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Auf Koften der drei Geſellſchaften. ——Z r.... Altenburg, 1837. Gedruckt in der Hofbuchdruckerei. In Commiſſion der Schnuphaſeſchen Buchhandlung. | Bu. ** 15 30 7 ! j \. * 5 5 Ei N eh = n . 121 „RR REN 120 isn 0 5 NEW, BAM n 939 4 nt 7 19 N F. 15 . 57 * 1 . RN ee | FOREN med aulaſte 250 Maſsn ee r II g ö TR „ RT and 1 ser mon eg 825 mio Sa . 7 * „ E Minne le ene ee 4 I er weönsdihe nne g bar VE. os Machts 2% id ar re. ; a Se male alamicg 15%; Iod ch e 54 0 Ang . Far mar Mrd eee? r „„ RE ee eee N 1 u, mag eee and, pads e . E, . 8 Senn? 175 0 a0 0 RR * Rn} 1 aeg omg 70 Wim, PT: ı ee N r 1 7 ne 99 sth. 1 a) mefinolamndg . u Senn? . tere men enen nech „ „ „ A e eee, £ Dr ̃ 5 BE EFT I HS gr al WAHL nun nN 27, Fei ei 9 f 20 5 mar gmulindnisle neee nd 8 rd As r Ar eee eee 2 Joch „5 7 a fan! 58 ig amd EN Fre D N 8 „ e ee eee Manet ann nuR . 1 a 577 a ra e ar ‚dien . mos Fe!!! 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Lange, Secretair der Geſellſch aft... 46 Miscellen und Notizen. 35 Das Stiftungsfeſt des Kunſt- und Handwerks- vereins. Eine protocollariſche Mittheilung vom Prof. Ed. Lange, Secretair des Vereins . 57 Vortrag zur Einleitung des Stiftungsfeſtes des Kunſt⸗ und Handwerksvereins d. 7. Febr. 1837, vom Hofrath Bruͤmmer, Director des eee Jahresbericht uͤber das neunzehnte Jahr des Kunſt- und Handwerksvereins, erſtattet vom Prof. Ed. Lange, Vereins- Secretair.. . 64 Jahresbericht des Vorſtandes der Kunſt- und Handwerksſchule am 13. Stiftungsfeſte der— ſelben den 7. Febr. 1837, erſtattet vom Rath G. L. Klein, Secretair des Schulvorſtandes. 76 Abhandlung uͤber die Braunkohlenlager un- weit Altenburg. Vom Rath Zinfeifen. . . 86 Ueber Luſtgartengeſchmack. Vom Pfarrer Hem⸗ n, EEE RT 113 Doͤbereiners Verfahren der Darſtellung des Zuckers aus Runkelruͤben . 119 Miscellen und Notizen. 120 59 * XVIII. XXII. XXIII. XXIV. XXV. XXVII. XXVII. XXVII. XXIX. XXX. Gutachtlicher 1 uͤber den belgiſchen Stel⸗ [zenpflug. Von H. Etzold. Der Fruͤhlingsconvent 5 Pomologiſchen Ge ſellſchaft zu Altenburg 1827. Eine protokol⸗ lariſche Mittheilung vom Prof. Ed. Lange, Seeretair der Geſellſchaft . Ueber Einfaſſung der Rabatten und Beete. Vom Kammerrath Waitz Jahresbericht, vorgetragen zum Stiftungsfefte der Naturforſchenden Geſellſchaft des Oſter— landes den 5. Juli 1837. Vom Profeſſor Apetz, Secretair der Geſellſchaft. RA Veitstanz, beobachtet bei einem Fringilla sep- tentrionalis. Mitgetheilt Pen Dr. Richter in Roda. . Vom Humus. Auszug aus einem Vortrage des Dr. Gleitsmann auf Wildenhain, mitge⸗ theilt vom Prof. Lange. Miscellen und Notizen „ Die Metalle und ihre Erze. Vorgetragen in der Sitzung des Kunſt- und Handwerksvers eins am 1. Septbr. 1827, von Ed. Lange. Auszug aus dem Protokolle uͤber den Som— merconvent der Pomologiſchen Geſellſchaft. Mitgetheilt von Ed. Lange. Welchen Einfluß hat das Ausroden der Wal⸗ dungen auf das Klima und die Vegetation einer Gegend? Vorgetragen beim Sommer— convent der Pomologiſchen Geſellſchaft den 2. Auguſt 1837, von Ed. Lange. Ueber die Grabhuͤgel in der Leina. Vorge⸗ leſen zum Stiftungsfeſte der Naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes zu Altenburg am 6. Mai 1837 von Dr. Gotth. Friedr. Winkler, Pfarrer zu Lohma an der Leina Die Frage: „Iſt eine Beſteuerung der Sing⸗ voͤgel nothwendig und rathſam?“ Beantwors tet vom Herrn Pfarrer Brehm zu Unterren— thend orf. Ne em Bemerkungen zu dieſem Auſſatze. Von einem landſchaftlichen Abgeordneten. Miscellen und Notizen. Vier meteorologiſche Tabellen. Vom Conſiſto⸗ rial-Secretair Bechſtein. 121 130 137 141 153 157 160 169 175 180 188 210 220 226 EN 5 er I. Einleitung. Die Eroberungen der Wiſſenſchaften find von zweierlei Art. Entweder wird ihr Gebiet durch Auffindung neuer Wahrheiten erweitert, oder es waͤchſt die Zahl und Kraft ihrer Anhaͤnger dadurch, daß immer mehr Menſchen gründlichere Keuntniß von den Ergebniſſen der bisherigen Entdeckungen erhalten. : Das Erſte geſchieht vorzugsweiſe durch die eigentlichen Gelehrten, denen in Akademien und Univerfitäten Mittelpunkte der Vereinigung und Wechſelwirkung gegeben find; das Letzte aber dürfte auch Sache der uͤbrigen Ge⸗ bildeten im Volke und namentlich der mehr praktiſch— wiſſenſchaftlichen Vereine ſein, welche nicht allein ihren Theilnehmern Anregung und Rahrung für fortge⸗ ſetzte geiſtige Thaͤtigkeit, ſondern zugleich auch den wenigen Forſchern, denen neue, tiefere Blicke in's Gebiet der Wahr⸗ heit vergoͤnnt waren, ein größeres empfaͤngliches Publicum darbieten. Vielleicht gelingt es auc uns, durch gegenwaͤrtige Mittheilungen zur Verbreitung nüglicher Kenntniſſe und zur Erweckung und Erhaltung der Theilnahme an wiſſenſchaft⸗ lichen Gegenſtaͤnden etwas beizutragen! Jeden Falls hoffen wir dadurch unſere abweſenden Mitglieder und verwandte Vereine, unter wohlthätiger 1 * Zee öl ne Rückwirkung auf uns ſelbſt, in fortwährender Bekanntſchaft mit der Thaͤtigkeit unſerer Geſellſchaften zu erhalten und zus gleich ein Allen zugaͤngliches, verlaͤßliches Erinnerungsbuch an unſere dermaligen gemeinſamen Leiſtungen und Beſtre— bungen zu gewinnen. Es ſollen dieſe Mittheilungen von jetzt an in viertel— jährlichen Heften von der Größe und dem Formate des vorliegenden erſcheinen und 1) Auszüge aus den Protokollen und Verhandlungen der drei auf dem Titel genannten Geſellſchaften; 2) Vortraͤge, welche in den Sitzungen derſelben ER worden find; 14 3) Eingeſandte Abhandlungen; 4) Gemeinnützige Auszüge aus andern Werken und Mis⸗ cellen 6 umfaſſen. | Eine aus befonderd hierzu ernannten Mitgliedern der drei Geſellſchaften gebildete Redactions-Commiſſion iſt fuͤr dieſelben das Organ aller dieſe „Mittheilungen“ be⸗ treffenden Angelegenheiten. i Zum Schluſſe nur noch einige Notizen über die drei Pr ner ſelbſt! a Durch den Baurath Geinitz, der gegenwärtig | in 4050 als Rentamtmann lebt und noch immer erſter Director deſſelben iſt, am 4. Februar 1818 geftiftet, beſtand der Kunſt- und Handwerks-Verein mehrere Jahre unter deſſen Leitung als Privatgeſellſchaft, bis er unter hoͤchſter Genehmigung ſeiner Statuten am 11. April 1823 fuͤr das Herzogthum Sachſen-Altenburg landesherrlich beſtaͤtigt wurde. Im Jahre 1825 wurde von ihm zur wiſſenſchaftlichen Nach⸗ hilfe und Fortbildung junger Handwerker die Kunſt- und Handwerks-Schule gegruͤndet, eine Anſtalt, die bis jetzt nach und nach 322 junge Leute aufnahm und unterwies und gegenwaͤrtig 60 Schuͤler zaͤhlt. Schon ſeit mehreren Jahren erfreuen ſich Verein und Schule der Unterſtuͤtzung ihrer Zwecke durch gnaͤdigſt verwilligte Beiträge aus oͤffent— lichen Mitteln und ſeit 1827 genießt Erſterer auch die Ehre 2 des Protectorats Sr. Durchlaucht, des regierenden Herzogs Joſeph von Sachſen-Altenburg. Die Zahl ſeiner inlaͤndi⸗ ſchen Mitglieder iſt 184, die der auslaͤndiſchen 190. Außer wöchentlichen, der freien Unterhaltung und der Lektuͤre gez werblicher Zeitſchriften gewidmeten Zuſammenkuͤnften verans ſtaltet derſelbe jeden Monat wenigſtens eine Hauptverſamm⸗ lung und alle zwei Jahre eine oͤffentliche Ausſtellung r von Kunſt⸗ und Gewerbs-Erzeugniſſen aller Art. 2. Die Naturforſchende Geſellſchaft des Oſtelandes wurde im Jahre 1817 vom Secretair Bechſtein, Apotheker Dr. Gleitsmann, Kammer-Vice-Praͤſident Geutebruͤck, Hof⸗ rath Dr. Pierer, Geheime-Rath und Kammer-Praͤſident von Stutterheim, Steuerrath Wagner, Kammerrath Waitz, Medicinalrath Dr. Winkler und vom Paſtor Dr. Winkler geſtiſtet, um die Freunde der Naturkunde in hieſiger Stadt und der Umgegend naͤher zu verbinden und ihr vereinzeltes Streben in einen Brennpunkt zu vereinigen, damit die Liebe zur Raturwiſſenſchaft mehr geweckt und befoͤrdert und die Kenntniß der Produkte des Oſterlandes ſo wie ihre nuͤtzliche Verwendung unter Auen Staͤnden immer aganemner ver⸗ breitet werde. Durch eine rege Theilnahme in hieſiger Stadt wuchs die Geſelſchaft ſchnell, und durch die Thaͤtigkeit der Mit⸗ glieder ſo wie durch die von vielen Seiten ihr gewährten Unterſtuͤtzungen bereicherten ſich ihre Sammlungen. Im Jahre 1829 hatte Se. Herzogl. Durchlaucht der Prinz Georg von Sachſen-Altenburg die Gnade, das Pro- tectorium der Geſellſchaft zu übernehmen und. fie feines be⸗ ſonderen Schutzes zu wuͤrdigen, unter welchem ſich nicht nur die Zahl ihrer Mitglieder ſo anſehnlich vermehrte, daß ſie gegenwaͤrtig 45 active einheimiſche, 75 Ehren-Mitglieder, 85 auswaͤrtige und 126 correſpondirende Mitglieder, und alſo überhaupt 331 Mitglieder zaͤhlt, ſondern auch die Samm⸗ lungen in allen Zweigen moͤglichſt vervollſtaͤndigt wurden, ſo daß nur allein das ornithologiſche Cabinet aus 164 Sippen 416 Arten in 1032 Exemplaren beſitzt. — 6 An der Spitze der Verwaltung ſtehen drei Directoren, von welchen jaͤhrlich einer austritt. Die regelmaͤßigen Ver⸗ ſammlungen finden den erſten Dienſtag jedes Monats Statt; außerdem verſammeln ſich gewoͤhnlich mehrere Mit⸗ glieder woͤchentlich zu gegenſeitiger Belehrung und Mitthei⸗ lung naturwiſſenſchaftlicher Reuigkeiten. Das Stiftungsfeſt wird jaͤhrlich den erſten Dienſtag des Juli mit einer allge⸗ meinen Verſammlung und einem Feſtmahle gefeiert. 3. Die Pomologiſche Geſellſchaft wurde ſchon 1803 geſtiftet und beſchraͤnkte fi) Anfangs, unter Leitung des Geheimen Raths und Kammer-Praͤſidenten von Stut⸗ terheim, ſo wie auch, nach deſſen, 1827 erfolgtem Tode, unter der Leitung des Kammerraths Waitz und des Paſtors Hempel aus Zedtlitz lediglich auf das Gebiet der Obſtbaum⸗ kunde. Erſt im Jahre 1832 faßte die Geſellſchaft den Be⸗ ſchluß, ihre Thaͤtigkeit auch auf die Blumenzucht und den übrigen Gartenbau auszudehnen, ohne jedoch ihren bisherigen Namen, unter welchem ſie einmal bekannt und von der hoͤchſten Staatsbehoͤrde beſtaͤtigt war, in den entſprechende⸗ ren einer Gartenbaugeſellſchaft umzuaͤndern. Sie beſitzt ge⸗ genwaͤrtig 84 wirkliche, 15 Ehren- und 76 correſpondirende Mitglieder und hält, außer wöchentlichen, der freien Unter— haltung und der Lektuͤre von Gartenſchriften gewidmeten Zus ſammenkünften, monatlich eine zu regelmaͤßigeren Verhandlun⸗ gen und fuͤr die laufenden Geſchaͤfte beſtimmte Sitzung und endlich alljaͤhrlich drei, mit Blumen- und Fruchtausſtelungen verbundene Haupt» Convente, vorgetragen am 16. Mai 1836 beiin Kun ſt⸗ und Hand⸗ werks ⸗ Vereine | re Der Siusholt der Notur. u \ en a von oc de TOR mid Lunge. ant Wan wir am ufer eines bedeutenden Floss die Waſſer⸗ maſſen vorbeiſtroͤmen ſehen 7 welche derſelbe dem Meere un⸗ ablaͤſſig zuführt, ſo find. wir wohl verſucht zu fragen, warum ſich ſeine Quellen nie erſchoͤpfen, oder warum doch das Meer nicht anſteige und das Ba nach und nach unter feinen Fluthen begrabe. Die Erfahrung der Jahrhunderte und die Kenntniß der Natur 1, welche mit wunderbarer Oekonomie Haus hält über die zahlreichen Quellen des Lebens geben uns bald genü⸗ gende Antwort auf unſere Fragen. Wohl gibt es Wuͤſten im heißen Afrika, deren gelblichen Sand der Wind zu ſtar⸗ ren Todes wogen aufwühltz allein ihr Daſeyn ift., durch ihre geographiſche Lage, durch die Beſchaffenheit. des Bodens und den Mangel waldiger Gebirge bedingt; und ſo dienen ſie nur uns zu zeigen, welch Jammerthal die Erde ſein wuͤrde, ohne ein richtiges Gleichgewicht zwiſchen Land und Meer, und ohne den wohlthaͤtigen Kreislauf des Waſſers, das bald in unſichtbaren Duͤnſten dem trockenen Boden entſteigt, bald als milder Regen aus den Wolken des Himmels hernieder traͤu⸗ felt, bald in rieſelnden Baͤchen durch ſchattige Thaͤler dahin eilt. Denn ſo wenig es auch bisher hervorgehoben ſein mag, die Große des Meeres, welche ſaſt das Dreifache der übrigen unbedeckten Erdoberfläche beträgt, iſt keineswegs ö zufällig und noch viel weniger eine unwirthſchaftliche Ver⸗ ſchwendung der Erdoberflaͤche, die etwa, wenn ein kleinerer Theil derſelben vom Waſſer bedeckt waͤre, von einer groͤßern Menge Menſchen und Thiere bewohnt ſein koͤnnte. Rein, ſelbſt vor dieſer gemeinen Weltanſicht, ſelbſt dieſem niedrigen Standpunkte des Nutzens gegenüber bewahrt ſich die Weis— heit in der Einrichtung der Natur beſchaͤmend und alle Eins wendungen widerlegend, ſobald nur dem Tadelnden nicht WR Kenntniß der Naturgeſetze abgeht. Wir wiſſen es Alle, daß Luft und Sonne — d. h. daß die Luft, unterſtuͤtzt von der Waͤrme, das Waſſer in unſichtbaren Dampf verwandelt und mit ſich fortführt. Gleich einem Schwamme, wenn auch langſamer und una merklicher ſaugt die Luft, ſelbſt noch im Winter das durch die Kaͤlte zu Eis erfärtte „ Waffer in fih auf, wie ja das langſame Trockenwerden gefrorner Waͤſche deutlich beweiſet. Je mehr aber ein feuchter Körper oder eine gleich große Menge Waſſers der Luft Beruͤhrungspunkte darbietet, oder je ſchneller ſich die Luft umher erneuert, und je waͤrmer fie iſt, deſto ſchneller trocknet der feuchte Gegenſtand. Deshalb begrüßen die Frauen den Wind und Sonnenſchein als die wirkſamſten Gehilfen beim Trockengeſchaͤft; deshalb breiten ſie ihre Waͤſche aufs Sorgfaͤltigſte aus, um der Luft fo viel als ‚möglich‘ Beruͤhrungspunkte mit dem zu trocknenden Gegenſtande darzubieten. Auch zieht man bei allen Gewer⸗ ben, wo es auf Verdampfen des Waſſers mittelſt der Feuer⸗ hitze ankommt, z. B. beim Salzſieden, flache Pfannen mit groͤßerer Siedeflaͤche, den tieferen vor, und die Gradirhaͤuſer der Salinen „welche dazu dienen, den Theil des Waſſers, welcher ſich in Beruͤhrung mit der Luft unſchwer von dem darin aufgeloͤſt enthaltenen Salze trennt, von der Luft auf ſaugen und fortführen zu laſſen, beſtötigen durch ihre ganze Bauart und durch die vielfache Berührung, welche fie der Salzſoole mit der Luft verschaffen, die e des aufge⸗ ſtellten Satzes. 5 Es kommt nun darauf an, denſelben auf das Meer und die Ausdehnung ſeiner Oberflaͤche anzuwenden. Geſetzt 209 dieſes deckte, ſtatt jetzt 2 nur 4 der Erdoberfläche, und 2 derſelben waͤren, dem Anſcheine nach, zur Wohnſtaͤtte für Menſchen und vierfuͤßige Thiere gewonnen; fo würde die Erde dadurch keineswegs wohnlicher, noch auch zur Aufnahme einer groͤßern Anzahl von Menſchen und Thieren geeignet geworden ſein. Vielmehr wuͤrde das meiſte Land den duͤr— ren Wuͤſten Afrikas gleichen, ohne Waſſer zur Nahrung der Pflanzen, zur Erquickung und Erhaltung der Menſchen und Thiere. Denn ſchon jetzt reicht eine drei Mal fo große Waſſerflaͤche nicht hin, ſo viel Waſſer durch Verdunſtung an die Luft abzugeben, daß die Wolken auch die Wuͤſten Afrikas befeuchten und bewohnbar machen koͤnnten. Wenn daher, vorausgeſetzt daß die Luft noch in demſelben Verhaͤltniſſe wie jetzt Waſſer in ſich aufſaugte und durch Regen und Schnee wieder uͤber den Erdboden vertheilte, drei Mal ſo viel unbedecktes Land als Meer waͤre, ſo wuͤrde nur der dritte Theil des bisherigen Waſſers verdunſten und ſich oben— drein über drei Mal fo viel Land vertheilen muͤſſen, d. h. es würde im Allgemeinen nur der neunte Theil der bisheri— gen feuchten Riederſchlaͤge erfolgen koͤnnen. Da würden unſere Brunnen bald verfiegen, Quellen und Fluͤſſe nach und nach vertrocknen und die Pflanzen dahin welken, auf deren Daſeyn das Leben der Thierwelt ſich gruͤndet, kurz die Erde, welche jetzt viele Millionen lebender Weſen mit Leich⸗ tigkeit erhaͤlt, wuͤrde ſich bald in ein oͤdes Grab umwandeln, deſſen Leichen mumienartig vertrockneten, ohne wie jetzt, nach. erfolgter Zerſetzung einer Blume oder einem Baume neue irdiſche Rahrungsſtoffe gewaͤhren zu koͤnnen. So iſt der 1 Kreislauf des irdiſchen Lebens, welcher die vorhandenen Stoffe in immer neuen Formen wieder in den Bereich des Leben— digen bringet, unzertrennlich von dem Verhaͤltniſſe, in welchem Land und Meer über den Erdkoͤrper ſich ausbreiten und von dem Verhaͤltniſſe, in welchem die Luft das Waſſer des Meeres aufſaugt und die Wolken es wieder verbreiten und ausgießen Über die Länder der Menſchen. And wie hier, fo bewährt ſich auch anderwaͤrts ein wohlgeordneter Kreislauf des Lebens und ſeiner Stoffe, der - 10 — unſere Sorgen, daß es der zunehmenden Menſchheit jemals an des Lebens Nahrung und Nothdurft fehlen werde, wohl beſchwichtigen ſollte. Ich will nur noch einen Stoff ans führen und an ihm den ie Haushalt der Natur zu zeigen verfuchen. Wir Alle bedürfen der gebensluft oder des Sauerftofee zum Athmen und würden ohne ihn, ſelbſt beim größten Ue⸗ berfluß an allen, gewoͤhnlich ſo genannten Nahrungsmitteln ploͤtzlich erſtickend dahin ſterben. Aber ſtatt des Sauerſtoffes, den wir und die Thiere einathmen, wird immer ein Antheil Kohlenſaͤure, d. i. eine chemiſche Verbindung von Sauerſtoff und Kohlenſtoff wieder ausgeathmet. Ebenſo kann auch kein Feuer und kein Licht brennen ohne Sauerſtoff, und dieſer wird dabei in Berührung mit dem brennenden Körper eben— falls in Kohlenſaͤure und Waſſerdampf umgewandelt, welche beide nicht athembar find, So wird immer Lebensluft vers braucht und zu neuen chemiſchen Verbindungen verwendet, welche die Scheidekuͤnſtler nur ſchwer oder auch wohl gar nicht wieder aufzulöfen im Stande find. Gleichwohl athmen wir noch immer leicht und frei, und ſo ängftlich wir auch "für unſern maſſiven Lebensunterhalt ſorgen moͤgen, in Be⸗ ziehung auf die Lebensluft, deren wir doch vor Allem bes duͤrfen, gleichen wir den Voͤgeln des Himmels und den Li— lien des Feldes, und unſer himmliſcher Vater ernaͤhrt uns, ohne daß wir deshalb ſorgend uns beunruhigten. Wenn es aber wirklich unſern Scheidekünſtlern ſchwer, ja vielleicht ſelbſt noch immer unmöglich iſt, aus der Koh— lenfäure den Sauerſtoff wieder abzuſcheiden und rein dar— zuſtellen, fo iſt es gewiß nicht unintereſſant, wie die alt bes ruͤhmte Scheidefünftlerin Natur in ihrer geheimnißvollen Werkſtatt verfaͤhrt, um daſſelbe Ziel und dwar gleich i N zu erreichen. Die Erde iſt bedeckt von unzähligen Pflanzen, deren neuer Blaͤtterſchmuck unſerm Auge jetzt doppelt wohl thut. Die Pflanzen bedürfen zu ihrem Wachsthume vorzüglich drei Stoffe, aus denen fie daher auch groͤßtentheils zufammenges fest find: Sauerſtoff, Waſſerſtoff und Kohlenſtoff. Die 8 beiden erſtern Stoffe nehmen ſie hauptſaͤchlich durch ihre Wurzeln als waͤßrigen Saft in ſich auf, während der Koh⸗ lenſtoff ihnen vorzüglich durch Blätter und Schalen zuges führt» wird. Allein der Kohlenſtoff iſt nicht luftfoͤrmig, ſondern ein feſter Koͤrper, und koͤnnte ſomit den Blaͤttern und der Schale der Pflanzen durchaus nicht uͤberall in ſo unmittelbare Naͤhe gebracht werden, wie es, doch zur Auf⸗ nahme in dieſelben noͤthig ſein wuͤrde. Hier bildet nun die atmoſphaͤriſche Luft wiederum das Mittelglied und den Traͤ⸗ ger der allgemeinen Ernährung. Denn ſie enthaͤlt ja überall einen kleinen Antheil Kohlenſaͤure, welche beim Verbrennen der Pflanzen und beim Athmen der Thiere entſteht und ſo den an ſich feſten und ſtarren Kohlenſtoff durch feine. chemi- ſche Verbindung mit dem Sauerſtoffe luftfoͤrmig in allen Richtungen verbreitet. Indem nun die Pflanzen die Kohlen- fäure durch Blätter und Schalen einathmen, alsdann zerles gen und den Kohlenſtoff mit ihrem waͤßrigen Wurzel-Safte zu organiſchem Nahrungsſafte verbinden, den Sauerſtoff aber wieder ausathmen, geben ſie, ſich ſelbſt ernaͤhrend, der at— moſphaͤriſchen Luft den Sauerſtoff zuruͤck, welchen das thie— riſche Leben nicht entbehren kann. Und fo nimmt die Koh⸗ lenſaͤure nie uͤberhand, und der Sauerſtoff fehlt nie in der atmoſphaͤriſchen Luft, wenn auch Millionen Thiere athmen und Millionen Feuer brennen. Ja, es iſt ſogar wahrſchein— lich, daß wenn die Menge der in der Atmoſphaͤre enthaltenen Kohlenſaͤure größer wird, dann auch, unter ſonſt gleichen Bes dingungen der Fruchtbarkeit des Bodens, das Pflanzenwachs— thum uͤppiger und erfreulicher ſich entfalten werde. Und ſchon aus dieſem Grunde iſt mir nicht eben bange, daß es jemals an den noͤthigen Brennmaterialien fehlen werde, wenn auch die Stein- und Braunkohlenlager nach Jahr- hunderten allmaͤhlig weniger zahlreich und ergiebig fein ſoll— ten. Denn waͤhrend dieſer Jahrhunderte wird eine ſo große Menge im Schooße der Erde niedergelegter urweltlicher Koh- lenſtoff durch ſein Verbrennen mit Sauerſtoff verbunden und ſomit der belebten Pflanzenwelt als reichliche Rahrung zuge— führt worden fein, daß noch ehe die Vorraͤthe der Urwelt — 12 — aufgeraͤumt ſein werden, die ſtets junge Pflanzenwelt weile licheren neuen Brennſtoff erzeugt haben wird. Aber auch ohne dieſe Annahme buͤrgt ſchon die in der ganzen Natur waltende überaus weiſe Oekonomie des Lebens und der Kraͤfte fuͤr eine unaufhoͤrliche Befriedigung deſſen, was das Leben bedarf. Sie zu erforſchen, fuͤhlen wir uns durch unſern Geiſt, ſie dankbar zu preiſen, durch unſer Herz, ſie auch im Kleinen weiſe nachzuahmen, durch die Kraft unſers freien Willens aufgefordert und berufen. Und wenn unſer kleiner menſchlicher Haushalt auch vers ſchwindet vor dem großen Haushalte deſſen, der durch das All waltet, ſo wird er doch von ihm umſchloſſen und getra⸗ gen und weiſt zuruͤck auf in 1 ohne den er gar bald zer⸗ fallen wuͤrde. 7. N» Das Nöften des e Flochfes. Borgetragen beim Kunſtz 48 Handwerks⸗ Vereine am 1. Juli 18368 Nen r ’ hund Lange. Unter den Pflanzen, deren Faſern wir als rohes Material zu unſern verſchiedenen Kleidungsſtuͤcken gebrauchen, iſt keine für uns wichtiger als der Lein. Und mag es auch wahr ſein, was ihm unſere Landwirthe nachſagen, daß er nämlich den Boden mehr als jede andere Fruchtart aus ziehe und erſchoͤpfe, und mag auch die zunehmende Wohlfeilheit der Baumwolle und der aus ihr gefertigten Gewebe den Werth des Flachſes und der Linnenwaaren druͤcken und ſie auf fremden und heimiſchen Maͤrkten mehr und mehr zurüͤck⸗ drängen; dennoch wird der Flachsbau bei uns noch lange fortdauern und auch dann noch wohlthaͤtig wirken, wenn er ſich ſelbſt, im Vergleich mit einer anderweitigen Bodennutzung, als weniger vortheilhaft ausweiſen ſollte. Dienn abgeſehen davon, daß die Leinwand als Waͤſche vor Baumwollgeweben ganz unleugbare Vorzuͤge beſitzt, fo gewaͤhrt auch das Verſpinnen des Flachſes bei uns auf dem Lande eine vortreffliche Gelegenheit, eine Menge Haͤnde nützlich zu beſchaͤftigen, die außerdem bei unſerer ganzen der⸗ maligen Landwirthſchaft, namentlich waͤhrend der langen Winterabende, dem verderblichen Nichtsthun anheim fallen würden. Auch ſtuͤtzt der Gebrauch, den Dienſtmaͤgden auf dem Lande ihren Lohn, außer einer beſtimmten Summe baaren Geldes, noch in einer Anzahl Ellen grober und 2 feinerer Hausleinwand feſtzuſetzen, verbunden mit der den Landleuten vorzugsweiſe eigenen Sorgfalt, das Ausgeben von baarem Gelde, fo viel als nur immer möglich, zu vers meiden, den Anbau des Flachſes und traͤgt dazu bei, daß die Spinnkunſt in unſern Gegenden nicht ebenſo allmaͤhlig beim weiblichen Geſchlechte in Vergeſſenheit gerathe, wie die Webekunſt bei ihm fon 1 gut als ausgeſtorben iſt. Bedenken wir ferner, wie das Flachsſpinnen für manches alte, an nützliche Thaͤtigkeit gewöhnte Muͤtterchen die ein⸗ zige andauernde, wenn auch nur ſpaͤrlich naͤhrende, doch immer das ehrenwerthe Bewußtſein fortgeſetzter Thaͤtigkeit gewaͤhrende Beſchaftigung ft und noch lange fein kann, waͤhrend Wolle und Baumwolle der Menſchenhand faſt gänzlich entzogen und der Maſchinenſpinnerei anheim gefal⸗ len ſind, ſo bedarf es gewiß keiner Entſchuldigung „wenn ich Einiges über die Behandlung und Zubereitung des Flach⸗ ſes mittheile und auf einige Maͤngel beim Roͤſten deſſelben aufmerkſam mache, die in unſerer Gegend a ncht allge⸗ nun anerkannt zu ſein ſcheinen. Der gereifte Leinſtengel enthält baurttchlch 4 ver⸗ daher Beſtandtheile. Sie ſind: 1) eine dünne Oberhaut, 2) ein feiner Baſt, 3) ein dicker, brüchiger Kern und 4) ein Bindemittel, das alle dieſe Theile mehr oder weniger durch⸗ dringt und zuſammenſeimt und hauptfächlich durch Verdich⸗ tung des eintrocknenden Saftes entſteht. Soll nun der Baſt oder die Flachsfaſern zur weitern Bearbeitung von den übrigen Theilen der Leinpflanze getrennt werden, fo muß zuvörderſt dieſes Bindemittel, welches hauptſaͤchlich aus Kleber, d. i. aus Pflanzenleim und Pflanzeneiweiß beſteht, durch eine chemiſche Zerſetzung aufgeloſt und geſtoͤrt werden. Der Gaͤhtungsproceß, welcher hierzu dient, heißt das Roͤſten. Sobald nämlich der Kleber gereifte Pflanzen von hinlaͤng⸗ licher Feuchtigkeit durchdrungen und dabei einer maͤßig warmen Temperatur ausgeſetzt wird, veranlaßt derſelbe bei der Bierwuͤrze und dem ausgepreßten Obſt- oder Trauben⸗ ſafte eben ſo wie im Stengel der Leinpflanze eine allmaͤh⸗ lige Entmiſchung der mit ihm verbundenen Stoffe, nut mit dem Unterſchiede, daß die Bierwurze und der Obſt⸗ und Traubenſaft zunaͤchſt in geiſtige Gaͤhrung gerathen, an⸗ ſtatt daß das Bindemittel der Flachsſtengel ſich durch faulige Gaͤhrung zerſetzt. Dieſe Zerſetzung zu bewerkſtelligen, dienen hauptſaͤchlich 2 verſchiedene. Werfahrungsarten, nämlich 10 bie Waſſer⸗ und 2) die Thaurdſte. mae hip Bei der erſtern werden die reifen Reimpflangen; Bash dem ihre Saamenfapfeln abgeriffelt ſind, in Bündelchen und dieſe wieder in große Bunde zuſammen gebunden und hier⸗ auf in einem Teiche oder ſanft fließenden Gewaͤſſer, mit Stangen, die mit großen Steinen oder Waſſerfaͤſſern beſchwert find, überdeckt, eine Zeit lang unter Waſſer erhalten. Nun ſaugen die Stengel Waſſer in ſich auf, und ihr Kleber faͤngt an, ſich mit Hilfe deſſelben zu zerſetzen; was um fo ſchneller geſchieht, je wärmer das Waſſer iſt, und je weniger es ſich durch Zufluß erneuert. Man muß daher die einge⸗ röſteten Leinſtengel taͤglich unterſuchen, weil die Faͤulniß ſich bald auch dem Baſte mittheilt und deſſen Feſtigkeit zerſtoͤrt. Ob der Flachs hinreichend geroͤſtet ſei, erkennt der Land⸗ mann beſonders daran, daß beim Biegen die duͤnne Ober⸗ haut und der holzige Kern ſproͤd und bruͤchig find und ſich leicht zerbrechen laſſen. Denn das iſt ja ein ſicheres Zei⸗ chen, daß der Bindeſtoff, welcher die Faͤſerchen der dünnen Schaale eben ſo gut als inwendig den fafrigen Baſt und die Roͤhren des dicken Kernes zuſammenleimte, zerſetzt und ſo⸗ mit das Hinderniß entfernt ſei, welches ſich vorher der Trennung des Baſtes oder der Flachs faſern von einander und von den ubrigen Theilen des Stengels entgegen ſtellte. Run nimmt man die Leinbunde aus dem Waſſer, waͤſcht die einzelnen Bündel aus und ſtürzt ſie zum Trocknen auf dem Felde auf, um ſie ſpaͤter nochmals ſtaͤrker zu doͤrren und dann zu brechen, wobel die dünne Sthaale und beſon⸗ ders der innere holzige Kern durch ihre Sproͤdigkeit leicht zerbrechen und als Acheln oder Ennen abgehen, waͤhrend der Baſt fi in dünne Faſern zertheilt, von denen die laͤngern beim Hecheln den glatten Flachs liefern, anſtatt daß die kuͤrzern ſich zuſammenſchieben und verwirren, um dann als Werg verſponnen zu werden. Je nach der verſchiedenen Temperatur des Waſſers dauert die Waflerröfte beim Flachs etwa 8 — 14 Tage. Langſamer geht die Thauroͤſte von Statten, indem ſie wohl 4 bis 8 Wochen Zeit erfordert. Man nimmt ſie zum Theil ſchon im Herbſte, am beſten aber erſt zu Ausgange des Winters, alſo ungefaͤhr in der erſten Haͤlfte des Monats Maͤrz vor, nachdem man den geriffelten und im Herbſte an der Luft getrockneten Flachs in großen Bunden den Winter hindurch trocken aufbewahrt hat. Dieſen breitet man nun in langen duͤnnen Reihen auf ein Stoppelfeld und laͤßt ihn vom Regen und Thau die noͤthige Feuchtigkeit anziehen, was der durch die Winternaͤſſe reichlich angefeuchtete Boden nicht wenig unterſtuͤtzt. Um die dadurch eingeleitete allmaͤhlige Zerſetzung des Klebers recht gleichmaͤßig zu bewirken, wird der Flachs, wenn die eine Seite hinlaͤnglich gebleicht erſcheint, gewendet und ſobald das Aufſpringen und Faſtigwerden der obern Stengeltheile die hinreichende Roͤſtung beurkundet, auf⸗ gelockert und an der Luft getrocknet. Die ganze uͤbrige Behandlung iſt dann wie nach der Wafferröfte, Fragen wir nun aber, welche von beiden Verfahrungs⸗ arten das beſſere Produkt liefere, ſo verdient die Thauroͤſte bei weitem den Vorzug vor der in unſern Gegenden vorzugs⸗ weiſe gebraͤuchlichen Waſſerroͤſte, zumal wenn die letztere, wie gewohnlich, noch in warmer Jahreszeit und in ſtehen⸗ dem Waſſer geſchieht. Denn indem die erſtere bei der ge⸗ ringen Luftwaͤrme und geringeren Feuchtigkeit auch eine lang⸗ ſamere Zerſetzung des Klebers veranlaßt, iſt bei derſelben die Gefahr, daß zugleich auch der Faſerſtoff des Baſtes angegriffen und die Feſtigkeit des Flachſes vermindert werde, bei weitem geringer. Dabei wird aber auch zugleich der den Holzkern umſchließende Baſt durch die laͤngere und all⸗ maͤhligere Roͤſte in viel feinere, aber doch zaͤhe und feſte Faſern zertheilt „als es die ſchnellere und, bei der Menge und Größe. der zuſammengeſchichteten Bunde, doch ſehr un⸗ gleichmaͤßig wirkende Waſſerroͤſte, die gleich ganze Faſerbündel 2 durch Zerſetzung des Klebers von einander loszuweichen ſcheint, nach mehrjährigen Erfahrungen vermag. — Endlich hat man auch gegen die Waſſerroͤſte angefuͤhrt, daß, weil die Teiche, deren man ſich bei derſelben bedient, großentheils 8 ſchlammig ſind und auf ihrem Grunde ſchwarze Humuserde aus verfaulten Blaͤttern und andern Pflanzentheilen enthal— ten, dieſer Humus ſich beim Faulen des Klebers im Waſſer aufloͤſe und den Flachs faſern, beſonders der untern Schichten eine dunklere Farbe mittheile, welche nur langſam und ſchwer durch das Bleichen der Linnenwaaren wieder entfernt wer— den koͤnne. Allein wenn auch die unterſten Flachsſchichten bei der Waſſerroͤſte vom Schlamme eine dunklere Farbe als die übrigen annehmen, fo verliert fi) dieß doch ſchon gros ßentheils beim Aeſchern des Garnes, und im Allgemeinen wird der Flachs in der Waſſerroͤſte ſogar weißer und die daraus verfertigte Leinwand bleicht ſich ſchneller und leichter als nach der Thauroͤſte. Indeß dürfte dieſer Vorzug der Waſſerroͤſte ſehr unbedeutend erſcheinen, ja vielleicht als blos ſcheinbar ſich ausweiſen, wenn man bedenkt, daß die groͤßere Empfaͤnglichkeit für die Bleiche jedenfalls mit dem lockeren Zuſtande der ſo zubereiteten Faſern in engſter Verbindung ſtehe, und daß die Flachsfaſern nach der Thauroͤſte gerade deshalb, weil ſie feſter und dichter geblieben ſind, ſich auch weniger leicht unter Einwirkung des Lichtes und der Feuch⸗ tigkeit entfaͤrben oder bleichen. Run laſſen ſich zwar einige der genannten Nachtheile der Waſſerroͤſte durchs Roͤſten in fließendem Waſſer beſeiti⸗ gen, allein dazu iſt nicht überall Gelegenheit, und die Fiſcher widerſetzen ſich demſelben nicht ſelten, weil das Waſſer da⸗ durch verdorben und dem Leben der Fiſche nachtheilig werde; eine Behauptung, welche der üble Geruch, den der aus Teichen herausgenommene Flachs verbreitet, und der Zuſtand des Waſſers in ſolchen Teichen einigermaßen zu beſtaͤtigen ſcheint. N Ad enn Dagegen hat meines Wiſſens die Waſſerroͤſte vor der Frühjahrs⸗Thauroͤſte nur den einzigen Vorzug der ſchnellern Benutzung der eingeernteten Leinpflanzen, indem ihr Flachs « a bei der Waſſerroͤſte ſchon im naͤchſten Winter verfponnen werden kann, waͤhrend derſelbe bei der gegen Ende des Win— ters vorgenommenen Thauroͤſte erſt im naͤchſten Fruͤhjahre hierzu vorbereitet und ſomit erſt einen Winter ſpaͤter zum Verſpinnen genommen werden kann. Und gerade dieſer Um— ſtand iſt es, der nach mehrjährigen Erfahrungen im Haus— weſen meiner Aeltern, mich in den Stand geſetzt hat, gegen— waͤrtige Vergleichung beider Verfahrungsarten anzuſtellen. Dieſe ſahen ſich naͤmlich wiederholt genöthigt, einen Theil ihrer Flachsernte in einen Teich einzuroͤſten, um bis zu Ende des Winters hinlaͤnglich mit Flachs zum Spinnen verſehen zu ſein, waͤhrend ſie die andere Haͤlfte derſelben Ernte zur Thauroͤſte im Fruͤhjahr aufhoben. Nun haͤngt der Erfolg beider Verfahrungsarten offenbar zum Theil von der Witte— rung ab; allein niemals kam doch der in Teichen eingeroͤ— ſtete Flachs ganz dem gleich, welcher der Thauroͤſte unter— worfen geweſen war, und oft war der Unterſchied beider ſo bedeutend, daß es wahrhaftig ſchwer hielt, daran zu glau— ben, daß beide fo zubereitete Flachsarten wirklich auf dem⸗ ſelben Acker und unter denſelben Bedingungen erwachſen ſeien. Zur Beſtaͤtigung erlaube ich mir, Ihnen hiermit 2 Proben von Flachs vorzulegen, der im Sommer 1834 auf demſelben Acker zu gleicher Zeit gebaut und nur durch die verſchiedene Einwirkung der Waſſer- und der Thauroͤſte ſo verſchieden geworden iſt. Der Strehn Garn, welchen ich beifuͤge, beſteht aus 20 Gebinden zu 60 dreielligen Fäden, alſo aus einem einzigen 3600 Ellen langen Faden und iſt mit 36 andern, bereits zu Tuͤchern verwirkten Strehnen, aus dem durch die Thauroͤſte behandelten vorliegenden Flachs auf einem ganz gewoͤhnlichen Galgenrade geſponnen worden. 16 ſolche Strehne wogen 1 Pfund und der vorliegende hat ebenfalls nur 2 Loth Gewicht. Dennoch zeigte der Faden bei allen eine ſo große Feſtigkeit, daß er nur aͤußerſt ſelten und dann ſtets nur in Folge von zufälligen Unregelmaͤßig— keiten beim Weifen zerriß, ſo wie auch unſer vorliegender Strehn keinen einzigen Knoten enthaͤlt. Gern legte ich auch einen mit derſelben Genauigkeit geſponnenen Strehn 1 des durch die Waſſerroͤſte zubereiteten Flachſes vor; allein dieſer war ſchon im Winter 1834 bis 1835 faſt gaͤnzlich aufgeſponnen worden und hatte ſich durch ſeine ganze Be— ſchaffenheit dabei ſo wenig ausgezeichnet, daß man gar nicht darauf verfallen war, nur zu verſuchen, ob ſich aus ihm etwa ein einigermaßen feinerer Faden werde gewinnen laſſen. 2. Jahresbericht, am Stiftungsfeſte der Naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes den 6. Juli 1836 vorgeleſen vom Seecretaͤr J. H. Apetz. Hochgeehrteſte Herren, Hat es bisher ſcheinen wollen, als ſei die Herſtellung einer Raturalienſammlung ein Hauptzweck unſeres natur— wiſſenſchaftlichen Vereins, ſo liegt dies in der Natur der Sache. Zur Arbeit gehoͤrt Arbeitszeug. Wenn der Geſell ſich um die Meiſterſchaft bewirbt, daß er ſich die eigne Werk— ſtaͤtte gründe, fo iſt es feine angelegentlichſte Sorge, ſich ſelbſt mit Aufopferung ſeines letzten Rothpfennigs ein gutes, vollſtaͤndiges Handwerkszeug anzuſchaffen, damit er zu feiner erſten Empfehlung ein tuͤchtiges Meiſterſtuͤck verfertige und dann mit andern Meiſtern, die im Beſitz einer wohlausge- ruͤſteten Werkſtaͤtte find, gleichen Schritt halten koͤnne, nicht aber von ihnen, ſelbſt wenn ſie an Kenntniſſen und Fertig— keiten ihm nachſtehen ſollten, uͤberfluͤgelt werde. Eben fo iſt es auf dem Gebiete der Wiſſenſchaft. Nicht Pedanterei iſt es oder Buͤcherſucht, wenn der unvermoͤgende Philolog fi) und die Seinigen auf die nothwendigen Lebensbeduͤrf— niffe beſchraͤnkt und ſich den edleren Vergnuͤgungen der Ge— ſelligkeit entzieht, in welchen ſo mancher ſeine werthvollſten Freuden und einen Theil ſeiner Lebensbeſtimmung ſucht und findet. Man verlangt von ihm, daß er mit der Wiſſenſchaft fortgehe, und legt einen Werth darauf, wenn er ein nicht ungewichtiges Wort unter den Männern feines Faches führt. Aber dann muß er ſich ja moͤglichſt bald der Reſultute be— - * 65 0 r — — maͤchtigen, die andre gewonnen, und die Irrwege kennen lernen, auf die auch er gerathen koͤnnte, daß er nicht mit jahrelangem Forſchen und Arbeiten nach einem Schatze grabe, den andre laͤngſt gehoben, und nicht einen Weg mit einem empfindlichen Verluſte an der unwiderbringlichen Zeit fort— ſetze, auf dem andre ſchon die Regative erkannt haben, daß er nicht zum Ziele fuͤhrt. Woher ſoll er nun dieſe Kennt— niſſe und Erfahrungen entnehmen? Will er ſich nicht mit den ſo unzuverlaͤſſigen und unzureichenden Nachweiſungen kritiſcher Zeitſchriften und Journale begnuͤgen, ſo muß er aus den Quellen ſchoͤpfen, er muß Buͤcher, oft ſehr theure Bücher kaufen. Denn lebt er auch in einer Stadt, wo oͤffentliche Bibliotheken ihn unterſtuͤtzen, ſo haben ohne Zweifel andre, außer ihm, gleiche Bedürfniffe, und doch kann ein Werk immer nur einer benutzen. So ſchafft er ſich eine Menge von Buͤchern an, von denen manche lange Zeit uns benutzt als ein todtes Capital auf ſeinen Regalen ſtehen, bis der Augenblick kommt, wo er ſie zu ſeinem und der Wiſſenſchaft Nachtheil Pa würde, wenn er nicht zeitig auf die Zukunft bedacht geweſen wäre, Eines ſolchen Ruͤſt⸗ zeugs, nur eines noch umfaſſenderen und koſtſpieligeren, zu deſſen Anſchaffung ſelten die Mittel eines Privatmannes aus⸗ reichen, bedarf nun auch, wer ſich mit naturwiſſenſchaftlichen Studien beſchaͤftigt. Dies find Bücher und Sammlungen. Im Gefuͤhl dieſes Beduͤrfniſſes ſind wir denn zeither bemuͤht geweſen, unſern Sammlungen einen Grad von Bollftandigfeit- zu geben und fie fo zu ordnen und aufzuſtellen, daß fie je- nem angedeuteten Zwecke einigermaßen entſprechen. Ber Schauen wir nun auf das vergangene Jahr zi fragend, was in demſelben fuͤr unſre Sammlungen geſchehen und geleiſtet worden ſei, fo kann uns dieſer Ruͤckblick nur Freude und Befriedigung gewähren. Mehrere Theile unſerer Sammlungen ſind weſentlich bereichert . empfindliche Lücken. ausgefuͤllt worden. Zuerſt gedenken wir mit ehrfurchtsvollem Danke der werthvollſten Gabe, deren wir uns zu erfreuen gehabt und die wir der Gnade unſeres Erhabenen. Lan⸗ desvaters, des Durchlauchtigſten Herzogs verdan— sie ken. Es iſt dies eine ziemlich vollſtaͤndige Sammlung von Petrefacten der Jura- und Lias formation. Wir erhielten ſie durch Vermittelung Sr. Exellenz des Herrn Geheimenrath von Braun, deſſen wohlwollende Theilnahme fuͤr unſern Verein auch kuͤnftig zu verdienen und zu genießen einer unſrer angelegentlichſten Wuͤnſche fein wird. Dieſe Samm— lung zaͤhlt circa 1600 Stück in 576 Species und 97 Ge⸗ ſchlechtern, und hat einen Zfachen bedeutenden Werth, zuerſt durch ihre Vollſtaͤndigkeit, da ihr nur die ſeltenſten von den in dieſer Formation bis jetzt gefundenen Stuͤcken fehlen, dann durch die charakteriſtiſchen Exemplare, wie fie nur ein gründs licher Kenner auswählen konnte, und endlich durch ihre claſſi— ſchen Beſtimmungen. Sie iſt naͤmlich aus dem ungeheuer teichen Nachlaß des zu Regensburg verſtorbenen Oberſt-Berg⸗ sath von Voith von einem unſerer größten Petrefactenkenner, dem Herrn Grafen von Muͤnſter zu Baireuth, dem die Veraͤußerung jener Sammlung übertragen war, ſelbſt aus⸗ geſucht, ſyſtematiſch geordnet und beſtimmt, und fie hat demnach claſſiſchen Werth. Welche Freude für den Petre— factologen, bei einem Studium, das gerade in unſern Tagen eine ſo hohe Wichtigkeit erlangt hat, auch einen ſo reichen Apparat in unſerm Muſeum zu finden! — Bedeutendere Bereicherungen unſrer mineralogiſchen Sammlungen ſind ferner eine ſchoͤne Suite Mineralien aus Saska im Kroſſovaer Co— mitat in Ungarn, vom Herrn Bergmeiſter Schmidt daſelbſt. Der freundliche Geber, correſpondirendes Mitglied unſter Geſellſchaft hat uns Hoffnung zu aͤhnlichen Lieferungen ge— . Sodann muͤſſen wir dankbar einer geognoſtiſchen Suite aus der Gegend von Dresden gedenken, welche wir von unſerm Mitgliede, dem Herrn Artilleriearzt Präsfe das ſelbſt durch die Guͤte des Herrn Apothekets Baumann erhal⸗ ten haben. Nicht wenige, zum Theil ſehr ſeltne und prachtvolle Acquiſitionen hat unfre ornithologiſche Sammlung gemacht. Vom Koͤniglich Riederlaͤndiſchen naturhiſtoriſchen Muſeum erhielten wir eine als Aequivalent fuͤr eine von uns dorthin abgegangene Sendung eine bedeutende Anzahl exotiſcher, meiſt oſtindiſcher Vögel, welche theils durch ihre Schönheit, theils durch ihre Seltenheit, theils auch ina ndrer Hinficht, wie Gal- lus Bankiva als muthmaßlicher Stammvater unſres Haus— hahns, von großem Intereſſe ſind. Einige andere ſchoͤne Sardiſche Vögel wurden uns von Herrn Kuͤſter in Er— langen, ein Theil der Schaͤtze, welche dieſer Raturforſcher von ſeiner Reiſe nach Sardinien zuruͤckgebracht hat, zum Geſchenk uͤberſandt. Eine Suite ſchoͤner Ungariſcher Vögel haben wir durch die Güte des Herrn Edlen von Foldvary zu Peſth in Ungarn, einem eifrigen und wohlunterrichteten Ornithologen, in ausgezeichneten Exemplaren erhalten. Auch ziert jetzt ein herrliches Exemplar von Paradisea apoda, Geſchenk unſres verehrten Mitgliedes, des den Naturforfchern, insbeſondre den Entomologen ruͤhmlichſt bekannten Herrn Kaufmann Sommer zu Altona, unſre Sammlung. N Von unſerm Durchlauchtigſten Herzog erhielten wir eine durch den Hegeteuter Guͤnther in Schmoͤlln zuſammen⸗ gebrachte und von ihm erkaufte Eierſammlung zum Geſchenk, welche nun in Verbindung mit den Eiern, die wir ſchon beſaßen, eine nicht unanſehnliche, doch faſt allein “uf deutſche Arten ſich beſchraͤnkende Sammlung bildet. Uibrigens iſt kein Theil unſerer e ere ganz leer ausgegangen, und für manche derſelben find Vermeh⸗ rungen vorbereitet, die wir im fünftigen Jahre zu beichten haben werden. Fragen wir nun, bis zu welchem Grade von Bells ftändigfeit unfre Sammlungen dermalen gelangt find, ſo iſt nicht außer Acht zu laſſen, daß Vollſtaͤndigkeit auf dieſem unendlichen Felde etwas Unerreichbares iſt. Vollſtaͤndigkeit iſt uͤberhaupt ein relativer Begriff, der nach Mitteln und Zbwecken beſtimmt werden muß. Es müßte daher als eine Thorheit erſcheinen, wollten wir an unſer Muſeum den Maasſtab anlegen, nach welchem große Centralmuſeen, wie die zu Paris und London, zu Wien und Berlin zu bemeſſen find, wenn wir leſen, daß für das ſchon ſo reiche pariſer Muſeum ohnlaͤngſt folgende e vom eh ge⸗ macht worden ſind: } in d ana — u Vergrößerung des Terrains 795,240 Franken. Gallerie fuͤr die Mineralogie 700,000 — Warme Gewaͤchshaͤuſer 393,000 — Verſchiedene Reſtaurationen 212,994 — Waſſerleitung, Umfaſſungsmauern, Agen⸗ turgebühren, unerwartete Ausgaben 448,705 — Nöthig erachteter Zuſchuß 585,000 — Summe 3,134,939 Franken. waͤhrend wir, einzelne großmuͤthige Unterftügungen abgerech⸗ net, deren mit gebührendem Danke im letzten Jahresberichte gedacht worden iſt, alljährlich nur über 194 Rthlr. beſtimmter Einnahme zu disponiren und davon Miethe, Heizung, Be— dienung, Aufwand an Journalen und Conſervations- und Correſpondenzkoſten zu beſtreiten haben. Dennoch ſind wir allmaͤhlig zu einem Schatze von Buͤchern und Naturalien gelangt, von deſſen Werthe Sie ſich heute uͤberzeugen konn— ten. Dies iſt der Segen jenes edeln Liberalismus im Reiche der Wiſſenſchaft, der aus reiner Begeiſterung für die hoͤhern geiſtigen Beſtrebungen uberall Herz und Hand zum Geben - Öffnet, wo man zu geben hat, um den Forſcher auf feiner Bahn zu unterftügen und ihm weiter zu helfen, wo man, ohne aͤngſtlich den pecuniaͤren Werth der Gabe und die daraus möglicherweife reſultirenden Vortheile zu berechnen, hingiebt, was man um keinen Preis verkaufen würde, und nicht erhandelt, wenn eine profane Hand darnach greift, wo jeder Gewinn als ein Gewinn fuͤr Alle geachtet wird, die der Wiſſenſchaft Juͤnger ſind, und jeder Schritt, den der eine vorwaͤrts thut, allen geiſtig Verbundenen forderlich iſt. \ Glauben Sie ſicherlich, Verehrte Anweſende, hätten wir nur wenigſtens über das Alterum lantum unſerer geringen Ein— nahme zu verfuͤgen, daß wir ſo manche Handreichung und mechaniſche Arbeiten um Geld verrichten laſſen und unſern Tauſchverkehr erweitern koͤnnten, waͤhrend ſich jetzt Mitglieder allerlei Muͤhwaltungen unterziehen muͤſſen mit einem Opfer von Zeit, das ſie zwar zum Beſten des Vereins gern brin— gen, aber nicht ohne ſorgliche Ruͤckſicht auf ihre Pflichten, > Mi; = die fie als Beamte und Familienvaͤter haben, — gewiß wollten wir bei dem jetzigen Stande und den ausgebreite— ten Verbindungen der Geſellſchaft in kurzer Zeit Sammlun⸗ gen herſtellen, deren ſich unſer Vaterland nicht zu ſchaͤmen haͤtte, Sammlungen, die fuͤr den theoretiſchen eben ſo, wie für den praktiſchen Raturforſcher von großem Nutzen fein würden, und mit deren Hülfe mancher unſrer heranwachſen— den Jünglinge, in deſſen Seele die Liebe zur Naturwiſſen— ſchaft vom mächtigen Hauche der Zeit entzuͤndet worden iſt, Erſprießliches ja wohl Ruhmwuͤrdiges leiſten koͤnnte. In einzelnen Zweigen haben auch in der That unſre Samm— lungen einen Grad von Vollſtaͤndigkeit erlangt, bei dem wir uns beruhigen koͤnnen. So werden uns z. B. von den deutſchen Voͤgeln wenige fehlen, und wir wuͤrden ſie noch vollſtaͤndiger beſitzen, wenn unſre fo oft und angelegentlich ausgeſprochenen Bitten früher dieſelbe freundliche Beruͤckſich⸗ tigung gefunden haͤtten, als es in der letzten Zeit der Fall geweſen iſt. Für andre Theile unſrer Sammlungen hat fuͤr den Augenblick unſerer finanziellen Verhaͤltniſſe wegen wenig gethan werden koͤnnen, da das Anſchaffen von Aufbewah— rungsſchraͤnken einen zu großen Aufwand erfordert; fie muͤſſen alſo warten, bis ſich unſre Finanzen beſſer geſtalten. Richt minder wichtig iſt, was für die geordnete und uͤberſichtliche Aufſtellung im verfloſſenen Jahre gethan wurde. Durch die guͤtigen Bemühungen des Herrn Rath und Kam merverwalter Zinkeiſen iſt nun die Mineralienſammlung, oryktognoſtiſche ſowohl, als geognoſtiſche in der beſten Ordnung, und der vollſtaͤndige, wohleingerichtete Katalog zeugt von deren Reichthume. Zwar ſagt das Syſtem von Breithaupt, nach dem fie geordnet wurde, nicht jedem Sammler zu.. Allein immer iſt Breithaupt ein anerkannter Mineralog und ſein Syſtem daher von Bedeutung. Rach irgend einem Syſteme mußte ſie aber doch geordnet werden, und ein andres Syſtem hätte vielleicht wieder einem andern Mineralogen nicht zugeſagt. Der Kenner wird ſich auch in dieſem Sy— N ſteme zurecht finden, und fuͤr den Richtkenner iſt es gleich- gültig, ob die Goldſtufen in dieſem oder in jenem Kaſten er liegen. Die Vögel find zum Theil zweckmaͤßiger aufgeftellt, und inſoweit es die Raͤumlichkeit geſtattete, mehr nach ihren Familienverwandtſchaften zuſammengebracht. Auch die Kon— chylien haben im Herrn Expedienten Neefe einen Freund ge— funden, der ſich der verwaiſten mit ausgezeichnetem Eifer angenommen, mit vieler Muͤhe einige conchyliologiſche Werke von auswaͤrts herbeigeſchafft und die vorhandenen Konchy— lien beſtimmt und in eine gar nette Ordnung gebracht hat. Freilich ſind wir vornaͤmlich an Muſcheln noch ſehr arm; indeſſen laßt ſich nun auch dieſe Sammlung bequemer bes nutzen, und es iſt leichter geworden, fuͤr eine zweckmaͤßige Vermehrung Sorge zu tragen. Das Herbarium mußte nach Lohma wandern zu unſerm lieben, bewaͤhrten Freunde, dem Herrn Paſtor Dr. Winkler, der es einer ſorgfaͤltigen Reviſion unterworfen, die zeither eingegangenen zahlreichen, zum Theil ſehr ſchoͤnen und ſeltenen Pflanzen einrangirt und es uns in beſter Ordnung zuruͤckgeſendet hat. So iſt es uns denn durch vielfache gemeinſchaftliche Bemuͤhungen gelungen, das einſt durch reinen, uneigennuͤtzigen Eifer fuͤr die reizendſte aller Wiſſenſchaften gegruͤndete und mit ſeltner Ausdauer fortgefuͤhrte Werk weſentlich weiter zu foͤrdern und unter— ſtüutzt von dem ſchoͤneren, günftigeren Locale in unſerm Mus ſeum eine Ordnung und Zweckmaͤßigkeit herzuſtellen, deren ſich daſſelbe noch nie zu erfreuen gehabt. Auf dieſem Grunde wird ſich kuͤnftig mit weniger Beſchwerde und mit lohnen— derem Erfolge fortbauen laſſen. Unabweislich draͤngt ſich uns aber hier die Frage auf: Für wen find denn eigentlich dieſe Sammlungen? Vielleicht für Männer von Fach und namhafte Naturforfcher ? — Meine Herren! Wenn alle die Maͤnner, die unſern Verein bilden und die uns nicht blos in hoͤflichen Worten, ſondern durch thaͤtige Beweiſe bezeugt haben, daß ſie uns anzuge— hoͤren ſich zur Ehre und Freude rechnen, wenn dieſe alle in unſerer Stadt verſammelt lebten, dann duͤrften wir uns kuͤhn mit den meiſten Anſtalten dieſer Art meſſen. Allein dem iſt ja nicht ſo, und den Kern und die Seele der Geſell— ſchaft bilden immer nur die einheimiſchen Mitglieder und mu. die Verwaltung. Blicken wir nun auf dieſen kleinen Kreis, ſo begeben wir uns gern mit einzelnen Ausnahmen, die namhaft zu machen eben fo unnöthig, als verletzend fein dürfte, des Anſpruches auf wiſſenſchaftliche Geltung. Sollte demnach unfre Sammlung nur für dieſe Minderzahl beſtimmt fein, dann legte fie aller ihrer Vorzüge ungeachtet unwider⸗ ſprechlich Zeugniß ab von einer Unweisheit, die bedeutende Mittel zu beſchraͤnkten Zwecken verſchwendet. Oder ſind unſre Sammlungen für die große Menge? Dann koͤnnte man uns mit Gukkaſtenmaͤnnern vergleichen, die artige Bil— der und allerlei huͤbſche oder ſonderbare Saͤchelchen aufſtellen, um damit die Schauluſt neugieriger und muͤßiger Gaffer zu befriedigen. Dies wird niemand von uns erwarten und verlangen. Wiewohl eine ſolche Sammlung iſt im Kleinen, was die Natur im Großen. Jeder ſchaut mit feinen Augen hinein und nimmt mit ſich hinweg, was er empfin⸗ den und begreifen kann, und wie nun einmal der beſchraͤnkte, kleinliche Sinn iſt, ſchon mancher wurde durch die Bes trachtung eines einzelnen, durch Schoͤnheit oder Sonderbar⸗ keit ausgezeichneten Geſchoͤpfes von Ahnungen ergriffen und zu Gefühlen bewegt, die er dort im großen, heiligen Tempel der Ratur kaum noch ſo lebhaft empfunden. Wir haben daher nie jemand, der Intereſſe für dieſe Gegenſtände ver— rieth, den Eintritt in unſre Sammlung verſagt, wenn er nachgeſucht wurde und unter den durchaus nothwendigen Rüͤckſichtsnahmen und Beſchraͤnkungen Statt finden konnte. Das Publicum alſo, für welches unſre Sammlungen am nuͤtzlichſten werden koͤnnen, find die gebildeten Naturfreunde unſers Vaterlandes, die hier ſich erheitern, ihre Kenntniſſe vermehren und ſich über einzelne Raturgegenſtaͤnde oder über Raturgeſchichte im Allgemeinen unterrichten wollen. Auf fie haben wir daher immer beſondere Ruͤckſicht genommen und ihnen den Beſuch des Kabinets auf jede Weiſe zu erleich— tern geſucht. Konnte dies dennoch nicht immer ganz fo ge— ſchehen, wie wir wuͤnſchten, ſo lag die Schuld gewiß nicht an unſerm Willen, ſondern theils in den Garantieen, unter welchen allein der Beſuch ſolcher Kabinette geſtattet werden — 2 kann, theils im Mangel an Zeit der Mitglieder, um die Betrachtung dieſer Sammlungen oͤfters moͤglich und zugleich lehrreicher zu machen. Dieſem Publikum galt denn auch das ohnlaͤngſt gemachte Anerbieten, einzelne Theile der Samm— lungen zu gewiſſen feſtgeſetzten Stunden, verſteht ſich unent— geltlich, zu beſuchen und ſich dort über die aufgeſtellten. Gegenſtaͤnde zu belehren. Es iſt uns ſehr erfreulich gewe— ſen, daß man von dieſem Anerbieten Gebrauch gemacht hat. Wir werden auch kuͤnftig dieſen Beſuch gern geſtatten, das Kabinet in gleicher Weiſe oͤffnen und die zum Beſuch beftimmten Tage vorher im hieſigen Amts- und Nachrichtss blatte oͤffentlich bekannt machen. Auch Jugendlehrern, welche ihren Schuͤlern durch eigene Anſchauung von den im Un— terricht geſchilderten Gegenſtaͤnden gern lebendigere und blei— bendere Vorſtellungen verſchaffen moͤchten, wird das Kabinet auf Verlangen gern geöffnet. Da jedoch die Jugend nicht ſelten zum Begreifen mit der Hand geneigter iſt, als zum Begreifen mit dem Verſtande, fo kann immer nur einer Fleiz neren Anzahl von Kindern der Zutritt geſtattet werden. Unſere Verbindungen mit auswaͤrtigen Freunden ſind in dem verfloſſenen Jahre ziemlich lebhaft geweſen. Wir haben nicht nur oͤfters ſchaͤtzbare Zuſchriften erhalten, ſondern manche von ihnen haben auch Abhandlungen von großem Intereſſe eingeſandt, die in den Monatsſitzungen mitgetheilt worden ſind. Auch haben uns mehrere auswaͤrtige natur— wiſſenſchaftliche Vereine fortwaͤhrend durch Ueberſendung ihrer Geſellſchaftsſchriften ihre Theilnahme bewieſen. Wenn wir nun die Summe des Intereſſanten und Wiſſenswerthen, was im Verlaufe eines Jahres in unſern Verſammlungen zur Sprache gebracht wird, uͤberblicken und bedenken, daß es doch nur zur Kenntniß der wenigen Mit⸗ glieder Aelungk; welche in den Verſammlungen gegenwaͤrtig waren, ſo müſſen wir allerdings beklagen, daß wir noch kein Mittel beſi iten, durch welches dieſe Gegenſtaͤnde zur Kunde auch der entfernteren Mitglieder gebracht werden koͤnnten, ich meine keine Geſellſchaftsſchriften. Dieſes Be— dürfniß wurde denn auch im vergangenen Jahre fo lebhaft — 29 — empfunden, daß die vom Herrn Kammerrath Waitz ange⸗ regte Idee, es möchten ſich die drei hieſigen Vereine, der Kunſt⸗ und Handwerksverein, der pomologiſche Verein und die Raturforſchende Geſellſchaft zu gemeinſchaftlicher Heraus⸗ gabe einer Zeitſchrift vereinigen, ziemlichen Anklang fand. In der Hauptſitzung den 9. Maͤrz dieſes Jahres beſchloß daher die Naturforſchende Geſellſchaft, zweien ihrer Mitglie- der, dem Herrn Dr. Brand und mir als dem Secretaͤr der Geſellſchaft, den weitern Betrieb dieſer Angelegenheit zu übertragen. Herr Kammerrath Waitz übernahm es, die Pos mologiſche Geſellſchaft und den Kunſt- und Handwerksverein zu veranlaſſen, ein Gleiches zu thun; dann koͤnnten dieſe ſechs Committenten zuſammentreten, das Ob? und Wie? berathen und den drei Geſellſchaften das Reſultat ihrer Be— rathungen mittheilen. Dieſe Verſammlung fand denn auch ſpaͤter unter Vorſitz des Herrn Kammerrath Waitz im Lo— genhauſe Statt. Es ſtellten fi) da freilich mehrere bedeus tende Schwierigkeiten heraus. Abgeſehen davon, daß Zweck und Publikum, ſomit auch innere Einrichtung dieſer Zeitſchrift fo zu beſtimmen, daß man ſich von ihr ein Gedeihen vera ſprechen duͤrfe und doch die Intereſſen, welche jede einzelne Geſellſchaft bei der Herausgabe einer ſolchen Zeitſchrift zu verfolgen habe, bewahrt werden koͤnnten, — abgeſehen alſo davon, daß dies keine leichte Sache ſei, fo konnte auch die Naturforſchende Geſellſchaft bei ihren jetzigen finanziellen Verhaͤltniſſen ſich nicht zu einem einigermaßen bedeutenden Aufwand fuͤr dieſen Zweck entſchließen. Indeß erklaͤrte ſie ſich mit der Zweckmaͤßigkeit eines ſolchen Unternehmens voll— kommen einverſtanden und zur Befoͤrderung deſſelben nach Kraͤften bereit. Roch. habe ich uͤber die Perfonalveränderungen zu bes richten, welche im Verlaufe dieſes Jahres Statt gefunden haben. Im Beamtenperſonal in der Hauptſitzung am zwei⸗ ten Mai iſt nur eine Veraͤnderung beliebt worden, wie ſie nach unſern Statuten eintreten mußte. An die e lich des ftatutenmäßig aus dem Directorium aus ſcheidenden Herrn Kammerraths Waitz wurde Herr Vicepräſident Geute⸗ bruͤck zum Director erwaͤhlt. Da Herrn Oberfteuerbuchhalter Meyer ſeine Amtsgeſchaͤfte nicht erlaubten, die Kaſſe noch ferner zu verwalten, ſo uͤbernahm dies Geſchaͤft Herr Senator Dr. med. Brandt. Sonach fungiren jetzt folgende Beamte: Herr Sekretaͤr Bechſtein. „Kammerherr und Lanzjaͤgermeiſter Graf von Beuſt. „ Vicepraͤſident Geutebrück. „ Gpymnaſialprofeſſor Dr. Apetz. Secretaͤr. „ Medicinalrath Dr. Winkler. Bibliothekar. „Senator Dr. med. Brandt. Caſſirer. ⸗Gelbgießer Schlegel. Aufſeher der Sammlungen. Von einheimiſchen Mitgliedern wurde uns Herr Zehnd⸗ ner, Beſitzer des Gaſthofes zum rothen Hirſch durch den Tod entriſſen. Vier einheimiſche Mitglieder traten aus vers ſchiedenen Gründen aus unſerer Mitte, naͤmlich: 1) Herr Dr. med. Bernhardi. 2) Herr Gutsbeſitzer Heinke in Gardſchuͤtz. 3) Herr Rathsaſſeſſor Hempel und ) Herr Forſtcommiſſaͤr Kamprad. Dagegen wurden unter die einheimiſchen Mitglieder im Verlaufe dieſes Jahres auf⸗ genommen: 1) Herr Generalſuperintendent und Conſiſtorial⸗ Directorium. rath Dr. Heſekiel. 2 Herr Landſchaftsſyndicus Haupt. a 3) Herr Landesjuſtizrath Wagner. Auch ein auswaͤrtiges Mitglied verloren wir durch den Tod, Herrn Advorat Baͤske zu Schmolln. Von unſern Ehren- und correſpondirenden Mitgliedern iſt auch fo manches heimgegangen, unter ihnen der ehrwuͤr— dige Veteran deutſcher Naturforſcher, der Geheimerath von Paula -Schrank zu Muͤnchen, einer der Sterne erſter Groͤße am naturwiſſenſchaftlichen Himmel, deſſen erregende und überall hin Licht verbreitende Wirkſamkeit in die Zeit fiel, mit der jener gewaltige Umſchwung der Naturwiſſen⸗ ſchaften begann, in deſſen Folge ſie die glaͤnzende Hoͤhe er⸗ reicht haben, auf welcher ſie ſich namentlich auch in Deutſch⸗ land jetzt befinden. f I 1 — 4 — Neu aufgenommen wurden als Ehrenmitglieder: 1) Herr von Boͤninghauſen, terme zu Muͤnſter. 2) Herr J. J. von Littrow, Director der K. K. Sternwarte und Profeſſor der Aſtronomie zu Wien, als correſpondirende Mitglieder: 4) von Bulmerincq, kaiſerlich ruſſiſcher Hofrath, Dr. med. und Ritter ꝛc. 2) Herr Dietz, Silberbewahrer Sr. Majeſtaͤt des Koͤ— nigs Otto I. von Griechenland zu Athen. 3) Herr Genth, Forſtcandidat von der Platte bei Wies— baden. 4) Herr Harzer, Kupferſtecher und Entomolog zu Dresden. N f 5) Herr Kuͤſter, Raturforſcher zu Erlangen. 8 6) Herr K. L. von Littrow, Aſſiſtent bei der K. K. Sternwarte zu Wien. 7) Edler von Roſthorn, Mineralog A eee in Kaͤrnthen. 8) Herr Wirtgen Lehrer zu Koblenz. Bei dem Reichthume des vorliegenden Stoffes konnten in dem diesjaͤhrigen Berichte nur Andeutungen gegeben wer— den; ich hoffe jedoch nichts uͤbergangen zu haben, deſſen Er— waͤhnung an dieſer Stelle entweder dem Einzelnen oder dem Vereine wuͤnſchenswerth ſein mußte. Sie ſehen aber aus dieſen theils an Erlebtes erinnernden, theils die Weiſe und den Erfolg unſerer Thaͤtigkeit bezeichnenden Andeutungen, daß ein reiches und in Wahrheit gluͤckliches Jahr beſchloſſen worden iſt. Sie ſehen, die Beamten der Geſellſchaft find bes müht geweſen, das in ſie geſetzte Vertrauen zu rechtfertigen, rechnen aber auch auf guͤtige Rachſicht, wenn ihnen Pflich⸗ ten des Amtes und Hauſes es unmöglich machten, in dem Umfange und ſo puͤnktlich die Geſchaͤfte der Geſellſchaft zu beſorgen, als ſie es wuͤnſchten und als es das Intereſſe des Vereins wohl erfordert haͤtte. Gern wollen ſie auch ferner, ſo weit ſie es vermoͤgen, dazu beitragen, daß die Achtung, welche die Raturforſchende Geſellſchaft des Ofter- — Pan. landes zu Altenburg weithin genießt, ferner beſtehe, daß die Schaͤtze, welche ſie erworben hat, erhalten und vermehrt werden, daß ihre wiſſenſchaftliche Thaͤtigkeit ſich mehr und mehr erhoͤhe und an Fruchtbarkeit gewinne, und ſie ein für Stadt und Land erfreulicher Beweis ſei, daß in ſich wuͤrdige Zwecke, wenn ſie mit reinem Sinne aufgefaßt und mit einer Begeiſterung, die von kleinlicher Selbſtſucht weit entfernt iſt, verfolgt werden, meiſt auch ſolche Beſtrebungen belohnende Reſultate herbeifuͤhren. Allen denen, die uns in dieſen Bemühungen, auf welche Weiſe es immer fein mochte, ſo eifrig unterſtuͤtzt haben, wie es früher kaum noch geſche— hen iſt, ſagen wir im Namen der Geſellſchaft den aufrich— tigſten Dank, bitten Sie aber auch, uns ferner dieſen Bei— ſtand zu leiſten, da der wachſende Umfang dieſes Inſtituts auch die Geſchaͤfte auf eine Weiſe vermehrt, daß nur ge— meinſchaftliche Kraͤfte ihnen gewachſen fein koͤnnen. V. Aus dem Protokolle uͤber den Sommer-Convent der Pomologiſchen Geſellſchaft am 11. Juli 1836. 5 Bei dem diesjaͤhrigen Sommer-Convente waren im e 29 Mitglieder und Gaͤſte gegenwaͤrtig. Zuerſt beſchaͤftigte das Auge und die Aufmerkſamkeit der Blumenliebhaber eine ziemliche Anzahl ausgeſtellter blühender Topfgewaͤchſe und Blumen, welche außer dem Kammerrath Waitz, dem Hofgaͤrtner Kunze, dem Kunſt— gaͤrtner Hauck, dem Kunſtgaͤrtner Reißig und andern Geſell— ſchaftsmitgliedern vorzuͤglich auch unſer verehrter Gaft, Kam— merherr von Bachoff auf Dobitſchen eingeſendet hatte. Die Verhandlungen begannen mit einer Eroͤffnungs— rede des Kammerrath Waitz, in welcher derſelbe eine Pa— rallele zog zwiſchen dem Zuftande der hieſigen Gartenkunſt vor 50 Jahren und gegenwaͤrtig. Hierauf lenkte derſelbe die Aufmerkſamkeit der Anweſenden auf die Veraͤn derungen, welche unſere Geſellſchaft ſeit dem letzten Fruͤhlings-Convente theils durch den Tod des Geh. Raths von Brand in Dresden, der unſer Ehrenmit— glied war, theils durch den Beitritt des Advokaten Toͤpfer hier, des Brauers Koſel in Ehrenberg und des Diakonus Hoͤckner in Treben erfahren hat, und knuͤpfte daran das Verſprechen, daß in den naͤchſten Wochen ein berichtigtes Mitgliederverzeichniß gedruckt und vertheilt werden - 3 * ſolle. Auch ſchlage er zur Aufnahme in die Geſellſchaft 1) den Dr. Rittler hier und 2) den botaniſchen Gaͤrtner Baumann in Jena hiermit vor; welcher end allgemeine Beiſtimmung fand. In Beziehung auf den ſchon früher in Anregung ge— brachten Plan, gemeinſchaftlich mit dem hieſigen Kunſt -und Handwerksvereine und mit der Naturforſchenden Geſellſchaft gegenwaͤrtige Mittheilungen herauszugeben, wurde der Vorſchlag des Vorſitzenden, zur theilweiſen Deckung der Ko— ſten dieſer Quartalſchrift die Jahres beitraͤge der wirk— lichen Mitglieder von 1 Rthlr. Saͤchſ. auf 1 Rthlr. 8 Gr. Saͤchſ. zu erhoͤhen, von den Anweſenden gebilligt und die weitere Betreibung dieſer Angelegenheit dem Direktorium anvertraut. Hierauf wurde ein Schreiben unſeres Ehrenmitglie⸗ des des regulirten Chorherrn Schmidberger zu St. Flo⸗ rian bei Linz vorgeleſen und dabei das vierte Heft ſeiner ſchaͤtzbaren, auf ſelbſt gemachte Erfahrungen gegründeten Beitraͤge zur Obſtbaumzucht, welches uns derſelbe zum Geſchenk uͤberſandt hat, zur vorlaͤuſigen Anſicht herum⸗ gegeben; wobei zugleich erwaͤhnt wurde, daß im Laufe des letzten Vierteljahres von unſerer Seite unſere früher heraus— gegebenen Annalen ſowohl der Gartenbaugeſellſchaft in Hannover als dem Landwirthſchaftlichen Vers eine im Großherzogthum Baden in Austauſch gegen die jenſeitigen Schriften uͤberſendet worden ſeien. ' Hieran ſchloß fih ein Vortrag des Candidaten Lange über die Reſultate feiner, drei Jahre hindurch forte geſetzten Apfelblüthenbeobachtungen, über welche derſelbe eine Ueberſichtstabelle zugleich herumgehen ließ, die dann zu den Acten genommen wurde. ) Zur Beſtaͤtigung des Satzes, daß große und. frühzeitig entwickelte Bluͤthen keineswegs alle Mal eine große oder frühe Fruchtſorte be⸗ zeichneten, führte der Steuerrath Wagner an, daß die groͤßten *) Vortrag und Tabelle find weiter unten abgedruckt zu finden, I — 33 — Sorten ſeiner Pfirſchen meiſt unbedeutende Bluͤthen zeigten und daß die fruͤhzeitigeren Pfirſichſorten in der Regel ſogar ſpaͤter bluͤheten als die anderen. Ebenſo veranlaßte der darauf folgende Vortrag des Profeſſors Lange uͤber die Gewinnung neuer Culturpflanzen ) einige weitere Verhandlungen, indem der Vorſitzende die Vermuthung ausſprach, daß unſe re Getreidearten urſpruͤnglich vielleicht einer früheren Erd⸗ periode angehoͤrten und deshalb eben nicht mehr wild ange⸗ troffen werden koͤnnten. Wahrſcheinlich waͤre das Getreide bei einer der fruͤhern Erdkataſtrophen nur im Samen gerettet und von da an als Culturpflanze bis auf unſere Zeiten er— halten worden. Selbſt die erſt vor mehreren Jahrzehnten nach Europa uͤbergeſiedelten Kartoffelarten, deren jetzt in Chile noch wild vorkommende Sorten wegen ihrer Bitterkeit ganz ungenießbar wären, dürften durch die, dem ganzen Andengebirge vorzugsweiſe eigenthuͤmlichen neuern Erdrevolu⸗ tionen in ihrer urſpruͤnglichen Heimath untergegangen und in ihren eßbaren Arten nur durch ihre fruͤhere Verpflanzung nach Europa erhalten worden ſein. Dagegen machte der Profeſſor Lange bemerklich, daß wenigſtens ſeit der Ueber⸗ ſiedlung der Kartoffeln nach Europa keine Erdrevolution von ſolcher Ausdehnung in Amerika Statt gefunden habe, daß dadurch der Untergang einer weit verbreiteten Pflanzenart wahrſcheinlich werde; und daß, wenn unfere eigene Erfahrung, 3. B. bei den Georginen und bei verſchiedenen neuern Obſt⸗ und Kartoffelſorten, einen weſentlichen Einfluß der Cultur auf Umänderung der bisherigen, durch Samen vermehrten Pflanzenarten unabweislich darthaͤten, man gewiß berechtigt ſei, aͤhnliche Urſachen und Wirkungen auch da vorauszuſetzen, wo ſich dieſelben nicht fo unmittelbar nachweiſen ließen. AJTn Bezug auf den Wunſch endlich, mit welchem der erwaͤhnte Vortrag ſchloß, daß naͤmlich jedes Mitglied, ſo weit es feine Verhaͤltniſſe geſtatten, Aus ſaaten von allerhand ) Iſt gleichfalls unten abgedruckt. Es in BE vorzüglichen Frucht- und Beerenſorten unternehmen, die Früchte der erhaltenen Saͤmlinge abwarten und dann der Geſellſchaft darüber Bericht erſtatten möge, meinte der Vor⸗ ſitzende, daß vielleicht eine Beſchraͤnkung der Einzelnen auf das Ausſaͤen einer einzigen ihnen gerade beſonders angeneh— men oder nahe liegenden Fruchtſorte den Vortheil einer groͤ— ßeren Sicherheit bei der Beſtimmung des Samens, von welchem die etwa neu entſtehenden Spielarten abſtammten, darbieten wuͤrde; indeß muͤſſe Alles dem Eifer und der Reigung der einzelnen Mitglieder uͤberlaſſen bleiben, und die Geſellſchaft würde gewiß jede ihr vorgelegte derartige Erfahrung mit Theilnahme und Dank vernehmen. Hierauf führte der Vorſitzende im Namen der blumis ſtiſchen Commiſſion diejenigen vorzüglichen Blumenarten an, welche feines Wiſſens in den letzten Jahren von vers ſchiedenen Geſellſchaftsmitgliedern und andern Gartenfreuns den neu nach Altenburg verpflanzt worden ſeien Hund empfahl darauf zur kuͤnftigen Beachtung lilium exi- mium, viola altaica, primula arborea, quisqualis indica und nicotiana nyctaginiflora, welche jedoch zum Theil ſchon hier in Vermehrung zu haben waren. Auf die Anfrage des Vorſitzenden, ob auch anderen Anweſenden ihre diesmaligen Hoffnungen auf einen ſchoͤnen Roſenflor durch das Abkneipen zahl» reicher Knoſpen, beſonders der Pimpinellroſen oder durch das ſchnelle Verderben derſelben, in Folge von Sonnenre⸗ gen und andern atmoſphaͤriſchen Einflüffen zerftört worden ſeien, fuͤhrte der Adjunctus Ranft aus Treben, dieſe Erfah⸗ rung beftätigend, an, daß er dieſes Jahr häufig einen ſtroh⸗ halmbreiten, langen, ſchwarzen Kaͤfer beobachtet habe, welcher die Roſenknoſpen vor dem Erbluͤhen abkneipe; was wiederum den Kammergutspachter Loͤhner aus Wilchwitz veranlaßte, feine Beobachtungen uͤber den kleinern, ſtahlblauen Käfer | mitzutheilen, welcher die jungen ſaftigen Schoͤßlinge der Obſt— baͤume abkneipe, nachdem er oberhalb dieſes Schnittes ſein Ei in dieſelben gelegt habe. Zuletzt theilte der Vorſitzende aus einer engliſchen Zeit⸗ 5 . ſchrift ein Verfahren mit, wie nach Raſh die Paconia Moutan auf die Knollen gewöhnlicher Paͤo nien gepfropft werden koͤnnte und forderte die Anweſenden auf, geordnete Sammlungen von getrockneten Obſtbaumblaͤt— tern anzulegen, um in ihnen für jede Jahreszeit einen Ans haltepunkt mehr zur Beſtimmung und Prüfung. der vorhan⸗ denen Obſtſorten zu gewinnen. Schon war 1 Uhr voruͤber, als der Vorſitzende nach⸗ fragte, ob irgend Jemand noch etwas in Vortrag zu brin⸗ gen habe; worauf der Profeſſor Lange, als Geſellſchafts— Secretair, erwähnte, daß unſer anweſendes Mitglied, Ritter— gutsbeſitzer Teichmann aus Muckern ihm heute fruͤh einige beachtenswerthe „Vorſchlaͤge zur Sammlung von Auſfſaͤtzen und Rachrichten, welche die Obſtbaumkunde betreffen und in Zeitſchriften mannigfaltigen Inhalts vorkommen,“ ſo wie auch ſchon einen Beitrag zu einer ſolchen Sammlung übers geben habe. Da jedoch die Zeit ſchon fo weit vorgeruͤckt ſei, fo hoffe er die Zuſtimmung ſowohl des Herrn Teich— mann ſelbſt, als der übrigen Anweſenden zu erhalten, wenn er dieſe dankenswerthen Gaben einſtweilen zu den Acten nehme, um fie in einer der naͤchſten Monatsverſammlungen zunaͤchſt den hieſigen Mitgliedern und dann beim nächiten: Herbſt⸗Convente der ganzen Geſellſchaft zur weitern 19 1 tung vorlegen zu koͤnnen. Da man mit dieſem Vorſchlage einverſtanden war, je ſchloß der Vorſitzende die Sitzung nach r auf 2 Uhr, worauf die Anweſenden nochmals zu den im großen Sale ausge⸗ ſtellten Blumen, Kirſchen, Erdbeeren und Gurken zurück⸗ kehrten und daſelbſt ein e Fr ein⸗ nahmen. . VI. Ergebniſſe aus mehrjähriger Beobachtung der Aepfelblüte. Mitgetheilt beim Sommerkonvent der pomologis ſchen Geſellſchaft 1836 von Vobert Lange, Cand, th. Meine Herren! Einer früheren Aufforderung unſeres Herrn Direktors gemäß, lege ich Ihnen heute einige Ergebniſſe der Blütens beobachtungen vor, welche ſeit einigen Jahren von meinem Bruder und mir in den ſaaraiſchen Gaͤrten gemacht wurden. Nebenbei gebe ich noch eine tabellariſche Zuſammenſtellung uͤber die Beobachtungen zu den Akten, damit Jeder ſehen koͤnne, in welcher Weiſe dieſelben angeſtellt wurden. Indem ich nun auf dieſe ſpezielleren Angaben hinweiſe, beſchraͤnkte ich mich jetzt darauf, einige allgemeinere Ergebs niſſe kurz zuſammenzuſtellen. Was zunaͤchſt das Verhaͤltniß der Bluͤte zur Frucht anlangt, ſo zeigt ſich in Hinſicht auf die Farbe keineswegs als erwieſen, daß dunkelrothe Bluͤten— blaͤtter vor dem Aufbluͤhen, und roͤthliches Geaͤder oder ein roͤthlicher Anhauch bei dem Bluͤhen ein ſicheres Kennzeichen für eine rothe Frucht zur Reifezeit abgeben. Vielmehr ents faltet der rothe Stettiner ſtets eine ſchoͤne, weiße Bluͤte. Inzwiſchen hat die Mehrzahl der rothen Aepfel dennoch haufig geroͤthete Blüten. Aber auch die Annahme, daß behaarte Griffel, ahnlich wie bewollte Blaͤtter, auf eine feinere Frucht deuteten, er— ſcheint als unbegründet, wenn man zwei ſehr gute Sorten, den edlen Winterborſtorfer und die lange, rothgeſtreifte, grüne Reinette, genauer pruͤfet und findet, daß beide glatte Griffel haben, ſo wie ſie auch beide glatte Blaͤtter treiben. wre Ein großes Blatt, behauptet man ferner, deutet auf eine große Frucht. Warum alſo koͤnnte nicht noch cher eine große Blüte auf eine große Frucht deuten? Darum wenigſtens gewiß nicht durchgaͤngig, weil der ſchon anſehn⸗ liche Safferapfel eine ganz kleine und unanſehnliche Blüte zeigt; kleinere Aepfel e wie der Winterſtreifling, große Bluͤten bilden. N In gleicher Weise uind auch durch meine Beobach⸗ tungstabelle die Meinung widerlegt, daß ‚frühzeitige Aepfel auch früher blühen müßten, Im Gegentheil: Muskatrei⸗ nette und Stettiner entwickeln ihre Blüten viel früher als der Suͤßfranke und Safferapfel, und gleichwohl kommen jene beiden alle Mal ſpaͤter zur Reife. Hieran laſſen ſich noch folgende für den praktiſchen Pomologen nicht unwichtige Bemerkungen knuͤpfen, daß 1) in dieſem Jahre bei einer, im mittleren Durchſchnitt 14 bis 16taͤgigen Blütezeit ſich ziemlich viel Früchte anſetzten, waͤh⸗ rend man doch behauptet, daß bei ihrer gewoͤhnlich kuͤrzeren, etwa acht bis zehntaͤgigen Dauer ein reicherer Obſtgewinn zu erwarten ſtehe, weil bei dieſer die Witterung guͤnſtiger ſcheine und der uͤble Einfluß von Inſekten beſchraͤnkt ſei; und daß 2) viele dauerhaften und groͤberen Sorten, wie der Johannisapfel, Stettiner und andere uͤberaus empfindlich gegen die heurige Kaͤlte waren, und meiſt erfrorene Griffel, ſeltner auch braune Staubfaͤden hatten, waͤhrend doch im Widerſpruch zu ihnen die für edler und zaͤrtlicher gehaltes nen Sorten, der engliſche Goldpiping, der Winterborſtorfer und unſer von Diel unpaſſend ſogenannter Pigeon blanc von der Kaͤlte kaum beruͤhrt wurden und ſich recht reichlich mit Fruͤchten behaͤngt haben. Wir alle haben ferner bemerkt, daß viele Aepfelarten kaum einen, andere Arten hinwider 10 und mehr Kerne in ſich ſchließen. Woher nun ruͤhrt jener Mangel? Aus einem zu großen Mißverhaͤltniß zwiſchen Staubfaͤden und Griffeln, bei dem dann, zumal wenn die Griffel ſehr weit getheilt ſind, immer die in nig in Maste Weiſe ſtattfinden kann. — a — 240 — Run noch die Angabe, daß wir in dem Pfarrgarten zu Saara unter dem Namen Schmalzapfel einen Baum ſtehen haben, welcher wie der Feigenapfel ohne Bluͤte, oft gar kein, oft nur ein oder zwei, ſelten aber fünf Blütens blaͤtter ausbildet. Dies uͤber eine feltnere Spielart. Fur einige Hauptarten aber laſſen ſich gewiß auch nach der Zeit ihrer Blüte und der Belaubtheit bei derſelben, nach Griffeln und Staubfaͤden, nach Kelchblaͤttern und Blu— menblaͤttern mancherlei Merkmale aufſtellen, durch welche dieſe oder jene Sorte fuͤr den rechten Pomologen auch ohne Früchte kenntlich werden kann. Indeß bin ich auch vollkom— men uͤberzeugt, daß eine etwaige Eintheilung der Aepfelſor— ten nach der Blüte ganz unraͤthlich fein würde, da ſaͤmmt⸗ liche Verſchiedenheiten der Bluͤtenbeſtandtheile wenig in die Augen fallen, und da von Ratur zuſammengehoͤrige Arten bei dieſem einſeitigen Eintheilungsgrund abermals aus eins ander geriſſen werden muͤßten. Rehmen Sie, meine Herren, dieſe kurze, loſe verbun— dene Zuſammenſtellung von Angaben mit Guͤte auf, und ſchenken Sie auch der mehr geordneten Tabelle, welche ich hiermit zu den Akten gebe, eine freundliche Rachſicht. * VII. Ueber die Gewinnung neuer Culturpflanzen. Vorgetragen am 11. Juli 1836 beim Sommer-Con⸗ vent der Altenburgiſchen Pomologiſchen Geſellſchaft, von Eduard Lange. Um die Menge der Culturpflanzen zu vermehren und da— durch den Ertrag des Bodens zu ſteigern, ſtehen der Kunſt — Zu Seite 40. lüten 1836 incl. VSS T. m—: ne Er tiele, Grifiel, — —— —— —— — EEE eu Ing, vorſtehend uͤber die Staubfaͤden, weit zurdtheilt, im Theilungspunkt behaart, gruͤnlich, empfindlich gegen Kaͤlte. ng, mit beſetzt. kunz getheilt, 4 behaart, gegen Kaͤlte empfind— lich. zuruͤcetwas vorſtehend, gruͤnlich, oben roͤthlich, Idnabgetheilt, und weit herauf behaart, gegen Kaͤlte wenig empfindlich. etwa lang, etwas hervorragend, duͤnn, gruͤnlich, lang, inabgetheilt, bei der Theilung ſehr ſtark und r Haͤlfte herauf abnehmend behaart, gegen die Kaͤlte faſt nicht empfindlich. u. Bat, ih, kurz, zuruͤckſtehend, gruͤnlichgelb, weit ge— ehaart. ſchlgeilt, von unten bis zur Haͤlfte behaart. ing. heiß be⸗ziemlang und ſtark, etwas vorſtehend, bis zur getheilt, nicht behaart, gegen Kaͤlte ſehr empfindlich. f l ſehrh, + ungetheilt, im Theilunaspunkt dicht * 256 19 | } U i | 0 B. eee ar | * nun; a ehr et de N t Mt“ 5 ei 7 „ \ 14 * N * 1 Tabel lari ſche Ueberſicht der Apfelbl Zu Seite 40. ütenbeobachtungen vom Jahre 1833 bis 1836 incl. | Gemeintchaft- g name der Sorte Zeit d 1 Belaubtheit Einzelne . er Blüte, ; licher W A 5 5 en 01 0 75 911 1 11 Blumientiele. Kelchblätter. Blumenblätter. Staubfäden. Grillel. 1. Sobannisapfel, (Ham) 1g. 2 ff. 17 8 fc dh. Au IE . ed d d e . —— 9 . —37 Y üc 5 R 1 NE er- ing, 0 e aͤde b zialname.) 1836. 3 20 0 reich belaubt. behaürt. lang, duͤnn, behaart. zuruͤckgeſchlagen, groß. aber ſich Dr En Größe dennoch ziemlich lang. hinabgetheilt, im Theilungspunkt behaart, grünlich, : 20. » eckend. empfindlich gegen Kaͤlte 2. Rother Stettiner (nach 1833. 8 — 16. Mal. it di ö f f 8 ee 1834. — ; f 5 kurz, mit dichter Wol- kaum mittellang, mit : vi dli dh ‚ 8 85 Een Ban: : Diel). 18555 . 055 19 5 dicht belaubt. ele befeßt. Wolle dicht beſcgt. kurz, braungeſpitzt. ( N 110 fn groß mit den Griffeln gleichlang. faſt ganz getheilt, = e gegen Kälte empfind⸗ 3. Neukircher Süßapfel 1833. 10 — 17. Mai, 0 länglich, außen ein wenig rü em⸗ 0 pst f Senti 0 ch . e 2 ; „ en uruͤckgeſchlagen Iich auß enig roͤthlich, ziem- lang, etwas vorſtehend ruͤnlich, oben röthlich (Provinzialname.) 1826 Ex 13. 1 ziemlich belaubt. kurz. mäßig lang. 170 9 lich entfaltet, Wen ſich bisweilen ziemlich lang. weit hinabgerheift, und weit herauf behaart, gegen 5 2. ® deckend. Kälte wenig empfindlich. 4. Pigeon blane (nach Diel).| 1833. 11 — 17. Mai etr lie ßig! 5 hervorrage \ uni e Die 8 . was zuruͤckgeſchlage : € en 0 mäßig lang, etwas hervorragend, duͤnn, gruͤnlich, Zuckerhuͤcchen. (Provinzial 1834. 6 — 13. Mai. ziemlich belaubt. kurz. kurz. lang, Kind A heil klein, ſchön, Länglichrund, bauchig, AG) kurz, oder doch wenig lang. wat Oinabgerhuft, bei dar Sheitung fahr fat und name.) 1836. 6—23. Mais braungefpigt. zum Theil deckend. br > wenig lang. bis zur Hälfte herauf abnehmend behaart, gegen ee die Kälte faſt nicht empfindlich. 5. Muskatreinette b 1833. 10 — 17. Mai. 1 e eg, vor dem Erbluͤhen lichtziegelroth, dann ö 5 ey f Diel). (nach 1834. 6 — 15. Mai. zziemlich belaubt. lang. 1 Air 1 ni . zurückge⸗ weiß mit ſchwach en Schein ziemlich lang, duͤnn. ziemlich kurz, zurückſtehend, grünlichgelb, i ekt 1836. 8 — 26. Mai. z u. weiß behaart.] ſchlagen, rothgeſpitzt. länglich, ſich ſelten deckend 90 theilt, von unten bis zur Hälfte behaart. 6. Lange, rothgeſtreifte, 0 IR - - 95 ai 1833. 10 — 17. Mai f | \ grüne Reinette (nad) a 5 0 5 mäßig lang, ſtark um- maͤßig lang, weiß be- ziemlich lang, ſpitzig, zu ze A Ä mittellang und ſtark, etwas vorſtehend, bis zur inge (Pro⸗ 1846 4 — 5 De reich belaubt. laubt. Big haatt. 5 zie 1 0 3 länglich, bauchig, feinroth geadert. maͤßig lang und ſtark. Hälfte getheilt, nicht a? gegen Kälte fehr vinzialname. 1 5 5 empfindlich. = und 1833. 10 — 17. Mai. fe ei gründet, längli ie N er bſtehendſgruͤ ! the im Theilungs 7. Kofentſpund (nad) Agri— { 1 >38 2 577 5 170 ſehr ungleich zugerundet, laͤnglich, wieſlang, duͤnn, merklich vorſtehendſgruͤnlich, X ungetheilt, im Theilungspunkt dicht cola). 3 1834. 7 — 14. Mai. belaubt. dick und kurz. (lang, kraͤftig, wollig. ie eine Fiſchkelle geſtaltet, oft rothe Fleckenſuͤber die Griffel, weniger als dieſmit weißer Wolle beſetzt, gegen die Kaͤlte ziemlich 1836. 6 — 23. Mai. 7 25 angehaucht. Griffel gegen Kälte empfindlich. empfindlich. 8 x 833. 10 — 17. Mai weiß, länglichrund, nicht weit entfaltet, S. Schmalzapfel. (Provinz 1 AR ckaofchli daher fi ech die B ei ehr ei N 8 ı ei i 3 1834. 7 14. Mai. emlich-befaubt. k 8 1 5 1, died zuruͤckgeſch agen, daher ſich deckend und die Blume ſchein— AR ſehr lang, meiſt oben geröthet, X ungetheilt, am zialname.) 1836. en liemlich belaubt. kurz, ſtark, unbelaubt.“ ſehr kurz, Die ſehr ſchmal, rothgeſpitzt.ſbar klein. Mangeln oft ganz oder fin— mäßig lang. Theilungspunkt behaart. . den ſich nur 1 oder 2. a 28. 1833. 11 — 17. Mai. N N 0 f f Be ittelſ in wenig vorſtehend, fehr Tichtgrü s. Grau: Buch ⸗ oder Käs⸗ 8 17775 kurz, dick, mit dichterſkurz, dick, mit dichterſl kgeſchl 5 e dl le e eee eue „eh üchehnt⸗ 1 5 5 1834. st \ R kurz, dick, dichte z, dick, mit dichterflang, zuruͤckgeſchlagen, groß, weiß, rundlich, mit violettem iemli i ö . e e 8 12 apfel. (Gemeiner Name.) 186 555 55 5 5 g et Wolle beſetzt. Wolle beſetzt. ohne rothe Spitzen. f Geͤder, bauchig, oft gefraufet. ziemlich kurz, oft ungleich. J ungetheilt, nur eee ſchwach be— 1 A a8 1833. 11 —ı7. 5 1 zuruͤckgeſchlagen, braun⸗ ! 5 1 , 10. Engliſcher Goldpiping 1834. 7 — 15 10 ziemlich befaubt ſehr kur, ſehr ungleich in ihrerſgeſpitzt, dicht behaart, fehr laͤnglich, bisweilen roth angehaucht, ziemlich kurz, ungleich vorſtehend, lang, dünn, 3 ungetheilt, faſt ganz (nach Diel). 1836 8 — 23. Mai. h 5 3 Länge, mehr kurz. ſſchmal und ſpitzauslau- ziemlich entfaltet, ſich ſehr ſelten deckend. A 5 glatt. Gegen Kälte ſehr wenig empfindlich. J 27 5 fend. 1833. 10 — 18. Mai. lang, zuruͤckgeſchlagen, e — 0 75 = ungetheilt, biswrilen nicht vollzaͤhlig, nur im 11. Pigeon rouge (nach Diel)“ 1834. 7 — 15. Mai. reich belaubt. kurz. kurz. zum Theil braungeſpitzt, e brad hauchig, ſich kurz. — Theilungspunkt und dann nach und nach bis oben 1836. 9 — 25. Mo R fhmal. oft deckend: abnehmend behaart, über die Staubfäden vorſtehend. 22. Edler Winterſtreifling 77e ö 5 ſeetwas zuruͤckgeſchlagen, laͤnglich, weiß, mäßig entfaltet, bis— 0 8 ſehr lang, duͤnn, gruͤnlich, zur Hälfte getheilt, beim (nach Diel). 1% De Aa reich belaubt. ſehr kurz. kurz, dick, ungleich. e gen, laͤnglich, wel ech en, ’ duͤnn, mittellang. Theilüngspunkt“ mäßig behaart, Süß franke (nach Chriſt). Fränkiſcher Suͤßapfel. (Pro⸗ vinzialname.) 13. 1833. 12 — 19. Mai. 1834. 9 17. Mai. 1836. 14. Mai — 2. Juni. Edler Winterborſtor⸗ fer (nach Diel). 14. 1833. 13 — 21. Mai. 1834. 10 — 21. Mai. 1836. 12 — 30. Mai. ſo ziemlich be— laubt. mäßig belaubt. 1833. 13 — 21. Mai. Safranapfel (nad) Chriſt). 1834. 11 — 22. Mai. 1836. 12 — 29. Mai. wenig belaubt. kurz. kurz und duͤnn. lang, dicht und kurz behaart. kurz. ſehr verſchieden, bei vollkommnen Bluͤten lang. maͤßig lang. zuruͤckgeſchlagen, roth⸗ geſpitzt. weiß, klein, unregelmäßig, ziemlich ent⸗ faltet, nur bisweilen ſich deckend. mäßig lang, die längften etwas uͤber die Griffel vorſtehend. gruͤnlich, ſehr weit getheilt, unten behaart. 0 zuruͤckgeſchlagen, roth⸗ geſpitzt. ſetwas zuruͤckgeſchlagen, | kurz, braungeſpitzt. röthlich geadert, ziemlich groß, rundlich, unregelmäßig, ziemlich entfaltet, meiſt ſich deckend. weiß, klein, bauchig, unter ſich ungleich, ſich oft deckend. kaum mittellang, ziemlich ftarf mittellang. ſehr hellfarbig, zur Hälfte ungetheilt, unbehaart, vor⸗ ſtehend uͤber die Staubfäden, gegen Kälte wenig empfindlich. hellgrinlich, mit den größten Staubfäden gleich⸗ lang, weit hinabgetheilt, beim Theilungspunkt ſtark behaart. — 41 — hauptſaͤchlich zwei Mittel zu Gebote. Sie find 1) die Ue- berſiedelung fremder, dem Klima angemeſſener, Pflan— zen in Gegenden, denen die Natur dieſe urfprünglich verſagte und 2) die Gewinnung und Pflege neuer vorzüglicher Spielarten aus dem Samen ſchon vorhandener Gewaͤchſe. Beiden Wegen haben wir die vorzuͤglichſten bisherigen Fortſchritte im Land- und Gartenbau zu verdanken, und beide koͤnnen uns, wenn wir ſie auch ferner mit Umſicht und Aufmerkſamkeit fortſetzen, noch viel weiter bringen. Wie ſehr hat ſich nicht z. B. die ganze Pflanzenwelt unſeres deutſchen Vaterlandes veraͤndert, ſeit die altroͤmiſchen Legionen im Teutoburger Walde ebenſo ſehr der Wildheit eines wal— digen, ſumpfigen, uncultivirten Bodens, als der Tapferkeit unſerer, mit dieſen Schwierigkeiten vertrauten Vorfahren er— lagen! Damals gab es in Deutſchland weder Weizen, noch Roggen, weder Kartoffeln, noch Klee. Damals war der Weinſtock und Wallnußbaum noch nicht einmal bis zum Rheine vorgedrungen, an deſſen Ufern wir jetzt faſt unmwills kuͤrlich ihre deutſche Heimath erblicken. Auch beſaß Deutſch— land damals ſchwerlich Aepfel, Birnen, Pflaumen und Sirs ſchen; oder haͤtte es deren auch ſchon beſeſſen, ſo waren ſie gewiß noch von der groͤßten Wildheit. Und wie duͤrftig mag vollends die bunte Blumenwelt ausgeſtattet geweſen ſein, da wir von den beliebteſten unſerer jetzigen Gartens blumen wiſſen, wie kurze Zeit ſie ſich erſt unter uns befin— den, und wie ſie erſt in neuerer Zeit aus allen Theilen der Erde zu uns verpflanzt worden ſind! Denn ſind auch nicht alle fo große Neulinge wie die Camellien, Zinnien und Geor— ginen; ſo reichen doch auch Tulpen, Kaiſerkronen, Tuberoſen, Amaryllen, Aſtern, Irisblumen, Pelargonien, Kakten und Syringen nicht in's deutſche Alterthum hinauf; ſo wie ja überhaupt, nad) Beckmann, die ganze moderne Blumenlieb— haberei erſt im 6. een von Perſien über Conſtan— tinopel nach Europa verpflanzt worden ſein ſoll. Ebenſo iſt auch der Blumenkohl erſt zu Ende des 16. Jahrh. aus der Levante nach Italien und von da erſt nach Deutſchland üͤbergeſiedelt worden, deſſen Botaniker ſelbſt den Kohlrabi erft im 16. Jahrh. erwähnen. Unter unſern Bäumen end⸗ lich hatte vor 300 Jahren noch niemals ein Deutſcher unſere gewoͤhnlichen Roßkaſtanien, Platanen, Tulpenbaͤume und Weihmuthskiefern geſehen. Wie Unrecht haben wir alſo, wenn wir, traͤg an bei Bieherigen hangend, uns dabei auf das Beiſpiel unſerer Vorfahren berufen, die uns ja den Schatz deſſen, was ſie vorfanden, ſo außerordentlich vermehrt und erweitert uͤber— liefert haben! Es iſt aber auch noch die zweite Seite ihrer Thaͤtigkeit für Vervielfaͤltigung der Pflanzenarten zu betrachten übrig, wie fie namlich durch aufmerkſame Fortpflanzung der ſchoͤn— ſten und beſten, oft durch bloßen Zufall, aus Samen neu gewonnenen Spielarten die einzelnen, ſchon vorhandenen Pflanzengattungen in ſich veredelt und vervollkommnet ha— ben. So wie es naͤmlich in der neueſten Zeit gelungen iſt, die Georginen, welche urſpruͤnglich nur ungefuͤllte Blumen brachten, zuerſt halb und dann bald auch ganz gefuͤllt zu erhalten, ſo daß jetzt bei der großen Schoͤnheit ſo vieler ge— füllter Spielarten derſelben die ungefuͤllten kaum noch beach— tet werden, und ſo wie die Tulpen, Nelken, Primeln und Roſen durch ſorgfaͤltige Samenvermehrung und kunſtvolle Pflege in ihren Spielarten bis zur hoͤchſten Mannigfaltigkeit geſteigert ſind und noch immer geſteigert werden, ſo haben wir wahrſcheinlich die dermalige Vollkommenheit faſt aller unſerer Culturpflanzen kuͤnſtlicher Pflege und ſtets fortgeſetzter ſorgfaͤltiger Samenvermehrung aus den beſten der ſchon vor— handenen Spielarten zu verdanken. Selbſt unſer Getreide, dieſe edelſte und mehlreichſte Grasart, duͤrfte urſpruͤnglich ſchwerlich in ſo zahlreichen Spielarten vorhanden geweſen ſein, noch auch ſo große und gehaltreiche Koͤrner beſeſſen haben, wie jetzt, nach mehr als tauſendjaͤhriger, ununter⸗ brochener Cultur. Wenigſtens waͤre ſonſt bei den zahlreichen Reiſen naturkundiger Maͤnner in die verſchiedenſten Laͤnder der Umſtand ganz unbegreiflich, daß noch keiner derſelben die urſprüngliche Heimath unferes Getreides mit Sicherheit aufgefunden und nachgewieſen hat, da dieſes doch, wenn es anders nicht durch langdauernde fortgeſetzte Cultur wefents liche Veraͤnderungen erfahren haͤtte, daſelbſt jedenfalls noch wild wachſen und leicht erkannt werden müßte. Roch wes niger aber wird wohl Jemand auf den Gedanken verfallen, die Heimath jeder einzelnen unſerer dermaligen Kartoffelſor⸗ ten, als ſolcher, in Amerika zu ſuchen. Im Gegentheile wiſſen wir recht gut, daß noch immer neue Spielarten ders ſelben durch Ausſaͤen ihrer Samenbeeren gewonnen werden. Wenn wir ferner leſen und immer wieder leſen, wie van Mons, Diel, Schmidberger und viele andere Pomologen neue vortreffliche Obſtſorten von unveredelten Kernlingen ers halten und fie dann durch Uebertragung auf andre Kerns linge vermehrt haben, und wenn wir ſelbſt wiederholt beobs achten, wie jeder Obſtkern einen Baum liefert, der ſich vom Urftamme, von dem der Kern war, mehr oder weniger una terſcheidet, dennoch aber durchaus nicht immer gegen denfels ben zuruͤckſteht; ſo werden wir gewiß nicht glauben, alle Kernlinge ſeien urfprünglich gleich wild und lieferten als ſolche nur ſogenannte Holzapfel, Holzbirnen, Vogelkirſchen u. ſ. w., weshalb ſie eben mit einer guten Obſtſorte veredelt werden muͤßten. Woher ſollten denn auch am Ende dieſe guten Sorten ſtammen, wenn mit jeder Samen vermehrung ſolche Ausartung unzertrennlich verbunden waͤre? Wahr⸗ ſcheinlich unmittelbar aus der Zeit der Schoͤpfung ſelbſt? Dann müßte aber Adam oder doch einer feiner naͤchſten Nachkommen ein großer Meiſter im Pfropfen oder Oculiren und im Beſitz von mancherlei kuͤnſtlichen Inſtrumenten ges weſen ſein, um die neu aufſchoſſenden Samenwildlinge ſo— gleich wieder mit den erſt geſchaffenen guten Sorten zu veredeln und die Letzteren ſomit unverfaͤlſcht der Nachwelt zu erhalten. ö Demnach ſcheint feſtzuſtehen, daß alle unſere verfchies denen Aepfel⸗, Birnen⸗, Pflaumen, Kirſchen⸗, Pfirſchen⸗, Aprikoſen⸗, Ruß⸗, Stachelbeer -, Johannisbeer-, Wein⸗, Himbeer⸗ und Erdbeerſorten nur als Spielarten einer oder einiger weniger urſpruͤnglicher Hauptarten der genannten Fruchtſorten zu betrachten ſind. Gleichwohl zieht man aber ne in der Regel die Veredlung der Obſtbaͤume, fo wie die Fortpflanzung der uͤbrigen genannten Fruchtſorten durch Steck— linge oder Wurzelableger theils wegen des ſchnellen Erfolgs, theils aber auch darum der Vermehrung durch Ausſaat des Fruchtſamens vor, weil man bei der erſten Vermehrungsart ſchon im Voraus die zu erwartenden Fruͤchte kennt und als gut betrachtet, bei der Erziehung unveredelter Saͤmlinge aber in einen Gluͤckstopf greift, wobei man um ſo weniger Wahr⸗ ſcheinlichkeit hat, die ſchon vorhandenen Sorten durch noch beſſere neue zu überbieten, je vorzuͤglicher die erſteren und aus einer je groͤßeren Menge von Kernlingen ſie, eben ihrer Vorzuͤge willen, nach und nach ausgewählt und beim Abz ſterben der übrigen bis auf uns durch immer erneuertes Fortpflanzen erhalten worden find. Allein fo gut, wie ehe- dem aus einem unſcheinbaren Obſtkerne unſer jetziger, weit verbreiteter Borsdorfer oder unſere Altenburger Petersbirne entſtehen konnte, eben ſo muß es auch jetzt noch moͤglich ſein, aus den Fruchtkernen unſerer, durch ſolche Vermehrun— gen vervollkommneten Obſtſorten abermals neue vorzuͤgliche Spielarten zu gewinnen. Und wenn der Handelsgaͤrtner ſich fuͤglich damit begnuͤgen kann, die beſten vorhandenen Obſtſorten durch haͤufige Veredlung und Vermehrung aͤcht und zuverlaͤſſig fortzupflanzen und immer mehr zu verbreiten, ſo ſollte dagegen der wiſſenſchaftliche Pomolog und uͤber— haupt der denkende Freund des Gartenbaues bemuͤht ſein, auch ſeiner Seits die vorhandenen Fruchtſorten praktiſch zu vervielfaͤltigen und zugleich theoretiſch die Naturgefeze zu er— forſchen, nach welchen das Entſtehen neuer Spielarten erfolgt. Wen freilich nichts aus ſeiner gewohnten Unthaͤtigkeit reißt als die Ausficht auf Gelderwerb, oder wer in ſelbſtgefaͤlli— gem Duͤnkel Alles als Spielerei betrachtet, was nicht klin⸗ genden Gewinn bringt oder durch langjaͤhrige Gewohnheit geheiligt iſt, der muß alle derartigen Anforderungen als uns nuͤtze Hirngeſpinſte zuruͤckweiſen. Allein dadurch wird weder gegen die Einfuͤhrung neuer fremder Culturpflanzen, noch gegen die Gewinnung neuer Spielarten aus Samen etwas entſchieden. Auch iſt es nicht gerade noͤthig, daß die neu⸗ Ab; gewonnenen Obſtſorten durchaus feiner und ſchmackhafter ſeien als die beſten bisherigen, ſondern wenn ſie nur an ſich gut und dabei entweder tragbarer oder haltbarer oder den Krankheiten der Baͤume, der Kaͤlte und andern klima— tiſchen Einflüffen weniger unterworfen find als die meiſten gegenwaͤrtigen Fruchtſorten, ſo iſt ihre erſte Erzielung und Verbreitung immer ſchon ein Gewinn. Freilich gehoͤrt zu allen wiſſenſchaftlichen Verſuchen dieſer Art im Gebiete der Pomologie große Genauigkeit und Geduld. Genauigkeit in der Aufzeichnung der Fruchtforten, aus deren Kernen die einzelnen Sämlinge abſtammen, und Geduld im vieljaͤhrigen Warten auf die erſten Früchte der verſchiedenen Kernlinge. Indeß wenn man auch im In— tereſſe der Wiſſenſchaft bei ſeinen Verſuchen nie zu ſorgfaͤl— tig und genau verfahren kann, ſo laͤßt ſich doch das Warten auf entſcheidende Erfolge um viele Jahre abkuͤrzen. Man braucht naͤmlich nur die gewonnenen Saͤmlinge auf Johan- nisſtamm oder Quitte veredelnd uͤberzutragen, oder auch bei dem Kernobſte den ſogenannten Bauberring anzuwenden, um 4 oder 5 Jahre nach der Ausſaat eine Entſcheidung zu gewinnen. Uebrigens mag es wohl wahr fein, daß wir die mei⸗ ſten unſerer dermaligen guten Obſtſorten dem Zufalle und nicht dem abſichtlichen Ausſaͤen ausgezeichneter Fruchtkerne verdanken; daraus folgt aber keinesweges, daß wir auch fünftig alles nur dem Zufalle überlaffen müßten. Am we— nigſten aber darf dieſes eine Geſellſchaft wie die unſrige, wenn fie ſich nicht zugleich ſelbſt für überflüffig erklaͤren und auf eine geachtete ſelbſtſtaͤndige Stellung neben andern ver⸗ wandten Geſellſchaften verzichten will. Wenn Sie alſo, meine Herren, darin mit mir, "übers einſtimmen, daß alle unfere verfchiedenen Culturpflanzen und ganz beſonders auch unſere zahlreichen Obſtſorten nur als Spielarten ihrer Hauptgattungen zu betrachten fi nd „ und daß ſolche neue Spielarten niemals aus Edelreißern, Steck— lingen oder Wurzelauslaͤufern, ſondern nur durch Kernſaaten entſtehen, ſo billigen Sie vielleicht auch meinen e und Vorſchlag, daß jedes Mitglied unſerer Geſellſchaft, ſo weit es ihm ſeine Verhaͤltniſſe geſtatten, Ausſaaten von allerhand vorzüglihen Frucht- und Beerenkernen unternehmen, die Früchte der Saͤmlinge abwarten und dann der Geſellſchaft uͤber die gewonnenen Ergebniſſe Bericht erſtatten moͤge. Zuvoͤrderſt aber wüͤnſche ich, meine Behauptungen von der Geſellſchaft noch genauer gepruͤft und eroͤrtert zu ſehen und bitte deshalb unſern Herrn Direktor, die geeigneten Ver⸗ handlungen daruͤber zu veranlaſſen. VIII. Aus dem Protokolle uͤber den Herbſt-Convent der Pomologiſchen Geſell— ſchaft am 20. Oktober 1836, Dem diesjaͤhrigen Herbſt-Convente der Pomologiſchen Geſellſchaft wohnten im Ganzen 42 Mitglieder und Gaͤſte bei. Vor dem Beginne der eigentlichen Verhandlungen be— trachteten die Anweſenden zuerſt die zahlreichen, zur Aus⸗ ſtellung gebrachten Blumen und Fruͤchte, unter denen die Georginen durch ihre Zahl und Farbenpracht den erſten Rang behaupteten. Es hatten deren naͤmlich nicht allein unſere beiden Mitglieder, Hofgärtner Kunze und Kunſt⸗ gaͤrtner Hauck in beſonderer Groͤße und Schoͤnheit, ſo wie auch in zahlreichen aus 140 und 200 verſchiedenen Sorten ausgewaͤhlten Exemplaren zur Ausſtellung gebracht; ſondern auch unſer Gaſt, Herr Kunſtgaͤrtner Deegen aus Koͤſtritz, hatte die Muͤhe nicht geſcheut, aus ſeinen 400 Sorten die⸗ ſer Prachtblume, Repraͤſentanten der Mehrzahl auszuwaͤhlen und zur heutigen Ausſtellung zu bringen. Außerdem erfreute ſich das Auge noch an einer Anzahl verſchiedener bluͤhender tachmittage 2 Uhr. —— zuſtand Stand 0 Stan des Zuſtand des des. Bar“ Thermo⸗ f letters.| metel meters. e S. W. 277 8, 1 5,5 wit. W. 7 4,5 wik. W. Stem. eee ee 26 9 9 6,5 fr. W tr. W 5 . W. 27 2 27. 2 2 wie. M. S. s 1 tr. S. Re. |, 1. 525 0 25 tr. Stem. S. W. le S. = 10. 4,5 belle 7 helle helle W. SER 1 2.5 Schn. W. „5 \,7:_#0 ne. ®. 1.2 3,5 Inte. S. W. di. S. W. = 7 6,0 tr. S. Ile © E - 5, 75 tr. S. ed. W. 7 { 4; 0 tr. & tr. S. W. le S. fi 4.0 wik. S. W. no |, 1 2 75ſt. WB. m 2 Eee! 7 f. S. 26 11 3.5 ſulk. ©. e S. [27 40 fnebl. ©. chn. W. = ( 3 75 tr. ©. a EN pe — — bl. W. ori ®. S 2 2,0 ftr. W. Meteorologiſche Tabelle auf die Monate: October, November, December 1836 von W. Bechfteim — —̃ — — 3 Det to Daest, N o v e m b in De e m DR, 5 Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. (il | I —̃ k— 5 s I! B Re Po e 1 ae eee er ® Em 5 16055 89 en n * B 1 ie ur ie Kae Suftand Den ' en meters. Wetters meters. meters. ee 8 hmeters. | meters. Wetters. meters meters. Weber meters. meters. Wetters. meters. ] meters. Wetters. 1 27° eee I 18,25 helle ©. 1 127° 8”0_—_ 3,5 jbelle®..127° 8,2] + 0,25 belle W. I 575 + 5,5 lie. ©. W. ZF, 6,7] T 8,5 mit, W. 1 9,0 [Reg. ©. |= 1,6 11,2 fr. ©. 2:7 80 2,0 ik. S. 75 1,5 ꝗfr. S. W. 25 35,0 wir sm = 7,2 45 wie, W. Sum. 3 2 6 7, 25 [helle S. 1,7 11,25 fr. Str. S. 3 5,0 f 1,5 tr. S. 5,0 40 ik. W. 3 2554 5, 0 tr. S. W. 42 6,5 ve W. 2%]: #6 3,0 nt. & |= 40 [ 12%, 0 ſwik. S. B. . 4,5 walk. S 8 21 65, blk. S. W. [ 5,0 Nea. . 3,5 9,0 |. W. Sm. 5 „ 60| 10, 25 belle S. . 6,9 15, O folk. W. f 3, 25ſtr. S. 26 90 5,0 Neg. ©. 5. . #5 wir. . 46| 6,5 | W ö 6 8,2 1, 25 hee S. 73| 19, 5 helle S. O. 6 1,0 2,5 nl. S. W. 27 20 5,0 mit. W. 6 4,9 5,0 we. W. 6,2 7,5 wlk. M. 57 5,8 11,0 belle S. 5,5| 14,5 bel S. . 3,0 ftr. S. 32 45 m. m. =E » 65 | 5,7öbee . 53 |, 75 je S. 8]: 30] 12 75 baue S. O. . 3,1 17, 5 belle O. F 2 5 nt, ©. |- 77 4,0 |wil. S. W. CCC 0, 25 [tr. Stem. S. W. 9 4,3 13,0 bee ©. |= 45 | 14, 5 ftr. W. 10,5 0,5 helle S. = 10,7 3, 75 wIk. S. W. 9126 9, 4,5 wie. W. 26 10,8 4,5 helle W. 10 5,9 9,0 belle S. 5,5 183, 5 hee S. 810 8,9 — 0, 5 hele S. 78 30 fr. S. O, 10 |: 76 3,5 Reg. S. 9,4 2,5 Schn. W. ill: 5,6 10,0 hee S. W. 5,0 16, O belle ©. |: 6.0 f 3, 0 wif. S- 55 6,0 (wlk. S. S. 11 7 04 2,5 wlk. W. 77 1,9 4,0 wie. W. 12 4.5 10, 0 ftr. S. W. 5,2 11,25 Neg. W. 12 5,9 = 0 pelle S. B 60 235 fr. N. O. e 3,5 wͤlk. S. W. 0 13 4,9 8,0 Ir. ©. 4,5 | 11,25 It. S. 13 |: 7838| 1,5 Rom. - 78 4,0 |. S. W. 13 |»: 3,8 3 0 bee S. 3,0 6,0 tr. ©. | 14 5.4 130 mt. ©. 7,6| 11, 0 alk. S. W. E : 9,9, 1,0 je S 45 4,0 hie S. W 14 235 4,75. ©, |. 30 5, Tölte, ©. | 15 82 9,0 ber S. O. 7,5 17, 0 belle O. 15 5.3 2,0 Reg. W. 68 4, 25 wik. W. 15 2b ei S 0 4,0 fr. S. W. 16 97 9, 5. S. W. 10,0] 14, 0 ftr. NM. [16 8,2 1,5 helfe S.. 80| 4,0 belle S. W 16 5,2 1,0 belle S. W. 3,9 4.0 wit. S. W. 17 10,8 9,0 tr. N. ©.» 10,7 10, 0 ftr. N. 17 5, — 2,0 bie S. 38 f 2,0 belle N. En 1, 25 Neg. S. W. . 75 2 750 tr. W. 18 | 10,7 8,75 tr. N. 2.|: 10,5. | 10, 5 ftr. N. 2. 18 1,0 |+ 23,5 wik. S. 26 11,0 | 5,7ölnıe. ©. Js 90 20 me. S. 92 3,5 wk. ©. . 19 10,4 10, Ur. S. 9,7 13, 0 hie S. 19 |= 0,3 1, 25 belle S. 27 08 4,0 wlk. W CCC 4,0 nebl. S. = 2010, 80 ne. W = 9,6 9 0x. W. 20 0.9 0,5 Schn. W. 09 1 25 Schn. W. 20 |= 8,8 0,258. |e 90 1. 75ſtr. ©. . 219,5 6,0 tt. N. W. 10,0 8, 6 wik. N. 114 5 2,0 m N. 005 3,5 ftr. S. Erne 9,3 75 wulf. S. W 22 |= 11,8 6,0 tr. W. 28 6,0 8,25 ne. N. 32 6,6 2, 25 Nbl. W. 62 3,25 Reg. W 22 90 | Re 4,0 mie. W. 23 = 10,0 4, 75 fr. S. W. 27 9,0 9, O lk. W. 23 4. 4 2,0 ftr. S. 17 35 ve S. 2. 25 20,8 J, 25 Neg. S W. — 1,3 2.0 |tr. . 5,7 7,5 Red. W. 9,0 9, 0 tr. N. W. 2 2, 0 ele S-. 00) 3,0 Reg. . A 25 — 10.8. 2 , ot. N. 2351|: 89 9, 25 fr. W. 8,8 11,25 mE W. 25 1,0 1,5 Reg. S. 24 25 Reg. Ned. R. 25 1 5,75 Sch. N O. 14 4,75 Schn. Stem. N. O 26 |: 7,9 9,5 Neg. W. 7,2 9 5 Neg. N. W. 2h e 15 — 0, 5 folk. O. 126 |» 709 e N . 0,8 45 kt. N. D. 27 8, 25[tr. S. 2,5 F777 . |» 227708 SW. RE 5,0 [m N. 8. %0 47 2 28 #0 3,0 hebe W. 8,3 4, 5 Int. W. 28 46| 7.0 wi. S. 46) 10,0 ne S. CCC 2 2 t S. W 10| 3, 0 fr. N. — 13914 35 e em _20 | 0 25 wi. Sm. ©, m |20 |, 5,7 16,06 eee | 30 | 3,0 0, elk. W.. 25 | 1,75 Schn. N. e e 37,008 ©. je 732) 28 HR l — 8,5 Schn. N. 55 8,5 tm W. 1 £ helle W. 1, 8 | | re 31 60 10,25 San. W. 6,5 6, 75 Schn. W. oder ſeltener Topfgewaͤchſe, worunter ſich einige aus Mexiko und mehrere bluͤhende Kamellien befanden, erſtere von den Kunſtgaͤrtnern Hauck und Reißig, und letztere vom Hofgaͤrt⸗ ner Kunze eingeliefert. Dazu kamen ſerner mancherlei Arten Weintrauben, von den Gärtnern Heller, Reißig, Kunze, Oſchatz und namentlich vom Steuerrath Wagner eingereicht, welcher Letztere ſpaͤter, beim Mittagsmahle, allein 20 ver- ſchiedene Sorten Wein, ſo wie auch Fruͤchte von Pyrus ovalis, Pyrus Botryapium, Pyrus pruniſolia fr. rubr. und von mehrern Nußſorten zur Anſicht und Probe herum— gehen ließ. Rur in Bezug auf die eigentlichen Baumfruͤchte war die Ausſtellung aͤrmer als die in den meiſten frühern Jahren. Denn außer 38 verſchiedenen Kernobſtſorten der Gebrüder Lange und ungefaͤhr 20 Sorten aus dem Garten des Kauf— mann Beſſer, hatte Paſtor Hempel aus Zedtlitz nur einige intereſſante Obſtſorten z. B. den flachen fuͤnfeckigen Torten⸗ apfel eingeliefert, ſo wie auch von dem Rittergutsbeſitzer Schellenberg aus Zuͤrchau, dem Pachter Loͤhner aus Wilch— witz und einigen andern thaͤtigen Mitgliedern zwar zum Theil vorzuͤgliche, aber doch weit weniger Fruͤchte vorlagen, als in früheren Jahren. Als einen durch liebliche Weinſaͤure ausgezeichneten Apfel zeigte und empfahl der Kammerrath Waitz die Frucht eines von ihm aus Samen des Pigeon rouge gezogenen Kernlings und machte zugleich auf eine Wallnuß mit weicher, lederartiger Schale aufmerkſam, von der er mehrere Exemplare zur Anſicht und Probe bereit hatte. Die regelmaͤßigen Verhandlungen der Geſellſchaft begannen gegen halb 12 Uhr mit einer Eroͤffnungsrede des Kammerrath Waitz als Vorſitzenden, worin derſelbe, die eigenthuͤmlichen Schönheiten des Herbſtes im Vers gleich mit den übrigen Jahreszeiten und namentlich mit dem Frühjahre hervorhebend, zugleich Winke für die Anle⸗ gung von Partien ertheilte, in welchen das mannigfaltige Farbenſpiel der verſchiedenen Pflanzen im Herbſte, ſich ge⸗ genſeitig hebend, zum reizenden ae ee wer⸗ den Nane! ih Mrz 391% 19 2 Auf den dermaligen Stand der Geſellſchaft über gehend, bemerkte derſelbe hierauf, daß ſeit dem Abdrucke des neuen, heute unter den Anweſenden vertheilten Mitglie- der-Verzeichniſſes die Geſellſchaft keinen Theilnehmer verloren habe, indem der Schullehrer Scherf zu Borns— hain, welcher durch ein Verſehen darin noch als Mitglied aufgeführt werde, ſchon vor mehr als einem Jahre feinen Abgang von der Geſellſchaft erklaͤtt habe. Dagegen aber ſei der Lieutenant von Witzleben hier ſeitdem als Mitglied aufgenommen worden, und er habe für heute den Kauf— mann Louis Ranniger hier und den Kunſtgaͤrtner Wagner aus Gera zu gleichem Zwecke in Vorſchlag zu bringen. Dieſen Beitrittserklaͤrungen ſchloß ſich alsbald auch unſer Gaſt der Kunſtgaͤrtner Deegen aus Koͤſtritz an, und es ſol— len ſaͤmmtlichen neuaufgenommenen Mitgliedern ihre Diplome ſeiner Zeit zugefertigt werden. Hierauf wendeten ſich die Verhandlungen zu dem ſchon in vorigem Protokollauszuge erwähnten Vorſchlage des. Rittergutsbeſitzers Teichmann aus Muckern, daß nämlich eine Sammlung don Aufſätzen und Nach— richten, welche die Obſtbaumkunde betreffen und in Seite ſchriften mannigfaltigen Inhalts vorkommen, angelegt werden moͤge. Man erkannte das Zweckmaͤßige dieſes Vorſchlags durchgängig an und beſchloß in der von Herrn Teichmann begonnenen und vom Profeſſor Lange fortgeſetzten Sammlung einſtweilen ohne eine ausſchließende Ordnung fortzufahren, bis durch die Thätigkeit der damit beauftragten pomologiſchen Commiſſion der Geſellſchaft, die hieher gehörigen befannteren Zeitſchriften in ein Vetzeichniß zuſammengeſtellt und jedem, dazu erboͤtigen Mitgliede eine oder einige derſelben zur naͤ . hern Beachtung zugewieſen worden fei. Der Herbſteonvent iſt durch die Statuten zur Wahl der Geſellſchaftsbeamten beſtimmt, von denen der bisherige Direktor allein nicht wieder wählbar iſt. Ehe man jedoch zu dieſem Wahlgeſchaͤfte überging, 0 vereinigten ſich die An⸗ weſenden auf den Vorſthlag des Vorfisenden dahin, daß die, bisher ohnehin nicht beobachtete Beſtimmung des §. 9 — 1 — unſerer Statuten, nach welcher dem Geſellſchaftsbibliothekar eine Remuneration zukommen wuͤrde, aufgehoben werden und der Bibliothekar, gleich allen andern Beamten, künftig auch ſtatutenmaͤßig ohne Entſchadigung der Geſellſchaft feine Dienfte widmen ſolle. Bei den hierauf erfolgenden Wa h⸗ len gaben im Ganzen 35 Mitglieder Stimmzettel ab, und es wurde dabei der Steuerrath Wagner zum Direktor, der Paſtor Hempel aus Zedtlitz zum Vicedirektor, der Pros feſſor Lange zum Secretair, der Kammerrath Haſe zum Rechnungsführer und der Toͤchterſchullehrer Rogge zum Bi— bliothekar der Geſellſchaft durch Stimmenmehrheit ernannt. 5 In Betreff gegenwaͤrtiger Quartalſchrift wurden hiers auf unter Annahme aller dieſelbe betreffenden Vorſchlaͤge des gemiſchten Pruͤfungs⸗Comité's 120 Exemplare derſelben als hinreichend für unſere Geſellſchaft erklaͤrt und endlich der Kammerrath Waitz und der Steuerrath Wagner. zu Theis nehmern an der gemeinſchaftlichen Redactions-Commiſſion ernannt. Nach Erledigung dieſer Geſchaͤftsfragen trug der Paſtor Hempel aus Zedtlitz einen Aufſatz über Luſtgartenge— ſchmack vor, worin er den holländifchen, franzoͤſiſchen und engliſchen kurz charakteriſirte und anhangsweiſe noch Einiges über orientaliſchen Gartengeſchmack beifügte. Daran ſchloß ſich unmittelbar ein Vortrag des Pro⸗ or Lange uͤber das Aufplatten oder das Veredeln junger Obſtbaͤume mit dem Klebreiß, welches letztere am Zweckmaͤßigſten durch ſtrohhalmbreite, mit Baumwachs übers ſtrichene Papierſtreifen mit dem Grundſtamme verbunden wers den koͤnne. Dabei ließ derſelbe nicht allein mehrere ſo zu⸗ geſchnittene, zum Theil ſchon durch Papierſtreifen zuſammen⸗ gefügte Grundſtaͤmme und Edelreißer, ſondern auch ein im letzten Fruhjahre auf dieſe Art veredeltes Staͤmmchen, bei welchem nur noch ein Streifen junger Schale die voͤllig verwachſene Veredlungsſtelle anzeigte, zur Anſicht und Er⸗ läuterung herumgehen, und der Kammerrath Waitz bemerkte, daß dieſe Veredlungsart beſonders in Frankreich haͤufig an⸗ gewendet werde. 4 U — . — g Hierauf gab die Nachfrage des Vorſitzenden nach der Menge und Güte der diesjaͤhrigen Baumfrüchte in der Heimath und Umgegend der anweſenden Mitglieder zu mancherlei intereſſanten Mittheilungen und Eroͤrterungen Anlaß, nach denen man fuͤr unſere ganze Pflege zu der Annahme berechtigt ſein duͤrfte, daß in dieſem Jahre nur die Reine Claude reichlich, alle übrigen. Obſtarten aber nur maͤßig oder ſpaͤrlich mit Fruͤchten behangen geweſen ſind. Dennoch hat es durchaus nicht an Knoſpen und Bluͤthen gefehlt; allein die ſpaͤten Froͤſte und die Ueberzahl der Maikaͤfer brachten großen Nachtheil. Auch war der Sommer zu trocken und, beſonders die Naͤchte, zu kalt, um die vorhandenen Fruͤchte in voller Guͤte zu reifen, wes⸗ halb die Hauspflaumen ſehr ſchrumpften, die Birnen große Reigung zur Gries- und Steinbildung zeigten und alle Fruͤchte ohne Ausnahme nicht denjenigen Grad gewuͤrziger Suͤßigkeit erreichten, welcher ſie in guten Jahren charakteriſirt. - Hierauf ſprang die Unterhaltung theils auf die Schaͤd— lichkeit der Maikaͤfer und die Mittel, ihre Ueberzahl zu vers tilgen, theils auf die noch immer nicht beſtimmt nachgewie- ſenen Urſachen der Taſchenbildung bei den Haus— pflaumen über, und man beſchloß, namentlich die letztere Frage für den Sommer- oder Herbſt-Convent naͤchſten Jah⸗ res im Andenken zu behalten, um dann die Anſichten und Erfahrungen daruͤber zu ſammeln und in weitere Erwaͤgung zu ziehen. Vor der Hand wenigſtens konnte man ſich nicht daruͤber einigen, ob dieſe Mißbildung mehr als die Folge der Verletzung durch ein Inſekt, wie bei den Gallaͤpfeln, oder als das Ergebniß einer unvollſtaͤndigen Befruchtung zu betrachten ſei. Eine zweite Frage, welche der Vorſitzende den Anwe— ſenden zur Sammlung beſtimmter und zahlreicher Erfahrungen empfahl, betraf die jetzt haufig. in Abrede geſtellte Nutz- lichkeit des ſogenannten Geizens am Weine und zwar in Hinſicht 1) auf das Wachsthum und Y auf die Tragbarkeit der Weinſtoͤcke. Als dritte Frage endlich ſtellte derſelbe, beſonders fuͤr die Blumenliebhaber, folgende auf: Liefern beim Lena koi die untern oder die obern Schoten mehr Samenkörner, welche im naͤchſten Jahre ge⸗ füllte Blumen bringen? und warum? 1019 e Die Geſellſchaft ſprach ihre Theilnahme fuͤr alle dieſe Fragen aus und theilte den Wunſch des Vorſitzenden, ſie bei einem ſpaͤteren Convente durch mehrfache Beobachtungen und Erfahrungen gelöft und beantwortet zu ſehen. Mit dieſem Wunſche und in dieſer Hoffnung ſchloß der Vorſitzende die heutigen Verhandlungen nach 1 Uhr. Wie die Verſammlung, ſo war auch das gemeinſame Mittagsmahl zahlreicher beſetzt als gewoͤhnlich und die meiſten Stimmen ſprachen ſich in jeder Beziehung mit * Fern ai EN zufrieden gute 4 a — N n moren elt rt IX. Wen e n Ange ie e dae nde Notizen und Miscellen. ” gm December dieſes Jahres wurden in der Umgegend Altenburgs und im Forſtamte Kloſterlausnitz viele Tannen⸗ heher Corvus caryocatactes Linn. bemerkt und davon drei Stück vom Herrn Baron von Poͤllnitz auf Oberloͤdla, Herrn Faſanenjaͤger Herold von Ehrenberg und Herrn Foͤrſter Or⸗ phal von Tautenhayn zur Sammlung der Naturforfchenden Geſellſchaft als freundliche Gaben eingeliefert. Dieſer Vogel lebt im gemaͤßigten noͤrdlichen Europa und im nördlichen Aſien, kommt nur in geringzaͤhligen Flügen auf dem Zuge im:m mittleren und ſuͤdlichen Deutſchland — jedoch nicht. all jahrlich — vor und hat ſich ſeit mehreren Jahren nicht bei uns ſehen laſſen. In dieſem Jahre aber ſoll er dem Ver— nehmen nach in hieſiger Gegend ſich in großer Anzahl ein— gefunden haben. Ein noch ſeltnerer Gaſt in unſerer Gegend, ein roth— kehliger Seetaucher, Colymbus septentrionalis Linn. wurde vom Herrn. Grenzſchütz Clauder in Heyersdorf der ei Naturforfhenden Geſellſchaft für ihre Sammlung verehrt. Er war am 14. November dieſes Jahres matt vom Zuge geſchoſſen worden und war allein geweſen. Es iſt ein zwei⸗ bis dreijaͤhriges Weibchen und hat die Groͤße einer bald ausgewachſenen jungen Gans. Dieſer Seetaucher bewohnt den Norden von Europa, Aſien und Amerika. Im Herbſt, mehr aber im Winter erſcheint er als Zugvogel haͤufig an den Kuͤſten von England, Frankreich und Holland. Junge Voͤgel dieſer Art beſuchen auch während des Zuges die Kuͤ⸗ ſten der Nord» und Oſtſee, auch ſogar die offenen Stellen der Fluͤſſe und Seen des nördlichen, mittleren, ja ſogar ſuͤd⸗ lichen Deutſchlands, wiewohl einzeln und ſeltner. Eine auffallende Erſcheinung war am 26. November dieſes Jahres ein Flug von etwa 50 —60 Stuck Waſſer⸗ voͤgeln, welche ſich auf dem in der unmittelbaren Nähe hie⸗ ſiger Stadt gelegenen großen Teiche niedergelaſſen hatten, immerwaͤhrend tauchten und unbekuͤmmert um die Spatzier⸗ gänger ſich luſtig herumtrieben, dabei aber oͤfters aufſtiegen. Nachmittags machten drei Schuͤtzen Jagd auf ſie, wobei ſich eine große Anzahl von Zuſchauern einfanden, und waren fo gluͤcklich, fünf Stuck zu erlegen, von denen drei Stück zur Sammlung der Ratutforſchenden Gefellſchaft gekommen find. Es waren Schellenten, Anas clangula Linn., die uns aus ihrer Heimath, dem Norden der alten Welt, auf ihrem Durchzuge durch unſere Gegenden einen Beſuch abſtatteten. Bemerkenswerth iſt die große Anzahl, in der ſie vereinigt waren, da ſie nach den bisherigen Erfahrungen der Orni⸗ thologen nur in ſchwachen Fluͤgen in unſre Gegenden kom⸗ men, for wie auch, daß dieſe ſonſt ſo ſcheuen Vogel auf unſerm ſo offen und frei liegenden großen Teiche verweilten. Dieſe Entenart ſchwimmt und fliegt ſehr raſch und vr am ese unter allen Enten. 2 „l N l Ahr u N Die . e NE welche viele Pflaumen⸗ und Zwetſchenfrͤchte in den erſten Tagen des Monats Juni zum Abfallen bringt, beſchreibt = = Dr. Zinken, genannt Sommer, in Braunſchweig nach Nr. 23 der Gemeinnützigen Blätter für Deutſchland im Weſentlichen etwa folgendermaßen. Sie iſt ungefaͤhr halb ſo groß als eine gewohnliche Stubenfliege, pechſchwarz, glänzend und hat gelbe Beine mit ſchwarzen Hinterſchenkeln. Die "Fühler find fadenfoͤrmig, grau und beſtehen, mit Einſchluß des Wur⸗ zelgliedes, aus neun Gliedern. Die vier haͤutigen Fluͤgel ſind glasartig, durchſichtig mit ſchwarzem Geäder, und 5 Narbe am Vorderrande der obern iſt grau. Die Lebenszeit der Zwetſchenblattweſpe faͤllt in 10 Monat Mai, in die Zeit, wo die Pflaumen und Swetſchen abgebluͤht und eben Früchte angeſetzt haben, wo dann wahr⸗ ſcheinlich das Weibchen ſeine Eier entweder auf die Ober⸗ flaͤche der kleinen Früchte abfegt, oder auch wohl mittelſt ſeiner Legeſcheide unter die Oberhaut der Fruͤchte verſenkt. Aus dieſen Eiern entwickelt ſich bald ein Raͤupchen, welches fi) in den Koͤrper der Frucht einfrißt und von ihrem Fleiſche ernaͤhrt. Dieſes Raͤupchen iſt nackt, weißlich, wie Speck glänzend, hat einen braͤunlichen Kopf und wie die verwandten Arten 20 Fuͤße, die jedoch ſo klein ſind, daß 7 Wan fie nur mit bewaffnetem Auge gewahr wird. Gegen Ende des Mui oder zu Anfange des Juni, wo b die Raupe erwachſen iſt, mißt ihre Laͤnge etwa zwei Linien, und die von ihr bewohnten Fruͤchte, welche nun etwa die Größe einer ſtarken Erbſe erreicht haben, fallen, oft in gro⸗ ßer Menge, ab, und man ſieht ſich dadurch in ſeiner Hoff⸗ MRS auf eine reichliche Pflaumenernte gar bald betrogen. Betrachtet man die abgefallenen Früchte genauer, ſo wird man an ihnen einen ſchwarzen Punkt bemerken, und wenn man ſie mit einem Meſſer zerſchneidet, noch oft den verſteckten Bewohner darin entdecken. Doch muß man zu dieſem Behufe die Unterſuchung noch an dem Tage vorneh⸗ men, an welchem die Früchte. abgefallen find; denn die Raupe kriecht bald darauf aus der Frucht heraus und begibt ſich in die Erde. In dieſer bereitet ſie ſich von ſeidenarti⸗ gen Faͤdchen ein ziemlich dichtes, mit Erde bekleidetes Tönnchen, verwandelt ſich darin zur Puppe und bringt in dieſer Ges — 84 — ſtalt zehn Monate lang bis zum Mai des folgenden Jahres zu; wo alsdann die zurückkehrende Frühlings warme ſie als vollkommnes Inſekt wieder hervorruft aus der Erde, um das Geſchaͤft der Fortpflanzung von neuem zu beginnen. 0 Zur Verminderung deſſelben und ſeiner 88 uh ſchlaͤgt Dr. Zinken vor, die abgefallenen Früchte, bevor noch die Raͤupchen heraus in die Erde kriechen, im Juni zuſam⸗ men zu kehren und zu vernichten. Es wuͤrde dieſes taͤglich, am Beſten gegen Abend, geſchehen muͤſſen. In Grasgaͤr⸗ ten würde aber ſchon zu Ende Mais das Gras unter den tum ünmen abzumaͤhen ſein. 340 m ind wilder Pflanzen. (Maltens Bibliothek neueſter Weltkunde. Jahrgang 1836. Thl. 6.) 1 Die Verſuche, welche der ſranndſiſche Kunſtgaͤrtner Vil⸗ morin ſeit 1832 mit Zaͤhmung mehrerer wilder Pflanzen angeſtellt, haben Ergebniſſe dargeboten, die nicht unbeachtet zu bleiben verdienen. Am beſten ſind ſie mit wilden Moͤh— ren gelungen. Ihr Same, in maͤßig fetten Boden verſetzt, hat Pflanzen gegeben, die bereits ſehr von den erſten ver— ſchieden waren. Der davon gewonnene Same erzeugte ſchon recht ſchmackhafte Möhren, die nicht mehr weiß, ſon⸗ dern gelblich und violett waren. Andre hatten violette Flecken auf weißem Grunde. Keine zeigte jedoch die dunkel— gelbe Farbe unſerer gewoͤhnlichen Moͤhren. Dem ungeachtet waren ſie zum haͤuslichen Gebrauch vollkommen entſprechend. ui won 7 I: g ö Zu Anfange des Jahres 1834, des Jahres, wo die Auswanderungen in unſerm Vaterlande haͤufiger Statt fanden, als je, entſchloß ſich Herr Otto Friedrich, Beiſtand in der chemiſchen Fabrik ſeines Herrn Vaters, theils um ſich durch eigne Anſchauung von den Erfolgen dieſer Auswanderungen zu unterrichten und, wenn es mit Vortheil geſchehen ne N — 33 — ein Etabliffement zu gründen, theils um feine Wißbegierde zu befriedigen und die Wunder der tropiſchen Natur kennen zus lernen, zur Reiſe nach Amerika. Seine Reife wurde aufs Sorgfaͤltigſte vorbereitet, nicht mit chimaͤriſchen Hoffnungen, nicht ohne Mittel unternommen, und verſprach in jedem Falle, auch wenn ſie als Ueberſiedelungsverſuch die gehegten Wuͤnſche nicht befriedigen ſollte, ein belohnendes Reſultat. Im Juni 1834 ſegelte er auf der Virginia von Bremen nach Balti⸗ more, von da mit einem Dampffchiffe nach Philadelphia und Neu York, den Hudfon hinauf zum Niagarafall und zurück nach Reu York. Im Oktober dieſes Jahres reiſte er zu Lande durch die Staaten Reu York, Pennſylvanien, Dela— ware, Maryland, über Friedrichstown durch Virginien nach Wheeling. Hier ſetzte er uͤber den Ohio, ging nach Zane— ville, Cliligothe, Columbia, ſchiffte auf dem Eriekanal nach Portsmouth, dann den Ohio herab nach Cincinnati, Louis— ville, Paducka, von der Mündung des Tenneſee den Mifjis ſippi hinauf nach St. Louis, beſuchte Illinois und kehrte nach St. Louis zuruͤck. Hierauf ſchiffte er den Miſſiſippi herab nach Neuorleans. Von hier aus ſegelte er durch den Meerbuſen von Mexiko und die Campechebai nach Vera⸗ cruz, und reifte zu Lande auf dem Camino real tiber Santa Fee, Paſſa des ovegas, durch das wuͤſte Land von Jovo Kur die Ruinen von Cameron nach el Mirador. Dort fand Herr Friedrich endlich einen Ruhepunkt — 0 ſich auf dem Gebiete von Chilcuatla am weſtlichen Ab⸗ hange der Cordilleros des los Andes auf dem trachytiſchen Knoten von Anahuoc eine Kaffeeplantage an. Die hier am Fuße des Orizaba und Ciltaltepetl von ihm gemachten Beo= bachtungen und Erfahrungen ſind ungemein intereſſant und ich darf den Leſern a Blaͤtter zu Walebrchten aus Mexiko Hoffnung machen. Oſtern 1836 kehrte Herr Friedrich uͤber die weſtindi⸗ ſchen Inſeln nach Nordamerika und von da nach Europa zuruck. Wenn er hier die beabſichtigten Zwecke erreicht ha⸗ ben wird, gedenkt er, ſich wieder nach Mexiko auf ſein 8 IDRU r tzthum, das er einftweilen Freundeshaͤnden anvertraut hat, zu begeben. Dieſer unternehmende Mann hat denn auch eine ans ſehnliche Sammlung von Naturalien, vornehmlich von Lepi⸗ doptern, über 1000 Stuͤck, und ſicher 1 5 unter 300 Species, unter denen eine große Anzahl neuer Arten, mitgebracht. Schon im Vaterlande trieb er mit Eifer Lepidopterologie und hatte eine ſchoͤne Sammlung zuſammengebracht. Mit aus⸗ gezeichnetem Erfolge hat er daher in Mexiko, wenn auch nur eine kuͤrzere Zeit, geſammelt und eine Menge der ſchaͤtzbar⸗ ſten Beobachtungen gemacht. Das Intereſſanteſte, was er mitbrachte, duͤrften wohl lebende Puppen geweſen ſeyn, aus denen hier prachtvolle mexikaniſche Tagfalter und Spinner ausſchluͤpften. Eine Zucht von letztern konnte ſich, wie vor⸗ auszuſehen, nicht an europaͤiſches Futter gewoͤhnen und ging zu Grunde. Ueber dieſe Schmetterlinge, ſo wie uͤber die mehr gelegentlich geſammelten Kaͤfer, welche Herr Friedrich zum Theil Herrn Magiſter Dehne in Penig, zum Theil mir zu uͤberlaſſen die Güte gehabt hat, kuͤnftig mehr. Für jetzt möchte ich nur die Coleopterologen auf einen neuen intereſſan⸗ ten Passalus aufmerkſam machen. Er weicht von allen von Percheron beſchriebenen Arten durch die Mandibeln ab, welche ſich nicht in mehrere Zaͤhne, ſondern in eine ungetheilte ſtumpfe Spitze endigen. Ich habe ihn deshalb Passalus nodus genannt, und gebe vorlaͤufig eine kurze Diagnoſe: Passalus niger, elypeo tuberculato, mandibulis in- eurvatis, acutis, thoroce subtilissime, vage punctato. — — X. Das Stiftungsfeit des Kunſt⸗ und Gand⸗ werks „Vereins 1857. — Das diesjährige Stiftungsfeſt des Kunſt- und Handwerks⸗ Vereins wurde, da der 4. Februar auf einen Sonnabend fiel, erſt am 7. Februar gefeiert. Ihm wohnten in Folge ergangener Einladung etwa 40 Vereins mitglieder und Gaͤſte bei. Doch konnten wir uns dieß Mal nicht der Ehre er⸗ freuen, Seine Durchlaucht, den Herzog Joſeph, unſern erhabenen Protektor, oder andre Glieder ſeines hohen Fuͤrſten⸗ hauſes in unſerer Mitte zu ſehen, was wir um ſo mehr bedauerten, als dazu das Unwohlſein einiger der Letzteren die betruͤbende Veranlaſſung war. Dagegen erfreuten uns Seine Excellenz der Herr Geheimerath von Braun und meh— rere Mitglieder der kuͤrzlich wieder n Land⸗ ſchaft durch ihre Theilnahme. Zuerſt nahmen die Anweſenden eine von mehreren Freunden des Vereins veranſtaltete kleine Aus ſtellung verſchiedener Kunſt⸗ und Gewerbsgegenſtände in Augenſchein. Darauf wurde die Feſtſitzung in Abweſenheit des erſten Direktors, des Herrn Baurath Geinitz, von dem Herrn Hofrath Brümmer als Vicedirektor durch den nachfolgenden unter XI. abgedruckten Vortrag eröffnet, worauf die Se— eretaire des Vereins und der Kunſt- und Handwerksſchule hier die unter XII. und XIII. folgenden Jahresberichte vorlaſen. Hierauf hielt unſer geſchaͤtztes Mitglied, Herr Dr. Gleitsmann aus Wildenhain, einen recht belehren den und durch zahlreiche Experimente erlaͤuterten Vortrag 5 ; — — über das Platin, nachdem er zuvor die Verſammelten benachrichtigt hatte, wie Herr Hofrath Dr. Doͤbereiner in Jena ihn beauftragt habe, dem Vereine heute ſowohl deſſen neueſtes Werk: „Zur Chemie des Platins, in wiſſen— ſchaftlicher und techniſcher Beziehung“, als einige ſchoͤn pla- tinirte Glasgefaͤße und eine unter XVI. abgedruckte An⸗ weiſung zur Anfertigung von Runkelruͤbenzucker in ſeinem Ramen zu übergeben. Für dieſe ſchoͤne Zuſendung fühlten ſich die Anweſenden dem guͤtigen Geber um ſo mehr zu Danke verpflichtet, als auch Herr Dr. Gleitsmann ſeinen Vortrag nur als einen veranſchaulichenden Aus zug deſſen gelten laſſen wollte, was ſein abweſender Freund in dem obengenannten Werke zur Belehrung 2 Anwendung nieder⸗ gelegt habe. Nachdem der Vorſitzende die Feſſ itzung mit einigen Worten geſchloſſen hatte, nahmen ungefaͤhr 60 Perſonen im Gaſthauſe zum Hirſch ein gemeinſames Mittags mahl ein, das durch feſtliche Geſaͤnge und ſi innreiche Trinkſpruͤche nicht wenig gehoben wurde. Abends war wie gewohnlich Ball, der nur gerade ſo zahlreich beſucht war, wie es die Behaglichtei und der unbeengte Genuß der umveſeden eee wachten. 20 In? XI. Vorgetragen zur Einleitung des Stiftungsfeſtes des Kunſt⸗ und Handwerks-Vereins den 7. Febr. 1837 5 f vom N W Mofrath Brümmer. 189857 80 © ſtehen wir denn wieder an den Marken eines verflofs fenen und wieder eintretenden Jahres „ fur unſern Verein des zwanzigſten! Wenn wir, wie ein jeder rechtliche Hausoater 66 muß, an dieſem Markſtein einer zukuͤnftigen Zeit, einen Ruͤckblick auf den zuletzt durchlaufenen Zeitraum werfen, ſo erblicken wir mit dankerfuͤllten Herzen eine ſchuͤtzende Vorſehung, die unſer Wirken mit Segen begluͤckt, und unſern Verein nun⸗ mehr neunzehn Jahre mit immer gedeihlichem Wachsthum hat fortbeſtehen laſſen, ſo daß er ſich dem kraͤftigen Mannes⸗ alter immer mehr naͤhert; eine Hoffnung, die wir a nei voll zu naͤhren uns berechtigt fühlen. Wie ſchnell find fie uns doch entflohn, dieſe Tage der ngenheit, ſeit unſerm letzten Zuſammenſein an dieſer unſeren Zwecken geweiheten Staͤtte! „ 2 Ungeftört haben unſere Beſtrebungen, fuͤr das Ganze und deſſen nuͤtzliche Zwecke nach Kraͤften zu wirken, Statt gefunden, und mit Beruhigung koͤnnen wir ruͤckwaͤrts ſchauen und uns ſagen, daß wir nicht ſtill geſtanden, ſondern ohne Widerrede dem uns ae Ziele näher . men ſind. 5 ** — Nicht allein wir ſtreben nach dem Ziele einer Verbeſ— ſerung im Kunſt- und Gewerbweſen, ſondern wir ſehen, dem von uns gegebenen Vorbilde zum Theil folgend, auf vielfache Weiſe im In- und Auslande dieſen nuͤtzlichen Zweck in ähnlichen Vereinen thaͤtig verfolgen. Lobenswerth md» gen nur hier die mit regem Eifer das erwaͤhnte Ziel ſich zum Gegenſtand ihrer Beſtrebungen geſetzten Schweſter— Staͤdte unſeres Landes: Schmoͤlln und Ronneburg, genannt werden, wahrend wir die Bemuͤhungen unſerer Vereinsmit— glieder zu Eiſenberg, Roda, Cahla und Lucka, die ſie der Stiftung und dem gedeihlichen Fortbeſtehen von Handwerks- ſchulen widmen, und denen wir, und mit uns jeder Patriot, den beſten Erfolg wünſchen muͤſſen, ebenfalls hier dankbar erwähnen und anerkennen. Wie nuͤtzlich und für das prak— tiſche Leben unentbehrlich inſonderheit dieſe Schuleinrichtungen ſind, wird der nicht leugnen koͤnnen, welcher die Anſpruͤche, die der Geiſt der gegenwaͤrtigen Zeit an Kunſt⸗ und Ge⸗ werbsgenoſſen macht, zu begreifen im Stande iſt. Unaufhaltſam ſchreitet er vorwaͤrts in alen Bien des menſchlichen Willens. Reue Erfindungen, Verbeſſerungen fruͤher ſchon; im Ge⸗ brauch geweſener Arten der Betreibung des Gewerbweſens ſind an der Tagesordnung, und ein Land, eine Stadt thut es in dieſer Hinſicht dem oder der anderen zuvor. Roͤthigt dieſes nicht zur allgemeinen Anſtrengung, das Beſſere und anerkannt zweckmaͤßige Reue, oder nuͤtzlicher geſtaltete Ael⸗ tere, ſich anzueignen, und ſo mit dem Laufe der Dinge Schritt zu halten? Wir brauchen den Blick nicht in eine allzuferne Vorzeit zu wenden, um leicht zu finden, welche Menge neuerer Gegenſtaͤnde, denen das bürgerliche Gewerks⸗ oder geſellſchaftliche Leben Rutzen und Bequemlichkeiten dankt, von dem Forſchungsgeiſte nachdenkender Menſchen theils ganz neu erfunden, e e eingerichtet wor⸗ den ſind. 1 gau ea Welches Intereſſe haben dicht alkin fuͤr das handel⸗ treibende Publikum, ſondern auch fuͤr jeden Gewerbs verkehr die neuen und neueſten Einrichtungen in Bezug auf, die . — Mh — Erleichterung und ſchnellere Foͤrderung des Transports, de— ren ich nur folgende erwaͤhnen will: Chauſſeen und ſchnel— lere und bequemere Geſtaltung des Poſtweſens, zu Lande Waſſercommunicationen durch Canaͤle, und auf dem Waſſer ſelbſt Dampfſchifffahrt, wozu in der neueſten Zeit die mit Dampfwagen befahrnen Eiſenbahnen kommen. Von allen dieſen wußten unſte Vorfahren nichts. Doch wollen wir dieſerhalb uns nicht über fie erheben, denn welche unſchaͤtzbare Entdeckungen, vorzüglich in wiſſen⸗ ſchaftlicher Hinſicht, danken wir ihnen nicht? Haͤtte Eos lumbus die neue Welt, welche ſeit laͤnger als 300 Jahren fo großen Einfluß auf den Stand der Dinge in der bürgers lichen Geſellſchaft in Europa geaͤußert hat, und es noch thut, haͤtte dieſer kuͤhne Schiffer Amerika wohl entdeckt, wenn ihm nicht die tiefften Kenntniſſe in der Aſtronomie, mathes matiſchen Geographie, der Rautik und den Wirkungen der Magnetnadel den Weg dahin durch entfernte und unbekannte Meere gezeigt haͤtte? Danken wir nicht Guttenberg und Fauſt die Erfindung der unſchaͤtzbaren Buchdruckerkunſt, die den unberechenbarſten Einfluß auf Verbreitung des Lichts und der Aufklaͤrung in jedem Fache des menſchlichen Wiſ— ſens gehabt hat? N 5 . Wie vieles nicht minder Wichtige waͤre hier von den Erfindungen und Entdeckungen unſerer Zeit und Tage noch aufzuzaͤhlen, wenn der Elektricitaͤt, des Galvanismus, der Luftſchifffahrt, der arteſiſchen Brunnengraͤberei, der Gas⸗ beleuchtungseinrichtungen, der neuentdeckten Vortheile in der Mechanik und Chemie und dem Maſchinenweſen, beſonders durch die in ſo vielen Branchen der Fabrikinduſtrie nutzbar anwendbaren Dampfmaſchinen, Erwähnung gethan werden wollte, wozu gegenwaͤrtig die Zeit mangelt; wie Großes iſt doch der menſchliche Geiſt zu leiſten im Stande? was hat er bereits geleiſtet, was leiſtet er alltaͤglich unter unſern Augen, und was laͤßt ſich von ihm in der Folgezeit nicht noch erwarten, ſo lange Talent, Kenntniſſe und Beharrlichkeit, verbunden mit einem unerſchüͤtterlichen Willen, ihm beiwohnen und ihn für eine zu verfolgende Idee begeiſtern? _— wi - Es darf daher auch nicht Einer ſich abſchrecken laſſen, dem Beſſeren immer und immer unablaͤſſig nachzuſtreben, denn in Aller Gewalt ſteht es, zu unterſuchen, zu forſchen und vorwärts zu ſchreiten. — Darum ſei es eines Jeden, dem die Vorſehung durch gluͤckliche Anlagen den Beruf auf⸗ erlegt hat, hohe Pflicht zu wirken, die Hand nicht in den Schooß zu legen und bei dem alten Hergebrachten bequem ſtehen zu bleiben, ſondern das Neue oder Verbeſſerte in ſich aufzunehmen, reiflich zu unterſuchen und bei anerkanntem Werth und Zweckmaͤßigkeit, mit Wegwerfung jeden Vor⸗ urtheils, es ſelbſt nicht nur anzuwenden, ſondern es auch auf moͤgliche Weiſe zu verbreiten. — Redlich laſſen Sie, m. v. M. des Vereins! uns dieſes erfüllen. Fällt es auch Manchen ſchwer, ſich von dem Alten, Angewoͤhnten loszu— reißen, ſieht er auch nicht fuͤr den Augenblick das Werk der Verbeſſerung bis zur Vervollkommnung gebracht, mag ihm auch vielleicht Manches nicht gelingen, oder ſpringt ihm der gehoffte pecuniaͤre Vortheil nicht auf der Stelle ins Auge, er laſſe ſich dieſes nicht irre machen, der Lohn beharrlicher Anſtrengung kommt ſeiner Zeit gewiß, und ſollte es ihm auch gehen, wie dem beruͤhmten Boͤttcher in Dres— den, der auf dem Wege der Goldmacherei die treffliche Maſſe des Meißner Porzellains erfand, das ſeit dem Jahre 1709, uͤber ein Jahrhundert, eine Goldgrube fuͤr Sachſen geweſen iſt. f Aber nicht allein für ſich ſelbſt fol der fortſtre— bende Künftler und Gewerke dieſen Weg des Forſchens und Beſtrebens nach Vervollkommnung feiner Werke und Erzeug⸗ niſſe verfolgen, ſondern auch dieſes in fich aufgenommene Beſtreben ſeinen Kindern, ſeinen Lehrlingen und Mitarbei- tern einpflanzen. 7 O wie Mancher wird und muß ſich im Stillen ge— ſtehen, daß es hoͤchſt bedauerlich ſei, in ſeiner Jugend nicht die Gelegenheit gehabt oder ſie verſaͤumt zu haben, das, was die gegenwaͤrtige Zeit von ihm fordert, zu erlernen und es ſich zu eigen zu machen, da es ihm an Führung einer tüchtigen Feder, an ausreichender Kenntniß in der ni Rechnenkunſt, im Zeichnen, in den Huͤlfswiſſenſchaften der Geographie und Geſchichte des Landes, ſo wie an der Ge— ſchicklichkeit, einen deutlichen Aufſatz zu fertigen, fehlt, was in gegenwaͤrtiger Zeit bei jedem zeitgemaͤß gebildeten Hand— werksmann und Kuͤnſtler unbedingt erfordert wird. Daher verdienen wohl mit Recht die in neueſter Zeit in unſerm theuern Vaterlande entſtandenen Lehranſtalten fuͤr junge Künftler und Handwerker eine beſondere Beruͤckſichti— gung. und alle mogliche Aufmunterung, und nichts kann dringender empfohlen werden, als die Benutzung und der fleißigſte Beſuch dieſer durch das uneigennuͤtzige Bemühen der Lehrer 98655 achtbaren Anſtalten. Ich fuͤrchte nicht, daß Einer unter Ihnen dieſe ſi ich darbietenden Gelegenheiten zur Bildung der Jugend verkennen oder wohl gar ſeinen Untergebenen den Beſuch und die Benutzung derſelben vers leiden oder erſchweren und jenen hier und da wohl noch gehoͤrt werdenden Ausruf beſchraͤnkter, einſeitiger Meiſter: „Hat mein Vater und ich beſtanden, ſo braucht mein Sohn oder Lehrling auch nicht mehr zu lernen“, nachahmen werde. Dieſe Saat, fällt fie in "etptebipes Land, kann und wird fuͤr die Zukunft und auf künftige e . hinaus die herrlichſten und erſprießlichſten Früchte für Stadt und Land tragen, und fie. wird es ſicher unter Gottes Schutz und Segen. Ich breche ab, um meinen e zu überfaffen, flicstpemäfe nähere Auskunft über unſer Streben und Wir⸗ ken in den Vereinsſitzungen, ſo wie in der Kunſt- und Handwerksſchule, waͤhrend des verfloſſenen Jahres mitzuthei⸗ len; empfehle hiernaͤchſt noch die von mir geſprochenen flüchtigen Worte allen verehrten Goͤnnern und Mitgliedern unſers Vereins zur Prüfung und Beherzigung angelegentlich. Und ſo moͤge das neue zwanzigſte Jahr mit Luſt und er⸗ neueter Kraft zu Foͤrderung alles Guten, unter Gottes Se— gen und unter unſers erhabenen landes vaͤterlichen Protectors Schutz, um deſſen huldvolle Fortſetzung wir, gegenwärtig _— 08 — ehrfurchtsvoll bitten, begonnen werden, und für uns und unſre Nachkommen die cep AR pp — tragen. Nr iir Hr Jahresbericht über das neunzehnte Jahr des Kunſt⸗ und Handwerks⸗ Vereins W är il wi a BA den 7. Februar 1837 m Dina Eduard Lunge. 24 Mich der Freude, Gutes zu thun, gibt es wohl kaum noch eine ſchoͤnere und reinere als die, Gutes zu ſehen und aus freier Ueberzeugung anzuerkennen. Dieſe Freude, hochzuverehrende Anweſende, erwaͤchſt mir jetzt aus der Pflicht, uͤber das Leben und Wirken un— ſeres Kunſt- und Handwerks Vereines Bericht zu erſtatten; und vielleicht gelingt es mir, durch treue und ungeſchminkte Darſtellung deſſen, was waͤhrend des letzten Vereinsjahres in demſelben erſtrebt und geleiſtet wurde, auch in Ihnen aͤhnliche Empfindungen zu erwecken. Ein neues, reges Leben beginnt unſern Verein zu durchſtromen und zeigt, daß wie in einem Urwalde die ein— zelnen Baͤume zwar altern und dahinſinken, der Wald ſelbſt aber dennoch in ungeſchwaͤchter Kraft fortlebt, eben ſo auch ein geſelliger Verein von Menſchen als ſelbſtſtaͤndiges Gans zes in ſtets erneuter, nie erfchöpfter Jugendkraft grünen und blühen koͤnne, wenn gleich die einzelnen Theilnehmer deſſel— ben dem Looſe der Vergaͤnglichkeit nicht entzogen werden können. r de nen eee nn. So hat auch unſer Verein im Laufe feines eben be— ſchloſſenen neunzehnten Lebensjahres zweiundzwanzig feis ner bisherigen Mitglieder *) theils durch freiwillig erflärs ten Austritt, theils durch den Tod verloren. Unter den Verſtorbenen nennen wir mit beſonders dankbarer Ans erkennung zunaͤchſt den geſchickten Bildner und Modelleur Sprenger, der auch in unſerer Kunſt- und Handwerks- ſchule ſich bis zu feinem Tode viele Jahre hindurch als Lehe rer im Zeichnen und Modelliren verdient gemacht hat; dann den beſcheidenen und ſtill thaͤtigen Leinwebermeiſter Kratz ch, der, wie Sprenger, wohl nie eine unſerer Kunſt- und Ges werbeausſtellungen voruͤbergehen ließ, ohne ſie durch ein Erzeugniß ſeines Fleißes und ſeiner Geſchicklichkeit zu unters ſtuͤtzen, und endlich den auch in groͤßern Kreiſen mit Ach— tung genannten Probſt Dr. Stieglitz in Leipzig, deſſen Bemühungen um deutſche Sprach-, Bau- und Alterthums— kunde auch fuͤr unſere Bibliothek nicht ohne bleibende Früchte geblieben ſind. Was Haben auch dieſe Verluſte unſere Reihen etwas gelich— tet, fo find uns doch Muth und Vertrauen nicht entſchwun⸗ den, zumal da ſich im Laufe eben dieſes Jahres vierzehn neue Mitglieder **) unſerem Vereine angeſchloſſen und — ) Ihre Namen find: 1. Bayer, Amtszimmermeiſter in Ronneburg; 2. Bechſtein, Confiftorial = Speretair hier; 3. Blumenau, Weinhaͤndler bier, 4. Doͤbernitz, Gaſthofbeſitzer hier T; 5. Doll, Hauptmann hier; 6. Kircheiſen, Amtsactuar hier; 7. Kratzſch, Leinwebermeiſter hier 1; 8. Lux, Maurermeiſter in Ronneburg; 9. Muͤller, Juſtizrath hier; 10. Neefe, Polizeiexpedient hier; 11. Pietſch, Commerzienrath hier 1; 12. Ranniger, Kaufmann und Handſchuhfabrikant hier; 13. Schmidt, Guͤrr⸗ ler in Eiſenberg; 14. Schuhmann, Maler in Ronneburg; 15. Schuſter, Rath hier; 16. Sprenger, Bildner und Zeichenlehrer hier +5 17. Streit, Hofadvokat in Ronneburg; 18 Tiſchlermeiſter Ulbricht hier +; 19. Vo⸗ gel, Stadtgerichtsdirektor hier; 20. v. Wangenheim, Kammerherr und Forſtmeiſter in Hummelsbain; 21. Stieglitz, Dr., Probſt in Leipzig 1; 22. Doͤll, Hofgaͤrtner in Eifenberg. * 7 ) Ihre Namen finds, 1. Dr. Back, Stadtſchreiber in Eiſenberg; 2. Bilger, Inſtrumentenmacher hier; 3. Boͤhme, Hofſchloſſer hier; 4. Erler, Steinſetzermeiſter hier; 5. Hager, Advokat hier; 6, Huth, Kamm⸗ N = m — denfelben zum großen Theile ſchon durch die regſte Theils nahme erfreut und gefördert haben. Rechnen wir hierzu noch, wie auch nicht wenige von den aͤltern Mitgliedern in dieſem Jahre ihre Thaͤtigkeit verdoppelt und ihre neuerwachte Liebe fuͤr unſere Zwecke durch haͤufigeren Beſuch der Ver— ſammlungen und durch die bereitwilligſte Uebernahme von Muͤhen und Arbeiten für die gemeinſamen Zwecke bethaͤtigt haben; gewiß! dann duͤrfen wir nicht zweifeln, daß das eben beſchloſſene Jahr im Ganzen ein gutes war, und uns eben ſo ſehr zur Freude und Dankbarkeit wie fur Hoffnung fuͤr die Zukunft auffordert. Und wie überall auf Erden jede geifliges eynge auch äußerlich ſich ankuͤndigt und geltend macht, ſo haben ſich in Folge des neuerwachten guten Geiſtes in dieſem Jahre nicht allein unſere Hauptverſammlungen bis auf vier⸗ zehn vermehrt, ſondern es iſt auch die Durchſchnitts— zahl der Theilnehmer an jeder derſelben von zehn bis auf zwanzig geſtiegen, ſo wie auch die der Lecture und freien Unterhaltung gewidmeten Wochen verſammlungen nicht allein, wie bisher, im Winterhalbjahre, ſondern ohne Unterbrechung im ganzen Jahre tegelmäßiger als jemals beſucht waren. AUnſere Verbindungen mit verwandten Geſelſchaf⸗ ten dauerten fort, und wir wurden von mehrern Seiten durch dankenswerthe Zuſen dungen erfreut. Mit Aus zeichnung nennen wir unter dieſen die fünf - erſten Lieferungen der Verhandlungen des Ver- eins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen vom vorigen Jahre, die Hefte 30 — 34 von den Schriften der oͤkonomiſchen Geſellſchaft in Sach ſen, den ſechsten Jahresbericht des Bres— 1 hier; 7. Lange, Candidat der Theologie hier; 8. Loth, Schneider⸗ meiſter hier; 9. Steinbach, Leinwebermeiſter hier; 10 Kaufmann, Aku⸗ ſtiker in Dresden; 11. Dr. Lindner, Profeſſor in Leipzig; 12. Lurgenftein; Kammfabrikant i in Lei zig; 13. Preusker, Rentamtmann in Großenhain ' 14. Rottig, Guͤrtler i eipzig. lauer Gewerbvereines, von einem Ausſtellungsver⸗ zeichniß und einem Liederbuche begleitet, die gedruckten Mit— theilungen und Berichte uber die vielumfaſ⸗ ſende Thaͤtigkeit der Frankfurter Geſellſchaft zur Beförderung nützlicher Künſte und deren Hilfswiſſenſchaften und das dritte Heft vom zweiten Bande der Weſtphaͤliſchen Provinzial⸗ blätter, deſſen Zuſendung wir der Mindener Geſell⸗ ſchaft zur Beförderung vater laͤndiſcher Cultur verdanken. Außerdem gab uns der Gewerb verein in Weimar durch Ueberſendung ſeiner Statuten und mehrerer Blaͤtter mit Zeichnungen, die verſchiedene neue techniſche Erfindungen und Verbeſſerungen darſtellen, einen wiederholten Beweis ſeiner ruͤhmlichen Thaͤtigkeit, und der mit reger Jugendkraft auftretende Gewerbverein in Saalfeld ließ uns nur noch vor wenigen Wochen ſeinen erſten ge— druckten Jahresbericht und einige Vorſchlaͤge zur Gruͤndung eines thuͤringiſchen Geſammtgewerbvereines und eines gewerb⸗ lichen Centralblattes zukommen, welche von unſerer Seite gewiß recht bald reifliche Erwaͤgung finden werden. Rur andeutend darf ich hierbei noch des brieflichen Verkehrs erwaͤhnen, zu welchem uns die freundlichen Nachbar⸗ verhaͤltniſſe mit dem Kunſt- und Gewerbvereine und der polytechniſchen Geſellſchaft in Leipzig und mit den verſchwiſterten Gewerbvereinen in Ronne⸗ burg und Schmoͤlln Veranlaſſung gaben. Denn trotz ſeiner actenmaͤßigen Beglaubigung tritt dieſer Briefwechſel doch gegen den lebendigeren perfönlichen Verkehr und gegen die gaſtliche Aufnahme, welche mehrere Mitglieder unſeres Vereines bei den Verſammlungen und Feſten der genannten Geſellſchaften fanden und in unſern Sitzungen dankend und ruͤhmend anerkannten, von ſelbſt beſcheiden in den Hinter⸗ grund. 39030 Auch verdienen die ehrenden Beweiſe fortgeſetzter Theil⸗ nahme von Seiten einiger unſerer auswaͤrtigen Mitglieder um ſo mehr unſere dankbare Anerkennung, je ſeltener wir dermalen überhaupt ſolche Beweiſe empfangen. So erhiel⸗ N * 66 — ten wir im Laufe des verfloſſenen Jahres von dem Herrn Regierungs⸗ und Schulrath von Turk in. Potsdam eine ge⸗ druckte Anleitung sum Pflanzen und zur Pflege der Maul⸗ beerbäume, von dem deren Baurath Dr. Vorherr in Mün⸗ chen einige gedruckte Berichte über das erfreuliche Gedeihen der auf Förderung ununterbrochener Atbeitſamkeit vorzugs⸗ weiſe berechneten Münchener Baugewerksſchule und‘ über die Fortſchritte der Landesverſchönerung und des Sonnenbaues in Bayern, „und unſer Ehrenmitglied, Herr Rentamtmann Preusker in Großenhain, erfreute uns durch Zuſendung ſei⸗ ner beiden neueſten Werke, naͤmlich der „Foͤrderungs⸗ mittel der Volkswohl fahrt“ und des „Herdero⸗ lithen.“ Endlich verdanken wir noch der Guͤte eines un⸗ ſerer hieſigen Mitglieder den Beſitz der vielbeſprochenen Schrift des Dr. Bley: über die. „Zuckerbereitung aus Rune kelrüben in ihrer Beziehung zur deutſchen Landwirthſchaft“, welche, wie die uͤbrigen genannten | Schriften, unter den Mitgliedern in Umlauf geſetzt und ge— wiß von vielen mit Aufmerkſamkeit geleſen worden iſt. Was nun die Veränderungen im Innern un⸗ feres Vereins ſelbſt anlangt, ſo hat, um zuerſt die im Beamtenperſonale zu erwaͤhnen, Herr Kammerſecretair Hempel. mit dem Anfange des eben beendigten Vereinsjahres, wie ſchon früher angekündigt worden iſt, das Amt eines Caſſirers aus den Händen des Baucontroleurs Winkler uͤber— nommen und bisher mit anerkannter Ordnungsliebe verwal⸗ tet; und an die Stelle des Herrn Siegellacksfabrikanten Barth, deſſen große Verdlenſte für erhoͤhte gemeinnuͤtzige Wirkſamkeit unſeres Vereines und für Belebung ſeiner Ver⸗ ſammlungen alle moͤgliche Anerkennung verdienen, iſt am Schluſſe des Vereinsjahres Herr Kupferſchmiedemeiſter Wag⸗ ner ſtatutenmaͤßig zum zweiten Vereins vorſteher ernannt worden. Auch die innere Einrichtung des Vereins blieb nicht ohne weſentliche Verbeſſerungen „indem der Verein durch die von Herrn Barth zuerſt in Vorſchlag gebtachte Errichtung von einzelnen Sektionen, für die verſchie⸗ — — 0 denen Gewerbszweige ein neues nützliches Organ zur Pruͤfung und Begutachtung von eingereichten gewerblichen Gegenftänden oder WVorſchlägen und zur Vorbeteitung 5 maͤßiger Vereinsbeſchlüſſe gewonnen bat. 510 Nach dem von einigen damit beauftragten Mitgliedern ausgearbeiteten und ſpaͤter vom Vereine angenommenen Ent⸗ wurfe beſitzen wir dermalen fünf ſolche Sectionen, nämlich ; 4. eine für Urproduktion und dhl Gewerbe, deren Vorſteher Herr Steverrath Wagner iſt; 2. eine fuͤr Bauweſen mit Herrn Stadiſyndikus Schnuphaſe als Vor⸗ ſteher; 3. eine fur Kunſt, welche ke Leitung des Herrn Oberzollinſpectors Meißner ſteht; 4. eine für Fabrikation oder für alle diejenigen Gewerbe, welche vorzüglich in Feuer arbeiten, deren Verhandlungen Herr Hofoptikus Liebing zu leiten hat, und 5. eine Section fuͤr Manufakte, mit Herrn Oberſteuerbuchhalter Meier an ihrer Spitze. 1% Diͤe große Zweckmaͤßigkeit dieſer neuen Einrichtung hat ſich beſonders bei Gelegenheit der letzten, am 27. Auguſt — als dem Geburtstage unſers burchlauchtigſten Protectors — eröffneten und am 11. September geſchloſſenen Kunſt⸗ und Gewerbeausſtellung bewaͤhrt, indem ſich die Mitglieder dieſer fuͤnf Sectionen mit bereitwilligem Eifer und großer umſicht der Prüfung und gutachtlichen Beurthei⸗ lung der einzelnen, ihnen zugewieſenen Ausſtellungsgegenſtaͤnde unterzogen und die Ergebniſſe ihrer Eroͤrterungen ſpaͤter dem Vereins directorium zur Zuſammenfaſſung, und durch dieſes dann dem geſammten Vereine vorlegten, welcher nun, auf den Grund dieſer reiflich erwogenen Gutachten mit groͤßerer Sicherheit und Leichtigkeit über die zuzuerkennenden Aus zeich⸗ nungen der mancherlei ee neee * konnte: iminnas Pin Nur ungern verſage ich 68 mir, ebesſo wohl im: Br si ichtigung der mir geſteckten Grenzen, als betroffen von der unverkennbaren Schwierigkeit der Auswahl, Einiges aus dieſen trefflichen Sections gutachten mitzutheilen, deren ganzer Werth freilich auch nur den Gegenftänden der Bes sang ſelbſt gegenüber vollkommen einleuchten würde. — 12 Die Ausſtellung ſelbſt erfuͤllte zwar nicht alle un⸗ Ser Wuͤnſche und Hoffnungen; allein der innere Gehalt, wenn auch nicht die Zahl der ausgeſtellten Gegenſtaͤnde, ſchien doch die ihr zunaͤchſt vorhergehenden Ausſtellungen ede nie er SARAH zum Beſſern zu be⸗ zeichnen. 55 Denn meines Wiſens hatte keine unſerer fruͤhern Aus⸗ ſtellungen inlaͤndiſche Seidengewebe enthalten, waͤhrend dieſe von Herrn J. Fr. Fuchs in Eiſenberg nebſt mehreren Pro⸗ ben ein Stück Gros de Raples aufzuweiſen hatte, welches von der Section für Manufakte als gut und preis würdig anerkannt wurde. Und obgleich die Gebrüder Geyer in Ei⸗ ſenberg ſchon ſeit mehreren Jahren ſaͤmiſch- und lohgahre Inſtrumentleder fertigen und ſelbſt in groͤßern Quantitaͤten abſetzen und verſenden, ſo war dieſes doch die erſte unſerer Ausſtellungen, welche uns durch den Augenſchein ſelbſt von det Vorzuͤglichkeit dieſes inlaͤndiſchen Erzeugniſſes überzeugte, Desgleichen enthielt fie in einem Barokrahmen vom Ver⸗ golder Herrmann Brauer hier die erſte wahrhaft gelungene inlaͤndiſche Arbeit dieſer Art, zu deren Hervorbringung uns ſer Verein ſelbſt INA: vor 7 Jaßkin aufgefordert 1 NN. Wollten wir nun ae lbb wie viele der un⸗ ten. 168 Nummern im Ausſtellungsverzeichniſſe aufgefuͤhrten Gegenſtaͤnde wir, zwar nicht als die erſten, wohl aber als vorzüglich gelungene Erzeugniſſe ihrer Art, ruͤhmen und aus⸗ zeichnen konnten, und wie viel Freude uns einige kunſtvolle Inſtrumente unſeres geſchickten Mechanikus Kalkoff oder die anſprechenden Gemaͤlde unſerer beiden hoffnungsreichen jungen Kuͤnſtler Kießling und Vogel bereiteten, anderer treff⸗ licher Leiſtungen nicht zu gedenken, ſo wuͤrden wir noch lange kein Ende finden, um wenigſtens die Namen derer zuſammenzuſtellen, welchen in Folge der Ausſtellung oͤffentliche Aus zeichnungen vom Vereine zuer⸗ kannt wurden. Dieſe Auszeichnungen beſtanden in ſilber⸗ nen und bronzenen Verdienſtmedaillen und in zwölf verfchies denen Geldpreiſen, die zuſammen 150 Thaler in Golde be⸗ u = trugen. Die Silberne Verdienſtmedaille wurde Herrn J. Fr. Fuchs in Eiſenberg, Herrn Kammfabrikant Lurgenſtein in Leipzig und den Herren Gebruͤder Geyer in enberg zuerkannt. Die bronzene Verdienſtmedaille er der Kammmacher Karl Huth hier und der Brauer Hagen in Eiſenberg. Die zwoͤlf oͤffentlich ausge— ſetzten Metenterſe aber By ee cg. ver⸗ theilt: ' 191765 H ILS, Den erſten preis (ſechs gouisdior) erhielt der Maler Franz Kießling aus Altenburg, den zweiten (funf Louis⸗ d'or) der Vergolder Herrmann Brauer hier, den dritten (vier Louisd'or) der Maler Louis Vogel hier, den vierten (drei Louisd'or) der Tiſchlermeiſter Doͤll in Eiſenberg, den fünften (ebenfalls drei Louisd'or) die Frau Schullehrerin Gaͤnß in Eiſenberg, den ſechſten (zwei Louisd'or) der Me⸗ chanikus Kalkoff hier, den ſiebenten Preis (ebenfalls zwei Louisd'or), der Glaſermeiſter Petzold in Ronneburg und die fuͤnf letzten Preiſe (jeder einen Louisd'or) der Hofoptikus Liebing hier, der Zeugſchmied Thieme in Eiſenberg, der Schullehrer Hofmann in Zoͤllnitz, der Buͤrſtenmacher Kunze hier und der Architektur-Befliſſene Schmidt aus Altenburg. Ueber alle dieſe Auszeichnungen ward von Seiten des Vereins eine öffentliche, Bekanntmachung erlaſſen, aus wel⸗ cher ich mir, beſonders im Betreff det Geldpraͤmien, noch folgende Stelle zu wiederholen erlaube ak Allerdings ſind dieſe Geldpreiſe, namentlich die letz⸗ ten, nur gering und fuͤr den, welcher ſie nur nach ihrem Metallwerthe ſchaͤtzen wollte, kaum der Beachtung werth. Allein eine ſolche Anſicht iſt auch ohne Sweifel einſeitig und befangen. Denn nicht der Geldwerth, ſondern die oͤffentlich anerkannte Preiswuͤrdigkeit der durch dieſe Praͤmien ausge⸗ zeichneten Gegenſtaͤnde iſt die Hauptſache, ſo wie ja auch bei den Verdienſtmedaillen nicht der Werth ihres Metalles und Gepraͤges, ſondern die mit demſelben verbundene oͤffent⸗ 1 Auszeichnung das Weſentliche iſt und ſein ſoll. Und nachdem nun noch in dieſer Bekanntmachung ‚meh: rere andere gelungene Arbeiten und ihre Verfertiger na⸗ w Gi mentlich aufgefuͤhrt fi m ſchließt dieſelbe aut feed Worten: „Uebrigens ſi nd wir von dem Wahne der untrüglichkeit in unſern Urtheilen und Beſchlüſſen weit entfernt, ob wir gleich, was den Willen, nach beſtem Wiſſen und Gewiſſen zu entſcheiden, anlangt, mit gerechtem Selbſtvertrauen vor das Publikum treten. Sollten wir alſo dennoch einem ges ſchickten Manne nicht diejenige Anerkennung zuertheilt haben, die er, frei von eitler Selbſtüberſchaͤtzung, verdient zu ha— ben glaubt, ſo moͤge er ſich dadurch nicht irren laſſen, ſon⸗ dern mit uns fortfahren zu wirken und zu ſchaffen und das gute gemeinſame Werk unſerer oͤffentlichen Ausſtellungen zu foͤrdern und zu unterſtützen. Dann wird ihm zuletzt die gerechte Beachtung ſeines Strebens und ſeiner Leiſtungen gewiß nicht entgehen, ſo wie auch wir in unſerm Wollen und Wirken bei unſern Mitbuͤrgern noch allgemeinere ha kennung und Unterftügung zu finden hoffen.“ Laſſen Sie uns feſthalten an dieſer Hoffnung und aus⸗ dauern in unſern Beſtrebungen für den heimiſchen Gewerb⸗ fleiß, ſollten dieſe auch nicht uͤberall durch ſchnelle Erfolge gekroͤnt werden! Der Obſtbaum laßt den Pflanzer oft viele Jahre auf die gewuͤnſchten Früchte warten; aber je länger dieſe. ausbleiben, deſto Fräftiger wird in der Regel der Stamm und deſto reicher ſeine ſpaͤteren Ernten. Darum verlieren wir den Muth nicht, wenn die von uns oͤffentlich ausge⸗ ſetzten Preiſe, wenn die unſerer Cafe zur Laſt fallenden, dieß Mal durch die freiwilligen Eintrittsgelder der Be⸗ ſuchenden nicht gedeckten Ausſtellungskoſten und wenn die vielfachen Bemühungen unſerer Mitglieder ng ſagleich von ſichtbaren Erfolgen begleitet erſcheinen. g Ä Auch hielt ſich Mancher unter uns: für alle Bembhun⸗ gen, ſchon hinlaͤnglich entſchadigt, wenn er berechnen konnte, daß durch die Praͤmien und die Verkaͤufe unmittelbar bei der Ausſtellung und ſpaͤter zum Behuf der Verlooſung von neunzig ausgewaͤhlten Gegenſtaͤnden gegen 400 Thaler in die Hände derjenigen unſerer Mitbürger übergegangen: was ren, welche unſere Ausſtellung und ſomit auch die Feier des 27. Auguſt durch gemachte Einſendungen gefoͤrdert hatten. Wie nach außen hin, ſo war der Verein nicht minder thätig. in feinen Verſammlungen. Denn ungeachtet ihrer vermehrten Zahl reichten dieſe doch kaum hin, die Fulle der Gegenftände zu berathen und zu beſprechen, welche der erneuerte Eifer der Mitglieder in Anregung brachte. Außer der Beſorgung der laufenden Geſchaͤfte und der Bericht— erftattung über den ſchon erwähnten Verkehr mit auswaͤrti⸗ gen Perſonen und Geſellſchaften wurden in den vierzehn Hauptverſammlungen des Vereines mancherlei muͤndliche und ſchriftliche Vorträge gehalten, deren Hauptergebniſſe fi in den Protokollen und Acten des Vereines niedergelegt finden. So trat Herr Barth gleich im Anfange des vorigen Jahres mit einigen Vorſchlaͤgen, unſerm Vereine eine durch⸗ greifendere und nuͤtzlichere Wirkſamkeit zu verſchaffen, hervor, welche unverkennbar einen wohlthaͤtigen Einfluß hatten. Auch ließ derſelbe keine Meſſe in Leipzig voruͤbergehen, ohne uns nach feiner Rückkehr durch eine Aehrenleſe aus den Verhand— lungen der uns verwandten dortigen Vereine zu erfreuen und zu fortgeſetzter und erhoͤhter Thaͤtigkeit zu ermuntern. Dann ſprach ſich Herr Zeichenlehrer Moß dorf, zur Begutachtung eines uns durch den Herrn Rath Klein übers gebenen Entwurfs uͤber Anlegung eines Waarenmagazines in Hildburghauſen aufgefordert, uͤber Zweck und Plan dieſer Anſtalt zwar beifaͤllig aus, verhehlte jedoch nicht, daß ihm in Bezug auf die kleine Bewohnerzahl und die geringe Leb haftigkeit des Verkehrs in Hildburghauſen mancher Zweifel für die andauernde Fortführung dieſes Unternehmens aufge⸗ ſtiegen ſei. Ferner war fuͤr die Errichtung der ſchon erwaͤhn⸗ ten fünf Sectionen unſeres Vereines, außer Herrn Barth, beſonders Herr Knammerſecretair Hempel wiederholt thätig, indem er, unterftügt vom Herrn Regierungsſecretair Kanold, die Antraͤge des Erſteren begutachtete und dann einen ausführlichen Statutenentwurf anfertigte und vortrug, auf welchen dann die weitere Einrichtung der Sectionen be⸗ gründet wurde. In das Gewerbsweſen ſelbſt unmittelbar 6 “ ME: einſchlagend war ein Vortrag des Herrn Handſchuhfabrikanten Brengel uͤber Bereitung der zur Handſchuhfabrication nda thigen Felle, fo wie eine Mittheilung des Herrn Bauver— walters Jecke uͤber einige, dem Vereine dabei zur Anſicht vorliegende thoͤnerne Waſſerleitungsroͤhren, welche Herzogliche hohe Kammer zur Probe vom Fabrikanten Glaſer in Karls⸗ bad hatte verſchreiben laſſen. Man fand dieſelben dem aͤußern Anſehen auch, beſonders im Verhaͤltniß zu ihrem Preiſe am Erzeugungsorte ſelbſt, vorzüglich, und ſieht mit Theilnahme den Ergebniſſen der praktiſchen Pruͤfung ihrer Haltbarkeit und Dauer entgegen. Auch bemerkte man mit vielem Vergnuͤgen, wie ſpaͤter die beiden hieſigen Toͤpfer— meiſter, Winter und Heidner, aͤhnliche Roͤhren zu brennen verſucht hatten, die zwar, aus Mangel einer Preßmaſchine minder dicht erſchienen; dennoch aber bewieſen, daß unſerm Lande weder das Material noch die Ruͤhrigkeit und Geſchick— lichkeit der Techniker abgeht, auch in dieſer Beziehung ſich kundgebende Beduͤrfniſſe zu befriedigen. l Ein Vortrag des Berichterſtatters über das Roͤſten des Flachſes iſt ſeitdem ſchon gedruckt ?) in die Hände unſerer Vereinsmitglieder gelangt, von denen viela leicht einige die Gelegenheit, die darin aufgeſtellten Saͤtze und Erfahrungen zu pruͤfen, fuͤr unſere kuͤnftige Belehrung nicht unbenutzt laſſen werden. Eine im Münchener Kunſt⸗ und Gewerbeblatt enthaltene Vorſchrift, hanfene Spritzen ſchlaͤuche durch Kautſchuckaufloͤſung waſſerdicht zu mar chen, wurde erſt in der letzten Verſammlung zur Pruͤfung und Berichterſtattung an die Section fuͤr Manufakte abge— geben, und ein weitlaͤuftig motivirter Vorſchlag des Referenten, eine Wanderpraͤmie fuͤr ausgezeichnete Schuͤler unſerer Kunſt⸗ und Handwerksſchule zu gründen, wurde ſpaͤter vom Herrn Rath Klein ausführlich begutachtet und darauf mit einigen Modificationen angenommen. Sehr anſprechend fand man einen vom Herrn Profeſſor Doͤll aus dem ) Heft I. S. 13 gegenwaͤrtiger Mittheilungen. Kunſtblatt entlehnten Vortrag über das Weſen der Kunſt und die Beſtimmung der Kuͤnſtler, indem derſelbe die hoͤhere Bedeutung beider in einer edeln und doch leicht verſtaͤnd— lichen Sprache hervorhob. Was ich endlich noch ſelbſt uͤber den Haushalt der Natur zur Anregung und Unterhals tung der Anweſenden vorgetragen habe, befindet ſich eben— falls ſchon gedruckt“) in den Händen der verehrten Mitglie- der, die ich jetzt nur noch erſuche, an dieſe beſcheidene Gabe ja keinen hoͤhern Maßſtab anlegen zu wollen. Schon habe ich zum zweiten Male Veranlaſſung gehabt, Rauf unſere neu begründete Vierteljahrſchrift hin— zudeuten, der wir den Namen von Mittheilungen aus dem Oſterlande beigelegt haben. Keine Wiederholung über ihre Entſtehung und Beſtimmung, nur den aufrichtigen Wunſch für ihre Zukunft, daß fie für die zu ihrer Heraus gabe verbundenen drei hieſigen, fol ich ſagen, wiſſenſchaft— lichen oder gemeinnuͤtzigen, Geſellſchaften ein Band der Liebe und Eintracht und fuͤr jede einzelne ein Foͤrderungsmittel veredelnder Thaͤtigkeit werden möge ! Dann ſind die Opfer, welche ſaͤmmtliche drei Geſell⸗ ſchaften und ganz vorzüglich auch unſer Verein dieſem Unter⸗ nehmen bringen, gewiß nicht zu groß, und Zeit und Muͤhe von Seiten der gemeinſchaftlichen Redactionscommiſſion nicht nutzlos verſchwendet. Wo gediehe überhaupt etwas Gemein⸗ ſames ohne Opfer und wo beſtaͤnde ein menſchlicher Verein, der ihrer nicht bedurfte! Und bringen wir dem unſrigen überhaupt nicht Alle ſolche Opfer, moͤgen ſie auch in ihrer Beſchaffenheit noch ſo verſchieden ſein! Darin wenigſtens ſind ſie einander alle gleich, daß ſie demſelben Zwecke mit derſelben Liebe und Bereitwilligkeit dargebracht werden. Mag daher auch die Zahl unſerer Mitglieder und der Jahresuͤberſchuß der Einnahmen über die Ausgaben, ja moͤ⸗ gen ſelbſt die baaren Caſſenbeſtaͤnde eine Zeit lang abneh⸗ men, dennoch bleiben wir ſtark und reich, ſo lange der ) Heft 1. S. 7 der Mittheilungen. 6 * a gute Geift der Thaͤtigkeit, Ordnung und Gemeinnüßigkelt unter uns waltet. Wenn aber dieſer entfloͤhe, wenn die gemeinſamen Angelegenheiten, ſtatt mit Liebe gepflegt, nur wie ein laͤſtiges Geſchaͤft abgemacht und beſeitigt würden, dann wären wir arm und ſchwach, felbft wenn auch unfere Caſſen reichlich gefuͤllt und unſere Mitgliederverzeichniſſe mit den achtbarſten Namen geſchmuͤckt wären, Denn nur der Geiſt iſt es, der lebendig machet. XIII. Jahres bericht des Vorſtandes der Kunſt⸗ und Gewerbsſchule hier in Altenburg am 15. Stiftungsfeſte derſelben den A, Februar 1857. Vorgetragen von dem Secretaire nn G. V. d Sie begehen mit uns, hoͤchſt- und hochzuverehrende hier Verſammlete, nach zwoͤlf vollendeten Jahren das drei— zehnte Wiegenfeſt unſerer Kunſt- und Gewerbs-Vereins⸗ Schule. Im bürgerlich = chriftlichen Leben ein nicht unwich—⸗ tiges Jahr für die Jugend, welches nun fchon einen bedeus tenden Abſchnitt in der Bildung und Stellung 98 jungen Menſchen bezeichnet. Es ſei mir, dem Berichterſtatter, eben deshalb vergoͤnnt, einige vergleichende Blicke ruͤckwaͤrts auf die Schule zu thun, auf das, was ſie in den fruͤhern Jahren war, und was 3 ſie gegenwaͤrtig iſt, Hoffnung gebend zu noch erfreulicherem Auf⸗ und Fortbluͤhen. Ihre erſte Kindheit uͤbergehend, laſſen Sie uns nur auf ſechs Jahre zurückſehen! Damals, am ſiebenten Stif⸗ tungs feſte, den 4. Februar 1831, zaͤhlte ſie nicht mehr als Br im verfloſſenen Schuljahre und fo eben jetzt 60 Schuͤ⸗ er. Von dieſen gehören 25 der erſten (oberſten) Claſſe, 21 der zweiten — und nun noch 14 einer dritten (unterſten) an. Dieſe dritte, neu eingerichtete Claſſe iſt eine uns, den Lehrern und Pflegern der Schule, nicht unwichtige Veraͤnderung, ein Vorſchritt im verfloßnen Jahre. In der bemerkten fruͤhern Zeit befanden ſich ſaͤmmtliche jene 23 Schüler zuſammen in nur einer einzigen Claſſe ſechs Stunden woͤchentlich, in dreien naͤmlich Sonntags tech— niſchen, und in eben fo vielen Montagsabendſtunden wiſſen⸗ ſchaftlichen Unterrichts theilhaftig werdend. Der Belang ſaͤmmtlicher Stunden durchs Jahr war damals mehr nicht als 210. Der im vorigen Schuljahre, die Claſſenſtunden zuſammengezogen, erſtreckte ſich auf 4093 in dem zu beſchlie⸗ ßenden gegenwärtigen auf 642, Erlauben Sie mir, Hoͤchſt- und Hochverehrte, dieſe Wachsthumsperioden zu verfolgen und theilweiſe zu bezeich- nen. — Zu den urſpruͤnglichen Unterrichtsſtunden kam im Sommer 1831 noch eine vierte ſonntaͤgliche (am frühen Mor⸗ gen oder Mittags nach Tiſche) zur praktiſchen Anweiſung im Modelliren, fuͤr ungefaͤhr ſechs bis acht dazu geeignete ‚Schüler, Nach des verdienten Sprenger's Tode hat Herr Bildhauer Heß es übernommen, dieſe Unterweiſung fortzu⸗ ſetzen, und wir duͤrfen glauben, mit gutem Erfolge. 5 HOſtern 1832 wurde für die beim wiſſenſchaftlichen interrichte Vorgerüͤckten eine neue, höhere Claſſe eingerichtet, deren Schüler Dienſtags und Donnerstags Abends von 6 bis 8 Uhr in Geographie, im Rechnen, Rechtſchreiben und in ſchriftlichen Aufſätzen, fo wie auch in der Geometrie uns terwiefen werden. 1 Oſtern 1834 fand die erſte öffentliche Prüfung Statt. Zur Aufmunterung wurden den Schuͤlern, die ſich im Laufe des Jahres ausgezeichnet hatten, Praͤmien zugetheilt. Dieſe Prüfung iſt in gleicher Art jährlich wiederholt worden. Fuͤrſtenhuld hatte die Preiſe im vorigen Jahre vermehrt und verſtaͤrkt. Wir haben zahlreichen Zuſpruch von Vaͤtern und Meiſtern, aber auch von andern wuͤrdigen und hoch⸗ verehrlichen Maͤnnern dabei zu ruͤhmen gehabt. Einen neuen, hoͤchſt erfreulichen Zeitabſchnitt feierten wir aber Oſtern 1835, als unſerer Schule das ſchoͤne, helle, geraͤumige Local in dem neuen, ſtattlich erbauten Toͤchterſchulen⸗ gebaͤude mit zwei großen Lehrzimmern von den Behoͤrden wohlwollend eingeraͤumt wurde. Nicht ohne bedeutenden Aufwand hatten wir ſie fuͤr unſere Zwecke einzurichten. — Aber nun erſt war es eine Freude zu lehren und zu lernen! Ein beſſerer Erfolg des Unterrichts gegen fruͤher, groͤßere Aufmerkſamkeit und anſtaͤndigeres Benehmen der Schuͤler war die unmittelbare Wahrnehmung der Nahen; _ nun neuen Muth gewannen, Mit der erweiterten Raͤumlichkeit konnten nun aber auch neue Einrichtungen Platz greifen. Die ſonntaͤgliche Unterweiſung im Schoͤnſchreiben, ſo wie in beiderlei Zeich⸗ nen, dem freien Hand- und dem Bauzeichnen, wurde nun zu gleicher Zeit in zwei Claſſen betrieben. Wir gewannen fuͤr jedes dieſer Faͤcher noch einen zweiten Lehrer, indem die Herren Mosdorf und Porzig den Unterricht im Zeichnen, nicht weiter bloß aushelfend, (unentgeldlich) übernahmen; ſo wie Herr Steinbach die Lehrſtunde im Schoͤnſchreiben (gegen ſehr maͤßige Entſchaͤdigung) nicht abwies, in welchem unſer alter treuer Lehrer und Mitgehuͤlfe, Herr Kerſten, ſich den Elementarunterricht nicht hatte nehmen laſſen, eben weil auf dieſem, gründlich entwickelt, das Fort- und Aus⸗ ſchreiben der Haͤnde wie auf einem Grundbaue beruht. Als freie Huͤlfslehrer im Zeichnenunterricht erwieſen ſich die Schuͤ⸗ ler Herrn Profeſſors Doͤll, die Herren Kießling und Vogel, ingleichen beim architektoniſchen Zeichnen 70 u ee Wach bereitwillig thaͤtig. Pe Neuer Trieb und neues Leben! Beim Einordnen von 39. neuen Schuͤlern zu Oſtern vorigen Jahres fand unſer hochverdienter Wiſſenſchaftslehrer, daß es, um dem Zwecke der Schule zuzuſtreben, bei der immer hoͤher geſtiegenen Menge und Verſchiedenartigkeit der Schüler unmöglich ſei, ferner noch mit zwei Claſſen abzus kommen. Es mußte verſucht werden, noch eine Ele men— tar⸗Claſſe einzurichten, in welche diejenigen zuvoͤrderſt zu weiſen wären, welche, aus den untern Claſſen der Bürs ger⸗ oder Dorfſchule entlaſſen, als in Wiſſenſchaft und Bil— dung Verſaͤumte ſich darſtellten oder welche nach mehrjaͤhri— gem Entbehren und Vernachlaͤſſigen alles Unterrichts nun das Bedürfniß des Rachholens um ſo ſchmerzlicher fühlten. Mit den Geüͤbtern in eine Claſſe vereinigt, würden fie dieſe eben ſo geſtoͤrt und zuruͤckgehalten haben, als ſie ſelbſt auch, jenen beſchaͤmt gegenuͤber, des zum Gelingen ſo noͤthigen Muthes entbehrt haben duͤrften, um mit den Vorbereitetern fortzukommen. Fuͤr dieſe dritte, untere Claſſe verwendet nun der Wiſſenſchaftslehrer Mittwochs Abend noch zwei ſich ſelbſt angeſonnene Stunden. Vorher (von 5 bis 6 Uhr) ertheilt den Schuͤlern derſelben Herr Schreiblehrer Kerſten eine Schreibſtunde, mit einfachen Sprachuͤbungen verbunden. Zu dem ſonntaͤglichen Unterrichte im Schreiben und Zeichnen werden dieſelben, ihrem Wunſche zu Folge, außerdem noch zugelaſſen, wenn noch Raum fuͤr ſie vorhanden iſt. Sie ruͤcken, natürlich), nach, und die Lehrer find ſehr zufrieden mit ihrem guten Willen und Fortſchritten, da das Gefühl der Schwaͤche und Untüchtigkeit ihren Eifer, nachzukommen, ſpornt, und indem ſie das Verſaͤumte durch mitgegebene Schreibe- und Rechnenuͤbungen auch zu Haufe nachzuholen, nicht erfolglos, wie zu ruͤhmen, angewieſen werden. In den beiden andern und hoͤhern Claſſen blieb der Unterricht im Weſentlichen derſelbe wie voriges Jahr. Das Ausſcheiden der ſchwaͤchſten Schüler in eine, die fo eben bemerklich gemachte, dritte Claſſe hat allerdings die heilſame Folge bemerken laſſen, daß unter den ſich gleicher geſtellten Schuͤlern alle Uebungen beſſer von Statten gingen als fruͤher⸗ in: RE hin. Dennoch mußte im Rechnen jede Claſſe wieder in zwei Unterabtheilungen geſchieden werden, um alle, ſo viel moͤg⸗ lich, nach dem Maße ihrer erlangten Kraͤfte weiterzuführen. Die erſte Abtheilung der zweiten Claſſe uͤbte, das Rech⸗ nen betreffend, zuerſt die gemeinen Bruͤche aller Arten, zu⸗ letzt auch in zuſammengeſetzten Aufgaben (ungefähr achtzig) in der Regel-de-Tri mit Anwendung auf Zins⸗, Disconto⸗, Agio⸗ und Rabatrechnung, waͤhrend die untere ſich in den ſogenannten vier Speciesrechnungen benannter und unbe⸗ nannter Zahlen in einfachen und zuſammengeſetzten Aufgaben einübte und im Bruhn bis zur mien fort⸗ Aden Eu In der uten Coberften). Claſſe endlich wu Sen ſtatt des bisherigen Unterrichts in der Erdbeſchreibung, wel⸗ cher, um mit der ſo knapp zugemeſſenen Zeit hauszuhalten, nur in der zweiten Claſſe fortgeſetzt wird, Abſchnitte aus der Naturlehre vorgetragen, und namentlich wurde die Lehre von den feſten Koͤrpern beendigt und die von den tropfbar⸗fluͤſſigen angefangen. In der Geometrie be⸗ ginnt wegen der neu eintretenden Schuͤler jedes Jahr zu Oſtern fur die erſte Abtheilung ein neuer Curſus, welcher gegenwaͤrtig bis zur Körperlchre und namentlich bis zur Be⸗ rechnung des Prisma's fortgeſetzt wurde. Die Uebungen im Rechtſchreiben und in ſchriftlichen Auffaͤtzen blie⸗ ben feſte Punkte des Unterrichts. Beim forgfaͤltigen Durch⸗ gehen zahlreicher Dictate, wie auch freier Auffäße von Sei⸗ ten des Lehrers zu Haufe, hat dieſer oͤfteres das Vergnügen gehabt, beſonders an einige ausgezeichnetere Schuͤler, die Buͤcher fehlerfrei gefunden zuruͤckgeben zu koͤnnen. Im Rech⸗ nen ferner wurde die untere Abtheilung der erſten Claſſe in der zuſammengeſetzten Regel⸗de⸗Tri, der Ketten⸗ und Geſellſchaftsrechnung, in Decimalbruͤchen und im Ausziehen von Quadratwurzel geuͤbt. Die obere in noch andern, ſchwierigern Rechnungsarten. ee fie, bugleic dan | Abstrahiren und zum Denken angeführt. 5 Was die Schuler im Schoͤnſchreiben, im — Hand⸗ zeichnen, im Bau- und Decorationszeichnen und auch (ſieben 1 bis acht derſelben) im Modelliren unter Anleitung und Auf⸗ ſicht ihrer ausharrenden, ſo vorzuͤglichen Lehrer und Meiſter leiſteten, die mit ihren Erfolgen im Ganzen ſich zufrieden aͤußern, davon werden die Proben zu einer ſchicklichern Zeit als heute, in der der nahe bevorſtehenden jährlichen Pruͤ⸗ fung, vorliegen. Leider, daß auf jede Art dieſer Unterwei⸗ ſungen woͤchentlich nur eine einzige Stunde — oder viel⸗ mehr nach einer gut befundenen Einrichtung eine Woche um die andere, auf einen Sonntag zwei — demnach recht wenig und zu bedeutenden Fortſchritten kaum genügend, vers wendet werden kann. Aber es wird doch das Talent, wo es vorhanden iſt, geweckt und erkannt und auch die ſchwaͤch— ſten Schüler, wenn ſie nur übrigens des guten Willens nicht ermangeln, nen 2 mit . e We griffen bekannt. Fan Eine — mit der Stunde des Schrelbeunternichts am Sonntage, dieſe von Morgens 9 bis 10 Uhr auf 1 bis 2 Uhr Nachmittags verlegt, erſchien den Lehrern und Vor⸗ ſtehern nicht recht guͤnſtig und anſprechend. Sie konnten aber nicht in Abrede ſein, daß die zeither gewoͤhnliche Stunde von Seiten kirchlicher Anordnungen Ausſtellung zuließ und daß befoͤrderter Kirchenbeſuch, ſo wie nicht verleugnete Ach⸗ tung fuͤr das Geſetz ſo mahnend als beruhigend den Zwei⸗ feln "gegenüber ſtand. — Es hat uns, leider, dieſe Ver— aͤnderung fuͤr die verlegte Stunde den Verluſt unſers viel jahrigen Schreiblehrers gebracht. Der Toͤchterlehrer, Herr Bauch, iſt mit Ann 178 e an fine Ani ge⸗ tretennd “ 3351 13 Wenn ich durch ui, bin, Mitheifungen fir ſch für ihre Zwecke intereſſirenden wackern Lehrer entnommene Dar⸗ legung unſers Unterrichtsweſens ermuͤdet zu haben fuͤrchten muß, ſo erlaube ich mir nur noch als Einzelnes heraus zu⸗ heben, daß ungefähr ein Sechstel der Schüler, Dorfbewoh— ner ſind und an Sonn- und Wochentagen, unverdroſſen und ſehr regelmaͤßig, ein bis zwei Stunden weit her zum Unterrichte ſich einfinden, den Werth deſſelben um ſo mehr erkennend und nuͤtzend, als ſie ihn nur mit Schwierigkeiten ie zu gewinnen haben, die ſtaͤdtiſchen Schülern wohl nicht — ee werden duͤrften. Im Andenken ruht es, darf ich vorausſetzen, daß ei 1 Jahren ſchon eine tleine Buͤcherſammlung zum freien Leſen für die Schuͤler beſtand, geeignet dem Bedüͤrfniſſe zweckmaͤßiger Unterhaltung für fie daheim. Sie iſt auf uns gefaͤhr 68 Baͤnde angewachſen, und das darin angelegte kleine Capital traͤgt, ſchmeicheln wir uns, auch ferner gute Zinſen, indem beſſere die ſchlechtere Unterhaltung in freier Zeit ausſchließt oder doch ſchmaͤlert und der Samen des Guten und Rützlichen weiter wohl noch, als wir meinen, ausgeſtreut wird. Sollte das von unſerm Kinde, der ein Jahr aͤlter gewordenen Schule, entworfene Bild, wie wir wenigſtens nicht beabſichtigten, vielleicht doch geſchmeichelt erſcheinen, ſollten des Schattens, der Flecken, der Muttermaͤhler zu wenige an ihm zu ſehen ſein, ſo moͤchten wir uns mit dem Vorgange guter Maler entſchuldigen, welche, der Treue ih— rer Bilder unbeſchadet, doch nicht jeden Flecken wiedergeben. Schattenſeiten, auch wohl erkannte Maͤngel, ſo wie nicht immer erfuͤllbare Wünſche fehlen auch hier nicht; aber fie ſind das Mindere, die Ausnahme von den angenehmen, den Lehrern insbeſondere zu einiger Zufriedenheit mit ſich und ihrem Wirken verhelfenden Erfahrungen. Mit gutem Auge angeſehen und geſtuͤtzt von unſerm uns wahrhaft gnaͤdigen Fuͤrſten und Fuͤrſtenhauſe — unſer ehrerbietigſter Dank ſoll auch nicht von fern der Schmeichelei gleichen — begünſtigt von den hochachtbaren Ständen unſres Landes, wie von ehrfurchtsvoll hier begrüßten hoͤchſten und hohen Behoͤrden, iſt uns auch das jaͤhrlich vernehmbarere Anerkennen von Seiten unſerer Mitbuͤrger, namentlich des Gewerbſtandes, der ſeine Soͤhne und Lehrlinge uns immer williger uͤberlaͤßt, ja zufuͤhrt, ein ſehr werthgehaltenes Pfand der Zufriedenheit mit Wollen und Wirken unſererſeits. Es ermuthigt fortzu⸗ fahren und den goͤttlichen Segen im Gedeihen des Werkes zu fühlen, das wir, ungeachtet dreizehnjaͤhrigen Beſtehens, a doch für ein noch lange nicht vollendetes gelten laſſen Wi Es ſei mir vergoͤnnt, als ein ner gunſtiger Be⸗ urtheilung, der ſich dieſes Werk, auch ſo wie es eben ft, von oben herab zu erfreuen hat, auch zu erwähnen, daß im Laufe dieſes Schuljahres landesherrlich verordnet worden iſt, den Wanderbüchern der jungen Gewerken es beizuſchtei⸗ ben, ob und mit welchem Erfolge ſie in einer Gewerksſchule des Landes Unterricht genoſſen haben. unſerer Schweſter⸗ Schulen „der (beam 1 Alter 0 hier folgend) 1. in, Eiſenberg mit 32 n aan erg ce Ai Schülern 3. Luckau i nach neuſten Mittheilun⸗ 4. „ Cahla 2h gen der Vorſtaͤnde ede een A ; isch 6. ⸗Schmoͤllen = 75 e in Summe in freundlicher Anerkennung ihres gemeinnützigen Beftreheng hier noch zu gedenken, darf von mir nicht verabſaͤumt wer⸗ den. Denn nur im Verbande mit ihnen und durch den Eifer und den Enthuſtasmus der wackern Maͤnner, die dem in der Mehrheit ihrer Mitbürger erwachten Bedlrfniffe von . zur That und zu Erfolgen verhalfen, kann aner genug gelingen, in unſerm vor vielen geſegne⸗ ter Lande auch den Boden des Gemuͤths und geiſtigen Ver⸗ ſtandniſſes im Gewerksſtande nachhelfend ſo anzubauen, daß er in Bluͤthe und Frucht eben fo reich fi ich roch als der irdiſche an Halmen und Fruͤchten. ae Ein mit tiefgefuͤhltem Danke zu —— 0 Landtagsbeſchluß, von unſerm huldreichſten Fuͤrſten beantragt und mit Freuden beſtaͤtigt, hat auch den ſpaͤtern Gewerbs⸗ ſchulen Luckau und Schmoͤllen die e REIN von 20 und 40 Thlen, zugeſichert. - 84 —- Die genannten Provinzial-Gewerkſchulen ſind freilich, mit weniger Ausnahme (Eiſenberg und Schmoͤllen), nur noch Sonntagsſchulen. Aber Geſchick und Eifer der Mans ner, die auch am Ruhetage ihren Samen ſtreuen, kann Vieles wirken, nuͤtzen, und der Himmel wird einen gutge⸗ meinten Anfang ſegnen. Erfinderiſches Nachdenken und die Beharrlichkeit ſich ſelbſt bindender Berufstreue darf auf Ers folge rechnen, geeignet, die Zeit- und Ortsgenoſſen zu wecken und zu gewinnen. Anerkenntniß und Zuſammenwirken von Seiten dieſer wird den geiſtigen Turnplatz ihrer männlichen Jugend immer mehr erweitern, und unter der Anführung bewährter Turnmeiſter, ſo wie beachtet und gefördert von ſich in dem Ehrenamte freiwilliger Aufſicht gefallenden Maͤn⸗ nern, wird bald genug und immer mehr ſich uns dieſe maͤnn⸗ liche Jugend des Gewerkſtandes als in gutem Wiſſen und tuͤchtigem Können geübt und erſtarkt erweiſen. Den tuͤchti— gen Schulen des Landes nur nachzuhelfen, ſie fortzuſetzen thut es Roth, um Anſtand, Sitte und ſittliches, wie chriſt— lich »religiöfes Gefühl — nicht myſtiſches und froͤmmelndes Gefuühlsweſen — da zu foͤrdern oder es in Wachsthum und Entwickelung zu ſchuͤtzen, wo der Menſchenfreund es oft noch ſchmerzlich vermißte. — Schule, Markt und Leben, dieſe drei Begriffe fi ind unter ſich verwandt und bedingen einander, wenn wir ein richtiges, ein vollftändiges Menfchenleben uns vorſtellen oder es darſtellen, es verwirklichen wollen. Die Schule macht den Anfang, fie öffnet, aber ſchließt ſich nicht. Sie bereitet die Zukunft vor, die beſſere, oder läßt — verſaͤumt, a vernachlaſſigt — die ſchlechtere hereinbrechen. Aus ihr geht es zum Markte, zum Markte des Lebens, im bildlichen Sinne des Wortes. Namentlich Ihr, meine Gewerken, Ihr ſeid am und auf dem Markte zu Hauſe. Geſchicklichkeit, Anſtelligkeit, die Ihr in Schule und Lehre und wieder in der Schule erwarbt, ſie erweitert und veredelt das erlernte Gewerbe; dabei erwies es ſich, — 83 — daß, da am Markte es auch — oft hoͤrte ich's ausſprechen — Politiſchſein gilt, Rechtſchaffenheit, einbegriffen die Tüͤchtig⸗ keit und Zuverlaͤſſigkeit, die allerbeſte Politik iſt. und das Leben! — hoͤre ich fragen — iſt nicht Schule und Markt ſchon von dem Leben bedingt und in ihm enthalten? — Ja, eben ſo wie der Saͤugling auch lebt, der die erſten Zuͤge athmet. Aber es gibt ein Leben, welches erſt beginnt, wenn wir verſtaͤndiger geworden ſind, wenn wir begreifen lernten, daß alle Mittel, auch die be⸗ dachteſten, die gewaͤhlteſten, nur immer erſt zum naͤch ſten Zwecke verhelfen und daß wir oft genug das Mittel mit dem Zwecke verwechfeln. Das höhere Leben iſt das zu erſtrebende Ziel. In der Schule — war dieſe nur rechter Art — iſt es uns aufgegangen. Der Markt ſoll es ſtaͤr⸗ ken, durch Erfahrung laͤutern. Freier wird die Ausſicht, der Horizont erweitert ſich. Der Blick nach den Bergen Gottes erhebt uns uͤber Gewinn und Verluſt, und das Waare zum Platze foͤrdern, das Feilſchen uber Werth und Unwerth, es wuͤrde toͤdtlich ermuͤden und uns ſelbſt' feil und zur Waare machen, wenn nicht der Blick von dem Boden, wo alles das vorgeht, ſich erhoͤbe und Ausſicht und Ferne ſuchte. Der Markt wird nun ſtiller; aber das Herz froher und freier. Auch über die Berge hinaus, die ja jedes Auge, jedes Gemüth anziehen — iſt es nicht blöde und matt oder dieſes verwahrloſ't — jenſelts der blauen Ferne gibt es ein Land, dem unſer beweglicher Markt, unſer Karavanenzug ſich täglich naͤhert, ein Land, welches wir nur der Ahnung und heiliger Sage nach kennen; in welchem aber zuverläſſi g nur der Geſchickte und Tüchtige, der Beharrliche im Wollen und Vollbringen des Guten, Schönen und Rechten ſich feiner Ankunft und Ueberſi De nad) Verhältniß „ zu erfreuen haben duͤrfte. * 51 Auch in unſern Vorbereitungsſchulen moͤge der Sinn fuͤr das hoͤhere Leben nicht ungeweckt bleiben und die, übrigens wohl des Dankes werthe Fortbildung zum Markt⸗ geſchaͤfte nicht die ausſchließende ſein! — Jedenfalls aber u Mi und unbezweifelt wird der gereinigte Boden beſſere und ed⸗ lere Früchte tragen ' als der Diſtel- und Queckenacker. Ich kann mir es nicht verſagen, mit dem Spruche eines chriſtlich-indiſchen Dichters zu ſchließen: „Wenn das Erhabne ſtaunt die junge Menſchheit an, Spricht ſie im hellen Traum: das hat der Gott gethan! Und wenn fie zum Gefühl des Schönen dann erwacht, Bekennt fie freudig-ſtolz: das hat der Gott vollbracht! Und wenn zum Wahren einſt fie reift, wird fie erkennen: Es thut's im Menſchen Gott, der nicht von ihm in trennen.“ — XIV. Abhandlung über die Brounfobleulager unweit Altenburg, vorgetragen am Stiftungsfeſte der naturforſchenden maten 5 2 Oſterlandes am 6. Juli 1836 von Julius Zinkeisen. Hochgeehrteſte Verſammlung! 5 Die in ber unmittelbaren Nähe hieſi iger | Stadt faft überall hervortretende Porphyrformation und fo bedeutenden Braun⸗ kohlenablagerungen ſind beide fuͤr unſer gluͤckliches Laͤnd— chen zu wichtig, als daß fie nicht einer näheren Beleuch⸗ tung, eines Ueberblicks uͤber dieſe uns von der guͤtigen Vorſehung in fruͤheſter Vorzeit beſcheerten reichlichen Gaben verdienten, und ich gebe mir daher die Ehre, Ihnen in Be— — 82 — ziehung auf letztere gegenwaͤrtig Einiges vorzutragen und dabei die Anſichten Anderer und meine eigenen Wahrneh⸗ mungen daruͤber, ſoviel wie es meine beſchraͤnkte Zeit erlaubt hat, mitzutheilen und rechne dabei auf Ihre nachſichtvolle Beurtheilung. Der Laie in der Geologie und Geognoſie, welche Wiſ⸗ ſenſch aften leider in hieſiger Stadt ſo wenig Anklang finden, daß auf gegenſeitige Mittheilungen, Ideenaustauſch und Be— lehrung faſt gar nicht zu rechnen iſt, und der dieſen in neuerer und neueſter Zeit mit Rieſenſchritten vorwärts eilens den Lehren kaum zu folgen vermag, macht nicht gerade auf einen wiſſenſchaftlichen Werth gegenwärtigen Vortrags Anz ſpruch, ſondern iſt hinlaͤnglich entſchaͤdiget, wenn Sie, Hoch— geehrteſte, nur einiges uns näher beruͤhrendes Intereſſante davon herausfinden, was vielleicht doch der Zuſammenſtel— lung, Riederſchrift und Hinterlegung werth iſt, um in ſpaͤ— terer Zeit wieder darauf fortbauen zu koͤnnen, denn all un— ſer Wiſſen und Trachten iſt ja nur Stuͤckwerk, und eben aus ſo kleinen Stuͤckchen iſt ja die ganze Ga und pee e luſammengeſetzt. a il Nunlänncd 7 — = 9 Hat die faft überall uns umgebende Porphyrformation durch ihre nach den neueren geognoſtiſchen Unterſuchungen belehrte plutoniſche Erhebung aus der Tiefe vielleicht zur Entſtehung unſerer fruchtbaren Hügel, Hänge und Thaͤler Veranlaſſung gegeben und durch Zerſetzung der oberen Schichten mittelſt Einwirkung der Atmoſphaͤrilien, die unſere naͤhere Umgebung ſo ſehr auszeichnende humusreiche Damm⸗ erde erzeugt, und haben wir dieſen Porphyren auch den unerſchütterlichen Grund unſerer Gebaͤude und die unſer Ge⸗ biet in ziemlicher Anzahl durchſchneidenden feſten Chauſſeen groͤßtentheils zu verdanken, und ſind ſie deshalb unſerer Aufmerkſamkeit vorzüglich werth, ſo kann doch der denkende Menſch eben fo wenig, wie der forſchende, aufmerkſame Geognoſt bei unſern Braunkohlengruben voruͤbereilen, ohne ſinnend ſtehen zu bleiben und über dieſe hier in fruͤheſter -_ Zeit abgelagerten ungeheueren Brennmaterialienvorraͤthe in: ernſtes Rachdenken zu verfallen. Da die ſchwache menſch⸗ liche Ratur jedoch nur zu ſehr geneigt iſt, an den alltaͤg⸗ lichen Erſcheinungen, ohne daruͤber Eroͤrterungen anzuſtellen, voruͤberzugehen, eben weil auch die auffallendſten Erſchei⸗ nungen durch ihr ͤfteres Beſchauen alles Auffallende she: ren, ſo erlaube ich mir gegenwaͤrtig Ihre Aufmerkſamkeit auf dieſe fur uns fo überaus wichtigen Braunkohlenlager hinleiten und einige Zeit damit beſchaͤftigen zu dürfen. Die erſte Frage, die ſich uns hierbei unwilkührlic ent⸗ gegendraͤngt, iſt die: „Woraus entſtanden die Braunkohlenlager, wie kamen ſie auf die Stellen, wo ſie ſich jetzt befinden, und welcher Periode der Bildung unſerer Erde BER deren. Urfprung wohl an?“ und Sie ſetzen jedenfalls voraus, daß dieſelbe von mir bei dem im Eingang und Verfolg dieſer Abhandlung geprie⸗ ſenen raſtloſen Fortſchreiten der ſcharfſinnigſten geognoſtiſchen Unterſuchungen neueſter Zeit ſehr ſchnell mit wenigen Wor⸗ ten gründlich werde beantwortet werden koͤnnen, und be— kommen von den ihnen vielleicht theilweiſe nicht vollig be⸗ kannten Begriffen beider Wiſſenſchaften: : der Geognoſie, der Lehre, welche ſich mit Unterſuchung der feften Rinde unſeres Planeten, nach ihrer jetzigen Beſchaffenheit, ihren Gebirgsarten „deren Lagerungsfolgen und daraus muth⸗ maßlich hervorgehenden Altersbeziehungen befchäftigetz eien der Geologie, 1 der wiſſenſchaftlichen Darlegung von der Entſtehung un⸗ ſers Erdkoͤrpers und den Aenderungen und Umwandlun⸗ gen, die er erfahren, keine große Idee, wenn ich Ihnen ſagen muß, daß darüber verſchiedene Hypotheſen zwar, aufgeſtellt, eine durchaus halt⸗ bare Meinung aber noch nicht allerſeits angenommen wor⸗ den. Die Herren Gelehrten ſind, wie in ſo vielen Stücken, auch hierin verſchiedener Anſichten; denn obgleich die kuͤh⸗ a. = nen Geognoften und Geologen mit verwegenen Fingern an die feſt verſchloſſenen dunkeln Pforten der Vorzeit anklopfen und unerſchrocken die Graͤber untergegangener Schoͤpfungen umwühlen und durch Vergleichung ihrer Reſte mit den Erd— ſchichten worin ſie vorkommen, ihre phyſiſche Beſchaffenheit und ihr Alter, ja den geographiſchen Umeiß der Landſtriche, wo jene Geſchoͤpfe und Gewaͤchſe einſt ſich befanden, nach⸗ dem ſie durch gewaltige Kataſtrophen untergegangen, in Ge⸗ danken wenigſtens, mit Wahrſcheinlichkeit zu ermitteln be⸗ müht find, unbekuͤmmert den Ausſpruch des großen Haller: „Ins Innere der Natur dringt kein erſchaffner Geiſt“, als veraltet, hoͤhniſch verwerfend, ſo iſt es ihnen doch noch nicht gelungen, über die Entſtehung der Braun ⸗ und Schwarzkohle (der Steinkohle) ſich fo zu vereinigen, daß ges gen die aufgeſtellten Meinungen hieruͤber keine Einwendun⸗ gen mehr gemacht oder a ‚gründlich widerlegt wer⸗ den koͤnnten. In Dr. Glocker's, Pr der Mineralogie in Bres⸗ lau, Handbuch der Mineralogie „Nurnberg 1831, ©. 361, eißt es: „Ueber die Entſtehung der Braunkohle aus Pflanzen⸗ theilen kann gar kein Zweifel ſein, nicht ſelten ent⸗ halten die Braunkohlen erdige, wenig veraͤnderte Pflanzenreſte, Stengel, Blaͤtter, Samenkapſeln, oft ſelbſt ganze Staͤmme, an denen die Rinde und Holzringe noch deutlich zu erkennen, man findet Stücke, an denen der Uebergang oder die Umwand⸗ lung vom wirklichen Holze in Braunkohle augen⸗ ſcheinlich iſt. Der Torf legt gleichſam den Grund zur Bildung der Braunkohle, in welche man ihn ſehr oft übergehen ſieht.“ Der durch viele geognoſtiſche, wie oryktognoſtiſche Schrif⸗ N ten rühmlichſt bekannte Geheimerath Ritter von Leonhard, Profeſſor an der Akademie zu Heidelberg, ſagt in ſeiner Geognoſie, Stuttgart 1835, S. 298, über Braunkohlen: 7 Die Braunkohlen oder wenigſtens ein großer Theil derſelben ſind Haufwerke von Baͤumen, die durch 5 7 u AM Ueberſchwemmungen, durch Felſenſtuͤrze und durch andere gewaltſame Kataſtrophen, welche die Erd- rinde erlitten, unter Lagen von Thon und Sand. begraben wurden. Durch den Druck aufliegender Maſſen ſcheinen die Holztheile gewiſſe Grade vege⸗ tabiliſcher Gaͤhrung und zugleich weniger oder mehr bedeutende Aenderungen erlitten zu haben, denn - bald ſieht man Stämme, Zweige und Blätter, ja 850 Fruͤchte unter der Geſtalt, welche die begrabenen - Baͤume und deren Theile hatten noch vollkommen N erhalten, bald iſt das Vegetabiliſche in e 55 oder groͤßerem Maße verſchwunden.“ \ und S. 404 deſſelben Werkes uͤber die Steinkohlen: 1 „Die Gegenwart ſo vieler vegetabiliſcher Ueberbleibſel in dieſer Formation, das häufige Auftreten derſel— ben in der Nahe der Steinkohlenlagen; das Ueber⸗ einftimmende der Stein- mit den Braunkohlen (auch was die chemiſche Beſchaffenheit betrifft, fin⸗ det zwiſchen beiden ein ſo vollkommener Uebergang Statt, daß ſich in jener Hinſicht keine Grenze zwi⸗ ſchen beiden ziehen laͤßt), die Analogien endlich im chemiſchen Beſtande von Pflanzen und Kohlen und andere Thatſachen ſprechen dafuͤr, daß wir in den Stein- und Braunkohlen zuſammengeſtuͤrzte und begrabene Waͤlder zu erkennen haben, wenn auch die Art geringerer oder größerer. Umwand⸗ lungen, die Weiſe, wie chemiſche und andere Ges walten waͤhrend langer Zeit auf jene unermeßlichen Haufwerke von Hölzern und Pflanzen einwirkten und deren Zerſetzung herbeifuͤhrten mehr oder we— niger neh bleibt und unſern Blicken ere 8 iſt. 1 ne An, De — und aͤltere Geologen blen die Kohlen fuͤr Torflager, auf welchen Bäume und andere Pflanzen gewachſen und verſunken ſeien; nach Sternberg, Boué und Conſtant-Prévoſt ſollen die zerſetzten vegetabiliſchen Materien anfaͤnglich „ 1. u WE vom Waſſer getragen und in wechſelnden Lagen mit den Schiefern und Sandſteinen abgeſetzt worden ſein. N Parrot war bemüht zu zeigen, * die Steinkohlen ſich weſentlich vom Torfe unterſchie— den; nach ihm entſtanden fie nicht aus Continentalpflan⸗ zen, ſondern aus Gewaͤchſen, die ſich unter dem Meere befanden, die Gaͤhrung, welche die Steinkohlen hervor⸗ brachte, muͤſſe unter dem Drucke des großen Oceans ents ſtanden ſein, wodurch die enen der Gasarten ver⸗ hindert worden. - Der K. S. Lieutenant und Adjutant Auguſt von Gut⸗ bier in Zwickau ſchließt ſich in feiner, geognoſtiſchen Bes ſchreibung des Zwickauer Schwarzkohlengebirges vom Jahre 1834 der Hypotheſe Adolphe Brogniart's an, nach welcher die Kohlenfloͤtze als urweltliche Torfmoore, entſtanden aus den Gewaͤchſen, deren Reſte wir finden, Wen durch eine ungleich hoͤhere feuchte Temperatur und durch aus der Atmoſphaͤre e wee Kohlenstoff 1 du betrachten ſind. Eine ganz neue, etwas eſuchte⸗ mir 5 5 hoͤchſt un⸗ wahrscheinliche Hypotheſe ſtellt der Pfarrer Franz Schulze von Eisdorf bei Halle in ſeinem Schriftchen vom Entliehen . Braunkohle, Halle 1826, hieruͤber auf, 1 indem er das Entſtehen ber Braunkohle aus Holz, Baus men, Waldungen und Vegetabilien, durchdrungen von Erdharzen, geradezu ableugnet und die Behauptung durch⸗ zuführen ſucht, fie ſei aus irgend einer mit leichtem Sand vermiſchten Erdmaſſe, wobei allerdings auch Vegetabilien geweſen, durch Hinzukommen irgend eines brennbaren, fluͤſſigen Weſens, wie Bergoͤl, Raphtha, Aſphalt „ent⸗ ſtanden, und laͤßt jenes Bitumen oder Erdharz in ganz flüffigem Zuſtande von unten herauf jene thonige Erd— maſſe innigſt durchdringen. Zum Beweis, daß dieſes moͤglich, ja hoͤchſt wahrſcheinlich ſei, führt er das Auf⸗ quellen der Raphtha in Perſien, am kaspiſchen und tod⸗ ten Meere ꝛc. bis auf die Erdoberflaͤche an, und laͤßt dieſes Erdöl ſelbſt erſt aus der Entwickelung von Kohlen⸗ 72 a , ſtoff und Waſſerſtoff, was die Hauptbeſtandtheile des Bergoͤls nach Kaſtner, Buchholz und Leonhardt ſeien aus dem thonigen Sand, der die Unterlage der Brauns kohle ausmache, nach fett eines gewiſſen Grades von Waͤrme, wie ein deus ex machina erſt entſtehen. So weit die Meinungen der Raturforſcher und Gelehr⸗ ten aͤlterer und neuerer Zeit über die Entſtehung der Braun⸗ kohle „denen ich mich nur theilweiſe buſchliußen e 20 meine eigene Anſicht daruͤber: Nach vielfachen Betrachtungen uͤber dieſe, ſaſt moͤchte man ſagen, unerklaͤrliche Erſcheinung der Braunkohlen⸗ ablagerungen kann ich dieſelben auch auf keine Weiſe den Holzſtaͤmmen allein zuſchreiben, zuſammengetrieben durch ungeheuere Ueberfluthungen, abgeſetzt und zuſammen⸗ geſchoben, auf verſchiedenen Punkten vermifcht mit andern Gewachſen ‚ und fo unſere Braunkohlen durch ſpaͤtere chemiſche Zerſetzungen bildend, denn ſollten bei ſolchen bedeutenden Holzanſchwemmungen nicht auch viele Staͤmme doch vereinzelt worden ſein und ſich hier und da unter der Erdrinde vorfinden, wo ſie vielleicht, in Lehm, Thon oder Kies liegend, ganz unveraͤndert angetroffen werden müßten? Dem iſt aber keineswegs ſo, ſondern nur in der Braunkohle finden ſich ganze Staͤmme oder Theile derſelben, waagerecht oder auch aufrecht ſtehend ir. in großer Anzahl, außerdem aber nur ſelten. g Ich leite daher deren Entſtehung nur aus antedilu⸗ vianiſchen Torfmooren, gebildet aus Riedgraͤſern, Pinſen, rieſenhaften vorweltlichen, vielleicht in heißen Klimaten erwachſenen Schilfen und Sumpfgewaͤchſen, Halden und dichten Moosarten ab, worauf nach deren Bildung ganze Waͤlder erwachſen, wie dieſes jetzt noch haͤufig der Fall iſt, fo z. B. namentlich nach Daus Handbuch uber das Torf, Leipzig 1823, S. 31, bei Stade auf dem Kedinger Moor, welcher 5 —6 Stunden lang und eine Stunde breit iſt und ſich wie ein langer Hügel uͤber das platte Land erhebt., Dieſe Waͤlder nun f nd durch fpater wieder hinzutre— tende Gewaͤſſer, die die Moore in ihrer natürlichen Bes ſchaffenheit ſo ſtets enthalten, vielleicht durch ihre eigene Schwere in den ſchwammigen Boden, gerade eingeſunken oder durch Sturmwinde umgeſtuͤrzt und in der Tiefe bes graben worden, ſo finden ſich namentlich nach Daus eben angeführtem Handbuche S. 35 und 46 in einem Sumpf⸗ moore in der Schweiz in Rüti, welches 32 Jucharten . Loh Morgen) groß iſt, und einen 2 Meile langen und & Meile breiten dergleichen Moore im Holſteiniſchen, 21 Meilen von Altona, und in vielen andern Mooren eine große Menge von Erlen⸗, Birken⸗, Eichen⸗ „ meiftens dheils aber Kiefern- und Fichtenſtammen, Wurzelſtoͤcken und Aeſten, 8 bis 12 Fuß tief von bedeutender Staͤrke vor, welche bereits in einem aͤhnlichen Zuſtande der Verkoh⸗ lung oder chemiſchen Zerſetzung befindlich ſind, wie das gegenwärtig in unſeren Braunkohlengruben vorkommende bitumindſe Holz. Spaͤter riſſen ſich große Stücke dieſer Moore, viel⸗ leicht an den Kuͤſten der Meere gebildet, los, oder es glitten dieſelben von den Hoͤhen der Gebirge, wo ſie Fr na ‚haufig vorkommen, wie ich mich davon auf dem Dre und Rieſengebirge felbft uͤberzeugt habe, in die von den Meeren beſpuͤlten Tiefen herab, wovon Leonhardt in ſeiner Geognoſie S. 221 — 223 merkwürdige Beiſpiele in Irland vom Jahr 1745 und 8. Juli 1821 aufführt, und ſo entſtanden ſchwimmende Inſeln „wie deren heut * zu Tage noch nach Daus Handbuch S. 63, 65 und 97, ja ſogar noch mit Baͤumen bewachſen, im Holſteiniſchen, a, Schweden, Norwegen und anderen Orten vorkommen, und dieſe wurden bei der gewaltigen Kataſtrophe der Er⸗ hebung unſerer Gegenden aus der Tiefe des Oceans, worauf ich ſpaͤter zurüͤckkomme, bei dem furchtbaren Wett⸗ ſtreit des Feuers mit dem Waſſer, wo das erftere doch den Sieg davongetragen zu haben ſcheint, wer weiß aus den entfernteſten Tropenlaͤndern herbeigeführt, worauf die fremden Palmenarten und Früchte, die uͤberall in der Braunkohle gefunden werden, hinzudeuten ſcheinen, + 5 18 und an den Abhaͤngen der Huͤgel abgelagert, ſo wie dieſe nach und nach aus dem Waſſer zum Vorſchein kamen; und ſo waͤre denn wenigſtens das Vorkommen der Braun⸗ kohlen mit dem darin ſich findendem Holze auf einen ge⸗ wiſſermaßen ſehr eingeſchraͤnkten Raume mehr wahrſchein⸗ licher dargeſtellt, als es mir bei den übrigen Hypotheſen darüber der Fall zu ſein ſcheint, wo man die auf den Fluthen zerſtreut herumtreibenden Baumſtaͤmme und Vege— tabilien ſi ich ſelbſt zuſammenfinden und vereinigt ablagern laͤßt. Rach dieſer gewaltigen Zerſtoͤrungsperiode, welcher wir nach den aͤlteren und neueſten geognoſtiſchen Meinungen die Bildung der Floͤtzgebirge oder ſogenannten tertiaren Gebirgsarten verdanken, zu welcher auch die Braunkohle der plaſtiſche Thon und überhaupt alle Gebirgsarten, die jünger als die Kreide find, gehören, trat nun erſt die völlige chemiſche Zerſetzung dieſer großen Vegetabiliendepots, die jedenfalls ſchon eine große Zerſtoͤrung erlitten hatten, ein, nachdem ſie die durch die vulkaniſchen Erſcheinungen auf den ganzen Erdkreis verbreiteten ſchwefel- und phos— phorſauren Daͤmpfe und nach den Riederſchlaͤgen aus den Gewaͤſſern ſich nach und nach erzeugende zerftörende pfuhlige Sumpfluft, vielleicht durch ihre lockere Conſiſtenz vor den übrigen Niederfchlägen am erſten theilweiſe aus⸗ getrocknet und zur Aufnahme dieſer Gaſe empfänglich ge⸗ macht, begierig eingeſaugt hatten. Spaͤter erfolgende große Fluthen bedeckten unſere Braun⸗ kohlenlager mehr oder weniger wieder mit Thon, Kies, Sand ꝛc. und vollendeten jedenfalls durch die große Zu⸗ ſammenpreſſung der ganzen filsartig conſtruirten Maſſe, woher die überall ſich findenden breitgedruͤckten Hölzer ihren Urſprung haben, durch hinzutretende unterirdiſche Wärme, welche die Humusſaͤure entwickelte und in den verſchiedenſten Holzgattungen etwa enthaltenen Harze und Saͤuren aufloͤſte und entband, deren Zerſtoͤrung, woran die allmaͤchtige Zeit jetzt immer noch arbeitet; und ſo finden wir daher jetzt die zaͤrteren Vegetabilien und vielleicht auch weicheren Hölzer ganz zu ſtaubartigen Theilen aufgeloſt, während die haͤrteren Holzgattungen noch theilweiſe in unzerſtoͤrterem Zuſtande uns vor Aus . N EN Der Haupteinwurf, den man meiner eben aufgeftellten potheſe machen koͤnnte und den ich keineswegs ganz aus em Wege zu räumen im Stande bin, iſt der, daß alle bekannte Hoch⸗ und andere Moore, ſo viel mir bekannt iſt, nicht von einer Höhe von 25 Ellen, wie bei uns ſchon Braunkohlenlager gefunden werden, vorkommen, waͤhrend dieſelben natürlich nach ihrer Trockenlegung, Zerſetzung und Zuſammenpreſſung vielleicht auf mehr als die Haͤlfte ihrer Hohe reducirt werden mußten, aber 1. glaube ich annehmen zu koͤnnen, daß die urwelt auch maͤchtigere Torflager durch die Jahrtauſende ungeſtoͤrt fortwirkende Vegetabilienzerſetzung hervorgebracht haben möge, als es jetzt noch der Fall iſt, da alle Erzeug⸗ niſſe der Urwelt, ſei es aus der Pflanzen- oder Thierwelt, auf rieſenhafte Productionen hinzudeuten ſcheinen; 2. ſind dieſe ſchwimmenden Moore jedenfalls durch innige Diurchdringung von Erdarten immer mehr verdichtet worden, ſo daß ſie vielleicht doch weniger von ihrem Volumen verloren haben, als man denkt; 3. kann man dem Einwand, daß ja auch Ueberreſte von Fiſchen in dieſen Torflagern aufgefunden werden müßten, wenn ſie ſich laͤngere Zeit ſchwimmend auf den Fluthen herumgetrieben haben ſollten, dadurch eentgegnen, daß deren auch allerdings und namentlich Gebeine von Wallfiſchen in neuefter Zeit bei Monteith in Irland nach Leonhardt's Geognoſie S. 213 entdeckt wurden, auch Graͤten von andern Fiſchen darin vor⸗ kommen; wiewohl man aber hauptſaͤchlich hierbei an⸗ nehmen kann, daß dieſe leicht zerſtoͤrbaren Fiſchuͤberreſte bei der mächtigen chemiſchen Zerſetzung e untergegangen. 5 Fur die eben von mir nme Hyratheſe weiß ferne noch: daß die Braunkohlenlager ſehr bäuſſh dieselben Shichte⸗ bildungen zeigen als das Torf, wie ſich daſſelbe nach und nach uͤber einander erzeugt hat, auch in der Mitte der ganzen Lager gewoͤhnlich die größte Maͤchtigkeit ha⸗ ben, aber an den Enden abfallen, welche Erſcheinung auch faſt an allen Mooren wahrgenommen wird, beſcheide mich dabei aber ſehr gern, daß auch dieſe Meinung nicht alle Zweifel loͤſt, welche ſich dagegen aufwerfen laſſen, und bin keineswegs 1 ſtolz, fie. für die einzig richtige ur Faushegebeit Ich komme jet auf die Zeitperiode zurück, in welcher unſere Braunkohlenlager aus ihrem ſchwimmenden Zuſtande hie und nach auf die aus den 1 00 ſi 0 che der tertiären De genannt, und hat man ſich den damaligen Umriß der Laͤn⸗ der nach den neueſten geologischen Annahmen eines Lyell, Praͤſident der geologiſchen Geſellſchaft in London, und an⸗ derer berühmten Gelehrten ungefähr. alſo vorzustellen: y Der ganze ungeheuere Raum, der das nördliche Europa und Aſien umfaßt, oſtwaͤrts von Holland bis an die Tartarei, nordwaͤrts von Sachſen bis nach Schweden und an den Ural, lag noch unter Waſſer, eben ſo ein Drittheil von Frankreich, die britiſchen Inſeln waren be⸗ reits ganz aus dem Waſſer emporgeſtiegen, mit Ausnahme des Kalkbaſſins von London, an den Fuß des Harzes, Erzgebirges, Fichtelgebirges, ja vielleicht Thuͤringer Wal⸗ des, welche als Eilande aus den Gewaͤſſern hervorragten, ſchlugen die Wellen der Rordſee und begannen ſchon ihre Ablagerungen. Italien beſtand nur aus einem langen ſchmalen Gebirgsruͤcken, der einen Auslaͤufer der Alpen vorſtellte. Die Turkei und Griechenland ſuͤdlich von der Donau lagen bereits trocken, und ein langes Hochland erſtreckte ſich von den Vogeſen durch Mitteldeutſchland, — 97 — Böhmen und das nördliche Ungarn und Wer ſich viel⸗ leicht an den Balkan. Plötzlich zogen ſich die Gewaͤſſer des Oceans zuruck, Preußen, Daͤnemark, Holland, Oſtfriesland, kurz ganz Mord Deutſchland und das noͤrdliche Aſien mit ſeinen a weiten Ebenen ſtieg aus den Wellen, durch gewaltige a unterirdiſche Bewegungen ‚gehoben empor; „aber Manu leer war die neue Schoͤpfung. Nachdem dieſe neue Welt durch eine lange Reihe von Jahren ſich herangebildet, eine kraͤftige Vegetation entwickelt und mit Thieren der verſchiedenſten Art ſich bevoͤlkert hatte, ereignete ſich eine ähnliche zerſtoͤrende Kataſttophe, deren a nach und nach mehrere gefolgt ‚fein mögen, große aſſerfluthen zerſtörten abermals dle ganze kraftige Pflanzen⸗ und animaliſche Vegetation und überſchütteten unſete Braun⸗ kohlenablagerungen mit Thon, Kies, Sand ꝛc., worunter die groͤßten Bloͤcke von Granit, Gneus ꝛc. vorkommen, vers miſcht mit den verſchiedenartigſten Ueberreften jener Thier⸗ und Pflanzenwelt, wovon ſich auch bei uns merkwürdige Belegſtuͤcke gefunden haben und noch finden, worauf ich ſpaͤter zurückkomme; daran nur die Bemerkung anhängend, daß die eben erwaͤhnten großen Bloͤcke, welche groͤßtentheils aus dem hohen Norden herzuruͤhren Keinen welche unſern Herren Geologen ſchon viel Kopfzerbrechens verurſacht haben, nach den neueſten geologiſchen Hypotheſen, in großen Eis⸗ maſſen eingeſchloſſen, auf den Fluthen herangetrieben und nach und nach in den keene mit abgeſest Ware ſein ſolle. Nur allzulange 1 ich mich bei der keflens gage über die allgemeine Entſtehung der Braunkohlenlager auf⸗ gehalten und kehre daher jetzt zur genaueren Betrachtung dieſes merkwuͤrdigen enen in lee wa en ziuruͤck. e Saͤmmtliche Braunkohlenlager ü. in der Angchigz Alten⸗ burgs ſind groͤßtentheils an den Abhaͤngen unſerer frucht⸗ baren Huͤgel befindlich, und deren Maͤchtigkeit ſteigt faſt ſtets bergaufwaͤrts, nach dem Thale zu gehen ſie oͤfters zu A Tage aus, in der Thalſohle ſelbſt fehlen fie aber in der Regel ganz; möglich daß dieſelben durch die ſpaͤteren Flu— then in den Niederungen wieder weggeſchwemmt worden. Die Bedeckung dieſer Lager beſteht groͤßtentheils, je nachdem ſie auf dem Berge ſelbſt oder nach dem Thale zu vorkommen, aus mehr oder minder maͤchtigen Schichten von Dammerde, Lehm, Thon, Kies und groͤberem, nee aber feinem, bis ganz feinem weißen Sand. Ueber der Braunkohle unmittelbar kommt ſtets eine Schicht weißer, auch graulich-ſchwarzer Thon oder weißer feiner Sand, in den niedrigſt gelegenen Gruben auch Lehm, mit Kies vermengt, vor, namentlich find die Braunkohlen— lager allhier bei Hrn. Thurm und Haack mit 8 — 10 Ellen Thon bedeckt, eben ſo in Dippelsdorf, Kleinmecka, Ober⸗ zetſcha, Gröba und beim Hrn. Rittergutsbeſitzer Gleitsmann in Wildenhayn, und iſt dabei vorzuͤglich bemerkenswerth, - daß darin, namentlich in den Braunkohlenlagern hinter dem ſonſt v. Thuͤmmelſchen Garten, circa 10 Ellen uͤber der Kohle, eine £ bis 1 Elle mächtige Braunkohlenſchicht ſich vorfindet, welche uͤber das ganze Hauptlager gleichfoͤrmig hinſtreicht, eben ſo wechſeln in Oberzetſcha zwiſchen dem Thonlager Braunkohlenſchichten von 2 — 3 Ellen Maͤchtigkeit einigemal ab, und ſcheinen dieſe minder mächtigen Braunfohlenablages rungen auf Anſchwemmungen von groͤßeren Braunkohlendepots hinzudeuten. Weißer, meiſtentheils feiner Sand bildet das gegen faſt durchgaͤngig die Decke der Braunkohlen in Ober— loͤdla, Untermolbitz, Treben, Serbitz, Threna und ewe dorf. Die Unterlage unter den Braunkohlen beſteht in — Regel wiederum aus weißem Sand oder blaulich-grauem mit Bitumen geſchwaͤngertem Thon, unmittelbar, darüber liegt in den meiſten Gruben eine 1 Elle maͤchtige Schicht von dem großen Dtuck des ganzen Braunkohlenlagers und Abraums ſehr feſt zuſammengepreßte Kohle von lichtgelber Farbe, von dünnen ſchwarzen Pflanzenſtengeln oder fein— geaͤderten Wurzelreſten in allen Richtungen durchzogen, wie das vorliegende Stuͤck von Poͤppſchen beweiſt. Dieſe letzte 0 feſte Kohlenſchicht der Braunkohlenlager wird von den Ars beitern Grundkohle genannt, laͤßt ſich nicht ſtreichen, ſondern wird in großen Stuͤcken, wie fie eben heraus⸗ gehauen wird, fuderweiſe verkauft, da ſie gut brennt, ſo in Poͤppſchen, faſt in allen andern Gruben iſt fie mehr oder weniger mit weißem, ganz feinem Sand innigſt gemengt und weniger von Pflanzenreſten durchzogen, ſehr hart, brennt ſchlecht oder gar nicht, wird daher taube Kohle genannt und meiſtentheils in den Gruben gelaſſen, zumal da die Grubenwaſſer ſehr haͤufig nicht allein dieſe, ſondern auch die unterſten guten Kohlenſchichten Gert: vers hindern. N In den uͤber der Braunkohle unmittelbar ee Thonſchichten „ nie aber in der Braunkohle ſelbſt, finden ſich nun faſt, wie uͤberall in den auf dem ganzen Erdkreis ver— breiteten Braunkohlenlagern, zwei Ellen über bis unmittel- bar zwiſchen dem Thon und der Braunkohle die denkwuͤr— digſten urweltlichen Ueberreſte der Land-, Thier- und Pflan⸗ zenwelt, wovon die beſten aufgefundenen Exemplare hieſiger Gegend aus der Sammlung unſerer Geſellſchaft und meiner eigenen vorliegen, ſie gehoͤren groͤßtentheils dem Mammuth, vorweltlichem Rhinoceros, Elephant, Maſtodon, Dinotherium, Pferd, Hirſch, Elenn- oder Rennthier ꝛc., und ſo weit fie zum Pflanzenreiche gehoͤren, den Palmen ‚ Pinusarten, ja vielleicht allen bei uns noch vorkommenden und vielen un⸗ bekannten Holzgattungen an. Die groͤßte Merkwuͤrdigkeit hierbei iſt die, daß, bb. gleich uͤber der Braunkohle Landthieruͤberreſte von faſt allen Geſchlechtern in den angeſchwemmten Schichten ziemlich haͤufig vorkommen, doch bis hierher noch keine Menſchenknochen darin, wie überhaupt in dem aufgeſchwemmten Lande, ge⸗ funden worden, und hat man daraus den Schluß gefolgert, daß bis zu der Periode, wo die urweltlichen Thiere in der großen Fluth untergegangen, die Urwelt noch nicht von Menſchen bewohnt geweſen ſei. Auch das Auffinden foſſiler Menſchenknochen zugleich mit Mammuths- und andern ur⸗ weltlichen Thieruberreſten in der Gegend von Koͤſteritz durch „ — 00. — unſer hochgeehrtes Mitglied, Herrn Hofrath Dr. Schottin in Koͤſteritz, was unter den Geologen ein ungemeines Auf⸗ ſehen erregte, hat obige Hypotheſe bis hierher noch nicht umzuſtoßen vermocht, da man fpäter doch zu der Ueberzeus gung gekommen iſt, wie v. Schlottheim in den Rachtraͤgen zu ſeiner Petrefactenkunde dargethan, daß dieſe Menſchen— knochen durch ſpaͤtere Fluthen mit jenen Mammuths - ꝛc. X Knochen zuſammengeſchwemmt worden fein moͤchten. Von den aufgeſtellten Thieruͤberreſten, welche der na— turforſchenden Geſellſchaft von den Braunkohlengrubenbeſitzern gefällig uͤberlaſſen worden, haben ſich die größeren Schen— kelknochen neben vielen kleineren oder größeren Knochenfrag— menten und Stuͤcken von Hirſch- oder Elenngeweihen in der Grube des Herrn Feldwebels Haack, unweit hieſiger Stadt, nach und nach in den Jahren 1824 und 1827, und eben⸗ daſelbſt der ſchoͤn erhaltene, merkwürdige, Backenzahn im Jahre 1825, welchen letzteren die kunſtfertige Hand des ſe— ligen Sprenger ſo taͤuſchend nachgemacht hat, wovon ich mich ohne Ruͤckſichtnahme auf die Schwere zu überzeugen bitte, zwiſchen den Thon- und Lehmlagern, ungefaͤhr 4 El⸗ len uͤber der Braunkohle, aufgefunden. : Der ſchoͤne Elephantenſtoßzahn rührt aus derſelben Ab⸗ lagerung der Grube des Wiefebauers Abraham Muͤller von Wieſemuͤhle. Er iſt im Jahre 1819, etwa 1 Elle über der Braunkohle, 8 Ellen unter der Erdoberfläche, gefunden wor— den und maß beim Auffinden 217 Zoll in der Länge, nach der Kruͤmmung gemeſſen, und war 3 Zoll am einen und 14 Zoll am andern Ende, wo die Spitze abgebrochen war, ſtark. Außerdem ſind auch vorzuͤglich viele Knochenreſte in der erſten Grube in der Thalſohle bei Oberloͤdla rechts am Monftaber Wege, Melchior Ronneburger von Monftab ge— hoͤrig, unter andern mehrere Hirſchgeweihe, wovon ich She nen eine, im Herbſt 1835 ausgegrabene, zerbrochene Stange aus meiner und mehrere Bruchstücke aus der REINER ſammlung vorzuzeigen erlaube, vorgekommen. Ein ſchoͤner, derartiger, wohlerhaltener Fund iſt im Mai 1836, wenige Pochen vorher, ehe ich mich gerade — 101 — zu genauer Beſichtigung der Gruben dort befand, in Dip⸗ pelsdorf, unweit Ehrenhayn, in der Braunkohlengrube des Bauers und Anſpanners Michael Rauſchenbach von Priefel gemacht worden, es iſt dies die vorliegende ſtarke linke Stange eines Hirſches von ungefaͤhr 8 — 10 Enden. Sel⸗ bige hatte kaum + Elle über der Braunkohle im weißen = Thone, ungefähr 9 Ellen von der Erdoberfläche, gleich neben einem horizontalliegenden ſtarken Baumſtamme von circa 14 Ellen Diameter, der noch aus ſeiner Lagerſtaͤtte herausragte und von den dortigen Arbeitern für eine Kiefer oder Fichte gehalten wurde, gelegen; ſie iſt außer einzelnen abgebrochenen Enden ziemlich gut erhalten und bis auf das innere Knochenzellgewebe noch von feſter Conſtructur. Ich gehe nun zu den bei uns aufgefundenen Reſten der urweltlichen Pflanzenwelt, welche ich mir Ihnen anbei vorzuzeigen erlaube, über, Außer verſchiedenen Holzgattun— gen, welche aber groͤßtentheils zwiſchen der Braunkohle ſelbſt abgelagert ſind, daher hier davon noch nicht die Rede iſt, indem ich immer noch von den Lehm-, Thon- und Sand⸗ ſchichten über der Braunkohle ſpreche, ſind naͤmlich in der Braunkohlengrube des mehrgedachten Herrn Thurm, hinter dem ſonſt v. Thuͤmmelſchen Garten, die groͤßtentheils ſchon bekannten, nach v. Schlottheim und v. Sternberg unter dem Ramen Carpolithen aufgeführten merkwürdigen, „den Man⸗ deln oder Cacaobohnen aͤhnlichen Früchte in großer Anzahl, ſeltener aber Samenzapfen bent einer Schwatzholſgattung, vorgefunden worden. Die erſteren, wovon belfelgendes Kaͤſtchen mehrere Ce’ emplare enthält, find in beſagter Grube im J. 1832 einige 30 Ellen tief unter der Erdoberflache in einer graulich⸗ſchwar⸗ zen mit Sand gemiſchten Thonſchicht eine halbe Viertelelle über der Braunkohle, umlagert von vielem bitumindſem Holze, in ſehr großer Anzahl auf einem verhaͤltnißmaͤßig kleinen Naume, ſonſt aber in der ganzen Grube nicht vor⸗ gekommen, kommen jetzt nicht mehr vor, und machen fich daher mit jedem Tage ſeltener. Das gegenwärtige mit vie⸗ lem bituminoͤſem Holze vermiſchte Stuͤck ſolchen graulich⸗ — 8 — ſchwarzen Thones, worin ſich viele dergleichen mandelartige Früchte eingedruͤckt finden, welches in der Grube ſelbſt mit Porſicht herausgearbeitet worden, zeigt die Lagerungs verhaͤlt⸗ niſſe deutlicher. Herr Profeſſor Dr. Zenker in Jena hat in ſeinen „Beitraͤgen zur Raturgeſchichte der Urwelt, Jena 1833, dieſe Früchte genau beſchrieben und davon auch beiliegende ziemlich treue Abbildung geliefert. Er haͤlt ſie fuͤr wirkliche Beeren oder Fruͤchte von palmenartigen Ge⸗ waͤchſen, welche urſpruͤnglich mit einem Fruchtfleiſche umge» ben geweſen und wahrſcheinlich unreif und grün ſchon ver⸗ ſchuͤttet, nachher aber bei dem allgemeinen unterirdiſchen Zerſtoͤrungsprozeß durch bituminoͤſe Subſtanzen, unter Hinzus tritt gewiſſer Waͤrmegrade, wie das dabei gefundene Holz, in ihren jetzigen Zuſtand umgewandelt worden, und belegt ſie, je nachdem ſie mehr groß und glatt oder kleiner und runzlicher vorkommen, mit den Namen Baccites cacaoides und Baccites rugosus, kakaoaͤhnliche und runzliche Beeren⸗ frucht. Das dabei haͤufig in derſelben Schicht aufgefundene Holz rechnet er zu der Familie Conilerae (zapfentragende Ges waͤchſe), und belegt es wegen Aehnlichkeit feiner Holzſtruc⸗ tur mit den Pinusarten und der dabei aufgefundenen Rin⸗ denſtuͤcke mit Kiefern- oder Tannenrinde, in Beruͤckſichtigung der zwiſchen den Zellenwaͤnden angeblich entdeckten harzigen Subſtanz, mit dem Namen ee e pityodes, kieſer⸗ aͤhnlicher Harzbaum. Richt weniger merkwuͤrdig als jene kakaobohnenähn⸗ lichen Fruͤchte ſind die 1834 in derſelben Grube Herrn Thurm's im weißen Sande aufgefundenen, jedoch ſehr fels ten vorkommenden Samenzapfen einer Pinusart, wovon ich Ihnen in beifolgendem Kaͤſtchen einige vorzuzeigen die Ehre habe, die ich theils im Abraume ſelbſt gefunden, theils der Güte Herrn Thurm's verdanke; fie ſcheinen die oben ange⸗ führte Meinung des Herrn Profeſſors Zenker, der von ih— rem Vorkommen bei Abfaſſung feiner mehrerwaͤhnten Ab handlung noch nichts wußte, da ſie erſt ſpaͤter aufgefunden worden ſind, zu beſtaͤtigen und darauf hinzudeuten, daß — 18 — die in unſern Braunkohlenlagern vorkommenden Holzarten = meiftentheild aus mehreren Gattungen der Schwarzhölzer bes ſtehen, ſelbſt die beiden Samenzapfen aus meiner Samms lung in den zwei mit Glas verſchloſſenen Kaͤſtchen gehoͤren, bei genauer Betrachtung, nicht einer und derſelben Art an und laſſen weſentliche Verſchiedenheiten von einander wahr⸗ nehmen, wozu ich nicht allein das Breitgedruͤckte des einen gegen das weniger Zuſammengepreßte des andern rechne. Cine aͤhnliche pinusartige Frucht iſt kuͤrzlich in der faſerigen Holzkohle bei Paziols im Aude-Departement in Thon⸗ und Sandſchichten, wie bei uns, entdeckt worden und ſoll dort eben fo, wie bei uns, das bitumindfe Holz oͤfters mit Schwefelkies übergogen und Ti eg gefuri⸗ ns werden. Auch ein ſolcher Samenzapfen, ganz in Schwefelfics ebe wurde unſerer Geſellſchaft durch die gefaͤlligie Guͤte Henn Thurm's verehrt, leider aber zerfallen der artige Schwefelkieſe beim Zutritt der Luft ſehr bald, unid - ſo erging es auch jenem im Mae ſehr 60 erhaltener: Zapfen. Ueber den Fundort dieſer N muß ich 913 ) das Eigene bemerken, daß Herr Thurm behauptet, fie ha⸗ ben ſich ſtets nur in der unter den Braunkohlen abgelagerter! weißen Sandſchicht, nicht aber über dem Braunkohlenlagei: im Sande, wofür die größere Wahrſcheinlichkeit zu ſprechen ſcheint „ vorgefunden, und läßt ſich bis hierher daruber nicht‘ in Gewißheit kommen, indem dieſe Zapfen ſich ſtets nur unter dem herausgeſchafften Abraum oder Braunkohle, nicht aber in der Grube ſelbſt haben auffinden laſſen. ö Unſere Braunkohlenlager ſelbſt, auf die ich nun ſurück⸗ komme, beſtehen, wie jedermann bekannt iſt und im Eins gange dieſer Abhandlung bereits mehrfach dargethan wor— den, aus mehr oder weniger ſtaubartigen oder feſten, licht- oder dunkelbraunen, zerſtoͤrten vegetabiliſchen Thei⸗ len, worin faſt überall eine große Menge noch nicht voͤl⸗ lig zerſetztes bituminoͤſes Holz, ja ganze Stämme davon, vorkommen. Die obere und unterſte Schicht des Kohlen— — 104 — lagers iſt öfters E bis 1 Elle ſehr mit dem feinſten wei⸗ ßen Sand geſchwaͤngert, wie in Oberloͤdla, Poͤppſchen, Dippelsdorf, brennt deshalb faſt gar nicht, wird taube oder Sandkohle genannt und kann meiſtentheils nicht benutzt werden. Daß die Beſtandtheile aller Braun⸗ und Schwarz- oder Steinkohlenlager aber, eben ſo wie bei den Torflagern, Vegetabilien geweſen, geht aus den chemiſchen Analyſen noch deutlicher hervor, naͤmlich die Hauptbeſtandtheile aller degktabillſchen Koͤrper fi nd be⸗ kanntlich: Kohlenſtoff, Sauerſtoff, Waſſerſtoff, wenig Alkalien und Erden. Dieſelben Beſtandtheile finden ſich auch in obigen Kohlen und dem bituminöfen Holze, nach Leonhardt's Orykto⸗ gnoſie S. 374 und 375, in folgenden quantitativen Ver⸗ haͤltniſſen vor, naͤmlich: 1. In der 2. Im Braunkohle, bitumindͤſen Holze Kohlenſtoff 77,19 4 54,97 Sauerſtoff 19,35 26,47 Waſſerſtoff 2,55 4,31 Erdige Theile 1,00 14,25 100,00 100,00 3. In der Blaͤtterkohle a) aus dem Eſſen⸗Werthenſchen, b) aus Rewaaſtle Kohlenſtoff 73,88 84,26 Sauerſtoff 20,47 3 Waſſerſtofff 2,76 3,21 Erdige Theile 2,88 5 2,86 99,99 100,0 4. In der Kanelkohle Kohlenſtoff 74,47 Sauerſtoff 19,61 Waſſerſtoff 5,42 Erdige Theile 0,50 100,0 3 105 FR Unſer verehrtes Mitglied, Herr Rittergutsbeſitzer Gleitös mann von Wildenhayn, fruͤher Apotheker hier, fand nach einer unſerer Geſellſchaft bereits am 3. Juli 1821 vorgeleg⸗ ten chemiſchen Unterſuchung der Braunkohle aus der hinter dem Schloßgarten damals eröffneten, aber nicht fortgebaus ten herrſchaftlichen Grube in 100 Gewichtstheilen gut aus⸗ Muhen Aſche 10 Theile Kalkerde 12 „ Thonerde 78 feinen Sand; merkwürdig genug, daß die Torfaſche, nach Daus mehr⸗ angeführtem Handbuche S. 175, aus denſelben Beſtand— theilen zuſammengeſetzt iſt; es enthaͤlt naͤmlich, nach Buch⸗ holzens Unterſuchungen, 100 Theile Torfaſche von verſchie— denen Lagern ˖ Kalkerde 94 Theile 10 12 66] jedoch keine Spur von Thonerde 3 = 29 18 13 ( Kali, was vorzüglich Kieſelerde 2 ⸗ 60 62 10 ( bemerkenswerth er⸗ Eiſen 1 „124 33 — ſcheint und giebt meiner oben aufgeſtellten Hypotheſe der Entſtehung unſerer Braunkohle aus Torflagern immer mehr Wahrſchein⸗ lichkeit. Unſere Braunkohle brennt ſchon, fo wie fi e aus der Grube herauskommt. Mit Waſſer und theilweiſe einiger Braunkohlenaſche, wodurch ſie mehr Conſiſtenz erhalten ſoll, vermengt, wird fie in auf beiden Seiten offenen Kaſtenfor⸗ men zu vier Stuͤck Ziegeln, auch, wie z. B. in Oberloͤdla und Poͤppſchen, in Kaſtenformen mit Boͤden zu 6 und 8 Stuͤck Ziegeln auf Tiſchen geſtrichen, brennt, nachdem ſie ganz trocken iſt, mit lichter, lebhafter Flamme, hitzt ſehr gut und hält die Warme ſehr lange, da die Aſche, deren fie eine bedeutende Menge zuruͤcklaͤßt, 24, ja 48 Stunden gluͤ⸗ hend bleibt, entwickelt jedoch beim Verbrennen einen eigenen brenzlichen, bitumindͤſen, unangenehmen Geruch, der aber durch die gute Conſtruction unſerer jetzigen Weg lacht, mehr ſo bemerkbar wird, wie fruͤher. 8 — Mk Als fremdartige Beſtandtheile finden ſich une unſerer Braunkohle: 1. Schwefelkies in rundlichen, uhbefstinien Stücken, wovon ich Ihnen eine eigene Bildung aus meiner Sammlung vorlege, ziemlich haͤufig, oft als Ueberzug oder Ausfuͤllung des bituminoͤſen Holzes, iſt in groͤ⸗ ßeren Stuͤcken nicht ſehr, zum Verwittern oder Vitrio⸗ lesciren, als Ueberzug oder Holzausfuͤllung aber ſehr dazu geneigt, und ſcheint auf die bei der Zerſetzung der Braunkohlenſubſtanzen thaͤtig geweſenen ſchwefel⸗ und phosphorſauren Daͤmpfe, deren Erzeugniß er jeden⸗ falls auch iſt, hinzudeuten; 2. Retinit oder Retinaſphalt kommt bei uns faſt in allen Gruben in mehlichem Zuſtande neſterweiſe von lichte ſchwefel- oder gruͤnlich- gelber Farbe ziemlich haͤufig vor, zerfaͤllt aber beim Berühren augenblicklich in Staub und verbreitet beim Reiben einen ganz eige⸗ nen ſehr ſtarken, kraͤftigen, nicht unangenehmen, har⸗ zig⸗ſchwefeligen Geruch. Auch in kleinen, ſtumpfeckigen, rundlichen, feſten Stücken mit graulicher, rauher Oberflaͤche bis zur Groͤße eines Taubeneies, von letzterer aber ſehr ſel⸗ ten und uͤberhaupt nicht haͤufig kommt derſelbe bei uns, vorzüglich in Poͤppſchen, von ſchneeweißer, gelber und brauner Farbe von faſt allen Nüancen, ja faſt ganz ſchwarz, vor, hat beim Anſehen eines Pflanzen- harzes Glas- oder Wachsglanz, iſt leicht zerſprengbar mit flachmuſcheligem Bruch, Strich unveraͤndert, durch⸗ ſcheinend bis undurchſichtig und entwickelt beim Ver⸗ brennen, wo er lichte Flamme giebt, einen dem Bern⸗ ſtein, dem er überhaupt ſehr verwandt iſt, aͤhnlichen aromatiſchen Geruch. Nach Glocker's Handbuch der Mineralogie iſt der Retinit wahrſcheinlich aus vegetabiliſchem Harz ent⸗ ſtanden. „Die ringfoͤrmigen Zeichnungen,“ ſagt er, „die beſonders der maͤhriſche zeigt, die ich auch, obs gleich ſeltener, bei den unſrigen wahrgenommen habe, - 101 -— laſſen feinen früheren flüfigen Zuſtand, in welchem er gewiſſe Räume ausgefüllt hat, leicht erkennen. Da des erdigen Retinits in keinem mineralogiſchen Werke, ſoviel mir bekannt iſt, gedacht wird, derſelbe aber ſich von dem feſten weſentlich unterſcheidet, ſo ſtelle ich zuerſt zwei verſchiedene Arten des Retinits hiermit auf und belege den ſtaubartigen mit dem Namen f Mehlretinit oder erdigen Retinit, den feiten aber mit f Wachs- oder Glasretinit, g und trage darauf an, ihn fo für die Zukunft in den Syſtemen aufzunehmen. Auch Bernſtein und Honigſtein fol ſich in uns ſern Braunkohlengruben, ja ſogar erſterer von der Größe einer ftarfen Fauſt, in Ober- und Untetloͤdla gefunden haben, von den Arbeitern aber, wie mir der verſtorbene Diakonus Duͤrr, früher in Kohren, ein ſehr thätiger Mineralog „ mehrmals verſichert, zer⸗ ſchlagen worden ſein. Ein davon erhaltenes ziemlich 02 großes Stück habe ich felbft bei ihm mehrmal ges ſehen. Mir iſt von beiden Gattungen, ſo oft ich auch Nachfrage darnach gehalten habe, nichts zugekommen. Rachdem ich mich über unſere Braunkohlenlager und deren Lagerungsverhaͤltniſſe im Allgemeinen und über ..n 2 5. . die verſchiedenen Vorkommniſſe darin und darüber aus⸗ fuͤhrlich verbreitet habe, gehe ich auf die Betrachtung der einzelnen Braunkohlenlager in unſerer Nähe uͤber, ſoweit ſie in Betrieb ſtehen oder geſtanden haben. Wir finden deren neun, naͤmlich: 1. In Altenburg ſelbſt, 2. Oberloͤdla, 3 Untermolbitz bis Oberzetſcha, 4 Poͤppſchen bis Bocka, 8 Freben, Serbitz und Threna er 2 Waltersdorf, . * 8 „* „ * 8 * — 108 — 7. In Groͤba, wahrſcheinlich bis Wildenhayn, Teuritz, Hageneſt und Luckau fortſtreichend, 8. = Dippelödorf und 9. 2 Kleinmecka nach Runsdorf zu. um nicht noch weitlaͤufiger zu werden, wie es bereits ſchon geſchehen iſt, beziehe ich mich auf die von mir gefer⸗ tigten genauen Beſchreibungen jeder dieſer einzelnen Braun⸗ kohlenlager, worüber ich mir vielleicht ſpaͤter der verehrten | Geſellſchaft einen Vortrag zu machen erlaube, und füge das her nur noch Einiges im Allgemeinen über unſere fammts lichen Braunkohlenlager, deren Betrieb und Ertrag, bei, was uͤberraſchende Reſultate liefert und zu mancherlei Zu— fammenftellungen und Betrachtungen Veranlaſſung giebt. Nach den genaueſten von mir meiſtentheils an Ort und Stelle ſelbſt eingezogenen Erkundigungen werden gegen— waͤrtig im Amtsbezirke Altenburg im Ganzen 56 Braunkohlengruben betrieben, und zwar davon 37 Gruben durch Abbau vom Tage herein und 19 — bergmaͤnniſch mittelſt Schachtabſenkung; hier⸗ | 1 befinden ſich: 6 1 Grube hier in Altenburg bei Herrn Gaſthofsbeſitzer 49155 Thurm, die Grube des Herrn Feldwebels | Haack ruht ſeit 18355 . 12 * in Oberloͤdla, Wieſemühle bis Schlaudis; | 2 3. 8 — Uuntermolbitz bis Oberzetſcha; 4. 14 — von Poͤppſchen bis Bocka; 5. 10 — in Bocka ſelbſt, meiſtentheils in den Gaͤr⸗ ten der Bauern; 6. 5 — in Treben, Serbitz und Threna; 1 — in Waltersdorf, eben erſt eroͤffnet, doch in vollem Gange, drei find außerdem in der Ae began 93 — — * | | ) Jetzt beim Abdruck dieſer Abenden ſin ind kasiis feit dun 1836 6 Gruben in eien in Betrieb. — 9 — 8. 1 Grube in Groͤba, die herrſchaftliche, eine zweite wird jetzt in Gang gebracht; 9. enn Dippelsdorf und 10. 2 — in Kleinmecka. Schon im Jahr 1739 fand ein gewiſſer Major Lorenz in ſeinem Garten bei der Rathsziegelſcheune, dem jetzigen Kaufmann Fiſcherſchen Garten, als er nach Steinkohlen graben ließ, Braunkohle, und benutzte ſie, wie wir jetzt, nach Meyner's Zeitſchrift, Jahrgang 1795, S. 395, fand aber keine Abnehmer, ſelbſt noch vor dreißig Jahren, im Jahr 1806, waren erſt zwei Gruben im Gange, in Groͤba und Meuſelwitz, wovon letztere wieder eingegangen, jedoch wußte man, nach einem Bericht herzoglicher Kammer hier an Sereniss. elementiss. Goth, vom 4. Dec. 1804, wel⸗ cher uͤber die herrſchaftliche Braunkohlengrube bei Groͤba er— ſtattet worden, ſchon von Braunkohlenlagern in Meuſelwitz, Neudorf und Niederleupten, doch heißt es darin, fie ſeien nicht bauwuͤrdig. Rach den von mir aufgefundenen Nachrichten war die herrſchaftliche Grube im Kammerforſte die erſte gangbare Grube im hieſigen Amtsbezirk, 1785 begann die Torf— graͤberei bei Groͤba durch Herrn Geheimerath von Gries— heim, kurz darauf ward die Braunkohlengrube im Kam— merforſte durch denſelben entdeckt, denn 1788 ward fie ſchon verfallen gefunden, 1795 erhielt er einen Muth- ſchein auf dieſelbe, 1808 trug er auf deren Abbau auf Aaetien an, fand aber keine Abnehmer derſelben und trieb ſelbige daher auf eigene Koſten bis 1813, wo er ſtarb, mit unermuͤdlichem Eifer und Aufopferungen aus ſeinem Vermoͤgen fort, da er den Werth der Braunkohle wohl erkannte, obgleich er nirgends Unterſtützung fand und mit vielen Schwierigkeiten ſtets zu ſtreiten hatte. 1809 ward die erſte Grube in Oberloͤdla bei dem Wieſebauer Abraham Müller von Wieſemuͤhle, 1811 die gutsherrs ſchaftliche daſelbſt, 1823 die bei Herrn Feldwebel Haack hier, 1824 die in Dippelsdorf, 1834 die bei Threna, und 1836 erſt die bei Waltersdorf eröffnet, — 110 — Die Maͤchtigkeit der verſchiedenen Kohlenlager iſt uͤber⸗ haupt zwiſchen 3 — 25 Ellen, und kann man die mittlere Maͤchtigkeit derſelben auf 5 bis 7 Ellen in Poͤppſchen, Bocka, Groͤba und Klein⸗ mecka, 8 „25 2 hier, in Oberloͤdla, Untermolbitz „Serbitz, Threna, Waltersdorf und Dippelsdorf annehmen. Bei allen vorgenannten 56 Gruben ſind im Ganzen 172 Streichtiſche in dieſem Jahre (1836) in Thaͤtigkeit und zwar: 5 Tiſche hier, — in Oberlödla ꝛc. in Untermolbitz und Oberzetſcha, Poͤppſchen und Bocka, Treben, Serbitz und Threna, 3 — in Waltersdorf, 3 — in Gröba, in Dippelsdorf und in Kleinmecka; auf jeden dieſer Streichtiſche fertigen taglich zwei Mann, einer zum Ziegelſtreichen, der andere zum Einſuͤmpfen und Zufahren gerechnet, 3 bis 4000 Stuͤck, oder woͤchentlich 20 bis 24,000 Stuͤck Siegel, mithin alljaͤhrlich, da man die Streichzeit vom Mai bis October, circa auf 20 Wochen N I Et 8 8 8 0 Il ungefähre allgemein annimmt, während dieſer 20 Wochen auf jeden Streichtiſch 300,000 Stuͤck Ziegel zwei gewoͤhnliche, 500,000 — aber zwei ausgezeichnet fleißige Arbeiter, f fo daß man im Durchſchnitt vielleicht 400,000 Stuͤck Ziegel auf jeden Tiſch alljährlich wohl rechnen kann, woruͤber alle Arbeiter in den Gruben und Braunkohlenwerksbeſitzer, fo viel ich auch hier⸗ ſind. über Erkundigungen eingezogen habe, einſtimmiger Meinung . ER, PERLE W se Br Fan N 8 nn l * nan ang and rand dg. enz 151 ei un m eg Jenin 2 2 e 1 ng ee nr. L Dei 10. x Kerl: . 33 ee, eee 75 behathaß ale 1 ET 11 Aena 3 can Fe 15 1 8 5 abe ” % N BER Re 15 e si Re en N 16 ne ER f e 4 Ei nA 10 g — g e une 0 e n — | . Sea 8 — 5 * 0 1 ** audi 110 5 9 Re = ved De “ 1 Kube Ar, 10 . > are wa e ei, va 4 10 851 Hay = au iD wer Mer w e eee “ 1 Ih Kae 17 e et 1. 1 Lurche zug iin an . 45 Aim 428 2 * KO. Er Re = 8 ra er 22 8 e 1 8 a3 0 . a tn ehe rip er 2 u SB KH n vB 2 4 5.2 es Tr ao Ungabe Es werden daſ. Gruben Abraum findet — — —— —— u— ¼—¼—⅛ — — — — betrieben: ſich No. des Braunkohlenlagers. 0 und zwar bei den in den im durch | berg: || Tage: Schach⸗ Ganzen Tage- maͤn⸗ bauten | ten bau niſch Ellen | Ellen 1 [Altenburg 1 «& 1 « 38—40 2 [Oberloͤdla 12 5 7 || 124 15—56 3 [Untermolbitz b. Ober: 8 4 4 ||7—8 15-35 z e hz ſch a Aa.[Poͤppſchen bis Bockaf 14 14 — 6-15 — b. Im Dorfe Bocka ſelbſt 10 10 — 16-9 — 5 [Treben, Serbitz, 5 3 2 [8-10 34 Threna 6 [Waltersdorf 1 — 1 — 15-17 7 [Groͤba 1 — 1 — 31 8 [Dippelsdorf 2 1 1 9-10] 12 9 [[Kleinmecka 2 5 2 « 18-28 Ganzer Betrag 5 19 1836, vor 30 Jahren 1806 nur 2 in Groͤba u. Meuſel⸗ witz. VDaup f- Tabelle über ſaͤmmtliche Braunkohlengruben im Bezirke des Kreisamtes Altenburg, entworfen im Juni 1836, ſowohl hinſichtlich ihres Vorkommens als ihres Betriebs von Julius Zinkeiſen. 5 / y !!!!!! P ———ãv . ———ꝛꝛ— 17 2 ö e Zu Seite 111. 68800000 Std. zu 400,000 Stck, Ijaͤhr. od. circa 3,000 St. taͤgl. br. Tiſch nur zu 300,000 Stck. 1j, od. 2,000 Ste, tägl. od. 15,000 Stck. circa woͤchentl. gerechnet - pr. Tiſch fertigen alljaͤhr. 51’600,000 Std, 82/560,000 Std, « 4 woͤchentl. pr. Tiſch nur zu 2,000 Stck. tägl. oder circa pr. Tiſch an Streicherlohn 12,900 Thlr. von 172 Tiſchen. 1720 | « | « || 20,640 zu 3,000 Std, tägl. od. circa 20,000 St. 15,000 Stck. woͤchtl. 68,966 An Ziegeln werden geftrichen Streicher lohn 5 >, Kohlen- (Streich: 20 Wochen all. vom Mai bis Octbr. von jedem Tiſch zu 2 Mann 6 Gr. E inna hm 5 8 en Maͤchtigkeit z; im Durchſchnitt angenommen br. 1000 Stck. Ziegel auf 20 Wochen von ſaͤmmtlichen ver⸗ Verkaufs- von 5 a Tiſche in 1 Jahre allj. gerechnet kauften Ziegeln in Preis u a in — 8 — T r. ahre gang⸗ zu 3,000 Stck. tägl. zu 4,000 Stck. taͤl. zu 3,000 Stck. tägl. zu 4,000 Stck, tägl. 1 Iabre 0 F über: [mittlere | bar | 20,000 - wöchen 24,000 = 15 20,000 = wicht) 24,000 — woͤchtl. zu 3,000 Stck. tägl. zu FUN 0 tägl. haupt durch⸗ 400,000 = pr. 20 480,000 - pr. 2015 Thlr. ie 6 f nern a pr. Tiſch pr. Tiſch ſchnittl. 1836 Wochen Wochen für jeden Tiſt ür jeden Ti Ellen | Ellen fuͤr jeden Tiſch 0 100 Thlr. pr. 20 W. 120 Thlr. pr. 20 W.] Thlr. [Gr. Pf. Thlr.“ Gr. Thlr. Gr. Pf. i —̃ H— F — —̃— 3—10 8 10 4000,000 Ste, 4800000 Stck. 1,000 |«| «|| 1,900 «„ 5,333 8 K« 18 6,00 «|« 6—24 10 50 20'000,000 * 24'000,000 « 5,000 | « | « || 6,000 «| « 20,000 | « | « 1 | «| 24,000 |« | « 18 5—25 12 22 8.800,00 * 10560000 «& 23200 „ «„ 2,640 4« 4 770 „„ « 21 9,240 | 4 4 25 a 4-9 7 41 16,400,000 4 19/680000 « 4,100 „„ 4,920 |«|« || 16400 „ «|| 1 „ 19,680 | «| « 3—8 5 14 5’600,000 4 6˙0 720000 « 1,400 |« | «|| 1,680 |« | «|| 560 „„ 1 „ 6720 „ 4—12 10 15 6’000,000 4 7200000 « 1500 | « | «|| 1,800 „44 5,250 |« | «|| « 21 6,300 | « | « 12—15| 14 3 1200,00 4 1440 00 4 300 „ 4 360 ¼ «„ «„ 1,100 «„ « 22 1,320 |« | « 5—8 5 3 1200,00 « 1440000 « 300 41 360 K 1,050 «„ «„ 21 1,260 |< |« 8—12] 10 5 2000,00 4 2400000 « 500 [KE 600 „ «„ 2,3338 K« 14 2800 | «|« 5—6 6 9 3,000,000 « | 4320000 4 90 „ „ 1,080 «„ 4,200 I«|« | 14 5040 [„ - | 82,760 — 111 er Rach dieſer unbeſtrittenen Annahme werden von den genannten 172 Streichtiſchen alljährlich während 20 Wochen im hieſigen Amtsbezirke im Ganzen zen Stüd Braunkohlenziegel, zu 400,000 Stüd alljaͤhrlich oder circa 3000 Stück taͤg⸗ lich pr. Tiſch, mer gering gerechnet 51,600,000 Stück, wenn man alljährlich nur 300,000 Stück oder 2000 Stück taͤglich, die niedrigſte Annahme, auf jeden Tiſch rechnet, angefertiget, und berechnet ſich die Einnahme dafuͤr nach einer von mir hierüber entworfenen Haupttabelle, welche ich mir die Ehre gebe der Geſellſchaft vorzulegen (abgedruckt am Schluſſe dieſes Heftes), nach den verſchiedenen Preiſen von 1000 Stuͤck Braunkohle zu 21 Gr. bis zu 1 Thlr. 8 Gr. alljaͤhrlich auf die bedeutende Summe von 68,966 Thlr. 16 Gr. von erſteren 68,800,000 Stüd Braunkohle und auf 51,000 — — circa von letzteren 51,600,000 Stüd Braunkohle. Es ergiebt ſich ferner aus meiner vorliegenden Tabelle, daß die bei den 172 Tiſchen beſchaͤftigten 344 Ziegelſtreicher in allen Gruben, welche faſt allgemein 6 Gr. pr. 1000 Stuck Ziegel zu reihen bekommen, ungerechnet — 1 Gr. , was ſie in vielen Gruben aufden fuͤr das Einfahren in die Schuppen oder das Aufladen pr. 1000 Stück gezahlt er⸗ halten, wodurch ſich zwei gewöhnliche Arbeiter 12 — 18 Gr. täglich, fleißige aber 1 Thlr. bis 1 Thlr. 6 Gr. täglich ver⸗ dienen koͤnnen, alljährlich während der zwanzigwoͤchentlichen Streichzeit vom Mai bis October 17200 Thaler Streicherlohn von den zuerſt genannten u 68,800,000 Stück Ziegeln zu 3000 Stück * \ täglich pr. Tiſch, oder 12,900 — dergl. von den letzteren 51,600,000 Stuͤck Ziegeln, wenn man auch blos 2000 Stuͤck täglich für jeden Tiſch rechnet, bone galt erhalten. * = DM Welche eintraͤgliche Beſchaͤftigung den aͤrmeren Hands arbeitern, deren Weiber und Kinder dabei auch mit gebraucht werden konnen, hierdurch an die Hand gegeben iſt, leuchtet ein, und traͤgt es vorzüglich zur Ordnung und Regſamkeit derſelben bei, daß der fleißige Arbeiter ſich taͤglich faſt noch einmal ſoviel verdienen kann, als der faule. Aber nicht allein im Frühjahr, Sommer und Herbſt beſchaͤftigen die Braunkohlengruben viele Arbeiter, ſondern auch den ganzen Winter hindurch und das zeitige Fruͤhjahr findet eine große Anzahl derſelben durch Herausſchaffen der Kohle, wobei man bei Schachtenfoͤrderung 8 Gr. fuͤr das Material zu 1000 Stuͤck Ziegeln, mithin jaͤhrlich von 300,000 Stuͤck pr. Tiſch 100 Thaler Foͤrderlohn rechnet, und Abraͤumen des Abraums bei den Tagebauten ꝛc. aus⸗ reichend eintraͤgliche Arbeit, und ſind ſo hierdurch gegen Mangel und Verarmung mit Frau und Kindern und gegen die Kälte durch das ſelbſt gefertigte, vorzüglich gute, wohl— feile Brennmaterial, was, bei der immerwaͤhrenden Auf— findung neuer Braunkohlenlager, immer wohlfeiler und be— liebter wird, hinlaͤnglich geſchuͤtzt. ITch gehe nun zum Schlußſtein meiner ganzen Arbeit uͤber, ſie liefert naͤmlich das erfreuliche Reſultat, daß unſer glückliches Laͤndchen, namentlich die nähere Umgebung unſe— rer Reſidenzſtadt, vielleicht auf undenkliche Zeiten gegen Holz— mangel und Holztheuerung durch dieſe Braunkohlengruben geſchuͤtzt iſt; denn es gewaͤhrt nicht nur die Maͤchtigkeit der bis hierher entdeckten Gruben noch auf ſehr lange Zeitraͤume Braunkohle im Ueberfluß, ſondern es ſind auch noch ſehr mächtige Depot's dieſes Heitzungsſurrogats unter unſerer Erd— oberflaͤche verborgen, die theils ſchon durch Bohrverſuche und Brunnen aufgeſchloſſen ſind, theils ſich nur vermuthen laſ— ſen, und erwaͤhne nur eines einzigen dieſer großen, vielleicht erſt blos an den Grenzen aufgeſchloſſenen Lagers, naͤmlich: nach vielfach eingezogenen Erkundigungen und Vergleichung der Lagerungsverhaͤltniſſe in den bereits gangbaren Gruben zu Waltersdorf, Groͤba, Wildenhayn, und einer wieder eingegangenen zu Haſelbach, glaube ich mit vieler Wahrz — 15 — ſcheinlichkeit die Behauptung aufſtellen zu konnen, daß ſich ein ungeheueres Braunkohlenlager von 4 bis 20 Ellen Mach» tigkeit von Reubraunshayn und Waltersdorf über Luckau, Teuritz, Wildenhayn, Groͤba unter dem ganzen Kammerforſt weg bis nach Haſelbach erſtreckt, ja ſich bie bis nach Treben, Serbitz und Threna hinzieht. Zum Beweis des eben erwaͤhnten Reſultats, daß wir durch unſere Braunkohlengruben hinlaͤnglich gegen Brennholz— mangel auch für die Zukunft geſchuͤtzt find, füge ich noch eine Berechnung bei, wie ſich der Ertrag der gegenwaͤrtig in Betrieb ſtehenden Braunkohlengruben gegen den Ertrag ſaͤmmtlicher herrſchaftlicher Waldungen im Forſtamte Altens burg nach einer zwanzigjaͤhrigen Duc ſchnittaberchuung ver⸗ haͤlt, naͤmlich: Rach der allgemein fuͤr richtig angenommenen Meinung ſoll die Feuerung einer Klafter ſechsviertlicher Scheite 1000 Stück Braunkohle gleich fein; ich halte dieſes für zu wenig und nehme dafür an, daß 1500 oder 2000, ja 3000 Stuͤck Braunkohle einer Klafter achtviertlicher Scheite gleich ſei; hieraus ergiebt ſich, daß die mittlere Aunaßme der im Jahr 1836 gefer⸗ tigten eee Stuͤck Braunkohlen \ gti find 45,866 Klaftern zu 1500 Stuͤck Kohle pr. Klafter . 400 — „2000 — — — aas Eee oder der niedrigſte Satz der gefertigten 51,600,000 Stuͤck Braunkohle im Jahr 1836 immer noch dem überaus hohen Ertrag von 34,400 Klaftern zu 1500 Stuͤck Kohle pr. Euer 25,800 — „2000 — — — 00 ee OR a ee gleich find. Halte ich nun hiergegen 69573 Klaftern als den einjährigen Ertrag der ſaͤmmt⸗ lichen herrſchaftlichen Waldungen im hieſigen Forſtamte nach einer zwanzigjaͤhrigen Durchſchnittsberechnung, excl. — 114 — des Stockholzes, welches bei dieſer Berechnung unberuͤck⸗ ſichtigt geblieben, wobei 340,490 Kubikfuß als einjaͤhriges Derbholz und 355 ‚249 — — Reißigertrag in Anſatz gebracht ſind, ſo ergiebt ſich daraus, daß die Braunlohlengruben, wenn ich auch nur 3000 Stück Kohle einer Klafter Holz gleich rechne und den niedrigſten Ertrag der gedachten Gruben da— gegenhalte, letztere beinahe dreimal mehr Brennmaterial all⸗ jährlich liefern, naͤmlich f 17,200 Klaftern als ſaͤmmtliche herrſchaftliche Waldungen im hieſigen Forſt⸗ amte, indem nur 69575 Klaftern als Ergebniß des Ertrags derſelben auf ein Jahr nach obi⸗ ger Durchſchnittsberechnung angenommen werden koͤnnen, und folgert ſich daraus weiter, daß auf Steigerung der Brennholzpreiſe in der näheren Zukunft wohl nicht zu rech⸗ nen ſein duͤrfte, da die Auffindung und Betreibung der Braunkohlengruben noch im Zunehmen iſt, die Anwendung der Braunkohlen faſt auf jede Art wirthſchaftliche und tech— niſche Feuerung immer mehr in Gebrauch kommt, und bei den vielfachen Verbeſſerungen der Feuerungsapparate und der Wohlfeilheit des Materials, das ſich bei der hoͤchſten Annahme von 3000 Stuͤck Kohle zu 1 Thlr. pr. 1000 Stuͤck gleich einer Klafter achtviertlicher Scheite immer noch wie 3 zu 5 verhaͤlt, der Holzfeuerung jedenfalls vorgezogen wer⸗ den muß. XV. ueber Luſtgartengeſchmack. Vorgetragen beim letzten Herbſteonvente der pomolo— giſchen Geſellſchaft von deren Vorſtande, dem Pfarrer Mempel in Zedtlitz. Die äußere aͤſthetiſche Form, welche man bei der Anlage von Luſtgaͤrten darzuſtellen ſucht, war und iſt bei den ver⸗ ſchiedenen Rationen mannigfachen Abwechſelungen unters worfen. Bei dem hollaͤn diſchen Luſtgae teng eich mak iſt der angenehme Eindruck eines bunten, abſtechenden, bril⸗ lanten Farbenſpieles das hoͤchſte erſtrebte Ziel und die vor⸗ herrſchende Eigenthuͤmlichkeit. Hier findet man die Beete in geſchlaͤngelten Formen mit Buchsbaum eingefaßt und das Innere derſelben ſtatt mit lebendigen Gewaͤchſen oft mit todten Materialien, mit bunten Steinen und Muſcheln auss gefullt. Die Gänge find mit ſchoͤnem rothen, gelben und weißen Sand beſtreut. Von Blumen ſieht man hier haupt⸗ ſachlich ſolche von niedrigem Wuchſe, beſonders Zwiebel gewaͤchſe, Tulipanen, Hyazinthen, Narziſſen, Tazetten, Jon⸗ quillen, in deren Cultur die Holländer es unter allen Ras tionen am weiteſten gebracht haben, auch wohl Aurikeln und Primeln. Oefters finden ſich hier bei einer geeigneten Lage auch Baſſins und Springbrunnen. Einen wie angenehmen Eindruck auch ein Garten im hollaͤndiſchen Geſchmack durch das bunte, prachtvolle Farben⸗ ſpiel beim erſten Anblick auf das Auge macht, fo fuͤhlt - 6 — man doch bald auch feine weite Entfernung von der leben— digen Natur und das darin herrſchende Todte, Kalte und Steife; und keine Farbenpracht, ja ſelbſt die durchaus ſicht— bare Zierlichkeit, Rettigkeit und Reinlichkeit vermag die na— tuͤrlichen Reize der frei und ungezwungen ſich entfaltenden Pflanzenwelt zu erſetzen. Daher iſt dieſer Geſchmack jetzt immer mehr aus der Mode gekommen und nur noch ſelten in kleineren Gaͤrten an aͤlteren Schloͤſſern zu beobachten. Beim franzoͤſiſchen Luſtgartengeſchmack hat die gerade Linie die Oberherrſchaft. Die Natur erſcheint hier durch die Kunſt ſymmetriſch geregelt und die Pflanzen durch die Scheere in ſymmetriſche Formen gezwungen. Das ganze Terrain bildet, wo moglich, ein Quadrat oder Ob— longum; die Hauptpartien ſind wieder in Vierecke abgetheilt, deren Beete abermals in kleinere regelmaͤßige mathematiſche Figuren zerfallen, welche mit kuͤnſtlich geordnetem Laubwerke in mancherlei Formen ausgefuͤllt ſind. Das Gartenhaus oder Schloß ſteht in der Mitte des Ganzen, dem Eingange gerade gegenuͤber, von welchem ein breiter Hauptgang heran⸗ fuͤhrt, in deſſen Mitte ein Rundtheil entweder mit einem Blumenſtuͤck oder ein Baſſin mit einem Springbrunnen ers ſcheint. Die geraden Laͤngen- und Queergaͤnge ſind mit hohen Hecken von Buchen, Corneliuskirſchen u. ſ. w. eins gefaßt, welche, ſtreng in egalem Schnitt erhalten, gruͤne Waͤnde zu Spaziergängen bilden. Alle Baume in freiem Lande oder in Zöpfen find der Scheere unterworfen und werden durch kuͤnſtlichen Schnitt zu Kugeln, Pyramiden, Faͤchern, Kegeln, Spinnrocken geformt, ja der Taxus muß ſelbſt die Geſtalt von Thieren, von Delphinen, liegenden Stieren u. ſ. w. ſich aufdringen laſſen. Rundtheile, Baſſins, Springbrunnen, weiße ſteinerne Statuͤen heidniſcher Götter und Goͤttinnen kommen haͤufig vor. Es herrſcht demnach in den Gängen und Alleen die mathematiſche Regelmaͤßigkeit der geraden Linie, und in den kuͤnſtlichen Formen und Ge⸗ ſtalten der Pflanzen die Symmetrie mathematiſcher Koͤrper vor, welche nur bisweilen bis zu kuͤnſtlichen Rachahmungen aus der Thierwelt ſich ſteigert. Die aͤlteren großen Luſt⸗ = Mr = gärten in Frankreich, Deutfchland, Schweden und Dänemarf waren und ſind zum Theil noch in franzoͤſiſchem Geſchmack angelegt, der neuerdings immer mehr von dem engliſchen verdraͤngt wird. Denn obgleich in den Gärten nach franzöfi ſchem Ge⸗ ſchmack mehr Pflanzenwerk und natürliches Leben vorhanden iſt, als in denen nach hollaͤndiſchem Geſchmack, ſo ſteht doch auch bei ihnen die Natur noch ganz unter der beengen— den Herrſchaft ſteifer Formen, und fie behalten daher ſtets den Charakter des Gekuͤnſtelten und Gezwungenen. Beim engliſchen Luſtgartengeſchmack herrſcht die dem Auge wohlgefaͤllige Wellenlinie vor. Dieſe legt der Natur keinen beengenden Zwang an, ſondern laͤßt den zweck— maͤßig zuſammengeſtellten Bäumen) Straͤuchern und Pflan⸗ zen ihren freien und ungeſtoͤrten Wuchs, deren Eigenthuͤm⸗ lichkeit von der Kunſt wohl benutzt, aber nicht kuͤnſtlich ab— geaͤndert wird. Man findet daher in den engliſchen Gaͤrten ſich ſchlaͤngelnde, durch Abwechſelung in den Umgebungen und Ausſichten uͤberraſchende Gaͤnge neben oder zwiſchen Rabatten mit bunten Blumen, ſchoͤn blühenden oder mit bunten Früchten behangenen Straͤuchern und Baͤumen aller Art. An dieſe ſchließen ſich Waͤldchen von Birken, Akazien und Fichten an, untermiſcht mit anderem einheimiſchen und fremden Gehoͤlze. Jede Schönheit der Ratur iſt hier bes nutzt, z. B. die Anhoͤhen zu freundlichen Ausſichten, die Felſen zu Grotten, die Baͤche zu Waſſerfaͤllen und die ſchoͤn— ſten Baumgruppen zu einladenden Ruheplaͤtzen. So ſucht hier die Kunſt die Reize der Natur durch zweckmaͤßige Ver⸗ einigung derſelben zu erhöhen und fie in einer: edleren aͤſthe— tiſchen Form auszupraͤgen. Einſiedeleien, Kloͤſter und Tem⸗ pel uͤberraſchen in ihrer Verſtecktheit um ſo mehr, und uͤber die grünen Raſenplaͤtze mit weidenden Thieren, fo wie über die ſtillen Weiher mit umherſchwimmenden Waſſervoͤgeln iſt eine Fuͤlle wohlthuender laͤndlicher Ruhe ausgegoſſen. So gibt die Kunſt der Pflanzennatur freien Spielraum „ihre ganze Schoͤnheit zu entfalten, zwingt ſie aber nie, ihr fremde Geſtalten anzunehmen. — 119 — Der engliſche Gartengeſchmack iſt jetzt der herrſchende und hat in Folge ſeiner Uebereinſtimmung mit dem jetzigen Zeitgeiſte den hollaͤndiſchen und franzoͤſiſchen faſt überall vera draͤngt. Ihm huldigen die meiſten neuern Luſtgaͤrten und Anlagen in der Naͤhe größerer: Städte, Doch erfordern die engliſchen Luſtgaͤrten ein großes Terrain, das faſt un⸗ benutzt bleibt und blos dem Vergnuͤgen gewidmet iſt. Auch iſt die Unterhaltung derſelben ſehr koſtſpielig, weßwegen man viele der ſchoͤnſten engliſchen Gaͤrten hat wieder verwildern und eingehen laſſen. Einzelne Gartenliebhaber haben daher die Herrſchaft der Natur in ihren Gaͤrten zwar beibehalten und die Wel⸗ lenlinie des engliſchen Gartengeſchmackes dabei nachgeahmt, allein zur Bildung der gefaͤlligen Partien nur zugleich auch Rutzen gebende Pflanzen und Baͤume ausgewaͤhlt, welche mit der Schönheit der Bluͤthen nuͤtzliche Früchte verbinden und den noͤthigen Aufwand außer dem aͤſthetiſchen Genuß auch durch ihre materielle Nutzbarkeit verguͤten. Dieſen koͤnnte man wohl den deutſchen Gartengeſchmack nennen, da er fuͤr unſere minder reiche Ration der angemeſſenſte iſt. Rur kurz werde hier noch der tuͤrkiſche oder orientali⸗ ſche Gartengeſchmack erwaͤhnt, der eine Fuͤlle von Blumen und bluͤhenden wohlriechenden Straͤuchern zeigt, die ohne alle geregelte oder kuͤnſtliche Anordnung bunt durch einander ſtehen. Hier findet man beſonders Jasminen, Liguſtern, Syringen, Aurikeln, Primeln, Cyklamen, Geisblatt, Lilien, Fritillarien, Tulpen und andere Lieblingsblumen der Orien— talen. Auch ſind die Schneeballen, ee, und Sei⸗ denroſen bei ihnen ſehr beliebt. : Januar, e br u a j® Zuſtand Stand des des Baro⸗ zetters.] meters. 27˙ 9 779 Thermo⸗ meters. me 777 ' —+- nt 5 — st cn an LIEF de Nackgrachmittags 2 Uhr. Stand des e TER ur. tr, W. Zuſtand des Wetters. Schn. N. . helle S. W Gele SS wil e on. helle W. Meteorologiſch ruar, März 1837 vo n W. Bechſtein + IR N Fruͤh 8 Uhr. oer. i n Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. M Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. 0 ——— — | — ——— og . ———— ii Stand des Stand des| Zuſtand Stan Ste 8 Ste 5 es S 1 2 iz STR ET N merers. | meters. Wetters) meters. ] meters. len, 5 meters. meters. Wetters. meters. | meters. | Wetters. 8 meters. meters. Wetters. meters. ] meters. Wetters. . . 981 — 8,0 Sn. 9.127106 6,0. Sn W. e. ©. . , + 1,5 bil ©. 1 1270 — — 20 Schn. N. 27 . Sen. N h 2 |: 81 5,0 ftr. S. W. 70| 10 tr. W. 1,25 alk. . |» 106 f I. 5. f. W. re ee n e . ®. 31: 6414 05 N. W. 5,6 f 1, 5 ftr. W. 0,5 [Nebl. N. 28 _0,8 — 1,25 tr. N. 3 80 1,0 ftr. N. 7,0 7 0, 25 ft. N. W = 10 Schn. W. 10, 0 — 0,25 mik. N. ® 8,25 ff. N. 5. 12 35 r. 8. [5 Sqhn. N. 20 f 1,0 tr. N. 5 10,5 3,0 belle S. 8,90 1,5 ble S. W. 5, 5 m . 20 35 ble . s bee S W. 3,0 IO belle S. W— 6|: 68 = 0, It S. W. 54 + 2, 75 wlk. S. W. 8,0 halle S. EB] Ba been. ec 20 1 00 Sen wn 7.8. 15 belle N. W. FFP 6,25 bele S. |» 11 15 hel W. 0 5,0 belle S. 5,0 TL mW. | e 15 ik. W. 90) 2,5 wk. W. 5,5 le S. 05 T 0,5 bee ©. F In. EB] | i 91% 10,7 0,5 helle ©, |= 10,0 | 1,5 Ibee S. W. 4,0 helle S. 0,3 | + 23,25 belle S. 9 701405 ftr. S. W. zo 3,0 f. S W 10 7,2 1,0. S. W. 5,0 23,0 ſwik. Stim. 2,75 hie S. 27 10,8 | + 3,0 belle ©. 110]: 6565| 25 . S. W. 5, 45 bel, S. I= 455 — 10 wie. W. 5,7 — 0,5 [ne W. 0,5 belle S. 70 f 5 Ik S. W. 11 372 2 25 belle S. 3,0 70 wi S. 12 8,0 2,0 beue W. 6,3 1,0 belle. W. +20 fc. S. W 40 4,5 fr. S. W. 2 5,0 2,25 oi S. 2 0550 S 613 3,8 3,0 San. S. 10| 0,5 Schn. ©. 1,5 In ©. |= 20 30 Neg. S. W. 13 53|, 10 helle S. W. 44| 55 wk. N. 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D. 34 | 0,75 belle W. 2 3,5 fr. S. , 5,25 Neg. ©. belle W. 27 3,0 2 5 [mie W. 25 5, 50 belle S. 3.8 +1,75 belle S. W. 26 18 2,0 ftr. S. 44| #0 N. 9 =0 /SH.W 6.0 T 15 fr. W. 20 75 wit. ©. 4,5 2,75 ulk. N. 27 3,9 1,0 tr. N. O. 1,0 05 ff. O. 20 Son. S. 6,8 0 wit. W. 27 43 T1275 deu: S. . 5 #5 lk. S. W. 1383): 5,8 — 1, Dit. N. B. 6,6 — 230 fr. O. 6,0 ele S. B. 7,0 f I. lk. N. S. 28 85, — 0,5 belle S. W. 8,0 325 belle S. W 6 72 4,5 ftr. O. 1 2,75 wlk. N. O. Gi 1291 69) 471,25 helle S. 6,0 6,5 ſbelle S. 1 30 83 2,0 ftr. N. 8,8 7 0,25 Schn. N. 3 30 |: 40 | 3,25 kr. S. W. 4,0 6,75 wie. S. W 731 — 92 0,5 [tr. S. 9,0 f 1, 25 ftr. ©. —— — 1311-49 0,75 Schn. N. FRE ET I Bemerkungen: Am 18. Februar zeigte ſich Abends zwifchen 7 und 8 Uhr in Nord = Oft und Nord Wet ein großes Nordlicht, deſſen Dauer ſich bis nach 11 Uhr, erſtreckte und faſt \ i in ganz Europa gefehen wurde. — So war auch ein auffallendes Steigen und Fallen am Barometer im Monat Februar zu bemerken, indem daſſelbe von 23 2,0 (d. 6.) bis auf — —— —— — — zz ——— 26“ 8,7 (d. 24.) herabfiel. Erklärung der Abkürzungen, Reg. Regen, tr. trübe, wolk, wolkig, Schn. Schnee, St., Stm. Sturm, Neb. Nebel, neb. nebelicht, h. helle, O. Oſt, S. Suͤd, W. Weſt, N. Nord. XVI. Döbereiner's Verfahren der Darſtellung des Zuckers aus Nunfelrüben. Dieſes Verfahren beſteht darin, daß der Saft der Ruͤben mit rs feines Gewichts Kalkhydrat (geloͤſchter Kalk) bis zum anfangenden Sieden erhitzt, dann mit 22s ſchwefel⸗ ſaurer Thonerde (Alaune) vermiſcht, hierauf nach gehoͤrigem Umrühren durch Sand filtrirt und das Filtrat mit 4 Pro⸗ cent gut ausgegluhter und ausgelaugter Knochenkohle ſiedend andelt wird, ſo lange bis die Haͤlfte des Saftwaſſers verdampft ift. Das Evaporat wird durch Filtriren geklaͤrt und zuletzt in ganz flachen Gefäßen bis zur Kryſtalliſation eingedickt. Das Reſultat iſt ein faſt ganz farbeloſer Zucker, vermengt mit nur ſehr wenig Schleimzucker, welcher von erfterem nach Boͤttger's Methode leicht zu trennen iſt. XVII. Miscellen und Notizen. Ueber den Kaffee enthalten die Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen, Jahrgang 1836, Liefer. 4, einen ausfuͤhrlichen Aufſatz, dem wir einige kurze Notizen entnehmen. Der Kaffee war zur Zeit der Kreuzzuͤge ſelbſt in Sy— rien noch nicht gekannt. Aber 1554 kannte man ihn in Conſtantinopel; im folgenden Jahrhundert auch im uͤbrigen Europa. Rach Leipzig wurde der erſte ungebrannte Kaffee 1691 gebracht. N ö Zu Ende des 15. Jahrhunderts wurde der Kaffeebaum aus Aethiopien ins ſuͤdliche Arabien verpflanzt, wo er nun einheimiſch iſt. Von da wurde er nach Weſtindien, Oſtin— dien und Braſilien uͤbergeſiedelt. Jetzt gedeiht er in allen Tropenlaͤndern. Unter den Handelsvoͤlkern Europa's machten ſich beſonders die Hollaͤnder um die Verbreitung des Kaffees baumes verdient. Die Hauptorte fuͤr die Gewinnung des Kaffee's ſind jetzt Braſilien, Kuba, Oſtindien, Hayti, Ceylon. XVIII. Gutachtlicher Bericht über den, von dem hieſigen Kunſt⸗ und Handwerksverein in Gemeinfchaft mit zehn Landwirthen, im Jahre 1855 aus der Acker: geräthe⸗ Fabrik des landwirthſchaftlichen Suftitntes zu Großhohenheim bezogenen belgiſchen Stelzenpflug. Der Ackerbau im Herzogthum Altenburg, beſonders im oͤſtlichen Theile deſſelben, bildet unſtreitig die Grundlage der Ausbildung und des Wohlſtandes ſeiner Bewohner, fo wie er jedenfalls auch mit als Hebel dient zu einfluß— reicher Ausbreitung des Handels und zu Unterftüßung und Vermehrung der Gewerbe. Er iſt der nie verſiegende Quell des Reichthums, unerſchoͤpflicher und reicher als alle Gold— minen der alten und neuen Welt. Je ergiebiger aber der Ackerbau iſt und jemehr dadurch der Wohlſtand und die hierdurch erzeugte Ausbildung zunimmt, deſto mehr wird man auf die Vervielfaͤltigung und Vervollkommnung der Werkzeuge bedacht ſein, deren man ſich bei ſeinen Arbeiten bedient. Hierzu gehoͤren beſonders gute und brauchbare Ackerwerkzeuge, welche in der Regel wohl da am beſten zu finden ſind, wo der Ackerbau im Allgemeinen die mei— ſten Fortſchritte gemacht hat; einzelne Muſter- und Vers ſuchswirthſchaften ausgenommen. Dies gilt wohl auch in Bezug auf unſer altenburger Laͤndchen. Obwohl aber der altenburger Stadenpflug unter die beſten der uns bekann— ten Ackerpfluͤge gehoͤren mag, ſo wird doch der denkende, 9 ra > weiter ftrebende Landwirth hierbei nicht ftehen bleiben und denfelben für vollkommen und unverbeſſerlich halten oder dafür ausgeben wollen. Er wird im Gegentheil bemüht ſein, ſolche Ackerwerkzeuge ſich anzueignen, die ihm von an— dern Gegenden her als gut und brauchbar empfohlen ſind. Dies war der Fall mit dem belgiſchen Stelzenpfluge. Die, von geachteten Landwirthen gemachten und wiederholten Anpreiſungen dieſes Pfluges ließen von ihm viel Gutes erwarten und machten bei einigen Bauern hieſiger Gegend den Wunſch rege, einen ſolchen Pflug zu beſitzen. Jedoch, wie es in ſolchen Faͤllen zu geſchehen pflegt, ein Einzelner ſcheuet oft die Koſten der Anſchaffung eines Werkzeuges, von deſſen Brauchbarkeit er nicht vollig überzeugt if, Das her erging im Fruͤhjahr 1835 vom hieſigen Kunſt- und Gewerbverein eine Aufforderung an einige Landwirthe wegen Anſchaffung eines ſolchen Pfluges, wobei der genannte Verein ſich erbot, die Hälfte der Koſten deſſelben zu bes ſtreiten. Alle Landwirthe, an welche der Antrag geſtellt wurde, traten bei und Referent übernahm die Beſorgung und wendete fi) deshalb an den Director des landwirth—⸗ ſchaftlichen Inſtituts zu Großhohenheim, aus deſſen Acker— geraͤthe-Fabrik man ihn am billigſten und vollfommenften, zu erhalten glaubte. Schon im Monat Auguſt deſſelben Jahres langte der Pflug hier an und wurde ſogleich den theilhabenden Landwirthen zum Verſuchen und zum Beur— theilen zugeſchickt. Jedoch die in demſelben Sommer an— haltende große Duͤrre und wohl auch das Ungewohntſein in der Handhabung dieſes Pflugs erſchwerten das von jedem Einzelnen verſuchte Probeackern, ſo daß man zu einem zuverlaͤſſigen Reſultate nicht gelangte und deshalb ein beſtimmtes Urtheil uͤber denſelben auszuſprechen nicht wagte. Nur davon uͤberzeugte man ſich, daß er in feſtem, voͤllig ausgedorrten Boden, ohne uͤbermaͤßige Anſtrengung des Zugviehes und ohne große Gefahr fuͤr den Pflug, noch zu gebrauchen ſei, wo der Stadenpflug ſeine Schuldigkeit gar nicht mehr oder doch ſehr unvollkommen that. Erſt im Herbſt vorigen Jahres, nachdem von dem Directorium 1 — 1 — des oben genannten Vereins ein Auftrag an die, in die— ſem Verein gebildete Section für Bodencultur und Ur— production zu Abſtellung eines ſchriftlichen Gutachtens er— gangen war, wurde auf Veranlaſſung des Referenten, als eines zu dieſer Section gehörenden Mitgliedes, ein noch⸗ maliges Probeackern vorgenommen, und zwar in Vereinigung aller mit betheiligten Landwirthe. Am 28. October vori⸗ gen Jahres fanden ſich ſaͤmmtliche Theilnehmer, namentlich die Herren Landwirthe: Hager aus Saara, Hager ⸗ Meucha, Heinke ⸗ Cosma, Heinke - Gartſchuͤtz, Heinke s Keimnitz, Kirmſe = Modern, Köhler ⸗ Selleris, Loͤhner - Wilchwitz, Meiſter - Schloͤpitz, Melzer ⸗ Lopitz, . nach zuvor an fie ergangener Einladung, zu dieſem Ber hufe in dem Gute des Herrn Hager in Saara ein. Zus gleich waren, als das Probeackern begann, noch einige Landwirthe aus der Nähe zugegen, um ſich ſelbſt mit von der Brauchbarkeit des Pfluges zu uͤberzeugen. Es wurde der Verſuch in verſchiedenem Ackerboden gemacht, wie das auch früher von Jedem einzeln geſchehen war. Der Ers folg entſprach aber nur zum Theil den gemachten For- derungen, indem, beſonders in der Fuͤhrung deſſelben, Manches zu wünfchen übrig blieb. Nach thats und ſach— gemaͤßer Herausſtellung der von dieſem Stelzenpfluge be⸗ merkten Eigenſchaften war man einſtimmig der Ueberzeugung, daß er, in ſeiner jetzigen Beſchaffenheit, ſchwerlich dem alten burgiſchen Stadenpfluge vorzuziehen ſei, viel weniger dens ſelben verdraͤngen werde. Ehe wir aber ſeine Eigenſchaften herausheben und unſer Urtheil über denſelben im Einzelnen ausſprechen, wollen wir zuvor eine, wenn auch nicht voͤllig detaillirte Beſchreibung des Pflugs ſelbſt geben. 9 * — Der belgiſche Pflug, wie wir ihn in Wirklichkeit von Großhohenheim erhalten und zu naͤherer Beſichtigung jetzt im Modell vor uns haben, ruht mit dem Grindel (Pflug— baum), an welchem zugleich das Zugvieh angeſpannt wird, auf einer, mit einem Regulator verſehenen Stelze, und wird deshalb Stelzenpflug genannt. Die Stelze hat unten, wo ſie auf der Erde aufgeht, eine Schleife (Schuh) und dient als Vordergeſtell und zugleich dazu dem Gange des Pfluges ſeine Richtung zu geben. Der Koͤrper des belgiſchen Pfluges weicht durch Grin— del, Kriechſaͤule, Schaar, Streichbret und durch ſeine ganze uͤbrige Bauart weſentlich von dem Stadenpfluge ab. Der Grindel iſt ganz gerade und dient deswegen dazu, die Zuglinie, die an ihm befeſtigt iſt, in eine mehr horizontale Lage zu bringen, die ſonſt zu ſehr aufſteigen und den Pflug aus der Erde heben würde, Die Kriechſaͤule vers bindet den Grindel mit der Pflugſohle und iſt unter dem Grindel, ſtatt wie bei dem Stadenpfluge etwas nach vorn, nach hinten geneigt und unten, wo das Streichbret an— liegt, etwas nach dieſem geformt. Die Stuͤrze Guͤſter, Handhabe), deren der belgiſche Pflug blos eine hat, ver— bindet den Grindel am hintern Ende noch feſter mit der Sohle. Sie ſteigt, nach hinten geneigt, uͤber den Grindel in die Hoͤhe und dient dazu, den Pflug, wenn er ab— weichen will, ſo weit es dem Ackermann moͤglich iſt, in ſeiner gehoͤrigen Richtung zu erhalten. Die Sohle, als Baſis des Pfluges, hat nach vorn einen Zapfen (Haupt), an welchem letztern das Schaar mit ſeinem Oehr einge— laſſen und befeſtigt wird. Das Schaar bildet eine ge— woͤlbte Fläche, welche fi) bis dahin, wo das Streich bret aufliegt und mit demſelben in Verbindung tritt, etwas erhebt. Der wichtigſte Theil des belgiſchen Pfluges iſt unſtreitig das aus Eiſen geſchmiedete Streichbret, welches durch einen Bolzen mit der Kriechſaͤule und durch eine Klammer mit der Stuͤrze und mit dieſer am hintern Ende des Grindels befeſtigt iſt. Es bedeckt einen großen Theil des Schaares, hebt da an, wo des Schaares Woͤlbung — 126 — aufhört und bildet in fortgeſetzter, windſchief aufſteigender, nach hinten oben überhängender Richtung, eine concave Flaͤche. FEN, Das Sech (Pflugmeffer) iſt ganz dem des Staden— pfluges gleich. Es wird in den Grindel eingelaſſen, be— feſtigt und etwas links uͤber des Schaares Spitze geſtellt, ſo daß die Spitze deſſelben etwas nach vorn und der obere, uͤber den Grindel hervorragende Theil nach hinten geneigt iſt. Wollten wir den in Rede ſtehenden Pflug blos nach den Grundſaͤtzen der Theorie bemeſſen, ſo wuͤrden wir ohne Weiteres uns veranlaßt finden, ihn als ein ſehr vollkomme— nes Ackerwerkzeug zu empfehlen; vergleichen wir dies aber mit dem, was ſich bei der praktiſchen Anwendung ſo offen— bar herausſtellte, ſo koͤnnen wir nicht umhin, mit unſerm beifaͤlligen Urtheil etwas an uns zu halten; trotz ſeiner lobenswerthen Leiſtungen in einzelnen Theilen. Durch die keilfoͤrmige Form des Pfluges findet er bei Weitem weniger Widerſtand im Acker, als Pfluͤge mit nach unten ruͤckwaͤrts ſtehender Kriechſaͤule und ſenkrecht geſtelltem Streichbrete. Indem Schaar und Streichbret in füolgerechter Verbindung wie ein Keil in den Acker eins dringen und dadurch der, vom Schaar und Sech abgeloͤſte Erdſtreifen allmaͤhlig und ohne viel Widerſtand gehoben wird, mindert ſich bedeutend die Zugkraft. Denn je leich— ter die Furche gehoben, durch das Streichbret uͤberdreht und abgelegt wird, deſto weniger Widerſtand hat der Pflug zu überwinden. Je weniger Kraftanſtrengung aber das Zugvieh braucht, deſto anhaltender und foͤrderlicher wird die von ihm zu leiſtende Arbeit ſein. Eine andere, in die Augen fallende Eigenſchaft des belgiſchen Pfluges be— ſteht darin, daß er die vom Schaar und Sech abgeldſte Furche in Folge des gewoͤlbt geformten Streichbretes völlig und ſo vollkommen umwendet, wie es unter gleichen Um— ſtaͤnden von dem altenburger Stadenpfluge, der noch dazu durch dieſe Eigenſchaft ſich vor vielen empfiehlt, nicht leicht geſchieht. Roch glaubten einige Landwirthe, den Stelzen— pflug zum Rajolen empfehlenswerth zu finden, indem man — ohne weitere Schwierigkeit, als die vermehrter Zugkraft, in der ſo eben gepfluͤgten Furche zum zweitenmale pfluͤgen und dieſelbe 3 bis 4 Zoll tief untergreifen koͤnne. f Dies wären unſtreitig ſehr empfehlenswerthe Eigens ſchaften, die der belgiſche Stelzenpflug vor dem altenburgi⸗ ſchen Stadenpfluge voraus haͤtte, wenn ſie nicht durch offenbar daraus hervorgehende Nachtheile, welche wir unten naͤher berühren werden, gemindert und zum Theil aufgeho— ben würden. Darum auch konnten die anweſenden Land- wirthe dieſem Pfluge, ungeachtet der oben erwähnten ein— zelnen Vorzuͤge, in feiner jetzigen Beſchaffenheit nicht unbe- dingt ihren Beifall geben, wenigſtens nicht in der Weiſe, daß man ihn ſtatt des bis jetzt gebrauchten Stadenpfluges einzuführen empfehlen koͤnnte. Manche unerlaͤßliche For derungen blieben unbefriedigt, und manche Schwierigkeit bei der ſicheren Fuͤhrung deſſelben war nicht in der Weiſe zu beſeitigen, wie es wohl zu wuͤnſchen war. Denn ein guter Pflug ſoll nicht nur, wie der belgiſche, wenig Zug— kraft erfordern und die Furche voͤllig umkehren, ſondern er ſoll auch die Erde gehoͤrig zertheilen und lockern, einen gerade Linie haltenden, nicht wankenden Gang haben und ohne viel Anſtrengung und Beihuͤlfe des Führers, zu flaches ren oder tieferen, ſchmaͤleren oder breiteren Furchen zu ſtellen und zu lenken ſein. Dieſen Anforderungen entſpricht der belgiſche Pflug faſt ohne Ausnahme weniger als der unſerige. Denn er zertheilt und lockert die Erde weniger, indem, wie ſchon oben erwaͤhnt, die abgeloͤſte Furche keinen Widerſtand findet und daher weniger zertheilt und gelockert, als blos umgewendet wird. Der Pflug vertritt die Stelle des Spatens und je mehr die damit geleiſtete Arbeit der des Spatens gleich kommt, deſto vollkommener muß ſie fein. In zähem Boden oder bei etwas naſſer Witterung, wo der altenburger Stadenpflug noch mit Vortheil zu ge— brauchen iſt, indem er die Furche bricht und lockert, muß ein bloßes Umwenden der Furche jedenfalls nachtheilig fuͤr die Beſtellung ſein, denn der gepfluͤgte Acker wird dann zum großen Theil mit Schollen und Schwarten bedeckt * . werden und den wohlthatigen Einwirkungen der Witterung bei weitem weniger zugaͤnglich gemacht, als dies wohl unter gleichen Umftänden mit dem Stadenpfluge geſchieht. Zum Theil zwar, aber bei ſchnell eintretender Trockenheit nicht immer, kann dies durch vermehrtes Pfluͤgen, Eggen und Walzen nachgeholt werden. Was wird dann aber durch die beim Ackern erſparte Zugkraft gewonnen, wenn die Arbeit auf andere Weiſe nachgeholt und verdoppelt werden muß? Es wird dann nur noͤthig ſein, um ſo viel mehr Eggen und Walzen und vielleicht noch andere koſtſpieligere Ackerwerkzeuge anzukaufen und zu unterhalten, ja wohl gar das Zugvieh zu vermehren. Dies mag wohl bei Verſuchs⸗ oder Muſterwirthſchaften hingehen, wo alljährlich bedeutende Summen, als Zuſchuͤſſe, zu Anſchaffung und Unterhaltung ſolcher Geraͤthſchaften verwendet werden, wo es nebenbei auf ein Geſpann und einen Knecht mehr eben ſo wenig ankommt, als auf einen durch einfachere, zweckmaͤßigere Beſtellung zu gewinnenden Vortheil. Hierdurch wollen wir aber keineswegs die erwaͤhnten Vorzuͤge des belgiſchen Pfluges voͤllig in den Hintergrund ſtellen und geben recht gern zu, daß in Gegenden, wo die Ackerwerkzeuge im Allgemeinen von wenigerer Vollkommenheit ſind als anderswo, dieſer Pflug zu den beſten gehoͤrt; nur glaubten wir darthun zu muͤſſen, daß der fo geruͤhmte Vorzug, verminderte Zugkraft zu erfordern, durch die theilweis daraus hervorgehenden Nachtheile, nicht wenig gemindert wird. Im Gegentheil ſind wir geneigt, den belgiſchen Pflug zu wiederholter und naͤherer Prüfung zu empfehlen und die oben angedeutete Eigenſchaft, ſo weit es ohne andere Nachtheile geſchehen kann, unſerem Pfluge anzueignen und letztern dadurch mehr zu vervollkommnen, was im Weſentlichen ſchon voͤllig ge— lungen iſt, indem der Schmied Trautluft zu Heiligenleich— nam durch Vereinigung des belgiſchen und altenburgiſchen Pfluges ein Ackerwerkzeug hergeſtellt hat, das die beiden erwähnten Pfluͤge nach dem einſtimmigen Urtheile aller ſachverſtaͤndigen Landwirthe, weit hinter ſich laͤßt. Wir behalten uns vor, eine Beſchreibung und unſer urtheil uͤber a den Trautluftſchen oder den verbeſſerten Stadenpflug in einem beſondern Auſſatz auszuſprechen. Ein guter Pflug muß ferner eine gerade Linie hal⸗ tenden, nicht wankenden Gang haben und ohne viel Anz ſtrengung und Beihuͤlfe des Fuͤhrers, zu flacheren oder tieferen, ſchmaͤleren oder breiteren Furchen zu ſtellen ſein. Hier ſtoßen wir abermals auf eine, und zwar auf die Hauptſchwierigkeit, welche der ausgebreiteten Einführung des Stelzenpfluges entgegentritt. Da er kein Vordergeſtell hat und mit dem Grindel blos auf einer Stelze ruht, ſo iſt es wohl leicht begreiflich, daß er einen ſehr ſchwankenden, unſicheren Gang haben muß, welcher nur zum Theil durch einen ſichern Gang der Pferde und große Aufmerkſamkeit des Ackermanns ausgeglichen werden kann. Da nun aber ein großer Theil unſerer Ackerknechte aus jungen Burſchen beſteht, die erſt das Ackern erlernen und unſere Pferde, in der Regel jung und muthig, ſelten aber ſo eingeuͤbt und zahm ſind, daß auf ein regelmaͤßiges, ungeſtoͤrtes Gehen derſelben mit Sicherheit zu rechnen iſt, ſo wird der mit dem Stelzenpfluge zubereitete Acker nicht leicht von der Beſchaffenheit ſein, daß er den Wuͤnſchen der Landwirthe im Altenburgiſchen entſpricht, zumal da dieſe von jeher an den mit dem Stadenpfluge in der Regel ſehr ebenmaͤßig bereiteten Acker gewoͤhnt ſind. Der Grindel erhaͤlt naͤmlich durch ſeine Lage auf einer bloßen Stelze oder auf einem Rade, einen zu unſichern Ruhepunkt und ein ſtetes Wan⸗ ken des Pfluges iſt davon die unvermeidliche Folge. Jedes Hinderniß im Acker und jede Seitenbewegung der Pferde wirkt zu unmittelbar, oft unabwendbar auf den Gang des Pfluges und verlangt eine Geſchicklichkeit und Aufmerkſam— keit des Pfluͤgers, die wohl nur ausnahmsweiſe zu bean⸗ ſpruchen iſt, wenn naͤmlich der gepfluͤgte Acker mit ſolcher Gleichheit und Ebenmaͤßigkeit zubereitet ſein ſoll, wie es bei uns ein guter Landwirth verlangt und wie es mit dem altenburger Stadenpfluge ohne große Anſtrengung und bei weniger Geſchicklichkeit geſchehen kann. Am bemerk— barſten muß das beim Herausackern des Miftes und beim — 129 — Ruhren nicht voͤllig verfaulter Stoppeln hervortreten, wo auch bei der groͤßten Geſchicklichkeit und Aufmerkſamkeit des Pflugers die Ungleichheiten nur ſehr unvollkommen aus— geglichen werden koͤnnen. Ja, es iſt dies um fo ſchwieri— ger, da der belgiſche Pflug blos einen Ruͤſter hat, mithin der Ackermann den Pflug nicht ſo in ſeiner Gewalt hat, als einen Pflug mit zwei Ruͤſtern, wo die Kraft mehr vertheilt iſt, indem der Ackermann zwiſchen beiden Ruͤſtern geht und in jeder Hand einen haͤlt, wie dies beim Staden— pfluge der Fall iſt. Wer da weiß, mit welcher Aufmerk— ſamkeit, ja mit welchem Eigenſinn der Landwirth im Alten— burgiſchen ſeinen Acker beſtellt, wie ſelbſt der Ackerknecht, wenn er nur einigermaßen die Fuͤhrung des Pfluges in ſeiner Gewalt hat, was bei dem Stadenpfluge nicht ſo gar ſchwer iſt, jedes Hinderniß zu beſeitigen und jede kleine Unebenheit auszugleichen ſucht, dabei oft ſtolz auf feinen ebenmaͤßig bereiteten Acker iſt; der wird ſich bald übers zeugen, daß der belgiſche Stelzenpflug in Bezug auf die Sicherheit des Pfluͤgens und die Güte des zubereiteten Ackers dem altenburger Stadenpfluge bei Weitem nach— ſtehen muͤſſe. Freilich konnte man uns hierauf erwiedern, daß dies ein zu wenig haltbarer Grund ſei, um damit der allgemeinen Einfuͤhrung des Pfluges entgegen zu treten; man muͤſſe ſich nur die praktiſche Bildung der Ackecknechte, die den Pflug zu fuͤhren haben, ernſtlich angelegen ſein laſſen! Die Handgriffe wollen allerdings eingeübt fein, und wir geſtehen wohl zu, daß ein gut eingeuͤbter Acker— mann mit einem ſichern Geſpann auch durch dieſen Pflug einen ſchoͤnen ebenmaͤßigen Acker liefern koͤnne. Damit aber iſt keineswegs etwas gewonnen, da jedenfalls unter weniger guͤnſtigen Verhaͤltniſſen daſſelbe, ja vielleicht noch Vollkommneres mit dem altenburgiſchen Stadenpfluge ers reicht werden kann. Der letztere ruht mit dem Grindel auf einem zweirädrigen Vordergeſtell. Dieſes dient zugleich als Regulator, welcher das unregelmaͤßige Gehen der Pferde, Ungleichheiten im Acker und andere Schwierigkeiten und Hinderniſſe zum Theil von ſelbſt ausgleicht, oder es doch — 150 — dem Führer ohne große Anſtrengung moͤglich macht, der⸗ artige Schwierigkeiten ohne Beeintraͤchtigung des Ackers zu uͤberwinden. | H. Ezold. XIX. Der Frühlingsconvent der pomologiſchen Geſellſchaft zu Altenburg 1837. Der 20. April, welcher oͤffentlich ergangener Einladung zufolge zum dießjaͤhrigen Fruͤhlingsconvente unſerer pomos logiſchen Geſellſchaft beſtimmt worden war, gehoͤrte zwar nicht, wie die beiden erſten Wochen im April, zu den rauhen und unfreundlichen Nachzüglern des dies Mal unge— woͤhnlich langen Winters; allein ſein truͤber Himmel und ſeine feuchten Rebel ließen ihn auch eben ſo wenig als will— kommnen Vorboten des lang erſehnten Frühlings erſcheinen. Aber was die freie Natur verſagte, das gewaͤhrte uns die Kunſt der Gärtner in dem für die Blumen— Ausſtellung uns gütig eingeraͤumten Logenhausſaale. Hier vereinigten zarte Maiblumen ihren Wohlgeruch mit dem der Hyazinthen, Syringen, Roſen und Levkoien; hier prangten neben den Alpenroſen vom Kaukaſus und aus Nepaul, vielfarbige Kamellien aus Japan und große, viel geſtaltige Kakten, die zum Theil erſt Fürzlih aus Mexiko angekommen, zum Theil auch gepfropft waren, wodurch die große Mannigfaltigkeit ihrer Bildungen und Formen nur noch auffallender hervortrat. Doch weilte das Auge der Beſchauer nicht mit dem ausdauernden Wohlgefallen — — auf ihren bisweilen wahrhaft architektoniſchen Gliederungen, wie auf der ſchoͤnen Bluͤthe eines Cactus epiphyllum hibri- dum, welchen Herr Hofgaͤrtner Kunze eingeliefert hatte und der in einem eben fo reichlich, als ſchoͤn blühenden Rho- dodendron arboreum Nepaulense Schmidtii, welches der Geſellſchaft ſelbſt angehörte und dem Herrn Hofgaͤrtner biös her zur Pflege übergeben war, einen gefaͤhrlichen Reben— buhler hatte. i Ueberhaupt waren zur diesmaligen Blumen » Ausftellung Beiträge geliefert worden: 1) vom Herrn Hofgaͤrtner Kunze; 2) vom Herrn Eigenthumsgaͤrtner Hauck; 3) vom Herrn Kunſtgaͤrtner Wagner in Gera; 4) vom Herrn Kunſtgaͤrt— ner Heller; 5) vom Herrn Kunſtgärtner Preßler; 6) vom Herrn Advocat Adam und 7) aus dem Garten des Herrn Kaufmanns Beſſer hier. N Außerdem hatte der Regierungsrath Wagner und der Unterzeichnete eine Partie wohl erhaltener Aepfel einge— reicht, wozu noch von dem Letztern mehr als 60 mit Namen ſorgfaͤltig verſehene Arten Pfropfreiſer verſchiedener, hier meiſt noch ziemlich ſeltener Kernobſtſorten zur beliebigen Auswahl der Liebhaber hinzukamen. Die Verhandlungen der Geſellſchaft, denen im Ganzen 34 Mitglieder und Gaͤſte beiwohnten, eroͤffnete nach 11 Uhr der Director, Herr Regierungsrath Wagner, mit einer kurzen Rede, worin er auf die Ge— fahren, Hinderniſſe und Verzögerungen hinwies, welche der geſammte Gartenbau ſeit dem vorigen, uͤberaus trocknen Sommer durch die immer neu wieder zuruͤckkehrende, mit vielem Schnee verbundene Kaͤlte des letzten Winters er— fahren habe. Hierauf forderte derſelbe den unterzeichneten Secretair der Geſellſchaft auf, über den gegenwärtigen Perſonal— beſtand derſelben Auskunft zu ertheilen; wobei ſich fand, daß die Zahl der Geſellſchaftsmitglieder feit 5 Jahren beſtaͤndig zugenommen und ſich der— malen bis auf 199 erhoͤht habe. Namentlich hat die Ge— ſellſchaft ſeit dem letzten Herbſteonvente nur ein Mitglied, — Ma — den Defonom Schmidt in Schmoͤlln, durch den Tod verloren und dagegen in den Herren: 1) Tuchmachermeiſter Mühlig hier; 2) Pads ter Fahr in Goͤhren; 3) Anſpannguts be⸗ ſitzer Gabler in Goͤhren; 4) Chirurg erſter Claſſe Kerſten in Dobitſchen und 5) An- ſpanngutsbeſitzer Winkler in Prehna, fünf neue Mitglieder gewonnen. Auch fand der Vorſchlag des Unterzeichneten, den eifrigen und erfahrenen Pomolor gen, Herrn Superintendent Oberdieck zu Su— lingen im Königreich Hannover zum Ehrenmitgliede unſerer Geſellſchaft zu ernennen, um ſo mehr allgemeinen Beifall, je mehr man ſich demſelben fuͤr Ueberſendung er— betener Edelreißer von 226 bewaͤhrten Aepfel- und Birn— ſorten, welche in dieſem Jahre bei dem Unterzeichneten und zum Theil auch im Beſſerſchen Garten hier aufgeſetzt und zur weitern Vertheilung vermehrt werden ſollen, zu dank— barer Anerkennung verpflichtet erachtete. Hierauf erwaͤhnte der Herr Vorſitzende, wie auch in dem verfloſſenen Winter zahlreiche Zufammenfünfte der hier anweſenden Mitglieder unſerer Geſellſchaft Statt gefunden und zu mancherlei Beſprechungen und Mitthei— lungen Gelegenheit geboten haͤtten. Auch ſei man damit beſchaͤftigt, die durch Ankaͤufe und Geſchenke vermehrte Bibliothek der Geſellſchaft neu zu ordnen und einen vollſtaͤndigeren Katalog daruber zu verabfaſſen; welches Geſchaͤft jedoch nur mit dem Eintritte milderer Witterung zu beendigen ſein werde, weil das Local unſerer Bücherſammlung nicht geheizt werden koͤnne. Dieſer neue Katalog ſoll dann, einem heute gefaßten Geſellſchaftsbe— ſchluſſe gemaͤß, in 300 Exemplaren gedruckt und unter die Mitglieder vertheilt werden. Bei dieſer Gelegenheit be— merkte zugleich der Viee-Director der Geſellſchaft, Herr Pfarrer Hempel aus Zedtlitz, daß ihm unſer heute abs weſendes Mitglied, Herr Teichmann auf Muckern, fuͤr unſere Bibliothek ein altes, 1696 gedrucktes „Dreifaches Gartenbüchlein“ übergeben habe, welches mit Dank — — und mit dem Wunſche angenommen wurde, daß dieſes Buch irgend einem Mitgliede Veranlaſſung werden moͤchte, zu einer Vergleichung der damaligen und der jetzigen Gar— tenkunſt. Nachdem hierauf der Herr Director kuͤrzlich erwähnt hatte, was bisher zur Ausfuͤhrung der fruͤhern Geſellſchafts— beſchluͤſſe in Betreff der nunmehr ins Leben getretenen Herausgabe gegenwaͤrtiger Mittheilungen aus dem Oſterlande geſchehen ſei, erinnerte er nochmals daran, daß demgemaͤß nun auch die Erhoͤhung der jaͤhrlichen Mitgliederbeitraͤge von 1 Thlr. Conv. auf 1 Thlr. 8 Gr. Conv. eintrete, wogegen jedes zahlende Mitglied jaͤhrlich 4 Heftchen dieſer Zeitſchrift unentgeltlich bekomme und die Geſellſchaft zugleich in den Stand geſetzt ſei, aus- waͤrtigen Geſellſchaften, welche uns die von ihnen heraus— gegebenen Verhandlungen zukommen ließen, eine Gegengabe zu bieten. Auf die vor Kurzem vom Herrn Kammerrath Haſe, als Rechnungsfuͤhrer der Geſellſchaft, ausgefertigte und vom Herrn Rath Klein revidirte Jahresrechnung, welche mit dem letzten Maͤrz 1837 ſchließt, uͤbergehend, bemerkte hierauf der Herr Vorſitzende, daß die geſammte Einnahme ſich, mit Einſchluß von 50 Thlr. Conv., die man aus der hieſigen Sparkaſſe zuruck genommen habe, auf 190 Thlr. 20 Gr. 9 Pf. hieſ. Curr. belaufe. Dagegen betrage die geſammte Ausgabe 158 Thlr. 9 Gr. 8 Pf. hieſ. Curr., wovon 110 Thlr. 16 Gr. 3 Pf. allein auf die Geſell— ſchaftsbibliothek zu rechnen waͤren. Desgleichen haͤtten auch die haͤufigeren Verſammlungen, die Blumen -Ausſtellungen des vorigen Jahres und ein in der diesjaͤhrigen Rechnung zum erſten Male vorkommender Miethzins von 10 Thlr. Conv. fuͤr das ihr zugeſtandene Local zur Vermehrung der Ausgaben beigetragen. Es ſei aber keine Zeit zu verlieren, ſie mit den regelmaͤßigen Einnahmen ins gehoͤrige Gleich— gewicht zu ſetzen, um ſo mehr, da die neue Vierteljahrs— ſchrift die Ausgaben der Geſellſchaft mit einer neuen, nicht geringen Poſt vermehren werde. Da nun die Aufwaͤnde - — für die Bibliothek und die Ausſtellungen mit den Zwecken der Geſellſchaft in unzertrennlicher Verbindung ſtaͤnden, ſo muͤſſe man das naͤchſte Augenmerk auf die Verminderung der durch den Miethzins und die monatlichen Zufammens künfte verurſachten Ausgaben richten. Die Geſellſchaft war mit dieſer Anſicht durchgaͤngig einverſtanden und ermaͤchtigte den Herrn Vorſitzenden, hierzu die geeigneten Schritte zu thun, damit der Vermoͤgensbeſtand der Geſellſchaft, der beim Schluſſe der vorigen Jahresrechnung 466 Thlr. 15 Gr. 6 Pf. betrug und jetzt ſchon auf 427 Thlr. 3 Gr. 4 Pf. herabgeſunken iſt, ſo viel als moͤglich erhalten werde. Rach Erledigung dieſer finanziellen Fragen hielt zuerſt Herr Kammerrath Waitz einen Vortrag uͤber Ein— faffung der Rabatten, welcher zu mancherlei Nach— fragen und Bemerkungen Veranlaſſung gab und woran Herr Pfarrer Hempel aus Zedtlitz einen ausführs lichen Aufſatz über die Obſtbaumblüͤthe knuͤpfte. Hierauf berichtete der unterzeichnete Geſeliſchafts-Secre— tair, daß das erſte Heft unſerer Mittheilungen bereits an den Verein zur Befoͤrderung des Gartenbaues in Berlin, an den Gartenbauverein in Hannover, an die pomologi— ſche Geſellſchaft in Zittau, an die oͤkonomiſche Geſellſchaft in Dresden und an die maͤrkiſche oͤkonomiſche Geſellſchaft in Potsdam verſendet worden ſei und unter Genehmigung der Geſellſchaft zugleich mit dem zweiten Hefte noch an, den landwirthſchaftlichen Verein in Karlsruhe, an den thüringer Gartenbauverein in Gotha und an die dͤkonomi— ſche Geſellſchaft in Ranis überfendet werden ſolle. Ueber— haupt war man der Anſicht, daß die Anknuͤpfung neuer und die Wiederbelebung fruͤherer Verbindungen ſehr wuͤnſchens— werth ſei und auf alle Weiſe gefordert werden muͤſſe. Außer den an den Herrn Bibliothekar regelmaͤßig eingehenden Zeitſchriften, z. B. dem land wirthſchaft— lichen Wochenblatte des großherzogl. badenſchen land wirthſchaftlichen Vereins, wurden von dem Unterzeichneten noch ue, Zuſendungen namhaft gemacht: 7 1) Von unſerm correſpondirenden Mitgliede, dem Herrn Regierungsrath von Türf in Potsdam, zwei Schriften uͤber Maulbeerbaumzucht und Seidenbau, nebſt einigen intereſſanten Nachweiſungen über die ausgebreitete Thaͤtigkeit dieſes, fuͤr Eroͤffnung und Erweiterung neuer Erwerbsquellen ſtets eifrigen Pas f trioten. 2) Die 24. Lieferung der Verhandlungen nebſt dem Mitgliederverzeichniſſe des Vereins zur Befoͤr— derung des Gartenbaues in den preußi— ſchen Staaten. 3) Das 5. Heft der Verhandlungen des Gars tenbauvereins für das Koͤnigreich Han— nover. 4) Die 35. und 36. Lieferung der Schriften und Verhandlungen der oͤkonomiſchen Geſell— ſchaft für das Koͤnigreich Sachſen. 5) Ein Schreiben unſeres Ehrenmitgliedes, des Herrn geh. Finanzraths von Flotow in Dresden, an den Unterzeichneten nebſt Edelreißern von 12 neuen Aepfel- und Birnſorten, die bereits an einige Ge— ſellſchaftsmitglieder vertheilt worden ſind. 6) Von unſerm Mitgliede, Herrn Schullehrer Voͤg⸗ ler in Leeſen, mehrere dankenswerthe Auszuͤge aus der Fraundorfer Gartenzeitung, nebſt kurzen Be— merkungen des Herrn Einſenders über den Inhalt derſelben. Die vier erſten Eingaͤnge werden durch den Herrn Bibliothekar zunaͤchſt in Umlauf geſetzt und dann der Bibliothek einverleibt; die letzte Eingabe hingegen ſoll in den künftigen Monatsverſammlungen naͤher beſprochen und dann zu der von Herrn Teichmann in Vorſchlag gebrachten und begonnenen Sammlung von Aufſaͤtzen und Rotizen über Pomologie genommen werden, welche der Secretair dermalen in Verwahrung hat. Rachdem hierauf der Herr Director die im letzten Herbſtconvente in Anregung gebrachten Fragen wieder— — Be — holt und für die mit dem neuen Fruͤhjahre möglich wer⸗ dende weitere Pruͤfung empfohlen hatte, fuͤgte derſelbe noch zur baldigen Beantwortung folgende neue Frage hinzu: Welchen Einfluß aͤußert die Ausrodung von Holzungen auf das Klima und die Vegeta⸗ tion einer Gegend? 0 Das allgemeine Intereſſe, welches dieſer Gegenſtand in Anſpruch nimmt, beurkundete ſich ſchon in den mancherlei Aeußerungen, welche dieſe erſte Anregung augenblicklich herz vorrief, weßhalb die Hoffnung auf ausfuͤhrlichere Eroͤrterun— gen dieſer Frage, nicht ohne Erfuͤllung bleiben duͤrfte. Nachdem der Herr Vorſitzende nun noch Ritter's Schluͤſſel der praktiſchen Gartenkunſt zur Anſicht herum— gegeben hatte, ſchloß derſelbe die Sitzung gegen + auf 2 Uhr, worauf die Anweſenden im Saale ein gemein- ſchaftliches Mittagsmahl einnahmen. Hierbei kam die von Hoher Herzogl. Landesregierung geſtattete, allein im Zweifel am Gelingen ſchon halb aufgegebene Blumen— auslooſung wieder zur Sprache, und die Anweſenden nahmen ſogleich zuſammen 90 Looſe zu + Gr. In Folge des hierauf auch dem Publikum zugeftandenen Eintritts in die Ausſtellung wurden noch an— dere 119 Looſe abgeſetzt, ſo daß es am 22. April Rach⸗ mittags durch die vereinigten Bemuͤhungen mehrerer Geſell— ſchaftsmitglieder, beſonders des Herrn Kunſtgaͤrtners Hels ler, moͤglich wurde, über 209 Töpfe mit Blumen, zuſammen im Werthe von 35 Thlr. 12 Gr., oͤffentlich zu verlooſen. Eduard Lange, Secretair der pomologiſchen Geſellſchaft. m * Nabil, 712 )> 147 1 17 DN eee Heber Einfaffungen der Rabatten und Beete. Bei Anlage von Blumen- oder Biergärten fordert die Einfaſſung der Beete und Rabatten eine ganz vorzuͤgliche Beruͤckſichtigung des Gaͤrtners. Alle bis jetzt angewendete Mittel, um die Rabatten oder Beete von den Wegen aba zuſcheiden, haben ihre Vortheile und Nachtheile, und es kommt daher bei der Wahl der Einfaſſung hauptſaͤchlich nur darauf an, die größtmöglichften Vortheile zu gewinnen, ohne große Nachtheile zu erleiden. Einfaſſungen von Lats ten, Backſteinen, Schiefer u. dgl. tragen nichts zur Vers ſchoͤnerung bei, und ſind durch Feuchtigkeit und Froſt ſehr vergaͤnglich, dagegen halten ſie die Erde feſt und es m Abſchwemmen derfelben in die Wege. 2 Unter den Einfaſſungen durch Gewaͤchſe, gab man —— Zeit vor allem dem Buchsbaum den Vorzug, und es iſt nicht zu verkennen, daß gut gehaltene Einfaſſun⸗ gen von Buchsbaum, beſonders in kleinen zierlichen Blu— mengaͤrten, ſehr viele Vortheile gewaͤhren, da ſie immer grün ſind, die Erde feſthalten und dem Ganzen etwas Nettes verleihen. Allein der Buchsbaum muß öfters ums gelegt werden, ſaugt den Boden ſehr aus und gibt den Schnecken einen willkommnen Aufenthalt, auch verbreitet er bei warmen Sommerabenden oͤfters einen widerlichen Geruch, der beſonders nervenſchwachen Frauenzimmern uns ausſtehlich iſt. Einfaſſungen von Erdbeeren oder Veilchen liefern zwar nuͤtzliche Fruchternten oder ſuͤßduftende Blüs 10 Rahrungsſtoff des Bodens bald verzehren, in wenig Jah- X — 138 — then, haben aber den Nachtheil, daß ſie, weil ſie den ren weggenommen und mit einer andern Einfaſſung vers tauſcht werden muͤſſen, und daß ſie eine ſtete Auſſicht und Vertilgung der weit wuchernden Auslaͤufer verlangen, weil ſie außerdem leicht zum beſchwerlichſten Unkraut werden, welches ſchnell die Rabatten uͤberzieht und die Blumen⸗ gewaͤchſe verdraͤngt. Vortheilhafter ſind die Sorten des gefuͤllten Tauſendſchoͤnchen (Bellis perennis) zu Einfaſſungen, da ſie die Erde befeſtigen und einen dichten Raſen bilden, der, wenn er in gehoͤriger Breite abgeſtochen wird, im Fruͤhjahr, wo er mit den lange dauernden Blumen bunt geſchmückt iſt, eine ſehr zierliche Einfaſſung gewaͤhrt, aber freilich den Rachtheil hat, daß wenn die Stoͤcke nicht alle zwei Jahre vertheilt und umgeſetzt werden, die Pflanzen leicht ausgehen und bei nackten Froͤſten im Februar oder Maͤrz oft ganz verderben, wodurch die Einfaſſung große Luͤcken bekommt und ſtets ergaͤnzt werden muß. Gleiche Nachtheile haben die Einfaſſungen von Pri⸗ meln (Primula elatior und acaulis), ſo wie von Auri⸗ keln (Primula Auricula), die zwar im Fruͤhjahr durch ihre buntfarbigen Bluͤthen den Garten ſchmuͤcken, aber auch ſehr eigenſinnig auf den Standort ſind, und in leichtem Boden oder in ſehr ſonniger Lage bald ausgehen und ab— ſterben. Einfaſſungen von Federnelken (der gefuͤllten Ab⸗ art von D. caesius oder D. plumarius) gewaͤhren wegen der ſchoͤnen blaugruͤnen Farbe des den Winter ausdauern⸗ den Laubes und der dichten raſenfoͤrmig beiſammenſtehenden Stengel, ſo wie durch die roͤthlichen, weit duftenden Blu— men einen angenehmen Anblick, allein ſie nehmen ſehr viel Raum ein, muͤſſen oͤfters umgelegt werden, beherbergen eine Unzahl von Schnecken und ſchaͤdlichen Inſecten, und koͤn⸗ nen nicht leicht mehrere Jahre lang in einem gleichbreiten Raum erhalten werden. Roch ſchwieriger iſt es, eine Einfaſſung von der Gentianella (Gentiana acaulis) in gutem Stand zu er⸗ halten, da nur ſelten es gelingt, dieſen Bewohner der — mw — Alpen in unſern Gaͤrten zu zaͤhmen und an unſere Boden⸗ arten zu gewoͤhnen. Rur in dem botaniſchen Garten zu Jena habe ich einen großen Theil der Beete damit eins gefaßt gefunden und die Pracht der tief azurblauen Blus men bewundert. Das ſogenannte Gartenvergißmeinnicht (omphalodes verna) kann auch zu Einfaſſungen, beſonders in großen Naturgaͤrten, benutzt werden, und erregt mit feis nen frühzeitigen, freundlichen, himmelblauen Bluͤthen eine ſtille Ruhe in der Seele des Beſchauenden; allein ſie ver⸗ langen eine größere Breite und ihre häufigen, weit wucherns den Ausläufer fallen dem Gärtner ſehr zur Laſt. Die Eins faſſungen von Grasnelken (Statice Armeria und maritima) ſind vorzüglich auf einem trocknen ſandigen Boden anwend— bar und geben ſowohl in der Bluͤthe durch ihre blaß— oder dunkelpurpurrothen Blumenkoͤpfe, als auch nach der Bluͤthe, durch die dichten Polſter ihrer grasaͤhnlichen Bläts ter, einen freudigen Anblick, doch werden ſie leicht von Inſecten angegriffen und leiden 2 oͤfters von Na Feuch⸗ tigkeit des Winters. Die in neuern Zeiten zu Einfaſſungen empfohlene Oxalis tetraphylla Cav. gewaͤhrt durch das freudige Gruͤn ihrer Blaͤtter, ſo wie durch die roͤthlichen Blumen, eine dem Auge gefällige Einfaſſung, allein ſie dauert nur die Sommermonate hindurch bis zu dem Anfange des Herbs ſtes, haͤlt die Erde nicht zuſammen und fehlt im Fruͤhjahre ganz, auch macht die Aufbewahrung und das Legen der Wurzelknollen jahrlich Mühe und die Bluͤmchen find einen großen Theil des Tags oder bei naſſer Witterung ganz geſchloſſen. Die nachtheiligſten Einfaſſungen aber ſind die von geſtochenem Raſen, einestheils weil ſie bedeutend breit ſein muͤſſen und daher viel Raum wegnehmen, anderntheils weil man ſehr leicht in dem Raſen weit kriechende Grass arten, wie z. B. Quecken, in den Garten bekommt, die in den Blumenbeeten wuchern und kaum wieder zu ver⸗ tilgen ſind. Auch wird, wo ſie nicht ſehr oft abgemaͤht werden, die Einfaſſung ſtets unordentlich ausſehen, und wenn der Samen reifen ſollte, eine nicht verſiegende Quelle 10 * des Unkrauts abgeben; daher ziehe ich allen andern Ges waͤchſen, welche gewoͤhnlich zu Einfaſſungen benutzt werden koͤnnen, die kleine Leberblume (Hepatica triloba De Cand.) vor, denn fie gewährt ſehr viele Vortheile, ohne die früher. gerügten Nachtheile zu haben. Die Pflanzen ſind bei der allgemeinen Verbreitung dieſes niedlichen Gewaͤchſes durch ganz Dentſchland faſt überall leicht und wohlfeil zu er— langen, kommen faſt uͤberall (nur nicht in duͤrrem Sand oder in einer zu ſonnigen Lage) gut fort, bluͤhen zu einer Jahreszeit, wo der Blumengarten, außer dem Schnee— gloͤckchen, der Merzenblume, dem Crocus und der freund⸗ lichen Eranthis, noch erſtorben ſcheint und gewaͤhren durch die vielfache Faͤrbung ihrer Blumen, durch blau, roth oder weiß, eine dem Auge wohlgefaͤllige Abwechſelung, die durch fleißigere Cultur dieſer Pflanze ſich gewiß noch ſehr ver⸗ mehren laſſen wird, indem ein Gartenliebhaber zu Halber⸗ ſtadt ſchon 23 verſchiedene Sorten davon in ſeinem Gar⸗ ten gezogen haben ſoll. Ueberdies iſt das Laub ſelbſt im Winter grün, und verhindert wegen feines dichten Wuchſes das Abſchwemmen der Erde von den Rabatten in die Sandwege. Auch bedarf dieſe Art Einfaſſung faſt gar keiner Pflege, da die Stoͤcke keine Auslaͤufer treiben und nicht viel Nahrung aus dem Boden ſaugen, weshalb fie auch bis fünf, Jahre ſtehen koͤnnen, ohne verſetzt werden zu muͤſſen. Rur bei anhaltend trockener Witterung, oder auf einem der Sonne ſehr ausgeſetzten Standort iſt es nothwendig, die Einfaſſung im Sommer zuweilen in den Abendſtunden zu gießen, dagegen hat ſie das Gute, daß ſie ſelbſt unter dem Schatten der Baͤume oder in einer Lage nach Mitternacht, wo ſelten andere Pflanzen eine fortdauernd dichte Umfaſſung gewähren, recht gut gedeiht, und ſchon bei dem Erwachen des Fruͤhlings durch ihre reichen, mit dem lebhafteſten Farbenwechſel geſchmuͤckten Bluͤthen dem Garten einen Schmuck und Reiz gewaͤhrt, welcher den Gaͤrtner mit froher Hoffnung auf die ſich nun taͤglich mehr entfaltende Pracht der Pflanzenwelt erfüllt und erhebt. Einfaſſungen von einjaͤhrigen Pflanzen, oder | = M = fogenannten Sommergewaͤchſen, wie z. B. vom italienifchen Ritterſporn (Delphinium Ajacis), Stiefmütterchen (Viola tricolor, grandiflora oder altaica), Bauernſenf (Iberis umbellata), dreifarbiger Winde (Convolvulus tricolor), weißem Vergißmeinnicht (Omphalodes linifolia), dreiblaͤt⸗ terigem Loͤbenmaul (Linaria triphylla) oder Seelevkoi (Mathiola maritima De Cand.), fönnen zwar waͤhrend der Bluͤthe den Garten zieren, fehlen aber im Fruͤhjahr und laſſen die Rabatten nackt und unbegrenzt gegen die Wege. Sie koͤnnen daher in der Regel nur da angewendet wer⸗ den, wo ſchon eine Einfaſſung von Latten oder Bretern ſich vorfindet und nuͤtzen daher nur dazu, die ſteife und unzierliche aͤußere Einfaſſung im Sommer mit ihren Blüs thenranken dem Auge zu verbergen. Ich glaube hierdurch dargethan zu haben, daß die Leberblume Hepatica tri- loba vorzüglich zur Einfaſſung von Rabatten geeignet iſt und Vortheile gewaͤhrt, welche bei andern . bi mangeln. Waitz. a XXI . Jahresbericht, vorgetragen zum Stiftungsfeſte der naturforſchen— den Geſellſchaft des Oſterlandes den 5. Juli 1837 N vom Professor Apett, Secretair der Geſellſchaft. Verehrte Anweſende, Unter fo manchen gluͤcklichen, die Beſtrebungen unſers Ver⸗ eins foͤrdernden und belohnenden Ereigniſſen, auf welche uns ein Rückblick auf das zuruͤckgelegte Jahr hinleitet, feſſelt vor Allem eines unſere Aufmerkſamkeit, die bedeutende, für = Mm das Beſtehen und das Gedeihen unſers Inſtitutes fo uͤber⸗ aus wichtige Unterſtuͤtzung, welche demſelben durch die Gnade unſers Durchlauchtigſten Herzogs und das freunds liche Wohlwollen einer verehrten Landſchaft im Verlaufe des letzten Landtages zu Theil geworden iſt. Als naͤmlich das Mifverhältnis zwiſchen dem wachſenden Umfange unfes res Vereines und den zu feiner Verfügung ſtehenden Mit⸗ teln immer fühlbarer wurde, und das Schwanken und die Unſicherheit des groͤßten Theils dieſer Zufluͤſſe die ernſtlich⸗ ſten Beſorgniſſe fuͤr die Zukunft erregten, da wagten wir es endlich eines Theils im Bewußtſein unſerer uneigen⸗ nuͤtzigen Abſichten, fo wie des nuͤtzlichen Einfluſſes, den dieſe Anſtalt auf Stadt und Land gewinnen koͤnnte, andern Theils aber im Vertraun auf die vielen Beweiſe gnaͤdigſter Theilnahme von Seiten unſers Durchlauchtigſten Landes- vaters und aller Glieder unſers Erhabenen Fuͤrſtenhauſes und auf freundliche Beruͤckſichtigung von Seiten der Mit- glieder einer verehrten Landſchaft beim Anfang des letzten Landtages unſere Wuͤnſche und Beduͤrfniſſe in einem Ge— ſuch um eine landſtaͤndiſche Verwilligung am Throne des Fuͤrſten niederzulegen. Und ſiehe, unſere Wuͤnſche wurden in einer Weiſe erfuͤllt, wie wir es kaum zu hoffen gewagt hatten. Denn durch einen Miniſterialerlaß vom 23. Decem⸗ ber voriges Jahres wurden wir in Kenntnis geſetzt, daß ſich Sr. Herzogl. Durchlaucht in vorgaͤngigem Einvers ſtaͤndnis mit verehrlicher Landſchaft bewogen gefunden, der naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes zur Sicherung ihres Beſtehens und zur Foͤrderung ihrer nuͤtzlichen Wirk famfeit 1) den Miethzins für die felbiger im Landesbank⸗ Gebäude uͤberlaſſenen Raͤumlichkeiten, ſofern nicht etwa das gegen noch ein beſonderes Bedenken von dem Herzogl. Finanz⸗ Collegium gemacht werden wuͤrde, und unter den in der Natur der Sache liegenden Beſchraͤnkungen gänzlich zu erlaſſen, 2) zu Gunſten der Geſellſchaft nicht nur ein für alle Mal eine Summe von 100 Thalern zur Beſtreitung — 143 — vorübergehender Ausgaben aus der Steuer-Hauptkaſſe ab⸗ geben zu laſſen, ſondern auch die geſchehene Verwilligung einer jährlichen Beihuͤlfe von gleichem Betrage enden u zu genehmigen. Die Folgen dieſer Verwilligung ſind zu wichtig, als baß ſie nicht von ſelbſt in die Augen ſpringen ſollten. Durch ſie iſt uns eine Anerkennung zu Theil geworden, welche das Intereſſe fuͤr unſer Inſtitut durch das ganze Land wecken und ſteigern muß. Ihr verdanken wir das beglückende Gefühl der Sicherheit, mit der man feine Kräfte einem guten Werke widmet, was auf einer feſten Baſis ruht. Sie hebt uns uͤber eine Menge kleinlicher Sorgen und Rückſichten hinweg, die fo oft der beſſern Sache Unheil drohen und nicht ſelten ſchon den regſten Eifer in ſtarre Feſſeln ſchlugen, und laͤßt uns hoffen, daß wir nach und nach das Ziel erreichen werden, das wir bei einem weiſen Erwaͤgen der Beſtimmung unſeres naturwiſſen⸗ ſchaftlichen Vereins uns ſelbſt zu ſtecken haben. Dank darum, innigen Dank dem Erhabenen Fuͤrſten, der jede hoͤhere Richtung des Lebens gern in ſeine Obhut nimmt und fie, fo weit es ſich mit feinen Regentenpflichten vers tragt, beguͤnſtigt. Dank feinen hohen Räthen und Minis ſtern, die ſelbſt von edelm Sinn fuͤr Wiſſenſchaft und Kunſt erfüllt, bereitwillig dem Dienſte dieſer hehren Goͤt— tinnen ihr einflußreiches Fuͤrwort leihen. Dank einer ver⸗ ehrten Landſchaft, welche unter dem allgewaltigen Druck der materiellen Intereſſen unſerer Zeit den Grundſatz feſt⸗ haͤlt, daß der Geiſt mehr iſt, denn der Leib, und dieſen Grundſatz, wie ſie immer vermag, zu bethaͤtigen weiß. Und nicht fo leicht dürfte es die hochverehrte Direction Herzogl. Landesbank zu bereuen haben, daß ſie uns ſo freundlich in ihren ſchoͤnen, unſern Vereinszwecken ſo wohl entſprechenden Raͤumlichkeiten aufnahm. Gewiß fuͤhlen Sie aber auch, verehrte Anweſende, tief mit mir die Verpflichtungen, die uns dieſe Beguͤnſti⸗ gung auflegt. Möge der Geift nie aus unſerer Mitte entweichen, dem wir ſie verdanken, und es unſern verein⸗ ten, fortgeſetzten Bemühungen gelingen, das in uns geſetzte Vertrauen vollkommen zu rechtfertigen. Ein anderes fuͤr unſere Geſellſchaft ſehr wichtiges Ereigniß iſt die Herausgabe einer Zeitſchrift, welche ſeit dem Januar dieſes Jahres unter dem Titel: Mittheilungen aus dem Oſterlande, in Vierteljahrheften erſcheint. Das Beduͤrfniß eines ſolchen Organs, durch welche die in den Hauptſitzungen gehaltenen Vortraͤge, die in ihnen zur Sprache gebrachten Gegenſtaͤnde und niedergelegten Erfah⸗ rungen und Beobachtungen auch in dem weitern Kreiſe ihrer Mitglieder und Freunde verbreitet werden koͤnnten, war laͤngſt gefühlt, oft beſprochen und im vorigen Jahre wieder ernſtlich in Berathung gezogen worden. me Bereits am Stiftungsfefte des vorigen Jahres hatte ich die Ehre, Ihnen zu berichten, was bis dahin in dieſer Sache geſchehen war. Seitdem hat die Redactionscom⸗ miſſion in mehreren deshalb gehaltenen Conferenzen die Nüslichfeit des Unternehmens geprüft, die ihm entgegen- ſtehenden Schwierigkeiten, fo wie die Mittel zu deren Bea ſeitigung erwogen, einen Plan entworfen und dieſen den betheiligten Geſellſchaften vorgelegt, und da dieſer allſeitig und durchaus gebilligt wurde, ſo konnte im Januar das erſte Vierteljahrheft ausgegeben werden. Zwei Hefte find in Ihren Händen, am dritten wird eben gedruckt. Sie koͤnnen alſo beurtheilen, in wie weit die Redactionscom—⸗ miſſion ihre Aufgabe geloͤſt hat. Eines der geachtetſten und geleſenſten kritiſchen Journale hat ſich auch bereits nicht unguͤnſtig uͤber das erſte Heft ausgeſprochen. Das fernere Gedeihen der Mittheilungen wird nun hauptſaͤch— lich von der Thaͤtigkeit der Redactionscommiſſion und von der Theilnahme der Vereinsmitglieder abhaͤngen. Was jene betrifft, ſo darf ich Ihnen die Verſicherung ertheilen, daß die Commiſſion nach Kraͤften bemuͤht ſein wird, dem in ſie geſetzten ehrenvollen Vertrauen zu entſprechen, und es wird ihr um ſo ſicherer gelingen, je mehr wir in unſerm Vereine Maͤnner beſitzen, die uns aus dem reichen Schatze ihres Wiſſens und ihrer Erfahrungen intereſſante Beitraͤge — 143 — liefern konnen. Dabei muͤſſen wir rühmend erwaͤhnen, daß der Herr Verleger Alles gethan hat, um dieſe Zeit— ſchrift in einem anſtaͤndigen und gefaͤlligen Gewande — Leben einzufuͤhren. N Unſere Verſammlungen haben einen muntabrochenen Fortgang gehabt. Es ſind 12 Hauptſitzungen und einige Extraſitzungen gehalten worden. In ihnen find, wie früher, die wichtigſten Erſcheinungen und Fortſchritte in den Naturs wiſſenſchaften, in ſo weit ſie zu unſerer Kunde gelangten und fuͤr uns Intereſſe haben konnten, beachtet worden und des Wiſſenswürdigen iſt viel zur Sprache gekommen ſo daß ſie die Mitglieder, welche ſie beſuchten, nie ohne vielſeitige Belehrung und Anregung verlaſſen haben. Es konnten in dieſen Verſammlungen manche intereſſante Abs handlungen vorgeleſen werden, da wir in dieſem Jahre ſo gluͤcklich geweſen ſind, auch von auswaͤrtigen Freunden oͤfters Aufſaͤtze eingeſendet zu erhalten. Ich kann mir das Vergnuͤgen nicht verfagen, hier nur an einen eben fo lau- nigen, als gehaltvollen Aufſatz des Herrn Paſtor Martin in Schoͤnberg zu erinnern, der ſich uͤber die Ehrenbergiſche Entdeckung verbreitet, daß Kieſelgur nichts iſt, als ein Con- glomerat von den foſſilen Panzern gewiſſer Infuſorien, und zwei andere gruͤndliche und intereſſante Abhandlungen er— hielten wir vom Herrn Bergmeiſter Schmidt in Szaska zugeſandt, naͤmlich 1) Beitraͤge zur Kenntniß des bannater Erzgebirges, und 2) uͤber die Sprengung der Felſenmaſſen in der Donau in der Gegend des eiſernen Thores, mit Karten und Plaͤnen. Von letzterm ſagt der kenntnißreiche Verfaſſer: „Herr Architekt Daniel von Novack hat dieſe meine Relation, die ich im Jahre 1833 auf Allerhoͤchſte Anordnung an die Landes-Oberbau-Direction in Peſth eingeſendet hatte, vermuthlich aus dem Archiv entlehnt und durch die wiener Zeitung 1836, 22. Januar, 25. Januar, 27. Januar, 3. Februar, 4. Februar der Oeffentlichkeit uͤbergeben.“ Das Reſultat ſeiner auf die gruͤndlichſten Unterſuchungen geſtuͤtzten Berechnung iſt folgendes: Es würs den, vorausgeſetzt, daß waͤhrend eines Jahres an 66 Tagen — M6 — gearbeitet werden koͤnnte, und eine ſo große Anzahl von Arbeitern verwandt wuͤrde, als es, ohne daß ſie einander hinderlich waͤren, geſchehen duͤrfte, mit einem Koſtenauf— wande von 3,460,000 Fl., 90 Jahre zur Beendigung des Unternehmens erforderlich ſein. Das Wichtigſte des Vorgetragenen wird nach und nach in den Mittheilungen, in ſo fern es der beſchraͤnkte Raum dieſer Blatter geſtat⸗ tet, bekannt gemacht werden. Von den vielen, zum Theil ſchoͤnen und — — Bereicherungen, weiche in dem verfloſſenen Jahre unſern Sammlungen zu Theil geworden find, haben Sie ſich dies fen Morgen durch eigne Anſchauung überzeugen koͤnnen. Die werthvollſte Sendung erhielten wir vom Koͤnigl. Muſeum zu Leyden, als Aequivalent fuͤr eine an daſſelbe abgeliefert. Sendung naturhiſtoriſcher Producte des Vaters landes. Es beſtand dieſelbe in 111 Stuck exotiſcher Thiere, gröͤßtentheils oſtindiſcher Voͤgel, unter denen ſich manche durch ihre große Seltenheit, andere durch die Pracht ihres Gefieders, oder auch durch ein beſonderes Intereſſe, wie das herrliche Paͤrchen von Gallus Bankiva dadurch, daß dieſe Thiere nach des berühmten Ornithologen Temminf Anficht. die Stammeltern unſerer Haushuͤhner ſind, auszeichnen und unſerer Sammlung zur Zierde gereichen. Einen andern wichtigen Beitrag zu unſerer ornithologiſchen Sammlung verdanken wir der Guͤte unſers verehrten Mitgliedes, des Herrn Kammerherrn von Poͤllnitz, indem uns derſelbe ſeine ausgezeichnete Sammlung von Raubvoͤgeln zum Geſchenk gemacht und dadurch ſeine rege Theilnahme fuͤr unſern Verein abermals bethaͤtigt hat. Es ſind dies faſt durch— gehends ausgezeichnete Exemplare zum Theil ſehr feltes ner Vögel, durch welche manche Lucke in unſerer Samm⸗ lung ausgefuͤllt wird. Einige ſchoͤne Nectarinen erhielten wir unter einer werthvollen Sendung von dem durch ſeine naturhiſtoriſche Reiſe in Sardinien und naturwiſſenſchaft⸗ liche Schriften ruͤhmlich bekannten Herrn Kuͤſter, Lehrer am Realgymnaſium zu Erlangen. Außerdem wurde unſere Voͤgelſammlung durch viele einzelne Voͤgel, Gaben thaͤtiger u 1 Freunde und Mitglieder bereichert. Es würde jetzt ers müden, wenn ich Ihnen alle dieſe Geſchenke einzeln auf— zaͤhlen wollte. Indem ich hiermit den verehrten Gebern im Auftrag der Geſellſchaͤft verbindlichſt danke, erlaube ich mir zu bemerken, daß ein ſpecielles Verzeichniß aller waͤh— rend des verfloſſenen Jahres eingegangenen Geſchenke in den Mittheilungen abgedruckt und fo die dankbare Ans erkennung der Geſellſchaft oͤffentlich ausgeſprochen wer⸗ den wird. AUnſere Mineralienſammlung hat ebenfalls wieder ans ſehnliche Bereicherungen durch unſere ungariſchen Freunde erhalten, naͤmlich zwei Sendungen vom Herrn Bergmeiſter Schmidt in Szaska, eine Sendung Gold- und Gilbers ſtufen vom Herrn Cooperator Schloſſer in Schemnitz, und eine Sendung vom Herrn Szaibeli in Rezbanga. Alle dieſe Sendungen, vorzüglich die des Herrn Szaibeli, enthal⸗ ten ſchoͤne, zum Theil ſehr ſeltene Stucke. Ferner empfingen wir vom Herrn Grafen von Muͤnſter zu Baireuth eine ſchoͤne Suite Petrefacten der Jura- und Liasformation zur Vervollſtaͤndigung der uns von unſerm Durchlauchtigſten Herzog zum Geſchenk gemachten und im vorigen Jahres— bericht erwaͤhnten Sammlung von Petrefacten der genann— ten Formationen. Sodann erhielten wir eine Sammlung Mineralien, meiſt vulkaniſche Producte aus Italien, durch die Güte des Herrn Kaufmann Laspe in Gera, eine an— dere von Mineralien aus der Gegend von Gera durch Herrn Adjunct Eifel daſelbſt; ferner eine Suite wuͤrtem— bergiſche Felsarten vom Herrn Architekt Bruckmann zu Ulm, und Mineralien aus der Gegend von Dresden vom Herrn Artilleriearzt Präöfe und Herrn Kupferſtecher Harzer daſelbſt. Uebrigens haben alle unſere Sammlungen theils durch Geſchenke, theils durch Tauſch Zuwachs erhalten. Ich kann einen Beweis fuͤrſtlicher Huld nicht unerwaͤhnt laſſen. Seiner Durchlaucht unſer gnaͤdigſter Prinz Eduard ſandte uns naͤmlich zu Ende des vorigen Jahres von einem Schreiben begleitet einen von Riſi bei Sparta gebürtigen Hund, ſpartaner Race, alſo von einer Race, welche ſchon * — 148 — im Alterthume ihrer Spuͤrkraft und Schnelligkeit wegen beruͤhmt war. Dieſes ftattliche Thier hatte von einem boshaften Palikaren mit einem dreiſchneidigen Dolche zwei Wunden erhalten, in Folge deren er unſaͤgliche Leiden auszuſtehen gehabt hatte, ſo daß ſich endlich der Durch— lauchtigſte Prinz bewogen gefunden, ihn toͤdten zu laſſen, um ihn von ſeinen Schmerzen zu erloͤſen. Dieſes ziemlich gut ausgeſtopfte Thier iſt denn glücklich angekommen und hat durch ſeinen ſchoͤnen Bau, wie durch ſeine angenehme Farbe allgemeine Bewunderung erregt. Es gereicht mir zur beſondern Freude, Ihnen berichten zu koͤnnen, daß unſere verbeſſerten Finanzen uns in den Stand geſetzt haben, zur Herſtellung entomologiſcher Sammlungen ent— ſchiedene Maßregeln zu ergreifen. Ich weiß wohl, daß nicht wenige Vorſteher von öffentlichen Muſeen Bedenken tragen, Zeit und Mittel an entomologiſche Sammlungen zu verſchwenden, die doch „wie ſie fagen, wenn die Hand, die ſie ſchuf, ablaͤßt, in wenigen Jahren in Verfall ges rathen und eine Beute der Raubinſecten werden. Indeß koͤnnen fie nicht in Abrede ſtellen, daß der Mangel ders ſelben eine gewaltige Luͤcke verurſacht, da die Zahl der Genera, auch wenn man nicht der Zerſplitterungsmethode der neuern Zeit huldigt, und noch mehr die Zahl der Species dieſer Thierklaſſe alle uͤbrigen weit uͤbertrifft. Sie läugnen nicht, daß die Inſecten für die Syſtemkunde von hoͤchſter Wichtigkeit ſind, und die Phyſiologie einer ge— nauern Unterſuchung und Beobachtung dieſer Thiere die wichtigſten Aufſchluͤſſe verdankt. Sie geben zu, daß gerade unter dieſen Thieren die merkwuͤrdigſten und außerordent⸗ lichſten Kunſttriebe wahrgenommen werden. Bald iſt es ihr wunderbarer Bau, der uns in Staunen verſetzt, bald die Pracht ihrer Farben und Zeichnungen, die uns ent— zuckt. Hier liefern fie einen Stoff, welcher Millionen Beſchaͤftigung und Nahrung gibt und eine Induſtrie ins Leben ruft, deren Bluͤthe den Wohlſtand ganzer Laͤnder begruͤnden, deren Sinken aber auch maͤchtige Reiche er- füttern kann, wie es die Schreckensſcenen zu Lyon bes — 149 — wieſen haben. Dort ſehen wir ſie Ernten vernichten und große Waldungen verwuͤſten, wie erſt im vorigen Jahre nach Zeitungsberichten, um den Verheerungen eines kleinen Holzkaͤfers, des Scolytus pygmaeus, Einhalt zu thun, in den Waͤldern von Vincennes 25,000 Eichen umgehauen werden mußten. Und uͤberall, wohin unſer Auge blickt und unſer Fuß tritt, auf Bergen und Thaͤlern, in Wald und Flur, im glaͤnzenden Sonnenſchein, wie im daͤmmern— den Zwielicht, an den bunten Kelchen duftender Blumen, wie in dem Moder dumpfiger Keller und Gewoͤlbe, begeg— nen uns dieſe Thiere und dringen uns ihre Raͤthſel auf. Warum ſollten ſie alſo nicht eines Blattes in unſern Re— giſtern werth ſein zur Nachweiſung fuͤr Lehrende und Ler— nende? Allerdings fordert die Anſchaffung des dazu noͤthigen Inventariums einen nicht unbedeutenden Aufwand und die erſte Anlage iſt muͤhſam. Hat man aber einmal jenen uͤberwunden und dieſe zu Stande gebracht, dann bedarf es nur der Vorſicht bei der Aufnahme fremder Inſecten in die Sammlung, und man wird ſie vor Verfall und Zerſtoͤrung geſichert ſehen. Dies Alles beherzigend und in der Ueberzeugung, daß es rathſam fein möchte, die guͤn⸗ ſtige Zeit zu benutzen, indem gerade jetzt auch unter uns ein reges Intereſſe fuͤr die Entomologie lebendig wird, haben wir denn für die Anſchaffung zweier Inſectenſchraͤnke ges ſorgt und ſie vornehmlich fuͤr die Schmetterlinge beſtimmt, damit der ſchon vorhandene große Schrank zu andern In— ſecten angewendet werden koͤnne. Sie ſehen, daß fie ſolid gebaut, im Innern zweckmaͤßig eingerichtet und von einem geſchmackvollen Aeußern find, fo daß mit Anſchaffung aͤhn- licher Schraͤnke, wenn ſie noͤthig werden ſollten, fortgefah— ren werden kann. In Herrn Privatlehrer Schlenzig haben wir fur die Lepidoptern einen kenntnißreichen, thaͤtigen Freund gewonnen, der bereits gezeigt hat, wie viel dieſer Theil der Sammlung ihm zu danken haben wird, und ich darf Ihnen vorläufig ſagen, daß wir bei unſern entomo⸗ logiſchen Excurſionen fortwaͤhrend auf die Sammlungen der Geſellſchaft bedacht find, Auch habe ich von mehreren a \ namhaften Entomologen die erfreuliche Zuſicherung erhalten, daß fie, in fo fern es ihnen möglich iſt, Originalexemplare ihrer Entdeckungen in unſere Sammlung liefern wollen, und ein Mitglied unſerer Geſellſchaft, mein lieber Freund, Herr Cantor Maͤrkel in Stadt-Wehlen, hat mir zugeſagt, daß er nicht allein Exemplare der vielen von ihm entdeck⸗ ten und benannten Inſecten, ſondern auch alle in der ſaͤchſi⸗ ſchen Schweiz vorkommenden Species in unſere Sammlung geben will. Und wer wuͤßte nicht, wie reich dieſe Gegend an ſchoͤnen und intereſſanten Inſecten iſt? Unſere Bibliothek iſt in dem vergangenen Jahte theils durch Ankauf, theils durch Geſchenke anſehnlich vermehrt worden. Noch in jüngfter Zeit haben wir in Naumann's klaſſiſchem Werke über die Vögel eine ſehr ſchaͤtzbare Acqui ſition gemacht, die uns beſonders lieb ſein muß, da die ornithologiſche Sammlung einen Haupttheil unſerer Samm⸗ lungen ausmacht. Auch haben wir manches gute Buch, zum Theil von den Herrn Verfaſſern ſelbſt, zum Geſchenk erhalten. Dieſe Gaben ſollen ebenfalls in den Mitthei⸗ e neee gemacht' werden. ie Verbindungen mit unſern auswaͤrtigen Freunden find, wie ſchon aus dem Mitgetheilten erhellt, lebhaft unterz - halten worden. Die Frucht dieſer Bemühungen war manches werthvolle Schreiben, durch das uns in unſern ee Belehrung und Unterhaltung gewährt wurde. i Die lebhafteſte Theilnahm erregte vergangenes Jahr unter uns die Verſammlung deutſcher Aerzte und Natur- forſcher zu Jena. Mancher von uns, dem die Verhaͤlt⸗ niſſe nicht geſtatten, in ferngelegene Staͤdte zu reiſen, um dieſer, wenn anders nicht blos wichtige politiſche Ereig⸗ niſſe, ſondern auch Ereigniſſe, welche in der Geſchichte der Wiſſenſchaften Epoche machen, welthiſtoriſch genannt wer— den dürfen, welthiſtoriſchen Verſammlung beizuwohnen, — mancher von uns ſchaͤtzte ſich glücklich, mit einem geringes ren Aufwande von Zeit und Geld ſich einige Tage in jenem außerordentlichen Conflux von Ideen und Kräften des Geiſtes zu bewegen, deſſen Wellenſchlag mit unwider⸗ — 131 — ſtehlicher Gewalt erregend und belebend auf jedes fuͤr den hehren Segen der Wiſſenſchaft empfaͤngliche Gemuͤth ein— wirkt, ihm einen Impuls fuͤr das ganze Leben gibt und nie verloͤſchende Erinnerungen der wohlthaͤtigſten Art ihm einpraͤgt. Fuͤr uns Oſterlaͤnder wird dieſe Verſammlung um ſo unvergeßlicher ſein, mit je freudigerem Selbſtgefuͤhl wir jene denkwuͤrdige Stiftung vernahmen, welche unſer Durchlauchtigſter Herzog zum Gedaͤchtniß jener Verſamm— lung geſtiftet hat, und die ſo ganz dem Geiſte und dem Zwecke jener Verſammlung angemeſſen iſt, daß ſie fuͤr alle Zeiten in der Geſchichte dieſer Vereinigung ein Lichtpunkt bleiben wird. Fuͤr unſere Geſellſchaft aber hatte die Naͤhe dieſer Verſammlung noch den Vortheil, daß auf der Reiſe nach Jena mancher beruͤhmte, mancher uns befreundete und unſerm Herzen theure Naturforſcher in unſere Stadt kam, und, wenn auch nur fluͤchtige Stunden, unter uns weilte, und daß die in Jena anweſenden Mitglieder Verbindungen anknüpfen konnten, die Früchte tragen werden. Es bleibt mir nur noch uͤbrig, Sie mit den Perſonal⸗ veraͤnderungen bekannt zu machen, welche ſich im Verlaufe des vergangenen Jahres zugetragen haben. In der den 9. Mai gehaltenen Hauptſitzung wurde an die Stelle des ſtatutenmaͤßig ausſcheidenden Directors, des Herrn Secre— tair Bechſtein, Herr Kammerrath Waitz zum Director ers waͤhlt. Eine weitere Veränderung im Beamtenperſonal an. nicht beliebt. In einer Extraſitzung den 16. Auguſt 1836 beſchloß die Geſelſchaft, dem Herrn Forſtrath Cotta zu Tharand zum 20. Auguſt, als dem Tage feiner 50jaͤhrigen Amtsjubels feier, als Zeichen achtungsvoller Anerkennung ſeiner Ver⸗ dienſte das Diplom eines Ehrenmitgliedes zu uͤberſenden. Zu Ehrenmitgliedern hat außerdem die Geſellſchaft ernannt: Herrn Dr. juris eto. etc. Hammerſchmidt zu Wien, nl und Herrn Obermedicinalrath Dr. Roͤſer, Leibarzt des Koͤ⸗ nigs Otto I. von Griechenland, zu Athen. — 132 — Es ſahen ſich folgende einheimiſche Mitglieder: 1) Herr Amtsactuar Kircheiſen, 2) ⸗Jiuſtizrath und Kreisamtmann Müller, 3) Chirurg Reißig, 4) = Rogge, Lehrer an der Döchterſchule, 5) Abdvocat Toͤpfer, durch verſchiedenartige Verhaͤltniſſe bewogen, ihren Austritt aus der Geſellſchaft anzuzeigen. Dagegen wurden zu einheimiſchen Mitgliedern auf⸗ genommen: 1 1) Herr Paſtor Blumentritt zu Oberloͤdla, 2) ⸗Candidat Gersdorf, und 3) - Privatlehrer Schlenzig. Zu correſpondirenden Mitgliedern wurden aufgenommen: 1) Herr Dr. med. et chir. Streintz, kaiſerl. koͤnigl. wirklicher Regierungsrath und Protomedi— cus des Erzherzogthums ob der Ens, ſo wie des Herzogthums Salzburg. 10 2) „ Cooperator Schloſſer zu Schemnitz n f Ungarn. 3) „ Burgk, Profeſſor der hoͤhern Mathematit amm polytechniſchen Inſtitut zu Wien. Was ich Ihnen mitgetheilt habe, verehrte Anweſende, ſind Andeutungen und allgemeine Reſultate, die wohl ein nicht unguͤnſtiges Zeugniß ablegen dürften von dem Sinn und Erfolg, mit welchem der Verein auch in dem ver— floſſenen Jahre ſeine Thaͤtigkeit fortgeſetzt hat. Moͤge das neue Jahr ihm wuͤrdig ſich anreihen. Wir hoffen dies mit Zuverſicht. Zwar hat auch das entſchwundene Jahr unſern Kreis gelichtet und mehrere hochgeehrte Maͤnner, die uns theuer waren, ſind von uns geſchieden. Und wie manchen edlen reichen Geiſt haben wir ſchon, ſeitdem die— ſer Verein beſteht, ſchmerzlich betrauern muͤſſen! Allein wir ſehen die Lücken gefuͤllt, ſein Umfang hat ſich erwei— tert, ſeine Kraft iſt erſtarkt und ſeine Wirkſamkeit iſt nur noch umfaſſender und ſichtbarer geworden. Wie? So wenig iſt alſo am Individuum gelegen? So leicht wird es entbehrt und erſetzt. So verfließt ſein Wallen und Streben in den Wellen, die ſelbſt in den das geiſtige All umgürtenden Ocean zerrinnt? — Doch fo fragt der beſſere Menſch nicht. Fuͤr ihn hat der Gedanke, daß die Geſammtheit nicht um des Individuum willen da iſt, ſondern daß das Individuum nur im Fortſchreiten in der Richtung, in welcher eine allwaltende Vorſehung die Menſchheit ihrer Beſtimmung entgegenfuͤhrt, fein Heil finden kann, etwas Erhebendes, Begeiſterndes. Durch ihn erhebt er ſich uͤber die Veraͤnderlichkeit der Form zum unvergaͤnglichen Weſen, über die Truggeſtalten der Erſcheinungen zur unwandelbas ren Idee, und ſchwingt ſich empor von dem dunkeln Pla— neten, wo der Sterblichen Fuß uͤber dem Staube ſeit Jahrtauſenden zerfallener Koͤrper wandelt, zu jenem ewigen Reiche des Lichts, in dem ſich Zeit und Raum in die Uns endlichkeit verlieren und nicht die Gewalt und der Erfolg von Thaten die Palme gewinnt, ſondern der Wille und das Opfer mit Ehren gekroͤnt wird. Wenn wir, Verehrte, in ſolchen Geſinnungen unſerm Verein angehoͤrend, wenn jeder nach dem Maaße, das ihm verliehen, ſeine Kraft ihm widmend, für die Idee lebt, die ihn beſeelt, und nicht die Idee individuellen Zwecken untergeordnet wird, dann wird er beſtehen und gedeihen, und Fruͤchte tragen, l au er en Cyclus durchlaufen hat. 11 XXII. Veitstanz, beobachtet bei einem Fringilla septentrionalis, mitgetheilt durch Dr. Richter in Roda. Im April dieſes Jahres, wo von Hunger und Kaͤlte verfolgt ſo viele Voͤgel ermattet gefangen wurden, kam unter andern auch dieſe Fringilla septentrionalis in meine Haͤnde. Es iſt ein ſehr ſchoͤnes altes Maͤnnchen, und meine an ihm gemachte Beobachtung iſt von der Art, daß es wohl der Mühe werth iſt, ſie aufzuzeichnen. Kaum einige Wochen in dem Bauer, als er ſich wieder erfräftigt hatte durch gutes und reichliches Futter, bemerkte ich an dieſem Vogel Bewegungen von ganz ſon⸗ derbarer Art. Er wendete ſeinen Koͤrper immer nur nach der linken Seite, drehte den Kopf, tief ſich niederbückend, gleichfalls links ſo ſtark, daß die Kehle nach oben, der Scheitel ganz nach unten zu ſtehen kam; er ging den ganzen Tag gleichfam tanzend auf den Springſtangen umher. Nach einigen Tagen verfiel er in allgemeine Convul— fionen, die regelmäßig des Abends acht oder neun Uhr, eintraten, kuͤrzere oder laͤngere Zeit anhielten und immer dann am ſtaͤrkſten wiederkehrten, wenn Jemand genau vor den Bauer trat. Oefterer machte er Spruͤnge von einer Elle weit, wobei er ſich ruͤcklings uͤberſchlug und dann mit einem = 185 — Male ganz erſchoͤpft und zuſammengedruͤckt ſitzen blieb, bis nach einigen Minuten das Tanzen und Drehen wieder losging. Dieſes Spiel dauert bereits alſo ſchon volle zwei Monate und iſt immer anhaltender und ſtaͤrker geworden. f Deſſen ungeachtet putzt ſich der Vogel, er frißt und ſaͤuft; auch iſt er ſehr wohlgenaͤhrt und weder das Auge noch die Federn haben ihren natuͤrlichen Glanz verloren. In der Hoffnung irgend doch eine Veränderung. zu erzielen, öffnete ich ihm eine Vene am Oberarm; allein es zeigte ſich gar nichts darauf. Vor einigen Tagen nahm ich das Thierchen heraus aus ſeinem Bauer und wollte nur ſehen, wie er ſich be— tragen wuͤrde, wenn er frei herumfliegen koͤnnte; er konnte ſich aber nicht uͤber einen oder zwei Fuß hoch uͤber die Erde erheben, drehte ſich fliegend in dieſer Hoͤhe etliche mal herum und fiel immer wieder zur Erde. Igndeß nahm er immer alle aͤußern Gegenſtaͤnde wahr, und weder ſeine Sinneswerkzeuge, noch das wenige geiſtige Leben, was in ſo einem Thiere wohnt; war auf irgend eine Art getruͤbt. Er kannte genau den, der ihm bein Futter gab, badete ſich fleißig und immer mit großem Wohlbehagen. Seine Stimme habe ich in den zwei Monaten nur einige⸗ mal gehort. Gerne haͤtte ich ihn noch laͤnger behalten, allein er dauerte mich zu ſehr in dieſem Zuſtand, der ihn weder Tag noch Nacht ruhen ließ; daher toͤdtete ich ihn vor einigen Tagen durch Erſtickung unter Waſſer. Auch war ich neugierig, ob bei der Unterſuchung ſeiner innern Theile etwa ſich ein Umſtand entdecken ließe, der einiges Licht über dieſe ſonderbare Krankheit verbreiten koͤnnte. Zuerſt legte ich das ganze Hirn nebſt dem verläns gerten Hirnmark vorſichtig bloß; das Adergeflechte ſtrotzte von noch fluͤſſigem Blut, eine Erſcheinung, die lediglich dem Erſaͤufen angehoͤrt; das Hirn ſelbſt hatte ſeine natürliche * Conſiſtenz und kein Theil Senke zeigte * hen fo auch das verlängerte Ruͤcenmark. Die Eingeweide der Bruſt waren ebenfalls geſund. Als ich den Unterleib oͤffnete, nahm ich zuerſt den Magen mit dem ganzen Darmacnal heraus, um dieſen letztern genau zu unterſuchen, weil ich vermuthete, daß vielleicht Wuͤrmer den Krankheitszuſtand veranlaßt haben moͤchten. Denn es iſt eine bekannte Sache, daß viele Voͤgel, z. B. der Glandarius epileptiſchen Zuckungen aus dieſer Urſache unterworfen ſind. Ich fand meine Vermuthung jedoch nicht beſtaͤtigt, ich fand keine Spur von Wuͤrmern; aber eine andere Erſcheinung zeigte ſich meinem unterſuchen— den Blick. Es hat naͤmlich dieſer Vogel ſo ſehr vergroͤ— ßerte Teſtikel, weit uͤber das Maaß, wie man ſie bei einem Vogel von dieſer Groͤße zur Paarungszeit entwickelt findet. Jeder Hode hatte reichlich die Größe von beige— ſetzter Figur. Als ich die Textur eines dieſer Hoden“) unterſuchen wollte, ſo fand ich nicht mehr ein eigentliches organiſches Gewebe, ſondern das Ganze war nur eine zarte gefaͤßreiche Huͤlle, die einen milchrahmartigen Stoff, welcher alsbald auslief, umſchloß. Alle uͤbrigen Eingeweide waren geſund. Sollte bei dem reichlichen Futter der unterdrückte Geſchlechtstrieb wohl, worauf die ſo ſehr vergrößerten 3 Hoden hinweiſen, diefe Krankheit erzeugt haben? Die Veraͤnderung in der Textur, dieſes Fluidiſirtſein dürfte ein Beweis dafuͤr ſein. Warum ſollte man auch daran zwei⸗ feln, daß eine Veranderung der Art an einem ſo wichti⸗ gen Organ nicht einen krankhaften Effect auf das Rer⸗ venſyſtem ausüben koͤnnte? — Ich laſſe jedoch dieſe Frage von fo -difficiler Art *) Den Aude Siben habe ich in et aufbewahrt und werde ihn ſpaͤter dem Muſeum überſenden. y welle Abels unbeantwortet — auf jeden Fall iſt die hier gegebene Erſcheinung von der Art, daß ſie noch ver⸗ ſchiedene Folgerungen zulaͤßt und geſtattet uns einen Blick * in das geheimnißvolle Geſchlechtsleben. 24 . XXIII. ueber den Humus. e Aufgefordert vom Direetorium des Kunſt⸗ und Hand⸗ werksvereins, hielt Herr Rittergutsbeſitzer Dr. Gleitsmann aus Wildenhain am 9. Juni 1837 einen durch mehrere Experimente veranſchaulichten Vortrag über den Humus, welchen derſelbe als das Erzeugniß der Ver— weſung von Pflanzen- und Thierſtoffen erklaͤrte. Man habe ihn daher als das im Boden ruhende Capital des untergegangenen Lebens zu betrachten, von dem die Ge— genwart zehre und das fie einſt zum Rutzen der Zus kunft vermehren werde. Der Humus ſei entmiſchter Pflan⸗ zen⸗ und Thierſtoff, auf dem die ‚gegenwärtigen. Pflanzen Nahrung ſaugend empor wachſen, wie die Miſtel auf dem 6 Obſtbaume oder wie die Knospe und der aus ihr ſich entwickelnde junge Trieb auf dem alten Holze. Entſtand der Humus durch Zerſetzung thieriſcher Gebilde, ſo waltet neben dem Kohlenſtoff auch der Stickſtoff, ſtammt er aber von Vegetabilien her, ſo waltet nur der Kohlenſtoff in 0 ihm vor. Ueberhaupt hat der Humus weniger Sauerſtoff und Waſſerſtoff, aber mehr Kohlenſtoff und Stickſtoff als die Gewaͤchſe, aus denen er entſtand und die aus ihm ihre Nahrung aufſaugen. Seine dunkle Farbe rührt vom Kohlenſtoff her, der wohl auch in Berührung mit der ats moſphaͤriſchen Luft in Kohlenſäure übergeht, welche fuͤr die Rinde und Blaͤtter der Pflanzen einen eben ſo wichtigen Rahrungsſtoff bildet, wie der Humus, welchen das Erdreich — 138 — enthaͤlt. Denn die gewoͤhnlichen Erdarten als Thon, Kieſel, Kalk u. ſ. w. dienen an ſich nicht ſowohl zur Ernährung der Pflanzen als dazu, ihre Wurzeln zu befeftigen und vor der austrocknenden Luft zu bewahren. Ja ſelbſt der ihnen beigemiſchte Humus iſt an ſich im Waſſer zu wenig löslich, als daß fein Vorhandenſein im Bo⸗ den ſchon allein deſſen Fruchtbarkeit beſtimmen koͤnnte. Dieſen Satz bewies der Herr Vortragende dadurch, daß er eine Quantitaͤt gewoͤhnlichen Ackerlandes eine Zeit lang mit Waſſer kochte und die truͤbe Fluͤſſigkeit darauf filtrirte. Haͤtte das kochende Waſſer nun Humus in irgend einer betraͤchtlichen Quantitaͤt aufgeloͤſt, ſo wuͤrde es nicht ſo klar aus dem Fließpapier hervorgekommen ſein, wie es doch wirklich der Fall war. Run aber nahm Herr Dr. Gleitsmann dieſelbe Erdart und that zu dem Waſſer, wo⸗ mit er ſie kochte, aͤtzendes oder kohlenſaures Kali (Pottaſche), und als er nun das truͤbe Waſſer abermals filtrirte, war daſſelbe ganz braun von dem Humus, welchen die alkaliſche Fluͤſſigkeit aufgeloͤſt hatte. Dieſelben Erſcheinungen zeigten auch Torf, Braunkohle und Steinkohle, zuerſt blos mit Waſſer und dann mit irgend einem Alkali z. B. Kali, Natron, Ammoniak oder Kalk gekocht und dann filtrirt. Der Humus hat naͤm⸗ lich das Verhalten einer Saͤure und bildet mit Alkalien ein im Waſſer loͤsliches Salz, weshalb eben die Alka⸗ lien das beſte Aufſchließungsmittel für den im Boden enthaltenen Humus abgeben. Iſt nun ſo der Humus des Erdreichs in der Bodenfeuchtigkeit aufgeloͤſt, ſo koͤnnen ihn die Pflanzenwurzeln in ſich aufnehmen und von ihm diejenigen Stoffe wiederum abſcheiden, deren ſie nicht zur Ernaͤhrung der Pflanzen beduͤrfen. Wie unentbehrlich aber hierzu die Alkalien als Auflöfungsmittel ſeien, ging aus einem zweiten Experiment hervor, indem Herr Dr. Gleitsmann die bisher angeſammelte Quantitaͤt von hu— musſaurem Kali in ein einziges Glas zuſammenbrachte und durch Salzſaure zerſetzte. Dieſe, als die ſtaͤrkere Saͤure trennte den Humus wieder vom Kali und — 19 — verband ſich mit demſelben zu ſalzſaurem Kali. Der Hu⸗ mus aber konnte nun nicht mehr im Waſſer aufgeloͤſt bleiben, ſondern bildete braune Flocken, die ſich nach Bun auf dem Boden abſetzten und die Flüffigfeit hell und klar zurückließen. Wenn daher auch der Humus das Hauptnahrungsmittel aller Arten Pflanzen bildet, ſo wird er dieſes doch erſt in ſeiner ganzen Kraft durch das Hinzutreten irgend eines alkaliſchen Stoffes, in deſſen Verbindung er im Waſſer loͤslich gemacht wird. Solche alkaliſche Stoffe find in der Landwirthſchaft 1) Holz⸗ aſche, aus welcher ja erſt das Kali der Pottaſche aus⸗ geſchieden wird, und die daher, je nach ihrem Kaligehalte, mit humushaltigen Stoffen eine mehr oder weniger ge— färbte Aufloͤſung bildet; 2) geloͤſchter Kalk und Mer⸗ gel, die zwar an ſich ebenfalls kein Duͤngungsmittel ſind; allein in humus reichem Boden darum ſehr reiche Ernten veranlaſſen, weil fie eben den vorhandenen Hu— mus aufſchließen und aufloͤslich machen. Wendet man fie. aber haͤufig an, fo erſchoͤpfen fie äuch den Bo⸗ den gaͤnzlich, indem ſie ſeinen Humusvorrath in wenigen Jahren den Pflanzen zuführen, und ihn fo aus mergeln, daß es mehrjaͤhrige Anſtrengungen erfordert, um ihm durch Auffahren guten, humusreichen Landes oder reichlichen Duͤn⸗ rs wider ſeine alte Kraft zu geben. Endlich ſind auch 9 friſch er Stalldünger und Jauche Aufſchlie- ßungsmittel des vorhandenen Humus und zwar 1 2 beſten von allen; weil ſie nicht allein durch ihren Ge⸗ halt an thieriſchem Alkali oder Ammoniak den vor⸗ handenen Humus aufloͤſen und nutzbar machen, ſondern dieſes Capital zugleich auch ſelbſt für die Zukunft wieder vermehren, indem durch die Verweſung des Stallduͤngers neuer Humus entſteht. Auch koͤnnen Braunkohle und Torf, deren chemiſche Zuſammenſetzung der des Humus gleicht, mit Vortheil als Duͤngungsmittel angewendet wer⸗ den, wenn man ſie durch Miſchung mit Land und etwas geldſchtem Kalk zu Compoſthaufen verwendet und dieſe, nachdem ſich ihr Humus durch den Kalk und durch das — 160 — Ammoniak, welches in häufig aufzugießender Jauche ent⸗ halten iſt, gehoͤrig entwickelt und aufgeſchloſſen hat, zur Verbeſſerung des Bodens auf die Felder bringt. Nament⸗ lich würde die Braunkohle, auf die angegebene Weiſe blos mit Kalk behandelt, nach einer brieflichen Be⸗ merkung des Herrn Hofrath Doͤbereiner in Jena, ein vorzügliches Düngungsmittel für Zucker⸗ Runkeln abgeben, weil dieſen alle thieriſchen Düngungs⸗ ſtoffe nachtheillig find, indem fie den Zuckerſaft der Ruben durch ſchaͤdliche Salze verunreinigen. A Miscellen und Notizen. Nachdem die von den beiden Herren Caſſirern des Kunſt⸗ und Handwerks = Vereins und der Kunſt- und Handwerks- ſchule vorgelegten und durch den Herrn Rath Klein ge— prüften Rechnungen auf das Vereinsjahr 18357 richtig befunden und juſtificirt worden ſind, theilen wir hiermit zunaͤchſt die Hauptergebniſſe derſelben mit. Es betrug naͤmlich f a) beim Kunſt⸗ und Handwerks vereine ſelbſt im letzten Jahre f die Summe aller Einnahmen f 2 770 Thlr. 7 Gr. 5 Pf. hieſ. Curr. die Summe aller Ausgaben 588 „ 14 - 3 970 Demnach der Caſſebeſtand 181 Thlr. 17 Gr. 2 Pf. hieſ. Curt. * = 161 — b) bei der Kunſt⸗ und Sandwerfsfäule: de Summe fämmtlicher 115. Einnahmen.. . 843 Thlr. 20 Gr. 1 Pf. Die Curr. die Summe ſaͤmmtlichet Ausgaben. . 719 18 3 Mithin der Caſſebeſtand 124 T5 124 Thlr. 1 Gr. 10 Pf. hieſ. Curr. Der ganze Vermögensbeſtand des Vereins beläuft ſich auf 1191 Thlr. 2 Gr. 2 Pf. Der ganze Vermoͤgensbeſtand der Schule auf 8 Thlr. 12 Gr. 9 Pf. Mit Dank bezeugen ferner die beiden nachbenannten Geſellſchaften den richtigen Empfang nachſtehender ſchaͤtz⸗ baren Zuſendungen und Geſchenke. a) Der Kunfts und Handwerksverein erhielt ſeit ſeinem letzten Stiftungsfeſte, das am 7. Februar 1837 gefeiert wurde: 1) Eine Fuſchrift von feinem Ehrenmitgliede dem Herrn Rentamtmann Preusker in Großenhain nebſt dem gedruckten Katalog der dortigen Buͤrgerbibliothek, welche mit der Sonntagsſchule und dem Gewerbverein das ſelbſt in enger, wohlthaͤtiger Verbindung ſteht. 2) Von einem hohen Herzogl. Miniſterium hier ein Exemplar des „Amtlichen Berichtes uͤber die Verſammlung deutſcher Naturforſcher und Aerzte zu Jena im Septbr. 1836. . * 74 3) Von ſeinem Borfi genden „dem Herrn Hofrath Brümmer hier ein gedrucktes Heftchen, betitelt: Das erſte Baujahr der Leipzig » Dresdner Eiſenbahn. 4) Von der oͤkonomiſchen Geſellſchaft in Sachſen ein Schreiben, begleitet von der 35. und 36. Lieferung ihrer gedruckten Schriften und Verhandlungen. — 162 — 5) Von ſeinem Mitgliede Herrn Chemiker Houpe in Dresden ein Schreiben, Mittheilungen über die Wirk ſamkeit des Steinkohlentheers zur Bertreibung bd Inſekten enthaltend. 6) Von feinem Mitgliede, Herrn o a Harl in Erlangen, deſſen Allgemeines alphabetiſches Repertorium des Reueſten, Wiſſenswürdigſten und Anwendbarſten aus den gemeinnützigſten und wichtigſten Wiſſenſchaften 3 Bde. 7) Von ſeinem Mitgliede, Herrn Magiſtrats⸗ rath Stoͤttner in Ruͤrnberg, eine Zuſchrift nebſt 16 verſchiedenen Baumfruͤchte-Nachbildungen, verfertigt von W. Fleiſchmann in Nürnberg. 8) Von der Geſellſchaft zur Befoͤrderung nüsliher Künſte und deren Huͤlfswiſſenſchaf⸗ ten zu Frankfurt a. M. ein Schreiben nebſt gedruckten Mittheilungen über dieſe Geſellſchaft, den in ihr gebildeten Gewerbverein und die von ihr gegruͤndete Sparcaſſe. 9) Vom Vereine zur Befoͤrderung des Ger werbfleißes in Preußen, die erſte diesjaͤhrige Lie⸗ ferung der Verhandlungen deſſelben. 5 10) Von der Direction des Gewerbvereines für das Koͤnigreich Hannover, ein Schreiben, worin unter Ueberſendung der bis jetzt ſeit 1834 erſchie⸗ nenen 11 erſten Lieferungen der gedruckten Mittheilungen dieſes Vereins, der von uns ausgeſprochene Wunſch, einen regelmaͤßigen Austausch der gegenſeitigen Vereins cheiftep eintreten zu laſſen, genehmigt wird. 11) Ein Dankſagungs-Schreiben des Gewerbe⸗ vereines in Weimar fuͤr Ueberſendung des Fig Heftes unſerer Mittheilungen. 12) Von der polytechniſchen Geſellſchaft in Leipzig, zwei gedruckte Heftchen unter dem Titel: Die polytechniſche Geſellſchaft und ihre Wirkſamkeit 1834 und 1836. 13) Vom Herrn Geh. Rath von Braun Exc. das erſte Heft der Nürnbergifchen Kuͤnſtler, geſchttzürt nach ihrem Leben und Ihren Werken. ee = 14) Ein Schreiben des Kunſt⸗ und Bewerb» vereins in Coburg nebſt einem Mitgliederverzeichniſſe von 1836, einem Jahresbericht (1836), einem Ausſtellungs⸗ veeicnif (1836) und einem Exemplar von Dr. Amthor's Beiträgen zu Coburgs und Gotha's Annalen. 15) Ein Schreiben des Gewerbvereins zu An⸗ Wäbers; begleitet von dem Gewerbeblatte (1 — 29) und elnigen andern die MER . Vereins een Wuſchriſten. b) die Pomologiſche Geſellſchaft erhielt ſeit dem letzten Fruͤhlings-Convente: 1) einen Brief ihres correſpondirenden Mitgliedes des K. Ruſſiſchen Krongärtners Dollinger zu Nikita in der Krimm, welcher nach Vollendung einer Reiſe in die transkaukaſiſchen Provinzen Rußlands uns aus Odeſſa eine Partie auf jener Reife ger ſammelten Samens von Sesamum orientale, Ru- bia tinctorium, Cydonia arborea und Mespitus germa- nica fructu maximo überſendet. Dieſe Saͤmereien find bis auf einen Vorrath von Sesamum orientale und von ‚Rubia tinctorium unter mehrere Geſellſchaftsmitglieder und an einige auswaͤrtige Geſellſchaften vertheilt worden und wir hoffen, daß die Ausſaaten derſelben vielleicht ſchon in dieſem, jedenfalls aber, wenn es in dieſem Fruͤhjahr zu ſpaͤt dazu geweſen ſein ſollte, doch im folgenden Jahre nicht ohne erwuͤnſchten Erfolg bleiben werden. Aus dem intereſſanten Brief Herrn Doͤllinger's heben wir hier⸗ bei nur noch aus, daß das in Imeretien einheimiſche Rubia tinctorium ſich als Faͤrberkraut ganz vorzüglich bewährt haben ſolle, daß die Quitte in Abaſien Früchte von zwar kurzer Haltbarkeit, aber ſo groß als die portugieſiſche Birnquitte bringe und — was merkwuͤrdig iſt — dort nur als 20 — 30 Fuß hoher, oft 1 Fuß dicker Baum vorkomme; daß die Miſpel in Abaſien nur durch Samen oder Auslaͤufer, nie aber durch Veredlung fortgepflanzt werde und Fruͤchte von vorzuͤglicher Güte und m. anderthalb Zoll Durchmeſſer liefere. Der Seſam end» lich werde als Oelpflanze vorzüglich in Armenien gebaut, beſonders bei Eriwan, in deſſen Steppenlande man ungeheure Strecken damit beſtellt antreffe. Das aus demſelben gewonnene Oel ſei ganz rein von Geſchmack und dürfte, etwas beſſer als bei den Tataren behandelt, dem Baumol beinahe gleich kommen. Die Pflanze breite ſich ſehr aus und in Armenien erhalte jede eine Quadrat⸗ arſchine oder 4 Quadratfuß Raum und erreiche ſo die Höhe von 3 Fuß. Uebrigens würden dieſe Pflanzungen von den Armeniern und Tataren ſo gut als ihre Waizen⸗ aͤcker bewaͤſſert. Die erſten Blumen fallen ab, ohne Sa- men anzuſetzen und erſt die zweite Bluͤthe bringe Früchte und zwar ſo reichlich, daß man beinahe den tauſendfachen Ertrag rechnen koͤnne. Der Einſender glaubt, man wuͤrde die Pflanzen in Deutſchland in Beeten aufziehen und dann yasni müſſen, um reifen Samen zu erhalten. 2) Von dem Gartenbauverein für das Koͤ⸗ nigreich Hannover die 5 erſten diesjaͤhrigen Monats⸗ hefte ſeiner gedruckten Mittheilungen. 3) Von ſeiner Durchlaucht dem Herzog Jos ſeph von Sachſen Altenburg eine Partie kuͤnſtlicher 1 nachbildungen. Von unſerm Ehrenmitgliede dem Freiherrn von Speck⸗Sternburg zu Lütfhena ein Schreiben nebſt einer Partie Druckſchriften, welche theils unter die Geſell— ſchaftsmitglieder vertheilt, theils der Bibliothek der en ſchaft einverleibt werden ſollen. c) Die an die Raturforſchende Gefellſchaft eingegangenen Zuſendungen und Geſchenke ſollen in einem ſpaͤteren Hefte der Mittheilungen aus dem Oſterlande aufgeführt Panel Heeg ed al Darlamentggtied für Tiverton in der Grafſchaft Devon, hat ſich durch die Anwendung des Dampfes auf die Bewegung des Pfluges, große Verdienſte — 163 — um die Landwirthſchaft erworben. Der von ihm erfun⸗ dene Dampfpflug arbeitete, auf einem vorher noch nie bes ackerten Moorboden und warf, nach der Verſicherung zahle reicher Augenzeugen, mit großer Leichtigkeit Furchen von 18 Zoll Breite und 9 Zoll Tiefe auf, wobei die ganze Oberflaͤche völlig umgekehrt wurde, und das Vorſchneide— eiſen alle im Wege eee Auen 8 een Welte ö Mehrere oͤffentliche Blätter berichten, daß der Era trag der Kartoffeln bedeutend vermehrt werde, wenn man ihnen ihre Bluͤthentrauben, ſobald dieſelben zum Vorſchein kommen, wegbricht, ſo daß ſie nicht bluͤhen und Samen tragen koͤnnen. Vielleicht iſt dieſe kurze Notiz hinreichend, einige denkende Landwirthe zu veran- laſſen, bei einem Theile ihrer Kartoffeln dieſen Ver⸗ ſuch zu machen, um ſich durch eigene Erfahrung zu übers zeugen, was an der Sache iſt. Uns aber wuͤrde eine Mittheilung uͤber den Erfolg zur Antigen Wezdffeuttichan ſehr unbem men ſein. N EZ r Beim Ausroden alter Kopfweiden im Herbſte 1834 war mir ſchon öfter die große Menge Engerlinge (Maikaͤferlarven) aufgefallen, welche ſich in der faulen Weidenerde innerhalb der hohlen Weidenbaͤume vor— fanden und offenbar von dieſer Erde lebten. Das brachte mich am 19. Octbr. zu dem Entſchluſſe, beim Herausneh⸗ men der Weidenerde aus einem beſonders ſtarken, oben nen, unten aber im Wurzelſtocke noch durch Holz ge— Be; Weidenbaume die Engerlinge zu zaͤhlen, welche ſich in der Weidenerde dieſes einzigen Baumes bisher gut genaͤhrt zu haben ſchienen. Ich fand deren nicht weniger als 118, diejenigen noch ungerechnet, die ich beim Heraus: nehmen von mehr als 4 Altenburger Scheffel Weidenerde uͤberſehen oder zerdruͤckt haben mochte. Faſt alle waren — 166 — ' ziemlich äusgewachſen und gehörten wahrſcheinlich zu der Brut vom Jahre 1832, welche im Fruͤhjahre 1836 uns fo lange als Maifäfer belaͤſtigten und deren ich ſchon im Spaͤtherbſte 1835 eine Menge als vollkommen ausgebildete Kaͤfer beim Graben in der Erde vorgefunden habe. Uebrigens duͤrfte die Weidenerde, welche dieſe Larven ſchon zwei Jahre reichlich genaͤhrt zu haben ſchien, einer forgfältigen chemiſchen Unterſuchung wohl werth fein, damit man ihren Gehalt an Humus ermittle und einen Schluß auf ihre Entſtehung aus Holz machen koͤnne. Da ſie hauptſaͤchlich beim Kopfholze vorkommt, ſo duͤrfte man viel⸗ leicht zu dem Schluſſe berechtigt ſein, daß das an der Ve— getation nur noch geringen Antheil nehmende alte Holz im Innern der Baͤume im Fruͤhjahre, wenn denſelben alle Aeſte abgeſchlagen worden find, von dem häufigen empor— ſteigenden waͤſſerigen Pflanzenſafte durchdrungen und in faulige Gaͤhrung verſetzt werde, welche unterſtuͤtzt von der Sonnenwaͤrme und durch das nach 4 bis 6 Jahren wie— derholte Abſchlagen aller Aeſte, das alte abgeſtorbene Holz beſonders in den ſchwammigeren Zellenſchichten nach und nach in Humus verwandelt. Iſt dieſe Vermuthung bes gründet, fo würde fie der Regel, daß man nie die vorhan⸗ denen Aeſte alle gaͤnzlich n ſolle, wohl einige Un⸗ Ne gewaͤhren. Nach den Beobachtungen des Plantagenmeiſters Metz zu Herrenhauſen (vergl. Verhandl. des Gartenbauvereins für das Koͤnigr. Hannover, Heft 4. S. 137. ff), rührt der verderbliche Einfluß des Berberitzen⸗ ſtrauchs auf nahe ſtehendes Getreide nicht von dem Bluͤthenſtaube deſſelben, ſondern von einem auf der untern Flaͤche der Berberitzenblaͤtter haͤufig vorkommenden Schwammgewäͤchſe her, deſſen Staub, vom Winde fortges tragen, die Blaͤtter und Halme des Getreides anfrißt und zerftört, auch neuen Roſtſtaub an denſelben erzeugt, wel⸗ — 167 — cher abermals vom Winde fortgeführt, beſonders bei trocke⸗ nem Wetter ſeine Verheerungen immer weiter ausbreitet. Ein im Frühjahr 1825 aufgegangener, freudig wach⸗ ſender Apfelbaum trug (nach den Verhandl. des Gartens bauvereines für das Koͤnigr. Hannover, Heft 4. S. 210. ff.) ſchon im Herbſte 1828, alſo erſt 3 Jahre alt, ſechs Früchte; 1829 trug er das zweite Mal, und 1831 hatte er abermals Bluͤthen angeſetzt, welche jedoch durch Spaͤt⸗ froͤſte zerſtoͤtt wurden. Im Herbſte 1831 zum zweiten Male verſetzt, brachte er 1832 und 1834 abermals meh⸗ rere Früchte, wobei ſich die auch ſonſt ſchon oft gemachte Erfahrung wiederholte, daß dieſelben an Geſchmack die Fruͤchte der erſten Jahre weit uͤbertrafen, wenn ſie auch noch immer nicht vorzüglich zu nennen waren. Der Baum behielt dabei immer ein ſehr gutes Wachsthum. n J bei Roggen wurde laut dem Auslande Nr. 203. Jahrg. 1836 im vo⸗ rigen Jahre am Johannistag geſaͤet und gab gegen den Herbſt zwei Mal gruͤnes Mähe = Futter. Dieſes Jahr gedieh derſelbe nun ſo, daß er einen Monat vor der Ernte 7 Fuß Hoͤhe hatte. Feine Birnen zu backen. at Um Tours foll man, um feine Birnen zu backen, die mürbe gewordenen Birnen (Beurré plane, Beurré gris und andere Tafelſorten ) in einen Keſſel mit ſiedendem Waſſer ſchütten „ eine kleine halbe Stunde darin laſſen, bis ſie erweicht ſind, dann herausnehmen, auf Horden oder Kuchendecken ablͤhlen, hierauf ganz fein ſchaͤlen, die obere Haͤlfte des Stieles abſchaben und dann die untere abſchneiden. Beim Schaͤlen haͤlt man die Birnen über ein Gefäß, um den heraustraͤufelnden Saft nicht zu vers lieren. Nun ſetzt man die Birnen, mit dem Stiele auf⸗ waͤrts, auf wohl gereinigte Horden und bringt ſie in einen Ofen, ſo heiß wie beim Herausnehmen hausbackener Brode. Da bleiben fie 24 Stunden. Nun druͤckt man fie ges woͤhnlich platt und taucht ſie ſo nach und nach in den Saft, den ſie beim Schaͤlen verloren, und der mit Zucker zur Sirupsdicke eingekocht worden iſt. So kommen fie wieder auf die Horden und in den Ofen, der jetzt weniger heiß iſt als zuvor. Nach einiger Zeit nimmt man. fie aber⸗ mals heraus, und taucht ſie wieder in den Sirup, was man auch noch ein drittes Mal wiederholt. Im Ofen werden nun die Birnen feſt, ohne hart zu fein, licht: kaffeebraun, durchfcheinend, und erhalten einen ausgekeichnet hen, ſußen Geſchmack. N Die Schildlaͤuſe entfernte nach den Verhandlungen des Vereins zur Befoͤr— derung des Gartenbaues in Preußen Liefer. 24. der Kam⸗ merherr von Poſen auf Dombſel bei Poln. Wartenberg von ſeinen damit beſetzten Orangenbaͤumen dadurch, daß er dieſe, als fie. durſtig geworden, mit dem Abgange der Kartoffel⸗ brennerei (Schlempe) begießen ließ. Zwei Tage nad) dies ſem Guß hatten alle Schilder losgelaſſen und waren todt. Regenwuͤrmer weichen nach einem Aufſatze in derſelben Lieferung diefer, Verhandlungen aus Blumentoͤpfen oder ſterben, ſobald man. deren Erde bis etwas über 30 Grad Neaum. erwaͤrmt, was ohne Benachtheiligung der meiſten Pflanzen dadurch geſchehen kann, daß man die Aeſche eine Zeit lang in Waſſer ſetzt, das bis 33 Grad erwaͤrmt iſt. 3 L 1 — 2 || | l | Nachmittags Nachmittags 2 Uhr. 1 Stand des Stand des Baro-⸗Thermo⸗ | meters. | meters. 1 7" 6 6,3 Stand des Thermo⸗ meters. + 14,0 wilk. 12 75 f[wik. W. 6,5 | 15,25 ihellel 10,0 wit. W. K 45 | 1825 |ie. € 9,75 m. S. W = 23,3 | 10,0 [Reg. 9,75 tr. W. IN 5 48 . 9,0 tr. W. e 13,5 ne. W. I: 6553 5,25 wie. 11,5 wk. N. „ 4,7 11, 25 belle 15,5 25 (helle O. 2 6 1 11,5 wi. 15, 25 we O. Zuſtand des Wetters. al 0,9 1 0,9 [Reg 17,5 wk. W. Gew. v. w. 5,5 BETEN Reg 17,0 I G. 8. O. Gew. v. w N ». 6,9 _. 675 |te. $ tr. 1 15,0 Reg. NW. w. v. w. v. w. | : 6,2 | 123,0 wk. 19,0 wk. N. li: 48| 13,5 In 23,5 wk. S. Gew. v. ww — 5,0) 10,3 m 118,5 Te N. | : 5,01 10,0 Reg Reg 19,0 19,0 helle N. O. I= 5,0 10,0 tr. 19, 19,5 helle B. 475, 8 11 wie. 19,0 belle belle S. en 7 54] 10,0 15,0 wik. W. I #2) 15,0 je. | 17,0 e NJ — | Fr 19,5 wk. O. E 2.2 9,5 20, 75 belle N. 612,25 20, 25 belfe N. 20.55 Ih N. S. 22 Meteorologiſche Tabelle auf Be a April, Mai, , 8 & 970 11 “4 6,% T 27° 5 0,75 hen W 127" N 3,5 |bele ©. W. 27" 6,1 710,0 ſpbele S. W. 26,3 7217 16 T 0,5 ſwik. S. W. 4,9 425 wik. W. 25,6 10 r ec Te 3 4 5 2|- 42 | 80 me W. 4,6 | 10,0 mie. W. 55 52| 795 wf. W. 5,1 9,75 f. S. B. 5.5 7,0 Neg. W. — 6,7 9,75 f. W. | N hi . Ma i. r | Früh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr, \ — {m — —— — H— — ß; ̃ — — — ——-—̃ Ä—-. — 8e Stand des Stand des] Zuſtand Stand des Stand des“ Zuſtand des Stand des[ Stand des) Zuſtand Stand des Stand des] Zuſtand des 82 Stand des Stand des] Zuſtand Stand des Stand des I j S Baro⸗ Thermo⸗ des Baroz Thermo⸗ ch Baro- | Thermo- des Baro⸗ 8 Wetters S Baro= | Thermor des Baroz | Thermios Zuſtand des ( " I meters. | meters. |Wetters|meters.| meters. re meters.] meters. Wetters. meters] meters. i meters. | meters. Wetters. meters. | meters. Be | | D W. 15,25 halle W. helle W. 200,8 2,0 delle . 5 6,5 zelle O. r RN = 4,5| 14,25 kr. F O. 28 4,0 ftr. S. 3 6,0 ftr. S. +14,0 nit. ©. W. 1 127" 5, / 9,25 wit. W. 27° 4,5412 75 mie, W. = 43| 975 |. ©. |» 2,3 | 10,0 jmgm S D 5 36) #0 wikf. 8. 3,1 75 wit. N. 5. — 50| 475 fr. N. W. 48) 80 e | 5] 80] 6,75 f. N. W. 5,5 9,0 kr. W. ö oT Pr een: 5 439| 50 Neg. W. . 5,3 75 wk. N. W. 6 7,5 9,0 belle W. 6,7 18,5 wl. 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Vorgetragen in der Sitzung des Kunſt- und Hands werksvereins am 1. Septbr. 1837 von Eduard Tange. 7 Auch die Mineralien, die man gewohnlich fuͤr todt und bewegungslos anſieht, haben unter einander ver— ſchiedene Grade der Anziehung und Verwandt- ſchaft, ſo daß mehrere derſelben, einander gehoͤrig nahe gebracht und ſonſt zweckmaͤßig behandelt, ſich alsbald vers binden, oder wohl auch ihre bisherige Verbindung, von noch ſtaͤrkerer Anziehung überwunden, aufgeben, um dafuͤr eine neue, noch engere und ſchwerer loͤsliche zu knuͤpfen. Will man fie aber in ihrer verſchiedenen Natur ken⸗ nen lernen, fo muß man fie zunaͤchſt im Zuſt ande der Reinheit und Unvermifchtheit betrachten, und das iſt der metalliſche Zuſtand. Doch darf man darum nicht etwa glauben, daß dieſes ihr natürlicher Zu⸗ ſtand ſei. Vielmehr treffen wir die Metalle, mit nur wenigen Ausnahmen, in der Natur ſtets mit andern Stof⸗ fen verſetzt an, eben weil ſie zu denſelben ſo große Ver⸗ wandtſchaft haben, daß ſie ſich, wo ſie nur ihrer habhaft werden koͤnnen, mit ihnen verbinden und zwar ſo eng verbinden „daß oft die weitläufigften und kuͤnſtlichſten Ars beiten dazu gehören, fie wieder rein und unvermiſcht su Ben 12 — 1 Das führt uns zu der Frage: In welchem Zus ſtande kommen die verſchiedenen Metalle in der Natur vor, und wie viel hat man bis jetzt uͤberhaupt verſchie— dene Metalle kennen gelernt und aus ihren Erzen dargeſtellt? Im Ganzen 41, obwohl im Gewerbsweſen nicht die Haͤlfte derſelben im metalliſchen Zuſtande 8 und benutzt wird. Einige dieſer Metalle, namentlich die wegen ihrer großen Beſtaͤndigkeit und geringen Verwandtſchaft zum Sauerſtoff ſogenannten edlen Metalle findet man in der Ratur nicht ſelten rein und gediegen vor. So das Gold, in mancherlei Formen ins Geſtein eingeſprengt oder nach deſſen Verwitterung in feinen Koͤrnern dem Sande beigemiſcht, aus dem man es wegen ſeiner Schwere als Waſchgold abſcheidet; ſo das Silber, bald in baum⸗ und moosartigen Gruppirungen, bald in kleinen Platten und Körnern ins todte Geſtein eingeſchloſſen; fo das Pla— tin, mit einigen andern ſeltenen, ihm nahe verwandten Metallen zu platten, rundlichen oder eckigen Koͤrnern vera bunden; und endlich das Queckſilber, in flüffigen Kügela chen herabrollend aus dem Geſtein, welches daſſelbe, ‚ges woͤhnlich vermiſcht mit Zinnober, enthaͤlt. Es finden ſich wohl auch bisweilen Kupfer, Wismuth, Arſenik und ſelbſt Eiſen und einige andere Metalle gediegen in der Natur vor; allein ſolche Faͤlle ſind doch nur als Ausnahmen von der Regel zu betrachten, indem dieſe Metalle meiſt in Verbindung mit Sauerſtoff, Schwefel und andern. ver wandten Koͤrpern auftreten. Man nennt dieſe Verbindungen bei vielen Metallen Erze, und kann die metalliſchen Erze, je nach den Zu— ſaͤtzen, welche ihre Metalle enthalten, wieder unter. vers ſchiedene Claſſen bringen. Da nun alle Metalle ſi ich mit Sauerſtoff gebied, koͤnnen, ſo kommen auch in einer großen Anzahl Erze die Metalle 1) als Oxyde d. i. in Verbindung mit Sauer⸗ ſtoff vor, ob man gleich die Sauerſtoffverbindungen der erſt neuerdings entdeckten Metalle nicht leicht als Metall⸗ 1 0 * erze aufzuführen pflegt. Es beſtehen nämlich der Kalk, Gips, Thon und überhaupt faſt alle unſere Stein -und Erdarten im Weſentlichen ebenfalls aus Verbindungen irgend eines Metalles mit Sauerſtoff, welcher gerade zu dieſen Metallen die größte Verwandtſchaft hat. Als Bei— ſpiele der gewöhnlich ſogenannten Erze aber, die Metall⸗ oxyde enthalten, fuͤhre ich zunaͤchſt nur die ſaͤmmtlichen zur Eiſengewinnung brauchbaren Eiſenerze, den Braunſtein als Manganerz, den Galmei als Zinkerz, den Bleiſpath, den Zinnſtein, das Rothkupfer- und Kupferlaſurerz an. Sehr groß iſt aber auch 2) die Verwandtſchaft der meiſten Metalle zum Schwefel, deſſen Zuſatz auch viele eiſenhaltige Erze fuͤr die Eiſengewinnung ganz unbrauchbar macht. Hierher gehoͤren die Zinkblende, der Zinnkies, der Bleiglanz, der Kupferglanz, Kupferkies und mehrere andere Kupfererze, der Zinnober als Queckſilbererz und endlich der Silberglanz oder das Glaserz fuͤr die Silbergewinnung. Man unterſcheidet übrigens dieſe Schwefelmetalle in Kieſe und Blenden, von denen die erſteren undurch⸗ ſichtig und metallglanzend, die letzteren aber 6 und ohne Metallglanz ſind. 3). Auch mit Chlor verbinden ſich viele Male gern, wie zum Beiſpiel das Silberhornerz zeigt. Zu Endlich zeigen auch 4) viele Metalle eine gro Verwandtſchaft zu andern Metallen, fo daß zum Beiſpiel, um nicht die 4 ſeltneren Metalle, welche ſtets das Platin begleiten, anzufuͤhren, Silber und Gold, Silber und Blei, Kupfer und Silber, Mickel, Kobalt und Arſenik faſt ſtets verbunden in der Ratur vorkommen. Bereitet man ſolche Verbindungen verſchiedener Metalle kuͤnſtlich, ſo nennt man fie Legirungen, mit Aus⸗ nahme derjenigen, in welchen Queckſilber vorkommt, und die Amalgame genannt werden. Merkwuͤrdig if, daß diefe Legierungen felten genau denſelben Raum einnehmen, welchen die beiden Metalle vorher zuſammen erfüllten. Gewöhnlich wird derſelbe etwas kleiner, fo daß die Legi⸗ rung etwas ſchwerer iſt, als man nach ihrer Zuſammen⸗ 12 * * ſetzung ſchließen ſollte; doch fol er auch bei einigen Legi⸗ rungen des Zinnes mit Blei etwas groͤßer werden, ſo daß das ſpecifiſche Gewicht derſelben kleiner erſcheint, als or nach der Zuſammenſetzung vermuthen wuͤrde. Kehren wir nun zurück zu den mancherlei 1 er zen, fo finden wir dieſelben meiſt in den Uebergangs⸗ und Floͤtzgebirgen und zwar theils in Gaͤn gen d. h. als Ausfuͤllungen großer in der Urzeit entſtandener Ges birgsſpalten, theils in Floͤtzen d. h. als Zwiſchenſchichten verſchiedener, uͤber einander gelagerter Gebirgsarten, theils im Sande der Fluͤſſe oder anderen aufgeſchwemmten Sandlagern, wohin dieſelben wohl erſt aus den beiden erſten Lagerſtaͤtten durch maͤchtige Fluthen, welche das verwitterte Geſtein zerſtoͤrten geführt fein mögen. Soll nun aber aus dieſen verſchiedenen Erzen das reine Metall ausgeſchieden werden, ſo ſind dazu, nachdem das Erz ſelbſt aus dem Innern der Erde ans Licht gebracht worden iſt, gar mancherlei, nach einander folgende Arbeiten noͤthig. Zuerſt muͤſſen die harten Erzftüden, fo viel als moͤglich zerkleinert und aufgeſchloſſen werden, wozu ſowohl Poch-Quetſch- und Mahlwerke, als auch wiederholte Roͤſtungen angewendet werden. Die letztern dienen zugleich auch dazu, aus ſchwefelhaltigen Erzen einen Theil des Schwefels zu verbrennen und ſo die Maſſe des Fremdartigen zu vermindern. Wenn nun die Erzmaſſen gehoͤrig zerkleinert ſind, ſo laſſen ſich auch durch verſchiedene Schlemmvorrichtungen die ſchweren, metallhaltigen Koͤrnchen dieſes Erzmehles von den ubrigen tauben und leichten Koͤrnchen als Schliech abſondern, um es bei den folgenden Arbeiten nur mit kleinern, aber um ſo gehaltreicheren Quantitaͤten zu thun zu haben. ) Nachdem nun dieſer Schliech bisweilen ſogar wies derholt den Einwirkungen des Feuers ausgeſetzt oder ges roͤſtet worden iſt, ſo beginnt der eigentlich chemiſche Theil der Ausſcheidung oder das Zugutemachen des Metalls. Dabei muͤſſen nicht allein die noch uͤbrigen Geſteintheilchen - 495 — zu Schlacken geſchmolzen, ſondern auch die ken ‚Bus ſaͤtze als Sauerſtoff, Schwefel und fremdartige Metalle von dem Metalle, um deſſen Gewinnung es ſich eigentlich handelt, abgeſchieden werden. Dieſes iſt aber nur dadurch moͤglich, daß man die Verwandtſchaft, welche dieſe Stoffe an das zu gewinnende Metall bindet, durch eine ſtaͤrkere Verwandtſchaft uͤberwindet. Darum ſetzt der Huͤttenmann feinen auszuſchmelzenden Erzen ſogenannte Fluͤſſe z. B. Flußſpath, Quarz, Kalk u. ſ. w. zu, welche mit dem Ge⸗ ſtein der Erze leicht zuſammenſchmelzen und mit ihm eine flüffige, glasartige Schlacke bilden, die das ausgeſchmol⸗ zene Metall bedeckt und von Zeit zu Zeit durch große Haken oben abgezogen wird. ' Der Schwefel aber wird zum Theil verbrannt d. h. mit dem Sauerſtoff der Luft verbunden und vers fluͤchtigt, zum Theil ebenfalls durch Aufnahme von Sauer⸗ ſtoff in Schwefelſaͤure verwandelt, welche mit dem oxydir⸗ ten Metalle zuſammen Vitriol bildet, der nun durch Waſſer aufgelöft, gereinigt und abgedampft, ein nuͤtzliches Huͤttenproduct liefert. . Am einfachſten aber iſt die Abſcheidung des Sauer⸗ ſtoffes, weil derſelbe in der Hitze zum Kohlenſtoff noch groͤßere Verwandtſchaft beſitzt als zu den Metallen. Um dieſe alſo von ihm zu befreien, ſchichtet man das gehoͤrig zubereitete Erz mit Kohlen und zuͤndet dieſelben an. Waͤhrend dieſe nun brennen, verbindet ſich ihr Kohlenſtoff nicht allein mit dem Sauerſtoff der atmoſphaͤriſchen Luft, welche dem Schmelzraume zugefuͤhrt wird, ſondern auch mit demjenigen Sauerſtoff, welcher bisher in dem Fin mit dem Metalle verbunden war. Die fremdartigen Metalle endlich, welche de Erze bisweilen enthalten, werden entweder 1) durch das Feuer verflüchtigt, wenn fie, wie das Arſenik, nicht viel Hitze vertragen koͤnnen, oben; 2) durch den Sauerſtoff der Luft, welche man mit der Stichflamme uber die glü⸗ hend⸗ fluͤſſige Legirung hinſtroͤmen läßt, oxydirt und ſo in eine Art fluͤſſiger Schlacke verwandelt, die nun wie U — 174 — . B. die Bleiglaͤtte vom bleihaltigen Silber immer oben abfließt, fo daß das flüffige, edle Metall ſelbſt dadurch immer reiner und reiner wird. Oder man ſcheidet auch wohl 3) die beiden Metalle, wenn fie zum Schmelzen vers ſchiedene Hitzgrade erfordern, wie z. B. Kupfer und Blei, dadurch von einander, daß man die Legirung einer ſolchen Hitze ausſetzt, daß nur das eine leichtfluͤſſige ſchmilzt, abtropft und in einer ſchraͤgen Rinne abfließt, das andere, ſtrengfluͤſſige Metall aber, gleich einem durchloͤcherten, ſtarren Schwamme auf dem ſchraͤgen Heerde zuruckbleibt, wie dies z. B. beim Saig ern des ſilberhaltigen Kupfers der Fall iſt, wenn das vorher ab— ſichtlich zugeſchmolzene Blei mit dem Silber abtropft und das Kupfer als ſogenannter Kienſtock zurückbleibt. 5 Uebrigens verſteht es fi) von ſelbſt, daß jedes Mes tall, ja ich moͤchte faſt ſagen, jedes Erz ein verſchiedenes Verfahren der Abſcheidung erfordert, und keines dieſem all— gemeinen Ueberblick vollkommen entſpricht. Denn bald hat man große bald kleine Quantitaͤten zu verarbeiten, bald muß man dieſen, bald jenen fremdartigen Koͤrper entfernen, bald iſt dieſes bald jenes Metall die Hauptſache, bald dieſes bald jenes Brennmaterial das billigere und zweckmaͤßigere. Darum ſind auch ſehr verſchiedene Arten Oefen in Gebrauch, von den gewaltigen Eifens hohoͤfen bis herab zu den kleinen Gefaͤßoͤfen, in denen erſt wieder Tiegel, Muffeln und Retorten die zu bearbeitenden Maſſen enthalten. Zum Schluſſe nur noch einen fluͤchtigen Blick auf die große Verſchiedenheit der Metalle, von de— nen eines, das Queckſilber, erſt in der groͤßten Kaͤlte feſt und haͤmmerbar wird, waͤhrend andere, z. B. das Platin, durch keine Ofenhitze zum Fluß gebracht werden koͤnnen, Dagegen hat das Platin, wie das Eiſen, die Eigenſchaft in der Hitze geſchmeidig und zum Zuſammenſchweißen ge⸗ eignet zu werden, waͤhrend andere Metalle, z. B. Chrom und Arſenik, ſtets ſproͤd bleiben wie kaltes Glas. Einige, namlich das Kalium und Natrium, find leichter als Waſſer, — 173 — auf dem fie ſchwimmend ſich ſogleich ſelbſt entzuͤnden, waͤhrend Gold mehr als 19, Platin mehr als 21 und Irid, nach Breithaupt, ſogar mehr als 23 Mal ſo ſchwer iſt als Waſſer. Die meiſten Metalle endlich ſind von Farbe weiß oder grau, allein das Gold iſt gelb und Kupfer und Titan roth. Kurz auch hier, in der Welt der ſtarren Metalle, herrſcht ungeachtet der großen Uebereinſtimmung in vielen weſentlichen Punkten, doch eben ſo gut, wie in der freieren Pflanzen⸗ und Thierwelt eine intereſſante Mannigfaltigkeit, die ſich um fo größer erweiſt, wenn wir bedenken, daß nicht die Metalle ſelbſt, getrennt und geſondert, ſondern ihre bunten, weit zahlreicheren und mannigfaltigeren Erze die eigentlichen Naturproducte ſind, in denen wir nicht menſchliche Kunſt, ſondern unmittelbar die Hand des Schoͤp⸗ fers erblicken. XXVI. Auszug aus dem Protokolle über den Sommerconvent der os Ge ſellſchaft. Mitgetheilt von Eduard Lange. Oogleic der diesjaͤhrige Sommerconvent der Pomelegiſchen Geſellſchaft erſt den 2. Auguſt gehalten wurde, ſo waren doch in Folge des rauhen Wetters, die Stachelbeeren, deren außer dem Gaͤrtner Reisig, der Kammer- gutspachter Loͤhner aus Wilchwitz allein 77 ver⸗ ſchiedene, mit Ramen bezeichnete Sorten zur Ausſtellung — 6 — gebracht hatte, groͤßtentheils noch nicht hinlänglich reif, um neben ihrer Größe auch ihren Wohlgeſchmack gehörig beur⸗ theilen zu koͤnnen. Dagegen hatte eine große Melone vom Hofgaͤrtner Kunze und ein Sortiment Kirſchen ebenfalls vom Pachter Lohner die volle Reife erreicht, wenn ſie auch, wie man dies Jahr allgemein klagt, ſich etwas waͤſſerig von Geſchmack zeigten; und die Er dbee— ren des Hofgaͤrtners Kunze waren in ihren ſchoͤnſten und vollkommenſten Früchten ſchon voruͤber. Außerdem waren noch vom Hofgaͤrtner Kunze und aus dem Befferf chen Garten mancherlei Gemuͤſepflan⸗ zen — Gurken, Krauthaͤupter und Blumenkohlkoͤpfe — ausgeſtellt, ſo wie auch die Gärtner Hauck und Kunze, jeder ein Sortiment Georginenblumen und der Gätts ner Walther aus dem Beſſerſchen Garten, ſowie die Gärtner Heller und Reißig mancherlei blühende Topfgewaͤchſe zur Anſicht eingeliefert hatten. Waͤhrend ſich nun die Anweſenden mit der Betrach— tung dieſer Gegenſtaͤnde unterhielten, fanden ſich nach und nach auch die uͤbrigen Geſellſchaftsmitglieder und Gaͤſte ein, fo daß deren an den nach 11 Uhr beginnenden Verbands lungen im Ganzen 33 Antheil nahmen. 5 Dieſe eroͤffnete der Vorſitzende, Regierungsrath Wagner durch einige Begruͤßungsworte, nach denen er auf den dermaligen Perſonalbeſtand der Geſellſchaft uͤbergehend erwähnte, daß die Zahl unſerer ſaͤmmtlichen Mitglieder auf 201 angewachſen ſei, indem ſeit dem letzten Convente nur der Polizeiexpedient Reefe freiwillig abge— gangen und dagegen der Gaͤrtner Seyfarth in Ponitz als wirkliches und der Magiſtratsrath Stöttner _ | in Nürnberg als correſpondirendes Mitglied aufge⸗ nommen worden ſei. Auch unſere Sammlungen vermehren ſich fortwaͤhrend. So war das neu gedruckte Riezich nit unſerer Buͤcher, welches heute verteilt wurde, 3 Bogen ſtark, waͤhrend das fruͤhere blos einen Viertelbogen einnahm. Leider vermißte man aber noch mehrere Baͤnde iR aus dem früheren Verzeichniß, weshalb der Vor⸗ ſitzende den Wunſch ausſprach, daß diejenigen, welche ſie, vielleicht vor langer Zeit, geliehen haͤtten, nachſehen und ihre Zurückgabe nicht länger verſchieben möchten, N Ob übrigens der aus unſerer Caſſe im vorigen Jahre zum erſten Male bezahlte Localmiethzins auch kuͤnftig werde gefordert werden, darüber waren die noͤthigen Vers handlungen zwar bereits eingeleitet, eine entſcheidende Ant⸗ wort aber noch nicht erfolgt. l Hatte man ſchon in Betreff der Benutzung der Ge⸗ ſellſchaftsbibliothek für nothwendig erachtet, dem neuen Ka⸗ taloge derſelben beſtimmte Regeln vordrucken zu laſſen, welche beim Entleihen der Bücher zu beobachten find, fo hielt man auch in Beziehung auf die Art der Abſtim⸗ mung über neu aufzunehmende Mitglieder nä⸗ here Beſtimmungen für wuͤnſchenswerth und vereinigte ſich zu dem Beſchluſſe, daß kuͤnftig über Jeden, der zum wirfs lichen Mitgliede vorgeſchlagen werde, nicht wie bisher mündlich, ſondern durch Kugelung abgeſtimmt werden ſolle. Als hierauf die Fragen, welche bei fruͤhern Conventen den Mitgliedern zur Beantwortung empfohlen worden wa— ten, vom Director wieder in Anregung gebracht wurden, entfpann ſich zunaͤchſt über die Taſchenbildung bei den Pflaumen eine belebte Unterhaltung, deren Haupt⸗ ergebniß in Folgendem beſtehen moͤchte: 1) Da ſehr viele Taſchen von einem Inſekte oder einer Verletzung durch ein ſolches keine Spur zeigen, ſo dürften auch die Wuͤrmchen, welche man bisweilen, zumal in aͤlter gewordenen Taſchen findet, nicht als die Urſache dieſer Mißbildung, ſondern als eine zufaͤllige oder erſt ſpaͤter hinzugekommene Rebenerſcheinung zu betrachten ſein. 2) Der Hauptgrund dieſer heuer beſonders haͤufig vorkommenden Ausartung ſcheint dagegen eine unvoll— ſtaͤndige Befruchtung zu ſein, verbunden mit einem zu uͤppigen Wachsthume, welches die aͤußere Huͤlle der zur Fortpflanzung unfaͤhigen Frucht in eben dem Maße ats ſchwellt, wie der eigentliche Keim eines kuͤnftigen indivi⸗ — 18 — duellen Baumlebens — der Kern — verkuͤmmert und ohne lebensfaͤhige Entwicklung bleibt. j J) Ob nun aber dieſe unvollftändige ift die Folge zu üppiger, oder naſſ ſer, oder kalter, oder windiger Witterung ſei, oder auch in Folge von Sonnenregen wähs rend der Bluͤthezeit eintrete, darüber waren die Anfi ichten ſehr getheilt und darum noch mehrjaͤhrige ſorgfaͤltige und allſeitige Beobachtungen der Obſtfreunde wuͤnſchenswerth. Ja vielleicht iſt ſelbſt ein Mißverhaͤltniß zwiſchen Griffel und Staubfaͤden bei ſonſt unguͤnſtigen aͤußern Verhaͤltniſſ en von einigem Einfluß, weil die Taſchenbildung nur bei den laͤnglichen Pflaumen z. B. bei der Hauspflaume, gluͤhenden Kohle, Eier- und Kaiſer-Pflaume, keineswegs aber bei der Reine - claude, der Herrenpflaume und andern runden Pflaumen vorkommt. In Bezug auf die zweite beim letzten Convent in Anregung gebrachte Frage, namlich über den Einfluß, welchen das Ausroden der Waldungen auf das Klima und die Vegetation einer Gegend habe, las hierauf der Berichterſtatter den nachfolgenden Aufſatz vor, bei deſſen gewuͤnſchter Veroͤffentlichung zugleich, wie hiermit geſchieht, zu weitern Eroͤrterungen dieſes Gegenſtandes auf— gefordert werden ſoll. Dann wird vielleicht auch noch wiſſenſchaftlich nachgewieſen, ob das angenehme Gefühl, welches wir im Schatten gruͤner Baͤume empfinden, noch andere Urſachen habe, als die Lebensluft, welche ſich, be— ſonders im Sonnenſcheine, aus dem Laube grüner Pflan- zen entwickelt und als die Kühle, welche theils durch das Abhalten der Sonnenſtrahlen, theils durch das allmaͤhlige Verdunſten des Pflanzenſaftes aus den Blaͤttern und theils durch den leiſen Luftzug entſteht, der ſeinen Grund entweder in der verſchiedenen Dichtigkeit der von der Sonne durchwaͤrmten und der kuͤhleren Luftſchichten im Baums ſchatten, oder auch wohl darin hat, daß die Baumkronen, zumal in Alleen, die Luft oben aufhalten und ſo auch die ſanfteſte Bewegung derſelben unter dem Baume leichter * fühlbar machen, als es ohne dieſe Vetengung ihrer Bahn der Fall ſein wuͤrde. 1 ö In Betreff der beiden uͤbrigen zur Beantwortung vorgelegten Fragen naͤmlich über das Geizen beim Weine und uber die Erzielung eines gefüllte Blumen liefernden Levkoiſamens mußte man ſich, da die Zeit, Erfahrungen darüber zu ſammeln, bisher zu kurz war, fuͤr dies Mal damit begnügen, dieſelben abermals in Erinnerung zu bringen. a Als nun die Verhandlungen zu Han Eingängen, Zus fendungen und Geſchenken übergingen, vernahmen die Anweſenden zuvoͤrderſt mit dankbar freudiger Theile nahme, wie Sr. Durchlaucht, unſer Herzog, die Geſellſchaft durch das Geſchenk einer zur Anſicht vorliegen⸗ den Partie Fruchtnachbildungen geehrt und wie unſer correſpondirendes Mitglied, der kaiſerlich ruſſi iſche Krongaͤrtner Doͤllinger fuͤr unſere Geſellſchaft in den transkaukaſiſchen Provinzen Rußlands nahe an der Perſiſchen Graͤnze Samen geſammelt und ſich die Geſellſchaft auch noch durch andere intereſſante Mittheilun⸗ gen zu Danke verpflichtet habe. Indeß bedurfte es nun einer kurzen Erwaͤhnung die⸗ ſer und anderer Zuſendungen und Geſchenke, da dieſelben im 3. Hefte unſerer Mittheilungen S. 163 und 164 auf⸗ gezählt find, was nur in Betreff der am Tage des Con⸗ ventes ſelbſt angekommenen 25 Lieferung der ſchaͤtzbaren Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gartenbaues in den K. Preußiſchen Staaten 7 mehr moͤglich war. Hierauf brachte der Vorſitzende noch zur Sprache daß die Elektricitaͤt das Keimen der Pflanzenſamen weſent⸗ lich beſchleunige, zahlte kurzlich die wichtigſten Benutzungs⸗ arten des Obſtes und einiger andern Gartenfrüchte auf z. B. das Kuͤrbis zu Syrup, erſuchte die Anweſenden zum naͤchſten Herbſtconvente, außer Georginen und andern Herbſtblumen, nicht nur recht viele Fruchtſorten einzuliefern, ſondern denſelben auch, ſo weit es nur moͤglich ſei, Rum⸗ — 180 — mern und Namenverzeichniſſe beizugeben und hob zuletzt nach 1 uhr die Sitzung auf, an welche ſich nun noch, wie gewoͤhnlich, ein gemeinſames Mittagsmahl anſchlaßt woran ungefaͤhr 36 Perſonen Theil yabatn: 4 V Welchen Einfluß hat das Ausroden der Waldungen auf das Klima und die Vege⸗ | tation einer Gegend? n 5 Wend egen gen beim Sam bier emed der o ſchen Geſellſchaft den 2. Auguſt 1837 von Eduard Lange. Wenn der neuere Geſchmack bald durch Riederreißen be⸗ engender Stadtmauern und finſterer Thore, bald durch An⸗ legung ſchattiger Alleen und freundlicher Luſtwaͤldchen in den Staͤdten oder ihren Umgebungen das ſtille Pflanzen⸗ leben dem lauten Menſchengewuͤhle naͤher zu ruͤcken ſich beſtrebt; ſo tritt dagegen auf der andern Seite die Liebe zum Gewinn und der auch im Landmann ſich immer mehr entwickelnde Speculationsgeiſt taͤglich entſchiedener gegen die einzelnen Baumgruppen und Waldungen auf, in de⸗ nen die Naturfreunde bisher eine Hauptzierde jeglicher Land⸗ ſchaft zu erblicken pflegten. , Die Welt ift nun einmal nicht zum Stilſtehen ge⸗ ſchaffen, und der feſte Punkt außer ihr, den Archimedes — 1 = ſuchte, um fie aus ihren Angeln zu heben, würde auch noͤthig ſein, um ſie in ihrem Laufe zu hemmen und zum Feſtſtehen zu bringen. Genug, wenn wir nur ſehen, wo⸗ hin unſer Lauf fuͤhrt, um nicht an ein Ziel zu gelangen, das wir nicht ſuchten oder wohl gar geradezu vermeiden wollten! Und ſpricht es nur Jeder frei und unverholen aus, was er auf der eingeſchlagenen Bahn nah oder fern vor ſich erblickt, dann richten die Fuͤhrer des Zuges, Alles Rumſichtig erwaͤgend, den Lauf wohl auch einmal etwas weiter rechts oder links, und wir gelangen, wie einſt Cos lumbus hinuͤber in die neue Welt, ſo hinuͤber in die neue Zeit, auf unbekannten Bahnen 0 Umgeſtaltung zu Um⸗ ‚geftaltung vorwärts ſchreitend. „welchen Einfluß hat das Ausroden der Waldungen auf das Klima und die Vegetation einer Gegend?“ So lautete die eben ſo intereſſante als ſchwierige Frage, welche uns unſer verehrter Director im letzten Convente zur Pruͤ⸗ fung und Beantwortung empfahl. Daß es ſich dabei nicht von den Urwaͤldern Amerikas, auch nicht von den großen Waldungen Polens oder Rußlands, ſondern zunaͤchſt nur von den kleineren Gehoͤlzen unſerer Gegenden handle, wurde dabei noch ausdrücklich erwaͤhnt, wenn auch dadurch keineswegs jeder vergleichende Blick auf das, was die . in groͤßerem Maßſtabe darbietet, verwehrt Werden ſollte. „Mit der Abnahme der Wälder verſiegen auch un⸗ ſere Quellen mehr und mehr, und die Fluͤſſe ſchwinden zu Baͤchen, die ſchiffbaren Ströme zu ſchwachen Flüffen zuſammen. Unſer ganzes Klima wird mit jedem Jahre trockner und unſer Boden, der gehoͤrigen Feuchtigkeit era mangelnd, unfruchtbarer, wenn dem bisherigen Ausroden der Waldungen nicht bald kraͤftig geſteuert wird.“ Das habe ich oft gehoͤrt und geleſen, zumal in den letzten Jah⸗ ren, welche dieſe Anſichten ſo ſehr zu rechtfertigen ſchienen. Warum, ſo fragen die Aengſtlichen, warum liegt das noͤrd⸗ liche Afrika jenſeit des Atlas unter einer endloſen traurigen Sandwuͤſte begraben, waͤhrend das füdliche Amerika, ganz in der Raͤhe des Aequators vom groͤßten Strome der — 162 — Erde durchzogen wird? Und die Antwort, welche ſie ſich ſelbſt geben, lautet: Weil in Amerika ausgedehnte Wal⸗ dungen die Feuchtigkeit anziehen und bewahren, anſtatt daß in den kahlen Wuͤſten Aftika's kein Baum die Wolken des Himmels zum Regnen einladet oder die ſengenden Sonnenſtrahlen abhaͤlt, dem lockeren Boden auch die letzte Spur der Feuchtigkeit zu entziehen. Hat man nun noch die Trockenheit und das druckende Klima des innern Spas niens, ſo wie die großen Schwierigkeiten, welche dem Ans bau einiger Steppen des ſuͤdoͤſtlichen Rußlands entgegen⸗ ſtehen, zur Beſtaͤtigung angeführt, ſo haͤlt man den aufge⸗ ſtellten Satz fuͤr erwieſen und über jeden Zweifel erhaben. Alle dieſe Thatſachen aber, ſo richtig ſie auch an ſich ſein moͤgen, beweiſen den aufgeſtellten Satz nicht viel beſſer als die Behauptung, daß es nur darum in dem Harzgebirge ſo viel rauher ſei als am Rheine, weil man in demſelben nicht Wein baue. Es ſtehen naͤmlich dieſe Thatſachen allerdings mit den daraus abgeleiteten Erſchei⸗ nungen in einem unverkennbaren Zuſammenhange; allein die Sahara iſt nicht deßhalb trocken, weil ihr ausgebreitete Waldungen abgehen, ſondern ihr fehlen vielmehr darum die Waldungen, weil ſie ſo trocken iſt. Auch ſind in den letzten Jahren bei uns viele Quellen verſiegt, und viele ſchiffbare Stroͤme auffallend waſſerarm geworden; allein daran hat das Ausroden einiger Waldungen in ihrem Ge— biete gewiß nicht viel mehr Antheil, als die zahlreichen Ueberſchwemmungen im letzten Fruͤhjahre etwa neu ange- pflanzten Holzungen zugeſchrieben werden koͤnnen. Wohl zeigen ſich die waldigen Gipfel der Gebirge haͤufig von Wolken umhuͤllt, bevor der Himmel feinen Regen, über die weiten Niederungen ausgießt; allein nicht den Bäumen ſondern den Fühlen Höhen, auf denen fie ſtehen, ges hoͤren dieſe Wolkenkronen an, wie ja ſchon daraus erhellt, daß dieſelben im Alpengebirge in der Regel ſich zuerſt auf diejenigen Gebirgsgipfel niederſenken, deren ewiger Schnee alle Waldungen entfernt haͤlt. Und ſollten auch in Folge ae Ausſtroͤmungen die zahlreichen Laub⸗ — 183 — ſpitzen der Waldungen nicht ganz ohne Einfluß auf die Bildung oder Anziehung der Wolken fein, fo} dürften dies fen Einfluß doch auch niedrigere Pflanzen, welche den Bo2 den der Wieſen oder Fruchtaͤcker bedecken, ausüben, und derſelbe mithin nicht an das Daſein der Baͤume, ſondern der Vegetation uͤberhaupt gebunden ſein, ſo daß nur dann das Ausroden der Waldungen bedenklich fein würde, wenn man ihren bisherigen Grund und Boden gefliſſentlich bur kahlen, pflanzenloſen Einoͤde umgeſtaltete. Ueberhaupt muß man ſich huͤten, dem We Augenſcheine ohne weitere Begründung und Nachweiſung des nothwendigen Zuſammenhanges zu große Beweiskraft beizulegen, Ein dichter Rebel deckt nach einer unruhigen Gewitternacht die ganze Gegend; endlich zertheilt er ſich; die Sonne ſtrahlt uͤber die feuchten Aecker, und aus dem dampfenden Waldhange ſteigen einzelne weiße Wolken em⸗ por. Kaum iſt der Mittag herangekommen, fo. rollt der Donner, und der Regen ſtuͤrzt in Strömen herab auf die üppigen Fluren. Daſſelbe Schauſpiel wiederholt ſich viel— leicht am folgenden Tage, und der, welcher es beobachtet, iſt in der Regel ſchnell fertig mit ſeiner Theorie, die ſich auf ſelbſt gemachte Erfahrungen ftüßt. Er ſah ja ſelbſt die im Walde entſtandenen Wolken empor ſteigen und ſich am Horizonte aufthuͤrmen, bis die Gewitter heraufkamen und ihre Fluthen unter Blitz und Donner über die ganze Gegend ausgoſſen. Nun ſtreitet's ihm Riemand aus, daß die Wolken ſich in den Waͤldern bilden, weil er es ſelbſt geſehen hat; waͤhrend die, welche ſie aus vorher unſichtba⸗ ren, durch Abkuͤhlung oder erhoͤhten Druck ſich verdichten⸗ den Waſſerdaͤmpfen entſtehen laſſen, dieſe unſichtbaren Waſſerdaͤmpfe niemals ſehen konnten und ſich dabei Übers haupt nur auf die kuͤnſtlichen Verſuche der Gelehrten be⸗ rufen. Aber was ſind dieſe ſchwachen Wolkengebilde oder vielmehr Ueberreſte des bisherigen Rebels, die er empor⸗ ſteigen ſah, gegen die Regenmaſſen, welche ihnen folgten Und wo kam die viele Feuchtigkeit hin, welche gleichzeitig von der Oberflaͤche des ſchnell trocknenden Bodens ver⸗ — 184 — ſchwand? Oder ſieht er etwa im Winter die feuchten Duͤnſte in ſeinem Zimmer, welche ſich dennoch an den Fenſterſcheiben in Folge der hier Statt findenden Abkuͤh⸗ lung als fluͤſſiges Waſſer abſetzen? Auch wird es dem aufmerkſamen Beobachter ſolcher Erſcheinungen nicht entges hen, wie diefe auffteigenden Wolkengebilde unter den wärs menden Sonnenſtrahlen in der Regel immer ſchwaͤcher und durchſichtiger werden, und ſich ſelbſt oft noch in der Nähe der Erde in voͤllig unſichtbare Daͤmpfe aufloͤſen; ſo daß aus dieſem ganzen Vorgange ſchwerlich etwas mehr folgt, als daß der theils durch Erwärmung der Sonne in uns ſichtbare Daͤmpfe ſich aufloͤſende, theils durch elektriſche Abſtoßung in Wolkengeſtalt emporſteigende Nebel ſich im fühlen Walde oder in der tiefen Thalſchlucht zuletzt aufs loͤſen und empor heben mußte, weil hier die Sonne am ſchwierigſten durchdringen und ihn durchwaͤrmen konnte. Ebenſo iſt auch der Schutz, welchen man von fihats tigen Waldungen fuͤr die einmal vorhandene Feuchtigkeit des Bodens erwartet, wohl nur ein ſcheinbarer. Denn was der aͤußerſten Oberflaͤche des Bodens durch Abhaltung der wärmenden Sonnenftrahlen und der trocknenden Winde erhalten wird, das und viel— leicht noch mehr entziehen die Wurzeln der Baͤume den darunter liegenden Erdſchichten, und die Blaͤtter ihrer Kronen, von Luft und Sonne umfloſſen, uͤbergeben es den Winden als unſichtbaren Dampf. Wie kraͤftig aber hierin die Blaͤtter wirken, weiß Jeder, der einmal von abgeſchnit⸗ tenen Oculirreißern, die er nicht alsbald benutzte, die Blaͤtter zu entfernen vergaß, und nun nach kurzer Zeit findet, daß die Augen in Folge der durch dieſelben bewirk— ten Saftverdunſtung ſich nicht mehr loͤſen laſſen; das be— ſtaͤtigte auch in den letzten trockenen Jahren die uͤbergroße Duͤrre unter den Baͤumen z. B. unter den Pappeln an den Landſtraßen, welche dem anſtoßenden Ackerboden offen- bar mehr Feuchtigkeit entzogen, als fie ihm auf der ans dern Seite durch ihren Schatten zu erhalten vermochten. Demnach duͤrfte der Einfluß der Waldungen auf den — 485. — Feuchtigkeitszuſtand des Bodens und Klimas hauptſaͤchlich nur ein mittelbarer fein. Wo naͤmlich große oder zahl—⸗ reiche Waldungen den Boden decken, da pflegt auch die Hand des Menſchen noch nicht die mancherlei Vertiefungen und Suͤmpfe, welche bei naſſer Witterung eine Menge Waſſer aufnehmen und daſſelbe wegen der vielerlei Hin— derniſſe des Abfließens nur nach und nach den Baͤchen und Quellen zukommen laſſen, ausgeglichen oder durch Abs zugsgraͤben entwaͤſſert zu haben. Wird dagegen ein ſolcher Wald gelichtet und urbar gemacht, ſo duldet der thaͤtige Landwirth dieſe traͤgen Waſſerſammler und Vertheiler nicht länger, ſondern ebnet fie aus, oder durchzieht fie mit Gräs ben, welche von nun an den Ueberfluß der Feuchtigkeit faft eben fo ſchnell abfuͤhren, als er entſteht, und nicht mehr ſparen fuͤr die entfernten Quellen im Thale und fuͤr die ſpaͤteren Tage der Duͤrrung. So wenig ich alſo den Waldungen, bloß deshalb, weil man es behauptet, einen weſentlichen Antheil an den in ihrer Nahe häufiger als anderwaͤrts vorkommenden Has gelwettern zuſchreiben moͤchte, ebenſo wenig halte ich auch die Anſicht, daß ihr Daſein zur Erhaltung der gehoͤ⸗ rigen Luft⸗ und Bodenfeuchtigkeit nothwendig ſei, fuͤr hin⸗ reichend begründet und erwieſen, ohne damit im Mindeſten uͤber die Ergebniſſe weiterer Forſchungen und gründlicherer Nachweiſungen abſprechen zu wollen. Roch weniger aber duͤrften wir in Beziehung auf die Waͤrme des Klimas von dem Ausroden der Waldungen zu befürchten haben. Denn wenn fie auch an ſich, nicht fo viel als man gemeinhin glaubt, dazu beis tragen ſollten, eine Gegend rauh und unfreundlich zu mas chen, fo ſchreibt ihnen doch wenigſtens Niemand den ent— gegengeſetzten Einfluß zu. Auch ſcheinen dieſelben gegen Ende des Winters dadurch, daß fie den Sonnenftrählen und den waͤrmeren Winden den Zutritt erſchweren, wefents lich zur Verzögerung des Fruͤhjahres beizutragen. Ob fie dagegen auch das Hereinbrechen des Winters verzoͤgern, indem fie. die vorhandene Luft- und Erdwärme durch er⸗ 13 — IM — ſchwerte Ausſtrahlung und durch Hemmung des Zutritts kaͤlterer Winde erhalten, iſt immer noch die Frage, weil bei dem Verdunſten des vorhandenen Pflanzenſaftes, bei dem Gelbwerden und Abfallen der Blaͤtter, wie bei jedem Uebergange eines feſten oder fluͤſſigen Körpers in den luft⸗ foͤrmigen Zuſtand, leicht eine größere Abkuͤhlung der bishe—⸗ rigen Temperatur Statt finden oder — was daſſelbe iſt — leicht eine groͤßere Quantitaͤt vorhandener freier Waͤrme gebunden werden duͤrfte, als auf der andern Seite einer baum⸗ und waldreichen Gegend erhalten werden mag. In Betreff der Winde und Stuͤrme dagegen dürften die Waldungen, zumal in weit ausgedehnten Ebe- nen und bei gehoͤriger Vertheilung, einen wohlthaͤtigen Eins fluß ausüben, der mit der Entblößung größerer Landſtrecken hinwegfallen würde, Denn vermögen fie auch den Stuͤr— men in den hoͤhern Luftſchichten kein Hinderniß entgegen zu ſetzen, fo laſſen fie dieſelben doch in den untern Re— gionen nie volle Kraft gewinnen, und ſchuͤtzen die Mens ſchen und ihre Wohnungen gegen ihre heftigſten Anfaͤlle. Vielleicht iſt es aber wahr, daß die Stuͤrme nicht blos die Luft miſchen, ſondern auch reinigen, und dann kann uns wenigſtens der Glaube troͤſten, nun um ſo reinere Luft zu athmen, je heftiger und unangenehmer wir 9 die Gewalt ihres Stroͤmens empfanden. Bisher habe ich blos von dem Einfluſſe geſprochen, welchen das Ausroden der Waͤlder auf die Feuchtigkeit, Waͤrme und Lufterneuerung einer Gegend hervorbringen mag, der Vegetation aber dabei, wenigſtens unmittel⸗ bar, nicht gedacht. Wenn man aber darunter nicht ſowohl die Mannigfaltigkeit und den Reichthum der verſchiedenen Pflanzen⸗Gattungen und Arten, ſondern nur das er— wünſchte we n fe. der vorhandenen Pflanzen, ielen oder wenigen Geſchlechtern, Gat⸗ moͤgen ſie nun zu tungen und Arten gehoͤren, im Auge hat, ſo iſt auch dieſe Frage mittelbar ſchon beantwortet; indem die aͤußern Be⸗ dingungen ihres Wachsthumes, Feuchtigkeit und Waͤrme in Erwaͤgung gezogen worden ſind. Dagegen verſteht es — 187 — ſich aber von ſelbſt, daß mit der Verminderung der Waͤl⸗ der auch die Menge der den Waldungen eigen⸗ thümlichen Pflanzen ſich vermindern muͤſſe, und daß mit der Austrocknung der in ihnen da und dort vor⸗ kommenden Sumpfungen, auch die Sumpfpflanzen ihren Standort verlieren. Das iſt aber uͤberhaupt das Loos der Natur, inſofern ſie der Cultur entgegenſteht, daß ſie ihrer jüngern Schweſter weichen und ſich durch dieſelbe modifici⸗ ren laſſen muß; fo daß wir z. B. jetzt kaum noch anges ben koͤnnen, was bei uns urſpruͤngliche und rohe und was durch Kunſt und menſchliche Thaͤtigkeit umgeſtaltete Natur ſei. Nicht blos in unfern Gärten und auf unſern Aeckern, auch auf unſern Wieſen und in unſern Waͤldern ſind man⸗ cherlei Pflanzen heimiſch, ja ſelbſt zum unvertilgbaren Un⸗ kraut geworden, deren urſpruͤngliche Heimath in weiter Ferne ſich befindet. Und ſo wie es mit unſerm ganzen koͤrperlichen und geiſtigen Zuſtande in offenbarem Wider⸗ ſpruch ſtehen, ja eine wahrhaft naturwidrige Kuͤnſtelei und Unnatur ſein wuͤrde, wenn wir unſere Wohnungen und Kleider aufgeben und mit Gewalt einen — ich weiß nicht, welchen — natürlichen Urzuſtand wieder herſtellen wollten; ſo wuͤrde auch ein krankhafter botaniſcher Puritanismus dazu gehoͤren, wenn wir den mehl- und ſaftreichen Cul⸗ turpflanzen darum ihre fernere Ausbreitung und Vermeh⸗ rung mißgoͤnnen wollten, weil dieſes nur moͤglich iſt durch e der beſcheidenen Kinder Flora's, welche ch von jeher im Schatten der, Wälder verbargen. Sieht daher der Freund der ſchoͤnen Ratur nur ie) Bedauern manche ſchoͤne Baumgruppe fallen, an der er ſein Auge ſeit vielen Jahren zu weiden gewohnt war, ſo weilt ſein Blick doch auch wieder mit Wohlgefallen auf mancher ſchattigen Allee, auf manchem heitern Luſtwaͤld⸗ chen, vielleicht auch auf manchem neuen, aus Obſtpflan⸗ zungen hervorſchimmernden Hauſe oder Dorfe, an deren Stelle ehedem einfoͤrmige Aecker, Wieſen und Waldungen oder wohl gar kahle, unfruchtbare Abhaͤnge oder ungeſunde Sumpfungen fü ich befanden. Und wenn wir im ganzen 13 * — 188 — Leben an Leiſtung und Gegenleiſtung gewöhnt find, warum wollten wir hier allein Fortſchritte ohne entſprechende Opfer verlangen? 9 XXVIII. ueber die Grabhügel in der Leina. Vorgeleſen z um Stiftungsfeſte der Naturforſchen- den e een des Oſterlandes zu Altenburg am 6. Mai 1837 von Dr. Gotthold Friedrich Minkler, Pfarrer zu Lohma a. d. Leina. Vorbemerkung. Wenn ich in gegenwaͤrtigem Vortrage es wage, der höch⸗ ſten“) und hohen anſehnlichen Verſammlung eine Ueber— ſicht über die neuerdings ſtattgefundenen Ausgrabungen in der Waldung, Leina genannt, zu geben, ſo hoffe ich zwar einen nicht unintereſſanten Gegenſtand erwaͤhlt zu haben, einen Gegenſtand wenigſtens, der in dem Munde Vieler in der Nähe und Ferne geweſen iſt und zu den abentheuerlichſten Erzaͤhlungen Stoff gegeben hat; aber ich muß auch zugleich bekennen, daß meine Erfahrungen in ſolchen Angelegenheiten noch nicht bedeutend genug find, um gelehrte Bemerkungen einzuſtreuen, vielleicht neue Auf⸗ ſchluͤſſe zu geben, oder Theorien aufzuſtellen, oder falſche Anſichten zu berichtigen. Ich bin indeß, was 1 6055 je ) Sr. Durchl. der regierende Herzog zu Sachſen Altenburg ge⸗ ruhten ſelbſt, an der Verſammlung Theil zu nehmen. — 189 — dankbar anerkenne, durch gütige Unterftüßung meiner hohen Goͤnner doch in den Stand geſetzt, Einiges zu beurtheilen und hoffe, mit Aufmerkſamkeit, und ſoweit es meine Amts⸗ geſchaͤfte erlaubten, mit Fleiß beobachtet zu haben, ſo daß ſich bei der einfachen Darſtellung, wie ich ſie zu geben gedenke, doch vielleicht das Eine oder das Andre ergeben dürfte, was der gründliche Kenner weiter verarbeiten wird. Mit dieſen Worten ſpreche ich Ihre freundliche Rach⸗ ſicht an. Veranlaſſung zur Aufgrabung der Hügel. Es find nun ſchon mehrere Jahre, als bei einem Geſpraͤch zwiſchen Herrn Foͤrſter Bonde in Wilchwitz, damals noch in Zſchernichen, und mir die Rede auf ſoge⸗ nannte Huͤnen betten oder Hünengraber kam. Die⸗ ſer an wiſſenſchaftlichen Unterhaltungen ſtets gern Antheil nehmende Forſtmann glaubte auch dergleichen Graͤber in der Leina geſehen zu haben, und wir verabredeten uns, eines derſelben gemeinſchaftlich oͤffnen zu laſſen. Eine langwierige Krankheit und der Wegzug des Herrn Foͤrſters ließ uns dies vergeſſen. Bei einem Beſuche in der merf- wuͤrdigen und neuerer Zeit ſehr verſtaͤndig und geſchmack⸗ voll geordneten Herzogl. Ruͤſtkammer theilte ich jene No⸗ tiz dem Aufſeher derſelben, Herrn Auctionator Bratfiſch = mit, und dieſer, ſich für altenburgiſche Alterthuͤmer mit großer Lebendigkeit intereſſirende Mann verſaͤumte nicht, ſogleich bei Sr. Herzoglichen Durchlaucht davon Meldung zu thun, fand auch, wie es bei dem für jede Wiſſenſchaft ſo regen Sinne dieſes Erlauchten Fuͤrſten nicht anders zu erwarten war, alſobald gnaͤdigſtes Gehoͤr und Unterftügung. Mit den erſten Tagen der darauf folgenden Woche am 6. Juni wurde der eine Huͤgel vom Holze entblößt. Am 7. Juni geruhten Sr. Herzogl. Durchlaucht in Begleitung Hoͤchſt Ihrer Familie die Hügel in Augenſchein zu nehmen, die Aufgrabungen zu befehlen und mir die Oberauſſicht und Leitung derſelben gnaͤdigſt zu übertragen. Am 9. Juni * — 190 — wurde der erſte Hügel geoͤffnet und die Ausgrabungen wurden mit Unterbrechung von wenigen Tagen bis Sonn⸗ abends den 24. Juni fortgeſetzt, wo auf einige eit Ne eintrat. Das Aeußerliche der Huͤgel. Die Stelle der Huͤgel iſt von Lohma a. d. L. un⸗ gefaͤhr 2400 Schritte in nordweſtlicher Richtung entfernt, noͤrdlich vom ſogenannten Stadtſteig oder langenleubaer Fußſteig, ſuͤdlich vom breiten Wege, einem Holzfuhrwege auf einem bedeutungsvoll genug Himmelreich benannten Hau. Hier erheben ſie ſich auf ziemlich ebenem Boden im Umkreiſe von ungefähr 400 Schritten, 4*) an der Zahl, von denen der eine aber ein Doppelhuͤgel iſt. Der Vor⸗ derſte, von Lohma aus gerechnet (Rr. 1), maß von einem Ende zum andern ſowohl von Morgen nach Abend als von Mittag nach Mitternacht zwiſchen 30 — 40 Schritte, im Umfang aber gegen 90. Die Hoͤhe betrug vom Boden gegen 55 Elle. Der Hügel Nr. 2, lag etwas weſtlich, hatte gegen 4 Ellen Höhe und zwischen 70 — 80 Schritte Umfang. Der Huͤgel Nr. 3, lag ſeitlich mittaͤglich vom erſten, war ziemlich lang, maß mehr als 90 Schritte, war nur ungefähr 22 Ellen hoch. Mehr noͤrdlich lag ein gro— ßer 5 Ellen hoher, durch einen 25 — 30 Schritt langen Erdruͤcken mit einem andern Hügel von ziemlich gleicher Hoͤhe verbundener, Nr. 4 a und b, welcher gegen 110 Schritte im Umfang hatte.“) Bei den meiſten war noch *) Soviel waren zur Zeit der Vorleſung entdeckt; einige Wo⸗ chen darauf wurden in nicht großer Entfernung von ihnen noch meh- rere gefunden. Die ziemlich ſtarke, mit dem wine Laube ge⸗ ſchmuͤckte Waldung erſchwerte das Auffinden. *) Dieſe Maaße konnten wegen der ſumpfigen unten und wegen des hindernden Holzes nur oberflaͤchlich genommen werden. — 191 — ein kleiner Vorhuͤgel. Alle waren mit Laubholz bewachſen; am Rande von Nr. 1, ſtand eine 150 bis 200 Jahr alte Eiche, die, waͤre ihr auch die Gabe der Sprache verliehen, über das Alter der Hügel doch keine Auskunft hätte geben koͤnnen. Ausgrabungen und Verfahren dabei. Am 9. Juni Morgens gegen 11 Uhr wurde ich be⸗ nachrichtigt, daß 3 Herzogliche Holzhauer zum Aufgraben befehligt waͤren, und ich fand ſie beſchaͤftigt, den Huͤgel Rr. 2 vom Holze zu befreien. Sie ſchlugen von der Morgengegend aus ein, fanden aber nicht eher etwas, als bis ſie die Mitte des Keſſels ſo ziemlich erreicht hatten. Wir nahmen einige Geraͤthſchaften, wovon weiter unten die Rede fein wird, heraus und wendeten uns nach dem Huͤ⸗ gel Nr. 1, der nach der Länge und Breite durchſtochen wurde, aber auch erſt im Keſſel ſeine Ausbeute gab. Wir hatten hierbei das Gluͤck, Sr. Herzogl. Durchlaucht Hoͤchſt⸗ ſelbſt gegenwärtig zu ſehn. Hoͤchſt Sie geruhten ihre Zus friedenheit und Theilnahme gnadigft durch Wort und That zu erkennen zu geben. Hierauf ging man zum 4. Huͤgel uͤber, der von oben her in der vermuthlichen Richtung des Keſſels abgetragen wurde. Die Ausbeute war ſehr ergiebig Rund vorzuͤglich auch gluͤcklich zu nennen, weil fie im Bei⸗ ſein der angeſehenſten Maͤnner Altenburgs zugleich unbe⸗ ſchaͤdigter, als aus andern Huͤgeln zu Tage gefoͤrdert wurde. Rachdem der Huͤgel Nr. 2 vollends aufgearbeitet war, ſchlugen die Arbeiter noch am andern Ende des Huͤgels Nr. 4, (4) von oben herein, und nach Aufraͤumung deſſelben wurde fuͤr jetzt geruht. Der Huͤgel Nr. 3 iſt noch ganz unberührt. — ueberall grub man bis auf den natürlichen gewachſenen Boden, der ſich von dem übrigen Theile des Huͤgels ſehr deutlich unterſchied, und unter wel⸗ chem man, wie ſich's bei einem Verſuche, tiefer zu gehn, entdeckte, Quellwaſſer fand. — — Die Ausgrabungen waren nicht ohne Schwierigkeiten. e Von oben und außen herein hatten die Arbeiter mit viel Wurzeln zu kaͤmpfen, namentlich bei der Eiche am Huͤgel Nr. 1. Dieſe Wurzeln waren, was auch bei Ausgrabun⸗ gen an andern Orten Statt gefunden hat, in die Gefaͤße, die urſpruͤnglich nicht die Haͤrte unſers jetzigen Porzellans oder ſonſtigen guten Topfergeſchirrs gehabt haben mögen, tief eingedrungen und hatten ſie zum Theil zerſprengt, wo— durch die oben aufliegende Erde ſie vollends zerdruͤcken konnte. Die Wurzeln konnten um der Gefaͤße willen nicht geſchont werden, wir haͤtten ſonſt ein unentwirrbares Gewebe gefunden, das zuletzt mehr Schaden gebracht hätte. Wir brauchten nur die Vorſicht, ſobald wir die Spur eines Gefaͤßes hatten, es in einem ziemlich weiten Umkreiſe zu umgraben und ſo nach und nach ganz blos zu legen. So entfernten wir den weiteren Schaden der einge⸗ drungenen Wurzeln. In der Nähe der Gefaͤße ſelbſt wurde erſt ein kleiner Spaten, dann ein kurzes ſtarkes Meſſer zum Abraͤumen angewendet. Ueberhaupt war ich durch Hilfe der mir gütigft mitgetheilten Schriften unters richtet, welche Theile ſolcher Huͤgel mit groͤßerer Sorgfalt behandelt werden mußten. Die in den Urnen befindliche Erde habe ich zwar nicht, wie angerathen wurde, durchges ſiebt, aber doch jederzeit genau genug unterſucht, als daß mir irgend ein Gegenſtand von irgend einer Bedeutung haͤtte entgehen koͤnnen. Soll ich nun noch hinzuſetzen, daß ich die Auffeher keinen halben Tag unbeaufſichtigt ges laſſen, bei wichtig erſcheinenden Stellen ſelbſt Hand ans Werk gelegt habe, ſo hoffe ich darzulegen, daß ich nicht nach⸗ laͤſſi var oder unbedachtſam dieſe Angelegenheit betrieben 8 U Das Innere der Huͤgel. Saͤmmtliche Hügel beſtanden aus aufgehaͤufter Eibe, ungefaͤhr der Art, wie ſie auch jetzt noch die hieſige Acker⸗ krume bildet, wenn auch vielleicht etwas zaͤher. Es iſt zu ſchließen, daß der Umkreis der Gegend die Materialien zum — 193 — Aufſchütten zwar hergegeben, man aber dabei den tie⸗ ſer liegenden, hier bei uns vorherrſchenden Lehm mit bes nutzt habe. Bisweilen fanden ſich dunklere Stellen, als der hieſige Lehm geben kann. Die Haͤrte des Landes war verſchieden, obenher durch die Wurzeln locker, tiefer gewoͤhnlich haͤrter, auf dem Boden, wo die Gefaͤße ſtan⸗ den, oft feuchter. Obſchon eine anſehnliche Maſſe Landes zu den Hügeln erforderlich geweſen fein, mußte, fo fand man doch, fo viel man wegen des umſtehenden Holzes er— kennen konnte, nirgends Spuren von tiefabgefahrnem oder hinweggenommenem Lande. Die Wurzeln der obenaufſte⸗ henden Bäume oder Sträucher waren bis in das Tieſſte hinabgedrungen. Beim Auswerfen bekam die Erde ein weißgrauliches Anſehn, wie von beigemengter Aſche. Den oͤfters hier zuſprechenden Landleuten erſchien fie. ungemein fruchtbar. Spuren von Kohle fanden ſich uͤberall. Sie ſchien einen weitern oder engern Kranz um den Keſſel ge⸗ bildet zu haben, von hartem, eichenem oder buͤchenem Holze zu ſein, und fand ſich wohl in geringer NEN — unten auf dem Grunde. Weiter zeigten ſich Spuren von welcher ende, Sand mit Thon vermengt in verſchiedener Richtung und Staͤrke, gewoͤhnlich in der Nahe des Keſſels. In Nr. 1 war ſie wie aufgeſchwemmt, in abwechſelnden dunklern und hellern Schichten, und hatte auf den erſten Anblick Anſehn von verſteinertem, weichem Holze mit deutlichen Jahres rin— gen. Wie dieſe Lage entſtanden, wozu ſie beſtimmt war, ob Menſchenhaͤnde hierbei auch thaͤtig geweſen, iſt für 1 dunkel, bleibt aber immer merkwürdig. Ferner fanden ſich verſchiedene ſchlackenattige Maſſen Im Hügel Nr. 2 vorzüglich häufig, „ in Nr. 1 in einzel⸗ nen Stücken entdeckte man eine breccienartige Maſſe, die aus einer Menge Roͤhren und anderen Knochen von klei- nen Voͤgeln oder andern kleinen Thieren zuſammengebacken ſchien. Der Grundteig dazu war etwas dunkler, als die uͤbrige Erde, zwar nicht ſo hart, wie gebackne Steine, aber — 194 — doch auch feſter, als an der Sonne getrocknete und ver⸗ haͤrtete Erde. Die unregelmäßig liegenden Knoͤchelchen hat⸗ ten Anfangs eine lebhaft dunkelgelbe (ockergelbe) Farbe, die ſich nach einigen Tagen faſt ganz in Grau verlor“) Sie lag meiſt nur 12 Elle tief unter der Oberflache und dicht zuſammen. Dieſe Maſſen hatten einige Aehnlichkeit mit dem Gewoͤlle der Raubvoͤgel, nur daß ihnen meiſt die runde oder walzenfoͤrmige Geſtalt fehlte. Hierbei muß bemerkt werden, daß einer meiner in der Pflanzenkunde wohlerfahrnen Freunde fie für verſteinerte Fucusarten ans ſehen wollte, daß endlich bei einer Aufgrabung in Ranis zwiſchen Poͤsneck und Saalfeld auch Vogelknochen (ob in ähnlicher Form?) gefunden worden find. Im Hügel Nr. 1 fand ſich in einer ſtarken Lehm⸗ ader unweit des Keſſels ſehr haͤufig eine Schlacke. Sie beſtand aus irdener Maſſe (ohne thieriſche Spur), war ziemlich ſchwer, oft ſehr durchloͤchert und hatte der Geſtalt nach Aehnlichkeit mit Eiſenſchlacke. Offenbar iſt bei ihrer Entſtehung heftiges Feuer wirkſam geweſen. Sie ſoll noch einer naͤhern Pruͤfung unterworfen werden. Jedenfalls ſcheint daraus hervorzugehen, daß bei Errichtung dieſer Grabhuͤgel Feuer thaͤtig geweſen iſt. Alterthuͤmliche Ausbeute. Gewoͤhnlich fand man ungefaͤhr 12 Elle tief unter der Oberflaͤche einige Scherben, die aber, wenn ſie auch nach Verhaͤltniß anderer irdenen Gefäße gut erhalten ges nannt werden konnten, ſich niemals zu einem Ganzen, oder auch nur fo weit, daß man die Form des Gefaͤßes hatte erkennen koͤnnen, vereinigen ließen, dann die Schlacken und ) ungemein merkwürdig ift es N daß 70 dieſer faſt bis auf's Kleinſte gleichende Knochenbreccie in Sardinien gefunden worden iſt, wovon ein Exemplar in dem Kabinette der N. G. des O. aufbewahrt wird und bei der Vorleſung dieſes Aufſatzes vorgezeigt wurde. \ — 193 — ihnen nahe verſchiedene Gefäße, Urnen, ‚größere und klei⸗ nere Toͤpfe mit und ohne Henkel (oder eigentlich Toͤpfe und Becher), Kruͤge, Naͤpfe u. ſ. w. einige ſtehend, einige lies gend, den einen Becher ſogar gerade umgekehrt mit der Oeffnung nach unten, verſchieden in Form, Zeichnung, Maſſe, einige vielleicht ohne, andere wohl mit Hilfe der Toͤpferſcheibe gemacht. Faſt jedesmal fanden ſich in der Nähe dieſer Gefäße ſteinerne Geraͤthſchaften, ſogenannte Streitaͤrte, Opfermeſſer, Donnerkeile, Streithaͤmmer mit einem durchgebohrten Loche, Opfermeſſer aus Feuerſtein und endlich in allen Huͤgeln auf dem tiefſten Grunde Menſchenknochen.“) A. Urnen Die Länge der Zeit hatte die mehrſten Urnen fehr muͤrbe werden laſſen, und die Schwere des oben aufliegen den, durch Naͤſſe weich und noch laſtender gewordenen Erdreichs hatte die noch uͤberdies durch die Wurzeln zer⸗ triebenen voͤllig zerdruͤckt, ſo daß leider kein einziges dieſer zum Theil gut geformten Gefaͤße ganz rs N su Tage gefördert werden koͤnnen. Die am beften in der Erde rbätkene und herausge⸗ hobene, zugleich anſehnliche Urne wurde am 21. Junius aus dem Hügel Nr. 47 genommen. ) Mehrere andere wurden nur in Scherben herausgebracht und harren noch ihrer Zuſammenſetzung, welche hoffentlich noch geſchehen kann, da es nicht allein dem Herrn Dr. Wilhelm in Roßleben gelungen iſt, aus 32 Scherben wieder ein Ganz zes zu bilden, ſondern auch mit hier gefundenen daſſelbe wit ee verfügt worden iſt. 55 Dimenſionen 12 *) 8 in dem neueroͤffneten a Nr. 5 nicht. ) Sie ſtand, wie einige früher ſchon gefundene, mühſam zu⸗ ſammengeſetzte, nebſt andern in den Graͤbern gefundenen Merkwuͤr⸗ digkeiten in dem Verſammlungszimmer aufgeſtelt. — und der andern Gefaͤße werden ſpaͤter erſt genommen werden koͤnnen. Im Ganzen hatten die Urnen Bach Verhaͤltniß chrer Groͤße und ihres Umfangs einen ſehr kleinen aber ganz richtig berechneten Boden und 2, ſelten 4 Henkel, welche wohl mehr zum Verzieren, als zum Angreifen beim Heben derſelben dienten; denn durch die Oeffnung der Henkel konnte man oft kaum einen Bindfaden durchziehen. Die Maſſe, woraus ſie gefertigt ſind, iſt zwar alle⸗ mal Thon, aber ſehr verſchieden. Bei einigen ungemein grob mit viel unzerſchmolzenem Kies und nur wenig ‘ges brannt, bei andern wieder feiner und mit augenſcheinlicher Sorgfalt bearbeitet, bei einigen Thon, der auch beim Brenz nen eine ſchoͤne rothe Farbe beibehielt, bei andern eine durchaus ſchwarze, vielleicht mit Graphit vermiſchte Maſſe, wie man auch bei den Gefaͤßen, die anderer Orten ausge⸗ graben worden, bemerkt hat. Bei noch andern war die eine Hälfte der Scherben ſchwarz, die andere roͤthlich, oder vielleicht nur mit dicker rother Farbe aͤußerlich uͤberſtrichen, wie man ebenfalls anderwaͤrts bemerkt hat. Endlich fans den ſich auch noch Scherben mit dreifacher Lage, innerlich und aͤußerlich ſchwaͤrzlich, dazwiſchen roth. Sollten dieſe Gefaͤße durch Hitze von innen und von außen, wobei die mittlere Lage weniger Einwirkung erfahren hat, gebrannt worden ſein? Die Zeichnungen, die gewoͤhnlich, wo ſie ſich fanden, vom Halſe an bis auf des Bauches Mitte herabgingen, waren verſchieden. Einige ſchienen nur mit dem Fingerna> gel, andere mit einem Hoͤlzchen gemacht zu ſein, und wenn auch in ihren aͤußeren Umriſſen weniger, doch in der Mitte ziemlich unregelmaͤßig. Bei einigen waren fie deſto faus berer und zeigten von mehr Kunſtfertigkeit, die Linien wa⸗ ren nicht mehr einfach, ſondern aus lauter kleinen dem lateiniſchen S aͤhnlichen Figuren zuſammengeſetzt. Ob nun dieſe verſchiedenen Maſſen und Zeichnungen das höhere oder jüngere Alter ihrer Verfertigung, oder der hier begrabenen Perſonen, oder den verſchiedenen Rang der — 197 — letztern, oder nur die größere und geringere Geſchicklichkeit und Sorgfalt der Verfertiger anzeigen moͤgen, wage ich nicht zu beſtimmen. Auf eins von dieſen zeigen ſie wohl hin. Gewoͤhnlich nimmt man an, daß die groͤßeren Urnen für Erwachſene, die kleineren für Kinder beſtimmt geweſen wären. Denn auch letztere wurden in ſolchen Hügeln beis geſetzt, wie das in Nr. 47 gefundene Gerippe und eine Ausgrabung im Preußiſchen, wo ſich der Zahn eines 1 jaͤh⸗ rigen Kindes fand, deutlich genug zeigt. Dieſer Anſicht ſcheint aber das fo eben erwähnte Gerippe in Nr. 47, zu widerſprechen, bei dem man eine ziemlich große Urne fand. Woher die Materialien zu dieſen Gefaͤßen ſind? In unſerer naͤchſten Umgebung findet ſich keine Lehm- oder Thonart, welche aͤhnliches rothes oder ſchwarzes Geſchirr gaͤbe. Auffallend verſchieden iſt das Waldenburger Ge⸗ ſchirr, das aus Frohnsdorfer Thon (1 Stunde von Lohma) gefertigt wird, eben ſo das Kohrener, wozu Kohrener und Mardersdorfer Thon (3 Stunden von Lohma) kommt, und auch die in hieſi ger Nähe verfertigten Ziegel find der Farbe nach den gefundenen Gefäßen nicht ähnlich. Sollten ſich dort nicht auch ſchon Orte oder Gegen⸗ — den gefunden haben, wo man ſich mit Verfertigung von Toͤpfergeſchirr beſonders abgab? B. Toͤpfe, Näpfe uf w. Auch dieſe waren hinſichtlich der Maſſe, Groͤße, Form und Zierlichkeit ꝛc. verſchieden, wie die Urnen; alle waren nach unten zu mehr oder weniger bauchig; der obere Theil war bei den einen mehr in die Laͤnge gezogen, bei anderen weniger, und mehr oder weniger ausgeſchweift; einige waren behenkelt, andre nicht. Stand und Lage ließen nicht immer eine beſtimmte Ordnung wahrnehmen; ſie ſtanden oder lagen neben den Urnen unregelmaͤßig ohne beſondere Ruͤckſicht auf Größe, ) auch ohne genaueres ) In dem am 27. Auguſt aufgegrabenen Hügel Nr. 5 lag ein topfartiges Gefaͤß ſchraͤg auf dem Halſe einer groͤßern Urne, 4 an⸗ dere lagen in einer Reihe abwaͤrts gegen Morgen zu. a Verhaͤltniß zu den Knochenuͤberreſten. Einige zeichneten ſich | durch geſchmackvolle Form aus. 8 9 C. Steinerne Geraͤthe. In jedem bisher geoͤffneten Grabe fanden ſich auch verſchiedene Kunſtwerke aus Stein. Zuerſt mehr keilfoͤr— mige, vorn ſchnell zulaufende und hier auf der Kante merkwuͤrdig ſcharfe Steine, dann ein ſogenannter Streits hammer, vorn nicht in der Queere, ſondern in der Laͤnge zugeſchaͤrft, die Maſſe beider ſchien Weißſtein zu fein, fer— ner noch ein überaus forgfältig gearbeiteter, nach vorn in eine mehrflaͤchige, ſtumpfe Spitze auslaufender Streitham— mer, hinten mit dickerem Kopfe aus Serpentin “). Endlich noch mehrere meſſerartige Inſtrumente von Flintenſtein, auf beiden Seiten ſcharf, in der Mitte mit einer erhöhten Kante, unten ganz flach. 8 Ich moͤchte hier Einiges uͤber den muthmaßlichen Zweck obiger Dinge beifuͤgen. Die Urnen, bei denen wir aber keine Deckel, oder nur ganz unmerkliche Spuren da— von gefunden haben, ſind nach allgemeiner Meinung zur Aufnahme von verbrannten Knochen und Holz beſtimmt geweſen. Auch die um und in unſern Urnen befindliche Erde hatte aſchfarbiges Anſehn, faͤrbte auch das Waſſer, in dem ſie abgewaſchen wurde, gleichfarbig. Allein ein verehrtes Mitglied der Naturforſchenden Geſellſchaft, Herr Stadtapotheker Baumann, hat bei chemiſcher Unterſuchung nichts von Knochenaſche gefunden.“ “) Ob ſich nun über ) Von Allem dieſem fand ſich im Hügel Nr. 5 nichts. **) Er ſchreibt: „Ich gluͤhte eine Quantitaͤt im Platinalöffel und erhielt eine ſproͤde, zerreibliche, gelbrothe, an der Zunge klebende Maſſe, dem gebrannten Lehme gleich. Nun loͤſte ich eine beſtimmte Quantitat mit Schwefelſaͤure auf, ſaͤttigte fie mit wenigem Ammo⸗ nium, ließ die Fluͤſſigkeit bei gelinder Waͤrme verdunſten und fand am Morgen einige kleine, eiſenhaltige Alaunkryſtalle, welche ich mit Reagentien weiter behandelte und beſtaͤtigt fand, daß u. ſ. w. * haupt keine findet, oder ob mein verehrter Freund zufällig nur die obere Lage eines gefuͤllten Gefaͤßes, welche viel— leicht nur Erde enthielt, von mir empfangen hat, bleibt ſo lange unentſchieden, bis einmal die ganze Fuͤllung nament— lich einer Urne wird unterſucht worden ſein, welches bald erfolgen wird. Wuͤrde dann die ſtattgefundene chemiſche Analyſe beſtaͤtigt, dann würde dies Urtheil über die Hügel zu einem merkwuͤrdigen Reſultate führen, und die Urnen wuͤrden blos als einfache Ehrenzeichen anzuſehen ſein. Schwieriger jedenfalls iſt die Beſtimmung der Fleines ren Toͤpfe zu ermitteln. Manche wollen ſie fuͤr Gefaͤße halten, worin die Thraͤnen der bezahlten und unbezahlten Leidtragenden geſammelt worden waͤren und man berief ſich auch wohl auf einige Hoͤhlungen, die man in etlichen Toͤpfen gefunden haben wollte. Aber dann wuͤrde man auch gewiß die Thraͤnen ſich nicht mit Erde haben vermiſchen laſſen, wie das bei unſern durchaus mit Erde angefuͤllten Toͤpfen der Fall geweſen ſein muͤßte; die letztern waͤren ja dann auch zu groß geweſen und haͤtten die Thraͤnen eines ganzen Heers aufnehmen koͤnnen, wenn fie fo ſpar— ſam gefloſſen waͤren, als heut zu Tage. Uebrigens iſt der Gebrauch des Thraͤnenſammelns wohl bei keinem Volke geſchichtlich unbezweifelt. Daß ſie zur Aufbewahrung von Todtenaſche insbeſondere von Kindern beſtimmt geweſen, iſt wohl moͤglich; aber es iſt zu vermuthen, daß man da— zu auch Urnenform, wo die engern Haͤlſe die Fuͤllung mehr ſichern, gewaͤhlt haben wuͤrde. Wahrſcheinlicher bleibt es, daß ſie entweder die im Leben gebrauchten Trinkgefaͤße der Beigeſetzten, ihnen zur Ehre ins Grab mitgegeben (wie Waffen und Schmuck), oder mit Getränfen angefuͤllte Ges, faͤße geweſen find, welche den Verſtorbenen, wie bekanntlich die alten Deutſchen durſtiger Natur waren, die lange Reife nach Walhalla erleichtern ſollten. Dem letztern ſcheint freilich die umgeftürzte Stellung, in welcher ſich, wie oben angegeben, mehrere befanden, zu widerſprechen. Doch hat man dort wohl die Erde fo behutſam aufgeſchuͤttet, daß kein aufgeſtelltes Gefäß verruͤckt worden wäre? Daß es — 200 — die im Leben gebrauchten Trinkgefaͤße geweſen fein: koͤnnen, findet Beſtaͤtigung durch das Erſcheinen kleinerer Becher bei dem kleinern, und groͤßerer bei dem groͤßeren Gerippe. Zu welchem Behufe die keilfoͤrmigen Steine gedient haben moͤgen? Zum Abhaͤuten der geſchlachteten oder ſonſt getoͤdteten Thiere bedurften fie nicht der großen, muͤh— ſam von den Alten zu gewinnenden Schaͤrfe; die verſchie— dene Groͤße dieſer Inſtrumente koͤnnte aber wohl dieſen Gebrauch bei groͤßeren und kleineren Thieren wahrſcheinlich machen. Zu Waffen, die man in geballter Hand fuͤhrte, ſcheinen auch die groͤßten zu klein geweſen zu ſein, da man den alten Germanen, wenn auch eben nicht bedeutend grös ßere Koͤrper, aber doch ſtaͤrkere und kraͤftigere Glieder als uns zuſchreibt und die Steine dann wohl wenig aus der Hand hervorgeragt haben wuͤrden, um noch kraͤftige Streiche damit zu fuͤhren. Ebenſo iſt namentlich der eine Streit— hammer (aus Serpentin) eine hoͤchſt unvollkommene Waffe, beſonders wenn man bedenkt, daß ſchon zu Caͤſars, ja zu Marius Zeiten die Deutſchen Schwerter, und zwar ſehr lange, geführt haben. Sollten dieſe verſchiedenen Stein— geraͤthe nicht Amulette zur Sicherung der Todten im Un— terreich geweſen ſein? 0 Die Feuerſteinmeſſer ſind offenbar nichts anders, als wiewohl ganz unvollkommene Schneidewerkzeuge, vielleicht nur bei heiligen Geſchaͤften, bei Opfern angewendet. D. Todtengerippe. In allen geoͤffneten Hügeln fanden ſich Todtengerippe. *) Ueber das muthmaßliche Alter der hier begrabenen Perfos nen ſtehet noch ein Urtheil der Herren Aerzte zu erwarten. Rur von dem einen, das in Nr. 4 gefunden wurde, gab der eben gegenwärtige Herr Dr. und Landphyſikus Wag— ner an, daß es einem Knaben angehoͤre, der im Zahn⸗ ) Nur in Nr. 5 nicht. = DE wechſel begriffen geweſen wäre, was man an einem aus⸗ gegrabenen Stuͤck Kinnlade ſehr deutlich wahrnehmen konnte. Die Lage der Gerippe war verſchieden. Zwei im Hügel Nr. 1 waren mit dem Geſicht gegen Morgen ge— richtet, ſchienen aber in ſehr gekruͤmmter Stellung zu ſein, was wir auch im Huͤgel Nr. 2 bemerkten, und was mit den anderwaͤrts gemachten Erfahrungen auch uͤbereinſtimmt. In Nr. 47 lag das Gerippe umgekehrt. Alle dieſe Ge— rippe hatten nur von der Zeit gelitten. In mehrern Grabhuͤgeln anderer Gegenden hat man die Entdeckung gemacht, daß eine Art Lemming (georychus, vielleicht mi- gratorius) eingedrungen war und die kleinern Gebeine zernagt hatte; es ſind ſogar noch Gerippe dieſer Thiere entdeckt worden. Bei uns zeigte ſich davon keine Spur. Vielleicht war das Erdreich zu feſt; hatten doch die kraͤf— tigen Grabſcheite meiner Arbeiter nicht immer die ge— wuͤnſchte Kraft. Von allen gefundenen Menſchengerippen iſt keins vollſtaͤndig geweſen. Deſto bewundernswuͤrdiger iſt der Schmalz der in den Huͤgeln Nr. 1 und 47 ent⸗ deckten Backen⸗ und Schneidezaͤhne. Andere Merkwuͤrdigkeiten. Bei vielen andern Grabhuͤgeln alter Germanen hat man einen von Steinen, oft von großen, centnerſchweren Bloͤcken gelegten Kranz, entweder am aͤußerſten Rande, oder im Innern naͤher an dem Keſſel, oder auch an beiden Stellen zugleich bemerkt. Bei unſern Hügeln nichts von Beidem. Allerdings fanden ſich auch einige, im Ganzen vielleicht kaum 12 groͤßere oder kleinere Steinchen vor. In Nr. 1 lagen deren 3, Quarzſtuͤcke, in einem Zirkel oder Dreieck, wie man es nennen will, ungefähr 1 Ellen uns ter der Oberflaͤche. Sie ſchienen die Stelle zu bezeichnen, auf welcher tiefer unten das Gerippe lag. Ein anderes Steinchen lag gerade uͤber einem Streithammer, noch ein andres nahe an einem Topfe. Mehrere andre moͤgen wohl auch uͤber Geraͤthſchaften oder Gerippen gelegen 14 * — 202 — haben, und ſolcher Weiſe Anzeichen, gleichſam Wegweiſer geweſen ſein; aber wir wurden nicht gleich Anfangs dar⸗ auf aufmerkſam, vergaßen jedoch nicht, ſpaͤter genau auf ſie zu achten, um wo moͤglich neue Entdeckungen zu machen. 1 Ferner ſoll in manchen alten Graͤbern der Boden des Keſſels theils durch Brand, theils durch Stampfen vielleicht mit breiten Holzſtuͤcken feſter, als der übrige Grund des Huͤgels gemacht und gefunden worden ſein. Eine ſolche Haͤrte, wie etwa durch obenauf angezuͤndetes Feuer be— wirkt ſein koͤnnte, fanden wir nirgends, und wenn es auch ſchien, als ob der natürliche Boden in Nr. 1 etwas haͤr⸗ ter waͤre, ſo war es doch zu unbedeutend, als daß wir auf abſichtliche Verhaͤrtung haͤtten ſchließen koͤnnen. Haͤtte aber hier auch dieſe Statt gefunden, ohne daß vielleicht Haͤrte eines, wenn auch nur ſchwach gebrannten Ziegels erfolgt wäre, fo wuͤrde der ſich immer etwas feucht hal⸗ tende Boden ſich allmaͤhlig zu gewöhnlicher Härte wieder erweicht haben. 8 Wohl aber fand fi) im Hügel Rr. 1 ungefaͤhr eine Elle uͤber dem Hauptlager ein ziemlich vollſtaͤndiger Kranz von Lehm mit Kohlen und den obenangegebenen Schlacken, was auf ein hier angezuͤndetes ziemlich heftiges Feuer, aber nicht unter, ſondern, wie bemerkt, uͤber der eigentlichen Grabſtaͤtte hindeutet. Merkwuͤrdiger noch bleibt der Fund von Gerippen neben und unter den Urnen. Enthalten dieſe, was aber bis jetzt noch nicht erwieſen iſt, Menſchen- oder vielmehr Knochenaſche, ſo waͤre dieß ein Beweis, daß wirklich hier Leichenverbrennungen und dabei zugleich andre Beerdigungen Statt gefunden haͤtten, was zugleich Beſtaͤtigung der Be— hauptung gaͤbe, daß bei Beiſetzungen vornehmer Perſonen, und ſolchen ſollen ja vorzüglich die aufgethuͤrmten Hügel gelten, auch noch andere Perſonen geopfert worden find. *) An ein Familienbegraͤbniß moͤchte ich auch bei dem Huͤgel *) Knochen größerer Thiere haben wir übrigens nicht gefunden. = 203 — mit 2 Gerippen nicht denken. Offenbar ſind dieſe Huͤgel auf einmal, nicht zu verſchiedenen Zeiten verfertigt; nun laͤßt ſich nicht erwarten, daß um eines vielleicht ſpaͤter eins getretenen Todesfalles willen dieſelben wieder geoͤffnet wor— den waͤren. Auch war es nicht gewoͤhnlich, daß die Soͤhne der Anfuͤhrer immer in die Fußtapfen der Vaͤter traten; ſie konnten daher auch auf die Ehre ſolcher Begraͤbniſſe nicht Anſpruch machen. Nur in dem Falle, daß zwei Glieder einer Haͤuptlingsfamilie zugleich ſtarben, vielleicht in einem Treffen blieben, wäre ein vornehmes Doppelbe⸗ graͤbniß denkbar. Eine andere Anſicht gewinnt man von den Huͤgeln, wenn ſich keine Spuren von Leichenverbrennungen finden; dadurch wuͤrde ihre Erbauung auf ein ſehr hohes Alter, (Tacitus redet von Verbrennung) zugleich auf eine unge- woͤhnliche Begraͤbnißart deuten. Ich halte mein Urtheil zuruͤck; vielleicht finden ſich noch Spuren, die, weiter ver⸗ folgt, auch mehr Aufſchluß geben. Weiter lenke ich die Aufmerkſamkeit der hoͤchſten a hohen verehrten Verſammlung auf die in den Huͤgeln ge— fundenen Steine. Als Felsarten intereſſirt uns kein einzis ger; Quarz, Sandſtein, Feuerſtein, Serpentin u. A. ſind bekannt genug. Wenn auch unſere Gegend ſteinarm iſt (vielleicht ein Grund, warum jene Steinkraͤnze unſern Hüs geln fehlen), ſo findet ſich doch hier und da ein Kiefelfteins chen und dergl. Sie bleiben in den Graͤbern nur als Wegweiſer zur Ausbeute merkwuͤrdig. Merkwuͤrdiger ſchei⸗ nen mir in einer andern Beziehung die aus Feuerſtein ges bildeten Meſſer zu ſein. Sie finden ſich auch in anderen Fluren, z. B. bei Reichſtädt, und hier haͤufig genug. Wo⸗ her man dieſe Feuerſteine nahm? Der naͤchſte Fundort derſelben iſt mir unbekannt, nur ſoviel weiß ich, daß die naͤhern Umgebungen von Lohma keine ſo reinen Feuer⸗ (Flinten =) ſteine geben, und daß man fie wohl von weis tem wird haben herholen muͤſſen. Ferner, wenn die als Abhaͤuteinſtrumente bekannten Steine von Weißſtein, der zuerſt gefundene Streithammer aber von Serpentin iſt, ſo 14 * = dürfte der erſtere ſich aus der Muldengegend, namentlich von Penig, der letztere aber, wenn auch nicht gerade von Zoͤblitz, doch von Limbach herſchreiben, und dadurch wuͤrde ein Handel mit jenen Gegenden eben nicht unwahrſcheinlich. Endlich darf ich eines Sandſteines aus dem Hügel Rr. 1 nicht vergeſſen. Er war grobkoͤrnig, hatte aber auf der einen Seite eine kuͤnſtlich bewirkte Ausſchweifung, ein Keilz ſtein lag mit feiner Schaͤrfe nach dieſer Ausſchweifung zur gerichtet nahe daran, und man moͤchte wohl glauben, daß er zur Schaͤrfung jener Inſtrumente gedient habe. Sehr auffallend iſt es, daß von metallnem Geraͤthe bis jetzt auch nicht das mindeſte gefunden worden iſt. Als Spuren von Eiſen kann ich hoͤchſtens einige eiſenroſt— artige Stellen in einigen Hügeln, beſonders in Nr. 4 b annehmen; ſie koͤnnten aber nur zur Roth auf ein vom Roſt aufgefreſſenes ſchwaches Inſtrument hindeuten. Es laſſen ſich aber auch, wenn es Eiſenſpuren ſind, noch vielerlei andere Urſachen derſelben denken. — Eine andre metalliſche Spur, aber auch weiter nichts fand ſich im Huͤgel 4b. Hier fanden wir naͤmlich eine ungefaͤhr 1 Quadratfuß haltende Flaͤche, deren Obertheil ſich leicht ab— ſpaltete. Der untere Theil zeigte metalliſch gruͤne (wie Malachit) mit weißlichen und braunen abwechſelnde Strei— fen. Ungeachtet aller Muͤhe, die wir uns gaben, mehr zu finden, oder auch das Gefundene ungebroͤckelt zu erhalten, war beides unmoͤglich. Was dies geweſen ſein mag, war und blieb uns unbekannt. Roch eine Kupferſpur fanden wir in Nr. 2, namentlich Knochen, deren zufaͤllig bewirk— ter Laͤngsbruch gruͤnſpanig ausſah. | Zuletzt gedenke ich noch einer braunen, pechartigen N Maſſe, die ſich an einem Toͤpfchen klebend und in einigen kleineren Stuͤcken in Rr. 2 fand. Beim Feuer brannte ſie mit viel Ruß und einem dem Bernſteingeruche nicht unaͤhnlichen Dufte.) Ich will hierbei erwähnen, daß bei *) Ueber die chemiſche Unterfuchung ſchreibt obgenannter Phar⸗ maceut: „Die Maſſe iſt weder im Waſſer, noch im abſoluten Alcohol = den Ausgrabungen, die bei Ranis 1826 Statt fanden, man eine freiliegende, der Beſchreibung nach unſrer aͤhn— liche Maſſe fand, die vam Herrn Apotheker Stoͤßner in Jena chemiſch unterſucht und für ein Ueberbleibfel eines Stuck Gehirns in Mumienform erklaͤrt wurde. Jedenfalls iſt dieſer Fund von Bedeutung, und es iſt zu wuͤnſchen, daß mehrere Vergleichungen mit aͤhnlichen Gegenſtaͤnden aus andern Gräbern angeſtellt werden koͤnnten. Denn nur ſo laͤßt ſich ein beſtimmtes Reſultat erzielen. Muthmaßliches Alter diefer Hügel, Wie alt diefe Hügel ſeien und weß Volks ſie ſein moͤgen, iſt ſchwer zu entſcheiden, wenn man ſich nicht mit der freilich unſtreitbaren Antwort begnuͤgen will: Sie ſind uralte, heidniſche Begraͤbniſſe. Einige Auskunft fönnen uns Form und Inhalt derſelben geben. Die neuefte Zeit, die man ihnen und ihres Gleichen zuſchreiben kann, iſt die der Slaven, die nach dem 6. Jahrhunderte ſich in Deutſchland feſtſetzten, bis zum 12. Jahrhundert Heiden blieben, vielleicht aber ſpaͤter noch die fruͤhere Art, ihre Todten zu begraben, beibehielten; wie denn auch Kall der Große ſeinen mit Gewalt bekehrten Chriſten ausdrücklich noch das Verbrennen ihrer Todten verbieten mußte. Die aͤlteſte Zeit ſolcher Begraͤbnißhuͤgel anzugeben, iſt wohl unmoͤglich. Einige Angaben früherer Schriftſteller und die zeither gewonnenen Anſichten geben einige, wiewohl nicht immer ganz ſichere Anhaltepuncte. auflöelich. Nur Schwefelaͤther loͤſte etwas mehr, als die Hälfte auf und bildete eine braune Tinctur. Im Pfatinalöffel über die bren⸗ nende Spirituslampe gehalten, ſchmolz ſie ſehr leicht, gab einen dem Bernftein Ähnlichen, Geruch und verkohlte. Eine kleine Quantität in einem 8 zolligen Probierglaͤschen erhitzt, gab Spuren von brenzlichem Oel, welches mit Bernſteinoͤl viel Aehnliches hatte. Daß dieſe Maſſe balſamiſcher und reſinoͤſer Abkunft iſt, beweift die Spur Oel, die mit thieriſchem Oel nichts gemein hat.“ — 200 — Klemm in ſeinem Handbuche der germaniſchen Alter⸗ thumskunde behauptet, daß die Slaven ihren Todten keine Geraͤthe, wenigſtens keine aus roͤmiſchen Fabriken mitgege— ben haͤtten, weil ſie mit den Roͤmern ohne Verbindung geweſen waͤren. So würden unfte Gräber allerdings auf Slavenzeit hinzeigen, und wenn Prof. Daneil in Salze wedel ſpricht, daß die aͤlteſten Graͤber der Deutſchen mit einem Kranze von ganz großen Steinbloͤcken, die juͤngern aber mit einem dergleichen von gewöhnlichen Steinen um⸗ geben, jene dafur ſchmuckloſer, dieſe deſto ſchmuckreicher im Innern geweſen waͤren, ja ſelbſt ohne Steinkranz, ſo ſpricht das eine wenigſtens abermals fuͤr eine ziemlich junge Zeit, aus welcher unſre Todtenhuͤgel ſtammten. Indeß koͤnnte man ſie doch immer wenigſtens auf 600 Jahr, und ſtammten fie aus früheſter Slavenzeit, doch gegen 1100 Jahr alt rechnen. Das Verbrennen oder Nichtverbrennen der Todten entſchiede nichts; denn wenn auch das Eine viel— leicht die gewoͤhnlichere Art der Leichenbeſtattung war, ‚fo fand das Andre doch auch Statt. Wenn aber, wie be- hauptet wird, die Slaven das Schmelzen und Gießen der ‚ Metalle verſtanden, dabei in Friedenszeiten wenigſtens ein haͤusliches, gewerbſames Leben fuͤhrten, dabei alſo wohl auch ſich metallner Geraͤthe bedienten, in unſern Graͤbern aber kein einziger Gegenſtand auf ſtaͤrkern Metallgebrauch hinweiſt, vielmehr ſich nur ſteinerne Geraͤthe entdecken ließen, ſo moͤchte man wohl unſre Grabhuͤgel der Slavenzeit ent— ruͤcken und ihnen ein hoͤheres Alter anweiſen. Die Graͤber, oder Brandhuͤgel, wie fie Klemm wegen häufig beigemiſch—⸗ ter (Holz- oder Knochen-?) Aſche nennt, die Graͤber, welche Dr. Wagner bei Schlieben im Kreiſe Schweinitz des koͤnigl. preußiſchen Regierungsbezirks Merſeburg fand, und wie ihrer auch anderwaͤrts gefunden wurden, hatten, mit Unterſchied der Erdart, die Beſchaffenheit der unſeren; doch führen fie Metallgeraͤthe. Sie werden über das Zeitalter der Slaven hinaufgeſetzt und für altgermaniſch gehalten. Und die unfrigen ſtehen ihnen an Alter wohl nicht nach. Der Mangel an Metallgeräthen dürfte ihnen eine ſolche = we — Stellung zuſichern. Entweder hatte man dort noch nichts Metallenes, was aber unwahrſcheinlich iſt, oder dieſe Ge⸗ raͤthe waren zu ſelten und darum zu koſtbar, als daß man fie den Todten mitgegeben hätte, oder fie find, was aber auch nicht wahrſcheinlich iſt, durch die Laͤnge der Zeit und die Feuchtigkeit der Erde aufgezehrt. Bei dem Allen ſcheint dort der Gebrauch des Eiſens nicht ganz unbekannt geweſen zu ſein. Sollte man ſo hartes Geſtein, wie das zu den Streitaͤrten und Streithaͤmmern, ohne eiſerne Ins ſtrumente fo glatt haben durchbohren konnen? Guths⸗ muths ) meint, man habe einen metallnen Cylinder dazu gebraucht, auf den man während des ſchnellen Herumdre— hens auf dem Steine mit Haͤmmern geſchlagen habe und legt darauf, daß man Streitaͤrte mit bloßen Anfaͤngen ſolcher Löcher gefunden habe, für feine Meinung einen bes ſonderen Werth. Sollte man insbeſondere auch den fer pentinenen Streithammer ohne andere Meſſer, als jene von Feuerſtein, fo zierlich haben ſchneiden konnen? Wären jene aus lauter S fürmigen Figuren zuſammengeſetzte Linien ohne metallenen Stempel ſo ſcharf, als ſie bei genauerer Betrachtung erſcheinen? Sollte man die Baͤume zum Todtenbrande haben faͤllen, ſelbſt die Grabhuͤgel haben auftreiben koͤnnen, ohne alles metallne Geraͤth? Der Ges brauch des Eiſens iſt ja uralt, und wenn verſchiedene nordamerikaniſche uncultivirte Voͤlkerſchaften, deren Sitten denen der alten Deutſchen zum Theil ungemein aͤhnlich ‚find, ohne Eiſen lebten und noch leben, fo darf man um jener Aehnlichkeit willen doch keinen Ruckſchluß auf unſre Vorfahren machen. Die alten Germanen lebten doch we— nigſtens in entfernter Verbindung mit Eiſen fuͤhrenden Voͤlkerſchaften. Eine andre Urſache des Mangels an Metaltgeraͤthen koͤnnte in der Gleichguͤltigkeit gegen die Verſtorbenen liegen; dann aber würde man auch weder Grabhuͤgel aufgeworfen, „) In einem Aufſatze im Morgenblatte. noch Gefäße beigeſetzt haben. Ueberhaupt hat wohl die Achtung der Todten bei allen Voͤlkern Statt gefunden und findet noch Statt. Fur ein hohes Alter der Grabhuͤgel in der ing ſprechen ferner die Knochenuberreſte. Allen Beſchreibungen nach haben ſich anderwaͤrts die Knochen viel beſſer erhalten, als hier, wo man, namentlich in dem Hügel Rr. 4b nur unter den Fingern zerfallende Brocken von Gebeinen fand. Endlich mögen auch wohl die gefundenen Gefäße: Zeugniß ablegen. Das ganz rohe Material, die ganz kunſtloſe Zeichnung, die oft nur mit dem Fingernagel, oft nur mit einem Stuͤckchen Holz gemacht ſcheint, der Mangel einer Toͤpferſcheibe, was ſich, wenn auch nicht bei allen, doch bei einigen Gefaͤßen herausſtellt, deutet, ſelbſt bei der meiſt gefaͤlligen Form derſelben, doch auf eine ſehr alte Zeit und ſehr jugendliche Bildung hin. Man thut daher wohl nicht zuviel, wenn man dieſe Grabhügel dem Zeitalter Aus guſtus, vielleicht des Caͤſar zuſchreibt, wo die Verbindung mit den Roͤmern, wovon ſich in unſern Graͤbern keine Spuren finden, noch gar nicht, oder nur ſehr ſchwach Statt fand. Wenn einſt die ſich mehrenden alterthuͤmli⸗ chen Sammlungen in Deutſchland genauer nach Ort und Umſtaͤnden werden verglichen ſein, wird ſich uͤber die noch zweifelhaften Puncte ein ſicheres Urtheil faͤllen laſſen. Welcher von den Huͤgeln aber der aͤlteſte ſein mag? Vielleicht Nr. 4b; in ihm befanden ſich die muͤrbeſten Knochen und die am ſchlechteſten gezeichneten Gefäße, *) 8 Schlußbemerkung. Roch ſollen auf demſelben Hau, ferner am bockaer Fußſteig, wie auf dem großen Berghaue aͤhnliche Huͤgel * Am 17. und 27. Auguſt 1837 wurde der eine der neuentdeck⸗ ten Huͤgel Nr. 5, in Gegenwart einer anſehnlichen Geſellſchaft aus Altenburg geoͤffnet; man fand 3 Urnen und 5 kleinere Gefaͤße, von welchen insbeſondere 2 Urnen gut erhalten waren, einige Feuerſtein⸗ meſſer, aber weder Gerippe, noch Streitaͤrte, noch Opfergeraͤthe. — 209 — ſich finden, und noch geftern wurden mir auf dem Pfaf⸗ fenfteigshau deren wohl 10 — 12 gezeigt. Sr. Herzogl. Durchlaucht hoͤchſter Befehl iſt, daß ſie nach und nach geöffnet werden ſollen. Wurdigt Sr. Herzogl. Durchlaucht mich auch ferner des gnaͤdigſten Vertrauens, dieſe Unter— ſuchungen zu leiten, ſo werde ich Alles aufbieten, die glücklichſten Reſultate zu erlangen und nicht ermangeln, die gemachten Entdeckungen auch hier vorzulegen. Roch liegt in der ſteinarmen Leina auf dem Fuchs⸗ bergshaue unweit Langenleuba-Niederhain ein großer 33 Ellen langer, 22 Ellen breiter, 2 Elle dicker Stein, von dem ein Bruchſtück mitzunehmen mich ein Regenguß hin— derte. Unter ihm ſollen der Sage nach die Einwohner von Langenleuba einſt einen großen Schatz verborgen haben. Künftigen Herbſt wird, wie ich hoͤre, der Holzſchlag dort— hin kommen, wobei ſich die ſchoͤnſte Gelegenheit, den Stein zu heben, finden wird. Zwei andre große Steine ſollen jenſeits der neuen Chauſſee auf dem Zweiſteinhau liegen. Unter ihnen liegt nach der Meinung alter Leute der Huſſitenkoͤnig begraben. Hoffentlich werden wir auch dieſe Steine umwaͤlzen und ſehen, ob wir den guten Mann mit feiner goldnen Krone und Scepter finden. N Nun habe ich Ihnen wohl vielerlei mitgetheilt und dadurch Ihre Geduld auf harte Probe geſtellt. Aber noch habe ich nichts geſagt von der großen kupfernen Brau- pfanne mit 4 Henkeln, angefuͤllt mit lauter Speciesthalern, die wir uns wohl gern, was ſonſt nicht der Fall iſt, zu 1 Thlr. 10 Gr. pr. Cour. anrechnen ließen, nichts von den metallenen Saͤrgen, die hier ſtehen ſollen, nichts von dem großen ſilbernen Sarge mit vier goldenen Füßchen und dergleichen Handhaben, den zu ſehen mehrere Leute kamen, nichts endlich von den 13000 Thlr. in koͤnigl. preuß. Louisd'oren, die wir gefunden haben ſollen. Ich hoffe wohl, daß Sie Alle die Freude uͤber einen ſolchen Fund mit uns würden getheilt haben. Aber leider! uns iſt davon nichts zu Geſichte gekommen. Vielleicht finden wir unter jenen Steinen den Schatz von Langenleuba oder — 210 — den Schmuck des Huſſitenkoͤnigs und machen dann ” gewuͤnſchte Ausbeute. Meine ſchoͤnſte Aus beute aber wird fein, e mein gnaͤdigſter Fuͤrſt mit meinen geringen Leiſtungen nicht ganz unzufrieden iſt, und wenn ich mir ſchmeicheln darf, heute etwas Weniges zur Unterhaltung der hoͤchſten und hohen, hochgeehrten Verſammlung beigetragen zu haben. XXIX. Die Frage: „Iſt eine Beſteuerung der Singvögel nothwendig und rathſam?“ Beantwortet vom Herrn Pfarrer Brehm zu unterrenthendorf. Sf eine Beſteuerung der Singvoͤgel nothwen⸗ dig und rathſam? — Es if bekannt, daß in unſerm Herzogthume die Rach⸗ tigallen, Sproſſer, Gras muͤcken und Mönde einer Beſteuerung unterworfen ſind. Das dazu ermaͤch⸗ tigende Geſetz iſt von den Landſtaͤnden ausgegangen und nicht ohne Widerſpruch durchgeſetzt worden. Die Abſicht, welche dieſes Geſetz ins Leben gerufen, iſt gewiß ſehr gut. Man will dadurch die Vermehrung der Singvoͤgel und die weitere Verbreitung der herrlichen Rachtig allen bes foͤrdern, indem man es ſchmerzlich empfindet, daß die ſchoͤne Reſidenzſtadt, die herrliche Leina und viele andere Laubwaͤlder ohne Rachtigallen find, und Orte anfuͤhrt, an denen ſonſt Nachtigallen lebten, jetzt aber, weil man glaubt, fie ſeien weggefangen, gaͤnzlich fehlen. Auch kann man anfuͤhren, daß die Singvoͤgel viele den Baͤu⸗ = 2 men und Gemüſen ſchaͤdliche Inſecten verzehren und das durch ſehr nuͤtzlich werden. Endlich ſucht man geltend zu machen, es ſei eine wahre Grauſamkeit, die lieben Voͤgel, welche ſich ihres Lebens und ihrer Freiheit freuen wollten, in einen engen Käfig zu ſperren und fo zu einer ewigen Gefangenſchaft zu verurtheilen. Von dieſen Anſichten ausgehend glauben die Verthei— diger des obenerwaͤhnten Geſetzes vollkommen recht zu ha— ben; allein dennoch iſt die Wahrheit nicht auf ihrer Seite. Man wird mir erlauben, Einiges dagegen zu bemerken. Zuvor aber muß ich, damit man mich nicht der Parthei— lichkeit beſchuldige, anfuͤhren, daß ich kein eigentlicher Freund von Stubenvoͤgeln bin, nur ein Mal eine Nachtigall, ein Mal eine Gartengrasmücke oder einen Moͤnch gehalten habe und eben jetzt gar keinen Stubenvogel beſitze, alſo durch das obenerwaͤhnte Geſetz in keiner Art beſchraͤnkt werde. Ich hoffe, man wird das Nachfolgende mit der Ruhe aufnehmen, mit welcher es niedergeſchrieben wurde. Ich fange mit dem Letzten an. Mit Recht verbietet man den Sclavenhandel; denn die Sclaverei iſt eine Ent⸗ wuͤrdigung der Menſchheit, weil fie freie, vernünftige We⸗ ſen nicht nur zu einer dauernden Knechtſchaft verdammt, ſondern ſogar zu einer Waare herabwuͤrdigt. Allein ſelbſt der Menſch gewoͤhnt ſich an die Herabwuͤrdigung ſeiner ſelbſt und empfindet ſie deshalb weniger ſchmerzlich. Und welch ein Unterſchied findet zwiſchen einem vernünftigen und unvernünftigen Geſchoͤpfe Statt! Die letzten koͤnnen kein Gefühl ihrer Entwuͤrdigung oder ihres Ungluͤcks in ſich bewahren, im Gegentheile, wenn ſie einmal den Schmerz über den Verluſt ihrer Freiheit überwunden haben und eingewohnt ſind, befinden ſie ſich in der Gefangenſchaft bei guter Behandlung recht wohl und ſehen ſich durch die Liebe ihres Herrn fuͤr die ihnen mangelnde Liebe ihres Weibchens entſchaͤdigt. Das Letztere haben viele nicht einmal noͤthig, weil man ihnen ein Weibchen mit in die Gefangenſchaft giebt. Daß ſich die Voͤgel in dem Kaͤfige bei guter Abwartung wohl fuͤhlen, beweiſt der Umſtand, — 212 — daß viele freiwillig in ihn, oder in das Zimmer zurück⸗ kehren, und alle wohlgehaltenen Maͤnnchen durch ihren Geſang ihr Wohlſein ausdrücken; denn ein Vogel, welchem das Geringſte fehlt, ſingt nicht. Da alſo die Stubenvd⸗ gel in der Regel weit mehr, als in der Freiheit ſingen und zuweilen, wie ein Edelfinke in Berlin 27 Jahre im Kaͤfige leben, koͤnnen fie ſich nicht ſchlecht befinden und nicht ſich ungluͤcklich fuͤhlen. Ich kann aber hier bei der großen Empfindſamkeit mancher zarten Seelen einen Umſtand nicht unberuͤckſi ichtigt laſſen, welcher in die Augen faͤllt und beweiſt, daß man auch hier Mücken ſeiget und Kameele verſchlucket. Das Loos der Stubenvoͤgel findet man hart; allein ſie koͤnnen frei herumſpringen, genießen Licht und Sonne, ſoviel dieſes ihnen gut iſt, werden geliebt und geliebkoſ't und bis an ihren Tod gefüttert. Dagegen bindet man Kühe, Ochſen, Pferde, Eſel und Ziegen ſo an, daß ſie ſich nicht herum— drehen, ja kaum niederlegen koͤnnen; man ſperrt Hunderte von Schaafen in einen Stall, in welchem ſie ſehr wenig Raum haben; man ſteckt Schweine in kleine dunkle Schweinskoven; man haͤngt Hunde an die Ketten und ſetzt Maſtgaͤnſe, denen man durch Einſchieben von Pfroͤpfen das Freſſen zur Strafe macht, in die Schweber; man ſpricht von der Stallfuͤtterung als von etwas ganz Vor trefflichem, und die meiſten dieſer Thiere behandelt man auf dieſe Art grauſam im Leben, um ſie dann todtſchlagen, oder, wie die Schweine, langſam todtſtechen zu laſſen. Die nicht eßbaren Thiere, die Pferde und Eſel belaſtet man mit Bürden, welche fie kaum fortzubewegen im Stande ſind, — in Berlin muß ein abgemagertes Pferd von da nach Charlottenburg und zuruck oft mehrmals in einem Nachmittag 12 Perſonen fahren, und auf unſern Straßen ſchafft man mit 4 Pferden 150 Centner fort, wobei na⸗ türlich die armen Thiere geſchunden werden, — man treibt die Pferde vor Kutſchen, Schnell- und Extrapoſten ſo an, daß ſie nicht ſelten todt niederfallen, — das Alles findet man in der Ordnung, und den im gutgehaltenen freien Kaͤſige — 215 ) heiter herumſpringenden und fröhlich ſingenden Stubenvos gel beklagt man?? Woher kommt das? 1) daher, daß man von Ju⸗ gend auf an dergleichen Dinge gewoͤhnt iſt, und 2) den Magen auf eine Art in Ehren haͤlt, uͤber welche man ſtaunen muß. Dieſem Goͤtzen Alles ohne Barmherzigkeit zu opfern, traͤgt man kein Bedenken. Ich komme nun auf den Hauptpunkt, naͤmlich auf die behauptete Verminderung der Singvoͤgel durch die Stubenvoͤgelliebhaberei und den daraus erwachſenden Rach— theil fuͤr Waͤlder, Gaͤrten und Felder. In der ganzen Natur entzückt mich Richts mehr, als die Bevoͤlkerung durch die Voͤgel. Dies geht bei mir ſoweit, daß ich in dieſem Fruͤhjahre, (Junius 1837), in welchem meine Lieb— linge in den Waͤldern, auf den Bergen und in den Fel— dern fehlen, mit einem kaum zu bewaͤltigenden Gefuͤhle der Trauer die freie Natur betrete. Die Voͤgel ſind es, welche die Waͤlder, die Gaͤrten, die Wieſen, die Felder, die Teiche und Fluͤſſe, ja ſelbſt die Luft beleben und dem Frühjahre den eigentlichen Zauber verleihen. Bei dieſer meiner Anſicht wuͤrde eine durch die Stubenvdgelliebhaberei bewirkte Verminderung der Singvoͤgel gerade mir, weil ich jeden Lockton kenne und jeden vorzüglichen Geſang zu unterſcheiden, ja zu genießen im Stande bin, hoͤchſt ver— drießlich, ja ſogar wahrhaft betruͤbend fuͤr mich ſein, und das herrliche Italien wuͤrde dadurch, daß dort durch das allgemeine Fangen und Schießen der Voͤgel dieſe lieben Thierchen in manchen Gegenden faſt ausgerottet ſind, viel von, feinem Reize für mich verlieren. Ich würde alfo, - wenn ich uͤberzeugt waͤre, daß die Stubenvoͤgelliebhaberei die Zahl der Singvoͤgel wirklich verminderte, mich ſehr ſtarl gegen fie erklaͤren; allein dies iſt in Wahrheit wenig⸗ ſtens im Allgemeinen durchaus nicht der Fall. Ich will zugeben, daß an beſtimmten Orten, z. B. in fuͤrſtlichen Gärten, in der Nahe großer Städte, in denen es viele Vogelſteller giebt, durch dieſe die Zahl der Singvoͤgel vers - mindert, ja auffallend vermindert werden kann. Denn es — — 214 — iſt natürlich, daß, wenn an ſolchen Orten die erſte Nach⸗ tigall, welche ſich hoͤren laͤßt, weggefangen wird, und dies der zweiten, dritten und vierten auch fo ergeht, endlich keine mehr uͤbrigbleiben kann. Darum verbiete man an ſolchen Orten, an denen der Geſang dieſer herrlichen Voͤgel beſonders angenehm iſt, und nur von wenigen Individuen ertoͤnt, das Fangen der Nachtigallen, wohl auch das der Gartengras⸗ mücken und anderer vorzuͤglichen Sänger, obgleich dies bei den letztern wegen ihrer großen Anzahl weniger nöthig iſt, ſtreng. Ebenſo bin ich der Meinung, daß man im ganzen Lande den Knaben das Ausnehmen der Neſter — hier ſehr bezeichnend Ausſchinden genannt, — ſtreng unterſagen muß, und es freut mich deswegen ſehr, daß der hieſige Schullehrer jeden Knaben, welcher muthwillig ein Vogelneſt zu Grunde richtet, abſtraft; denn dieſes Aus⸗ ſchinden der Vogelneſter macht das Gemuͤth hart und ge— fuͤhllos gegen Thiere, dadurch ſpaͤter gegen Menſchen, und vermindert die Vermehrung der Voͤgel auf eine hoͤchſt auf⸗ fallende Weiſe. Darum ſehe man ſtreng darauf, daß die Knaben nicht auf dieſe Art Gottes Werkſtatt zu Grunde richten. Dann vermindere man nach Moͤglichkeit die Raub⸗ voͤgel, welche ſich vorzugsweiſe von Vögeln ernähren, das hin gehoͤren in unſeren Gegenden vorzuͤglich die Habichte, Sperber und Baumfalkenz; denn die andern freſſen, wie die Eulen, Fuͤchſe, Marder und Ittiſſe, ſehr viele Maͤuſe und werden dadurch nuͤtzlich. Allein die Stubenvoͤgelliebhaberei vermindert die Zahl der Singvoͤgel im Allgemeinen nicht. Ein genaueres Eins gehen in die Sache wird dies zeigen. Ich zweifle ſehr, daß bisher im ganzen altenburgiſchen Lande 100 Nachti⸗ gallen, 300 Gartengrasmuͤcken, 400 Moͤnche, 500 Feld- lerchen u. ſ. w. gehalten worden ſind. Auch der Betrag der Steuer wird fo gering fein, daß durch ihn obige Bes rechnung ihre Beſtaͤtigung finden wird, ſelbſt unter der Vorausſetzung, daß wegen dieſer Steuer jetzt weit weniger Stubenvoͤgel vorhanden ſind. Was iſt die oben bemerkte 250 — Zahl gegen das Ganze und gegen den Abgang, welchen die Menge der Voͤgel durch andere Umſtaͤnde erleidet? Ein einziges Sperberpaar faͤngt in einem Tage, wenn es 3 bis 4 Junge hat, wenigſtens 12, zuletzt oft 20 Voͤgel, und zwar faſt lauter Singvoͤgel. Berechnet man nun die Ernährung dieſer Jungen durch die Alten auf 5 Wo⸗ chen — dies muß man annehmen, weil die jungen Sper⸗ ber ſehr ſpaͤt allein freſſen, noch ſpaͤter fangen lernen — und nimmt man taͤglich nur 10 Singvoͤgel an, fo iſt dies eine Zahl von 350. Bedenkt man nun ferner, daß jedes der Alten außer der genannten Zeit, in welcher ſie die Jungen ernähren. muͤſſen, taͤglich nur 1 Singvogel vers zehrt, — ich ſetze die Zahl derſelben ſo niedrig, weil ſie im Winter viele Sperlinge freſſen, — ſo giebt dies, ohne die vielen Voͤgel, welche die Jungen, nachdem ſie zur Jagd geſchickt ſind, fangen, auch nur in Anſchlag zu brin⸗ gen, 1010 Voͤgel. Rimmt man nun die von den Jun⸗ gen noch geraubten Voͤgel mit hinzu: ſo iſt es keinem Zweifel unterworfen, daß 2 Sperberpaare fo viele Sing— voͤgel fangen, als im ganzen Herzogthume Altenburg gehals ten werden. Und dieſe fangen ſie großen Theils von den Eiern und Jungen weg, welche dann auch zu Grunde gehen muͤſſen, und alle in einem Jahre, während die Stu- benvögel 10 Jahr und länger in der Gefangenſchaft am Leben bleiben, man alſo annehmen muß, daß die Zahl der jaͤhrlich fuͤn das Zimmer gefangenen Stubenvögel viel geringer iſt, als die derer, welche gehalten werden. So leuchtet von ſelbſt ein, daß 2 Sperberpaare den Singvoͤ⸗ geln gefaͤhrlicher ſind, als alle Stubenvoͤgelliebhaber des ganzen Herzogthums zuſammen genommen. Und doch habe ich nur von 2 Sperberpaaren, noch nicht von den vielen andern, welche im Herzogthume Raum, noch nicht von den Habichten, Baumfalken und andern Raͤubern ge⸗ ſprochen. 1 Und was few ich 10 von der ungeheuern Menge der lieben Singvoͤgel, welche gefangen und verſpeiſt wer⸗ den! Ein einziger Vogelſteller in Greiz fing in einem — 216 — Herbſte 63 Schock Meiſen; in Hummelshain wurden in einem Herbſte 53 Schock Krammets vögel — bekanntlich faſt lauter Singvoͤgel erbeutet; beim Lerchenſtreichen wer⸗ den, wenn der Zug gut iſt, an einem Abende, in einer einzigen Stallung 300 — 400 Stück gefangen, eine gute Schneuße liefert taͤglich im Durchſchnitte 30 Stuͤck Voͤgel. Welch eine zahlloſe Menge von lieben Voͤgeln werden durch alle dieſe Fanganſtalten zu Grunde gerichtet! Und warum ſagt man dazu nichts? Warum beſteuert man ſolche Fanganſtalten nicht? Weil dieſe unzähligen Schlacht— opfer dem Magen dargebracht werden, und dieſer eine ſo unumſchraͤnkte Herrſchaft übt, daß ihm Niemand gern in den Weg tritt. 8 0 Wer ſieht nicht ein, daß bei dieſer ungeheuern Vers minderung der Voͤgel, gegen welche gar Niemand etwas einwendet, die wenigen, welche gehalten werden, nicht in Betracht kommen? Dieſe ſchaden der Vermehrung der Singodgel auch aus dem Grunde nichts, weil weit mehr Maͤnnchen als Weibchen bei den Voͤgeln, wie bei allen andern Thieren vorhanden find. Wer das bezweifelt, gebe Achtung auf die Kaͤmpfe der Maͤnnchen um die Weibchen, welche ohne jene Annahme nicht denkbar ſind, und unterſuche die Fluͤge ſolcher Voͤgel, unter denen man die Maͤnnchen und Weibchen leicht un— terſcheiden kann, z. B. die der Edelfinken, Berg fin- ken, Zeiſige u. a., und er wird dann leicht bemer⸗ ken, daß die Zahl der maͤnnlichen Voͤgel ſtets groͤßer iſt, als die der weiblichen. Und wenn Einer ſich davon im⸗ mer noch nicht uͤberzeugen koͤnnte, ſo frage er die Jaͤger oder Jagdbeſitzer, welche ganze Voͤlker von Feldhühnern in Gar— nen fangen, ſie werden dem Zweifler die Gewißheit geben, daß es unter jeder Familie Feldhuͤhner mehr Haͤhne als Hennen giebt. So iſt es im Allgemeinen und zwar aus dem einfachen, von der goͤttlichen Weisheit zeugenden Grunde, damit die Schwaͤchlinge unter den Maͤnnchen nicht zur Paarung kommen, und der Kraͤftigkeit des Ge⸗ ſchlechts (gens, nicht genus) keinen Eintrag thun koͤnnen. — ' iR — Unter dieſen Verhaͤltniſſen iſt es klar, daß eine gegen das Ganze gehaltene unbedeutende Verringerung der Zahl der männlichen Voͤgel, der Fortpflanzung und Vermehrung ders ſelben gar keinen Eintrag thut; denn auch bei ihr kom— men die ganz Schwaͤchlichen immer noch nicht zur Begats tung, bringen alſo dem kraͤftigen Gedeihn der Art noch keinen Schaden. Alſo auch nach dieſen richtigen, auf den ſicherſten Thatſachen beruhenden Grundſaͤtzen iſt die Stu⸗ benvoͤgelliebhaberei der lieben Voͤgelwelt keineswegs unheil⸗ bringend. — Aber, wird Mancher ſagen, warum giebt es denn bei Altenburg in der ſchoͤnen Leina und in andern Laubhöls zern und buſchreichen Stellen keine Nachtigallen, waͤhrend man ſie bei Leipzig haͤufig findet? Aus demſelben Grunde, aus welchem fie bei Baireuth, Muggendorf, Erlangen, Nürnberg, Fürth, Forchheim, Bamberg und Kloſter Banz obgleich alle dieſe Orte mit ihren ſchoͤnen Umgebungen dieſen Meiſterſaͤngerinnen einen ſchoͤnen Aufenthalt darzus bieten ſcheinen, gaͤnzlich fehlen, da ſie doch bei Coburg im Thiergarten und an der Straße nach Bamberg, nicht aber in Roſenau, ſo ſehr man ſie dort anzufiedeln geſucht hat, haͤufig ſind. Wenige Voͤgel ſind in der Wahl ihres Aufenthaltsortes ſo eigenſinnig, daß ſie nur auf ganz be⸗ ſtimmte Gegenden beſchraͤnkt ſind. Offenbar werden ſie dazu durch gewiſſe, ihnen zur Rahrung dienende, Inſecten beſtimmt; aber noch iſt es mir fo wenig, als einem Ans dern bis jetzt gelungen, dieſe Inſectenart auszumitteln und zwar aus dem einfachen Grunde, weil es meinem Herzen immer zu wehe gethan hat, ſchoͤn ſchlagende Rachtigal— len an dem Standorte zu erlegen und ihre Nahrung ge— nauer zu unterſuchen, Ja, es kann geſchehen, daß Rachti⸗ gallen, ſo gut wie die Wiedehopfe, welche ſonſt in unſern Thaͤlern bruͤteten und ſie jetzt gaͤnzlich verlaſſen haben, aus unſern Gegenden weichen. Sonſt brüteten einzelne hier um Renthendorf, bei Altendorf unweit Kahla 's, ja bei Schönau vor dem Thuͤringerwalde, an allen dieſen 15 — 213 — Orten findet man, ob fie gleich nicht weggefangen onen, kein einzige mehr. Es iſt alſo, wenn nicht befondere Umftände 8 gar nicht zu erwarten, daß bei der Beſteuerung dieſer ſchoͤ⸗ nen Saͤngerinnen jene von ihnen verlaſſenen Orte ſich wieder mit ihnen anfuͤllen werden. Ebenſo wenig werden wir, wenn nicht die den Nachtigallen vorzugsweiſe zur Rahrung dienenden Inſecten in der Raͤhe von Altenburg heimiſch werden, jemals dieſe herrlichen Voͤgel dort bruͤten ſehen. Alſo wird die Beſteuerung der Nachtigallen in Bezug auf die Vermehrung und weitere Verbreitung im Altenburgiſchen von gar keinem Einfluſſe ſein. Man wird auf der Welmſe bei Drakendorf und an den wenigen an⸗ dern Orten des Landes, an denen es bisher Nachtigallen gab, auch inskuͤnftige nicht mehr, als früher und an an⸗ dern Orten keine antreffen. Auch in Bezug auf die faſt überall ſehr häufigen Gras mucken und Moͤnche wird es beim Alten bleiben; denn daß die wenigen, welche bis⸗ her gehalten wurden, in Bezug auf das Ganze von keinem Belang ſind, habe ich hinlaͤnglich bewieſen. Auch iſt bei Unterlaſſung, oder wie wir gewiß hoffen, bei Wieder-Auf⸗ hebung der Steuer nicht zu fuͤrchten, daß ſich die Zahl der Freunde der Stubenvögel, allzuſehr vermehren werde. Das Halten derſelben, zumal der Inſectenfreſſenden koſtet ſo viele Muͤhe, daß es nur Wenige giebt, welche ſich der⸗ ſelben unterziehen moͤgen; alſo iſt auch von dieſer Seite gar nichts zu befürchten. — Es geht alſo aus dem Vorhergehenden, was auf den Ergebniſſen einer vieljaͤhrigen und ſehr ausgebreiteten Er⸗ fahrung beruht, unwiderſprechlich hervor: „nothwendig war das Geſetz der Beſteuerung der Singvdͤ— gel durchaus nicht.“ Es wird, ich ſage es mit Zu⸗ verſicht keine Vermehrung oder weitere Verbreitung dieſer lieben Thierchen bewirken? Vielleicht aber iſt dieſes Geſetz rathſam? Bringt es der Staatskaſſe viel ein? Das wird ſich bald zeigen; allein es laͤßt ſich mit Gewißheit vorausſagen „daß der Betrag des Ganzen kaum der Rede — 1 — werth fein wird. Denn es iſt natürlich, daß nur wenige Menſchen bei den ohnehin in jeder Hinſicht theuern Lebens⸗ bedürfniſſen die Luft haben werden, die hohe Steuer für Singvoͤgel zu entrichten; ſie werden es machen, wie es viele meiner Bekannten ſchon gethan haben, ſie ſchaffen ihre Lieblinge ab. Dadurch geht nicht nur ihnen, ſondern Vielen, welche um ſie wohnen, ein großer Genuß verloren. Schon als ich Schüler war, arbeitete ich am liebſten im Frühjahre da, wo ich 2 herrliche im Kaͤfige befindliche Nachtigallen ſchlagen hörte. Wie freute ich mich, als ich in Kahla den erſten Sproſſer bewundern konnte! Mit welchem Vergnuͤgen horchte ich in jeder Stadt, durch welche ich reiſte, auf die Singvoͤgel, beſonders auf die Sproſſer und Nachtigallen, guten Finken und dergleichen. In Wien iſt es flr den Freund des Vogel⸗ geſangs das größte Vergnügen, im Frühjahr Abends in den Straßen ſpazieren zu gehn, und die herrlichen Sprofs fer, Rachtigallen, Blau- und Steindroſſeln, Baſtard-Rachtigallen, Gartengrasmuͤcken und dergleichen zu hoͤren. Ein ſolches Vergnuͤgen wuͤrde der ganzen Stadt durch ein einziges und noch dazu ganz uns noͤthiges Geſetz alſo ohne allen Grund entzogen. Aber wen trifft die Haͤrte dieſes Geſetzes ganz beſonders? etwa die Reichen oder Vornehmen? Sie bezahlen die Steuer und fühlen die wenigen Thaler bei den vielen andern, welche fie ausgeben, nicht. Allein jenen Gedrückten, welche auf die Freude des Genuſſes der freien Natur verzichten und ihre ganze Lebenszeit die Nadel oder den Pfriemen führen, oder hinter dem Weberſtuhl ſitzend den die Bruſt⸗ werkzeuge zu Grunde richtenden Garnſtaub einathmen müſſen und wegen der durch ihre Lebensart herbeigefuͤhrten Kraͤnk⸗ lichkeit des Leibes oft krank am Geiſte oder wenigſtens ſplenſüchtig werden, ihnen, den ohnehin Bedauernswerthen entzieht man ſchonungslos die lieben Saͤnger, welche in das traurige Einerlei ihres armen Lebens etwas Abwechs⸗ lung bringen und fie über ihr unglückliches Loos täuſc 1% und dadurch, daß ſie den Geſang der Auen in ihrem Zim⸗ mer ertönen laſſen, auf Viertelſtunden wenigſtens ſich in die freie Ratur hinzaubern koͤnnen! O, Ihr Vaͤter des Vaterlandes, hättet. Ihr an dieſe Bedauernswerthen ges dacht, Ihr hättet gewiß das obenerwaͤhnte Geſetz nicht ge> geben, Ihr haͤttet den Armen die Freude ihrer Einſamkeit nicht geraubt und ihnen die ſingende Gras mucke, den flötenden Moͤnch und die ſchlagende Nachtigall ges laſſen! Da es nun jetzt mit Recht allgemeiner Grund» ſatz iſt, die menſchliche Freiheit ſo wenig als moͤglich zu beſchraͤnken, und Jedem ein erlaubtes Vergnuͤgen nicht zu verkuͤmmern: ſo glaube ich gewiß, daß man das Geſetz der Beſteuerung der Singooͤgel nach reiflicher Erwägung und gewonnener vollkommener Einſicht in die Natur der Sache zurücknehmen und dadurch alle Freunde der Stuben— voͤgelliebhaberei zu lebhafter Dankbarkeit verpflichten wird. XXX. 5 Bemerkungen zu dem Auf fatze: Die Frage: „Iſt eine Beſteuerung der Singvögel nothwendig und rathſam? “ zc. Hon einem landschaftlichen Abgeordneten. ö Die Frage: Iſt eine Beſteuerung der Singodͤgel nothwen— dig und rathſam? iſt von dem Herrn Pfarrer Brehm in einer beſondern Abhandlung verneint worden. Doch ſcheint mir dieſe Ab— handlung nicht ganz frei zu ſein von mehr oder minder bedeutenden Vorurtheilen und Irrthuͤmern, welche mit we⸗ - IM — nigen Worten näher: ins Licht zu ſetzen und zu widerlegen, ich verſuchen will. Schon die Frage an und fuͤr ſich iſt ihren Worten nach weiter geſtellt, als es ſein ſollte. Denn es iſt bekannt, daß der allgemein verehrte Landſchaftspraͤ— ſident Miniſter von Lindenau ſchon im Jahre 1832 nach Seite 33 der landſch. Mitth. das Halten der Rach ti— gallen zu beſteuern beantragte, ein Antrag, welcher dann ſpaͤter im Jahre 1837 landſchaftlicher Seits erneuert und landesherrlich zum Geſetz erhoben und zugleich auch auf das Halten von Grasmuͤcken, Sproſſern und Platt⸗ moͤnchen ausgedehnt wurde, aber auch nur auf dieſe vier Species, und deshalb nicht auf alle Singvoͤgel bezogen werden darf. Haͤlt man dieſes feſt, ſo wird man bald finden, daß viele von dem Verfaſſer obgedachter Abhand⸗ lung zu Vertheidigung ſeiner Anſicht aufgeſtellte Schein⸗ gründe als unpaſſend von ſelbſt wegfallen, weil er dabei nicht blos die vier genannten Arten, ſondern die Singvoͤ⸗ gel im Allgemeinen ins Auge gefaßt hat, was um fo aufs fallender iſt, da er in den erſten Zeilen feines Aufſatzes ſelbſt die vier Arten namhaft aufluͤhrt. Eben fo irrig iſt auch die von dem Verfaſſer im Eins gang ſeines Aufſatzes ausgeſprochene Meinung, daß das auf die Beſteuerung der Voͤgel bezuͤgliche Geſetz nicht ohne Widerſpruch durchgeſetzt worden ſei. Denn dagegen ſpre⸗ chen ganz beſtimmt die in den, wie es nach dieſem Bei— ſpiele ſcheint, von dem Herrn Pfarrer Brehm nur fluͤch⸗ tig geleſenen landſchaftlichen Mittheilungen vom Jahr 1837 S. 617 enthaltenen angegebenen Worte, woraus klar und deutlich hervorgeht, daß nicht nur kein Widerſpruch, ſondern allgemeines Einverſtaͤndniß von Seiten der Landſchaft Statt gefunden hat. Gehen wir nun weiter, ſo bemerken wir ferner, daß der Verfaſſer die fonderbare Meinung aufſtellt, daß ſich dieſe Thierchen, (wie in gewiſſem Grade ſogar die Menſchen !?) fobald fie einmal an die Gefangenſchaft ge⸗ woͤhnt ſind, alsdann waͤhrend derſelben bei guter Be⸗ handlung recht wohl befaͤnden, ein Satz, welchem ich durch⸗ aus nicht beipflichten kann, da abgeſehen von dem Truͤ⸗ — 222 — geriſchen der menſchlichen Beobachtung in Beziehung auf thieriſche Gefuͤhle, einerſeits ein großer Theil derer, welche ſich dergleichen Voͤgel halten, nicht im Stande iſt, ihnen die gehoͤrige, gute Behandlung zu geben, weil das Futter, welches ſich dieſe Thiere im Freien ſelbſt ſuchen konnen, ihrer Ratur gewiß beſſer zuſagen wird, als das aus geriebenen Semmeln, Moͤhren, Gries und dergleichen kuͤnſtlich berei⸗ tete, andrerſeits uns die taͤgliche Erfahrung lehrt, daß die meiſten dieſer Voͤgel entweder waͤhrend der erſten Zeit ihres Eingeſperrtſeins, oder wenigſtens in wenig Jahren darnach ſterben, ſo daß das Beiſpiel von dem Edelfinken in Berlin, welcher in den Käfig eingeſchloſſen ein Alter von 27 Jah⸗ ren erreichte, nur als ſeltene Ausnahme, nicht als Regel gelten kann. Wie ſonderbar und unſtatthaft ferner der zwiſchen den Singvoͤgeln und zwiſchen Ochſen, Pferden, Ziegen, Schaafen und andern Hausthieren gezogene Vergleich iſt, dies weiter auszufuͤhren, moͤchte wol kaum irgend wer fuͤr noͤthig erachten, da es denn doch platt genug vorliegt. Denn abgeſehn davon, daß uns die einen, ohne daß wir dem Magen dabei als Goͤtzen froͤhnen, zu unſerm Lebens— unterhalt ganz unentbehrlich ſind, waͤhrend die andern mehr eine Art von Luxusartikel ausmachen, ſo ſind ſie ſchon ihrer natuͤrlichen Beſchaffenheit nach und der Art ihrer Behandlung gemaͤß, zu ſehr von einander verſchieden, als daß ſie hier neben einander geſtellt werden koͤnnten. Das betruͤbende Gefuͤhl, welches unſern Verfaſſer — wie er verſichert — bei dem Gedanken ergreift, daß in Italien, ſo wie auch bei uns in der Naͤhe von Reſi⸗ denzſtaͤdten und fuͤrſtlichen Gartenanlagen dieſe lieblichen Saͤnger der Natur durch Wegſchießen und Wegfangen faſt gaͤnzlich ausgerottet wuͤrden, wozu noch das auf dem Lande (trotz des ſtrengen Verbots) haͤufig vorkommende Ausnehmen und muthwillige Zerſtoͤren der Vogelneſter durch böfe Buben ſehr viel beitraͤgt; dies Gefuͤhl iſt nicht nur ein ſehr natuͤrliches, ſondern ganz vorzuͤglich ein dem Cha⸗ rakter eines Predigers vollkommen entſprechendes. Rur — 2 — ſcheint mit jedoch die von dem Verfaſſer worgllegte Be⸗ rechnung (deren Richtigkeit ſich auch noch gar ſehr be⸗ zweifeln ließe) weniger fir ſeine Anſicht als vielmehr für die meinige zu ſprechen. Denn wenn er ſelbſt zugiebt, daß durch die Raubvoͤgel viele dieſer Singvoͤgel aufgefteſ⸗ ſen würden; ſo ſollten wir um ſo mehr uns dringend veranlaßt fühlen, den von der Natur ſelbſt erzeugten Ver⸗ luſt nicht durch abſichtliches Wegfangen und Einſperren noch zu vermehren, ſondern dadurch, daß mehrern Hunders ten dieſer Motacillen, welche eingeſperrt waren oder es werden ſollten, die Freiheit gegeben oder gelaſſen wird, zur Belebung und Verſchoͤnerung der freien Natur wenigſtens ſo viel nur immer moͤglich mitzuwirken. Hierzu kommt auch noch, daß von Seiten der Rachbarſtaaten, welche ſchon ſeit längerer oder kuͤrzerer Zeit, ohne ſich durch Scheingruͤnde laͤngſt vorgebrachter Art gegen ein derartiges Geſetz befangen und einnehmen zu laſſen, gleiche Verord- nungen gegen die noth- und nutzloſe Verminderung freier Singvoͤgel mit Erfolg und zu aller Wohlmeinenden Freude eingeführt und beibehalten haben, mehrfache Klagen daruͤber eingelaufen ſind, daß die in ihren Laͤndern ſich aufhalten⸗ den Nachtigallen, von Zeit zu Zeit durch Altenburgiſche N Einwohner ſchonungslos und gewinnſüchtig weggefangen und hier im Inlande verkauft wuͤrden. Faßt man nun, um nicht nutzlos weitläufig zu werden, das hier Erwiderte zuſammen, ſo wird man die Frage: „Ob eine Beſteuerung der Nachtigallen, Grasmuͤcken, Sproſſer und Plattmoͤnche unbedingt nothwendig ſei?“ allerdings mit „Rein“ beantworten koͤnnen, da weder durch die bejahende noch verneinende Beantwortung dieſer Frage der Staat in ſeinen Grundfeſten eine weſentliche Erſchuͤtterung erlitten haben und der Gewinn fuͤr die Staatskaſſe von gar keinem Belang geweſen ſein dürfte, Aber rathſam und gut moͤchte dies Geſetz wohl ſein und bleiben, wenn uns nicht nur der in der Zukunft vor⸗ ausſichtliche, von dem Verfaſſer der hier kuͤrzlich beleuchte⸗ ten Schutzſchrift fur die Einſperrung der Nachtigallen ꝛc., 2 nicht ſo ohne Weiteres abzuſprechende Erfolg, ſondern auch ſchon jetzt die Zufriedenheit und Freudigkeit den beſten Be⸗ weis giebt, welche nicht nur von vielen Bewohnern der Reſidenzſtadt, ſondern auch von denen der Provinzialſtaͤdte bei Annahme des Geſetzes lebhaft an den Tag gelegt wurde, eines Geſetzes, welches ſeit einer Reihe von Jahren in Wort und Schrift von jedem unbefangenen Freunde der Natur gewünſcht und erwartet worden iſt. Daher bin ich denn auch feſt überzeugt, daß die Als tenburger Landſchaft ſich nicht veranlaßt finden wird, dem Verfaſſer zu Gunſten, oder auf. feine eigenthümlichen nach Erfolgen unbewaͤhrten Anſichten unuͤberzeugt eingehend, den Antrag zu ſtellen, das Geſetz Über Beſteuerung der Rach— tigallen, Sproſſer, Grasmuͤcken und Plattmoͤnche nothlos und zweckwidrig zuruͤckzunehmen. Mag der Verfaſſer der beleuchteten Schutzſchrift bei ſpaͤterm Widerzuſammentritte der Landſchaft einen hierauf abzweckenden Antrag an ſie richten, um deſſen unwillige Ablehnung ſelbſteigen zu erfahren. ö Schlieslich noch einige ſpecielle Bemerkungen: 1) Der Herr Verfaſſer ſcheint außer Acht gelaſſen zu haben, daß ein großer Theil, namentlich der eingefan— genen Rachtigallen ſtirbt, und nur ein kleinerer die Ges fangenſchaft überlebt, nämlich nur die, die nicht ſchon ges paart haben, und die allein man daher in den Käfig thun ſollte. 2) Die Rückſicht, daß dem fleißigen Handwerker, der an die Stube gebannt iſt, die Unterhaltung durch Stuben— voͤgel nicht entzogen werden ſollte, iſt bei den landſchaft⸗ lichen Berathungen nicht außer Acht geblieben. Deshalb wurden nur die Singvoͤgel beſteuert, die im Zimmer ſchwer lebend zu erhalten ſind, im Freien viel mehr Vergnuͤgen gewähren, deren Abwartung beſondere Mühe und Koften macht, und die man e nur äußerſt ſelten in jenen rn findet, AR 0) Da das Halten nut besteuert, „ nicht betbeln it, — 2253 — koͤnnen mehrere Nachbarn zuſammentreten und durch Ver⸗ theilung der Steuer ſich den Genuß noch immer gewaͤhren. Der Wohlhabende wird, iſt er wirklich Liebhaber, unge⸗ achtet der Abgabe fi) feine Nachtigall fort halten. 4) Es iſt Thatſache, daß Rachtigallen durch das Wegfangen aus einer ganzen Gegend verſcheucht werden. 5) Eben ſo iſt es Thatſache, daß an Orten, wo ſie ſich weggewoͤhnt hatten, unter dem Schutze der Steuer, wieder welche angeſiedelt worden ſind, und ſich wohl halten. So diene zur Berichtigung und zugleich zur allge⸗ meinen Aufmunterung, daß ſie in der Roſenau bei Coburg vor noch nicht langer Zeit angeſiedelt und jetzt haͤufig ſind. (Man laͤßt eine Anzahl noch nicht lange gefangner im Frühjahr nach Verfluß der Zugzeit an einem ruhigen Orte frei und fuͤttert ſie mit Mehlwuͤrmern und Ameiſenpuppen. Man thut wohl, ihnen dabei die 3 oder 4 erſten Schwung⸗ federn abzuſchneiden und eine ſchlagende Nachtigall ans Fenſter zu bangen). — Wuͤrden auf dieſe Weiſe an meh— rern Orten wieder Nachtigallen angeſiedelt, fo glaube ich, daß ſelbſt die, welche ſie vordem im Zimmer hielten, bliebe ihnen die Wahl des Einen oder des Andern den, wenn auch nicht taͤglichen Genuß, fie im Freien zu hoͤren, vorziehen. 6) Es iſt wahr, daß eine iſolirte Beſteuerung der Rachtigallen ꝛc. im Herzogthum Altenburg für den Haupt- zweck nicht viel helfen wuͤrde, weil ſie von Fremden ein⸗ gefangen werden wuͤrden. Allein meines Wiſſens beſteht die Beſteuerung im Weimarſchen, Rudolſtaͤdtiſchen, Mei⸗ ningenſchen und Coburg⸗Gothaiſchen. Im Weſten ſchließt ſich Altenburg unmittelbar an. Beſtaͤtigt ſich nun die Hoffnung, daß das Beſteuern das Wegfangen mindern und die ganz aus einer Gegend Verſcheuchten ſich wieder einge⸗ woͤhnen laſſen, fo. darf man hoffen, daß auch andere Laͤn⸗ der ſich dem Vorgang der oben genannten anſchließen und die Abſicht deſto ſicherer werde erreicht werden. ) Hat der Herr Vertheidiger der Singvogelſclaverei, wenn er meint, Do mit dem von ihm angefochtenen. a — 126 — feße eine Finanz⸗ Operation, ein Gewinn fuͤr die Staats⸗ kaſſe bezweckt worden ſei, in feinem Eifer das Geſetz übers fliegend, gänzlich uͤberſehen, daß nicht der Staatskaſſe, ſon⸗ dern der Armenkaſſe der Gemeinde, in deren Bezirke der Beſitzer des ſteuerbaren Vogels wohnt, der Ertrag der Abs gabe zugewieſen worden iſt; auch tritt dieſer Zweck, der eines Zuſchuſſes zu Bedeckung des Armen-Verſorgungs⸗ Auſwandes, fo in dem landſchaſtlichen Antrage wie im Geſetze offenbar als ein ſecundaͤrer, gelegentlicher, der Haupt⸗ zweck aber, „das Einfangen der bezeichneten Singodͤgel moͤglichſt zu beſchraͤnken und deren Anſiedelung im Freien zu befördern, auf eine Weiſe hervor, welche wahre und uneigennuͤtzige Freunde der belebten Natur nothlos nicht verunglimpfen oder verdaͤchtigen werden. XXXI. Miscellen und Notizen. Mit Dank bezeugen die beiden nachbenannten Geſellſchaf⸗ ten den richtigen Empfang folgender Zu ſendungen und Geſchenke. Seit dem Abdruck des dritten Heftes dieſer Mittheilungen erhielt a) der Kunſt⸗ und Handwerksverein: 1) Von der Frau Schullehrerin Gaͤnß in Eiſenberg, eine Partie veredelten Flachs, um mit dem Verſpin⸗ nen und Weben deſſelben weitere Verſuche wergalaſſen, du koͤnnen. 2) Die zweite und dritte diesjaͤhrige Lieferung der Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen begleitet von einer — MM 3) Abhandlung über Cohaͤſions⸗ und Elaſticitaͤts verhaͤltniſſe, einiger nach ihren Dimen⸗ ſionen beim Baue der Hangebrüden in Anwendung kom⸗ menden Eiſendraͤhte des In- und Auslandes. Vom Sahne kencommiſſionsrath Brix in Berlin. N 4) Die 11. und 12. Lieferung der Mittheilun⸗ gen des Gewerbvereins für das Koͤnigreich Hannover. 5) Ein Schreiben des Herrn Rentamtmanns Preus-⸗ ker in Großenhain, begleitet von deſſen neueſter Schrift: Ueber Jugendbildung, Heft 1. 6) Ein Schreiben des Herrn Maſchinenbaumeiſters Doͤring in Freiberg, nebſt 4 großen Blaͤttern Zeichnun⸗ gen und dazu gehoͤriger Beſchreibung einer vom Maſchinen⸗ baumeiſter Brendel in Freiberg conſtruirten Dampfmaſchine. 7) Vom Herrn Profeſſor Doͤbler in Hamburg, 21 Hefte Verzierungen aus dem Alterthume von Baͤßler. 8) Vom Herrn Hofrath Dr. Harl in Erlangen: Vorſchlaͤge in Beziehung auf die ſittliche Bef> ſerung der Gefangenen. Erlangen 1832. 9) Vom Herrn Freiherrn von Speck-Sternburg auf Luͤtſchena ꝛc., deſſen mit Kupfern geſchmuͤcktes zwei— tes Verzeichniß der Gemaͤlde ſammlung ic. 10) Vom Herrn Geheimen Rath von Braun Exe. das 2. 3. und 4. Heft der Nuͤrnbergiſchen Kuͤnſtler, geſchildert nach ihrem Leben und ihren Werken. 11) Vom Herrn Baurath Dr. Vorherr in Muͤn⸗ chen eine gedruckte Mittheilung über die Koͤnigliche Baus gewerksſchule in Münden 18. b) die Pomologiſche Geſellſchaft: 1) Vom Herrn Franz Grafen von Hohen— wart, K. K. Kaͤmmerer und Gubernialrathe zu Laibach, ein Schreiben nebſt einem mit vielen Kupfern gezierten Exemplar ſeines Wegweiſers für die Wanderer in der Adels berger und eee een Grotte. 3 Hefte. 2) Von der Koͤnigl. maͤrkiſchen oͤkono miſchen — 228 — Gefellſch aft zu Potsdam, ein Schreiben nebſt dem 14. Jahrgang ihres Monatsblattes. 3) Von der landwirthſchaftlichen Geſell— ſchaft zu Ranis, ein Schreiben nebſt einer Copie ihres reichhaltigen legten Jae und einem Exemplar ihrer Statuten. Bereits ſeit den Jahren 1808 oder 1809 wurden in Altenburg und zwar in dem Garten des Oberſteuerraths Wagner Georginen gezogen, wozu der Saamen aus der Handlung von Gotthold und Comp. hierher gelangte. In den erſten Jahren waren die Farben meiſt gelb, braͤunlich und roth von lilla bis carmin, erſt ſpaͤter erſchienen dunkle Farben. Nachdem dieſer Bau und die Anzucht neuer Knollen durch ſelbſt gewonnenen Saamen mehrere Jahre hindurch fortgeſetzt worden war, fiel im Jahre 1811 oder 1812 die erſte ziemlich rein weiße, leere Georgine, und im Jahre 1812 die erſte gefüllte Georgine und zwar dieſe von braͤunlich gelber Farbe aus. 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. — d des Zuſtaßtand des wg des ga ro⸗ Wett ſeters. „0 Reg. 3, wie, S. Stand des Thermo⸗ meters. Zuſtand des Wetters. Ba S 14,5 wif. S. W. 25 ſbelle 14,5 nie, N. O. 3 2 1 alk. N. | 20 el RZ, 6 10,5 Neg. N. ‚25 Neg. N 6,0. 12,0 wk. N. 7 1 ‚25 f. N. 7,2 II. 25 wk. RD. 0 —. 7 15,25 be S. W. | „0 [bee 5 17,25 wf. W. f 17,25 belle O. 5 helle S. a ae wie. ©. ‚25 hel EEE 8, 5 2⁵ helle O. 8,2 25 helle belle S S 8.0 5 wlk. we 8.5 8, 5 25 w. w. S. G. d G. v 8, 0 tr. W. 9 — nn In Commiſſion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung. W. Bechſtein. 7 L Septemb | g.u f. Help? ML X Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr — ͤ ä4ÿůßdſ—t —__ 1 — — — Stand des Stand des) Zuſtand Stand des Stand des Stand des Stand des Stand des Stand des[Stand des] Zuſtand Stand des]Stand des d des 82 0 8 Baros Thermo⸗ des Baroz | Thermo: Anh 1 8 Baro⸗ Thermo⸗ des Baro= | Thermo: Manz es 8 Baroz Shermo⸗ N 1 8 1 Zuſtand des N meters. | meters. |Wetters.| meters.| meters. e meters. meters. Wetters. meters. meters. Wetters = meters. Ware. Nerd Ales 1 8 Wetters. | 37 2 77 + 12 7 - - . 4 | N 127 9,77 + 10, 75 ftr. N. 27" 903 15,0 ſwik. N. 1 127% 6,3+12,25 ftr. W. 27 6,400 +17,0 wit. O. 1 127" 2,0% + 11,0 Reg. S. 27“ 1,3,/% + 11,0 [Reg. S. | \ 217 9,0 |) 123,0 be N. |» 88 | 16,5 mit. W. 21: 56) 30 Neg. ©. |» 60| 17,5 lk. W. 2 — 975 iS W . . 1,0 mt. 0 5 , 11, 75 fr, N. W . 78 160 mik. N. W. 3]: 70) 170 eee 6,9 | 22,25 elk. Ge. b. w. W. . 10, mf. S. W. e 0 0,5 . 70 IU . ® r / Ele 551100 © III. 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Mittlere Barometerhoͤhe = 27“ 5,55". g Der tlefſte Barometerſtand den 50. Auguſt = 27° 4,4. Der waͤrmſte Tag den 11. Auguſt = 23,239. i —— — . 3 20} S Erllaͤuung der Abkürzungen. Reg. Regen, tr. truͤbe, wlk. wolkig, h. helle, O. Dit, S. Süd, W. Weſt, N. Nord, Gew. v. w., Gewitter von weitem, neb. nebelig. Mittheilungen aus dem Osterlande. Gemeinſchaftlich herausgegeben \ dem Kunst- und Handwerks vereine, der Natur- forfchenden und der Pomologiſchen Gefellfchaft zu Altenburg. Altenburg, 1838. Gedruckt in der Hofbuhdruderei. In Commiſſion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung. | 97 ; Ito 10 N . u li 2 5 1 e 9 7 2 Inhalt des zweiten Bandes. Das vegetabiliſche Kali. Vom Prof. Ed. Lange Der Herbftconvent der pomologiſchen Gefell- ſchaft. Ein Protokollauszug. Vom Prof. , Pr er Ueber Verzierung von Mauern, kuͤnſtlichen und natuͤrlichen Felſen in Gaͤrten durch im Freien ausdauernde Gewaͤchſe. Vom Regie⸗ tungsrath A. F. K. Wagner Beiträge zur Naturgeſchichte der Inſecten. Vom Privatlehrer Schlenzig. Mit einem Zuſatz vom Profeſſor Apetz . . V. Bemerkungen uͤber die Fortpflanzung der VII. VIII. Thiere und uͤber die kuͤnſtliche Fortpflanzung der Forellen. Vom Paſtor Brehm Letztes Wort uͤber die Beſteuerung einiger Singvoͤgel, zur Verſtaͤndigung mit einem landſchaftlichen Abgeordneten. Vom Paſtor e enen Miscellen und Notizen Das Stiftungsfeſt des Kunſt⸗ und Hand⸗ Werksvereins 1839. „ Jahresbericht uͤber das 20. Jahr des Kunſt⸗ und Handwerksvereins. Erſtattet vom Prof. eu nes, MER een 26a Jahresbericht des Vorſtandes der Kunſt⸗ und Gewerbsſchule. Vorgetragen vom Hofrath G. L. Klein “ + + * + + + * * + Jahresbericht der Kunſt- und Handwerks⸗ ſchule zu Altenburg. Vom Prof. Ed. Lange Ueber die Benutzung der Roßkaſtanie. Vom Oberſteuerſecretair Winkler. a. d. Leina. Vom Pfarrer Dr. Winkler daf. Bemerkungen uͤber Obſt- und Gartenbau auf Baſt⸗ und Vogelleimfabrikation in Lohma 13 21 30 40 48 53 55 65 72 80 84 einer Reiſe nach Suͤd-Deutſchland im Herbſt 1835. Vom Regierungsrath A. F. K. Wagner XV. Das Aufplatten, eine zweckmaͤßige Veredlungs⸗ art für junge Obſtbaͤume. Vom Prof. Ed. Lange Die Imponderabilien. Vom Dr. Brand Eingegangen N Miscellen und Notizen oc 87 95 99 113 114 XIX. XXVII. XXXVVI. Erörterungen und Verſuche des Kunſt- und Handwerksvereins uͤber die Sicherung des Balkenwerkes der Gebäude gegen das Feuer- fangen. Zuſammengeſtellt vom Prof. Ed. Lange Der Fruͤhlingsconvent der pomolog. Geſellſchaft. Ein Protokollauszug vom Prof. Ed. Lange. Jahresbericht, vorgeleſen am Stiftungsfeſte der naturforſchenden Geſellſchaft des Hſterlandes vom Prof. Apetz, Secretair der Geſellſchaft. Ueber die Braunkohlenlager unweit Altenbu: Zweite Abhandlung. Vom Rath Zinkeiſen . Eine Luftſpiegelung, beobachtet vom Hand⸗ lungscommis Theodor Bergner Eingegangen ue Mie Miscellen und Notizen ee. . Preisvertheilung bei dem Kunſt⸗ und Hand⸗ werksvereine + “ir. Bemerkungen uͤber den Obſban in Böhmen und über die Garten-Cultur in Prag, der pomologiſchen Geſellſchaft mitgetheilt vom Kammerrath Waitz Der Sommerconvent der pomologiſchen Geſell⸗ ſchaft zu Altenburg 1838. Eine protokollariſche Mittheilung von deren Secretair, Ed. Lange 7 Erfahrungen und Beobachtungen uͤber den Einfluß der großen Kälte des Winters 1837 bis 1838 auf die Kernobſtbaͤume, zuſammen⸗ geſtellt vom Prof. Ed. Lange e da Fluͤchtige Bemerkungen über die Fortschritte der Gartencultur in unſern Gegenden ſeit den letzten 50 Jahren vom Reg. Rth. Wagner Ueber einige Alterthuͤmer des Pleißengaues, der naturforſchenden Geſellſchaft des Oſter⸗ landes zu Altenburg mitgetheilt vom Dr. Lobe Aus einem Briefe des W Dr. med - Rien in Roda . Der Erdfall bei Tetſchen, m an die natur forſchende Geſellſchaft des Oſterlandes ein⸗ geſandt vom Dr. H. B. Geinitz in Dresden Neue Entdeckung von Abdruͤcken urweltlicher Thier ⸗ Faͤhrten in Polzig ne Ueber einige den Obſtbaͤumen fo ce Inſecten Eingegangen 0 Vier meteorologische Tabellen vom Conßiſtorial⸗ Secretair Bechſtein. 117 126 131 142 155 157 157 165 168 174 177 I. Das vegetabiliſche Kali. Ein Vortrag gehalten im Kunſt- und Handwerksvereine am 6. October 1837. von Eduard Lange Die Welt iſt voll der Wunder; nur daß wir, an ihre haͤufige Wiederkehr gewoͤhnt, ſie nicht fuͤr ſolche halten. Im Frühjahr wandern wir unter Bluͤthenbaͤumen und wundern uns nicht, daß derſelbe Saft, der ſonſt nur Blätter und Holz bildet, hier farbige Blumen erzeugt, mit den feinſten und einflußreichſten Werkzeugen der Forte pflanzung begabt. Und wer kann es nachmachen oder nur genuͤgend erklaͤren, daß ſo viele Stoffe in der Erde, im Waſſer und in der Luft, die ſonſt nur als todte Mi— neralien neben einander ſchlummern oder als geſtaltloſe Luftgebilde uns umfließen, von einem ſchwachen Pflanzen⸗ keime zerſetzt und neu verbunden werden nach feiner Nas tur und ſeiner fuͤr immer beſtimmten Lebensform? Die geheimnißvolle Lebenskraft, der noch immer kraͤf⸗ tige Schoͤpfungsfunke, der dies Alles bewirkt, iſt vor uns ſern Augen verborgen. Rur ſein Wirken liegt uns vor und erfuͤllt uns mit Bewunderung, wenn wir ſehen, wie 0 Lebens. Das Holz und uͤberhaupt alle feſten Pflanzen⸗ er das Todte erwecket und einführt in den Kreis des fafern beſtehen im trocknen Zuſtande ungefähr zur I. 1 x * * Haͤlfte aus Kohlenſtoff und zur Haͤlfte aus den Beſtandtheilen des Waſſers, naͤmlich aus Sauerſtoff und Wafferftoff, wozu ſich noch ein ſehr geringer Antheil verſchiedener Salze geſellet. Den Kohlen— ſtoff erhaͤlt es wahrſcheinlich zum Theil aus dem Humus der Erde, zum Theil aus der wenigen in der atmoſphaͤri— ſchen Luft enthaltenen Kohlenſaͤure, die aus Kohlenſtoff und Sauerſtoff zuſammengeſetzt iſt. Den Sauerſtoff kann es ſowohl aus der atmoſphaͤriſchen Luft als aus dem Waſſer aufnehmen, dem es auf jeden Fall auch ſeinen Waſſerſtoff verdankt. Das ſind die Hauptbeſtandtheile des Holzes, die, zum großen Theile aus der Luft aufgeſogen, auch bei der ſchnellen Zerſetzung deſſelben durch das Ver— brennen ſich wieder in luftige Gebilde auflöfen, fo daß von einem mächtigen Baume beim vollſtaͤndigen Verbren— nen nur ein kleines Haͤuflein Aſche als die Summe der übrigen Beſtandtheile zurückbleibt. War das Holz gehoͤrig getrocknet, ſo kann man, abgeſehen von der großen Verſchiedenheit der einzelnen Holzarten im Durchſchnitte vielleicht annehmen, daß aus 600 Ctr. Holz 1 Ctr. Aſche zuruͤckbleibt, mithin 599 Ctr. deſſelben in luftartige G bilde zerſetzt und aufgeloͤſt worden ſind. Allein auch die Aſche iſt in ſich keineswegs ein einfacher Stoff, ſondern ein Gemeng vieler theils im Waſſer loͤslicher, theils nicht loͤslicher Beſtandtheile. Die loͤsli⸗ chen ſind hauptſaͤchlich Kali- oder auch bisweilen Ratron⸗ ſalze, die UBER aber Kieſelerde, Kalk u. fa: we Rech⸗ net man J auf die Lößlichen und F auf die unloͤslichen Beſtandtheile der Aſche, ſo wuͤrde erſt der 3000 ſte Theil vom Gewichte des Holzes beim Auslaugen ſeiner Aſche in die Lauge uͤbergehen, deren weiterer Bearbeitung und Be⸗ nutzung ich heute eine überſichtliche Darſtellung zu widmen gedenke. Vorher aber will ich noch die Frage, woher das Holz dieſe feine feſten Beſtandtheile nehme, kurzlich beant⸗ worten. Jeden Falls aus dem Erdboden durch die Wur⸗ zeln, welche dieſe Stoffe zugleich mit dem Pflanzenſafte, von dem ſie wohl kaum 1 Milliontel ausmachen, aufneh⸗ r — 95 — men, und weiter führen, bis fie bei Verduͤnſtung eines großen Theiles des Saftes ſich im Stamme, Aeſten und Zweigen ablagern und zur Haͤrte und Feſtigkeit des ſich bildenden Holzes das Ihrige beitragen. Denn Kali, Kie— ſelerde, und Kalk finden ſich in mancherlei Verbindungen überall vor und brauchen blos erſchloſſen und auflösbar gemacht zu werden, um, freilich immer nur in geringen Quantitaͤten, ins Pflanzenleben übergeführt zu werden, was naturlich da am leichteſten geſchieht, wo der Boden ſchon Aſche oder auch verweſte Vegetabilien enthaͤlt, die eben auch darum ein gutes Duͤngungsmittel abgeben. Um nun aber wieder auf die Aſche zuruͤck zu kom men, fo wird dieſelbe, mag fie nun wie bei uns als Mes benproduct in den wirthſchaftlichen Feuerungen gewonnen oder wie in den holzreichen und menſchenarmen Gegenden Rußlands oder Amerika's als Hauptproduct betrachtet wer— den, um deßwillen man gleich in den Waͤldern Holz, Rinde und Laub der Baͤume und Straͤucher in dazu ge— machten Gruben verbrennt, da wo ſie nicht etwa als Duͤngungsmittel verwendet wird, gewoͤhnlich in Laugen» faͤſſer mit doppeltem Boden gebracht und auf einer Strohunterlage uͤber dem durchloͤcherten obern Boden feſtgeſtampft. Nun wird Fluß⸗ oder Regenwaſſer aufge⸗ goſſen, welches die aufloͤslichen Beſtandtheile leichter und Am größerer Menge aufnimmt als das in der Regel mit Kalk und anderen Salzen verſetzte Brunnenwaſſer. Bei Oeffnung des Hahnes über dem untern Boden des Aus⸗ llaugefaſſes zeigt fi) nun zwar die abfließende Fluͤſſigkeit ſcharf und aͤtzend, allein doch noch keineswegs von derje⸗ nigen Staͤrke, daß fie ohne Verſchwendung des Brennma⸗ teriales ſogleich abgedampft werden koͤnnte. Man benutzt daher dieſe duͤnne Lauge abermals als Aufgießfluͤſſigkeit ‚für einen neuen Aſchenbottich, der vielleicht der Bequem⸗ lichkeit willen gleich terraſſenartig unter dem erſten Bottich aufgeſtellt iſt und unter ſich noch einen dritten hat, um die aus ihm abfließende ſtaͤrkere Lauge noch gehaltreicher zu machen. Erſt nachdem man ſich durch eine Senkſpin⸗ 12 a N. del überzeugt hat, daß die Lauge wenigſtens 20 Procent aufloͤsliche Salze enthalte, wird dieſelbe verſotten. Das Verſieden iſt eine allgewoͤhnliche Scheidungsart des Feſten und Fluͤſſigen und zwar eine Folge davon, daß das Waſſer in der Hitze ſich in leichte Daͤmpfe verwandelt, die emporſteigend diejenigen feſten Stoffe in den Siedepfan— nen zuruͤcklaſſen, welche ſich entweder gar nicht oder doch erſt bei einer hoͤheren Temperatur in Daͤmpfe aufloͤſen. So begierig daher auch das Waſſer im Auslaugebottich die aufloͤslichen Kaliſalze in ſich aufnahm und von den unloslichen Beſtandtheilen ausſchied, fo unfähig iſt es doch auf der andern Seite, dieſelben laͤnger feſt zu halten, ſo— bald es durch die Gewalt der Waͤrme in luftfoͤrmige Daͤmpfe verwandelt wird. Es bleibt alſo in der Siedepfanne rohe Potaſche zuruͤck, eine braune Salzmaſſe, die gern durch Anziehung von Waſſer an der Luft zerfließt und ihre dunkle Faͤrbung wahrſcheinlich von den Kohlenſtuͤckchen hat, welche in keiner Aſche gaͤnzlich fehlen und auch ſchon die Lauge etwas zu braͤunen pflegen. Dieſe rohe Pot— aſche wird nun caleinirtz was ehedem in eiſernen Toͤpfen oder Potten geſchah, von denen dieſes Salz noch, jetzt ſeinen Ramen hat. Jetzt hat man dazu beſondere Caleiniroͤfen, an dem einen Ende mit einer Roſtfeuerung, am andern mit einem Rauchfang und an der Seite unter dem Gewoͤlbe mit einer verſchließbaren Oeffnung zum Ein— bringen der rohen Potaſche verſehen. Waͤhrend nun die Flamme über die auf dem Heerde des Ofens ausgebrei— tete Potaſche hinſchlaͤgt, wird dieſe mit eiſernen Haken durchgearbeitet, ſo daß jedes Theilchen mit der Flamme in Beruͤhrung und die ganze Maſſe in Dickfluß geraͤth. Dabei werden nun auch die kleinſten kohligen Zuſaͤtze, welche die Maſſe braͤunen, verbrannt und das aufgeſogene Waſſer verfluͤchtigt, was jedoch nur mit dem Verluſt von + bis & des bisherigen Gewichtes der Potaſche möglich iſt. So erhaͤlt man nun die kaͤufliche Potaſche, die, in Faͤſſer verpackt, bald mit einer blaͤulichen Faͤrbung als Perlaſche, bald mit einem roͤthlichen Schein, wie die — — — en a Bee nn BE eh nordamerikaniſche Potaſche, bald mit blaͤulichen und gruͤn— lichen Flecken wie die weiße Danziger Potaſche in den Handel gebracht wird. Doch iſt dieſe Faͤrbung fuͤr ihre Güte von keiner großen Bedeutung, fo lange fie nur ſonſt reichhaltig an Kaliſalzen iſt. Der Hauptſache nach beſteht dieſelbe aus kohlenſaurem Kali, dem jedoch noch verſchiedene andere Kali- und Natronfalze, fer ner Waſſer, Kieſelerde, Kalkerde, Eiſen- und Manganoxyd beigemiſcht zu ſein pflegen. Die Potaſche wird im gan— zen noͤrdlichen und oͤſtlichen Europa, wo die Soda weit weniger in Gebrauch iſt als in Frankreich und England, zu ſehr vielen Zwecken angewendet. Man braucht fie zum Bleichen und Färben wegen der aufſchließenden _ und zerſetzenden Kraft ihres Kali's, das auch einen Haupt— beſtandtheil unſerer Seife bildet, indem es ſich von ſei— ner Kohlenſaͤure abſcheidet und dafuͤr mit den mancherlei Fett⸗ und Oelſaͤuren verbindet, welche in feiner Beruͤh— rung aus Talg, Oel und andern Fettigkeiten ſich entwickeln. Auch beim Glas machen wird die Kohlenfäure der Pot— aſche ausgetrieben und es tritt die Kieſelerde an ihre Stelle, die uͤberhaupt in der Hitze eine der kraͤftigſten Saͤuren bildet. Endlich kommt auch zum Berliner Blau und einigen andern Farbewaaren Potaſche, die jedoch auch hier ſtets zerſetzt wird, indem das Kali ſeine Kohlenſaͤure verliert und ſich mit andern Stoffen ver— bindet. Nicht alſo die Kohlenſaͤure ſondern das Kali iſt das eigentlich Wirkſame der Potaſche, und die Kohlenſaͤure nur deshalb in Verbindung deſſelben die willkommenſte Saͤure, weil ſie mit Leichtigkeit von ihm abgeſchieden und durch diejenigen andern Stoffe erſetzt werden kann, mit denen man das Kali zu verbinden be— abſichtigt. Auch kann die Kohlenſaͤure vom Kali abgeſchieden werden, ohne daß man dafuͤr eine andere Saͤure mit demſelben zu verbinden brauchte. Es beſitzt nämlich die Kohlenſaͤure eine fo große Verwandt⸗ ſchaft zum Kalk, daß ſie, in deſſen Naͤhe gebracht, ſich alsbald vom Kali abſcheidet, und ſich des Kalkes bemaͤch⸗ N tigt, von dem fie ſelbſt erſt durch das Brennen deſſelben abgeſchieden worden iſt, indem ſie bei großer Hitze nicht mehr in dem feſten Geſtein zuruͤckbleiben kann, ſondern gleich dem Waſſer in den luftfoͤrmigen Zuſtand uͤbergehen muß. Wenn man daher mit Potaſche verſetzte oder auch unvermiſchte Holzaſche mit gebranntem Kalk gehörig mengt und aus laugt, fo zieht dieſer von dem kohlenſauren Kali der Potaſche die Kohlenſaͤure an ſich und das Kali fließt als Aetzkalilauge aus dem Bots tich ab. Dieſe Aetzkalilauge iſt wirkſamer als die Lauge des kohlenſauren Kali und wird daher auch ſehr haͤufig zum Waſchen und Bleichen angewendet. Auch kann man das aͤtzende Kali ebenſo wie die Potaſche durch Ab— dampfen der Lauge in feſtem Zuſtande darſtellen; es zieht jedoch aus der Luft ſehr bald Waſſer und Koh— lenſaͤure an und zerfließt ſo zu einer Miſchung von aͤtzen— dem und kohlenſaurem Kali mit Waſſer; ja ſelbſt das feſte und aͤußerlich ganz trockene Aetzkali hat ſtets eine Quantitaͤt Waſſer gebunden bei ſich, ſo wie auch der ge— brannte Kalk beim Löfchen eine Menge Waſſer aufnimmt, ohne dadurch feucht zu werden. Soll dieſes aͤtzende Kali— hydrat — denn Hydrate nennt man alle ſolche Verbin— dungen mit Waſſer — trocken bleiben und nicht noch mehr Waſſer aus der Luft an ſich ziehen, ſo muß man daſſelbe ſogleich in trockene erwaͤrmte Glaͤſer bringen, und dieſe luftdicht verſchlöͤſſen halten. Es iſt ſo aͤtzend und ſcharf, daß es alle thieriſche Gebilde als Haut, Haare, Wolle, Seide, Horn u. ſ. w. zerſtoͤrt, wobei namentlich die Haut anfangs weich und ſchluͤpftig wird und ſich eigenthuͤmlich fettig anfuͤhlt, was man bei jeder aͤtzenden Lauge empfindet, wenn man ſie zwiſchen die Finger bringt und dieſe an einander reibt. Auch das Aetzkali, das für chemiſche Zwecke jedoch ganz rein dar geſtellt ſein muß, laͤßt ſich wiederum in zwei Stoffe zerlegen, wenn man daſſelbe, mit Kohlenſtoff gemengt, mit Ausſchluß aller atmoſphaͤriſchen Luft gluͤht. Es beſteht naͤmlich aus einem eigenthuͤmlichen Metall, ak Sale Kalium, und aus Sauerſtoff, der ſich in der Hitze mit dem beigemengten Kohlenſtoff zu Kohlenſaͤure und Kohlenoxydgas verbindet, waͤhrend das Metall in Dampfform durch eine luftdicht angefuͤgte kurze Roͤhre entweichend in einer mit reinem Steinoͤl gefüllten Vor lage aufgefangen und verdichtet wird. Steindl aber iſt dazu nothwendig, dieſe Kaliumdaͤmpfe aufzuneh— men, weil das Kalium jeden Stoff, der Sauerſtoff ent— haͤlt, ſogleich zerſetzt und dadurch wieder zu Kali wird. Iſt nun das Kaliummetall durch wiederholte Deſtil⸗ lation gereinigt und von allem mitgenommenen Kohlen— ſtoff befreit, fo zeigt es ſich als ein zinn weißes, glaͤn— zendes Metall, leichter als Waſſer, bei Eiſes⸗ kalte feſt und ſproͤd, aber bei etwas hoher Zim- merwaͤrme ſchon weich wie Wachs, fo daß es noch weit eher ſchmilzt als Waſſer kocht. An die Luft gebracht, verbindet es ſich ſogleich auf feiner Oberfläche mit Sauer ſtoff und verliert dabei allen Metallglanz; auf Waſſer gelegt, zieht es den Sauerſtoff deſſelben ſo heftig an, daß es ſich alsbald entzündet und funfenfprüs hend auf dem Waſſer umherfaͤhrt, bis es ſich gaͤnzlich mit Sauerſtoff verbunden und im Waſſer aufge— loͤſt hat, das dadurch einen Laugengeſchmack erhaͤlt. Man kann es daher nur unter Steinöl aufbewahren, weil dieſes keinen Sauerſtoff, ſondern nur Kohlen- und Waſſerſtoff enthaͤlt. So ſchwierig aber auch ſeine Darſtellung und Aufbewahrung iſt, ein fo vorzügliches Mittel iſt es auch, um andere chemiſche Stoffe, die mit Sauerſtoff verbunden find, rein darzuſtellen, indem es denſelben aus allen Ver— bindungen an ſich reißt, gleich als ob ihm nur in der Verbindung mit demjenigen Stoffe Ruhe werden koͤnnte, der von ihm auf der Stufenleiter der einfachen Stoffe am weiteſten entfernt ſteht. u II. Auszug aus dem Protokolle über den Herbſtconvent der pomologiſchen Geſell ſchaft. Mitgetheilt von Eduard Lange, Geſellſchaftsſecretaͤr. Oeffentlich ergangenen Einladungen zufolge war der 18. Octbr. für den diesjährigen Herbſtconvent unſerer pomolo⸗ giſchen Geſellſchaft beſtimmt. Allein die 10. Morgen⸗ ſtunde dieſes Tages ging voruͤber, ohne daß ſich in den dazu beſtimmten Raͤumen des Logenhauſes eine zahlreiche Geſellſchaft oder bemerkenswerthe Ausſtellungsgegenſtaͤnde eingefunden haͤtten. Deſto mehr aber haͤuften ſich dieſel— ben gegen 11 Uhr, ſo daß ungeachtet des ſpaͤten Begin— nens der eigentlichen Vortraͤge und Verhandlungen doch nicht recht hinreichende Zeit übrig war, die ausgeſtellten Blumen und Früchte genauer zu betrachten und durch ge— genſeitige Mittheilungen genauer kennen zu lernen. Von Topfgewaͤchſen waren im Ganzen nur wenige, aber ſchoͤne Exemplare aus dem Beſſerſchen Garten vorhanden, aus welchem auch eine Partie ſchoͤner Georgi— nenblumen und Kernfruͤchte eingegangen war. Größere Georginen-Sortiments aber hatten der Hofgaͤrtner Kunze und der Kunſtgaͤrtner Hauck eingeliefert, wozu ſpaͤter noch eine theils durch die Neuheit und Schönheit der Blumen theils durch deren Bezeichnung mit mehrern Nas men anweſender Geſellſchaftsmitglieder und Gaͤſte intereſſante — a Auswahl von Deegenſchen Georginen aus Koͤſtritz hinzukam. Trotz der Ungunſt des Jahres war bei allen dieſen Blu— men ein Fortſchreiten ihrer Cultur unverkennbar. Ganz beſonders reich war auch die Fruchtaus⸗ ſtellung, namentlich die der Kernfruͤchte. Es hatten naͤm— lich nicht allein die Herren Paſtoren Hempel aus Zedtlitz und Gleitsmann aus Zuͤrchau, ferner Herr Rittergutsbe— ſitzer Teichmann aus Muckern, und der abweſende Nitters gutsbeſitzer Schellenberg in Zuͤrchau einige ſeltnere Frucht— exemplare eingeliefert, ſondern es lagen auch gegen 40 vers ſchiedene Kernobſtfruͤchte aus dem Garten des Landes-Juſtizraths Wagner, ferner 20 mit Namen verſehene Sorten aus dem Garten des Regierungsraths Wagner, 25 benannte und mehrere nicht benannte Sorten Obſt vom Kammerguts⸗ pachter Loͤhner aus Wilchwitz und endlich 108 verſchiedene Sorten Aepfel und 9 verſchiedene Sorten Birnen, wo— von im Ganzen nur 5 ohne Namen waren, von den Brüdern Lange zur Anſicht vor; wozu noch 10 Sorten Wein aus dem Garten des Regierungsraths Wagner und eine Partie Pfirſchen aus dem des Kunſtgaͤrtners Heller hinzukamen. So kurz auch die Zeit zur Betrachtung und Beſpre— chung der ausgeſtellten Fruͤchte war, ſo konnte man doch auch hierin die gemachten Fortſchritte nicht verkennen, übers all aber tönte dabei die Klage über Ramenverwir— rung und Unzuverlaͤſſigkeit ſelbſt der anerkannten Pomologen hindurch, und man hielt bei dieſer Unſicherheit Ausſtellung und Selbſtpruͤfung der angeprieſenen Fruͤchte für ganz unerlaͤßlich. An den eigentlichen Verhandlungen der Geſellſchaft, welche der Vorſitzende, Herr Regierungs— rath Wagner, nach 11 Uhr durch einen kurzen Vortrag eröffnete, nahmen im Ganzen 44 Mitglieder und Gaͤſte Theil. Zuerſt vernahmen die Anweſenden mit Freuden, daß ſich die Mitgliederzahl unſerer Geſellſchaft ſeit dem letzten Convente von 201 auf 207 erhoben hat, in⸗ dem dieſelbe nur ein Mitglied, den Weinhaͤndler G. Blu⸗ 3 menau hier, durch den Tod verloren, dagegen aber in den Herren 1) Bamberger, Geſchaͤftsleiter des pomologi⸗ ſchen Vereins zu Prag, 2) Bentham, Seeretär der borticultural society zu London und 3) Grafen von Hohenwart, K. K. Kaͤmmerer, Gubernialrath und Praͤ— ſident der K. K. landwirthſchaftlichen Geſellſchaft in Krain, zu Laibach neue Ehrenmitglieder, fernerhin 4). in Herrn Georg Goͤttlich, Dechant und Oberpfarrer zu Georgs— walde bei Rumburg in Böhmen ein neues correſpondiren— des Mitglied und endlich in den Herren 5) Friedrich, Anſpanngutsbeſitzer in Göhren 6) Quas, Anſpannguts⸗ beſitzer in Selleris, und 7) Raͤßler, Rittergutsbeſitzer in Kertſchütz, neue wirkliche Mitglieder gewonnen hat. Hierauf wurden die ſchon früher geſtellten Fragen als 1) Welche Leokoiſchoten bringen in der Regel zahlreichere Samenkoͤrner, die gefüllte Blumen erzeu⸗ gen, die obern am Hauptſtengel oder die untern an den zuerſt blühenden Rebenaͤſten? und 2) Iſt das Geizen dem Weine in unſerer Gegend fuͤr die Gewinnung guter Beeren, für deren frühere Reife und für die Erzeu⸗ gung reifer, der Winterkaͤlte nicht unterliegender Reben vortheilhaft oder nicht? von neuem in Anregung gebracht und vielfach beſprochen, ohne jedoch dadurch ein ſicheres Reſultat zu gewinnen, welches allein aus mehrjaͤh— rigen vielſeitigen Beobachtungen und Erfahrungen hervor—⸗ gehen kann. Vielleicht fuͤhren unſere wiederholten Dis— cuſſionen noch ein ſolches herbei, wenn dabei auch die rein theoretiſche Frage, ob die gefüllte Blume des Lew koi's eine Vervollkommnung oder ein Ruͤck— ſchritt ſei, nicht zugleich zur Entſcheidung gebracht wer— den ſollte, ſo lange wenigſtens noch auf der einen Seite Botaniker und Pflanzenphyſiologen in der Blume vornehm— lich eine Durchgangsentwickelung der Pflanze zum Behuf der Hervorbringung neuer, die Gattung erhaltender Indivi⸗ duen erblicken, anſtatt daß auf der andern Seite Gaͤrtner und Blumenfreunde in ihr nur die hoͤchſte Entfaltung des vorhandenen Individuums ſuchen und dieſe um ſo voll⸗ ftändiger finden, je weniger fie ſich einem außer ihr lies genden Zweck, ſei es auch der, die Gattung fortzupflanzen, unterordnet, und je mehr ſie rein um ihrer ſelbſt willen da zu ſein ſcheint. Ueberhaupt ruft eine Frage gewoͤhn— lich eine Menge anderer hervor, und oft iſt der Verſuch zur Loͤſung der erſten nur eine Veranlaſſung, um noch eine zweite und dritte ungeloͤſte an die erſte anzureihen. So war es auch mit den Eroͤrterungen über das Geizen am Weine, indem die Einen daſſelbe vor der Bluͤthe, die Andern aber erſt nach der Bluͤthe angewendet wiſſen woll— ten, waͤhrend es wieder Andere nur mit großer Ein— ſchraͤnkung oder auch wohl gar nicht fuͤr zweckmaͤßig er⸗ achteten. Doch kamen am Ende Alle wieder in dem Wunſche uͤberein, Verſuche anzuſtellen und zwar an den— ſelben Weinſorten, in derſelben Lage und vielleicht auch ſogar, mit verſchiedenen Reben, an demſelben Stocke. Hierauf hielt Herr Kammerrath Waitz, aufgefordert vom Herrn Vorſitzenden, einen Vortrag über feine den Gartenbau betreffenden Beobachtungen waͤhrend ſeines letz⸗ ten Aufenthalts bei der Zuſammenkunft deutſcher Natur⸗ forſcher und Aerzte in Prag, und uͤbergab nach Beendi— gung deſſelben dem Berichterſtatter zur Begutachtung, dem »Wunſche des Verfaſſers gemäß, Diecker's Wandtafel für Freunde der Obſtbaumzucht. Nachdem der Berichterſtatter nun noch auf Veran— laſſung des Vorſitzenden die wichtigſten Eingaͤnge an unſere Geſellſchaft kurz bezeichnet und erwaͤhnt hatte, daß dieſel— ben wie bisher vollſtaͤndiger in unſern Mittheilungen aus dem Oſterlande aufgezaͤhlt werden wuͤrden, hielt Herr Re— gierungsrath Wagner ſelbſt noch einen ausführlichen Vor— trag über Verzierung von Mauern, Fünftlichen und natuͤr— lichen Felſen in Gaͤrten durch im Freien ausdauernde Ge— waͤchſe, wozu Herr Kammerrath Waitz bemerkte, daß in Woͤrlitz Robinia hispida auf einem Fünftlihen Felſen fo üppig wuchere, daß auch fie als eine paſſende Pflanze für Felſenpartien betrachtet werden koͤnne. Doch entgegnete der Vortragende, daß in ſeinem, an natuͤrlichen Felſen un— 8 7 gewoͤhnlich reichen Garten die meiſten Exemplare dieſer Robinie wieder ausgegangen wären und ein gleiches Re- ſultat wie in Woͤrlitz, wie doch mit deren Anpflanzung beabſichtigt worden ſei, nicht gewaͤhrt haͤtten. Laͤngere und ausführlichere Discuſſionen geſtattete die Zeit nicht mehr, zumal da noch heute die ſtatutenmaͤßige Wahl der Geſellſchaftsbeamten vorzunehmen und bereits 1 Uhr vor— uͤber war. Es wurde daher ſogleich zu derſelben geſchrit— ten, und es hatten von 24 Abſtimmenden Herr Kammer⸗ rath Waitz als Direktor 22, Herr Regierungsrath Wagner als Vicedirektor 16, der Berichterſtatter als Secretaͤr 20, Herr Kammerrath Haſe als Rechnungsfuͤhrer 22 und der Toͤchterſchullehrer Rogge als Bibliothekar 21 Stimmen. Hiermit ſchloß die Sitzung, und die Anweſenden be— gaben ſich wieder in den groͤßern Saal zu der Blumen- und Fruchtausſtellung, wo nun eine Tafel ſervirt war, an welcher im Ganzen 48 Perſonen Platz nahmen. Da die Ausſtellung dies Mal nicht dem Publikum geöffnet werden ſollte, ſo ward dieſelbe bald nach Tiſche durch Austauſch, Aneignung und Ueberlaſſung der ausgeſtellten Blumen und Fruͤchte an die, welche ſich dafuͤr intereſſirten, e und aufgehoben. III. Ueber Verzierung von Mauern, künſtlichen und natürlichen Felſen in Gärten durch im Freien ausdauernde Gewächſe. Vorgetragen beim Herbſtconvent der pomologiſchen Geſellſchaft von A. F. K. Wagner, Nicht ſelten tritt bei Anlegung neuer, oder Umbildung aͤlterer Gaͤrten der Fall ein, daß Mauern, zu irgend einem Behufe, wie zur Verdeckung terraſſenartiger Abſtufungen oder kleinerer Abhaͤnge, in Gaͤrten durch die Kunſt gebil⸗ dete oder auch kahle, natuͤrliche Felſen mit Gewaͤchſen ver— ziert und belebt werden ſollen, ja oft muͤſſen, ſoll einerſeits die beabſichtigte Taͤuſchung nicht verloren gehen, oder ande— rerſeits der Felſen nicht eine dem Auge mißfaͤllige Leere darbieten. , Es ift daher dem Gartenliebhaber, wie dem Gärtner, wichtig und noͤthig, diejenigen Pflanzen kennen zu lernen, welche zu derartigen Anlagen ſich eignen. Hat nun zwar unſer beruͤhmteſter Gartenkuͤnſtler, der Koͤnigl. Baiernſche Hofgarten-Intendant Ritter von Skell zu Muͤnchen in ſeinen vortrefflichen Beitraͤgen zur bilden— den Gartenkunſt auch dieſen Gegenſtand nicht unbeachtet gelaſſen, ſo hat er ſich doch bei der Lehre uͤber Bildung kuͤnſtlicher Felſen und deren Bepflanzung faſt allein mit dem erſteren Theile befchaftigt, der zur Bepflanzung zu verwendenden Gewaͤchſe aber nur im Allgemeinen gedacht, \ „ und ſo fehlt uns, ſoweit mir wenigſtens bekannt, noch jetzt eine Anweiſung, welche uns diejenigen Pflanzen ken— nen lehrt, die in dieſer Hinſicht angewendet werden koͤnnen, und die uns mit der eiiien Art ihrer Anwendung bekannt machte. Eigner Bedarf hat mich legung meines Gar⸗ tens dahin gefuͤhrt, hierzu geeignete Pflanzen aufzuſuchen, auf ſolche zu achten und mit mehreren derſelben Verſuche anzuſtellen. Indem ich daher glaube, Manchen durch Mittheilung der in dieſer Beziehung von mir gemachten Erfahrungen nuͤtzlich werden zu koͤnnen, muß ich zugleich um guͤtige Rachſicht bitten, wenn ich nur eben das gebe, was ich als Dilettant in der Gärtnerei ſelbſt zu ſehen und wahrzuneh— men Gelegenheit fand, und es Andern überlaffen, dieſen Zweig der Gartenkunſt weiter zu verfolgen und auszubilden. Bei dem oben angegebenen Geſichtspunkte aber koͤnnen hier natürlich nur ſolche Pflanzen in Betracht kommen, welche weder eines kuͤnſtlichen Spaliers oder eines Anbin— dens an Staͤbe, noch einer fortwaͤhrenden Aufſicht und Abwartung beduͤrfen, und dieß um ſo mehr, als wir be— reits genugſame Anweiſungen beſitzen, welche uns uͤber die Bepflanzung von Spalieren, ſey es nun an freiſtehenden oder an Mauern befeſtigten, oder auch zur Bildung von Lauben belehren. Es kann aber eine ſolche Verzierung von, Mauern, Felſen und dergleichen Anlagen ſowohl durch holzartige, als durch krautartige, bei uns im freien Lande ausdauernde Gewaͤchſe erzielt werden, bei deren Anpflanzung wieder in Beruͤckſichtigung zu ziehen iſt, ob die Lage, an welcher die Pflanzung erfolgen ſoll, der Sonne ausgeſetzt oder ſchattig, ob dieſelbe feucht oder trocken iſt. 6 Von den holzartigen Gewaͤch ſen würden hier nur ſolche in Anwendung kommen konnen, welche entweder durch die Ranken, welche ſie bilden, einen Gegenſtand uͤber⸗ ziehen, ohne daß dieſelben einer beſondern Vorrichtung hierzu beduͤrfen, oder welche bei unbedeutender Hoͤhe ihres * — — Stammes durch ihre herabhängenden Zweige den Boden zu bedecken vermoͤgen. 5 Fuͤr den vorliegenden Zweck moͤchten die Gewaͤchſe dieſer Art in ſolche, welche an den Waͤnden emporſteigen und ſich ſelbſt durch Saugwurzeln, was meines Wiſſens nur bei holzartigen rankenden Gewaͤchſen ſtattfindet, an denſelben feſthalten, und in ſolche, welche oberhalb derſel— ben, oder zwiſchen einzelnen Steinen anzupflanzen ſind, und von ihnen, ſei es als Ranken, oder als Zweige her- abhaͤngen, einzutheilen ſeyn. Freien bei uns ausdauernde holzartige Pflanzen und moͤchten nur der Epheu in ſeinen verſchiedenen Arten (Hedera Helix und latifolia), die wurzelnde Trom⸗ petenblume (Bignonia radieans) und der ſogenannte 8 Aus der erſten Abtheilung finden wir nur wenige wilde Wein (Vitis quinquefolia und vulpina) ſich hierzu eignen, und zwar der erſte an ſchattigen, daher feuch⸗ teren Stellen, die letzteren an ſonnigen, wenn nicht viel⸗ leicht noch einige Sumacharten (Rhus Toxieodendron und radicans) hierher zu rechnen wären, mit denen ich jedoch, vorzüglich ihrer giftigen Eigenſchaften Nr Ver⸗ rm nicht angeſtellt habe. 5 Zahlreicher ſind dagegen die Pflanzen der welten Abtheilung, da hierzu faſt alle holzartigen rankende oder herabhaͤngende Zweige bildende Gewaͤchſe benutzt werden koͤnnen. Außer den bei uns ſchon hinlaͤnglich bekannten, zum Theil durch ihren Wohlgeruch ſich auszeichnenden Geisblattarten (Lonicera caprifolium, perielyme- num und sempervirens), den Teufelszwirn (Lycium barbarum) , den durch ihre reichen Blüthenmaſſen ſich hervorhebenden Waldrebenarten (Clematis viticella, canadensis, vitalba, flammula und Atragene alpina), den oft durch bunte Blaͤtter und mit verſchiedenfarbigen bald leeren, bald gefüllten Blumen gezierten Immergrüne arten (Vinca major und minor), und den großblaͤt⸗ terigen Oſterluzei (Aristolochia Sipho), die ſaͤmmt⸗ lich faſt in jeder Lage, ſind ſie einmal angewachſen, fort⸗ — 1 — kommen, und von denen wohl nur die beiden letztgenann⸗ ten einen etwas feuchteren Boden verlangen, glaube ich noch folgende, theils noch wenig zu dieſem Behufe in An— wendung gebrachte, theils hierzu noch verſuchsweiſe anzu= wendende Pflanzen erwaͤhnen zu muͤſſen, die ſich zumeiſt durch Bluͤthenfuͤlle oder Wohlgeruch auszeichnen, wie die gefüllte ſtrauchartige und die gemeine Brom— beere (Rubus fruticosus fl. pl. und caesius), einige Jasminarten (Jasminum ofliemale und fruticans), die griechiſche Schlinge (Periploca graeca), den Fletternden Baummoͤrder (Celastrus scandens), das Alpenciftusröshen (Cistus alpestris), einige Arten des Bohnenbaums (Cytisus elongatus und purpureus) und mehrere Roſenarten (Rosa scandens, capreolata, sempervirens), vielleicht ſelbſt den Wein⸗ ſtock (Vitis vinifera), welche indeſſen faſt ſaͤmmtlich, bis auf den Celastrus, eine mehr ſonnige, als ſchattige Lage verlangen, wogegen an paſſenden Orten in halbſonnigen Lagen die krautartige und die gemeine Heide (Erica herbacea und vulgaris), und wohl auch einige Arten der Alpenroſe (Rhododendron hirsutum und ferrugineum), der Andromede (Andromeda calyculata und polifolia) und des Felſenſtrauchs (Azalea vis- cosa) in Anwendung gebracht werden koͤnnten. Gehe ich nun auf die zweite Art von Gewaͤchſen, die zur Bepflanzung und Verzierung von Mauern und Felſen benutzt werden koͤnnen, die krautartigen aus— dauernden Gewaͤchſe uͤber, ſo bietet ſich uns hier eine große Zahl zur Auswahl dar. Bei ihnen aber iſt es noch noͤthiger, als bei den holzartigen Gewaͤchſen dar— auf zu achten, welchen Standort ſie verlangen, will anders man ſich nicht mehrfachen Verluſten ausſetzen. Ueberdieß iſt es in dieſer Beziehung vornaͤmlich noͤthig, diejenigen Pflanzen kennen zu lernen, welche bei uns auch in der groͤßten Sonnenhitze und in dem ſchlechteſten und mager— ſten Boden gedeihen. Beginnen wir mit dieſen die Reihe der aufzufuͤhrenden Mi = Pflanzen, fo finden wir hierzu vorzüglich die Fettpflanzen und dann ſolche Pflanzen, welche einen trockenen, meiſt holzigen Stengel, und minder ſaftreiche Blaͤtter beſitzen, am anwendbarſten. Z3au den erſteren gehören die Geſchlechter Sedum und Sempervivum, der Mauerpfeffer und die Haus- wurzel, beide decken den ſteinigen und felſigen Boden, wenn ſie nur eine geringe Unterlage von Lehm erhalten, bald, erſtere mit ihren maſtigen, an holzigen Stengeln nur loſe befeſtigten, breiten oder runden, pfriemenartigen Blaͤt— tern, letztere mit ihren aus ſaftreichen, meiſt herzfoͤrmig geſtalteten Blaͤttern gebildeten Roſetten. Beide Arten ge— deihen in der brennendſten Sonnenhitze und kaum iſt mir erinnerlich, daß ſelbſt bei der anhaltend trockenſten Witterung ſie irgend eine Beſchaͤdigung dadurch erlitten haͤtten. Sie zeichnen ſich uͤberdies durch meiſt maͤßig große, gelbe, weiße und rothe Blumen aus und es ſchei— nen mir unter ihnen Sedum acre, Telephium, populi- ſolium, hybridum, anacampseros, reflexum, Aizoon, album, Rhodiola rosea und Sempervivum tectorum, arachnoideum, globiferum und Wulfenii die am meiſten empfehlenswerthen zu ſein. Dieſen Fettpflanzen ſtehen hinſichtlich ihrer Ausdauer zunaͤchſt die Pflanzen aus den Geſchlechtern Dianthus (Nelke), Gnaphalium (Ruhrkraut) und Cerastium (Hornfraut), welche groͤßtentheils trockene, wenig faft— reiche Stengel haben, auf deren Spitze die bald gelben, bald rothen oder weißen Blumen ſich entwickeln. Von den Relken duͤrfte hier Dianthus glaucus, plumarius, monspessulanus, deltoides, barbatus und wohl auch japonicus; von den Ruhrkraͤutern mehrere in Deutſch— land wild wachſende Arten, wie Gnaphalium alpinum, arenarium, dioicum und von dem Hornkraut Üera- stium alpinum und tomentosum empfehlenswerth erſchei— nen. Auch die einheimiſche, dem Landmanne, wie dem ‚Gärtner als Unkraut oft laͤſtige Ackerwinde (Convol- Ber arvensis) verdient in dieſer Hinſicht beachtet zu II. 2 werden, da fie, einmal eingewurzelt, ganze Felſenflaͤchen mit ihren Ranken dicht uͤberzieht und mit Hunderten ihrer weiß und rothen Bluͤthen ziert. Naͤchſt ihnen möchten auf trockenen Stellen Pflanzen aus den Geſchlechtern Hypericum (Johanniskrauth, Hieracium Gabichts kraut), Linaria (Lö wenm auh, Silene (Leimkraut), Achillea (Schaafgarbe), Echium (Ratterkopf), und Potentilla (Füͤnffingerkraut) in Anwendung zu bringen ſein, unter denen vornaͤmlich wegen der ſchoͤnen goldgelben Bluͤthen Hypericum calyei- num, das in großen Maſſen bluͤhende einheimiſche Hype— ricum perforatum, und die mit ihren niedlichen Blättern und Blumen alle Ritzen der Mauern ausfuͤllende und uͤber— ziehende Linaria cymbalaria zu beachten ſein duͤrften. Zahlreicher noch ſind die Pflanzen, welche ſich zur Bepflanzung von ſonnigen, jedoch mit einigem fruchtreichen Boden verſehenen Stellen eignen. Hierher gehoͤren von rankenden Gewaͤchſen der Hopfen (Humulus Lupulus), die knollige Suͤßbohne (Glycine Apios), die breit— blaͤtterige und die knollige Wicke (Lathyrus la- tifolius und tuberosus), vielleicht auch das Bitter fuß (Solanum dulcamara), von den nichtrankenden meiſt den Boden durch niederliegende, oft kriechende Zweige bedecken— den Pflanzen aber die Flammenblumen mit ihren lieblichen Bluͤthen und mannigfaltigen Blattformen in mehreren Arten (Phlox verna, stolonifera, reptans, se- tacea, subulata, procumbens, welche ganze Flächen übers ziehen, und Ph. divaricata, pilosa, carnea, ovata, gla- berrima), der Lack (Cheiranthus cheiri), die Primeln (Primula elatior, acaulis, corthusoides, marginata), das krautartige Immergrün (Vinca herbacea) mit ſeinen ſchoͤnen blauen Blumen, das Speerkraut (Polemonium mexicanum, gracile und reptans), der Zieſt (Stachys lanata) mit feinen dicken wolligen Blaͤt⸗ tern, die verſchiedenen Arten des Erdrauchs (Corydalis lutea, bulbosa, aurea), die mit ihrem zierlichen Laube und niedlichen Blumen bald alle Spalten der Felſen aus— 0 füllen, der Storchſchnabel (Geranium sanguineum, striatum, Robertianum), das Gartenvergifmeins nicht (Omphalodes verna) mit feinen frühzeitigen him⸗ melblauen Bluͤthen, die verſchiedenen Arten der theils durch Wohlgeruch, theils durch lebhafte Farben ſich auszeichnen— den Veilchen (Viola odorata, altaica, tricolor, cana- densis), die Tauſendſchoͤnchen (Bellis perennis), die kleine Glockenblume (Campanula pulla), die Erda beere (Fragaria), die nicht nur zeitig durch ihre großen weißen Blumen, ſondern ſpaͤter noch durch ihre Früchte ziert, und die bei uns wildwachſenden Pflanzen Ly Si- machia nummularia mit ihren ſchoͤnen gelben Bluͤ— then und den regelmäßig gebildeten, reihenweiſe nebeneinan— der ſtehenden runden Blättern und die Glechoma he- deracea, die mit langen Ranken und ſchoͤnen blauen Blumen ganze Strecken uͤberzieht. Zur Anpflanzung an ſchattigeren und fruchtbaren Stellen möchten die An em o⸗ nen oder Leberblumen (Hepatica triloba, Anemone nemorosa, silvestris) mit ihren bald weißen, bald rothen oder blauen, leeren und gefuͤllten Blüthen, das Lun gen— kraut (Pulmonaria officinalis und virginiana), die Sumpf⸗Parnaſſie (Parnassia palustris) mit weißen anemonenartigen Blumen, einige Spierftauden (wie Spiraea filipendula, lobata), mehrere der Fleineren Arten der Schwertlilie (Iris biflora, graminea, notha, acuta), und die verſchiedenen Arten der Farrenkraͤuter empfehlenswerth erſcheinen. Zaͤrtlicher, und nur an geeigneten Stellen zu verwen— den, ſind die eigentlichen Alpenpflanzen, die zwar zwiſchen Steinbloͤcken meiſt ſehr gut gedeihen, aber eine beſondere Behandlung in Zubereitung der Erde, die ihnen zu geben iſt, und des Standortes verlangen. Von ihnen nenne ich hier nur den Leberbalſam (Erinus alpinus und his- panicus), das Alpengloͤckchen (Soldanella alpina), mehrere Arten des Enzian (Gentiana acaulis, eiliata, asclepiadea, cruciata, Pneumonanthe) und die Erd⸗ ſcheibe (Cyclamen europaeum und Coum). N 2 ** — 20 — | Noch gehören zu dieſer Abtheilung mehrere Zwiebel— und Knollengewaͤchſe, die ebenfalls nur in beſondern Faͤllen, und wenn man ihnen einen Standort geben kann, wo ſie ihre Wurzeln in der erforderlichen Erde gehoͤrig auszubrei— ten vermögen, anwendbar find, Zu dieſen zahle ich den Saffran (Crocus vernus), die Herbſtzeitloſe (Colchicum autumnale), den Frauenſchuh (Cypripe— dium Calceolus), das Kiebitzei (Fritillaria meleagris), mehrere Vogelmilcharten (Ornithogalum nutans, pyrenaicum, umbellatum), die Meerzwiebel (Seilla cernua und amoena), die Muskathyacinthe (Hyacinthus Muscari), das Wein traͤubchen (Hya- einthus botryoides), den goldgelben Lauch (Allium Moly), die virginiſche Tradescantie (Tradescantia virginica), das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), die Maͤrzenblume (Levcojum vernum und aesü— vum) und die Maiblume (Convallaria Majalis.) Die ſchattigſten und feuchteſten Stellen aber bewahre man den mannigfaltigen Steinbrecharten (Saxifraga) auf, die mit ihren meiſt niedlichen, weißen und roͤthlichen Bluͤmchen bald ganze Flaͤchen mit ihren moosartigen Sten— geln und Blaͤttern bedecken, bald einen dichten Raſen bil— den oder in Form von Roſetten ſich zierlich hervorheben. Von dieſen aber duͤrften am meiſten Saxifraga sarmen- tosa, pyramidalis, umbrosa, punctata, hypnoides, granulata, geranioides, Geum, ceratophylla, und bei größerer Raͤumlichkeit 8. cordifolia und crassifolia ſich zur Anpflanzung empfehlen. Wohl duͤrfte es noch manches rankende Gewaͤchs, noch manches zierliche Pflaͤnzchen geben, das ſich zu ſol— chem Behufe anwenden laſſen wuͤrde, doch ich wollte nur eigne Wahrnehmungen und Erfahrungen geben und muß es Andern uͤberlaſſen, auf der von mir betretenen Bahn weiter fortzuſchreiten und uns fernere Mittheilungen uͤber dieſen Gegenſtand, vorzuͤglich auch uͤber die hierzu anwend— baren einjaͤhrigen Pflanzen, uͤber welche ich gar keine Er— fahrungen zu ſammeln Gelegenheit hatte, zu machen. Iv. Beiträge zur Naturgeſchichte der Jnſecten. Unter der zahlloſen Menge von Inſecten ſind es wohl die Schmetterlinge, welche zuerſt das Augenmerk der Men— ſchen auf ſich gezogen haben. Die entomologiſche Litera— tur habe ich zwar nicht genau vergleichen koͤnnen; aber doch möchte ich behaupten, daß zuerft über die Schmetter⸗ linge geſchrieben worden iſt. Auch jetzt noch ſind die En— tomologen meiſt Lepidopterologen, und betreiben ſie andre Zweige der Entomologie, ſo waren es gewiß die Lepidop— tern, durch die ſie ſich die Bahn brachen. Der Grund davon iſt wohl vernämlich in dem mannigfaltigen, pracht⸗ vollen Farbenſpiel zu ſuchen, womit dieſe Wunderthiere prangen. M Lange Zeit iſt man aber faſt nur beſtrebt geweſen, der Gattungen habhaft zu werden, ohne ſich ernſtlicher um die Raturgeſchichte dieſer Geſchoͤpfe zu bekuͤmmern. Es liegt dies in der Natur der Dinge. Des Anfaͤngers Aus genmerk geht nur auf die zu erlangenden Stuͤcke und auf die Ausfüllung der Luͤcken in ſeiner Sammlung, und dies nimmt die ganze Zeit ſeiner Muße in Anſpruch. Es waͤre freilich beſſer, wenn die jungen Entomologen die guten Lehren erfahrener Entomologen mehr beherzigten, und bei ihren Excurſionen ruhiger und vorſichtiger zu Werke gingen. Dann wuͤrde nicht nur in der Regel eine reichere Aus— beute zu erlangen ſein, ſondern es koͤnnten auch oͤfters wichtige Entdeckungen im Haushalt dieſer Thiere gemacht werden. Doch dieſe Ermahnungen ſind meiſt in den Wind geſprochen. Der Anfänger rennt und jagt, daß man meinen moͤchte, er ſuche einen Hirſch einzuholen. Dabei erlangt er nicht nur nichts, oder das Erlangte iſt ganz defect, ſondern er ſcheucht auch vieles Andere oft weit Koſtbarere fort. Auch ich beging in den erſten Jahren auf meinen Ex— curſionen dieſelbe T horheit. Herzlich muß ich noch lachen, wenn ich daran denke, wie ich an einem der erſten heitern Apriltage einem Maͤnnchen von B. Versicolora auf dem Todtenhau in der Leine ſo haſtig nachſetzte, daß ich vor Begierde eine breite und tiefe Waldlache nicht ſah, die ſich auf meiner Rennbahn mir entgegenſtellte. Einzuhalten war nicht moͤglich; ich ſetzte an, immer noch das Auge auf den Vogel gerichtet, ſchlug waͤhrend des Ueberſpringens darnach, erhaſchte es und erreichte auch den Rand. Welche Freude! N Nicht fo gluͤcklich ging es einem meiner Vorgänger, Dieſer jagte auf den Feldern an der Leine dem Podalirius nach, — der, beilaͤufig geſagt, bei uns hoͤchſt ſelten iſt, weil die huͤglige Flußgegend mit dem Schwarzdorn fehlt, und nur zuweilen einer aus der Gegend von Penig zu uns verſchlagen wird, — und ſo heftig, daß er einen Feldteich nicht ſieht, uͤber den der Podalirius ſeinen Flug nimmt. Jetzt ſchlug er mit einem großen Sprunge nach dem Schmetterlinge und rief: Ich hab' ihn! — ſtand aber auch bis unter die Arme im Waſſer. — Gewiß würden die geſammelten Fata der Parforcejäger erheiternd zu leſen ſein. Mit dieſen Hetzjagden iſt aber der ri md ſchaft nicht viel gedient. Seit langer Zeit mache ich es ganz anders. Auf meinen Excurſionen lauſche ich mehr, ſehe meiſt dahin, wo es kriecht oder gar ruht, und weniger dahin, wo es fliegt. Dabei nehme ich nur einen kleinern Theil des Waldes in Obacht, und finde dann immer viel und ſtoße auf dieſe und jene Merkwürdigkeit. Vorzuͤglich iſt meine Aufmerkſamkeit in den letzten Jahren auf den Inſtinet dieſer Thiere gerichtet geweſen, u. durch den dieſe vernunftloſen Geſchoͤpfe fo richtig und wuns derbar geleitet werden. Ich geſtehe, daß ich oft wuͤnſche, dieſem intereſſanten Gegenſtande mehr Zeit widmen zu koͤnnen; denn je mehr man die Brutplaͤtze dieſer Sipps ſchaften aus kundſchaftet, deſto leichter wird es, dieſe oder jene Art genauer zu beobachten und ſo nach und nach in ihren Haushalt einzudringen. f Schon oft habe ich ein Stuͤndchen daran gewendet, um die Weibchen mancher Inſecten zu beobachten, wenn ſie Eier legen wollen, und die Sicherheit bewundert, mit der fie von ihrem Inſtinct geleitet die oft nur einzige Fut⸗ terpflanze aufſuchen, um ihre Eier abzuſetzen. Sollte man nicht glauben, was den Schmetterlingen gut ſchmeckt — nämlich meiſt Nectar aus den Blumen — das muͤſſe auch den Raupen zufagen und alſo die Schmetterlinge bes ſtimmen, ihre Eier an die Blumen zu legen? Aber nein, der Inſtinct unterſagt es ihnen, indem dieſes Futter der Brut den Tod bringen wuͤrde; er noͤthigt ſie vielmehr, die oft ſehr verborgene Futterpflanze aufzuſpuͤren und die Eier daran abzuſetzen. Wie ein ſolcher Schmetterling die Futterpflanze ſeiner Brut von der ſeiner Rahrung ſo rich— tig unterſcheidet, wer mag das ergründen ? So ſah ich einem tief fliegenden, Eier legenden Weibchen von B. Tau zu, wie es ſich an allen Buͤſchen anfußte, an den Zweis gen hinaufflatterte und ſie gleichſam beroch. Nur an Bir⸗ kenruthen befeſtigte es die braunen Eier, nie aber an Has ſelſtaude, Faulbaum, Vogelbeerbaum, Wollweide, Erle und andre Straͤucher, die es auf feiner Wandrung traf. Zus letzt blieb es an einem Zweige einer Eiche ſitzen, legte das ſelbſt noch 2 Eier und ruhte aus. Richt aber das allein iſt zu bewundern, daß ſie mit einer Art von Untrüglichfeit die richtige Futterpflanze finden, ſondern auch, daß ſie ſolche Pflanzen waͤhlen, auf welchen ihre Brut einigen Schutz gegen ihre Feinde findet. So legt das Weibchen von N. Sicula ſeine Eier auf dieje⸗ nigen lindenen Buͤſche, welche am früheften gelbe Blätter bekommen, zumeiſt auf drei-, vier⸗ und fuͤnfjaͤhrige. Und — wu ME. warum? Weil die Raupen — an Geftalt einem Sees pferdchen nicht unaͤhnlich — gerade zu der Zeit auch die Farben der Blätter annehmen und fo nur aͤußerſt ſchwer von ihren Feinden auf denſelben aufgeſpuͤrt werden. Ich klopfe daher nur die Buͤſche mit gelben Blaͤttern ab und erhalte gewoͤhnlich eine reichliche Ausbeute, waͤhrend man auf den noch gruͤnen Buͤſchen vergeblich ſucht. Um an die drei-, vier- und fuͤnfjaͤhrigen Buͤſche die Eier abzule— gen, ziehen dieſe Thierchen faſt jaͤhrlich weiter, von Hau zu Hau. Wie iſt es nun dem Weibchen dieſer Sichel— eule moͤglich, dieſe Buͤſche, welche zuerſt gelbe n erhalten, herauszuſuchen? 25 Eine nicht weniger intereſſante Aufgabe fuͤr den Schar ſinn des Menſchen iſt ferner die, das Mittel zu entdecken, wodurch das Maͤnnchen das oft in ſehr weiter Entfernung ruhende und auf Erloͤſung harrende Weibchen findet. Von einer Lockſtimme, wie es bei den Heimchen der Fall iſt, hört man nichts, und doch trifft ſich das Liebespaar zuver— laͤſſig, ſollten auch beide Theile eine halbe Meile auseinan— der ſein. Wer von beiden Theilen giebt dem andern das Zeichen, das nicht geſehen und gehoͤrt, und doch wahrge— nommen wird? Der Mann ſchwerlich, denn ſonſt wuͤrde das Weib ihn ſuchen. Wir ſehen z. B., wie die Maͤnn— chen von B. Versicolora, vornämlich aber von B. Tau unaufhoͤrlich dahin ſchießen und vor Liebeseifer oft blind ſind, indem manche bei dem unausgeſetzten Flug durch die Büfhe an den Stämmen ſich die Köpfe einſtoßen, oder ihren Kopfputz, die herrlichen gekaͤmmten Fuͤhler beſchaͤdigen. Das Männchen von B. Rubi fteuert hoch und tief, ſchwankend oder wellenartig, verwirrt ſich oft in einem Grasbuſche und faͤllt ſo in die Haͤnde eines Parforcejaͤgers, dem es ſonſt ſchwerlich gelungen ſein wuͤrde, es zu erja— gen. Das Weibchen muß alſo die Zauberin ſein; denn ſonſt wuͤrde der Mann ſich nicht ſo außerordentlich an— ſtrengen, die Geliebte aufzuſuchen. Doch worin beſteht ihr Zaubermittel und in wie weitem Umfange wirkt es? — Der Mann wird vermuthlich zuerſt durch eigne Bes gierde angetrieben, den Gegenſtand feiner Liebe aufzuſuchen, und daher ſchießt er immer vorwaͤrts. Uebermannt ihn die Muͤdigkeit oder uͤberraſcht ihn die Nacht, nun fo ruht er aus, um den folgenden Tag feine Streifzuͤge von neuem zu beginnen. Es iſt auch wohl anzunehmen, daß mancher Liebesabentheurer ſich zu Tode ſucht, wenn man bedenkt, daß die Zahl der Maͤnnchen weit bedeutender iſt, als die der Weibchen. Hat ſich nun das Maͤnnchen durch den Schlaf geſtaͤrkt, ſo ſteuert es den andern Tag aufs Neue ſeinem Ziele entgegen, bis es in den Kreis der Zauberin geraͤth. Jetzt ſchießt es nicht mehr pfeilſchnell dahin, ſondern es ſucht und zwar in kreisfoͤrmigem Fluge. Endlich trifft es den ſuͤßen Gegenſtand ſeiner Anſtrengun— gen und die Liebesſcene beginnt, ohne daß das Maͤnnchen ſich erſt durch viele Liebkoſungen angenehm zu machen ſucht, wie es die Maͤnnchen der Tagvoͤgel zu thun pflegen. Doch der arme Wolluͤſtling! Sind feine Kraͤfte erſchoͤpft, ſo findet er oft ſchon an Ort und Stelle ſeinen Tod, oder er taumelt noch eine Strecke, ſinkt dann hin und ſtirbt. Im Jahr 1829 war B. Plantaginis von der Kaͤrr⸗ nerbruͤcke bis zur Clauſe hinauf ſehr häufig. Eines Tages begab ich mich gegen 5 Uhr des Nachmittags an den Platz, wo hauptſaͤchlich B. Plantaginis flog; denn die Maͤnn⸗ chen dieſer Euprepie kommen nach 5 Uhr zum Vorſchein. und fliegen bis gegen 7 Uhr, und zwar im Juni und Juli. Ich ſtellte mich an der Straße auf eine kleine Wieſe, wo dieſe Herren vorbeiſauſten, und erhaſchte einen nach dem andern. Jetzt ſah ich wieder ein Maͤnnchen, das einen ziemlich großen Platz umkreiſte, den Kreis im— mer enger und enger zog und dann plotzlich niederftürzte, Ich eilte hinzu und zu meiner groͤßten Freude fa ich, wie es fein Liebchen gefunden hatte. Im Jahre 1832 ging ich mit Herrn Otto Friedrich auf einen Fangplatz in der Leine, der von jeher eine reiche Ausbeute gegeben hat und noch giebt. Gleich am Saume der Leine fing Herr Friedrich ein Weibchen von B. Cuercus und that es in feinen grobgeflochtenen Stroh⸗ . hut, in welchem es ſich oben anhakte. Wir gingen tiefer in den Wald hinein. Auf einmal umkreiſten uns zwei große Schmetterlinge. Da fie ſich mehr um Herrn Fries drich bewegten, ſo bat ich ihn, ſtill zu ſtehn. Sogleich ſteuerten ſie auf den Strohhut zu und ich ſah, daß es Maͤnnchen von B. Quercus waren. Daß Eine feste ſich auf den Hut und umflatterte ihn. Jetzt kamen noch 4 Maͤnnchen herbei und alle flatterten um den Strohhut. Es war aͤußerſt intereſſant, es mit anzuſehen. Ich bat Herrn Friedrich, er moͤchte ganz ſacht den Hut in die Hoͤhe heben. Er that es, und ſogleich liefen 2 von den 6 Maͤnnchen hinein. Eins natuͤrlich nur konnte das be— gluͤckte ſein und die Sehnſucht der Braut ſtillen. Als— bald ging der Begattungsact vor ſich, die uͤbrigen Maͤnn— chen aber entfernten ſich ſchleunigſt und keines ließ u wieder feben. Hierbei drängt ſich natürlich die Frage auf: Woher wußten die Maͤnnchen, daß in dem Hute ein Weibchen ihrer Art war? Ganz gewiß durch einen Duft, den das Weibchen verbreitet und durch den die Männchen herbei— gelockt werden. Da nun das grobe Geflecht des Hutes viele kleine Oeffnungen hatte, ſo konnte dieſer Duft leicht hindurchdringen und ſich in weitem Umfreife verbreiten. Daß der Lockungsſtoff ein Duft ſein mag, laͤßt ſich auch daraus ſchließen, daß beim Beginn des Begattungsactes die übrigen Maͤnnchen davon flogen, weil nun jener we— gen ſeiner Feinheit im Freien leicht ſich verfluͤchtigende Duft nicht mehr ausſtroͤmte und ſo die andern Maͤnnchen keinen Fuͤhrer mehr hatten. Seit dieſem Begegniſſe hab' ich Hunderte von verſchiedenen Spinnerweibchen in meinem Felbelhute gehabt, aber nie iſt mir etwas Aehnliches vor— gekommen, und es konnte dies auch nicht ſein, da jener Duft durch einen ſolchen Hut nicht hindurchdringen kann. Wie weit aber ein ſolcher Duft ſich verbreiten und an— locken kann, iſt freilich im Gebuͤſch ſchwer zu erforſchen. Daß er aber durch den Wind weit fortgefuͤhrt werden kann, ſcheint folgendes Beiſpiel zu beweiſen. u ITnm Jahre 1829 hatten wir, Herr Friedrich und ich, eine große Zucht von B. Versicolora. Die Maͤnnchen krochen alle zuerſt aus und dann die Weibchen. Eines von den letzten Weibchen ſetzte Herr Friedrich vor das Fenſter nach dem Garten zu, um zu ſehen, wie lange es ſitzen bleiben moͤchte. Doch wie erſtaunte er, als am ans dern Tage ein Maͤnnchen daneben ſaß! Dies hatte einen Weg von wenigſtens 2 Stunde gemacht; denn ſo weit liegt das knauſche Holz entfernt, die naͤchſte Waldung in der Umgegend, wo B. Versicolora vorkomm. Zum Schluß dieſer Bemerkungen noch eine Beobach⸗ tung des Herrn Friedrich. Dieſer hatte im Sommer deſſel⸗ ben Jahres eine weibliche Puppe von B. Dispar in die Stube gethan. Kaum iſt der Schmetterling ausgekrochen, ſo kommt ein Maͤnnchen zum offenſtehenden Fenſter hereingeflogen und begattet ſich mit dem Weibchen. Dies legt nun in ein offen ſtehendes Schubfach einer alten Commode, in wels chem auch der Begattungsact geſchehen war, ſeine Eier. Herr Friedrich nimmt das Weibchen, wirft es zum Fenſter hinaus und kratzt die Eier meiſtens ab, laͤßt aber das Fach noch offen ſtehen und geht dann aus. Als er wieder nach Haufe kommt, fragt ihn feine Mutter: „Sage mir nur, was haſt Du denn dort in Deinem Fache? Alle Augenblicke kam ein Schmetterling zum Fen- ſter herein und flog in dieſes Fach.“ Herr Friedrich giebt nun ſelbſt Acht, und ſiehe da, ein Disparmaͤnnchen nach dem andern kommt durch das Fenſter, fliegt in das Schub⸗ ſach, flattert darin herum und ſteuert endlich wieder zum Fenſter hinaus. Dieſes Spiel trieben dieſe Thierchen noch einige Tage fo for. Was war es denn hier, was fie anlockte? — Vielleicht derſelbe Duft, der ſich mit den abgeſetzten Eiern verbunden hatte und ſich deshalb 15 fo ſchnell verflüchtigte, Schlenzig. . Ich kann es mir nicht verſagen, obigen intereſſanten Beobachtungen noch eine eigene hinzuzufuͤgen. Als ich im Jahr 1820 aus der Schweiz in's Vaters land zuruͤckkehrte, geſtattete es mir die ungewoͤhnlich fruͤh eingetretene Fruͤhlingswitterung, einen Ausflug in das Oberhasli zu machen. Seit 3 Tagen hatte der Fon ges ſtürmt. Auf dem Wege nach Meyringen konnte ich mich von den ſeltſamen Eigenſchaften dieſes Windes uͤberzeugen. Er hatte durchaus keine ſtetige Richtung, ſondern blies ſtoßweiſe jetzt in das Geſicht, und im naͤchſten Augenblick wieder in den Nacken; zuweilen ſchien er in ſenkrechter Linie von oben auf den Scheitel herab zu brauſen, und ruckweis fühlte man ſich wie von lauwarmem Athem ums goſſen. In wenigen Tagen war ſeiner erwaͤrmenden Kraft der Schnee in den Thaͤlern und ſelbſt auf niedrigen, ſon— nigen Alpen gewichen. In Meyringen bluͤhten Kirſch— baͤume an den Waͤnden der Haͤuſer und eine der niedrigen Alpen unterhalb der Gadmerflur war mit den Bluͤthen von Crocus vernus und mit den lieblichen rothen Gloͤckchen von Soldanella alpina überzogen, und doch hatten wir erſt den 9. April. Die ſammtnen goldgelb— gefleckten ſchoͤnen Raupen von Papilio Apollo ſonnten ſich auf den hoͤheren felſigen Vorſpruͤngen der langen Felswand, welche das Gadmerthal von der Suͤdſeite einſchraͤnkt, und fraßen begierig von Sedum album. Leicht haͤtte ich eine große Menge einſammeln koͤnnen. Eine kleine Zahl führte ich in meiner Botanifirbüchfe mit fort, wo ſie ſich auch verpuppten. In Wien krochen ſie ſpaͤter aus; es war die dunkle, berußte Varietaͤt, wie ſie in Hochge⸗ birgen vorkommt. f Auf einem Ausfluge von Meyringen in das urbach⸗ thal ſah ich in den Vormittagsſtunden im warmen Son— nenſchein eine große Anzahl einer Psyche (hirsutella?) über dem noch wenig Leben zeigenden Raſen umher— ſchwaͤrmen. Alle, die ich fing, waren Maͤnnchen. Ich gab nun genau Achtung und ſah bald, wie ſich ein Maͤnn— chen ins Gras niederließ. Als ich hinzukam, fand ich es mit * — 82 — einem aber noch in der Puppenhuͤlſe eingeſchloſſenen Weib— chen in Paarung. Es gelang mir nun leicht durch Beob— achtung der Stellen, wo ſich die Maͤnnchen niederließen, eine Anzahl ſolcher Weibchen aufzufinden. Eben hatte ich eines auf der flachen Hand liegen, um es genauer zu be— trachten, als ein Maͤnnchen herbeigeflogen kam, ſich auf meine Hand ſetzte, auf die Puppenhuͤlſe kroch, den Hinter— theil ſeines Leibes durch die Oeffnung am hinteren Ende derſelben hineinbrachte und mit dem in dem Sack ſtecken— den Weibchen die Paarung auf meiner Hand vollzog. Der Kundige weiß, daß die Weibchen von manchen Sack— traͤgern die Puppenhülſe nie verlaſſen, ſondern als ſehr unvollkommen entwickelte Schmetterlinge wie lebendig in dieſem Sarge begraben die Ankunft eines Maͤnnchens ru⸗ hig erwarten muͤſſen, und nach der Paarung in dieſer Huͤlſe auch die Eier legen. Wenn dieſe ausgekrochen ſind, ſo kommen ſie aus der Puppenhuͤlſe hervor und leben und ernaͤhren ſich nach Art anderer Sacktraͤger. Da die Psyche plum. wo ſie einmal vorkommt, ſehr haͤufig iſt, ſo duͤrfte ſie ſich beſonders dazu eignen, um genauere Be— obachtungen über dieſe merkwuͤrdigen Thiere anzuſtellen. A ple t. V. Einige Bemerkungen über die Fortpflan⸗ zung der Thiere und über die künſtliche Fortpflanzung der Forellen, nebſt einer naturwiſſenſchaftlichen Einleitung. Mitgetheilt von Brehm. Kiefer ſagt in ſeiner merkwuͤrdigen Eroͤffnungsrede der Verſammlung der Naturforfcher in Jena, daß alle Wiſſen— ſchaften in den Naturwiſſenſchaften wurzeln muͤſſen, und wer ſollte ihm nicht beiſtimmen. Wie viele Behauptun— gen, welche wiſſenſchaftlich begruͤndet ſchienen, und lange gegolten hatten, fielen ſogleich, als man erwies, daß ſie mit erkannten Wahrheiten der Naturwiſſenſchaften unver— einbar ſeien. Und wie viele Behauptungen der Geſchicht— ſchreiber und Dichter haben erſt in neuerer Zeit durch die Naturwiſſenſchaften ihre Beſtaͤtigung erhalten! Allein nicht blos die hoͤhern, ſondern auch die niedern Wiſſenfchaften haben ſchon ſehr viel von den Naturwiſſen— ſchaften entlehnt und werden immer mehr von ihnen ent— lehnen muͤſſen. Ich bin feſt uͤberzeugt, daß unſer Feldbau noch unendlich viel von den Naturwiſſenſchaften annehmen muß, um auf die Hoͤhe, auf welche er kommen kann, ge— bracht zu werden. Rur wenn man die Erfahrungen der Geognoſie zur Erforſchung der Erdarten und die Chemie zur Pruͤfung der Duͤngungsmittel gehoͤrig angewendet, und die botaniſch verſchiedenen Getraidearten, von denen der Paſtor Krauſe in Taupadel bei Jena 154 beſitzt — ich ſah fie ſelbſt bei ihm in größter Schönheit zur Zeit der Reife — und in einem ſchoͤnen Werke mit Abbildungen bekannt macht, auf den an Erdarten hoͤchſt verſchiedenen Boden der verſchiedenen Aecker verſucht haben wird: kann man hoffen, dieſen nothwendigſten Zweig alles menſchlichen Wiſſens recht zu foͤrdern. Und wie viel wird die Zucht der Hausthiere und die Zaͤhmung mancher jetzt noch gar nicht zu Hausthieren gewordener Geſchoͤpfe von der Natur- geſchichte noch entlehnen, wie viel die Kochkunſt noch von der Chemie erborgen! Es wuͤrde viel zu weit fuͤhren, das hier nur Angedeutete gehoͤrig auseinander zu ſetzen und das Geſagte fol nur dazu dienen, um eine geuͤbtere Feder, als die meinige iſt, zu einer Abhandlung uͤber dieſen Gegen— ſtand zu veranlaſſen. Rur, wenn ſich dieſe nicht finden ſollte, werde ich es vielleicht kuͤnftig ein Mal verſuchen, Etwas darauf Bezuͤgliches mitzutheilen. Jetzt nehme ich nur ein Beiſpiel heraus, um an ihm zu zeigen, mit wel— chem Gluͤck die Naturgeſchichte der Zucht der Fiſche an die Hand geht. Es iſt bekannt, daß bei den verſchiedenen Thierklaſſen die Ausbildung des Foͤtus und die Belebung deſſelben nach ganz verſchiedenen Geſetzen erfolgt. Bei den Saͤugethieren iſt ohne vorhergegangene Begattung die Aus— bildung des Foͤtus unmoͤglich, ſein Entſtehen beginnt erſt nach derſelben, und ſobald dieſes einmal angefangen hat, ift eine fernere Begattung nicht nur unnöthig, ſondern ſo— gar oft nachtheilig. Ganz anders iſt es bei den Voͤgeln, bei ihnen bildet ſich, wie jede arme Frau, welche aus Er— ſparniß einige oder auch nur ein Paar Hennen ohne Hahn haͤlt, genau weiß, ein Ei nach dem andern aus und wird mit vollkommener Schaale gelegt; aber es iſt nicht befruch— tet, und wird deswegen durch die Brutwaͤrme nicht belebt, ſondern zu Grunde gerichtet, d. h. faul. Daß dieſes Eier— legen nicht blos bei zahmen Voͤgeln, ſondern auch bei wil— den, die in der Gefangenſchaft gehalten werden, vorkommt, beweiſen viele von Weibchen im Kaͤfige ohne Zuthun eines Maͤnnchens gelegte Eier. Meine Sammlung enthaͤlt ein von einem gezaͤhmten Steinadler gelegtes Ei. — Die Eier der Vögel erhalten wahrſcheinlich den Tag vorher, ehe ſie gelegt werden, ihre eigentliche Befruchtung. Wie es bei den Monotremen (den Schnabelthieren, na— mentlich Ornithorhynchos paradoxus und der Echidna hystrix) verhaͤlt, wiſſen wir nicht, ich glaube aber, daß es ſich bei ihnen faſt wie bei den Amphibien fein wird. Bei dieſen z. B. bei den froſchartigen (Batrachiern) bil— den ſich die Eier aus, werden aber von dem Maͤnnchen noch im Leibe des Weibchens befruchtet. Ich moͤchte glau— ben; daß es bei den Schlangen anders ſei, ich vermuthe nämlich, daß die Eier dieſer Thiere ſehr fruͤhzeitig ihre Bea fruchtung erhalten, denn es iſt bekannt, daß manche von ihnen lebendige Junge zur Welt bringen. Dieß waͤre nicht moͤglich, wenn die Begattung bei ſchon ſtark ausge— bildetem Eie vor ſich ginge: daß aber manche Schlangen, namentlich unſere Kreuzottern, Vipera berus (Coluber berus, Linn.) lebendige Junge gebaͤhren, habe ich erſt im September 1836 an einer, welche ich bekam, geſehen: die Sache verhaͤlt ſich naͤmlich ſo. Die Jungen ſind im Mutterleibe ſehr ausgebildet, aber natuͤrlich noch ganz von der Eihaut umſchloſſen, die meiſten derſelben ſprengen dieſe, waͤhrend ſie geboren werden, und ſo ſind denn die kleinen ſchaͤndlichen Ottern ſogleich fertig und ich glaube, daß ſie, wie Alles, was ein Haͤkchen werden will, bei Zeiten ſich kruͤmmt, das Beißen ſehr bald lernen. Man ſollte die Beſitzer der Menagerien auf dieſen Punkt aufmerkſam ma— chen. Da man jetzt junge Rieſenſchlangen zieht, duͤrfte man nur auf die Zeit ihrer Begattung und ihres Gebaͤh— rens aufmerkſam ſein, um uͤber den fraglichen Gegenſtand Gewißheit zu erlangen. Bei den Inſekten iſt es ſehr ver— ſchieden, und bei ihnen giebt es noch viel zu beobachten. Jeder Schmetterlingsſammler weiß, daß ſeine aus Puppen gezogenen Schmetterlingsweibchen Eier legen, ohne daß ein Maͤnnchen zu ihnen gekommen, er weiß aber auch, daß dieſe nicht auskriechen. Dieſe Eier verhalten ſich gerade wie bei den Voͤgeln; ſie muͤſſen befruchtet werden, wenn ſie Leben bekommen ſollen. Deswegen wendet der Schmet— 1 — 33 — terlingsſammler das etwas grauſame Mittel an, um von ſeinen ausgekrochenen ſeltenen Schmetterlingsweibchen be— fruchtete Eier zu erhalten. Er ſteckt fie an eine Nadel und ſetzt ſie an den Ort, an welchem ſich dieſe Schmet— terlinge aufhalten, aus. Die Maͤnnchen kommen dann zu dem Weibchen, begatten ſich mit ihm und fo erhält der Sammler Eier, welche bald auskriechen. — Ganz anders iſt es bei den ſtechenden Inſekten. Es iſt bekannt, daß alle maͤnnlichen Hummeln, Horniſſen und Wespen im Herbſte ſterben. Wer daran zweifeln ſollte, der unters ſuche im Spaͤthherbſte die in der Erde befindlichen Wes— penneſter. Diejenigen, welche von den Fuͤchſen, Wespen— buſſarden, Gruͤn- und Graufpechten verſchont geblieben ſind, enthalten noch die maͤnnlichen Wespen. Dieſe leben auch noch kurze Zeit, nachdem ſie zuletzt geflogen ſind; aber bald darauf findet man die ganze Wespengeſellſchaft erſtarrt und nicht lange nachher todt. Etwas ſpaͤter, ſo— bald die Feuchtigkeit des aufgethauten Schnees eindringt, verfaulen die Wespen und die Hüllen des Reſtes Töfen- ſich auf und verſchwinden. Unterſucht man die Wespen in dem Reſte genau: dann bemerkt man bald, daß nur die Maͤnnchen, welche ſich bekanntlich durch ihre geringe Groͤße auszeichnen, zuruͤckgeblieben ſind. Die Weibchen haben ſich entfernt und in Baumritzen oder andern Schlupf— winkeln verkrochen, um den Winter in ihnen zuzubringen. Diejenigen in ihnen, welche nicht von den Spechten auf⸗ gezehrt oder durch andere Urſachen umgekommen ſind, fan— gen im darauf folgenden Fruͤhjahre ein Reſt an, d. h. jede einzelne fuͤr ſich. Deswegen findet man Anfangs ganz kleine Reſtchen mit einer Zelle in der Mitte, und ſo viel andere um dieſe herum, als ſie Seiten hat, und in jeder ein Ei. Ganz auf aͤhnliche Weiſe machen es die Horniſſen (Pferdehorniſſen) nur mit dem Unterſchiede, daß dieſe ihre Reſter in hohlen Baͤumen, verlaſſenen Bienen— koͤrben und Gebaͤuden, hoͤchſt ſelten in der Erde anbringen. Bei den Hummeln verhaͤlt es ſich etwas anders; die. 1 derſelben kommen im Herbſte gewoͤhnlich auf 0 3 us die Art um, daß ſie auf den fpat blühenden Blumen ſitzen bleiben und erſtarren. Woher nehmen aber die Weibchen dieſer ſtechenden Inſekten im Frühjahre ihre be— fruchteten Eier? Es giebt nur eine Erklaͤrung dieſer Er— ſcheinung, naͤmlich die Annahme, daß die Eier im Herbſte befruchtet, und im Fruͤhjahre gelegt werden. Natürlich finden wir eine aͤhnliche Erſcheinung bei den Bienen. Es iſt bekannt, daß alle Arbeitsbienen weiblichen Geſchlechts und eigentlich verkruͤppelte oder, richtiger geſagt, nicht zur Vollkommenheit gelangte Weiſebienen ſind. Dies ſieht man daraus, daß aus jedem Bienenei, wenn es in eine große Zelle getragen, reichlich genaͤhrt und recht erwärmt wird, eine Weiſelin werden kann, was jeder Bienenliebha— ber weiß. Eben fo bekannt iſt es, daß die Eier der Droh⸗ nen (maͤnnlichen Bienen) nur von den Arbeitsbienen gelegt werden. Ein Bienenſchwarm, welcher vor mehrern Jah— ren in der Nähe von Hummelshain in einem Baume ge— funden wurde, ſetzt dieſe Behauptung außer allen Zweifel. Jener Schwarm wurde, nachdem der Baumſtrunk, in wel— chem er ſich befand, ausgeſaͤgt worden war, zu den ‚ans dern Stoͤcken des Foͤrſters geſtellt; aber er gedieh nicht. Als man nach 14 Tagen nachſah, fand man ihn weiſel— los, dennoch hatte der Schwarm nicht nur gebaut, ſondern auch viel Brut, aber lauter Drohnenbrut, ein deutlicher Beweis, daß die Arbeitsbienen nur Drohneneier legen. Allein wann werden dieſe Eier und die der Weiſelin ſelbſt befruchtet? Jedermann weiß, daß die Drohnen im Spaͤtſommer von den Arbeitsbienen umgebracht werden, und dennoch legen die Arbeitöbienen wie die Weiſelinnen im Winter ſchon Eier. Sie muͤſſen alſo vom vorigen Sommer her befruchtet geweſen ſein. So viel iſt alſo gewiß, alle Inſekteneier werden im Leibe des Weibchens befruchtet. — (nat; : Auf Ähnliche Weiſe verhält, es ſich bei den Würmern, denn man ſieht die Regenwuͤrmer paarweiſe oft feſt anein- ander gedruckt: doch muß ich offen geſtehen, ich habe ‚über die Wuͤrmer in dieſer Beziehung ſo wenig Beobachtungen — — 30 — — angeſtellt, daß ich es nicht wage, hier mehr daruͤber zu ſagen. — Ganz anders iſt es bei den Fiſchen und deswegen ſpreche ich von ihnen zuletzt, ob ich gleich recht gut weiß, daß ſie als Thiere mit Wirbelſaͤule gleich hinter die Lurche (Amphibien) zu ſtellen ſind. Bei den Fiſchen nämlich findet der ganz merkwuͤrdige Fall Statt, daß die geleg— ten Eier außerhalb des Leibes der Mutter befruchtet werden. Sie werden naͤmlich von dem Weibchen auf den Grund ſeichten Waſſers gelegt, und dann auf die Art befruchtet, daß das Maͤnnchen uͤber ihnen hinſtreicht, und die Milch (semen) auf ſie fallen laͤßt. um ſo merkwuͤrdiger iſt die Eigenheit des See— haſen, Cyclopterus lumpus, welche Faber in ſeiner Raturgeſchichte der Fiſche Islands erzählt, naͤmlich die, daß das Maͤnnchen dieſer Fiſchart ſich vor die vom Weib— chen gelegten Eier hinſetze, ſie bewache und mit Vergnuͤgen anſehe. Dieß iſt um ſo auffallender, weil bei den andern Fiſchen beide Geſchlechter ſich um die Rachkommenſchaft gar nicht bekuͤmmern, ja, wie wir ſehen werden, die Al⸗ ten ihre Jungen alt felten verzehren, Ri Auf diefe Wahrnehmung nun, nämlich auf die, daß die Eier der Fiſche (der Roggen) außerhalb des Leibes der Mutter befruchtet werden, gruͤndet ſich das Verfahren der Tünftlichen Fortpflanzung der Forellen. Wir haben im mittlern Deutſchlande 2 Arten dieſer ſchoͤnen und wohl- ſchmeckenden Fiſche, naͤmlich die Stein- und Lachs⸗ forellen. Nur die erſtere, Salmo Fario iſt bis jetzt genau beſchrieben und ich behalte mir vor ins Künftige beide Arten und ihre kuͤnſtliche Fortpflanzung in dieſen Blättern oder in der Iſis mit Hülfe eines benachbarten Freundes aus fuͤhrlich zu ſchildern. Fuͤr jetzt bemerke ich uͤber ſie nur Folgendes: die Lachs- und Steinforelle: find in ihrem Aeußern einander ſehr aͤhnlich, allein die erſtere wird viel größer — ich ſah eine von 6 Pfund Ges wicht — und hat gekocht ein roͤthliches und zarteres, wei⸗ cheres Fleiſch, als die Steinforelle, welche viel kleiner RN bleibt, und gekocht ein haͤrteres, trockneres und weißes Fleiſch hat. In Bezug auf den Werth des Fleiſches iſt der Geſchmack verſchieden. Einige ziehen die Lachs-, Ans dere die Steinforellen vor. Ihr natürlicher Aufent— haltsort iſt nicht ein und derſelbe; die Steinforelle liebt die Gebirgswaſſer. Auf dem thuͤringer Walde und dem Erzgebirge findet man nur die Steinforelle, in unſerer Roda kommen beide Arten vor, aber an verſchiede— nen Stellen. Die Steinforelle lebt nur da, wo ſie durch waldige Thaͤler fließt und zwar in ihrem linken Arme, waͤhrend die Lachsforelle in dem rechten Arme na— mentlich unter Lippersdorf gefunden wird. Es geht aus dem Vorhergehenden hervor, welche von beiden Arten ſich am beſten für die Teiche eignet, naͤmlich die Lachs fo— relle. Es wuͤrde zu weit fuͤhren, die Beſchaffenheit der Teiche genau zu ſchildern, in die man Forellen mit gu— tem Erfolge ſetzen kann. Ich bemerke daruͤber nur, daß ſie Quellen in ſich oder nicht weit von ſich, welche ſich in ſie ergießen, haben, damit ſie im Winter nicht zufrieren, und reich an Waſſerſchnecken fein muͤſſen. In dieſen Teis chen Brut zu ziehen, iſt unmoͤglich; denn in denen, welche nicht flach ausgehen und an dieſen Stellen ſandigen Bo— den haben, laichen die Forellen gar nicht, und in denen, welche von der genannten Beſchaffenheit ſind, kommen die Jungen nicht auf, weil fie von den Alten gefreſſen werden; denn die Forellen ſind bekanntlich Raubfiſche. Daher rührt es, daß die Forellenbrut, weil fie in Teichen nicht gezogen werden kann, in Baͤchen nicht ſehr haͤufig iſt und von den Beſitzern der Fiſchereien ungern abgelaſſen wird, einen hohen Preis hat. Ich betrachte deswegen die Fünfte: liche Forellenzucht als einen wahren Fortſchritt, und freue mich, über fie vorläufig das Rothwendigſte mittheilen zu koͤnnen. In der letzten Hälfte des November oder in den erſten Tagen des December nimmt man große Laichforellen, welche man ſchon im Spaͤtſommer oder Fruͤhherbſte auöge- waͤhlt und in kleine Teiche, ſogenannte Haͤlter, gebracht hat, aus denen man ſie ſehr leicht, weil ſie in wenigen, oft in einer Stunde ablaufen, herausfangen kann. Zuvor hat man ein kleines, laͤngliches hoͤlzernes Gefäß, in der hieſigen Gegend Waͤnnchen genannt, herbeigebracht und etwa 2“ hoch mit Waſſer angefüllt. Ueber dieſes haͤlt man die weibliche Forelle mit der linken Hand, und ſtreicht ihr mit der rechten oder einigen Fingern derſelben ſanft uͤber den Unterleib, bis die Eier von ſelbſt aus dem After hervorkommen. Stecken dieſe ſo feſt, daß man ſie erſt durch ſtarkes Druͤcken hervorpreſſen muß, dann ſind ſie noch nicht voͤllig reif, und man muß mit der ganzen Operation noch einige Tage warten. Treten aber die Eier leicht aus dem After hervor: dann laͤßt man ſie in das Waſſer des Waͤnnchens fallen, bringt die weibliche Forelle in ihren kleinen Teich zurück, oder ſetzt fie in einen großen, und nimmt eine andere. Zu viel Eier haͤuft man nicht gern in ein Waͤnnchen zuſammen; hat man viele weibliche Laichforellen, dann nimmt man mehrere Waͤnn— chen oder wiederholt das Verfahren. Sobald eine hin— laͤngliche Anzahl Eier vorhanden ſind, nimmt man die maͤnnliche Forelle, ſtreicht durch ein aͤhnliches Verfahren, wie bei dem Weibchen die Eier, die Milch heraus, läßt fie in das Waſſer des Wännchens fallen, rührt Alles, d. h. die Eier, die Milch und das Waſſer unter einander, bringt die Männchen ebenfalls in die Haͤlter oder Teiche zurück, und ſchuͤttet den ganzen Inhalt des Waͤnnchens in den ſchon früher vorgerichteten Brutkaſten. Dies iſt ein Ka— ſten von Holz oder Stein, etwa 2 Ellen lang, 1 Fuß breit, 12 bis 15 Zoll tief, welcher unten etwa 2“ hoch mit Kies angefüllt iſt. Dieſer Kaſten hat einen Deckel, wel— cher genau ſchließen muß, und oben an einer Stelle eine mit einem ducchloͤcherten Eiſenblech verwahrte Oeffnung hat. Auf dieſe Oeffnung wird der Waſſerſtrahl gerichtet, welcher aus einer Quelle oder einem Teiche kommen kann, aber nie fehlen darf. Unten befindet ſich an der obern Seite des Kaſtens eine Rinne oder Roͤhre, welche inwen— dig auch mit einem durchloͤcherten Blech verſchloſſen iſt, und dazu dient, das Waſſer ablaufen zu laſſen. In diefen Kaſten werden die Eier aus dem Waͤnn— chen gebracht und ſo auf dem Kieſe, mit welchem der Boden des Kaſtens bedeckt iſt, ausgebreitet, daß keins das andere beruͤhrt, noch weniger eins das andere bedeckt. Der Waſſerſturz wird ſo eingerichtet, daß die Oberflaͤche des Waſſers im Kaſten in beſtaͤndiger Bewegung iſt, waͤh— rend der Kiesgrund mit ſeinen Eiern ganz ruhig bleibt. Das ſorgfaͤltige Verſchließen der Loͤcher im Kaſten durch Blechſiebe iſt aus dem Grunde dringend nothwendig, da— mit die Eier und ausgekrochenen Forellchen nicht eine Beute ihrer vielen Feinde werden. Die gefaͤhrlichſten in unſerer Gegend ſind die großen Waſſerkaͤfer Dytiscus la- tissimus, und die Waſſerſpitzmaͤuſe, beſonders die in unſern Gewaͤſſern haͤufige Bach- und grabende Waſſerſpitzmaus, Sorex rivalis et fodiens. Diefe Waſſerſpitzmaͤuſe drängen ſich durch ganz kleine Oeffnungen hindurch und freſſen oft in 2 Tagen alle Eier oder Forellchen in dem ganzen Kaſten auf. In Gegenden, in denen man Störungen von Seiten der Menſchen fuͤrch— tet, vernagelt oder verſchließt man den Deckel. Eine Hauptſache hierbei iſt, darauf zu ſehen, daß das in den Kaſten ſtuͤrzende Waſſer ganz rein ſei. Enthaͤlt es, wie dies auf moorigem Boden oft der Fall iſt, aufgelöfte Erde: dann legt ſich dieſe als ein ſchlammiger Ueberzug über die Eier, und richtet ſie dadurch zu Grunde. — Uebrigens thut es gar Nichts, wenn die ganzen Geis ten des Kaſtens mit Eiskruſten bedeckt ſind, nur das Waſſer in dem Kaſten darf nicht gefroren und das Ein- und Ausgangsloch nicht durch Eis verſchloſſen ſein; denn iſt dieſes, dann geht die Brut zu Grunde. In mittel— kalten Wintern kriechen die kleinen Forellchen nach 60 Ta— gen aus; in ſehr kalten dauert es einige Tage laͤnger und in ſehr gelinden zuweilen nur 48 Tage. Es erregt die höͤchſte Bewunderung, die allwaltende Kraft Gottes hier in einem dunkeln, oft rings mit Eis umgebenen Kaſten durch die geringe Waͤrme des eiskalten Waſſers das Le— ben in den zarten Eiern entwickeln zu ſehen. Nach 14 Tagen bemerkt man fihon ſchwarze Punkte in den Eiern, naͤmlich die ſich ausbildenden Augen, ſpaͤter entwickelt ſich der Kopf und Leib, bis endlich das einer kleinen Steckna— del an Größe gleiche Fiſchchen die Eihaut ſprengt. Iſt die Entwickelung einmal zu einem gewiſſen Grad vorge— ſchritten: dann kann man einige Eier in ein Glas kaltes Waſſer bringen, und hier, wenn man das Waſſer taͤglich 1 oder 2 Mal erneuert, die voͤllige Ausbildung der klei— nen Fiſchchen mit Augen ſehen. So lange die ausgekro— chenen Forellchen am Nabel noch eine Blaſe haben, aus welcher fie Nahrung einziehen, koͤnnen fie im Kaſten blei— ben; iſt aber dieſe verſchwunden: dann muͤſſen ſie in kleine Teiche oder Baͤche, in denen keine groͤßern Forellen ſtehen, gebracht werden. Hier oder in etwas groͤßern Teichen bleiben ſie, bis ſie die Laͤnge der gewoͤhnlichen Satzforellen erreicht haben. Roch muß ich bemerken, daß auch im beſten Falle nicht alle Eier auskommen; bei dem geringſten Verſehen gehen oft viele zu Grunde. Man kennt dieſe ſogleich; denn ſie ſind hellgelblich und ganz durchſichtig ohne die geringſte Spur eines dunkeln Fleckes. Alle dieſe werden bei einer Durchſicht des Kaſtens herausgeworfen. — Wie nothwendig es ſei, genau nachzuſehen, daß ſich, in den Teichen, in welchen man die Brut aufbewahrt, keine große Forelle befinde, mag Folgendes beweifen. Ein Teichbeſitzer der hieſigen Gegend beſetzte einen eben. gefifchz ten Forellenteich mit 30 Stuͤck Satzforellen. Als er nach 2 Jahren denſelben Teich fiſchte, fing er anſtatt der 30 Forellen nur eine einzige. Dieſe war naͤmlich von frühes rer Zeit her in einer mit Waſſer angefüllten Vertiefung, des Teiches zuruͤckgeblieben, und hat die ganze angekommene junge Geſellſchaft gefaͤlligſt in ſich aufgenommen, dadurch aber auch ein Gewicht von 10 Pfund erlangt. Schließlich muß ich noch geſtehen, daß wenn der Leſer an den Beobachtungen über die kuͤnſtliche Fortpflane zung der Forellen Intereſſe gefunden hat und ſich deöwes * — 40 — wegen bedanken will, er das nicht bei mir, ſondern bei einem benachbarten lieben Freunde, deſſen Namen zu nennen ſeine zu große Beſcheidenheit verbietet, thun muß. — VI. Brehm's letztes Wort über die Beſteue⸗ rung einiger Singvögel zur Verſtändigung mit einem landſehaftlichen Abgeordneten, ein Wort des Friedens.. vr Die Redaction hat durch die Aufnahme der Bemerkun— gen zu meinem Auffage über die Beſteuerung der Sing— voͤgel auch mich wahrhaft verbunden, wird mir aber erlau— ben, zu dieſen Bemerkungen ein Wort der Verſtaͤndigung und des Friedens hinzuzufügen. Der verehrliche Abgeordnete ſagt, ich haͤtte außer Acht gelaſſen, daß nur 4 Voͤgelarten verſteuert werden ſollen, und die Singvoͤgel im Allgemeinen in das Auge gefaßt. Es iſt wohl natürlich, daß ich von der Beſteue— rung einiger Arten auf alle andere Singvoͤgel geführt wurde, denn wenn einmal das Halten der Gras— müden und Plattmoͤnche verſteuert wird, begreift‘ man kaum, warum die herrlichen Sum pfſchilffaͤnger, *) Wenn die Redaction die Aufnahme gegenwaͤrtigen Aufſatzes ſeinem Herrn Verfaſſer ſchuldig zu ſein glaubte, ſo duͤrfte es ihr doch die erſte und naͤchſte Beſtimmung der ihr anvertrauten Vierteljahr⸗ ſchrift zur Pflicht machen, dieſe Entgegnung überhaupt fuͤr das letzte Wort in der beregten Angelegenheit zu erklaͤren. e 0 a die kunſtreichen Baſtardnachtigallen, die trillernden Haidelerchen, die floͤtenden Amſeln und viele andere ausgeſchloſſen worden ſind. Sollte meine Abhandlung nicht ganz ohne wiſſenſchaftlichen Werth ſein, ſo mußte ſie ſich zugleich auf die übrigen Singvoͤgel erſtrecken; denn es iſt mit Gewißheit anzunehmen, daß wenn kuͤnftig in irgend einer Kammer der Abgeordneten von Beſteuerung der Sing— voͤgel die Rede ſein ſollte, es nicht bei dieſen 4 Arten ſein Bewenden haben wird. — Meine Meinung, daß das Geſetz uͤber die Beſteuerung nicht ohne Widerſpruch durchgeſetzt worden ſei, gründete ſich auf eine mündliche Ueberlieferung, nach welcher eine bedeutende Stimme gegen daſſelbe geſprochen haben ſollte. Dieß laͤßt ſich recht gut damit, daß nachher das Geſetz allgemeines Einverſtaͤndniß von Seiten der Landſchaft gefunden, vereinigen. Iſt es anders und bin ich falſch berichtet: dann laſſe ich mich recht gern belehren. — Der Herr Abgeordnete findet die Meinung, daß ſich die einmal an die Gefangenſchaft gewoͤhnten Voͤgel bei guter Behandlung wohl befaͤnden, fonderbarz ich bitte, die für dieſe Behauptung aufgeſtellten Gründe noch ein— mal nachzuleſen (Heft 4 des Jahres 1837 S. 211 — 212); wem das dort Geſagte nicht genügt, — daß es Vielen, ſelbſt einem Recenſenten genuͤgte, kann ich verſichern, — dem kann ich noch Mehreres zur Begruͤndung meiner Mei— nung anfuͤhren. Wenn aber der verehrliche Herr Abge— ordnete behauptet, ich haͤtte geſagt, daß ſich in gewiſſem Grade ſelbſt die Menſchen in der Gefangenſchaft wohl be— faͤnden und dazu ein Frage- und Ausrufungszeichen macht: ſo wird es mir erlaubt ſein, daruͤber einige Verwunderung zu aͤußern, wie man aus meinen Worten einen ſolchen Sinn herausbringen konnte. Sie lauten alſo: (S. 211) „Endlich ſucht man geltend zu machen, es ſei eine wahre Grauſamkeit, die lieben Voͤgel, welche ſich ihres Lebens und ihrer Freiheit freuen wollten, in einen engen Käfig zu ſperren, und ſo zu einer ewigen neee du verurtheilen.“ — — — U 10 Ich fange mit dem Letztern an. Mit Recht verbie— tet man den Sklavenhandel, denn die Sklaverei iſt eine Entwuͤrdigung der Menſchheit, weil ſie freie, vernuͤnftige Weſen nicht nur zu einer dauernden Knechtſchaft verdammt, ſondern ſogar zu einer Waare herabwuͤrdigt. Allein felbſt der Menſch gewoͤhnt ſich an die Herabwuͤrdigung ſeiner ſelbſt, und empfindet ſie deswegen weniger ſchmerzlich. Ich frage jeden Unbefangenen, ob in die— ſen unterſtrichenen Worten der Sinn, daß ſich die Men— ſchen in gewiſſem Grade in der Gefangenſchaft wohl be— faͤnden, liegen kann? Dies wäre nur möglich, wenn Et—⸗ was weniger ſchmerzlich empfinden, und ſich wohl befinden, einerlei waͤre. Der Herr Abgeordnete wird mir dieſe Auseinanderfegung verzeihen; fie hat nur die Abſicht, zu zeigen, daß er mir durch vor Auslegung unrecht gethan. Den Vergleich zwiſchen den Singvoͤgeln ub zwiſchen Ochſen, Pferden, Ziegen, Schafen und dergl. nennt der verehrliche Herr Abgeordnete ſonderbar und unſtatt⸗ haft, allein der geachtete Herr haͤtte erwaͤgen ſollen, daß ich dieſe Thiere gar nicht mit einander verglichen habe und als Raturforſcher — dieſen Namen glaube ich mit Recht mir beilegen zu dürfen — gar nicht mit einander vergleis chen kann. Ich ſpreche S. 212 von der großen Empfind⸗ ſamkeit mancher Menſchen, und fuͤhre an, daß dieſe bei einigen Erſcheinungen ſich zeigt, bei andern gar nicht vor— handen zu ſein ſcheint. Ich mache bemerklich, daß man einige Geſchoͤpfe bei einer nur ſcheinbar harten Behand⸗ lung bedauert, waͤhrend man andere geradezu mißhandelt, daß man alſo auch hier Muͤcken ſeige und Kamele ver— ſchlinge. Dieſe Auseinanderſetzung bin ich mir als Ra- turforſcher ſchuldig, damit man nicht glaube, der Brehm, welcher Fichten- und Gartenrothſchwaͤnze trennt, ſtelle Nachtigallen und Schweine neben einander. Daß der Herr Abgeordnete das Gefuͤhl der Trauer — er nennt es ein betruͤbendes, — welches mich bei der Leere an Singvoͤgeln ergreift, natuͤrlich und meinem Stande — gemäß Bo: freut mich, und dafür reiche ich ihm freund⸗ lich die Hand. — Ich kann es nicht hindern, wenn der Herr Abge— ordnete meine oben angefuͤhrte Rechnung von dem Scha— den, welchen ein einziges Sperberpaar anrichtet, an— fiht, und ihre Richtigkeit bezweifelt. Allein er wird mir erlauben zu bemerken, daß ich den Beweis ihrer Unrich- tigkeit verlangen muß, und dieſem ruhig entgegen ſehe; denn ich muß allerdings ſehr bezweifeln, daß irgend Je— mand in ganz Deutſchland uͤber das Betragen der Sper— ber bei dem Horſte genauere Beobachtungen, als ich, an— geſtellt habe; wenn mich in dieſer Beziehung Jemand be— lehrt, wird Niemand eine groͤßere Freude empfinden, als gerade ich, denn es lernt Niemand lieber und Niemand aus. — Der Schluß ubrigens, den der Herr Abgeord— nete aus meiner Berechnung zieht, ſcheint mir durchaus nicht richtig; denn wenn die Raubvogel, wie ich gezeigt habe, viele Tauſende von Singvoͤgeln verzehren: fo kom— men die wenigen Hunderte, welche durch die Befteuerung. der freien Natur erhalten werden, nicht in Betracht, um fo weniger, weil die uͤberzaͤhligen Männchen gefangen wer— den. Daß uͤbrigens die in die Freiheit gelaſſenen Stu— benvoͤgel, wenn fie ein oder mehrere Jahre im Käfig ges halten worden waren, zu Grunde gehen, bemerke ich nur beilaͤufig. — Der Herr Abgeordnete giebt mir den freundlichen Rath, „bei ſpaͤterm Wiederzuſammentritte der Landſchaft einen hierauf abzweckenden Antrag an ſie zu richten, um deſſen unwillige Ablehnung ſelbſteigen zu erfahren.“ Ich moͤchte mich gern fuͤr dieſen Rath bedanken, allein da er mir einen ſo ſchlechten Erfolg verheißt, und ich jetzt ſelbſt einſehe, daß eine hochachtbare Verſammlung ein Geſetz, das fie einſtimmig hervorgerufen, nicht wohl einftims mig wieder verwerfen, oder daß es abgeſchafft werde, be- antragen kann, ſo werde ich, nachdem ich uͤberdies meine abweichenden Anſichten vor aller Welt, auch der getreuen Landſchaft Augen offen dargelegt, mich wohl hüten, einen foldyen Antrag, deſſen unwillige Ablehnung mir mit ſolcher Zuverſicht voraus geſagt wird, zu machen. Ueber— dies betrifft dieſe Sache keine Lebensfrage des Staates und braucht nicht weiter eroͤrtert zu werden. Schließlich nun noch Etwas uͤber die ſpeciellen Be— merkungen des Herrn Abgeordneten. 1) Glaubt derſelbe, ich habe außer Acht gelaſſen, daß ein großer Theil namentlich der gefangenen Nachtigallen, ſterbe, und nur ein kleiner die Gefangenſchaft (ſoll wohl heißen die erſte Zeit der Gefangenſchaft, oder die Einge— woͤhnung) überlebe, naͤmlich nur die, welche fi) noch nicht gepaart haben. Dies habe ich gar nicht außer Acht ge— laſſen; allein die Sache verhaͤlt ſich etwas anders. Jeder Liebhaber weiß, daß er Rachtigallen und andere Inſekten- freſſer nur mit Mehlwuͤrmern eingewoͤhnen kann. Darum ſchafft er ſich Faͤſſer voll von dieſen Larven an, giebt von ihnen einer friſchgefangenen Nachtigall, ſo viel ſie freſſen will, und hat die Freude, alle aufzubringen. Uebrigens iſt der Herr Abgeordnete im Irrthume, wenn er glaubt, daß die gepaarten Nachtigallmaͤnnchen bei der Eingewoͤh— nung ſterben; dies wuͤrde nur der Fall ſein, wenn das Weibchen ſchon Eier oder gar Junge hat; ſelbſt eine weib— liche, zufaͤllig gefangene Nachtigall, welche ein Ei im Kaͤ— fige legte, blieb am Leben, und wurde dann ausgelaſſen. Allein da eine Nachtigall in unſerer Gegend erſt zu Ende Aprils oder zu Anfang Mai's erſcheint, vor Mitte dieſes Monats zur Brut keine Anſtalt macht, alſo erſt zu Ende Mai's, ja nicht ſelten zu Anfang Juni's Eier hat: ſo iſt die Gefahr, daß die an den Eiern mit Sehnſucht haͤngen— den Nachtigallen beim Eingewoͤhnen ſterben, nicht groß; denn Niemand fängt zu dieſer Zeit noch, weil fie, da fie zu Ende Juni's verſtummen, nur kurze Zeit den Liebhaber ergoͤtzen wuͤrden. Er ſtellt ihnen auf dem Zuge oder ſo— gleich bei ihrer Ankunft am Brutorte nach, und eine zu dieſer Zeit eingefangene ſtirbt bei guter Behandlung nicht. — 2) Behauptet der Herr Abgeordnete, man habe bei der Beſteuerung auf die fleißigen Handwerker allerdings Rüͤckſicht genommen, und deswegen nur die mit Mühe und Koſten zu haltenden Singvoͤgel einer Steuer unterworfen, welche man nur aͤußerſt ſelten in jenen Stuben (d. h. in den Stuben der Handwerker) finde. Ich glaube gern, daß die getreue Landſchaft dieſe Ruͤckſicht genommen, allein ich kann nicht bergen, daß ſie ſich dann in einem großen Irrthume befunden hat. Ich bitte, ſich in den Zimmern der armen Bewohner des thuͤringer Waldes, namentlich der von Schmiedefeld, Lauſcha und anderer Ortſchaften umzuſehen, und man wird finden, daß die lieben Mönche in den Zimmern der aͤrmſten Menſchen gehalten und gro— ßentheils mit Kartoffeln und Mehlwuͤrmern, alſo ganz wohlfeil gefuͤttert werden. In Roda und mehrern Doͤrfern der hieſigen igen den traf man fonft mehrere Nachtigallen und zwar faſt nur in den Stuben der Schneider an. Plattmoͤnche ſah man faſt nur bei dieſen Leuten, und ſie haben ihre Stubenvoͤgel ſo lieb, daß ein Tiſchler in Oberrenthendorf verſicherte, wenn im Weimariſchen das Halten der Moͤnche verboten werden ſollte, wuͤrde er ſich ſelbſt an den Groß— herzog wenden, und im Fall, daß feine Bitte unberuͤckſich— tigt bliebe, lieber ſeinen Wohnort veraͤndern, als ſeine Liebhaberei aufgeben. — Auch darin iſt die getreue Landſchaft im Irrthum geweſen, wenn ſie geglaubt hat, die beſteuerten Voͤgel ſeien nur mit bedeutenden Koſten zu erhalten. Seitdem mein geehrter Freund, der Herr Graf von Gourcy-Droit— aumont in Wien ein Futter erfunden hat, bei welchem der Quark die Stelle der Ameiſenpuppen vertritt, ſo daß dieſe nur zur Mauſerzeit gegeben zu werden brauchen, kann von Koſten nicht mehr die Rede ſein, und die Muͤhe, welche jene Handwerker auf die ihnen lieben Voͤgel wen— den, macht ihnen Freude und kommt bei den vielen an— dern Muͤhen ihres Lebens nicht in Betracht. 9) Ich weiß recht gut, daß das Halten der genann⸗ ten Voͤgel nicht verboten, ſondern nur beſteuert iſt, und habe oben geſagt, daß der Wohlhabende oder vielmehr der =. WW Reiche die Steuer bezahlen kann; allein daß mehrere Rach⸗ barn zuſammentreten, gemeinſchaftlich einen beſteuerten Vo— gel halten, und die Steuer gemeinſchaftlich bezahlen ſollen, dieſer Rath iſt wohlgemeint, aber nicht beifallswuͤrdig. Wie laͤßt es ſich denken, daß alle oder auch nur einige Voͤgelliebhaber zuſammen wohnen und geneigt ſein werden, einen Vogel als ungetheiltes Gut zu beſitzen und zu verſteuern. 4) Die Thatſache, daß Nachtigallen durch Weg— fangen aus einer ganzen Gegend verſcheucht werden, wuͤnſchte ich nicht nur behauptet, ſondern erwiefen zu ſehen. 5) Mit der Anſiedelung der Rachtigallen wird es wohl gehen, wie mit dem Ortolangehege, welches der ſelige Bechſtein vorſchlug. Ich zweifle nicht, daß Nachtigallen, welchen man die erſten 3 oder 4 Schwungfedern abſchnei— det, an einem ruhigen Orte, zumal wenn ſie mit Ameiſen— eiern gefüttert ‘werden, bleiben; denn fie koͤnnen nicht flie— gen, und mein geehrter Freund, Herr Fehrmann in Ber— lin ſchoß auf einem Teiche der Mark im Sommer einen weißen Saͤger, welcher dem hohen Nordoften angehört, und nur wegen eines beſchaͤdigten Fluͤgels zuruͤckgeblieben war. Allein daß ſie das naͤchſte Fruͤhjahr an dieſen Orten wie— der erſcheinen und an ihnen bruͤten werden, iſt ſehr un— gewiß, ja unwahrſcheinlich. Wenn jetzt in Roſenau bei Koburg RNachtigallen find? — im Mai 1830 waren keine dort — und ſich dort fortpflanzen: fo find fie wahrſchein— lich von dem nahen Thiergarten dahin gekommen und nicht angeſiedelt; doch bitte ich in dieſer Beziehung um ganz genaue Nachrichten, denn es iſt in der Natur auch das Unwahrſcheinliche moͤglich, und der verehrliche Herr Abge— ordnete wird durch Mittheilung ſicherer Nachrichten uͤber den gluͤcklichen Erfolg der Anſiedelung der Nachtigallen viele Andere und beſonders mich ſehr erfreuen, und ich bin uͤberzeugt, man würde fie in dieſen Blättern gern leſen. 6) Ob in allen den genannten Laͤndern die Nachti⸗ gallen beſteuert ſind, weiß ich in Wahrheit nicht. Uebri⸗ gens kann ſich Niemand mehr wuͤnſchen, als ich, daß ſich die, ae der getreuen Landſchaſt in Bezug auf die Lira Vermehrung und weitere Verbreitung der Nachtigallen bes ftatigen möge; allein ich muß fo lange daran zweifeln, bis ich dieſe herrlichen Saͤnger in den ſchoͤnen Umgebun— gen Altenburgs ſchlagen hoͤre. 7) Gebe ich gern zu, daß ich mich in Bezug auf die Verwendung des Ertrags der Steuer von den Sing— voͤgeln geirrt habe. Ich hatte die Verhandlungen nicht vom Reuen angeſehen, und fand, als ich ſie nachſah, aller⸗ dings, daß der Ertrag dieſer Steuer nicht der Staat ſondern der Armenkaſſe zufließen fol. Zum Schluſſe ſagt der Herr ee „ der Hauptzweck jenes Geſetzes, das Einfangen der bezeichneten Singvoͤgel moͤglichſt zu beſchraͤnken und deren Anſiedelung im Freien zu befoͤrdern, trete auf eine Weiſe hervor, welche wahre und uneigennüßige Freunde der belebten Natur nothlos nicht verunglimpfen oder verdaͤchtigen werden.“ Wer mich und mein Streben nicht kennt, koͤnnte auf den Gedanken kommen, daß mein Gegner mich mit dieſen Worten gemeint habe. Das glaube ich aber auf keine Weiſe; denn der Herr Abgeordnete wuͤrde, wenn ſich das Geſagte auf mich beziehen ſollte, eine gaͤnzliche Unkunde meines Strebens und meiner geringen Leiſtungen an den Tag legen. Noch Riemand hat mich einen falſchen oder eigennützigen Freund der belebten Natur genannt, und eine Abhandlung von mir in der Iſis „die Naturfors ſchung in der freien Natur“ mußte auch den Bez fangenſten eines Andern belehren. Welche eigennuͤtzige Abſicht koͤnnte ich auch bei Abfaſſung jenes Aufſatzes ge— habt haben? Ich bin weder Voͤgelhaͤndler noch Beſitzer von Stubenvoͤgeln; nur weil mir Mehrere eine Stimme in dieſer Sache zutrauten, habe ich jene Abhandlung ge— ſchrieben, und ein Mann, welcher wie ich der Erforſchung der Voͤgel in der freien Natur viele Stunden des feuchten Morgens, des heißen Mittags, des kalten Abends, ja der fine ſtern Nacht gewidmet hat, kann getroſt von fich Bruns daß er, wie irgend Einer, ein wahrer und uneigennütziger Feeund der e Natur iſt und ſtets Min: wird. VII. Miscellen und Notizen. Seit dem Abdrucke des letzten Vierteljahrheftes vom Jahre 1837, ſind den beiden nachbenannten Geſellſchaften folgende Zuſendungen und Geſchenke uͤbergeben worden, fuͤr welche dieſelben hiermit oͤffentlich danken. Es erhielt a) der Kunſt- und Handwerksverein: 1) Die vierte und fünfte diesjaͤhrige Lieferung der Vers handlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Ge- werbfleißes in den K. Preußiſchen Staaten, als Geſchenk des genannten Vereins. 2) Das zweite Heft der Schrift des Rentamtmanns Preusker: Ueber Jugendbildung. Leipzig 1837, als Geſchenk des Herrn Verfaſſers. b) die Pomologiſche Geſellſchaft: 1) Vom Herrn Teichmann auf Muckern, ein altes Werkchen, betitelt: das regelmaͤßige Verſetzen der Baͤume von Chr. J. Fr. v. Dieskau. Meiningen 1776. | 2) Vom Herrn Actuarius Kircheiſen hier: Reichenbach's Taſchenbuch fuͤr Gartenfreunde. N 3) Vom Hannoͤverſchen Gartenbauverein deſſen Zeitz ſchrift und zwar die Hefte vom Juli, Auguſt und September. 4) Vom Großherzogl. Badenſchen landwirthſchaftlichen Vereine in Carlsruhe, das Landwirthſchaftliche Wochenblatt für das Großherzogthum Baden 1837. Nr. 27 — 39. — MD — 5) Vom Thüringer Gartenbauverein zu Gotha, eine ges druckte Nachricht von der Hauptverſammlung dieſes Vereins am 7. Auguſt 1837. 6) Von der Medico-Botanical Society zu London: Address of Earl Stanhope president of the me- dico-botanical Society for the anniversary meeting. London 1837, 7) Vom Vereine zur Beförderung des Gartenbaues in den Koͤnigl. Preuß. Staaten die 26. en * Verhandlungen dieſes Vereins. Ueber die Fortſchritte der brittiſchen Dampf— ſchifffahrt füreit die Allgemeine Zeitung aus London: „Manchem Leſer iſt es wahrſcheinlich noch unbekannt, daß das erſte im hieſigen Lande erbaute Dampfſchiff ins Jahr 1814 faͤllt. Bis zum Jahre 1820 wuchs die Zahl der Dampf— ſchiffe auf 34, welche aber nur Paſſagiere fuhren; es fiel noch Niemand ein, den Guͤtertansport damit zu verbinden. Erſt im Jahre 1820 begann man die Reuerung und es verfloſſen dann noch 2 Jahre, bevor die wenigen nach dem Continente gehenden Schiffe ebenfalls Waaren zu fuͤhren begannen. Seit dieſer Epoche aber hat die brit— tiſche Dampfſchifffahrt ihren eigenthuͤmlichen hohen Schwung genommen. Von jenen 34 Schiffen mit 3018 Tonnen Gehalt im Jahre 1820 ſtieg die Zahl in 10 Jahren auf 295 mit 30000 Tonnen Gehalt und am Ende des Jahres 1836 beſaß Großbritanien eine Handelsflotte von 600 Dampfſchiffen von 67,055 Tonnen Gehalt. Wie aber auch dieſe 600 Dampfſchiffe den Handel Englands befoͤr⸗ derten, beweiſt die wahrhaft Staunen erregende Thatſache, daß die Geſammtmaſſe des Waarentransports durch Dampf⸗ boote von 505 Tonnen im Jahre 1820 auf 101,744 Ton⸗ nen im Jahre 1822 und auf 5,429,226 Tonnen am R A Jahres 1836 geſtiegen war.““ ; 4 5 A. Wer hätte dieſe Erfolge 1820 vorausbeſtimmen koͤn⸗ nen? Und wer kann jetzt die ganze Bedeutung ermeſſen, welche die bereits entworfenen Eiſenbahnen nach 18 Jah⸗ ren fuͤr Handel und Verkehr haben werden? Die Frage, woher es komme, daß wenn man den Kern irgend einer edeln Obſtſorte z. B. eines Borsdorfers oder einer weißen Butterbirne ausſaͤet, man davon nicht wieder einen Kernſtamm derſelben Sorte, ſon— dern einen davon mehr oder weniger verſchiedenen Wildling erhalte, iſt von den Pomologen ſchon vielfach erörtert und ſehr verſchiedenartig beantwortet worden. Nach den Mittheilungen des franzoͤſiſchen Gaͤrtners Poiteau (vers gleiche Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gartenbaues in den K. Preußiſchen Staaten. Liefer. 28. S. 122 — 161) erklaͤrt der große Pomolog Van Mons, der bis jetzt vielleicht mehr edle Kernſorten durch ſeine Ausſaaten neu gezogen hat als irgend ein anderer Baumzuͤchter, dieſe Erſcheinung im Weſentlichen etwa auf folgende Art. Unſere edlen Obſtſorten ſind als ſolche faſt ſämmtlich alt und dadurch in ihrer Fortpflanzungsfäs higkeit geſchwaͤcht. Denn wenn wir auch die Fruͤchte von einem jungen kraͤftigen Stamme nehmen, um deren Kerne zu ſaͤen, ſo iſt doch das Edelreiß, welches auf dem jugendfriſchen Wurzelſtocke eines Wildlings wuchert, nichts als ein übertragener Zweig eines frem⸗ den, vielleicht vor vielen hundert Jahren zuerſt entſtan⸗ denen Stammes; und mag dieſes Edelreiß auf dem üppigen Grundſtamme auch noch ſo kraͤftig gedeihen, es iſt und bleibt doch nur ein Theil eines alten in feiner Fortpflanzungsfaͤhigkeit zurückgegan⸗ genen Baumin divid uums, deſſen Nachkommen eben darum mehr oder weniger ausarten und verwildern. Am dieſen Uebelſtand zu vermeiden, nahm Van Mons die erſten Fruͤchte ſeiner unveredelten ebenfalls verwilderten Kernlinge, ſaͤete deren Kerne ſogleich wieder aus und wartete nun von dieſer zweiten Generation die erſten Früchte ab. Die ausgeſaͤeten Kerne dieſer lieferten eine dritte und die erſten Kerne der dritten eine vierte Genera— tion u. ſ. w. Je mehr nun ein Saͤmling ſolche unun— terbrochene Generationen vor ſich hatte, um ſo edler erwies ſich dem Herrn Prof. Van Mons deſſen Frucht, und er war von der Güte der zu erwartenden Früchte von Kernlingen aus der vierten, fünften und ſechſten Gene— ration ſo lebhaft uͤberzeugt, daß er mit derſelben Zuver— ſicht ſolche durch mehrmalige ununterbrochene Zeugungen gewonnene Fruchtkerne verſenden zu koͤnnen glaubte, wie die Edelreißer ſchon bewaͤhrter Sorten ſelbſt. Uebrigens wurden dieſe Kernlinge mit jeder neuen Generation etwas früher trag bar, fo daß, wenn die erften Wildlinge gewöhnlich erſt nach 12 bis 15 Jahren ihre erſten Fruͤchte brachten, die Saͤmlinge der vierten Ges neration oft nur 6 bis 8 Jahre dazu brauchten. Zugleich ſchien ſich aber auch die individuelle Lebensdauer der neu gewonnenen edlen Fruchtbaͤume zu verringern, was vielleicht damit zuſammenhaͤngt, daß uͤberhaupt die Obſtbaͤume, welche ſehr jung Früchte bringen, ſelten eine kraftige und andauernde Vegetationskraft beſitzen. Wir geben dieſe allgemeinen Umriſſe der Theorie eines jedenfalls ausgezeichneten Pomologen, ohne alle weis tere Kritik, fo ſehr wir auch die dagegen erhobenen Zwei— fel theilen, und wuͤnſchen nur, daß mehrere junge Pos mologen dieſelbe durch ſorgfaͤltige praktiſche Ver— ſuche zu prüfen beginnen und fortfahren mögen. Denn aͤltere Maͤnner haben zu entſcheidenden Erfolgen wenig Hoffnung, weil ihr Erdenleben ſchwerlich hinreichen wurde, durch ſelbſtgemachte Erfahrungen dasjenige zu beſtaͤtigen oder zu widerlegen, was auf die Dauer faſt eines ganzen Menſchenlebens berechnet iſt. Schon oft wußten wir es uns nicht zu erklaͤren, wie man es in den Städten der Rordamerikaniſchen Freiſtaaten — , — anfange, um ſteinerne Wohnhaͤuſer auf den Straßen weiter einzurücken, ohne fie abzubrechen und neu zu erbauen. Jetzt gibt uns ein Bekannter, der das Verfah⸗ ren an Ort und Stelle ſah, ungefähr folgenden Auſſchluß. Das fortzuſchaffende Haus wird zuerſt von der einen Giebelſeite bis zur andern, bei einer Ecke anfangend, unges faͤhr 2 Ellen uͤber dem Boden, der Frontſeite entlang von der untern Mauer abgebrochen und hierbei ſogleich mit einem ſtarken, gleichmaͤßig viereckig behauenen Balken da unterfahren, wo die Frontmauer ganz, oder ſicherer, von innen heraus zunaͤchſt nur zu & weggebrochen if. So ſchiebt man nun gegen die andere Frontſeite fortruͤckend und die Giebel- und Zwiſchenwaͤnde dabei für jeden eins zelnen Balken neu durchbrechend eine Menge ſolcher gleich— laufenden Balken unter das ganze Gebaͤude ſeiner Laͤnge nach unter; fängt hierauf ebenſo wie zuerſt bei der Front— ſeite in der Ecke mit einer der Giebelſeiten an, dieſe um die Balkenſtaͤrke tiefer, entweder ganz oder beſſer nur etwa zu J pon innen abzubrechen und dabei die bereits eingezogenen gleichlaufenden Laͤngenbalken abermals in geringen Zwiſchen— raͤumen durch einen Roſt ſtarker, gleichmaͤßiger Querbalken zu unterfahren und verankert darauf beide Balkenlagen tüchtig mit einander. Run wird die ganze Mauer darun- ter vollends abgebrochen und dabei allmaͤhlig noch eine dritte Balkenſchicht der Laͤnge nach unter die Querſchicht untergeſchoben, Alles zuſammen feſt verbunden und auf dieſem Roſte das Haus mit Hilfe von Schrauben, Walz zen und andern mechaniſchen Hilfsmitteln langſam gehoben und an den ihm beſtimmten neuen Platz geſchafft, wo es nun durch das umgekehrte Verfahren auf einen vorher ge—⸗ legten neuen Grund aufgeſetzt wird. E. Lange. tober g Neven em b 8 r | Nachmittegs 2 Uhr. Stand des Stand dei Baro⸗ Thermo⸗ Zuſtand des ers.| meters. meters. Wetters. 272.5 [+ 6,5 Int ©. . |: 0,6 9 : 1,3 1 0 tr. N. 2 5 lr. S. 7s 62m N. O. 3 7,9 5, 0 tr, Be = IL3 1350 HN - |: 92 | 3, 2öbelle ©. | Bu a Se ©. | 6, 6 3, 256 r. S. Ge 35| 70ER —— 27 5, 0 wk. S. B |: 4,4 4,0 Schn. W. II V 2 2,6 3.7 tr, W. | 3,6 1, 2helle S. | 5 4,9 Iba ©. | : J 93, O wik. S. ö : 7,8 E 20 bele S. | s2| 1. 7 reg. W. 1760| 50%. S. W. 7 6 | 42. N. O. Dee 5 N 5 eg. 9 N. A RÄT ET TR 26 9,8| 3,5hit, O. 11. 3 2, 2 elle S. O. | 27 6,0 2,2%. S. O. helle S. | | te Barometerftand 1,05 e Barometerſtand d = —6,5. — Bemerkungen: den 12. November 1 95 ſich Abends von 5 bis 9 Uhr ein Der hoͤchſte Barometerſtand den 11. Oetbr. Der tieffte Barometerſtand den 29. Novbr. 98” 1,0%. 26“ ER ee der N tr, trübe, wlk, wolkig, geg. Regen, Schn, Schnee, Nebl. Nebel, 15 nebelig, O. Oft, S. Sid, W. Welt, N. Nord. Mittlerer Barometerſtand = Der 2 Tag den 15. December = — 6,5. 1 27“ 3,03%. N O t o b l N o SL. m b e ce Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. I — - I N ——.. —85 = — es N Stand de es Stand des [Stand de Sta 5 8 S 10 = e a Baro⸗ ee ea 8 9 le he et Sr re Pede i 2 meters. ] meters. meters.] meters. Welten 5 meters. meters. 5 meters. meters. ] meters. Wetters. meters. AN Wetters. hi 22 8,3/¼%ö + 8,5 27% 8.344+11,25 belle O. 1 27“ 3,6 + #9 BET 277 6,9% — 1,0 |belle S. 27. 63 2.0 |mie. S. N Aue 8,25 S.. 9, 2 10,0 Neg. S. 2 126 1 2 7,0 BERGE >, 923 211,100 It. 8, 1227107310 r 9 9.81055 9 6 120 rſk. W. 302089. Auer 3804] 232 ns. N. 28 0,7| 30 wm | 7 96) 925 [ie ©; |- 92] 13,75 [nee S. 47 3.4 J, 25 . 275 CCC »20.0.) Si Ton ı 5|: 87 | 100 = 9,0| 18,0 bete W. 5. [= mi 0,25 PERF 37107 | 10 Int. N. 27 10,3 10 fr. N. 5. 0 6 E 9,6 10,0 9,0 12,5 fwlk. W. 6 6,3 525 5 — 0 ir. N. O. 80 0,25 fir. D. ne nr | 98 « 7,4%, 10,25 Neg. N. W. 7 | 2725 1 FIR ER EA BCE ET D | 88| 110 Neg. N. W F 55 „ 5 0 ele e ß d i 9 5 90 2190 Ng. S. e 8,1 „ #5|F05 wit. S. W. . #0( 230 f. S. 10. 10.0 — 680 : 11,0) 8,75 mit. N. e — 6.6 60 abi. S. 0 L170 f. S. I 10) #5) 28 1.0| 10,0 helle N. 1 ans 4,0 1 FP D 277 III 9,0 nt. W. 1272361173 75 SET 760 | 20 ned. S. 45| 0,2 mf. S. 114 | 6,5 ‚|: 1,7| 90 [ve N. AS EEE 027753 Baar = 31| 05 fr. S. W. 40|+ 10 Schn. W 8 03 | 5% 28 0.2 80 Naa. W. I TR 44 = 9,5 — 23,0 fed. N. |: 11,0 |— 0,5 [ir W. 6,0 (6,0 27 11,3 80 fr. W. 5 2 0,5 200316 7117| 65 Ihe S. II, 2,75 belle S. 377104 75_ : 10,11 90 Meg W. E E29 7905235 ve ©. | 6,5 1,25 hie ©. 22970888770 : 8290 fr. W. 0 1. 25 5 : 80 2 25 hee ©. |- 8,0 |+ 3,0 mik. ©. 8 : 77| 85 fr. W. 18 1 7 8 50 -0,7 bee S. 26 2 25 nie S. 5 : 10,9) 9,75 (elk. N. n 8 2 ze 36 +50 m S. W 56| 50 fo. 10 : 11,8 6, 75 » 10,9 9,5 ſwlk. W. 20 6,3 3,0 =: 60 = 21 J., 75 Ng. S. bl. 23| 50 Riad. S. WI. 11,9 | 70 28 0,8| 80 wk. W. 1 42 4.0 4.6 II 375 ndl. N. 5.5. 1,0 . N. . N = 11,6 | 6,25 2711,0| 90 Ir. W. saw aa aut 8.5 107 — 3,5 nebl. S. 10, U 20 f. S. 5. 9,2 65 0 5 ©. 23 8372 0 8 8 = 6.9 05 ner. S. 60 + 1,0 Schn. ©. | 215701 060 : 4,2] 10,0 Er = D 8.1 : 60 2 at. S. 70| 425 ul. W. =, BE - 3.0| 11,0 m W. 226 | 2 75 5.2 I 75 fr. |- 5 ROM D 7.7 7,75 we W. 26 7,5 3,25 FR 8 5 6.3 1, 25 fc. N. W. 73 275 Nia, N. — — 66| 25 5 1 80 belle S. W. 270 ER 7,0) 50 Reg. S. W. 761.20 88 |; 80) 30 |nD. \ n : 5,5 7,5 fuik. S. W. 28 20 11,8 2,0 e re 8. ZI. fr. S. 86| 15 [nt ®. N ö 50 et. ©. zZ = a0 1,25) n3 38 fr. N. W. > 788 1. 5 deu S. B = 9,1 T 0,5 Im S. O. | #5| 60 : 42| 90 we@ 21 10 7 6,0 22 w.©.Wm. [30 BUNT 30 m 10,0 =0 ft. S. O. ı 2 0 8 0 Pi 2: 0 10,0 wlk. S. FFP (ü ( 7 bbb 59 9,8 777270 belle ©. = 10, 4 == 0 helle ©. i E Be TN VIII. Das Stiftungsfeſt des Kunſt⸗ und Hand⸗ werks ⸗ Vereins 1838. Da der 4. Februar auf einen Sonntag fiel, ſo wurde das diesjährige Stiftungsfeſt des Kunſt- und Handwerks- vereins auf Montag den 5. Februar 1838 verſchoben, und die Feier, nach dem Erſcheinen unſeres Durchlauchtigſten Protektors, des Herzogs Joſeph, wie gewoͤhnlich, fruͤh nach 11 Uhr im Logenhauſe begonnen. 5 Vorher betrachteten die ſich verſammelnden Mitglieder und Gaͤſte eine kleine Ausſtellung von ungefaͤhr 30 verſchiedenen Gegenſtaͤnden, deren größerer Theil dem Ges biete der Kunſt angehoͤrte und namentlich in Gemaͤlden des kürzlich aus Rom zurückgekehrten Herrn Roͤßler beſtand. Noch immer war Herr Hofrath Bruͤmmer, der die Geſchaͤfte leitende zweite Direktor des Vereins, in Folge eines, bei der Ruͤckkehr aus unſerer letzten Verſamm- lung erlittenen Unfalles an ſeine Wohnung gefeſſelt und von ſeiner Seite die Eroͤffnung und Leitung der heutigen Feſtſitzung unter keiner Bedingung zu erwarten. Dagegen fand ſich der Stifter und erſte Direktor unſeres Vereins, Herr Baurath und Rentamtmann Geinitz aus Ronneburg, unſere Bitte erfüllend und feine kaum wieder hergeſtellte Geſundheit der rauhen Witterung entgegenftels lend, in unſerer Mitte ein, um den Dank unſeres Ver— eins gegen unſern gnaͤdigen Protektor und fein hohes Fürs * fo wie gegen die unſere Zwecke wohlwollend uns b 5 RN MR terſtützenden Herzoglichen Raͤthe und Beamten auszuſprechen und uns ſelbſt zu immer regerer Thaͤtigkeit fuͤr die ergrif— fene gute Sache als dem beſten Beweis unſerer aufrichtigen Geſinnungen zu ermuntern. Aufgefordert von dem Herrn Vorſitzenden las nun 1) der Secretair des Vereins feinen Jahresbericht“) über die Thaͤtigkeit deſſelben vor, woran dann 2) Herr Hof— rath Klein, als Sekretair beim Direktorium der Kunſt— und Handwerksſchule einen Ueberblick uͤber den dermaligen Zuſtand der inlaͤndiſchen Sonntags- und Gewerbſchulen und Betrachtungen uͤber die unſerm Lande noch fehlenden Realſchulen ““) knuͤpfte. Nachdem hierauf 3) der Vereins-Secretair als Hauptlehrer der hieſigen Kunſt- und Handwerksſchule uͤber das laufende Schuljahr dieſer Anſtalt noch ausfuͤhrlicher berichtet hatte, ***) wies zuletzt 4) Herr Conſiſtorialrath und Hofprediger Sachſe, den lange gehegten Wunſch nicht des Vereinsdirektoriums allein, ſondern aller ſeiner Mitglieder und Freunde erfüllend, uns mit erhebenden und ergreifen den Worten hin auf das letzte Ziel unſerer Vereini— gung, in deſſen Lichte die Arbeit und Muͤhe des Tages einer hoͤhern Weltordnung dienſtbar, und auch die beſcheidene Wohnung des Handwerkers eine Werkſtaͤtte der Menſchen— veredlung wird. Hierdurch gehoben, ſchloß die Feſtſitzung gegen 1 Uhr, und ein großer Theil der Anweſenden begab ſich nun in das Gaſthaus zum Hirſch. An dem hier vorbereiteten Mittagsmahle nahmen nur ungefaͤhr 50 Perſonen Theil. Geſang und Trinkſpruͤche wuͤrzten, wie gewoͤhnlich, das Mahl, ſo ſehr man es auch fuͤhlen mochte, daß einige lang bewaͤhrte Goͤnner und Freunde unſer Feſt dies Mal vergeſſen zu haben ſchienen. *) Abgedruckt unter IX. **) Abgedruckt unter X. *) Vergl. XI. U Auch Abends beim Balle fehlte es zwar nicht an muntern und frohen Taͤnzern und Taͤnzerinnen, indem im Ganzen etwa 260 Perſonen daran Theil nahmen; allein dennoch wurden nicht Wenige, namentlich aus der Zahl derjenigen vermißt, deren Theilnahme unſerer Feſtfreude in fruͤhern Jahren vorzugsweiſe ihren eigenthümlic) wohlthuen⸗ den Einfluß zu geben pflegte. IX. Jahresbericht über das 20. Jahr des Kunſt⸗ und Handwerksvereins zu Altenburg, erſtattet am Stiftungsfeſte den 5. Febr. 1838. von Eduard Lange. Unſer letztes Mitgliederverzeichniß vom Jahre 1834 *) zählte im Ganzen 391 Theilnehmer unſeres Vers eines auf, wovon 194 dem Inlande angehoͤren. Seitdem verminderte ſich ihre Zahl fortwaͤhrend; und wir hatten dabei nur den Troſt, daß dieſes das gemeinſame Schickſal faſt aller laͤnger beſtehenden Vereine iſt, weil ihnen der Tod von den Anfangs beigetretenen bejahrteren. Mitgliedern fpäterhin fo lange eine überwiegende Zahl raubt, bis ſich ein dem Orte und den Verhaͤltniſſen entſprechendes Gleichge⸗ wicht zwiſchen Eintretenden und Ausſcheidenden hergeſtellt hat. Und dieſes erwuͤnſchte Gleichgewicht ſcheint bei un⸗ ſerer Geſellſchaft * mit dieſem Jahre gewonnen zu ſein. ) Das vorhergehende vom Jahre 1829 zählte im Saulen 375 Mitglieder auf, von denen 194 dem Inlande angehörten, 5 * Bu Der Verein verlor naͤmlich im Laufe deſſelben nur 6 Theilnehmer ) durch freiwilligen Abgang und außer dieſen noch 8 **) durch den Tod. Eben fo viele achtungs⸗ werthe Männer, namlich 14 *) ſchloſſen ſich aber auch demſelben an, und 1 geſchaͤtztes Mitglied, ***) deſſen Abs gang beim vorjaͤhrigen Stiftungsfeſte, in Folge einer Vers wechslung, berichtet wurde, ſicherte dem Vereine, aus freiem Antriebe dieſen Irrthum verbeſſernd, feine fortgeſetzte Theil nahme zu. 5 Demnach zaͤhlte unſer Verein, falls er nicht, wie wohl zu fuͤrchten iſt, in der Ferne einige Mitglieder ver— loren hat, deren Tod noch nicht zu unſerer Kenntniß ge— kommen iſt, jetzt 366 Theilnehmer. Darunter ſind 165 Inlaͤnder, von denen wiederum 112 der Stadt Al⸗ tenburg ſelbſt angehoͤren. Um jedoch ſeinen gegenwaͤrtigen Perſonalbeſtand in Wahrheit zu uͤberſchauen, muͤſſen wir auch dieſe 112 eins heimiſchen Mitglieder nach dem Grade ihrer Theilnahme an unſerm Vereine in 2 Abtheilungen bringen. Waͤhrend naͤmlich gegen 70 den Verein und ſeine Zwecke nur durch ihre Ramen und ihre Geldbeitraͤge unterſtuͤtzen, beſuchen nicht ganz 50 andere, haͤufiger oder ſeltener, auch ſeine *) 1) Kaufmann Blumenau, 2) Hofklempnermeiſter Heinrich, 3) Steinſetzermeiſter Heiſer, 4) Toͤchterſchullehrer Rogge, 5) Schirm⸗ fabrikant Weiler hier und 6) Oberlieutenant Rothe auf Oberzetzſche. **) 1) Vice⸗-Praͤſident und Geh. Rath Geuteb ruck, 2) Stadt⸗ richter Hempel, 3) Vice-Praͤſident Lorentz, 4) Geh. Hofrath Dr. Schuderoff, 5) Hoftapetenmaler Schulze hier, 6) Hofadvokat Weſthof in Cahla, 7) Magiſter Mehnert in Leipzig, 8) Buͤrger⸗ meiſter Fickentſcher in Redtwitz im Koͤnigreich Baiern. t) 1) Hofglaſer Brauer, 2) Vergolder Brauer, 3) Hofapo⸗ theker Huͤbler, 4) Drechslermeiſter Kluge, 5) Steuercaſſirer Kuhn, | 6) Schulcollaborator Lüͤtzelberger, 7) Tuchmachermeiſter Muͤhlig, 8) Porzellanmaler Erübiger, 9) Zeugſchmiedemeiſter Zetzſche hier, 10) Apotheker Hennig in Lucka, 11) Prof. Doͤbler in Hamburg, 12) der Großherzogl. Badenſche Kammerherr und Koͤnigl. Baierſche Kaͤmmerer von Lotzbeck zu Lohr, 13) der Großherzogl. Badenſche Kammerjunker von Lotz beck zu Karlsruh, 14) der Freiherr Speck von Stern burg auf Lütfchena bei Leipzig. ** Herr Juſtizrath Müller hier. 2 Verſammlungen, und nehmen an den gemeinſchaftlichen Arbeiten und Berathungen des Vereines und ſeiner Sek— tionen thatigen Antheil. So dankbar wir nun auch jede uns und unſern Zwecken werdende Unterſtuͤtzung aners kennen, ſo duͤrfen wir uns doch dabei nicht verhehlen, daß das eigentliche Sein und Leben unſerer Geſellſchaft zunaͤchſt. auf dieſen wenigen, perſoͤnlich thaͤtigen Mitgliedern beruht, deren Zahl, zu unſerer nicht geringen Freude und Ermun⸗ terung ſeit einigen Jahren wiederum merklich zugenommen hat. Es betrug naͤmlich die Zahl derjenigen, welche den monatlichen Verſammlungen unſeres Vereines beiwohnten, vor 3 und vor 2 Jahren durchſchnittlich 11 und im vo— rigen ſo wie in dieſem Jahre durchſchnittlich 20. Auch waren die 12 diesjaͤhrigen Hauptver- ſammlungen im Allgemeinen belebter und die Vers handlungsgegenſtaͤnde zahlreicher als in irgend einem der letzten 6 Jahre. Mehrere der bei dieſen Sitzungen ges haltenen Vortraͤge, z. B. ein gutachtlicher Bericht Herrn Ezolds über den belgiſchen Stelzenpflug, ) die Vortraͤge des gegenwärtigen Berichterſtatters über die Metalle und ihre Erzen) und über das Kali, ***) fo wie auch der weſentliche Inhalt eines lehr⸗ reichen und von veranſchaulichenden Experimenten begleiteten Vortrags des Herrn Dr. Gleitsmann über den Humus, ) find bereits durch unſere gedruckte Vier⸗ teljahrsſchrift in einem groͤßern Kreiſe bekannt worden. Nicht weniger Theilnahme erweckte ein Vortrag des Herrn Oberſteuer⸗Sekretairs Winkler uber die Fa⸗ brikation der Blechloͤffel, in welchem überall Klar⸗ heit der Auffaſſung, und Deutlichkeit der Darſtellung her⸗ vorleuchteten und in den dabei vorgezeigten Muſtern von einzelnen Loͤffeln in ihrer ſtufenweiſen Bearbeitung eine willkommene Waage erhielten. Bent Da vn 951 TREE * 2 Vergl. Micteitungen aus dem Ofestande, Bd. 1. S. 1515 f. 9 Daf. S. 169. ff. 1 a.) Dal. Bd. = S. 1. ff. . Daſ. Bd. 1. S. 157. u der gegenwärtige Berichterftatter bei einem freien Vortrage uber das Kochſalz, fo wenig er auch das fluͤchtige Wort durch veranſchaulichende Experimente unterſtuͤtzen konnte, freundliche und ermunternde Theilnahme. Alle dieſe Vortraͤge wurden von den Verſammelten mehr als ruhige, in ſich abgeſchloſſene Belehrungen aufge⸗ nommen und nur ſelten durch einſchlagende Bemerkungen und Fragen ausfuͤhrlicher eroͤrtert und beſprochen. Weit lebhafter erregten aber eine Menge anderer muͤndlicher und ſchriftlicher Mittheilungen und Fragen die Selbſtthaͤtigkeit der Verſammelten. Hierbei muß ich zunaͤchſt die ſchriftli— chen Mittheilungen unſeres fortgeſetzt thaͤtigen Herrn Siegel— lacksfabrikanten Barth erwaͤhnen, der uns wiederholt aus Leipzig ſowie auch aus Ronneburg uͤber Geſehenes und Erfahrenes berichtete und hieran Mit gewohnter Regſam⸗ keit mancherlei, die ganze Organiſation unſeres Vereines weſentlich beruͤhrende Vorſchlaͤge zu knüpfen pflegte. Un⸗ verkennbar ſollten dieſe dazu beitragen, die Thaͤtigkeit un⸗ ſerer Mitglieder zu erhoͤhen und die wohlthaͤtige Wirkſam⸗ keit des Vereines zu ſteigern und zu erweitern. Grund genug, um allgemeine Theilnahme zu erwecken und nach mehrſeitiger Prüfung und Eroͤrterung mannigfachen Einfluß zu gewinnen. Indeß wurde dabei auch keineswegs ver⸗ geſſen, daß nicht ſowohl das raſche Betreten neuer Bah⸗ nen als mehr noch das ruhige und gleichmäßige Fortſetzen be⸗ reits eingeſchlagener und nicht vergeblich verfolgter Richtun⸗ gen, Geſellſchaften und Vereine, zwar nicht leicht zu uͤber⸗ raſchenden und glaͤnfenden, dafur 8 um ſo! 9 He da dauernden Erfolgen fuͤhere. Ebenſo lebhafte Theilnahme ene ape Schreiblehrer Kerſten aufgeworfene Frage, woher es wohl komme, daß die von unſerm Vereine veranlaßten oͤffentli⸗ chen Kunft und Gewerbe-Ausſtellungen von Seiten der Gewerbetreibenden im Ganzen noch ſo wenig benutzt und unterſtuͤtzt werden? Und wenn auch das hiermit ausge⸗ ſtreute Saamenkorn nicht in diefem - Jahre Blüthen und Fruͤchte bringen konnte, ſo wird es doch darum für die bi Sa Zukunft unverloren ſein. Es fand nämlich in dieſem Jahre feine groͤßere Kunſt- und Gewerbe-Ausſtellung Statt, indem ſich dieſe bei uns uͤberhaupt nur von 2 zu 2 Jahren zu wiederholen pflegt. Indeß wutde der naͤchſt⸗ kuͤnftigen Ausſtellung wenigſtens vorbereitend gedacht und für die vorzüglicheren hierbei eingereichten inlaͤndiſchen Erz zeugniſſe wurden 12 verſchiedene Geldpreiſe, zuſammen im Betrage von 150 Thlr. in Gold oͤffentlich ausgeſetzt, ohne jedoch die Einſender deshalb auf die dabei zur weitern Be— achtung beſonders empfohlenen Gegenſtaͤnde zu beſchraͤnken. Der guten Gewohnheit, dem Vereine geſammelte Neifefrühte vorzulegen, wurde in dieſem Jahre viel— fach gehuldigt. So theilte Herr Hofſchloſſerme iſter Böhme uͤber feine Reife nach London Einiges mit und legte dabei mancherlei Zeichnungen und Abbildungen, na— mentlich von Londoner Feuerſpritzen vor, deren Einrichtung er dabei erklaͤrte. Herr Schreiblehrer Kerſten erzaͤhlte von dem Annaberger Gewerbvereine, der, nur ſeit wenigen Jahren beſtehend, gleichwohl ſchon ein eigenes Verſamm— lungs haus beſitze und allwoͤchentlich Verſammlungen halte, die haͤufig von 50 und mehr Mitgliedern beſucht wuͤrden. Bei jeder ſolchen Verſammlung werde in der Regel ein Vortrag gehalten und die Mitglieder beſtehen nicht allein aus ſelbſtſtaͤndigen Bürgern, ſondern auch aus Handlungs— dienern und Handwerksgeſellen der Stadt und Umgegend. Hieran knuͤpfte Herr Kerſten ſogleich noch einige Mitthei— lungen über die Fabrikation hoͤlzerner Spielſachen im Erz⸗ gebirge, deren große Wohlfeilheit ſich uns durch die dabei vorgezeigten einzelnen Gegenſtaͤnde und durch die Nachwei— ſungen uͤber ihre fabrikmaͤßige Anfertigung genuͤgend er— klaͤrte. Auch hoͤrte man denſelben gern von der ſchnellen Fabrikation des Papiers ohne Ende erzaͤhlen, ſo wie ja überhaupt das Ungewohnte und Ueberraſchende in der Nas tur wie in der Mechanik einen eigenthuͤmlichen Zauber beſitzt. In dieſes Gebiet gehoͤrte unfehlbar auch die Mit— theilung Herrn Seyfferts über einen Automaten unſeres Mitgliedes, des Mechanikus Warmholz in Eisleben, welcher, er durch Taſten in Wirkſamkeit verſetzt, verftändliche Worte hervorbringe; ſo wie das von Herrn Hofrath Klein dem Vereine vorgezeigte derbe Packpapier, welches in der Arnoldiſchen Zuckerfabrik in Gotha hauptſaͤchlich aus den zuruͤckbleibenden Faſern ausgepreßter Runkelruͤben bereitet wird, und welches faſt mehr Aufmerkſamkeit erregte als der dabei zugleich mit vorliegende ſchoͤne raffinirte Runkel⸗ ruͤbenzucker derſelben Fabrik. Das unſerm Vereine vom Buchbindermeiſter Weiſe in Borna vorgelegte Modell einer Maſchine zum Bears beiten und Formen der Braunkohle wurde von einigen feiner Mitglieder begutachtet und, bei aller Anerken— nung der Wichtigkeit ſeiner Beſtimmung und der ihm zu Grunde liegenden Idee, doch in der Zuſammenſtellung der einzelnen Theile kaum für. aus fuͤhrbar und zweckmaͤßig ge⸗ halten. Dagegen gruͤndeten ſich die Zeichnungen und Mit⸗ theilungen des Kupferſchmiedemeiſters Wagner uͤber einen kohlenſparenden und die Waͤſche gut und ohne Nachtheil für ihre Haltbarkeit reinigenden Dampfwaſch— apparat auf bereits gemachte Erfahrungen; ſo wie auch die weſentlichen Vorzuͤge, welche derſelbe dem Schwarze— ſchen Dampfmaiſchapparat vor allen aͤhnlichen, den Branntweinbrennern neuerdings empfohlenen Vorrichtungen zuſchrieb und durch Rechnungen belegte, ſich bei unſerm Mitgliede, dem Herrn Dr. Gleitsmann auf Wildenhain und anderwaͤrts bereits bewährt haben. Wenn aber dies fer Apparat wirklich wohlfeil im Ankauf, wie in der Un⸗ terhaltung, leicht und ſchnell zu reinigen und mit verhaͤlt— nißmaͤßig wenigem Brennmaterial zu beheizen iſt, dabei aber gleichwohl allen in der Maiſche enthaltenen Spiritus rein und ohne irgend einen Beigeſchmack liefert, ſo vers dient derſelbe gewiß von Seiten der Branntweinbrenner alle Beachtung, damit ſie, nach gewonnener Ueberzeugung von der Wahrheit dieſer Angaben, es nicht verabſaͤumen, ſich mit Hilfe eines ſo geſchickten und erfahrenen Arbeiters, wie Herr Wagner iſt, recht zeitig in den Beſitz au Vortheile zu ſetzen. _ Eine Quantität Eiſenvitriol, welche der gegen⸗ waͤrtige Berichterſtatter bei einer gewöhnlichen Monats- ſitzung den Verſammelten vorzeigte, erregte beſonders wegen ſeiner Entſtehung einige Theilnahme. Bei einem Beſuche der Oberloͤdlaer Braunkohlengruben entdeckte ich nämlich bereits vor mehrern Jahren ein Stuͤck bituminoͤſes Holz, deſſen groͤßere Haͤlfte verſteinert oder vielmehr in Schwe— felkies übergegangen war und hob daſſelbe ſorg— faͤltig auf, weil es mir, als ſichtbarer Beleg dieſer Um— wandlung, von Werth war. Allein ſchon nach einem hals ben Jahre zeigten ſich an dem in Schwefelkies umgewan— delten Theile weiße Kryſtallflocken und einzelne gelbe Schwe— felkoͤrnchen, und die ganze Maſſe fing an ſich in der Rich⸗ tung der Jahresringe des Holzes zu zerblaͤttern und nach und nach überall mit weißen und gelben Flocken zu bes ſchlagen; ja ſelbſt die einzelnen Blaͤttchen fuhren fort ſich durch Aufnahme von Feuchtigkeit und Sauerſtoff aus der Luft zu zerſetzen, fo daß mir am Ende nur ein gewoͤhnli⸗ ches Stuck bituminoͤſes Holz und eine Menge ſolches fteis nigen Pulvers uͤbrig blieb. Dieſes dunkelfarbige Pulver nun laugte ich mit Waſſer aus, filtrirte die ſchwarze, truͤbe Lauge, dampfte ſie hierauf ab und erhielt ſo den beregten Eiſenvitriol, deſſen gruͤne Kryſtallchen oben an der Luft allmaͤhlig in ein gelblich weißes Pulver zerfielen, waͤhrend die davon bedeckten groͤßern Kryſtalle ihre ae Farbe behielten. Seit mehr als einem Jahre hat uns der ſogenannte veredelte Flachs, wovon auch Herr Barth wiederum einige Proben von einem Ungenannten vorzeigte, wieder⸗ holt beſchaͤftigt, ohne daß ſich jedoch die gute Meinung für dieſes Produkt vermehrt hätte. Denn wenn bei der Verfeinerung des Flachſes, wie es wenigſtens bei den uns vorliegenden Proben mehr oder weniger der Fall war, zus gleich auch die Länge der Faſern weſentlichen Abbruch ers fährt und die dabei entſtehenden einzelnen wolligen Faͤſer⸗ chen noch uͤberdies ſo verfitzt und in Knoͤtchen verſchlungen werden, daß daraus ſelbſt bei dem aufmerkſamſten Ver⸗ a fpinnen ein gleichmaͤßiges und feſtes Garn nicht gewonnen werden kann; ſo laͤßt ſich wohl von einer Veraͤnderung und Umwandlung, aber keineswegs von einer Veredlung dieſes ſchaͤtzbaren Faſerſtoffs reden, die uͤberhaupt nur dann Statt finden duͤrfte, wenn mit der Verfeinerung der ein— zelnen Faſern die Feſtigkeit und Gleichmaͤßigkeit des daraus entſtehenden Garnes gleichen Schritt haͤlt. Wenn ich, verehrte Anweſende, in der überſichtlichen Wiederholung der Verhandlungsgegenſtaͤnde des letzten Jah— res vielleicht etwas zu weitlaͤufig geweſen bin, ſo kann ich in Betreff unſerer Verbindungen mit auswaͤrti— gen Geſellſchaften und Perſonen um ſo kuͤrzer ſein, indem alle in dieſer Zeit unſerem Vereine gewordenen Zuſendungen und Geſchenke in unſern gedruckten Mitthei— lungen dankend aufgezählt und ſomit auch zu Ihrer Kennt— niß gekommen find, Nur auf die vom verehrlichen Saale felder Gewerbvereine uns gemachten und fihon im vorigen Jahresberichte erwaͤhnten Vorſchlaͤge zur Gruͤndung eines thüringifhen Geſammtgewerbvereines erlaube ich mir noch einmal zuruͤck zu kommen, nachdem dieſelben von einigen Mitgliedern unſeres Vereins begutach— tet und durch einen darauf begründeten Vereins beſchluß ab— gelehnt worden ſind. Hierbei verkannten wir keineswegs, daß jaͤhrliche Zuſammenkuͤnfte und Berathungen von Gewerbetreibenden und Freunden des Gewerbfleißes, wenn dieſe zumal ihr Wiſſen und ihre Erfahrungen nicht vorſichtig zuruͤckhalten wuͤrden, ebenſo gut wie die allgemeinen Zuſammenkuͤnfte der deutſchen Raturforſcher und Aerzte oder auch der deutſchen Land— wirthe, viel Anregendes und Nuͤtzliches haben koͤnnten. Allein, da ſich die uns gemachten Vorſchlaͤge keineswegs auf derartige freie Zuſammenkünfte, ſondern vielmehr auf die Gründung und Errichtung eines foͤrmlich organiſirten thuͤringiſchen Geſammtgewerbvereins bezogen, ſo fanden es die Anweſenden insgeſammt nicht rathſam, die bisherige Selbſtſtaͤndigkeit unſeres Vereines deshalb aufzugeben und unſere für eine genuͤgende Wirkſamkeit in dem uns zus nächft angewieſenen Bereiche oft kaum hinreichenden Kräfte in weit ausſehende Unternehmungen zu zerſplittern. Doch ſind wir darum von jeder ſelbſtiſchen Abſchließung weit entfernt und wiſſen und fuͤhlen recht gut, wie viel wir von jeher dem offenen und freundlichen Verkehre mit wers wandten auswaͤrtigen Geſellſchaften zu verdanken haben. Im Beamtenperſonal unſeres Vereins iſt in dieſem Jahre nur eine einzige Aenderung vorgefallen. Es iſt naͤmlich an die Stelle des Herrn Kupferſchmiede— meiſters Wagner, den Beſtimmungen unſerer Statuten ger _ maͤß, Herr Mechanikus Kalkoff durch Stimmenmehr⸗ heit zum zweiten Vorſteher des Vereins ernannt worden, um, wie gewoͤhnlich, mit dem heutigen Tage ſein neues Amt anzutreten. Auch ſind unſere 5 Sektionen das erſte Mal durch ſtatutenmaͤßige Wahlen des Vereins erneuert und darauf durch Abſtimmung der zu jeder einzel— nen Sektion erwaͤhlten Mitglieder unter ſich mit neuen Vorſtehern verſehen worden. In Folge davon leitet jetzt die Geſchaͤfte 1) bei der Sektion fuͤr Ur pro duk⸗ tion, Herr Regierungsrath Wagner, Y bei der für Bauweſen, Herr Bauverwalter Jecke, J bei der fuͤr Kunſt, Herr Oberzollinſpektor Meißner, 4) bei der für Fabrikation, Herr Mecchan ikus Kalkoff und 5) bei der für Manufakte, Herr Hof—⸗ buchbinder Laurentius. Zugleich ſind auch die Auf— gaben und Geſchaͤfte der einzelnen Sektionen etwas erwei— tert worden. Es wurden naͤmlich auf Anregung des Herrn Siegellacksfabrikanten Barth nicht allein die beiden Sek— tionen für Kunſt und für Bauweſen aufgefordert, ihr Augenmerk kuͤnftig auch auf die Verſchoͤnerung unſerer Stadt und unſeres Landes zu richten, und auf dem uns allein zu Gebote ſtehendem Wege der freien Ueberzeugung, in und außer dem Vereine, dafuͤr wirk— ſam zu ſein; ſondern der Verein erkannte es auch uͤberhaupt als eine Aufgabe ſaͤmmtlicher 5 Sektionen an, den gegen— waͤrtigen Zuſtand der in den Bereich einer jeden gehoͤ— renden Innungen und Gewerbe immer genauer zu en erforſchen, damit der Verein da, wo er ohne unſtatthafte Uebergriffe in das Gebiet der ordnenden Staatsgewalt oder in die Freiheit der Gewerbtreibenden und Kuͤnſtler, Einzel— nen oder Allen foͤrderlich und nuͤtzlich ſein kann, dieſes ſein Ziel nicht aus Unkunde verfehle oder vernachlaͤſſige. Ueberhaupt erwachte mit der geſteigerten Regſamkeit und Thaͤtigkeit fuͤr die Zwecke unſeres Vereins zugleich auch das Gefuͤhl, daß derſelbe durchaus eine noch groͤßere Wirkſamkeit erſtreben und der Kunſt und dem Gewerbs⸗ weſen noch mehr auch aͤußerlich e 7 ſchaffen muͤſſe. Freilich laͤßt ſich eine ſo ſegensreiche Wiekſamkeit nicht erzwingen und erkuͤnſteln; ſondern ſie iſt nur die langſam reifende Frucht des Geiſtes, der unſern Verein gruͤndete und der ihn erhält, eine Frucht der Freiheit und des Ges meinſinns. Und dieſer Geiſt — das glaube ich aus der Seele aller derer zu ſprechen, die beim Beſuch unſerer Zus ſammenkuͤnfte es ſelbſt ſahen und fuͤhlten, wie gegenſeitige Achtung, Wohlwollen und Vertrauen unter uns wuchſen und ſelbſt im Widerſtreite entgegengeſetzter Anſichten noch unverkennbar vorwalteten — dieſer Geiſt, ſage ich, iſt durchaus nicht aus unſerer Mitte entſchwunden, ſondern hat uns auch in dieſem Jahre nur inniger und 1 verbunden. n Kst Jahresbericht des Vorſtandes der Kunſt⸗ und Gewerks⸗Schule in Altenburg, zum 14. Stiftungsfeſte derſelben, am 3. Ne | . 1858. Vorgetragen von dem Sekretair derſelben, G. L. Klein. Durchlauchtigſter Herzog, gnaͤdigſter, huldreichſter Protektor unſers, des hieſigen Kunſt⸗ und Gewerks-Vereins und deſſen Schule, Hoͤchſt und hochzuverehrende Ans weſende! Wenn der Wanderer auf einer gewonnenen Anhoͤhe un— ter einem Schatten-Baume ausruht und neue Kraͤfte, ſein Reiſeziel, die Heimath zu erreichen, ſammlet, ſieht er wohl, ſich ſeines Stand- und Ruhe-Punktes erfreuend, ſinnig auf die unter und hinter ihm liegende, ihm nicht mehr fremde Landſchaft zurück und unterſcheidet und mißt mit dem Auge die Ortſchaften, Staͤdte, Doͤrfer und Weiler, die er auf ſeiner Reiſe getroffen, oder die er auch nur in der Ferne ſah, oft nur in der Thal-Schlucht am Rauche erkannte und die ihm ein friedliches, gedeihliches Menſchen— leben vorausſetzen und hoffen ließen. Aehnlich den Betrachtungen und Gefuͤhlen dieſes Wan— derers iſt das meinige heute, indem ich, amtlich, die ehren— volle Veranlaſſung habe, am 20. Stiftungsfeſte unſers Kunſt⸗ und Handwerksvereins und am 14. ſeiner Schule über dieſe wieder, und noch einmal zu ſprechen und Bes richtserſtattung einzuleiten. U Oefterer, und wohl zu oft ſchon hatte ich, an gleis chen feſtlichen Tagen wie der heutige, Veranlaſſung und Beruf, uͤber Schulen, namentlich Volksſchulen mich zu aͤußern, inſofern auch unſere Nachhuͤlfs-Schulen gerecht— fertigt und in ſteigender Wirkſamkeit dargeſtellt fein woll— ten. Daß beim Nachſehen nach diefen, den unfrigen, auch anderer, nach gleichem Zwecke der Fortbildung ſtrebender Schulen ſehr verſchiedener Art gedacht wurde, und die Schule ſelbſt, dieſe Bildungs- und Veredlungs-Anſtalt der Menſchheit und des Staats-Buͤrgerthums das leben» dige Wort war, dem, nicht des Redners, ſondern der Sache wegen geneigtes Gehoͤr gegeben wurde, iſt mir in friſchem, dankbarem Andenken. Es ſei mir noch einmal erlaubt, in einem vielleicht letzten Vortrage uͤber den oft und mehrfach verhandelten Gegenſtand noch einen Ruͤckblick auf das ausgebreitete, immer mehr und immer noch nicht ſattſam angebauete Feld der Nachhuͤlfs- und Fortbildungs-Schulen zu thun. Es mehren ſich dieſelben taͤglich und nicht nur in unſerm deutſchen Vaterlande, ſondern namentlich auch in Frankreich und noch mehr in England. — Moͤchte das um ſo mehr auch noch von manchen andern, und beſon— ders von ſolchen Laͤndern geſagt werden koͤnnen, die der Elementar- und Volks-Schulen, des beſſern und gelaͤu— tertern Unterrichts der Jugend faſt gaͤnzlich entbehren und eben dadurch, wie namentlich die ungluͤckſelige Pyrendifche Halb-Inſel, in eine Rohheit und Verwilderung verfallen oder ſich ihr doch nicht entwinden koͤnnen, die uns ſchau— dern macht. Das Land der Schulen iſt und bleibt aber unſer Deutſchland und namentlich das proteſtantiſche; und eben deshalb wird es auch das, den Staͤnden nach, gleichartigere, das der Lebens-Annehmlichkeit nach, bei beſcheidenen An— ſpruͤchen begluͤcktere, das geſichertere gegen ruͤckgehendma⸗ chende Barbarei ſein und bleiben, andern Laͤndern und Nationen gegenüber, welche dennoch, theilweiſe fi ich uͤber die unſrige zu ſtellen nur zu geneigt find« ee e unſer Volfs und Bürger » Schulen » Wefen, bedingt ſich wieder in feiner beſſern, veredelten Beſchaffenheit, von wohlbegründeten, zahlreichen Gelehrten und Lehrer-Schu⸗ len; dieſe ſind das Fundament, auf welchem Deutſchlands und namentlich des proteſtantiſchen, Bildung und Erhebung beruht. Solcher eben gedachter hoͤhern Schulen, zugleich Gipfel und Wurzel unſers veredelten Staats-Lebens, era mangelt ſelbſt England und Frankreich in ausreichender Zahl und gehörig geeigenſchaftet. Um fo mehr freilich muͤſſen oder ſollen Huͤlfs- Schulen nach- und aushelfen, und der beiden genannten Voͤlkern eigene praktiſche Sinn fuͤllt, zur Roth, die gefuͤhlte Luͤcke aus, Manches noch hin— zuthuend, was wir ſelbſt noch vermiſſen. Sie zaͤhlen wohl bedeutend mehr Neal» Schulen als wir, die wir derglei— chen noch lange nicht in ausreichender Menge beſitzen und deren einer ſelbſt unſer geliebtes kleines Vaterland erſt noch entgegenſiehn, das, im Uebrigen, mit vielen Gaben der Regenten Weisheit, wie auch des geweckten Volks⸗ Sinnes begluͤckte. Dieſe Real-Schulen, welche, ohne fie doch i im mindeſten verdrängen oder ſchmaͤlern zu wollen, mit den ges lehrten Schulen gleichlaufend ſein ſollten, ſie ſind der Grundbeſitz, oder beſſer, die Pflanz- Schule, auf welche die, wenn nicht zahlloſe, doch zahlreiche Menge aller derer angewieſen iſt oder doch angewieſen ſein moͤchte, welche aus dem Bauern-, namentlich aber aus dem Gewerfenz, Kuͤnſtler-, ja jedem andern Stande abſtammen, deſſen Söhne, ohne der Wiſſenſchaft ausſchließend ſich zu widmen oder widmen zu koͤnnen, doch wiſſenſchaftlich, d. h. hier, gründlicher und ausführlicher als es die Elementar-, die ſogenannte Buͤrger-Schule und das Knaben-Alter verſtat— tet, ſich für praktiſche Zwecke, nicht weniger aber auch für das Leben ſelbſt ausbilden und hoͤher ſtellen wollen, als gewöhnlich der Mechanismus des einzelnen Berufs es ver⸗ ſtattet. Aber, während dieſes kuͤrzliche Darlegen innerſter ue⸗ berzeugung zugleich ein gewiß nicht uͤberhoͤrter Seufzer, der Pe Ausdruck eines laͤngſt ſehr allgemein gefühlten Bedürfniſſes iſt, — daß es naͤmlich auch dem Altenburgiſchen Stadt⸗ und Landbewohner geſtattet und thunlich fein möchte, in Uebereinſtimmung mit den Verhaͤltniſſen, und nach dem Ablaufe der gewöhnlichen Schuljahre nun noch einige an— dere dazu verwenden zu koͤnnen, um, erleichtert von dem Staate vermittelſt gebotener Gelegenheit, durch Lehrer und Lehrmittel ſich für feine kuͤnftige Beſtimmung, für jede, nur nicht die der Gelehrten-Schule, dennoch wiſſenſchaft— lich vorzubereiten, damit zugleich auch, in der natürlichften Verbindung als Vorgebildeter ſich zu dem Stande der Ge— bildeten, — dem einzigen wahrhaft unterſcheidenden zu er— heben, — dem allen ohngeachtet kann ich doch nicht um— hin, noch einmal auf den in bemerkter Hinſicht geruͤhmten beiden Laͤndern zu verweilen; indem doch auch nicht unerwaͤhnt gelaſſen werden darf, daß dieſe ſo oder ſo genannten Un⸗ terrichts⸗Anſtalten, die eigentlichen Real- ⸗Schulen für die heraufgewachſene maͤnnliche Jugend des Mittelſtandes leicht nur zu real ſich erweiſen koͤnnen, und daß mit dieſem in gegenwaͤrtiger Zeit nur zu beliebtem Namen, oder viel mehr mit deſſen Weſen auch Gefahren verbunden ſind; was ſich eben aus den Erfahrungen jener Länder und na— mentlich Frankreichs leicht entnehmen laſſen duͤrfte. Denn nicht nur, daß ſich das Reale — in dieſer Hinſicht dem Claſſiſchen in der Jugendbildungs-Weiſe, wie nicht unbillig, zur Seite ſtellt; ja auch wohl, und wie ſehr unbillig und ſeine Graͤnzen verkennend ſein wuͤrde, — ihm fogar ſich vorausſtellen, ihm den Rang ablaufen möchte, ſo tritt es auch, mißverſtanden, in feiner Wirkung den his been. Lebens-Zwecken der Fort- und Durchbildung der Zeitgenoſſenſchaft hemmend und vom wahren Ziele ablen— kend entgegen. Nutzen und Genuß, Eines das Andere bebingende ſind die zur Vergoͤtterung erhobenen Standbilder des Zeitgeiſtes und drohen, die wahre, durchbildende Kultur, die Verwen— dung der Geſammt-Kraft des Menſchen zum hoͤchſten, hienieden unerreichbaren, jenſeits noch, ſo glauben und — 69 — hoffen wir, ſich fortſtellendem, zu erſtrebendem Zwecke und Ziele zu hemmen und abzuleiten. Wo nur die materiellen Intereſſen gelten, und der groͤßeſte Vortheil, der perfönliche naͤmlich, alle anderen Zwecke des Lebens überragt, da gedeiht nimmer das Stre— ben nach Humanitaͤt. Sichtbarer, greifbarer Gewinn ſcheint zuweilen der einzige oder doch maͤchtigſte, allerdings oft ſcharfſinnig erfundene, bewundernswuͤrdig gehandhabte Hebel zu fein, der feine Zeit, fein Land auf eine ſchwin— delerregende Hoͤhe treibt. Aber das Reich des Eigennutzes iſt es, was auf derſelben ſeinen Thron baut. Es iſt von dieſer Welt und wird mit ihr vergehen; erſt wanken, dann fallen. Sind die Beiſpiele davon in aͤlterer und neuer Geſchichte ſo ſelten? Rur die Gegenſtrebung der von der Vernunft, dem Goͤttlichen im Menſchen ausgehenden Idee ſoll und moͤge den ſtolzen Bau der materiellen Intereſſen begruͤnden und ftügen, und nur göttliche Weisheit mit irdiſcher Klug⸗ heit ſich verbindend vermag die Menſchheit, Staaten und Voͤlker, im Gleichgewichte, in einem, in dieſem Sinne ewis gen Frieden zu erhalten, welchen Ehrgeiz und Eiferſucht eben ſo wenig ſtoͤren werden als es die Ruhe der Schla— fenden oder Todten fein darf, die den Erfindungs-Geiſt und die Betriebſamkeit hemmen oder als uͤberfluͤſſig erſchei⸗ nen laſſen koͤnnte. Rie wird der verſtaͤndige, Zweck und Mittel wohl unterſcheidende Sinn, des moͤglichen Misbrauchs wegen, den Gebrauch ſoviel beſagender und wirkſamer Anſtalten als Real⸗Schulen find, verhindern oder auch nur bedenk⸗ lich finden wollen. Rur unvergeſſen fei, fie nicht blos als politiſche Inſtitute mit Sonderzwecken, ſondern als Bildungs » Formen für den hohen Beruf des Menſchen und Staats⸗Buüͤrgers zur Humanitaͤt anzuſehen, welche auch in denjenigen Staͤnden und Berufen anerkannt und gefoͤrdert werden muß, die zu claſſiſcher, d. h. zu hoͤchſter und allgemeinſter, und eben deshalb am tiefſten zu begruͤn⸗ dender Aus- und Durchbildung, der Zeit, der Veranlaſ— hung und der Gelegenheit entbehrt. Das Salz ift die all⸗ AR 6 u gemeinſte Würze und ohne fie ift jede Speife ungeſchmackt; aber auch ſchon wenig davon iſt ausreichend, um das Brod, das edelſte und allgemeinſte der Rahrungsmittel, sinichbar und gedeihlich zu machen. Und auch nur wenige Stunden im Verfolge des rea⸗ f len Unterrichts werden genuͤgen, um das religiös ⸗ſittliche Prinzip zu wecken und lebendig zu erhalten, den zarten Keim des Vernuͤnftigen in den Gemuͤthern junger Zoͤglinge zu befruchten und auch an die oft rauhe Luft des Ge werbs⸗ Lebens, an den Zugwind des Handels und Wan— dels und des Vortheilſuchens zu gewoͤhnen; ſo daß er in— mitten deſſelben unbeſchaͤdigt und freudig fortwaͤchſt und das Unkraut des Eigennutzes und niedriger, ſelbſtiſcher Ge— ſinnung, das ihn umwuchert, uͤberragt und niederhaͤlt. Es kommt daher auch gar nicht auf das Viele an, was in dieſer Art, bewahrend und erweckend geſchehen ſoll; ſondern auf das Rechte, auf die rechte Weiſe, auf den rechten Mann, der, ſelbſt als ein Geweckter und Geweih⸗ ter anerkannt, der erwachſenen Jugend das Gute, das Sittich ⸗ Schöne, das Heilige an das Herz zu legen, den innern Sinn zu wecken weiß und vermag. Es hat deshalb die Real- Schule ſich entfernt von dem Vorurtheile zu halten, daß nichts real ſei als was unmittelbar nuͤtzt, und ſie darf nicht, um nur Raum und Zeit für dieſes zu gewinnen, jede Unterweiſung ausge- ſchloſſen fein laſſen oder doch zuruͤckdraͤngen wollen, die ſolche Zwecke, Erwerb und praftifche Tüchtigkeit nicht uns mittelbar zum Gegenſtande hat. Geſchichte erſetze die Kennts niß des Alterthums. An die Kenntniß des menſchlichen Koͤrpers und mit ihr verbundene Geſundheits- Lehre ſchließe ſich die Darlegung unſerer Seelen-Vermoͤgen, zum abge⸗ zogenen Denken gewoͤhnend an; Geſchmacks-Bildung darf nicht verabſaͤumt werden, und religioͤſe, ſittliche Vorträge haben dem Wollen und Wirken in der Schule die fuͤr das Leben in der Welt vorbereitende Weihe zu geben, um nicht nur geſchaͤftstaugliche, praktiſche, ſondern auch erleuch— tete und ſittlich gute Männer in die, dem Standes-Ver⸗ aM = haͤltniſſe nach, mittlern Stände — ich moͤchte fie die ver mittelnden nennen — wirkſam eintreten zu ſehen. Heil dem Staate, der ſolcher recht viele zaͤhlen wird! — Frankreich leidet offenbar an der Einſeitigkeit dieſer ſeiner, übrigens ſehr gepflegten und reich ausgeſtatteten Inſtitute und kraͤnkelt am Mangel des ſittlich-geiſtigen Gleichgewichts. Doch, ich kehre, fo wuͤnſchend als hoffend, von der, | Neal Schule, die ja auch, bei beſchraͤnkteren Mitteln, nur eine potenzirte, d. h. erweiterte, verlaͤngerte, wenn auch nicht eben reich, doch zweckmaͤßig ausgeſtattete Buͤrger⸗ Nach- Schule zu fein braucht, — keine polytechniſche, die man wohl nur von groͤßern, reichern Staaten als der unſrige fordern kann; — ich kehre von dieſer Real-Schule, dem erſehnten Ziele, zu unſern einfachen und in Zeit und Mitteln beſchraͤnkten Kunſt- und Handwerks-Schulen hier und in den Provinzial-Staͤdten zuruͤck. Von letztern find dem Vorſtande der hieſigen von Schmoͤlln, Roda, Eiſen— berg und Luckau durch die dortigen Vorſtaͤnde Nachrichten zugekommen, die theilweiſe recht freudig, und ſaͤmmtlich über ihre Wirkſamkeit mindeſtens beruhigend lauten. Nicht alle ſcheinen gleichen Schritt zu halten, und auch bei voraus— zuſetzendem guten Willen vieler Einzelnen von Lehrern und Schuͤlern mag doch vielleicht der Zuſammenhang und Zu— ſammenklang fehlen und der Zweck zu einem großen Theile nicht erreicht werden. Hoͤchſt wuͤnſchenswerth bleibt es daher, daß an jedem der Orte, in welchen gegenwaͤrtig Schulen der gemeinten Art beſtehen, als — ich nenne ſie nur der Zeit ihrer Entſtehung nach — in Ronneburg, Eiſenberg, Cahla, Luckau, Roda, Schmoͤlln (ſoll ich nicht auch der jüngften, der Wagners-Schule zu Goͤßnitz ges denken?) ein geeigneter Mann, aber auch fuͤr unausgeſetzte Zeit » Opfer einigermaßen entſchaͤdigt, als Haupt- Lehrer und verantwortlicher Leiter der Anſtalt an der Spitze ſte— hen moͤge. Wohl nur auf dieſe Weiſe duͤrften Einheit, Zuſammenklang und Folgerichtigkeit genugſam foͤrdern und dem — freilich wohl immer unerreichten Ziele naͤher brin— gen, als dies noch gegenwaͤrtig hier und da der Fall ſein 6 * U u möchte, — Thun Fuͤrſtliche Huld und die Staats⸗Caſſe ſoviel fur jede einzelne Schule, fo dürfte doch wohl der Wunſch ſich nicht verfehlen, daß der Gemeindſaͤckel jedes Orts auch beiſteure, da wo es in den Seinigen ſeine eigene Wohlfahrt gilt! Es iſt hierbei von Beſſerung und Her⸗ ſtellung eines Weges die Rede, der wohl zu den am we— nigſten zu verabſaͤumenden gehoͤrt. Um nun aber mit unſerer eigenen hieſigen Kunſt⸗ und Handwerks-Schule, in meinem faſt fremdartigen Re⸗ ferat zu einem gedeihlichen, d. h. hoffentlich erfreuenden Schluſſe zu kommen, ſo wage ich es nur im Allgemeinen, das Urtheil und die Meinung über fie als guͤnſtig aus⸗ und anzuſprechen, und erſuche, das Reſultate gebende Ein— zelne betreffend, den um fie hochverdienten Hauptlehrer, Herrn Profeſſor Lange, die Geſchichte derſelben innerhalb des eben verlaufenen Jahres den hoͤchſt- und hochverehr— ten Anweſenden, den hier verſammelten Beſchuͤtzern und Goͤnnern unſerer Anſtalt zu Antheil nehmender Pruͤfung und zu wohlwollender Beurtheilung vorzutragen. XI. Jahresbericht über die Kunſt⸗ und Hand⸗ werks⸗ Schule zu Altenburg, erſtattet am 5. Februar 1838 von Eduard Lange. Dreizehn Jahre find es, ſeit unſere Kunſt - und Handa werksſchule beſteht, und ſechs, ſeit ſie durch unmittelbare fürſtliche Unterftügung einen beſoldeten Hauptlehrer erhielt. Bis zum Antritte dieſes Letztern, nach dem Neujahre 1832, — 73 — hatte ſie in 7 Jahren zuſammen 140 Schuͤler aufgenom⸗ men, von denen im Ganzen noch 23 in ſeine Unterweiſung uͤbergingen. Jetzt führt der letzte, in unſer Schulbuch eingetragene Schuͤler die Rummer 387, ſo daß in den letzten 6 Jahren zuſammen 247 junge Leute in unſere Ans ſtalt eingetreten find. 73 derſelben genießen noch gegen» waͤrtig in ihr den Unterricht, welchen dermalen 8 verfchies _ dene Lehrer, und zwar die 4 Zeichenlehrer ohne alle Ent— Schädigung, ertheilen. Im Zeichnen werden die Schüler jetzt in 2, in allen uͤbrigen Unterrichtszweigen in 3 ver⸗ ſchiedenen Claſſen unterwieſen. Einer, aus den erſten Jahren unſerer Anſtalt herſtam— menden Anordnung gemaͤß, iſt den in dieſe eintretenden jungen Leuten nicht, wie anderwaͤrts, die Wahl gelaſſen, welche Unterrichtsſtunden ſie beſuchen wollen, ſondern es muͤſſen ſaͤmmtliche Schuler an allen ihrer Claſſe ertheilten Unterrichts ſtunden Theil nehmen. Rur beim Unterricht im Zeichnen, beſonders im Bauzeichnen, bei welchem ſelbſt unſere beiden geraͤumigen Lehrzimmer fuͤr die vorhandene Schuͤlermenge nicht hinreichenden Platz bie- ten, wird hiervon in Betreff Solcher eine Ausnahme ge— ſtattet, die etwa anderwaͤrts noch Privatunterricht genießen oder dieſer Kunſt für ihr Gewerbe nicht unmittelbar bedürs fen. Der Unterricht im Modelliren aber, welchen noch jetzt, wie bisher, 7 ausgewaͤhlte Schuͤler in der Wohnung des Herrn Bildhauer Heß genießen, iſt mehr als ein un— ter Leitung und Unterſtuͤtzung unſerer Anſtalt dieſen Weni⸗ gen gegoͤnnter Privatunterricht zu betrachten. Wie verſchieden nun die Leiſtungen der jun— gen Leute bei ihrem Eintritt in unſere Anſtalt ſind, eben ſo ſtehen dieſelben bei ihrem Abgange noch keineswegs auf gleicher Stufe. Wenigſtens ſind wir durch die im Laufe der letzten 6 Jahre bewerkſtelligte Vertheilung derſelben in 3 verſchiedene Claſſen jetzt mehr als je zuvor in den Sand geſetzt, Alle nach dem Maße ihrer bisheri— gen Vorkenntniſſe weiter zu fuͤhren. Denn es treten nicht etwa nur ſolche junge Leute in unſere Schule ein, welche Ya Wi: ihren letzten Unterricht in der oberſten Claſſe der hieſigen Buͤrgerſchule und bisweilen ſelbſt in den unterſten Claſſen des Gymnaſiums erhielten, ſondern es bewerben ſich faſt noch mehr Solche, die bei ihrer Confirmation, vielleicht fhon vor mehrern Jahren, der 2., 3. oder 4. Claſſe der Buürgerſchule oder auch den untern Regionen der Dorfſchu— len angehoͤrten, bei uns um Aufnahme, um Verſaͤumtes nachzuholen oder Vergeſſenes ins Gedaͤchtniß zurüͤckzurufen. Da nun die Schuͤler in der Regel zwei und ſelten mehr als 3 Jahre in unſerer Anſtalt bleiben, und Viele in die— ſer Zeit nur unſere zweite Claſſe erreichen, Einzelne ſogar ſelbſt aus der unterſten wieder abgehen, ſo iſt leicht zu ermeſſen, wie wenig die zufaͤlligen Leiſtungen ſolcher Einzel⸗ nen einen Maßſtab für die Wirkſamkeit der ganzen Ans ſtalt abgeben koͤnnen; und nicht daß Alle, ſondern daß mehrere unferer Schüler über das Maß der beſſern Kna— benſchulen hinaus gebildet, alle aber doch in ihren Kennt- niſſen und Fertigkeiten weiter gebracht werden, muß unſer beſcheiden geſetztes Ziel ſein. Und ſelbſt fuͤr dieſen Zweck haben wir, bei der geringen Anzahl der Unterrichtsſtunden alle uns zu Gebote ſtehenden Mittel aufzubieten und uͤber die ſorgfaͤltige Benutzung der uns vergoͤnnten Zeit mit Strenge zu wachen. Hierbei iſt ein ununterbrochener Schulbeſuch das erſte Erforderniß und dennoch oft nicht zu erzwingen. Waͤhrend naͤmlich die gleichgiltigern und leichtſinnigeren Schuͤler den regelmaͤßigen Beſuch der Sonntagsſtunden, wenigſtens an ſchoͤnen Nachmittagen, fuͤr einen ſchmerzlichen Abbruch ihrer ohnehin geringen Freizeit zu betrachten geneigt find, erblicken wiederum manche Lehrs herrn und Meiſter in ihrer den Schuͤlern ertheilten Erlaub— niß zum Schulbeſuche in den hierzu beſtimmten Abendftuns den, der Werkeltage, eine fie ſelbſt nicht ſtreng bindende Welgänſiigung, welche ſie daher wohl auch in einzelnen Faͤllen eben fo unbedenklich wieder zuruͤcknehmen konnten. Die ganze in dieſem Schuljahre bereits ertheilte oder noch zu ertheilende Zahl der Unterrichts ſtunden belaͤuft ſich, in Folge der ungewoͤhnlichen Laͤnge deſſelben, 3 auf 776. Von dieſen kommen aber wegen der Vertheilung der Schüler in die verſchiedenen Claſſen auf die Schüler der erſten Claſſe etwa 350 und auf jeden Schuler der zweiten oder dritten Claſſe kaum 300. und wenn wir nun auch unter dieſen Verhältniſſen mit den Fortſchritten und Leiſtungen unſerer Soͤglinge im Allgemeinen zufrieden fein koͤnnen, fo laſſen ſich dieſe doch mit den Leiſtungen anderer z. B. der Preuß iſchen Gewerbſchüler durchaus nicht vergleichen, weil dieſe Letztern der Schule einige Jahre hindurch nicht etwa woͤ⸗ chentlich nur 6 oder 7 Nebenſtunden, ſondern, mit Aus⸗ ſchluß jeder weiteren praktiſchen Thaͤtigkeit, alle ihre Zeit und Kraft widmen; wobei allerdings die Gefahr, daß die Unreiferen und Bequemeren dadurch ihrer naͤchſten Be— rufsthaͤtigkeit entwohnt und entfremdet werden koͤnnen, nicht ganz wegzuleugnen iſt. Aber ſei dem, wie ihm wolle, fo wird doch jeder Sachkundige mir zugeben, daß unfere Anſtalt für praktiſch thaͤtige Geſellen und Lehrlinge einem weſentlichen Bedürfniſſe der Nachhilfe und Fortbildung entgegen kommt und darum ſelbſt da nicht überfluͤſſig ſein würde, wo man fish ſchon einer hoͤhern Real ⸗ oder Gewerbſchule der bezeichneten Art zu erfreuen hat. Denn während dieſe letztere dem künftigen Fabri⸗ kanten oder auch dem nicht geradezu mit eigner Hand thaͤtigen Zimmer- und Maurermeiſter die noͤthige wiſſen⸗ ſchaftliche und künſtleriſche Vorbereitung und Fortbildung darbietet, wird die große Anzahl der kuͤnftigen Handwerks- meiſter entweder auf alle oͤffentliche Weiterbildung verzich⸗ ten oder dieſe in einer Anſtalt ſuchen muͤſſen, welche gleich der unſrigen, ohne Unterbrechung und Störung der eigent⸗ lichen praktiſchen Berufs-Thaͤtigkeit, doch der fortgeſetzten Geiftes = und Geſchmacksbildung ihre wohlberechnete Unter⸗ ſtuͤtzung und zugleich auch dem Zuruͤckgebliebenen und Ver⸗ nachläffi gten eine Gelegenheit gewährt, das Werfäunite we in Zeiten nachzuholen. Was that aber nun unſere Anfalt für dieſe Zwecke im gegenwaͤrtigen Schuljahre? Sie wieder— holte zunaͤchſt mit den Schwaͤchſten die Anfangs⸗ gründe des Schreibens und Rechnens und hielt dieſelben zu fortwaͤhrenden haͤuslichen Uebungen und na⸗ mentlich zum regelmaͤßigen Abſchreiben aufgegebener Abſchnitte aus beſtimmten Druckſchriften an. Dieſe corrigirte der Lehrer dann jedes Mal zu Hauſe, und indem er die Buͤcher mit den noͤthigen Erinnerungen und Erklaͤrungen in der naͤchſten Stunde an die Einzelnen zuruͤckgab, fors derte er zugleich diejenigen Schreibebuͤcher ein, welche die fuͤr die letzte Woche gegebenen Aufgaben enthielten. Un⸗ verkennbar beſſerten fi) dabei nicht nur die Schriftzuͤge, ſondern die Schuͤler gewoͤhnten ſich auch immer mehr die Regeln der Rechtſchreibung zu beachten, wie auch einzelne Verſuche im Rachſchreiben von Dictaten bewieſen. Im Rechnen ſchritten die Schuͤler dieſer unterſten Claſſe von den erſten unerlaͤßlichen Uebungen im Zahlenleſen und Zah⸗ lenſchreiben, durch Aufloͤſung zahlreicher Aufgaben bereits bis zum Multipliciren mit ungleich benannten Zahlen und die Geuͤbteren ſelbſt bis zum Bruchrechnen vor. Auf dieſer Stufe gehen ſie nun in der Regel in die zweite Claſſe uͤber, die zu dem bisherigen Unterricht, falls es der Raum nicht ſchon früher geſtattete, die An» fangsg runde des Freihand- und Lin earze ich- nens hinzuthut, das Schoͤnſchreiben nach Vorlege⸗ blättern und das Rechtſchreiben, ſowie die Ku nſt des - ſchriftlichen Ausdrucks durch Correcturen nachgeſchrle— bener Dictate und hiermit abwechſelnd aufgegebener, eben⸗ falls außer den Unterrichtsſtunden verbeſſerter kleiner Aufs ſaͤtze weiter uͤbt, das Rechnen mit gemeinen Bruͤchen lehrt und durch zahlreiche Uebungsaufgaben befeſtigt und ſichert, alsdann die darauf ſich gruͤndenden Abkuͤrzungen fuͤr das praktiſche Rechnen nachweiſt und dieſe in vielen Aufgaben aus dem buͤrgerlichen Leben, namentlich aus der Regel de tri zur Anwendung bringen läßt. Hierzu kommt noch woͤchentlich eine Stunde Unterricht in der Geogra— phie, wobei Europa und beſonders Deutſchland 2009 vorzugsweiſe ins Auge gefaßt und zugleich die Jortſchritte des Gewerbsweſens gebuͤhrend berückſichtigt werden. Hierauf fährt die erſte Claſſe im Schoͤnſchrei⸗ ben und Zeichnen mit den bisherigen Uebungen, die Anſpruͤche ſteigernd, fort; lehrt und uͤbt die Kettenrechnung, die zuſammengeſetzte Regeldetri in ihrer vielſeitigen Anwen— dung und Benutzung, das Rechnen mit Decimalbrüchen und das für die Geometrie unerlaͤßliche Aus ziehen der Quadratwurzel, woran ſich zuletzt noch Gleichungen vom erſten Grade anreihen, deren die erſte Abtheilung dieſer Claſſe im laufenden Schuljahre bereits über 60 gelöft hat. Es zerfällt nämlich wegen der nicht zu beſeitigenden Un⸗ gleichheit der Schüler jede der 3 Claſſen im Rechnen wies der in 3 verſchiedene Unterabtheilungen, deren gehoͤrige Un— terweiſung und Beſchaͤftigung von Seiten des Lehrers außer den noͤthigen Vorarbeiten auch ziemliche Anſtrengung erfordert. Eine zweite Stunde iſt dem Unterricht in der Geometrie gewidmet, wobei nicht, wie in hoͤhern Lehr— anſtalten, das Augenmerk vorzugsweiſe auf formelle Gei⸗ ſtesbildung und klare Erkenntniß der die ganze Groͤßenlehre begründenden Geſetze, ſondern vielmehr auf praltiſche Befähigung zur Berechnung der Flachen und Körper gerichtet iſt, indem der jaͤhrliche Lehrgang mit der Berechnung der Oberflaͤche und des Koͤrpergehaltes der Kugel ſchließt, jetzt aber bereits bis zum Prisma vorge⸗ ſchritten iſt. Dictirübungen und damit abwechſelnd aufgegebene, außer der Schule verfertigte und verbeſſerte ſchriftliche Auffaͤtze geben auch in dieſer Claſſe Ge⸗ legenheit die Regeln der Schriftſprache praktiſch zu eroͤrtern und einzuuͤben; und endlich leitet die Unterweiſung in der Phyſik die Schuͤler nicht allein an, die taͤglichen Vor— gaͤnge in der Natur mit Verſtand zu betrachten, ſondern gibt ihnen auch Aufſchluͤſſe uͤber die einfachern Inſtrumente und Maſchinen und uͤber die allgemeinen Grundſaͤtze und Erfahrungen, worauf ſich die gewoͤhnlichen gewerblichen Kunſtgriſſe und Vorſichtsmaßregeln zurüͤckfuͤhren laſſen. In dieſem Jahre wurde wit Anſchließung an das im letzten Schuljahre bereits Vorgetragene zuerſt die Lehre von der Eigenſchwere der Koͤrper mit Beziehung auf die ver⸗ ſchiedenen Arten Senkſpindeln und Dichtigkeitsmeſſer vor⸗ getragen; hierauf von der Aus dehnſamkeit und Schwere der Luft, vom Barometer, von den Saug- und Druck⸗ pumpen, vom Heber, von der Taucherglocke, der Wind buͤchſe, den Gasbehaͤltern, dem Blaſebalg, dem Kaften- und Cylindergeblaͤſe, den Feuerſpritzen, der Luftpumpe und dem Luftballon gehandelt; alsdann die Geſetze des Schal— les, die Einrichtung des Ohres, des Hoͤr- und Sprach⸗ rohres, ſowie die Gruͤnde und Bedingungen des Echo's er⸗ laͤutert und zuletzt zur Lehre von der Waͤrme eee! womit wir auch noch jetzt beſchaͤftigt ſind. | Ob und in wieweit dieſe Vortragsgegenſtaͤnde 1 den Schülern gefaßt und behalten werden, zeigen nicht allein die bisweiligen Repetitionen, ſondern auch die jedes Mal zu Oſtern veranſtalteten oͤffentlichen Prüfuns gen, bei welchen wir uns auch im letzten Jahre einer ſehr ehrenvollen Theilnahme zahlreicher Beſucher zu er⸗ freuen hatten. Auch ſchien der dabei zum erſten Male gemachte Verſuch, gewerbliche Arbeiten der Schuͤler zugleich mit zur Beſichtig ung vorzulegen, erfreus lichen Anklang zu finden und auf die Schuler ſelbſt infor fern ermunternd zuruͤckzuwirken, sald fie es mit eigenen Augen ſahen und ſich davon uͤberzeugten, wie auch von Seiten der Aufſeher und Beſchuͤtzer unſerer Anſtalt n, tiſche Geſchicklichkeit geehrt und geſchaͤtzt werde. N Die Buͤcherſammlung fuͤr die Pri dds ture der Schuͤler iſt durch die Verwilligungen unſeres Schuldirectoriums in dieſem Jahre von 68 bis auf 92 Baͤnde vermehrt worden, und wird fortwaͤhrend ſo fleißig benutzt, daß ſelten mehr als 16 Baͤnde ungenutzt in dem Schullokale ſtehen, und um manche Buͤcher, ſo wie ſie der eine Schuͤler abgibt, ſogleic 2, 3 und mehr Bewerber ſich melden. Haͤufiger als ſonſt Ehren in diefem Jahre Geſuche * um Reißzeuge von Seiten ſolcher Schuͤler vor, denen die Beſchraͤnktheit ihrer Mittel den eigenen Ankauf derſel— ben erſchwerte. Es ſind deren daher noch eine Anzahl auf Koſten der Anſtalt angeſchafft und damit im Ganzen 12 aͤrmere Schuͤler verſehen worden. Iſt dieſes eine Unterſtuͤtzung, welche Unbemittelten fuͤr die Zeit ihres Beſuches unſerer Anſtalt zu Theil wird, ſo ſollen dagegen die Preiſe, welche in der Regel zum Schluſſe der offentlichen Prüfung ausgetheilt werden, nur als Anerkennung und Ermunterung des Fleißes, der Ord— nungsliebe, der Fortſchritte und des guten Betragens be— trachtet werden, und wir hoffen, daß es auch bei der naͤchſten Pruͤfung hierzu nicht an Veranlaſſung fehlen werde. Kaum wuͤrde ich es fuͤr noͤthig erachten, den Geiſt unferer Schüler im Allgemeinen als gut und gefittet zu bezeichnen und dabei mit Vergnügen hervor— zuheben, daß die 11 Schuͤler unſerer Anſtalt, welche ſie woͤchentlich 2 oder 3 Mal von den zum Theil eine volle Meile entfernten Dorfſchaften beſuchen, ſelbſt in den an— dauernd kalten Winternaͤchten des vorigen Monats ihren regelmaͤßigen Schulbeſuch nicht unterbrochen haben, wenn nicht die Klagen über die Unbeſcheidenheit und Ordnungs— loſigkeit der Jugend noch fo häufig wären und wenn übers haupt oͤffentliche Lehrer ſich oͤfter ruͤhmen duͤrften, ihr ge— wiß ſchweres Amt mit Freuden zu verwalten. Deß aber rühme ich mich unverzagt, nicht als eines Werkes menſch⸗ licher Klugheit, ſondern als einer Gnade des Himmels! 1 Ueber die Benutzung der Nofkaftanie, dem Kunfts und Handwerksverein zu Altenburg vorgetragen N am 2. Maͤrz 1838. vom Oberſteuerſeeretair Winkler. Es iſt bekannt, welchen großen und mannigfaltigen Nutzen das Pflanzenreich in ſeinen Erzeugniſſen darbietet, und daß es wohl von allen Raturreichen am meiſten zur Erhöhung des Lebensgenuſſes beitraͤgt. Bei der unendlichen Fuͤlle ſeines Reichthums bleibt daher dem forſchenden und den— kenden Freunde der Natur, obgleich ſehr viel ſchon gethan und manches von ihren Geheimniſſen erlauſcht worden, hier ein unerſchoͤpflicher Quell des Wiſſens und der Erfor- ſchung; doch trotz des innern Dranges, immermehr den geheimnißvollen Schleier zu luͤften, muß Mancher, gebun— den durch Lebensverhaͤltniſſe, ſich den hohen Genuß verſa— gen und den Gläcklicheren überlaffen, die einzig ein ſchoͤner Beruf zu Prieſtern des großen Heiligthums eingeweihet hat; oder mit andern Worten: Erſtere muͤſſen ſich größtentheilä nur an das halten, was da iſt, und koͤnnen ſelten zur Bereicherung der Wiſſenſchaft etwas Wichtiges beitragen, wenn ihnen nicht ein günftiger Zufall im Gebiete der Entdeckung huͤlfreich die Hand bietet. Daher koͤnnen ſie ſich, wie ſchon geſagt, nur an das Vorhandene halten; und auch ich thue dies, nach dieſer vorausgeſchickten Einleitung, indem ich mir erlaube, Ihnen die Reſultate einiger gemach— ten Verſuche mit der Roßkaſtanie vorzulegen. Obſchon das Verſuchte gerade nicht etwas Reues iſt, fo kann es doch dazu dienen, den Werth des nuͤtzli— 8 chen, von Vielen wohl nicht genug geachteten Roßkaſta⸗ nien-Baumes, zu beweiſen. Vor einiger Zeit las ich eine Beſchreibung uͤber den mannigfachen Rutzen des Kaſtanienbaumes in oͤkonomiſch⸗ technologiſcher wie in mediciniſcher Hinſicht, wobei mich beſonders die Anweiſung zu der, mit wenig Muͤhe verbun— denen, Verfertigung einer guten Staͤrke aus ſeinen reifen Früchten ſehr anſprach und mich zu einem Verſuche bewog. Er gelang, und ich gewann eine Staͤrke, die ich ſowohl zum Staͤrken der Waͤſche anwenden ließ, als auch ſelbſt zum Kleiſter bei Pappearbeiten gebrauchte. In beiden Faͤllen war fie von erwuͤnſchter Wirkung. In der Hoffnung, daß es den anweſenden Mitglies dern in Ermangelung einer andern und geiſtreichern Unter— haltung nicht unangenehm fein wird, will ich die Verfah— rungsart bei Gewinnung dieſer Stärfe beſchreiben. Man ſammle ganz reife, aus den gruͤnen Schalen gefallene Früchte, ſchaͤle ihre braune Schale ab und reibe die geſchaͤlten auf einem gewoͤhnlichen Reibeiſen klar. Das Geriebene wird dann in ein tiefes Gefäß gethan, hinlaͤng⸗ lich Waſſer darauf gegoſſen und eine Stunde mit einem hoͤlzernen Stabe fleißig umgeruͤhrt. Hierauf wird die Maſſe in einen leinenen Sack von mittlerer Feine gethan und in ein bereitſtehendes Gefaͤß mit flachem und glattem Boden abgeſeihet; auf den im Sacke verbliebenen Ruͤck⸗ ſtand wird nochmals Waſſer gegoſſen und ſolcher ebenfalls unter ſtetem Umruͤhren, damit die noch darin befindlichen Mehltheilchen ſich vollends trennen, durchgeſeihet. N Dieſe ſo durchgeſeihete Fluͤſſigkeit laͤßt man 24 Stun⸗ den ruhig ſtehen. In dieſer Zeit haben die fämmtlichen Mehltheile einen feſten Niederfchlag gebildet, und man kann alsdann die daruber aus Waſſer und Pflanzenſchleim bes ſtehende Fluͤſſigkeit voͤllig abgießen. Die niedergeſchlagene Staͤrke, welche keiner weitern Bearbeitung bedarf, wird nun an der Luft gänzlich getrocknet und nachher ausge— ſtochen, ſo wie dieſe Probe zeigt. Ebenſo wird der in dem Sacke verbliebene Ruͤckſtand 3 auf einem Tiſchblatte oder Brette ausgebreitet und getrock— net, dann in einem Moͤrſer zu feinem Pulver geſtoßen und durchgeſiebt; welches eine ſehr gute Waſchkleie darbietet, wovon ich ebenfalls eine Probe uͤberreiche. Roch ſchoͤner und feiner wird eine ſolche Waſchkleie, wenn man die zerriebenen Kaſtanien, ohne vorherige Schei— dung der Mehltheile, ſogleich trocknet und dann im Mörs ſer zu Pulver macht. Wollte man die Bereitung einer ſolchen Staͤrke im Großen betreiben, fo würde freilich zuerſt eine Maſchine noͤthig ſeyn, um die reifen Fruͤchte von ihrer braunen Schale zu befreien, dann koͤnnten ſie leicht in einer Stampf— muͤhle zerkleinert, mittelſt eines, in einem Bottiche ange— brachten beweglichen Rechens oder einer Quirlmaſchine in genugſamen Waſſer durchgearbeitet und zuletzt die Flüffige keit in ein dazu eingerichtetes Gefaͤß zur Gewinnung des Staͤrkemehls abgeſeihet werden. Ich halte hier für uͤberfluͤſſig, den Unterſchied im Ges winn des Staͤrkemehls aus Weitzen zwiſchen dem aus Kaſtanien anzugeben, da erſterer ganz natuͤrlich bedeutender und auch bekannt genug iſt. Im übrigen fol hier die Rede auch nur von der moͤglichen Benutzung der Kaſta⸗ nien ſeyn, und daß fie im Rothfall als ein gutes Surro⸗ gat der Weitzenſtaͤrke empfohlen werden koͤnnen. Es iſt daher ſehr Schade, die an ſich vötüchen Früchte faſt groͤßtentheils nur dem Spiele der Kinder uͤberlaſſen zu ſehen, die oft mit frechem Uebermuthe — und wer nimmt dies hier nicht in jedem Spaͤtherbſte wahr? — den Erzeuger mit Stein- und Kloͤppel-Wuͤrfen zum groͤß— ten Nachtheil ſeiner kuͤnftigen Pracht und ſeiner Fruͤchte dafür begrüßen, ſtatt daß man dankbar auch dieſe Spende erkennen und benutzen ſollte. Nach Parmentier fol der Same, wenn er richtig behandelt wird, auch ein gutes Brodmehl liefern. Ueber die Benutzung hierzu, iſt in dem Gewerbblatt für das Koͤnigreich Sachſen Rr. 49 des 2. Jahrg. 1837 ein Ver⸗ fahren angegeben, wodurch mittelſt Anwendung einer aͤtzen⸗ den Kaliaufloͤſung dem Satzmehle die eigenthuͤmliche Bits terkeit benommen und ſolches zum Brodmehl umgeſchaffen werden kann. Es verliert ſich jedoch auch der bittere Ges ſchmack, wenn das nach der einfachern Behandlung nieder⸗ geſchlagene Mehl, noch mehrmals und ſo lange mit: reis nem Waſſer ausgewaſchen wird, bis kr allen ſtemd⸗ artigen Geſchmack verloren hat. Ferner ſoll auch die Rinde des e von 4 — 5 jährigen Aeſten nach Abſonderung des Splintes, ein vorzuͤgliches Surrogat der Chinarinde darbieten, und in Wechſelfiebern, bei Schwaͤche ic. — ſehr wirkſam bes funden worden ſeyn. Sie enthält nach chemiſchen Unters ſuchungen: Gerbſtoff, Gallusſaͤure, Bitterſtoff, Farbeſtoff, Gummi, Harz, hat einen bittern ſehr zuſammenziehenden Geſchmack und balſamiſchen Geruch. Der Aufguß der Rinde ſchillert himmelblau; der Abſud iſt braun und faͤrbt mit Alaun iſabellgelb, mit Eiſenvitriol ſchwarzgrau, gibt verdunſtet eine braune Saftfarbe, die durch Verſetzung mit etwas Eiſenvitriol dunkler gemacht und mit Gummi ver⸗ ſetzt, ſtatt der Sepia dienen kann. Man kann aus dieſer Rinde einen merfwürdigen Stoff, Schillerſtoff, oder Polychrom darſtellen, von dem ſchon eine hoͤchſt geringe Menge hinreicht, Waſſer, Liqueur ꝛc. worin man ihn aufs Bft, ſchillern zu machen. Am beſten ſammelt man dazu die Rinde im Maͤrz vor dem Aufbrechen der Knospen. Das Holz des Kaſtanienbaums iſt zum techniſchen Gebrauch von keinem beſondern Werth. Es iſt bei aus⸗ gewachſenen Baͤumen weiß, nach dem Kern zu braͤunlich, weich, ſchwammig, leicht und zerbrechlich; laͤßt ſich nicht glatt hobeln, doch zu Sachen verarbeiten, die an trocknen Orten ſtehen es hat zwar weniger Elaſticitaͤt als Tannen⸗ holz, ſpringt aber nicht ſo leicht wie dieſes, und nimmt jede Farbe und jeden Firniß an. Von Wuͤrmern wird es weniger als anderes Holz angegriffen. Auch das abgefallene Laub, welches im Herbſt zum Einſtreuen geſammelt wird, gibt nach der Einaͤſcherung mehr Alkali als das Laub faſt irgend eines andern Baumes. u A Dieſes Alles iſt ſchon genug, diefen edlen Baum, der uns mit ſeinen ſchoͤnen pyramidenfoͤrmigen Bluͤthen und ſeinem ſchattenreichen Wipfel ſo viel Genuß gewaͤhrt, in Schutz zu nehmen und ſeine Anpflanzung zu empfehlen, da er ſich, obgleich aus Aſien ſtammend, doch vollkommen bei uns acelimatiſirt hat, ziemlich ſchnell waͤchſt, und über 100 Jahre bei uns alt werden kann. XIII. Bolt: und Vogelleimfabrikation in Lohma a. d. Leina. Dem Kunſt⸗- und Handwerksverein zu Altenburg mitgetheilt J durch den Pfarrer Winkler in Lohma a. d. Leina. Herr Hofrath Bruͤmmer theilte an einem der letzten Stiftungsfeſte des verehrlichen Kunſt » und Handwerks⸗ vereins eine Ueberſicht der verſchiedenen, im Herzogthum Altenburg vorzuͤglich gangbaren Gewerbe und der Gegen— den, wo ſie im beſondern Flor waren, mit, und bereicherte dadurch die Kenntniß des geliebten Vaterlandes bei man⸗ chem ſeiner Zuhoͤrer, wie er ſie ſicherlich Alle durch ſeinen umfaſſenden und gediegenen Vortrag erfreute. Ich wage es hiermit, einen kleinen Nachtrag zu lies fern und zwar über einen Gewerbszweig, der in dem Kirch ſpiel Lohma a. d. Leina ſeinen Hauptſitz hat. Es iſt zwar dieſer Gewerbszweig fuͤr das Ganze des Haushalts unſers Herzogthums ein nicht ſehr bedeutender, aber dennoch für ein einzelnes Kirchſpiel von ungefaͤhr 740 Seelen nicht unerheblicher, und duͤrfte durch den Umfang, den er wenig⸗ ſtens zu einer Zeit hatte, auch ſelbſt dem Fremden nicht — 83 — ganz ohne Intereſſe fein. Es, iſt dies die Verfertigung von Baſtſtricken und von Vogelleim. ’ Es find in der Umgegend 8 Erlaubnißſcheine zum Baſtſchaͤlen in der herzogl. Waldung, die Leina genannt, ausgetheilt; davon iſt in der Clauſa einer, in Rirkendorf auch einer und in R. Wiera auch einer, in dem Kirchſpiel Lohma 5. Jeder ſolcher Schein wird bei Herzogl. Kam⸗ mer jaͤhrlich mit 5 Thlr. 16 Gr. geloͤſet. Dafür haben die Inhaber die Erlaubniß, auf dem Haue, der zunaͤchſt abgetrieben wird zu ſchaͤlen, ſo viel ſie koͤnnen und wollen. Gewoͤhnlich vertheilen ſie ſich in einzelne Rotten und 4 und 4 arbeiten zuſammen. Mit einem ſcharfen Meſſer ſchneiden fie ungefähre 1 oder eine halbe Elle von der Wur⸗ zel aufwaͤrts die Stange eines Lindenbuſches an, ſchlitzen die geloͤſete Schale auf und ziehen ſie ſo weit, bis ſie in der Hoͤhe, nahe am Gipfel abreißt. Daher die geſchaͤlten Stangen bei dem langen Reißholze. Nach mancherlei Vor— kehrungen, als Roͤſten im Waſſer, Abloͤſen der aͤußern harten Schale u. ſ. w. wird dann der feinere Baſt zu ſtaͤrkern und ſchwaͤchern Stricken verſponnen, eine Beſchaͤf— tigung, die den ganzen Winter hindurch dauert. Ein flei— ßiger Arbeiter kann woͤchentlich 3 — 4 Schock 4 — 5 ellige Stricke fertigen, gewoͤhnlich aber geſchieht dies nicht, ſon⸗ dern es werden nur ungefaͤhr SO — 110 Schock im Laufe des ganzen Jahres von. Einem gearbeitet. Das wuͤrde ungefaͤhr 8 — 900 Schock Stricke fuͤr die ſaͤmmtlichen Baſtſchaͤler geben. Da aber auch noch einige andre Arbeis ter ſich mit der Baſtdreherei beſchaͤftigen, den rohen Baſt aber von jenen 8 kaufen, ſo moͤgen vielleicht in ergiebigen Jahren jaͤhrlich 1000 Schock oder 60,000 Stricke gefertigt werden. Gewoͤhnlich wird das Stück zu 3 Pf. verkauft, was eine Summe von circa 625 Thlr. betraͤgt. Doch kommt dieſe Summe den Baſtſchaͤlern und Baſtdrehern nicht allein zu gut, ſondern einen geringen Theil davon ziehen die Schubkaͤrner, welche die Stricke in die Umgegend verfahren. Einen großen Theil zieht die naͤchſte Umgebung an . ich. Aber es gehen auch ganze Ladungen . Leipzig, = 00 Chemnitz, Gera u. ſ. w. ab. Von Leipzig geht die Waare nach Halle, Magdeburg und Hamburg, von Chemnitz durchs ganze Gebirge, nach Dresden bis nach Boͤhmen, und ſo macht das Doͤrſchen Lohma den Mittelpunkt eines zwar nicht beſonders eintraͤglichen, aber doch ſehr ausgebreiteten Handels. Ja der eine Baſtarbeiter in Lohma ſelbſt, Abra⸗ ham Loͤwe, bei deſſen Familie die Baſtſchalreißereierlaubniß ſchon ſeit 1734 beſteht, mußte fruͤher die feinſte Art Baſt in Stuͤcken zu 4 Ellen nach Eupen im koͤnigl. preuß. Re⸗ gierungsbezirk Aachen, hart an der Grenze der belgiſchen Provinz Lüttich liefern; ſpaͤterhin verlangte fein dortiger Abnehmer ſtatt der Baſtſtuͤcke, fingersdicke Schnuren, die in der Laͤnge von 60 — 80 Ellen und im Betrag von 10 — 15 Ctr. alle zwei Jahte abgeliefert und immer vorausbezahlt wurden. Seit ungefaͤhr 3 Jahren aber iſt keine Beſtellung wieder eingegangen. Außer ſolcher Arbeit liefern die hieſigen Baſtſchaͤler noch eine große Menge Baſt nach Altenburg u. a. Ort. an die Gärtner zum Ans binden der Blumen. Andre Arbeiten, als Matten u. ſ. w., liefern ſie nicht. Es iſt aber vorauszuſehen, daß dieſer Nahrungszweig in Verlauf einiger Jahrzehnte wo nicht ganz aufhoͤren, doch ſehr geſchmaͤlert werden wird, naͤmlich dann, wenn die be— abſichtigte Umwandelung der Leina von Laub- in Schwarz⸗ holz wird bewerkſtelligt worden ſein. Bleiben dann auch einige Schlaͤge Laubholz ſtehen, wie es ja wohl auch der Fall ſein wird, ſo reichen dieſe fuͤr den Bedarf nicht aus, und die ohnehin ſchon ſehr gelichteten Bauernwaldungen geben die zum Baſtreißen noͤthigen ſtaͤrkern Staͤmme des Lindenholzes nicht her. Ich gedenke hier noch eines andern Nahrungszweiges, der Vogelleimbereitung, in deren alleinigen Beſitz ſich ober waͤhnter Abr. Loͤwe geſetzt hat. Zwar beſchaͤftigen ſich mehrere Leute hier, die Miſtel zu ſuchen und den Leim aus dem Groͤbſten zu bearbeiten. Aber fie verkaufen ihn dann an Je⸗ nen, der ihn dann mit weißem Pech und wohl Oel verſetzt, und in Faͤßchen von ungefaͤhr der Groͤße eines Vierteleimers re Age verpackt. So zubereitet verkauft er ihn direct nur nach Leip⸗ zig und Raumburg, von da aber geht er bis nach Ham⸗ burg und noch weiter und wird beim Kalfatern der Schiffe verbraucht. Solcher Faͤßchen verkauft er jetzt noch unge⸗ faͤhr 50 — 60 Stuͤck a 17 Thlr., früher aber hat er 3 — 400 ſolcher Faͤßchen abgeſetzt. Wahrſcheinlich hat man anderwaͤrts dieſe Art Leim nachzuahmen gewußt oder etwas Anderes an deſſen Stelle geſetzt. Es wuͤrde aber dieſe Fabrikation ohnedies abnehmen, da die Miſtel, deren beſte auf Tannen, Linden und Aspen wachſen, immer felt ner werden. Moͤgen die verehrten Anweſenden mit dieſer Kleinig⸗ keit vorlieb nehmen. Es ſollte ein geringer Beitrag zur Kenntniß unſers Landes und ſeiner Gewerbe ſeyn. XIV. Bemerkungen in Bezug auf Obſt⸗ und Gartenbau auf einer Reiſe nach Süd ⸗ Deutſchland, im Herbſt 1855. Der pomologiſchen Geſellſchaft in Altenburg mitgetheilt von L A. F. K. Wagner. \ Auf einer in letztverfloſſener Zeit nach Suͤddeutſchland unternommenen Reiſe hat ſich mir Gelegenheit dargeboten, Einiges zu ſehen und wahrzunehmen, was auch für. unſern Verein vielleicht nicht ohne Intereſſe ſein duͤrfte. Ich erlaube mir daher einige, wenn auch nur fluͤchtige Reife rn bier mitzutheilen. Zunaͤchſt mußte ich die Bemerkung machen, daß je⸗ 0. ich mich aus unſern Gegenden entfernte, deſto ſelte⸗ 7 ** . ner ſich größere Anpflanzungen von Obſtbaͤumen fanden; ſtatt daß bei uns ſeit Jahren wohl erhaltene Obſtbaum⸗ alleen die Hauptſtraßen und viele Verbindungswege zieren, beginnt man in Baiern erſt mit deren Anlegung, obſchon feit Jahren nur zu oft dieſe Straßenbepflanzung hervorge— hoben worden iſt. Nur auf wenigen Strecken aber ſind dieſe Bepflanzungen von der Art, daß ihnen einiges Ge— deihen zu verſprechen iſt; zumeiſt ſtehen nur Pfaͤhle, an welche duͤrre, laͤngſt verdorrte oder verkruͤppelte Obſt- oder Waldbaͤume angeheftet ſind. Selten auch findet man in dem öftlihen und ſuͤd⸗ lichen Theile Baierns die reichen Obſtgaͤrten unſerer Ge— gend wieder und nur erſt die Umgebungen Salzburgs und das Innthal im noͤrdlichen Tyrol bieten in dieſer Hinſicht wieder einen erfreulichen Anblick dar. Eben ſo wenig gewaͤhren jene Gegenden fuͤr den uͤbrigen Gartenbau; nur die Umgebungen Ruͤrnbergs zeich— nen ſich ruͤhmlich hierin aus; dort werden ganze Feldſtrecken mit den feineren Gemöſtarten bepflanzt und ſelbſt Spar⸗ gelfelder finden ſich nicht ſelten. Trotz der auch dort in dieſem Jahre ſtattgefundenen anhaltenden Duͤrrung ſah ich die ſchoͤnſten Herbſtgemuͤſearten, wie Rothkraut, Herzkohl in vorzuͤglicher Größe. Unter andern baut man auch dort eine ſchon zur jetzigen Zeit zu verſpeiſende Art Endivien, die ſich durch breitere Blaͤtter als die bei uns gewoͤhnliche auszeichnet, die jedoch weniger feinen Geſchmacks iſt. Ta⸗ back wird in großer Menge gebaut und wenige Stunden ſuͤdlich von Nürnberg beginnen die bedeutendſten Hopfen— pflanzungen Deutſchlands. Auch das Donauthal von Regensburg bis Paſſau bietet in Hinſicht auf Obſt und Gartenbau wenig dar, ins deſſen findet man in ihm doch die Hauptſtraßen mit meiſt jedoch noch jungen, guterhaltenen Obſtbaͤumen bepflanzt, fowie in der Gegend von Regensburg die ziemlich bedeu— tenden Maulbeerplantagen des Regensburger Seidenbau⸗ Ser vereins und in der Richtung nach Donauftauf die Abhaͤnge mit Weinbergen bedeckt. Rur ein Punkt jener Gegend hat fuͤr uns größeres Intereſſe. Es iſt dies das eine kleine Stunde von Vils⸗ hofen ſeitwaͤrts gelegene Frauendorf, ſeit Jahren uns be— kannt durch ſeine Gartenzeitung, ſeinen Obſtbaumfreund, ſeinen Simon Struͤff. Ich mochte mir nicht verſagen, die— fen uns fo vielfach vorgeführten Ort mit feinen Umgebuns gen, feinen Pflanzungen kennen zu lernen, und ſicher handle ich in Ihrem Sinne, wenn ich laͤnger hierbei verweile. Vilshofen liegt am rechten Ufer der hier ſchon ziem— lich anſehnlichen Donau in einem verhaͤltnißmaͤßig engen zu beiden Seiten mit nicht unbedeutenden, bewaldeten Ber— gen umſchloſſenen, anmuthigen Thale, und iſt die Frauen— dorf zunaͤchſt gelegene Stadt. Von hier fuͤhrt der Weg über die Donaubrücke auf das linke Ufer des Fluſſes und zieht ſich dann ziemlich ſteil auf die mit Wald bedeckten, aus Thonſchiefer beſtehenden Berge hinauf. Nach halb— ſtündigem Steigen war die Hoͤhe erreicht und ich erblickte nun eine waldige Gebirgsgegend, durchſchnitten von einer Menge kleiner, ſteil eingeſenkter Thaͤler, und ſchon aus dieſem Ueberblick und durch einen Blick auf den Boden, der aus einem lehmigen Sande beſteht, zeigt ſich, in wel— cher unglinftigen Gegend Frauendorf gelegen iſt. Ein Fuß⸗ pfad fuͤhrte mich einen ſteilen Berg in ein Waldthal hinab und dann eben ſo ſteil wieder bergauf, nur um von neuem wieder bergab und bergauf, theils zwiſchen Radelholzwald, theils zwiſchen Feldern hinzuſteigen, bis ich auf der letzten Höhe einzelne von übereinandergefügten Balken erbaute, mit Schindeln gedeckte, zerſtreut umherliegende Haͤuſer, den Ueberreſt eines aͤrmlichen „aus vier Höfen beftandenen Ges birgsdorfes, vor mir liegen ſah, und dieß war Frauendorf. Leider traf ich Herrn Fürft, den Vorſtand der Anftalt nicht ſelbſt und mußte mich begnuͤgen, von einem Gehuͤlfen ge— führt, die Plantagen zu durchwandeln. Dieſe aber find von bedeutender Ausdehnung und erſtrecken ſich auf der Hoͤhe des Berges wohl eine halbe Stunde lang fort, zu Se Me beiden Seiten aber bis faſt in die Thaler hinab, wo Nas delholzwald ſie begraͤnzt. Fahrwege, gefuͤhrt nach Art der Wege in engliſchen Gaͤrten, durchſchneiden die ganze Flaͤche, ihnen zur beiden Seiten liegen die Plantagen, bald mit Waldbaͤumen und Zierſtraͤuchern bald mit Obſtbaͤumen und Fruchtſtraͤuchern bepflanzt. Erwaͤgt man, daß jeder Anpflanzung die Ausrodung des Waldes vorausgehen mußte, daß der Boden, wie oben bemerkt, ein hoͤchſt unguͤnſtiger iſt, daß es erſt nach und nach moͤglich wird, die gehoͤrige Duͤngung herbeizuſchaffen, daß nur neuerlich erſt mit be— deutendem Aufwande der Garten durch die eine halbe Stunde oberhalb herbeigefuͤhrte Leitung mit Waſſer verſe— hen worden iſt, ſo kann es nicht auffallen, daß ich zumal bei diesjaͤhriger Duͤrrung nur die Pflanzungen der Wald⸗ baͤume und Zierſtraͤucher in gedeihlichem Stande fand, wogegen ich gut erwachſene Obſtbaͤume, ſoweit ich auch in den Plantagen vordrang, nirgends erblickte. Die Zahl der Topfpflanzen war verhaͤltnißmaͤßig unbedeutend und muß es ſein, ſo lange die noͤthigen Glashaͤuſer (nur ein einziges ganz kleines Haus iſt vorhanden) zur Ueberwin⸗ terung fehlen, und man ſich durch Eingraben und Decken helfen muß. Meinem Urtheile nach kann Frauendorf nur als ein Anfang angeſehen werden, zu dem, was es dem Sinne des Begruͤnders nach werden ſoll; indeſſen iſt es zu umfaſſend (wohl 300 Tagwerk Landes, die jetzt zum Theil zum Getreidebau benutzt werden, zum Theil ſelbſt noch Wald find,) gehören zur Anſtalt, als daß Fuͤrſt, bei den geringen, ihm zu Gebote ſtehenden Mitteln im Stande ſein ſollte, ſelbſt das Unternehmen vollſtaͤndig auszufuͤhren. Selbſt die nothwendigſten Gebaͤude, wie warme und kalte Haͤuſer fehlen noch, Alles, die Fuͤrſtiſche Familie ſowohl, als das Perſonal und die Druckerei ſind zur Zeit noch in den aͤrmlichen nur zur Noth hergeſtellten, beſſeren Gebaͤu— den des ehemaligen Dorfes untergebracht. Auf der andern Seite iſt es jedoch zu bewundern, daß ein Mann, der faſt gar keine Mittel beſaß, durch die Herausgabe ſeiner Schrif⸗ — 1 — ten und durch das, was ihm durch die von ihm begrüns dete Geſellſchaft, die jetzt gegen 1800 Mitglieder zaͤhlt, wahrſcheinlich zufloß, ſoweit vorſchreiten konnte, und ſicher hat dieſe Anſtalt ſchon ſegensreich auf ihre naͤchſte Umge— bung gewirkt. Fuͤr uns Reues habe ich in den ganzen Plantagen nicht gefunden, eher manches bei uns Heimiſche vermißt, und manche Erfahrung, die wir im Gartenbau laͤngſt gemacht und benutzt, dort noch nicht zur Anwen⸗ dung gebracht geſehen. Bemerkenswerther waren dagegen die Umgebungen Salzburgs, das nördliche Tyrol und Suͤdbaiern. Sobald man ſich nur dem Gebirge naͤhert, beginnt eine andere, friſchere Vegetation; zahlreiche in den ebeneren, zumal in unſern noͤrdlichen Gegenden nicht heimiſche Pflanzen ers freuen das Auge, ſo unguͤnſtig auch die ſpaͤte Jahreszeit für den Pflanzenfreund iſt. Die Waldungen meiſt aus Weiß⸗ und Rothtanne beſtehend, werden belebt durch Maſſen von Berberis- Beeren; Kiefern erſcheinen nur fel- ten; mannigfache niedliche Pflanzen bedecken dagegen den Boden. Schon am Uſer der Traun ſah ich in Menge Cyclamen Europaeum mit feiner rothen Bluͤthe zwiſchen dem Grün der Heidel- und Preußelbeeren, weiterhin die durch ganz Oeſterreich und das Gebirg verbreitete Gentiana asclepiadea mit ihren dunkelblauen Bluͤthen, neben ihr eine andere zarte Gentiane (G. ciliata) mit licht himmelblauer Blume, dazwiſchen die gelbe Salvia glutinosa, und auf freieren Stellen die zierliche den weißen Anemonen gleis chende Parnassia palustris. Hoͤher den unwirthbaren Bergen zu fand ſich die Bergkiefer ein, und unter ihr in großen Maſſen die Alpenroſe (Rhododendron hirsutum) in ſchattiger Lage, an ſonnigen Felskluͤften aber der ſchoͤne goldgelbe Cistus alpestris. Auch der Obſtfreund wandelt nicht unbelohnt durch jene Gegenden. Das Innthal und die Gegend von Salzburg bringen zahlreiche, vorzügliche Obſtſorten hervor, vor allen aber wurde die Salzburgers birne, dem Anſehn nach der Beurré gris gleichend geruͤhmt. — 9 — Herrliche blaue Trauben, feine Sorten Bergamotten und Beurré gris von vorzüglicher Guͤte lieferten die l gelegenen Gegenden Tyrols. Welcher üppigen Vegetation jene Gegenden, nament— lich die um Salzburg ſich zu erfreuen haben, beweiſet der Umſtand, daß in der Umgebung Salzburgs der Boden der mit Getreide beſtellten Felder waͤhrend des Sommers ſich mit einer fo dichten Grasnarbe bedeckt, daß nach dem Ein— ernten des Getreides dieſe ganzen Flaͤchen nur Wieſen zu ſein ſcheinen und als ſolche bis zum Wiederumbrechen des Bodens auch benutzt werden, ſo wie daß zwiſchen den Stauden des in großen Maſſen im ganzen Innthale an— gepflanzten tuͤrkiſchen Korns noch Gartenfrüchte in ei Schatten gedeihen: Je mehr man aber ſich aus diefen Gebiet gende entfernt, jemehr ſich die Gegend nach dem Innern Baierns zu verflacht, deſto aͤrmlicher zeigt ſich die Vegetation, ganze Flaͤchen Landes find oft nur mit dürrem Graſe bedeckt, und kaum ſcheint der Boden etwas Beſſeres hervorbringen zu koͤnnen. Rur der engliſche Garten vor Münden und der zu Nymphenburg bieten, durch Kunſt dahin gebracht, wieder einen erfreulichen Anblick dar. Beide zeigen herr— liche Baumgruppen der mannigfaltigſten Art, und geben Zeugniß von dem Geſchmack und dem Talente Skell's, der beide anlegte. In beiden aber fehlen, ſo weit ich ſie durchſtrich, die mannigfaltigen, unſere Anlagen ſo ſehr zie— renden, durch ihre Blüthen erfreuenden, niedrigen Hölzer, und fo mögen wir auch in dieſer Hinſicht das, was unfere Gaͤrten und Anlagen darbieten, nicht gering achten, ſie nicht unbedingt hinter jene, wenn auch oft großartigen; viel⸗ geruͤhmten Gaͤrten zuruͤckſetzen. XV. Das Auf platten,) eine zweckmaͤßige und einfache Veredlungsart für junge Obſtbaͤume. Vorgetragen beim Herbſteonvente der Altenburger pomologiſchen - Geſellſchaft den 20. Octbr. 1836. y von Eduard Lange. Wenn man ein Stuͤck Weinrebe in die Erde fteckt, ſo erzeugt daſſelbe, unter begünftigenden Umſtaͤnden, vom Splinte der untern Schnittſtelle aus, in der Regel kleine Drüfen, aus denen ſich bald Wurzeln entwickeln und den abgetrennten Pflanzentheil zur neuen felöftfländigen Pflanze ergänzen, Steckt man dagegen einen Ob ſtbaumſchnittling in die Erde, ſo kommen zwar aus dem Splinte der Schnittflaͤche haufig auch Druͤſen zum Vorſchein, und der Schnittling erhaͤlt ſich wohl auch den ganzen Sommer hindurch noch gruͤn; allein nur ſelten erzeugen ſich bei ihm wirkliche Wurzeln, um in dem abgetrennten Pflanzentheile ein neues individuelles Baumleben moͤglich zu machen. Dagegen aber laſſen ſich hier leichter als beim Weine die lebendigen Keime oder Augen auf die Wurzeln 4. vielmehr auf die mit Wurzeln verſehenen Stämme v N wandter Obſtbaumgattungen übertragen, ver ) In der Regel Pfropfen mit dem Klebreiß oder auch Pfropfen mit dem Sattel genannt, . binden ſich mit dieſen innig vermoͤge der Druͤſenbildung und ſetzen dann ihr neues individuelles Leben auf dem fremden Wurzelſtocke fort, welcher ſich mit ihnen zugleich vergroͤßert und fortbildet. Man nennt dieſes Ueberpflanzen von Augen auf verwandte Wurzelſtoͤcke oder damit ver— ſehene Stämme das Augeln oder Oculiren, und die Er— fahrung zeigt hinlaͤnglich, daß es nur ſolcher Keimaugen beduͤrfe, um irgend einen einzelnen Baum in unzaͤhligen Individuen fortleben zu laſſen. Es muß alſo ſchon dieſer zarte, unbedeutende Pflanzentheil die Eigenthuͤmlichkeiten des ganzen Baumes in ſich vorgebildet enthalten; und nicht der vom Wurzelſtocke aufgenommene und roh zubereitete Saft, ſondern die dem unſcheinbaren Keimauge inwohnende ſelbſtſtaͤndige Bildungskraft beſtimmt vorzugsweiſe den Cha— rakter des ganzen ſich weiter entwickelnden Baumlebens. Daſſelbe iſt auch beim Pfropfen und Anplat— ten oder Copuliren der Fall und hier ſchon weniger wun— derbar, weil bei dieſen Veredlungsarten mit den lebendi— gen Keimaugen zugleich auch feſtes Holz und ausgebildete Saftgefaͤße auf den zu veredelnden Grundſtamm übergetige gen werden. „ Der Splint d. i. der das bereits gebildete Holz unmittelbar umſchließende, nach außen von dem weißen Baſte umgebene und mit dieſem vielfach verbundene Saft— gefaͤßring iſt vorzugsweiſe das Organ des Saftum— laufs und der dadurch bedingten Druͤſenbildung an verletzten Stellen. Darum iſt es fuͤr das Gelingen dieſer Veredlungsarten weſentlich und unerlaͤßlich, daß der Splint des Grundſtammes mit dem Splinte des Edelreißes in unmittelbare Beruͤhrung gebracht werde, damit beim Auf— und Abſteigen des Baumſaftes die durch den Schnitt un— terbrochenen Saftroͤhren beider Theile fi) an einander an— ſchließen und durch neue Hauen und Holzbildung feſt zuſammenwachſen. Ob dieſes nun dadurch bewerkſtelligt wird, daß der horizontal abgeſchnittene Grundſtamm geſpalten 1195 das leilfoͤrmig zugeſchnittene Edelreiß fo in den Spalt eingefügt _ 10 wird, daß ſich an den Außenſeiten des Stammes und des Edelreißes Splint und Splint unmittelbar beruͤhren, wie beim Pfropfen in den Spalt; oder ob man Wild⸗ ling und Edelreiß ſchraͤg zuſchneidet und dieſe ſchraͤgen Schnittebenen gehörig an einander fügt, wie beim An: platten oder Copuliren iſt fuͤr die wiſſenſchaftliche Betrachtung im Grunde einerlei, fuͤr die praktiſche Anwen— dung aber durchaus nicht gleichgiltig, weil dieſe verſchie— denen Veredlungsarten nicht uͤberall gleich zweckmaͤßig und nicht in allen Fallen mit gleicher Schnelligkeit und Bequem—⸗ lichkeit anzuwenden ſind. So duͤrfte das hier vorzugsweiſe gebraͤuchliche Pfro— pfen in den Spalt für dünne Edelreißer und mehr als fingerdicke Wildlinge vor dem Co— puliren oder ſchraͤgen Anplatten durchaus den Vorzug verdienen, während das Letztere wiederum für ſchwaͤch ere Wildlinge, welche mit den Edelreißern gleichen oder doch ziemlich gleichen Durchmeſſer haben, gewiß zweckmaͤ⸗ ßiger iſt. Allein da es fuͤr den Baumzuͤchter, der in wenigen Tagen viele Hundert junge Obſtbaͤume zu ver— edeln hat, ſchon zu weitlaͤufig und zu umſtaͤndlich iſt, wenn er mit den Veredlungsarten wiederholt wech— ſeln und bei jedem Staͤmmchen, wie ſie der Reihe nach auf einander folgen, ſo wie bei jedem Edelreiße ſich bald für dieſe, bald für jene Methode beſonders entſcheiden ſoll; ſo iſt mir immer das Aufplatten, eine zwiſchen den beiden genannten inne ſtehende Veredlungsart, vorzuͤglich zweckmaͤßig erſcheinen, weil ſich dieſelbe in Baumſchulen ohne Unterbrechung bequem auf alle Wildlinge der Reihe nach anwenden läßt, ſobald man nur nicht ganz duͤnne Edelreißer hat. f Zuerft wird nämlich der Grundſtamm, wie beim Pfropfen in den Spalt horizontal abgeſchnitten; hierauf das Edelreiß bis zum Kern ebenfalls horizontal ein- und die andere Haͤlfte deſſelben von der Mitte an nach unten ſchraͤg zugeſchnitten, ungefähr fo wie ein Copulirreiß, jedoch ſanfter verlaufend, weil ſich hier die reichlich 1 Zoll lange — u ſchraͤge Schnittflaͤche nicht wie beim Copuliren auf das ganze Edelreiß, ſondern nur auf deſſen uͤbrig gelaſſene Haͤlfte erſtreckt. So zubereitet, wird nun das Edelreiß oben auf den an einer glatten Stelle horizontal abgeſchnit— tenen Wildling aufgepaßt, um zu ſehen, wie weit ſeine ſchraͤg verlaufende Schnittflaͤche, wenn der Sattel oben feſt aufſitzt, an demſelben hinabreiche, und dann an der Seite des Grundſtammes von unten nach oben ſchraͤg zus laufend ſo viel Schale und Holz hinweggeſchnitten, daß der Splint des zugeſchraͤgten Edelreißes mit dem Splinte der ſchraͤgen Schnittflaͤche des Wildlings genau zuſammen— falle und beide Schnittflaͤchen, wenn die Rinde des Letz— tern nicht ſtaͤrker iſt als die des Edelreißes, einander decken. Nun bedarf es blos noch der wirklichen Zuſammenfuͤgung und eines befeſtigenden, den Luftzutritt abhaltenden Ver— bandes, um bei geſundem Wildling und Edelreiß auf ſichern Erfolg rechnen zu koͤnnen. Allein auch die Art des Verbandes iſt nicht gleichgiltig. Als wir naͤmlich, mein anweſender Bruder und ich, vor einigen Jahren die beſchriebene Veredlungsart zuerſt in Anwendung brachten, bedienten wir uns zur dauernden Befeſtigung des Edelreißes gewoͤhnlicher Baſtſtreifen, wie beim Pfropfen in den Spalt, welche wir dann zur Abhaltung der Luft außen mit Baum— wachs uͤberſtrichen. Allein ſchon zu Johannis hatten dieſe nicht nachgebenden, durch das eingedrungene Baumwachs nur noch zaͤher gewordenen Baſtfaͤden an den Verband— ſtellen beim Wachſen und Anſchwellen der veredelten Obſt— baͤume ſo tiefe Furchen eingeſchnitten und, namentlich beim Edelreiße oberhalb des Verbandes, ſo unverhaͤltnißmaͤßige Aufſchwellungen veranlaßt, daß durchaus nichts mehr uͤbrig blieb, als dieſen Verband durch Zerſchneiden oder Loswin— den des Baſtes zu entfernen. Nun war aber in den er— ſten Tagen ſelbſt ein ſchwacher Luftzug oder eine leiſe Be— ruͤhrung hinreichend, die ſchon hoch emporgeſchoſſenen und dennoch wegen des einengenden Verbandes nur durch un— erhaͤrtete Saftroͤhren mit dem Grundſtamme verbundenen Edelreißer herab zu ſtoßen und alle gehabte Muͤhen und * im Erfolge wieder zu vereiteln. Dieſem Uebelſtande begegne— ten wir zuerſt dadurch, daß wir gegen Johannis mit Baumwachs uͤberſtrichene, nur + Zoll breite Papierſtreifen, nach behutſamem Abwinden des einſchneidenden Baſtes, um die Veredlungsſtelle wickelten — eine zeitraubende Arbeit, bei welcher oft nur ein unvorſichtiges Antreffen an das üppige Edelreiß hinreichte, dieſes in eben dem Augenblicke von ſeiner Unterlage herabzuwerfen, wo das Papier ſchon unten an dieſer angeklebt war, um die geſchloſſene Ver— bindung beider von neuem zu ſichern. Wir verſuchten da— her im naͤchſten Jahre, ob dieſe mit Baumwachs be— ſtrichenen Papierſtreifen, die beim Anplatten ſich ſo vielfaͤltig bewaͤhrt hatten, nicht auch beim Aufplatten und zwar ſogleich im Fruͤhjahre anwendbar waͤren, und der Erfolg hat dieſen Verſuch vollſtaͤndig belohnt. Wenn wir daher in unſern Baumſchulen jetzt junge Obſtbaͤume veredeln wollen, fo beſtreichen wir zuerſt einen ganzen Bogen zaͤhes Schreibepapier mit Baumwachs und ſchneiden ihn in reichlich ſtrohhalmbreite Strei— fen, die wir blos noch mit ihren aͤußerſten Enden noch ein wenig zuſammenhaͤngen laſſen. Einen ſolchen Streifen reißen wir nun bei jedem Wildlinge, dem wir ein Edel— reiß angepaßt haben, los und, bei zweckmaͤßiger Umwicke⸗ lung reicht derſelbe ohne Weiteres hin, Wildling und Edel— reiß fuͤr immer feſt zu verbinden, ſo daß nur noch eine kleine Quantitaͤt Baumwachs zum Ueberſtreichen der von ſchwaͤcheren Edelreißern nicht vollkommen bedeckten obern Schnittflaͤche des Wildlings aufzutragen bleibt. Denn fo wie das Edelreiß waͤchſt und anſchwillt, bilden ſich zwi— ſchen beiden, weil das Papier nachgibt, kleine, beide immer inniger verbindende Druͤſen; und mögen dann auch ſpaͤter einzelne oder alle Windungen dieſer Streifen aus einander getrieben werden, ſo kann dieß doch nur dann geſchehen, wenn beide ſchon durch angeſetztes Holz mit einander ge— nugſam verwachſen ſind. Wenigſtens iſt bei uns bis jetzt von vielen Hunderten auch nicht ein einziges ſo befeſtigtes Edelreiß vom Winde herabgeworfen worden. an Wenn daher das oben beſchriebene Aufplatten das Pfropfen in den Spalt ſchon darin uͤ b er⸗ trifft, daß man dem Wildlinge bei geringerem Aufwande an Baumwachs zugleich weit weniger Verletzungen zufuͤgt und ſelbſt ganz dünne Staͤmm— chen ſchon veredeln kann, und wenn es ferner vor dem Copuliren oder Anplatten das voraus hat, daß es bei ſtaͤrkeren Wildlingen und ſchwaͤ— cheren Edelreißern noch angewendet werden kann, daß es dem Splinte beider eine größere Be> ruh rungsflaͤche darbietet, und daß durch das hori- zontale Aufſitzen des Sattels beim Befeſtigen des Edelreißes auf dem Grundſtamme zugleich Werſchie— bungen beider weit weniger zu befürdten und leichter zu bemerken ſind; ſo moͤchte ich das Aufplatten, namentlich in Verbindung mit der angegebenen Befeſtig ung durch einfache, mit Baumwachs beſtrichene Papierſtreifen den prak⸗ tiſchen Baumzuͤchtern aus ſelbſt gemachter Erfah- rung ganz beſonders empfehlen, und lade alle Diejenigen, welche ſich durch Selbſtanſchauung von der Wahrheit meis ner Behauptungen genauer überzeugen wollen, hiermit ein, unfere Baumſchule in Saara zu beſuchen, wo unter meh— rern Hunderten dieß Jahr, meiſt auf die bezeichnete Art veredelten Obſtbaͤumen nur ſelten einer aufzufinden iſt, bei dem nicht die beim Veredeln erhaltene Wunde ſchon jetzt groͤßtentheils verwachſen und überhaupt ein erfreuliches Ges deihen zu bemerken waͤre. J XVI. Die Im ponderabilien. Vortrag in der Monatsſitzung der naturforſchenden Geſellſchaft zu Altenburg den 6. Maͤrz 1838, gehalten von Dr. Brand. Die Richtung und das Beſtreben, welches gegenwaͤrtig aus den Beobachtungen und Erfahrungen uͤber die Kraͤfte hervorgeht, die wir, weil uns Maaß und Gewicht dafuͤr fehlen, Imponderabilien nennen, war ſchon einigemale der Gegenſtand unſerer Unterhaltung. Auch diesmal werden Sie mir einige Worte daruͤber geſtatten. Waͤrme und Licht, Elektricitaͤt, Galvanismus und Magnetismus ſind dieſe Kraͤfte, und, wie ſchon fruͤher bemerkt, geht das Be— ſtreben der Raturwiſſenſchaft neuerer Zeit dahin, nicht nur die Identitaͤt derſelben unter einander, ſondern auch ihren Einfluß auf das Leben uͤberhaupt, ihre Concurrenz bei allen Lebenserſcheinungen nachzuweiſen und ſo endlich dem Gedanken Raum und Haltbarkeit zu geben, daß die Ur— kraft alles Lebens, die Lebenskraft der unorganiſchen und organiſchen Welt in denſelben gefunden ſei. Da man nun, — vielleicht um einer gewiſſen unhaltbaren Dyna— mik auszuweichen und den gordiſchen Knoten nicht noch feſter zu ſchlingen, — zugleich auch von einem materiellen Princip ſpricht, das man namentlich in gewiſſen mineralis ſchen, vegetativen und organiſchen ſchleimigen Fluͤſſigkeiten ſuchen und als eigentliche Urmaterie betrachten muͤſſe; da man gewiſſe allgemeine Geſetze kennt, nach welchen ſich die verſchiedenartigſten Stoffe regelmaͤßig, ja ſogar nach beſtimm⸗ ten Zahlenverhaͤltniſſen verbinden; ſo duͤrfte der Zeitpunkt % Di vielleicht nicht mehr fern fein, und es gehörte nur ein tuͤchtiger, mit den dynamiſchen und materiellen Stoffen vertrauter Meiſter dazu, um mittelſt Anwendung jener Ge— ſetze das zu bewirken, was bisher nur die lebendige Nas tur in einem fuͤr uns, wie es ſchien, geheimnißvollen und undurchdringlichen Dunkel erzeugen konnte. — Oder ſollte dies vielleicht zu viel geſagt, ſollte es ſo ganz und gar zweifelhaft fein? Nun fo laſſen Sie uns einige Erſchei⸗ nungen und Gedanken auffaſſen, welche vielleicht geeignet ſind, die Zweifel zu beſtaͤtigen, oder zu widerlegen. Sie werden es faſt errathen, womit ich beſonders den Zweifler wankend machen und was ich als neuſte Er— ſcheinung im Gebiete der Naturforſchung hier erwaͤhnen will. Es ſind nicht die Ihnen bereits bekannten Beobach— tungen unſeres, leider! dahin geſchiedenen Schottin, von denen namentlich die von der Entſtehung der Schwaͤmme in der Atmoſphaͤre der Bierkeller zu Koͤſtritz, wobei die ſich hier entwickelnde Kohlenſaͤure einen ſo wichtigen Einfluß zu haben ſchien, hierher gehoͤrte; oder dann ſeine auf den da— ſelbſt befindlichen Kießlagern beobachtete, rein aus dem eiſenhaltigen Boden und der Atmoſphaͤre erzeugte, flech— tenartige Vegetation, ſeine Tremella Nostoc, oder uͤberhaupt feine neuern, auf magnetiſche Kraftaͤußerungen bezuͤglichen Beobachtungen. Auch iſt es nicht die ſo großes Aufſehen erregende Entdeckung, daß aus kleinen Thierchen und deren Rudimenten harte Steinmaſſen, ja große Gebirge erzeugt, oder umgekehrt aus Steinen, nicht etwa Brod, ſondern Thiere werden; da bekanntlich, wenn man Granit, Porphyr oder Gneis benetzt und auf ihre naſſen Flaͤchen die Son- nenſtrahlen wirken laͤßt, in jedem Waſſertroͤpfchen eine Menge Infuſorien entſtehen und darin herumſchwimmen. Rein, Alles das nicht; ſondern es iſt die galvaniſch-mine⸗ ralogiſche und galvaniſch-organiſche Entdeckung des engli— ſchen Landwirths und Naturforſchers Croſſe. Sie verdient unſere Aufmerkfamkeit und beſteht, wie Sie wiſſen, darin, daß derſelbe nicht nur bereits verſchiedene eryſtalliniſche und mineralogiſche Bildungen aus ihren Atomen oder Urſtoffen, alſo auf ſynthetiſchem Wege, unter beftändiger, jedoch lang dauernder Einwirkung des galvaniſchen Stromes dargeſtellt, ſondern auch ſchon auf dieſelbe Weiſe ebenfalls organiſche Gebilde, wirkliche lebende Thierchen erzeugt hat. Seine Entdeckung in letzterer Beziehung wird ſo erzaͤhlt. Er be— reitete eben eine kieſelerdhaltige Fluͤſſigkeit zur Cryftallifas tion vor. Zu dieſem Entzweck erhitzte er Feuerſteine, welche bekanntlich faſt ganz aus reiner Kieſelerde beſtehen, und warf ſie dann in Waſſer, um ſie bequemer pulveriſiren zu koͤnnen. Das Pulver wurde nun, in einem kleinen Gefäß, mit Salzfaure uͤbergoſſen und in dieſem ein Fla— nellſtreifen dergeſtalt aufgehaͤngt, daß das eine Ende uͤber den Rand hervorragte und die aufgefogene Fluͤſſigkeit in einen Trichter uͤberfuͤhrte, aus dem ſie tropfenweis auf ein Stuck ausgegluͤhtes Eiſenerz fiel. Mit dieſem wurde nun der galvaniſche Apparat verbunden. Am 14. Tage zeigten ſich einige kleine weiße Flecke auf dem Erze, welche fuͤr Kryſtallanfaͤnge gehalten wurden. Aber wie erſtaunte er, als am 22. Tage aus jedem dieſer weißen Koͤrper 8 Schen— kel hervorragten und am 28. Tage vollkommene Inſekten gebildet waren, welche ſich bewegten und von den Fiefelers digen Theilen der Miſchung fraßen. — Dieſe Inſecten ſind von der Form einer Made, haben 8 Fuͤße, vier Bor— ſten am Steißende und außerdem noch mehrere Borſten an den Raͤndern des Leibes. Da es ebenfalls wunderbar ſchien, daß ſie mit Salzſaͤure, die doch ſonſt jeden Lebens— keim tödtet, gebildet wurden; fo verſetzte er auch Kieſel— erde ohne Anwendung von Saͤure in einen gallertartigen Zuſtand, tauchte in dieſe Maſſe die Poldrähte feiner Saͤule dergeſtalt, daß die Maſſe ununterbrochen von dem electriſchen Strome durchzogen oder belebt wurde, und nach drei Wochen zeigten ſich ebenfalls dieſe Inſekten. Dies iſt die Thatſache, und fo ſehr fie auch bezwei— felt worden iſt, ſo iſt ſie doch auch wieder und immer wieder beſtaͤtiget worden. Bei einer im vorigen Jahre gehaltenen Verſammlung der Royal-Inſtitution zu London PR Dr. Faraday eine Abhandlung über die neue Entz 1 ü 8 — 102 — deckung Croſſe's, die Bildung oder Wiederbildung der Ins ſecten in Hornſtein betreffend, vor, und erkllaͤrte ausdruͤck— lich, daß wie vielfach dieſe Entdeckung bezweifelt werde, doch ſo viel gewiß ſei, daß Croſſe durch laͤngere Einwirkung des galvaniſchen Stromes, aus Kieſelerde und Potaſche lebende Thiere erhalten habe. — Daſſelbe beſtaͤtigte ſpaͤterhin auch Prof. Buckland in einem Vortrage bei der Aſchmol'ſchen Geſellſchaft zu Oxford. — Und doch, man koͤnnte das Factum fuͤr wahr halten, ohne noch an eine Urerzeugung zu glauben. — So beſtehen ja nach Ehrenberg kieſeler— dige Mineralien zum Theil aus Ueberreſten antediluviani— ſcher Inſecten, und man wird zu dem Glauben verſucht, daß der gewaltige galvaniſche Strom die auch wohl in jenem Eiſenerz etwa befindlichen Lebenskeime ſelbſt aus einem Schlafe von mehrern Jahrtauſenden erwecke. — Allein jenes Eiſenerz war vorher voͤllig ausgegluͤht, — und ſelbſt die engliſchen Naturforſcher haben ſich, beſonders nach Anhoͤrung des Buckland'ſchen Vortrags, fuͤr wahre Urerzeugung entſchieden, indem fie zugleich die Croſſe'ſchen Inſecten zu einer hoͤhern Thierclaſſe, als die Ehrenbergſchen Infuſorien, zaͤhlen. — Alſo wirkliche Urerzeugung, eine kuͤnſtliche Schöpfung organiſcher Weſen! Was ſollen wir dazu ſagen, und wer erinnert ſich hierbei nicht an das merkwuͤrdige Vermaͤchtniß des Paracelſus. — Als dieſer das Herannahen ſeines Endes fuͤhlte, rief er ſeinen alten Diener an das Bett, uͤbergab demſelben ein kleines, mit rubinrother Fluͤſſigkeit gefuͤlltes Flaͤſchchen und befahl ihm, nach feinem Tode den Leichnam mit Sauerkraut einzus ſchneiden, dieſes Gemiſch in eine Kufe zu bringen, auf daſſelbe den Inhalt des Flaͤſchchens zu gießen, das Ganze luftdicht zu verſchließen und nach 9 Monaten die Kufe wieder zu oͤffnen. Puͤnktlich wurden die Vorſchriften des Meiſters befolgt, mit Ausnahme einer einzigen. Nach 8 Monaten war die Neugier in dem Diener fo ſtark gewor⸗ den, daß er ihr nicht mehr zu widerſtehen vermochte; er hob den Deckel der Kufe ab und ſah zu ſeinem großen Erſtaunen, daß die Reſte ſeines Herrn zu einem kleinen — 15 — zierlichen Maͤnnlein zuſammengewachſen waren, das, obgleich noch falb und bleich, die Gliedmaaßen bereits bewegte. Kaum hatte jedoch der erſte Lufthauch daſſelbe beruͤhrt, ſo ſank es leblos zuſammen. Aber doch, m. H., ſo unglaublich auch die Sache ausſehen mag, fo viele Zweifel ſich auch dagegen erheben moͤgen, — es iſt bei der Croſſe'ſchen Entdeckung nicht von grundloſer Phantaſie und Speculation, ſondern von einer von achtungswerthen und competenten Maͤnnern beurtheilten und beſtaͤtigten Thatſache die Rede. Ob dieſe vielleicht unſerer Anſicht und Ueberzeugung entgegenlaͤuft, kann hier nicht allein entſcheiden. Auch wird man bedenken muͤſſen, daß die Acten uͤber die Entſtehung ſo mancher vegetativen und thieriſchen Organismen und den hierbei obwaltenden Bedingungen noch lange nicht als geſchloſſen zu betrachten ſind und daß, namentlich bei den niedern Reihen derſelben, die primi— tive Zeugung nicht unbedeutende Gründe und Auctoritäten für ſich hat. Wie wir in der Natur Fluͤſſigkeiten in elaſtiſcher und tropfbarer Form von ſehr verſchiedenem Ge— halt finden, und wie ſich hieraus unter gewiſſen Bedin— gungen ſolide Formen, Cryſtalle, Steine, Meteore bilden, ſo bilden ſich ja wohl auch einfachere Organismen von Pflanzen und Thieren, die entweder nachher faͤhig ſind durch Verbindung der Geſchlechtsverſchiedenheit ſich ſelbſt, als ſelbſtſtaͤndige Individuen, fortzupflanzen, oder aber nach kurzem Daſein in den allgemeinen Aether, wie es unſer Schottin nannte, wieder zuruͤckgehen. Wir erinnern hier nur bezüglich des Pflanzenreichs an die Tremella, an den Schimmel, an Schwaͤmme, Converfen u. ſ. w., und in Hinſicht des Thierreichs, außer den Eingeweidewuͤrmern und mehrern Zoophyten, ganz vorzuͤglich an die Infuſo— rien, welche ein neuer geiſt- und kenntnißreicher Schrift— ſteller geradezu als die organiſche Urmaterie und als weder zu den Pflanzen noch zu den Thieren gehoͤrig, gleichſam als eine Uebergangsſtufe betrachtet; da er den Charakter der Thierheit allein in der Sinnlichkeit, nicht aber in blos ßer Bewegung und allgemeiner Empfindung, die wir ja 8 * — 1041 — auch außer dem Thierreich wahrnehmen, ſetzen zu muͤſſen glaubt. — Und was gehoͤrt denn wohl eigentlich, wenn wir uns einem augenblicklichen Raiſonnement uͤberlaſſen wollen, zur Erzeugung ſolcher niedern organiſchen Gebilde? - Beſtimmte materielle Theile, Form, Structur und Bewe— gung, — bewegende, ſich auf gewiſſe Einfluͤſſe regende Kraft. Das fluͤſſig materielle Subſtrat iſt nun aber wohl überall, ſelbſt oft ſinnlich wahrnehmbar in Eſſig, in Klei- ſter, namentlich in jedem Waffertropfen vorhanden. — Aber Form und Structur, wodurch werden dieſe hervor— gebracht? Hier duͤrfen wir uns vielleicht nur an das ſchoͤne Phaͤnomen erinnern, welches vor Kurzem unſern Aus gen durch das Hydrooxygengas-Mikroſkop dargelegt wurde. Hierbei wurde wenigſtens ſo viel anſchaulich, daß ein be— ſtimmtes geometriſches Geſetz, das ſogenannte Cryſtalliſa— tionsgeſetz, nach welchem, analog den inſtinctmaͤßigen Kunſt⸗ trieben gewiſſer Thiere, ſehr verſchiedenartige, regelmaͤßige Formen und Geſtalten gebildet werden, ſchon in der un— organiſchen Natur obwaltet und ſich unter gewiſſen theils ſogar bekannten Bedingungen wirkſam zeigt. Und welch eine Manchfaltigkeit der ſchoͤnſten und kuͤnſtlichſten Zuſam⸗ menſetzungen und Gebilde, die hier, wie es ſcheint, allein durch eine gewiſſe Verwandtſchaft der Stoffe und dieſen gemaͤße Anziehung und Abſtoßung erzeugt werden! Wa⸗ rum ſollte denn nun in der organiſchen Natur, beſonders in der niedern Sphaͤre derſelben, nicht daſſelbe Geſetz ſeine bildende Wirkung aͤußern und einige wenige, einfache or— ganiſche Theile bilden und zuſammenſetzen koͤnnen? — Aber, aber wird man endlich fragen, ſelbſtſtaͤndige Bewe— gung und fortdauerndes Leben, wie ſoll das erzeugt wer— den? Run hier kommen wir eben auf das gegenwaͤrtige Princip unſerer Naturlehre, auf Galvanismus, Eleftricität und Magnetismus, auf deren Zuſammenwirken und polare Kraftaͤußerungen. Dieſe kennen wir aber; und unſer ver— ehrungswuͤrdige, leider nun ebenfalls von uns geſchiedene, Geutebruͤck hat uns noch vor Kurzem an ſeinen ſchoͤnen elektriſchen Apparaten dargethan, daß Bewegung und ſelbſt = 1 — fortdauernde Bewegung ſchon einzig und allein durch die polaren Gegenſaͤtze der Elektricitaͤt erzeugt und unterhalten werden kann. Und von welchem Grad der Bewegung und des Lebens iſt denn bei jenen niedern Organismen die Rede? Iſt das Bewegen wohl mehr, als ein bloßes Aus dehnen und Zuſammenziehen mit entweder gar keiner, oder nur ſehr allgemeiner und unbeſtimmter Empfindung; iſt es nicht ein Leben, welches oft ſo wenig innere Selbſt— ftändigfeit und Einheit hat, daß wir derartige Thiere in tauſend Theile zerſtuͤckeln, und es in jedem derſelben aufs neue beſtehen und fortdauern ſehen koͤnnen? Und wie viel iſt durch Verſuche und Beobachtungen in jenem Kreiſe dy— namiſcher Forſchung neueſter Zeit geſchehen, wie und mit welchen Mitteln wird gegenwaͤrtig derſelbe erleuchtet und erweitert, und welche vielleicht nie geahnete Reſultate wer— den ſich daraus ergeben! Sollten wir daher, wenn wir eine natuͤrliche primitive Erzeugung nicht geradezu leugnen, eine ſolche auf Fünftlichem Wege, nach Croſſe, fo ganz ver— werfen und in das Reich der Unmoͤglichkeiten verweiſen koͤnnen. Wohl nicht. Doch Thomas, Thomas wann wirſt du glauben! Wenn es dein Auge ſieht. Aber nur Geduld, vielleicht werden wir, wie wir jene Eryftalle vor unſern Augen ſich bilden ſahen, bald auch den Croſſe'ſchen Thierbildungsproceß im Hydrooxygengas-Mikroſkop beob— achten und ſo die einzelnen Theilchen und Organe ſich an einander reihen, Infuſorien und Inſecten entſtehen und ihr einfaches polares Leben vor unſern Augen entfalten ſehen. — Doch Alles hier Angedeutete ſoll weder mein Glau— bensbekenntniß, noch eine Erklaͤrung uͤber dieſen Gegenſtand, ſondern blos ein Beitrag dazu ſein, Ihre Aufmerkſamkeit noch mehr auf denſelben hinzuleiten. Vielmehr nehme ich hierbei Veranlaſſung, eine gewiſſe Anſicht zu beruͤhren, welche ſich gegenwaͤrtig in der Naturwiſſenſchaft deutlich ausſpricht, und vielleicht in Zukunft noch deutlicher aus— ſprechen duͤrfte. Es iſt dies ein gewiſſer Materialismus, der ſich mit der Ueberzeugung verbindet, das Leben ſelbſt in ſeinen wechſelnden Formen, ſo wie in ſeinem innerſten — 106 — und tiefften Weſen erkannt und begriffen zu haben. Er betrachtet und erklaͤrt nehmlich daſſelbe, ſowohl im unor⸗ ganiſchen als im organiſchen, ja ſelbſt bis zu den hoͤhern menſchlichen Seelen- und Geiſtesthaͤtigkeiten hinauf als die ſtufenweiſe Entwickelung einer überall gleichen Urkraft, ja als eine bloße Modification jener Imponderabilien, welche, verbunden mit den uͤbrigen chemiſchen Grundſtoffen und je nach den verſchiedenen quantitativen und qualitativen Zus ſammenſetzungen und Wechſelwirkungen, die verſchiedenarti⸗ gen einfachen und zuſammengeſetzten Lebensgebilde und deren ebenſo verſchiedenen Lebensaͤußerungen bewirken und darſtellen ſollen. Das Leben iſt weiter nichts als ein ver— ſchiedenartiger und ewig wechſelnder Zuſtand jener Kraͤfte und Stoffe, die ſich nun eben, und beſonders nach dem Geſetz der Anziehung und Abſtoßung und auf einen rela— tiven Indifferenzpunct gebracht, zu einem mineraliſchen, ve— getativen oder thieriſchen, ja ſelbſt zu einem menſchlichen Weſen, vereinigen und potenziren, welches ſeinen beſtimm— ten Lebenscyklus in ſich und in Beziehung zur Außenwelt nach denſelben rein phyſikaliſchen Geſetzen vollfuͤhren und ſich ſodann, fruͤher oder ſpaͤter wiederum in jene Ur— und Grundſtoffe und Kraͤfte aufloͤſen ſoll. Es verſteht ſich von ſelbſt, ja es iſt natuͤrlich und ganz folgerichtig, daß, wenn man einmal das Leben auf dieſe Weiſe erklaͤrt, von dem Einfachſten und Riedrigſten bis zu dem Zuſammenge⸗ ſetzteſten und Höchften ſich entwickeln und den menſchlichen Geiſt auf dieſer Stufenleiter blos die letzte Sproſſe ein— nehmen, deſſen erhabenſten Gedanken endlich gar als einen modificirten elektriſchen Funken erſcheinen laͤßt; — man nun auch einen Schritt weiter gehen und die wiſſenſchaft— lichen Beſtrebungen und Geiſteserzeugniſſe der beruͤhmteſten Maͤnner aller Zeiten und Voͤlker verwerfen, die theuerſten und heiligſten Ideen der Menſchheit, die ja dann wohl eben nur, dem Rordlichte gleich, blos in angehaͤufter feiner Elektricitaͤt beſtehen, als minder beachtungswerth, überflüffig, wohl gar als ſchaͤdlich bezeichnen und fo den beklagens⸗ wertheſten Atheismus predigen muß. — Daß dem wirk⸗ — 107 — lich fo iſt, davon, wie von jenem Materialismus über⸗ haupt, moͤgen folgende Ausſpruͤche zeugen. Ein neurer franzoͤſiſcher Schriftſteller (A. Fourcault, Lois de P’organisme vivant. Paris 1819. Th. II. S. 94) ſagt geradezu: daß die von dem Hirn abhängigen Ems pfindungen und Thaͤtigkeiten, wie das Denken, das Ges dachtniß, die Einbildungskraft, ja die Vernunft und der Wille weiter nichts als das Ergebniß einer phyſiſchen Action oder einer Elektro- moleculair-Bewegung feien, welche durch die Einwirkung der Außenwelt und den innern und aͤußern Sinn urſpruͤnglich erregt wuͤrde. — Aber, und das iſt eben befremdend, auch deutſche Schriftſteller führen, wenn auch in einem etwas anderen Sinne, dieſelbe Sprache. So ſagt Blumroͤder in ſeinem ſo hoͤchſt intereſſanten Buche uͤber das Irreſein: (S. 92) wie jedes Organ das ihm verwandte Blut im gewiſſen Grade ſelbſtſtaͤndig an ſich zieht und ſomit aus demſelben Blute, je nach der organiſchen Richtung, Galle, Urin, Saamen, Thraͤnen, Ohrenſchmalz u. ſ. w. wird, ebenſo zieht auch das Hirn das ihm wahlverwandte Blut an ſich und formirt Denkbilder daraus. Aber weiter: (S. 111) Verſtand, Vernunft, Sittlichkeit, Schönheit, Religion, Wahrs heit find Ideen; verſtaͤndige, vernünftige, ſittliche, ſchoͤn— ſinnige, religiöfe, wahre Menſchen find daſeyend. Nichts von dem Allen kann der Menſch ſein, ohne Blut und Hirnmark, welches ja das Alles ſelber iſt. Der durch feine rühmliche Thaͤtigkeit in der Pſycho— logie bekannte Friedreich iſt derſelben Anſicht und fuͤhrt demgemaͤß einen als vorzuͤglich bezeichneten Satz des Dr. Jahn aus Meiningen an, (Mag. fuͤr Seelenkunde v. J. F. Friedreich 1830. 3. Heft, 1. Th. S. 75), welcher alſo lautet: die Naturwiſſenſchaft, die ernſte kalte Richterin, zerſtoͤrt die kindlichen Träume, ſo hold ſie auch ſein und ſo ſehr ſie die Glaͤubigen erfreuen und beſeligen moͤgen. Wahrheit iſt es, daß das, was Seele heißt, nichts iſt, als die Thaͤtigkeit des Gehirns und überhaupt der hoͤhern Ges bilde des Rervenſyſtems, und daß das Hirn denkt, wie — 103 — der Magen verdaut, und das Ohr den Schall und das Auge das Licht aſſimilirt, daß es ſomit mit einem eigenen freien Seelenweſen nichts iſt, nichts mit ſeinem Freiwerden im Tode und nichts mit dem Jenſeits, jener transcenden— ten Schaͤferwelt, um mit Jean Paul zu reden, von der wir weder ein Ab- noch Vorbild kennen, einer Welt, der nichts Geringeres, als Geſtalt, Rame und Atlas, und Pla— niglob, und ein Weltumſegler Vespucius Americus abgeht, für die uns weder Chemie noch Aſtronomie die Beſtand— und Welttheile liefern wollen, einem Dunſtuniverſum, auf dem aus der entlaubten, verdorrten Seele ein neuer Leib ausſchlagen fol. Blumroͤder ſagt in ſeinem obengenannten Buche: Ich kann nicht umhin den Schluß meiner Schrift mit fol— genden trefflichen Worten (ebenfalls von Dr. Jahn) zu kroͤnen:“ Es gibt eine Philoſophie, die der Arzt fliehen und verachten ſoll, die Metaphyſik, jene leere Traͤumerei von uͤbernatuͤrlichen Dingen, von einer Gottheit, die uͤber und außer der Natur ſtehe, von einer Seele, die ein eigens fuͤr ſich beſtehendes, an den Koͤrper nur gefeſſeltes Weſen ſei, von einer Unſterblichkeit dieſer Seele.“ — Indeſſen darf uns wohl nicht einfallen, auf einen Makel des Charakters oder einen Mangel moraliſcher Grundſaͤtze dieſer Schriftſteller zu ſchließen. Nichts weni— ger; und als unterhaltenden Beweis fuͤhre ich nur noch an, was Blumroͤder dem ebenfalls als Pſychologen bekannten Groos entgegnet, der einmal gelegentlich geaͤußert hatte: „Allerdings ſehen wir Menſchen mit hoher Reſignation in den Tod gehen; — aber in der Hoffnung auf ein beſſe— res Leben.“ — Dieſe Anſicht, ſagt Blumroͤder, ſtaͤnde ganz im Nievau des gemeinen Lebens. Er fährt fort: „O der hohen Reſignation mit der verzuckerten Hinterthuͤr zum beſſeren Leben! — das heißt reſigniren wie der Jude, der einen Kreuzer verſchenkt, um ihn nach dem „Gott ver- gelt's tauſendmal“ als 16 Fl. 40 Kr. wieder zu gewinnen. So glaubt Herr Groos alſo, daß alle die tauſend unſterb— lichen edlen Ramen, die ihr Blut verſpritzten fuͤr ihre — 109 — Ueberzeugung, fur ihr Heiligſtes und Höchftes, in der "weis biſch elenden Hoffnung es thaten, für ihr werthes Selbſt nichts dabei zu riskiren? — oder gehoͤrten ſie zu den ſtu— pideſten Menſchen? — Wahrlich, das heißt die Heiligkeit und Goͤttlichkeit der Menſchennatur beſchimpfen, das heißt die Denkmale der edelſten Tapferkeit, des hoͤchſten Mannes— muths mit Koth bewerfen und Männer zu Spittelweibern herabwuͤrdigen. — Hat Herr Gross recht, ſo gibt's keine Tugend (virtus, gern) keine Mannheit, keine Ehre, kei— nen Muth, keine Tapferkeit mehr.“ — „So geſtaltet ſich der Stoizismus in einem neueuro— paͤiſchen Hofrath, das kommt dabei heraus, wenn man ſtatt Wahrheit Beruhigung ſucht, und ſolche Erhabenheiten werden zu Tage gefoͤrdert, wenn ein Mann auf das Zuckerpapier der herzallerliebſten individuellen Unſterblichkeit ſchreibt.“ g Wir ſehen alſo, daß durch jene Philoſophie und Nas turanſchauung der Menſch nicht demoraliſirt, ſondern viel— mehr erſt auf den rechten, reinſten und hoͤchſten Stand— punkt der Moral erhoben werden ſoll. — Wie zweifelhaft dies aber auch ſein moͤchte; ſo fra— gen wir uns: wer unter uns wuͤrde wohl einer ſolchen Anſicht beiſtimmen, wer eine ſolche Sprache billigen? Gleichwohl aber fuͤhren ſie Maͤnner, die auf der Hoͤhe deutſcher Naturwiſſenſchaft keine niedrige Stufe einnehmen und deren übrigens fo beachtungswerthe und wichtige Stimme bereits allgemeine Geltung erlangt hat. — Aber dennoch, fo lange die Beweiſe und Gründe für derartige Behauptungen noch fo ſehr dürftig find und, der übrigen allgemeinen Naturanſchauung und Auffaſſung, überhaupt dem Stande unſerer Wiſſenſchaften gegenüber, das Gepraͤge einer offenbaren, auf phantaſiereichen Analogien und Hypo— theſen beruhenden, Einſeitigkeit und einer gewiſſen Zeitphiloſo— phie an ſich tragen, ſo lange werden wir auch jene Sprache als eine unzeitige Anmaßung, die ebenſo wenig der Frei— heit und Toleranz der Wiſſenſchaft, als einem feſten und r wahren Humanitaͤtsprincip entſpricht, zuruͤckweiſen dürfen. *) Es wuͤrde daher auch, ſelbſt wenn hier der Ort dazu waͤre, überfläffig fein, beſondere Gegengruͤnde aufzuführen. — Und wenn wir auch jene Imponderabilien, wenn wir das Cry— ſtalliſationsgeſetz und das Geſetz der Stoͤchiometrie, nach welchem ſich die verſchiedenen Stoffe nur in einem beſtimm⸗ ten, in Zahlen ausdruͤckbaren, Verhaͤltniſſe zu beſondern Producten miteinander verbinden, für noch fo wichtig hal— ten und ihrem Einfluß, ihrer Wirkſamkeit eine auch noch ſo große Ausdehnung geben wollen, dann iſt uns ja doch ſowohl das Weſen jener Kraͤfte und Stoffe ſelbſt, als auch die Art und Weiſe ihrer Thaͤtigkeit, beſonders im hoͤhern organiſchen Leben, ſo gaͤnzlich unbekannt, ihr Verhaͤltniß zu dem letztern ſo unbeſtimmt, daß es an Vermeſſenheit grenzen muß, fie als die alleinigen Lebens-, Geiſtes -und Urkraͤfte unſeres Planeten und ſeiner Geſchoͤpfe und viel— leicht gar des Weltalls zu betrachten. Immer wird uns daher bei Betrachtung des Lebens die Frage nach einem andern beſtimmten Einigungspuncte zu einem ſelbſtſtaͤndi— gen, ein Beſonderleben darſtellenden Weſen m. e. W. nach dem übrig bleiben, was man ſchon in den früheften Zeiten Seele, oder Lebensidee genannt hat und noch ſo nennt. Aber dieſe Frage iſt auch in dem geiſtigſten Theile unſerer Seele, in unſerer Vernunft, die ſich eben einer ges wiſſen Einheit, Selbſtſtaͤndigkeit und Individualitaͤt bewußt iſt, und dieſe geiſtige Vorſtellung nothwendig auch auf die übrigen beſonderen Erſcheinungen des Lebens überträgt, vollkommen begruͤndet. Wir werden daher auch in der 5) Der Perf. iſt weit entfernt, dieſe materiell philoſophiſche Rich⸗ tung und das Ausſprechen der dadurch gewonnenen Ueberzeugung zu tadeln; die Art und Weiſe aber, wie Dieſes geſchieht, koͤnnte nur dann entſchuldiget werden, wenn die Gründe dafür den hoͤchſten Grad von Untruͤglichkeit und Allgemeinguͤltigkeit haͤtten. Außerdem iſt eine ſo ruͤckſichtsloſe Sprache jedenfalls tadelnswerth; da ſie, allem bisherigen Wiſſen und Glauben entgegenlaufend, nicht nur die gewonnene Ueber⸗ zeugung Anderer in den hoͤchſten und heiligſten Angelegenheiten des Geiſtes und Herzens offenbar verletzt, ſondern auch, namentlich bei ju⸗ gendlichen und fonft noch unbefeſtigten Gemuͤths⸗- und Geiſtesleben, ſehr leicht nachtheilig werden kann. a 9 — 14 — Raturwiſſenſchaft, beſonders aber in der Anthropologie im- mer einer gewiſſen ſpeculativen Auffaſſung und Darſtellung bedürfen, und obwohl dieſe die Irrwege und Phantaſiege— bilde der aͤlteren und neueren Zeit, durch die Aufklaͤrung empiriſcher und analytiſcher Forſchungen geleitet, vermei— den und mit dieſen Hand in Hand gehen wird; ſo wird ſie doch, eben weil die Empirie begrenzt, und ihre wiſſen— ſchaftliche Ergaͤnzung in unſerem Geiſte begruͤndet iſt, den eigentlichen Schlußſtein echter Wiſſenſchaft ausmachen muͤſſen. Es gibt aber in aller Wiſſenſchaft überhaupt ein Reich des Idealen, welches ſich als hoͤchſte geiſtigſte Bluͤthe der empiriſch aufgefaßten Welt darſtellt und, obwohl nimmer mit dieſer vollkommen vereint, nicht nur den hoͤchſten Punct unſerer Erkenntniß abgeben, ſondern dieſe auch zu frucht— barer und menſchenwuͤrdiger Anwendung fuͤhren wird. — So denken wir Alle, und mit uns wohl die meiſten Naturforſcher der Gegenwart; wie es denn auch von den aͤlteſten Zeiten an, bis auf uns herab Maͤnner gegeben hat, welche neben dem Naturleben, noch ein höheres Geiftes - und Geiſterleben erkannt und dieſe Erkenntniß in ſich und außer ſich genaͤhrt, angewendet und verbreitet haben. Auch in unſerem kleinen Kreiſe hat es deren ja immer gege— ben, und ich habe in dieſem Vortrage zwei Namen genannt, welche gerade in dieſer Beziehung uns eine ewig theure Erinnerung fein werden. Geutebrüf und Schottin!— Elektricitaͤt und Magnetismus waren fuͤr ſie die bewegen— den Kraͤfte des Raturlebens, die ſie mit unermuͤdetem Eifer beobachteten und in denen ſich ihr Geiſt gleichſam vertieft hatte. — Aber dieſer Geiſt, dieſer Geiſt der Weisheit, Liebe und religioͤſen Erhebung war kein elektriſcher, kein Faradeyſcher Magnetfunke, und waͤhrend ſich die Pole ihres irdiſchen Daſeins loͤſeten, loͤſete auch er ſich und ſuchte, ſelbſtſtaͤndig und frei, ein anderes ewiges, himmli— ſches Leben. Ob er es finde und nach welchen Ge— ſetzen? — O, gewiß, es gibt noch eine höhere Wärme als die des menſchlichen Herzens, ein hoͤheres Licht, als das des menſchlichen Geiſtes, und das iſt ja eben allet * — 142 — edlen Menſchen tiefſte und innigſte Ueberzeugung. Sie war auch die unſerer Dahingeſchiedenen. Aber die Ge— ſetze des irdiſchen Polarlebens erſtrecken ſich nicht auf jene hoͤhere Himmelswelt; die Gegenſaͤtze ſchwinden; nicht gleiche Pole ſtoßen ſich ab, ſie ziehen ſich an. Schon hier ja hoͤren wir: Vertrauen erweckt Vertrauen; Liebe erzeugt Liebe; Vernunft bewirkt Vernunft. Und iſt nicht alles Lehren und Bilden des Geiſtes und Herzens ein Hervorrufen derſelben Himmelskraͤfte auf dieſer Erde, und ſind es nicht gleiche Pole, die hier thaͤtig ſind und nicht abſtoßend, ſondern anziehend auf einander wirken? Was war es denn auch, was unſern Geiſt erregte und belebte, was unſer Herz erwaͤrmte und erhob im Umgange mit den dahin geſchiedenen edlen und herrlichen Maͤnnern? Es war ihr tiefer, denkender, forſchender Geiſt, ihr ſanftes, edles, großes Herz. — Und ſo wird auch jenes hoͤhere Goͤtterlicht, jene Himmelswaͤrme dieſen Geiſt und dieſes Herz, die gleichen Pole, anziehen und auf ewig mit ſich vereinigen. In dieſem Sinne und mit dieſer Ueberzeugung moͤgen wir der von uns geſchiedenen Freunde und Mitglieder ges denken. Was ſie fuͤr die Wiſſenſchaft und das Leben waren und geleiſtet haben, iſt bereits anerkannt worden, und wird es noch ſpaͤterhin werden; was ſie als Mitglie— der unſeres Vereins waren und wirkten, wiſſen wir Alle. Immer werden wir es mit dankbarem Herzen erkennen. — Ihre liebevolle Anhaͤnglichkeit an uns zeigte ſich hier ja ſo oft, ſo verſchiedenartig, ſo aufopfernd; ihre geiſtige Thaͤtig— keit wirkte mittelbar und unmittelbar wohlthaͤtig auf uns ein, und ſelbſt unſere Sammlungen enthalten manche in— tereſſante Gegenſtaͤnde, welche wir ihrer guͤtigen Geſinnung gegen uns und ihrem regen Eifer für die Naturwiſſenſchaft zu danken haben. — Nimmer wird daher auch ihr An— denken unter uns erloͤſchen; und wenn wir unſern Blick dorthin richten, wo gleiche Pole ſich berühren und einigen, dann wird auch ihr geiſtiges und liebendes Auge uns begegnen und, Licht und Wärme ſtrahlend, uns für das Leben, für die Wiſ— ſenſchaft, fuͤr den Himmel ermuntern, begeiſtern und erheben. — — — XVII. Eingegangen. Mit Dank bekennen die beiden nachſtehenden Geſellſchaf— ten den richtigen Empfang folgender Zuſendungen und Geſchenke. Seit Anfange des Jahres 1838 erhielt a) der Kunſt— und Handwerksverein: 1) Vom Herrn Nittergutsbeſitzer Teichmann auf Muckern, deſſen gedruckte Feuerordnung fuͤr kleine Staͤdte und Doͤrfer, und einen Volkskalender fuͤr 1838. f 2) Von der oͤkonomiſchen Geſellſchaft im Koͤnigreich Sachſen, die 37. und 38. Lieferung ihrer Schriften und Verhandlungen. 8 3) Vom Gewerbverein fuͤr das Koͤnigreich Hannover, die 14. Lieferung ſeiner Mittheilungen und ein Ver— zeichniß der bei der zweiten von dieſem Vereine vera anſtalteten Ausſtellung inlaͤndiſcher Induſtrieproducte aufgeſtellten Gegenſtaͤnde nebſt 2 Rachtraͤgen dazu. 4) Vom Verein zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen, die 6. Lieferung ſeiner Verhandlungen auf das Jahr 1837. b) die pomologiſche Geſellſchaft: 1) Von der oͤkonomiſchen Geſellſchaft im Königreich Sachſen, außer der 37. und 38. Lieferung ihrer Schriften und Verhandlungen auch die in unſerer Bibliothek fehlenden fruͤhern Lieferungen als 1 bis 7, 14, 25, 26 und 33. — 114 — 2) Vom Gartenbauverein für das Koͤnigreich Hannover, die drei letzten vorjaͤhrigen Hefte ſeiner Zeitſchrift. 3) Von der Centralſtelle des Landwirthſchaftlichen Ver⸗ eins im Großherzogthum Baden, Nr. 40 — 52 des Landwirthſchaftlichen Wochenblatts für das Großher— zogthum Baden. Jahrgang 1837. XVIII. Miscellen und Notiz en. Wie zweckmaͤßig es ſei, ſeine Edelreißer nicht erſt im Fruͤhjahre, ſondern ſchon im Spaͤtherbſte zu brechen und alsdann den Winter uͤber unter dem Schnee, ſchraͤg in die Erde geſteckt aufzubewahren, hat auch der letzte Win— ter deutlich gezeigt. Waͤhrend naͤmlich faſt alle Birn- und ein großer Theil der Aepfelreißer, die wir zu Ende dieſes Winters noch brechen wollten, mehr oder weniger vom Froſte verletzt waren, fo daß der Verſuch, dieſe zum Vers edeln zu benutzen, ſchwerlich gelingen duͤrfte, blieben die ſchon im Herbſte geſammelten Edelreißer, obgleich ſie bei der Ueberſchwemmung kurz vor Weihnachten 1837 faſt einen halben Tag unter Waſſer geſtanden haben, vom Froſte groͤßtentheils ganz unverſehrt, waͤhrend doch die ver— edelten Birnſtaͤmmchen ſelbſt, von denen fie genommen war ren, zum Theil gaͤnzlich erfroren. Zwar trocknen die ſchon im Herbſte geſchnittenen Edelreißer im Maͤrz und April gewoͤhnlich etwas ein; allein auch ſie erhalten ſich friſch, ſobald man ihnen um dieſe Zeit durch Wegſchneiden des unterſten Endes eine neue Schnittflaͤche gibt und ſie mit dieſer wieder in die Erde ſteckt. Auch iſt es gewiß beſſer, wenn einzelne unreife oder ungeſunde Reißer, ſchon im Herbſte vom Stamme abge⸗ — 15 — ſchnitten, in dieſer Lage zu Grunde gehen, als daß fie bei einem gelinden Winter ſich am Stamme bis zum Fruͤh⸗ jahre ſcheinbar geſund erhalten, dann aber, gebrochen und zum Veredeln benutzt, dennoch bald vertrocknen, eben weil ihnen die rechte Reife und Geſundheit fehlt. Recepte zur Probe. Silbergeſchirr vor dem Anlaufen zu ſchuͤtzen. Das Schwefelſilber, womit ſich ſilberne Geraͤthſchaf— ten uͤberziehen, kann man wieder entfernen, wenn man dieſelben mit Rus und Eſſig, mit Kleeſalz, Weinſtein oder etwas Alaunpulver und Waſſer putzt; — ſchuͤtzen aber kann man ſilberne Geraͤthſchaften, welche den thieriſchen Aus duͤnſtungen ausgeſetzt find, indem man dieſelben mit einer dünnen Schicht Gummi oder Hatz uͤberzieht. Himbeereſſig. Man fluͤlle einen glaͤſernen oder ſteinernen Krug mit reifen, ausgeleſenen Himbeeren, gieße guten Weineſſig darauf, daß er fie völlig bedecke und laſſe dies 8 Tage ſtehen. Nun gieße man das Ganze durch ein Tuch. Solcher Eſſig haͤlt ſich in Flaſchen gut und gibt, wenn man einen Loͤffel in ein Glas Zuckerwaſſer thut, ein lieblich kuͤhlendes Getraͤnk. Beſſer wird er noch, wenn man auf 1 Pfund ſolchen Himbeereſſig 2 Pfund Zucker nimmt, dieſen zerftückt und Eſſig und Zucker dann zuſammen in einem Porzellain⸗ gefaͤße ins Marienbad ſetzt (d. h. nicht unmittelbar dem Feuer ausſetzt, ſondern in einem mit Waſſer umgebenen zweiten Gefaͤße erhitzt), bis bei maͤßigem Feuer der Zucker ganz zerſchmolzen iſt; worauf man den Eſſig, wenn er faſt kalt geworden, in Flaſchen fült. Dieſer verſüßte Eſſig wird dann, mit reinem Waſſer vermiſcht, getrunken. — 116 — Baumwachs. 4 Loth gelbes Wachs und 1 Quentchen Specht laßt man zuſammen tiber Kohlen oder gelindem Feuer zergehen und fest dann hinzu 5 Quentchen dicken Terpen— tin, welcher zuvor durch die Waͤrme etwas fluͤſſig gemacht fein muß und ein Quentchen deſtillirtes Kienoͤl; rührt zu— letzt Alles wohl durch einander und gießt es zum Erkalten in einen Kaͤſenapf oder eine Untertaſſe, die man vorher durch Eintauchen in Waſſer befeuchtet hat, damit ſich das Baumwachs bequem herausnehmen laſſe. Will man das Baumwachs in kalter Witterung brauchen, ſo muß der Antheil vom Terpentin und Kienoͤl etwas reichlich genom— men werden, während man beide knapp nehmen muß, wenn das Baumwachs bei warmem Wetter gebraucht werden ſoll. Rach den am 6. April dem Kunſt- und Handwerks⸗ ö vereine vorgelegten Rechnungen befand. im Vereins⸗ jahre 1837. a) bei dem Kunſt- und Handwerksverein ſelbſt die Summe aller Einnahmen in 620 Thlr. 4 Gr. 2 Pf. hieſ. Curr. 5 2 „Ausgaben = 333 = 3-11 >» . 5 mithin der Kaſſenbeſtand 237 = — = 3 hieſ. Curr. b) bei der Kunſt- und Handwerksſchule betrug die durch Einziehung und Wiederausleihung eines Capitals weſentlich erhoͤhete Einnahmeſumme 1329 Thlr. 11 Gr. 6 Pf. hieſ. Curr. und die Ausgabeſumme 117 2 =» Amů5 = = mithin der Kaſſenbeſtand 202 = 9 = 1 hieſ. Curr. Der ganze Vermoͤgensbeſtand berechnete ſich am Schluſſe des Vereinsjahres 1837 a) bei dem Kunſt- und Hands werksvereine ſelbſt auf 1246 Thlr. 9 Gr. 3 Pf. hieſ. Curr. b) bei der Kunſt- und Handwerksſchule auf 2960 Thlr. 17 Gr. 1 Pf. hieſ. Curr. 52 Meteorologifehe 7 Tabelle auf die Monate: Januar, Februar, März 1838 von W. Vechftein. Bean u aM F eberu ar. W r | Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. | — == — KK... —— —— Dyÿy—— . —ꝛ—ꝛ—ꝓ—ä—äö— des 5 Zuſtand tand des Stand des Sta es Sta 8 S es S 8 S are 5 = IE Wh 5 115 8 Thermo⸗ a 1 © 1 8 Ds En e 8 e e ® en nn sr . Saen a meters. meters. Wetters. meters. ] meters. etilens, meters. | meters. Wetters. meters. meters. Webers, = meters. meter Wetters.| meters. een Wetters. | 1 2706073 250 pele ©. 27° r 0,5% ele ©. 1 200 = 30° lad N. 7,707, — 2,00 ſtr. O. 1 277 TZ + Z he ©. 127° JF Nc hee B. — 90=0 ol. S. 87 1,5 _|wll. S. NEE EEE 3,0 It. O. 2 126 113 | belle S 25 11,5 De belle S. 75| 2,0 belle S. Fa 88100 Er | een 3 7 066| 2323 0.8.27 1,0 | 5,5 Neg. ©. 237087 |kı8S. |: 78,2% 71,076 4|= 90| 95 Son. 2.» 9 6 60 Schn. N. ©. 4]: 12| 30 ke® |* 08) 65 m „9, 1 = Nb. S. W : 10,0 | 0.75 Nedl. W. 5. 9,8 14,0 fee S. 9.9| 7,5 bele S. W. R 5|- 29. 50 wi. 2. 43) 10,25 nie S. W - 98-25 mn |: 95-235 u. 5. „9,6 0 he®&. | 871 42 bell 6 je Br En = 60| 90 lk. S. : 98| 95 fr. 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W. 17 7,9 | 14,0 inet 5. 79] 60 belle O. 17 . IIS 235 ee. S. 0,0 3,75 f. W. 13,0 ftr. N. 8 6,6 1 N O. 18 |= 70| 80 non ©. |= 9, 425 ſbele 95. [18 26115 | 10 Schn. S. 02| 30 wl. N. =” 9 |: 45 160 fr. N. W/ Er n. N. W. 1928 0,2 183,5 nebl. ©. 28 0,5 | 10,5 belle N. 19 7 28 0,25 Schn N 35,0 3,0 lk. W. 9,0 Schn. W. 5,8 70 fr. S. W. 20 127 9,6 | 16,0 belle 5. 7 77 1,5 bee ©. D 3,6 | 1,0 m S. 21 73,0 Neg. S. 11,0 bie ©. | = 9,2 7,0 helle S. W. 1, #0|=35 |san &|» . 2,87 |0716,07 8978: 135 helle ©. |: 90 7,5 helle O. GE 0,5 Schn. W 3,8 1,5 belle W. 22 20 323 wk. N. B. 230 5,5 fr. O. — 715,5 Inc. N. . 6,9 5,0 (belle O. D . . . zur adn27) Taror Meg. EB: 14 5 ftr. N. 5,6 | 10,25 belle N. 24 8 2,0 deut S. 5. 2 10,5 (L 3,5 ff. — 2 381 30 wf. S. 42| 5, wk. S. W. 10,25 tr. N. W. 2,3 8,25 ftr. N. 25 26 9, J T 1,0 ftr. S. 9,7 35 fr. S. 8 25 — 5,0 325 bee . |= 60 5,0 Reg. N 9,0 | 7,0 net. W. 20 11,9 | 3,75 Ir. N. CCC r e ee 30 | W. is #5 m.N II 30 ftr. N. 27 = 958 1,0 fr. ® |» 10,8 | 2 5 f. W. CCC 2 20! 50 ftr. N. W. 27 3,1 25 fr. N. 28 27 1,0| 23,0 belle S. 27 1,0 6,5 mie ©. 1282 11,6| 0,25 je N. I 2 r N. = 45| 3,75 fnebl. ©. |= 5,0 = belle ©. | FE er 29)» 94| 30 nebl. mM | 8, 3,0 nebl. Reg. W. 350 5,0 5,0 helle S. 4,5 3 0 belle W. ü ve ler Den 30 |: 8,8 230 fc. N. W , 94] 5,5 [wit W. B1 |» 361 235 tr. . 2 175 ff N. ls Pw Ne en 31 = 5,1 #5 ftr. W. 5, 2,75 Reg. W. Hoͤchſter Barometerſtand den 19. Februar = 29“ 0,5% Mittlerer Barometerſtand = 27“ NE, Tiefſter Barometerſtand den 11. Februar = 26“ 7,7%. Kaͤlteſter Tag den 17. Januar = 18,0% trübe, wlk. wolkig, Reg. Regen, Schn, Schnee, Nebl. Nebel, nebl. nebelig, O. Oſt, S. Sid, W. Welt, N. Nord. Erklaͤrung der Abkürzungen, tr. l. 0 * XIX. Wie läßt ſich das Balkenwerk in Gebäuden gegen das Feuerfangen ſichern? Erörterungen und Verſuche des Kunſt- und Handwerksvereines, \ . zuſammengeſtellt a von Eduard Lange. So lange das Holz Holz bleibt, wird es auch verbrenn— lich ſein, d. h. es wird ſich, bei gehoͤriger Erhitzung, der Hauptſache nach, in Kohlenwaſſerſtoffgas *) und Kohle zer⸗ ſetzen, welche ſich beim Zutritt der atmoſphaͤriſchen Luft, eine hinreichende Temperatur vorausgeſetzt, mit dem Sauer⸗ ſtoffe derſelben verbinden, dadurch die vorhandene Gluth vermehren und mit den fortſchreitenden Flammen die Zers ſtoͤrung des Holzes weiter und weiter tragen. Soll alſo Holz gegen Feuersgefahr geſichert werden, ſo wuͤrde man, fo lange eine chemiſche Umwandlung feiner ganzen Natur eben ſo ſchwierig als unzweckmaͤßig erſcheint (weil mit der Veraͤnderung feiner natürlichen Beſchaffenheit zugleich auch ſeine bisherige Brauchbarkeit zerſtoͤrt werden muͤßte), nur noch zwei verſchiedene Wege einſchlagen koͤnnen. Der erſte Weg waͤre, diejenige Erhitzung des Holzes unmoͤglich zu machen, ohne welche daſſelbe ſich nicht in Kohlenwaſſerſtoffgas und Kohle zerſetzen und ) Die brennbare Luft bei der gewoͤhnlichen Gasbeleuchtung, welche hierbei meiſt aus Steinkohlen gewonnen wird. II. 9 — 18 — durch die unmittelbar darauf folgende Verbindung dieſer ſeiner Beſtandtheile mit dem Sauerſtoffe der Luft neue ver— mehrte Gluth entwickeln kann; oder man koͤnnte auch, zweitens, das Holz ſo gegen den Zutritt der Luft verwahren, daß ſelbſt bei der groͤßten Erhitzung deſſel— ben, dennoch ſein Kohlenwaſſerſtoffgas und ſeine Kohle nicht mit der atmoſphaͤriſchen Luft in Beruͤhrung kommen, mithin auch nicht verbrennen und die vorhandene Gluth vermehren koͤnnten. Auch werden dieſe beiden Methoden in Bezug auf mancherlei brennbare Stoffe ſchon bereits mit Erfolg angewendet. So beruht zum Beiſpiel der Rutzen des feinen Drahtgeflechts der Davy'ſchen Sicher— heitslampe lediglich darauf, daß ſeine uͤberaus kleinen Maſchen das Kohlenwaſſerſtoffgas, welches ſich bisweilen in Steinkohlenbergwerken vorfindet, und, mit der atmoſphaͤ⸗ riſchen Luft gemiſcht, die ſchlagenden Wetter bildet, zwar eindringen und am Grubenlichte in der Lampe verbrennen laſſen, aber die dabei entſtehende Hitze doch ſo weit ab— kuͤhlen, daß die außerhalb der Lampe befindliche brennbare Luft nicht die hohe Temperatur erreicht, bei welcher ſie ſich ebenfalls entzuͤnden und durch die damit ſtets verbundene Exploſion das Leben der Bergleute gefaͤhrden wuͤrde. Auf die zweite Methode aber fuͤhrt das Loͤſchen brennen⸗ der Schornſteine durch Anzuͤnden von Schwe fel unter denſelben zuruͤck. Denn ſtatt des Sauerſtoffs, welcher die Flamme naͤhrt, ſteigt nun großentheils ſchweflige Saͤure in den brennenden Schornſtein empor, und die Flamme erliſcht, nicht weil es zunaͤchſt an der zum Fort⸗ brennen noͤthigen Temperatur, ſondern an dem Sauerſtoffe fehlt, durch deſſen Verbindung mit dem Kohlen- und Kohlen⸗ waſſerſtoffe des Ruſes vorher immer neue Hitze entwickelt und die Flamme immer weiter verbreitet werden konnte. Beruht doch ſelbſt die Zweckmaͤßigkeit des Feuer⸗ loͤſchens durch die gewoͤhnlichen Waſſerſpritzen nur auf der Verbindung dieſer beiden Methoden, weil das Waſſer ſowohl an ſich als durch ſein Verdampfen 1) die brennenden Gegenſtaͤnde untet die zum Fortbrennen noͤthige — 119 — Temperatur abkühlt und weil es dieſelben, fo lange es verdampft, 2) mit einer Huͤlle von aufſteigendem Waſſer⸗ dampf umgibt, welche den die Flamme naͤhrenden Sauer- ſtoff der Luft abhaͤlt und dadurch die fortſchreitende Vermeh— rung und Verbreitung der Flamme verzoͤgert und unterbricht. Wenden wir nun dieſe beiden Sicherungsmethoden auf die Beſchuͤtzung des Holzwerkes gegen Feuersgefahr an, ſo ſtellen ſich uns zunaͤchſt noch einige beſondere Schwierigkeiten entgegen. Da naͤmlich das trockne Holz nicht einmal einer Temperatur von 250 Graden bedarf, um beim Zutritt der Luſt zu verbrennen, dagegen aber durch ſein Verbrennen eine Hitze von mehr als 1000 Graden erzeugt, fo iſt leicht einzuſehen, welcher Ueberſchuß von Waͤrme verzehrt, zerſtreut und abgeleitet werden muͤßte, um bei einmal ausgebrochenem Feuer in deſſen unmittel⸗ barer Beruͤhrung befindliches Holzwerk vor dem Feuerfangen zu ſichern. Bis jetzt wenigſtens iſt noch kein fo vor zuͤg licher Waͤrmeleiter bekannt, als zu dieſem Behufe nothwendig # fein würde, Auf der andern Seite gibt es aber auch keinen feſten Koͤrper, der ein ſo ſchlechter Waͤrme— leiter wäre, daß eine dünne Schicht deſſelben hinreichte, das damit uͤberzogene Holzwerk, ſelbſt nur eine kurze Zeit, gegen das Eindringen der aͤußern Gluth zu ſichern, damit dieſes ſich nicht in Folge derſelben zerſetze, hierauf durch das ſich entwickelnde Kohlenwaſſerſtoffgas die ſchuͤtzende Huͤlle nicht hier und da durchbreche und ſo die Flamme auch ſeinerſeits naͤhre und verbreite. Es gibt alſo fuͤr trockenes Holzwerk kein abſolutes und unſehlbares Schutzmittel gegen die zerſtoͤrende Gewalt einer hinlänglich großen Feuersgluth. Daß aber eine ſolche nicht uͤberhandnehme und die herbeieilende Loͤſch-- und Rettungsmannſchaft nicht durch ihre Intenſitaͤt weit zurück ſcheuche, das laͤßt ſich allerdings durch bleibende Schutz— mittel eben ſo gut und ſelbſt vollſtaͤndiger erreichen, als durch die Wirkſamkeit vieler auch zweckmaͤßig aufgeſtellter Waſſerſpritzen, deren ſpaͤter hinzukommende Beihilfe um ſo ſiegreicher hindurchdringen wird. 9% — 120 — Es ſind zu dieſem Behufe gar mancherlei Stoffe und Verfahrungsarten oͤffentlich empfohlen und mit mehrern derſelben, auf Veranlaſſung Herzogl. Kammer zu Altenburg von einer hierzu beſonders ernannten Deputation unſeres Kunſt⸗ und Handwerksvereines nach ſtehende Verſuche angeſtellt worden. Zuerſt wurden vom Hrn. Rittergutsbeſitzer Dr. Gleits— mann auf Wildenhain, Hobelſpaͤne, welche mehrere Tage vorher in concentrirten Aufloͤſungen 1) von Alaun, 2) von Kupfervitriol und 3) von Eiſenvitriol gelegen hatten und mit dieſen Salzen reichlich durchzogen waren, über einem Talglichte entzündet, wobei nur die mit Alaun impraͤgnirten Spaͤne bisweilen eine ſchwach auf— lodernde Flamme zeigten, die beiden übrigen aber blos zum Gluͤhen kamen und ohne Flamme langſam verkohlten. Hierauf wurde ein von demſelben beſorgtes kleines, aus bloßem Fachwerk zuſammengeſetztes hoͤl— zernes Haus mit Hobelſpaͤnen reichlich gefüllt und ans gezündet. Das ganze Haus beſtand aus weichem Holze und zwar bis auf die duͤnneren Dachſparren aus lauter quadratiſchen Baͤlkchen, + Zoll dick, welche ſaͤmmtlich zuerſt mit Eiſenvitriol ſtark geſchwaͤngert und dann noch mit einer Miſchung von Lehm, Kochſalz und Hammerſchlag übers pinſelt waren. Dazu wurden vom Herrn Dr. Gleitsmann noch oben auf die Dachbalkenlage folgende Gegenſtaͤnde ge— legt: 1) ein eben ſo dicker Balken, welcher nach Vorherr's Vorſchrift zuerſt mit Lehm uͤberſtrichen, hierauf mit Lehm⸗ ſtroh umwunden und dann abermals mit Lehm überpinfelt worden war. Ferner mehrere eben ſo dicke Balken, von denen einige 2) mit Alaun, 3) mit Kupfervitriol, mit Eiſenvitriol reichlich getraͤnkt waren und 5) vom Herrn Hofapotheker Hübler hier, ein Stuͤck Dachſpan, auf den zwei breiten Seiten mit einer Miſchung aus 1 Theil Tiſchlerleim, 1 Theil Asbeſt, 3 Theilen Bolus und 1 Theil Leinoͤl überzogen, auf den beiden ſchmalen Seiten aber, — 21 — wo es von dem übrige Dachſpane losgetrennt worden war, unbeſchuͤtzt. Das Feuer der entzuͤndeten Hobelſpaͤne vermochte nicht ſogleich das geſchuͤtzte Balkenwerk und die oben eins gelegten Baͤlkchen zu ergreifen; allein bei der andauernden, lebhaften Gluth geriethen doch zuletzt alle ohne Ausnahme mit in Brand, und nur der untere Theil des hoͤlzernen Fachwerkes, welcher der Hitze am wenigſten ausgeſetzt ges weſen war, blieb, jedoch auch beſchaͤdigt und angegriffen, ſtehen, während die dünnen Dachſparren und die Dach— balkenlage mit den darauf gelegten Baͤlkchen zuſammen— brachen und nach dem Erloͤſchen des Feuers ſich bis auf einzelne halb oder faſt ganz verkohlte Stuͤcken von den Flammen zerſtoͤrt zeigten. Nur der oben unter 5 ans geführte Ueberzug, welchen man anfangs am wenigſten beachtet hatte, hielt, ſelbſt nachdem der dünne Span das zwiſchen herausgebrannt war, in feinen beiden dünnen Waͤn— den noch fo ſeſt zuſammen, daß man denſelben auf ein hoͤlzernes Fachwerk aufzutragen und nebſt dem Fuchs'ſchen Waſſerglas an einem dem heutigen aͤhnlichen Hausmodelle, der wiederholten Pruͤfung zu unterwerfen beſchloß. Da— gegen ſollten keine weitern Verſuche mit Ueberzuͤgen von Kochſalz, Vitriol oder Alaun veranſtaltet werden, weil dieſe Salze, beſonders bei der Anwendung im Großen nur dus ßerſt duͤnn aufgetragen werden koͤnnen, die Hitze ſchnell durchleiten und in derſelben keine Conſiſtenz behalten, fons dern, ſobald die aͤußerſte Holzſchicht darunter anfaͤngt, ſich zu zerſetzen und zu verkohlen, als Pulver herabbroͤckeln, fo daß nun das Holz, dem freien Luftzutritte preids gegeben, fortbrennt und die vorhandene Gluth ſelbſt noch vermehrt. Das Fuchs' ſche Waſſerglas aber, welches beim Muͤnchener Theater angewendet und von vielen Seiten nachdruͤcklich empfohlen worden iſt, hat nicht nur feinen hohen Preis gegen ſich, ſondern gab auch, ſowohl nach der Vorſchrift von Fuchs ſelbſt, als nach der von Doͤbereiner mit einem Zuſatz von Natron, durch Herrn Hübler bereitet und auf Holz aufgetragen, bei uns nicht einmal einen feſt⸗ 3 We zuſammenhaͤngenden, ununterbrochenen Ueberzug, fondern zeigte Riſſe und war ſelbſt ſtellenweis vom Holze losgebläts tert, ſo daß ſich von ihm bei dem damit uͤberzogenen Baͤlkchen ſchon im Voraus kein guͤnſtiges Reſultat erwarten ließ, was denn auch der Erfolg hinlaͤnglich beſtaͤtigte. Die meiſte Hoffnung blieb auf Taxes Steinpapier ge— ſtellt, mit welchem Ueberzug der uͤbrige groͤßte Theil des hoͤlzernen Fachwerks eines kleinen Hauſes von Herrn Hof— apotheker Hübler überzogen worden war. Die Balken deſſelben waren reichlich + Zoll dick und beſtanden aber⸗ mals aus trocknem weichen Holze. Ein Drittel des ganzen Fachwerks war mit dem Ueberzuge, genau wie Dingler's polytechniſches Journal Bd. X. S. 461 vorſchreibt, ges ſichert, waͤhrend zu dem Ueberzuge des zweiten Drittels noch Eiſenvitriol und zu dem des letzten Drittels noch Salmiak zugeſetzt worden war. Das ganze Haus wurde wieder mit Hobelſpaͤnen gefuͤllt und an derſelben Stelle, wie das frühere, angezuͤndet. Rur das mit dem Fuchs'⸗ ſchen Waſſerglas uͤberzogene Holzwerk gerieth in Flammen und brach zuletzt zuſammen, waͤhrend das ganze übrige Gebaͤlk vom Rauche geſchwaͤrzt aber ſonſt gaͤnzlich un— verſehrt ſtehen blieb und dadurch der Meinung derer auch bei den Uebrigen Eingang verſchaffte, welche glaubten, daß die Gluth diesmal geringer, mithin wohl auch das Fach⸗ werk weniger dicht mit Hobelſpaͤnen vollgeſtopft geweſen ſei, als bei dem erſten Verſuche dieſer Art. Es wurden daher ſogleich neue Hobelſpaͤne herbeigeſchafft, das Haus damit nochmals dicht vollgeſtopft und an— gezuͤndet. Die Gluth war groß, ſo daß zuletzt auch das geſchuͤtzte Fachwerk an mehrern Stellen, wo die Zuſammen— fuͤgung der Balken kleine unbeſchuͤtzte Zwiſchenraͤume ge⸗ laſſen oder wo das ausſtroͤmende Kohlenwaſſerſtoffgas Oeff— nungen gebildet haben mochte, Feuer fing. Als nun aber die feſt zuſammengedruͤckten Hobelſpaͤne vollends verbrannt waren, erloſchen dieſe einzelnen kleinen Flammen von ſelbſt, nachdem nur zwei oben zwifchen. die Dachbalken einz gelegte Baͤlkchen, welche zwei Mal der heftigſten Gluth — 123 — ausgeſetzt geweſen waren, faſt gaͤnzlich verkohlt und das eine derſelben durch ſein eignes Gewicht herabgebrochen war. Aber ſelbſt dieſe voͤllig verkohlten Balkenſtuͤckchen deckte der duͤnne ueberzug noch ſo feſt, daß die eingeſchloſ⸗ ſene Kohle nirgends verbrannt, ſondern ganz zuſammen⸗ haͤngend und derb war und daß man von dem herab⸗ gebrochenen Baͤlkchen ein Stuͤck Kohle, faſt 4 Zoll lang, aus dem duͤnnen Ueberzuge wiederholt heraus und in dieſen wieder hinein ſchieben konnte, ohne daß die Kohle, ſelbſt oder ihre duͤnne Huͤlle dabei zerbrochen waͤre. Uebrigens ſchien bei einer genauern Beſichtigung der ſchwarzen, ſonſt wohl erhaltenen Ruine dasjenige Drittel des Hauſes am wenigſten gelitten zu haben, deſſen Ueberzug einen. Bittiohe zuſatz enthielt. „ um sen Die Koſten fuͤr 7 Centner der ueberzugsmaſſe anne von Herrn Hübler auf 28 Thlr. 8 Gr. angeſchlagen, als 12 Thlr. für 1 Ctnr. ordinaires Leinoͤl, 15 Thlr. für 1 Ctnr. Leim, 16 Gr. für 1 Ent. Papierabgaͤnge und 16 Gr. Herbeiſchaffungskoſten von 4 Cturn. Thon, fo daß der Centner der Miſchung gegen 4 Thlr. koſten wuͤrde. Mit dieſem vorzuͤglich gelungenen zweiten und einem bei einer Monats verſammlung des Kunſt- und Handwerks— vereines an einem dritten Hausmodelle veranſtalteten, nicht weniger gluͤcklichen dritten Verſuche noch nicht zufrieden, ſtellte die Deputation ſpaͤter, in Gegenwart eines Mit— gliedes Herzogl. Kammer, noch einen vierten Verſuch an, nachdem ſie zuvor den aufgetragenen ueberzug 5 Wochen * hindurch hatte trocknen laſſen, um ſich auch davon zu uͤber⸗ zeugen, ob etwa ſeine Schutzkraft mit der zunehmenden Austrocknung ſich vermindere. Auch wurde die Miſchung ſelbſt noch etwas anders zuſammengeſetzt und Federalaun hinzugefuͤgt, um die Conſiſtenz der Maſſe in der Gluthhitze zu verſtaͤrken. Der Ueberzug war diesmal reichlich einen Meſſerrücken ſtark aufgetragen und das Hausmodell ſelbſt etwas größer und ſtaͤrker, als die fruͤhern, fo daß es eine noch größere Menge Hobelſpaͤne faßte. Als dieſe nun ent⸗ zündet waren, erregten fie eine fo große Gluth, daß ſich — 124 — die Anweſenden weiter als jemals vorher zuruͤckziehen mußten und Mehrere derſelben das Anbrennen des Schorns ſteines befürchteten. Als aber nach einigen Minuten die dicht hineingeſtopften Spaͤne niedergebrannt waren, loͤſchten auch die Balken an den wenigen Stellen, wo der Ueberzug etwa abgeſprungen fein und das ausſtroͤmende Koblen— waſſerſtoffgas ſich entzuͤndet haben mochte, von ſelbſt wieder aus, ohne daß einer derſelben zerbrochen oder durchgebrannt geweſen waͤre, obgleich die Ueberzugsmaſſe auch diesmal an mehrern Stellen in ſichtbarer Rothgluͤhhitze geweſen war. Ja man fand das Holz ſelbſt an den Puncten, wo ſich der Ueberzug etwas geloͤſt hatte, nur auf der aͤu— ßerſten Oberflaͤche verbrannt, inwendig aber beim leichten Einſchneiden mit einem Taſchenmeſſer noch ganz unverfehrt, Es beſtand aber der feuerſi ichernde Ueberzug, wie ders ſelbe bei dieſem letzten Verſuche in Anwendung Bine wurde, aus: 1 Theil Leinoͤl, 141 = Papierbrei, 64 > trocknem Thon, 1 „ Leeim (geringfte Sorte), 1 ⸗Federalaun. 4 Die Bereitungsart deſſelben iſt nach der Angabe Herrn Huͤbler's folgende: Man loͤſt den Leim in ſeinem ſechsfachen Gewichte Waſſer auf, vermiſcht dieſe Loͤſung mit dem pulveriſirten Thon und ſetzt unter ſtarkem Ruͤhren nach und nach das Leinoͤl der zu erwaͤrmenden Maſſe zu, welche dadurch ein gleichfoͤrmig zaͤher Teig wird. Unter anhaltendem Um⸗ rühren wird dieſer nun mit fo viel heißem Waſſer verdünnt, daß er, erwärmt, eine beinahe fluͤſſige Con— ſiſtenz zeigt. Das Papier, welches durch anhaltendes Kochen mit Waſſer und Rühren fein zertheilt worden fein muß, wird in dieſem Zuſtande auf ein aufgeſpanntes Tuch geſchuͤttet, damit das Waſſer ablaufen und etwas ausgedruͤckt were den kann. — — Run wird der ſo erhaltene Papierbrei und der Asbeſt zur Maſſe gethan, darunter geruͤhrt und zuletzt noch der Eiſenvitriol als Pulver zugeſetzt. Iſt dieſes Gemiſch durch tuͤchtiges Kneten recht innig mit einander gemengt, ſo daß keine Klumpen und Flocken mehr zu bemerken ſind, ſo iſt die Maſſe zum Auf— ſtreichen fertig. Dieſes duͤrfte am beſten mit Maurerkellen geſchehen, wobei jedoch alle moͤgliche Sorgfalt und Genauigkeit an— zuwenden ſein wird, damit dem lodernden Feuer keine zu— gaͤngliche Stelle uͤbrig bleibe. Dann reicht aber auch dieſer Ueberzug, + Zoll dick aufgetragen, hin, das Holz vor dem Anbrennen zu ſchuͤtzen. Das Leinoͤl dazu kann roh und truͤbe fein. Zum Papierbrei taugen unbrauchbare Papierabgaͤnge jeder Art, am Beſten aber wohl von Pack- und Loͤſchpapier. Viel⸗ leicht ließe ſich derſelbe auch durch feingeſchnittenes Heu oder Moos erſetzen und ſo ein Erſparniß an Feuerung und Material bewerkſtelligen. Als Thonerde ward der Thon aus der Haak'ſchen Braunkohlengrube, welchen der Herr Verfertiger, die Fuhre fuͤr 6 Gr., bezogen hatte, ganz ge— eignet gefunden. Den Leim koͤnnte man vielleicht ganz oder zum Theil durch Staͤrkekleiſter erſetzen. Jedenfalls verwendet man ihn nur in der ordinairſten Qualitaͤt. Der Zuſatz des Federalauns (Asbeſtes) endlich, welcher die Miſchung weſentlich theurer macht, hat den Zweck, der Maſſe, wenn die davon umgebenen Balken verkohlt ſein ſollten, mehr Haltbarkeit zu geben; denn wenn auch die Flammengluth die in der Maſſe befindlichen organiſchen Subſtanzen zerſetzen und verkohlen ſollte, ſo halten dennoch die unverbrennlichen Asbeſtfaͤden den Ueberzug noch feſt, daß er nicht abblaͤttern und herabfallen kann. Der Frühlingsconvent der pomologiſchen Geſellſchaft 1858. i Eine protokollariſche Mittheilung von “il Eduard Lange ebene dh Dar auf den 2, Mai Pan diesjährige Frühlings⸗ convent der pomologiſchen Geſellſchaft wurde durch einen der erſten ſchoͤnen Fruͤhlingstage beguͤnſtigt, deſſen Heiterkeit und Waͤrme nach einer Reihe kalter und unerfteulicher Tage doppelt wohlthuend war. Vielleicht raubte uns aber auch dieſe ſchoͤne Witterung die Gegenwart manches ſonſt ge— treuen Geſellſchaftsmitgliedes, das ſich ſeinen ohnehin ver— ſpaͤteten Feld- und Gartenarbeiten an einem ſolchen Tage nicht gern entziehen wollte. Wie nun die Zahl der 28 Anweſenden verhaͤltnißmaͤßig klein war, ſo wurde auch den Verhandlungen nur eine kurze Zeit gegoͤnnt. Denn da ſich die Geſellſchaftsmitglieder erſt gegen 11 Uhr im Logen— hauſe einfanden, und im Beſchauen und Beſprechen einer wenn auch nicht eben durch die Menge, doch durch die Schoͤnheit und Seltenheit der Exemplare intereſſanten Blumenausſtellung noch ziemlich viel Zeit hinging, ſo blieb für die wiſſenſchaftliche Unterhaltung kaum 13 Stunde Zeit übrig, fo daß die von dem Herrn Kammerrath Waitz als Vorſitzenden angeregten Fragen meiſt nur fluͤchtig be— ruͤhrt, keineswegs aber erſchoͤpft und genugſam durch— geſprochen werden konnten. Die wichtigſten und ſeltenſten Beitraͤge zur Aus— ſtellung hatte der Kunſtgaͤrtner Walther aus den unter feiner Aufſicht ſtehenden Gewaͤchshaͤuſern des Herrn Dr. Cru— ſius aus 9 zur Anſicht geliefert, z. B. bluͤhende — MU — Erempläre von Charlwoodia congesta, Cactus calamı- formis, Dryandra plumosa, nivea, obtusa und nervosa, deren ganzes aͤußeres Erſcheinen zeigt, daß fie einer weit entfernten, eigenthuͤmlichen Erdgegend entſtammen. Die ſchoͤnſten Blumen dürften wohl einem Rhododendron ar- boreum Schmidtii, welches Herr Kunſtgaͤrtner Heller nebſt mehrern andern bluͤhenden Topfgewaͤchſen eingeliefert hatte, nicht abzuſprechen ſein, waͤhrend wieder die vom Herrn Hofgaͤrtner Kunze und ſeinem Bruder, dem Kunſt— und Eigenthumsgaͤrtner Louis Kunze eingelieferten, durch 18 Sorten Cinnerarien, Hyazinthen, Kamellien, Kennedien ꝛc. reichlich geſchmuͤckten Blumengruppen, nebſt der, welche der Herr Kunſtgaͤrtner Hauck aufgeſtellt hatte, als Ganzes durch die Pracht der Farben und die Fuͤlle der Bluͤthen dem Auge den angenehmſten Genuß bereiteten. Als vor— zuͤglich ſchoͤne Exemplare muͤſſen außerdem noch 4 vers ſchiedene Sorten bluͤhender Azaleen des Herrn Advocat Adam genannt werden, fo wie auch die Kunſtgärtner Geifert, Reißig und Walther (aus dem Beſſer'ſchen Garten) und einige andere Freunde der Blumenwelt, z. B. Hr. Kammerrath Waitz und Hr. Hofrath Brummer, ihre Liebe zu unſrer Geſellſchaft auf eine anerkennenswerthe Art durch mannigfache Einſendungen bethaͤtigt hatten. Die eigentlichen Verhandlungen der Geſellſchaft er— öffnete Hr. Kammerrath Waitz als Vorſitzender durch einen Vortrag, welcher eine Menge gemachter Erfahrungen uͤber den Einfluß der lange dauernden großen Kaͤlte des letzten Winters auf die verſchiedenen Pflanzen zuſammen⸗ ſtellte und zuletzt auch die übrigen Anweſenden zu ähnlichen Mittheilungen aufforderte. Es wurde nun die Erfahrung, daß die feineren Birnſorten auf Quittenunterlage weit beſſer als auf Wildling dem Froſte widerſtanden haben, von meh— rern andern Seiten beſtaͤtigt; ja man hatte ſelbſt die Birn— reißer beim Kommen des Fruͤhjahrs noch gruͤn gefunden, waͤhrend die Quittenunterlage ſelbſt dem Froſte erlegen war. Deßgleichen ſtimmten auch Mehrere in der Erfahrung uͤberein, daß Wein, Pfirſchen, Aprikoſen, Epheu, Jelaͤnger⸗ — m — Jelieber u. a. Gewaͤchſe in fonnigen Lagen weit mehr von der Kaͤlte gelitten haͤtten, als an kaͤlteren, ſchattigen Stellen. Auch blieb es noch unentſchieden, ob die Zahl der durch den Froſt gaͤnzlich zu Grunde gegangenen, erſt im vorigen Jahre vom Hrn. Superintendent Oberdiek aus Sulingen neuerhaltenen Obſtſorten, beſonders der Birnſorten, groͤßer ſei, als die in dieſem Jahre aus Dresden, Prag und Merſeburg unſerer Geſellſchaft oder einzelnen Mitgliedern neu uͤberſendeten Edelreißer, fuͤr deren Zuſendung wir uns den gütigen Gebern um ſo dankbarer verpflichtet Fühlen, je feltener in dieſem Jahre geſunde Edelreißer, ſelbſt der gewoͤhnlichern Obſtſorten, zu haben ſind. Gewiſſer, als der Stand unſeres Obſtſortiments, wenn auch in Betreff einiger entfernteren Mitglieder noch immer nicht gewiß genug, iſt der Stand der Geſellſchaft ſelbſt und ihrer Finanzen, welcher bei beiden im Ganzen er— freulich zu nennen iſt. Zwar verlor die Geſellſchaft ſeit dem letzten Convente zwei Ehrenmitglieder, naͤmlich 1) den Prof. Dr. Rees von Eſenbeck zu Bonn und 2) den Dechant Roͤßler zu Podiebrad durch den Tod, allein es traten ihr auch wiederum 1) der Regierungsrath Dr. Back, 2) der Kunſt- und Handelsgaͤrtner Geifert hier, 3) der Rittergutspachter Helbig in Ponitz, 4) der Anſpannguts⸗ beſitzer Kirmſe in Mockern, als wirkliche Mitglieder, und 5) der Rittergutsbeſitzer v. Berg zu Reukirchen bei Neus brandenburg, als correſpondirendes Mitglied bei; ſo wie die Geſellſchaft auch hofft, daß 1) Hr. Hofrath und koͤnig⸗ licher Leibarzt Kreißig in Dresden das Diplom als Ehrens mitglied, 2) Hr. Hofgärtner Zeiſig in Roſenau bei Nor burg, 3) Hr. Kunſtgaͤrtner Diecker in den pomologiſchen Anlagen zu Prag und 4) Hr. Kunſtgaͤrtner Urban zu Zwickau die ihnen beſtimmten Diplome als correſpondirende Mitglieder derſelben freundlich annehmen werden. In Beziehung auf unſre Finanzen wies die vom Caſſirer der Geſellſchaft, Hrn. Kammerrath Haſe, gefertigte und vom Hrn. Regierungsrath Wagner gepruͤfte Jahres⸗ rechnung auf 1835 eine Geſammteinnahme von 169 le. — 129 — 12 Gr. 2 Pf. hieſ. Curr., eine Geſammtausgabe von 129 Thlr. 12 Gr. 10 Pf., mithin einen Beſtand von 39 Thlr. 23 Gr. 4 Pf. nach. Der ganze Activvermoͤgens⸗ beſtand aber betrug am letzten Maͤrz 1838: 434 Thlr. 15 Gr. 7 Pf. hieſ. Curr., hat ſich alſo im letzten Jahre um 7 Thlr. 12 Gr. 3 Pf. gebeſſert. Unſer Verkehr mit auswärtigen verwandten Geſell— ſchaften iſt neuerdings wieder etwas belebter geworden und ſoll bei der immer wachſenden Anzahl aͤhnlicher Vereine noch mehr erweitert werden. Die Zuſendungen, durch welche uns mehrere derſelben erfreuen und unterſtuͤtzen, werden regelmaͤßig in unſern gedruckten Mittheilungen aus dem Oſterlande aufgeführt. Ueber die zweckmaͤßigſte Ver⸗ wendung eines unfrer Geſellſchaft im Laufe des letzten Winters zugekommenen Geſchenks ihres correſpondirenden Mitglieds, des Hrn. Dechanten und Oberpfarrers Gött> lich zu Georgswalde bei Rumburg in Boͤhmen, in 10 Fl. Conv. beſtehend, ſoll eine ſpaͤtere Monatsverſammlung ent= ſcheiden. ö ö Indem nun der Hr. Vorſitzende die einzelnen Zweige des Gartenbaues in Bezug auf unſere Thaͤtigkeit ins Auge faßte, brachte er zunaͤchſt in Betreff der Pomologie die aus fuͤhrlichere Zuſammenſtellung der über die Einwirkungen der letzten Winterkaͤlte gemachten einzelnen Erfahrungen, die Beobachtung der Baumbluͤthe der verſchiedenen Obſtſorten zu Gewinnung neuer Unterſcheidungsmerkmale derſelben, und die Anlegung von pomologiſchen Blaͤtterſammlungen von Reuem in Anregung und Erinnerung. Sollen aber dieſe Bemühungen, fo wie auch die hoͤchſt wuͤnſchens— werthen Verzeichniſſe der von den einzelnen Mitgliedern cultivirten Obſtſorten eine ſichere Grundlage haben, ſo iſt eine allgemeinere Kenntniß der Obſtſorten ſelbſt und eine Uebereinſtimmung in den Namen derſelben ganz unerlaͤß— lich. Daher muͤſſen es ſich alle Mitglieder angelegen ſein laſſen, durch Einreichung ihrer wirklich gewonnenen Baum— feuchte und durch Vergleichung derſelben unter einander — 150 — und mit den Beſchreibungen und Abbildungen bewaͤhrter und anerkannter Pomologen die richtigen Ramen 25. as gehoͤrige Einverſtaͤndniß zu gewinnen. | Hierauf wendete der Hr. Vorſitzende fi 9 zur Blumen⸗ zucht und nannte als empfehlens- und beachtenswerthe Zierpflanzen: Lilium atrosanguineum, fulgidum, exi- mium, speciosum und lancifolium durch Dr. v. Siebold aus Japan eingefuͤhrt; Euphorbia splendens, jacquini- flora, punicea und Poisettia; Epiphyllum splendens und latifrons ; Philibertia grandiflora; Chorizema Hench- manni; Schizanthus Rendleanus; Canna Revesii; Pe- largonium (Rendle's mountain Sylph); als neue und prächtige Georginen: Hope (Metropolitan Rose), Queen Victoria, Whales royal Standard, Duke of Devonshire; als neue ſchoͤne Roſen: Rosa Hardy; R. Duc de De- vonshire und knuͤpfte daran noch im Betreff des gefuͤllt blühenden Levkoienſamens die in einer Gartenſchrift vers oͤffentlichte Erfahrung, daß eine Levfoipflanze, deren Same vom erſten Jahre ſaͤmmtlich ungefuͤllte Saͤmlinge lieferte, uͤberwintert, im naͤchſten Jahre abermals Samenſchoten getragen habe, aus denen alle Koͤrner vollbluͤhende Pflanzen gegeben haͤtten. a Zum Gemuͤſebau endlich 8 empfahl 7 5 Kammerrath Waitz den Kohl von Delaware, den rieſen— mäßigen Waterloo-Kaiſer-Kuhkohl, den zarten Drummhead Savoi (bei Matthieu in Berlin) und den ebenfalls wohl— ſchmeckenden Chou pain (bei Schulze in Berlin); die Liverpool-, Algierſche, ſchwarze und Rohankartoffel; die 14 Pfd. ſchwere Madeira-Zwiebel (bei Schulze in Berlin); die zarte und wohlſchmeckende Gurke vom Libanon (bei Matthieu in Berlin) und zum Schluſſe noch einige Ge— traidearten, z. B. den Guaſtalla-Waizen und die Cavalier⸗ Gerſte, welche letztere Hr. Kammergutspachter Loͤhner n herbeigezogen und zur Ausſaat bereit hat. Weitere und ausfuͤhrlichere Verhandlungen geſtattete die vorgeruͤckte Zeit nicht, und es wurde daher die Sitzung — 131 — 4 nach 1 Uhr vom Vorſitzenden aufgehoben und darauf noch von den Anweſenden ein gemeinſchaftliches Mittags⸗ mahl eingenommen. ' * XXI. Jahresbericht, borgelfen am Stiftungsfeſte der naturforſchenden Ae des O ſterlandes, den 4. Juli 1838 Nin! vom Profeſſor Apetz, Secretair der Geſellſchaft. Hin Hochverehrte Anweſende, die Statuten der naturforſchenden Geſellſchaft des Ofters landes legen mir die ehrenvolle Verpflichtung auf, Ihnen in der heutigen Feſtſitzung eine gedraͤngte Ueberſicht von dem zu geben, was der Verein in dem verfloſſenen Jahre geleiſtet und erfahren hat, und Sie mit den Veraͤnderungen bekannt zu machen, welche mit ſeinem Perſonal und mit feinen Einrichtungen vorgegangen find, Wie billig, leite ich Ihre Aufmerkſamkeit zuerſt auf die wiſſenſchaftlichen Beſtrebungen der Geſellſchaft. Die monatlichen Hauptſitzungen haben ihren regelmäßigen Forts gang gehabt. Nur im Monat Januar mußte eine Vers ſammlung der ſtrengen Kaͤlte wegen ausgeſetzt bleiben. Von den in dieſen Zuſammenkuͤnften theils von einheimia ſchen Mitgliedern gehaltenen, oder von auswaͤrtigen Mit— gliedern eingeſandten und vorgeleſenen Vortraͤgen ſind bereits einige durch die Mittheilungen auch den entfernteren Vereins⸗ = — — gliedern zur Kenntniß gebracht worden; von andern, in fo weit fie fi) zur Veröffentlichung eignen, ſteht dies noch zu erwarten. Es mußte uns erfreulich fein, daß dieſe Mits theilungen ihren ungeſtoͤrten Fortgang haben konnten. Hierin ſowohl, als in dem oͤffentlich und privatim ausgeſprochenen Urtheil uͤber die Zweckmaͤßigkeit dieſes Inſtituts, darf die Redactionscommiſſion wohl eine belohnende Anerkennung ihres Strebens finden, den ihr gewordenen ehrenvollen, aber auch nicht muͤheloſen Auftrag, ſoweit, als es die dar— gebotenen Mittel verſtatteten, genuͤgend zu erfuͤllen. Wir hoffen, daß öfter, als bisher, von auswärtigen Mit⸗ gliedern eingeſandte Beitraͤge es moͤglich machen werden, dieſe Zeitſchrift kuͤnftig noch reicher auszuſtatten und ihr Beſtehen zu ſichern. Das dritte Heft des zweiten Jahrganges wird noch in dieſem Monate ausgegeben werden. Weiteren Stoff zur Unterhaltung in jenen Sitzungen gaben muͤndliche Vortraͤge uͤber neue Erfahrungen und Ent— deckungen im Bereiche der Naturwiſſenſchaften, oder inter eſſante Mittheilungen aus Zeitſchriften und naturwiſſen⸗ ſchaftlichen Werken, an welche ſich dann die Erkenntniß bereichernde und die Unterhaltung belebende Discuſſionen knuͤpften und ein Austauſch der Kenntniſſe und Anſichten Statt finden konnte, der dieſe Stunden eben ſo lehrreich als angenehm machte. Lebhaftes Intereſſe gewaͤhrte auch unſere auswaͤrtige Correſpondenz, auf die ich noch einmal zuruͤck— kommen werde. Die uͤbrige Zeit fuͤllten dann Berathungen und Beſchluͤſſe aus, welche theils das innere Leben, theils den aͤußern Organismus der Geſellſchaft betrafen. Wir glauben, mit Recht behaupten zu dürfen, daß dieſen zus weilen allerdings kleinlichen Gegenſtaͤnden in dem ver— gangenen Jahre nicht mehr Zeit vergoͤnnt worden iſt, als eben nothwendig war, und daß man alſo nicht Urſache hatte, ſich daruͤber zu beſchweren, daß dieſe Aeußerlichkeiten zu viel Zeit geraubt. Es wird wohl auch Niemand in Abrede ſtellen, daß gerade dieſe Angelegenheiten fuͤr das Beſtehen und Gedeihen einer ſolchen Geſellſchaft von hoher — 188 - Wichtigkeit ſind, und ſie vernachlaͤſſigen, hieße dem Baume die Axt an die Wurzel legen. Unſere auswaͤrtige Correſpondenz iſt auch in dem ver⸗ gangenen Jahre ziemlich lebhaft geweſen, und von den damit Beauftragten, inſofern es ihre anderweitigen Vers haͤltniſſe geſtatteten, mit Eifer gefuͤhrt worden. Wir haben manche ſchaͤtzbare Zuſchriften aus verſchiedenen Theilen Deutſchlands, aus Ungarn und Italien erhalten und die in ihnen niedergelegten Verheißungen berechtigen uns zu der Hoffnung, daß wir in dem neuangetretenen Geſellſchafts— jahre von dorther weſentliche Bereicherungen für unfre Samm— lungen, für unſere Bibliothek, und für unſere Sitzungen mannigfachen Stoff zur Unterhaltung gewinnen werden. Mehrere auswärtige gelehrte Geſellſchaften haben uns fort⸗ waͤhrend ihre Geſellſchaftsſchriften mitgetheilt, und auf unfer Entgegenkommen hat uns ein naturwiſſenſchaftlicher Verein, der zwar erſt ſeit 1834 beſteht, aber bereits ſehr viel ge— leiſtet hat und einen ehrenvollen Rang unter den Ans ſtalten dieſer Art behauptet, der Mannheimer Verein für Raturkunde, die von ihm bis jetzt herausgege— benen Schriften geſandt. In unſern Mittheilungen be- ſitzen wir ein erwuͤnſchtes Mittel, dieſen Vereinen unfere Dankbarkeit zu erweiſen. "a Die Sammlungen der Geſellſchaft haben in allen ihren Zweigen Bereicherungen erhalten. Die Quadrupeden ſind durch mehrere ſehr intereſſante Stuͤcke vermehrt worden, wie Semnopithecus mitratus, Moschus napu (das Zwerg⸗ moſchus, von den Eingebornen Kantschil genannt), Anti- lope tragulus, Felis minuta, die fleinfte Katze von Java, Viverra Zibetha, die Zibetkatze, Plerodactylus nitens, ein fliegendes Eichhorn von Java, dann das merkwuͤrdige langſchwaͤnzige Schuppenthier von Java, Manis penta- dactyla, das zwiſchen Ratz und Maulwurf ſtehende Tupaja tana, einige außereuropaͤiſche Eichhoͤrnchen und eine aus— gezeichnet ſchoͤne Varietaͤt eines Haſen. Zu den Voͤgeln ſind manche Seltenheiten gekommen, beſonders ſchaͤtzbare oſtindiſche Species, dann der ſeltene II. 10 — 134 — Cursorius isabellinus aus der Tartarei, und die gleich ſeltenen Pterocles setarius aus den Pyrenaͤen und Turdus Naumanni, ferner ein auf der Saale erlegtes, ungemein ſchoͤnes Exemplar von Mergus merganser, mit dem praͤparirten, ſo merkwuͤrdig gebildeten Kehlkopf, vom Hrn. Dr. Richter in Roda eingeſandt, dann ein Exemplar von Podiceps cristatus, Geſchenk des Hrn. Foͤrſter Kohl— mann in Gangloff. Der ausgezeichnetſte Gewinn aber war fuͤr unſer ornithologiſches Kabinet die ſowohl durch große Vollſtaͤndigkeit, als durch ſeltene Schönheit der Exem⸗ plare ausgezeichnete Sammlung deutſcher Raubvoͤgel, welche der Hr. v. Poͤllnitz in einer langen Zeit und mit dem be— harrlichſten Streben zuſammengebracht und der Geſellſchaft nun zum Geſchenk gemacht hat. Gern haͤtten wir dieſe Samm— lung fuͤr fi) als eine v. Poͤllnitziſche Schenkung beſtehen lafs ſen, wenn dies unſer beſchraͤnkter Raum geſtattete. So haben wir fie der übrigen Sammlung einverleiben muͤſſen. Meh— rere Species, wie der koſtbare Falco islandieus, Edelfalk, der artige Falco aesalon, Merlin, ſind neu fuͤr uns, andre glänzen durch ihre Schönheit und Größe bemerkenswerth als Prachtexemplare unter den uͤbrigen hervor, oder erwecken als ſeltene Varietaͤten, wie der ſchoͤne weiße F. buteo, ein lebhaftes Intereſſe. So hat denn der verehrte Geber zu den vielen Verdienſten um unſre Geſellſchaft ein neues hinzugefügt, das, wie jene andern, von uns ſtets in dank⸗ barem Andenken fortleben wird. Auf dem Wege des Tauſches haben wir vom Hin v. Huͤber in Klagenfurt einige neue Sachen erhalten, nach denen wir bisher vergeblich geſtrebt hatten, ſo ein ſchoͤnes Paͤrchen von dem uns oft verheißenen, allein bis jetzt noch nicht gelieferten Haſelhuhn, ein Paͤrchen von dem aller— liebſten Tichodroma phoenicoptera, den Anthus Doricus und Emberiza melanocephala. Zwei uns noch fehlende europaͤiſche ſeltene Arten, den Falco timunculoides und Strix acadica haben wir noch von ihm zu erwarten. Durch Hrn. Profeſſors Leunis in Hildesheim Guͤte konnten wir die ſo hoͤchſt gefaͤhrliche Kreuzotter in allen — 15 — Verſchiedenheiten des Colorits nach Alter und Geſchlecht lebendig beobachten und die hieſige Jugend mit dieſem Thiere bekannt machen. Schon manches Menſchenleben iſt durch den Biß dieſes Thieres gefaͤhrdet, ja vernichtet, manches lebenslaͤngliche Siechthum herbeigefuͤhrt worden, und doch hat man es bisher ſo wenig gekannt, daß noch im vorigen Jahre durch die Unbekanntſchaft damit auch in hieſiger Stadt großes Ungluͤck haͤtte entſtehen koͤnnen, das wie durch ein Wunder abgewendet blieb. Es mußte uns daher ſehr erfreulich ſein, zu gleicher Zeit mit den dankbarſt erkannten Maas nahmen einer hohen Landesregierung zur Verminderung dieſer ſchaͤdlichen Thiere in unſerm Vater— lande den Mitgliedern unſers Vereins und dem hieſigen Publikum überhaupt theils durch die Lectuͤre des hoͤchſt lehrreichen Schlangenwerkes von Lenz, theils durch Aus— ſtellung lebender, vom Hrn. Stadtapotheker Baumann in ſicherem Gewahrſam gehaltener Kreuzottern etwas dazu bei— tragen zu koͤnnen, daß dieſe Giftſchlangen bekannter und beſſer vermieden werden moͤchten. Leider war es uns heute noch nicht moͤglich, ſowohl dieſe, als auch eine Anzahl anderer zum Theil ausgezeichnet ſeltner und ſchoͤner Am— phibien, die wir unſerm lieben Landsmanne, Hrn. Dr. Schlegel zu Leyden, verdanken, gehoͤrig aufzuſtellen, da wir bisher die dazu noͤthigen Cylinderglaͤſer noch nicht herbei— ſchaffen konnten. Beim naͤchſten Stiftungsfeſte wird wohl auch dafür geſorgt fein. Auch die Conchylienſammlung, deren ſich Hr. Polizei⸗ pedient Reefe eifrigſt angenommen hat, iſt wenigſtens nicht ganz leer ausgegangen. Sie iſt um eine kleine An— zahl Suͤßwaſſerconchylien vermehrt worden, die wir von Hrn. v. Huͤber in Klagenfurt erhalten haben. Einen andern Zuwachs duͤrfen wir von unſerm verehrten Freunde, dem durch feine trefflichen naturhiſtoriſchen Werke rühmlichſt bekannten Hrn. Kuͤſter in Erlangen erwarten. Die Geſellſchaft hat ſich auf den dringenden Wunſch der Entomologen zu einer für ihre Kraͤfte ſehr bedeutenden Anſtrengung bewegen laſſen. Es ſind mit einem Aufwande 10 * — 156 — von beinahe 80 Thlrn. zwei Inſectenſchraͤnke angeſchafft worden. Dies haben denn die Entomologen dankbar er— kannt und für die beiden wichtigſten Inſectenclaſſen, für die Schmetterlinge und Kaͤfer, geleiſtet, was ſie nur leiſten konnten. Die europaͤiſchen Lepidoptern ſind von Hrn. Privat⸗ lehrer Schlenzig in die ſchoͤnſte Ordnung gebracht mit einem Opfer von Zeit und Muͤhe, wofuͤr ihm die Geſellſchaft nicht dankbar genug ſein kann. Viele Luͤcken hat derſelbe aus ſeinen eignen Doubletten ergaͤnzt, andere zum Theil ſehr ſeltene Species verdanken wir der Güte zweier cor— reſpondirenden Mitglieder, des Hrn. Superintendent Heyden⸗ reich zu Weißenfels) und des Hrn. Graveurs Schmidt ebendaſelbſt. Mit Arten aus der Familie der Mikrolepi⸗ doptern, einer Familie, welche gerade in unſern Tagen ſo viele Entomologen beſchaͤftigt, hat unſre Sammlung Hr. Kupferſtecher Harzer in Dresden anſehnlich bereichert. Dies muß uns um ſo lieber ſein, da dieſer Kuͤnſtler durch feine unübertrefflichen Tafeln zu dem claſſiſchen Werke von Fiſcher Edlen von Roͤßlerſtamm uͤber die Mikrolepidoptern ſich als Meiſter in dieſem Fache bewaͤhrt hat. Denn dieſe Tafeln ſind in Hinſicht auf Genauigkeit und Schoͤnheit das Vollendetſte, was Europa in dieſer Art bis jetzt auf⸗ zuweiſen hat. . Die Kaͤfer ſind, mit Ausnahme der beiden Familien der Heteromera, an welchen wir noch ſehr arm ſind, und der Mikroptera, deren Beſtimmung aͤußerſt ſchwierig und zeitraubend iſt, geordnet, wie es die dargebotene Raums lichkeit verſtattete. Alle Producte des Oſterlandes ſind mit einem rothen Papierchen verſehen. Hunderte von Species ſtecken bereit, um kuͤnftig eingeordnet zu werden, wozu hoffentlich der naͤchſte Winter Zeit bringen wird. Eine *) Der auch heute einige intereſſante Species durch Hrn. Paſtor Thienemann uͤberſendet und bedauert, nicht ſelbſt erſcheinen und einen bereits ausgearbeiteten Vortrag halten zu koͤnnen. - 137 — Vermehrung um 200 Species verdanken wir der Freigebigs keit eines verehrten Freundes, des Hrn. Cantors Maͤrkel in Stadt Wehlen in der ſaͤchſiſchen Schweiz. Dieſer tuͤch— tige Entomolog hat uns fernere Zuſendungen verſprochen, denen wir mit Verlangen entgegenſehen, da ihn ſeine reiche Gegend in den Stand ſetzt, werthvolle Producte zu ſchicken, und feine Beſtimmungen gerade in den ſchwierig— ſten und kleinſten Gattungen zuverlaͤſſig ſind. Auch iſt die Sammlung um eine Anzahl krainer Kaͤfer vermehrt worden, welche der Vortragende von ſeinen von dorther erhaltenen Doubletten an das Muſeum abgeben konnte. Mehrere Ver— ſuche, Inſecten aus Ungarn zu erhalten, ſind bis jetzt fehl— geſchlagen. Da wir nun auf den Ankauf folder Natur ralien fuͤr jetzt keine Geldmittel verwenden koͤnnen, ſo wird uns dieſes reiche Land vorerſt wohl noch verſchloſſen blei— ben, waͤhrend wir von dortigen Freunden die koſtbarſten Mineralien erhalten haben. Für die uͤbrigen Inſecten— claſſen hat bis jetzt noch wenig geſchehen koͤnnen. Einen neuen erwuͤnſchten Zuwachs hat unſre Samm- lung in einem Zweige erhalten, in dem wir bisher noch gar nichts beſaßen. Es iſt dies eine Anzahl von Zoo— phyten, die uns Hr. Schlegel geſandt hat. Sie werden ſich uͤber die wunderlichen Gebilde dieſer Zwitterweſen ge— freut haben, von deren Bewohnern wir lange nur ſehr duͤrftige Rotizen erhalten haben, bis erſt in neuerer Zeit die Beobachtungen einiger Raturforſcher uͤber ihr Leben und über ihre Fortpflanzung uns wo moͤglich ein noch größeres Intereſſe fuͤr ſie abgewonnen haben. Pflanzen erhielten wir von Hrn. Geyer in Siber der uns ſchon fo oft mit, Beiträgen für unſer Herbarium beſchenkt hat, und ein Prachtexemplar einer Peziza vom Hrn. Poſtmeiſter Hager, wozu der Gymnaſiaſt Geinitz noch eine andere Species lieferte. Die Mineralienfammlung endlich wurde beſchenkt von den Herren Martius, Schade⸗ witz, Zinkeiſen, mit einem Echinit, den er auf ſeinem Felde gefunden, vom Hrn. Gutsbeſitzer Kreß, und am heu⸗ = 188 = tigen Tage mit einer ſehr ſchoͤnen geognoſtiſchen Suite der Kohlenformation bei Dresden, vom Attilleriearzt Hrn. Praͤske in Dresden. Der Leitung der Bibliotheksgeſchaͤfte hat ſich auch in dem verfloſſenen Jahre Hr. Geheime Hofrath Dr. Wink⸗ ler mit gewohnter Sorgfalt unterzogen und die Benutzung derſelben moͤglichſt zu erleichtern geſucht. Wer das Muͤh— ſelige und oft auch Verdrießliche dieſer Geſchaͤfte kennt, wird ihm in der Stille des Herzens fuͤr die Muͤhe und die Zeit danken, welche er dem Beſten der Geſellſchaft, auf das er ſtets eben ſo eifrig, als uneigennuͤtzig bedacht geweſen iſt, zum Opfer gebracht hat. Vermehrung erhielt die Bibliothek theils durch Ankauf aus eignen Mitteln, theils durch Geſchenke, welche einem ſchon fruͤher gegebenen, aber noch nicht erfüllten Verſprechen gemäß mit den üb» rigen, ſeit einigen Jahren der Geſellſchaft verehrten Gaben in den Mittheilungen oͤffentlich bekannt gemacht werden ſollen. Durch einen abermaligen Beweis des uneigen— nuͤtzigſten Beſtrebens, ſich der Geſellſchaft nuͤtzlich zu er weiſen, machte es uns Herr von Poͤllnitz moͤglich, das claſſiſche Werk von Naumann uͤber die Voͤgel Deutſch— lands zu erwerben, indem er uns daſſelbe, ſo weit als es bis dahin erſchienen war, um die Halfte des Preiſes von 120 Thlrn., alſo um 60 Thlr. kaͤuflich uͤberließ und es uns uͤberdies geſtattete, dieſe fuͤr uns ſehr bedeutende Summe in einzelnen Friſten allmaͤlig abzutragen. Wenn der Beſitz dieſes beruͤhmten Werkes fuͤr jede naturwiſſen— ſchaftliche Bibliothek hoͤchſt wuͤnſchenswerth ſein muß, ſo hat er fuͤr uns auch deshalb ein beſonderes Intereſſe, weil gerade unſere ornithologiſche Sammlung aus leicht begreif— lichen Gründen immer mit einiger Vorliebe gepflegt worden iſt und wir nun in zweifelhaften Faͤllen, was die deutſchen Voͤgel betrifft, einen zuverlaͤſſigen Fuͤhrer haben. Die Anſchaffung dieſes Werkes und andrer literariſchen Hülfsmittel, welche für einen wiſſenſchaftlichen Verein ganz unentbehrlich find, namentlich der Ankauf erſchienener Fort⸗ ſetzungen von theuern naturgeſchichtlichen Buͤchern, als — 139 — De Candolle's Flora, Oken's Raturgeſchichte, Rees v. Eſen⸗ beck's Genera plantarum, Goldfuß's zoologiſcher Atlas, Zenker's Flora und der circulirenden Journale, verbunden mit dem Ankauf theurer Inventarienſtücke, wie der Inſecten⸗ ſchraͤnke, hat natuͤrlich unſre Caſſe ſehr in Anſpruch ge— nommen. Es wird alſo nicht befremden, wenn ich be— merke, daß ſich, ungeachtet der im vorigen Jahresbericht angezeigten Vermehrung unſerer Geldmittel, ungeachtet wir uns manchen billigen Wunſch verſagten, manche beanſpruchte oder beantragte Ausgabe zuruͤckwieſen, unſere Finanzen den» noch keineswegs in einem bluͤhenden Zuſtande befinden, und daß wir uns auf das Roth wendigſte beſchraͤnken muß⸗ ten, um mit Ehren durchzukommen. Daher muͤſſen wir uns aber auch gluͤcklich ſchaͤtzen, daß wir im Hrn. Dr. Brand einen fo pünftlichen und mit den Intereſſen und Beduͤrf— niſſen unſerer Geſellſchaft ſo vertrauten Caſſenbeamten be— fisen, und daß fi ich derſelbe auch ferner dem nicht eben angenehmen Geſchaͤfte der Verwaltung unſerer Caſſe unters ziehen will. Uebrigens werden wir auch in Zukunft fort— fahren, wie bisher die Zwecke der Geſellſchaft mit ihren Mitteln im Gleichgewichte zu erhalten. Zuletzt wende ich mich nicht ohne das Gefühl tiefer Wehmuth zu den Veraͤnderungen, die mit dem Perſonale der Geſellſchaft vorgegangen ſind. Mehrere Mitglieder, deren weitberühmte Namen unſerer Geſellſchaft zur Zierde e und die oͤfters durch Schrift und Gabe ihre itgliedſchaft bethaͤtigten, find uns durch den Tod ent riſſen worden. So der unvergeßliche Zenker, ſo Rees v. Eſenbeck, ſo Paula-Schrank und Sickler. Und unſer all⸗ gemein verehrter und geliebter Schottin — ach, wir werden ihn nicht mehr unter uns erblicken. Er wandelt nun in 8 jenem von irdiſchen Rebeln nicht mehr getrübten Lichte, deſſen Ahnungen ihn hier auch dann noch, als ſchon ſein irdiſches Auge dunkelte, ſo oft verzuͤckten. Vielleicht ſchoͤpft er nun unmittelbar aus dem Quell jener Urkraft, die, wie ſie das All traͤgt, ſo auch ſein edles Gemuͤth bewegte. Das Andenken des wohlthaͤtigen Arztes, des geiſtreichen — 40 — Forſchers, des edeln Menſchen, des frommen Chriſten, un⸗ ſers Freundes und Vorbildes ſei unter uns geſegnet! — Auch die Zahl unſerer einheimiſchen Mitglieder wurde durch den Tod gelichtet. So mußte der Hr. Geheime Hofrath Dr. Schuderoff, er, der ſelbſt ſo Vielen das Leben er— halten oder gefriſtet, nach langem, ſchmerzlichem Kranken⸗ lager erliegen. Den herbeſten Verluſt aber erlitt unſere Geſellſchaft durch den Tod des Hrn. Geheimenraths und Kammervicepraͤſidenten Geutebruͤck. Er war einer der Stifter unſerer Geſellſchaft und gehoͤrte ihr vom erſten Augenblicke ihres Beſtehens bis zu ſeinem letzten Athemzuge mit einer Innigkeit und mit einer Thaͤtigkeit an, wie fie ſelten ges funden werden. Seine lehrreichen Vorleſungen in unſern Monatsſitzungen und an unſern Stiftungstagen, feine Vor— traͤge in der eigenen Wohnung, wo er, unterſtuͤtzt von einem glänzenden Apparat, für feine Lieblings wiſſenſchaft Reigung zu erwecken und ihre Kenntniß allgemeiner zu verbreiten nicht ohne Aufopferung der ihm koſtbaren Muße⸗ ſtunden bemuͤht war, die gluͤcklichen Erfolge, mit denen er ſo oft die Intereſſen der Geſellſchaft befürwortete, und bei dem Allen ſeine liebenswuͤrdige Beſcheidenheit und ſeine aͤchte Humanitaͤt haben ihm ein ehrenvolles Andenken unter uns geſichert, das dauern wird, ſo lange die Geſellſchaft ſelbſt beſteht. 4 Einige einheimiſche Mitglieder fanden ſich durch ver⸗ ſchiedene Ruͤckſichten bewogen, aus unſerm Kreiſe aus⸗ zuſcheiden, naͤmlich: Herr Kaufmann Beſſer, s Gaſtwirth Müller und ⸗Kriegscommiſſaͤr Pitſchel. Beilauſig moͤge hier bemerkt werden, daß zufolge Geſell⸗ ſchaftsbeſchluſſes vom 6. März 1838 kuͤnftig von jedem freiwillig austretenden Mitgliede das Diplom zurückgefordert werden fol, ö 1 Aufgenommen wurden im Verlaufe des letzten Jahres: — 141 — a) zu Ehrenmitgliedern: hir Hr. Julius Vincenz Edler von Krombholz, Dr. der Mediein und Profeſſor an der Univerfität zu Prag; 5 10) Hr. Dr. und Profeſſor Mikan zu Prag; Hr. Georg Bentham, Seeretär der Horticultur-So— cietaͤt zu London; Hr. Geheimer Hofrath Bachmann, Dr. und Profeffor der Philoſophie zu Jena. b) zu einheimiſchen Mitgliedern: Hr. Dr. Bernhardi junior, der aber bald nach feinem Eintritte wieder geſtorben iſt; Hr. Hofapotheker Huͤbler; Hr. Stadtrichter Ritter, welchen beiden in der heutigen Feſtſitzung die Diplome überreicht werden ſollen. c) zu correſpondirenden Mitgliedern: Hr. Apotheker Lucaͤ zu Berlin; Hr. Apotheker Beneke zu Naumburg; Hr. Superintendent Heydenreich zu Weißenfels; Hr. Graveur Schmidt zu Weißenfels; Hr. Profeſſor Koſteletzky zu Prag; Hr. Cuſtos Corda zu Prag; Hr. Apotheker Lang aus Reutra in Ungarn; Hr. Dr. Biaſoletto, Vorſteher des botaniſchen Gar⸗ tens zu Trieſt; Hr. Dr. Schnitzer in Berlin; 1 Hr. Dr. ph. Geinitz, Lehrer an der polytechniſchen Anſtalt zu Dresden. 8 In der am 12. Juni gehaltenen Wahlverſammlung wurde beſchloſſen, daß, da mit dem Tode des Hrn. Vice⸗ praͤſidenten Geutebrück der §. 14. Nr. 4. der Statuten vorgeſehene Fall eingetreten ſei, zufolge dieſes Paragra⸗ phen Hr. Landjaͤgermeiſter Graf v. Beuſt erſucht werden ſolle, noch ein Jahr lang im Directorium zu bleiben, welchem Wunſche der Hr. Graf auch entſprochen hat. Demnach bilden in dieſem Jahre das Directorium — 142 — a) Hr. Landjaͤgermeiſter Graf v. Beuſt, b) ⸗Kammerrath Waitz, c) = Rath und Kammerverwalter Binfeifen, welchem die dritte Directorialſtelle übertragen wurde. Im übrigen Beamtenperſonale wurde keine Veraͤn⸗ derung beliebt. N XXII. Ueber die Braunkohlenlager unweit Altenburg. Zweite Abhandlung. Vom Rath Zinkeiſen. Durchlauchtigſter Herzog! Hochgeehrteſte Herren! Meine Ihnen vor zwei Jahren an unſerm Stiſtungsfeſte - vorgetragene Abhandlung über unfere Braunkohlenlager und deren Abbau iſt ſo nachſichts voll aufgenommen worden, daß ich mir gegenwaͤrtig wohl erlauben darf, uͤber die Wahr— nehmungen daruͤber waͤhrend dieſer Zeit bis jetzt Einiges nachzutragen und Ihnen dann eine Zuſammenſtellung und Vergleichung uͤber die Zerſtoͤrungen und Veraͤnderungen, welche vorzugsweiſe die ſaͤmmtlichen Holzgattungen der Vorwelt und Gegenwart bis auf unſere Zeiten erlitten haben und noch erleiden, vorzulegen, wozu mir das bituminoͤſe Holz in der Sa und die, rn ſchung über die Frage: welchen Gohpäkkähgene PO. die dani Hölzer unſerer Braunkohlenlager wohl an? Veranlaſſung gegeben hat. — 143 — Ich gehe ſofort zum erſten Theile meiner gegenwaͤr⸗ tigen Arbeit, zu den ö Wahrnehmungen über unfere Braunkohlenlager und ihren Betrieb ſeit meines Vortrags vor zwei Jahren über, Zuerſt habe ich Ihnen eine nicht unintereffante neue Entdeckung für den Naturforfiher, der freilich auch fein Auge den kleinſten Kleinigkeiten zuwenden muß, mitzutheilen. Raͤmlich ich ward von dem gefaͤlligen Gaſthofsbeſitzer Hrn. Thurm hier darauf aufmerkſam gemacht, daß er vorigen Winter in ſeiner bekannten Braunkohlengrube unweit hier wieder auf den Ort gekommen ſei, wo im Jahre 1832 die den Mandeln oder Cacaobohnen aͤhnlichen Fruͤchte ent— deckt wurden, welche ich in meiner S. 101 ff. des 2. Viertel⸗ jahrsheftes der Oſterlaͤndiſchen Mittheilungen pr. April 1837 abgedruckten Vorleſung beſchrieben habe, und daß deren auch bereits wieder gefunden worden. Bei hierauf vor— genommenen Nachſuchungen fand ich dieſes allerdings be— ſtaͤtiget und war ſo gluͤcklich, wiederum eine kleine Anzahl davon ſelbſt aufzufinden, wovon ich Ihnen eine Probe in beifolgenden zwei Kaͤſtchen, abgeſondert nach den zwei ver— ſchiedenen von Zenker mit Baceites cacaoides und rugosus bezeichneten Arten vorzuzeigen die Ehre habe. Bei dieſer Gelegenheit bemerkte ich nun, daß die obere Schicht der Braunkohle, wo dieſe Fruͤchte 30 Ellen tief in einem mit feinförnigen und dem feinſten weißen Sand gemengten Haufwerk von bitumindſen kleinen Zweigen, Baumrinden und Blättern, welche theilweiſe ſchon ganz in Braunkohle übergegangen find, mit einer Menge ſchwarzen Samen— koͤrnern untermiſcht ſei „welche man früher bei ifo lung jener Früchte nie bemerkt hat. Ich habe mir viel Muͤhe gegeben, etwas Wem ſammeln, bin aber nur, bei der großen Serbrechlichkeit dieſes Samens, obgleich er, wie geſagt, häufig in erwaͤhnter Schicht vorkommt, nur die in beifolgendem Gläschen ber findliche Parthie zuſammenzubringen im Stande gewefen, - Er, ſieht dunkelgraulichſchwarz, hat theilweiſe durch — 144 — die erlittene Compreſſion die rundliche Geſtalt einer kleinen Linſe mit zwei entgegengeſetzten ſtumpfen Spitzen angenom⸗ men, während die urfprünglihe Geſtalt eine walzenförmige, am einen Ende mit einer Spitze, am andern abgerundet, ungefaͤhr von der Form des Fichten- oder Kiefern-Samens geweſen zu ſein ſcheint; iſt jedoch etwas groͤßer als dieſe beiden Samenarten und kleiner als ein mittlerer Apfelkern, der innere Kern iſt davon verſchwunden und das Ganze in braunkohlenaͤhnlichem Zuſtande. \ Ob ich gleich geneigt wäre, denſelben für eine Art Schwarzholzſamen anzuſprechen, in Beruͤckſichtigung der früher in dieſer Grube aufgefundenen Zapfen und uͤber— haupt haͤufig vorkommenden, dem Pinusgeſchlecht unbeſtritten aͤhnelnden bitumindfen Holzgattungen, fo maße ich mir doch darüber kein Urtheil an, fondern überlaffe dieſes lediglich den Herren Botanikern. Zur Vergleichung jedoch habe ich die Samenarten unſerer Schwarzholzgattungen beigefuͤgt, und zwar im Glaͤbchen f Nr. 1 von Pinus abies, Tanne, „ 2 „„ pycea, Fichte, „ 3 „„ 'sylvesiris, Kiefer, e 4 # laryx, Lerche, „ 5 2 e mughus, Krumbholzkiefer, welchen letzteren ich vom Rieſengebirge ſelbſt mitgebracht. Der Samen von Pinus cembra, Zirbelnuß, fehlt mir leider. Sehen Sie Selbſt und entſcheiden Sie. Es iſt dieſes Auffinden von urweltlichen Samenarten zwar nichts Reues, indem Ritter v. Leonhardt in ſeiner Geognoſie und Geologie vom Jahr 1835 S. 213 anführt, daß ſich in den untern Theilen mancher Torfablagerungen gewiſſe Samenarten von Menyanthes trifoliata, Fieberklee, Scheuchzeria palustris, Sumpfſcheuchzerie, eine Art Binſengewächs und Carex und Segge-Arten haͤuſig finden; ob dergleichen Samenarten aber in der a Braunkohle ſchon vorgekommen, iſt mir nicht erinnerlich und daher dieſe Erſcheinung gewiß beachtenswerth. Beifolgende Stuͤcke der oberſten Braunkohlenſchicht, worin mehrere mandelartige Fruͤchte mit dieſen Samen gemiſcht zugleich abgelagert ſind, moͤgen Sie, hochgeehrteſte Herren, von dieſem Vorkommen ſelbſt genau uͤberzeugen; nur empfehle ich fie der leichten Zerſtoͤrbarkeit und Seltene heit wegen, da beide Vorkommen auf einen verhaͤltniß— maͤßig ganz kleinen Raum beſchraͤnkt ſind, Ihrer gefaͤlligen zarten Behandlung. Eine fernere merkwuͤrdige Erſcheinung in derſelben oberſten Braunkohlenſchicht der Grube des Herrn Thurm iſt das Vorkommen der vegetabiliſchen Holzkohle, ſcheinbar von uͤber der Erde verbrannten, kaum zolldicken Reiſern und Aeſten herruͤhrend und ſtets nur kurze ab— gebrochene Kohlenſtuͤckchen enthaltend, wie Sie aus bei- gehenden Exemplaren erſehen werden. Durch welchen Ver— brennungs- oder Verkohlungsproceß mögen fie entſtanden und wie mit der Braunkohle und dem bituminoͤſen Holz überhaupt, dem jedenfalls ein erwaͤrmter feuchter Gaͤhrungs— proceß zum Grunde gelegen, zuſammengefuͤhrt und innig gemengt worden fein? Hypotheſen darüber aufzuſtellen, wuͤrde zu weit abfuͤhren, ich enthalte mich jeder. Rur uͤber eine aus meinen mehrfachen Rachforſchungen hervorgegangene innere Ueberzeugung muß ich mich nach— traͤglich noch ausſprechen: Ich glaube naͤmlich mit vieler Gewißheit annehmen zu koͤnnen, daß die mehrgedachten mandelartigen Fruͤchte und neuaufgefundenen Samen nicht, wie der verſtorbene Profeſſor Dr. Zenker in Jena in feinen Beiträgen zur Naturgeſchichte der Urwelt, Jena 1833, über erſtere ana gibt, aus ſuͤdlichen Gegenden oder aus der Nähe, vielleicht dem Erzgebirge, herangeſchwemmt worden, ſondern daß der Strauch oder Baum, von welchem ſie herruͤhren, auf der Stelle geſtanden, wo jene Fruͤchte jetzt noch gefunden wer— den. Denn wie koͤnnten dieſe gerade auf einem ſo ſehr beſchraͤnkten Raume durch Waſſerfluthen aus der — DE — Ferne zufammengeführt worden fein ? und mache Sie hierbei namentlich auf das eine vorgezeigte Stuͤck aufmerkſam, worauf 18 Stück ſolcher Fruͤchte auf einem Raume von 3 Zoll im Quadrat zuſammengehaͤuft ſind. Denn man glaube ja nicht, daß fie in der ganzen Thurm'ſchen Braun— kohlengrube überall vorkommen und ſo ſehr leicht zu finden ſind; der Raum, wo ſie vorkommen, iſt im Ganzen klein zu nennen und wer ihren Fundort und ihr Vorkommen nicht genau kennt, kann unter den großen herausgeſchafften Braunkohlenhaufen Wochen und Monate lang ſuchen, ohne nur eine einzige zu finden, waͤhrend ſie in der Schicht, worin ſie abgelagert ſind, gerade nicht ſelten vorkommen. Wuͤrden ſie nicht durch die Waſſerfluthen in dem ganzen Braunkohlenlager ſo zerſtreut worden ſein, daß ſie vielleicht gar nicht entdeckt worden waͤren? Daß Waſſerfluthen dabei thaͤtig geweſen ſein muͤſſen, iſt zwar durchaus nicht abzuſtreiten, aber koͤnnen ſie nicht vielleicht die Bodenflaͤche jener Baͤume oder Straͤucher mit groͤberem oder ganz feinem Sand, der in jener Schicht uͤberall gefunden wird, nur leicht beſpuͤlt und überfhüttet haben? So viel von den neueren Vorkommniſſen in unſern Braunkohlengruben. Ich gehe nun zur weitern Aufſchließung der maͤchtigen Braunkohlenlager unſerer Gegend uͤberhaupt waͤhrend der verfloſſenen zwei Jahre uͤber. So weit ich daruͤber habe nachkommen koͤnnen, ſind in dieſem Zeitraum wiederum 9 neue Gruben eröffnet worden, und zwar: 2 Gruben hier links vom Paditzer Fußſtege 8 der Goͤpel'ſchen Ziegelſcheune zu in der unmittelbaren Nähe hieſiger Stadt, wodurch ein ganz neues Braunkohlenlager von 6— 12 Ellen Maͤchtigkeit, 30 — 40 Ellen tief, entdeckt worden, deſſen Aufſchließung man jedenfalls einer vom Herrſchaftl. Ziegeleipachter, Hrn. Schadewitz hier, bei Herzogl. Cammer in Vorſchlag gebrachten Bohrung nach Braunkohle auf dem zur Hofziegelei gehoͤrigen Felde, zu — 147 — verdanken hat; beide ſind im Herbſt vorigen Jahres erſt eröffnet worden und beſchaͤftigen acht Streichtiſche; 4 dergl. bei Oberloedla, auf dem ſogenannten Schel⸗ ditzer Berge, ſind ſaͤmmtlich erſt 1836 und 1837 angelegt worden; bei ihnen wird auf 13 Streichtiſchen gearbeitet; 2 dergl. bei Waltersdorf, an den Sonnenbirken, wo— bei fünf Streichtiſche thaͤtig find; I dergl. nahe dabei im Cammerforſte, auf dem Pflichtendorfer Eckenhau, im diesjaͤhrigen Fruͤhjahre erſt neu eröffnet, benutzt 8 bis 10 Ellen Kohle und iſt dadurch der Beweis eines maͤchtigen Braunkohlenlagers unter dem Cammerforſte, deſſen Exiſtenz ich Ihnen bei meinem Vor⸗ trage vor zwei Jahren an demſelben Tage vorausgeſagt, bereits theilweiſe ſchon geliefert; ſie iſt an den Gaſtwirth zu Wintersdorf, Hrn. Landmann, von Herzogl. Cammer verpachtet und beſchaͤftiget dermalen zwei Streichtiſche. Leider bin ich durch Krankheit verhindert worden, über den fortgeſetzten Betrieb der übrigen Braunkohlen⸗ gruben in Untermolbitz, Oberzetzſcha, Poͤppſchen, Bocka, Treben, Serbitz, Thraͤna und Dippelsdorf die noͤthigen genauen Notizen einzuziehen und kann Ihnen daher nur dieſe auf die genannten Braunkohlenlager beſchraͤnkte Aus— kunft darüber mittheilen; ſobald mir es aber nur moͤglich, werde ich meine gegenwaͤrtige Arbeit auch durch Begehung der uͤbrigen Braunkohlengruben in obigen Gegenden zu vervollſtaͤndigen ſuchen. Bleiben wir aber auch nur bei den angefuͤhrten neu entdeckten neun Gruben ſtehen, ſo werden aus denſelben doch ſchon auf den dabei zur Zeit befindlichen 28 Streich— tiſchen 108 11,200,000 Stuͤck Braunkohle alljaͤhrlich mehr als vor zwei Jahren zu Tage gefördert, nach meinen früheren Angaben 400,000 Stluͤck alljaͤhrlich, oder 3000 Stück taͤglich während 20 woͤchentlicher Streich— zeit für jeden Tiſch gerechnet, wobei den thaͤtigen Armen wiederum nur allein an e zu 6 Gr. br. = Stuck Ziegel, — 18 — 2800 Thlr. jaͤhrlich neu zugewachſen ſind, waͤhrend davon eine Einnahme v von 11,200 Thlr., 1 Thlr. pr. 1000 Stück circa angenommen, gewonnen wird, und geht hieraus ferner hervor, daß eine Maſſe von Brennmaterial gleich 3733 Kl. 7 Scheite jaͤhrlich wiederum mehr als vor zwei Jahren für unſer gluͤckliches Land zu Tage gefoͤrdert wird, welche zeither tief im Schooße der Erde geſchlummert hat, wenn man auch nur 3000 Stuͤck Braunkohle, die geringſte Annahme, einer Klafter 2 Scheite gleich rechnet, ein Reſultat, was gewiß hoͤchſt befriedigend iſt. f Als zweiten Theil meiner gegenwaͤrtigen Arbeit habe ich die Zerſtoͤrung und Veraͤnderungen, welche die ſaͤmmtlichen Holzgattungen der Vorwelt und Folge⸗ zeit bis auf die Gegenwart erlitten haben und theilweiſe noch erleiden, und was fuͤr unorganiſche Gebilde dadurch entſtanden ſind, 5 aufzuzaͤhlen und zu beleuchten mir vorgenommen. Ich muß daher vom Organiſchen zum Unorganiſchen uͤber⸗ gehen, Sie, Hochverehrteſte, vom warmen, friſchen Leben zum kalten ſtarren Tode fuͤhren. Ich will verſuchen, ob ich dieſem Gegenſtande einiges Intereſſe abgewinnen kann; ihn gruͤndlich zu erſchoͤpfen geht uͤber meine Kraͤfte und Zeit. Bei der Betrachtung des gewoͤhnlichen Zerſtoͤrungs⸗ proceſſes aller Hoͤlzer, des Faulens nach einer gewiſſen Reihe von Jahren und Entſtehung von fruchtbarer Erde daraus, zum Wiederaufleben anderer derartiger Organismen, welches ja auch der Kreislauf unſeres irdiſchen Daſeins, wie aller organiſchen Weſen iſt: denn aus Staub wird Staub, ſtoßen wir auf Urſachen, wodurch jener Proceß des taͤg— lichen Lebens bei den Holzgattungen aufgehalten wird, auf Einwirkungen, wodurch der kraͤftige Baum oft ſeiner ganzen Geſtalt nach in eine andere Subſtanz nach und nach um⸗ * — 149 — gewandelt und nach Verluſt feines Organismus der Nach⸗ welt aufbewahrt wird. Wir haben uns hierbei an die uns überall unter der Erdoberfläche entgegentretenden Ers ſcheinungen, welche ihren Urſprung den umgewandelten Hoͤlzern verdanken, zu halten und muͤſſen daher unters ſcheiden: f 1) Bituminoͤſes Holz, als erſten Grad der Umwandlung des Organiſchen ins Unorganiſche; 2) Braunkohle, als vollendete Zerſetzung des Holzorga⸗ nismus; 3) vegetabiliſche Holzkohle aus der Braunkohle; 4) verkohlte Staͤmme aus der Steinkohlen-Formation; 5) Steinkohle ſelbſt, jedoch nur theilweiſe; 6) Eigentliches verſteinertes Holz oder Holzſtein; 7) Holzopal; 8) durch Tuff- oder Duckſtein umgewandeltes und mehr ober weniger verkalktes Holz. Die erſten beiden Gattungen, das bituminoͤſe Holz und die Braunkohle ſind bei den großen Ueber— fluthungen der Urwelt und Folgezeit in verſchiedenen auf einander folgenden Zeitperioden, wo die ganze Vegetation und mit ihr ganze Waͤlder wie einzelne Staͤmme zuſammen oder vereinzelt unter der Erde begraben wurden, entſtanden; es erfolgte da, wo ein ganzes Depot Vegetabilien abgela— gert war, eine vegetabiliſche, einen hohen Grad von Waͤrme erzeugende Gaͤhrung, entwickelte Schwefel und ſpaͤter Hua musſaͤure und entband das in den Vegetabilien enthaltene Bitumen, und ſo wurde der Holzorganismus nach und nach zerſetzt, aufgeloͤſt und zuletzt in die ſtaubartigen Theile un— ſerer Braunkohle umgewandelt, wie wir ſie jetzt ſehen; daß jedoch letztere jedenfalls auch einem ſehr großen Theile anderer Pflanzenuͤberreſte, als gerade den verſchiedenen Holz- gattungen ihre Entſtehung mitverdankt, iſt außer allem Zweis fel. Ganze Staͤmme der erſteren Art kommen auch in den Torfmooren vor. Sie find mithin organiſche Oxyde und ges hoͤren groͤßtentheils zu den tertiären oder Diluvialgebilden, und zwar zur dritten Gruppe der normalen Ge— II. 11 > — 130 — ſteine, da ſie deutliche Schichtung und beſtimmte Alters⸗ ſolge haben, mithin allgemeinen Lagerungsregeln unterwor⸗ fen find; die Schwefelfäure iſt bei ihnen vorherr— ſchend und immerfort zerſtoͤrend thaͤtig, wie Sie aus dem beifolgenden Stuͤck bituminoͤſen Holzes, wo die Schwefel⸗ ſaͤure durch Zerſetzung an der Atmoſphaͤre in meiner Samm— lung erſt ſeit Jahr und Tag Schwefelkieshuͤgelchen angeſetzt hat und fo den Holzorganismus immerfort noch auflöft, recht deutlich erſehen werden. Das bituminöfe Holz enthält nach Karſten 54,97 Kohlenſtoff 26,47 Sauerſtoff 4,31 Waſſerſtoff 14,35 erdige Theile 100, 00 Der Kohlenſtoff bildet mithin den Hauptbeſtandtheil dieſer erſten beiden Gattungen. Die dritte und vierte Gattung, die vegetabiliſche Holzkohle aus der Braun- und Steins kohle, ſind, wie die Anſicht leicht erkennen laͤßt, aus dem eigent⸗ lichen Verbrennungs- oder Verkohlungsproceß hervorgegangen und in dieſem Zuſtande in der Braunkohle durch die großen Fluthen zerbrochen und in kleinen Stuͤcken mit den uͤbrigen Pflanzenreſten zuſammen deponirt und uns ſo erhalten worden, jeder weitern Zerſtoͤrung widerſtehend, wie ich im erſten Theile gegenwaͤrtigen Vortrages bereits bemerkt und die Belegſtücke dazu vorgezeigt habe, welche ich ‚hierauf nochmals zu betrachten bitte. In der Steinkohle kommt die vegetabiliſche Holzkohle eben fo zerbrochen, bisweilen aber auch in ganzen ver kohlten Staͤmmen vor, wie Sie in beifolgenden Stuͤcken aus den Steinkohlenſchachten zu Klein-Burgk im Plauen⸗ ſchen Grunde bei Dresden erſehen werden, die wir unter einer ſchoͤnen Suite aus der dortigen Steinfohlenformation erſt vorgeſtern von unſerm Mitgliede, dem K. S. Sen. — 11 — Militairarzt Preske in Dresden, welche zur Anſicht ausliegt, verehrt erhielten. Die Steinkohle oder Schwarzkohle vers dankt ihre Entſtehung zwar auch den Vegetabilien, welche wahrſcheinlich unter dem Gewichte mächtiger Lager mines raliſcher Subſtanzen zuſammengepreßt und darauf einer hohen Temperatur ausgeſetzt worden ſind, weniger aber vielleicht den eigentlichen Holzgattungen, als den Equiſeten, gigantiſchen Rohren (Kalamiten), gewaltigen Lycopodiaceen (Lepidodendren), den kryptogamiſchen Gefaͤßpflanzen (Farren, Schachtelhalmen ꝛc.) und Monokotyledonen (Palmen- und lilienartigen Gewaͤchſen) uberhaupt, wovon ich Ihnen meh— rere Stucke beigehend vorzulegen die Ehre habe. Sehr ſchoͤne deutliche Ueberreſte hiervon finden ſich in dem die Steinkohlen⸗ formation begleitenden Geſtein und den Lagern uͤber derſelben in bedeutender Menge vor. Vorzüglich bezeichnend für dieſe Formation und fie ganz von der der Braunkohle unters ſcheidend iſt es, daß, wahrend letztere mehr aus Holz— gattungen unſerer Zone theilweiſe aus jetzt noch vorkom— menden entſtanden zu ſein ſcheint, erſtere die Steinkohle ihren Urſprung der Urvegetation der Vegetabilien der Wende— kreiſe, oft von rieſenhaftem Wuchſe zu verdanken hat, deren Species ſaͤmmtlich von den in jenen Zonen noch vorkom— menden abweichen, mithin untergegangen ſind, und ſich dabei ſogar generiſche Differenzen davon wahrnehmen laſſen. Die Perioden, in welchen Stein- und Braunkohlen ent⸗ ſtanden ſind, liegen daher auch erſtaunend weit auseinander, indem erſtere vielleicht durch die Reſte der allererſten Vege— tation der aus dem Waſſer emporgehobenen Erdoberflaͤche gebildet wurden, waͤhrend die Braunkohle ihre Entſtehung den Vegetabilien einer weit ſpaͤteren Zeit verdankt, wo der Erdball vielleicht groͤßtentheils ſchon dieſelbe Form hatte, wie fie, heutigen Tages noch iſt. Den Verkohlungsproceß, welcher bei den Steinkohlen, wie bei den Braunkohlen ſtattgefunden, und der bei einer großen Aehnlichkeit doch noch ſehr verſchieden geweſen ſein muß, koͤnnen wir wohl ahnen, aber mit Gewißheit leider noch nichts daruͤber an— geben; vielleicht gelingt es den unermuͤdlichen Geognoſten | 11* — m — und Geologen in fpäterer Zeit darüber ins Reine zu kommen. Der Kohlenſtoff bildet auch hier, wie bei der Btaun⸗ kohle, den Hauptbeſtandtheil und weiſt recht deutlich au deren Entſtehung hin. Ich gehe nun zu einer ganz von dem bereits Ab⸗ gehandelten verſchiedenen Erſcheinung der umgewandelten Hölzer, welche ich unter Rr. 6 und 7 aufgeführt wen über, nämlich zu dem verſteinerten Holze 15 dem Holzſtein ſelbſt und dem Holzopal, 055 freue mich, Ihnen davon ausgezeichnet ſchoͤne Stuͤcke vorlegen zu koͤnnen, welche wir, namentlich von letzterer Art, groͤßtentheils der wohlwollenden Güte unſeres hoch⸗ geehrten Mitglieds, des Hrn. Raths und Profeſſors Dr. Zipſer in Neuſohl zu verdanken haben, der unſere Samm— lung von Zeit zu Zeit ſo reichlich mit den mineralogiſchen Producten Ungarns beſchenkt hat, und dem ich hiermit nochmals unſern waͤrmſten Dank oͤffentlich dafür abſtatte. Möge, er uns fein uneigennütziges Wohlwollen auch ferner erhalten! — Beide, der Holzſtein und Holzopal, werden zu den abnormen Geſteinen der Diluvial- und Allu— vial- Ablagerungen gerechnet, weil ihnen das Merk—⸗ mal der Schichtung fehlt und die am meiſten bei Bildung der feſten Beſtandtheile unſerer Erdrinde thaͤtige Subſtanz, die Kief elerde, hat auch die urſpruͤnglich weiche Holz⸗ maſſe in eine ſo harte Steinart verwandelt, wie ſie jetzt vor uns liegt, bei dem erſteren, dem besten Holze, hat Hornſtein, bei letzterem, dem Holzopal, hat Halbopal das Verſteinerungsmittel abgegeben, und werden ſie ihrer Entſtehung nach von Leonhardt das erſtere zu den trocke— nen Metallſaͤuren und ihren Verbindungen, der Holz— opal zu den gewaͤſſerten Metallſaͤuren und ihren Verbindungen gerechnet, weil der chemiſche Beſtandtheil des erſteren groͤßtentheils Kieſelerde mit ſehr wenig Thonerde, — 133 — Eifenoryd und Waſſer iſt, der Holzopal aber ziemlich die— ſelben Beſtandtheile, jedoch eine bedeutende Menge Waſſer enthaͤlt. Die chemiſchen Analyſen beider ſind nach Kaptoth naͤmlich: 1) beim Hornſtein 2) beim Halbopal oder Holzſtein: oder Holzopal: 98,25 Kieſelerde 85,00 Kieſelerde 0,75 Thonerde 8,00 Waſſer 0,50 Eiſenoxyd 3,00 Thonerde 0,50 Waſſer 1,75 Eiſenoxyd — Kalk 1,33 Kohle 100/00 — alk 99,08 Der Holzſtein findet ſich im aͤlteren Sandſtein oder im Alluvium in großen Bloͤcken in Lehm- und Thonlagern, auch in ganzen Stämmen, im reinen kryſtalliniſch koͤrnigen Gypſe und im Steinkohlengebirge vor. Ganze Lager bildet er, ſo viel mir bekannt iſt, nie, und iſt faſt auf dem ganzen Erdkreis haͤufig verbreitet, hat meiſtentheils ſplitt— rigen, hoͤchſtens flachmuſchlichen Bruch und unterſcheidet ſich dadurch und durch ſeine groͤßere Haͤrte vom Holzopal, bei welchem der vollkommen flachmuſchliche Bruch vorherrſchend iſt. Der Holzopal kommt vorzugsweiſe auf Gaͤngen im älteren Gebirge, in Porphyr- und Grüͤnſtein-Geſteinen eins gewachſen und in Bimsſteinbreccie trͤmmerartig eingelas gert, und zwar am ausgezeichnetſten bei Telkebanya, Tokay, Libethen und im Bannate in Ungarn, ſowie am Sieben— gebirge am Rhein und zwar, wie das verſteinerte Holz, von faſt allen Farben, wiewohl ſelten gruͤn, vor; jedoch kann ich Ihnen auch von dieſer Farbe vom Holzſteine einige Proben vorzeigen. Den ſchoͤnen ungariſchen Holz— opal werden Sie ſchon in Augenſchein genommen ha— ben, den letzteren, ſo wie den Halbopal uͤberhaupt, haͤlt man zum Theil für ein Product des Feuers und heißer Quellen. — 134 — Ich komme nun auf das letzte, sub Nr, 8 n umwandlungsmittel des Holzorganismus, den Tuff oder Duckſtein; 5 er zerfällt, je nachdem er feine Entſtehung den bülkani⸗ ſchen Gewalten oder Riederſchlaͤgen ralfhältigee Waſſer ver⸗ dankt, in Traß, vulcaniſchen Tuff oder Duc und in Kalktuff. Der erſtere gehoͤrt zu den vulcaniſchen, der letztere zu den neptuniſchen Gebilden, den Maſſe- und Structur-Ver⸗ haͤltniſſen nach der erſtere zu den abnormen ſchlacken— artigen Geſteinen, der letztere zu den gleichartigen dichten Geſteinen. Der vulcaniſche Tuff bildet eine eckige gelblichgraue und lichtbraune Hauptmaſſe und ſchließt als bezeichnende Gemengtheile Bimsſtelngeſchiebe und Trachytſtuͤcke, und als zufällige nicht ſelten ganze Holz⸗ ſtaͤmme, Rindenſtuͤcke, Zweige und Blätter verſchiedener Holgsattungen, welche halb oder ganz verkohlt, braun oder ſchwarz gefaͤrbt ſind, ein, weswegen er hier mit aufgefuͤhrt werden muß. Leider kann ich Ihnen davon keine Beleg— ſtuͤcke vorzeigen. Der Kalktuff, von welchem ich Ihnen mehrere Stuͤcke anbei zur Anſicht vorlege, iſt eine mehr oder weniger blaſige, ſchwammige oder poroͤſe Kalkmaſſe voller regelloſer Loͤcher und Zellen, als Riederſchlag kalkhaltiger Waſſer, theilweiſe unter Ein— wirkung heißer Quellen, wie in Carlsbad der Sprudelſtein, ein Calcinations- und Incruſtationsmittel vegetabiliſcher Sub— ſtanzen, von gelblichgraulichweißer, ins Graue, Braune und Rothe, ſeltener ins Schwaͤrzliche fallender Farbe, und ers haͤlt in der Regel die eingeſchloſſenen Holzfragmente, Aeſte, Rindenſtuͤcke, Blaͤtterabdruͤcke, Schwarzholznadeln ꝛc. faſt in natürlichem Zuſtande, ſehr wenig verändert, und unters ſcheidet ſich gerade hierdurch von dem vulcaniſchen Tuff, der jene Holzuͤberreſte meiſt mehr oder weniger verkohlt folgen. et einſchließt, ſehr charakteriſtiſch. Er iſt ein Gebilde neuerer Zeit, welches ſich auch immer noch fort erzeugt. | Hiermit hätten wir die Veränderungen, welche vor— zugsweiſe die Holzgattungen der Vorwelt und Gegenwart erlitten, und die Erſcheinungen, welche dadurch entſtanden ſind, ſaͤmmtlich durchgegangen und es bleibt mir nur noch die Frage uͤber die eine Art dieſer merkwuͤrdigen, auf unſere naͤheren Umgebungen Bezug habenden Erſcheinungen, die fuͤr uns von ſo uͤberaus großem Intereſſe iſt, zu beant⸗ worten uͤbrig, welche ich im Eingange des Megetwützigen Vortrags aufgeworfen habe, naͤmlich: Welchen Holzgattungen gehoͤren die bitumindſen Hölzer unſerer Braunkohlenlager wohl an?“) XXIII. Eine Luftſpiegelung, welche vom Hrn. Handlungscommis Theodor Berg— ner von hier am 11. Juli 1838 auf einem Morgen⸗ ſpaziergange fruͤh nach 3 Uhr beobachtet worden iſt. Am 11. Juli früh 33 Uhr erblickte ich von der Höhe hinter dem Gaſthofe zum goldnen Pfluge eine Luftſpiegelung (Fata Morgana). Anfangs ſah ich nur einen kleinen Theil davon uͤber dem Aufgangspuncte der Sonne, indem der übrige Himmel noch in Nebel verhuͤllt war. Die Ans A. Die Beantwortung dieſer Frage wird in einem gi Hel — 156 — fiht, welche fie zeigte, ſchien die Abbildung des mit Linden beſetzten Berges an der Leipziger Straße zu ſein, wie er ſich von meinem Standpunkte aus nach Nordoſten zeigt. Sie gewaͤhrte einen ungemein ſchoͤnen Anblick, da ſie gerade vor der Morgenroͤthe ſtand und der Raum zwiſchen dem Bilde und dem Horizonte blutroth ausſah, waͤhrend hoͤher hinauf durch die Bäume und über den Bäumen des Bils des das ſchoͤnſte Morgenroth leuchtete, was die Umriſſe ſehr ſcharf erkennen ließ. Als die Sonne hoͤher ſtieg und die Nebel wichen, zeigte ſich noch ein Theil der Anlagen und in einer der Größe der abgebildeten Gegenſtaͤnde ent ſprechenden Entfernung der Anfang der Lindenallee an der Leipziger Straße, von welcher ich die Abſpiegelung noch eine ziemliche Strecke weiter undeutlich durch den Rebel ſchim— mern ſah. In dem nebelfreien Stucke konnte ich die eins zelnen Linden ſehr genau unterſcheiden. Die Gegenſtaͤnde waren gleich Schattenbildern ohne Schattirung in natuͤr— licher Größe abgezeichnet. Die Entfernung der Grundlinien dieſes Bildes vom Horizonte war nicht ſehr bedeutend. Rechts reichte die Abſpiegelung nur wenig uͤber den Aufgangspunkt der Sonne hinaus. Kurz vor 4 Uhr ging die Sonne auf. Je hoͤher ſie ſtieg, deſto undeut— licher wurden die Umriſſe an dem füdlichen Theile, waͤh— rend der noͤrdliche Theil ſich immer mehr enthuͤllte und deutlicher hervortrat. Die Sonne verbarg ſich bald hinter dem Bilde und umgab den obern Rand deſſelben mit ei— nem goldenen Saume, wie man ihn haufig bei Sonnen— untergang an den Wolken bemerkt. Ungemein ſchoͤn nam ſich nun unter der Sonne eine kleine ungefaͤhr bei der Leine gelegene Stelle aus, welche durch die Sonnenſtrahlen eine gluͤhend rothe Beleuchtung erhielt, ſo ſtark, daß ich einzelne Baͤume erkennen konnte. Nachdem die Sonne wieder hervorgetreten war, verlor der ſuͤdoͤſtliche Theil des Bildes ſeine Umriſſe bald ganz, erhielt das An— ſehen einer Wolke und zertheilte ſich nach und nach in kleine Wolken, welche ſich bald ganz aufloͤſten. Um 5 Uhr hatte ich in der Gegend von Kauerndorf das — 157 — letzte Mal Beltgeubäit, die Abſpiegelung der aun zu ſehen. m II An dieſem Wonen * ein ſehr bana EM . Hart n 776 gunman 1 rer 95 Eingegangen. Mit Dank bekennen die beiden nachſtehenden Gefell- ſchaften den richtigen Empfang folgender Sufendungen und Geſchenke. Seit dem Monat April erhielt a) der Kunſt⸗ und Handwerksverein: 1) Von Herrn Architekt Prof. v. Ehrenberg in Zurich die bisher erſchienenen Hefte der von ihm redigirten Bauzeitung. 2) Von Herrn Prof. Dr. Lindner in Beipyig einige Exem⸗ plare des Planes zu einer Hilfslchranftalt für Gewerb⸗ treibende Leipzigs. ) Vom Verein zur Befoͤrderung des Gewerb⸗ fleißes in Preußen die erſte Lieferung feiner Vers handlungen auf das Jahr 1838. 4) Vom Gewerbverein in Annaberg den achten Jahresbericht dieſes Vereines. 5) Vom Herrn Hofrath Bruͤmmer in Altenburg Herold's Rechte der Handwerker und ihrer Innungen. na 6) Vom Gewerbverein für das Königreih Hans no ver deſſen gedruckte Mittheilungen, Lieferung 15. P) die pomologiſche Geſellſchaft erhielt: 25 Von dem Verein zur Beförderung des Gars tenbaues in den K. Preuß. Staaten deſſen * 8 90 handlungen, Lieferung * — he 2 Vom Gartenbauverein für das Koͤnigreich Hannover deſſen Zeitſchrift auf die Monate Januar, Februar und Maͤrz 1888. 3) Vom Herrn Apotheker Liegel in Braunau das erſte Heft ſeiner ſyſtematiſchen Anleitung zur Kenntniß der Pflaumen. 4) Vom Herrn K. K. Kaͤmmerer, Gubernialrathe Grafen v. Hochenwart in Laibach a) die zwei erſten Hefte der Beiträge zur Naturgeſchichte, Landwirthſchaft und Topographie des Herzogthums Krain, b) die Eroͤffnung und c) die Jahresfeier des Landesmuſeums in Krain, d) den Begleiter in dem Landesmuſeum und e) den Jahresbericht des Landesmuſeums fuͤr 1836 und 1837. XXV. Miscellen und Notizen. In Großbritannien befanden ſich im Jahre 1837 Ein⸗ hundert und vier und dreißig Gartenbau⸗, Blumen⸗ und landwirthſchaftliche Vereine in Thaͤtigkeit, welche im Laufe des Jahres 171 oͤffentliche Ausſtellungen veranſtaltet haben. Im Jahre 1835 verwuͤſteten die raupenaͤhnlichen Lar⸗ ven einer Tendredo-Art (Athalia Centifoliae Panz) die Turnipsruͤbenfelder in den engliſchen Grafſchaften Kent, Eſſex und Suſſex. Die Verheerung der Ruͤbenfelder war ſo arg, daß man ſich genoͤthigt ſah, die Ruͤben vom feſten Land kommen zu laſſen. Die Larven find 1“ lang und fo dick wie eine Rabenfeder, am Kopf und Rüden ganz ſchwarz. Aus dieſen Raupen entwickeln ſich, nachdem ſie — 139 — ſich in der Erde verpuppt haben, blaßgelbe Saͤgeſtiegen, welche mit Hilfe ihrer Legſaͤge kleine Oeffnungen in die Unterflaͤche der Ruͤbenblaͤtter machen, in welche ſie ihre Eier legen. Gewoͤhnlich erſcheinen dieſe Saͤgefliegen in England nur bei ſehr trocknen Sommern und verlieren ſich wieder bei regneriſcher Witterung. Die beſte Hilfe gegen die geſraͤßigen Raupen gewährte das Aufſtreuen gebrannten Kalks, welches aber bei heftig wehenden Winden oft er— neuert werden mußte. Rach dem Maiheft der Annales de la Societé Hor- ticulture de Paris ſetzte der Blumenverbrauch in acht Tagen (vom 23. Jan. bis 30. Jan.) in Paris bei 7900 in dieſer Zeit gegebenen Baͤllen und Soireen 42,600 Franken in Umlauf, unter andern blos fuͤr Miethe von Kuͤbeln und Aeſchen mit Ziergewaͤchſen zur Ausſchmuͤckung der Treppen, Saͤle und Zimmer 10,000 Fr. und fuͤr 200 Aeſche mit blühenden Camellien 2000 Fr. n Am wiederholten Anfragen zu begegnen, ſey hier bes merkt, daß der Preis eines ganzen Jahrganges der oſter⸗ laͤndiſchen Mittheilungen für die aus waͤrtigen Mits glieder der naturforſchenden Geſellſchaft 8 Gr. C. M. betraͤgt und an den Secretaͤr der Geſellſchaft zu entrichten iſt. Es wird gewuͤnſcht, daß der Betrag fuͤr die beiden erſten Jahrgaͤnge bis zu Mice dieſes Sof res eingehe. Correſpondirende Mitglieder haben den Wunſch ger aͤußert, es möchten doch in den Mittheilungen Deſideraten⸗ verzeichniſſe abgedruckt werden, damit ſie nicht beſorgen müßten, uns Gegenſtaͤnde zu ſchicken, die wir in unſern — 160 — Sammlungen bereits beſaͤßen, und bei dem beſten Willen uns weniger zu nuͤtzen, als ſie ſo gern es wuͤnſchten. Wir erkennen dankbar, wie wohlgemeint dieſer Wunſch iſt, und ſaͤumen daher nicht, ſchon in dieſem Hefte einen Anfang mit dieſen Verzeichniſſen zu machen. Entomologen werden daraus erſehen, wie viel fie für uns thun koͤnnen, da unſte entomologiſchen Sammlungen erſt im Entſtehen ſind. In ' Species avium desideratae. Vultur einereus Linn. Cathartes perenopterus Temm, Gypaötos barbatus Cuv. Falco imperialis Bechst. naevius Linn. brachydactylus Temm. lanarius Linn. cenchris Frisch. Strix nyetea Linn. uralensis Pallas. Tengmalmi Gmel. Turdus Bechsteinii Naum. Purdus cyanus Linn. fem. saxatilis Luth. Sylvia philomela Bechst. orphea Temm. palustris Bechst. Cariceti Naum. fluviatilis Wolf. locustella Luth. Saxicola stapazina Temm. Accentor montanellus Temm. Parus cyanus Pallas. Alauda brachydactyla Leisl. Emberiza cirlus Linn. hortulana Linn. lapponica Nilss. Pyrrhula enucleator Temm. erythrina Temm. rosea Temm. N Fringilla petronica Linn. montium Gmel. ferinus Gmel. Cuculus glandarius Linn. Cypselus melba Gmel. Tetrao medius Meyer. Tetrao albus Gmel. Otis tetrax Linn. Houbara Linn. Charadrius squatarola Naum. Strepsilas interpres Naum. Tringa Temminckii Leisl. Actitis hypoleucos Brehm. macularia Naum. Bartrami Naum. Totanus fuscus Leisl. glottis Bechst. stagnatilis Bechst. Phalaropus angustirostris Nm. Limicola pygmaea Koch. Scolopax major Linn. Limosa Meyeri Leisl. rufa Briss. j — 1461 — Species Lepidopterorum desider ad, Melitaea Trivia. Eh Pasiphae. ' Dictynna. Clymene. Parthenie. Roxelana. Asteria. } Hispulla. Argynnis Aphirape. Eudora. Dia. ' Arete. Daphne. Hiera. Frigga. A Adraste, Thore. Figelius. Amathusia. Meone. Chariclea. Procida. Freya. Leucomelas. Cyrene. Galene. Laodice, Lachesis. Valesina. Clotho. Pandora. Atropos. Euploea Chrysippus. Cleanthe. Vanessa Joides. Hirta. Valbum. : Auge. Testudo. J Pherusa. Ichnusa. € Ines, ‚Porima. IXxora. Limonitis Aceris. Arete. Lucilla. Mnestra. Charaxes Jasius. Caecilia. Apatura Metis. Psodea. Hipparchia Jolaus. 1 Eumenis. Autonoòë. Ceto. Anthe. Evias. Pirata. - - Epistygne. Alristaeus Melas. Hippolyte. 5 Lefebvreéi. Fidia. Neoridas. Allionia. Philomela, Pryce. Embla. Actaea. Pitho, i Podarce, Gorgone. Norna. Cassioides, # Bootes. Gorge. Tarpeja. Lyllus. 9 Bore. Oedipus. J Ida. Satyrion. 7 — 162 — Pontia Belia. Hipparchia Corinna. Leander. Phryne. Lycaena Jolas. Melanops. Dolus. Damon. Rippertii. Donzelii. Sebrus. Lysimon. Pheretes. Escheri. Eros. Orbitulus. Artaxerxes. Admetus. Amyntas. Polysperchon. Thersamon. Gordius. Eurybia. Hippothoë. Dispar. Ottomannus. Ballus. Lueina. Baeticus. Pelicanus. Spini. Aesculi. Acaciae. Walbum. Zerynthia Cerisyi. Cassandra. Medesicaste. Rumina. Doritis Apollinus, Nomion. Delius. Pontia Narcaea. Callidice. Chloridice. Glauce. Belomia. N 1 u 0 Ausoniaa. Colias Simplonia. Tagis. Gt Eupheno. Lathyri. Myrmidone. Aurora. iu Chrysotheme. Europomene. Philomene. Hesperia Tesellum. Sidae. Carthami. Proto. Sertorius. Eucrate. Orbifer. Pumilio, „Steropes. Sylvius. an Sylvanus. Thyris Fenestrina, Stygia Australis. Sesia Bembeciformis. Laphriaeformis ! Asiliformis. Rhingiaeformis. Spheciformis. Scoliaeformis. Doryliformis. Chrysidiformis. Prosopiformis. Ichneumoniformis. Uroceriformis. Cynipiformis. Melliniformis. Anthrenaeformis. Stomoxiformis. Culiciformis. Mutillaeformis. Typhiaeformis. Formicaeformis. Nomadaeformis. Ciphiformis, — 2 Ze Sesia Euceraeformis. Tipuliformis. Masariformis. Tenthrediniformis. Philanthiformis. Tineiformis. Macroglossa Milesiformis. Croatica. Oegnocherae. Deilephila Nerii. Celerio. Nicaea. Zygophylli. Dahlii. Smerinthus Quercus. Saturnia Caecigena, Harpyia Minax. Genera coleopterorum desiderata. Manticora Fabr. Oxycheila Dej. Iresia Dej, Dromica Dej. Euprosopus Latr. Ctenostoma Klug. Therates Latr. Tricondyla Lair, Colliuris Latr. Casnonia Latr, Lasiocera Dej. Leptotracheilus Lair. Trigonodactyla Dej. Cordistes Latr. Ctenodactyla Dej. Galerita Fubr. Trichognathus Lair. Zuphium Latr. Diaphorus Dej. Agra Fabr. Calleida Dej. Oxypterygia Chevr. Plochionus Dej. Aspasia Dej. Bicuspis. Ulmi. Milhauseri. Notodonta Cucullina. Plumigera. Velitaris. Melagona. Crenata, Dadonaea, Querna. Tremula. Cossus Terebra. Caestrum. Verbasci. Panterinus. Arundinis. Aesculi. Coptodera Dej. Orthogonius Dej. Helluo Bon. Corsyra Steven. Drepanus Ilig. Dyscolus Dej. Promecoptera Dej. Thyreopterus Dej. Catascopus Kirby. Eucheila Dej. Graphipterus Lair. Anthia Weber. Enceladus Bon. Siagona Latr. Coscinia Dej. Melaenus Dej. Scapterus Dej. Pasimachus Bon. Oxystomus Latr. Oxygnathus Dej. Camptodonius Dej. Morio Latr. Ozaena Oliv. Carterus Dej. — Species coleopter orum desideratae, Cicindela Ismenia Buquet. maura Fabr. nigrita Dej. riparia Meg. - maritima De). sylvicola Meg. chloris Dej. soluta Meg. sinuata Fbr. trisignata Illig. Lugdunensis Dej. Volgensis Besser. Goudotü Dej. eircumdata Dej. dilacerata Parreyss. aegyptiaca Klug. littoralis Fabr. Sardea Dahl. flexuosa Fabr. cireumflexa Dahl. scalaris Latr. Lebia fulvicollis Fabr. rufipes Dej. cyathigera Rossi. erux minor Fabr, nigripes Dej. turciea Fabr. 4 maculata Dej. humeralis Sturm. haemorrhoidalis Fabr. Brachinus hispanicus Kollur. etslans Hoffmsgg-. graecus Dej. immaculicornis Dej. explodens Daufts. glabratus Bon. psophia Samvitale. * bombarda IIlig. selopeta Fabr. Bayardi Solier. exhalans Rossi. Scarites pyraemon Bon. polyphemus Hoffmsgg. * planus Bon. arenarius Bon. terricola Bon. laevigatus Fabr. Ditomus Cychrus calydonius Fubr. cornutus Dej. cordatus Dej. dama Rossi, pilosus Illig. fulvipes Latr. distinetus Dej. robustus Parreyss. eyaneus Oliv. capito Illig. sulcatus Fabr. sphaerocephalus Oliv. angustatus Hoppe. italicus Bon. elongatus Dej. semigranosus Dahl. Procerus scabrosus Fabr. Duponchelii Dej. Olivieri Dej. tauricus Pallas. Procrustes spretus Dej. Carabus rugosus Dej. Foudrasii Solier. .. graecus Parreyss. - Cerisyi Dej. Banonii Dupont. caelatus Fabr. dalmatinus Meg. croaticus Dej. Illigeri Dej. Kollari Dahl. Scheidleri Fabr. Preyssleri Dafts. Rothii Koller. excellens Fabr. N . Nachmittags 2 Uhr. — 1 2 Stand des Staind des zuakdn bes 8 Baro⸗ Thhermo⸗ { ters. meters. mgeters. Wetters. S. 27° 7,1% +142, 25°|Neg. Gew. v. w. O. =: 8.0) 115,0 jan. FFF 5 ae S. O. 7,0 146,5 wik. W. F R.D. = 9.0 14,0 wit. W. — ee Ke le 68) 198,5 ib. . N. |2.85 44,0 helle O. N 5 5 bel S. 2 : 6,8 6, 75 helle O. . 13,0 im. N 2 „ 1 113 0 5 . 2 = 625 W . — 0. 55,0 cit. W. Gm. v. w. . Js, 0 ve W. 0 N. 5. : 23,0) 130,5 mi. O. Gew. v. w. N. W. 44 590 mik. W. | — — 88,0 In W. 3130, fa ©. W. 3 W.“ = 07,75 wik. W. 5.2149, 5 l . t. : 6,0 142 0 delle N. — — 63) 101,5 tr. W. Gew. v. w. Bi — . 149,0 sr. W. 2 I 1,2 S. W. 45 0 Hoͤchſter Baro nd = 27“ 4,8%. Tiefſter Baromꝛß. Juni = 22,0». | Bemerkung: In der Nacht vom 10. zum 11. Mai fiel ein ſtarker Froſt, der an den n Tabelle auf die Monate: April, Mai, Juni . von W. Bechſtein. 2 P * il. Mai. N Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. | & Stand des Stand des] Zuſtand Stand desſ Stand des Stand desſS 3 E = ; eee eo ie | Bars | Some | ee — Seer Eh e ee ae Saeed F ene eee den ee: e, Tu Ku | meters. meters. Wetters. meters.| meters. " | meters. | meters. Wetters.] meters. . meters. Wektenz meters. | meters. Wooster s. meters. s.| meters. Werben Tee eee W. 27° e 1,0° mit. W. 1 27° 70") 5,25°Jeit, ©. 2 II 20° fell ©. 1 127° 6,7" +13, 25° mit. S. W 127% 5 EI 25° Neg. Gem. v. . D. _2]= 70| 175 mt =. |» 6,0) 325 wie. . 2 32) 120 dale S. 8 019,0 belle ©, r [= "897 | 10,0 em 3 ‚BE : #0 + 1,0 Sohn. W.. 55) 30 ERW. | 3|- 74 13,2 es. |; 7,0) 20,0 be O. E = 40| 185 [Re W. #5 | 150 Reg. W. li 4» 6,4 1,0 helle ©. |= 6,0 45 ſwlk. S. W. r era ag, 0 Dede S. 5,3 | 16,25 mt . ! 5 E 6,5 40 Neg. W. 60 8,0 It. S. W. 5 7.1 150 belle S. S. 7,0 | 19,25 belle O. 1 5|= 5,6 12,25 mie W. 5,9 16,5 wðIf. W. Jeg. W 38 60 Reg. S. W. 6 75 16,0 bee S. . = 7 21,0 bee S. 6 601 U wit. N. 5,8 150 f. N. 72 walk. S.. 3,6) 95 ut. W. 2 9,0 14,0 ſbeue N. O.. 90| 19, 25 helle . 7 65,3 90 fr. N. W. 6,8 13,0 ve W. IJ. elk. . 0,5 14 25 In. W. 810,2 140 belle W. = 9,8 109, 0 belle N. F |, 66| 70 RW | 9: 36| 65 helle S. = 46 95 |ne N. 9» 80] 140 bee W. = 6,4 19,5 bee N. _9)=78| 80 |e.® |» 76 1725 ne. — ji 101% 87) 675 belle N. 9,0 10,0 Ik. N. 10 8,3 5, 5 vk. N. 5,5 70 wi. N. 10. 70 | 10,0 bee S. W. 6,4 14,0 belle ©. III, | 7,0 bee S. 9,1 13,0 belle W. II IOO 5,0, bee NR. = 8 5 9, 25 helle ©. 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W. 20 5,0 55 m |» #8| 70 kr. W. 20 731 133,5 ne. W. 7,0 | 18,0 wik. W. 21 30| 375 bee S. W 28 9,0 belle W. 21 14 85 fr. . 43| 13,0 lot. N. Gm. v. w.] 21 6.0. 1 75 woll. . 54| 20,0 e © 8. 2 33| 25 belle S. 3,0 9,0. jm. 5. 22 — 50| 105 wk. S. — 7 II 25 ik. ©. 2 64) 155 bee W. — 6, 19. 0. I. . — e ben S. 5 . 31| 115 see .. 2 #0| 140 if. 5.0. 10,5 c. W. Gem. v. w.] 23 |» 8.0. 14,75 heleW. |» 8,6 | 17,75 uf. W. | 2|- 58| 90 ea ©. |» 3,2 12.75 [mt ©. 24 |: 62| 115 if. W. 62, 130 wk. S. W. |» 93 | 165 dale 5. 8,7 | 19,5 Ihe . 25, 34| 90 r N. 2,9] 180 mlt. O. FF 2 5,0 150 we. N. Ie dae . 74) 20 en | "26 1- 24| 10,0 belle N. 2,0 | 16,25 wie. O. Gew. v. w. 26 6,3 9,0 tr. = 63| 10,0 Reg. W. 26 755 | 19,25 falle S. D. 7,4 | 21,5 ftr. W. Gew. v. w. 37720] 70 eee, fr. N. W. 279,0 . . 70| 165 wf. N. S. FF EN TEE 28,5 5, 75 fr. W. 0,7| 5,75 Reg. W. 28 5,1 13,0 belle B. 2.2 17,0 wſk. O. Gm. v. w. 28 8,1 15,5 bee N S. 8.0. 19,5 nk. O. 29 26 11.3 | 23,0 89. Sehn W. 0,0| 5,0 wk. S. 29. #2| 140 wit. S. W. 1.5 140 Neg. S. Gew. v. w. 29 — 65| 17,0 bee . 5.8 20,75 mit. O. a. 130127 48] 25 beute 55| 80 bee .. 30 52) 14,0 ble W. |; 50 | 17,0 k. W. 30. 5,8 18,5 belle 5. 5.8. 2,0 ble N. O. 0 E 31 |= 6,0 14,0 helle W. 5,7 15,5 ft. N. W. >“ Hoͤchſter Barometerſtand den 11. April = 27” 10,5% Tiefſter Barometerſtand den 29. April = 26 11,5. 0 j Bäumen, Bluͤthen und Gartengewaͤchſen großen Schaden anrichtete. — — — "SER: Erklaͤrung der Abkürzungen, tr. Mittler Barometerſtand 27“ 4,8%. Waͤrmſter Tag den 25. Juni = 22,00. ==, trübe, wlk. wolkig, Reg. Regen, Schn. Schnee, Nebl. Nebel, nebl. nebelig, G. b. w. Gewitter von weitem, O. Oſt, S. Sid, W. Welt, N. Nord. XXVI. Preisvertheilung bei dem Kunſt⸗ und Handwerksvereine. Nach Beendigung der am 27. Auguſt eroͤffneten, dies⸗ jährigen Kunſt⸗ und Gewerbeausſtellung hat der hieſige Kunſt⸗- und Handwerksverein in feiner außerordent— lichen Sitzung vom 21. September den Verfertigern und Einſendern nachſtehender Ausſtellungsgegenſtaͤnde folgende Auszeichnungen und Preiſe zuerkannt: I. Die ſilberne Verdienſtmedaille des Vereins a) dem Wollwaarenfabrikanten Wilh. Kretſchmann 5 jun. in Eiſenberg wegen ſeines unter Rr. 166 des Ausſtellungskatalogs aufgeführten ſchoͤnen und kunſt⸗ vollen Fußteppichs; den Herren Chriſtian David Waͤnty und Soͤhne in Großſchoͤnau wegen der unter 158 bis 163 aufs geführten Proben vorzüglicher Damaſtweberei. Die bronzene Verdienſtmedaille des Vereins der Frau Regierungsraͤthin Wagner hier wegen ihres regen Kunſtſinnes und ihres, durch die unter 2 und 3 des Katalogs aufgeführten Oelgemaͤlde von Neuem an den Tag gelegten erfreulichen Strebens, den Zwecken unſeres Vereins foͤrderlich zu ſein; dem Maler Heinr. Vogel, Schuͤler des Prof. Doͤll 57 wegen des in ſeinem Oelgemaͤlde unter Rr. 4 des Katalogs bewieſenen gluͤcklichen Fleißes im richtigen Auffaſſen und getreuen Wiedergeben ſeines Originals; 12 c) d — b 0 d — — 16 dem Schuͤler der polytechniſchen Anſtalt zu Muͤnchen, Heinrich Anton Gmeiner aus Altenburg wegen der bei Anfertigung ſeiner wohlgelungenen Ciſeleurarbeit (unter Rr. 9) bewieſenen Leichtigkeit in Ueberwindung der entgegenſtehenden Schwierigkeiten; dem Buchbindergehilfen Herm. Graf aus Altenburg wegen der von ihm gefertigten ausgezeichneten Buch— binderarbeiten und Vergoldungen unter 61 — 64; dem Tuchfabrikanten Fleck in Schmölln wegen Eins ſendung ſeines ebenſo gelungenen als preiswuͤrdigen Stuͤcks ſchwarzen Koͤpertuchs unter Rr. 164. Die oͤffentlich ausgeſetzten 12 Geldpreiſe haben zuerkannt erhalten: den erſten Preis von 6 Louisd'or der Hofmechanikus Kalkoff hier wegen ſeines mit ebenſo viel Fleiß als Geſchicklichkeit ausgefuͤhrten, gangbaren Modelles einer Dampfmaſchine, (unter Nr. 19) welches den günftigen Erwartungen, die man von ihm hegte, bei vielen Proben vollkommen entſprochen hat. f den zweiten Preis von 5 Louisd'or der Hofſchloſſer Klein in Eiſenberg wegen ſeiner zwei unter 148 und 149 aufgefuͤhrten, ausgezeichnet gearbeiteten, kunſtvollen Schloͤſſer; den dritten Preis von 4 Louisd'or der Drechslermeiſter Heu jun. hier wegen ſeiner ſchoͤn und gut gearbei— teten doppelten Handſchuhnaͤhmaſchine unter Rr. 39; den vierten Preis von 3 Louisd'or der Klempner⸗ meiſter Dreſcher hier wegen feiner vorzüglich ges lungenen, ihrer Beſtimmung vollkommen entſprechen⸗ e — den 3 Meiſterſtuͤcke unter 116 — 118; den fuͤnften Preis von 3 Louisd'or Eduard Schna— bel hier, Schuͤler des Prof. Doͤll wegen ſeiner von ebenſo viel Fleiß als Geſchicklichkeit zeugenden, vor⸗ trefflichen Kreidezeichnung unter Nr. 6; den ſechsten Preis von 2 Louisd'or der Tiſchler⸗ meiſter Koͤhler hier wegen ſeines, unter 37 auf⸗ — 167 — geführten, mit vorzuͤglichem Fleiß und großer Accurateſſe gearbeiteten Secretaires; g) den ſiebenten Preis von 2 Louisd'or Johann Dietze in Saara wegen Einreichung ſeines unter Nr. 18 aufgeführten, gut gearbeiteten Modelles einer Bret— hobelmaſchine, wie er ſie ſelbſt in Amerika geſehen hat; h) den achten Preis von 1 Louisd'or G. Günther hier wegen ſeiner unter Nr. 70 aufgefuͤhrten, fleißig, ſauber und geſchmackvoll gearbeiteten Pantoffeln in tuͤrkiſcher Manier; i) den neunten Preis von 1 Louisd'or Ed. Wach hier wegen ſeines, in getreuer Auffaſſung des unter Nr. 168 aufgeführten Portraits wiederholt bewahre beſonnenen Fleißes; k) den zehnten Preis von 1 Louisd'or Friedrich Müller aus Stettin, Schuͤler des Bildhauers Heß hier wegen der Treue und Genauigkeit, mit welcher er in der unter 10 aufgefuͤhrten Buͤſte ihr Original wiederzugeben, verſtanden hat; I) den eilften Preis von 1 Louisd'or der Tiſchlermeiſter yfert hier wegen ſeines, unter 36 aufgefuͤhrten, mit Fleiß und Geſchmack gearbeiteten Secretaires; m) den zwölften Preis von 1 Louisd'or der Tiſchlermeiſter Taubert hier wegen feines fleißig und ſotgfaͤltig gearbeiteten, unter 35 aufgeführten Meiſterſtückes. IV. Eine Remuneration von 2 Louisd'or iſt gien noch zuerkannt worden: dem Maurergefellen Clemens hier wegen der da lichen Beharrlichkeit, Unverdroſſenheit und Ausdauer, womit er ſein unter Nr. 17 aufgefuͤhrtes Maden einer Kirche ausgefuhrt hat. ln Altenburg, den 22. September 1838, e Das Directorium des Kunſt⸗ und N Brümmer. Dr. Back. E. Kalko f. [7 N er a 1 . W 7 2 90 ig 10 il Lange; 0 12 * XXVI. Bemerkungen über den Obſtbau in Böh⸗ men und über die Garten ⸗Cultur in Prag, der pomologiſchen Geſellſchaft mitgetheilt vom e Waitz. Wa ich der freundlichen Aufforderung Folge leiſte, einige Bemerkungen uͤber die bei meinem Aufenthalte in Prag geſehenen Gärten, fowie über den in Böhmen aus— gebreiteten Obſtbau, Ihnen mitzutheilen: ſo muß ich um fo mehr Ihre gütige Nachſicht in Anſpruch nehmen, als ich theils durch die Beſchraͤnktheit der mir zur Beſichtigung der großen und oͤfters weitentfernten Gartenanlagen ges gönnten Zeit, theils durch die Ungunſt der Witterung nur zu ſehr gehindert wurde, um allem Sehenswerthen die er⸗ forderliche Aufmerkſamkeit widmen zu koͤnnen. Schon beim Eintritt in Boͤhmen erfreut ſich 5 Pomologe der vielen Anpflanzungen von Obſtbaͤumen, welche die Gegenden verſchoͤnern und durch ihre reichen Obſternten eine Quelle des Genuſſes und des hoͤhern Ertrags des Bodens darbieten. Auffallend war es mir aber zu be⸗ merken, daß die an der Chauſſee befindlichen Obſtbaum⸗ Alleen nicht ſo gut, wie die von Dresden bis zur ſaͤchſiſchen Grenze befindlichen, in Stand erhalten ſind, ſondern aus Baͤumen von ſehr verſchiedenem Alter beſtehen, ja ſogar in der Nähe von Prag fo lückenhaft erſcheinen, daß man ſelten mehr als fuͤnf bis ſechs Baͤume in einer Reihe von — 169 — gleichem Alter findet, und daß oft auf großen Strecken die Baͤume ganz fehlen, oder durch ſehr ſchwache oder verkruͤppelte Baͤumchen beſetzt find, Dieſe Erſcheinung ſcheint darauf hinzudeuten, daß die Pflanzungen entweder nicht den noͤthigen Schutz gegen Frevel und Beſchaͤdigungen finden, oder, daß beim Setzen der jungen Baͤume nicht kunſtgerecht verfahren und dadurch das oͤftere Verderben der Setzlinge herbeigeführt werde. Nach meiner Ankunft in Prag war es ein vorzuͤg⸗ licher Gegenſtand meiner Forſchungen, die Baumſchulen des daſigen pomologiſchen Vereins zu beſichtigen. Durch die Bekanntſchaft mit dem Hauptleiter des Vereins, Herrn Secretair Bamberger, wurde mein Wunſch bald erfullt, indem derſelbe mit der zuvorkommendſten Bereitwilligkeit mir die unter ſeiner Direction ſtehenden Pflanzungen, ſowie die Samen- und Baumſchulen zeigte, und mir über Alles die gewuͤnſchten Erläuterungen gab. r Dieſe Pflanzungen liegen vor dem Roßthor, ungefaͤhr eine Viertelſtunde von der Stadt, und find fo "beträchtlich, daß die Kürze der Zeit mir nur einen flüchtigen Ueberblick und das genauere Betrachten einzelner Strecken geſtattete. Die ſpecielle Aufſicht über das Ganze iſt einem pomo⸗ logiſchen Gärtner übertragen, welcher in den Pflanzungen ſeine Wohnung hat. Der gegenwaͤrtige Gaͤrtner heißt Dyker, iſt ein Weſtphale von Geburt, ein ſehr erfahrener und ſowohl theoretiſch, als praktiſch ausgebildeter Pomologe, ſchon bei Jahren, aber aͤußerſt rührig und lebhaft. Seiner Thaͤtigkeit verdankt die Pflanzung ihr freudiges Gedeihen. N Die hier befindlichen Obſtſorten ruͤhren zum groͤßten Theil von dem den Pomologen ruͤhmlich bekannten Dechant Roͤßler zu Podiebrad her, aus deſſen Sammlung ſie hieher uͤbergepflanzt wurden, außerdem aber beſitzt die Baum⸗ ſchule eine ſehr große Anzahl aͤcht Diehlſcher Sorten, welche Dyker, als er noch Gehülfe des bekannten pomologiſchen Speculanten, Fuͤrſt zu Frauendorf, war, ſelbſt von Diehl erhalten und von Frauendorf nach Prag verpflanzt hat. - — 170 — Die Baumſchulen fuͤllen einen großen Raum, die jungen Baͤume ſtehen im beſten Wuchs, waͤhrend die aͤltern aus der Roͤßlerſchen Sammlung gewoͤhnlich verkruͤppelt er⸗ ſcheinen. Zur Veredlung wird vorzuͤglich das Copuliren benutzt, wofür der Gärtner. Dyker eine beſondere Vorliebe hegt, weil bei dieſer Veredlungsmethode ein geuͤbter Arbeiter im Stande ſei, weit mehr Staͤmme in einem Tage zu veredeln, als bei jeder andern, und weil nach ſeiner Er— fahrung die erwachſenen Baͤume geſuͤnder und kraͤftiger er— wuͤchſen, als oculirte oder gepfropfte. Aus dieſen Baumſchulen werden zur Befoͤrderung der Baumzucht von dem pomologiſchen Verein ſowohl Pfropf— reißer als veredelte Baͤume ganz umſonſt abgegeben, die kaiſerlich⸗ oͤſtreichiſche Staatscaſſe gewährt nichts für die Unterhaltung dieſer fo nuͤtzlich wirkenden Baumſchulen, welche nur als eine Filialanſtalt von der boͤhmiſchen landwirth— ſchaftlichen Geſellſchaft erhalten werden. Eine ſehr große Menge verſchiedener Obſtſorten werden in Prag auf den Obſtmarkt gebracht, welcher taͤglich, ſogar Sonntags früh bis acht Uhr 1 wird. Vergeblich waren alle meine Bemuͤhungen, uͤber den Namen dieſer Sorten einige Auf— ſchluͤſſe zu erhalten, denn der größte Theil der Verkaͤufe— rinnen ſprach kein Deutſch und die Wenigen, die Deutſch verſtanden und ſprachen, gaben, wenn ich nach den Namen einer ausgezeichneten Birne fragte, aewöhuüich zur Antwort: es iſt halt eine Franzbiene. Der naͤchſte Gegenſtand, welcher meine Aufmerffamteit in Anfpruc nahm, war der botaniſche Garten, welcher in der Neuftadt vor dem Augezder Thore gelegen iſt, und unter der Leitung des verdienten Profeſſors Koſteletzky ſich befindet, nachdem der Profeſſor Mikan wegen ſeines hohen Alters und ſeiner durch die Reiſen in Braſilien geſchwaͤchten Geſundheit die Direction niedergelegt hat. Der urſpruͤnglich den Jeſuiten gehoͤrige Garten iſt in neueſter Zeit durch den Ankauf des graͤflich Kaunitziſchen Gartens bedeutend erweitert worden, weshalb viele Anlagen noch ganz neu und jung = erfcheinen. *) Sehr intereſſant war es mir, hier reifen Samen von der zuerſt bei der Verſammlung deutſcher Ratur⸗ forſcher und Aerzte zu Hamburg durch Herrn von Jacquin bekannt gemachten Syringa Josikaea von dem Strauche ſelbſt ſammeln zu koͤnnen. Mehrere neue Cucurbitaceen zogen die Aufmerkſamkeit der anweſenden Botaniker auf ſich, ſowie ein ausgezeichneter Syngeniſt. Die Kuͤrze der Zeit erlaubte nicht, die ſehr reichhaltige exotiſche Pflanzen⸗ ſammlung ſo genau durchzugehen, wie es wohl erforderlich geweſen waͤre, um eine Vergleichung mit andern botaniſchen Gaͤrten deutſcher Akademien anſtellen zu koͤnnen. 18 In Hinſicht auf Schoͤnheit und Seltenheit der Pflanzen gewinnt der Garten des Grafen Salm Reiferſcheidt, welcher mit ausgezeichneter Liberalitaͤt und Bereitwilligkeit uns die reichen Schaͤtze ſeines Gartens ſelbſt zeigte, wohl unbezweifelt allen übrigen Gärten Prags den Vorrang ab. Am meiſten zog ein gerade in Blüthe ſtehendes Nelumbium speciosum die Augen aller Naturforſcher auf ſich, welche erſt vom vielerfahrenen Reiſenden um die Welt, Herrn von Hügel aus Wien, die intereſſanteſten Bemerkungen über dieſe Pflanze und ihre myſtiſche Bedeutung in der Goͤttetlehre der Hindus mitgetheilt erhalten hatten. Außer dieſer ſelte— nen Pflanze war der Anblick der ſo ſeltſam gebauten Nepenthes destillatoria, welche nach der Verſchiedenheit des den Schlauch verſchließenden Deckels eine von der im Botanical Magazin abgebildeten Art abweichende Form zu ſeyn ſcheint, ſowie einer kraͤftig vegetirenden, durch die Reizbarkeit ihrer Blätter fo hoͤchſt intereſſanten Dionaea Museipula , mehrerer Saracenien und einer Limnocharis Humboldii uns ſehr erfreulich, nur mußte man bedauern, daß ein Bluͤthenſtengel der Brunsvigia Josephinae, welche nach einer zwanzigjaͤhrigen Cultur der Zwiebel in dieſem 2 440 999 ) Der Garten enthält wohl gegen 10,000 Pflanzenarten, von denen ungefähr ein Fünftel in den zweckmaͤßig angelegten und durch Waſſerheitzung erwaͤrmten Treib⸗ und Gewaͤchshaͤuſern durchwintert erden. Die uͤbrigen Pflanzen befinden ſich im Freien und ſind nach * Hafürttäjen Familien zuſammengepffanzt. Pen — 172 —. Jahr zum erſtenmal zur Blüthe kam, wegen der Ungunft der Witterung ſeine ſchoͤnen Blumen waͤhrend unſerer * weſenheit in Prag nicht entfaltete. Die ſchoͤnen, groͤßtentheils ganz aus Eiſen ee! Gewaͤchs⸗ und Treibhaͤuſer werden durch erhitztes Waſſer erwaͤrmt und enthalten einen reichen Schatz der ſeltenſten und theuerſten Pflanzen, vorzuͤglich eine ausgezeichnete Sammlung der herrlichſten Heiden von mehr als 500 Arten und Abarten in vielleicht 6000 Exemplaren und eine uͤberaus zahlreiche Auswahl der ſchoͤnſten und ſeltenſten Spielarten der Camellien in ausgezeichnet großen Exemplaren. Die Pflanzen waren alle ſehr gut cultivirt, wie das ſchoͤne, glaͤnzende Gruͤn des Laubes und die uͤberaus große Menge der ausgebildeten Blumenknospen bewies. Der Herr Graf aͤußerte bei meinem Lobe des kraͤftigen Wuchſes und des Reichthums von Blumenknospen, daß er dieſen ſeiner Culturmethode verdanke, indem er ſeine Camellien nie ins Freie bringe, und im Fruͤhjahr ſogleich nach der Bluͤthe warm ſtelle, um ſo zeitig wie moͤglich die Pflanzen in friſchen Trieb zu bringen und dadurch ein recht frühes Anz ſetzen von Blumenknospen zu bewirken. Ueber die großen Gruppen von Rhododendron und Azaleen kann ich nichts ſagen, da ich ſie nicht in der Bluͤthe ſah. Der Gaͤrtner, welcher ſeinen Fleiß und ſeine richtige Culturmethode durch den trefflichen Stand der Eri— ceen, ſowie den kraͤftigen Wuchs der Acazien und neus hollandiſcher Strauchgewaͤchſe bekundete, hieß Birnbaum, und ich fand in ihm einen mit der botaniſchen Nomenclatur ebenſo vertrauten, als gefällig zu vorkommenden Mann. Erſt den letzten Tag vor meiner Abreiſe war ich im Stande, die großartigen Anlagen des durch feine Lage am. Laurentiusberge und ſeine wunderſchoͤnen Fernſichten uͤber die Ufer der Moldau, ſowie über die ganze Ausdehnung der durch die große Anzahl ihrer Palaͤſte und Thuͤrme vor— zuͤglich pittoresken Stadt Prag ausgezeichneten Gartens des leider zu fruͤh verſtorbenen Fürften Kinsky in Augenſchein zu nehmen, man braucht mehrere Stunden, um dieſe aus - A einem wuͤſten Bergabhange durch einen Funftliebenden Genius mit ſehr großen Geldopfern hervorgerufene paradieſiſche Schoͤpfung zu durchwandern und in allen ihren Einzelnheiten zu bewundern. So wenig als mir die Orangerie, welche eben eingeraͤumt wurde, gefiel, da ſie groͤßtentheils lücken— hafte und nicht dichtbelaubte Kronen zeigte, ſo intereſſant war mir dagegen das warme Haus, wo ſchoͤne Palmen und maͤchtige Pandanusſtaͤmme, an deren Fuß ſeltene Farrenkraͤuter, Zamien und Cycadaen wucherten, eine dichte Gruppe bildeten, welche durch ihren tropiſchen Habitus die Aufmerkſamkeit des Beſchauers feſſelte. Der Gaͤrtner, ein geborner Meininger, heißt Windſcher und iſt ein junger, freundlicher Mann, welcher mit verſtaͤndigem Sinn die dar— gebotenen Mittel benutzt, um dieſen Garten zu einem der ſchoͤnſten Parks umzubilden, den man in Boͤhmen ſehen kann. Endlich nahm ich noch den fuͤrſtlich Lobkowitziſchen Garten bei einer Excurſion, welche die botaniſche Section auf den Laurentiusberg unternahm, in Augenſchein. Man bemerkt in dieſem aͤlteſten Garten der Stadt Prag die Abweſenheit des Beſitzers, denn außer einer recht gut ge— pflegten Sammlung intereſſanter Alpenpflanzen in Toͤpfen, welche der Gartendirector Skalnick als ſeinen vorzuͤglichſten Lieblingen die groͤßte Sorgfalt widmet, und den faſt hun— dertjaͤhrigen Staͤmmen der aͤchten Kaſtanie, die an dem Abhange des Berges in dem parkaͤhnlich mit Wegen durch— zogenen Waͤldchen ihre ſchoͤnen Laubkronen emporheben, iſt wenig Bemerkenswerthes im Garten. Ruͤhrend war es, wie der um Deutſchlands Alpenflora ſo hochverdiente, ehr— würdige Vater Hoppe aus Regensburg in dem Gartens director Skalnick einen Jugendfreund erkannte, und wie Beide ſich des unverhofften Wiederſehens freuten. Ruͤſtig ſchritten die Greiſe unter lebendigen Erinnerungen an die froͤhlichen Scenen einer lange ſchon entſchwundenen Jugend die ſteilen Wege des Waͤldchens bis zur Kirche des heiligen Grabes hinan, welche die Spitze des Berges kroͤnt, und von den Tempelherren nach dem Muſter der Grabeskirche zu Jeru— ſalem erbaut ſein ſoll, und hier, wo dem Auge eine un— * — 1 ermeßliche Ausſicht geboten war, und wo ſich in meilen⸗ weiter Entfernung die Kette der Sudeten, ſowie das Mittels gebirge Boͤhmens mit dem hohen Milchſchauer bei Toplig aus der blaugrauen Rundſicht emporhob, nahmen die alten Freunde mit feſtem Handſchlag, als Maͤnner, Abſchied fuͤr das wahrſcheinlich nicht mehr lange Leben. Unuͤberwindliche Hinderniſſe erlaubten mir nicht, den nur zwei Tage die Woche geoͤffneten fuͤrſtlich Waldſteinſchen Garten zu ſehen und mich in deſſen blumengeſchmuͤckten Partien des weltberühmten Ahnherrn, des großen Fried» laͤnders zu erinnern. XXVIII. Der Sommerconvent der pomologiſchen Geſellſchaft zu Altenburg 1858. Eine protokollariſche Mittheilung von deren Secrelair, i Ed. Lange. Zu unſerm auf den 1. Aug. feſtgeſetzten Sommerconvent hatten ſich, wahrſcheinlich wegen des anhaltend unfreund— lichen Wetters und in Folge der Reiſen, von denen mehrere, ſonſt getreue Geſellſchaftsmitglieder noch nicht zurück gekehrt waren, nur 17 Theilnehmer eingefunden. Auch der Hofgaͤrtner Kunze war noch abweſend, ſo daß wir außer einem ſchoͤnen, in voller Bluͤthe ſtehenden Exemplare von Yucca gloriosa, und außer einigen ſchoͤnbluͤhenden Heidearten (Erica ventricosa hirsuta, E. eoccinea und Erica Uhria superba, ferner Meneciesia polilolia), welche deſſen Bruder, der Kunfigärtuer Kunze, eingefendet — — hatte, kein einziges Topfgewaͤchs in unſerm Verſammlungs⸗ ſaale erblickten. Selbſt an abgeſchnittenen Blumen war die Ausſtellung aͤrmer als gewoͤhnlich und faſt nur auf zwei Sortiments Georginen von den Kunſtgaͤrtnern Hauck und Reißig beſchraͤnkt. Denn die in Folge des letzten Winter— froſtes ohnehin ſpaͤrliche Roſenbluͤthe und Erdbeerenernte waren bereits vorüber, und von den uͤbrigen Sommerfruͤchten haben uur die Stachel- und Johannisbeeren die Winterkaͤlte, ſowie den harten Froſt in der Nacht vom 10. zum 11. Mai überftanden, wiewohl auch dieſe nicht in ihrer ſonſtigen Menge und Guͤte gediehen ſind. Die diesjaͤhrigen Kirſchen aber find ing unſerer ganzen Gegend, mit alleiniger Aus— nahme der Höhen um Leeſen, in der genannten Nacht fo gaͤnzlich erfroren, daß von dieſer Fruchtgattung auch nicht ein einziges Exemplar in unſerm Verſammlungslocal zu finden war. Blos die Stachelbeeren zeigten ſich hier nicht minder zahlreich als ſonſt, indem 1) der Kammers gutspachter Loͤhner aus Wilchwitz, 2) der Regierungsrath Wagner und 3) der Kunſtgaͤrtner Reißig jeder eine Menge verſchiedener Sorten eingeſendet hatten, worunter auch meh— rere, vom Pachter Loͤhner gewonnene Erſtlingsfruͤchte ſelbſt— erzogener Sämlinge ſich befanden. Außerdem lenkten noch zwei ausgezeichnet große, eigenthuͤmlich gekrummte Gurken, welche der Kunftgärtner Kunze unter dem Namen Non plus ultra dies Jahr zum erſten Mal baut, die Aufmerkſamkeit der Verſammelten auf ſich; allein die bei ihrer, wie es ſcheint, nicht geringen Tragbarkeit, doppelt wichtige Frage nach der Feinheit ihres Geſchmackes konnte keiner der An— weſenden aus eigner Erfahrung beantworten. Die wiſſenſchaftlichen Verhandlungen der Geſellſchaft eroͤffnete hierauf erſt um 12 Uhr der Kammerrath Waitz, als Vorſitzender, mit einem Ueberblick uͤber die Geſchichte und den gegenwaͤrtigen Zuſtand unſerer Geſellſchaft, ſowie des geſammten Gartenbaues in unſerer Umgegend, und be— richtete hierauf, daß die Geſellſchaft ſeit dem letzten Con— vente 1) ein Ehrenmitglied, den Juſtizcommiſſair Bukatſch in Guben durch den Tod und 2) in dem Anſpann⸗ — 0 — gutsbeſitzer Gabler in Goͤhren ein wirkliches Mitglied durch freiwillig erklaͤrten Abgang verloren; dagegen aber in dem Geheimen Rath und Conſiſtorialpraͤſi⸗ denten von Wuͤſtemann hier, fowie in dem Hofrath Schwabe in Deſſau zwei neue Ehrenmitglieder; ſowie in dem Conſiſtorialrath und Generalſuper— intendenten Dr. Heſekiel und in dem Kammer— und Regierungsrath von der Gabelentz zwei neue wirkliche Mitglieder gewonnen habe. Endlich iſt noch der Candidat Ezold durch ſeinen Abgang von hier nach Reval aus der Claſſe der wirklichen in 4 der corre⸗ ſpondirenden Mitglieder uͤbergegangen. Nach dieſen mehr geſchaͤftlichen Mictheilungen trug zunaͤchſt der Regierungsrath Wagner den Anweſenden ſeine Erfahrungen und Bemerkungen uͤber das Fort— ſchreiten des hieſigen Gartenbaues ſeit den letzten 40 Jahren vor, woran ſich dann, nach einigen weiteren hierzu gehörigen Bemerkungen von Seiten anderer Anweſen— den, der gegenwärtige Berichterſtatter mit einer Zus Smamenfiellung feiner Erfahrungen und Beobachtungen über den Einfluß der letzten Winterkaͤlte auf die Kern» obſtbaͤume anſchloß. Auch hierzu wurden noch einige beſtaͤtigende Bemerkungen beigebracht; darauf aber von dem Vorſitzenden nach den Erfolgen gefragt, welche die einzelnen Mitglieder mit den von unſerm correſpondirenden Mitgliede, dem ruſſiſchen Krongaͤrtner Doͤllinger zu Nikita in der Krimm erhaltenen transkaukaſiſchen Saͤmereien gehabt hätten. Der Seſam (Sesamum orientale) war, ſelbſt in der groͤßten Menge ausgeſaͤet, bei keinem der Anweſenden aufgegangen; deſto beſſer aber hatte die Faͤrberroͤthe (Rubia tinctorum) ihre Keimkraft bewaͤhrt. Von den Samen der Baumquitte Cydonia arborea hatte allein der Berichte erſtatter und zwar erſt in dieſem Fruͤhjahre noch einen Saͤmling erhalten, und die Miſpel (Mespilus germanica) iſt, wenn nicht etwa im naͤchſten Fruͤhjahre noch ein Spaͤt— ling nachkommt, bisher wenigſtens bei keinem der An⸗ weſenden aufgegangen. — 17 — Ueber den erſt am Schluſſe der Sitzung von dem Vorſitzenden in Anregung gebrachten Vorſchlag, das von unſerm correſpondirenden Mitgliede, dem Dechanten Goͤttlich zu Georgswalde in Boͤhmen erhaltene Geſchenk von 10 Fl. Conv. zu einer Praͤmie für die ſchoͤnſten beim naͤchſten Fruͤhlings⸗ oder Sommerconvente zur Ausſtellung gebrachten Topfgewaͤchſe oder Blumen zu verwenden, ſoll beim naͤchſten Herbftconvente ein beſtimmter Beſchluß gefaßt werden. Ein gemeinſames Mittags mahl ſchloß, wie gewöhnlich, auch dieſe Zuſammenkunft. XXX. Erfahrungen und Beobachtungen * uͤber den Einfluß der großen Kälte des Winters 1837 — 1838 auf die Kernobſtbaͤume zuſammengeſtellt von Ed. Lange. So oft ich dieſen Sommer eine Baumpflanzung durch⸗ ging, wurde ich auch durch die duͤrren Staͤmme und Aeſte, ſo wie durch die zuſammengerollten und mit zahlreichen Blattlaͤuſen beſetzten Blätter an die nachtheiligen Einfluͤſſe der letzten Winterkaͤlte erinnert und dachte mit Sorge des naͤchſten Winters. Denn ſollte dieſer wiederum ſo an— haltende und große Kälte bringen, fo würden ihm gewiß viele der bisher noch erhaltenen, aber geſchwaͤchten Obſt⸗ baͤume unterliegen. Wie wenig aber ein in ſeinem Wachsthum bereits geſtoͤrter und geſchwaͤchter Baum en Einwirkungen des PB Froſtes Widerſtand zu leiften vermag, dafür haben mir ſchon die Verheerungen des letzten Winters genugſame Be⸗ lege gegeben. Ich hatte fuͤnf Haͤrtlingsbaͤume am Rande meines neuen Grundſtuͤcks in Saara ſtehen und entſchloß mich, weil es die einzigen großen Aepfelſtaͤmme auf demſelben waren, die beiden größten und geſuͤndeſten zu Prob e— baͤumen zu benutzen. Allein wir konnten erſt zu Pfingſten vorigen Jahres den letzten dieſer beiden Probebaͤume fertig bringen. Es kamen daher von 104 Koͤpfen mit ebenſo viel verſchiedenen Sorten auf dem etwas fruͤher gepfropften erſten Probebaum nur 76 und von 72 auf dem zweiten ſogar nur 38 Koͤpfe, welchen ſchlechten Erfolg wir, mein Bruder und ich, der Verſpaͤtigung des Veredelns und dem ſchlechten Zuſtande der meiſten Edelreißer zuſchrieben. Run kam die heftige und anhaltende Kaͤlte des vorigen Winters, und der zweite Probebaum, dem wir noch dazu wenig Zugreißer gelaſſen hatten, weil wir von einer Anzahl neu erhaltener Edelreißer gern recht bald Früchte ſehen wollten, erfror gaͤnzlich, und der erſtere kraͤftigere Baum groͤßten— theils, fo daß auch an ihm ſchon ganze ſtarke Aeſte mit 20 und mehr Koͤpfen verdorrt ſind und von den 8 noch übrigen Köpfen noch jetzt einer nach dem andern eingeht, moͤgen ſie auch in dieſem Jahre bereits 2 Elle und darüber getrieben haben. a So ſetzten wir auch im Fruͤhjahre 1837 eine Menge junger und kraͤftiger hochſtaͤmmiger Aepfelbaͤume auf dies neue Grundſtuͤck und freuten uns das ganze Jahr Hinz durch uͤber ihr froͤhliches Gedeihen. Dennoch aber hat ſie dies Verſetzen fo ſehr geftört, daß davon vier Stämme Sommerzuckerhut (Pear Renet), drei Staͤmme lange, roth⸗ geſtreifte, gruͤne Reinette (hier meiſt fuͤlſchlich Forellreinette genannt) und zwei Stämme weißer Wintercalville gänzlich erfroren ſind, waͤhrend dieſelben Obſtſorten bei den weniger kraͤftigen Staͤmmen, die in der Baumſchule zuruͤckgeblieben waren, zwar auch von der Kaͤlte gelitten haben, keineswegs aber ſo gaͤnzlich zu Grunde gegangen ſind. Ebenſo zeigen m. — mehr als 100 verſchiedene Obſtbaͤumchen in unſern Baums ſchulen für die Richtigkeit des Satzes, daß dieſelbe Obſt— ſorte, wenn die Baͤumchen damit vor zwei oder beſſer vor drei und mehr Jahren damit veredelt wurden, der Kaͤlte widerſtand, ihr aber bei allen Baͤumchen unterlag, die erſt im Fruhjahre 1837 damit gepfropft worden waren, mochten dieſelben den Sommer hindurch auch noch ſo kraͤftig ge— trieben haben. Es find uns ſelbſt hochſtaͤmmige Peters birnbaͤume, die wir noch im November 1837 fortſetzten, erfroren, während andere etwas ſchwaͤchere Stämme ders ſelben Art, die wir erſt im Fruͤhjahre 1838 aus derſelben Baumſchule auf daſſelbe Grundſtuͤck verpflanzten, ſich er⸗ halten haben. Aber die Schwaͤchung des Baumlebens iſt nicht allein Folge aͤußerer ſtoͤrender Eingriffe in daſſelbe beim Veredeln und Verpflanzen, ſon⸗ dern ſie kommt auch haͤufig vom Alter, Standort und ſonſtigen Verhaͤltniſſen der einzelnen Baͤume her. Mochte ſie aber auch herruͤhren, woher ſie wollte, uͤberall haben die geſchwaͤchten Baͤume von der Kaͤlte am meiſten gelitten. Im Pfarrgarten zu Saara ſtehen mehrere Baͤume vom engliſchen Goldpiping und vom rothen Taubenapfel nahe bei einander. Von der erſten Sorte iſt nur ein alter ſchadhafter Stamm, der ſeit 20 Jahren brandig, alljaͤhrlich mehr oder minder reichlich Früchte brachte, zu Grunde gegangen, und die andern vor drei bis fuͤnf Jahren verſetzten oder veredelten Baͤume ſind unverletzt geblieben; und auch vom rothen Taubenapfel iſt nur der groͤßte und ſchoͤnſte Stamm erfroren, die andern aber ſaͤmmtlich geſund. Denn nur dieſer große Tauben— apfelſtamm trug 1837, ſo wie auch 1831, 1833 und 1835 fo uͤberreichlich, daß ein Theil feiner Früchte ſi ich gar nicht vollſtaͤndig ausbilden konnte, ſondern klein, grün und uns ſchmackhaft blieb, ſo daß dieſen ſo ſchoͤnen und kraͤftigen Baum, wie wir bisher oͤfters gefuͤrchtet hatten, offenbar nur die große Menge der Früchte erſchoͤpft n in der Kaͤlte zu Grunde gerichtet hat. ar = > Steht nun aber auch der Satz feſt: Je kraͤftiger das Individuum, und je ungeftörter fein Wachsthum, deſto leichter widerſteht es den nachtheiligen Einwirkungen der Kälte, fo bleibt doch noch eine zweite Hauptſeite unferer Beobachtungen zu erwaͤhnen. Es zeigen naͤmlich offenbar die verſchiedenen Obſtſorten, auch unter denſelben aͤußern Bedingungen, für die Kälte ſehr abweichende Grade der Empfindlichkeit. Waͤhrend z. B. alle im vorigen Jahre von uns ausgepflanzten Baͤume des Sommerzuckerhuts, des weißen Wintercalvilles, der weißen und der langen rothgeſtreiften gruͤnen Reinette erfroren, hielt der Pfirſchapfel, der Reukircher Suͤßapfel, der Stettiner und der Borſtorfer, welche doch zu gleicher Zeit auf daſſelbe Grundſtuͤck verſetzt worden waren, vollkommen gut aus, der Grauapfel aber und der fraͤnkiſche Borſtorfer gingen wenigſtens nicht gänzlich zu Grunde. Hiermit ſtimmen auch unfere Reſultate in der Banu ſchule uͤberein. Um aber hier unſere Beobachtungen recht gründlich zu machen, haben wir dieſen Sommer ein alpha— betiſches Verzeichniß der 270 Aepfel- und 157 Birnenſorten, welche wir im Jahre 1837 bereits cultivirten, zur Hand genommen und nun jeden einzelnen bis 1837 veredelten Stamm gemuſtert. Je nachdem ſich nun der Zuſtand jedes einzelnen Staͤmmchens auswies, wurde hinter ſeinem Sorten— namen im alphabetiſchen Verzeichniſſe entweder das Zeichen der Unverletztheit, oder der Beſchaͤdigung, oder der gänzs lichen Zerſtoͤrung durch den Froſt geſetzt und ſo zugleich ein Maßſtab für die verſchiedene Empfindlichkeit unſerer Obſt— ſorten gegen die Kaͤlte gewonnen. Vergoͤnnen Sie mir, Ihnen nur einige wenige Erz gebniſſe aus dieſer Lifte vorzuführen! Unter den gewöhns licheren Aepfelſorten ſind gegen die Kälte ganz vorzüglich empfindlich: die meiſten Pipings, vorzüglich aber Franklin's und der engliſche Goldpiping, der Sommer⸗ zuckerhut, die Dietzer Mandel- und Baumann's rothe Winterreinette, der weiße italieniſche Rosmarinapfel, der neue engliſche Nonpareil, der Koͤſtliche von Kew, Jansen d — 181 — van Welden, American Summer - Queen u. ſ. w. Darauf kommen, als in geringerem Grade von dem Froſt beſchaͤdigt: der große rheiniſche Bohnapfel, der gelbe engliſche Gulderling, Renedy of London, die Barzellona⸗ Parmaine, die Scharlach-Parmaine, der weiße und der rothe Taubenapfel, die calvillartige, die lange rothgeſtreifte grüne, die Muskat-, die grüne, die Kronen- und die Zimmt⸗-Reinette, der Grafenſteiner, der Winterſtreifling und der mit Recht geſchaͤtzte, aber nicht ſehr tragbare Graus apfel. Bei weitem am beſten aber haben ſich in dieſer Hinſicht bewaͤhrt: der Auguſt- oder Pfirſchapfel, welchen ich auch aus Althaldensleben und anderwaͤrts her unter dem falſchen Namen des edlen Prinzeſſinapfel er— halten habe, der edle Winterborsdorfer, ſobald der Stamm nicht etwa ſchon krebſig oder ſonſt beſchaͤdigt war, die meiſten Calvillarten, beſonders der rothe Herbſtcalville, der gelbe Sommer-, gelbe Winter-, der Herbſtanis- und der Carmin⸗Calville, (nur der weiße Wintercalville ging in mehreren Staͤmmen gaͤnzlich zu Grunde, die aber vielleicht ohnehin ſchon kraͤnkelten oder ſonſt geſtoͤrt waren) der Erz— herzog Anton, der deutſche Glasapfel, der Danziger Kants apfel, die kleine Caßler Reinette, die Triumph-, die ſpaͤte Gold⸗ und die Orleans-Reinette, der Safferapfel, der Süffranfe, der Neukircher Suͤßapfel, der vortreffliche Franz⸗ ſtreifling und der koͤnigliche Taubling. Die Birnen ſcheinen im Ganzen weit zaͤrtlicher und gegen die Kaͤlte empfindlicher als die Aepfelſtaͤmme, fo daß z. B. faſt alle unſere im Früh⸗ jahre 1837 verſetzten Birnwildlinge weſentlich gelitten hatten und einige ſchon anſehnlich herausgewachſene Peters birn⸗ kernlinge, welche 1837 gar nicht geſtoͤrt worden waren, dennoch in ihrer halben Laͤnge erfroren ſind. Doch findet auch bei ihnen noch immer ein großer Unterſchied Statt. So erlagen dem Froſte in mehrern Exemplaren gaͤnzlich: die Coule soik, die hollaͤndiſche Butterbirne, die weiße Butterbirne, mehrere Arten Dechantsbirnen, Seakle pear, der König von Rom, die Sommermagdalene, der kleine 13 — Mn Iſenbart, die engliſche lange grüne Winterbirne u. a. m. Es gingen ferner zum großen Theil zu Grunde: die Petersbirne, die fruͤhzeitige Muskateller, die Geishirtel, die roͤmiſche Honigbirne, die gruͤne Zuckerbirne (Suere verd) und der Winterdorn. Endlich zeigten verhaͤltnißmaͤßig noch die groͤßte Widerſtandskraft: der Wildling von La Motte, bei uns allgemein faͤlſchlich Ambrette genannt, die Wintercoloma, die lange graue Honigbirne, die Schuppen— birne und die Rettigbirne. Es bleibt mir nun nur noch eine Frage übrig, naͤm⸗ lich die nach dem praktiſchen Nutzen, welcher ſich aus dieſen Beobachtungen ziehen laͤßt, und ich erlaube mir, den Praktikern in unſerer Geſellſchaft die einfachen Regeln, welche ich mir daraus gezogen habe, hiermit zur weitern Pruͤfung und Beurtheilung vorzulegen. 1) Man unterlaſſe es nicht, Baͤume, welche (in der Regel nur ein Jahr um das andere tragend) ſich ſo reich— lich mit Fruͤchten behaͤngen, daß dieſe zum Theil nicht ihre vollſtaͤndige Ausbildung erhalten, durch tuͤchtiges Aus— putzen oder auch durch behutſames Zuruͤckſchneiden der ſchwaͤchlichen, mehrere Jahre nach einander nur Trag— holz anſetzenden Kronen wieder einmal zu verjüngen. Dadurch wird der Stamm nicht allein erneuert und ge— kraͤftigt, ſondern man wird dann auch weit vollkommnere und wohlſchmeckendere Fruͤchte von ihm erhalten. 2) Man veredele aͤltere und kraͤftige Obſtbaͤume ſo zeitig als moͤglich im Fruͤhjahre und laſſe ihnen dabei ja nicht zu wenig ſogenannte Zugaͤſte zur Auf⸗ nahme und Verarbeitung des aufſteigenden Wurzelſaftes! Denn nur ſo wird die Stoͤrung in der Bereitung und Verarbeitung des Baumſaftes, welche beim Veredeln nie ganz vermieden werden kann, gemildert und beim fruͤhzeiti⸗ gen Anwachſen der Edelreißer ſchon im Laufe des erſten Sommers fo viel als moͤgiich wieder aufgehoben und bes ſeitigt. 3) Man beſchneide und verpflanze ſeine Obſt⸗ baͤume, wo moglich, nur im erſten Frühjahre, nicht — —e im Herbſte oder nachdem im Fruͤhjahre ſchon die Knospen merklich angeſchwollen ſind! Denn uͤberall, wo ich im Spaͤtherbſte 1837, um im Fruͤhjahre 1838 gute und uns beſchaͤdigte Pfropfreißer zu haben, in der Baumſchule der— gleichen abgeſchnitten hatte, zeigten ſich an den Schnittſtellen größere und tiefere Froſtverletzungen, als wo das nicht geſchehen war, und eine und dieſelbe Obſtſorte, im Spaͤt— herbſte 1837 herausgenommen und verſetzt, war ſtets vom Froſte mehr beſchaͤdigt, als wenn die Verſetzung erſt im Frühjahr 1838 erfolgt war. 4) Man ſchneide aber ſeinen Bedarf von Pfropfreißern ſchon im Spaͤtherbſte und grabe dieſelben entweder unter die Erde, oder ſchuͤtze ſie ſonſt durch Zudecken und Einbinden gegen den Froſt und gegen das frühzeitige Antreiben im Fruͤhjahre! An den Staͤmmen aber, von denen man ſie abſchneidet, laſfe man ſtets noch den unterſten Theil des hierzu abgeſchnittenen Zweiges anſtehen, und nehme dieſen Stumpf erſt im naͤchſten Fruͤhjahre hinweg! 5) Man veredle die zaͤrtlichſten und em- pfindlichſten Obſtſorten, falls man von ihnen Hoch— ſtaͤmme zu beſitzen wuͤnſcht, nicht tief in der Baum— ſchule, ſondern ziehe fuͤr ſie dauerhafte Wildlinge zu Hochſtaͤmmen heran und veredle dieſe erſt oben in den Zweigen mit der gewuͤnſchten Sorte! Vielleicht waͤre es dann auch zweckmaͤßig, ſtets einen Theil der Krone mit einer andern Sorte zu pfropfen, weil dieſe letztere den Wurzelſaft, welchen die zaͤrtlichere Sorte nicht vollſtaͤndig verbraucht und verarbeitet, aufnehmen und in ſoweit ver⸗ arbeiten kann, daß derſelbe bei heftiger Kaͤlte nicht mehr 5 195 ‚Ob übrigens dieſes Bereinigen mehrerer Obſtſorten auf einem einzigen Stamme auch etwas dazu beitragen koͤnnte, die vielen edlen Aepfelſorten eigenthuͤmliche Neigung zum Krebſigwerden zu vermindern, uͤberlaſſe ich gern der Beurtheilung älterer und erfahrener Pomologen, deren Ans ſichten uͤber den heute von mir in Antegung gebrachten 19 — . Gegenſtand wohl auch andere Anweſende mit Vergnügen dernehmen wuͤrden. XX. Flüchtige Bemerkungen uͤber die Fortſchritte der Gartencultur in unſern Gegenden ſeit den letzten 50 Jahren vom Reg. Rth. Wagner. Ar es von jeher für nuͤtzlich erachtet worden, auf frühere Zeiten zuruͤckzublicken und dem Auge wieder voruͤber zu fuͤhren, wie es damals war, ſo duͤrfte es auch wohl fuͤr uns nicht ohne Intereſſe ſein, einmal in Beziehung auf Gartencultur einen Blick ruͤckwaͤrts auf die letztverfloſſenen 40 — 50 Jahre zu werfen und zu vergleichen, was zu jener Zeit unſere Gaͤrten, unſere Anlagen waren, mit dem, was jetzt ſich unſern Augen darbietet, und ſo erlaube ich mir denn, einige fluͤchtige Bemerkungen uͤber dieſen Gegenſtand hier vorzulegen, die wenigſtens einer mehr als dreißigjaͤhrigen Beſchaͤftigung mit dem Gartenbaue entnommen ſind, hoffend, daß Erfahrenere die von mir gelaſſenen Luͤcken ausfüllen, oder ein umfänglicher ausgefuͤhrtes Bild vor uns auſſtellen. Blicken wir zurück auf den Anfang jenes Zeitraumes, ſo zeigt ſich, daß damals unſere Gaͤrten kaum auf etwas Anderes, als auf die Benutzung für die Wirthſchaft be⸗ rechnet waren, faſt nur der Gaͤrtner von Profeſſion be⸗ — 15 — ſchaͤftigte ſich mit dem Gartenbau und beſchraͤnkte ſich zu⸗ meiſt auf die Anzucht des Gemuͤſes und auf die Treiberei in den Fruͤhbeeten, die Blumenzucht war nur unbedeutend. Die Gaͤrten waren meiſt ſtreng geſchieden in den Gemuͤſe— und den Grasgarten, und der Gaͤrtner hatte nur ſelten einige wiſſenſchaftliche Kenntniß, die man faſt lediglich in fürftlihen Gärten fand. Belehrende Schriften über Garten— bau gab es nur wenige und dieſe ſtammten entweder aus fruͤheren Zeiten her, und waren ſomit veraltet, oder ſie erſtreckten ſich nur auf Bekanntmachung ſogenannter Gaͤrtner⸗ geheimniſſe. 5 Der Obſtbau wurde zu jener Zeit theils in den Graſegaͤrten, und hier in groͤßerem Umfange, theils in den Gemuͤſegaͤrten betrieben. Dort, wo er mehr eine Neben— nutzung abgab, wurde ohne wiſſenſchaftliche Kenntniß, ohne daß man weſentlich auf die Güte der angepflanzten Obſt— ſorten achtete, vielmehr nur die eben im Lande befindlichen vermehrte, durch Anpflanzung von Hochſtaͤmmen fuͤr die Deckung des Obſtbedarfs in der Wirthſchaft geſorgt, wo— gegen man feinere Obſtarten als Franzbaͤume in den Ge— muͤſegaͤrten, zierlich als Pyramiden geſtaltet, fand, denen bisweilen hochſtaͤmmige Kirſchbaͤume zur Seite ſtanden. Die den Garten umgebenden Mauern aber waren mit Spalieren verſehen, an denen man Wein, Aprikoſen und feinere Aepfel⸗- und Birnenſorten, ſeltner Pfirſchen, zog. Der Gemuͤſebau war auf Deckung des gewoͤhnlichſten Hausbedarfs berechnet, wozu man in den Fruͤhbeeten die noͤthigen Pflanzen und dann die Gurke und bisweilen die Melone zog. b ' Die Blumenzucht im freien Lande und in den Ges waͤchshaͤuſern erſtreckte ſich hauptſaͤchlich auf die Erzeugung gewiſſer Arten von Topfgewaͤchſen und auf Abwartung eines kleinen abgeſonderten Blumengaͤrtchens, wie wir ſie noch jetzt oft auf dem Lande finden. In großen Maſſen wurden vornaͤmlich der Rosmarin, der Levkoi und der Lack gezogen und in den Gewaͤchshaͤuſern überwintert, neben denen ſich dort faft nur der Orangenbaum, der Lorbeer, der Laurus⸗ — 186 — tinus, die Cypreſſe, der Feigenbaum, der Kirſchlorbeer, der Granatbaum, der Korallenbaum (Solanum pseudocapsicum) und die Calla aethiopica, feltner der Oleander vorfanden. Eben ſo einfach waren die wenigen Blumenbeete beſetzt, von ausdauernden Gewaͤchſen fand man in ihnen vornaͤmlich die Aurikel, die Primel, die Nelke, die Pfundroſe, das Loͤwenmaul, die Nachtviofe (Hesperis matronalis) und von Zwiebelgewaͤchſen die Kaiſerkrone, die Tulpe und Narziſſe; von ein- und zweijährigen die Reſede, die After, die Bal- ſamine, die Lupine, die wohlriechende Wicke, der Ritterſporn und die Sonnenroſe. Anlagen fanden ſich wenig vor, nur die um den großen Teich und im Schloßgarten waren vorhanden, ſelbſt Straßen und Wege waren nur mit Waldbaͤumen hier und dort beſetzt, und wo ja ein Obſtbaum ſich vorfand, waren Vogelkirſchen und wilde Birnen fein Erzeugniß. Rur der herzogl. Schloßgarten machte hiervon eine Ausnahme, indem man nicht nur in deſſen Häufern eine mannigfaltigere Sammlung fremdartiger Gewaͤchſe, ſondern auch in deſſen Gaͤrten manche beſſere Obſtart, feinere Ge— muͤſe und einzelne Zierſtraͤucher und Baͤume, als die ge woͤhnlich vorkommenden, fand. Ein regeres Leben fuͤr Gaͤrtnerei begann aber um dieſe Zeit, wie in andern Gauen Deutſchlands, ſo auch bei uns. An mehreren Orten entſtanden groͤßere Garten— anſtalten, die Gewaͤchſe zum Verkauf anzogen und Ver— zeichniſſe der verkaͤuflichen Vorraͤthe verſendeten, gleichzeitig begannen auch die hier und dort befindlichen botaniſchen Gaͤrten auf Verbeſſerung des Gartenbaues, wenigſtens ein— ſeitig in Beziehung auf Blumenzucht einzuwirken, Schriften uͤber des Gartenbaues einzelne Zweige erſchienen theils als vollſtaͤndige Werke, theils in der Form von Tageblaͤttern. So ward denn auch den Liebhabern der Gartencultur nicht nur Gelegenheit geboten, ſich über einzelne, dieſelbe betreffende Gegenſtaͤnde zu unterrichten, ſondern auch, ohne zu dem fernen Auslande, wie Holland, Frankreich und England, ſeine Zuflucht nehmen zu muͤſſen, ihre Gaͤrten — 11. — mit neuen Baum⸗, Obſt⸗ und Gefträucharten zu bereichern, wie durch neue Lerliche Blumenſorten zu ſchmuͤcken und zu verſchoͤnern. Den erſten Anſtoß zur Belebung des Sinnes fuͤr Gartenbau in unſerer Gegend duͤrfen wir wohl ohne Zweifel dem verſtorbenen Geh. Rath von Thuͤmmel durch Anlegung ſeines einſt ſo ſchoͤnen Gartens im engliſchen Geſchmack zu— ſchreiben, Andere, unter denen ich nur von den bereits Verſtorbenen unſern vormaligen Director Geh. Rath von Stutterheim, unſere ehemaligen Mitglieder Geh. Rath von der Gabelentz, Geh. Finanzrath Reichenbach und Inſpector Fritſch, und unter den noch Lebenden unſern dermaligen Herrn Director Kammerrath Waitz und unſere Mitglieder Herrn Paſtor Hempel jetzt zu Zedtlitz und Herrn Kauf— mann Rother hier nenne, folgten ihm nach. Mehr und mehr breitete ſich dadurch der Sinn fuͤr Gaͤrtnerei nach deren verſchiedenen Faͤchern nicht allein unter den Liebhabern des Gartenbaues, was ſpaͤter im Jahre 1803 die Gruͤndung unſeres Vereins als pomologiſcher Ge- ſellſchaft und in neuerer Zeit deren Erweiterung auf den Gartenbau uͤberhaupt veranlaßte, aus, ſondern es konnte auch dieſes regere Streben nicht ohne guͤnſtigen Einfluß auf die eigentlichen Gaͤrtner bleiben. Fiat in allen Zweigen der Gärtnerei zeigten ſich jetzt Fortſchritte. f Durch die Einfuͤhrung neuer Obſtſorten aus fernen Gegenden, die namentlich von den bewaͤhrten Pomologen Chriſt, Diel, van Mons, Sickler und ſpaͤter von Schmid— berger und Nathuſius hierher gelangten, und von denen ich nur die verſchiedenen Arten von Peppins, die feinen Reinetten und Calvillen, den rothen Taubenapfel, die ver- ſchiedenartigen Butterbirnen und die edleren Kirſch- und Pflaumenſorten, die neuen Pfirſchſorten, die großen eng— liſchen Stachelbeeren und Himbeeren anfuͤhre, wurde der Obſtbau verbeſſert, und durch Anlegung von Obftoranges rie die Sortenkenntniß befoͤrdert. Man begann die neuen beſſern Obſtſorten auf Hochſtaͤmme, die jetzt beſſer gepflegt 200 wurden, zu veredeln, und dadurch reichlichere Ernten an feinerem Obſte zu erzielen. Aprikoſen ur hochſtaͤmmig erzogen und trugen reiche Fruͤchte, die Birnen und Aepfel verſchwanden an den Spalieren und beſſere Weinſorten und Pfirſchen verſchiedener Art nahmen deren Stelle ein. Obſt— baumſchulen wurden angelegt und hierdurch, ſo wie durch Vertheilung von Pfropfreißern geeigneter Sorten die Obſt— zucht auf dem Lande verbeſſert. Statt mit Waldbaͤumen, wie bisher, wurden die Straßen nun mit Kirſch- und Pflaumenſtaͤmmen bepflanzt, die alten wilden Kirſchſtaͤmme, die hier und dort ſich noch vorfanden, ſo weit ſolches noch moͤglich war, veredelt, oder durch beſſere Obſtſorten erſetzt, ganze Anlagen von Obſtbaͤumen entſtanden auf wuſten Plaͤtzen und an den Raͤndern der Straßen und Wege und gewaͤhrten reichen Ertrag den Gemeinden, wie den Einzelnen. Mindere Fortſchritte machte in diefer Zeit der Gemuͤſe⸗ bau. Zwar ift auch in dieſer Hinſicht Einiges durch Eins fuͤhrung mehrerer neuer und beſſerer Gemuͤſearten, wie des Roſenkohls, des engliſchen frühen Glaskohlrabi, des ſchwar— zen Blumenkohls, einiger neuer Sallatſorten, der Wachs— bohne, der Markerbſe, ſowie durch verbeſſerte Treiberei des Gemuͤſes in den Fruͤhbeeten, wie des Blumenkohls, der Bohne und Erbſe, und durch Ausbreitung des Gemuͤſebaues auf das freie Feld geſchehen, doch aber ſteht immer noch unſer Gemuͤſebau dem in ſo manchen andern Gegenden nach und laͤßt Vieles, ſowohl in Beziehung auf Einfuͤhrung neuer beſſerer Gemuͤſearten, als in beſſerer Cultur der vor handenen zu wuͤnſchen uͤbrig. Wohl aber mag hierbei nicht verkannt werden, daß die Einfuͤhrung neuer Gemuͤſe— arten in unſere Küchen mit beſondern Schwierigkeiten, die der Gaͤrtner nicht zu beſeitigen vermag, zu kaͤmpfen hat, ſowie daß der Gemuͤſebau mehr dem Gaͤrtner von Profeſſion überlaffen blieb und dieſer Zweig der Garteneultur weniger als andere aus Liebhaberei betrieben und gefordert wurde. Am meiſten aber hat ſich ohne Zweifel in dieſer Zeit die Zucht der Blumen, ſowohl in den Gewaͤchshaͤuſern, als in dem freien Lande gehoben. a — 19 — Zuerſt fand wohl die Pflege der Nelken und Aurifel ihre Liebhaber, bald trat die Zucht der Roſen der vers ſchiedenſten Arten im Topf und im freien Lande an deren Stelle. Neben den Toͤpfen mit Levkoien, Lack und Ros— marin fanden bald die zahlreichen Glieder der Pelargonien, Geranien und Meſembrianthemen und das wohlriechende Heliotropium ihre Stelle in den Glashaͤuſern und verdraͤng— ten jene faſt ganz. Reben der Orangerie wurden dabei die Eriken, die Oleander und die Jasmine gepflegt, bald kam zu ihnen die Hortenſie mit ihren großen roſenfarbenen, dann blauen Bluͤthenballen, die Diosmen und die Volkamerie mit ihren Wohlgeruͤchen, die Melaleuke, die verſchiedenen Arten des Hibiskus, die Canna, die Fuchſien, Calceolarien, Akazien und Polygalaarten, des Chryſanthemum mit feis nen bunten Bluͤthenbuͤſcheln und ſo manches andere ſchoͤne Pflanzengeſchlecht. Zahlreiche Hyacinthen, Tazetten, Nar— ziſſen, Tulpen und Jonquillen zierten im Winter und Fruͤh⸗ jahre mit ihren ſchoͤnen Bluͤthen und Wohlgeruͤchen die Haͤuſer, und bald begann auch nun die Zucht der Azaleen, der Kalmien, Rhododendron, Andromeden, Kaktus, Cinera— rien und Kamellien der verſchiedenſten Arten und Sorten. Reue, zeither bei uns nicht gewoͤhnliche Arten ein— jähriger und aus dauernder Gewaͤchſe füllten nach und nach die Blumenrabatten der Gaͤrten. Den wenigen bisher ge— zogenen Sommergewaͤchſen wurden mannigfache Arten aus den Geſchlechtern Chryſanthemum, Iberis, Crepis, Con— volvulus, Ipomaͤa, Cacalia, Mirabilis, Oenothera, Lavatera, Lupinus, Papaver, Senecio, Scabioſa, Tagetes, Zinnia, dann ſpaͤter Clarkia, Petunia, Gilia, Mimulus, Schizanthus, Nicotiana und andere beigeſellt. Noch mehr vergrößerte ſich die Zahl der bis dahin weniger beachteten, im Freien aus dauernden Staudengewaͤchſe, vornaͤmlich aus den Geſchlechtern Aſter, Aconitum, Achillea, Hemerocallis, Delphinium, Phlox, Paͤonia, Potentilla, Cam⸗ panula, Iris, Lobelia, Anemone, Lilium, Gladiolus und Tigridia. Vor Allem aber begann und ſteigerte ſich mehr und mehr die Zucht der prachtvollen Georginen, die von — 190 — nun an eine Hauptzierde der meiſten Gaͤrten wurden und von denen die vielfaͤltigſten Abarten in Wente Form und Fuͤllung gezogen wurden. Was in dem erwaͤhnten e für Anlagen, für Landſchaftsgaͤrtnerei bei uns geſchehen, liegt zu ſehr vor Augen, als daß es noch eines beſondern Hervorhebens beduͤrfte. Wir brauchen nur unſere Luſtgaͤrten, die naͤchſten Umgebungen unſerer Stadt zu durchwandern, um die Ueber— zeugung zu gewinnen, wie viel wir hierin vorgeſchritten find, welche verſchiedenartigen Zierbaͤume und Zierſtraͤucher bei uns zur Verſchoͤnerung unſerer Umgebungen angepflanzt worden. Dieſe oͤffentlichen Anlagen bezeugen uns aber auch, um wie viel gegen ſonſt der Sinn fuͤr Gartencultur im Allgemeinen geſtiegen iſt, da man es wagen konnte, ſie ſicher vor Befrevelungen herzuſtellen und zu erhalten. So groß nun auch, wie wir geſehen haben, die Fortſchritte ſind, welche wir in der Gartencultur gemacht haben, fo Vieles bleibt uns noch zu thun uͤbrig. Laffen- Sie uns daher dem Zwecke unſeres Vereins gemaͤß, das Schoͤne mit dem Nützlichen verbindend, dem uns geſteckten Ziele auch fernerhin nachſtreben. XXXI. Ueber einige Alterthümer des Pleißen⸗ gaues, der naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes zu Altenburg mitgetheilt vom Dr. Löbe. Als ich den Bericht über die Aufgrabung einiger Todten⸗ huͤgel in der Leina las, welchen Herr Paſtor Dr. Winkler am vorjaͤhrigen Stiftungstage dieſer verehrlichen Geſellſchaft mitgetheilt hatte, befremdete es mich, daß darin mit keinem Worte der ſchon fruͤher in dem Pleißengaue bewirkten Aus— grabungen gedacht war. Freilich lag es wohl zuvoͤrderſt in dem Plan des Herrn Berichterſtatters, nur vorlaͤufig die Reſultate des Beginns jener Unterſuchungen zu melden und es ſollte vor der Zuſammenfaſſung des Ganzen zu einer umfaſſenden Darſtellung die Ausgrabung der uͤbrigen Huͤgel und die Zutagfoͤrderung ihres Inhaltes abgewartet werden. Da es unbezweifelt im Intereſſe ſowohl der Wiſſenſchaft im Allgemeinen, als auch der Wißbegierde des Vaterlands— freundes insbeſondre, gewiß aber auch in dem Plane des auf hoͤchſten Befehl jene Arbeiten Leitenden liegt, daß nach Beendigung der Ausgrabungen in der Leina die Ergebniſſe zuſammengeſtellt werden, ſo duͤrfte eine Beifuͤgung des Geſchichtlichen der Ausgrabungen in unſerm Gaue nicht nur wuͤnſchenswerth zu der Vollſtaͤndigkeit einer ſolchen Darſtellung fein, ſondern es koͤnnte die Beruüͤckſichtigung — We jener in Beziehung auf das neuerlich Gefundne bald be— ſtaͤtigend, bald ergaͤnzend, bald belehrend und berichtigend eintreten. Ich habe mir daher erlaubt, was ich in ein— zelnen Schriften, welche unſre vaterlaͤndiſche Specialgeſchichte angehen, beſonders in des um dieſelbe vielfach verdienten J. F. Meyner's Zeitſchrift fuͤr das Fuͤrſtenthum Alten— burg (2 Bd. fuͤr die Jahre 1795 und 1796), gefunden habe, als Materialien fuͤr einen etwaigen einſtigen Gebrauch zuſammengeſtellt vor dieſer verehrlichen Geſellſchaft, wo der erſte Bericht auch vorgeleſen wurde, vorzutragen oder viel— mehr — weil mir dem Laien hier das Odi profanum vulgus et arceo hindernd entgegentoͤnt — vortragen zu laſſen. Vielleicht auch, daß dieſe Andeutungen uͤber aͤhnliche Grab⸗ und andre Hügel Veranlaſſung geben, daß auch an andern Orten unſers Gaues Unterſuchungen nach unter— irdiſchen Schaͤtzen angeſtellt werden, die, wenn ſie auch nicht in Gold, Silber und Edelſteinen beſtehen, nach ihrer Wichtigkeit für Geſchichte und Alterthumskunde jene dem gemeinen Lebensgebrauch nur dienenden Koſtbarkeiten uͤber— treffen duͤrften. I. Wenn ich zuerſt die Orte aufzuzaͤhlen gedenke, wo man ſolche Huͤgel gefunden hat, ſo erlaube ich mir zuvoͤrderſt, Sie auf eine Benennung dieſer Hügel hinzus weiſen, welche ſich nicht allzuhaͤufig gebraucht findet. In eines Ungenannten, im Jahr 1594 angefangenen und in dem Rathsarchiv hieſiger Stadt aufbewahrten Collectaneen zur Altenburgiſchen Chronik, heißen fie naͤmlich Hewkuͤbel oder Heukhuͤbel. Schon der Chroniſt ſcheint die ge— woͤhnliche Meinung nicht zu billigen, welche ſie zu Hunnen— oder Heunenhuͤgeln machen will, ſondern er haͤlt ſie „fuͤr der alten Heiden Begraͤbniſſe“ (was freilich auch Heunen— huͤgel bedeutet); Meyner (J, 370) will fie mehr für Wachs huͤgel halten, die aus den kriegeriſchen Zeiten der alten Landgrafen von Thuͤringen noch uͤbrig geblieben waͤren. Es gibt allerdings in der Nähe von Heiersdorf bei Ehren— hain einen Huͤgel, welcher jetzt noch der Wachhuͤgel heißt — 193 — und vielleicht hat dieſer Rame Meynern Veranlaſſung zu ſeiner Vermuthung gegeben; allein dem Ramen nach ſind es weder Wach-, noch Grab-, auch nicht Haynenhuͤgel (weil, wie der Anonymus ſagt, ſie gewoͤhnlich in Waͤldlein und Hoͤlzlein lägen), ſondern Hege-, d. i. Grenzhuͤgel, alſo Huͤgel, welche an ſich oder mit beſonderen Zeichen verſehen, z. B. mit Saͤulen, Baͤumen u. dgl., die Grenze eines Gebietes anzeigten. Daß ſolche Hegehügel zugleich Grabhuͤgel fein, vielleicht Grabhuͤgel dazu benutzt werden konnten, iſt zu vermuthen, daß ſie es wirklich ſind, muß die Unterſuchung derſelben lehren. 5 In jener Chronik werden ſolche Huͤgel angefuͤhrt: 1) im Haynicher Holz auf der Weſtſeite; man ſah damals deren noch acht, wovon vier ziemlich hoch, die andern „etwas eingezogen oder niedriger“ waren. Dort angeſtellte Unterſuchungen würden von großem Intereſſe fein, denn daß die ganze Umgegend religioͤſe Beziehung hat, lehrt ſchon das ſuͤdlich nahe liegende Crodolaithe und Goͤtzenthal.“) 2) Fünf. bei der Starkenbergſchen Schaͤferei, zwiſchen Molbitz und Waltersdorf; „zwei oder drei darunter, ſonderlich die eine hoch und ſtund auf derſelben eine Haſenſeule (d. i. Hegeſaͤule, wie ſchon Meyner richtig erklaͤrt), ift aber 1588 an den Zechauer Taͤnnicht geſetzt worden.“ In dieſer Angabe findet ſich eine Unrichtigkeit und find auf jeden Fall die Huͤgelreihen zweier verfchiednen Gegenden vermiſcht, ſo daß a) eine Reihe von fuͤnf bei der Starkenbergſchen Schaͤferei, ) b) eine andre zwiſchen Molbitz und Waltersdorf zu denken ſind. Und ſind dieſe dann dieſelben, welche vor einigen Jahren geoͤffnet wurden und mehrere Urnen enthielten? 3) Beim Wolfen⸗ holze unweit Altenburg einer. Dieſer wurde ſchon 1584 eingezogen und zu einem Weinberge gemacht, fruͤher hatte 9 Krodoberg, Krodoteich. ) Dies dürften wohl die auf den ſogenannten Heidenfeldern in der Gegend von Boſa ſeyn. Wagner. — 18 — er dem M. Sonne gehoͤrt und war Hopfen darauf gebaut worden. Das Einziehen dieſer Huͤgel anlangend, ſo iſt es ſ. v. w. ebnen, wie es auch mit einigen bei Waltersdorf geſchehen ſein ſoll, die zu Ackerland gemacht wurden. 4) Meyner ſelbſt gedenkt noch eines ſolchen Huͤgels bei Hartha, worauf ein Baum gepflanzt geweſen, ſowie in mehrern Dorffluren des Altenburgiſchen Amtsbezirkes. Durch das erwaͤhnte Einziehen oder Ebnen ſind viel ſolche Huͤgel ſchon in aͤlterer Zeit verſchwunden, aber auch in neuerer Zeit iſt man damit fortgefahren, wie dies namentlich hervorgeht aus einer Mittheilung des verſtorbe— nen Straßeninſpectors Meinhard in Friedrichsluſt, die er im Jahre 1834 der naturforſchenden Geſellſchaft machte. Raͤmlich 5) auf einem am rechten Pleißenufer unter dem Dorfe Mockern ſich hinziehenden Bergruͤcken beim ſo— genannten Teufelsbruche erhoben ſich mehrere ſolche Huͤgel, welche der dermalige Beſitzer vor einigen Jahren ebnen ließ, um das Land urbar zu machen. Dabei wurden nicht nur mehrere Urnenſcherben gefunden, ſondern auch eine, weiter unten zu beruͤhrende Sage weiſt wieder auf einen, dem religiuͤſen Cultus unſrer heidniſchen Vorfahren geweiheten Platz hin. Und vielleicht reichte dieſes Heiligthum bis Model- witz, denn auch dort hat man vor einigen Jahren einzelne Ueberreſte von Thongefaͤßen gefunden. (Von dieſen ſpricht Klemm, Handbuch der german. Alterthumsk. S. 169, 2.) Ohne alle Hindeutung auf Hügel werden aber auch ſchon mehrere Ausgrabungen erwaͤhnt; das Richterwaͤhnen aber ift entweder ein Mangel im Bericht, oder das Aus⸗ graben geſchah auf bereits cultivirtem Boden, wo das Einziehen der Huͤgel vor laͤngerer Zeit ſchon erfolgt war. So meldet ſchon Foͤrſter in den Collectaneen zu der Alten: burgiſchen Chronik (vom Jahr 1701, auch in dem hieſigen Rathsarchiv), daß man zu irgend einer Zeit (ö) Aſchen⸗ kruͤge und Urnen an der leipziger Straße in der Gegend des weißen Berges ausgegraben habe. Viel⸗ — 193 — leicht faͤllt die Auffindung dieſer Gefäße mit dem unter 3) genannten Huͤgel beim Wolfenholze zuſammen. Von großer Wichtigkeit ſowohl hinſichtlich der aufgefundenen Gegenſtaͤnde, als auch des Ortes, wo man fie fand, waren 6) die Ent⸗ deckungen im Hain bei Meuſelwitz an der preußiſchen Grenze, wo man zu Anfang der neunziger Jahre nicht allein Urnen, ſondern, wie es nach der blos andeutenden Erzaͤhlung ſcheinen koͤnnte, ſogar eine Todtenkammer fand, ſ. Meyner II. S. 402. — 7) Endlich hat man aber auch in der Nähe der Stadt Altenburg vorzüglich viele Urnen gefunden und zwar in der Gegend zwiſchen der Geraiſchen und Zeizer Straße, wo jetzt theils Gaͤrten, theils der Gottesacker iſt, wenn man das Erdreich zum erſten Male rajolte. Meyner grub, nachdem man a) dort mehrmals vorher Gefäße aus der Erde gegraben hatte und dadurch aufmerkſam geworden war, b) ſelbſt zu Anfange der neunziger Jahre mit einigem Erfolge in dem — mittelſten jener Gärten nach; e) im Fruͤhjahr 1795 hatte man in dem neuangelegten Gottesacker wieder Afchenfrüge gefunden und d) im Februar 1796 wiederum in einem jener Gaͤrten, ſ. Meyner I, 348. II, 91. Wir finden alſo hier einen großen Leichenplatz, welche Bemerkung deshalb nicht ohne Wichtigkeit ſein duͤrfte, da derſelbe dieſſeit der Pleiße dem in der Leina bei Loh ma jenſeit des Fluſſes geogradhiſch ziemlich genau entſpricht. II. Betrachten wir kurzlich die ausgegrabenen Gegen⸗ i ftände ſelbſt, fo verdanken wir Meyner's Fleiße und Liebe zur Sache die umſtaͤndlichſte Belehrung, wie wir fie’ für jene Zeit verlangen koͤnnen. Zu den unter 7) a. genannten Ausgrabungen bemerkt er (S. 348): die Gefaͤße ſtehen gegen drei Fuß tief in dem feften Lehmboden und koͤnnen nur bei Anwendung der groͤßten Behutſamkeit unbeſchaͤdigt und unzerbrochen herausgebracht werden, weil ſie mit der fie umgebenden Lehmerde zu feſt verbunden ſind. (Alſo ſind doch die Huͤgel nicht ganz verſchwunden, ſondern der abgegrabene obere Theil hat zur Ausfüllung der Zwiſchen⸗ — 196 — räume zwiſchen den einzelnen Hügeln gedient; denn nicht unter die Erde ſetzte man die Urnen mit den Ueberreſten der Todten, ſondern auf den platten Boden und errichtete darüber den Hügel.) Bisweilen findet man fie zwiſchen fauſtgroßen Felsſteinſtuͤcken eingeſetzt und mit einem groͤßern, der gemeiniglich ein breiter Kalkſtein iſt, bedeckt. (Die Bemerkung iſt vortrefflich und es iſt Schade, daß man in den Huͤgeln der Leina nicht mehr mit Beſtimmtheit uͤber ſolche Halt» und Deckſteine hat finden koͤnnen, vgl. Wink⸗ ler's Bericht S. 202 f., ſ. jedoch S. 198. Daß die Urnen, oder vielleicht nur einzelne mit beſonderem Inhalte, mit Steinen umſtellt und bedeckt wurden, daruͤber ſ. Klemms Handbuch der germaniſchen Alterthumskunde S. 115 und Tafel VIII.) Die Größe der Urnen, fährt Meyner fort, iſt verſchieden: die groͤßten duͤrften nach der Beſchreibung und den Bruchſtuͤcken zu urtheilen, die mir vor die Augen gekommen ſind, ungefaͤhr 4 bis 5 Meßkannen enthalten. Die Form iſt hoͤchſt einfach, ſie haben keinen Fuß, ſondern nur einen wenig platt gedruͤckten Boden, wie unſre Koch— toͤpfe, und einen ſehr kurzen Hals, deſſen Diameter die Haͤlfte oder etwas uͤber ein Drittheil des Bauches betraͤgt. Die Maſſe, woraus fie geformt waren, iſt ſchieferſchwarz von Farbe, grob und mit Sandkoͤrnern vermiſcht (vgl. Winkler S. 196. Scherben aus der Modelwitzer Gegend ſind mit Glimmer vermiſcht, ſ. Klemm S. 168 f.); ſie ſaugt das Waſſer in ſich und iſt leicht zerbrechlich. Man findet faſt in allen Aſche und Knochenſtuͤcken, welche Dinge ihren Zweck unwiderſprechlich beſtaͤtigen. (Merkwuͤrdig, daß man in den Gefaͤßen der Leina'ſchen Huͤgel noch keine un⸗ bezweifelten Spuren von Knochen- oder Aſchereſten gefunden hat, Winkler S. 198. Sollte man ungeachtet der genaues ſten und ſorgfaͤltigſten Unterſuchungen keine finden, ſo muͤßte man an ein durch langes Liegen in der Erde oder durch andere Umſtaͤnde bewirktes Untergehen derſelben denken, aber anderm Zwecke haben ſolche Monumente und die Haupt⸗ gefaͤße in ihnen gewiß nicht gedient, als der Beſtattung der irdiſchen Ueberreſte Geſtorbener). — — Zu 7) b. Meyner's eigne Rachſuchung war nur von geringem Ergebniß; er fand nichts mehr, als ein kleines Gefäß, brachte es jedoch faft unbeſchaͤdigt zu Tage. Es war nicht größer, als die Unterſchale einer Kaffeetaſſes außerdem ſehr niedrig, hatte einen ſehr breiten Boden und außer einer Einbeugung an der Oeffnung, keinen Hals. Die Erde, mit der fie angefuͤllt war, ſchien ihm ſichtlich mit vieler Aſche vermiſcht, und es lag auch die Halfte eines metalle— nen, faſt ganz verwitterten Ringes darin. (Alſo hier Spuren von metallenen Gegenſtaͤnden! fie wollten in den Leina'ſchen Huͤgeln nirgends erſcheinen; vielleicht daß ſich doch deren noch bei ganz genauer Unterſuchung auf dem Boden der Gefaͤße finden. Uebrigens duͤrfte der Ring in jener Urne nicht fuͤr einen Kopfſchmuck zu halten fein, ſondern wahrſcheinlich iſt er ein Arm- oder Halsring geweſen, vgl. Klemm S. 112, wo ein ganz aͤhnlicher Fund beſchrieben wird, der auch wegen der Kleinheit der Urne auf das Begraͤbniß eines Kindes, wie hier, ſchließen ließ). Zu 7) e. Was auf dem Gottesacker an Gefäßen gefunden ward, waren blos Scherben, dazu Knochen. Maͤnner, welche Gräber gemacht hatten, hatten ohne Vor⸗ ſicht in die Erde geſtochen und jene Scherben und Knochen herausgeworfen, doch fanden ſich dabei auch wieder viele Steine. (Es iſt zwar moͤglich, aber nicht nothwendig, daß die Graͤber die Gefaͤße zerſtoßen hatten. Bekanntlich finden ſich bei Ausgrabungen ſtets in den oberſten Erdſchichten Urnenſcherben, ſ. Klemm S. 111. 117 u. Winkler S. 194, welche wahrſcheinlich Ueberreſte der bei Leichenfeierlichkeiten zum Opfer gebrauchten, dann zerſchlagenen und in die obern Theile der Grabhuͤgel eingeſtreuten Gefaͤße ſind, vgl. Klemm S. 345). Merkwuͤrdig war hier, daß an dem groͤßten Theile der Scherben ſich außerhalb eine ſtark aufgetragene rothe Farbe fand, welche beim Angreifen abfaͤrbte. (Auch ſolche fand man in der Leina, ſ. Winkler S. 196.) Zu 7) d. Die hier bewirkte Ausgrabung war auf jeden Fall die wichtigſte. Man fand naͤmlich drei große in nn geſetzte Urnen, welche mit Steinſtuͤcken umlegt 14 — 86 — und bedeckt waren. (Alſo eine Art Rieſenurnen, Klemm S. 126 f., eine ſolche hat man in der Leina noch nicht gefunden!) Die innerſte enthielt eine Menge Aſche und Knochen, war aus einer ſchwarzen Maſſe geformt und ſowohl inwendig als auswendig geglaͤttet. Die mittlere war durch und durch (das iſt merkwuͤrdig!) von ziegel⸗ rother Farbe; die aͤußere war von grauem Thon mit grobem Sand und Kalk vermiſcht. (Aber leider wurde ſie nicht ganz, ſondern in Truͤmmern und ſcherbenweis aus der Erde gebracht, wie es auch der Fall mit den Rieſenurnen, z. B. bei Kleinroͤſſen, in der Raͤhe von Schlieben, und auf dem Broidſchenberge bei Bauzen der Fall war.) Um die große Urne lagen in ſchraͤger Richtung noch vier kleinere herum, welche unbeſchaͤdigter erhalten wurden. (Eben ſo viel Reben⸗ urnen ſtanden um die Schliebener Rieſenurne.) Von dieſen vier kleinern Urnen war die größte 32 Zoll hoch, 5 Zoll weit und hatte an jeder Seite uͤber dem Bauche einen kleinen Henkel. In ihr lag ein zerbrochener kupferner Ring; zwar war das Metall faſt ganz in Gruͤnſpan aufgelöft, aber man erkannte ein Kupferfaͤdchen mitten in der Auf— loͤſung noch ſehr deutlich. Die dritte war nicht einmal ſo hoch und fuͤnf Zoll weit; ein einziger kleiner, oben am Halſe angeſetzter Henkel zierte ſie; uͤbrigens war ſie von derſelben rothen Farbe, wie die mittelſte der großen. An der vierten, der Fleinften und nur 32 Zoll weiten, war der Hals abgebrochen. Den Gebrauch dieſer kleinern Ge⸗ faͤße anlangend, fo ſcheint Meyner ſchon richtig vermuthet zu haben, daß ſie zum Opfergebrauch dienten, vgl. Klemm S. 178 (dagegen S. 125). Daß ihre ſchraͤge Lage vom Treten der Arbeiter auf den Huͤgel herruͤhrte, iſt nicht nothwendig, wenigſtens fand auch Wagner in dem einen Huͤgel bei Schlieben von den Beigefaͤßen einige ſtehend, andre zur Seite liegend. Uebrigens lagen dieſe Gefaͤße nicht viel uͤber eine Elle tief in der Erde und der Platz war vor einigen Jahren ſchon einmal rajolt worden. Zu 5). Im Teufelsbruche bei Mockern fand man beim Urbarmachen oͤfters Kruͤge mit Aſche und verbrannten — 109 Knochen, dabei auch kupferne Ringe und verſchiedene vera roſtete eiſerne Gegenſtaͤnde. Es iſt Schade, daß Meinhard von jenen Gegenſtaͤnden, wenn ſie ihm ſonſt alle zur Aus⸗ wahl zu Gebote ſtanden, gerade das Unintereſſanteſte waͤhlte, naͤmlich einen eiſernen Schluͤſſel, der, wenn er wirklich dort gefunden worden iſt, gewiß keinem hohen Alterthume an— gehört. Sollten aber nicht jene Sachen, wenn nicht die Urnenſcherben, doch vielleicht die angeblichen kupfernen Ringe von den Feldbeſitzern aufbewahrt worden, wenigſtens naͤhere Rachricht uͤber dieſelben, ſo wie uͤber die Lage des Platzes u. dgl. einzuziehen ſein? Zu 6). Aus Meuſelwitz erhielt Meyner -über die dortigen Auffindungen folgende Nachricht: „Es haben einige hieſige Inwohner Antheil an dem Beſitz eines kleinen Waͤldchens an der kurſaͤchſiſchen (jetzt koͤniglich preußiſchen) Grenze, welches gemeiniglich der Hain genannt wird, von den Straßen und Wegen ganz abgelegen iſt, aber einen ſehr angenehmen Spatziergang gewaͤhrt. Der mittaͤgliche Theil liegt hoch, der mitternaͤchtliche zieht ſich dagegen in eine Vertiefung hinab. In dieſem ließ vor einigen Jahren der eine Beſitzer das Land zu beſſerem An- und Fortwuchſe des Holzes rajolen und fand in ziemlicher Tiefe einen von Stein ausgehauenen Tiſch mit verſchiedenen Sitzen, die herumgeſtellt waren. Ein Andrer fand kurz hernach uͤber derſelben Arbeit eine Menge kupferner, mit allerhand Figu⸗ ren ausgezierter Ringe, die der Größe und dem Anſehen nach an den Armen und Händen getragen worden waren. Bei der großen Ueberſchwemmung im Jahre 1772 wurden ferner gleich am Fuße der Anhoͤhe zwei große ſchoͤne Urnen von dem Waſſer ausgewaſchen.“ Der von Stein aus⸗ gehauene Tiſch iſt ſicher nichts Anderes geweſen, als ein aus Bruchſteinen zuſammengeſetztes Gewoͤlbe (ſ. Tafel VII, 3 bei Klemm und S. 113), die Sitze aber im Kreiſe herum⸗ liegende Steine; über die Zierrathen an Ringen ſ. Klemm S. 68. Wo moͤgen aber jene Ringe und Urnen hingekom⸗ men fein? Wohl ſchon der Berichterſtatter erzählte blos Gehoͤrtes. Diejenigen Gefaͤße, welche Meyner bei ſeiner 14 * f 3 > (unter 7) d. mitgetheilten) Ausgrabung erbeutete, waren in ſeinem Beſitz, kamen aber nach ſeinem Tode in die Haͤnde, ſolche Schaͤtze nicht zu wuͤrdigen verſtehender Erben und — wer weiß, welch unwuͤrdiges Schickſal ſie gehabt haben. So erzählt auch Meyner (I, S. 350), daß noch zu feiner Zeit einige echte alte Urnen in einer Sammlung von Alter⸗ thuͤmern, Kunſtſachen und Naturalien beim Altenburgiſchen Gymnaſium aufbewahret worden waͤren. Es wuͤrde ſich doch der Muͤhe lohnen, daruͤber einmal an dem betreffenden Orte Nachfrage zu halten, damit man, wofern ſie noch vorhanden ſind, dieſelben mit den jetzt ausgegrabenen ver⸗ gleichen könnte. III. Ich ergreife die Gelegenheit, Ihre Aufmerkſam⸗ keit noch auf eine andre Art Alterthuͤmer zu richten, wie auch bereits Winkler S. 209 ſeines Berichts gethan hat. Naͤmlich es finden ſich hin und wieder große Steine, jetzt meiſt liegend, die aber ebenfalls eine religioͤſe Be⸗ deutung gehabt zu haben ſcheinen, ſei es, daß ſie auf Grabmaͤlern errichtet waren, vgl. Klemm S. 96 und die Sage, daß auf dem Zwelſtenhaue der Huflitenfönig be⸗ graben liege, ferner die Erfahrung, daß man deren bei den Graͤbern in dem Teufelsbruche gefunden hat; oder daß ſie bei Opfern gedient haben, ſ. Klemm S. 334 f. Von letzterer Art aber waren beſonders die bei Mockern im Teufelsbruche am ſuͤdweſtlichen Fuße des Berges, ungefaͤhr drei Ellen aus einander ſtehenden großen Felsbloͤcke, in deren einem man einen Eindruck, wie von einer Menſchenhand, in dem andern ein Loch bemerkte, welches den Anſchein hatte, als habe ein Menſchenkopf mit einem kurzen, dicken Horne darin geſteckt. Ich verdanke dieſe Notiz der Angabe in der oben genannten ſchriftlichen Mittheilung Meinhard's, denn leider ſind die Steine nicht mehr zu ſehen, im Jahre 1828 hat ſie der Beſitzer des Grundſtuͤcks, auf dem ſie lagen, zerſchlagen und zum Bauen verwenden laſſen. Aber wohl hat ſich noch eine Sage erhalten, welche einiges Licht auf die Gottesverehrung, wenigſtens in dieſem Theile des Pleißengaues werfen kann. Ich erlaube mir, — 201 — Ihnen dieſe Sage noch einmal zu erzaͤhlen und zwar mit Meinhard's eignen Worten, wie er ſie aus dem Munde feiner Großmutter mit dem Zuſatze, „ſo waͤre fie von uralten Zeiten her erzaͤhlt worden,“ oft hoͤrte: In der alten Zeit haben ſich hier in dieſem alten Steinbruche viele alte Maͤnner und Weiber, die unſern Glauben nicht annehmen wollten, verkrochen, ſie beteten hier ihre Teufel an, ein Schwegel, ein Boͤgel, ein Thorl, ein Crodel und mehrere andre. Sie haben Hexerei getrieben; alte Weiber haben hier zu Walpurgis und zum Dreikoͤnigstage gewahrſagt, auch das Vieh bezaubert; hierdurch ſind die Leute furchtſam geworden und haben dem Hexenvolke, die gar nicht zu unſerm Glauben zu bringen waren, viele Geſchenke gemacht. In der katho— liſchen Zeit, wo ein Moͤnch im Namen des Herrn Chriſtus große Wunder that, wurden doch die Hexen einmal klein— laut, naͤmlich der Moͤnch wettete mit dem oberſten Hexen— meiſter, ſein Herr Chriſtus haͤtte mehr Gotteskraft, als der Hexen Boͤgel und Schwegel ze. Die Wette wurde mit dieſen beiden großen Steinen verſucht, die zu der Zeit dort auf der Höhe des Berges ſollen gelegen () haben, unter der Bedingung, wer von den Goͤttern den groͤßten Stein am weiteſten von dem Berge herabtruͤge, der ſolle fuͤr den allerbeſten Gott gehalten werden. Eine Nacht wäre hierzu beſtimmt worden. Am Morgen nach dieſer Nacht haͤtten ſich Die von unſerm Glauben haͤufig verſammelt, um zu ſehen, ob der Herr Chriſtus ſtaͤrker als die Herengötter geweſen waͤre, und ſiehe, der Moͤnch haͤtte mit großer Freude dem Volke erzaͤhlt, daß dieſer Stein, wo der Ein— druck der Hand noch ganz deutlich zu ſehen iſt und der dazu der groͤßte war, vom Herrn Chriſtus vom Berge herab auf der Hand wie eine Feder getragen worden waͤre, indem der Hexengott dieſen kleinen Stein auf dem Kopfe nicht einmal ſo weit, als der Herr Chriſtus den ſeinigen haͤtte tragen koͤnnen, wie dieſe beiden Steine mit ihren Wahrs zeichen es auch noch genug bezeugten. Dadurch waͤren viele Teufelsanbeter bekehrt worden und haͤtten unſern Glauben = 22 = angenommen, und der Mönch Hätte eifrig ſehr viele an der Quelle in einem Grunde getauft, welcher heutiges Tages noch der Eifergrund heißt. Die Hexen aber, welche ſich nicht bekehrt haͤtten, haͤtten verborgen in den Hoͤhlen hier in dieſem Steinbruche ihre Hexerei fortgetrieben, ſo lange bis ein Vogelfaͤnger, Finkenheinrich genannt, ſie ſammt und ſonders haͤtte todt ſteinigen laſſen, aus dem Grunde, weil ſie ſeine Leute behext haͤtten. Aber doch immerfort und lange nach dieſer Steinigung haͤtten die Teufel hier fortgeſpukt, bei Racht mehr als am Tage, und bis auf den heutigen Tag hat ſich noch Furcht und der Name Teufelsbruch hier erhalten. So wenig Ehre dieſe Geſchichte dem Verſtande der glaͤubigen Zeitgenoſſen des anonymen Moͤnches macht, ſo wichtig iſt fie doch, wie alle aͤhnliche, für den Geſchichts— forſcher, inſonderheit für die Religions- und Culturgeſchichte unſers Gaues. Sie weiſt uns auf die Zeit Heinrichs I. (des Finklers oder Voglers) hin, wo das Evangelium mit mehr Nachdruck ausgebreitet zu werden begann, und zum Theil in noch fruͤhere Zeiten, wenigſtens in das 8. und 9. Jahrhundert v. Chr. Von den Goͤtternamen, welche die Sage anfuͤhrt, Schwegel, Boͤgel, Thorl, Crodel, an denen die deminutive Endung — el den Hauptbegriff erniedrigt und veraͤchtlich macht, find die einen leicht wieder zu er kennen, denn Thorl und Crodel ſind Thor und Crodo; die beiden erſten ſcheinen durch Verſtuͤmmelung entſtanden zu ſein, und ich glaube nicht ſehr von der Wahrheit abzuirren, wenn ich in Schwegel den Swantowit, in Boͤgel den Czernebog zu finden glaube. Die erſtere Vermuthung wird um 4 ſo weniger kuͤhn gefunden werden, wenn man bedenkt, daß für Swantowit die eigentlich ſlaviſche Form Swjato wit iſt und den gleichbedeutenden Gott der Preußen Schwayxtix (welches auch zu Swicz zuſammengezogen oder abgekuͤrzt im Preußiſchen vorkommt) vergleicht; das Andre eben ſo wenig, da bekanntlich an ſich ſchon Bog im Slaviſchen den hoͤchſten Gott bedeutet, das dann in Zuſammenſetzungen wie Bjel⸗ bog und Czernebog verſchiedene Modificationen des Gottes⸗ 18. — begriffs bezeichnet. Wollte man bei jenen Götternamen eine mehr zufaͤllige als bedachte Zuſammenſtellung annehmen (da Swantowit und Czernebog als Goͤtter des Lichtes und der Finſterniß Gegenſaͤtze bilden), ſo koͤnnte man in dem Boͤgel, auch ohne an den ſpeciellen Czernebog zu denken, den all⸗ gemeinen Bog wiedererkennen. Beide Götter find flavifch, von den beiden andern iſt Thor unbezweifelt germaniſch, uͤber Crodo iſt man nicht gewiß. Einige halten ihn zwar für einen ſaͤchſiſchen Gott, der in der Harzburg verehrt worden ſei (ſ. Falkenſtein Rordgauiſche Alterthuͤmer, I. S. 58 ff.); und koͤnnte man auf eine bedaͤchtige Zuſammen⸗ ſtellung des Thor und Crodo ſchließen, ſo wuͤrde auch hierin, ein Beweis fuͤr die Deutſchheit des Crodo liegen, zu dem eine Vermuthung gefuͤgt werden koͤnnte, über den Crodos Altar zu Goslar gemacht, naͤmlich daß derſelbe dem Dienſte des Thor gewidmet geweſen zu ſein ſcheine (ſ. Klemm S. 322), indem das Kreuz auf demſelben den Hammer Thors vorſtellen fol (vgl. Mone, Geſchichte des nordiſchen Heidenthums II. S. 598 f. und Klemm S. 284); und eine andre, der Sprache entnommene, naͤmlich daß viele ſaͤchſiſche Eigennamen mit Hrod —, fränfifhe mit Crod — oder Chrod — gebildet wären (f. Mone, II. S. 62). Aber fraglich bleibt die Sache noch immer und Grimm hat den Crodo in der deutſchen Mythologie gar nicht mit angeführt, auch dürfte. für fein Gehören zur flavifchen Religion noch die Bemerkung in Engel's Chronik der alten Mark Branden— burg (ſ. Falkenſtein I. S. 63 und Schedius de diis ger- manis p. 493) ſprechen, daß Crodo zu Garleben in der Mark verehrt worden ſei, wo bekanntlich vor der Periode der ſaͤchſiſchen Kaiſer Slaben wohnten, — wenn man ſonſt viel auf dieſe Bemerkung geben darf. Die deutſchen Colonien Waldſachſen, Schwaben, Sachſenroda, Franken— hauſen u. a. in unſerer Nähe koͤnnen für den deutſchen Crodo nicht beweiſen, da jene Colonien erſt ſeit Heinrich J. dorthin geſchickt zu ſein ſcheinen, wie auch jene Sage an— deutet. Daß Crodo dort verehrt wurde, beweiſt — wie ſchon oben angedeutet wurde — das benachbarte Crodolaite er ME oder Crothenlaithe. Auf jeden Fall bleibt aber in jenen Namen eine Vermiſchung flavifcher und germaniſcher Gott— heiten, die zwar beachtenswerth iſt, aber den Zweifel, ob die in näherer und fernerer Nachbarſchaft jener Gottesdͤrter gefundenen Gräber germaniſcher oder flavifcher Nation ans gehören, kann man dadurch noch nicht als gelöft anſehen. Ich hatte mir zwar Anfangs vorgenommen, dieſer duͤrftigen Materialienſammlung einige Vermuthungen bei— zufuͤgen, die ſich mir beim Zuſammentragen jener Notizen in Beziehung auf die Grenzen des Pleißengaues und die alten Straßenzuͤge durch und um denſelben gebildet hatten, allein ich halte es doch fuͤr geeigneter, das Reſultat— ziehen denen zu uͤberlaſſen, welche dazu mehr Beruf haben, als ich, und ich erlaube mir nur noch, Ihrer Sorge und weitern Betrachtung Dasjenige zu empfehlen, was ſich etwa an den angedeuteten Orten auffinden oder Big: one koͤnnte. 8 XXXII. Aus einem Briefe des Herrn Doctor med. Richter in Roda. Roda, den 23. Auguſt 1838. Ich beſitze zwei junge, blendendweiße Schwalben, bei deren Erziehung ich folgende naturhiſtoriſche Notiz des Aufzeichnens wohl werth gefunden habe. In dem Neſte, woraus fie genommen ſind, waren vier Geſchwiſter, zwei gewoͤhnlich gefaͤrbte und dieſe beiden weißen; ſie waren im Reſte merk— lich kleiner, ſchwaͤcher und in der reifenden Befiederung gegen die anderen ebenfalls zuruͤck. Wie ich ſie ins Haus nahm, waren ſie bereits fluͤgge; obgleich ich ſie reichlich mit lebenden Fliegen verſorgte, ſo =» — fraßen fie doch nicht, und ich ward gezwungen, fie zu ſtopfen; dieſes Geſchaͤft, wobei fie lauter friſche Ameiſeneier bekamen, ging jedoch leicht von Statten. Dabei war mir merkwürdig, daß dieſe allerliebſten Thierchen ſich durchaus nicht wie andere junge Voͤgel benahmen und ohne Unterlaß nach Futter pipſten, vielmehr konnten fie, einmal gefüttert, mehrere Stunden warten, ehe ſie wirklichen Hunger zeigten; gleichwohl wuchſen ſie recht ſchnell heran und blieben mun— ter und wohlgenaͤhrt. Dieſe Erſcheinung weiſt geradezu auf die ganze Lebens— art dieſer Thiere hin, indem ſie ja nur muͤhſam ihre Nahrung ſtets im Flug erbeuten muͤſſen. Das Entbehren bringt ihnen mithin nicht ſo leicht Gefahr und es reicht eine maͤßige, ja kleine Quantitaͤt Nahrung ſchon hin, ſie bei voller Kraft zu erhalten. a Bald lernten aber die Thierchen allein freſſen, jedoch erſt nahmen ſie die Speiſe nicht anders, als wenn ich ſie ihnen auf einem zugeſpitzten Federkiel darbot; ſpaͤter gingen ſie aber auf ihren Freßnapf herunter, und es war drollig mit anzuſehen, wie ſie die Ameiſeneier auffraßen. Das geſchah gleichſam, als gabelten ſie ſolche auf, und dabei ſperrten ſie den Schnabel weit auf. Zuerſt habe ich ſie an den Quark mit einem Theil Ameiſeneier gewöhnt, und zu verwundern iſt, wie begierig ſie dieſe ihnen ganz heterogen ſcheinende Speiſe freſſen, und wie wohl ſie ſich dabei befinden. Ich habe ſie jetzt in einem ſehr großen, gut con⸗ ſtruirten Bauer, ſie ſind voͤllig zahm und die eine zeichnet ſich bereits durch fleißiges Singen als Maͤnnchen aus. Sie ſitzen gern beiſammen und ſchmuͤcken ſich. XXXIII. Der Erdfall bei Tetſchen, an die naturforſchende Geſellſchaft des Oſterlandes eingeſandt vom Dr. H. B. Geinitz in Dresden. Es gibt Ereigniſſe in der Natur, die über einzelne, oft aber auch uͤber weite Landſtriche hin Schrecken verbreitend, dennoch für die Geſammtheit von größtem Intereſſe find, da ſie uns Aufſchluß geben uͤber die Kraͤfte der Natur. Hierher gehoͤren vor Allem mit die großartigen Wirkungen der Gewaͤſſer. Lebhaft ſteht wohl noch Jedem der Berg— ſtutz von Goldau vor Augen, der noch vor wenigen Decennien vielen Hunderten Tod und Verderben brachte. Bergmaſſen waren durch das Aufweichen ſehr thoniger Schichten ihrer feſteren Unterlagen beraubt worden und ſo konnte es geſchehen, daß jene Maſſen ihre urſpruͤngliche Lage verlaſſend auf einer ſchluͤpfrigen Bahn thaleinwaͤrts herabgleiten konnten und ſo mehrere Meilen fruchtbarer Laͤndereien, ja ganze Dorfſchaften mit einem Truͤmmer⸗ haufen ploͤtzlich bedeckten. | Aehnliche Phänomene, doch weit weniger großartig, aber auch viel weniger Verderben bringend, wurden von mehrern andern Orten Europa's ſpaͤter beobachtet, und noch in neueſter Zeit lenkt ein ganz ähnlicher Vorfall die Auf⸗ merkſamkeit der Beobachter auf ſich. Eine Meile ſuͤdweſtlich von Tetſchen, da, wo haͤufige Baſaltkegel den Quaderſandſtein durchbrechend den ans ziehenden Charakter der boͤhmiſch⸗-ſaͤchſiſchen Schweiz noch = mw = mehr verſchoͤnern, an einem Bergabhange zwiſchen den Doͤrfern Ohren und Bohmen, bezeichnen Truͤmmerhaufen die gewaltige Umaͤnderung einer Aus dehnung von 20 — 24 Adern Landes. Vor dem Jahre 1817 war nach der Aus⸗ ſage der dortigen Landleute der ganze Platz, der ſich rings foͤrmig auf einer ſchiefen Ebene von 40° Neigung etwa von den umgrenzenden Laͤndereien deutlich ſchon unterſchied, eine ſumpfige Hut-Wieſe, bewachſen mit einzelnen Weiden. Da fing das Land an, allmaͤlig zu ſchwimmen, und eine fruͤher ebene Strecke von circa 14 Ackern wurde in kleinere Huͤgel und Thaͤler verwandelt. Von da an war die alte Ruhe wieder eingetreten; nur hörte man faft fort— waͤhrend im Innern des Berges Waſſer herabrauſchen. Doch ſcheint es ruhigen Abfluß gehabt zu haben, ſo daß es an mehrern Stellen des Dorfes Bohmen, das nach der Meinung der Landleute ſelbſt ein großer Sumpf iſt, wieder zu Tage kam und in einem Bache ruhig dem Elbſtrom zufloß. Raſen war wieder auf der veraͤnderten Stelle ge— wachſen, kleinere Waldbaͤume, Erlen und Straͤucher von Haſelnuß mit einigen Fruchtbaͤumen wechſelnd, hatte man allmaͤlig darauf wieder grünen ſehen. Am 4 — 5. April dieſes Jahres gewahrte man endlich oberhalb des ring— foͤrmigen Platzes einige kleinere Sprünge in einer Richtung von Suͤd nach Weſt, die ſich bis Anfang Mai zu einer Breite von mehrern Fuß ſchon vergroͤßert hatten. Den 6. und 10. Mai begann das eigentliche Phaͤnomen. Einige Landleute (der Richter Huͤbener aus Ohren mit ſeinem Sohne), die Vormittags zwiſchen 10 und 11 Uhr am 10. Mai in der Naͤhe jener Stellen ruhend an der Erde lagen, wurden ploͤtzlich durch ein Geraͤuſch auf— geſchreckt, dem einer Menge fahrender Wagen aͤhnlich. Bis zum folgenden Tag dauerte es fort und ſchon am andern Morgen gewahrte man, wie an mehreren Stellen das Land ſich wellenfoͤrmig mehrere Fuß hoch ſchwankend auf und nieder bewegte. Mehrere Baͤume wurden plotzlich von ihren Wurzeln getrennt und aus dem Erdreich empor⸗ getrieben, viele Steine kamen mit Geraͤuſch an die Ober⸗ — 2 — fläche. herausgeſprungen. Durch ſolche Anzeigen gewarnt kamen die Beſitzer jenes Landſtrichs und ſuchten von Obſt— baͤumen und ſchon geſchlagenem Holze fo eilig als moͤglich mit Zugvieh zu retten, was noch zu retten war, wohl ahnend eine nahe Gefahr. Den 11. gegen Mittag ſprengte plotzlich mit außerordentlichem Geraͤuſch eine lange Quer— ſpalte den Berg auseinander, und die losgetrennten Maſſen . ſtuͤrzten bergab auf einen gewaltigen Hügel zuſammen, vor fi) hertreibend eine Flaͤche von 6 —8 Adern Landes, die an mehrern Stellen ſich in ſich zuſammenwickelnd mit ſolcher Schnelligkeit herabkam, daß dem Beſitzer Anton Tampe aus Bohmen kaum Zeit blieb, mit ſeinem Zugvieh glücklich den herabrollenden Maſſen zu entkommen. Roch 20 Schock ſchon geſchlagene Stangen und eine Axt wurden mit uͤberſchoben. Hierbei wurden eine Menge großer Sands ſteinbloͤcke mit bloßgelegt und eine ganze Inſel, mit lauter derartigen Blocken bedeckt, kam von oben herabgeſchwommen wenigſtens 300 Klaftern weit. Schön ſoll der Anblick ges weſen ſein, wie auf einem Sandſteinblocke von 3500“ Cub. Inhalt ein wilder Roſenſtrauch beim Herabſchwimmen feder— buſchartig darauf herumgeſchwankt habe. Einige Obſtbaͤume wurden eine Strecke von mehrern 100 Schritten herunter- geſchoben und ſtehen noch aufrecht in beſter Vegetation. So wurde eine Strecke von 10 — 12 Ackern in wenig Stunden merkwuͤrdig umgeſtaltet. Fruchtbare Kornfelder und gruͤnende Wieſen wurden mit Schuttland zuſammen auf Truͤmmerhaufen zum Theil von 80 — 100“ ſenkrechte Hoͤhe auf die ſchiefe Ebene hingeſtuͤrzt. Kleinere Baͤume wurden mit in das Chaos begraben und blicken an einigen Stellen theilweiſe daraus noch hervor. Ueber die Mitte des umgewandelten Bergabhangs ging einſt ein Fahrweg, von dem keine Spur mehr zu ſehen iſt, ſo daß der Beſitzer der benachbarten Felder mit keinem Wagen mehr aus ſeinem Gute herausfahren kann. — Wenn ſchon am untern Theile dieſes Terrains jene dahin geſchwommene Inſel mit Sandſteinbloͤcken und Aufhaͤufungen von Raſen die ſonderbarſte Geſtalt zeigt, ſo machen bei = mW = weitem noch großartigen Eindruck die größern Trümmer⸗ huͤgel des obern Theiles. — Als ich am 17. Juni die Gegend zum erſten Male beſuchte, trennte eine faſt ſenk⸗ rechte Wand von 70 — 80“ Höhe noch unveraͤndertes Land, ein Kornfeld und ein Flachsfeld dahinter, von den ver⸗ änderten Maſſen. Ein halbmondfoͤrmiges Thal, in dem an mehrern Stellen ſich bedeutende Anſammlungen von Waſſer vorfanden, lag zwiſchen ihr und dem erſten groͤßten Truͤmmer⸗ hügel. Erlen-, Ahorn- und Brombeer-Straͤucher ragen daraus zwiſchen den haͤufigſten Brocken von Baſalt empor. Einige Orchideen um Melampyren, uͤppig auf jenen Stellen emporwachſend, contraſtiren auffallend mit der zerſtoͤrten Umgebung. — Am 30. Juni, als mich zum zweiten Male das Intereſſe an dieſem Erdſturz in jene Gegend gelockt hatte, war ſchon ein großer Theil des über der ſenkrechten Wand befindlichen Flachsfeldes durch neue Querſpalten los⸗ getrennt und herabgeſtuͤrzt worden. Noch immer rieſelte, Waſſer an einigen Stellen der Wand, wie vor 14 Tagen, obgleich faſt immer ſeitdem das trockenſte Wetter ſtatt⸗ gefunden hatte, hervor; noch immer rollten Bafaltblöde vom Berge herab, denen Schuttland nachſtuͤrzte; eine Menge neuer kleinerer Spalten waren oben nicht nur, ſondern auch an der nordweſtlichen Seite in den Feldern entſtanden, ſo daß der Umwandlung bis jetzt noch immer keine 5 geſetzt ſind. Betrachtet man vorliegende Thatſachen, fo kann wohl. kein Zweifel mehr obwalten, daß hier das 170 21 Stoͤrungen verurſacht hat. Es iſt ein Baſaltberg, an deſſen Fuße der Quadet⸗ ſandſtein nach der Elbe hin anſteht. Auch am obern Theile des Berges iſt er durch die jetzigen Zufammenftürzungen bloßgelegt worden. Am mittleren Theile des Berges findet man wenigſtens 80“ maͤchtiges Schuttland mit abgerundes ten Baſaltbloͤcken und einem braunen, feſten, verwitterten, Dolerit aͤhnlichen, doch ſchichtenweiſe abgelagerten, ſehr tho⸗ nigen Geſtein. Am untern Theile der obern ſteilen Wand laſſen ſich mehrere ſehr thonige Schichten des Schuttlandes = mw = deutlich nachweiſen, und fie waren es wohl vorzugsweiſe, die das Herabgleiten und Umwickeln der über ihnen liegen⸗ den Maſſen bewirkten. Die unmittelbare Veranlaſſung duͤrfte aber vielleicht in jenen Spaltenbildungen zu ſuchen ſein, die hoͤchſt wahrſcheinlich durch den Froſt vergangenen Winters entſtanden. Hierfuͤr ſpricht noch die Thatſache, daß ſchon im Jahre 1816 — 17 wenigſtens eine achttaͤgige, ganz auffallende Kaͤlte noch in der Erinnerung der dortigen Landleute geblieben iſt, welche vielleicht die Urſache wurde zur erſten Veraͤnderung im Jahre 1817. Wenigſtens iſt eine gleiche Kaͤlte im Verlauf dieſer 20 Jahre dort nicht wieder beobachtet worden. Aehnliche Spaltenbildungen durch Froſt wurden an vielen Orten ja ſchon beobachtet, wie noch vor wenigen Jahren bei Felsberg in Graubuͤndten (ſ. Leonh. Jahrb. f. Min. Geogr. und Petref. Jahrg. 1836, S. 390), wo man einen Bergſturz ſchon lange befuͤrchtet; und noch im Maͤrz dieſes Jahres hatte ich ſelbſt Gelegenheit, auf der Mitte einer Chauſſee in der Naͤhe von Ronneburg Laͤngs⸗ ſpalten zu beobachten, die ihre Entſtehung ohne Zweifel dem vergangenen Winter verdankten. — Der durch das Empordringen des Baſalts jedenfalls in eine unſichere Stellung gebrachte Quaderſandſtein konnte überdies das Herabſtuͤrzen der Maſſen vielleicht noch bez foͤrdern helfen. — Unwillkuͤhrlich erinnert aber der Berg⸗ ſturz bei Tetſchen an jenen in Antrim ſuͤdwaͤrts von Larne (ſ. Leonh. Jahrb. f. Min. Jahrg. 1837, S. 465), wo nicht nur ganz dieſelben Anzeigen faſt wahrgenommen worden, ſondern wo auch die ganze geognoſtiſche Befchaffenheit des Bergs die groͤßte Aehnlichkeit hat mit der von unſerer Gegend; dort ruhte Baſalt auf Kreide und Gruͤnſand und unter dieſen fand ſich ein blaues, thoniges, feſtes Geſtein vor. Spaltenbildungen endlich wurden dort haͤufig beobachtet. — Gluͤcklich, daß hier ein Reſultat fuͤr die Wiſſenſchaft nicht erſt wie bei Goldau mit zahlloſen Menſchenleben mußte erkauft werden! Dresden, am 25. Juli 1838. gmumpsiiach? XXXIV. i Neue Entdeckung von Abdrücken urwelt⸗ licher Thier⸗Fährten in Pölzig. 0 Als die naturforſchende Geſellſchaft des Oſterlandes davon benachtichtiget war, daß Herr Dr. Cotta von Tharandt, welcher die Gegend von Ronneburg geognoſtiſch zu unters ſuchen beauftragt war, bei ſeinen desfallſigen Ausflügen Abdruͤcke von urweltlichen Thier-Faͤhrten in den Poͤlziger Steinbruͤchen aufgefunden habe, wurde ſofort die naͤhere Unterſuchung beſchloſſen und am Tage darauf, den 1. Sep⸗ tember ausgefuͤhrt. In Poͤlzig erfuhr man, daß Hr. Dr. Cotta einen ganzen Wagen mit dergleichen Platten bereits abgefuͤhrt habe, und als man in den dortigen Sandſteinbruͤchen darnach ſuchte, wurden einzelne dergleichen Abdruͤcke oder vielmehr Ausfuͤllungen fruher vorhanden geweſener Ver— tiefungen von den Steinbrechern zwar vorgezeigt, jedoch ſehr undeutlich befunden. Auf der untern Seite einer noch anſtehenden Sandſteinplatte fand man ungemein viel der⸗ gleichen Erhoͤhungen, jedoch in keiner regelmaͤßigen Stellung zu einander, welche auf den Gang eines einzelnen Thieres der Vorwelt haͤtte ſchließen laſſen, wohl aber fiel die eigen⸗ thuͤmliche gleich große halbrunde Geſtalt aller dieſer vielen Erhoͤhungen auf, und man war daher ziemlich einverſtanden, fie: für Abdrucke von Ballen urweltlicher Thier-Faͤhrten halten zu muͤſſen, vorzuͤglich da man bei einigen dieſer Ballenabdruͤcke auch Zehen wahrzunehmen glaubte. Man kam mit den Steinbrechern uͤber die vorſichtige Herausbrechung der erwaͤhnten und einiger andern dergleichen — 212 — Platten überein und feste ſodann die Beaugenſcheinigung der Sandſteinbruͤche bei dem ungefaͤhr eine halbe Stunde davon gelegenen Kleinboͤrten fort, fand dort aber wohl die netzfoͤrmigen erhabenen Figuren, wie fie mit den Hildburg⸗ haͤuſer Fährten-Abdruͤcken zugleich vorkommen, ungemein häufig, Abdrucke von Thier-Faͤhrten aber ſeltener. a Jetzt befindet ſich die Geſellſchaft des Oſterlandes bereits im Beſitz mehrerer derartiger Platten und es iſt im Allgemeinen daruͤber Folgendes zu bemerken. Die Poͤlziger und Kleinboͤrtener Sandſteinbruͤche ge— hoͤren der bunten Sandſteinformation an und bilden lauter von einander abgeſonderte horizontale Schichten von ver— ſchiedener Maͤchtigkeit, Feſtigkeit und Feinheit. 82 Ellen unter der Erdoberfläche findet ſich eine ungefaͤhr 2 Elle ſtarke grobe Sandſteinbank, die auf einer dergleichen ruht, zwiſchen beiden Baͤnken befindet ſich aber eine 2 Zoll ſtarke Ablagerung von feinem Thon mit vielen Glimmerblaͤttchen vermengt, und dieſe Formation kommt ungeaͤndert in allen Brüchen der dortigen Gegend vor, ſetzt bis Kleinboͤrten fort und iſt wegen ihrer weiten gleichfoͤrmigen Ausdehnung aller dings hoͤchſt merkwuͤrdig. In dieſer Thonſchicht muͤſſen nun, als ſie noch weich war, Eindruͤcke, die man geneigt iſt, für Thier-Faͤhrten zu halten, gemacht worden fein, die, als ſich der Thon verhaͤrtet hatte, von der daruͤber gebilde⸗ ten Sandſteinmaſſe ausgefuͤllt wurden und ſich ſo uns er⸗ halten haben, waͤhrend der Thon jetzt zerfaͤllt und ſich ab⸗ blaͤttert und daher die darin gemachten nt nicht mehr wahrnehmen laͤßt. Die über dieſer zweizolligen Thonschicht eee Sandſteinbank enthält nun auf der untern Seite jene Aus⸗ güffe oder Erhabenheiten meiſtentheils in großer Menge, jedoch ohne daraus einen beſtimmten Gang eines einzelnen vorweltlichen Thieres beſtimmt en zu laſſen, un⸗ geregelt durch einander. Die Figuren dieſer Erhabenheiten bilden meiſtentheils einen halben Mond, in der Mitte ſtaͤrker, nach den Enden zu ſchwaͤcher auslaufend, zwiſchen der Größe eines Zwei⸗ — 15 — groſchenſtuͤcks und einem Zwanzigkreuzer, kommen jedoch auch bisweilen, jedoch ſeltener etwas eckig vor. Die Ablagerung des bunten Sandſteins in Poͤlzig ic. mag den bekannten Hildburghaͤuſer dergleichen Vorkommen zwar ziemlich aͤhnlich ſein, die Ausguͤſſe oder Erhabenheiten ſelbſt ſtehen jedoch jenen merkwürdigen, dort entdeckten ur⸗ weltlichen Thier⸗Faͤhrten in vieler Hinſicht bei weitem nach, indem nicht eine ſo deutlich bisher hier vorgekommen, wie ſie dort nicht ſelten gefunden worden. Jedenfalls ruͤhren dieſe Faͤhrten von einer ganz anderen Thiergattung her, als die geweſen ſein mag, von welchen die Hildburghaͤuſer entſtanden ſind. Dies zur vorläufigen Nachricht über die in Poͤlzig unlaͤngſt entdeckten urweltlichen Thier-Faͤhrten. Die natur⸗ forſchende Geſellſchaft des Oſterlandes wird das merkwuͤrdige Vorkommen im Auge behalten und zur Zeit daruͤber weiter berichten. Altenburg, am 1. Auguſt 1838. XXXV. ueber einige den Obſtbäumen ſchädliche Inſecten. s Ba Man trifft in den Baumſchulen häufig die wuchs hafteſten Spitzen, beſonders der neuen Pfropflinge, abgeſchnitten und vertrocknet am Boden liegen. Das iſt ein Werk d Giebelſtechers (Attelabus Aliaria), den ich oft über ſeiner Arbeit beobachtet habe. Es iſt ein kleiner Kaͤfer, b graulich⸗ ſtahlblau, mit einem langen, vorn etwas breiten Ruͤſſel verſehen, ſchlank gebaut, etwa halb ſo groß als ä Ehe er die Spitze des uͤppig wachſen⸗ 4 15 ‘ — 14 — den Zweiges, bisweilen ſogar nur den Stiel eines maſtigen Blattes abſaͤgt, legt er oben unter die Schale derſelben fein Ei, welches hierauf von der Sonnenwaͤrme ausgebruͤtet wird und zuerſt wahrſcheinlich von dem Marke des ab— geſchnittenen, verweſenden Zweiges lebt, bis nach der Ver— puppung ein neuer Ruͤſſelkaͤfer, das Geſchaͤft feiner Vor⸗ fahren fortſetzend, den Baumzuͤchtern zum Aerger abermals fuͤr die Erhaltung ſeines Geſchlechtes ſorgt. Das beſte Mittel gegen ſie iſt, die herabgeſtochenen Zweigſpitzen zu ſammeln und zu verbrennen. Auch thut man wohl, ſich in ſeiner Baumſchule da, wo abgeſtochene Spitzen entweder noch halb anhaͤngen, oder noch unverwelkt am Boden liegen, in der Naͤhe ſorgfaͤltig umzuſehen. Denn gewoͤhnlich ſitzt der Ruͤſſelkaͤfer ſchon an einer andern benachbarten Zweig— ſpitze und faͤllt ſogleich herab zur Erde, ſobald man nach ihm greift, weshalb man wohlthut, die eine Hand unter— zuhalten, wenn man ihm mit der andern das Handwerk legen will. Dem Giebelſtecher ſehr aͤhnlich, grau mit langem Ruͤſſel, iſt ein anderer Ruͤſſelkaͤfer, von Schmidberger Curculio pomorum genannt, deſſen Weibchen in der erſten Haͤlfte des April die aufſchwellenden Bluͤthenknospen der Apfelbaͤume beſucht und hier mehrere Fruchtknospen nach einander anbohrend in jede ein Ei legt. Dieſes erhält nach wenig Tagen Leben und frißt aus der Bluͤthe, noch ehe ſie aufbricht, Staubfaͤden und Griffel heraus, fo daß ſich aus derſelben niemals eine Frucht entwickeln kann. Auch entfalten ſich die Blumenblaͤtter einer ſolchen an— geſtochenen Bluͤthe nicht, ſondern bleiben wie eine Haube oder ein Schutzgewoͤlbe uͤber der Made ſitzen, bis die ganze Bluͤthe abfaͤllt und der Ruͤſſelkaͤfer unter der Haube ſeine letzte Ausbildung erhaͤlt. Da dieſes aber ſchon im Juni geſchieht, wie ich mich ſelbſt durch Sammeln ſolcher Bluͤthen überzeugt habe, fo muß dieſe erſte Generation ſich nochmals vermehren, damit ihre Larven oder Puppen den Winter, über dauern und die neuen Ruͤſſelkaͤfer im folgenden Frühe jahre die Apfelknospen wieder anſtechen koͤnnen, worüber — 15 — Inſectenkundige dem Obſtbaumfreunde vielleicht gern weitere Belehrung bieten werden. Oder ſollte etwa dieſer Ruͤſſel⸗ kaͤfer mit dem oben genannten Giebelſtecher einerlei und nur eine fruͤhere Generation ſein? Die Maden in den Aepfeln und Birnen rühren nach Schmidberger von einem kleinen Falter (Tortrix oder Pyralis pomonella) her, der auch Apfelblattwickler und Apfelmotte heißt. Das Weibchen ſoll ſeine Eier ſchon im Mai auf die kleinen Fruͤchte legen, wenn dieſe ungefaͤhr die Groͤße einer Haſelnuß erreicht haben. Die ausgeſchluͤpfte kleine Made beißt ſich nun in die ſpaͤter unreif herabfallende Frucht ein, iſt im Juli ausgewachſen, ſpinnt ſich ein, vers puppt ſich, um noch im Juli oder im Auguſt als Falter ſeine Eier abermals auf halbwuͤchſige Aepfel und Birnen abzuſetzen. Die ausgeſchluͤpften kleinen Maden beißen ſich abermals in die Frucht ein, erreichen aber erſt gegen den October ihre Ausbildung, worauf ſie ſich einſpinnen und den Winter uͤberdauernd erſt im Mai des folgenden Jahres als Falter zum Vorſchein kommen. Der Falter hat hell— graue Oberfluͤgel, mit dunkeln Streifen durchzogen, an der Spitze ſchwaͤrzlich, mit einer hufeiſenfoͤrmigen goldenen Eins faſſung, und iſt ſchwer an den Baͤumen zu finden und zu fangen. Man muß daher, um fie zu vermindern, die herabgefallenen wurmſtichigen Fruͤchte aufleſen und zerſtöͤren. XXXVI. Eingegangen. N Mit Dank bezeugen die beiden nachſtehenden Geſellſchaften den richtigen Empfang folgender Zuſendungen und Geſchenke. — 216 — Seit dem Monat Juli d. J. erhielt a) der Kunſt⸗ und Handwerksperein: 1) Von dem Gewerbvereine in Dresden den zweiten zn bericht über das Wirken deſſelben. 2) Von dem Verein zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen die zweite und dritte diesjaͤhrige Lieferung ſeiner Verhandlungen. 3) Von dem Verein zur Ermunterung des Gewerbegeſſtes in Boͤhmen a) deſſen Statuten, b) ein Verzeichniß der Bücher und Kupferwerke in deſſen Bibliothek, e) eine von dieſem Verein herausgegebene, von K. Aug. Neus mann verfaßte Schrift: Vergleichnng der Zuckerfabrication aus in Europa einheimiſchen Gewaͤchſen mit der aus Zuckerrohr in den Tropenlaͤndern. Vom Kunſt⸗, Induſtrie- und Gewerbverein zu Coburg a) deſſen Mitgliederverzeichniß, b) einen gedruckten Be⸗ richt über das Wirken dieſes Vereins, ſowie des Ver⸗ eins für Gartenbau und Feldwirthſchaft, vorgetragen den 11. Dec. 1837. 5) Vom Herrn Rentamtmann Preusker in Großenhain das dritte Heft ſeiner Schrift über Jugendbildung. 6) vom Herrn Dr. Kreuzberg in Prag deſſen Ideen über die Nothwendigkeit einer gründlichen, mehr wiſſenſchaft⸗ lichen Berufsbildung der Gewerbtreibenden und uͤber die Mittel, ihnen dieſe zu gewaͤhren. b) die pomologiſche Geſellſchaft erhielt: 1) Von der pomologiſchen Geſellſchaft zu Zittau durch Herrn Paſtor Hempel in Zedtlitz — das erſte und zweite Heft vom dritten Bande der Opora. 2) Vom Gartenbauverein fuͤr das Koͤnigreich Hannover das April⸗, Mai- und Juniheft von deſſen Zeitſchrift. 4 — \ — 217 — Genera aner orum neee Ditomus Bon. Apotomus Hoffmsgg. Sphaeroderus Dej. Scaphinotus Latr, Pamborus Lair, Tefflus Leach, Procerus Meg. Pteroloma Schhrr. Pelophila Dej. Metrius Eschsch. Eurysoma Oberleitn. Geobius Dej. Vertagus De). Epomis Bon. Dinodes Bon. Rembus Latr. Dicaelus Bon. Stenomorphus Dej. Omphreus Parreyss. Melanotus Dej. Cardiaderus Daj. Baripus Dej. Pristodactyla Dei. Taphria Bon. Mormolyce Hagenb. Olisthopus Dej. Trigenotoma Dej. Catadromus M. Leap. Lesticus Dej. Distrigus Dej. Abacetus Dej. Drimostoma Dej. Microcephalus Latr. Cophosus Ziegl. Percus Bon. Camptoscelis Dej. Myas Ziegl. Abaris Dej. ‚ Rathymus Dej. Pelor Bon. Lophidius Dej. Antaretia Dej. Masoreus Ziegl. U Pelecium Kirby. Eripus Höpfner. Cratocerus Dej. Somoplatus Dej. Daptus Fisch. Cyclosomus Latr. Promecoderus Latr. Axinotoma Dej. Acinopus Ziegl. Cratacanthus Dej. Paramecus Dej. Cratognathus Dej. Agonoderus Dej. Barysomus Dej. Amblygnathus Dej. Platymetopus Dej. Gynandropus Dej. Selenophorus Dej. Anisodactylus Dej. Bradybaenus Dej. Geodromus Dej, Hypolithus Dej. Gynandromorphus Dej. Geobaenus Dej. Tetragonoderus Daj. Lachnophorus Dej. Cillenium Leach. Blemus Ziegl. Sternocera Eschsch, Julodis Eschsch. Acmaegdera Eschsch. Catoxantha Dej. Chrysochroa Carcel, Cyria Serville. Steraspis Dej. Euchroma Serville. Conognatha Eschsch. Poecilonota Eschsch. Psiloptera Serville. Lampetis Dej. — 28 Capnodis Eschsch. Dicerea Eschsch. Chalcophora Serville. Evides Serville. Perotis Meg. Ancylocheira Eschsch. Euyythyrea Serville. Pristiptera Dej. Chrysesthes Serville. Polybothris Dej. Polycesta Serville. Strigoptera Dej. Prionophora Dej. Leptia Dej. Cyphonota Dej. Ptosima Serville. Geronia Dej. Polychroma Dej. Selagis Dej. \ Phaenops Meg. Analampis De). | Chrysobothris Eschsch. Actenodes Dej. Belionota Eschsch. Abrobapta Dej. Sphenoptera Dej. Diphuerania Dej. Lasioncta Dej. Oomorpha Dej. Callimicra Dej. Brachys Dej. Lius Eschsch. Species Lepidopterorum desideratae. Hepiolus Velleda. Carnus. Ganna. Lithosia Lurideola. Unita. Vitellina. Ramosa. Senex. Punctata. Psyche fere omnes species. Liparis Rubea. Orgyia Coenosa, Abietis. Ericae. Pygaera Bucephaloides. Gastropacha Dryophaga. Lineosa. Lobulina. Trifolii. Medicaginis. Cocles. Spartii. Taraxaci. Dumeti. Processionea. Pityocampa. Catax. Repanda. Loti. Franconica. Castrensis. Geographica. Eyprepia Coscinia. Candida. Persona. Lapponica. Curialis. Fasciata. Pudica. Flavia. Casta. Maculosa. Corsica. Parasita. Acronicta. Strigosa. Cuspis. — 219 — Euphrasiae, Amphipyra Tetra. Abscondita. Livida. Menyanthidis. Cinnamomea. Diphtera Coenobita. e Pryophila Par. * 4 1 Spoliatrichla. Perflua. Ereptrieula. Fimbriola. Beceptricula. Cataphanes. Deceptricula. — Kymatophora Rufieollis. . Diluta, Pyrophila. Episema Ieinctum. Fugax. Trimacula. Birivia, Agrotis Rectangula. Licipeta. Multangula. Spectrum. Senna. Noctua Ravida. Ocellina. Augur. Lidia. Neglecta. Vitta. Sigma. Aquilina. Candelisequa. Fumosa. Dahlii. Obelisca. Punicea. Ruris. Umbrosa. Saucia. Conflua. . Suffusa. Faceta. Annexa._ Depuncta. Trux. Rhomboidea. Corticea. Triangulum. Spinifera. Ditrapezium. Valligera. Polygona. Crassa. Musiva. Lata. Leucogaster. Foreipula. en Interjeota. Signifera. Comes. Sag ittifera. Linogrisea. Ripae. Hadena Saponariae. Cursoria. Perplexa. Cinerea. Hispida. Simplonia, Vittalba. Decora. Obesa. Grisescens. Cespitis. Aethiops. Lutulenta. Coeytia Paneratii. Mioleuca, Encausta. Glauca. — 220 — Proxima. Suffuruncula. Peregrina. Strigilis. Marmorosa. Dumerili. Amica. Mamestra Splendens. Satura. Suasa. Convergens. Aliena. Distans. Nigricans. Eriopus Pteridis. Albicolen. Quieta. Silenes. Phlogophora Adulatrix. Sodae. Seita. Treitschkii. Fovea. Furva. Empyrea. Rubrirena. Miselia Caesia. Thyatira Derasa. Conspersa. Calpe Thalictri. Albimacula. Mythimna Turca. Filigramma. “ Implexa; Lichenea. Xauthographa. Gemmea. Texta. Culta. Prospieua, Serpentina. Orthosia Caecimacula. Oleagina. Rubricosa. Orbiculosa. Farkasii. Bimaculosa. Lota. Polia Cappa. - Macilenta. Scoriacea. Opima. Polymita, Populeti. Viridieineta. Leucographa. Pumicosa. Carnea. Caneseens, Miniosa, Platinea. Cruda. Templi. Laevis. Zeta. Congener. Serratilinea, Haematidea. Herbida. Nitida. Trachea Praecox. Humilis. Porphyrea. Pistacina. Piniperda. Litura. Apamea Nictitans. Caradrina Glareosa. Unanimis. Gluteosa. Imbecilla. Exigua. Ocelusa. Lurida. Ophiogramma. Palustris. Furuneula. Stagnicola. Lenta. Captiunculjg S7? 1988 a. i Su ; A ung u tb * 1 Natachmittags 2 Uhr. ſtand Stand des Stand des des Baro⸗ g Thermo: tters.] meters. meters. —— 27° 6.5111. 55 7 95156, 75 ö 15, 25 wit. W. 5,0 17,5 belle S. = 4,1| 20,75 belle S. i 4, 9 18,0 ftr. W. Gew. v. w. 1 5 18.25 bee S. 5,7 16,5 ſwik. S. 8,7 18,0 wit. W. ; 7,5 10,0 ftr. N. W. 75 10,75 ftr. N. O. P 6, 2 13, 0 ik. N. . 7 15, 25 ik. N. B. 6,0 19,5 Im O. 011480 Ink W 0 l Zuſtand des Wetters. wlk. S. wlk. W. W. 70|1175 ik. W. W. 8,8 16, 25 lf. N. Aue] 2 7 7 175 folk. O. Gew. v. w. S. W. 5.5 17, 75 6 ©. N 350 116,5 ek. O. 2,0 175 Iy O. 26 155 (clk. W. 5. W 34, 145 wik. N 9. 7,0| 115,0 [wi 9. , 156,25 ee 7,6| 17.5 bee S. O. 0 7 5 | 118,75 nt HomTT. 3. 3 18,25 helle O. | = 6,0.| 15,5 helle Deine | | = 98" 0,0%, 974 2,0%. | 3 5 il die Meonate Juli, Auguſt, September Hansen von W. Bechſtein. ER: An 9 u fee eee e eee | Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. il nn — ed eee > fer; —T | Eee e Beer ne nt ee ee e e rege x meters. meters. Wetters. meters.| meters. Wetters. k metere.| n meters. |Wetters.| meters. meters. Wetters. 3 meters. ] meters. [Wetters. meters. meters. CE I I 27° 7,4416, 0° belle S. 27. 7,6419, 75° helle N. O. 1 127° 6514 9,25 Neg. ©. 7 6,5414, Tw. W. 1 TI |. W. 127° 8614-11, 5° wit. S. | 2|= 85 | 16,25 belle S. 8,4 | 20,75 belle O. 2 73| 13,0 bie S. 65 16,0 tr. W 2 11.25 bee ©. |= 8,0 16,75 mit. W. 3|- 84) 15,75 belle N. B. 8 0 19,25 helle D. 3 1, 16, 25 belles W. 2,0 18,75 we wil. W. 3 80| 12,0 ftr. W. 84 15,25 wik. W. 41: 83| 150 belle NW. 8,2 18 5 helle O. 4|- #9| 30 ftr. W. 5,0 160 mik. W [= 5,1 11,25 bee S. 7, 1775 belle ©. . 8,5 16/0 bee N. 8,6 20,0 belle N. 5 4,1 16,0 ftr. S. W. I, 1 21,0 ve S. W. 15]: 5,5 U 14,25 4,25 bel . 5,0 20,75 belle ©. 2 | | 6 |: 8,8 | 16,5 belle S. W. 8,1 21,5 helle W. 5. 46| 18,75 f. W. 491 175 wit. S. W 63,0 180 tr. S. 3,2 18,0 ftr. W. Gew. v. w. 8,0 belle W. 70 20,5 fir. W. Gm. v. w. 7 4,7 15,0 ir S. W. 4 5 17,0 Ik. W. 771: 22 114,0 \vt 8. 3,0 18,25 belle O. N | 8 |» 75| 120 m®. |. 68| 140 Rea. W. 8 5, 13,25 jet. W. 5,7 11,0 Reg. W. Gew. v. w. 8|- 44 | 130 fr. S. W. . 5852| 165 In ©. | 9 |: 66 | 130 Reg. W |- 7,7 | 15,5 ſwik. W. 9|= 79 | 11,75 wit. W. 8,7 125 In W. 9; 72 | 13,0 ft. S. W. 89| 180 wie. W. ! 10 9,3 14,75 bele W. 9,5 | 19,0 mem. 10 |: 76| 10,5, Ra. S. W 7,5 1425 Reg. W. 10 10,0 90 Neg. N. |» 10,3 | 10,0 f. N W. N II = 93) 180 lf. W. 92| 21,5 wie W. I 7,0) 3,0 Nes W. 7,5 | 15,25 fr. W. II 11,5) 80 ir N. 11,5 I NS 0 12 855 18,75 Ihe ©. |: 85 23,0 wie W. 12 |= 83 16, 25 belle W. 76 220 hee W. — 12 28 28 0,0 85 MD. 11,5 11,25 fir N. 2. — 13 |= 8,1 20,0 helle S. 80| 23,5 wlk. N. 13 |= 7,2 16,5 belle S. 6,2 21,0 belle N. 13 27 10,2 10,25 fr. N. B. 9, 1,0 uk. N. O. ı 14 |- 7,0 | 20,75 Ihe S. 6,6 | 23,75 wik. W. 14 = 7,8| 80. ne®. |- 77| 15.5 wk. W. 14 85 | 11,25 geb. M B. 8,2 | 15,25 wlk. N. O. 15 6,0, 21,25 belle ©. |= 5,8 | 26,0 [heile W. 15|- 69] 10,0 ftr. W. = 6,0 13,5 In. W. 15 |: 73 | 165 msı.S.2.= 6,6 | 19,5 wſk. O. 16 |» 7#| 150 Reg. NW 76 | 18,0 je. W. 16 7,6.) 10,5 wit. W 5,0 18,0 fr. W Ie s 15, 25 bee ©. |» 6,7 | 18,0 [ui W. 17 9715,25 ve. W. 9,0 ( 19, 25 wik. W. 17 6,6 95 Reg. W. 7 0 BO fr. W. 17 |; 7 12,25 pelle S. 6,7 17,5 wik. W. i 18 |: %5| 16,5 belle S. W 7,0 | 19,5 wie. W. 181: 8,7 | 10,0 fir. W. 88| 14,25 me. W. 18 ,70| 25 if. S— — 67| 1625 wit. WA 19 = 90 14 25 Io. W. 8,6 | 16,5 wi. W. 19): 88| 110 bee S 77| 160 bee — 1,5 12, 25 fr. . 7,1 17,5 |st. O. Gew. v. w. 25, 13,25 fr. S. W 5,5 13,0 Neg. W. 20 5,8 11,75 f. S. W.. 56| 155 fr. S. W. 20 — 68 | 14,25 deut ©. 6,5 | 17,75 |nıt, ©. | 212 #5) 95 [Rs =. |» I 2 12 0 Ro. S. Gm. v. w. 21 3,9 | 14,5 If. ©. |» 3,0 | 20,25 init. S. Gm. v. w. 21 |- 6,6 | 12,25 wi. ©. 6,0 | 16,5 me. O. 9 22 #3| 95 Neg. W. 45 12,5 fr. W. 2 2,3 145 ie S. 2,0 16,0 fr. S. W. 221225 dale . 5.2 | 17,5 belle O. 0 25 5,2| 11,25 f 5,5 12,0 Reg. W. 23 25 12,25 wit. S 26 13,0 If. S. W. G. w. v. | 25 712, 25 f. W. 71) 155 folk. W. . 0 10 25 ve W. 5, 13,0 vk. W. 2 30 10,25 fr. S. W 3,1 40 t. S. N. 24 |; 751 12 0 fr. W. 69| 14,5 wil. ©. | 125 4,3 8,75 fr. W. 47 11,75 we. W. 25 6,# 10,0 Neg. W. 7,0 12 75 wc W. e eee ee eee eee 26 4,8 105 fr. W. 45 12,0 wik. W. 26 8,0 10,25 bele W. 7,7| 13,5 wk. — 26 |: 7,7 10,5 helfe S. 7,7 16, 25 lle S. O. ı7|- #0| 95 er S. W. 32 11,5 Neg. S. FF . | 10,75 he ©. |; 75| 17,5 |ue®.D. 125)» #5) 110 e®. |- #7| 150 jet. W. 23 — 82) 148 ine. W. 8,0 16,0 wk. W. 28: 77 | 110 ele S. = 7,9 | 18,75 wit S. DO 1291|. 43 110 ©. I 15,5 Int. S. W. 29 5 160 bee. |- 3,3| 16,25 kr. S [239 1% 7,7) 10,75 bele ©. |» 7,5 | 18,25 belle O. 30 #0| 11,0 Reg. S. 43 | 14,5 wik. ©. 30 |= 5,3 10,0 Ik. S. W. 6.0 | 11,5 wlk. W. 30 8,4 | 10,0 belle ©. 8,5 15 5 belle O. 31 5 13.0. ik. S. W. 501 155 wil. S. W. D ei | | Höchfter Barometerſtand den 12. Septbr. = 28” 0,0 Mittler e 27 00 0 N Tieffter Barometerſtand den 22. Auguſt = 27“ 2,0% Groͤßte Hitze den 15. Juli = 26,°. 0 = —_ — nt ger nn ne — — Erklärung der Abkürzungen. tr. trübe, wk, wolkig, Reg. Regen, Schn. Schnee, Nebl. Nebel, nebl. nebelig, G. v. w. Gewitter von weitem, O. Oft, S. Sud, W. Welt, N. Nord. = N . .. ee 8 8 \ Zweiter Band. Erſtes Vierteljahrheft, ausgegeben im Januar 1838. Altenburg, 1838. Gedruckt in der Hofbuch druckerei. Geſellſchaft zu Altenburg. Mittheilungen aus dem Oſterlande. Gemeinſchaftlich herausgegeben Auf Roften der drei Geſellſchaften. Re 25 8 72 2 8 278 2 8 18 328 A 808 8 Aa 73 (In Commiſſion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung.) * FF SER EIER dem Kunft = und Handwerks + Vereine, de Naturforſchenden und der Pomologiſche DA 2 — a ET WN N. Inhalt des erſten Vierteljahrheftes: I. Das vegetabiliſche Kali von Ed. Lange 1 II. Auszug aus dem Protokolle uͤber den Herbſteonvent der pomologiſchen Gefell- ſchaft, mitgetheilt von Ed. Lange III. Ueber Verzierung von Mauern, kuͤnſt⸗ lichen und natürlichen Felſen in Gärten durch im Freien ausdauernde Gewaͤchſe, von A. F. K. Wagner. Beitraͤge zur Naturgeſchichte d. Inſecten Einige Bemerkungen uͤber die Fortpflan⸗ zung der Thiere und uͤber die kuͤnſtliche Fortpflanzung der Forellen ꝛc., mitge- theilt von Brehm 22254 Ze Brehm's letztes Wort über die Be⸗ ſteuerung einiger Singvoͤgel zur Verſtaͤn⸗ digung mit einem landſchaftl. Abgeord⸗ neten; ein Wort des Friedens . 40 VII. Miscellen und Notizen 48 Meteorolog. Tabelle v. 1. Oct. bis 31. Dec. 1837. ö vom Conſ. Secr. Bechſtein. Sollten vielleicht Auswaͤrtige ſich für unſere Mittheilungen aus dem Oſterlande intereſſiren, ſo bitten wir dieſelben, etwaige Einſendungen an die unterzeichnete Commiſſion durch die Schnup⸗ haſe'ſche Buchhandlung hier zu bewerkſtelligen. Letztere kann auch, inſofern es gewuͤnſcht werden ſollte, Exemplare dieſer Mittheilungen verſenden. Der Ladenpreis fuͤr jedes Heft iſt fuͤr dieſen Fall auf 6 Gr. beſtimmt worden. Die Redaetions-Commiſſion der Mittheilungen aus dem Gſterlande. Ankündigung. Von den Verhandlungen des Vereins zur Be⸗ förderung, des Gartenbaues in den K. Preuß. Staaten iſt erſchienen, die 26. Lieferung, gr. 4., in farbigem Umſchlage geheftet, mit 1 Abbildung, im Selbſtverlage des Vereins. Preis 14 Nthlr., zu haben durch die Nicolai'ſche Buchhandlung und durch den Secretair des Vereins, Kriegs- 3 Rath Heynich, in Berlin. 5 Seeed >. IF , ART IE, n n, N NN AN? „> er AAAAAAAAAAAATN 85 = o = 8 4 — © 2 2 2. 8 2 2 E = 2 Zweiter Band. Altenburg, 1838. Gedruckt in der Hofbuch druckerei. In Commiſſion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung. Auf Voſten der drei Heſellſchaften. pe — 2 Zr = —9 — DZ — — — — ou Gemeinſchaftlich herausgegeben. ie 2 2 2 >) 2 2 9.2 ar an 2 2 — 2 8 8 2 2 3 8 2 » S . 3 =} = = 2 = 8 ER ss. oo u „dee 55 Inhalt des zweiten Vierteljahrheftes: VIII. Das Stiftungsfeſt des Kunſt- und Handwerks-Vereins 13838 IX. Jahresbericht über das 20. Jahr deſ— ſelben. Erſtattet von Eduard Lange X. Jahresbericht des Vorſtandes der Kunft = und Gewerbs-Schule in ie Vorgetragen von G. L. — ein * + * + * * * + * + . Jahresbericht über die Kunſt- und Handwerks- Schule zu Altenburg, erſtattet von Eduard Lange Ueber die Benutzung der Roßkaſtanie. Vom Oberſteuerſecretair Winkler . Baſt⸗ und Vogelleimfabrikation in Lohma a. d. Leina. Vom Pfarrer Winkler daſelbſt „ 2 Bemerkungen in Bezug auf Obſt⸗ und Gartenbau auf einer Reiſe nach Suͤd⸗Deutſchland, im Herbſt 1835. Von A. F. K. Wagner XV. Das Aufplatten, eine zweckmaͤßige und einfache Veredlungsart fuͤr junge Qbſtbaͤume. Von Eduard Lange XVI. Die Imponderabilien. Von Dr. ran —ͤ—ä—ë—4 x22 XVII. Eingegangen XVIII. Miscellen und Notizen 114 Meteorolog. Tabelle v. 1. Jan. bis 31. Mrz. 1838, vom Conſ. Secr. Bechſtein. Ankündigung. Von den Verhandlungen des Vereins zur Bez förderung des Gartenbaues in den K. Preuß. Staaten iſt erſchienen, die 27. Lieferung, gr. 4., in farbigem Umſchlage geheftet, mit 1 Abbildung, im Selbſtverlage des Vereins. Preis 2 Rthlr., zu haben durch die Nicolai'ſche Buchhandlung und durch den Secretair des Vereins, Kriegs- Rath Heynich, in Berlin. a 7 I W . A / d 4 18 7 N N 7 XIV N N 3 N N N AIIIIAAAANNAANNARMARNANAR 5 858 N ae ee € 44. 2 e Zweiter Band. Altenburg, 1838. eee —— Geſellſchaft zu Altenburg. 2 2 8 5 5 — „ — 5 . 8 2 2 = A} Gemeinſchaftlich herausgegeben eee dem Kunft - und Handwerks = Vereine, d Naturforfchenden und der Pomologifch al 77: N Se RAN ZN N 14 N RN ı AND 4 E vu 8880 Inhalt des dritten Vierteljahrheftes: XIX. Wie laͤßt ſich das Balkenwerk in ı Gebäuden gegen das Feuerfangen ſichern? Eroͤrterungen und Verſuche des Kunſt⸗ und Handwerksvereines, zuſammengeſtellt von Ed. Lange. . 117 Der Fruͤhlingsconvent der pomolo⸗ giſchen Geſellſchaft 1858. Eine pro⸗ x tokollariſche Mittheilung von E. Lange 126 XXI. Jahresbericht, vorgeleſen am Stif⸗ tungsfeſte der naturforfchenden Ge⸗ ſellſchaft des Oſterlandes, den 4. Juli 1838, vom Profeſſor Apetz, Secretair der Geſellſchafft. 131 XXII. Ueber die Braunkohlenlager unweit Altenburg. Zweite Abhandlung. Vom Rath Zinkeiſen . 142 XXIII. Eine Luftſpiegelung, welche vom errn Handlungscommis Theodor Bergner von hier am 11. Juli 1838 auf einem Morgenſpaziergange fruͤh nach 3 Uhr beobachtet worden iſt . 155 XXIV. Eingegangen r Mr XXVI. Miscellen und Notizen. . 158 Meteorolog. Tabelle v. 1. April bis 30. Juni 1838, vom Conſ. Secr. Bechſtein. XX eee eee eee * 8 DENT > e . J οοοοοοοοοοοοοοοοοο D .os0000000% Se N “oo N “000000000 * 28 - 8 ir 9 2 S 1 8 5 x °© 2 2 E — — . ber) 2 7 8 2 2 2 2 = 33 8 2 2 2 4 „ = a 5 2 n — ü D 8 S 8 5 g 2 8 1 u 3 8 2 8 5 2 & 5 2 2 N 2 2 S 3 . 5 8 2 8 8 » S 5 u ° 2 S S 3 5 1 5 * 5 = ho © = S S ER Ts ER * e S0 Altenburg, 1858. Gedruckt in der Hofbuch druckerei. In Commiſſion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung.) S See e ο ο ο οοο ο οο ο e N 0 e run I, e e D AT. A — . + Eh FIN 1 888 0 l rn N. 9 8 r Inhalt des vierten Vierteljahrheftes: XXVI. Preisvertheilung bei dem Kunſt⸗ und Handwerksvereine . 165 XXVII. Bemerkungen uͤber den Obſtbau in Böhmen und über die Garten = Cultur in Prag, der pomologiſchen Geſellſchaft mitgetheilt vom Kam- merrath Waitz 168 XXVIII. Der Sommerconvent der pomolo⸗ giſchen Gef. zu Altenburg 1838. Eine protokollariſche Mittheil. von deren Secretair, Ed. Lange . 174 Erfahrungen und Beobachtungen uͤber den Einfluß der großen Kaͤlte des Winters 1837 — 1838 auf die Kernobſtbaͤume, zuſammengeſtellt von Ed. Langgne Fluͤchtige Bemerkungen uͤber die Fortſchritte der Gartencultur in unſern Gegenden ſeit den letzten 50 Jahren vom Reg. Rth. Wagner. 184 Ueber einige Alterthuͤmer des Plei⸗ ßengaues, der naturforſchenden Ge— ſellſchaft des Oſterlandes zu Alten⸗ burg mitgetheilt vom Dr. Loͤbe . 191 Aus einem Briefe des Herrn Dr. med. Richter in Roda Der Erdfall bei Tetſchen, an die naturforſchende Geſellſchaft des Oſterlandes eingeſandt vom Dr. H. B. Geinitz in Dresden . 206 XXXIV. Neue Entdeckung von Abdruͤcken ur⸗ weltlicher Thier-Faͤhrten in Polzig 211 XXXV. Ueber einige den Obſtbaͤumen ſchaͤd⸗ liche Inſecten 2 XXXVI. Eingegangen „4215 Meteorolog. Tabelle v. 1. Juli bis 30. Sept. 1838. vom Conſ. Secr. Bechſtein. N N 8 v > 8 8 78 8 3 8 3 3 Aa 3 8 8 3 8 438 3 18 43 8 8 8 * 0 8 43 8 3 a ® 8 8 3 338 3 8 8 8 8 a ® 8 78 71,9 8 8 8 8 18 3 8 78 3 2 8 8 8 3 73 Ag 8 3 938 S SeeSeeeeeeeee See 8 8 N K ³˙ V ⁵˙ a a ee rs he der e eee, ww Ar ec ee, 8 ur | ER = un r N * eee \ * N TON Be Ai 8 ja! ION 1 N eee v 60 0 7 % N Wien. 3 ö * eee A 9% We 55 N 1 D eee 10 * Se Venen * e Wu 75 vi * ev „* 9 0 in \ N e eee bee n N } N f 95 1 ie . 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