihm dazu nicht Zeit, und griff mit den Isichten Zrups pen feines linken Fluͤgels den rechten des Machanidas lebhaft an. Nach langem, blutigem Gefechte wichen die Söldner des Philopömen zuruͤck; Mas chanldas drängte Eräftig nach, warf auch die Schwerbewaffneten und Silprier, die ihre leichten Truppen zw unterftügen verfuchten, und verfolgte die Slächtigen bis an die Thore von Mantinen. Schnell füllte Philopdmen, der deteits einer völligen Niederlage entgegenfah, die entftandene Lücke mit den Phalangiten der erften Glieder, ließ die von der Flucht gefammelten (et und Schwerbewaffneten unter Polybius fid hinter feinen Phalangen nen, mit dem Befehle, dem wieder umkehrenden Feind zu beobachten, und richtete feine Aufmerkfamkeit auf die Phalanr der Spartaner, welche mit eingelegten Lanzen gegen ihn anruͤckte. Eines fihern Sieges gewiß und ohne Kenntniß des Terrains, waren die Spartaner nicht wenig erflaunt, als der Graben dor der feindt. Fronte fie in ihrem Vormarſche aufbielt. Dhne ſich zu befinnen, fprangen fie in denfelben hinein, um ben Angriff fortzus fegen. Feſt gefchloffen aber empfingen die Ächaͤer die in ihren Gtiedern ger trennten Zeinde vom Rande des Grabens herab mit ihren Speeren, dran & unaufhaltfam in die Lüden der Phalanx vor und erfochten auf diefer te einen volftändigen Sieg. Mitten in diefer Verwirrung traf Macher nidas vom Nachfegen wieder auf dem Schlachtfelde ein, formirte, als er, ſeinen Fehler zu fpät erfennend, ſich abgeſchnitten fah, eine Colonne, und Sb: [n burd die den Uebergangspunct über den Graben befegt habenden urchſchlagen zu können. Aber dieſer Verſuch mißlang; ein Theil ſelner Miethtruppen rettete fih, fo gut er Eonnte, der andere erlag dem Scywerte der Sieger. Er feibit fiel, ald.er einen Uebergang über ben Graben fuchte, durch die an des Philopömen. 4000 Todte deckten die Wahlſtatt; eine gleiche Anzahl nebft allem Gepaͤck geriet) in die Hände der Achäer, und fiegreiche Heer, das auch Tegea im erften Angriffe wegnahm, ſchlug [don am folgenden Tage am Ufer des Eurotas fein Lager auf und verheerte Lakonien. ©. Polybius XI, IL, wozu Folard Bentertu em und einen Plan geliefert hat, Plutarch's Phitopömen, c- 10, Paufanias VII, 50, und dv. Kausler’s Atlas, 2. Lieferg. Einen Commentar zu Polpbius Guischardt, memoires milit. sur les Grecs et les tom, I, ® Mantua, Hauptfiadt der Provinz gl. Namens im Gouvernement Mailand, zum lombardiich=venetianifhen Königreich FACH mit 25,000 €.

Belagerung vom 4. Juni bis L. Tusuh 1796. Dürd) den Warfenftilftand und den bald darauf folgenden Frieden wiſchen Frankreid) und Sardinien war der frazöf. Heetfuͤhter in den

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Manta (Belagerung 1796). 21 Stand gefeht , feine ganze Macht gegen bie durch bie von Alttirten beinahe um 40,000 M. geſchwaͤchten Deftteiher, zu wenden. war Feldmarſchall Beaulieu endlich/ jedoch zu ‚von Acqui aufge drohen, über den Po gegangen, und hatte ſich Aleſſandria gendhert, auf die Nachricht von den —— aber. feinen Marſch nicht weiter fort⸗ gefeßt. Um dieſem unerwarteten Schlage einigermaßen zu begegnen, deſchloß x, bie Citadellen von Aleffandria, Valenza und Tortona, mittelft Lift oder ebereumpelung zu nehmen, und ſich dann in dem Trlangel, welchen biefe drei feſten Pläge bilden, wo möglich fo lange zu haften, bis die erwartete Verftärkung aus Tprol eingerroffen fein würde. Diefe Unternefmung ſchlug indeß fehl, und nur Valenza fiel In feine Hände; deßhalb ging Beaulleu bei biefem Drt, ohne denfelben zu befeken, wieder über den Po zuräd und Brady die Brüde ab. ine der Hauptbedingungen des Waffenftiltftandes für die Zranzofen war die Erlaubniß, bei Valenza, welches auferhaib ber Des marcationslinie lag, uͤber den Po gehen zu könmen, und der republifanifdye Feldherr zögerte keinen Augenblid, davon Gebrauch zu machen. Schon in erften Tagen des Mai befand ſich die frangöfifche Armee auf dem linken diefes Fluſſes, nachdem fie den Uebergang, trotz dem Mangel aller dietzu möthigen Mittel, in 4 Tagen bewirkt hatte. Von hier aus beginnt num die Ausführung des von Bonaparte entworfenen Planes, die Defteet: her Über die Etſch nach Tyrol zurüczumerfen, und fie ganz aus der Loms zu vertreiben. Wirklich fah ſich Beaulleu, feinem einmal angenomz menen Syſtem getreu, ſtets die Hauptmacht des Heeres zu zerſtückein, ia mehreren Gefechten bei Fombio, Codagno, Lodi x. in rinzeinen Heerad teilungen gefchlagen und gepwungen, nad und nad über die Adda, den Mincio und die Etſch zurüczumeichen, fo daß die frangöf. Armee, ver: Mäste durch die Truppen, welche aus den Apenninen zjurücdgefommen waren, nunmehr fiber 40,000 M. ftark, Anfangs Juni folgende Stellung inne hatte. General Maffena, mit 15 bis 16,000 M., an den Hauptquellen der Etſch, von Verona bis Nivoli, bildete das Centrum, Augereau den rechten Flügel mit 5 bis 6000 M. bei Legnago, ober: und unterhalb diefes Plages. Am weillichen Ufer des Gardaſees bei Salo und im Thal bei Chiefe, alfo auf dem Linken Slügel, fland General Sauret mit 4 bis 5000 M. Despinois mit 5000 °M. bildete bei Peſchiera die Reſerve. Die Gavaterie (15 bie 1600 Pferde), befand ſich zwiſchen Legnago und Verona, bei Zevlo. os nach war die ganze Lombardei mit allen Hauptflädten in der Gewalt der Tramzofen, bie Citadelle von Mailand und Mantua, das Palladium dee Deftreiher, ausgenommen; doch auch diefer letztere Platz war bereits von der Divifion Serrurier eingefchloffen, und die Citadelle von Mailand fiel am 27. Juni. Um ſich jedody dieſer Eroberung ganz zu verfihern, mar Bonaparte genöthige, einige Im Rüden des Herres zu Pavia, Mailand und Arquato ausgebrochene Untuhen, welche, wenn fie weiter um fi griffen, die franzoͤſiſche Armee in die gefaͤhrlichſte Lage verfegen konnten, zu dämpfen. Durch fhnelle und mit äußerfter Steenge angewandte Mittel gelang dies, und nunmehr konnte ber franzöf. Feldherr, um das angefangene Merk zu vollenden, einen Thell feines Heetes gegen Rom und Neapel verwenden, und die Staaten Unteritaliens außer Stand fegen, feine ferneren Dpecatlonen durch Dierfionen zu hindern. Zu diefem Ze verftächte Bonaparte das Corps von Maffena, und Augerean erhielt Befehl, ber Bologna gegen Rom zu marihiren. Die Divifion Baubois, welche das Directorium jut Verftärkung der Armee nach Itallen geſchickt hatte, traf am 29. zu Livorno ein. Che jedoch diefe Bewegung, am deren Spitze ber Generai en chef

122 Mantua (Belagerung 1796).

ſich ſelbſt ftelte, angefangen hatte, war ſchon von Seiten Neapels ber Herzog von DBelmonte am 5. Juni zu Brescia eingetroffen, und hatte auf Waffen: ſtillſtand angetragen,, welcher auch franzoͤſ. Seits mit Bereitwilligkeit ange⸗ nommen wurde. Der Papſt, durch die Annaͤherung der Franzoſen in Schrecken geſetzt, ſchickte am 23. in gleicher Abſicht einen Bevollmaͤchtigten nach Bologna, und das Reſultat der Verhandlungen war, daß die Truppen der Republik bis zum foͤrmlichen Abſchluß des Friedens im Beſitz von Bologna, Ferrara und Ancona bleiben, der Papſt aber eine Gontribution von zwanzig Millionen Franken zahlen, Pferde und Armerbebürfniffe, ja fogar 100 Kunftwerke, welche dazu beauftragte Commiffarien ausfuchen durf: ten, liefern follte. Die Derzoge von Modena und Parma, fo wie die Re: publiten Genua und Venedig, waren fchon früher theils durch Unterhand: lung, theils durch Drohungen zur Neutralität und zu Gontributionen gezwun⸗ gen worden. Nach dieſer Erpedition, welche noch vor Ablauf des Juni beendigt war, blieb General Vaubois mit 2000 Dann als Beſatzung in Livorno. Augereau ließ dagegen nur ein Bataillon in der Gitadelle von Ferrara; alle übrigen Truppen kehrten vom rechten Ufer des Po zur Armee zurud. Bon jest an, wo weder von den italienifhen Staaten, noch von Beaulieu, wenigftens für einige Zeit, Etwas zu befürchten war, konnte Bonaparte ſich mit aller Kraft gegen Mantua wenden; dody mußte ihm an der Belchleu: nigung des Falles diefes Bollwerks der öftreichifchen Macht in Stalien um fo mehr liegen, als ber Beſitz deffelben nicht allein die gemachten Eroberun: gen ficherte, fondern auch zu erwarten ftand, daß dad kaiſerliche Deer in Kurzem verftärte, und mit erneuerten Kräften aus Tyrols Gebirgen hervor: brechen würde. Bevor wir indeß zur Daritellung der Belagerung übergehen, wollen wir vorerft einen Blick auf die Lage und Vertheidigungsmittel diefes wichtigen Plage werfen.

Mantua, früher dee Eis feiner eigenen Herzoge aus dem Haufe Son: zaga, liegt auf einer Halbinfel in einem durdy den Mincio gebildeten Eee, und war zu Anfange des 18. Sahrhunderts bloß mit einer hohen Mauer und einigen runden Bollwerfen umgeben, in welchen ſich fünf Haupt- und ſieben Ausfalithore befanden. Nach dem Abfterben feiner Kürften, 1714, wo Mantua unter oͤſtreichiſche Botmäßigkeit kam, wurden mehrere Außen: werke angelegt, welche aber in Folge eines langen und ungeflörten Friedens vernachlaͤſſigt und fehr in Verfall gerathen waren. Bon diefen Außenwerfen lag gegen Welten vor dem Thor Pradela das Hornwerk, gegen Süden das Kronenwerk il Te vor dem Thor Pufterla, und die Verfhanzung Miglia: retto vor dem Thor Cereſa. Die nördlihe und oͤſtliche Eeite ift durch den See gededt, und liegt bier jenfeit defjelben gegen Norden die aus einem regelmäßigen Fuͤnfeck beftehende, Gitadelle, gegen Dften die Vorſtadt &. Giorgio, melde nur mit einem ſchwachen Erdwall umgeben war. Beide zulegt genannten Werke jtehen mit der Stadt durch Daͤmme in Verbindung, welche fteinerne Thore und Aufzugbrüden haben. Am fogenannten obern See befinden fih an dem Damme, außer den unter einer bombenfeften Gallerie liegenden Mühlen, die Schleußen, mittelft welcher die Graben ber Feſtungswerke und die Ueberfhwemmungen zwiſchen der Stadt und bin Außenwerten Pradella, il Te und Gerefa mit Waffer verfehen werden Binnen. Der Wafferftand des Sees, deffen größte Breite gegen Norden, etwas Uber 100 Klaftern beträgt, iſt in der heißen Jahreszeit fehr niedrig, und erfchwert durch feinen ſchlammigen und fhilfbedediten Boden die Schiff⸗

et. Das Land auf dere Welt: und Südfeite Mantua's befteht aus Suͤm⸗ a und Mordften, wogegen es in Oſten und Norden Weinberge und

Mantun (Belagerung 1796). : 123 Gärten enthält, und mit einer Menge Landhaͤuſer bededt iſt. Das: Klima ift ungefund, und verurfaht oft Seuchen und anftedtende Krankheiten. Nachdem Feldmarfhall Beaulieu am 16. Über den Mincio Aurkdgegangen war, warf er 20 feiner beften Bataillone in die Feſtung, wodurch bie. Gat⸗ aifon auf 12,800 Mann gebracht wurde. Diefe Truppen, unter den Bes fehlen des Feldmarfchalllieutenant Canto d’Irles, eines tapfern und erfahre: nen Dfficiers, beftanden aus 11,000 Mann Infanterie, 3 Escadronen Cas valerie (etwa 450 Pferden), 8—900 Artillerijten und 60 70 Matrofen, womit die im See ſtationitte Ranoniechaluppe, fieben Tſchallen und. einige uUederfahttſchiffe bemannt waren. Auf den MWällen und in den Batterien befanden ſich 180 Kanonen von ſchwerem Kaliber, 76 Mörfer und Haus bigen und 60 Stüd Feldartilierie, im Ganzen 316 Geſchuͤe. Die Zeuge bäufer enthielten über 11,000 Feuergewehre, und die Pulvermagazine 600,000 gefüllte Patronen, nebſt 7000 Gentner Pulver. Nur für die Mundvorräthe mar nicht fo gut geforgt, und biefe hatten fi in der legten Hälfte des Mai noch dadurch vermindert, daß man, um der dringenden Noth der in der Mähe befindlichen Armee abzuhelfen, große Quantitäten Mehl, Brod, Örüchte ac. abgegeben hatte. Indeß war berechnet, daß die Beſatung ſich deri Monate halten konnte. Ein Vertjeidigungsrath unter Vorfig des Grafen Canto dD’Irles (als Feftungscommandanten) hatte die Vertheilung der Zruppen auf folgende Weiſe beftimmt. General Rofelmini war bie Vertheidigung der Gitadelle mit 3500 Mann anvertraut. General Wu⸗ taſſowitſch befehligte im Hornwerk Pradella 2500 Mann. Im Kronenwerk A Te ſtand Oberſt Salis mit, 1500 Mann, in den Verfhanzungen von Migliaretto General Ruccavina mit 2500 Mann, und Oberſt Sturiont befegte mit 2300 Mann S. Giorgio, die hinter dem Damme gelegene Burgbaftion und bie Fronte des Sers. Der franzoͤſiſche Heerführer, uns terrichtet, daß die Werke Mantua's noch nicht im völligen Bertheidigungs- fand waren, glaubte ſich deifelben durch einen Handſtreich bemeiftern zu tönnen. Am 4. Juni früh marfchirte er daher mit der Divifion Serrurier nad) dem Luſtſchloß Favorite, und ließ von da aus die Vorſtadt &. Giors gio durch den Brigadechef Lannes mit 600 Grenadieren angreifen. Zu gleis her Zeit ging General Augereau oberhalb des Sees bei Rivalta über den Mincio nady dem Dorf Gerefa gegen die dortigen Verfhanzungen. Graf d'Itles, im Voraus überzeugt, daß beide Poften ſich nicht lange würden halten koͤnnen, hatte nur einige Hundert Dann dort ftehen laffen, und fon feüher die übrigen Truppen zurucgezogen. Leicht überftiegen daher die franz zoͤſiſchen Grenadiere den niebern Erdwall von S. Giorgio, erbrahen das den Damm fließende Thor, und drangen fogar bis an die Aufzugbrüde vor, wurden aber hier von dem Wal aus mit Kartätfhen empfangen, und mußten fi zurüdzichen. Eben fo hatte fid) Augereau der zwei den Poften bei Ceteſa dedenden Bruͤcken bemaͤchtiget, und die Verihanzung genommen; hier aber fegte die vorbereitete Ueberfchwwemmung dem weitern Vorgehen Grens sen. Nach diefem mißlungenen Verſuch ging Augereau am 6. Über Borgos forte zu der früher erwähnten Erpedition nach Bologna ab, und die Divis fion Serrurier, bis auf 30,000 Mann verftärkt, flog nun Mantua von allen Seiten ein. Der General nahm fein Dauptquartier in Roverbella. Da das Belagerungsgefhüg weit herbeigeſchafft werden mußte, und es bazu an Zransportmitteln fehlte, fo konnten die Arbeiten der Belagerer nur langs fam vorfchreiten, und General Chaffeloup, weldyer diefelben leitete, war Ans fange bloß bemüht, die Wege und Ausgänge ber Feſtung duch Aufwürfe und Verhaue zu fperen, um ber Befagung bie Ausfäle zu erfchweren.

Manta (Belagerung 1796).

gelang es doch den ir wiederhotten Malen, die ange: zu zeeflören. Be ne St nd ee ae Erhebliches vworfiel. Am 26. unternahm General Ser: in Begleitung von Chaffelonp eine große Recognoscirung, wobei fngeiffspunete und die Anlage der Batterien beſtimmt wurden jedoch beide Generale darin einverftanden, daß, bevor nicht alle Anfienwerke ihren Händen befänden, der Angriff auf die Feſtung ſelbſt nicht inden Eönne, wodurch das projectirte Unternehmen gegen die Citadelte noch aufgeſchoben wurde. Gegen die Mitte des Juli, als der an Mare und Schlachtvieh bei der Garnifon fihtbar wurde, beſchloß der Commandant einen Ausfall zu machen, bei welhem, mächft der Seuragleumg, auch die dem Pla nahe Hegenden Häufer demolixt oder vers brannte, un!

Fu Ei

S

mar auf beiden Seiten gleich groß, und witd vom den Deſtreichern auf 13 Dfficiere und 450 Mann angegeben. Die bei diefer Gelegenheit gemach⸗ ten feanzöfifchen Gefangenen fagten aus, daß das Velngerungscorps bedeus tende Verftärkung erhalten habe; auch bemerkte man jest von der Feſtung aus eine größere Thärigkeit bei den Arbeiter auf den Höhen von Bipata, Belfiore und der Gitadelle gegenüber. Im diefer Zeit hatte General Bong⸗ parte, dem Alles daran lag, Mantua bald in feine Gewalt zu befommen, einen neuen Plan entworfen, es durch Ueberfall zu nehmen. Ex befehligte den Xetilterieoberften Andreoffp, fo viel Fahrzeuge zufammenzubringen, dag des Nachts in der größten Stille 800 Grenadiere nach dem Thor Catena, ‚dem fogenannten Hafen von Mantun eingeſchifft werden konnten; diefe foltten ſich dann diefes Poftens bemächtigen, und den bereit gehaltenen Eofonnen den Weg bahnen. Da inzwiſchen der Po bedeutend fiel, und das durch das Waſſer des unterm Sees ſchnell abgefloffen war, fo fanden: bie Schiffe nicht mehr Tiefe genug, blieben im Schitf fteden, und das Unter nehmen mußte aufgegeben werden. Am 18. Juli hatten die Framoſen alle Vorbereitungen zur Beſchießung des Platzes beendige und das Geſchutz in die Barterien eingeführt. Abends nad 8 Uhr griff Genernt Murat mit 2000 Mann die Verfhangungen von Migliaretto im der rechten Flanke an, indeß eine zweite Colomme unter Dallemagne ſich gegen die linke wandte: General Andreoffp mandvrirte mit 5 Kamonierchaluppen auf dem unterm Ser, und fuchte das Feuer der Feſtung auf fid zu lenken und die Auf: merkfamfeie der Befagung zur theilen. General Ruccavina, welcher hier en der —— la ſich die ie fhanzungen zurücichen. Nun fürmte der Feind g jerr gebi Weg, und einigen 20 Mann gelang es, fogar Se patkfaden zu ſprin⸗

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Mantua (Belagerung 1796). 125

gen, wurden aber von den herbeieilenden Deftreichern niedergeflochen. Eine Verftärtung von 400 Mann fegte General Ruccavina in den Stand, aud einen zweiten und dritten Sturm abzufchlagen. Während diefes Gefechte eröffnete General :Chaffeloup die Zrandhern auf 350 Schritt vom Glacis, und gleichzeitig begannen die Batterien Belfiore, Zipata und Pietole ihr Feuer gegen die Stadt. Die zwei erftern beftauden jede aus 6 Moͤrſern und ſechs 36 Pfündern, und [hoffen glühende Kuyeln. Die letztere war zu acht 24 Pfündern,, und beftrih den Damm zwiſchen der Stade und der Ci« tadelle. Dos Bombardement bauerte bie 7 Uhr Morgens, im welcher Zeit über 500 Bomben und glühende Kugeln In die Stadt fielen, und an meh⸗ reren Orten zundeten. Mit Anbruc des Tages hatten fi die Franzoſen in der Tranchée bei Miyliaretto bis auf den balden Mann eingegraben, wurden aber genöthigt, ihre Arbeiten einzuftellen und fich zuruͤckzuziehen. Gegen Mitternaht wurde der Damm zwiſchen ber Seftung und ber Cita⸗ delle ſtark beſchoſſen, um die dortigen Mühlen und Schleugen zu zerftören. Die gute und felle Bauart diefes Werkes und bie große Entfernung ber franzöfifhen Battrrien verhinderten diefe Abficht. Um diefe Zeit traf durch einen geheimen Boten vom Feldmarſchall Wurmfer der Befehl an den Som: mandanten ein, bei der großen Anzahl von Kranken feine Ausfälle mehr zu machen; zugleich wurde auch baldiger Entſatz verfprodyen. Bis gegen Ende ded Monats fuhren die Belngerer fort, und vorzugsweife bes Nachts, Mans tua mit glühenden Kugeln zu beicyießen, wodurch der Stadt viel Schaden jugefügt wurde, und häufig Seuersbrünfte entftanden. Am 27. erhielt Graf d'Irles zwei Schreiben des Öftreichifchen Keldherrn, vom 25. Juli aus Kos veredo datiert, melche die Nachricht, daß die Armee im vollen Mari be: griffen fei und die Aufforderung enthielten, die bisher fo tapfere Bertheidie gung bis zum nahen Entſatz noch fortzuführen. Bonaparte, welcher die Gefahr ahnte, berief am 29. zu Gaftelnuovo einen Ariegsrath, in welchem beicylojfen wurde, die Belagerung Mantua's aufzuheben, und den Belage⸗ sungstrain, der aus Mangel an Pferden nicht fortgefchafft werden Eonnte, aufzuopfern. Am 30. früh 5 Uhr begannen die Franzoſen ein heftiges Bombardement aus den Batterien Belfiore und Zipata, welches jebod) bald von den Wällen zum Schweigen gebradyt wurde; den 31. mit Zugesanbruch wiederholte fi) dies, und zwar nur aus der Batterie Belfiore, hörte aber nah Verlauf einer Stunde gunzlih auf. Bei Migliaretto hingegen unters hielt der Feind den ganzen Tag über das Feuer aus grobem Gefhyus und feinem Gewehr. General Serrurier hatte inzwiſchen Befehl erhalten, fi über Borgoforte und Marceria auf Pozzolo und Dglio zurüdzuziehen. Um 10 Uhr Abende ließ er die Feſtung von Zipata aus noch einmal mit Bomben bewerfen und glühenden Kugeln beſchießen, und trat nah Mit: ternadht den Rüdsug an. Ausgefendere Schleichpatrouillen verfündeten bald, dab der Feind abgezogen fei. General Santo d'Irlés befahl fogleih, ihn . nach allen Ridytungen zu verfolgen. Mehrere diefer abgeſchickten Colonnen erreichten die Franzoſen bei Governolo, Goito zc., nahmen ihnen Geſchuüͤtze und Bagagewagen ab, und machten eine ziemlihe Anzahl Gefangene, melde die Deftreiher in ihren Berichten auf 28 Üfficiere und 800 Mann unge: ben. Das theild in den Batterien, theild in den Laufgräben und dem Reſervepark bei Borgoforte von den Belagerern zurüdgelajfene Geſchüͤtz be: fiand in 130 Stück verfchiedenen LKalibers. Außerdem fanden die Deftrei: cher noch große Vorraͤthe von Pulver, Patronen, Granaten, Bomben und Kugeln, nebit einer Menge Schanzzeug und Artilleriegeräthfchaften. Nach einer annähernden Berechnung hatten die Franzoſen in ber Zeit vom 19.

16 2 Mantua (zweite Einſchließung von 1796 1797). bis zum 31. Juli an 4000 Bomben, 2000 Granaten und 6000 glühende Kugeln gegen die Feſtung verwendet. Der Verluft der Befagung, vom Tag der Einfhliefung bis zum legten Juli, betrug an Todten, Verwundeten, . Gefangenen u. f. w. 17 Dfficiere und 970 Mann. Hingegen war die Zahl der Kranken bis nahe an 4000 geftiegen; der dienſtfühige Beſtand der Mannfchaft belief fih noch auf 10,000 Mann. Bi —— vom Auguſt 1796 bis zum 2, Ser tuar j i

Nicht Tange ſollte Mantua feine Freiheit genießen; denn ſchon am 6. Augufe ham Kal mad) der Schlacht bei Gaftiglione fr d.), erflärte Feld: marfhall Wurmfer dem Commandanten Grafen Ganto d’Irles, daß die Armee genöthiget fei, den abermaligen Nüdzug nad) Tprol anzutreten, weß— halb die Feſtung einen zweiten Angriff werde aushalten müflen.. Er vers fprach jedoch, fobald er den General Quasdanowich und Verſtaͤrkungen an ſich gezogen, von Neuem zum Entfag anzurlden. Der GF3. Avinzi erhielt Befehl zur ſchleunigſten Verproviantirung, und FMe. Lauer zur Herſtel⸗ Tung der Seftungsiwerke. In der folgenden Nacht (7. Auguft) rcten die Generale Spiegel und Minkwitz mit 76 Bat. und 1 Esc. in Mantua ein, wodurch bie 16,420 Mann ftark wurde; doch kann man bie dienſt⸗ fähige Mannſchaft, mit Einfluß von 686 Artilferiften und 250 Neitern, aur auf 12,220 Mann anfdlagen. Alvinzi hatte fi in Perfon nad) Ve— rona begeben, um die venetianifhe Regierung zu bewegen, zut Verproviäne tirung des Platzes mit beizutragen, worauf auch bedeutende Quantitäten Xebensmittel herbeigefchafft wurden. Die Befagung blied noch einige Zeit im Beſitz des Seraglio, eines ſich zwifchen dem eugeniſchen Canal, dem Po und Mincio ausbreitenden Landſtriches. Ihre Patrouillen ftreiften bis an den Oglio, Tartaro umd weit Über das rechte Ufer des Po; aud war bie Schifffahrt auf legt Fluß und dem Minco noch frei, und es konnten eine Menge Bebücfniffe fowohl für die Garnifon, als für bie Einwohner eingebracht werden. Nur die in diefen Monaten herrſchende große Hige verſchlimmerte die ohnehin ungefunde Luft nody mehr, und bie Zahl der Kranken war mit Ende des Auguft bereits über 4000 geftiegen, Um dieſem Uebel fo viel wie möglich auszuweichen, verlegte der Commandant am 16. Auguft 2300 M. Infanterie und fämmtliche Gavalerie nad) Bor— goforte, Curtatone und Montenarn in Cantontrung. In Pietofe und Mor lina Cerefa wurden ftarfe Poften aufgeſtellt. An demfelden Tage fand eine Auswechſelung der Gefangenen Statt; die Franzoſen erhielten 10 Officiere und 630 Mann zurüc, wodurd die Befagung um bdiefelbe Zahl verſtaͤrkt wurde. An ben Feſtungswerken konnte ke 6 der Zeit nicht viel geſchehen; doc) ließ General Lauer eine Palifaden, Faſchinen, Schankorbe ıc.

md das darin gefundene Geſchuc im die Stadt bringen Laffen; doch ging dies a Transportmittel nur langfam von Stätten, umd «8 blieb in

bi ein Vorrat Munition a ah großer ch von Mun zurüd,

Serrurier das Commando des Blokadecorps übernommen hatte, in mehreren

Mantua (zweite Einfhliefung von 1786 1797), .. 187 Colonnen gegen die Feſtung. Nachmittags entſpann ſich das erfte Gefecht, indem die öftreich. Patrouillen auf‘ bie 8000 Mann flarke, gegen Borges forte anrhdende Colonne des General Dallemagne fließen. Der Major Ca⸗ dolini vertheidigte biefen Ort mit 620 Mann und 50 Gavaterifien volle 3 Stunden, und zog fi) dann in guter Drbnung, wiewohl mit einem Ver luſt von 1 Hfficier und‘ 90 Mann, nad Gerefa zuruͤck, wo er von ben dort flationirten zwei Gompagnien aufgenommen wurde. Am andern Mon. gen griff Sahuguet ſelbſt Sovernolo an, während er in ber Nähe von Mer⸗ lano eine Abthellung über den Mincio ſchickte, um biefem Poften in ben Rüden zu kommen. Der Sommandant deſſelben, Hauptmann WBucherich, welcher den Verluſt von Borgoforte erfahren hatte, zog fi) nunmehr nach kurzem Gefecht auf Pistole. Die Vorpoſten von Gartatone, Gerefa und Pietole wurden jest von ben beiden, bei Worgoforte vereinigten franzoͤſiſchen Golonnen ebenfalls über das Glacis bis unter bie Wälle zurhdgebrängt. Am 25. Auguft, nachdem aud die vom Major Kiffics bei Tartatone, Mons tenara und S. Silveſtro aufgeftellten, 1040 Mann und 150 Pferde flars ten Vorpoften von mehreren feindlichen Golonnen bi6 an bie Feſtung zus rückgeworfen waren, blieben nur im Kanonenbereich bed Platzes einige Außen⸗ poften ſtehen. Der Feind zeigte fi nur felten in Beinen Abtbeilungen in der Nähe; hingegen ſah man ihn in ziemlicher Entfernung mit Aufwerfen von Redouten beichäftiget, und bdiefe Werke in dem Maße verftärten, als defien Mannſchaft durch Krankheit vermindert wurde, um auf biefe Act we⸗ niger Leute zur Beſatzung zu bedürfen, und doch den Deftteichern bie Aus⸗ zänge zu verfchließen. In biefer Zeit befand fi) das kalſerliche Hauptquar⸗ tier zu Trient, als am 26. Auguf ein Adintant des Kalfere bem Felde marfchall den Befſehl überbrachte, unverzüglich vorzurüden und Mantua gu entfegen. In Folge beffen entwarf Wurmſer mit dem zum Chef des Ges neralftab6 ernannten General Lauer folgenden Angeiffsplan. Die Armes fote fidy in zwei Hälften theilen, die erfte unter Damwidowicd (25,000 M., mit Einſchluß von 5000 Tyroler Schügen) die Grenze Tyrols, von den Schluchten Graubündtens bis an das Erfchthal, die zweite aber (27,000 M.), aus den Divifionen Sebottendorf, Quasdanowich und Mezaros beftehend, unter Anführung des Feldmarſchalls ſelbſt, duch die Val Sugana über Baſſano und Legnago nad Mantua vordringen. Indeß errieth Bonaparte ſehr bald die Abficht feiner Gegner, und wohl berechnend, daß die Gebirge der Eette Comuni und des Monte Malara, welche fi zwiſchen Wurmfer und Dawidowich befanden, ein Hinderniß gegenfeitiger Unterflügung fein mußten, entfchloß er fich, fchnell gegen Dawidowich Loszugehen, ihn zu ſchla⸗ gen, ehe Wurmfer ihm zu Hilfe kommen konnte, dann aber Letzterem durch das Brentathal nachzugehen, und ihn In den Rüden zu nehmen. So fchnell wie der Gedanke war auch die Ausführung diefes Entwurfs, und ſchon in ber Nacht vom 4. auf den 5. September war Dawidowid gezwungen, nad bedeutendem Verluſte Trient zu räumen, und eine Stellung am Lewis, einem reißenden Bergſtrome, zu beziehen. Hier abermals angegriffen und gefchla= gen, 309 er fih auf Salurn und Neumark zuruͤck. Ohne Zeitverluſt wandte ſich nun der franzoͤſiſche FZeldherr (der General Vaubois blieb zur Beobach⸗ tunz Tyrols ftehen) mit den Divifionen Augereau und Maſſena gegen MWurmfer, und ereilte diefen am 7. September bei Baffano, nachdem er in zroei Zagen 12 Meilen zurüdgelegt und vorber bei Primolano und Gavona 3 Bataillone Croaten über den Haufen geworfen hatt. Am 8. nahm Aus gereau die Stadt mit Sturm; Maſſena bemeifterte fi der Brentabruͤcke, und Wurmfer wid den Fluß abwärts nach Fontaniva zuruͤck. Quasda⸗

128 Mantua (gweite Einſchletung con 1796— 1797), Wille bes u Pr. ab osinne merten warı Bin nad Brlamı ee 3000 Mann nn jest nur mod) De Wann und 8 an nichts 1, nl Mezaros aus der Gegend von jr u ziehen, * A) ‚geradewegs nach Mans ag Re zonapatte, in der Hoffnung, feinen Gegner im freien zu umzingeln und zur Capitulation zu zwingen, hatte Sahuguet befoh« I, mit dem ganzen Blofadecorps gegen die Molinella und den Zartaro - vorzurliden, die Brüden abzuwerfen, und die Deftreicher ——— wähe tend er fie mit den Divifionen Augeteau und Maſſena im Rüden angreifen wuͤrde. Allein diefe Bewegungen wurden nicht zu gehöriger Zeit und nicht ſchnell genug ausgeführt, und es gelang MWurmfer, über Villa Impenta am 13, Mantua zu erreichen, wo er num nicht als Befreier, fondern als Hitfebedürftiger feinen Einzug hielt. An demfelben Tage ging Legnago, welches bie Deftreicher, man weiß nicht, aus welchem Grund, mit 1600 M, und 32 Kanonen befegt hatten, am Augereau verloren, worauf dieſer nach Governolo, und Maffena nad) Caftelaro abmarfchiete. So befand fich denn das Eaiferliche Heer, vor wenig Tagen noch über 50,000 Mann jtark, jest plögtich wieder ohne allen Zuſammenhang. Quasdanowich war nad) Friaul min, Dawidowich war in Torol, und der Oberfeldhere mit dem Reſt Heeres in Mantua eingefchloffen, während die Franzofen hoͤchſtens rinige Tage Ruhe bedurften, um ſich ſchnell zu concentricen, und dann den mit Nachdrud forfegen zu können. emfer, deffen Macht fich —— Einſchluß der Garniſon auf 30,000 Mann belief, worunter 5000 Mann vortreffliche Cavaletie waren, fand unter folhen Umftänden nicht für nöthim & EA über den See in die Stadt treiben zu laffen, umd bezog zwi⸗ Giprgio und der Favorite mit 13 Bat. und 24 Schwad. ein Lager. 19 glaubte einen Ueberfall mit Vortheil ausführen zu können, und am 14. die Deftreicher an, die auch im erften Augenblick in Verwir- rung 3 bis ihre Cavalerle, welche eben auf Foutagirung aus war, herbeisitte, and die Franzofen ‚mit nicht geringem Berluft bis Due Caftello zurücdwarf. Dies und die am 11. und 12. bei Cerca und Villa Im: ‚penta gluͤcklich beftandenen Gefechte, vorzüglich aber die Ueberfegenheit an veranlaßten Wurmſer, ein größeres allgemeines Gefecht zu wa⸗ gen, und am 15. rüdte er mit 16 18000 Mann einige Tauſend Schritt Pe den beiden Chauffeen von Legnago und Verona vor, Die Frans ungefähe 20,000 Mann ſtack. Anfangs gelang es Wurmfer, mit feinem rechten Flügel den General Bon, welder die Auge⸗

Man tua (zweite Einfhliefung von 1796— 1797), 120

kaum noch 18,000 Köpfe: Das Ditectotium zu Paris harte Bonaparte befohlen,, für jegt Mantua nicht wieder zu belagern, fondern abzuwarten, bis es, wie bald zw erwarten ftand, durch Krankheiten oder Hunger fallen würde. Doc fand man ſich hierin getaͤuſcht, denn Wurmfer hatte fo gute Vorkehrungen getroffen, daß noch geraume, Zeit verfteich, bevor diefer Plah in feanzöfifche Hände kam, namentlich da «8 dem Blokadecorps an Belages rumgsgefhüs fehlte. General Bonaparte, welcher für feine Perfon nad Mailand gegangen war, hatte feinen Truppen folgende Stellung gegeben: Kitmaine und Sahuguet mit 9000 Mann fhloffen Mantua ein; Augeteau fand mit 9000 Mann bei Verona; Maffena mit 10,000 Mann bei Bar fano und Treviſo; Macguart und Dumas mit 4000 Mann als Referve bei Billa Franca, und Vaubois mit 10,000 Mann bei Trient, Im Gans gen war demnach die Stärke der Ftanzofen: 42,000 Mann. Die öftteid.. Regierung bot jegt abermals Alles auf, die im Etſchhal an der Piave und am Iſonjo ftehenden Corps durch meuerrichtere Grenztruppen, und einige im Innern des Reiche ſiehende Bataillone ſchneil zu verſtaͤrken, und «6 gelang ihr, bis zur zweiten Hälfte des Detobers ein Heer von beinahe 50,000 Mann zufammen zu bringen, wovon 28,000 unter Quasdanowic bei Bel lano und am XZagliamento, 22,000 M. hingegen unter Dawidowich zwiſchen Trient und Bogen aufgeftelt waren. Beide Corps, jebt vom Feldzeugmets fer Alvinzi befehligt, follten gleichzeitig, das erftere über Baſſano, das zweite, die Etſch abwärts, tiber Moveredo nach Verona vordringen, und dort vereis migt, die franzöfifche Armee angreifen. FM. Murmfer follte während deffen, mit allen in Mantua disponiblen Truppen aufbrechen, das Blokadecorpe vertreiben, im Nüden des Feindes operiren, und auf diefe Weiſe zum glück lichen Ausgang ber bei Verona zu liefernden Schlacht beitragen, wodurch dann unfehibae die Befreiung Mantun’s herbeigeführt wurde. Dawidowich btach demnach am 1. November aus ber Gegend von Neumark auf, ſchlug feinen Gegner, den General Vaubois, in mehreren Gefechten, am 2. und 3. im Etſchthal, bei St. Michel und Segonzano, den 6. und 7. bei Cal: liano, den 16. und 17. aber auf den Höhen der Corona und bei Rivoli, und ftand am 18. nahe bei Gaftelnovo. Alvinzi hatte ſich ebenfalls am 2. Rovember,“ in zwei Colonnen, unter Quasdanowid und Provera, in Bes wegung gefegt, war über die Piave gegangen, und gegen die Brenta vors gerudt, die erſte Golonne bis Baſſano, die zwelte bis Citadella. Am 12. griffen Maffena und Augereau die Deftreicher bei Caldiero an, fanden aber hartnädigen Widerftand, und wurden zulegt geworfen. Bonaparte führte hierauf feine Truppen in das Lager bei Verona zurüd, marſchirte aber am 14. wieder rechts ab gegen Arcole, und hier beginnt am 15. eine dreitägige Schlacht, in welcher, nach mörderifhem Kampf, auf jeder Seite 6 7000 Mann blieben, und Alvinzi fich am 17. nach Vilianova zurückzog (f. Arcole). Bonaparte ließ nun am 18. Alvinzi bloß durch die Mefervecavalerie verfols gen, und wendete ſich mit feiner ganzen Macht gegen Dawidowid. Diefer General, bie Gefahr erfennend, die ihm drohte, zog ſich zeitig genug dis Ala wurd, doch litt feine Xrrieregarde bei Tapara bedeutenden Verlufl. Aoinzt, von ber Kuge Damibomicye unterrichtet, fandte den 19. von Montebello aus einige illone zu deffen Unterfiügung in's Gebirge von Molare, und rucktte den 20. felbft wieder bis Willanova vor. Auf die Nachricht hiervon kehrte Bonaparte ſogleich wieder nad Verona um, und Atvinzt fand für gerathen, hinter die Brenta zurüczugehen. Am 23. Novbe. endlich unter: * nahm WBurmfer einen Ausfall aus Dana, der jedoch keinen Erfolg —8 konute, da de Colonnen Befreii jebrungen waren, h x au fe mg vorg 7

130 Mantua (zweite Einfhliefung von 1796 1797).

.längft wieder zuruckgezogen hatten, und Bonaparte die Truppen, welche er vom Blotadecorps während jener Kriſe verwendet, wieder ihre früheren Pos fen hatte einnehmen laffen. Hiermit war der dritte Verſuch des Entfages beendet. Die Deftreicher nahmen ihre Stellung hinter der Brenta, den rechten Flügel zu Trient, ben linken in Padua. Bonaparte dagegen bezog feine alten Quartiere an der Etſch.

Bon diefem Zeitpunct an bis zum Januar 1797 war auf bem Kriegs- fhauplas in Italien Alles ziemlich ruhig geblieben. Die Sranzofen hatten einigen Erfas erhalten, und auch das oͤſtreichiſche Heer war ihnen an Zahl beinahe wieder gleidy geworden. Alvinzi. fchritt nunmehr zum vierten Ver ſuch, Mantun zu entjegen, und entwarf dazu folgenden, dem vorigen fehr

‚Ähnlichen Plan. Die Armee war beftimmt, abermals in zwei Colonnen, die erſte umter dem Feldzeugmeifter felbft, durch das Etſchthai, gegen Mans tua vorzugehen, und die franzöfifhen Stellungen bei der Corona und Ri— voli anzugreifen, die zweite aber, von 14,000 Mann, follte in der Ebene vorrhden, und zwar General Bayalitſch mit 5000 Mann auf Verona, und General Provera mit 9000 Mann von Padua gegen Legnago. Beide großen Colonnen würden übrigens, unabhängig von einander, fo ſchnell als möglich Mantua zu erreichen fuchen, um ſich dort mit Wurmfer zu vereinigen. Diefem General follte durd einen geheimen Voten ein Verhaltungsbefehl zugeſchickt werden, welchen aber die franzöfifhen Vorpoften auffingen. Mons tholon, in den Memoiren Napoleon's, erzählt die Sache auf folgende Art, Die in franzoͤſiſcher Sprache mit ſeht Eleiner Schrift gefchriebene und in

' einer MWachspille verſchloſſene, vom Kaiſer eigenhändig unterzeichnete Depeſche hatte der Bote verſchluckt. Ein Brechmittel brachte fie wieder zum Wors fein, und deren Inhalt lautete, daß Wurmfer bei dem zu erwartenden bals digen Entſatz nicht capituliren, fondern die Beftung räumen, uͤber den Po gehen, und fich nad den päpftfichen Staaten begeben folle, wo er dann das Commando der römifchen Truppen zu übernehmen bitte. Diefer Befehl kam, wie gefagt, nicht in des Feldmarfhalls Hände, und Bonaparte nahm feine Mafregeln gegen eine etwwanige paͤpſtliche Diverſion. Vor Beginn des Testen Actes im Intereſſe Mantun’s hatten die Franzoſen folgende Stellung inne: Joubert, mit 10,000 Mann, bei Nivoli; Maffena mit 9000 M. bei Verona; Serrurier mit 10,600 M. vor Mantun; Augerean in Legnago und Umgegend mit 9000; Rey mit 4000 in Defenzanoz; Victor, als Reſerve, mit 2000 in Goito, und Lannes mit 2000 Mann zu Bologna. Alvinzi fegte fih mit der Hauptmacht am 11. Januar in Bes wegung, und geiff am 12. früh die Stellung bei der Corona an, und lies ferte am 14. und 15. die Schlacht bei Nivoli (f. d.), in welder die Kais ferlichen nad ruhmvollem Widerfiand gaͤnzlich gefchlagen, und allein an Gefangenen 10 12,000 Mann verloren. General Provera war, wie oben bemerkt, am 9. bei Legnago, Augereau gegenüber, angefommen, ſchlug den 13. bei Anghiari eine Bruͤcke über die Etſch, und feste feinen Weg, nad dem er zur Deckung derfelden 1500 Mann mit 14 Gefhügen zuructgelaſſen hatte, mit noch 7000 Mann nad) Mantua über Ceren, Sanguinetto umd Nogara fort. Augereau ging noch am 14,, nachdem Lannes von Bologna + zu ihm geftoßen war, gegen Anghiari vor, fand aber nur die zur Vertheiz digung der Brücke aufgeftellten 1500 Mann, und machte fie nach Furzem

* Gefecht zu Gefangenen. Provera erreichte am 15. Mittags die Vorftabt

. S. Giorgio, welche General Miollis mit 1200 Mann befegt hielt, und for dette biefen auf, fid) zu ergeben, erhielt aber abfchlägige Antwort. Monthos ton gedenkt hier eines Falles, wodurch das Fort beinahe Überrumpelt wor—

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Mantua (zweite Einfchliefung von 1796—1797). 181 dem wäre. Ein kaiſerliches Hufarenregiment von der Ar iede, unter Prinz Hohenzollern, war mit Tagesanbrudy ganz nahe vor S. Glorgto erfehlenen, und in feinen weißen Maͤnteln für Brangofen angefehen worden. Miollis, welchet wußte, daß eine franzöfifche Divifion an der Etſch fland, vermuthete von biefer Seite feinen Feind, und überdieß befanden fih fine Hauptpoften gegen die Feſtung. Nur einem alten Sergeanten, welcher 200 Scheitte vom Zhor Holz fälte, kam dieſe Cavalerie verbädhtig dor; er eilte in den Plak, (Stoß ſchnell die Varriere, und machte Laͤrm. Hohenzollern fehte fih in Gatopp, kam aber dennoch zu fpät. Bonaparte befand ſich am 14. Abends zu Gaftelnovo, wo er erfuhr, daß Provera auf dem Marc nach Mantua fl. Ex befahl Serrurier, ©. Giorgio auf das Aeußerſte vertheidigen zu fafe fen, und ſich ſelbſt bei der Favorite aufzuftellen; Augereau dagegen follte jedenfalls dem Feind auf dem Fuße folgen. Provera erwartete, daß Wurm⸗ fer dem mit ihm verabredeten Ausfall ſchon den 15. Nachmittags thun würde; altein diefer zögerte damit bis zum 16., wo bereits Bonaparte in voller Poſt⸗ tiom bei Montada, der Favorite und S. Antonio war, und ſonach ſich zwi⸗ ſchen der Eitadelle und Provera befand. Der Angtiff des Feldmarfchalls auf die frangöfifche Stellung Eonnte nun um fo weniger gelingen, als das öftreich. Hilfscorp6 durch die von Legnago her antüdenden Generale Auges teau und Victor abgehalten wurde, Wurmſer mit Erfolg zu unterftügen. Dee Weg nady der Eiſch war verlegt, umd ein Ruͤckzug nad) Governofo im Angefiht eines überlegenen Feindes am hellen Tage nicht wohl auszus führen. Die Eaiferlihen Generale fahen daher nach einigen Stunden Ges fechts die Unmöglichkeit ein, durchzudtingen, und MWurmfer zog fich in die Stadt zuruck, Provera aber ergab ſich ſhon um 10 Uhr Morgens mit 7600 M. In Mantua hatte indeß die Noth den hoͤchſten Gipfel erreicht. Schon feit längerer Zeit erhielt die Gamifon nur halbe Rationen, die größe tentheils im Pferdefleifh beftanden. Alte Subfiftenzmittel waren erfchöpft, und feit der Schlaht von Rivoli alle Ausfiht auf Entfag verſchwunden. Bon den 28 30,000 Mann, die der Play nach dem zweiten Einzug Wurmſer's überhaupt in ſich aufgenommen hatte, lagen über 6000 in ben Hospitälern, und 7 8000 waren geftorben, oder vor dem Feind geblieben. Der Feldmarſchall entſchloß ſich daher zur Capitulation, und fandte defhalb Klenau in das Hauptquartier von Serrurier. Bonaparte befand ſich, von dem oͤſtreichiſchen General unerkannt, bei den Verhandlungen gegenwärtig, und ſchrieb felbft die Bedingungen nieder. Am 2. Februar 1797 wurde Mantua übergeben. Wurmfer erhielt mit 500 Mann und 6 Gelchügen freien Abzug, die Gaenifon aber, noch ungefähre 15,000 Mann ftark, firedte auf dem Gtacis die Waffen, und ward kriegsgefangen. Die Franzofen fanden ihre früher eingebüßte Velngerungsartillerie wieder, und außerdem noch einen zahlreichen Park, im Ganzen 800 Gefhüge. Das Dicectorium befahl, die Feſtungswerke zu fchleifen. Bonaparte aber, welcher hierzu keine Luft hatte, ließ die Wälle ausbeffern, um aber doch dem Befehl nachzu⸗ tommen, biefelben unterminiren, um fie jeden Augenblid fprengen zu koͤnnen. &o fiel denn endlich) nad) einer Smonatlihen tapfern und ruhmvollen Wers theidigung das legte Boliwerk Deſtreichs in Italien, und die naͤchſten Fol⸗ gen davon waren, daß fi) Bonaparte ohne Zögern gegen Rom wandte, und bald darauf den Papft zum Frieden von Zolentino zwang. Die · Truͤm · mer des äftveichifchen Heeres zogen ſich durch das Thal ber Drau bis Bits lady, vom wo aus Alvinzi wieder bis an den Tagliamento vorrüdte. Die Beanzofen befepten das Thal der Brenta.

(Bergt. Elaufewig, der Feldzug in Stalin 1796. Bali, Mille.

132 Mantua (Belagerung 1799). Manubalifte, 1. Band. Spectateur militaire, 1834, Octobre, pag 67.

Mantova e suo circondario, con la dichiarazione delle opere d’assedio fatta dal’ armata, francese 1796, und deffen Plan von Dantua mit Umgegend, ee

Belagerung 1799.

Suwatow batte nach dem Siege an der Trebbia (f. d.) an der Seri— vin und Bormida ein Lager bezogen, und richtete feine nächfte Aufmerke famteit um den Befehlen des Wiener Hofes nachzuktommen auf bie Einnahme der feften Pläge, welche fid noch in den Händen der Franzofen befanden. Die Ftanzoſen unter Moreau nahmen ihre frühern Stellungen in den Apenninen wieder ein; ihre Poftenkette lief von den Quellen des Tanaro bis zu denen des Tarro, das Hauptquartier befand fid) zu Cornigliano. General Krim nahm Stellung bei Turin zur Dedung der. Alpenausgänge, General Haddick lagerte bei Aofta, um die beiden Bernharde zu beobachten, Klenau follte Macdonald über die Apenninen folgen, durch 4000 M. unter Alcaini eingeſchloſſen, und gleichzeitig die Belagerungen von Aleſ⸗ fandrin (f. d.) durch Bellegarde, und Mantua durch Kray unternommen werben. Diefer Stilljtand der Operationen im offenen Felde fchien beiden Parteien

willtommen. Die Verbündeten glaubten mad) dem Falle der Plaͤtze die Eroberung Italiens vollenden zu koͤnnen; die Franzoſen dagegen hofften, mod) zeitig genug Verftärkungen zu erhalten, um die Abfichten ihrer Gegner zu verhindern.

Um den Fall Mantua’s zu. befchleunigen, beorderte Suwarow den General Ott, mit feinem Eorps zu Kray zu ftoßen, wodurd das Belage: tungscorps eine Stärke von 29,000 M. erlangte. Gouverneur der Feftung war Generate Foiffae Die Befayung beftand aus 11,000 M. mit 600

- Kebensbedürfniffe und Material war zur Genlige vorhandenz alfein die Feftungewerte waren nicht in dem beften Zuftande, und der Coms war von der Unhaltbarkeit des Platzes fo uͤberzeugt, daß er abge⸗

u werden verlangte, wodurch die laue Vertheidigung erklärlich wird. Am Juli begannen die Deſtreicher die Belagerungsarbeiten den Außen⸗ werfen gegenüber, welche den Kanal Pajolo vertheidigten; den 14. wurden die Laufgräben vor dem Hornwerke der Pradella eröffnet, und bereits dem 28, wurde daffelbe von den Franzofen verlaffen, und eine Capitulation ab— geſchloſſen, nach welcher die Befagung (8000 M.) freien Abzug erhielt, und fi) een ichtete, ein Jahr lang nicht gegen die Verbündeten zu fechten, der

eralfiab aber als Geifel * Deſtreich abgeführt wurde. Kray je während der Belagerung nur 300 M. verloren; er ließ 7 Bataillone in Mantua als Befagung zurück, fendete 11. Bat. und 6 Schwad. unter Gen. Hohenzollern nach Toscana, und ſtieß den 12, Auguft mit dem Reft feines Corps (13,600 M.) zu Sumaron, welchem mittlerweile die Franzo⸗ fen in der Offenfive waren (ſ. Novi).

Gergl. Memoire du General Foissac Latour, ayant commande la place de 1800. Clauſewitz Feldzüge von 1799 in —— und der Schweiz, 1. Theil,

de ch; mi der groͤße a der one, h * ——— a

Marathon (Schlacht 490). 133

Marathon, font ein Flecken am ägdifhen Meere in Attila, ſebt ein Meines ſchlechtes Dorf (Maraton) 1 Stunde von der See, 3 Meilen noͤrdlich von Athen, am nordweſtlichen Ende eines Thales, das füdoftwärts gegen das Meer hin zu>einer Ebene fic Öffnet, durch welche der Charaz dros (Charadna) fließt.

Sieg der Örichen unter Miltiades über die Prrfer, am 29. September 490.

Athen und Sparta hatten dem König Darius von Perfien, der Gries Genlands Unterwerfung forderte, dieſe adzuſchtagen gewagt, und Darius lies jegt, nachdem die erſte Erpedition unter Mardonins verunglückt war, ein Heer von mehr als 100,000 Mann unter Datis in Griehenland ein: rüden, die Kuͤhnheit feiner Feinde zu beſtrafen. Hippias, der verjagte Th— ran von Athen, führte den größten Theil des perliihen Heeres (100,000 Mann zu Fuß und 10,000 Neiter) in das Herz des Landes Dis in die Ebene von Marathon, während waͤhrſcheinlich eim anderer Theil der feind⸗ uuchen Macht gegen Athen detaſchitt wurde (C. A. Schwarze, conjectura de pugoa Marath. Görl. 1793, 4.). Achen fandte um Hilfe nach Sparta, die ihm auch verfprochen wurde; aber vor Eintritt des Vollmondes durften die Spartaner nach ihren Gefegen nicht matſchiren, und bis dahin waren roch 5 Tage. Platha allein ließ 100 Mann Fufvott zu den 9000 Mann Schwerbemwaffueten ftoßen, welche Athen in der Eile zufammengebracht hatte, indem es fogar einen Theil feiner Schaven (dev erfte Fall im der griecht⸗ ſchen Geſchichte) bewaffnet hatte. Ob die von einigen Schrtiftſtellern ange- gebene Stärke der Athener von 9000 Mann and die bewaffneten Sclaven in fidy begreift, möchte beinahe zu bezweifeln fein. Der Oberbefehl über die Griechen wurde 10 athenifhen Generalen übergeben, unter denen fih Mit tiades, Themiſtokles, Ariftides befanden, und von denen jeder einem Tag das Commando führen follte. Das Unzwedmäßige diefer Anordnung ers tennend, vereinigten fi) die Generale dahin, einem von ihnen, und zwar dem Miltiades, der am eiftigften auf ein Treffen beftand, den Oberbefehl zu überlaffen. Sogleich traf diefer Anftalten zu einer Schlacht, ſtellte ſich am Fuße des Gebirges Kythäron auf, lehnte feine Flügel an die in Form eines Hufeiſens davon abgehenden Vergzüge und dedte fie gegen die Reiz terei durch Verhaue, die 500 Schritt vorwärts Über beide Flügel hinaus⸗ gingen. Um ben Perfern an Ausdehnung moͤglichſt gleich zu kommen, ſchwaͤchte er feine Mitte und verftärkte, fo viel als es die Zahl feines Hee⸗ res zuließ, feine Stügel, die zuerft angreifen und, fih an die Gebirge und Verhaue lehnend, das Fußvolk des Zeindes in die Flanken nehmen follten. Es war ein wohl beredyneter Plan des Miltiades, wie ihn auch Alerander der Große bei Iffus hatte, das Terrain fo zu wählen, daß die ungeheueren perfifen Maffen ſich nicht entwideln, und daß befonders bie gefürdhtete perſiſche Reiterei gar nicht in's Gefecht kommen konnte, weil fie auf dem Zlügeln fand, die das Thal, aus dem die Griechen debouchirten, weit über: tagten, und weil die ausgedehnten Verhaue der Griedyen eine Umgehung ders feiben verhinderten. Der perfißche Seldhere Datis gab Vefehl, das Häufs lein des Feindes zu vernichten; aber Miltiades kam ihm zuvor, und eröffe nete den Angriff gleichzeitig mit feinen beiden Slügeln, und zwar mit fols dem Ungeftüm, daß die Perfer dem heftigen Stoße nicht widerſtehen konn⸗ tm in Unordnung gerieben. Die griechifdye Mitte, wo Ariſtides und z tles befehligten, hatte, weil fie zu ſchwach war, dem Angriffe der Slügel nicht folgen können; gegen fie wendete fid) nun der Geind mic der äuferfien Anftvengung. Rad) hartnaͤckigem Widerſtande wurde dieſelbe

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um es vor einem etwani⸗ nem Theile des Heeres auf dem Schlachtfelde zurück, um bi und die unermefliche Beute zu bewachen. Von dem Marmor, fee mitgebracht hatten, um ein Dentmal des in ihren Augen gewi ges zu errichten, fertigte der berühmte Phidins eine Statue der mefis, welche in der Nähe einen Tempel hatte, zum Andenken an weichen Sieg. Drei verfhhiedene Denkmäler auf dem Schlachtfelde nannten "Namen der gefallenen Athener, Piatier und Sclaven. Panaͤmus, des Phie dias Bruder, entwarf auf Koften des Staates ein Gemälde, welches den Miltindes darftellte, wie er an der Spige der 10 Generale feine Soldaten aufmuntert und ihnen felbft das Beifpiel ihrer Pflicht gibt. Hetodot, V. 102 115. Kausler, Atlas, 2. Lieferung. Carrion Nifas, Geſchichte der Keiegführung, 1. Band.

Marbod, ein edler Sueve von dem Volke der Markomannen, war in früher Jugend nach Rom gegangen, und im Hoflager des Kaifers Auguſt wegen feiner großen und edien Geftalt und feines trogigen Muthes vorzügs lich geehrt worden. Hier hatte er das Kriegsweſen der Nömer und ihre Staatskunft kennen gelernt; hier hatte er aber auch die Wolluft und Erz ſchlaffung gefehen, welche die Nömer unmürdig machten, Herren des großher—

deutſchen Volkes zu fein. Mit dem Entfchluffe, fein: Volt von ber

Knechtſchaft zu befreien, Eehrte er in fein Vaterland zuruck und berebete feine Landsleute, weil fie in ihrem jegigen Wohnfise am Nedar und ‚gegen bie roͤmiſche Macht ſich weniger behaupten Eönnten, ſich weiter offwärts zu wenden. Marbod führte im Jahre B v, Ch. die Markomannen dem rund umher durch Gebirge wohlgefhligten Böhmen, vertrieb die Bojer, die fhon vor Alters hier eingewandert waren, unterwarf fich viele Völker umher und fliftete ein großes, wohlgeorbnetes, markomannifches Neich. Nun fellte ex fich offen den Römern entgegen und ſprach zu dem Kaiſer wie zu feines Gieichen. er es wirklich mit dem Wohle ſeines Volkes redlich ge— meint, ſo er dem ganzen Deutſchland eine mächtige Stuͤtze gegen die einiger Drdmın 70,000 di Ei 4000

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Mann zu Pferd in —— gegen bie Nachbarn, fo daß man

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Marburg (Belagerung 1759). 5 185

mit Mecht feinen Planen größere Zweche unterfegte. Defhatb fendete der Kaifer Auguft, Marbod's Macht für gefährlich erahtend, im J. 6 n. Ch. feinen Sohn Tiberius mit einem großen Deere gegem die Markomannen, und eben twollte Tiber feinen Gegner mit 12 Legionen von 2 Seiten eins fhlleßen, als ploͤblich Botſchaft am, daß alte Völker vom adriatifchen bie zum ſchwatzen Meere gegen Rom aufgeftanden feien, und mit 200,000 Mann zu Fuß und 9000 Mann zu Pferd gegen Italien anrhckten. Tiber ſchioß deihalb eilig mir Marbod Frieden, der dem Letzteren günftig wir, und ihm im aubigen Beſide feiner angemafiten Hertſchaft ließ. Marbod ſchaltete eigen: mächtig als König der Markomannen, bie Arminius (f. d.), der die Römer ans Deutſchland vertrieben hatte, befchloß, auch die innerm Feinde ber deutz ſchen Freiheit zu vernichten. Marbod war mit den Mömern verbindet, und hatte auch Hermann's Oheim Inguiomer gewonnen, Das Haupttreffen zoifchen Hecmann und Marbod währte lange ohne Erfolg, dis Marbod feine Truppen, doch ohne merklichen Verluft, zurüczog. Bald damuf unters tag der Markomannenfürft dem Gothen Goiwalda und floh zu den Römern (19 a. Eh.), die ihm einen Jahrgehalt gaben und Ravenna zum Wobnfige ammwiefen, wo er fein durch roͤmiſche Wohlthaten gefriftetes Leben nach 18 Jahten unrühmtic beſchloß. C

Marburg, Stadt in bee kurheſſiſchen Provinz Oberheffen, an beiden Seiten der Lahn, mit 7000 Einw.

Belagerung 1759.

Nach der Schlacht von Minden (f. d.), den 1. Auguſt 1759, und dem am gleichen Tage «ebenfalls glücklichen Gefechte dei Goofeld gegen den Herzog von Briffac zog fid die franzöf. Armee, lebhaft verfolge durch dem Erbprinzen von Braunſchweig, auf das rechte Ufer der Wefer zuriick, und ſtand den 4. Auguft bei Haſtenbeck, hatte den 10. und 11. nad befchmwerlichen Marſchen die Defileen bei Minden und Witzenhauſen paffirt, und traf den 12. in einer fehr traurigen Verfaſſung auf dem linken Ufer der Fulda bei Gaffel ein. Die alliirte Armee hatte dagegen am Tage nad; der Schlacht Minden wieder in Befig genommen und ftand, über Bielefeld und Pader— born gehend, am 12. auf den Höhen von Stadtbergen. Die franzöfifche Armee dedte ihre linke Flanke durch das Gorps des Marquis von Armenz tieres bei Wolfshagen, und ber Herzog warf dafjelbe nach Friglar zuruͤck, um den $eind für die Sommunication mit Frankfurt beforgt zu machen. Diefer verließ den 18. die Gegend von Gaffel, überfhritt die Eder, und bezog den 23. ein Lager hinter der Ohm bei Groß: Seelheim, zwiſchen Amöneburg und Marburg. Caſſel ward von den Alliirten den 19. durch Gapitulation genommen, und Herzog Ferdinand erſchien den 25. zwiſchen Muͤnch hauſein und Eenfthaufen im Angefiht des Feindes, von welchem thn nur bie Lahn trennte. Seine Abſicht war, fidy wieder in den Befig von Münfter zu fegen, Marburg wegzunehmen, und dadurch feinen Gegner zum Berlaffen feiner Pofition zu nöthigen. Er fandte zu diefem Endzwecke 6000 M. unter dem General Imhoff nach Münfter, bedrohte durch den Ueberfalt eines feindlichen Streifcorps bei Ober: Wetter die linke Fianke des Feindes und zwang dadurch den Herzog von Broglie, den 29. über Mars burg zurüd nach Wolfshaufen, Ronhaufen und Kappel zu gehen. Den 2. September uͤberſchritt der Erbprinz bei Goofeld die Lahn, druͤckte die feindlichen Vorpoſten von Dber: und Mieder: Weimar zurid, ſandte den Prinzen von Bevern näher nad) Marburg und nöthigte dadurch die Franjoſen, ta6 Lager bei Groß: Seelheim zu verlaſſen und den 4. zwilden Gießen und Wifed hinter der Lahn eine neue Steliung zu nehmen.

136 Marburg (Einnahme 1700).

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900 M., unter dem Dberft du Pieffis, ward gleich nad) Abmatſch der frangöf. Armee durch den Prinyen von Bevern zur Usbergabe aufgefordert, a ET —— Herzog Fer:

der Nacht vom 7. zum 8. Septbr., unter Befehl des

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in der Das Corps des Herz, 8 stellung hinter der Lahn, zwiſchen Dudenhofen und Miündyhofz| Woglar zu deden, und bie franzöf. Generale waren ft ihrer Eroberungen biesfeits des Mains zu behaupten, und wichen jedem entfcheidenden Treffen aus, um im nädjften Feldzuge nicht ohne einige Vorz teile aufzutreten. .

Einnahme 1760.

Der Herzog von Broglie beabſichtigte in biefem Feldzuge, ſich zum Meifter von Heffen zu machen, und wollte daher mit einem Theil ber Armee durch Weftphalen, mit der Hauptarmee aber gegen bie rechte. Flanke der Alliitten vorrücen. Zu diefem Endzwede fandte er detaſchitte Corps nach Dortmund und Lippftadt, umd bezog felbft ein Lager bei Schweinsberg. Herzog Ferdinand ging dagegen den 25. Juni aus feinem Lager bei Friglar nach Neuftadt, und vereinigte fid mit dem Prinzen von Bernburg Lippſtadt. Da er inzwifchen die franzöf. Stellung für zu feſt hielt, 309 fi den 26. nach Ziegenbain hinter der Schwalm zurüd, worauf Broglie

Marburg wurde, das fid) nad) einem ſchwachen Widerftande am ergab. Beide Armeen bezogen hierauf Stellungen, in denen fie fi feitig nicht. anzugreifen wagten,. und bie nächfte Zeit brachte nur sende Vorpoftengefechte- Inzwiſchen gelang es dem Exbprinzen, Juli ein feindliches Detafhement unter Gen. Glaubig bei Emsdorf mit großem Erfolge zu überfallen, daß man von Neuem daran dachte, in Befig von Marburg zu kommen, wo bie Franzoſen große Magazine an Lebensmitteln und Material angelegt hatten. Man glaubte, ben Play durch Ueberfall nehmen zu koͤnnen, und fandte zu dieſem Endzwede den General Luckner mit einem combinitten Truppencotps dorthin ab. Allein der Feind, durch das Gefecht bei Emsdorf aufmerkſam geworden, hatte bereits folche Vorkehrungen getroffen, daß das Unternehmen aufgegeben werden mußte. Ohne daß beide Feldheren etwas Weſentliches unternommen hätten, war der Auguft vergangen; Broglie dachte daran, in Heſſen Winterquartiere zu be— ‚und Herzog Ferdinand wollte ihm die Verbindung mit dem Main abſchneiden. Er fandte den Dberft Ferfen mit 4000 M. von Meerhof aus und Gießen, und dieſer ließ erſteres durch den Major von

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ingroifcpen nicht erreicht; denn ber Herzog von Broglie, um feine Commus nication mit dem Main ernſtlich beforgt, hatte den Gen. Stainville mit einem Corps gegen Marburg geſandt, und dieſer den Dberft Ferfen bei dem

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—— (Ueberfall u. Belagerung, 1761). 137 ‚erreiche und geſchlagen. Der Herzog ging hierauf uͤber bie

und bezog den 14. ein Lager bei Geismar. Die Mntrau —— des Win! 1761

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der Unſtrut und Werra über Münden, Göttingen, Fritlar, Gießen, hinter der Sieg bis am den Mheinz die der Alllicten fanden längs den Ufern der Lippe, Dimel und Weſer, in dem und Oonabrück. Herzog Ferdinand, welcher bie Frans ihren Duartieren überfallen wollte, concenteite feine Armee den Februar zwiſchen Lippfladt und Nöhden unter dem Erbprinzen, eine Abtheilung unter feinem eignen Befehl an der Obers und Niederdimel, und ein Corps umter dem Gen. Spörten bei Duderfladt: Der Erbptinz, , das Centrum der feindlichen Quartiere zu durchbrechen, brach den

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davon benachrichtigt, 309. ſich fhleunigft über Homburg = murde aber von Marburg abgeſchnitten, worauf Breitenbach ſich entfcploß,, diefen Plag zu überrumpeln. Der dortige Gommandant, Generaf de Rouge, war jedoch darauf vorbereitet und hatte bie zwedmäßigfien Mabs tegeln getroffen; nichts defto weniger feste fi Gen. Breitendach an die Spige des Regiments Blod und griff das Gaffeler Thor mit Lebhaftigkeit am. Die Zruppen jedoch, von dem unerwartet heftigen Widerſtande in Un - ordnung gebracht, ftodten; ihe Anführer felbft wurde erfhoffen, und das Unternehmen mußte mit Zurücklaſſung von 3 Kanonen aufgegeben werden.

Belagerung 1761.

Den 11, Bebruar war der Herzog in 4 Colonnen Über die Dimel ges gangen und hatte den 13. Quartiere bei Miedenftein bezogen. General Spörten war den 9. mit 10 bis 12,000 M. von Dubderftadt gegen die franzöf. Quartiere an der Werra aufgebrochen und fland den 11. an der Unftrut. Der Herzog von Broglie, weicher über die Abficht feines Gegners noch nicht Mar war, behauptete feine Stellung zwilhen der Werra und Fulda, und nur erft, al6 er den Marſch der Alliürten gegen Gaffel erfuhr, verfah er diefen Ort mit einer ſtarken Garnifon, concentrirte feine Truppen und trat den Rüdzug an. Der Gen. Spörten beftand inzwiſchen ein glüds liches Gefecht bei Langenſalza und drängte den Feind von der Unſtrut zus cu; Fritlar war nach tapferer Vertheidigung gefallen, und der Erbprinz drang nach Homburg vor. Die Franzoſen hatten am 17. eine feſte Stels tung bei Hirfdyberg inne. Demnach gingen die Operationen der Verbüns beten mur langfam von Starten, wovon namentlich die ungünftige Jahres— zeit die Schuld trug. Den 21. war der Herzog von Broglie mit feiner Hauptmacht bis Zulda zurüdgegangen ; Herzog Ferdinand vereinigte ſich an biefem Tage bei Haufen mit dem Gen. Spörken und nöthigte dadurch feinen Gegner, den Rüdzug nach dem Main fortzufegen, weldyer endlich bei Sals münfter Halt machte, mean, dort ernftlihen Widerſtand zu leiſten. Die Abſicht, Heffen von den Franzoſen frei zu fehen, war ſonach erreicht; allein fo lange die Feſtungen Caſſel, Ziegenhain und Marburg noch in deren Händen waren, blieb der Beſitz dieſes Landes doch fehr zweifelhaft. Der Graf von Buͤckeburg erhielt daher Befehl zur Belagerung von Gaffel (f. d.), und der Lord Gramby zu der von Marburg. Zur Dedung dieſer Belagerungen nahm bie alliirte Armee eine Stellung hinter der Ohm und beſetzte Lauterbach, Laubach und Grünberg mit ſtarken Detafchemente.

138 Mare eau.

in ſchritt mit den Laufgraͤben nur langſam vorwaͤrts. fen hatte der Herzog don Broglie vom Niederrhein einen Zi Item und fühlte ſich ſtark genug, am 14. März jeeifen. Bei diefer Nachricht verlieh Lord 69 feine und Lahn, und marſchirte nach Lohr, um von biefer Seite die Belagerung von Marburg zu deden. Der Erbprinz, der Ueber macht weihend, 309 fih nah Homburg an der Ohm zurüc, und bereits m 18. März fah ſich der Herzog Ferdinand genöthigt, die Belagerung von Marburg aufzuheben und feine detafchirten Corps am fid zu ziehen. Ernahm Stellung hinter der Ohm, von Wetter über Ziegenhain, Schweins- berg bis Homburg, gefonnen, hier feinen Gegner zu erwarten. Diefer aber wollte ihm durch feine Mandver von felbft zum Rückzuge nörhigen, drang

über die Ohm zurüd. Diefe Bewegung zwang ben Herzog Ferdinand allerz dings, über die Eder zu gehen, den 28. die Belagerung von Gaffel aufju= heben und endlich den 31. feine frühere Stellung hinter der Dimel wieder einzunehmen.

(ergl. M&moires pour servir ä Vhistoire de la campagne du mare- chal de * et du comte de Lippe-Bückeburg en Hesse et en West- phalie, en 1761, avec plans. Gefchichte des Herzogs Ferdinand don Braunſchweig, 2 Thle. Retzow, Charakteriſtik des Tjährigen ST 2 The.)

Marceau, Obergeneral ber franzöf. Republik, ein Mann von edel: müthigem Charakter und großem Anführertalent, wurde den 1. Mai 1769 zu Chartres geboren. Ueber feine Herkunft und früheren Lebensverhältniſſe iſt zur Zeie noch Wenig bekannt, fein früher Tod ſcheint ihn überhaupt bald in Vergeffenheit gebracht zu haben. Frangois Severin=Desgraviers Marceau trat mit dem 17, Jahre in Mititaicdienfte, befand ſich bei Ausbruch der Revolution zu Paris in Garnifon, nahm Partei für diefelbe, verabfcheute aber alle gewaltfamen Angriffe auf bie beftehende Regierung. Da nach den aufgeſtellten Srundfägen Niemand mehr zum Mititairdienfte gezwungen werden. follte, die Errichtung der Nationalgarde uͤberdies vielen Offiieren, Unter officieren und Soldaten der Linientruppen vortheilhafte und befoldete Stellen in derlelben verfchaffte, fo trat auch Marceau aus feinem Regimente und wurde zum Inſpecteur der Nationalgarde von Chartres ernannt. 1792 marfchirte er am der Spige eines Bataillons Nationalfreitwilliger an die obere Maas, und ftand zur Zeit des Einruͤckens der Verbündeten in Verdun. Nach 2rägiger Beſchießung erfolgte ein Aufftand der Bürger, welche den Commandanten diefes ſchwach befepten Plages zur Eapitulation zu zwingen fuchten; Oberſt⸗ lieutenant Beautegard 309 es vor, ſich den Tod zu geben, als den Platz zu überliefern. Auch Marceau hatte ſich diefer [himpflichen Uebergabe Eräftig wiberfegt, wurde aber vom Pöbel geswungen, die Gapitulationsacte dem Könige von Preußen ſelbſt zu überbringen; bei Ueberreichung derfelben vergoß M. Thränen, die der hochherzige Fürft zu fhägen verſtand. Diefes Ereigniß füllte Marceau mit Verachtung gegen die Bürgerfoldaten, und um in Zutunft nicht wieder in Ähnliche Lagen verfegt zu werden, trat er in die

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Marcean. 138

murbe (1793). eine Dffenberzigkeit fprach ſich mißbilligend über diefen Bürgerkrieg aus, was zur Kolge hatte, dag M. nebft mehreren Dfficieren feines Regiments der Verraͤtherei befchuldigt und nad) Tours in Arreſt ges bracht wurde. Am Vorabend der Schlacht bei Saumur ließ man bie Offi⸗ ciere wieder frei; doch ging die Schlacht, in Folge der allgemeinen Verwir⸗ sung, in welcher fid damals die dort fämpfende Armee befand, verloren. Maxceau war fo glüdtich gewefen, dem Gonventsdeputicten Bourbotte, einem feiner Ankläger, im Kampfgetuͤmmel das Leben zu retten, indem er ihm fein Pferd gab. Diefe edelmüthige Handlung verwandelte ben Feind in den wärmften Freund und Beichüger, deſſen Marceau allerdings bedurfte; aber die Dankbarkeit Bourbotte’s blieb nicht bei leeren Phrafen flehen, er brachte es dahin, daß fein edelmüthiger Metter mittelft Speciaibefehls zum Brigadegeneral ernannt wurde. Marceau war damals 24 Jahre alt. Muth, Uneigennügigkeit und Seelengröße bezeichneten alle feine Schritte in diefem Bürgerkriege. Seine feltne Tapferkeit erwarb ihm Kleber's Freund⸗ (haft, und als diefer zur Ardennenarmee abging (1794), empfahl er ben General Marceau zu feinem Nachfolger im Oberbefehl der beiden Weftarmeen. Sn dieſer neuen Eigenſchaft befämpfte der junge Held die Vendéer mit vielem Gluͤck, zog ſich aber bald eine neue Verhaftung zu, indem er einer jungen, ſchoͤnen Vendéerin, die mit den Waffen in der Hand gefangen worden war und deshalb erfchoffen werden follte, das Leben rettete. Bei der damals vocherefchenden Stimmung war eine folhe Handlung Außerft tühn, und Marceau würde der Guillotine kaum entgangen fein, wenn nicht Bourbotte nah Paris geeilt und fein Zürfprecher geworden wäre; er verlor jedoch den Oberbefehl und erhielt eine Divifion der Ardennenarmee, mit mwelher er Ende Mai zu Jourdan ftieß. In den beiden Schlachten bei Fleutus (f. d.) befehligte Marceau den rechten Fluͤgel, ward aber jedes Mal som Erzherzog Karl und F3M. Beaulieu mit ſolchem Ungeftüm angegriffen, daß er weichen mußte, wobei zwei Pferde unter ihm getödtet wurden. Mach dem allgemeinen Ruͤckzuge der Verbuͤndeten befeste Murceau die Stadt und Umgegend von Koblenz. Als Sourdan 1795 bei Düffeldorf den Rhein überichritt, gegen die Lahn und den Main vorrudte, wurde Mars ceau's Divifion vor Ehrenbreititein zurüdgelaffen. Der fchleunige Ruͤckzug der Franzoſen brachte diefe Divifion fehr in's Gedrange.-. Zum Unglüd wurde die Schiffbrüfe bei Neuwied früher zerftört, ale es im Plane des Oberge⸗ nerald lag, wodurch die Divifionen Marceau, Bernadotte und Championnet in Gefahr kamen, ganz abgefchnitten zu werden. Marcenu, welcher fich einen Theil der Schuld diefes Ereignijfes beimaß (f. Neuwied), wollte ſich in einem Anfalle von Verzweiflung erfchießen, wovon ihn jedoch Kleber abbielt. Während die Sambre- und Maasarmeee Gantonirungen bezog, mußte Marcenu mit feiner Divifion an die untere Nahe marfdiren, um das mit einem Angriffe bedrohte Blokadecorps vor Mainz (f. d.) zu verftürken ; er kam jedoch zu fpät, bitte aber nachher noch einige Gefechte mit den Oeſtreichern an dieſem Fluſſe, die zwar glücklich anfingen, aber unglüdlid) fur ihn endigten (f. Nahe). Im Feldzuge 1706 befehligte Marceau tie mei Divijionen, welche Sourdan’s rechten Fluͤgel bildeten; feine Be: ſtimmung war, die vor Mainz ftchenden Oeſtreicher zu beobachten, während Jeurdan mit der Mitte und dem linken Flügel abermald gegen bie Lahn und den Main rüdte. Bei deſſen Vordringen in Franken erhielt Marceau den Oberbefehl ücer die zur Blofade von Mainz, Ehrenbreitftein und Mannheim zurüdgelaffenen Truppen (28,500 M.), und traf feine Maßregeln fo gut, daß die noch ftärkeren oͤſtreich. Beſatzungen nichts zu unternehmen

10 Marcellus.

J br. aber die Deftreicher fo heftig auf der Eimburger , dab Marceau: diefe Stellung nicht länger zu ten ver⸗ den Ruͤckzug feiner Infanterie zu decken, feste er an bie der wenigen und ſchwachen Schwadronen, die er mit gewohnter Ent- den Deſtreichern entgegenführte. Es war bie legte Attake; ein Bücfenfhuß verwundete ihm tödtlich. Matceau gerieth dei biefer —— el ste ferkeit auch am und nam mit den Ehrenbezeigungen eines Feldmarſchalllieutenants feierlichſt beet- digen. Die franzoͤſ. Nation ſetzte dem General Marceau an der Stelle, wo er fiel, ein Denkmal; die irdiſchen Uebrrrefte wurden aber fpäter auf der Inſel Weißenthurm beigefegt, wo aud General Hoche (ſ. d.) begraben liegt, mit dem er hinſichtlich des Charakters die meijte Achnlichkeit hatte. (Bio- des contemporains. Gecſchichte der Kriege in Europa u a. Schriften.) Man vergl. damit die Art. Jourdan, ——

Marcellus, M. Claudius, aus der berühmten und angeſehenen Familie der Claudier, verdient unter den römifchen Feldherren des zweiten ' punifchen Krieges einen der erften Pläge, wenn auch fein ae Muth nicht immer mit glücklichem Erfolge belohnt wurde. Ruͤhmlich ge fern Benehmens in dem Feldzuge gegen die Cartha— er noch ald Jüngling beiwohnte, erhielt er fpäter in Würden eines Aedils vom erfien Range und Augurs, und erwarb hierbei den Ruf Nr Rechtfchaffenheit und Uneigennügigkeit. Bald bot

wieder Gelegenheit, auch im Felde dem Vaterlande Gonfuin Flaminius und Furius hatten gegen bie Inſu— ek Dbrritalien, die mit den Gäffaten, einem gal: verbunden waren, wenig ausgerichtet. Man ernannte . Chr. Marcellus zum Conful und zum Oberbefehls: ifchen Meeres im Oberitalten. Während er feine Haupt: ließ, wendete er ſich ſelbſt mit der Reiterei und leichten Fußvolts gegen den gefürchteten Gäffatenfürften Wir: 10,000 Dann die Länder am Po vermüftete, und ſchlug ihn bei Claftidium ‚Ligurien. Wirdomar fiel dutch die Hand des Mar: ellus, welcher, ee auch die Übrigen Feinde vor nd befiege hatte, in einem Triumphe zu Nom viele Beute und eine ‚mit ſich führte, und die e Rüftung des Gäffatenfürften dem a rege v. Chr.). 4 Jahre darauf wurde einer nach Sicilien geſchickt, kehtte aber von. dort nach ber

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Marcellus.

Schlacht von Cannd zuruck, um den Befehl Über den Meft des eins. ses bei Ganufium zu übernehmen. Abermals wurde er mit Babius mus (f. d.) Conſui und hatte das Glüd, den weiteren Fortſchritten mibal'8 Schranken zu fegen. Im mehreren Beinen Scharmügeln fo wie bei der Vertheidigung von Neapolis und Nola, vor

215 ». Chr. Hannibal einen beträchtlichen Verluſt zufügte, gab Landeleuten den Beweis, daf der gefürchtete Gegner nicht unbeflegbar Zum 3, Male Conful, fegte nach * thagern etgebene Sytakus zu tigen, und jerte dal der nahme von Leontium zu Waſſer und zu Lande. Aber des berühmten Are

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Gr benugte zur Ausführung feines Planes das Feft der Diana, an weldem die fid den Vergnügungen und der Schwelgerei überliefen. Es glüßte, in der Nacht einen weniger bewachten Thutm zu erfleigen, und, macydem die Thore von innen geöffnet waren, die Stadt nach mehrtägigemn Kampfe zu befegen und die Befagung niederzuhauen, obgleich ein Entfage Wer Herbeieilte. Der Conſul gab die Stadt feinen Soldaten zur Plnder ung Preis, befahl aber, keinen Einwohner zu tödten. Dennoch verloren viele Bürger ihr Leben, unter ihnen Archimedes, welchem Marcellus ein feierliches Leichenbegaͤngniß veranftalten ließ, 212 dv. Chr. Mit dem Rufe der Menfchenfreundlicykeit und Leutfeligkeit gegen die Bezwungenen kehrte er nad) Unterwerfung von noch einigen andern Drtfchaften und nad einem Siege über die Garthager bei Agrigent nad Rom jurüd, feierte feinen Sieg durch einen Triumph (Dvation) und wurde 211 nochmals Gonful. As ein Beweis feiner edlen Sinnesart verdient bemerkt zu werden, daß er die ihm zuerkannte Provinz Sicilien dem andern Gonful überließ, damit die Sytakuſer nicht feine Rache wegen ihres früheren Widerſtandes fürdten möchten. M. übernahm den Befehl gegen Hannibal, ergriff wieder die Dffenfive, nahm die Städte Samniums, 210, flug bei Rumiſtro, folgte dem Seinde, als dieſer nady Tarent zu abjog, und ging aus ber dreis tögigen Schlacht bei Canuſium (f. d.) als der Glücklichere hervor, 209. Indeß hatte er hier fo bedeutenden Verluſt gehabt, daß er dem Hannibal nicht fermer folgen fonnte, fondern in Tampanien den Sommer über neue Kräfte fammeln mußte. Geine Neider benupten feine augenblidlihe Uns thaͤtigkeit zu den boshafteften Verleumdungen, richteten aber nichts aus; im Gegentheil wurde jener 209 zum 5. Male zum Gonful erwähle. Mit feinem Golegen Q. Grispinus vereinigt, fuchte er, nachdem er in Detrurien das Anfehen der rom. Waffen wieder hergeftellt*hatre, den Hannibal bei Benufla zu einer Schlacht zu bringen, die diefer aber vermicd. Bald dar: auf ſedoch überfiel Letzterer dem Conſul Marcelus, der, von feinen erſten Dfficieren umd nur 220 Reltern begleitet, einen zu befegenden Huͤgel reco⸗ gaskeirte, umd brachte ihm eine ziemliche Niederlage bei. M. felbft, tapfer fich wehtend, firl im Gefechte, 208 vi Ehe. Hannidaf ließ feinen Leichnam

142 ( ——— eg ggf rer Bm ni Sohn, y al n Plutarch Lebens⸗ ir, Macau, Pak 7. und 8. Bud), und Livius,

Mar , vom Nord welcher ERDE von nah Sid t an der March, den 12. uk 1260, fiehe Krols

feinde Ottokar und 309 ſelbſt den Biſchof von Sedau von dem Bunde mit Ottokat ab. Der Böhmen erhielt dieſe Nachrichten. in Prag, und ließ in der erſten Aufwallung darüber die Ueberbringer bavon an den Xhoren ber Stadt aufhängen. 1276 im Septbr. ging er nach Wien, ließ diefes, fo wie Klo— u mifgnt een mc Ina Dane —— während mit feinem durch —* traf * 5. Septbr. bei Regensburg, den 26. bei Paffau ein, überfchritt ohne Widerftand. die oͤſtreichiſchen Grenzen, und hatte am 10, Dctbr. en Hauptquartier bei Linz. Von hier rückte er gegen Wien vor, welches, wie Klofterneuburg, belagert wurde. Letzteres fiel durch Lift in feine idee und den König von Böhmen zum Feiedensvertinge im Lager vor In Folge diefes Vertenge vom 21, Novbr, mußte Ottokar auf Datei, Steiermark, Kärnthen, Krain, die windifhe Mark, Portenaw und Eger verzichten. Dagegen wurde der Bann und die Reichsacht aufge: und Drtokar erhielt für ſich und feine Erben die Lehn über Böhmen Mähren, fo wie über alle von feinen Vorfahren befeffenen Ränder; * dem ungariſchen Hausſchatze entwendeten Koſtbarkeiten ſollten —— ben werden. Unter dieſen Bedingungen huldigte Ottokar dem Grafen von Habsburg. Allein nicht lange vermochte der König von Böhmen die erlit:

Ausdrücken an Rudolph und eniband ſich aller eingegangener

Leitha im Gegenwart der. ungarifchen Magnaten und mehrerer beutfcher Serge beftätige ward, und rief, die deutſchen gen Sirfen im Srühjahre 1278 zu den Waffen. Diefe ‚ten dem Aufgebote. jedoch nur ſehr al ein Theil derfelben ergeiff fogar die Partei Ottokar's, während ein

ſich zur Unthätigkeit hatte erfaufen laffen, worunter der Herzog von Detakar, außerdem

Marc; (Gäladt 1278) 18. Herzoͤgen von Breslau und geführt; die Thuͤringer, Meißner; Magdeburger, fo wie unter Dito’s mit dem Pfeile bie Bram denburger. D. Macht bellef ſich auf 45,000 Streiter. Anfang Auguſts begann er feine Operationen, überfchritt bie Taja, verheerte bie Gegend ums aa, belagerte und nahm Drofendorf, und ſchritt zur Belagerung won Lan. Rudolph, deſſen Heer fi kaum auf 7000 Mann belief, ſiand noch immer bei Wien und wartete auf Verſtaͤrkungen. Endlich, während Ottokar Dres ſendorf belagerte, trafen Truppen aus dem Elſaß, fo wie ber Biſchof von Bafel bei Eilmaͤrſ

fern ri ordnete, war Ottokar bereits auf dem Rückzuge begriffen; —— und zwang ihn, zwiſchen Durrenkrut und Sedenspeigen bie Schlacht ans zunehmen. Ottokar ſtellte fein Heer in 6 Abtheilungen auf. Beine Schlacht⸗ linie dehnte fi) vor der March über die Höhen bis Steinberg aus. Die Böhmen bildeten den rechten Fluͤgel, Inzersdorf und Ziſtersdorf im Rüden. Die Sachſen, Thüringer, Meiner, Magdeburger und Bran bifs deten unter Dtto mit bem Pfeile das zweite, bie Balern, wobei Dttolar feibft war, das dritte Corps; die Polen, Schlefier und Pommern fchloffen fi diefem an; die Reuffen und Halitſcher fanden unter ihrem Könige Leo als fünftes Corps auf dem linken Flügel, ber ſich bis an die Mard) aus: dehnte, Durrenkrut vor, Sebenspeigen hinter fih. Das 6. Corps, 12,000 Mühren, unter Milota, bildeten die Reſerve. Dem 4. und 5. Corps gegenüber fand der König von Ungarn. Die Oeſtreicher formirten den lin- ten Slügel, den Böhmen entgegen, und in dad Centrum hatte Rudolph die Schweizer, Eifaffer, Schwaben, Kärnthner, Krainer, Tyroler, Stieer⸗ märter und die biſchoͤflichen Scharen geſtellt. Ottokar hatte Prag Rudolph Chriſtus zum Feldgefhrei. Ein Zufall gab den Anlaß zum Beginn der Schlacht: ein ſchwaͤbiſcher Ritter, Heinrich von Schorlin, der fein Roß nicht bändigen konnte, wurde von diefem in die feindlichen Reihen geführt. Unwillkuͤrlich folgten die Bafeler Reiter, und fo begann der Kampf im Gentrum und auf dem linken Flügel ohne Befehl. Die Ungarn folgten, warfen fih auf die Polen, Schlefier und Reußen, und auf beiden Seiten ward mit der beftigften Erbitterung geftritten, bis endlich Ottokar's Scharen su weichen begannen. est ſchickte der König von Böhmen den Befehl an Milota, mit der Meferve vorzurüden; allein dieſer befolgte denfelben nicht, um fih an Ottokar, welder feine Nichte entehrt und feinen Bruder hatte tödten laffen, zu rächen. Ottokar wurde von dem verfolgenden Feinde ein: geholt, und er felbft fiel, von 17 Wunden bedeckt. Sein Tod vollendete das Verderben feines Heeres. Alle Truppen flohen, und es follen über 14,000 Mann von Ottokar's Deere getödtet worden fein. Am britten Tage nad der Schlacht trennten fid die Ungarn von den Deutfhen, wid Ladislaus kehrte nach feinem Reiche zur. Rudolph ging nad Mähren, welches er

Marchand, Be Gabriel, Graf, Generallieutenant, geb. zu Lalbene im Departement ‚der Ifere, 1762, war beim a ber franz. Revolution zu Grenoble, AR Tote —— der Einfall der Aulir⸗

he Sranzofen, Deſtreichern und Sardiniern vor, und als einft die des Kriegs noch nicht gewohnten Franzoſen vom Feinde überfallen wurden, er theilte der General Roffi dem Capitain Marchand den Auftrag, mit feiner

parte ar an eur) One amd erfocht di —— —— Apr) und hei Milefimo (13,), den Ukbergang über den Po. (15); fo wi

Marchand. 185 den Sieg bei Lodi (10. Mat). An allen dieſen Schlachten nahm Mars Hand Antheil. Im Juni zog fid der Feind nach Tyrol juruͤck; die Divl⸗ fion Maffena verfolgte ihn. Die Vorhut, unter Joubert, beumruhigte von den Anhoͤhen von Madonna della Corona herab die Deftteiher durch tägliche Angriffe. Am 5. Juni befam Marchand den Auftrag, mit 300 Carnbiniers det 3, leichten Regiments (zu denen Bonaparte einft fagte: Brave Garabis niers, Iht feid 300 ftark; mir geltet Ihr aber für 3000), den Feind zu bes uneubigen. Um die Stellung bei Belona anzugreifen, mußte er ein Lager von 8 bis 10,000 Mann Deftreicheen überfallen. Ex brady zu diefem End» gwedte im der Mitte der Nacht auf, vermied alle feindlichen Worpoften und tangte, ohne bemerkt zu werden, mit Tagesandeuc am dem Fuße des Berges an, auf dem das feindliche Lager aufgeſchlagen war, Ohne einen Schuß zu thun, wurde daſſelbe mit Reiten erftiegen, ber Feind im die Flucht ger folagen und 400 Gefangene gemacht, worauf M. fid) anf Joubert wieder

Am 29. Juli geiffen 30,000 Deftreicher bie 3000 Feanzofen an, welche Jeubert dei Madonna della Corona aufgeſtellt hatte. Im diefem mörderifchen Gefechte fiel Marhand an der Spige feines Bataillons durch einen Schuß in die Bruft. Kaum wieder hergeftellt, erhielt er das Commando über ein Bataillon der 4. Halbbrigade leichter Infanterie, welche unter Joubert die Bergebene unter Nivolt befegte. Der Feind zoͤgerte nicht, diefe Stellung mit überlegenen Streitkräften anzugreifen. Marchand, der mit feinem Bas allen die Spitze einer Angriffscolonne bildete, ging den Defkreichern bis auf 30 Scheitte entgegen, wurde mit’einem lebhaften Musketenfeuer empfangen; feine Truppen ftugten, allein er ergriff den erſten Soldaten neben fich beim Kergen und ſchob ihn vorwärts; dieſer wurde in diefem Augenblide von eis mer Kugel getroffen und ſank in feine Arme. Marhand- kehrte zurüd, ers geiff einen andern, um ihn, wie dem erften, vorwärts zu ſchieben, worauf das ganze Bataillon, begeiftert durch den befonnenen Muth feines Anführers, ſich mit. aufgepflanztem Bajonnette auf den Feind ftürzte. Marchand, feinen Sieg verfolgend, hatte bereits 500 Gefangene gemacht, ald der franzoͤſiſche Imte Flügel zuruckwich und dadurdy das Centrum großen Gefahren ausfegte, Der Augendlid war kritiſch; Joubert, von allen Seiten angegriffen, verlor ein Pferd; Marchand gab ihm das feinige, und fo fiel er nach vergeblicher Anftrengung, ſich durch die Deftreicher Bahn zu madyen (14. Januar 1797), in feindliche Gefangenfhaft. Bonaparte, von feinem Muthe unterrichtet, renannte ihn zum Oberſten und bewirkte feine Auswechſelung. Nach dem Bertrage von Leoben bezog die franz. Armee Gantonirungsquartiere in Ita⸗ llen. Dem Dberft M. ward der Dberbefehl über die 11. Halbbrigade der Linieminfanterie und einige Monate nachher über die 11. Halbbrigade ber leichten Infanterie zu Theil, um die Mannszucht im leterer wieder her zuftellen. Mit derfelben wohnte er dem Zuge nad) Rom bei und wurde dort zum Gommandanten ernannt. Nicht lange darauf entfegte jedoch das Directorium ihn und den Generallieutenant, nachherigen Marfchall Gouvion St. Cor, ihres Amtes, weil fie ſich über die Erpreffungen der Kriegscom⸗ miffatre deſchwert hatten, und fo 309 fih Marchand in feine Vaterſtadt zu: rad, und bfieb dafelbit, bis Joubert an Scherer's Stelle den Oberbefehl über bie italieniſche Armee übernahm. Marchand begleitete denfelden als erfter Flügelabjutane; leider aber raubte die Schlacht bei Novi. Frankreich dieſen Helden und Marchand feinen beften Freund. Der erfte Conful er nannte einiye —— den Dorfen M. zum Brigadegeneral und nad dem Frieden von Amiens zum Commandanten im ietement der 2

nn vB. Deya 10 Rue

Marhand. 147

von Smolensk, bie Gefechte bei Valentino, Dorogrobry und Wiasma führs ten die franzöfifche Armee an die Ufer der Mostwa, wo (7. Septbr. 1812) die Schlacht dieſes Namens geliefert wurde. Marſchall Ney bildete mit feinem Gorps das Centrum. Im Augenblid, wo die Schlacht begann, ers thiilte dee Kaifer dem General Marhand Befehl, fid mit feiner Divifion an die Spige der Angriffecolonne zu flellen; er gehorchte, und eroberte durch einen DBajonetangriff die feindliche Schanze, die ihm gegenüber lag, und behauptete ſich dafelbft, der wiederholten Anftrengung der Ruſſen ungeach⸗ tet, den ganzen Tag hindurch. Während des Ruͤckzuges von Moskau bil: dete Marchand, mit einer Handvoll Soldaten faft immer den Nacıtrab, warb dann kurze Zelt Befehlshaber bes 4. Corps, welches an der Oder cantonirte, und hierauf beauftragt, in Würzhurg zwei Divifionen von den Rheinbundsfürften zu organifiren, mit denen er bei Lügen, Baugen und Leipzig foht. Der Großherzog von Heſſen verehrte ihm das Großkreuz des Ludwigordens, fo wie der König von Weſtphalen das Großkreuz feines Militairordens. In Frankreich angelangt, fhidte Ihn Napoleon nach dem Departement der Iſere, um dafelbft das Aufgebot in Maffe zu organiſiren. Die Alliirten drangen ohne Schwierigkeit in Frankreich ein; die Dauphine wurde mit einem Cinfalle bedroht, und unter fo ſchwierigen Umftänden erhiett Marhand vom Kaifer den Oherberfehl über die 7. Militairdivifion. Mit 1800 Mann Recruten bot er in der Gegend des Forts Barreaur dem öfle reichiſchen General Bubna die Epige, der mit 10,000 Mann fo eben Cham- bery eingenammen hatte. Nachdem er cinige Verſtaͤrkungen erhalten, ver: jagte er die Oeſtreicher aus der ee Eavoyend und trieb fie nad Genf zurüd. Dort hielt er den Feind mit 4000 Mann faft einen Monat lang blokirt. Doc in dem Augenblide, wo er, durch neue Truppen aus Stalien verſtaͤrkt, Schon darauf dachte, die Oeſtreicher lebhafter anzugreifen, räumte Augereau Lyon, 309 fi) nad) der Iſoͤre zuruͤck und feste Marchand vor Genf den größten Gefahren aus, der darauf in größter Eile ebenfalls eine fefte Stellung an der Iſere einnahm, und die durd 20,000 Mann verftärkte feindlihe Armee unter dem Prinzen von Heffen: Homburg feften Muthes erwartete. Die Abdankung bed Kaifers machte jedoch den Feindſe⸗ ligleiten ein Ende. Ludwig XVII. ernannte ihn zum Befehlshaber der 7. Mititairdivifion, was er noch bei der Landung Napoleon’s im März 1815 war. Auf die Nachricht hiervon 309 er fohnell feine Zruppen bei Grenoble zufam: men, bemühte ſich aber vergeblich, fie dem König treu zu erhalten. Ein Regiment verließ das Thor, deſſen Vertheidigung ihm anvertraut war, und ging zum SKaifer über. Nach einem 15ſtuͤndigen Marſch langte derfelbe um U Uhr des Abende unter den Mauern von Grenoble unter dem Freuden: gefchrei des Volkes an, das feinen Weg mit Sadeln erhellt. Die Stadt ſelbſt gerieth in Gaͤhrung; die Befehle des Generals und der Offtciere blie: ben unbeachtet, und die Soldaten erklärten laut ihre Abfiht, zum Kaffer überzugehen. Mitten in dieſer allgemeinen Verwirrung ſuchte Marchand einige Soldaten ſich treu zu erhalten, raͤumte bie Stadt und wollte ſich nad) dein Fort Barreaur zurüdziehen; dod in demfelben Augenblid hält auch der Kuifer feinen Einzug in Grenoble, und, von Allen verlaffen, geht Marhand aus der Stadt, treu feinem Eidfhwur, den er dem König ge: leiftet. Aus demfelben Beweggrunde ſchlug er alle Anerbietungen Napoleon’s aus, ein Commando bei der Armee zu übernehmen, und erhielt defhalb nad der Ruͤckkehr Ludwig's die 7. Mititairdivifion wieder. Kurz darauf wurde er jedoch der Verrätherei angeklagt (4. Jan. 18316), feiner Würde entſetzt, und zu Beſançon vor ein Kriegsgericht geſtellt, weit N —X

148 Mardi. Marcus Aurel. Antonin. .

6 Monaten für unſchuldig erklärte. Seit jener Zeit iſt er nicht wieder auf

dem —— erſchienen. i. Biographie des contemporains. Zedlitz, Staatskraͤfte der

preuf. Monarchie. Leidenfroft, franzoͤſiſcher Heldenfaal. ——

Marchi, einer der erſten Kriegsbaumeiſter des 16, der ſich durch ein über Feſtungebaukunſt gefhricbenes Werk vorzüglich berühmt gemacht hat. Diefes überaus feltene Werk (Deil’ urchitettura militare, del Capitano Francesco de Marchi. Libri tre. Brescia, 1599) «8 foll daf: ſelbe nämlich auf Befehl Phitipp's IL. von Spanien gedruckt, nur an deffen Fleunde ausgetheift, die Kupferplatten aber nachher in dem fpanifcyen Archiz ven niedergelegt worden fein hat er im Jahre 1545 zu Nom angefans

en und 1565 in Brüffel vollendet. Es enthält daffelbe 161 verſchiedene

mgsſyſteme und beſchtieben, und man findet darin faſt alle Umriſſe der Neuern mit ihren verſchiedenen Außenwerken. Eine neue in Rom erſchienene Prachtausgabe erlebte daſſelbe in dieſem Jahrhundert. Marcht war ein Bologneſiſcher Edelmann, half um das Jahr 1546 als Ingenieur des Papftes Paul IM. Rom befeftigen, war nachher Commi vius der Artillerie des Herzogs Dttavio Farnefe von Parma, und ging 1: mad) Vrüffel. (Nähere Nachricht über ihn und fein feltenes Merk findet man in Böhm’s Magazin, Bd. II. p. 193.)

Marcus Aurelius Antoninus, mit dem Zunamen ber Bene, der Sohn des Annius Verus, aus einer alten erlauchten römifchen Familie, geboren ben 26. April 121 n. Ehr., beftieg als Adoptivfohn Kaifer Antonin’ des Frommen im März des Jahres 161 den roͤmiſchen Thron, und ers nannte furz nad) feinem Negierungsanttitte den Lucius Verus, den Sohn eines gewiſſen ‘von Hadtian adoptirten Commodus, zu feinem Mitregenten, der aber fhon 169 ſtarb. Die fonft fo gefegnete Regierungszeit Marc Au⸗ rel bezeichnete in der Gefhichte eine Reihe von Einfällen der angrenzenden Völker in das roͤm. Reich, welche dem im Frieden ausgezeichneten Kaiſer aud im Kriege ſich Verdienfte zu erwerben Gelegenheit gaben. Nachdem bereits. im Jahre 161 die Katten in Obergermanien und Rhätien ſich gegen die roͤmiſche Herrfchaft aufgelchnt und auch die Briten ſich mehrfach em⸗ pört hatten, erhob fich der König der Parther, Wologefes IL, flug den romiſchen Statthalter von Cappadocien, Severinus, bei Elegia, und den von Sprien, Attilius Cornelianus. Da vermochte Marcus Aurelius feinen Mitkaifer, gegen den mächtigen Feind felbft in’s Feld zu ziehen. Diefer aber überließ die Leitung des Krieges feinen Generafen, welche mit vielem Gluͤcke kaͤmpften. Avidius Caffius fiegte Uber das 400,000 Mann ſtatke Heer des Partherfönigs bei Europus, und eroberte Seleucin und Ktefiphon, fo daß fhon im Jahre 164 Vologefes um Frieden bat. Während diefer Beldzüge befeſtigte Aurelius feine Herrſchaft; als aber Verus zurückkehrte, brachte deffen Heer die Peft aus Afien mit, und bald fielen die Nachbarvoͤl⸗ ker des Mordens die Grenzen wiederholt an. Die Unternehmungen der Alanen, Caftarner, Peucinet und anderer Heineren Stämme hatten wenig Erfolg; trat 166 der Bund der Markomannen unter Matkomat die Narister, Hermunduren, Quaden, Sueven, Sarmater, Veibe Kaifer zogen ihnen entgegen und fc: tem, weil die Waffen nicht entfchicden, den Feind durch Unterhandlungen auffußalten. In erneusrten Kämpfen das degegiac bis e8 den Markomannen gelang, dem PD" Binder einen Verluft vor 20,000

Marco Antonis Bragadino. 118

Dann beisubringen und vor Aquileja zu chdien, 169. Trotz ber angeſtreng⸗ teften Rüftungen der Mömer, die fogar von den Sothen und Bandalen Zruppen in ihren Gold nahmen, dauerten bie Verheerungen in Pannonien, Juyrien und Griechenland fort, bis 171 Pertinar die Deutſchen aus Mhds tien und 372 Kalfer Aurel ſelbſt die Markomannen über bie Donau zurkd: trieb, unb bie Jazygen auf dem Eiſe der Donau befiegte, welche burch bie Uebung ber Römer beim Ringen im Liegen beträchtlichen Verluſt erlitten. Nach bergeftelltem Frieden wendete ſich 174 Kaiſer Aurel gegen die Qua⸗ den, ging über den Bram und drang gegen bie Nitra vor. Beinahe wäre der Lift der Zeinde, deren Leichte Truppen die Römer tief in’s Land erlegen. In einer waſſerleeren Gegend bei murbe 2 Heer, nach langem Kampfe ermäbet, eingef .Die große des Tages, die ſteten Medereien der Feinde, und ein Dart, ber an —— grenzte, den Römern allen Muth, und eben wolle . hen über die Eraftlofen Feinde herſtuͤrzen, als ein erquickender » Griftihen GBefchichtfcpreibern nach durch das Gebet einer chriſtlichen u, die Erfi —* die nun einen entſcheidenden Sieg er⸗ ch geſchl Ale kn befamen die Römer 113,000 Gefangene De Neuem ne urel u für das innere Gluͤck feines , bämpfte mit g die Empörung feines Feldherrn Avidius und ſelbſt eine Reiſe nach dem Orient, um ren.

Ei

3: I

7

bie durch Caſſius Beiſpiel Verfuͤhrten zu ihrer Pflicht Allgemeine Segenswünfde begleiteten ihn von Land zu jeder Dirt * ſich gluͤckiich, den geliebten Kaiſer in feinen Mauern

m begrüßen. Bald aber riefen die Markomannen den Kalfer abermals in’s' **** roͤmiſchen Feldherren Pertinax und Quinctilius fiegten 177 m und Paternus ſchlug die Markomannen 178. Aurelius war in en verfcjiedenen Treffen immer an der Spige feines Heeres, und trieb daſſelbe durch Klugheit und Beifpiel perfönlicher Tapferkeit und rühmlicher Enthalts amkeit zum Siege. Eben rüftete er fich, den dritten Feldzug zu beginnen, us er in Wien am 17. Marz 180 an ber Peſt ftarb. Er hatte 59 Zahıe zelebt, und deren 19 regiert. Aurelius war ein Mann von der erprobteften Rechtſchaffenheit und von Verſtand und Weisheit; mit Mecht zählt man im unter die beften roͤmiſchen Kaiſer. Ihm folgte fein entarteter Sohn Sommodus. Wir befigen von Marc Aurel philofophifche Betrachtungen uber fich felbft im griechifcher Sprache, überfegt von Hoffmann. Dam: zurg, welcher Ueberfegung eine Lebensbefchreibung des Kaiſers angehängt iſt. Kuh bat man eine Biographie deſſelben vom Pr. J. A. Bee r.

J

Marco Antonio Yragadino, venetianifcher General, der muthige Bertheidiger von Famaguſta, aus einem der vornehmen Geſchiechter Venedigs erſtammend, über deſſen Jugend und frühere Thaten ſich nichts auffinden aͤßt, ſcheint erſt durch das Ende ſeiner Laufbahn beruͤhmt geworden zu ſein. Fr befehligte in den Jahren 1570 und 1571 unter Aſtorre Baglioni, zu famaguſta auf der Inſel Cypern. Nachdem er eine lange e Belagerung wsgebalten, bei welcher der tuͤrkiſche Heerfuhrer Muſtapha 80,000 Men: hen verloren haben foll, fah er, aller Ausſicht auf Unterftügung beraubt, ih genöthigt, die Stadt auf ehrenvolle Bedingungen zu übergeben. Diefe zielt Muſtapha nicht; er ließ den Baglioni, Bragadino und ben Xiepolt, ver die vornehmfte Magiftratsperfon war, arretiren, mit ihnen noch mehrere Dfficiere. Alle wurden im Beiſein Bragadino's niedergehauen, biefer aber zu wfonderen Qualen aufgehoben. Muſtapha lief ihm drei Mal das Richt⸗

Marengo (Gefecht 1799). | 151

beſonders während der Regierung Napoleon's mit ausgedehnten Vollmachten verfehen, in großem Anfehen ftand. Auch in anderen europäifchen Staaten gab es zu allen Zeiten ähnliche Inſtitute, die bei gleichem Imed nur andere Namen führten, als 3. B. in Spanien die Hermandad, in Stalien bie Shirren u. f. w. Berg. Traite de la police, par Delamare,

M. G.

Marengs, Dorf im Königreih Sardinien, an der Straße von Aeffandria nad) Tortona, in einer großen Ebene an der Bormida gelegen.

Gefeht am 16. Mai 1799 *)

Der Uebergangsverſuch des Ben. Rofenberg bei Pezzetti (f. d.) hatte dem General Moreau bie Beforgniß eingefläßt, von Suwarow in feiner Stellung zwilhen ‚Aleffandria und Valenza nun bald mit Uebermacht an: gegelffen zu werden; bee immer weiter fich verbreitenhe Volksaufſtand brachte feine Verbindung mit Frankreich in Gefahr, und die Vereinigung mit Macs donald war noch fehr zweifelhaft. Diefe Umſtaͤnde veranlaßten ihn zum Rückzuge über Zurin nah Nizza. Da .aber. die jüngften Ereigniffe ver: muthen ließen, daß Sumarom mit ben Ruſſen den Po hinauf gezogen fei, und in dem Lager bei Tortona nur nöth ein ſchwaches Corps Deftreicher ſtehe, fo beſchloß Moreau vor feinem Abmarſche einen Uebergang über die Bormida und einen Angriff auf die zwiſchen diefem Fluͤßchen und ber Scrivia befindlichen Heinen Corps. Gelang es, den Feind zu fihlagen, fo hoffte er die Gitadelle von Tortona zu entfegen, und dann auf ber zur Bochetta führenden kürzeren Straße bie Annäherung Macdonald's zu erwarten. In ber Naht zum 16. wurde über die Bormida eine Schiffbrüde gefchlagen, und am Morgen ying Morrau Mit den Divifionen Victor und Grenier über den Fluß, rüdte jedoch nur mit 53000 M. Inf. und 2000 M. Gar. in die Ebene vor, indem Grenier mit dem größeren Theile feiner Divifion bei der Schiffbrüde zurüdgelaffen wurbe. Die feindlichen Vorpoſten wichen bis San Giuliano zurüd, wo fie Berflärtung erhielten. Gen. Lufignan ftand nur mit 6 Bat. 5 Schwadr. in diefer Gegend, murde aber vom Fürften Bagration, welcher mit 5 Bat. und 1 Kofakenregiment von einem Streif⸗ zuge gegen Movi zurücdkehrte und im Begriff war, nad Sale abzumar⸗ ſchiren, ſogleich unterftägt, worauf bie vereinigten Defkreicher und Ruſſen den Franzoſen in Schlachtordnung entgegengingen. Victor brachte jedoch ihren rechten Fluͤgel bald zum Weichen und wuͤrde vielleicht Sieger geblieben ſein, wenn nicht 2 Bat. 4 Schwadr., welche der Tags zuvor bei Tortona angekommene General Kaim zur Unterſtuͤtzung nachſendete, feine linke Flanke bedroht haͤtten. Moreau uͤberzeugte ſich nun, daß der Feind hier ſtaͤrker ſei, als er erwartet, und gab Befehl zum Ruͤckzuge, den er ſelbſt an der Spitze der ganzen Cavalerie deckte. An der Bruͤcke kam es noch zu einem heftigen Kampf, in welchem beide Theile handgemein wurden. Die Deft: reicher hatten 38 Todte, 388 Verwundete und verloren: 130 Gefangene; doch fielen 400 Franzoſen in ihre Gewalt. Der franzdf. Verluft an Todten und Verwundeten ſcheint viel geringer geweſen zu fein. Auffallend it es, daß weder Sumarom nod) Melas bei diefem Gefechte zugegen waren, auch die äftreih. Divifion Zoph nicht Theil daran nahm. Tags darauf trat Moreau den befchloffenen Rüdzug an, konnte aber nicht verhindern, daß am 23. Mai Turin mit 360 Gefhüsen, 6000 Gentr. Pulver, 40,000 Kugeln und 60,000 Sewehren in die Gewalt der Verbündeten kam. (Die Citabelle von Mailand capitulicte an bemfelben Tage.) Rah einem fehr

——

2) Wird auch nach dem Orte Giuliano benannt.

152 Marengo (Schladt 1800).

beſchwerlichen Marfche vereinigte Moreau feine Truppen am 6. Juni bei

Loano, und wartete bier auf Macdonald. Bis zur Schlacht an der Treb⸗

bio (f. d.) fiel Nichts von Bedeutung vor. (Literatur wie bei Legnago.) 2.

Schlaht am 14. Juni 1800. |

Nach dem unglnftigen Ausgange bes Gefechte bei Gafteggıo am 9. Zuni konnte der öftreichifche Obergeneral Melas drei verfchiedene Wege ein⸗ fhlagen: 1) ftand es ihm frei, ſich raſch nach Genua zu werfen und dort mit dem Corps des Prinzen von Hohenzollern zu vereinigen; 2) konnte er den obern Po überfhreiten, und über Mailand und Pavia nah Mantua eilen; 3) endlich in den Ebenen zwifchen der Bormida und ber Scrivia mit feinem noch unerfchütterten Deere eine Schlacht annehmen. Melas, von allen Seiten umringt, entichied ſich für das Letztere. Denfelben Entſchluß hatte auch der erfte Gonful der Franzoſen, Bonaparte, gefaßt, und obgleich alle feſten Plaͤtze Oberitaliens noch in den Dänden ber Deftreicher ſich be: fanden, hatte er durch die glüdlide Berechnung feiner Bewegungen und ber bisher ausgeführten Maͤrſche dennoch Vieles für einen nahen Sieg vor: bereitet. Cine entfheidende S war ſonach der dringende Wunfch beider Teldherren, nur aber mit ganz entgegengefegten Hoffnungen: Melas ſuchte einen ehrenvollen Ausweg nad Mantua; denn an eine Behauptung Pie: monts und der Lombardei war für ihn nicht mehr zu denken. Bonaparte hoffte durch einen Steg auf die ganze Eroberung von Stalin. Am 12. Suni brach Lesterer von Stradetta nach der Scrivia auf. General Lannes mit der Divifion Watrin befegte Caſtel nuovo ; er bildete den rechten Flügel der franzdf. Armee und hatte die Vekbindung mit Pavia zu unterhalten. Defair, eben erft von Aegypten angelangt, und von Bonaparte zum Divi⸗ fionsgeneral ernannt, fand mit den Divifionen Boudet und Monnier bei Ponte Eurone, im Centrum der Armee. General Murat mit der Reiterei fland bei Vighizzolo. Gen. Victor mit der Divifion Gardanne und Cham: barlhac und 3 Gavalerieregimentern unter dem General Kellermann follte jenfeits der Scrivia den linken Fluͤgel bilden. General Lapoppe mit etwa 3000 M. ward befehligt, den Bewegungen der Armee auf dem linken Ufer des Po zu folgen. Bonaparte nahm fein Hauptquartier zu Ponte Gurone. Die Gefammtftreitkräfte der Franzoſen, welche bei Marengo ſchlugen, beliefen ſich auf etwa 28,000M. Feldmarſchalllieutenant Ott, welcher die Nachhut des öftreich. Heeres bildete, wid in der Nacht des 12. vom San Giuliano nad) Marengo zurüd, wo er Stellung nahm. Bonaparte, der dad ganze feind: liche Heer vor fich zu haben glaubte, führte feine ſaͤmmtlichen Divifionen am Morgen des 13. Zuni über die Scrivia, mar jedoch nicht wenig erftaunt, hier nur das Corps des FMe. Ott zu finden. In ber Vorausfegung, Melas habe den Seitenmarſch nach Genua angetreten, fendete er den Gen. Defair mit feinen beiden Divifionen nad) Rivalta, mit dem Auftrage, die Verbindungen der Deftreicher mit Genua zu beobachten. Almälig langte unterdeffen am 11. und 12. Juni das oͤſtreichiſche Heer bei Aleflandria hinter der Bormida an. Melas verfammelte am 12. feine Generale, machte fie mit der Lage des Heeres bekannt, und warb von allen in dem Entfchluffe zu einer entfcheidenden Schlacht beſtaͤrkt. Cine zahlreiche und ausgeſuchte Seiterei, und eine dem Feinde an Zahl und Uebung überlegene Artillerie war es, auf die Melas fein volles Wertrauen zu fegen Urſache hatte. Die Ebene zwiſchen der Scrivia und der Bormida ſchien zur vortheilhaften An⸗ wendung dieſer beiden Waffen vorzugsweiſe geeignet. Die Dispoſition, weiche

"38 entwurf, war folgende: In der Rache vom 44. Juni ſollte fid) das

Marengo (Schlacht 1800). 153

öftreich. Heer in folgende Orbnung flellen und mit Tagesanbruch bie Be: wegungen zur Schlacht beginnen. Die mittlere oder Hauptcos lonne, von Melas felbft geführt, befland aus dem Vortrab unter dem Sherften Frimont, 3 Bat., 1 Pioniercompagnie und 4 Schwabr., ferner aus 251 Bat., 35 Schwadr. und 4 Pioniercompagnien, zufammen 14,204 Mann Inf. und 6034 Reiter. Die zweite ober Linke Colonne unter dem Geldmarfchalllieutenant Dtt beftand aus 16 Bat. 6 Schwadr. und 1 Pioniercompagnie, zufammen aus 6791 M. Inf. und 740 Reiter. Die dritte oder rechte Colonne unter dem Feldmarfchalllieutenant D’Reilly, war zufammengefeht aus 4 Bat. und 94 Schwabr,, und zählte 2228 M. Snfanterie und 769 Retter. Die Referveartillerie zählte außer den einge: theilten Kanonen 92 Gefüge FML. Det follte mit der Linken Slügelcolonne auf Eale marfchiren, und, was er an Feinden dort anträfe, angreifen. Die Haupteolonne follte in der Mitte über Marengo gegen San Giuliano vor geben, und mittelft einer Linksſchwenkung dem Feinde bei Sale in Flanke und Rüden fallen. FME. D’Reilly war beauftragt, die rechte Flanke der mittleren Colonne zu decken und den Feind entichloffen anzugreifen, wo er auf ihn fliege. Ein mie 14 Geſchuͤtzen befegter Brüdenkopf auf dem rechten Ufer der Bormida dedite zwei Schiffbruͤcken und fiherte dem Deere zugleich den Rüdzug nad Aleſſandria. Während man im öftreidh. Lager fi mit der Worbereitung zur morgenden Schlacht befchäftigte, eröffnete General Victor, den ihm von Bonaparte ertheilten Befehlen gemäß, am 13. Juni Abends um 8 Uhr den Angriff auf die bei Marengo fiehende Nachhut der Deſtreicher unter D’Reilly. Dieſer ward durch die Divifion Gardanne bis an den Brüdenkopf zuridgedrängt, und wenn er auch ſpaͤter wieder bis Pietrabona vorrüdte, fo blieben doc, der Kontanonegraben und Marengo, wo fich die oͤſtreich. Hauptcolonne formiren follte, in den Händen ber Frans ofen. In Folge dieſes ungünftigen Gefechtes mußte ber bereits herausge: gebene Angriffsplan der Leftreicher ohne Zeitverluft geändert werden. Die Colonnen konnten nicht mehr um Mitternacht in Bewegung gefegt werden, da fie den Raum zu ihrer Entwidlung erft erfämpfen mußten; der Ueber: gang Über die Bormida ward nun auf den 14. Juni Morgens 8 Uhr feft: geſetzt. Im Angeſichte des Feindes follten die Golonnen aus dem Brüden: kepfe hervorbrechen, und mit der Wegnahme von Marengo die Echlacht be: innen. Alles Andere blieb, wie e8 die erfie Dispofition feftgefegt hatte. Dadurch, daß die Deftreiher Marengo fo leichten Kaufes riumten, ſetzte ſich bei Bonaparte der Gedanke feſt, Melas fei nicht geneigt, in der Ebene zreiihen der Bormida und der Ecrivia eine Echladht zu liefern. Er ließ daher feine Truppen in der Stellung, in welcher fie fihb am Abende des 13. Juni befanden, entfchloffen, erft dann feine Bewegungen zu beginnen, wenn er über die Abficht feines Gegners Eeinen Zweifel mehr hätte Noch in der Nacht vom 44. erfuhr der erfte Gonful durch Kundfchafter, daß das feindliche Heer am folgenden Morgen zuverläffig die Bormida uͤberſchreiten und das franzöfijche Heer angreifen werde. Zu gleicher Zeit lief von Defnir die Meldung ein, daß er gegen Acqui und Novi nichts von einer feindlichen Bewegung in Erfahrung bringen könne. Dadurch ward Bonaparte des feindlihen Feldheren Plan zur Schlacht aufgededt. Daher fendete er dem General Deſaix noch vor Anbrudy des Tages den Befehl, unverzuͤglich uͤber Ean Giuliano bei dem Deere einzurüden. Diefen Befehl konnte Defair indeffen nur mit der Divifion Monnier vollziehen, weil die Divifion Bouder erit von ihren Streifzuͤgen zurüdberufen und gefammelt werden mußte. Am 14. Juni mit anbrechendem Tage zogen die Oeſtreicher nicht ohne

154 Marengo (Schlacht 1800).

Mühe aus dem nur mit einem Ausgange verfehenen Bruͤckenkopfe, wäh: rend O'Reilly, einſtweilen die Vorhut bildend, die Vorpoſtenkette bes Ge⸗ nerals Gardanne bei La Pietrabona mit Nachdruck angriff. Sobald Oberſt Frimont mit der Vorhut Raum gewann, zog ſich O'Reilly mit der 3. Eolonne rechts gegen die Bormida, um die Diviſion Gardanne in der linken Flanke zu bedrohen. Gardanne, der aus den erften Bewegungen der Deftreicher ihre Abſicht erfannte, erſtattete ſogleich darüber Bericht an den erften Gonful, der die Generale Lannes und Murat zur Unterflügung Victor's abſchickte. Gardanne, in der linken Flanke von O'Reilly, in der Front von Frimont und dem General Haddik angegriffen und aus 16 Geſchuͤtzen befchoffen, warb zum Weichen gebracht und über den Fontanone⸗ graben nach Marengo zurädgerworfen. Benerallieutenant Berthier, der jegt mit den Befehlen des erften Conſuls bri Marengo ankam, überbrachte dem Seneral Victor die Welfung, das Dorf und ben Graben links von dem Drte auf das Hartnädigfte zu vertheidigen, und feine linke Flanke durch einige Bataillone und Schwadronen zu dedien. Lannes jtellte ſich mit der eben angelangten Divifion Watrin und der Brigade Mainoni rechts von Marengo bis über La Barbotta hinaus auf. Die Reiterbrigade Kellermann ſtellte Murat hinter dem linken Flügel des Vlietor'ſchen Corps, bie Bri⸗ gade Champenur hinter dem rechten Klügel von Lannes auf; die Brigade Rivaud entfendete er nach Sale zur Beobachtung ber rechten Flanke. Die Divifion Gardanne fand in Marengo, die Divifion Chambarlhac links von ihr hinter dem Fontanonegraben. Diefem gegenüber angelangt, entwidelte fih das erfte Treffen der öftreich. Schlachtlinie. Den dußerften rechten Flügel, der fih an die Bormida lehnte, bildete D’MRellly; neben ihm fand Oberft Frimont, und Vearengo gegenüber die Diviſion Haddik. Die Divifion Kaim formirte das zweite Treffen; das Reitercorps des Generals Elsnit und der Grenadiere ftanden hinter diefem In Reſerve. Diefer Aufmarfch ge: ſchah unter einem lebhaften euer von 5 Batterien. Sobald die oͤſtreich. Truppen geordnet waren, ruͤckte General Haddik mit dem erſten Treffen vor; der Sontanonegraben ward erreicht und zur Hälfte uͤberſchritten. Schon fhien der wankende Feind den jenfeitigen Rand räume zu wollen, ale Victor mit feinen Referven berbeirtdte, und das erfte Treffen der Deftreicher, das feinen Führer, den General Haddik, verloren hatte, zum Rüdsuge nöthigte. General Kaim nahm das erfte Treffen auf, und rüdte fofort mit dem zweiten Xreffen zum Angriffe auf Marengo los; allein auch feine Benrühungen blieben fruchtlos, und jest erft warb es Elar, wie viel verloren war, daß man am geftrigen Tage Marengo fo leicht den Sranzofen über: Infien hatte. General Melas fendete die Reiterbrigade Pilati ab, um rechte von Marengo ben Graben zu überfchreiten und hierauf in die Feinde ein: zuhauen. Unterdeffen batte fi die Diviſion Haddik unter dem General VBellegarde wieder gefammelt, und rüdte links von Kaim bem General Lannes entgegen. Während ſich Hier auf der ganzen Linie bad. Gefecht au: Ferft lebhaft entfpann,, war e6 einigen Schmadronen ber Brigade Pilati ge: lungen, den Fontanonegraben mit großer Mühe zu überfchreiten; General Kellermann, dies gewahrend, fprengte benfelben mit feiner Brigade entgegen, und warf fie mit großem Verluſte wieder über den Graben zurüd. Unter: beffen hatte O Reilly die Franzoſen aus dem Meierhofe La Stortigliana ver: trieben und bis Gafablanca zuruͤckgedraͤngt; auch Kaim hatte feine Truppen wieder gefammelt, und unternahm jest ben 3. Angriff auf Marengo. Ge: neral Lattermann ruͤckte mit 5 Grenabierbataillonen zur Unterflügung nach. Unter einen heftigen Kartätfchenfewer wurden einige Laufbruͤcken geſchlagen,

WMarengð (Schladt 1800). 188 und Heß zum Ueberganig Über den Fohtanofiegraben vorbereitet. Während dies auf dem rechten Si gel und In der Mitte vorging, war General Dit mit ber linken Colonne bis Saft Cercolo ohne auf einen Sind zu floßen. Daher ſchwenkte ſich Dre, ſtatt, ber, gemöt,

gegen Sale zu wenden, rechts in bie Lite Flauke des R der ect, den Srontangriff ber Diviſſon Haddik uhd Kalm vaburd it erlöichtern. Diefe Bewegung war entfeheidend für die Verdrängung ber —* von dem —— Corps des Generals Wictor, buch ſeine außerordentlichen ſte Men ſehr geſchwaͤcht, mußte feine Reſervebrigade heranziehen, konnte jedoch dem ungeſtuͤmen Angeiff: ber ö Grenablere unter dem General Lattermann nicht widerſtehen, bie ſich jenfeits des Fontanonegrabens feſtſezten. Bonaparte befand ſich Hedh zu Torre di Garraſolo, wo er mit größter Sehnſucht auf Nachtichten des zuruckderufenen Generals Defalr harrte. Enbdlich meldete diefer: ec hoffe Bis 4 Uhr Nachmittags mit ber Diviſion Boudet bei San Giullano einzu⸗ treffen. Als diefe Meldung eintraf, war es Vormittags 11 Uhr. Es kam daher darauf an, ſich bis zur Ankunft —— zu haltın. Der erſte Cons * jett an der Spitze feiner Garde auf das Schlachtfeld. Die Monnier hatte er bereits vor einer Stunde vorgeſendet; jetzt bils —— "fe. nebſt einer Brigade der Cunfulargarde zu Fuß auf den rechten bes Generals Lannes. Die Brigade Carra Gt. Cyr follte noch weis Caſtel Cercolo rüden und biefn Punct im Kücken des Generals befehen. Dee ber fi) Hier bereits feftgefeht hatte, fendete

Safe Se. Cr fi) * vermochte. Unterdeffen en batte auch 3 ande mit der Divifion Haddik fi einen Uebergang gegen Lannes ertämpft, wodurch die Franzoſen gendthigt wurden, die Vertheidigung des Zontanonegrabene aufzugeben und fih hinter Maringo zuruͤckzuziehen. Auf dem aͤußerſten rechten Fluͤgel bemaͤchtigte ſich O'Reilly Cafafranca's und feste hierauf feinen Marſch gegen Frugarolo fort. Marengo, woſelbſt 400 Franzoſen ben Ruͤckzug des Victor ſchen Corps gegen Spinetta zu decken bes fehligt waren, wurde von den Oeſtreichern genommen, die jetzt auf mehreren Puncten mit der Hauptcolonne den Fontanonegraben uͤberſchritten, und ſich jenſeits deſſelben entwickelten. Eine furchtbare Kanonade erleichterte dieſen Aufmarſch und ſchien im naͤchſten Momente die gaͤnzliche Zerſtreuung der Franzoſen herbeizufuͤhren, als Bonaparte der Conſulargarde Befehl ertheilte, mitten durch das im Ruͤckzuge begriffene Lannes' ſche Corps vorzurüden ; feine Abſicht war, durch die Haltung diefer Kerntruppen einer allgemeinen Flucht vorzubeugen. Das Dragonerregiment Lobkowitz, von Ott auf die Garde geworfen, ward von dieſer zurudgerwiefen. Das Regiment Spleny hatte gleiches Schick fat, bis Oberſt Frimont mit 4 Schwadronen Huſaten von ber Dauptcolonne herbelellte, im Rüden der Immer im Vormarſch begriffenen Garde aufs ſchwenkte, einhieb und fie aus einander fprengte. Ihre 4 Geſchuͤtze fielen in die Hände der Hufaren. Diefer glückliche Angriff Hatte Mittags um 1 Uhr Etatt. Von jest an leifteten die Sranzofen nur noch geringen Widerftand. Der Rüdzug wurde von allen ihren Divifionen angetreten. Der Augenblick war gekommen, in welchem bie oͤſtreichiſche Meiterei den Sleg enticheiden konnte. Aber der größte Theil derfelben war In dieſem wichtigen Augenblicke weit von dem Schlachtfelde entfernt. Melas naͤmlich, durch eine eingegan⸗ gene Meldung zu dem Glauben veranlaßt, als ob von Acqui her durch die vereinten Streltkraͤfte Maſſena's und Suchet's ihm große Gefahr drohe, hatte bereits Morgens um 9 Uhr die ganze Welterbrigäbe Miniptfch (230 '

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156 Marengo (Schlacht 1800).

dahin ‚entfendet. Der größte Theil des Reſtes der Meiterei verfolgte, in ein zelnen Abtheilungen aufgelöft, den weihenden Feind, fo daß nur die Regiz menter Lichtenftein und Erzherzog Johann ſich gefchloffen zur Hand befanden. Melas, leicht vertoundet, hielt den Sieg für völlig entfchieden, übertrug das ber die Verfolgung des gefchlagenen Feindes dem General Kaim und ritt in fein Hauptquartier nach Aleffandria zurüd. Durch diefe Veränderung des Oberbefehls entftanden Verzögerungen in allen Dispofitionen, die um fo ſichtbarer wurden, als auch der Generalquartiermeifter Zach ſich bei den Vor— teuppen befand, und dort mit Bildung einer neuen Vorhut aus den 8 Bas taillonen der Generale St. Julien und Lattermann beſchaͤftigt war.

Links von diefem 8 Bataillonen marfdirte das Dragonerregiment Liche tenftein. Etwa taufend Schritte hinter diefer Vorhut marſchirte die Hauptz colonne, beftehend aus den Brigaden Bellegarde, Kneſewich und La Marz feile. AUS Referve folgte die Orenadierbrigade Weidenfeld. Links von der Haupteolonne zog im 1. Treffen die Neiterbrigade Pilati, im 2. das Dra: gonerregiment Erzherzog Johann, Oberſt Frimont unterhielt die Verbindung mit dem auf Frugarola marfchirenden General O'Reilly. General Det diris girte ſich über Villa nuova mit feiner ganzen Cofonne gegen Caſa Ghilina; feine Vorhut bildete das Dragonerregiment Lobkowitz

Die Deftreiher glaubten keinen hartnädigen Widerftand mehr zu fin den; alle Wege waren mit Flüchtigen, Verwundeten und Leihen bebedt, als gegen 5 Uhr Abends General Defair mit der Divifion Boudet von Ri— valta in dem Augenblide vor San Giuliano ankam, als die bald aufgelöfte feanzöfifihe Armee links und rechts an biefem Orte vorbei gegen Torre bi Garafolo zog. Dadurch ward die Lage beider Armeen ploͤblich verändert. Lannes und Monnier nahmen Stellung rechts von Deſaix. Bictor’s Corps, für den heutigen Tag Eampfunfähig, nahm hinter der Divifion Bouber Stellung. Diefe fland in 2 Treffen vor San Giuliano. 12 Gefhlige ded- ten ihren rechten, bie Brigade Kellermann ihren linken Flügel. Das erfte

Treffen war duch Weinheden ind Bäume gedeckt. Deftreichifher Seite führte General Zach die Vorhut in 2 Treffen von Caſſina geoffa gegen San Giullano. In der Nähe der dortigen Meinheden angelangt, ward fie uns vermuthet durch ein fürchtbares Kanonen und Kleingewehrfeuer Üüberrafcht, und in Unordnung auf ihr zweites Treffen zurüdgeworfen. Diefes, aus Lattermann's Grenabieren beftehend, twankte nicht, und erwiederte das feinds liche Feuer mit Nachdruck, wobei e8 von 2 Batterien unterjtügt wurde.

Sobald Bonaparte die öftreic. Reiterei auf dem linken Flügel gewahrte, 309 er die Brigade Kellermann auf den rechten Flügel der Divifion Bous det; fofort drang Defair mit der 9. leichten Halbbrigade aus den Wein— heden hervor, und ftürzte ſich mit Ungeftüm auf die öftreich. Bataillone. Der Reft der Divifion Boudet folgte diefer Bewegung. Auch Lannes und Monnier rlickten mit ihren X: vor, und brachten dadurch die Deſtrei- her zum Wanken. In diefen Augenbliden fiel Defair, von einer Flintenz kugel tödlich verwundet. Die öftreih. Batterien verließen ihre Stellung, um nicht genommen zu werden. Zwar gelang es dem General Zach, den Angeiff der Sranzofen mit den Grenadieren aufzuhalten, als aber Keller: mann mit feiner Neiterei herantrabte, das Regiment Lichtenftein über den Haufen warf, und fid) hierauf auf die 8 Bataillone der Vorhut flürzte, ward diefe in Unordnung gebrade und aus einander geſprengt. Bad) mit 37 Dfficieren und 1627 Mann fiel in Gefangenſchaft. Diefer glückliche Angriff erhöhte den Muth, der die fofort mit Ent⸗ Fplofjenbeit vordrangen. Kelletmann, durch die berittene Confulargarde und

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Marengo (Schlacht 1800). 19 4 Regiment der Brigade Champeaur verftärkt, warf fih, dem Dragoner tegimente Lichtenftein folgend, auf die Brigade Pilati, welche, von paniſchem Schrecken erfaßt, ſich theils auf das Fußvolk der Haupteolonne bei Caſſina groffa flürzte, theils der Golonne tes Generals Ott zueilte: Dadutch ward auch die Daupteofonne zum Wanken gebracht, und in bie allgemeine Vers wirrung mit hineingegogen. Kellermann hieb auf bie Sliehenden ein, wor⸗ auf unter diefen die Unordnung den höchiten Grad erreichte. Auf und neben der Strafe floh jege Alles in wilder Flucht zuruck. Nur die 6 Grenadiers bataillone unter dem General Weidenfeld bei Spinetta behaupteten ſich hier, bis es anfing dunkel zu werben. Der Meft des öftreic. Meeres ſehte dem Ruͤchug über den Fontanonegraben bis an die Bormida fort. In dem fchlammigen Boden der Bormida blieben 20 30 Gefchlige fteden. DReilly, welder aus der Ferne die plögliche Wendung der Schlacht wahrs genommen hatte, zog fih von Frugarola längs der Bormida zuruck. Erſt im ber Nähe von Marengo kam er wieder in’s Gefecht. Sobald General Weidenfeld feine Annäherung bemerkte, zog er fid in Ordnung gegen den Brüdenkopf zuruck, worauf D’Neilly die Dedung bes Rüdzugs übernahm. Der Ausdauer der Croaten hatten «8 die Deftreicher zu danfen, daß bie Franzofen nicht zu gleicher Zeit mit ben Fliehenden in den Brückenkopf eins drangen. General Det hatte an dieſem 2. Theile der Schlacht keinen Anz heil genommen. Durch die zerfprengte Neiterei de Generals Pilati von dem Vorgefallenen in Kenntniß gefegt, beſchloß er aufzumarfchiren, und ben auf der Strafe nach Marengo vorbringenden Feind in die rechte Flanke ja nehmen. Allein die Aufloͤſung der Daupteofonne war fo raſch bewirkt morden, daß ihm nichts zu thun übrig blieb, als den Rüdzug Über Gaftel Gercolo anzutreten, wobei er vom der franzoͤf. Reiterei unter Murat lebhaft gebrängt wurde. Nachdem er ſich durch das bereits von dem Fränzofen bes feste Dorf Caſtel Cercolo mir dem Bajonete Bahn gebrochen hatte, langte er im finfterer Macht bei dem VBrüdenkopfe an, und bezog hierauf hinter der Bormida fein altes Lager wieder. '

Franzoͤſiſcher Seite nahm die Diviſion Garbanne Stellung bei Pietras bona. Die Reiterbrigade Rivaud befegte Caſtel Cercolo, General Champeaur Barbotta. Die Divifionen Monnier, Lannes, Boudet und Chambarihac bezogen bei Spinetta A cheval der Hauptftraße ein Lager in einem Treffen, defien linken Slügel Kellermann mit feiner Reiterel dedte. Der Berluft der Deftreicher beftand an Todten in 14 Offiiren und 963 Mann; an Verwundeten in 5518, darunter 6 Generale ‘und 238 DOfficiere; endlich an Gefangenen in 1 General, 74 Dfficieren und 2921 Mann; auch fielen 12 Kanonen, 1 Haubige und 13 Munitionswagen in die Hände der Fran⸗ zoſen. Nach amtlichen Berichten belief ſich der Verluſt der Franzoſen auf 1100 Zodte, 3600 Berwundete und 900 Gefangene, zufammen auf 5600 M.

Die Folgen des Sieges bei Marengo waren für die Franzoſen unermeßs lich. Kraft der am 15. Juni zu Aleſſandtia von Melas abgefcloffenen Uebereintunft mußten die Deftreicher dem Sieger ganz Piemont mit den Feſtungen Tortona, Alefjandria, Turin, Cuneo, Ceve und Arona, das ganze genuefifhe Gebiet mit der Feſtung Genua, Savona und Santa Maria, das Herzogthum Parma mit der Feſtung Piacenza, den größten Theil der Lombardei mit der Feſtung Pizzigethone und dem Caftel von Mailand über laſſen. Die öftteih. Armee behielt ihre Waffen, Gefüge und Zuhriverke, mußte jedody alle oben genannten Seflungen räumen, und fi in 3 Golons nen hinter den Mincio zurüdziehen.

Gergl. Bericht über die Schlacht bei Marengo vom GL. Berthier;

258 . Marescot. iſt nur mit Kritik zu gebtauchen. Gleiches gilt von Bülow's. Darftellung in som Werke: vH Feldzug 1800, Jomini im 13. Bande feiner Histoire des guerres de la —— Endlich bie vorgügliche Darſte⸗ Kung im gang 1823 der oͤſt reich. Militair. Zeitfhrift, Band woſe ale Buzlın mit gewürdigt, und welchen Werke aud) wir ‚gefolgt find. Den zuverläffigften und klatſten Pan findet man in 3 Blättern in dv. Kausler's Atlas ber merkwirbigften gerun⸗ gen und Schlachten x. 7. Lieferung.) >

Marescot, Armand Samuel, Marquis be, Generalliutenant

wer nee se ige, vormals 1. Generalin Seniccorps, y

ment ber Indre und Loire den 1. geb-, ‚begann feine Studien im Collegium la Floche, feste diefe in der Militairfchule zu Paris fort und wurde in feinem 18. Jahre beim —98 —— angeſtellt. Als er dur den im Jahre 1783 erfolgten Tod feines Waters das Oberhaupt der geworden, und nad 12jähriger Dienftzeit noch Lieutenant war, wollte er ſich vom Dienft zurüdziehen und ſich ausfalicktic den Wiſſenſchaften wid» men, wurde jedoch durch den Ausbruch der Revolution daran verhindert- Im 3. 1792 befand er fih als Kapitain in der Seftung Lille- Ein Corps von Mann, wovon ein Drittel Cavalerie, follte unter dem Befehl des Generals Theobald Dillon eine Recognoseirung nach Tournay machen, und M., obgleih damals ohne befondere Anftellung, erhielt, weil gr das umliegende Zerrain kannte, den es zu begleiten. Den 30. April, Morgens 6 Uhr, uͤberſchtitt der General Dillon die Grenze, warf einem oͤſtreichiſchen Po) bei 55* und drang gegen Toutnay vor, als er plögtich in der Flanke von 12 Kanonenſchüſſen begrüßt wurde. Der öͤſtrei⸗ diſche Commandant von Tournay, General Happoncourt, von dem Ans marfch des Feindes unterrichtet, hatte einen Theil der Garnifon bei dem Dorfe Baiſien in Verſteck gelegt. Bei diefem unertwarteten Angriffe glaube sen ſich die Ftanzoſen perrathen, liefen Artillerie und Bagage ſtehen, er— mordeten ben General Dillon und den Ingenieuroberſtlieutenant Berthoi weldyer die Veranlaffung zu der Erpebition gegeben haben follte, und in größter Unordnung Lille, As die Ruhe im Lille wieder hergeftelit war, befand ſich e v. M., in Folge einee Menge Entlaffungen, melde beim Geniecorps Statt ‚gefunden hatten, als der einzige Officier dieſes Corps in einer bedeutenden Feſtung, welche in volltommnen Vertheidigungsftend gefegt werben follte. Um bei feinen überhäuften Gefhöften nur einige Un- Kerjtüg haben, nahm er vier Dffiiere der Nationalgarde zu fe und die raktege, welche. das billigte, war die erſte Veranlaſſung zu der Anſtellung ‚von. Adjoinis beim Genie, deren Nuten fid) in ‚der Folgezeit fo bewährte, daß dieſe noch, gegenwärtig im ber franz. Armee beftehen. Als 1792 die Nordarmee nad) der Champagne gegen die dort eingedrungenen. Preußen aufbrach, und die Deſtreicher unter dem Het 309 von Safene Xen vor Lille (f. d-) erſchienen, trug M. weſentlich mit zur Vertheidigung des Platzes bei. Nach dem Verluft der Schlacht von Meerwinden (den 18. März 1793) forderte ihm der General Dumous riez vergebens auf, ihm zu ben Deſtteichern zu folgen; er begab ſich wieder mad) Lille, bübete dort die Vefeftigungsarbeiten und legte vorzugsweiſe ein auf 15—18,000 Mann berechnetes, verſchanztes Lager an. In Folge einer Anklage des revolutionaiten Clubs zu Lille wurde er nach Paris ‚berufen, dort aber fteigeſprochen und mad). Toulon geſchickt, welches damals von den

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Dlarescot. . 49 Euskiubern befegt war. Hler war 8, wo er bie Bekanntſchaft bes War bet der

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der © ten engliſchen Redoute einer ber Erſten erſt kurz puvor bei einem Ausfalle dee Barnifon eine Bleſſur er⸗ Im g” 1794 wurde W. zur Vertheidigung von Maubeuge die feanzöftfche Armre im Monat Juni 1794 Ghar⸗ belagerte (zweimal war ed von dritten Dale be ( es den Deftreichern ent

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bie anweſenden Generale ſtimmten ihm bei und vertwarfen einen - Starmans seiff, weicher um fo ummüger getvefen ware, als Sharleroi fünf Tage base auf capitulirte. Nichts deftoweniger befahl St. Zuft, den Commandanten des Belagerungscorpe, General Hatry, ben Commandanten der Artilierie, Gene⸗ al Bollemont, und den Kommandanten des Beniecorps, Bataillonschef M., zu arretiren, was damals fo viel fagen wollte, wie erichießen. Jourdan weigerte fi auf das Eutſchloffenſte, Diefen graufamen Wefehl zu vollziehen, und als darauf M. die Velagirungsarbeiten mit bem größten -Eifer betrieb, und die Feſtung den 25. capitulizte, fo teng dies weſentlich zum Siege bei Feurus (f. d.) bei. M. leitete Hierauf die Belagerung vom Landreckes, wel⸗ ches nah 7 Tagen capitulirte (den 17. Jul), und ward sum Oberſten er nannt. Mach der Uebergabe von je Quesnoy (den 15. Aug.), Waleneiennes (den 27.) und Conde (den 80. Aug.) erhielt er deu 1. Septbr. den Brad eines Brigadegenerals. Als Kleber mit 30,000 M. vor Maſtricht ruͤckte, ep

wurde er dennoch auf die Emigrautenliſte geſetzt, und ſeine Beſitzungen zum Berkauf als Nationalguͤter ausgeboten, bie es dem General Carnot gelang, feine Ausſtreichung von der Emigrantenliſte, fo wie die Tuͤckgabe feiner Büter zu bewirken. Im 3. 1795 wurde M. gar Armee der Oftpprenden gefendetz er fchleifte das Kort Fuentarabia, und war im Begriff, die Bela⸗ gerung von Pampeluna zu eröffnen, als ber Friede mit Spanien (dem 22. Juli 1795) die Feindſeligkeiten beendete. Beauftrogt mit Ausgleihung ber Sriedensbebingungen, ward er nach Beendigung derfelben zur Vertheidi⸗ gung von Landau mitberufen, focht während ber Jahre 1797 und 1798 ab» wechfelnd bei der Rhein: und Mofelarmee, bei der Armee in Deutichland an der Donau und in der Feſtung Mainz. Im 3. 1799 erhielt er das Dbercommando in Mainz, welches der Erzherzog Karl im Septbr. im Bes griffe fland zu belagern, buch den Sieg Maflena’s aber bei Zürich (dem 25. Septbr.) nady der Schweiz gerufen wurde. Nach Erhebung des Genes rald Bonaparte zum erften Conful (den 9. Nonbr. 1709) xief ihn biefer von Mainz ab und ernannte ihn (den 4. Januar 1800) zum erften Gene: ealimfpecteur des Geniecorps. Er begleitete Hierauf den erften Conſul auf feinem . Seldzuge nach Stalien, ‚ward fpäter beauftragt, ya moriaien, W

100 Marge: Margaretha, St.

der Marſch Über ben großen Bernhard ausfühtbar fei, und führte nach feiner Ruͤckkeht nad) Paris viele Verbefferungen im ‚Ingenieur: und Befeftigungse

die‘ Cifadelle vom Antwerpen zu unterfuhen. Bei allen in. diefen und. ben folgenden Jahren: zufammengezogenen Lagern, von den Küften von Mon treuil bis nad) Dünkichen, führte.er den Oberbefehl Über das Geniecorps.

in den erhoben. Im Jahre 1808 mußte M. alle franz. Fe— ee ee ee fo wie auch die ſpaniſchen jenfeits der Porenden, welche bereits von den Franzoſen befegt waren. Bu diefem Bwecte folgte er ben Vervegungen des Generald Dupont, welcher nach der unglüdlichen Affaire bei Baplen (dem 23. Juli 1808) zu ven gegwungen wurde. Da Marescot diefe Gas

pitulation als Zeuge mit unterfchrieben hatte, —— nad) Frankreich aller feiner militaitiſchen Grade und Wuͤrden entſetzt, feinen Gehalt, und der Zugang zum kaiſerlichen Palafte murde ihm u 4 fpäter wurde. er durch ein Eniferl. Decret vom 1. März 1812 Tours verwiefen, wo er bis zur Abdankung Napoleon’s blieb. Das forifche Gouvernement feste ihn unter dem 8. April 1814 wieder in Poſten als erften Generalinſpecteut vom Geniecorps ein, und Monſieut mals Graf Artois, fpäter Karl X.) ernannte ihn zum eönigt. Commiſſatius in der 20. Militaicdivifion, wo er ſich bemühte, die aufgeregten Parteien zu verföhnen. Während der 100 Tage wurde er zum Inſpecteut im Der partement der Vogeſen ernannt. Als nad) der zweiten Ruͤckkeht des Königs dee Poſten eines erften Infpecteurs des Geniecorps aufgehoben wurde, trat er, wie alle Generale, welche das 55. Jahr überfchritten hatten, in Warte eid. Durch Vermittelung. des Kriegsminifters, Marſchalls Gouvion St. ie, wählte ihm Ludwig XVII. zum Präfidenten einer Commiſſion, welche

EIHR

principaux siöges faits ou soutenus eu Europe par les armdes puis 1792, Paris, Magimel, 1806. M&moire sur lemploi des bouches & feu pour lancer les granades en grande quantit&, 1799. Memoire sur la fortifi- cation souterraine, und noch Überdies eine Menge handſchriftlicher Memoiren und Berichte, welche im Depot, des Geniecorps aufbewahrt find.

Wergl. nouvelle des contemporains, Tom. XII. Annuaire biographique ou Supplement annuel par Heurion , Tl.

Marga, auch unter dem Namen Gewerff als In ber Kriegsgefchichte des Mittelalters vorfommend, erfüllte mit der Balliſte und Mange (f. d.) gleichen Zweck, und war ſelbſt in ihrem Baue beiden ziem⸗ lich gieich. (Siehe Fronsberger's Kriegsbuch, 3. Theil, Seite Ha

Margaretha, St, von den Lerriniſchen Inſeln (len u lerrins) die größte, aber doch nur eine feanzöfifche Meile Hang und + Meile briit, hieß ehedem Zero, liegt an den Küften der Provene, 3 Meilen ſuͤdweſtlich von Cannes, und gehört zum Departement des Bar. Es gibt auf ihr

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Margaretha, Gt. Ein 2enn: Alaeiap- Ehitefienerbe [ ı Ui Bee, 8 Betz, Eier Kisgen un ict Meipit; dan ee BE "-Einnadme1536. are j

Werhaupt Meldung abzuftatten; er fand unterweges am Hofe des Herzogs m Savoyen bie befte Aufnahme, und a son Fuͤrſten die Zus

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Marie ®Tberefienorden. Unter allen Militalrorden Europa's bes muptet dieſer öftteichiiche Militalrorden wegen feines inneren Werthes den len Bang; denn den Statuten gemäß -follen nur diejenigen in dem⸗

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Heer I Malland amd befegte ben A 3008. Wann, den faum seiihloffenent Bing :chdpinge meh Nah

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| füch flͤr den Krieg eutfchieden, unb -eine

Mienge Itelwilllger auf ihes Seite traten. Serge erug der im Stangefeiss hefe ersten: BHiſchof von Sitten nicht wenig bei. 30,000 Schaeizer, zu vom Pitigliano fliehen, brachen ſofort von Monza auf und mähesten fidh Meltand, weites fie den Tag Baraıf befegten. ran; I. lagerte bei Dia: zignene, 10 isstienifche Milglien von Maitend, auf der Straße nach Eadi; fehte Werpofiou fanden bel Sau Disiass und Sta. Belsitta, aut 5 Miis gim ven Beten. No re Wie Sarocher zu gewinsden. wenetiautfche Gelbhere Vartelecuee 4 taub mit einem 16,000 Bieten ſtarken Ditfäheere del Sebi: Easbena, ber bad deu Fraitzeſen feinde Od gefkunte. fpamifch= päpfifiche Heer Befsäligte, befamb ſich noch hinter. dem De bei Matenga, uch einen Baum von 85 Meilen von ten Schwei⸗ je getzennt. Am 18; September, während ber Cardinal von Sitten die wagen —— Gteht —— ——— eines Krupp Ftangofen, welcher fich unter dem Mittet Fieutanget Mailend

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Merignans eine dutch Kunifl ge⸗ deckte Stellung inne; ihre rechte Flanke ſtieß an den Lambrobach; der linke Fluͤgel dehmte fi) auf Wieſen aus, die von einer Menge Waſſergraͤben durchſchnit⸗ ten waren. Die Straße nach Lodi führte fo ziemlich mitten durch bie Stellung. In einem an ber Landſtraße gelegenen Dorfe hatte der Herzog von Boutdon, der die Vorhut befebligte, fein Hauptquartier. 64 Kanonen beſtrichen die Zugänge bes Lagers, deſſen Front ein tiefes Graben bedite: Des franzöfifhe Heer, wenigſtens um bie Hälfte flärker, ale das ber

ser, raſtete forglos und keines Angriffe gewaͤrtig. König Franz 1.,

hierauf zu Pfade Die Schlachtordnung der Franzofen war folgende: Saͤmmtchkiches Fußvolk, 30,000 Mann, in welchem bie ſchwatzen Banden der beutfihen Landslnechte den Kern bildeten, fland in bichten Reihen bintes Dem gesfen Graben. Die Gefüge nebſt 5000 Bogen⸗ und Armbrufts fügen deckten beide Flanken; ruͤckwaͤcts flanden, in 2 Haufen gefonbert, 4000 Gendd'armen, meiftens Edelleute und Bitter mit Ihren Knappen. Nachmittags um 5 Uhr langten die Schweizer vor der feindlichen Stellung an. Die Truppen aus Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Glarus und Bündten bildeten das SHauptcorps, bie von Zuͤrich und Schaffhaufen ben echten, bie von Luzern und Baſel den linken Fluͤgeltrupp. Das Geſchuͤtz blieb auf der Landſtraße. Die Freiwilligen untere dem Hauptimnaun Werner Steiner eröffneten den Angriff. Schon neigte ſich die Senne zum Un: tergange,, als des Kampf begann. In bichtgefchloffenen Scharen brangen die Schweiger vorwärts, warfen mit leichter Mühe bie kansöfiiäen Vor⸗

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zurücklaſſen. Mit Heldenmuth ftritten diejenigen, welchen die Bahnen und andere Ehrenzeihen anvertraut waren; dennod gingen einige bderfelben ver: koren, namentlich der Stier von Uri, ein Harſthorn aus grauem Alterthum. Miet Wunden bededt, von Hunger, Ermattung und Staub entftellt, die Fahnen blutig und zerriffen, zogen die Ueberbleibfel der Schweizer in Mai: and ein, ohne von den Franzoſen auf dem letzten Theile ihres Weges Ieb: baft verfolgt zu werden. Der im Zelde ergraute Marſchall Trivulzio erklärte: 18 Schlachten, welchen er beigewohnt, felen Kinderfpiele, diefe aber Bein Menſchen⸗, fondern ein Rieſenkampf geweſen. An den zurldgebliebenen Schweizern übten die Landsknechte eine unmenſchliche Rache. Dem Amt: mann Puntrier fdhnitten fie den Leib auf, falbten mit feinem Fette ihre Spieße und ließen die Pferde aus feinem Bauche Hafer freffen ; eine eroberte Fahne mengten fie zerhadt unter ihre Speiſe. Ucber 12,000 Todte, bar: unter mehr als bie Hälfte Schweizer, dediten das Schlachtfeld. Auf diefem ließ fih Franz 1. durch) Bayard zum Ritter fchlagen, und befahl zum An: denken an dieſe Schlacht die Erbauung einer Capelle. In der Citabelle von Mailand blieben 1500 Schweizer. Die Uebrigen kehrten eiligft und in Un: ordnung in die Heimath zurüd. Die Stadt ward von ben Kranzofen be: feet und mußte 300,000 Thlr. Kriegsſteuer bezahlen.

(Berg. Guillard, histoire de Francois I. Glutz Blotzheim, Ge: ſchichte der ſchweizeriſchen Eidgenoſſenſchaft. Memoires du chevalier Bayard. Wieland, Kriegsgefhichte der Schweiz. 1. Bd.)

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Marigny, Charles:Rene Lonis de Bernard, Vicomte de, geb. zu Sces in der Normandie ben 1. Februar 1740, trat, 14 Jahre att, in die Gardemarine, ward nad 15 Monaten zum Schiffsfaͤhndrich er: nannt und erlangte nach mehreren Seesügen in Oft: und MWeftindien und an der afrikaniſchen Küfle den Grad eins Echiffslientenante. Im 3. 1770 erbielt er den Befehl über die Gabarre fa Dorade, beitimmt, an den fran: schihen Küften zu kreuzen. Sechs Monate durauf wurde er als Adjutant in Breit angeltellt, wobei ihm die fpecielle Aufſicht über die Arbeiten im Hafen oblag. Bei Ausbruch der Seindfeligkeiten zur See zwiſchen England und Srantreih nahm er Theil an dem Ceetreffen bei Queſſant (den 27. Juli 1778), ward den 13. März 1779 zum Capitain befördert, Ereuste don 17. Juli deffelben Jahres mit der Fregatte Juno, welche zu der Teich: ten Escadre des Admirals de la Zouche: Treville gehörte, an den englifchen Kuſſten, eroberte ein englifhes Schiff von 67 Kanonen, und mehnte im Yaufs von zwei Jahren mehreren Seegefechten, namentlid) denen, melche der Admiral de Graſſe den Engländern den 25. und 26. Januar 1782 bei Zt. Chriſtephe kieferte, bei. Im J. 1784 erhielt M. den Auftrag, die portugieſiſchen Niederlaffungen auf der Küjte von Angola zu zerflören. Mit der Fregatte Venus von 36 Kanonen und den Gabarren Fa Lamproie von 24 und FAnonnme von 10 Kanonen, nebft 300 Mann Landungstruppen, welch er den Hafen von Breft und ging den 17. Juni vor Gabinda, auf der Meftküfte von Afrika, vor Anker; eine portugiefifche Fregatte von 26 Ka: nenen vertheidigte den Eingang zum Hafen. Der Commandant verlangte iinen Aufihub von 30 Tagen, um Befehle einzuholen. M. bewilligte 15 Stunden; das Fort capitulirte den andern Mittag, und die Feftungsmerke wurden zerſtäͤrt. Im Monate Auguft 1783 wurde M. zum Major der Ma: rinvartillerie, und im Mai 1786 zum Diviſionschef und Major der erften Escadte ernannt. 1789 ward er mit der Beaufjihtigung der Häfen auf der Mordküfte von Frankreich beauftingt, und befand fich gerade zur Cher:

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170 Marine (Zufland d. Marine in d. Alteflen Zelte).

fahrt Aegyptens den hoͤchſten Grab ber Vollkommenheit. Ptolemaͤus Phi: ladelphus (284 246 v. Chr. Geb.) machte ſich befonders verdient um die Schifffahrt duch die Anlegung eined Leuchtthurmes auf der Infel Pharos. Ptolemaͤus Philopator (221 204 v. Chr. G.) baute ein Schiff von 40 Ruderbänten ; es befanden ſich auf demfelben 4000 Ruderknechte, 400 Ma: trofen und gegen 8000 Seefoldaten. Won biefem ungeheuren Schiffe gibt Athenäus folgende Beſchreibung. ,, Die Länge deffelben betrug 280 Gubiti oder Elien, die Breite 38, die Höhe am Wordertheile 48 und am Din: tertheile 53 @ubiti, bis dahin nämlih, wo das Schiff im Waffer ging. Es hatte 4 Steuerruder, 30 Cubiti lang, ein doppeltes Dinter: und Bor: dertheil und 7 Schnaͤbel von verfchiebener Größe, welche theils hinten und vorn, theild auf den Seiten angebraht waren. Das Zimmerwerk und bie Seitenwände bes Schiffes waren vortrefflid gearbeitet, und befonders hatte die vordere und bintere Seite deſſelben ſehr ſchoͤne Wachsmalereien von ver: fdyledenen Farben und Abbildungen von Thieren. Der ganze Raum, den die Ruderbaͤnke einnahmen, war bis zum Schiffsboden mit Thyrfus und Epheu geſchmuͤckt, und um biefes Schiff in das Meer zu lafien, mußten ganz befondere Vorkehrungen getroffen werden.”

Wenn fih die Römer auch ſchon zue Zeit ihrer Könige auf bas Seeweſen gelegt hatten, fo war es doch nur mehr in Abfiht auf Handel geweſen; erft In den punlfchen Kriegen dachten fie baran, ſich eine See⸗ macht zu bilden, um ben Garthaginenfern die Spige bieten zu können. In Beit von zwei Monaten wurden 100 Kriegefchiffe mit 5, und 20 mit 3 Meihen Ruderbänten erbaut. Der Erfolg ihrer erſten Unternehmung unter dem Conſul Duillius gegen bie Garthaginenfer war fo gluͤcklich, daß man jest unausgefegt an der Vermehrung der Flotte arbeitete. Fuͤnf Jahre nad biefem erften Seetreffen lieferten bie Römer unter ben Conſulen Attitius und Manlius den Garthaginenfern ein zweites mit gleihem Gluͤcke; ihre Stotte beftand damals ſchon aus 330 bedeckten Galeeren, beren jede 300 Nuderer und 120 Soldaten an Bord hatte. Die Schlacht, welche der Gons fut Lutatius (242 v. Chr. ©.) den Garthaginenfern lieferte, beendete den erften punifchen Krieg. Am Schluffe des zweiten punifchen Krieges (201 v. Chr. ©.) mußte Garthago feine fämmtlihen Schiffe bis auf 10 ben Römern ausliefen; Scipio ließ davon 500 verbrennen. Am Schluffe bee dritten punifchen Krieges (146 v. Chr. ©.) waren bie Römer Herren zur Se. Don da an hatte Rom vier große Geſchwader, die beitändig auf dem Meere blieben, und drei Flotten auf den bebeutenditen Fluͤſſen, dem Rheine, der Donau und dem Eupbrat. Aus ben vier Hauptgeſchwadern wurden nad) Befinden der Umftände die Flotten gebildet, welche nach ihrer Beſtimmung auch verfhiedene Namen erhielten. Es gab eine Flotte von Alerandrien, von Afrika, vom Driente, welche bei Seleucda in Syrien ſta⸗ tionirte, vom ſchwarzen Meere, ferner eine Schanflotte, welche beftimmt war, Me Einkünfte des Reihe ans den am Mittelmeere gelegenen Provin- zen nad Rom zu bringen, und endlich eine fpanifche Flotte, welche zur Verbindung mit biefem Meiche diente. Bewaffnung, Bemannung und Aus: rüftung der römifhen Echiffe war mit geringen Abweichungen ber den cars thaginenſiſchen und griechifchen ähnlich; doch bedienten fie fi) nur 3:, 4⸗ und Srudriger Fahrzeuge. Ihre Anſtalten zu einem Seetreffen glihen Anfangs denen ber Griechen. Dan ftellte außerdem Augurla an, brachte den Meergättern Opfer, ließ hierauf das große Segel nieder, und legte den Maſtbaum zu: sh; die Steinen Segel behielt man noch bis zum toirklichen Treffen bei.

eich wurde auf allen Schiffen eine rothe Flagge oder auch ein goldener

Marine (Bafah d. Marine in: b; Micfen: Belt). wespeibster fltgrufier

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darauf hattın bie a SE. bie Yes b mit Eifen befchlagen waren. Einige ihrer Kriegsſchiffe, im Ross genannt, konnten 200 Mann fafien. Bei ben alten Deutfchen war Eeeräuberei eben fo ehrenvoll wie der vechtmäßige Krieg; die meiften Küuſtenbewohner ernaͤhrten fi) davon. Was die Sachſen, die von ben Kuͤ⸗ fen der Chauzen, Frieſen und Bataver ausliefen, für erfahrne und kuͤhne Seefahrer geweien, davon entwirft ein alter Schriftſteller (Sidonius Apollis

eines Beſehlſshabers. Sie find die gefaͤhrlichſten Feinde, ba fie fi im Ver⸗ theidisungsfalle in größter Ordnung zuchdziehen und angeiffeweife ihren Feind gewöhnlich fchlagen. Ste ſcheuen keine Unbequemlichkeiten zur See, md haben Die genauefte Kenntniß von ben Klippen und Sandbaͤnken. Das Meer hat keine Gefaͤhrlichkeiten, mit denen fie nicht vertraut wären, ſelbſt ein Sturm fchredt fie nicht. Sie wünfchen einander Gluͤck, daß ihnen ber L ſolches Wetter gegeben, welches dasjenige Land, weiches fie auszu⸗ pländern gedachten , nur ficher machte und ihre Landung nicht vermuthen

Die Sallier trieben ebenfalls ſchon in ben fräheften Zeiten eine ſtarke Schifffahrt; ihre Land war reih an guten umb fichern Däfen, wie Artes (unweit Maſſilien, dem heutigen Marfeille), Narbonne, Montpellier, Toulon, Freius x. Die berühmteften galliſchen Seefahrer waren bie Mafs Bier, ein fehe bebeutender Seeplaz war bie Stabe Wannes In Bretagne (im Departement Morbiban. Zu Caͤſar's Zeiten hatte fie faſt die Herr⸗ ſchaſt über alle galliihen Seeſtaͤdte; alle Häfen deu. benachbarten Kuͤſten ſtanden

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176 Marine (Zuftand der Marine in ben neuern Zeiten).

welcher fie fich bis zur Revolution erhielt. Englands Seemacht bob ſich zuerft unter der Königin Elifaberh, und Spanien und Portugal befaßen im Mittelalter nicht fo viel Macht, dab fie die Mauren aus ihrem Lande vertreiden konnten, welche ihre beften Provinzen Inne hatten.

3. Zuftand der Marine in den neuern Zeiten.

Durch die Entdedung von Amerika (1492), die Eroberung von Merico (1519) und von Peru (1530) war Spanien zu bedeutenden Reichthuͤ⸗ mern gelangt und erhob ſich fchnell zu einer anfehnlihen Seemacht. Noch unter Ferdinand dem Katholifhen lief eine fpanifche Flotte von 80 großen Schiffen und 13 Galeeren im Mai 1509 aus dem Hafen von Garthagena, um die Seeräuber an ber Küfte von Afrika zu züchtigen. Mit einer welt größern Flotte (360 Segel und 40,000 M.) erfhien Karl I. von Spanien (ats deutfcher Kaifer Kart V.) 1535 vor Tunis, und eroberte biefes (f. Bar: baroffa). Nichte minder wichtig war das Unternehmen dieſes Kaifers auf Algier im October 1541 (fiehe den Art. Algier). Die Erpebition veruns gluͤckte wegen ber bereits eingetretenen Herbſtſtuͤrme. Unter Philipp II. drang 1580 eine ſpaniſche Flotte von 60 Galeeren und mehreren andern Schiffen unter den Befehlen bes Marquis von St. Croix in den Hafen von Liſſa⸗ bon und vernichtete bie dort befindlichen portugiefifhen Schiffe. Die größte Slotte, weiche je in der See erfchienen, war bie berühmte Armada (über deren Stärke und ungluͤckliches Schidfal fiehe den Art. Armada). Wir geben bier nur ein näheres Detail über deren Ausrüftung. Philipp II. ſelbſt hatte einen fo hohen Begriff von der Macht diefer außerordentlichen Klotte, daß er, anftatt deren Stärke zu verbergen, eine genaue DBefchreibung davon in Iateinifher und in den meilten europäifhen Sprachen herausgeben ließ. Die Schiffe waren von ungeheurer Größe; das gewoͤhnlichſte hielt 60,000 Zonnen. Es waren dabei mehr denn GO Sallionen von ber beften Bauart. Die Defenfion oben auf den Schiffen war vor Musketenkugeln geſchützt, die Wände unten fo di mit Holz gefüttert, daß eine Kugel nur, wenn ber Schuß in der Nähe geſchah, durchdringen konnte. Die Maften waren mit außerordentlich dien Tauen umgeben, und gut gegen die Kanonen verwahrt. Die Galeaſſen waren ſchoͤn gebaut, und hatten Gapellen, Predigrftühle ıc., auch konnten fie mit Rudern geführt werben, wie Galeeren; auf jeder bes fanden ſich 300 Sclaven. Munition war In Menge vorhanden, fo aud Lebensmittel, Wein und Waffer auf 6 Monate. Nach der Angabe des Diego Pimentel Eoftete die Flotte dem König taͤglich 30,000 Ducaten. Durch) den unglüd:ihen Ausgang dieſer Erpebdition erlitt die fpanifhe Ma: tine einen harten Stoß. Die glänzendfte Epoche der fpanifhen Marine füllt in das 15. und 16. Sahrhundert. Unter Philipp's IL. Nachfolgern gerieth fie immer mehr in Verfall, und bald gab es außer einer geringen Anzahl ſchlecht ausgerüftetee Fahrzeuge, die nach den Golonien beflimmt waren, fein einzi: ges Nationatfhiff in den Häfen. Wie es um die Seemadt Spaniens in diefem Zeitraume fand, geht daraus hervor, daß der hollänbifche Admiral Tromp im October des Jahres 1639 die gegen Schweden beflimmte jpani: ſche Stotte (in den Dünen) unter dem Admiral Dqueredo angriff, und fie dergeftalt fchlug, daß von 67 Schiffen der Admiral nur 8 nach Duͤnkirchen brachte. 13 retteten fi nad den englifhen Küften, 30 wurden verbrannt und 16 erobert. Unter Philipp V., aus dem Haufe Bourbon, kam die fpanifhe Marine wieder etwas empor; die Sceplüge wurden in Vertheidi- gungsitund gefegt, zahlreiche Schiffe Breuzten auf dem Meere zur Vertheidi⸗ gung der Küjten, andere wurden nach den amerikaniſchen Golonien geſendet und viele Kaperfchiffe gegen England ausgerüfle.e Im Jahre 1740 hatte

Marine tBufamb der Dlerine Er den nchau Bike: 17 UN TERN FE, rien 18 Schiffe zu 06 die 16 Ri ‚kee Hafen von Gabir, 12 von BO bie 54 Is Hafen von Ferrol, und 64 bie 28 Kanonen im Hafen von Gartfagens flationirten. Unit fid die Seemadht noch) mehe, da biefer 1765 ben geicher durch

je befchränkten Handel nach Weſtiudien frei gab. Dagegen ent⸗ ;pebichon Im &. 1775 vom 46 Eriegs⸗ und 844 Transport‘ ‚500 M. Infanterie und 1000 SE. Gavaterie Alster dem Erwartungen nicht: Die glängembfle Epoche der. (panifchen Marine ſaut 16, dertr Taten Phitipp’6 II. Nadfolgern gerieth fie ku.

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ajotiſchen Inſeln, 1444 das grüne Vorgebirge, und 1461 Bub nea entdeckt. Unter Jobann II., einem ſehr unterrichteten Fuͤrſten, ward Liffabon zum Zreihafen erklärt, und 1486 das Worgebirge der guten Hoffe nung entdedt. Emanuel der Große fendete 1497 eine Flotte von 4 Schif⸗ fen unter Vasco de Gama aus, melden den Seeweg nach Dflindien aufs fand. Eine zweite Expedition unter Don Pedro Alvarez Cabral hatte bie Entdedung von Brafilien zur Folge. Die Portugiefen breiteten ſich von da an aud Immer weiter in Oſtindien aus, wo Goa zur Feſtung und Haupt ſtadt erhoben wurde.

Nach dem Tode bed Könige Sehaftian (1578) und Helnrich des Gars dinals (1580) verfiel Portugal in eine Art von Anarchie, wurde Spanien untermärfig, und die Marine vernachlaͤſſigt. Die Kriegefchiffe waren ſchlecht bewaffnet, und Holland eroberte die meiften Provinzen In Oſtindien und faſt ganz Brafilin. Nachdem durch die evolution von 1640 das Haus Braganza auf den Thron von Portugal erhoben worden, nahmen die Portugiefen größtentheil ihre Beſitzungen in Dftindien wieder ein; aud bob ſich die Schifffahrt nach Brafilien von Neuem, bis Johann VL 1807 Liffabon verlaffen mußte und nad Rio Janeiro ging. Die drauch⸗ barften Schiffe gingen, als der Hof Portugal verließ, mit nach Brafis lien. Im Jahre 1827 zählte die Flotte 28 Segel mit 992 Kanonen; in den neueften Zeiten iſt jedoch die portugiefifhe Marine ganz gefunfen.

Die Schifffahrt der Niederländer und Holländer war Anfangs lediglich auf Handel beſchraͤnkt, und ſchon im 14., 15. und 16. Jahr⸗

hunderte nicht f unbebeutrnb, erfrette fi aber nur auf bie Smile Cum

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174 Marine (Zuftand der Marine im Mittelalter).

tourbe, worliber der Derzog Gerhard von Schleswig ben Oberbefehl erhielt, Sie beftand aus 260 Schiffen, mworunter einige von auferordentlicher Größe, und hatte 12,000 Mann am Bord. Im hoͤchſten Flor zählte der Danfa- Bund unter feinen Mitgliedern 85 Städte. Der blühende Zuftand der Hanfa war aber natürlid von der Fortdauer der Umftände abhängig, welche ihre Errichtung veranlaßt hatten, und mußte verfallen, als jene verſchwanden. Als daher die Lands und Seeſtraßen nicht mehe unficher waren, die Errich⸗ tung des Landfriedens binlänglihen Schu gewaͤhrte, die Kürten ſelbſt auf Gründung einer eigenen Seemacht dachten; als die Seeftädte aufhörten, bie alleinigen Meiſter der Oſtſee zu fein; als endlich die Entvedung von Ame- rika dem Handelsweg eine ganz veränderte Nichtung gab: da nahte ſich auch ſtufenweiſe der Verfall des Bundes. Er wurde 1630 auf dem letzten Dans fatage zu Luͤbeck aufgeloͤſet.

Die Kreuzzäge gaben mwefentliche Weranlaffung zur Ausrüftung gros fer Flotten. Bei bem 2. Kreussuge, welchen Kaifer Konrad II. und Lud⸗ wig VII. von Frankreich unternahmen, ging eine Flotte von mehr demn 2000 Schiffen mit Provlant und 14,000 Mann Truppen am Bord voraus, Sie beftand aus deutſchen, englifchen, franzoͤſiſchen und flämifhen Fahrzeu⸗ gen, und lief im Aprit 1147 aus einem englifhhen Hafen aus. Bei der Belagerung von Ptolemais, 1191, durch Richard Loͤwenherz und Philipp Auguft, König von Frankreich, erfchlen ſehr zur rechten Zeit eine Flotte von mebr als 50 Schiffen mit Dänen, Frieslaͤndern, Egg ren und Franzo⸗ fen, mit 10,000 Dann am Bord, und eine an noch weit flärkere, welche mit deutfchen Truppen befegt war. An eben diefer Belagerung nahm auch eine englifhe Flotte von 150 großen Schiffen und 53 Galeeren Theil. Die Flotte, mit welcher Ludwig IX. von Franfreih im 3. 1248 den 5. Kreuzzug unternahm , beftand aus 1800 großen und Heinern Schiffen, und biejenige, mit welcher derſelbe König im Sabre 1270 nady Tunis fegelte, muß noch ſtaͤrker geweſen fein, ba fie 60,000 Mann Truppen am Bord hatte.

Die Genueſer waren ſchon in ben früheften Zeiten als erfahrene und tapfere Seefahrer bekannt. Bereits 806 hartem fie den Saracenen die Inſel Corfica abgenommen, und dadurd ihren Ötreifereien in diefen Ge: wäffern Einhalt gethban. Sie verbanden fi in der Folge mit dem Könige von Gaftilien und dem Grafen von Barcelona, und nahmen ben Mauren die Staͤdte Almira und Tortoſa in Spanien und einige fefte Pläpe in Afrita weg. Das alte Carthago, Tunis, Tripolis und andere Raubneſter wurden zu wiederholten Malen von ihnen gezüchtiget. Ihre Flotte, weldye fie um die Hälfte des 12. Jahrhunderts, auf Zureden des Papftes Euges nius III. dem Könige von Gaftilien zu Hilfe ſchickten, beftand bereits aus 63 Galeeren und 160 andern Schiffen. Bei Wiederheritellung des byzan⸗ tinifchen Kaiſerthums erwarben die Genuefer bedeutende DBefigungen im ſchwar⸗ zen Meere. Während des eriten Kreuzzuges, 1096, folgten genueſiſche Schi ſe nad) der Einnahme von Antlochia der Armee, die nad) Jeruſalem marſchirte, mit Proviant bis in den Hafen von Jaffa. Bei dem Kreuzzuge, welchen Zudwig IX. von Frankreich 1248 unternahm, beftand feine ganze Flotte aus genuefiihen Schiffen. Die häufigen Kriege, welche Genua mit Venedig und Pifa führte, bildeten feine Marine fortwährend aus. Im Kriege mit erſte⸗ rem wegen der Herrſchaft auf dem ſchwarzen Deere erlitt es eine Nieder⸗ lage bei der Inſel Euböa (1350); dagegen ſchlug 1351 der genuefiihe Ads miral Paganus Doria die vereinigte griechifhe, venetianifhe und aragonis ſche Flotte bei Pera, und eroberte 1853 bie ganze venetianifche Flotte von

wirkte das Jahr darauf weſentlich bei ber Eroberung ven Conſtantinopel. Dieſe Begebenheit hatte auf bie Seemacht Venedigs den größten Einfluß, da ber zum lateinifchen Kalſer erwmählte Graf Balduin von Flandern den VBenetkanern zur Vergeltung ihres Beiſtandes die Inſeln des aͤgeiſchen eos

tung de⸗ mad) Indien durch bie Portugiefen auch Ihren ganzen Handel dahin über Aegypten.

Diefes war ungefähr der Zuſtand ber Marine von der Keglerung Kai⸗ fer Karl's des Großen an bis auf bie neuen Entdedumgen ber Portugiefen und Spanier, oder vom Jahre 800 bis zum Jahre 1498. In dieſem gan⸗ sen, faſt 700 jahrigen Zeitraume hatten nur bie deutſchen Städte (Hanfa) und bie italleniſchen Republiten (Venedig, Genua und Pifa) eine Krieges

Handelsmarine gehabt. erftern betrieben die Schifffahrt ber nor⸗ diſchen Keiche, dieſe die der füdlidhen. Die Schifffahrt Ruflande

Hanfe *

180 Marine (Zuſtand ber Marine in den neuern Zeiten).

im Jahre 1588 folgenden fand: I7 Kriegefchiffe der Königin; 12 an⸗ dere, von der. ira en Schiffe, 6 Bei- und Worrapsfeies 16 Schiffe der Stadt London, welche mit Mannſchaft und Proviant wohl vers feben, 4 Bei: und Vorrarhsfchiffe; 4 Schiffe der Stadt Beifkot, welde wegen ihrer Größe und Stärke vortreffliche thaten; 4 Beifhiff und 3 Fregatten, welche aus den Kaufmannsſchiffen von Bornftapel

worden waren; 2 Schiffe von Ereter; eine große Pinaffe und.7 große Schiffe von Plymouth, die den koͤniglichen Schiffen volllommen gleich waren; 1 Jachtfchiff; 16 Königliche und von. der Königin in Dienft genommene

Pinaffe von dem Nitter Wilhelm Winter; im Ganzen 143 —— Admiral der Flotte war Carl Howard von Effingham, und die

engliſchen Seeleute, Drake, Hawtins und Frobisher, dienten unter ihm. Weſentlich zum Emporfommen der engl. Marine teug die Navigati

handelten, und nahmen in kurzer Zeit den Hollaͤndern gegen 80 weg. Unter Cromwell's Protectorat ſchuf Blake (f. d.) England eine rine, wie es bisher fie nicht gekannt hatte, und man kann ihn als den Ber gründer der heutigen Seemacht dieſes Landes anfehen.

Schon unter der Königin Eliſabeth wurden die erften Golonien in Amerika gegründet, 1584. Die allmälige Entwidelung diefer Colonien, ihr fpäteres ſchnelles Emporblühen, ihre Trennung von England nad) einem achtjahrigen bfutigen Kriege und ihre Bildung zu dem gegenwärtig. beftehens den mächtigen nordamerikanifchen Freiſtaate zu befchreiben, geftattet hier der. Raum. nicht; eben fo wenig bie Ausbreitung der oftindifchen Compagnie (gegrünz det 1600), welche mit geringen Mitteln anfing, Anfangs mit bedeutenden Hin- derniffen zu kämpfen hatte, und nur erf nad) dem Aachener Frieden (1748) ſich zu heben anfing, dann aber fchnell zu einer außerordentlichen Macht gelangte, fo daß fie gegenwärtig ein großes Neich beherrſcht und. eine fies hende Armee von 200,000 Mann unterhält.

Nach Wiederherftellung der Königswärde unter Karl I. beftand die engl. Marine aus 144 Kriegsſchiffen und Fregatten, 28 Brandern und Heis nen Schiffen, und war mit ungefähr 22,000 Matrofen und Soldaten bes mannt. Allein durch die innern Unruhen und ſchlechte Regierungsvers faffung nahm fie bald wieder ab umd gerieth in dem legten Jahren feiner Regierung in Verfall, Jakob II. hob fie wieder, und als diefer am 18. Decbr, 1688, duch Wilhelm von Dranien verdrängt, das Neich verlieh, beftand die englifhe Flotte aus 173 Schiffen aller Art, mit 42,003 Mann: und 6030 Kanonen.

Wilhelm I. brachte die Marime auf eine Höhe, die fie vorher noch nie gehabt. Am 25. Dechr. 1701 beftand diefelbe aus 184 Schiffen, 8 Brandern, 13 Bombardiergaliotten und 10 Jachten ; fie war mis 10,078 Kas nonen und 53,921 Mann bewaffnet, Im I. 1706 unter der Königin

"Anna beftand die koͤnigliche Flotte aus 205 Schiffen größerer und 79 Heiz nerer Art; im 3. 1717 unter Georg I. aus Schiffen geäßene und 85 Hleinerer Yet; unter Georg 1. 1730 aus 238 Schiffen mit’10,082 Kas

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Marine (Zuftand der Marine In den neuern Zeiten). 181

nonen. Seit ber Königin Anna und während der folgenden Regierungen wurden bie englifhen Schiffe ftärker bemannt; ein Kriegsfhiff von 100 Ka: nonen befam im J. 1740 und fpäter 850 Mann, flatt früher 780 M., und fo wurde bie Befagung ber kleinern Schiffe ebenfalls verhaͤltnißmaͤßig vermehrt. Im Jahre 1742 belief fich die engl. Seemacht auf 90 Schiffe von 60 100 Kanonen, 34 von 50 Kanonen und 123 Fregatten und Heineren Schiffen. Zu ihrer völligen Bemannung wären zwar 60 bis 70,000 Mann erforderlidy geweſen, jedoch im Kriege von 1744 48 mwurben jähre ich, wie im fpanifchen Succeffionskriege, nur 40,000 Seeleute gebraucht. Seit dem Aachener Frieden (1748) wurde eine Veränderung mit den Kriege: ſchiffen getroffen, die Zahl der 50 Kanonenſchiffe vermindert und damit theils die 60 Kanonenfciffe, cheils die Kregatten vermehrt. Beim Ausbrudie bes Krieges mit Frankreich 1755 beftand die engl. Seemacht aus 217 Schiffen, und zwar 100 von der Linie (5 zu 100 Kanonen, 8 zu 90, 53 von 80 bis 63, und 34 zu 60 Kanonen), 38 zu 55, 32 zu 50 und 47 zu 24 bie 20 Kanonen. Zu Bemannung biefer Flotte waͤhrend des Zeitraums von 1755 1763 wurden anfaͤnglich 50,000, in den legten drei Sahren aber von 1760 1762 jährlih 70,000 Seeleute gebraucht. Beim Ausbruch des ameritanifhen Rrieaes 1775 beftand die großhritannifche Seemacht aus folgen: den 176 zum Dienft tauglichen Kriegsichiffen, wobei jedoch die verſchiedenen Heinern bewaffneten Fahrzeuge nicht mit gerechnet find: 4 Schiffe von 100 Kanonen, 15 von 9, 49 von 80 bis 74, 25 von 70 big 64, 3 von 60, 12 von 50, 2 von 44 und 40, 2 von 33 und 36, 17 von 32, 6 von 28, 5 von 20 und 31 Schaluppen. Welche ungeheure Kräfte zur Eee in diefem Kriege entwidelt wurden, kann man daraus abnehmen, daß die verfchiedenen Klotten ein und zwanzig Mal auf einander fließen und neunzehn förmliche Seefchlachten geliefert wurden. Während deſſelben eroberten bie Engländer 34 ameritanifche bewaffnete Fahrzeuge mit 758 Kanonen, 75 franzöfifche Kriegsfchiffe (darunter 12 Linienfhiffe) mie 2458 K., 16 fpani: ſche (wobei 6 Linienfchiffe) mit 740 8., und 7 holländifche mit 274 K.; im Ganzen 132 Schiffe mit 4430 Kanonen. Enalands Verluft dagegen beftand aus 69 Eciffen mit 1478 Kanonen. Der Menfchenverluft Englands dagegen war fehr bedeutend. Während der Jahre 1776 1780 murben aus England, Schottland und Irland die wirklich auf der Slotte dienenden Ma: troſen mit 175,990 Mann vermehrt, von denen 61,857 Mann verloren gingen.

Vor dem Friedensfchtuffe 1782 beſaß England nch 471 große und Kleinere Schiffe (darunter 124 Linienichiffe) in activem Dienft; 1783 aber trat eine ſtarke Reduction ein, und der Etat der Murine wurde in Friedens: zeiten auf 30 Linienfchiffe, nebft einer erforderlichen Anzahl Eleinerer Krieges Thiffe und zu 30,000 Matrofen ungefegt. Die auswärtigen Etationen wa: ren Oft: und Weftindien, Afrika und Gibraltar. Nach den Abmiralitäteli: iten befland die englifche Flotte am 1. Sanuar 1786 wieder aus 278 Sichif: fen, darunter 114 von der Rinie; im J. 1787 aber bereits aus ID Schif⸗ fen und 125 von ber Linie.

Seit dem Ausbruche der franzöfiihen Revolution eroberten oder zerflör: ten die Engländer faft die ganze frandzoͤſiſche, fpanifhe, hollaͤndiſche und daͤniſche Marine, bemaͤchtigten ſich meift aller franzöfifhen und hollindifcyen Celonien, und befaßen am Ende dieſer Zeit (1815) gegen 340 Linienfchiffe und Fregatten, und im Ganzen mwenigftens 2000 Kriegs: und 20,000 Sun: delsfchiffe, und ſonach mehr als alle andern Seemaͤchte zufammengenonmen.

In Frankreich hatte fhon SHeinrih IV. fein Augenmerk auf das Seeweſen gerichtet, war aber duch den Tod an der Ausführung feiner Ent:

182 Marine (Zuftand der Marine in ben meuern Zeiten).

würfe verhindert worden. Unter Ludwig XI, Lam durch bie Thätigkeit bes Cardinals Nicelieu eine ziemliche Flotte zu Stande; doch nahm deffen Tätigkeit damals der 3Ojährige Krieg in Anfprud. Ludwig XIV. und fein Diniter Colbert koͤnnen mit Recht erſt als die Schöpfer ber franzöfifchen Marine angefehen werden. Man fing damit an, bie wenigen vo

Schiffe, weiche der Cardinal Mazarin in den Häfen hatte verfaufen Laffen, in brauchbaren Stand zu feßen, und durch neue Ankäufe in Holland und Schweden hatte man es bald dahim gebracht, daß ſich im er

den verſchiedenen franzoͤſiſchen Häfen 6O Krlegsſchiffe befanden, Ludii

Stolz erlaubte ferner nicht, daß feine Schiffe die englifchen zuerft begrüßten; vergebens beftanden die Minifter Karls IL von England auf einem Wors rechte, welches die Stärke begründet und bie Beit gewiſſermaßen geheiligt hatte. Die fernern Anordnungen, welche der König bei der Marine traf, jeigten bald, daß es ihm emnftlic darum zu thun war, bie

würdeyolfe Stellung zu behaupten. Die Häfen zu Cette und Rochefort wurden angelegt, eine Menge Matrofen angeworben, und bald

60,000 Mann beifammen, welche zum Dienfte claffificiet wurden, dem fie Handelöfchiffen oder der koͤniglichen Flotte zugetheilt wurden. Im . don Häfen wurden Schulen errichtet zur Erlernung des Seeweſens und eine defondere Commiffion ernannt, welche uͤber bie vortheilhaftefte Bauart der Schiffe zu entfeheiden hatte. Im den Häfen zu Breft, Rochefort, Hate de Grace, Toulon und Duͤnkirchen wurden Serarfenale erbaut. Im. J. 1672 beftand die Flotte bereits aus GO Linienſchiffen und 40 Fregatten, und 1681 zählte man mit den geringern Schiffen bereits 190 Kriensfahrzeuge, überbieß noch 30 Galeeren Im Hafen zu Toulon. Auf den Schiffen dienten 11,000 regulaire Seefoldaten und 3000 auf den Galeeren. Im

hatte man 166,000 Mann angewothen, welche für ben berfchiedenen

bienft claffifieiet waren. Diefe fogenannten Claffen wurden 1681- in den am der See gelegenen Provinzen errichtet, und aus ihnen bie Geeoffis dere, Matrofen und andere Seeleute genommen. In ben folgenden Sahren befanden fih 1000 junge Leute aus adellgen Familien darunter, welche den Dienft ald gemeine Soldaten verrichteten, um auf diefe Art ben Serdienft praktifch zu erlernen; man nannte fie Marinegarden (fpter aspi« rans de marine), und fie hatten ben Rang wie bie Gadetten bei der La

aählte In den beiden erften Jahren des nordamerikanifchen Freiheitskrieges 1778 und 1779 mehr Kriegefchiffe Im wirklichen Dienft als England. Ungeachtet der bedeutenden Berlufte in biefem —* war doch bie Flotte fhon 3 Jahre nach geſchloſſenem Frieden, im J.

Achtung gebletenden Zuſtande. Sie beſtand aus 81 Linienſchiffen, 13 Fres

Bazine (Buftand der Marine in deu neuem Zeiten). 108 ‚88 Gevetten und 26 Kutters. Bon den 9 Escadres, in welche die Flotte gechelit war, Lagen 5 zu Breſt, 21a Weulon und 3 mm Bode

Stogierung , vieleicht nur umter veränderten Formen, beibehalten worben zu z denn ſowohl bie zur Seeartillerie gehörige Mannſchaft, als bie Matro⸗ wurden aus r den Seedienft Departements andgeheben ; Sabre 1805 waren 00,130 Dann in ber Marineinſpection

J. 1808 befand die franz. Flotte noch aus SO Linienfchiffen und 80 Fregatten, wovon jedoch viele wieder verloren gingen. Nach der Reftauration bob fich Die Marine wieder etwas, beſonders in den fpätern Sahren. 1829 zählte die Flotte 239 Kriegefahrzeuge, darunter jedoch nur 36 Lintenfchiffe und 35 Fregatten.

Die Dänen und Norweger waren ſchon im Mittelalter die unter nebmendften und verwegenften Schiffer. Unter Harald Darfager, König von ° Veſtſolden (gegenwärtig Stift Chriftianfand in Morwegen), entdeckt Grim Gamle fdyon 861 die Faroer Inſeln; von ba geräth der Serräuber Nadod nah Snaͤland (Island). Wie ſchon früher erwähnt, war die Schifffahrt der nordifchen Reiche im Mittelalter in ben Händen bes hanfeatifchen Bun: des. König Johann von Dänemark zu Ende bes 15., und Cheiftian II. zu Anfang bes 16. Jahrhunderts bemühten ſich vergeblih, die Danfa zu ver: drängen. Die Könige Chriftian IV. und V. trugen im 17. Zahrhunderte weſentlich zur Aufnahme der Schifffahrt und des Handels bei. Das erfte di; niſche Schiff kam 1616 auf der Küfte von Coromandel (in Oftindien) an, und gründete Tranquebar umd das Fort Dansburg. Die Unternehmung war von der 1612 zu Kopenhagen errichteten daͤniſch⸗ oftindifchen Compagnie ausgegangen. Die Geſchaͤfte der Compagnie hatten übrigens ein fonderlicyes Gedeiben; fie wurde mehrmals erneuert und trat endlid 1777 Ihre Befigun: gem dem Könige ab. Unter Chriftian V. wurde 1671 die weſtindiſche Han⸗ delsgeſellſchaft geftiftet, und die Engländer traten den Dänen bie Inſel St. Thomas ab, welche, ba fie einen Hafen befaß, der 30 Schiffe faſſen Eonnte, bald die Freiſtatt aller Kauffahrteifchiffe wurde. In der Mitte bes 18. Jahr⸗ hunderts befland bie dänifche Flotte aus 34 Linienſchiffen, 16 $regatten, über 40 Galeeren und aus 5 Brandern, wozu 1800 Zimmerlsute, 400

284 Marine (Bufland der Marine in den neuern Zeiten).

A Van ma Be hama me nen Sad 17 uns mr Galfe aus At jurkätunen, dm der ‚einem f 3 B * dungen: iiber 10 Millionen Reichsthaier Im J. 1806 zählte die Marine 20 Linienfchiffe von 60 bis 80,16 Fregatten von 12 bis N 3 dufammen ten im Mothfolle noch 24 Kriegsſchiffe ausgerhftet werden, weil as Dane⸗ mare, fo lange es Im Befig von, war, nie an Bauholz und in N noch an Matrofen fehlte, welche letztern für bie beften in Europa galten. Den empfindlichften Verluſt erlitt die daͤniſche Marine im J. 1807 durch das Bombardement von Kopenhagen und die Auslieferung, feiner Flotte. England. erhielt 18 Linienfhiffe, 15 Fregatten, 6 Briggs, IL Ranonenböte mit 2 Kanonen und 14 Nanonens böte mit 1 Kanone; uͤberdieß wurden noch zwei Linienfchiffe von 74 Kanos nen, welche auf dem Stapel lagen, zerhauem, ‚und ein brittes, das bis zum Auslaufen. fertig war, yerfiöct; alles Geräthe auf den Werften und im den Werkitätten wurde vernichtet und. bie koſtbarſten Maſchinen unbrauchbar

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acht. ı Durch die Verbindung mit Napoleon im 1 1313 verlor. Dänemark Norwegen. Nicht nur. durch ben unterdtückten Handel in dieſem Kriege hat die daniſche viel von ihrem ehemaligen Anfeben verloren. Im I 1816 beftand macht wieder aus 3, Linlenſchiffen, 4 Stegatten, 3 Briggs un! Heinen Kriegsfchlffens auch war ein zahlreiches Dfficiercorps bei angeftellt, 3. B. 2 Admirale, 1 Vicendmiral, 10 Gontreadmirale ıc, ©. König Guftav J. ift als der Stifter der fhwedifhen Seemacht zuſehen ; er befreite das Reich hanſeatiſchen Handelsdrucke

Krlege mit Dänemark eine Flotte von 50 Schiffen in See, und unter il Borianı (1800) I die uf in“ Ant Cup fen og. Unter und Karl Guftav mar bie fchmedifhe Marine fehe beträchtlich. Flotte von 30 Krieges und 200 Zransportfhiffen landete Exjterer Sunt 1630 in Pommern, Am ftärkften war die ſchwediſche König Karl XL; in, der Seeſchlacht bei Bornholm gegen di die fehmwebifche Flotte 44 Kriegefchiffe und eine große Anzahl kleinere ( 1676), Im den Keiogen Karl's XI, Ktt die fhrwedifche Seemacht fehr, eim Jade nach felnem Tode 1719 waren mur noch 24 Rriegefcyiffe

den. Im J. 1742 zählte die ſchwediſche Marine 24 Kriegefchlffe

Range und 20 SFregatten mebft anderen Meinen Fahrzeugen, worauf fich, die eingefhloffen,, 22,000 Mann Befagung befanden.

ber Nenterung Guſtav's IL. wurde die Flotte befonders.von den Zahren 1779 bis 1786 anfehnlich vermehrt, Belm Ausbruche des Krieges mit Rußland im 3. 1788 beftand. die ſchwediſche Seemacht aus 29 Linienfhiffen von 60 bid 74 Kanonen amd 23 Fregatten von 24 bis 40-Ranonen. In diefem Kulege, welcher den I, Auguft-1790 im Frieden zu Warst fehr ehrennoll für Schweden endigte, verzichtete die ſchwediſche Marine Wunder der Tapfer:

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nen) Boi fon Im Beötuap bes Sahtıs. 2808, als dle Buffen im Sinn Hand einbrachen, wurden, neo. dem wichtigen Hafın Siwsnborg, 94 in dire

Marine (Buftand ber Marine in den neuern Seiten). 186

i Begende Fahrzenge bee Scherenflotte durch ben Viccadmiral Cron⸗ Kuſſen Im J. 1818 zaͤhlte bie Bloc Anke

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Flotte und ben 3 Eiherrnekcabern ‚Xeanöportfahegeuge und Hospitalfchiffe. Das Commando führten im 2 Adwmirale, 3 Wice:, 8 Contreabmirale, 2 Generalabhutans waren vorhanden 23,789 Damm, ‚nämlig: Seear⸗ Seeleute im beftändigen Dienft 8444, und Seelandwehr 18,055. von Norwegen befland im J. 1818 aus 6 Brigge 5 Eqhoenern, 46 Kanonenböten und Bl Kanonenjöllien, im Ganzen 126 Gebayugen mit 564 Sana, ft fationirt in ben Häfen von Chrifianftade

und Srrderitfle —— Schifffahrt wurde, wie ſchon fruͤher erreähnt, 648 den Detsr’s I. meiſt durch die fa betrieben. Nur erſt unter dieſem 2* bob ſich dieſelbe; er iſt als ber Schoͤpfer derſelben anzuſehen, und veiſte wie bekannt ſelbſt aach Holland, um dort ben Schiffebau gu er⸗ lernen. 1708 langte das erſte hollaͤndiſche Schiff in der Newa an, und

(hilfe, 4 Brander, 18 Galeeren und 100 WBrigantinen. Unter feinen Nach⸗ erheb fich die Marine immer Bere Zur Beit Katharina's I. bellef b- Dis Anzahl ber Balseren auf 140, worauf alten 30,000 Mann einge

werden konnten. Unter ber Kaiferin Eeifebens im J. 1786 ‚fan! Die aus 24 Linienfchifen,. 7 Sregatten, 3 Wombarbiergaliotten, 2 und 4 Paquetbooten, zu Petersburg befanden fih nach 202 Gas lerren, und die Seemannſchaft zählte 10,000 Bann. Bu Ende bes 18, Sahrhumderts (beim Tode der Kaiferin Katharina TI.) war die Marine bereits zu einer bedeutenden Höhe gefliegenz 3 große Flotten ftationirten in der Dfifee und dem fchwarzen Meere, und eine Flotille im Laspifchen Meere. Im 3. 1805 zählte man 32 Linienfhiffe, 18 Fregatten und 59 kleinere Fahrzeuge; bei der Muderflotte 226 Seyel, im Ganzen mit 4428 Kan. bewaffnet. 1807 war der Etat der ruffifhen Marine folgender: Die. große Stotte des baltifhen Meeres von 20 Linienfchiffen mit 1588 Kanonen; 14 Fregatten mit 426 Kan.; 6 Kuttern mit 180 Kan. und 19 Beinen bewaffs neten Fahrzeugen mit 116 Kan.; auferdem waren noch 12 alte Linienſchiffe und einige fchlechte Fregatten vorhanden. Die Muberflotte des baltifchen Meeres von 20 Galeeren mit 320 Kan.; 25 Batterien mit 160 Kan.; 81 Kanonenböten mit 162 Kan. und 63 Söllen mit 163 Kan. Die große * des ſchwarzen Meeres beſtand aus 12 Linienſchiffen mit 918 Kan.;

4 Fregatten mit 162 Kan.; 7 Brigantinen mit 54 Kan., und 18 Eleinen Sahrzeugen mit 91 Kan. Die MRuderflotte bes (hiarzen Meeres bildeten 40 Kanonemböte mit 52 Kan. und 80 Falkonets. Die Slotille des kaspi⸗ fchen Meeres zählte 6 Fahrzeuge mit TO Kan., und die Flotille von Ochozk 11 Fahrzeuge mit 36 Kan.

Seit die Türken unter Muhameb II. feften Fuß in Europa gefaßt und 1453 Gonftantinopel erobert hatten, waren fie auch auf die Errichtung einer Marine bedacht; die Bemannung bdiefer Flotte war jebody größtenthrils den Griechen anvertraut. Ungeachtet keine europäifche Seemacht von einiger Bedeutung Urfache hatte, fi) vor derfelben zu fürchten, fo war fie doch zu verfchiedenen Zeiten fo anſehnlich, daß fie, beſonders durdy die Corfaren uns ierflüst, einen Schlag auf der See ausführen konnte. Bei der Belagerung

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von Rhodus el hatten bie Türken ſchon eine Flotte. Soliman II. ſtiftete für den berühmten Chairaddin fa die Würde eines Kapudan Pafcha oder Großadmirals. Barbaroſſa unterftüste

Hrifttihen Schiffe, dungen auf Dinoren, Sicilien , Apulien, Gorfu, und durch die von Tunis und: Algier (fiehe Barbaroffa, Algier und Karl V.). lüdtten Erpedition nach ber Infel Malta zählte Die tuͤrkiſche Flotte fe mit 40,000 Mann Befagung; in der Seefcjlacht bei Lepanto (f.d.) ° 40 Galeotten und 20 Heine Briggs. Die war die glaͤn⸗ Sec Da, an 1 na reinen wine Dean es igen ‚um nur el Bauart waren bie türfifhen Schiffe ; bie des Großheren (Karavellen). hatten eine außerordentliche ie Kafteld aus, und waren ſchwer zu regieren.

Berner geben muß, war ſchlecht und unförmlich; Maften, Ruder, Kane, fimmten gar nicht mit der Größe überein. Sie führten zwar fehr , allein bie Höhe der Lage verhinderte das Treffen, und von

ie Seeleute ebenfalls wenig; auch erforderte das Diefelben Mängel, welche man bei den großen Krieges Unoifene und seta, aufr den Orden, mei au Sr und beftand, aufer meift aus N von und DVerbrechern. Unter Soliman's Nachfolgern gerieth die Marine in Verfall, und erft unter Mohamed IV. im Kriege mit der Republik Venedig erfchienen wieder tuͤrliſche Flotten auf dem Meere. ein “3 med Köprili belagerte und eroberte Kandia (f. d.). Unter Sultan Ahmed verloren die Venetianer faft ganz Moren. Muftafa II. (mit dem Beinamen der Ruhmwuͤrdlge) that Vieles für die Verbefferung des Seeweſens. Der Baron Tott, ein ungarifcher Edelmann, welder früher im Gefolge des franz aöfifchen Gefandten Vergennes Gonftantinopel befucht und die tirtiſche Sprache erleent hatte, organificte das Artilleriewefen, legte eine Stüdgieferei an, und traf wefentliche Anordnungen zu. Befeftigung und Vertheidigung der Dardaz

Sultan war indeffen nicht glüdtich. Im der Seefchlacht bei der Infel &io (f. d.), den 5. Juli 1770, fochten die Tücken mit beifpiellofee Tapfer- len ER ne Du Bl In Dr DEE

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ge eingeführt. Während des Krieges 1788 mit Rußland erfchlen wieder türkifches Geſchwader von 16 Pinienfchiffen unter dem Kapudan Pafcha, aber den 18. Juni im See Liman vom Prinzen von Naffau=Sier b.) gefchlagen. Im Kriege mit England im Jahr 1807, wo Admiral Duckworth den 18. Febr. mit einer Flotte von 9 Liniene

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angelegt; überbieß fanden noch im Ans , und auf der Sreklifte von Aſien 94 Kanonen und

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Marine (Marincbefland d. Seemaͤchte in d. neueſt. Zeiten). 38% 4 Merſer, fümmtlich gut bedient. Der englifche Admiral mußte den 2. März umverrichteter Dinge wieder abziehen; bie tuͤrkiſche, 10 Linienfchiffe un 9 Geegatten —— in Fein Befude din.

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en jebes un 4,490 Kan. und 113,500 M. Beſatzung am Bord hatten,

170 ansgerhflet waren. Bon biefen verfahen 58 den ‚Hafens

Anfang bes jahres 1883: 18 Abmirale vom ber ‚2 ber weißen, und 18 von ber blauen Flagge; Viceadmirale: 18 von ber rothen, 20 vom ber weißen, und 20 von der blauen Flagge; Hear oder Gontreadimicale von der rothen 17, von ber weißen 20, von ber baum Flagge 27; Kapitains 800, Gommanders 884; Linutenants 3210; überbieh auf: halbenn Gelbe 88 Gontradmirais und 10 j

dur ber in Krie gehören 100,000 Matroſen und 50, Geefolbaten, und zur völligen Au 0,000 Kanenen.

deutenden Auffhmwung genommen, und barf, mit Ausnahme der englifchen, das Zufammentreffen mit feiner andern europaͤiſchen Macht ſcheuen. Im März 1833 befanden fi) 120 Kriegsfchiffe, ausgerüftet mit 1692 Kanonen, in Se. In den Häfen lagen zum Abfegeln bereit 178 Kriegsfchiffe mit 6308 Kanonen. Unter dehfelden zählte man 13 bewaffnete Dampffchiffe, und 7 neue waren auf den Werften noch im Bau begriffen. Im 3. 1830 waren bei der Flotte angeſtellt: 1 Admiral, 11 Viceadmirals, 22 Contreadmirale, 104 Schiffokapitains, 131 Fregattenkapitains und 491 Lieutenants; übers dieß 5 Darinepräfecten zu Cherbourg, Breft, L'Orient, Rochefort und Toulon.

e) Rußland. Im Jahr 1833 beftand die Marine aus 406 Segeln, einſchließlich der Küftenfahrer, bemannt mit 6000 Kanonen und mit 33,000 Matrofen, 9000 Seeſoldunn und 3000 Artilleriften; darunter 54 Liniens ſchiffe, 35 Sregatten, 10 Bombarden, 22 Kutter, 50 Galeeren, eine große Anzahl Kanonens und Ruderboote und 25 Brander. Die Seemacht wird getheilt in bie Flotten ber Dftfee, des ſchwarzen und bes kaspiſchen Meeres. Bel ber Flotte waren 1824 angeftellt: 5 Admirale, 8 Viee⸗ und 13 Con⸗ treabmirale, 13 Kapitaincommodores, 61 Kapitains, 141 Kapitainlieutnants und 436 Lieutnants. Die ruffifhe Kriegemarine bat feit einigen Jahren bedeutende Kortfchritte gemacht; faft jeden Monat liefen neue, trefflidh ars mirte Kriegefahrzeuge vom Stapel. Alle Matroſen wurden tüchtig in Bes dienung des Geſchuͤtzes unterrichtet und geuͤbt. In ber obern Geſchuͤtzreihe ber größern Kriegsfchiffe befanden ſich ſchoͤne metallene Kanonen mit Pers affionsfhiöffern, in den untern Reihen 48 Pfünder von Metall, we ber Zuͤndhut mit einem Hammer eingefchlagen wurde. Auch hat jetzt Rußland meh: rere treffliche Häfen und Armaturmagazine an ben Käften bes ſchwarzen Meeres.

188 Marius.

"d) Schweden und Norwegen zählte in ber neueften Zeit 30 Kriege: ;, barunter 12 von der Linie; die 3 Escadten ber Scherenflotte, melde

“: —— a BB —— befand ſich un⸗

tet Trenn⸗ von Jahre Verfaſſung. opera —— Kriegsihiffe, worunter 11 Yinlenfäife, von 8464 Kanonen, und mehr als 20 Fregatten von 44 Kanonen. Angeftellt waren: 1. Slottenadmiral, 4 Biceadmirale, 7 Contreadmirale, 25 Kapitains, 37 Kapitaintieutenante, 85 Lieutenant 1. Kaffe, 179 Sieut, 2. Kaffe und 59

Fähndeiche.. g) Königreich beider Sicilien. Deffen Seemacht beftand im J. 1833 aus 2 „S Fregatten, 4 Corvetten und * Kanonierbooten b) Deftreidh hatte 1833 8 Linienfchiffe (bie abgetafelt im zu Venedig vor Anker lagen), 8 Fregatten, 4 Corvetten, 25 Briggs, Pes

und J Sardinien zählte nur 8 Fahrzeuge, 3 Schooner und 5 Galee- ven, welche in den Häfen Villafranca und Cagliari ſtationirten. ui a beſaß —— Eee T große —— 5 Cor: vetten, * Kutter, inder, und etwa mit 1290 Kanonen und 13,140 Maun Equipage.

D Die vereinigten Staaten von Nordamerika, erſt ſeit 1790 eine Marine befigen, verwenden jetzt jährlich 2,500,000 Dollars auf deren Unterhalt, und hatten 1833 12 Pinienfciffe, 17 Fregatten, 16 Kriegsſchaluppen und 7 Eleinere Kriegsfahrzeuge in Ser. Das 1835 vom Stapel gelaufene Kriegsſchiff Penfplvanien führt 140 32Pfünder, kann „iſt 225 engl. Fuß lang und 58 breit, und geht

der Königreiche Spanien und Portugal tft dermalen BEE 1 kant BE ER

Inneren Kriegen im einem Eläglichen Zuſiande iſt ber den Zuftand der türkifhen Marine zu fagen, *Ravarin erlitenen Bertufe- ee In nener Yilhung

de la marine par M. de Boismele. 2 Tom, —— Geſchichte der ng und Schifffahtt x. 1750 —54, und mehrere‘ hiſtoriſche und oꝛegea · Werte und Zeitfcpriften.) 6tz.

Marius, name: gleich berühmt durch ausgezeichnete Klugheit und feften Muth, wie durch unbegrenzten ——— Ehrgeiz, war der Sohn armer Landleute in einem Dorfe bei Arpinium, hatte in feiner Kindheit an der Handarbeit feiner Aeltern Theil genommen, und dadurch ſowohl feine Sitten, wie fein Aeußeres vernachläffigt. Zum Jüngling emporgewachfen, und von ungewöhnlicher Größe und Stärke, trat er in die Reihen der vaters landiſchen Krieger, und zeichnete fich durch Tapferkeit, Gehorfam und: Mi: Figkeit vor —— Durch —— Augen ſeiner Borgefegten gejogen, und war im Kriegstribun empor⸗

Jede hoͤdete Stufe war ihm als —— einer rühmtigen ertheilt worden. Das Vertrauen des Volkes bewährte ſich, daß er fogar

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das Volkstribunat erlangte. Später wurde er dem Conſul Metellus 1f. d.) im Kriege gegen Jugurtha (f. d.) als Unterbefehlshnber beigegeben, und ers warb fich hier duch Umfiht und Muth fo fehr die Gunft feiner Landsleute, daß diefe ihn nad Ablauf des Confulats des Metellus zu defien Nachfolger ernannten. Hatte er auch diefe Würde durch Dinterlift und Verleumdungen feines Vorgaͤngers ſich verfchafft, fo vechtfertigte er doch in Kurzem die Er⸗ wartungen, die man von ihm beste. Er ſchlug ben König von Mauritas nien, Bochus, nahm den Jugurtha gefangen und zierte mit diefem unglüd lien Zürften den prächtigen Triumph, den er nach feiner Rüdkehr in Rom feierte, 106 v. Chr. Kaum mar der afritanifche Krieg beendigt, als Die Heerzüge der Cimbern und Teutonen Italien mit Schrecken erfüllten. Kein Anderer, glaubte man, könne Rom retten, al6 der gefeierte Mann des Volks, Marius. Wider das Geſetz wurde er ſchon 104 v. Chr. zum zweiten Male Gonful und behielt diefe Würde 4 Jahre hinter einander. Nach Befiegung der Zectofager begegnete er den Zeutonen und Ambronen bei Aquaͤ Sertid (ſ. d.), 102 v. Chr., erfocht zwei enticheidende Siege, nahm den deutfchen Anfühe ver Teutobach gefangen und vernichtete 150,000 Zeutonen. Unverzagt was ten inzwifchen die Gimbern über die Alpen gegangen, hatten ben Conful Catulus gefchlagen und forderten Marius, der gegen fie aufgebrochen war, zur Schlacht heraus. In der Raudifchen Ebene bei Vercellaͤ (f. campi Raudii) ward am 29. (30.) Juli die blutige Hauptſchlacht geſchlagen. 140,000 Deutſche erlagen dem roͤmiſchen Schwerte, 60,000 wurden gefan⸗ gen. Auf einen Mann, der ohne Ausbildung ſeines Geiſtes und Her⸗ zens nur durch Waffengluͤck und die Gunſt der Volkspartei, der er ſchmei⸗ chelte, erhoben worden war, machten die ihm gewordenen Ehrenbegelgungen den (&ädlichften Eindrud. Sein Ehrgeiz war nicht mit Edelmuth verbuns den. Das Gefüht feiner Wichtigkeit trieb ihn zu den vermwegenften Eingriffen in die Rechte des Staates und der Bürger an, und die Republik wurde bald buch ihn im Innerſten zerrütte. Des Sulla Ruhm, den er fi durch Beendigung bed Zjährigen verberblichen Bundesgenoffenkrieges erwors ben, und der bed Marius Verdienſte verbunfelte, der vergebens eine Zeit lang den Oberbefehl geführt hatte, reizte des Lestern Eiferſucht. Sulla, zum Oberbefehlshaber gegen Mithridated ernannt, ein Poften, den Marius zu erhalten gehofft hatte, entging mit Gefahr feines Lebens einem Auflitande, welchen Lebterer gegen ihn erregte, und kaum beim Heere angelommen, wußte fein Feind zu Rom deffen Abberufung zu bewirken. Aber des Mas rius Abgefandte wurden von dem dem Sulla ergebenen Deere getödtet, und Sulla rüdte jest an der Spise der Truppen gegen die Hauptftadt, ſich an feinem Gegner, zu rächen. Vergebens vertheidigten Marius und Sulpitius eine Zeit lang die Stadt; fie mußten fliehen und wurden für Feinde des Vaterlandes erklärt. Der 7Ojährige Marius, der fein Vaterland gerettet, und 6 Mat die confulnrifche Würde betleidet hatte, mußte, verlaſſen von Allen, zu Fuße die Flucht ergreifen. Aus den Moraͤſten von Minturnum, wo er eine ganze Nacht in einem Sumpfe zubrachte, wendete er ſich nach dem Meere und fiel hier in die Haͤnde ſeiner Verfolger. Die Entſchloſſenheit aber, mit der er den Sclaven, der ihn im Gefaͤngniſſe toͤdten ſollte, durch die Frage: „Biſt Du es, der den Cajus Marius umbringen darf?“ ents waffnete, wirkte fo mächtig auf den Befehlshaber der Stadt, daß diefer den Gefangenen entließ. Von Eicilien, wohin er verfchlagen wurde, neuen Nach⸗ ftelungen entfloben, begab ſich Marius nad. Carthago, wurde aber auch von hier durch den Prätor verwiefen. Er wendete ſich an den afrikaniſchen Fuͤrſten Mandraftalz auch diefer verfagte ihm feinen Schug. Da tut

Markebriefe Marketender.

thätig In! Einna (f. b.), ein er Felnd Sulla's, flır feinen in ee EL ſich mit ihm zu vereinigen. Kleidung wanderte der ergraute Feldherr in den Orten Italiens begeifterte durch feinen Anblick für feine Sache, noch mehr aber er allen Scaven, die ſich mit ihm verbinden würden, die Frels Mit einem auf diefe Weife gefammelten Heere ftürmte er und ſich vor Rom auf der Hoͤhe Janiculum mit ſeinem Einna. la befand fich mit der Armee in Afienz; bie wenigen ; Metellüs gingen zu Marius über, und die Stadt unterhandelte Uebergabez aber noch während der Unterhandlungen ftürmte Ma⸗

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rius die Thore, hieb die Confuln und die Senatoren nieder, tödtete, was ſich zu twiderfegen wagte, ſteckte die Köpfe der Gefchlachteten vor den Roſtris auf, und warf die Leichname den Hunden vor. Ohne Wahl wurden mun Marius zum 7. Male, und Cinna zum 2. Male Gonfum, 86 v. Chr. Aber [on am 17. Tage nach dem Antritte feines Gonfulats farb M,, und auch Cinna Fam 2 Jahre darauf in einem Aufftande feiner Soldaten um. Des Marius Sohn, gleiches Namens, bildete in dem 1. Vürgerkri

das Haupt der Gegenpartei Sulla's, ourde Im Jahre 82 9. Chr. mit Carte Gonful, und erfodht mehrere Siege über den Feind, bis feine eine entfcyeidende Niel erlitt, in Folge deren er ſich in Pränefte den Tod gab. Gergi. Appion, Bürgerkrieg, und Plutarch, Eebensbefchr.

Markebriefe, auch Raperbriefe, find Erlaubnißfheine, welche die Regierung oder Admicalitit einer Seemacht an einen oder mehrere ) (Armateurs) bei Ausbruch eines Kriegs ertheilt, um die Kauffahret ie

k oder neutrale Schiffe, die dem Feinde Kriegsvorräthe ic. zus

, wegzunehmen und aufzubringen. Ohne folche Markebriefe werden

dergleichen Ausrüffungen als Seeräuberei angefehen, und die Führer folder Schiffe, wie deren Matroſen, ald Seeräuber deſtraft.

Marketender. Der Gebraud, den Truppen in's Feld Individuen männlichen und weiblichen Geſchlechts folgen zu Iaffen, um theilweife für. deren Bequemlichkeit und Verpflegung Sorge zu tragen, und namentlid; die Herbeifchaffung folcher Gegenftände zu Übernehmen, weiche der Bivouak oder die Magazine nicht liefern, war ſchon in den früheften Zeiten vorhanden. Bei den Römern gehörten die Marketender zu den Impedimenta (f. d.); bei den Griechen mögen die den Heeren folgenden Hetären zugleich das Amt ber Marketenderinnen verfehen haben; bei ben deutſchen Landsknechten bildeten fie einen wefentlihen Theil des Troffes, fungirten unter- verfchiedenen Nas men, und jtanden unter der Aufſicht des Mumormeifters. Sie wurden zum Tragen mancherlei Gepädes verwendet, follten waſchen, kochen, fudeln, und 2 im die Kategorie. der Huren und Buben. Groß war die Baht der

jarketender und ihres Anhanges bei dem Heete Alba's auf feinem Zuge nad) den Niederlanden, und in fpäterer Zeit namentlich bei den franzoͤſiſchen Armeen während der Kriege unter Ludwig XIV. und XV. Selbſt die neuere Kriegführung Hat dieß nothwendige Uebel nicht ganz verbannen fönnen; allein in allen —— we es gem F die rege durch beſtimmte ſetze fo ls mi zu vertingern, was durch dir Schnelligkeit der Märſche und Bewegungen überhaupt Bu

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Warlborougb, Johann Churchill, Herzog don, ſtammt aus dem Geſchlechte ber Churchille, unter dem Ramen Gourcil ober. Gour⸗ ſelle, aus Poiton mit Wilhelm dem Eroberer nach England kam. Sein Bater, Winſton Ehurchill, blieb während der buͤrgerlichen Unruhen dem nach⸗ maligen Könige Karl Il. treu, heirathete die Tochter des Sir Drake, Baro⸗ nets Aſh, und Johann ward in dieſem Orte den 24. Juni boren. Da ſein aͤlterer Bruder in der Kindheit ſtarb, gingen die Ti das geſchmolzene Vermögen der Familie auf ihn über. Er empfing fien Unterricht von feinem Water und einen benachbarten Geiftlihen, kam

fen wolle, und was er babei für ihn thun koͤnne?“ Da fiel der Juͤngling vor feinem Gönner auf die Knie und bat: „er möge ihm nur eine Fahne in einem bee fchönen Garberegimenter verleihen.” Der Herzog gewährte: biefe Bitte, und Churchill erhielt im 16. Jahre das Anflelungspatent. Frelwilllg wohnte ex der Belagerung von Tanger in Afrika bei, drängte fi zu allem Gefechten und zeichnete fich dort fchon durch feine Kühnheit aus. Im Jahre 1672 war er bei dem Corps, das England unter dem Herzoge von Mon⸗ mouth. mit Frankreichs Streitkräften verband. Bald und der Landung ward er zum Dauptmanne befördert und erwarb ſich bei der Belagerung vom Minıwegen den Beifall des Marſchalls Turenne, der ihn immer „feinen ſchoͤnen Engländer” nannte und feinen Muth auf bie Probe zu ſtellen bes Ein Poften, ber bis auf das Aeußerſte vertheibigt werden un ln, mar von einem Dfficier faft ohne verlaſſen worden. der Miele bumg bavon rief Zurenne: „Ich fege ein tüchtige® Nachtmahl und Din 32* Flaſchen Champagner daran, daß mein ſchoͤner Englaͤnder den Poſten wieder erſtuͤrmt, wonn ich ihm nur die Haͤlfte der Truppen gebe, mit welchen je⸗ nee Schuft ihn verloren bat.” Die Wette wurde angenommen und Churchill vertrieb nach einem kurzen verzweifelten Gefechte den Feind und behauptete den Poſten. Im folgenden Jahre zeichnete fi) DM. bei ber Belagerung von Maſtricht fo aus, dag ihm Ludwig XIV. im Angefichte des Heeres dankte und ihn ber Gnade. feines Königes empfahl. Seht hatte er fich bereits einen Namen erworben, rüdte [chnell vor und avanciıte am 3. Aprit 1674. zum Oberſten. Als ſolcher wohnte er dem Feldzuge Tus renne's in Deutfchland bei, war bei der Schlacht von Sinzheim und biich abwechfelnd bis zum Jahre 1677 bei dem franzöfifchen Deere. Zum Dem zoge von York zuruͤckgekehrt, verebelichte er fi mit Kräulein Sara Jens nings, einer durh Schönheit und Bildung ausgezeichneten jungen Dame. Er erhielt bald darauf, zu Anfang des Jahres 1678, ein Megiment zu Fuß und befehligte eine Brigade bei dem unter dem Herzoge von Monmouth nach Zlandern abgefendeten Hilfsheere. Während der Verbannung bes Ders 3096 von York, 1679, begleitete er benfelben nach Haag und Brüffel, und fehrte mit ihm 1682 nah England zurüd. Diefer verfchaffte ihm aus Dankbarkeit das Diplom als Baron Churchill von Aymouth in Schottland und das Commando eines Regimente® der Leibwache zu Pferde. Im Jahre 1684 beftieg der Derzog von York als Jakob II. den Thron, und erhob. Churchill zum englifchen Pair mit dem Titel Lord Churchill von Sandridge. Die erite Gelegenheit, feine Treue an ben Tag zu legen, gab dem neuen Pair ber ‚verrätherifche Einbruch des Herzogs von Monmouth. Alt Bri— gadier von 6 Meiterfähnchen und 9 Kußcompagnien entwickelte er eine ſolche Tyaͤtigkeit, daß er die weit zahlreicheren Haufen des Tayherred \norore em

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ſie ſich hatten. Er wurde 1685 zum Generalmajor ——— ) zum Siege dafür erhielt Regiment ber Eönigl. Leibwache zu Pferde, trat aber nun⸗ Dunkelheit zuruck, aus keinem andern Grunde, als an die proteſtantiſche Kirche den Beſtrebungen des Aus demfelben Grunde trat Chur» um Generallieutenant befördert worden war, zu ‚und fein Abfall war das Signal zur Erklärung der Erhebung des. Prinzen von Dranien als Wil wurde Lord Churchill zum Mitgliede des geheimen and zum Grafen von Marldoreugh ernannt. Graf Matiborough den Dberhefehl des Heeres, weiches, in Folge des: Bhndniffes mit Generalſtaaten, Deſtreich und Spanien, im Mai 1690 nad Holland ing, und zeigte bereits am 25: Auguft durch Vereitelung des Uebers , auf das von ihm befegte Städtchen Valcourt feine Vorſicht und Tapfer⸗ Der König, der ihn. mit großer Auszeichnung empfing, mollte ihn mit ſich nach Iceland nehmen; er flug dieß jedoch aus, ging erſt, fein voriger Fuͤrſt und Wohlthaͤter nady Frankreich entflohen war, dahin, unterwarf in 37 Tagen Cork und Kinſale, und befchränkte die Auf auf die Provinz Ulfter. Bei feiner Nüdkehr empfing ihm der König mit der ſchmeichelhaften Bewilltommnung: „Ich kenne Niemanden, der nach fo wenig Zeldzügen ſich ſchon fo fehr zum Oberbefehlshaber geeignet hat.’ Wei einem zweiten Aufenthalte in Irland ftellte er die Ruhe dafelbft völlig her, und tward 1691 nach England zurücberufen. Im diefer Beit war. es, mo Marlborough im Verein mit Lord Godolphin die beiden Männer welche ſo diel beigetragen hatten, ns Thron feftzuftellen mit dem

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aller. bürgerlichen und militairifhen Würden entfegt, und das Erfcheinen im Hoflager ihm unterfagt. Am 5. Mai wurde er fogar verhaftet, im dem Tower gebracht und des Hochverrathes angeklagt, und zwar in Folge einiger aufgefundener- Briefe an König Jakob II. Zwar ergab ſich bei der Unters ſuchung, daß diefe verfälfht waren; dennoch wurde M, erft am 15. Juni gegen Buͤrgſchaft der Haft entlaffen, und mußte noch) ferner den Hof meis den. Zum zweiten Male angeklagt, und fogar eines Briefwechſels mit der Partei des Entthronten überführt, wurde er jedoch vom verrätherifchen Abs ſichten freigefproden und erhielt die Stelle eines Oberhofmeifters bei dem jungen Prinzen von Ötocefter, dem muthmaßlichen Thronerben, fo wie feine militaieifhen und übrigen Würden wieder. Marlborough, der nach und nad) das Vertrauen des Königes Wilhelm wieder gewann und nad) König Jakob's Tode jedem Schwanken entfagte, wurde im Juli 1701 zum Ober— befehle des Heeres ſowohl, als zur Leitung der Untethandlungen fir den

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; Eine Folge ber ſchwierigen, hier gepflogenen Unterhanblungen was ee 1702, und felne legten Worte an feine Schwagerin unb und Rochfolger

Dperbefehleß: ehe als Einen —— —ãe— hatte. Seine Aufgabe. von Reidern umgeben, durch die ihm folgenden holländifchen Abgeordneten in den Be fdyfhffen gebunden, war daher eine hoͤchſt ſchwierige, als ei am 2. Juli end» iich zur Armee, die bis auf 60,000 Mann gebracht worden war, nach Rünmwegen ‚abgehen konnte. Und fo verzögerten fich denn andy’ deren .Aufs bruch und Bewegungen, welche er fofort zu beginnen wünfchte, bis zum 26. Jull, wo. fie über die Mans ging. Mariboreugh mußte, trotz bem feſten Worfage, das franzoͤſiſche Heer unter Marſchall Boufflers anzugreifen, mehrere. guͤnſtige Gelegenheiten dazu wegen der Furchtſamkeit der Hollämdifchen Abgeorbneten und Generale vorlbergehen laſſen und ſich endlich beanligem, eine Stellung zur Dedung der Belagerungen von. den Feſtungen am Rheine und von Venloo zu nehmen. Die ungünftige Einwirkung ber hollänbifchen Abgeordneten entging felbft dem eine Schlacht begehrenden Heere nicht, ‚und ber. Feldherr hatte große Mühe, einen Ausbruch bes Unwillens zu verhüͤ⸗ ten. . Venloo capitufirte am 23. September; bald darauf fielen Stephans werth. und Ruremonde. Marlborough, der einſtweilen nad) Lüttih man fhirte, kam dort dem Marchall Boufflers zuvor, und obgleich wiederum wie früher am Angriffe des franzöfifchen Heeres behindert, erflürmte er doch am 23. October die Citadelle, nady welcher auf die erften Schüffe die Karthaufe fiel. Die Franzoſen zogen ſich hierauf hinter die Mehaigne; Marlborough verlegte fein Deer in. Winterquartiere.und. ging felbft nady England. Ä Beim Schluſſe des Feldzuges 1702 darf das Urtheil des holländiichen Athlöne, eines biederherzigen Greiſes, der, früher Mitbewerber. um den Dberbefehl, jegt unter M. commandirte, nicht uͤbergangen werden. Er ſagte: „Der Erfolg dieſes Feldzuges iſt ganz allein das Werk des unver⸗ gleichlichen Oberhauptes. Ich, der Zweite im Befehle, habe alle Anſpruͤche auf dieſen Ruhm dadurch verwirkt, daß ich bei jeder Gelegenheit ſeinen Vor⸗ ſchlaͤgen widerſprach.“ In England angekommen, wurde M. von beiden Parlamentshaͤuſern begruͤßt und von der Koͤnigin zum Marquis von Bland⸗ ford und Herzoge von Marlborough erhoben, und mit einem Gnadengehalte von jährlid 5000 Pfund beſchenkt. Anfang März 1703 ging Marlborough wieder nad) Dolland. Portugal war dem Bunde gegen Frankreich beiges treten; dagegen hatte der Kurfürft von Baiern ſchon zu Ende des vorjährls gen Feldzuges fidy mit. Srankreich verbündet und die Schlacht von Friedlin⸗ gen (f. d.) dem Marſchall Villars die Uebergänge über den Schwarzwald geöffnet. Auch in Stalien fah es nicht günftig für die Verbündeten auß, und der König von Frankreich begann den Feldzug des Jahres 1703 mit dem Borfage, auf allen Puncten die Offenfive zu ergreifen. Während des Minters hatte M. durch das preußifihe Dilfscorps unter General Lottum Mheinberg und hierauf Geldern belagern laffen; er ſelbſt mußte fich, wiewohl

er vorgezogen hätte, dem franzoͤſiſchen Heere ſogleich auf tem as x ten, Mülitair: Conv. Pericon. V. BSd.

17 eingeleitet. Der hollandiſche General Opdam, der den zchten Flhget jedoch vom Marſchall Boufflers bei Ekeren gefchlagen, und I u ſamke das Heer am die Mans zurüczuführen, wos

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Limburg und Geldern, der Ende Septembers erfolgte, flr das Operationen hielten. So war der Feldzug geendet, mit ——— edoch mit weit günftigerem, als

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vorhergefagt hatte, faßte M., erbittert durch die Ränke, welche ſeht in Holland feinen Entwürfen entgegenarbeites den ebefehl niederzulegen; jebod das Bewußtſein, feine Gegenwart die von Frankreich drohende Gefahr aufzuhalten bewog ihm endlich, dieſen Vorſatz wieder aufzugeben. Er bes einſtweilen dem holländifchen Heere anzuvertrauen, mit

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verbimbdeten Feldherren verabredet, daß Eugen am Rheine, an der Donau aber dee Markgraf und Marlborough den Oberbefehl führen und Beide tage weife darin wechſeln follten. Die beiden Heete vereinigten ſich am 22.

bei Mefterftetten. Das franzoͤſiſch- baieriſche ftand zwifchen Lauingen umd Dillingen, weiter abwärts auf dem Schellenberge bei Donauwörth General Arco mit 12,500 Mann. Diefe Abtheilung wurde am 2. Juli von den Verbündeten vollig gefchlagen (f. Schellenberg). Leider aber warb dieſer Sieg eine Quelle von Mifverftändnijfen zwifchen dem beiden Feldherren, die ledigiich auf Rechnung des Markgrafen zu fegen find. Der Kurfürſt von Baiern zog fi im Folge jener Niederlage in eine Stellung bei Auges Burg juruck, und Donaumörth wurde gerdumt. Am 5. Juli ging das verz bimbete Speer über die Donau; am 7. wurde ber Lech überfepritten; Nain,

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Marlborough. 106

Aichach und Friedberg oͤffneten ihre Thore. So raſch biefe Kortfchritte wa⸗ sen, hatte der Herzog doch über Mangel an Unterflüsung zu Magen; bes ſonders traf das verſprochene Geſchuͤtz nicht ein. Er hütete ſich inzwifchen, dem Markgrafen Vorwürfe darüber zu machen, um ſich nicht von Neuem mitkihm zu entzweien. In biefer Zeit wurde ber vom Kaifer Leopold fchon vor dem Siege am Schellenberge gemachte Antrag, den Derzog unter Bes Ichnung mit einem Zürftenthume zum bdeutfchen Reichsfuͤrſten zu erheben, wiederholt umd von dieſem ganz in die Hand feiner Königin gelegt. In⸗ mittelft war Marſchall Tallard mit 40 Bat. 60 Schwadr. zwifchen Kehl und Breiſach über den Rhein gegangen und hatte fi mit dem Kurfürften bei Augsburg vereinigt. Prinz Eugen brady deßhalb mit einigen 20 Bat. und eben fo viel Schwadronen aus den Linien non Stollhofen auf, ftieß bei Horb zu dem ihm entgegengefendeten Prinzen von Hannover und folgte dem Marſche des Gegners. Als aber diefer ‚beim Kurfürften bereits anges langt, waren Marlborough und Eugen immer noch zu weit entfernt, um ſich gegenfeltig unterſtuͤtzen zu können. Meiſterhaft waren die Bewegungen, welche während der Markgraf zur Belagerung von Ingolftadt abging bie beiden Zeldherren nun ausführten, um fi auf dem Linken Donauufer zu vereinigen, und befonders für den Herzog durch das Ueberfegen ber Ach, bes Lech, der Donau und der Wernig hoͤchſt ſchwierig. Ihre Gegner zogen auf ber kürzeren Linie am Led, herab und bei Dillingen Uber die Donau. Gluͤcklich wurde die Vereinigung am 11. Auguft vollbracht; das Heer ber Verbündeten ftand hinter der Keffel, das franzöfifch= baierifche ruͤckte in eine Stellung hinter dem Mebelbache, in ber ed fich verſchanzte. Der Sieg, weichen bie beiden, in fchöner Eintracht wirkenden Feldherren am 13. Aug. 1704 in der Schladht von Blindheim und Höchftett (f. d.), von den Eng» ländern Blenheim genannt, errangen, war einer der volltommenften, bie je erfochten worden find, und M. zeigte in dieſer Schlacht feine Feldherrn⸗ größe durch fchnelles Erfaffen und Benugen des Augenblides im voliften Lichte. Eobald das Schickſal des Tages entichieden war, riß er aus einer Brieftafhe ein Stud Papier und fchrieb folgende Zeilen an feine Gemahlin: „Ich habe nicht Zeit, mehr zu fagen, ald Dich zu bitten, der Königin meine fchufdigfte Ehrerbietung zu entrichten und ihr anzuzeigen, daß ie Heer einen ruhmvollen Sieg erfochten hat. Marſchall Zallarb und zwei andere franzöfifche Generale figen in meiner Kutfche, und ich jage dem Ueber⸗ sefte des geichlagenen Heeres nach. Der Ueberbringer, mein Adjutant, Oberft Parker, wird Ihrer Majeftät Bericht über das Borgefallene erflatten; ich werde es nad) einem oder zwei Tagen ausführlicher thun.“

In Folge diefes Sieges überfchritt das verbündete Heer am 7. Septbr. den Rhein und gelangte am 12. in das Lager von Weißenburg an ber Lauter; Marſchall Villeroi, an den fich die Truͤmmer des gefchlagenen Hee⸗ res angefchloifen, ging ohne Widerftand zurüd. Ulm war gefallen, Landau wurde belagert. Jetzt eröffnete Kaifer Leopold der Königin von England fetoft feinen Wunfh, den Derzog zum bdeutfchen Reichsfuͤrſten zu erheben, erhielt deren Genehmigung und machte jenem dieſe Auszeichnung durch ein Lateinifches Handfchreiben kund. Trotz dem Uebelbefinden des Herzoges, das in eine förmliche Abmagerung uͤberging, gönnte er fich noch keine Ruhe, überließ dem Prinzen Eugen das Dedungsheer der Belagerung von Landau und brach felbft auf, um Trier und Trarbach zu überfallen. Obgleich ſchwaͤ⸗ her als bie Gegner, gelang ihm fein Vorhaben durd) die 21 Tage hin. duch entwidelte, nicht zu befchreibende Thaͤtigkeit, und er hatte bie Genua: thuung, die Winterquartiere zwifchen der Saar und Melt badinen N

A106 Mariborougb- - tönnene So groß in England der Jubel über M's Erfolge war, hörten feine Neider doc micht auf, ihm zu verfeinern. Die Siegeszeihen von Blindheim wurden in der Weltminfterhalle aufgeftellt, der Herzog bei feiner Ankunft in London vom Ober- und Unterhaufe begrüßt. Letzteres die Königin , in Weberlegung zu nehmen, wie am ſchicküchſten das Ar feiner Dienftleiftungen zu verewigen fi. Der Herzog erhielt hierauf das Kronlehngut Woodſtok zum Geſchenke, deffen Befigern zur ewigen Erinnes zung die Pflicht auferlegt wurde, am Jahrestage des Sieges von Blind: heim dem Monarchen von England jedes Mal eine Fahne mit 3 Lilien auf fübernem Felde zu überreichen. Endlich beſchloß die Königin, auf ihre Ko: ſten in Woodſtot ein Prachtgebäude aufzuführen, das den Namen des Schloſſes von Blenheim‘ erhalten follte, j Die. Schwäche feines Heeres beim Anfange des Feldzuges 1705 erlaubte dem Herzog eben fo wenig, den Marfchall Villars in der Stellung an der Mofel anzugreifen, als Saarlouis zu belagern. Da aber Marfchall Ville— vol, gegen den. hollaͤndiſchen Marſchall Oberkirch hervorbrechend, Huy ges ommen und Lüttich berennt hatte, vermochte den Feldheren die Beſorgniß, dlland möchte fi in geheime Unterhandlungen einlaffen, zu dem Ent: ſchluſſe, nach der Maas zu ziehen, wo nicht nur Luͤttich entfegt, fondern auch Huy. wieder genommen wurde. In diefer Zeit war es des Herzoges inniger Wunſch, ſich von alten Gefchäften zurücziehen zu Eönnen ; er ſprach ihm auch der Königin aus; allein da er nicht gewährt wurde, fuhr er fort, ihe mit Selbftaufopferung zu dienen. r Villeroi ‚hatte fid) in die von der Maas bis gegen Tirlemont ſich er: firedenden verſchanzten Linien gezogen. Marlborough faßte den Eniſchluß, diefe Linien anzugreifen. Er ließ am 17. Juli früh den Marſchall Ober- bertitch mit den hollaͤndiſchen Truppen über die Mehaigne gehen und den frangsfiichen rechten Flügel. bedrohen, der allerdings audy am leichteften ans zugreifen fchien. Die Lift glüdte; die Franzoſen zogen ſich vom linken Flü— gel gegen Mierdop und vereinigten dort gegen 40,000 Mann. Erik jegt gab Marlborough die nöthigen Befehle; Keine Colonne erfuhr die Zufam- menfegung und Beſtimmung der andern; das Gepäd blieb zurüd; Schanze zeug mwurde-ausgegeben, wie. bei jedem Marfche des Herzoges; die Anfertiz gung von Faſchinen hätte Auffehen gemacht, daher mußte jeder Reiter ſich mic einem Bunde Heu verfehen, als handle es ſich um einen Gewaltmarſch. Um 8 Uhr Abends brach das Heer auf; General Noyelles führte die Vor— hut von 20 Bat. 38 Schwadr. gerade auf die Dörfer Neerheespen und Eiiffem zu, wo die fteilen Ufer der Kleinen Ghete und die doppelten Schan: zen den Feind am wenigften einen Angeiff vermuthen ließen. Das Heer folgte 1 Stunde fpäter in 2 Colonnen Marſchall Oberkirch kehrte "gleiche tig Uber die Mehaigne zurüd und folgte den Truppen des Herzoges. Um 4 Uhr des 18. Juli feüh ftand die Vothut vor den feindlichen Verfchans zungen; fie befegre ſchnell Neerheespen, Neerwinden, Eliſſem und drang in die, Verfhanzungen ein. Die erften Abtheilungen, auf weiche fie ftich, flohen ohne Gegenwehr; aber Marquis Allegre führte 20 Bar. 50 Schwadr. auf die Höhen. hinter Orsmael und ließ die vortuͤckenden Colonnen beſchie— fen. Allein diefe waren durch den Hohlweg gedeckt, in welchem fie auf der Strafe nad Tirlemont marſchirten. Sogleich ftürzte ſich der Herzog mit feiner, Reiterei in die Flanke des aufmarfchirenden Feindes und warf ihn mach hitzigem Gefechte. M., der felbft, nur von einem Trompeter und einem Reitknechte begleitet, in einiger Entfernung vom techten Flügel der Angreiz fenden vorgeritten war, ſah ſich plöglid von Feinden umeingt, und ein

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Marlborough. w’ feinblicher Officer führte einen fo gewaltigen Saͤbelhieb nach ihm, daß er bei de Herzoges Zuruickweichen vom Pferde fie. Bald tar der geliebte Zührer wieder herausgehauen. Villeroi umd der Kurfärft von Balern, bie den Angriff auf den rechten Fluͤgel erwartet hatten, kamen zu fpät auf den Kampfplab; es blieb ihnen nichts übrig, als deu Kuckzug zu orbuen, auf ben fie Abende Löwen erreichten und nocd in der Nacht über die Dyle fegeen. IR. brannte vor Begierde, dem Feinde fofort über die Dyle zu fols

; allein er konnte bie Holländer nicht zu weiterer Verfolqung als bis

bergegen. Diefe Stadt, Diefl und Arfchot fielen fefort in feine Haͤnde; Tages darauf rhdte er gegen Loͤwen vor. Das kurze Gefecht hatte Folgen einer gewonnenen Schlacht, und würde deren noch mehr

alle gehabt haben, wenn —— Anhaltınde Regenghfie fernere Operati

verwenden, fchritt ee am 29. Juli zum Uebergange über die Dyle. Den mb abermals taͤuſchend, waren bereit zwei Avantgarden übergegangen umd auf bem linken Ufer vorgebrungen,, ohne Widerſtand zu finden; es be: durfte nur noc des Nachruͤckens der beiden Hauptcolonnen, als ploͤtzlich die des linken Flügels Halt madıte, indem die hollaͤndiſchen Generale das Un: ternehmen für zu gewagt erflärten. Der im Innerſten ergrimmte Herzog überg rüdziehen. Dieß

Begonnenen keinem Zweifel unterliegt, und daß bie Beſchuldigungen ber Holländer, ber fchlechte Erfolg fei vorauszufehen geweſen, ba bie Feinde wereiniget, big..biesfeitigen Truppen zerfireut gewefen fein als Verleum⸗ dungen bes großen Feldherrn ericheinen. Ein zweiter Verſuch, den Feind jenfeit der Yfche anzugreifen, fcheiterte wiederum mitten in der vielverfpre- enden Ausführung an ber Unbeholfenheit oder Eiferſucht der holländifchen Generale, befonders Schlangenberg 6. Der Derzog ſprach feinen Unwillen daruͤber in einem Schreiben an die Generalftaaten aus; da jedody eine Spal: tung zwilhen England und Holland befhalb einzutreten drohte, war er es wieder, der der Exbitterung fteuerte. Er führte das Heer in die Gegend von Tirlemont zurüc und erhielt die Genugthuung, daß fein Widerfacher, General Schlangenberg , des Dienſtes entlaffen wurde. Während der nun folgenden Ruhe befuchte M., vom Kaifer Joſeph eingeladen, Wien, und jegt erfolgte auch die wirkliche Erhebung zum Reichefürften, fo wie die Be: lehnung mit der Herrſchaft Mindelheim als Reichsfürftentyum für fi) und den jedesmaligen Erſtgebornen der männlihen Nachkommenſchaft. Seine Reife nad) Wien und von da nad) Berlin hatte übrigens in den Verhand⸗ Iungen über den nächften Seldzug den beften Erfolg, und M. war noch nie mit fo fchönen Hoffnungen zum Heere abgegangen, als im April des Jah: res 1706. Er ließ dafjelbe nach Tirlemont vorrüden, um Namur zu be: deohen, meil er wußte, das Marfhall Villeroi und der Kurfürft, zu denen Marſchall Marſin aus dem Eifaffe in Anmarſch war, zur, Rettung diefer Stadt eine Schlacht wagen würden. Villeroi beeilte den Marſch nach ir: lemont, um den Ruhm des geroiß geglaubten Sieges allein zu haben. Er hatte fich bitter getäufcht; am 23. Mai erfocht der Derzog bei Ramillies (f. d.) einen volllommenen Sieg Über ihn. Die Nachricht davon erregte in Eng: land eben fo großen Jubel, als früher die der Schlacht von Blindheim. Aber M. wußte den Sieg auch zu benugen. Er ließ den in Beklrunı Zliehenden feine Ruhe, und [don am 25. Mai rlte er ia Time din.

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zu ig Karl ME überall anerkannt; es handelte ſich num 2 altung. Der Kuifer und König Karl liefen die dem Herzöge anbieten, der. fie auch, mit Genehmigung

Einwendi der Holländer,

und da die Holländer der Belagerung von Mons ni ſodann in die Minterquartiere bei 09 erhielt von beiden Parlamenten eine den fiegreichen Feldzug; die —— von Ramillies vom eftminfterhalte aufgeftellt. Großen Einfluß hatte M. auch auf zu Stande kommende Vereinigung der: beiden KRönigreiche Enge

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deffen Vermittelung anfuchte, und «8 lag den Verbindeten viel daran,

zu verhindern. M. wurde mit biefer ſchwierigen Verhandlung beauf⸗ tragt, hatte am 23. Aprit 1707 eine Zufammenkunft mit dem Könige in Alttanſtaͤdt, bei welcher er den Zweck feines Auftrages erreichte, und begab ſich dann auch zum Könige Auguft nad) Leipzig und zum Könige von Preu⸗ fen. Daß der Feldzug des Jahres 1707 in den Niederlanden ein thatens ioſer blieb, war nicht die Schuld des Herzogs. Er wurde wiederum, und mehrt als in dem vorjähtigen, von den holländifdhen Abgeordneten befchränkt, die zu keinem Unternehmen, das nur den emtfernteften Schein trug, gewagt zu fein, ihre Zuſtimmung gaben. Seine Gegner, der von Baier und Marſchal Wendöme, vermieden dagegen mit Bedacht, trog einiger Ueber⸗ legenheit an Streiekräften, das Zufammentreffen mit dem Feldheren, beit fie zw fürchten gelernt harten. Nach England zuruͤckgekehtt, fah er ſich zu Anfang des Jahres 1708 durch die Intriguen des Staatsferretairs Harley genöthige, im Vereim mit Lord Godolphin, der Königin feine Dienfte zu Füßen zu legen; allein dieſe wagte nicht, bie beiden gewichtigen Männer von den Gefchäften abtreten zu laffen, und mufte ſich im Gegentheil zur Entfernung Harley’s entſchließen. Diefe beiden Männer waren es aber auch, welche die verfuchte Unternehmung des Prätendenten gegen Schottland zu Anfang de8 Jahres 1708 durch ihre kräftigen und zwedmäßigen Workchs ungen ſchon im Entftehen ſcheitern machten. Der für den nächften Feldzug au , den Generalſtaaten vorgelegte Plan war, daß der Herzog im den erlanden, Prinz Eugen an der Mofel befehligen follte; beide Feld— herren aber beabfichtigten, ſich fehnell in den Niederlanden zu vereinigen, wo Frankreichs größte Anftrengungen zu erwarten ftanden. Mackborongg's Heer verfammelte fi bei Dalz das franzöfifche rüdte zu derfelben Zeit in das Lager bei Solgnies. Xrog feiner Urberlegenheit unternahm Matſchaul Vendöme nichts Entfcheidendes, und der Herzog erwartete bei Löwen unge: ſtoͤrt die ſich vergögernde Ankunft feines Kriegsgefäbrten. Che dieſe erfolgte, wutden die Städte Bruges und Gent durd die Bürgerſchaft dem Feinde überliefert, und Antiverpen nur durch die größte Wachſamkeit vor gleichen Schickſale bewabrt. Auch des den Verbuͤndeten wichtigen Oudenarde wollten ſich die Franzoſen bemaͤchtigen; ihr Heer ſehte über die Dender und nahm eine Stellung bei Leſſines. Der Herzog mar ihm gefolgt und hatte in Aſch die den Prinzen Eugen zu betoifffommmen, der, da des Her: sog Sewegungen die Vereinigung der beiden Heete verzögert hatten,‘

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der ſich damals in Sachen befand, in fein Inteteffe zu ziehen, indem er um

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allıtz vorausgeelit war, unb wun ben ruͤhmlichſten Antheit an ber Schlacht: Same gefglagen wuen. Diefer Sieg Mi —— ten Feigen; ben usb. Barnes su ben Verbün ttmähnende g dem vn da nad des Derzoges Welben. eigenen Ä bazuı zur bes haupöste. ber beiden ch das, ein aut, eine —— allerdiags zum Gelingen bei. Prinz Eugen beraunte Lille am 3% Auguf, und Segaun amı 18. die Arbeiten am ber gegen ben Feind nad außen ges keheten Umkreiſungẽelinie. Marlborough nahe mit dem Deddungsheem vers lege hinter bee Marque

langfı ; bee Commandaut ber Feſtung, Marſchal Beufflers, wertheidigte fie eden fo sapfer ats geſchickt. Prinz Eu: gen wurde am 20. Geptbr. beim Sturme auf ben gedeckten Weg vorwun⸗ det, und der Derzog übernahm nunmehr auch bie Leitung der Belagerung. Um dieſe noch mehr zu erfchweren, fchnitt der Feind den Verbündeten bie

ebenfalls große Schwierigkeiten und mußte mit den Waffen erzwungen wer: den, wie 3. ©. in dem fiegreichen Gefedyte von Wynendale am 27. Septem⸗ ber (f. d.) und in mehreren, die auf dem von) den Scanzefen durch Ue⸗ derſchwemmungen kuͤnſtlich gebildeten Meere geliefert wurden. Lille ergab fi endlich am 25. Octbr.; noch aber forderte die Gitadelle neue Anftren- gungen ; und des Herzoges Thaͤtigkeit wurde ſchon nach einer andern Eeite bin in Anfprucd genommen. Während ſtarke franzoͤſiſche Abtheilungen das rechte Scheldeufer von Tournay bis unterhalb Oudenarde beſetzt hielten und jeden Uebergangspunct verſchanzt hatten, erſchien ploͤtzlich der Kurfärft von Baiern mit 15,000 Mann von Mons aus vor Brüffel. Diefe Stadt, mit nur 7000 Mann Beſatzung, konnte Leine Belagerung aushalten; es war alſo unerlaͤßlich, ihr fofort zu Dilfe zu eilen. Hierzu mußten die Verbim: beten den Uebergang über die Schelde erzwingen, und dennoch zugleich die Belagerung von Lille fortfegen. Indem der Herzog das Geruͤcht ausſpren⸗ gen lieh, fein Heer in Erholungsquartiere führen zu wollen, und Bewe⸗ gungen zu biefem Zwecke -einleitete, gelang es ihre, den Zeind zu täufchen, und am 26. November faft ungehindert bei Gavre und Kerkhoren über die Schelde zu fen. Won bier aus ging Prinz Eugen, der ihm perfönlich zu dem Unternehmen einen Theil des Belagerungsheeres zugeführt hatte, mit dleſem wieder nad, Pille zuruͤck, der Herzog aber gegen Aloft vor. Der Surfürft von Balern sog ſich Hierauf ſchneil von Bruͤffel ab, das ſich wacer

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kuges und Leffingses wurden Fury Darauf von den Branjefen

Anfang bes Jahtes 1709 begonnenen Friedensunterhandlungen tbündeten und Frankreich führten nicht zum Ziele; M. war thaͤtig, aber nicht der eigentliche Bevouͤmaͤchtigte. Er ſah Ausgang voraus und drang daher um fo mehr auf Verftärkung des Heeres, da das frangöfifche in den Niederlanden. bedeutend vermehrt wurde. Marſchall Villats hatte deffen Oberbefehl übernommen und es hin⸗ ter einer Verfchanzungslinie aufgeftellt, die rechts vom Zufammenfluffe der oberen Deule mit dem Kanale von. Douap, an diefem hin und links rück- wärts ſich biegend, bis nahe bei Bethune lief. Das Heer der Verbündeten, dem franzoͤſiſchen an Stärke nicht ganz gleich, vereinigte ſich erſt im ber zweiten Hälfte des Juni zwifchen Couttray und Menin, und nahm Stellung jenfeits Lille, Die beiden Feidherren uͤberzeugten fich bald, daß die franzds ſiſche Stellung nicht anzugreifen fei, benußten die Erwartung des Gegners, daß es doch geſchehen werde, trefflih, und ſtanden plöglic, nad) einem am 27. Juni vor der Feſtung Tournay, deren Belagerung, nachdem die Feften St. Armand und Mortagne ſchnell in ihre Hände ges falten, fofort Der Herzog leitete fie, während Eugen das Deddungs- heer führte. Tournay, vom Genece Surville vertheidigt, capitulicte am 29. Juli, die Gitadelle am 5. September. Noch vorher brachen die Vers bümdeten auf, und meifterhaft ſchnelle Maͤrſche führten fie zur Belagerung

don Mons. Villars folgte mit gleicher Anftrengung; aber die blutige lade von Malplaquet am Al. September (f. d.) wurde von ihm verloren, und fo fiel, auch Mons am 20, October. Hierauf wurden die Winterquartiere

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nn ihren M. im Haag die Vorbereitungen zum naͤchſten bes trieb, ſtelite er, wahtſcheinlich im Vorgefühle des ihm bevorftehenden Falles, an bie Königin von England das untluge Geſuch, die Poften eines Genes talfapitains und Generalartilferiedirectors, weiche er bekleidete, ihm lebens- laͤnglich zu übertragen. Es wurde adgefchlagen, und feine immer, fih meh— renden Feinde benußten die Halsſtartigkeit, mit welcher ex auf der Gewaͤh—⸗ zung beftand, um die Königin ihm immer mehr zu entfcemden , indem fie ihm den Vorwurf machten, daß ec unerfättlich fei im Streben nad Be: tohnungen, und die, Fortfegung des Krieges nur feines: eigenen wegen wunſche. Nahm auch der Herzog jetzt fein Geſuch um Eni

wieder zuriick, fo blieb doch fein. naher Fall entſchieden. Die immittelſ 8 geknuͤpften Friedensunterhandlungen zerſchlugen ſich wieder; doch iſt der dem Herzoge gemachte Vorwurf, daß © perſoͤnlich ber Annäherung entgegengear- beitet habe, ganz ungegrümdet. Er that dabei nichts aus —— Antriebe, fondern befolgte nut die Befehle feines Cabinettes. den Brangolen guvorzufommen, ſammelte ſich das Heer der Verbündeten BR Aprits. 1710 Wiſchen Tournay und. Lie, und, begann- den Feldzug mit. Durhbrehung BE m en nn

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£ommen follte, wurde durch die Bewegungen des Marfcjalls len,

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und bie Verbuͤndeten konnten nur Bethune beiagern, das am 31. Auguft ich ergab. Kurz barauf fielen St. Venant und Alte, und der Feldzug war beendet. Der Herzog, ber ſeinen Einfluß im Baterlande immer mehr fhwinden, ſich ſelbſt durch ein neues Minifterium ſowohl in den diploma⸗ tifchen diungen, als in ber Seeresleitung. bie Haͤnde gebunden ſah, erfuhr auch die Kraͤnkung, daß die Statthalterfielle der Niederlande, die ihm früher fo oft angeboten worden war, und um bie er jest. bei Karl HL nachfuschte, verfagt wurde. In England erwarteten ihn, anftatt der ges wöhnlichen Dankfagungen , Vorwürfe, niedrige Verleumdungen in Schmaͤh⸗ und Spottfchriften, die Entfernung feiner Gemahlin von allen Hofäntern. Der Herzog fah, daß er eben fo wenig mehr der Mann des Volkes, als der Guͤnſtling der Königin war, und nur die Vorflellungen ber verhündeten Staaten, daß von ihm das Heil des Bundes abhänge, und die Bitten Eugen’s bewogen ihn, noch einmal zum Heere in den Niederlanden ſich zu

Der Felbzug des Jahres 1711 begann damit, daß M. gegen bie vers ſchanzten Linien der Franzoſen zwifchen Arras und Bouchain vorrüdte. Diefe maren ſehr fell; Eugen wurde überdieß nach des Kaifer Zofeph’s Tode nad dem Oberrhein abyerufen, und ber Derzog, nun zu ſchwach zu erniten Unternehmungen, bezog ein Lager bei Lens. Dennoch, den über: legenen Marſchall Villars glücklich täufhend, vollführte er, von ihm. unges hindert, den Uebergang über die Scarpe bei Vitry, durchbrach bie feindliche Vertheidigungsiinie bei Arleur und Aubigny, überfchritt dann die‘ Scheibe und flellte fih auf ihrem rechten Ufer fo auf, daß die Berennung von VBouchain ihn nicht gewehrt werden konnte. Diele kuͤhnen und doch wohl berechneten Bewegungen, denen ber Feind ſelbſt die Bewunderung nicht vers fagen konnte, machen feinen legten Feldzug zu einem der lehrreichſten; den⸗ noch wurde er getadelt, daß er, ber Schwächere, nicht eine Schlacht gewagt habe, wurde gerade von denen getadelt, welchen er früher immer zu viel wagte. Bouchain fiel am 14. Geptbr. nach einer fchwierigen Belagerung im Angefichte des feindlichen Heeres. Der Herzoges Plan, noch in biefem Sabre Quesnoy zu belagern, kam nit zur Ausführung, und er mußte Ende Dctobers bie Winterquartiere beziehen. Noch während des Feld: zuges felbit hatten, ganz ohne des Herzoges Wiffen, geheime Friedensun⸗ terhandlungen zwiſchen England und Frankreich Statt gefunden; als fie ſpaͤ⸗ ter, nahdem M. nad) London zurüdgelehrt, im Cabinette befprochen wur: den, nahm er an keiner Sigung Theil, erklärte aber laut: jede Friedens: unterhandlung ohne Zuziehung aller Verbündeten fei ein Bruch eingeganges ner Verpflihtungen. M. wurde von feinen Seinden ber unrichtigen Ders rechnung der für die Armee erhobenen Gelder angellagt. Obgleich er dars that, daß die Gelder, deren Verwendung unverrechnet geblieben, ihm durch bie Regierung zu Ausgaben des Armeecommandos angewieſen und befondere für das Spionwefen verwendet worden feien, fo wurbe vom Unterhaufe doch ertlärt: er babe unbefugt und gefegwidrig gehandelt. Die Königin benutzte dieß, ſich feiner zu entledigen, und ſchrieb ihm am 1. Sanuar 1712 eigen: haͤndig: „fie habe ihn aller Anftellungen zu entheben für nöthig erachtet, damit die anhängige Unterfuhung unparteiiſch fortgeführt werden koͤnne.“ Der Herzog warf diefen Brief zwar in's Feuer, feine Antwort darauf war aber männtih und feſt. Daß die Befchuldigungen übrigens nichtig und nur Werk der Cabale waren, gebt fhon aus den ungeheuren Ausgaben, die M. für das weit verbreitete Spionweſen wirklich gemacht hatte, vvd daraus hervor, daß dem Nachfolger im Armercommande difekhen Summe

202 Marmite über Martboto der dutch des 3 en Er urc des Prinzen Eugen perföntice

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hen Schandfled nie zu Stande gekommen fein mirde, wäre es nicht zuvor gelungen, die Seele des früheren Bundes, den Herzog von Martborough, zu h der Wiedereinfegung des Kurfürften von Baiern in alle feine Staaten verlor ber Herzog auch das Fuͤrſtenthum Mindelheim und konnte nie eine Ent: fdhädigung dafır erlangen ; jedoch behieft er die Micde eines deutſchen Reihefünfen. Er kehrte im Auguft 1744 nach England zuruck, als die gefährliche Krankheit der Königin Unruhen wegen der Thronfolge befürchten ließ, und meihete ſich ganz der Sache des neuen Koöniges, Georg I, der ihm ſogleich wieder zum Generalkapitain und Generalartilferidirector ers nannte. Durch feine Anordnungen als folder erwarb fid der Herzog tier derum große Verdienfte während der Unruhen und des Erfceinens des tendenten in Schottland in den Jahten 1715 und 1716. Im Mai 1716 befiel ihm ein Schlagfluß; er bat, wieder hergeſtellt, um Entlaffung, die ihm verweigert wurde, und ftarb endlich, 72 Jahr alt, am 15. Juni 1722, Mit großer Pracht wurde fein Leichnam erft in der Weftminfterabtei, dann im der Kapelle zu Blenheim beigefegt. Der Bau diefes Schloffes iſt auf des ta eigene Koften fortgefegt, und erft mach feinem Tode vollendet ae. 3 * Der vorſtehende Abriß dürfte genügen, um den Leſer im dem e von Marlborough einen in jeder Beziehung ausgezeichneten Mann erki zu —1 auf deſſen Rufe nur der eine Fleck der geheimen Verbindung mit dem Rönige Jakob II. Taftet, ein led, den er jedoch durch die fpätere um: wandelbare Treue und großen Dienfte fir das neue Negentenhaus völlig verwiſcht hat. Als Feldherr erheben ihn vorzüglich die großen Eigenſchaften der Raſchheit und Entfähloffenheit bei gründlicher Befonnenheit und Behare: lichkeit, die ſchnelle Veurtheilung des Bodens und des Feindes, bie genaue Bekanntſchaft mit jeder Waffe und ihre daraus folgende meifterhafte Ver⸗ wendung, endlich die unausgefegte Sorge für feine Soldaten, die ihm den Beinamen „des waderen, tapferen oder wachfamen Corpormis John” gas ben. Ihre allgemeine Liebe folgte ihm ftets, obgleich) er die Discipfin mit eiſerner Strenge handhabte, und in den fo verfdjiedenurtig Zufammengefegten, unter ſtehenden Truppen immer eine muſterhafte Disciplin (Berge. Leben und Denkwuͤrdigkeiten des 8 don Matlborough von Siem Core, überfegt vom €. €. Major 9 —*

T. Marmite, eine Gattung grofer Bomben, weiche im 17, Jahrhaun dee m Bent gebräuchlich vom un Se Bm (

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Marmont 203

Marmont, Vielfe de, Auguſt Friedrich Ludwig, Herzog vom, Raguſa, Marſchall von Frankreich, den 20. Juli 1774 zu Chatillon an der Seine, im Departement der Eöte d'Or geboren, flammt aus einer als ten und angefehenen Familie. Sein Vater, welcher lange mit Auszeich⸗ nung in der franzoͤſiſchen Armee diente, beftimmte feinen Sohn ebenfalls fie die militairiſche Laufbahn, und gab ihm eine diefem Zwecke entfpres chende Erziehung. Schon im 15. Jahre trat ber junge Marmont als Sous⸗ lientenant unter die Infanterie, wurde aber bald nachher mit demfelben Grad zue Artillerie verfeßt, in welcher er fich bei der Belagerung von Toulon bes fand, und bier zuerft von Bonaparte bemerkt wurde, welchem er fpäter fein Gluͤck verdankte. Während der Blokade von Mainz, 1795, und naments lich bei dem Ueberfall Clairfayt's zeichnete fi) M. durch Muth und Ents fchloffenheit aus. Sm folgenden Jahre finden wir ihn bereits als Batalls londdyef, unter der Zahl der Abjutanten Bonaparte’s, bei der Armee in Ita⸗ lien. Nach der Schlacht bei Lodi (10. Mai 1796) erhielt er zur Beloh⸗ nung für Tapferkeit einen Ehrenfäbel, welche bamals bie franzöfifche Repus blik ſtatt der Ordenszeichen ertheilte. Bei Gaftiglione (3. Auguft) commans dirte er bie reitende Artillerie, und trug wefentlih zur Entfcheidung dei Sieges bei. Den 14. Dechr. deſſelben Jahres erftürmte er an der pipe von zwei Bataillonen den Brüdentopf von St. Georges, und machte 400 oͤſtreichiſche Küraffiere zu Gefangenen, worauf ihn Bonaparte mit den ers oberten 32 Fahnen an das Directorium ſandte. Als Oberft und Brigades ef zur Armee zuruͤckgekehrt, machte er den Feldzug 1797 in den römls den Staaten mit, und begleitete Bonaparte das Jahr darauf nach Aegyp⸗ tn. Nah ber Einnahme von Malta wurde er zum Brigadegeneral ernannt, drang bei dem Sturme auf Alexandrien an der Spite ber 4. Halbbrigade zuerſt In die Stade, und verrichtete mit biefer in der Schlacht bei den Py⸗ ramiden Wunder der Tapferkeit. Nach einer Mecognoscirung, welche er in Gemeinfhaft mit Menon im Delta zur Zufriedenheit des General en chef unternahm, übertrug ihm dieſer das Commando in Alerandrien. Die vorzügliche XTchätigkeit, welche Marmont fowohl bei der Befeſtigung biefes Pages, fo wie während des Bombardements deffelben, durch die englifchs türkifch = tuſſiſche Flotte entwickelte, rechtfertigte volllommen das in ihn ges fegte Vertrauen. Mit Bonaparte 1799 nad) Frankreich zuruͤckgekehrt, warb er nach dem 18. Brumaire (9. Novbr.) zum Mitgliede bes Staatsraths, im Dechr. aber zum commandirenden General der Artillerie in der Reſerdearmee erhoben. Als folder wußte Marmont durch bis dahin unbelannte und außerordentliche Mittel feiner Waffe einen Weg über den ſchnee⸗ und eiss bedediten St. Bernhard und durch das gefährliche Defilee von Bard über dem Albaredo zu bahnen. Mach der Schlacht bei Marengo, in weldyer er bie Artillerie befehligte, ward M. zum Divifionsgeneral ernannt, unterhans delte im Januar 1801, von Brune beauftragt, den Waffenftiliftand von Gaftelfranco, und wurde beim Abſchluß des Luneviller Friedens ale Gene: ral en chef und Generalinfpecteur fämmtlicher Artillerie nach Frankreich vers fest. Im Jahr 1805 erhielt Marmont das Commando über bie in Hol: land ſtationirten Truppen, führte diefe über den Rhein meh Wuͤrzburg, wo fie als 6. Corps den linken Fluͤgel der franzofifchen Armee bildeten, und war bei der Einnahme von Um. In Folge des Preßburger Friedens fah fih M. an der Spike deſſelben Corps nach Stalien und fpäter nah Dal: matien verfest, um dort die Republik Raguſa gegen die Invafion der Rufz fen und Montenegriner zu fihern. Kaum 6000 Mann Kart, ion, ur am 31. Dietbr. 1807 die Ruſſen bei Caſtelnuodo, zwang fr, Ka «kt

204 Marmont.

wieder einzufchiffen, und zerſtreute die rebelliſchen Unterthanen diefer neuen franzöfifchen Provinz. Bis zum Wiederausbtuch ber Feindfeligkeiten. mit Deſtreich, 1809, ſtand Marmont an der Spige, des. Gouvernements von Dalmatien, und ihm verdankt dich Land während feiner Verwaltung manche gute Einrihtung und. Verbefferung. Er ließ während des Friedens, mit Hilfe feiner Soldaten, in verfchiedener Richtung und in einem Längen- betrag von mehr denn. 70 Stunden, Kunſtſtraßen anlegen, wodurd) ‚die zeither von Moräften und unmegfamen Gebirgen unterbrohene Verbindung im Innern des Landes erleichtert wurde. Er entwarf einen Plan, den Dans det Trieſts mit ber Levante zu Lande wieder herzuftellen, wodurch es ihm gelang, den Verkehr diefes Orts, deſſen Schifffahrt durch die Gontinental- fperre ganz darnieder lag, mit dem Orient auf's Neue zu beleben. Mit nicht mehr als 10,000 Mann und 12 Kanonen trieb er im März 1809 ein beinahe doppelt fo ftarkes Corps Defkreicher vor ſich her, ſchlug es hin⸗ ter einander bei Gratſchatz, Goppitſch und. Ottoſchatz, beſetzte Legua und Fiume, und beiirkte nad) und nad) feine Vereinigung mit der Armee von. Italien, deren rechten Flügel zu formiren ex befehligt war. Am Tage nad) der Schlaht von Wagram (6. Juli 1809) erhielt Marmont das Commando über eine ber Avantgarden der großen franzöfifchen Armee, verfolgte und flug. am 9. den Fürften Roſenderg, bemaͤchtigte fih der Höhen von Inaim, warf von da das Corps des Grafen Bellegarde aus feiner Stellung, er— oberte zwei Fahnen und machte 1200 Gefangene. Für diefe That wurde Marmont am 12. Juli auf dem Schlachtfelde von Inaim zum Marfhall von Frankreich und Herzog von Nagufa ernannt. Nachdem er 18 Monate lang. den Poften eines Generalgouverneurs von Illyrien ruhmvoll bekleidet hatte, übertrug ihm der Kaifer das Commando in Portugal an Maffena’s Stelle. Er kam den 7. Mai 1811 in dem Augenblid dort an, ais bie ſchwache und demoralificte Armee. im Begriff fand, bieß Königreich zu raͤu⸗ men, und fih auf ſpaniſchen Boden zurüdzuziehen.‘ In wenig Tagen ges lang es dem Herzog von Raguſa, das Heer zu reorganifiren, und dem Feldzug von Neuen zu beginnen. In Eilmaͤrſchen überfchritt er den Tajo, und noch che der Feind ſich ihm entgegenftellen Eonnte, hatte er ſich mit der Armee des Sübens, unter Soult, vereiniget. Den 22. Zuli 1812 fies, ferte Marmont die für ihn unglüdlihe Schlacht von Salamanca gegen bie vereinigten Engländer und Portugiefen, unter Wellington, wobei ihm eine Kugel den rechten. Arm zerfchmetterte, und er das Schlachtfeld verlaffen mußte. Die Franzofen zogen fi, wiewohl mit großem Verluſt, dennoch in Ordnung zurüd. Der Zuſtand des Marſchalls erfaubte ihm indeß nicht länger, das Commando zu behalten, und er mußte nad) Frankreich gebracht werden. Obgleich noch nicht völlig hergeſtellt, übernahm er 1813 den Be: fehl des 6. Corps, mit weichem er in den Schlachten bei Lügen, Bauten, Dresden und Leipzig focht, und in legterer abermals verwundet wurde. . Mäprend des Rüdzugs der Franzofen von Leipzig befehligte der Her: 530g. von Ragufa bie Avantgarde, und erzwang mit biefer am 31. * ben Uebergang uͤber die Lamboibrücke bei Hanau, draͤngte die alliirten Deſt⸗ reicher und Balern unter Fürft Wrede bis Mannheim juruͤck, zog ſich hin ter die Kinzig, in der Richtung über Frankfurt nad) Mainz, und. nahm, um ben Rhein zu deden, mit 10,000 Mann, Infanterie und 1200 Pfer: den Stellung längs dem linken Ufer dieſes Fluſſes bis in. die Gegend von Stenfburg. Nach dem Rheinübergang der Verbündeten, folgte er den Be: gen bes franz. Heeres, und nahm faſt an allen Gefechten und Schlady: tem Theil, welche der, Einnahme von Paris vorangingen, Am 30, Mär;

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Marobenr. 385

1814 zählte fein Corps kaum noch 7000 Mann, mit welchen er ſich benz noch lange und tapfer vertheidigte, bis endlich, von allen Selten einges- ſchloſſen, ee auch für die Hauptſtadt bes Reichs keine Rettung mehr fa: Nach einer mit dem Zürften Schwarzenberg am 4. April abgefchloffenen Convention zogen fich die Truͤmmer dieſes fchwachen Corps nad; Nantes an Die Grenze der Normandie zuruͤck. Hier in feinem Hauptquartier erfuhr der Herzog zuerſt durch die Marfchälle Ney und Mortier die Abdankung Napoleon’s. Bon Ludwig XVII. in feinen Würden und Aemtern beſtaͤtigt, ernannte ihn: diefer noch zum Pair von Frankreich und Kapitain der gardes da corps,: den 20. Mär; 1815 aber, kurz vor ber Ruͤckkehr Napoleon's zum Chef der koͤniglichen Haustruppen, welche den König nachher auf ſein Flucht nach Gent begleiteten, dann aber aufgelöft und entlaſſen wurben: Marmont für feine Perfon begab ſich in die Baͤder von Aachen, wo er bis zur 2. Reflanrätion verweilte. Im Jahr 1817 fendete ihn ber König mit ausgebehnter Vollmacht nad) Dijon und Lyon, um bie dafelbft ausgebros denen zu dämpfen, worauf er zum Kriegsminiſter ernannt wuibe, dieſen Poften jedoch nicht lange bekleidete. Mit einem zahlreichen und glaͤu⸗ zenden Gefolge ging Marmont 1826 als auferorbentlicher Gefandter nad Peteröburg, ward vom Kalfer Nicolaus mit Auszeihnung empfangen, und begleitete denfelben im September zur Krönung nad) Moskau. Nach eittem Aufenthalt vori mehreren Wochen fiber Warfchau und Wien nach Frankrelch zuruͤckgekehrt, lebte er bis zu der Kataflrophe des Jahres 1830 thells auf feinen Gütern, theils in Paris, wo er oͤfters als Mebner in der Pairs⸗ tammer auftrat. An dem ungluͤcklichen Tage des 30. Juli, am weichem. Karl X. die Krone verlor, ſtand Marmont an ber Spige der 1. Milltair⸗ diviſion, konnte aber den Aufftand der Hauptſtadt nicht unterbrüden, und ging hierauf, nachdem er zuvor die dem König noch treu gebliebenen Bars den und Linientruppen durch einen Tagsbefehl, datirt vom 4. Auguft, Ihres Eides entbunden hatte, nach England. Obgleich Marmont die Herrſchaft Louis Philipp’s ſpaͤter anerkannte, zählt berfelbe doch nicht mehr unter ber Zahl der Marſchaͤlle von Frankreich; auch hat er fein Baterland feit jener Zeit nicht wieder gefehen, fondern reifte in England, Spanien und Rußland, und war im Jahr 1834 in Aegypten bei Ibrahim Paſcha. Marmont vers bindet mit den vorzüglichften Talenten eines guten Feldherrn die liebens⸗ würdigen Eigenfchaften eines Privatmannee. Die kurze Zeit der Ruhe und des Friedens benuste er, fich feinem Geburtsiande durch Befoͤrderung bes Aderbaues und Vervolllommnung bed Manufacturs und Fabrikweſens nuͤtz⸗ lich zu machen. Sein offener und rechtlicher Charakter hat ihn dennoch nicht vor mancher Kraͤnkung geſchuͤtzt. Die Convention mit Schwarzenberg koſtete ihm das Vertrauen der Armee, und von Napoleon wurde er geradezu ber Vers rätherei beſchuldigt. Wir dürfen uns daher auch nicht wundern, wenn bies fer in feinen Memoiren von St. Helena die Thaten des Marfchalls nur oberflächlich berührt, und den größten Theil feines in den’ zahlreichen Schlach⸗ ten erworbenen Ruhmes auf Andere überträgt. Seit Anfang des Jahres 1835 Lebt Marmont in Rom und Stalien. Ä

(Vergl. Dictionnaire des generaux francais. Biographie des con- temporains. Memoires de Napoleon. : Moniteur universel.) |

M. G.

Marodeur Nachzuͤgler eine Benennung nicht allein für diejenigen Soldaten, welche durch Müdigkeit, leichte Bleſſuren und Man: gel an Transportmitteln genöthigt find, hinter ihren Corps zuruͤckzubleiben, fondern namentlich auch für folhe, welche, um fidy dern Dienkte zu enuiien,

206 Mars. Marfaglia (Schlaht 1693). pluͤndern, ihre Zruppenabtheitus vera] Dergleicher BEREITETE er * ‚eines Ruͤckzuges. Man will die —— Pa von

dem ſch a a

2 das ſich auf dem Marfche ſolchen Ausſchweifungen überließ, 5 man fpäter alle Soldaten , mise fi deatihen un Soul Kamen nannte,

M.G. Mars ward bei ben Griechen umd Römern als Gott des Kr

Griechenland „wo beſonders Theben ihn am heiligſten verehrte, Harmo⸗

ia ‚Gemaplin t hatte, Mi il de, und alle rei = len und ihm es » si Diet des an

das eh ber Salier, feinen vom Himmel gefallenen Fr ke Banden Im: a des Kriegsgottes jungen 1 kraftiger Geſtalt in volee Mäftung und mit Pre, etrißuten, be Speer und

obern Auffägen der Maften zu halten, auch zum Ausfpähen dienend, oder als Aufteite bei den Arbeiten der Matrofen an den obern Theilen der Ma: ſten benutzt. Während eines Gefechtes werden die Marfen oft mit Dreh baffen oder auch mit Infanterie befegt. Der Maft, an welchem der Mars befeftigt ift, gibt ihm den Namen, und man hat daher einen großen Mars, Befahnmars, Fodmars ıc. ei —— Dorf zwiſchen Tutin und Pignerol, an dem Flüßchen

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Schlacht den 4. Detober 1693. D

In Italien ward der Krieg zwiſchen den Franzoſen einsrfeits, und gwifchen den Kaiferlichen und Piemontefern andererfeits mit abwechſelndem Gtüde geführt. An der Spige der Verbündeten ftand der Derzog von Sa— vopen, welchem der kaiſerliche Feldmarſchall Prinz Eugen von Savoyen beis gegeben war- Am 20. Septbr. erfchien diefes Heer, etwa 36,000 Mann Hart und aus 44 Bat. und SL Schwadr. nebſt 31 Geſchuͤtzen beftehend, vor Pignerol und beſchoß dieſe Stadt Iebhaft. Das Bombardement ward bis zum 1. Detober fortgefegt. Unterdeffen erhielt Marſchall Catinat ber teächtliche Verftärfungen aus dem Innern von Frankreich, und rüftete ſich, aus dem Sufarhale in die Ebene von Turin zu debouchiren, nachdem fein Heer bis auf 54 Bat. und 80 Schwadt. nebſt 30 Geſchuͤhen angewachſen war. Diefe Bervegung begann am 2. Oktober. Der von Savoyen haste nicht ſobald hiervon Kunde erhalten, als er feine Generale zu einem

Marfaglie (Schlacht 1098).

vereinigte, in welchem ſich zweierlei Meinungen |

| nämlidy wollte die Belagerung von Pignerol fertſeten, ben Theil Gatinat ruhig ie bie Ebene von Turin binabileigen laflen und fobaun bir eine anbieten. Prinz Eugen dagegen war weit meiſten talferlichen Generalen ber Anſicht, man follte bie

Dig für deu Angenblid aufgehen, und mit. dem ganzen kung bei Suſa nehmen, um ben Frauzoſen das Debouchiren pn

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befehligten ben rechten, 4, 5 Eugen bie Mitte, welche aus dem gefammten Fußvelle beſtand. Ein hell Der Truppen des Linken Fluͤgels, welcher wegen. des beſchraͤnkten Raumes fidy nicht entwickeln konnte, warb theils rechts, theils binter der Mitte aufgeftelt. Die Artillerie war in 3 SBatterlen vor ber Front vertheilt; die erfte Linie des Fußvolks hatte ſich in der Nacht leicht verſchanzt. Unterdeſſen war Marſchall Satinat über Orbaſſano herausgerhdt. Der Herzog von Dendöme, weldyer ben rechten Flügel befehligte, bemerkte kaum, daß der Berg Pioſasco vom Feinde unbefegt geblieben war, als er 3 Brigaden Infanterie abſchickte mit dem Befehl, ſich auf demfelben feſtzu⸗ fegen. Sept exit fiel dem Herzog von Savoyen die Wichtigkeit dieſes Punc tes auf; 7 Bataillone erhielten Befehl, fich beffelben wieder zu bemächtigen ; fie kamen jedoch zu fpdt und wurden von dem Franzoſen zuruͤckgewieſen. Die Stellung der Franzofen am Morgen des 4. October war gleichfalls in 2 Zreffen, die Reiterei auf den Zlügeln, das Fußvolk in der Mitte, bie Gelhüne vor der Front vertheill. Die Generale de Vins und Bachevil⸗ liers befehligten die Reiterei des rechten Fluͤgels, die Generale Hoguette und Grancé die Mitte, und der Herzog von Wendöme den linken Flügel. Nach einem halbſtuͤndigen Marfche gewahrten die Sranzofen das feindliche Heer. WMarſchall Catinat, der fi) auf dem rechten Flügel aufbielt, eröffnete ben Kampf durch das Geſchuͤtzfeuer. Hierauf rüdte das franzöfifche Heer in Linie vor; der rechte Flügel, welcher durch die Beſetzung des Berges Pio: fasco den feindlichen linken Flügel weit überragte, fiel dieſem in die Flanke. Diefer Angriff gefhah von Seiten der franzöfifhen Infanterie mit aufge: pflanztem Bajonet, und ohne einen Schuß zu thun. Die Baiferlihe Ins fanterie wies durdy ihre Feuer denfelben zurüd; dagegen bielten die piemon⸗ tefiihen Schwadronen den Stoß der franzöfifchen Reiterei nicht aus; fie wurden auf die aus Deutichen beftehende 2. Linie zuruückgeworfen, bie einem erneuten Angriffe eben ſo wenig widerſtanden. Unterbeflen ward die Ins

nis sy iger om Ars Wr Sranofn dor 9 hinter einander rl. Der vechte Flügel der Verbündeten Re ia hu OR ; drängte fogar den linken der Franzofen etwas zurüd, Als aber nad) der Flucht des linken Flügels der Verbimdeten Prinz Eugen ſich in der linken Flanke immer heftiger angefalfen ſah, mußte er nad) allen Seiten Front

machen, und die Angriffe der Franzofen mit dem Bajonet zuchchweifen.

darmen in die Flucht geſchlagen war, trat er mit dem den Ruͤck⸗ zug gegen Turin an, auf dem er Häufig Halt zu machen genoͤthigt Babe] um ben verfolgenden Feind abzumeifen.

Die Verblmbdeten liefen 5500 Wodte aıf! dem Cchfachtfelbe zurlidz überbieß verloren fie 2000 Verwundere und eben fo viele Gefangene, die jedoch meift Pirmontefer waren, da die Deutfchen von den Franzofen keinen Pardon erhielten. 24 Geſchuͤtze fielen in die Hände der Sieger. Den eigenen Verluſt gaben bie Franzofen zu 3000 Todten und Verwundeten an.

und * ſich hierauf, nachdem er Sufa und Diener mit Truppen und Kriegsbedürfniffen verfehen hatte, über die Alpen in zuͤruck.

Gergi. Quinzy, histoire militaire du regne de Louis le grand, I Bd., mit einem wenig brauchbaren Plane. Histoire * prince Eugene de Savoye. 1. 3.)

De

Marſch nennt man jede ſchlagfertige Bewegung der Truppen nad) ir gend einem gegebenen Objecte; marſchiren heißt alfo: von einer Auf⸗ ſtellung zur andern ſchreiten. Einige Mititairfchriftfteller haben für die verſchiedenen Arten von Märfchen vielerlei Benennungen erfonnen, die Ber geiffe dadurch aber mehr verwirrt als aufgeklärt. Einige diefer Benennuns gen, wie Eilmarſch, Nachtmarſch, bezeichnen die Art des Marfches fo ges nau, daß man ſich ihrer ſtets bedienen wird; der Ausdruck ——— iſt aber ganz unmilitairiſch, denn eine Truppe reift nicht wie eine Geſell- haft, fondern fie marſchirt. Der Ausdrud „Mandvermarfh” ift eben fo ſprachunrichtig als das Mort Kampfgefecht“ es fein würde, denn Ma: adver und Marfc find fononym; jedes dieſer Wörter deutet eine mehr oder minder ſchlagfertige Bewegung nach einem Objecte zu irgend einem Zwecke an (ſ. Manöver).

Die Märfche gehören zu den wichtigften Operationen im Kriege; denn Bewegung iſt die erfte Bedingung, wenn man zum Angriffe ſchreiten oder dem Angriffe eines ftärferen Gegners fic entziehen will. In Bezug auf die Richtung diefer Bewegung zerfallen die Märfche in Vormaͤtſche, Rückmaͤrſche (fr Rüdzug) und Seitenmärfhe (f. Flanken marſch). Jeder dieſer Märfche verlangt eine befondere Marfchdispofition (ſ. d.). In Ruͤckſicht auf Schnelligkeit und Dauer nimmt man drei Grade ang 1) gewöhnliche Maͤrſche, täglich zu 24 bis 3 Meiten; am vierten Tage wird geraftet; 2) forciete oder angefirengte Märfche, täglich zu 4 bis 5 Meilen; am fünften Tage wird geraftet; 3) Eilmärfche, täglidy zu 6 bis 8 Meilen, mitunter auch wohl mehr; bei diefen Maͤrſchen muß unterwegs Vein Halt vom mehreren Stunden gemacht werden. Wie viel

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dem Marſche fehr vermindert werden, zumal bei der Gavalerie und 3 beffen ungeadytet tragen aber die Märfche ſeht Viel zur Conſum⸗ dee Streitkraͤfte bei, weßhalb man fie ohne dringende Noch nicht zu befdyleunigen darf. Als Napoleon den 24. Juni 1812 den Niem ), war das Centrum feiner Armee, womit es fpäter gegen Moskau 1,000 Wann ſtark; bis zum 15. Auguſt, wo er bei SmolensE ven davon 13,500 Mann entſendet und höchftens 10,000 M. in den bis dahin gelieferten Wefechten verloren worden; das Gentrum hätte alſo noch 277,500 Mann ftark fein müflen, es zählte aber nur 182,000 Mann; mithin waren bloß durch bie Anftrengung des Marfches 95,500 M. serloren worden. Diefe Verlufte fteigerten ſich bis zu Napoleon’s Ankunft in Moskau fortwährend; gleichwohl waren die Truppen im Marſchiren fehe sgehbt, Wege und Witterung nicht ſchlecht, nur an Unterhaltsmittein und Obdach war Mangel. Hierbei muß noch bemerkt werden, daß das Gentrum nicht "unaufhaltfam bis Moskau marfchirte, fondern ſowohl bei Wilna als bei Witepsß einen foͤrmlichen Halt von 10 bi6 14 Tagen machte, in wel: her Zeit mancher Nachzügler bei feinem Regimente wieder eintreffen Eonnte. Daß der Marſch in Feindes Land nicht die Haupturſache diefer großen Verlufte war, geht daraus hervor, daß auch bie ruſſiſche Armee, melde 120,000 Bann ſiark aus der Gegend von Kaluga abmarfdirte, mit nur 30,000 Mann bei Wilna ankam, ohne durch Entfendungen und Gefechts⸗ verlufte unterwegs fehr geſchwaͤcht worden zu fein. Wenn baher von der Größe eines Tagematſches ober von der Schnelligkeit der Bewegung einer. Armee die Rede ift, muß man fi wohl hüten, bie Leiſtun⸗ gen einzelner Weifenden als Maßſtab anzulegen. Bei einem Marfche von 4 Meilen muß der Infanterift, mit Einſchluß der nothwendigen Halte, fein Gepaͤck menigitens 10 Stunden lang auf dem Rüden haben, was samen Se gb a ſeht sonfamirt; gut Dr cd hat falls eine fehr e w \3 ie vB. vu team

Marie.

eugung bei oft magerer Kofi und niglich wechſelndem Trinkwaſſe heiten erzeugt, iſt leicht zu begreifen; die Mehrzahl diefer Krankheiten at aber ſofort einen bedenklichen Charakter an, wenn der Kranke gend: iR, am Wege liegen zu beiden und wohl gar unter freiem Himmel ternachten, was far immer ber Gall fein würde, wenn ſtarke Truppen: m in einer Golonme marichiren umb jeden Abend vereinigt fein foilen. en die Truppen einquartiert, dann baben bie Anftrengungen des Tages ger nachtdeilige Folgen, und bie Märſche Binnen etwas fläcker fein; ; mus Dunn auch mancher Theil einen größeren Weg machen, um in das angewicſene Warſcheuartier zu Pommen, weßhalb die Differenz der ſchweiten nice dedeutend fein kann; nur die Verlufte mindern fich durch ich amd gute Verpflegung. Was die Zeit derrifft, weiche zur Zurücklegung einer Wegſtrecke vom 3 Meilen erforderlich iR, fo wird Sufanterie hierzu 13 Gtunden, 3 Rubdeilunden,, bedürfen; Artillerie und Cabdalerie legen diefelbe Strecke bis 10 Stunden zuruͤck, wenn der Weg fefl und meift eben iſt; gut arichirte Truppen brauden weniger Zeit, und man hat mehrere Bei⸗ , daß ein Mari) von 8 Meilen, mit Einfluß der Ruheſtunden, im Stunden zurüdgelegt wurde. Die Daner bed Marfches wird ängere 1) durch ſchlechte Marfdisciplin (f. Disciplin), 2) durch pre Wege, 3) durch die Starke der Celonnen, 4) durch häufiges Des i, 5) darch Ermübdung der Truppen, 6) duch) Wind, Regen, Schnee ıc., neiften aber 7) durch nächtliche Dunkelheit. Die vier zuerfl genannten ben veranlaffen ein oͤfteres Stocken im Marſche, wodurch die Truppen fo fehr, wie durd Wind und Schnregeftöber ermübdet werden. Nachts ſche wirken aber auf vielfache Weife nachtbeilig. Zuvoͤrderſt Binnen ung und Discplin nicht fo gut erhalten werden, dann macht e6 die kelheit unmöglich, ſchadhafte Wegſtellen zu vermeiden, endlich hat fidy der thieriſche Körper zu fehr an die nächtliche Ruhe gewöhnt, als daß Anfteengung zur Nachtzeit nicht auch cinen verhaͤltnißmaͤßig größeren and an Kräften verurfachen follte, ald am Zuge. Diefer Unterfchieb fuͤhlbar, daß felbft die Sonnenhige nicht fo ermattet, als ein Marſch dacht hindurch; nur unter einem fehr beifen Himmelsſtriche Leider dieß Ausnahme, bier müflen die Nächte allerdings benupt werden. Wie ibrigens die Gemütheitimmung der Truppen den Marſch verzögern oder unigen koͤnne, bedarf keiner Auseinanderfegung. ' Die Dauer des Marſches wird abgelürzt 1) durch gute chdisciplin, welche verhindert, daß der Einzelne oder einzelne Truppen⸗ fi) irgend eine Art von Bequemlichkeit erlauben, wodurch das Forte em des Ganzen geftört werde; 2) durch das gleihmäßige Ausfchreiten Solonnenfpige; 3) durch zwedmäßige Beflimmung der Zeit und bes zum Ruben, wozu man für einzelne Regimenter auch die Zeit bes kann, wo das Duckhfchreiten von Engpäffen, das Paffiren von Fluͤſſen ſt Fähren oder fliegender Bruͤcken ohnedieß einen Aufenthalt verurfacht ; cc) Verkürzung der Marfchcoionne, indem man die vorhandenen Geis ge benugt oder Colonnenmwege einſchlaͤgt; 5) durch Trennung der Wafs tungen, wenn die Rüdfihten auf Sicherheit und Gchlagfertigkeit Banzen nicht vorherrfchen ; denn jede Waffengattung hat ihre eigens ihe Geſchwindigkeit; 6) durch fefte und trodene Wege; 7) durch kühle, kalte Temperatur; 8) duch Gewohnheit im Marfchiren; 9) durch Laune oder Kampfluft der Zruppen. (Die Divifion Maſſena mars 1796 in drei Tagen und Nächten 14 deutfhe Meilen, fekte auf

Marſch. 211

10 Fähren über bie Etſch, und hatte in biefer Zelt auch bie Schlacht bei Baflano mit durchkaͤmpfen helfen. Die preußifcdhen Truppen, welche Nas poleon nad) der Schlacht bei Waterloo verfolgten, waren 20 Stunden lang auf ben Beinen geweſen, als fie bei Srasnes ankamen.) 10) Durch zweck mäßige Bekleidung ber Truppen und gute Führung des Gepaͤcks. Die gros fen Streifzüge, welche die Franzoſen oft in Spanien (und jegt in Afrika), die Ruffen in Afien machten, geſchahen ohne Gepaͤck und in Mänteln. Leichte Cavalerie wird wohl thun, bisweilen eine gute Strede zu Fuß zu gehen, modurd den Pferden eine große Erholung ohne Zeitverluft gewaͤhrt wird. 11) Durch Bünftlihe Mittel, d. h. durch requirirte Wagen, Ka: meele c. Die Franzoſen haben ſich folher Transportmittel unter Napoleon fehr oft bedient; doch gehört viel Routine dazu, wenn ein anfehnlicher Zeits gewinn daraus entftehen foll; auch haben fie durchfchnittlic in 24 Stunden nie mehr als 9 beutfhe Meilen zurldgelegt. Die Erfahrungen in den legten 80 Jahren haben gelehrt, daß unter allen europäifchen Armeen die franzöfifhen am fchnelfften, die oͤſtreichiſchen am Iangfamften marſchirten, woraus ſich Vieles erklaͤrt.

Das der Armee folgende Fuhrweſen kann den Marſch nicht hindern, fo lange es vorwärts geht; es kommt alſo nicht in Betracht. Bei der fruͤ⸗ ber eingeführten regelmäßigen Brodverpflegung wurden jedoch die Märfche nach der möglichen Ankunft der Brodwagen calculirt, die ſich wie Bleige⸗ wichte anhingen. Wie groß ber Einfluß iſt, den die angenommene Ver: pflegsweiſe auf die Schnelligkeit der Maͤrſche übt, geht aus folgendem Beis fpiele hervor. Im Jahre 1792 brauchte die preußifche Armee, unter dem Herzog von Braunfhweig, 40 Tage, um von Koblenz über Lurem: burg, Verdun und Grandpre, wo nirgend6 erheblicher Widerſtand geleiftet wurde, bis zu Dumouries’s Aufitellung bei Valmy 3A gelangen. Im Win: ter 18314 brauchte die preußifche Armee unter Ähnlichen ftrategifhen Wer: haͤltniſſen, vom Kürften Bluͤcher geführt, nur 30 Tage, um von Koblenz aus bie Brienne zu murfhiren, wobei noch unterwegs die Mofel: und Ar: dennenfeftungen, nebft Verdun, eingefchloffen werden mußten.

Was die Maͤrſche der Meueren außerordentlich erleichtert, iſt die ver- befferte organiſche Eincheilung der Armeen. Es iſt jest gar nicht mehr fo noͤthiz, daß das Ganze beifammen fei, bevor man mit bem Feinde zuſam⸗ men trifft, fondern man trägt nur Sorge, daß das, was beifammen: ift, ein Ganzes fei; d. h. wenn im vorigen Jahrhunderte keine Armee dem Feinde unter die Augen zu treten wagte, bevor ſich nicht Flügel, Mitte, erftes und zweites Treffen in der vorgefchriebenen Ordnung aufgeftellt hats ten, und deßhalb bie einzelnen Theile über Stock und Block marſchiren mußten, um fchnell fid einander nähern zu innen: fo genügt es jest, daß Die Dauptglieder der Armee (Corps, Divifionen) für ſich vereint find, in: dem jedes ſtark genug ift, ein Gefecht auf eigene Dand zu beftehen, bis das nächte Hauptglied zu Hilfe kommt. Dadurch wird ed möglich, alle vorhandenen Wege zu benugen, ben Truppen manche Erleichterung zu vers (haffen und den nachtheiligen Einfluß zufälliger Ereigniffe minder flörend auf die Handlung des Ganzen zu mahen. Es iſt alfo gewiffermaßen bie neuere Marſchordnung (f. d.), melde bie neuere Schlachtordnung (f. b.) hervorgerufen hat, während das früher gerade umgekehrt war. Durch bie Gefechte, welche einzelne Divifionen in Folge diefer yerheilten Marfchorb: nung oft zu beftehen hatten, bildete ſich auch die taktiſche Dekonomie ber Streitkraͤfte aus, d. h. da der Zeitpunct nicht fo genau beflimmt war, in welchem von der naͤchſten Divifion Unterflügung ermartet werben konnte, (0

212 Marſchall. Marſcharten.

ſuchte man das Gefecht moͤglichſt in die Laͤnge zu ziehen, engagirte Anfangs nur wenig Truppen, hielt ſtarke Reſerven bereit, ſtellte ſie aber verborgen auf, und erreichte dadurch faſt immer ſeinen Zweck. Die neueſte Taktik iſt alſo keine Frucht der Speculation, ſondern eine Folge des Beduͤrfniſſes geweſen. p

z.

Marſchall. Die Etpmologen find über bie Abſtammung umd Bes deutung diefes Worte verfchledbener Meinung. Einige wollen es aus Mars (dem Kriegsgott) und Schalt (einem Eugen, erfahrenen Menfchen) zufams menfegen, und bedeutet demnach Marſchalk einen Eriegserfahrnen Feldherrn. Andere leiten es von dem alten Mar oder Mähre, oder dem verderbten Wort Cheval (ein Pferd, Reiterroß) und Schalt ab (einer, der bei ben Pferden angeftelle ift, Stallmeifter oder General der Reiterel), noch An: dere von Mehrer oder Meyer (Vorftcher, Verwalter) und Saal (Hof), und maden daraus einen Vorſteher des Hofs (Hofmarſchall). Nach ber erften Austegung und in militaieifher Beziehung Toll diefer Titel und das da⸗ mit verknüpfte Amt aus ben Zeiten ber roͤmiſchen Herrſchaft in Gallien berftammen, und Hugo Capet im 10. Jahrhundert in Frankreich einige der angefehenften Edelleute bamit belehnt haben. Diefe fogenannten Marſchaͤlle (mar&chaux de France) waren Eönigliche Dfficiere höheren Ranges und folg⸗ ten unmittelbar nad) dem Connetable. Sie führten in Kriegszeiten die Vortruppen ber Armee, entwarfen die Pläne zum Angriff in den Schlach⸗ ten, beflimmten den Marſch oder die Lagerung des Heers, und hatten beinahe diefelben Sunctionen eines jegigen Chef vom Generalftab ober Ges neralquartiermeiftere. Außerdem bildeten fie audy in Friedenszeiten eine bes fondere Gerichtsbarkeit, die fi Über ganz Frankreich erftredte, und in ben Provinzen durch ihre dazu ernannten Stellvertreter (Unterrichter), prevats des marechaux, ausgeübt wurde. Diefes Gericht war unter dem Mamen marechanssde (f. d.) befannt, und entfchied in Streitfachen des Adels über Stand und Ehre in erſter Inſtanz.

Die Marſchaͤlle leifteten den Eid in die Hände des Könige, und ers hielten von demfelden zum Zeichen ihrer Würde einen mit Lilien verzier: ten Stab (Marſchallsſtab). Die Zahl berühmter Heerführer, welche den Titel eines Marſchalls von Frankreich führten, war beſonders während der Regierung Ludwig's XIV. fehr beträchtlich, und unter ihnen glänzen vorzuͤg⸗ lich die Namen eines La Force, Morig von Sachſen, Zurenne, Luxemburg, Villars, Vauban u. A. m. Zur Zeit des Kaiſerreichs fanden die Garden und jedes der verfchiebenen Armeecorps, welche nach der Nummer benannt wurden, unter dem Befehle eines Marſchalls, und bie Feldherren Napo: leon’& waren nicht minder berühmt, als bie des 17. Zahrhunderte. Unter der gegenwärtigen Regierung iſt bie Zahl der Marfchälle auf 12 feftgefrkt. Die größeren Mächte Europa’s, ald Rußland, Preußen ıc., geben in ber Megel dem oberſten Befehlshaber ihrer Armee den Titel Marfchall oder Feldmarſchall; in Deftreich findet man aber auch die Felbmarfchalllieutenants, welche den ruffifhen und preußiſchen Generaltieutenants gleich fiehen. Nach dern Parifer Frieden, 1815, erhielt der Herzog von Wellington von einem jeden Monarchen ber fo eben genannten Etaaten den Ehrentitel eines Feld⸗ marfchall6, wobei berfelbe auch noch das Recht hat, die Uniform biefer ver: fchiedenen Armeen zu tragen.

M. G.

Marfcharten (Elementartattit). Der cabencirte Marſch im Sleicht ritte warb vom jeher als taktiſches Erforderniß und weſentlich⸗

Marfharten. 213

Vedingung flr das Gleichmaß bei den Formirungen, Entwickelungen und Bewegungen der Infanterie beachtet, und gift noch immer als eine 1753 facje , welche von den Mititaicpedanten und Trülmeiftern bis zu einer aͤngſt⸗ lichen Volllommenheit cultivitt wird umd im Parademarfd; Ihren hoͤch fen Werth findet. Der Gteichteitt erhielt daher ohme Zweiftl ſchon mit der Einführung einer geregelten Maffens und Linientaktit bei den Alten Auf— nahme, obwohl genauere Nachrichten darüber fehlen und nur fo viel befannt zu fein ſcheiat daß die erfinderifhen und auf ftrenge taktiſche Ordnung baftenden Griechen, von denen Homer fagt: „daß Jupiter ihren Schritt geregelt,“ fo mie nicht minder die Römer, nach Livius Erwaͤhnung des Marfches zum Angriffe: „veloce, sed nequo pele,* dem cadencitten Schritte gehuldigt haben. Nachdem die Taktik im Fauſtkampfe ihren Uns teegang erlitten, mag allerdings vom cadencirten Marſche wenig die Rede gewefen’ fein. Mit Einführtung der ſtehenden Heere aber gewann er nicht nur Wiederaufnahme, fondern audy bei der Vervolltommnung der Taktik, die mehe und meht im unmefentliche Formen, in Künftelei und ſchaͤdliche Uedertteibung ausartere, erhöhte Wichtigkeit. Die große Wuhrheit, welche der Marſchaü von Sachſen in feinen Reveries ausfprady: „Tout le secret de la tac- tique est dans les jambes,“* wurde häufig mißverftanden und unpraktifc behandelt, Ueber die Menfur und Weite des Schrittes Hecefchte von jeher viel Meinungsverfhiedenheit, und noch jegt find die Grundſaͤte hlerin im dem geprüfteften Armeen wicht gleich. Die gewöhnlichen Arten des cadenz cirten Marſches waren und find zum Theil mod: der Anweifungs:, Bas lancit oder Lehrfchritt, der Drdinairs oder Evolutionsfäritt, der Ge⸗ ſchwindſchritt, der Lauffritt und der Paradeſchritt. Gleich- teitt und gleihmäßige Schrittweite, fo wie die genaue Erhaltung von Fühs kung und Richtung find die Haupebedingungen zu einem guten Marfche. Der erftere dient ausſchließlich zu Ausbildung der Meeruten, um das nöthige Gleichgewicht für dem eigentlichen Marſch zu bewirken Cr wird deßhalb ſehe langſam von 60 bis zu BO Schritten in der Minute auss geführt und nach und nad bis zu dem Kalte des Ordinairſchrittes geftel: gert. Der Ordinairfcritt iſt der gewöhnliche, und auf das Ewforder niß einer leichten Bewegung bei größtmöglicher Kraftſchonung und auf die Ausführbarkeit in verfhiedenen Terrainlagen begründet. Das übliche Takt⸗ maß dufär hält ſich zwiſchen 75 und 108 Schritten in der Minute, und die Schritttoeite beträgt zwiſchen 2 Fuß und 14 Ele. Der gründliche und prattifcye Guibert 3. B. wollte nur 80 Schritte in der Minute bei 18 bie 2 300 Schrittweite, während Preußen und Ruffen jegt 108 Schritte bei einer weit größern Schrittweite für bie Ordinaitſchtitte angenommen haben.

De Sefhwindfärite dient zw den fchnellern. Bemegungen auf Burgen Streden, vorzugsweife bei Bildungen der Golormen und bei der Ent⸗ mkfelung in Linie. Seine gewöhnlide Menfur ift 100 bis 125 Schritte in dee Minute. Er ift angreifend und nur für ebene Länder geeignet, und bat neben der Einführung eines ſchnellern Ordinairſchrittes mehr eingebilde⸗ tem als wirklichen Werth, da er zudem einen weiren Schritt nicht zulaͤßt.

Der Lauffchritt im Gleichtritte fand zwar früher auch feine Lieb⸗ haber, indes ift derſelbe eben fo ſchwierig als unzweckmaͤßig. Man iſt das ber vom Gleichtritte dabei meiſt abgefommen und wendet ihn mit um fo größerem Zeitgewinn auf kurze Streden bei den Vewegungen an, wo größts mögliche Schnelligkeit, wie . B. bei Kormirungen gegen Reiterei, zus Bes dingung wird. Sein Zeitmaß if in fofern auch verſchieden und keiner feften Veftimmung unterworfen. Der Paradefchrits iſt ber gefeierte aller Zeiten,

ſoll

manches älterer Zeit war ber

defchritt ein fehr Tangfamer, ja bei den Sranzofen unlängft noch zu 75 a benugt man jedoch aud den Debimaitz ‚gibt es noch einen bis. auf Fußweite gefürzten und einen bis zu 14 Ellen vergrößerten 2 bei, —— Ordinait⸗ und Geſchwindſchritte Ami findet, wenn ein. Einziehen, ein Verhal- ten des Schrittes oder entgegengefegt ein Ausfchreiten zu mehrerer Terrain⸗ gewin; erforderlich. man bie alten und neuen Erfahruns gen und mit dem wahren Bebürfniffe, fo dürfte es zeitgemäß und zwodentfprechend erſcheinen, die Marfcharten auf ben Lehrfchritt und auf

den Ordinaitſchritt zu 100 bis hoͤchſtens 104 Schritten in der befepränten, der nad) Exfordeeniß für die vorfommenden twenigen Gelee genheiten nad) dem Takte der Trommel oder Mufit auch bis auf 120. Schritte gefteigert werben kann, für eine vermehrte Rafchheit den Trab, ohne Gleiche ielet, in mäßigen Tempo, und für alle Gelegenheiten, wo es gilt, weitere Strecken leicht und ſchonend zuruͤckzulegen, den Ordinaitſchritt ohne Gleiche seite, jedoch bei -ununterbrochener Marfdyorbnung —— 2. Marſchbataillone werden ſolche Bataillone genannt, bie man

wellen aus der Ergänzungsmannfhaft bildet, um 9 während aus. den Rebrutendepots nach dem Kriegeihauplage an das neue Dienſiver⸗ haͤltniß im Bataillone zu ‚gewöhnen, und beſſer beaufſichtigen zu können. Nach Ankunft bei der Armee werden fie aufgelöft und die Mannfchaft ihren tefp. Megimentern zugetheilt. In demfelben Sinne beftehen auch Marjchs ſchwadronen bei der Cavalerie,

» Pz.

Mearfcheolonne, Im weiteren Sinne des MWorts verſteht man dat unter nicht bloß diejenigen Bataillone, Schwadronen und Batterien, melde auf einer und berfelben Straße hinter einander marſchiren, fondern auch diejenigen Abtheilungen, welche des ſchnelleren Fortkommens und leichteren Unterhalts wegen auf Seitenwegen einherziehen. Indeß hat der Sprachges brauch ſich immer mehr an ben ‚obigen Begriff gehalten, welcher dem Bes griff von „„Gofonne” (f. d.) überhaupt am nädjften kommt. Die Größe der heutigen Armeen macht es oft nöthig, fie zu theilen; denn wollte man . ©. 100,000 Mann auf einer einzigen Strafe ohne Zeitabfchnitte mare ſchlten laffen, fo würde das Ende diefer Cofonne mit ihrer Spige niemals on bemfelben Tage eintreffen. Diefe Theitung ift alfo nothwendig, wenn man bedeutende Truppenmaſſen auf einem Puncte vereinigen jmill, und darf nicht mit dem gefrennten Marfchiren verwechfelt werden, welches aus einer getheilten Aufftellung hervorgeht. Die Abfiht der Theilung fei aber welche fie wolle, fo muß doch jeder für fich marſchirende Theil fo organifirt fein, daß er ein feldftftändiges Gefecht annehmen kann. Eine Divifion von 10,000 Mann, mit der dazu gehörigen Artillerie und dem nöthigften Guhewerk, nimme gewöhnlich den Naum einer halben Meile sin, wobei die zu Sechfen, bie Cavalerie zu Dreien, die Gefüge und Wagen au matfchiren. Diefe Länge kann auf breiten Chauffeen um die Kälfte verkürzt: werden, wenn die Truppen amd Fuhrwerke in Zügen mit den nothwendigſten Abftänden marſchiren, was jedoch Mannſchaft und

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Narſch des Geſchüͤttzes. Marſchdis poſition. 215

Pferde weit mehr ermuͤdet, und deßhalb nur in dringenden Fällen zu enm pfehlen ifl. Sie kann aber auch noch mehr verkürzt werben, wenn ſich für die Infanterie Seitenwege finden. Da die Divifionen ale die Haupt⸗ Kine dee neueren Armeen zu betrachten find, fo genügt es hier, von ber

ihrer Marſchcolonnen zu fprecyen, und man erhält dadurch einen Maß: flab für größere Corps und Armeen. Die Dauer des Aufmarfches wird in dee Regel gleich fein der Entfernung von ber Spige bis zum Ende der Go: lonne. Doc, treten die hinteren, noch nicht in die Linie gerüdten Abtheis lungen ſchon al6 Referven in Wirkfamkeit, weßhalb eine größere Länge ber Marfchcolonne für den Fall, daß man unerwartet in ein Gefecht verwidelt würde, nicht als ein Nachtheil angefehen werden ann.

Pz.

Marſch des Geſchuͤtzes. Die Felbartillerie der neueren Zeit folge ben Truppen auf allen irgend für Fuhrweſen gangbaren Wegen; Bela: gerungstrains von ſchwerem Geſchuͤtz hingegen, innen in der Regel bis an den Ort ihrer Beflimmung auf den großen Straßen, oder wenn legtere auf kurze Streden verlaffen werden müffen, auf den hierzu im voraus gruͤnd⸗ lich hergeſtellten Wegen gelangen. Die Gegenftände, welche den Marfch von Gefhügen oder Fuhrweſen Überhaupt am meiften verzögern, find: abgebro: hene Brüden, fteile Bergabhänge, welche die Fuhrwerke nur mit großen Abftänden, abwärts eingehemmt, ober wohl felbft nur mit widerhaltender Mannfhaft, und aufwärts vielleicht mit verftärkter Belpannung, mithin nur einzeln paſſiren können, ferner: moraftige, durch anhaltende uͤbele Wit: tesung verborbene Wege u. f. w. Das vorzüglichfte Mittel, um den Marſch der Artillerie, fo wie jeder andern Truppe zu erleichtern, befteht darin, daß man biefelbe, fo Lange al& es die Umflände geflatten, im nicht allzu großen Co: lonnen, fondern 3. B. die Artillerie in Abtheilungen von 20 bis 30 Fahrzeu⸗ gen marſchiren läßt und Sorge trägt, daß die Geſchuͤtze und anderen Fahr: zeuge nad) Beendigung jedes Marfches in der Nähe ber Straße aufgefahren werden, wenn vielleicht die Belpannung und Artilleriemannfchaft in den feit: wärts liegenden Ortfchaften einquartiert wird. y.

Marichdispofition. Die Anordnungen zu einem Marſche werben nicht fowohl durch deſſen Zweck, fondern auch nod durch andere Verhäft: niffe und Umſtaͤnde beſtimmt, und bilden einen der wichtigſten Zweige des Generalftabsdienftes. Bel jedem Marfche, er gefchehe im eigenen oder in Feindes Land, find hauptſaͤchlich folgende drei Dinge zu berüdjichtigen: 1) die Bequemlichkeit der Truppen, damit ihre Kräfte nit unnuͤtz confus mirt werden; 2) die Genauigkeit der Bewegung, damit die Truppen das Marfchziel zur beflimmten Zeit erreihen;, 3) die Sicherheit ber Truppen während der Bewegung, weil nicht alle Zruppentheile gleichzeitig oder im: mer fchlagfertig fein können. Zweck und Umflände werden jedes Mat beftim: men, welche von dieſen Rüdfichten die vorherrfchende fein, oder welcher Kampfbersitfchaftsgrad angenommen werden muß. Bei Märfchen im Fries den oder fern vom $einde ift es erlaubt, denjenigen Anordnungen den Vor⸗ zug zu geben, durch welche eine Schonung der Streitkräfte und der Hilfe: quellen des Landes bewirkt wird. Hierzu gehört: a) eine Auge Benugung der nad) dem Marfchziele führenden Straßen und Wege, wodurch nicht nur der Marfch verkürzt, fondern auch das Unterfommen und ber Unterhalt der Zruppen erleichtert wird; b) bie Vermeidung ungefunder und wenig bewohn: tee Gegenden; c) die Vorausfendung einer kleinen Avantgarde, um die Lo: calhinderniſſe zu befeitigen; d) eine mäßige Marfchweite, täglich höchftens 8 Meiten und den vierten Tag Raſt; e) gute Marfhdisciplin mit Vermei⸗

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Marfhdispofition. ' 7

dergl. Iſt auch der Feind nicht fo nahe, daß man ſchon am erften Marſch⸗ tage einen Angriff zu befürchten habe, fo muß das Ganze doch immer feine Schlagfähigkeit beibehalten, weil wefentliche Abänderungen in ber allgemeis nen Marfchdispofition mit Zeitverluft verknüpft find, und gar zu leicht Uns ordnungen, namentlich Collifionen zwifchen den einzelnen Golonnen erzeu⸗ gm. Der Zwed und die Richtung des Marfches haben natürlih auf die Anordnungen dazu den größten Einfluß. Bei Vormaͤrſchen wird ſtets eine offenfive Abficht zum Grunde Liegen, bie Dispofition dazu wird alfo von der zu einem Marfche in die Schlacht nicht fehr verfchieden fein. Bei Corps ober Armeen von 40 bis 50,000 Mann wird bie Avantgarde (don einige Meilen weit vorausgehen müffen, befonders wenn alle übrigen Truppen genöthige find, eine und bdiefelbe Straße einzufchlagen. Der Hauptpart und alles entbehrlihe Fuhrwerk folgt in der Entfernung eines Zagemarfches. Die Dispofition Napoleon’ zum Marfche gegen Charles roi (f. d.) ift meiflerhaft, die der Verbündeten zum Marfche gegen Dress den (f. d.) hingegen fehlerhaft zu nennen. Bringt es auch bei jedem Vor⸗ marfche weientliche Vortheile, wenn man in möglichft breiter Front, d. h. auf mehrern Parallelwegen vorrüdt, fo dürfen die Colonnen doch nicht fo weit von einander entfernt fein, daß fie fich nicht noch denfelben Tag unter: fügen koͤnnen; fehle es an brauchbaren Straßen, fo iſt es befler, mehrere Colonnen in verhältnißmäßigen Abftänden hinter einander marſchiren zu laffen, wodurd zwar die Verpflegung erfchwert, das Zuſammenwirken aber erleichtert wird.

Bei Seitenmaͤrſchen (ſ. Flankenbewegungen) kann eben ſo⸗ wohl eine offenſive als eine defenſive Abſicht zu Grunde liegen. Im erſten Falle fand man vielleicht die Stellung des Gegners nach den eingegange⸗ nen Nachtichten zu ſtark, und will ihn durch Bedrohung ſeiner Flanke zum Verlaſſen derſelben bewegen; im zweiten Falle will man ſich einem Angriffe entziehen. In beiden Faͤllen muß die Marſchdispoſition ihre ganze Sorgfalt darauf richten, daß der Gegner bie veränderte Marſchrichtung fo ſpaͤt als möglich erfahre, und für die Avantgarde deßhalb befondere Inftructionen ertheilen. Auf bie Bequemlichkeit der Truppen kann bier faſt gar keine Ruͤckſicht genommen werden, denn fo lange die Flankenbewegung fortgefegt werden muß, befindet ſich da8 Ganze in einer fehr precairen Lage, aus welcher man fo bald al8 möglich herauszukommen fuchen muß; ed kann daher der Fall eintreten, daß man der Infanterie die befchwerlichften Wege anmeifen muß, um nur das Ganze möglichft beifammen zu behalten. Die Parks müffen ebenfalls einen Seitenweg einfchlagen und bürfen den Colonnen nicht auf derjelben Straße folgen.

Bei Ruͤckmaͤrſchen, die nicht gerade die Folge einer verlornen Schlacht find (f. Rüdzug), ſpricht fich deutlich die Abſicht aus, Gefechte zu vermeiden. Die Dispofition hat hier hauptfüchlic dafür zu forgen, daß der Marſch mit möglichfter Schnelligkeit gefchehe, ohne deshalb die Schlag: fertigleit des Ganzen zu gefährden. Bor Allem muß das Gepaͤck voraus und wo möglich eine andere Straße einfchlagen als die Truppen. Letztere marfchiren divifionsweife; die Infanterie muß alle Mebenmege benugen, um der Artillesie und Gavalerie die Hauptwege Überlaffen zu können. Durch zweckmaͤßig angeordnete Halte der einzelnen Golonnen wird man das Ganze möglichft zufammenzuhalten fuhen, wenn ein Nachruͤcken bes Feindes zu befuͤrchten ſteht. In diefem Kalte müffen aud unbedenklich forcirte Mär: {he eintreten; fonft nöthigt man die Arrieregarde zu Gefechten, die nidıt immer nad Gefallen abgebrochen werden Finnen. Da man vr deraltiigen

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gehören, jedes Macfchtages vereinigt werden u Eine folhe Marfches iſt aber nicht eher zuläfiig, als bis man bie. Gewißheit hat, daß ung der Feind. wegen der Ent: fernung während. des Marſches nicht mehr erreichen kann. lich. der Verpflegung wird man in folhen Fallen nicht verhindern können, daß bie ne en ae

ng. von ego zum. Da vom Binde Mg zu Defhen ih aus au ne

kommen gefehen zu twerben, man auch Eünftlicher —— ee Pr ift der einiger

—— aus dem Lager bei Boulogne an die Donau

wurden gar feine Etappenotte beſtimmt, die Regimenter, und ſelbſt die einzelnen Soldaten, konnten marſchiren wie und wo fie wollten ; aber alle drei bie vier Marſchweiten waren den einzelnen Regimentern bezeichnet, wo fie gemuftert wurden, und dann den nächften Sammelplag erfuhren. Mer bei einer folhen Mufterung fehlte, ohne fein Erkranken be— faeinigen zu wurde als Deferteur angeſehen. Wer Geld

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So ee 9 bis 10 Meilen zurüdgelegt. Dieſes Veifpiel dürfte in ſeinet Art fein, und fo Etwas zu unternehmen, war nut mit einer Armee möglich,

Bei Nahtmärfhen muß in der Dispofition Alles das angfacen

it, und an dem in angem, Buch Ind note, murealen muß, wenn dr Dagmar

zu fpeeielfen Beftimmungen um- enthalt da der Generals tab der einzefnen Divifi das Haupt . iſſen braucht, KB Desenermungen KER Bine > De

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Marſchlager. Marſchordnung. 219

Marſchlager, fiehe Lager und Bivouak.

Warſchlager (Artillerie), ſiehe Laffeten.

WMarſchland heißen die ausgetrockneten und angebauten Flußniederun⸗ gen, deren Boden meiſt aus Schlamm und feinem Sande beſteht. Dieſe Landſtriche entſtanden durch Ablagerung von Schlamm, Sand und Geroͤlle, weiche die größeren Zlüffe im Fruͤhjahre und bei hohem Sommerwafler bem Meere zuführen, und dadurch ben zunaͤchſt liegenden flachen Seegrund auss fülen. Dan findet fie daher auch nur in den Gegenden, wo große Fluͤſſe fi) in das Meer ergießen. Diefe Marfchländer find anfange geoßen Uebers ſchwemmungen ausgefent, gegen weiche man fie ducch hohe Dämme (Deiche) zu ſchuͤzen ſucht; das ſtehenbleibende Waſſer wird durch Graben und Kas näle abgeleitet, In neuerer Zeit bat man verfucht, folche Flußniederungen auch ohne Daͤmme urbar zu machen; doch ift dieß nur in folchen Gegens den von Erfolg, wo die Ablagerung hauptfächlic in Schlamm befteht, ber ein voztsefflihes Düngemittel iſt. Bei trockner Witterung find nur bie Daͤmme und Abzugegraben als Bewegungshinderniſſe zu betrachten, bie Daͤmme natürlich bloß, wenn fie nicht in der Marfchrichtung,, fondern quer vor liegen. Be naffer Witterung ift aber nur auf Dammwegen fortzu: Conmuen. Dagegen findet man dort zu allen Sahreszeiten leicht Unterhalt. (Bergl. damit d. A. Polder.)

P Marſchlinie oder Marſchrichtung iſt diefenige Binie, melde man fi) zwiſchen dem Directionsflügel oder dem Directionspuncte einer Front linie nad) einem gegebenen Objecte ober Gefichtöpuncte (polat de vue)

gezogen denkt. Pz,

Marſchordnung. Debe Eriegeriiche Bewegung, fel es entfernt vom Seinde oder in defien Nähe, muß mit Ordnung gefchehen; Ordnung, aber ohne Pebdanterie, ift die Grundbedingung aller Bewegungen. Was auf diefelbe ſtoͤrend einwirkt, und wie fie im Allgemeinen zu erhalten fei, ift bes reits in ben vorſtehenden Artikeln, welche fid) auf Märfche beziehen, ange: deutet worden, und es bleibt nur noch Einiges zu fagen übrig. Der Zwei des Marfches und die Belchaffenheit des Zerrains beftimmen nicht ſowohl die Zahl und Stärke der Marfcheolonnen, ale auch ihre Zuſammen⸗ fegung und Marfhordnung. Bei Märfchen gegen den Feind wirb es im⸗ mer vortheilhaft fein, möglichft vereint und fchlagfertig zu marfchiren; doc) ift das nicht ſtets auf diefelbe Weiſe gefchehen, und es hat die Organiſa⸗ tion der Armee viel Einfluß darauf. Friedrich der Große und feine Zeit: genoffen hatten für ſolche Fülle eine eigenthuͤmliche Marſchordnung. Die Armee lagerte gewöhnlih in Schlachtordnung und marfcirte treffenmeife ab; duch Einſchwenken der Colonnenzüge und Einrüden in das Alligne: ment mar die urfprüngliche Schlachtordnung bald wieder bergeftellt, und man ſchritt dann in großer zufammenhängender Front gegen den gewöhnlich in feſter Stellung ruhig verharrenden Gegner. Seine Nachfolger auf der Feldherrnlaufbahn ſchlugen einen andern Weg ein, und rüdten in vielen, oft ſehr Eleinen Golonnen, deren Spigen entweder allignict fein, oder zu be: fimmten Zeiten auf ihren bezeichneten Puncten ankommen mußten, gerade gegen den Feind, der gewöhnlih dadurch von mehreren Seiten bedroht wurde. Im Laufe des franzöf. Revolutionskrieges entflanden die felbft: ftandigen Armeedivifionen und veranlaßten eine neue Art bes Vorruͤckens Diefe Divifionen bildeten die Hauptglieder ber Armee, marfchirten und fümpften für fi, doch aber wo möglicy in Webereinftimmung wit dinnnder.

220 Marſchquartier.

Falle die Infanterie voran. Eine kleine Avantgarde bahnte jedet den Auf das Altignement diefer Divifionen unter id) konnte fhon defhalb nicht ſtreug gehalten werden, weil die ſich bedeutend vergrößert hatten, und eine Armee von 50,000 Mann oft eine Fronte von mehr als zwei Meilen Ausdehnung einnabm, Kam aber auch bistweilen eine Divifion eine ganze Stunde fpäter auf den Kampfplag, fo war die Gefe für die nebenftehenden micht groß; denn man hatte gelernt, das Gefecht in die Ränge zu ziehen und einen Terrainabſchnitt mit wenig Truppen zu ver: theidigen. Starke, und meiſt verdeckt ſtehende Neferven verhinderten jeden Flankenangriff oder machten ihm unmirkfam. Es ift jedoch wahrſcheinlich, daß gerade dieſes ungleichzeitige Eintreffen der verfchiedenen Colonnen bie Divifionsgenerale veranlafte, das Gefecht mit wenig Truppen fo lange hin zuhalten, dis der Augenblick größerer Anftrengungen und entfcheidender Be wegungen gekommen war, und dieſe Dekonomie der Streitkräfte iſt 18 hauptfächlih, welche den neueren Schlachten einem ganz anderen Charakter, den Referven einen viel höheren Werth gegeben hat. Cine Armee, welche dergleichen felbftftändige Divifionen nicht hatte, konnte zwar auf ähnliche Weife in mehren Colonnen vorcuden, aber diefe Colonnen bildeten immer nur ein proviſoriſches Ganze, deffen Organismus nicht fo geregelt fein konnte, als wenn biefelben Truppen ftets in Gemeinfchaft marfchiren und kämpfen, ber Befehlshaber mit größerer Machtvollkommenheit bekleidet iſt, die Fähigkeiten feiner Untergebenen genau Eennt, und am der Spige feiner Divifion fo lange bleibt, bis der Tod oder eine höhere Beftimmung ihn dar von abruft. Da dem Divijionsgeneral nur gefagt wurde, was er mit fils nen Truppen bewirken folle, fo ordnete er das Wie nad Gutduͤnken an, und beftimmte daher auch, im welder Ordnung die Regimenter oder Bri: gaden ſollten, was natürlich häufigen en untermor: btieb. 3 I Marſchquartier nenne man denjenigen Drt, in welchen eine Truppe mährend des Marſches Obdach und Unterhalt bis zum naͤchſten Morgen fuhr. Soll jedod am andern Tage geruht werden, fo pflege man ihn Raftquartier zu nennen. Bei Anordnung der Marſchquattiere ift dar: auf zu fehen: 1) daß die Drte vom der Heerſtraße nicht zu weit entfernt find, und es dürfte eine Meile als das Marimum zu betrachten fin; 2) daß der Marſch von der Heerftrafe in diefe Orte umd wieder zuruck nicht durch fehr ungünftiges Terrain erſchwert werde; 3) daß die Negimenter, Bataillone und Schwadronen ihre befondern Bezirke verhalten, und micht Truppen verfchiebener Parteien unter einander zu liegen kommen 4) daß die Artillerie und das Fuhrweſen diejenigen Drte erhalten, welche auf oder dicht am der Heerſtraße liegen; 5) daß der Gavalerie ſolche Drte angewieſen wer: den, in denen fid) auch hinceihende Stallung und Futtervorräthe befinden. Die oberfte Leitung diefes Geſchaͤfts faͤlt dem Generalftabe zu, welcher das bei in Ruͤckſicht auf die Verpflegung der Truppen die Adminiſtrationsbe- jörden des Landes zu Mathe zu ziehen hat. Das Detail der dahin ein ‚tagenden Gefchäfte wird von befonderen Commanditten beforgt, welche in einigen Armeen „Bourierfchligen,“ in andern „Quartiermacher” genannt werben, und Inſiructionen Über ihr Verfahren erhalten. Basar

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co Marſchroute. - Marfigli. 221 *

& AN Ee nennt man bie einer Zruppenabthellung, einem Com⸗ ct vie “= Uxren Commandicten vorgefchriebene Straße, und es werben Merz u nehmenden Nachtquartiere vorgezeichnet, nebſt der zu ı t Oo < gsweiſe, Vorſpann und deryl., wodurdy man Unorbnuns DT Zubeugen fucht. (S. Etappen.) p = Maͤrzfeld, Maifeld, Campus Martius, bieß zur Zeit ublik ein dem Gott des Kriegs geweihtes, nahe an ber d des heutigen Ponte Molle gelegenes großes Feld, 'ımmelte, um feine Obrigkeiten zu wählen, und base kriegeriſchen Webungen diente. Prachtvolle Paläfte „chen ed nad und nach umgeben wurde, verwans en der herrlichften Pläge Roms, in deſſen Nähe fich ‚nat Auguſt's und das Pantheon erhoben. Nach ber Ers ‚ns 486 duch bie Franken bielten diefe nach germanifcher Vettsverfammlungen unter freiem Himmel, gewoͤhnlich im März, Mem Monat diefe Felder Märzfelder genannt wurden. Pis det Vater Karl's des Großen, verlegte dieſe Verſammlungen, in denen die Beſchluͤſſe uͤber oͤffentliche Angelegenheiten, Krieg oder Frieden ꝛc. durch Stimmenmehrheit entfchieden wurden, auf den Monat Mat, und nuns mehr hießen fie Maifelder, ober auch, da die fränkifchen Könige ihre gruppen dafelbft mufterten, Marsfelder. In neuerer Zeit befam ein großer, don Graben und einer Afachen Reihe von Baͤumen eingefaßter Plat Daris den Namen Champ be Mars. Hier hielten die Truppen der Gars nifon und die Zöglinge der Militairſchule ihre Waffenübungen. Zur Zeit der Revolution feierte man dafelbft öffentliche Volksfeſte, hielt Wettrennen ꝛtc., doch war er noch häufiger der Schauplag blutiger Auftritte. Im Jahr 1815 gab Napoleon nad) feiner Rüdkehr von Elba den Parijern auf diefem Felde ein pelitifc = militairiich=religiotes Schauſpiel, inden er die neuentmorfene Zufasverfaffungsurtunde den Stellvertretern der franzöfifchen Nation in alt: frantiiher Form vorlegen, und dabei in den Augen von ganz Europa feis ner zweiten Thronbeſteigung den Charakter der Nechtmäßigkeit geben wollte. Obgleich zu diefem Maifelde, welches den 1. Juni 1815 gehalten wurde, vielleicht nur die Hälfte der Abgeordneten aus den Departements ded Reichs erfhienen war, fo ließ er doch durch einen Herold bekannt machen, daß der Zufagbef[hluß zu den Grundverfafjungsgelrgen vom Wolke einjtimmig anges nommen fei. Er ſchwor hierauf, diefe Geſetze aufrecht zu erhalten und auf: recht halten zu laſſen, welchen Eid die Verſammlung ermirderte. Dann felgte ein Te Deum, und der Kaifer ertbeilte von feinem erbabenen Throne aus an die Linientruppen und Nationalgarden, circa 30, MO Mann, Adler und Kahnen, worauf die Truppen in Parade bei ihm vorbeimarfchirten. Sogleich nah dem Schluffe diefes Feſtes berief der Kaifer die Kammern ber Pairs und Volksdeputirten nad Paris. M. G. Marſigli, Aloifius Serdinand, Graf von, ehemaliger k. E. General, geb. den 20. Juli 1655 zu Bologna, genoß im väterlihen Haufe eine forgfältige Erziehung, wurde für das Militair beſtimmt, verrieth aber ſchon zeitig eine befondere Neigung zu den phyſiſchen und mathematifchen Wiſſenſchaften. Seine Wißbegierde, welche durch den Umgang mit den be: rühmteiten Gelehrten Italiens vermehrt wurde, trieb ihn nad) Padua, Rom und Neapel, und im 3. 1679 begleitete er den venetianifchen Gefandten nah Gonftantinopel. Die Frucht diefer Reife waren ‚Beobachtungen über

E77 | Marfionsmoore (Schlaht 1644).

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ie an, was er ji Beides mit vieler Beſcheidenheit ablehnte. 309 ſich hierauf in feine tftadt zuruick und —* daſelbſt die dem Namen des Inſtituts von Bologna“ bekannte Akademie, welche 1714 eröffnet wurde, Mad Begrundung biefes tuts unternahm er noch eine Reife nach den Niederlanden, England und im Jahre 1729 nad) Bologna zurüick, wo er den 1. November 1730 einem zweiten Anfall vom Schlage im 72. Jahre ftarb, Er hinter mehrere Schriften, unter ambern: Ueber den mititaici der mannifehen Pforte; histoire ph; Das Prachem

nomicis —S— PR 1 3 icis etc, und 7 E 1, (Ba ee Baur: Galerie Hi Gemälde, 3 Theile Hof, De Allgemeine deutſche Nealenepclopäbie, 6. Bd., 5. Auflage Lely

arſton moote. Schta cht den 2. Jut 1644. e is cruppen mit Glide zu entziehen mußte, ſah ſich —— von Newcaſtle

4 E

Martelloß. 228

an der Spitze eines Eöniglicdyen Truppencorps von einem ziweiten Parlaments⸗ heere unter den Lords Fairfax und Mancheſter in York eingefchloffen und belagert. Da durch den Fall von Dort die nördlichen Grafſchaften dem Könige entzogen worden wären, und die hierauf erfolgende Vereinigung bes Belagerungsheered mit feinen Gegnern eine Macht gebildet haben wuͤrde, welcher der Rönig nicht mehr gemachfen war, fo faßte diefer den Entfchluß, feinen Neffen, den Prinzen Ruprecht, ber mit einem Böniglichen Deere in der Provinz Cheſhire ftand, unverzüglich zum Entſatze von York aufbrechen zu laſſen, mit dem beflimmten Befehle, den Feind anzugreifen und ihm , eine Schlacht zu liefern. Prinz Ruprecht, der einige Regimenter au6 rs Iand an fich gezogen hatte, ſetzte fich gegen York in Marſch. Bei feiner Ankunft vor dieſer Stadt hielten e8 die Generale bes Parlamentöherres für angemeflen, bie Laufgräben vor berfelben zu verlaſſen; bee Prinz ward nom den Truppen des Marquis von Newceaſtle mit Jubel empfangen, verlieh jer doch fon am folgenden Morgen die Stadt wieder, um bem Feinde eine entfcheidende Schlacht zu liefern. Beide Deere hatten fo ziemlich gleiche Stärke und zählten etwa 23,000 Mann, von benen zwei Fuͤnftheile Meites rei waren. Abends gegen 5 Uhr flanden fie bei Marftonsmoore einander gegenüber, nur durch einen fchmalen Graben oder Bach getrennt. Kine feierliche Pauſe entftand; jedes Heer betrachtete das andere mit ſchweigender Ungeroißbeit und in Erwartung des Zeichens zur Schlacht. Um 7 Uhr warb es von den Generalen bed Parlamentsheeres gegeben. hr linker Flügel griff mit unmiderftehlicher Deftigkeit an. Die Reiterei des Prinzen und ein Theil feines Fußvolks vom Gentrum wurben aus einander gefprengt; allein ber vechte Hlügel der Parlamentstruppen Eonnte ben Anfall der koͤniglichen nicht aushalten und floh nach allen Richtungen , fo daß die Kunde feiner Mies derlage durd die Flüchtigen bis nad) Tadcaſter gebracht wurde. So gefchab ed, daß bei jedem Heere die Hälfte fiegte; als aber bie Sieger auf das Schlachtfeld zuruͤckkehrten, fanden fie fi) zu ihrem Erſtaunen einander ges genüber und auf bdemfelben Boden ftehend, den vorher der Feind befegt hatte. Etwa um 9 Uhr Abende orbneten fie fich wieder; jegt wurden durch Cromwell's Schwabronen bie Königlichen beim erften Angriff durchbrochen, und da fie durch den Mechfel der Stellungen von ber Straße nach York abgefchnitten waren, fo fielen 15,000 Mann mit dem ganzen Xttillerietrain den Siegern in die Hände. Der gegenfeitige Verluſt in der Schlacht felbft ift ungewiß; doch zählten diefe, welche die Todten begruben, 4150 Leichen. Diefe Niederlage vernichtete die Macht bes Königs in den nördlichen Graf⸗ fhaften, und gab feiner Sache den Todesſtoß. Dort, feinem Scidfale überlaflen,, öffnete den Parlamentstruppen feine Xhore.

(Verst. Lingard’s Gefchichte von England. X. Bd. Guizot, Gefchichte der englifhen Revolution. 1. 3b.)

an

Martellos (Befeftt.) nennt man die zur Vertheidigung dee Küften Englands an mehreren Puncten liegenden runden Thuͤrme. Sie haben 33 50 $. im Durchmeffer und mindeftens 30 5. Höhe. Ihr innerer Raum ift gewölbt, oben mit einer Plateform für 1L—3 Gefüge (Kano: nen ober Raronaden), beten Beltungen in dem runden Raume um einen Drehbolzen berveglich find. Won den zwei Stockwerken bes Thurmes iſt das obere zur Wohnung der Wache, das untere als Magazin für das Pulver, die Lebensmittel und übrigen Vorräthe beftimmt. Außerdem enthält jeder folder Thurm noch einen Brunnen oder eine Ciſterne. Zur Vertheidigung des Einganges befindet ſich Über jeder Thurmthuͤre eine Art von RakatuNE

M Rartiand Briant (Gefecht 1793).

. Säniersersbeidigung, Bi 3, S. 660), b. h. ein als Mauerzinne enzuNt Iuteitt. Im Jade 1811 folten auch Frankteichs Küfien auf Be⸗ SS Warcleen d darch übalidhe Thuͤrme von verfchiedener Größe gefchünt ern. Dem Enmurfe nach waren biefelben vieredig und mit einem braten umgevn. Bei dem größeren war berielbe 24 F. breit und mit eis em serien Wege verieben, bei den kleineren nur 18 F. breit. Jene bat a ven dir Gradenſohle eine Höhe von 27, dieſe von 18 F., fo daß nur , Zuf nom Tdurme fichtbar blieben. Im Innern des Thurmes befand ib cin Reder, der die Pulvers und Lebensmittelvorräthe aufzunehmen bes fmmt war. Ueber biefem befand fi) ein bombenfeltes Stockwerk zur Wednung der Befagung. Auf bie Plateform follten, nach Verſchiedenheit prev Groͤße, 2, 3 und 4 Geſchuͤtze (Kanonen und Karonaden) zw fichen 'ommen. In den Seiten wahrſcheinlich aus der Wohnungskafematte varen ſchraͤge Schießlöcher zur Vertheidigung der Eden, und in der Mitte vr Seitenflähm Binnen zur Beſtreichung des Mauerfußes angegeben. Bei den größeren Thuͤrmen erhielt der Eingang noch eine befondere Wertheis zigung von beiden Seiten ber.

(Bergt. Dupin, voyages dans la grande Bretagne, en 1816 1819 Part. I. Tom. 2.)

P.

Martignd Briant, ein Städtchen in der ehemaligen Provinz Anjon, ieht zum Departement der Mayenne und Loir gehörig.

Gefecht am 15. Juli 1793.

Die Armee von Saumur follte von Ponte de LE aus gegen das In⸗ nere der Dendee vorruͤcken, und durch ben, nad abgeſchlagenem Angriffe ber Ropaliften auf Nantes (f. d.) denfelben gefolgten und am 7. Zuli’in Ancennis eingetroffenen, General Lancloux unterftügt werden. Ob nun gleich Letzterer diefe Mitwirkung aufgeben und nah Nantes zurüdkehren mußte, um bdiefen Ort, welcher fi) zu Gunften der geächteten Girondiftenpartei ers Elärt hatte, der Jacobinerherrſchaft wieder zu unterwerfen, fo marfchir:e dennoch la Baroliere mit 14,000 Mann und 30 Gefhüsen am 12. Juli von Ponte de LE bis Briffac, am 14. nad Flinne und ſchob faft alle Lis nientruppen unter dem Öeneral Menou bis auf die Höhen bei Martigne Briant vor. Die Infurgentenchefs hatten fchnell gegen 18,000 Mann ges fammelt, griffen nady einem forcirten Nachtmarſche den 15. Juli früh 6 Uhr jere Vorhut in 2 Colonnen an, und nahmen zwar im erften Anlaufe eine Batterie von 5 Kanonen, konnten aber den ſich tapfer vertheidigenden Feind nicht zum Weichen bringen. Während man fi in ber Fronte und haupt: ſaͤchlich auf dem rechten Flügel der Republikaner hartnaͤckig ſchlug, fiel der General Fabremont mit dem 9. Hufarenregimente, welchem mehrere Bas taillone zur Unterftügung folgten, ben durch den Gewaltmarſch, die Hitze des Tages und das Gefecht erfchöpften Royaliſten in die linke Flanke, und brachte fie fhon im erften, durch offenes Terrain begünftigten Anfalle in folhe Unorbnung, daß fie das Schlachtfeld verließen und unaufhaltfam bem nahen Boccage zueilten. Das Beifpiel des kuͤhnen Bonchamps und der andern Führer war vergeblich; jener, kaum von ber bei Fontenay erhalte: nen Wunde bergeftellt, erhielt einen gefährlichen Schuß am Ellbogen und entkam nur mit Mühe. Da bie ebenfalls ermübdeten Republitaner nicht verfolgten, fo verloren die Royaliften nicht nur eine Gefangenen, fondern maren au im Stande, noch drei eroberte Kanonen mit fortzubringen.

(Vergl. Der Kampf im weſtlichen Frankreich 1793 1796. Leipzig, bei Brodhaus, 1831.) G. H.

Martineftie (Schlacht 1789). 225

Martineftie, Dorf in der Walachei am Rimnikfluſſe.

Schlacht am 22. September 1789,

Das öftreichifch = galigifche Armeecorps unter dem Prinzen von Coburg war nach dem Siege bei Fokſchan (f. d.) in einer concentrirten Stellung sioifchen dem Milkow und Fokſchan ſtehen geblieben; General Suwaroff er: hielt zwifhen dem Pruth und Sererh die Verbindung zwifchen dem öftrei- chiſchen Corps und ber ruffifhen Moldauarmee unter Marſchall Zürft Po: temkin. Die Türken hatten zu Ende des Monats Auguft wieder ein beträcht: liches Heer gefammelt und Streifereien bis an den Rimnit gegen die Oeſt⸗ reicher, welche mit kleinen Corps diefen begegneten, unternommen. Als aber am 18. September ber Großvezier Rudſchuk Haſſan Pafcha fein Lager bei Ibrail verließ, auf der Straße von Fokſchan den Rimnit nit 50,000 Mann überfhritt, und eine gleich ſtarke Macht von Rimnik her vorrldkte, ſchickte Prinz Coburg Eilboten an den General Suwaroff, mit ber Bitte, mit feiner Divifion zu ihm zu floßen. Sumaroff verfpradh zu kommen, und das Öftreichifche Corps ruͤckte am 20. Septbr. bi an den Rimnabach vor, verließ aber ſchon am Abend diefe Stellung ud zog fich wieder hinter den Milkow, weil Prinz Coburg ſich inzwifchen von der Gfach überlegenen Stärke des Feindes überzeugt hatte und jedes Gefecht bis zur Ankunft ber Muffen vermeiden wollte, da fein ganzes Corpse (10 Bat. 30 Schwadr. und 2 Arnautenpults) nur 16,960 Mann, worunter 6160 Reiter, zählte. Am Morgen des 21. Septemberd langte Sumwaroff mit der ruffifhen Di: pifion an, welde aus 11 Bat. Infanterie, 12 Schwadr. Reiterei, 2 Puls Kofalen und 100 .Arnauten, in Allem aus 7000 Mann, worunter 3400 Reiter, beftand. Die günftige Stellung der Türken und ihre auf 100,000 Maun fi) belaufende Stärke gab ihnen in ben Augen des oͤſtreichiſchen Gommandirenden eine folche Weberlegenheit, daß er einen Angriff des feind: lichen Lagers nicht für räthlich hielt; da aber General Suwaroff von der Notb: wendigkeit einer Schlacht fo feft überzeugt war, daß er diefe fogar mit frei: nen Ruffen allein ſchlagen zu wollen erklärte, fo faßte man von beiden Sei— ten den Entichluß zur Schlacht. Suwaroff erbat fid den rechten Flügel, um dem linken feindlichen Fluͤgel gegenüber zu ftehen, den cr feiner vor: theilbaften Stellung wegen auf den Höhen von Tirgu Kukului für den jtarkiten hielt. Am 21. Septbr. Abends festen fid beide Golonnen in Be: wegung, rubten, ohne aufzumarfdiren, am linken Ufer des Rimnabachıs, überfohritten vor Tagesanbruch am 22. den Bach und formirten die Schlacht⸗ ordnung. Die ruffiihe Divifion des rechten Flügels bildete 3 Treffen; im eriten, fo wie im zweiten fanden 3 Vierede, im dritten die Meiterei. Mit dem rechten Slügel an den Abgrund des Rimna gelehnt, hatten fie die Front gegen das feindliche Lager von Zirgu Kukului. Die Verbindung mit dem galiziihen Gorps machte eine aus 2 Piereden im eriten und 8 Schwa⸗ drenen im weiten Ireffen gebildete Flanke unter General Karagar. Das galiziſche Corps ſelbſt beſtand aus 3 Vierecken im erften, 3 im zweiten und der Meitsrei mit 2 Yinien im dritten Treffen, und hatte die Front gegen dın Wald von Kıingu Meilor, vor dem das verfchanzte Lager des türki: hen Hauptcorps fih befand. Die Etellung der Zurken bei Zirgu Kukului konnte als ein vorgefhobenes feftes Merk ihrer Hauptſtellung angefehen werden. Auf der Anhöhe, deren Abhinge lints von dem Rimnabadhe in der Mitte von einem Graben, und rechts, mo fie fih mehr verflachen, von dem Kajatawalde und fumpfigen Miederungen bei Wakſin begrenzt find, erwarteten die Tuͤrken den Angriff der ruſſiſchen Nierede, die fie aus ihrer im ausipringenden Winkel der Stellung aufgeſtellten Batterie befchoffen.

Militair- Genv. : Lrricon. V. Bd. 18

en Martineftie (Schlact 1789).

- 3.Vierede den Graben am Zuße bes Abhangs ab | on Türken von ber ar —* nlaufe orftte Ä . Doc, es gelang dee vll en ‚de Örenadiere

Fa unterbrodene Andrange J engen een j „niefe in. Die Stu de } bie Höhe hinan fprengend, und Unoeb ndiihe Biger h- bringen. Ohne Widerftand flohen Die Tag in

i i Meilor. Prinz Gob fliegen. hatte

ichtete nun feine Front gegen Kringu Meilor. ur wen a Teiner Golonne nur mühfem durdy die mit und Dormen in ° un ru ĩ onne war ein Zwiſchenraum von 3000 Schritten. Diefe Trennung teen Go n [ Slügel, der aber. fo tapfer Widerftand leiſtete, daß die türki en ruffifchen

, en, durch tederhoften, - wire jeind beſchießen konnte, während er N unaufhaltfam vordrang An —* Leiterei einhauen ließ, deren kraͤftigem er verbunden mit dem hei- hate wigen. Eumaroff erfimen nun wit 8 Bienen" DUum gtpen . ichen. Suwaroff erilürmt N Roi eek auch das feindliche Fußvolk, fih bis Bogſa linto De tingu Meilor zurüdzusiehen. Gegen Mittag hatte auch Prinz Go tie Ebene erreicht und dehnte feinen rechten Fluͤgel bie gegen Mapfin aus 0 Suwaroff ſtand, fo daß die nun vereinigte Armee die ptmacht des eindes im Angefichte hatte. F0,000 Janitiharen unter Yan Pafcha Lagen ngs dem mit unvollendeten Schanzen umzogenen Saume Reitorwaldes. Bahtreiche BReitesfcpwärme fchühten bie Flügen, 28 gi; übe npfingen mit lebbaftem Feuer die anrüdenden Verbündeten, E ehaufen bedrohten die oͤſtreichiſchen Vierecke, ein Hauptangriff der Zürken htete ſich gegen die am meiſten vorgegangene Brigade Karaczap vor Bogfı; Mal wechſelte das Gluͤck, bis es Karaczay gelang, unterflüge yon | iered und 4 Schwadronen Oeſtreichern, und von 2 Vierecken und 4Schwa— onen Ruſſen, im 7. Anfalle die Tuͤrken in die Flucht zu ſchlagen leichzeitig ſcheiterte eine Unternehmung der feindlichen Reiterei gegen den ten öftreichifchen Flügel, den Prinz Coburg eilig mit 4 Vierecken aus m zweiten und 6 Schwadtonen aus dem dritten Treffen unterſtuͤtzte. Die llüürten eilten nun, das Schickſal des Tages zu entſcheiden, und umicloffen Halbkreiſe den Wald mit 16 Vierecken im erften und 42 Schwadronen zweiten Treffen. Das Feuer aus mehr ale 100 Geſchuͤtzen eroͤffnete den agriff der geſammten Reiterei, welche Durch bie Zwiſchentdume vorbrach, er die Graben ſetzte und die verzweifelt ſich wehtenden Janitſcharen zu⸗ | nmenhieb. Schnell rüdte die Infanterie nad); der Feind ergriff die Flucht. eiroillige durchftreiften den Wald, die euffifche Colonne umging denfelben | htö, die oͤſtreichiſche linke, und beide verfolgten hinter dem Waid verei⸗ jt die lebten Haufen, die ſich zu wiberfegen verſuchten. Genen Eu: off drang bis in den Bruͤckenkopf von Mattineſtie. Um 5 Uhr Mac: tage war ber Sieg entihieden. 5000 Türken bedeckten den Kampf:

Martinsbta (Gefechte 1790). an

‚mit 10 Bat.

Aberftieg In vier. Tagen Die hoͤchſten Alp

t. wurden, und gelangte am 10: bet Silva Plana in bi thal. Einige auf die benachbarten Hoͤhen vorgeſchobene oͤſtreich. Bataillone wurden abgeſchnitten und gefangen. General Laudon, welcher in dieſer Gegend befehligte, hatte zu dieſer Zeit 4 Bat. vereinigt, mit denen er in dee Nacht bis Zernetz vorruͤckte, am 12. einige franz. Abtheilungen aus Dont und im Albulathale zurkddrängte, durch Lecourbe aber am folgenden Zage in Front und Flanke angegriffen wurde, und ſich mit beträdhtlidem Verlufte bie Martinsbruͤck zuruckzog. Die Franzoſen folgten am 14. bis Remüs nach; da man aber die Deftreicher fo wenig zur Vertheidigung be-. zeit fand, befchloß Lecoucbe denfelben Tag noch einen Angriff.

Der Poften bei Martinsbrüd ift eine duch den Zelfen und den Zluß gebildete Straßenenge, welche durch bie dort. ftehenden 3 Bat. und 3 Gefüge zwar leicht zu vertheibigen, aber mit einigem Zeitaufwande auf der linken Seite durch einen auf dem hohen Rüden fortlaufenden Fußpfad auch zu umgehen war. Der etwas ungeflüme Lecourbe nahm ſich zur Ums gebung keine Zeit, verfuchte den Poften in ber Front zu überwältigen, sourde aber zurüdgefchlagen und ging wieder nad) Remüs zuruͤck. Als er am folgenden Tage den Angriff erneuern wollte, vernahm er ein lebhaftes Gewehrfeuer in feinem Rüden bei Zernetz, wo ein franzoͤſiſches Bataillon zurüdgelaffen worden war, weßhalb er fich fogleid, dahin wendete, indem feine Rüdzugslinie fehe gefährdet war. General Laudon hatte nämlich be: ſchloſſen, feinen Gegner duch Hilfe von 7000 Mann des tyroler Landſturms und einem Bataillon Linieninfanterie von mehreren Selten anzufallen, und war deßhalb mit diefen Truppen gegen Zernetz und Schuols marſchirt; bie bei Martinsbruͤck ftehende Abtheilung erhleit Befehl, die Franzoſen bei Remus anzugreifen. Der Erfolg diefer combinirten Ange WAR aber kei⸗

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te den 17. das Mormfer Joch überftiegen und einige‘ *— genommen ; + 18. rüdte er bis St. Marig.

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Innthale 10,000 Mann als Referve*). Die Abficht war, den 2. April die Offenfive zu ergreifen und Graublndten wieder zu erobern, was aber durch den Angriff der Ftanzoſen vereitelt wurde. Lecourbe fendete dieß Mal einen anfehnlien Theil feiner Divifion, unter General Loifon, Über Inn liegt, und diefem ges der bei Nauders ffchenden

L m ſtens wurden aber dennoch gefchlagen und. im übereiften geworfen. Die bei Martinsbrüd ſtehenden 2 Bataillone verloren dadurch ihre einzige Nüdzugslinie und fielen mit 9 Geſchützen in die Gewalt der Sieger. Die Übrigen öftreih. Truppen zogen ſich auf die Hauptreferve bei Landeck zuruͤck. Lecourbe verfolgte fie nicht, da er von Maſſena Befehl er— halten hatte, ftehen zu bleiben. (Literatur wie bei un

Maſchikulis / Zinmen (machicoulis), find überhaupt Vercheidigunges anotdnungen, durch welche es möglich wird, von oben herab den Fuß einer Mauer oder irgend einer Befeftigung zu vertheidigen. Eine fehr ausgebreis tete Anwendung fanden fie bei der alten Städtebefeftigung, wo die Mauern und Thieme mit vorgebauten Binnen verfehen waren, die in ihrer Sohlen⸗ flaͤche Scharten, fogenanate Marſchikulis ſcharte n, hatten, um durch diefe. theils auf den am Mauerfuß. befindlichen Feind fehiefen, oder andere ihn vernichtende Gegenftände hinabwerfen zu fönnen. In der jegigen Fe— fungsbaufunft haben fie faft gar feine Anwendung gefunden; dagegen find fie don mehreren friegeerfahrnen Ingenieurs, bei hartnäcigen Häufervertheiz bigungen im Feldktiege vorgefchlagen worden. (©.

*) €. de Meberfichtstante zum Feldzuge 1799 des Eizherzoge Kart.

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—* AM.B. Maßſtab. Maß negut man eine jede

eine andere beurtheilt wich. Bedarf es bloß der fo bedient man fi des Laͤn geumaßes (ſ. d.), zur von Flaͤchen des Duabrats :ober Flaͤchen maßes, zu der⸗von aber des Kubik⸗ oder För pormaßes (ſ. d.). Slehe DODeeims l⸗ uodecimalmaß. Maßſtab if das Inſtru

ir B. eine Nptheuſtange z ein Zottſtab, cine

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IE TE 75 EEE Maſſena, Andreas, Herzog-vom; Wivoli; Furſt von- |

Marſchall von Frankreich, Großkreuz ber Ehrenlegion, der eifernen Krone, des Ordens vom heiligen . Hubert, de& badiſchen Ordens der Treue, des aroßherzogl. heffiichen Ludtwigsorbens und des ungarifchen St. Stephansor⸗ dens ıc., wurde zu Nizza am 6. Mai 1758 gebageg, verlor ſchon in früher Jugend feine Eltern und genoß deßhalb aud)Ärtite: forgfältige Erziehung. Einer feiner Verwandten, Kapitain eines Kauffahups,; beflimmte ihn für ſei⸗ nen Stand, und nahni ihn auf 2 Seereifen mit. Maſſena zeigte aber eine ſolche Vorliebe für den Landdienft, daß er 1775 ſich als gemeiner Soldat in dem Sinfanterieregiimente Royal Italien anmwerben ließ, in welchem einer feiner Ontel als Hauptmann ftand. Mit der Zeit wurbe er Korporal, und als Marſchall geftand er noch, daß die erſte Avancement ihm mehr Freude gemacht habe, als alle fpäteren. Seine gute Aufführung ließ ihn bald bie zum ten und Unterabjutanten fleigen; biermit ſchien er aber bie böchfte Stufe erreicht zu haben, da zu jener Zeit die Officierſtellen mur an Adelige vergeben wurden. Nach 14jaͤhriger Dienfizeit verlangte er feine Entlaffung und begab ſich in fein Vaterland zurück, wo er eine vortheilhafte Heirat ſchloß. Die bald ausbrechende franzöfifche Revolution fand: in ihm einen eiftigen Anhänger; das Avancement follte nun eine Belohnung gelei⸗ ſteter Dienfte fein, und Maſſena trat wieder in bie Armee. Die Soldaten wählten in jener Periode ihre Dfficiere häufig ſelbſt; Maſſena wurde zuerft Oberadjutant eines Nationalbataillons vom Wardepartement und am 1. Au: quft 1792 Chef deſſelben, welches bei dee Armee vom Stalien land. Am 22. Auguft 1793 erfolgte die Ernennung zum Brigadegeneral, am 20. December d. 3. die zum Divifionsgmerat, und fo erflieg er mit Rie⸗ ſenſchritten die Leiter zu dem hoͤchſten militaitiſchen Ehrenſtellen. Stets wit

230 Maffena.

einem bedeutenden Commando bei ber Armee von Stalien beauftragt, nahm er Theil an dem vorzuͤglichſten Ereigniffen der Feldzuͤge, und begann feine glänzende Lrufbahn mit den Gefechten bei Saorgio, durch welche die Pies montefer über die Alpen getrieben wurden. Im September 1794 fchlug Maſſena das bei der Armee des Königs von Sardinien befindliche oͤſtrei⸗ chifche Hilfscorps, bei Gairo und Dego und zwang es zum Ruͤckzuge bis Acqui. Aud im folgenden Jahre fchlug er ſich als Befehlshaber des rechten Flügels mit den Auftrofarden unter Devins, die ihn, wiewohl vergeblih,, aus feis nee Stellung bei Borghetto drängen wollten. Als Scherer den Oberbefehl der Armee von Stalien übernommen hatte, und die nöthigen Verftärtungen angefommen waren, follte die Dffenfive ergriffen werden. Maſſena wurde der Auftrag, die Feinde aus der Riviera von Genun zu vertreiben; er vers fammelte feine zwei Divifionen, ſchlug die Deftreicher in den Thaͤlern des Tanaro und der Bormida, und würde noch größere Vortheile erlangt haben, wenn nicht beftige Gewitter die Wege verdorben und eine bedeutende An: ſchwellung bee Gewaͤſſer hervorgebracht hätten. Der Hauptzweck wurde jes doch erreicht, und fomit das Vorfpiel des benkwürdigen Seldzuges von 1796 begonnen. Die Ehre des Tages von Loano gebührt Maſſena allein. Bei der Eroberung Italiens durch Bonaparte ift der Name Maſſena's ſtets mit dem bes Öberfeldheren genannt; bie Tage von Montenotte, Millefimo, Dego, Cherasco, Lodi, Rivoli find Zeugen feines Ruhmes. Er nahm Pizzighetone, und war ber Erfle, der in Mailand einzog. Er focht bei Lonato, Gaftiglione, Roveredo, Baſſano, Galdiero, bei Arcola ꝛc., fpäter im Friaul, bis endlich der Waffenſtillſtand eintrat, dem ber Friede folgte, deſſen Ratification Maſſena nach Paris uͤberbrachte, und dort mit ben größten Ehrenbezeigungen empfangen wurde. Gr blieb nun längere Zeit in ber Hauptitadt, und wurde 6 Monate nach der Revolution vom 18. $ructidor nad) Rom gefendet, um dort Berthier abzuldfen und Genugthuung wegen der Ermorbung des franzöfifhen Gefandten, Generals Duphot, zu fordern. Diefer Aufteng wurde die Quelle von vielen Unannehmlichkeiten für ben Helden von Rivoli. Bis Beſatzung in Rom beftand zum Theil aus den Truppen der Divifion Witknadotte, die im verfloffenen Feldzug ſtets mit denen ber Divifion Maſſena rivalifirt hatten, und ben neuen Obergeneral nicht gern fahen. Die Officiere verfammelten fich gefegwidrig im Pantheon und entwarfen eine Adreffe, in welcher fie um Abfchaffung der durch die Heerbeamten ausgeführten Räubereien und Erpreffungen nachſuchten. Maſ⸗ fena hatte einzig das Undisciplinarifche dieſes Schrittes in den Augen, vers warf die Adreſſe, und indem er die Truppen zum Gehorfam zurüdführen wollte, befahl er ihnen, Rom zu verlaffen. Zum erſten Male in feinem Leben wurde ihm nicht gehorcht. Fremde Agenten, Feinde der jungen Res publik, hatten biefe Gelegenheit trefflih benugt, um Zwietracht in der Ar⸗ mee herbeizuführen; ſchon vereinigten fich die Landleute mit den Bewohnern der Vorftädte, bereit, über die Franzoſen herzufallen. Maſſena fühlte, daß unter ſolchen Umftänden feine Gegenwart das Uebel nur Ärger made; er übergab dem General Dallemagne das Commando, und reifte nad, Paris, dort zu Gunften ber fchuldigen Officiere zu fprehen. Bonaparte ging nad Aegypten. Der Krieg in Europa entzüundete fih aufs Neue; Maffena befehligte die Armee in ber Schweiz, behauptete felbft dann noch eine im: pofante Stellung, als bie übrigen franzöfifchen Armeen, überall gefchlagen, nidye mehr in Uebereinſtimmung mit ihm handeln fonnten, und errang den Sieg gegen die Auftroruffen in der Schlacht bei Zürih. Bonaparte kam

ch Frankreich zuruͤck; er wollte alle Feinde vom franzoͤſiſchen Gebiete ents

Maſſena. 231

fernen, namentlich die Defteicher, die am Bar flanden,; und beauftragte hiermit Maffena, der dann Genua gegen ben Öftreichifchen Genen! Melas vertheidigen follte (über die treffliche Vertheidigung f. Genua). Nachdem ber erſte Conful duch die Schlacht von Marengo die Lage der Dinge in Italien gänzlid geändert, und für feine Perfon den Ruͤckweg nach Paris angetreten hatte, erhielt Maſſena den Befehl über die Armee in Italien; fpätee wurde er Mitglied des gefeggebenden Corpse. Bel der Errichtung des Kaiſerthums erhielt er die Würde eines Marſchalls von Frankreich und das große Band der Ehrenlegion. Während bes Feldzuges 18305 befehligte der Marſchall in Italien, und war mwenigftens fo glüdlih, den Erzherzog Karl längere Zeit zu befchäftigen. Nah dem Frieden von Prefburg beſetzte er das Königreich Neapel, das die dort gelandeten Engländer und Ruſſen ei: ligft verließen, und befchleunigte dann bie Belagerung von Gaeta. Im Feldzuge 1807 zeigte er feine gewöhnliche Thaͤtigkeit als Commandirender des rechten Flügels ; nach der Beendigung deſſelben erhielt er den Titel Her: sog von Rivoli. Waͤhrend der Zeit des Friedens hatte der Prinz Berthier bei einer Jagdpartie das Unglüd, dem Marſchall Maſſena in bas linke Auge zu fchießen. Der Feldzug von 1809 gegen Deftreich erhöhte den Ruhm des Herzogs von Rivoliz er focht bei Landshut, Eckmuͤhl, Ebersberg an der Traun, fo mie bei Aspern und Wagram. In der Schlacht bei Aspern war es namentlich feine Kaltbiütigkeit, die den völligen Untergang dere Armee verhinderte, und nach derfelben vertheidigte er die Lobauinfel. Die Schlacht von Wagram machte er zum Theil fahrend mit, da ein heftiger Sturz mit dem Pferde ihn am Reiten hinderte; bei Znaim ließ er ſich je: doch auf das Pferd heben, und kaum hatte er den Wagen verlafien, als eine Kanonenkugel durch denfelben ſchlug, die ihn unfehlbar getöbtes haben würde. Nach dem Frieden erhielt der Marſchall noch den Titel eines Fuͤr⸗ fen von Eßlingen. Im Jahre. 1810 bekam Maffena den Oberbefehl über die Armee von Portugal, die aus drei Armeecorps und einem Corps Gavalerie befiand. Er nahm Ciudad Rodrigo und Almeida, drang in das Innere von Portugal ein, wurde aber vor den Linien von Torres Vedras von Wellington aufzchalten. Nichte Waffengewalt, wohl aber der Mangel an Lebensmitteln und allen andern Beduͤrfniſſen nöthigte ihn, dieſes Land. zu verlaſſen. Er 309 die Sarnifon von Almeida an fih, und ging für feine Perfon nach Frankreich, während die Corps feiner Armee verfchiedene Bejtimmungen in Epanien erhielten. Die Strapazen des Feldzugs in Por: tugal hatten feine Gefundheit fo geſchwaͤcht, daß er lange Zeit das Zimmer hüten mußte, und deshalb auch Beinen Theil an dem Feldzuge nad) Ruf: land nahm. Er wurde nad ber Provence gefendet, dort da8 Commando in ber 8. Mititairdivifion zu übernehmen, welches zwar wegen der enyli: fhen Flotten im Mictelmeere nicht unwichtig war, jedocdy einem weniger ausgezeichneten Mann, als der Fuͤrſt von Eßlingen war, auch anvertraut werden Eonnte. Er behielt dieß Commando aud nad der Nüdkehr der Bourbons bei, unterflügte während der hundert Zage den Herzog von An: gouleme durch feine Rathſchlaͤge, blieb aber fonft den Ereigniffen fremd. ach der zweiten Abdanfung Napoleon’d vertraute ihm die proviforifhe Mes gierung das Commando über die Parifer Nationalgarde an; als aber tie Hauptitadt von den Verbündeten befegt wurde, trat er in das Privat: leben zuruͤck. Erſt während des Proceffes des Marſchalls Ney ſah mun ihn wieder öffentlich erfcheinen, und zwar um die Incompetenz ded Kriegsge⸗ richtes zu erklären. Beſchuldigt, Theil an Verſchwoͤrungen genommen zu haben , wurde er vor den Kammern von 1815 angeklagt, und vechtfertigte

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232 Maffenda

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F.W. > von, Be Oberſt und General: ttiermeifter, ward 1768 zu fen geboren, verlor feinen ‚und empfing in reed zu Stuttgart feine mititairifche Bildung. Im Jahr 1782 trat er als Lieutenant in bie bergifche ward. bald darauf wegen gruͤndlichen

Lehrer der Mathematik * 1787 in Holland und im Kriege gegen Frankreich focht er bei mehreren Gelegenheiten mit. vieler Auszeihnung; doc wurden mehr rere von ihm entworfene Dperationspläne fuͤt diefen Krieg nicht beachtet, und isn damals Maſſenbach wiele Feinde in der Armee. Als Na- se Jahr 1805 Deſtreich befämpfte und Preußen zwiſchen Krieg und rieden ſchwankte, erklärte M. ſich gegen den Krieg mit ——

ch beſ

veich abzuziehen. Nad) ber bei Aufterlig fÄylug ex eine mititaitifce Befagung von Hannover vor, und im März 1806 riet) er dem Könige zur Allianz mit Frankreich und zum Kriege gegen Rußland. Zu einem Offene finEriege gegen Rußland entwarf er mehrere Pläne, und bei einem Kriege gegen Frankreich rieth er, denfelben fo ſchnell als möglich, aber mit verein: ten Kräften zu beginnen. Man muß Maſſenbach die Gerechtigkeit wider⸗

fahren laffen, daß er die Lage des Staats in diefer Zeit richtig und vielleicht hätte Preußen nicht fo bittere eg ——

einii t Rathſchiaͤge berückſichtigt worden.

en * Ge avancirt und bei den Eher *58 tiege gegen Frankreich die Beſtimmung, als artiermeifter. des

5. das fi) hinter dem Bober, zwifchen Bunzlar

ınd Löwenberg, zufammengiehen follte, während ‘der. X it de6 ee ae aus die nöthigen Maßtegeln zu ergreifen. bach Fam den 18. Auguft in Breslau mit den in Berlin entworfenen an und

Maſſenbach. A3

und wodurch das Corps mehrere Tage durch nutzloſe Hin⸗ und Hermaͤrſche ver⸗ lor, ohne daß man auf M's Vorſtellungen Ruͤckſicht nahm. Nach Abſchließung der Allianz mit Sachſen und der Beſtimmung bes ſchleſiſchen Gorps nach der Elbe traf M. am 1. September in Löwenberg ein, um von hier aus bie Vorbereitungen zu leiten, fand jedoch auch hier viele Hinderniffe, fo daß das Corps wieder mehrere Tage am Bober ſtehen blieb. Der Fürft von Hohenlohe war inzwiſchen in Dresden angelangt, beorderte M. zu ſich, reifte aber vor feiner Ankunft nad) Berlin und hinterließ diefem unum: ſchraͤnkte Vollmacht zu dem Marfche bes Corps über die Elbe, welches dems nah am 10., 11. und 12. September bei Meißen, Niederwartha und Dresden die Elbe paffirte, und am 14. in Gantonirungen zwiſchen Meißen und Rabenau ftand. Es bleibt ein Verdienſt Maſſenbach's, daß das Corps trotz dieſes fchnellen Marſches nur einen geringen Abgang an Kranken hatte, und in fehr guter Verfaſſung in bie Cantonirungen einrädte. Maflen: bach war in feinen Anfichten über die Leitung ber Operationen mit dem Sürften von Hohenlohe ziemlich einverfianden, und hätte man hen Vor: ſchlaͤgen Gehör gegeben, wuͤrde ſich Vieles anders geftaltet haben. M. fchrieb in Dresden einen Entwurf, den er dem Könige einfandte, und worin er die unglüdtichen nothwendigen Folgen der Unentfchloffenheit und Saumfeligkeit im Dandeln, in denen man beharrte, fo wie die der Uebertragung des Ober: befehls der drei Armeen an den Herzog von Braunſchweig auseinander: feste. Er ſchlug vor, unter Vorfig des Könige einen Gentralausfhuß zu bilden , defien Ausſpruch alle Befehlshaber unterworfen würden. Aber weber dieſe noch viele andere Entwürfe, die er unermuͤdlich für ba6 Wohl des Staats einreichte, fanden eine Beachtung. Als fi die Armee, unbelümmert um die große Thätigkeit des Feindes, dem nördlichen Abhange des thüringer Waldes langſam und unentſchloſſen näherte, und als ber König den 4. Det. ‚in Erfurt einen Kriegsrath berief, ward M. vom Könige perfönlich aufges fordert, ihm feine Anfichten mitzutheilen, worauf er in einem kleinem Auf: füge auseinanderfegte, daß der Zug durch den thüringer Wald die un⸗ gzweckmaͤßigſte Maßregel fei, indem man fi in ein für die Fechtart der Armee unvortheilhaftes Terrain begäbe, vom Feinde umgangen werden wuͤrde, und er deßhalb rathe, die Saale zu repaffiren, und über Hof, Saalfeld und Saalburg in 3 Colonnen die Eräftigfle Offenfive zu beginnen, oder den Feind bei Neuftadt und Ronneburg zu erwarten. Indeſſen auch biefe Vor: ſchlaͤge wurden verworfen.

In der Schlacht bei Jena, den 14. Det., befand ſi ſich Maſſenbach ſtets im Gefolge des Fuͤrſten von Hohenlohe, und zeichnete fi ſich durch Unerfchrodenheit und Gewandtheit ruͤhmlich aus. Als das Hohenlohe’fche Corps den Ruͤckzug an: trat, wurde M. nad) Weimar vorausgefendet, um am MWeibichtholze bie fliehenden Abtheilungen zu fammeln, wieder zu orbnen, und hinter den fächfifhen Truppen, unter dem General Gertini, an der Chauffee aufzuftel: ien. Seinen Bemühungen gelang es, bier mehrere Bat. Infanterie, eine reitende Batterie, ein Kücaffierregiment, mehrere Schwadronen Hufaren und Dragoner zu vereinen, worauf der Fürft eintraf und feinen Rüdzug unter fteten Angriffen des lebhaft verfolgenden Feindes nad) Weimar fortfegte. Bei dem Marfche der gefchlagenen Armee auf Magdeburg führte Maffen: bay eine Colonne ber wieder etwas gefammelten Truppen, erkrankte in Magdeburg, und mußte den 25. dem Gorps beim Rüdzuge nad) Prenzlau zu Wagen folgen. Bei Boigenburg angekommen, veranlafte die Nähe des Feindes und das Ungemwiffe über feine Stärke den Zürften, in der Nacht auf einem Umwege nach Prenzlau zu geben, wobel M. die Yuantamlır

ar Maffenfhwentungen. Maffenftellung d. Truppen.

führte. Den 28. October früh bemerkte man feindliche Wachtfeuer bei Prenza lau. In der Hoffnung, daß der General Blücyer, dem ihm zugelommes nen Befehle gemäß, noc bei der Armee eintreffen würde, hatte der Fuͤrſt 3 Stunden vergeblich bei Schönermarf auf ihn gewartet; die vorgefendeten Pa: trouillen kamen entweder nicht zuräd, oder hatten bie Gegend von Prenzlau gar nicht durchfucht, meldeten, teinen Feind gefehen zu haben, und dieß war mit eine der Haupturſachen zu dem Mißgefchide bes Corps. (Ueber das Detail der Ereigniffe dieſes Tages f. Prenzlau). Maſſenbach befchloß mit der Capitulation des Corps auch feine militatrifche Laufbahn und wurde in eine gerichtliche Unterfuchung verwidelt, die ſich indeffen durch bie naͤch⸗ ften Folgen des Krieges zerfchlug, und lebte feitbem zuruͤckgezogen auf einem ihm vom Könige gefchenkten Beinen Landgute im Herzogthum Poſen, ohne jedoh vom Könige feine Entlaffung aus der Armee, um die er mehrere Male nachgefucht hatte, erhalten zu haben. Später ging er nah Wuͤr⸗ temberg und wurde bier einer der eiftigften Mitglieder der ſtaͤndiſchen Op: pofition.

Bei der großen Anzahl von Gegnern, die Maſſenbach ſich durch feine egeiftifhen Anfichten zugezogen hatte, wurden bald öffentliche Anklagen gegen ihn über feine Handlungen in diefem unglüdlichen Kriege laut, wodurch er fih veranlaße fah, im Jahr 1808 fein Werk ‚Betrachtungen und Auf: fchlüffe über die Ereigniffe von 1805 und 1806,’ herauszugeben, welchem bald noch andere folgten, die die Aufmerkſamkeit erregten, und unter denen die Memoiren zur Geſchichte des preußifhen Staats unter der Regierung Friedrich Wilhelm’s IT. und III., 3 Bände, und bie hiftorifhen Denkwuͤr⸗ digkeiten zur Gefchichte des preußifhen Staats feit 1792, 2 Bände, die vweichtigften find. Nur zu deutlich tritt in biefen Werken eine egoiftifche Behauptung des MWerthes feiner gegebenen Rathſchlaͤge hervor; indeſſen ers halten fie doc einigen Werth durch viele Auffchlüffe über zeitgefchichtlicye Verhältniffe. Im Jahr 1817 lebte Maſſenbach in Frankfurt am Mate, und da er von bier aus dem preußifchen Hofe verfchiedene Anträge machte, die einen fehr unwuͤrdigen, eigennügigen Charakter trugen, unb er bei ihrer Nichtbeachtung mit der Veröffentlihung wichtiger Schriften drohte, fo wurde gegen ihn eine gerichtliche Unterſuchung eingeleiter, er auf Anfuchen Preu: Fens in Sranffurt verhaftet und nah Kuͤſtrin gebracht. Die näheren Duncte über bie gegen ihn erhobenen Anklagen find nicht weiter bekannt geworden, und man weiß nur, daß er megen beabfichtigten Landesverraths und wegen Bekanntmachung von amtlichen Dienftfchriften im Sommer bes Sahres 1817 zu einer 14jaͤhrigen Feſtungsſtrafe verurtheilt wurde. Im Lahr 1820 brachte man ihn von Küftrin nad) Glatz. 1826 wurde er ganz unerwartet vom Könige begnadigt, ftarb aber bald darauf 1827 den 20. Movember zu Bialokosz bei Pinne in preußiſch Polen.

(Vergl. der Oberſt von Maſſenbach, eine biographifche Skizze, 1817. Maſſenbach's Betrachtungen und Aufſchluͤſſe über die Ereigniſſe von 1805 1806. Geſchichte des preußiſchen Staats von Manſo. Poſſelt's Annalen.) 97

Maſſenſchwenkungen find im Grunde nichts Anderes als fucceffive Richtungsveränderungen einer Colonnenftont, und werden auch auf bdiefelbe Weiſe vollzogen. p

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Wiaffenftellung der Truppen. Die Größe der heutigen Armen,

his Nothwendigkeit, in der Rähe der Deerfiraßen zu bleiben, und die daraus

oe! et a hervorgehende Beſchtaͤnkung des Raumes zur" Aufteilung der Teuppen, Kerr aber —2 neuere —S DB) ren Soltek Refreven , Haben die Bildung großer Truppenmaffen ur Folge gehabt, melde jedoch Inımer nur als eine Vorbereitung zum Kampfe, nicht aber als eine neue Kampfordnung zu betrachten fein dürfte. So ſieht man vor Beginn ber eigentlichen Schlacht, d. h. fo lange nur Tirailleute und einzelne Bat: teriem thätig find, Imfanteries und Eavaleriedivifionen in gebrängten Maffen ‚, die ſich aber allmälig entwickeln, wenn fie wirkſam werden follen. als Ausnahme und gleichſam verſuchsweiſe find ſolche Maffen biswei- len in diefer, jeder Keaftentwidelung unglinjtigen und unbebilflichen Form

zum Angeiff vorgerüt, und wenn ein folder Angtiff gelang, fo fehrieb man dleß nicht felten der Maffenbildung zu. Es iſt niche zu berfennen, das Vorrücken folder Maſſen eine große moraliſche Wirkung hervors body nur fo lange, als diefe Maffen im Votrucken bleiben; mer: ber durch aufgehalten / ober von dem Ealtblütigen kreuenden Areilieriefeuer , wie bie Stanyofen int -Sean ——

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83 87 nad Wefiäden cr ve yes Yerbatne ** uns und Le ed; Yrlderie in die Tartik gebracht bat, Ebnnen der Maffenbildung nachtheiig fein. .

Maften (Serm.). Je größer ein Schiff IfE, und je mehr Segel man beaucht, um «8 fortzutreiben, deſto mehr Maften find erforderlih, um jene an diefe zu befeftigen. Ein Kriegsſchiff hat zu dieſem Endzwecke in der Res gel 3 Maften, von denen der jroße Maſt) im der Mitte des Schi fe6 fieht, durch die Werdede bis auf dem Boden Hinuntergeht, über 100 Fuß lang ift und aus 3 Stüden zufammengefegt if, von denen das unterfte ber Moft, das zweite die Stenge und das britte die Brahmſtenge heißt. Dee qweite Maft (Zodmaft) fteht auf dem MWordertheile des Cehiffes, if 4 Ehren als der große Mafl, und wird in die Vorſtenge und Worbrahm: ftenge eingetheilt. Der deitte und kleinſte, welcher nur 3 von der Länge

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230 Maſtricht (Einnahme 1576 u. Belagerung 1579).

werke und breite tiefe Graben. Die Stadt liege am linken Ufer der Maas, ihr gegenüber am rechten Ufer das Städtchen Wyck, gleichfam eine Vorftadt Moftrichts und durch eine fchöne, 500 Fuß lange fleinerne Brüde mit die fem verbunden. Auf ber Weſtſeite dee Maas liegt der St. Petersberg mit einer Citadelle, welche im Jahre 1701 erbaut wurde. Der Beine Fluß Seder, der durch die Suͤdſeite der Stadt fließt und bei der Brüde in die Maas fällt, kann durch Schleufen aufgehalten, und dadurch das ganze flache Land zwiſchen der Stadt und dem Petersberge unter Waffer gefeht werden. Nach jeder Belagerung wurden bie Feſtungswerke verftäckt, und im 3. 1751 ordnete der Exbftatthalter Wilhelm IV. noch vier Wochen vor feinem Tode mehrere Berbeflerungen an den Außenwerken an.

Einnahme durch die Spanier den 10. Detbr. 1576.

Seit dem Ausbruche der Unruhen befand fi in M. eine aus Spas niern und Deutfchen zuſammengeſetzte Samifon. Der Stadtrath, welcher den Wunfch begte, ſich den Flamlaͤndern anzufchließen, trat mit den Deut: fhen in Verbindung und beſchloß die Vertreibung der Spanier. Das Vor: haben gelang. Deren Anführer, Francisco Mondesdocha, ward verhaftet, und feine Kriegsleute mußten die Stadt verlaffen. Sie zogen ſich jedoch nicht weiter als über die Maas nad) Wyck zuruͤck, um ſich dort mit ber ſpaniſchen Beſatzung unter Martin de Ayala zu vereinigen; auch behielten fie noch einige Thuͤrme an dem Brüffeleer Thore von Maftricht in ihrer Gewalt. Kaum verbreitete ſich die Nachricht von bdiefem Vorfalle, fo eilten verfchiedene ſpaniſche Kriegerhaufen, geführt von Alonzo de Vargas und Fernando de Toledo, zur Unterflügung ihrer Waffenbrüder nad) Wyck. Sept hielten ſich die Spanier für flat genug, den Beſitz von M. voieder zu er: kaͤmpfen. Sie drangen über die Maas und griffen das Brüffeler Thor an. Ein Theil der Reiterei faß ab und kampfte zu Zuß, und die in den Thür: men zurhdgebliebenen Hakenſchuͤtzen unterftügten den Angriff. Nach einem heftigen Gefechte bemädhtigen fich die Sturmenden bes Thores, und die Rei: terei unter Baptifta und Camillo bei Monte und Pedro de Taſſis drang hinein, hieb alle Einwohner nieder, welche ihr in den Weg kamen, und fhlug fich bis auf den Markt duch. Ruhig und ohne Widerſtand fah die deutfche Befagung in der Stadt diefem Auftritte zu. Zu ihrer Vertheidi⸗ gung führt der gleichzeitige Schriftſteller Strada an, jeder fpanifche Soldat babe eine Frau von Wpd vor ſich herzugehen genöthigt, was bie Vertheidi⸗ ger der Brüde an ernfihafterer Gegenwehr verhindert, aus Furcht, ihre Landsleute und Verwandte zu tödten. Die zügellofen fpanifchen Soldaten kannten keine Mäßigung. Sie raubten und mordeten, ftedten verfchiedene Häufer in Brand, mißhandelten das weibliche Geſchlecht und verübten jeden nur erdenklichen Frevel an den Einwohnern, deren eine große Anzahl an diefem unglüdlihen Tage das Leben verlor.

Belagerung durch den Prinzen von Parma 1579.

Nach Verlauf von drei Jahren hatte ſich die Stadt Maſtricht den em⸗ pörten niederländifchen Provinzen wieder völlig angefchloffen. Der neue ſpaniſche Statthalter, Alerander Farneſe, Prinz von Parma, der gefährlichfte Feind, den die Niederländer feit dem Ausbruche ihrer Revolution gehabt hatten, war von der Wichtigkeit dieſes Platzes fo durchdrungen, baß er deſſen Er- oberung beſchloß. Der Prinz von Oranien errieth fehr bald diefe Abſicht und fandte den Hauptmann Sebaſtian Tapin, einen Lothringer, deſſen Zu: Iente und Thaͤtigkeit ihn zu einem fo wichtigen Auftrage geſchickt machten, nah M., um den Ort in einen beſſern Vertheidigungsſtand zu fegen. Beſatzung des Plages befland aus 1200 Mann, größtentheils Englän:

Mifrigt Belögerung FW), und Gchotten. Dazu bawen echt Padt

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abantiſchen Seite angelegt, wobei der Herzog die erſte Schaufel in der and nahm und die erſte Faſchine herbeitrug. Zwei der beſten ſpaniſchen iegsbaumeiſter, Plato und Baroccio, übernahmen die Leitung der Bela⸗ rangsarbeiten, und Herr von Hierges führte Gefhüs und Munition von amur und Lütti auf der Maas herbei. Nicht ohne bedeutenden luft wurden nun die Laufgräben in Musketenſchußweite gegen das Brüfs er Thor eröffnet. Inzwiſchen beunruhigte der thätige Tapin die Belange: durch häufige Ausfälle fo viel als möglih, und erſchien einft am heilen kittag, als im Lager Alles unbeforgt war, mit 600 Mann vor den fir m, flürzte ſich mit Blitzesſchnelle auf das fpanifche Regiment Figueron, rtrieb es mit einem DBerlufte von 200 Mann von feinem Poften, ließ : Laufgräben auf mehr ald 100 Schritt weit zerftören, und kehrte, ohne ven einzigen Dann verloren zu haben, in die Stadt zuruͤck. Vorſichtiger macht duch einen fo empfindlihen Streich, ficherten fidy die Belagerer sch Aufführung mehrerer Schutzwerke gegen aͤhnliche Ueberfälle. Am 25. ärg waren zwei Brefchbatterien aufgeführt und 45 Seuerichlände fchleus ten an dieſem und dem folgenden Tage GOOD Kugeln gegen die Mauern d das Vollwert am tongernfchen Thore. Aber die Erwartung ber Ber weer, auf diefem Wege ſchnell zum Ziele zu gelangen, verfchwand, ale durch die entfiandenen Deffnungen bemerkten, daß die Welagerten hintee

NMaäſtricht (Beilagen: 1570). ‘ur Dreſchllegein umter bie —— bie Wörther

und: Zabian Farneſe empfing: eine Wunde, woran er bald darauf

* fie mit einem Eiſenhagel. Biete. verloren hier Das Zehen; * inder d ungesiß der 25 Nie m —— ungewiß ſchwankte Kampf vor

und das feindtiche, mis

richtete eine furchtbate Nieder⸗

iR des —— S— der durch einen

55 eis und San Togo, Lombardei iſt in die Stabe ; denn biefe,. buch bik

mit weniger Ordnung und Borfidht ein,

iment ber Liga opferte

fruchtlos einen Theil feiner Grave Mannfchaft und unter 5 biefer einen hoffe Grafen San Gingio, ‚der nur erſt vor

Um. a6. Unstheß ber Gehe»

menden .am diefem blutigen Tage noch zu vermehren, [rang eine gegen den Tharm am Bruͤſſeler Thore geführte ine. früber als: fie follte. und. am

uurechten Orte. Wiele vom ihnen. wurben durch. bie Erplofion verfchättet, verbrannt und zerſchmettert, während bie Belagerten nichts dadurch Titten. fonderbares Schickſal traf dabei den ſpaniſchen Hanptmann Drtiz, eben. in die Mine gegangen war, um fie zu unterfuchen,; als der Aus⸗ buch. erfolgte. . Seine ſchwere Ruͤſtung daß er weniger hoch ger ſchlendert warb und fdmeller wieder herabfiel, als weiche chn bebeifte und erſtickte. Als die —— Maſtrichts 45 Jahre nach dieſer Belagerung wieder ausgebeſſert wurden, fand man beim Auf: aan des Schuttes feinen Leihnam, mit Helm und Harniſch angethan, und eine goldene Kette am Halſe, in aufrechter Stellung ; eine Schaufel und ein Grabſcheit lagen zu feinen Füßen.

Figueroa und Valdes meldeten jegt dem Oberfeldherrn bie erlittenen großen Berlufte und riethen zu Aufgebung des Sturmes. Diefer jedoch bes and auf Wiederholung des Angriffs und wollte ſich felbft an die Spige der Stürmenden ftellen. Endlich bewogen ihn die Ermahnungen des alten Grafen Gerbelloni, den er wie einen Vater ehrte, den Befehl zum Ruͤckzug zu geben, und der Kampf endete. Die Spanier hatten 11 Dauptleute, 4 Faͤhndriche, überhaupt außer den Gemeinen 250 Krieger von höherem Range verloren, außerdem noch 400 Berwundete. Der unglüdliche Erfolg dieſes blutigen Tages bewog den Herzog von Parma, eine langfamere, aber fichere Art des Angriffe zu wählen. Die Beſchießung ward fortgefegt, der Mis nenkrieg vorzugsweife in Anmendung gebracht, und um das Lager gegen Ausfälle zu fihern, ließ er die ganze Stadt mit einer Gircumvallationslinie umgürten, und nad) und nady 16 Ecyanzen anlegen, welche durch eine Bruſt⸗ wehr mit einander verbunden waren. Diefe Werke bewogen aud) die Graz fen von Naffau und Hohenlohe, weldye fidy mit einem kleinen Corps der Stadt näherten, ohne einen Verſuch zu deren Entfag gemacht zu haben, ihren Rüdzug wieder anzutreten.

Die Befagung hatte vor dem Brüffeler Thore ein flarkes, mit Graben und Pallifaden umgebenes Ravelin angelegt. Gegen dieſes Werk ließ der Herzog einen Kavalier von 135 Fuß Höhe aufführen, mit einer Bruſtwehr verfehen und 3 Kanonen befegen, weiche nicht nur das Ravelin, fondern

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0 Maftricht (Einnahme 1576 u. Belagerung 1579).

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verlaſſen. zogen ſich jedod nad) Wo zuruͤck, um ſich dort mit der

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ogleich dem gebftee Sellle die Anſtalten zu einem Angriff getroffen. Unbemerkt Ne Epaniet den Wall, die belbfchlafenden werden uͤberraſcht und eich oben; nur einige Franzoſen leiften einen fruchtloſen Widerſtand mb. deren Leichen bahnt man fich einen Weg in die Stabt. Allein Ye angelangt, Bugekn und Steine, Ballen und fiebendes Waſſer wurden aus den Haͤn⸗

den ‚Dächern

Gegenwehr ift vergebens; mit jedem Augenblicke dringen neue feindliche Scharen in die Stadt. Die Spanier mordeten die Einwohner ohne Scho⸗ nung, felbft da ſchon jeber Widerfland aufgehört hatte. Alle Straßen, alle Plaͤte ſchwammen in Blut. Drei Tage lang wurde eine allgemeine Plüns derung unter den größten Graͤueln fortgefegt, wobei über 4000 Einwohner den Tod fanden. Cine gleiche Anzahf war ſchon während der Belagerung umgelommen, und mehr als 1700 Weiber und Mädchen theilten das Schick⸗ fal dee Männer. Eine große Anzahl Frauen flürzten fih, um nicht in Seindes Hand zu fallen, mit ihren Kindern in die Maas. Won der gan: zem zahlreichen Bevölkerung überlebten kaum 400 Bürger die Eroberung, und biefe mußten mit großen Summen ihr Leben erfaufen. Der tapfere Befehlshaber Schwarzenburg fiel als Held mit den Waffen in der Hand, nachdem er fein Leben theuer verkauft hatte. Sein Leihnam ward uners kannt mit andern in die Maas geworfen. Der Spanier Moncada, die Rache feiner Landsleute fürchtend, hatte fi) unter das Dach eines Hauſes verſteckt; aber Antonio de Solis entdedte ihn in feinem Schlupfwinkel, und zur Strafe für feine Abtrünnigkeit mußte er durch die Spieße Taufen. Auch der verwundete Tapin ward gefangen und zum Derzog von Parma geführt, der aus Achtung für feine Tapferkeit feines Lebens ſchonte, und ihn als Gefangenen auf das Schloß Limburg fandte. Der Verluſt des koͤnig⸗ lichen Heeres während der viermonatlichen Belagerung wird? wohl viel zu gering auf 2500 Streiter angegeben; es waren allein 34 Haupt⸗ leute gefallen. Die Beute der Sieger fol über eine Million Goldgulden betragen haben. Miültair : Sonv. Lericon. V. Bd. 16

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‚wieder an, und führten fie aufs Neue gegen die Breſche. Jetzt erhob. ſich ein mördecifher Kampf. Schwarzenburg und Tapin fochten hier an ber Spige der Velagerten. Man vertheidigte ſich mit Musketenkugeln und Steinen, mit Lanzen und Degen. Die Landlente ſchlugen mit ihren eifenz

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und zerfi Ein fonderbares Schickſal traf dabei den fpanifchen Hauptmann Drtig, wils der chen. in die Mine gegangan war, um fie zu unterfuchen,; als der Aus⸗ beisch: erfolgte. . Seine ſchwere Ruͤſtung veranlaßte, daß er weniger hoch. ger fihlenbert warb und ſchneller wieder als. die: emporgeworfene welche. ihn bedeckte und erſtickte. Als die Feſtungswerke Maſtrichts 45 Jahre mach dieſer Belagerung wieder ausgebeflert wurden, ‚fand man beim Auf⸗ räumen des Schuttes feinen Leichnam, mit Heim und Harniſch angethan, und eine goldene Kette am Halſe, in. aufrechter Stellung; eine Schaufel und ein. Srabfcheit lagen zu feinen Füßen.

Figueroa -und Waldes meldeten jetzt bem Oberfeldherrn die erlittenen

großen Verluſte und riechen zu Aufgebung des Sturmes. Diefer jedoch hes ſtand auf Wiederholung des Angriffe und wollte fich felbft an die Spige ber. Stürmenden fielln. Endlich bewogen ihn: bie. Ermahnungen bes alten Grafen Serbelloni, den er wie einen Water ehrte, den Befehl zum Ruͤckzug zu geben, und der Kampf endete. Die Spanier hatten 11 Hauptleute, 4 Faͤhndriche, überhaupt außer den Gemeinen 250 Krieger von höherem Range verloren; außerdem noch 400 Verwundete. Der unglüdlide Erfolg biefes blutigen Tages bewog den Herzog von Parma, eine Iangfamere, aber fihere Art des Angriffs zu wählen. Die Beſchießung ward fortgefegt, der DRis nenkrieg vorzugsweife in, Anwendung gebracht, und um das Lager gegen Ausfälle zu fihern, ließ er die ganze Stadt mit einer Circumvallationslinie umgürten, und nad) und nad) 16 Schanzen anlegen, welche ducdy eine Bruſt⸗ wehr. mit einander verbunden waren. Diefe Werke bewogen audy die Gras fen von Naffau und Hohenlohe, welche ſich ‚mit ‚einem kleinen Corps der Stadt näheren, ohne einen Verſuch zu deren Entſatz gemacht zu haben, ihren Ruͤckzug wieder anzutreten.

Die Befagung hatte vor dem Brüffeler Thore ein flarkes, ‚mit Graben und Pallifaden umgebenes Ravelin angelegt. Gegen dieſes Werk ließ ber Herzog einen Kavalier von 135 Fuß Höhe aufführen, mit einer Broſbeoche verfehen und 3 Kanonen befegen, welche nicht nur dad Ransin, Eodeco

te. Auapzumz 1748).

* E deladene Wagen der Belagerten T DE dadurch entſtandene Verwirrung, nt er Erdlich ruͤſtete man ſich zum Ans

" —æã au me Ecurme mit Verluſt abgeſchlagen wa⸗ BE Reiterei abfigen, um bei einem neuen nn mente; allein nichts deſto weniger fahen ſich -.. RX Sutenem großen Verluſt ihre alte Stel⸗ Ten Tut mäherte ſich der Marſchall Schomberg zn Ze sr Furl. Der Prinz von Dranien, deſſen 55 a u DM Bann belief, fand es nicht rathſam, feine mn NE Nacht vom 26. Auguft brady er, nachdem |. 4 .Ian „use batte, aus feinem Lager auf, und ließ, um N et umcanderter zu fein, 30 Kanonen, 500 Verwundete gr uinauften auf der Maas einſchiffen. Erft mit Ta »8& Weisung den Abzug des Feindes. Eine Abtheb Le wc Verfolgung abgefhidt und brachte noch einige Ge: > Ne Jen au Nimmegen (1678) trat Frankreich bie Zeftung 5 We a0. . .Am tarh den Marſchall von Sadhfen, 1748, ad Wagram dieſer Feſtung ſollte franzoͤſiſcher Seite der Feld⸗ un IR anf werden. Der Marſchall von Sachſen beabſichtigte, un a ar Adſicht zu täufhen, und die Truppen, welche zu bie dom XXαäæht murden, mußten ſich deßhalb auf Ummegen der Stadt So De Murihall felbft ging mit 25,000 Mann nad) Brabant, Iek a wie Transport nach Vergenopzoom, und befihtigte Brüffel, wa ar Antwerpen. Den 4. April brach er von legterem Orte auf, „ae ana I Divifionen vorausgegangen waren, und marfchirte auf Tir⸗ u ae Jengern, als wolle er eine Diverfion nad) Luremburg madyen, un ae alır plöglid nad) Maſtricht, nahm fein Hauptquartier in JAA unterhalb der Stadt, ließ gleichzeitig das auf dem jenſeitigen IIRIA hieß Dphaven befegen, und in deffen Nähe eine Schiffbrüde IJX wiaas fhlagen. Bereits in der Nacht vom 15. zum 16. April X die Laufgraͤben eroͤffnet, wobei der Marſchall ſelbſt und der unter nu anitgende Graf Loͤwendahl zugegen waren, und die Belagerung über: San mu Energie betrieben. Der Gouverneur der Feſtung, Graf Dpiva, ud Nu commandirende General der öftreihifchen Truppen, Freihert von Null, leiſteten tapfeın Widerfland. Bereits hatte der Marſchall den Nun gegeben, daß in ber Naht zum 4. Mai Sturm gelaufen werden saw. 18 ihm an demfelben Zage Mittags ein vom Herzoge von Cum⸗ and abgefendeter Courier die Nachricht Üüberbrachte, daß die Friedensprä: amarien zu Wachen unterzeichnet worden wären. Zugleich that ihm der ua den Vorſchlag, Maftricht zu Übergeben, wenn er der Befagung bie ewuerifhen Ehrenzeichen zuertennen wollte. Diefen Vorfhlag nahm ber Marfchall an, und den 7. Mai ward der Vergleich unterzeichnet. Aus be: anderer Achtung für den Commandanten und den commandirenden General erlaubte der Marſchall, 4 Kanonen und 2 Mörfer mit fidy zu führen. Den zu. Mai zog die Samifon, 24 Bat. und 600 Reiter ftart, aus, und der Graf von Lömendahl rüdte dagegen mit ber franzöfifhen Beſatzung ale Semmandant ein. Im Frieden zu Aachen wurden zwar alle Eroberungen uruckaegeben, doch wurde Maftricht erft zu Anfang des Jahres 1749 geräumt. ergl. K. Curth's Geſchichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande fpanifden Monarchie, 2. und 3. Theil. Allgemeine Geſchichte der

Di

—XR

Maftricht (Belagerung 1579). 211

waren, daß fie fih von ben. Wällen herab faft mit ihren Schwertern und Eperren erreichen Eonnten. Die Wahfamkeit mußte verdoppelt werben, und diefe immerwährende Anfttengung rieb die Kräfte der Belagerten auf und verringerte ihre Anzahl, mährend ber Zeind feinen Abgang an Mannſchaft und Vorräthen‘ aus ben befreundeten Städten an ber Maas leicht wieder erfegen konnte. Doch mitten unter diefen Beforgniffen fhien den Belager⸗ tem plöglid ein Strahl der Hoffnung zu leuchten. Der Herzog von Parma erkrankte; ein gefährliches Sieber brachte ihn dem Tode nahe, und die Bela: gerung warb mit minderer Thaͤtigkeit fortgefegt. Die Belagerten überließen fi) jegt einer gefährlichen Sicherheit, um fo mehr, da ihnen der Prinz von Dranien unter dem 23. Juni fchrieb, daß fie binnen vierzehn Tagen ge wiſſen Entfag zu hoffen hätten. Doch bdiefer blieb aus; der Herzog genas wieder, und die Angriffe wurden nun mit erneuertem Eifer fortgefest, fo daß die Befagung bei der geringen Anzahl waffenfähiger Mannſchaft faft ununterbrochen auf dem Walle fein mußte. Der 29. Zuni entfchied endlich das Schickſal der unglüdlihen Stadt... Am Morgen dieſes Tages bemerkte Alonfo Garcia, der ſich mis einer Patrouille nahe an den Wal gefchlichen hatte, daß die meiften Wachen eingefchlafen, und eine Breſche in dem Walle nur fehr fchlecht aysgebeffert war. Er theilte diefe Bemerkung einem Ober: flen mit, welcher fie ſogleich dem Oberfeldherrn meldete. Sofort wurben in größter Stille die Anftalten zu einem Angriff getroffen. Unbemerkt erfteigen die Spanier den Wall, die halbſchlafenden Wachen werden überrafcht und niedergeſtoßen; nur einige Sranzofen leiften einen fruchtiofen Widerfland, und diber deren Leihen bahnt man fich einen Weg in die Stabt. Allein bier angelangt, trifft man auf einen heftigen, nicht erwarteten Wiberfland. Kugeln und Steine, Balken und fiedendes Waffer mwurben aus den Haͤu⸗ fern und von den Dächern auf bie Stürmenden herabgeworfen. Doch alle Gegenwehr ift vergebens; mit jedem Augenblide dringen neue feindliche Scyaren in die Stadt. Die Spanier mordeten die Einwohner ohne Scho: nung, felbft da fchon jeder Widerſtand aufgehört hatte. Alle Straßen, alle Plaͤtze ſhwammen in Blur. Drei Tage lang wurde eine allgemeine Plün: derung unter ben größten Gräueln fortgefegt, wobei über 4000 Einwohner den Tod fanden. ine gleiche Anzahl war ſchon während ber Belagerung umgelommen, und mehr als 1700 Weiber und Mäbchen theilten dag Schick⸗ fal der Männer. Eine große Anzahl Frauen flürzten ſich, um nidt in Seindes Hand zu fallen, mit ihren Sindern in die Maas. Won der gan- zen zahlreihen Bevoͤlkerung überlebten kaum 400 Bürger die Eroberung, und dieſe mußten mit großen Summen ihr Leben erfaufen. Der tapfere Befehlshaber Schwarzenburg fiel als Held mit den Waffen in der Hand, nachdem er fein Leben theuer verkauft hatte. Sein Leichnam ward uner: kannt mit andern in die Maas geworfen. Der Spanier Moncada, bie Rache feiner Landsleute fürchtend, hatte fi) unter das Dad, eines Haufes verfiedt; aber Antonio de Solis entdecte ihn in feinem Schlupfwintel, und zur Strafe für feine Abtrünnigkeit mußte er durch die Spieße laufen. Auch ber verwundete Tapin ward gefangen und zum Herzog von Parma geführt, der aus Achtung für feine Tapferkeit feines Lebens fchonte, und ihn als Gefangenen auf das Schloß Limburg fandte. Der Verluſt des koͤnig⸗ lichen Heeres während der viermonatlihen Belagerung wird? wohl viel zu gering auf 2500 Streiter angegeben; ed waren allein 34 Haupt: leute gefallen. Die Beute der Sieger foll über eine Million Goldyulden betragen haben. | Militair:GSonv. : Lericon. V. 3b. 16

212 Maftricht (Belagerung 1673). Belagerung duch Ludwig XIV., 1673, R 1609 als. unabhängiger Staat an⸗

Dberft Farjaur, ein Franzofe von Geburt, der früher in ſpaniſchen Dienften geftanden, hatte den Ruf eines tapfern und unerſchtockenen Mannes. Den 17. eröffneten die Sranzofen die Laufgräben und errichteten fünf Batterien. Bauban, damals Frankreichs beiten, und bediente ſich hier i noch Maffenpläge hinzu, welche man in den Trandeen anbrachte Truppen dafelbft aufzuftellen, und bei etwanigen Ausfällen der Garniſon beffer zuſammenzuhalten. Der König zeigte eine Pünctlikeit und Thaͤtigkeit, wie man fie bis dahin noch nicht bei ihm gefeben hatte, Er gewoͤhnte durch fein Beifpiel die Truppen zur Geduld und Ausdauer bej der Arbeit, da fie seither wohl in dem Nufe geftanden hatten, Muth zu befigen, aber daß fie ſich durch Muͤhſeligkeiten leicht abſchrecken liefen. Während d ganzen Dauer der Belagerung wachte der König von Abends 10 bis früh 5 Ude, und nur erft, wenn alles auf den Angeiff Bezug Dabende angeords net war, begab er ſich in fein Zelt, um bis zum Mittageffen auszuruhen. be —* ee ae die Be ig ngeiff g am gegen die ntreescarpe am r ZTongern mit 4 Bataillonen vom Regiment des Könige, den Grafen Montbtun. Man ſtritt Mann gegen Mann um einen vorlie⸗ genden Halbmond, und geraume Zeit hatten bald die Franzofen, bald die Holländer die Oberhand. Die erfte Compagnie der Mousquetaire wurde zum Angriffe des halben Mondes abͤgeſchickt, während die zweite die Pallifaden zwiſchen diefem und dem Hornwerfe abbauen fellte. „Auf das gegebene Zeichen” fagt ein Augenzeuge, Hr. von St. Foir „rückten fie vor, umd ungeachtet des tapfern Miderftandes der Feinde, ungeachtet bes Feuers mehrerer Minen, wurden doc) biefe Werke faft zu gleicher Zeit genommen. Man mufte vier verfhiedene Gefechte liefern, und erſt beim vierten entſchied ſich der Sieg für die Franzofen, wenn auch nicht ohne bedeutenden Verluſt. Die Nacht endete einen Kampf, der am andern Morgen nur noch bigiger und moͤrderiſcher fortgefegt werden follte. Man hatte nämlich die Schanze für ficher gehalten, und die nicht zut Befagung erforderlichen Mousqueraire in's Lager zurücbeordert. Ploͤblich liefen die Holländer eine Mine fpringen, und zugleid) machte der Commandant Farjaur an der Spige feiner beften

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onnten. Er wollte noch einen legten DVerfucd, wagen und ließ eine Mine

‚anlegen, von deren Wirkung er fih Viel verſprach. Sie wurde entweder

Maftricht. (Belagerung 1676. 23

nicht mit des gehörigen Worficht, ober nach einer falſchen Berechnung der Zeit entzuͤndet; denn. bei ihrer Entladung flogen flatt ber Franzoſen bie Delagezten im Dir Rufe. Diefer ungluͤckliche Zufall benahm ben Einwohnern

den Du b fie drangen in den Gouverneur, den Platz zu n 29. Juni eine Gapitulation

deren abzeg, und bie Bürger in ihren zeitherigen Vorrechten beſtaͤtigt wurden. Seits berechnete man ben Verluſt auf 8000 Mann; dagegen der Beſatzung über 3000 Mann geblieben waren. elagerung buch den Prinzen von Dranien, 1676, - XIV., weicher ben ganzen Werth feines Sieges kannte, verfah einer Befasung von 6000 Mann Infanterie und 1200 Weiten, dem General Vauban auf, bie zerflörten Werke herzuſtellen und verftärken. Der Erfolg rechtfertigte feine Vorſicht; denn 8 Jahre 7. Juli, erſchien der Prinz von Dranien mit 29,000 Mann 9, während der Herzog von Billa Hermoſa einer, und ber anderer Seits vortheilhafte verfchanzte Poften einnahmen, 6 ber Feſtung zu verhindern. In Abweſenheit bes Mars weicher eigentlidh Gouverneur der Zeftung war, befehligte ‚ein tapferee und dem Könige fehr ergebener Officler. Da end auf bei der Reiterei gedient, fo hegte man mein gung, daß er an der Spitze einer Reiterbrigade befiere Dienfle leiten würde, als in der Eigenſchaft eines Feflungscommundanten. Aber bald kam man von dieſem Vorurtheil zuruͤck; denn gleich nach der Eins ſchleßung des Platzes verfammelte er bie vornehmften Dfficiere bee Garnl⸗ fon , and redete fie mit folgenden Worten an: „Deine Herren! da ich felt meiner Jugend in der Relterei gedient habe, fo befite ich wenig Kenntniffe von dem, was zur Vertheidigung eines feſten Platzes gehört. Alles, was ih weiß, ift, daß ich mich nie ergeben werde. Berathſchlagen Sie nun über die wirkfamften Mittel zu einer bartnädigen Vertheidigung, und ich werde Sorge tragen, daß diefelben mit eben fo viel Eifer als Tapferkeit ausgeführt werden follen.” Diefe edle Freimuͤthigkeit gewann ihm alle Herzen; Jeder trug nach Kräften zur Rettung des Plages bei, und mit Recht nimmt ber Name Calvo einen Ehrenplag unter den tapferften Feftungscommandanten ein. Er fol zuerft den Gebrauch der zadigen Senfen eingeführt haben , deren fich feine Soldaten bei Ausfällen bebienten, und häufig bis zu 3 Mann auf einen Hieb töbteten oder verlegten. Bald machte Galvo einen lebhaften und ſtarken Ausfall ,- der Anfangs günftige Folgen zu haben ſchien, zulegt aber von dem Prinzen von Dranien abgefhlagen wurde. Den 19. Juli waren bie Laufgräben eröffnet worden; den 22. wurden die Batterien errichtet, und acht Tage lang die Feſtung ununterbrochen beſchoſſen. Endlich hatte man eine ziemlich breite Brefhe in das Baftion Dauphin gelegt, unternahm den 30. einen Sturm, mußte fidy aber mit bedeutendem Verluſte zuruͤckziehen. Ein neuer Angriff am folgenden Morgen war noch mörderifcher, mißlang aber ebenfalls. Zu Beerdigung der Todten wurde ein lOftündiger Waffen: ſtillſtand abgefchloffen. Hierdurch nicht abgefchredt, ließ der Prinz zum dritten Male Sturm laufen, und eroberte endlich das Bollwerk: Kaum hatte fi der Feind barin feft gefegt, als die Franzoſen zwei Minen fpringen liegen, und zugleich einen lebhaften Ausfall machten. Sie wurden nichts be: flo weniger zucüdgefchlagen, und das Werk blieb in Keindes Händen. Einige Tage darauf wurde ein zweites Baflion genommen, und der Feind nähecte fid) der Contreescarpe. Indem er ſich anfchicte, diefe anugreien aeietgen

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24 Maftricht (Belagerung 1748).

Angriffe die Infanterie zu unterftügen; allein nichts defto weniger fahen ſich die Angreifenden genöthigt, mach erlittenem großen Verluſt ihre alte Stel lung wieder. einzunehmen. Indeß näherte fih der Marfchall Schomberg mit einem ftarken Corps zum Entfag. Der Prinz von Dranien, deſſen Verluſt ſich bereits auf 12,000 Mann belief, fand es nicht rathfam, feine Ankunft abzuwarten. Im der Nacht vom 26. Auguft brach er, nachdem die Belagerung 40 Tage gedauert hatte, aus feinem Lager auf, und ließ, um in feinen Bewegungen ungehinderter zu fein, 30 Kanonen, 500 Verwundete und eine Menge Geräthfhaften auf der Maas einfhiffen. Erſt mit Tas gesanbruc bemerkte die Beſatzung den Abzug des Feindes. Eine fung Neiterei wurde zur Verfolgung abgefchiekt und brachte noch einige © fangene ein. Im Frieden zu Nimmegen (1678) trat Frankreich die Feſtung wieder am die Niederlande ab. 4 Belagerung durd den Marfhall von Sadfen, 1748, Mit der Belagerung biefer Zeitung foltte franzöfifcher Seits der Feld zug von 1748 eröffnet werden. Der Marfchall von Sachſen beabſichtigte, den Feind über. feine Abficht zu täufhen, und die Truppen, welche zu die— fer Erpebition gebraucht wurden, mußten ſich deßhalb auf Umtvegen der Stadt nähern. Der Marſchall felbft ging mit 25,000 Mann nad) Brabant, lei⸗ tete einen großen Transport nach Vergenopzoom, und befichtigte Mecheln und Antwerpen. Den 4. April brach er von legterem Orte auf, nachdem ſchon 3 Divifionen vorausgegangen waren, und marfchirte auf Tie— lemont und Zongern, als wolle er eine Diverfion nad Luxemburg machen, wandte fid aber plöglih nad) Maſtricht, nahm. fein Hauptquartier im Smermaes unterhalb der Stadt, ließ gleichzeitig das auf dem ji Ufer liegende Schloß Ophaven befegen, und in deſſen Nähe eine Schi über die Mans fehlagen. Bereits in der Nacht vom 15. zum 16, April wurden die Raufgräben eröffnet, wobei der Marſchall ſelbſt und der unter ihm befehligende Graf Köwendahl zugegen waren, und die Belagerung Übers haupt mit Energie betrieben. Der Gouverneur der Feſtung, Graf Holva, und der commandirende General der Öftreichifchen Truppen, Freiherr von Marſchall, Ieifteten tapfern Widerſtand. Bereits hatte der Marfſchall dem Befehl gegeben, daß in der Nacht zum 4. Mai Sturm gelaufen werden follte, als ihm an bemfelben Tage Mittags ein vom Herzoge von Cum—⸗ berland abgefenbeter Courier die Nachricht überbrachte, daß die Friedens timinarien zu Aachen unterzeichnet worden wären. Zugleich that ihm der Herzog den Vorfchlag, Maftricht zu übergeben, wenn er der Befagung die £riegerifchen Ehrenzeichen zuerfennen, wollte. Diefen Vorſchlag nahm der Markhall an, und den 7. Mai ward der Vergleich unterzeichnet. Aus ber fonderer Achtung fir den Commandanten und den commandirenden General erlaubte der Marfchall, 4 Kanonen und 2 Mörfer mit. fid zu führen. Den 10. Mai zog die Garnifon, 24 Bat. und 600 Reiter flark, aus, und der ‚Graf von Grwendaht tücte dagegen mit der franzoͤſiſchen Befagung als Gemmandant ein. Im Frieden zu Aachen wurden zwar alle Eroberungen zurückgegeben, doch wurde Maſtricht erſt zu Anfang des Jahres 1749 geräumt. Gergl. 8. Curth's Geſchichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande- von ber ſpaniſchen Monarchie, 2. und 3. Theil Allgemeine Geſchichte der

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Nathias. 20

ieelande, Don Juan de Auftria (ein nathelicer Barca V-), von Men Parteien: gehaßt war, fo glaubte ſich ber zeiche und mächtige braban⸗

Wie Adel nicht minder zurüͤckgeſetzt durch das täglich wachſende Anſehen "8 Prinzen Zelpelen von Dranlet An ber Spike biefer. unzufriedenen Bastei fanden der Derzog von Arfchot und deflen Bruder, ber

vom Habre. Diefe fandten Abgeorbnete an ben Erzherzog M., und ſteliten um vor, bie ng ber Niederiaulbe fir das Haus Habsburg und bie Vettung ber katholiſchen Religion hänge einzig davon ab, ob er, «ein Prinz 06 Haufes und des Kaiferd MWruber, fih entichläffe, die Gtatthakterfchaft zu

kbernchmen. Willig lich M. dem aieeriinifgen Adgefandten fein Ohr, in ber Nacht vom 2. Det. 1577 heimlich mit einem Gefolge von veeifig Perfonen Wien, und ging mit ber Poſt über Koͤln nach Brabant. Beifer Rudolph fandte ihm Boten nach, und erklaͤrte öffentlich: daß er von ven Vorhaben feines Bruders nichts gewußt habe, und es auf's Hoͤchſte mipbitige.. Einen noch viel größern Unwillen über biefen. Schritt zeigte Philipp von Spanien. Die unerwartete Erſcheinung des Erzherzogs in den Dieberlanben ersegte allgemeines Erſtaunen bei Allen denen, weiche nicht a6 eheimmif feiner Ankunft wußten. Viele bezeigten laut ihr Miß⸗ das eigenmaͤchtige Verfahren der Arſchot ſchen Partei; Andere waren daß man nicht lieber ben Herzog von Anjou, Bruber des Königs Heinrich II. von Frankreich, gewählt habe, und endlich gab es wach Einige umter ben Mitgliedern der Staaten, welche eine Verſoͤhnung mit Den Juan de Auſtria wünfchten. Doch der Prinz von Oranien wußte getrennten Parteien zu vereinigen. Der Erzherzog, ber fich biäher zu Maftricht aufgehalten hatte, ward eingeladen, nach Antwerpen zu kommen, sus ‚dort die Unterhandlungen, welche man mit ibm eingehen wollte, abzu⸗ zarten. Am-il. Detbr. hielt er feinen Einzug in biefe Stabt, wo ex auf He glänzendfte Art empfangen ward. Bald wurden ihm die Bedingungen, amter welchen man ihm die Oberftatthalterwürbe zu übertragen bereit fei, sberfandt. Die vorzüglichften waren: daß er den Gentiſchen Sriedensverein eſchwoͤren, feine Verfügung in öffentlichen Angelegenheiten ohne Zuziehung 28 Staatsraths und Genehmigung der Staaten treffen, und ben Prinzen en Dranien nicht nur als befondern Statthalter von Brabant, fondern usch als den Verweſer der Oberftatthalterfchaft anerkenne. Wie drüdend Hefe Forderungen auch waren, fo nahm fie M. doch an, und verfprady, fi) hnen zu unterwerfen. Am 18. Sanuar 1578 hielt er feinen Einzug in Brüffel, und am 20. ward er als Oberftatthalter anerkannt und vereidigt, sorauf er den Prinzen von Dranien zu feinem Verweſer erklärte. Der Beptere blieb alſo das Haupt der Regierung, wovon ber Erzherzog nur den Namen führte. Bald zeigten ſich die traurigen Folgen dieſer zweideutigen Page. Der Erzherzog hatte nicht genug Anfehen und Macht, um eine Vers ſoͤhnung der Stände mit Spanien zu bewirken, und als dieſe fahen, fie värden M. nie zu einem Schritte wider Philipp II. und fomit wider fein fgenes Haus vermögen, fo fündigten fie dem König von Spanien foͤrmlich yen Gehorfam auf, entfegten ihn feiner Würde als Herrn der Niederlande, abertrugen die höchite Gewalt dem Derzoge von Anjou, und würden dem Erzherzoge feine Abfesung . ungefäumt angekündigt haben, wenn er ihnen nicht, dieſes Vorhaben ahnend, felbft zuvorgelommen wäre. Am 19. Dec. 1580 Iegte er feine Würde nieder und begab ſich einfiweilen nad) Antweden, wo er fo lange als Privammann lebte, bis ihm ber Kaifer rlaubte zuruͤckzukommen, worauf er fih im Octbr. 1581 nad Linn ie: jab. 1587, nah bem Tode Stephan Bathorys, Lam er ul er Yal-

.

Hin

230 Mafriht (Gefehte nd Belagerung 1794). |

wurden, und fich Über Aachen gegen Maſtricht und Lüttich zurlidzogen. | Die Deftreicher folgten ihnen auf dem Fuße, und ſchon in ber Nacht zum | 3. hob Miranda die erſt am 20, Febr. begonnene Blokade von Maftricht auf. Die Ueberrafhung und Verwirrung der Franzofen war fo groß, daß | fie zu Eeinem vernünftigen Entſchluſſe Eommen konnten, und während eine | Flankenſtellung bei Lüttich die Deftreiher zuverläffig am weitern Vordringen

abgehalten haben würde, verließ General Valence diefen Ort am 4. ohne Schwertftreih, und z0g fi Anfangs nad) Tongres, den 5. im Verein mit Miranda nad St. Iron zuruͤck, von mo fie fpäter nad) Löwen aufbrachen. Die Oeſtreichet blieben bis zum 14. März ‚ruhig an der Maas ftehen, und verfäumten den günftigen Moment, ihren Gegnern eine vollftändige Nieder: Tage beizubringen, welche ihnen die Schlacht bei Neerwinden (f. d.) er fpart haben würde. , Pa.

Gefechte im Auguft und am 17. Septbr. 1794.

Der Befig von Maftricht geflattete den Oeſtreichern, melde feit dem 24. Juli hinter die Maas zurldgegangen waren, jeden Augenblick die Of: fenfive wieder zu ergreifen, wenn Jourdan Bloͤßen gab. Man ſuchte deß— halb die Einſchließung diefer Feſtung dadurch zu verhindern, daß F-ME. Ktay mit 10,400 M. zur VBefegung der vorliegenden Dörfer und Höhen auf dem Linken Ufer zurüdgefaffen wurde, Nach der Einnahme von Lüttich (f. d.) nahm Jourdan Stellung zwiſchen diefer Stadt und m. Kray s Vorpoſten wurden faft alle Tage beunruhigt. Um biefen den Nedereien ein Ende zu machen, griff er am 5. Auguſt die frangöfifchen Vortruppen mit 20 Schwadr. am, und brachte ihnen einen Verluſt von

Mann bei. Da aber einige Tage fpäter die Franzoſen Miene mad: ten, weiter vorzurüden, ging ihnen Kray am 19. mit allen Truppen ent: gegen, warf fie zurüd und allarmirte fogar das Lager bei Zongern. Ein eben fo glüdtiches Gefecht lieferte er, als die Franzofen am 23. mit 8000, Dann eine Necognoscirung vornahmen; dod) find die näheren Umftände zu wenig bekannt. Von diefer Zeit am blieb es auf der ganzen Linie ruhig. Nachdem aber Jourdan durch Ankunft friſcher Truppen diefelbe Stärke er- Tangt hatte, als fein Gegner (88,000 Mann), ſchritt ee zum allgemeinen Angriffe: Clerfayt's Stellung an dieſem Tage ift aus dem Artikel „Gefecht an zu erfehen; hie werden nur die Ereigniffe vor Maſtricht angeführt.

Kray war bis auf 16,000 Mann verftärkt worden; Maftricht hatte zur Zeit noch eine ſchwache Befagung. Am 17. Septbr. früh rüdte Ge meral Kleber mit 3 Divifionen gegen Kray's Stellung vor Maſtricht, und vertrieb die Deftteiher aus dem vorliegenden Dörfern. Da der ganze Angriff feinen andern Zweck hatte, als die Aufmerkfamteit des oͤſtteich. Fel· herrn hierher zu ziehen, um das Ueberfchreiten der Durte durch den önzöfiichen vechten Flügel zu erleichtern, fo befchränkte ſich Kleber auf eine

leb Kanonade, welche bis Abends fortgefegt wurde, worauf die Franzoſen in, Lager zurückehrten. Am folgenden Tage blieb Kay unangefochten in feiner Stellung; nachdem aber Glerfayt den allgemeinen Ruͤckzug hinter die Roer beſchloſſen harte, folgte auch Kray biefer Bewegung, ließ jedoch den EML. Klebeck mit 8 Bat. und 200 Reiten zur Befagung don Mas ſtricht zuruͤck. Belagerung durch die Franzoſen vom 24. Septbr. bis 4, Novbr. 1794. Die erfte Einſchließung ward ſchon am 22. Septbr. bewirkt, nachdem Ghrefapt duich das machtheilige Gefecht am ber Durte zum Ruͤckzuge von

Maftricht (Belagerung 1794). 217

der Maas bewogen worden war. Maſtricht befand ſich in keinem fonderli: hen Bertheidigungsftande ; doc hatte die Keftung Lebensmittel auf vier Monate, eine Befagung von 7000 HOeftreihern und 300 holländifchen At: tileriſten; Prinz Sriedrich von Heflen war Gouverneur. Schon am 26. Septbr. fing die Beſchießung an, doc nur aus Feldgefhüs:n. Das VBlo- tadecorp6 befehligte General Kleber. Am 28. Septbr. machte die oͤſtreich. Gavalerie (200 Reiter) einen Ausfall, um bie feindlichen Arbeiten zu tecogs noßciren. Bei diefee Gelegenheit drang der Lieutenant Klinovsky mit einem Zuge Dufaren durd die Kehle in eine feindliche Redoute, hieb 16 Kano⸗ niere nieder, und brachte eines von ben 5 Geſchuͤtzen nebft Beſpannung gluͤcklich fort. Das Pferd Diefes braven Officiers wurde duch die Brust geſchoſſen, er felbft erhielt einen Stoß mit dem Ladefeber vor die Bruſt und flürzte befinnungslos nieder, raffte ſich jedoch bald wieder auf, und tödtete einen franzdf. Officier, welcher ihn mit dem Degen durchbohren wollte. Klinovsky ftarb einige Wochen fpäter an ben Folgen einer Wunde, bie er bei einem Ausfalle am 6. Octbr. erhielt. Die Laufgräben follten uns verzüglich eröffnet und die Werke auf beiden Ufern der Mans befchoffen werden ; aber Jourdan fand ed angemefjener, die Deftreicher zuvor aus ihrer Stellung hinter dee Roer (f. d.) zu verdrängen, und bedurfte hierzu ber Mitwirkung Kleber's. Erſt nachdem Clerfayt das linke Rheinufer ganz verlaffen hatte, konnte die wirkfame Belagerung beginnen. Bis dahin machte die Befagung mehrere Ausfälle, und fügte den Franzoſen manchen Scha⸗ den zu. Am 23. Oct. war endlih das erforderlihe Belagerungsgeſchuͤtz angelommen, und Tags darauf wurden die Laufgraben eröffnet. Die Ges nerale Marescot und Bellemont leiteten die Arbeiten. Letzterer befchleunigte das Wurffeuer auf eine damals noch feltene Weife. Der Hauptangriff war gegen bie nordwefllihe Front und zugleih gegen das Fort St. Peter ge: richtet; Wyck auf dem rechten Ufer wurde ebenfalls angenriffen. Vom 1. Novbr. an wurde das Feuer aus 96 Kanonen und 49 MWurfgefchügen un: techalten, aber fehr lebhaft beantwortet. Die Infanterie der Belagerer mußte fi daher durch zahlreiche Verſchanzungen deden und die Erdarbeiten über: baupt mit großem Eifer betreiben. Als man den Merken nahe genug ge: tommen war, wurden aud die Xirailleure mit großem Erfolg angemendet. Mehrere Taufend aruben fi) in der Nacht Löcher in die Erde, und unter: hielten den Zag über ein lebhaftes Feuer gegen die Schießfcharten. Bis ba: bin waren mehrere Aufforderungen zur Uebergabe ohne Erfolg geblieben. Nun wurde aber die Lage der Vortheidiger mit jedem Tage brüdenber. Auf naffe Witterung war ſtrenge Kälte gefolgt. Die Schwaͤche der Befagung nöthigte fie, faft ununterbrochen unter den Waffen zu bleiben, was bei dem Mangel an hinreichender Bekleidung und Brennholz (man hatte ſchon ange: fangen, die Pallifaden zur Seuerung zu verwenden) die Zahl ber Kranken fehr vermehrte. Ueberdieß trat auch bei der öftreich. Infanterie Mangel an Munition ein, und die holländifhe Munition war deßhalb nicht zu brau: hen, teil fie nicht falibrirte. Da außerdem durch den Rüdzug der Ber: bündeten jede Ausfiht auf Entfag verfhwunden war, fo ging ber Gouver⸗ neur mit Zuftimmung des F. M.L. Kiebed den 4. Nevbr. eine Capitulation ein. Die Feftung wurde mit allem Geſchuͤtz übergeben; die Beſatzung er⸗ hielt zwar freien Abzug, durfte aber Bis zur Auswechſelung ber Gefangenen nicht gegen die Franzoſen kämpfen. Ihr Verluſt fol nur 421 Mann betra- gen haben. (Literatur wie bei Fleurus, ferner Memoires du marechal Ney.) Pr.

28 * Glokade 1814), Mathias.

der be der Feſtung Gorkum (den 20, er ruickte

das (die preußifche Bi Gegen die wohlverfehene Feftung konnte von diefer ſchwachen en Abtheifung unternommen werben, und man ‚fich daher mit

der Bildung des. Königreichs der und. 3 militateifche Generalcommande’s ward Maſtricht zum. öftlihen Hauptquare

Mathematik oder Größentehre iſt die Wiffenfchaft, welche lehrt, wie man Größen beuctheift, und wie man aus einigen befannten andere unbekanılte en findet. Sie wird eingetheilt: in die. reine und im bie angewandte Mathematik, Exrſtere zerfällt wieder in die Arithmes tik Gahlen⸗ oder gemeine Rechnenkunft und Buchſtabenrechnenkunſt oder all gemeine Rechnenkunft), in Geometrie (Euthpmetrie, Planimetrie, Stes teometrie, Trigonometrie) ; Iegtere in die mehanifhen, optifhen und aftronomifhen Wiffenfhaften und in die tehnifhe Mathe— matik. Die reine Mathematik betrachtet. bei Vergleihung der Ben bloß, daß folhe vermehrt und vermindert werden können und nimmt auf ihre phyſiſchen Eigenſchaften feine Ruͤckſicht. Die angewandte Mas Br atik aber ‚bei ihrer Berechnung auch die phyſiſchen

Die Mathematik begreift alle —— in fi), zu beren Ausübung mathematifche Ken: derlich find: Baukunſi —— Artillerie, Srumamsunf, Markſcheidelunſt ıc. *

Mathematiſche Geo, iſt ‚derjenige „Theil der. Geographie, welcher die Erde Hr er und mit, Hilfe, der von ihrer Größe, Geftalt, Be ihren. Verhättniffen zu. andern. toͤrpern 2c. handelt. ie

Mathias, römifher Kaifer, geboren zu Wien den 24. Febr. 1557, war ber dritte Sohn Kaifer Marimilian’s I. , zeigte ſchon frühzeitig eine befondere Vorliebe für ritterlihe Spiele und keisgerifche Uebungen, fo daß fid Busbeck, fein Lehrer, oft genöthigt ſah, X zu beſchraͤnlen. Die

Charaktere zwiſchen M.

I . und. feinem Bruder, Beide 0 von einander und der

am Hofe feines Oheims, Philipp's il. von Spanien, erzogene Rudolph zeigte gegen feinen Bruder ein auffallendes. Miftrauen, fo daß er. ihm jede feinem Stande und feinen Fähigkeiten angemeffene Beſchaͤftigung auf “= —— Ka a Dierüber aufgebracht, beſchloß M,

iger gen] ‚einen

Fer fand ſich nut „Der driedeneverein zu Gent (1576) Hatte Ye * icberlande en geſchlungen; denn wenn einer Seits der neue ſpaniſche Statthalter der, Nies

Mathias. 29

derlande, Don Juan de Auſtria (ein natürlicher Sohn Kalfer Karl's V.), von allen Parteien gehaßt war, fo glaubte fich der reiche und mächtige brabans tiſche Adel nicht minder zuruͤckgeſetzt durch das taͤglich wachfende Anfehen ded Prinzen Wilhelm von Dranien. An der Spige diefer unzufriedenen Partei ftanden der Derzog von Arfchot und deflen Bruder, der Marquis von Havre. Diefe fandten Abgeordnete an den Erzherzog M., und ftellten ihm vor, die Erhaltung der Niederlande für das Haus Habsburg und bie Rettung ber katholiſchen Religion hänge einzig davon ab, ob er, ein Prinz bes Hauſes und des Kaiferd Bruder, ſich entfchlöffe, die Statthalterfchaft zu übernehmen. Willig lich M. dem niederländifchen Abgeſandten fein Ohr, verließ in der Nacht vom 2. Oct. 1577 heimlich mit einem Gefolge von dreißig Perfonen Wien, und ging mit der Poft über Köln nach Brabant. Kaifer Rudolph fandte ihm Boten nady, und erklärte öffentlich: daB er von bem Vorhaben feines Brubers nichts gewußt habe, und es aufs Hoͤchſte mißbillige. Einen noch viel größern Unmillen über diefen Schritt zeigte Philipp von Spanien. Die unerwartete Erfcheinung des Erzherzogs in ben Nieberlanden erregte allgemeines Erftaunen bei Allen denen, welche nicht um das Geheimniß feiner Ankunft wußten. Diele bezeigten laut ihr Miß⸗ vergnügen über das eigenmächtige Verfahren der Arfchot’fchen Partei; Andere waren unzufrieden, daB man nicht lieber den Herzog von Anjou, Bruder bes Königs Heinrich III. von Frankreich, gewählt habe, und endlich gab «6 aud Einige unter den Mitgliedern der Staaten, welche eine Verföhnung mit Don Juan de Auftria wünfcten. Doch der Prinz von Oranien wußte die getrennten Parteien zu vereinigen. Der Erzherzog, ber fich bisher zu WMaſtricht aufgehalten hatte, ward eingeladen, nach Antwerpen zu kommen, um bort die Unterhandlungen, welche man mit ihm eingehen wollte, abzu⸗ warten. Am 11. Octbr. hielt er feinen Einzug in diefe Stabt, wo er auf die glänzendfte Art empfangen ward. Bald wurden ihm die Bedingungen, unter welhen man ihm die Oberftatthalterrwürde zu übertragen bereit fei, überfandt. Die vorzüglichften waren: daß er den Gentiſchen Friedensverein beſchwoͤren, feine Verfügung in öffentlichen Angelegenheiten ohne Zuziehung des Staatsraths und Genehmigung der Staaten treffen, und den Prinzen von Dranien nicht nur als befondern Statthalter von Brabant, fondern auch als ben Verweſer der Oberſtatthalterſchaft anerkenne. Wie drüdend biefe Korderungen auch waren, fo nahm fie M. doch an, und verſprach, ſich ihnen zu unterwerfen. Am 18. Sanuar 1578 hielt er feinen Einzug in Brüffel, und am 20. ward er als Oberftatthalter anerkannt und vereidigt, worauf er den Prinzen von Dranien zu feinem Verweſer erklärte. Der Lestere blieb alfo das Haupt der Regierung, wovon ber Erzherzog nur ben Mamen führte. Bald zeigten fich die traurigen Folgen diefer zmweideutigen Lage. Der Erzherzog hatte nicht genug Anfehen und Macht, um eine Vers föhnung ber Stände mit Spanien zu bewirken, und als diefe fahen, fie würden M. nie zu einem Schritte wider Philipp IL. und fomit wider fein "eigenes Haus vermögen, fo fündigten fie dem König von Spanien förmlich ben Gehorfam auf, entfegten ihn feiner Würde als Herrn der Niederlande, übertrugen die höchfte Gewalt dem Herzoge von Anjou, und würden dem Erzherzoge feine Abfegung ungeſaͤumt angekündigte haben, mwenn er ihnen nicht, diefed Vorhaben ahnend, felbft zuvorgefommen wäre. Am 19. Dec. 1580 Iegte er feine Würde nieder und begab fich einftweilen nad) Antwerden, wo er fo lange ald Privatmann lebte, bis ihm ber Kaifer erlaubte zurüdzutommen, worauf er fih im Dctbr. 1581 nad Linz be: gab. 1537, nad) dem Tode Stephan Bathory’s, kam er bei der yul-

0 Mathias.

niſchen Koͤnigowahl in Vorfchlag, mußte jedoch dem ſchwebiſchen Prinzen Sigismund weichen. Die unablaͤſſigen Bitten der Kaiſerin Mutter bewogen endlich den Kalfer, feinem Bruder M. die Statthalterfhaft in Ober: und Unteröftreidh anzuvertrauen, und das Jahr darauf (1594) übergab er ihm den Oberbefehl ber das Heer in Ungarn gegen die Türken. Der Feldzug war indeffen nicht gluͤcklich; M. mußte bie Belagerung von Gran aufgeben, der Paſcha Sinan eroberte Zata, unternahm bie Belagerung Raabe, und Marhias wurde in feinen Verfhanzungen überfallen. Eine Folge daven wur, daß Raab, welches fi bis dahin tapfer vertheidigt Hatte, capitulirte. Da der Erzherzog inzwiſchen Verftärtungen aus Böhmen erhielt, fo zog er mit 40,000 Mann zum Entfag von Comorn, und nöthigte den Paſcha St: nan, ſich auf türkifches Gebiet zuruͤckzuziehen. Die Zeldzüge in den beiden folgenden Jahren gegen bie Tuͤrken wurden nur mit abwechlelndem Gluüͤck geführt.

Bei den Unruhen, welche im Jahre 1604 in Siebenbürgen und Un: garn ausbradhen, und in deren Folge der ungarifhe Edelmann Stephan Botskai, zum Fürften von Siebenbürgen erwählt wurde, berief Mathias, da der Kaifer unthätig blieb, feinen jüngern Bruder Maximilian und feine Vettern, die Exzherzoge Ferdinand und Marimilian von Steiermark, zu einer Conferenz, um von nun an die Regierung in Deftreih und Un: garn zu Übernehmen. Am 11. Nov. 1606 erwählten alle Erzherzoge Ma: thias zum Dauptregenten und Schutztherrn des Daufes. Sowohl diefe Ver: bindung als ein früher mit Botskai abgefchloffener Vertrag erweckte bem Zorn des Kalfers aufs Höchite; er wollte beide nicht beftätigen, fondern fchrieb einen Reichstag nach Negensburg aus, um wo moͤglich fernere Un: terftügung von ben Ständen zu erhalten, wobei er, um feinen Unwillen gegen M. zu erkennen zu geben, feinen Vetter Ferdinand -von Steiermark als Bevollmächtigten ernannte, und es fehlen , daß er biefen Prinzen, nach den Abfichten des fpanifhen Hofes, in die Mitregierung aufnehmen, ober noch bei feinem Leben zum Nachfolger erklären würde. Diefen Umtrieben kam M. fchnell zuvor. Verbuͤndet mit den Proteftanten in Deſtreich und Ungarn, melden er auf einem Landtage zu Prefburg (im Januar 1608) die bisher gehabten Freiheiten beftätigte, rüdte er mit einem Deere von 20,000 Mann von Wien nad) Znaim, wandte fi von da nad Czaslau, und eröffnete hier den verfammelten boͤhmiſchen Ständen fein Vorhaben, den Kaijer zur Abtretung der Megierung zu nöthigen. Der ganz unvorbes reitete Kaiſer wollte erft von Prag nah Dresden fliehen; aber der anwes fende püpftlihe Nuntius bewog Ihn, mit feinem Bruder in Unterhandlungen zu treten, und unter Vermittelung der Kurfürften von Suchfen und Braun: denburg und des fpanifchen Botſchafters Zuniga kam am 25. Juni 1608 ein Vertrag zu Stande, in Folge deffen der Kaifer Ungarn und Deftreich förmlih an M. abtrat, und ihn zugleich als defignirten König von Böhmen erkannte. Die Erbfolge im Juͤlichſchen ward bald eine neue Veranlaffung zu Mißhelligkeiten unter beiden Brüdern: der Kaiſer beichnte Sachſen mit den Juͤlichſchen Landen, ernannte feinen Vetter, den Erzherzog Leopold, Biſchof von Paffau und Straßburg, zum einftweiligen Sequeftrator, und er: mächtigte ihn, Truppen zu werben. Diefes Corps, welches in der Mitte des Jahres 1610 aus 16,000 Wann beſtand, wollte der Kaiſer auch gegen feinen Bruder M. brauchen, um ihn von der böhmifchen Thronfolge zu verdrängen, und fie dem Erzherzoge Leopold zu fichern. Ende des Fahres brady deßhalb diefe Armee unvermuthet nad) Oberoͤſtreich auf, wandte fidh dann, nachdem fie cine Scheinbewegung gegen Steiermark gemacht hatte,

Mathiat. |

nach Boͤhmen, eroberte Budweis und vide bis Beraun vor, und

15. Febr. 1611 beſetzte der Erzherzog Leopold die ſogenannte kleine von Prag. Als aber die Nachricht kam, daß Mathias mit 18000 Dann im Anzuge fei, zahlte ber Kalfer den paſſau ſchen Truppen ben chefkändigen Gold, und dieſe zogen ab nach Bubweis. M. war 'unterbefien

am 13. Juni unter den gewöhnlichen Seierlichkeiten zum roͤmiſchen König

und Lünftigen Kalfer gewählt. Um bie damaligen religioͤſen Factiouen

nigftens im Umfange feiner Erblande unſchaͤdlich zu machen, anderer Sei

fi durch Verträge Ruhe oder durch Buͤndniſſe vermehrte * zu verſchaf⸗

fen, wurde die Allianz mit Polen (1613) und fpäterhin die Erneuerung ded thrfifhen Waffenfiilfiandes auf 20 Jahre (1615, 1616 und 1618)

2 Wenige Fuͤrſten haben a fo fichtbar bie Hand ber Nemeſis empfunden, als biefer Kaiſer. tte kaum vier Jahre regiert, als er fine Brüder beſchaͤftigt fah, mo nie ihn zu —8 ihm einen Nachfolger zu beſtellen. DR. war kinderlos, fein aͤlterer Bruder Maris millan gleichfalls; auch hatte biefer fo wenig als der jüngere, Albrecht, Neigung zum Geſchaͤftoleben; Beide leiſteten für ſich ſelbſt Bere auf die Nachfolge, wänfchten aber einſtimmig, fie auf ihren Wetter, den Erzherzog Zerdinanb von Steiermark, zu übertragen, und Mathias mußte endlich einwilligen, vo dieſer als Einftiger Koͤnig von Böhmen proclamirt, und den 29. Juni mit großer Pracht zu Prag gekrönt wurde.

Um diefe Zeit fprachen die Katholiken in Böhmen ziemlich unverhohlen die Hoffnung aus, unter dem folgenden Könige ben Proteflantismus völlig ausgerottet zu fehen. Durch ſolche Gerüchte wurden die Proteflanten auf’s Hoͤchſte erbittert,, und der Daß derfelben gegen die Katholiken brach in lichte Flammen aus, als der Erzbifhof von Prag einen Befehl vom Hofe aus: wirkte, die proteftantifche Kirche zu Kloſtergrab deren Bau erit kürzlich vollendet niederreifen und fchleifen zu laffen. Eben fo ward auch eine kaiſerliche Commilfion nad Braunau geſchickt, weldye bie dortige evangelifche Kirche fperren mußte, und als die Bürger deßhalb einen Aufſtand erhoben, vie vornehmften bderfelben feſtnahm und in's Gefängniß fchleppte. Diefe Gewaltthat veranlaßte bald eine andere. An dem denfwürdigen 23. Mai 1618 tieß der Graf Thurn die kaiſerlichen Statthalter Martinig und Ela» mwata welche man als bie Daupturheber aller firengen Maßregeln gegen die Proteftanten anſah aus dem Prager Schloffe zum Fenſter heraus ſtuͤrzen, auf welche echt boͤhmiſche Erecution bald andere raſche Thaten folgs ten. Das Schloß ward mit ftändifhen Truppen befegt, die Beamten wurden von den Ständen förmlih in Eid und Pflicht genommen, bie Landeseinkuͤnfte eingezogen, alle Sefuiten aus dem Lande vertrieben, ein Ausfhuß von dreißig Edelleuten zur Verwaltung der Geſchaͤfte feftgefegt, und überhaupt eine ganz revolutionaire Regierung eingerichtet. Alles ging in größter Schnelligkeit von Etatten, und Graf Thurn war die Seele bes Gans sen. Kaiſer M. gerieth in nicht geringes Schreden, als bie Nachricht von diefen Vorfällen nah Wien kam. Arm an Geld und Cut, Er fiher vor feinen oͤſtreichiſchen Unterthanen und Im Rerer Welargeih wagen

2 $ Mathias.

diefe Maßregel lag nicht im Sinne des heftigen Ferdinand’. Er ließ ſofort Truppen werben , verfügte ſich nach dort erſt das Kroͤnungs⸗

Sie, und > ci traten Schlefien und die Laufig dem Bunde bei. Eine ganz. unerwartete. Dilfe erhielten die Böhmen dadurch, daß die proteſtanti— Sm Fürften des Deutſchlande dem Grafen Ernſt von Mansfeld, einem. trefflichen Kriegsmanne, die Erlaubniß ertheilten, im ihren Ländern Truppen. zu werben: Bald hatte er ein Heer von 4000 Mann beifammen, und, rüdte damit im Detbr. 1618 vor Pilfen. Nach einer hartnädigen Vertheidigung nahm er diefen nad) Prag wichtigften Plas in Böhmen den 21. Novbr. mit Sturm. - Der Kaifer war hierüber fo aufgebracht, daß er den Grafen von Mansfeld im folgenden Jahre in die Acht erklärte. Bei Herannahung des Winters machte Mathias einenen neuen Verſuch, dem Kriege, der ihm mit jedem Tage laͤſtiger ward, durch gütliche Unterz handlungen ein Ende zu machen. Diele der Aömirden Stände waren auch zum Srieden geneigt; aber Graf Thurn und Tolonna von Fels riethen eifz tig zur Fortfegung des Krieges, und fuchten ihnen die angetragenen Unters handlungen verdächtig zu machen. Daher erklärten ſich die Stände zwar ‚einen Waffenftiuftand anzunehmen , machten aber Bedingungen, welche den. Abſchluß nur erfhwerten. Der plögliche Tod des Kaifers ers ſtoͤrte endlich alle Ausficht zum Frieden. Mathias ftarb am 20, März 1619, vom Schlage getroffen. In feinen frühen Jahren zeigte M. fo viel Tätigkeit und. Entfchloffenheit, daß man von feiner Regierung große Erz wartungen -gehegt hatte; allein nachdem er den Thron beftiegen, fah, man bald, daß mehr. als; gemeine Negierungsfähigkeit und Negententugend erfor. dert wurde, um das wieder gut zu machen, was feines Bruders Sorglo— figkeit, Intoleranz und viele Unglücsfälle verdorben hatten. Deutfhland, von Parteien zerfplittert, bedurfte ein Eräftiges Oberhaupt, und fah ſich in: feinen Hoffnungen getaͤuſcht. Alle Plane und Verbindungen waren hiermit. ſchon auf eine andere Zeit. berechnet, trugen das Gepräge einer ungeduldig. beranftrebenden. Zukunft. Wie ein Fremdling ſtand der Kaifer in dieſem Gewühlz er fühlte es innerlich, aber defto tiefer. Krank, Einderlos, fah er Aller Augen auf feinen Nachfolger ‚gerichtet, der ihn, nur unter anſtaͤndigeren Formen, daſſelbe Schickſal erleben hieß, welches er feinem Bruder Rudolph. bereitet. hatte. (Bergt. Beine, 6. und.?. 8b. Heintichs Beute Reichsgefhihte, 6. Bd. ihr. v. Hormapr, —— Plutatch, 8. Bd. Feßler, Seisign der und ihrer Landſaſſen, 7.

Mathias, Koͤnig von Ungarn, ſiehe Hunpab.

Matrofen. Matſchin (Schlacht 1791). 258

Matroſen nennt man auf den Schiffen diejenige Mannſchaft, welche alle zur Regierung des Schiffes erforderlichen Handarbeiten verfiebt. Ein guter Matrofe bedarf mehrjähriger Ausbildung, Erfahrung und Abhärtung. Der niebrigfte Grad bderfelben iſt der Schiffsiunge. In der Regel theilt man fie in unbefahrnes Volk oder Auslaufer, und in befahrnes Volk ober Drummer. Das Matrofenpreffen, oder die Sitte, namentlich in Sees ftädten, Leute mit Gewalt von den Straßen zum Seedienfte wegzunehmen, exiſtirt jezt nur noch in England, Nordamerika und der Türkei. England hat für das Jahr 1836 30,000 Matrofen für feine Marine beit beftimmt.

asfchin, Schlacht zwiſchen den Ruſſen und Türken, ben. LO. Zuti 179

Schon pe bed Jahres 1791 hatten bie Ruſſen die türkifche Avantgarde dom Heer des Großveziers Juſſuph Baſſa bei Matfchin ange⸗ griffen, gefchlagen, ihre mehrere Kanonen abgenommen, und nad) einem Berluft von 2000 Dann faft gänzlich zerftreut, waren aber nach einem bis unter die Wälle von Brailow unternommenen Streifjzuge wieder nad Gallacz zurhdgegangen. Zwei Monate fpäter, am 3. Juni, uͤberfiel Gene ral Kutufow abermals bei Babada, einem Fleden, 6 Meilen von Brailow, ein zahlreiches türkifches Corps, welches ber blokirten Feftung zu Hilfe kom: men, und einen Proviant= und Munitionstransport von 2000 Wagen zus führen wollte, eroberte 8 Kanonen und erbeutete den ganzen Transport. Unterdefien waren zu Seistowe zwifchen Rußland, Oeſtreich und der Pforte Sriedensuntechandlungen angelnüpft worben ;"beffen ungeachtet aber dauerten die gegenfeitigen Kriegsrüftungen fort, und der Großvezier, um ben Ruffen das fernere Vorbringen nad) der Donau zu verwehren, und ſowohl Brais low, als die in Bulgarien gelegenen Hauptftädte Siliſtria und Varna zu decken, hatte ſeine Armee in der Naͤhe von Matſchin in mehreren Lagern zufammengejogen. Die Verftärkungen, welche die Türken noch täglich ers hielten, und wodurch das Heer auf beinahe 100,000 Mann anwuchs, lies Ben vermuthen, daß Suffuph über die Donau gehen werde. Dieß zu ver hüten, befchloß der ruffiiche Feldherr, Fürft Repnin, welcher in Abweſenheit von Potemkin den Oberbefehl führte, feinem "Gegner zuvorzufommen. Am 1. Juli brady daher die Hauptarmee aus dem Lager bei Scaerbeneft auf, ging, 40,000 Mann far, in drei Colonnen über die Donau, und fand am 10. Morgens, nad mehreren vefhwerlichen Märichen, im Angeficht des türkifchen Lagers. Die vortheilhafte Stellung, welche der Großvezier auf den in ber Umgegend von Matfchin gelegenen Höhen genommen hatte, ſo wie die von ihm entworfene Dispofition, machte der fonft fo unvollkomm⸗ nen Taktik der Türken alle Ehre. Aus Brailow rüdte ein 9000 Munn ſtarker Heerhaufen, in Verbindung einer auf der Donau liegenden türkifchen Flotille von 30 bewaffneten Fahrzeugen, in den Rüden der Ruffen, wurde indeß, da ihnen Fuͤrſt Repnin fhnel 8 Regimenter entgegens- ftellte, nach lebhaftem Kampfe zuruͤckgeworfen, und babei 6 Schiffe zerftört. Der ruſſiſche Heerführer formirte nun feine Zruppen in Garres, und be: fahl den allgemeinen Angriff auf das Lager. Er felbft commandirte im Gentrum, den rechten Flügel Fuͤrſt Gallizin, den linken General Kutufom. Anfangs leifteten die Türken nur ſchwachen Widerftand, und zogen fich hin- (se ihre Verfchanzungen auf die Höhen zuruͤck; bier aber hielten fie ſich, t108 der heftigften SKanonade der Ruffen, beinahe volle 6 Stunden, und der Angriff wurde mehrmals zurüdgefchlagen, bis endlich Kutuſow, bei def: fen Zruppen Mangel an Munition eintrat, eine Bajonetattale efahl, KH

251 Maubeuge (Belagerung 1793).

mit Ungeſtuͤm auf den rechten Flügel be6 Feindes warf, und ihn zwang, in Unordnung zurückzuweichen; bie Flucht wurde bald allgemein, und bie Sieger erbeuteten naͤchſt 30 Kanonen und 15 Fahnen das ganze reiche Lager der Tuͤrken. Nach ruffiihen Berichten blieben, da gegenfeitig nur wenig Gefangene gemacht wurden, 4000 Türken (nad Andern nur 1800) auf dem Plage; bie Ruffen verloren nur 600 Mann an Todten und Ver: wundeten. Juſſuph zog fi nach dem Verluſte der Schlacht nach Hirſowa und von ba in die Gebirgsgegenden Bulgariens zuruͤck, ohne weiter von den Ruffen verfolgt zu werben.

(Vergl. Martens, allgemeine Gefchichte bee Tuͤrkenkriege in Europa von 1356 1812. Gtuttgart, 1829.)

Maubenge‘, ſtarke Feſtung an der franzoͤſiſchen Rerdan anf bei: den Ufern ber Sambre, die zwar hier an mehreren Stellen ag, au

ift, aber in einem engen Thale fließt. Die Stadt hat 600 Sue und und 6000 Einwohner.

Belagerung durd bie Deftreiher 1793,

Der verunglüdte Zug des Herzogs von Vork gegen Duͤnkirchen und der darauf folgende Verluft eines Theils von Weftflandern, machte bie Selb: herrn der Verbündeten auf bie Unzweckmaͤßigkeit ihrer bieherigen Operationen aufmerkſam, und veranlafte fie zu neuen Berathungen, in welchen die Be: Iagerung von Maubeuge befchloffen wurde, deſſen Beſitz in jedem Betracht wichtiger erfheinen mußte, als der Beſitz jeder andern franzdf. Feſtung auf diefem Kriegsſchauplatze. Maubeuge, an fi fhon flark, durch ein vers fhanztes Lager, welches bie Feſtung auf dem linken Sambreufer in einem Halbkreife umgab, zur Aufnahme bedeutender Streitkräfte geeignet, aͤberdieß auf der Lürzeften Straße von Mons nad Paris gelegen, welches als bas politifhe Biel der Operationen betrachtet werben mußte, bildete den Haupt⸗ vereinigungspunct der franzdf. Nord: und Ardennenarmee, und hatte für die Stanzofen diefelbe firategiihe Wichtigkeit, als Ruremburg für die Wer bündeten. So lange jener Pla& noch in den Händen der Franzoſen blieb, mußten alle Öftreich. Truppen und Transporte, welche für die Niederlande beftimmt waren, einen weiten Umweg machen; audy blieb die Verbindung mit Luremburg und den am Mittelcheine agirenden Armeen fehr gefährdet. Sobald demnach der Herzog von York mit feiner Armee das rechte Ufer der Lys erreicht, und die Verbindung mit der Armee des Herzogs von Coburg wiederhergeftellt hatte, voucde zuc Belagerung von Maubeuge gefchritten, welches bisher durch ein im Lager bei Battignies aufgeftelltes Detachement nur beobadytet worden war.

Schon am 27. Septbr. flanden bie zur Einfchließung von Maubenge beftimmten oͤſtreich. Truppen bereit die Sambre zu überfchreiten, was am 29, obers und unterhalb der Zeitung in ſechs Colonnen erfolgte, worauf die in der Nähe ſtehenden franzöf. Abtheilungen mit Verluft von 11 Geſchuͤtzen fidy cheils gegen Guiſe, theils nach Maubeuge zuruͤckzogen, befien Befagung mit Einfluß der Truppen im Lager dadurch auf 20,000 Mann anwuchs. Zur Einfchliefung ber Feſtung auf bem rechten Ufer wurden 17 Bat. 8 Schwadr. beflimmt, auf dem linken blieben 5 Bat. 4 Schwabr., zu wel: den am 5. Detbr. noch 12,000 Holländer fliehen. Zur Dedung der Se: lagerung bezog F.3. M. Gierfagt mit 22 Bat. 63 Schwadr. eine Stellung, mit dem rechten Fluͤgel bei Berlaimont an ber Sambre, mit dem linken bei Obrechies; zur Dedung der linken Flanke fand General Benjowsli mit einem Detachement auf der Straße nach Beaumont. Auf dem linken Ufer

Maubeuge (Belagerung 1818). 235

zur Unternehmung gegen Zruppen beliefen fid) auf ungefähr 66,000 Dann, weren etwa 27,000 Mann zur Einfchliefung beſtimmt warn. Die übrigen Gtreitkräfte ber Serbandeten waren zur Deckung von Flandern bei Diemue, Ypern, Dies

unter York in Berbindung fi Bevor noch die Laufgräben eröffnet werben konnten, näherte fich ber nene framgöf. Dbergeneral Sour: ben mm Entſatz, und fellte bamit innen.

Er 45,000 Mann, wozu noch eine Divifion der Ardennenar:

mit befferem Erfolg. (f. zoattigniee), obgleich die im Lager vor Man⸗

benge fiehende Diviſion ganz unthaͤtig blieb, weßhalb ihr Comman⸗

beur, General Chaniel, guillotinirt wurde. Der Herzog von Coburg fand

ich ſchen durch ven eu von ehateigniet bewogen, das ganze Vorhaben

trat in der Nacht den Ruückzug binter die Sambre an, - während ein ; fübnereh Verfahren Jourdan's Niederlage und den Fall

der Feſtung herbeiführen konnte. Die Folge davon war, daß man im Laufe

bes nächfien Feldzuges fortwährend ein Corps von 27,000 Dann am der

Gambee ſtehen laſſen mußte, was matlırlich die Dffenfiokraft fchwächte. Der Seldzug 1794 wurde überhaupt im dirfee Gegend zum achefeit ber Ver

bündeten entichieden. (S. Sambre und Fleurus.) Fu

| Belagerung buch bie Prenfen, vom 20. Juni bis 11. til

A Be verbünbeten Deere, nad dem Siege bei Waterloo gegen Paris vordrangen, beftimmte der Feldmarſchall Zürft Blücher zur Einfchlies Bung und Belagerung der im Rüden gelegenen feſten Pläge: Maubeuge, Landrecies, Marienburg, Rocnoy ıc. das 2. preußifche Armeecorps, das Deuts fe Bundesheer, und die Befagung von Luremburg, über welche Prinz Auguft von Preußen den Oberbefehl führte. Das 2. preuß. Armeecorps (Senerallieutenant v. Pirdy 1.) wendete ſich gegen die erfigenannten Plupe. Die 9. Brigade deſſelben, unter Generalmajor v. Zippelstich, rüdte am 20. Juni vor Maubeuge, fchloß dafjelbe auf dem linken Ufer der Sambre fogleiy ein, indem es eine Poftenkette von der Vorftadt Baslieur lints über Affevent bis an den genannten Fluß 309. Auf dem rechten Ufer der Sams bre bildete das hannoͤverſche Hufarenregiment Nr. 30 die Vorpoften, wurde aber ſchon ben folgenden Tag, ba es eine andere Beflimmung erhielt, von dem 11. yreuß. Dufarenregiment abgelöfl. Die Zeftung liegt größtentheils auf dem linken Ufer der Sambre, von welcher ein Bleiner Arm durch bie Stade fließt, und in Gemeinfhaft eines von Mons berfommenden Badyes die Graben unter Wafler fept. Die Werke find nad) Vauban angelegt, und bilden ein ziemlich regelmäßiges Siebened. Sie find, da der Fluß von mäßigen Zhalrändern eingeengt, und von den Höhen bes rechten Ufers beberrfcht wird, dem gemäß fehr erhöht. Auf der Seite nad) Rouflies befindet fid) ein Horn: wert, vor den 4 Fronten auf dem linken Ufer aber Beine Außenwerke, und noch 600 Schritte mehr vorwärts zwei Lunetten, la Tileul und Affevent. Beide find nur von Erde, aber mit Paltifaden im Graben und Sturm: pfaͤhlen verfehen, und durch gebedite Wege mit der Tektung verbunten. "UuX

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‚rechten Ufer der Sambre, in Kanonenſchußweite vom der Feftung, bes findet ſich auf den Höhen von Zallige das halbverfallene verſchanzte Lager von , deffen Kiner Flügel ſih am den Fluß, der rechte aber an Die Vorſtadt auf der Strahe nach Avesnes, lehnt. Dieſe Verſchan- zung beftand aus einzelnen, zum Theil durch Linien mit einander verbundenen En beherrſchte vollkommen das vorliegende Terrain, fo wie zum Theil die Feftung felbft. Bei einer Ausdehnung von ungefähr 2000 Schrite ten würde dieſes ‚einem Corps von 8— 10,000 Mann mit 20—30 Gefdügen genugfame Gelegenheit darbieten, ſich gegen. einen Beind mis Warp zu dertheibigen, und die Abſicht Napoleon’s war, «8 in ng * ee ni

(usfüh) J ſuchten nun 7 ſchloſſene, hinter den al⸗ Im 15 angelegte Werke dem Feind von dieſet Seite entfernt zu halten. derfelben lag einige Hundert Schritte von Port de France zwifhen den Straßen von Beaumont und Avesnes, und war noch unvollendet. Eine zweite, gut und ftarf gebaute te, mit Graben

Feſtungswerke find durchgängig mit Mauern bekleidet, waren aber ftels, Tenweife mangelhaft, und aud die für einige Taufend Mann vorhandenen Kafematten ebenfalls in ſchlechtem Stand. Außerdem war der Platz mit Material und Lebensmitteln hinlaͤnglich verfehen, und auf den Waͤllen be— fanden ſich 80 Stück metallene Gefhüge. Die Befagung, unter General Graf Latour: Maubourg, beftand aus 3000 Mann Nationalgarden, einigen Hundert Mann Linientruppen, alte gediente Leute, und 60 Artilleriſten. Je— des Außenwerk war mit 100— 200 Mann und 3 Kanonen befegt, und der Commandant ſchien fid hartnäckig vertheidigen zu wollen. Am 23. Juni kam Generaltieutenant von Pirch mit dem Hauptquartier des Corps in Gerfontaine, und die 7. Brigade, unter Generalmajor. von ‚Brauffe bei Bouffois an. Letztere war zur, Einſchließung auf dem rechten Ufer beftimmt, und marſchitte den 24. uͤber die Bruͤcke bei Marpent in's Lager bei Gerz fontaine, eine kleine Stunde von Maubeuge. An diefem Tage übernahm auch Prinz Auguft das Commando des Blokadecorps, recognoscirte ſelbſt den Pla, und verlegte, nachdem er den fpeciellen Befehl der Belagerung dem Generallieutenant von Pirdy übertragen, fein Quartier nad) Colleret, zwei Stunden von Maubeuge. Um einen ernften Angriff zu unternehmen, fehlte es zur Zeit nody an dem nöthigen Material aller Art, und es war im Augenblid nur die Feldartilferie des Corps. disponibel: Zwar waren zur Ausrüftung des zu Avesnes vorgefundenen Gefhüses- und zur Bildung eines: Artilletieparks bei Cerfontaine bereits die nöthigen Anjtalten getroffen; bieß konnte jedoch vor dem 28, Juni nicht bewirkt erden. Dem Prinzen Aus guft mußte indeß an der baldigen Eroberung des Plages um fo mehr gele— gen fein, da derfelbe bie gerade Hauptſtraße von Mons nad) Paris ſpertte, und durch deſſen Beſitz die Armee einen guten Waffenplag und für alle Faͤlle einen ſichern Uebergangspunet ber die Sambre erhielt. Da: bie Erz richtung von Batterien am zwedmäßigften auf den. Höhen von Affevent und Rouſſies gefchehen konnte, mußte man ſich vorher in Beſitz bes alten ver— fdanzten ſetzen, welches bisher nur durch einzelne Schildtvachen beob= achtet worden war. General von Brauffe befegte daher in der Nacht 27. auf den 28. in aller Stille mit 3 Bataillonen die alten Linien, whrend,

Maubeuge (Belagerung 1818). Ri

die Feſtung auf dem linken Sambreufer allarmirt wurde. ach dee Beſth⸗

dieſes Lagers war die Stärke und Stellung bes Belagerungscorpe am 24. Juni folgende: Das Ganz: beſtand aus der 5. und 7. Infauterie⸗ brigade, jede zu 3 Reg., zufammen 8600 M., zwei Reg. Landwehrcav. von circa TOO Pferden (da6 11. Hufarenreg. war nach Vervins abmiarfchiet), und 1200 Mann Artillerie, demnach aus 10,500 M., wozu noch zwei Gempagnien Zeldpioniere kamen. An Geſchuͤzen waren vorhanden: 28 ſechs⸗ Mündige und 8 zweipfündige Kanonen, 10 fiebenpfündige und 4 zehnpfünsz dige Haubigen. Auf dem linken Ufer dee Sambre flanden: Generälmajor v. Zippelstich in Bouffois. Bel Douzier auf der Straße nach Bavay 1 Bat. Infanterie und 2 Schwadr. Gavalerie. Bei Baslieur auf der Straße nach Mons 1 Bat. Infanterie. Vorwaͤrts Merien 2 Schwadr. Cav. Bei Afs fevent 2 Bat. Infanterie. Diefe Haupttrupps ber Vorpoften hatten, durch das mit Hufen und Heden befegte Terrain begünftige, eine Linie von Feldwachen und Vedetten bis auf Gewehrſchußweite von ber Feſtung vorges ſchoben. Als Referve ftanden Im Bivouak bei Bouffois: 3 Infanteriebat., 2 Schw. Cav. und eine ſechspfuͤndige Sußbatterie. Auf dem rechten Ufer ber Sans bee befanden fi: Generalmajor dv. Brauffe in Cerfontaine. Bel Haument 3 Bat. Infanterie; 2 Compagnien davon in der Vorſtadt Louvroyl, bicht an der Feſtung. In den Linien von Rouffies 6 Compagnien Infanterie, 2 Comp. mehr ruͤckwaͤrts als Reſerve. In Machine aux armes 3 Comp. Infanterie und 1 Comp. in Rouſſies. Der Meft der Brigade, 5 Bat. Infanterie, 2 Schwadr. Cavalerie, und eine fechspfändige Batterie fand: in Reſerve bei GCerfontaine.. Hinter dein Bivouak diefer Truppen befand fi ber Artilleriepart; das Ingenieurdepot war bei Requignies, voofelbft die Pios niere im Bivouak Ingen. Nachmittags 4 Uhr machte ber Feind einen Aus⸗ fall mit 400 DM. gegen bie Verſchanzungen zwilhen ben Chauſſéen von Beaumont und Avesnes, vermuthlich um zu recognosciren, warf bie Kelds wachen zurüd, 309 fich aber, als bie Soutiens vorgingen, fchnell wieder zuruͤck. Da die Vorarbeiten vollendet waren, begann das Bombardbement am 29. früh 48 Uhr aus 4 Batterien, und zwar aus ber Batterie Ne. 1 bei Affevent in einer Entfernung von 1200 Schritten von ber Seftung mit 8 zmwölfpfündigen Kanonen, und aus den Batterien Nr. 2, 3 und 4, welche in den Linien von Nouffies erbaut waren, mit Daubigen. Nah Verlauf einer Stunde gerieth ein Magazin und mehrere Häufer in Brand, und mit einer Unterbrechung von 3 Stunden dauerte das Bombardement bie Abende 7 Uber, und wurde von den Wällen, doch ohne großen Nachtheil für die Belagerer., lebhaft beantwortet. Auf eine Aufforderung an den Commans danten bat ſich derfelbe bis zum andern Tag Bedenkzeit aus, vermuthlich aber, um nur Beit zum Löfchen zu gewinnen, weßhalb auch das Feuer ber Preußen um 9 Uhr abermals begann, -und bie ganze Nacht mit folchem Nachdruck fortgefegt warb, daß die Brände mehrfach zum Ausbruch kamen, und die große Kirche in. Afche gelegt wurde. ine wirkfamere Fortſetzung bes Bombardbements verhinderte der Mangel an Mitteln, und befonders an Munition; deßhalb ließ Prinz Auguft am 30. Morgens 3 Uhr die Bes fhüge aus den Batterien bis auf 4 Haubigen in Nr. 4 zurüdziehen, und diefe unterhielt bis Nachmittags ein langfames Granatfeuer, um die Löfche anftalten bes Feindes zu erfchweren. Es waren in Zeit von 16 Stunden 1045 Kugeln verfchoffen und 1769 Granaten geworfen worden. Die Preus Ben hatten nur 4 Verwundete. Die hartnädige Vertheidigung des Grafen Latour machte ernftere Angriffsmaßregeln noͤthig; auf bie Ankunft bes preus ßiſchen Geſchuͤtzparkes war jedoch fo bald noch nicht zu reinen, va

Miülttair« Sonv.:ericon. V. Bd. Yr

258 Manbeuge (Belagerung 1815).

ftellte ber Perzog v. Wellington 60 vollftändige, mit Munition verfebene Geſchuͤtze aus dem bei Mons befindlichen englifhen Park zur Dispofition bes Prinzen. Die Anftalten zur förmlidhen Belagerung wurden nun mit Eifer betrieben, und taͤglich 6 800 Arbeiter von der Infanterie mit Ans fertigung von Faſchinen und Schanzkoͤrben beſchaͤftigt. Am 1; Juli traf der Ingenieuroberft v. Ploofen bei Maubeuge ein und übernahm bie Leitung der Arbeiten; auch fehlug man vorwärts Affevent, unter den Kanonen der Feſtung, zur leichten Communication der Linien bei Rouffies, eine Schiff: brüde. Bis zum 6. Juli fiel nichts Bedeutendes wor; am 8. langten unter dem englifchen Artillerieoberften Dikfon 20 Vierundzwanzigpfünder und 18 MWurfgefhüge bei Bouffois an, und bildeten dort einen zweiten Artillerie: part. Zu Gerfontaine waren gleichzeitig aus Avesnes 4 fech&zehnpfündige Kanonen, 5 Haubigen und 2 funfjigpfündige Mortiers angefommen. Les berhaupt vermehrte fi) das Belagerungsgeſchuͤtz taͤglich durch Verſtaͤrkungen aus der eroberten Feſtung Guiſe und von Mons.

Zufolge des von dem Oberſt von Plooſen an den Prinzen Auguſt ein⸗ gereichten Angriffsplanes waren 6— 7 Tage zur Wegnahme ber Außen⸗ wecke, und dann ferner noch 12 Tage zur Breſchelegung erforderlich. Es ſollten hierzu 76 Geſchuͤtze, ind. 36 Wurfgeſchuͤtzen, in Thaͤtigkeit geſetzt, und zuſammen 29,100 Kugeln verbraucht werden. Die Artillerie und das Ingenieurcorps hatte bis jetzt gegen 6000 Schanzkoͤrbe, eben fo vid Faſchinen und 4000 Sappenbuͤndel gefertigt. Den S. Juli Abende begann der Angriff gegen die Redoute vor Fallize, wozu die Artillerie 2 Batterien binter den alten Linien, rechts der Straße von Beaumont, und eine 3. Ines des Weges von Beaumont errichtete. Zugleih mit dem Bau ders felben eröffnete man die Kaufgräben. Alle diefe Arbeiten waren, von den Franzoſen unbemerkt, fortgefegt worden, und fetbft am 9., als der Tag ans gebrochen, und man bereits mit der Sappe auf 80 Schritte vorgerudt war, blieb der Feind unthätig. Erſt um 7 Uhr eröffnete er ein lebhaftes Klein geroehrfeuer gegen die Arbeiter, das aber, da gleichzeitig die Batterien zu fpielen anfingen, bald zum Schweigen gebracht wurde. Unterdeß erweiterten fi die Zrandyeearbeiten immer mehr, fo daß gegen Mittag bie 3 Mortiers aus der Batterie Nr. 1 in die Parallele getragen werden Eonnten, und diefe unterhielten nun von hier aus ein fo wirkfames Feuer, daß die Fran: zofen fich genoͤthigt faben, in der Nacht den Poften in folcher Eile zu vers iaſſen, daß fie einen großen Theil Munition zurückließen. Der diefjeitige Theil der Bruftwehe wurde nun durchbrochen, der feindliche Eingang ges fperet und die Redoute mit einer Compagnie befegt. Das andere, zwifchen den Chauffeen von Beaumont und Avesnes gelegene Werk war, da es im Rüden eingefehen werben konnte, ebenfalls geräumt worden. In derfelben Nacht wurden auch die Laufgräben gegen die Lunette von Affevent und ein Annäherungsgraben , fo wie eine 800 Schritt lange Parallele, deren rechter Flügel 300 Schritt von der Lunette entfernt lag, ungeftört eroͤffnet. Nach der Einnahme der Redoute von Fallize hatte die Artillerie völlige Freiheit zum Bau ber beabfichtigten Demontirbatterien; 400 Arbeiter waren [chen feit einigen Tagen bier befchäftige, und in der Nacht auf den 11. Juli wurden 2 Batterien aufgeworfen. Auf dem linken Ufer der Sambre ar: beitete man dagegen in der Parallele gegen bie Zunette an 3 Batterien. Der Feind [hof von 12 Uhr in der Nacht fortwährend, jeboch ohne Erfolg, auf die Arbeiter, und machte mit Tagesanbruch, unter Begünftigung eines dichten Nebels, mit 500 Mann einen Ausfall, näherte fi unbemerkt dem rechten Flügel bes Laufgräben, uͤberfiel die Arbeiter in denſelben, und brachte

Mauerbrecher. Mauern.

diefe einen Augendlick zum Weichen. Die im Stumfh 5

Soutiens warfen ihm jedoch bald wieder in die Feſtung zur

um 6 Uhr früh eröffneten bie Moͤrſerbatterien ihr Feuer au

der Feind richtete dagegen fein Geſchutz hauptfächlic auf die Battere. verwundete md töbtete in derſelben einige Mann und demor u 24pfündige Kanone, Indeß war das Feuer der Belagerer dem

gerten fo überlegen, daß der Fall der Lunette, der man bereite

Schritt mahe gekommen war, und worin ſich die Mannfhaft nıyı me haften Fonmte, für die naͤchſte Nacht mit Gewißheit vorauszufehr- war- Zwiſchen 2 und 3 Uhr war das feindliche Gefchlig im der größten At fit, und nicht mit Unrecht hielt man diefe Anftrengung für bie

einer Kriſis. Gegen 4 Uhr wehte die weiße Sahne von dem angeyı Pologon, und der Commandant verlangte unter der Bedingung zu. liren, daß die Nationalgarden die Waffen niederlegen und in ihre Fe entlaffen wirben, er felbft aber ‚mit 150 Mann und 2 Kanon

Abzug zur feanzöfifhen Armee hinter die Loire erhalten follte.

Bewer wurde von beiden Seiten fogleidy eingeftellt; jedoch are ten bie Preußen während der Unterhandlung unausgefegt und mit großu Eifer an den ferneren Belagerungsanftalten, welche indeß, da am 12. Mlız ugs die Uebergabe definitiv abgeſchloſſen wurde, ebenfalls unterblichen. Am 14. Juli defilirte die Vefagung in der oben angeführten Stärke vor dem in Linie aufgeſtellten Belagerungscorps, und der Prinz Auguft hielt an der Spige deifelben feinen Einzug in. Maubeuge.- Zum Commandanten der Eeftung wurde der Major von Löwenfeld ernannt, und 2 Bat. zur Beſat- zung bejtimmt. Die 5. Brigade cantonirte In und bei der: Stadt, bie 7, Brigade hingegen feste ſich fogleich in Marfch gegen Landrecies, Manı fand in Maubruge 76 Gefhüge, 5— 6000 fertige und 15,000 noch nicht zufammengefegte Gewehre, 500 Gentner Pulver, fo mie einen großen Vot— rat) an Eifenmunition und anderem Material. Der Verluſt der Preußen an Todten betrug während der Belagerung 16 Gemeine und 3 Officiere, und 60 Mann wurden verwundet. (Vergl. Plotho’s deutfchzfranz. Krieg. Eiriacy's Belagerungsfrieg.) P

Neunerbrecher oder Sturm bock, ſ. Belagerungswerkzeuge der Alten.

Mauern von Gärten, Vorwerken, Kirchhoͤfen, Schloͤſſern, Dörfern, Städten x. koͤnnen im Feide oft mit Vortheii als Schugwehren zur Wer: theidigung benupt werden, indem man entweder Über fie hinweg oder durch in ihnen vorhandene oder angebrachte Deffnungen feuert. Soll die Vers theidigung über fie hinweg Statt finden, fo beftimme bie Höhe der Mauer, 05 dazu noch befondere Vorkehrungen nöthig find, oder ob dieß unmittelbar geſchehen Bann. Haben die Mauern an ber Seite, wo bie Vertpeidiger aufs geſtellt werden follen, die Anfclaghöhe von 4—44 Fuß, fo kann ohne Weiteres das Fußvolk Über fie hinweg feuern. Ueberfchreiten fie diefe Höhe, fo müffen Hinter ihnen Erhöhungen angebracht werden, von welchen aus ber Waffengebrauch über die Mauer hinweg ‚frei und ungehindert Statt finden ann, oder bisweilen läßt ſich wohl auch eine ſolche Mauer leicht um fo viel erniedrigen, als fie zu hoch if. Bei Mauern, die nur etwa um 1, 2— 3 Fuß zu hoch find, wird man durch dahinter angefhüttete Erdbankets meift am ſchnellſten feinen Zweck erreichen; bei höheren Mauern aber muß man feftfichende Gegenftände, 3. B. Mauerböde, Tonnen, Wagengeftelle, Dantgeräthe x. von der srforberlichen Bankethoͤhe in Wien Snteammun

200 Mauern.

zageag IH: Kin iM sis? —— et Balsa EB

inſchnittgraben anlegen, daß die Mauer dann von dee Sohlenflaͤche rabens gerade 4 Fuß Höhe hat. Liegt eine fo miedrige Mauer ober iſt fie auf der andern Seite überhaupt zu unbedeutendes Hinderniß der Ueberfteigung für den in, bei vorhandener Zeit, nothiwendig, vor ders

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FE ?

fehe durch die Erſchütterung des Durchſchlagens an Feftigkeit Leider, ja ni Theil einftürzen würde. Wo man aber bergleihen Deffnungen,

zuieilen in alten Kloſter-, Schloßs und Kichhofmauern, vorfinden follte, die vielleicht ſchon früher zu dergl. Gebrauch beſtimmt waren, fo können diefe entweder ohne oder mit geringer Nachhilfe zum jegigen Waffengebrauch eingerichtet terden. Da die Mauern, welche man zu dergleihen Befe— ftigungen wird benugen innen, nur ſelten fo flark und tüchtig find, daß fie einem ernftfichen Geſchuhangriff den erforderlichen Miderftand zu Ieiften vermögen bie Befeſtigungskunſt verlangt gegen 12pfündige

2—3 Fuß finrkes und feſtes Mauerwert fo kann man zu ſchwachen Mauern, fobald die dazu möthige Zeit mod vorhanden iſt, dadurch größere Miderftandsdauer verfchaffen, daß man längs dem Mauerfufe einen Spisgraben aushebt, und die daraus gewonnene Erde gegen Mauer anmirft, wobei der Graben, vorzüglid dann, wenn man mit Strauchwerk oder zugefpisten Baumzweigen und ähnlichen Di füllen kann, noch ein ziemlich gutes Annaͤherungshinderniß abgibt: fo wird es fich auch nicht felten treffen, daß dergleichen Mauern herein mehr oder weniger lüdenhaft und deßhalb nicht überall von Höhe find. Im folden Fällen muß man biefe Lüden mit zur erforderlichen Höhe ausfüllen, oder man vertieft den Boden niederen Stellen und verftreut die ausgeworfene Erde in's Feld. völliger Eingang hinter der Mauer duch ihren Zerfall an Stelle vorhanden, fo fhlieft man biefen am beften durch davor gezogenen Gräben, fobald das Material und die Zeit zur vorhanden tft, in der Geſchwindigkeit aber auch bloß durch ‚geftellte beladene Wagen, oder man fann fie auch durch anderes

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Mauerpetarde, Maupertuis (Schla ht

firende ——— den vor den ausfpeingenden Winkeln vx

unbefteichenen Räumen ein witkſames Feuer zu verfhaffen. Wo ı v ausfpringende Winkel vorhanden findfMverbleiben dieſe machtheifigen unde⸗ ſtrichenen Räume (f. ausfpringende Winkel und todte Winkel), umd bei hohen Mauern entitehen auch noch am Fuße derfelben die ebenfalls nachtheiligen todten Winkel. Beide Mängel laffen fi vermindern, wenn man in den Eden und den Seiten der Mauer Pallifadentambeurs (f. Zambour) anlegt, von welchen, aus die Mauerfeiten flankirt werden Eönz men. Daß diefe Verftärkung aber nur da angewendet werden kann, wo die Mauer nicht ſogleich zur Vertheidigung benugt werden muß, iſt leicht bes geeiflich; wo alfo die Zeit zu ſolchen Anlagen nicht vorhanden ift, muß man die Nachtheile der unbeftrihenen Näume dadurch zu vermindern fuchen, daf man vor den Eden Hinderniffe der Annäherung anbtingt, wie fie eben die vorhandene Beit und das dazu taugliche Material anwenden laſſen. Der: gleichen zu dieſem Behufe ammendbare Gegenftände find 3. B. Adereggen,

Baumaͤſte ıc ird durch eine ſolche zur Vertheidigung beſtimmte Mauer eine ifo liete Terrainſtelle ganz umſchloſſen, fo müffen in ihr alle Eingänge, bis auf den, welchen man ſich zum Nüczuge oder zur Communication offen erhal: _ tem till, gefperrt und mo moͤglich aud zur Vertheidigung eingerichtet wer⸗ den. Sind die Eingänge durch Thore zw verfchliegen, und öffnen ſich die: felden nad) außen, fo kann man davor einen Graben ausheben und die Erde daraus gegen das Thor anwerfen, hinter diefem aber in der gehörigen Höhe Schießloͤcher einſchneiden; öffnen ſich die Thorflügel aber nad) innen, fo find diefe durch ſchwete Gegenftände, 3. B. beladene Wagen und dergl,, sehörig zu verrammeln. Den Eingang aber, den man ſich offen erhalten muß, iſt es gut, wenn es geſchehen kann, durch ein Pallifadenthor oder Zambour zu verwahren. In genauem Verhältniß zu diefen erklärten Bertheidigungsanordnungen tritt nun auch die Anzahl ber Vertheidiger hin⸗ fichtlich ihrer Anftellung und den Gebrauch, ihrer Waffen. Wo man über die Zahl der Truppen frei disponiren kann, hat man ihre Anzahl nach dens ſelben Principien zu befimmen, wie bei Schanzen (f. Schanzen), d. h. es iſt dann alle 3 Zuß 1 Mann, in ein oder zwei Gliedern, an der Mauer, zur Vertheidigung anzuftellen, außerdem aber noch 4— der Vertheidiger⸗ sabl als Neferve zu bilden. Oft aber wird der Fall eintreten, daß die zu einer folchen Vertheidigung vorhandene Mannfcyaft nicht ausreicht, die Mauer auf diefe Weiſe zu befegen; dann darf man nicht etwa die vorhandenen Streitkeäfte zu fehr zerſplittern, fondern man muß nur einzelne und zwar die wichtigſten Puncte, 3. B. flankirende Linien, Zambouranlagen u. dergl., hinlänglich ſtark befegen, dabei aber ftet noch auf eine hinlängliche Referve halten, welche in dem von ber Mauer umfchloffenen Raume fo aufzuftellen ift, daß fie von da aus gegen jede Stelle der Mauer, bie vom Feinde ers flürmt werden follte, ſchneil vorrüden und diefem feine errungenen Vortheile wieder entreißen kann. e. Mauerpetarde, ſiehe Petar de. J Maupertuis, unwelt Poitiers, im franyöfifchen Departement der Vienne. Schlacht am 19. Sept. 1356 zwifhen dem Prinzen Eduard von Wallis und Köniy Johann IL von Frankreich. Aufgerauntert durch den glücklichen Fortgang ber englifhen Waffen in den vorhergehenden Zeldzügen, hatte. der Prinz Eduard von Wallis ((. d.\ im Jahte 1856. einen neuem. Cinfall in das Herz won Kraukwidg warrranın-

202 Maupertuis (Schlacht 1356).

men. Während er mit 8000 Mann vor dem Schloffe Romorantin ſtand, eitte König Johann von Frankreich mit 50,000 Mann, die er ſchnell zus fammengebradht hatte, ihm ben Rüggug abzufchneiden. Sogleich hob Prinz Eduard die Belagerung auf und fuchte Poitiers zu erreichen; aber das franzöfifhe Heer hatte ihn bereits überholt, und fomit fah jener troß ber Ueberzahl feiner Feinde ſich genöthigt, eine Schlacht anzunehmen. König Johann machte mit feinem Deere Kehrt, und bereitete fi) zum Angriffe ber Engländer, welche auf den hohen Feldern von Maupertuis, Front nad eis nem Abhange, ihre Aufftellung nahmen. Bogenfhügen und Leichtbewaffe nete, von einem Erdaufwurfe gededt, flanden am Rande ber mit Reben bepflanzten Anhöhe, hinter ihnen die Gehamifchten zu Fuß, beren Pferde zu dem Gepäde zurudgefchicht wurden. In die Heden bes Abhanges waren Bogenfchügen vertheilt, um den ſchmalen Hohlweg zu vertheidigen, der den einzigen Zugang zu ben Feldern von Maupertuis bildete. Unter den Ans führern der englifchen Deerhaufen verdienen die Grafen von Warwid, Sa⸗ lisbury und Suffolt, und die Lords Chandos und Aubely einer befondern Erwähnung. Der König von Frankreich theilte feine Mache in 3 ziemlich gleiche Abtheilungen, jede etwa zu 17,000 Mann, von denen der Derzog von Drleans bie erfte, ber Dauphin die zweite und dee König felbft bie dritte befehligte, und befchloß, nachdem ber Ritter Ribeaumont den Feind ‚recognogcire hatte, den Zugang zu der Anhöhe zu fordiren. Den Auftrag hierzu befamen 300 Schwergeharniichte zu Pferde und 600 dergleichen zu Fuß unter den Marfchällen Audenham und Glermont. Eben als die Krane zoſen vorzuruͤcken begannen, erfhien ber päpftliche Legatcardinal Perigord, und bot fih, um ferneres Blutvergießen zu verhindern, als Vermittler cn. Prinz Eduard, feine gefährliche Lage erkennend, war nicht abgeneigt, und ſchlug vor, gegen das Verfprechen eines freien Ruͤckzuges, alle in dieſem und dem vorigen Zeldzuge gemachten Eroverungen zurüdzugeben ; aber ber König Johann ftellte fo harte Bedingungen, daß der Prinz von Wallis, ohne feine Ehre zu gefährden, nicht darauf. eingehen konnte. Indeß war der Tag (18. Septbr.) mit Unterhandlungen vergangen, fo daß die Schlacht auf den nüchſten Morgen verfchoben werden mußte. Prinz Eduard benuste die Nacht, feine Stellung durch neue Verfhanzungen zu verſtaͤrken, und in “feine rechte Flanke einen Hinterhalt von 600 Geharnifhten und Bogen: (hüten unter Grailly, bekannt unter dem Namen Gaptal de Bude, zu legen, ber während des Gefechtes den Feind auf feinem linken Flügel ans griifen follte. Am Morgen des 19. fegten ſich die Marſchaͤlle Audenham und Glermont mit der Vorhut gegen ben Hohlweg in Marfch, wurden aber hier von den durch die Gebuͤſche und Hecken gebeten engliihen Bogen: fügen mit einem Hagel von Pfeilen überfchüttet und ergriffen nach frucht⸗ tofee Gegenwehr in größter Verwirrung bie Flucht. Audenham wurde ge: tödtet, Clermont von den Verfolgenden gefangen genommen, und bie ganze Vorhut warf fi) nad) beträchtlihem Verluſte auf die erfte Linie, welche fie in ihrer Flucht mit forttiß. Die Unordnung theilte ſich auch der zweiten Linie mit, und ein Theil derfelben folgte, von paniſchem Schreden ergriffen, dem Beifpiele der erften Linie. Indem ber andere Theil der Linie des Dau⸗ phins ſich noch zu halten verſuchte, brach der englifche Hinterhalt unter Cap: tal de Buche hervor und fiel derfelben in die linke Flanke, während zugleich Heinz Eduard ſelbſt an ber Spitze feiner Geharnilchten, die er wieder hatte anffigen laffen, die 2. franzoͤſiſche Divifion in der Front angriff. Die Ritter

16, Bodenai und St. Venant, denen die Sorge für die bei biefer Linie

lichen franzöfiiden Prinzen andertraut war, glaubten ihrer Pflicht am

Mauritius: und Sazarırsorben: 203

ſicherſten zu genügen, wenn fie die Prinzen im dem Augenblicke, wo fie Alles verloren gaben, aus dem Gefechte brächten, und gaben fomit unvors ſichtiget Weife das Beifpiel zur Flucht, dem das ganze Corps folgte. Nur der König wollte das Schictſal des Tages noch aufhalten und ſtollte ſich mit unerſchrockenem Muthe dem Siegern entgegen, nachdem er feine Reiterei hatte abfigen laffen. . Dadurdy gewann der Herzog von Orleans Zeit, das 1. Treffen hinter dem 3, wieder zu ſammeln, und nun erft begann bas eigentliche Treffen. Beſonders higig war das Gefecht um die Perfon des Königs, der on feine Flucht dachte, obgleich um ihn her die Neihen der Zapferften feines Bestes immer dünner wurden und fein Lieblingsfohn Philipp: an feiner Seite eine gefährliche Wunde erhielt. Vorſichtig ſchonten die Feinde, den Heldenmuth des Königs achtend, fein Leben, bis er ſich endlich erbor, ſich dem Prinzen von Wallis zu übergeben. Aber diefer hatte den flichenden Feind auf einer andern Seite verfolgt, und war nicht gegenwärtig, und ber König, außer Stande, noch länger zu fechten, erlitt die Demüthigung, ſich an eis men im engliſchen Deere dienenden franzöfifhen Ritter, Denis von Motbec, als Gefangenen ergeben zu müffen. Sein jüngfter Sohn, Philipp, theilte das Schidſſal feines Vaters. Die koͤniglichen Gefangenen wurden mit der ihnen gebührenden behandelt, und es wirft dieß menſchliche und achtungsvolie Benehmen des Prinzen gegen ben König das ſchoͤnſte Licht auf feinen Charakter. Bis zu Eindtuch der Nacht wurden die Franzofen verfolge. Iht Verluſt betrug 11,000 Todte und 14,000 Gefangene, unter denn ſich ein Etzbiſchof, 13 Grafen und 70 Barone befanden. Der eng⸗ tfche Verluft war im Verhältniß geringer. Neben feinen eignen Eugen Anordnungen hatte ber Prinz von Wallis den Gewinn diefes Treffens den unklugen Mafregein des Königs Johann zu danken, im Folge derem biefer den Hohlweg durdy ſchwere Meiterei foreiren wollte und im letzten entſchei- denden Augenblicke der Schlacht feine Reiterei abfigen lich.

(Bergl. Sismondi, histoire des Frangais. Rapin Thoyras, histoire d’An- gheterre. v. Kausler, Atlas der merkw. Schlachten 1. 2. Eiferung.)

Mauritius⸗ und Arsarusorden, ein Eönigl. fecinifare Ritter: orden, wurde als Orden bes heiligen Mauritius, des Schutzvatrons von Savopen, 1434 vom erften Herzog von Savopen, Amadeus Vil., geftiftet, um ein Dereinigungszeichen der Polisit und Religion zu bilden, und beftand aus einem weißen Kreuze. Bald darauf erlofch bes Orden wieder, bis ihn, zur Beit des Fortſchreltens der Reformation, Herzog Emanuel Philibert von Savoyen im Jahr 1572 als Auszeihnung für bie Vertheidiger des katho— liſchen Glaubens erneuert. Papft Gregor XII. vereinigte bei der in dem⸗ felden Jahre erfolgten Beſtaͤtigung den kurz vorher von ihm in Stalin aufgehobenen Lazarmsorden mit dem des Mauritius. Unter dem vereinigten Namen befteht er noch jegt; nur haben ihn die Beitumftände in einen Vers dienſtorden für Mititair und Civil umgewandelt. Die früheren en gen und Befigungen (Commanderien) bes Ordens beftchen noch jet Theil zur Benutzung der Mitglieder; ein anderer Theil der Einkünfte sine Penſionen für die, welche feine Commanderien haben. Der Aufzunchmende muß 8 Ahnen nachweiſen, wovon indeß der König als Generaigroßmeiſter dispenfiren ann, und das Gelübde des Gehorfams, der Krankenpflege und der ehelichen Treue (fein Ritter darf ohme päpftliche Erlaubniß weder zur zweiten Ehe fchreiten, noch eine Witwe beraten), leiſten. Alte Großkreuze müffen vorher Ritter geweſen fein. Drdenszeichen iſt ein einfach weißes Kreuz, welches mit. sinem Bedigen ri ‚grbmen Kera wann.

264 Mauroforbatos. wird von ben Großkreuzen an einem grünen Bande um den den Mitern im Knopfloche getragen, Die Mitglieder für —* —— eine beſondere Feſtkleldung, für gewöhnlich eine uniform. (S. Gottfhalt’s ——

Maurokordatos, Alerander M., Fürſt, um Jahr 1780, gehört unſtreitig zu den ften und gebildetften führern im griechiſchen Freiheitskriege. eitig erwarb er ſich -

thum_ verließ, nach der und Stafien, wo er an feiner —— als Staatsmann und Krieger thaͤtig arbeitete. Zu Piſa erreichte ihn der Aufruf Alexander Kantakuzeno’s, worauf er fih 1821 mit feinem gerins gen Dermögen und einigen Taufend Piaftern gefammelter Beiträge in Bes ‚gleitung mehrerer franzöfifcher Dfficiere in Marſeille einſchiffte und im Pre foponnes freudig empfangen wurde. Seine offene, fanfte und edle Geſichts⸗ bildung, feine bewundernsmwürbige Geduld bei gänzlicher Selbftverliugnung und fein gefälliges Benehmen erwarben ihm bald Einfluß. Im Verein mit Demetrius Vpfilanti bewog er die mächtigen Primaten zur Mitwirkung für den großen Zweck, betrieb die Einfegung einer regelmäßigen Regierung * im Peloponnes und zu Argos, fo wie die Bildung eines grie⸗ chiſchen Congreſſes. Bor Atem bemühte ſich nun M., mit Kolokotroni

ſeines Generalſtabes. Nachdem er feine Stelle als Präfident des Vollzies hungsraths proviſoriſch dem Vicspräfidenten Athanafius Kanakares übergeben hatte, begab er ſich mit ben regulaiten Corps nad Miſſolunghi, wohin ihm unverzüglich 2000 Peloponnefer folgen follten, um feine Streitkräfte wenige ſtens auf 10,000 Mann zu bringen. Leider war aber die Ausführung bem entworfenen Diane nicht ‚entfpredend; denn M. fand zu Miſſolunghi nur Uneinigleit unter den, dortigen Häuptlingen, und aus dem Peloponnes führe ten ihm Delianopulo und ein Sohn des Kolokotroni ftatt 2000 Mann nur 500 zu, wodurch feine Streitkräfte rum auf 2000 Mann anwuchſen. Er vereinigte ſich hierauf mit den albanefiihen Truppen des Chiliarchen Markos Bozzaris, um Suli zu entfegen und Arta zu nehmen; erfieres wurde zwar entfegt, allein nad dem biutigen Kampfe beim Dorfe Pen, unweit Acta, welcher durch die Verrätherei des griechiſchen Kapitains Gogo mißlich endete «ben 16. Juli), war an weitere offenfive Unternehmungen nicht mehr zu denken. Vergebens rief M. alle flreitfähige Mannfchaft zu den Waffen; er wurde von ben andern Deerführern nicht unterftügt. Mit geringer Manns Det. Bor er ſich endfid Anfang Novembers nad Miffelunghi. a Bil: bier der Oberſt Voutier die Gefahren feines längeren Aufenthaltes. in nanien und zugleich darauf hindeutete, dat feine ee: im Belegen vom größerm Nugen fein dürfte, erwiederte M.: „Die Bewohner Prodinzen find es allerdings nicht werth, daß wir ans für fie auf:

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Mauroforbatos. opfern; wenn ich mic aber zucüchziche, werden fie fidh | und die albanefifchen Horden bis Patras vordringen. welcher nut mit Mühe der gegenwärtig eingebrungenen , taun, wird dann durch meue Feinde bedrängt, und die Sad ift gaͤnzlich verloren. Dier müffen wir alfo mit Griedrr tergeben.” Seine Beharrlichkeit wurde mit dem fchönften krönt. Die tuͤrkiſchen Befehlshaber Churſchid Paſcha und Omer ven ebenfalls nicht einig; Erſterer ging nach einem fruchtfofen zu den Peloponnes einzubringen, zuruck, und nur Dmer Br DJ Geltung. Im der Nacht vom 5. aufıden 6. Januar 182 wurde Aber mit einem fo bedeutenden Verlufte zurkcgewiern, » Tages die Belagerung aufgehoben, und zur Befchleunigung d fegar 10 Kanonen im türkifhen Lager zurückgelaſſen wurden. des Feindes übergab M. dem Dberbefehl in Weithellas an Marc und begab. ſich in den Peloponnes, um die durch Kolokotroni uni Opſilanti über ihn verbreiteten nachtheiligen Gerüchte zu widerleg: lang ihm, sine augenblidlihe Uebereintunft zwifchen den ftreitenden zu bewitken, indem er felbft die ihm angettagene Präfidentfcaft foldhe dem Petro Mauromichalis, welcher unftreitig den größten 6 das gemeine Volk hatte, zuwandte, und ſich ſeibſt mit dem P Miniſters ‚der auswärtigen Angelegenheiten begnuͤgte. Zwiſtigkeiten lototroni veranlaßten ihn, ſich noch in demſelben Jahre auf den Mi Sreunde nach Dydra zurücdzuziehen. Hier bewog er bie Navaı J einer Flotte Miſſolunghi zu entſetzen, und da untetdeſſen auch av zufeleden geſtellt worden und mit feinen Pallitaren gegen Patra⸗ war, fo uͤbernahm M. aufs Neue den Oberbefehl in Wefthellas ı ſich ſeibſt nach Miffolunghi. Während der Eurzen Zeit, im welche Byron in Miffolunghi aufhielt, vom 5. Januar 1824 bis zu ſeinem wos ' destage, den 19. April, trat M. mit ihm in genaue Verbindung.

Im Laufe des Feldzuges 1324 flug M. fein Lager zu Ligorigi auf, dirigirte von dort aus alle Beroegungen ber verſchiedenen griechiſchen Corps gegen ben Feind, und vereitelte den Plan Omer Brione's, Paſcha's von Sanina, in Xetolien einzudringen, und fid) bei Lepanto mit Derwild Pas ſcha zu entiheidenden Operationen zu vereinigen. Nachdem der Feind bie Arta- zurüdgetrieben war, traf M. Anftalten für den Feldzug von 1825, und errichtete am der füblihen Grenze Akarnaniens ein befeſtigtes Lager. Bereits hatte er mit Omer Vrione einen Waffenftiuftand abgefchloffen, und war im Begriff, mit mehreren albanefilhen Däuptlingen wegen eines Neus tralitätöverttags zu unterhandeln, als in Griechentand feloft Unruhen aus: braden und Kolokotroni, ftatt Patras zu erobern, gegen bie Regierung in Napoli Die Waffen erhob. M. ficherte wenigftens Weſthellas und begab ſich erſt nach völigem Abſchluß des Anleihegefhäfts nah Napoli di Romania, wo er am 7. Febr. 1825 eintraf und feine Stelle als Staatefecretair wieber einnahm. Die Erfheinung der ägyptiſchen Truppen unter Ibrahim Paſcha veranlaßte ihn, ſich bald wieder zur Armee zu begeben. Er befand ſich zu Sphagia, als diefe Infel den 9. Mai durch Ibrahim's Truppen mit Sturm genommen wurde, und rettete fi ſchwimmend nad) Navarin, welde Ges flung jedoch den 18. Mai capitulirte, wenn auch die Befagung freien Abzug ohne Waffen erhielt und auf oͤſtreichiſchen und englifhen Schiffen nach Kalamata gebracht wurde. Nachdem ſich Ibrahim Paſcha im Morea immer mehr ausbreitete, brachte es M. weldyer der englifchen Partei ganı exagien mar bei ber griechiſchen Regierung dahin, daß baſt ven 2A. put ven

206 Maus. Mauvillon.

Entſchluß faßte, fih Englands Schutz zu "übergeben; allein noch ehe bie griechiſchen Abgeordneten in London eintrafen, erließ die beitifche Regierung am 30. Septbr. 1825 eine beflimmte Neutralitätserffärung, nach welcher die Abfendung britifher Hilfserpebitionen von Privatvereinem nicht meht geſtattet war. Durch diefe Erklärung verlor M., der faft- allem mit Eins fit und Klugheit auf Ordnung hielt, und deßhalb von allen Parteien an:

indet wurde, bedeutend an Einfluß. M. begab ſich hierauf wieder zur Armee und z0g ſich, nachdem Mifjolunghi gefallen war (den 22. Aprit 1826), ganz von den Gefchäften zurüd. Als Griechenland durch Vermittelung der Mächte von England, Frankreich und Nufland unter die Verwaltung des Grafen Capodifteins (mit dem Titel eines Präfidenten) geſtellt worden. war, wurde M. zwar wieder zum Stantsbienft berufen, legte aber bereits im Monat Auguft 1828 aus Unwillen über die verkehrten Maßregeln der Nez gierung feine Stelle als Mitglied der Commiffion für die Verwaltung ber Keiegevorräthe nieder und entfagte jeder anderweitigen Anftellung im Staats: dienfte. Sein Beifpiel blieb nicht ohne Nachahmer und wirkte hoͤchſt nach⸗ teilig .auf die Stimmung des Volkes. Nady der Ermordung des Präfiz denten (den 9. Det. 1831) und der Abbankung feines Bruders Auguftin Capodiſtrias (den 13. Aprit 1832) wurde eine proviforifche Regierungscom⸗ miſſion von fieben Mitgliedern eingefegt, welche M. zum Secretair der Fir nanzen ernannte (ben 30, April). Bei Eröffnung der Nationalverfammlung zu Argos (dem 27. Juli 1832) wegen der Wahl eines Königs von Gries chenland wurde M. zum Vicepräfibenten erwaͤhlt; da er aber ſtets zur ges mäßigten. Partei gehört hatte, fo nahm er aud) eine Zeit lang an den Sigun- gen dieſer Verfammlung keinen Theil, als fie bie Grenzen ihrer Gewalt überfchreiten und den Senat auflöfen wollte. Als der König Otto in Gries chenland ankam (dem 6. Febr. 1833), behielt M. das Departement der Fl nanzen. Bei der Veränderung des Minifteriums durch die Negentfchaft im Aprit 1833 erhielt er außerdem noch das Departement des Krieges, jedoch nur proviforifh, da es fpäter am den baierifchen Oberften Schmalz, zeithes rigen Generalinfpector der Armee, übergehen ſollte. Als im Auguft 1833 eine Verſchwoͤrung auszubrechen drohte, war es M., welcher mit ben Umtrieben griechiſcher Häuptlinge vertraut zuerft die Regierung darauf aufmerkfam machte. Den 27. Detbr. 1833 wurde ein neues Minifterium eingefegt, wobei M. zugleich als Minifter des Auswärtigen, ber Matine umd des Eöniglichen Haufes an bie Spige des Minifteriums trat; den 12, Suni 1834 ward er zum außerordentlichen Gefandten und bevollmächtigten Minifter an den Höfen zu Berlin und Münden ernannt, auf welchen Pos fien er ſich noch gegenwärtig befindet.

(Gergl. Raffenel, histoire des &v@nemens de la Grèce. Venturini, Chronik des 19. Jahrhunderts. Jahrg. 1821 33. Allgemeine Beis tung ꝛc.)

Maus (souris porte-feu) nennt man eine der Vorrichtungen, durch welche die Zündung einer Minenladung bewerkftellige werden kann. Das Nähere enthält der Art: Minenzündung-

B Wauvillon, Jakob, bekannt als militairiſcher Schriftfteller, wurde 1743 zu Leipzig geboren, nahm 1759 in Hannover Kriegsdienfte, verließ biefe aber bereits nach 6 Jahren wieder, und ward 1766 als Collaborator im Pädagogium zu Ilefeld, 1771 als Lehrer: der Kriegswiffenfchaften am Karolinum zu Eaffel und bald darauf als Dauptmann bei den heffifchen

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Maren (Zreffen 1759).

Cadetten angeftellt. Im Jahre 1785 verließ er dieſen >

—— als Jaͤgermajot und Lehrer der Takrit am Kar n Adyweig angeftellt, wo er auch als Oberſtlieutenant ſtarb.

Btateifhen Schriften erwähnen wir hier: Einleitung u vis

militaisifhen Wilfenfhaften, Braunſchweig, 1783. Essai sat

‚de la guerre pendant la guerre de 30 ans. Gafjel, 1784, 2, =

Geſchichte Ferdinand's, Herzogs von Braunfhweig, 2 Bde. xrıpyg,

Maren, Dorf im Amte Pirna des Königreichs Sachſen.

Treffen am 20, Novbr. 1759.

. Im vierten Jahre des fiebenjährigen Krieges, in der Mitte Novembers, fand ber oͤſtreichiſche General Daun. mit einem aus kaiſerlichen und Reichs⸗ truppen beftehenden Deere in einem Lager bei Wilsdruf. Ihm gegen: Aber befehligte Prinz Heinrich ein über. 50,000 Manır ftarkes preußiſches Herr. Am 14. Novbr. traf der König von Preufen,+ nachdem er die Abe ſichten der Nuffen auf Glogau vereitelt hatte, bei dem Deere bes Prinzen ein. Er befichtigte noch am demfelben Tage die feindliche Stellung und eve theilte hierauf dem General Fine Befehl, mit 18 Bat. und. 30 Schwadr. von Noſſen nah Dippoldiswalde zu marfhiren. As Fink gegen diefe Entz fendung. Borftellungen machte, weil fie ihm gefährlich ſchien, ward er von dem Könige ungnddig empfangen und mit den Morten entlaffen: „Ex weiß, ich kann die Difficultäten nicht leiden ; mach? Er, daß Er fortkommt.“ Zugieich erhielt er den Befehl, bis Maren vorzugehen. Ueber den Zweck ber Entjendung des Fink ſchen Corps äußert fich Friedrich in feinen hinters laſſenen Merken mit folgenden Worten:

„Die Unfälle, welde den König in diefem Feldzuge betroffen hatten, „tonnten theilweiſe durdy die Wiedereinnahme von Dresden wieder ausge „slichen werden. Diefes Object war um fo wichtiger, als fein Befig die „Winterquaetiere ficherte, und die Deftreicher für Böhmen beforgt machte. „Daun’s Stellung war wegen ber jeilen Felſen, melde feinen linken Flü— „gel, und wegen der Ueberſchwemmung, die feinen rechten Slügel dedtem, „anangreifbar. Um daher obigen Zweck zu erreichen, blieb nichts übrig, als

„den Feind durch Entfendungen zu umgehen, dadurch feine Zufuhren zu Terfdweren, bie Einfälle in Böhmen zu erleihtern und ihn zur Räumung „von Dresden zu nöthigen.”

Daun erfuhr kaum die Ankunft bes Fink' ſchen Corps in feinem Rüden, als er ſich in die unangreifbare Stellung hinter dem Plauen’fhen Grunde jurücjog, worauf ihm der König bis Wilsdruf folgte. Einem zweiten Bes fehle des Königs gemäß ließ. General Fink nur 3 Schwadronen Hufaren in Oberhaslich zur Beobachtung der Straße von Dippoldiswalde nach Dress den zuruick, und detafdirte den General Wunfd mit 5 Bat., 3 Schmwabr. und 4 Zwölfpfündern nad) Dohna, um die Reichsarmee zu beobashten, welche von Dresden längs der Elbe über Pirna in die Gegend von Cotta mars f&irte. Die beiden, der Elbe zufließenden Gewaͤſſet die rothe Muͤg⸗ fig und die Lockwiz nähern ſich unweit Maren, wo fie tief eingefchnite ten find, bis auf 4000 Schritte, und begrenzen hier auf der nordweſtlichen amd füböftlichen Seite die fogenannten Paßberge, von deren ſanftgewoͤlbtem Plateau ſowohl in die Müglig, als in die Lodwig mehrere Schluchten her abfallen, die zum Theil von beinahe ſenkrechten Felswaͤnden eingefhloffen find. Am beträchtlichften iſt der Grund füdlih von Maren, in melden Hausdorf liegt. Zwiſchen diefem Dorfe und Maren beträgt die Höhe jener Berge über den Horizont der Müglig etwa 800 rheinlaͤndiſche Kuf-

208 Maren (Treffen 1759).

Außer den Strafen von Dresden über Kleinroͤhrsdorf, von Dippols diswalde Uber Reinhardsgrimma und von Dohna über Falkenhagen und —— nur enge Wege, durch tiefe Schluchten auf die Höhen

Dippoldiswalde ftand General Sincerre mit 8600 Dann Infanterie und mit 4950 Pferden; bei Nidern, an dem Wege von Dresden nach Maren, General Brentano mit 2 bis 3000 Mann leichter Truppen, endlidy bie

NReichsatmee, gegen 20,000 Mann, bei Cotta. General Fink, zwiſchen diefe feindlichen Corps hineingedrängt, berichtete das Gefährliche feiner Lage -am 18. November an den König, welcher Bericht jedoch nicht in die Hände deſſelben gekommen zu fein fcheint. Daun, durch die Aufitellung eines feindlichen Corps in feinem Rüden nicht wenig beengt, entſchloß ſich nad) Beſeitigung vieler Zweifel zum Angriffe dieſes Corps.

er 19. Novbr., Morgens um 7 Uhr, brady General Sincerre, een Corps bis auf 235,000 Mann verftärkt worden war, von Rippgen auf, und marine unter Daun’s perfönlicher Zeitung nad Dippoldiswalde; 8 Va⸗ taillone befegten dieſen Punct. Der Reſt bezog ein Lager zwiſchen Ober: heslich und Malter. Don hier kehrte Daun für feine Perfon in der Ber forgniß, daß der König, bie Abwefenheit eines Theiles des ö Heeres bemugend, das Hauptcorps angreifen möchte, nach Dresden zurück, und beauftragte den General Borel, am folgenden Morgen (den 20. Nov.) die begonnene Operation über Reinhardsgrimma gegen Maren fortzufegen. Bu feiner Unterftügung ftand General Brentano mit feinen leichten Truppen auf der Straße von Dresden nad Maren, und Graf Stofberg mit 5400 Mann Mann. FZußvolt und 3600 Pferden der Neichdarmee bei But— kerswalde oͤſtlich von Maren; Dohna war gleichfalls durch Abtheilungen feines Corps befegt.

Preußiſcher Seits befegte General Piaten das Dorf Reinhardsgrimma, und nahm mit 2000 Mann und 1300 Pferden hinter demfelben Stellung, um das hier befindliche enge Defilde gegen ben anrücenden Feind zw vers theidigen. Ein nad) Nausdorf und gegen die Teufelsmuͤhle detaſchirtes Bas tailfon folfte ihm Flanke und Rüden decken. Am Abende des 19. Nor vembers erfuhr General Fine durch Spione und Ueberläufer den vollftändis gen Entwurf des öfkreichifhen Felbherrn, der darin beftand, das. preußiſche Corps am 20. von drei verfchiedenen Seiten, nämlich; von Dippoldiswalde her über Reinhardsgeimma durch Odonell, von Nidern aus durch Bren— tano und von Dohna und Burkerswalde her durch einen Theil der Reiche: armer unter Stolberg anzugreifen. Die Stärke aller biefer feindlichen Corps zufammen belief fidy außer einer zahlreichen Artillerie auf 26,500 M. Infanterie und 10,000 Pferde, während das Fink'ſche Corps nur 71 Ge: füge, 10,000 Mann Fußvolk und 3500 Pferde zählte:

Ungefiumt meldete Fine das Gefährliche feiner Enge dem Könige durch einen der Gegend Eundigen Dufaren, und traf folgende Diepofition: Beim Anrhden des Feindes follten 5 Bat. die Höhen bei Maren, Front gegen Nausdorf, befegen. Die Artillerie ward vor dee Front —— Rechts an dieſe Truppen lehnten ſich 10 Schwabe. Küraſſiere im erften, 9 Hufaren und Dragoner im zweiten Treffen, unter dem General Eindftäbt. Den äußerften rechten Flügel bildeten 3 Bat., welche ſich bis über Schmores dorf a ie ihre Flanke ward durd) den nach Dohna fliefenden Bad)

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: Maren (Xreffen 1759). 208 gedeckt. Ein Betallon wurde Schmorsdorf im Ruͤcken aufgefielit; are bie Defileen von Waifenflein, Krotte und Heslich, oͤſtlich und nordweſtlich von Maren, zu beobachten. Das Gepaͤcke ward in dem Grunde zwiſchen Darm: und Gchmoröberf aufgefahren. General Platen blieb mit 4 Bat. lt 18 Schwabr. in der Stellung bei Reinhardsgrimma. General Wunſch mit 5 Bat., 3 Schwabe. und 4 Zwoͤlfpfuͤndern bei Ploſchwitz bie —* der Reichsarmee aufzuhalten ſuchen.

Am Morgen des 20. Nobr. ſetzte ſich Odonell nach Beſetzung des Des fes Malter in 4 Colonnen in Marſch; Daun ſelbſt traf bei biefem Gorpe wieder ein, und ließ es vor Reinhardsgrimma aufmarfchiren, während er bie feindliche Stellung recognoscirte. General Fink ließ feine Truppen in bie oben erwähnte Pofition ruͤcken, beging jedoch ben umverzeihlichen Fehler, den General Platen, noch ehe dieſer angegriffen wurde, hinter Nausdorf zuruͤckzuziehen, wodurch den Deftreichern das aͤußerſt ſchwierig⸗ Defilde von Meinhardsgrimma ohne Schwertfireich eingeräumt wurde. Von dorf entſendete Platen, weil über Lungwitz Croaten vorzudringen ſuchten, 2 Bataillone zur Verlaͤngerung bes rechten Fluͤgels der Linie bei Maren, und zog fich mit dem Mefte feiner Truppen auf den linken Fluͤgel der Haupt⸗ ſtelung zurüd. Jetzt wandte fih Daun gerade gegen Maren, führte auf vertheilhaft gelegenen Puncten feine Batterien auf und entwickelte fein Corps zum Gefechte, während Brentano, zwiſchen Wittgendorf und Tronitz amges langt, die ihm unter General Lindftäde gegenüber ſtehenden preußifihen Trup⸗ pen: mit feiner Artillerie befhoß. Die Kanonade warb jekt auf der ganyın Linie allgemein, und mochte ungefähr 2 Stunden gedauert haben, Daun duch 3 Brigaden Infanterie und einen Theil der Meiterel den ae * Fluͤgel der Preußen angreifen ließ. Vergebens ruͤckten einige Bataillone

der Letzteren vom linken Fluͤgel vor, um den andringenden Feind in die rechte Flanke zu nehmen und aufzuhalten; fie wurden über den Haufen geworfen, und mit ihnen zugleich flürzten ſich die öftreichifchen Grenadiere auf die preußifche Linie, durchbrachen das Centrum berfelben und eroberten Maren im Rüden der Stellung. Fink eilte mit 3 Bat. vom rechten Fluͤ⸗ gel und mit der Meiterei des 2. Treffens herbei, und fuchte die Fluͤchtigen aufzuhalten, und das Gefecht wieder herzuftellen; allein auch biefe Truppen geriethen bald in Unordnung, und nun blieb ihnen ein anderer Ausweg, ats fo ſchnell als möglich mit den zum Theil ſchon aufgelöften Regimentern Samoraborf zu erreichen, wohin Daun in entwidelter Linie langfam vors

A ehe der Kampf bei Maren diefe ungünftige Wendung genommen hatte, ließ Fine durd die gegen Wittgendorf und Tronitz aufmarſchirte Meiterei das Corps des Generals Brentano angreifen, und Anfangs ſchien ed, als wollte diefee Angriff gelingen. Allein plöglic begann die preußifche Keiterei, noch ehe fie den bei Wittgendorf aufmarfchirenden Feind erreicht hatte, rechts ab einen großen Bogen zu befchreiben, und ſich zwiſchen Schmorsdorf und Tronig in ein Terrain zu verirren, wo fie in dem ent fheidenden Momente ihre Schlagfertigkeit verlor, und auch Ipäter nice mehr gebraucht werden konnte. Ohne Zeitverluft drang fofort Brentano gegen Schmorsborf vor, und bewirkte durch das Anfchließen feines rechten Fluͤgels an Daun’s linken die Bereinigung auf bdiefer Seite. Hier fand Beiden nur noch ein ſchwacher Haufen Preußen gegenüber, ben Fink aus den Trümmern feines Corps gefammelt und auf der Echmorsborfer Höhe aufs geftelle hatte, mit dem Entſchluſſe, fich Hier bis auf deu lekten Maxıa m vertheidigen. Allein beinahe feiner gänyiigen Area verwehrt wOh Cie

no » MarimilianL‘ Munition, ſah er fich bald genöthigt, der Uebermacht zu weichen, und ſich gegen Ploſchwis zurlczugiehen, wo General Waunſch die Verfuche ber Reiche: armee, durch das Defild von Dohna vorzudringen, bis dahin glücklich zus rüdgeworfen hatte: Die Nacht brach ein; Daun folgte nicht weiter und beſchraͤnkte fich darauf, in Verbindung mit der Reichsarmee den Preußen jeden noch möglichen Ausweg zu fperren. Fine traf Vorbereitungen, um am naͤchſten Morgen gerade in der Richtung auf Schmorsdorf und Maren durchaubrehen. Allein es ergab fich bald, daß feine Infanterie nut noch 2836 Köpfe zählte. Unter diefen ungimftigen Umftänden glaubte Fink, keie nensneuen Kampf mehr wagen zu dürfen; er ſchickte daher, noch ehe es tagte, den General Nebentifch mit Capitulationsvorfchlägen, jedoch nur für die Infanterie, an Daun, während General Wunſch ſich mit der ge— fammten Reiterei an dem Brentano’fcyen Corps vorbeifchleihen, und auf ummwegen die Armee des Königs zu erreichen ſuchen ſoute. Als Daun auf die Gefangennehmung des ganzen Corps beftand, war Gemeral Fine ſchwach genug, den bereits abmarfdyieten General Wunfch zuruͤckzubetufen, worauf das ganze Fink'ſche Corps das Gewehr fredte, und unter einer ſtarken Bee deckung nad) dem großen Garten bei Dresden abgeführt wurde. Der Verluſt an Todten und Verwundeten war auf beiden Seiten nur gering. Die Zahl der preußifchen Gefangenen belief fi auf 9 Generäle, 549 Dr ficere, 10— 12,000 Mann und 71 Geflge, 44 Munitionswagen, 4 Pauten, 24 Standarten und 96 Fahnen. Na) diefem "glänzenden ha rechte gab Daun jeder Gedanken eines Ruͤckzuges nach Böhmen auf, und der König fah fich durch den erlittenen Verluſt zu fehr geſchwaͤcht, um ihn durch Waffengewalt hierzu zw zwingen. Beide Theile bezogen Cantonirungs= quartiere, Daun hinter dem Plauen’fhen Grunde, der König von Wilsdruf bis mach Freiberg, worauf den Winter hindurch in dieſer Gegend nichts Wichtiges» mehr vorfiel. General Fine ward fpäter vor,ein Kriegsgericht geftellt und nach Ljähriger Feftungsitrafe vom preußifhen Dienfte ausge fhloffen. Er trat in k. daͤniſche Dienfte, überfebte aber fein Unglüd nicht

*

(Vergl. außer ben bekannten Werfen über den ſiebenjaͤhtigen Krieg insbefondere: Gefhichte des fiebenjährigen Krieges ıc., bearbeiten von den Dfficieren des großen Generalftabes. 3. Thl. v. Kausler’s At⸗ las der merfwürdigften Schlachten, 9. Lieferung, woſelbſt ſich ein laͤſſiger Plan’ befindet; endlich Preuß, Friedrich ber Große, 2. Thl.z den Beilagen iſt Fin k's hoͤchſt intereſſante ausführliche ee (Seite 423 ꝛc.) abgedrudt.)

Maximilian I, roͤmiſchet Kaiſer, der einzige hinterfaffene Kaifer Friedrich s Air, geb. zu Neuftadt am 22. März 1459, war dem Tempe rament nach: ganz dns Gegentheil von feinem Vater; denn Thon als Knabe machten“ Eeiegerifche Uebungen und Jagd fein größtes Vergnügen aus. Das bei war er ſtark und mwohlgebildet, in feinen Arußerungen lebhaft, und in feinem Betragen einnehmend. 18 Jahre alt, vermaͤhlte ſich

mit Maria, der einzigen hinterlaffenen Tochter des Herzogs von Burgund, Karls des Kuͤhnen, und brachte dadurch die weitlaͤufigen burgundiſchen Staaten an fein Haus. Durch dieſe Heirath legte er den Grund zur Größe feines‘ Haufes, aber auch zu der unglücklichen Eiferſucht, die zwiſchen Defts reich und Frankreich bis auf die —— nad) fo vielen Kriegen fort: gedauert, und wovon Deutfhland die Wirkungen nur zu oft empfunden hat: So: groß auch die Ungleichheit zwiſchen dem jungen, unerfahrnen und

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. von. von. felten Water-gar nicht unterflägten M. und [einem nunmehrigen

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uͤchtigen und mächtigen. König Ludwig XL: von Frank⸗ reich, war, fo wußte er ben. Fortgang ber franzöfifchen Gewaltthaͤtigkeiten doch fo gut. zu hemmen, daß Ludwig mit.ihm einen Stillſtand ſchloß (18. Sept. 1477). Die Beit ber Ruhe wandte M. zur Befeſtigung feiner Re⸗ sierung an, beftätigte als ehelicher Vormund feiner Bemahlin den befonbern kandſchaften ihre Mechte und Freiheiten, und empfing von ihnen den Eid der: Treue. Unterdeſſen hatte Ludwig XE die Feindfeligkeiten erneuert und fich verfchiebener nieberländifcher Plaͤtze, bie unter das deutſche ˖ Reich gehörten, bemaͤchtigt. Kaifer Friedrich ließ deßhalb ein allgemeines Aufgebot zum SDeerzuge mider Frankreich in's Reich ergehen, welches die Wirkung that, daß Ludwig mit. M. einen Stillſtand auf ein Jahr ſchloß, und Cams

bray, Verdun, und Alles, was er in den Graffchaften Burgund und Hen—

negau am fich geriffen Hatte, zurüudgab. Nah Ablauf des. Stillſtandes, der von den Stanzofen mehrere Male verlegt worden war, unternahm M. die Belagerung von Terouenne, in. der Grafſchaſt Artois, fchlug bie zum Entfag anrückenden Sranzofen bei dem Dorfe Guinegate (f. d.) mit großens Beriufte, konnte aber doch die Stabt nicht einnehmen. Der Verluſt bei Guinegate, die Krankheit Ludwig’8 und die neuen Unruhen in den Mieder⸗ landen waren Urſache, ‚daß der Krieg nur fchläfrig fortgefegt wurde. Wirk⸗ lich war jest Ludwig ernitlid darauf .bedacht, ‚mit M. einen vortheilhaften

Srieden zu fließen; er wandte fich befhalb an die Einwohner‘ von ‚Gent,

und diefe, fo wie bie flandrifhen Städte überhaupt, waren bierzu ſehr bes reitwillig. Doch würde er feinen Zweck nit fo bald erreicht haben, wenn nit M. feine Gemahlin verloren hätte. Diefe. flarb zu. Brügge

durch einen ungluͤcklichen Fall vom ‚Pferde (den 28. März 1482) im -

25. Jahre ihres Alters, und nad ihrem Tode regte fih der Geiſt der Zwietracht von Neuem. Sie hinterließ zwei Kinder, Philipp und: Marga⸗ rethe; die Stände bemaͤchtigten ſich des jungen, kaum vierjährigen Prinzen,

und beftellten ihm, in Verbindung mit den andern flandrifchen Städten, vier.

Vormünder, welche die Regierung in Flandern verwalten follten; M. wurde ganz als Fremder betrachtet. Diefe Mißhelligkeiten wußte Ludwig trefflich zu unterhalten und fchloß mit den Ständen ohne Ms Belllimmung (dem 23. Dec. 1482) den Frieden zu Arras, wodurch nicht: nur. verfchiedene Bes zirke an Frankreich abgetreten wurden, fondern fogar M's dreijährige Toch⸗ ter ihm entriffen, mit dem Dauphin Karl. (dem nachherigen König Karl VIII.) verlobt, nad) Paris abgeführt und daſelbſt erzogen werden follte. M. begann nun den Krieg gegen die übermüthigen Flanderer, und da diefe von Frank: reich Beine Hilfe erhielten Ludwig war den 30. Aug. 1483 geftorben fo kam endlih den 28. Juni 1485 der Vertrag von Brügge zu Stande. In demſelben beftätigte M. den: Sianderern ihre alten Kreiheiten; dagegen mußten fie ihm feinen Prinzen Philipp ausliefen und ihn als deſſen Vor: mund und als Landesadminiftrator anerkennen. Dieſes energifche Verfahren in den Mieberlanden trug viel mit dazu bei, daß Marimilian auf der Reiches verfammlung zu Srankfurt 1486 einftimmig zum römifhen König erwähle, und den 9. April zu Aachen gekrönt wurde. Bald. brachen in Flandern abermals Unruhen aus. Der neue König von Frankreich, ‚Karl VIII., batte duch. einen Einfall in Dennegau. den Frieden von Arras gebrochen. Dieß benusten die Flanderer und empörten fi) ‚unter dem Vorwande des Drudes wegen fremden Kriegsvolks, Beförderung der Ausländer ꝛc.; ja die Einwohner von Brügge, welche M. zu fich geladen hatten, gingen ſo weit, den Zürften gefangen -z1 nehmen und mehrere feiner deuten Räxıe

212 Marimilian

zu ermorden, und erſt am 16. Ba ‚als fein Vater Kaifer Friedtich an = Spigex eines wohlgerüfteten, 15,000 MM. ſtarken, Reichsheeres nahte, wurde M. auf freien Fuß den Städten G und Ypern für feine Perfon verſprochen, der Vor ft und alles fremde Kriegsvold aus den Niederlanden abz Kaifer zu Mecheln niedergeſetztes Fuͤrſtenrecht erklaͤrte dieſes abge Verſprechen für ungiltig, und Herzog Albrecht von Sachfen ſehte dem wider Frankreich und die Rebellen mit Muth und Glück fort. M. Wort ehrend, verließ die Niederlande, und begab fid) nach Tyrol, tamen am 22, Juli und I. Oct. 1489 Verträge mit Frankteich Nebellen zu Stande. Karl, VIEH. verſprach, ben Aufrührern che 4 keinen Beiltand mehr zu leiften, fondern fie auch nöthigen Falls mit zum Gehorfam zu zwingen. “Die Slanderer erkannten M. neuerdings Negenten an, der Rath von Gent, Brügge und Ypern mußte auf Knieen öffentliche Abbitte hun, und diefe drei Städte eine Strafe von einer Mill. Gulden bezahlen. Während. M. in den Niederlanden beſchaͤftigt gewe- fen war, wurde fein Vater ir Oeſtreich durch den König Mathias von Uns

garn (Sohn des berühmten Hunyad Corvinus) hart bedraͤngt. Bereits war

Niederöftreich bis auf RWieneriſch-Neuſtadt vom Feinde eingenommen, und aud) ‚diefes wurde num fo enge eingefchloffen, daß man den des Pages mit Gewißheit vorausfah. Indeß näherte ſich M. mit biſchen und: baierifchen Kriegsvoͤllern und erſchien vor Mil. In Ein gerieth hieruͤber Alles. in Bewegung; keine Ermahnungen des Rathes, Erine Drohungen des ungarifchen Befehlshabers vermochten die Wiener, ruhig zu bleiben, al fie ihren angebornen Herrn fo nahe wuften. Am 19. Yuguf führte M., mit ſchwerem Geſchüͤtz reichlid) verfehen, 4000 Mann vor Wien, und nahm am folgenden Tage (den 20. Auguft 1490) die von Zapolga verlaffene Hauptſtadt in Beſitzz das noch zurücgelaffene ungarifhe Kriegs- volk zog fi im die Burg zurück, welche jedoch am 9. Septbr. mit Sturm erobert wurde, wobei M. felbſt gefährlich in der Schulter verwundet ward. Nachdem M. die alten Erblande befreit, drang er in. Ungarn vor, eroberte den 1. Novbr. Vezprim, den 18. Stuhlweißensurg mir Sturm, wobei bag ſchwaͤbiſche Fußvolk ſich allen Gräueln der Plünderung überlieh, und Mais milian einen Aufeuhe feiner eigenen Truppen wegen ruͤckſtaͤndigen Soldes zu flillen hatte. Als er die Meuterer beruhigt glaubte, ruͤckte er mit einem. Theile feines Heeres bis Alt» Dfen, um dort die Ankunft der übrigen Trup⸗ pen zu erwarten. Allein die ſchwaͤbiſchen Söldner zu Stuhlweißenburg vers meigerten abermals den Dienft, und als die Hauptleute Gewalt brauchen wollten, entliefen viele in den Bakinyer Wald, andere zogen haufenmeife in die. Heimath, und die Zuruͤckgebliebenen reichten gerade noch zu, das eroberte Gebiet befegt zu halten; aber auch diefe drangen ungeftüm auf Bezahlung ihres Soldes. Dieß nöthigte M-, eiligft von Alt = Dfen abzuziehen ; er führte feine eine Schar unangefochten in die Geſpanſchaft Vezprim zurüd, ließ in den eroberten Gefpanfhaften Befagungen zurück und trat mit dem Zitel „König von Ungarn” den 20. Desbr. feine Ruͤckteiſe nach Wieneriſch- Neus ſtadt an. Im folgenden Jahre wurde ein Reichstag zu Nürnberg gehalten,

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NMaximiliat a. La

DM. aber bereinft, wenn Wiadiclaws Manusſtamm nmefterhes wädde;. ia rm ſuecediren ſollte; auch behielt M. ben angenommenm ˖ Kite eines

jaigs von Ungarn und ſollte von Wiadislaw 100,000 Dueaten für "bie Kriegskoften erhalten. Seit dem Tode des Könige Machias von Ungarn

hatte Kalfer Friedrich ſowohl die erblaͤndiſche als bie Reicharegierung feinem.

Some M. faſt ganz überlafien und fid nach Linz begeben, um de ber Reſt feines. Lebens in Ruhe hinzubringen. Hier ſtarb er, 78 Jahre. alt, am 19. August 1493, und M. beſtieg den beutfchen Thron zu einem ziem⸗ lich günftigen Zeitpuncte. Deutſchland war, burd einen Zuſammenfluß von ancherlei Umftänden, zu einer merkwuͤrdigen in Den ‚Sie. und. Verfaſſung reif geworden, und ſchlen ſchon laͤngſt den entſchleſ⸗ ſenen amd thaͤtigen Mann zu erwarten, der bie Iegte Hand anlegte, um

feine. gänzliche Umbildung zu vollenden. Die Nation war endlich bes Fauſt⸗

rechts müde getvorden, und Jedermann fehnte fi nach Ruhe und Ordnung. Duch ben Gebrauch dei Schießpulvers und die Einführung ber Miethe⸗ trappen; die für baare Bezahlung ſtets zu haben waren, ſahen ſich die beste ſchen Fuͤrſten in den Stand gefegt, den unrubigen räuberifchen Adel ,- usie die uͤbermuͤthigen Städte, in Schranken zu halten. M. fchien gefchaffen, Ordnung im Reiche herzuftellen und zu befeſtigen; fein lebhafter ſich Durch eine Gefahr, oft kaum: durch die Vorſtellung ber Un⸗ it von großen und kühnen Unternehmungen zuruͤckhalten. Immer man feinen politifchen Entwürfen das Gewagte an, und je gefährlicher außerorbeutlicher fie waren, befto eifriger verfolgte er feine Zwecke. M. bei Weitens mehr unternommen und ausgeführt haben, wenn er von

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gefehlt hätte. Seine wichtigſten Pläne mußten zum Theil aus Dans am demſelben unausgeführt bleiben. Kaum hatte er bie Regierung ans

3, als ber Beg von Bosnien, Jakupp, mit 10,000 Mann türkifcyer Steibeuter zu Pferde (Alangis genannt) duch Croatien über die Kulpa nad Krain und Kärnthen vordrang und bis Laibach ftreifte; hier wurde er jedoch von Jakob Szekely, in des Kaifers Dienften, an ber. Spige von 500 M. Reiterei und einer ſtarken Schar beutfcher Sölbner ereilt und in bie ölucyt

dlagen. Im fechenden Jahre vollzog M. feine Vermählung mit Blanca Das einer, Tochter des vorigen Herzogs Galeazzo Maria Eforza von Mais land, und übergab die Regierung der Niederlande feinem fechszehnjährigen Sohne Philipp. Die Eröffnung des Neichetages zu Worms, einer der merkwuͤrdigſten in der ganzen Gefchichte, erfolgte den 26. März; 1495. Maximilian vollendete auf demfelben, was König Rudolph muthig gebacht, Albrecht I. hätte er länger gelebt vollftredt haben würde, und Fried⸗ rich II. mehrmals zur Unzeit, darum allemal vergeblich, verfucht hatte, Alle Selbſthilfe wurde auf ewig verpönt, und am 7. Auguft 1495 ber alla gemeine Landfrieden und zu gleicher Zeit die Drönung bes neuen Reich ss ammergerichts Bund gemacht. Als außerordentliche Beihilfe roider jeden Reichsfeind, namentlich die Kürten und Franzofen, beroilligten die Stände die Hebung des gemeinen Pfennig einftweilen auf vier Jahre. . Während M. in Deutichland befchäftigt war, hatte der ränkefüchtige Ludwig Sforza, der fich gem zum Schiedsrichter vom ganz Stalien anfgr= worfen: hätte, Karl VIII. von Frankreich nach Itallen gelodt, um bie vers alteten Anfprüche des Haufes Anjou auf beide Sicilien mit dem Stchwerte auszufechten, vieleicht auch, um von dort aus einen neuen Thron in Come flantinopel zu errichten. An der Spige eines anfehnlidyn Herne (we Militair » Sonv. sBerkcon. V. 8b. W

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Staͤnden wäre unterſtuͤzt worden, und wenn es ihm nicht immer an

Marimilian 1J.

140 Stud Gefhlig befanden) hielt’ Karl feinen Sinus in Blorenz und Ferdinand von Neapel, In Volke geliebt, den großen —— verhaßt, floh nach dee Inſel Iſchia fein Heer ein einziges Mal, und erſt vor den ——— gefunden, zog Kart in die e Haupte } des , bis auf einige Pläge, erkannten ale > rechtmaͤßigen Oberheren. iſ Gefahr veranlaßte die am 31. Heben arte Ligue zwiſchen M., a ———— von Atagonien, dem und Ludwig Sforza. Man verglicy fid —* ‚6000, die Uebrigen aber Ya 0a.

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., der von inte im erften Yugenblicte nicht mehr als 3000 auf eigene N —— ftoßen laffen. Als Karl VI, die Nadpricht von diefem Bündniffe erhielt, migte er feinen Abzug aus Neapel, fürchtend, man möchte ihm ben abfepneiben, Wirklich hatten aud) die Verblndeten bei Fornuovo

erfuhr Kart die Bee feiner Truppen aus Neapel.

In der ſichern Erwartung, Karl würde durch einen neuen Feldzug das Verlorne wieder zu gewinnen fuchen, befchisd M. die Reihsfürften (im Mai 1496) nad Feldkichen in Oberkaͤrnthen zum Heerzuge = Italien. Allein auch dieß Mol wurde er von den Ständen völlig verla| * ungeachtet brach er mit nur 500 Reitern und 6000 Mann Stalien auf. Bald kam bie zuverläffige Nachricht, daß Kart in diefem a nicht nach Italien kommen werde. Diefer Sorge entledigt, twünfchten num die Staliener nichts ſehnlicher, als auch die Deutſchen wieder los zu fein. Vergebens ſprach M. vom der Zukunft, von der Nothwendigkeit, die gilt gegen neue Verſuche zu fihern, vor Allem dem Seinde feinen lehten

(beraus wichtigen Waffenplag Afti zu entreifen. Der vielfahen Intriguen und der der itaiieniſchen Fuͤrſten müde, verlieh enditch der Kalſer im December 1496 Italien. Im demſelben Jahre noch legte M. den Grund zu ber fpätern Größe feines Haufes, indem er feinen Sohn Philipp mit Ferdinand’s und Iſabellens Tochter Johanna vermählte. Im 1499 brach der Krieg mit den Schweizern aus, welche weder den Land- feieden annehmen, noch die Gerichtsbarkeit des Reichskammergerichts amerz kennen, noch mit dem Könige von Frankreich geſchloſſenen Hilfebunde entfagen wollten. M. befand fid beim erften Ausbtuche deffelben in den Niederlanden; die Defkeeicher und befonders der ſchwaͤbiſche die Schweiger, aber diefe waren an Zapferfeit und Mannszucht den deut: fhen Truppen damaliger Zeit weit Überlegen. As M. bei feinem Heere anlangte, hatte biefes bereits acht Niederlagen erlitten, von denen bie bei Hard, Fraſtanz, Baſel, auf der Haide- von Mals und bei Dornek die ſchmerzlichſten waren. fammelte m: ein ‚Heer von 20,000 Mann,

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Marimilian I. 278 inbeffen bee Graf Heinrich von Zürftenberg, welcher die Schweizer bei Baſet angreifen follte, von biefen bei dem Schloffe Dornach (f. d.) überfallen und geſchlagen. Unterdeffen war der neue König von Srankreih, Ludwig XIL, nicht nur mit ben Schweizern und ber Republik Venedig in ein Bündnig getreten, fondern hatte auch den Titel eines Herzogs von Mailand anger nommen. Diefer Umftand, und da die Eidgenofien bes Krieges auch mübe waren, beichleunigte den Srieden, welcher den 22. Septbr. 1499 zu Baſel unterzeichnet wurde. Der achtmonatlihe Krieg hatte mehr als 20,000 Denfden das Leben gekoftet, gegen 2000 Städte, Sieden und Dörfer in dee Schweiz, Vorarlberg und Schwaben waren niedergebrannt, das Land auf IO Meilen ing Umkreiſe verheert worden, ohne daß irgend einer von beiden Theilen einen Zuwachs an Ländern erhalten hätte.

Ludwig XII. von Frankreich hatte 1500 durch feine Feldherren Tri⸗ vulzi und la Tremouille Mailand erobert und den unruhigen Herzog Luds wig Sforza (den 10. April 1500) in Novara gefangen genommen; das dentſche Meich ſchloß den 13. Dechr. 1500 mit Ludwig einen halbjäheigen Waffenftiiftand, den M. im Detbr. genehmigte und den geheimen Tractat von Trient abfchloß. M. verſprach Frankreich die Belehnung über Mailand, und Lubmwig verpflichtete fich, dem Kaiſer nicht nur wider die Türken beizus ſtehen, fondern auch ihm und feinen Erben zur Nachfolge in Ungarn und Böhmen, und dem Erzherzoge Philipp und feinen Nachkommen zur Erb folge in den gefammten fpanifhen Lanbern dereinſt behilflich zu fein. Das gute Vernehmen wurde aber bald darauf durch den am 26. Novbr. 1504 ers folgten Tod der Königin Iſabelle von Spanien gebrochen. Diefe. hatte zwar ihren Gemahl Ferdinand zum Regenten Gaftiliens beflimmt, allein Philipp wurde von den Gortes, aller Gegenbemühungen ſeines Schwieger⸗ vaters ungeachtet, an der Stelle feiner wahnfinnigen Gemahlin Johanna zum Könige von Caftilien erklärt, und da er aud die Hoffnung hatte, fels nem Schwiegervater dereinft in Aragonien und den dazu gehörigen Ländern zu folgen, fo mußte die Beforgniß der Lünftigen Uebermacht des Hauſes Deftreich auf die andern europäifhen Mächte, befonderd aber auf Frankreich, einen ſehr lebhaften Eindrud machen. Ludwig XII. glaubte es daher ber Erhaltung des politifchen Gleichgewichts und fich ſelbſt ſchuldig zu fein, daß ec die zwifchen feiner Zochter und Marimilian’s Enkel Karl verabredete Dei: rach, und die defhalb verfprochene Abtretung von Mailand, Burgund und Bretagne widerriefe. Bald darauf unternahm er einen Zug nach Genua, um die dort herefchende Anarchie zu unterdrüuden und die Rechte des Adels zu fchügen. Mit diefem Zuge war befonders der Eriegerifche Papft Julius 11. unzufrieden, und es wurde diefem nicht ſchwer, den Kaifer zu einem Zuge nach Stalien zu veranlaffen. Zwar unterflügten diefen die Stände abermals nicht, gleihmohl brach er mit feinem faum 7000 Dann flarken Heere nad Stalien auf. Ludwig hatte ſich unterdeffen mit dem größten Theile feines Heeres über bie Alpen zurüdgezogen, und nun waren wieder diejenigen, welche M. vorher ängftlih um feinen Schug gefleht hatten, eis feigft bemüht, feine Ankunft abzuwenden; die Venetianer verfagten ihm fo: gar den Durchzug durch ihr Gebiet. Dennoch ließ ſich der Kaifer von fei: nem Vorhaben nicht abbringen. Den 15. Januar 1508 brach er von Insbrud über Bogen nad) Trient auf, und theilte hier fein Heer (zu dem noch einige Reichetruppen gefloßen waren) in drei Theile. Der eine, unter dem Markgrafen Cafimir von Brandenburg, rüdte vor Roveredo, mußte aber unverrichteteer Sache wieder abziehen; der zweite, unter dem Herzoge Erich von Braunfchweig, drang in Friaul ein, eroberte Gabor und trieb die

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bee Anführung bes ) Gardinafbifchofe von Sitten, Matthias Schinner, 16,000 Dann ſtark, bis vor Verona rüdten, gleichzeitig ber Befehl des Kaifers anlangte, welcher feine Truppen abrief, fo mußte der franzöfifche Feldhert Ralien säumen; bie Schweizer befegten ganz Mailand, und M. lie Mari: milian Sforza ald Herzog von Mailand einſchen. Am 21. Febr. 1518 ſtarb Papſt Julius, und M. hatte den ſeltſamen Einfall, die Kaiſerwuürde niederzulegen und Papft werden zu wollen; body die Cardinaͤle beſchleunigten die Wahl des Cardinals Medicis (Leo X.), bevor noch der Kaifer fi in das Wahlgeſchaͤft mifhen konnte. Im Monate Auguft bes Jahres 1513 ließ König Heinrich VIII. von England eine Armee von 45,000 Dann nad Calais überfegen, in die Grafichaft Artois einruͤken und die Belagerung von Xerouenne unternehmen. Auf biefe Nachricht eilte M., der kurz vor ber in den Niederlanden angelommen war, mit einigen Tauſend niederlaͤn⸗ difdyen Truppen dahin, um bie Belagerung zu unterflügen. Da dem nige von Frankreich an der Erhaltung dieſes Playes viel gelegen war, fo mußte der Herzog von Longueville mit einem finrten Deere zum Entſatz aufbrechen. M. ging ihm mit der Neiterei entgegen; der König von Eng⸗ land folgte mit dem Fußvolke, und fo kam es in der Ebene von Guinegate (den 17. Auguft 3513) zu jenem berühmten Treffen, in welchem die Frans zofen nach geringem Widerſtande die Flucht ergriffen uud ihre meiften Be: feblshaber gefangen wurden. Da der Kampf nur zwifchen ber beiderfeitigen Reiterei ausgefochten wurde und die Sranzofen mehr die Sporen zum Flie⸗ ben, als ihre Lanzen und Saͤbel braudyeen, fo nannte man ihn die Spos renfchlacht (la journde des Eperons). Die ganze Ehre des Sieges gehörte dem Kalfer, der ſchon als ein Sünyling von 20 Jahren die Franzofen in ebem derfelben Gegend überwunden hatte.

Ludwig XII. farb den 1. Sanuar 1515, und fein Nachfolger Franz 1. fiel in Stalien ein und eroberte Mailand, nachdem er die Schweizer in ber zweitägigen Schlacht bei Marignano (f. d.) geichlagen hatte. Um den Stan: soien bie errungenen Wortheile wieder zu entreifen, brach M. im Monate März 1516 mit einem Heere von 5000 Reitern, 15,000 Schweizern, und 10,000 M. fpanifcyen und deutfchen Fußvolks nach Italien auf, ercberte Kodi und rüdte gerade auf Mailand. Bereits waren einige der franzoͤſiſchen Befehlshaber entſchloſſen, die Stadt zu übergeben, ale fie durch die Ankunft ven 13,000 Schweizern und Graubündtnern, weldye Stanz 1. in den ihm zugethanen Orten hatte anwerben laffen, neuen Muth bekamen. Diefe Hilfsteuppen erklärten zwar, daß fie gegen ihre im kaiſerlichen Solde fte= benden Landsleute nicht fechten würden, allein Letztere thaten daffelbe, zumal da fie den veriprodhenen Sold nidyt erhalten hatten. Sin diefer VBerlegenheit eitte der Kaiſer, mit Frankreich Frieden zu ſchließen; Verona wurde an den franzoͤſiſchen Marſchall Lautrec übergeben, und Marimilian behielt Noveredo, Riva umd mehrere andere in Friaul eroberte Plüge. Hierauf ſchloß der Kaiſer nebft feinem Enkel Karl dem nunmehrigen König von Spanien mit dem Könige von Frankreich (den 11. März 1517) ein gegenfeitiges Vertheidigungsbündnig zu Cambran und vorläufig ein Offenſivbuͤndniß wider die Türken. In M's letzte Lebensjahre fiel nody der Anfang jener be: ruhmten Ctreitigkeiten, welche mit dem Abfülle eines großen Theiles der europaiichen Staaten von der Herrſchaft des Papſtes endigten. Naͤchſt der Berwendung des Kurfürften von Sachſen, Friedrich's des Weifen, hatte es Luther befonders dem mittelbarın infchreiten des Kaiſers zu danken, daB er, anftıte nach Rom, nah Augsburg vor den Gardinallegaten befchicden wurde. Auf dieſem Meidystage war Maximilian's Beſtreben bi:

28 Maximilian wen‘ ‚von ——

mit dee er fihh im Kriege bei. Kampfen und auf der Gemfenjagd den größe ‚ten Gefahren ausfegte, und die Geiftesgegenwart, Geſchicklichkeit und Reiz besftärke, mit der er biefe Gefahren abzuwenden wußte, überfteigen faſt alten Glauben, Im Hennegau ſchlug er ſich einft gesen ſechs frangöfifche Kuraſſiere, töbtete vier davon und ſchiug die andern in die Flucht; in einem Treffen in Geldern follen durch fein ert umd feine Armbruft über vier sig deinde gefallen fein. In feinen fat 40j Kriegen Hatte er vier⸗ ‚sehm meiſt leichte Wunden erhalten. Er liebte das Kriegshandwerk leiden⸗

und ſchuf mit Beihilfe feines erfo von

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der Schöpfer einer, neuen Kriegöverfa . d.

gefichte, 6. Bd. Heinrich's. beutfche 4 Tl Fefleris der Ungarn und ihrer Landſaſſen, 5. Thl.)

omen. ein Die zur Grfoäpfung ehätge Erben war ine

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Sangen Dos Öfentiäe Handhungen auß, und es-Bleibt ihn Das brfondere

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Marimilian (Herzog von Baiern). 270-

Verdienſt, daß, während andere deutſche Fürften durch Unentfchiedenheit fich zu fhügen fuchten, er doch ſtets einen feſten Willen behielt, durch ben er Anfehen und Macht, oder wenigftens Kraft zum Widerſtande fich rettete. Hatte er auch am Ende des Krieges nichts gewonnen, als die Würde eines: Kurfürften, und feinem Lande eine traurige Erfchöpfung bereitet, fo kann ihm doch der Ruhm eines ausgezeichneten Zürften deßhalb nicht abgeſprochen werden, weil feine Rathfchläge felten verdarben, und er mehr buch Zufall als duch fein Verſchulden litt, und weil er in der Politik feines Jahr⸗ hunderte eine einflußreihe Rolle ſich erworben bat. Herzog Wilhelm. hatte feinem Sohne in der Jeſuiterakademie zu Ingolftadt zugleich mit feis- nem Neffen, dem nachmaligen Kaifer Ferdinand II., eine —* aber pedantiſche Erziehung geben, und ihn mehrere Reifen, u. a. nach Rom, thun laffen, um ihn zu einem frommen und gelehrten Zürften zu bilden, und übergab dem 23 jährigen Juͤngling 1596 die. Regierung feiner Länder. Die dem jungen Derzoge 1606 übertragene Erecution ber Reichsacht gegen Donauwerth war der erſte Auftritt, durch welchen ex feine wichtige Role bei dem katholiſchen Religionstheil übernahm ; er verfocht fpäter deffen Recht an der Spige ber Eatholifchen Ligue, die fi in Folge ber Union ber Pros teftanten gebildet hatte. Kurfürft Friedrich von ber Pfalz, von ben Prote⸗ lauten zum Könige von Böhmen gewählt, fuchte Maximilian auf feine. Seite zu ziehen; aber biefer wußte beffer zu beurtheilen, wie er feine Macht erweitern koͤnne, verband ſich mit dem Kaifer, ber ihm einflweilen Ober öftreich verpfündete, fchlug, vereint mit dem Eaiferlichen Heere, Friedrich V. auf dem weißen Berge, 1620, und erhielt dafür die pfälzifche Kurfürftens würde auf dem Reichstage zu Regensburg, 1623, und fpäter für feine auf 13 Millionen Gulden berechneten Kriegskoften gegen Zurudgabe von Obers oͤſtreich die pfälzifchen Zander. Aber dem fteigenden Ehrgeize des Kurfürften ftellte fi) ein Dann entgegen, deffen Trieb nad Ehre und Macht noch weit unbändiger war; Wallenft:in war Murimilian’s böfer Genius. Wußte auch der Kurfürft auf dem Kurfürjtentage zu Regensburg 1630 feinen Res benbuhler von dem Oberbefchle zu entfernen, fo konnte er doch bei den fies ten Unfällen feines Feldherrn Tillyp und den wachſenden Fortſchritten der Schweden Wallenſtein's Wiedereinfegung 1632 nicht verhindern. Als nun nad) Tilly's Tode Marimilian genöthige war, mit Wallenftein gemeinfchaft: lich zu handeln, gefiel ſich diefer, ihn fo viel als möglid aufzuopfern unb zu bemüthigen. Einen deutlichen Beweis ber Eiferfucht beider Heerführer gibt ihr Betragen vor Nürnberg 1632. Der Untergang der katholiſchen Ligue und fomit auch der Fall des Kurfürften, der auf fie feine Macht begründet hatte, gab Wallenſtein die Mittel zu größeren Entwürfen, vor deren Ausführung der Kaifer ſich nur durch einen Gewaltſchritt zu vetten mußte, 1634. Als der Herzog von Friedland, ein Opfer feiner Ehre und der allgemeinen Eiferfucht, ermordet war, wendete ſich die Rache des Schick⸗ ſals gegen Marimilian, der von jegt an es nicht mehr vermochte, den Krieg von feinen Erbiändern abzuleiten, und bie Kräfte, mit welchen er bisher nach politifchem Webergewicht geftrebt hatte, zu feiner Vertheibigung verwen: den mußte. Mit den Verheerungen ber fiegreichen Schweden vereinigten fi die Unternehmungen der Franzoſen, eine völlige Verwirrung in Baiern hervorzubringen, und Marimilian ſah fih im März 1647 zur Beellung des allgemeinen Friedensgeſchaͤfts einen vorläufigen Waffenftiliftand zu Ulm mit Schweden und Frankreich abzufchließen genoͤthigt. Der Kaiſer, wenig geneigt zum Frieden, weil feine Länder weniger litten, als die feiner Bun⸗ desgenoſſen, und weil er immer noch die Opfer zu erfparem hoffte, bie ex

280° Marimilian (Erzderzog'von Deſtreich).

Franzoſen und Schweden gemärtig, , daß der Kaifer ihm die Pfalz wieder entreißen möchte, ‚iwieder mit den kaiſerlichen. Aber eine Verföhnung en Bruce konnte nur wenig Einheit in die Operationen der 1; die Baiern waten nut felten glücklich, und der hende Krieg noch feine ‚Schreden auf das unglüdlice des alten der kaum Sicherheit in demſelben finden konnte. Endlich tröftete der weſtphaͤliſche Friede 1648 die deutfchen Wölker für die 30 Jahre allgemeinen Elends. Baiern behielt die Kurfürſtenwuͤrde und En Kerner Jahre Frift, in der ungewohnten feines Land —— Adlzteiter Hat eine

genstuetge Biographie deffeisen glifert h

, Merimilion, Endes von Deſtrei ch, k. 8. Generalfel Attillerieregiments,

J—

digung An —— Wien —** erließ er zu Yale 5 Monats = ermunternde Procamationen an bie Einwohner, nahm die bei Ebers—

berg geſchlagene Armee des Generals Hiller auf, und machte Anftalten, Wien 9— zu BU Am 10. Mai befegten die Sranzofen die Vorftädte.

füchte. Mehrere Städte, denen ftarke Contributionen auferlegt waren, und

Fan Saumur, verdankten dem Erzherzoge M. bedeutende Etleichterum⸗ gen ihrer Laſten.

In neueren Seiten hat ſich M. einen Fi gie militairifchen Ruf

durch bie Befeſtigung von Linz in Oberöftreic erworben. Die öffreichifche

ng wußte längft, daß zur Sicherung der Monarchie gegen einen aus

kommenden Feind das Donauthal ducch Befeftigungen gefperrt, ein

N SEE —* und daß Linz

e Punct oͤſtreichi⸗ en Erbfolgekriege

va! ‚old {m Seldjuge IS09 drangen die Framofen von diefer Seite in

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Medellin (Schlacht 1809). 285

lich gleich war. Beide Armeen blieben bie Nacht einander gegenüber: ſtehen. Am folgenben Tage festen fid) die. Spanier eine Stunde vor Sonnenaufgang in Marſch. Bald darauf folgten die Franzoſen; das 10. Jägerregiment bildete den Bortrab der leichten Cavaleriediviſiin. Zwei Stunden vor Sonnen⸗ untergang erreichte die Avantgarde bem fpanifchen Nachtrab, welcher, fobald ee ſich hitzig verfolge ſah, auf fein Hauptcorps zurüdging. Der Oberſt des 10. Regimentd war unvorfihtig genug, mit dem ganzen Regimente anzus greifen, und bie fpanifche Reiterei auf der Chauſſee über eine Stunde weit zwifchen den mit Eichen bewachſenen Anhöhen zu verfolgen. Die Spanier jedenfalls mit dem Terrain befler vertraut hatten einige Escadron® ihrer leichten Reiterei unfern des Dorfes Miajades in einen Dinterhalt ges legt. Dieſe auserlefene Truppe fiel unerwartet über die Chafjeurs, welche zerfirent, in großen Bmifchenräumen und ohne Ordnung marfhirten. Die Srangofen unterlagen ber Menge, und in weniger als 10 Minuten wur⸗ den über 150 Chaſſeurs zufammengehauen. Das vom General Laſalle ſo⸗ gleich zur. Unterſtuͤzung vorgefendete Hufarenregiment kam zu fpät, und fah nur noch in der Entfernung bie Staubwolten hinter den fid) zurüdzichens den Spaniern. Am 22. März gingen die Spanier über die Guadiana. Die Sranzofen cantonnirten in ben Umgebungen von Miajades und San Pes dee. Nachdem am 23. das franzöfifche Geſchuͤz angelangt war, concentrirte ſich der größte Theil des Armeecorps in der Stadt Merida und ihren Ums gebungen. In der Nacht vom 27. auf ben 28. feste ſich bas ganze frans zöfifche. Herr in Marſch, um gegen den Feind zu rüden. Der Genen Creſta erwartete daffelbe ſchon feit einigen Jagen in den vorwärts bes Fleckens Medellin liegenden Ebenen ; er hatte dieſe vortheilhafte Stellung im Voraus durch Ingenieurs unterfuchen laſſen, und bei den Truppen berrfchte eine vers tranensvolle Stimmung. Nach bem Uebergange über die Guadiana auf eis ner febe langen und fhmalen Brüde kommt man nach Mebdellin. Dicht vor der Stadt liegt eine unermeßliche , von Bäumen gänzlid) entblößte Ebene, die ſich aufwärts der Gundiana zwiſchem dieſem Fluſſe, dem Flecken Don Benito und dem Dorfe Mingabril binzieht. Anfangs hatten die Spanier die zroifchen beiden liegenden Anhoͤhen befegt; in ber Folge entwidelten fie ihre Schladytordnung mehr und bildeten eine Art von halben Mond, deffen linker Zlügel bei Mingabril, die Mitte vorwärts und gegenüber von Don Benito und der rechte Fluͤgel an die Guadiana geflügt war. Um 11 Uhr des Morgens debouchirten die Franzofen aus Medellin. Sie bildeten in einer kurzen Entfernung von dem Flecken einen, zwifchen der Guadiana und einer mit Bäumen und Weinftöden bepflanzten,, fi) von Medellin bis Mingas beit Sinziehenden Vertiefung fehr eingeengten Zirkelbogen. Die leichte Reis terdivifion des General Laſalle marſchirte am linten Fluͤgel auf, in der Mitte befand fih die deutſche Sinfanteriedivifion und auf dem rechten Flügel die Dragonerdivljion ded Generals Latour: Maubourg; die Divifionen Villate und Ruffin blieben als Referve. Die drei Divifionen des erften franzöfis (hen Zreffens hatten rüudwärts der Armee zahlreiche Abtheilungen zur Ers haltung der Verbindungen hinterlaffen, und waren gegen 7000 Mann ſtark; die Epanier entwidelten eine unabfehbare Linie von beiläufig 34,000 Mann. Die deutſche Divifion eröffnete den Angriff; das zweite und vierte Dragos nerregiment unternahmen bald darauf eine Attake gegen die Infanterie, murden aber mit Verluſt zurudgefchlagen, und die deutiche Legion, von jegt an ſich felbft überlaffen, formirte Carres. Nur mit vieler Mühe gelang es dem Marſchall Victor, das Gefecht wieder berzuftellen, indem er zwei Regi⸗ menter der Divifion Villate vorruͤcken ließ. Vergebens verfuchte die ſpani⸗

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tragen es um den Hals, bie Ritter auf der Kinten Deu , beide ohne Stern. 1. Gottſchalk, Almanad) der Nitterorden, 1. Bd. Mazeppa, Johann, Hetmann der Kofaken, ſtammte aus

den Sitten diefer halbwilden Bölkerftännme, welche ihm ſpaͤter trefflich zu Statten kam. Durch feine Geftalt eben fo ausgezeichnet wie durch feinen. Geift, erwarb er fich die Neigung einer vornehmen polnifchen Dame; allein Ahr Gemahl entdedte das Verftändniß, ließ dem M. auflauern, ihn angteiz fen und auf einen wilden, noch ungezähmten ufrainifchen Hengft feſtbinden. Mit reifender Schnelligkeit eilte das wuͤthende, feiner Laft ungewohnte Thier den Steppen ber Ukraine zu; Mazeppa nadt und hilflos war in fteter Lex bensgefahr; Dornen und Baumdfte zerfleifchten feine edle Geſtalt, die wils den Thiere des Waldes firebten nad) feinem Seife, und ſchon war jede Lebenshoffnung entflohen, als das erfchöpfte Roß todt zu Boden ſank und. mitleibige Bauern den Ohnmädhtigen von feinen Banden befreiten und bei ſich aufnahmen. M. blieb unter den Kofaken der Ukraine, und feine Kennt- niffe, feine Tapferkeit und fein kluges Benehmen erwarben ihm einen fo hohen Ruf unter diefen wilden Völkern, daß er bald zum Sectetait und. Adjutanten des Hetmanns Iwan Samoilowig ernannt wurde. Diefer Feld: herr aber, dem bie Kofaken die Schuld an dem Untergange eines großen Theile ihrer Armee beimafen, wurde am 20, Juni 1687 feiner Stelle ent- fest, und Mazeppa durch einhellige Wahl des Volkes zum Hetmann ers nannt. Trotz des Wankelmuthes feiner Untergebenen gelang es ihm, feine Macht nach Aufen und Innen zu befeftigen, und die Grenzen gegen bie Anfälle der Türken und Tataren zw ſchuͤben. Er galt für einen eben fo kühnen ald gewandten Führer an der Spige feiner 40,000 Kofaten, mit

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Medina bel Rio Seco (Schladit 1808). 250

weicher Drt an den Deboudyeen ber Ebene liegt, durch weiche bie Straße von Palacio nach Medina dei Rio Seco führt. Mebina ift auf dem rech⸗ tem Ufer des Seco erbaut, ber dem Duero von der rechten Seite oberhalb Zamora zufließt und feine Quellen auf dem Sübabhange des aflmofchen Ges birges hat. Im Oſten ift die Stadt durch eine Hügelgruppe gedeckt, welche den Seco von bem Val de Junate trennt. Zwei dieſer Hügel treten befons ders hervor; ihr oͤſtlicher Abfall iſt fehr fleil. Eine Art Col trenmt beide, über welchen ein für Saumthiere brauchbarer Weg von Palacio nah Mes bina führt. Diefen Col deckt ein ruͤckwaͤrtiger Bleiner Hügel, hinter welchem fi) emdlich ein zweiter erhebt, der in nordweſtlicher Richtung hinſtreicht. Auf dDiefen Hügelgruppen beabfichtigte Cueſta ſich aufzuftellen. Seine Vor⸗ hut, aus 7 Bataillonen beftehend, hatte ſich bereits auf dem vorfpringenden Winkel desjenigen Huͤgels aufgeftellt, der fi füblic) von dem Saummege Val de Nebro am meiften nähert. Einige Schwabronen Leichter Reiterei flanden links am Fuße des gegenüber von Palacio liegenden Hügels. Die Saupteolonne befand ſich noch weiter ruͤckwaͤrts im Marfche. Bei Palado angelangt, nahmen die Franzoſen folgende Stellung: bie Divffion Mouton rechts vorwärts von Palacio; die Divifion Merle links von biefem Dorfes; die Barden in Meferve hinter denfelben; Die Meiterei unter dem General Lofalle auf den Hügeln gegenüber von Palacio; die Infanteriebrigade Meunier Links ruͤckwaͤrts von der Reiterei, ben rechten Flügel an den Saumpfad gelehnt. Oberſt Guilleminpt, Beflieres Chef des Generalftabe, batte nach einer kurzen Recognoscirung gefunden, daß der Schlüffelpunct der ſteilen Hügel, welche Medina verbediten, bereits vom Feinde befegt, und Daß kein Augenblid zu verlieren fei, ihn von dort zu verdrängen, che er geößere Streitkräfte hierher dirigiert haben würde. Auf biefen Bericht be: ſchloß Marſchall Beffieres, unverzüglich zum Angriffe zu fchreiten. General Lafalle erhielt Befehl, den Linken Fluͤgel der feindlichen Vorhut auf dem Saummege, der über den Col führt, zu umgehen, während die Brigade Meunier diefelbe in ber Front angreifen follte. Die Divifionen Mouton und Merle foltten diefen Angriff auf den Flügeln unterflügen, und bie Garden als Referve folgen. General Lafalle warf die ihn beobacdhtenden fpanifhen Schwadronen zurüd, hinterlegte fofort den Saummeg in ges fchloffenen Golonnen, und formirte ſich hierauf in der linken Flanke der fpa= niſchen Vorhut; gleichzeitig griff General Meunier mit einem Regiment in Golonne, dem das zweite entwidelt folgte, trog bes fchwierigen Terrains die fpanifhe Vorhut in der Front an. Diefe gab einige fchlecht gezielte Salven, und verließ hierauf, von 2 franzöfifchen Gavalerieregimentern in der linken Flanke angefallen, ihre vortheilhafte Stellung, indem fie fi) in eine Schlucht zuruͤckzog, melche der 3. Hügel mit einem Ausläufer bes 2. machte. Bei dem Anblide der Niederlage feiner Vorhut befcjleunigte General Guefta den Marſch feines Hauptcorps, das in 3 Colonnen vor: rüdte, die Infanterie in 2 Colonnen zur rechten, die Neiterei in einer Golonne zur linken Hand. Als jedoch die letztere vor dem nördlichen Hügel anlangte, fand fie denfelben bereits durch die Divifion Mouton befegt, und nahm hierauf in der Ebene Stellung. Die linke marfchirende Infanterie: colonne ftellte ſich auf dem Hügel hinter dem Got, Laſalle's Reiterei gegenüber, auf, und ward durch diefe im jeder weitern Berwegung gehemmt. Die rechts marfchirende Colonne endlih, an deren Spige fi General Guefta in Perfon befand, befegte den ſuͤdlichen Hagel, griff die Brigade Meunier in der Flanke an, melde bis hierher vorgeruͤckt war, und warf fie über den Abhang in die Ebene herab, wobei diefe Brigade 5 Gefüge ver: Mültair » Gonv. : Eericon. V. Bd. 19

258 Mechanik. Medellin (Schlacht 1809).

Mechanik iſt derjenige Theil der angewandten Mathematik, - weicher von der Bewegung feſter Koͤrper handelt. Unter mechaniſchen Wiſſen⸗ fhaften verſteht man: a) die Statik, welche vom Gleichgewichte Liber gaupt und insbeſondere feſter Körper handelt; b) die Hydroſtatik, weiche vom Gleichgewicht flüffiger, nicht elaftifcher Körper (Waſſer ic.) handelt; c) die Aeroſtatik, welche vom Gleichgewichte fluͤſſiger und elaftifcher Koͤr⸗ per (Luft 2.) handelt; d) die Mechanik; e) die Hydraulik, oder die

Bewegung flüfjiger Körper. M. S.

Medellin, Sieden in ber ſpaniſchen Provinz Eftremabura.

Schlacht am 28. Mär; 1809.

Nachdem der Kalfer Rapoleon in der Mitte des Monats Januar bie engliſche Armee in Spanien unter Sir John Moore (f. d.) gezwungen hatze, fi) bei Coruũa, nicht ohne bedeutenden Verluft einzufchiffen, verfanmelten ſich drei franzoͤſiſche Armeecorps zur Unterwerfung von Portugal. (Eines unter Marſchall Soult in Galicin, ein zweites unter General Lapiffe zu Salamanca und ein drittes unter dem Marfhall Victor an den Ufern des Tejo. Auf diefem legtern, fo nahen und verwundbaren Puncte befanden ſich die einzigen, im Felde flehenden Streitkräfte, aus den geſammelten Fluͤche⸗ lingen von Galluzo's Armee beftehend, die fich der ſpaniſche General Cueſta zu organifiren und durch neue XZruppen zu vermehren beftrebte. Inzwiſchen waren Beſtuͤrzung und Muthlofigkeit die Sauptelemente ſowohl im engli⸗ fhen als wie im fpanifhen Heere. Zum Glüd für Portugal hemmte bie, um fi zu einem Kriege in Deutſchland zu rüften, veranlaßte Ruͤckkehr des Kaifers nach Frankreich, wohin er 15,000 Mann feiner beften Truppen mits nahm, das Gewicht des auf dieſes Land beabfichtigten Stoßes und verjoͤ⸗ gerte denfelben.

Während Marſchall Soult in den erſten Tagen des März von Galis cien aus gegen Opotto vorrüdte, begann der Marfchall Victor feine Operas tionen am Tejo. Er hatte fein Dauptquartier zu Almaraz genommen, um vortheilhafter auf die Arbeiten zu Wiedecherftellung ber Brüde über dem Tejo zu wachen, deren Dauptbögen von ben Spanien zerftört worden was ren. Am 14. März waren die Floͤſſe vollendet; um jedoch die Brücke nich unter dem feindlichen Feuer zu ſchlagen, mußte derfelbe erft aus der felten Stellung vertrieben werden, welche er gegenüber von Almaraz am Zufams menfluß des Tejo und des Ibor inne hatte. Am 15. ging ein Theil bes Corps bei Zalavera la vieja und Arzobispo über den Tejo, Flanke und Rüden ber fpanifchen Stellung zu bedrohen. Die deutfche Divifion unter General Leval griff zuerft den Feind in der Krühe des 17. beim Dorfe Meſa de For an; 3000 Mann derſelben, welche Eeine Artillerie bei ſich führten, warfen mit dem Bajonet 8000 auf einem hohen Hügel verfchanzte und von ſechs Kanonen vertheidigte Spanier. Der darauf folgende Tag (d. 18.) wırd zur Vertreibung des Feindes von Valdecañas verwendet, und derſelbe von Stellung zu Stellung, von Helfen zu Selfen bis zum Col de la Mira: vete verfolgt. Den 19. März raſtete das franzöfifche Corps, während Die Floͤße in's Waſſer gefenkt wurden. Da die Brüde noch vor Nachts vollen: det war, fo wurde fogleich die Artillerie Übergefegt, und nur einige Truppen blieben zur Dedung am rechten Ufer. Am 20. brach das ganze Corps nad) Trurxillo auf. Kurz vorher, ehe es dort ankam, fand daſelbſt zwiſchen dem 5. Jaͤgerregimente zu Pferde, welches den franzöfiihen Wortrab bildere, und den königlichen Karabiniers, welche die fpaniiche Arriesegarde ausmachten, ein ziemlich lebhaftes Gefecht Statt, wobei der Verluſt auf beiden Zeiten ziem⸗

Medeliin. (Schlacht 1809). 286

lich gleich war. Beide Armeen blieben bie Nacht einander gegenüber flehen. Am folgenben Tage ſetzten fich die Spanier eine Stunde vor Sonnenaufgang in Mari. Bald darauf folgten die Sranzofen; das 10. Jaͤgerregiment bildete den Vortrab ber leichten Gavaleriedivijion. Zwei Stunden vor Sonnen⸗ untergang erreichte die Avantgarde ben ſpaniſchen Nachtrab, weldyer, ſobald ee fich hitzig verfolge fah, auf fein Hauptcorps zurüdging. Der Oberfl des 10. Regiments war unvorfidhtig genug, mit dem ganzen Regimente anzus greifen, und die ſpaniſche Meiterei auf der Chauffee über eine Stunde weit zwifchen den mit Eichen bewachſenen Anhöhen zu verfolgen. Die Spanier jedenfalls mit dem Terrain beifer vertraut hatten einige Escadrons ihrer leichten Reiterei unfern bed Dorfes Miajades in einen Hinterhalt ges legt. Dieſe auserlefene Truppe fiel unerwartet über die Chafjeurs, welche zerflreut, in großen Zmifchenrdumen und ohne Ordnung marfhirten. Die Franzoſen unterlagen der Menge, und in weniger als 10 Minuten wurs den über 150 Chaffeurs zufammengehauen. Das vom General Lafalle fos gleich zur Unterflüßung vorgefendete Dufarenregiment kam zu fpät, und ſah nur noch in ber Entfernung bie Staubwolten binter den ſich zurüdzicehens den Spanien. Am 22. Mirz gingen die Spanier über die Guadiana. Die Franzofen cantonnirten in den Umgebungen von Miajades und San Pes bee. Nachdem am 23. das franzöfifche Gefhüs angelangt war, concentrirte fidy der größte Theil des Armeecorps in der Stadt Merida und ihren Ums gebungen. In ber Nacht vom 27. auf den 28. fegte fi das ganze franz zoͤſiſche Heer in Marfh, um gegen ben Feind zu rüden. Der General Cueſta erwartete daffelbe fchon feit einigen Tagen in den vorwärts des Fleckens Medellin liegenden Ebenen ; er hatte dieſe vortheilhafte Stellung im Voraus buch Ingenieurs unterſuchen laſſen, und bei den Truppen berrfchte eine vers trauensvolle Stimmung. Nach dem Lebergange über die Guadiana auf ei⸗ ner ſehr langen und ſchmalen Brüde kommt man nad Medellin. Dicht vor der Stadt liegt eine unermeßliche, von Bäumen gänzlich entblößte Ebene, die fi aufwärts der Guadiana zwiſchem dieſem Fluffe, dem Flecken Don Denito und dem Dorfe Mingabril binzieht. Anfangs hatten die Spanier die zwifchen beiden liegenden Anhoͤhen befegt; in der Folge entwidelten fie ihre Schlachtordnung mehr und bildeten eine Art von halben Diond, deffen linker Slügel bei Mingabril, die Mitte vorwärts und gegenüber von Don Benito und der rechte Flügel an die Guadiana geftügt war. Um 11 Uhr des Morgens deboudjirten die Franzoſen aus Medellin. Sie bildeten in einer kurzen Entfernung von dem Flecken einen, zwifchen der Guadiana und. einer mit Bäumen und Weinitöden bepflanzten,, fi von Medelin bis Mingas bril Binziehenden Vertiefung fehr eingeengten Birkelbogen. Die leichte Reis terdivifion des General Laſalle marſchirte am linten Flügel auf, in der Mitte befand fi die deutſche Infanteriediviſion und auf dem techten Flügel die Dragonerdivlfion des Generals Latour-Maubourg; die Divifionen Billate und Ruffin blichen als Reſerve. Die drei Divifionen des erften franzofis fhen Zreffens hatten rüdmwärts der Armee zahlreiche Abtheilungen zur Ers haltung der Verbindungen hinterlaffen, und waren gegen 7000 Mann ſtark; die Epanier entwidelten eine unabfehbare Linie von beiläufig 34,000 Mann. Die deutſche Divifion eröffnete den Angriff; das zweite und vierte Dragos nerregiment unternahmen bald darauf eine Attake gegen die Infanterie, wurden aber mit Verluſt zurüdgefchlagen, und die deutſche Legion, von jetzt an ſich ſeldſt überlaffen, formirte Carrés. Nur mit vieler Mühe gelang es dem Marſchall Victor, das Gefecht wieder herzuftellen, indem er zwei Regi⸗ menter der Divifion Villate vorrüden ließ. Wergebens verfuchte die fpani:

x Medellin ( Schlacht 1809)

ſche Reiterel ben franzöftfchen vechten Flügel zu werfen. Ein Theil derſel⸗ ben zog ſich hierauf in Maſſen gegen den franzöfifden Linken Fluͤgel, ber, um nicht überflügelt zu werden, zw einer rüdgängigen Bewegung gepwun⸗ gen ward, wodurch er neuerdings ſich an die Guadiang flüpte, weiche einen Bogen macht und bie Ebene gegen D. zu verengt. Langſam und im guter Ordnung zogen ſich die Franzoſen zwei Stunden lang zuruͤck, alle 50 Schritte Halt und Front machend, um den Spanien jeden Strich Erde ſtreitig zu maden. Die fpanifhe Reiterei zeigte befonders viel Kuͤhnheit bei der Wer: folgung, und ihre Plänkter waren fo zahlreich und verwegen, daß fie häufig die feanzöfifchyen zum Einrücken in ihre Glieder zwangen.

Als bie ſpaniſche Meiterei bis zur Entfernung eines Flintenſchuſſes her angeruͤckt war, zogen fich die beiderſeitigen Plaͤnkler zuchd, und 6 Escadrons Spanier, an deren Spige ſich Lanciers befanden, rhdten im Trabe gegen eine im Rüdzuge begriffene Hufarenescabron an. Der biefelbe commandi⸗ rende Mittmeifter ließ plöglicy rechtsumkehrt ſchwenken, halten und richtete gelafien feine Escadron. Diefe Kaltbihtigkeit fegte die Spanier in Erſtan⸗ nen, und ihre Bewegung warb unwillkuͤclich langſamer. &ofort ließ ber franzoͤſiſche Escabronchef zum Angriff blaſen; die ſpaniſchen Lanzenreiter hiel⸗ ten, kehrten auf halbe Piſtolenſchußweite um, und warfen ihre eigenen Esca⸗ dronen uͤber den Haufen. Die franzoͤſiſchen Huſaren, bald mit ihnen ver miſcht, hieben Alles nieder, und jagten ſie bis hinter die ſpaniſche Infanterie zurüd. Die franzoͤſiſchen Dragoner, welche ſich um ihre Elitencompagnie geſammelt hatten, benutzten das Schwankende ber feindlichen Infanterie, als dieſe ihre Reiterei fliehen ſah, und unternahmen gegen bie Mitte der ſpani⸗ ſchen Stellung einen glücklichen und glaͤnzenden Angriff. Zu gleicher Zeit griffen zwei Regimenter der Diviſion Villate dem rechten Fluͤgel ber feinb⸗ lichen Infanterie bei den Anhoͤhen von Mingabril mit Erfolg an. Rum zerſtreute fi) in einem Augenblid die ganze Armee, warf bie Waffen weg und fuchte ihre Heil in einer regellofen Flucht. Die geſammte franzöfifche Cavalerie feste fih nun zur Verfolgung der Spanier in Bewegung. - Die Franzoſen, gereizt buch einen fünfftündigen Widerſtand und einen erlittenen anfehnlichen Werluft, gaben Anfangs gar keinen Pardon, und bie von Weiten der Cavalerie folgende Infanterie ſtieß die Verwundeten mit dem Bajonet nieder. Vorzuͤglich richtete fi die Wuth der Soldaten gegen jeme unter den Spaniern, welche eine Uniformen trugen.

Die Franzoſen hatten gegen 4000 Mann verloren. Die Spanier lie: Sen 12,000 Zodte und 19 Kanonen auf dem Schlacdhtfelde, außerdem vers loren fie 7 bis 8000 Gefangene, von benen jedoch kaum 2000 zu Madrid anlangten, da fie in Ihrem eigenen Lande fehr leicht Mittel fanden zu ent: fommen.

Diefer Sieg, fo wie ber bei Ciudad-Real (f. d.) verbreitete bis in bas Innere Andaluſiens Schrecken und Beſtuͤrzung. Die fpanifche Regierung zeigte bei diefen Unfällen bie größte Weisheit und Feſtigkeit. Weit entfernt, deßhalb an dem Schidfale des Vaterlandes zu verzweifeln, decretirte fie, auf das gute Betragen ber Truppen am Anfange bes Tages Ruͤckſicht neh: mend, den Dank der Ration fir bie tapfere Armee von Eſtremadura, und begeichnete felbige den Übrigen Armeecorps als ein Beifpiel zur Nachahmung. Cueſta ward zum Generalcapitain ernannt; alle Officiere, die feinen Bei: fall verdient hatten, erhielten Befoͤrberung, und jedes Bataillon, das Theil an ber Schlacht genommen, erhielt einen Monatsfold als Gratification. Diefe Maßregel that die befte Wirkung; denn aus den Truͤmmern ber ges ſchlagenen Armee fammelten fich bald 45,000 M. Infanterie und 4000 MM.

Medicis, Medina bei Rio Seco. 287

Meiterei in Eſtremadura, welche ſchon 15 Tage nah der Schlacht von M. die Gebirgepäffe wieder befegten.

(Vergl. Darftellung der Kriegebegebenhelten in Spanien und Portugal und in Suͤdfrankreich vom 3. 1808 bis 1814 von John T. ones, Oberſtlieutenant des koͤnigl. Großbritanniſchen Ingenieurcorpe. Denkwuͤr⸗ digkeiten uͤber den Feldzug der Franzoſen in Spanien von dem franzoͤſiſchen Huſarenlieutenant und Ritter ber Ehrenlegion von Rocca.)

Gtz.

Medici, Johann von, Htalienifcher Feldherr aus dem großen Geſchlechte der Mediceer, bekannt durch feine Unerfchrodenheit in ben Krie- gen des 16. Jahrhunderts. Er war 1498 geboren, und lebte alfo in den Zeiten des Papftes Leo X., mit dem er auch verwandt war. Sein Vater und fein Oheim hatten fich, gegen ben Altern Zweig der Mebdiceer, offen für die florentiniſche Freiheit erklaͤrt; Johann aber theilte die Gefinnungen biefer Verwandten nicht, er dachte nur daran, bei der Erhebung jeiner Fa⸗ milte zu gewinnen. Mit einer großen Neigung zum Kriegerftande verband Johann den unbeugfamen Charakter feiner Mutter, der bekannten Katharina Sforza; feine Neigung hieß ihn eine Anftelung bei dem Papſte fuchen, der ihn auch dazu verwendete, die Kleinen Zyrannen in der Mark Ankona zu bekriegen. Ludwig Friducch und mehrere andere der Beinen Fuͤrſten wurden 1520 von Johann befiegt, gefüngen und ihrer Befigungen beraubt. Im folgenden Jahre diente er ber florentinifchen Republik gegen ben Her: 309 von Urbino, fpäter aber kehrte er in bie Lombardei zurüd, wo er im Zeldsuge von 1524 mehrere Vortheile gegen die Sranzofen erfämpfte. Cr nahm Garavaggio und Biagraffo mit Sturm; leider aber zeigte er bei bei: den Gelegenheiten eben fo viel Graufamkeit als Muth, indem er niche nur die Befagungen niedermegeln ließ, fondern auch die Einwohner allen Gräueln der Plünderung Preis gab; hierbei erwarb er fidh den Beinamen „der Groß: teufel, Gran Diavolo,” mit dem er öfters in der Gefchichte bezeichnet wird. Am Ende des Jahres 1524 verließ er die Dienfte des Kaiſers und trat in bie des Königs von Frankreih, wozu ihn wohl die Aufforderungen des Papſtes Clemens VII., feines Verwandten, vermocdt hatten, der ſich mit Stanz 1. verbündet hatte. Im Monate November 1526 verfolgte er den Baiferlichen Feldhauptmann Frondeberg; unmelt von Borgoforte entfpann fih ein Gefecht, bei welchem eine Falkonetkugel Johann's Bein zerſchmet⸗ terte. Man mußte zur Amputation fchreiten, bei der, wenn wir den Er: zählungen von Varhi und Brantome folgen, der Verwundete felbft das Licht hielt, und äußerte: „Schneidet nur dreift zu; es iſt nicht nöthig, daß Jemand mic) halte.‘ Doch die Amputation half nichts, er ftarb am 30. No: vember an der Wunde. einen Soldaten hatte er ſtets viel Freiheit ge: laſſen; deßhalb und wegen feines außerordentlihen Muthes liebten fie ihn ungemein. Nach feinem Zode legten fie die Zeichen der Trauer an, und er: hielten davon den Namen der ſchwarzen Banden ; ihrer Bravour ſowohl ale ihrer Sraufamkeit regen konnte man glauben , daß der alte Chef fie immer noch befehlige. Sohann war mit Maria Salviati vecheirathet, bie ihm am 11. Juni 1519 einen Sohn gebar, ber den Namen Cosmus führte und der erſte Großherzog von Zoscana wurde. Als Krieger iſt er jedoch nicht fehr zu beachten, ba er felbjt Wenig gethan hat; er befehligte nur ein- mal, am 1. Auguft 1539, unmeit Piftoja gegen die Avantgarde der Spa: nier. (Vergl. Biographie universelle.) F. W.

Medina del Rio Seco, Stadt in ber ſpaniſchen Provinz Valla⸗ dotid mit 8000 Einwohnern.

288 „Medinadeh Nio-Seco (Schlacht. 1808). BR Sr Suurk Im Sahe 1908 nor die Cicung ber Frangfin

«Allgemeinen folgende ; das Corps bes Herzogs von Abrans d An ger fand bei Bars

N ie 10009 Ms au mi 1, Bi Mann gegen Gadir vor. König

*

N di am. in ben. afturifchen Gebirgen igt ter * m Verhalin iſſen ward «8 dem beil at, daß ber. Erfolg. De dzuges er der. >

nd Cueſta den Beſſieres zu an die ee once und Dupont von Madrid, ihrer Operationsbafis, abgefchnitten. General Savarp wußte die Wichtigkeit der feindlichen Bewegungen nicht hoͤrig zu würdigen , welche in feiner Thaͤtigkeitsſphaͤte vorgingen ; denn flatt eine Beſahung nad Segovia zu wie Napoleon ihm befohlen Be NEN N EN ES men Wedel und Gebert dem Generaf

zu Hilfe auf Valencia Braga —— Frete ſeht zur Uns Mt Mac) Madrid, 1 uk dem in welchem Mencep ſich von zurüdjog. Allein auch die ſpaniſchen Generale waren nicht beffer von Aufgabe durchdrungen, deren Ausführung ihnen oblag. Die Stellungen, welche fie an ben ‚ängen des Gebirges inne hatten, boten ihnen Vortheife dar, um. bie Zranzofen im Schach zu halten. Statt 3 Mann nad) Aftorga zu werfen, wodurch Beffieres * einer tegel⸗ * Belagerung 5300 wotden wäre, glaubte ſich Biake mit Genes

‚mit etwa 14,000 Mann Infanterie, 1300 Reiten und Shin a Son 5 Am + ——— das 13 Belfieres das ek men auf Duenas, an.

beiden andern —— oe a nach

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Medina dei Rio Seco (Schladft 1808). 289

weicher Drt an den Debouchéen ber Ebene Liegt, durch welche die Straße von Palacio nady Medina bei Rio Seco führt. Medina ift auf dem rech⸗ tra Ufer des Seco erbaut, der dem Duero von der rechten Seite oberhalb Zamora zufließt und feine Quellen auf dem Sübabhange des aftmofchen Ges birges hat. Im Oſten ift die Stadt burch eine Hügelgruppe gedeckt, welche den Seco von dem Val de Junate trennt. Zwei biefer Dügel treten befons ders hervor; ihr öftlicher Abfall ift ſehr fleil. Eine Act Col trennt beide, über welchen ein für Saumthiere brauchbarer Weg von Palacio nah Mes Bina führt. Diefen Col deckt ein ruüͤckwaͤrtiger kleiner Hügel, hinter welchem fiy endlich ein zweiter erhebt, der in nordweſtlicher Richtung hinſtreicht. Auf diefen Hügelgruppen beabfichtigte Cueſta fich aufjuftellen. Seine Vor: but, aus 7 Bataillonen beſtehend, hatte ſich bereits auf dem vorfpringenden Winkel desjienigen Huͤgels aufgeſtellt, ber ſich füblich von dem Saummege Val de Nebro am meiften nähert. Einige Schwadronen leichter Reiterei fanden links am Fuße be gegenüber von Palacio liegenden Huͤgels. Die Haupteolonne befand ſich noch weiter rüdwärtse im Marſche. Bel Palacio angelangt, nahmen bie Sranzofen folgende Stellung: bie Divifion Mouton rechts vorwärts von Palacio; die Divifion Merle links von biefem Dorfes die Garden in Reſerve hinter denfelben; bie Neiterei unter bem General Lafalle auf den Hügeln gegenüber von Palacio; bie Infanteriebrigade Meunier links ruͤckwaͤrts von ber Meiterel, den rechten Flügel an den Saumpfab gelehnt. Oberſt Guilleminpt, Beſſieres Chef des Generalſtabs, hatte nad) einer kurzen Recognoscirung gefunden, daß der Schlüffelpunct der flellen Hügel, welche Medina verbediten, bereit vom Feinde befegt, und daß kein Augenblid zu verlieren fei, ihn von bort zu verbrängen, che er größere Streitkräfte hierher dirigirt haben würde. Auf diefen Bericht bes ſchloß Marſchall Beffieres, unverzüglic zum Angriffe zu fchreiten. General Laſalle erhielt Befehl, den linken Flügel der feindlichen Vorhut auf dem Saummege, dee über den Col führt, zu umgehen, während die Brigade Meunier bdiefelbe in der Front angreifen follte. Die Divifionen Mouton und Merle follten bdiefen Angeiff auf den Flügeln unterflügen, und bie Garden als Referve folgen. General Laſalle warf die ihn beobachtenden fpanifhen Schwadronen zurüd, hinterlegte fofort den Saumweg in ge: fchloffenen Golonnen, und formirte ſich hierauf in der linken Flanke der fpa= niſchen Vorhut; gleichzeitig griff General Meunter mit einem Regiment in Golonne, dem das zweite entwidelt folgte, tro des fchwierigen Terrains die fpanifhe Vorhut in der Front an. Diefe gab einige fchlecht gezielte Ealven, und verließ hierauf, von 2 franzöfifchen Gavalerieregimentern in der linken Flanke angefallen, ihre vortheilhafte Stellung, indem fie fid) in eine Schlucht zuruͤckzog, welche der 3. Hügel mit einem Ausläufer des 2. machte. Bei dem Anblide der Niederlage feiner Vorhut befchleunigte General Cueſta den Marſch feines Hauptcorpe, das in 3 Colonnen vor: rüdte, die Infanterie in 2 Colonnen zur rechten, die Neiterei in einer Colonne zur linken Hand. Als jedoch die legtere vor dem nördlichen Hügel anlangte, fand fie denfelben bereits durd die Divifion Mouton befegt, und nahm hierauf in der Ebene Stellung. Die links marſchirende Infanterie: colonne ftellte fi auf dem Hügel hinter dem Col, Lafalle's Reiterei gegenüber, auf, und ward durch diefe in jeder weitern Bewegung gehemmt. Die rechts marfchirende Colonne endlih, an deren Spige ſich General Gueftz in Perfon befand, befegte den ſuͤdlichen Huyel, griff die Brigade Meunier in der Flanke an, welche bis hierher vorgeruͤckt war, und warf fie über den Abhang in die Ebene herab, wobei diefe Brigade 9 Gefüge ver: Militair⸗Conv.⸗ Lexicon. V. Bd. 19

200 Meer. tor. Diefer Erfolg war jedod nicht vom in beträchtliche Raum trennte die beiden rend Flügels bloß. Dieſen Umftand benugte Beſſieres, indem er die Dein zum Angriffe diefer feindlichen linken Flanke vorſchicte,

Merle, der auf dem Fahrwege von Palacio nad Medina vorrdte,. ‚und. in der Höhe von Val de Nebro befand, die Spanier unter Cuefta in Front angeiff, und General Darmagnac mit 3 Bataillonen den en gel anfiel- Diefem combinirten Angriffe vermochte das ſpaniſche Fuhßvoik nicht zu widerftehen. Ein Choc von zwei Grenadierſchwadronen der vollendste deſſen Niederlage. Die auf dem nördlichen —— Linie der Spanier wartete, von paniſchem Schrecken ergriffen, den der ihr gegenuͤberſtehenden franzöfifchen Reiterel nicht ab, und zog ſich ie ‚gleich im Anfı des Gefechtes

ie fpani| ion ut, im Anfange

von ber. a nal geworfen, hatte fid) unterdeffen in Medina | *

fammelt, und traf Anftalten, die Stadt zu veriheidigen. Ihre Plänkler |

festen die umliegenden Gärten, und mehrere auf den Höhen

füdtich der Stadt vortheilhaft aufgefahene Gefchüge beftrihen die Zugänge.

Altein General. Laſalle, dem die Divifion Mouton auf dem Fuße folgte,

hatte bereits das ausgettodnete Bett des Seco uͤberſchritten und

fomit die Strafen nach Villalon, Aguilar und Valdetas; ſaͤmmtliche in der

Umgebung von Medina ftehenden fi ——— Truppen täumten ihre

und ne ich, durch eine rlinie gededt, auf den. Strafen ehe 20 die Divifion Merle auf Schußtweite

Prien ale mar. Der Verluft der Spanier betrug an

wirkte verderblich auf die beiden Slügelcofonnen, welche aus einander ftiebten, ohne den Feind. gefehen zw haben. Gleichwohl hatte der Sieg bei Rio Seco keinen andern unmittelbaren Gewinn für bie Franzofen, als daß er EUSIERERSUERO etsohe arlfar keit feine RAS Beſſidres, der zum erften Dal in einer Schlacht den Dberbefehl führte, verftand zu fiegen, nicht aber den Sieg zu benugen. Schon um Mittag war bie Schlacht gewonnen, ber ausgetrodfnete Fluß konnte allenthalben ohne Hinderniß überfcpritten werben; die fiegenden Truppen hatten am 14, nicht mie yum Of onen. Bafale Tab Dnfben Den Bihrnben mac zum en den Fliehenden allein Beffieres rief ihn wieder zurüd. Den 14. und 15.

und um endlich von da nach Benavente zu marſchiten, welche

Puncte 10 Stunden von einander entfernt liegen, brauchte er 4 Tage. (Bergl. Koch s Darftellung in Zernap’s Traite de tactique. IL Bd,

El Plan. ee

blieben, woraus man Per * toße Waſſermemge täglich verdunftet, wi die Fi und ——

entfernt; fo ee Di

Meha dia (Gefechte 1789). 291

Meer 8— 10 Fuß höher als das Mittelmeer, woraus fih die regelmäßigen Strömungen in diefen Meeren erklären. Die Meeresflaͤche wird aber auch auf andere Weife in Bewegung gefegt, nämlich buch Winde, welche bie Wellen, durch die Anziehungskraft der Sonne und bes Mondes, welche bie Ebbe und Fluth erzeugen (f. b.). Der Boden des Meeres fcheint im AR: gemeinen diefelde Geflaltung zu haben, wie der Boden des Seftlandes. Da, wo die Meeresfläche aufhört, fängt das Ufer (Beftade) an, welches gewoͤhn⸗ ih Küſte genannt wird, wenn es fchroff und fteil aus dem Meere em: porragt- Derjenige Theil bes Ufers, welcher nur während der Fluch vom Waffer bedeckt, zur Zeit der Ebbe aber troden ift, heißt der Strand. Die großen FEinbiegungen bed Meeres in das fefte Land hinein werben Meerbufen genannt; fie unterfcheiden fi von den Baien, Buchten und Daffen nur durch den bedeutenderen Umfang, von ben Binnens meeren dadurch, baß fie mit dem Weltmeere (Ocean) in unmittelbarer Verbindung ſtehen, und nicht wie dieſe durh Meerengen zufammenhäns gen. Die Meerengen werben auch Straßen genannt, menn bie Einens gung des Meeres durch die Küften fehr lang, jedoch zur Schifffahrt geeig⸗ net iſt. Faſt alle Meerengen find ſchwierig zu befahren, was häufig nur mit gewiffen Winden geſchehen kann; Segelfchiffe müffen daher oft durch Dampfichiffe dugfirt werden. Die Meere und Seen geben eben fo gut Kriegsſchauplaͤtze ab, wie das Feftland; doch kommt bei ihnen hauptſaͤchlich nur die Kahrbarkeit, der Ankergrund und bie Küftenbefchaffenheit in Be⸗ trat. (S. See krieg.) Pz.

Mehadia, Marktfleden an ber Krajowa unb ber dftreich. Militair⸗ grenze des Banats, hat 1500 Einwohner und ein altes Schloß.

Gefehte am 17. und 28. Auguft 1789.

Bei Eröffnung des Feldzuges von 1789 gegen bie Pforte, hielt die öftreichifche Armee unter dem Feldmarfhall Graf Haddit (49 Bat. Infant., 79 Schwadr. Caval.) 53,000 Mann ftart mit 126 Gefhüsen, Sprmien und das Banat befegt und follte, durch legtered vorgehend, die Bewegun⸗ gen des Seraskiers Abdy Paſcha beobadjten, welcher 70,000 Mann ſtark bei Niffa fand und allem Vermuthen nad, gleichzeitig gegen Mehadia und Belgrad vorzudringen beabfichtigte, wihrend der Großvezier mit einem eben fo ſtarken Heere die Verbündeten von der untern Drau ber bedrohte. Graf Haddik befegte bei Beginn feiner Operationen die Donau zmwifhen Sem: lin und Alt-Orſowa nur mit ſchwachen Beobadhtungspoften, und concentrirte feieu Hauptmacht bei Karanfebes, um von hier aus das Banat zu be: banpten, Eiebenbürgen zu unterftügen und über Mehadia vorgehen zu Ein: nen. Im Banat befehligte 5.3.M. Clerfant eine Truppenmacht von 28 Bat. 44 Schwadr., wovon 6 Bat. und 20 Schwadr. zur Dedung von Jakuba, Pancfowa, Kubin und Upalanka beflimmt waren, während 4 Bat. unter Seneralmaj. Vencſey die Etrede zwiſchen Moldama, XZuppanet und Mehadia befegt hielten und Clerfayt mit dem Reſt gegen Karanfebes 309. Durch eine Art fillfchmweigender Uebereinkunft verging indeffen der Frühling und die Hälfte des Sommers, ohne daß etwas Ernſtliches unternommen worden wäre. Beide Parteien fchienen ſich nicht ſtark genug zu fühlen, und namentlich die Deftreicher warteten noch auf Verfiärtungen. Zu An: fang Auguft jedody griffen die Türken die Etelung des General Vencſey zu wiederholten Malen beftig an; auch erfuhr diefer die Ankunft eines türkis fhen Corps von 14,000 Mann bei Gzerneg und die Abficht defjelden, ges gen Alt-Orſowa vorzurüden. Bald darauf überfielen 2000 Syahie tier Verr fhanzte Stelung bei Mehadia, wurden jedody mit graben Detote cat:

22 Mehadia (Gefechte 1789). gefchfagen. Am 17. inzwiſchen kehrte der Feind. bedeutend verfkäikt

suche, die Deftreihen, auf allen Seiten ein und. den Angriff in und Sronte gleichzeitig. Aber auch diefer Verſuch feheitsrie; die

Zürten mußten nach einem hartnädigen Kampfe die Flucht

ganze Bagage. Da ſich jedoch die Macht der Türken auf dieſem immer mehr verftärkte, raͤumte General Vencfey die Pofition von. und ging bis Terregova zurhd. Glücklicher waren während die, reicher in Siebenbürgen gewefen, hatten alle Unterneymungen ihrer dort. vereitelt und am 31. Juli einen Sieg bei Fotſchan erfochten. F. Eletfayt dachte deßhalb gegen Ende Auguft auf's Neue daran, die von Mehadia dem Feinde wieder zu entreifen, und wandte ſich mit ihm zu Gebote fiehenden Truppen dorthin. Die Türken leiſteten keinen ernſtlichen Miderftand, und Clerfayt traf nad) erfolgter Einnahme, Anlegung von Verfchanzungen, alle Maßregeln, um ſich diefen Punct für längere Zeit zu fihern. In diefer Zeit hatte Graf Haddik das Armee commando niedergelegt und an den Feldmarſchall Laudon übergeben. Der neue Befehlshaber drang nun in den F. 3. M. Clerfayt, die Türken aus dem Banat zu vertreiben. Diefe waren in ſtarken Abtheilungen den 27. Abends bis zwiſchen Topleg und dem Cſapliaberge vorgedrungen und ſchie— ‚nen einen Angriff a en —— —— 28. befet ie die Hochebene von te, d darauf te von ungefähr 2000 Mann dem rechten Flügel der Meier Stellung. Nicht lange darnach entwickelte fi eine Colonne von 3000 Jas nitfharen mit 5 Gefhlgen in ber Ebene, folgte ihrer Gavalerie als Uns terftügung und begann den Angriff auf die oͤſtreich. Verſchanzungen. Diefe 5 Abtheilung bemühte ſich bis gegen Mittag, aber immer vergeblich, ſortheile zu erringen. Man kämpfte von beiden Seiten mit ber größten

Hartnddigkeit; aber ſtets wurden die Türken zurüdgefhlagen, während ihr Haupteorps in ber Ebene dem Gefechte muͤßig zufchaute, und endlid, Anftats ten traf, ſich dort zu verſchanzen. Diefe Unentfchloffenpeit beftimmte den F-3.M. Cierfayt, ſeibſt zum Angriff überzugehen. Er formirte zu dieſem Endzwede in der Ebene zwifhen Kraku Omir und der Beln Reka 5 Bat. und 22 Schwadr. mit einer Anzahl Gefchügen, und ließ diefe gegen die Adhänge des Lafmare vorrücken. Dort ftanden die Türken in gedrängten Maffen beifammen, und wurden durch das energiſche Vorrüden und ein mohlangebradhtes Geſchuͤtfeuer bald in Verwirrung gebracht. In diefem Augenblide ließ Clerfapt feine gefammte Gavalerie zum Angriffe vorgehen, wodurch das Schickſal des Tages entfcieden wurde. Die Türken ergriffen die Flucht und wurden, fo lange es das Terrain geftattete, verfolgt, vend dich hier vorging, hatte der Feind feine Angriffe auf den rechten du— gel ber Deftreicher-fortgefegt, fah ſich nun plöglic von feinem Haupteorps abgefchnitten, und wurde von den aus den Verfchanzungen jegt hervorbres enden Deftreichern in das Gebirge verfprengt. Durch diefen Sieg wurden

die Verbimdeten Herren des Banats und konnten nun zu den Operationen mit der ganzen Armee fcreiten, welche hauptfächlic mit der Belagerung von Belgrad beginnen follten. Die Türken verloren an diefem Tage über 1000 Todte, ihre Artillerie und 5 Fahnen; der oͤſtreich. Verluft wird nur auf 29 Todte und 79 DVerwundete angefchlagen. - GWergl. Militair- Wochenblatt, Jahrgang 1825. Kaifer Joſe ea harakteriftifche Beiträge zur Lebens⸗ und Sassraide

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Mehemed Alt. 203

Maehemed Ali (Mohammed Ati). Diefee Mann, welcher vor noch nicht langer Zeit durch den raſchen Fortgang feiner Unternehmungen gegen die Souverainität der Pforte und den Erfolg feiner Kriegsoperationen das politifche Gleichgewicht Europa’s zu ftören drohte, ift der Sohn eines Pos lizeireiterofficiers, Ibrahim Aga, und wurde 1769 zu Kavala in Rumelien (Küftenftrih am ionifhen Meere und dem Meerbufen von Zepanto) geboren. Durch Kühnheit und Gewandtheit ſich auszeihnend, gewann er die Achtung des Befehlshabers von Kavala, in deſſen Haufe er nad) feines Vaters frühem Tode erzogen wurde, und erhielt von diefem die Anftellung ats Bus lukbaſchi und eine Verwandte zur Gattin, mit ber er feine Söhne Ibrahim, Zuffun und Ismael zeugte. Die ehrenwerthe Behandlung, welche der [päs tere Biceönig einem Kaufmann Lion aus Marfeille ald dem Wohlthäter feiner Jugend angebeihen ließ, gibt die Vermuthung, daß auch biefer fich um Mehemed's Erziehung oder Jugendzeit Verdienfte erworben hat. Wick leicht lernte der Juͤngling durch ihn eucopäifche Sitte und Bildung. Eine ſeltene Handelskenntniß erwarb ſich M. durch einen Handel mit Tabak, den er neben feinem militairiſchen Berufe tried. Im Feldzuge von 1800 gegen bie Franzoſen in Aegypten befehligte er als Bim Baſchi das Gontingent feiner Baterftadt von 300 Mann unter Kapudan Pafcha, zeichnete fi in den Gefechten bei Abukir und Fort Ramanieh aus, und erhielt vom Statt: halter von Aegypten, Mohammed Paſcha Kusruf, das Commando des felbfts fländigen Corps der Albanefer. Höher noch flieg fein Anfehen, ale bie Franzoſen im Sept. 1801 und die Engländer Im März 1803 Aegypten verlaffen batten. Bei der Empdrung der Mameludeen, welche ihre frühere Macht gegen den türkifchen Statthalter Kusruf wieder herftellen wollten, und der ihren rüdftändigen Sold fordbernden Xruppen bes Taher Paſcha, tet M. mit feinen Albanefen auf die Seite der Rebellen, vertrieb, mit Taher vereinigt, den Statthalter im Mai 1803 aus Cairo und nahm ihn, in Verbindung mit dem Mameludenbei Haſſan, im Juli d. 3. in Damiette gefangen. Nach Ermordung des Ufurpators Taher und der buch M. er folgten Gefangennehmung des von den Rebellen zum Statthalter erhobenen Ahmed Paſcha, erfchien der türkifhe Paſcha Ali Gezaicli, mit Gewalt der Waffen die Mameluden und Albanefer zu unterwerfen. Aber er mußte, wie feine Vorgänger, mit dem Leben büßen, und die Diameluden behielten die Herrſchaft Aegyptens. Doch als auch fie unter ſich zerfielen und durch ſchlechte Bezahlung die Truppen, durch übermäßige Auflagen das Volt fich entfrembdeten, wendete fid) der kluge M. exit heimlich, dann offen gegen fie, vertrieb ihren Dauptanführer Bardiffy aus Cairo (März 1804) und be: hauptete, jegt wieder die Partei des neuen türkifchen Statthalter Churſchid Paſcha ergreifend, die Stadt gegen bie fleten Anfälle der Mameluden fo lange, bis er fie am 12. Mai 1804 dem Statthalter übergeben tonnte. Trotz der eiftigen Dienfte, die er ber türkifhen Sache leiftete, traute ihm die Pforte nicht. M. erhielt den Befehl, in fein Vaterland zuruͤckzukehren; der Kapudan Pafcha erfchien mit einer Flotte, ihn in Empfang zu nehmen, und Churſchid verlieh M's Commando der Provinz Girgeh, feinem Schwert: träger. M. that, als wolle er dem Befehle Folge leiften, und überzeugte ſich bei dieſer Gelegenheit, wie fehr das Volt, das ihn als einen Befhüger gegen die Gemwaltthaten des Statthalters anfah, für ihn eingenommen war. Darauf bauend, befchloß er die endliche Ausführung feiner ehrgeizigen Pküne, und nahm die Herbeirufung von 3000 Dehlis, mit denen der Paſcha feine Macht hatte verftärken wollen, zum Vorwande, offen gegen Churſchid auf: zutreten. Neue Auflagen, mit denen ber Statthalter das Land zur Bunt

Mehemed Ali.

204 von den Albanefern verlangten Soldes re mußte, bewirlten nen Kuranı lagten den Statthalter beim Kabi unwuͤrdig und an (am 12, Mai 1805), und tiefen am 14. Fi Mehemed Ati zum Statthalter Argyptens aus, da er, wie fie auch an berichteten, allein im. Stande fei, diefes Band der Pforte zu erfolgte bald, und der neue Statthalter erhielt am 1. 1806 den Ehrenpelz und bie drei Roßſchweife aus nopel. Bet der geringen Macht, mit der ex —— Dh, antrat, ber allgemeinen Werhegrung des Kandes, der zügellofen Willkür der Mächtigen und der Raubfucht der Beduinen und Mameluden gehörte M's Klugheit und Beharrlichkeit dazu, um ſich zu behaupten. Sein NHauptbeftreben mußte fein, die Mameluden zu vernichten. Uber diefe, damals noch ein Erieggeubtes Corps von 6— 8000 Mann, mußten Meutersien. zu ſich durch Araber zu verftärken und fogar M. bei der Pforte fo zu —— tigen, daß er im Juli 1806 den Befehl erhielt, fein Paſchalit mit dem von Salonichi zu vertaufhen. Ms Schlauheit trug abermals den Sieg * durch Vorſpiegelung —7— Willfaͤhrigkeit und durch Erklärungen der von ihm beſtochenen Scheiks Über feine Unentbehrlichkeit erhielt er ‚aufs Meue im Sept, 1806 die Betätigung feiner Würde, und arbeitete mit vers doppeltem Eifer an dee Unterdrüdung feiner Widerſacher, wofür er die Ges nugthuung hatte, durch Benugung jedes, fogar des verwerflichiten Mittels, nad 6 jaͤhrigem Kampfe die Mameluden faſt gaͤnzlich aufzureiben.. Schon im Jahre 1805 mußte er durch Meurhelmorde und argliffig unterhaltene Uneinigfeiten zwiſchen den Beis, duch Beſtechungen und Berfp ihre Macht bedeutend zu ſchwaͤchen, und brachte es im J. 1807, nachdem. er der Engländer Plan, das Haupt der Mameluden, Eify Bei, als Herrn von Aegypten einzufegen, durch unerwarteten Widerftand vereitelt hatte, da— bin, daß feine Feinde fid) ihm unterwarfen. Im J. 1809 kam «8 zum abermaligen Kriege, der mit abwechſeln dem Gluͤcke bis 1811 fortdauerte. Am 1. März d. 3. ließ M. zu Caito 470 Beis mit ihren Begleitern, und um. biefelbe Zeit mehr als 1000 Mameluden im ganzen Lande meu: ermorden. Der geringe Reft feiner Gegner zog im 3. 1812 in die Schon feit Jahren von der Pforte zu einem Kriege gegen ben arabis ſchen Volksſtamm der Wechabiten (Wahaby's) aufgeſordert, die dem türfifchen Staate immer gefährlicher zu werden begannen, "übertrug M. den Feldzug feinem Sohne Zuffun Paſcha, der von 18IL—15, trog mandjer Unfälle, 8 im Ganzen glüdlih war, und 1812 bie peitigen Städte Medina nah) 57 tägiger. Belagerung und Mitta durch freiwillige Uebergabe gewann. er ig ſich ausfprechende Unzufeiedenheit feiner Truppen über die Beſchwer- den des arabifchen Kriegs zu. befhrwichtigen, den Neft der unruhigen Alba nefer und Deblis aufzureiben, und fein Anfehen durch den Ruf perfönlis hen Muthes zu erheben, begab ſich der Statthalter ſelbſt nach, Arabien, nahm thätig. an den Operationen feines Heeres Theil, und kehrte erſt im Juni 1815 nady Cairo zuruͤck, wo er nur mit genauer Noth einem Auf— fande feiner Truppen am 3. und 4. Auguft 1815 entging, bie ſich des Bicekönigs antgelnrndienem Blase: fie auf europaiſchen Fuß einzurichten, wiberfegten. Im 6 übernahm M's jlmgerer Sohn Ibrahim den Dberbefehl des Pe Agpptifhen Heeres, und hatte das Gluͤck, durch Eroberung der wechabitifchen Hauptftadt Derreyeh, am 10. Sept. 1818, und. duch Gefangennehmung ihres Hauptes Abdallah den Krieg zu beendigen. ‚Koftete auch diefer Feldzug dem Statthalter bedeutende Opfer an Geld. und Menfchen, fo. hatte er dad dem Vortheil,

Mehemed Ati. 205

Zruppen erworben, und fi das Anfehen eines Retters und Beſchuͤtzers der heiligen Derter in Arabien gegeben zu haben, was ihm fpäter von großem Nugen war. Seine habfüchtigen, aus dem Feldzuge zuruͤckkehrenden Sol⸗ daten und die meuterifhen Zruppen, bie er feit dem Aufftande in Gairo im 3. 1815 unter feinem Sohne Ismael in Unterägppten concentrirt hatte, zu befchäftigen, führte er durch bdiefen von 1820 1822 Krieg gegen Nubien, Sennaar und Kordofan, und hatte, neben der Ber größerung des Länderbefiges, den Gewinn, feinen Plan wegen Umbildung des Heeres bdurchzufegen, welches im Laufe des Feldzuges fich fo ziemlich aufgelöft hatte. Unter Leitung franzöfifcher Officiere, beſonders bes ehema⸗ ligen Adjutanten des Marſchalls Ney, Oberften Sèeve (als Renegat Soli⸗ man Bei) errichtete er ein großes Kriegslager bei Cairo, und in der Haupt: flade Pulvermühlen und Waffenfchmieden, und hatte fchon im J. 1823 ein Heer von 24,000 Mann, welches nad) europäifcher Art bewaffnet, gelbe und in Regimenter und Bataillone getheilt war. Später wurden zu Bildung von Officieren Kriegsfchulen in Cairo und Sarchut, und zu Ge winnung von tüchtigen Matrofen und Seeofficieren unter franzöfifhen Leh⸗ rern Unterrihhtsanftalten zu Alerandrien errichtet. Mit gleichem Eifer ſchritt M. A. zu Aufrehhthaltung der Ruhe und Ordnung im Innern und Vergrößerung feiner Einkünfte. Duck Abfchaffung der 24 Sandſchake ber Mameluden und Errihtung von Ober: und Unterbezirken unter Beis und Agas und Bildung eines Verwaltungsrathes in jedem Hauptbezirke (1829) ftelfte er im Lande Sicherheit und Ruhe her, bie man feit Saladin’s Zeiten in Aegypten nicht mehr kannte, und erwarb bie nöthigen Geldmittel zu biefen Reformen durch Erhöhung der Zölle und Grundfteuern, Einführung neuer Steuern und Erprefiung von großen Summen von den Wohlhaben: den. Beſondere Verdienfte um Aegypten erwarb fih M. durch Einführung von Schulen, von Xelegraphen, Quarantaineanftalten, ber Vaccine, durch Verbefierung bes Aderbaues, ber Viehzucht, Baumzucht, durch Aufgraben von Kanälen, Xrodenlegung von Suͤmpfen u. dgl. m. Alle diefe Berbef: ferungen, unverkennbar zum Theil M’s Plan ausfprechend, ſich unabhän: gig von ber Pforte zu machen, erregten den Neid und bie Eiferfucht ber: felben; allein vergebens unternahm Sultan Mahmud mehrmals, M. durch Lift oder Ermordung zu verdrängen, und fuchte ihn endlich, da er Allem kluͤglich auswich, burch freundliche Zuvorkommenheit treu zu erhalten. Konnte fih auch M. als eigentlicher Herr Aegytens betrachten, fo vermied er body den Schein der factifhen Souverainitaͤt, unterwarf fi jedem Verlangen ber Pforte, und nahm fogar feit 1824 an dem Kriege gegen die Griechen Theil. Seine Flotte, unter feinem Freunde Ismael Gibraltar, richtete menig aus; aber fein Landheer unter feinem Sohne Ibrahim, das bei Modon in Morea gelandet war, nahm Navarino, Tripolizza und ver: übte ſchreckliche Gemaltthätigkeiten, bie Rußlands, Englands und Frank: reichs Vereinigung , Codrington’8 Sieg im Hafen von Navarino (20. Octbr. 1827) und einen Vertrag vom 8. Auguft 1828 herbeiführten, dem zu Folge die Aegypter Morea räumten. Sin bemfelden Maße, wie bie Pforte durch die ihm übertragenen Kriege M. A. zu ſchwaͤchen fuchte, benuste dies fer jede Gelegenheit, feine Macht zu verſtaͤrken. Durch die Kriege gegen Arabien und Nubien hatte er feine Streitkräfte vergrößert, durch den Krieg gegen die Griechen gewann er Kandia. Die Plane zur Unabhängigkeit fliegen mit dem Steigen feines Gluͤckes. Als der Krieg der Pforte gegen Rußland 1829 ihm die Erfhhöpfung der erftern noch deutlicher gemacht hatte, befchlof er, auch die ſchwachen Bande, die ihn noch an das tärtiicge Ki Iren,

296 Mehlpulver. ‚zu fprengen, nahm einen Aufſtand in Sprien. und feine Felndſchft mit dem aſcha Aere zum Vorwande, und ließ im Novbr. 1831 20,000 Mann unter ‚feinem Sohne Ibrahim in Syrien einrüden. Der Sultan ſprach am 5. Mai 1832 die Abfegung und den Bannfluch über M. A. aus; diefer erklärte Mahmud der Regierung für unwuͤrdig und Eündigte ihm offen den Krieg an. Der geſchickte und unerfchrodene Forahim nahm Gaza, fa, Ierufalem, nad) langer Belagerung Acre (27. Mai 1832), darauf YamasE, 0, Antiochien, und rüdte nad) sinem entfcheidenden Siege über Huſſein Paſcha beit Homs am 29. Juli bis Kleinafien vor. Hier ers focht er den bedeutenden Sieg bei Koniah (f. d.) am 21. Decbr. über Mes ſchid Paſcha, und nöthigte den Sultan, fein Heil in Unterhandlungen zu fuhen. Nach mehrfachen vergeblichen Verfuchen gelang es der Vermittelung der europäifchen Großmächte, M. zu einem Frieden zu bewegen (6. Mai 1833), der ihm die Statthalterfchnften von Aegypten und Kandin beftätigte, ferner die Diftricte Damask, Tripolis, Jeruſalem, Aleppo, Seyde, und Naplufa zufiherte, und feinem Sohne Ibrahim den Difkrict von Adana als Pachtung überließ. Seitdem ruhen die Waffen, und M. A, ziemlich unabhängig feine Diftricte verwaltend, und faſt beftändig mit Dämpfung von Aufftinden in Syrien befhäftigt, die ipm wenig Zeit laſſen, offen etz was gegen die Pforte zu unternehmen, bie er aber ala feinen fteten Feind beteachtet, ſcheint den Gipfel feiner Macht erreicht zu haben. Unvorherzus fehende Ereigniffe könnten indeß die Lage der Dinge ändern. Mehemeb Ai ift ein Mann von mittler Statur, Eräftigem Gliederbau und Haltung, beffen volles Antlitz den Ausdruck höherer Verftandesbildung, ' paart mit dem geiftvollen Blicke von zwei dunkelgrauen Augen, trägt, deffen Anzug fih von dem anderer. türkifhen Großen unterſcheidet. fpricht viel und lebhaft. Von Tagesanbruch bis 9 Uhr arbeitet er in Divan und controlirt firenge feine Beamten; dann pflegt er brei Audienzen zu ertheilen und Eehrt gegen Mittag in feinen Des Nachmittags von 44 Uhr an fest er feine Gefhäfte im und widmet die-Abendftunden der Erholung; am liebſten fpi mit feinem Hofnarren. Oft wählt er zu. feinen Zerftreuungen Pferde an den Kanal und in feine Sommerwohnung in den Schubra. Im Harem läßt er fich vorlefen und unterhält ſich fahrenften Eunuchen; bringt es feine Stimmung mit ſich, fo dietirt Lebensgeſchichte. Seine Unerſchuͤtterlichteit im Ausführen einmal Plane zeigt fi, wie im Großen, fo auch in feinem häuslichen Von einem Spazierritte, den er fich einmal vorgenommen hat, häft ihm wer der Regen noch Sturm und Gewitter ab. Sein Hof und die Reſidenz find in Alsrandrien ; in Cairo bringt er.nur einen Eleinen Theil des Jah— res zu, mo er dann eine firengere Etikette eintreten läßt.

(Rergt. L’Egypte sous M, A. Paris, 1822; Fel. Mangin, hist. de l’Egypte sous M. A., enrichi de notes p. Langlös et Jomard. Paris, 1823 und 1824, 2 Bde; und J. A. St. John, travels in the valley of the Nile, London 1834.) C.

Meblpulver ift noch ungekörntes und nicht durch Preſſung verdiche tetes Schiefpulver, oder Abgang , welchen das Pulver bei dem Körnen, Por

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Meile Meldungen und Rapporte 20

Meile, die geographifche, tft der funfzehnte Theil eines Grades

auf dem Aequator, ober eines Breitengrabes. Nach Kluͤgel's Berechnung IR nun eine geographifhe Melle 3811,6 Tolfen = 22.869,5 Partfer Fu = 23.661 rheinländifhhe Fuß. Die Meilen, nad) denen man in ben verfehlebenen Ländern rechnet, find überall verfchieben, und wir ſetzen bier nur die nöthigften ber.

Meilen

auf einen Breitengrad

in geogr. Meilen

sgraphifhe . - 15 Lieues 25 Englifcye zu 1760 Yards . 69,12 Defieihifihe . - - 7,48 Dreußifche .. 14,37 Gäcyfifche zu 16,000 Ellen 0 12,29 Buffifche . 14,378 104,30

Es verſteht fi von felbft, daß hier nicht Poftmellen gemeint find, die fa überall bedeutend Keiner angenommen werben. I s.

Melas, Baron von, k. ©. Felbmarſchall, gebuͤrtig aus Mähren, bes gan feine millitairifche Laufbahn im fiebenjährigen Kriege als Abjutant bes Feldmarſchalls Daun, wohnte 1793 und. 94 den Feldzugen an der Sam⸗ bre und im Xrierfchen als Generalmajor bei und verließ 1796 die Rhein⸗ armee als Feldmarfchallliestenant, um im Juni biefes Jahres das inter miftifhe Commando ber Armee in Stalien zu uͤbernehmen, befehligte aber Tpäter unter Wurmſer, Alvinch und dem Erzherzog Karl. 1799 focht Dies (a6 unter Sumarow in den Schlachten von Gaffano, an der Trebbia unb bei Novi, und hatte großen Theil an der Eroberung ber Lombardei. Als ſich im Herbſt dieſes Jahres der ruſſiſche Feldherr nach der Schweiz gegen Maſſena wandte, erhielt M. den Oberbefehl über bie damals 60,000 M. ſtarke Ööftreihifhe Armee in Stalien, und erfocht am 4. Movbr. bei Koffano (ſ. d.) einen Sieg über Championnet. Obſchon Melas im Anfange des folgenden Jahres einige Vortheile über Maſſena errang, verließ ihn fpäter doch das Süd, da er zu lange vor Genua verweilte, und dadurch Bona⸗ parte Zeit ließ, ungehindert Über die Alpen zu gehen und fich in der Ebene zu concentriren. Melas hatte ben Webergang für unmöglich gehalten, und ſah ſich dadurch plöglih im Angefichte eines ihm überlegenen Feindes. Noch fchnell genug 309 er feine zerftreuten Corps zufammen, und das Uns vermeidliche einer Schlacht wohl einfehend, ging er feinem Feinde entgegen und nahm Stellung vorwärts Aleffandria, zwiſchen der Bormida und dem Zenaro. Hier kam es am 14. Juni zu der denkwuͤrdigen Schlaht von Marengo (f. d.), in Folge been Melas ben fir Oeſtreich allerdings fehr ungünftigen Vertrag von Aleffandria (f. d.) abfchloß. Bald darauf warb ee zum commanbdirenden General in Böhmen ernannt, erhielt 1806 das Präfidium vom Hofkriegsrathe, farb aber bereits im folgenden Jahre zu Prag. Vergl. Ritteröberg ꝛc., IL Theil. MG

Wieldungen und Rapporte. werden biejenigen militairiſchen Dienfts fchreiben genannt, durch welche ein Untergebener feinen Vorgeſetzten von zufälligen Ereigniffen oder periodiſch eintretenden Vorfaͤllen, Veraͤnderungen im Zruppens und Waffenbeflande und dergleichen in Keuatoiy war. Un

298 Melnofee »

einigen Armeen hat man den Unterſchied zwiſchen beiden dadurch feſtgeſtellt, daß Rapporte von dem DVorgefegten verlangt, Meldungen bingegen von den ———— nur dann eingereicht werden, wenn etwas Unger aa ſich zugetragen hat. In Nüdficpt auf die dabei zu beobad): tenden Formen findet fein Unterſchied Statt; eine Hauptbedingung ift aber, daß Alles, was darin gefagt wird, deutlich, beftimmt, der Wahrheit getreu, db seit ermeidung alles unnügen Aufwandes von Worten ausgedrüdt Pe tue des Grgenftandes, über welchen berichtet wird, hat zwar großen: kr auf die Behandlung des Stoffes, doch iſt es faſt allgemeine Regel, den Grgenftand ſchon in den erften Zeilen anzudeuten, und die Auf⸗ merffamfeit des Empfängers auf diejenigen Perfonen, Verhältniffe oder Um⸗ ftände zu lenken, welche als befonders wichtig erfcheinen. Bei Melbunz gen über Eriegerifche Worfälle jeder Art iſt befondere Vorficht noͤthig. Mon bite fid) vor Uebertreibungen und unbeftimmten Angaben. Theotetiſch läßt fi darüber nicht viel beſtimmen ; denn die richtige Auffaffung und Dar ftellung milltalrifcher Verhältniffe oder Eriegeriicyer Ereigniffe fegt eine geibte ucthelateaſt und viel Takt voraus. (S. Militairftpk)

Melnoſee, Friede von, 1423. Seit der Schlacht bei Tan: nenberg (f.d.),ı 1410, ſank die Macht und das Anfehen des deutſchen Dre dens in Preußen immer mehr, und: die Polen gewannen im en die Oberhand, namentlid da der Eräftige Hochmeifter Heintich Reuß von Plauen, fo wie der ihm folgende, Küchmeifter von Sternberg, nur wenige Jahre regiertem, der neue Hochmeifter aber, Paul Belliger von Rupdorf, ein friedliebender und dem Krieg nicht ſelbſt verftehender Mann war. Polen hielten nicht lange Ruhe; fie entſchloſſen ſich neuerdings zum Kriege, und betraten ben 29. Juli 1423 die preußifche Grenze. Das Drbenöheer, 30,000 Mann ftark, hatte ſich bei Loebau verfhanzt, um den Polen eine Schlacht zu liefern; allein deren Uebermacht fie zähften 100,000 M. bewog den Marfcalt des Drbens zum Ruͤckzuge. Er fuchte den Polen den Uebergang über die Drewenz freitig zu machen; da dieß aber mißlang, vertheilte er das in die „worauf der Krieg nur noch in Ber Ingerungen beftand. Die Polen verwüfteten und plünderten das Land, vers brannten bie Vorftädte von Thorn, und entſchloſſen ſich hier endlich), ben Bitten des Ordens nachgebend, zum Frieden (f. Dugloß, 1, XL p. 454 sgg.). Diefe Angabe eines polnifchen Schriftftellers wird einiger Mafen ver: daͤchtig, wenn man bei Schütz lieft, daß ein Corps des Ordens, 8000 M. ſtark, in Polen eingefallen war, dort fünf Städte, fo wie das Klofter Krone verbrannte, das platte Sand verwüſtete und ben König von Polen ſelbſt in Culm einfhloß. Auch kam der Etzbiſchof Dietrich von Köln, Pfalsgraf Ludwig und Herzog. Heintich von Baiern dem Orden zu Hilfe, während die Polen großen Mangel an Lebensmitteln litten; Alles dieß konnte den König Ladislaus I. wohl zum Frieden bewegen. Die vornehmften Arz titel des Friedensſchluſſes waren: Der Drden tritt das Gebiet Neffau mit den Dörfern Orlow, Murzinow und Neuwieſe an Polen ab; letzteres erhält den Boden. des Schloffes ee der Drden vorher fchleifen darf; ferner erhätt Polen die halbe fel, vom Einfluß der Drewenz bie bins am die alte Grenze von Pommern und Bidgeſt (Bromberg), en

nee ———————————— auch gibt der Orden alle auf, diefe Abtretung, noch mehrere Documente und wichtige Papiere an 57 "Die Ps nicht von greßet Bedeutung. Der Friede war für die Polen aͤußerſt vottheilhaft, nicht wegen der

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Meloria (Seefhladht 1284). 200

Gebietövergrößerung,, wohl aber, weil ber Kaifer wie der Papft dem Orben zu Dilfe eilten, ducch den Friedensſchluß aber die Polen einem Kampfe ent: gingen, defien Ausgang hoͤchſt zweifelhaft war. Der Hochmeifter wartete die Hilfe von Außen nicht ab, woran wohl feine ungemeine Geldnoth Schuld fein mode. (©. Baczko’ 8 Geſchichte von Preußen)

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Meloria, Inſel im tpirhenifhen Meere an ber au des Großher⸗ zogthums Toscana. 6, Fr a zwifhen den Benuefern und Pifanern,

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Ei 200 Jahren hatten bie im Mittelalter mächtigen Kreiftaaten Pifa und Genua ihren gegenfeitigen Flor mit neidifchen Augen betrachtet, und deßhalb zahllofe Kämpfe, aber immer ohne entfcheidende Nefultate mit eins ander gefochten. Im Jahre 1284 follte endlich entfchieden werden, wer von ihnen der mächtigere im mittelländifhen Meere fei. Die Pifaner befehlig: ten ihren Admiral Guido Jacia mit 24 Galeeren den Grafen Fazio zu begleiten, den fie nah Sardinien fandten, um dort neue Mannſchaft anzu⸗ werben. Das Schiff, welches den Grafen fuͤhrte, kam ab, ſtieß in den ſar⸗ diniſchen Gewaͤſſern auf eine genueſiſche Flotte von 22 Galecten, wurde faſt ohne Gefecht genommen, und beim Nahen der Piſaner Flotte in Brand geftedt. Kurz darauf begann die Schlacht, bie ſich zum Nachtheil der Pis faner entſchied; ein Schiff wurbe in Grund gebohrt, drei verſanken in Kolge von Beſchaͤdigungen, acht Galeeren wurden genommen und nebft 1500 Ges fangenen nad) Genua abgeführt. Nur 12 Schiffe kehrten in ben Hafen nah Pifa zurüd. Weit entferne, ducch diefe Niederlage den Muth finken zu laffen, verdoppelten jest die Pifaner ihre Rüftungen. Alberto Morofini von Venedig, der in feinem Vaterlande ald erfahrner Seemann galt, warb zum Podeſtà erwählt, und ihm Graf Ugolino Gherardesca und Andreotto Saracini als Hauptleute ber Flotte beigegeben. Die bisherigen Kriegsrü- ftungen hatten den Öffentlihen Schag beinahe erfchöpft; aber nun erhob fich im edlem Wetteifer der pifanifche Adel, feine Reichthuͤmer zu fpenden. Durch deffen großmüthige Anſtrengungen wurde in turzer Zeit eine Flotte von 103 Galeeren ausgeruͤſtet, welhe im Monat Zuli unter Segel ging und fih vor dem Hafen von Genua legte. Bon bier aus forderte man die Genuefer zum Kampfe auf, und fchleuderte mehrere Pfeile von Silber dem Hafen zu, eine zwifchen beiden Republiken damals übliche Prahlerei. Die Genuefer erwicderten, daß ihre Schiffe noch nicht ausgerüftet wären, daß fie aber fehr bald dazu bereit fein würden. Wirklich erfchienen, wenige Zuge nach der Ruͤckkehr der Pifaner in die Mündung des Arno, die Öenuefer mit 107 Galeeren in Pifa’s Gewaͤſſern. Schnell rüfteten fi h die Pifaner zum Kampfe ; der Biſchof, an der Epige feines ganzen Klerus, ertheilte der Flotte den Segen. Diefe lief bis in die Mündung des Arno hinunter. Am folgenden Tage, den 6. Auguft, fließen beide Flotten bei der Inſel Meloria auf einander und kurz vor Mittag begann die Schlacht. Die Genuefer bat: ten 30 Galeeren, welche ihnen Benedict Zachariaͤ zugeführt hatte, binter die Infel in Dinterhalt gelegt, und da beide Flotten jest an Stärke ſich zu gleichen fchienen, fo zögerten die Pifuner nicht, den Kampf anzunehmen. Beide Parteien rüdten in mehreren Abtheilungen vor. Bei den Piſanern befehligte der Podefta Morofini das erfle Geſchwader, Andreotto Saracini das zweite, und das dritte Graf Ugolino Sherardesca Der Großadmital Dberto Doria, Conrad Spinola und Benedict Zachariaͤ führten die drei Ge: auefer Geſchwader. Fuͤrchterlich war das Zuſammentreffen der beiden erften im

300 Memmingen (Belagerung 1647). gleichzeitigen Angriff. Ein genuefifcjer Schrifefteller und Beitgenoffe drückt Schiacht :* erregendes

und hetzzetreißendes a vielerlei Meife fanden; die fielen verſtummelt auf das ‚andere ftürzten halb lebend in die Fluth, fie umſchwammen bie tiefen ihre Mitbürger, fetbft ihre Feinde um Rettung an, fie ihnen unter die Hände kam, fie Elammerten ſich an die Steu neren Nuder an; man ſtieß fie ‚aber mit eben den Rudern, deren fie hinderten, in die Wogen zurüd, um die Schlacht fortzufegen. Ri um die Schiffe röthete fid das Meer’ von Blut, auf den Wogen Reihname, ganzen, Pfeile und Helme. Laut erhoben ſchen die Stimmen "der Befehlshaber, ihre Krieger aufzumuntern *

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mie Dberto Doria’s Admiralfchiffe. Im diefem gende rid’s 30 Schiffe hinter der Infel hervor und fehloffen fich an. Zacharia's Galeere ſelbſt drang von der andern Seite ai ſche Admiralſchiff ein, und dieſes wurde nad) langem Wi men. Ein anderes, das die Fahne der Gemeinheit von ebenfalls erobert. Diefer zweifache Verluft verbreitete Schreden Pifaner Flotte, und der Graf Ugolino benugte dieſen Augenblick, das 3 zur Flucht se geben, nicht aus Feigheit, fondern um fein entkraͤ und daſſelbe in der Folge leichter zu unterjochen.“ Niederlage war fo vollftändig als die blutig. 28 Sa: leeren- wurden don den Genuefern genommen, 7 in dem Grund gebohrt, und der Verluſt der Pifaner auf 5000 Todte und 11,000 Gef [hägt. Da diefe legtern nad) Genua abgeführt wurden und in genfhaft blieben, fo war es damals eine gewöhnliche Redensart, daß, wer Piſa ſehen wolle, es in Genua ſuchen könne. der Schlaht von M. hörte Pifa auf, eine Seemacht zu fein, Een die graͤßliche Strafe, welche Graf Ugolino erlitt er wurde mit zweien feiner Söhne und zwei Enten in einen Thurm gefperrt und zum Hungertode verdammt konnte den verloren Glanz des Freiſtaates nicht wieder ‚len. Simonde Sismondi Geſchichte der italieniſchen Freiſtaaten im Mittelalter, 4. Theil. Henty Hallam, gerichtliche Darftellung des Bus ftandes der europaiſchen Staaten im Mittelalter, 1. Bd.)

Gtz. Memmingen, Stadt mit 7000 Einwohnern, im Oberdonaukreiſe bes Königreichs Baiern, unweit der Iller an dem Kleinen Fluͤßchen Aach gelegen, war früher freie Reichsftadt *). b Belagerung 1647. Die Unterhandlungen, welche im Monat März des Jahres 1647 zwie fen den Schweden ir gr

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t PR bei Memmingen, ben 9. Mai 1800, ift gleichbedeutend mit

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Memmingen (Belagerung 1647). - 301 |

hatten, füheten zu keinem günfligen Reſultate; man mußte bie Emtfcheibung eines Thon 29 Jahre dauernden Kampfes den Waffen überlafien. Die balerifche Armee befchloß, zur Belagerung Memmingens zu fchreiten, wel⸗ ches Die Schweden erft kurze Zeit vorher beſetzt hatten, und bie Einfchlies

fung begann am 20. Septbr. Die Befefligung der Stadt war nur auf der —*X Juer zugekehrten Seite von einiger Bedeutung; auf der entgegen⸗ geſetzten Seite hinderten dagegen bie Aach und mehrere Bäche die Arbeiten jur Annäherung, auch war eine theilweife Ueberſchwemmung zu bemerfftels ligen. Die ſchwediſche Beſatzung befehligte ber Oberſt Siegmund Przyemski; er verſammelte am 21. September die Buͤrgerſchaft, erklaͤrte, daß er ſein Moͤglichſtes thun werde, die Stadt zu vertheidigen, und forderte die Buͤrger zur Mithilfe auf. Dee Rath Ichnte die Begehren ab; doch mußte er zus geben, daß 200 Handwerksgeſellen ausgewählt wurden, die mit ben Schwes deu vereint Dienfte leifteten. Sin den ſerſten Tagen der Einfchlirfung - befand fi nur die Meiterei der Baiern vor der Stade. Am 27. und 28, aber langte die Infanterie an, und das Belagerungscorps beftand jetzt ans en Gavalerie, 10 Regimentern Infanterie mit 6 Mörfern, 12

halben Karthaunen, 8 Seldfchlangen, einigen Falkonets und mehreren Beinen. Gefchägen. Zu ihnen fließen zwei Eaiferliche Regimenter mit 2 ſchweren Kanonen und einem bedeutenden Munitionspart. Die Belagerung befeh⸗ ligte der ee Feldzeugmeiſter Baron von Enckevort, der fein Haupt quartiee im Klofter Burheim nahm; unter ihm flanden bie balerifchen Ges neralmajore de Lapiere, von MWinterfcheib und Royer. Die wichtigſten

Ereigniffe während der Belagerung find folgende: Am 29. lief .der Gone

manbdant zwei neue Schanzen erbauen, wogegen am 30. bie Belagerer eine Batterie armirten. Sie ſchoſſen aus berfelben nur mit Falkonets und klei⸗ nem Geihüg, baher ohne Wirkung ; eben fo vergeblich war auch ihr Ders fuh, das Waffer im Stadtbach abzuleiten; die Mühlen der Stabt blieben: bis zur Uebergabe im Gange. Am 1. October wurde die zweite Batterie von den Baiern erbauet, und aus ihre 30 Schuß aus Feldſchlangen auf Die Stadt gethan. Am 5. Octbr. machten die Schweden mit 1500 Mann Infanterie und Ihren wenigen Reitern einen Ausfall, zerftörten eine Menge Arbeiten, und vernagelten drei halbe Karthaunen und zwei Schlangen; bieß Seſct wurde von zwei Schweden verrichtet, deren jeder nur eine Hand hat⸗ ‚Sn ber folgenden Nacht fielen bateriihe Bomben in die Stadt; meh⸗ . zundeten, und es verbrannte ein großer Vorrath von Getreide. Am 7. Octbr. wurde von ber Stadt aus eine baieriſche Batterie gänzlich zerſtoͤrt. Am 10. wurde bie Stadt abermals mit Bomben beworfen, und die Be fagung machte einen Ausfall, der ſehr zu ihrem Vortheile ausſchlug. Wald hierauf begann das Bewerfen von Neuem, und eine Bombe von 120 Pf. fiel in den Hof der Wohnung des Commandanten, body ohne Schaden zu tbun. Am 14. richtete das feindliche Feuer, befonders am Weſterthore, großen Schaden an; den 15., 16. und 17. ward damit fortgefahren; in der Nacht vom 27. zum 28. machten die Belagerten einen Ausfall. Am 2., 3., 4. und 6. November war das Feuer der Baiern befonders heftig; auch ließen fie am 5., 6. und 7. Minen fpringen, die jedoch gar keine Refultate hervorbrachten; am 11. wiederholten fie dieß, und nun mit etwas befjerem Erfolge. Am 14. fielen die Schweden abermals aus; dagegen flürmten die Belagerer am naͤchſten Tage die Schanze am Krugsthore, jes doch vergeblich, wiederholten den Sturm am 17., nachdem fie vorher eine Mine hatten fpringen laffen, wurden aber auch dieß Mal zuruͤckgeſchlagen. Am 20. begannen Unterhandlungen wegen der Lebergabe; Kr yakkanrı Te

2 ° Menage Menin’ (Belagerung 1706).

Wienage, bie Vereinigung einer Mannſchafts zahl, Korporalſchaft, Bis fftation ıc. zu gemeinfhaftlicher Bekoͤſtigung, mittelft eines gewiſſen hen Beitrags zur Menagekaffe, aus welcher diefelbe beftritten wird. Beſtimmung über die Anfhaffungen zur Menage gefchieht entweder durch einige Auserwählte, oder vermöge gemeinfchaftlicher Berathung. Die Ein- kaͤufe ſelbſt, fo mie die Verwaltung der Kaffe, ftehen gewöhnlich unter der Obhut eines Unterofficiers. Die Menageeinrihtung findet meift in den Kafernen oder in ftark belegten Duartieren zweckmaͤßige Anwendung, woͤhnt den Soldaten zum Haushalt, und fichert ihm —— feinen Mitten und Bedürfniſſen angemeſſene Koſt. Sie verdient eine möglichft forgfäktige Beachtung.

Hr Menin, Stadt am linken Ufer der Lys, uͤber welche hier eine fleis nerne Brüde führt, im Königreice Belgien, diht am der franzöfifchen Grenze gelegen , zählt ungefähr 5000 Einwohner, war früher von Vauban it worden, und wurde, nachdem die Werke 1744 zerftört waren, im Jahte 1816 aufs Neue zur Feftung erhoben, und der Bau begonsten. Belagerung 1706. *

Nachdem Oſtende zur Uebergabe gezwungen worden war, brach ber engliſche Oberbefehlshaber, jog Marlborough, mit dem Deere der gegen Frankreich Verbündeten auf, rüdte in die Gegend von Courtray, und man glaubte num mit Gewißgeit, daß es zur Belagerung von Menin kommen mürde, welche Feftung, von Vauban angelegt, für eines feiner Mi und für außerordentlich feft gehalten wurde. Am 22. Juni ging ein Corps von der Armee des Herzogs, befehligt durch den General von Saliſch, nad Heldin, und am 23. hatte es die Feftung eingefchloffen, nachdem vorher noch preußifche und hannoͤverſche Truppen dazu geftoßen waren. Die erften Tage wurden zur Erbauung von Circumvallations= und Contravallationg- linien verwendet, da man auf die Ankunft des Gefhüges und der Munis tion warten mußte. Diefe wuͤrden bequem auf der Lys herbeigeſchafft wor- den fein, wenn nicht die Franzoſen bei Commines und noch weiter oben das Maffer diefes Fluffes abgeleitet hätten, fo daß das eigentliche Fiußbett ganz troden war. Die Befagung machte in der Nacht vom 30. zum 31. Zufi, fo aud) in der vom 1. zum 2. Auguft Ausfälle ohne —— dagegen eröffneten die Belageret in der Nacht vom 4. zum 5. die 1 een zwiſchen dem Brüggers und dem Pperfchen Thore, und trieben fie bis auf 350 Schritte von der Gontreescarpe dor. Am 5. famen bei ber Belagerungsarmee ſechs Bataillone an, fo daß nun 33 Bat. und 38 Schw. verfanmmelt waren. Die Befagung machte an diefem Tage einen Ausfall, der ein Gefecht veranlaßte, weldes 4 Stunden dauerte; der Ausfall wurde am 6. wiederholt, jedoch ‚ohne alten Effect, und die Belngerten ſchienen ſich daflır durch ein Iebhaftes Feuer revengiren zu mollen. Am 9. begann da3 Feuer der Belagerer aus 60 Kanonen, 18 großen und vielen einen

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Menin (Belagerung und Einnahme 1794). 30

Dörfern; am 10. zählte man 70 Stud ſchweres Geſchuͤz, 40 Haubitzen und 200 kleine Coehorn'ſche Mörfer in den Batterien. Bald darauf brannte das Rathhaus und mehrere Gebäude ab. Am 11. waren die Verbuͤndeten mit ihren Arbeiten nur noch 20 Schrirte vom gededten Wege; es entflans ben viele Feuersbrünfte in der Stadt, und die Sranzofen machten einem ers folglofen Ausfol. Am 13. Nachmittags wurden nod zwei Batterien ers baut, die Verbündeten hatten deren jept neun; am Warwider Thore wurde eine 300 Ruthen lange Breſche gelegt. Die Garniſon madıte abermals einen Ausfall, der aber mit Verluſt für fie verfnüpft war. Am 18. feuers ten die Belagerer aus allen Batterien in zwei Parallelen ; die Brefchen wur⸗ den fehr erweitert, auch warfen 330 Handmoͤrſer ftets Granaten in die Aus Genwerke. Abends um 74 Uhr geſchah ein Angriff auf die Contreescarpe durch 600 Grenadiere und eine gleiche Anzahl Diusketiere, denen 13 Bat. zur Unterflügung folgten. Die Generale Schulz und Orkney befehligten ; vor: ber wurden zwei Minen mit vortheilhaftem Erfolge gefprengt. Das Gefecht dauerte $ Stunden; die Franzoſen wurden von der Gontreescarpe verjagt, die Alliirten festen ſich dort feſt; fie hatten gegen 1000 Mann an Todten und Verwundeten verloren. Am folgenden Zage rüdten die Erdarbeiten bedeutend vor, auch ward der Minirer angefegt. Am 21. wurbe ein hef⸗ tigeß Feuer aus den Brefchebatterien am Fuße der Brefche eröffnet, und am 22. dieß fo heftig und mit fo gutem Erfolge fortgefegt, daß der franzöfifche Gouverneur, Generallieutenant von Saraman, ſich zur Gapitulation ent⸗ ſchloß, die audy bald zu Stande kam. Am 25. 309 die Garniſon mit allen Kriegsehren durch die Brefhe aus, nahm 3 Gefchüge mit und ging nad Douai; fie beftand aus 12 Bat. Infanterie und 3 Schwadr. unberittener Dragoner, bie aber an Zahl fehr gefhmolzen waren. Man fand in ber Seftung 55 metallene, 10 eifeıne Kanonen, 6 funfzigpfündige Moͤrſer, 162,100 Pfund Pulver, fehr viele Projectilen und fehr bedeutende Vorräthe an Proviant. (Vergl. Theatrum europaeum.)

F. W.

Belagerung und Einnahme durch die Sranzofen, am 30. April 1794.

Die Feſtung Menin, von Vauban erbaut, unter Joſeph's II. Regie⸗ rung gaͤnzlich vernachläffigt, überhaupt mit Ausnahme des Hauptwalles bes molirt und erft 1793 gegen Ypern zu wieder ‚etwas befeftigt, hatte hin⸗ fihtlidy ihrer Lage eine fo große Wichtigkeit als geficherter Uebergangs= und Verbindungspunct der beiden großen Hälften des nördlichen Kriegsſchauplatzes, daß die Franzoſen ſich fhon im Feldzuge 1793 derfelben bemädhtigten, aber nur einen Zag in deren Befiß blieben (f. Lys). Deſſen ungeachtet wurde nichts gethan, diefem Plage eine größere Haltbarkeit zu geben, was im Feld: zuge 1794 von den nadıtheiligften Folgen near. Denn als die Verbündeten ihre Hauptmacht zwiſchen Valenciennes und le Quesnoy verfammelten, um nah ber Eroberung des belagerten Landrecies (f. d.) die Dffenfive zu ergreifen, befahl Pichegru, daß die zwifhen Duͤnkirchen und Lille aufgeſtell⸗ ten Streitkräfte (über 60,000 Mann) unverzüglih in Flandern einfallen, und ein concentrifcher Angriff den andern abwehren follte, da man bereits die Erfahrung gemacht hatte, baß die offenfive Xhätigkeit des Dberfeldheren der Verbündeten durch dergleichen Reactionen am ficherften unſchaͤdlich ge: macht werden könne, was der Erfolg aufs Neue beftätigte. Während alfo eine Divifion von Dünlirchen gegen Ppern marſchirte, rüdte General Moreau mit 21,000 Mann am 26. April gegen Menin, General Sou⸗ bam mit 30,000 Dann auf dem rechten Ufer der Lys gegen Courtrag md

304 Menin (Belagerung und. Einnahme 1794).

noveranern. Die -Einfchliefung erfolgte am Morgen des 27.5 Abende sröffneten die Sranzofen ein ſehr lebhaftes Granatenz und Kandnen— ; auch die Infanterie, in Zirailleure aufgelöft, nahm Theil an der. piefung der auf. den Leicht zu erfteigenden MWällen ftehenden Befagungz Golonnen ftanden zum Sturme bereit. Am Abende des, 29. war die Mus nition der Befagung bereits fo erihöpft, daß man den Kampf kaum‘ einen Tag fortfegen Fonntez dennoch wurde eine Aufforderung zur vom General Hammerftein mit den lakoniſchen Worten erwidert: pitulire niemals;” obgleich aus dem immer mehr entfe nendonner in der Gegend von Muskron (f. d.) ea 1 bern 3 der zum Entfag gemachte Verſuch vereitelt worden ſei. In diefer bes drängten Lage faßte Hammerftein, auf den Rath des Aetilfexiepauptmannge Scharnborft, den Entfhluß, in der folgenden Nacht. fich. durchzuſe wozu theils der hohe Begriff von Waffenehre, theils das Mitleid gegen Emigranten, welche von den Franzofen feine Schonung erwarten durften, den Beweggrund gaben. Der Ausführung dieſes kuͤhnen Gedankens handen große Hinderniffe im Wege; denn durch eine kuͤnſtlich bewirkte Url mung auf dem rechten Ufer der Lys hatte man fich biefen Ausweg felbft verfperet, und mußte fih nun den Weg mitten durch den zehnmal ftäckeren Feind bahnen. Das Gelingen hing. außerdem von dem Umſtande ab, ob man die Brücke über den geftauten Geluwebach bei der Vorftadt werde wegnehmen und. behaupten können; denn hier waren. bie 4 am fhwäcften. Im Allgemeinen baute aber Hammerſiein feine darauf, daß Morenu, der die Schwäche und. Hilflofigkeit der. kannte, ein ſolches Wagſtuͤck ſchwetlich vermuthen, und die Wachſamten der. franzoͤſ. Vorpoſten deßhalb auch nicht groß fein würde. ‚Um 1O Uhr Abends verfammelte der Commandant alle höheren Befehlshaber, theilte ihnen die Dispofitionen mit, hapanguirte dann mitten unter dem. Getöfe ber in großer Anzahl niederfallenden Bomben die Truppen, und halb 2 Uhr Morz gens begann der Ausfall. (In der Feftung wurden 200 Mann mit 10 Geſchuͤen zurädgelaffen, welhe Befehl hatten, ſich wenigſtens bis 9 uhr Morgens zu vertheidigen.)

Die Emigranten hatten Befehl, zum Courtrayer Thor hinaus - und auf Umwegen gegen bie Vorſtadt Brügge zu marfhiren. Ale Idrigen Trupz pen, bei denen fih 18 befpannte Gefüge befanden, fanden, am Bruͤgger Thore bereit, und follten auf den. erſten Schuß des. Feindes hervorbrechen. Dieß geſchah, bevor noch die Emigranten jene Vorſtadt erreichen konnten, und gleidy darauf wurde. die Halbbrigade des Generals Vandamme, welche vor der Brüde ftand, mit dem Bajonet angegriffen und zum Theil nieder⸗ geftohen. Bis dahin ging Alles gut. Aber die nächften feanzöf. Bar taillone ruͤckten nun heran; Dunkelheit. und DMifverftändniffe erzeugten: mande Verwirrung in den Reihen der Hannoveraner, ihre Gelcüge fperr= = zum Theil den Ausgang der Feſtung, und hinderten die nachruͤckenden

» Ähre bereits im Gefechte „begriffenen Cameraden zu. unterjtügen.,

—9 belamen dadurch ‚einen gefährlichen Stand, behaupteten fich jedoch ohne zu ſchießen, und fo. ging bie erfte Krife glücklich vorüber. Bevor noch die Franzofen fi) auf dem Durchbruchspuncte in Schlachtordnung geftellt:

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Mercy (elaudius Florimund). 30

Parteigaͤnget bemerkbar, und bewies, nah Ungarn zurüdgefchrt, in ber Schlacht bei Zentha eine feltene Unerfchrodenheit, weßhalb er zum Oberft: wachtmeifter, und bald darauf zum Oberfllieutenant aufruͤckte. 1701 aber: mals in Italien fechtend, fchlug er bei Borgoforte mit 300 Pferden ſechs feindliche Schwadronen zuruͤck, gerieth aber den folgenden Tag in Gefan: genfhaft. Gleiches Schickſal traf ihn auch bei dem fo merkwürdigen Ueber: falle von Eremona.

Kaum ausgewechselt und von den empfangenen Wunden geheilt, wurde ee über ein neu crrichtetes Kürafjisrregimene zum Oberſten beftellt, ging an den Rhein und verrichtere Wunder der Tapferkeit in dem blutigen Treffen bei Sriedlingen 1702. Nach den minder bedeutenden Vorfallen, an denen er in den naͤchſten Feldzuͤgen (1703 1704) Theil nehmen konnte, drängte Merep, nun Generalmajor, die Franzoſen aus ihren Linien bei Pfaffenho: fen (17056) bis unter die Kanonen von Straäburg zurüd. Er verfah (1706) Landau mit der nothigen Zufuhr, und uͤberfiel bei Drienberg (1707) dag fliegende Corps des Marquis de Bivans in feinem Lager fo unvermuthet, daB es ſchon geworfen war, ehe es fih nur formiren Eonnte, und nach einem Verlufte von 600 Getödteten und vielen Gefangenen 1300 Pferde und alle erplünberten Schaͤtze zurüdtaffen mußte. Zum Feldmarſchalllieutenant echos ben, dedite ex bie Gegend von Landau, und zer, als im folgenden Jahre dee Uebergang über den Rhein beſchloſſen war, mit 7000 Dann voraus dem Strome zu, mußte aber, da die Bewegungen des Feindes einen anz dern Entihlug nothwendig machten, jih dem Hauptheere wisder anſchließen. Im naäͤchſten Feldzuge (1709) fuhree M. 6 Regimenter nah Mantua. Rah feiner Ruͤckkehr ging er mit dem deutſchen Deere über den Rhein, und nahm eine Stellung bei Neuburg, worauf die Franzoſen die Inſeln verlie den. Du Bourg aber fam ihm entgegen, und lagerte fidy bei Rumersheim. Mercy konnte ſich an ber verſchanzten Brüde, die er hinter fidy hatte, Leiche halten, wie es die Abjicht war; allein er ließ fi von feinem Much zu ei: nem Gefechte verliten, in welchem er beteädhtlichen Verluſt an Mannfchaft ſowohl, ale an Geſchuͤtz erlitt, fo daß er fih, felbft verwundet, nad) Rhein: jelden zuruüͤckziehen mußte. Cr deckte jedoch den Schwarzwald und die Wald⸗ ſtaͤdte. Leine Niederlage hatte unmittelbar keine andere nachtheilige Folge, ale dag dadurch der weit ausſehende Plan ſcheiterte, nach weichem der Kur: fürft, nachmals König Georg 1., wenn Wirrih Daun aus Piemont über die Rhone gegangen ware, zu gleicher Zeit auch feiner Seits in Frankreich einzufallen gedachte ein Unternehmen, dem fo mande andere Schwierig⸗ keit in den Weg treten konnte. Die letzten Seldzüge (1710 1711) boten Mercy keine Gelegenheit, ſich hervorzuthun; deito mehr vermochte er dieß während des türkiichen Strieged (1716), wo cr in der Schlacht bei Peter: wardein Vieles zum Siege beitrug, die Belagerung von Temeswar deckte, nach der Eroberung dieſes Platzes auch Panczowa, Ujpalanta und Kubin einnahm, und in dem nun vollig unterworfenen Banate ald commandiren: der General zuruͤckblieb. Wahrend des Winters ließ er den Fluß Dana: wida umaraben und ſchiffbar madien, wodurch aus demfelben, fobald es die Jahreszeit erlaubte, die kaiſerlichen Zfaiten in die Donau gegen bie tür: tiihe Slotiie auslaufen, diefe bei Panczowa aufhalten, und mit ben auf der Same liegenden größeren Schiffen einſchließen Eonnten, was bei ber Unternehmung auf Belgrad (1717) von enticheidendem Einfluffe war. Mercy bewies wahrend der Belagerung dieſer Feſtung eben fo viel Tapferkeit ale Einſicht, und beſchloß Ddiefen Feldzug, indem er cin zurüdkchrendes Corps, welches der Feſtung Orſova zu Hilfe kommen wollte, aus einander fprengte,

Mergentheim (Xreffen bei, 1045). 311

plan bezeichneten Dorfe Herbſthauſen entfernen follte, warb nur von den wenigften Regimentsbefehlshabern befolgt. Turenne, ber feinen thätigen Gegner kannte, entfendete 1 Cavalerie:Regiment in das baierifche Gebiet ge⸗ gen Feuchtwangen, und als diefed die Kunde zurückbrachte, Merch's Corps babe meitläufige Gantonirungen bezogen, ward ber Sicherheitsdienft von den Sranzofen noch mehr vernachlaͤſſigt. Mercy, hiervon in Kenntniß ge: fegt, brach in aller Stille auf, und rüdte von Feuchtwangen über Crails⸗ heim und Blaufelden heran. Er war den Bantonirungen der Franzoſen ſchon ziemlich nahe, ald Zurenne hiervon Kunde erhielt. Unverzüglich er theilte dieſer fämmtlichen .Regimentern ben Befehl, ſich bei Herbſthauſen, 1, Stunde von Mergentheim, zu fammeln. General Rofen mit der Rei: terei follte die dort anlangenden Zruppen aufnehmen. Herbſthauſen liegt an ber Etraße nady Blaufelden und Craileheim, auf dem Plateau, welches ſich zwifchen der Zauber und ber Jaxrt hinzieht, und den fräntifchen Lands ruden mit dem Odenwalde verbinde. Rings um das Dorf fallen Ein⸗ fentungen ab, welche fich gegen die art und Tauber binabziehen. Vor dem Dorfe, in der Richtung gegen Blaufelden, lag ein Gehölz von etwa 600 Schritten Länge, und diefem zur Seite, rechts, ein Eleinered. Beiden Gehölzen gegenüber breitet ſich rechts und links am der Straße in einer Entfernung von 4 Stunde ein Wald von beträchtlicher Größe aus. General Rofen, ftatt ſich verdede hinter den beiden Gchölzen aufzuftellen, ruickte über das erftere hinaus, und marſchirte in den Ebenen auf; als Zurmne anlangte und, ben von Mofen begangenen Fehler bemertend, ihm Befehl gab, hinter das Gehoͤlz zuruͤckzugehen. Zur Ausführung diefes Be⸗ fehls war es jedoch bereits zu ſpaͤt; denn fchon drang die Vorhut der Balern aus dem jenfeitigen Walde hervor. Bis zu dieſem Augenblide waren etwa 3000 Mann Infanterie und 7 Regimenter Reiterel über das Gehoͤlz hin⸗ ausgeruͤckt. Turenne ließ das auf dem rechten Fluͤgel liegende Gehoͤlz durch fein Fußvolk befegen, und ftelte 2 Schwadronen hinter demfelben auf. Den Reſt der Meiterei ftelte er links an ber Straße in einem Xreffen auf; nur 2 Schwadronen formicten hinter dem aͤußerſten linken Zlügel ein zwei: te6 Treffen. Dem General Roſen übergab er den Befehl über den rechten, er fetbft übernahm den des linken Flügels. General Mercy formirte ſich, fobald er den Wald verlaffen hatte, in 2 Treffen, die Infanterie in ber Mitte, die Reiterei auf beiden Flügeln, fein Gefhüs vor der Front. Nach⸗ dem er bie Franzofen einige Zeit befchoffen hatte, bemerkte er, daß frifche Truppen jeden Augenblid die Reihen der Feinde verftärkten. Er feste ſich daher an die Epige feines Fußvolkes, und griff das auf dem rechten Flügel des Feindes gelegene Gehölz an. Zu gleicher Zeit rüdte Zurenne mit feiner Meiterei gegen den rechten Klügel der Baiern vor, warf dieſen und brachte felbft das 2. Treffen zum Wanten. General Roſen durch die Uebermacht der Feinde gefchredit, wurd aus dem Walde vertrieben und gefangen. Ge: neral Johann v. Werth, der den linken Flügel der Baiern befehligte vollzog in diefem Augenblide eine Schwentung rechts, und kam dadurch dem fiegenden linken Flügel der Sranzofen in den Rüden. In diefer miplichen Lage ſtand Turenne vom Angriff ab, und trat unverzüglich den Ruͤckzug an. Die Heiterei deckte denfelben und nahm hinter dem großen Gehölze eine 2. Aufitellung,, nachdem 3 weitere Cavalerieregimenter hier eingetroffen waren. Mercn, zufrieden mit dem erfochtenen Vortheil, ruͤckte nicht weiter vor, und Zurenne wid histauf über Mergentheim, entlang ber Zauber, ge: gen den Main zurüd.

Nach franzöfifhen Berichten verlor Turenne durch diefen Ucherfall ei:

312 2 Merida GSchlacht 80). Merfeburg (Schlacht 933). ua Abel feiner Infanterie, 1200 Pferde, und fämmtlihes Gefhüg und paͤck.

(Verst. Theatrum curopacum. V. Bd. Zanthier, Feldzuͤge des Vicomte v. Turenne. Histoire du Vicomte de Turenne, par Kamsay.)

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Merida, Schlacht d. 29. Maͤrz 1809, ſiehe Medellin, nach wels chem Orte dieſe Schlacht auch benannt wird.

Merlon, ſiehe Schartenzeile.

Merſeburg, Stadt an der Saale, im preuß. Herzogthum Sachſen, mit 9000 Einwohnern und einer koͤnigl. Stuterel.

Schlacht den 28. Auyuft 933.

Die gefährlichften Feinde der Deutichen, die Ungarn, durchfireiften zu Anfange der Regierung Kaiſer Heinrich's J. mit dem Beinamen des Voglers, von Mähren aus Deutſchland nad) allen Richtungen, und fanden nur we⸗ nigen Widerftand, da das Meich von inneren Unruhen zerrüttet war. Im Jahre 925 verheerten fie Baiern, belagerten Augsburg, drangen bis an den Bodenſee vor, verbrannten das Klofter St. Gallen, verwuͤſteten Franken und Eifaß, vorzüglich aber Sachſen und Weftphalen, ohne daß die vom Kalfer Heinrich befeftigten Städte Soeſt, Werl u. a. fie aufhalten Eonnten. Cie beingerten und verbrannten Bremen, und Heinrich felbft wurde von ihnen bei Wurzen aufs Haupt gefchlagen, und mußte fi) in das feſte Werl eins fchließen, da ee ſich mit diefem überlegenen Feinde im offenen Felde nicht mehr mefjen Eonnte. Zum Gluͤck für Deutfchland wurde einer der vornehms fien ungarifchen Fürften gefangen, und feine Auslieferung von den Ungarn nur durch einen Waffenſtillſtand auf 9 Jahre und einen jährlich zu erhal⸗ tenden Tribut erkauft. Während diefer Zeit firebte Heinrich durch Verbeſſe⸗ rung der Innern Verfaffung, durch Anlegung von Städten und feſten Schloͤſ⸗ fern, unter andern: Goslar, Merfeburg und Meißen, und durch Uebung des Dolls in den Waffen die Kräfte Deutfchlande zu heben. Zur Bildung einer regulairen Miliz wurde angeordnet, daß auf dem Lande der 8. Dann den 9., und in der Etadt der 4. den 5. als Soldat unterhalten, vom Adel dagegen der Aelteſte mit in's Feld ziehen mußte. Die größte Sorgfalt verwandte er auf die Reiterei, hielt jährliche Herrſchau, und legte fo den Grund zu den feierlichen Turnieren. Die Wirkungen diefer Einrihtungen zeigten fich bald, indem er die Slaven befiegte, Brandenburg eroberte, ben böhmiichen Herzog Wenzel bezwang, in der Schlacht bei Loͤckenitz die em⸗ poͤrten Völker ſchlug, und den die Chriſten verfolgenden König der Dänen Y31 demüthigte. Inzwiſchen war die Zeit des Waffenſtillſtandes mit den Ungarn abgelaufen. Im Jahre 932 forderten ihre Geſandten vom Kaifer unter harten Drohungen den bisherigen Zribut, den ihnen der Kailer verweis gerte, und ald Antwort einen nadt gefchornen, der Ohren und dis Schwanzes beraubten Hund ale Tribut vorwerfen ließ. Im hohen Grade erbittert über jochen Schimpf, verfammelten fie ein Heer von 300, WU Mann zu Fuß und zu Roß, beftchend aus Ungarn, Schthen, Slaven, Reußen, Tataren, Polen und noch andern Völkern, um Deutfchland von Neuem durd Raub und Mord zu verheeren. Im Jahre 933 fit das Heer in Deutfchland ein, theilte fidy in drei Theile, von denen der eine geaen den Rhein vordrang, ein zweiter, 530,0110 Mann ſtark, in Sachſen einfiel, bier aber bei der Be⸗ Iagerung der Jecheburg bei Sonbdershaufen von dem daſſelbe entfegenden Landvolke aufgericben wurde, das Hauptheer dagegen bis zur Saale vordrang, und Alles weit und breit verwüflete, mordete oder in die Sklaverei ſchleppte, was ih nicht nah den feften Städten flüchten Eonnti. Dir Widerftund,

- Merfeburg (Schlacht 933). 218

den fie auf Ihrem Zuge fanden, ſteigerte nur ihre Grauſamkeit, und fo lange te fie vor Merfeburg an, wo des Kaiſers Schwager, Graf Wido, refi⸗ dirte, wurden aber wiederholt zurüdgeichlagen. Während deſſen hatte der Kaifer die Deutihen zu den Waffen gerufen, und ihnen Magdeburg als Sammelplatz angemwiefen. Auch aus Stalien und Frankreich zog Kriegsvolk heran, und mit freudigem Eifer fammelte ſich das mwaffengeübte Volt aus feinen Erblanden, Sachen, Thüringen, Heflen, Meißen und Weftphalen, in einer Stärke von 18,000 Mann zu Fuß und 2000 zu Pferde, zu denen noch 300 mainzifche Reiter und mehrere Abtheilungen der Biſchoͤfe zu Hamburg, Paderborn, Osnabruͤck und Münftee unter 9 Grafen ftießen. Diefe Armee ftand unter dem Befehl des Herzogs Otto von Sachſen und des Herzogs Heinrich von Baiern. Nachdem der Kaijer fie bei Magdeburg gemuftert hatte, 309 er mit berfelben ducch die Grafſchaft Mansfeld dem bart bedrängten Merfeburg zu Hilfe, um, im hohen Vertrauen auf die ges rechte Sache und auf fein maffengebtes Volk, baffelbe zu entfegen und den Ungarn eine Schlacht zu liefen. In der Nacht, ale die Ungarn Tage vorher die Stadt heftig beſtuͤrmt hatten, rücte die Armee bis Rieth, in eb nem Stunde beim Schloffe Scopau, zwifchen diefem und Bunborf, da, w%b jegt die dem Stifte in Merfeburg gehörigen 4 Teiche liegen. Bei der An⸗ &unft ber Deutfchen und der Nachricht von der erlittenen Niederlage bei der Jecheburg überfiel die Ungarn ein folcher Schredeen, daB fie die Belagerung eiligſt aufhoben, ihre umberftteifenden Daufen durch angezuͤndete Heuer zus fammentiefen, und ſich auf eine Meite zurück nad) dem Dorfe Skoͤlen, neben dem Skoͤlzigholze, nicht weit von Lügen, zogen. Hier verfchanzten fie ſich, und noch jest kann man diefe Verſchanzungen deutlich erfennen. Mit Ans bruch de Morgens, am 26. Auguft, folgte der Kaiſer dem ungarifchen- Heere. Bekannt mit ihrem Kriegsgebrauche, fich, mo fie nicht fchlagen woll⸗ ren, durch eine fchnelle Flucht zu entziehen, um dann plöslid, wieder in an⸗ dern Gegenden aufzutreten, hatte der Kaiſer, um den Feind zur Schlacht su zwingen, fhon in der Nacht neun thuringifche Schwadronen beordert, ſich an die feindliche Nachhut zu hängen und fie durch Nedereien aufzuhalten. Er ging durch Merfeburg über die Saale bis nach dem cine Meile entfernten Orte Riade, und bezog bier, fo wie auf dem anliegenden Berge ein vers ſchanztes Lager mit einer feiten Wagenburg gegen Morgen, wovon man jegt auch noch deutlich die Epuren findet. Hier gebot der Kaifer bei Xeib: und Yebensitrafe, alles unzuͤchtige Weibsgeſindel, fo der Armee gefolgt war, aus dem Lager zu entfernen, und feit diefer Zeit voird diefee Berg der Keuſch⸗ berg genannt. Am Morgen des 27. Auguſt erhielt man die Borfchaft von dem Kintreffen der Hilfskriegsvoͤlker aus Italien, Franken, Baiern, Schwa⸗ ben, ODeſtreich, Voigtland, Thüringen und Heſſen bei Tauchlitz, eine halbe Stunde von dem Lager, da, wo jetzt Weißenfels lieg. Durch dieſen Suc⸗ curs kam die kaiſerliche Armee, deren oberſter Kriegshauptmann Walther, Graf, zu Hoyn, war, auf 69,000 Mann, worunter jedoch nur 6200 Rei: ter fihgbefanden. Bei abgehaltenem Kriegsrathe erklärten fih ale Führer und Kriegseberſten ceinmüthig, die Ungarn, trog ihrer überlegenen Stärke, anzugreifen. Der Kaiſer führte daher die Armee in's freie Feld, formicte die Echluchtordnung und leute einen ftarten Haufen Reiter in dem Grunde unter dent Keuſchberge im Verſteck, um waͤhrend der Schlacht im günftigen Augenblide dem Feinde in die Flanke zu fallen. Die Ungarn, weiche glaubten, fih durch eine Flucht nicyt mehr retten zu kennen, aber auch nicht für aut fanden, fih in ihrem Lager angreifen zu laſſen, verliefen dafjelbe und fichs ten ſich ebenfalis in Schlachtordnung auf. Die deutſchen berittenen leichten

Meffen. Meginfirumente 215

ger Chronik Schmidt's Geſchichte ber Deutſchen. Geſchichte der Deut: ſchen von J. C. Pfiſter.)

27. Meſſen heißt eine Größe (Linie, Flaͤche ober Körper) mit einem angenommenen Grundmaße (f. Maß) vergleichen und durch folches bie Länge, ben Flächenraum, ober den Kubikinhalt derfelben ‚„befliramen.

Meßinſtrumente, alle diejenigen AInftrumente, welche zum Felbmeſ⸗ fen, oder vielmehr zum Ölonomifhen und militairifchen Aufnehmen .erfors derlich find. Sie befchränten fi) darauf, Verticalebenen und Linien auf dem Zerrain abzuftedlen oder Winkel daſelbſt zu meſſen. Es gibt dem gemäß alfo auch zwei Klaſſen.

J. Inſtrumente zum Linienmeſſen.

1. Abſteckſtaͤbe, Fluchtſtaͤbe, Balken, dienen zum Abſtecken geraber Linien auf dem Tertain, haben eine Länge von 6— 8 Fuß, find gegen 1 bis 2 Zoll ſtark und bisweilen mit bunten, in's Auge fallenden Farben ans geftrichen, um fie in der Entfernung befier zu erkennen, und unten mit el- nem fpigen Schuh von Eifen verfehen.

3. Meßfahnen, deren Zweck die Marlirung niedriger Zerraintheile ifl. Sie gleichen gang ben eben erwähnten Abſteckſtaͤben, nur daß fie bei vers haͤltnißmaͤßiger Stärke eine Höhe von 12 bie 24 Fuß erreichen und außer dem an dem obern Theile noch farbige Fahnen erhalten.

3. Rettenftäbe. Die zum Kettenziehen nöchigen Stäbe führen dies fen Namen, und haben Über ihrer eifernen Spige einen Querſtift, welcher den Kettenring bält.

4. Zeichenftäbe, werden zum Bezeichnen ber gemeſſenen Kettenläns gen benugt, find 1 bis 14 Fuß lang, gegen 4 Zoll did und unten eben⸗ falls mit eifernen Spigen verfehen, um fie leicht und feft in den Boden zu fteden.

5. Meßſtangen (Mepftäbe) find 5 bis 10 Fuß fange, etliche Zoll ſtarke, gewöhnlich aus trodnem Tannen⸗ oder geöltem Buchenholz gefertigte vieredige Stangen, auf denen das zum Ausmeſſen beftimmte Maß genau angegeben ift und melde zu Verhütung der Abnusung und daraus ents ftehender unrichtiger Meffung an beiden Enden mit Metall befchlagen wers den. Die Anwendung der Meßſtangen verlangt, befonders auf unebenem Boden, viel Aufmerkfamteit, um ſich ihrer flets in horizontaler Lage zu bes dienen. Bei den meiften particularen, oͤkonomiſchen oder topographifcen Vermefjungen, wo eine fo außerordentliche Genauigkeit nicht erforderlich ift, und auch vielleicht zu viel Zeit wegnehmen würde, gebraucht man daher:

6. Meßketten, bie gemeinlidy aus 1 Fuß langen Gliedern von Eis ſendraht befichen, welche, mit Ringen unter einander verbunden, im Ganzen eine Länge von 5 Ruthen haben, deren einzelne durch befondere Zeichen oder größere Ringe angedeutet werden. An jedem Ende der Kette find legtere fo groß, daß ein Kettenftab (ſ. d.) durchgeftecdt werden Eann. -

7. Die Meßſchnure erfegt gewiſſermaßen die Kette, und iſt in Sällen, wo man feine Üübertriebene Genauigkeit verlangt, wegen ihrer gerin- gen Stärke und bequemen Kortfhaffung von vielem Nutzen. Sie wird aus Hanf oder Baſt gedreht, um den Nachtheil einer allzu großen Ausdeh⸗ nung oder Verkürzung bei Verfchiedenheit der Witterung zu verhindern, in Dei, Wachs oder Theer gefotten, und theils in Schuhe, theild in Ellen, oft auch in Schritte eingetheilt, welche Abtheilungen ſich dann durch in die Augen fallende Kennzeichen, z. B. fürbige Tuchſpiten, bermikhor wnden.

816 Ä Meßinſtrumente—

Außer dieſen drei Werkzeugen hat man jedoch noch eine ſogenannte Mar⸗ kirleine noͤthig, um an ihr fortmeſſend ſtets in der geraden Richtung zu bleiben.

8. Schritt zaͤhler. Bei Zeichnungen ober Karten, wo die Längen: mare nach Schritten beflimmt werden, und man ſich obiger Hilfsmittel gaͤnzlich entfhlagen muß, bedient man ſich mit Vortheil des obenerwähnten Inſtruments, welches auf einem Zifferblatte die Anzahl der gethanen Schritte in Einern, Zehnern, Hunderten und Tauſenden angibt, dadurch bei großen Zangen viel Bequemlichkeit verfhafft, und dem manchmal vorfommenden Ver= oder Falſchzaͤhlen vorbeugt. Der Schrittzähler gleicht im Allgemeinen einer Uhr mit Zeigern, deſſen Raͤderwerk mittelit eines Hakens und einer mit den Schenkel des Schreitenden in Verbindung fiehenden Schnur in Bewegung gefebt wird. .

U. Snftrumente zum Winkelmeſſen.

Alte Inſtrumente zum Winkelmeſſen kommen darin überein, daß fie ans einer während des Meſſens unbeweglichen Ebene oder Scheibe beflchen, worauf concentrifche Kreislinien mit gewiſſen Halbmeſſern verzeichnet wer⸗ ben, welche wieder in ganze, halbe und Wiertelgrade getheilt find. Auf der Scheibe liege ein bewegliche oder unbewegliches Diopterlineal (ſ. d.), das unbeweglicye bitdet ein Theil der Scheibe felbft, das bewegliche hingegen dreht fih im Mittelpuncte berfelben um einen felten Punct. Größere Ver⸗ meffungen und weite Entfernungen fordern ftatt der Diopter Fernroͤhre. Sammtliche eben genannte Theile ruhen auf einem befondern Beftelle oder Stative, das aus einem hohlen meflingenen Gylinder befteht, an dem ſich drei Süße in Lappenfchrauben bewegen. In den hohlen Gylinder paßt nun eim anderer malfiver mit einer Schraube ohne Ende, weiche der Scheibe die fanftefte horizontale Bewegung gibt. Um jedoch die vorher nöthige hori⸗ zontale Lage derfelben zu bewirken, werden entiveder die Süße des Stative fo lange gerüdt, bis folches erfolgt ift, oder es wird diefes durch Stellſchrau⸗ ben bemwerkftelligt, die fi) unten an den Fuͤßen befinden, oder oben in Ber: bindung mit dem Mefiing des Cylinders, fo wie mit der Scheibe ſelbſt ftehen.

Die ublihften Winkelmeffer find nun:

1. Das Aftrolabium (f. d.).

2. Der Meßtiſch (Menfel). Diefer bleibt eigentlih das zum Aufnehmen geeignetefte Inſtrument, obgleid, die Vortheile deffelben bei gro: ben und mwoeitläufigen Vermeſſungen etwas verloren gehen, indem man dann zur Bellimmung der Dauptpuncte andere Verfahrungsweijen anwen⸗ den muß; zum Eintragen des Details gewährte er hingegen unbeflcittene Vorzuͤge. Der Meßtiſch ſelbſt beitcht aus einem viersdigen Planchet oder Reißbrete, welches mit Papier bezogen, zum Behuf ber Drientirung mit der an einer Seite angebrachten Bouffole (f. d.) verfehen, und auf das oben befchriebene Stativ durch drei Schrauben befeftige wird. Mit ihm und mit Hilfe des Diopterlineald und der Wafferwage iſt man in den Eitand ge: fegt, nicht allein die Winkel in Linien anzugeben, fondern man erhält auch ſchnell die verwideltften Siguren des auf dem Terrain Gemeſſenen im vers jüngten Maäitabe, ohne das befondere Auftragen der Winkel und Linien fo wie das fogenannte Diarium (Anmerken der Grade der Winkel und der Maße der Linien) nöthig zu haben. Um gegebene oder ſchon auf dem Meßtiſche befindlicye feite Puncte genau über denfelben Terrainpunct zu bringen, befindet fih an einer beliebigen Seite ber Menfel eine Gabel, die aus swei mit cinander vereinigten Mefjingplatten beitcht, wovon bie

Mepinfirumente 2.

obere eine Spige, die untere aber ein herabhängendes Bleiloth hat. Legt man die Spige auf ben Punct des Meßtifches, fo kann diefer fo lange ge ruͤckt werden, bis das Bleiloth auf den Terrainpunct einfpielt.

Der Ruhm ber Erfindung des Meßtifches gebührt dem ehemaligen Pros fefjor zu Altorf, Johann Prätorius; nad ihm haben jedoch Marioni, Bran⸗ ber, Dogreve, Lehmann, Deder ꝛc. ſich wefentlichen Werbefferungen an ihm unterzogen.

3. Die Meßſcheibe, gewiffer Maßen das ältefte Meßinftrument, bil: det in der Negel ein freisformiges Reißbret; doc) kann aud) jede anderer Menfel dazu verwendet werden. Aus dem Mittelpuncte derfelben werden verfchiedene concentrifche Kreiſe befchrieben, und die an der Schärfe des um erſtern fidy berregenden Diopterlineals gezogenen Vifielinien bezeichnen dann unmittelbar die Winkel auf dem Terrain, und eriparen daher dem Vermeſſer das unbequeme Abzählen der Grade und das Auftragen der Winkel mittelft des Zransporteurs, rote bei dem Aftrolabium. Die Mepfcheibe fchafft aus diejem Grunde bei nicht allzu grofen Mefoperationen, und zwar namentlich bei Beftimmung bes Gerippes oder Netzes einer Gegend, entfchiedenen Nutzen.

4. Die Kippregel. Um uͤber oder unter dem Horizonte liegende Gegenſtaͤnde in die Viſirlinie zu bekommen, bedient man ſich gewoͤhnlich der Kippregel. Auf einem kurzen Lineale bewegt ſich auf einem ſenkrecht ſtehenden Fuße ein Diopterlineal um ein Gewinde, ſo daß man daſſelbe nach Butdünten erhöhen oder niedrig ſtellen, und mit Hilfe eines hierbei angebrachten Gradbogens von 180° Höhenmeflungen unternehmen kann. Diefes Inftrument wird zu Erreihung obigen Zweckes oft mit dem Aſtro⸗ labium verbunden, und zwar dergeftalt, daß ed über deſſen Hauptſcheibe zu ftehen kommt.

5. Das Diopterlincal (f.d.).

6. Die Waſſerwage. Alle Größen, bie in verfchiedenen Horis sonten liegen, miüffen immer auf den durd die Ebene des Meßtiſches vorgejtellten Horizont reducirt werden, und dieſem Lehrfage zu Folge iſt es ſtets nörhig, dem Meßtiſche ſelbſt auch eine horizontale Lage zu geben, was nun entweder mit Hilfe einer Waſſerwage oder auch mit: sit eines anı Diopterlinsal angebrachten Perpenbikels gefchicht. Die Waſſerwage bejleht aus einem luft: und wafferdichten ceplindriichen, gewoͤhn⸗ lid) mefjingenen Gefäße, welches mit einem Dedel von Glas verichleffen und mit Maffer oder Weingeijt fo weit gefüllt wird, daß nur noch fo viel Yuft darin bleibe, um eine Eleine Blaſe zu bilden, die unter dem Glaſe bin: und herfpielen kann. Steht die Blafe unter dem in der Regel duch eine kleine eingefchnittene SKreislinie ungedeuteten Mittelpuncte, fo befindet fih die Ebene, auf welche die Waſſerwage gefest ift, in horizontaler Lage; bei jeder Abweichung von diefer aber entfernt fi) die Blaſe mehr oder weniger von dem Mittelpuncte, und zwar allemal nad) der zu hoch liegenden Seite. Außer dieſer angeführten Waſſer wage gibs es indeß noch einige andere Arten, die in Form einer Röhre theils mit der Bouffole, theils auch mit dem Diopterlineal oder dem Menfel vereinigt find.

7. Die Bouffole (f.b.).

8. Der Höhenmeffer Ein Inſtrument, welches zwar verfchiedene Ginrihtungen hat, jedoch in der Hauptſache ſich darin gleich bleibt, daß es vermoͤge eines Gradbogens von 180° in verticaler Stellung ben vifirten Winkel, den diefer mit der Horisontallinie maht, in Graben aüer Sut-

318 Meßinfirumente

theilen durch bie Kante des Dioptetlineals oder durch einen am Fuße vor: handenen Weifer anzeigt.

Zu den Snftrumenten, welche außerdem nod zu bem Hoͤhenmeſſen verroendet werden können , gehären bei einer dazu erforderlichen Einrichtung nicht nur das Aftrolabium, die Kippregel, der Meßtiſch ıc., fondern auch der Barometer und in gewiffer Rüdficht ber Thermometer (|. d. und bem Art. Höhenmeffen).

9. Der Reftector. Die Gonftruction deſſelben beruht auf benfels ben Srundfägen, wie die eines Spiegelfertanten, und verbindet nur beffen Vortheile mit dem Xransporteur , indem er den Vorzug gewährt, einen Mintel, den zwei Dbjecte mit dem ale Scheitelpunct betradyteten Stand: punct machen, nicht nur durch einen Vernier fehr genau in Zahlen aussus drüden, fondern daß man auch denfelben ſogleich practiih auf das Planchet legen kann. Der Meflector iſt aus einem ungefähr 6 Zoll langen und 14 Zoll breiten Mefjinglineale, an welches ein dem Transporteur ähnlicher Halbkreid ſtoͤßt, zufammengefegt. Un den Mittelpunct befindet ſich eine offne, inwendig runde Scheibe, um die fidy wieder ein beweglicher Schenkel dreht, und auf defjen hinteren Seite ein mit Mefjing bedediter Spiegel ftedt. Am Ende des Lineals ift ein bewegliches Richtſcheit, das ein Beiner Zapfen am untern Theile des Spiegel mit obigem Schenkel vereinigt, dergeſtalt, dag bei Deffnung des Schentels der Zapfen in einer Art Rinne fortläuft. Das eine Ende des Richtſcheites bat eine Kleine meffingene Scheibe mit eis nem Deulardiopter und diefem gegenüber zeigt ſich ein anderer, doch nur halb mit Quedfilberipiegel, deffen unterer Theil ji) in einen den Index bildenden Bogen endigt. Diefer Bogen ift fo eingerichtet, dag 14 halbe Grade des Halbzirkels 13 Theile des Index und alfo dans Maß für 2 Mi⸗ nuten ausmachen. Der feftftehende Schenkel hat auf der vordern ſchraͤgen Eeite einen J00theiligen Maßſtab, durch welchen ohne Hilfe des Zirkels die Entfernungen auf das Papier gebracht werden können. Obgleich der Meflector fich wegen feines geringen Umfangs und leichter Handhabung gut zu militafrifchen flüchtigen Aufnahmen eignet, fo bleibt er dody auch wegen Mangels an Genauigkeit, 3. B. bei naſſer Witterung, und durch Entbehrung ber Bouffole zc. manchem Nachtheile unterworfen. ine ausführlide Be: ſchreibung dieſes Inſtruments enthält Decker's militairifches Aufnehmen, Berlin 1826.

Die übrigen, zum Aufnehmen nothwendigen Beduͤrfniſſe, als Nabeln, Zirkel ıc. find zu bekannt, ale daß fie einer weitern Erörterung bedürften, und die größern Meßinſtrumente, wie der Theodolit und ähnliche, werden wegen Ihrer Koltbarkeit und Eünftlihen Zufammenfegung zum militairifhen Gebrauch nicht angewendet.

Endlidy fei hier noch der Handbmenfel des Hauptmanns Reinſch erwähnt, eined Inſtrumentes, das von Allen denen, bie ed zum Aufnehmen a coup d'ocil benupten, als durchaus praktiih erfannt wurde. Es iſt ſolche ein kleines Bretchen von 8— 10 Zoll im Ti, welches mit weißen Papier, oder beſſer mit Pergament überzogen wird, da letzteres der feuchten Witte: rung länger voiderfiche. Kerner wird am Rande des Bretchens eine Bouffole fo weit in erftered eingelaffen, daß diefe über die Oberflaͤche der Menfel nicht hervorragt. Endlich wird an der untern Flaͤche des Bretchens ein Griff angefchraubt. Portativer ijt jedoch ein Portefeuille, welches, auf: efchlagen gleiche Größe wie dus oben befchricbene Bretchen und einge: heftete Pergamentblätter hat, und ebenfalls mit einer Bouſſole verſehen iſt. Um ba5 Jujammenllappen des Portefeuilles zu verhindern, iſt an der untern

Metallſtaͤrke. Metellus. 319

Flaͤche deſſelben ein Schieber oder Halter angebracht, im welchen auch zus gleich ein Griff eingefchraubt wird. Damit jedody ber Schieber nicht her⸗ ausführt, weiches durch den Öftern Gebrauch leicht vorkommen kann, bes ſonders wenn man zu Pferde aufnimmt, iſt er auf einer Seite noch durch eine Heine Schraube befeftiget. Durch Meine meflingene Wirbel, deren auf ber Oberfläche des Portefeuilles an zwei gegenüberliegenden Geiten ſtets eis ner angebracht ift, werden die Pergamentblätter feitgehalten. Um endlich die Winkel ohne Abſchaͤtzung ſogleich, indem man vifirt, nuf das Perga⸗ ment oder Papier zeichnen zu Binnen, bedient man ſich bei dem Bretchen wie bei dem Portefeuille eines einen meffingenen Diopterlineale , welches mit eriterm, wie mit letzterm, mittelft zweier meffingeneer Schienen, die un- ter fih und mit dem Diopterlineat durch Charniere verbunden find, zufams menhängt. Das Diopterlineat erhält dadurch) eine nad allen Richtungen bin, freie Bewegung, fo daß man ganz wie bei dem Meßtifche verfährt. Die Charniere müffen aber fo gefertigt werden, daß die Bewegung dee Diopterlinenls nicht zw ſchwer, aber auch nicht zu leicht Statt finder, fich alfo nicht verruͤkken kann. Man kann nun mittelft der Handmenfel oder des Portefeuilles die Dauptrichtpuncte, die bedeutendften Kruͤmmungen der Wege, der Fluſſe und die Hauptkuppen ber Berge beflimmen, und felbft in bededtem Terrain, wo ſich höher liegende Puncte befinden, noch das mittelbare Aufnehmen anmenden, und fich oft dadurch das zeitrtaubende Schrittzaͤhlen erfparen. Das Portefeuille hat nody den Vorzug, daß, wenn es zufammengefchlagen ift, man es unbemerkter fortbringen kann, ferner dag man feine Aufnahmen und fhriftlihe Bemerkungen, ſtets beiſam⸗ men but. s

Metallſtaͤrke, fiehe Geſchuͤrroͤhre.

Metellus, Caͤcilius, iſt der Name einer ausgebreiteten roͤmiſchen Familie, aus welcher mehrere bekannte Heerfuͤhrer hervorgegangen ſind. Quintus Caͤcilius Metellus Macedonicus, ein Mann von perſonlicher Ta⸗ pferkeit, Klugheit und Verſchwiegenheit, erhielt als Praͤtor den Auftrag, einen Ufurpator Macedoniens, Andriscus ( Pfeudophilipp) aus Macedo: nien su vertreiben, gegen den der römifche Feldherr P. Juventius Thalna Nichts ausrichten konnte. Metellus ſchlug den Pfeudophilipp dei Pndna in Macedonien aufs Haupt 149 v. Chr., zwang ihn, nad) Thracien zu fliehen, und brachte ihm , als er fid mit einem neuen Deere ihm entge: genſtellte, eine zweite Niederlage bei. Andriscus floh zu dem thracifchen Fürſten Brzas, ward aber von Ddiefem den Roͤmern ausgeliefert. Kurz darauf beſiegte Metellus einen neuen Kronprätendenten Alerander, der ſich auch für einen Sohn des Perſeus ausyab, und nöthigte ihn, fih nach Dar: danien zurückzuziehen, worauf 148 v. Chr. Macedonien für eine roͤmiſche Provinz erklart wurde. Metellus erhielt den Beinamen Macedonicus und feierte zu Rom einen Triumph. Später wurde cr mit Appius Glaudius Graffus zum Conſul erwählt und zur Fortſetzung des Krieges gegen Viria⸗ thus nah Spanien gefendet. Er beſiegte diefen, unterwarf die Arevaker, eroberte einen feſten Plab nach dem andern und machte fid zum Meifter von ganz Epanien. Aber eine neidifhe Partei in Rom vsranlaßte feine Zurüdberufung und bie Ernennung des D. Pompejus zu feinem Nachfol: ger, und bintertrieb fozgar den Iriumph, um den Metellud gebeten hatte. Jedech wählte man ihn im Jahre 622 d. St. mit D. Pompejus zum Genier. As ſolcher zog er fih den Daß des Tribuns Atinius Labeo au, dem er die Aufnahme in den Senat verweigerte, und dem «6 einihe ar?

Met (Belagerung 1552), 3231

mattet zu werden beginnt, oder der Feind wohl gar aus feiner vortheilhafs ten Stellung hervorbricht .(f. Marſch). Im offnen und ebenen Termin find dergleichen Angriffe nicht fo leicht ausführbar, denn es kommt hierbei ganz befonders auf verdedte Aufitellung und Bewegung der Hauptmacht an; auch ift biefe Angriffsmerhode nur der Infanterie und Artillerie zu empfehlen; die Cavalerie kann dabei hoͤchſtens durch Demonftrationen mit: wirken, weil das Gefecht mit der blanfen Waffe forgfültig vermieden wer⸗ den muß. In der Strategie wird auch dasjenige Angriffsverfahren ‚‚mes thodiſch“ genannt, bei welchem der Angreifer alle auf oder in der Nähe ſeiner Operationslinie liegenden Feſtungen belagert und das weitere Mops (reiten erſt nach ihrem Kalle fortfegt (f- Offenfive). Unter welchen Verhaͤltniſſen der mechodifche Angriff dem brüsten vorzuziehen ſei, läßt ſich zwar nicht mit Gewißheit voraus beftimmen, da hierbei Viel auf die Pers ſoͤnlichkeit des feindlichen Befehlshabers ankommt; doc gibt es Verhaͤlt⸗ niſſe, in welchen der methodifche Angriff gleichfam geboten wird, 3. B. wenn man von ber Befchaffenheit des vorliegenden Terrains und der Stärke des Gegners gar keine zuverläffigen Nachrichten bat, indem man fidy durch den brüsben Angriff dann leicht in nachtheilige Lagen verfegen könnte. Eben fo verdient das methodifche Verfahren den Vorzug, wenn es nicht bloß date auf ankommt, den Seind von einem Puncte zu verdrängen, fondern ihm zugleich möglichft große Verluſte zuzufügen, und wenn der Feind ſich leicht zu Uebereilungen hinreißen läßt. Der methodifche Angriff fest geübte Un⸗ terbefehlähaber voraus, welche im Sinne des Oberbefehlshabers zu handeln verſtehen; dagegen find bie. Anforderungen an die Truppen ruͤckſichtlich ber Bravour geringer. Beim brüsten Angriffe ift das gerade umgekehrt. Durch das methodifche Berfahren werden zwar die eigenen Verluſte vermindert, man erreicht aber feinen Zweck viel fpäter, weßhalb zu beurtheilen iſt, ob die längere Dauer des Gefechts nicht andere Machtheile herbeiführt. Es iſt ſtets ein Merkmal guter Vertheidigungsanftalten, wenn der Angreifer durch fie zum methobdifchen Vorgehen gendthigt wird (f. Brüskiren). Pz.

wien, Feſtung am Einfluß der Seille in die Mofel, Hauptſtadt bes Mofeldepartements, früher eine freie Reichsſtadt, hat 5800 Haͤuſer und einige 40,000 Einw. Schon in den Römerzeiten und unter den Mero⸗ vingern berühmt, trägt fie in ihrer Bauart ganz den Charakter der alten Zeit, treibt viel Handel und Gewerbe, wurde im Sahre 1952 zuerſt von franzöfifhen Truppen befegt und 1648 völlig an Frankreich abgetreten. Meg ift dee Sig der dritten Militairdivifion und einer Artilleries und In⸗ genieurfhule. Die Hauptbefeftigungen liegen auf dem rechten Ufer ber Mofel, oberhalb derfelben die Citadelle und auf dem linken Ufer ein ſtarker töte de pont, gegen den jedoch die Feſtung noch eine befondere Kortifica tion bat, fo daß durch die Eroberung deſſelben nur wenig gewonnen ft. Sn Entfernung von 1500 Schritt vom Glacis liegt das Dorf St. Martin mit vielen zerfireuten Häufern. Zu einer vollftändigen Vertheidigung bes darf die Feftung 208 Kanonen in den Batterien, 358,000 Kilogr. Pulver und 12,000 Mann Befagung.

Belagerung 1552.

Herzog Morig von Sachſen hatte fi) mit dem Könige von Frank⸗ reich, Heinrich II., verbunden, um in offener Fehde gegen den Staifer Karl V. aufzutreten, deſſen Kriegsgluͤck längft die Eiferſucht der Fürſten erregt hatte Nach einem am 5. October 1551 abgefchloffenen Vertta⸗ ge follte gleichzeitig mit dem Ausbruche der Feindſeligkeiten in Deutlch⸗

MilitaireSonv.skericon. V. Bd. a

Mes (Belagerung 15932).

se Armes men Perbringen aus den Kaiſer angreifen. Dieſer hatte um Seen Ixen gegen Die Zurfen und nad) Italien gefendet, bie Narriner Wider ade abgebaut. Der Uebereinfunft nach war Heinrich wi me unicen Armee in Lothringen eingefallen, hatte die Staͤdte Zul any Werdun ohne Schwertflreih eingenommen, und auch die fiarte Sem Meg durch eine Lit des Connetable von Montmorenp in feine ray atmen, ließ dort eine ſtarke Garniſon und fegte hierauf feine gwa.zuge im Elfaß fert.

Nez Moritz, der während beffen in feinen Operationen fo fAhnell were meuc, daß der Kaiſer nur durch die ſchleunigſte Flucht aus Insbrud u Sangenfchaft entging, fühlte doch, daß er auf die Laͤnge der Zeit yarcım nicht gewachſen fei, ließ fi in Paſſau zu einem Vertrage bewegen, in wucden Frankreichs gar nicht gedacht wurde. Waͤhrend die Unterhandlun: In in Paffeu gepflogen wurden, zog der Kaifer bei Villach ein Deer von 0,000 DM. Infanterie und 20,000 M. Cavalerie zufammen, um den Krieg gegen Frankreich, mit aller Kraft fortzufegen, gab vor, er raͤſte ſich gegen die Türken, brach aber plöglih über Augsburg nad, dem Nhrin auf. Sn: deffen hatte Heinrich die Schritte des gedemüthigten Kaiſers genau beobad: tet, und bdeffen Pläne errathen. Feſt entichloffen, feine Eroberungen und namentlih Mey aufs Kräftigite zu vertheidigen, ernannte er den Herzeg von Guife zum Commandanten dieſes Platzes. Die Beſatzung beſtand Anfangs nur aus 12 Fahnen Sufvolf, ward aber bis auf 53000 M. zu Fuß und 7 OO leichte Reiter und Küraffiere vermehrt. Met hatte damals 8 9000 Schritte im Umfange, keine Außenwerke, aber große Vorſtaͤdte. Auf der nicht vom Waſſer eingefchloffenen Seite befand fid vor dem Champa⸗ nifchen Thore, das fpäter vermauert wurde, ein großes Bollwerk und außer diefem weiter keine Wille, nur Mauern und ſchmale Graben. Guije Lies die Vorjtädse fchleifen, und ſchonte hierbei felbft Kirchen und Klöfter nic. Der Graben wurde ausgeräumt und hinter den Mauern, die man aue: befierte und erhöhete, eine Maſſe von weitläufigen Verſchanzungen aufar- worfen. Sedermann arbeitete mit der hoͤchſten Anftrensung, und um bie Ausdauer der Soldaten zu beichen, ſchloſſen fih ihnen Dfficiere und Frei: willige an. Ale laſtigen Perfonen murden aus der Stadt entfernt, die Magazine gefuͤlt, die Mühlen und das Getreide in Entfernung einiger Meilen um bie Stadt verbrannt und verwuͤſtet. Mur bei der allgemeinen Adtung und Liebe, die dem Herzoge gezollt wurde, und der Leutjeligkeit, womit er alle Gemüther für fih zu gewinnen wuste, war e8 ibm moglich, alle diefe Anflalten ohne Hinderniſſe von Seiten der verfchiedenen Beſitzer durchzuführen, welche die Zerſtoͤrung ihres Eigenthums mit Ruhe aniahen. Der algemeine Eifer für die DVertheidigung der Stadt gegen den mächtigen Seind unterdrüdte jede andere Ruͤckſicht.

Inzwiſchen rüdte der Kaifer mit feiner über 100,000 Mann ſtarken Armee, worunter 12,000 Weiter, über Augsburg, Ulm nah Strasburg, gin« bier den 20. September über den Rhein, zog dann nach Hagenau und Landau, wo ec 17 Zuge blieb, um die Armee ruhen zu laffen, und das Belage— rungsgeſchuͤtz nebſt anderm Kriegebedarf abzuwarten. Ein Theil des Heers, unter dem Herzoge von Alba und dem Marquis von Marignan, 14,000 Mann Infanterie und 4000 Pferde ſtark, traf den 19. Octoder eine Vierte‘: ftunde von Meg ein, und beide Feldherren recognosdrten von der Anheh. ner dem St. Barbarathore den Play. Herzog Guiſe machte einen frat

usfall und trieb die Kaiferlihen mit cinem Verluſt von 200 Mann

Alein den Tag darauf wurde bie Zeitung von allen Seiten eing:-

Mes (Belagerung 1552). 323

ſchloſſen, auf dem Berge Chaftilon Geſchuͤtz placirt und einige Verſchan⸗ sumgen aufgeworfen. Am 31. October traf der Herzog von Holſtein nod) wie Truppen aus den Niederlanden ein, und in ber Nacht zum 1. Novemt. ward eine andere Batterie auf dem Berge zum fchönen Kreuz eröffnet. Als aber die DBelngerten auf einigen Bollwerken in diefer Front ſchweres Geſchuͤtz placirten, und damit die Abhänge diefes Berges beftrichen, zog der Feind den 2. November in der Stille von hier ab, ging über die Seille und flellte fi) gegen das St. Thibaults und Champanifhe Thor auf. Während diefer Bewegungen machte zwar Guife einen Ausfall, konnte aber wicht verhindern, daß vor dem Champanifchen Thore die Laufyräben eröff: net wurden. Herzog Alba nahm bier fein Quartier, und ber Kaifer, der zu Thionville von einem heftigen Pobdagra befallen war, beyab fi) nach dem Schloſſe de la Orgne. Bald nachher erhielt das Belagerungscorps ei: nen neuen Zuwachs durd den Herzog Albert von Brandenburg, welcher nah langem Schwanken fih endlih für ben Kaifer erklärte, ploͤtzlich vor Mes erfchien, und feine Truppen auf dem St. Quentinberge, dem Thore zum Mohren gegenüber, aufftellte, wodurd die Seftung nun völlig eingefchloffen wurde. Nichts deito weniger blieb der Herzog von Guiſe entſchloſſen, fih aufs Aeußerſte zu vertheidigen und fchrieb fogar dem Könige, daß er fih wohl 10 Monate halten Eönne, und er fein Heer in Lothringen immer zu andern Operationen verwenden moͤge. Da er ſah, daß die Kaiferlihen den Dauptangriff gegen das Champaniſche Thor richte ten, ließ ec hier neue Verſchanzungen aufwerfen, und was das feindlidye euer zerſtoͤrt hatte, während der Nacht ausbeflern. Ueberdies wurden un: unterbrochene Ausfille gemacht, wodurd der Feind viel verlor, ſich nad) allen Seiten dedien mußte, und feine Arbeiten immer roieder vernichtet fab. Erſt nady langer Anftrengung kamen die Batterien zu Stande, eine beim ſchoͤnen Kreuz, eine auf dem St. Quentinberge, die ftärkften aber gegen das Champanifhe Thor und gegen den langen Mittelwall an der Dauer, vor dem ein abgefondertes Bollwerk am Höltenthurme lag. Diefes ftediten die Belagerer in Brand und zogen von hier Laufgräben bie zum St Thi⸗ bauftsthore. Die Befeftigungen am Champanifhen Thore und ber Mauer dahinter waren bald niedergefchoffenz aber dennoch konnten die Kaiferlichen Beine weiteren ortfchritte machen. Am 20. Movemb. befah ber Kaifer bie Arbeiten und ließ den Angriff bis gegen das flache Bollwerk bei St. Maria ausdehnen, wo die Franzoſen wegen Zeftigkeit der Mauer keine Verſchan⸗ sungen angebradyt hatten. Guiſe ließ mit vieler Anjtrengung diefen Theil verftärken, ehe noch die Batterien der SBelagerer vollendet waren. Mach einigen Tagen wurden die beiden Thürme Lignieres und St. Michael, er: ſterer duch 30, letzterer duch 15 Geſchuͤtze befchofjen, wodurch audy der Thurm Vaſſieur und das platte Bollwerk bei St. Maria viel litten. Das Beuer der Belagerer vourde bier bald überwiegend und an drei Stellen Brefhe in die Mauer gelegt. Aber trog aller diefer Anftrengungen konn: ten die Belagerer nur wenig vorwärts fchreiten, und der Kaifer, über die: fen hartnädigen Widerſtand erbittert, ließ fich am 26. Novemb. auf einer Sünfte in’s Lager tragen, um durch feine Gegenwart den Muth der Trup: pen zu beleben und den Angriff mit größerer Lebhaftigkeit zu betreiben. Es wurden jest noch mehr Batterien errichtet, und am 23. zwifchen den Thür» men Vaſſieur und Lignieres Breſchen gelegt. Allein hinter diefen Breſchen jelgte ſich unerwartet ein mit Musketieren beſetzter ſtatker Wall, von wels hem aus die Sranzofen in die Laufgräben fehen und ihe Scharffhüten dieſelben mit großer Wirkſamkeit befchießen Eonnten. *

Men (Blokade 1814). 325

erwarten konnte, auch ber Rüdzug des Artillerie bei den ſchlechten Wegen großen Schwierigkeiten unterlag, fo ließ ee am 23. Decemb., dem 65. Tage feit der erſten EinfchlieBung und dem 44. feit Beſchießung des Plakes, nur in einen Abtheilungen die Gefchüge über die Mofel zurlikbringen, waͤh⸗ rend die andern ihr Feuer fortfegten, biß am 24. Abende die gefammte Artillerie über die Mofel auf dem Wege nach Diedenhofen war. Am 10, Januar, nachdem der Kaifer vorangegangen, folgte die Armee und zog in großer Verwirrung auf mehreren Straßen nad) den Niederlanden. Mur Albert von Brandenburg blieb noch einige Tage in felnem Lager fteben, bis er fein ſchweres Geſchuͤt ficher in Thionville wußte. Der Derzog von Guiſe fandte den Kaijsrlihen fowohl Fußvolk als Reiterei nah, um ihren Machtrab zu beuntuhigen, und fügte ihnen noch vielen Schaden zu. Die Seftungswerke wurden ſogleich ausgebeflert.

Der Kaifer hatte, nad) Ausfage der Gefangenen, einen Verluft von 35,000 M. erlitten, und fühlte tief die abermals erlittene Schmach, welche feinen Waffenruhm fehr ſchmaͤlerte.

(Versi. Geſchichte Frankreichs feit Stiftung der fraͤnkiſchen Monarchie in Gallien, von Pater Gabriel Daniel. Nürnberg, 1760. Robertſon's Geſchichte Kaifer Karl's V. Heinrich Anfelms v. Ziegler und Küphauſen Schauplatz der Zeit. Leipzig, 1700.) '

Blokade 1814.

Nach dem Uebergange der Alliirten über den Rhein am 1. Januar 1814 und dem Einrhden in Frankreich auf mehreren Strafen, ging das 1. Armeecorps unter dem General der Infanterie von York über Meiſſen⸗ beim, Lautered gegen die Saar zwifhen Saarbruͤck bis Merkig, um biefen Fluß, den die Franzoſen zu vertheidigen fuchten, zu paffiten. Am 10. Sa: nuar ging die Gavalerie, und am folgenden Zage die 1. und 2. Brigade des NYork'ſchen Corps bei Saarbrüd ohne Widerftand Über den Fluß, worauf die Sranzofen fi) über St. Avold gegen Mey zurüdzogen. Während am 12. der Marſchall Marmont in Meg eintraf und die Divifion Durutte, 000 Mann Snfanterie, 200 Pferde und 60 Leichte Gefhüge ſtark, ale Beſatzung zurüdließ, das York'ſche Corps dagegen Gantonirungen zwifchen Foligny und St. Avold bezog, rüdte die Avantgarde deffelden, eine Bri⸗ gade, auf der Straße nad) Me vor, traf am 13., mit der Mefervecavale: tie vereint, vor demfelben ein und bezog eine Stellung zwiſchen Colombe und Gourcelles, während die Franzoſen, die ſich unter mehreren Eleinen Scharmuͤtzeln bis zur Seftung zurüdgezogen hatten, fi) im Beſitz des Ter⸗ rains vor Colombe befanden. Als der Oberitlieutenant von Etutterheim mit 3 But. 4 Escadr. und einer reitenden Batterie den Feind über Borny bis gegen die Feſtung zurüddrängte, erhielt er aus derfelben Verſtaͤrkung und blieb im Befig von Borny, Vauton, Man und Billiers 'Orme. Zur Blokirung der Seftung wurde hierauf die Avantgarde mit der Reſervecavale⸗ rie unter Befehl des Prinzen Wilhelm beſtimmt und nahm folgende Stels lung: Der rechte Flügel, 1 But. 8 Escadr. und eine halbe reitende Bat: terie unter Befehl des Oberitlieutenants von Stöffel, auf der Etraße von Saarlouis und Montron, rechts gegen die Mofel, befegte Clatignv, Et. Barbe, Gras, Netoufoi, Moifeville und Eervigny ; das Centrum, 2 Bat., 2 Compagnien Jaͤger, 4 Escadr. und eine halbe reitende Batterie unter Befehl des Oberitlieutenants von Stutterheim, auf der Straße von St. Avolo, beſetzte Montoh, Lovallier, Colombe, Coiny, Maifery, Landres mont und Eilly; der linke Flügel, 8 Escadr. und eine halbe reitende Bat: terie, unter dem Maior von Woisko, befetste Ars le Cunery, Mercy le Haut

326 Mer (Blofade 1815).

und Granges aur Bois. 8 Escadr. und eine halbe reitende Batterie bes festen Courcelles fur Ried, Cunery, Mefeleuve und Frontigny, und der Prinz Wilhelm fand mit 4 Bat. 4 Escadr. 1 Comp. Pioniere und 1 Fuß⸗ batterie in Courcelles les Chauffp, Pont a Chauſſy, Chevillon, Mayzeroy, Mont und Page.

. Am 15. Januar recognoscirte ber Prinz die Feſtung und ſchloß fie den 16. enger ein, indem er das Terrain von Golombe über Magny bis Montigny und bis St. Julien an der Mofel beiegte und am 17. ging er mit der Brigade, der Avantgarde und 7 Escadr. nebſt einer reitenden Batterie bei Ancey über die Moſel, die Feſtung auf dem linken Ufer eins zufchlisßen, während die 2. Brigade in die genannte Stellung ruͤckte. Die Reſervecav. ging zur Werfolgung des Feindes gegen Verdun. Am felbigen Tage verließ der Feind die ſaͤmmtlichen Dörfer dieſſeits Meg, und die preus ßiſchen Vorpoſten flanden nur eine Heine Viertelſtunde von der Zeitung entfernt. Der Prinz Wilhelm erhielt vom General York den Befehl, einen Verſuch auf ben Pla zu machen, und ſich feiner durch plößlichen Angriff zu bemäcdhtigen, weßhalb er am 18. mit dem Bros der Avantgarde bis Pont a Mouffon ging, bier aber wegen der ausgetretenen Mofel bis zum 20. ſtehen bleiben mußte. Um eine Verbindung mit den Xruppen auf bem rechten Ufer der Mofel zu eröffnen, rüdte er am 19. bis Ars, Gravelotte und Baur vor, und drängte die feindlichen Vorpoften bis auf das Glacis zurüd. Cine Batterie von 8 Haubigen, von einem vergeblihen Verſuch auf Saarlouis zuruck kommend, traf unter dem Oberſt Echmidt auf dem rechten Ufer der Mofel in Mercy le haut ein, und ein bei Mes befindlicher Telegraph wurde niebergebrannt.

Da inzwifhen ber Prinz nur ungefähr 6000 M. dieponibel hatte, und duch die Mofel die Verbindung des Corps fait ganz unterbrochen war, auch durch das hoch ausgetretene Waffer die Gräben der Feſtung fehr ans gefuͤllt waren, und den Sturm unmoͤglich machten, fo beſchloß er, den Plat mit feinen Wurfgefhügen, 4 ſchweren und 6 leichten Daubigen auf dem rechten, und mit 4 leichten Daubigen auf dem linken Ufer zu befchiefen. Am 23. machte die Befagung einen Ausfall, drängte die Vorpoftenlinie zus ru, wurde aber bald zum Rüdzug genöthigt. Der General York und der Prinz Wilhelm recognoscirten am 24. nochmals die Feſtung und ges wannen die Ueberzeugung, daB diefelbe weber durch Sturm, noch durch Beſchießung gewonnen werben könne, und man ſich jegt mit der Einfchlies fung begnügen müffe. In der Zwifchenzeit, vom 26. bis 31. Januar 1814, wurden die Truppen des Vorf’fchen Corps von den Feſtungen mweggejogen ; Prinz Wilhelm verfammelte daher das Blokadecorps bei Moulin, um nad) Thiaucourt zu marſchiren, und dem Öenerallieutenant Barasdin mit einiger Cavalerie die Einfchliefung von Men zu überlaffen. Am 6. Febr. wurde der General Barasdin durch den Generallieutenant Juſſefſowitſon und eine Abtheilung des Langeron’fchen Corps abgelöfet, und am 24. März, als die Verbündeten auf Paris marfchirten, übernahm der Generalmajor von Müller mit der 6000 Mann ſtarken kuchefjifhen Brigade die Blokade, welche in Folge des gefchloffenen Friedens bald hierauf aufgehoben wurde.

Biotade 1815.

Beim Wiederausbrud des Krieges gegen Frankreich im Jahr 1815 und dem abermaligen Vorrücken der Alliirten nad der Schlacht bei Belle alliance wurde Mes, fo wie mehrere andere Seflungen, nur eingefchloffen und beobachtet von dem fechsten Armeecorps, unter Befehl des Generals

m, welches bei Mainz über den Rhein gegangen war. Nachdem ber

Meuterei. 327

ruffifche General Lambert mit feinem Gorps bie Saar bei Saarbruͤc paffice hatte, fendete er am 25. Juni von Foligny ans Abtheillungen ges gm Mey, die den Feind bei Courcelles über die Nied zuruͤkwarfen. Am 26. trug der franzöfifche Commandant, Generallieutenant: Graf Belliard, auf einen Waffenftillftand an, ben der Fuͤrſt Wrede aber verweigerte; am 2. Auli zog der General Lambert feine vor Mey ftehenden Truppen bei Pont a Mouffon zufammen, um weiter nad) Bouzonville zu ruͤcken, unb ließ vor der Feſtung nur die nöthigften Poften fichen, die von der Dras gonerdivifion des Generallieutenants von Korff abgelöft wurden, worauf am 23. Juli zwifchen dem General Belliard und dem Graf Langeron eine Uebers einkunft abgefchloffen ward, wonach man die Demarcationslinie beftimmte, und den freien Eingang ber Gouriere und ben Verkehr der Landberwohner mit den franzöfiihen Truppen geftattete. Nach Abfchluß des Friedens wurs den die Blokadetruppen zurüdgezogen und in Gantonirungen verlegt, von wo aus fie den Ruͤckmarſch nach Rußland antraten. (Vergl. den Krieg in Deutfchland und Frankreih 1813 u. 14., von CE. v. Plotho.) 2. Meuterei nennt man die gewaltfame Auflehnung einer Truppe ges gem die Befehle ihrer Worgefegten, wobei, wenn auch nicht gerude Thaͤtlich⸗ keiten, doch wenigftens Drohungen Statt finden; fie ift ſonach das hoͤchſte Mititairverbrechen, und wird überall mit dem Tode beftraft, weicher entweder nur an den Urhebern (Mädelsführern), oder an einer Anzahl Soldaten, gewoͤhnlich am zehnten Manne, vollzogen wird (f. Decimiren). Ders gleichen Ereigniffe waren zu jener Zeit nicht felten, wo die Armeen aus ber Defe des Volks rekrutirt, oder auf die unmürdigfte Weiſe durch Werber zum Kriegsdienſte gezwungen wurden, die Fuͤrſten aber nicht immer Geld genug: hatten, ihre Xruppen zu befolden, oder die mangelhaften Verpflegsanſtalten eine foftematifhe Dungerleiderei herbeiführten. Indeſſen fanden auch im Alexander's d. Gr. Heeren Meutereien Statt, weil er fie in entfernte Melt: gegenden führte, und feine Soldaten zu längerem Kriegsdienfte zwingen wollte, als fie zu Leiften verpflichtet waren, die Ruͤckkehr der Ausgedienten aber faft unmöglich wurde. Auch politifhe und religiöfe Spaltungen im den Heeren haben oft Meutereien herbeigeführt, wovon der breißigiährige Krieg zahllofe Beiſpiele liefert. Im Allgemeinen läßt fich jedoch annehmen, daß, menn in einer Armee Meuterei entſteht, der Kriegsfürit feine Verbind⸗ lichkeit gegen dieſelbe nicht oder nur nachlaͤſſig erfüllt Hat, und bie höheren Befehlshaber auf Handhabung einer guten und kräftigen Disciplin fich nicht verfichen. Da jede Meuterei ftets fehr nachtheilige Folgen hat, fo muß

man fie ſchon im Entftehen unterdrüden, folglich ihre Symptome fennen. \

Kein Menſch wird urplöglicdy ungehorfam oder mohl gar widerſetzlich, ſon⸗ dern zuerft nachlaͤſſig in Erfüllung feiner Dienftpflihten. Nachläffigkeit im Dienft, bald mehr bald minder ausgefprochener Unwille, find aljo die ers ften Anzeichen; treten oft Gruppen zufammen, in denen Einige das Wort führen, dann ift die Sache [hon fhlimmer, und wenn nicht fchnell energis fche Maßregeln ergriffen werden, ift der Ausbruch der Meuterei kaum nod)

zu hindern. Die Eubalternen und Hauptleute müffen baher bei folchen-

Anzeichen ihre Aufmerkſamkeit verdoppeln, ſich in die Gefpräche der Solda⸗ ten mifchen,, die Urfachen ihres Unmillens erforfchen, hauptſaͤchlich aber die Mortführer kennen zu lernen ſuchen. Letztere find augenblicklich unſchaͤd⸗ lich zu machen, die Soldaten aber zu ermahmen, und über die nach⸗ theiligen Folgen des Ungehorfams zu belehren; denn die Maffe ift niemals böfe, läßt fich aber eben fo leicht zum Boͤſen als zum Guten lenken. Die Unterofficiere haben den größten Einfluß auf die Manufdhaft, wien ao

*

Meriko.

erftiden, bemaͤchtigte ſich Cortez des Kaifers, und-nöthigte ihn, ſich für ei: nen Bafallen Spaniens zu erklaͤren. Als dieſe Gefahr beſeitigt war, zeigte fi eine andere. Der Statthalter von Cuba, weldyer fürchten mochte, Gortez beabfichtige bei feinen Eroberungen nur fein eigenes Intereffe, ſandte eine Zruppenabtheilung nah) Mexiko, um ihn abzufegen. Cortez, davon unterrichtet, 309 feinem Gegner entgegen, uͤberfiel denſelben am 26. Mat 1520 in Chempoallo, nahm ihn gefangen, und nöthigte die Xruppen, in frine Dienfte zu treten.

Cortez's Streitkräfte nach diefem Siege beliefen fi auf 2000 M. Snfant., 100 Pferde, 18 Schiffe; überdies war er mit Kriegsbebürfniffen aller Art wohl verfehen, und wollte eben neue Unternehmungen an der Küfte des meritanifchen Meerbufens ausführen, als er aus ber Hauptftadt die Nachricht erhielt, daß die dort zurückgelaſſene Beſatzung vom Volke blofirt werde. Verſtaͤrkt durch 2000 Tlascalaner, brach er fofort dahin auf, rüdte am 24. Juni in die Stadt, und ſah ſich fhon am folgenden Tage angegriffen. Ein Verſuch, durch Vermittelung des noch gefangenen Kaiſers das Volk zu beſaͤnftigen, mißlang, und da es den Truppen bereits an Le⸗ bensmitteln fehlte, blieb nichts uͤbrig, als ſich durchzuſchlagen. Nach drei⸗ taͤgigen blutigen Kämpfen, wobei über 500 Haͤuſer verbrannt wurden, ges lanz dies erft am 1. Juli. Allein neue Hinderniffe warteten des Heeres vor der Stadt an dem Eee, von welchem die Merikaner alle Dämme durchftochen hatten, und als endlich das Feltland erfämpft war, hatte das beim Ausmarfche 8000 Mt. ſtarke Heer, 450 Epanicr und 4000 M. von ben Hilfstruppen, die Artillerie und fämmtlihe Schaͤtze verloren. Mit Entbehrungen kümpfend, waren die Spanier bis in die Ebene von Tonan, unweit der Stadt Otompan, gelommen; bier wurden fie von dem Haupt: heere der Merikaner, den 7. Zuli 1520, erreicht, das man ohne Webertrel: bung auf wenigitens 100,000 SM. angeben kann, und zur Schlacht gezwun⸗ gen. Der Sieg neigte ſich auf die Seite der Mexikaner; da nahm Gortez vier feiner beften Hauptleute, und brach fih mit diefen und feiner nächiten Umgebung Bahn bis zu dem feindlichen Anführer, todtete dieſen und eroberte tie Hauptfahne. Dies war das Eignal zur allgemeinen Flucht; der Sieg wur errungen, Gortez lieh feine Truppen in dem befreundeten Tlascala ausruhen, und entwarf bier den Plin zur neuen Eroberung der Hauptſtadt. Mexiko, oder wie die Stadt zur Zeit der fpanifhen Eroberung von din Eingebornen ge: nannt wurde, Tenochtitlan, lag mitten in einem Landſee, war in verfchie: dene Quartiere getheilt, die unter fih und mit dem feften Lande durch Daͤmme zufammenbingen. ine ſolche Lage mußte die Annäherung zu Lande fehr erſchweren, wenn nicht eine Unterflügung von Ediffen vorhan: den war; nimmt man hierzu noch eine bedeutende Anzahl von Wertheidi: gern, die den hoͤchſt muthigen und Eräftigen Kaifer Quautimozin an der Spitze hatten, fo muß man eritaunen, wie der fpaniiche Feldherr die Be: lagerung unternehmen konnte. Dod Schwierigkeiten [reden einen Mann wie Cortez nicht. Schon wahrend des Aufenthaltes in Tlascala hatte er Brigantinen erbauen laſſen, die aus einander genommen und durd Luft: teiger auf den See gefchafft wurden. Lebensmittel follten die Bundesge— noffen bereit halten, die auch Truppen ftellten. An Spaniern beftimnite Gortez 550 M. Infanterie in 9 Compagnien und 40 Reiter, in 4 Truppe getheilt, zu der Unternehmung. Diefe Leute waren nicht alle mic Feuerge— wehr bewaffnet; ein Theil führte Armbruͤſte, ein Theil Schwerter und Schilde, andere Piten. Die Tlascalaner follen nad) Herrera vunt Ioraue: mıda aus 60,000 Bogenfhügen, 10,000 Pitenträgern und DINO in

330. Mexiko.

Schwert und Schild Bewaffneten beſtanden haben. Am 28. Decemb. 1520 brach das Heer auf, am 31. war es in Tezcuco, von wo aus mehrere Erpeditionen in umliegende Diſtricte gemacht, und die Regierungsform von Tezcuco ſelbſt geändert wurde; von bier aus fuchte man mit Quautimozin zu unterhandeln, auch wartete man die Ankunft der 13 Brigantinen ab, die von 8000 Tlascalanern getragen wurden. Die Unterhandlungen zer: ſchlugen ſich, und am 5. April 1521 begann Cortez mit einem Theile des Heeres den Mari Über die ſuͤdlichen Gebirge, lieferte verfchiedene Gefechte, aus denen er ftets fiegreich hervorging, eroberte mehrere Städte und Di: ſtricte, und kehrte wieder nach Zezcuco zurud. Er war ringe um den Eee von Mexiko marfhirt, und hatte alfo gleihfam eine große Recognoscirung gemadt. Die Brigantinen wurden jegt zufammengefegt und in das Wafler gelaffen; Gortez muſterte die Europäer; er hatte 86 Reiter und über 800 Mann zu Fuß; das Geſchütz befland aus 3 großen eifernen Kanonen und 15 Eleinern von Metal. Am 20. Mai wurde die Eintheilung des Dee: res vorgenommen und die Puncte beflimme, welche von den verfchiedenen Abtheilungen befegt werden follten. Alvarado lagerte bei Zlacopan; er hatte 30 Reiter, 168 SInfanteriften, 2 Kanonen und 20,000 Tlascalaner unter fih ; Chriſtoph Did, bei Cojohuakan, befehligte 33 Reiter, 168 Infante⸗ tiiten, 2 Kanonen und 25,000 Hilfsvoͤlker; Gonzales de Gondoval zerftörte zuerft Iztapalapan, und vollendete alsdann die Einſchließung. Er zählte 24 Reiter, 163 Infanteriſten, 2 Geſchuͤtze und über 30,000 der Hilfs⸗ truppen. Cortez felbft übernahm das Commando der Brigautinen, die mit 325 Spaniern und 13 Falkonets beſetzt wuren, fo daß jede 1 Capitain, 12 Soldaten und 12 Ruderer führte. Die ganze Belagerungsarmee be: fand demnach aus 917 Spaniern und über 75,000 M. Hilfstruppen, bie aber bald bis über 200,000 anwuchſen. Die Sauptleute Alvarado und Diid marſchirten vereint nach Tlacopan, vertrieben die dort flehenden Mexi⸗ caner und zerftörten die Waſſerleitung. Es geſchah dies am Frohnleich⸗ namefefte, den 13. Mai, und von diefem Tage an batirt Cortez die Bes lagerung. Die beiden Anführer befchäftigten fih nun mit Wegräumung der am Ufer des Sees befindlihen Hinderniſſe. Sandoval brach am 31. Mai von Tezcuco auf, um Iztapalapan mit Sturm zu erobern, was auch gelang, und wobei er von der Serfeite aus durch Cortez unterftügt wurde. £egterer verfammelte in der Nacht feine Brigantinen, und fegelte nach der Baftei, welche in dem Winkel lag, wo die Dimme von Gojohuacan und Stapalapan zufammenftießen,, griff fie zu Waller und Lande an, und er: oberte fie trog dee tapfern Gegenwehr. Durch diefe Eroberung wurden bie Spanier Meifter von der Hauptſtraße, von dem Theile des Sees, auf dem die meifte Hüfe nah Merito kommen konnte, und von dem Wege nad) Cojohuacan, wodurch eine Verbindung mit der Stellung Olid's moͤglich wurde. Der Feldherr näherte fi) nun der Hauptſtadt immer mehr; mebs tere Angriffe dee Merikaner wurden abgeichlagen, und bei dem zweiten ein Graben und eine Schanze erobert. Auf der Meitfeite des Dammes beuns suhigten die meritanifhen Boote die Spanier, weßhalb der eine Graben fo breit gemacht wurde, daß die Brigantinen hindurchſegeln konnten, worauf bie Boote bis an die Stadt zurücgetrieben und einige Däufer der Vorſtadt angezündet wurden. Die Brigantinen fegelten um die Stadt herum ‚und entdedten einen breiten und tiefen Kanal, durch ben man leicht im die Stadt kommen konnte, was in ber Folge für die Spanier von großem Nupen war. Auch Alvarado eroberte mehrere Gräben und Aufwuͤrfe, fo wie er aud bemerkte, daß die Einwohner auf dem Damme von Tepejacac

Mexiko. 331

her Zufuhr erhielten, und auf dieſem Wege leicht ſich nach den noͤrdlichen Gegenden entfernen konnten. Sandoval mit 118 Spaniern und einem ſtarken Corps der Bundesgenoſſen verſperrte dieſen Weg, und ſchnitt da⸗ duch den Mexikanern die legte Landverbindung mit anderen Staͤdten ab. Sept machte Cortez einen Verſuch in die Stadt zu dringen, und ließ zwei Golonnen, zufammen 5300 Spanier und 80,000 M. Hilfstruppen ftark, gleichzeitig auf den Dämmen vorruͤcken, während die Brigantinen das Uns ternehmen zu Waſſer unterſtuͤzten. Man eroberte mehrere Schanzen, drang fogar bis auf den Markt vor, konnte fich aber dort nicht behaupten und trat deßhalb, nach Anzundbung mehrerer Gebäude, den Rüdzug an. Seit diefer Zeit wiederholten ſich faft täglich Ahnliche Angriffe Man drang in einen Theil der Stadt ein, brannte oder riß mehrere Häufer nieder, konnte ſich aber doch nie darin feilfegen, weil man außerdem Gefahr lief, abges fchnitten zu werden. Mehrere Vorfchläge zu Unterhandlungen wurden vor den Belagerten mit Beflimmtheit zurüdgewicfen. Während deſſen hatten die Verbündeten den Spaniern 3000 Boote zur Dispofition geftelt. Man unternahm mit diefen und den Brigantinen einen Angriff zu Waſſer, ers jielte damit aber eben fo wenig ein entfcheidendes Refultat. So waren 20 Tage vergangen; der Unwille der Truppen über die ſtets fich wiederhofens den Angriffe war fo groß, daß Cortez endlich wider Willen ſich genothigt ſah, einen Hauptſturm anzubefehlen. Anfänglich leiſteten die Feinde einigen Miderftand, dann aber zogen fie ſich zuruͤck, und wurden verfolgt; plößlich aber ertönte das Nochhorn des Gottes Painalton, von allen Seiten ſtroͤm⸗ ten die Merikaner berzu und trieben die Angreifer zurüd, Diefe kamen an einen Graben, deilen Ausfüllung, aus Reiſighuͤndeln und andern leichten Materialien beftehend, von der Laſt der Paſſirenden einſank. Hier entitand nun ein hbeftiges Gefecht, aber mit vieler Unordnung, die Cortez nur mit Mühe fteueen konnte. Er übernahm die Führung des Nachtrabes und fiel in die Hände der Mericaner; ein Soldat feiner Leibwahe, Namens Chris ſtoval de Olea, befreite ihn und wurde dabei von dem Prinzen Irtlilrochitl und einem Tlascalaner, dem tapferen Zemacagin unterflügt. 60 Spanier und 1000 Verbündete waren theild geblieben, theild gefangen.

Die Belagerung nahm jetzt einen neuen Charakter an; fie wurde langfam und mit vieler Vorſicht betrieben. Zwar flürmte man von allen drei Dümmen täglih die Stadt, aber jeder gewonnene Graben wurde fos glei verfchüttet, jeder Aufwurf entweder zur Vertheidigung eingerichtet oder niedergerijjen, die erſtuͤrmten Haͤuſer wurden demolirt oder verbrannt, und tüglih mehr Raum gewonnen. Dem Mangel an Waffen uud Munition, der bei den Spaniern eintrat, half ein zu rechter Zeit von Veracruz ans kommender Zransport ab. Am 27. Juli endlich vereinigte ſich Cortez von Aoloc ber mit Alvarado, und fieben Achtel der Stadt gelangten dadurch in die Gewalt der Spanier, die jegt vier Tage lang der Ruhe pflegten, dann aber den DVernichtungskrieg aufs Neue begannen. Ein Gefecht koſtete den Belagerten 12,000 Menſchen; nad demfelben verfuchte Cortez aber⸗ mald zu unterhandeln, aber immer ohne Erfolg, Man griff wiederholt zu den Waffen. in neuer Sturm raubte den Belagerten 40,000 Men: hen. Dieje fendeten nun Greiſe, Weiber und Kinder aus der Stadt, von welchen, trotz Cortez's Verbot, 15,000 von den Indianern niederges macht wurden. Gleichzeitig griff eine Mafle von Booten die ſpaniſchen Schiffe an, und dieſe bemerkten während ded Gefechte, daß einige Piro: quen quer über den See flüchteten. Sandoval, ald Befehlshaber der Ktatt:, fendere die am beften ſegelnde Brigantine nach; die Slüigen wurten Au

383 Mezzomorto.

geholt, erobert und an deren Bord der Kaiſer gefangen genommen. Der gefangene Monarch befahl ſeinem Volke die Waffen niederzulegen; dies ge⸗ ſchah, und am 13. Auguſt waren die Spanier Herren der Hauptſtadt, in der ſich noch 70,000 Vertheidiger befanden, die aber dem Hunger nicht lange mehr widerfiänden haben würden, und nun fofort ausjogen. Die Beute entfprach den Erwartungen der Sieger nicht. Die Belagerung hatte 75 Tage gedauert; einige Zaufend Bundesgenofien und über 100 Spanter waren theild im Gefechte getödtet, theils geopfert worden. Die Anzahl der umgelommenen Meritaner ift nicht genau zu ermitteln geweſen, Cortez fetbft, Diaz u. A. m. fchägen fie auf wenigftens 100,000. Die Stadt fah einem großen Schutthaufen ähnlid.

(Bergl. Relation des voyages et decouvertes que les Espagnols ont faits dans les indes occidentales, par Dom B. de Las Casas, ev&que de Chiapa. The history of America, by William Russel Esq. Lon- don, 1778. Robertson, history of America. Basil, 1790. Muüoz, Geſchichte der neuen Welt, überiegt von Sprengel. Weimar, 1795. Gedichte von Merito, aus dem Stalienifhen des Clavigero in das Eng⸗ life, und von da in das Deutfche Überfegt. Leipzig, 1790. Allgemeine Geſchichte der Länder und Völker von Amerika. Halle, 1752)

Messomorto (Huffein Paſcha), Kapudanpaſcha unter der Regierung Sultan Muſtapha's IL, war in Afrika von mauriſchen Eltern geboren, trieb feit feiner früheften Jugend Seeräuberei, trat dann in Dienfte von Tunis und Algier, und erwarb fi durdy feine verwegenen Züge im mittelländis fhen Meere einen Ruf. In einem Gefechte mit den Spaniern, wobei M. In Gefangenſchaft geriech, erhielt er eine gefährlihe Wunde, man trug ihn anfceinend ohne Hoffnung vom Plage, und bei diefer Gelegenheit war eö, wo er den Namen mezzo mortu (halb todt) erhielt, welchen er fortan führte. Nach einer fiebenzehnjährigen Gefangenfchaft wurde er losgekauft und kehrte fogleih zu feinem früheren Handwerke zurüd. Bald nad dem Regierungsanttritte Sultan Muftapha’s II. (im Januar 1695) wurde von Seiten der Pforte der Krieg gegen die Venetianer mit großem Eifer bes trieben. Die Eroberung der Inſel Chios hatte den Venetianern die Herr: haft im Archipel verſchafft, und die türkiihen Schiffe wagten es faum, fi‘ in offener See zu zeigen. Diefer ohnmädhtige Zuftand verlangte kraͤf⸗ tige Hilfsmittel, eine völlige Reorganiſation der Marine, und bei diefer Gelegenheit war es namentlidy Mezzomorto, der durch feine Energie weſent⸗ liche Dienfte leiftete. Er widerſetzte fi dem Vorſchlage, nur einen Defen⸗ fioßrieg zu führen, und erbot ſich felbfl, Chios zu erobern, wenn man ihm vier Sultanen und einen Theil der Galeeren anvertrauen wollte. Der mit der oberftien Leitung des Krieges beauftragte Seraskier Miſirli Ogli*) gab feine Zuftimmung, und M. feste ſich fogleich gegen Chios in Bewegung. An der Nacht vom 8. auf den 9. Febr. fegelte die venetianifche Flotte, 20 Galtionen, 24% Galeeren ftart, nad den vor Phocen (an der aflatifchen Küfte unweit Smyrna) gelegenen Sidyelinfeln, und von da am folgenden Morgen nach den im Kanale von Chios gelegenen Schafinſeln, auch Spal: madori genannt. Die türkifche Flotte beftand aus 16 Sallionen, 14 Sul⸗ tanen und 24 Galeeren. Die drei türkifchen Admiralfchiffe: die Baſchtarda, Kıpudana und NRiala, griffen die beiden fchönften Schiffe der Republik,

* Mifirli Ogli war einer ber tapferften tuͤrkiſchen Befehlshaber; er wurte nebft mehreren andern Paſchas vor ber Schlacht bei Zenta (den 11. Eept. 1697) von ben cmpörten Ianitfcharen ermordet.

Miaulis. 33

Stella bei mare und Leone coronato, an unb fledten fie in Brand. Auf dem San Vittorio fiel der Admiral Benedetto Pifaniz nur mit Mühe rettete Sontarini dieſes Schiff aus den Händen der Türken; auch der Drago ging in Flammen auf, und die Venetianer zogen fi) hierauf in den Hafen von Spalmadori zurüd. Zehn Tage darauf, am 18. Febr., erfchien die tuͤrkiſche Flotte abermald in See. Der Kampf war blutig wie der erfte, die Niederlage der Venetianer noch entſchiedener. Man flug fich gegen feitig mit ber größten Erbitterung; allein die Venetianer mußten endlich Zufludt in dem Hafen von Chios fuchen, verließen aber auch diefen in der Nacht, und gaben dadurch den Beſitz der Infel auf. Die Türken fanden im Hafen 4 Galeeren und 4 Fregatten, auf den Wällen der Zeitung 16 Karthaunen, 8000 Bomben und 50 Kiften Blei, und machten außer: dem 500 venetian. Reiter zu Gefangenen. Die Einwohner mußten ihre Sreiheit mit 470 Beuteln erlaufen. M., welcher zu dem Gewinn bei: der Schlachten und der Eroberung von Chios am wefentlichften beigetragen hatte, erhielt die Würde eines Kapudanpafha, und erbat fi von dem Sultan ald befondere Gunft, feine Seemannskleidung beibehalten zu dürfen, und die Erlaubniß, feine Matroſen und Seefoldaten nad von ihm befon= ders entworfenen Borfchriften einzuüben. Zwei Sahre darauf fchlug M. die venetianifche Flotte unter Molino in den Gewaflern von Lemnos. Zwei venetianifche Schiffe wurden verfenkt, das eine in der Nähe des Ha: fens von Sakaria, das andere bei Mitylene. Tür dirfen Sieg wurde er mit dem Zobelpelze beehrt. Der 25jaͤhrige Waffenftilftand zu Carlowitz (den 26. Zan. 1699), in welchem auch die Venetianer mit begriffen waren, fegte feiner Ihätigkeitt zur See ein Ziel. Er bekleidete feinen Poften bis an den Tod, und ftarb zu Conftantinopel den 20. Auguft 1701.

(Berg. Sofepp v. Hammer, Geſchichte des osmanifchen Reiche, 6. 3d. Demetrius Cantimir, prince de Moldavie, histoire de l’empire othoman, traduite p. Mr. de Joncquieres. Tom. 4.)

Gtz.

Miculis, Andreas Vokos, Admiral von Griechenland, geb. 1772 zu Negroponte von armen Eltern, lebte von früher Jugend an auf der Eee, unternahm eine Menge eben fo kühner als glüdlicher Fahrten, trieb einen ausgebreiteten Handel, erwarb fich dadurch ein anſehnliches Vermögen und lieg fich endlich auf Hydra nieder. eine Erfahrungen im Seeweien, feine perfönlihe Zapferkeit und fein edler Charakter erwarben ihm bald die allges meine Achtung ; er wurde unter die Primaten der Infel aufgenommen, und betam bald arofen Einfluß auf die gemeinfamen Angelegenheiten. Bel Ausbruch der Infurreetion im J. 1821 fuchte er fih Anfangs aller Theil⸗ nahme daran zu entziehen, und fol felbit Willens gewefen fein, mit einigen andern Primaten feine Heimath zu verlafien, um dem ungeftümen Verlan⸗ gen des Volks nach allgemeiner Bewaffnung zu entgehen. Als er ſich aber einmal von den energiihen Abfihten feiner Landsleute überzeugt hatte, widmete er ſich dem Vaterlande mit ganzer Seele. Hyodra erklärte fih am 18. April 1821 durch Senatsbeſchluß für unabhängig, und furz darauf wurde Jakob Tombaſis zum Befehlshaber der kleinen Flotte ernannt, weihe aus den Schiffen der Hpdrioten und einiger andern Inſeln gebildet ward. An diefe ſchloß fih auh M. an, um an den Striifzügen Theil zu nehmen, welche im eriten Jahre nach verichiedenen Gegenden des Archipels unternommen wurden. con im Frühjahr 1822 erhielt er den nach dem Geſetze wechſelnden Oberbefehl, deſſen er fi fogleih am >. und 6. Miıı durch einen glänzenden Sieg über die tuͤrkiſche Flotte bei Parad CVV

31 Miaulis.

würdig machte. Gleich darauf übernahm er mit bee hydriotiſchen Abtheilung feines Geſchwaders die Blokade der Weftküfte von Morea und dem Zeit: ande bis in die Gegend von Butrinto, wendete ſich aber bald von da nad) Chios, das von ‚einer türkifchen Flotte bedroht ward. Leider fam er art dort an, als die Inſel bereits verloren war. Beine ganze Thätigkeit be: ſchraͤnkte ſich bier auf einige unbedeutende Gefechte und die Rettuug einiger Hundert Chioten, die der allgemeinen Niederlage entgangen waren. Deito glänzender war der (Sieg, welhen M. am 20. Septbr. im Kanal von Spezzia gegen Cara Mehemet erfocht, der Napoli di Romania entfegen wollte. Obgleich die Tuͤrken wenig Schiffe verloren, fo hatte diefes glück⸗ liche Seegefecht doch einen fehr günftigen Einfluß auf die griechifhe Ma- reine; die Seeleute erhickten &elbftvertrauen, nachdem fie ſich von ber Unge: ſchicklichkeit und Zeigheit der türkifhen Matrofen überzeugt hatten, und die großen tuͤrkiſchen Kriegsſchiffe flößten ihnen jest keine Furcht mehr ein. Sm 3% 1823 wurde M. abermals zum Befehlshaber ber gefammten Fiotte ernannt. Sie war bereits im Monat Mai, 45 Segel ſtark, ausgerüftet, be: ſchraͤnkte ihre Ihärigkeit aber nur auf Beobachtung des Kapudan Paſcha, der mit großer Ucbermaht im Archipel erfhien. Dieſer wartete Drei Monate in den Gewaͤſſern von Morea vergeblih auf bie Ankunfı der albanefifchen und türkiihen Armeen zur Ausführung großer Operationen, fegelte endlih Anfangs Auguft nah den Darbdanellen zurud, und lich 15 Schiffe vor Patras. Sofort erfchien eine Abtheilung des hydrio⸗ tifchen Geſchwaders im Golf von Patras, verjagte und verfprengte das tüctifche Geſchwader, befreiete Miffolunghi von der Seefeite, und fchnitt ber Befagung von Patras jede Verbindung zur See ab. Auch ber letzte Plan des tlrkifchen Großadmirals, Megroponte zu verproviantiren und zugleich die griechiſchen Seerüftungen von Trikori und den benad.barten Inſeln zu zer: ftören, wurde buch Miaulis Ende October vereitelt. Mit gleichem Erfolge trat M. im naͤchſten Jahre gegen den neuen Kapudan Paſcha Kosrew auf. Letzterer hatte am 3. Juli Spfara erobert, allein ſchon am 6. erihien M. vor Hydra und bald darauf vor Ipſara, wo er bie auf der Rhede liegende tuͤrkiſche Flotte angriff, vier türkifche Kriegsfchiffe ver: nichtete, und mehrere Schaluppen und KZransportfahrzeuge in Grund bohrte und auf die Küfte jagt. Der Kapudan Pafcha zog fich mit feinem Geſchwader nad) der Inſel Cos zurüd, und vereinigte fich dafelbft mit der ägpptifchen Flotte unter Ibrahim Paſcha. Am 11. Auguft machten 40 tür: tiihe Fahrzeuge den Verſuch, auf Samos zu landen; M. ſchickte ihnen die Vorhut feiner Flotte entgegen, welche zwei türkiihe Fahrzeuge in Grund bobrte, zwei eroberte und die übrigen in die Flucht ſchlug. Am 11. Augufi kam e6 zum Haupttreffen zwiſchen der durch 10 fpeziotifhe Fahrzeuge ver: ftärkten Flotte M's und der türkifchen großen Armada. Die Griechen mad: ten von ihren Brandern die Mal den glüdtichiten Gebrauch; eine tückifdye Fregatte, eine tripolitanifche Korvette und eine tunefifche Brigg mit einer Bemannung von 2000 Menfchen wurden in die Luft gefprenge. Noch einmal fammelte der Kapudan Paſcha feine Streitkräfte und lief am 4. October von Mityiene aus, um Samos zu eroben. Allein auch diefer Verſuch ſcheiterte; M. griff ihn folgenden Tages mit feinen Brandern an, zerftörte eine Brigg von 24 Kanonen und eine Korvette und jagte den Reſt der Klotte in die Flucht. AS fich der Kapudan Paſcha nach den Dardanelien zurückgezogen hatte, fuchte SR. noch die Agnptifche Flotte auf, traf diefeibe auf ihrem Rüdroege nad Alerandrien, am 13. Novbr., in der Nähe von Fandir, zwang fie zum Gefecht, und richtete gegen zwanzig ihrer beten

Miaulis. 335

Schiffe zu Grunde. Im Februar des J. 1825 gelang es Ibrahim Paſcha, bei Modon mit 3000 Mann zu landen, ehe es M. verhindern konnte; als er aber von Kanaris Berftärtung erhielt, faßte er den Entſchluß, die feind: liche Flotte in diefem Hafen zu verbrennen. In der Nacht vom 12. zum 13. Mai näherte er fih mit 28 Schiffen dem Hafen, lief mit ſechs Bran⸗ dern in denfelben ein, zuͤndete felbft die große Fregatte Afia von 44 Kano⸗ nen an, wahrend die übrigen Brander mehrere andere Echiffe erreichten, und brachte den Aegypten einen Verluſt von einer Gabarre, 3 Korvetten, 3 Briggs, 4 türkifhen und 3 ioniſchen Transportſchiffen bei. Dieſe kuͤhne That konnte zwar das hart bedrängte Navarin nicht retten, welches fich den 18. Mai an Ibrahim ergab, hatte aber doch auf die Bedingungen der Ga: pitularion einen günftigen Einfluß. Ein Verſuch, , die dgpptifhe Flotte im Hafen von Alerandrien zu vernichten (d. 4. Auguft), mißlang, und als M. ein ähnliches Unternehmen gegen den Dafen von Suda ausführen wollte, nöthigten ihn widrige Winde zum Ruͤckzuge; er folgte aber dem Kapudan Paſcha auf feiner Fahrt nad Patras. Ibrahim Paſcha befahl hierauf dem Kapudan Paſcha, ein Seetreffen zu liefern, von welchem fid) die Türken ci: nen um fo günftigern Erfolg verfprachen, als fie von der Verftärtung der helleniſchen Zlotte durch Sachturis noch nicht unterrichtet waren. Sie bes lief ſich aber zu diefer Zeit auf 76 Fahrzeuge, und hatte eine vortheilhufte Etellung hinter Cap Papas eingenommen. Dan ſchlug fit) am 8. Januar 1826. Lange ſchwankte die Entſcheidung; M's Admiratfhiff wurde duch das feinbliche Feuer fo zertrümmert, daß er ſich genöthigt ſah, die Admirals⸗ flagge während des Gefehts auf einem andern Schiffe aufzupflanzen; ja der Sieg neigte ſich fhon auf die Seite der Türken, als endlich die griedyifchen Brander die feindlihen Linien in Unordnung brachten. Drei türkifche Fre: gatten gingen in Feuer auf, ein Linienfchiff lief bei Miſſolunghi auf den Strand, und 14 Bleinere Kriegefchiffe wurden die Beute der Hellenen, welche im Ganzen nur vier Briggs verloren. Der Kapudan Paſcha 309 fih unter die Kanonen des Forts von Lepanto zurüud, erfchien aber fhon zu Ende dis Monats wieder in offener See, um die von M. beabfichtigte Verprovianti: rung Miffolunghi's, obſchon vergeblich, zu verhindern. Im September ſchlug ſich Minulis 3 Tage in den Gewaͤſſern von Samos, um den Kapudan Paiha von der Unternehmung gegen Samos abzuhalten, was auch gelang. on diefer Zeit gerierh die griech. Marine in Verfall. Sie wurde von der Regierung zu wenig unterflüst, und M. mußte im Jahre 1826 feine Zhatigkeit auf die Blokade von Megroponte und einige Heine Streifereien beichranten. Als 1827 Lord Cochrane zum Großadmiral von Griechenland ernannt wurde, ſtellte fih Miaulis willig unter deffen Befehle; allein bald zeigte ſich zwiſchen Beiden eine offenbare Spannung. Die groß angelegten ‘Plane des Lords, welche meilt ohne Berechnung der zu ihrer Ausführun,, nothigen Mittel gemacht wurden, feine Unfähigkeit, fi in die fremden Wer: hbältnüje zu fügen, und vor Allem fein anmapendes Mefen, fanden mi: der Cinfahheit und vorfichtigen Entſchloſſenheit des alten M., der ſich durch fein vaterliches Benehmen yegen die Untergebenen die Liebe und Achtung ber ganzen Flotte erworben hatte, im auffallenditen Widerfpruh. Cr 309 fi deñbalb nach der Ruckkehr von dem miflungenen Zuge des Lords Cochrane nah Alscandeien im Monat Juli nach Poros zurüd, und trat erft, nad: dem Capodiſtrias die Zügel der Megierung ergriff, wieder in Dienfte. Al— lein die Ölanzperiode der griechiſchen Marine war laͤngſt vorüber, und Allee, was M. velführen konnte, war ein Zug gegen die Seeraͤuber. E rad «I Piratenfhiffe auf, wovon 41 verbrannt, die übrigen atır zum Die’

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der Megferung nach Poros geführt wurden, und fegelte hierauf nach Chios, um diefe Inſel gegen die Tuͤrken zu fchügen, kam aber zu fpät. Im fols genden Jahre kreuzte M. mit ber Fregatte Hellas, der Korvette Hydra, dem Dampfſchiffe Karteria und noch drei andern Fahrzeugen im Dee bufen von Lepanto, und trug weſentlich zur Uebergabe des Schloſſes von Lepanto (d. 27. März) und der Feſte Miffolunghi (d. 11. Mai) bei. Ende 1829 ernannte Capodiſtrias M., um ihn für das Jntereſſe der Regierung zu gewinnen, zum Chef und Oberaufjeher des Kriegshafen von Poros. Nichte befto weniger fchloß er fi 1830 an die Oppofitionspartei an, wozu ihm vorzugsweife das Benehmen des gaͤnzlich unfähigen Viaro Capodiſtrias (des Alteften Bruders des Präfidenten) beftimmte, welchen dieſer zum Gene ralcommiſſair der Marine ernannt hatte. Seitdem wurde M. einer ber muthvollften Dertheidiger ber Grundfäge der Oppofition, widerſetzte ſich allen Gewaltfchritten der Megierung, und bemächtigte fih des Hafens von Poros. Capodiſtrias dagegen, um den Widerfpenfligen zu bezwingen, veranlafte den ruffifhen Admiral Ricord, das Aeußerfte zu thun, während er ſelbſt mit 1200 Mann in ruflifhen Booten überfegte, und fi mit Hilfe ruſſiſcher Truppen der Waffenpläge auf der Inſel bemaͤchtigte. Miaulis griff fogleich eine griechiſche Korvette an, twelche die ruffifhe Flagge aufzog, und nahm fi. Die englifhen und franzoͤſiſchen Reſidenten fuchten zwar den Streit zu vermitteln, Ricord aber blieb vor dem Hafen, und bohrte eine griechi⸗ fhe Brigg in den Grund, welche, von Syra kommend, Lebensmittel nad Doros bringen wollte. Am 9. Auguit beitand das ruſſiſche Geſchwader aus einer Fregatte von SO Kanonen, IKriegebriggs erften Ranges, 2 Schoo⸗ nern, 1 Kutter, und 2 griechifchen Kriegsbrigge ; M. befehligte dagegen die geoße Fregatte Hellas, 2 Briggs, 2 kleine Korvetten und 2 Dampfboote. Ale diefe Schiffe waren aber nicht einmal nothdürftig bemannt und noch weniger mit Mund = und Kriegsvorrach verfehen. Capodiſtrias Angriff auf die Stadt Poros ward an demfelben Tage mit großem Verluſt für die Angreifer zurücgetrieben, und mehrere ruſſiſche Boote ſanken mit der ganzen Mannſchaft. Allein am 13. Auguft ſah fih M. völlig eingefchloffen und von aller Zufuhr abgefchnitten. Es blieb ihm Nichte übrig, als ſich fech⸗ tend einen Weg zu bahnen, ſich zu ergeben, oder die Schiffe in die Luft zu fprengen. Der alte Seeheld wählte das Lestere, und in dem Augenblide, als die ruſſiſchen Schiffe fit) zum Angriffe bereiteten, flogen die Fregatte Hellas und die Korvetten in die Luft. Vorher aber hatte M. dafür geforgt, die Bewohner von Poros auf hydristifhen Fahrzeugen nah Hydra zu fchafs fen. Auf diefe in Blokadesufiand erklärte Snfel begab ſich auch M., wurde aber bald durch einen Eprudy des Obergerichts zu Nauplia, nebil Maurocordatos, Conduriotti und noch fünf anderen Primaten als Dochver: räther in Anklageſtand verfegt. Allein der Regierung fehlten die Mittel, diefem Spruche Wirkfamkeit zu geben; der Präjident wurde am 9. Octbr. 1831 ermordet, und fein Nachfolger Auguſtin Capodiſtrias regierte nur kurze Zeit. Es brach ein formlicher Bürgerkrieg aus; die in Hodra und Megara verfammelten Vollsrepräfentanten von der Oppofition conjlituirten fi) zu einem Nationalcongreffe, wählten rine neue proviloriihe Regierungs⸗ commifjion, welche mitteift Decrets vom 18. Januar 1832 Auguſtin Capo⸗ diſtrias als Verleger der gefegmäßigen Verſammlung, als bauptiachlicden Anftifter des Buͤrgerkrieges und Ufurpator der hoͤchſten Staatsgewalt in bie Acht erklärte. Diefe neue Regentſchaft ernannte zugleih M. zum Admiral ber griehifhen Seemacht, welcher unverzüglich ſechs Fahrzeuge ausrüjtere,

e er mit der Escadre eines eben e kühnen Seemanns, Anton Kerpi, vers

Michael, St. (Gefecht 1800 ). | 337

einigte, um die Slotte der verhaßten Regierung anzugreifen. Doch die Flucht des von allen Seiten gedrängten Auguftin Capodiſtria's überhob ihn diefer Mühe, und er erfüllte nun die Weifung ber Regierung, alle griechifchen Statio⸗ nen im Archipel unter feine Befehle zu nehmen. In diefee Stellung ers warb er ſich abermals durch fchnelle Unterdruͤckung der wieder auflebenden

- Gerräuberei große Verdienſte. Die Wahl des Prinzen Otto von Balern

Lee eÖÖS, U RER

(db. 8. Auguft 1832) zum König von Griechenland gab endlich der na« tionalen Partei den Sieg. Miaulis wurde nebft Bozzaris und Demetrios Plaputas nah Münden gefandt, um dem jungen König zu huldigen. As der junge Monarch in Griechenland angelangt war, zog fih M. von den Öffentlichen Gefchaften zurüd und bezog feinen in der Nähe Nauplia’s gelegenen Landfig, wo er fih nur mit Feld⸗ und Gartenarbeit befchäftigte, vom Könige aber befonder6 ausgezeichnet wurde. Nachdem die während der Minderjährigkeit des Königs eingefegte Megentfchaft ihre Thätigkeit zur Res organifation des zerrütteten Staates begonnen hatte, wurde auch eine Commiſſion unter dem Vorfige des Admirals M. ernannt, welche die bienftlichen und perfönlichen Verhaͤltniſſe der Seeofficiere gmau prüfen foltte. Ende des Soms mers 1833 ward M. die Oberaufficht, in Beziehung auf Bau, Bewaffnung und Erhaltung der Schiffe, fo wie auf Kleidung, Bewaffnung und Verpflegung der Mannſchaft gegeben. Bald brachte der wadere M. Thaͤtigkeit und Ord⸗ nung in die Marine; der Dafen von Poros erhielt eine wuͤrdigere Geſtalt, und fhon im Frühjahr 1834 waren 11 Briggs und Goeletten und 11 Kar nonenboote fo weit hergeftellt, daß fie in See geben konnten. M. flarb im Juni 1835, und die Berichte aus Athen über feinen Tod lauteten wie folgt: „Dieſer edelfte Seeheld der griechifhen Revolution litt felt längerer Zeit am Podagra, und die Krankheit war ihm zulegt in ben Kopf getreten. Die Betruͤbniß des Könige und des Landes iſt groß Uber den Verluſt, welcher der Nation unitreitig ihren größten und tugendhafteften Bürger und eine der erſten Bierden ihres heroifchen Kampfes raubt. Während feiner legten Krankheit empfing er zwei Mal den Beſuch feines Könige, und diefer die letzten Wünfce des Sterbenden für bad Wohl des Landes und den Schutz feiner hydrotiſchen Kampfgenofien. Nah dem legten Beſuche des Monar⸗ hen, der in tiefer Rührung von ihm fchieb, Heß er alle gegenwärtigen Glie⸗ der feiner Familie und mehrere ber Seeleute, welche unter ihm gedient hatten und in Athen gegenwärtig waren, vor fein Lager rufen, nahm mit Faſſung und Standhaftigkeit von ihnen Abfchied, und verfchied am 27. Juni mit der Ruhe eines Helden und Chrifien. Die Leichenfeierlichkeit fand den 26. Juni unter großen militairifhen Ehrenbezeigungen, in Gegenwart aller Stastsminifter, fümmtlicher Officiere, des diplomatifhen Corps und unter dem Geleite der ganzen Bevölkerung von Athen und der Umgegend Statt. Nachdem den Tag vorher der Leichnam aus der Wohnung bes Verſtorbe⸗ nen in die Kicche der heiligen Irene gebracht, und dort während ber Nacht von Unterofficieren der Linie bewacht worden war, ward er am Tage ber Beerdigung von dem großen und feierlihen Zuge nach dem Piräus geleitet, um auf einem Vorfprunge deffelben, gegen die See hin, nahe am Denkmale des Themiſtokles feine Ruheſtaͤtte zu finden.’

(Vergl. Venturini, Chronik des 19. Jahrhunderts. Conv.⸗Lexicon der neueften Zeit und Literatur. Allgemeine Zeitung. ) FR

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Michael, Ste, Flecken in Steiermark unweit Leoben.

Gefeht am 25. Mai 1809.

Der öftreichifche Feldmarfchalls Lieutenant Jellachich war zu Aniany dA

Militair:Conv.:kericon. V. Bd. 22

J

238 Michaud.

Feldzuges mit einem Corps von 8 Bat. 8 Schwadr. nach Muͤnchen ent ſendet worden, um die Verbindung des Hauptheeres mit Tyrol zu unter⸗ halten und Salzburg zu deden. Nach den unglüdlihen Schlachten bei Abens⸗ berg und Edmühl ging er von da nah Salzburg zurüd, und follte, dem Befehlen des Erzherzoges Johann gemäß, den 26. Mai in Gräs eintreffen, und diefe Stadt bis zur Ankunft des Erzherzoges behaupten. Er kam den 23. Mai nad Rottenmann, ben 24. nad Mautern, wollte den 25. nad Leoben ziehen und fodann die Straße über Brud weiter verfolgen, als bie einzige nad) Gräg, melde ihm noch frei blieb; denn von ber rechten Seite bedrohete ihn der Vicekoͤnig, von der linken Abtheilungen der großen frans zöfifchen Armee, die auf der Straße von Mariazell ftreiften. Der Vicekoͤnig, von Jellachich's Marfche unterrichtet, ließ am 25. Mai in aller Frühe von Knittelfeld aus den General Serras auf der Straße nad) Leoben vorgehen und den General Durutte ihm folgen. Das Thal der Liffing, in welchem Jellachich marſchirte, fällt bei St. Michael in das der Dur, auf deren lin» tem Ufer die Franzoſen vorrüdten, und die beiden Straßen ſtoßen bier zus fammen. Jellachich's Vorhut unter dem General Ettinghaufen traf bier auf die franzöfifhen Wortruppen und warf fie. Jellachich hätte jegt noch füglih, einen Nebenweg über Trafayach auf dem linken Ufer der Lilfing einſchlagend, vor ben Sranzofen nach Leoben gelangen koͤnnen; allein er 309 es vor, die Straße über St. Michael zu verfolgen. Hier angelangt, hätte er auch noch ſchnell weiter ziehen und nur eine Abtheilung zur Eidyerung feines Marſches zuruͤcklaſſen koͤnnen, ba eben nur erft die franzoͤſiſchen Bor tsuppen unter Serras heran waren, bie ihn blänfernd und durch Artillerie feuer feftzuhalten fuchten. Er marfchirte jedod vorwärts St. Michael auf und fendete ein Bataillon rechts auf die dortigen waldigen fleilen Ahhaͤnge. Mehr ale zwei Stunden vergingen, ehe ber Vicelönig mit der Divifion Dus rutte eintraf, und einige Bataillone gegen die Straße von Mautern in der Deftreicher rechte Flanke entfendete. Dierauf griff Serras mit dem 6. und 9. Zägerregimente an, und durchbrach die Mitte der Deftreicher, die ein Opfer der fchlaffen Anordnungen ihres Führer wurden. Sie zerftreuten fih, und wurden im Thale der Liffing und auf der Etrafe bis gegen Les ben verfolgt. Altes Sefhüs und Gepaͤck gerieth in Feindes Hand; die Deftreicher verloren gegen 1600 Dann an Todten und Verwundeten und nahe bei 5000 Gefangene. Jellachich erreichte mit nicht mehr ale 3000 Dann Leoben und Brud und Tages darauf Gräg.

(Vergl. Pelet, Feldzug im Jahre 1809; das Heer von Inneroͤſtreich.)

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Michaud, Dbergeneral der franzdf. Republik. Claude Igna; Francois Mihaud, den 28. October 1751 zu Chaurgsneuve im Departe: ment de6 Doubs geboren, erhielt von feinem Vater eine ſehr forgfältige Erziehung, und mar für die juriflifche Laufbahn beſtimmt. Dir junge Michaud hatte aber größere Neigung für den Militairftand, trat gegen der Eltern Willen als Sreimilliger in das 5. Jaͤgerregiment zu Pferde, und diente darin als Unterofficier bis zum Jahre 1783, wo er megen Mangel an Ausficht zu weiterer Beförderung in den Givilftand zurüdtrat. Die Ne: volution öffnete Ihm die Pforten des Ruhmes, indem fie die Schranken nic: dermwarf, welche die Anmaßungen eines übermüthig gewordenen Adels errichs tet hatten. Mihaud, als Nationalgardijt eintretend, wurde den 9. Octbr. 1791 im 2. Bataillon feines Departements zum SKapitain erwählt, und in demfelben Sabre zum Oberſtlieutenant befördert. Als folcher wohnte er dem

Eeldjuge 1792 und 1793 am Überrheine bei, und war vorzugsmweife mit

Michaud. 339

Vertheidigung der Engpäffe im Porentruf beauftrage. Bereits im reifen Mannsalter, brav und unterrichtet, zeichnete ſich Michaud vor Wielen feines Manges durch ein umfichtiges Verfahren aus, weßhalb er aud bald zum Dberftien, und den 19. Mai 1793 zum Brigadegeneral ernannt wurde. Der häufige Wechfel der Obergenerale der Rheinarmee, von benen ein großer Theil weder hinreichende Charakterfeftigkeit noch Talent hatte, war jedoch nicht geeignet, Anfprüche auf fiegreihe Erfolge zu begründen, und das Vers

dienft der befferen Generale diefer Armee befchränkte ſich meift darauf, bei den fruchtlofen Angriffen auf die Stellungen der Deftreicher im Rheinthale große Verluſte zu vermeiden, bei den Ruͤckzuͤgen die Ordnung zu erhalten. Midyaud’s vielfach bewieſenes Anführertafent erwarb ihm jeboch bie allgemeine Achtung, und fon am 25. Sptbr. die Ernennung zum Divifionsgeneral. Bet dem Angriffe der Deftreicher auf die Weißenburger Linien, am 13. Dctbr., vertheidigte er das Plateau bei Bergzabern, und führte feine Truppen ohne erheblichen Verluſt hinter Weißenburg zurüd. Nachdem Pichegru (ſ. d.) an ber Spige diefer, im Spätherbfte bedeutend verftärkten, Armee getreten war, gingen die Sachen etwas beffer, und Michaud bewies bei den Angeife fen auf die Etellungen der Deftreiher hinter der Zorn und Motter, fo wie bei deren Rüdzuge im Debr. fo viel Sefchidlichkeit, dag Pichegru, als er im Januar 1794 den Oberbefehl über die an der Nordgrenze vereinigten Streitkräfte erhielt, den General Michaud zu feinem Nachfolger empfahl, was er auch wurde. Der neue Öbergeneral hatte im Feldzuge 1794 bie ſchwierige Aufgabe, mit einer kaum 36,000 Mann ftarten Armee, durch gute Stellungen im Rheinthale, dem zu erwartenden Vorbringen der Deft: reicher und Preußen die Spige zu bieten, wobei er von der noch ſchwaͤcheren Mofelaemee nur wenig unterflügt wurde. Die Niederlage der Divifton Ambert bei Kaiferslautern am 23. Mai (f. d.) nöthigte auch Michaud, feine Stellung zwifhen Speier und Neujtadt zu verlaffen, und ſich unter bie Kanonen von Landau zurüdzuziehen. Hier lich man ihn jedoch in Ruhe; denn ber preuf. 5. M. Möltendorf fhien mehr zum Temporifiren als zum Eiegen angewiefen zu fein, und der Öftreich. Feldherr hatte die Mehrzahl feiner Xruppen auf dem rechten Ufer des Oberrheins zurüdgelaffen. Während ber fehsmwäcentlichen Unthätigkeit der Verbuͤndeten erhielten bie Franzoſen Verftärkungen, und machten am 2. Juli einen allgemeinen Angeiff (f Schweigenheim), der jedoch Leinen erheblichen Erfolg batte. Ein zweiter Angriff am 13. Juli Schänzel und Tripp: ft ade) gelang volllommen, bewog die Deftreiher zum Rüdzuge nah Mann: beim, die Preußen zum NRüdzuge hinter die Pfriem. Bemerkenswerth iſt

das Michaud den Plan zu beiden Angriffen von Divifionsgeneralen enf- voerfen ließ, und nichts daran änderte, aus übergrofer Anfpruchstofigkeit ihnen

auch die Ausführung überließ. Man hielt dies damals für perfönliche Une

fühigkeit ; ein ftrenger und fachverftindiger Richter, der General Gouvion:

Saint-Cyr, verfichert aber, daß Michaud einer der vorzüglichften Obergene- vale feiner Zeit geweſen fei, und mehr Talent befeffen habe, als mancher Andere, dem die oft parteiiſchen Gefchichtfchreiber und Biographen ein uns verdientes Kob fpendeten. Der Marſch der Mofelarmee gegen Trier und Luxemburg (f. d.), nöthigte den General Michaud zwiſchen Speier, Neuftabt und Kuiferslautern Stellung zu nehmen, wo er am 19. und 20, Eptbr.

vom Erbprinzen von Hohenlohe angegriffen und bei Kaiferslautern (f. d.)

überwältigt wurde. Da aber die Sieger auf höheren Befehl in die Stellung

hinter der Pfriem zurüdkehren mußten, fo hatte diefer Unfall eine erheblichen

Nachtheile. Die Verbündeten wichen vielmehr bald darauf auf lien Aumun

Middelburg (Uebergabe 19%). si

zu Ende bes Jahres 1807. Michelfon gehörte zu den beften Generalen der ruſſiſchen Armee in neuerer Zeit.

Middelburg, Stadt auf der Infel Waldheren, die Hauptſtadt der niederlaͤndiſchen Provinz Seeland mit 13,500 Einwohnern.

Webergabe den 18. Februar 1572.

Nachdem der Meergeufen kuͤhne Unternehmung auf Briel 1572 ges lungen war, fielen auch die meiften Küftenftäbte Seelands in die Gewalt der Anhänger des Prinzen von Dranien, da das Volt dem Prinzen eifrig ergeben war, und die Spanier verfüaumt hatten, biefe Seeplaͤtze mit hinzele chenden Befagungen zu verſehen. Auch Middelburg, die Hauptſtadt See lande, wurde von den Niederlänbern bald nad der Einnahme Briels be: rennt; doc, durften fie nicht erwarten, ben Ort mit Gewalt zu nehmen, da bie ſpaniſche Garniſon zahlreich und von dem tapferen Mondragone be: fehligt war, der feinen Namen in ben niederlaͤndiſchen Kriegen berühmt ges macht bat. Er wußte nicht nur der Beſatzung, fondern auch den Bürgern feinen Muth und feine Standhaftigkeit einzuflößen, und ohne Murren er: tengen Alle die Anftrengungen und Entbehrungen der langen Blokade. Die Seeländer dagegen boten Alles auf, um durch eine genaue Einfchliefung Hunzerönoth und fomit die Uebergabe ber Stadt zu bewirken. Allein audy der Herzog von Alba erkannte, daß mit dem Falle Middelburgs Seeland faft unrettbar verloren gehen müßte, während deffen SBefig den Spaniern einen feften Fuß in der Provinz erhielt, von wo aus fie leicht die verlomen Dläge wieder gewinnen konnten; er fuchte daher der bedrängten Stadt auf alle Weiſe zu Hilfe zu kommen. Im Februar 1573 Tief eine ſtarke ſpa⸗ nifche Flotte, aus Kriege: und Transportfchiffen beftehend, unter de Avila's Sührung, von Antwerpen aus. Nachdem fie durch die bei Lilo und Dor⸗ dam verſenkten Schiffe einige Tage aufgehalten worden war, traf fie an der Mündung der Weſterſchelde mit der feeländifchen Flotte zufammen. Die Zapferkeit und Gewandtheit der Geufen überwand die Spanier, welche zwar muthig fämpften, aber des Seekriegs nicht gewohnt waren ; jedoch entkam während bes Gefechtes eine Abtheilung der Flotte nach Mannekens und verfah von bier aus Middelburg mit Yebensmitteln. De Avila zog fi, nachdem er mesrere Schiffe verloren, nach Antwerpen zurüd, wo er ſich mit der Auss ruͤſtung einer neuen Slotte zum Entſase Middelburgs befchäftigte. Dieſe Flotte erfhien auch am 5. Auguft 1573 an der Mündung der Schelde, und fuhr unter der Fuͤhrung Philipp Beauroir's in das fogenannte Hat, um von bort aus Middelburg zu verproviantiren. Die Geufen, deren Flotte vor Vlieffingen lag, fuchten fih auf den Dämmen von Gampveeren dem

Marſche der gelandeten Spanier zu miderfegen; allein diefe fchlugen die feetändifchen Zruppen nad) blutigem Gefechte, und fchafften den größten Theil ihrer Vorräthe nad) der belagerten Stadt. Nachdem diefe aber von Neuem aufgezehrt und mehrere Beinere Erpeditionen der Epanier mißgluͤckt waren, ftieg die Moth fo hoch, daB der Math große Worräthe von Flachsſamen anzufaufen gendthigt war, welche unter dad Brod verbadfen wurden. Doch die Spanier verfiumten nichts, um fi Middelburg und die Hoffnung, Seeland wieder zu erobern, fo lange als möglich zu erhalten. Der Groß: comthur D. Requeſens, Alba's Nachfolger, ließ es feine erfte Eorge fein, eine neue ſtarke Slorte zu Antwerpen auszurhften, und begab fich felbft das bin, um dies Geſchaͤft moͤglichſt zu betreiben. Als die Ausruͤſtung vollen: det war, theilte fich die fpanifhe Flotte; 70 Schiffe unter Glimes und Romero fuhren duch die ftfchelde, 3O unter de Avila durch die Mefter: ſchelde. Beide follten fi an der Spitze von üdbeverland vereinigen; dieſes

Mitrometen. Milhaud. 313

und Maͤrkern, bas britte aus Balen, Würtembergern, Schwaben und Rheinländern. Die 3 Deere brachen bei Commotsu, Eger und Tachau in Böhmen ein, vereinigten fih am 18. Suni, und unternahmen am 23. gemeinſchaftlich die Belagerung von Mies, welches aber Klenowsky trotz des heftigen Beſchießens und wiebecholter Stürme tapfer behauptete. Die Stadt zu entfegen, verfammelten ſich die Prager, Zaboriten und Waizen bei Prag, verliefen am 13. Juli das gemeinſchaftliche Lager und flellten fi) am 21. an der Mied den Deutſchen gegenüber. Noch ehe diefe aber Zeit gewannen, fich zum Empfange ber Huffiten gehörig zu ruͤſten, wur⸗ ben fie von Legteren fo lebhaft angegriffen, daß fie in Unordnung bie Bes lagerung aufgaben und fich auf Tachau zurüdziehen mußten. Ungefäumt verfolgten die Huffiten die Fliehenden und richteten ein großes Blutbad unter ihnen au. Die Mehrzahl ber Bagagewagen fiel in bie Hände der Sieger, welche nach ungeführer Berechnung dem Feinde einen Verluſt von 10,000 Mann beibrachten und am 11. Auguft fi in Beſitz von Tachau ſetzten. Theobald's Huffitenkrieg, 1. Band, Kap. 7. C.

Mikrometer iſt eine Vorrichtung an einem zum Meſſen beſtimm⸗ ten Fernrohre, wodurch das Sehfeld nach ſeinem Durchmeſſer in moͤglichſt Heine Theile getheilt wird. Man ſtellt zu dieſem Zwecke einen Ring mit Schrauben in den Punct des Fernrohres, wo die Brennpuncte des Ob⸗ jectiv⸗ und Dculatglaſes einander begegnen. In dieſem Ringe iſt ein eins getheiltes Glas, feine Perlemutterplättchen, ober auch Käden angebracht. Am legten Falle heißt es fodann ein Fadenmikrometer, und wenn biefe Vorrihtung am Objectivglafe angebracht iſt, ein Dbiectinmitrometer.

Milbaud, Johann Baptifte, Graf, einer der trefflichften Gavaleriegenerale der neueren Zeit, wurde am 18. Nov. 1766 zu Arpajon geb. und widmete fi früh dem Milicairdienfte. Obgleich ſchon 1789 zum Lieutenant, 1791 zum Commandanten der Nationalgarde des Dep. Cantal ernannt, fo fehen wir ihn doch mehrere Jahre nur als Conventsmitglied und auf militairifhen Reifen befhäftigt, bie ihn der ital. Feldzug von 1796 unter dem General Bonaparte auf den Kriegsſchauplatz rief, nachdem er mit Mühe in Paris einer Anklage wegen feines politiihen Benehmens entgangen war. In dieſem denkwuͤrdigen Feldzuge zeichnete er ſich als Chef bes 5. Dragonerresimentes auf dus Ehrenvollfte aus, was Bonaparte öffent: lich anerkannte. Seine Anhänglidhkeit für diefen Seldheren veranlaßte ihn, fpäter bei der Revolution des 18. Brumaire thätig zu wirken, wofür ihn der Conful zum Brigadegeneral ernannte. Im Feldzuge von 1806 mohnte er der Schlacht von Aufterlig bei, und nahm den Ruffen Sei ihrem Ruͤck⸗ zuge 40 Kanonen und 600 Gefangene. Nicht geringern Ruhm brachten die Feldzuͤge von 1806 und 1807; die Sefangennahme von 6000 Preußen durch 1500 Reiter unter M's Commando bei Pafewalt, feine glänzenden Gavulerieangriffe bei Friedland erwarben ihm die Bewunderung der ganzen Armee; der Kaifer erhob ihn zum Grafen und Divifionsgeneral. 1808 —12 in Spanien kümpfend, brachte er namentlid dem General Blake bedeutende Verluſte bei, empfing das Großkreuz der Ehrenlegion, und ging 1813 mit dem Marfhall Augerenu an der Spige der Cavalerie des 14. Corps zur Schlacht bei Leipzig. Wenn auch die fpäteren Kämpfe bei Col: mar, St. Disier, Brienne, Nangis ıc. das Schidfal des Krieges nicht wenden konnten, fo gaben fie doch M. vielfache Gelegenheit, feinen Patriotis⸗ mus und feine unerfhrodene Tapferkeit zu bethätigen. Während ber erſten

41 Militair

Meftauration gab ihm Ludwig XVII. das Ludwigskreuz unb ernannte ihn zum Oeneralinfpectoe ber Gavalerie. Das Jahr 1815 brachte den Kalfer zurüd; M. ellte zu ben alten Fahnen. Ex erhielt das Commando eines der vier großen Gavaleriecorpe, und durchbrach an der Spitze feiner Küraffiere am Abend des 16. Juni Bluͤcher's Centrum bei Ligny. Bei diefer Gelegenheit verdankte der Feldmarſchall feine perfönliche Rettung nur der Dunkelheit. Die Standhaftigkeit der Engländer vereitelte 2 Tage fpüter, am 18., bei Waterloo lange alle Angriffe der franz. Reiter, und als endlidy der Beitpunct kam, wo Wellington’G Maffen ihrer Auflöfung nahe waren, da traf auch Bluͤcher ein, und fo mußten die Franzofen ber großen Ueber: macht weihen. Milhaud, bier zum fechöten Mal verwundet, ging mit ber Armee hinter die Loire zuruͤck, wurde nach ihrer Auflöfung als eifriger An⸗ bänger des Kaiſers verbannt, und erhielt erft einige Jahre vor feinem Zode, ber am 8. Januar 1833 zu Aurillac erfolgte, die Erlaubniß zur Ruͤckkehr. F—

Militair wird die zum ununterbrochenen Dienſte beſtimmte, be⸗ waffnete Mannſchaft genannt, deren Activbeſtand in Friedenszeiten jebod duch Beurlaubung bisweilen vermindert wird. Saͤmmtliche Militairs aller Grade bilden daher einen befondern Stand, den Militairftand, welder aber feit Einführung der Landwehren und der allgemeinen Militair: pflicht dem Civilſtande nicht mehr fo fchroff gegenüber ſteht, fondern ſich mit ihm ſehr verfchwiftert hat. Die Dienftzeit (f. d.) im Mititairflande ift uͤberall gefeglich feftgeftelle, ihre Dauer aber fehr verſchieden. Militair: pflichtig wird Jeder genannt, welcher das zum Eintritt in den Mili: tairſtand beflimmte Alter erreicht hat, und zur perfönlichen Dienftleiftung verbunden if. Die Ausnahmen waren fonft fehr zahlreih, fo daß bie Mititairpflicht eigentlih nur auf den unteren und aͤrmeren Staatöbürgern laftete, werden aber immer feltener. Unter Militairſyſtem verfteht man ſowohl die Ordnung der inneren Verhältniffe des Militairſtandes, als auch den Modus ber ganzen MWehrverfaffung eines Staates. Ein reines Mi: litairſyſtem wird diejenige Wehrverfaſſung genannt, die fi ausſchließlich auf das fichende Heer beſchraͤnkt, wie das im 18. Jahrhunderte in allen europäifchen Staaten ber Gall warz die Unzulänglichkeit hat fich hinreichend bewahrheitet. Unter Milizen (milites) haben die Römer unffreitig ihre regelmäßig befolbeten Truppen verſtanden; aud die Lehnsmänner des Mit: telalterd können als Milizen betrachtet werden. Nach Einführung der fles benden Deere änderte fi) aber der Begriff, und man verftand unter „Mi⸗ lizen“ diejenigen Streiter, welche außer den in Sold genommenen Frem⸗ den oder angeworbenen Truppen zum Waffendienfte aufgeboten wurden, auf Koften der Gemeinden ausgerhftet und bewaffnet werden mußten, und vom Kriegsheren entweder nur Lebensmittel, oder aucd für die Dauer des Krie⸗ ges Sold erhielten, häufig aber nur innerhalb der Kandesgrenzen zum Dienfle verpflichtet waren. Unter Milizſyſtem wird ebenfalls theild die Drb- nung der innern Verhaͤltniſſe der Milisen, theils diejenige Wehrverfaffung verftanden, bei welcher die Millzen die Hauptbeftandtheile der berouffneten Macht bilden. Ein reines Milizſyſtem ift ein ſolches, wo es außer den Milizen nur Beine Abtheilungen flehender Truppen, als: permanente Be: fagungen, Artilleriſten, Pionniere, Sappeure, Pontoniere x. gibt, wie z. B. in den norbamerilanifchen Freiſtaaten. Es gehören aber auch ähns liche geographiſche und polltiſche Verhältniffe dazu, wenn man bei fo wenig Eimpfbereiten und fo ſehr vereinzelten Streitkräften, denen die innere Fe⸗

Militairs Aerzte 34

ſtigkeit ganz abgeht, nicht Gefahr laufen will, jebem fchnellkräftigen Anz geiffe eines kriegsgeuͤbten, wenn auch ſchwaͤcheren Nachbars zu unterliegen, und bie gerühmte Wohlfeilheit einer folchen Wehrverfaffung tft eben fo wenig gegründet, als ihre moraliſche Tuͤchtigkeit. Die befte Wehrverfaſſung ift daher ein weife combinirtes Militair⸗ und Milisfpfiem. (Das Weitere iſt in den Artikeln Landwehr, Landstnehte, Einführung fie bender Heere, Freiſchützen, Lehnsſyſtem, Conſcriptionsſyſtem dereits angeführt, womit noch Nationalgarden verglichen werben kann.) 2.

Miltteir= Aerzte, Seldärzte, nennt man jene einer Armee beiges gebenen Beamten, welchen, wie fchon aus ihrem Namen hervorgeht, von dem Staate die Sefundheitspflege feiner Krieger anvertraut ift, und zu deren Pflichten es daher auch gehört, das Truppencorps, bei welchem fie flehen, tberalihin zu begleiten. Je mehr zum Kampfe tüchtige Krieger ber Feldherr bat, deſto ficherer kann er auf einen glüdlihen Erfolg feiner Unternehmuns sen, auf den Sieg rechnen, und daher mag es wohl auch gefommen fein, daß feit jener Zeit, wo fich die Medichn zur felbfiftändigen Wiſſenſchaft auss zubilden anfing, man auch beforgt war, den Truppen eine gewiſſe Anzahl Aerzte beisugeben. Der Urſprung der Heilkunſt ift, fo wie der aller Wiffenfchaften und Künfte, in tiefes Dunkel gehüllt, das vollkommen zu ers heilen kaum je einen Sterblichen gelingen dürfte. Ste gehörte unſtreitig in den äfteften Zeiten zu jenen Künften, die fidy ein Jeder zu feinem unb ber Seinigen Heil im hoͤchſtmoͤglichen Grade zu erwerben ſuchte. Die Kranke beiten waren bei ben im Naturftande lebenden Menfchen gewiß nur feltene Erſcheinungen; häufiger erlitten fie vielleicht bei ihren Befchäftigungen, auf ber Jagd und in ihren Kriegen Verwundungen, welche einfacher als unfere jegigen waren, und daher auch von felbfl, oder wenigſtens bei einer gewiſ⸗ fen Schonung des kranken liebes, nady der Anwendung einfacher Mittel heiten. Se mehr der Einzelne Erfahrungen an fidy felbft gemacht hatte, und je mehr er es verftand, die der Andern zu den feinigen zu machen, je mehr er daher im Stande war, dem Erkrankten mit Rath und That beis zuftehen, defto mehr wuchs fein Anfehen bei feinen Umgebungen. Leute, die fich befonders und zwar nur mit Heilung der Krankheiten befchäftigten, gab es nicht, und daher finden wir auch bei den Gefchichtfchreibern der dis teften Voͤlker die Aerzte nirgends erwähnt. Nur als die Cultur höher ftieg, al die Menſchen fi zu verweichlichen anfingen, die Krankheiten haͤu⸗ figer wurden, fingen auch Einzelne an, die Erfahrungen ihrer Vorgänger zu fammeln und zu ordnen; mit Einem Worte, es entftanden Aerzte. Allein nur erft ſehr fpät, nachdem die Heilkunſt nebft andern Wiffenfchaften und Künften von Aegypten nah Griechenland Übergepflangt worden war, und nachdem Chiron und fein Schüler Aeskulap 1250 v. Ch. ſich vorzüg: lich in der Heilung dußerer Schäden, Vermundungen, Knochenbruͤche ıc. auss gezeichnet hatten, finden wir zuerfi in der griehifhen Armee bie Aerzte erwähnt. Es waren die Söhne des Aeskulap, Podalirius und Mahaen, welche fi bei der Belagerung von Troja als Wundärzte Chre und Ruhm erwarben. Ob fie, wie wir es fpäter bei den Römern finden werden, von aller Thellnahme an den Gefechten und den Gefahren des Krie: 9:8, wie Diodorus berichtet, befreit waren, bleibt unentidicden, da Deo: mer, der ihrer oft lobend Erreahnung thut, hiervon Etwas nicht fagt, fie vielmehr im Gegentheil zu dem erfien Delden unter den Griechen rechnet, fie daher an den Gefechten Antheil nehmen und felbft verwundet werten \NRL. Keiner der beiden Brüder Eehrte nach beendeten Kriege in Kan Biredum

MilitalrsKerzte 817

Leglon, ben fi Klltophontes zur Hilfe der Kranken vom Charmibes ers bat. Gpäter, im 9. und 10. Jahrhunderte, kommen unter dem Namen der deputati Perfonen vor, welche von der Theilnahme am Kampfe befreit waren. Ihre eigentliche Function war eine fehr verfchiedbene. Bald wur⸗ den fie ald Boten gebraudht, bald waren fie beflimmt, die Gefallenen zu unterflügen und fie aus dem Schlachtgewuͤhl zu führen, balb fehen wir fie bie Waffen nach der Schlacht fammeln, balb den Aerzten in ihren Verrich⸗ tungen beiftehen. - Ob fie felbft als Aerzte niebern Ranges fungirten, iſt mit einiger Gewißheit nicht naczumelfen. Die Stellung der wirklichen Aerzte war eine fehr ehrenvolle; fie flanden in großem Anfehen und genofs fen nicht nur, wie die übrigen Staatsärzte, fehe große Beguͤnſtigungen, als Befreiung von allen Abgaben für fi und ihre Samilien, Befreiung ihres Soͤhne vom Militairdienſte ıc., fondern bezogen auch, wenigſtens in ben fpd» teen Zeiten der römifchen Herrſchaft, einen nicht geringen Gold, wobei ihnen noch die Ausficht geöffnet war, zu hoͤhern Ehrenftellen gelangen zu können. So wie von Griechenland aus feit bem 2. Jahrhunderte v. Ch. bie mediciniſchen Wiffenfchaften fi) nach und nad) über Italien verbreiteten, eben fo fingen fie an, im 6. Sahrhunderte n. Ch. zu den Arabern uͤberzu⸗ gehen, wo fie eben fo fchnelle Fortfchritte machten, als fie in dem großen eömifchen Weltreiche nebft andern Wiltenfchaften mit bem Reiche felbft zu verfallen anfingen. Erinnern wir uns, daß Bagdad fchon im 8. Jahrhun⸗ derte der Sig aller damaligen Gelehrſamkeit war, und daß im 10. Jahr⸗ hunderte bie Araber zu Gordova in Spanien eine Univerfität gründeten, wo audy die Medicin Öffentlich gelehrt wurde, fo darf es uns auch nicht wun⸗ dern, wenn wir zu damaliger Zeit die beften Aerzte bei ben Arabern antrefs fin. Ihren Truppen gaben fie gewiß welche bei; wenigftene erwähnt die Geſchichte eines Feldherrn Afſchin, welcher bie Feldapotheken feines Lagers fleißig revidirte, damit er ſich, uͤberzeuge, ob auch alle in den Dispenſatorien genannten Mittel vorräthig gehalten warden. Dieſſeits der Pyrenaͤen waren zu jener Zeit die Künfte und Wiſſenſchaften nocd gar fehr im Zus ftande der Kindheit. In Frankreich und Deutfchland war die Medicin Eis genthum der Klöfter gemorden, die Chirurgie aber zu einem unehrlichen Dandwerke herabgefunten, und daher dürfen wir auch weder hier noch dort, troß der vielen Kriege, Aerzte bei den Armeen ſuchen. In Frankreich war Ludwig der Heilige der Erfte, welcher Mönche ale Aerzte mit nady Paläftina nahm. Sie hatten natürlid feine beflimmte Organijation und daher auch feinen Grad im Heere. Was fie dem legtern mögen genügt haben, können wie ungefähr beurtheilen, wenn wir uns erinnern, daß auf dem Goncilium zu Montpellier (1162) nur den niedern Geiftlihen und den gemeinen Möna hen die Ausübung der Arzneitunft noch geftattet, ihnen aber. auch aus—⸗ drüdlich jede chirurgifhe Operation unterfagt worden war. Epäter, nach⸗ dem die Heiltunit im Allgemeinen etwas zu Ehren gefommen war, wurde fie in der Armee von Männern ausgeldt, die, an die Perfon dieſes oder jened Prinzen oder Generals gebunden, deren Leibärzte waren. Auch fie hatten Seinen öffentlihen Charakter. Die eigentlihen Militairärzte tra⸗ ten zuerft unter Heinrih IV. in’s Leben. Die Pflege der erkrankten und verwundeten Militaire, die man bis jegt noch allein den frommen Stiftuns gen überlaffen hatte, ging auf neu errichtete fichende Militairhospitaler über, denen ein Chirurgien major vorftand. Cine ähnlidhe Einrihtung traf man bei den Regimentern. In Frankreich hatten namlidy ſchon damals die Chirurgen von den Badern und Bartfcherern fid) getrennt; fie warn Mi glieder der mediciniſchen Sacultät geworden, und in fofem \e anfer ver \o=

Mititair: Aerzte 3

zuhalten hatte, wurden auch den Öberften und hoͤhern Dfficieren befondere Aerzte beigegeben. Bei jeder Compagnie, ober wie es bamals hieß, Fend⸗ lein, war ein Feldſchaͤrer, bei deſſen Annahme ber Hauptmann darauf zu fehen hatte, daß er ‚einen rechtgefchaffnen, Eunftreihen, erfahenen unb wohl: geübten Mann erkiefe, und nicht nur ſchlecht Bartfcheerer und Baderknecht, wie umb gunfts willen zum offten mal beſchicht, dann mwarlid «in groß bieran gelegen, dann mancher ehrlicher Geſell etwan fterben oder erlamen muß, batte er ein rechtgeichaffnen, erfahrnen und gelbten Meifter ob jene, ec bliebe bey keben und gerade. In feiner Inſtruction heißt «6 *): „er fol zur notturft in einem Feldzug geruͤſt ſeyn, mit alleriey notwendiger Artz⸗ nen und Inſtrument, was zu jeder notturft gehört, das auch der Haupt: mann felbs befichtigen fo. Zu dem, fol er aud haben einen geſchickten Knecht, der jene, wo not, hülff beweifen möge. Sein Ampt und Befelch ift, das er jedermann, body zuvoͤrderſt und vor allen andern benjenigen, fo uns der ſeinem Sendlein ligen, wo not, raht und huͤlff in allem anligen feinem Handtwerk zugehorig, erzeygen und bemeifen foll, und in demfelbigen niemands übernemmen, fondern einen jeden bey einem zimlichen und billigen fol blei⸗ ben laſſen. Er fol allmegen fein Lofement zur Nacht bey den Fendrich haben, damit man jme jederzeyt, wo not, zu finden wilfe, und mo man es gehaben mag, ift gut das man jme allwegen in ein Dauß lofier, von we⸗ gen ber verwundten und Kranken 2c”

An den Händen der eben genannten Perfonen verblieb das deutſche Militairfanitätswefen bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts. Der Monardy, welcher in Deutſchland zuerit die Nothwendigkeit einer hinlänglichen Anzahl geſchickter Wundärzte bei feiner Armee einfah, war Friedrich der Große. Er rief erfahrene franzöfifhe Wunbärzte zu feiner Armee, welche die oberm Medicinalftellen erhielten, unb unter deren Leitung fich preußifche, der Chis rurgie ſich widmen wollende Jünglinge zu Militairtwundärzten ausbilden fonns ten. Eben fo fandte er zu gleihem Zweck mehrere auf die dhirurgifche Schule nah Straßburg. So wie hierdurdy der große Friedrich feinen Zweck errsichte, fo fuchten fi ihm andere Staaten durch Gründung mediciniſch⸗ chiturgiſcher Echulen zu näbern. Am meilten geſchah für die Chirurgie durch die wirklich refpectabeln Anitalten des Kaiſer Joſeph's II., wodurch er beide Wiffenfchaften, die Medicin und Chirurgie, wieder zu vereinigen fterbte. Er machte den Anfang mit einer Verordnung, wonad die Chirurgen von dem entehrenden Geichaft des Bartputzens und den fchimpflihen und einfchräns kenden Banden des Zunftwefens befreit wurden. Dann errichtete er eine medicinifh = chirurgifhe Akademie, deren Zöglinge nit nur in den chirur⸗ gifchen, fondern auch in den gejammten mediciniſchen Wiffenfchaften unter: richtet wurden. Die Akademie hatte dus Recht, ihre Schüler zu Magiftern und Doctoren der Chirurgie zu creiren. Cie waren medico- chirurgi, bie allein in der Armie angeitellt werden durften. in ähnliches Inſtitut ent: ftand in Preußen unter Friedrich Wilhelm II, die Pepiniere zu Berlin, de⸗ ren Zweck ebenfalls kein andrer war, als junge, mit Schulfenntniffen aufs gerüftete Leute nicht nur in den aͤltern und ncuern Sprachen, fondern aud, in allen zur Chirurgie und Medicin gehörigen Wiffenfchaften zu unterrich- ten, und fie fo für die Armee ald Aerzte im weiteiten inne bes Wortes brauchbar zu machen. Es gingen Männer aus dieſen und den nad und nad zu gleihem Zweck in Kopenhagen, Dresden, Petersburg, Würzburg ıc. entftandenen Anftalten hervor, die als Heroen ber gefammten Heilkunſt noch

) A. a. D. €. 131.

850 MilitairsAerzte

lange glänzen werden, und welche bie Wundarzneikunſt zu einer Höhe hoben, auf welche berem Jünger fich felbft zu überfchägen anfingen. Die bei der Armee angeftellten nannten fi Chirurgen, nad) dem Beifpiele der Fran⸗ sofen. Gegenwärtig, wo man, wie überall, fo aud in Deutſchland zu ber Anficht "gelangt ift, daß bie innere und aͤußere Heilkunde als ein Paae Bmwillingsfchweitern zu betrachten find, die nur dann den armen Sterbli⸗ hen wahrhaft von Mugen fein Eönnen, wenn fie Hand in Hand einher fhreiten, und wo man daher von bem wahren Heilkuͤnſtler mit Recht vers langt, baß er beide Wiffenfchaften glei gründlich erfaßt Haben muß, vers langt man auch in den meilten Staaten wenigſtens von den höher geftelle ten Militairgefundheitsbeamten,, daß fie vor ihrer Anftellung die böchften atademifhen Würden als Arzt und Wundarzt fi) erworben haben müſſen. Dadurch ift der alte Titel: Feldarzt, Militairarzt wieder in Aufnahme ges kommen, und auch dort eingeführt worden, wo man In der Auswahl der Militairärzte Überhaupt eben noch nicht allzu ferupulös geworden ift, und wo man felbft noch den Glauben zu haben fcheint, daß der Soldat eines weniger gebildeten Arztes als der Bürger bedürfe. Gahen wir die Aerste der roͤmiſchen Legionen hoch geehrt, fo finden wir 1000 Jahre fpäter (im 16. bie mit 18 Jahrhundert) gerade das Gegentheil bei den Aerzten deut [cher Heere. Einen oberften Feldarzt hielt man noch nicht für würdig mit dem Range eines Officiers zu bekleiden; die gemöhnlichen Feldſcherer wa⸗ sen dem gemeinen Mann gleichgeftellt, nur mit dem Unterfchiede, daß fie boppelte Löhnung empfingen. Später rüdten fie in den Grad eines Cor⸗ porals auf, über welchen letztern ſich nur erft die fpäter auftretenden Com⸗ pagniechirurgen hinaufarbeiten konnten. Das obere feldaͤrztliche Perſonal zählte man zwar den fficieren nun bei, ohne ihm jedoch einen befiimmten Rang anzumweilen. Etwas mochte hierzu die Medicinalverfaffung wohl felbft beitragen; denn war es ſchon eine hoͤchſt unglücliche Idee, die Aerzte gleiche zeitig zu Medicamentenhändlern zu machen, fo war dennoch die ihr bald nach⸗ folgende Staatsfpeculation, ihnen für die im laufenden Monat etwa nörhig werdende Medicamentenausgabe fhon im Voraus eine beflimmte Summe zu bezahlen, für ihren Ruf noch weit nachtheiliger, als das erſtere Verfahren für ihren Geldbeutel vortheilhaft. Selbft der Redlichſte unter ihnen kam in den Verdacht, mehr für feinen Vortheil, als für das Wohl feiner Krans Een beforgt zu fein. Wan fah fie ale ein nothwendiges Uebel an, das auf Koften des Kranken nur gedeihen koͤnne, und glaubte deßhalb ſchon genug gethan zu haben, wenn man ihnen erlaubte, den Rang nad dem jüngften Sähndrich einzunehmen. Nur erft feit den legten drei Jahrzehenden, und nachdem man ſich in den vielen europäifchen Kriegen von den außerordent> lichen Leiſtungen der neuern Kriegsheilkunſt überzeugt, und fattfame "Geles genheit gehabe hatte, ſich mit den Einrichtungen fremder Armeen befannt su machen, ift es auch den ersten beutfcher Armeen gelungen, ſich einen fie ehrenden und ihrem Geſchaͤftskreiſe angemeffenen militairiihen Rang zu fihyern. In den groͤßern Armeen fieht an ber Spige alles militairarztlichen Wirkens ein Generalsflabsarzt, Oberftfeldarze, geröhnlih mit dem Range eines Oberften. Außer den Aerzten ſtehen auch alle die Perfonen unter ihm, deren Gefchäfte nur im Entfernteiten die Kranken berühren, daher nicht nur das ganze phirmaceutifhe Perfonal, fondern auch das ötonomifche, das Rechnung führende ıc. der Dospitäler, fo wie auch das Perfonal in den Wors rathsanſtalten für Inftrumente, Bandagen und Hospitaleffecten aller Art. Alle Genannten empfangen von ihm Befehle, alle haben an ihn Rapports, Kechnungen ı. einzureidyen. Da die der nöthigen Controlle wegen öfterer

Militairs Aerzte. 551

gefchehen muß, fo fieht man leicht ein, daß der Generalſtabsarzt zur Beſor⸗ gung der currenten Gefchäfte der Gehilfen bedarf. So entfteht eine, nad der Größe der Armee aus mehr oder weniger Mitgliedern, gewöhnlich aus einem oder einigen Oberaͤrzten, Apothekern, nebft dem nöthigen Kanzleiper⸗ fonal zufammengefegte Medicinalbehörbe (das Medicinaldirectorium der Ars mee), deſſen Chef der Generalftabsarzt, oberfter Feldarzt, iſt. Auf die Vor⸗ flüge des Medicinaldirectoriums erfolgen die Anftelungen aller Perfonen der Militairgefundheitspflege. In allen hierher gehörigen Streitfragen, iſt es die entfcheidende Behörde, weßhalb es auch in unmittelbarer Communis cation mit den hoͤchſten Militairbehoͤrden fleht. Die Gefcäfte bei einem einzelnen Corps leitet ein Generalarzt, Stabefeldarzt, welcher in dem Range eines Majors fteht. Die Megimentsärzte rangiren mit den Hauptleuten, die Batalllonsärzte mit den Subalternofficieren. In den mehrften Armeen find fie auf firen Gehalt gefegt, bei deſſen Regulirung man jedoch nicht überall von gleich billigen Grundfägen ausgegangen iſt. Uebrigens genießen fie alle Vortheile und in vielen Armeen auch alle militairifchen Auszeich⸗ nungen der ihnen im Range gleichgeftellten Dfficiere; fie werden von dem Zürften ernannt, erhalten Patente ꝛc. Kin Irrthum waltet jedenfalls dort ob, wo man bis jest Anftand nahm, ihnen ein Patent einzuhändigen, und wo fie fi) daher bis jegt mit der Ehre begnügen müffen, die gewöhnlichen Eporteln, gleichwie die patentifirten Officiere, bezahlen zu dürfen. Sin vielen Armeen find den Regiments oder Bataillonsaͤrzten noch ein oder zwei Gehilfen beigegeben; in den mehrften hingegen find wirkliche Comes pagnieärzte angeftellt, bei deren Rangbeflimmung man nicht überall von gleichen Anfichten ausgegangen iftz denn, obfchon überall Unterofficiers, fin⸗ det man fie doch dort höher, bier tiefer geſtellt. Ihre Anftellung erfolgt durch das Medicinaldirectorium der Armee, mit andern Worten, durch bem Generalſtabsarzt.

Die Function der genannten Militairaͤrzte iſt je nach ihrem innches benden Grade eine verfchiedene, wenn auch alle einen gleichen Zweck, bie Schuͤtzung des Soldaten vor Krankheiten und im Erkrankungsefalle deſſen mögliche Herjtellung, im Auge haben. Der Compagniearzt, als der den Unterofficieren und Gemeinen zunaͤchſt fichende, ift bei den Exercier⸗ und Schießuͤbungen der letztern zugegen, hat fie im Laufe des Mos nats ein oder einige Mal arztlic zu infpiciren, die leichteren Kranken felbft zu beforgen, bei ſchwerern aber die chirurgifhen Handleiſtungen zu vollzies ben, während der Bataillond: oder Regimentsarzt ald ordinirender Arzt aufs tritt. Leichtere Kranke werden gewoͤhnlich im Quartier behandelt, die von ſchwerern oder langwierigern Krankheiten Befullenen hingegen in dem Res gimentshospitale untergebracht, deffen Vorftand dann einer der zulegt genanınz ten Aerzte iſt. So wie angenommen ift, daß der Compagnicarzt auf Märs [hen ıc. dem Compagniecommandanten folgt, eben fo verhält es ſich herauf bis zu dem Generalftabsarzt mit den refp. Commundobehörden. Bei Diss locationen des Megiments, in Gantonirungsquartieren ꝛc. liege der Regis mentsarzt beim Regimentsſtabe und der Öeneratftabsarzt in der Nähe des commandirenden Generald. Bei einem ausbrechenden Kriege reicht das ges woͤhnliche Perſonal der Aerzte nicht aus; die großen Militairhospitaͤler ver langen mehrere, ald das active Truppencorps abgeben kann. Die hier Ans geitellten bezeichnet man dann mit dem Namen der Hospitalaͤrzte, und theilt fie in dirigirende Aerzte (Stabsaͤrzte), Ober⸗ und Unterärzte ab. Ueber ihre nn arungen fiehe Mitlitnichospital und Militairge[undheitss pflege.

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MilitairsArzneitunde Militair-Golonien. SS

auch dann von ihm felbft bem Kranken überreicht. Diefe Einrichtung fin: det in Deutfchland Leinen Beifall. Der Arzt hat das allermeifte Intereſſe an feinen Kranken; ihm entfhlüpft anf dieſe Weife der Apotheker mit feis nen Präparaten. Wir ziehen es daher vor, bem Apotheker die Ärztlichen Verordnungen in die DOfficin zu fenden, die bereiteten Arzneien von ihm ig Empfang und bie Ausgabe an die Kranken felbft zu übernehmen.

Militsir = Arzneitunde, Kriegsheilkunde ift, nicht etwa, wie man bier und da noch zu glauben fcheint, ein fpecicller, praktifcher Theil der Heilwiſſenſchaft; fie ift vielmehr die Heilwiſſenſchaft im weiteſten Um⸗ fange des Worts, deren Streben dahin geht, die Gefundheit der Krieger zu erhalten, ihnen ihr Leben zu fihern, fie von überfommenen Krankhei: ten wieder zu befreien und ihnen die erhaltenen Wunden zu heilen. Soll. fie diefem Zwecke entfprechen, fo muß ber fie übende Militairarzt nicht nur eine umfaſſende Kenntniß aller Ärztlichen Doctrinen in fich vereinigen, fon: dern er muß audy mit der ganzen Armeeverfaffung, mit den Forderungen, welche der Staat an feine Krieger macht, mit der legtern ganzen Lebens⸗ weiſe ıc. genau bekannt fein. Die Kriegstunft felbft ift der Heilkunſt größte Feindin, und nur dann, menn die beiden in ihren Elementen fich ganz entfremdeten Wiffenfchaften ſich zu vereinigen ftreben, kann die daraus her: vorgehende Gefundheitspflege Früchte tragen.

(Vergl. den Artikel Militair: Gefunbheitspflege.)

Militsir = Colonien. Sie find fehr alten Urfprungs und können ver: ſchiedene Zwecke haben, 3. B. leichtere Vertheidigung oft bedrohter Landes: grenzen; Crleichterung des Unterhaltd der Truppen in wenig bewohnten Gegenden; Urbarmahung unbemwohnter, aber fruchtbarer Landftrihe; Ver: ſchmelzung des Mititairftandes mit dem Bauernitande u. f. w. Das charak: teriftiiche Merkmal ift aber unter allen Umftänden: Vereinigung einer be: deutenden Truppenmacht auf verhältnißmäßig Eleinem Raume, und Ernäh: tung derfelben durch eigener Hände Arbeit. In diefer doppelten Beziehung erfcheint die Gründung einer Militaircolonie ſtets ale eine fehr wichtige Maßregel. Die römifhen Mititaircolonien am Rheine waren zugleid) Standlager, und legten den Grund zu faft allen großen Städten am lin: ten Ufer dieſes Fluſſes. Sm Inneren jenes großen Reiches gab es aber auch Kolonien, die feinen anderen Zweck hatten, ald manche Legionen durdy Ründereien zu belohnen und im Frieden zu befchäftigen. Der Deer: bann der alten Germanen und Gallier führte gewiffer Maßen aud) Colo⸗ nifirtungen berbei, doc in einem ganz anderen Sinne. Das Lehnsſyſtem gub zu folhen Einrichtungen Eeinen Anlaß; deffen ungeachtet murden in Schmeden gegen Ende des 17. Jahrhunderts Militaircolonien errichtet, die einzig in ihrer Urt find und mit geringen Abänderungen noch jegt bes ftehen. Guftav Adotph hatte meift geworbene Regimenter; Karl XI. fühlte aber, daß Schweden nicht rei genug fei, eine fo große Armee zu befol: den, als deſſen politifche Verhättniffe zum Auslande nothwendig machten, und gründete die fogenannten Indelta (eingetheilte Zruppen). Einige fei- ner Vorfahren hatten viele Krondomainen an Unmwürdige verfchenkt, die nad) und nad) wieder eingezogen, oder für den Öffentlichen Dienft verwen: det wurden. Die älteren oder neueren Beſitzer folder Grundſtuͤcke wurden von den meiften Abgaben befreit, mußten aber dagegen die Verpflichtung übernehmen, einen oder mehrere Soldaten zu Fuße oder zu Pferde in der Art zu ſtellen, daß jeder ein Eleines Grundſtuͤck erhielt, deſſen Ertrag ar

Militair: Gonv. Bericon. V. Bd. 2

Militair: Geographie 355

zu ihrer Completirung und zur Ausarbeitung ber Rekruten beſtimmt; das A. beftand aus Bauerncoloniſten, und mußte gleich den Soldaten des Me: fervebatailione die beiden activen Bataillone durch den Ertrag des Feldbaues ernähren, wobei fie von legteren nur in feltenen Fällen unterflügt wurden. In jedem der eigens dazu erbauten Haͤuſer befand fi die Familie des Gotloniften und 2 Mann der activen Batallone. Die Referviften wurden verſchiedentlich vertheilt. Epäter baute man Gruppen von 3 Häuschen, um die Parteien mehr zu iſoliren; auch wurde die Einquartierung vermin: dert. Die Söhne der Coloniften erhielten die Benennung Gantoniften unb wurden in drei Altersklaſſen getheilt. Sie traten mit dem 18. Sahre in das Nefervebataillon, in welchem fie bis zum 25. Jahre verbleiben, dann aber in die activen Bataillone übergehen, wenn fie nicht als Handwerker 2c. felbfiftändig geworden find. Jedes Cavalerieregiment wurde auf 6 active Schwadronen, 3 Nefervefhwabronen, 3 Schwadr. Zinscoloniften und 1 Schwadr. Cantoniften gebracht, welche in demfelben bienftleiftenden und arbeitenden Verhältniffe flanden, wie die Butaillone ber Infanterie. Mit jeder Gavaleriedivijion murde eine Stuterei verbunden. Im Jahre 1828 waren bereitd 3 Grenadier⸗-, 2 Kuͤraſſier- und 3 Ulanendivifionen coloni⸗ firr. Gehe ausführliche Nachrichten hierüber find im Jahrgange 1830 der Darmftädter Mititairzeitung (Mr. 101 104) enthalten. In dem Tubleau statistique, politique et moral du systeme militaire de la Russie, par Tanski (Paris, 1833) merden ebenfalls Nachrichten über die Militair⸗ colonien gegeben, und dabei bemerkt, daB der Zweck gänzlich verfehlt wor⸗ den fei. Die Regierung fcheint dieß auch gefühlt zu haben; denn kurz nach Beendigung des ruifiich = polnifhen Krieges erhielten diefe Colenien eine ganz veränderte Einrichtung, wodurch fie mehr dem Civil-, als dem Militairftande angehören. Doc, fehlen darüber genauere Berichte. Die Bewohner der öftreihifhen Militairgrenze (f. d.) befinden ſich in ganz anderen Verhaͤlt⸗ nijfen und Eönnen nicht als Goloniften betrachtet werden. Pz.

Militair = Geographie wird diejenige Länderbeichreibung genannt, welche vorzugsmweife bei den Gegenftänden vermweilt, deren Befchaffenbeit von Einflug auf die Kriegfuhrung fein kann. Durch Karten (f. d.) erhalt man zwar ein anſchauliches Bild von der Geſtaltung der Erdoberfläche oder einzelner Theile derfelten, doch wird dadurch den Bedürfnifien zum Ent: wurfe von Operationsplanen (f. d.) nody lange nicht abgeholfen, und wer das Terrain militairiſch gebrauchen will, muß eine viel umfalfendere Kennt: niß der einzelnen Xerraintheile haben. Aus diefem Grunde wurden jchen im grauen Alterthume VBermeffungen und Beſchreibungen der Kriegsſchau⸗ pläße vorgenommen, die aber bei den mangelhaften Injtrumenten ſehr uns vollkommen fein muften. Vor zwei Jahrhunderten fdyenkte man in Stants tech und Deftreih dieſem Gegenitande die größte Aufmerkjamkeit, und fammelte Materinlien zu einer Militairgeographie; die Zuſammenſtellung derielben wurde aber durch faſt ununterbrochene Kriege bersögert, fo dag bis jest immer nod) kein Werk diefer Art erichienen ift, welches auf moͤg⸗ lichſte Vollſtaͤndigkeit Anſpruch machen könnte, ob es yleih an Verfuchen nicht gefehle hat. Vielleicht hat dieg aud feinen Grund darin, daß Die Verfaffer ſich eine irrige Vorjtellung von dem Weſen der Strategie machten, und ihre Abhängigkeit von der Geſtaltung des Bodens zu beweifen fuchten, rührend fie denfelben bloß zu ihren Zweden benupen, nicht aber von Ber: gen und Maffericheiden ſich beherrſchen laſſen fol.

Eine praktiſch nüslihe und volftindige Mititairgeographie fol nicht

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MilitairsGefundpeitspflege. 357

Wohl um fo weniger nur ausfchließend auf die Aerzte befchränfen, als die hieher gehörigen Gegenflände weit mehr in das eigentlihe Militnirleben cin: greifen, als fie innerhalb der wifjenfchaftlihen Sphäre der Aerzte liegen. Noch ehe der junge Dann Soldat wird, ftcht er fhon unter dem Schutze die Militairgeiundheitspflege, deflen er fi uud bis zum erfolgten Austritte aus dem Militairftande zu erfreuen bat. Sie entſcheidet daher nicht nur, od der zum Militairdienfe Vorgeſtellte rüdjichtlic feiner phyſiſchen Kräfte und feiner fonfligen Körperbefchaffenheit fähig fei, die Strapazen des Kries gers zu ertragen; jie entſcheidet auch, ob der bereitd Dienende lünger noch beibehalten werden könne oder nicht; und im letztern Falle, ob dic überfomz mene Snvalidität vine folche ift, daß der Stant für die fernere Exiſtenz des zu Entlaffenden zu forgen habe. MWührend des Mannes Dienitzeit fol fie ibm in jeder Lage fhügend und helfend zur Seite ftehen, damit, wie ſchon oben erwähnt, feine Gefundheit wo moͤglich erhalten, vielleicht ſogar geitärkt, die ihm deohende Gefahr abgelenkt und die beeinträchtigte wieder hergeſtellt n erde.

Um der erſten Anforderung, die Erhaltung der Geſundheit angehend, entſprechen zu koͤnnen, muß fie ſich der Aufſicht über die Wohnungen, die Kleidung, die Nahrung, über den Dienſt und felbft über die Strafen der Mannfcheft unterziehen.

Der Aufenthaltsort der Soldaten ift ein ſehr verſchiedener. Wir finden fie bald zufansmenlebend in Kafernen, bald vereinzelt in den Wohnungen der Bürger, bald im Lager und Bivouak, bald in Kaſematten zufammengedrüngt, bald auf Wachſtuben ſich aufhaltend, oder endlich auch, was bei der Menge nicht zu vermeiden ift, einzeln in Gefangniffen, zur Sicherung ihrer Perfon, verwahrt. An allen genannten Orten tritt die Gefundheitspotizei in Wirkſamkeit; fie forget daher dafür, dak z. B. die Ka: ferne eine moͤglichſt geſunde Lage babe, und dabei zweckmaͤßig und fo ge: baut werde, daß fie dem freien Yuftzuge überall offen ſtehe, daß fie nicht zu zeitig bezogen werde, und daß, iſt fie von Truppen bizogen, die größte Meins lichkeit fortwährend in ihr herrſche, damit die Reinheit der Luft auf keine Weiſe gefahrdrt werde. Um letzterer Forderung zu entipridyen, muß die In: legung der Küchen, der Waſchhaäuſer, der Abtritte, der Goſſen mit großer Umſicht geſchehen, auf ihre Meinheic ſtets Bedacht genommen und jede Ders peftung der Luft von bier aus möglichft abgewehre werden. Eben fo dürfen die Stuben nicht überlegt, und in ihnen kein die Unſauberkeit beguͤnſtigendes Geſchaͤft zu unternebmen gejtuttet fein. Die Schlafiale mufjen von den Wohnſtuben geſondert fein, und um Tage gelüftst und gereiniget werden. Erlaubt 08 der Pag, To iſt es gut, für jeden Einzelnen eine gefondirte Bertitele zu baben. Kranke mujjen von den Gefunden fofort getrennt werden. Diefelben Vorſichtsmaßregeln find zu beobachten bei der Eingu.r- tierung der Soldaten in Bürgerbaufer. Je mehr die Nothwendigkeit hist ein enges Zuſammenlegen der Mannſchaft gebieten follte, je ſtrenger ift auf Erneustung der frifchen Luft und auf Zerflörung der in ihr ſchwebenden uͤbelriechenden Dünjte zu halten. Raͤucherungen von Chlor, Sprengen mit Eſſig, Erneuerung des Lagerſtrohes oder wenigftens öftere Ausbreitung def: felben in der ferien Luft find unerlaͤßlice Bedingniſſe zur Erhaltung ber Geſundheit. Daſſelbe gilt, wenn der Soldat in Bartaken oder in Kafemat: ten untergebracht werden muß, und wenn er fih in Wachtſtuben aufhalt. Auch die Gefananijie müjfen fo angelegt fin, daß der darin ſich Aufhaltende nicht Gefahr Laufe, an feiner Gefundheit Schaden zu leiden; fie dürfen da: ber auch nicht frucht, nicht dumpfig, oder dem Luftzuttitte verſchloſſen fein.

Militagir⸗Gymmnaſtik. 361

die Gymmaſtik griechifhen Urſprungs ſei; es tft aber wahrſcheinlich, daß die Kunft der Leibesübungen ſchon lange vor Entftehung der griehifhen Gym⸗ naften von den civilifirteften Völkern Aſiens und Afrika's geubt wurde ; denn es touren zuerit die griechiſchen Inſelbewohner, namentlidy die Kretenfer, weiche ſich darin auszeichneten, und die Bekanntſchaft mit dieſer Kunſt je: denfalls auf ihren Streifereien an Afrika's Küften madten. Bon Athen wanderte die Gymnaſtik nad) Rom, wurde duch die fait ganz Europa ducchziehenden fiegreichen Römer weiter verbreitet, ging in der allmäligen Verweichlichung diefer Weltenbezwinger unter, kam zur Zeit des Ritterthums theilweife wieder zum Vorſchein, gerieth durdy die überhandnehmenden Feuer⸗ waffen in gänzliche Vergeffenheit, bis fie endlicd durch die Verdrangung ber unbehilflichen Lineartaktik fi wieder geltend zu machen wußte. Bei dem jegigen Buftande der Kriegführung kann die gymnaſtiſche Gemandtheit der Zruppen gar nicht mehr entbehrt werden ; fie macht einen Hauptbeſtandtheil ber Kriegerbildung aus. Wann die Gymnaſtik oder das kunſtgerechte Zurs nen in Deutſchland einheimifd, geworden ift, Läpt ſich nicht genau angeben. Turner nannten die alten Deutihen einen tummelhaften und rültigen Kämpfer, ber fih gern im Gebrauche feiner Glieder und Waffen übte; die Wörter Turniren und Turnier follen davon abgeleitet, und aljo nicht fran zoͤſiſchen, fondern deutfchen Urfprungs fein. Ob man aber, außer auf Turnieren, die Körperubungen damals ſchon oͤffentlich und nad) einer ges wiſſen Methode berieben habe, ift allerdings nicht ermielen, oder möchte hoͤchſtens an den Höfen der zahliofen Fuͤrſten und Grafen mit den Edel: knaben Statt gefunden haben. Man muß fi) daher begnügen, die Ents flehung und Fortſchritte der neuern Militairgpmnaftit zu erforfchen. Durch Bafedom, Salzmann und Guts Muths war fchon in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts der Anfang gemacht worden, die Grunds füge der Griechen in Bezug auf Erziehung in Anwendung zu bringen. Faſt gleichzeitig entftanden im legten Decennium zu Berlin, Schnepfenthatl und Kopenhagen, unter Vieth's, Guts Muths und Chriſtiani's Leitung Bil: dungsanftalten, in denen man die Gymnaſtik zur Grundlage der Erziehung made. Selbſt in Spanien hatte ein Dfficier, Hr. Amoros, diefelbe dee, und fuchte fie fpüter duch) Gründung einer Zurnfhule in Madrid (1807) su verwirklihen. Die bekannten Schriften von Vieth und Guts Muthe lenkten die öffentliche Aufmerkſamkeit mehr auf diefen Gegenſtand. Letzte⸗ rer widmete jein 1794 erſchienenes Wert dem damaligen Kronprinzen (jegigem Könige) von Dänemark, was zur Folge hatte, daß die Buhl der in Dünemar? bereits beftehenden gumnaftifhen Anjtalten in wenigen Jahren bis auf 14 vermehrt wurde. Bon Duanemirt wanderte die Gymnaäſtik nad) dem benachbarten Schweden, und fand dort die beite Aufnahme Das gegen madıte fie in Deutfhland, Preußen abgerechnet, nur wenig Sort: fchritte, und man beſchraͤnkte ſich in den höheren Bildungsanftalten auf dus Meiten, Fechten und Voltigiren, was man „ritterlihe Uebungen“ nannte. Die damalige Mitterakademie in Dresden galt für diejenige An: ſtalt, in weldyer dieſen ritterlichen Uebungen die meilte Sorgfalt gewidmet werde Die Aufmerkſamkeit der denkenden Militaird war ſchon längit auf die Gymnaſtik gerichtet; einerfeits hinderte fie aber die fleife Paradetaktik, andrerfeits der bald ausbrechende Krieg, der militairiihen Ausbildung mehr Umfang zu geben. Nur in Dänemark ſchritt man vorwaͤrts. Schon 1507 wurde die Gyomnaſtik in ſammtlichen Gabdettenanjtalten eingefühet, und hatte bereits in 70 nicht militairifhen Bildungsanſtalten Eingang ge: funden. In der vom Profeilor Nachtegall zu Kopenhagen errichteten Zurn:

Militair⸗Hospitaͤler. 363

athemlos ober erfchöpft zu werden, uͤberſchreitet mit Sicherheit auf ſchmalen und ſchwankenden Balken die fteilften Abgründe, oder ſchwingt fi) mit Etangen von einem Rande zum andern; er erflettert Mauern ohne alle Hilfsmittel mit Bebendigkeit, fchafft in fünfmal kürzerer Zeit das Bauma⸗ terial zu Schanzen herbei, und erhöht dudurd feine Brauchbarkeit. Man Darf jedoch nicht glauben, daß diefer große Nutzen von denen immer erkannt worden fei, welche für die kriegeriſche Ausbildung der Truppen Eorgeitragen follen. Mehrere Nachfolger Souvion Saint-Cyr’s ſchenkten diefer Anftalt wenig Aufmerkfamteit, und der Marquis von Glermont sTonnerre, mehr darauf bedacht, militairifche Andachtsübungen zu befördern , hätte ohne die kräftige SDppofition der Pairskammer die ganze Anftalt eingehen und den Platz vers kaufen laffen. Die Normalanftalt des Oberſten Amoros erfreut ſich unter der jetigen Regierung großer Begünftigungen; fie hat den Gründer derfelben kuͤrzlich zum franzöfifchen Oberften ernannt. Die von Zeit zu Zeit erfolgten Berichte über die Kortfchritte und Leiftungen der in dieſer Anſtalt gebildeten Militairs veranlaßten manche deutſche Mititairbehörbe, der Militairgymnaſtik ebenfalls Eingang zu verfchaffen. In Deftreih, Baiern und Würtemberg wurden nach und nady ähnliche Anftalten gegründet; in den beiden erften Staaten widmete man hauptfädhlid dem Schwimmen grofe Sorgfalt, in Würtemberg den allgemeinen Leibesübungen. Im Koͤ⸗ nigreihe Sachſen, wo feit 1818 die Bajonetfehtlunft, unter Leitung des DHauptmanns von Selmnis und mehrerer anderer OÖfficiere, mit Eifer und Erfolg betrieben wird, kam die Vorfchule derfelben bald in allgemeine Ans wendung, und vertrat die Etelle der andern gymnaſtiſchen Uebungen, welche Kraft und Gewandtheit befördern follen. Eine fehr bedeutende Erweiterung erhielt die Gymnaſtik feit 1832 im Gabettencorpe, fo wie man auch feit 1834 in Dresden angefangen hat, fie privatim zu cultivicen. Sn den Gymnaſien follen in Zukunft Zurniehrer angeftellc werden. ine haupts ſaͤchlich auf kriegeriihe Gewandtheit hinarbeitende gymnaſtiſche Anſtalt ift noch zu begründen. (S. GutsMuth's Turnbuch für die Söhne des Vaters lands; Vieth's Enenclopädie der Leibesübungen; Koch’s Notice sur la gymnastique appliqude à l’education des troupes etc; Allgemeine Militairzeitung, 1830 34; Zeitſchrift für Kunft, Wiffenf[haft und Gefchichte des Kriegs, 1331.) Pz. Militair Zospitaͤler werden jene Anftalten genannt, in welchen kranke Mititnirperfonen zur beabfichtisten Heilung ihrer Leiden unterges bracht werden. Seit welcher Zeit derartige Einrichtungen beftehen, ift mit Gewißheit nicht zu ermitteln, da wir ja überhaupt nur wenig Zuverlaͤſſiges von der Altern Gifchichte der Medicin wiffen. Seit 1200 uhren v. Chr. fiuden wir Aerzte bei den Deeren der Griechen; allein ob fie ſchon jetzt oder fpäter, wie Xenophon e8 von Werferönig Cyrus ruͤhmt, beſendere An: ftalten butten, wo die Kranken und VBerwundeten Aufnahme und Heilung fanden, bleise ungewiß. Aus manden Andeutungen scht vielmehr hervor, daB jeder Verwundete ſich in fein eigenes Zelt zurüdzog, und ſich bier ent: weder felbft behandelte, oder im ſchwierigern Sale die Hilfe des Arztes ſich erbat. Wurden die Lager abgebrochen, fo ſuchte der Verwundete ents weder fire fich felbit ein zwedimäßiges Unterfommen, oder man vertheilte die fümmtlichen Verwundeten und Kranken in die naͤchſten Ctädte und Dörfer, und überließ fie bier der Pflege der Bewohner. In den Feldlas gern Caͤſar's findet man zuerſt der vaeltudinaria, Orte, wo die Matten und Maroden ihr gemeinſchaftliches Untertommen fanden, gedacht. Später fheinen diefe valetudinaria auch zur Aufnahme leichterer, transportfühiger

Militair» Zuftiz. 367 mert. Eine ambulance bejtcht aus einem perfonellen und einem mates , vielen Theile. Der erſte begreift in ſich den dirigirenden Arzt mit feinen ärztlihen Gebilfen, einen Pharmaceuten, das oͤkonomiſche Perſonal nebſt Krankenwaͤrtern, einen Echreiber, das Trainperſonal; letzteres ſteht unter der unmittelbaren Aufficht eines Schiermeifters. Ein zur umbulance coms mandirter Officier führe auch hier den Titel „Kommandant. eine Suncs tion iſt mit denen der Sommandanten der fichenden Spitäler gleichbedeus tend. Der materielle Theil einer ambulance. enthalt Allee, was zu einer ſchnell zu errichtenden Krantenanftalt im freien Felde an chirurgiſchen Inſtrumenten, Bandagen, an Lagergeräthe, an Koch: und Eßgeſchirre ıc. noͤthig ift, welches Alles auf dazu eingerichteten Wagen fortgefhafft wird. Der Zweck diefer Anftatten fit: die Armeeabtheilungen bei ihrem or: rhden zu begleiten, und wenn diefelben zum Gefecht kommen, ſich unmits telbar auf dem Kampfplage, doch außer dem Bereich der Kanonen, in Thaͤ⸗ tigkeit zu fegen, den Verwundeten die erfte Arztlihe Hilfe zu leilten, unab⸗ wendbare Operationen fofort zu verrichten, und dann für zweckmaͤßige Transpor⸗ tirung der Verwundeten in das nädıfle Feldfpital zu forgen. Die Ambus lancen find oft während des Gefechts gendthigt, ihren Standpuncr zu wech⸗ fen, oft mit einer Schnelle, weldyer ein Fußgaͤnger nicht entſprechen tann. Bel den Franzoſen und Engländern, fo wie bei einigen bdeutfchen Armeen ift das ganze ärztlihe Perfonal beritten, während das Übrige Las zarerhperfonal auf Wagen fortgefchafft wird. In einigen andern deutſchen Armeen ift bloß das Oberperfonal zu Pferde, während die Unterärzte und das übrige Unterperfonal zu Fuße gehen muß. Diefe Einrichtung erſchwert den Dienft ungemein und giebt Überdieß einen fehr widrigen Contraſt zu ber Benennung: fliegende Feldlazarethe, wie man bdiefe Anſtalten wohl auch hier und da genannt hut. zel. Militair⸗Juſtiz. Die Eigenthümlichkeit des Soldatenſtandes nad) feis nem Imede und feiner innern und aͤußern Geſtaltung veranlafte fhon in den früheiten Zeiten in den Rechtsverhaltniſſen deſſelben ſowohl in Abs ſicht auf die privat: und ſtraftechtlichen Beziehungen der Soldaten, ale in Hinſicht auf die Formen der gerichtlihen Behandlung ihrer Rechtsſachen und das damit beauftragte richterlihe Amt mancherlei Abweihungen von dem, was das gemeine Recht wegen der Rechtsangelegenheiten der uͤbri⸗ gen Landesunterthunen vorſchrieb. Die Aufſuchung dieſer Abweichungen nad) den verichiedenen Zeiträumen ihrer Entſtehung und Fortbildung Liefert die geſchichtlichen Materialien zu der Entwickelung des Urjprungs und Fortgan— ges der Militairjuſtiz. Abgefchen von den in das Gebiet des Staatsrechts gehörigen Rechtsbeſtimmungen, welche theild das Verhaltniß der Regierun—⸗ gen zu den Unterthunen, in Bezichung auf die Errichtung, Unterbaltun; und Gebrauch einer Heeresmacht, nebit der auf ſolches ſich beziehenden Ge: feggebungsgewalt, theils die Verhaltniffe eines Staates gegen fremde, fo: wohl befreundete als feindliche Machte, in Dinfiht auf Abſchließung von Buͤndniſſen, einzugchende Verträge im Intereſſe der Kriegsmacht, Erklaͤ⸗ rung und Führung der Kriege, Decupation, Abſchlüſſe über Waffenſtill⸗ ftand oder Frieden u. f. w. zum Gegenftande haben, bietet fich der Be: trachtung noch ein befondres Mechtögebirt dar, welches die Beſtimmungen umfaßt, wodurh die Pflichten und echte feſtgeſetzt werden, welche Die Individuen einer Kriegsmacht theild einzeln, theils im Verhaͤltniſſe unter rinander, theils andern Staatsunterthanen gegenuber, als Susiert, u8- ſchließlich angehen. Diefe Bellimmungen find der Braenitkand diner Tür ii

306 Militair: Hospitäler.

fie zur Erreichung bes "obengenannten Zweckes für dienlich erachtet, zu ers laſſen. Seinen Anordnungen bat jeder im Hospitale Angeitellte nachzu⸗ tommen, _ da hingegen ohne fein Vorwiſſen und ohne feine Genehmigung keiner von ber eingeführten Ordnung fid eine Abweichung erlauben darf. Dhne fein Vorwiſſen darf ber Sommandant keinen Kranken aus dem Hos⸗ pitale fih auf Zeit entfernen laffen; ohne fein Vorwiffen kann er feinen beitrafen,, fo mie er endlich bei feiner Verneinung keinen Beſuch eines Kranken geftatten barf. Nach der Größe des Hospitals find dem Dirigenten nod) ein oder zwei Affiitenzärzte als Ordinarü beigegeben. (Erfteres ift gemöhns lich ein Regiments =, letzteres find Bataillonsärzte von der Garnifon. In einis gen Gurnifonen beforgen die Aerzte der verfchiednen Parteien ihre Kranken. Der aͤlteſte und hoͤchſte Im Range ift dann ebenfalls Dirigent. Zur fpes ciellen Auffihe über die Kranken, fo wie zur Beſorgung des Verbandes, zur Führung der aͤrztlichen Tagebuͤcher ꝛc. find Gompagnieärzte angeftellt, unter denen zunaͤchſt die Krankenmwärter fungiren. In den Eeinern Res gimenshospitäiern ift ber die Pollzei Wermwaltende, ber Abminiftrator und der Dekonom des Dospitald gewoͤhnlich in einer Perfon, in der Perfon eines Altern, gut gebienten Unterofficiere, vereinigt, und ber Adjutant des Orts führt die polizeiliche Oberaufficht.

Aehnlich iſt die Einrichtung der Seldhospitäler, nur mit dem Unters ſchiede, daß hier nicht Aerzte der Negimenter, weldye legteren felbft zu folgen haben, fondern befonders angeftellte unter den Namen ber Stabs:, Übers und Unterärzte functioniren. Im Kriege finden fich der Urſachen zum Er: kranken weit mehrere als im Frieden, weßwegen auch die Zahl der Kranken im erftern fehr ſchnell wählt. Die Erfahrung lehrt, daß die Feldhospitäler fehr leicht die eigentlichen Geburtsftätten anfteddender Krankheiten und Seu: hen werben. Die Gefundheitspolizei verlangt daher mit vollem Mechte, daß bei ihrer Anlage, ihrer inneren Einrichtung ꝛc. Allee genau beobachtet werde, was wir oben von den Garnifonfpitdiern fagtn. Sie müffen von den Heer: und Etappenftraßen wo moͤglich entfernt, in dazu fidy eignen: den Schloͤſſern, Kloͤſtern ıc. etabliert, und vor Ueberfüllung mit Kranken vor allen Dingen forgfültig gefchüst werden. Den neu antommenden Kranken müffen alle ihre Sachen zur forgfältigften Reinigung abgenommen, ibre Eonderung nah den Krankheiten mit aller Strenge gehandhabt, die hoͤchſt mögliche Neinlichkeit im Epitale beobachtet, mit Einem Worte Alles ver: mieden und abgewehrt werden, was nur irgend zu einer Luftverderbniß Ver: anlaffung geben kann. Vor ihrer völligen Derftelung dürfen die Geneſenen nicht entiaffen werden. Sind Dislocationen der Kranken, Ueberweilungen berfelben in andere Spitäler nöthig; fo muß dieß mit möglichfter Vorſicht gefchehen; Kein Kranker darf fih von dem Transporte entfernen und mit dem Livile oder andern gefunden Militaie verkehren, damit jede Ausbrei⸗ tung ber Krankheiten auch hierdurch zu verhüten gefucht wird. Auch muß der Transport wo möglich in einer Tour den Ort feiner Beflimmung er: reichen, weil durdy das Kinquartieren der Kranken abermals die Gefahr der Anftedung entfteht. Außer den ſtehenden Feldhospitaͤlern hat jedes Ar⸗ meccorpe noch 2 3 Ambulancen, weldye gewöhnlidy durdy eine Nummer bezeihnet und unterfchieden werden. Diefe Ambulancen wurden zuerft von den Franzofen im vorigen Jahrhunderte eingeführt. Sie leiteten das Wert ambulance von dem Inteinifhen ambulare ab, und verftanden darunter cin nosocomium umbulans, bewegliches Feldlazaretb. Der Name ambu- Jance ift in allen europäifchen Sprachen aufgenommen, wodurch die dank:

Baze Anerfennung ber franzdfilhen Erfindung bei alen Voͤlkern durchſchim⸗

Militairs Zuftiz. 367 mer. Eine ambulance beftcht aus einem perfonellen und einem mates riellen Theile. Der erfte begreift in fich den dirigirenden Arzt mit feinen ärztlichen Gehilfen, einen Pharmaceuten, das oͤkonomiſche Perſonal nebit Krankenwaͤrtern, einen Schreiber, das Trainperſonal; legteres ſteht unter der unmittelbaren Auffiche eines Schirrmeifters. Ein zur umbulance coms mandirter Officier führt auch hier den Titel Commandant.“ Seine Sunc tion ift mit denen der Commandanten der ftehenden Spitäler gleichbedeu⸗ tend. Der materielle Theil einer ambulance. enthalt Allee, was zu einer ſchnell zu errichtenden Krankenanftalt im freien Felde an chirurgifchen Inſtrumenten, Bandagen, an Lagergeräthe, an Kody= und Eßgeſchirre ıc. nöthig ift, welches Alles auf dazu eingerichteten Wagen fortgefhuafft wird. Der Zweck diefer Anftalten tft: die Armeeabtheitungen bei ihrem Vor: rüden zu begleiten, und wenn diefelben zum Gefecht kommen, fidy unmits telbar auf dem Kampfplage, doc, außer dem Bereich der Kanonen, in Thaͤ⸗ tigkeit zu fegen, den Verwundeten die erfte ärztliche Hilfe zu leiſten, unabs wendbare Operationen fofort zu verrichten, und dann für zweckmaͤßige Transpor⸗ tirung ber Verwundeten in das naͤchſte FSeldfpital zu forgen. Die Ambus lancen find oft während des Gefechts genöthigt, ihren Standpunct zu wech⸗ fein, oft mit einee Schnelle, welcher ein Fußgänger nicht entipreden kann. Bel den Franzoſen und Engländern, fo wie bei einigen deutſchen Armeen ift das ganze Ärztliche Perfonal beritten, während das übrige Las zarethperfonal auf Wagen fortgefchuffe wird. In einigen andern deutjdyen Armeen ift bloß das Dberperfonal zu Pferde, während die Unterärzte und das Übrige Unterperfonat zu Fuße gehen muß. Diefe Einrihtung erſchwert den Dienft ungemein und giebt Überdieß einen fehr widrigen Gontrait zu der Benennung: flisgende Feldlazareche, wie man diefe Anitalten wohl audy hier und da genannt hat. zel. Militair-Juſtiz. Die Eigenthümlichkeit des Soldatenjtandes nach feiz nem Imede und feiner innern und dußern Geftaltung veranlaßte fchon in den früheiten Zeiten in den Rechtsverhaltniſſen deſſelben ſowohl in Abs ſicht auf die privat: und ftrafrechtlihen Beziebungen der Soldaten, ale in Hinfiht auf die Formen der gerichtlihen Behandlung ihrer Rechtsſachen und das damit beauftragte richterlihe Amt muancherlei Abweihungen von dem, was das gemeine Recht wegen der Rechtsangelegenheiten der uͤbri⸗ gen Eandesunterthanen vorſchrieb. Die Aufſuchung dirfer Abweichungen nad) den verichiedenen Zeiträumen ihrer Entftehung und Fortbildung Liefert die geſchichtlichen Materialien zu der Entwidelung des Urſprungs und Fortgan⸗ ges der Militairjuftiz. Abgeſehen von den in das Gebiet des Staaterechts schörigen Rechtsbeſtimmungen, welche theils das Verhaͤltniß der Regierun: gen zu den Unterthanen, in Beziehung auf die Errichtung, Unterhaltung und Gedrauch einer Heeresmacht, nebit der auf ſolches jih beziebenden Ge: feggebungsgemwalt, theils die Verbältniffe eines Staates gegen fremde, fo: wohl befreundete als feindliche Mächte, in Hinſicht auf Abſchließung von Buͤndniſſen, einzugchende Verträge im Intereſſe der Kriegsmacht, Erkla⸗ rung und Führung der Kriege, Decupation, Abfchlüjfe über Waffenſtill⸗ fand oder Frieden u. f. w. zum Gegenſtande haben, bietet fid) der Be: trachtung noch ein beſondres Rechtsgebiet dar, weldyes die Bellimmungen umfaßt, wodurd die Pflihten und Rechte feſtgeſetzt werden, welche die Individuen einer Kriegsmacht theils einzeln, theils im Merhaltniffe unter rinander, theils andern Staatsunterthanen geyenaber, als Suter, wu: Ihliegtic angeben. Diefe Bellimmungen find der Graenitand Amer für

303 Militairs ZSuftiz beftehenden und auf den Zwed der Kriegsmacht unmittelbar fidy beziehens den, befondern Geſetzgebung, und betreffen theils das privatrechtliche Wer: haͤltniß der Soldaten, in Abſicht auf eine bald bevorrechtende, bald be: ſchraͤnkende Ausnahme von den allgemeinen Landesgeiegen, theild die bes fondern Pflihten der Soldaten, deren Verlegung oder Nichterfüllung mit Strafen bedrobet, und nah Maßgabe der Wichtigkeit, bald als Verbrechen mit den damuf gefegten Etrafen, bald als Vergehungen gegen die Ord⸗ nung und Kriegszucht, ohne richterliches Kinfchreiten, von den militairis (hen Worgefegten innerhalb der Grenzen der ihnen eingeräumten Straf: gewalt willkuͤrlich geahndet werden, theild die Anordnung des Richter⸗ amtes und das zu beobachtende richterliche Verfahren. Auf diefen Zweigen der militairifhen Gefeggebung beruhet das mit dem Namen bes Krieges rechts Sezeichnete Rechtsgebiet des Soldatenflandes, und es unterfcheibet fid) daffelde von denjenigen Dienjtoorfchriften, welche der Kriegsherr, über die bei Verrichtung des Muffendienftes zu beobadhtenden Regeln, über bie innere und äußere Einrichtung des Kriegsheers, Rangunterſcheidung, Bes waffnung und Unterhaltung der Truppen u. f. w., in Dienſt⸗ und Wirth: ſchaftsreglements oder befondere Ordres zu ertheilen pflegt, und mit ben riegsrechtlihen Beitunmungen nur in fofern zufammenhängen, in wiefern der Kriegsherr die Nichtbeobachtung diefer dienftlihen Vorfchriften zu einem Gegenſtande richterliher Beſtrafung zu machen fih bewogen gefunden bat. Die Geſchichte des Kriegsrechts führt zuruͤck auf die Berfaffung des roͤmiſchen Kriegeftaates, deren Grundzüge der Nachwelt in den Werfen des Livius, Polybius, Caͤſar u. f. w. aufbewahrt worden find, und deren Kenntnis wir hauptfächlid aus dem Juſtinianeiſchen Rechte zu fhöpfen haben. Nachſt den Nachrichten von mehreren, aus jener Zeitperiode auf die deutſchen Kriegsvölter Übergegangenen, und zum Theil nody jegt gil: tigen bürgerlihen Bevorrehtungen und Beſchraͤnkungen der Soldaten, ge: währen auch die jirafrechtlihen Beſtimmungen des Juſtinianeiſch echte noch immer außer dem biftorifdyen aud ein rechtswiſſenſchaftliches Intereſſe, indem fie die erften Anfünge eines geregelten Militairjuſtizweſens nachweijen, und die Urquelle erbliden laffen, aus welder daſſelbe hervorgegangen iſt und bis auf die neueften Zeiten fid) fortgebildet hut, fo daB fowohl der Geſetzgeber als der Mititairrichter einen wiſſenſchaftlichen Anhultspunct durin finden können. Die Darftelung des deutfhen Militairjuftizmefens muß deßhalb mit einem flüd:tigen Ruͤckblicke in die römiihe Militairjuſtizverfaſ⸗ fung beginnen. Schon unter den Königen, wo Nom nody kein ftehen: des Kriegsvolk hatte, das Heer vielmehr alle waffenfahigen römifchen Bürger, mit Ausſchluß derjenigen, welche weniger ald 380 Aſſes im Vermögen bes befaßen, umfaßte, und jeder römiihe Bürger, mit Ausnahme des Pfer: des, das der Reiter vom Staate empfing, aus eigenen Mitteln für den Kriegsdienft ſich bekleiden, bemwaffnen und unterhalten mußte, war bie Kriegszucht ſtreng, die Beſtrafung hart, und von dem Überbefehlähaber, welhem Das Recht über Leben und Tod feiner Soldaten zuftand, abhängig. Waͤhrend der republikaniſchen Verfaſſung wurde der Soldatenſtand, in der Eis genſchaft eines befonderen Standes, als ein Staatsdienſt angefehen, welcher nicht allein den Dienenden, fondern aud) den Veteranen auf Lebenszeit Unterhalt geroährte; denn das Deer, welches außer den römifchen Bürgern auch fremde Hilfstruppen und fpäter auch Miethfoldaten in fi) aufnahm, wurde auf Koften des Staates bezahle, bekleidet, bewaffnet und unterhalten ; die Veteranen aber faben fih für ihr Alter theild durch Geldunterſtuͤtzung, theils durch über: /affene Benugung von Örunditüden geſichert. Die Strenge, der Kriegezucht

Militair⸗-Juſtiz. 373

hendes beſonderes Recht, das Lehnrecht, aus, welches als ein beſonderes rivatrecht ſowohl die Dienſtpflichten der adeligen Lehnmaͤnner gegen den hnherrn, als deren Rechte, vornehmlich in Abſicht auf den Beſitz und e Vererbung der ihnen verliehenen Güter, feſtſetzte Das Gericht, vor elchem der Vaſall fich ftellen mußte, nannte man Mannredht, und ber ichter eines ſolchen Gerichts führte ben Namen eines Mannrichters. jet dem mit baarem Gelde befoldeten Fußvolke, welches aus unbegüterten rein, die ſich auf dem Lande und In Städten aufhielten, und aus Frei⸗ faffenen gefammelt wurde, laſſen ſich befondere Dienftgefege wohl vor söfenen, aber nicht nachweiſen, eben fo wenig, role von befonderen Stun soorzügen oder Befchränkungen deffelben zu jener Zeit die Rede ift. Die findung des Schießpulvere um das Sahr 1355 hatte die Folge, daß die ntfheidung der Schlachten nicht mehr, wie bisher, von der den beutfchen ittern eigenthümlichen Tapferkeit und Leibesftärke abhing. Durch die Er⸗ tung des ewigen Landfriedens im Sahre 1495, vermöge deſſen das Recht r Privatbefehdung für immer aufgehoben wurde, erloſch nach) und nad) is Intereſſe des Adels für ritterliche Uebungen. Beides veranlaßte, daß © vormalige Geift des Ritterthums nach und nach erfaltete, und die Va⸗ lien es vorzogen, ſtatt des perfönlichen Erfcheinens beſtimmte Zahlen m Ritters oder Lehnpferden zu ftellen, oder beſtimmte Geldfummen dafür ı bezahlen. Das Lehndienftverhältnig in feiner vormaligen Geftaltung itte ſich aufgelöfe. Hierzu kam, daß die gemachten Erfahrungen, vor: ehmlich durch die Eriegerifchen Vorgänge in der Schweiz und in Böhmen, ıf die Wichtigkeit eines tapfern und wohlgeuͤbten Kriegsvolks aufmerkfam ‚macht hatten. Es wurden nunmehr zahlreiche Miethteuppen, fowohl Deutiche $ Ausländer, beſonders aus der Schweiz und aus Böhmen, in Sold ge: ommen, und eben fowohl zur Errichtung des Fußvolks, mie zur Aufitels ıng der Reiterei und zur Bedienung des Gefhhüges verwendet. Die aus Jeutfchen beftehenden Heerhaufen wurden in Regimenter, und diefe in Rot: n und Fähnlein abgetheilt. Jedes Regiment erhielt einen Oberften, einen tachoberfien, einen Dberfimachtmeifter und zu Beforgung der gerichtlichen ngelegenheiten einen Seldfchulzen; den Rotten und Fähnlein wurden yauptleute vorgefegt. Die für diefes Söldnerheer gegebenen Strafgefege nd Vorfchriften wegen der Kriegszucht find hauptfählihd in der vons caifer Maximilian II. im Sabre 1570 erlaffenen Keiterbeftallung nd den derjelben angehängten Artiteln auf die deutſchen Knechte halten, und vornehmlich gegen den den deutfchen Truppen befonders genen Hang zum Trunk und zur Völlerei, gegen den Ungehorfam und e Meuterei, gegen da8 Plündern, Rauben und Morden, gegen das schänden der Frauen und Sungfrauen, gegen das muthwillige Balgen nd gegen das Spielen auf Borg gerichtet. Bereits vorher war durch je Aufnahme des römifchen Nechts während des breizehnten und vierzehns n Sahrhunderts für die privatrechtlichen Angelegenheiten der Soldaten ein e befonderen Vorrechte und Privilegien derfelben begrundendes, auf ben rincipien des tömifchen Rechts beruhendes, und in der Folge mit Ge: ohnheiten und Gebräuchen der deutfchen Nation vermehrte Privatrecht nzugelommen. Der dreißigjährige Krieg gab, nachdem König Guſtav dolph mit dem Beiſpiele gedruckter Kriegsartitel für das ſchwediſche Heer werft vorausgegangen, und mehreren deutfchen Fürften und felbft dem Kai⸗ e Abfchriften davon zugefommen waren, Veranlaffung zu ähnlichen Kriege: titeln für die Truppen der einzelnen Reichsfuͤrſten. Als nad dem bloß it Söldnern geführten Dreißigjährigen Kriege die Bildung Kahrade Sur

Militair: Juftiz. 375

Beſten des Kriegsbienfled verfügen zu koͤnnen; benfelben befonders im Kriege, wo ber immer wechlelnde Aufenthalt des Soldaten und die Nähe der Todesgefahr befondere Ruͤckſichten gebieten, gegen bie nachtheiligen Kols gen zu fügen, welche an bie Nichtbeobachtung ber Foͤrmlichkeiten und anbrer geſetzlichen Worfchriften im gerichtlichen Verhandlungen gemeinen echten nach geknuͤpft find; folche Nechtsverhältniffe des bürgerlichen Les bens von dem Soldaten zurüdzuhalten, woburdy er dem Dienfte auf kürzere oder längere Zeit, oder auf immer entzogen werden koͤnnte, und ben Sols baten für die Mühen, Entbehrungen, Belchräntungen, Beſchwerden und Gefahren feines Berufes zu entihädigen. Außer den bereits oben essoähnten Vorrechten der Soldaten bei Errichtung ihrer Iegtwilligen Verord⸗ nungen im Felde, der freien Verfügung über ihr im Soldatenſtande ers worbenes Vermögen (peculium castrense) und in Abſicht auf ihren befrel⸗ ten Gerichteftand find unter andern noch zu erwähnen: das Vorrecht, we⸗ gen begangener Verbrechen von den eigenen Kameraden gerichtet zu wer⸗ den, bie Befreiung von ber, andern Staatsuntertbanen obliegenben ers bindlichkeit, Vormundſchaften zu übernehmen, in geridhtlihen Hänbeln Anfpruh auf Wiedereinfegung in ben vorigen Stand, mährend fie im Felde fi befinden, die Befreiung von den Nachtheilen des Rechtsirrthums (ber ignorantia juris), die Rechtswohlthat ber Siftirung ihrer im Lande fchwebenden Rechtsfachen, und Hemmung des Laufe der Verjährung und der Rothfriften u. f. w. Den bem Soldaten aufgelegten befonderen Be⸗ ſchraͤnkungen find vornehmlich die Beſtimmungen beizuzählen, daß er, bes vor er ein Eheverlöbniß ober eine Ehe ſchließen, in Käufe über Güter und Grundftücde, ober in eine Veräußerung eigenthümlicher Güter fich einlaffen, neben feinem Militaicbienfte ein bürgerlihes Gewerbe treiben, bie Aufs nahme bei Handwerken ſuchen, Gapitale einheben oder aufnehmen durfte n. f. w., jedes Mal die Erlaubniß dazu bei der ihm vorgefegten Commando» behoͤrde nachzuſuchen [gemöthigt, jedes ohne biefe Einwilligung eingegans gene, oder ſchon bis zur Vollziehung gediehene derartige Geſchaͤft null und nichtig, und der bürgerlihe Richter, welcher baffelbe ohne ben Confens des Militairvorgefegten vorgenommen oder beftätigt hatte, zu Leiſtung des Schadenerfages gehalten war. Jene Bevorrehtungen und Beſchraͤnkun⸗ gen find mit mehr oder weniger Ausnahme bie auf die neuefte Zeit übers gegangen. So viel Insbefondere den befreiten Gerichtsſtand ber Soldaten, welcher aus ber roͤmiſchen in die beutfche Kriegsverfaffung ſich fortgepflanzt bat, anlangt, fo beruht defien Zweck und Umfang vornehmlih auf fols genden Rüdfihten: die Unterfuhung und Beſtrafung der Militairverbrechen fegt nicht bloß eine genaue Kenntnig der Militairverfaffung, fondern auch ein Intereſſe für die Erhaltung und Belebung ihres Geiftes voraus, wozu der bürgerliche Richter in feinem Berufe weder Gelegenheit noch Antrieb findet. Zugleich hatte die Erfahrung gelehrt, dab häufig Militair⸗ und gemeine Verbrechen bei einem und demſelben Subjecte gleichzeitig Ge⸗ genftand der Unterfuhung und Beſtrafung werden, beren Trennung eben fo fhwierig, als mit dem Intereſſe des Militairdienſtes, welches eine fort- währende freie und ungehinderte Verfügung über den Mann fordert, un- vereinbar ift. Hiernaͤchſt fühlte man bei den über Soldaten zu verhängenden Strafen das Bedürfniß, eben ſowohl für Militair:, ale wie für gemeine Verbres hen folche Strafübel zu wählen, oder an die Stelle ber gemeinen Strafen zu fegen, welche zum ferneren Kriegsdienfte nicht unfähig oder unmürdig machten, den Mann auf möglihft kurze Zeit dem Dienfte entzogen, und zur Be⸗ förderung der Kriegszucht durch Beiſpiel eine moͤglichſt (Gele weh anager

Militairs QSuftiz. 877 Wedung und Nährung des Ehrgefühls berechnete Militairſtrafen feſtſtellte. Die Beifpiel erweckte bald bei anderen beutfchen Truppen, namentlich bei den‘ großherzoglich oldenburg’fhen und weimar'ſchen Xruppen, denen ähnlihe Soldatengefege gegeben wurden, Nacheiferung; fo erhielten aud im Jahre 1818 die koͤnigl. würtembergifhen und Eurfürftlich heffifchen, im Jahre 1822 die Löniglich fächfifhen Truppen u. a. nad) und nad) neue Mititairftrafgefege, in welchen die Spigruthenftrafe theils abgefchafft, theils beſchraͤnkt, und der Eörperlichen Züchtigung in foweit noch Raum gegeben wird, als fie gemiffen, entweder von Rohheit der Gefinnung zeugenben, ober für die Truppen befonders gefährlichen Verbrechen vorzugsmeife anges meſſen erfcheint, oder gegen Einzelne, bei welchen gelindere Strafmittel era folglo8 geblieben find, nicht vermieden werden kann. Mit Recht begrüns den daher die Löniglichen preußifhen Kriegsartitel vom 3. Auguft 1808 einen neuen Zeitabfchnitt in der deutfchen Militairjujtiz. Zwar lag eb in der Natur der Sache, daß bei den beutfchen Reichsheeren, ba fie aus Zruppencontingenten fouverainer Fuͤrſten, welche ihren Truppen nad) eigenem Ermefien Gefege zu geben befugt waren, ein allgemeines deutſches Krieges recht nicht entftchen konnte, und daß die deutfchen Reichskriegsgeſetze, na⸗ mentlich des heil. römifchen Reiche Reiterbeflallung Kaiſer Maximilian's II. vom Jahre 1570, die derfelben angehängten Artikel auf die deutfchen Knechte, ber Reicheabſchied von Jahre 1641, worin die Reiterbeſtallung verbeſſert wurbe, und der auf dem Reichetage zu Megensburg am 6. November 1672 aufgerichtete, und im Jahre 1682 revidirte Artikelsbrief ber Reichs⸗ völker, fo wie die in ber Folge nach Beduͤrfniß ber Zeit und Umftände von ben Oberbefehlshabern der Reichsarmeen gegebenen Berhaltungsvorfchrifs ten und Kriegsordnungen, da fie nur für bie Reichgarmeen gegeben waren, für die zu den Reichecontingenten nicht gehörigen Truppen der deutfchen Zürften kein, oder nur dann ein gefegliches Anfehen erhalten konnten, wenn der Landeshere deren Beobachtung ausdruͤcklich verfügt hatte, oder ſtillſchweigend gefchehen ließ. Deſſen ungeachtet konnten die gefeglihen Ein⸗ rihtungen in den Kriegsſtaaten erſter Größe nicht ohne Einfluß auf die Kleineren bleiben, da in den MReichskriegen bie Gontingente der Erfteren den größeren und überwiegenderen Theil der Reichsheere ausmachten, und deren Kriegsgefege (jomweit das Verhalten der Truppen durch Reichskriegsge⸗ fege nicht normirt war) nicht bloß während der Reichskriege den Eleineren Fuͤr⸗ ften zum Mufter dienten, fondern auch im Friedenszuftande, bei Abfaffung oder Revifion der eignen Kriegsgefege, mehr oder weniger zu Rathe ges zogen wurden. Hierin fcheint der Grund der theilmeifen Uebereinſtimmung ber einzelnen deutfchen Particularkriegsgefege zu liegen, welche das letzt⸗ verfloffene Jahrhundert nachmeife. Das Naͤmliche gilt auch von ben einen nicht unmwefentlichen Theil der deutfchen Kriegsrechtöverfaffung ausmachen⸗ den Kriegsgebräuchen, melde theild aus den gemeinfchaftlichen Reiches friegen auf die Truppen ber einzelnen Neichsfürften übergingen, theils auch durdy die Anwendung bei den Heeren der größeren deutfchen Staaten während des Friedens an Stabilität gewannen. Gab es aber zur Zeit des ehemaligen deutſchen Reichsverbandes Fein allgemeines deutfches Kriegsrecht, fo ift auch bis jegt feit der Errichtung des deutſchen Staatenbundes eine gemeinfame Vereinigung über ein bei allen Heeren und Zruppencorps der deutſchen Bundesftaaten giltiges Kriegsrecht nicht geichehen. Denn obs [hon das nad) der großartigen Idee einer idealen Einheit aus feinen zer: tiffenen und in abmeichende Intereſſen zerfplitterten Theilen von Neuem zu einem Ganzen geftaltete Deutfchland zu Erreichung feines, auf Eryaltına,

382 Militeir:Juftiz

digten zu tatten tonmet, mit dem nämlichen Fleiße, womit die gravirenden Umftände zu erörtern find, Amitshalber aufzuklären beſonders verpflichtet if. Bei Beurtheilung der Strafbarkeit der in Unterfuhung gezogenen Mititairs verbrechen überhaupt, ded Grades der Zurechnung und Theilnahme an den⸗ felben und deren Begünftigung, fo wie in Abfiht auf bie allgemeinen Grundfäge über die Anwendung der Strafen, gelten, wenn nicht befondere Vorſchriften deßhalb ertheilt find, die Beſtimmungen der gemeinen Etrafs geſetze. Eben fo ift bei Inftruirung der Civilproceſſe den Vorſchriften des gemeinen Rechts nachzugehen. Geringere Fehler wider die Kriegszucht (Disciplinarfehler) find der Beſtrafung duch die Militzirvorgefegten nad Maßgabe der ihnen eingerdumten Etrafgewalt überlaffen. Das Verfahren, welches hierbei beobachtet wird, ift bei dem einzelnen Truppencorps der deut ſchen Zürften verfchieden. Bel dem koͤnigl. preußiſchem Deere ift ein Regi⸗ mentscommandant nad der Inſtruction für die commandirenden Generale vom 13. März 1816 befugt, einen Officer bis zu 6 Tagen, einen Feldwe⸗ bei, Unterofficier ꝛc. bis zu 3 Wochen gelinden, oder 12 bis 14 Tagen mitts leren, und einen Gemeinen bis zu B Tagen firengen Arreſts, ober, wenn er in die zweite Claſſe (die der Lörperlichen Zuͤchtigung unterworfene Straf— claſſe) heradgefegt if, bis mit 40 Hieben mit Röhrchen beftrafen zu laffen. Die Verurtheilung in alle 3 Gattungen des Arreſts, die Degradation der Unterofficiere zu Gemeinen, die Verfegung in die Strafclaſſe, und letztern Falles in Eörperlihe Zuͤchtigung kann nur duch Standgerichte geſche⸗ ben, deren Beflätigung oder Milderung den Commandanten der Regimenter oder Bataillons, kraft der ihnen verliehenen Gerichtsbarkeit, unterworfen iſt. Feſtungs⸗ und alle härteren Lelbesftrafen ıc. koͤnnen nur durch Kriegsſge⸗ richte feftgefegt werden. Bei den koͤnigl. wuͤrtemberg'ſchin Truppen koͤn⸗ nen (nady den militairiſchen Strafgefegen, Art. 131 u. folg., Disciplinfeh- fee und leichte Uebertretungen ber Uinterofficiere und Gemeinen nur durch triegsrehtlihe Commiffion, melde aus 1 Hauptmanne 3. Claſſe, als Borftand, 1 Oberlieutenant, 1 Unterlieutenant, 1 Obermanne und 1 Soldaten beftehen, gerichtet werden. Wegen der Disciplinfehler und leid; ten Uebertretungen der Officiere ift die Beſtrafung der Verfügung der Mi: litairvorgefegten überlaffen, und es können auf deren Anordnung Eubal: - ternofficiere mit Ausfchluß der Dauptleute, mit einfachem Zimmerartefte bis zur Dauer von 32 Tagen, firengem Zimmerarreſte und Arrefte im Officiers⸗ zimmer bis zur Dauer von 16 Tagen; Hauptleute mit allen 3 Graden des Arrefts für die Dälfte der bei Subalternofficieren beftimmten Dauer; GStabsofficiere mit einfahem und firengem Zimmerarrefte für den vierten Theil der gegen Eubalternofficiere beftimmten Dauer, und Generale jeden Grades mit einfachem und firengem Zimmerarrefte für den achten Theil der gegen Eubalternofficiere beftinmten Dauer beftraft werden. Unter: officiere und Soldaten aber können durch die kriegsrechtlichen Commiffionen in gelinden Arreft bis zur Dauer von 32 Tagen, firengen Arreft bis zur Dauer von 16 Zagen, firengften Arreſt bis zu 8 Tagen, in Degrabdation der Obermänner zu Gemeinen auf 4 Wochen, und in Stockſchlaͤge bie zu dreißig, zu legteren jedoch nur dann, wenn bie Truppen im $elde fidy be: finden, und das Vergehen unter diejenigen gehört, flr weldye nach Art. 12. die körperliche Züchtigung angewendet werden darf, übrigens in Verbindung ber Degrabation und der Stockſchlaͤge mit einer ber vorbemerkten Arreſtſtra⸗ fen verurtheilt werden. Die Ertenntniffe der kriegsrechtlichen Commiſſio⸗ nen, bei welcher der als Actuar und Referent zugegogene Auditeur eine be: eathende Stimme hat, koͤnnen von dern Reainmentärfehiähuker heitätiat oder

4 Militair⸗-Juſtiz— 883

gemildert werben; doch iſt Letzterer, wenn er fie für zu gellnd hätt, befugt, die Sachen einem Kriegsrehte zur Entiheidung zu übergeben. Alle Strafen, weldye das Befugniß einer kriegsrechtlichen Commiffion überfteigen, werden buch ein foͤrmliches Kriegsrecht erkannt. Bel andern beutfchen Truppen können bie Strafen, welche die Grenzen der Disciplinarftrafgemalt überfleigen, nur in Folge gerichtlichen Einfchreitens von dem jedesmaligen Regimentsbefehlshaber, fo weit die ihm eingeräumte gerichtliche Strafgemalt reiht, nach vernommenem Gutachten des Auditeurs, mittelft regimentsge⸗ richtlichen Decrete verfügt werden. In Fällen, wo die Beitrafung bie bald enger, bald weiter geftellten Grenzen ber regimentsgerichtlichen Strafgewalt überfchreiten wuͤrde, wird diefelbe der Anordnung der vorgefesten höhern Mis litategerichtsbehörden anheimgeftellt, und von biefen entweder nach collegiali: ſchem Belchluße verfügt, oder bei größerer Wichtigkeit dem Erkenntniſſe eines Kriegsrechts überlaffen. Den bei den Brigaden oder Regimentern beftells ten Kriegsgerichten find höhere Militairgerichtsbehärden unter den verfchles denen Benennungen eines Hofkriegsrathes, Generalauditoriats, Kriegsge⸗ richtecollegii, Mevifionsgerichts, Obergerichts u. f. w. vorgefegt, oder fie find ben höhern, für folchen Fall zugleih mit Mitlitairrechtsgelehrten befegten Landesjuftizftellen untergeben, deren Reffortverhältniffe verfchieden beftimmt find, welche aber in der Hauptfache dieß gemein zu haben pflegen, baß fie aus Militafrperfonen und MRechtögelehrten zufammengefegt find, und, ſoweit fie nicht ſelbſt für gemwiffe Claffen der Militatrperfonen als die competenten Gerichtsbehoͤrden fungiren, die zweite und legte Inſtanz bilden. Ihr Wir: kungskreis erſtreckt fi) vornehmlich auf Beauffihtigung der untern Kriegs: gerichte, auf richterliche Entſcheidung in den geeigneten Sällen, auf Prüfung der Priegsgerichtlichen oder kriegsrechtlichen Entfcheidbungen, wider welche Rechtsmittel eingewendet worden, oder welche ihrer oder der Beſtaͤtigung des Kriegsheren bedürfen, auf Präfung und Begutachtung der eingelegten Be: gnadigungsgefuche, auf die nöthigen Vorarbeiten für die Militairgeſetzge⸗ bung u. f. w. Diefe verfchiebenen Gefchäftszmweige kommen ihnen in einigen deutfchen Staaten vereint, in andern nur einzeln, in andern bald in höherer, bald in niederer Potenz zu. Gegen alle Eriegsgerichtlihen Entfcheiduns gen in Civil: und Unterfuchungsfachen, fo wie gegen alle Eriegsrechtlichen Er: kenntniſſe durch förmliche Kriegsrechte fteht den Betheiligten das Rechtsmit⸗ tel der Appellation oder der Mevifion zu, worüber die höhern Militairge⸗ richtsbehoͤrden in zweiter und legter Inftanz zu entfcheiden, oder wo nad) ber Verfaffung nod) eine dritte Inſtanz Statt findet, deren legte Entſcheidung zu veranlaffen haben. Werden bie eigenen unmittelbaren Entfcheidungen diefer hoͤhern Meilitairgerichtsbehörden angegriffen, fo pflegt dagegen in Civil fahen dag Mittel der Oberleuterung, und in peinlichen Fällen das Mittel der Vorftellung, welhe mehr dem Namen als der Sache nad) von der Appellation verſchieden ift, Statt zu finden, deren Erledigung entwe⸗ ber durch fie felbft, indem fie durch Zuziehung mehrerer Raͤthe aus andern Zandesjuftizftellen, welchen fodann das Referat in diefen Sachen zulommt und gleiches Stimmrecht eingeräumt fft, die Form eines Appellations= oder Revifionsgerichts annehmen, gefchiehet, oder dem Spruche anderer Landes: juſtizſtellen üÜberlaffen wird. Wenn bie Truppen im Felde oder auf dem Marche dahin fich befinden, pflegt bei benfelben ein Felboberauditoriat an: geordnet, und biefes entweder durch einen Generalauditeur, oder durch einen befonders dazu angeftellten Feldoberauditeur verwaltet zu werden; ber Gene: tal: oder Feldoberauditeur fteht dann unter ben unmittelbaren Befehlen bes commandirenden Generals, und Beide bilden das Feldobertrirguriiiit, weL-

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Militair-Zuftiz. 385 werden follte, ermächtigt, die an ber vorgefchriebenen Zahl ber Beifiger noch fehlenden Mitglieder durch Sergeanten von der Compagnie der Gamifon zu erfegin. Nach dee Gefepgebung von ber Zeit der Republik an bis zur Kaiferregierung ward die Cognition über die Militairverbrechen, oder fols her Verbrechen, wodurch Militairgefegen entgegengehandelt wurde, an die Militairgerichte gemwiefen. Als Militairperfonen wurden diejenigen bezeichs net, welche zum Dienfte oder zum Gefolge der Armee gehörten; unter den Militairverbrechen wurden diejenigen, voelche bei ben Armeen, in den Ras gern, Santonirungen, Garnifonen oder bei den Corps begangen mwurben, von denjenigen unterfchieden, welche getrennt davon, auf fernem Urlaube vom Corps verübt wurden; nur erftere wurden unter die Cognition der Mi⸗ litairgerichte, und legtere unter die der ordentlichen Richter gewiefen. Avis du Consei d’etat, du 30. th. an 12. no. 92. Es wurden 4 Gattungen der Militairgerichte eingeführt: 1) permanente Kriegsgerichte, zwei derfelben bei jeder Divifion fowohl im Felde, als im Junern des Reichs. Ein permanentes Kriegsgericht befteht aus 7 Perfonen, naͤmlich 1 Oberften, als Präfidenten, 1 Bataillons- oder Escadronschef, 2 Hauptleuten, 1 Lieu⸗ tenant, 1 Unterlieutenant und 1 Unterofficier, wobei zugleich ein Haupt: mann als Vortragserftutter (rapporteur) und ein Dauptmann als (Eaiferlis her) Commiſſair fungiren, von denen ber Erftere einen Gerichtöfchreiber (grefhier) zu voählen hat. Die Zufammenftellung ändert fih, wenn über Drficiere höherer Grade und Glaffen zu richten iſt; fo kann über einen Armergeneral nur auf ausdrüdlicdyen Befehl der Regierung gerichtet werben, und in diefem Falle befteht das Kriegsgericht aus einem General, welcher bei den Armeen en chef commanbdirt haben muß, aus 3 Divifions: und 3 . Brigadegeneralen, einem commissaire-ordonnateur , mit der Eigenfchaft eines (Baiferl.) Commiſſairs, und einem adjutant-commandant oder Oberften, mit der Eigenfhaft eines Vortragserſtatters (rapporteur). Der ältefte Divifionsgeneral ift Prafident und wählt den Vortragserftatter; die übrigen werden von dem Kriegsminifter gewählt. Loi du 4. fruct. an 9. art. 1. no. 49. u. ſ. w. In berennten oder belagerten Feftungen ift der Commandant des Platzes ermächtigt, ſowohl die Kriegs-, als die Revifionsgerichte (f. unten) zu bil- den, und die Mitglieder aus den Dfficieren und Unterofficieren zu wählen. Sn den Provinzen, welche fin Aufruhrftand erklärt find, ift das Gou⸗ vernement berechtigt, Kriegsgerichte nicderzufegen, melde von ben Divi: fionstriegsgerichten unabhängig, deren Erkenntniffe jedoch dem Revifionsges richte der Divifion in der aufrührerifchen Provinz oder Commun unterworfen find: Arrete du 14. fruct. an 7. art. 1. u. folgg. no. 67. Die Competenz der permanenten Kriegsgerichte erſtreckt ſich auf alle Mititairperfonen, auf alle Perfonen, welche zur Armee oder deren Gefolge gehören, auf alle Un: tertbanen, der von den franzöfifhen Armeen befegten feindlichen Länder, und auf alle Aufrührer (rebelles), welhe die Waffen ergriffen haben. Loi du 13. brum. an 5. art. 9. no. 45. Loi du 30. plairial, an 3. no. 24. Ausgenommen find die Verbrechen des Betrugs, welche von den fpeciellen Griminafgerichtshöfen, der Epionerie und unbefugten Werbung, welche von Militaircommifjionen, der Deſertion, weldye von fpeciellen Kriegsge⸗ tihten, und bes XAttentatd gegen die Perfon des Regenten oder bie Sicherheit des Reiche, welche von dem hohen Gerichtshofe gerichtet werden. Loi du 24. flor. an 10. no. 9%. Arrete du 17. messid. an 12. no. 90. 19. vend. an 12. no. 84. Constitution de lan 8. Die Angeklagten dürs fen ſich eines Vertheidigers bedienen, welcher bei der Verhandlung gegen= wärtig ij. Die Polizei eines jeden Militairtribunals gehoͤrt wur en

Militair-Gonv.zkericon. V. Bb. 2

MilitairsZufliz 380 wirb das Vergehen der Störung bes Gottesdienſtes einigermaflen als ein Standesverbrechen angefehen und beftraft. Eben fo unterliegen die Verbre⸗ chen des Mordes, bed Diebftahls, des Raubs, der Nothzucht, ber Verfertis gung falfcher, oder der Beſchneidung der englifchen, ober in dem Quartier⸗ flande geltenden Münzen, fo wie der Gewaltthätigkeiten gegen bie Perfon und das Eigenthum eines britifchen Unterthanen, oder folcher, die unter ben Löniglichen Schug genommen find, der Unterfuhung und Beſtrafung daurch die Kriegsgerichte in dem Falle, wenn bie Truppen im Auslande ſtehen, wo fich keine britifchen Magiſtrate befinden (where there in no form of our civil judicature in force). Neues Archiv.des Criminalrechts von Kos nopad, Mittermaier, Roßhirt und Wächter. Liter Band. Ueberficht der britifchen Mititairftrafgefeggebung von Spangenberg. ©. 40. 55. und folgg. Um den Geiſt ber beitifhen Militairflrafgefehgebung zu wuͤrdi⸗ gen, verdienen noch einige aus ben Commentaries on the laws of England in four books by Sir Wilkam Blackstone, One of the justices of His Mejesty’s court of common pleas: the seventeenth edition. London, 1830, unb zwar aus dem Iften Buche ©. 412 u. folgg. entlehnte Züge hier eine Erwähnung. Nachdem zuvor bee Gang ber eriten Entwidelung und ferneren Ausbildung bes britifchen Kriegsweſens von ber Zeit der als ten Sachſen an dargeftellt worden, Inhpft fich die Geſchichte der fpätern Ausbildung in folgenden Andeutungen an: „Als die Nation in Kriege verwidelt wurde, fühlte man bie Nothwenbigkeit eines aus gebienten Krups pen beſtehenden Kriegsheeres unb einer geregelteren, von bloßer Miliz nicht auerwartenden Kriegszucht. Deßhalb wurden ſowohl bei Aufbringung ber Armeen, als in Abſicht auf puͤnktliche Ordnung und Kriegszucht firengere Mofregeln. in Anwendung gebracht, welche jedoch einzig als einftweilige,. von einer Unregelmäßigkeit (distemper) des Staates erzeugte Auswüchfe (ex- erescences), nicht aber als «in Theil ber feflfiehenden dauernden Geſetze bes Königreich anzufehen waren. Denn das Kriegegefeh, welches nicht auf feftgeftellte Grundfäge, fondern auf volle Willkür in feinen Entſcheidungen gegründet ftehet, ift in Wahrheit und Wirklichkeit Bein Gefeg, Tondern et was, mas wie durch ein Geſetz nachgefehen, oder vielmehr erlaubt wird. Die Nochmwendigkeit der Ordnung und Kriegszucht in ber Armee iſt bas Einzige, was ihr Anfehen und Haltung zu geben vermag, und deßhalb "hat es für die Zeit des Friedens, wo die Eöniglihen Gerichtshoͤfe für Jeder⸗ ınann, um nad den Lanbesgefegen Gerechtigkeit zu erlangen, offen ſtehen, feine verbindliche Kraft. Deßhalb wurde dem Grafen von Lancafler, als er nach dem Kriegsgeſetze zum Poutefract verurtheilt worden war, bie ges richtliche Weberführung aus dem Grunde vorbehalten, weil das Geſetz zur Zeit des Friedens gegeben worden war. Und es fleht fell, daß ein Lieutes nant, oder ein anderer von der Militairautorität Beauftragter, ber einen Mann nad) der Strenge bed Kriegsgefeges (im Frieden) hängen, ober auf andere Weiſe binrichten läßt, ein Mörder iſt; denn es iſt gegen bie magna charta. Es ift ferner eine Forderung bes Rechts, daß kein Soldat bei einem Unterthanen ohne deſſen Einwilligung einquartiert werden, und daß keine Commilfion nah dem Kriegsgefege in diefem Lande zu vers fahren ſich erlauben darf. Als König Karl EL nach der Reſtauration auf feine eigene Autorität über 5000 regulaire Truppen als Wache und Befagung unterhielt, welche König Jacob IL durch almälige Verſtaͤrkung, auf nicht weniger als 30,000 Mann vermehrte, die er alle von feiner Gi: vilfifte bezahlte, wurde in einem Artikel ber Reichsbills beſtimmt, daß die Errihtung und Unterhaltung einer ftehenden Armee im Kiuigeiäe IT

Militair⸗Juſtiz. 801 welcher bie Wohlthat ber Kirche (benefit of clergy) nicht zu Statten kommt, anzuſehen, vor ein Geſchwornengericht zu ziehen, und von dieſem nach ben gemeinen Geſetze zu beftcafen ift, dennoch nach den vorerwähnten britifchen Kriegögefegen zur Zeit bed Friedens mit viel milderer Strafe belegt. So wurde die Defertion nach den römifchen Gefegen in Kriegszeiten mit dem Tode, in Zeiten der Ruhe aber milder beftzaft. Aber folcher Unterfchied wird von ber Acte wegen der Meuterei nicht gemacht; jeder der obeners

wähnten Faͤlle ift der Todesſtrafe unterworfen, wenn das Kriegsgericht diefe

Strafe angemefien erachtet. Die Befugnig des Kriegsgerichts (bei ber Abftufung der in Anwendung zu bringenben Strafen), einen Unterfchied zu machen, bat keinen andern Zweck als den, fich nach den Einfläffen (by the directions) der Krone zu richten- (to be guided), welche in Dinficht ber militairiſchen Verbrechen eine faft unumfchräntte Gewalt hat. Die Acte fagt: Sr. Majeflät Habe das Recht, Kriegsartikel zu erlafien (form) und Kriegsgerichte zu beftellen (constitute), mit der Gewalt, jedes Verbrechen nady Vorſchrift diefer Artikel einer Unterfuhung zu unterwerfen, und nad Urtheil und Entſcheidung in Gemäßheit derfelben mit Strafen zu belegen. (Gin weit reichendes und hoͤchſt einflußreiches Vertrauen: eine unums ſchraͤnkte Gewalt, Verbrechen zu ſchaffen (create) und ihnen jede Strafe zuzufügen, welche fid nicht auf Leib oder Leben (life or limb) erfiredt. Denn diefe Strafen find in der That ausgefchloffen, mit Ausnahme ber durch diefe Acte mit folchen Strafen bedrohten Verbrechen, welche aber ein» zeln aufgezählt worden, und unter welchen das Verbrechen des Ungehorfams gegen die rechtmäßigen Vorgeſetzten befondere Bemerkung verdient. Viel⸗ leicht möchte es bei einer künftigen, aus vielen Ruͤckſichten bald vorzunehs

menden Mevifion biefer Acte ein. würdiger Gedanke fein, wenn die Weiss '

beit des Parlaments die Grenzen ber militairiſchen Unterwürfigkeit feflfegte, und ausdruͤckliche Kriegsartikel für die Armee, ebenfo wie bieß bei ber Mas rine gefchehen iſt, aufftellte, zumal da nach der gegenwärtigen Derfallang der Adel und die vornehme Claſſe des Königreiche, welche in ihrem Lanbe als Dfficere Kriegsdienfte thun, waͤhrend ihrer Dienflzeit der nämlichen wills kuͤrlichen Regel (rule) untertworfen find. Einer der größten Vorzüge bes englifchen Gefeges ift der, daß nicht allein die Verbrechen felbft, welche baffelbe befttaft, fondern auch bie Strafen, bie es verfügt, beflimmt und allgemein bekannt find; nichts iſt der willkuͤrlichen Meinung überlaflen; dee König theilt durch feine Michter zu, was das Geſetz zuvor verordnet bat, ift aber nicht felbit der Geſetzgeber. Wie fehr follte dieß daher bei - einer Claffe von Männetn berüdfichtigt werden, bern Muth bie Freiheiten ihres Vaterlandes oft gefchügt hat, und welche in der Mitte einer freien Nation nicht in einen Zuſtand der Knechtſchaft verfegt werben follten! Denn nad) Edward Coke ift dieß eines ber weſentlichen Zeichen ber Knecht⸗ fhaft, ein in Verborgenheit gehüllted (concealed) und ſchwankendes Geſetz als Regel für feine Dandlungen zu haben; „‚misera est servitus, ubi jus est vagum aut incognitum.“ Auch iſt biefer Zufland freier Knechtfchaft mit den Marimen einer gefunden Stantöklugheit, welche bei einer freien Nation beobachtet wird, unvereinbar. Denn je größer bie allgemeine Frei⸗ heit ift, welche ein Staat genießt, defto größere Vorficht iſt von jeher nöthig gewwefen, wenn irgend ein befonderer Stand ober ein Gewerbe mit einer Knechtſchaft bedroht wurde. Diefe Menfhen, welche, nad) Montesquieu, die Freiheit fehen, welche Andere befigen, und von welcher fie felbft ausge⸗ ſchloſſen find, find (gleich den Berfchnittenen in den Serails des Orients) geneigt, in einem immermährenden Neide und Haffe gegen den übrigen Theil

Militairs Literatur. 2

jest fo reihen Milltairliteratur war ein ſchon früh gefühltes Beduͤrfniß, das zuerſt Hugo Sempitius duch ein Verzeichniß der zu feiner Zeit vors handenen Schriftfteller über das Kriegsweſen zu befriedigen fuchte; jeboch blieb feine Arbeit (Matbem. Diciplin, lib. II.), wie die mehrerer feiner Nach: folger unvollftändig, bis enblih der Buhhandiee Conrad Walter zu Dresden 1783 eine volitändice Militairliteratur druckte. Diefe ward nıchher von Hoyer in dem 2. Bande der Geſchichte ber Kriegskunſt und 1824 von Rumpf erweitert und vervollftändigt,. und 1832 erfchien als ein Theil der Handbibliothek für Officiere die Literatur der Kriegswiſſen⸗ ſchaften und ber Kriegsgefchichte, bearbeitet von 3. G. von Hoyer.

b. Schriften der Alten über bas Kriegsmwefen nebft ih: zen Ueberfegungen. Die erſten Quellen zur Militairliteratur liefern und die Griechen und Römer; leider aber find bie meiften ihrer Werke verloren gegangen. Homer (von Voß oder Kannegießer uͤberſetzt) gibt uns zuerft Nachrichten von der Kriegsverfaffung der Griechen und anderer Bölker; die Werke des Herodot und Thucy dides geben ſchon fihere Nachrichten hieruͤher. Xenophon befchreibt in feiner Anabafie (überf. von D. Tafel, 12mo, 1828) meifterhaft den Ruͤckzug der 10,000 Griechen 400 vor Chr., und gibt in der Cyropaͤdie (deutfh von Wals jer, 1827) Anleitung zur Errichtung eines Heeres und dann Lehren über die Abrichtung der Pferde (deutfh von Jacobs, 1825). Die erſten Ge ſchichtsſchreiber der Römer waren ebenfalls Griechen, und gedenken beildufig. des Kriegsweſens, fo Diodor von Sicilien, Dionys von Haliz karnaß. Bor Allen aber zeichnet fih Polybius (204 v. Chr. Geb.), der das Kriegswelen der Römer zur Zeit des punifhen Krieges barftelite, durch Fleiß und Genauigkeit aus, und fand an Folard einen trefflichen Bearbeiter. Histoire de Polybe, trad. du grec par Thillier, avec un com- mentaire par Folard, 4to, 1727 (deutſch durch Delsnis). Die Werke bes Strategirus Dnofander griechiſch und Lateinifch (deutfh von Baums garten) und des Conful Frontin Bud über die Kriegsliften (deutſch in Fronsbergers Kriegesbuh) beide im 1. Jahrh. n. Chr., Arrian fhrieb über die römifhe Meiterei, der Römer Plinius II. fpricht im 37 Bud feiner historia naturae (deutfh von Denfo) fo wie Marcus Vitruvius Pollio (de Architectura, 10. Buch, deutfh von Rohde) über die Kriegsmafchinen. Unter dem Kaifer Balentinian (390 v. Chr.) fammelte Vegez (Flavius Vegetius Renatus de re militari lib. 4, in alle Spradyen überfegt) Alles, was über Kriegsmefen gefchrieben worden voar. Jedoch ift er fehr häufig verworren und dunkel.

c. Neuere Schriften über das Kriegsmwefen der Alten. Bon den Schriftflellern , welche in neuerer Zeit zum Berftandniß der alten Schriftitellee von dem Kriegswefen bee Römer und Griehen fchrieben, vers dienen folgende hier der Erwähnung. An der Spise aller ſteht Justus Lipsius de militia romana lib. V., und poliorceticon lib. 5, 1596, 4. Neuere Werke hierüber find von Guischard. Mdmoires milit. sur les Grecs et les Romains etc. 1757, und Memoires critiques sur plusieurs points d’antiquites milit. 8., 1774. Dann Naft Einleitung in die griechiſchen Kriegsalterthümer, 8. 1790. Koepke, über bad Kriegsweien der Gries chen im heroifhen Zeitalter 8. 1807, und K. A. Loehr, über die Taktik und das Kriegswefen der Griechen und Römer, nad) den Quellen bear: beitet 8., 1826.

d. Die Literatur der Kriegstunft nah Erfindung der Buchdruderfunf. Im Mittelalter wurde über die Kctraatuot wenn,

308 Militair:Literatur

werfen, 1810, und endlich Raupach, Theorie ber geographifchen Nege, ober die Projection der Kugelflähe, 1816. c. Aufnehmen und Situationszeichnen. Ueber Aufnahme und Situationszeihnen. Müller, Gebrauch der Zafhenuhren zu Ber: meflungen, 1774 77. Bor Alten aber ift der Sacfe Lehmann zu nennen, der ficherfte und gewandteſte Zeichner bei dem Gebrauch des Meß⸗ tifches,, der feine Erfahrungen 1799 „Darſtellung einer neuen Theorie ber Bezeichnung ſchiefer Flächen im Grundriß, ober die Eituationsbezeihnung der Berge, gr. 8., veröffentlicht. 1812 erſchien deſſelben Anweiſung zum Gebrauch des Meßtiſches. Dann Netto Anwellung zum Aufnehmen mit dem Meßtifch, 1820. Ausführlic behandelt daſſelbe Thema der Major Beder „Das Aufnehmen mit dem Meftifhe im Sinne ber Lehmannſchen Lehranftatt, 1829. Kühne’s Militair. Zeihnen und Aufnehmen ( Hand: bibliothek für Dfficiere, 10. Band), 1829, ift ebenfalls fehr zu empfehlen. Bei der preußifchen Armee ift die ſogenannte Müffling’ihe Zeichenmethode (vom Gen. v. Müffling) eingeführt, wo nicht, wie bei Lehmann, die Gras bation der Bölhung allein dur die Stärke der Striche, fondern durch verfchiedene Bezeichnungen angegeben wird. Verfchiedene noch haben Vorlegeblätter Ddiefer Manier herausgegeben, eben fo 1823 Netto, wobei auch 12 Uebungsblätter der Lehmann’fhen Manier. Herner ift noch in Betrachtung zu ziehen ber Gebrauch des Mikrometers, Scharnhorft, Handbuch, 2. Thl., dann Deder’6 Anweiſung zum Aufnehmen ꝛc., nebſt der Theorie des Meflectors, 1815 , 16, und Poppe Encnclopädie des ges fammten, zue Geometrie, Aftrongmie und Phyfit gehörigen Inſtrumenten⸗ wefens, 1821. GC. Grossmann, die Lehre vom Situationszeichnen, nad rein praktiſchen Anfihten. Breslau, 1833. 1 Band Text, 1 Band Kupfer.

d. Nivellement und Höhenmeffen. Praktiihe Abhandlung vom Nivelliren zc., verbunden mit einer Anweifung zum DVerfertigen der Moor profile, und Hogreve praftifche Anleitung zum Nivellicen, 13800. Zutegt noch über das Hoͤhenmeſſen fiehe v. Humboldt Nivellement du baromeire, 1809, und Wiemann, Anleitung zum Höhenmeffen, 1820.

IM. Organifation, Verpflegung und Disciplin der Ars mee. Sm Allgemeinen ift bier auf die Reglements der verfhiedenen Ars meen hinzumeifen, von denen wir nur, der Merkwürdigkeit wegen, das fpanifhe von Fr. Venturo della Eala, überfegt von Gruben zum Stein 1736, das Dienftreglement für die turfächfifche Infantırie und Gavalerie 1753, und endlid das preußifhe Reglement für die Infanterie, 1752, er: wähnen. Hiſtoriſche Nachricht von den verfciedenen Heereseinrichtungen geben Stenzel: Verſuch einer Gefchichte der Kriegsverfaffung Deutfch- lands im Mittelalter, 1820, und Military Characters of the European armies, 1806

a. Kriegsverfaffung ber verfhiedenen Armeen. Ueber die Drganifation der preußifchen Armee. Zuverlaͤßige Nachrichten von der preußifchen Armee 1760, Geſchichte der preußifhen Regimenter, 6 Thle, 1767, v. Blanckenburg, Schilderung des preuß. Kriegsheeres unter Sriedrih d. Großen, 1795. Die gedrudten Nanıen und Rangliſten der preuß. Armee feit 1756. v. Ciriacy chronolog. Ueberfiht der Geſchichte des preußifchen Heeres , deſſen Stärke und Verfaffung und Kriege frit dem legten Kurfürften von Brandenburg, 1820. Freiherr v. Zedlitz, Staats: kraͤfte bed preußifchen Staates, 3 Bände, Berlin 1829. J. G. Foelix,

da force de l’armee de Prusse, Paris, 1531. Gen. de Caraman, Essi

Militair» Literatur 309

sur Porganisation militaire de Prusse; Paris, 1831. Ueberſichtliche Dam flelung der Militairverfaffung des deutfchen Bundes. Mainz, 1833.

Deftreihifhe Armee. Kurz, Defter. Mifltairverfaffung älterer Zeit, 1825. Cogna zzo, freimäthiger Beitrag zur Befchichte des oͤſtreich⸗ iſchen Militairdienftee, 1779. v. Graefer Annalen ber oͤſtreich. Armee, 1812, enthält die Gefchichte ber ©. ©. Regimenter. v. Bundſchuh, Uc berficht des bei der k. k. Armee beftchenden Milit. Dekonomieſyſtems. 8 Bände, 1813 19. Der Militairſchematismus der oͤſtreich. Armee erfcheint alle Sabre. Bergmayer, Verfaſſung der & ©. oͤſtreich. Armee, 1822, und endlich v. Rittersberg, Hiftorifchemilit. Almanadı bes 16., 17., 18. und 19. SZahrhunderts ze. 1825. Ueber die baierifche Kriegsvers faſſung fiehe v. Zylander, die Heerbilbung, 1820, und Kausler’s Zeite ſchrift für Kriegswiſſenſchaften 2. Heft, S. 242. Ueber das ſaͤchſiſche Her: Bahenfhwanz, Geſchichte und Zuſtand der Eurfächfifchen Ars mee, 1783, fortgefegt ale Namen: und Rangliſte bi auf die heutige Zeit Am reichſten iſt die Literatur über die Verfoffung des fran zoͤſi⸗ fchen Heeres: Michel, Ordonnaces milit. de Louis XIV., etc. 1784. Pinard, Chronologie hist. milit. 1760. Me&moires de M. le Comte de St. Germain, 1779, in Bezug auf die von ihm bewirkte Umformung bes franzöfifhen Militaire. Etat milit. da corps royal de l’Artilerie de France 1780, dgl. du corps imperiale de V’Artil. 1812 und 1815. Isnard, la gens- d’armerie de France, son origine, son rang, ses prerogatives et son ser- vice, 1781. Allent, hist. du corps imperiale du genie, 1805, ift für die Geſchichte der franz. Belagerung fehr intereffant. Boullier, hist. des di- vers corps de la maison des reis de France, 1815. Histoire de l’Ex- garde depuis sa formation en 1805 jusqu’ à son licenciement en 1815 et 1821. St. Chapelle, hist. gener. des institutions milit. de France pen- dant la revolution, 8 Thle., 1824. Annuaire de l'état militsire de France pour 1831. Ueber die Flotte fiche R. Saint Hypolite. hist. de la marine francaise, 1824, und Ph. Gresle, memoir, sur les forces navales de France, 1822. Bon der Formation und Abrihtung der englifhen Armee fpre: den Grose, Military antiquities respectiny a history of englisch army from the conquest to the present time, 4. 1788, 1812. Phipps Mili- tary discipline for the army 1777. The volunteers guide oz complete military instructor, 1804. Charles Dupin, force militaire de la Grande- Bretagne, 6 Thle., 1821. 1. Abth. la force milit. 2. Abth. la force navale. 3. Abth. les travaux civiles des ponts, des chaussdes etc. 6 Thle., 1821.

Ueber die Bildung der ruffifhen. Armee. C. v. Plotho, über die Entftehung, Fortſchritte und die gegenwärtige Verfaſſung der ruffifhen Armee, 1811. X. Cyell, die ruffifhen Mititaircolonien, aus dem Engliihen, 1824.

v. Bahn fchrieb Ueberfiht des Kriegsrechtes des Nordens, befonders Dänemarks, und die 3. Abth. der Mem. du general de Falkenskiold enthält Bemerkungen über den Kriegsſtaat von Dänemark, 1826, aud) deutſch.

Walter Harte beſchreibt im Leben Guſtav Adolph's die Einrichtung des ſchwediſchen Heeres. Ueber daſſelbe ſiehe ferner v. Scharnhorſt, N. Mili⸗ taitjournal, Stuͤck 17.

Ueber die ſpaniſche Heerverfaſſung. Gen. Foy, Geſchichte der Kriege auf der pyren. Halbinſel unter Napoleon, aus dem Tram, von dur: trih, Buch IV. und im III. Buch über die Kriegsverfaflung PHortugelt. Die

402 Militairs Literatur

und Artillerie, 1819, bie reitende und fahrende Artillerie, eine Parallele, 1826, endlich ——— der reitenden Artillerie, 1823, und dis Major v. Deders 6 Eon cine Genıse, 2, Royuen, —— —* das ti v. Bagensky u. Klaa , ‚die preußiſchen Infanteriegetwehre, 1820 und 1829. Beroaldi Bian- ini, * bie Feuer- und Seitengewehre dann alle Gattungen kleinet der oͤſtreichiſchen Armee, 1828. (Der Verfaſſet ift Vorſteher der Wiener Gewehrfabri.) Schmidt, Jäger : und Schügenbüchfe ı. 1827, und Glunder, Einichtung und Gebrauch des kleinen en Hanno: ver, 1829. V. Die Kriegsbaufunft. A. Permanente Kortification.

a) Schriftſteller bis zu Vauban's Zeiten. Eine fehr gelun— gene Ueberficht der Gefchichte der Befeſtigungskunſt gibt Bullen ee —FX der großen Befeſtigungskunſt, 8. 1830, Albrecht Dürer war

der erfte deutſche Scheiftiteller über Fertfiation, „Etliche Untereicht zu Befeſtigung der Städte, Schloß und Fiecken,“ Fol. 1527, Iateinifch. Paris,

-1535. Nach ihm verdient der Italiener Francesco Mari, von 1534 —49 Baumeifter Pabſt Pau’s IM, dann Befehlshaber der des Herzogs v. Parma, genannt zu werden; er gibt in feiner architettum militare 161 Befeftigungsarten an, und wurde 1810 von Ludwig Marino in 4 Bänden mit 104 Kupfern new aufgelegt. Der erfte deutſche Schrift ſteller nady Dürer war Specte, 1589. Die niederländifche Befiflis gungsart brachte zuerft Freitag in ein Syſtem, de architectura milit. nova et aucta. Fol 1631. Ueber die franzoͤſiſche a Errard von Bar le Duc 1617, dann Pagan 1645, und viele

bis in den Kriegen Ludwig’s XIV. Bauban dem Feſtungsbau eine neue Geftaltung gab. Von den Deutfhen ift vor Vauban noh Rimplet zu’hennen. „Ein Zfacher Tractat von den Feſtungen, 4., 1673, und bald darauf die Befeftigte Feffung, Artillerie und Infanterie mit 3 reffen in Vatailtone aufgeftelt;” 11674 1719, weiches Wert Antaß zu. Diem Streitſchtiften gab.

b) Bauban as feine —— ee zu dem hellleuchtenden Genie Vauban, ſen einzelne ften zufammengefaft in Vauban, oenyres complötes, 1779 1794 erfäjienen. In Wauban’s Geiſt ſchrieb Belidor, science des dans la conduite vaux de ſortiſication. 4., 1734. Vauban's Gegner und: Zeitgen: der Niederländer Cöhorn. Er ſchrieb Versterkninge des V; alle syne Buylenwerken. 8,, 1682, deutfd) in Düffeldorf, 1709, 4, u. 1206 nouvalle fortification. tank - pour un‘ terrain, bas, et: humide. queraee et elewe, auch deutſch. Ueber diefe Schrift gerieth er mit einem andern hollns diſchen Ingeniene Pän in Streit.

Bei den Franzofen blieb Vauban das Vorbild; fein Sıflım wurde dur) Cormontaigne, geb. 1692, verbeffert, deſſen oeuvres posthumes, 3 The, 1815 erfhienen, dann buch Foiſſac, oeuvres milit,, du mard- ‚hal de Vauban rectifides et augmentdes. 1792.

<) Scriftfteller über das Tenaillenfpftem. Ueber bie Te: —— ſchrieb Landsberg, nouvelle maniere pour fortifier les pla- ‚ces, '4., la fortification «de tout le monde, 4. 1712, und * an jets ‚des fortifications pour defendre et attaquer les places, 1 730, deutſch

rt

403 Militair« Literatur.

gen. 2. Ausgabe, Berlin, 1830. Selig. fchrieb 1828 „Ueber Strafen: und Brüdenbau.”’ Allgemeine Werke: Dufour, Handbuch der praktiſchen Arbeiten im Felde. Berlin, 1825, und v. Muͤller, praktiſches Lehrbug ber Feldverfhanzungen in Verbindung mit dem Pionnier = und Pontonier: dienfte 1831.

VI. Höhere und niedere Taktik.

A, Niebere Taktik.

a) Infanterie. Die niedere Exercirtaktik enthalten bei allen Ars meen die vorhandenen Reglements. In der Mitte des vorigen Sahrhun: derts mar Alles dem preußifhen Exerciren nachgebildet, und es erfchienen darüber mehrere Werke, wie la tactique prussienne selon les r&glements. 2 Tom. 1749, 67 und 70, und die fchon erwähnten memoires du comte de St. Germain. Früher waren die Werke des Grafen von Sadfen „Einfälle über die Kriegskunſt,“ deutſch von Faͤſch, Fol. 1757, und die Werte von Folard (f. d.) die gelefenften Schriftftellee über Taktik. Auch find bier noh Guibert's Schriften, U Bände, deutſch von Scharnhorft, 1791, und Bärenhorft, Betrachtungen Über bie Kriegskunſt, 1797, 98 und 1827 anzuführen. Mit den Revolutionskriegen, welche fo große Umänte: tung in der Kriegskunſt verurfachten, mußten auch neue Werke über Tak— tie entfichen. Noch den diteren Principien anhängend iſt VBenturini, Lehrbuch der angewanden Taktik. Schleswig, 1798 1801, 5 Bände. Von den neueften Werten der Taktik find: Marquis de Chambrap, über die Infanterie, 1824, a. d. Sranzöfifchen, dann v. Deder, Taktik ber 3 Waffen einzeln und verbunden im Geifte der neuern Kriegführung, 1827, v. Brandt, Taktik (ein Theil der Handbibliothek für Dfficiere), 1833, als die vorziglichften zu nennen. Eben fo die Taktik in den Danbbüchern für Offictere, von R. v. 2. und v. Scharnhorft. Auch verdient der Erwaͤh nung: dv. Poreck, Inftruction zur Abrichtung der Scharfihüsen und die Ge⸗ ſchichte der leichten Infanterie feit der Erfindung des Schiefpulvere, 1824. Kylander, Betrachtungen über die Infanterie, 1827. M. von Miller, Vorleſungen über angewandte Taktik, zum Unterrihe und Selbftftudium. Freiburg im Breisgau, 1833.

b) Cavalerie. Für die Gavalerie erfhien 1804 auf Napoleon’s Befehl ordonnance provisoire sur l’exercice et les manoeuvres de la «n- valerie, dann 1824 de Chollet du cavalier et de son cheval avee des conseils à un jeune officier, v. Rottenburg Elementartaktik für die Reiterei, 1817, v. Brandt, über bie Wiedereinführung der Dragoner als Doppeltämpfer, aus ber Kriegsgefchichte hergeleitet, 1823. Graf v. Bis: markt, Vorlefungen über die Reiterei, 1818. Deffelden Syſtem der Reiterei 1822, Felddienſt der Reiterei, 1820, und neues Schügenipftem der Reiterei, 1824. Reiterbibliothek, 1.— 5. Iht., 1825 1829. Ideentaktik der Rei: terei, 1829. Dann v. Heydebrand, über die Taktik der Cavalerie, von dv. Deder, 1828 wid. mit Kap. IX. dagegen: die Gavalerie mit befonderer Ruͤckſicht auf den Golonnenangriff, 1829.

Unter den Büchern, die die Reitkunſt theoretiich behandeln, nennen wir das v. Braunfhmweig, bie vereinfachte Campagnereitfunft, oder die Soldatenreiterei, 1825, v. Tennecker, Lehrbucd des Pferdehandels und der Roßtäufchertünfte, 1821.

c) Fechtkunſt. Die Bajonetfechtkunſt ift ausführlich behandelt in dv. Selmnig, die Bajonetfechtkunſt 2 Thle., 1825, und Eifelen, Hieb⸗ und ©tihfechten. Berlin, 1830.

Militairs Literatur. 245 B. Höhere Taktik.

An der Spitze der Werke uͤber hoͤhere Kriegskunſt ſteht im vorigen Jahrhundert der Marcheſe v. Santa Cruz y’Mercenado (Reflex, milit. T. IX. 4. 1724); dann ift der jüngere Pupfegur und Montecus culi zu nennen, 1736 in's Deutfche überfegt. „Der Unterricht des Könige von Preußen (Friedrich's 11.) für feine Generate,“ 1761. Unter ben neuem Schriftftellern tritt Heinrich v. Bülow (f. d.) genial hervor, wenn auch feine Sppothefen nicht überall bie Probe halten. v. Bülow, Gelft des neuen Kriegsſyſtems, hergeleitet aus einer Baſis der Operationen, 1799 und 18085. „Grundriß der höhern Kriegskunſt und Beiſpiele für ihre zweckmaͤßige Anwendung, flr bie Generale Der k. €. öftreichifchen Armee mit 25 PL, 1807, wurde unter den Augen des Erzherzog Karl bearbeitet. Gen. v. Loſſow, ber Krieg flr wahre Krleger. Wagner's Grundzüge ber reinen Strategie, 1814, ift mit vieler Einſicht gefchrieben. Baron v. Jomini, trait€ des grandes operations milit., hist. critiques des campagnes de Frederic Il. comparees à celles de ’empereur Napoleon, 6 Vol. 1811. 1813 wuchs das Wert zu 13 Bänden, wovon 1 3 die Feldzüge Frie⸗ drich's IT., 4— 13 aber die der Revolution und Napoleon's enthalten. 1831 erfchlen dazu als Einleitung v. Jomini, analytiſcher Abriß der vorzüglich ften Combinationen des Krieges ıc., aus dem Sranzöfifhen von A. Wag⸗ ner. Erzherzog Karl, Grundzüge ber Strategie, erläutert durdy den Selb: zug 1796 in Deutichland. 3 Bde, 1814. v. Brandt, Anfichten über bie Kriegsführung im Geifte der Zeit. Gen. v. Theobald, die Kunft der gros fin Kriegsoperationen. Gen. v. Valentini, die Lehre vom Kriege, 1. Bb. ber kleine Krieg, 2. der große Krieg. C. v. W. (Gen. v. Müffling), Betrach⸗ tungen über die großen Operationen und Schlachten der Feldzüge 1813 und 14. Napoleon's militalriſche Grundfäge und Anfihten über Kriege: tienft, aus feinen Schriften gefammelt von Kausler, 1827. Sn neuefter Zeit find die hinterlaffenen Werke des Gen. E. v. Claufewig „vom Kriege, 1. 2. 3. Band, Berlin, 1882— 34 das ausgezeichnetfte.

VII Ueber den Seneralftab.

Ueber den Generatftab handelt fehr ausführlich dee Baron v. Gou: gomer, Dienft des Generalftabes im Srieden und Krieg, 4 Bünde, 1802. Dann Grimoard, über den Generalitab der Armeen, 1810, und In- structions für die franzoͤſiſche Schule des Generalſtabes. v. Deder, praftifche Generalſtabswiſſenſchaften, oder Dienft des Generalftabes für die bei einer Divifion im Kriege angeftellten Officiere, 1830.

Weber Zerrainlehre fehrieb zuerft Müller, gebrudt 1807, dann Wackerfeld, allgemeine Terrainlehre, 1825. In neuerer Zeit ift O'Etzel's Terrainlehre 1828 das vollftändigfte Werl. Es ift der 9. Band der Hand: bibliothek für Dfficiere. 1834 erfchien zu Güns: Ant. Vannach, Terrainlehre und Zerrainbenugung.

Ueber Militairgeographie. Hier ift die Militairliteratur noch fehe arm. 1801 erfchien in Breslau unter dem Titel: Beiträge zur Mi: litairgeographie von Europa, von H. G. Hommever, die Geographie der Schweiz. Hahnzog’s Militairgeograpbie behandelt nur die phrfifche Geographie von Europa; fpäter, 1825, erfhien Meinede’s Mititair: geographle, welche ſeitdem 3 Auflagen erlebte; aber auch fie enthält durch: aus Feine militairifhen Betrachtungen. Hingegen fhrieb H. v. Brandt über Spanien, mit befonderer Rüdficht auf einen etwanigen Krieg. Berlin, 1323. In Mainz erfhien 1831 9. v. Adolph, Lehrbuch der Mititair: Geographie von Europa, 1 Band mit Zert, 1 Band Tabeten in Sun. Dos

406. MititairsLiteratun

geographie, oder Eid + und Staatenkunde von Guropa, mit. (peieller. Bes siehung auf ung. Heideiberg, 1833, 2 Bünde. —55 HELM an a Bi bier im bie di

da, Heiner Krieg, ein Handbuch für 10, 2 Bde, von tin v. Meldegg, über das —— 2 * + se

———— en

"vun, a

allgemeine Ueberficht über das der gibt F. v. Kausler: Synchtoniſtiſche Ueberſicht der —— fſchritte der Kriegskunſt und. der gleichzeitigen Quellen. Ulm, find 4 Bände erfchienen, die bis | Dann —— Keirgsgefhichte aller Weller Ulm, 182. Bis jet 3 Bände, und dr ben H cterbuch der Schlachten, Velagerungen und Treffen aller, & Um, 1825, bis jegt 5 Bände erfchienen.

a) Kriegsgefhichte der Alten. Die Griechen Herobot, ee nys v. Halikarnaf, Diobor v. Sicilien, 539 und Rd⸗ nophon find von Tafel, Ofiander und Shwab , Stuttgart, 1826, gut Ri worden. Arion, ber ar Ban nad u be

55* Caſar befehreibt efflic * sr tarũ de bello gallico et civili, cum Hirtii commentario de bello alexandrino et africano, Deutſch von Wagner, 1815, Tacit us befcreibt die Kriege der Nömer von Auguftus Tode bis auf Titus

1827 deutſch duch Hermann und. durch Nicieff-, Die Kriegsgefchichte ber Römer im fortgefegten Bufammenhange findet man in den allgemeinen Ge ſchichten des römifchen Volkes von Goldfhmidt, Niebuhr, gabe, 1828, Rupert i, 1704. Derfelbe ſchtieb auch 1798 ben 2.

Krieg nad) Eivius. Dann fiehe auch ferner: Bötticher, bie an der Karthagenienfer nach den Quellen, 1827. Zan der, der Heereszug Hans nibals über die Alpen, 1828, und Vaudoncourt, hist. des

d’Annibal en Italie pendant la 2me guerre punique, suivie d’un de la tactique des Rommins.et des Grecs, 1812, Für das

bes oſttoͤmiſchen oder See Reihe, Weguelin, histoire uni- verselle et diplomatique, 1 Er erzählt die Begebenheiten von der Teilung de Reichs bis er "Der V. und, XV. Ihl. der. allgemeinen

412 Militairskiterafur.

zuges ber ©. k. oͤſtr. Armee in Italien im Jahr 1799 bis zum Abmarſq der Ruffen, 1822. Der Feldzug 1799 nady dem Abmarfh der Ruſſen. Gouvion St. Cyr. Mem. du gen. Scherer. Precis des operations milit. de l’armee d’Italie etc. Das ausgezeichnetite Werk: Gen. v. Claufe wis hinterlaffene Werke. 5. und 6. Band. 1833 und 34.

1799, in Holland., Mac Carthy, hist. de la campagne faite en 1799 en Hollande, traduite de Tanglais.

Die Feldzüge des Jahres 1800—1801. Sn Deutfdland. Gourvion St. Cyr. Carrion Nisas, campagne des [Francais en Allemagne 1800. Weber ben Feldzug im Jahre 1800 der deutſchen und franzöfifchen Armee, von einem Officer der alliierten Armee.

1800, Stalien und Tyrol. Memoires de Napoldon. Ber- thier, relation de la bataille de Marengo, 1804. Oeſtr. Milit. Zeitſch 1811. Angriff der Deft. auf den Mont Senis, 1821. Macdonald's Zug über den Splügen, 1822. Zeldzug von 1800 in Stalin. 1823 desgl. 1828 desgl.

Der Feldzug von 1805. Die Quellen hierzu find hoͤchſt mangels haft, da von Seiten der Deftreiher wenig hierin gethan iſt. Ueber den Feldzug in Deutfhland: „Darſtellung des Feldzuge Napoleon’s in Deutfchland 1805” mit 28 Plänen. Gen. v. Stutterbeim, Schlacht von Auſterliz. DH. v. Buͤlow, ber Feldzug 1805, militaitiſch und poll: tiſch beleuchtet. 2 Bde. Deftr. Milit. Zeitfhrift, 1822. (Die Schlacht von Aufterlig.)

In Tyrol. Deftre Mitte Zeitſch. 1823. Kriegsgeſchichtliche und Eriegsrwifienfchaftlihe Monographien. 2 Bde. In Italien: von Einfiedel, der Feldzug ber Deftreicher In Stalien 1805. Defte. Mis lit. Zeitſchrift, 1823. Gouvion St. Cyr.

Die Feldzüge 1806 und 1807. Die Franzofen gegen Preußen und Rußland.

C. v. W., Operationsplan ber preuß.sfächl. Armee, 1806. (v. Müffs ling) R. v. 2, Bericht eines Augenzeugen bes Feldzugs von 1806. v. Maſſenbach, Denkwürdigkeiten, dann bdeffelben vollftändiger Bericht von den Operationen ber Armee unter bem Fürften Hohenlohe, und Be trahtungen uͤber die Ereigniffe von 1805 und 1806. v. Plotho, Tage⸗ buch währen.o des Krieges 1806 und 1807. Der Feldzug von 1807 iR theilweife eathalten in v. Sanig Thaten und Schickſale der Reiterei, 1823, 2. Thl. v. Boch, Relation des A. von Heilsberg. N. v. £., Pallas, eine Zeisfchrift für Staats: und Kriegskunſt, und, mie fchon angegeben, (Maj. Schutz) ber Feldzug von 1806 und 1807. Berlin, 1834; ein- zeln ıınd auch ale 7. Band ber Kriege in Europa.

Die Feldzüge von 1809 find befchrieben worden von v. Stuts ter. beim, Geſchichte der öftreih.:frang. Kriege im Jahre 1809, und Pelet, me&moires sur la guerre de 1809.

Der Feldzug in Deutfhland. v. Valentini, Verſuch einer Geſchichte des Feldzuges von 1809, V. ſchrieb als Augenzeuge auf oͤſtrei⸗ hifcher, Pelet auf franzöfifcher Seite. Deſtr. Milit. Zeitfhrift, Jahres gang 1832, Treffen bei Ebelsberg. Cte de Laborde, precis historique de la guerre entre la France et l’Autriche en 1809. Tyrol. Geſchichte, Andreas Hofer's, Anführer der Tproler im Kriege 1809. Bartholdy, der Krieg der Tyhroler 1809.

S$talien. G. de Vaudoncourt, hist. du prince Eugene. Die

laaͤngerſeldzͤge Schill's und des Herzogs von Braunfhmweig

216 Militair:Literatur.

Blatt, Mofftab 1:400,000, und hieraus beſonders Coulon, Mititaizkarte von FSuddeutihland, 20 Blatt. Klein, Militairkarte von Deutſchland, 25 Bl., 1:500,000 ift fo wie Stieler, Karte von Deutfchland, Miederland, Schweiz, 3 Bl., 1:750,000 nod nicht vollftändig erfhienen. Für das nördlihe Deutfhland, Curth’6 Karte vom preußifhen Staate, 12 BL, 1:900,000. Für das füdlihe Deutfhland, Fallon, das oͤſtreichiſche Kai: ſerthum, 9 Bl., 1:864,000.

Frankreich, Weiß und Wirt, Atlas von Europa in 220 BI, 1:500,000 (Frankreich, 25 BL), iſt größtenteils erſchienen. Capitaine, carte de la France, 24 BL, 1:345,600 |

—4

Schweiz Belgien und Holland, in Weiß und Wört’s Atlas. Güffefeld, Karte von Holland, 2 Bl., 1:400,000.

Spanien. Karte der Königreihe Spanien und Portugal, Weimar, 18241, 6 Bl., 1:750,000. Carte de la partie nord-est de l’Espagne (im Generalkriegsdepot zu Paris bearbeite), 12 Bl., 1:345,600.

Stalien. Bauchard, nouvelle carte d’Italie, 7 Bl., 1:450,000,

Rußland. Meueite Karte des ruffiichen Reiche, Wien, 1807, 3 BL, 1:5,500,000, und Reymann, Generaltarte von einem heile bes ruf ſiſchen Reihe, 9 Bl., 1:224,000.

Freiherr von Witzleben, Karte von Weſtdeutſchland, Norbofifrankreic, Süudholland und Belgien in 16 Biättern. Berlin, 1833 35.

B. Speciallarten.

Deutfhland. v. Schmettau, topographifce = Ölonomifche : und militairifhe Karten bes Herzogthums Medienburg : Schwerin, 16 BL, 1:50,000. v. Schrötter, Karte von Oftpreufen, 25 Bl., 1:150,000. Engelhardt, Karte von Oftpreußen, Litehauen und dem Rhaͤtzdiſtrikt. Reymann, Kriegslarte von Schleſien. Engelhardt, Regierungsbezirk Potsdam, 4 Bl., 1:288,000. v. Lecoq, topographiſche Karte von Weſt⸗

phalen, 22 Bl., 1:86,400. Müller, chorographiſche Karte des König reichs Hannover, Dldenburg und Braunfhweig, 35 Bl., 1:152,400. Broker, Ueberfichtökarte des baierfchen Mheinkreifee, 8 Bl., 1:100,000. Karte vom Großherzogthume Heſſen vom G.9. Generatflabe 1:50,000. ift fo wie die Karte von Würtemmberg vom ftatiftifch-topographifhen Buͤreau 1:50 nody nicht vollftändig erfchienen, desgl. Woͤrl, das Koͤnigreich Würs temberg, Baden und das Fürftenthyum Hohenzollern, 12 Bl., 1:200,000. Karte vom Erzherzogthum Deitreih, 31 Bl., 1:144,000, vom Herzog⸗ thum Salzburg, 16 Bl., 1:14,400, der gefürfteten Graffhaft Tyros und Voralberg, 24 Bl., in demfelben Masitabe vom E. k. Gen. Q. M. ©t. Reymann, Deutidhland in 342 Bl., 1:196,000, ift noch nicht vollfläns dig erfchienen.

Sranfreid. Carte generale de la France, lerde geometrique par Mrs. Maraldi et Cassini de Thury, 182 Bl., 1:36,400

Schweiz, Weis, 17 Bt., 1:115,200.

Belgien. Capitaine et Chaulaire c. chorographique de la Belgique, 69 BL, 1:86,400

Holland. Krayenhoff, choro⸗topographiſch Kaart der Moordes lyke Provincien, I Bl., 1:116,000. "

Spanien. Lopez, atlas geogräfico de Espaüa. Aragon 1:380,000. Cataluüa 1:320,000. Navarra 155,000. Guipuzcoa 1:210,000. Alava 1:210,000, Vizcaya 1:240,000.

S$talien. Bacler Dalbe, c. gen. du theätre de la guerre en Italie, 56 BL, 1:259,200. Raymond, c. topogr. milit. des Alpes, 12 Bl., 1:200,000.

Milisair-Mufik 43

Ruslond Heymann, 8 von Eſthland, Liefland, -Rurland und Sem galen, 4 Bil. 1:750,000. Engelhardt, K. vom Koͤnigreich Polen, “BL, 1:710, . |

. w,

Militair ⸗Muſik. Der Gebrauch der Muſik zu kriegeriſchen Zwecken

läßt fich. keiner Zeit und keinem Wolle beſonders zuweiſen; denn er iſt, wie die. Liede zur Muſik felbft, in der Natur des Menſchen begründet. Wenn die. Mufit im gewöhnlichen Leben ben Menfchen erheitert und zur Gefelligkeit aufmuntert, fo weckt eine Eriegerifche in dem’ ermübeten Strei⸗ ter, ja felbit in feinem Mofle, nene Kräfte, ftähle fie zur Ausdauer und entflammt den Much zum Kampfe. Schon bie. älteften Voͤlker bewegten fih, wenn fie zur Schlacht gefchaart waren, nach dem Klange ihrer ein: fachen und rohen Inſtrumente und nad dem Takte ihrer Kampfgeſaͤnge. Bei den Aegyptern finden wir die Trommel, bei ben Griechen bie Lyra, bie Pfeife oder Flöte und das Dorn zu biefem Zwecke. Die alten Deutichen ließen, indem fie die Waffen mit den Schilden über dem Kopfe zuſam⸗ menfchiugen, ihre vom Schalle ber Trompeten begleiteten Schlachtgefänge ertöum; die Spanier ſchlugen ihre Schilde nah dem Takte zufammen. Andere Voͤlker follen fich des Peitſchengeknalles zu einer Kriegsmuſik bedient haben. Bei den Römern, welche die buccina und bie tuba, eine Art von Dofaune, Trompete oder Horn gebrauchten ; hatten, naͤchſt ber Kriegsmuſik, die Toͤne der einzelnen Inftrumente noch befondere Bedeutung; es wurden Signale damit gegeben, 3. B. zum Aufheben des Lagers ꝛc. Im Mite telalter verlor fi) der Gebrauch der Muſik bei den Bewegungen ber Trup⸗ faſt gänzlich, weil damals die bewaffnete Macht nur. aus Meiterei bes

d, die Muſik aber nur beim Fußvolke zweckmaͤßig anzuwenden ifl, ba das Geraͤuſch ſich bewegender, ausgerüfteter Pferde und bewaffneter Reiter fie uͤbertaͤuht. Zuerſt findet man fie wieder gegen Ende bes 15. Jahrhun⸗ derts bei den italienifchen Aventurier oder compagnies J’aventure, einer Art leichter Infanterie, hierauf bei den Sranzofen, die ſich fogar eine Zeit lang der eigen als Muſik ihres Fußvolkes bedienten. So eröffnete 3. B. bei der Belagerung von Lerida im Jahre 1647 das Regiment Champagne die Tranſchee am hellen Tage beim Klange von 24 Geigen. Doch mad: ten die Saiteninftrumente bald wieder den zwedmäßigeren Blasinftrumenten Platz. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts war die Mufit noch fehr eins fa; fie beſtand bei der Infanterie aus Trommeln und Pfeifen, bei der Meiterei aus Zrompeten und Pauken; die franzöfifhen Dragoner bebienten ſich des den Schotten eigenthümlihen Dudelſackes. Hierauf wurde das Dautbois jegt Oboe das bie erite Stimme habende Hauptinftrument der Militairmuſik; aber, obgleih man foger die Mufiter nad ihm Sautboiften benannte, wurde es doch bald durch die volltönendere Klarinette verdrängt. Wie die Mufit überhaupt fich vervolltommnet bat, und wie ber Luxus im Allgemeinen geftiegen ift, fo werden auch jegt weit höhere An: forderungen an die Militairmufit gemacht, als nody vor 30 40 Jahren. Wenn damals eine Bande, wie die Deitreiher das Mufitcorps noch - jet benennen von 10 Mann’ mit einigen Klarinetten und Oboen, einer Floͤte, zwei Fagotten, zwei Hörnern, einer Trompete und hoͤchſtens einer Dofaune fon eine vollftimmige Muſik gewährten; fo muß eine ſolche jest wenigſtens 20 30 Mann ftark fein, um nur Hinreichendes zu leiften. Die unumgaͤnglich nöthigen Inſtrumente find ungefähr folgende: 3 4 Trompeten mit Ventilen oder Klappen; 4 Hörner ebenfalls mit Ventilen; 2 3 Poſaunen; 2 Baßhoͤrner; Serpent, Ophikleid aber Bocx xxX&x800æ

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er Mufit bei dem Sg

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den vermindert wich. Wenn man, wie fonft bei den franz. Garden, jetzt bei vielen oͤſtreichiſchen, namentlich italienifchen Regimentern, bie oben als nöthig angegebene Anzahl der Muſiker Über das Doppelte derfelben erhoͤhet fieht, dann muß man biefm, dem Officierscorps Übrigens noch hoͤchſt Eoftfpieltgen Mißbrauch unbedingt vorausfegen, und kann ihm keinen Beifall ſchenken. Unftreitig find aber auch die Öftreichifhen Muſikbanden in jegiger Zeit nicht bloß die zahlreichſten, fondern audy die beften. . (Recherches historiques sur les musiques militaires,, vom General Bardin.) Ä Militsie= Schulen der Yleuern. Der Zuftand der Kriegsfunft und die Mititabeverfaffung der Staaten haben ben größten Einfluß auf die Erie gerifchen Unterrichtsanftalten, deren Eintihtung mit jenen im Einklange fliehen muß. Im Mittelalter gab es nur Ritter, Knappen und Knechte, bisweilen auch Soldtruppenz die Kriege waren mehr Befehdungen einzelner Fuͤrſten, oder Streifzüge gegen die unruhigen Nachbarvoͤlker. Der ganze Kriegsdienft beftand in einer kurzen Verpflichtung zur Heeresfolge; Ritter und Knappen fämpften vorzugsweile zu Pferde. Die Gefechte glichen zahl: lofen Zweitämpfen mit Lanze, Schwert, Streitart u. ſ. w. Reiten und Fechten waren bie einzigen Uebungen, zu denen ſich ſpaͤter noch das Ziel: fchießen mit der Armbruft gefellte. Die Öffentlichen Kampfipiele (f. Tour: niere), bie dort zu erntende Ehre und Schande, trieben bie Ritter an, ſich im gefchidten Gebrauche ihrer Streitroffe und Waffen zu üben. Epd- ter traten in Stalien Reitfhulen an ihre Stelle, von wo aus fie fi Aber Frankreich, Spanien und England verbreiteten. Die häufigen Angriffe auf Ritterburgen und feſte Städte machten jedoch auch andere Kenntniſſe nöthig, und es mag ſchon damals manchen Ritter gegeben haben, der fi) von Sachkundigen darüber belehren ließ. Die Erfindung der Pulvergefchüge veränderte allmälig die Befeſtigung der Nitterfige und Städte, mithin auch Angriff und Vertheidigung bderfeiben. Die Ueberhandnahme ber Söldner, der Untergang des Ritterthums und andere Mebenumftände hatten großen Einfluß auf die Heerverfaſſung. Das Fußvolk erhielt durch die Thaten der Schweizer und deutſchen Landsknechte mehr Anfehen. Der Adel fuchte DOfficiersftellen zu erhalten. Wer ſich auszeichnen und zu wichtigen Kriege: aͤmtern vorbereiten wollte, mußte mehr tönnen als ein Streittoß tummeln und die Waffen Eunftgerecht führen; ee mußte den Gebraudy der Gefchüge und Musketen, das Verhalten bei der Vertheidigung und dem Angriffe be⸗ feftigtee Orte, die Lagerunft und mandyes Andere kennen. Das war nicht fo leicht zu erlernen; denn die Ingenieure und Artilleriften damaliger Zeit machten aus ihrem faft nur handwerdsmäßigen Wiſſen ein Geheimniß. Die Sürften mußten alfo durch befondere Unterrichtsanftalten die den Dfficieren hoͤchſt nöthigen Kriegskenntniſſe gemeinnüsiger zu machen fuchen. Zu An: fang des 17. Zahrhunderts entftanden daher, zuerft in Dänemark, ſoge⸗ nannte Ritteratademien, in denen Mathematik, Zeichnen, Fortification und etwas Über den Gebrauch ber Gefüge gelehrt wurde. Doc hatten diefe Anftalten mehr die Eintihtung von Gymnafien, und dürfen mit ben ein ganzes Jahrhundert fpäter errichteten Cadettenſchulen (f. d.) nicht in Parallele geftellt werden. in großer heil des reichen Adels zog es. vor, feine Söhne auf Univerfitäten zu fchiden, bei ausbrechendem Kriege aber im Gefolge höherer Befehlshaber „als Freiwillige dienen zu laffen, bis fie nad) Maßgabe ihres Dienfteifers oder wahrgenommener Tuͤchtigkeit eine Officiersſtelle erhielten; die ärmeren Edelleute dienten ald gemeine Soldaten, und fonnten fi‘ nur durch ausgezeichnete Bravour und —8 Bxxxeo⸗ x

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unb fo darf man fi) aud nicht wundern, wenn in den Militairfhulen bee gebildeten Europa’s Veraltetes und Neues neben einander ftehet, ohne ſich des völligen Einklanges zu erfreuen, der gleichwohl als eine nothwenbige Bedingung erfheint. Man ift jedoch ſchon Idmaft zu der Ueberzeugung gelommen, daß die Dfficiere der unteren Grade eines viel höheren Bildungss grades bedürfen ald in früheren Zeiten, und namentlid mit bem tattis fchen Bebrauche aller drei Waffen bekannt, mit den Operationen des Eleis nen Krieges und mit dem Verhalten bei befonderen Expeditionen möglichft vertraut fein müffen. Da ferner das Conferiptionsfpftem die Rekruten vers mehrt, die immer kürzer werdende Dienftzeit aber die erfahrenen Unterofficiere und Soldaten vermindert hat, fo erfcheint der Subalternofficler auch ſchon als Borgefegter in wett höherem Lichte, und muß ber Bildner feiner Unter: gebenen fein. Daß die Böglinge der Gadettenfchulen biefen höheren Anfors derungen nicht gleich bei ihrem Eintritte in die Regimenter genuͤgen könnten, mar fo einleuchtend, daß man faft Überall gleichzeitig die Anordnung traf, fie zuvor als Portepeefähnticd) oder Junker eine Art Noviziat beftehen zu laffen, während fie vorher fogleih als Dfficiere angeftellt worden waren. In Preußen wurden, neben den Gabdetteninftituten, Divifionsfhulen errichtet, in denen man ſich auf das nothwendigſte Bedürfniß militafrifchen Wiſſens befchränfte, dafür aber auf die dienftlihe und technifhe Ausbil: dung die größte Sorgfalt verwendete. Aus diefen Schulen geht der größte Theil ber Officiere ber SSnfanterie und Cavalerie hervor. Um aber talent- volleren Köpfen Gelegenheit zu geben, fid) umfaffendere und gründlichere wiſſenſchaftliche Kennrniffe zu erwerben, wurde die allgemeine Kriege: fhule für Dfficiere gegründet (f. Kriegsſchule, allgemeine), wo duch man zugleich flillfchweigend erklärte, daß nicht alle Dfficiere eine höhere kriegswiſſenſchaftliche Bildung zu haben brauchten, was auch ganz richtig if. In Frankreich wurden unter Napoleon ebenfalls nur 4 der Officiersſtellen durch Zöglinge der Militairfhulen befegt, welche jedoch nicht ganz diefelbe Einrichtung hatten wie in Deutfchland. In den Mleineren Staaten konnte man aus dkonomifhen Rüdfichten natürlich nicht vielerlei Bildungsanftalten für Officiere haben, und fuchte dem Bebürfnig fo gut: als möglich zu genügen, wobei auch Rüdficht auf: die Unterftügung unbe- mittelter Dfficiere zu nehmen mar, deren Söhne die Laufbahn des Vaters zu betreten mwünfchten. Geht man von ber Anfiht aus, daß kein Staat reich genug fei, für die jugendlihe Erziehung feiner künftigen Officiere zu forgen, daß aber das Staatsintereſſe fordere, ihnen-reihhaltige Mittel zu ihrer gründlichen Belehrung wohlfeil darzubieten; fo feheinen die Officiers⸗ bildungsanftalten noch nicht den Standpunct erreicht zu haben, weldyen der Charakter der neueren Kriegführung fordern dürfte. Doc wäre es unndg, bier tiefer in die Materie eingehen zu wollen, da der Zuftand der allge meinen Landesſchulen und vieles Andere in Betracht gezogen werden müßte. Münfdyenswerth bleibt ed aber unter allen Umftänden, nach einer möglichft einfachen und zeitfparenden Officiersbildungsmethode zu fireben, in welcher die wahren Beduͤrfniſſe des Eriegerifchen Wiſſens nicht durch bie Eingebildes ten beeinträchtiget werben *). Nachſtehend geben wie eine allgemeine Ueber: fit der in den verfchiedenen Etaaten beftehenden Militairſchulen, in fo: weit uns biefelben befannt find. Pz,

‚,”) Andeutungen hierüber find gu finden in Rr. 39 und 46 ber Darmflädter Milttairzeitung, Jahrgang 18323 im Berliner Militairwochenblatte, Nr. 862, Jahrgang 1833,

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Söhne bed Adels und der Bürger zahlen 100 Pf. St. Penflon; die von unbe mittelten Officieren dagegen werden bier auf Koften des Staates erzogen. Dee Lehreurfus dauert 3 Jahre. Die Akademie der Artillerie und bes Genieweſens zu Woolwich, geſtiftet 1741, iſt beftimmt, iunge Leute aus allen Klaffen zu Officieren gu bilden. Der Curſus dauert 5 Jahre, die Eleven erhalten täglih 2 Schilling 6 Pence Sold. Das Confervatorium der Artillerie zu Woolwich enthält eine Sammlung von Modellen und eine praktifhe Schule der Artilleriemanövers. Es werden bier Unters officiere und Kanoniere praktifh geübt. Die praktiſche Schule des Genieweſens zu. Chatam, errichtet 1812, bezweckt dem theoretifchen Unterricht von Unterofficieren und Soldaten, als audy von jungen Genies officieren, welche Woolwich verlaffen haben; eben fo werden hier die Genies truppen der oftindiichen Compagnie gebildet. In ben beſtehenden Regi⸗ mentsfhulen werden Kinder von Unterofficieren und Soldaten, beiders tei Geſchlechts, moraliſch und vwifjenfhaftlich erzogen. Die Knaben werden theils zu Unterofficiersfubjecten, theil® zu Handwerkern gebildet. Jeder Res gimentscommandant iſt Director derfelben. Sie wurden 1811 errichtet. Das Militairaſyl zu Chelfen, mit einem Filial zu Southampton, geftiftee 1801, nimmt 1600 Waifen von Unterofficieren und Soldaten unter 4 Jahren an, und erzieht diefelben bie zum 14. Jahre. Mac) diefer Zeit ſteht es den Eleven frei, Soldat zu werden, oder ein Handwerk zu ergreifen. Seecadettenakademien befist England zu Portsmouth, Plymouth, Woolwich, nautifhe und Lootſenſchulen in den meiften großen Städten. Deftreih. Die Ingenieur : Akademie zu Wien. Don den Böglingen, die bei ihrer Aufnahme nicht unter 9 und nicht über 15 Jahre alt fein dürfen, befigen 79 Freipläge; die Uebrigen find Penfionaire, welche jährlich 480 Ft. zahlen. Der Stand der Zöglinge beläuft ſich gewoͤhnlich auf 300 Köpfe. Die Akademie bat einen General zum Localdirector und ſteht unter der Generalgeniedirection. Die Zöglinge find in 8 Klaſſen ein: getheilt, und der Unterricht umfaßt Mathematik, incl. höherer Geometrie, mathematifhe Geographie, Mechanik, Phyſik, bürgerliche und Feſtungs⸗ baukunft, Feſtungskrieg, unterirdifche Befeſtigung, unterirdifchen Krieg, Straßen: und Wafferbaufunft, Taktik und Zeichnen. Den wiffenfchaftlihen Unterricht ertheilen Dfficiere; fremde Sprachen, Reiten, Fechten und Zangen werben von Lehrern und Meiftern bes Givilftandes gelehrt. Die vorzüglich ften Zöglinge werden als Cadetten in das Ingenieurcorps aufgenommen; die andern treten ald Fähnriche, und bie weniger vorzüglichen als Cabetten zu den Regimentern. Die Militairafademie zu Wiener:Neuftadt ift vorzüglich zur Erziehung von Officieren einer befondern Brauchbarkeit, und als eine Pflanzfchule für den Generalquartiermeifterftab und andere wifjenfhaftlihe Corps beſtimmt. Saͤmmtliche Zöglinge find in 4 Compag⸗ nien eingetheilt; fie werden nur in einem Alter von 10 —12 Jahren auf: genommen, und der Curſus hat eine Dauer von 8 Sjahren. Das 4. Zahr ift Probejahr, nach deffen Schlußprüfung die zum Militair nicht geeignet Befundenen entweder im Civil untergebradht, ober ihren Eltern zurädge: [hit werden. Der Unterricht iſt fehr umfaffend, und wird größtentheils von Öfficieren ertheilt. Er befleht in der lateinifchen, franzöfifchen,, italie⸗ nifhen, ungarifchen und polnifhen Sprache, dem Brief: und Geſchaͤftsſtyl, Poeſie, Rhetorik, Philofophie, Moral und Weligion, alter und neuer Geographie, Naturgeihichte, allgemeiner: und Kriegsgefhichte, Statiſtik, Natur-⸗, Privat:, Staats: und Völkerrecht, au dem Nothwendigften vom Militairrecht, reiner und angewandter Mathematik, Phyſik, Artillerie, Feld

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Curſus dauert 6 Brüdenbau feit 1820;

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Bwede der Offierbildung? - Eine allgemeine Kriegsfhutle (f. d.); eine vereinigte I: teriesund Ingenieurfchule; drei Cadettenanftalten; 18 Bi viftonsfhulen und Artillerie-Brigadefhulen. Die vifionsfhufen, wovon jedes Armeecorps zwei befigt, follen ji welche von ihren Negimentern bie Erlaul erhalten haben, die Dit fehute zu befuchen,, auf biejenige Stufe voiffenfchaftticher Ausbild

und zum- Offieier ift. Der Unterricht beginnt den 15. Dit amd fließt den. 15. Juli, wo alle Divifionsfhüler zu ihren

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ruͤckkehten, um fih im praktiſchen Dienfte auszubilden. Der Aufenthalt in ber Divifionsfchule dauert 3 Jahre. In den erften 2 Jahren bereites man fi) zum Portepeefähnricheeramen vor, und im 3. Jahre erhalten bie Portepéefaͤhnriche in allen den Wiſſenſchaften Unterricht, welche zur Officiers⸗ prüfung erforderlih find. Hat der Eraminand nicht genügend beſtanden, fo ift ihm ein 2., 3., ja ſelbſt, aber dann nur ausnahmemeife, ein 4, Examen, nicht aber ber Rüdtritt zur Divifionsfchule geftattet. Nach abgelegter Prüfung treten die Portepeefähnriche zu ihren Truppen zurüd, wo fie noch fo lange bieiben, bis fie das unbebingte Zeugniß der Meife zum Officier erhalten haben. Durch Wahl des Officierscorps werden fie dann zum Officier vorgefchlagen, worauf fie der König dazu ernennt. Ciner jeden Diviſionsſchule iſt eine beftimmte Geldfumme zur Anfchaffung von Inſtrumenten, Büchern und Karten und zu nothwendigen Einrichtungen angewiefen. Die Leitung jeder Divifionsfchule hat eine Direction, beftehend aus einem Director, welcher aus ben Stabsoffidieren oder Kapitains ber Diviſion gewählt wird, und einem Studiendirector, der gewöhnlich einer ber Divifionsprebiger oder ein Profeſſor iſt. Die 3 Cadettenan⸗ falten befinden fi, zu Berlin, wo 240 Gabetten, zu Potsdam und zu Gulm, wo an jedem Ort deren 120 erzogen werben. Außerdem tönnen 72 Pens fionatre zu Berlin und 30 in jede der übrigen Anftalten aufgenommen werben. Die Anftalten zu Potsdam und Gulm bilden die Vorfchule bes großen berliner Sinftituts. In den Sadettenanftalten zu Potsdam und Culm beſchraͤnkt ſich der Unterricht auf die Anfangsgründe der Geographie und Geſchichte, auf Naturgefhichte, Religion und die Elemente der franzöfifchen Sprache. Mit dem 14. Jahre treten bie Zöglinge in das berliner Cadet⸗ tenhaus ein; hier verbleiben fie bis zu ihrem zurüdgelegten 17. oder 18. Jahre, dann erhalten fie nad) Maßgabe des Eramens eine ihren Fählg: keiten und SKenntniffen angemefiene Officer = oder Portepeefähnrichsftelle Sm Fall der Unfähigkeit hierzu treten fie al8 Gemeine In die Armee. Der Unterricht in Berlin umfaßt Mathematik, inc. Zrigonometrie und Stereos metrie, Gefhichte, Geographie, Fortification, Artillerie, Phyſik, Lite⸗ eaturgefchichte und militairifche6 Aufnehmen, beutfche, franzöfiihe und la⸗ teinifhe Sprache, das freie Handzeichnen und das militatrifche Zeichnen. Auch merden bie Gadetten im Tanzen, Reiten, Fechten, Voltigiren und Schwimmen unterrichtet. Bel jeder Artilleriebrigade befteht eine Schule, bern Zweck die Ausbildung von Bombarbierern, Unteroffice: ven und Feuerwerkern zu Portepeefähnrichen ifl. Der ganze Curfus dauert 4 Jahre, während ber Wintermonate, vom September bis Ende Aptit, naͤmlich zwei Sahre in ber erften und zwei Jahre in ber zweiten Kaffe, wo am Schlufje befjelben die jungen Leute die duch ein Examen geforderten Kenntniffe zum Portepeefähnticd erlangt haben können. Es wird auf bdiefen Schulen Mathematit, Artillerie, Befefligungstunft, deutfche und franzöfifhe Sprache, Geſchichte und Geographie vorgetragen, und Unterriht im Plan-, Artillerie-, und fortificatorifchen Zeichnen ers theilt. Sede Brigadeſchule hat einen Stabsofficier oder Kapitaln zum Dis rector; die 3 Feuerwerkslieutenants find ftändige Lehrer, und außerdem noch einige andere dazu geeignete Dfficiere und Oberfeuexwerker. Vers einigte Artilleriesund Ingenieurfhule Zur Ausbildung der Portepeefähnriche zu Officieren des Artillerie und bes Ingenieurcorps bes ſteht zu Berlin eine befondere Schule, deren Curator der jedesmalige Chef oder Generalinfpector der Artillerie und ber Öeneralinfpector ber Feſtungen und Chef ber Ingenieure und Pioniere if. Ein Stabsofficier de Ange

Militair: Schulen. an

amter ber Oberaufſicht des Generalfeldzeugmeiſters und Chefs ber Artillerie; das uͤbrige Perſonal beſteht aus 6 Lehrern, 1 Rechnungsführer, 1 Arzt, 1 Wachtwmeiſter und 2 Aufwärtern. Das Inftitut hat den Zweck, ben Unters Ieutenants ber Artillerie bie geforderten Kenntniſſe ihrer Waffe zu verfchäffen. gen der Aufnahme find: ein vorgelchriebener Grad von Kennt niffen und eine Zjährige Dienftzeit in der Artillerie. Kein Unterlieutenant der Artillerie kann zum Lieutenant befördert werden, ber nicht im Inſti⸗ tut war und das Eramen beftanden hat. Die Eleven erhalten vom Gtaate wur den freien Untercicht und die Wohnung mit Heizung und Lit, eis ben dagegen im Genuß ihrer Sage. Die Gegenftände, welche im Inſti⸗ te vorgetragen werden, find: Mathematik, ſowohl bie reine ald anges wandte, incl Kegelfchnitte und höhere Analyſis, Phyſik, Chemie, Veteri⸗ naͤrkunſt, permanente und pafjagere Sortification, mathematiſche Geographie und Xopographie, Artillerie, ArtilleriesFortification-Kartenzeichnung. Die prak⸗ tiſchen Uehungen umfaſſen: chemiſche Analyfe, Beſichtigung der Pferde, Mecognoecirungen, Beſichtigung ber Gewehre, Verfertigung und Beſichti⸗ gung der Geſchuͤze und Projectilen, Pulverpruͤſungen, Schießen und Wer⸗ ten, Fechten und Gymmaſtik. Jeder Lehrcurſus hat 3 Jahre. Ein laͤn⸗ Verweilen im Inflitute iſt den Eleven nicht geſtattet. Diejenigen, weldye das Eramen nicht befanden, treten in ihrer Eigenfchaft wieder zum Regiment zuruͤck, koͤnnen ſich jedoch wieber zum Examen melden. Die känigl. norwegiſche Militairhochſchule zu Chriſtiania bezweckt Die Bildung der zukuͤnftigen Ingenieur⸗ und Artillerieofficiere, ſo wie im Allgemeinen die Verbreitung höherer Militairbildung. Demnach zerfällt fie in 2 Hauptzweige: Vorleſungen und praßtiiche Uebungen, die fpeciell für den angehenden Ingenieur und Attillerieofficier beſtimmt find, allge: meine Vorleſungen für Dfficiere von allen Waffengattungen und Graben über höhere. militaicifch: wiſſenſchaftliche Gegenſtaͤnde. Die Hochſchule ſteht unter Direction des Chefs des Generalſtabes, der Ingenieur: und Artillerie brigade. Auf Nachſuchen werden Diejenigen Dfficiere als Eleven aufges nommen, weldye nach beftandenem Dfficierderamen an der Kriegefchule we⸗ nigftens 1 Jahr im Dienft gewefen find; außer den ſtudirenden Ingenieur und Artillerieofficieren koͤnnen au, mit Genehmigung der Ditection, eins zelne Dfficiere der Landarmee und der Marine an den Vorlefungen Theil neh⸗ wen. Der Unterricht der Ingenieureleven begreift: höhere Mathematik, incl. analysis infinitorum, Mechanik der feften und flüffigen Körper, Phyfik und Chemie, Ajtronomie und mathematifhe Geographie, Kortification und Minirkunft in ihrem ganzen Umfange, theoretifche Artillerie: und Ponto⸗ nierwiſſenſchaft, Land: und Waſſerbaukunſt, Mititairtopographie, franzoͤ⸗ ſiſche und deutfche Sprache. Der Unterricht ber Artillerieeleven begreift ferner noch: Sortification mit befonderer Ruͤckſicht auf den Feſtungskrieg, Artillerie in ihrem ganzen Umfange. Aufierdem werden die Eleven beider Brigaden im Artillerie: und Kortificationszeichnen,, fo wie in praßtifchen Ars beiten der genannten Wiflenfhaften geübt. Die Vorlefungen für die Offi⸗ ciere aller Waffen finden nur im Winter Statt, und begreifen: Strategie und Kriegsgeſchichte, Fortſchritte in Erfindungen im ingenieur: und Ars tilleriefache, andere militairifhe und technifche Gegenflände. Hierzu find 7 Lehrer angeftellt. Der Curſus dauert 3 Jahre; davon werden zu Vorle⸗ fungen 2 Jahre, bie übrige Zeit zu den praktiſchen Uebungen, militairiſchen Ercurfionen und zu den Ferien verwandt. Dänemark: Das Landcadettencorps beſteht aus 1 Com⸗ manbeue, 1 Rapitain, 1 Prem »Lieut., 2 Sec.:Lieut., 1 Sergeant, & er

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terofficieten, 53 wirklichen Cadetten, 38 Cadetten ohne Gage und 10 Volon⸗ tairs. Won den 53 Plaͤtzen für wirkliche Cadetten find Al ausſchließlich für Officiersſoͤhne beftimmt. Die übrigen 12 nehmen bie königl. Pagen ein, welche theild Officiers⸗, ‚theild Söhne anderer Lönigl. Beamten find. Sie werden auf Koften des Staates equipirt, verpflegt und unterrichtet, und jeder erhält dei feinem Abgang als Officier 100 Rbthlr. zur Equipirung. Die 33 Cabettenpläge ohne Sage find für mwohlerzogene und einigermaßen bemittelte junge Leute aller Stände beſtimmt. Sie muͤſſen ſich felbft equis picen und verpflegen, und zahlen für ben Unterricht jährlich 60 Rbthlir. Zu Volontairs werden Officiersföhne genommen, die bereits als wirkliche Gadetten eingefchrieben,, wegen Mangel an Plägen aber noch nicht ale ſolche aufgenommen werden Eonntn. ie genießen nur den freien Unterricht. Der theoretifhe und praktifche Unterricht umfaßt: die dänifche, deutſche, franz. und lateinifche Sprache, Rechnen und Schreiben, die reine Elementan mathematit und einen Theil der höhern und angewandten, Naturgefchichte, Phyſik, Chemie, Religion, Moral, Logik, Philofophie, allgemeine Ges fchichte, Kriegsgeſchichte, allgemeine, mathematifhe und militairifche Gee⸗ graphie und Statiſtik, permanente und paflagere Fortification, Felddienſt, Gamifonsdienft, Reglement, Taktik und Kriegskunſt, Terrainlehre, milis tairifches Aufnehmen und Groquiren, Dands, Terrain-⸗ und Fortifications⸗ zeichnung, Exerciren, Voltigiren, Schwimmen, Fechten, Reiten, Tanzen. Die Prüfungen beſtehen in einem Quartalsexamen, einem jährlichen Klaſ⸗ feneramen und dem Dimiffionseramen, nad) welchem, im Fall baß den Anforderungen genügt ift, die Anftelung als Dfficier erfolgt; ferner einem Eramen der Ober: und einem Eramen ber Unterofficieröklafie. Das Die miſſions⸗, Pagenklaffen: und Unteroffiderseramen ift ganz ſchriftlich. Im erfteen müflen von 145 ragen und Proben wenigſtens 3, in dem zweiten müffen von 104 Fragen und Proben Z gut beantwortet und ausgeführt fein, im letztern, das beinahe ganz aus praftifhen Aufgaben befteht, muͤſſen deren 33 fämmtlih hinreichend aufgelöft werden. Das Artillerie: Cadetteninſtitut ſteht unter Oberbefehl des Chefs der Artillerie, und wird von einem Xrtillerleofficier dirigirt. Die Anzahl der Eleven be fieht aus 20 Stüdjunktern und 20 Cadetten. Die Erüdjunter ſowohl als die Gadetten erhalten Uniform, Armatur und Unterriht auf Koften bes Staates, müflen aber für alles Uebrige felbft forgen. Dagegen erhält ber Stückjunker eine jährliche Gage von 120 Rbthlrn. und der Gadett 40 Rbthlir. Seder Eleve muß bei feinem Eintritt als Cadett 100 Rbothlr. deponiren, erhält aber bei feiner Ernennung zum Officier vom König 100 Rothlr. und + der deponirten Summe zur Equipirung. Die Eleven find in 2 Klaffen, in die jüngfte Cadettenklaſſe, und in die aͤlteſte Stuͤckjunkerklaſſe, eins getbeilt. Der Unterricht umfaßt: reine und angewandte Mathematik, Phyſik und Chemie, Artillerie, permanente und paflagere Fortification, dänifche, deutfche und franzoͤſiſche Sprache, Religion und Moral, Gefdyichte, allgemeine, mathematifhe und militairifhe Geographie, Garnifons = und Felddienſttaktik, Rechnen und Schreiben, Artilleries, Terrain-, Fortifica⸗ tions= und Dandzeichnen, Aufnehmen und Groquiren, Ererciten, Voltigiren, Schwimmen, Reiten, Zechten, Tanzen. Die Prüfungen beftehen in einem Stüudjunkereramen für die Cudetten, und in einem Öfficierseramen für bie Stuͤckjunker; beide find fhriftlih, und es muß bei dem erſtern der Cadet von 70, bei legterm der Stückjunker von 94 Fragen und Proben twenigftens die Hälfte gut beantwortet und ausgeführt haben. Gemeiniglich dauert der Gurfus 3 Jahre. Außer diefen Inflituten beftcht noch eine Unterweifungee

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der Dfficiere und hoͤhern Staatöbeamten, vom Rath aufwaͤrto, erhalten mit Genehmigung des Könige Aufnahme. Das Dienits und Lehrperfonal beftehe in 1 Generallieutenant als Commandant, 1 functienirenden Stab officier mit den nöthigen Mittelftabsperfonen, 4 Obers, 8 Unterlieutenants als Sinfpectionsofficiere, aus der Armee commandirt, und 23 SProfejloren, darunter 6 Dfficiere der Armee.

Würtemberg. Zur Bildung ber OÖfficiere der Infanterie und Ca valerie befteht eine zum Generalftab gehörige Kriegsſchule. Die Zöylinge werden mit dem .14. bis 15. Jahre aufgenommen, und find in 4 Klaffen eingetheilt. In der erften Klaſſe find fie Obermänner, in ber 2. Feld webel und Wachtmeifter, in der 3. Hberfeldwebel ıc., und in der 4. Lieutenants in der Armee. Sie erhalten den Gold ihres Grades. Waͤh—⸗ rend des Sommers werden die Zöglinge den zu Ludwigsburg garnifonirenten Regimentern zu den praktiſchen Uebungen zugetheilt. In der Artillerie find Anterofficiers = und Bfficierfchulen, welche über die verfchiedenen Theur ber Artilleriewiſſenſchaft ausgebehne find, fo daß fich diefe Waffe ihre Offi⸗ ciere ſelbſt von unten herauf bildet.

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Königreih Sadhfen Das früher beftandene Cadetteninſtitut iſt ſeit dem Auguſt 1835 mit der Attillerieſchule in eine gemeinfame Mili⸗ tairbildungsanſtalt fuͤr alle Waffen vereinigt worden. Die Zoͤglinge fuͤhren die Benennung „Cadetten,“ und haben keinen militairiſchen Rang. koͤnnen erſt nach vollendetem 14. Lebensjahre aufgenommen werden, müuͤſſen koͤrperlich tüchtig fein, und ſich einer wiſſenſchaftlichen Prüfung unterwerfen, wobei bauptfähhlih auf genügende Vorkenntniffe in der Mathematik und deutſchen Sprache gefehen vwoird. Der Lehrcurſus dauert vier Sabre, und erſtreckt fi) auf die nothiwendigften Vorbereitungs⸗ und Kriegswiſſenſchaften, welche überall diefelben find, weßhalb ihre befondere Angabe überflüffig em fheint, da befanntlih das Meifte auf die Behandlung derfelden ankommt. Die Zahl der Gadetten ift auf 95 feftgefegt, wovon jeder jaͤhrlich 150 Thaler für Unterricht, Koft und Bekleidung zu zahlen hat. Außerdem werden auch olontaire angenommen, welche aber das Doppelte zahlen müffen. In Betreff des Unterrichts zerfallen die Cadetten in 2 Divifionen, jede wieder in 2 Subdivifionen; in den legten werden zwar diefelben Ges genftände gelehrt, aber nah Maßgabe der Fähigkeiten und des Bedarfs wer: fhieden behandelt. Nur die Cadetten der erften Eubdivifionen find befähigt, in die Artillerie und das Geniecorps zu treten. Der wilfenfchaftlice Unterricht ift applicatorifch, und wird von 6 Lehrern ertheilt. Für die deut fche, franzöfiihe und englifhe Sprache find 5 Lehrer angeftellt; auferdem noh 1 Schreib:, 1 Fecht⸗ und 1 Zanzlehrer. Zum Behuf ber militai: riſchen Benuffihtigung und Erziehung find die Cadetten in 3 Brigaden eingetheilt; jede derſelben fleht unter einem Subalternenofficier und 2 Gou: verneuren, welche nebft dem Commandanten und einem Stabsofficier das ei⸗ gentliche Dienftperfonal bilden. Diefe Offictere und Gouverneure find zum Theil auch noch mit der Adminiftration befchäftigt, ober ftehen befondern Lehrfichern vor. Die mündlihen Prüfungen merden monatlich, die ſchrift⸗ lichen vierteljährlich abgehalten. Diejenigen Gabdetten, welche in der Abgangs⸗ prüfung beflunden haben, treten als Portepeeiunter in die Megimenter ; wer durchgefallen ift, muß feiner Dienftpfliht als Gemeiner gentgen, wenn er nicht von der Stellvertretung Gebrauch machen will. Die Portepee: junfer des Geniecorps haben zu ihrer weitern Ausbildung noch einen be: fondern Eehreurfas durchzumachen. Um ſolchen jungen Zeuten, weiche in

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liche und Unkriegeriſche lebten in Echande; Verraͤther und feige Fluͤchtlinge wur⸗ den an den Bäumen aufgehängt; wegen geringer Vergehungen mußten bie Schuldigen eine Zahl von Pferden oder andern Viehes zur Strafe geben, wovon ein Theil dem Zürften oder der Völkerfchaft, und ein Theil dem Beſchaͤdigten oder deffen Verwandten zugeeignet wurde. Tacitus de mor. Germ. cap. 12.14, und 31. Bel dem Nationalheerbann fand die Strafe der Achterklärung gegen diejenigen Statt, welche den Schild verloren hatten. Während der fernern Aus: bildung des deutſchen Kriegsweſens, beſonders feit der Errichtung ftehender Heere, wo den vorermähnten Militairverbrechen noch die Verbrechen der Inſub⸗ ordination, der Meuterei, des Raubens und Mordens, der Schändung der Frauen und Jungfrauen u.f. vo. hinzutraten, wurde zwar die Zahl der Militair⸗ ftrafen nicht fofort vermehrt, die bereite uͤblichen Leibes Ehren: und Lebens⸗ ſtrafen wurden jedody den einzelnen Verbrechen, im allmäligen Gange der Fortbildung, mit Beſchraͤnkung der twillkürlihen Anwendung, genauer und beitimmter angepaßt. Seit dem dreißigjährigen Kriege, wo die deutfchen Fürſten anfingen, ihren Truppen befondere Kricgsartilel zu geben, vermehrte ſich auch die Zahl der Militairſtrafen, welche zum Theil mit der fortfchrefs tenden Culture wieder außer Gebrauch kamen, zum Theil aber jegt noch üblich find. Zu erſteren gehören die Strafen des Reitens auf dem hoͤlzer⸗ nen Pferde oder Efel, auf den Geſchuͤtzen bei ber Artillerie, wo dem Vers urtheilten Kugeln an bie Beine gehängt wurden, des Stehens auf dem .Pfahl, wobei der Berurtheilte mit einer oder beiden Haͤnden an einem Pfahle hoch angefchloffen wurde, und mit den Süßen auf gefpisten Pfählen ftehen mußte, des Tragens der Sturmhaube, des Staupenfhlags und der Landes⸗ verweifung, der Brandmarkung , des Abhauens der Hand, als Verſtaͤrkung bei der Zodesftrafe, wegen Widerfeglichkeie gegen Vorgeſetzte, die Strafe bes Adfchneidens der Naſen und Ohren, bei folchen, die fih um Gewinnſtes willen zur thätlihen Mißhandlung Anderer hatten brauchen laffen, die Strafe des Sprengers, womit befonders die Trunkenheit und ähnliche geringere Vers gehungen beftraft zu werden pflegten, die Strafe des Aufhängens an dem vor den Hauptwachen errichteten Soldatengalgen u. |. mw. Dagegen find von den damals aufgekommenen Mititärftrafen hie und da noch jetzt uͤblich: die Strafe des Gaffenlaufens durch Spigruthen oder Steigleder, ber koͤr⸗ perlihen Zuͤchtigung des Fuchtelns oder Schlagens der Unterofficiere mit der Klinge des Seitengewehrs, ded in verfchiedenen Graden ſich abflufenden Arrefts, bald mit Verfhärfung durch Krummſchließen, bald mit Beſchraͤn⸗ tung ber Koft auf Waſſer und Brod; die Strafe des Slinten:, Mantel, Sattel: oder Kugeltragens, der Degradation, der Ausſtoßung aus dem Sols datenftande mit oder ohne Öffentliche Beſchimpfung, der Vermögensconfiss cation, die Spannung der den Truppen in’s Feld folgenden Soldatenweiber in: die einfache oder doppelte Fiedel, ein für eine oder zwei Perfonen mit Deffnungen für den Hals und die Dandgelenke verfehenes Heines Bret, wel⸗ ches fie mit durchgeſtecktem Kopf und aufwärts durchgeſteckten Händen vor dee Hauptwache eine oder mehrere Stunden auf der Schulter tragen müffen, um verlbte Meine Diebftähle, Snjurien und Zänkereien; ferner die härteren Freiheitsftrafen in Feſtungen, Strafhaͤuſern, Strafbataillonen oder Strafs compagnien, Anftellung bei Öffentlichen Arbeiten, die Caffation, unfreiwil⸗ lige Dienftentlaffung, die Strafe des Erfchießens u.f.w. Die Militair⸗ ſtrrafen zerfallen: in Todesſtrafen, Freiheitsftrafen, Ehren: firafen, Keibesftrafen, VBermögensftrafen und Disciplinar- firafen. 1. Zodesftrafen. Die eigenthümliche Zodesflrafe der Solda⸗ ten ift die des Erfchießens, oder dee Kugel vor den Kork. Er

Grade, in neigen

und gelinderen, a nad 23 hr h t > IBig verfcieden. Die härteren Sreiheitsftrafen der. Umterof- ficiere und Gemeimen haben weh, ent we der ge id ftreng

Dirt. Ei entlichen Arbeiten ZenaReaen fir Beryhangen vn a X

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Militaiv-Strafen.

Hi 8 {7

Im immer onmendbr ind, ann —— mg. un jerurtheilung' zu

Feftungsarreft genannt, Statt, Die wirt

on Mititairfteafgefege: unterfcheiden 3 Grade. Bei verfterem ift ber

leichteſie derſelben gelinder Seflungsarrreft mit ——

freiheit (erſter Grad), wobei der. Verurtheilte innerhalb: der: Zeft

kann, und ihm die Sorge für feinen Unterhalt aus eignen 9

—— sn m, A am m dm Reh (m nem m wird

Be freie, Herumgehen * RÜRRGE

firenge Feſtur (zweiter N iſt bei. den würtemb., der. Freiheit, für den Unterhalt aus eigenen Mi nothbürftigen. Erhaltung ausgefegten Betrag felbft zu forgen, mit Zimmers arteft verbunden, doch fo, daf der Werurtheilte fich täglich eine, innerhalb. der Seflung unter Auffiht machen darf; bei den fächf. iſt dee. zweite Grad, wobei, der Verurtheilte unter Aufficht in mit der Uebergehung im Avancement, während zeit, und dem Verluſte des dritten Theils des Tractements verbunden zuruͤckbehaltene Theil des letztern wird jedoch, nach dem Abzuge tung für den Stellvertreter, der Familie des Beſtraften ausgeantwortet, und aur, wenn er feine Familie hat, für den. Penfionsfond eingezogen. Das Gefängniß innerhalb der Feſtung (dritter Grad) befteht bei dem würtemb. —— in enger Verwahrung im einſamen Gefangniß mit der Koft eines Gefangenen, auf die felbft der bemittelte Werurtheilte ift; ei, den ſaͤchſiſchen Truppen wird der erfte Grad in einem. nen Zimmer und iſt mit Uebergehung im Avancement der Strafzeit, und. dem Veriuſte der Hälfte des Tractaments die Dauer. deffelben Über ein Jahr ziehst jedesmal den, Verluft der —* fih. Die leichtere Freiheitoſtrafe der Officiete iſt Arre. Die preuf. ‚unterfcheiden den Stubenarreft von dem Arteft in befondern Dfficierarreftftube,. und Dr: haß jede graen Hffiene, verhängte Arreſtſtraſe den P

Hl

53

und fann nad) Befinden. eine ‚Cchildnache wor: Die Khüre v

Militair: Strafen. 480

DIE Als Ehrenſtrafen, melde den Zweck haben, entweder bie durch ein mit Verlegung ber Standesehre begangenes Militair⸗- ober gemeines Verbrechen, an den Rag gelegte Unwürdigfeit, dem Mititatrflande ane zugehören, für immer auszufprechen, oder die in Folge anderer Strafen, oder fonft beim Heerweſen zu Seachtenden Rüdfichten entftehende Unfähigs Leit zw Fortfegung des Kriegsdienftes für immer, oder zum Genuffe gewiſſer Ehrenrechte für beftimmte Zeit auszubrüden, ober efne, durch Feichtere Vergehungen ober Teichtfinniges Verhalten bezeigte Gleich⸗ giltigkeit gegen die Standesehre mittelft vorübergehender Verwun⸗ dung des Ehrgefühls anzuregen, beftehen bei den deutfchen Truppen: bie Gaffation der Dfficiere, ‘ober Dienftentfegung mit oder ohne öffentliähe Befhimpfung, welche in beiden Fällen die Unfähigkeit zu ferneren Kriege: und Staatsdienften nach ſich ziehet. Die öffentliche Beſchimpfung gefchiehet bald durch Zerbrechung bes Degens durch den Henker, bald durch Anfchlas gung oder Anheftung des Namen oder Bildniſſes des Verurtheilten an dem Galgen oder die Schandfäule, bald durch Öffentlichen Ausruf unter Trom⸗ melfchlag ober Trompetenſchall bei den Regimentern eines Heeres, bald buch Bekanntmachung in den öffentlichen Blättern u. f. w. Sie gehet je dee Strafe, welche durch Henkers Hand vollzogen wird, voraus. Die Dienftentlaffung oder unfteirsillige Auflöfung des Militairdienſtbandes ohne förmlichen Abfchied. Dee Verluſt der Stelle, oder unfreirsillige Dienftentlaffung mit Abfchied, batd als ferbftftändige Strafe, bald als Folge einer andern, mit ber Kortfegung des Kriegsdienftes nicht vertraͤglichen, ber Ehre jedoch nicht zu nahe tretenden Strafe, ober ‘anderer, nach Beſchaffen⸗ heit der Handlung, mit den im Kriegsbienfte geltenden Grunbfägen in einz zelnen Källen nicht zu vereinbarenden Rüdfihten. Die Herabfeguds um eine oder zwei Stellen kann bei ben fähfifchen Xruppen im Felde ftatt eine® verwirften 3 oder Ömonntlichen Arreſts verfügt werden. Die Uebergehung im Avancement hängt, nad, den würtemb. Kriegsge⸗ fegen zwar von ber Beſtimmung bes Könige ab, kann jedoch von den Kriegsgerichten, unter Anführung ber Beweggründe, beantragt werden, menn diefe Art der Beſtrafung gegen einen Officer wegen tadelnswerther Auf- führung flr angemeffen erachtet wird. Der Verweis kann gerihtlid ober außergerichtlich durch die Vorgeſetzten, und zwar legteren Falles bei der preuß. Armee in einer vorgefchriebenen Stufenfolge, zuerft ohne Zeugen, ſodann bei verfammeltem Officiercorps in ernfthaften ‚"iedoch nicht befhimpfenden Ausdrüden, und endlic mit Bekanntmachung bei dem fe: gimente oder dem Bataillon, ober der Brigade, oder der Divifion, und mit Einverleibung in die Parolebücher, ertheilt werden. Die Degradation der Feldwebel, MWachtmeifter, Oberfeuerwerker, Sergeanten, Corporale und Gefreiten zu Gemeinen gefchieht nach wuͤrtembergiſchen Gefegen entweder auf immer, oder auf eine beftimmte oder unbeflimmte Zeit, nad) fächfifchen Gefegen nur auf beflimmte oder unbeftimmte Zeit, nach preuf. Gefegen ohne alles Zeitmaß, als gänzliche Degradation. Mac letzteren werden Feldwebel, Wachtmeifter, Oberfeuerwerker und Unterofficiere, ftatt einer ver- wirkten Seftungsjtrafe von 3 bi8 6 Monaten, zu Gemeinen begrabict; bei höheren Feftungsftrafen wird die Degradation Felbivebeln, Wachtmelftern und Oberfeuerwerkern für Gmonatliche, und den Unterofficieren für Imonats liche Seftungsftrafe angerechnet. Bei den mürtemberg. Truppen Binnen Oberfeldwebel und bie ihre® Ranges zu Feldmebeln, und diefe zu Obermän: nern degradirt, und es muß die Degradation, welche als felbftftändige Strafe, oder in Verbindung mit andern Strafen (wie ſelhes au KA ven yo.

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Militair⸗Strafen. 243

denjenigen, weldye den Namen Gottes, ber heiligen Jungfrau und ber Heiligen läfterten; Geldftrafe, Verbannung, Peitfhenhiebe, Brand: markung, Gehaltseinziehung, Gütereinziehung, Dienftentfegung, Verluft des Adels, Gefaͤngnißſtrafe, Spigruthenftrafe, womit unter andern diejenigen befttaft wurden, welche fich des wiederholten Gebrauch® anderes, ald aus dem töniglichen Pachtämtern. bezogenen Tabaks fchuldig gemacht hatten ; Galees renftrafe auf Zeit oder Zeitlebens; Verluſt der Nafe, Ohren und Haare. Die in bie Provinzen des Königreich entwichenen Deferteuce wurden, nach⸗ dem ihnen Naſe und Ohren abgefchnitten, die Haare abgefchoren, und auf beiden Baden bie Lilien gebrannt worden, in Eifen gelegt, und in bie nächfte Stadt, durdy welche die Kette ging, ald Gefangene abgeliefert, um nad) üblicher Weife an folche angefchloflen, und auf Lebenszeit zu den Ga⸗ leeren abgeführt zu werden. Der Strang, womit infonderheit bie Defertion zum Seinde geahndet wurde. Die Strafen flr die Defertion waren fo uns nachfichtlich,, daß ſelbſt der fonft übliche Gebrauch, vermöge befien ein Cri⸗ minalverbrecher, wenn ein Mädchen zu einer ehelichen Verbindung mit ihm fi) bereit erklärte, Anfprud) auf Begnadigung hatte, nach dem Geſetze vorgen der Deferteure vom 1. Juni 1668, keinen Auffchub eines Rechts: ſpruchs gegen einen Deferteur bewirken follte. Jeder Mufterbetrug, gleich- viel ob der eingefhobene Mann wirklich Soldat, jedoch zugleich Diener eines Officiers von der nämlichen Compagnie, oder ob er nicht Soldat, und nur daflıe ausgegeben worden war, wurde an dem untergefchobenen Dann mit Abfchneiden der Nafe auf der Stelle geahndet. Niederreifung der Häufer und Niederfchlagung der hochſtaͤmmigen Waldungen der Verbrecher, womit infonderheit ausgetretene Duellanten, deren Diener, wenn fie Derausfotdes rungen wifientlic getragen, unb ihre Derren auf den Kampfplas. begleitet hatten, der Strafe der Peitfchenhiebe und der Brandmarkung unterlagen, beftraft wurden. Code militaire ou Compilation des Reglements et Ordon- nances de Louis XIV, par Chevalier de Sparre. à Paris, 1708. pag. 147 183. et 408 496. Die neuere Tabelle der franzöfifhen Militairſtrafen während der republilanifchen Verfaffung und der Kaiferregierung ſtellt menſch⸗ lichere Strafen auf, und zwar bei der Kandarmee: die Zodesftrafe des Erſchie⸗ fens, die Galeerenftrafe, das Rugelfchleppen, öffentliche Imangarbeiten, Eifens ftrafe, Zwangarbeit, Einfpereung, leichten, ftrengen und ſchweren Arreſt, Dienft- entfegung und Caſſation, $ortjagung von den Truppen, Ausftellung der Mas rodeure, Seldftrafe und bei den Truppen ber Marine: außer der Todesſtrafe des Erfchießens, und den Strafen der Galeeren, der Zwangsarbeit und der Caſ⸗ fation, die Anlegung an den großen Maft, Schläge mit der Boyleine, welche höchftens durch 30 Mann voliftredt, und im Außerften Falle nur auf ein Amaliges Laufen durch die Gaſſe ausgedehnt werden kann, das Herabwer⸗ fen vom Verde, wobei der Verurtheilte höchftens nur 3 Mal in das Waſſer getaucht werden darf, und zugleich beftimmt ift, daß jeder mit den Strafen der bouline und der calle belegte Marineofficier, durch die Verurtheilung feibft, feines Officiergrades verluftig, und auf den niedern Sold des Matros fen herabgefegt ift, Schläge mit dem Seile der Schiffewinde, Kettenftrafe, Sefängniß: oder Eifenftrafe auf dem Verde für länger ald 3 Tage, Stel lung an das, Halseifen, Zurüdfegung im Grade oder Sold. Code des delits et des peines pour les troupes de la republique, du 21. Brumaire an 5, et Extrait du decret de l’Assemblee nationale des 16. 19. et 21. Aoüt. 1790. Guide des juges militaires par Perrier, a Päris, 1808, page 198 211, et 433 442. Bel der englifchen. Armee find die Stra⸗ fen, auf welche von den Courts-Martials ertannt werden Toon, wer rt

in Bm Come und Ati are. —— ER

ift in allen feinem gen beftimmt, zuverläffig und ſpricht, ſchreibt Würde —— det ‚ohne Complim Anftand

een duct der Geiftesbildung, und-fann nicht wie eine befondere erlernt werben. Gut und fließend ſprechen

der Gedanken und

il 3 : BE & se Di

—— —— a —— aller chen Dinge, damit keine weitere Anfeage noͤthig werde, wehhalb man

Nilitair- Topographie 44

ſtets in bie Lage des Empfängers verfegen muß, ber nicht Alles das wiſſen kann, was ber Schreiber weiß. 5) Hinfichtlich der zu wählenden Ausdrüde muß das Verhaͤltniß zu der Perfon, an welche man fcheeibt, und ihre Bil⸗ dungsgrad und ber Gegenſtand, Über welchen man fchreibt, genau erwogen werden. Es gibt Ausdrüde, die fich der Niedere gegen den Höheren nies mals erlauben darf, shne den Anſtand zu verlegen; 3. B. „Ich wuͤnſche, dag ꝛc.“ „ich erſuche Sie ergebenft ꝛc.“ Ruͤckſichtlich der Verhältniffe koͤnnen alle Dienftichreiben in folgende drei Claſſen getheilt werben: I. Schreis ben an Vorgeſetzte, 11. an Untergebene, III. an Perſonen, mit denen man zroar in dienftlichen Verhältnifien ficht, doch aber weder Befehle zu ertheiten, noch von ihnen anzunehmen hat. ine befondere Claſſe bilden die Hoͤflich- keits⸗ und Glüdwünfhungsbriefe an Kammeraden. In Betreff bed Ge: genftandes unterfheidee man I. Meldungen und Rapporte, Vortraͤge, Anfragen, Rectfertigungen, Geſuche, Relationen, verlangte Abhandlungen über techniſche Gegenftände ober Gutachten, species factiu.f.w. II. Be fehle, Inſtructionen, Verweiſe, Genehmigung oder Verweigerung von Ges ſuchen u. ſ. w. II. Dienftlihe Mittheilungen (Communicate), Auffordes eungen, Anzeigen u. |. m. Obgleich in jeder Armee über die bei An- fertigung ber verfchiedenen Dienftfchreiben zu beobadytenden Kormalitäten jpecielle Vorfchriften bejtehen, fo ift doch im Allgemeinen zu bemerken, daß hierzu ftetö gutes Papier und fchwarze Dinte genommen werden muß; außer: dem verlangt man faubere Schrift ohne Schnörkeleien und Abkürzungen, Gorrectheit, richtige Zitulatur. Richt geftatter oder vielmehr unanftändig it das Ausftreihen, Radiren oder Einfchalten von Wörtern. Es gibt zwar viele fogenannte „Anleitungen zum Militairſtyl,“ aber die Mehrzahl diefer Schriften ift veraltet. Das neuefte und empfehlenswerthefte Buch ° diefer Art ift „der Adjutant oder der Militairgefcyäftefiyi von Rumpf, Berlin, 1826, obwohl der Styl ſelbſt darin nicht immer als muftechaft eriheint *). Da der wefentlichfte Inhalt der meiſten Dienftichreiben fidy haupt: ſachlich auf die bejlchenden Dienjtvorichriften gründet, die in jeder Armee verjchieden, auch haufigen Veränderungen unterworfen find, oder ſich auf Thatſachen ftügt, die erjt erörtert werden müffen, wobei die Intelligenz des Schreibenden das Beſte thun muß, fo erklärt ſich's, daß die Abfaffung einer Xheorie des Mititairdienftjtnls ihre großen Schwierigkeiten hat, und immer nur mehr einen localen Werth haben kann. Pz.

Militaie = Topograpbie. Sie verhält ſich zur Militairgeographie wie das DBejondere zum Algemeinen, und beicaftige ſich vorzüglich mit genauer Beſchreibung foldyer Zerraintheile oder Gegenflande, weldye ſtrate⸗ gifdyen oder taftifchen Unternehmungen förderlich oder hinderlich fein können. Wenn 3. B. in der Geographie Enypäffe und Brüden nur im Allgemeinen als Uebergangspuncte angegeben werden, fo iſt es Sache der Zopographie, die Beſchaffenheit derfelben genau zu beſchreiben. Eben fo verhält es ſich mit den einzelnen Stra;en und Gewaffern, mit Ebenen, Wäldern, be: wohnten Orten u. f. w., mit den oͤrtlichen Dinderniffen , weldye Culture und Induſtrie gefchaffen haben. Die Art der Beichreibung ift bei den einzelnen Zerraingegenfländen angedeutet worden. Ganz bejondbere Aufmertfamteit verdienen die Gewaͤſſer; denn während mancher Fluß auf der Karte ale ein

*) Zur Selbſtdelehrung für Unterofficiere ſchrieb der Fön. ſaͤchſ. Oberlicutenant Dertel, unter dem Titel: „Meldungen und Rapporte für Unterofüciere‘‘ x. Erippig, 1885, ein Wertchen, weiches diefem Zwece vrlig entipriät.

448 Militair⸗Verbrechen.

großes Hinderniß der Bewegung erſcheint, bietet er wegen ſeiner flachen Ufer, geringen. Tiefe kaum nothdürftigen Schutz; hingegen kann mancher durch eine ſchwache Linie angedeutete Bach ſelbſt von Infanterie nicht ohne Laufbrüden uͤberſchritten werden. Zur leichteren Darſtellung der tope geaphifhen Phyfiognomie hat man das Terrain befonders claffificirt (fiehe Terrain). Die Mitlitaietopographle ift ihrer Natur nad, fehr verändern ih, kann überhaupt nur durch ganz fpedelle Recognoscirungen (f. b.) ergänzt werden, fo wie biefelden die dazu erforderlihen Materialien liefern muß. Sie hat in neuerer Zeit durch gefchidtere und mannidyfaltigere Be nugung des Terrains mehr Einfluß auf die Operationen erhalten, und ver: dient daher audy ein forgfältigeres Studium. p Ze

Militair ⸗æVerbrechen. Aus bem Begriffe eines gemeinen Vers brechens, worunter jede das Recht eines Andern verlegende, und durch ein Strafgeſetz bedrohete Handlung verflanden wird, ergibt fih der Be

- griff eines Militairverbrehens, in fofeen die rechtöverlegende Hand⸗ lung auf!den Kriegsſtaat und die dazu gehörigen Individuen, ſich beziehet. Unter Mititairverbrehen ift daher jede das Mechtsgebiet des Kriege: ſtaates verlegende, und duch ein Militairftrafgefeg mit einer Strafe be drobete Handlung einer Militairperfon zu verftehen. Pflegen auch im Kriege fremde Landesbewohner, wenn fie Handlungen begehen, bie dem Rechte des Kriegsſtaats widerfprechen, ebenfalls vor den Militairrichter gezogen zu wer ben, fo beruhet dennod) die Befugniß, dahin bezüglihe Strafgefeke zu ex laſſen, nicht auf der, über die Grenzen bed eignen Staatsgebietes nicht binausgehenden, gefeggebenden Gewalt eines Staates, fondern auf dem burd) allgemeinen Kriegsgebrauch begründeten Rechte der Noth wehr, welches dann eintreten muß, wenn das Recht des mit Beleidigungen Seiten frems der Unterthanen bedroheten Kriegeitaates In den Strafgeſetzen des fremden Etaates eine zureichende Gewaͤhr nicht findet, und der Kriegsherr ſich die Aufgabe zu ftellen bat, fein Rechtögebiet auch gegen ſolche Störer im vor: aus zu fhüsen, und nach dem Mechte der Nothwehr zu behaupten , letztere jedoch, um der Willkuͤr vorzubeugen, durch geeignete, für fein eignes Krieges heer verbindliche Geſetze, wonach das Recht der Nothwehr gegen Fremde ausgeuͤbt werden fol, in beflimmte Grenzen einzufchließen.. Der Soldat hört ducch feinen Eintritt in den Militairſtand nicht auf, den Verpflichtums: gen gegen den Stat, dem er urfprünglich angehört, oder in welchem er des Militairdienftes halber getreten ift, unterworfen zu fein, und kann da⸗ ber durch feine rechtswidrigen Handlungen bald das Rechtsgebiet bes Staates ſelbſt, bald das Recht des Kriegsftantes verlegen. Sm erfteren Kalle macht er ſich eines gemeinen Verbrechens ſchuldig, und verfällt im die auf bie ges meinen Verbrechen gefesten Strafen, welche jedoch in foweit, als bie Ber: haͤltniſſe des Soldatenflandes ſolches nothwendig machen, verändert und verwandelt werden koͤnnen. Im lesteren Falle begehet er ein Militairvers brechen, und unterliegt den Militairftrafen. Je nachdem die Nechtsverleguns gen mehr oder minder wichtig find, und bas Maß der Strafen, woburd ihnen entgegengewirkt werden fol, größer oder Kleiner ift, ftellt fih ein Uns terfchieb zwiſchen MilitairsVerbrehen und Militair-Vergehun⸗ gen, und zwifhen Disciplinar- Bergehungen hervor. Erſtere fallen der Unterfuhung und Beſtrafung durch richterliches Eingreifen, oder der Ers Örterung und dem Erkenntniffe durch Erieges= oder flandesrechtliche Com⸗ miffionen anheim, letztere werden von den Militairvorgefegten ohne gericht: Kies oder buch Commiſſionen erfolgendes Einicreiten geahndet. Das

MilitairsBerbrechen. 447

Beftehen des Kriegsſtaates beruhet auf der Treue feiner Inbividuen, auf dem Dienfigehorfam im Kriegsheere, auf der Erfüllung der For⸗ derungen ber Stanbesehre, und auf der Beobachtung der Dienft- ordnung, in Abfiht auf die Verrihtung ded Militairdienſtes, und das dienſtliche und außerbienftliche Verhalten feiner Individuen überhaupt. Dem Rechte des Stantsoberhaupts, zu feiner und des Staates Innern und dus Bern Sicherheit, eine bewaffnete ⸗Landesmacht zu halten, womit er zugleidy die Eigenichaft eines Kriegsheren annimmt, fliehen jene Bedingungen, von denen dad DBeitehen des Kriegsitantes abhängt, als Pflichten der Sol daten gegenüber, durch deren Verlegung der Rechtszuftand des Kriegsſtaates geftört wird. Hiernach zerfallen alle dieſes Mechtögebiet verlegende Dands lungen oder Unterlaffungen der Soldaten, in wiefern fie mit Strafen bedro= het werden, in Xerbrechen gegen die Treue, gegen den Dienftge: borfam, gegen die Standesehre und gegen die Dienfiordnung.

I. Die Treue des Soldaten äußert fi) als eine auf der willigen Anerkennung der Oberherrfchaft des Kriegesheren, als Oberhauptes im Kriegsfiaate, und dem diefer Anerkennung entfprehenden Antriebe zur Pfliht gegen denſelben beruhende, aufrichtige, unerfchütterliche, und das In⸗ tereile defjelben jedem andern Intereſſe vorziehende Gefinnung , welche fidy, fo lange der Dienftverband dauert, in unzweideutigen, feinem Dienite jede Kraft widmenden, und das eigene Leben der Pflicht gegen ihn nachſetzenden Handlungen ausfpriht. Jeder Soldat, welcher im Kriege zum Nachtheile feines rechtmäßigen Herrn feindliche Zwecke duch Handlungen oder Unter (affungen abfichtlich befördert, begehet das Berbrechen des Verraths. Wenn er ſich der Pflicht gegen feinen rechtmäßigen Herrn, durch eigenmädye tinen Austritt entziehet, begehet er das Verbrechen der Defertion. Von dem Hochs und Landesverrathe, al einem gemeinen Verbrechen, deſſen eben fo wohl Perfonen vom Mititairftande wie die vom Civilftande ſchul⸗ dig werden Eönnen, unterfcheidet fi der Berrath im Kriege, oder der Kriegsverruth, als ein Militairverbrechen dadurch, daß eine Militairs perſon, als handelndes Eubject, und die vorfügliche Verlegung der Treue ge: gen den Kriegsheren durch Beförderung der feindlichen Zwecke vorausgefegt wird. Alle anderen, den Character des DVerrathes tragenden Verbrechen der Mititairperfonen, außerhalb diefes Zuſtandes, treten unter ben Begriff des Hoch- und Landesverrathed, und unterliegen den gemeinen Strafen. Der Verrath im Kriege äußert ſich durch jede Handlung oder Unterlaffung einer Militair-, oder andern bei dem Heere angeftellten Perſon, wodurch das Intereſſe des Kriegsheren, und des Kriegsheeres insbefondere, in Ges: fahr und Unficherheit gefegt wird. Hieher find zu rechnen: die vorfägliche Aufreibung der Truppen, oder eines Theils derjelben; die Einlaffung in geheime oder offene Bündniffe mit dem Feinde; der Uebergang zu dem Feinde für die Perfon, oder an der Spige einer Truppenabtheilung; jedes Unternehmen, wodurch Deeresabtheilungen, oder befeftigte Pläge, oder Lans beetheile dem Feinde in die Hände gefpielt werden; die eigenmächtige Ueber: gabe eines zur Behauptung anvertraueten Poftene, ohne von den zu Gebote geitandenen Vertheidigungsmitteln ernjthaften Gebrauch gemacht zu haben ; jede Gapitulation mit dem Feinde im freien Felde, in deren Folge die Truppe das Gewehr ſtreckt; die Willigung in die Uchbergabe eines befeftig: ten Plapes an den Feind, ohne vorherige Berathung, oder gegen den Wil⸗ len der Mehrheit eines unter Zusiehung der Commandanten ber Artillerie und des Genieweſens zu verfammelnden Kriegsrathes, bevor der Feind eine zugängliche Brefche gewonnen, oder die Beſatzung einen Hauptturm au:

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werden“ feiner genuͤgender

ſteat 123 —* IN Mitutheber und nächften Teilnehmer. Gegen die meffen, und kann felbft bis zur Kodesftrafe fleigen. Der wird der gaͤnzlichen ung des Verbrechens reicht zur der 0 hin, daß Abſicht in Dandlungen ausgebrochen iſt. Urheber und Theil iht böfes Vorhaben aus eigner entdecken/ h und wenn dadurch

den, gaͤnzlichen J

des Verbre ei Nachlaß der Strafe zu erwarten: "Wenn die

350 Militair-Verbrechen.

laͤngerung der Dienſtzeit um 4 Jahre für die erſte, bis um 10 Jahre für die zweite Deſertion; bei den wuͤrtemberg. Truppen: Verluſt der Capitula- tion; bei den ſaͤchſ. Truppen: Verluſt der bereits zuruͤckgelegten Dienſtzeit der Nationalcocarde, des Anſpruchs auf Penſion, und des, nach dem Rechte der Inteſtaterbfolge, an die naͤchſten Verwandten gelangenden Vermoͤgens des Deſerteurs; bei den kurheſſiſchen Truppen: Verluſt bes Vermoͤgens. Außerdem ſteigen die Strafen für die Deſertion, welche bei der öftreichifchen Armee mit Gaſſenlaufen beſtraft wird, von einjährige Feſtungs- oder Eifenftrafe 3. Claſſe bei den preuß., mwürtemberg., tur: heffifchen und andern Truppen, und von 14taͤgigem Kettenarreſt bei ben fähf. Truppen (wo mehrere minder befchwerende Umftände, welche bri andern Truppen nicht beſonders beftraft werben, die geringfte Strafe bis zu 14 Wochen Kettenarreft erhöhen können); wegen erfchwerender Umftänd: von größerer Wichtigkeit, namentlich wegen ber Defertion in’s Ausland, oder im Complot, oder in Kriegszeiten, ober In der Nähe bes Feindes, wegen Wiederholung, wegen Mitnahme eignee oder fremder Dienftpferbe, oder Waffen, befonders der Schiegwaffen, wegen Widerfegung mit den Waffen gegen die nachgefandten Verfolger, oder Vermundung ber letzteren, wegen Defertion vom Poften u. f. w. bei ben ſaͤchſ. Truppen bis zu 13jähriger, bei den würtemberg. Truppen bis zu 15faͤhriger, bei den preuß. und fur heffifchen Truppen bis zu lebenszeitiger Feſtungs⸗ ober Eifenftrafe. Der Zodesftrafe verfallen diejenigen, die zum Feinde übergegangen, ober ven dem Schildwachtpoften, oder vom Commando, oder von ber Wadıt, ode aus einer belagerten Feſtung enttichen, oder mit ben Waffen in der Hand im Dienfte des Feindes gegen die eignen ober verbünbeten Truppen be— troffen worden find, ober im Kriege ein Defertionscomplot angeführt, oder bei ihrer Verfolgung Jemanden lebensgefährlich verwundet ober getoͤdtet haben. Bel der öftreihifchen Armee findet dann die Strafe des Stranges bei der preuß. Armee bie Strafe des Stranges ober bed Todtſchießent, und bei andern beutfchen Zruppen die Strafe des Erſchießens ohne Unterfchied der Fälle Stat. Gegen bie nicht wiedererlangten Defer teure pflegt bei mehreren beutfchen Truppen ein Contumacialverfahren bald mit, bald ohne öffentliche Vorladung angeftellt zu werden. Officiere, melde fi) der Defertion ſchuldig gemacht haben, werden cafjirt, und verfallen in die nämlichen Etrafen, welche, fo weit andere Strafarten bei ihnen Star finden, in diefe verwandelt werden. Das Entflichen aus der Haft wird ka den wuͤrtembergiſchen, fühl. und andern Zruppen der Defertion gleich ge: achtet. Wer ein Defertionsvorhaben erfährt, und ſolches nicht anzeigt, wirt mit ftrengem Arreft und bei geleifteter thätiger Beförderung der Ent weihung mit halbjähriger, bis zu ein= oder zmeljähriger Feſtungs⸗ oder Eifenftrafe belegt. Hie und da ziehet die freiwillige Rückkehr der Deferteurz, wenn fie innerhalb ber In ben einzelnen Kriegsgeſetzen beftimmten gefchleht, eine Verminderung der angebroheten Strafen nach fi. Ss pflest angenommen zu werben, und iſt in einzelnen Kriegsgefegen ausdruͤckich ausgeſprochen, daß die Defertion, als ein fortgefegtes Verbrechen, Leine Verjährung unterworfen fel.

II. Unter den Verbrechen gegen den Dienfigehorfam kommen in Betracht die Verbrechen ber Infubordination, des Aufſtandes und dee Meuterei.

a) Auf den Gehorfam der Untergebenen gegen bie Worgefehten, welcher fi auf bie alle Grade vom niebrigften bis zum höchften ſtufenweiſe durch

Bringenbde, und zulegt unter dem WWen eiard Einigen fi beugende umbe: |

454 ame Berdreden. | a Ara ie Diebflahl unter bie gewaltfa: nr zeihe durch gefährliches Einfleigen oder Tre serüloffener Behältniffe, oder durch Ein: In ae Modegeit veruͤbt worden, folgt Verfegung in msn Akbrigung durch Stodhiebe, und Feſtungs⸗ 8 rue, im Wiederholungsfalle aber geſchaͤrfte Züͤchti⸗ ua Den seahzritige Seftungeftrafe, Ausſtoßung aus dem DIN mittegleit um Erwerbe des Bürgerrechte und zum "une ei der würtemberg. A. können bie Strafen für a Suetflähle, wenn der Betrag des Geflohlnen bie ET uhr uͤberſteigt, durch Priegerechtliche Gommiffionen . XJ sogen idres Strafbefugniſſes erkannt, mithin nicht über "a Aut seen Grades, oder eine Lörperliche Züchtigung durch TX xxRdt werden ; überfteigt der Betrag bes Geftohinen bie "U > a, folgt 1 bis jährige Feſtungsſtrafe; wenn ein foldyer ne zuniten Male begangen worden, wird die fonft verwirkte S *3 „mn Zuſatze bis zur Haͤlfte ber früher erlittenen Strafe, doch x autee hinaus, verfchärft; da dritte Mat folge 8 bis 12jährige —ES iſt der Diebſtahl durch Einſteigen oder Erbrechen, oder mit Barren, wur ſich damit zur Wehr zu ſtellen, verübt worden , wirb die es auertuaft zwiſchen 4 und 8 Jahren ausgemefien. Bei den Eurheflifchen Trupinat verden geringe Diebflähle an Quartier», Belt: oder Wacht⸗ wann ohne andere erſchwerende Umftände mit 3 bis Gmonatlicher Eis je 3. Kaffe, und, wenn fie nach dem Bermögen des Beſtohlnen ag ierächelich zu halten, mit Eifenftrafe 2. Klaſſe bis auf 1 Jahr bes or; Diebſtaͤhle mit Einbruch oder Einfteigen, ober an Gegenftänben, die zum vffentlichen Vertrauen überlaffen find, werden mit 1 bis Zjähriger, Deedſtaͤhle an Brodherren, berrfchaftlihen Kaffen und Kirchen: und Stiftes Femoögen aber mit Zjähriger Eifenftrafe 2. Klaffe geahndet; für den yweciten Diebftahl wird die Strafe des erften Diebftahls verboppelt, und auf den dritten Diebftahl folgt, wenn die beiden erften peinlich beftraft worden, sujährige Eifenftrafe 2. Klaſſe. Werkürzung der Dienftpferde am Futter, Verkauf oder Ankauf der Dienftpferde, Bekleidungsftüde, Waffen, Munition, Zourage u. ſ. w. ziehen, je nachdem Nachlaͤſſigkeit oder böfer Vorfag der Grund iſt, disciplinarifhe Ahndung, oder Arreſt bis zu 3 Monaten ded firengften Grades nach ſich.

4) Die thatfählihe Herabwürbigung der Waffen ge fehtehet entweder a) duch unwürdiges und unedles Bezeigen im Waffendienſte; b) duch Mißbrauch der Waffengemalt im Kriege zu Gerwaltthätigkeiten gegen fremde Landesbewohner und fremdes Staats= oder Privateigenthum; oder c) durch Miß⸗ beauch des Dienftanfehens a) Ein unwürdiges und unedles Bezeigen im Waffendienfte fällt denen zur Laſt, welche entweber bie ib nen anvertraueten Waffen im Dienfte gegen den Zeind aus Zaghaftigz Leit und Sorge für bie eigne Sicherheit nicht gebraudyen, oder an dem Gberwundenen Feinde Gemaltrhätigkeiten ausüben. Der Nichtgebraudy der Waffen gegen ben Feind aus Zaghaftigkeit, oder bie Feigheit aͤußert fich eben ſowohl durch offenbare Flucht vor dem Feinde, als durch Handlungen oder Unterlaſſungen, welche den Zweck haben, der drohenden Gefahr auszuweichen. Hieher gehoͤren: das Wegwerfen ber Waffen, die Entfernung von dem Geſchuͤze und das Laufenlaſſen ber Dferde, um fi) ber Theilnahme am Gefechte zu entziehen, ober bei dem

ei und Yet. 27. verordnet, daß zu uhr ober ) die Finger fehen und fol tten, a ee u

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mad) At. 94., 95. und 96, die Tobeeftrafe Diejenigen en a ea Cain To)" ein bebentenbre Cihaden ber

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En mit ti fteigenden Sein or Tune Daun, & ‚Eifen: oder Buchthausfttafe, Degtadation, Ausftopung au Adkyeiöneen und aıemefee: Beier üchigus gab

Militair-Verbrechen: igkeit und 52 der Gommanbanten —* ſtes. Naqhlaͤſſig

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306 Militair»Berbreden.

Geſchenke annehmen ober erpreffen, ober fonft [ih beſtechen laſſen, verfallen in Arreſt mittlen, ober nach Befinden härteflen Grades bis zu 2 Monaten. Unbefugtes und muthwilliges Losſchüeßen eines Gewehrs von Wachen, Schildwachen und Patrouillen wird mit mittlerm Arreſt bis zu 1 Monate geahndet. Wenn Wachen einen ihrer Bewahung anvertraueten Arreftaten vorfäglidh entkommen Laflen, unterliegen fie bee Strafe ſtrengſten Arrefts von 4 Wochen, unb nach ber Wichtigkeit des dem Arreftaten beigemeffenen Verbrechens und ber Größe ihrer Schuld der Feltungs = ober Eifenftrafe bis zu 10 Jahren, welche bei ben preußifchen und würtembergifchen Truppen bis zur Todesſtrafe verfchärft werben kann, wenn ber Entlommene des Hochs und Landesverraths anges Magt, und biefes dem Durchheifer bekannt war. Trifft jedoch Letzteren nur der Vorwurf der Fahrlaͤſſegkeit, fo wirb die Strafe dafür, nad dem ‚Stade der Fahrlaͤſſigkeit und bes durch bie Entweihung des Arreſtaten "angeftifteten ober zu beforgen gewefenen Schadens, bis zur Eifenftrafe von 1, 2, 3 und mehr Jahren ausgemeffen. Weberdieß wird bei den fächfiichen Truppen der Bahcommanbdant, je nachdem er DOfficier ober Unter offictee tft, nach dem Grabe feiner Verfhuldung, mit Arreſt oder Feſtungs⸗ arreft oder Eifenftrafe bis zur Dauer eines Jahres belegt. Außenbleiben ober Entfernung vom Dienfte Wer auf bie üblichen Dienftfignafe ſich nicht fogleih auf feinen Poſten begibt, wird mit mittlerem, bi6 zu Atägigem, und im Felde bis zu Btägigem firengften Arreſt belegt. Härter werben bie außenbleibenben Officiere beftraft, welche einer Arreftftrafe bis zu 4 Wochen unterliegen können. Nach Arr. 53 der öftreicyifchen Kriegsartitel und ber norma Leopoldina wird der Außen: bleibende im Frieden mit Eörperlicher Züchtigung, und in Kriegszeiten mit ber Strafe des Erfchießens belegte. Wer ſich bei dem Marfch oder Com⸗ mando von dem ihm angemwiefenen Platze entfernt, verfällt nach ben preußifchen Kriegsartileln der Strafe 14taͤgigen firengen Arreſts, und im Kalle der eigenmächtigen Entfernung einer Biertelftunde, ber Strafe ber Defertion. Nachläffiges Zurückbleiben vom Gefecht. Unteroffs ciere und Gemeine, welche aus Nachläffigkeit bei Gefechten ſich nicht auf ihren Platz begeben, oder bei Verfolgung bes gefchlagenen Feindes zurüd: bleiben, oder nach dem Gefechte ohne Waffen, oder ohne Pferde, oder von ihrem Geſchuͤtz entfernt, fich betreten Laflen, werden begradirt, ober ber zweiten Klaſſe fofort zugezählt, und angemefjener koͤrperlicher Züchtigung unterworfen. In feinem außerdienftlichen Zuftande hat der Soldat nicht allein befonderen, fein Verhalten außer dem Dienfte regelnden Bor: ſchriften nachkommen, fondern ſich auch gewiffen Beſchraͤnkungen zu uns terwerfen, von welchen andere Landesunterthanen nicht betroffen werben. In wiefern der Rechtszuſtand des Kriegsftaates durch die Umgebung biefer Vorfchriften und Beſchraͤnkungen geftört wird, und biefen Störungen dukch amgedrohete Strafen zuvorzulommen ift, reihen die‘ hierüber feſtgeſetzten Normen ben übrigen militaicftrafrechtlichen Beſtimmungen fih an, und flellen deren Verlegung in die Reihe ber Militairverbrehen und Wergehums gen. Den Beſchraͤnkungen des Soldaten gegen andere Landesunterthanen find aud die Verfchtedenheiten hinzuzurechnen, welche bei Anwendung ber gemeinen Strafen für gemeine Verbrechen, d. h. bie Ueberfchreitungen ſolcher Strafgefege, welche mit den Dienftpflihten bes Soldaten nicht im unmittelbarer Beziehung flehen, ans Ruͤckſicht auf bie Verhaͤltniſſe des Militeiritanded beobachtet werden, und bauptfädhlic darin beſtehen, daß Seöftrafen überhaupt nicht, und Lörperliie Yktigangen nur gegen (Ber

468 Militair: Verbrechen.

fes. Unterofficiere und Gemeine, welche ohne Einwilligung ihrer Vorgefegten über unbeweglihe Güter duch Tauſch, Kauf, Ber: Fauf x. Contracte eingehen, ober in Zünfte eintreten, ober in bürgerliche Gewerbe ſich einfaffen, unterliegen, neben der Wiederauf idſung ſolcher ohne jenen Conſens an en Eontracte und Ver. binbtichkeiten, Arreffftrafen, welche mad) dem Grade der dabei bewiefenu Hinterlifigkeit und der Exheblichkeit der dabei beabfichtigten unerlaubten 9 abgemeſſen werden. Nein Unterofficiet oder Gemeiner darf ohme Vor— wiffen und Genehmigung feines Regiments: oder Compagnies befehlshabers fih derloben, mod weniger die Ehe ohne erhalte: nen Zraufchein vollziehen, bei Strafe der Degrabation der to tiere und bei Vermeidung der den Gemeinen in den preußiſchen und wuͤrten bergifchen Gefegen angedroheten Zmonatlichen Feftungsftrafe, wobei das Ver— toͤbniß oder die Ehe, ſelbſt wenn das Eheverfprechen eidlich geſchehen, und das Frauenzimmer mit auf daffelbe geſchwaͤngert worden wäre, für nichtig und aufgehoben wird. Wei den fächfifchen Truppen wird ei Uebertretung mit einmonatlichem mittleren ober Arbeitsarreft, und nachgefuchte Erlaubniß vorher verweigert worden iſt, mit zweim— ffrengften oder Kettenaereft beſtraft. Verfertigung falfcher Päffe un Attefte, fo tie die Verfaͤlſchung der Urkunden und Siegel e den bei ber preußifchen Armee mit ſtrengem Arreft von 6 Wochen bis mehrjähriger Feftungsftrafe und zugleich mit Verfegung in die zweite : nad) Mafgabe des dabei gehabten böfen Vorſatzes, der dabei ang Lift und des bezwedten oder angerichteten Schadens geahndet. Wider fegung gegen Öffentliche Behörden und Beleidigung derſelben bei Ausübung ihrer Dienftpflicht ziehet Arteſt bis zu 14 Tagen im ſten Grade, und. wenn folche mit Thätlichkeiten verbunden gewefen, a arbeit bis zu 2 Jahren nad fi. Unterlaffene Anzeige unterne mener Militairverbrehen. Wer von verfuchten oder unterno) n Mititaitverbrehen Anderer Wiffenfchaft erhält, und feinem Vorge: festen Feine Anzeige davon macht, verfällt in Arreft: und mach ſchaffenheit des Falles in mehrjährige Eiſenſtrafe. Befhmwerbeführn über Vorgefege auf andern als den vorgefcheiebenen Dienſtwegen wi als Infuborbination beſtraft. Eigenmaͤchtige Einlegung in ein nicht, angemwiefenes Quartier, deßgleichen ungebührlide Korbe gen oder Gewaltthätigkeiten an und gegen den Quartierwirth nad) den Eurheffichen Kriegsartitein bis Imonatlichen Arreft nach fich. Ueberfteigen dee Mauern, Wälle, Pallifaden, Barrie 2 f. m. in befeſtigten Plägen ift den Soldaten bei harten derbo ten; nach Art. 24 der Öftreihifchen Kriegsattikel foll Jeder ohme Unter: ſchied, der in und aufer den Retranchements und Feſtungen ai aus= ober eingehet als durch die gewöhnlichen Pforten, am Leib und & ben beſtraft werden. Unerlaubtes Beutemaden. Unter Beute wird das dem Feinde abgenommene betvegliche Gut verflanden; das uner⸗ Taubte Beutemachen unterſcheidet fi) hierdurch vom Pluͤndern, w | das den Eandesbewohnern unter dem Schuge der Waffengeivalt in Kriege abgenommene bewegliche Gut zum Gegenftande hat. Wer im einer Action gegen „den Feind ober bei Erſtürmung eines feiten Plates auf En —— worden, $ te in ige und ne inden ngs= oder Eifen| ? feröft im die Todesftrafe, wenn förmliche A 5 mit verbunden war." Des nämlichen Verbrechens machen fi) (hufdig, und

E

20 Militair- Verdienftorden. Jefernen prgrrr nicht mehr vergeben ters

den 4 i F.W. eich a ge) n —— et daß er an a verliehen wurde. Dieß veranlafte den König Ludwig XV., im März 1759 einen zweiten, für Nichtkatholiſche beſtimmten Militeirverdienftorden —— u laſſen. Mit Ausnahme der ſchiedenheit Inhabet iſt die Einrichtung des Ordens faſt ganz die des Ludwigsorbens; «8. gibt ebenfalls Großkeuge, Commandeure und Ritter, wovon jedoch, Aus- Länder abgerechnet, die Anzahl der erfteren nur vier, die der zweiten mur acht fein fol, die der Nitter aber unbeftimmt if: Ludwig XVI. legte 1785 dem Drden aud ‚Einkünfte zu, und es follen alle Mitgl Penfionen wie die Lubwigseitter genichen, am denen jedoch Aus Bin a Bi Srupewintin goldene Atn Fed; I be SA ‚in in! gi ilien z ein emaillirtes une Shi, auf dem ein aufrecht ſtehendes blofes , umgeben von bee degende Pro virtute bellica ift; auf der Umfeite ftepen die Worte: Lud, (ovieus) XV. instit. (uit)1759. Großkreuze und Gommandeure tragen das Otdenszeichen an einem breiten Bande von der Rechten zur Linken, erftere daffelbe Kreuz in Gold auf ber linken Seite der Bruſt; bei den Nittern hängt das Kreuz im lin⸗ Een Knopfioche. Don der feit 1830 in Frankreich deſtehenden wird der Orden nicht mehr vergeben.

militair⸗ Verdienſtorden von Polen. Der König Au: guft von Polen, auf die-Unterftügung Preußens rechnend, wollte im Mai 1791 feinem Reiche eine neue geben, und legte der Reiche verfammlung den Entwurf ‚dazu vor So allgemein auch bie heit damit war, fo fanden ſich doch einige Mifvergnügte und U: e welche eine Gonföderation zu Targowig bildeten, und die N Rußlands an Polen berbeiführten. Während diefes Krieges errichtete nislaus, dem die Nation ben Oberbefehl über das Heer, fo wie das erthellt hatte, zu adeln und Beförderungen bei der Armee vor; einen DVerdienftorden für das Militair, und belohnte alle Dfficiere 58 BR —5—— —— ek der König aber onate er ber Targowitzer deration felbjt beitrat, Ken das Tragen des Ordens, ja es mußten fogar die königlichen Bredets hefgegeben werden. Der Drden ging baher nach einer tn Os im wenigen Wochen unter, bis er nach der Grimdung des Herzogthume durch, deſſen Behetrſcher, den König Friedrich Auguſt von 26. December 1807 wieder hergeſtellt, und von dieſem Fi Großmeifter bis 1814 vergeben wurde. bekleidete der —* Bam * enge nach der lehten De c Polen ward. der unten die Zahl ber ae Der Befi gibt Anſpruch auf dem Abel. Da ic: Die uhr Biafe ——— Kreuz von Gold, auf deſſen ‚gel die Worte: in die Buchſtaben

Be 2

MilitairsBerdienflorben. 41

(Stanislaus Augustus Rex Polonise) ſtehen; auf ber Umfeite ift ber weiße polnifhe Adler. An einem fchwarz und blau geftreiften Bande wird «6 von ber Rechten zur Linken, dabei auf ber linken Bruft ein filberner Stern, getragen. Die zweite Klafie träge daſſelbe Kreuz von Gold, bie dritte von Silber, im Knopfloche. p

.W.

Militair = Derdienftorden ober Orden pour le merite, ein koͤnigl. preuf. Militairorden, wurde von Friedrich II. 1740 an bie Stelle de6 von ihm aufgehobenen, von König Friedrich I. ſchon 1685 als Kurprinz geftif: teten Drbens de la generosite errichtet. Ueber ben Orben de la gendro- site f. Dambreville, abrege de l’hist. d. ordres, Paris, 1807. Der Orden pour le merite wurde Anfangs auch an Civilbiener gegeben; gegenwärtig iſt er nur für da6 im Kampfe gegen den Feind erworbene Verdienft beftimmt. (S. die Erweiterungsurtunde für bie preuß. Orden v. 18. San. 1810.) Das Ordenszeichen ift ein goldenes, aus 4 Theilen beftehendes, achtfpikiges, blauemaillirtes Kreuz ohne Mittelfhitd. Auf bem oberften Flügel ſteht der Buchſtabe F. (Friedrich) mit einer Krone darüber, und auf den 3 an: dern das Motto, getheilt: Pour—le me—rite. Zwiſchen jedem der 4 Theile ift ein goldener Adler mit ausgebreiteten Flügeln. Die Rüdfeite des Kreu⸗ zes iſt einfacd, blau. Die Ritter beftehen nur aus 1 Klaffe, und tragen das Drdenszeihen an einem ſchwarzen Bande mit filberner Einfaffung um den Hals. Auch diefer preuß. Orden wird, wie bie übrigen, in neuefler Zeit mit Eichenlaub (3 goldenen Eichenblättern am Ringe) vergeben. (S. bie G©tiftungsurkunde bes Ordens bes eifernen Kreuzes v. 10. März 3813, $. 3.) Die officielle Benennung Militairverdienflorden fcheint den ehemaligen Nas men pour le merite verdrängt zu haben. Statuten hat biefer Drben nicht.

Militair = Derdienflorden von Wuͤrtemberg. Um das Verdienſt feiner Dfficiere zu belohnen, die fi im fiebenjährigen Kriege ausgezeichnet batten, ftiftete der Derzog von Würtemberg, Karl Eugen, einen Orden, dem er nach ſich den Namen Militairs Karlsordben gab. Im November 1799 wurde er, man weiß nicht aus welchen Gründen, erneuert. Als aber 1806 Würtemberg zu einem Königreiche erhoben ward, veränderte der König den Orden ganz, und gab ihm an feinem Geburtätage, den 6. November 1806, neue Statuten. Diefen nad ift feine Beflimmung die, bewiefenes Verdienft im Kriege oder 2Sjährige Dienfttreue im Frieden zu belohnen. In beiden Faͤllen ift auf Rang und Geburt keine Rüdfiht zu nehmen. Am 6. Nov. wird flet6 ein Ordenskapitel gehalten, welches dem Könige dann Vorfchläge zur Entfcheidung vorgelegt; doc kann er auch zu jeder andern Zeit Verleihungen nad) feinem Ermeſſen vornehmen ; nur während der Minder: jaͤhrigkeit des Monarchen darf der Drden gar nicht vergeben werden. Die Prin⸗ zen des Haufe, welche in tolırtembergifchen Militairdienſten ftehen, find Mit⸗ glieder, außerdem hat der Orden noch vier Klaffen: Großkreuze, Commandeure 1. und 2. Klaffe, und Ritter. Die Zahl der Ordensglieder ift nicht be: ſtimmt, fie hängt von dem Willen des Könige ab. Aber auch mit pecu: nidren Vortheilen ift der Beſitz des Ordens verbunden; denn von ben Mits gliedern, welche fi) im vaterländifchen Kriegsdienfte befinden, genießen an jährlichen Penfionn: zwei Großkreuze 2000, vier Commandeure 1. Klaſſe 1200, zwölf Commandeure 2. Clafje 1000, und zweiundfunfziig Ritter 300 Gulden, monad folglich der jährliche Aufwand 36,400 Gulden be: teägt, der zum größten Theile aus ben Einkünften der aufgehobenen Mat teferordensgüter beftritten wird. Das Drdenszicden it den gulhenrd , WÄR

42 Militair-Zeitſchriften. Millefimo.

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dee Linken Bruſt daſſelbe Kreuz, jebody größer und ohn— in Go . und Silber geftidt, getragen. Die Gommandeure beider Klaffen 1 Heiner und en auf Sen

der erſten terſche u au! en Säbel; | Kreuz ve dc Mi dc ler —— und haͤngt an

a im Rn je. Es ift Vorfchrift, die Decoration ſtets und bei jeder dung Wer dagegen handelt, verfällt in eine Strafe von 20 Thlm- zum Beften armer. Soldatentinderz wer eine geraume Zeit hindurch bie Decoration gar nicht trägt, wird derfelben verluftig. 27 (Bergt. Gottfcalt'8 Amanad) der Ritterorden. J

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Wilitair⸗Zeitſchriften, fiehe Zeitſchriften. W

Milizen, ſiehe Militair.

Miller, Morig von, koͤnigl. wiürtembergifher Dberft im guartiermeifterftabe, bekannt als Mititairfchriftfteller durch feine , des Felbzugs der verbündeten Armee gegen die Nuffen im Jahr befonderer Rüdficht auf die Theilnahme der würtemberg. Truppen, 2 17 Plänen und 1 Karte. Stuttgart, 1823, fo wie durch bie, über, die Seldverfhanzungstunft, in Verbindung mit dem Pontonnierdienfte, und über die ſtehende Befeftigung und die Lehre bes geiffs und der Vertheidigung fefter Pläge, 2 Theile. Karlsruhe u. Freiburg, 1831, wurde den 10. März 1792 zu Stuttgart geboren, empfing feine erſte Bildung in den Gymnaſien zu Stuttgart und Ludwigsburg, kam 1805 als Cadet in das Militaieinftitut, umd erhielt 2 Jahre darauf eine Lieutenantsſtelle bei der reitenden Artillerie. Seine Tüchtigkei bereits in dem Feldzuge von 1809, wo er dem Generalftabe ı Dandamme, damaligen Anführers der wirtembergifchen Truppen, ward, und ſich bei. Linz fo auszeichnete, daß er den twürtemberg- ie verbienftorden erhielt. Während der Friedenszeit bis zum Jahre 1812 ars beitete M. in der geheimen Kriegskanzlei, und wurde bei Ausbruc) des ru ſiſchen Feldzugs dem Generaljtabe des Kronprinzen von Würtemberg theilt, In der Schlaht von SmolensE verdiente: er fid) den Grad Hauptmanns und den Drden der Eprenlegion, war 1813 mit dem tür: tembergiſchen Contingente unter General von Döring nad Sachſen zurüds gekehrt, dort als Chef des Generalſtabes dem General Arighi und wurde 1814 in dem Feldzuge gegen die Franzoſen bei reau ſchwer verwundet, Während des Feldzuges 1815 gm Frankreich diente Miller als Adjutant der erften Infanteriedivifion. ie hierauf fol: genden SFriedensjahre hat DM: micht umgenügt vorhbergehen laffen; dieß beweift feine litetariſche Thätigeeit und fein wohlverdienter Ruf als einer der tüchtigften Generuftabsofficiere. Wereits 1828 avancirte er zum Dbers fen, und das oben angeführte Werk tiber Vefeftigungstunft gruͤndet auf feine Vorträge, die er über diefen Grgenftand in der Officierhi anftalt zu Ludwigsburg hielt. } h

Milleſimo und Dego, Crfteres Stadt mit 1400 Cinw. im Herz ⸗ogchum Montfereat, letztetes Dorf an der Bormida in der Provinz Acqui

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4 E

Millefimo. (Gefechte 1796.) 473

des Fuͤrſtenthums Piemont, mit 1700 Einw., beide zum Königreich Bar: dinien gehoͤrend.

Gefechte den 13., 14. und 15. April 1796.

Der fardinifche General Colli hatte an den Gefechten bei Monte Le:

gino und Montenotte (f. d.) keinen Theil genommen, aber auf die Nach⸗

richt von den Angriffen der Franzoſen, bie Höhen des Monte Zemola und Cencio durch eine Brigade beſetzt und den General Provera, welcher am 12. noch mit einigen Bas. bei Salicetto fand, nach Eoffaria, einem alten Schloſſe nahe an Milleſimo, an den Bergrüden daſelbſt, welcher die beis den Arme der Bormida trennt, Stellung nehmen lafien. Auf Befehl Bonaparte's follte Maſſena in Vereinigung mit Laharpe die Defkreicher am 13. in ihrem verfchanzten Kager bei Dego angreifen. Da aber ber General en Chef die Brigade Domartin vor Cairo zuradbehielt und Laharpe nicht vor Mittag eintreffen konnte, fo bielt ſich Maſſena für zu ſchwach, den Angriff Morgens zu unternehmen. Er ſtellte ſich deßhalb bei la Ro: chetta, eine halbe Stunde von Dego, auf, und beſchraͤnkte ſich fuͤr dieſen Tag auf eine Recognoſcirung. Am fruͤhen Morgen des 13. forcirte die Diviſion Augereau bie Engpaͤſſe von Milleſimo, während die Brigaden Joubert und Menard aus der Mitte, die Sardinier von den umliegenden Hohen vertrieben und die Rüdzugelinie Provera's abfchnitten. Dadurch

ward biefer General genöthiget, fi mit 1800 Mann nad) Coffarla zu werfen, und fich dort fo gut wie möglich zu verfchanzen. Dieß halb ver: fallene, auf einem ber hoͤchſten Berge der Apenninen gelegene Schloß, deſſen rundum fteiler Abhang mit dichtem Geſtraͤuch bewachfen ift, bot für den Augenbiid einen ziemlich haltbaren Poften dar, ber nur durch die größte Auftrengung und mit DVerluft vieler Leute genommen werben konnte. Bo⸗ naparte war daher Anfangs unentfchloffen, ob er einen Sturm befehlen, oder abwarten follte, bis Provera, dem es an Lebensmitteln fehlte, burdy Hunger gezwungen, ſich ergeben würde. Indeß konnten Maflena und La: barpe ſchon bei Dego mit den Deftreichern angebunden haben und fchleus niger Unterflügung bedürfen, und dieß bewog ihn, den Angriff zu unter: nehmen, vorher jedoch Provera zur Uebergabe aufzufordern. Da bdiefer ins zwifchen freien Abzug mit Waffen und Gepäd verlangte, fo wurden die Unterhandlungen abgebrohen, und man rüftete fidy eben zum Sturm, als von Gencio her eine ſtarke Kanonade hörbar ward, was Bonaparte verans laßte, fi dahin zu begeben. Augereau, feit "entfchloffen Coſſaria um jeden Preis in feine Gewalt zu befommen, ließ unter Befehl des Generals Bonnel und der Generaladiutanten Zoubert und Quesnel Sturmcolonnen formiren und diefe fofort vorrüden. Schon hatte man bie Hälfte bes Ber⸗ ges erfliegen, als das mörderifche Musketenfeuer und herabgerolite Felsſtuͤcke die Angreifenden zum Rüdzuge zwangen. Mehr als taufend Mann wur: ben hierbei verwundet oder getödtet. Unter legtern befand fi) Bonnel und Quesnel. Joubert, welcher fhon bis zu den Verfhanzungen vorgedrungen war, fiel, von einem Stein getroffen, befinnungslos am Rande bes Glas ds. Die Zeuppen, buch den Verluſt ihrer Kührer entmutbigt, fuchten nun in dem Geftrupp am Fuß des Berges eine Zuflucht gegen das Feuer der Sardinier. Während deſſen mar es dunkel geworden, und Augereau fücchtend, Provera von der Finſterniß begünftiget, möchte ſich zu Colli durch⸗ ſchleichen, ließ feine Truppen ſich verfchanzen, auf halbe Schußweite vom Schloß Haubigbatterien errichten, und bie Divifion bie zu Anbrudy des Tages unterm Gewehre ftehen. Am 14. früh machte General Golli noch einen Verſuch, den eingefchloffenen Provera zu befreien, welcher aber miß⸗

ren Miltefimo: (efechte 1796) glückte, worauf ſich diefer aus Mangel an Lebensmitteln und Waſſer als Eriegsgefungen, ergeben mufte. Den Deftrichern tfteten disfe beiden. Kaps

2 Verwunbeten und und

zwifchen 2— 3000 Mann an Zodten,

Wie ſchon oben gefagt, hatte fid Bonaparte auf die dort verfchanzten fieben Batailfone in Perfon zu Teiten.

„ankamen, und nun im Sturmſchritt gegen die dortige Reddute Die dafelbft ftehenden 4 Bat. hielten Anfangs feiten Stand, wurden in dem Augenblide überwältigt, als General Argentcau mit Verftärkung, aber zu fpät um das Gefecht wieder herzuftellen, auf den Höhen

der Stadt erfchien. Jetzt, von Boyer in der rechten, und von

in ber linken Flanke bedroht und ſich feldft überlaffen, ergriffen auch Truppen im Lager von Dego die Flucht. Nur wenige enttamen, Artillerie, durch Maffena aufgehalten, die Straße verfperrte, und d

nur über bie Rücfeite des Berges durch tiefe Schluchten Rettung.

mat, Drei öftreihifhe und zwei fardinifhe Bataillone wurden

ganz gefangen und 3 Geſchütze erobert. General Maffena ließ

durch leichte Infanterie bis Spingo verfolgen, das Gros der

Colleta lagern, Dego nebft deu umliegenden Anhöhen befegen, und Las harpe auf dem Wege nad) Salicetto aufbrechen, um fi mit Augereau zu vereingen. Doc; war hierdurch der Kampf noch keinesweges beendigt. Die Bidre nämlich, nach welcher Dbrift Wuaffowitfch eine

14. batirt, und der darin enthaltene Ausdrud: „morgen früh’ vetur⸗ Echte, daß W. diefen Tag ruhig ſtehen blieb, und erft, als er bie Kanonade hörte, und einen zweiten Befehl erhalten hatte, ſich gegen

mit 5 Batailfonen (3000 Mann) in Marſch fegte. Erſt während | DMarfches in der Nocht vom 14, auf den 15. erfuhe W. den Ausgang bes Gefechts, und obgleich ihm der Rüdweg nad) Saffello offen ſtand, feßte er aus Pflichtgefühl feine Bewegung fort, und birigirte ſich von Dego gegen die Strafe von Spingo, wo er gegen bie rechte

der auf diefem Wege vorgefchobenen feindlichen. Vorpoften traf. Sranzofen, nicht wenig erflaunt, von Saffello her ſich lebhaft angegriffen zu fehen, glaubten das ganze Corps von Argenteau in Anmarſch, umd lei fleten nur ſchwachen Widerftand. Vergebens verfuchte General Laſalcette,

4 ki

Miloradomitfc. 4

eine fliehenden Soldaten zum Stehen zu bringen. Ermübet vom kaum bes Digten Kampfe, von Wein und Schlaf ſchon halb überwunden, übers Arten fie des Führers Ruf. Wukaſſowitſch drang unaufhaltſam vor, und emöächtigte fich in wenig Augenbliden Dego's und ber umliegenden Ver⸗ chanzungen. Maſſena ſeibſt, dem es nur mit großer Mühe gelungen war, innige Bataillone zu fammeln, konnte die Sthrmenden nicht wieder aus hrer Pofition vertreiben; er mußte weichen, und verlor nebft 600 Ge⸗ mgenen auch die Tags zuvor eroberten Geſchuͤze. Doch kaum vernahm Bonaparte, der fi) zu Carcare befand, den Unfall Maflena’s, als er dem mf dem Wege nad Ceva begriffenen Laharpe Befehl ſchickte, ſchleunig wieder umzukehren, und nad Dego zu marfchiren, wohin er fidy umvers aglich ſelbſtbegab. Mit diefer Divifion und der Reſervebrigade Victor Mit⸗ ags dort angekommen, ließ er fogleich den Angriff gegen bie Kalferlichen neuen, und Obriſt Wukaffomwitfdy wurde nach hartnädigem Widerftande zenoͤthiget, mit Verluſt der Hälfte feiner Leute und der genommenen Ka: sonen fih auf Spingo zurüdzuziehen. Dier bei Dego bemerkte Bona⸗ yarte zum erflen Male einen Bataillonschef, und ernannte ihn wegen be: vieſener Zapferkeit zum Obriften. Es mar Lannes, nachmals Marſchall amd Derzog von Montebello. Der franz. Obergeneral glaubte jest von Seiten Beaullen's fo bald nichts befürchten zu müflen, und wandte fi) num mit einer Hauptmacht gegen General Colli. (Bergl. Jomini's histoire des guerres de la revolation; Memoires le und von Elauſewitz, hinterlaſſene Werke, ber Feldzug von 1796 n Stallen

Miloradowitſch, Graf von, ruffifcher General der —* Groß⸗ krenz und Ritter der ruſſiſchen und vieler fremder Orden, trat ſchon ſehr jung in den Militairdienſt ſeines Vaterlandes, und wird zuerſt in dem Kriege gegen die Tuͤrken 1787 erwaͤhnt; ſpaͤter diente er im Feldzuge von 1794 gegen die Polen. Als Kaiſer Paul im Jahre 1799 eine Armee nach Italien ſendete, um dem Kampfe gegen die franzoͤſiſche Republik bei⸗ zuwohnen, ſtand Miloradowitſch bei der Avantgarde derſelben, und nahm Theil an den Siegen, ſo wie an dem ſpaͤteren Ruͤckzuge des Oberfeldherrn Suwarow. Im Feldzuge von 1805 finden wir ihn bei der Schlacht von Auſterlitz an der Spitze einer Diviſion. Drei Jahte ſpaͤter führte er ein ſelbſtſtaͤndiges Commando in der Wallachei, die von den Türken bedroht war; in einem Schreiben der Boiaren gebachter Provinz an ben Kailfer Alerander ift M. der Retter von Buchareſt genannt. Er erfocht manche Vortheile über die Türken, gewann ein Gefecht bei Biurgemo, und nahm ſowohl diefe Seftung, a6 auch Stobodſejah. Im Feldzuge von 1812 zeichnete er fich befonders am 15. September zwiſchen Smolensk und Kras- not aus; im October war er beflimmt, mit dem Könige von Neapel zu unterhandeln, der eine gütliche Beitegung des Krieges vorfchlug,, bie aber befanntlidy nicht zu Stande kam. M. führte das Commando einer ruflis [chen Deeresabtheilung,, als dieſes Heer in Deutfhland vorrüdte Am 2. Mai 1813, während der Schlacht von Groß⸗Goͤrſchen, fand er in und bei Zei. Es murde ihm zu jener Zeit fehr zum Vorwurfe gemacht, daß er nicht auf dem Schlachtfelde erfhien, und allerdings mußte man fidy mit Hecht ber fein Außenbleiben verwundern ; indefjen müflen Entſchuldigungs⸗ gründe für ihn aufzufinden gewefen fein, da man ihn wegen des began⸗ genen Fehlers nicht in Anfprudh nahm. Auf dem Rüdzuge nach Bautzen bildete er die Arriergarde der vereinigten Ruſſen und Preußen, und lieferte

476 Miltiades.

am 12, Mai das Gefecht bei Fiſchbach ——

Berge gegen. Die frangififche Divifion Cparpenter. ,

teten, den Sieg erfochten zu haben; win Dog und Ki be

fo half es dody zu nichts, da Milorddowitfch den Bewegungen

folgen mußte. Nach der Aufkündigung des

General unter dem Groffürften die

den und Referven, und zeichnete ſich am Culm

der. hier genannten Dienftftellung blieb er während der deldzüge

und 1814. Nach dem Frieden wurde er zum Militairgouverneur

Petersburg ernannt. Als in diefer Dauptitadt nach dem Tode |

Aepander, Ende des Jahres 1825, Unruhen ausbrachen, woltte der. ö Plaͤtze duch) den Tumult

(&. Biographie nouvelle des contemporains.)

FW Miltiades, ber En Cimon’s, aus einer vornehmen

Aus)

bedrohten, da Miltiades den Cherfonnes, kam mit hatte, in Athen an, ward zu einem ber 10 Anı

Aufftellung bei Marathon (f. d.) und der daſelbſt , 490 v. Ehr., fichern ihm einen Namen der Wette der von dem nahen Untergange geretteten Athener war au berzeugt, daß feine Verdienfte nicht mit Geld. —S \ tönnten, liefen fie in der Halle Poikite, die mit einer Reihe von des. großen Meifters Polygnotus gelhmüdt war, ein Gemälde der. von Marathon aufftellen, auf dem fein Bildniß als Hauptfigur 10 Befehlshabern ftand, mie er feine Krieger aufmunterte. Eine nung wie diefe zeugt don der damaligen Einfachheit des Charakters d nifchen Volkes. Auein der Athener Dankbarkeit gegen Miltiades n turzer Dauer. Das veränderliche Volt, mehr als je füt feine Feriheit ergriff —* jede Gelegenheit, den maͤchtigen Feldherrn zu b Nach der Schlacht bei Marathon, 489 v. Chr., übertrug man ihr Befehl über eine Flotte von 70 Schiffen, um die Infeln zu welche die perſiſche Partie ergriffen hatten. Die meiften eroberte er gerte aber Paros vergeblich. Die Urſache davon wird von Herodot von Gomelius Nepos verfchieden erzählt; der Exfte gibt des Miltin! mundung, ‚der Leite feine Veförgniß, daß perfifcher Erfag nahe 1d an. Man befchuldigte den Miltiades nach feiner 9

J

L_

Mina. 477 Werrätherei, gegen welche Anklage er ſich nicht einmal felbft vertheibigen Eonnte, weil er an feinen Wunden damieder lag, und verurtheilte ihn zur Todesſtrafe. Dieſe jedoch verwandelte man wegen ber großen Verdienſte, die er dem Staate geleiftet Gabe, in eine Geldbuße von 50 Talenten (gegen 60,000 Thlr.), die Summe, welche zur Ausräftung der legten unglädilichen Erpebdition verwendet worden war. Als er diefe Strafe nicht aufbringen tonnte, wurde er in's Gefängniß geworfen, und ftarb bier an feinen Wun⸗ den, zu benen in Folge der verborbenen Kerkerluft der Brand gekommen war. Sein kindlich edler Sohn Cimon (f. d.) brachte fo viel Geld zufams men, daß er feines Waters Schulden bezahlen und ihm ein ehrenvolles Begräbniß verfchaffen konnte. Miltiades wird feiner Leutfeligleit, Maͤ⸗ Figkeit und Rechtſchaffenheit wegen gepriefen. Ihm dankte Athen feinen ganzen Ruhm; denn er lehrte es zuerit den perfilchen Heermaſſen wider⸗ fiehen, und erwedte vielleicht auch durch feine Erpedition gegen die Inſeln die erſte Idee zur Herrſchaft über das Meer. Derobot und Cornelius Nepos.

C.

Mina, Don Francisco Espoz y, ſpaniſcher Generallieutenant und Generalkapitain, geboren 1782 in einem Beinen Dorfe bei Pampelung, Hammt von ziemlich wohlhabenden Eltern ber. Won feinem Jugendleben . nichts bekannt, und ein Zufall entichied über feine Zukunft. Sein Neffe

Mina, welcher zu Saragoſſa flubirte, war durch die Begebenheiten des Jahres 1808 veranlaft worden, feine Stubien zu unterbrechen und fich an bie Spige einer Guerillabande zu ftellen, ſah aber bald, daß die Uns ternehmung feine Kräfte uͤberſtieg. Er rief feinen Onkel ju ſich, und wurde Surz darauf in einem Gefechte mit den Sranzofen gefangen. Don Frans disco Abernahm nun ben Oberbefehl, und von biefem Augenblide begann feine glänzende Laufbahn. Im Eräftigften Mannesalter ftehend, mit Ta⸗ Ienten und Muth begabt, entwickelte er beide Eigenfchaften auf eine aus: gezeichnete Weiſe. Es galt hier nicht bloß zu fechten, er mußte audy feine unregelmäßigen Haufen organifiren. In Eurzer Zeit hatte er eine ftrenge Kriegszucht eingeführt, ſah fi bald an der Spige eines anfehnlichen Ar: meecorps, und verrichtete mit diefem um fo gefahrvollere Unternehmungen, als er auf den Muth und das Zutrauen feiner Truppen zählen konnte. Sein Hauptplan ging zuvoͤrderſt dahin, die Straße von Bayonne nad Madrid zu beobachten. Jeder franzöfifche Transport wurde von ihm ange: griffen, keine Unternehmung war ihm zu kuͤhn, und einmal war er fo gluͤcklich, einen Equipage und Geldtransport aufzuheben, den man über eine Million Piafter an Werth fchägte. Zur Belohnung ertheilte ihm bie Gentraljunta 1811 den Charakter eines Oberften; die Regentfchaft zu Cabir ernannte ihn zum Brigadier und 1813 zum marechal de camp. Eine geraume Zeit richteten die Sranzofen ihr Hauptaugenmerk auf ihn; allein fo oft er auch, von ber Uebermacht gefchlagen, die Flucht ergreifen mußte, eben fo fchnell erfchien er wieder mit frifchen Zruppen auf dem Kampfplape. Im 3. 1812 wurde er zu Robres vom Oberſten Dubalen überfallm, ent: ging mit genauer Noth der Gefangenfchaft, indem er ſich halb bekleidet über ein Dach rettete, und zeigte ſich darnach bald wieder an der Spitze von 15,000 Dann. Ohne den Berdienften M's zu nahe zu treten, fo ft es doch aufer Imeifel, daß er fein? Erfolge größtentheil6 der genauen Kenntniß des Terrains verdankte; anderntheils gebührt ihm der Ruhm, die Wachſamkeit der zahlreichen, zu feiner Vernichtung vereinigten ˖ Corps in ben meiften Zällen getäufcht zu haben. Durch feine Kühnbelt und Tapferkeit

278 ı Mina.

entging er Donate lang ben Verfolgungen ber erfahrenfien Generäle, und erlangte in dem Augenblide Vorthelle über fie, wenn man ihn glaubte jur Flucht gezwungen zu haben. Diefe Vortheile verdankte er lediglich feinen Talen ten und feiner raftlofen Thätigkeit. Niemals konnte man ihm einen entfcheiden- den Schlag beibringen; war er nicht im Stande Wiberfland zu leiften, fo zer fireuten ſich feine Truppen auf ein gegebenes Zeichen, um fih in weni Stunden an einem vorher beflimmten Drte wieder zu fammeln und ben Angriff zu erneuern. Die franzöfiihen Soldaten hatten die größte Achtung für M's Eriegerifche Zähigkeiten, und pflegten ihn nur den „König vor Navarra” zu nennen. Spione beſtrafte M. auf eine feltfame Weife; er ließ denfelben ein Ohr abfchneiden, und auf die Stirne bie Worte einbren: nen: Viva Mina! Im J. 1813 befehligte M. ein Corps von 11,000 Wann Snfanterie und 2500 Reitern, wovon ein Theil Pampeluna einfchliefen half, während der andere bei Monzon und Saragoſſa focht. Als Ferdi: nand der VII. 1814 wieder in Madrid einzog , wurde M. dahin berufen, und wagte ed, den König auf eine freimüthige Weiſe von dem Zuflande des Landes zu unterrichten und von ben wefentlichen Dienften, welche bie Gortes geleiftee hatten. Ale er aber ſah, daß Legtere verabfchiebet, bie Gonftitution vernichtet und die Vertheidiger des Vaterlandes als Rebellen verfolgt wurden, fücchtete er für feine perfönliche Sicherheit, verbanb fi mit mehreren Sleichgefinnten, verließ heimlid Madrid, und begab ſich nad Navarra. Sein Neffe Zaver war indeflen aus franzöfifcher Gefangenſchaft entlaffen worden, befand fi zu Pampeluna, und Beide faßten den Ext ſchluß, die Conftitution von 1812 wieder herzuftellen. M. follte ſich zu einer beftimmten Stunde vor bdiefer Feſtung zeigen, welche man zum Gem trum der Operationen machen wollte. Mit 4 Bataillonen, benen er ben Zweck feines Marfches verheimlichte, brady er Nachts gegen Pamıpeluns auf. Das Geheimnißvolle ſchien den Soldaten verdächtig; ein Dfficder Ra mens Juanito brach in offene Empörung aus, und das Unternehmen fcheiterte M. zog fih nad Frankreich zuruck, wo er kurz nad feiner Ankunft auf Verlangen der fpanifchen Regierung arretirt, aber gleich darauf auf Befehl bes Königs von Frankreich in Freiheit gefegt wurde. Bel dem MWieberauf: treten Napoleon's im J. 1815 begleitete er Ludwig XVII. nad) Gent und wohnte ber Schlacht von Waterloo bei, ohne irgend eine Anflellung zu haben. Er kam hierauf wieder nad) Paris, und lebte hier mit dem Range und Gehalte eines mardchal de camp bi6 1820, obgleidy die fpanifche Regie: rung zu verfchiedenen Malen auf feine Auslieferung antrug. Die durch bie conflitutionell Gefinnten um bdiefe Zeit in feinem Vaterlande bewirkten Veränderungen riefen ihn wieder dahin, und es gelang ihm, mit einigen Vertrauten nad) Navarra zu entlommen. Hier hatte er Anfangs mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, um feine alten Waffengefährten zu fammeda; ale aber der Koͤnig die Conflitution von 1812 angenommen hatte, ſah er fi) bald an der Spige anfehnlicher Streitkräfte. Ferdinand VIL ernannte ihn zum Generallapitain von Navarra und Gallicin, in welder Eigen: ſchaft er fi) aber durch feine ſtrenge militairifhe Verwaltung viele Feinde zuzog. Ende 1821 erhielt er feine Entlaffung, wurde nad Leon verwie⸗ fen, nad dem Siege ber Liberaten über die Abfolutiften (7. Juli 1822) wieder in feine Würden eingefegt, und erhielt den wichtigen Oberbefehl in Gatalonin, um bie fogenannte Slaubensarmee zu vernichten. Mit nur 100 Reitern traf DM. den 22. Auguſt in Sarayoffa ein, hatte aber aller Binas, entblößt von allen Dilfsmitteln, mit fo vielen Dinderniffen zu

n, daß er exit Ende Septeraber wakt ter Organtlation feiner Temp:

Mina 1")

pen zu Stande kam, bie etwa bie Stärke von 16,000 M. erreichen moch⸗ tm. Im Dctober eroberte er Gaftelfolit, nahm im November Tremp, zerſtoͤrte Talarn, und bahnte fidy den Weg nach Urgel. Diefes und Puiferda fielen, und am 30. November warb die Slaubensarmee auf's Haupt gefchlas gen und zerfprengt. Bald follte Mina einen gefährlidhern Feind zu bes haben. Anfangs April 1823 überfchritt das franzoͤſiſche Beobach⸗ tungsheer bie Grenzen Spaniens, und biefem fchlofien ſich bie zerftreuten Truppen ber Ölaubensarme an. Gegen letztere, welche Seu de Urgel befegt hielten, richtete Dina feine erften Angriffe, eroberte den Platz, bes ſchaͤftigte fi) hierauf vorzugsmeife mit der Organifirung feiner Streitkräfte, bucchreifte Gatalonien, erließ ein allgemeines Aufgebot vom 18. bis zum 40. Jahre, beiegte im März Kiguera, wählte bald hierauf, im im Mit⸗ telpumct feiner Operationen zu fein, Vich zum Douptquartiere, und begann hierauf jenen Heinen Krieg, ducch ben er fchon früher feinen Feinden fo gefährs lich geworden war. Indeſſen hatten alle feine Anftrengungen auf die Kriegsbege⸗ benheiten im Algemeinen keinen wefentlihen Einfluß; Kraͤnklichkeit noͤthigte ihn, einige Donate in Unthätigkeit zu bleiben, und als er, im October wie⸗ ber bergeftellt, von den Ereigniffen im füdlichen Spanien Kunde erhielt, fandte er einen Officier in das franzöfiihe Hauptquartier und erbot fich, Barcelona zu übergeben. Die Sapitulation kam am 4. November unter fehr ehrenvollen Bedingungen für Mina und feine Anhänger zu Stande. Er fchiffte ſich nach England ein, ward bort mit wahrem Enthufiasmus empfangen, und lebte von da an abmechlelnd in London und Paris. Nach bee Juliusrevolution 1830 in Frankreich flellte er fi an die Spige [pas nifcher Flüchtlinge, betrat den 21. Detober 1830 ben fpanifchen Boden, befegte den 26. run, warb aber bereits den 30. angegriffen und gefchlagen. Mur durch M's geſchickte Führung wurde feine Truppe von gänzlicher Vernichtung gerettet. Er erreichte, von Allem emtblößt, bie franzöfifche Grenze, und wurde dort mit feinen Gefährten entwaffnet und in das Innere des Landes gebracht. Nach vierjähriger Zuruͤckgezogenheit in Frankreich follte DM. noch ein Mal ein militairifhes Commando übernehmen. Hierzu gab ber Bhrgerkrieg in den baskiſchen Provinzen feines Vaterlandes die Veran⸗ laſſung. Ende October 1834 übertrug ihm bie Königin Chriftine den Dberbefeht in Navarra und Biscaya, und den 31. October traf.er in Pampeluna ein. Den 4. November erließ er eine eben fo energifche als verföhnliche Prosiamation; doch das Gluͤck ſchien ihn nicht zu begünftigen, und eben fo wenig wie feine Vorgänger vermochte er über den Earliftifchen Oberbefehlshaber Zumalacarreguy große Vortheile zu erringen. Diefer Kampf, ber glei von Anbeginn alle Greuel eines Bürgerkrieges an fih trug, nahm, feit Navarra und die baskifchen Provinzen durch das Deeret vom 12. Ja⸗ nuar 1835 in Belagerungsftand erklärt wurden, einen noch gehäffigeren Charakter an. Bon Seiten ber Chriftinos wurde übrigens die Schuld ber längern Dauer bed Kampfes theild den oͤftern Krankheiten des Generals M., theils den Miniftern, die ihn nicht gehörig mit Truppen und Krieges beduͤrfniſſen umterflügten, zugeſchrieben. Wahrſcheinlich die Nachricht, daf der Kriegsminifter General von Valdez das Obercommando felbft übernehmen werde, bewog M. am 8. April bie Königin um feine Entlaffung wegen geſchwaͤch⸗ ter Sefundheitsumftände zu bitten, die ihm auch unter den gnäbigften Formen bewilligt wurde, und Valdez traf fchon den 17. April in Vittoria ein. Ueber den Gang biefes Feldzuges, welcher noch nicht beendiget ift, und insbeſondere über die einzelnen Vorfälle während ber kurzen Zeit, in welcher DM. den Ober befehl führte, dürfte nur wohl erft von der Zukunft vraok YBuweiiiiunt

480 Mina. Mincio (Schlacht 1800.)

zu erwarten fein, ba aus den fich häufig widerfprechenden Zeitungsberich ten eine glaubwuͤrdige Relation nicht zu entwerfen iſt. Jetzt iſt Mine Generalkapitain von Catalonien und hat fortwährend mit den Karliften zu kämpfen. Gtz. Wins, Don Zaver, Neffe des Vorerwähnten, geb. 1789 in Ober navarra, wurde wegen ber Sanftmuth feines Charakters und der Einfady heit feiner Sitten von feinen Eltern für ben geiftlichen Stand beftimmt. Er befand fi bei dem erfien Einbruch ber Sranzofen in Spanien nod auf der Univerfitätz; aber die Liebe zum Vaterlande bewog ihn, feine Stu: dien zu unterbrechen, unb (1808) einen Buerillahaufen anzumwerben, der groͤßtentheils aus unerfchrodenen, voilden Bergbewohnern beſtand. Mit dieſem that er den Franzoſen manchen Abbruch, und verbreitete Schrecken in ganz Navarra, jedoch weniger durch ausgezeichnete Waffenthaten als durch die Grauſamkeiten, welche feine Zruppen verübten. Im Sabre 1811 wurde er gefangen genommen, nad) Frankreich transportirt, und erhielt erft 1814 nah der Abdankung Napoleon’s feine Freiheit wieder. Nah Spanien zuruͤckgekehrt, verband er ſich mit feinem Onkel zu Wiederher⸗ ſtellung der Gonftitution vom 3. 1812; allein die Unternehmung feel tete, und während fein Oheim in Frankreich blieb, begab ſich X. M. nach England, mo er einen Jahrgehalt erhielt und Gelegenheit fand, einzufchiffen, um gegen Spanien in deffen amerikaniſchen VBefigungen u fechten. Er landete, von mehreren Officieren begleitet, nebft einigent Kriegs⸗ veharf in Merico, und trat ben 24. April 1817 bei Soto (a Marina au die Spige der Infurgenten. Bald fammelte er ein Beines Heer, ſching die Spanier den 15. Juni bei Peotillis, hierauf bei San Felipe, und em ließ den. 30. Juni einen Aufruf an das Volk aus feinem Hauptquartiere von 108 Remedios. Aber in der Folge wurde er vom General Pascal be Linan hart gedrängt, mußte fi) in die Hefte Sombuero oz Gonanja wer fin, und 300 ber Seinigen, morunter 72 Bfficiere, welche ihm gefolgt waren, wurden von den Spaniern abgefchnitten und erſchoſſen. Ende Auguft verlor Mina auch die feften Plaͤtze Conanja und San Gregerio, rettete fi zwar mit 600 Mann durch Gewaltmaͤrſche aus den ben der ihn von allen Seiten umringenden Spanier, ward aber endlich am 27. October im Pag von Benadito überfallen, gefangen, nach Mexito transportirt, vor eine Militaircommiffion geftellt, zum Tode verurtheilt, und den 13. November 1817 erfchofien. Mina beſaß Muth und Kennt: niffe, und bat auf feiner kurzen militairifchen Laufbahn fo viel Anführer talent entwidelt, daß er unter günftigen Berhältniffen fich jedenfalls einen größern Namen in der Kriegsgefchichte erworben haben würde. (Bergt. Biographie nouvelle des contemporains, Tome 13. Zeitge noffen, neue Folge, Nr. 11., Zeitungsnadhrichten.) G tz. Mincio, Fluß in Oberitalien. Er fließt aus den Gardafee in füd- öftlicher Richtung dem Po zu, mündet in denfelben unweit Mantua, ff ganz fhiffdar, und hat Bruͤcken bei Pefchiera, Goito, Mantua unb Go: vernolo. Schlacht am Mincio, ben 25. u. 26. December 1800. Nah der Convention von Aleffandria (15. Juni 1800), weldye die erfte Hälfte des Keldzuges von 1800 in Stalien befchloß, war bafefbft bis zum December deſſelben Jahres nichts von Bedeutung auf dem Kriegsſchau⸗ e vorgefallen. Das Öftreichifche Heer unter dem Grafen Bellegarde ftand en dem Mincio und der Erf, das franzöfifhe Heer unter dem Ben.

Riwela. Eqlati 100): Berwoutfea an ber. Chiera. Beide Generale wurden DT durch * Ber fie einwitkenden

178 ⏑⏑——— * die ana,

21,780 Ms Rastz'dee: vechte * unter Dupont beſtand aus di fein Menuier mb Wairin; t commanbdirte ‚das Centrum ** Gegan); der linke ard_ von Ne

wie Das ‚Öfkreichifche.Deer. Beilegarde hatte, die Belasungen ‚von: Se ur: Montag wicht: mit: gerechnet, zur. Vertheidigung.: des. Mincio eine me. von ·dũ OO. Sufanterie unb 9200 M. Cavalerie. Die, Avante

b H ‚Dee datiıBiefewecocpe, 3. MR. Sqhellenbetg und nach deſſen Exkrani x MR % Geil -Belegorde, Wruder dei, Obergenemis, 4 wet. der: Kemer. dab Cerps des FM... Vogeliang ı Vice .e. Saint. Falten 7250 Nann- Graf. DB bes Wechaben.. des .fuangöftfchen. Deerführers,. ben: inc zu Ada m, 2ip:ıBenmtniß -.gefegt, war enticloffen, jeber. Uebermocht auf, dem uohten: äkfer. :außguiweichen,, „le. aber: deſſen ungeachtet die ſtarke Av unter: bear Pridjen 2 daſelbſi aufgeſtellt, um dadurch den Franz gefen wenisfponiren. General Brune hatte bereits am 39. auf der ganzen Zinie:iehaei Reoeguvſcitung angeordnet, und druͤckte am biefem, wie am. Dem folgenden Koge die aͤußerſten oͤſtteichiſchen Vorpoſten etwas,,zurüd. Sein Yauptguartime: verlegte er nad. Montedjiaro, und ertheilte, von. bier aus die Vefchte für den 21. Die Avantgarde ſollte auf dem duferften: linfen Flügel Poszelenge.anb- Ponti angreifen, und bann bie Feſtung Peſchiera beobachten. Moncep ssard gu dem Angriff auf die Höhen von Monzambanp,, und, Sucher gegen Volta kefiimmt; „Gen. Dupont follte durch einen Scheinangriff, gegen Seine. und Geftelugie.den Angriff auf. Volta, unterflügen.., Die Referven Id ‚ber Pontonzug wurden am 21. nad Gaftigtione vorgezogen, und eben tquartier verlegt. Der Anſicht des Grafen. Bellegarbe ger der Fe Dobengollern, nachdem er am.diefem Tage den, Stanz Drhreren Gefechten tapfern Widerſtand geleiftet hatte, im: der Nacht Borghetto auf: das linke Ufer des Mineio-diber,und ıbernahm fe Die Vertheldigung diefes Fluſſes von: Pelchiera, bis Goito. Das d48 Grafen Gt. Jullen wurde zu. feiner Verftärkung unter feine Wes ee. Die Brigaden Rouffeam und Lezzeny . befehten auf .d rechten Fluͤgel die Schanzen Salionzo- und Provechio,, und bez mugleich dab Minciethal ven. Paradifo bis Valsggio. Waleggio ſeibũ umb: ber ihm gegemüberliegende. Brüdentopf Borghetio tıltbe ‚von ber -D’Afpre vertheidigt. In der Cbene hinter, Walcggio ftand di Gaval.«' Kaefevich , vom meiden jedoch, B Esc. betadjiet worden wärkif, Ate diefe Truppen wurden munter ben. Befehl, dei ir” St. Julien ge feie.. EM Wogelfong Fand mis.6 Bat. und 6 —— Mlktair: Gem. «' v®.

BEN

Mincio. (Schlacht 1800.) 488

neral Bogelfang bie Brigade Auersperg von Marengo aus dahin au

und begab fit) um 2 Uhr Nachmittags noch mit 2 Bat. Infanterie ſelbſt nach dem Angriffspuncte. Mittlerweile war die Divifion Watrin ganz übergegangen, hatte die lichten Truppen bes Gen. Buffy aus Pozzolo ges voorfen, und ftellte ſich längs des Dammes bis zu den Mühlen auf. Die Div. Monnier, welche nach einen beſchwerlichen Marſch erſt gegen Mittag über den Mincio gegangen war, übernahm die Beſetzung von Pozzolo. Gegen 1 Uhr, als der ML. Keim und der Graf Bellegarde mit dem größten Theil der Truppen des 1. Treffens auf dem gefährdeten Puncte eins getroffen waren, befchloß der oͤſtreichiſche Heerführer, mit den Brigaden Buffy, Mohan und Frimont nebft einem Dragonerregimente einen Angriff auf Pozzolo zu unternehmen, den die Generale Briren und Kneſevich längs dem Linken Ufer des Mincio abwärts gegen die Brüde begünftigen follten. Fri⸗ mont griff nun mit der Gavalerie den General Watrin an, während Rohan und Buffy Poszolo flürmten, mas von der Div. Monnier Haus für Haus vertheidigt wurde. Während dieſes Kampfes kam die Brigade Auersperg über Mafimbona herbei, und ILöfte die Brigade Rohan im Angriff auf Doszolo ab, welche nun gegen die Div. Watrin verwendet wurde. Diefe, ſchon durch die Angriffe Frimont's erfchüttert, warb nun gleichzeitig vom den Generalen Rohan, Brisen und Knefevidy bedrängt, und nach kurzer Ges genwehr über den Haufen geworfen. Eben fo mußte auch Monnier Pozzolo räumen. In diefem gefahrvollen Augenblide ſchickte Gen. Suchet die Bei: gabe Slauzel über den Mindo; doch auch fie ward von ben Deftreichern geworfen, welche unaufhaltfam gegen bie Brüden vordrangen. Da hemmte plöglich ein verheerendes Feuer, welches Suchet aus 27 Geſchuͤtzen gegen die Deftreicher eröffnete, deren Marſch; 2 Brigaden, welche Graf Bellegarde berbeiführte, wankten ebenfalld, und Dupont, ben Stillſtand benugend, ordnete feine Divifion und rüdte wieder gegen Poszolo vor. Die Divifion Monnier nahm diefen Ort mit Sturm, und ML. Keim zog ſich mit feinen Brigaden hinter die Anhöhen zurüd, melde öfttic hinter Pozzolo liegen, und diefen Ort beherrichen. Seine Truppen hatten bedeutend gelitten, und er tie Prinz Rohan waren verwundet. Dupont hoffte nun die eben genannten Höhen zu nehmen, fammelte alle feine Truppen, und führte fie vorwärts; allein die Deftreicher warteten feinen Angriff nicht ab, fondern flürzten mit vereinter Macht über ihn ber. Zum 2. Mal wurde Poszolo von den Deftreichern genommen, und Gen. Dupont zurüdgefchlagen. Die nämlichen Urfachen aber, welche bei dem erften Vorruͤcken gegen die feind: Shen Bruͤcken die Deftreicher verhinderte folche zu zerftören, machten nun, da die Divf. Gazan auf Suchet's Befehl ihren Uebergang bereits beendet, bei der größern Stärke der Übergegangenen Truppen die Erreichung biefes Zwedes um fo fchrerer. Unterdeflen war die Div. Loiſon (zum Gentrum gehörig) von Borghetto angelommen, eben fo Davouft mit der Dragonerdivif. Rivaud (Reſerve). Nach diefen Verſtaͤrkungen gingen die Franzoſen wieder zum Angriff über; Pozzolo ward von dir Div.’ Gazan genommen, aber auh zum B. Mal wurden die Sranzofen daraus vertrieben, und zum 4. Mal entriß es der Gen. Lefuire den Deftreihern. Da erhielt der General Auersperg, unterftügt durdy die Brgd. Weißenmwolf, den Befehl, Pozzolo noch⸗ mals zu ſtuͤrmen, mas auch nad) einem blutigen Kampfe gelang. Dennod) gaben die franzöfifhen Generale den Befig diefes Drtes nicht auf, fondern befchloffen einen allgemeinen Angriff auf alle öftreichifhen Colonnen. Eine Brigade der Div. Lotion gab hierzu durch den Angriff auf Buyie vox Zeilen. Davouſt ließ jetzt alle Reiterabtheilungen zu ans u vita

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Mincio. (Schlacht 1800.) 485

Brigade Rouffeau anrüdten, und diefe in kurzer Zeit, troß -eined Angriffes der öfter. Cavalerie, auf ihre Verfhanzungen beſchraͤnkten. Während diefer Exeigniſſe etwa gegen Mittag war der 5.M.E. Bellegarde auf Bes feht feines Bruders mit dem Grenadiercorps über Valeggio eingetroffen, um den Monte bianco (Monzambano ziemlidy gegenüber) zu befegen; allein ſchon batten bier die Brigaden Biffon und Caſſagne feſten Fuß gefaßt, und ber Öftreichifche Feldherr zog daher noch das 2. Treffen zur Unterflügung dieſes Angriffs herbei. ML. Vogelfang erhielt ben Befehl, zur Beobachtunu Dupont's bei Pozzolo fichen zu bleiben; alle übrigen Truppen unter dem Sürften Hohenzollern wurden beocbert, nach Baleggio zu marfchiren. Der Angriff des F.M.E. Bellegarde, welcher auf der Straße nach Caſtelnuodo umd Salionzo gegen den Monte bianco vordrang, fcheiterte an den Zerrains vortheilen, welche den Feind beguͤnſtigten. Während diefes Gefechtes aber war der FZürft Hohenzollern über Valeggio eingetroffen, und flellte bie Brigaden Weißenwolf, Briren und die Cavaleriebrigade Nimpfch mit der Front gegen bie Höhen von Valeggio, mit der linken Flanke an eine Gar: tenmaner nördlich dieſes Ortes auf; die Brgd. Rohan ſtand dahinter in Colonne, der Gen. Frimont nach (ſuͤdlich) Valeggio. Aber auch zur Unter⸗ ſtuͤrung ber Franzoſen war die Div. Boudet (vom linken Fluͤgel) herbeige⸗ kommen, und ging ſogleich zum Angriff auf die Grenadiere uͤber. Dieſe wurden geworfen, und ſtuͤrzten ſich auf die Truppen des Fuͤrſten Hohen- zollern. Nur die Attaque des Ben. Nimpſch auf die verfolgenden Fran⸗ zofen rettete die Grenadiere. Nach biefem Siege über die oͤſtreichiſchen Eliten richteten die Gen. Deimas und Boudet ihren Angriff in 2 Colonnen auf Valeggio ſelbſt. Die erfte ging im Thal fort, und nahm fo ben Brüdenkopf Borghetto im Rüden. Die Beſatzung deſſelben, feit dem Be ginn der Schladht in ihrer Front durch die Brigade Lefuire angegriffen, er⸗ gab ſich kriegsgefangen. Die 2. Golonne drang auf den Höhen längs ber Sartenmauer in Valeggio ein; Michaud mit den Grenadieren und bie Brigade Serrac unterftügten biefen Angriff. Gen. d’Afpre leiſtete in Va: leggio hartnädigen Widerftand; dennoch wurden die Sranzofen Herren diefes Drts, bie derfelbe durdy den Angriff der Brigade Weißenwolf (auf Befehl des Zürften Hohenzollern) wieder in die Gewalt der Deftreicher fam. Gen. Deimas aber ermeuerte abermals den Angriff auf Valeggio, der volltommen glüdte, und nur noch das Regimmt Deutichmeifter hielt das Caſtell beſetzt. Um dieſes Regiment von der fonft unvermeidlichen Gefangenſchaft zu retten, machte Fuͤrſt Hohenzollern noch mehrere Verſuche gegen Valeggio, und wirklich gelang es während der Dunkelheit einigen Cavalerieabtheilungen, in den Ort zu dringen, und dort allgemeine Verwirrung anzurichten, waͤh⸗ vend welcher das Regiment fi gluͤcklich durchſchlug. Unterdeflen war es Macht geworden, Brune befand fi im unbedingten Befig von Valeggio und defien Anhöhen, allein noch blieben die Verfhanzungen von Salionzo in der Gewalt der Deftreicher, da alle Angriffe darauf mißgluͤckt waren, und erft als die öftreichifche Armee den Ruͤckzug angetreten hatte, verlieh der General Rouffeau am 27. früh 4 Uhr die Verfhanzungen, und mar: f&hirte, fi) durch den ihn umtingenden Feind Bahn brechend, nach Caſtel⸗ nuovo, von wo aus er fich fpäter mit der Armee vereinigte, bie feine Bri: gade ſchon für gefangen hielt. Nur die Befagungen von 2 Redouten hatten ſich nicht durchichlagen können. Wohl hätte Bellegarde am folgenden Tage die Schlacht erneuern koͤnnen, allein die feindliche Uebermacht ließ ihn feinen glüdlichern Erfolg hoffen; er befchloß daher, ſich noch während ber Nacht hinter die Etſch zurückzuziehen. Die Brigade rigen worte wol

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Minden. (Schlacht 1759.) 487

gleitet wird. Außer ‚dem leicht zu vertheidigenden Damme, auf weichen Die Wege von Eichhorft nad Hille und von Költe nach Hartum führen, ift das Moor nirgends zu pafficen und macht demnach bie Front einer mit Dem Rüden an das Gebirge gelehnten Aufftellung faft unangreifbar. Zum Deberchiren in der Mindener Ebene bleibt ber Raum gwilchen dem Dorfe Dugen und ber Weler. Noͤrdlich der Baftau und ihres Moores dehnt ſich eine ‚weite Ebene aus, die, mit unmerklicher Abdachung nad) dem Laufe der MWeſer abfaliend, bis an die großen Torfmoore von Uchte und Neun⸗ Dorf fich erfiredt. Als eigentlicher Thalrand des Stromes markirt ſich ein letter Abhang, der unterhalb Minden bei der Roggenmühle ſich dicht an das Flußbett anſchließt und demfelben bis Petershagen folgt, fo daß er das rechte Ufer Überall dominirt und mithin überfieht. Die ganze Flaͤche wird durch Die Linie der Dörfer Zodtenhaufen, Kuttenhaufen, Demmern, Holzhauſen, und ihre ununterbrocdhenen Weg⸗ und Dedenverbindungen in ganz nathrlihe Abſchnitte gefchieden ; das Terrain zwiſchen diefen Dörfern, der Stadt und dem Moore der Baſtau, der eigentliche Schauplag der Schlacht, it von einzelnen Wohnungen, Gärten und Abzugsgräben vielfach durchſchnit⸗ ten, wirb jedod offener nad) den am Moore liegenden Dörfern Habs Sen und Dartum bin. Durch letztere Dörfer und durch Suͤdhemmern führt Der Weg von Minden über Hille nach Osnabruͤck; ein 2. Weg führt nach demſelben Puncte zwifchen dem Moore und dem Gebirge durch die Orts ſchaften Dutzen, Habdenhaufen, über Lüble und Oldendorf. Marſchall Cons zabes hatte fein Deer dergefialt aufgeftellt, daß ber vechte Flügel deſſelben oberhalb der Feſtungewerke von Minden bis an ben Thalrand reichte; bes une wurde jenſeits Hummelbeck in einem Hafen gegen das Gebirge zurück⸗ gezogen. Der Herzog von Broglie blieb mit feinem Corps jenſeits der Weſer ſtehen; mehrere Brüden ficherten feine Verbindung mit dem Haupt⸗ beere. Bis jegt waren alle Demonftrationen des Herzogs Ferdinand vers geblich geblieben, um feinen Gegner entweder zur Annahme einer Schlacht, oder zum Büdzuge zu bewegen. Gontades fchien entfchloffen, die Vortheile feiner überaus ſtarken Stellung zu behaupten. Mehrere Tage vergingen ohne irgend eine Bewegung. Der Herzog ftand bei Petershagen, zwei Mei: ten von ihm ehtfernt die franzöfifhe Armee. Am 29. Juli ließ Herzog Ferdinand fein Heer aus dem Lager bei Peteröhagen aufbrechen, rüdkte, ſich rechts ziehend, in 3 Colonnen vor und bezog zwilchen Hille und Friedewald ein neues Lager. Die vor der Front gelegenen Ortſchaften Nordhemmern und Holzhauſen fowohl, als die an dem Morafte gelegenen Dörfer Suͤd⸗ hemmern und -Dartum wurden durch Leichte Truppen beſetzt. Das Haupt: quartier war zu Hille. Das abygefonderte Corps unter dem General Wan genheim blieb in feiner Stellung hinter Sorhaufen und Kuttenhaufen. ‚Der 30. und 31. Juli verftrichen preußifchee Seits mit der genauen Recogno: feirung des vorliegenden Terrains und der nach der Ebene führenden Wege. Mittlerweile faßte Contades am 31. Juli den Vorfag, dem Herzog Ferdi⸗ wand entgegen zu gehen, wozu beftimmte Weiſungen des franzöfilchen Mi nifteriums ihn veranlaße zu haben fcheinen. Da das Wangenheim’fche Corps durch einen Raum von einer Meile von dem Dauptheese getrennt war, fe durfte Gontades hoffen, eriiere® über den Daufen zu werfen und fofort den Herzog durch einen Angriff auf feine linke Flanke gleichfalls zum Weichen su bringen. Auf diefe Vorausfegung waren die Maßregein im frangofilchen Hauptquartier berechnet. Das bei Minden lagernde franzoͤſiſche Heer beſtand aus 36 Bataillonen und 653 Schwadronen, oder aus 32--33000 Mann Infanterie und 7000 Reitern nebft 68 fcyweren GRKobhen. ER wur in

FR Minden. (Schladht 41759.)

ae em ad 6 Neiterdrigaden getheilt. Diefe Truppen ſollten nad

\auypuerer gujsee Inn in 8 Colonnen aus dem Lager aufbrechen und mit

San inter Bee Dunter dem Dorfe Haplen, mit dem rechten bei ben fe: ναν Duuſern eine Stellung einnehmen. 4 Jufanteriebrigaden Ye irn Ne deiden füchjifchen Brigaden im zweiten Treffen bildeten ben lin: au Baum . an Fentrum flanden bie 6 Reiterbrigaden im zweiten Treffen; ber ware But war gleich dem linken formirt. Zwei flarte Batterien von W amen sur Linken und von 34 zur Rechten der Meiterei follten be sa Zwwut durch ein Ereuzendes Feuer dedien. 18 Echwadronen Gensbarmen au. Kurubiniere bildeten in der 3. Linie eine allgemeine Reſerde; bemnad wur ſammtliche Meiterei in der Mitte vereinigt. Der Derzog von Bra yue erhielt Befehl, mit feinen 14 Bat. und 22 Schwadr. gleichzeitig bie Weſer und Minden zu paffien, fi duch 8 Bat., weiche vor der Feſtung aunpirten, bis auf 10,000 Mann und 2400 Pferde zu verftärten und ben Raum zwiſchen dem rechten Stügel ber Dauptarmee und dem ſteilen Rande des Zluſſes zu befegen, die Infanterie im erſten, die Meiterel im zweiten, die Grenadiere im britten Treffen, 22 fchwere Geſchuͤze vor ber Front. Broglie follte den Angriff auf das Wangenheim'ſche Corps eröffnen und fih des Dorfes Todtenhauſen bemächtigen. ine Sinfanterlebrigade hielt Minden beſetzt; eine zweite nebft einigen Abtheilungen leichter Truppen foßte auf dem nad Hille führenden Damme Poſto. Nah Mitternacht traf das franzöfiiche Heer auf den demfelben angewiefenen Puncten ber newen Stellung ein. Die Armee des Herzogs Ferdinand befand aus 25 Bat und 43 Schwadr., oder aus 19,600 Mann Snfanterie und 5160 Pfer⸗ den. Das Corps des Generals Wangenheim zählte 14 Bat. und 18 Schwabdr., und war gegen 10,000 Mann und 2160 Pferde ſtark. Die Truppen waren meiſt Engländer und Hannoveraner, auch einige Heſſen und Braunſchweiger. Die Gefammtftärke der alliirten Armee betrug ſenach 36—-87,000 Mann, darunter etwa 7000 Reiter. Diefen fanden 45,000 Stanzofen und Sachſen, inclusive 9000 Meitern, entgegen. Herzog Fer⸗ dinand hatte bereits am 31. Juli den Befehl ertheilt, die Armee folle fi um 1 Uhr Nachts marfchfertig halten. Als er Morgens um 3 Uhr durch einige Deferteurs Kunde erhielt von ber Bewegung der franzöfifcyen Ar mer, fieß er, getreu feinem großen Grundfage: einem Angriffe nie pafltv entgegen zu fehen, fondern wo möglich felbit der Angreifende zu fein, das Heer unverzüglich in 8 Colonnen in die Mindener Ebene deboufchiren. Ge gen 6 Uhr ſtand daffelbe bereits in 2 Linien aufmarfchiet, der rechte id: gel zwifchen Hartum und Hahlen, ber linke vor Hemmern und Holzbau: fen. In erfter Linie flanden 14 Schwabe. am rechten Flügel, 14 Bat. in der Mitte, 11 Scwadr. am linken Flügel, in zweiter Linie 10 Schwab. rechts, 11 Bat. in der Mitte und 8 Schwadr. zur Linken. General Mangenheim feste ſich zu gleicher Zeit in Bewegung und ftellte ſich vor den Dörfern Zodtenhaufen und Kuttenhaufen, an einige Schanzen gelebat, in einer Linie auf, die Reiterei auf dem rechten Flügel. Die ganze Zeit von Mitternacht bis Morgens 8 Uhr brauchten die franzoͤſiſchen Truppen, die den Verbündeten an Manövrirfähigkeit weit nachftanden, um ihre Schlacht⸗ ordnung zu formiren. Mur der Herzog von Broglie hatte feinen Aufmarfd) bereits um 5 Uhr vollendet; allein ftatt, wie es bie Dispofition vorfchrieb, das gegenüberfichende Wangenheim’fche Corps mit raſchem Nachdrud anzus geeifen, befchräntte er ſich auf eine Ranonade, die Wangenheim mit überle⸗ ter Wirkung beantwortete. Unterbefien batte ſich die Linie der alliirten piarmee entwickelt, und Herrog Tertinont befahl dem Prinzen von

- "I ſich ihn; ‚unterdeffen auf bem Kampfplage angelangt, unterflüpte nunmehr mit feinen 2 Bataillonen den Angriff gegen die zundchft ſtehenden 2 Infantes no ar und: da diefe bald mwichen, gegen. die fächfifche Infanterie, bie

fi) ae Aufnahme der franzöfifchen Meiterei herangegogen hatte; die engli fie Artillere brachte auch diefe Infanterie endlich. zum Weichen. re

Gavalerisungeiff, den General Vogue mit den noch intacten Brigaden des

rechten Flaͤgels unternahm, hatte daſſelbe Schickſal der frühern, ſo daß in weniger als einer Stunde die geſammte franzoͤſiſche Reiterei in volle Flucht geſchlagen, ein Theil ber Infanterie gleichfalls uͤberwaͤltigt, * das Gen: trum der xhlachtorbnung gänzlich durchbrochen war. Lord George Sackville, der die englifche Reiterei des rechten Flügels (24 Schwadt.) be- hatte, fei es nun aus perfönlicher Abneigung gegen ben Berdinand, oder aus Mangel an Muth, dem obenerwähnten öfters dringend wiederholten Befehle deſſelben, zur Unterſtuͤzung ber Infanterie herbei zu eiten, keine Folge gegeben, und rüͤckte erſt dann allmälig in die Ebene vor, als die Schlacht volllommen beemdigt war, ohne den geringfin Ans thell Daran zu nehmen. Verdientermaßen zog ihm fein pflichtwidriges We nehmen die Zurücdberufung vom Commando und fpäter nach bem Aus⸗ ſpruche eines Kriegsgeriches die fchimpfliche Entlaffung aus dem Dienſte zu. Seiner Unthaͤtigkeit verdankte das franzöfifche Heer die tung von einer gaͤnzlichen Niederlage. Auf dem rechten Fluͤgel ie —— hatte der Prinz von Anhalt mit 1000 Mann Infanterie,

200 Pferden und 2 Haubigen das Dorf Hahlen bei dem britten Angeifie endlich genommen, nachdem er von einigen Bataillonen des Enten Fluͤqel« umter dem General Schere hierbei unterſtützt worben wer. ok era Ni

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E] —* Tale je u über, Gef edes enjährigem Krieges, vom preuf. 3. Il. ae und ——

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Minen. Tg Derumter,. bald :zuc Seite, bald ‚barlber befindliche: Gegenſtaͤnde, Ve⸗ feßögumgen oder Iruppen befhäbigen und. vernichten. Da bei biefen ar alfo die zerfiörende Kraft des entzundeten Schießpulvers das ro fo müffen aud; bergleicgen Anlagen biefer wirkenden Roaft ents

auszubohuen. E ber MWiderfiand, den biefes Streben von außen erleidet, überall gleich fo zeigt fid auch die Wirkung bes Erpanfiovermögens nad allen —* in gleicher Staͤrke; iſt der Widerſtand aber irgendwo geringer, wendet ſich bie ganze urfprüngliche oder noch vorhandene Kraft nad) dieſer äußert ihre Gewalt in ber dadurch fich erzeugenden

iſt als die zerreißende und fortfchleubernde Kraft bes Schießpulvers, beſteht ‚die ganze Wirkung der Deine in einer Bereifung und Erſchuͤt⸗ weung ber 242 eines ſphaͤriſchen Raumes rings um die Pulvermaſſen gelegenen Erdtheile und übrigen darin befindlichen Gegenftände. Di Zus Nehnung, und bie mehr ober weniger vegelmäßige Geſtalt diefes Raumes, - Erſtreckung man die Zrennunssfphäre nennt, hängt von. ber bar Eabung und ber stekcförmigen Weihe, Elaſticitaͤt, Miſchung Beſchaffen heit —— * den Mittels

i Erdoberflaͤche durch geſchleudert und eine Grube gebildet, die bis unter die einge bene Pul- verladung reicht. Diefe gebildeten Ausböhlungen beißen die Minentrids ser (Fentonnoir), und die Geſtalt ihres verticalen Durchſchnitts iſt ein Pa-

welche man fich ſenkrecht von ber Mitte dee Minenladung bis zur Erddecke, wo diefe alfo den wenigften Widerftand leiftet gezogen, denkt, heißt die kurzeſte Widerſtandslinie. Jede Linie aber, von der Mitte der Labung bie zum Teichterrande, wird ein Erplofionsradius, und ber

der im die Luft gefchleuderten Erddecke ber neihterburomeffee ge: nannt. Mac, ber verfchiedenen Ladung und Wirkung, weihe Minen her⸗ verbringen, nad) den verfchiedenen Zwecken, weiche man durch ihre Wirkun⸗ gen erreichen will, und nad) ber Verſchiedenartigkeit ihrer Ausführung, erhalten biefe befondere Namen. Dan unterfcheidet danach:

1) Einfahe ober gewoͤhnliche Minen, fo heißen alle biejeni gen, wo der Trichterhalbmeſſer der kuͤrzeſten Widerſtandslinie gleich iſt.

2) Veberladene Minen, wo die Minenlabung fo ſtark iſt, daß der Zrichtechatbmeffel 14— 3 Mat der kürzeften —— gleichlommt. Drudtugeln werben diefe Art Minen aber auch genannt, weil fie, außer bem Auswerfen eines Trichters vom bedeutendem Umfange, auch alle

innerhalb einer gewifien Entfernung, ihrer gelhütterungsfphäre, neben oder unter ihnen befindlichen hohle Räume, Gallerien und dergleichen,

8) Quetſchninen ober Quetſcher, nennt man ſolche Minen, wo die Ladung fo ſchwach ift, daß ſich ihre Wirkung nicht bie uͤber die Eck:

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man,

bringen, einen. viersigen GE een) ne ee 12) Stodwerk: oder Et

gen genannt, wo mehrere Minen und biefelbe

jenigen genannt, wo 3 ı ige der u A ran ao wu au ee ) Gekoppelte Minen, heißen die beiden en, m ihre: georbnet iſt ‚Ladungen‘ ws

uodebeigin a u a —— 16) Angriffsminen, werden alle Minenanlagen gena,

Em © Georg auf der Inſel Cefalonia mitt Erfolg amwendete, mn ei Tehherer Befud), 1487, gegen dad Schloß Sorczanella verungluͤckt war. Me ebenfalls günftigen Eceig wendete dieſer Ingenleur die Minen, 1508, - gegen "bie Crefilifie von Neapel an. Der Ruf, bei rs biefe neue Ans dadurch erwarb, warb bie Urfache, baß ſich ber Minengebrauch supelter verbreitete, und befonders wendeten fie bie Türken häufig, ſo⸗ weh ya Angeiff als auch zur Vertheldigung befagerter Städte, an, wobei

beſenders die Belagerungen von Eandia 1667 und von Wim, 1683, amtyidmen. So vielfache Anwendung die Minen im 16. und 17. Yabız Yandert fanden, fo twar ihe Gebrauch doch nur auf Empiriemus begründet, denn : gleichzeitige Schriftfteller erwähnen nichts über bie der ae a Stärke der Minenladungen. Bauban fcheint zuerſt hierkber und wiſſenſchaftliche WBerfuche und Unterfuchungen Aangeſtellt zu /deren Befultate aber Täter noch manche Werichtigungen erhielten, an damals Wod) glaubte, daß man durch verfiärkte Minenladungen Beine

urn; aber man tannte auch oh kein anderes Mittel, ſich ber Stan, werm-folche vorhanden waren, zu entledigen, ale fie aufzufuchen, mit Ge⸗ weit ia fie einzudringen, und ſich fo in den gewoͤhnlich langreierigen, blu⸗ tigen und nicht felten für bie Angreifenden nachtheiligen unterichifchen Kampf ar Beifpiele hierzu Tiefen die Welagerungen von Landau 1703 und von Verva, von Vercelli, von Chivas 1705, von Turin 1706, von —2 1709, von Douai 1710, von Landau iris u.0.m Better’ bamais Lehrer in der Artillerieſchu⸗ zu La Fere Scharf⸗ fiun war es vorbehalten, uͤber dieſen Gegenſtand neues Licht zu verbreiten und eine Minentheorie aufzuftellen, bie in ihren Baupttheilen noch gegen: wärtig giltig iſt, wenn auch bie fpätern Erfahrungen mehrere Srunbfäge erweitert und einer umfaffenderen Anwendung fähig gemadıt har

ftellte nämlich den Erfahrungsgrundfag auf, daß die Größe der ausgehobenen Trichter mit den Ladungen zunehme, umd def: ihr Durchmeſſer weit über das Doppelte der kuͤrzeſten Widerſtandsli⸗ ſteigen koͤnne, daß ſich aber die Wirkung der Pulverkraft nicht bloß auf Raum der durch fie ausgehobenen und fortgeſchleuderten Erdmaſſe be fondern daß ſich in der Erdmaſſe um die Pulverladung herum ſtnißmaͤßige Wirkungskugel bilde, wo die Erdtheilchen durch den ' des ih mac) allen Seiten ausdehnenden Pulvergaſes erfehhttert und eſchoben, a, in der Erde befindliche hohle Raͤume zufammenge: werben. Der auf Beranlaffung des Herzogs Belle⸗VJsle bei 1753 angeftellte Verſuch, wo eine 12 Zuß tief liegende, mit 3000 . Pulver geladene Kammer einen 66 F. weiten und 17 &. CGvo Axt-- Sildere, deren Wirkung ſelbſt gemanerte Balleriran auf dir Brite vun

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48 8. eindruͤckte, beftätigte die bisher immer noch bezweifelte Belidor ſche Theorie. Diefer glänzende Erfolg ward die Veranlaffung, daß Friedrid der Große diefen Verſuch von dem preuß. Ingenieurmajor, Le Sebvre zu Potsdam, wiederholen und bei der Belagerung von Schweidnig 1762 mit dem beften Erfolg anwenden Heß. Dier war bie erfte Angriffsmine mit 5000 Pfd. Pulver, die zweite mit 2200 Pfd., bie dritte mit 3300 oder 3600 Pfd., endlich bie vierte mit 5500 Pfd. geladen. Diefe drüdte all umliegende Minengallerien der Seftung ein, ſtuͤrzte drei Reiben Palliſaden um, unb warf die Erde des 60 5. weiten Trichters bis auf die WBruflwehr des naͤchſten Außenwerks, fo daß bie Suttermauern beffelben ohne Schwie⸗ rigkeit erfteigbar waren. Choczim, Bender (1769) und Valenciennes (1798) wurden ebenfalls durch Hilfe uͤberladener Minen erobert, durch die man den Hauptwall zum Sturme öffnete. Bhurtpore, im Birmanenftaate, war von ben Engländern 1825 belagert, und eine Mine von 12,000 Pfd. Ladung, um: tee dem Bollwerke zur Rechten, am 17. Januar 1826 fertig geworden. Ihr Auffliegen, durch das ungeheuere Erdmaffen mit einer fürdyterlicdyen Er: fpütterung umbergefchleudert, mehrere Soldaten eines zu nahe aufgeſtellten Regiments getöbtet, eine noch größere Menge von Feinden unter den Trim mern der zufammenftürzenden Mauern begraben wurden, gab das Beiden zum allgemeinen Sturme. Cr glüdte ben Engländern volltommen, obgleich mehrre auf dem Wallgange angelegıe Zatterminen ſich unter ihren Süßen ff neten und die Soldaten in die Luft fchleuberten. Ihre Anwendung fin den bdiefe fonady gerwiffermaßen als Waffe dienenden Verſtaͤrkungen bei fämmtlichen Befeftigungsarten, in ihrem größten Umfange aber bei dem Bes lagerungsfriege, von dem fie dann eine befondere Abtheilung bilden, bie man den unterirdifchen oder den Minenkrieg nennt. Das Nähere hierüber, fo wie den verfhiedenartigen Minengebrauch, findet man im et. Minentrieg. Bei proviforifhen und Feldbefeſtigungen bedient fich der Vertheidiger nur der Zlatterminen als Verſtaͤrkungsmittel. Da fie aber zu ihrer Ausführung (f. Minenbau) einen nicht ganz unbedeuten den Beitaufwand und auch ſchon eine ziemliche Menge Pulver fordern, fe ift man mit ihrer Anwendung, wenigftens bei Zeldbefeftigungen, ins Alige⸗ meinen fparfamer, als mit den übrigen Annäherungshinderniifen. Man legt fie deßhalb auch nur an foldhen Puncten an, die der Feind durchaus nid vermeiden kann, oder Über welche er beim Angriff der Befelligungen, wegen der Vortheile, die ihm dieſe Terrainftellen dabei gewähren, wahrſcheinlich vorruden wird. Die Orte, wo man fie daher gewoͤhnlich anlegt, find: 1) Die unbeftrichenen Räume vor den ausfpeingenden Winkeln der Verſchanzungen, 15—20 —30 Schritt von dere Gontrescarpe entfernt. 2) Bor oder in Des fileen, die der Keind pafficen muß, ale 3. B. vor Brüden und Dämmen, vor Eingängen von Dörfern und Stadtthoren, oder aud in Hohlwegen. Außerdem kann man ſich auch noch im Feldfriege der Demolition 6mir nen bedienen. Der Vertheidiger benugt fie, theild um fid den Rüdzug gu decken, 3. B. zum Sprengen fteinerner Brüden, theild um Gebäude ſchnell zu zerflöcen, bie dem Feinde vielleicht vortheilhaft, der Vertheidigung aber nachtheilig waͤren. Der Angreifende dagegen kann von bdiefen Minen Ger brauch machen, theild um fich dadurch Dinderniffe zu öffnen, z. B. Palliſa⸗ den, Thore und dergleichen, theils aber audy bei hartnädigen Häufervertheis digungen, um die Gebäude dadurch zufammenzuftürzen. Einiges Nähere über die Anlage diefer Minen und bes dazu erforderlichen Pulverquantumt, findet man in bem Art. Minenladung. P.

Minen:A che Minen:Bau. 206

Minen⸗Aeſte (rameauz) nennt man hauptſaͤchlich die beim Minenkriege mögeführten Eleinften Minengänge, welche immer von Dauptgängen ause aufen, und an deren Ende bann geroöhnlich die Minenkammern angelegt verden (f. Minengänge). P.

Minen⸗Auge, die vorzuͤglich in fruͤherer Zeit uͤbliche Zenennung des ingangs einer Minengallerie.

Minen⸗Bau. Hierzu gehören alle die verfehlebenen größtentheils unter der Erde, ausgeführten Arbeiten, deren Dauptbeflimmung darin bes ſteht, die Pulverladungen der Minen an die Stelle unter der Erde zu brin: zen, von wo aus fie bei ihrer Entzündung die verlangte Wirkung außern Binnen, welche aber auch zum Theil nur dazu dienen, die zur Entzündung mforberliche Feuerleitung unter der Erde fortzuführen. In feiner größten Ausdehnung findet derfelbe feine Anwendung beim Feſtungskriege, wo ber Wertheidiger wie ber Angreifende davon Gebrauch macht; befchränfter und sinfacher wendet man ihn aber auch bei proviforifchen und Feldbefeſtigungen, jedoch nur zur Vertheidigung, bei der Anlage der fogenannten Flatter⸗ miuen, an (f. Minen). Die Arbeiten zerfallen in bloß vorbereitende umd in folche, welche mit der Anwendung oder dem Gebrauche der Minen unmittelbar in Verbindung treten, und daher erft während des Minenkrie⸗ ges zu volführen find. Zu erfleren gehören die, welche gewöhnlich mit dee Ankıge der Feſtungswerke, oder doc) wenigftens nicht erft während der Belagerung ausgeführt werden. Sie beftehen in der Ausführung der Schächte oder Brunnen, welches vertical ausgegrabene (abgefenkte oder abgeteufte), 3— 4 Fuß im Quadrat weite, 5 30 Fuß tiefe Guben find, ähnlich denen beim Brunnen» und Bergbau vorlommenden, und in der Anlage der Streden, Gänge, oder Gallerien, den unter der Erde in verichiedenen Richtungen fortlaufenden Gaͤngen ([. Minen: gänge). Zu letzteren aber gehört das Vortreiben ber Zweige, ber Heinften DMinengänge, mittelft welcher man feinem Gegner entgegengebt, das Ausgraben der Pulverfammern, d. b. derjenigen Hohlräume, in weiche bie zur Minirwirkung erforderliche Pulvermaffe untergebracht wird, ferner die Ausführung der unteriedifhen Seuerleitung (f. Minen: zundung), das Laden, das Verbämmen oder Befegen und das Zünden der Minen.

Bel jedem Minenbau wird meift zuvörderft die Abfenktung oder Ab⸗ teufung eins Schachtes oder Brunnens nothwendig. Die Aus⸗ führung deffelben iſt theils durch deflen Tiefe, theils durch die Beſchaffen⸗ heit des Bodens bedingt. Bei geringer Tiefe, von 9 bis hoͤchſtens 8 Fuß wie Dieß bei Flatterminen der Fall iſt und feſtem, thonigem oder Ichmigem Boden kann die ganze Ausſchachtung ohne weitere Unterftügung ber Erde fo erfolgen, daß man den Seitenmänden ber Brunnen ohngefähr 4 der Tiefe als Böfchungsanlage gibt. Bei weniger fehler Erde und groͤ⸗ Serer Tiefe müffen aber die Brunnenwaͤnde eine Holzverkleidung erhalten, die bei loderem fandigem Boden, und wenn ber Brunnen längere Zeit ſtehen fol, außer den zur VBerfhalung dienenden Bretern, auch noch durch Ballen: holz duch Pfoftengevierte und Schachtjoche zu verftärken il; bei mittlem Boden und kürzerer Zeit des Brunnengebrauchs gewährt aber eine bloße Bretverkleidung die gnügende Seltigkeit, indem man nad und nad, fo wie der Brunnen tiefer wird, durch aus 4 Bretern zufam: miengelehte Rahmen fogenannte holtändifce Rahmen von ber Dimenfion des Brunnens deſſen Wände verfchalt. Sobald der Bruuma bie Ziefe einer Munneshöhe erreicht hat, wird zur Ixiägtern Audkirertung

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{ Hierzu gehdet nun aber, daß: man weis ide Meenz feiner Mine reiche, und wie weit mas nut Dauten feines Gegners entfernt‘ befindet... von der Staͤrba der. Ladung abz.. das Letztere dagegen nur mache Gehoͤr beurtheilen , indem man waͤmlich Arbeieen. des Gegnero durch die Exfchätterungen, welche fi ſebalb Mich’ dieſelben bis auf. eine gewiſſe Diſtanz genaͤhe den neueften :Erfahrungen zufolge, in feſtem Beben .bı a in.loderm, fandigem und feuchten Boden: 30 Yub: eintritt. In der Maße, wie dann die: BD

.In dieſer Hinſicht hat ber ' den Mortheil, daß es ſich in dem ſchon fertigen Doschgd gewebes, oder in ben aus ihmen bereits vorgetriebener auf Vorpeiten ausftellm , und bort aufmerkſam hordy des Gegners: ruhig erwarten kann, um ihn dann, wens ihn berangelormmen IR, durch ſchnelle Zundung feiner 3 sem Gange zu ‚verfchlitten, während es dem Angreifeı Ungen wich, feinem Gegner auf diefe Weiſe zuvorzu fi mach der Erfindung der. Minen ‚auch ber Verth

folgen zmweilmäßig vorbereiseten Mi bedier ———

496 Minen: Bau.

ber ausgegrabenen Erde ein Harnhaspei über dem Brummen errichtet, mittelft deffen man dann die Erde in Kübeln ober Kaſten herauſswindet Der Bau der Minengänge erfolge auf zweierlei Art, indes man fie entweder von oben herein zu Tage ausyräbt, und bank, nach ihrem Dimenfionen, als Gewoͤlbe 14 2 Fuß flart im Widerlager und etwa 1 5. ſtark im Bogen aufmauert oder auszimmert, ober indem man fie unterirdifh ausführt, und fie dabei ebenfalls entweder bloß mit Hol; aus fett, oder audy) ausmauert. Der Ausbau zu Tage ausgegrabener Minen: gänge iſt der leichtere und toohlfellere, kann aber nur bei Wertheidigunges minen und da angewenbet werben, wo bieß burd etwa fchon vorbanbem Feſtungswerke nicht gehindert wird. Die eigentlidyen Gallerien einer Fe⸗ ftung werden gewoͤhnlich ausgemauert, ſowohl wegen längerer Dauer, um bie öftern Reparaturen zu eriparen, als auch zu befferem Widerſtande gegen bie Wirkungen der feindlichen Minen. Um einen Minengang unterirdifch vorzutreiben, muß man erft bie zu ber Tiefe zu gelangen fuhen, in welcher der Gang ftreihen fol. Sf es ein Gontre minengang, fo geht man gewöhnlich von ber Gontretcarpe aus, entweder horizontal, ober durch eine fchräge Abfteigung bis auf bie erforderliche Tiefe, mittelft Dolzausfegung , wie beim Brunnenbau, in diefen in. Auf ähm liche Weiſe treibe der Angreifende feine Minengänge von ſchon vorhandenen Minentrichtern vor. Kann man aber von keiner folchen tiefen Stelle aus: gehen, fo wird gewöhnlich erft ein Schacht oder Brunnen bie zu der erfer lichen Tiefe abgefentt, von befien Soblenfläche aledann ber Galleriehuu beginnt. Die ausgegrabene Erde wird entweder in Beinen Körben, ober beſſer, in Bleinen mit 4 Blodrädern verfehenen Kaften, fogenannten Hun: den, aus den Gängen entweder bis In den Graben oder Minentricher, und wenn ein Brunnen angelegt wurde, bis zu biefem geförbert, wo fie alsdann auf die vorher befchriebene Weiſe herausgewunden wird. Ein Daupterforderniß bei diefem unteriebifchen Minenbau ift, daß immer eine gnügende Menge reiner atmofphärifcher Luft vorhanden ift, weil font die arbeitenden Mineure, in verdorbener Luft nicht athmen und ihre Lichter nicht brennen koͤnnten. Die Luft verdirbt aber in den Minengängen theils durch das Athmen der Arbeiter, theild duch das Brennen ihrer Lichter; ganz befonders aber wird fie beim Minenkriege durch das Eprengen einer oder mehrerer Kammern irrefpirabel, wenn fie naͤmlich, wie gewöhnlich, durch Pulverdampf erfüllt wird. Aus Erfahrung weiß man nun, daß in einer Tiefe von 20 24 Fuß, fo wie in Gängen, beren Länge 120 Fuß überfleigt, ohne Luftwechfel die Lichter nach einiger Zeit nicht mehr heil brennen, die Luft alfo zum Einathmen untauglid wird. Um daher fowohl beim Bau der Minengänge, als auch während ihres Gebrauchs beim Minenkriege in diefen immer friſche Luft zu haben, hat man verfchiedene Mittel vorgeſchla⸗ gen, um den erforderlichen Luftwechfel zu erzeugen. Dahin gehören bie fe: genannten Zuftröhren, weldes aus den Gallerien, da wo mehrere zufam: menftoßen, aufygemauerte fchornfteinähnliche Kandle find, welche auf der Erd⸗ oberflähe münden. Sie erfüllen ihren Zwed aber ungenügend, und haben auch noch mandye andere Nachtheile. Zweckmaͤßiger dagegen find bie Am wendungen der verichledenen Geblaͤſe, mitteift weicher man durch einen hoͤl⸗ zernen Kanal die fogenannten Wertterlatten frifche Zuft in die Minengänge hineintreibt.

In den Dauptgallerien der Feftungen werben gemöhnlih, um dem in fie eingebrungenen Feind am weitern Vorbringen zu hindern, ſtarke, aus: sornbig mit Eiſenblech beſchlagene Doppeituren angebracht, mittelſt weicher

08 Minen:Brunnen Minen: Bänge

etwa eindeingende Waſſer dert anſammeln kaun, unb ber Kuſten "treten ſtehen bleibt. oo Mit dem Laden muß aber auch auf’ die Art ber imbung oder Fiuerleitung Rädfiht genommen werben. Gefchleht diefe Mitzreifk der HS jene gewoͤhnlichen Bindröurft (f. Minenzündung), fo wird bie Pet: einne dazu vor dem Einbringen der Ladumg auf der Sohtenflaͤche ber Galerie befeftigee, und vie Blindiwurft aus ihr dutch die Zintdroͤhre hie durch bis mitten im den Pulverkaften gezogen. Bel anderen Zuͤndmethoden muß ebenfatis für ‚die In der Galetie fortlaufende Borrihtung zur Zuͤndung uf entfprechende Weiſe geforgt werden. Sind auch diefe Arbeiten beendige, fo ſchreitet man nun zu der Verdaͤmmung oder Befegung ber Mine Dies beſteht darin, daB man den Minengang von ber Kammer an auf ine Länge, die 1 4 2 Mat der kürzeften Widerſtandslinie gleich ift, mit Holz und Sandfäden zufegt, damit das Entweichen bes Pulvergafes aus der Rammer in den Minengang verhindert werde. Seitdem man aber fand, daß Minm auch ohne Beſat, wenn man ihre Ladung verftärkt, die verlangte Wirkung hervorbringen, fo hat man davon auch ſchon beim Be: lagerungskriege mit Erfolg Gebrauch gemacht, wo es darauf ankam, dem Gegner einen Vorfprung abzugewinnen. Bei Schachtminen erfolgt das WVerbämmen auf aͤhnliche Welle durch Ausfüllen des Minenbratmens, fo wie man auch zumelten bie Schachtminen unbefegt geſprengt hat. ..: Der Bau von Flatterminen, de biefe ſtets Schachtminen ſind, befteht im ber Anlage bes 5 10 Fuß tiefen Brunnens und ber Legung des Leis feuerd. Der Brimnenbau erfolgt nach det ſchon oben angegebenen Anlei⸗ tung, und zwar flets mit Beruͤckſichtigung der moͤglichſten Beitklitze. "Der Sutverkaften kommt entweber auf die Brunnenfohle, oder In eine Kammer gu :ftehen, welche in einer Beite des Brunnend angelegt wird. "Aus Ihm geht nun das Leitfeuer bis zum Minenherrde, und zwar wird Hiscbei auf die Weife verfahren, wie es tm Art. "Rinenzimdbung beſthrieben if. De Flatterminen meiſt in der Nähe von Verſchanzungsgraͤben (18 2 30 Schritt vor den Gräben der ausfpringenden Winkel) angelegt werden, fo fühet man bie Keuerleitung entweder bis in ben Graben, oder biß in das Dnnere der Verſchanzung. Im erfleren Kalle verurfacht der Bau Eeine fo großen Schwierigkeiten, iſt in kuͤrzerer Belt zu vollenden, und laͤßt ein Wer fagen der Zündung nicht fo leicht befürchten; dagegen hat man im lekteren Falle. den Minenheerd ganz in ferner Nähe und Gewalt. Die zu Ende des Artikels Minenkrieg angeführten Schriften enthalten auch Bien über das Naͤhere. pP Minen⸗Brunnen nennt-man bie beim Minenbau von der Erdoberfläge aus, verticat abgefenkten brunnenähnlichen Löcher ({. Minenbau). P. Minen⸗ Bänge, die zum Behuf der Anlage von Minen und zum Minenkrieg überhaupt in der Erde ausgeführten Gänge. ie finden ihre Anwendung bei den zur Verſtaͤ von Feſtungen angewendeten fege: nannten Dertheibigung 6: oder Gegenminen und dei den Min, weiche der Angteifende einer Feſtung auisführe, den ſogenannten Angriffe: minen. Die Minengänge erhalten verfchiedene Huͤhe und Breite und danach folgende Wenennungen: 1) Große Gänge ddr Galerien, 6 Bu hoch und 3 Fuß drei. 2) Halbe Gänge vder Galerien, 44 Gas hoch und 3 Fuß breit. 3) Große Aeſte oder Zweige, 3 Zu hoch nd 24 Zuß breit, und 4) Gewoͤhnliche Aeſte oder Zweige, mie 24 54 hoch und 2 Auf breit. Die Gänge der Vertheidigungeminen

308 Minen: Krirg.

Feſtungen; benn ber ngreifenbe, ber fich amfänglich allein bee. mutkaiders ftehtichen Kraft der Minen bebiente, um ſich einem. Weg in bie Feſtung mu bahnen, war nuh durch die Anwendung deſſelben Mittel vom feinem Gez⸗ nee, ſobald er im bie Nähe der Feſtungsowerke kam, mit feines feiner Bela⸗ gerungsarbeiten mehr ſicher, indem ibm diefe durch die unterirdiſchen Vul⸗ Lane felbft zu wiederholten Raten in die Luft gefchleudert werben konnten. Dadurch wurde num bee Augreifende gezwungen, fobald er mit feinen Be Ingerungsarbeiteri bis in die Nähe des uriterminieten Zervaine voesschei war, auf gleiche Weiſe zu verfahren, und feinem Gegner eben fo mit Bis nelgäsigen entgegenzugeben, um bon ihnen and, theils durch Anwendung von Quetichminen ober gewoͤhnlichen Minen feine Gaͤnge zus jerſtoͤren, theil® um aud auf: bife Weiſe in die Galerien bes elbſt einzudringen, und fich in ihren Befitz zu bringen. Daburch entſtand zum der lange Zeit im 16., 17. und ſelbſt noch im 18. Jahrhun derte im Gebrauch geweſene, hoͤchſt chicanoͤſe, langwierige und im feinem Ausgange oft ſehr ungewiſſe, eigentlich unterirdiſche Krieg, wo ſich daun die Mineure in’den Galerien felbft im Handgefecht zu bekaͤmpfen ſuchten, und wozu ſich der Vertheidiger in ſeinen Minengaͤngen noch mancherlei Vorkehrungen angebracht hatte, wie z. B. bie mit Schießloͤchern werfehenen ftaeten Pfoftenthüren innechalb der Galerien, um dieſe dadurch abfchueiden und ftückweife vertheibigen, und ben Gegner durch Dampf⸗ ober Cal: kugeln wieder ans . bem Minengange vertreiben zu koͤnnen, im ben « bereitö eingedrungen war, oder um ihn endlich durch Anwendung ver Quetſchminen, fobald man. ben eroberten Theil der Galerie aufgab, water ihren Trimmern zu begraben. Erſt durch den Gebrauch der von Belidor erfundenen and von Le Febvre gegen Schwridnitz 1762 zuerft awgemanbdern überladenen Minen ode Drudtuyeln (f. Minen), darch berm große Wirkungsſphaͤren die Contregalerien im größeren Entfermungen einge dr&dt und für die Belagerten unbrauchbar gemacht wurden, als dieſer mit der Wirkung feiner Minen zu reihen im Stande war, ba er fich folder ſtark geladener Minen nicht bedienen Bonmte, ohne ſich denſekden Scha⸗ den zuzufuͤgen, erlangte ber Angriff in dieſer Art der Kriegführung wieder ein Uebergewicht. Der Belagerer treibt nämlich aus der Parallele bie 3. odee 3. welche bem unterminirten Terrain hinlänglich nahe liegt, einen Minengang vor, um durch eine Drudtugel die zunächit liegenden Minengänge feines Gegners in einem bedeutenden Umfande zuſammenzu⸗ drüden. Gewoͤhnlich läßt ihn aber der Belagerte dieſe Arbeit niche vollen» den, Tondern kommt ihm zuvor, und verfchüttet ihn in fenem Minengange durch eine Quetſchmine oder gewöhnliche Mine, we dann die zerftörte Ar beit von Neuem begonnen werden muß, um vielleicht nach kurzem daffeibe toirder zu erfahren. Iſt es aber endlich gelungen, die Drudtugel fpielen zu laſſen, fo eilt man ben audgeworfenen Trichter zu couronniren, b. b. man umfaßt den gegen die Feſtung gelegenen Theil des Trichterrandes nad Art der flüchtigen Sappe (f. Sappe) mit Schanzkörben, füut fie mit Erde, und wirft biefe noch daräber hinaus, und bilder auf biefe Weile eine Bruftwehr, welche num mit Fußvolk befegt wird, um das auf dieſe Weife Gemwonnene vertheidigen zu können. Aus diefem Logement wird nun anfs Neue ein Minengang vorgetrieben, um durch eine zweite Drudtugel Die durch die erfte noch nicht erreichten Contregalerien zu zerſtoͤren, ben neuen Trichter wieder zu couconniren, und auf diefe Art fortzufahren, bi

ve Minengalerien der Feſtung zerftört find, und bis man zuletzt ſelbſt die

ireßsirpe in den Graben yeroorfen hat, ven vunın von dert dee Minem

504 MinensKrieg.

auh bear Feſtungsmineur bei bem Angriff mittelſt Druckkugeln mod manche ⸗Hilfsmittel übrig blieben, den Gegner beim Vortreiben feiner Gänge zu umgeben, ducch. die Anwendung von Quetſchminen ihn in feinen Gin: sen zu verfchütten, und ihn wohl gar zu Verlaſſung feiner angefangenm Arbeit. zu:. zwingen, wodurch bei thaͤtiger und geſchitkter Mimeurarbeit die Zeitdauer der Belngerung beinahe verdoppelt: werden. fana: fo läßt die Angriffaweiſe durch GSchacheminen ‚dem. Bersheidiger nur wenige Gegenmittel übrig, weil es ihm meiſt nicht: gelingen wird, mit biefen Arbeiten cher fertig zu werden, .ald ber Angreifende mit ben felnigen. Schlägt der -Angreifende diefe Art des Minenkrieges ein, ſo bleibt dem Bertheibiger nur noch übrig, alle [yon vorhandene und vorgetriebene Minen gänge-an ihren Spigen mit Kammern auf 200 500 Pfund zu verfehen, um fie fogleih zu laden und zu verbämmen, fobald die Horchwachen die Arbeiten des Gegners über ſich wahrnehmen, oder noch befltr ; bie. ver deriten Kammern ſogleich eine um bie andere zu laden, ia ben .geoiichenlies genden ungeladenen Minendften aber Minirer ald Horchwachen aufgeftellt zu laſſen, um, fobald biefe die feindliche Arbeit wahrnehmen, durch das Spielen der bereitd geladenen Kammern dem. Feinde um fo ficherer zuvor⸗ kommen zu koͤnnen. Iſt ber Angreifende im SBefige des gedeckten Weges, und bat ſich derfelbe vielleicdhe auch durch Hilfe der Minen die. Graben ge: öffnet, fo kann fich .derfelbe. auch nody der Minen zur Eroberung ber Feſtungswerke bebienen, inbem er durch fie, ſtatt durch Breſchbatterien, in den zu erobernden Feſtungswerken Breſche zu legen fuht. Diefe Art der Minen find eigentlie Brefhminen, und man kann dabei nicht, wie vor dem gedediten Wege, von oben herab feinen Zweck erreichen, fondera man :ift dann .auf den Angriff von vorn beſchraͤnkt. Will man in einem trocknen Öraben die Escarpenmauer hineinwerfen,, fo‘ muß: ber Minene Fuße der Mauer, geſchuͤtzt durch eine. ängelehnte Blendung von 12 Zoll ſtarken Hoͤlzern und Faſchinen, mit einem Schachte bis unter das Funde ment der Suttermauer einfenten, und die Kammer für eine hinlaͤnglich ſtarke Ladung umter daffelbe legen. Sollten die Feliungewerle Edcarpengaterien haben, fo werden diefe in der Nähe der durch das Spiel ber Mine entilans denen Breſche zugleich mit zerſtoͤrt; die dann aber gewoͤhnlich auch mod vorhandenen Gontreyalerien unter der Grabenſohle muß man auch gleich⸗ zeitig durch eine oder einige Schachtminen einzudruden ſuchen, damit bie Arbeiten des Grabenuͤbergangs von diefen aus nicht in die Luft geiprengt werden können. Bei Wailergräben kann man aber auf dieje Weile der Escarpenmauer nieht beitommen. In biefem Kalle fuht man dann ge: woͤhnlich erft durch die Brefchbatterie ein Loch in die Mauer zu fchiehen, täßt den Mineur auf einem Floß dahin üderfegen, wo er dann durch Hilfe diefer vorbereiteten Deffnung fine Zweige hinter die Auttermauern treiben muß, um bort die Kammern anzulegen, durch deren Spiel er die Sutter: mauer in den Graben ſtuͤrzt. Dieb geſchah bei ber legten Belagerung der Cidatelle von Antwerpen durch die Franzoſen. Dat eine Feſtung bei trodinen Gräben auch unter den Grabenfohlen und in den Feſtungs⸗ werten Contreminengänge, fo iſt der Angreifende dadurch gezwungen, über wie unter der Erde nur langfam und mit Vorficht vorzufchreiten , weil ihm bier der Vercheidiger überall feine fchon bereiten Quetfchye oder Demolitionsmis nen entgegen zu fegen, ihn jeden Schritt theuer erfaufen zu laflen, und auf

Weiſe noch die Dauer des MWiderftandes um ein Betraäͤchtliches zu vers

ne vermag. Diefer nahe Minenkrieg innerhalb der Feſtungswerke ſelbſt

hen für die Vertheidigung eine Tee weldıtiant Werftärkungsmittel, wei:

Minen-Labungen. 566

halb ſich ber Bertheidiger ſolche Minenanlagen um jeben Preis zu erhalten, oder, wenn fie nicht vorhanden find, ſelbſt durch fluͤchtigere Arbeiten zu vers ſchaffen ſuchen muß. Die unter der Grabenſohle befindlichen Gontregalerien dienem dazu, die Arbeiten des Grabenüberganges in bie Luft zu fprengen, wenn :ed ber Feind verabfäunsen, oder wenn es ihm nicht gelingen ſollte, diefe Galerien zu zerſtoͤren. Die Escarpengalerien werden benugt, um bie " bereits gangbaren Breſchen wieder zu zerftören, fo wie man auch von ihnen aus, oder "durch einige angelegte Flatterminen bie .auf den eroberten Fe fiungewerfen ausgeführten. Logements oder die. von dort aus auf den Walls gängen fortgefegten Laufgräben, in bie Luft zu fprengen fucht. Endlich bes figt auch noch der Wertheidiger in den bereit vorbereiteten Demolitionss minen ein Mittel, um fich durch fie ‚von. bem verlorenen unb durch ihre Lage den. übrigen Feſtungstheilen nachtheiligen Werken durch einen Schlag zu befteien, und dem Feinde vielleiht damit zugleich eine mit mancher Aufopferung erbümpfte und befeftigte Befisung zu vernichten. Ausführliche und aud durch Zeichnungen erläuterte Abhandlungen über den Minentrieg enthalten folgende Werke: Allgenteiner. Verſuch über die Befeſtigungs⸗ kunſt x. Aus dem Frans: von B.... überfegt von Kosmann, 2 Thl. Berl. 1800. Bousmard essai general de fortification etc. Paris, 1814. T. IV. -— Gillet, trait€ de fortification souterraine etc. Paris, 1805. Lahr, Verſuch über die Anwendung ber Minen. Hoyer, : bie. Minirs kunſt nach Theorie und Erfahrung. Deſſelben Handwoͤrterbuch ber Kriegsbaukunſt. Aſter, die Lehre vom Feſtungskriege. Niederer und hoͤ⸗ herer Theil. Dresden, 1816 u. 1819. Hauſer, die Minen und ber ums teriedifche Krieg. Wim, 1817. P. Minen⸗Madungen, diejenigen Pulvermaſſen, welche erforderlich find, um die nothwendige oder beſtimmte Wirkung irgend einer Mine hervorzubrin⸗ gen. Sie richten ſich theils nach dem Zwecke der Minenanlage oder der Art dee Mine, ob es naͤmlich eine gewoͤhnliche, eine uͤberladene, . oder eine ſchwachgeladene, fogenannte Quetfhmine, werden follz theils nad) der Beſchaffenheit des Widerftand leiſtenden Mittels, b. h. nach der Qualitaͤt des Bodens oder des Mauerwerks, worein fie zu liegen kom⸗ men. Der Theorie nach muß daher die wirkende Kraft oder die Ladung dem zu uͤberwindenden Widerſtande entſprechend ſein. Aus Erfahrungen und genauen Verſuchen, welche zuerſt in Frankreich und ſpaͤter auch in an⸗ deren Staaten angeſtellt wurden, hat ſich ergeben, wie viel Pulver erforderlich iſt, um eine Kubitllaftee (= 216 Kub. Fuß) Sand, Erde, Mauerwerk

u. dgl. in die Luft zu fprengen. Die hierüber bekannten Dauptrefultate ſind folgende:

Beichaffenheit des Mittels: Ladung fur 1 Kub. Klafter:

4) Grobe Erde, gemengt mit Sand und Kies, 0,68 2) Gewoͤhnliche Ere . . 12,10: 3) Strenger Sarıd . . . . . 1353 > 4) Feuchter Sand . . . 1438: 5) Erde, mit großen Steinen gemengt, . 14,9% = 6) Thon, mit Zufffiein gemengt, - ... 16,38 - 7) Secfen . 24,95 s 8) Neues, ober altes feucht gewordenes Mauerveri 14,28 s 9), Sewöhnlidyes Mauerwerk . . . 17,81% 10) Neues, fehr guted Mauermel . . . MS: il) Altes, fehr feftes Mauerwerk. . 56 5

12) Roͤmiſches Mauer 2... DRM

00 Minen Babungen.

Al man nun 5. B. eine Mine anlegen, bern Trichterburchmeffer x Fuß betmgen foll, fo beflimme man nmoch bie Ehrzefte Widerſtandslimie ef. Wine), d. 5. wie tief die Pulverladung zu Legen kommen fol. Ans dieſen Annahmen läßt ſich ber Koͤrperinhalt der auszurerfenden Erdmaffe ober deu Trichters berechnen. Angenommen, berfelbe betrüge = Kub. Kıfkr., fo wird ſich die erforderliche Ladung ber Mine in Pfunden ergeben, wenn mar die Zahl z mis ber Ladung für 1 Kub. Kifte. des Mediums maltb plicirt,. in welches die Mine angelegt werden foll; B. follte die Mine in gewöhnliche Erde angelegt werden, fo würde 12, 1302 D. die gefuchte La⸗ dung fein. Den Körperinhalt gewoͤhnlicher Minen, welche am haͤufigſten und im Felbe ober bei Flatterminen immer. nur in Amvendung kommen, kann man bei 10 F. k. W. 2. auf 84 Kub. Kifte. berechnen, und bien nach werben ſich für folgende Medien bie Pulverladungen der Flatterminm vos 10 5. 8. W. 2. ergeben:

Annähernbe Verhaͤltniſſe ber Ladung in gewoͤhnticher Erde 1 gef: - .. Me -. .: 0 -312,10e 00

ſtrengem Sn . . 84.1853 11275 > 1

s feuchtem Sand . „. 8£, 14,28 == 119.00 5 == 14

s Crde mit großen Steinen. 84. 14,96 2= 123667, 1} Thon mit Zuffiteie . . 85. 16,88 == 136,50: s cm 1} Felſen. . 8.2949 = W792 ss = 2, Dies find die Ladungen fogenannter Probeminen, weiche man bei dee Berechnung der Rabungen für jede anbere Länge der kuͤcrzeſten Widerſtande linie zum Grunde legen kann. Da nun bei jeder Minenart ein beſtimm⸗ us Verhaͤltniß zwiſchen ber kuͤrzeſten Widerſtandelinie mb dem Ehptefiond: rabdius oder dem Zrichtechalbmeflee (f. Minen) obmalte, fo fan man Die ausgeſprengten Trichter gleichartiare Minen als ähnliche Körper betrat tar, bie fich folglich wie bie Kuben dieſer ähnlich liegenden Seiten verhalten. Nimmt man baher die inzefte Widerſtandolinie zur Proportionaltinie an, fo werben ſich bei gervöhnlichen Deinen bie Labungen wie die Ruben ihrer Cürzeften Widerſtandslinien verhalten müflen. Da nım eine feiche ine von 10 F. Lürzefte Widerfinndslinie in gewoͤhnlicher Erbe wach obiger Berechnung circa 100 %. Ladung erfordert, fo kann man alfe für jebe amdere kuͤrzeſte Widerflandelinie k die erforderliche Ladung vor x bucch folgende Proportion finden:

10’..k! = 100..x

Die praktiſche Wineurregel, welche fih hieraus ergiebt, iſt: Man di: vidire ben KAubus der kürzeſten Widerftandstlinie durch LO, fo erhält man in gemwöhnliher Erde die Ladung ber Flat: termine in Pfunden. Kommt die Mine in eine andere Bodenart zu liegen, fo ift dann, nach obiger Zufammenftellung der Vechaͤltniſſe der Nor⸗ malladungen, bie Ladung um diefen Verhältsißtheil zu vermehren , 3. B. im Erde mit großen Steinen würde man die auf diefe Weiſe gefundene Las dung noch um % vermehren müflen. Kür bie uͤberladenen Minen, d. 9. fir die, wo dee Trichterhalbmefler bis 3 Mal fo groß als bie kürzeſte Wider ftandstinie ausfallen kann, muß dann, bei gleicher kuͤrze ſter Widerſtandetinie Die Ladung größer ausfallen. Die Erfahrung hat Hierbei gezeigt, daß, wenn man bie nad) obiger Regel berechnete Ladung einer Min: von BB Bub

810 Miniter. Miranda.

nene Urt der Ninenzuͤndung wmitteift Percuffiondvortiditung, von G. 8. Pe fiel. Dresden, 1684. P.

Minirer, bilden bei größeren Heeren eine Gefondere Abtheilung der Gentetzuppen (f. Ingenteure), denen tmöbefondere die verfchiedeneg Dt: nenarbeiten übertragen werden, und beren Thaͤtigkeit hauptſaͤchtich beim Binentrieg (f. d.) in Anſpruch genommen wird. Rei Heinen Armen müfjen aber auch die uͤbrigen Genietruppen, bie Pionntere, auf biefe Arbeits sen «ingelbt werben. Bergleute, Maurer und Zimmerleute find zu Diefer Truppe am geeignetfien, weil ihre technifchen Kenntniffe es deſto Jeldyter machen, fie in dieſer eigenthuͤmlichen Anwendung derfelben zu unterreifen

WMinus (—), das Zeichen, woburd bie Subtraction angebeutet wich. 8. 8. a—b heißt der Werth b fol von dem Werthe mn abgezogen werben. Korea entgegengefept iſt das Beihen +, (f. Entgegengefesgte Größen.) M. S.

Miranda, Don Franeisco, geb. zu Carracas In Suͤdamerika, flamnıte aus «iner alten angefehenen und reichen Familie, wurde einige 20 Jahr alt, im fpanifchen Heere als Oberft, und vom Gouverneur von Guatimala zu befondern Aufträgen gebraucht. Ein Berſuch, feine Mitbürger von ber Tyrannei des ſpaniſchen Vicekoͤnigs von Neu: Granada zu entziehen, warb entdeckt und M. entging ber Strafe nur durch die Flucht. Nachdem er eine Beit lang als Freiwilliger im nordamerikaniſchen Keirge gedient hatte, kam er nach Europa, reiſte zu Fuß durch England, Frankreich, Stalin und Cppe nien, befand fi 1789 In Petereburg, wo ihn die Katferin Katharina vers gebens in ihre Dienfle zu ziehen ſuchte, und Lehrte 1792 nad Frankreich zuruͤck, wo er eine Anſtellung als Brigadegeneral bei der Armee bes Gene rals Dumouriez erhielt. Unter dieſem focht DR. in der Champagne und in Belgien, eroberte den 20. Noobr. 1792 Die 'Citadelle von Antwerpen, und erhielt im Februar 1793 den Auftrag, Maſtricht zu beingern, was er jedoch wath einem 20rägigen WBombardement wieder aufgeben mußte. Ben Vers ft der Schlacht dei Neerwinden (f. d.) (ben 18. März), wobei DR. den linken Flügel befehtigte, ſchreibt Dumouriez lediglich dem Benehmen bed Generals M. zu, ber deßhalb angeklagt und ſchwerlich der Guillotine ent⸗ gangen fein wohrde, wenn ihn nicht die Beredtſamkeit des Amerikaners The⸗ mas Payne gerettet haͤtte. Wald darauf wurde er wegen politffcher In: teiguen :verhaftet, und nur bie Revolution vom 9. Tihermidor (d. 27. Juli 1794), durdy welche Robeſpierre geſtuͤrzt ward, Öffrtete feinen Kerker. Das Jahr darauf wurde er abermals wegen politifcyer Umtriebe verdaͤchtig, follte das franzöflfche Gebiet verlaffen, wußte ſich aber der Wachfamkeit der ibn bes gleitenden Genedarmen zu entziehen, und war fo Eühn, wieder öffentlich im Paris aufjutreten. Nachdem er eine Zeit lang ruhig gelcht, wurde er in Folge der Kataſtrophe vom 18. Fructidor (4. Sept. 1797) aufs Neue ur Deportation vermetheilt, aber zum zweiten, Male überliftete er feine Waͤchter und entfich nad England. Im Jahr 1804 erſchien M. wieder in Paris, wurde aber als Thelinehmer geheimer Verbindungen gegen die Confularpes gierung abermabs des Landes vermieten. Bon biefem Theile Europa’s vers flogen, kehrte er 1806 nad) Amerika zuri, ergriff mit dem größten Eifer feine frühen Plaͤne zur Vernichtung der ſpaniſchen Herrfchaft in Amertle, vhftete zu diefem Endzwecke, von England unterſtuͤht, in Newyork 3 Schiff⸗ aus, und brachte MO entſchloſſene Maͤnner zuſammen, um damit Cartacats anzugreifen. Alleia "Das Unternehmen mißgikeckte. Den 28. Aprit 1806 vernichteten die Spanier zwel feiner Schiffe und auf dem britten entfloh er.

., Minen: Zündymg. 508

auch feibft die. Sicherheit der Entzuͤndung gefährbet werben, inbem bein langen Liegen. deö Leitfeuers das Pulver leicht feucht wird, und bei mehr: maligen Bredungen ber Leitrinne, vorzüglih beim Auf: und Abſteigen derſelben, welches Beides bei: Slarterminen am erften Statt findet, kann, wenn der Pulverſchlauch nicht recht vorfichtig in der. Leitrinne befefliget wich, eine Unterbeehung des Leitfeuers und bes Fortbrennens eintreten. Endlich wird auch noch der Pulverdampf der Zuͤndwurſt in Galerien die Urfache,, daß bee Mineur nicht: fogleih darin wieder bis zur Verdaͤmmung vorgeben kann. Dan hat befhalb auch Vorrichtungen angegeben und zum hell auch ſchon angerwendet, bei welchen die Zündwurft entbehrlich wird, und die Zündung unmittelbar am oder im Pulverkaften der Minenladung erfolgt. General Rugy ſchlug dazu bie fogenannte Mau6' (souris-porte-fen) vor. Es beſteht dieſe aus einer Schnur, an deren einem Ende ein ſchwaches Metalltettchen angebracht if. An letzteres wird ein Stud Lunte oder ein Zuͤndlicht befefliget, und die Schnur durch eine doppelte, inwendig fehr glatt gehobelte Rinne geführt, bie bis zum Pulverkaften geht, aus- weichem ein Städ mit Mehlpulver gut eingepuberte Pulverwurft in die Rinne eingelegt wird. Sol nun bie Mine gezuͤndet werden, fo brennt man die Zunte ober das Zuͤndlicht an, und zieht. diefed mittelft des andern Endes der Schnur bis zum Kaſten hinter, wo dann das Stud Zuͤndwurſt und dadurch bie Ladung gezundet wird. Gumperz bemerkt jedoch, daß dieſe Zuͤndweiſe nur dann Sicherheit verfpreche, wenn die Leitung in gerader Linie bis zum Pulverkaſten fortläuft. Ein anderer Vorſchlag iſt die Zündung mittelſt Raketen, welche, in der Leitrinne eingelegt, bei ihrer Entzündung fchnell bis zur Ladung fahren und biefe fo anzünden. Verſuche dieſer Art, welche 1834 zu Thereſienſtadt angeflellt wurden, follen fehr befriedigende Reſultate ge geben haben. Zu diefen Mitteln gehören auch noch die Zündungen mit telſt Knallpulver oder Percuffion. In Frankreich hat man bei dergleichen Verſuchen fogenannte Knallpulver s Frictiong = Schlagröhren angewendet, welche in der Mitte des Pulverkaſtens angebracht find, und durch den Zug einer daran befeftigeen Schnur, welche flatt der Zuͤndwurſt in ber Leitrinne fortgeführt wird, entzündet werden. Das Knallpräparat befteht aus einer Mifhung von chlorſaurem Kali und Schwefelantimon, welches durch Mei: bung an einer mit fharfem Schmergel rauh gemachten Schnur bdetonitt. Bei dem koͤnigl. fächfif. Sappeurcorps hat man fih zur Sprengung ei- niger Schachtminen eines ganz einfachen Percufjione: oder Minenſchloſſes, welches auf ähnliche Weiſe durch eine Schnurleitung abgezogen wurbe, und mobei die gewöhnlichen Gewehrzuͤndhuͤtchen das Zündmittel abgeben, mit dem beften Erfolg bediente. Endlich verdient audy noch erwahnt zu werden, daß unter der Leitung des Generals von Saldern zu Zarslojes&elo ein Verſuch gemacht worden ift, Minen durch einen unter der Erde fortgeleiteten galvas nifhen Strom zu entzunden, welcher ebenfalls ganz zur Zufriedenheit aus: gefallen fein fol. Das Nähere darüber ift aber nicht befannt, und wer «6 weiß, mit welchen Umſtaͤnden es verknüpft ift, einen fo Eräftigen elektriſchen Etrom zu erzeugen, welcher Scießpulver unmittelbar entzunden ober. doch "einen anderen Körper in's Gluͤhen verfegen foll, wer die nicht zu berechnen: den Zufalligkeiten kennet, bie das Mißlingen ciner ſolchen Wirkung berbei: führen können, wird wohl einen gerechten Zweifel gegen die allgemeine Ans wendbarkeit diefer Zuͤndmethode hegen. Außer in den zu Ende bes Artikels Minenkrieg angeführten Schriften, findet man die neueren Vorſchlaͤge zur Minenzündung befchrieben in dee Allgemeinen Militair Zeitung, 1834, Nr. 57., und in ber einen Wroſchure, betiselt: Abhandlung über eine

912 Mirza.

Mirza, Schach Zadoh Abbas, ber zweite Sohn: des am 20. Dcteber 1834, nad einer ISjährigen Regierung verflorbenen Königs. von Perfien Feth Ali Schah, geb. um das Jahr 1785, war von feinem Water zur Nachfolge beftimmt, und ein Mann von fehr aufgeliäcten Anſichten und ungewöhnlichen Kenntniffeg., Spwohl die Franzoſen Jaubert, Garbanne, als die Engländer Malcolt, Dufely, Morier, Johnſon ıc., entwerfen ſaͤmmt⸗ lich ein vortheilhaftes Bild von ibm. Morier fagt: „Selten habe ich einen fo angenehmen Mann gefunden ald Mirza. Seine Büge find fehr lebe haft, fein Lächeln angenehm, feine Unterhaltung offen und binzeifend ; er if ein Freund vom Lefen und, kennt alle Schriftfteller feines Vaterlandes, aud) befige er eine große Sammlung englifcher Bücher.” Den eucopäifchen Sit⸗ ten nicht fremd, vielmehr fehr geneigt, fanden alle Reiſende diefer Nation bei ihm eine gute Aufnahme. Bon feiner früheften Jugend an zum Krie⸗ gerftande erzogen, befehligte er oft die Truppen feines Vaters. Erſt 17 Jahr alt, übergab ihm fein Water ben Befehl über eine zahlreiche Armee und bie Statthalterichaft ber Provinz Adzerbidfhun. War er au in ſei⸗ nen Unternehmungen in Georgien nicht gluͤcklich, und konnte er bie Erobe⸗ rung biefer Provinz duch bie Ruſſen (1801) nicht hindern, fo lernten ihn biefe doch als einen tapfern und zugleich edlen Keind kennen. Im Kriege mit Rußland 1812 u. 13 befehligte er abermals bie ‚perfifche Hauptar⸗ mee. Als ein ruffifches Corps unter dem General Kotlaͤrewsky Ende De cember 1812 von Karabagh aus dur bie Ebene Mogan nad der am caspifchen Meere gelegenen Feſtung Lenkoran vordrang, ſchrieb Mirza dem Commandanten diefer Zeftung: „Wenn ganze Berge von Truppen dich belas gern, fo vertheidige dich bis zum legten Blutstropfen, denn Lenforan if der Schlüffel zum Herzen von Perfien.” Inzwiſchen wurde die Feſtung in ber Nacht auf den 1. Januar 1813 erftürmt, und ber. tapfere Commans dant blieb mit zehn andern Chans und 2000 Mann auf dem Pape. Als Mirza diefe Nachricht erhielt, zog er ſich mit feiner Armee nach Tauris zurüd. Hierauf wurde im Sommer des 3. 1813 der Friede zu Tiflis ger ſchloſſen, durch welchen Rußland alle Länder weſtlich vom caspifchen Meere zwiſchen dem Kur und Arares, an der Oftküfle aber bis an den Golf vom Balcan nebft der ausichließenden Schifffahrt auf dem caspiſchen Deere erhielt. In dem 1826 abermals zwiſchen beiden Mächten ausgebrochenen Kriege focht Mirza mit ausgezeichneter Tapferkeit an der Spige der perfis fhen Heere, unterlag jedoch wiederum den ruffifhen Waffen unter den Ges neralen Vermoloff und Paskewitſch (f. Elifaberhpol und Eriwan), und fchloß, da der Feind felbft bie nach Zauris vordrang, am 22. Febr. 1828 den Frieden von Zurtmanfhai, durch welchen Perfien den größten Theil von Armenien vorlor. Mirza, biöher ber heftigſte Feind der Ruffen, wurde feit dem ungluͤcklichen Ausgange diefes Krieges ihr eifrigſter Anhänger und Verehter. Rußland verbürgte durch einen befondern Artikel in dem Frie bensvertrage dem Prinzen bie Nachfolge in den Staaten feines Vatere, und feitbem war an der Hofbaltung zu Tauris ber brittifche Einfluß durch den ruffifhen völlig verdrängt. An die Stelle ber engliſchen Erescirmeifter, die in dem perſiſchen Heere einen Schatten von europaͤiſcher Dieciplin ber vorgerufen hatten, ‚traten nunmehr rufliihe- As Zeichen der Wieder⸗ ausföhnung haste Rußland nad) dem Frieden von Turtmanſchai einım neuen Geſandten nad) Teheran geſchickt; allein diefer veranlaßte den 12. Febr. 1829 durch fein unkluges Benehmen einen Aufſtand, in welchem er ſelbſt das Leben verlor. Um den ruffiichen Hof über diefen Vorfall zu befänf: tigen, begab ſich Abbas Mirza felbft nach Petersburg, wurde bort mit gres

Mifſolunghi. (Belagerung 18% u.-1828.) 613

Ger Auszeichnung empfangen, ‚erhielt die: Zuficherung , ben beſtehenden Frie⸗ ben aufredyt zu erhalten und kehrte veid) beſchenkt nach Perfien zurück Abbas Mirza farb zu Ende des Jahres 1833, ohne daß äffentlihe Blaͤt ter über die nähern Umftände feines Todes etwas mitgetheilt haben. Bel der Neigung, welche dieſer Prinz zeigte, ſich zu unterrichten, iſt fein früher Tod jedenfalls als ein großer Verluft für das Land zu betrachten. Das von ben Engländern erbaute Zeughaus und die Stüdgießerei nahmen vorzuge: weile feine Aufmerkſamkeit in Anſpruch. Sein dltefter Sohn, Mohamed Mirza, wurde vom Könige zum Nachfolger ernannt und bat, als biefer am 21. Dee 1834 flarb, unter engliſchem und ruffifchens Schutze ben Thron beftiegen, fo wie Ispahan mit einer Abtheilung feiner Armee, welche ein in feine Dienſte getretenee Engländer, Sie Henry Bethune, befehligt, be ſetzt. Als eine Seltenheit im Leben eines perſiſchen Prinzen verbient noch bemerkt zu werden, daß Abbas Mirza im J. 1828 zum Ehrenmitgliebe ber afiotifhen Geſellſchaft in London erwählt und ihm ein Diplom darüber zu: geſchickt wurde.

Vergl. Biographie des gens du monde. Amadeus SJaubert, Reife in Armenien und Perfin. KPolitifches Journal. Yigemeine 5 Zeitung.

Miſſolunghi, Stadt und Feſtung in Weil: Hellas, auf einer durch Anfhwemmung gebildeten Landzunge an einer feichten Bay, weſtlich vom Eingauge in den Golf von Patras und vom Ausfluffe des Fidaris, oͤſtlich von der Mündung des Aspro Potamo. Die duch Anſchwemmung gebildeten Daͤmme fihern den Ping gegen die Meeresfluth, und bie vielen Lagunen und Untiefen gegen einew. Angeiff von der Seeſeite. Am Eingang liegt. bie feſte Infel Anatoliko, und beiden Plägen kann man fi nur durch Fiſcher⸗ Zähne nähern. Die Anterpläge für größere Fahrzeuge befinden fih 4 —5 Seemeilen entfernt. Bor dem Jahre 1804 zählte M. 4000 Ew. Als im Jahr 1821 Griechenland aus feinem Schlummer erwadhte, ariff auch M. zu den Waffen, ward zum Sauptwaffenplag ber Griechen erhoben und batte in diefer Zeit 1200 Mann Beſatzung und 14 alte eiferne Kanonen.

Belngerung 1822 u. 23.

Als der Paſcha Omer Vrione mit einem 12,000 Dann ftarken Deere durch die Eingange von Atarnanien brach, und bei Stratos über din da: mals feichten Achelous feste, zogen fi die Griechen unter Maurokordatos am 24. October nah Dervendiſta und vereinigten ſich bier mit Marko Bozzaris. Indeſſen drang die türkifche Reiterei, das Landvolk vor ſich her treibend, über Stunia hinaus, und man mußte die nördlichen Diftricte von Aetolien aufaeden, un nicht die Verbindung mit M. .zu verlieren. Ganz gegen die Meinung der verfdyiedenen Befehlshaber zog Maurokordatos ſich über Evenus, erreichte M. am 27. Drtober und mar faft .entichloffen, dieſen Platz aufs Aeuperite zu vertheidigen, um hierdurch die Türken zu bin: dern, nad Patras überzufepen und in den Peloponne® einzudringen. Matko Bozzaris mit feinen 600 Palitaren nahm Stellung auf dem [dymas len, zwiſchen dem Meere und Gebirge nah M. führenden Küftenmwege bei Krio: Nero. Am 4. November 1322 mit Tages Anbruch kam es bier zu einem biutigen Gefechte, in welchem die Sulioten durch ben heldenmuͤthig⸗ fin Widerſtand die Türken bis zum Abend aufhielten, aber fait gänzlicy aufgerieben wurden, und am >. Morgens nur noch 30 Mann ſtark nach M. ſich zuruͤckzogen. Durch diefen Widerftand hatte Maurokordatos Zeit gewonnen, die Stadt mit Lebensmitteln zu verfehen und die rauen und Kinder nach dem Peloponnes übersuschiffen. Am 6. November rüudten dis

Militair:Gonv.:Eericon. V. Bb. 3

B14 Miffotungbi (Zweite Belagerung 1823.)

Zürken auf der Straße, welche norbiweftlih der Eitadt unterhalb Pie orona beginnt, gegen bie Stabt vor, weiche Tages durauf von der Land: und Seefeite "eingefchloffen wurde. Mit der nahenden Gefahr fhien Man: rokordatos Muth nur zu wachſen; er übte die anmefenden Fiſcher und Ma: trofen zur Bedienung der ihm zu Gebote ftehenden 14 Kanonen ein, ließ ‚aus unbraudbaren Bomben Kartätfchen verfertigen, bewaffnete das Land⸗ volk mit Stangen, auf welche alte Bajonette geſteckt wurden. Pulver be: faß man auf einige Monute, Mais für noch längere Zelt, dagegen befanden fi im der Feſtung nur 500 Mann regulaive Truppen, während ber Zeind vor den Thoren über 11,000 Dann verfammelt hatte. Zum Gluͤck für bie Griechen blieben bie Anordnungen der Türken ſehr mangelhaft, und ale mehrere Angriffe abgewiefen waren, fchloß der Pafcha einen Gmöchentlichen Waffenſtillſtand, mährend deſſen Maurokordatos feine Lage fo viel al moͤglich zu werbeffern ſuchte. Noch vortheilhafter aber für die Belapung war die Zwietracht unter den türkifchen Anführern. Denn da fowohl Omer als Juſſuf fi) des Platzes verfihern wollten, unterhandelten fie einzeln mit dem Commandanten, dem e8 gelang, nad Ablauf des erſten einen zweiten Wuffenftilfland zu erlangen. Als auch diefer zu Ende ging, trat die Regenzeit ein, was die Belagerungsarbeiten fehr erfchwerte, nur fehr unvolllommene Angriffe geftattete und Omer Vrione veranlaßte, eine britte Gonvention abzufchliegen. Inzwiſchen verließ Juſſuf am 20. Novbr. die Mhede des Hafens, am 21. war die Verbindung mit dem Peloponnes wie der hergeftellt, und bald erhielt die Feſtung Verftärtung an Mannſchaft und Material. Unter fo günftigen Gonjuncturen unternahm man Anfang December einen Ausfall, bei welchem viele Gefangene gemacht wurden, während mebt: mals wiederholte nächtliche Angriffe der Belagerer ohne Erfolg blieben. Große Verlufte, namentlich duch Krankheiten, veranlaßten Reſchid Paſcha mit feinen Aflaten das Belagerungscorps zu verlaffen und an dem Evenus Stellung zu nehmen. Omer Vrione dagegen, durch den lanygfamen Gang der Belagerung aufgebracht, beſchloß duch einen nächtlichen Angriff fich des Platzes zu bemäntigen, haste zu dieſem Endzwecke bereits Faſchinen und Eturmleitern fertigen faffen, und beflimmte hierzu die Nacht auf den 0. Januar, zu welcher Zeit die Griechen ihr Weihnachtsfeſt feiern. Allein ber Plan wurde verratben, Maurokordatos traf alle Vorfichtsmaßregeln, um) faßte feloft den kuͤhnen Entſchluß, einen Theil der Veſatzung in den Rüden des türkifchen Lagers zu ‚enden, und wenn man bie Angreifenden geichlagen baben würde, fie auf ihrem Ruͤckzuge zu vernihten. In Miſſolunghi bliv: ben nur MO M., dagegen wurden alle Poſten verdoppelt und in der Kit: nacht alle Feierlichkeiten eingeftell. Trotz der Wachſamkeit gelang es BUU Albanefen mit Fafchinen und Sturmleitern unbemerkt bis in den Graben zu fommen, denen 1000 M. als Unterftügung folgten, während die ganze tuͤrkiſche Armee boreit ftand, den Anyriff auf verfchiedenen Puncten zugleid zu eröffnen. Mie den Schlage 3 Uhr begann die rürkifche Artillerie ibe Feuer und die Albanefen festen die Sturmkitern an. Bald hatten bie Stürmenden bie Bruſtwehr erftiegen, wurden aber eben fo ſchnell in den Graben zurüdgeworfen und £onnten trog aller Anſtrengung feinen felten Zug gewinnen. : Nah einem Verluſte von 2000 M. und 20 Fahnen gab der Zeind das Unternehmen auf, und bob am 13. Januar in der Nacht, ohne daß man in ber Feftung etwas gewahr warde, und mit Dinterlajjung alles Kriegsmaterials, des Geſchuͤzes und Proviants, die Belagerung auf. Zweite Belagerung 1823. Die Wichtigkeit Miffetunghi's erkennend, hatte die griechiiche Regie:

Miffolunghi. (Belagerung 1825 u. 1826.) &15

ng durch dem englifchen Ingenieur Cokinnis die Seftungswerke in ber Zwi⸗ ynruhe verſtaͤrken laffen. Bereits im Auguft näherte ſich ein türkiſches ep6 dem Plage, und obfchon der unerfchrodene Marko Bozzaris bie Ges hr durch einen Ueberfall in den Schluchten bei Kallidromos, bei welchem feinen Tod fand, abzuwenden fuchte, fo war doch bereit Anfang Sep: mber der Platz abermals zur Landfeite eingefchlofien. Konftantin Bozza⸗ 6 war diesmal bie Vertheibigung aufgetragen, ein Gefhäft, das um fo noieriger war, ba von ber Regierung, als unter fidy ſelbſt uneinig, keine aterflügung irgend einer Art zu erwarten fland. Muftapha, der Anführer 8 Belagerungscorps, betrieb die Arbeiten mit großem Eifer; vor dem afen erfchien ein algierifches Geſchwader, und bie Befagung litt bereits ı Lebensmitteln. Inzwiſchen hatten die Tuͤrken in Oft: und Sübgrie: enland große Verluſte erlitten, und im Rüden Muftapha’s führten bie arnanier den Beinen Krieg mit fo gluͤcklichem Erfolge: daß derſelbe bald nöthige wurde, feine Aufmerkfamkeit diefem neuen Seinde zuzumenben. leichzeitig war das Blokadegeſchwader durch einen Sturm in bie offene ee verfchlagen worden, die Seftung hatte Zufuhren an Lebensmitteln ers ilten, und im türkifhen Lager wuͤtheten überdieß verderblihe Seuchen. cos dem konnte fi Muſtapha nicht zur Aufhebung der Belagerung ent: Hießen, ohne wenigſtens vorher noch einen Verſuch gemacht zu haben, bie feftigte Infel Anatoliko zu nehmen. Zu diefem Ende wurde am 7. Dt. n Geſtade eine Mörferbatterie aufgeworfen, und bis zum 18. die Infel var heftig, aber ohne weſentlichen Erfolg beworfen. Am 20. November idlich gaben die Türken ihr Unternehmen, Miſſolunghi zu erobern, auf, ad zogen, eine Menge Geſchuͤtz und Munition zurüdtaffend, über den helous ab. Bald hierauf landete Maurokordatos mit Hilfsmitteln aller rt im Hafen von M. und übernahm den Oberbefehl des Platzes.

Belagerung 1825 und 1826.

Griechenland gewann im Jahre 1825, nachdem es zu Lande und zu Zaffer glüdlich gegen die Türken gefochten, immer mehr an innerer Feſtig⸗ it. Es hatte eine anfehnliche Kriegsmacht unter den Waffen, und das Aus: nd fendete bedeutende Unterftügungen an Geld und Kriegsmaterial. Dage: ‚n bot der Eultan alle feine Kräfte auf, um die Infurgenten zum Gehorfam iruͤckzufuͤhren, und ein neuer Feind der griechifchen Freiheit, der jegt widerfpen: ge Bafall der Pforte, Mehemed Ali von Aegnpten, fendete Ibrahim Pafcha it 10,000 M. auf den Kampfplatz. Kandia ging zum großen heil verlo- n, Kondurioteis mußte die Belagerung von Patras aufheden, Navarin ergab ham 18. März durch Sapitulation. Waͤhrend dieß im Peloponnes vorging, ar ein türkiiches Ser von 83000 M. in Boͤotien eingedrungen, und ber ſeraskier Reſchid Paſcha hatte die militairiich wichtigen Puncte von Aetolien fegt und fchritt zur Belagerung von Miffolunghi. Diele Feſtung mar dieſer Zeit nach der Landfeite Durch einen Wau mit Baftionen umgeben und ıtte 4000 NRumelioten zur Beſatzung. Der Eeraskier betrieb, von oͤſtreichi⸗ yen Ingenieuren unterflügt, die Belagerungsarbeiten mit dem größten Eis r Er erhielt ſchweres Gelchüg von Patras, ſchloß den Platz durch Cir⸗ mvallationslinien ein, und eräffnete die Approfchen gleichzeitig gegen 3 zaſtionen. Die Beſatzung dagegen legte noch einen gededten Weg an, nd zeritörte fehr häufig durch nächtliche Ausfaͤlle die feindlichen Arbeiten. m 10. Juli ward die Zeitung durch eine türkifhe Flotte von 10 Kriege: jiffen unter Topal Paſcha zur Eee eingefhloffen und durdy mehrere am strande aufgeworfene Batterien befchoffen. Kine zu bdiefer Brit an den ommanbanten der Etadt ergangene Aufforderung wurde ante den Worten:

814 -Miffotunghi (Bweite Belagerung 1823.)

Türken auf ber Straße, welche norbweftlih der Stadt unterhalb Ple⸗ vrona beginnt, gegen die Stadt vor, welche Tages darauf von der Land: und Seefeite -eingefchloffen wurde. Wit der nahenden Gefahr fhien Mau⸗ rokordatos Muth nur zu wachſen; er übte die anweſenden Fifcher und Ma: trofen zur Bedienung der ihm zu Gebote ftehenden 14 Kanonen ein, lieh ‚aus unbrauhbaren Bomben Kartätfchen verfertigen, bemaffnete das Land: volk mit Stangen, auf welhe alte Bajonette geftedt murden. Pulver be: faß man auf einige Monate, Mais fir noch längere Zeit, dagegen befanden fi in der Feſtung nur 500 Mann regulaive Truppen, während ber Feind vor den Thoren über 11,000 Mann verfammelt hatte. Zum Gläuͤck für bie Griechen blieben die Anordnungen bee Tuͤrken fehr mangelhaft, und ale mehrere Angriffe abgewiefen waren, ſchloß ber Pafcha einen Gwoͤchentlichen Waffenſtillſtand, während defien Maurokordatos feine Lage fo viel als moͤglich zu verbeſſern ſuchte. Noch vortheilhafter aber für die Beſatzung war die Zwietracht unter ben türkifchen Anführern. Denn da fowohl Omer als Juſſuf fih des Platzes verfihern wollten, unterhandelten fie einzeln mit dem Commandanten, dem es gelang, nad Ablauf des erften einen zroeiten Waffenſtillſtand zu erlangen. Als auch diefer zu Ende ging, trat die Regenzeit ein, was die Belagerungsarbeiten fehr erfchwerte, nur ſehr unvolltonimene Angriffe geftattete und Omer Vrione veranlaßte, eine Dritte Convention abzufcliegen. Inzwiſchen verlieh Juſſuf am 20. Novbr. die Mhede des Hafens, am 21. war die Verbindung mit dem Peloponnes wie ber bhergeftellt, und bald erhieit die Feſtung Verſtaͤrkung an Mannſchaft und Material. Unter fo guͤnſtigen Conjuncturen unternahm man Anfang December einen Ausfall, bei welchem viele Gefangene gemacht wurden, wahrend mehe mals wiederholte nächtliche Angriffe der Belagerer ohne Erfolg blieben. Große Verlufte, namentlich buch Krankheiten, veranlaßten Reſchid Paſcha mit feinen Aflaten das Belagerungscorps zu verlaflen und an dem Evenus Stellung zu nehmen. Omer Vrione dagegen, durch den langfamen Gang der Belagerung aufgebracht, beſchloß duch einen nächtlichen Angriff fich des Platzes zu bemaͤchtigen, hatte zu biefem Endzwecke bereits Faſchinen und Eturmieitern fertigen laffen, und beflimmte hierzu die Nacht auf den 6. Januar, zu welder Zeit die Griechen ihre MWeihnachtefeft feiern. Allein der Pan wurde verrathen, Maurokordatos traf alle Vorſichtsmaßregeln, und faßte felbft den kuͤhnen Entſchluß, einen Theil der Veſatzung in den Rüden des türfifchen Lagers zu ‚enden, und wenn man bie Angreifenden geichlagen baben wuͤrde, fie auf ihrem Ruckzuge zu vernichten. In Miffolunggi blie⸗ ben nur YOU M., dagegen wurden alle Poften verdoppelt und in der Zeil: nacht alle Feierlichkeiten eingeftellt. Trotz der Wachfamteit gelang es 800 Albanefen mit Safchinen und S&tummleitern unbemerkt bie in den Graben zu kommen, denen 1000 SM. als Unterftüpung folgten, während Die ganze tuͤrkiſche Armee bireit ftand, den Anyriff auf verfchiedenen Puncten zugleich zu eröffnen. Mit dem Schlage 5 Uhr begann die türkifche Artillerie ihr Feuer und die Albanefen ſetzten die Sturmkitern an. Bald hatten bie Stürmenden die Bruftwehr erftiegen, wurden aber eben fo ſchnell in den Graben zurüdgeworfen und konnten trog aller Anftrengung keinen feiten Zuß gewinnen. : Nah einem Verluſte von 2000 M. und 20 Fahnen gab der Zeind das Unternehmen auf, und hob am 13. Januar in der Nacht, ohne daß man in ber Feſtung etwas gewahr wurde, und mit Dinterlajjung alles Kriegsmaterials, des Geſchuͤzes und Provianıs, die Belagerung auf. Zweite Belagerung 1823. Die Wichtigkeit Miſfolunghi's erkennend, hatte die griechiſche Regie⸗

Miffolunghi. (Belagerung 1825 u. 1826.) 815

rung durch den englifchen Ingenleur Golinnis die Seftungswerke in ber Zwi⸗ ſchenruhe verftärken laffen. Bereits im Auguft näherte ſich ein tuͤrkiſches Corps dem Plage, und obfhon der unerfhrodene Marko Bozzaris die Ges fahre darch einen Ueberfall in ben Schluchten bei Kallidromos, bei welchem er feinen Tod fand, abzuwenden fuchte, fo war doch bereitd Anfang Sep: tember der Platz abermals zur Randfeite eingefchloffen. Konftantin Bozza⸗ eis war diesmal die Vertheidigung aufgetragen, ein Gefhäft, das um fo ſchwieriger war, ba von ber Regierung, als unter ſich ſelbſt uneinig, feine Unterftügung irgend einer Art zu erwarten fland. Muftapha, der Anführer des Belagerungscorps, betrieb die Arbeiten mit großem Eifer; vor dem Hafen erfchien ein algierifches Geſchwader, und die Beſatzung litt bereite an Lebensmitteln. Inzwiſchen hatten die Türken in Oft: und Suͤdgrie⸗ chenland große Verlufte erlitten, und im Rüden Muftapha’s führten die Akarnanier den Heinen Krieg mit fo gluͤcklichem Erfolge: daß berfelbe bald genethigt wurde, feine Aufmerkſamkeit diefem neuen Feinde zuzumenben.

leichzeitig war das Blokadegeſchwader durch einen Sturm in bie offene See verfchlagen worden, die Feſtung hatte Zufuhren an Lebensmitteln er: halten, und im türkifchen Luger mürheten uͤberdieß verderbliche Seuchen. Trotz dem konnte fih Muſtapha nicht zur Aufhebung der Belagerung ent: fchließen, ohne wenigften® vorher noch einen Verſuch gemacht zu haben, bie befeftigte Inſel Anatolito zu nehmen. Zu biefem Ende wurde am 7. Dt. am Geftade eine Mörferbatterie aufgeworfen, und bie zum 18. die Inſel zwar heftig, aber ohne mwefentlichen Erfolg beworfen. Am 20. November endlich gaben die Türken ihre Unternehmen, Miſſolunghi zu erobern, auf, und zogen, eine Menge Gefhüs und Munition zurüdtaffend, über den Achelous ab. Bald hierauf landete Maurokordatos mit Hilfsmitteln aller Art im Hafen von M. und übernahm den Oberbefehl des Platzes.

Belagerung 1825 und 1826.

Griechenland gewann im Jahre 1825, nachdem es zu Lande und zu Waſſer gluͤclich gegen die Türken gefochten, immer mehr an innerer Feſtig⸗ keit. Es hatte eine anfehnlidye Kriegsmacht unter den Waffen, und das Aus: land fendete bedeutende Unterflügungen an Geld und Kriegsmaterial. Dage: gen bot der Sultan alle feine Kräfte auf, um die Infurgenten zum Gehorfam zurüdzuführen, und ein neuer Seind der griechifchen Seciheit, der jegt widerfpen: ftige Vaſall der Pforte, Mehemed Ali von Aegnpten, fendete Ibrahim Paſcha mit 10,000 M. auf den Kampfplatz. Kandia ging zum großen Theil verlo⸗ en, Konduriottis mußte die Belagerung von Patras aufheben, Navarin ergab fi) am 18. März durch Capitulation. Während dieß im Peloponnes vorging, war ein türkiiches Heer von SO00O M. in Boͤotien eingedrungen, und ber Seraskier Reſchid Pafcha hatte die militairiich wichtigen Puncte von Aetolien befegt und fchritt zur Belagerung von Miffelunghi. Diele Feſtung war zu diefer Zeit nad) der Landfeite durch einen Wau mit Baftionen umgeben und hatte 4000 Rumelioten zur Beſatzung. Der Eeraskier betrieb, von oͤſtreichi⸗ ſchen Ingenieuren unterftüßt, die Belagerungsarbeiten mit dem groͤßten Eis fer. Er erhielt ſchweres Geſchuͤtz von Patras, fchloß den Play durch Cir⸗ cumsallationslinien ein, und erÖffnete die Approfcken gleichzeitig gegen 3 Baitionen. Die Beſatzung dagegen legte noch einen gededten Weg un, und zeritörte fehr haufig durch nächtliche Ausfaͤlle die feindlichen Arbeicen. Am 10. Juli ward die Zeitung duch eine türkifche Flotte von 10 Kriege: (hiffen unter Topal Paſcha zur Eee eingefhloffen und durch mehrere am Strande aufgeworfene Batterien befchoffen. Kine zu biefer Brit an den Gommandanten der Stadt ergangene Aufforderung wurde mit den Worten:

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Mithridates. 917

Kräutern, die am Meeresufer gefammelt wurben, ſchlug aber dennoch eine Aufforderung zur Uebergabe ab. Die Beſatzung, jest noch 3000 Mann ſtark, faßte den Entſchluß, ſich durchzuſchlagen. Man beftimmte hierzu Die Nacht auf den 23. April und hatte zu Ddiefem Endzwede mit Karaiskakis verabredet, daß dieſer gleichzeitig das türkiiche Lager im Rüden angreifen und feine Annäherung vorher durch eine Gewehrfalve fignatifiren folle. Die Batterien Riga und Montalembert wurden zu Sammelplägen für die Bes fasung beftimmt ; über 6000 Kinder, Frauen und Greife ſchloſſen. ſich den Truppen an, um dem Hungertode oder der türkifchen Gefangenfchaft zu ents gehen. Man formirte zwei Abtheilungen, wovon die eine Reſchid's, bie andere Ibrahim's Lager angreifen follte; allein die Dispofition war bereite durch einen Bulgaren dem Feinde verrathen worden. Den 22. April mit Sonnenuntergang gab Karaiskakis das verabredete Signal; um 8 Uhr flans den die Sulioten. auf dem beftimmten Sammelplage, wurden aber bereite von den Türken mit einem heftigen Feuer empfangen, waͤhrend e8 der andern Abtheilung unbemerkt gelang, das Freie zu erreichen. Hier wartet dieſe über eine Stunde auf den mit Karaiskakis verabredeten Angriff, und als diefer nicht erfolgt, ſtuͤrzt man fid) dennoch auf die türkifhen Verfchanzungen, mo ein bfutiger Kampf beginnt. Während deffen war die zweite Abtheilung, bei weicher die Unbemwaffneten ſich befanden, aus den Thoren gezogen, fah ſich aber ploͤtzlich durch Ibrahim's Truppen angegriffen, gerieth dadurch in Verwirrung, und während ein Theil in der Dunkelheit fortzog, eilte ber‘ andere in die Stadt zurüd, von dem Feinde auf dem Fuße verfolge. Jetzt entfpann ſich in den Gaſſen ein grauenvolles Gemegel. Ein großer Theil der unglüdlidyen Einwohner ftürzte fi, in das Meer oder in die Brunnen; andere fuchten Zuflucht in einem großen fleinernen Gebäude, das zur Auf⸗ bewahrung des Pulvers gedient hatte, und vertheidigten fich bier lange ges gen die Angriffe der Stürmenden. Als aber jede Ausſicht auf Rettung verloren war, warf ein edler Greis, Chriftos Kapfalis, euer in die Puls verfammer, und einer Augenblid darauf flog das Gebäude in bie Luft, und begrub Freunde und Feinde unter feinen Trümmern. Ueber 2000 Türken follen dabei ihren Zod gefunden haben ; der Kampf war hierdurch in der Stadt beendet, und Miffolunghi zum großen Theil in einen Schutts haufen verwandelt. Den Belagerern fielen nur 1200 Lebende in die Hände Während dieß in der Stadt vorging, war bie erfte Abtheilung der Befagung unaufhaltfam durch die dreifachen Verſchanzungen dee Tuͤrken vorgedrungen, und erreichte am Morgen, nachdem aber alle Grauen und Kinder und bie Hälfte der Mannfchaft während der Nacht den Tod gefunden batten, den Gipfel des Arakynthos, von wo fie über Abgründe und Waldbaͤche, ſtets mit dem Hunger kimpfend, fortziehend, endlich Salona erreichte, und fich dort, no 500 Mann ftart, mit Bozzaris vereinigte. Die Belagerung dauerte 11 Monate, während welcher 100,000 Bomben in die Stadt ges fallen waren, und Eoftete den Türken 20,000 Marn. Ibrahim ſetzte nady Morea ber, um die Mainotten zu unterwerfen, Reſchid Paſcha dagegen brach nad) dem öftlichen Griechenland auf. (Vergl. Griechenland in den Jahren 1823 und 1824, von Leiceſter Stanhope. Tagebuch der Ge: fchichte des griechifhen Volkes. Geſchichte der Wiedergeburt Griechen: lands von Pougqueville. Berliner Kalender vom Jahre 2 und 1833.) Mirhridates, der Name von 6 Königen des kleinaſiatiſchen Staates Pontus, welcher bis zum Sahre 64 vor Chr. Geb. die Lander zwifchen dem Ihmarzen Meere, Kleinarmenien, Kolchis, dem Halys uad Kayyahucen vo

618 Mithribates.

faßte. Der fechfte Mithridates, mit dem Beinamen ber Grofie, auch Ex- pator und Dionyfus, der Sohn Mithridats V., beftieg im Jahre 124 vor Chr. nad) dem gewaltfamen Tode feines Waters, und nachdem er einem gleichen Schickſale nur durch die Flucht entgangen war, dennoch ben Thron feiner Vorfahren, und erwarb fi) ſowohl durch feine Kenntnifle, als durch feine Eroberungspläne einen Namen in der Weltgefhichte. Auf eine Zjährigen Reife duch Afien entwarf er den Plan, fi zum Beherrſcher dieſes MWeittheiles zu mahen. Die Unteriohung der Scythen, bie Eins nahme von Kolchis, die Erbauung von 75 feſten Schlöffern zur WBeichüsung feines Reihe, ein Buͤndniß mit Nikomedes 11. von Bithynien, feine Ein: fälle in Papblagonten, Galatien und Kappadocien und endlid eine Krieges macht von 300,000 Mann mit 130 Sichelwagen, das Alles waren Gründe genug, um die Blide Roms auf einen Mann zu lenken, befien Mack gefährlich werden konnte, und nichts unverfucdht zu laffen, um biefelbe zu bes ſchraͤnken. M's Heindfeligkeiten gegen einige den Römern verbündete Heinafintifche Staaten gaben den erwünfchten Vorwand zum Kriege, der 93 vor Chr. begann, und deſſen Zührung römifcher Seite dem Sulla übertragen ward. Vergebene gelang es dieſem, Kappadocien zu erobern; Zigranes von Armenien, mit Mith. verbündet, ſchlug die Kappadocier und Römer 92, und feste einen Sohn des M. zum Könige ein. Rom fendete nun 3 Heere, jedes von 40,000 Mann, unter 2. Caſſius, Aquilins und Oppius gegen Pontus, weiches audy der König Nikomedes von KBithge nien und der vertriebene König von Kappadocien angriffen. Allein Mikes medes erlag der Uebermacht des Könige von Pontus, und Aquilius ber Klugheit der pontifchen Feldherren Neoptolemus und Nemanes In ben bithgs nifhen Engpäffen, wo er äber 10,000 Mann verlor. Erobernd zog nur M. durch Kleinafien, konnte jedody gegen Rhodus nichts ausrichten. Inzwiſchen wurden die Kortfchritte feiner Feldherren Archelaus und Me trophanes in Griechenland, Xhracien und Macedonien durch Sulla ge: hemmt, der mit 5 Legionen und vielen Hilfstruppen im Jahre 87 Athen eroberte, dem pontifhen Deere (120,000 Mann unter Acchelaus und Zariles) bei Chäronea (ſ. d.) einen Berluft von 110,000 Mann beis brachte, und auch den Dorilaus, der 80,000 Mann aus Afien berbeiführte, bei Orchomenos aufs Haupt flug. Als nun auch im folgenden Jahre der rom. Feldherr Fimbria Pergamus, Pitana und Xroja einnahm und Lucull (f. d.) zwei Seefiege erfocht, fah ſich Mithridates zum Srieden mit Sulla genöthigt, 85 v. Chr., mußte alle Eroberungen aufgeben, 2000 bie 3000 Talente zahlen, 80 Schiffe ausliefern, und allen Zreunden der Römer Amneftie verfpeehen. Die Waffen follten indeß nur kurze Zeit ruhen, denn als ber rom. Prätor Muraͤna im Jahre 82 de6 M. Ruͤſtungen gegen die empörten Bosporer erfuhr, brach er den Frieden , 309 vermwüftend über den Halys, und belagerte Sinope. Aber M. ging Angefichts feines Feindes über den Fluß Labifeus, ſchlug ihn entſcheidend, und erzwang fo den Frieden. Mit größeren Vorbereitungen begann im Jahre 74 vor Ohr. der dritte Krieg gegen Rom, und wurde mit aller Anftrengung und Erbits terung geführt. M. hatte fhon im Jahre 77 den Bosporus erobert, feinen Sohn Machares zum König eingefeht, und rüdte nun 75, nachdem auch Zigranes Kappadocien ſich wieder unterworfen hatte, mit 120,000 Mann zu Fuß, 16,000 Pferden und 100 Wagen in Paphlagonien ein, um Bitbp: nien zu erobern. Die roͤm. Confuln M. Aucelius Gotta und Luc. Lucin. Lucullus eröffneten 74 ben Krieg mit weit geringeren Streitfräften. Zwar ſchlug M. den Cotta bei CEhalcedon, belagerte dagegen biefe Stadt, fo wie

Mittag. MittelsBollwerke. 519

Cyzicus vergeblich, und erlitt am Rhyndaͤus und Ajopus beträchtliche Berlufte. Eben fo ungünflig war ibm das Gluͤck im folgenden Sahre. Nah einem Siege über bie pontiſche Flotte bei Lemnos eroberte Lucull Bithynien, drang in Pontus vor, und nöthigte, nachdem er ein Treffen am Lykus verloren, ein zweites aber gewonnen hatte, den König, fein Reich, deffen Hauptfeftungen Amifus und Eupatoria nebft Derallea und Sinope im Sabre 72 und 71 in roͤmiſche Hände fielen, zu verlaſſen. Der Ver Luft von Pontus bewog den Tigranes, einen fielen Schwähling, den Roͤ— mern den Krieg zu erfläcen; aber gleich in ber eriten Schlacht bei Tigra⸗ nocerta, 70 vor Chr., verlor er fein Deer, und Lucull eroberte Zigranocerta und Niſibis. Indeß flug M. die römifchen Legaten Fabius, 70, und Triarius bei Dadafa, 69, und hatte das Süd, von feinem gefährlichen Gegner Lucull duch eine Meuterei befreit: zu werden. Diefem folgte 68 Man. Acilius Glabrio, und 67 Pompejus (f. d.). Vergeblich unterhan- deite nun M., zog fich dann nady dem Euphrat zuruͤck, verlor aber eine Haupt⸗ ſchlacht in den armenifchen Päffen, und floh nad) Kolchis. Pompejus wurde in feinem Marfcye durch die kaukaſiſchen Bergvoͤlker, die Albaner und Ibe⸗ rier, und endlich durch die Kälte aufgehalten, und mußte ſich begnügen, mit Tigranes Frieden zu fließen, der ſich ime com. Lager demüthigte und dafur fein Reich behielt. Unterdeſſen batte M. die Keim unterworfen, ein neues Heer gerworben, und mit diefem Pantilapaum (Kerſch ober Je: nitale) und viele Städte im Pontus wieder erobert. Als er aber den Plan faßte, durch Pannonien nah Stalien zu ziehen, verweigerte ihm fein Deer den Gehorſam, und ber alte M., nun aller Hilfsquellen beraubt und bes Lebens müde, nahm Gift, und ließ fi, als dieſes nicht wirkte, im Winter 64 von einem Gallier erftehen. So enbete ein Dann von großen Anlagen und feltenem Unternehmungsgeifte, dem nur das Gluͤck fehlte, um ein zweiter Dannibal zu werden. Gicero hält ihn für den größten Fuͤrſten Afiens nad) Alerander. Pompejus ſchloß mit feinem Sohne Pharnazes Stieden, und Pontus wurde roͤmiſche Provinz. (Vergl. Plutarch im Eulla, Lucull und Pompejus; Dio Cafjius, 37; Appian, Mithr. Sirieg.; de Bros- scs, hist. de la rep. rom. Vol. 11.) .

Mittag, als Weltgegend derjenige Punct des Horizonts, den der Meridian nach der Seite zu durchſchneidet, wo die Sonne Mittags 12 Uhr ſteht. Mittagsflaͤche, eine Ebene, die man ſich durch den Meridian gelegt denkt. Mittag skreis oder Meridian, der Durchſchnitt der Mittagsfläche mit ber Himmelskugel, oder ein angenommener größter Kreis der Dimmelskugel, durdy die Pole und den Echeitelpunct gehend, und die Himmelskugel in die öftliche und weſtliche Hälfte theilend. Demnach haben alle Orte, die in einer ſolchen Hälfte liegen, gleihen Mittag. Jeder Meri: din has 360 Grade, und biefe beftimmen die geographiſche Breite eines Ortes. Der erſte Meridian ift derjenige, von meldhem man die übrigen zu zählen anfängt. eine Beſtimmung iſt willkuͤrlich, und ſonach ziehen die Deutſchen ihren erſten M. durch die Inſel Ferro, die Engländer über Greenwich x. Mittagshoͤhe, die Höhe der Sonne, wenn fie im Meridian ftcht, oder die größtg Hoͤhe, zu welcher fie fih an einem be: ftimmten Zuge echeben kann. MS.

Wiittel= Bollwerfe (bastione de wilieu) nennet man folche Bolt: werte (ſ. Bollwerke), melde nicht in den Eden der Polpgone, fondern zwifchen diefen liegen. Es find daher auch die fchon bei der aftitalienifchen Befeſtigung (f. Italieniſche Befeſtigung) vortommenden, in der Mitte dee langen Courtinen angelegten kleinen Bollwerte, die fogenannten

586 Dittelgurt. Mobile Colonnen. pietta-forma , dahin zu: rechnen. Die Vortheile, welche dergl. Bollwerke bei einer richtigen Proportionicung ihrer: Linien gewähren, beftehen haupt fädhlic) darin, daß fie, in Kolge bes ſtumpfen Bollwerkwinkels, geräumiger als Eckbollwerke ausfallen, und baß ihre: Dauptlinien wegen biefer Wins kelbeſchaffenheit leicht dem Ricochettſchuß zu entziehen find, fo wie daß ihre Allignements in das zwiſchen dem naͤchſten Bollwerk liegende Ravelin fallen. Wegen dieſes ledtgenannten hoͤchſt wichtigen Vortheils empfiehlt auch Ger montaigne (f. d.), vorzuͤglich auf denjenigen Seiten einer Feſtung, welche der Feind am wahrſcheinlichſten zum Angriff wählen dürfte, einige Des feſtigungsfronten in gerader Linie, ober body fehr ftumpfwinkelig anzuordnen, um ein oder einige folche Mittelbollwerke zu erhalten. p

Mittelgurt der Geſchuͤtze, ſiehe Geſchuͤzrohre.

Mittelpunct der Feſtung (centre du polygone) nennt man bei einer regelmäßigen Befeſtigung ben Mittelpunct des Polygons sder ben Punct, wo ſich die Gapitalm ber Bollwerkswinkel durchſchneiden. Bei einem unregelmäßigen Umriſſe bes denywates findet ein ſolcher gemein- ſchafruicher Mittelpunct nicht Statt. e.

WMittelpunct des Kreifes if ber Punct, von welchem jeder Pumt des Kreiſes gleich weit entfernt iſt. Mittelpunct ber Größe heiſtt der Punct einer Figur, in welchem jede durch die Kigur gezogene gerade Linie im zwei gleiche Theile getheilt wird, z. B. der Durchſchnittspunct der Diage⸗ nale bei Quadraten und Rechtecken ꝛc. Mittelpunct der Schwere (centrum gravitatis) nennt man ben Punct innerhalb eines Körpers, ia welchen derfelbe in zwei gleich ſchwere Theile getheilt wird. Wird nun ber Körper an dieſem Duncte unterflügt, fo mäüffen beide Be Im Gleichge⸗ wichte ſtehen.

Mittelwall, ſiehe Courtine.

Mitternacht oder Norden ift bie dem Mittag am Horizont gerade gegenüberliegende Mieltgegend, oder der Punct am Horizont, wo der Mes ridian folhen nach der Seite des Nordpols fchneider.

Mittewald, Sieden in Baiern.

Gefecht am 11. Mai 1809.

Ein biierifches Detafhement unter Oberft Arco bemächtigte fi am 11. Mai diefes Fleckens, nahm eine Stellung an der dortigen SSfarbrüde, und forderte die Iproler in ben Paͤſſen Luetaſch und Scharnig zur Unter: mwerfung auf. Während der angelnüpften - Unterhandlungen umgingen die Tyroler das baterifche Detafhemmt, und griffen es von allen Seiten an. Nur mit Mühe gelang es den Baiern, längs dem rechten Ifarufer nad Benedicsbaiern ſich zuruͤckzuziehen. 7

Mobile Eolonnen werben diejenigen Truppenabtheilungen genannt, weiche die Beſtimmung haben, in befonderen Richtungen im Rüden der Armee umberzuziehen, die Verbindungs⸗ und Ruͤckzugsſtraßen frei zu hal: ten, die Verwaltungsbehoͤrden zu unterflügen, Aufftände des Landvolks zu verhindern u. |. w. Wenn die Entfendung mobiler Golonnen nothwen⸗ dig wird, befindet fi) bie Armee niemals in einer günftigen Lage, und hat in der Regel eine aufgeregte Bevoͤlkerung oder feindliche Stteifparteien imRüden, wie die Sranzofen in Spanien. Der Commandant einer foldyen Colonne, die gewöhnlich aus allen Waffen befteht, aber’ felten flärker ale

M. S.

Moderhaide. (Schlacht 1574.) sa

2000 Mann ift, muß daher ein eben fo umfichtiger als mifchloffener Mann fein, von. den Verhältnifien dee Armee zum Waterlande, der Ankunft von Zransporten ıc. genaue Kenntnis haben, und für unvorberzufebende Fälle genägende Vollmacht befigen. Daß fi) unter ſolchen Umfländen nur im concreten Falle allgemeine Verhaltungsregeln geben laflen, wird wohl nicht erft eines Beweiſes bedürfen; bie Theorie befindet ſich an ihrer Grenʒe Mockerhaide, eine große Ebene bei dem Dorfe Moof er der Pros vinz Geldern bes Königreichs Holland.

Schlacht, den 14. April 1574.

Während des Freiheitskampfes der Niederländer gegen ihre Unterdruͤcker, die Spanier, hatte der Prinz von Dranien Verbindungen mit Frankreich angelnüpft, bie jedoch durch die Ermordung der Dugenotten in Frankreich unterbrochen wurden. Da inzwiſchen ab die Deffnungen. auf Hilfe bei der Königin Eliſabeth von England fehl ſchlugen, und die. Mittel zur Korte fegung des Kampfes zu ungenügend waren, ſah fich ber Prinz gezwungen, feinen Bruder, den Grafen Ludwig von Naſſau, nad Paris zu fenden, bie Unterhandlungen wieder anzufnüpfen, dem ed auch gelang, vom franzds ſiſchen Hofe eine Anleihe von 100,000 Gulden zu erhalten, womit er nady Deutſchland zuruͤckkehrte und bier ein Deer von 7000 Mann Fußvolk und 4000 Mann Reiterei zuſammenbrachte. Mit diefem Deere zog er, begleitet von feinem jimgeren Bruder, dem Grafen Heinrich von Naflau, und dem Pfalzgrafen Chriſtoph, Sohn des Kurfürften Friedrich's III. von der Pfalz, vor Maftriht, um ſich dieſes Pages zu bemächtigen. Trotz feines.langem, aber unthätigen Aufenthaltes am rechten Ufer der Maas, bis zum Anfang des April, gelang ihm dieß nicht, und Mangel an Lebensmitteln, fo wie die Nachricht von der Einnahme des Schioffes Wardenburg durch - feinen Bruder Oranien, und das Einruͤcken deffelben in das Bommelerwart bes flimmten Graf Ludwig, den 8. April aufzubreden und am rechten Ufer dee Mans zroifchen diefer und ber Waal nad) Geldern vorzubringen, um fi) mit dem Grafen von Dranien zu vereinigen, fodann Nimmegen zu erobern und in Brabant einzufallen. Der Oberflatthalter Don Ludwig de Zuñiga y Requeſens, war feiner Seite bemübt geweſen, fobald er bie Ruͤſtungen des Prinzen Ludwig vernahm, eiligft einige 1000 Schweizer und deutſche Reiter anzumwerben, und die in den verfchiedenen Provinzen zerftreuten Truppen, fo wie das 5000 M. Fußvolk und 3 Cornetten Reis terei ſtarke Corps unter Francesco Waldes, welches feit dem Winter Leiden blokirt hatte, auf dem linken Ufer der Maas zu fammeln. Die Unthätigs keit des Grafen Ludwig ließ ibm hierzu volllommen Zeit, und Sancho de Avila, welcher den Oberbefehl diefer Truppen erhielt und bie Abficht feis ned Gegners errathen hatte, ging, um die Mereinigung ber beiden Brüder zu verhindern, mittelft einer Schiffbruͤcke bei Grave auf das rechte Ufer ber Maas, und lagerte am 12. April 1574 bei DOberaffelt. Graf Ludwig wünfchte die Schlacht, rückte des andern Tages den Spaniern bis auf eine Meile entgegen, und lagerte fich bei dem Dorfe Mook, oder Mowok, von wo bis Nimwegen bin fi die Moderhaide ausdehnt. Von beiden Geiten waren einige Abtheilungen leichter Cavalerie auf Mecognoscirung vorgegans gen, zwifchen denen ed zu einem heftigen Gefechte fans, in weichem die Spanier geſchlagen wurden. Am 14. brach Graf Ludwig mit dem größten helle feiner Neiterei aus bem Lager auf, um fid) näher von der Stellung des Feindes zu überzeugen. Dee fpanifche General war eben im Begriff, mit feinem ganzen Deere gegen ihn vorzuruͤcken, und bald flie6 Graf Ludwig

523 Moderhaide (Schlacht 1574.)

auf bie feindliche ſtarke Avantgarde, weßhalb er fich eiligft zuruͤckzog, um feine noch unvorbereiteten Truppen zur Schlacht zu ordnen. Seine Aufftellung war nur unvolllommen durch eine vor dem Dorfe Mook liegende Ecyanze gededt. Die Gavalerie fand auf einer Anhöhe. Das ſpaniſche Fußvolk war in 3 großen Haufen hinter einander formirt, die Reiterei in Geſtalt eines Halbmondes mit vorgezogenen Flügeln. Diefe hatte vor fid) die leidyten Schüsen zu Pferde, welche duch die Schenk'ſchen Küraffiere auf ihrem linken Slügel gededit wurden. Die Spanier eröffneten die Schladyt durch einen Angriff auf die Schanze vor Mook, und erflürmten dieſe. Meberzeugt von der Wichtigkeit dieſes Punctes eroberte Graf Ludwig mit 25 Fahnen die Schanze wieder, und zwang die Spanier zum Rückzuge. Se body dieſe ten Kampf geroohnten Krieger ordneten ſich fogleih zum neuen Angriffe, erftürmten die Schanze zum zweiten Male, und behaupteten fidh darin. Während biefes Gefechte® war bie Reiterei noch nicht zur Thaͤtig⸗ keit gekommen, und erft jene warf fi Graf Ludwig mit 600 Reitern auf die Schenf’fchen Küraffiere, und trieb fie gegen Grave bin in bie Flucht. In diefem enticheidenden Moment dirigirte der Befehlshaber der Wallonen, Aegidius Barlaimont, einen Meiterhaufen nad) dem nun entblößten Fluͤgel, und die ſchweren Lanzenreiter unter Anführung des Bernhardin Mendoza und des Camilo dei Monte fielen den Niederländern in den Rüden. Nach einem heftigen Kampfe zum Ruͤckzuge genöthigt, theilte Graf Ludwig feine Reiterei in 2 Abtheilungen, wovon die eine die Anhöhe beſetzte, die ander fi) gegen Bommel aufftelltes die Infanterie fland auf beiden Flügeln. Am die Naffauer aus diefer vortheilhaften Stellung zu vertreiben, tbeilte Baptiſta del Monte die Lanzenreiter in Beine Abtbeilungen von 30 bis 40 Pferden, um fie einzeln angreifen zu laſſen. Pietro Antonio Porette, ein Staliener, unternahm mit 25 Pferden den erften Angriff, es gelang ipm, 60 Pferde der Naffauer von der Linie abzufchneiden, und den größs ten Theil derſelben, trotz ihrer Seuerwaffe, niedersubauen. Dieß war das Zeichen für die ganze fpanifche Reiterei, bie in der weiten Ebene ihre ganze Kraft und Thaͤtigkeit entwideln konnte, die nafjauifche Cavalerie in Front und Flanken zugleih anzufallen, wodurch diefe bald getrennt und in Berwirrung gebracht wurde, während ihre Infanterie, auf beiden Flügeln ganz unthätig, dieſem blutigen Kampfe zufab, und trotz allen Befehlen nichts zur Unterflügung der Meiterei beitrug. Unter dieſem Fußvolke herrfchte dee Geift des Ungehorſams, der vorzüglich während des niederlaͤndiſchen Freiheitskrieges eine charakteriftifche Erſcheinung ber damaligen Heere iſt, und meiſt durh bie unregelmüßige Auszahlung des Soldes herdeige⸗ führt wurde. Da Graf Ludwig fein Fußvolk auf keine Weife zum Vor⸗ rüuden bewegen konnte, machte er an der Spitze feiner Reiterei noch einen Verſuch, die Epanier aufzuhalten, doch vergebens, und von da an war Die Schlacht verloren. Das ganze Lager der Naſſauiſchen, in welchem bei dem unerwartet ſchnellen Siege ber Spanier die hoͤchſte Verwirrung hereichte, fil den Eiegern in die Hände; einzelne Haufen, die den Kampf noch fortiegen mollten, wurden von der fpuniichen Reiterei niedergehauen. Die Eieger verführen mit der hoͤchſten Grauſamkeit, trieben die Fliehenden in die Sürmpfe, oder fuchten fie zu verbrennen. Nur die frangöfiihen Zrups pen zogen fih in Ordnung und mit Feſtigkeit zuruͤck, bemaͤchtigten ſich des feſten Schloſſes Kerpen, und unternahmen von dort Streifilige in die Ungegend. Außer dem ganzen Lager eroberten die Spanier 2 Greichüpe und 30 ahnen, und hatten nur einen Verluſt von 200 Zodten, wahrend die Niederländer Z2000 Mann, meift Todte, einbüßten. Diefer für bie Epu:

Modena. (Gefecht 1799.) 523

nier fo glänzende Sieg war in 2 Stunden emtfchieden, und wurbe vorzuͤg⸗ lich durch die fpanifche Reiterei errungen. Merkwuͤrdiger Weife verloren bie 3 Hauptbefehlshaber des naſſauiſchen Heeres, Graf Ludwig, fein Bruder Heinrich und ber Pfalzgraf Chriſtoph, das Leben. Nach diefer ungluͤcklichen Schlacht kehrte Dranien mit feinem 6000 Mann ſtarken Heere aus Geldern nah Seeland zurüd, und die Spanier bemädhtigten fid) der Städte Won- drihem, Leerdam und Afpeerenz aber ihre Anfchläge auf Deift, Medemdlick und Enkhuizen mißlangen, und e6 tar, der oranifhhen Partei namentlidy von großem Nutzen, daß unmittelbar nach biefer Schlacht unter den fpants fen Zruppen ein Aufltand ausbrach, der Schuld war, daß man bie fo leicht errungenen Vortheile nicht räftiger verfolgte. (Wergi. Famian Eitrada de bello belgico;, Chappuys, histoire generale de la guerre de Klandre und Meteeren, hiftorifche Beſchreibung bes nieberländifchen Kriege.)

Modena, ſchwach befeftigte Hauptftabt bes Gerjogthums gleiches Ras mens, mit 22,000 Einwohnern.

SGefecht am 12. Juni 1799.

Der franzoͤſiſche Obergeneral Moreau ſetzte ſich am 9. uni mit feis ner 30,000 Mann ftarken Armee, aus den Diviſionen Rusca, Montris hard, Dlivier, Watrin und Dombrowsky beftehend, in Marſch, um in 3 Colonuen auf den verfchiedenen Straßen gegen Bologna, Modena und Meggio aus den Apenninen bervorzubredhen. Diefer Uebergang über den Gebirgskamm war faft ohne allen Widerfland von Seiten der Deſtreicher ausgeführt worden, und nur bei Bologna, wo bie franzoͤſiſche Avantgarde am 11. auf die Vortruppen des Pringen von Hohenzollern ſtieß, kam es zu einem Gefecht, in welchem erftere beim Verfolgen mit einigem Berluſt zurücdgewiefen wurde. Macdonald, welcher feit dem 25. Mai in Florenz oeftanden hatte, war um biefelbe Zeit in 3 Tagen bis an die große Straße von Piacenza nad Bologna vorgedrungen, und hatte Gmeral Victor durch den Paß von Pontremoli in das Tarrothal vorgefhoben. Auf die Nach—⸗ richt von der Ankunft Macdonald's ertheilte der oͤſtreichiſche General Kray dem Prinzen von Hohenzollern, welcher eben mit 5000 Mann von Mailand her zu ihm ftoßen wollte, den Befehl, bei Caſſal Maggiore über den Po zu gehen, und in der Gegend von Modena eine Stellung zwiſchen den Generalen Klmau und Dtt zu nehmen, mit der Weifung, Macdonald fo lange wie möglich aufzuhalten, um das zur Belagerung von Mantua beftimmte Gefhüs wieder zurüd und In Eicherheit bringen zu können. Es flanden demnad ungefähr 11,000 Mann Macdonald gegenüber; jedoch waren biefe Truppen in drei von einander unabhängige Corps auf «ine Entfernung von 12 Meilen zwiſchen Bologna und Parma ausgedehnt, und follten nicht allein die Bewegungen des Feindes beobachten, fondern auch die Eins fhließung von Bologna und Fort Urbino bie auf den letzten Augenblid fortfegen. Bei Annäherung der Divifion Montrichard hatte ſich Klenau von Bologna und Urbino zurudgezogen, und hielt am 12. zur Verbindung mit Hohenzollern Nonentola und &. Giovanni beſetzt. Letzterer ſtand am 11. bei Modena, entfchlofien, den Angriff des Feindes zu erwartn. Dem General Det hatte Suwarow befohlen, nach Aleffandria zu marfchiren, und er befand ſich am 12. auf der Straße von Parma nad Piacenza bei Borgo S. Doninn. Macdonald entwarf am 11. die Dispofition zum "Angriff auf Modena für den folsenden Zag. In bee Doffnung, daß er das oͤſtrei⸗ hifhe Corps, welches diefen Platz vertheidigte, aufheben könne, ſchickte er in der Macht den General Rusa von Bologna bei ©. Giovanni über

924 Modlin.

den Panaro, um die Ruͤckzugslinie der. Kaiſerlichen auf Mirandola abau⸗ ſchneiden. Olivier ſollte in der Front angreifen, während die Avantgarde unter Salm von Saſſuolo über Rubiera marfchirte und die Divifion Dom: browsky unterflüste. General Watrin blieb in Reſerve. Den 12. frich 6 Ube feste ſich Dlivier in drei Colonnen in Bewegung; body geſchah der Angriff erfi gegen 10 Uhr, um welche Zeit einige Kanonenfhüffe vom Fort Urbimo vermuthen ließen, daß Rusca den Panaro paſſire. Der Prinz von Hohenzollern hatte feine Infanterie in den Vorſtaͤdten, die Cavalerie aber auf der Straße nach Reggio aufgeſtellt. Klenau follte den Uebergang über den Panaro vertheidigen. Trotz bes heftigſten Artilleriefeuers der Deſtrei⸗ cher eröffneten jest 3 franzoͤſiſche Halbbrigaden (12., 30. und 73.) den Angriff, nahmen die Vorſtadt Piftoja, warfen die Kaiferlidyen über das Glacis zurück, und drangen mit diefen zugleich in ben Platz. Genen Foreſt, an der Spitze der franzoͤſiſchen Gavalerie, durchbrach die der Oeſtrei⸗ cher, und Hohenzollern gab feinen Truppen Befehl, fid) zuruͤckzuziehrn. Bon allen Seiten verfolgt gefhah dieß in Unordnung, und führte deren gänzliche Niederlage herbei. Nur mit Mühe rettete ſich Hohenzollern, nach⸗ dem er 8 Belchüge und über 2000 Mann verloren hatte, nad) Mirandola. Die Regimenter Preiß und Klebeck zählten allein 1200 Mann an Zodten und Berwundeten. Franzoͤſiſcher Seite blicb General Foreft auf dem Pius, und Macdenald felbit erhielt von einem Dfficier eines verfprengten Reiter⸗ haufens zwei Saͤbelhiebe. Der Plan, die Deſtreicher ganz. abzufchneiden, war indeß nicht gelungen. General Rusca fah fi) von Klenau binter der Brüde über die Samoggia, welche auf der Straße von Bologna nad Carpi führt, duch 4 Schwadronen angegriffen und zuruͤckgeworfen, wobei er noch eine Kanone verlor. Klenau zog ſich nach Hohenzollern's Niederlage gegen Ferrara zuruͤck. Letzterer blieb vom 12. 13. noch bei Mirandola, und ging ar dieſem Tage längs der Secha nach dem Po, und als er die Brücken dort ſchon abgebrochen fand, eine Meile weiter unterhalb bei S. Benedetto auf das linke Ufer dieſes Fluſſes. General Ott hatte ſich, dem Befehle des Feldmarſchalls zu Folge jedes Gefecht vermeidend, hinter Piacenza zuruͤckgezogen. Macdonald ließ zwei Divifionen zwiſchen Garpi und Gorreggio, fo wie bei Modena, um den Gegner über feine Abfichten in Zweifel zu-erhalten. Victor fließ am 15. bei Borgo ©. Donine zur Armee. Kray gab die Belngerung von Mantua auf. (Vergl. Gefchichte der Kriege in Europa ıc. ; Mathieu Dumas, precis des evenemens etc.; Claus fewig, der Feldzug in Italien, 1799.) M. G. Modlin, Eeftung im Königreihe Polen am Einfluffe der Natew in die Weichſel, gegenuber dem Städthen Nowidwor. Die Feſtungewerke wurden im Jahre 1807 auf Befehl Napoleon’ durch den franzöfiichen Oberſten Mallet angelegt, und waren zu Anfang bes Jahres 1313 noch uns vollendet. Ihre Vertheidigung nad) dem Rüdzuge der Franzofen aus Polen wurde dem franzöfiihen Divifionsgenerale Daendeld mit einer Gar niſon von ungefühe 6500 Polen, Franzoſen, Sachſen und Wärzburgern übertragen. Am 5. Februar wurde fie von allen Selten durch rufiiiche Truppen eingefhloffen. Die nun folgende Blokade bietet kein merkwuͤrdiges militairiſches Ereigniß, obgleich ſich die Vertheidigung durch den zwiſchen den kriegfuͤhrenden Mächten eintretenden Waffenftillitand verlangerte und die Belagung die Zeit dee Muhe wohl zu benusen wußte Am I. December 1813 capitulicte Die Feſtung, und wurde an den ruſſiſchen General Kleinmichel übergeben. on ber durch Krankheiten fehr vereingerten Beſatzung wurden “ie polniſchen Soldaten in ihre Heimath beurlaubt, die franzöfifcyen nadı

Modon. (Treffen 1770.) u

Rußland transportirt; die Sachfen und Würzburger marfchirten nach Deutſchi land .zurüd. Im Jahre 1831 nach der Einnahme von Warſchau (f. d.) durch die Ruſſen führte General Malachowski, ber nach der Abfegung Keukowiecki's den einftwelligen Dberbefehl übernommen, das polniſche Heer nah Modlin, wo es den 9. September fruͤh eintraf. General Rybinski, ber bier zum Oberbefehlshaber erwaͤhlt wurde, pflog Unterhandlungen mit dem ruſſiſchen Feldherrn, und fuͤhrte, da dieſe keinen Erfolg hatten, und die Ruſſen, nachdem General Romarino auf oͤſtreichiſches Gebiet uͤbergetre⸗ ten war, das polniſche Heer einzuſchließen, und von der preußiſchen Grenze abzufchneiden drohten, baffelbe nach Plod, einen Theil der Garnifon mit fi) nehmend. Diefe befland-nun noch aus 6700 Mann unter dem: Gene zale Kedachowski. Die Feſtung wurde -am 7. Detober von den Ruffen aufs gefordert, und ergab fih, da der Großfuͤrſt Michael alle Unterhandlungen sent und unbedingte Unterwerfung verlangte, am darauffolgenden Tage

(Vergl. Minerva, Febr. 1835. Spazier Geſchichte des Auſſtande⸗ des polniſchen Volkes.)

Modon, Stadt und Feſtung im Koͤnigreich Geiechenlan mit 7000 Einwohnern.

Zreffen, den 23. Mai 1770.

Nach der Kriegserklaͤrung ber Pforte an Rußland zu Ende bes Jah⸗ res 1768 hatte die Kaiſerin Katharina II. einen Theil ihrer Seemacht in das mittellaͤndiſche Meer geſendet, in der Abſicht, die Griechen in Morea und auf den Inſeln des Archipels von ber tuͤrkiſchen Herrſchaft zu befreien. Zum Öberbefehlshaber: diefer Unternehmung wurde Graf Alerei Orloff bes flimmt, und ihm zmei $lotten unter den Admiralen Spiritoff und Elphing⸗ ftone untergeordnet. Nach der mißlungenen Belagerung von Coron begab fi Drioff im Fruͤhjahre 1770 nach Navarin, welches er zu einem großen MWaffenplage einrichtete, um von bier aus Modon belagern zu laffen. Diefe fefte Stade liegt auf der ſuͤdlichen Küfte Morea's unmeit Navarin, auf einem Eleinen Borgebirge, und war bamals mit einer Qitadelle verfehen. Ihr gegenüber liegen die Inſeln Sapienza und Kabrera. Graf Orloff ubertrug Ddiefe Unternehmung dem General Fürften Peter Dolgoruli, ber ji) Ende Aprils mit 500 Ruffen und 36 Gefhügen zu Lande dahin in Marſch feste. In den erften Tagen bes Mai griffen die griechiſchen Eins wohner von Modon zu den Waffen, und zogen aus der Stadt den Ruſſen entgegen. Die türkifche Befagung feste den Griechen nad und holte fie ein; dieſe fchlugen ſich jedoch nach einem lebhaften Gefechte durch, und vers eintgten ſich mit Dolgoruki’s Corps, das bald darauf vor Modon anlangte, und am 9. Mai die Laufgraͤben eröffnete. Noch an demfelben Tage wurde das Feuer gegen Modon aus zwei Landbatterien, fo wie and). von ben ruffiihen Schiffen begonnen; gleichzeitig ward auf einer Heinen, dem Plage gegenüber liegenden Inſel an einer Batterie gearbeitet. Da die Beſchießung in dem Plage bedeutenden Schaden antidjtete, fo hefften die Belagerer, daß derfelbe fi in ein Paar Tagen ergeben würde. Sollte dieſes nicht ges (heben, fo wollten fie einen allgemeinen Sturm verfuchen. Inzwiſchen fließen viele Mainotten und andere Griechen aus Morea und von den Ins fein zu dem Belagerungscorps. Dagegen hatte der Pafcha von Xripoliga Anftatten zum Entſatze von Modon getroffen. in Corps von 1500 Türe: fen, theils Fußvolk, theils Meiterei, war gegen dieſen Play im Anzuge, und madıte auf feinem Marſche alle. Griechen nieder, weiche es bewaffnet fand. Bei Nik, einem am rechten Ufer der Pirmalza (Pamſſos) umwelt

626 Mohacs. (Schlacht 1526.)

ihres Ausfluffes gelegenen Marktfleden, verfuchte es eine Schaar Griechen und Mainotten Wibderfiand zw leiften, wurde aber in bie Flucht gefchlagen, worauf die Türken den Marktfleden in Brand ftedten und die Einwohner nieberbieben. Das türkifhe Corps feute feinen Mari nach Coron fort, und wurde von ber Beſatzung mit Jubel empfangen. Dann zog es an den füdlihen und ſuͤdweſtlichen Abfällen de6 Berges Temathias fort gegen Modon, in der Abſicht, die Belagerer im Rüden anzufallen. Es fand bie: felben jedoch in Schlachtordnung aufgeftellt, und zu ihrem Empfange bereit. Kürft Dolgoruki fand mit den Ruſſen dem Entfagcorp6 gegenüber, und hatte eine ſtarke Abtheilung Griechen und Mainotten gegen die Feſtung aufgefteit, um die Befagung in berfeiben zurüdzubalten. Die Ruſſen kämpften mit der größten Tapferkeit gegen die ihnen an Zahl weit überlegenen Türken, und ſchon ſchien fich der Sieg auf ihre Seite zu neigen, da brady die Bes fagung plöglid aus dem Plage, und ſchlug die Griechen und Mainotten nad) geringem Widerftande in die Flucht. Dadurch geriethen die Ruffen. zwiſchen zwei Seuer, festen zwar den Kampf mit rühmlicher Faſſung und in der beften Ordnung fort, mußten aber endlich, nachdem fie großen Ver⸗ luſt erlitten hatten, den Rüdzug antreten, und ihr Gefchüg nebft der Mus nition und dem Proviante im Stiche laffen. Die Ruſſen zählten 150 Todte und einige Hundert Verwundete, unter welchen letzteren ſich Zürft Dolgoruti und Graf Theodor Drloff befanden. Die Türken hatten bei 500 Mann verloren. Dolgorufi zog fi, nachdem er von den meiſten Griechen, weldye den Bebirgen zuflohen, verlafien worden war, unter fletem Gefechte nad Navarin zurüd, worauf die Tuͤrken nad Modon umkehrten.

(Vergl. oͤſtr. milit. Zeitfchrift, Jahrgang 1829, 7. Heft. Damme, Geſchichte der Osmanen, 8. Band.)

——— 5 em

Mohacs, Marktfleden an der Donau in Ungam, mit einem feſten Schloſſe und 4000 Einwohnern.

Schlacht, den 29 Auguſt 1526.

Nach der Thronbeſteigung Soliman’s Il. hatte biefer den von feinem Bater Selim entworfenen Plan, feine Macht audy in Europa aussudehnen, mit Begierde ergriffen, und das von Parteien zerriflene, von einem unmün> digen König fchlecht regierte Ungarn ſchien ihm hierzu die günftigfte Geles genheit zu bieten. Der Vorwand zum Krieg war leicht gefunden, da Luds wig II. den tuͤrkiſchen Gefandten an feinem Dofe nicht allein mit Stolz und Geringſchaͤzung empfangen, fondern auch gefangen genommen hatte. Diefen Schimpf zu rädhen war ber Sultan ſchon im Jahre 1521 mit einem zahlreichen Heer vor Sabacs und Belgrad erjchienen, hatte dieſe beiden ſchlecht vertheidigten feiten Pläge genommen, und ſich beinahe ganz Mies derungarn unterworfen. Im Fruͤhjahre 1526 brach Soliman abermals ganz unerwartet mit 200,000 Mann, die er bei Belgrad verfammelt, auf, eroberte Peterwarbein, ließ die Beſatzung Uber die Klinge [pringen, und verheerte die umliegende Gegend mit Feuer und Schwert. Ludwig, kaum 20 Jahre alt, feierte eben zu Ofen fein Beilager mit Maria, der Schweſter des Kaiſer Karls V., als er die Nachricht von bem fiegreichen Vor⸗ euden der Türken erhielt. Ohne Heer und ohne Geld bat der beflürite König die eben auf dem Reichstage zu Speier verfammelten deutfchen Fürs fien um Beiſtand, jcdody vergebens. Auch fein Schwager, der Erzherzog Serdinand von Defteeih, und fein Oheim, König Sigismund von Polen, verfagten ihre Dilfe, und es blieb ihm nichts übrig, als fih an feine Va⸗ falten und bie herrſchſuͤchtigen Bifcyöfe des Meike zu wenden. Doch auch

Mohacs. ESchlacht 1687.) 537

biefe entfchuldigten fi mit ihrem Privilegium, nur dann ausziehen zu müffen, wenn fich ber König felbfl an die Spige des Heeres ſtelle. In dieler Noth wählte Ludwig, bem es übrigens nicht an perfönlichene Muth gebrach, das Letztere, fammelte, was er in der Eile von Truppen zufammenbringen konnte, und 308 längs ber Donau über Zolna und Batha nad) Mohacs dem Zeinde entgegen, wo er ein Lager fchlug. Der jegt auf 25,000 Mann und 500 Heerwagen angewachſenen Armee, welche größtentheild aus übelwifigen Un- gan, der Reit aber aus geworbenen Deutſchen beftand, fehlte ed haupt⸗ ſachlich an einem guten und erfahrenen General. Paul Tomerus, Bifchof von Colocſa, ein heftiger und ehrgeiziger Mann, aber unfähig zum Deerführer, warf fich aus eigener Macht zum Befehlshaber auf, und lieh zum Verderben ber Ungarn in einer Art von Kriegsrath auch diejen feinen Geiſt. Vergebens riethen der Biſchof von Wardein und die Anführer der Deutfchen, jedes ent» ſcheidende Treffen zu vermeiden, bis die fchlefifchen, ſlavoniſchen und fiebenbürs gifhen Hilfsvoͤlker eingetroffen wären ; die Meinung Paul’ fiegte, und ber An: griff auf eine ſechsfach flärkere Macht ward beſchloſſen. Nach dem vom Bifchof ſelbſt entworfenen Plane brach am 2). Auguft früh 6 Uhr das Heer in zwoei Abtheilungen gegen das verfchanzte Lager der Türken auf, und der linke Slügel, aus lauter Ungam und dem größten Theile der Artillerie bes ftehend, unter Zomorus’ Befehl, griff mit Ungejlüm zuerft an. Lange Zeit ſchwankte der Kampf, bis endlich die Türken nad ihren Verfchanzungen zuruͤckwichen, wo ihr Geſchuͤtz fand, dort aber ein mörderifches Feuer ers öffneten. Dennoch hielten die Ungarn eine Zeit lung Stand. Bon ihrer Ars tillerie aber, die, fchlecht bedient, aus zu weiter Entfernung und zu hoch ſchoß, nicht unterflügt, und von einer überlegenen Zahl Spahis in die Flanken genommen, loͤſten fi diefe Truppen endlich auf, flohen nach ihren Heerwagen, und bradıten bdieje felbft in Unordnung. Der König, welcher den rechten Flügel in Perfon führte, eilte, aber fchon zu ſpaͤt, mit den Deutſchen zur Unterjtugung herbei. Drei Mal wiederholte er den Angriff, mußte aber auh, von den Ungarn verlaffen, und dem heftigiten Ka⸗ nonenfeuer ausgefegt, der Uebermacht weichen. Die Schlacht, welche beinahe 10 Stunden gedauert, koſtete über 10,000 Deutihen und Ungarn, wor⸗ unter Tomorus felbft und mehrere andere Bifhöfe, das Leben. König Lud⸗ wig, nur von einem Diener begleitet, gerieth auf der Flucht unweit des Dorfes Gzelje in einen Zumpf, ftürzte mit dem Pferde, und eritidte in demſelben. Erft nad zwei Monaten entdedte man nody un derfelben Stelle feinen Xeihnam in voller Ruͤſtung, von wo er nah Eruhl: Weißenburg gebracht und dort begraben wurde. Soliman verfolgte feinen Sieg, und eroberte bald darauf Peſth und Ofen.

Schlacht, den 12. Auguſt 1687.

Mit dem Nüdzug der Türken hinter das rechte Ufer der Drau, nache dem Herzog Karl vor Lothringen Dfen erobert, und die Brüde bei Eſſeg zeritört hatte, war der Feldzug des SJahres 1636 beendigt, und beide Deere bezogen Winterquartiere. Die Befehle von Wien zur Er: Öffnung der Seindjeligkeiten im nächilen Jahre verlangten kategoriſch die Vertreibung des Feindes aus Ungarn. Der hierzu vom Herzog entwor⸗ fine Sperationsplan fand zwar in dem deßhalb verfammelten Kriegerath Anfangs einigen Widerfprudh, da mehrere der Serrführer der Meinung waren, ehe man eine Schlacht wage, ſich der von den Türken noch bes jegten Plüge Stuhl : Weißenburg, Temeswar oder Belgrad zu bemaͤch⸗ tigen, ward aber zuletzt einftimmig angenommen, und man befdjloß, mit ganzer Macht dem Feinde entgegenzugehen, und ihn, mo man ihn finde,

Mobammed II. 529

dem heftigen türkifchen Artilleriefeuer und ben ungeſtuͤmen Angriffen der Janitſchaten, fo lange Stand, bis der Kurfürft das zweite Treffen In die Linie gezogen, feine ſaͤmmtliche Gavalerie auf bem Flügel gefammelt, und mit diefer dem Feinde entgegenging. Während befien hatte ber Herzog die Abfiche des Großveziers, ſich mit ganzer Macht auf den Linken Fluͤgel zu werfen, und ben techten bloß durch Scheinangriffe zu befchäftigen, er» tennend, ſich links nach dem Kurfürften gezogen, um diefen zu verftärken. Dennoch leifteten die Türken langen und kraͤftigen Widerfiand, bie der Prinz Eugen an ber Spige eines Dragonerregiments in bie Spahis ein: drang und biefe zum Weichen brachte. Gleichzeitig richtete das Kartaͤtſchen⸗ feuer in den Reihen der Janitſcharen fo große Verwüftung an, daß diefe die Flucht ergriffen, und ben übrigen Theil des Heeres mit fich fortriffen. Mit den Stüchtigen zugleich drangen der Markgraf von Baden und Prinz Eugen in das Lager ein, von wo aus fie den Feind nody eine Stunde weit verfolgten, bis die Nacht das Gefecht beendigte. Die Beute war unermeßlih, und unter den eigentlichen Kriegetrophäen zählte man 56 Fahnen, 60 Ka: nonen, 12 Mörfer, nebft einer großen Anzahl Kugeln und Bomben, 5000 Gewehre, eine Menge Schanzzeug x. In dem prachtvollen Zelt des Groß: veziers befand ſich nebft der Kriegskanzlei ein Schag von mehr als einer Million in baarem Geld und Juwelen; überdieß fielen den Siegern 300 beladene Kameele, eine große Anzahl Maulthiere, Pferde und Büffel, welche iegtere zum Transport der Artillerie und Bagage beftimmt waren, in die Dände. Der Verluſt der Türken foll fi mit Einfchluß derer, bie nod) in den nächftfolgenden Tagen nledergemacht ober gefangen wurden, auf 16,000 Mann belaufen haben. Die Deftreicher gaben ihren Verluſt nur auf 2000 Mann an. Der Kurfürft von Baiern und der Prinz Eugen zeichneten fich beide durch perfönlihe Tapferkeit aus. Erſterer wurde leicht an der linken Hand bieffirt, Letzterem aber 2 Pferde unter bem Leibe todt geſchoſſen. Prinz Commeri eroberte mit eigener Dand eine Fahne. Der Herzog von Mantua foll dagegen, da er das Schießen und den Pulverdampf nicht vers tragen können, ſich einen Play haben anweilen laflen, von wo aus er ber Schlacht ruhig zufehen Pönnte, und auch auf einer entfernten Anhöhe den Ausgang derfelben abgemwartet haben. Die Folge dieſes Eieges waren bie Erbfolge des oͤſtreichiſchen Hauſes in Ungarn, bie Unterwerfung von Sla⸗ vonien und Giebenbürgen und der Rüdzug der Türken bis Gradisca. Beide Armeen bezogen bald hierauf Winterquartiere.

(Bergi. Feßler's Geſchichte der Ungam. Meyer's Chronik des unga: rifchen Kriegsweſens. -— Militairgefhichte des Herzogs Karl Leopold von Lothringen, dv. Major Bar. O'Cahill.)

M. G.

Wiopammed Il., geboren 1430), beftieg 1451 ben Thron feines Bas ters Murath II., ermordete feinen Bruder Ahmed, und verheirathete deſſen Mutter, die Prinzeffin von Ginope, an einen Sclaven. Nachdem er auf diefe Weiſe jeder Beeinträchtigung feiner Rechte zuvorgefommen, befeftigte er zuvoͤrderſt alle Verträge, welche fein Vorgänger eingegangen war, bes ſchaͤftigte fi) jedoch bereits mit dem Plane, dem griehifhen Kaiſerthum duch die Eroberung von Conftantinopel ben letzten Todesſtoß zu geben. Sm April 1353 begann die engere Einſchließung der Kaiferftadt zu Waffer und zu Lande, und bereitd am 29. Mai erloſch der Name des byzantiniſchen Reichs (f. Conſtantinopel). Mohammed beflimmte die eroberte Stadt zu feiner Reſidenz, ſtellte die zerfiörten Feſtungswerke wieder her, ließ die Schlöffer, bekannt unter dem Namen der Dardanelien, erbauen, und

Militair:Gonv. »Lericon. V. ®p. st

6. | Mohammedell.

ertheilte den Griechen einen Freiheitsbrief, ber ‘Ihre Perſonen und Guter unter [einer Herrſchaft zu fhügen verſprach, Im folgenden Jahre unten nahm M. einen Zug nach Servien, eroberte. Oſtravitz, belagerte aber vers geblich Semendria, und ging Hierauf nach Abrianopel zuruͤck. Ein Corps von 32,000 Dann, welches unter Kirusbes an ber Morava zuchdiblieh, erlitt eine Niederlage, und ber Sultan ſchloß Frieden, fiel jedoch im Fruͤh⸗ jahre 1455 abermals in Servien ein, und. eroberte deffen Hauptſtadt Ro: voberdba. 1456 im Juni erfchien M. mit 160,000 Mann und 00 8 nonen vor Belgrad, müßte aber die Belagerung am 22. Juli nach gre- Ben Verlufte aufheben (j. Belgrad), 1458 unternahm M. einen cd: zug nach Morea, und unterwarf ſich bie Landſchaft Phliafia und Kalas bepta, fo mie. Patras mit den dazu gehörigen bten und Athen. Gin neuer Feldzug nach dem Süden 1460 hatte ‚bie gänzliche Griechenlands zur Folge; dagegen mwiderfland Albanien unter dem tapfern Gcanderbeg den türkifhen Waffen, und im Frieden von 1461 blieb Legterem die Oberherrſchaft von Albanien und Epirus. In Folge der vermweigerten Uebergabe von Galata erklärten die Genueſer ben Krieg an Mehammed, welcher mit ber Einnahme Amaſſra's durch ben Sultan endete. Noch im beinfelben Jahre unterwarf fih M. das griechifde Kaiferthum der Roms nenen in Keinaſien, Trapezunt. 1462 unternahm der Sultan den les⸗ bifchen Feldzug, der mit ber Groberung ven Lesbos, fo wie der andern Städte der Inſel endete. Im Fruͤhjahr 1468 unternahm er den bosniſchen Feldzug. Die Feſtung Babicſa Ocſak ergab ſich nach dreitaͤgiger Belage⸗ rung, eben ſo die Hauptſtadt Jaicſa, und bald das ganze Land. Reh in demfelben Jahre erklärte Venedig ben Krieg an. den Sultan. Luigi Goredano Befehligte die Flotte, Berthold. von Efte die —æ Der Pe⸗ loponnes warb gegen den Sultan aufgewiegeltz Coredano nahm das Schlej Vatica und vereinigte ſich mit Efle zu Napoli. Nach der Wegnahme von Argos fchritten bie Venetianer zur MWiederherftellung der Befeſtigung ber Landenge von Korinth. As aber Mahmud Paſcha mit einem Deere wahte, hoben fie bie Belagerung von Korinth auf, und flüchteten nach Napoli. Mahmud eroberte Argos zurüd unb fendete Omar mit 20,000 Reitern Bi Verheerung in’s venetianiihe Gebirg. Im Fruͤhjahre 1464 landete redano's Nachfolger Draſto Giuſtiniani auf Lesbos, belagerte ohne Erfolg Mitybel und ging nad Negroponte, wo er im uni ſtarb; eben fo wenig bezwedte Sigismund Malatefta, der vergeblih Sparta belagerte und bald nah Italien zurückkehrte. Jacob Barbarigo uͤbernahm den Dberbefehl der Landmacht, warb vom Dmarbeg bei Patras, fo wie bei Kalomata gefhlagen. Die Einnahme der Infeln Imbros, Thafos und Sors eothrafel waren die Erfolge von ben Thaten ber Flotte, welche am 16. Auguft 1464 nach Rhodus und Moren auslief. Im Sabre 1466 beſchloß M. den Seldzug gegen Karaman, das mit Venedig gefchloffene Buͤndaiß als Grund zum Friedensbrude nüpgend. Er ſelbſt brach nad Afien auf, eroberte Kawala und Konia, und beendete durch die Schlacht bei Karuman den Krieg. 166 Jahre hatte die Dynaſtie Karaman beſtanden. In die Zeit, wo M. mit Bosnien, Morea und Karaman in Krieg verwickelt war, fallen die Waffenthaten Scanderbeg's, welcher 3 tuͤrkiſche Deere ver⸗ nichtete und zu den gefaͤhrlichſten Feinden des Sultans gehoͤrte. Im Jahre 1470 unternahm Letzterer die Belagerung von Negroponte. 300 Segel führten 70.000 Mann zu Waſſer und Mobammer ein gleiches ſtatkes Heer zu Lande herbei. Den 12. Juli 1470 fiel die Feſtung in des Eroberers Hände, welcher, wie überall, feine ——— au der uͤbriggebliebenen

Statt. Kurz batauf fielen’ die Türken in Sriaul ein, ‚und, neavüfteting nachdem Omar’ den Venetiamer Morelfo geföhtigen,, Die Sehe en, Gi

15: Bo8: nien, Albanien, ‘Me Moldau und Morten, fo ie. in Alten «toren Smbeos und Thaſos, und ml BER us PIE: —9 „Blast. as ailobilen, Krrieftadt des ruſſtſchen Gouvernements gleiches Namenk; am Duleyer. . 5 ee ee ea a Bann in Gl In Kalfer nelle indrin in tand 1812 bezteedten, bie Bereinigung ws Seiden Pi Here zu verhindern, um fle einzeln. zu ſchlagen. Während das cin; unter Bardat, ehe Schlacht vermeldend, vor ihm fh, bi8.hinten die: Dina weichen mußte, zjog ſich das andere unter Bagration aus ber-Gegend, von Stonim bet Pobrinst über die 'Berisjing und au den Dniieper: zurhl,; weit Märfhall' Davoaft,. von Wilna aus dahin entfenbet,. diefgm Gorp® in MinsE yuvorgetommmen war, und mithin den mächften Meg, ;nady ‚dep, Dima abgefenitteni' hatte, el dena bedeutenden Umwege, ben Bagraton · trog feiner Ueberlegenheit einflug, mußte ihm Davouft aud in Mobile, zuvortommen. Gr bemächeigte ſich biefer Stadt am 20. Juli ofwe Miderki fland der: ruſſiſchen Ögfagung, und fendete am 21. ein Reiterregimene anf, Kundſchaft am techten Ufer des Duieper abwaͤrts gegen Staxoi Wichomm,; Vagration war am 2i. Jutt in Starof Bichow angelangt, und marfeikts;, am 22. feäh gegen Mohllew⸗ um, dort, mo er .moc vor den Zramoſen anzukommen glaubte, über ben Duieper zu gehen. Seine Wortruppen fliehen: auf: jened franzoͤſiſche Savalerieregiment, wasfen e6, und nahmen, ihm gegen“ 300 Gefangene ab. Davouſt hatte mittlerweile eine fehr vorteilhafte er. tung vor Mohilew genommen. Sein Linker Slügel Iehnte ſich an, den Duie⸗ per, und feine Linie tief hinter eines Bache über die Dörfer, Saltaitkg, und Atowka, bog ſich dann ruͤckwaͤrts und lehnte den rechten. Flügel an ‚dag. Derf Selle, und’ den" dortigen Wald. Det ruſſiſche General, Rajewäti gif, am 23. Jun früh Atvwka ‚an, erfocht einige Wortheite, ‚Uberichritt,,dem Bad), mußte aber wieder ibeichen. Bagration wollte eine. Umgebung deb- feangöfffgpen rechten Flaͤgels nit wagtm, durd welche der Sit aliche , beisufommsen getvefen wäre, umb zog daher feine Truppen umverfolgt, nady, Newo Selti uruͤck wmwoer ſaldſt ftchen geblieben war. Amı24. Sul ging. er nach Dofgkoriak zanhe, und erhielt hatt den velerihen Beth, ber... In nad) Birrps

Smolenosk ſich wirft der 1. Armee‘ ja’ vereinigen, bie in

632 Mohrungen. (Gefecht 1807.) rudgegangen war. Cr vollführte biefen Befehl, Indem er bei Starei Bien eine Brüde über ben Dnieper fchlagen ließ und über Propoisk und Mſtislaw gegen Smolensk zog, nachdem er ſich zuvor durch eine Recognocci⸗ eimg überzeugt Hatte, daß Davouft ſich Torgfältig verfhange, ohne an einen Ungriff ober eine Bewegung zu denken. Vielleicht daß beide Benerale, vom ben gegenfeitigen Verhaͤltniſſen beffer unterrichtet, anders gehandelt haben wär Den. ' Hätte Bagration gewußt, daß Davouſt's Macht nice vereinigt, ſendern durch Detaſchirungen geſchwaͤcht war, fo konnte er die Um von deſſen rechter Flanke ausführen, und hoͤchſt wahrſcheinlich ihn und feine nah und nach eintreffenden Abtheilungen ſchlagen. Davouſt dagegen, Hätte er Bagration's Beforgniffe, wie er wieber zus erſten Armee ſtoßen ſollte, gekannt, fo würde er, anflatt in Mohilew ſich zu verfchangen, ihm. den Weg nah Smolensk verlegt haben. * (VBergl. Napoleon's Feldzug in Rußland 1812 von Chambray, über]. von Bteffon.) | T. Mohrungen, auch Morungen, Stadt im Regierungsbezicke Koͤ⸗ nigeberg des Königreiches Preußen. :Sefecht am 25. Januar 1807. Das ruſſiſche Herr war hinter ben Narew zuruͤckgegangen, obgleich Theile. deſſelben unter Benningſen und Gallizin die Angriffe der Franzoſen bei Golymin und Pultusk (ſ. d.), am 26. December 1806, hatten. Napoleon ließ hierauf feine durch den Winterfeldzug erſchoͤpften Truppen Erholungsquartiere beziehen, und zwar ruͤckwaͤrts der Linie von Pultusk, Chotzel und Neidenburg bis an das Unte Ufer der Weichſel; das Corps von Bernadotte, als linken Flügel, in dem’ weiten Raum zwiſchen Hobenflein und. dem friihen Haff. Marſchal Mey unternahm eigenmädtig eine Bedrohung Königsbergd und gelangte mit feiner Vorhut bis zwilden Schippenbeil und Heilsberg, mit dem Gros bis Biſchoffſtein und Mohrungen. Vom Kaifer freng beßhalb getadelt, mußte er :etftuft im die Ihm angewiefene Stellung von Soltau und Meidenburg tüdgehen, welche er am 23. Januar 1807 wieder erreichte. (Bemeral ningfen, der am 11. Januar den alleinigen Oberbefehl über das preußiſch⸗ ruſſiſche Heer übernommen hatte, war am 18. Januar mit ungefähe 80,000 Dann aus der Gegend von Strys und Barthen in 5 Golonnen anfgebtochen, deren aͤußerſte rechte die Preußen bildeten. Jener ſchnelle Miczug Ney’s in mittäglicher Richtung mochte. ihn glauben machen, bie Hauptmaffe des Feindes fei im Rüdzuge hinter bie Weichſel begriffen und nicht mehr einzuholen; er verließ daher die gewählte Richtung gegen Allen⸗ fein, um wenigſtens das Corps Bernadotte's noch zu füllen, blieb jedoch zwei Tage bei Biſchoffſteln flehen und erreichte erft am 24. Heilsberg. Ungeachtet diefer Zögerung fah ſich Bernadotte gezwungen, feine Divifionen ſchnell zuſammenzuziehen, die des Tinten Fluͤgels bei preußifch Holland, die des echten bei Oſterode, bie britte bei Saalfeld. Die Truppen erreichten am 24. Yanıtar größtentheits biefe Puncte; doch wurbe an bemfelben Tage eine Abtheilung bei Liebſtadt uͤberraſcht und gröstenchelld aufgerieben. Am 25, -rhdte die Divifion von Saalfeld nach Mohrungen vor, der Marſchall ſelbſt zog fich von preußifc Holland dahin. Gleichzeitig traf der Vortrab des ruffifchen rechten Fluͤgels unter General Markof vor Mohrungen ein, fanb aber daſelbſt bereits 9 Batalllone, 11 Schwadronen bes Feindes, ber, dern Angriffe zuvortommend, Ihn zum Rüdzuge nach Pfarzersfeide auf ber Strafe nach Liebſtadt noͤthigte. Hier entſpann fich ein hartnaͤckiges Ge⸗ fecht, da die Ruſſen, durch mehrere Bataillone verſtaͤrkt, in der Stellung hinter bieſem Dorſe auedauerad Wibderkand leiſſeten, bis ber Reſt Des won

Moinean. Molitor. 535

preußifch Holland heranruckenden franzoͤſiſchen Divifion Liber Wieſe ihre rechte Flanke gewann, und fie veranlaßte, mit einem Verluſte von mehr ale. 1000 Mann den Kampfplatz zu räumen. Dan macht dem. Generale Markof den Vorwurf, er habe, um den Ruhm eins gewiß geglaubten, Sieges allein zu erringen, bie ihm zunaͤchſt marfchirende Colonne von dem beabſichtigten Angriffe nicht umterrichter und trage fomit felbft die Schuld, eſchlagen worden zu fein. Ein Kofakenregiment, das von ber uͤnken Nes encolonne des Fürften Gallizin auf Recognoscirung gefandt wurde, ‚brach während des Gefechtes in das im Rüden der Franzoſen gelegene Staͤdtchen Mohrungen ein, und erbeutete dafeibft das Gepaͤck des Marſchalls. Der zurhdtehrende Feind vertrieb es bei Einbruch ber Nacht, zog jedoch am Morgen des 26. nach Liebemühl ab, und 3 Tage fpäter ſtand bag ganze. Corps Bernadotte's bei Löbau. Weit entfernt, diefe Bewegungen zu hin⸗ dern, ‘vereinigte Benningfen alle feine Kräfte auf den Anhöben Tinte vom Städtchen Liebſtadt, weil er abermals einen Angeiff von dem noch au 10 Meiten entfernten franzöfifchen Hauptheere befuͤrchtete. Kin ſchnellet Vorbringen hätte Bernadotte, der mit hoͤchſtens 20,000 Mann, bie übers dies nicht völlig vereinigt waren, ſich im Bereiche des ganzes ruſſiſchen Heeres befand, leicht ſehr gefaͤhtlich werden koͤnnen. . (Verst. Plotho's Tagebuch waͤhrend des Krieges 1806 und 1807, Geſchichte des Krieges von Preußen und Rußland gegen Frankreich in dem Jahren 1806 und 1807.) T. ee Moineau war die Benennung eines Meinen, in der Mitte einer langen Gourtine liegenden Bollwerks, welches bei den diten Baſtion⸗ foftemen, 3. B. den der Italiener (f. Stalienifhe Befeſtigung) auf piatta forma genannt wurde. PR. 0. Molitoe, Gabriel Johann Joſeph, Graf von, Marſchall und Pait von Frankreich, Großkreuz der Ehrenlegion :c., geboren den 7. März 1770 zu Havange im Mofeldepartement , erhielt von feinem Vater, einem. ehemaligen Militair, eine gute, feiner künftigen Laufbahn angemefiene Er⸗ ziehung und trat, 21 Jahre alt, als Freiwilliger in die Armee. Seine Ras meraden im 4. Bataillon des Departements der Mofel ermählten ihn bald darauf einftimmig zum Kapitain, und ſchon 1793 commandirte der junge Molitor, unter General Hoche, bei Katferslautern und Weißenburg , als Generaladjutant eine Infanteriebrigade. Abwechſelnd bei ber Rhein⸗, Mofelz und Donauarmee, unter Pichegru, Kleber, Moreau und Jourdan, nahm er in den folgenden 4 Jahren Theil an allen Operationen biefer Ge: nerale, und wurde bei einem Angriffe auf Mainz, 1795, gefaͤhrlich ver: wundet. In dem kurzen Zeitraum von 8 Jahren vom gemeinen Soldaten zum Brigadegeneral avancirt, focht er als folcher 1799 unter Maffena in der Schweiz, ſchlug die vereinten Ruſſen und Oeſtreicher zu wie⸗ derholten Malen bei Schwytz, Glarus und Wallis (f. d.), und zwang den ihm an Xruppenzahl weit überlegenen Feldmarſchall Sumarım zum Rückzug, nachdem er ihm vorher fümmtliche Bergartillerie abgenommen und einen Verluft von 3000 Mann beigebradht hatte Bei bem Ueber- gange Moreau’s’ über den Mhein, zwifhen Etein und Dieffenhofen den. I. Mai 1800, war General Motiter der Erſte, welcher an der Spitze einer Grenadiercompagnie über bdiefen Fluß ſetzte. Gleich darauf, am 3. und 9. deſſelben Monats, fchlug er den linken Flügel der Deftreicher bei —— und Moͤskirch, wobei er 3500 Gefangene machte. Won da aus na Tyrol detachirt, nahm er mit feinem Corps in kurzer Zeit Bregemı, ud Feldkirch, und befepte ganz Graublinden, vwerdurd vieler Zrliıua, Ian ma

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Mollis und Näfele. (Gefecht 1799.) 635

darauf erfolgte, mit Webergehung ber dazwiſchen liegenden Chargen , feine Ernennung zum Hauptmann und Slägelabiutanten des Könige. M. rechtfertigte diefe ungewöhnlich fchnelle Beförderung durch bie glänzende Vertbeidigung eines - großen Provinnttransportes an der Spitze von 300 Grenadieren gegen die voleberholten Angriffe von 4000 Panburen, bis eine Zruppenabtheilung zu feiner Dilfe herbeieilte. Nicht minder ausges zeichnet focht er in den Schlachten bei Roßbach und Leuthen, und trug namentlich veährend der letztern durch die Wegnahme des Dorfes Leuthen zu deren Entſcheidung bei. Schon hatte fein Benehmen bei der Belagerung von Breslau ımd feine unerfchütterliche Tapferkeit bei Hochkirch feinen Nas men wieder zwiefach in bie Zafeln des Ruhmes eingefchrieben, als ihm das Schickſal noch einmal vergönnte, zur Entfcheidung eines großen Sieges beizutragen: es war „In ber Schlacht bei Torgau,’ und zwar bezahlte er feine ausdauernde Vertheidigung mit der Gefangenſchaft; allein fchon ein Zahe fpäter erntete er neue Lorbeeren unter den Augen feines Könige durch die Erftürmung eines verfdyanzten Poftens bei Burkersdorf. Die Würde eis nes Generalmajors belohnte ihn dafür. In dem baieriſchen Erbfolge⸗ kriege befehligte er ein Corps, mit dem er mitten im Winter 1779 am 5. Februar ein glädtiches Gefecht bei Brix in Böhmen beſtand. 1783 wurde Herr v. Möllendorf Gouverneur von Berlin. 1787 General der Infanterie und am 17. Auguft 1793 Feldmiarſchall; auch erhielt ber felbe eine reiche Praͤbende. Nachdem der Herzog von Braunfchweig im Sabre 17943 den Oberbefehl über die Rheinarmee niedergelegt hatte, erhielt ibn M. In bdiefen Zeitraum fallen bie fiegreichen Xreffen bei Kaiſers⸗ lauten und Morlautem, und bie Gefechte bei Vogelweh, Weidenthal, Wachenheim, Theidesheim, beim Hurderkopf und an ber Schmelze; auch bei Kirweiler und Lippfladt. Der Feldzug von 1806 tief den 8BOjährigen Feldmarſchall noch einmal zu den Waffen. Er gerieth nad der Schlacht von Jena zu Erfurt, wo er verwundet und trank angelommen war, in Gefangenfhaftz allein auch die Feinde ehrten im Unglüd den alten Ruhm des Feldherrn. Sie behandelten ihm: mit ber größten Auszeihnung, und erlaubten ihm auf fein Ehrenmort nad) Berlin zurückzukehren. Napoleon ertheilte ihm das Großkreuz der Ehrenlegion. Noch vergönnte die Vorſehung den Hochbejahrten zehn Lebensjahre, wie es ſchien, um nad) einem langen der Ehre gewidmeten Leben mit dem Troſte in die Gruft zu fleigen, noch Zeuge der Morgenröthe der wiedererlangten Größe bes Vaterlandes geweſen zu fein. (Vergl. Zedlig, Staatskraͤfte der preußifchen Monarch, II. Band.)

Mollis und Naͤfels, zwei Dörfer in der Schweiz im Thale ber obern Linth.

Gefeht am 25. und 26. September 1799.

Nach dem Vereinigungsplane Suwarow's follten die oͤſtreichiſchen Ge⸗ nerale Jellachich und Linken, welche mit 72000 Mann zwiſchen dem Wal: tenftüdter See und Reichenau im Thale des Vorderrheins ftanden, in das That der oberen Linth rüden, die. Sranzofen daraus vertreiben, und am 26, Sptbr., wo Suwarow mit 25,000 Mann bei Schwyz einzutreffen ges dachte, Jellachich nad Einfiedem, Linken in das Muottathal märfchiren. Franzoͤſiſcher Seits ftand im obern Linththale Gen. Molitor mit 3000 Mann, wovon die Hauptmacht ſich zwiſchen Naͤfels und Netsthal befand; wenn alfo die Bewegungen ber beiden oͤſtreich. Generale gehörig in einander griffen, konnte von Widerfland kaum die Mebe fein, da Molitor keine Un: terſtuͤzung zw erwarten hatte. Gen, Jellachich brach ben 25. mit

530 Mollis und Näfeld. (Gefecht 1790.)

64 Bit, 3 Schwad. aus ber Gegend von Sargans und Wallenſtaͤdt in drei Colonnen auf; bie erſte (3 Bat. 3 Schw.) ging Aber Mullihorn auf Mollis, die zweite (3 Bat.) über die Frohnalpe nach Metsthal; die dritte (2 Comp.) wurde durch das Weißtannenthal geihidt, um die Verbindung mit Sen. Linken zu unterhalten, ber [don am 23. mit 5 Bar. 1 Schwabr. von Chur und Ems nah Flims, den 24. nach Panix marfchirt war, und den 25. in zwei Colonnen in das oberfte Linththal rudte, wo er bei Widhlers bad 1 Bataillon von Molitor's Brigade gefangen nahm. Jellachich ſtieß mit der erften Colonne bei Mollis auf franzöfifche Vorpoften, und trieb fie über bie Linch nah Naͤfels, wo Molitor mit 3 Bat. 4 Kanonen fland. Die Brüde bei Netsthal war abgebrochen worden. Am 26. griff

dfe Bruͤcke bei Näfels an, konnte fie aber ungeachtet feiner großen lieber legenheit nicht pafficen, ober machte vielleicht nur kleine Verſuche, da er Abends zuvor das Schickſal des F. M.k. Hotze an ber Linth (ſ. Linth) ers führen haben mochte. Als im Laufe des Tages eine Abtheilung des Genes rals Soult mit 3 bei Weſen eroberten Geſchuͤten fid in Jellachich s Rüden zeigte und eim lebhaftes Heuer machte, glaubte dieſer General den Rädhug antreten zu müffen, am, ohne weiter verfolgt zu werden, ben 27. bis Walz tenflädt, unb ging den 28. bei Ragaz über den Rhein. Gen. Linken hatte durch das Gefecht bei Wichlerbad viel Zeit verloren, und konnte feine Truppen erft den 26. bei Schwanden vereinigen; als Jellachich ſchon den Ruüͤckzug antrat, traf Linken bei Mitloͤdi ein, wo er ein unbedeutendes Gefecht mit Molitor's Truppen hatte. Am folgenden Tage ging biefer wit 4 Bat. felbft zum Angriff über, wurde aber vons Gen. Linken bis Bias zurückgeworfen. Letzterer hatte eigentlich bie Beſtimmung, fi mit Suw⸗⸗ row zu vereinigen, und wollte defien Annäherung hier abwarten. Da aber in feiner Stellung nicht verhindern konnte, daß Moliter feine Verbin dung mit der nad Altorf gurüdgegangenen Divifion Lecoucbe durch das Kloͤnthal eröffnete, fo rourbe auch der ſtrategiſche Zweck nicht erreiche. Als Molitoe den 28. Nachts von Lecourbe die Nachricht erhielt, da$ Suwarow den 26. vor Altorf angelommen fei, und im Begriff ſtehe, in das Linth⸗ thal zu rüden, entfchloß er fi, den nächlten Feind zuerſt anzugreifen, was den 29. in aller Fruͤhe gefhab, worauf Linken, dem der Ruͤckzug Jellachich's und der übrigen an der Linth geflandenen Zruppen nunmehr befunnt fein mußte, den Rüdjug antrat, und den 1. October unverfolgt bei Chur im Rheinthale ankam. Durch diefen Rüdzug kam Suwarow in die größte Derlegenheit ; denn nun war auch der legte Stüspunct für die Vereinigung für ihn verloren. Der thätige und umſichtige Molitor begnügte ſich nicht damit, 7000 Deſtreichern bie Spitze geboten zu haben, fondern rüdte nun auch bem alten Suwarow entgegen. Er ſtieß zuerft auf die oͤſtreichiſche Abtheilung unter Auffenberg, deu er im Kiönthale aufhielt, der aber noch den⸗ felben Nachmittag von der erſten Divifion Suwarow's verfiärft wurde, und Molitor hinter den See zuruͤckdraͤngte. Am 1. October auf's Neue anges griffen, wich der franzoͤſiſche General mit feinen 3 Bataillonen und 4 Kas nonen, dis Terrain Schritt für Schritt vertheidigend, bis Mollis und Naͤfels zuruͤck, konnte zwar diefe Dörfer nicht behaupten, wurde aber von einigen Batailonen unter Ben. Gazan unterflügt, worauf er bie Ruffen zwang, dieſe beiden Orte wieber zu verlaffen, was unflreitig eine der Haupt urfachen war, weßhalb Suwarow ungeachtet eines fiegreichen Gefechte im Muottatbal (f. d.) das Vorräden in die Ebene aufgab, und durchs Serefthal in das vordere Rheinthal marfchirte. Die Thaͤtigkeit der Bri⸗ gade Molitor vom 25. Geptbr. bis 3. Dctbr. iſt ganz außerordentlich; er

Mollwig. (Schiacht 1741.) 637

tämpfte gegen die Gorps von Jellachich, Linken, Auffenberg und Braga⸗ tion mit flets bemunderungswärdigem Erfolg, obgleich jedes berfelben flärker war als das feinige, und behauptete ſich zulegt in feiner Geelung.

Z

Wollwiß, Dorf im Regierungsbezirk Breslau, unweit Brieg.

Schlacht am 10. April 1741.

Nach dem Verluſt von Glogau im erften fchlefifchen Kriege warb vom dem öftreichifchen Gabinette.der Feldmarſchall Neipperg (f. d.) zur Wiedererobe⸗ rung von Schiefien deſtimmt. Statt fi auf Ohlau zu werfen, und bie Preußen einzeln zu fchlagen, ging feine Abſicht dahin, mit Brieg in Verbindung zu ommen. Am 9. April traf das Öftreichifhe Heer bei Mollwig, 2 Stun; den von Brieg, ein, und bezog bier Gantonirungsquartiere, indem «6 bie Dörfer Laugwitz, Märzdorf und Gröningen beſetzte. Neipperg glaubte den König von Preußen noch weit entfernt, und unterließ daher -jede Vorpoſten⸗ ausſtellung. Friedrich hatte am 8. April die Neiße bei Michelau umb Loͤwen überfchritten, und war im Begriff nach Grottkau zu marfchiren, als er: erfuhe, daß Netpperg daſelbſt mit dem oͤſtreichiſchen Heere ſtehe. Da fih in Ohlau bes Könige Dauptmagazin , fein ſchweres Geſchuͤtz, die Deus nition und das Gepaͤck bes Deeres befand, und Ohlau nur 5 Ötunben von Mottwig entfernt iſt, fo erwachte in ihm bie Iebhaftefte Beſorgniß fr diefen wichtigen Punct. Er befchlog daher duch eine Schlacht die Werbins dung mit Oblau wieder zu gewinnen. Den 9. April gönnte er feinen ermüdeten Truppen als Ruhetag. Am 10. follte das Heer ſich bei Pogarell und Alzenau vereinigen und von da in 5 Golonnen abmarſchiren, die Ars tierie und das Bepäd auf ber großen Straße nah Ohldu, bie 1. umb 2. Colonne rechts, die B. und 4. Colonne links von bderfelben. Die Golons nen harten Befehl, unter fi) den nöthigen Abftand zum Aufmarfche zu beobachten. Die Weiterei mußte mit dem Fußvolk gleiche Linie halten. Bei der Entwidelung follte das 2. Zreffen 300 Schritte hinter dem erſten aufmarfchiren. Die Stärke des preußifchen Heeres betrug in 31 Bat. und 32 Schwadt. etwa 22,000 Mann, von denen 20 Bat. und 20 Schwabr. im Ifien, 11 Bat. und 9 Schwabe. im 2. Treffen fechten follten. 3 Schwadr. Hufaren waren zur Referve beſtimmt. Die preufifche Artillerie zählte 60 Geſchuͤze. Während das oͤſtreichiſche Heer unbeforgt in feinen Gantonirungen bei Mollwitz ruhte, ruͤckte das preufifhe am 10. April von Alzenau bis Hermsdorf, wo es ſich mit dem rechten Fluͤgel an diefem Det, mit dem linken an Pampitz in 2 Treffen formirte. Das erfte Treffen bes febtigte unter dem Könige der Feldmarſchall Schwerin, das 2. der Prinz Leopotd von Deffau. Da die 20 Bat. bes erften Treffens nicht Raum ges nug zum Aufmarſche hatten, fo mußten 5 Bat. zurückgezogen werben, von welchen 3 zur Unterftügung des 2. Treffens verwendet wurden; zwei Ders feiben ließ Prinz Leopold in ber Flanke aufmarfhiren. Die 3 Hufaren: ſchwadronen wurden hinter die Flügel des erſten Treffens geſtellt. Zwei Grenadierbat. flanden zwifhen der Beiterei des rechten, eins zwifchen ber Meiterei des linken Flügels. In diefer Schlachtorbnung rüdte das preußifche Heer langſam und wethodiſch gegen Mollwit vor, und würde bie Deftreicher in ihren Quartieren überfallen haben, wenn der Commandant von Brieg nicht durch Raketen Neipperg's Aufmerkſamkeit gewedt, und ihn veranlaßt hätte, eine Abtheilung Huſaren auf Kundfchaft auszuſchicken. Noch vor Hermsdorf fließ diefe auf die 9 Schwabronen ſtarke preußiſche Vorhut unter dem General Rottenburg, und ward vom ihr geworfen. Seht erſt gerierh

Mollwik. (Schlucht 1741.) 5

Yufarms ,.. rosiche. ſich um bem- rechten Sigel berumfchlichen und Gas hinter

Pampis. ſtehende Gepaͤck pländerten. - "Die preußiſche Infanterie feuerte während ihres Vorruͤckens mit größter Ordnung, und mit eine Schnelligkeit, von ber man damals bei:anbern. Seeren noch Beinen Der hatte. Die Saserlinie der Deſtreicher verkuͤrzte fi) bald, die Hölzernen Labeſtoͤcke zerbra⸗ den; viele Leute konnten nicht mehr ‚Laden, einer fuchte Hinter dem andern Schutz, und ſo bildeten -fich bie Bataillone . zu regelloſen Rlumpen von 2 40 Dann Tiefe, unter denen bie preußifche "Artillerie eine furdhtbare Verheerung aichtete. Une die Foreſchritte des preußifchen -Fußvoltd- ha Bahnen, griff nun General von Werlichingen mit der oͤſtreichſſchen Relterek

des rechten Fluͤgels den preußiſchen: linden Fluͤgel an. Wie auf dem rechten murbe auch hier die preußiſche Reiterei geworfen; aber das Fußvolk hielt Stand und wieß elle Angeiffe zurkd. Unterdeſſen hatte fich Neipperg bes muͤht, Roͤmer's Reiterel zu ſammeln, wider auf den tinten Flügel zu fuͤh⸗ ws, und ‚fein Fußvolk zu ordunen und vorwärts zu bewegen; aber ſeine Yuftrengungen- waren: vergeblich. :. Preußiſcher Seits hatte die Infanterie - beinahe ihre gange Munition verfhoffen, indem der Mann nur SO Patros nen bei fi hatte, und die Munitionsvorraͤthe ſich zu Ohlau befanden. Immer noch ftand bie oͤſtreichiſche Infanterie, In unfoͤrmliche Klumpen formirt, feft auf ihren Gtellen. —— lleß jet feine ganze Lite mit Hingendene Spiele gegen’ bie Deflteicher vorruͤcken. Allmaͤlig brgann bef dieſem Anblide bie 2 fereictfche —— m wanten; einige Regiiminter aus dem erfien Treffen wenbeten ben Rüden, echtes aus dem: zweiten Treffen ergriff die Blut: - Alle Bemähungen des Jeldmarſchalls Nefpperg und ſeiner Generale, die Truppen zum Stehen zur Waren vergeb⸗ lich3 ex. fah ſich daher gendthigt, Abends 7. Uhe ben —*— Von 3 Eabalerieregimentern gedeckt, zog fich das öfterteliche Meer thelie duch Mollwitz, theils aeben dieſem Orte vorbei, und nahm hinter dem⸗ ſelben eine Aufſtellung. Schwerin geſtattete Ihnen jedoch keinen langen Aufenthalt; Neipperg, außer Stande, ſich im ein neues Gefecht einzulaſſen, marſchirte rechts ab, und wich über Grottkau nach Neiße: zuruͤck, wobei die oͤſtreichiſche Meiterei ‚unter dem General von KBerlihingen den Rückzug deckte. Sechs Kanenen mußten aus Mangel an Beſpannung zurückge⸗ lafien werden; auch gingen: einige Standarten, 2 Pontons und mehrere Munitionswagen verloren. Feldmarſchall Schwerin, zufrieden, did Schlacht gerounen zu haben,. blieb die Nacht vom Aptil bei Melteit ſiehen. —— Mr Umſtande, ſo wie ber Unthaͤtigkeit des Hetzogs von Holſtein, ber

8000 Manz am“ 10. April bei. Serchlen anlangte, und berierligen

ber Befagung von: Ohlau, verdankte: das oͤſtreichiſche Heer ſeine Rettund.- Der Verluſt der Defkreicher ‚betenp nady ihren :rigerin Angaben: 808 Tobte, dasunte 52 Dfficierez. 2357 Berwundete, baruntet 193 Officiere, und 1448 Vermißte. Die Preußen "hatten an Todten 35 Dffickere und 8355 Mann, an Verwundeten 152- ‚Dffkine und 2878 Mann; an Bet: mißten 4 Dffisiere und 689. Mann. Die Schlacht bei Mofwis war fhe Preußen von größter Wichtigkeit, indem «6 biefem Siege [eine ſchoͤnſte Pre: vinz ‚verdankte.: In ſtrategiſcher Dinfiche iſt merkwirdig, daß Heere von ihren Hauptoerhindutigen abgeſchnitten waren, und Front gegen ihre Ruͤckzugslinie machten. WGWergl. Oeſtreichiſche Milit Zeitſcrift, Jahrgang 1827, 4. deft. Bet: line Milit. Wochenblatt, 1825, .Nr. 471 umd 473. Der beflePim findet jih in v. Kausler's Sclachtenatias, VI. Lieferung.)

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59 Moment.

Moment (emtfcheibender). Das Erkennen und Benugen entfdheiben der Momente iſt eines ber wichtigften Attribute des Feldherrntalents. Cs gibt flrategifhe und taktifhe Werhältniffe, in denen alle A ehne erheblichen Erfolg fein würden, weit Angriff und Wertheibigumg aus vielerlei Urfacdhen im Gleichgewicht ſtehen. Es gibt aber auch Verhaͤltniſſe, in denen ber geringfte Stoß von einiger Dauer große Wirkungen hewoer⸗ bringt, weil auf der einen Seite ein Zuſtand von Schwäche eingetreten IR, der die Möglichkeit hartnädigen Widerftandes auf eine gewiſſe Beit gänzlich ausſchließt. Dieß find die enticheidenden Momente zum Handeln; wer fie erfennt und benust, darf des Siegs gewiß fein. Das Erkennen berfefben ſetzt jeboch viel Ueberbli voraus, und dba wicht Jedermann fich deſſen rich: men kann, ſcheint es nothioendig, bie Sache durch Beiſpiele zu erläutern. Strategiſche Womente werden entſcheidend genannt, wenn eine auf mehre⸗ ven Parallelſtraßen marfdyirende Armee vor ihrer Vereinigung zum gezroungen wird. Angenommen, eine Armee habe die Abficht, in drei Ges Ionnen bei Pirna, Dresden und Meißen über die Elbe zu gehen, fich bei Bautzen zu vereinigen, unb dann bem Feinde, welcher aus Schlefien vor⸗ ruͤckt, eine Hauptſchlacht zu Kiefern; fo würde ſich diefe Armee auf dem Vereinigungsmarfhe nad Bauten in einer ungünftigen Rage befinden, wenn der Feind fein Vorrliden beſchleunigt, fidy bei Bautzen bereits concentrirt hätte, umd nun auf der kuͤrzeſten Strafe nady Dresden vorrüdte. Kaͤme «6 in ber Gegend von Biſchofowerda zum Gefecht, fo würde der Feind ſeine ganze Macht gegen die mittlere Goloune verwenden koͤnnen, und fie wahe ſcheinlich ſchlagen; ein vollfländiger Sieg über diefelbe würde den Ruckz der beiden andern Golonnen muthmaßlich zur Kolge haben, bie Dffenfiee würde vorläufig aufgegeben, und auf dem Unken Elbufer eine Vertheid⸗ gungöflellung genommen werden mäüflen,' bis Verſtaͤrkungen ein nn gberzmallget Vorruͤcken geflatteten. In der Taktik find die entfcheidenden nichfaltiger. Zwar verliert eine getrennt agirende . ie in dem Maße, als die Zwiſchentaͤume größer werden ebenfalls an Wiberſtande⸗ kraft, aber es gibt noch andere Momente, die zum Angriffe befonders einladen, z. B. wenn die einzelnen Golonnen im Aufmarfche begriffen find, wenn .die Gavalerie fih in einem der Entwidelung ungünftigen Terrain bewegen muß, wenn bie Artillerie Eein freie Terrain vor ber Front bat u. ſ. w. Bei Rüdzügen find die entfcheidenden Momente noch häufiger. Die verfchiedenen Steeithaufen und Waffengattungen ſollen ſich zwar gegemfeltig unterflügen, aber es tritt biswellen Unordnung ein, der Artillerie geht die Munition aus, die Gavalerie hat mit Terrainhinder⸗ niffen zu kaͤmpfen x. Durch zeitgemäße Angriffe, wenn auch mit vers haͤltnißmaͤßig geringen Kräften, kann in folchen Eritifhen Momenten ein großer Wortheil errungen werden, und iſt nur einmal die Verbindung unterbrochen oder Unordnung eingetreten, dann find die Folgen gar nid zu berechnen. Die Officiere ber Gavalerie und Artillerie müflen ſich das Erudium der emticyeidenden Momente befonders angelegen fein laſſen, weil diefe beiden Waffen vorzüglich geeignet find, in Burger Beit berras (ende Wirkungen hervorzubringen, und die Verlegenheit des Gegners zu benugen (ſ. Gefecht). Moment (als Neutrum) bezeichnet aber auch einen Beweggrund, eine pofitive oder negative Wirkung. Die We deutung bed Wortes gebt aber gewöhnlich aus der Verbindung mie anders Begriffen hervor, weßhalb eine genauere Erörterung Kberflüffig fein durfte.

Meoncey. 811

Moncey, Jeannot be Bon Adrien, Herzog von Conegliano, Palr und Marſchall von Frankreich, wurde ben 31. Juli 1754 zu Beſangçon geb. wo fein Vater Parlementsaduocat war, fludirte bort die Rechtöwiffenfchaft, tsat aber dann aus Neigung zum Boldatenfiande in das Infanterieregiment Conti. Geine Eltern, damit unzufrieben, kauften ihn nach Verlauf von 6 Monaten wieder los. Kurze Zeit darauf nahm er von Neuem Dienfte im Regiment Champagne, und machte als Grenadier bis zum Juni 1778 den Feldzug an den Küften von Bretagne mit. Das lansfame Avancement bewog ihn dießmal, felbft feinen Abſchied zu fordern, worauf er nach Be⸗ fanseon zurücdging, um feine Studien fortzufegen. Noch war indeß Bein volles Jahr verfloffen, als er abermals, feiner fruhern Neigung nachgebend, Dienſte im Gensb’armeriecorpe der Barde nahm, nach einigen Monaten abes ſich als Unterlieutenant in bie Legion Zreimilliger von Naffau-Siegen, woraus ſpaͤter das 5. Leichte Infanteriebataillon formirt wurbe, verfeken ließ. Er avandıte durch alle Grade bie 1798, wo er als Chef diefes Bataillon bei dee Armee ber Oftpyrenden in dem Gefecht von St. Jean Pied be port, am 6. Juni fich vortbeilhaft auszeichnet. Won ba an fand Moncey viels fache Gelegenheit, feine militalriſchen Talente geltend zu madyen, und im Jahre 1794 zum Divifionsgeneral befördert, trug er weſentlich zur Be⸗ fesung des Thales von Baſtan und ber Einnahme ber feſten Pläge Sons tarabia, ©. Sebaſtian und Toloſa bei. Am 17. Auguft defielben Jahres vom Nationalconvent zum General en chef der Weftpprendenarmee ernannt, weigerte er ſich Anfangs diefes Commando anzunehmen, vorgebend, er be⸗ fige hierzu nicht die erforberlichen Faͤhigkeiten, vechefertigte aber fehr bald durch den Sieg bei Villa Nova bie getroffene Wahl. Die Spanier verlos cn am biefem Tage (17. October 1794) 2300 Mann, 2 Bahnen und 50 befpannte Kanonen. Außerdem fielen die Vorraͤthe in den Gießereien von Orbaycete und Egup, fo wie die Manufacturen zu Sraty in feine Hände, und man fcyägte den Werth der in diefen 3 Etabliffements gefuns benen Gegenflände an Gewehren, Munition x. auf mehr als 30 Mil: lionen France. Die Einnahme des Thales von Ronceveau ficherte ber frans zöfifhen Armee den Beſitz des ſpaniſchen Navarra, und bie errungenen Vortheile mit Energie verfolgend, fielen ſehr batd Caſtellano, Villa Real, Mont Dragon, Eybar, Bilbao, fo wie ganz Biscaha in M's Gewalt. Das mabdrider Cabinet, durch fo viele Verlufte eingefchüchtert, entſchloß fidy zum Frieden, nad) welchem Moncey als Commandant der 11. Militairdis vifion nad) Baponne ging. Am U. November 1799 (18. Brumalre 8) befand er fih in Paris, nahm zu Gunften Bonaparte's Theil an den Er⸗ eigniffen dieſes Tages, und erhielt, als biefer erftee Conful geworden, bie 15. Militairdivifion zu yon, und bald darauf, bei Drganifation ber nad) Italien beftimmten Armee, den Befehl über 20,000 Mann. Mit biefem Corps überftieg er im Mai 1800 den St. Gotthardt, befehte Bellinzona, Diacenza und den obern Theil der Lombardei zwiſchen der Adda und dem Po, und ſchlug fih am 14. Jimi bei Marengo. Im Jahre 1801 ging Moncey an beiden Ufern der Etſch aufwaͤrts, um in Vereinigung mit Mac donald die Deftreiher nach Tyrol zu drängen, zeichnete ſich beſonders bei Monzambano und Roveredo aus, und erhielt nach dem Iuneviller Frieden das Militaircommando in den Departements Oglio und Adda. Ende des⸗ felben Jahres wurde M. Inſpecteur der Nationalgensd armerie, 1804 Prä- fident des Wahlcolleglums Im Dep. du Doubs; im Mai ernannte ihn Ras poleon zum Marfhall und ben 1. Februar 1805 zum Herzog von Gone gliano und Großkreuz der Ehrenleglon. 1808 fah er ſich mit einem Gorp6

612 Mind. Moncontour (Schlacht 1569.)

von 24,000 Mann auf: den. Schauplatz feiner fruͤheren Waffenthaten, nad &panien, vers y —E am Pi: Janunar bie Bidafien, umb vereinigte füh im Mai mit ber Armee won Murat. Im folgenden Jahre nach Frank reich, nurldbernfen. erhielt ‚er da6 Commando ‚über. die Reſerve der Noerb⸗ armen, warb ben 18. Sanyar 1814 um 2. Commandanten ber Rationalgarke von Paris ‚ernannt, und erwarb ſich im dieſer Zeit burch ‚feine ‚Charakter: feſtigkeit und -Beifteögegenmart: wahrhafte Achtung. dem. Rande ‚übergab er ba6 Commando dem Herzog von Montmorency, umd ging mit ders Reſte der vegulaicen Armee nach Fontaineblean. Als ee fine Zuſtimmung zu den Maßregeln bes; proviſoriſchen Gonvernenuents abs n harte, beftätigte ihn Ludwig XVIII. in allen: feinen Wärben uud

Intern. Bei der Ruͤckkehr Napoleon's von Elbe, 1815, befand. fi) Bons cn mit auf des Life der von ihm ernannten Pairs, und diefer Umſtaud war Urfache, daß er bei ber zweiten Reſtauratjon diefe Würde verlor... Im ſeiner Weigerung, die Praͤſidentenſtelle im Kriegsgericht Aber Mey zu uͤbernehmen, wurde ‚er aller ſeiner Aemter und Titel fuͤr verluſtig ers Uärt, und zu Ham 3 Monate gefangen gehalten, ben 14. .Zuli 1816 aber vom. König hegnadigt. Won Neuem sum Pair und (Gommanbeur bes beb heiligen Geiſtordens ernannt, leiſtete er den 5. Mai 1819 bi Eid 3*

Als 1828 der Krieg mit Spanien entſchieden war, erhielt Bar

Pro Men das Commando des 4. Armeecorps, und begab fidy zur Ushernahms deſſelben nach Perpignan· Nachdem. bie Organifation : bicks Gorp6 vollendet war, ruͤcktte es ben. 18, April ‚durch. den Col de Perthus in: Catalonien ein, zu welchem noch 3—- 6000 Mann der ſogenauntn Glaubensarmee unter Baron Eroles ſtießen. Der Marſchall naht "fein Hauptquartier vorerſt zu Jonquers, ſpaͤter zu Gerona, von wo aus er ſeine Operationen leitete. Nah und nach fielen alle. von den Conſtitutio⸗ nellen beſetzten Plaͤte in die Hände ber. Franzoſen, and am 4., 8. und 6. October ergaben fich. auch. Barcelona, Hoſßalrich und Tarragona Durch Gapitmiation, und Maxſchall Moncey. erhielt. für die WBezwingung ber: es beiten in Catalenien das Sroßkreuz des Militairordens des heiligen Labs wig. Seit jener Zeit lebte M. abwechſelnd zu Paris oder anf feinem Schloß zu Vaivre, wo er. gegen Ende des Jahres 1832 einen Anfall vom Schlag bekam, jedoch bald wieder hergeftelt wurde. Den 17. Decanber 1833 ernannte ihn der König, am die Stelle des verfiorbenen Marſchaus Joucdan, zum Geuverneur det Hotels ber Invaliden.

(Verꝗl. Mempires da Nepeldon. Dictionnaire des généraux framgais. Monitsur univrnd.) 2 . | Me.

Mind, fiehe Minenzündung.

Moncontour, Stadt in Frankreich an ber Dive, im —X Wine mis 900 Ginwohnerm.

Schlacht ben. 3. Dctoher 1569.

Im 2 Börgertriege ber. Framzoſen mich bas Heer ber Hugewotten unter dem Admiral Salon uadı den Prinzen von Gonbe und von Mavarız vor ber koͤniglichen Armee, die der Herzog von Anjou, Karl’ IX. Wius. der, befehligte, von Kay bis nach Moncontour zuruͤck. Anjou folgte dem Admirale mit. ſolcher Schnelligkeit, daß feine Borhut am 30. September beinahe au gleicher Zeit. mit den Hugenotten bei dieſem Puncte anlangte. Dee Admiral wollte ein Tpeffen vermeiden; ex befahl: baber feiner Nachhut beſtehend aus 4 Fahnen Arkebuſierern und 200 Pferden unter dern Oberſten Moupy, die Varhut: des Königlichen unter dem Herzog von Montpenfier

| Montontour.¶ Schlacht 1569.) SA” im Zuͤgel zu halten, und uͤberſchritt mit dem Reſte feince Heeres bie Dive, weiche zwiſchen ſumpfigen Ufern die Ebene von. Moncontour durchſchneihet. Nach einem hartnaͤckigen Gefechte ward Mony von ben Königlichen geworfen; weil jedoch ber Herzog von Montpenfier zoͤgerte, bie Dipe zu paſſiren, glaubte dee Admiraß, die Vorhut der Königlichen ſei dem Haupthetere zu. weit vor⸗ ausgegangen, und beſchloß, dieſen Umſtand zu benutzen. Er ſelbſt ſetzte ſich an die Spitze von. 2 ſtarken Schwadronen Gensd'armen, ging Über die Dive zuruͤck, warf. ſich auf die Reiterei bes Herzogs, und draͤngte dieſe An⸗ fangs; allein bald erhielt ſelbige Verſtaͤrkung, und nun mußte Coligup wie der über die Dive zurüdgeben. Nachdem der Herzog von Anjou,: die Etsla lung der Qugenotten recognofcirt und erfahren hatte, daß nur ein Ueber: gang ‚über die Dive. führe, beſchloß er, den Feind durch - fein Geſchuͤtz aus feiner vortheilhaften Stellung am linken Diveufer. zu vertreiben. : Jg diefer Abſicht führte General von Biron das gefammte. königliche Geſchuͤtz, aus 22 Kanonen befiehend, in 2 Batterien auf, und beſtrich die Reiterei der Hugenotten in ben Flanken. Bis zum Einbruche der Nacht hielt diefe das wirke fame euer der Königlichen aus. Am andern Tage Morgens um 2 Uhr vers ließ. dee Admiral bie Ufer der Dive, in der Abficht, ſich durch einen Ges waltmarfch dem überlegenen. Föniglichen Deere zu entziehen. Allein bie meiſten Officiere feines Heeres widerſetzten ſich diefem Befehle, und insbefendere verlangten bie beutichen Eoldtruppen unter dem Grafen von DMangfelb, müde dee vielen Anſtrengungen und Entbehrungen, eine entfcheidende Schlacht. Der Admiral und die Prinzen mußten ſich dieſem ungeſtuͤm ausgeſprochenen Wunfche fügen, und trafen daher Anflalten zum Treffen. Das Heer der Huge⸗ notten, 8000 Reiter, 16,000 Mann zu Fuß und 11 Geſchuͤtze flark, ward in 3 Theile geteilt. Der Admiral: übernahm den Befehl über bie Vorhut, die Prinzen. und der Graf. von: Raffau den über das Hauptcorps, Mouy und dee Graf von Mansfeld befehligten die Nachhut. In ber Nacht von F Octbr. überfchritt das Eönigliche Heer bie Dive bei Ja Grimandiere, und formirte hierauf in 2 Linien die Schlachtordnung. Es zählte gegen 9000 Reiter, 18,000 Dann zu Fuße und 22 Kanonen. Die erfle Linie befehligten bie Herzoge von Montpenfier, von Guife und der Graf von Gantafiore, die zweite der Derzog von Anjou, dem die Herzoge von Aumale und Longues ville, der Marfhall von Coffe und der Admiral Villars zur Seite flanden. In der Mitte beider Linien ftanden die Schweiser; das Geſchuͤtz war auf den Fluͤgeln vertheil. In diefer Ordnung ruͤckte das Sönigliche Heer unter den Schale Eriegerifcher Inſtrumente durch die offnen Ebenen von Mont⸗ contour zum Angriffe der Dugenotten vor. Coligny machte, wiewohl vers geblich, noch einen Verſuch, fidy der Schlacht zu entziehen, und in bie vor⸗ theilhafte Stellung von Airvault zuruͤckzuweichen. Sonach blieb ihm nichts übrig, als dem Feinde langfam entgegenzuruden. Zwei Stunden nad, Sonnenaufgang ſtanden ſich beide Deere gegenüber. Das Geſchuͤtz er» öffnete das Treffen von beiden Seiten, worauf die Truppen ſich mit großer Erbitterung anfieien. Die Schlacht Löfte fih in eine Menge - einzelner Kämpfe auf; nur: die Schweiger blieben geſchloſſen, und fielen das bdeutfche: Fußvolk der Duyenotten mit ſolchem Ungellum an, daß von 4000 Mann: der Leuten kaum 200 Mann entlamen. Die Cavalerie der Hugenotten, weiche .in..dem Treffen am 30. September bereits beträchtlich gelitten hatte- und durch ſtarke Maͤrſche ſehr entkraͤftet war, vermochte ber. föniglichen- Reiterei nicht zu widerſtehen, und warb in die Flucht geſchlagen. Goliguy,, duch einen Piſtolenſchuß im Geſichte verwundet, ſah ſich genoͤthiget, den Ruͤckzug anzutreten, den bie Grafen von Mansfeld und von Naſſau mit

&H Mondovi. (Schlacht 1796.)

2000 deutfchen Reitern beiten. In der Nacht langten bie Hugenetten zu Partheray an. Der größere Theil derſelben war nah allem Richtungen auseinanbergefprengts; einige flächteten ſich nach Rochelle, andere nach Aus goulene. 3000 Mann franzöfifchen Fußvolks wurben gefangen. Saͤmmt⸗ liches Geſchuͤz und Bepäd fiel in die Dände der Sieger. Der Werluft bee Hugenotten belief fi im Ganzen auf 10,000 Mann. Bon Geiten ber Königlichen ward der Gefammtverluft, etwas unwahrſcheinlich, nur zu 400 Todten und einer verhaͤltnißmaͤßigen Anzahl ——— angegeben.

(Bergl. Davila, histoire des guerres ciriles en -— Daniel, histoire des Francais.)

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Mondovi, Stadt in Piemont. am Eller, mit einem Schloß 'und 16,000 Einwohnern.

Schlacht den 22. April 1796.

Nach den Gefechten bei Dego am 14. und 15. April (f. Billefimo) konnte Bonaparte mit Gewißheit vorausfeken, daß er von Seiten des Feid⸗ marſchalls Beaulieu fobald aus zu fürchten habe, da biefer feine yerfireute, durch Verluſte geſchwaͤchte Armee im Lager bei Acqui fi fammeln und von ben Fatiguen des Gebirgskriegs einige Zeit erholen laſſen wollte. Zwar war Beaulieu noch keinesweges außer Stand oder zu ſchwach, den Franz zofen die Spige zu bieten, und hätte wohl Leicht bei mehr Energie und bes feree Goncentrirung feiner Streitkräfte bie nachfolgende Kataftrophe verhin⸗ dern Binnen; allein Bonaparte kannte feinen Begner nur zu gut, um ans feinen Schwächen keinen Vortheil zu ziehen, und abermals trug feine —* und kraͤftige Taktik den Sieg über Langſamkeit und Unentſchloſſenheit des von. Der franzoͤſiſche Obergeneral wendete ſich mit ſeiner Hauptmacht * die Sardinier, um, wenn der Hauptſchlag gegen Beaulieu geliehen, und dieſer gezwungen über ben Po zurkdgehen follte, ſich von jenen in ber Flanke nicht bedroht zu fehen, und auf diefe Weife, wie des Erfolg lehrte, bie Sache des turiner Chefs von ber der Deftreicher gänzlich zu trennen. Ausführung dieſes Planes vereinigte fi) die Divifion Augereau am 16. mit der von Gerrurier und der Brigade Rufen vor Geva. Das Haupt⸗ auartier fam den 18. nad) Salicetto. Die Divifion von Maſſena befepte die Höhen des Monte Barcaro, die von Laharpe blieb zu St Benedetto, zwifchen dem Belbo und ber Bormida, um bie Deftreicher zu beobachten, indeß Victor mit der Mefervebrigade zu Gairo bie Straße nad) Savona deckte. Dagegen befand fi) das 15,000 Mann ſtarke ſardiniſche Corps in folgen» der Stellung: 8000 Mann binter Ceva, 4000 eine Meile noͤrdlich von da bei Pedaglere und 3000 als Referve zu Mondovi. Die übrigen Trup⸗ pen waren in dem weltlichen Zheil des Gebirges gegen Col de Tende x. detachirt. Colli, deſſen Vorpoſten zuruͤckgedraͤngt worden waren, vertheis digte mit vielem Muthe die aͤußeren Verfchanzungen feines Lagers, und bie Brigaden Zoubert und Beyrand konnten nichts dagegen ausrichten. Da indeß der piemontefifche General ſah, daß Serrurier feine rechte Flanke bei Monbafilico und Maflena aus den Schluchten des Barcaro debouchirte, und dadurch feine Verbindung mit Gaftelino bedrohet wurde, zog er fich in des Nacht vorfidhtig zuruͤck, und lieb nur einige Bataillone in ber Ci⸗ tabelle von Geva. Zur Dedung von Mondovi wählte er jept die von ber Matur [hen ſehr befeftigte Stellung auf den Höhen am linken Ufer der Gurfaglia bis zu deren Einfluß in den Tanaro. Gein rechter Flügel unter General Bellegarbe lehnte ſich demnah an Notte Dame de Vico, und das Gentrum unter Dichat ſtand bei St. Michel. Der Inte Fihgel, von Büati

Mondovi. (Schlacht 1796.) 515

commanbirt, bebnte fi bis nad, Lefegno aus. Letzterem Ort gegenuͤber war die Brüde abgebrochen; zwei andere befanden ſich noch, wiewohl in ſchlechtem Stand, bei S. Michel und la Torre, wurden aber durch Bat⸗ terien vertheidigt. Trotz aller dieſer Auftalten hatte Bonaparte dennoch bes fohlen, den Feind anzugreifen, wo man ihn fände, und angeordnet, daß Serrurier la Torre und S. Michel forciren follte, während Domartin bei Eefegno die Curfaglia, und Augereau den Tanaro paflirten, und dadurch die linke Flanke der Sardinier umgingen. Dieß ohne vorhergegangene Re: cognoscirung unternommene Mandvre mißglüdte indeß gänzlich, und obgleich Buyeur bei la Torre, und Fiorella bei S. Michel, tro& der Schwierig: keiten des Zerrains und bes Kartätfchenfeuers der Batterien, den Uebergang erzwangen und fih fhon in S. Mid:t feflzufegen fuchten, verhinderte fie der tapfere Widerſtand des General Dichat am weitern Vorbringen. Colli gewann Zeit, mit Verſtaͤrkung herbei zu eilen, und die franzöfifchen Golonnen wurden in Unordbmung und mit Verluſt von 5— 600 Mann an Derwundeten und Gefangenen, wieder über die Brüden zuruͤckgeworfen. Beide Theile zogen fi hierauf in ihre vorigen Stellungen zurüd, und Bo⸗ naparte mußte einen ändern Plan entwerfen, um feinen Endzweck zu er: reihen. Allein die Zeit gebot Eile, und Beaulieu ſchien endlich ben wie: derholten Aufforderungen bes turiner Commiſſairs Baron Latour Gnuͤge Leiften und ernſtliche Anftalten treffen zu wollen, dem bebrängten Piemont zu Dilfe zu kommen. Bonaparte verlegte deßhalb noch in der Nacht vom 20. auf den 21. fein Hauptquartier nady Lefegno, und berief daſelbſt einen Kriegerarh zufammen, in welchem, nad) genauer Erwägung der Umftände, tros der Anftrengung und Entmuthigung der Truppen, unverzüglich ein neuer und entfcheidender Angriff befchloffen wurde. Nach dieſem follte Serrurier mit 3 Brigaden über la Torre gegen ben rechten Slügel vorbrin: gen. Eine neue Divifioen, aus den Brigaden Miolis und Pelletier fors mirt, war beflimmt, das Centrum bei S. Midyel anzugreifen, und Maf: fena, der über bie Brüde bei Ceva nach Lefegno vorgerüdt mar, wurde wieder durdy die Brigade Joubert verftärkt, und follte gegen Colli's linken Flügel operiven, Augereau aber von Neuem verfuchen, bie Verbindungslinie der Sarden über Gaftelino zu durchbrechen. General Colli hielt ſich indeß mit feinen 10 12,000 Mann in ber Stellung hinter der Curfaglia für zu ſchwach, um es mit einem Feinde aufzunehmen, welcher, wie er glaubte, ihm an Zahl zwei⸗ bi6 dreimal Überlegen fei, und wirklich kann man ans nehmen, daß die 4 franzoͤſiſchen Divifionen, mit Einfchluß der Cavalerie, einige 20,000 Mann ftart waren. Er hielt daher für rathfamer, einer Hauptentſcheidung auszuweichen, um Zeit zu gereinnen, bis Beaulieu im Stande fei, zu feiner Unterftügung herbeizutommen, wo fie dann gemein: fhaftlih handeln koͤnnten. Colli beſchloß demnach, den Angriff der Fran: zofen, wozu ber 22. beflimmt mar, nicht abzuwarten, fondern in ber Nacht feine Stellung zu verlaffen, und bagegen eine andere, nur eine Meile entfernt, diffeite Mondovi, zu beziehen, welche ſtark genug ſchien, einige Tage darin auszuhalten, Mondovi aber zu räumen, und die Ans näherung ber Deftreicher zu erwarten. Groß war daher das Erſtaunen ber Franzoſen, als fie, mit Anbruch des Tages vorrldend, die Stellung ver: laſſen fahen, deren Einnahme ihnen viel Blut gekoftet haben würde. Bo⸗ naparte befahl, fogleich den Feind von allen Geiten zu verfolgen, und nur Maffena biieb zu S. Michel, um die Verbindung zwifhen La Harpe und dem Dauptcorps zu unterhalten. Die Truppen Colli's hatten fid, bei ihrem Abzug etwas verfpätet, und fo kam es, daß Serrurier fie in ber Gegend Milltair : Conv.⸗Lexicon V. Bd. 8

516 Mondragone.

von Vico ereilte. Colli warf ihm ſchnell einige Bataillone entgegen, bie .aber nicht Stand hielten, wodurch der General von den Divifionen Ger rurier und Mepnier fi) überfallen und in Unordnung auf bie beabfidytigte Stellung geworfen ſah; die Brigade Domartin marſchirte direct auf das Gentrum der Sardinier, wo fie General Dichat mit einem lebhaften Feuer empfing und zum Wanken brachte. Colli glaubte jegt den Augenblick günflig, um das Gefecht zu feinem Vortheil wieder herzuſtellen, und warf fi mit Ungeftum auf die Sranzofen. Indeß rief Serrurier eiligft Die Brigade Fio⸗ retta zu Hilfe, und gleichzeitig drohte Gupeur nach Mondovi einzudringen, dem fi) nun Colli entgegenftellen mußte. Dichat, dadurch ohne Unterftügung, konnte fi jegt nur auf die Defenfive beſchraͤnken, obgleich feine Truppen mit der größten Tapferkeit fochten. Als fie aber ihren General toͤdtlich verwundet zu Boden finten fahen, verloren fie den Muth, geriethen in Verwirrung, und zogen fi) in Unordnung zurüd. Im Gentrum bereits geſchlagen, und auf beiden Fluͤgeln hart gedrängt, entſchloß ſich jegt Colli, über dem Ellero unterhalb Mondovi, zurüdzugehen, und diefen Ort nur durch einige Bas taillone fo lange zu vertheidigen, bis fein Rüdzug gefichert fi. Zum Sams melplag feiner Truppen beilimmte er Foſſano. General Stengel war jur . Verfolgung Colli's an der Spige einiger Escadrons durch deu Ellero ges gangen, wurde aber, da er fi zu. weit vorgewagt, von ber ber franzds fiihen in jeder Hinſicht überlegenen ſardiniſchen Cavalerie kraͤftig zuräds getviefen, ex felbft aber tödtlih verwundet und gefangen. General DRurat, mit 3 Gavalerieregimentern, warf nun feiner Seits die Piemontefer wieder zurüd, und verfolgte fie noch einige Stunden weit. Die Sardinier ven loren an biefem Rage über 1000 Mann, 8 Gefüge und 11 Fahnen. Der Magiſtrat von Mondovi übergab die Schlüffel der Stadt in bie Haͤnd⸗ des Slegers. Während Ddiefer Ereigniffe an der Gurfaglia und bei Mon: dovi verhielt ſich Feldmarſchall Beaulieu ganz ruhig im feinem Lager zu Acqui, ohne auch nur die geringfte Bewegung zu Gunften feines Allürten zu unternehmen. Dieß und der unglüdlide Ausgang ber letzten wodurch die fardinifhen Staaten im Herzen bedroht wurden, den turiner Hof, mit Bonaparte Unterhandlungen anzufnüpfen, und ſchon am 23. April erhielt diefer vom General Coli Anträge zu einem Waffen: fiuftand, mit dem Bemerken, daß der König Jeinanden nady Genua ges fandt habe, um durch den dortigen franzoͤſiſchen Agenten mit dem franjoͤ fiſchen Souvernement wegen des Friedens zu unterhandeln. Literatur wie bei Millefimo. M. &

Mondragone, Chrifloph, fpanifher General, geb. umdas Jahr 1510 zu Medina del Gampo in der Provinz Valladolid von unbemittelten Gitern, die nichts zu feiner Erziehung beitragen Eonnten, entſchied ſich noch ganz jung für die Eriegerifhe Laufbahn, und fland zuerft als gemeine Geldur bei einem fpanifhen Regimente in Stalin. Mit diefem wohnte er dem Seezuge Kaifer Karl's V. nad Zunis bei, und hier war es, wo er beim Eturm auf Boletta zum erſten Dal wegen feines tapfern Benehmens von dem fpanifchen Oberbefehlshaber der Landtruppen Marquis bei Guaſto be: merkt, und zum Unteroffidier ernannt wurde. Während bes Kriegs gegen den fhmaltatdifhen Bund fand Mondragone als Faͤhnrich beim Regiment bes Herzogs von Alba, und war einer der zehn ſpaniſchen Helden, Die den Abend vor der Schlacht bei Muͤhlberg (den 24. Apr. 1547) den Saͤbel im Munde vom linken auf das rechte Eibufer ſchwammen, und unter dem feindlichen Kugelvegen bie Kahne herüberzogen, deren fi die Eipanier zum

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Mondragone. | 547

Ueberfegen bebienten. Im Jahre 1552 wohnte er der verunglädten Beli:'

gerung von Meg bei, fo wie 1553 55 den Feldzügen in den feanzöfl: [hen Niederlanden, Lothringen und der Picardie. Zwölf Jahre darauf folgte M. dem Herzöge von Alba auf feinem Zuge nad) den Riederlanden, zu welcher Zeit er bereits ein Regiment befehligte, das feinen Namen führte, fhlug die Geufen im Sommer 1573 bei einem Angriff auf die Stadt Tholen in Seeland, und zeichnete ſich namentlidy durch die tapfere Wertheis digung von Middelburg aus, obfhon der Hunger ihn zwang, den Plag am 18. Febr. 1574 zu übergeben. Hierauf focht M. in der Schlacht auf der Moderhaide (den 14. April 1574), und als im darauf folgenden Jahre der Statthalter Requefens den Plan entwarf, die Provinz Holland von der Landfeite einzufchließen, überfil M. (im Juli 1575) die Schanzen von Klundert, Binard und Ruygenſil an ber hollaͤndiſchen Seemündung, und bemäcdhtigte ſich derfelben. Bei dem merkwürdigen Uebergange der Epunice nah Schonveland führte der kuͤhne M. die ftäckfte fpanifche Colonne durch die ſchlammige, mit Gefträudh und Binfen verwachſene Bucht, weiche Schous ven von Duiveland trennt. 500 Niederländer, welche am Ufer ftanden, wars teten den Angriff nicht ab, und warfen ſich nach BZierikfee, welchen Drt Me einfhloß, und nah einee Imonatlihen Belagerung einnahbm. Als 1578 Don Juan d’ Auftria als Oberſtatthalter nach den Niederlanden kam, wurde M. Geheimerathsmitglied , befehligte im Xreffen bei GSemblours (31. Ja⸗ nuar 1978) einen Theil der Reiterei, und wohnte noch in demfelben Jahre dem Ueberfalle von Arſchot bei, eroberte im Verein mit Ottavio Gonzaga den 8. Sanuar 1579 das feſte Schloß Kerpen mit Sturm, und leitete ben 29. Juni diefes Jahres bei einem allgemeinen Sturme auf Maſtricht (f. d.) den Angriff gegen das am rechten Ufer der Maas liegende Städtchen Wid. Beim Angriffe auf das ftändifhhe Lager vor Gent (29. Aug. 1582) bes fehligte M. das Dauptcorpe. Kurz vorher war er in den Grafenſtand er⸗ hoben worden, und commandirte zu jener Zelt 24 Fahnen Fußvolk, 28316 M. ftart. Als fih der Herzog von Parma im Juli 1584 entfchloß, Antwerpen zu belagern, flimmten alle Generale gegen die Unternehmung, und nur M. und Capizuchi waren dafür. Während der langen Belagerung (f. Ant⸗ werpen) wurde M. und dem Grafen Peter Ernſt von Mannsfeld die Bewachung des brabantifchen Ufers der Schelde anvertraut, und ale die es ftung endlih nad einer Idmonatlihen Belagerung fiel, ernannte der Ders 309 von Parma den Gen.M. zum Commandanten der dortigen Gitabelle. Unter der Statthalterfchaft des Grafen Zuentes (1595) erhielt M. den Auftrag, die Bewegungen des Prinzen Morig zu bewachen. Diefer, durch die Truppen des Grafen Philipp von Naffau verftärkt, fchiffte ſich im Juli 1595 auf dem Rhein und der Waal ein, bedrohte Herzogenbufh und Hulft, und erſchien plöglich vor Grol in der Graffhaft Züutphen. M. 309 fogleih aus den naͤchſten Befagungen ein Corps von 1000 Reitern und 5000 Mann Infanterie zufammen, und eilte der bedrohten Stadt zu Hilfe. Prinz Morig, nicht ſtark genug, um gleichzeitig Grol zu belagern und dem feindlichen Entfage die Spige zu bieten, bob die Belugerung auf, verbrannte fein Lager, und befchloß, ben fpanifchen Feldherrn anzugreifen. Aber M., der den Auftrag hatte, ſich in ein ernflliches Gefecht einzulaffen, butte fels nen Iwed erreicht, und zog fi) nun über die Lippe zurüud, wo er ein feſtes Lager zwiſchen dieſem Fluſſe uud dem Saͤdtchen Dinslake bejog. Prinz Morig folgte ihm, Graf Philipp von Naffau layerte ſich unterhalb Wefel, und bei der Nachricht, daß ein Theil der fpanifchen Weiterei auf Kouragis rung ausgefande fei, ließ Prinz Morig 500 Reiter unter en, Grafen Phi⸗

5-0 Monmoutb.

Luremburg lieferte, befehligte M. ein Corps Engländer und Schegen Noch weſentlichere Dienſte Leiftete er im darauf folgenden Jahre gegen dis ſchottiſchen Rebellen, welche er gänzlich zerftreute. Später, durch den Ein fluß des Herzogs von York, Karl’s Bruder, nad) Holland verbannt, ward SM. öfters und wohl nicht ohne Grund angeklagt, fid) in Verſchwoͤ⸗ rungen gegen den Staat eingelaflen zu haben. Karl war um fo erbitterter gegen den Herzog von M., als leterer, feinen Befehlen entgegen, Dolland verlaffen hatte und nad) England zurüdgelehrt war, wo er fi) mit auffallender Kuͤhnheit bemühte, feine Partei zu vergrößen. Sobald er erfuhr, daß er verrathen ſei, fehrieb er an den Koͤnig, bat um Verzeihung, umd nannte die vornehmften Haͤupter der Verfhwornen. Kaum begnadigt, Emüpfte er feine alten Werbindungen wieder an, und ging zum zweiten Male nad Holland. Kart IL. ſtarb den 5. Febr. 1685; Jacob Il. beftieg den Thron, und Monmouth verband ſich mit dem Herzoge von Argyle, beſchloß aber, gegen Jacob nicht eher etwas zu unternehmen, bis fih ihm von ſelbſt eine günftige Gelegenheit barbieten würde. Dieſe blieb nicht lange aus, da die erften Handlungen des Könige Jacob nur zu deutlich zeigten, wie we nig er die ‚Rechte der Nation zu achten geneigt ſei. Als ihn daher ber ungeduldige Argyle immer mehr drängte, mit ihm gleichzeitig eine Landung in Schottland zu unternehmen, und als jener wirklich unter Segel ging, da lief auch bald darauf M. mit drei Beinen Schiffen aus dem Texel, und landete den 11. Zuni 1685 zu Lyme in der Grafſchaft Dorferfhire an der füdlichen Küfte von England. Zuvoͤrderſt erließ er eine Prodamation, in weldyer ex dem Könige nur den Titel eines Herzogs von York gab, ihn einen . Ufurpator nannte, und anklagte, Karl II. duch Gift aus dem Wege ge (hafft zu haben. Die Proteftanten fchloffen fidy dem Derzoge v. M. um fo williger an, als er ſchon feit geraumer Zeit zur proteftantifchen Kirche übergetreten war. Bald fah er fi an der Spige von zwei bis dreitaufenb Mann, und marfchirte auf Arminfter. Aber bereits hatte ber König beim Darlament eine Anktagebil gegen ihn ausgewirkt, und einen Preis von 5000 Pfund Sterling auf feinen Kopf gefestz auch war ber Herzog von Argyle in Schottland ergriffen worden, und hatte mit feinem Kopfe die Vermeſſenheit feines Unternehmens gebuͤßt. Auf feine eigenen Hilfsmittel verwiefen, ſah man bald, daß er nur fehr mittelmäßige Fähigkeiten beſaß. Zu Zaunton angelangt, erlich er eine zweite Proclamation, "worin er fi den rechtmaͤßigen Sohn 'des verftorbenen Könige nannte, fi zu deſſen Nachfolger eriärte, und den Titel Sacob Il. annahm. Doch bald erfchien die Armee des Könige unter der Anführung des jungen Herzogs von Als bemarle (ein Schn des berühmten Generals Mont). Anftatt daß DE. mit einem glänzenden Schlage hätte beginnen follen, defien es bedurfte, um Vertrauen zu feiner Sache zu erweden, anftatt eine Schlacht zu fuchen, bemühte er fich vielmehr, diefe möglihft zu vermeiden. Vergebens ſuchte er ſich Eingang in die Städte Bath und Briſtol zu verfchaffen, und feine Anhänger beftanden meilt nur aus den niedern Volksclaſſen. Indeß rüdte die Eöniglihye Arme immer näher, M., welcher fich zeither gaudernd und unentfchloffen gezeigt hatte, faßte plöglich den Entfchluß, den Keind bei Sedgemore unweit Bridgewater zu überfallen. Aber fein Marfc wurde entdedt, und feine Reiterei, von Lord Grey befehlige, nahm ſchimpflich bie Flucht. Das Fußvolk ſchien Stand halten zu wollen; aber M. gab ſeldſt durch cinen vorzeitigen Rüdzug bie Weranlaffung zur allgemeinen Nieder: lage (6. Jul. 1685). Bald aud von feinem Beinen Gefolge verlaſſen, irrte er zu Fuß auf bem Felde umher, legte fi) vor Muͤdigkeit erfchöpft in

562 Mons en Yuelle

eröffnen ließ, das den Belagerern 3 Officiers und eine Anzahl Gelkase koſtete. Heftige Regengüffe erſchwerten anfangs die Arbeiten, da bie Yes ralleſen und Laufgräben fid) mit Waſſer füllten; doch wußte man durch Faſchinen und Abzugegräben in die Xrouille dem Uebel abzubelfen, werauf dann ach gegen den Play vorgerüdt wurde. Ein Ausfall mit 300 Mann, den Grimaldi unternahm, bradyte zwar ein englifhes Regiment in Unerbs nung, allein die fchnell herbeieilenden Referven warfen den Feind mit großem Verluſt wieder in die Feſtung zurüd. Am 20. DOttober war man mit ben Arbeiten und mehreren Brefchyebatterien fo weit gebiehen, daß ein Daupts fturm unternommen werden Eonnte; der Commandant wartete jeboch biefen nicht ab, und verlangte zu unterbandeln. Nachdem die Gapitulation zu Stande gekommen, zog am 23. October die noch 1500 dienfifähige Manz ſtarke Beſatzung mit allen Chrenzeihen aus, und nahm ihren Weg theils nad) Maubeuge, theild nady Namur. Die Einnahme von Mons beſchloß den Seldiug von 1709. Die Sranzofen befchräntten fi, in feiten Stel⸗ lungen die Verbündeten vom weitern Vorbringen abzuhalten, und leßtere, duch den Sieg bei Malplaquet noch zu fehr gefchwädht, unternahmen eben: falls nichts Ernftlihes, und bezogen Winterquartiere.

(Vergl. Relation de la campagne des allies aux Pays-bas en 1709. Auzsterdam, 1710. Seydel's Nachrichten über Seftungetrisge.)

Mons en Puelle, Schlädt ben 18. Auguft 1304.

Flandern, woſelbſt ſich die feanzöfifhen Statthalter durch Bebrüdungen aller Art verhaßt gemacht hatten, warf das brüdende Joch ab, und führte mebrere Sabre hindurch nicht ohne Erfolg einen thätigen Krieg gegen Frank⸗ reih. Philipp IV. defchloß, bdiefen Krieg durch einen Hauptſchlag zu been⸗ digen. Er verfammelte in diefer Abfiht ein Heer von 18,000 Gensdarrıen und 50,000 Zußgängern bei Douay, und führte diefes in Perfon gegen die Slammänder. Philipp von Ricti, der aͤlteſte Sohn des Grafen Guido von Flandern, hatte mit höchfter Anfttengung bei Lille ein Deer vom 60,000 Mann zufammengebracdht ; unter ihm dienten feine Brüder Johann und Heinrich von Namur, fein Neffe Wilhelm von Juͤlich und viele Edels leute aus den Niederlanden und Deurfhland. Beim Uebergange über bie Lys fanden die Franzoſen durch die Vorhut der Flammaͤnder beträchtlidyen Widerftand; endlich bemaͤchtigten fie fih der Brüde, und rüdten fofort ges gen Mons en Puclle, wo die Flammaͤnder ein Layer bezogen hatten. So— bald Legtere hiervon Kunde erhalten, brachen fie ihre Zelte ab, und luden dad Gepäd auf ihre Wagen. Mit diefen bildeten fie fofort eine doppelte Linie, die ihnen flatt eines Walles diente; an 9 Stellen war biefelbe durch⸗ srohen und gleihfam mit Thoren verfehen. Die Flanderer bofften, bie franzoͤſiſchen Gensdarmen würden fie in raſchem Anfulle angreifen, und in biefem follte fi) die Gewalt des Stoßes an den vorgefhobenen Wagen drehen. Allein die Franzofen hatten ihre Feinde feit der Schlacht bei Courtray achten gelernt, daher recognofcirten fie zuerft die Stellung berfels ben, und befchloffen hierauf, fie nicht durch offenen Angriff, fondern durch die Länge ber Zeit zu überwältigen. Abgefonderte Reitercorps, bie ſich ges genfeitig ablöften, bedroheten die verſchiedenen Ausgänge, ohne fidy jedoch im ein ernſthaftes Gefecht einzulaffen, während Abtheilungen leichten Fußvolks die zur Bewachung der Wagenburg aufgeftellten Poften durch gefchleuderte Steine und Pfeile beunruhigten. Das Zufammentreffen beider Heere fand an einem ſehr heißen Tage Statt, und die Flanderer litten unbeſchreiblich duch Durſt. Gegen Abend endlich erfchöpft: fi ihre Geduld. Aus

51 Mont: Saint: Iean. (Schlacht 1815.)

gewähren, und man mußte bie Morgenftunden mit zu Hilfe nehmen. Ges gen 8 Uhr Morgens ließ der Regen nah; Napoleon flieg zu

‚und befichtigte die Stellung feines Gegners. Wellington hatte feine Hauptmacht (67,00 Mann mit 230 Geſchuͤtzen) zu beiden Seiten ber Straße von Charleroi nad) Brüffel auf einem von Weſt nah Oſt laus finden, nad allen Seiten ſich fanft verflachenden kahlen Höhenzuge im drei Treffen geftellt. Die Mitte, vom Prinzen von Dranien befehlige, bes ftand aus den Infanteriebivifionen Cook und Alten, dem Cavaleriecorps des Grafen Urbridge und 15 Batterien; ber linke Flügel, aus den In fanteriedivifionen Picton, Perponcdyer, 3 Gavaleriebrigaden und 3 Batte⸗ rien beftehend, wurde vom General Picton befehlige. Beide hatten zufams men 36 Bataillone in erfier, 13 in zweiter Linie, 60 Schwadronen in brittee Linie. Der rechte Flügel, aus den Divifionen- Clinton und Chafie beftehend und -mter Lord Hill's Befehlen, bildete mit der Mitte einen Haken rhdwärts; es waren ihm 5 Batterien zugetheilt. Der größere Theil der Divifion Chaffe hielt jedoch Braine la leud befegt, und hatte eine Adtheilung in Merbe. Die Stärke biefes Flügels, nebft den übriaen zus rüdgeftellten Abtheilungen, belief fih auf 33 Bataillone, 33 Schwadronen, die man als Referven betrachten kann. Die Ausdehnung ber eigentlichen Sronte betrug nur eine halbe Meile. Als Annäherungshindernifje können das Schloß Hougomont (1000 Schritte vor dem rechten Fluͤgel), der Pacht⸗ bof Haye fainte (800 Schritte vor der Mitte). und das Dorf la Pape 1000 Schritte vor dem linken Flügel) gelten; dieſe Runcte waren mit Aufanterie befegt, wegen Mangel an Handwerkszeug konnte jedody nur Hou⸗ gomont in Bertheidigungsftand gefeht werden. Vor der Mitte zog ſich eine flache Vertiefung, und am obern Rande bed Hoͤhenzugs «in flellens weiſe tief eingefchnittener, mit Deden oder Bäumen eingefaßter Fahrweg bin. Im Rüden der Stellung befand fid) der von vielen breiten Fahrwe⸗ gen durchfchnittene Wald von Soigne. Ein befonderes Corps von 19,000 Mann ftand bei Hall, wo die von Tournai und Mons nad Brüffel fuh⸗ renden Straßen fidy vereinigen, u.d war vermuthlih zur Dedung Brüffels beitimmt, well defien Flankenwirkung durch den Canal der Seene geſchwaͤcht worden wäre. Wellington mußte nad dem ungüdlihen Ausgange der Schlacht bei Ligny erwarten, von Napoleon’s Hauptmacht angegriffen zu werden. Bei dem von Blücher erhaltenen VBerfprechen, „daß er ihm jeden: falls mit dem größten Theile feinee Armce zu Hilfe kommen werde,” lag es in der Natur der Sache, daß Wellington bis zur Ankunft der Preußen fih auf eine abfolute Vertheidigung befchränkte, und hierzu, war ſowohl der Charakter und die Kampfmweife der engl. Infanterie, als auch die ges wählte Stellung ſehr geeignet; nur fcheint die Seitenftellung der 19,000 Mann bei Hau den Unftänden nicht ganz zu entfprehen, denn man mußte im englifhen Dauptquartier um dieſe Zeit doch wiſſen, daß für Bruͤſſel auf jener Seite niats zu befürchten fei. Cine andere Frage war, ob Bius cher's Zufage auch zeitig genug in Erfüllung gehen werde, da Wellington am 16. ein ähnliches Verfprechen gegeben hatte, ohne daß den Preußen auch nur ein Mann zu Hilfe gekommen waͤre. Napoleon hatte ſeines Gegners Stellung ſorgfaͤltig recognoſcirt, und die Truppen erſt gegen 10 Uhr Vormittags aus ihren Nachtlagern aufbrechen laſſen. Er ſtellte fie hier: euf, ungefähre 4 Meile von dem Feind entfernt, dergeftalt in Echlacht: ordnung, Daß die Infanterie zwei Treffen, die Cavalerie das dritte bildete. Die ganze bier verfammelte Streitmacht belief ſich auf 70,000 Mann mit 243 Gefhügen. (An Cavalerie hatten beide Parteien ebenfalls gleiche

656 Bont-Gaint: Sean. (Schlacht 1818.)

Lambert, mur eine halbe Meile von Napoleon's rechter Flanke, während Grouchy, der die Preußen im Schach halten follte, nichts von ſich hoͤren ließ. Daher festen ſich ſchon um diefe Zeit die Divfionen Alix und Deus gelot von ben Küraffieren des 1. und 2. Corps begleitet, unter Marika Ney's Befehlen, gegen Dave fainte in Marſch. Hier Rand ber Oberſtliente⸗ nant Baring mit dem 2. Bataillon ber beuifhen Legion längere Zeit ohne ale Unterftüsung, und wies die Angriffe mit unerſchütterlicher Standhaf⸗ tigkeit ab. Aber das Uebergewicht feiner Gegner war zu groß; bie Sram zofen trogten dem Feuer und marfdyirten entfchloffen gegen die engliſche Mitte, wo fie jedoch durdy ein mörberifches Artilieriefeuer zum Umkehren vermodht wurden. Der Angriff gegen Papelotte und la Haye war giäd- licher; die Engländer hielten diefe Orte nur ſchwach befekt, und es ſcheint, daß beide Theile dort keine großen Anſtrengungen gemacht haben, weil ber Sieg auf andern Puncten folgenreicher werden mufte Es war ſchon 2 Uhr vorüber, ale Marſchal Ney den Angriff gegen die engliihe Mitte wiederholen ließ. Das Feuer von 80 Geſchuͤtzen diente hierzu als Einlei⸗ tung. Der dicht Über dem Boden langfam fich verbreitende Pulverdampf batte einen Schleier gebildet; ungefehen rückten die Angriffemaflen näher, und die franzöfifchen Küraffiere ſtuͤrzten ſo unerwartet gegen die hinter Daye fainte fiehenden Batterien, daß die Kanoniere ſich eiligft in die ſchnell ges bildeten Infanteriecsrres flüchteten, und der Geſchuͤzdonner auf Augenblide verfiummte. Die nglifhe Infanterie hielt den Angriff ſtandhaft aus, ihr euer konnte aber die Küraffiere nicht zum Umkehren bewegen ; fie fprengten vielmehr durdy die Lüden, und brachten auch das zweite englifcdye Treffen in Unordnung. Langfamen Schritte folgten die franzöfifhen Infanteriecolonnen. Ungeachtet des fchlüpfrigen Bodens und des Flankenfeuers einiger Batterien, nicht entmuthige durch die jeßt vom fruchtlofen Angriffe zurückkehrenden Kü: raffiere, erfliegen das 45. und 105. Regiment die wellenförmige Anhöhe. die engliſchen Carrés hatten ſich inzwiſchen ſchnell wieder in Linie formirt, und empfingen, hinter Heden und Bäumen ftehend, die Angreifer mit einem heftigen Feuer. Deſſenungeachtet wich die"belgifche Brigade Byland geworfen. Diefer Vortheil war aber mit großen Gefahren verfnüpft; denn bie naͤch⸗ ſten Regimenter greifen die fiegreihen Sranzofen in beiden Flanken an, fie müffen weichen. Einige franzöfifche Cavalerieregimenter fehen bie ihrer Ins fanterie drohende Gefahr, eilen herbei, feßen über Hecken und Hohlwege, und bringen nochmals In die englifhe Infanterie. Da wirft fidy ihnen Lord Ponfomby mit feiner Dragonerbrigade entgegen, fchlägt den Angriff zuruͤck, verfolgt die Fliehenden mit Heftigkeit bis in die Nähe der franzoͤ⸗ ſiſchen Artillerie, welche ſchweigen mußte und verlaffen ftand, benust dieſe Gelegenheit, die Befpannung von 5 Batterien tödten zu laſſen, macht einige Tauſend Gefangene, erobert einige Adler, findet aber dann das Ziel feiner Heldenlaufbahn. Franzoͤſiſche Chaffeure eilen herbei, werfen fi mit Uns geftum auf die in Unordnung gerathenen englifhen Dragoner, deren Pferde, von der gewaltigen Anfttengung erfhöpft, fait athemlo® im weichen Bo⸗ den ſtecken bleiben; ihr Anführer fine, von mehreren Lanzenftidhen durchs bohrt. Wenige Minuten früher war auch General Picton getödtet wor: den. Diefee Moment konnte zu einem entfcheidenden werden. Aber fo fampfgeübte Truppen verlieren nicht leicht den Muth. Der Kaifer war fhnell auf die Höhe bei Belle Alliance vorgeritten, unb hatte durch feine Gegenwart dem ungeregelten Rüdzuge feiner Truppen bald ein Biel gefeht Der unerfhrodene Ney formirte bie Divifionen auf's Neue zum Angriffe, und bald war der Pachthof Haye fainte in der Gewalt der Franzoſen. Gleich⸗

658 Mont: Saint-Iecan. (Schlacht 1815.)

Cavalerie dee Garde eilten der Infanterie voraus, und hofften bie Englän: ber dießmal leichter zu befiegen. Aber ihre verwegnee Muth fcheiterte an ber kalten Tapferkeit der Inſulaner, welche fchnell Garıds formirten. In⸗ beß dauerte dee Kampf in der Mitte dießmal länger als gewoͤhnlich. Die feanzöfifchen Küraffiere, von allen Seiten befchoffen, festen ihre Angriffe mit feltenee Unerfchrodenheit gegen alle Seiten fort, kamen fogar bis an das britte Treffen, und richteten im Rüden der englifhen Armee eine foldye Verwirrung an, daß Troßknechte und Reiter bis Bruͤſſel flohen, und bie englifhen Nefervebatterien fi) veranlaßt fühlten, mit Kartätfhen unter Feind und Freund zu ſchießen. Dennoch gelang es den Franzoſen nicht, ein einziges Garr& zu durchbrechen, obwohl Einzelne fid freiwillig dem Tode opferten, um ben Andern einen Weg in biefe lebendigen Bollwerke zu bahnen. Der Kaiſer war mit bdiefem Gavalerieangriffe, der früher geſchah, als er gewollt, und als die Sturmcolonnen mitwirken konnten, nicht zufrieden. Aber wie die Sachen jetzt fanden, mußte er in demfelben Sinne forthandeln; er ließ alfo den General Kellermann mit den noch bhrigen 2 Küraffierdivifionen im Gallop vorgehen, und betrieb den Angriff feiner Infanterie mit größtem Eifer. Mit einem weithin fchallenden vive l’Empereur! warfen fidy die Küraffiere auf die feindliche Infanterie. Der Moment war kritiſch. Wellington, der Prinz von Dranien und die vor nehmſten Generale fprengten herbei, die Ihrigen zue Standhaftigkeit zu ers muntern. (Bon der Heftigkeit biefes franzöfifhen Cavaleries angriffs wird man fih leiht einen Begriff mahen koͤnnen, wenn man weiß, daß die englifhe Brigade Halkett eilfmal attaktirt wurde) Schon wollte die Divifion Alten dem gemaltigen Drude nachgeben; da ftürzte fi Lord Sommerfet mit der englifchen Gars decavalerie den Franzofen entgegen, und warf fie zurüd. Alles drängte ſich auf der großen Straße nad) dem DefilE unweit Haye fainte, weil man nicht wagte, unter dem Feuer der Infanterie noch einmal Uber Deden und tiefe Wege zu fegen. Das Getuͤmmel war furchtbar, und fo gefchab es, daß Roß und Reiter in eine an ber Straße befindliche tiefe Sandgrube flürzten, wo Verwundete allee Parteien Schutz geſucht hatten, und jetzt zerſchmettert oder erdrüdt wurden. Auch auf den andern Puncten ber Schlachtlinie mußte bie franzoͤſiſche Cavalerie dem Feuer der Infanterie voeihen , doch war die Verfolgung dießmal minder lebhaft, denn man wollte ber Aftilerie gern Spielraum und Mann und Pferd einige Erholung göns nen; unftreitig das VBefte, was man thun konnte, denn bie franzöfifchen Infanteriecolonnen, weldye nur theilweife zum Angriff gefommen waren, wurden nunmehr lebhaft befchoffen. Inzwiſchen war Lobau mit Bülow’s Zruppen in ein Gefecht vermwidelt worden, in weldyem ſich die Unzuläng» lichkeit der franzöfifchen Streitkräfte auf diefem Puncte bald offenbarte. Los bau, kaum halb fo ſtark als fein Gegner, der jeden Augenblid friiche Truppen In die Linie rüden ließ, und vom Terrain wenig begünftigt, mußte weihen. Hierdurch kam General Erlon, welcher den rechten Flügel befeb: ligte und bei Papelotte, Smouhen und la Daye in Dorfgcfechte verwidelt war, ſehr in Gefahr umgangen zu werden; zum Uebermaß des Ungläds trafen jest ihm gegenüber die vorderiten Abtheilungen des 1. preufßiſchen Corps ein, welche die Engländer mit einem donnernden Hurrah begrüßten. Es war bereits 6 Uhr. Der Schlachtruf der Franzofen verftummte allmaͤ⸗ ld; denn man mußte jest das Schlimmfte befürchten, wenn Groucho nicht bald auf dem Kampfplage erfchien. Aber ein in ber Gegend von Wavre hörbarer und immer ftärker werdender Kanonendonner ließ befürdys

662 Montaigu. (Geficht 179%.)

ſchwache Momente des Gegners mit Geſchicklichkeit zu benutzen, vielleic: auch hier geltend machen. An Mandvrirfähigkeit im Großen waren die Franzoſen den Engländern unbedingt Überlegen, umgekehrt aber audy bie Engländer den Franzoſen in der oͤrtlichen Vertheidigung. Dies konnte man voiffen, und hätte ſich darnach verhalten follen. Wären die Barden und das 6. Corps um 2 Uhr, als die Meldung von Buͤlow's Ankunft bri St. Lambert beftätigt fein konnte, über Planchenoit gegen Aywiers ( hinter dem franzöf. rechten Flügel) marſchirt, was unbemerkt geſchehen konnte, hätte man gleichzeitig die noch nicht im Gefecht begriffenen Divifionen des linken Flügel zur Verſtaͤrkung der Mitte verwendet; fo hatte man eine bedeutende Ueberlegenheit fowohl in der Mitte, al6 auf dem rechten Flägel, und war auch ſtark genug, die Preußen am Deboudiren zu verhindern. Diefe Ruͤckſicht für die rechte Flanke fchien um fo nothwendiger, als ſich nach den eingehenden Rapporten des Marſchalls Grouchy die Unmöglichkeit erwies, daß ein namhafter Theil feiner Truppen auf bem Kampfplatze zu rechter Zeit eintreffen könne. Aber es iſt nicht zu verfennen, daß ſich Na poleon in verberblicher Sicherheit wiegte, daher diefe Vernachläffigung, die mit der großen Vorſicht, womit ee ſonſt die Angelegenheiten betrieb, ſehr eontraftirt. Es konnte mithin auch nice fehlen,‘ daß Buͤlvw's Auftreten, nachdem feine Streitkräfte Raum zur Entwickelung erhalten hatten, ents fhyeidend wurde. Endlich mußte das Erſcheinen von 70 bis 80,000 Preu⸗ Sen, als die Franzoſen ſich bereit6 müde gerungen hatten, der Sache den Ausfchlag geben, die Verhaͤltniſſe mochten fein, wie fie wollten. Blieb biefe Unterftügung aus, dann konnten die Truppen unter Lobau und Duhesme mit zum Angriff gegen die engliihe Mitte verwendet werden, die beim dritten Angriffe fchon fo erfchüttert war, daß fie dem vierten ſchwerlich mi: berftanden haben würde. (In wiefern Grouchy an bdiefem Unfalle Theil hatte, wird aus dem Art. Wavre zu erfehen fein.) -

(Vergl. Deſterreich. Militairzeitfchrife 1819. Hannoͤverſches Mili⸗ tairfoummal 1831. Der Feldzug von 1815 von Plotho, deségl. von Claufewig, deögl. von Gourgaud. Blüuͤcher's Biographie von Varnhagen von Enfe. Vielleicht geben die noch nicht vollfländig erfchienenen Memoiren des britiihen Kapitain Moyle Echerer, die militairifhe Laufbahn Mel: lington’d enthaltend, noch mehr Aufſchluß.) Pz.

Montaigu, ein Städtchen in der ehemaligen Provinz Poiton , jekt zum Departement der Vendee gehörig, Liegt auf einem Hügel an der Maine.

Gefeht am 21. Septbr. 1793.

Während nach bem fiegreihen Treffen am 19. Septbr. bei Torfen (f. d.) der größte Theil des Vendéeheeres unter Elbee und Bondyamps gegen den mit der Hauptmaſſe der Armee von Breft bei Cliſſon fichenden General Gonceur zuruͤckblieb, eilten Charette und Lefcure nah Montaige, um bafeldft die Divifion Beyſſer anzugreifen. Sie ſollten, gelang biefes Unternehmen, bann fogleid gegen Gliffon ruͤcken, um ſich vereint auf das Haupteorps der Republikaner werfen zu koͤnnen. General Beyſſer erhielt am 21. Vormittags von Goncleur, tweldyer gegen Mortagne vorrüden wolle, den Befehl, noch an demfelben Tage Abende 3 Uhr in Bouſſey einzutreffen. Anftatt diefer Drdre nachzukommen, verfchob Beyſſer feinen Abmarſch bie auf die Nadymittagsitunden, um feine megen eines falihen Allarms and: gerückt gervefenen Truppen abkochen und ſich erhofen zu laſſen. Schon ein: mal an bdiefem Tage getäufcht, achtete er wenig auf die Meldung vom Anruͤcken des Zeindes, und vourde Nachmittags 3 Uhr von den Wenbeern

808 Montaperto. (Schlacht 1260.)

beftimmter zu erfehen ift, was ſich durch eine bloß kurze Beſchreibung, wie es bier dem Zwecke bes Werkes entfprechend mar, nur unvollkommen erreis hen läßt. Im Sabre 1776 erfhienen von Montalembert 5 Bände in 4to, unter dem Xitel: Fortification perpendiculaire ou essai sur plusieurs ma- nieres de fortifier la ligne droite, le triangle, le quarre et tous les polygones, de quelque &tendue qu’en soient les cotes, en donnant à leur defense une direction perpendiculaire. Im Sabre 1786 erſchienen als Gegen: fchrift, im Namen mehrerer franzoͤſiſcher Ingenieuroffidiere, M&moires sur la fortification perpendiculaire, wodurch Montalembert zur Entgesnung und Kortfegung feines Werkes veranlaßt wurde, welche unter dem Titel: L’art defensif, superieur & l’offensif par une nouvelle manitre d’employer Partillerie, et par la suppression totale «es bastions, comme etant

principale cause du peu de resistance des places de guerre, erfhien, und wodurch das ganze Werk bis auf 12 Baͤnde anwuchs. Davon erſchien, mit einer zweckmaͤßigen Vereinigung des Zuſammengehoͤrigen, eine Ueber⸗ fegung unter dem Titel: Die Vertheidigung ſtaͤrker als der An: griff, oder die Befefligung mit recht winkeliger Beftreihung, von v. Hoyer, 4 Bde. Berlin, 1818 1820. Im Auszuge findet man Montalembert's verfchiedene Befefligungsentwürfe, augleid mit Eritifchen Bemerkungen begleitet, in: Mandar, de l’architecture des forteresses etc. Paris, 1801. Eickemeyer, Abhandlung über Gegenftände ber Staates und Kriegswiſſenſchaften, 2 Theile, 1817, fo wie in deflen Kriegsbaukunſt, 1821. Hauſer, ©. v., Abhandlung über die Befeſtigungskunſt, zum Gebrauch ber k. k. Ingenieursalademie, 2 Theile, Wien, 1826, und in ber Bands bibliothek für Dfficere, 4 B. 1 Abth. Berlin, 1882.

Montaperto, ein Hügel im Großperjogthum Kodcana unse Eima.

Schlacht den 4. Geptbr. 1260.

Während der Kämpfe im 12. und 13. Jahrhunderte in Stalien zwi⸗ fhen den Guelphen (f. d.) und ben Ghibellinen hielt ſich Florenz mehr zur Partei der Guelphen, Siena dagegen handelte nady Umftänden. In dem Frieden, ber 1254 zwiſchen bdiefen beiden Staaten gefchloffen wurde, war feltgefegt worden, daß keines des andern Feinde in Schug nehmen folle. Dennoch machte fih Siena 1259 verdächtig, den Ghibellinen in feinen Mauern Zuflucht zu gewähren, und da es einem deßhalb von Florenz ers baltenen Verbote nicht Gehör gab, fo erfolgte die Kriegserklaͤung. Waͤh⸗ vend deffen hatten bie florentiniſchen Ghibellinen den König von Sicilien um Veiftand gebeten, und bdiefer hatte bereits den Sienefern den Grafen Giordano Anglone mit einer beutfchen Reiterfchar zur Hilfe geſendet. Im Mai 1260 drang das Heer der Guelphen und Florentiner verwüftend in das Gebiet von Siena ein, eroberte mehrere unbedeutende Derter, und la: gerte ſich dicht vor der Stadt. Ein Ausfall der deutfchen Truppen unter Farinata Überti, dem Öberhaupte ber florentinifdyen Auswanderer, lief uns aluͤcklich ab; dagegen fandte der König von Sicilien nod, 800 deutfdye Reiter jur Verftärkung, und man nahm jest in Siena feine Zufludt zur Lift. Borgebend, er fei mit feiner jegigen Lage unzufrieden, und unter ber Bedingung, daß man ihm 10,000 Gulden zuſichere, Enüpfte Sarinata Unterhandlungen mit ben Siorentinern an, und verfprady das Thor San Vito zu überliefern, fobald die Truppen von Florenz ſich davor zeigen wuͤr⸗ den. Die Zlorentiner gingen in die Falle, fammelten ihre Heeresabtheiluns gen, zogen Verſtaͤrkungen an fi, und nahmen Stellung auf dem Monta⸗ perto, einem Hügel oſtwaͤrte von Siena, ber am linken Ufer der Axbia fünf

570 Montcaffel. (Gefecht und Schlacht.)

Führer den Heldentob bei Moſaisk. (Biographie nourelle des contem- porains, Ftankreih als Mititairftaat.) n

Montcaffel, Gefecht im Februar 1814, ſiehe Eaffet.

Schlacht den LI. April 1677.

An dem Kriege, welchen Ludwig XIV. von Frankreich ſeit 6 Jahren gegen die vereinten Staaten von Holland führte, hatten allmälig Epanim und der deutfche Kaifer zu Gunften bee Dolländer Thell genommen. Su Slandern befehligte der Derzog von Drleans, Bruder des Königs, die franz zöfifhen Streitkräfte. Nach der Einnahme von Cambray führte er fein Heer vor St. Omer, und begann die Belagerung biefer Feſtung am 3. April. Schon am 8.d. M. erhielt der Herzog von Orleans die Meldung, der Prinz von Dranien habe mit feinem 30,000 Dann ſtarken Heere die Gegend von Ypern verlaffen, und fei zum Entfage von Saints Omer im Anmarfche. Unverzüglich befchloß er, dem Feinde entgegenzugehben. Der Generals Lieutenant de la Trouffe warb mit einem hinreichend flarken Corps in den Werken vor St. Dmer zurüdgelaffen, und am 8. April brach der Herzog mit dem Reſt des Heeres gegen Gaffel auf. Am 10. April ftanden fidy beide Heere im Weften von Gaffel, nur durch den Peenebach getrennt, eins ander gegenüber. An bdemfelben Tage erhielten die Franzoſen eine Werftärs tung von 9 Bataillonen unter dem General Troey. Am Morgen bes 11. April fendete der Prinz von Dranien eine Zruppenabtheilung auf ſei⸗ nen rechten Fluͤgel über den Peenebach, und bemidhtigte fid) der von den Franzoſen nur ſchwach befekten Abtei Peene. Dem Herzog von Orleans gelang es jedoch, nach einem hartnaͤckigen Kampfe, fidy dieſes Punctes wie⸗ der zu verſicher. Sofort ſtellte er ſein Heer in 2 Treffen in Schlacht⸗ ordnung; der rechte Fluͤgel, aus 18 Schwadronen beſtehend, lehnte ſich an den Berg von Aplinghem. Das Fußvolk bildete die Mitte, G Regi⸗ menter in erfter, 3 Regimenter in zweiter Linie; der linke Flügel, 20 Schwa⸗ ‚dronen ſtark, dehnte fidy bis an die Abtei Peene aus. Der Marihall von Humieres befehligte den rechten Flügel; der Herzog von Orleans und unter ihm bie Generale du Pleffis und la Mothe die Mitte; der Marſchall von Ruremburg endlid den linken Flügel; 3 Dragonerregimenter und 4 Sins fanteriebataillone bildeten die Reſerve. Auf dem rechten Ufer des mit Buſchwerk bemachfenen Peenebaches hatte der Prinz von Dranien unterdef: fen gleichfalls feine Schlachtordnung formirt. Sein Heer ftand, gleidy dem franzöfifchen, in 2 Treffen, das Fußvolk in der Mitte, die Neiterei auf ben Flügen. Der Graf von Horn befehligte den rechten, ber Prinz von Naſſau den linken Flügel, dee Prinz von Dranien und unter ibm ber Graf von Walde die Mitte. Nachdem die Franzofen ſich der Abtei Peene bemächtigt hatten, 309 ber Prinz von Dranien einen Theil feines linken Flügels nad) dem rechten, um diefen, auf weldyem er ben Hauptangriff der Franzoſen erwartete, zu verſtaͤrken. Diefe Bewegung wartete der Herzog von Drleans ab, worauf er unter Eröffnung des Geſchuͤtzfeuers entlang der ganzen Linie dem Marſchall von Humièeres ben Befehl zum Angriffe er. theilte. Der linke Flügel dee Holländer ftand hinter dichten Hecken und einem breiten Graben. Das erfle Treffen der franzöfifhen Reiterei des rechten Stügeld , welchem 4 abgefeute Sompagnien Dragoner ben Weg bahnen, übers ſchritt dieſen Graben trotz des feindlichen Feuers, und bieb auf bie ihr ge: genüberftcehende hollaͤndiſche Reiterei ein; fünf Schwadronen der letztern wurden bier theils niedergehauen, theils gefangen. Da der linke Flügel des Prinzen von Dranien keine Anlehnung hatte, fo ſtellte ſich Humièeres nach

673 Monteruccolt,

Wangler zurkdverfest. In dem Keldzuge biefes Jahres fland er bei der Armee in Holland, und that fi beim Sturm auf Amersfort, fo wie 1630, als Tilly mit feinen Scharen aus dem Faͤrſtenthum Zülih und aus Of: friestand nach der Dder zog, bei Calbe a. d. Saate, Staßfurt und Aſchers⸗ leben fehe hervor. Bei Neu: Brandenburg im Medimbursifhen, 1631, wurde er fchwer in den Unterleib verwundet, und nad feiner Deilung no in bdemfelben Jahre als Rittmeiſter zum Dragonerregimente Ernſi Montecuccoli verfegt. Mit diefem focht ec den 17. Septbr. in ber Schlacht bei Leipzig, fland im Centrum der Schlachtordnung, erhielt eine flarke Bleſ⸗ fur in den Kopf, und wurde auf dem Rüdzuge gefangen. 1632 trat Rais mund zu Paffau beim SInfant.:Reg. Montecuccoli ale Major ein, wurde 1633 zum Oberſt im Kürafiier- Reg. Vitzthum ernannt, und fiand 1634, ale die Eaiferlihe Armee in Waullenftein den 24. Kebruar ihren berühmtes ften Feldherrn verlor, in Schwaben. In der Schlacht bei Mördlingen den 6. Septbr. zeichnete fih DM. fo aus, daß ihn der Feldmarſchall Gonzaga zu feinem eigenen Regimente verfegte. Bei dem Sturme auf Kaiferslautern, den 17. Zuli 1635, führte M. die 200 Mann flarte, aus abgefeffenen Kücaffieren beftehende Avantgarde, erfticg mit dieſer die Breſche, und nahm den fchwed. Commandanten, Oberſt Schönbed, gefangen, worauf die ganze Beſatung das gelbe Regiment niedergehauen wurde. Für dieſe aus: gezeichnete That wurde er zum Oberſten des Küraffierregiments Prinz Al: dobrandini ernannt, und von da an begann für ihn ein mehr felbfiftändiger Wirkungskreis. Im Jahr 1636 ſtand M. mit feinem Reg. bei der Armee des Grafen Hapfeld, überfiel ben General Wrangel bei Molmirsitebt, machte in der Schlacht bei Wittſtock ein Paar glänzende Cavalerieangriffe, und deckte den Rüdzug an der Spige vom 4 Reiterregiment mit vieler Be: fonnenheit. 1637 focht er in Pommern, und führte 1638 die Avantgarde des Corps, welches unter Mazarin zum Entfage des von Banner belagers ten Freibergs berbeieilte, aber den 20. Mai bei Chemnitz gefchlagen wurde. Um den Kurfürften von Sachfen gegen den Einfall der Schweden im Sabre 1639 zu fihern und den Weg nad) Böhmen zu beden, rüdte M. mit 3000 Pferden aus Schleſien nah Goͤrlitz, und als dennoch Banner in Böhmen eindrang, ward ihm und dem General Hoflicchen ber Auftrag, mit 8 Sinfant.= und 10 Gavalerieregimentern den Eibübergang bei Melnick ftreitig zu madhen. Die ſchwed. Cavalerie ging indeß bei Brandeis durdy eine Furth, und die Kaiferlichen verloren in dieſem blutigen Gefechte 1100 M. an Todten und Gefangnen, M. aber fiel auf dem Rüdyuge in Gefan⸗ genfchaft, in welcher er 2% Jahr blieb, ſich wihrend diefer Zeit wiſſenſchaft⸗ lich befchäftigte, und aucd den Plan zu feinem Werke über die Kriegskunſt entwarf. Im Jahre 1642 gegen ben ſchwediſchen Oberſt von Schlangen ausgewechſelt, traf er bei Brünn die Paiferlihen Armee, warb vom Erzher⸗ 30g Leopold, der eben nad Schlefien aufbrach, mit 2000 Pferden vorauss geſendet, überfiel ein feindliches Corps bei Troppau, und enıfeste Brieg. Bum Lohn für Ddiefe That ernannte ihn ber Kaifer zum Generalfeldwacht⸗ meifter, fendete ihn 1643, als der Krieg auch in Italien auszubrechen drohte, zum Herzog von Modena, um den Oberbefeht über deſſen Kriege: macht zu übernehmen, und ward von diefem zum General der Gavalerie und Seldmarfchall befördert. Indeſſen kehrte er bald nach Oeſtreich zurüud, erhielt vom Kaifer ein Gefchent von. 30,000 Gulden, und wurde 1644 $.M.L. und Hofkriegsrath.

As 1644 Torftenfohn abermals die oͤſtreichiſchen Staaten bebrobte, warb M. zu dem Kurfürften von Baiern gefendet, um ben Marſch von

@

676 Montecuccofi.

Theil von Kranken in ben Haͤnden der Kaiferlihen zu laflen, war am den Plan M’s nicht erfennend, eiligft nad) Mergentheim > Sem 11. hier über die Tauber, auf Walkershofen gerudt. Bei Brechzhofen ſtan⸗ den ſich beide Armeen gegenüber; da inzwiſchen M. bier keine Schiacht ans nehmen wollte, zog er fi, vom Xerrain begünfligt, im Angeſicht des Sein: bes durch einen Flankenmarſch nah Macktbreit zuräd, ohne daß bie Stanzofen dieß hinderten. Hierdurch hatte fih M. zum Herrn des Main bis nad) Schweinfurt gemacht, und konnte, gelang ed ibm, den neurralen Biſchof von Würzburg zu gewinnen, ohne Schwierigkeit ben Nieder = Rhein erreichen. Turenne war über Didenhofen den 13. nad) Dunkelhaufen bei Ochſenfurt gegangen, und abermals fanden ſich beide Armeen in geringer Entfernung gegenüber, allein die fefte Pofition ber Kaiferlichen geftattete feis nen Angriff; auch konnte Turenne nicht hindern, daß ein ſtarkes Detafches ment über Gießen und Marburg nad) Koblenz entfendet wurde, ſich ber Mheinbrüde zu bemäctigen. Nach einigen kleinen Gefechten ließ M. den 18. Sept. 1000 M. unter dem Dberften Dünewald bei Würzburg über den Main nach Wertheim gehen, die dortigen Worräthe des Feindes zu zer: flören, wodurch Zurenne genöthigt ward, ſich den 19. nad Wenkheim zus ruͤckzuziehen. Nach Vereinigung mit der aus Schwaben fommenden 3000 M. ftarken Cavalerie des Herzog von Lothringen ging bie Eaiferliche Armee bei Kitzingen über den Main nah Würzburg; und fland den 1. October bei Rettersbach. Um Zurenme für Afdyaffenburg beforgt zu machen, ging Graf Hohenlohe mit 1400 Dragonern nad Beinhaufen. Der Weg nad bem Rhein fland jetzt offen, und M. ging deu 4. Dctbr. nach dem Speſ⸗ fart in Cantonirungen. Nachdem die Armee ſich erholt hatte, ſetzte fie den Marſch nach Koblenz fort, paffixte hier den Rhein, und vereinigte fid, mit bem Prinzen von Dranien, der mit 14,000 M. Infant. und 11,000 MM. Gavalerie zwifchen Luz und Andernach fland, worauf beide Bonn belagerten. Zurenne mußte in Folge dieſer Vereinigung nach dem Rhein zurüdeiten, und ging den 23. bei Ladenburg über den Nedar nah Philippsburg, müh- vend Bonn nach Stägiger Belagerung durch Capitulation genommen wurde. Nach Eroberung dieſes Plapes, wodurch die Hauptverbindung mit den Hol: ländern gefichert war, übergab M. das Commando dem Herzog von Bour: nonville, und ging nah Wien zurüd. Da im nädıften Jahre dem Kurs fürften von Brandenburg der Dberbefehl über die alliirte Armee übertragen wurde, legte M. fein Commando nieder. Der unglüdlice Ausgang dieſes Feldzuges (1674), in welchem die Alliirten, trog der vielen blutigen Kämpfe, nichts gewannen, und da die Eaiferlihe Armee von 70,000 M. auf 20,000 M. ſchmolz, bewog den Kaifer, M. nochmals das Commando zu übertra: gen, und fo ftanden im Jahre 1675 tie 3 größten Feldherten ihrer Zeit, Monteruccoli, Zurenne und Condé, ſich gegenüber. Erſterer ging den 1. Mai bei Srankfurt über den Main nad) Lauf, den 10. über den Nedar, und fland den 20. vor Straßburg.

Alein der wachſame Zurenne war mit 30,000 M. durch einen fors cirten Marſch ebenfalls dort angelangt. Um diefen nun aus dem Elſaß zu entfernen, bedrohete M. Philippsburg ; da aber auch dief miflang, ging er mit der Armee nad) Speier, und überfchritt dort den Rhein. Auf bie Machricht, Turenne ſchlage bei Rheinau eine Brüde, ging er jedoch den 4. wieder über dieſen Fluß zuruͤck gegen Straßburg, während beffen Tu⸗ renne bei Wildſtedt an ber Kintzig Stellung genommen hatte. M., dieſe Dofition für zu ſtark haltend, zog ſich den 13. über Offenburg nach Schut⸗ teen, um fi der Sciffbrüde bei Ditenheim zu bemaͤchtigen. Allein Zu:

676 Montecuccolt.

Theil von Franken In ben Haͤnden ber Kaiſerlichen zu laflen, war bagegem Zurenne, den Plan M’s nicht erkennend, eiligft nah Mergentheim, bem 11. hier über die Tauber, auf Walkershofen gerüdt. Bei Brechshofen flans den fich beide Armeen gegenüber; da inzwiſchen M. bier keine Schladyt ans nehmen wollte, zog ec fich, vom Terrain begünftigt, im Angeficht des Fein⸗ bes duch einen Flankenmarſch nah Marktbreit zurüd, ohne baß bie Franzoſen dieß hinderten. Hierdurch hatte fih M. zum Herrn bes Main bis nach Schweinfurt gemacht, und konnte, gelang es ihm, ben neutralen Bifchof von Würzburg zu gewinnen, ohne Schwierigkeit den Nieder: Rhein erreichen. Turenne war über Oldenhofen den 13. nad Dunkelhauſen bei Ochſenfurt gegangen, und abermals flanden fich beide Armeen in geringer Entfernung gegenüber, allein die fefte Pofition der Kaiferlichen geftattete kei⸗ nen Angriff; aud) konnte Zucenne nicht hindern, baß ein flarkes Detafche: ment über Gießen und Marburg nach Koblenz entfendet wurde, ſich ber Rheinbruͤcke zu bemäctigen. Nah einigen Beinen Gefechten lich M. ben 18. Sept. 1000 M. unter dem Öberften Dünewald bei Würzburg über ben Main nach Wertheim gehen, bie dortigen Vorräthe des Zeindes zu zer: ftören, wodurch Turenne genöthigt ward, fih den 19. nah Wenkheim zus ruͤckzuziehen. Rah Bereinigung mit der aus Schwaben fommenden 3000 IM. ftarten Gavalerie des Derzog von Lothringen ging die Eaiferliche Armee bei Kisingen über den Main nah Würzburg; und fland den 1. October bei Rettersbach. Um Turenne für Aſchaffenburg beforgt zu maden, ging Graf Hohenlohe mit 1400 Dragonern nah Gelnhaufen. Der Weg nad bem Rhein fland jegt offen, und M. ging deu 4. Dctbr. nach dem Epef: fart in Cantonirungen. Nachdem die Armee ſich erholt hatte, ſetzte fie den Mari nad) Koblenz fort, paffirte bier ben Rhein, und vereinigte fich mit bem Prinzen von Dranien, der mit 14,000 M. Sinfant. und 11,000 M. Gavalerie zwifchen Luz und Andernach fiand, worauf beide Bonn belayerten. Zurenne mußte in Folge diefer Vereinigung nad) dem Rhein zurüdeilen, und ging den 23. bei Ladenburg über den Neckar nach Philippsburg, waͤh⸗ tend Bonn nach Btägiger Belagerung durch Capitulation genommen wurde. Nach Eroberung diefes Plapes, wodurch die Dauptverbindung mit den Hol⸗ ländern gefichert war, übergab M. das Commando dem Herzog von Bour: nonville, und ging nah Wien zurüd. Da im naͤchſten Sabre dem Kurs fürften von Brandenburg der Oberbefehl über die allüirte Armee übertragen wurde, legte M. fein Commando nieder. Der unglüdliche Ausgang biefes Beldzuges (1674), in welchem die Alliirten, trog der vielen blutigen Kämpfe, nichts gewannen, und ba bie Palferlihe Armee von 70,000 M. auf 20,000 M. ſchmolz, bewog den Kaifer, M. nochmals das Commando zu übertra- gen, und fo flanden im Jahre 1675 Lie 3 größten Feldherten ihrer Zeit, Montecuccoli, Zurenne und Conde, ſich gegenüber. Erſterer ging den 1. Mai bei Frankfurt über den Main nad Lauf, den 10. über den Nedar, und fland den 20. vor Straßburg.

Alein der wachfame Turenne war mit 30,000 M. durch einen fors cirten Marſch ebenfalls dort angelangt. Um diefen nun aus dem Elſaß zu entfernen, bedsohete M. Philippsburg ; da aber auch dieß miflang, ging er mit der Armee nad) Speier, und überfchritt dort den Rhein. Auf bie Nachricht, Zurenne ſchlage bei Rheinau eine WBrüde, ging er jedoch den 4. wieder über biefen Fluß zuruͤck gegen Straßburg, während deſſen Tu⸗ zenne bei Wildſtedt an der Kingig Stellung genommen hatte. M., biele Poſition für zu ſtark haltend, zog ſich den 13. über Offenburg nah Schut⸗ tern, um fi) der Schiffbrüde bei Ottenheim zu bemäcdhtigen. Allein Zu:

688 Monterecam.

nach tapfereer Gegenwehr der Uebermacht weichen, fich mit einen MWeriuf von mehr als 2000 Mann in Unordnung in das Thal bed Erro zur giehen, und entkam mit kaum 8 900 Mann nad Ponte Sorea, von wo er, ſtatt fi) nad bem mit 4 Bataillonen befegten Gaffello, oder gegen Dego, wo 24 Bataillone flanden, zu wenden, zwiſchen beiden Orten durch, noch weiter über Paretto bis in bie Gegend von Spinge zurüdging. Die Deftreicher hatten auch bier, wie es überhaupt in biefem- Feldzug gewoͤhn⸗ ih der Gall war, ihre Streitkräfte zu ſehr ausgebehnt, verloren zu viel ‚Zeit, ſich zu concentriren, und tamen dadurch dem Lieblingsmanoͤver Be: naparte’s, durch Maffen das Gentrum zu fprengen, ober feine Gegner en detail zu fchlagen, auf halbem Wege entgegen. So hatte Beaulieu, als er erfuhr, daß Argenteau heftig angegriffen war, den Obriften Wukaſſowitzſch mit 3 Bataillonen zur Unterflügung auf den Monte Pajote gefchidt; ba diefer aber dort vom Feinde nichts vorfand, war er am 13. nad) Gaffelio marfchirt, in der Folge aber mit 5 Bataillonen nad) Dego abgegangen. Der Feldmarſchall felbft eilte nach Acqui, dem Hauptverſammlungspunct feiner Armee. Die Franzoſen flanden am 12, Abends: Laharpe gegen Saſſello; Moffena mit 9 VBataillonen vor Cairo, Bonaparte mit einem Theil ber Truppen von Maſſena und Augersau bei Carcare, der andere Theil von Augereau bei Coffaria und gegen Millefimo, Serrurier aber noch im Thal bes Tanato bei Garefſio. Die Divifion Augereau war gar nicht zum Ges fecht gelommen, und nur bie beiden andern Divifionen hatten mit einer Ueber: macht von 14 bis 15,000 Mann, am 12, gegen 4000 Defkteicher gefoch⸗ tm. (Siehe Milleſimo.) (Bergt. Claufewig, der Feldzug von 1796.) LG

Mionterean, franzöfilde Stadt im Departement Seine und Marne, am BZufammenfluß der Donne und ber Seine.

Im Jahre 1420, als König Heinrich V. von England und Der: 309 Philipp von Burgund eine Provinz um bie andere von Frankreich abs riffen, fahen fie fi vor Montereau in ihren Fortfchritten aufgehalten. Hier befehligte Peter von Guitry eine dem Dauphin, nachmaligem Könige Karl VII. ergebene Befagung von 500 Mann. Während 22 Tage vertheidigte er ſich gegen feine überlegene Zeinde, und wid, nachdem bie Stadt er- flürmt worden, in bie Gitadele zurüd. Um ihn bier zur Uebergabe zu zwingen, ließ Deinrich V. etwa 20 Gefangene, meift Ebdelleute, unter den Mauern ber Gitadelle mie dem Henkertode bedrohen, und da diefe Dro⸗ bung nichts fruchtele, wirklich aufhängen. Erſt 8 Tage darauf capitulirte Guitry, weil er von keiner Seite mehr auf Dilfe rechnen konnte, und er hielt mit dem Weberrefte ber Beſatung freien Abzug. on dieſer Zeit an blieben bie Engländer im WBefige von Montereau bis zum Jahre 1437, in welchen ber Connetable Richmont biefe Stadt ben Feinden zu entreiben beſchloß. Was Frankreich am ausgezeichneten Zührern hatte und felbft der König Kart VII. nahm Theil an biefer Unternehmung. Die Stadt ward durch eine Ummallung gänzlidy eingefchloffen, die burch Schanzen die nöthige Seftigleit gegen Ausfälle erhielt. Der König befehligte auf dem linken, der Gonnetable auf dem rechten Seineufer; eine Schiffbruͤcke ſtellte die Werbindung zroifchen beiden her. Außer diefer erſten Ummallung warb eine zweite begonnen, und von diefer aus Laufgräben bis an dem tiefen und mit Waſſer gefülisen Dauptgraben geführt. Sobald das franz. Geihäg eine Breſche in die Mauer gelegt hatte, warb ein Sturm verſucht, von der engl. Befagung unter dem tapfern Ritter Thomas Guerrard jedoch mit Weriuft zurückgeworfen. Man

BU - Montmartre. (Schlacht 1814)

Belleville militairiſch wichtig find. Erſteres liegt nöchlich, das andere weis lid) ber Stadt; zwiſchen beiden befindet fid) eine Ebene, durch welche ber Durcqkanal in nordweſtlicher Richtung fließt. Güdlicy deſſelben und faſt parallel mit ihm geht die große Straße nach Deutſchland. An dieſer liegt in ber Ebene, welche bier durch einen noͤrdlichen Winkel des genannten Kanals einige Ausdehnung erhält, bie Vorſtadt les Maifonnettes und des Dorf Pantin. Noͤrdlich des Kanals führt eine andere Strafe von Paris nad) Eoiffons; fie dDurchfchneidet den Kanal von St. Denis, welcher aus dem Durcqkanal in nordöftlier Richtung nad Et. Denis geht, und an derielben liegt die Vorſtadt Ia Vilette. Deſtlich biefer Straße geht durch bie Vorftadt la Chapelle am weftlihen Fuße des Montmartre bie Strafe von St. Denis. Das Plateau von Belleville iſt der weſtliche Abfchnitt eines größeren Plateau’s, das ſich in einer Ausdehnung von 14 DReile weſtlich vom Dorfe Rosny bis Öftlidy zu der Anhöhe von Chaumont er: ſtreckt, die unmittelbar an bie Außere Umfaffung von Parts ſtoͤßt. Am noͤrdlichen Abhange dieſes Plateau’s liegen, mit dem weſtlichſten angefans gen, bie Dörfer Rosny, Merian, Noiſy le Sec am Fuße bed Piateau’s, dann auf demfelben Romainville mit einem nidt unbedeutenden Part, Dres ©. Gervais am Fuße des Abhanges in gleicher Höhe mit Pantin. Auf dem füblihen Abhange liegen in derfelben Ordnung Fontenay, welches füdlih an den Wald von Bincennes ſtoͤßt, dann Montreuil, Bagnolet, Romainville gegenüber, und Charonne. Auf dem öftlichen Ende des Plateau’s erhebt fidh wiederum das Plateau von Belleville, fo genannt von bem darauf liegenden Ort gleiches Namens. An der oͤſtlichen Abbachung bes letztge⸗ nannten Plateau’s liegt der Park von Bruyeres, und füdlih von Belleville das Dorf Mesnil Montant. Das Schloß Vincennes liegt etwa 2000 X. füb: lid von dem Fuße bes großen Plateau’s und 3400 T. weftlid von Paris. Sudlih und weftlih vom Schloſſe erſtreckt ſich das ziemlich bedeutende Ge; bölz von Vincennes. Am Suͤdweſtende beffelben liegt an der Marne das Dorf St. Maur, am Südoftende, da, wo die Marne In die Seine fliehe, das Dorf Charenton. Das nördlidhe Plateau des Montmartre erftret fi) von der Vorſtadt la Chapelle bis zu ber Vorſtadt les Bati⸗ gnoles in einer Ausdehnung von 2000 X. Suͤdlich ftößt es an die Boule- vards von Paris, nördlich verflacht es fih in die Ebene von St. Denis. Drei Pofitionen find auf diefem Plateau bemerkenswerth. Die öftliche, genannt die Anhöhe von Cinq Moulins, erfiredt fi) von la Chapelle bis Glignancourt, welches am nördlihen Abhange des Piateau liegt. Weſtlich von Cing Moulins erhebt fih das Plateau zu feiner größten Döhe, auf welcher das Dorf Montmartre liegt, und welches von Oſt nah Weſt eine Längenausdehnung von 1200 T. hat, von Sud nad) Nord aber faum 150 T. breit ift. Namentlich bietet der Montmartre gegen Norden eine gute Ver⸗ theidigung dar, da die Boͤſchung hier ziemlich ſteil, und mit Terraſſen und Gebäuden bededt if. Weſtlich hiervon verflacht fi die 3. Stellung von Glignancourt bie les Batignoles und ber von bier auslaufenden Straße nah St. Quen. Die Vorftadt les Batignoles und die Anhöhe Hatte au Garde bilden ‚die beiden hervorfpringenden Puncte diefer 3. Pofition. Diefe kurze Befchreibung des Schlachtfeldes zeige, daB bafielbe allerdings dem Vertheidiger viele Vortheile darbietet, aber durch die Kunft noch bebeus tend hätte erhöht werden koͤnnen.

Bereits am 23. März hatte bie Kaiferin und der König von Rom Maris verlaffen, und fi mit dem größten Theile ber Regentſchaft nach Tours begeben. Nur ber König Joſeph, ber Kriegsminiſter Derzog von

5860 Montmartre. (Schlacht 1814.)

Villepinte. Seine Augen Hatten ſich jedoch feit bee Schlacht von Laon fo entzündet, daß ee am 30. nur kurze Zeit, durch einen Augenſchirm ge (hüst, zu Pferde fleigen konnte. Die Geſammtmacht der Verbündeten wird auf 120,000 M. angegeben. In dem zu Bondy gehaltenen Kriegsrathe wurde befchloffen, daß die fchlefifche Armee die Höhen von Montmartre, die geoße Arme aber die wefllihe Front von Paris angreifen follte. Mad ber fpecicllen Dispofition für die Hauptarmee follte das 6. Corps von Ra: jewski gegen die Höhen von Belleville, Romainville und das Dorf Pantin vorruden, die ruf. und preuß. Gurden, fo wie. die Referven, aber dieſen Angriff unterftügen. Dre Kronprinz von MWürtemberg erhielt die Beftim: mung, auf dem dAußerften linken Fluͤgel uͤber Zontenay aux bois gegen das Schloß Vincennes ben bdavorgelegenen Wald und bie Dörfer St Maur und CEharenton anzugreifen; Giulay follte dem Kronprinzen als Reſerve folgen. Der Angriff der großen Armee follte gleichzeitig mit der ſchleſi⸗ [hen Armee erfolgen; allein bdiefe konnte wegen ber größeren Entfernung erft gegen Mittag auf den Angriffspuncten erfheinn, uud ſchon früh um 6 Uhr verfündigte der Kanonendonner ber Stadt Paris den Anfang ber Schlacht. Auf Befehl des Könige Joſeph übernahm bee Marſchall Mar: mont das Sommando über die Truppen des rechten Klügels, 9241 M. Inf. 23155 M. Cav. General Compans befegte ‚mit den Divifionen Compans Ledru des Eſſarts und Boyer be Meberac die Anhöhen von Beauregard und Dres St. Gervais. Auf dem rechten Klügel ſtand die Cavalerie unter den Divifionsgeneralen Caſtel, Merlin und Bordefoulle. Bon bem 6. Infan⸗ teriecorps vertheidigte die Divifion Arrighi's, des Herzogs von Padua, Mon⸗ treuit, Bagnolet und das bavorliegende Plateau Malaſſis. Die Divifion Lagrange fland rechts und links bes Weges von Belleville nach Romain: ville, die Divifion Nicard als Reſerve in und links bes Parkes von Brus yered. Mortier bildete mit dem Ueberreſt ber Truppen, 9740 DM. Inf. und 3220 M. Cav., ben linken Fluͤgel; allein da feine Truppen in und bei Charenton gelagert hatten, fo waren fie noch nit auf dem ihnen zur Vertheidigung übergebenen Terrain angelangt, und nur das Depot der Garde ‚unter dem General Michel, welches aus 4000 M. unausgebildeter Garderekruten beftand, hatte bereits die Brigade unter dem Oberſt Robert nach Aubervilliers unweit St. Denis betachirt, wihrend bie andere Brigade unter dem Gen. Sécrétant vor Pantin aufgeflellt war.

Der Graf Barclay de Tolly erhielt den Befehl, den Angriff gegen die Ebene von Pantin und gegen das Plateau zu leiten, und waͤhrend er bie Meferven und Garden zur Unterflügung des Corps von Rajewski heranzog, debouchirte die Divifion des Prinzen Eugen von Würtemberg und bie Kuͤ⸗ saffiere unter dem General Kretow auf der. großen Straße aus Pantin, die Divifion Boper, welche ſich den Ruffen entgegenftellte, ward geworfen, und erft als ſich diefeibe bie zuc Divifion Michel zurückgezogen hatte, und von ders felben unterftügt wurde, mußten die Ruffen Halt machen. Unterdeß erftieg die Divifion Mefenzomw, in ihrer linken Flanke duch Die Cavalerie des Grafen Puh: len (ebenfalls vom 6. Corps) gedeckt, die Höhen vor Romainville. Marmont fuchte diefem Angriffe zuvorzulommen, indem er mit der Divifion Lagrange ben Ruſſen entgegenging, während General Compans auf die Höhen von Pres St. Gervais rüdte, und die Divifion Ledru in das Gehoͤlz von Romainvile vorgehen ließ, welches zwiſchen dieſem Drt und Pres St. Servais liegt. Die Ruſſen, weldye fi noch nicht aus der Marſcheolonne entividelt hats ten, als fie fi von der Divifion Lagrange angegriffen ſahen, wurden auf dem für fie fo ungünftigen Terrain geworfen, . aus dem Gehoͤlz vertrieben,

668 Montmartre (Schlacht 1814.)

nicht nur ein Streifcorps berfeiben, ben Angriff auf Paris untermehme. Ohne Hoffnung, einem fo überlegenen Feinde die Hauptflade fireitig machen zu koͤnnen, vielleicht auch ohne Muth, das Aeußerſte zu wagen, gab er dem Marſchall Marmont die Vollmacht, zu capituliren, ſowohl für Das Heer als für die Stadt, verlieh eiligft bas Schiachtfeld ımd floh Aber Drleans zur Regentſchaft nah Blois. Während die ſchleſiſche Armee ihre Eiweiss kraft in ber Ebene von Et. Denis entfaltete, langte der Kronprinz von Wärtemberg (feine Referve, das Corps von Giulay, kam nid zum Gefedx) bei Nogent fur Marne an, und unternaym fogleidh den Angriff auf Wins cennes in 2 Golonnen. General Stodmaper führte die rechte Glügeicoiemne, 6 Bat. ſtark, der Prinz Hohenlohe die linke Angriffscelonne, 4 Bar. art, gefolgt von 4 oͤſtreichiſchen Grenadierbatailons. Das Dorf Maur und die dafelbft liegende Wrüde, welche, wie bie bei Eharenton, auf bem linken Marneüfer durch einen ſchlechten Tambour vertheidigt wurde, war von 400 M. Conſcribirten und 8 Geſchuͤtzen vertheidigt, und eben fo ſtark mochte die Beſatzung von GCharenton fein. Der Wald und das Schloß von Vincennes war nur ſchwach durch Linlentruppen und Kantonsnationals garden befegt. Die Colonne bes Zürften Hohenlohe nahm beide Dörfer ohne langen. Widerfland zu finden, eroberte 15 Geſchuͤtze, umb machte meh⸗ rere 100 M. gefangen, obgleich ſich bei Eharenton die Böglinge der We: terinairfchule von Alfort duch Tapferkeit befonders hervorthaten. 150 von ihnen blieben auf dem Kampfplatze. Die Colonne des Generals Stockmayer erzwang ſich den Eingang in den Park, unterflügte dann den Angriff des Fürften Hohenlohe auf Maur, befchräntte fich aber ben naͤchſt auf die Einſchließung des Schloſſes von Vincennes, wozu auch mod bie Brigade unter dem General Lalande verwenbet wurde. Der Kronprinz von Wurtemberg ſchickte nach Wegnahme des Dorfes und der Brücke von Charenton Cavaleriedetachements bis an die Barrieren der Vorſtadt ©t. Antoine vorz als er aber feine Truppen zum Angriff gegen dieſe Wor- ſtadt, welche nur ſchwach von der 9. Legion der Nationalgarde vertheidige wurde, formirte, erhielt er Nachricht von dem Abſchluß bes Waffenſtillſtan⸗ des. Died waren die Begebenheiten auf dem dußerften linken Zügel der Verbündeten, welche aber keinen welentlihen Einfluß auf den Gang ber Schlacht ausübten. In mittelbarer Verbindung aber hiermit fand bie Eroberung von 14 franzoͤſiſchen Gefhügen. As nemlih Graf Pahlen, weicher, wie wir gefehen, in Verbindung mit bee Infanterie unter Mefenzom Montreuil genommen hatte, das Corps des Kronprinzen von Wuͤrtemberg gegen Vincennes vorrüden ſah, ſchickte er Gavulerieabtheilungen vor, um das Schloß von der nördlichen Seite zu masliren. Diefen Moment hielt der Oberſt Evains, welcher die Reſerveartillerie ber Nationalgarde, 28 Geſchuͤtze, befehligte, für günftig, eine Diverfion in Marmont's rechter Flanke zu unternehmen. Er rüudte, ohne Rüdficht, daß er ohne alle Be deckung war, von der Barriere du Xröne auf der Strafe nad Wincennes vor, und fuhr, fobald als «6 ihm das Zerrain erlaubte, in Batterien auf, um fein Feuer gegen eine Leichte ruffifche Batterie zu richten. Kaum aber hatte er einige Schüffe gethan, als ein ruſſiſches Ulanenregiment auf ben Befehl des Generals Pahlen die franzöfifche Artillerie attakirte, und ihres Zeuers ungeachtet ſaͤmmtliches Geſchuͤt eroberte. Jedoch Eonnten aus Mangel an Beſpannung nur 14 Piecn und viele Munitionswagen weggebracht werden. Als der Graf Barclay bie fchlefifche Armee auf dem rechten, und das Gorps des Kronprinzen von Würtemberg auf dem linken Flügel vorrüden ſah, befahl er, ſowohl auf dem Plateau als in der Etene den Angriff zu

690 Montmartre. (Schlacht 1814.)

findliche Geſchuͤtz, während feine Tirailleurs in die Seitenſtrüßen von Belle: pie und im Riten der Divifion des Generals Boyer vordrangen. Diefe zu gleicher Zeit von Eugen von MWürtemberg in der Front angegriffen, 309 fi) mit großem Verluſte nach Belleville. Der Marſchall Marmont, bereits in der Front von den Grenadieren unter Tſchoglikow heftig angegriffen, fab ſich jetzt auch im Rüden bedroht. Seine Lage war verzweifelnd, allein muthvoll fammelte er, von feinen Generalen unterftügt, die braoften Leute, und warf fi den Muffen entgegen. Er erhielt eine Quetſchwunde; eben fo wurden General Ricard und Pelleport: verwundet; dennoch ward der kuͤhne Entfchluf belohnt, denn Belleville und die davor liegende Höhe blieb Im Beſitz der Franzoſen. Diefen Moment eines gluͤcklichen Erfolges ber nutzte dee Marſchall, um mit den Verbündeten in Unterhandlung zu treten. Er war auf feinen Fluͤgeln, wie wir gefehen, volllommen gefchlagen; Mor: tier theilte hierin gleiches Schickſal mit ihm, und obgleich bie Franzoſen Belleville wohl noch Purze Zeit vertheibigen konnten, fo war der Müdzua, da namentlich das Plateau gegen Paris fteil abfällt, doch zu gefährlich. Er ſchickte daher einen Adjutanten an bie Verbündeten, und die Monarchen betoilligten einen zweiſtuͤndigen Waffenſtillſtand unter ber Bedingung, daß die Franzoſen bie Höhen verlaſſen, und fih auf die Vertheidigung der Stade befchränken ſollten. Gegen 3 Uhr räumte Marmont, dem Vertrage gif das Ptateau. Das Corps von Rajewski hatte 28, die ruffifchen tenablere 7 Gefchüge erobert. Ä Ä

Gleichzeitig mit dem letzten Angriffe ber Ruſſen auf das Plateau unternahmen bie preußifchen und bater’fchen Garden einen Angriff von Pan⸗ tin aus gegen bie Divifion Boyer und Seeretant. Die Divifion Gurtal war von Mortier zur Vertheidigung von In Wilette aus der Ebene von Pantin weggezogen worben. Die beiden Gardebataillone, weiche unter dem Obriſtlieut. von Block fich jenſeits Pantin behauptet hatten, unb nad ber Berwundung ihres Commandeurs unter dem Befehl des Oberſtlieutenants von Witzleben (jetzigen Kriegsminifters) flanden, wurden durch 2 andere Gardebat. und 3 Gefchüse unter dem Oberftlieut. v. Müffling verftärkt, waͤhrend ber Meft der Gardebrigade, 4 Bat., auf der füdlichen Seite von Pantin vorging. Auf gleicher Höhe angelommen, warfen ſich beide Co⸗ Ionnen auf den Feind, ber fie mit einem heftigen Kartätfchenfeuer empfing. Nichts defto weniger festen diefe muthigen Truppen ihren Marfch fort, warfen die feindlichen Brigaden und verfolgten fi. Einige franzoͤſiſche Escabrons, welche einhieben, wurden zurüdgetrieben, und 5 ftanzoͤſiſche Ge⸗ ſchuͤze erbeutet. Eine Compagnie des Gardejaͤgerbatalllons, unter dem Kapitain von Neuhaus, erſtieg die Höhe von Pres St. Gervais, und er⸗ oberte 10 Kanonen. Die preußifchen Tirailleurs drangen bis zur Barriere von Pantin vor. Schon formirte ber Oberſt von Alvensleben, welcher im Namen der Garde gebeten batte, diefen Angriff auszuführen, feine Brigade zum Sturm ber Barriere, als er den Befehl erhielt, die Feindſeligkeiten einzuftellen. Die preußifchen Garden waren die erften Truppen, welche bie Barrieren von Paris erreichten, aber ihr Steg war thener erfauftz; denn bie Hälfte der Brigade, 69 Officiere, 1286 Brenabiere, war getöbtee ober verwundet.

Die ſchleſiſche Armee zeigte fih gegen 11 Uhr in der Ebene von St. Denis, und hatte 2 Colonnen zum Angriff formirt. Die 1., das Corps von Langeron, war beftimmt, Aubervilliers (fldöftlich von St. Denis) von den franzoͤſiſchen Vortruppen zu räumen, St. Denid einzufchließen, und dann ben Montmartre von der oͤſtlichen Seite angügreifen. Die 2., vom

693 Montmartre. (Schlacht 1814.)

Montmartre. Er hatte, wie ſchon oben erwähnt, bie franzoͤſiſchen Ticail⸗ leurs aus Aubervillierd vertrieben und die Brigade des Oberften Robert ge: zungen, fidy nad) la Chapelle zurüdsuzieben. Die 14. ruſſiſche Jnfant.⸗ Divifign unter dem General Kamilow blieb vor St. Denis zurüd, welches feanzöfifher Seite nur mit 450 M. befegt war. Aus den übrigen Trup⸗ pen feines Corps formirte Rangeron, fobald er in der Höhe von St. Zum angelangt war, 2 Angriff&colonnen, von denen die rechte vom General: lieut. Rudferwitfh (8. Inf. Corps), die linke vom Sen Lieut. Kapzewitſch (10. nf. Brgd.) befehligt wurde. Außerdem detadhirte ec noch eine Heine Abtheilung, um die oͤſtlichen Barrieren von Paris zu bedrohen. Bereits war der Waffenftilftand abyefchloffen; allein die Nachricht hiervon war bei dem Gen. Langeron nody nicht eingetroffen, und beide ruſſiſche Colonnen fegten daher ihre Angriffsbewegungen fort. General Rudſewitſch ging zwi⸗ {hen Hutte au Garde und Clignancourt, das Corps von Kapzewitſch auf der entgegengefeuten Seite diefes Dorfes vor Die franzefiihe Cavalertie unter Belliard, welche fid) beim Vorreiten des ruffiihen Detachements über die Ebene von Clip nach den oͤſtlichen Barrieren von Paris, links von Glignoncourt ausgedehnt, hatte fich bereitd vor ber feindlichen Uebermacht am Fuß des Montmartre zurüdziehen müflen. Vergebene griff von hier aus der Brigadegeneral Dautancourt an der Epige ber Chaffenrs, und der General Sparte mit 2 Dragonerregimentern die ruſſiſchen Golonnen an. Ihr Angriff wurde abgefchlagen, und bald darauf zwang das feindliche Kartätfchenfeuer den Gen. Belliard, ſich im Galopp mit ſaͤmmtlicher Cavalerie über die fleile Höhe des Montmattres nad den Barrieren zurüd;uszichen, welche vom Feinde noch frei waren. Die Ruffen erfliegen hierauf den Montmartre, und eroberten daſelbſt 29 Kanonen und 60 Pulvermugen- Morſchall Moncey, welcher no den Ausgang von led Batignoles beſetzt bielt, telftete den legten Widerſtand; allein auch er fah ſich bald genoͤthigt nad den Barrieren von Monceaur zurüdzugehen. Es war 3 Uhr, als Mars mont das Plateau von Belleville räumte; um 33 Uhr wurde der Mont: martre erobert. Der Kaifer von Rufland und der König von Preufen, mit dem Kronprinzen und dem Prinzen Wilhelm, melde von Anfany an der Schlacht beigemohnt hatten, befanden ſich jegt auf den Hoͤhen von Bel: leville; Paris, das feit 5 Jahrhunderten keinen auswärtigen Feind in feis nen Mauern gefehen hatte, war überwunden *). Der Verluft der Ber: bündeten an Todten und Verwundeten beftand bei den Ruſſen in 100 Offic. und 7000 M., bei den preuß. und budifchen Gurden 69 Dffic, 1268 M., bei dem 2. preuß. Corpse 18 Office, 467 M., bei dem Corps des Kron⸗ pringen von Würtemberg 80 Sffic, 145 M. zuſammen aus 195 Offic 8880 M. Die Franzoſen verloren, außer einer großen Anzahl von Ge fangenen, 000 M. an Zobten und DBleffirten, 109 Kanonen, 2 Fahnen und viele Munitionswagen. Die franzöfifhen Marſchaͤlle hatten für ihre Waf: fenehre gefämpft, denn einen Eieg konnten fie bei biefer Ueberlegenheit der feindlichen Streitkräfte nicht erwarten, und der bedeutende Verluſt, den in biefem Kampfe die Verbündeten erlitten, beweift eben fo die Tapferkeit ber: ſelben, als auch die ihrer Zeinde. Die Verbündeten lagerten im Halbkreis um die Stadt. Das Hauptquartier des Kaiferd von Rußland und bes Fuͤrſten Schwarzenberg war in Bondy, das bed Könige von Preußen in Pantin, das des Zürften Bücher auf dem Montmartre. In der Nacht

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i AOMAAEÆ:j zer ISIA. S am IL H Bio je :z/ == Vem zus Jemen, sub Brtig XVII med Sızt rk arten.

Bes. Piz ar Ebinke da Fra u BD. Bar 1518, mie Biss Pin de isttagee de Pırm per ie uupes alizes, ie 30. Mars 1514. Bizisacınzı, Hamiee des ampagnes de 3818 1813.

de RBırl sın Fir:he, dr Kriets u Drurreiee zu Siamfreib ji 1513 sub 1814. 3. ZH Era K8 1m.

Däze: sau Crewenthsil, ver Kritz de ia den Icbere 1513, 1814, 1515. 2 IM 237. 5 Lıd&, Mcnsere peer sofn

de 1314. 2. Theit, 2 Akchräun;, Em. ill zu KIT Mi irfem Börrke bez A auch ia am Fir, auf weihem aber bie Trap

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pen midt einsszädee find. Ds 7C Gier ter Sad auf dem Kubiese u bem vocher zunsuntın Werte u Rıus zu) bei dem Pem, mweideer in Dem „Exinnezunsstch füz UEe, weihe Theil senemmnn Dıbem am Dee Feilbugen ver 15813, 1314 amb 1815," kp beimber.) Mionımedy, Zeitung von arıim:rm Umfan:e. in den Arhenmen, im ehemaligen Lerasıbem Lurmters, auf dem feige amd Ürilem And gang eins Derschiens, der ca Nedei meh Eurwei ım Blrimem Fig:

den la Ghiers binliuft. Sie zerfißt im bie Liber: un) Umterfünde,, erftere auf diefem Felien, lestrre ei. im Thale, am Ufer des liest, der in srofen Srunımung:m bie Ciitcbe, ſudliche mad weftliche ber Stadt umsicht. Im Jabrı 1235 wurde die Oberſtadt von Arzsur Gxafın von Eos uud Cbinv erbaut, und mit Mann und Thiemen umgeben. Ueber iher weitere Geldicte bie zum Jahr 1452 if ums nichts aufbewahrt. In dieſer Zeit beſaß fie Philipp der Gute, Deryez von Bursund umd

burg, als Zehn, und nachdem 1515 Karl V. als Eommrain der Mi Lande anerkannt wurde, ließ er die Oberſiadt durch Den Chevalier de Bitte zegelmäfig befefligen. Aus jener Zeit find noch die jekigen Werte. 1542 als Franz I. dem Kaiſer den Krieg erflärte, wurde M. durch dem Herzeg von Guiſe eingmommen, und 1544 durdy Ferdinand von Gonzaga und den Örafen Wilhelm von Fürſtenberg den Franzoſen wieder entriiien. 1555 brang der Herzog von Nivers über die Mass vor, und nahm die Stadt, die jedch 1556 an Philipp Il. von Eranien zurüdgegeben wurd. Im Krirze Heintich's IV. wider Epanien, 1596, wurde der Plag durch feine Zruppın eingenemmen. Seht gehört M. zum Departement der Mass von Frankrrich

Belagerung 1657.

Ludwig XIV. rüftete fih im Winter 1656 abermals mit großen An: firengungen gegen Epanien. Im Mär; 1657 eröffneten bie Niederländer ben Feldzug durch die Einnahme von Gambrap; dagegen zog Turenne nad Sedan, um bie Belagerung von Montmedy, weiche ber Marſchall ka Ferte mit einer in ber Champagne gefammelten Armee unternehmen follte, zu unterfiügen. Am 11. Juni Morgens erſchienen die erfien fransöfifchen Truppen, 3000 Pferde unter den Grafen von Grand Pre, von Sedan ber vor der Feftung, und nahmen Pofition auf dem Berge Haut des Korere. Mehrere Escadrons rüdten in das Thal hinab, um bei dem Gehoͤft de Baur eine Brlide zu ſchlagen, wurden aber durch das Feuer aus ber Feſtung dar an gehindert und gezwungen, ſich hinter Grand Verneuil aufzuſtellen. Um den Bang der Belagerung, die durdy bie Art ber Vertheidigung zu dem

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os ontmedy. (Belsgerung 1657.)

Baftionen Et. Andre und bed Conni!s; die zweite, 6 deutsche Gormpasuien, vertheidigten die bes ſaͤdoͤſtlichſten Tbeils und den gedeckten Weg vor den Baſtionen de Graille und Notre: Dame; bie britte, die Duustleuste Gerrit, Daffin und Aloſt mit ihren Gompagnien, befegten das Baſtion Er Dar tim, den Halbmond vor bem There, umd das zwiſchen beiden liegende beta: ſchirte Baflion, und bie 4. Abtheilung, unter dem Duuptmann Piten, ſtand ins gebeten Wege zwiſchen dem Dalbmende und vor den Baſtionen bei Beulevards und Et. Andre. Den und das Thor hielt die Bar

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gearbeitet, und felbft Weiber und Kinder legten Hand an. Di das Waffer mangelte, und nur Gift anben waren, ließ ber Gorwernenr fie ver

ließen.

Am 12. Iumi traf bie frany. Infanterie umter dem General ; b’üpelles vor ber Feſtung ein, und es beflandb num bie ganze arme aus 5500 M. Cavalerie und 15,000 M. Sufanterie, die ſich bei VBigneul und hinter dem Wald des Mont CE lagerte. Der Marfchall la Ferté ließ am 14. die Linien eröffnen, bie am 21. vollendet waren, duch 6 Rebouten, fo wie die geſchlagenen Brhden durch befondere befyägt wurden. Am 21. rhdıen 2000 M. Infanterie, gedeckt durch ei zahlreiche Reiterei,, in das Thal von Thonne les pre, eröffneten hier, wi in Medp sbas die Tranſcheen, unb rüdten damit am 22. bis auf 100 gegen das Glacis des Daltmondes vor. Bon Meby:bas gingen bi bis unter die Zelfen vom Baſtion Motre- Dame, und näherten ſich Baflion des Connils. Gegen den Dalbmond wurde auf ber Hoͤhe des Fe: rets eine, und auf dem Mout Ce eine 2. Batterie errichtet, weiche ihe Feuer am 24. eröffnete, während die erfie durdy das Feuer ber Belage⸗ ser wieder zerſtoͤt wurde. Der erfte Schuß in die Feſtung traf das Haus bes Gouverneurs. Bei dem felfigen Boden gingen die Belagerungsarbei: tem nur fehr langfam von Statten; body verfuchten bie Franzoſen in der Nacht zum 25., fi am Graben feflzufegen, weldyes jedoch miflang, und daher in der folgenden Nacht wiederholt wurde. Sie griffen mit vieler Unerfhrodenheit den ausfpringenden Winkel vor dem Baſtion bes Gonnils an, warfen die Befagung in die halbe Contre-garde zuruͤck, gingen links gegen den naͤchſten Halbmond, fliegen in ben Graben, und fuchten ſich trog des heftigften Feuers der Belagerer mittelft Faſchinen und Schanzkörbe zu logiren. Der Tag brah an. D’Allamont ertannte die Wichtigkeit des feindlichen Logements, und befchloß, es zu zerftören. Ex ließ das Feuer vers mindern, und nod im Halbdunkel flieg er mit 50 freiwilligen Bürgern, unter Befehl des Meitechauptmanns Prahay, und 30 Mustetieren in den Graben, überfiel die Franzoſen, warf fie zurüd, und erreichte feinen Zweck Am 29. Juni hatten bie Franzoſen 3 Batterien gegen die Baftion Et. Andre und des Connils vollendet, wovon bie legtere nur 50 Schritt von bern erfteren entfernt lag, und durch eine Redoute gefidyert wurde. In ber Nacht zum 30. verſuchten die Belagerer, den gebeten Weg vor dem Ba: ftion Notres Dame zu überfallen, und fi in dem Waffenplage feftzufegen, indem 800 M. von Medy⸗bas aus bie fleile, für unerfleiglich gehaltene Felswand zu erklettern fuchten, und, begünftige duch die Dunkelheit, die Höhe erreichten, den Poſten überfielen, und ohne Mühe gegen die Gontres

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600 Montmirail. (Gefecht 1814.)

zog die Beſatzung, nur noch 200 Mann ſtark, und eben fo viel Buͤrger mit fliegenden Fahnen und Elingendem Spiele, aber ohne Artillerie, aus, nachdem die Seftung 47 Tage nad Eröffnung ber Laufgräben wiberftanden, und der Feind einen Verluft von 8000 Soldaten erlitten hatte. Die Fran: zofen fanden in der Feſtung 31,000 Pfund Pulver, 25,000 Eunten, 200 Bomben und 1200 Granatn, 23 Geſchuͤtze von ſchwerem und leichtem - Kaliber. Die Spanier hatten während der ganzen Belagerung 120,000 Dfund Pulver verfhofien. Montmedy wurbe duch den Frieden von 1659 an Frankreich abgetreten.

(Vergl. Mallet, Tom. I. p. 207. Deſtreichiſche Milttairzeitfchrift. Mititairwochenblatt. Theatrum Europaeum.) 97

Montmirail, Städtchen im Departement ber Marne, mit 2100 €. auf der Straße von Meaur nady Chalons, unmelt des rechten Ufers bes Heinen Morin, welcher bei la Zerte fous Jouarte in die Marne mündet.

Gefehtam 11. Februar 1814.

Diefes Gefecht iſt einer jener Siege *), bie Napoleon im Februar 1814, nad) der verlorenen Schlaht von la Rothiere, über die ſchleſiſche Armee zwifchen ber Seine und Marne erfocht, und welche die Kühnheit umd das kriegeriſche Talent des Kaifers von Neuem fo glänzend bemährten. Allein da eben diefe Gefechte, welche in bem Zeitraume vom 10. bis 14. Febr. Statt fanden, in unmittelbarem Zuſammenhang fowohl mit einander, als mit den kuͤhnen und gefchidten Maͤrſchen ſtehen, welche Napoleon in diefer Zeit ausführte, fo ift e6 bier mehr als irgendwo nothwendig , jebes einzelne Gefecht im. Zufammenhang hiermit zu betrachten. Nach der Schlacht von la Rothiere (f. Brienne le Chäteau), zog ſich Napoleon, ohne von den Siegern verfolgt zu werben, nad) Troyes zurüd, und als er bier erfuhr, daß Bluͤcher fih von Schwarzenberg getrennt habe, um ſich an der Marne mit den dafelbft angelommenen Corps von York und Kleiſt zu vereinigen, befchloß er, fogleic (7. Febr.) Zroyes zu räumen, und ſich auf die linke Flanke der fchlefifchen Armee zu werfen. Der Feldmarſchal Bücher mar bereits mit feiner Armee im vollen Marſch auf Paris, und zugleich in der Verfolgung des Marfhalls Macdonald begriffen, welcher auf feinem Rüdzuge vom Miederrhein am 9. Febr. la Zerte fous Jouarre erreicht hatte, und nun von da am 10. feinen Ruͤckzug nah Meaur fortfepte. Das Corps von York (18,000 M.) hatte den Marfchall . unmittelbar ver: folgt, und erreichte am 10. Chätenu Thierry, während der Gen. Sacken (20,000 M.) im Marſch auf der Straße von Chälons nad) Meaux am 9. in Montmirail eintraf, und am 10. in der Abfiht nad la Ferté fous Jouarre aufbrah, um bier dem Marſchall Macdonald den Müdzug abzu: fhneiden. Außer diefen beiden Corps fanden 5000 M. unter Alſufiew am 9. in Champeaubert, und die Corps von Kleift und Kapzewitſch (20,000 M.) erreichten am 9. Bertus, wo auch Bluͤcher fein Hauptquartier nahm. So vereinzelt fand bie fchlefifche Armee, als Napoleon mit den Garden (29,500 M.), dem Corps von Marmont (7000 DM.) und Ney (8000 M.), dem 1. und 2. Cavaleriecorps (6270 M.), alfo mit einer Armee von 50,570 M.*) am 9. Über Nogent und Villenoxe Sézanne erreichte, und von da

y. Bei Ghampenubert 10. Febr, bei Montmirall 14. Yehr., Ehateau Thierrv (f. Thierry) 12. Febr., bei Vauchamp ben 14. Febr.

**) Die Eorps Dubinot und Victor waren zur Wertheibigung ber Geineüber- gaͤnge der großen Armee gegenüber geblichen.

602 Montmirail. (Gefecht 1814.)

Diviſion Ricard) im Gehoͤlz bei Baily. Die Div. Friant blieb in Batalt: lonecolonnen anf ber Straße von Meaur nad) Chaͤlons. Das Gefech begann um 11 Uhr auf dem linken Fluͤgel der Ruffen, wo der Fuͤrſt Eicherbatow das Dorf Blefjine nahm, was von ben franzöfifhen Vortruppen befegt wer. Die Franzoſen beſchraͤnkten ſich überall nur auf die Vertheidigung, und erfl gegen 2 Uhr, als auch die Div. Midyel bei Montmirail angelommen war, befahl Napoleon, zum Angriff Üüberzugehen. Er hielt baute Epine für ben enticheidenden Punct des Schlachtfeldes, und richtete daher auch dorthin feinen Hauptangriff. Dem General Nanfouty befahl Napoleon, von Marchais aus gegen Epine=saur bis zur Umgehung des ruffifchen rechten Fluͤgels vorzugehen. Gleichzeitig avancirte Gen. Friant mit 4 Bat. ber alten Garde, gegen die Meierei Haute Epine, und nahm fie mit Sturm. General Sacken erkannte jest die Uebermacht des Feindes, und verfuchte nun, fi) links über die Strafe von Menur nad Chälons nah Fontenelle auf ber Straße von Chätesu Thierry zu ziehen, um fi dort wo moͤglich mit Dort zu vereinigen. Napoleon inzwiſchen durchſchaute ſogleich die Ab: ſicht des Feindes, ließ die ruſſiſche Cavalerie durch 3 Cavaleriebivifionen unter Nanfouty feithalten, und befahl dem Gen. Guyot, mit den 4 Escab. vom Dienft die feindliche Infanterie auf der großen Straße von la Ferté f. 3. anzugreifen. Diefe Attaque ward gut ausgeführt, und fügte den Ruf: fen großen Schaden zu; dennoch aber gelang «8 diefen, den beabſichtigten Marfch gegen Kontenelle auszuführen. Bu derfelben Belt, als General Friant gegen Daute Epine vorrüdte, debouchirte die Spige des Vork fchen Gorps (die 1. und 7. Infanteriebrigade) aus Bontenelle 14 Meile nordweſt⸗ lich von Montmirail. Die Referveartilierie war ber grundlofen Wege hal: ber nach Chateau Thierry zuruͤckgeſchickt worden, welches von der 8. Jufan⸗ teriebrigade des Prinzen Wilhelm von Preußen beſetzt blieb, um den Ueber⸗ gang uͤber die Marne zu decken. Die 1. preuß. Brigade, unter dem Gen. Pirch II., beſetzte die Anhoͤhen bei dem ſuͤdlich Fontenelle liegenden Vorwerk les Tourneur; das weſtlich hiervon liegende Gehoͤlz warb mir Si: gern und Echüsen und 6 Geſchuͤtzen befegt, welche fogleich ihr Feuer gegen den rechten franzofiihen Flügel begannen. Gen. York hoffte durch cinen Angriff gegen die aus Bleſſine, weldyes von ben Franzoſen wieder genom⸗ men war, vorrüdenden ftanzoͤſiſchen Batalllone den Gefecht eine gümitige Wendung zu geben. Gen. Pirdy IL. ging daher mit 4 Bat., Denen ber Ueberreit der Brigade als Soutien folgte, dem Zeinde entgegen; allein Mor: tier führte 6 Bat. der Div. Michel, welche noch nicht im Gefecht geweſen waren, den Preußen entgegen, ſchlug fie zuruͤck, nahm den Wald, und ver folgte die Fliehenden bis Fontenelle. Waͤhrend deffen hatte auf dem linken Flügel ber Zranzofen der Kampf heftig fortgedauert. Die 18. ruff. Snfanteriedivifion Bernadoffow verlor und nahm, unbelümmert, was linke von ihr vorging, die Dörfer Pomeſſon und Macchais mehrmals, und hatte eben die Div. Marnier aus legtgenanntem Dorfe zurückgeſchlagen, ale Nas poleon fein Augenmerk auf diefen Thell des Schlachtfeldes wandte. Er befahl ſogleich dem Grafen Defrance, mit den Gardes d’honmeur auf ber Straße von la Ferté f. I. bis Epine aur bois vorzugehen, dann links eins zufchwenten, und fo den Ruffen den Rüdzug abzufchneiden. Zu gleicher Seit führten der Marſchall Lefebre und Graf Bertrand 2 Sägerbataillone mit gefäutem Bajonet gegen Marchais, während Gen. Ricard Pomeſſon verließ, und längs dem Grund gegen Marchais vorging. Diele 3 Colon» nen drangen zu gleicher Zeit in das Dorf ein, und bie Ruffen mußten ber Uebermacht weichen, welche felbft das ſtarke feindliche Gefhüpfener nicht zum

004 Montroſe.

die Hälfte des Corps warb getoͤdtet oder gefangen. Obgleich bie Wenbee nad) dem Gefechte ſogleich gegen Saumur zogen, und Selmont nidyt ver: folgten, fo ging diefer doch unaufhaltfam zuruͤck, und wagte erft in Niort Halt zu machen.

(Vergl. Der Kampf im weſtl. Frankreich 1793 1706)

Montrofe, James Graham, Earl von, Graf von Kinkardin, Generaliffimus und Vicekönig von Schottland unter Karl I, berühmt während ber Kämpfe, welche diefer König gegen das Parlament führte. DM. fchlug den Oberſten Cromwell in mehreren Gefechten, zeichnete ſich namentlich in der Schlacht bei Dort, den 2. Zuli 1644, aus, in ber die Königlichen unter dem Prinz Rupert von ben Parlamentötruppen total geſchlagen wurden, und vermunbete Crommell mit eigener Hand. Mach dies fer ungluͤcklichen Schladht ging M. mit ausgebehnten Vollmachten nad Schottland, um dort ein Heer zu werben. Nach vielen Wiberwärtigkeiten, und theils auf eigene Koften, ward es ihm möglich, 3000 Hochländer bei Strathearn in der Grafſchaft Perth zu ſammeln, und mit dieſen ein Heines Corps Irlaͤnder, unter Colkiko, zu vereinigen. Trotz ber Ueberlegenheit ber Parlamentötruppen unter dem Marquis d' Anguien focht M. anfangs glücklich, eroberte Perth und mehrere andere wichtige Pläge, erzielte aber body Beine großen Erfolge, da nad) der damaligen Sitte ber Hochländer diefe nach einer Schlacht aud) den Feldzug für beendigt hielten, und maren fie geſchlagen, fih in die Ge birge flüchteten, oder hatten fie gejiege, mit ber gewonnenen Beute nach der Heimath zuruͤckkehrten. M. fah fi) dadurch oft genöthigt, ſich vor bemfelben Feind zurücdzuzichen, den er fo eben gefchlagen hatte, und konnte bie erruns genen Bortheile nie verfolgen. In dieſer fchwierigen Lage fuchte er durch Schnelligkeit den Mangel an Stärke zu erfegen. Er ging von Perth über Dundee nad) Aberdeen, griff bier ein Corps Gonventstruppen von 3000 Mann unter bem Korb Burleigh an, erfocht unter den Mauern der Stadt einen volftändigen Sieg, und nahm 2000 M. gefangen. Da inzwifchen mehrere erwartete Verflärtungen nicht anlangten, dagegen der Graf von Argyle gegen ihn im Anzuge war, zog fih M. 1645 in bie Dochlande zu: ruͤck, theils um dort frifche Truppen zu werben, theils, weil das dortige Terrain bei feinen wenigen Mitteln ſich beffer zur Defenfive eignete. Waͤh⸗ rend Argyle vom Parlament ben Befehl erhielt, den Grafen Montrofe an: zugreifen und zu vernichten, verftärkte fich diefer immer mehr, und jener, um feine Verantwortung auf fi zu laden, Legte den Oberbefehl nieder. Montrofe ging daher noh im Monat Decbhr. trog aller Schwierigkeiten über das Gebirge, und drang, fein kleines Heer in 3 Abtheilungen getheilt, ohne großen Widerftand verheerend in die Grafſchaft Argyle- Inzwiſchen ftellte fi) ein Corps, meift aus Reiterei beftehend, unter dem Gen. Baillie, fo wie ein anderes von 3000 Mann bei Dumbarton ihm entgegen, während ſich auch im Norden unter dem Grafen Eeaforth Truppen fammelten. Aber fein unternehmenber Geift mußte mit großer Entfchloffenheit fidy dieſer ſchwie⸗ rigen Lage zu entziehen; er ging In Eilmärfchen nady den noͤrdlichen Gebirgen, iind verhinderte dadurch die Vereinigung des Grafen Seaforth mit Argole. Ueber Letzteren erfocht er am Fluſſe Lochy, beim Schloffe Inverlohy am 2. Febr. 1645 einen entfcheidenden Sieg, duch welchen Edinburg in icine Hände fiel. Allein bald nahm die Sache des Königs eine fehr unglüdliche Wendung; er wurbe in verfchiedenen Schlachten gefchlagen,, feine Armes in England vernichtet, und faſt alle ihm treu ‚gebliebenen feften Plüge erobert. Lord Digby, der mit 1500 Reitern in Schottland einruden, und fid) mit

086 Moor. Moorr.

mit dem er buch die Woywodſchaften Lenczycz und Kaliſch nad) Qujavim rückte, wo fich fein Gegner bereits befand. Deſſen Zcuppen, 12,000 Man ſtark, zu denen noch 6000 Edelleute aus Großpolen und den Diſtricten von Sendomir und Krakau geflogen waren, hatten anfanglih ein Lager bei Pakosk bezogen. Am 13. Juli kam es zum Gefecht bei Montwey, von dem jedoch Leine nähern Detaild bekannt find. Lubomirsli gewann mit geringem Verluſte die Schlacht; bie Eönigliche Armee verlor 4000 Xobte, und zog ſich in die Gegend von Rawa zurid. Die ihr abgenommenen Gefangenen entließ Lubomirski ohne Loͤſegeld, wendete fid dann nach Bryedg in Gujavien, und fchloß ſchon am 31. Zuli in dem Dorfe Sengariko einen Frieden mit dem Könige. (Stolterforh, Geſchichte von Polen. Danzig, 1766. Les fastes du royaume de Pologne. Paris, 1769.)

. E.W.

Moor heißt dasjenige Weichland, wo ber weiche, ſchwammige, rotk ober ſchwarzbraune Boden aus einer cigenthümlichen Erde, der Moorerde, beftcht, welche ein Gemiſch von Erde, Waſſer, verweilen oder noch feften Dflanzen, oͤligen Theilen und Gerbeftoffen bildet, getrodnet meift mehr oder weniger brennbar iſt, auch häufig als Torf zum Brennmaterlal dient. Man findet die Moore -oft in großer Ausdehnung, am häufigften in dem Niederungen, befonders in nördlichen Gegenden, unter einem feuchten Dim: melsſtriche, wie in Dolland, oder auf mäßigen Erhebungen bes KBodens, wie in der Lüneburger Haide, in England und Schottland, desgleichen auch mitten in Deutfhland, 3. B. im Leipziger Kreife. Eie find jedoch auch im Gebirge nicht felten, und es befteht faſt die ganze Oberflädhe des Brocken⸗ und ein Theil des Miefengebirges aus TZorfmooren. Ueber die Macur und Entſtehung dieſer Torferde iR man immer noch nit ganz im Klaren. |

Man findet darin eben fowohl ganze Lagen verkohlter Baumflämme, als Knochen menfchlicher und thierifcher Körper in großer Tiefe. In manchen Gegenden fcheint diefe Erde ſich fortwährend aufs Neue zu erzeusen. Diefe Art Weichland ift den Beroegungen der Truppen außerhalb der sc: bahnten Wege oft fehr hinderlich, und der Militair muß daher ihre Außeren Merkmale Eennen, um das Zerrain richtig zu beurtheilen. Die Oberfläce dee Moore iſt gewöhnlich mit einer mehr oder weniger feſten Pflanzendede, aud) wohl mit einzelnen Sträudern und Nudelbäumen bedeckt. Am tür: figften trifft man Heidekraut, Heidels uud Preifelöbeeren, auch eine gro&: Menge von Moofen an. Der Boden iſt zwar an vielen Stellen feft, bis weiten aber audy durch Spalten zerriffen, ſchwankend und unter der Dedi mit einem Waſſer von dunkelbrauner Zarbe angefüllt, fo daB man kaum feften Grund finden kann. Kin ſolches Terrain ift alfo mit großer Ver: ſicht zu betreten, für Cavalerie und Artillerie aber meiſt ungangbar. Z.

Moore, Sir John, der Sohn eines Arztes, geboren zu Glasgen 1761, trat, 15 Jahr alt, ale Faͤhndrich in das 51. Infanterieregiment, | focht mit dieſem während des Kriegs in Nordamerika, wurde aber 1783 auf Wartegeld geſezt. Im Jahte 1788 rückte er wieder auf den Etat, fland 1793 mit feinem Regimente in Gibraltar, wurbe 1794 nady Corſica ver fegt, und erhielt dort vom General Stewart ein befonderes Commande. Nachdem er ſich bei der Belagerung von Galvi und beim Sturme auf das Sort Morello ausgezeichnet hatte, wurde er zum Generaladiutanten ernannt, begleitete feinen Chef 1795 nady London, und ward als Brigadier bei einem Corps franzöfifcher Emigranten angeſtellt. Im Zebruar 1796 ubernahm M. das Commando der Brigade Perrpn, fegelte nach Weftindien, um zur |

Moorlauterm - Moreau. :669

Jahre alt, das Ziel einer shremvollen militairiſchen Laufbahn fand. Eine Kanonenkugel riß ihm bie linke Schulter weg; er wurbe nach Corufig gebracht, und farb dort wenige Stunden barauf. Das dankbare England ehste fein Andenken durch ein Denkmal in der St. Paulskirche zu London; ein anderes wurde ihm in feiner Vaterſtadt Glasgow errichte. Sein Bruber . Jacob Moore hat in einer Schrift „Sefchichte der Seldzüge ber englifchen Armee in Spanien” genaue Nachrichten über fein Benehmen in Spanien

. (Biograpbie universelle ancienne et moderne. Tom. 30. Dats _ flellung ber Kriegöbegebenheiten in Spanien und Portugal und in Gübs frankreich, von 3. T. Jones, Oberftlieutenant bes Eönigl. großbritannifchen Ingenieurcorps. Europäifhhe Annalen, Jahrgang 1819. 3. Bd. Bio- graphie, nouvelle des contemporains.) Gtz. Moorlautern, Schlacht ben 29. und 30. November 1793, gleich⸗ bedeutend mit Kaiferslautern- (f. b.). Moosburg, Stabt in Baiern an ber Ifar, Gefecht am 21. April 1809, fiehe Landshut. | Mora war die Benennung ber SHauptabtheilungen des fpartanifchen Fußvolkes. Lykurg theilte die fireitbaren Spartaner in 6 Moren, jede Mora in 4 Lochen ([. d.) u. ſ. fe, eine Eintheilung, bie vieleicht mit den 6 Phylen, in welche das Volk zerfil, in Bezug fland. Die Stärke -ber Abtheilungen,, welche. ſtets ihre alten Namen behielten, war nichs immer bie felbe; fo ſchwanken die Angaben ber Stärke einer Mora zwiſchen 400 und 900 Dann, welche Verfchiedenheit fich indeſſen genügend erklären läßt, wenn man annimmt, daß jede Abtheilung ſtehende Form, gleich den neueren Cadres, war, bern Stärke nad dem jebesmaligen Aufgebote fich richtete. Die Befehlshaber der Moren hießen Polemardyen , wohnten mit bem Könige unter einem Zelte, und bildeten mit ibm eine Art Kriegsrath. . (Manfo, Sparta, I, Bei. 14. Sturz, Lex. Xenoph. III. p. 172 . 174. Martini, de spart, mora. Ratisb, 1771, 4.) C. 3J Moraſt iſt gleichſam ber Uebergang vom Moor zum Waffer, indem die flüffigen Theile Hier vorherrſchen. Gewoͤhnlich iſt es Thon⸗ und Lehm⸗ erde, welche ein angeſammeltes Waſſer, das aus irgend einer Urſache nicht abfließen oder in den Boden tief eindringen kann, aufgeloͤſt hat, und mit welchem es nun eine Maſſe bildet, die ſchwere Koͤrper nicht zu tragen ver⸗ mag. Dieſes Waſſer verſchwindet oder verdunſtet bisweilen, und baun wird der Moraſt gangbar. Wenn daher auch Moraͤſte im. Allgemeinen. gie . gute Annäherungshindernifie zu betrachten find, fo muß man ihre derma⸗ lige Beſchaffenheit doch immer fehr fergfältig unterfuchen, ‚bevor man ſich binter ihnen völlig ficher glauben barfı | =

Ps. Mordfchläge waren kurze Stüde Flintenlaufe, welche man ehebem, mit zwei oder mehreren Kugeln geladen,. in die Brand > und Leuchtlugein zwifchen die Rippen der Leinenumſchnuͤrung einfhlug, um ben Feind yon dem Verſuch des Ausloͤſchens jener Feuerwerkskoͤrper abzuhalten.

Ry. More, Dean Victor, Dbergeneral ber franzoͤſiſchen Republik. Dem 11. Auguft 1763 zu Morlair in der Bretagne geboren, und mit fel- tenen Anlagen begabt, beftimmte ihn fein Vater, ein wohlhabender und wegen feiner Rechtſchaffenheit allgemein geachteter Advocat, für die richtee⸗ Militair⸗Conv.⸗ Lexicon V. Bd. —X

More. ar

sent: Kankheit initeniankftifch bein Oberbefehl uͤber die Notbarite gefaͤhrt, und hist. ihn mach der Eroberung Hollands zum zweiten Male, da Pk chegru die oberſte Leitung ‚aller im Norden und DOften ftebenden franzöfifchen Armeen übernommen. hatte. Moresu’s ganze Thätigkeit im Jahre 1795 hefchraͤnkte ſich jedoch auf: den Entwurf eines Vertheidigungsplans für bim Fall, baß bie-Engländen eine Landung in Holland verfuchen follten, bie nicht: In ihren Plane Ing. Wald fohte ihm aber ein geößerer Wirkung kreis; zu Thell werden. Pichegru hatte im Feldzuge 1295. die Erwar⸗ Aungen Frankreichs nicht gerechtfertigt, uͤberhaupt durch manche auffallende Masregel das Mißtranuen der Patrioten erregt, und den Haß der Truppen ‚auf ſich geladen. Bei den Abſichten ber franzoͤſiſchen Regierung im Jahre 1796 war es durchaus nothwendig, einen Mann an die Spitze der Rheins and Mofelarmer zu ſtellen, der wenigſtens mehr Vertrauen einſtoͤßte. Die Wahl fiel auf Moreau. Der neue Feldherr galt für einen der beften Dis vifiondgenerale und. war es auch; doch forderte die höhere Stellung ein größere® Maß von: Charakterflärke, welche ihm abging. Bevor der Feldzug eröffnet. wurde, formirte Moreau feine aus acht Divifionen und. einer Reſervecavaleriediviſion beftehende Armee in vier Corps, behielt fidy aber- bie -fperielle Leitung. des vierten (Mefervecorpe) vor; eine Maßregel, die viel nachtheilige Kolgen hatte, und [you damals keinen Beifall fand, weil- bie drei neuen Qarpscommandanten, Defair, Gouvion St. Eye und Ferino, nicht. genug Selbftftändigkeic erhielten, gleichwohl aber eine große. Verant⸗ wortlichkeit übernehmen mußten. Es war bie Abfiht der frangöfifchen Re: ‚gierung, daß die beiten unter Moreau und Jourdan am Rheine fichenben Armeen biefen. Strom überfchtelten, und in Deutfchland eindringen folften. Moreau bewirkte feinen Uebergang bei Straßburg (f. Kehl), und es iſt ‚Diefe Operation, in Ruͤckſicht auf Einleitung und Ausführung, unftreitig ‚die geſchickteſte in feiner ganzen Feldherrnlaufbahnz doc, hatte auch ber General Reynier (Chef des Beneralftabes) Theil an dem dadurch erworbenen NRuhme. Der erfte wichtige Schritt. in dieſem thatenreichen Seldzuge war gluͤcklich vollbracht. - Aber gleich darauf gab Moreau Proben von jener Un: ſchluͤſſigkeit, Die ihn fpdter : fo oft.um ale Früchte feiner Siege brachte. Bu wenig. betannt mit der Beſchaffenheit des Schwarzwalbgebirges, wagte Moreau nicht, den erhaltenen Befehlen gemäß, an ben obern Nedar zu mar: ſchiren; täßt.fich auch das aus andern Gründen entſchuldigen, fo befremdet es doch, den General Moreau erft nach mehreren Tagen im Mheinthale vor: dringen zu ſehen, wodurch fein Gegner, der 5.3:M. Eatour, Zeit gewann, feine in einen endloſen Cordon aufgelöften Zruppen zu sereinigen. Mad) den Gefechten bei Renchen und Kuppenheim (f. d.) ſtieß Morenu auf ben Erzherzog Karl, weicher mit einem: Corps dem 8.3.M. Latour zu Hüfe gerilt mar. Durch diefe Verſaͤumniſſe hatte Moreau alle Anfangs errun: ‚genen Vortheile wieder verloren, und mußte ſich jetzt mit geringeren Streit: kraͤften zu einer. Schlacht emtfchließen, von beren Ausgang ber Beſitz bes Mheinthales abhing. Diefe Schlaht fand den 9. Jull bei den Dörfern Malſch und Rothenſohl Etatt (f. d.); ihe Erfolg war ſehr zweifelhaft, und würde bei fortgefegtem Angriffe der Oeſtreicher die franzoͤſiſche Armee anfehlbar zum Rüdzuge bis Kehl gendthigt haben, wenn nicht der Erzherzog ſelbſt den Ruͤckzug nah Pforzheim angetreten hätte. Diefer unbegreifliche Entſchluß ließ Moreau als Sieger: erſcheinen, und konnte unberechenbare Folgen haben, wenn ber franzoͤſiſche Feldherr daraus Nutzen zu ziehen vor fland. Aber ſteto unfchlüffig, ob er ſich Jourdan nähern, ber damals bie an: ben unten Main vorgerhdit. war, oder dem Erperiog duch einen

613 Morean.

ſchnellen Marſch gegen Stuttgart ben Paß nach des Donauthals verlegen ſollte, verftrihen 10 Tage in Kreuz: und Querzuͤgen, im welcher

Öftreichifche Feldherr feine Armee binter dem obern Medar 'aufgeftellt Hate, wodurch er völlige Zreiheit des Ruͤckzugs erhielt, ber auch bald bis im bie Gegend von Nördlingen fortgefegt wurde. Moreaun folgte fo langſam nach, daß bie Deftreicyer in der rauhen Alp niche einmal ein Befdhig verlosen, obgleidy durch den Abfall der ſchwaͤbiſchen Kreisteuppn und den Abmarih der Sachſen die Ueberlegenheit jeht ganz auf Seiten ber Sranzofen war. Dem Erzherzoge wurbe es dadurch möglich, das Corps be6 Gem. Frehich

bes an ſich zu ziehen, der bisher im Breisgau dem Gen. Ferino gegeuiher

aeftanden hatte, wodurch fo ziemlich das Gleichgewicht wieder hergeſtellt wurde Die Schlacht bei Neresheim (f. d.), vom Erzherzog ohne Noch begonnen und aus Unvermögen wieder abgebrochen, änderte an unb fe in den ſtrategiſchen Verhaͤltniſſen beiber Parteien. As aber der oͤſtreichiſche Feldherr mit der Hauptmacht gleich darauf zur Vereinigung mit Wartens leben abmarfchirte (f. Teining und Neumark), welcher vor Yourdaz bis nach Amberg zurudgewichen war, bot fi Moresu die fchönfte Gele genheit bar, bem ganzen Feldzuge ſchnell eine entfcheibende Wendung u geben, er mochte fih nun Jourdan nähern, ober ben Marſch gegen Sie gensburg fortfegen. Man erblickte jedoch den franzöfildden Belbherrw Hier in einer unbegreiflihen Sorglofigkeit und Unfchiäffigkeit, welche durch bie ſich allerdings oft widerfprecdhenden Befehle und Inftructienen der Megieram

8 i

nicht entſchuldigt werben können; denn man bat fich ſpaͤter auch wmicht daran gelehrt, und nur gethan, was bie eingetretenen Umſtaͤnde zu for

dern fchienen. Erft ſechs Tage nach der Schiacht bei. Neresheim ging Pie

veau auf das rechte Donauufer, und marfchirte nach Augsburg, we er den

23. Auguſt anlam, ſich mit Ferino vereinigte, den folgenden Tag den Led

überfcheitt, und den 5.3.M. Latour bei Friedberg [hing (f. d). An te |

Spige einer fiegreichen Armee von 60,000 Mann ftand Moreau jetzt mein in Baiern, und hatte im weiten Umkreiſe keinen Feind zu fürdhten. Die erlangte Gewißheit, daß der Erzherzog gegen Jourdan marfchirt ſei, ber dadurch zum fchleunigen Rüdyuge gezwungen werben fonnte, mußte jetzt fle Moreau ein mächtiger Sporn werden, Baiern gänzlich zu unterwerfen und Deftceich zu bedrohen ; fehlte es hierzu an Unternehmungsgelft, fo mußte wenisftens der Erzherzog durch eine ſtarke Entfendung in deſſen Rücken im Giegestauf aufgehalten werden. Unbegreiflicer Weiſe chat Moreau miches, mas den Erzherzog ernſtlich hätte beforgt machen können, und fo eimgen nicht nur alle Vortheile verloren, die Jourdan in Franken errungen batte, fondern der gefchlagene Latour fand auch Muße, feine getrennten Corps m retten. Faſt drei Wochen verſtrichen in Unchätigleitz denn die Gefechte bei Geifenfeld und Neuburg waren nur abgemwehrte Angriffe des unermüd⸗ lihen Latour, welcher durch die Ankunft des Gen. Nauendorff mit 9000 Mann an der Donau frifchen Muth befommen hatte. Dee einzige errum gene Wortheil befand in einem Waffenftiuftande mit Baiern, der leicht früher erlangt werden konnte. Wenn man berüdfidhtigt, daß der Kurfuͤrſt ſchon Längft einen Theil am Kriege gegen Frankreich genommen hatte, woraus deffen politiſche Abfichten fich errathen ließen, und daß Latour nad dem unglüdlihen Gefecht bei Friedberg mit hoͤchſtens 15,000 Mann Pas ganze Land zwiſchen der Donau und dem tatoler Gebirge zu decken hatte, da Frehlich von Letzterem fidy nicht entfernen durfte: fo erregt es allerdings Berwunderung, wenn 60,000 Franzoſen die Offenfive einftellen, waͤhrend eine andere ranz. Armee von geringerer Stärke jenſeits der Donau einen ungleichen

Moreau. 613

Bertheibigungslampf zu führen hat. Die nachtheiligen Folgen blieben auch nicht außen ; denn Jourdan war bereits bei Würzburg gefchlagen (f. d.), und auch aus feiner Stellung hinter ber Lahn (f. d.) vertrieben worden, ald Morean noch in dem Winkel zroifchen ber Donau und dem Lech fand, unſchluͤſſig, ob er vorwärts oder ruͤckwaͤrts gehen follte. In Paris war man über dieſes Zaudern eben fo aufgebracht als bei ber Armee, und befahl endlich dem Gen. Moreau, in des Erzherzogs Ruͤcken zu marſchiren, was jegt freilich wenig nügen konnte. Moreau hatte aud) keine Luft dazu, fondern trat den Rückzug an den Öberrhein an. Dieſer Ruͤckzug ift lange Zeit als ein Meiſterſtuͤck betrachtet worden; Napoleon nennt ihn einen ungeheuren Fehler, und als folcher exfcheint er auch in fofern, weil es in ber That wenig Beiſpiele in ber Geſchichte gibt, daß ein fiegreicher und überlegener Felb⸗ here in einem bereits unterworfenen Lande vor einem mehrmals gefchlagenen Gegner das Feld geraͤumt babe. Die Siege. der Deftreicher in Franken konnten durch Siege der Sranzofen in Baiern und Oeſtreich, oder auch Im Tyrol, um fo Leichter ausgeglichen werben, da der Schwerpunct jeden Falls auf dem rechten und nicht auf: dens linken Donauufer zu fudhen war. Was Die Ausführung jenes Ruͤckzugs beteifft, fo bietet dieſelde ebenfalls Leine glänzende Seite dar. Latour wurde. von Moreau bei Biberach ges ſchlagen (f. d.), weil er fich unterfianden hatte, mit 22,000 Diann 40,000 Fränzoſen gegenüber in drohender Stellung zu verweilen. Das war ganz in der Drönung. Statt aber nun ohne Verzug den Rüdzug gegen Straß burg auf dem kuͤrzeſten Wege fortzufegen (das Kinzigthal), um früher dort anzukommen, als es dem Erzherzoge möglich war, eine impoſante Macht in Nheinthale zu vereinigen, gab Moreau allerhand Bedenklichkeiten Raum, und ſchlug emdlich den befchwerlichen Weg durch das Höllenthal ein. Diefe Periode. fcheint allerdings die gefahrvolifte bes ganzen Ruͤckzugs gewefen zu fein; denn die oͤſtreich. Streitkräfte waren damals in einem Halbkreiſe ders tbeitt, wie folgt: Gen. Frehlich mit 15 Batalllonen, 17 Schwadronen bei Stockach, im Marfche nach Neuftadt, am oͤſtlichen Eingange des Höllen: thals; Gem. Latour mit 20 Bataillonen, 40 Schwabronen bei Moͤskirch, im Marfche nah Willingen; General Rauendorff mit 8 Bataillonen, 80 Schwadeonen bei Rothweil, mit Abtheilungen bei Elzach, wohin der Marſch ging; Gen. Petraſch mit 3 Bataillonen bei Hornberg, 3 Bataillonen bei Meuftadt zur Vertheidigung bes Hoͤllenthals, wozu auch der ſchwaͤbiſche Zandflurm verwendet wurde, 3 Bataillonen, 11 Schwabronen zur Beobach⸗ tung bes Bruͤckenkopfs bei Kehl, deſſen Wegnahme früher mißlungen war (€ Kehl)). Diele Streitmacht belief ſich zwar auf mindeſtens 46,000 Mann, zu derm Verſtaͤrkung ber Erzherzog mit 8500 Mann von Naftabt anrüdte, Mowau batte. aber den Gen. Ferino wieder an ſich gezogen, ſtand nılt etwa noch 55,000 Mann coneenteirt im Mittelpuncte (bei Donaueſchin⸗ gen, Geifingen und Zürftenbery), und konnte fi) nad Gefallen uͤderall bie Bahn brechen, da feine Gegner vier unabhängigen und nicht übereinftim: menden Befehlshabern gehorchten, audy durch hohe Gebirge an gegenfels tiger Unterflügung gehindert wurden. Der Rüdzug durch das nur ſchwach vertgeidigte Hoͤllenthal fand alfo ohne Schwierigkeiten Statt, und am 16. Dctober hatte Morenu feine ganze Armee bei Freiburg vereinigt. Ein ent⸗ ſchloſſenes Vorcüden gegen Kehl würde öftreichifcher Seite gar nicht zu ver» hindern. getvefen fein,. unterblieb aber eben fo, wie ein Rückzug auf das linke Rheinufer, ber noch weniger angefochten werden konnte. Die Folge

*) Auf biefen Yuncten fanden Die genannten Gorps vom 8. unb 9. Ditober.

613 Moral

davon war die Schlacht bei Em mending en edry, die Dim Gen. Mo reau ganz unerwartet kam, unb verlosen: wırda Dadurch warb bem Ruͤckzuge vollends aller Glanz geraubt, ben die unentſchieden gebliebene Schlacht. bei Schliengen (ſ d.) auch nicht: wieber auffeifchen konnte, weit der franzoͤſiſche Feldherr feinen Gegner entweder vollſtaͤndig befiegen, ober ohne Kampf auf das linke Rheinufer weichen, und bei Straßburg wieder auf das rechte Ufer gehen mußte. Deutſchlands Felbherr erntete ſonach die Schchte feiner Anſtrengungen, und bat keineowegs Uvfache, dem Feld⸗ beren der Republikaner fo großes Lob zu ſpenden. Die Vertheibigung der Bruͤckenkoͤpfe bei Kehl und Hlningen niachte den Beſchluß, fie wurden aber den Franzoſen emtriffen. Bet dee großen Ueberlegenheit, womit Moreau in dem nur wenige Wochen dauernden Feldzuge 1797 das sechte Rheinufer betrat (f. Killſtaͤdt), "Sinnen bie errungenen Vortheilt nicht ſehr hoch angeſchlagen werden; aud) hatte Moreau's Felbherratuhm damals viel verloren. Was ihm aber:tn der Öffentlichen. Meinung mod) mehr ſchadete, war die Verheimlichung ber Verraͤtherei Pichegru's, wovon er die ſprechendſten Beweiſe in Händen hatte. Wenn ſich Moccan deßhalb mit den Pflichten der Freundſchaft entſchuldigen wi, To mußte er auch ſpaͤter bie aufgefangene Correſpondenz zwiſchen Pichegru und dem Emigrautengeneral Klinglin nicht ausliefern, und feine Verachtung zur Schau tragen. In Felge der von ber Regierung erhaltenen Vorwuürfe verlangte Moreau ſeine Ent laffung, bie ihm auch gewaͤhrt wurde. Im Jahre ‘1798 war jebody fe großer Mängel an Generalen, daß M. wieder in Acttoktäe-trat.. Er wurde Anfangs als Generalinſpecteur angeflellt, dann mit zur Berathung bes Feld⸗ zugspfanes gejegen, und 1799 der In Obreitalien unter Otpemer's Befehlen fiehenden Armee zugetheilt. Der Dberbeſehl giug ſedoch ſchon bei Gaſſtino (f. d.) an Moreau Über, welcher bie geichlagene Armee gegen Piemont zus rüdführte, und nach mandem Umwege zwiſchen Alefſandria und Valenza Stellung nahm, wo er die Vereinigung mit der unter Mardenald aus Neapel kommenden Armee erwarten wollte. Allein nad dem ungluͤcklichen Sefeht bei San Giuliano (f. Maren go) fah er ſich genoͤthigt In bir Apenninen zuruͤckzuweichen, vertiefte ſich jedoch zu ſehr in das Gebirge, und war nachher außer Stande, zu Gunften Macdenald's, ber an der Trebbia (f. d.) einen bartnädigen Kampf niit Sımearow -zu beſtehen hatte, beffen Rüden wirffam zu bedrohen. Zwar gelang es Moreau, die. Gitadelle von Zortona (f. d.) zu enefegen, und ein öftreichiiches Corps bei Gaffino geoffo gu ſchlagen (20. Juni), aber die an-:demfelben Tage "erfolgte Uebergabe von Turin und Macdonald's Niederlage veraniaften Moreau, in bie Gebirge zurädzufehren. Bald darauf erhielt Joubert (ſ. d.) den Oberbefehl, und Moreau follte bie Rheinarmee uͤbernehmen. Auf Bitten des Erſteren ver sögerte er jedoch die Abreife, ‘wohnte ber Schlacht bi Movi bei, übemabm in bderfelden noch einmal ben Oberbefehl, da Jonbert gleich Aufınga ger töbtet wurbe, und ficherte wenigſtens den Müdzug- nach Genus. Moreau bderlor in biefer Schlacht brei Pferde, ward ſelbſt an dee Schuster verwun⸗ ‚Det, und ſetzte ſich Überhaupt den größten Gefahren aus. Balb darauf die Armee dem neuen Obergeneral Championnet Übergebend, reiſte Morrau nach Paris ab, um feine Inſtructionen zu vernehmen. Die Meglerung fuchte damals eine Stüpe gegen bie immer heftiger werdenden Angriffe ber Factionen, umb glaubte fie in Moreau gefunden zu ‚haben. Diefer erwartete

abet, größeres Heil für Frankreich von bem damals ganz unerwartet auf

Aegypten zuruͤckkehrenden General Bonaparte. Nach kurzer Untersebung mit

dieſem flellte fi Moreau mit. den Worten zu. ſeiner Verfügung: „Ih wii?

Moream, 015,

genug, es bebarf keiner weiten Erklaͤrung; Sie haben an mic einen Adjus tanten mehr; unfere Lage If von der Beſchaffenheit, daß fie nicht fdlimmer werden Tann.” In wenig Tagen war das Dirsctorium geftürzt, und Bor naparte fand als erfler Conful an ber Spige der neuen Regierung. Der Kampf gegen Deſtreich wurde jegt mit größerem Eifer fortgefegt, und Dos team "erhielt den Oberbefehl über die Mheins und Donauarmee, ungefähr 116,000 Dann ſtark; ſhm gegenüber ftand F. M. Kray mit 120,000 Fan. Die Hauptereigniffe zu Anfange ' des Feldzugs 1800 in Deutſchland fielen zwar zu Gunften der Franzofen aus (f. Engen, Möskirh und Bi: berad), doch war Vonaparte mit dem langfamen Vordringen Moreau’s nicht zufsieden, weil bei befferer Benukung der partiellen Siege viel größere Refultate'errungen werden fonnten.. Fray fuchte Schu unter den Kanonen von Ulm, und fand ihn and, ba Moreau um biefe Zeit einige Truppen nad) ber. Schwein jur Meferbearmee übgehen Laffen mußte, und. befhalb bie Dffenflooperationgir vorläufig einſtellte. Indeß war die Lage der Dinge von der Art, daß Krap die Gegend von Ulm balb verlaſſen, und bis Nörblin: gen zurüdgehen mußte; bie Verfolgung war dieß Mat Iebhafter als ges woͤhniich, doch machte ein Wäfenftitftand dem Kampfe bald ein Ende (15. Jul), As die Friſt abgelaufen mar, ergriffen bie inzwiſchen verftärkten Deſtreicher bie Dffenfive, holten’ ſich aber bei Hohenlinden <f d.) eine volfländige Niederlage. Moreau hat an biefem Siege als Selbhere eigentlich einen ſehr geringen Authell, ſchtleb Ihn auch groͤßtenthells dem entfchloffenen Benehmen feiner Generaͤle zu, bie faſt Überall nad) den Eingebungen ihted eigenen Genies handeln mußten, da bei der großen Were cinzelung ber Diolfionen eine planmäßlge Leltung derfelben ganz unmoͤgllch tar. In Felge dieſes Sieges chdte Moreau bis an die Traun vor, wo ein bis zum Äbſchluſſe des iunevlller Ftiebens verkingerter Waffenſtiuſtaud feiner kriegeriſchen Thaͤtigkelt ein Ziel ſetzte. Bonapacte hatte damals kel⸗ nen triftigen Grund, die Operationen feiner Generale zu Ecitificen und die begangenen Fehler madyzumelfen; nur darauf bedacht, feine Macht ale Conful zu befeftigen, ſuchte er die einflußreichften Perfonen durch Schmel⸗ chelelen und Belohnungen zu gewinnen. Es darf daher micht beftemden, wenn er bem General Moreau damals ‚ein Paar mit Diamanten veidy bes. fegte Piftoten überreichte, und die ſchmelcheihafte Bemerkung hinzufügte:, „x bebauere nur, daß wigen Mafigel an Raum die Namen ber erfochtenen Siege nicht. als hätten singegrabet werden können,” ſpaͤter aber über Mo⸗ reaus Zeldzlige eine Iharfe Keihe miederfährieb. Um dieſe Zelt verheirachete ſich Moreau mit einer jungen, [chönen, reifen, aber fehr flolzen Dame, deren Mutter noch viel ehrfüctiger war. Beide erfangten bald Ein⸗ Muß auf den General, der.jegt. dit lange entbehrte Ruhe des Friedens genoß und Kaher leicht In Intriguen vertolitelt werben Eonnte- VBonaparte's Streben nach ‚der Alleinhertſchaft hatze Moreau ſchon laͤngſt verbroffen, und bie in den Tulllerien eingeführte liquette Beide die Grauen, welche der Ge mahlin bes ten Sonfüts nut mit Miderpollten den Verdung ließen. ort: während. von Schimeldtern und Xufhegern umgeben, side Morrau übet den erften Canful.immer meh aufgebracht, und beleidigte dieſen foger durch die verweigerte Annahme des Drdöns der Threnleglon. Der Tenſui auf Les bensgeie war ihm ein noch größerer Grgenftanid des Haſſes, umd je mo⸗ natchſſchet die Formen wurden, deſto repubillaniſcher Außerte fi) Moream. Pichegru und. Georges Caboudal glaußten In dem beleidigten oder ge: eeljten General eine mächtige Schpe. zu finden, und benwidslten Ihn Im eine Berfhidsung.“ Moreau eilt zwar alate I” "it, wurde

618 Moreau.

aber doch fo tief in die Sache verflochten, daß er dir Verhaftung wid entgehen konnte. Drei Monate brachte er im Tempel zu, wurde miohrmeais vor Bericht geſtellt, endlich auf eine, wie es fcheint, nicht ganz legale Weife des Hochverraths befchuldigt, aber auch wieder thellwelfe entſchul⸗ digt, und zu zweijaͤhrigem Gefängniß verurtheilt. Durch Vermittelung feb ner Gemahlin erhielt Moreau die Erlaubniß, die Strafzeit in den

ten Freiſtaaten Nordamerika's zujubringen, two er ohne Unfall anfamı (1806), und fih am Delaware anfäfjig machte. Hier führte er ein ſehr friedliches und zufriedenes Leben, ließ ſich aber durch falfche Freunde verleiten, im Sabre 1813 nad) Europa zurüdzutchren, landete den 24. Juli bei Gothenburg, und begab ſich von da nad) Prag, mo die Monarchen Rußlands, Deſtreich und Preußens verfammelt waren. In Alerander’s Gefolge wohnte Morcam der Schlacht bei Dresden bei, verlor am 27. Auguſt durch eine Kanone kugel beide Schenkel, überftand zwar gluͤcklich die Anputation, farb aber fünf Zage darauf. Seine Witwe erhielt vom Kaifer Alerander ein Geſchenk von einer halten Milton Rubel und eine jährliche Peuſion von 30,000 Ruben; König Ludwig XVII. verlieh the den Titel einer Marſchallin. Ei farb 1821. Dan hat damals behauptet, Morenu babe ben firategifchen Angriffsplan entworfen, und aud den Angriff gegen Dresden geleitet. &s ift aber erwiefen, daß er nicht nur Beinen Theil daran nahm, fondern auch ‚damit gar nicht einverflanden war. Die Anfichten übee DR'E Werth als Feldherr find fehr verfchiedben. Es gab eine Zelt, wo man in ihm bas Mufter aller Feldherren erblickte, und ihn noch liber Bonaparte ſtellte. Die Ereigniffe waren aber damals noch zu wenig genau bekannt, um ein Urtheil feſtſtellen und einen Vergleich machen zu koͤnnen. Allein fdyon die Erfolge beider Seldherren in den Zeldzügen 1796 und 1800 hätten den großen Un: terfchieb bezeichnen können. Was der Kaiſer Mapoleon fpäter auf BE's Kriegsfhauplage in Deutſchland ausführte, korinte faum noch einen Zweifel übrig laſſen. Von Natur mit einer weichen Seele begabt, und den ſinnli⸗ hen Genuͤſſen ergeben, überdieß ohne Ruhmſucht, war M. nicht ber Mam, geoße Refultate zu erringen. Er lebte mit feinen Generalen und Adjutan: ten auf zu gefellige Weife, als daß er von ihnen Immer pünctlidhen Geber: fam hätte verlangen Eönnen, wenn das mit großen Schwierigkeiten und Gefahren verknüpft, oder ihren Anfichten zuwider war. Zu fehr für das Wohlbefinden feiner Soldaten beforge, ließ er ihnen gern Zeit, ſich nad den gebabten Anftrengurngen zu erhofen. Die wichtligſten Feldherrnangele: genheiten wurben im Dauptquartiere oͤffentlich beſprochen, und deßhalb nicht fehr geheim gehalten. Zum Gh waren feine Unterbefehlshaber Männer von größerem Unternehmungsgeifte, und auch bie Truppen thaten oft mehr, als M. von ihnen forderte. Die größere kriegeriſche Thaͤtigkeit, welche in ber franzöfiihen Armee herrſchte, darf mithin and ats die Haupturſache Ihrer größeren Erfolge betrachtet werben. Es iſt ganz unriditig, wenn behauptet nid, M. babe eine neue Kriegsmethode erfunden; er führte dem Krieg wie Pichegru, Jourdan, Hoche und Andere, db. h. er lief die Div: fionen feiner Armee felbfiftändig operiten, und gab dadurch alle Vortheile cines geoxbneten Zuſammenwirkens auf, worte Mapoleon Meiſter war. Ein fefter Plan wurde niemald entworfen; M. befolgte entweder die erhaltenen Juſtructionen, ober ließ ſich durch die Schritte feiner Gegner und durch bie täglichen Ereignijfe beflimmen, vweßhalb er audy Immer weit hinter dem vor: geftedten Biele biieb. Was M's politiſche Denkungsart betrifft, fo Lift ihre ſelbſt Napoleon alle Gerechtigkeit wiberfahren, indem er nur zu gut wußte, daß die Gemahlin, Schwaͤgerin und Schwiegermutter M's bie Lraupt:

Moreaux. Meorgarten. (Schlacht 1315.) GIF

urſachen des Haſſes waren, welchen er in ber letzten Zeit gegen ben erſten —* und dann gegen ben franzoͤſ. Kaiſer im Herzen trug. Les ſemmes Font perdu,‘“ beißt es an mehreren Stellen feiner Memoiren. „Waͤre er mir teeu geblieben,” ſagt Napoleon, „ich hätte ihn zum Marfchall, zum Ders zog gemacht, und wicbe von ihm befier unterflügt worden fein, als von manchen Andern; denn er hatte ein gutes Herz.“ Wie aber M. fi) durch feine Handlungen kund gethan hat, kann er nur für einen Feldherrn zwei⸗ ten Ranges gelten, ber einem entichloffenen Heerfuͤhrer gegenüber —8 er diefen Rang nicht einmal behauptet Haben würde. Maſſena "

ionnet, Rey, übertrafen ihn an Thaͤtigkeit, ee Me nchet an Einſicht. Wer fi von ben franzöfifchen Mefehlshahen fpäter unter Napoleon noch ausgebildet hat, kann natuͤrlich nicht in Paral⸗ tele geftelie werden. —- Die Mehrzahl der deutfchen und Franzöffichen Bio⸗ graphlen M''s enthält, In Bezug auf die Operationen, fo viel Hebertreibuns gen und Unrichtigkelten,, daß man baraus eine ganz falſche Anſicht befommt. Mathieu Dumas ift zu fehr für, Saint: Cyr gegen Moreau eingenommen. Eine ziemlich unbefangene Würdigung feines Felbherrntalents findet ı man in Bacquancourt Cours d’art et d’histoire militeire, Pz.

Wioreaur, fernzöftfcher Dbergeneral. Dieſer Mann, über deſſen See tımft und frühere VBerhäteniffe alte Nachrichten fehlen, iſt oft mit dem vor⸗ ftehenden Feldherrn verwechfelt worben, obgleich der Name eine verſchiedene Endung bat. Moreaur war in den Feldzügen 1793, 94 und 95 mehr⸗ mals interimiſtiſcher und zuletzt wirklicher Dberbefehlöhaber der Mofelarmee, leitete die Belagerung von Luremburg, und flarb an einem gaſtriſchen Fie⸗ ber im $ebruar 1795. Der General Morean bingegen bat während dies’ fer Feldzuͤge ſtets bei ber Rorbarmee geſtanden, ift uͤberhanpt erſt im April: 1794 Divifiondgrneral geworden.

Morgarten, ein Berg im Thale des arseiyreaneons Zug. Schlacht den 15. November 1315 Herzog Leopold von Seſtreich hatte beſchioſſen, die Waldſtaͤdte ſeiner rrſchaft wieder zu unterwerfen, und zog im dieſer Abſicht beim Stein zu aden ein zahlreichrs Hrer zuſammen. In einem von ihm verſammelten Kriegtrathe ward feſtgeſetzt, die feindlichen Cantone Schwyz, Uri und Uns terwalden von mehreren Seiten zuglrich anzufallen. Das oͤſtreichiſche Haupt⸗ heer, aus 12,000 Rittern und Knappen beſtehend, ward in zwei Golonnem nach Bug bielgirt; von dort aus ſollten Scheinangriffe gegen Arth bie Feinde in der Vermuthung beſtaͤrken, daß der Einbruch auf diefer Bette geſchehen werde; unterdeſſen follte die ganze Mache uͤber den Berg nach dem Egeti⸗ fee ziehen, um dem wahrfcheinlih nur ſchwach befekten Paß von Schornen wegzunehmen. Von Einfledei aus ſollte dieſer Angriff durch ein leichtes Corps im Sihlthale unterſtuͤgt werden. Bu Luzern, dem Öftreichiich gefinns ten Gantone, hatten fi) 1000 Ranbleute gefammelt, weiche unter ihren Amtleuten angerwiefen waren, das Land Nidwalden von See her anzufals len. Graf Dito von Straßburg endlich erhiete Defe Befehl, die Mann⸗ ſchaft des Oberlandes zu fammeln, und mit 4000 Bruͤnig in Oberwalden einzudringen. Bon biefen Siku unterrich⸗ tet, griff die ganze wehrhafte Mannfaft ber bebrohten Cantone zu ben Wafſſen. Der kriegserfahrene Graf KRudolf von Reding ertheitte feinen Landsleuten nachfichenden Math, der zugleich über die Weichaffenheit des Schlachtfeldes bie beſte Auskunft gibt: „Bor allen Dingen müßt Ihr fuchen,

MWirgatten. (Schlade: 1315 nem Marſche nach dent Sattel in dir linken -Blante. Nm Morgen des 15. Novemb. theilte Herzog Leopold fein Heer in vier Abtheilungen, die et den Grafen-ven- Habsburg, Kyburg,, Meontfort und Homburg unterordnete umd föfort is Wewegung fegte. ' 4000 geharntichte Reiter, woranter 400 gekroͤnte Helme mit 8000 DM. zu Fuße, zogen ohne alle Vee⸗ fichtsmaßtegeln länge dem Egerifer der Schwyrergrenze zu, ‚die Reiterel vers aus; denn die Marſchotrdnung war mehr nady dem Range, als nach den Radeln “der. Kriegskunſt Die auf: ber Höhe des agartene wufgeffeliten Vorpoſten ber (idgenofien bemeiften ‚ben heranrädenden:..um überfehbaren :: Bug - der Feinde mund benachtichigten ſchneli das Dauptsonag u * fi nach ‚alter Sitte auf die Anie,. und erinhte Scut amd

von öben; bie. drohende Gefahr: :uwerfäprodten'ermattend. Steu ER einen thdte bie Relterel auf dem ehgeh Wege mad: Schomas; Montfore führte’ fie in den Paß. Als die. Spite der Celonne ‚ar, ber Has fimane vorbet war, waͤlzten bie-funfzig Verbaunten von dem Matttigkefä) die: zuſammengrhauften Holze und -Gteinbtöde von. der Höhe Henabz her:gen femme: Boden begunftigte bas Forttollen biefer Körper, mobırec:'bie undber meglichen ſchweren Reiter: zwiſchen dem Berge und dem See In Unschnung gebracht wurden: Diefen. Augenblick benugte "der Landamman Lothold gie Angriffe, indem: ee das —S— ber: Eidgenoſſen aus der Legeinauet in gefchloffener Dednng vorricden ließ, während eine Abcheilung: dıber den Bes ven 50 —æe— zu: Hitfe elite; und unter lautem Schlachtrufe nen igek::herab bem Seinden indie Seite fiel. Anertoartet.:auf: ben Der uderraſcht, ohne Raum ‚gar Eutwicktung und unbehilflich auf dem halbgefrorenen Boden, imwfte ‚die etner ſelchen Fechtart unkundige Riten vatd erliegen· Panzer und Harniſche krachten unter ben Streichen ber ſchweren Streicatte, Morgenſterne und Hellebacden ber Cidgenoſſen. ‚Bit jedem. Angenbllcke wuchs die.Noth::umter ‚dem oͤſtreichiſchen Scharen, umd die :Burtidflichenden . vermehrten bie Unorbnung des 'eng zuſammengepreßten Häufens.: Die witdgewordenen Pferde warfen ihre Meiter ab, und in ‚mer meht und mehr, fiel: Hier. bie Biuͤthe des Adels, während ber Beit-fich yirlstgagchen ſuchte, !um. Raum -ju gewinnen. : Aber das Fufvost: konnte dem beengt⸗en Terrain beinfeiben keine Gaffe oͤffnen; Viele wurden. vom Be Sn re, und · mt Helanen Truppe: gelang 00, fi var Wehe ur. fielen. = Anis Beh, Pas’ —*5 der Swehher auffr fat 9 "DAR Streihirhe Fupvore erfift, eine billrige Medseiage, in Otafı/ws A die, Kreihtren son D u siset ‚don Haldurg, ir vor Bla J ‚von, a * (et Kin dir Pa, von Luhtbe ER ar

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Mr... Morgarten (Bihlaht 1815) > des Krieges Meifler zu werden, bamit nicht auf den Feind anlomme, [on dern auf Euch, wann, wo und wie ber Angriff geſchehen fol. Dazu wer⸗ det Ihr kommen durch eine gute Stellung. Ihr, an Dahl viel die Schwaͤ⸗ chern, müßt trachten, baß dem Herzoge bie Überlegene Zahl nichts helfe; Euer Seiner Haufen muß in Eeiner, als ber. enticheidenben Stunbe, und nicht ohne Vortheil, fein Leben wagen. Der Derjog wird von Zug nicht auf Art rüuden; denn ftundenmweit ift dort ber Berg und hier ber Ex. Dee Das von Zug duch den Wald und durch das flille Thal an bem Syerifee ift faft von gleicher Beſchaffenheit, aber bie Gefahr {ft viel Eryer. Hier wird Alles auf den Gebrauch des Augenblids ankommen. Ihr wißt, daß die Anhöhe von Morgarten eine natuͤrliche Schanze vorſtellt, uber melde. die Alsmatte ſich in eine nicht unbetraͤchtliche Ebene aushreitet. Mir bisfer hängt ber Berg Eattel zufammen. on, biefem herab kann mehr als rine Sache mit gleichem Gluͤcke geſchehen, nämlich den Feind in dem Pafle m erſchrecken, ibm in bie Eeite zu fallen, und ihn zu trennen, ober im

deng vorgeruͤckten Zeinde in den Rüden zu fallen, oder ihn an Allem zu hindern und abzufchneiden. Alles wird dadurch leichter werben, weil ber Feind Euch verachtet, und wril bes Vertheidigungskrieg am beiten von denen geführt wird, welde das Land wohl kennen.” Diefer Rath warb von den Schweizern befolgt: ine ſtarke Letzemauer ober Befefligung, - beren Mauern jest noch fihhtbar find, umſchloß damals die perwundbare Streck des Schropzergebieted; fie war von dem Sihlthule über ben Sattel bis an den Rigi ausgedehnt. Weil jedoch die Schweizer nicht fidher mußten, anf. welchem ber drei hiecher führenden Wege ber Feind anrüdse, waren fie im Begriffe, ihre Gtreitkräfte bei Arth, Schomen und St Jo aufzuflelen, und fie dadurch quf eine Strede wen brei. Etumden zu jerfplitten, als ihnen, durch ‚Deinzih von Dimenberg, einen Edlen aus Zug, inggehein die Runde zulam, der Hauptangriff drohe von Morgarten ber. Weifung benüsend concentrirten fie noch am Abende des 14. Novembers ihre Stcreitkraͤfte am Sattel. Dier. trafen 400 Urner. unter Merner von Attinghaufen, nebft Wilhelm Tell, ferner 300 Unterwalbner unter Günther von Wolfenſchieß und Arnold von-Meichthal, und 600 Schwyzer unter Werner Stauffacher, zuſammen 1300. Eidgenoffen, ein, während NO ESchwyzer Acth, und einige Heing .Abtheilungen Berner den Paß beim rothen Thurm befegten. 50 Maͤnner aus Schwyz, welche wegen Unruhen des Landes verwiefen. worden waren, eilten gleichfals ‚herbei, und boten ihre Hilfe an, wurden jedoch abgewiefen, und. wandten ſich daher ruckwaͤrts auf eine Anhöhe des Zuger Gebietes, wo.fie ihr Leben zur. Rettung des Water: landes ‚zu opfern. befhloffen. Das Schlachtfeld, auf welchem bie Frei⸗ beit der Schweizer ben: eriten Sieg errang, liegt an bem. oben heile des Egerifeeß, deſſen Gewaͤſſer weſtlich die. ſteilen Abhaͤnge des Kaiſerſtocks und ſeine niebrige Fortſezung des Branders, oͤſtlich aber die. grasreichen Ufer bes ſpuͤlen, ‚weiche am Fuße des Grindelekes und der Stockberge von ihrem moraftigen Boden den Namen Morgarten erhalten. Da, wo ſich beide Bergketten zwifchen dem Sattel und dem Eee in das Thal hinabfenken, bilden verfchiebene Streifen von Nagelfluh eine dreifache natuͤcliche Mauer, durch welche der Weg von Zug nach Schwyz führt; den unterſten Theil dieſer Felſen bilder bie Figelfiuh, in deren Naͤhe der alte Schornerthurm erbaut iſt. Hier fand das Dauptcorps der Schweizer, um ben Cingang des Defüces zu vertheidigen. Dis Verbannten hatten ſich eine halbe Stund⸗ bavon, ob der Hafelmatt, auf dem Mattliguͤtſch, zwiſchen dem Stockberg⸗ und dem Ser aufgeſtelt und ſtanden fomit bem Heete bed Hetzogs bei fer.

Mirgatten. (Schladt: 13185 “ns

nern Marſche nach dem Gattek im der linken Flanke. Am Morgen bes 15. Novemb. theilte Herzog Leopold fein Heer in vier Abtheilungen, bie et den Grafen von Habsburg, Kyburg, Montfort und Homburg interoebmete und fofort in Bewegung fette 4000 geharuifchte Reiter, worunter 400 gefeönte' Heine (Erlen). mit 8000 DR; zu Fuße, zogen ohne alle Bote fichtsmaßregein längs dem Egeriſer ber Schwyzergrenze zu, die Meitenei vor⸗ aus; bdenmw die Marfihorbnung war mehr nach dem Range, als nach ben Regeln der Kriegskunft ‚angeordnet. Die auf: ber Höhe bes Mottzartens aufgefleliten Vorpoſten ber Eidgenoſſen bemerkte den beranrädenden ze Aberfehbaren Bug. der Feinde und benachricheigten ſchneli das —— Diefes warf fih nach alter Sitte auf die Knie, und erſtehte Schut amd Gehrke von vben, bie drohende Gefahr umerſchrocken erwattend. Steu und ſiegtraͤumend ruͤckte bie Meiterei auf dem ehgeh Wege nach Schornen j Montforr führte fie im den Vaß. Als die nie an. der Has or vorbei war, waͤlzten bie-funfzig Werbaunten von dem Matttigkkl Holz⸗ und Gteinblöde von ber Höhe herabz bac.ges

Peg en beglinftigte bas Korttollen biefer Körper, wodurrch be weglichen ſchroeren Reiter‘ ziwiichen: dem Berge .und dem See In Unorbnang gebracht wurden. Dieſen Augenblick benupte der Landamman Lothold zum Angriffe, inbem er dad Hauptcorps ber Eidgenoſſen aus der Legemauer iR geſchloſſener Ordnung vorrüden ließ, während eine Abtheilung: uͤber den Be den 50 Verbannten zw Hilfe elite, und unter Iautem Schlachtrufe von

dem Hüget herab den Feinden in die Gelte: fir. Unertwartet::auf: Dras Marſche überrafdjt,. ohne Raum ‚par Eutwicktung und unbehilflich auf ben halbgefrorenen Boden, mußte die einer ſelchen Fechtatt umbundige Riten Hafd erliegen. Panzer und Harnifche krachten unter ben Streichen ber fchwereun Gtreieägte, Morgenſterne und Hellebacden ber Gidgenofjem MBit jedem Hugenblide wuchs die Noth ‚unter dem oͤſtreichiſchen Scharen, und die "Burhdflichenden wermehrten bie Unorbnung des eng zuſammengepreßten Haufens. Die wild. gewordenen Pferde warfen ihre Reiter ab, und ine mer mehr und mehr. fiel hier die Wlüche des Adels, während der Beft ſich zuruͤckzu jiehen fuchte, um Raum zu gewinnen. Aber das Fußvolk konnte bei dem beengten Terrain beenfelben Beine. Gaſſe oͤffnen; Wiele wurden von den Beitern jertreten, und mar Heinen Truppe gelang «6, rs ger Weise zu ſteuen.

Unrekveffeh AIn Pia hg der Schiwelfer Haufe

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a MorilTe.

bald Herauf: Er. Margareta werlaffeny: der Ben —— folgte ihnen mit einem Theile ſeiner Truppen auf das Feftiand und bewog dadurch Bolivar, ber ſich nach dem Gefechte bei Ocumare gi xuͤckgegogen. hatte, zum Vorruͤcken und zur Vereinigung mit ihm. SBoliwar aaf mehrere Anordnungen. ‚zur feften Berwaltung der infergieten Provinzen; Me Spanier wurden im Februar und März 1817 überall zuricckgeſchlagen, ud. audy die: Schiffe der Republikaner blokirten im biefer Beit alle: Pape an der ‚Kidte, weiche -in der Gewalt ‚der: Spänier waren, und ihre Kaper febiffe. wagten: fich ſelbſt bie im ;die europaͤiſchen Gewaͤfſer; ums Dort bie Zmnöporte wegzufangen, weiche von Spanien nach Amerika beſtimmt warm. Die Landmacht der Republikaner zählte im .Anfange bes Jahres 1817 19,000 Mann, ihre. Seemacht 20 Kriegsfahrzenge; bie Königlichen Eomms tn ihnen nur 6000 DM. unb A2 Schiffe entgegenfehen. Cine: wicht umbe: dentende Anzahl entlaſſener engliſcher Officiere und Soldaten trate im Die Reihen der Amerilaner, und, trugen wefentlich zur Disciplinirung derſelben bed. Bolivar erfocht bei Gumana einen bedeutenden Sieg; Paes, an der 2* eines zahlreichen Reitercorpo, griff den ſpaniſchen Feldherrn im den von Banta⸗Largo an, ſchlug und zwang ihn sum Ruckzuge über Ren u, und M. war genätbigt, ſich ia Ban Fernando einzufcdylichen. Hier. brachte ihn das zweidentige Benehmen der Generale Morales. und Real babin ‚, biefe arretiren zuw..laffeny, da fie: ſich ber Werrätheret verdaͤchtig madı: ten... Inzwiſchen . hatte der ſpanlſche Gauverneur von Caraccas Barcelona Benommen und 35 Beſatzung: niederhauen laſſen; auch kam eine We Hartung von 6000 M. aus Europa an, denen bald noch 1500 M. folg: ten. Dieß ſtellte das —— zwiſchen beiden Parteien wieder ber, erlaubte dem Feldherrn, San Fernando zu veriaſſen, und ſich für feine Per fon nad Caracas zu ‚begeben, um dert mit den andern Ghemeralen bie weiteren Operationen’ zu verabreden. - Im Mai 1817: fand ein entſcheiden⸗ des. Gefecht zwiſchen DR. und Ariemendi au ben Ufern bes Drinoco Statt; M. und fein Generalftab dankten ihre Rettung nur einems Gavalerierrgis mente, welches ſich mitten durch bie. Feinde ſchlug. Die Amerikaner. glaub ten. nach diefem Siege, M. fei außer Stand geſetzt, etwas Weiteres zu um ternehmen ; fie eroberten mehrere fefte Piäge, die entweder ſchlecht verthei⸗ digt, oder aus Mangel an Lebensmitteln übergeben wurden. Ploͤtzlich aber esfhien Morillo vor der Iufel Gt. Margareta, Iandete am 14. Juli, nahm Porlamar, einen der wichtigſten Puncte, mit Stuem, ließ deſſen Vefapung über bie Klinge [pringen, umging die von zahlreicher Aceilleri⸗ vertheidigten Stellungen der Amerikaner, und kam vor der Hauptſtadt au, waͤhrend die koͤniglichen Schiffe einen Sieg über den: republikaniſchen Admiral Brion er: fochten. Gomez, dee Gouverneur der Inſel, wieß alle Aufforderungen zur Webergabe der Hauptſtadt Margareta ab; bie Einwohner theilten feine Ge: fianungen und vertheiblgten fich fo bartuädig, daß M., da Bolivar wäh send bdeffen...große Fertichritte auf dem Seftiande machte, ſich emtfchlichen mußte, dahin zuruckzukehren. Bei Gumana angelommen, organifirte er fein fehr ‚gefchwächtes Heer, und bald konnte er eine flarke Divifion gegen Marino entfenden, die am fer des Cariaca ‚mit den Amerikanern zuſammentraf. Siebenmal ftürmten dieſe vergeblich au ; beim achten Angriffe wurde ihr Be: neral gefährlich verreundet, und fie dadurch zum Mädzuge bewogen. Dei die Vortbeile, weiche auf anderen Puncten durch die republikaniſchen Ge⸗ nerale Cadena, Bermudez und Baer erfochten wurden, neutraliſirten den Erfolg gegen Marino; am Ende des Septembers aber waren die Amerikaner Meifter von faſt sang Raus Granada, M. erhob, fomeit feine Gewait

orte. 1083 reichte, ſtatke Contelbutlomen, ptoclamirte im Namen! bes: Königs eine voll ftändige Amneftie für Alle, welche die Waffen nieberlegen twhrden, und um zu zeigen, daß es Ihm mit ber Milde ESruſt fei, entließ er- alle Gefauge⸗ nen. Aber e6 war zu ſpaͤt; die Amerikaner orbdneten neue Aushebungen "an, abermals wurden ihre Reihen burdh viele Frembe, vorzüglid; Engländer, verftärkt, während die koͤniglichen Truppen durch Defertion, Krankheiten und Mangel täglich ſchwaͤcher wurden; was von ihnen no unter den Waffen fland, war abgemattet und von allen Geldmitteln entbiößt. Als M. 1888 die Feindfeligkelten wieder begann, kaͤmpfte er nicht allein ‚gegen einen von Vaterlandsliebe und dem Geiſte der Unabhängigkeit beſeelten Außeren Feind, fondern auch mit der Entmuthigung und dem revolutionären Geiſt ber eine: nen Xruppen. In bee Schlacht von Toro, ausgezeichnet durch die Erbit⸗ terung,, womit beide Theile fochten, wurde er von einem Gueriflatchef durch einen Lanzenſtich ſchwer verwundet. Auch der Feldzug von 1819, reich an kriegeriſchen Ereigniffen, diente nur dazu, die Unabhaͤngigkeit des ſpani⸗ [hen Amerika's zu befefligen, die durch die Ereigniſſe im Muttetlande ge: fährbet fchien. Die Hindernifſe, weiche bie Belchaffenheit des Bandes, die Einwohner, die Ermattung der Truppen und die Entfernungen ber Hilfsquel⸗ len in den Weg legten, beroogen den General M., einen Waffenfliäftand vorzufchlagen, In Folge deſſen er nad) Sparten zurüdlehrte, wo der König ihn zum Grafen von Gartagena ernannte, nachdem er bereits‘ 1318 das Großkreuz des Ferdinandordens erhalten hatte. Im Sühre 2820 ſchloß fi) M., wenigftens ſcheinbar, der Sache der Corte und der Gonftitution am, doch es iſt wahrſcheinlich, daß er die Inſurrection der Garde du corps am 7. Juli 1822 degünftigte. Da bdiefe eine ſchlechte Wendung nahm, trat er ſchnell auf die Selte der Sonſtitutionellen, die Über: feine wahre Meinung fich jedoch nicht verbienden ließen. Diefes Benehmen hätte ſhim faft des Leben gekoftet; ſchon hatte ein Soldat dee Mitiz die Piſtole nach Ihm ge: richtet, als der General Riego dieſem in den Arm fiel, und ben Schuß ab: voendete. Beim Ausbruche des Krieges gegen Frankteich, 1823, erhielt er das Commando in Galicien und Afturien; untere ihm ftanden Quiroga, Gampillo, Ei Paftor und Emperinado. Im April zog M., mit Quiroga vereint, gegen ben Grafen Amarante, ber es verfucht batte, bie unums ſchraͤnkte Gewalt des Königs in Portugal herzuftellen, daran aber fcheiternd fi auf fpanifhen Boden geflüchtet hatte; die Folge zeigte, daß es bern Grafen von Gartagena mit dee Sefangennehmung des portugieſiſchen Bes nerals nicht Ernft war. Ende Mal war M. in Benavente befchäftige, die Mefte der conftirutionellen Truppen zu. fammeln, die durch die franzoͤſiſche Armee zerſtreut worden waren. Der englifche Beneral Wilfon war im Audi zu M. gekommen, um feine Diönfle der conflitutioneien Partei in Spanien zu weihen; er reichte dem Tpanifchen General einen Plan’ zur Vertheidigung ber ihm umtergebenen Provinzen ein, von deni dieſer aber keinen Gebrauch machen wollte Als DM. erfuhr, daß die Gortes dem Könige bei feiner ges zwungenen Reiſe von Sevilla nad) Gabir die Ausübling ber Regie malt genommen hätten, erließ er an feine Truppen und an die Einwohner von Galicten eine Proclamation, worin er dies Verfahren mißbilligte; zu⸗ forderte er ben ihm sumächfiftcehenden franzoͤſiſchen Generallieutenant

rafen Bourke zum Abfchluffe eines Waffenftiltfiandes auf, ben dieſer aber nur unter der Bedingung eingehen wollte, daß M. die bamals beſtehende Megentichaft anerkenne. DR. hatte bereit6 ben General Qulroga, deſſen Feſtigkeit er fürchtete, abgefegt; er flanb an der Spitze eines nicht unbes traͤchtlichen Corps, glaubte weder die Cortes, noch bie Regentſchaſt auer

Morig L. 0% zue Ausführung feiner Plane. Deßhalb zog er auch 1543 und 1544 In Begleitung feines Bruders Auguft dem Kaifer wider Frankreich zu Hilfe. As im Jahre 1545 der Herzog Heinrich von Braunſchweig den Krieg ge: gen die beiden Däupter bes fchmalkaldifchen Bundes, den Landgrafen von Heffen und den Kurfürften Johann Friedrich, erneuerte, verband fi M. mit dieſen ſchlug jenen in Verbindung mit dem . Landgrafen Philipp im SDctober 1545, nahm ihn gefangen , und lieferte ihn dem Landgrafen aus. Defienungeachtet trat er dem fihmalkaldifchen Bunde nicht bei, fondern boffte, als es im Jahre 1546 zwifchen dem Kuifer und den Fuͤrſten bes Bundes zum offenen Kampfe kam, in dem Wirrwar diefes Bürgerkrieges Gelegenheit zu finden, fine Anichläge auf Würde und Macht in’s Wert zu fegen. Genau bekannt mit der Laye der freitenden Parteien, entfchleb er ſich bald für die Sache des Kaifers, ging daher im Monat Dir; 1546 nad) Regensburg, und ſchloß am 19. Juni einen geheimen Vertrag, in bem der Kaifer ihm die Länder und die Würden des Kurfürften Johann Frie⸗ drich's, gegen kräftigen Beiftand, zuficherte. Diefes Buͤndniß war fo ges beim geblieben, daß ſelbſt der Kurfürft von Sachſen während des Feldzuges gegen den Kaiſer feine Länder dem Schutze des Herzogs Moritz anvertraute, Auch der Kaiſer befahl ihm, aus Pflicht und Treue gegen das Oberhaupt des Reihe diefe Länder fogleih in Beſitz zu nehmen und zu behalten, widrigenfalls er als Verbrecher und Mitſchuldiger feiner Verwandten anges fehen und gleich diefen beftraft werden würde. Letzteres war wahrfcheinlich zwiſchen Beiden verabredet.

Test glaubte M. mit ber Ausführung feiner Plane fchnell hervortre⸗ ten zu möüflen, und fiel daher mit einer Armee von 12,000 M. in bie urfürftlidyen Länder ein, während ber König Ferdinand ihn von Böhmen aus unterftügte, ſchlug in zwei bartnädigen Gefechten bie Truppen, bie ber Kurfürft zum Schutze feiner Länder zuruͤckgelaſſen hatte, und bemaͤchtigte fi) in kurzer Zeit des ganzen Kurfürftenehums, mit Ausnahme von Wits tenberg, Gotha und Eiſenach. Durch die Uneinigkeit bes ſchmalkaldiſchen Bundes nahm der Krieg mit dem Kaifer bald eine ungünftige Wendung; deßhalb eilte der Kurfürft in fein Land zurüd, und hatte, da M. feiner Uebermacht nicht widerftehen konnte, in kurzer Zeit daffelbe wieder einges nommen, aud) fogar des Herzogs Länder, bis auf Dresden und Leipzig, erobert. Herzog M., in feiner Hauptſtadt Dresden eingefdloffen, but den Kaiſer um Beiftand, der aber, noch zu fehr mit der Unterwerfung ber Für: ften des Bundes befcäftige, ihm nur den Markgrafen Albert von Brandens burg: Balreuth mit 6000 M. zur Unterfiügung [enden konnte, welcher jedoch vom Kurfürften am 2. März 1547 bei Rodylig überfallen, total gefchlagen und gefangen wurde. Indeſſen benugte der Kurfuͤrſt diefe Vortheile nicht, fondern ſchloß einen monatlihen Waffenftiuftand. Sept ging der Kaifer, eco der Verminderung feiner Armee bis auf 16,000 M. alter gedienter fpaniicher und italienifher XZruppen, mit diefen nach Boͤhmen, wohin Ders 309 M. fid) zurüdgezogen hatte, und verband fi mit ihm bei Eger, wähs end der Kurfürft den 5. Aprit Meißen befegte und Dresden belagerte. Bei Muͤhlberg (ſ. d.) kam es zur Schlacht, in welcher der Herzog M. ſich durch feinen Much auszeichnete, und in die größte Lebensgefahr gerieth, als er mit der Reiterei das fächfifhe Fußvolk nach einem zweiten Angriffe in Ders wirrung brachte, bei ber Werfolgung aber fo nahe auf einen feindlichen Meiter flieg, daß diefer fein Gewehr auf ihn, obgleich vergeblih, abdrückte. Der Kurfürft Johann Friedrich ward nach einer tapfeın Gegenwehr gefans gen, worauf Wittenberg vom Kaifer foͤrmlich belagert wurde. Nach

Mititoir-Gonv.-@erieon. V. ®b. 40

> Moris 1.

damals erhielt, ließ er unbeachtet. In den erſten Tagen des Mic 1552 hatte Morig feine Rüftungen völlig beendet, um dem Feidzu— zu eröffnen. Doch wollte er ben Kaifer noch einige Tage irre führen, trat daher mit feinem vom Laiferlihen Minifter Granvella beftochenen Miniſter, was dem Kurfürften bekannt war, bie Reife nach Insbrud an, biieb aber nach einer Tagereiſe angeblid wegen Ermübung zuruͤck, und lieh feinen Minifter allein nad) Insbrud vorangehen, um ihn beim Kaifer anzumelden, ritt jedoch, als er fih von diefem Spion frei ſah, fogleich eiligft nach Th: ringen zuruͤck, und feste feine Armee von 20,000 M. Zufvolt und 5000 Reitern, in Begleitung vom Markgraf Albert von Brandenburg » Bairenrh und dem Prinzen Wilhelm von Hefjen, in Bewegung gegen Suͤddeutſch⸗ Ind. Sn einem Manifefte erklärte er bie Sicherheit ber proteftantifchen Lehre, die Aufrechthaltung der Reicheverfaffung und die Befreiung des Land: grafen als die einzigen Beweggründe zu biefem Kriege gegen ben Kailer, während aud der König von Frankreich im gleihen Sinne ein Manifef erließ, und ſich darin Beichüger der deutfchen Freiheit und des gefungenen Bürften nannte. Kühn und unternehmend in feinen Operationen, ging M. in Eitmärfhen nad Oberdeutſchland gegen Augsburg, und alle Städt: öffneten ihn die Thore. Durch eine Bekanntmachung fehte ex bie prote: flantifhen Prediger wieder in ihre Aemter ein, und nahm Augsburg am 1. April in Befig, da die zu ſchwache Baiferlihe Beſatzung keinen Wider: fland Leiftete. Das Erftaunen des Kaifers Über diefen plöglihen Anfany bes Krieges von bdiefer Zahl mächtiger deutfcher Fuͤrſten, im Bunde mit feinen alten Seinden, den Franzoſen, war unbeſchreiblich. Durd feine Leichtgläubigkeit fah er fi) augenblidlih außer Stand, die aufrührerifcyen Unterthanen zu überwältigen, und bem auswärtigen Zeinde zu widerſtehen. Seine fpanifhen Truppen fochten gegen die Türken und in Italien; die alten beutfchen Voͤlker waren abgedankt ober flanden ihm jekt als Feinde gegenüber, und in Insbrud hatte er nur eine ſchwache Leibgatde bei ſich Der Schatz war leer, und ihn fogleih zu füllen, nicht moͤglich, und fo fah er ſich bei aller feiner Macht und Größe augenblidiih in einem ganz wiJr loſen Zuftande. Deshalb ließ er duch feinen Bruder Ferdinand mit dem Kurfürften unterhandeln, wozu dieſer ſich aud) geneigt zeigte, jedoch nur, um den Kaiſer von feinen Rüftungen abzuhalten, und daher mit Ferdinand eine Zufammentunft in Linz hatte, während die Armee unter dem Derzog von Medienburg weiter vorrüdte.

In diefen Unterhanblungen waren indeffen die Sorderungen des Kur—⸗ fürften fo groß, daß fie zu keinem Reſultate führten, wenn glei M. ſtets feine Bereitwilligkeit betheuerte, fi wieder mit dem Kaifer aussufähnen. Den 9. März kehrte M. zur Armee zurüd, die ſchon bei Gundelfingen fland, und fette fie fogleihy wieder in Bewegung, um noch ſchnell bie mies: lichſten Vortheile zu erringen. Er ging auf Insbrud, und erreichte din 18. den wichtigen Paß von Züßen, am Eingange von Tyrol, wo 800 MM. Baiferliher Truppen, die ſchnell gefammelt waren, in flarten Verfchanzun: gen ſich ihm entgegenfegten. Sie wurden ſogleich angeyriffen, und nad einem heftigen Widerftande auf einen zweiten Poften bei Ruten zuruͤckge⸗ worfen, der, hierdurch in Schreden gefeht, gleichfalls die Flucht ergriff. Hoch erfreut Über dieſe glüdlihen Sortfcritte ging M. den 19. Marz nad Ehrenberg, einem feſten Schlofle auf einem hohen Felſen, das den einzigen Paß durch das Gebirge beherrſchte und flarle Bamifon hatte. Aber fall ohne Blutvergießen wurde das Schloß eingenommen, indem eine Abtheilung unter bein Herzog von Mediendburg auf einem unbefesten Pfade durch

60 Moritz L

fihere Einführung ber Reformation begrümbet zu haben, war es auch bur& eben die Künfte ber Verſtellung, durch weiche er fie vorher an den Band des Untergangs gebracht hatte; wurde er damals verdammt, fo prief man ihn jest wegen feines Religionseifers und feines patriotifcdyen Muthes

Nach hergeſtelltem Frieden zog Kurfürft M. aus Freundſchaft für den König Serdinand, der von ihm fehr hoch gefhägt wurde, noch In Demfelben Jahre mit 20,000 M. nad) Ungarn wider die Türken, fdylug biefe im meh⸗ reren Gefechten, und machte fi, ihnen durch feine Tapferkeit furchtbar. Allein die große Uebermadyt ber Türken und bie häufigen Empsrungen der fpanifhen und deutſchen Zruppen wegen des rüdfländigen &Soldes , vorzüg: lich aber das Mißverſtaͤndniß zwiſchen M. und Caftaldo, der unter feinem Befehl fland, machten es unmoͤglich, große Vortheile in diefem Kriege zu erringen. Inzwiſchen hatte der Markgraf Albert von Brandenburg ben Paffauer Vertrag nicht anerkannt, fondern fehr entrüftet über den Kurfürſten M., ihn ganz verworfen, daher er den Krieg allein fortfegte, und dberaß die größten Seinbfeligkeiten verübte. Zur Belagerung von Met hatte ihn ber Kaiſer für fi gewonnen, bem er auch durch fein 20,000 M. ftarkes Corps eine anfehnlihe Hilfe zuführte; als aber burdy die tapfere Vertheibiguns dieſes Pages ber Kaifer zum Abzuge gezwungen wurde, und ihm das fdyuls bige Geld auszahlte, fo feste ihn diefes in den Stand, fein Deer bedeutend zu vermehren, und bamit feine Streifzüge durch Deutfchland fortzufegen. Das Reihslammergericht gebot ihm, bie Waffen niederzulegen, und ba er bierzu nicht geneigt war, forderte baffelbe bie Fuͤrſten des Reichs auf, gegen biefen öffentlichen Ruheſtoͤrer bie Waffen zu ergreifen. Kurfürft DR. über nahm biefen Auftrag gern, da ihm an ber Erhaltung der Ruhe gelegen war, und er ein geheimes Einverftändniß des Kaiſers mit dem Markgr. Als bert fürchtete. Nach feiner Rüdkehr aus Ungarn ſchloß er daher mit bem Herzoge Heinrich von Braunfchweig, dem Könige Ferdinand und mehreren Sürften ein Bündniß gegen den Markgrafen Albert, welchem am 1. Juli 1553 der Krieg erklärt wurde. Albert antwortete auf eine ſchimpfliche Weiſe, und fiel, um bie Vereinigung feiner Gegner zu verhindern, von Franken ber in das braunfdyweigifche Gebiet ein. Die Alllirten rüdten nad Vereinigung ihrer Streitkräfte, 24,000 M. ftark, ihm entgegen, worauf es im Hildesheimifchen bei Eieveröhaufen am 9. Suli 1553 zu einer Blutigen Schlacht kam, in welcher der Sieg bei der Geſchicklichkeit der Heerführer und dem Muthe der Truppen lange ſchwankte, und fi endlich für den Kurfürften entfchied, ber feinem Gegner an Reiterei Überlegen war. Die Brandenburger flohen in hoͤchſter Verwirrung, verloren 4000 Todte, ihr Lager und Gelhüs. Aber auch die Altüirten hatten biefm Sieg theuer er kauft; zwei Söhne bes Herzogs von Braunſchweig und mehrere Perfonen von hohem Range waren unter den Todten; Kurfürft M. hatte, als er eine zurückgeworfene Abtheilung Reiterei zum zweiten Male in's Treffen führte, einen Schuß durch den Unterleib erhalten. Deſſen ungeachtet fchrieb er noch an den Biſchof Melchior von Würzburg einen Bericht von dieſer Schlacht, farb aber am 11. Juli im Feldlager im 33. Lebensjahre und bem 6. feiner Eurfürftlichen Würde. Morig 1. gehört zu den hiftorifhen Charak: teren, über die ein beftimmtes Urtheil ſchwer abzugeben if. Große Klug: beit als Staatsmann und Zeldherr ift ihm nicht abzufprechen, eben fo wenig aber fein oft zmweideutiges und undankbares Benehmen zu leugnen. Sadyfen würde in Deutfchlande Wirren wahrſcheinlich eine große Role geſpielt ha⸗ ben, wenn er ihm nicht im beften Lebensalter ſchon entriffen worden waͤre.

(Bergl. Theatram saxonicum. Heinrich s Gefchichte von Sachen.

632 Morik. (Prinz von Dranien.)

Eroberung von Emmerich und die Vertheidigung von Bommel bemterfens werth. Der Zeldzug von 1600 zeichnete fi) durd die Wegnahme des Forts St. Andreas aus, welches von den Spanien feit einem Sahre auf einem Yuncte erbaut war, wo fie einen trefflihen Uebergang über die Maas und Waal bewerkfteligen konnten, um von da in das Herz; von Holland eins zubringen. In demfelben Sabre fielen noch mehrere feſte Piäge in bie Ges walt der Provinzenz nur als M. Nieuport belagern wollte, eilten bie Spas niee zum Entfage herbei, wobel es zu einem hartnädigen Gefechte kam, in weichem M. fiegte (f. Nieuport). 1601 erwarb M. duch Erbſchaft bie Sraffhaft Moͤrs, nahm Rheinbergen, , befchränkte ſich aber außerdem auf bie Devenfive.. 1604 wurde Erkelens, die Forts St. Katharine, Ecluſe ıc. ge: nommen, und Spinola zurückgedraͤngt, ber dem Ießtgenannten Orte bei: fiehen wollte. Die Jahre 1605, 1606 und 1607 bieten nichts von Be: deutung dar; aber 1608 ſchlug M. die Spanier bei Xanten. 1609 wurde ber Waffenſtillſtand abgefchloffen, der zwölf Jahre dauern follte, und im nämlihen Sahre bezwang der Prinz noch Utrecht. Der Waffenftiuftand wurde in gewiffer Art duch den Tod Johann Wilhelm’s, des Ichten Ders 3096 von Jülich, unterbrohen. Spanien nahm in dem Exbfchaftsftreite Partei für das Haus Pfalz: Neuburg, die Holländer für den Kurfürften von Brandenburg; Moritz von Naſſau bemächtigte ſich nach einer fünf: wöchentlichen Belagerung der Feſtung Juͤlich durch Capitulation; doch kam es trog dem zu keinem offenbacen Bruche zroifchen Spanien und Holland. 1611 ſchloß der Statthalter einen Hanbdelsvertrag mit den Zürken, deren Sultan Achmet eine befondere Befandefchaft am Morig ſandte. Im An: fange des Jahres 1613 erhielt ex von Jacob I. von England den Orden des blauen Hofenbandes mit einer jährlichen Mevenue von taufend Pfund Sterling. Im nähften Jahre bemädhtigte er ſich Juͤlichs, welches bisher eine zu gleichen Thellen aus Brandenburgern und Pfälzern beſtehende Be: fagung gehabt hatte; eben fo nahm er auch Rees. 1618 erbte M. von feinem dlteren Bruder Philipp Wilhelm das Fürftentbum Dranin. 30 biefee Zeit veranlaßte der Sectengeift, befonders der Arminianer, große Uns ordnungen, aus benen M. Nugen zu ziehen wußte, theils um fi) an denen zu rächen, die ihn gleihfam zum Waffenftiliftande gezwungen hatten, theile um fein Anfehen und feinen Einfluß zu vermehren; er bemächtigte ſich uns ter andern auch bes Oberbefehls über die Truppen, welche, außer dem Deere ber vereinigten Provinzen, noch von jeder Stadt zur eigenen Vertheidigung befonder® unterhalten wurden. Im Juli 1617 erklärte fih M. offen gegen die Armininner, verließ ihre Lehrfäge, und trat nebft bem Grafen Wilhelm Ludwig von Naffau, Statthalter von Friesland, zu der reformirten Kirche über. Man befchuldigte ihn mander an Grauſamkeit grenzenden Haͤrte ges gen die andere Partei, und die Gefchichte kann ihn hiervon nicht freifpres den. 1621 ging der mit Spanien gefchloffene Waffenftilftand zu Ende; beide Theile ergriffen aufs Neue die Waffen; orig verlor zwar 1622 Juͤlich, maundorirte jedoh fo, daß bie Spanier die Belagerung von Ber: gen op Boom und die bes Forts Ecluſe aufheben mußten. 1623 war ein Anfchlag zur Ermordung des Prinzen gemacht; er entging aber glüdlidy dem ihm gelegten Hinterhalte. 1624 bemühte er ſich vergebens, die Epanier zur Aufhebung ber Belagerung von Breda zu zwingen, unb der Kummer über dieß Miflingen wird als eine Daupturfache feines am 23. April 1625 erfolgten Todes angegeben. Nicht allein als Feldherr, fondern aud als denkender Militair erhob fi DM. über viele feiner Zeitgenoffen. Er fcheute keine Koften, um neue Erfindungen, mechten fie von Ihm oder Andern her⸗

Mori. (Graf von Sachſen.) 633

flammen, zu erproben. In ſeiner Armee bebiente man fich zuerſt der Fern⸗ gläfer, er hielt viel auf verfchanzte Stellungen, und war Meifter in ber Belagerungstunfl. Auch für die Reiterei hat er viel gethan; bei leichterer Ausruftung brachte er die Lanze wieber zu hohen Ehren. Die Taktik der Griechen und Römer hatte er eifrig flubirt, umd wendete fie gem an. Morig war nie verheirathet; er hinterließ zwei Söhne von der Frau von Berwerdeert, die der Kaiſer Leopold beide zu Grafen von Nafjau ernannte; der jüngfte von ihnen iſt der Vater des in dem fpanifchen Erbfolgekriege bekannten holländiichen Feldmarſchalls Ouverkerke.

(Vergl. Sleidanus, Aunal. Belg. Meteren, Histor. Belg. Gro- tius, Annales Belgici. Lauriers de la maison de Nassau. Lubolf's Schaubühne Lucae, Draniens Triumphfahne. Gerhard Brand, Histoire de la reforınation.)

F. W.

Moritz, Straf von Sachſen, ber Sohn des Kurfürften Auguft von Sachen und ber fchönen, geiftvollen Gräfin Aurora von Koͤnigsmark, wurde am 19. Dctbr. 1696 geboren. Kin feuriger Geift, eine edle Dens tungsart und ein flarfer Körper zeichneten ſchon das Kind aus, und es war fehe Schade, daß miche eine feftere Hand als die der Mutter die erſte Erziehung leitete, um die mancherlei su uͤppigen Auswüchle bei Zeiten zu entfernen. Die Gräfin gab ihrem Sohn, fobald «6 thunlich war, maͤnn⸗ liche Erzieher, unter denen ein Franzoſe, b’Alenson, Meilter in allen ben fogenannten ritterlichen Leibesübungen, bald der Liebling bes Schülers wurde. Die Erziehung war nichts weniger als gut zu nennen; Überdieß wurde ber Gang derfelben nod oft unterbrochen, wenn Doris feinen Eöniglichen Vater nad) Polen begleitete, und mit ibm dem Kriege beiwohnte. Große Liebe zum Soldatenflande charakteriſirte den Grafen fchon fehr früh; bie Einfels tigleit feinee Erziehung während der Rnabenzeit und bie mannigfache Eins wirtung des nordifchen Krieges auf fein Waterland hatte bdiefelbe geweckt y feine frühzeitige Reife in jeder Dinfihe und bie Ausbildung feiner unges wöhnlichen Körperkraft unterflügte die Neigung, und machte ibn kuͤhn und verwegen. Im zwölften Lebensjahre zeigte ſich dieß auf eine auffals Iende Weife. König Auguſt befand fidy 1708 als Zufchauer bei der allür⸗ ten Armee unter Marlborougb, mit welcher das füchfifche, vom Gen. Gras fen Schulenburg befebligte Contingent vereint focht. Moritz hatte ſchon laͤngſt den Wunſch gehegt, Antheil au dem Kriege in Flandern zu nehmen; er entfernte fi zu dieſem Endzwede heimlich von Dresden, und kam glüdtich zu Fuß bei der Armee an, die gerabe mit der Belagerung von Lille befchäfs tigt war. Dem Könige gefiel diefer Jugendſtreich; er ernannte ihn zum Adjutanten Schulenburg's, und der junge Krieger machte ſich durch feltene Herzhaftigkeit nit nur bei der Belagerung von Lille, fondern auch bei ber von Zournap, 1709, der Armee bekannt. Nach dem Falle ber letztgenann⸗ ten Feſtung begab er fi zu dem Prinzen von Heilen s Philippsthal, ber mit der Eroberung von Mons beauftragt war, und war einer der Erſten. die mit einem Fußgaͤnger hinter fi auf dem Pferde ſchwimmend bie Haine pafjicten. Mit Auszeichnung foht M. 1709 in der Schlacht bei Malpia: quet (f. d.), und fpäter in den Laufgräben von Mons. Sein Gluͤck machte ihn immer kecker; die Thätigkeit bei den großen Kreigniffen des Krieges genügte ihm nicht, er nahm Theil an jedem Scharmuͤtzel ber Hufaren. Bei ſolchen Gefinnungen war die Ruhe der Winterquartiere nicht für den Gra⸗ fen von Sachfen gefchaffen; eben fo wenig konnte ihm die Auszeichnung genügen, mit weldyer man ihn In Dresden empfing. Er ging daher 1710

et Moritz (Graf von Sachſen).

zu Peter dem Großen, und wohnte ber Belagerung von Riga bei, weiche der uuftiihe Monarch in Perſon leitete. Raum war Rigı in der Gewalt des Gyars, fo eilte M. wieder nad Flandern, we nad) feiner Ankunft , St. Venant und Aire genommen wurden. Bier artete feine Herzhaftigkeu in wirtliche Verwegenheit aus, und veranlafte bie Aruferung DRartborougbs: „Rur ein Menſch, der die Gefahr nicht kenne, fei im Stande, fo we er zu Werke zu geben.” Der Prinz Eugen gab ihm die Echee: „Telrkihe: heit werde nie für Herzhaftigkeit gelten; er möge fie alſo ja nicht wermede fen, weil Kenner ſich dadurch nicht taufchen liefen.” Die Warnung aus dem Munde bes hochverehrten Feldberrn hatte eine gute Wirkung ; fie mache ihn zuerſt auf feine wabre Beflimmung aufmerffum, und die Ausbrüche von Zolltühnbeit wurden ſeltener. Im Jahre 1711 befand fich SM. kei den Zruppen, welche gegen die Schweden fochten, unb wobnte der Belage⸗ rung ven Straliund bei. Am Ende dieſes Jahres bewarb er fi um bie Erlaubniß, ein Reiterregiment zu errichten, und ſelbſt die Officiere dabei anzuflelen. Beides wurde ihm gewährt, und er wählte nun foldhe Sf ciere, von deren Much er Keuntniß harte, und widmete ſich mit der größten Thaͤtigkeit der taktiſchen Aussildung diefer Truppe, Die audy bei der Eroͤff⸗ nung ber Campagne von 1712 bereits organiſirt war. M. hatte im feiner gear nur kurzen, aber fehr praktiſchen Dienflzeit mandherlei Fehler bemerkt, aber audy auf Mittel zu deren Berbeiferung gefonnen, die er nun bei fei nem Regimente in's Leben tretm lieh. Die praktiſche Anwendung berie: ben bot fi ihm in bem Treffen bei Gadebuſch (f. d.), und der Umefidge, mit welcher M. fein Regiment dreimal zum Angriffe führte, und mit dem; felben den Rüdzug dedite, ließ felbft der ſchwediſche Seneral Steenbock vol: kommene Gerechtigkeit widerfahten. Das Jahr 1713 war in militairifcher Hinficht ohne alle Wichtigkeit für den Grafen von Sachſen; body vermüählte er fi) während beffelben mit der ſchoͤnen und reihen Gräfin Victoire von Loeben. Die Ehe ſelbſt kann nur unter die unglücklichen geredyner werben. Im Jahre 1714 kehrte Karl XIL von Echmweden aus der Türkei im feine Beutfchen Etaaten zurüd, ein Ereignis, weiches DM. mit großer Freude ver: nahm, weil fi) ihm dadurch die Ausficht eröffnete, gegen den berühmtejten Krieger feiner Zeit zu fechten. In Polen erhielt er die Ordre zum Warfche; fein Regiment follte unter dem General Grafen Waderbart dem Feldzuge fa Pommern beimohnen. Geine Ungeduld geflattete ihm nid, die Be befung abzumarten, die ber Parteitämpfe wegen in Polen für jeden Sach⸗ fen nöthig war, und brachte ihn auf dem Wege nad Eiendomir, in dem Dorfe Crachnitz, in eine ſehr gefährlihe Lage. Achthundert Polen, die von feiner Ankunft Nachricht erhalten, umsingelten ihn in dem Wirthshauſe, in welchem er mit 5 Offidieren und 12 Bedienten eingelehrt war; er fepte fi, die Ungleichheit der Streitkräfte nicht achtend, zur Wehr, ſchlug bie verfchiedenen Angriffe ber Polen mit bedeutendem Verluſte für fie ab, und ent⸗ kam, ohne nur einen Dann einzubüßen. Er felbft aber hatte gleidy anfäng- lich einen Schuß in den Schenkel erhalten, der ihn fein ganzes Leben bin: durch ſtoͤrte. Während der Belagerung von Stralſund dimte Morig als Oberſter in der Abtheilung des Generals von Seckendorf, und bier murd ibm die Freude, den ſchwediſchen Monarchen im Dandgemenge zu chen. Mady der Eroberung von Etralfund trat eine Ruhe ein, die Morig benupee, um 1716 mehrere nordiſche Höfe zu deſuchen. Während feiner Abweſen⸗ beit hatte der Minifter Graf Flemming die Reduction des Regimentes des Grafen bewirkt; er ſcheute den Einfluß der Gräfin Königemark, und daßte ben Sohn in der Mutter. M. kam zurüd, Überhäufte nicht nur den Bi:

036 Morig (Graf von Sachſen.)

nöthigte, 1740 die Baͤder von Balarue in Langueboc zu beſuchen. Ja genannten Jahre waren die wichtigiten Kronen in Europa durch Todesfen⸗ erledigt; Morig hatte feine Bewerbungen um Curland erneuert, aber ver geblich, er kehrte nad) Frankreich zurüd, und bald follte der ausbrechende Krieg ihm Erſatz für die geſcheiterten Plane geben. Er befehligte eine Abs theilung Reitersi bei der Armee, welche 1741 zur Unterflügung des Kur fürflen von Baiern (als Kaifer Kart VII) ſich mit deffen Truppen im 2a gee bei Linz vereinigte, commandicte bie Avantgarde, als ſich biefe nad Böhmen wendete, und wurd die Veranlaſſung zum Gturme auf Prag. 1742 wurde dem Grafen bie Wegnahme von Eger aufgetragen. Am April begann die Cinihliefung, am 7. wurden bie Laufgräben eröffnet, am 19. war Alles zum Uebergunge über den Graben bereit; allein Die Feſtung capitulirte. Die politiſchen Ereigniffe erlaubten M., ohne etwas zu verſaͤn men, eine Reife nach Rufland zu unternehmen, um dert das Ve

feines Mutter in Liefland zu reclamiten. Nach Dresden zurückgekehrt, fand er den Befehl, das Commando des franzöfiihen Corps in Baiern zu üben nehmen, und felbiges, jedes Gefecht vermeidend, hinter die Naab dem Mar: ſchall von Maillebois entgegen zu führen, ber herbei zog, um Prag um Eger zu entſetzen. Nah der Vereinigung mit Maillebois befehligte er die Arrieregarde, die aus 5 Jufanterie= und 2 Reiterrgimentern beflamd. Neqh vor dem Ende bed Winters ging er nad) Verſailles, um den Vorſchlag zu Errichtung eines Uhlanenregimented bucchzufegen, und als ihm dieß gelang, begab er fid) nady Hagenau, dort Dand an das Werk zu legen. Won pie rief ihn der Auftrag, dem bedraͤngten Eger zu Dilfe zu eilen, bereits im Anfange des April 1743 zuc Armee, bie er am Ende diefes für Deftreich fo glüdlihen Feldzuges, nachdem der Marſchall Broglie fie am Medar ver laſſen hatte, als ültefter General über den Rhein zurudführte.. Sobald der oͤſtreich. Feldherr, Prinz Karl von Lothringen (f. d.), Anflalt zum Uebergang über den Rhein traf, übernahm der Marſchall von Goigny bie franz. Arme; M. aber ging mit 3 Brigaden Infanterie und 15 Schwadronen in bie Gegend von Landau, um dort unter feinem perſoͤnlichen Freunde, dene

zoge von Neailles, zu dienen, und vereitelte bier alle Bemühungen der Feinde gegen die Linien an bir Lauter. Nah Beziehung der Winters quartiere begab er ſich nach Verfailles, und ward dort zum Chef der Armee ernannt, welche in Englind landen follte, um Jacob Ill. auf den britifchen Thron zurudzuführen. Bon Lille aus dirigirte M. die Anftalten, und nur erſt ald Alles zum Einſchiffen bereit war, begab er fi nach Duͤnkirchen. Ein heftiger Sturm und die Erſcheinung einer engliſchen Flotte bewirtten, daß man das Eandungsproject aufgab. Der Graf von Sachſen ging nad Verſailles zucüd, und ward zum Marfhall von Ftankreich ernannt. Ehen bei der Eröffnung des naͤchſten Feldzuges befehligte der Marſchall von Sach⸗ fen die Obſervationsarmee, welche zwilhen der Schelde und Lys bei Cout⸗ trai in Flandern aufgeftellt wurde, und als der König von Frankreich ſelbſt gegen den Prinzen von Lothringen zog, der große Fortſchritte im Cifaß machte, blieb M. ale alleiniger Befehlshaber in Flandern zuruͤck. Die Ab flirten waren den Stanzofen voeit Überlegen; nur eine kräftig und richtig geführte Difenfive der Lebteren Eonnte jene binden, das Werlorne wieder zu gewinnen. orig löjte dieſe Aufgabe volllommen, wufßte jede Bloͤße feiner Gegner zu benugeun, und gewann duch fein erfles Auftreten als Feldhere allgemeines Vertrauen, fo daß ee 1745 sum Befehlshaber des Heeres beflimmt wur, an beilen Spige ſich der König felbft fegen weite, um bie Eroberung der oͤſtreichiſchen Niederlande zu vervollflündigen. An:

Moritz. (Graf von Sachfen.) 08

fang Gebr. 1745 erſchien bee Marfchall in Lille, ging dann nach Valen⸗ ciennes und fpdter nach Maubeuge, ließ Mons einfchließen, und erfchien plöglih vor Zoumap, dem Hauptobjecte feiner Operationen. Die Belage⸗ zung Ddiefer Feſtung führte die Schlaht von Fontenoi (f. d.) herbei, die dem Ruhm des Marſchalls begründete, und in Folge berem bie Zeitung fie. Bald darauf entwarf M. den meiftechaften Plan dee Wegnahme Gents, den der General Löwenthal mit :inem Verlufte von nur zwei Mann treffs lich ausführte; fpäter ließ er noch mehrere Drte wegnehmen, und erhielt durch geſchickte Anordnungen feine Gegner in völliger Unthätigkeit. Am Ende bes Feldzugs fiel noch Ath, und hierauf bezogen die Franzoſen die Winters quartiere hinter ber Schelde und dem Oſtender Kanal; die Alliirten nahmen fie in Brabant und dem Reſte der ditreihifchen Niederlande. Während ber Winterquartiere wurde der Plan zu der Wegnahme von Brüffel (f. d.) ents worfen, und fo ſchnell ausgeführt, daß dieſes bereits am 21. Februar 1746 in den Bänden ber Sranzofen war. Immer nod) an ber Spike der Armee in den Niederlanden, begann Morig Ende April 1746 den neuen Feldzug, und nöthigte allein durch Demonftcationen feine Gegner zum Rüds ' zuge binter die Nethe, wodurch fie Mecheln und Louvain verloren. Es fheint, als hätte der Graf von Sachfen, wenn er bier von feinem ſyſtema⸗ tifhen Verfahren abging, große Mefultate erlangen können; feine Bricfe an Friedrich II. und an den Ritter Folard zeigen deutlich, daß er dieß gewollt, aber nicht freie Hand dazu harte, weil Ludwig XV. fetbft bei der Armee war, und ale er fortging, war der günftige Moment fchon verſtrichen. Snzwifhen wurde Mons und Charleroi genommen, die Belagerung von Namür begonnen, das fi Ende September ergab, und am 11. October die Schlacht bei Rocroix (f. d.) geliefert, welche noch unglüdlicher für den Prinzen von Lothringen ausgefällen wäre, wenn die Untergenerale des franz Heeres Übereinitimmender und mehr nach den Vorfihriften des Oberfeldherrn gehandelt ‚hätten. Die Winterquartiere wurden längs der Grenze des Bis⸗ thums Luͤttich bezogen. In den folgenden Seldsügen richtete Frankreich feis nen Angriff vorzuysweife gegen Holland, und ftelte dem 150,000 Manz ftarten Seere der Alliirten 3747 cin faft eben fo fLarkes entgegen. Man kann die Campagne von 1747 als bie glänzendite des Marſchalls anfehen. Der Graf Löwenthal, der würdige Geführte Morigens, hatte [dom zu Ende bes April eben fo wie Gontades eine Anzahl feller Pläge eingenommen. Moritz brach aus der Gegend von Antwerpen gegen Maſtricht auf, das er belagern wollte. Der DHeerführer der Verbündeten, der Derzog von Cum⸗ berland, fuchte dieß zu verhindern, verfuhr aber dabei zu unentſchloſſen, und wurde am 2. Zuli bei Lawfeld gefchlagen. Nur die heidenmüthige Aufopfes rung der engliſchen Reiterei unter Ligonnier und der Muth der hanndveris ſchen Artillerie bewahrte ihn vor dem gänzlichen Verderben. Cumberland ging mit dem größten Theile feines Heeres über bie Maas, Maſtricht war aber gefichert, und der Marſchall von Sachſen mußte von deſſen Belagerung abe ſtehen; dagegen ſchritt er zu der von Bergen op Boom. Diefe Belagerung macht bem Leiter derfelben, dem Grafen Löwenthal, alle Ehre; aber auch der Marfchall zeigte feine Mandvricfähigkeit in einem hohen Grade, indem er alle Plane feiner Gegner zu vereiteln wußte. Die WBinterquartiere wurs den bezogen, und die Eroberung Maftridyts auf das folgende Jahr verfchos ben. Bu dem Seldzuge von 1748 hatten die Verbürkten 392,000 M. verfammelt; allein M. traf fo zwedimäßige Einleitungen, daß er ihnen troß dev Größe der Streitkräfte, die Dffenfive abermals entriß. Im März cons centriste er feine. Zruppen bei Brüffel, machte feine Gegner glauben, er

6 Börfer. Mörlerlaffeten. wisdechetsen Bleiem, ea; axer den Deitmeben bires Rringe, un fx Mazei bi

| ; | ? f Ä

F. W. Moͤrſer, ie Geſchärréehre Morſerbatterien, fiche Belaserunsshbatteriem. Mo rierbloc, use Mörferiafferen. Mörferfersäsfcben, ficbe Kartatſchen Merſerkertẽᷣtſchenpfeile. Uxrr !ieirm Namen bar Gemrral Dei. eiſerne Merierzrihciie verzeidizgen, mehe iveer Som nach ;wei mit ka Gruutlidhen auf einsuder Kırende Kegel biiden, von denen der eime nee einmal To bed ats der anııre, und auf feiner Winziflihe concav ıl, Nr: geflait, da der Eqæerpanct des Körpers ſiets in dem turzeren Regei ing, umd lepierer bei dem Gallen des Geſcheñes verzufschen, und fich im de Erdboden einbehten würde. Dirie Geibefle icien nad dem Meriäung be Erfinders,, ſchichteuweiſe auf Hebeipiegein Susen?, aus dem Möricem ya die Zugänge zu den Breſchen u. ſ. w. geworfen werden, um bieielben duch bie nach oben gekehtten Epigen chen fo unzuginglic, wie durch Zupungda ja machen. R 5.

Moͤrſerkaſematten, fiehe Kaſematten.

Moͤrſerlaffeten, Schleifen, Kloͤtze, usterigeiden fich von be Kanonen⸗z und Haubitlaffeten dadurch, daß fie bloß zur Anwendung grober Erhöhungswinkel eingerichtet find. Wegen biefes Umflandes umd we; des großen Gewichts der Moͤrſergeſchoſſe, mit welchem das Gewichte ber Geſchuͤtzroͤhte nicht in gleihem Verbaͤltniß vermebrt werden kann, obme Bi ganze Maſchine zu unbeweglid zu machen, baben die Mörferlaffeten durd dın Rückſtoß des Pulvers beim Abfeuern mod veeit mehr ale die Kanenen und Daubdipglaffeten zu leiden. Eie erhalten befhalb feine Räder, fondern beftehen bloß aus einem hölzernen Block, oder aus zwei durch Miegel und Bolzen wie bei den Kuncnenlaffeten verbundenen Laffetenwänden, welch unmittelbar und mit ihrer ganzen Sehle auf der Geihügberrung ruden Die helzernen Blöcke, deren man fıd in ber öffreidhiichen, ſachſiſchen, Dimi: [hen und zum Zheil auch in der engliſchen Artillerie bedient, find meiiten: sheild aus mehreren neben einander ſtehenden und in einander verzahnten, duch Bolzen und Schienen verbundenen Pfoften zuſammengeſezt. Eie widerflehen wahrfdyeinlih dem Stoße bei dem Abfeuern beſſer, und ruini⸗ sen die Bettungen weniger als die in der preußifchen und ruſſiſchen Artil lerie üblichen hölzernen Wandlaffeten, find aber audy dem Verſtocken dei Holzes mehr als letztere ausgelegt. Die eifernen Wandlaffeten, deren man ſich in der franzöfifhen, holländifhen und zum Theil auch in der englifcden Artillerie bedient, dürften, wenn fie von feſtem und zaͤhem Eiſen gegoſſen werben, wohl am bduuerhafteften, und aus diefem Grunde insbefondere für Moͤrſer von fehr großem Kaliber zu empfehlen fein, weil die Dimenſienen dere Mörferlaffeten nicht wohl in gleihem Berbältniß mit den Bomben: durchmefjeen zunehmen können. Die Küften: und Seemörferlaffeten bejichen aus hölzernen oder eilsınen Blöden, weiche jedoch zur ſchnelleren Seitenrich tung auf einer hölzernen Drebfcheibe und um einen eiſernen Drehbolzen auf ähnliche Weife wie Vertbeidigungslaffeten für andere Seihüge beweglich

613 Mortlier

nicht nur ſehr zeitraubend, ſondern auch ein weſentliches Hinderniß, ode body ein großer Uebelſtand für die Anuwendung der Moͤrſerwagen Kran port der Geſchuͤte in die Laufgräben iſt. Es dürfte jebody Heime allzugreis Schwierigkeit haben, wenn man biefe Wagen mit einer Art von Gew leiter und mit einer Winde zum Auf: und Abladen des Dörfer verfehen, und dadurch die Hebezeuge entbehrlich machen wellte. Die Diörfermage der zweiten Art wurden von dem General vom Tempelhof für I nad) feinem Vorſchlage bei der preußiſchen Feldartillerie eingeführten Kleines Mörfer erfunden, kamen in jener Artillerie wieder in Wegfall, als mas aufhoͤrte, dergleihen Dörfer mit in das Feld zu nehmen, und wurben is fpäterer Zeit bei der ſaͤchſiſchen Artillerie verfuchsmweile für größere und fie nere Mörfer angewendet. Sie unterfcheiden fidy von denen der erften Au dadurch, daß bei ihnen der Mörfer, mit feiner Laffete vereinigt, unter bes ſehr hoch angebradhten Tragebaͤumen in einer befonderen Vorrichtung ruht welche, der Hauptſache nach, aus zwei quer Über bie Tragebaͤume befeftigten Niegeln, aus vier an ihnen angeftedten hölzernen Tragezwingen umd wi bie fegteren paarweiſe unten verbindenden hölzernen Trägern für bie Dickes laffete beſteht. Durch bie über dem vorderen und hinteren Ende ber Kray bäume angebrachten Winden wird der Mörfer, über weichen der Way zum Aufladen geſchoben wurde, ohne Schwierigkeit fo weig in Die Heh⸗ gezogen, daß dieſe Vorrichtung zufammengefegt werden kann, worauf mm den Mörfer auf diefelbe niederläßt. Eben fo leicht geſchieht das Abladen; allein wie bequem auch in diefer Dinficht dergleichen Mörferwagen find, fs koͤnnen fie doch wegen anderer Mängel nicht empfohlen werben. Da nd lich bei denfelben kein Langbaum angebracht werden kann, fondern bie Ber bindung des Vorder⸗ und Dinterwagens nur buch bie fehr body . uber ber Achſe liegenden Tragebäume bewirkt wird, fo haben fie faſt alle Nachtheil svoelcädriger Karren, und Überdieß den großen Mangel, daß fie fich ſchwer lenken laffen, und dabei leiht am Schlußnagel u. ſ. w. ſchaddaft werben.

J.

Mortier, Eduard Adolph Caſimir Joſeph, Herzog von Te viſo, Reichsmarſchall und Pair von Frankreich, wurde im Jahre 1768 in Cambray geboren, und erhielt durch feinen Vater, Anton Karl Joſeph Mor tier, Kaufmann bdafelbft, fo wie fpäterhin Deputicter bei den Generalſtaatea und Präfident der Adminiftration feines Diſtricts, eine forgfältige Erziehung. Er trat, mit Eifer die Sache der Freiheit ergreifend, im Sabre 1791 as Hauptmann in das 1. Bataillon der Freiwilligen des Norbbepurtements, und gab fhon in dem erften, den Franzoſen fonft nicht rühmlichen Gefechte, welchem er beimohnte, bei Qutevrain am 29. Aprit 1792, we ibm ein Dferd unter dem Leibe erfchoffen murbde, Beweiſe feines Muthes. Mortier focht hierauf bei Jemappes (6. Novb. 1792), nahm Theil an der Bel gerung von Namur, der Schlacht von Neerwinden (18. Maͤrz 1793), und wurde, als Belohnung für feine ausgezeichneten Dienfte, in ber Schlacht bei Hondfchooten (7. und 8. September), zum (Beneraladjutanten ernannt. Er kämpfte mit bei Fleurus im Suni 1794, und obgleich bei dem Entfage von Maubeuge im October durch eine Kartaͤtſchenkugel verwundet, leitete er doch bei der Belagerung von Maſtricht perfönlid den Andi auf das Fort &t. Pierre. Dem General Kleber Jugetheilt, wohnte M. den Ge: fechten bei Altenkitchen (4. Juni 1796), bei Wildenderf am 4., bei Fried: berg am 10. Juli mit Auszeichnung bei, bemächtiste fih am 23. Jul ber Stadt Schweinfurt, und zeigte, als Führer der Vorhut in diefem Feid⸗ zuge, eben fo raftlofe Thaͤtigkeit als ſchaellen Ueberblick. Als Anertennunz

Rortier. 648

Werdienfle follte er nach dem Frieden von Bampoformio zum Bri⸗ neral erhoben werden; er zog aber das Commando des 23. Reiterregi⸗ diefee Anftelung vor. 1799 als Brigadegeneral der Donauarmee tt, commanbdirte er deren Avantgarde, und foht mit Auszeihnung Spitze der 25. leichten Halbbrigade und des 4. und 9. Huſarenre⸗ xs bei Liptingen und Stockach, am 25. März, wurde als Divifione: I zu der Armee Maſſena's In der Schweiz verfegt, und commandirte vierte, etwa 9000 Mann ftarke Divifion. Im der zweiten Schlacht Grid, am 26. September, befand fich diefe mit der Divifion Klein m franzöfifchen rechten Fluͤgel, welcher, auf dem linken Ufer der th, den Angriff gegen den ruffiihen linken, zwiſchen der Sihl und Ihofen ausführte. Als hierauf Maſſena den gefchlagenen General Kor: nur dur Dubdinot verfolgen ließ, und ſich mit Mortier's und Klein’s onen gegen Suwarow wendete, hatte M. am 30. September ein Ges im Muottathale, in welchem es ihm jebody nicht gelang, ben rufs General Rofenberg weiter als bis nach Muotta zu verdrängen, und in Folge des allgemeinen Rüdzuges der Ruſſen nah dem Rhein: Wallenſtaͤdt, Mels und Sargans. Im Monat März 1800 wurde urch den erften Gonful von der Donauarmee, beren 2. Divlfion er nah Paris zurhdgerufen, um dort d.n wich: igen Befehl über die nd 16. Militaicdivifion zu übernehmen. Nach dem Bruche des Trace von Amiens ſah ſich der General an bie Spige der Armee geftellt, h bei Nimwegen verfammelte, um das Kurfürſtenthum Hannover gen. Er brady am 15. April 1803 mit ohngeführ 12,000 M. auf, e fein Hauptquartier nach Köverden, erließ, die hannoͤverſche Grenze weitend, eine beruhigende Proclamation, ging bei Dieppen Über bie und nahm am 31. Mai Stellung bei dem Staͤdtchen Vechte, der ber Dunte aufgeftellten, ohngefähr 18,000 Mann ftarten hannöverfchen gegenüber. Der Feldmarſchall Wallmoden führte diefe uber die Weſer und ſchloß am 3. Zuni im franzöfifhen Hauptquartier Eublingen tebereintunft, nach welcher die hannoͤverſchen Truppen hinter die Elbe gehen, und nicht eher die Waffen gegen Frankreich wieder führen follten, e Mann für Mann gegen von den Enyländern gefangene Fran⸗ ausgeroechfelt worden fein. Die Regimenter behielten ihre Waffen Regimentftüden, alle Übrigen aber wurden den Stanzofen ausgeliefert. ber Die Verwaltung des Kurfürftenthums übernahm, verlegte fein Haupt: er am 5. Juni nah Hannover. Die Convention von Guhlingen inzwifchen weder vom Könige von England, nody vom erften Gonful nigt, und M. rüdte am 3. Jull mit ohngefaͤhr 14,000 Mann an be, Lauenburg gegenäber. In einer Aufftellung zwiſchen Higader und m bereitete er fich zum Uebergange auf das rechte Elbufer vor, ale Unterhandlungen angeknuͤpft wurden, bie jedoch beinahe durch einen . unterbrodyen worden wären. Generat M. hatte nämlich ein Boot en, um dem Feldmarſchall Wallmoden, feinem geachteten Gegner, utommen. Gin bannöverfcher Artillerieofficier, von den obmaltenden iltniſſen nicht unterrichtet, ließ auf dieſes Boot fhießen; zwei Kugeln ten es, ohne Jemanden zu verwunden. M. fah ſich gendthigt, wieder um- en; allein das Mißverftändnig wurde bald befeitiger, Wallmoden kam a6 linte Eibufer, und eine zweite Bonvention wurde abyefchloffen, nach re die hanndvsefhen Truppen ganz aufgelöft, die Soldaten in ihr⸗ ath gefendet, die Waffen und pferde an die Franzoſen abgeliefert w mußten, die nunmehr Herren des ganzen Landes waren. M. 41°

*

wurde hierauf durch Bernabotte. in Danmoner -abgeläft, und bei feimer Ri tuuft nad Frankreich vom erfien Conſul mit dee gröferm Auszeideung empfangen, zu einem ber vier Commandanten der Gomfi CTRRER, und ibm instefondere der Befehl über bie Artillerie ertheilt. Er war bin auf im Jahre 1504 Prafident bes MWahleoliegiums im Mo

wurde sum Maricyalle von Frankreich, fo wie zum Grofabler Der

M. den Befehl über ein aus den Safanteriedivifienen Gazan, Dupent wm

EuBeeCatpe. Mit diefem follte er bei Linz auf das linke Denauufer übergeben, und ab wärts über Krems gegen Wien vorbringen. Er befland am 11. Neu ber das Gefecht von Diernſtein ober Dürtenflein, vom tweidhem hier cin kurzer Abriß folgen mag.

Der Marſchall ließ am 6. November „bie mit Einfchlug des 4 Dis gonerregimentes 5000 Mann flarte Divifion Gazan gegenüber von fin aufbrechen. Zur Erleichterung des Marſches auf dem befdpuwerlichen, a ber Donau bin nach Krems führenden Wege, wurde alles Fuhrweri we rüdgelafien, bis auf zwei leidhte Kanonen; einige Schiffe der Siertik bes Kapitains Loflange, die auf der Donau verrichtet worden mar, begu teten auf felbiges den Marſch der Divifion. Die Reiterei, mie Aus

marſch zurüd. M. gelangte am 9. Novbr. bis Spitz, am 10. nady

fein. Die ruffiihen Vorpoſten, auf welche feine Vorhut Hier traf, zog fig nach leichtem Gefechte zurüd, und der Marfdall ließ feine Divifien hi den Dörfern Ober: und Unterloiben, abwärts vor Dieraflein, auf der fie nen Ebene Stellung nehmen, welche hier smwifcden der Donau und dem Gebirge ſich bilder, mit einer Referve von 1700 Mann in unb biam Diernftein. Seine Vorpoften befehten den Pfaffenberg, Rothenhof und bu Höhen von Neudeck und Laden, ohne jedoch die weiter links rudwärts ge legene Gegend von Scheibeuhof audy nur zu beobachten, aus welcher Way in Flanke und Rüden der franzoͤſiſchen Stellung führten. Der Marſchei den damaligen franzöfifchen iegesübermuth theilend, glaubte, Kutuſoff kei in vollem Rückzuge nah Mähren. Diefer war 25,000 M. fiart gzwar am 9. bei Mautern auf das linke Donauufer übergegangen, und bat bie bortige Brücke zerſtoͤrt, war aber unterhalb Krems, wohin er fein Daup: quartier verlegte, ſtehen geblieben, und behnte fi im Gebirge rechtes bi Sefilt aus. Er beſchloß, bie allzugroße Sicherheit feines Gegners gu ke: firafen, und entfendete in der Nacht sum 11. November drei Golonnen 10,000 M. mit zwei Gefhügen über Egelſee nach dem E dylofbers: und Eceibenhofe zur Umgehung der Franzofen, die in Flauke und Rüden angegriffen werben fellten. Während diefer Bewegung dur das Ger mußte Mortier in der Front feilgehalten und beſchaͤftiget werden; babır fieß Kutufoff am 11. Never. früh 7 Uhr dur den größeren Theil feiner bei Krems zurüdgebaltenen Infanterie die franzoͤſiſche Stellung hei Loilen angreifen. Der ruffife linke Fluͤgel bemädhtigte ſich binnen Kurzem dr Dörfer Der: und Unterloiben, der rechte fuchte den franzöfiichen linken vom Fuße des Gebitges zu verdrängen; allein M., der im drei Treffen aufgeſtelt war, verlängerte nicht nur feinen linken Fluͤgel durch Einfeir: bung des zreeiten in das erſte, fondern zog audy 1500 Mann feiner Ke ferve von Diernfein nach dem rechten Slügel heran. Überloiben war fdne:

646 Mortier

In Krems ein. Diefes Gefecht diirfte das Urtheil begrunden, daß der Marſchall bier nicht die Vorficht und Klugheit eines Oberanführere, wohl aber den Much eines braven Kriegers zeigte. Die Einwohner von Cambray wollten ihrem Landsmanne zur Erinnerung an dieſes Gefecht ein Deuts mal errichten; er wußte es aber mit Beſcheidenheit abzuichnen. Dre Schlacht von Aufterlig wohnte M. nidyt bei, fondern war während derſelben zue Dedung von Wien aufgeftell: Im Jahre 1806 war DR. Vorſitzender des MWahlcollegiums im Garddepartement, wurde vom Kaifer zum Gom: mandanten be6 franzöfifch= holländifchen Armeecorps beſtimmt, das ſich als achtes der großen Armee in Holland fammelte, und beſetzte am 1. Novbr. das Kurfürftenthum Heffen, dann Hamburg und Bremen. Er rückte hie: auf nach Schwediſchvommern und vor Stralfund, das er jedoch wegen Mangel an Truppen nur einfchließen und beobachten, nicht belagern Eonnte, flug am 16. und 17. Apeit 1807 die Schweden bei Anklam, ſchloß am 18. einen Waffenſtillſtand mit Ihnen, durch den er in den Beſitz ber Sn: fein Ufedom und Wollin fam, und blieb nun beobadhtend hinter der Peent fiehen. Mit feinem Corps zur großen Armee nad Preußen berufen, com: mandirte er deren linken Flügel in der Schlacht bei Friedland, am 14. Juni 1807, und trug wefentlih zum Siege bei. Das Jahr 1808, in welchem der Marſchall zum Derzog von Treviſo ernannt wurde, und eine Dotation von 100,000 Kranken Rente erhielt, führte ihn nad Spanien als Com; mandanten bes 5. Armercorpe. Er war bier thelld zur Beobachtung und zur Verbindung mit Madrid während der Belagerung von Saragofſa aufgeftelle, theils wirkte er bei diefer felbft mit, führte nach der Uebergabe der Seftung, am 24. Februar 1809, fein Corps nach Gaflilien, nahm Theil an dem Gefechte von Arzobispo am 8. Augufi, und befehligte im ber Schlacht von Das (f. d.), am 19. November unter Soult. Im Fahre 1810 ſtand er in Eftremadura, bedrohete Badajoz, verdrängte ben ſpaniſchen General fa Romana, flug am 19. Februar 1811 die Spanier an der Gebora, und In Folge biefe® Sieges ergab fih Badajoz am 11, Campo mayor am 21. März. In der Mitte bed Jahres 1811 nad Frank⸗ reich zurüchherufen, erhielt M. während des Feldzuges 1812 das Goms mando der jungen Garde, wurde nah dem Einrüden in Moskau zum Gouverneur diefer Haupeftadt beflimmt, und mußte beim Beyinne des Nüds zuges, in der Nacht zum 23. October, den Kreml fprengen laſſen. Wäh: rend dieſes ganzen Feldzuges kamen feine Truppen jedoch nur bei Krasnoi, in den Tagen vom 14. zum 18. November, zum Gefechte. Im Jahre 1813 führte M. wiederum den Befehl über die junge Garde, und focht mit ihre bei Großgoͤrſchen, Bausen, Dresden, Wachau, Leipzig und Hanau Während des Seldzuges 1814 fand der Marſchall zuerſt mit zwei Divifionen der alten Garde in Belgien, war dann beim Kaifer, befehligte bei deſſen Rüdsuge von Troyes nad Nogent die Nachhut, und focht mit bei Montmirail am 11. Februar. Gemeinſchaftlich mit dem Marſchalle Masmont wurde ihm bie Deckung von Paris übertragen. Beide Marſchaͤlle ſchloſſen, von ber Uebermacht der Alllirten in mehreren Gefechten und in ber Schlacht von Montmartre (f. d.) am 30. März erdrüdt, eine Gapitulation ab, nad welcher Paris am 31. von ihren Corps geräumt wurde. M. er⸗ klaͤrte am B. April feinen Beitritt zur proviforifchen Regierung, wurde von Ludwig XVIII. bald darauf als außerordentlicher Commiſſair nady Lille yes fendet, erhielt daſelbſt das Commando der 16. Militairdivifion und zu Anfıng Juni die Ernennung zum kLudwigsritter und Pair von Frankreich. Im März 1815 wurde Ihm das Commando einer bei Peronne aufzirſtellenden

48 Moakau. J

dimicowitſch im ‚Jahre 1147. Daniel. Auranbromief vergrößerte die Stadt weſentlich, und erbaute 1300 den. Kuml; 1332 erobemen umd wer brannten e6 die Mongolen, 1571 bie ‚Igrtaren,, und 1611. und 1668 dk Polen. Nady dem Brande von 1812 zegelmäßiger umd.[dhänse wieder anfı gebaut, zähle Moskau jegt gegen 400,000 Einmohwt, .ift der Gig. eines Diitairgouverneurs, hat eine, Garnifon von; circa, D,000 Wann, befig eine Studgießerei, ein großes, 1B17 erhautee,; 568, Fup- danges, 170 & breites Erereichaus, in weldem 2000 M. Jufanterie und 1000 SER. Ga valerie ererciten können, und ‚ein Ealferl. Mittajverpehungsinftitut. . Nabe bei Moslau liegen bie drei Dörfer. Preobrafdenstpje, Bernrmoragtoje um Semallowe, nach welchen bie drei.aiten Snlonuriegerbriginuentee bemanmı werben.

1833 Einus des franzöfifhen Kine und, Brand im’ Zahre

Hach der Schlacht von Borodino, am 7. tunber —XE KRutufoff feinen Rüdzug auf der groben Scraße nad Meekau. Die Sta haftigkeit feiner Nachhut, unter -den Generalen Rajewoti und iwitſch, welche die von allem, Einwohnern deriaſſene Stadt Mofpaift ek am 9. nad) einen Gefechte räumte, machte es ‚ihm mie, feinen sro fiegreichen ner fange in Ungewißheit zu erhalten „Uber die Richtung er eingeſchlagen hatte. Den 12. Septbr., wo fein Nachtrab noch ein « feht gegen den verfoigenden Dutat beftand, wachte Kucuſoff neh einmal Halt in ben. Veifhanzungen, welche, eine Heine Stunde wor Mos- tan: angelegt worden, waren, ‚und, erit,am 3. und 14. ließ ex fein He, noch u. —— Voödart, durch DM. uricgeree Diefe Grade bilder ‚mit, Abren Vorftädten, ein, großek, verfchobenes Wired, Fe Din von Pat nach Ge Al, Werfte (über, 1% demfce

m) die a itſche

650 Mostan.

Napoleon, dem, anftatt einer Deputation ber Wehörben und ber angeſehen⸗ ſten Einwohner, wie ex wuͤnſchte, nur einige Ausländer und Leute des ges meinen Volkes entgegenlamen, brachte in einem Daufe der Vorſtadt feine erfte Naht in M. zu. Schon in bdiefer begannen bie Unorbnungen ber Truppen, welche, vom Mangel hart bebrängt, in den ihnen gemadhten Hoffnungen auf das Wohlieben im reichen M. ſich getäufcht, und in ber wmenfchenleeren Stadt wiederum auf ihre eigene Hilfe fidh verwiefen fahen. Ein Iufammentreffen mit ruſſiſchen Nachzuͤglern verurfachte noch einige Date Flintenfeuer. Schon in bdiefer erſten Nacht brach an mehreren Stellen Feuer aus; es wurde wicht fehr beachtet, und es konnte ihm auch nicht entgegen: gearbeitet werden, dba feine Einwohner zum Löfchen bereit, und die Gprigen mit abgeführt worden warn. Am 15. Septbr. früh verlegte der Kaifer fein Hauptquartier in den Kreml; bie alte Garde war bei ihm. Murat rudte mit der Avantgarde und Poniatowski's Corps auf der Straße nad) Ridzan vor, um Kutuſoff's Marſch zu erfpähen; Eugen’s Corps wurde in den Theil der Stadt verlegt, der um die Straße nady Petersburg liest; Davouſt und Men biieben noch in ber geftrigen Stellung. Der Feuer in M. wurden immer mehr; immer unmöglicher wurde es, ihnen Einhalt zu “hun, dba die Häufer größtentheils von Holz waren. Mehrere Leute wurben ergriffen, als Brandflifter erklärt, auf der Stelle gerichtet und erfchoffen. Unordnung und Plünderung wuchſen mit dem Brande in der folgenden Nacht; er kam dem Kreml immer näher, und am 16. Abende fah Ras poleon ſich genöthigt, dieſen zu verlaffen, um nicht von feinens Deere ge: teennt zu werden, und das kaiſerl. Luſtſchloß Petrowskoi, an der Straße nach Petersburg, zu berieben. Das Schickſal der wenigen zuruͤckgebliebenen Einwohner war bellagenswerth, du fie, aus Ihren ‚brennenden Haͤuſern flie: dend, allen Mißhandlungen der Soldaten ausgefegt waren, welche In der Weberzeugung,,. daß jene die Brandſtifter feien, von ihren Anführern und dem Kaiſer ſelbſt beftärft wurden. Mit gleicher Seftigkeit wiürhete ber Brand vom 16. bis zum 19. GSeptbr.; bier fing er an abzunehmen; ben 20. bradyen nur noch wenige Seuersbrünfte aus, und Napoleon bezog an diefem Tage wiederum den Kreml. Bon allen Stadttheilen war nur bie fer ganz unverfehrt geblieben; in ber daran floßenden Kitui waren nur In den legten Zagen und wenig Brände geweien ; einige Vorftädte hatten nur wenig gelitten; fonft aber waren neun Zehntheile ber Häufer in M., und mehr als die Hälfte der Kircyen ein Raub ber Flammen geworden. Ueber die Entftehung des Brandes herrſchen verfchiedene Meinungen. Der franzöfi: ſche Eoldat glaubte feſt an die Brandfliftung durch die Ruffen; auch der Kalfer Napoleon mochte im Anfange diefer Meinung fein, und ergriff be: gierig die fich bietende Gelegenheit, einige als Brandftifter ergriffene Leute richten zu laffen, um fo diefer Ueberzeugung bei feinem Heere und in Frankreich noch mehr Gewicht zu geben, und den Verdacht, ala fei M. von den Franzoſen angezündet worden, möglichft zu unterbrüden. Entge⸗ gen ſteht ihr ader, daß es dieſes Opfers, welches kein Ruſſe, ſelbſt der Graf Roſtopſchin nicht, anerkennt, nicht bedurft hätte, um den Befitz von IM. für die Franzoſen unnuͤtz oder weniger vorcheilbaft zu machen. Diefer Zweck war ſchon dadurch erreicht, daß die Stadt von den Einwohnern ver: laffen und bes größten Theiles ihrer Hilfsmittel beraubt worden war, welche ohnedieß in diefem Zeitpuncte gerade nicht bedeutend fein konnten, da bie zu Wafler kommenden Sommervorraͤthe bereits zum größeren Theile aufge: gehrt, die zu Schlitten anlangenden Wintervorraͤthe aber in M. noch nidyt aufgefpeichert waren. Napoleon war biefe Stabt aufzugeben aud) ohne den

sa Moͤskirch. (ESchlacht 1800) neral Dontriharb mit der Cavalerle. und. reltenden Artillerie aus dem Walde u dedouchlren verfuchte, wurde er durch das Feuer der oͤſtreich . Batterien mit Verluſt wieder juruͤckgetrieben. Lecourbe befahl. hierauf der Divifien Lorges, Heudorf zu nehmen, woran ſich die techte Flanke der Defkreicer te. 16 Dorf wurde von dem ungarifchen. Grenadieren tapfer vertheis igt, zwar erſturmt, aber: mehrmals. wieder verloren, bi6 die Franzoſen ende lich in deffen Befig blieben, .ohne daß ihre Lage dadurch günfliger gewot⸗ den wäre: Vandamme fand.bei Möskich weniger Widerftanb, traf aber wegen des zu machenden Umteges erſt am fpäten Nachmittage hier ein. Obgleich burch Entfendung einer Brigade geſchwaͤcht uͤberſchritt er doch ehne Zögern in drei Golonnen das: Ablachflüßchen, griff: den. linken Flüͤgel der Truppen unter Prinz Vaudemont mit dem Vajonet an, und erflürmse die Vorftade. Monttichard fand fid dadurch zu einem neuen Angriffe verans laßt, der dießmat befferen Erfolg harte. Möekirch wurde nunmehr von der Deftreichern verlaffen. Indeffen [dien der Sieg Immer nod zweifelhaft; denn Kray nahm auf ben Höhen hinter, det Stadt. eine zweite Aufftellung, wodurdy die linke Flauke der Divifion. Lotges ſeht bedroht wurde. Mon Tuttlingen näherten ſich zwei ſtarke oͤſtreich. Colonnen, bevor noch Moreau's Reſervecorps auf dem Kampfplage eingetroffen. ar. Endlich erfchien bie Divifion Delmas; fie wendete ſich ſogleich links, und nahm Etellung hin: ter Lorges. Won Stunde. zu Stumde trafen die Divifionen Baftow und Richepanſe ein. Die nun vereinigten frangff. Truppen, ungefähr 55,000 Mann, hatten eine Stellung genommen, deren Mitte.(Korges und Deimas) einen, nusfpringenden’ Winkel bildete, und von, dem umfaflenden Feuer dee jegt..bis. ‚auf 30,000 M. verftäckten Deftweicer viel zu leiden hatte: Bis um * che bier auf wit Erdit⸗ terung;,‚danm aber ‚trat Kcay ben | gegen die Donay au, welche er bei ‚Sigmaringen übsrfgeitt.. Die Vorräte der Magazine wu waren ſchon früher. „in Sicherheit gebracht. - Saint: Gpr hatte Liptingen ft Nachmittags 4 Uhr erreicht, und zwiſchen dieſem Orie und Tuttlingen Ötellung genommen. Da die Gntfendung eimer Divifion über Tuttlingen, in den Rüden des in Eilmaͤrſchen anrldenden rechten Fluͤgelcorpe unter General Sptarrap, melde von Sainte Suzanne lebhaft gedrängt wurde, von wichtigen Folgen. fein tonnte, fo glaubte Saints Gyr, in der genomme: nen, Aufitellung, Moreau’s. Befehle abwarten zu müffen,. und blich deßhalb unthätig. Der Gryherzog Ferdinand, fein Gegner, benugte diefen Unaftand, und flicß mit der Mehrzahl feiner, Truppen zu Krap, wodurd die Sranjes fen in die oben erwähnte nachtheilige Lage verfegt wurden. Woreau vergaß aber über, ben oͤrtlichen Angriffedispofitionen die Pflichten des Dbergenerals, und ließ Saint⸗Eyr ohne Befehle, welcher auf eigene Verantwortung feine eniſcheibende Bewegung maden, und wegen Mifpelligkeiten mit dem Ober⸗ general auch nicht ohme Vefehl handela wollte. Hierducd; wurde es Sitartay möglich, ſich Tages darauf mit Kray zu vereinigen, der durch diefen Bus fammenflug von Umfländen aus großer Gefahr, ſich befreit fh. Morrau biieb ‚den folgenden unthoͤtig et kannte den Werth ber Beit nicht, und verlor dadurch ‚die Früchte eines Sieges, den er theuer genug bezahlt hatte. Statt. feinem, Gegner mit ganzer Macht auf dem Zufe zu folgen, weburd das Ueberfreiten, her Donau und die Vereinigung mit Etcrrap höchft ſchwierig geworben wäre, befahl er .Saint=Gpr, ſich dergeflalt auszubehnen, daß fein veipter Slügel His Möskichh weiche, ‚der Linke. an ber Donau ſtehe Sainte: Suzanne, erhielt. Befehl, auf dem, linken Donauufer fortzuräden. Get am 7, und 8... Mes. fente fih.dg6- ange wieder in Bewegung, aber

052 Möstirg, (Echlacht 1800.) neral Monttlchard mit ber. Cavalerle. und. reitenden Artillerie aut bem Walde u dedouchlren verfuchte, wurde er Durch. has Feuer der oͤſtreich · Watterim mit Berluft wieder juruͤckgetrieben. Lecourbe befahl. hierauf der Divifin Lorges, geuubart m nehmer, . woran ſich die rechte Flanke der Deſtreicher hte. 6 ef wurde yon dem ungarifchen. Grenndieren tapfer vertpeis igt, zwar erſturmt, aber: mehrmals wieder verloren, bis bie Grangofen ende lich in deffen Vefig blieben, .chne daß ihre Lage dadurch günfliger gewor⸗ den wäre: Vandamme fand. bei Möslich weniger Widerftand, traf aber wegen des zu machenden Ummoeges erſt ara ſpaͤten Nachmittage hier ein. Obgleich, durdy Entfendung einer Brigade geſchwaͤcht überfyritt er body ohme Zögern in drei Golonnen das Ablahflüpchen, griff den linken Zthgel der Truppen unter. Prinz Vaudemont mit dem Vajonet au, und erflürmte die Vorſtade. Montrichard fand. fi dadurch zu. einem neuen Angriffe verazs laßt, der dießmal befferen Erfolg hatte. Möslicd; wurde nunmehr ‚von den Deftreichern verlaffen. Indeſſen ſchien der Sieg immer nody zweifelhaft; denn Kray nahm auf den Höhen hinter, der Stadt. eine zweite Auffiellung, wodurch. die linke Flanke der Divifion.. Lorges ſeht bedroht wurde. Mon Tuttlingen naͤherten ſich zwei ſtarke oͤſtreich. bevor noch Morean's Mefervecorp6 auf dem Kampfplape eingetsoffen. war. Endlich erſchien die Divifion Delmas; fie wendete ſich ſogleich links, und nahm Etellung hin ter Lotges. Won Gtunde. zu Stunde trafen die Diviſionen Baftow und Richepauſe ein. Die nun vereinigten framoͤſ. Truppen, ungefähr 65,000 Monn, hatten eine Stellung gensmamen deten Mitte (Lorges und Deimat) einen ausfpringenden ‚Winkel bildete, und. von. dem umfallenden ‚Feuer der fept ‚sie. auf 50,000 DM. ‚verftächten, Deftt eichet niel zu leiden, hatte: 6 aumEinbruce der Macht kampfte man. hier auf. gllen Puncten mit Gxbit: terung; ‚dann aber trat Fray Pa gegen Die Domay am, welche er ei Sigmaringen üͤberſchritt, Die meiften Worräthe der Magazine in M. waren fon- feuher in Sicherheit gebracht. - Saint» Gpr haste Liptingen ft Nachmittags: 4 Uhr erreigt, und ywifhen, diefem Drte und Nuttlingen Sieliung engmmen. Da die Entſenbung einer Divifion Aber Zuttlingen, in den Nüden des. in Eilmaͤrſchen anrüdenden rechten Fluͤgelcorps unter General Sztarray, welcher von Saintes Suzanne -tebhaft gedrängt wurde, vom wichtigen Folgen, fein tonnte, fo glaubte Saint» Gyr, in der genomme: wen, Aufitelung, Voreau's Vefehle abwarten zu müffen,. und hlicb deßhalb wathätig. Der Erzherzog Ferdinand, fein Gegner, benugte diefen Umajtand, und fließ mit ‚der Mehrzahl feiner, Truppen zu Rap, wodurch die Franjos fen in die oben erwähnte nactheilige Lage verfegt wurden. Moreau vergaß aber über den oͤrtlichen Angziffsdispofitionen die Pflichten bes Dbergenerals, und, ließ Gaint : Cpr- ohne Befehle, welcher auf eigene Verantwortung frine entfcpeidende Bewegung maden, und wegen, Mißpelligkeiten mit dem Ober⸗ general auch nicht ohne Vefehl handein wollte. Hierdurch wurde es C’jtarcap moͤglich, ſich Tages darauf mit Kray zu vereinigen, ‚der durch diefen Bus fammenflug von Umftänden aus großer Gefahs; ſich befreit fah. Meran btie ‚den ‚folgenden. Tag unthdtig; ex Bamate den Werth der Beit nicht, und verlor dadurch bie Fruͤchte eines Sieges, den er theuer genug bezahlt hatte. Statt, feinem Gegner mit ganzer Macht auf dem Zufe zu folgen, woburd das Ueberfhreiten, der Donau und die Vereinigung mit Spterrap hoͤchſt ſchwierig geworben ‚wäre, befahl er -Saint= (pr, ſich dergeſtalt ausqubehnen, daß fein redpter Zügel His Möskicch reihe, der linke. an ber Donau flehe. Cointe:&usagne, erhielt, Befehl, auf ‚dem; linken Donauufer fortzuchden. CoR am 7, und &..URes. fenie fi,.dg6- Vame wieder.in Bewegung, aber

Meitox -- - Monteon | 058 wieder in vielen getrennten Colorinen: - Am 9. ſtieß das Corps von Saints Cyr bei Biberady (f. d.) auf Kray, der hier nochmals gefchlagen tourde. Wenn Moreau Urfache hatte, ſich früher über Saint⸗Cyr's Unchätigkeit zu beklagen, fo waren bier die Verhättniffe gerade umgekehrt. BDeftreichifcher Seits fehlen zur Zeit noch beflimmtere Nachrichten Über die Schlachten des Seldzuges 1800, bie benupten Quellen find bei Hohenlinden angegeben außerdem fehe man Saint: Cyr’s Memoiren.

Pz. Woskwa, Schlacht den 7. Septbr. 1812, glelybebeutend mit Bo⸗ robino (ſ. b.). - on

Moulin aur Chervres, Gefecht am 9. Dctbr. 17%. |

Am 7. Octbr. hatten fit) 20,000 M. ber Armee von Rochelle, unter Chalbos, bei Breſſuire vereinigt, brachen am 9. früh gegen Chatillon auf, unb fließen gegen Mittag bei einem Gehoͤlz im der Nähe der Ziegenmuͤhle auf eine bedeutend ſchwaͤchere Abtheilung der Vendéer unter Lescure, Stofflet, Beaurepair und bem von feinen Wunden nody nicht völlig hergeftellten la Rochejacquelin. Chalbos rüdte nach einem. lebhaften Geſchuͤtzfeuer ges gen die hinter einem Bache auf der Höhe bei jenem Gehölze aufgeftellten Zeinde, welche dem Angriffe fofort entgegengingen, und ben übermächtigen Gegner anfangs auf allen Puncen zurüuddrängten. Mur duch immer friſch anrüdende Zruppen und dur die Tapferkeit eines Bataillons ber Conventswache, welches auch zwei fhon verlorene Gefchüge rettete, konn⸗ ten die Royaliften am weitern Vordringen gehindert werden. Während mar ſich hier Heftig fing, umgirg Weftermann aus freiem Antriebe mit einer Brigade den rechten Flügel der Vendéer, und warf denfelben zuruͤck, wor⸗ auf die ganze Linie die Flucht ergriff. Schon um 5 Uhr zog Weſtermann in Chatillon ein, bis wohin Ehalbos erſt Tages darauf mit der Hauptmacht vorrüdte. Nach alien Seiten wurden Parteien entfendet, um Alles von Grund aus zu verheeren. Die Vendéer waren zerftreut entlommen; in bie Hände der Sieger fielen nur zwei. eine Geſchuͤze, welche in Chatillon gus rüdgelaffen worden waren; ber Veiluſt beider Theile befchränkte fich auf eine bedeutende Anzahl Todter und Verwundeter auf bem Schlachtfelde.

(Vergl. Der Kampf im weſtlichen Frankreich, 17931796, Leipzig bei Brockhaus, 1831. Der Benderkrieg von Mortondal, 2 Bde.) 17

G.H.

Tousquetsires. Die Einführung kleinerer Doppelhaten ober Mus⸗ Beten (f. Muskete), welhe zu Anfange des 17. Jahrhunderts faſt das allgemeine Feuergewehr der Sinfanterie wurden (f. Musketire), und an bie Stelle ber Arkebufen oder Handröhre traten, veranlaßte Ludwig XII. vor Frankreich, diefe Art Waffe auch bei der Cavalerie einzuführen. Er gab zu biefem Endzwecke 1622 feiner Leibkarabinercompagnie Musketen, und nannte fie mousgnetaires du roi. In diefes Corp& konnten nur Edelleute aus den eriten Familien des Landes aufgenommen werden. Bu Ende des 17. Sahrbunderts befanden ſich unter den Haustruppen Ludwig's XIV. zwei berittene Gompagnien Moudquetaires, welche nach der Farbe ihrer Pferde (Schimmel und Kappen) die grauen und ſchwarzen Mousquetaire genannt wurden. Ihre Uniform war roth; fie mußten ſich ſelbſt equipicen und auseüften, mußten zu Pferde umd zu Fuße Dienfte thun, und hatten deß⸗ halb Bahnen und Standarten. Der König felbft war Chef dieſer Truppe, und man betrachtete fie als eine Kriegsſchule für den Ade. G

Mouton, Georg, Graf von ber Lobau, fiehe Loban.

_ Mubupollam, (Schlacht 1781.)

Madupollam, Dorf unweit Porto Novo in Worberindien, ber engli⸗ ſchen Präfidenefchaft Madras, Provinz Karnatik. 0 Schlacht daſel bſt, auh PortoRovo genannt, am 1. Juli 1781. In Aſtindien führte Dpder: Ali, der Sultan vorn Mpfore, felt 1774 mit abwechſelndem Erfolge einen bartnädigen Krieg gegen bie Engländer, welche, bald darauf durdy den Aufftand In Nordamerika befdyäftige, nur wenige Truppen in Myſore laffen konnten, fo daß der Krieg hier größten theild mit den eingebornen indiſchen Sepoys fortgefeht werden mußte. Zu Anfang des Jahres 1782 übernahm ber großbritannifdye Generaltieutenant Eyre Goote den Oberbefehl über die dem Sultan von Myfore entgegenge: fegten Streitkräfte, mit welchen er den Feldzug in den Ebenen ber Provinz Zei eröffnete. Das Deer, weiches er befchligte, beftand aus folgenden ppen: - | | Europäer: bas > Linienregiment . + 600 Mann, aus Öenyalem - - » on 380 ss: aus Madre 2 eo 1 0 0 BO = = g Jufanterie Artillerie . % 0 0 o e 400 2 2

1600 Mann.

Sepoys: 10 Bataill., jedes 500 M. flat: 5000 * = " 4 Reg. Dragoner (Schwarze)

jedes 200 Mann flat; . 800 0 6

Geſchuͤtze: 62 Stüd, | Zufammen: 2400 Mann.

Die Vereinigung deffelben geſchah zu Anfang des Januar bei Dia bras. Hpder= Ali zog feine Streitkräfte bei Arcor, 40 Stunden von Madras, zufammen. Gir Eyre Coote marfchirte im Februar In ſuͤdlicher Rich⸗ tung dem oͤſtlichen Küftenlande entlang nach Cuddalore, wo er die Ankunft des engliſchen Geſchwaders unter Sir Edward Dugues zu erwarten befchlof. In den leuten Tagen des Juni erfchien dieſes bei Porto Move unweit Cubs dalore, worauf Gen. Coote zum Angriff auf Chilumbrum zu fchreiten beſchloß. Allein ehe er diefed Vorhaben auszuführen vermochte, ſah er ſich in feinem Lager bei Porto Novo am letzten Tage des Juni von Hyder⸗Ali gänzlich eingefchloffen, fo daß eine entfcheidende Schlacht jetzt unvermeidli war. Unverzügli traf der britifhe Dbergeneral hierzu feine Anftalten. Alles Gepaͤcke ward auf die Schiffe gebracht. Das feindliche Heer befand aus 50,000 Reitern, 30,000 Dann regelmäßiger Infanterie, 2 Schwadronen franzäfifher Hufaren, und einem Bat. europäifcher Renegaten, nebft einem Artilleriepark von 47 Feldgeſchuͤzen. Rechnet man hierzu noch die Gontins gente ber Heinern von Dpder: All abhängigen indiſchen Fuͤrſten, fo tanz die Stärke feines Heeres zu wenigſtens 100,000 Mann angenommen wer⸗ den. In weitem Umkreis lagerte bdaffelbe auf den flahen Sandhügeln, weiche die Ebene von Porto Novo einfchließen. Zahlreiche Batterien hatten die hoͤchſten Puncte diefer Hügel beſezt. General Goote hatte durch die Ankunft des engliihen Geſchwaders fein Heer bis auf 8000 M. verſtaͤrkt. Am 1. Juli, Morgende um 4 Uhr, führte er daſſelbe auf der Straße von Porto Novo nad) Cuddalore, welche ſich durch die Ebene und über jene Sandhuͤgel hinzieht, gegen den Feind. Er marfchirte in 2 Tref⸗ fen. Das erfte, von dem General Munro befekligt, beflınd aus 3 euros päifhen Regimentern, 6 Bataillonen Sepoys, einer europdifchen Schwadron und 2 fhwarzen Dragonerregimentern, nebft 13 Gelhüsen; das 2. Treffen, unter dem Generalmajor Stuart, war aus 4 Bataillonen Sepoys und

maͤffling 06%

26 Felbgeſchuͤtzen gebildet. 1 Bataillon Sepoys, 2 Dragonersegimenter mit 6 Geſchuͤten und 300 Mann marattiſcher Reiterei wurden zur Bedeckung des Parks beflimmt. Der erfte Angriff von Seiten der Feinde gefchab duch einen Schwarm von Hoder⸗Ali's unregelmäßiger Reiterei, der zugleich die in der Front der Engländer aufgepflanztem Batterien: verdeckte. Zahl⸗ lofe Raketen überfchütteten die englifhen Linien, die jedoch in Ordnung ihren Marſch fortſetzten. Ploͤtzlich zogen ſich die Reiterſchwaͤrme zurüd, und 6 ſtarke Bataillone eröffneten jetzt ein heftiges Feuer gegen bie Englünber. Diefem Feuer auszuweichen, rüdte General Goote im Thale etwas redite, vermochte jedoch nicht, durch diefe Flankenbewegung fih aus dem feindliden Feuer zu ziehen, wodurch befonders der linke Fluͤgel beträchtlich litt. Sept, nachdem der englifche Dbergemeral die ganze Stellung des feindlichen Geſchuͤtzes überfehen konnte, befegte ewwmit feiner 2. Linie einen länglichen Sanbhügel, der zwiſchen ihm und dem Seinde ſich hinzog; er erlitt jedoch durch die in Büfchen gegenüber verſteckt liegende inf. beträchtlichen Verlust, bie er feine Entwidelung vollendet hatte. Drei Mal erneuerten die feindlichen Grenadiere, von franzöfifchen Dfficieren geführt, den Angriff auf diefe Stel⸗ lung, und eben fo oft wurden fie von den Engländern zurüudgeworfen, nachdem diefe nicht ohne große Anftrengung einige Gpfuͤnd. Kanonen auf den Hügel binaufgebracht hatten. Auch der ruͤckwaͤrts aufgeftellte Park ward vergeblich von der feindliayen Meiterei und Infanterie angefallen. Die mit feiner Bededung beauftragten Truppen warfen die Angriffe der Feinde fiegreih zurüd. Das erfle Treffen unter bem General Munro, welcher nody immer in der Ebene ftand, und ben rechten Flügel formirte, hatte das furchtbare Gefchüpfeuer des Feindes won Morgens 10 Uhr bis Nachmittags 3 Uhr ausgehalten. Eben traf Munro, mit Genchmigung des Übergenes rals, Anftulten zum Srontangriff der feindlichen Geſchuͤze, als Kiram Gas bib an der Spige eines Meitercorps ſich auf den Enten Fihgel des erſten englifhen Treffens ſtuͤrzte, in der Abficht, dieſen zu werfen, ober doch das bedrohte Geſchuͤtz zu retten. Kiram Sahib warb bei biefem Angriffe getöds tet, unb feine Reiter floben auseinander. Noch verfuchte eine feindliche Infanterielinie, ihre Geſchuͤze zu decken; allein bald wich diefe den englifchen Kartätichenfchüffen, während das englifche Fußvolk die von dem Feinde bew ſetten Sandhügel mit ſtuͤrmender Hand eroberte, und die Fliehenden gegem die Straße nach Chilumbrum verfolgte. Erſt in der Nähe dieſes Punctes gelang es Dpders Ali, feine fluͤchtigen Truppen su fammeln. Nachdem bie Engländer die vom Feinde geräumten Höhen erftiegen hatten, uͤberſahen fie die ganze Niederlage derfeiben. So weit das Auge reichte, war das Feld mit Pfer⸗ den, Geſchuͤtz und Gepäde des Feindes bededt, der in der wildeften Unorbnung zu entfliehen ſuchte. Bir Eyre Coote ruͤckte an biefem Tage nur noch bis su dem nahe gelegenen Dorfe Mudupollam auf der Strafe von Chilumes brum nad Cuddalore wor, wo er übernachtete. Die Schlacht bürfte une gleich enticheidendere Folgen gehabt haben, hätte der Obergeneral wenigſtens einen Theil feiner Reiterei zur WBerfolgung bes flichenden Feindes abgeſchickt. Der Berluft der Engländer befland in 17 europäilhen und 20 ſchwar⸗ zen Öfficieren, und in 80 europälfdhen Soldaten und 500 Sepoys. 4000 Feinde dedten das Schladyefeld.

(BergL A Narrative of the military Operations, on the Coromandel Coast etc., by James Munro. London, 1789, wofelbft ſich ein brauchba⸗ zer Plan der Schlacht befindet.)

un 5

Maffliag, Sriedrih Karl Ferdinand von, koͤniglich preußiſcher

5) .:.:: Müffline Ä General der Infanterle, coinmandirender General’ des 7.: Arnteecorpo zu Muͤnſter, ſtammt aus einer früher in der Oberpfalz angeſeſſenen Familie, und ward am 12. Juni 1775 zu Halle im Saalkreiſe geboren, we fein . Vater als Dfficer bei dem damaligen Regimente Prinz Bernburg (fris ber Leopold von Deffau, 1806 von Renouard) in Garniſon ſtand. Die erfte Ausbildung, auch in militairifcher Bezlehung, erhielt M. in genann ter Stadt, die aud feine erfie Garniſon war, da er als Junker in das Fuͤſellerbataillon von Langelair (1806 von Kafferlingk) trat, mit welchem er 1790 nad Schlefien, 1792 aber arten bie Franzoſen marſchirte. DM. machte ſich während bee Feldzuͤgge am Rhein durch eine höhere Bildung, als die gemähntiche der Dfficere damaliger Zeit bemerkbar, befaß nament⸗ lich Kenntniffe in der hoͤhern Geodäfte, und wurde deßhalb mehrfach gebraucht. Als unter der Leitung: es Oberſten von Lecoq Weſtphalen ver: meffen werben follte, zog man 1798 SM. mit zu ben Arbeiten, benupte ihn bei dem trigonometrifchen Netze und bei der Aufnahme der Grafſchaf⸗ ten Minden und Ravenöberg. Im Jahre 1803 ward, als Erfurt an Preu⸗ gen fiel, ein neues Infanterieregiment dort errichtet; es führte die Rumme 59, und hatte den Generallitutenant Grafen von Wartensieben zum Chef; M. murde ald Premierlieutenant bahin verfegt, und arbeitete nun unter Herrn von Zach bei’ det Gradvermeſſung in Thüringen. Im- nächften Jahre teat er als Hauptmann im ben Generalſtab. Im Feldinge von 1806 war M. dem Corps des Herzogs von. Weimar zugetheilt, das fpdter unter Wih: chers Befehlen fand; ber. Hauptmanı M. war nach dem Treffen bei Luͤ⸗ beit beauftragt, die Capitulation von Rattkau abzufchließen. Im Jahre 1809 wurde ihm der Abfchied, um den er nachfuchte, bewilligt, jedoch die WBebifgung des Miedereintrittes daran geknüpft, für "den Fall, wenn Preußen gegen Frankreich auftreten würde. M. trat in die Dienfte bes Herzogs von Wei⸗ ‚mar, doch nicht ale Soldat; ex warb Mitglied bes fogenannten geheimen Conſeils, und in. diefer Stellung hatte er mit allen Zweigen der Verwal⸗ tung, Juſtiz, des Finanzweſens, ja fogae mit den kirchlichen Angelegenbeis tm zu thun. Er war in biefer Zeit ſtets mit Preußen, vorzüglich mit dem General von Scharnhorft, in Verbindung geblieben; mas er für daſſelbe ge than, laͤßt fidy nicht angeben. Gewiß wirkte er zum Deile deſſelben in der Stille thätig, fe wie manche andere preußiſche Öfficiere, bie in die Givildienfte anderer Fürften getreten waren, um bem vorigen Monarchen zu bienen, der ducch fie Manches erfahren konnte, was für ihn und fein Land von Nutzen war. As M. nad Weimar kam, hatte das Gluͤck Napoleon’s feinen hoͤch⸗ ften Glanzpunct erreicht; M. beharrte aber darauf, daß nicht eher fir Dentſch⸗ land und Europa ein wahres Heil zu erwarten ftünde, als bis Frankreich gebemüthigt fei. Dierzu wollte auch er gern mit dem Schwerte beitragen, und verließ daher feinen Poften in Weimar, als 1813 der Aufruf des Ri nigs von Preußen an fein Bolt erfchien, traf noch vor der Schlacht von Groß s Görfchen bei dem Deere ein, ward als Oberſtlieutenant dem Generals ſtabe Bluͤcher's zugetheilt, und nad dem Gefechte bei Dainau in Schlefien zum Öberften ernannt. Nach der- Auflündigung bes Waffenſtillſtandes, im Auguft 1813, war M. Gmeralquartiermeifter der fhlefiihen Armee, im Generalſtabe alfo der Erſte nach dem Chef defjelben, dem General Bneifenau; die Schlacht bei Leipzig verfchaffte ihm die Beförderung zum Generalmajor. Maren aud die Gefchäfte M's von der Art, daß fie feine ganze, ſowohl geiftige als Lörperlihe Kraft in Anfprud nahmen, wie es bei der raftlofen Thaͤtigkeit Blucher's nicht anders fein konnte, fo war es doch auch eine wahre Schule für einem General, vlg :fie nur felten. einem wird. Nach

080 Mühldorf. (Schlacht 1322.)

(dichte, 3. Bd. In der Geſchichte der fächfiihen Armee iſt Mühlberg nech deßwegen intereffant, weil zwifhen der Stadt und dem Dorfe Zeithaun vier Luftlager in den Jahren 1613, 1730, 1785 und 1305 Statt fanten. Das berühmtefte ift dns vom Sabre 1730, welches Körig Auguſt II. von Polen dem Könige Kriedrih Wilhelm und dem SKronprinzen (nachmals Friedrich MH.) von Preußen zu Ehren gab, und welches, vom 31. Mai bis 27. Juni dauernd, 5 Millionen Thaler koſtete. C,

Muͤhldorf, Stadt im Sfarkreife des Konigr. Baiern, mit 1350 Einw. am Sinn, über den bier eine ſteinerne Brüde führt.

Die deutfche Gefchichte bervahrt ſchon jeit den Sabre 1257 das An denken von Mühldorf. Der ehrgeizige Koͤnig Drtokar von Böhmen benuekte bei Verfolgung feines Planes, ſich zum Deren von Deutfddand Zu machen, die Zwietracht der Söhne Herzogs Otto des Erlnuchten von Baiern, Hein: rich's und Ludwig's des Strengen, zu einem Einfalle in Baiern. Seriea Ludwigs Macht war gering; Herzog Heinrich rear am Rheine, und nicht geneigt, feinen Bruder zu unterflügen. Als aber Dttokar bereits Meuburs am Inn und Schärding bezwungen hatte, und mit aller Macht gegen Landshut vordrang , da galt dem Herzog Deintidy die Rettung des Water: landes mehr als der häusliche Zwiſt; er.eilte mit einem namhaften Decz herbei, ſich mit feinem Bruder zu versinigen. Ermuntert durch die Ein: teacht ihrer Fuͤrſten, warfen ſich die Baiern muthig den Boͤhmen bei Münt: dorf entgegen, und ſchlugen fie nad) harter Gegenwehr In die Flucht. Die hölzerne Bruͤcke bei Mühldorf brady unter den Slichenden ; die Mehrzahl der dem Schwerte Entronnenen wurde ein Opfer der Zluthen. König Ottokar fuchte fein Heil im ſchleunigen Frieden.

Schlacht zwifhen Ludwig von Baiern und Friedrich von Oeſtreich am 28. Septbr. 1322. (Auch Schlacht bei Amp fin: gen genannt.) Ä -

Dir Tod Heinrich's TH. (24 Aug. 1313.) hatte am 19. und W. Octbr. 1334 fomohl den Herzog Ludwig von Baiern, als den Herzeg Frie— drih den Schönen von Deſtreich in Frankfurt auf den Thron der roͤmiſchen Könige berufen; Biefer war in Bonn, jener in Aachen (25. u. 26. Nonkr. gekrent worden. Hatte auch die beiden Vettern innige Freundſchaft, ar: nährt durch gemeinfchaftliche Erziehung, in der Jugend vereinigt, fo war doch feiner von ihnen geneigt, jet auf-die Koniastrone zu verzichten. In dem beinahe Bjährigen Kampfe fhien fi) das Stud auf Friedrich's Seit⸗ zu wenden; Ludwig, von feinem Bruder Hudelph gehaßt, hatte nur wenig Anhang; SFriedrih wurde wader von feinem tapfer und friegserfahrenen Bruder Leopold unterftügt. Schon mehreremale war Ludreig von feinen Ges: nern, von denen Friedrich vom Inn, Leopoid vom Lch her 'vordrang, fo gut wie eingefchloffen gerwefen, immer aber nichts entichleden worden. Das Schickſal hatte den funfzigften Gebächtniftag, an dem Rudolph's von Hake: burg Wabl dem herrnloſen Reiche‘ den Frieden wiedergab, erwaͤblt, den Kanıpf um das roͤmiſche Reich zwiſchen Rudolph's Enten durdy das Schwert zu fchlihten. Herrog Leopofd fammelte in Schwaben, im Elſaß und der nördlichen Schweiz ein maͤchtiges Heer, um abermals Uber ben Lech gegen Maͤnchen vorzubrechen; Herzog Sriedtich Harte den Bund mit-dbem Umgarn: koͤnig Karl Robert von Anien im Nov. 2321 ernenert, und feinen Bra: der Heintidy den Canftmüthigen, der mit 1000 Helmen gegen Visconti in Oberitalien gefochten hatte, im Mai 1322 an ſich gejegen, bot jekt feine Mannen in Deſtreich, Steiermark und Kärntben auf, und verbrachte Die

Munro. 073

ſchen Peter TIT. 1762 zur Regierung gelangte, erhielt er feine Begnabigung, wurde nach Petersburg zurüdberufen, in feine frühen Stellen wieder eins geſetzt, und ftarb den 27. October 1776, 85 Jahr alt, zu Petersburg. (Vergl. Leben berühmter Heerführer von D’Cahil. Gefchichte des Reichs der Osmanen, von 3. v. Hammer. Charakterſchilderungen in⸗ tereſſanter Perfonen.) 27. Munro, Thomas, geboren den 27. Mai 1761, war der zweite Sohn eines Kaufmanns in der fchottifchen Handelsſtadt Glasgow, auf deren höherer Schule er den wiflenfchaftlidhen Unterricht empfing, und feine natüre lichen Anlagen fo ausbildete, daß er in der Folge in mehr als einer Hin⸗ ſicht Ausgezeichnetes leiftere. Won der Natur mit großer Lebhaftigkeit und viel Unternehmungsgeift, auch mit einem Eräftigen, durch mandherlei Uebun- gen geftärkten Körper ausgeſtattet, gab er fich einer Lecture hin, welche die oben angeführten geiftigen Eigenfchaften mehr und mehr bervorrief, und den jungen Mann zum Militairftande binzog, zu, dem er dem moralifchen, wie den phnfifchen Beruf in fich fühlte. Im Jahre 1779 trat M. in die Krieges dienfte der oftindifhen Compagnie, focht bereitd im naͤchſten Jahre gegen Hoder: Ali, nahm an allen bedeutenden Vorfällen der Feldzüge von 1780 bis 1784 Theil, und wurde bald duch Muth und Umficht ein Liebling finer Oben. Nach dem legtgedachten Kriege widmete er eine vierjährige Mufe dem Studium des Landes, in welches ihn das Schickſal geführt harte, und machte fih mit dee Sprache, fo wie mit allen Einrichtungen Indiens fo vertraut, als hätte er geahnet, in welche VBerührungen er mit diefem Lande einft kommen würde. Bald aber brady ein neuer Krieg aus, in wel⸗ chem Zippo Seib, ber würbige Nachfolger Hpder= Ali’, an der Epige dee Mahratten gegen die Engländer focht, aber nicht glüdlich war. Er mußte mehrere Länder an feine europdifchen Feinde abtreten, und bei biefer Geles genheit war M. einer der Gommiffarien, welche in der der Compagnie zu⸗ gefallenen Provinz Baramahl die neue Verwaltung organifirtn. Eieben Sabre blieb er in dieſem Verhaͤltniſſe; da brach ein abermaliger- Kricg mit den Mahratten aus, nach deffen Beendigung M. die Drganifation und Ver⸗ waltung von Cananea übernahm, und nur durch fein Euges und feftes Bes nehmen die mannichfachſten Schwierigkeiten uͤberwand, wie er dieß unter gleihen Verhaͤltniſſen audy in den 1800 der Compagnie von dem Nizam abs getretenen Ländern that. Mannichfache Anftrengungen des Körpers wie des Geiſtes hatten M's Gefundheit merklich geſchwaͤcht; er Lehrte deßhalb nady einer Abwefenbeit von beinahe 28 Jahren nad) Europa zuruͤck, mo er ſich im Jahre 18514 verheirathete. Doch noch einmal follte er auf den Schauplag feines Wirkens zurädehren, indem er an die Spike einer Commiffion ges ftelle wurde, die den Auftrag hatte, das Spftem der Rechtspflege Oftindiene zu unterfuchen, auch zugleich, falls es thunlich fei, den Eingeborenen einen Antheil an der Verwaltung zuzugeſtehen. Es iſt Leicht begreiflih, welche Schwierigkeiten ihm gemacht wurden, und die zwei Jahre, welche ihn jener Auftrag befcyäftigte, durfte er nicht unter bie angenehmen rechnen, um fo weniger, da die Erfolge nicht feinen Wünfchen entfpracyen. Ein neuer Krieg mir den Mahratten rief M. zu militairifcher Thaͤtigkeit; nachdem aber auch diefer geendet, legte er die Stelle ald Zruppencommandant nieder, und kehtte nad England zurüd, wo er jedoch nur wenige Monate blieb, und dann ald Gouverneur nad) Madras ging. M. hatte ſich ängft aus dem Staats⸗ dienfte zurückziehen wollen, und nahm das Bouvernement in Mabras nur an, weil er unter dem Minifterio Canning auf eine freifinnige Berwaltung hoffte. Im Sabre 1823 reichte er ein Geſuch um Entlaffung ein, welches er nach Militair : Gond. s@ericon V. Bd. 4

1 Münfter. (Einfchließung 1534 und 1535.)

brei Jahren wiederholte, als ber Krieg gegen bie Birmanen geendet war. Im Jahre 1827 unternahm er eine Reife nach den Provinzen, die er früher organifirt hatte; auf derfelben ergriff ihn zu Putticondah bie Cholera, an welcher ee noch am nämlihen Tage, am 6. Juli, ſtarb. Madras ehrte fein Andenken durch ein ‚Denkmal. zw

Muͤnſter, dee Hauptort des gleihnamigen Regierungsbezirkes und der preußifhen Provinz Weſtphalen, Generalcommandoquartier des 7. Armee: corps, liegt an dem umbedeutenden Fluͤßchen Aa, das die Stadt in vielen Krümmungen durchſtroͤmt, enthält 22,000 Einwohner, war früher mit dep pelten Waͤllen und Gräben umgeben und hatte eine Citadelle, die Brille genannt, welche von dem Biſchofe Bernhard von Galen zur Bezaͤhmung der Stadt angelegt war; 1765 find die Werke gefchleift, und 1767 das Waſſer aus den Gräben in die Aa geleitet worden. Bis 1803 war Min ſter die Hauptſtadt eines Biethums.

Einſchließung 1584 und 1535.

Die im erſten Viertel des 16. Jahrhunderts begonnene Reformation hatte die Köpfe vieler Menſchen verwirrt, die fie nicht begriffen; es entſtan den verfchiedene Secten, die in ihren Grundſaͤzen von dee Dauptidee ber Meformation abgingen, ſich manderlei Ausiegungen der Bibel erlaubten, und ihre Meinungen oft nicht bloß auf Sachen der Religion, fondern auf das gewöhnliche Leben und auf die Verhättniffe ald Staatsdiener ausdehn: - tn. Mannichfache Anordnungen entftanden hieraus, wie 3. B. die Bauern; unruben ; eine der geführlichlten Secten diefer Schwärmer wurde aber die der MWiedertäufer, die in den Niederlanden und im nordweſtlichen Deutichland einen befonders großen Anhang erwarben. Sie verwarfen die Zaufe ber Kinder als mit der Bibel im Widerfpruche,. und fanden es daher für nd: thig, ſich noch einmal taufen zu laſſen; ferner gehörte zu ihren Saͤtzen die Vielweiberei und eine gleiche Vertheilung der Güter. Diefe Lehren, die mit Enthuſiasmus verbreitet und behauptet wurden, brachten binnen Burger Zeit alle die gewaltfamen Wirkungen hervor, die nothwendig daraus entite: ben mußten. Zwei der Häupter der Secte, bie ſich Propheten nannten, Johann Matthias, ein Vader aus Harlem, und Johann Bockold oder Beukels, ein Schneider aus Lenden, liefen fich in Münfter nieder, das du: mals zwar al6 die Hauptitadt des gleihnamigen Bisthums unter der Obers hoheit des Biſchofs ftand, aber zugleich eine Eaiferliche freie Reicheflade war, die non Buͤrgermeiſtern und ihrem eigenen Senate zegiert wurde. Die Propheten hatten aus ben benachbarten Provinzen ihre Anhänger unbemerk: nad Münfter kommen laſſen, und fühlten fit) bald flart genug, in einer Februarnacht 1534 fi in den Beſitz ded Arfenald und des Rathhauſes zu fegen, fo wie Meifter der Stadt zu werden, aus ber die Domherren, ber Adel, der Magiſtrat und alle vernünftigen Bürger, gleichviel ob Katholiken oder Proteflanten, auswanderten. Die Propheten führten eine eigene Regie: eungsform ein, wählten. einen gewiſſen Knipperdolling und noch einen ande: ven Profelpten zu Bürgermeifternz; doch hatten biefe keine Gewalt, denn der eigentliche Negent. war Matthine, dem es auch keinesweges an Verſtand und Muth fehlte. Es kann bier nicht von den Einrihtungen der neuen Machthaber, oder von den Gräueln ber Anarchie die Rede fein, die in ber ungluͤcklichen Stadt herrſchten. Es fei nur bemerkt, daß Matthias niches verſaͤumte, die Befeſtigungen Muͤnſters in den beſten Stand zu ſetzen, und die Bewohner zur heftigſten Gegenwehr zu entflammen. Der Biſchof von Münfter, Graf Franz von Waldeck, hatte indeſſen nicht mußig zuge⸗

Münfter Einſchließung 1538 und 1535.) 1: We

ſchaut; es gelang ihm, ein beträchtliche Corps sufammenzubringen, und im Mai 1534 begann er die Einfchließung der Stadt. Bei feiner Annds berung thar Matthias an der Spige einer auserlefenen Schar einen Aus⸗ fall, eroberte einen Theil des bifchöflichen Lagers, richtete ein großes Blut bad an, und kehrte mit Beute beladen nad) der Stade zuruͤck. Bon dem errungenen Vortheile beraufcht, erfhien er am andern Tage mit einem Spiefe in dee Dand vor dem verfammelten Volle, und erklaͤrte, er fühle fih durch göttliche Eingebung berufen, mit einer Kleinen Schar wie Gideon auszuziehen, um die Gottlofen zu ſchlagen. Dreißig Perfonen, die er nas mentlich aufrief, folgten ihm ohne Bedenken, und feiner kehrte zurüd. Der Tod des Propheten verurfachte zwar anfänglic eine große Beſtuͤrzung in Münfter, doch Johann von Leyden trat an die Spige, und wedte den En- thufiasmus von Neuem. Diefem aber fehlte der perfönliche Much feines Borgängers, wehhalb er nur vertheidigungsweile zu Werke ging, und feine Ausfälle unternahm. Am 24. Juni erklärte man ihn zum Könige von Zion ; denn Münfter nannte man das neue Zion. Da man eingefehen hatte, daB die Macht des Biſchofs allein zur Bezwingung feiner revoltirten Hauptſtadt nicht ausreichte, fo hielten die deutfchen Rheinkreiſe einen Kreis⸗ tag oder Convent zu Koblenz; ihnen fchloß ſich freiwillig der Kurfuͤrſt Jo⸗ hann Friedrih von Sachſen an. Man wurde über die Mittel einig, mit denen man den Biſchof unterflügen wollte, und es bradyen auch bald 300 Reiter und 3000 Fußknechte auf, die dee Graf Ulrich von Oberſtein befeh⸗ ligte, der die Leitung des Angriffes übernahm. Der erfahrene Feldherr fah ein, daß ein Sturm auf die ſtarken Werke nicht raͤthlich ſei; ein Verſuch, mittelft eines Einverftändniffes einzubringen, ſchlug fehl, man mußte fi mit einer engen Einfchliefung begnügen. Der roͤmiſche König Ferdinand hatte einen Reichstag nad) Worms ausgefchrieben, um mit den Etänden des Reiches über die Münfterfchen Angelegenheiten zu berathen; die Kürften fühlten fi in ihrer Würde dadurch beleidigt, daß ein Schneider den Koͤnigs⸗ titel ufurpirt habe, und fo befcloffen fie im April 1535, eine Unterflügung an Geld zu geben, damit die Aufrührer defto eher bezwungen würden. Die beroilligten Gelder gingen aber nicht regelmäßig ein, und dieß gab Veran⸗ laffung zu einer Revolte unter den Sölbnern des Belagerungsheeres, die indeffen bald gedämpft wurde. Im der Stadt flieg indeſſen der Mangel wegen ber immer engern Einfchließung; dody die Vertheidigung wurde mit ungefhwächten Eifer fortgefegt, und überdieß Hilfe von aufen erwartet. In Holland hatten die Wiedertäufer einen zahlreichen Anhang; von dort. ber ſollte diefelbe kommen. Bon Münfter abgefendete Emiffarien hatten ihre Genoffen in Amſterdam aufgewiegelt; doch die gemäßigte Bürgerfchaft unterdrüdte, aber nicht ohne blutigen Kampf, bie auftuͤhreriſche Bewegung. Eben fo fammelte fih zu Bolswart in Friesland ein Corps Wiedertäufer, welches zum Entfage nad Muͤnſter ziehen wollte; aber der Landvogt von Friesland griff die Stadt an, wurde zwar dreimal zurückgeſchlagen, vernichs tete aber doc) zuleht die Sectirer. In dem blolicten Orte nahm indeffen die Noth immer mehr überhand, bis endlih am 13. Juni unter Führung eines Muͤnſterſchen Ueberläufers unbemerkt ein Theil der Belagerer in der Nacht zum 13. Juni in die Stadt drang, die Thore von innen dffnete, und Dünfter nach einem blutigen Kampfe in ben Strafen einnahbm. Der König von Zion, fein Kanzler Krechting und der vom Bürgermeifter zum Scharfrichter creirte Kuipperdolling waren unter ber Zahl der Gefangenen; fie wurden in elferne Käfige geſteckt, In den benachbarten dentſchen Provinzen umbergeführt, am 13. Februar 1536 aber hingerichtet. 2 Hortlever

» 676 . Nünfter. (Belagerung 1759.)

Mobertfon, Geſchichte Karl's V., 2. Bd. Menzel's neuere Geſchicht der Deutſchen, 2. Bd.) F. W.

Belagerung 1759.

Der‘ Herzog Ferdinand - von Braunfchweig hatte am 1. Auguft 1759 die Franzofen bei Minden entfcheldend gefchlagen, und dachte nun Daran, fi) wieder in den Bells von Münfter zu fegen. Er fendete deßhalb aus dee Lahngegend, wo er fland, am 22. den braunfchweigifhen General Imhof mit 6000 Mann zur Belagerung diefes Plages ab, und ließ am 25. noch einige Savalerieregimenter folgen. Der franzöfifche Feldherr, Mar: (hal Gontades, hiervon unterrichtet, trug dem Marquis von Armentieres auf, für feine Perfon nach dem Niederrheine zu geben, das Commando über einige aus Frankreich kommende Regimenter zu übernehmen, fie mit einem Theile der Befagungen von Wefel, Düffeldorf und anderen am Rheine liegenden Städten zu verftärken, und mit diefem Corps dem bedrängten Münfter zu Dilfe zu eilen. Die alliirten Truppen waren vor Münfter eins getroffen; die Belagerung ging aber nicht raſch vorwärts, der General Im: hof fand größere Hinderniffe, als er erwarte hatte. Wegen des anhalten: den Regens war er erft Ende Auguſts angekommen, hatte jwar am 3. September die Belagerungsarbeiten angefangen, aber es doch nicht hindern innen, daß der Marquis von Armentieres von Wefel her am 4. ep: tember bei Borken erſchien. Dieß bewog Imhof, am 6. die Belagerung auf: zubeben, und fi bie Telligt zuruͤckzuziehen, worauf die Sranzofen die Ge: legenheit benugten, um eine Verſtaͤrkung an Truppen und einen Vorrath an Lebensmitteln in die Stadt zu bringen; hierauf gingen fie am 12. Sept. über Dülmen nady Koesfeld zurüd. Der wieder vorgegangene General Imhof fab fih nun genöthigt, die Belagerung in eine Blofade zu verwandeln, bis ihm eine Verftärfung vom Herzog Ferdinand gefendet werden könne, was aber für jetzt die Verhältniffe noch nicht erlaubten. Unter folhen Umftänden onnte bei Münfter nichts Erhebliches verfallen; inzwifchen gelang «8 am 27. September dem Marquis von Armentieres, noch ein Mat eine ſtarke Zu: fuhr in die Stadt zu bringen. Anfangs October erhielt Imhof Verſtar⸗ kungen; fein Gegner zog ſich näher nad) Weſel zuräd. Imhof folgte ihm, zur eigentlichen Blokade nur den Oberften von Rheden mit 3 Bataillonen und 1 Schmwadron zurüdtaffend. Die Beſatzung machte in der Nacht vom 17. zum 18, October einen Ausfall, überfiel einen Xheil diefes ſchwachen Corps, und nahm 4 Officiere mit 123 Dann gefangen. Anfangs Mes vernber kam die Belagerungsaetillerie von Lippſtadt an; zugleich erfchien aud der Graf von Buͤckeburg, um die Oberlettung der Belagerung zu überneh: men; in der Nacht vom 8. zum 9. wurden die Laufgräben eröffne. Der Commandant vertheidigte ſich mit vieler Entfchloffenheit, unternahm auch verfhiedene Ausfälle, die felten unglüdlidy für ihn abliefen. Der Marquis von Armentieres machte Miene, den Omeral Imhof in ber Stellung bei Rorel anzugreifen, ging aber am 20. wieder in fein Lager bei Doriten zus rd. Dies hatte die Folge, daß der Commandant General Gavon neh in der Nacht vom 20. zum 21. die Stade übergab; wegen feiner tapferen Vertheidigung ward ihm freier Abzug mit feinee Garnifon bewillige. Ar⸗ mentieres zog fih nun über den Rhein zurüd; Imhof folgte ihm bis in das Herzogthum Berg, woſelbſt er Contributionen erhob, dann aber die ihm angewiefenen Winterquartiere bezog.

Gergl. Tempelhof, Geſchichte des Tjährigen Krieges, 3. Theil.) F. W.

Muotta⸗Thal. (Arrieregarbengefeht 1799.) 97

Muotta ⸗Thal in der Schweiz; es zieht fich zwoifchen dem untern Reußthal und dem obern Linththale gegen den vierwaldflädter See, und endet unweit Schwyz.

Arrieregaredengefeht ben 3. Detober 179%

As Sumarem nach Eroberung der TeufelLsbruͤcke (f. d.) bis Altorf vors gebrungen war, überzeugte er ſich von der Unmöglichkeit, auf einem andern Wege nach Schwyz zu gelangen, als durch das Schädher = und Muottathal, wohin aber nur gefahrvolle Jägerpfade führten. Seine Heine Armee war durch den Marſch über den St. Gotthard und durch Gefechte (f. Tremolathal) in einen Zuſtand verfegt, der über alle Beichreibung gebt. Der Regen ſchwellte die Wildbaͤche zu Stromen an, und machte die fleilen Selfenpfade nur noch ſchluͤpfriger; die Soldaten gingen barfuß, die Pferde und Mauleſel waren meift gefallen, Munition und Lebensmittel gingen zur Neige. Die Avants garde mußte fi) den Weg überall mit Gewalt bahnen, und bald wurde aud die Arrieregarde bedroht. Es gehörte eine feltene Willensſtaͤrke dazu, den gewaltigen Eindrüden nicht zu erliegen, und die Gerüchte über Kor⸗ ſakoff's und Hotze's Niederlage, über Jellachich's und Linkens Ruͤckzug (f. Zürich, Linth und Mollis), waren nicht geeignet, den geſunkenen Muth wieder aufzurichten. Suwarow mußte eilen, aus dieſer gefährlichen Lage zu kommen, und ließ den 27. September die Avantgarde den Marſch in das Muottathal antreten. Sie hatte zwar nur einen Weg von 2 Meis (en zu machen; aber die 300 vorausgehenden unberittenen Koſaken brauch⸗ ten 12 Stunden, die Divifion Bragation faſt 20 Stunden. Der Mari der ganzen 25,000 Mann ſtarken Armee dauerte 60 Stunden; denn auf den ſchmalen Pfaden und Stegen über Abgründe konnte kaum ein Einzel⸗ ner ohne fremde Hilfe fort, und die Bataillone mußten fich natuͤrlich an geeigneten Orten wieder fammeln. Im Thale der Muotta harrten die vor: derfien Bataillone ungebuldig der nadjfolgenden; dem ſchon vernahm man im Rüden das lebhafte Feuer, womit Lecourbe der ruff. Arrieregarde daB Seleite gab, und ein weiteres Vordringen konnte erft mit roieder gefammelter Macht gefchehen. Die Beſtaͤtigung der obenerwähnten Unglüdsfülle der Ruſſen und Deftreicher an der Limmat und Linth bewogen den F. M. Sumas row nach langem Kampfe mit ſich den Marſch nady Schwyz aufzugeben ; denn feine Armee zählte nicht viel Uber 15,000 Streiter, und hatte nur noch einige Gebirgskanonen. Er befahl deßhalb, daß der Marſch den 30. durch das Klönthal in das untere Linththal angetreten werden felle, ließ aber den Gen. Rofendberg mit etwa 5000 Mann als Arrieregarde im Muottathale zurüd. Suwarow fam mit der Divifioen Bragation den 1. Detober bie Glarus, ftieß im Linththale auf neuen kräftigen Widerftand (ſ. Mollis), und blieb hier in bangen Zweifeln über die fernere Richtung feines Mars ſches bie zum 5. October. Diefes Verweilen hätte feinen Untergang herbei führen tönnen, wenn Maſſena nad dem Siege bei Zürich mit allen ent behrlihen Zruppen hierher marfchiet, und nicht mehrere Tage in Ungewiß⸗ beit und Unthätigkeit geblieben waͤre. ine um diefe Zelt nothwendig ges wordene Verlegung mehrerer Generale, durch die Ernennung Lecourbe’s zum Oberbefehlshaber der Rheinarmee veranlaßt, brachte noch mehr Störung in die kriegeriſche Thätigkeit der Scanzofen, und erleichterte Suwarow's Abzug.

Maſſena war am 28. September mit der Divifion Mortier (7000 Mann) in Schwoz eingetroffen, und Tags darauf mit Lecourbe in daß Schaͤcherthal geritten, wo fie aber nichts als todte oder ſterbende Nachzuͤgler fanden, weßhalb bie dort fichende Brigade Loifon nad) Schwyz gezogen wurde. Am 80, lieh Maſſena eine Becognofcirung im Mudttathale unter

678 Muradl. J

nehmen, uͤberzeugte ſich, daß Suwarow mit der Hauptinacht bereits im Linththale angekommen ſei, und beſchloß, die bei Muotta ſtehende Divifion Roſenberg am andern Morgen anzugreifen. Roſenberg hatte 8 Batail⸗ lone, voelche, in zwei Treffen flehend, bie ganze Breite des Thales einnah: men, aber nur einige Dreipfünder bei ſich führten. Maflena unternahm den Angeiff mit 8 bis 10,000 Mann aller Waffen. Die Ruffen fchlugen den erften Angriff ftandhaft ab, drangen dann mit dem Bajonet im bie Stanzofen ein, und fchlugen ſich wie Verzweifelte. Wahrfcheintich glaubten die Franzofen, bier leichtes Spiel zu haben; denn fie wurden durch biefen Gegenangriff fo überrafht, daß fie In größter Unordnung bie nahe an Schwyz zuruͤckwichen, 5 Kanonen und 2000 Mann auf dem Plage lichen, wovon die Hülfte gefangen wurde. Diefer unter ſolchen Umftänden aufer: ordentliche Erfolg hatte feinen Grund theils in der ausgezeichneten Wravenr der Ruffen, theils in der zu großen Siegeszuverfiht Maſſena's, ber im dee Thalebene vorging, ohne fidy ber Abhänge bemäditigt zu haben. Res fenberg konnte feiner Beſtimmung nach die erfochtenen Vortheile nicht weiter benugen, blieb aber noch einen Tag bier ftehen, und kam ben 4. Deteber bei Glarus an. Maſſena gab die Idee auf, ihm zu folgen, weit Kor fatoff Miene machte, wieder vorzurüden (f. Schlatt); er ließ daher den Gen. Mortier mit 6 Bataillonen im untern Muottathal zur Beobachtunz ftehen, und fendete bie übrigen Truppen über Einfiedeln nach dem untern Zinththale, um fich der ruſſiſchen Hauptmacht entgegenzumerfen, wem fie bei Weſen bdurchzubrechen verfuchen ſollte. Allein Sumarow batte «es aufgegeben, in die Ebene vorzudringen, und den Marſch nad) Graubündter duch das Thal der Sernft beſchloſſen. Er brach den 5. October auf, und wurde nur bis Matt verfolgt, wo feine Arrieregarde abermals durch Eräfs tigen Ruͤckſtoß ſich Ruhe verfchaffte. Diefe mar den Ruſſen um fo nörbiger, da fie jest beim Ueberfleigen der eifigen Gebirge des Vorderrheinthals aufs Neue mit geoßen Raturhinderniffen zu tümpfen hatten, und faft mehr Nach zuͤgler als Streiter in ihren Reiben zählten. Der Reft der Pferde und Saumthiere nebft einigen Hundert Menſchen erlag dem unbefchriitlichen Elende, oder flürzte in Abgründe; was noch an Gebirgskanonen verbin: den war, mußte verlaffen werden, und erft am 10. October fliegen die legten Truppen erfhöpft in das Rheinthal hinab. Hiermit endigte Sus warow's berühmter Zug Über die Alpen, welcher drei Wochen gedauert batte, und größere Verlufte erzeugte ale eine völlige Niederlage. Doc war ber moraliſche Eindrud von ganz anderer Art; Kenn eine Armee, die fo Une heures ertragen, und wie ein reißender Strom alle Dämme durchbrochen hatte, welhe Natur und Kunſt ihre entgegenftellten, durfte wohl mit eini⸗ gem Stolze auf ihre Gegner und Verbündeten bliden. Ueber die Legteren war Suwarow im hoͤchſten Grade erbittert, weil fie ihn im Stiche go laffen hatten, und feine, fo wie des Großfürften Conſtantin's Bericee an den Kaifer Paul trugen vielleicht das Meifte dazu bei, das Bündait zwiſchen Rußland und Deftreid aufjulöfen. (Literatur wie bei Legnano und Luzienſteig.) Pz.

Murad I., eigentlich Amurat, tuͤrkiſcher Kaiſer, mit dem Bel: namen Gaſis, der Deid, einer der größten Regenten der Osmanen, be: fficg nach dem Tode feines Vaters Orcham oder Urham den Thron im Sabre 1359, nadwtürkiicher Zeitrehnung im Jahre 761 der Hegira. ein alterer Bruder hatte gegen das Jahr 1355 zuerft türkifche Truppen nad Europa geführt; Amurat dachte daran, die Eroberungen Soliman's zu er:

Murabll. 679

weitern, und wurde darin ktrefflich durch die Schwäche des griechifchen Kaifers Johannes Palaͤologus L unterſtuͤzt. Anfinglih nahm er den Griechen Thracien und bie benachbarten Provinzen ab; dann eroberte er Gallipolis, Dimorue und Adrianopel, in welche letztere Stadt er feine Refidenz verlegte, ein wichtiges Ereigniß, das in das Jahr 1362 fil. Murad war der Stifter jener Truppen, welche unter dem Namen der Janitſcharen (f. d.) lange Zeit die Etüge, aber auch oft der Schrecken der osmaniſchen Regierung waren. Der Sultan verwüftete die Küften von Macedonien, überfchritt die Meers enge von Gallipolis, und ſchlug ſowohl den Kürften der Bulgaren, als auch den Despoten von Serbien. Nach der Einnahme von Pheres verband er fi) mit dem Gohne jene Despoten, und beirathete deſſen Schweſter. Später fchloß er ein Buͤndniß mit dem Kaifer zu Conftantinopel, der ihm feinen Sohn Theodor als Geißel überließ. Er eroberte das untere Myſien, im jegigen Natolien, bezwang die rebelliſchen Statthalter (Baſſen), und ließ feinem eigenen Sohne die Augen ausſtechen, weil dieſer fih mit dem Sohne des urichhifchen Kaiſers verbunden hatte, um mit den Waffen in der Hand die Väter zu entthronen. Einige Zeit nachher fab er ſich in einen Krieg mit Eleazar ıEuzarus), Fürften der Triballier, verrwidelt, und wurde in einem dabei Statt findenden Gefechte getödter, als eben fein Gegner den Rückzug antrat. Ueber die Art feines Todes iſt man zweifelhaft; nach einigen Nachtrichten foll ihn ein feindlicher Krieger mit der Pike niederges ftoßen haben, andere behaupten dagegen, einer ber Seinigen, ein Edelmann, Namens Mile, babe fi, unter dem Vorwande, ihm eine wichtige Nach⸗ richt zu bringen, an ihn gedrängt, und ihn mitten unter feinen Janit⸗ ſcharen durdy einen Lanzenſtich getödtet. Er harte dreißig Jahre regiert, und 37 Schlachten und Gefechte gewonnen. (©. Leunclavius, histoire mu- sulmanne, C. 5. Chalcondyle, C. 1. Baudier.) F.W,

Murad oder Amurat II., tuͤrkiſcher Kaiſer, folgte feinem Vater Ma⸗ homet I. im Sabre 1421. Die Griechen hatten in der Perfon Muſtapha's, des Sohnes ven Bajazeth, einen Gegenkaifer aufgeftellt, der ſich der tür: kiſchen Provinzen in Europa bemächtigte, und von Adrlanopel aus nady Afien uͤberging; doch Murad flug ihn, der in den Bergen von Toganum verftedte Muſtapha ward gefangen, unb in Murad's Gegenwart erdcoffelt. Um fi an dem griedhifchen Kaifer zu rächen, zog ber Eultan vor Conftans tinopel, und obgleich alle Nachrichten dahin übereinflimmen, daß der Ans griff mit Kraft und Geſchicklichkeit geführt wurde, fo mußten die Tuͤrken dody das Unternehmen aufgeben. Ein zweiter Muftapha warb ale Gegen: kaiſer aufgeftellt; doc von den Griechen verlaffen, erlitt er das Schickſal feines Vorgängers. Murad eroberte nun Theffalonien, welches die Vene⸗ tianer vom Kaiſer Andronikus gekauft hatten, griff Caramanien an, bela= gerte, wiewohl vergeblih, Belgrad, und machte den Fürften von Bosnien fi) zinsbar. Einem gleichen Schickſale mußte fi aud der Fuͤrſt von Al⸗ banien, Johann Gaftrioto, unterwerfen, und überdieß feine fünf Soͤhne als Geißeln jtellen, die Murad durdy die Beſchneidung zu Mohamedanern machte, obgleich er verſprochen hatte, ihren Glauben nicht anzutaften; die vier Xelteften ließ er durch ein lanagſam wirkendes Gift hinrichten. Murad fhrite nun zur Eroberung von Siebenbürgen; allein der dortige Feldherr Johann Hunvad ſchlug die Türken, ward ale Heerführer eines Bundes chriſtlicher Kürften erwaͤhlt, und erlangte fo bedeutende Vortheile über Murad, daß diefer genöthigt war, eine Alliance mit Ungarn zu fdhließen. Jetzt warb eine Waffenruhe auf gewiſſe Zeit feſtgeſeze; aber die Chriften, durch Julian,

680 Muradal. (Schlacht 1212.)

den Legaten des Papſtes Eugen IV., bewogen, brachen biefelbe, und griffen zu den Waffen, noch ehe die beftimmte Zeit verflofien war. Murad ſam⸗ melte bald fein Heer, griff die Chriſten mit Nachdrud an, und gewann am 10. November 1444 die Schlacht bei Varna, in welcher der Kan Ladislaus von Ungarn blieb. Der Eieger ließ dem gefallenen Monarchen ben Kopf abſchneiden, und biefen auf eine Lanze geftedt im Lande umbertragen. Man erzählt aus der Schlacht von Varna, daß, ald der Eultan feine Truppen wanken ſah, er den mit den Chriften abgeſchloſſenen Tractat zus feiner Taſche gezogen, und mehrere Male. ausgerufen babe: „Jeſus Chriftus, wenn Du ein Gott bift, wie die Deinigen fagen, fo raͤche an ihnen bus Unrecht, das fie Dir thaten, indem fie einen Zractat brahen, den fie in Deinem Namen befhworen hatten!” Im naͤchſten Jahre erfodht er einen glän: zenden Eieg über Hunyad, der dieſem 20,000 Menſchen koftete. Indeſſen hatte Georg Caſtrioto, bekannt unter dem Namen Ecanderbeg, der fünfte Sohn ded obengenannten Johann Gaftrioto, durch kluges Benehmen fich wieder in den DBefig der Staaten feines Vaters gefeßt, ſchlug die Türken mehrete Male, und nöthigte den Sultan, bie Belagerung von Groja, der damaligen Hauptſtadt Albaniens, aufzuheben. Amurat war im hödjften Grade wuͤtbend, und beſchloß, nichts zu fparen, um fich zu rächen. Diefer Durſt nach Rad und die Aufforderungen der Janitſcharen liefen ihn aud den Plan aufge ben, fih nad Kleinafien zurückzuziehen, um dort unter den Zidjiten, eine Secte der Mohamedaner, fein Leben in Ruhe zu befchliefen. Er ergriff neuerdings die Zügel ber Regierung, und wendete Gewalt und Lift zur Un: terdrudung Ecanderbeg’6 an, doch vergeblih; diefer behielt fters die Oder⸗ band. Endlich rüdte der Eultan mit einer zahlreihen Armee noch einmal vor Croja, und bier fand er feinen Tod; der Aerger über das Nichtze⸗ lingen der Wegnahme der Stadt zog ihm einen Schlagfluß zu, der jein Leben am 11. Febr. 1451 endete. Er war 75 Jahre alt geworden, und hatte 30 Jahre regiert. Quellen wie bei Murad J. r .W,

Muradal, el puerto de Muradal, ift ein Gebirgepag in der Eierra Morena, zwiſchen Neucaftilien und Andalufin. Die Römer nanntın ben Paß saltus Castulonensis, wegen einer nahe dabei befindlihen Stadt Ga: ſtulon, die jıgt nur ein Dorf Namens Caſtona ift.

Schladht am 12. Auguft 1212.

‚Mehemed al Naſt, aud) Anafir genannt, König von Marocco, harte bei bem Antritte feiner Regierung zuerft mit Empdrung in feinen afrikaniſchen Staaten zu fümpfen; als er diefe aber gedämpft, beichloß er, in Epanien die Provinzen wieder zu erobern, die feine Worältern beſeſſen hatten. Er führte zu diefem Endzwede ein Heer von 600,000 Mann nad) der Haldiniel. Die chriftlihen Könige von Gaftilien, Navarra und Aragenien dagegen errichteten ein Vertheidigungsbuͤndniß; allein immer noch blieten die Araber ihnen an Zahl überlegen; nur hatten die Chriften geſchicktere Feldherten. Dir Erzbiſchof von Zoledo, Don Roderigo, reifte nach Jtalien und Frant⸗ ceih, und ftellte die Gefahr Spaniens fo nahdrudlid vor, daß er ein Heer zuſammenbrachte, welches aus 50,000 Mann Fußvolt und 12,000 Reitern bejtand. In Caſtilien mußte Alles die Waffen ergreifen; Don Pedro I1., König von Aragonien, erſchien an der Epige von 20,000 Infans teriften und 3500 Reitern. Toledo war der Eammelplag der Chriſten. Nachdem fi das Heer vereinigt hatte, brach es unter Anführung dis Ne: nige Alfons von Gaftilien in drei Colonnen auf, eroberte die Zeitung Ma: lagon mit Sturm, und nahm Calatrava. Bei Alarcos vereinigte ſich der

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König von Navara, Don Sancho VI. mit den Gafliliern, die nun gegen die Sierra Morena vorruͤckten. Mehemed al Naſr beſetzte die Zugänge zu diefem Gebirge, um entweder feine Gegner zum MRüdzuge zu zwingen, oder fie bei ihrem weiteren Vorgehen mit Wortheil anzugreifen. Die vers bündeten Könige konnten zu keinem Entſchluſſe kommen, und hielten einen langen Kriegscath. Die Mehrzahl bee Mitglieder deſſelben behauptete, daß man ganz gewiß verloren fein würde, wenn man durch die von ben Arabern befegten Zugänge der Gebirge mit Gewalt eindringen wolle; fie meinten, man würde am beften thun, wenn man zurüdginge, um buch einen Um⸗ weg in Andalufien einzufallen. Alfons befteitt dieſe Anſicht; er hielt dafur, der Ruͤckmarſch fei fowohl dem Ruhme, ald den Erwartungen der Chriſten nachtheilig, und man müfle alle Gefahr verachten. Während man noch nicht entfhieden war, welche Partei zu ergreifen fei, verlangte ein Hirt mit dem Könige zu fprehen, und fügte diefem, er wolle die Armee ohne Gefahr einen Weg im Gebirge führen, der nur ihm allein bekannt ſei. Afons ſchickte zwei Dfficiere mit dem Hirten ab, um den Weg zu unter fuchen, den hierauf das Heer einfhlug. Anfänglich hatte derfelbe eine dent Zugange zum Gebirge entgegengefepte Richtung; die Araber fchlojien bier: aus, die Chriften zögen ſich thells aus Feigheit, theild aus Mangel an Lebensmitteln zuruͤck. Diefe dagegen festen ihren Mari fort, der bald fteit, bald hinab durch tief eingefchnittene Thaͤler führte. Alle Schwierig⸗ feiten wurden durch die Hoffnung ‚eines gewiflen Sieges übermunden. Ends ih trafen fie auf dem Gipfel des Gebirges eine weite Ebene an, wo fie fi) verfhanzten. Die Araber waren zwar über das unvermuthete Erſchei⸗ nen ihrer Gegner beftürit, ruͤſteten ſich jedoch fogleich zum Kampfe. Die Epunier, der Erholung ſehr bedürftig, blieben in ihrem Lager, welches fie auch am nädjften Tage nicht verliefen. Endlich am 12. Auguft (nach Anderen am 16. Zuli) rüdten bie Chriften vor. Diego Lopez de Haro führte das Vordertreffen, Gonfalvo von Nuüez das Haupttreffen ; die Koͤ⸗ nige befanden fidy bei der Reſerve oder dem Hintertreffen. Die Araber theilten ihr Deec in vier Abtheilungen; Berge und Thaͤler waren von ihnen bededt, ben Eingang ihres Lagers hatten fie mit einer elfernen Kette ver ſchloſſen. Alfons ermunterte die Eeinigen durch eine Anrede; Naſt that daffelbe, und hierauf fegten ſich beide Deere in Bewegung. Das Gens trum der chriftlihen Armee begann den Angriff, und wucbe durch die Koͤ⸗ nige von Navarra und Aragonien unterftügt. Dreimal ward der Angeiff abgefchlagen; es hatte faft das Anſehen, als 0b die Chriften die Flucht ers greifen würden. Alfons, darüber ergrimmt, wollte ſich in das Gedränge jürgen; doch der Erzbifhof von Toledo hielt ihn zurüd, indem er vors flelite, daß das Schickſal des Heeres von feiner Erhaltung abhinge. Diego Zope; de Haro unterflügte jegt das Centrum, das, dadurch ermuthigt, wie⸗ der vorging, und nun die Araber in die Flucht ſchlug. Die ſpaniſchen Berichte, denen wir bisher folgten, gaben ben eigenen Verluſt zu 25,000, den der Feinde zu 185,000 Mann an. Alfons ſchrieb an den Papft, und nennt Ddiefelben Zahlen; er fagt in biefem Schreiben noch, man habe fo viele Pfeile und Lanzen gefunden, daß das chriftliche Heer, welches zwei Tage auf dem Schlachtfelde ſtehen blieb, nur etwa die Hälfte davon zue Seuerung gebraucht hätte. Die Epanier nennen die Schlacht die bei Vanos Zolofa, oder bei Las Navas de Toloſa, die Araber aber, die bei Akeb, oder bie auf den Feldern von Hiſn Alatab, Drei Tage nad der Schlacht nahmen die Chriften Bildes, Balnea und Toloſa weg, belagerten nad einigen Sagen audy Ubeda, mußten aber bie Belagerung wieder aufheben.

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Mehmid al Nafe ging nach Afrika zuruͤck, dort ein neues Heer zu bilden, und noch einmal das Glüͤck der Waffen zu verfuchen.

Die arabifhen Schriftfteller geben folgende Relation der Schlacht. Bald erfuhr König Anafir die Bewegung der Chriften, und ridte ihnen entfchleffen mit feinen Mufelmännern entgegen. Auf den Zeldern von Hifn Alakab bekamen ſich beide Heere zu Geſicht, und fchlugen ihre Lager auf. Nachdem der Amir Heerſchau über feine Truppen gehalten hatte, Heß er fein rothes Belt auffchlagen, zum Zeichen, daß er eine Shlacht liefern wollte, und als dieß geſchehen war, nahm Anaſir in dem Zelte auf «inem Schilde Play, waͤhrend fein Pferd vor dem Zelte in Bereitfchaft fland; einge um daffelbe waren die Leibwachen aufgeftellt, und bildeten mit ihren Maffen eine Schugmauer. Bor den Leibwachhen fanden feine fämmtlichen Truppen in Reihe und Glied nebft Ihren Sahnen und Trommeln; an ihrer Spige befand fi der Vezier und Feldherr Abu Said ben Game. Sobald das chriſtliche Deer mit feinen fehr wohl geordneten Scharen, beren Menue und Ausdehnung ungeheueren Zügen von Heuſchrecken glich, bie angreifenden Bewegungen begann, rüdten ihnen bie Freiwilligen, ohngefähr 170,000 Mann an der Zahl, entgegen. Diefe geriethen in Verwirrung, wur den bat von den chriſtlichen Schwadronen umzingelt, und hatten ein fürdh: terliches Blutbad zu erbulden; denn obgleid, die Mufelmänner feft fanden, und mit bewunderungswerther Ausdauer kümpften, fo ging doch jene uns geheure Menge Greimilliger verloren, „melde an diefem Tage die Märtyrer krone errangen, und, bis auf den Testen Mann fechtend, niedergemadt warden. Etaub und Blut bedeckten die Krieger beider Deere; die Chriften erneuerten ihre Angriffe mit immer wachſender Heftigkeit, wahrend bie Almohaden und Almoraber im Präftigften Widerftand Wunder der Tapfer⸗ feit thaten. So war das Gefeht am bisigften geworden, ale ploͤtzlich bie andalufiichen Anführer mit ihren berrlihen Truppen ummendeten, und aus der Schlacht flohen. Die Urfache hierzu lag in dem Haß, der Feindſchait und Schnfuht nah Rache, wovon ihre Herzen aufgereist waren, und aus welchen das Andenten an die ungerechte Dinrichtung des tupfern und edien Feldherrn Aben Cadis, ſowie die von Aben Gameg erduldete Verachtung und fein unerträglichee Stolz nicht verwiſcht werden tonnte, und fo ſchien ihnen dieſe Gelegenheit die beite und fürchterlichite für ihren Zweck. Kaum batten die Atmohaden, Alaraber und übrigen berberifhen Stämme bemertt, daß die Andalufier die Flucht ergriffen hatten, die tapferen Freiwilligen ader alle zufammengehauen maren, als auc fie in Unordnung und kurz darauf in Flucht geriethen. Auf ihnen allein lag noch das Gewicht der grüß: lihen Echlacht, welche die Chriſten von der rechten Flanke jeden Augen: blick in beftigerem Andrang erneuerten, bis ihr Feind das Feld gerdumt hatte. Nachdem nun audy dirje Linie durchbrochen, Echreden und Bermirs rung darin allgemein geworden war, griffen die Chriſten mit verdoppelter Dige den Kreis der ſchwarzen Leibwache an, der fi um den Amir Anafır g.bildet hatte, mußten aber davon abſtehen, indem derfelbe einer undurdk: drinzlihen Mauer glih. So zurüdgeworfen, traͤnkten ſich die Lanzen ber muthigen Schwarzen in bem Nüdgrat der feindlichen Pferde; aber ncch «in Mat begann der Feind den gewaltſamen Angriff, und jest gelang es ihm, den geflcchteten Kreid zu durchbrechen. Während deſſen ſaß Anafir auf dem Schilde mitten In feinem Zelte, und ſprach: „Gott allein ift wahrhaft, und der Satan ein Betrüger!’ Aber die Chriſten drangen unaufhaltſam vorwärts, und machten von feiner 10,000 Mann ftarten Leibwache den größten Thei nieder. Als fie fo im fürchterfihen Gemetzel beinahe den Koͤ⸗

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nig erreicht hatten, fprengte ein Alaraber. auf feiner Stute auf ihn zu, und rief: „O Amir, mie lange wirft Du denn figen bleiben? Schon iſt Gottes Urtheil gefällt, und fein himmliſcher Wille erfüllt worden; die Mu⸗ felmänner find im Kampfe unterlegen!” Da fprang Anaſir auf, und wollte ſchnell fein Pferd befteigen; der Alaraber aber ſprach: „Nein, Herr, bes fteige meine Stute; fie ift von Achter Race, umb läßt ihren Reiter nicht im Stih. Mit Gottes Hilfe wird fie auch Didy retten; denn in Deinem Leben befteht die Sicherheit aller Anden. Da warf fi Anafir darauf, und der Alaraber auf des Königs Roß; Beide flohen, umringe von den fluͤch⸗ tigen Xruppenhaufen und den erbärmlichen Weberreften der gefchlagenen Letbwache. Die Chriften verfolgten ihren Sieg, und das Gemegel unter den Mufelmännern währte bis in die Nacht hinein. Gchredliche Augens bite, in denen die Schwerter der Chriften unerbittlicdh unter den Muſel⸗ männern wütheten, bis auch nicht einer mehr von fo vielen Tauſenden am Leben war! Alfons hatte nämlich den Befehl gegeben, Leine Gefangenen zu machen, und alle Mufelmänner oder Chriften, die ſich ihrer annehmen würden, um das Leben zu bringen. Mit diefer Niederlage, welche Dions tage, den 15. des Mondes Safer, im Jahre der Hegira 609, vorfiel, fanf die Macht und das Anfeben der Mufelmänner in Spanien; denn von jege an fcheiterten alle ihre Unternehmungen, die Feinde wurden Deren beinahe des ganzen Landes, und hielten es befegt u. f. w.“)

(Vergl. Anales de la nacion espafiola, por Don Velasqnez. Es- pafla sagrada, por H. Flores. Noticia de los mas principales histo- riadores en Espafia, por el marques de Mondecar. Gardonne, Gefchichte von Afrika und Spanien unter der Derrichaft der Mauren, überfegt durch von Murr. Geſchichte der Herrſchaft dee Mauren in Epanien, nach ara⸗ bifhen Hand: und Denkſchriften dargeftelit vom Dr. Don Joſeph Anton Conde, aus dem Spunifhen überfegt vom badifhen Dauptma:ın Rutſch⸗ mann.) F. W.

Murat, Joahim, König von Neapel, geb. zu Baftide Fron⸗ tanniere im Departement des Lot, am, 25. Mär; 1771, war der Kohn eines Gaſtwirths zu Cahors, und wurde für ben geiftlihen S:and beftimmt; allein mehrere Leichtfinnige Jugendſtreiche nöthigten ihn, feinen Stand zu ändern, und ſich beim 12. Chaffeurregimente als Gemeiner anwerben zu taffen. Er hatte e6 hier bis zum Unterofficier gebradht, als ein fuhordinas tionswidriges Benehmen feine Entlaffung berbeiführte, worauf er eine Zeit lang ganz unthätig blieb, bis es ihm gelang, in bie neuerrichtete conſtitu⸗ tionelie Garde Ludwig's XV. einzutreten. Hier ergriff er die ‘Partei ber Jacobiner, und vertaufchte den Dienft in jener Garde mit dem in einem Chaſſeurregimente, wo er bald sum Dfficier avancirte. Nach manchen Wider: waͤrtigkeiten glüdte es ihm endlich, als Slügeladjutant des Generals Bona⸗ parte angeftellt zu werden, und nun war fein Gluͤck begründet. ein romantifcher Muth, und feine vortheilhafte, wenn auch oft durch gefuchten Yup bervorgehobene dußere Bildung zogen bald die Aufmerkſamkeit ber Armee auf fi, und der Obergeneral übertrug ihm das ehrenvolle Geſchaͤft, dem Directorlum 21 eroberte Fahnen zu überbringen (Mai 1796), welde

*) Bir wuͤrden den arabifchen, aus ber Tegtgenannten Quelle entlchnten Be⸗ richt nicht aufgenommen kaben, wenn er uns nicht wegen bes Verhaltens bes Könige Raſir dee Mittheilung werth geſchienen hättes auch weicht er von ben fpanifchen Berichten darin ab, dab er er um Ende ber Schlacht eines mißlungenen Angriffes auf die keibwachen erwähnt, waͤhrend die Spanier im Anfange der Schlacht davon ı

084 Murat. Sendung ihm den Grab eines Brigabegenerald erwarb. Nach feiner Rüds kehr trug er ‚bei Roveredo und bei Rivoli an der Spige der Reiterei fehr viel zum Siege bei, und lieh überhaupt keine Gelegenheit vorüber, ſich ruhm⸗ voll aussuzeihnen. 1798 begleitete er feinen Feldhetrn auf befien Erpedis tion nad Aegypten, und bald hatte er bier durch feine glänzende Tapferkeit einen ſolchen Ruf erworben, daß Murad Bey fi duch die Aehnlichkeit des Namens gefchmeichelt fühlte, und daB, als ihm beim letzten vergebli: hen Sturme auf St. Sean d'Acre der Federbuſch vom Kopfe geſchoſſen wurde, der Pafcha von Acte ihn als das rühmlichfte Denkmal feiner Vers theidigung aufbewahrte. Er entfehte das feite Schoß Laffel, und ſchlug bie Türken am Berge Zabor (16. April 1799). Nach der Ruͤckkehr des Heeres nad Aegypten zerſtreute er die arabifhen Stämme, und entichieb bei Ra: manieh, obgleich zweimal verwundet, die Schlacht zu Gunſten der Franzo⸗ fen, nachdem er den Sohn des Paſcha von Cairo mit eigner Hand gefan: gen genommen hatte. Der Dbergeneral ernannte ihn zum Divifionsgeneral, und nahm ihn mit fi nad) Europa zurüd. Nach der Etaatsummälzung bes 18. Brüumaire, wo er fi) ald Bonaparte's treuen Anhänger zeigte, heirathete er eine Schweſter des erften Confuls, und begleitete diefen nad Stalin. Dier erzwang er an der Spige der Avantgarde den Uebergang über die Seſia und ben Teſſino, z0g in Mailand ein, und nahm Piaceny mit allen Magazinen und 2000 M. Befagung. Für feine Waffenthaten bei Marengo erhielt er einen Ehrenſaͤbel. Im Jahte 1801 hatte er den Auftrag, den Papſt in feine Staaten wieder einzufegen, vertrieb die Nea⸗ politaner aus dem Kirchenſtaate, ſchloß einen Waffenſtillſtand mit dem Koͤ⸗ nige beider Sicilien, und befuchte Neapel, wo ibm von ber Regierung Orden und Ehrenſtellon angetragen wurden, bie er ausſchlug, ohne zu ahnen, welches Schickſal ihn von dieſer Regierung 14 Jahre päter bevorſtand. Napoleon erhob ihn bald darauf (1304) zum Reichsmarſchall, Prinzen des franzoͤſiſchen Reihe und Großadler der Ehrenlegion, und übertrug ihm im Feldzuge von 1805 den Oberbefehl über die Reiterei. Am 8. Detbe. ſchlug er die Deftreicher bri Wertingen zum eriten Male, nahm am 18. den Ges neral Werneck mit 16,000 DM. gefangen, und gelangte nach fortwährenden gluͤcklichen Gefechten am 13. Novbr. nah) Wien. Er vermeilte nicht lange daſelbſt, befiegte die Ruſſen und Oeſtreicher am 20. Novbr. bei Hollabrunn, und bewährte feine Zapferkeit bei Aufterlig (2. Deche.). Eine Kolge 'dieſer Siege mar die Erhebung des Marſchalls zum Großherzog von Berg. M. regierte ald folder mit vieler Klugheit und Milde, und erwarb fidy die uns getheilte Liebe feiner Unterthanen. Im Feldzuge von 1806 erfdien der Großherzog wirder an der Spige der Cavalerie, ging mit berfelben bei Saaldurg über die Saale, und trug viel zum Siege bei Jena bei. Am Tage nach der Schlacht wandte er ſich gegen Erfurt, und nahm bdiefe wich⸗ tige Stadt ducdy Capitulation. M. leitete hierauf die Verfolgung der einzels nen preußiſchen Corps, und in Eurzer Zeit ergab ſich Hohenlohe bei Prenzlau, und Bluͤcher bei Lübed. Unterdeſſen hatte der General Laſalle mit einem Theile der Cavalerie Küftein genommen, und Napoleon ſchrieb an Murat: „Da Sie Feſtungen mit Cavalerie einnehmen, werde id wohl mein Genies corps verabfchieden, und mein ſchweres Gefhüg umgießen laffen können.“ Bei Eplau eroberte er mehrere ruſſiſche Batterien, und bemächtigte ſich fpäs tee Königsberg. Nah Abſchluß des MWaffenftiiftandes begleitete M. den Kaifer zu dee merkwürdigen Zufammentunft der Monarchen auf dem Mies men, und kehrte dann mit ihm nad Paris zurüd. Nicht lange genoß vr indeffen der Ruhe, da ihm ber Kaifer den Oberbefehl über die Armee über:

Murat. 085

trug, welche bie geheime Beſtimmung hatte, Spanien ber franzoͤſiſchen Herrſchaft zu unterwerfen. M. zog in Madrid ungehindert ein (23. Aprif 1805); aber bald zeigte es fi), wie wenig die Spanier geneigt waren, ſich den Plänen des Kaiſers zu fügen. Am 2. Mut 1803 brach ein Aufſtand in der Hauptſtadt aus, und der Großherzog fah ſich genöthigt, Gewalt an⸗ zumenden. Er verfucdhte zwar Altes, um die Semüther zu beruhigen, allein ed war zu fpät, und die Flamme des Aufruhre ergriff die ganze Monarchie, Unterdeffen barte Karl IV. feinen Rechten zu unten Sofeph. Napoleons entfagt, und der Kaifer gab das erledigte Königreih Neapel dem Großhers zoge von Berg, welder jedoch erft im September 1808 fein neues Reid) betrat. Er wurde von ben leicht erregbaren Neupolitanern mit großem Jubel aufgenommen, und in der That war feine fait abenteuerliche Erſcheinung vollkommen geeignet, diefem Wolke zu gefallen. Er taͤuſchte die Ermwartuns gen feiner Unterthanen nicht, regierte mild, doch mit Kraft, und that fehr viel für die innere Ordnung und Verwaltung des Landes; die Gefege wur⸗ den überall zur Ausführung gebracht, die oͤffentliche Sicherheit befeſtigt, und das Land genoß, fo weit ed die Verhältniffe geitatteten, eines Wohl⸗ ſtandes, den es früher nicht gekannt hatte M. bezeichnete die erſten Schritte feiner Herrſchaft durch die glänzende, unter feinen Augen ausge: führte Expedition nah Capri, welche faft unangreifbare Infel der General Lamarque mit geringen Streitkräften den Engländern abgewann. Dagegen mißglüdte die Unternehmung gegen Sicilien im Jahre 1810, jedoch ans fheinend weniger duch M's Schuld, als durch das geheime Entgegenwirs ten des franzsjifhen Cabinets, deffen Beweggründe noch nicht erklärt find. Kurz darauf entitand eine gewiffe Spannung und Kälte zwiſchen Napoleon und Murat; Legterer wollte die in feinen Dienften ftehenden Franzoſen nöthigen, ſich ale Neapolitaner zu naturalificen; da erklärte der Kaifer ir einem Decrete, bag Neapel einen Theil des großen Reiches ausmache, und jeder franzöfifhe Bürger audy geborner Bürger Neapels fei. Diefe öffent« liche Erklärung feiner Abhängigkeit erbitterte den König Joachim immer mehr gegen Napoleon, und Viele feiner Umgebungen zweifelten beim Auss bruche des Krieges gegen Rußland, daß er daran Xheil nehmen vohrde; allein die alte Derrihaft des Kaifers über Joachim's Geift und wohl auch fein eignes Verlangen nad) Kriegeruhm fiegten ; der König begab ſich mic 10,000 M. zum Deere feines Schwagers. Hier bewährte er ſich ganz als den kuͤhnen unerichrodenen Krieger, der ex früher geweien war, und kaͤmpfte bei allen Gelegenheiten dieſes denkwuͤrdigen Zuges mit gewohnter Zapfers keit, faſt immer ald Führer der Avantgarde, ſelbſt von den feindlichen Zruppen feiner Ritterlichleit und feines Dluches wegen bewundert. Als der Kaifer die Armee verlieh, übertrug er (5. Dechr. 1812) dem Köniue von Steapel den Dberbefehl über biefelbe. Murat konnte die Weichiel nicht bes. haupten, und verließ nun felbit am 17. Januar 1813 von Poſen aus das Heer, deifen Führung auf den Vicekoͤnig Eugen überying. Die eigentlichen Beweggruͤnde feiner ſchnellen Abreife find unbelannt; man glaube jedoch, daß Dofintriguen, fo wie die Befürdtung eines Einfalles der Engländer in Galabrien, ihn dazu vermochte haben. Er eilte nach Neapel zurüd, und fing an, in geheime Unterhandiungen mit Deftreich zu treten, füyte ſich aber dennod der Einladung Wapoleon’®, wieder zum Deere zu kommen In der Schlacht bei Dresden befehligte er den rechten Flügel der Ftanzoſen, ſchnitt der Armee Schwarzenberg's die Rüdzugsiinie nach Freiberg ab, und vernichtete einen Theil des Linken Fluͤgels berfelben. Auch bei Leipzig vers leugnete er feinen Kriegeruhm nice, verließ aber vier Tage nad) der Schlacht

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das Heer unter dem Worwande, neue Truppen für Rapoleon auszuheben, in der That aber, um feinen Abfall vorzubereiten. Wirklich ſchloß er auch am 11. Sanuar 1814 ein Schuss und Trutzbuͤndniß mit Deftreiche Be: vollmächtigten, bem Grafen Neipperg, vwoburd ihm Neapels Befig garans tirt wurde. M. bemerkte indejien, daB er von dem zu Wien verfammels ten Congreſſe nicht mit den günftigften Augen angefehen wurde; ex verftärkte deßhalb feine Armee, und erklärte, als Napoleon von Elba zurüdgelehrt war, ben Alürten den Krieg. In Rimini erließ er eine Proclamarion, . worin er ſich als den Befreier der Völker Staliens anlündigte, und eine freie Verfaſſung verfprah. Anfänglich fchien fein Unternehmen gelingen zu wollen; er wurde überall mit Freuden aufgenommen, und die Öftreichlichen Truppen waren zu ſchwach, um ihm wirkſamen Widerſtand Liften zu koͤn⸗ nen. Doc, bie Lage ber Dinge änderte fidy fehe fehnell. Zwei Divifienen feiner Armee wurden bei Piltoja vom General Nugent gefcylagen, umd zogen ſich fo ſchnell zurüd, daß auch M. Bologna räumen, und ſich nad Ancona zurüdziehen mußte. Ancona fand er aber von einer engliſchen Slotte belagert, und bie Deftreicher folgten ihm auf bem Fuße. Bei Tolentino (f. d.) kam es den 2. Mai 1815 zur Schlacht gegen das Öftreichifche Corps von Biandi. Zwei Tage dauerte der Kampf, Joachim focht mit alänzender Zapferkeit; allein Meipperg’s Bereinigung mit Biandi entichied zu feinem Nachtheile. Der Ruͤckzug der Armee verwandelte ſich bald in regellofe Flucht. M. eilte nah Neapel, nachdem er dem General Garascofa die Truͤmmer des Heeres übergeben hatte, und fuchte durch dub Verfprechen einer Conftitution der Begeifterung des Volkes einen neuen Auf: ſchwung zu geben; allein ed war. umſonſt. Am 19. Mai reiſte er ab, um fidh nah Gaeta zu begeben, wo ſich feine Gemahlin und Kinder befanden; ein es zlifhes Schiff verhinderte ihn jedoch zu landen. Er ging nun nad Iſchia und von da nad) Frankreich, wo er am 25. Mai in Cannes landete. Pas poleon verweigerte ihm jedoch, feines früheren Verraths halber, jede Anftellung beim Deere. Der unglüdlihe Joachim reifte nad) dee Schlacht von Waterleo im füdlihen . Frankreich umher, ohne einen Entſchluß zu fallen, und oft in Gefahr aufgehoben zu werden; dem wohlgemeinten Rathe, ſich den Deil: reichern zu ergeben, leiftete er nicht Folge, da man ihm mit dem Gerädke eines zu feinen Gunften in Calabrien ausgebrochenen Aufitandes ſchmeichelte. Endlidy wuide er gezwungen, auf einem Nachen nad Corfica zu flüchten, da die Polizeibehörde in Zoulon einen Preis auf feinen Kopf gejegt hatte. Hier verfegte er feine Diamanten, warb 200 Soldaten, unb miethete ſechs Sıiffe, um in Neapel einzufallen. In diefer Zeit kam ein Abgefand:er mit Paͤſſen des Kalfers von Deſtreich, die ihm einen ruhigen Aufenthalt in deſſen Staaten zufiherten; Joachim hoffte indeffen nody immer, die Mess politaner würden ſich zu feinen Gunſten erheben. Er fegelte alfo am 28. Septbr. 1815 nady der Küfte von Calabrien ab, wo er am 6. Dctbr. mit einem einzigen Schiffe ankam, da ein Sturm bie übrigen zerſtreut hatte. Noch ſchwankte er, ob er das Anerbieten Deftreihe nicht annehmen folle; jedoch der Kapitain feines Schiffes bewog ihn durch die Verſicherung, daß ihn feine Anhänger erwarteten, mit 30 M. am 8. Detbr. zu Piszo an's Land zu fleigen. Allein bier wurbe er angegriffen, und nach barınddiger Gegenwehr gefangen. Am 13. Detbr. ward M. durch den Spruch eines Kriegsgerichtes zum Tode verurtheilt und erſchoſſen. Er flarb mit demſel⸗ ben ritterlihen Muthe, der fein ganzes Leben bezeichnete, durch die Hand der Krieger, deren König er geweſen war. (Vergl. Zeitgenoffen, Abi. Heft. Biogr. universelle. Leonh. Gallois, das: Leben Burar)

Murray. Murſfa. (Schlacht 351.) 087

Murray, George, koͤnigl. großbriraniiher Generallieutenant, ein treuer Waffengefährte Wellingtons, iſt ber jüngere Sohn eines in der ſchot⸗ tifchen Grafſchaft Perth begüterten altadeligen Hauſes, hatte als juͤngerer Eohn keine großen Erwartungen in Hinſicht des Vermögens, und es blieb ihm, wie vielen andern jungen Leuten in gleicher Lage, nur bie Wahl. ob er fi ber Kirche oder der Vertheidigung des Vaterlandes meihen wolle. Er beilimmte fi) zu dem Lesteren, und trat 1739 in die Armee. Den Ernſt de Krieges lernte M. zuerit 1793 Eennen, wo er in Slandern gegen die Sranzofen kampfte. In Aegypten 1801 wurde fein Name mit Auss geihnung genannt; auch finden wir ihn in Weftindien, und 1807 bei der Erpedition gegen Kopenhagen. Als im Jahre 1808 ein Corps britijcher Truppen in Schweden antam, befand ſich M. als Adjoint des General: ftabes dabei. Nach zwei Jahren trat er ale Chef des Grneralftabes bei bem Heere Wellington’ in Spanien und Portugal auf. In diefer Ans flellung Leiftete er wefentlihe Dienite , zeichnete ſich bei vielen Gelegenheiten, vorzüglich in der Schlacht bei Vittoria aus, war jedod weniger glüdlidy, als er ein abgelondertes Corps befebligte, welches an den Oſtkuͤſten Spa⸗ niens landete, um gegen die Franzofen, die mit der Belagerung von Gadir beſchaͤftigt waren, eine Diverfion zu machen. Die Schlucht von Zouloufe war M's legte Waffenthat im fpanifchen Kriege; er ging dann nad) Amerika, wo er wieder als Chef des Generalſtabes angeftellt wurde, und alfo nicht, wie die Biographie des contemporains behauptet, 1814 die belgiichen Trup⸗ pen befehligte. Der franzöfifhe Biograph verwechfelt ihn bier mit dem oͤſt⸗ reichifhen F.M.L. Grafen Murray. In der Schlacht von Waterloo und waͤhrend der dreijährigen militairiichen Belegung Frankreichs bekleidete M. feine gewohnte Function beim Herzoge Wellington, war fpäter Comman⸗ dirender in Canada, dann in Irland. Im Jahre 1828 trat Wellington als eriter Lord der Schaglammer in das Gabinet, berief den treuen Waffen⸗ gefährten zu fi, indem er ihn zum Staatsſecretair für die Golonien an: ftellte, und fand in ihm einen ergebenen , ſtets den Grundfügen des Premierz minifterd huldigenden Anhänger, mit dem auch er aus dem Cabinet trat, als 1830 das Miniftertum Grey an das Staatsruder kam. M. bat als Minifter für die Colonien nichts Enticheidendes gewirkt, wohl aber ducdy genaue Bekanntſchaft mit Weftindien viel genügt, ale man über das Sin: tereife der Golonilten und bie Sclaven ſprach und firie. M. gehörte nad feinem Austritt aus dem Minijterio zu der ÜDppofition gegen das neue Minifterium; doch in letzter Zeit bar man nichts mehr von ihm gehört. Der wadere, mit den Orden vieler europäifchen Fürften gesierte, Krieger fheint das WBedürfniß der Ruhe zu fühlen. " Ew

Maurſa, Stadt in Pannonien, jegt Eſſek im Koͤnigreiche Ungarn.

Edludt 3531.

Mach dem Tode der Chfaren Conſtans und Conftantin, ber Söhne Con⸗ ſtantin's des Großen, war Conſtantius, ihr aͤlteſter Bruder, einziger Herr dee romifchen Reiches. Die Legionen in Gallien, und an ihrer Spige Magnentius, wollten nicht von Genftantinopel aus beberricht fein; in Jllprien aber rief das Heer den ſchwachen Veteranio zum Kaifer aus. Gonftantiug, in folder Gefahr, erhob feinen Vetter Gallus aus dem Gefaͤngniſſe zur Cafarwürte, übertrug ihm die Werwaltung der Morgenlande, und zog gegen die Empörer. Ve⸗ teranio wurde überliftet, und fuchte fein Heil in ber Unterwerfung; ber tyrannifche Magnentius aber fuchte die Entſcheidung durch die Waffen.

Magnentins nahm bie Richtung. gegen Murfa, das fchen damals, wie

088 ‚Burten.

jebt Eſſek, für einen wichtigen militairiihen Punct gehalten wurde, Lich bie Thore anzünden, und verjudhte die Mauern zu erfteigen. Allein bie aufs merkſame Befagung löfchte das Feuer, und die Annäherung des Gonfla= tius geitattete nicht, die Belagerung fortzufegen. Der Kaifer zwang ein feindtiches Gorpe, eine Hoͤhe zu verlaflen, die, wie ein Dalbzirkel geſtaltet, die Bewegungen feiner Armee hinderte, und er hatte nun in ber Umgegend um Murfa eine volllommene Ebene zum Schlachefelde. Geine Aufſtellung war folgende: Der rechte Flügel lehnte fih an die Drau, ber linke Aber .rogte den rechten des Magnentius weit. Ungebuldig flanden beide Deere einen Theil des Vormittags unter den Waffen. Conftantius hielt eine kafı tige Anrede an feine Soldaten; bann begab er ſich in eine kleine Kirche, die in einiger Entfernung vom Schlachtfelde war, und überließ feinen Ges neralen die Sorge für das Gefecht. Diefe zeigten ſich des in fie gefegten Vertrauens würdig. Das Gefechte begann auf dem linken Fluͤgel; eime Maſſe Cavalerie rüdte in ſchiefer Linie vor, und umging ben rechten Flägel der Keinde, der auf einen mit Ungeſtuͤm unternommenen Angriff nicht vors bereitet war. Doc die Römer bes Decidents, an firenge Kriegszucht ge⸗ wöhnt, fteliten die Drbnung unter fidy bald wieder ber, und bie halbwilden Deutfchen zeigten fi des wohl begruͤndeten Rufes der Tapferkeit wuͤrdig Die Schlacht wurde allgemein, endete erft mit dem Sinken bes Tages, und die Entſcheidung war lange ſchwankend, bie endlich Gonftantius einen volllommenen Sieg erfocht, den er vorzüglich der Meiterei zu danken hatte Seine fchweren Meiter hat man mit flählernen Säulen verglidyens ihr glänzenden Waffen biendeten bie Legionen, deren gefchloffene Maſſen dem Angriffe mit langen und fchweren Lanzen nicht widerfiehen konnten. S— bald die Legionen in Unordnung gebracht waren, brang die leichte Reiterei, das Schwert in der Dand, in ihre Glieder, und vollendete die Verwirrung. Die riefenbaften Deutſchen, faſt ganz nadt, waren ben ficher treffenden Pfei⸗ len der orientalifchen Bogenfhügen Preis. gegeben; ganze Haufen von ihnen ſtuͤrzten fi aus Verzweiflung in die Fluthen der reifenden Drau. Der Berluft der Sieger foll aus 30,000 M. beftanden haben; ihre Stärke ik zu 80,000 M. angegeben; die Beſiegten zaͤhlten 36,000 M., von denen 24,000 auf dem Schlachtfelde geblieben find. Die Schlacht bei Murfa hatte die beiten Streitkräfte de8 Abendlandes verfchlungen; das Here des Magnentius beftand aus Veteranen. Ihre Zahl iſt auch wohl größer geweſen ald 36,000 M., wenn man den für diefe Behauptung aufgeflelten Fol⸗ gerungen Julian's glauben darf, die wenigſtens viel für fi haben. Conftantius war durch natürliche Feigheit abgehalten, am Gefechte Theil zu nehmen, Magnerttius aber erfüllte feine Pflihe ale Anführer wie als Sel⸗ dat; er mußte zulegt verkleidet flüchten, und entlam der verfolgenden leich⸗ ten Reiterei nur mit Mühe. Er hatte feinen beiten Feldherrn Marcellin und ein ſchoͤnes Heer verloren; wiederholte Berlufte und ber Abfall der Seinen zeigten ihm, daß feine Rolle ausgefpielt feis zu Lyon gab er ſich felbft den Zod. (Rotted, Bd. III. Dr. Goldfmith's Geſchichte der Römer. Histoire de la decadence et de la chute de l’empire romain, traduite de l’anglais de Mor. Gibbon par Mor de Cantwel de Mokarky. 1790. Histoire du Bas-Empire par I. C. Royou. Paris, 18083.) F. W. Murten, Stadt im Amtsbezirk gleiches Namens im Schweizercanton Freiburg, mit 1350 Einw., liegt auf einer Beinen Anhöhe am füblichen Ufer des Murtenfees, der 2 Stunden lang und 1 breit ift, in einer ebenen, aber von Dörfern, Gehegen und Waldungen durchſchnittenen Gegend.

Murten. (Schlacht 1476.) 08

Schlacht zwifhen den verbüändeten Schwelsern und dem Herzoge Karl von Burgund, am 21. Juni 1476.

Nach des unglücklichen Schlacht bei Granſon (f. d.) hatte Herzog Kart von Burgund mit vieler Umſicht die Truͤmmer feines Heeres in der Gegend von Genf und Laufanne gefammelt, das fehlende Material aus Stalien bes zogen, und war ſchon im Mai 1476 wieder fchlanfertig und bereit, den ers Littenen Schimpf feinen Feinden zu vergelten. Nach Eroberung von Murten wollte er Freiburg und Bern überfallen, und hoffte duch Einnahme biefer Drte die ganze Schweiz zum Gehorfam zu bringen. Statt aber das am fid) unbedeutende Staͤdtchen Murten durch ein ſchwaches Corps beobachten zu laffen, beging Karl denfelben Fehler, wie bei Granfon, mit feinem gans zen Heere ſich vor die Stade zu legen und bie Zeit zu verlieren. Am 10, Juni erreichte er uͤber Morrain und Bouley Murten, worin Adrian von Bubenberg (ein von Laupen ber bekannter Heldenname) die Befragung von 1600 M. befehligte. Die Stadt felbft hatte Ringmauern mit Thürmen und einen doppelten durch vorliegende Werke befchusten Graben. Durch den bewährten Much und den ihm geleiſteten Schwur der Beſatzung, bis auf den legten Blutstropfen zu fechten, konnte es Bubenberg wagen, wähs rend der ganzen Belagerung nicht die Thore ſchließen zu laſſen. Mit Ernft begann ber Herzog von Burgund die Belagerung. Noͤrdlich der Stadt ftand dee Graf von Romont mit 12,000 M. bei Montellier am Eee, und beobs achtete die Straßen, von woher man ein Entſatzheer erwarten konnte; fübs lid dee Stadt ſtand des Herzogs Bruder Anton mit 30,000 M. bei Meiry und Streng, den See im Rüden, und öftlich der Herzog felbft mit 27,000 M., wovon der größte Theil Reiterei, auf dem Plateau von Faong. 80 Geſchuͤtze legten durch Steinkugeln Brefche in die Mauern ; aber bie tapfere Befagung wies zroei Stürme am vierten und zehnten Tage zurüd, die dem Belagerern mehrere Taufende Eofteten, und gab fomit ihren Landsleuten Zeit, fih zum Entfage zu fammeln. Wirklidy hatten ſich biefe, ohne daß der Herzog davon benachrichtigt war, was bei einiger Aufmerkſamkeit difjel- ben beinahe unbegreiflih erfcheint, 3 Stunden vom burgund. Lager in deſſen linker Flanke bei Ulmig vereinigt, und den Plan zu dem bevorftes henden Heldenwerke entworfen. Es galt nicht allein den Feind zu ſchlagen, fondern ihn aud zu vernichten. Indem man den Grafen Romont, wohl: befannt mit deſſen Charakter und ſchwachen Seldherrntalenten, nur durch ein geringes Beobachtungscorps befchäftigte, wollte man, bei Murten vors beigehend,, fi) mic aller Macht auf den Herzog von Burgund merfen, beffen rechten Flaͤgel umgehen, aufrollen, und das Ganze gegen den Eee zu draͤn⸗ gen. Die Ektreitkräfte der Verbündeten beftanden in ungefähr 30,000 Fußknechten, davon 3000 mit Handbüchfen und Armbrüften, 11,000 mit Spießen, bie übrigen mit Hellebarden, Streitärten und &chmertern bes waffnet waren, und 3000 Reitern,, größtentheil® vom Rhein und aus Defts reih. Die Perfon des Oberbefehlshabers ber Verbündeten faffen die Nach⸗ richten unentfchieben; die einen nennen ben Herzog Meine von Lothringen, bie andern den Grafen Oswald von Thierſtein, andere den Ritter Derter oder Hallwyl oder Waldmann. Am Morgen des 21. Juni brad man gegen die burgumd. Stellung auf. Die Vorhut von einigen 1000 Mann Spießträgern und Bogenſchuͤtzen nebft einigen Geſchüͤtzen führte Ritter Hans von Hallwyl, bekannt vom Tage von Granſon; ihm folgte der Herzog vom Lothringen mit der oͤſtreich. und lothring. Meiterel, diefem, als der Kern de® ſchweizeriſchen und deutfchen Fußvolks, das Centrum unter Hans Waldmamn und Wilhelm Erter. 1000 auserfefene Eidgenoffen beachten die Banner

Mititaie» Gonv. sEericon. V. Bd. 44

| 000 Murten. - (Schlacht M76.) |

ihrer Gantone. Vor dem Gentrum marfhirten 10 Kanon. Die Nad | but, lauter Schweizer, unter Kaspar von Hartenſtein, beſchloß ben Zug. | Auch bier, wie bei Granfon, hatte der Herzog von Burgund keine Nach

richter von dem Anmarfche des Feindes. Schon war er im Begriff fein Lager abzubredhen, um biefen aufzuſuchen, als bie ſchweizeriſche Vorhut feine | Vorpoften allarmirte. Sogleich ließ er fein Deer zur Schlacht ftellen, und formirte es zwiſchen Courlevon und Greng in einer Länge von etwa 4000 Schritten. Die Mitte beftand aus der Infanterie, 16 M. tief, umter dem Prinzen von ‚Dranien und dem Grafen von Erevecoeur, ber linke Fluͤgel aus den Stalienern unter Prinz Anton, den rechten Flügel, die Eli der Reiterei, führte der Derzog. Die Artillerie war in der Linie vertheitt; W Gelhüge in einer vorgeſchobenen Verfhanzung fhügten ben zechten Fluͤgel Dur den den ganzen Morgen anhaltenden Regen behindert konnten bi Schweizer erſt gegen Mittag den Ausgang des Murtener Baummalbes gear | Gourlevon erreihen. Der ungebuldige Herzog von Burgund fol ſchon Wil:

lens geweſen fein, fein Heer wieder in das Luger eincuͤcken zu laſſen. Da

traten die Verbündeten, durch ein Gebet zum Kampfe geftärkt, aus dem

Walde heraus. Die dur die Wolken brechende Sonne beleuchtete bes

Wahlplag. Dem Plane gemäß richteten die Schweizer den Dauptangrif

gegen den rechten Zlügel. Xrog beträchtlihen Verluſtes durch die burgam.

Artillerie, die aber, wie bei Granſon, fchledyt gerichtet und bedient wurd, vielleicht eine Folge des durch Regen naß gewordenen Pulver umd dei glei beim Beginn des Gefechtes erfolgten Todes des Buͤchſenmeiſters, gr lang es ihnen, die Schanze zu umgehen und von ber Seite ber in bi: felbe einzubringen. Die eroberten Gefüge wurden ſofort gegen den Sim gewendet. Die Erflreitung dieſes Poftens ſchien ihnen den Sieg zu wer: | ſprechen, und bewog fie, die deutſche Reiterei über die Höhen von Treſſier | zu entfenden, um dem Öegner den Rüdzug abzufchneiden, gegen den man fi) nun zu einem Hauptangriffe bereitete. Diefer wurde buch einen Am geiff der burgund. Reiter des rechten Fluͤgels gegen die gegenüberfichende ſchweizeriſche Reiterei verzögert, indem legtere, zerfprengt, binter ihrer Re: ferve ſich erft wieder fammeln konnte, weldye den Feind aufhielt, und, nad: dem fie ihn zum Ruͤckzuge genoͤthigt hatte, fid einem aligemeinen Angrifle gegen das burgund. Centrum anſchloß. Diefes aber widerfiand fe tapfer, daß auf diefem Puncte länge Zeit bie Entfheidung ſchwankte. Der wohl⸗ berechnete Angriff eines Corps burgund. Reiter unter dem erfahrenen Komerfet war im Begriff, der Sache Herzogs Karls die erſprießlichſten Früchte zu bringen, als mit dem Falle ihres Fuͤhrers auch der Much dieſer Truppe ſchwand. Ihr Angriff wurde abgefchlagen, und der Herzog Karl gab bie Schlacht verloren. Mit 3000 Keitern und cinem beträchtlidgen Theile ſei⸗ nes Fußvolkes wendete er fih zur Flucht gegen Wiflisburg, und erreichte ed, noch ehe die in feinen Rüden entfendeten Zeinde ihm den Weg verlest hatten. Die fiegreihen Schweizer nahmen nun den linken burgumd. Flayel in die Flanke, dem aud die Murtener Belagung unter dem tapferen Bus benberg fo Hart zufeste, daß nur ein Beiner Theil duch Flucht ſich dem Tode entziehen konnte, der bei weitem größte Theil aber (10,000 SIR.) feis nen Tod in den Wellen des Sees fand. Das nody unverfehrte Corps des Grafen Romont fuͤrchtend, fegte man die Verfolgung nur bis über Murte binaus fort; jener aber hatte mit Zurüudlaffung des Geſchuͤzes und Ge: pädes, anſtatt durd einen zeitgemäßen Anfall des ſchweizeriſchen rechten Slügels ber Sache feines Herzogs nügen zu Eönnen, fein Heil in der Fluch geſuche. Der burgund. Verluſt ſoll nach Angabe der Schweizer 30,000

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Murviedro. (Schlacht 1811.) 001

M. betragen haben, worunter 1500 Grafen und Ritter. Gegen 200 Ges fhüge, viele Fahnen umd Etandarten und 2000 Zelte fielen in die Hände der Eieger. Dagegen wollen die Eidgenofien nur 4— 500 Todte und 600 Derwundete gehabt haben. Sie beyruben die. burgund. Todten in tiefe Gruben , bededten fie mit ungelöfchtem Kult, um die Werwefung zu beförs dern, und fammelten fpäter die Knochen im Beinhaufe zu Morlach, wo eine lateiniſche und deutſche Infchrift dee Machwelt die Thaten der Wäter überlieferte. Bei dem Einfille dee Franzoſen in die Schweiz zerftörte ein meift aus Burgundern befiebendes Regiment am 2. März 1798 dieſes Beinpaus. Im Jahre 1820 wurde durch eine von der Eidgenoffenfcaft, verwilligte Summe von 6000 Fr. an bdefien Stelle ein Obelisk als Denk⸗ mal bes merkwürdigen Eieges bei Murten errichtet. Beſchuldigen wir audy bie Schweizerſchriftſteller der Uebertreibung , befonders in Angabe der numerifhen Stärke der Streiter, der Todten ıc (Barante, hist. des ducs de Bourg., behauptet, dad Schwelzerheer fei flärker geweſen als das des Herzogs Karl, auch habe legtered nur 8— 10,000 M. Todte gehabt): fo müfjen wir doch den Schweizern eine entfchiedene kriegeriſche Ueberlegenheit über den Derzog von Burgund zugefichen. Ihr Angriffsplan verdient alle Anerkennung, während wir an Derzog Karl eine Sorgloſigkeit, einen Mangel an Umfihe und Menfchentenntnig, und eine ſchlechte Verwendung feiner‘ Streitkräfte tadıla muͤſſen. Er verfland ein Heer zu organifiren, war aber ein ſchlechter Deerführer.

(Berge. J. v. Müller Gef. ſchweiz. Eidgenoſſenſch. 5. hell, nad ben Quellen. Cine gelungene erfchöpfende Darftellung der Schlacht enthält Die Geſch. d. Kriegsweſens d. Mittelalters in d. Handbibl. f. Dffic. 1. Bd. 2. Abth. Einen Plan. fiche in v. Kausler'e Atlas, 3. eieferung.)

Murviedro, bus alte Sagunt, weldes Hannibal zerflörte, am rechten Ufer der Palancia gelegen, eine Stadt ‚mis 2000 Einw. in bem Koͤnigreich Valeneia, 24 Meite nördiih von ber Stadt Valencia und 4 Meile weſtlich vom wittelländifdien Meere. Suͤdlich der Stadt erhebt fich ein fleiles Plateau, das bloß von Weſten her zugänglich iſt, und auf weis „em das Fort von Sagunt kiegt.

Schlacht am 25. Detbr. 1811 zwifhen Sucher und Blake, auch die Schlacht von Sagunt genannt.

Nachdem der Marſchall Euchet, der neu ernannte Derzog von Albufera, durch die Eroberung von Tarragona (33. Juli A811) und von Montferrat Gatalonien von Neuem unterworfen hatte, rüdte er Mitte Eeptember auf Napoleon's Befehl mit der Armee von Aragonim in das Königreich Was lencia, um auch diefe Provinz zum Gehorfam zurkdjuführen. Die Erobe⸗ rung der befefligten und ſtark bevoͤlkerten Hauptſtadt gleiches Namens, welche den Befig der Provinz bedingte, bot allerdings viel Schwierigkeiten barz allein Suchet hoffte, wie auch Napoleon, daß ſich Valencia ergeben wuͤrde, fobald nur die Zelte Sagunt, welche die Dauptitraße fperrte, erobert und Birke gefchtagen ſei. Suchet's Armee (die Armee von Aragonien), welche in Valencia einrudte, war 22,235 M. mit 3044 Pferden ſtark, und bes ftand aus den Divifionen Musnier, Harispe, Habert, Palomıbini, Compère, der Gavalerie, 10 Escadr. unter Beneral Bouffard, der Artillerie (1000 M.) unter General Valce und dem Geniecorps, 600 M. unter General Rogniat. Um Valencia zu fhügen, concentrirtem bie Infurgenten von Eübdfpanten ihre ganze Macht bei der Hauptſtadt, und übertrugen dem General Blake unter dem Titel sined Geueraliſſimus den Oberbefehl Fe ihre Truppen.

2 Murniedro. (Schlacht 1811.)

Diefer. bezog mit dee Erpeditionsarmee aus Cadix, welche er herbeigeführt hatte, und den valenciihen Truppen unter dem General O' Donnel auf des rechten Ufee der Buadalaviar ein verſchanztes Lager, welches fich an das Meer anlehnte und bie reiche Hauptftadt einſchloß. Weiter ruͤckwaͤrte fand als Meferve die Armee von Murcia unter dem General Freyre. Die Divifionen Obispo und Villacampa waren auf Bilale’s SBefehl von ben Grenzen Caftiliens und Aragoniens zuruͤckgerufen, unb bildeten ben aͤußer fen linken Flügel des fpanifchen Heeres, ohne aber in dem verfchaniten < Rager zu fiehen. Die unter Blake's Befehl befindlihen Truppen betrugen im Ganzen 25,000 M. und 2000 Pferde. Bereits Ende Septembers war Suchet vor Murviedro angelangt, und über die Palancia gegangen, allein ein gewaltfamer Angriff auf das Fort warb am 26. Sept. abgeſchlagen, und ber franzoͤſiſche Marfha ſah fich genoͤthigt, erft den Welngerumgspart von Tortoſa berbeizufchaffen, und dann Anfangs Dctober den regelmäßigen "Angriff zu beginnen. Bereits am 18. October war eine Breſche gangbar; allein der Sturm an. bemfelben Tage wurde von dem tapfern Gossmandas: ten abgefchlagen. Trotz dieſes mißglädten Verſuches ſetzten die Franzoſen die Belagerungsarbeiten unermuͤdlich fort, und als am 25. Dectober eine neue Breſche gelegt war, durfte bie Beſatzung kaum hoffen, den Sturm von Neuem abzufchlagen. General Blake war unterdeß unbeweglich bie: ter feinen Verſchanzungen geblieben, feſt entſchloſſen, hier die Sranzofen zu erwarten. Zwei feiner Divifionen, Obispo und D’Donnel, waren faſt unter feinen Augen am 30. Septbr. und 1. Dctbr. bei Segorbe und Beganuaril von Suchet's Truppen gefchlagen worden, ohne daß er ihnen zu Hilfe ge: eilt wäre; allein fo klug und richtig bieß auch war, ba bie Franzoſen ben Spaniern im freien Felde bedeutend überlegen waren, fo durfte er doch jent nicht die tapfere Beſatzung von Sagunt ihrem Schilfal überlaffen, ohne das Vertrauen feiner Armee und der Natton aufs Spiel zu fegen. Cr beichloß daher das Fort zu entfehen und dem General Suchet eine Schlacht zu liefern. Am 24. October rüdte er zu dieſem Endzwecke mit feiner Armee aus den Berfhanzungen, deren Bewachung er ber Bürgergarde über: trug, und nahm in der Ebene, die fih von Valencia nach Murviedro er: ſtreckt, 14 Meilen noͤrdlich der Hauptftadt, folgende Stellung ein. Die Divifion Bayas hatte ben rechten Flügel, ftand dicht am Meere, und befegte die Anhoͤhen el Puig, welche überdieß durch Artillerie vertheidige wurden. Cine fpanifhe Flotille und eine englifche Corvette bediten außerdem noch Dielen Stügel. Links der Divifion Zayas fand die Divifion Lardizabal auf der geoßen. Straße nah Murviedro bei Charteufe, und bildeten das Gentrum mit der Gavalerie bes Generals Caro. Links derfelben fland unter dem Ge: neral D’Donnel der linke Klügel, die Divijion Miranda, die Cavalerie un: ter dem General San Yuan, und bie Divifion Villacampa. Dieſer Flügel dehnte ſich hinter den Hohlgraben los Picados bis zur Anhöhe los Germanc:s aus, und hatte noch als Reſerve die Divifion Mahy, welche von ber Armee von Murcia herbeigefommen war. Außerdem ftand zur Dedung ber linken Flanke die Divifion Obispo Im Gebirge unweit Naquera, 14 Meile nort: oͤſtlich der Anhöhe los Germanells. Marſchall Suchet war feſt entichloffen, bie Schlacht anzunehmen, um die Entſcheidung raſch herbeizufuͤhren, weis ches auch ſchon die kritiſche Lage Aragoniens verlangte. Er ſtellte am W. feine Armee in der Ebene auf, da wo ſich dieſelbe durch das Meer und bie Höhen Bol de Iefu und Santo Espiritu (4 Meile von Eagunt) am meis Men verengt. Die Diviſion Harispe fand mit dem rechten Flügel am Val de Jeſu, mit ber linken an ber greifen Straße nach Valencia; zwiſchen der

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Murviebro. (Schlacht 1811.) 608.

felben und dem Meere die Divifion Habert. Im zweiten Treffen ſtand dee General Palombini mit einem Xheil der italienifhen Infanterie, in Meferve, ber General Bouffard 2 Escad. Dragoner und 4 Escad. Küraffiere. 4 Escad. Dufaren ftanden vor der Divifion Harispe. Auf dem aͤußerſten rechten Flügel am weltlichen Abhange von Santo Espiritu fland der General Chlopidi mit der Brigade Robert, bem 44. Regiment und 2 Escadrons Napoleon Dragoner. Ihr war die ſchwierige Vertheidigung des Engpafjes von. Betera (4 Meilen oͤſtlich los Germanelis) nad) Gilet an der Palancia (3000 ° oͤſtlich Sagunt) anbefohlen, da ber Seind, im Beſitz dieſes Paſſes, dem franzöfifhen Deere leicht den Ruͤckzug abſchneiden Eonnte. Zur größern Sichecheit befegte noch ber General Compere die Dörfer Gitet und Petres, und beobachtete fo auch den Weg von Segorbe. Die Belagerung be& Forts von Sagunt wurde ohne Unterbrehung fortgefest;z 7 Bat. bileben unter dem Befehl des Generals Bonskowski vor dem Fort zurüd, und bie Brefchbatterien begannen am 29. von Neuem ihr Feuer, während bie Armee ſich in der angegebenen Schluchtordnung aufitellte. Die Epanier rüdten am Morgen des 25. October aus ihrer Stellung gegen das franzöfilche Heer vor, und trieben deffen Zirailleurs zurüd. Der erfie heftige Kampf aber entipann fi um den Befig einer in der Ebene liegenden Anhöhe, ein Ausläufer des Val de Jeſu nördlich des Grabens el Picador. Suchet bes fahl der Divifion Harispe diefe Anhöhe zu beſetzen; allein bie Spanier kamen ihm bierin zuvor, und die Divifion Lardizabal erftieg diefelbe, und befegte fie mit Gefhüs. Der Beſitz dieſes Punctes war jedoch zu entſchei⸗ dend, und als daher die Divifion Darispe berangelommen war, wurde ber Angriff gegen denfelven fofort unternommen. Der Widerſtand, den die Fran⸗ zofen fanden, war heftig; denn ber General Paris wurde ſchwer verwundet, und dem General Darispe ein Pferd unter bem Leibe getödtet; dennoch drang das fiebente Regiment in Bataillonscolonnen mit dem Bajonet auf den Feind ein, und warf ihn von ber Anhöhe herab bis Hinter den Graben ei Picador. Wührend das Centrum der Spanier zurüdgefhlagen wurde, fegte ſich ihe linker Slügel gegen den General Chlopidi in Bewegung, unb der rechte Fluͤgel deboudirte aus dem Dorfe Puzol (3000 nördlich der Höhen el Puis). Als Sudet das Vorgehen ber fuindlichen Flügel fab, beſchloß er die Schladytorbnung der Spanier in der Mitte zu durchbredyen. Er befahl demnädft dena General Hubert, die Divifion Zayas nur aufzu: halten, dem General Palombini, in das erſte Treffen einzurüden. -— Die Zruppen bes fpanifchen Centrums hatten ſich unterdeß wieder georbnet, und gingen, von dee Gavalerie unter Loy und Caro unterflügt, von Neuem zum Angriff gegen die verlorene Anhöhe vor. Die Artillerie der Divifion Harispe fuhr unter dee Bededung der vier Escad. Hufaren gegen die fpanifche In: fanterie auf; allein die fpanifhe Cavalerie warf die Dufaren, nahm die Batterie, und griff nun die Infanterie an. Allein diefe hielt den Choc aus, bis auf Suchet's Befehl die Kücafjiere herbeieitten, in die fpanifche Gavalerie einbieben, und bdiefelbe auf ihre Infanterie zuckdwarfen. Die verlorene Batterie wurde wieder erobert, und außerdem noch fünf fpanifche Gefchüpe. General Palombini war unterbeß auch berbeigefommen ; das feindliche Gen: ttum warb volllommen in bie Flucht geſchlagen, und hierbei vier ahnen erbeutet. Sept erhielt General Hubert Befehl, die Divifion Zapas anzus geeifen. Diefe, obgleich dusch die Niederlage des Centrums iſolirt, Leiftete dennoch tapfern Widsrftand, mußte ſich aber endlich nad) Puzol zurück ziehen, und ſpaͤter auch dieſen Ort aufgeben, als der General Habert dem: ſelben zugleich in ber Fronte und linken Flanke angriff, wobei er KAM.

Muslete 00%

Willen kund thun fol. Schon in ber ausgebehnten Kampforbnung, wo weder das Befehlswort deutlich gehört, noch immer bdirecter Befehl an bie Fluͤgelabtheilungen gefendet werben kann, hat man die Nothwendigkeit ges fühle, ſich durch eine Sompofitton von Tönen (Signalen) verſtaͤndlich zu machen. Bei Belagerungen und Slußübergängen tritt aber noch weit öfter der Fall ein, daß man dem durch mandherlei Dinderniffe getrennten Detachements weder eine Nachricht, noch einen Befehl mittheilen kann, und die gewoͤhn⸗ lihen Signale find dazu auch nicht hinreichend. Deßhalb iſt man fon laͤngſt auf: Mittel bedacht geweſen, diefem Webelftande durch eine förmliche Mufikiprache abzuhelfen, und diefe fchwierige Aufgabe hat in neuerer Zeit ein Franzoſe, Herr Sudre, mit vielem Gluͤck geloͤſt. Der erfte Verſuch war 1817 mittelſt der Violine gemacht worden; auf Veranlaſſung einer zu dieſem Zwecke ernannten Pruͤfungscommiſſion wurden aber die muſikali⸗ [hen Noten für das Horn (Clairon) componirt, und dann auf dem Mars⸗ felde zu Paris Verſuche angeſtellt. Ein Mitglied der Commilfion gab folgenbe mündliche Befehle: „Um 4 Uhr Morgens aufbrechen. „Sprengen Cie die Brüde um 6 Uhr Morgens in die Luft.” „Die Divifion fol um 4 Uhr Morgens nady Auteuil marſchiren;“ u. f. w., welche ſogleich in Noten gefegt, und einem am anderen Ende des Maröfeldes aufgeſtellten Poften durch das Horn mitgetheilt wurden. Auf biefe Weiſe kann man Befehle und Meldungen bei Nacht und Nebel, und mittelft aufgeftelltee Zwiſchen⸗ poften, auf betraͤchtliche Strecken mittheilm, obne daß irgend Jemand, der diefe Eprache nicht kennt, fie verſteht. Es iſt alfo eine völlige Tele⸗ graphie durch Töne. Bei den zur See angeftellten Verfuchen hat man gefehen, daß nur 2 Minuten erforderlich waren, um 3 aus dem Eignals buche genommene Ordres von einem Puncte zum anderen auf 1500 Klaf⸗ tern Entfernung gelangen zu laſſen. Der geniale Erfinder hat feine Mus ftöiprahe Phonographbie genannt, und damit noch ein anderes Problem geloͤſt, welches nicht minder wichtig iſt; ee macht ſich nämlich durch einer: lei Töne dem Italiener, &panier, Engländer, Deutfhen und Ruſſen fo gut wie dem Sranzofen verftändiih, und iſt alfo im Beſitz einer eigentlichen Unwerſalſprache. Ein großes Dictionnuire gibt in einer erften Colonne das Mufitzeihen, und den folgenden Golonnen die Worte ber ſechs Sprachen, welche denfelben Begriff ausdrüden. Fuͤr eine jede der genannten Spradyen bat Here Eudre ſechs Meine befondere Wörterbücher angefertigt, in welchen dem alphabetifhen Worte das Muſikzeichen beigefegt iſt; dieſes Meine Woͤr⸗ terbuch weiſt auf das große wieder zuruͤck, in welchem fidy die Ueberfegung in 6 Sprachen befindet, und dem man ohne Mühe die Ueberfegung jeder anderen Sprache hinzufügen könnte. Für den Kriegegehrauch würde allers dings diefe Mittheilungsmethode nur ausnahmmeife in Anmendung kommen fönnen, und man mäßte in jedem Dauptquartiere einen Dfficier ausſchließlich mit dieſer Gorrefpondenz beauftragen, weil das ſchnelle Ueberfeken der Be⸗ fehle ıc. in Muſik große Uebung und Gelaͤufigkeit fordert. Die ausführs licheren Berichte der verfchiedenen Prüfungscommiffionen findet man in No. 73 der allgemeinen Militairgeitung 1833.

Pa. Musokete. Das frühere Feuergewehr der Infanterie ſchoß anfänglich 4 Lorh Blei. Nach dem von den Niederländern 1599 verringerten Kaliber gingen indeß 10 Kugeln auf 1 W Blei, und fpäter wog bie Musketenkugel der Sranzofen fogar nur 2 Lorh Blei, eben fo in ber Folge bei den Deuts fhen, Dänen, Schweden und Engländen. Die Schußweite der Muskete wurde gewöhnlich zu BOD Gchritte oder GO xieiakhariiien Yartya mar.

696 Musketiere

nommen, und bie Entzuͤndung ber Ladung zuerft mit dem Luntenfchloffe, dann aber mit dem Radſchloſſe (ſ. Feuerſchloß) bewerkſtelligt. Die Schwere diefer Feuerwaffe betrug 15 @, und wegen biefer.und ber übrigen Unbeholfenheit war jeder Musketier (ſ. d.) zum bequemern Tragen nicht nur mit einem Kiffen auf der rechten Schulter, fondern aud mit einer ſo⸗ genannten Furquete (f. d.) zum Auflegen beim Feuern und mit einem von den Holländern erfundenen Luntenverberger von gelbem ober weißem Bleche verfehen, um bie Lunte flets troden zu erhalten. Nach oben er wähnter Verkleinerung des Kaliber wog bie Muskete nur 10 S. Nah einigen Angaben fol die Muskete urſpruͤnglich ein. kleines metallnes Geſchuͤt gewejen fein, welches 9 Loch Eifen oder 13 Lorh Blei mit gleicher Pulver⸗ ladung im Viſirſchuß 185 Schritte weit trug, 39 Kaliber lang war und 1 Gentner 30 2 wog.. , S.

Musbketiere nannte man urfprünglich die mit Musketen bewaffneten Soldaten zu Fuß. Ueber Zeit .und Drt ber Erfindung dieſer Waffe find die Angaben der Gefchichtfchreiber fehe abweichend; auch mag wohl oft eine Verwechfelung mit den zuerſt erfundenen Walls und Hakenbuͤchſen Statt ges funden haben, deren man fi) ſchon zu Anfang bes. 15. Jahrhunderts faſt überall bediente. Die eigentlihen Mus keten waren unftreitig eine vers befferte Ausgabe diefer Hakenbuͤchſen oder Arkebufen (ſ. d.), und ſollen zus erſt 1521 in dem Deere Karl's V. in Gebrauch gekommen, aber vorzugs⸗ weife von den fpanifhen Schügen geführt worden fein. Diefe. Muskrten waren aber immer noch fo fchwer, daß fie nicht aus freier Dand abgefchoflen werden konnten, fondern auf einem GStod mit einer gabelförmigen Spige, Bol oder Furquete genannt, gelegt werden mußten. Auf dem Marſche diente diefe Gabel zur Unterſtuͤzung der Muskete, und wurde deßhalb auf der entgegengefegten Schulter getragen. Diefe Musketen hatten. ein flärs keres Kaliber als: die einfahen Hakenbuͤchſen“), und bucchichoffen. die da: mals fehr erleichterten Bruſtharniſche. Unter Karl V. waren bei jeder Fahne Landsknechte (ſ. d.) zehn ſolcher Musketiere, die immer an ber Spige mar: ſchirten, in hohem Anfehen ftanden, und monatlidh zehn Gulden Sold er: hielten. In der Folge vermehrte man ihre Anzahl auf funfjehn; fie ſtan⸗ den zu den Hakenſchuͤtzen in demfelben Verhältnifie wie die heutigen Buͤch⸗ ienfhugen zu ben übrigen Infanteriften. Bei dem Zuge bes Herzogs Alba in die Niederlande legte man fo großen Werth auf gute Musketiere, daß jeder monatlich vier Dukaten Sold erhielt, ihm auch ein Junge gehalten wurde, der. auf dem Marſche die Muskete nachtrug. Die Musketiere wur: den buld in allen Deeren eingeführt, und verdrängten nach und nad) die Hakenſchuͤtzen, fo daß die Infanterie zu Anfang des 17. Jahrhunderts nur noch aus Pilenieren (f. d.) und Musketieren befland, deren Anzahl: verhaltniß fich ſtets zu Gunſten der Lesteren veränderte, Anfangs machten die Musketiere bei jedem Faͤhnlein nur die Hälfte der Mannſchaft aus; da man aber ihren Nugen bald einfahb, wurden fie bis auf % vermebrt, welches Verhaͤltniß auch beinahe den ganzen Dreißigjährigen Krieg hindurch beftand; nur die Schweden madıten zulegt eine Ausnayme. Guſtav Adolph (f. d.) war nämlid fo fehr für das iSeuergemwehr eingenommen, daß er die Musketen bedeutend erleichterte, die Gabeln dadurch entbehrlich machte, und durch häufige Uebung feiner Musketiere in den Stanblagern bei. Schwedt und Verben es dahin brauchte, daß fie auf Commando wit Gliedern feuern

*) Die Musketen ſqhoſſen Adtyigr, Tr Katuiehärien an. 2 666 Biöthige Kugeln.

Musteton. . Mustron. (Gefecht 1794.) @7T

und auf ber Stelle wieder Inden lernten, während die deutſchen Muske⸗ tiere nad) abgegebenem euer hinter die Front ihrer Abtheilung liefen, um dort wieder zu laden. Noch Eurz vor feinem Tode errichtete er ganze Muss ketiert egimenter (Baner und Thurn). Gegen Ende des 17. Sahrhunderts verdrängten bie Füfiliere (f. d.) die Musketiere, wenigſtens in Frankreich, und bald wurbe diefes neuerfundene Feuergewehr (fusil) die Hauptwaffe dere Infanterie; die Benennung „Musketiere“ iſt jedoch in den meiften beutfchen Armeen zur Bezeichnung der Linieninfanterie beibehalten worden. (Vergl. Hoyer's Geſchichte der Kriegskunft.) p Ls

Musketon. Diefen Namen fol früher ein kleines Geſchuͤtz geführt haben, welches 20 Loch Eifen oder W Loch Blei mit gleicher Pulverlas dung im Viſicſchuß 292 Schritte trug, 2% Centner ſchwer und 33 Kaliber lang war. In fpätern Zeiten gab man jedoch in Deutſchland meiftentheile den Streuröhren bdiefelbe Benennung, obgleich die Franzoſen bierunter nur ben anfänglicy durch eine abgefchnittene Muskete mit dem Radichlofie gebildeten, gewöhnlichen Karabiner (f. d.) der Meiterei verfianden. Im Ganzen konnte übrigens der Musketon aud bloß als eine Abart ebenges nannter Gavaleriewaffe betrachtet werden, ba er fich einzig und allein von ſolcher nur ducch fein kuͤrzeres, weitered Mohr unterfchied, das fich gegen die Mündung. zu in Form eines breit gebrüdten Trichters erweiterte, um der Anzahl kleiner Laufkugeln (gemöhnlid 10 12 Stud), mit denen er geladen wurde, einen größern Streuungskreis zu verſchaffen. Im Jahre 1760 bewaffneten die Deftreicher das 1. Glied ihrer Küraffierregimenter mit ſolchen Feuergewehren, bie ſich jedoh Zrabouen nannten, und behielten diefe bis zum Jahre 1809 bei, obſchon andere Deere den Gebraudy der Musketons, wegen der geringen Schußweite, zu zeitigen Ausbreitung ber Kugeln und überhaupt des zu ſchwachen Triebes, bald wieber beriwarfen.

Muskron (Moescroen), Städtdyen in Oftflandern an der Straße von Lille nady Courtray

Gefeht am 28. u. 29. April 1794.

Durch das unerwartete Vordringen Pichegru's in Flandern wurde Die Berbindung der bei Randrecies (f. d.) vereinigten Hauptmacht der Verbüns beten mit den in Flandern zurüdgelaffenen Heerabtheilungen fo bedroht, daß man alle Kräfte aufbieten mußte, wenigftens Menin zu retten; aber weder die vorhandenen Streitkräfte, noch deren Verwendung konnten dem Zwecke entfprechen, indem die Uebermacht umd Thaͤtigkeit der Franzoſen alle Anitrens gungen vereitelte. Bel Muskron fland feit mehreren Monaten ein Poften von ungefähr 1000 Mann unter Gen. Wangenheim, welcher am 26. April duch die Franzoſen zum ſchnellen Ruͤckzuge nach Dottignies gezwungen ward, worauf Gen. Bertin mit etwa 4000 Franzoſen auf den Höhen bei Muskron Stellung nahm, Gen. Souham aber mit etwa 20,000 Dann gegen Courtray marfdirte, und bei Halluin 5000 Mann zurüdtieß. Moreau belagerte Menin (f. d.). Die nad) Dottignies zurüdgegangenen Hannove⸗ raner wurden bis auf 8 Bataillone 4 Schwabronen verjtarkt, welche aber nur gegen 4000 Mann betrugen, und am 28. vom G.M. Grafen Oyen⸗ haufen gegen Mustron vorgeführt. Der Angriff geſchah in 2 Colonnen von ziemlich gleicher Stärke, wovon die eine gerade gegen Muskron, bie andere weiter links gegen Derfeaur rüdte, um die Straße nach Pille zu fperren. Die erſte Golonne fand hartnaͤckigen MWiderftand; nachdem aber bie Dannoveraner ihr ganzes Geſchuitz (S Stuͤck) in Wirklamlait irıe taxıca,

"Qufterinfpecteun . Buferrolle 0.»

tung von 1700 M., welche ihm der Generalgouverneur ber Inſel, Sulei⸗ man Paſcha, zufendete, fehte ihn jedoch in den Stand, wieder angriffe- voeife zu verfahren. Während befien. war die Inſurrection auch auf em nördlichen Theile der Inſel ausgebrochen. Die Kapitanis Tſodero, Vardu⸗ lati und Manuſſojanaki drangen mit ihren zahlreichen Banden bis Malara (2 Etunden von der Hauptſtadt Canea), vor, murden aber bier am 14. Auguft von M. P. ereilt. Wenn auch das Gefecht unentidieden endigte, fo brachte es doch den Griechen in fofern Nachtheil, daß bie .uber deu Tod ihres Anführers Agriolidi wüthenden Türken am 23. Auguft über 300 wehrlofe Griechen in Canea niedechieben. Durch Vermittlung bes englilchen Vice⸗ admirals Malcolm kam im October 1828 eine Art Vergleich zu Etande; die Türken bebielten die meiften feften Pläge, die Griechen aber nur Amari⸗ Caſtelli, Milopotamo, Selino und Sphatia nebft den unzugänglicdyen Ges birgen. Kandia blieb audy nad Anerkennung Griechenlands von Seiten der Pforte unter türkifcher Hoheit; der Sultan übergab es Mehemed Ali von Aegypten. Diefer ergriff nun kräftige Maßregeln, und fandte M. P. den beftimmten Befehl, die ganze Sinfel zu unterwerfen. Das Gefecht am 3. Rovember 1830 endete für die Aegypter fo gluͤcklich, daß nur Banden in ben Gebirgen zurüdblieben. Seitdem haben die ſchrecklich gedrüdten Einwohner zwar in Conftantinopel und bei den fremden Confuln oft Klage geführt, aber nichts ausgerichtet. Noch herrſcht M. P. auf Kandia. Ein Meifenber , welcher die Inſel in der Witte des Jahres 1834 befudyte, ent wirft von ihm folgendes Bild: „M. P. iſt ein [hin gewachſener Mann von mittlern Jahren; bes gunze Ausbrud feines Geſichts hat etwas unge mein Einnehmendes. In feinem häuslichen Kreife iſt er dem Wohlleben und Genuſſe zugethan; ftcht er aber vor feinen Zeuppen, dann iſt er ein vollkom⸗ mener Soldat. Auf bie freundlichfte und höflichite Weile empfängt er Fremde. Ein Slecken haftet jedoch auf feinem Charakter, der alle feine guten Eigen (haften in Schatten ſtellt; er iſt graufam und biutdärftig, ohne die mins deſte Rüdfihe auf Menſchenleben und Menfchenleiden. Als er das erfte Mal auf dev Infel landete, begann er das Werk der Rache gegen die unglüdk lien Griechen mit der größten Wuth, und ließ ohne Umftände alle aufs hängen, die er plündernd oder mit den Waffen in der Hand gefangen nahm. Die Bevoͤlkerung war ſeht zufammengefhmolzen, da eine große Anzahl Kandioten, welche Theil am Kriege genommen hatten, aus Furcht vor ber Rache des Seraskiers ausgewandert waren. Jetzt geben indef die Sachen befler, und feit etwas mehr als einem Jahre find 6000 der alten Einwohner zurüdgelehrt, und nicht nur unbelaflige geblieben, fondern auch befhügt und aufgemuntert worden.

(Berg. Venturini, Chranit des 19. Jahrhunderts, Jahrg. 1828 1833. Ausland ıc., Auguft 1884.) Gtæ.

Mufterinfpecteur, gewoͤhnlich ein ber obern Armeeverwaltungsbe⸗ hoͤrde zugetheilter General oder Stabsofficier, dem die ſpecielle Aufſicht und Fürſorge über Ausrüftung der Truppen, deren Inſtandhaltung und Ergaän⸗ sung obliegt. Haben die Muſterinſpectoren naͤchſtdem noch, wie es früher mehr als jegt der Fall wer, Die jährliche Wufterung ber Truppen abzuhalten, und damit die Verpflichtung, fid) auch von ihrem innen Zuſtande und ihrer Kriegstüchtigkeit zu übersengen, fo flehen fie noch in höherer Bedeu⸗ tung und Wirkfamleit.

Hz. - Muftereolle, Muſterungeliſte, nach weicher die Iruyyen tl ur Sen

&

Mykale. (Schlacht 479 v. Chr.) ⁊201

Muth fich hauptſaͤchlich auf dasjenige Wagen beſchraͤnkt, welches In dem Vertrauen zu ungewiſſen Dingen und zu gutem Gluͤck beſteht, und weniger auf die.perföntiche Gefahr, liegt in der Natur der Sache. Du die mel: fien Handlungen im Kriege mit Gefahren, oder wenigſtens mit Verant⸗ worttichleit der Kolgen verknuͤpft find, fo leuchtet ein, daß der Muth, gleiche viel von welcher Are, Eeinem Anführer fehlen barf. Eben fo einlcuchtend iſt es aber auh, daß Much ohne Einſicht niemals zum Anführer bes fühlgen Eunn, am wenigften in ſolchen Befehlshabergraden, die oft zum -- Handeln nach eigenem Ermeſſen berufen werden. Man würde aber in einen großen Irrthum verfallen, wenn man’ bei Männern, wie 5. B. ber alte Ziethen, Suwarow, Blüder, Murat, Nen und andere, die fi bekanntlich durch ungewöhnlichen perfönlichen Much auszeichneten, vorausfegen wollte, ihre fhönften Thaten wären nur ein Product dieſes Muthes geweſen, und die Einficht hätte darın keinen Theil gehabt. Der Much war nur die ber: vorfiechende Eigenſchaft, das Wahrnehmbure von der Sache; was aber in ihrem Innern vorging, ehe fie ſich zur Bühnen That entfchloffen, wird von der Menge gewöhnlich ganz überfehen, kann auch in vielen Fällen jelbft den nächften Umgebungen kaum bemerkbar werben. (S. Intelligenz und Energie.) Pz. Mykale, ein Gebirge in Jonien (Kleinaſien) im Norden von Priene, bee Infel Samos gegenüber, zu dem das Vorgebirge Trogilium. gehört. Schlacht zwifhen ben Griechen unter Leotychides und Zanthippus und den Perfern am 25. Sept d. 3. 479 v. Chr. Um: diefelbe Zeit, als der perfifche Feldherr Mardonius aus Theſſalien gegen den Peloponnes aufbrach, um bie vereinigten Griechen unter ‘Pau: ſanias und Ariflides aufzufucyen, hatte ſich auch die griechifche Flotte, unter dem fpartanifhen Könige Leotychides und dem athenienfifhen Admiral Xanthippus, bei Aegina vereinigt, und war nah Samos aufgebrohen, um fi mit der dort liegenden perfifchen Flotte zu fchlagen, und dann die Sonier von dem perfifchen Joche zu befreien. Die perfifche Flotte, entſchloſſen, fein Seetreffen zu wagen, 309 fi bei Annäherung der Griechen nad ber tonifhen Küfte zurüd, wo am Gebirge Muykale 60,000 M. Perier zur Sicherung Joniens flanden. Die vereinigten Perfer zogen ihre Schiffe an's Land, umgaben biefelben mit einee Umwallung von Helz und Steinen, und erwarteten in biefen Verfchanzungen die fernern Unternehmungen der Griechen, die fie an ihrer Ausfchiffung nicht hinderten. Der größte Theil bes perſiſchen Heeres beftand aus Soniern, die insgeheim der griechiſchen Sache anhingen, und nur auf eine Gelegenheit warteten, ber Aufforderung des Leotychides zu folgen, und die Partei ihrer Unterbrüder zu verlaſſen. Die Perfer Eannten die Sefinnungen derfelden, entwaffneten 500 Eamier fofort, und fhidten bie Mileter, um fie zu entfernen, nach dem Gebirge, um dort die Schluchten und Hohlwege zu befegen, auf denen die Lacedaͤ⸗ monier den Feind zu unigehen verfuchten. Die ohnebich wenig verſprechende Stimmung im perfifhen Deere ging immer mehr zur Sntmuthigung über, als das zufällig, wie es fcheint, verbreitete, von den Griechen thunlichft unterflügte Gerücht von Mardonius Niederlage in Griechenland bei Vielen Eingang fand. Die perfifchen Heerführer befürchteten Verrath, wenn fie nod länger das Treffen aufihöben, und rüdten in den Nachmittagsſtun⸗ ben des 25. Eeptbrs. in gefchloffener Colonne, Schild an Schild, aus ihren Verſchanzungen heraus in das freie Feld. Bald ſtießen die länge der Küfte beranziehenden Athener nebft ihren Bundesgenoffen, den Korinthern, Si⸗ eHonern und Zröceniern, auf den Feind. Die griechiſche Colonne eutmll

Berzeihniß

j der im v. Bande enthaltenen Artikel

Seite; Seite Seite Mebllais, la, Sri: (Magdeburg, Belage- Major .......62 Densvertrag 175.8 rung und Eroberung Maipe, Schl. am, Macalo‘, Schlacht u... 27

....... Blokade u. Ueber: —*— Marſchall, Macdonald, Mar: gabe 1806... .... 33| Marquis von... 64 (datt, Herzog v. Ta |— Blokade u. Ereig: Maitland, Sir The: een 4) niffe 1813 —14 . 35| maß ......

Madenil. Gefechte Magister equitum . . 37 Makar, Schlacht am, 1793 u. 1794 . . 6Magiſtrale (Förtific.) 381 237 v. Chr. .. . 68 Machetik, f. Gefechte: Magnano Echlacht Malaga, Seeſchlacht Ihe... 2... 8| bei), f. Iſola della 1704 ....... Mad, Belbm. = £,, Scala .....- Melateſia, Sigien? Sreiberr von... -. Mean ja, Schlacht munb Panbolph . 71 Macquire, Feldzeug: Chr. . .. —|Malborghetto, Ge meifter, Graf von . 11 Magnet Magnetnabel 39| flürmung 1809 . 72

Macziejowice, Schlacht Mage... ..... |Malcolm, Sir Kohn 1794...... 13Mahmud U. .... 40 Malo, St., Bom⸗ Madagaskar, Erpe Maͤhr. Tribau, Ueber⸗ bardement 1693 . 73

bition 1829 u. 1830 14| fall 1645 ..... 45| Malojaroslameg, Madalinski, poln. Ge⸗ Maitlard, Feldm.⸗L. Treffen 1812... 74 neral........ 16| von ..... . 46 Malplaquet, Sät.

Madras, Eroberung Mailtebois, Marfchall, 1709.......78 1746 ....... 19 Darquis von . .. Malſch und Rothen- Madrid, Friede 1526 21] Maillot’de (a Treille, ſohi, Schl. 1796 82 Verträge 1721. General, Freih. von 48 Malte - -... » 86 Vertrag 1750 . . 22] Mainz ...... 49|— Belag. 1565 . 87

Friede 1801 .. Belagerung 1689 50|— Einnahme 1798 91 Vertrag 1801 . Einnahme 1792 51|Mammeluden . . . 93 Moabrilibret, f. Per |— Belagerung unb Manfred, König v. tarde........ —| Einnahme 1793 . —Neapel. ..... Magazine. - »- Einſchließung 17794 |Mangen u. Petrern Magazine in Wefeſti⸗ —9....... 5 rtill.).... gungen, ſ. Batterie |— Erftürmung dee IManipel.-...» Magazine»... .—| fr. C.Linien 1795 58] Manipularftellung . 97 a erpfiung .— Einſchließ. 1796 161 Mannheim .. . . Magdebu . 23 Abtretung 1799 Euuwung er Belagerung 1550 |— Blokade 1818 u. \ Ross 8 u, ee 25| 1814... 2 —isergge TIP PR Gonv.:Bericon V. Wh. >

Seite Manbeuge, Belage⸗ vmg 1815... . 355 Mauerbrecher, ſ. Be⸗ lagerungswerkzeuge der Alten .. 259 Maum .. _ Maumprtate, k vr

De r Pu

Dionnitat u. Say Tanke at 1608,

Uerander . . . 264 Maus... . . 266 M Mauvillon, Jacob Maren, Treff.1759 267 Marimitian 1., roͤmi⸗

ſchet Kaiſet . . . 270] Mi

Marimilian, Kurf. v. Beim . . . 278 Marimitian, Erzher⸗ zog’von Deftreich - Mar Zofephorden 281 Mazeppa, Hetmann 282 Mechantt 21

Medeün, Sqhi. 1809 Medicis, Johann v. 287 Medina del Mio Seco, Sch. 1808 Mer... 0. .290 Mehadia, Gef. u Mehemed AM... Mehlpulver : » . 2936| Mi Meile, geographiſche 297 Melas, Feidmarſchall, Baron DON... Meldungen u. Rap-

202.398 Bra,

——— ig gerung 1647 . . 300 Menage. . . . . 802 Demi, Belag. 1706 Belagerung mb Einnahme 1704 . 803 Denn 1 von von. « 805

Regiſter. Seite Menſur..... 306 Menjikoff, Fuͤrſt v. Merärhle . .807 Merev, Feldmarſchall, Freihert von. . . Meren, Befdmarfepall, Graf von. 1 | Dergentpehn, Zueffen

Shen, Sir. 1809,

f. Mebellin . . . 312

Merlon, f. Scharten⸗ zeile

Merfeburg, Sqhl. 933 Meilen 2...» 815

DMethodifcherängri 3% Mes, Belager. 1552 321 Blofade 1814. 325

3280| Biofade 1815. 826

Meutert . . . . 327 Merito, Eroberung 1519 u. 1521 . 328] Mezzomorto, Kapu⸗ danpaſcha.... 832

Dia, Andreas Bolob - . . .. 333 meinad, St., Gefecht

minus, Obergener. ass Wicheli

7 Militeie = Grenze Orte (fe) 22.2.0. 39

Militair⸗Gymnaſtie 360 Militalr:Hospitälee 368

3808| Mititate» Juflis . . 867

Militair- Krankenwaͤt⸗ ter. ..898° Mititair: Literatur . 394

310] Mititaie- Mufit. . 417

Mititair-Schulen * Neuern 49 Militair-Statifti . 482 | MititairSteafen . 433 Mitttaie-Styl . . 444 Mititair = Topogta⸗ phle. 2.2... 45 Mititaic-Verbrehen 446 Mita Berdlenftore | den in Kurheffen . 469 Srankreich 470 Polen.. Preußen ari Wuͤrtemberg Militaie:Zetrfhriften, Beitfehriften . . 472 lien, f. Militatt Mitter, Oberft, von Milleſimo und Dege, Gefeht 176 . . Mlloradowitſch, Gen., Sraf von. ... 475

887 | Miktiades . . . . 476

Mina, D: ImBruneiece

. Eopg 9... . 477 Migeifon, FR Mina, Don Kaver 480 Freihere von: . + —| Minco, Schlacht am, Middelburg,Uebergabe 1800 .... 1572... . . 341] Minden, Midfchipimen. . . 342} 1759 . . Mies, Belager. 1427 —| Minen . . Mikrometer . . . 43| Minen s Aefte Milhaud, Sen. Sraf Minen⸗ Auge 1.1) .. —Winen⸗Bau...

Wilitalr.... 344 Militaie: Arrzte. . 845 itate= Apothefer 352 Arzrreltunde 353 Militaie = Colonlen Milltalt⸗ Geographie 335 Mllitalr Geſundheits ·

pflege.....

Minen-Brunnen. 498 Minen⸗Gaͤnge.. Minen : Gewebe oder

Syflem 490 Minen: Herd . . 500 Minens Kammer . Minm:Krieg.. . 501

3556| Minen: katunıen WE

Regifter. 707 - Seite Seite Seite

Moulin aur Chevres, Mundpfropf (Artill.) 666] Murat, Joachim, Koͤ⸗ Gefecht 1793 . . 653] Mundftüd, 1. Ge nig von Neapel . 683

Mousquetaired -. . —| fchügröhre. - —| Murray, geoßbr. Ges Mouton, Georg, f. Bindung, Geſchut⸗ nerallieutenant . . 687 Lobau » .. —| rohe... .. | Murfa, Shlaht 351 MRubupolam , Schl. Munition.... —| Murten, Schl. 1476 688 one. 654| Munitionskarren, f. Murviedro, Solacht * pr. Gen., Munitionswagen —| 1811 . 691 Freiherr von . . 655| Munitionsverpadung Mufcheltinie .. . 694 Muͤhlbacher Kaufe, Munitionswagen . —| Mufitfprahe . . . Gef. 1809, f. Ladit⸗ Muͤnnich, 8. ruſſ. Muskete..... 695 ſcher Brüde. . . 6581 Gen.⸗Feldm., Graf Musketiere. . . - 696 mRünlberg , Schiacht von....... 668| Musketon.... 697 00. —| Munro, Thomas . 673] Muskron, Gefecht Bitte , Shah mine, nſqhues. 1794..... ee... 85. . 674] Muftapha Paldya . 698 ** —8 1759 676) Mufterinfpecteue . 699 ou... 663| MuottasThal,A.:Se | Mufterrole ... —*æ .. 664fecht 1799 . . . 677| Muſterung.... 700 Runde, Schlacht 45 Murodl.,r. Sultan 678| Muth... . - - v. Chr..... | Murad II. . 679) Mycale, Scht. 479 v.

Munddedel (Artit.) 665| Duradal,S1.1212680) Chr. . - - . - 701