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Ueberſichtliche Darſtellung des Standes der Kunſt⸗ und Gewerbvereine, Kunſt-, Gewerb- und Sonntagsſchulen in den Schweſterſtaͤdten des Herzogthaͤms Altenburg, mitgetheilt vom Landes⸗ regierungs⸗ und Konſiſtorialrath Dr. Back. . 11 IV. Bericht über das 16. Jahr der Kunſt⸗ und Handwerksſchule zu Altenburg, vom Prof. E. Lange 28 V. Bekanntmachung über die Kunſt- und Gewerb⸗ aausſtellung 35 VI. Der Herbſtconvent der Pomologiſchen Geſellſchaft, vom Kand. Roh Lange „ 40 MI. Korreſpondenznachrichteen. 443 VIII. Miscellen 46 IX. Die Gewinnung des Mehls aus Kartoffeln. RER d X. Vermoͤgensſtand des Kunſt- und Handwerksvereins unnd feiner Schule 57 XI. Der Fruͤhlingskonvent der Pomologiſchen Geſell⸗ ſchaft 1841, vom Kand. Rob. Lange 59 XII. Jahresbericht der Naturforſchenden Geſellſchaft N 1842, vom Prof. Dr. Apetz AIR 62 XII. Ueber organiſche Reſte im Zechſteine BR Alten⸗ burg und Gera, von Dr. Geinitz 69 XIV. ueber die Pilze, insbeſondere uͤber ihre guten und nachtheiligen Eigenſchaften, von A. Harzer. 79 XV. Bericht über die von der Pomologiſchen Gefell- - ſchaft veranſtaltete Georginenausſtellung vom 6. a %%% ˙ AA 115 XVI. Korreſpondenz . 123 XVII. Etwas uͤber den Kohlenſtoff, vom Prof. E. Lange 127 XXXI. . Der Sommerkonvent der Pomologiſchen Geſell— ſchaft, vom Kand. Rob. Lange .Der Herbſtkonvent der Pomologiſchen Gefeltfchaft, vom Kand. Rob. Lange Mittheilung vom Dr. Richter in Roda, die Kar- toffelflechte betreffend . Etwas über die Spielarten einiger Suttnpflangen, vom Prof. Ed. Lange . Aufforderung und Bitte, die Maikäfer betreffend, vom Prof. Dr. Apetz . Verhandlungen des Altenburger Landwirthſchaft⸗ lichen Vereins vom 3. Maͤrz 1841, mitgetheilt von deſſen Secretair Prof. Ed. Lange Verhandlungen des Altenburger Landwirthſchaft⸗ lichen Vereins vom 26. Mai 1841, mitgetheilt vom Prof. Ed. Langnne . Miscellen und Notizen . Das Stiftungsfeſt des Kunſt⸗ und Handwerks- vereins, den 4. Febr. 1842. Eine protokollariſche Mittheilung vom Prof. Ed. Lange. Bericht über das 24. Jahr des Kunſt⸗ und Handwerksvereins zu Altenburg, erſtattet am Stiftungsfeſte deſſelben vom Prof. Ed. Lange. Ueberſichtliche Darſtellung des Standes der Kunft- und Gewerbvereine, Kunſt-, Gewerb- und Sonntagsſchulen und aͤhnlichen Anſtalten in den Schweſterſtaͤdeen des Landes; mitgetheilt vom Landesregierung⸗ und Konſiſtorialrath Dr. Back Bericht über das 17. Jahr der Kunſt⸗ und Handwerksſchule zu Altenburg, erſtattet am Stiftungsfeſte des Kunſt- und Handwerksvereins vom Prof. Ed. Lange Der Serpentin des ſaͤchſ. Granulitgebirgs. Ein geognoſtiſcher Abriss Die Sommerverſammlung des Altenburger Land⸗ wirthſchaftlichen Vereins, den 14. Juli 1841. Eine protokollariſche Mittheilung vom Prof. Ed. u Fuͤnf meteorologiſche Tabellen, vom erſten Oktober letzten December 1841. Vom Kanzleirath Bechſtein. 193 213 249 243 bis 1. Das Sifcangster des Kunſt⸗ und Sand: werksvereins | 1 am 4. Februar 1841, eine Froteskoltaeiſche Mittheilung. Zu der diesjaͤhrigen Stiftungsfeier des Kunſt⸗ und e verſammelten ſich, auf ergangene oͤffent— liche Einladung des Direktoriums, am 4. Februar 1841 Nachmittags halb 2 Uhr, gegen 40 Mitglieder dieſes Vereins im Vorzimmer des kleinen Logenhausſaales und nahmen hier zuvörderft eine kleine Ausſtellung von Gemaͤl⸗ den, Zeichnungen und andern Kunſt- und Gewerbserzeug⸗ Viffen in Augenſchein, die von einigen Mitgliedern und Freunden des Kunftz und Handwerks vereins zuſammen ge⸗ bracht worden war. Hierauf begaben ſich die Verſammelten, der Aufforde⸗ rung des Vereinsdirektors, Herrn Oberinſpektons Meiß⸗ ner folgend, in den auſtoßenden kleinern Logenhausſaal und vernahmen hier nach einigen einleitenden Worten des Herrn Vorſitzenden, 1) von dem Profeſſor Lange, als Vereins ſekretaͤr den Bericht über das diesjährige Beſtehen und Wirken des Kunft» und Handwerksvereins, 2) von Vicedirektor des Vereins, Herrn Regierungs- und Son ſtotialtath Dr. Back einen Bericht über das Wirken und die Thaͤtigkeit der außerhalb der Stadt Altenburg bes ſtehenden inlaͤndiſchen Gewerbvereine, Gewerb- und Sonns tagsſchulen und 3) abermals von dem Profeſſor Lange den Jahresbericht über die hieſige Kunfts und Handwerks⸗ ſchule. V. 1 ze Hierauf erklaͤrte noch der neuerwaͤhlte Vereinsvor⸗ ſteher“) Herr Hofapotheker Huͤbler, einen in der letz— ten Verſammlung ausgeſprochenen Wunſch erfuͤllend, das Weſentliche der Galvanoplaſtik, indem er dabei 2 vom Hofmechanikus Kalkoff gefertigte galvanoplaſtiſche Apparate in ihren einzelnen Theilen vorzeigte und erlaͤuterte, ſo wie auch eine Anzahl verſchiedener von ihm und Herrn Kalkoff damit bereiteter Galvanoplaſten zur nähern Betrachtung herumgab. Hieran knüpften ſich noch mancherlei weitere Nachfragen und Beſprechungen, waͤhrend deren die fuͤr den Beginn des im Gaſthauſe zum Pfluge bereiteten Feſtmahles feſtgeſetzte Zeit, 4 Uhr, unerwartet ſchnell heran kam. Gehoben und verfchönert durch die Theilnahme auch vieler weiblicher Angehörigen. der Mitglieder und, einiger eingeladenen Gäfte, vereinigte dieſes Mahl gegen 160 Theil⸗ nehmer zu ſinnigen Feſtgeſaͤngen und Trinkſprüchen, bis gegen 8 Uhr, nach aufgehobener Tafel, der Ball ‚eröffnet und in eben fo. einfacher als würdiger Haltung unter allge⸗ meiner Heiterkeit und Freude bis ſpaͤt in die Nacht fort⸗ geſetzt wurde. Hierbei empfanden Alle das Wohlthuende der diesjaͤhrigen, die Theilnahme an den feſtlichen Ver⸗ ‚gnügungen zweckmaͤßig beſchrankenden Beſtimmungen, in Folge deren Feſtmahl und Ball erft wahrhaft wieder das Gepraͤge unſers Vereins zurück erhalten haben. Rur Eins mochte die allgemeine Zufriedenheit, und Heiterkeit bisweilen ſtoͤrend unterbrechen; es war das Vermiſſen einiger allge⸗ mein verehrter Vereins mitglieder, deren Gegenwart in früs hern Jahren zur Hebung und Verſchoͤnerung dieſes eigens nee Feſtes weſentlich Petztehgen pflegte. 70 *) Als zweiter Vereinsvorſteher ward in der letzten Berfamm- lung vor dem Stiftungsfeſte der ee Be Herr nn gewählt. ren, many 13 a gun (* f een Ki den non Ta 112 sa | II. n aan ne ch t ber das 23. Jahr des Kunſt⸗ und Handwerksvereins 5 Rp, erſtattet am ‚Stiftungsfie deſſelben, 4 8 N In Juen il 113 150 13510 EEE den 4. Febr. 1841, er 75 1209 id 1% Niue thin a ji e enen sense, ** j 39 HELEN? 1 Man ähm es a Wochſusttehrende Antec ls en Vorzug muͤndlicher oder ſchriftlicher Darſtellung, wenn Siehe die Zuhoͤrer oder Leſer alsbald mitten in ihten Gegen⸗ ſtand hinein verſetzt; gewiß, Verſuchung genug für mich, meinen Bericht uͤber das 23. Jahr unfers Kunſt⸗ und Handwerks vereins zur Abwechslung einmal nicht mit des Jahres Anfange, eu, gleich mit deſſen vis zu be⸗ ginnen. Es zerfaͤllt nämlich das heute ſchleßende Bela: in 2 Hälften.) Ueber der erſten ſcheint der abnehmende, und über der zweiten der zunehmende Mond gewaltet zu haben. Swiſchen beiden aber ſteht hinter dem Neumonde die helle Sonne, nach beiden Seiten hin ihre glanzvollen Strahlen ſendend. Und dieſer Licht⸗ und Wendepunkt N unſers Vereinsjahres war — die mit dem Geburtstage unſeres Durchlauchtigſten Protektors den 27. Auguſt er⸗ oͤffnete und den 16. en geſchloffene, Kunſt? * Mwerbeaueſtelung. So öberſtieg in den bes ahnt vorher, die "Baht. der Anweſenden nie 19 und ſank einmal und zwar gerade in der 6. und letzten Verſammlung ſe bſt bis auf 14 herab, anſtatt daß in den 6 darauf folgenden Vet⸗ ſammlungen nie weniger als 20, einige Mal ſogar mehr 1 * 5 a als 30 Mitglieder zugegen waren. Ferner nahm in det erſten Jahreshaͤlfte der Verein nur 2 inlaͤndiſche“) und 1 ausländifches**) Mitglied auf, anſtatt daß ſich ihm in der zweiten Hälfte nicht weniger als 11 ***) neue inlaͤn⸗ diſche Mitglieder angeſchloſſen haben. Das Erfteulichſte aber bei dieſen Erfolgen iſt, daß fie durch das Zufammen? wirken mehrerer erſt in ihrem Einklange ſtarker und er⸗ folgreicher Kräfte und Einflüffe herbeigeführt, worden ſind. Der Tag der Eroͤffnung naͤmlich war der Geburts tag unſeres erhabenen Protektors, welcher nebſt den ubrigen Gliedern ſeines hohen Fuͤrſtenhauſes die Ausſtellung ſpaͤter nicht allein einer theilnehmenden Betrachtung würdigte, ſon— dern ſie auch mehrfach und beſonders die darauf folgende Auslooſung mehrerer ausgeſtellt geweſener Gegenſtaͤnde durch Uebernahme einer betraͤchtlichen Anzahl Looſe thaͤtig unterſtuͤtzte. ' ra um ferner von Seiten des Vereins zur Feier dieſes Tages ein Schaͤrflein beizutragen, waren ſchon lange vor⸗ her fuͤr die beſten hierbei zur Ausſtellung kommenden in⸗ laͤndiſchen Erzeugniſſe 12 Geldpreiſe, zuſammen 150 Thaler in Gold betragend, oͤffentlich ausgeſetzt worden. Auch hatten die 14 Mitglieder“ *“) der vom Vereine mit dieſer Angelegenheit beſonders betrauten, thaͤtigen und regſamen Ausſtellungskommiſſion ſogleich nach ihrer Ernennung meh— ) 1. Conditor Holläufer, 2. Töpfer Jahn h Fror. v. Zentner, Griechiſcher Ingenieurhauptmann und Vorſtand der Bau⸗ und Handwerksſchule zu Athen. ee) 1. Tiſchler Keul, 2. Hofſchloſſer Graf, 3. Färbereibeſitzer Elben, 4. Tiſchler Köhler, 5. Tuchmacher Gottlob Mühlig, 6. Schmied Ziegner, 7. Privatlehrer Stahn, 8. Gürtler Köhler, 9. Weber Julius Hohl, 10. Literat Mansfeld in Altenburg und II. Pfarrer Schwepfinger in Nobitz. N; 16120 ) Es waren die Herren; 1. Senator Barth, 2. Prof. Döll, 3. Advokat Haſe, 4. Schönfärber Haſerick, 5. Schnitthändler Hohl, 6. Hofmechanikus Kalkoff, 7. Regierungsſekretär Kanold, 8. Schreib⸗ lehrer Kerſten, 9. Kandidat Lange, 10. Hofbuchbinder Laurentius, 11. Zeichenlehrer Moßdorf, 12. Zinngießer Oßwald sen., 13. Com⸗ toiriſt Rohn, 14. Riemer Schneider. rere geſchickte Gewerbtreibende der Stadt und des Landes nochmals beſonders zur Unterſtuͤtzung unſeres gemeinſamen Unternehmens eingeladen und dabei nicht ſelten ein recht freundliches Entgegenkommen und oft auch da, wo die Kuͤrze der Zeit eine Erfuͤllung des ausgeſprochenen Wun⸗ ſches fur dies Mal unmöglich zu machen ſchien, doch eine wohlthuende und ermuthigende Willſaͤhrigkeit fur unſere gemeinnützigen Abſichten und Beſtrebungen wahrgenommen. Daher ſtieg auch die Zahl der ausgeſtellten Gegen⸗ ſtaͤnde dies Mal auf 264 Nummern, während fie 1838 nur 208 und 1836 ſogar nur 168 betragen hatte. Und mit der Zahl ſchien auch die Tüchtigkeit und der innere Gehalt gewachſen zu ſein. Gleichen Schritt hielt auch die Theilnahme des Publikums, fo daß ſich der Erkoͤs der ſehr maͤßig angeſetzten Eintrittsgelder, ſo wie die Zahl der bei der ſpaͤter veranſtalteten Auslooſung abgeſetzten Looſe faſt auf das Doppelte der vorausgegangenen Jahre en Dr | Bei dieſem erfreulichen Zuſammenwirken ſo vieler Kraͤfte und Einfluͤſſe nimmt der bereits angedeutete Erfolg und der freudige Eifer, womit der Verein außer den 12 ausgeſetzten Geldpraͤmien, an 4 Einſender von Ausſtellungs⸗ gegenſtaͤnden ſeine ſilberne und an 6 andere ſeine bronzene Verdienſtmedaille, fo wie noch außerdem 32 Thaler außer- ordentliche Remunerationen vertheilte, gewiß nicht Wunder, ſo wie ſich auch daraus, wenigſtens zum groͤßeren Theil, der darauf erfolgte Beitritt ſo vieler achtbarer Maͤnner, beſonders aus dem Gewerbsſtande hinreichend erklaͤrt. Sie ſind allen thaͤtigen Mitgliedern des Vereins als ein hoffnungsreicher Zuwachs herzlich willkommen geweſen, und wir betrachten ihren Beitritt auch heute am Jahresſchluſſe als ein gutes Zeichen, indem dadurch zum erſten Mal ſeit einer Reihe von Jahren eine Vermehrung der inlaͤndiſchen Mitglieder bis auf 166 herbeigeführt wird *). 795 1 ) Davon wohnen 118 in der Stadt Altenburg, 8 in Schmölln und Lucka, 11 in verſchiedenen Dorfſchaften des Amtes Altenburg, — wi. Diooch nicht allein die Zahl der Mitglieder, ſondern auch die Theilnahme an unſern Verſammlungen ſcheint ſich vermehrt zu haben, und es waͤre zur Unterhaltung dieſer erfreulichen Regſamkeit jetzt uͤberaus wuͤnſchenswerth, daß unſere Verſammlungen durch das einmuͤthige und thaͤtige Sufammenwirfen aller Mitglieder immer hoͤheres Intereſſe gewoͤnnen und den Anweſenden immer nützlicher und an⸗ ziehender gemacht wurden. Freilich haben wir Alle fuͤr Kraft und Zeit ſchon unſer hinreichendes Theil Arbeit be⸗ kommen, und Keiner kann unſern Vereinszwecken ſeine beſten Krafte widmen; allein dennoch macht der gute Wille und die wirkliche Theilnahme Vieles möglich, was die kalte Berechnung ohne Weiteres fur unmoͤglich erklaͤren müßte, Das hat ſich auch in dieſem Vereinsjahre wieder mannig⸗ fach bewaͤhrt. Welche Zeit und Kraft hat z. B. die Ausſtellungskommiſſion und ganz vorzüglich ihr Vorſitzender, Regierungsſekretaͤr Kanold, und ihr Sekretaͤr, Advokat Haſe, für den Verein zu erübrigen gewußt, und wie viele Mit⸗ glieder haben es moͤglich gemacht, neben ihren haͤuslichen und Berufsgeſchaͤften bei der Ausſtellung wiederholt die Aufſicht zu führen und in den 5 Beurtheilungskommiſſionen ihr ſachkundiges Urtheil abzugeben, um endlich daraus fur die Geſammtheit des Vereins wohlbegründete Vorſchlaͤge uͤber die zuzuerkennenden Auszeichnungen zuſammenzuſtellen! Und iſt nicht uͤberhaupt in jeder Verſammlung irgend eine Mittheilung gemacht oder ein Gegenſtand vorgezeigt und erörtert worden, deſſen Betrachtung für die Meiften ana fr. 7 in Stadt und Amt Ronneburg, 4 in Eiſenberg, 6 in Stadt und Amt Roda und 12 in Stadt und Amt Cahla. Verloren hat der Verein in dieſem Jahre folgende Mitglieder und zwar a) durch den Tod: 1. Herrn Dr. Heſekiel, Generalſuperintendent und Konſiſtorial⸗ rath, 2. Herrn Künſtler, Rathszimmermeiſter, 3. Herrn Oberbürger⸗ meiſter Scholber, 4. Herrn Geheimen Hofrath und Herzogl. Leibarzt Dr. Winkler, 5. Herrn Stadtſchultheiß Gitt in Eiſenberg und b) durch freiwilligen Abgang: 1. Herrn Stadtrichter Böttner, 2. Herrn Hofadvokat Hager, 3. Herrn Schornſteinfeger Freund. — 7 — rigend und belehrend war? So zeigte und erläuterte ar Hofapotheket Hübler einige von ihm gemachte Auflöfungen J B. des Kautſchucks in fetten und ätheriſchen Oelen und des Berliner Blaus in Oralfäüre, wodurch auch einige Vereinsmitglieder bewogen wurden, ihre hieruͤber gemachten Erfahrungen oder ihr ausdtücklich erbetenes Gutachten den f Verſammelten mitzutheilen. Deßgleichen zeigte und erläuterte auch Herr Huͤbler einen zur Abformung metalliſcher Flaͤchen beſtimmten galvanoplaſtiſchen Apparat und gab dadurch den Anweſenden zu dem Wunſche Veranlaſſung, auch heute dieſen und den noch einfacheren Apparat des Hofmechanikus Kalkoff einer jahlreichern Verſammlung vorgelegt zu ſehen. Mit Theilnahme ſahen wir auch in dieſem Vereins⸗ jahre durch die Vermittlung Herrn Kalkoffs einige vom Mechanikus Ensmann in Dresden verfertigte wohlgelungene Lichtbilder, fo wie uns auch das aus Roggenmehl und rohen, erſt geriebenen und dann gebrühten Kartoffeln be⸗ reitete Brod, welches uns Herr Kerſten zur Anſicht und N Prüfung vorkgte, volle Befriedigung gewährte, indem weder * toffelzuſatz erwarten ließ. Aber der Menſch lebt nicht von Brod allein, und neben den materiellen Intereſſen des Ges werbsweſens blieb in unſerm Vereine auch jeder Zeit für diejenigen Mittheilungen noch Zeit und Theilnahme übrig, welche hauptſaͤchlich dazu beſtimmt waren, die Geiſter an ſich zu beſchaͤftigen und über die beengenden Graͤnzen eines blos dem Geldgewinn huldigenden Geſchaͤftsbetriebes hinaus zu führen. Dieſem Zwecke war zunächſt ein kurzer Bors trag des Herrn Schreibelehrers Kerſten gewidmet, worin dieſer unſere Aufmerkſamkeit auf die beiden noch lange nicht erſchoͤpfend genug benutzten Kapitale, Zeit und Fähig⸗ keit, hinzulenken ſuchte, und auch der gegenwärtige Bericht⸗ erftatter glaubte, in Ermangelung anderer Gaben nichts ganz Ungehoͤriges zu thun, als er in ſeiner bereits abge⸗ druckten Weltreiſe einen Blick in das Gebiet der Stern— kunde und in ſeinem Bericht über den Luxus und ſeine Gegner eine unparteiiſche Erörterung dieſer vielbeſprochenen — 8 — Streitfrage zu geben verſuchte. Diefe Vorträge find, bereits ſaͤmmtlich in den Mittheilungen aus dem Oſterlande abge⸗ druckt und haben hier wohl auch bei ihren weten die ‚sen wuͤnſchte Nachfiht gefunden. ö Auch dieſe, großentheils auf Koſten unſeres Vereins erſcheinende Vierteljahrsſchrift iſt ein Zeugnſß von feinen Beſtrebungen, und hat uns vielleicht auch ſchon manche intereſſante und werthvolle Gabe von entfernten Perſonen und Geſellſchaften zugewendet. Schade nur, daß wir den brieflichen Verkehr nicht immer mit der Thetigkeit unter⸗ halten koͤnnen, deren die gemeinſamen Zwecke und ‚Bes ſtrebungen an ſich doch ſo werth fi nd, Denn wenn auch nicht alle dem Zufalle und ihrer eignen innern Lebenskraft uͤberlaſſenen Saamenkoͤrner darum ſchon verloren ſind, fo wuͤrden doch offenbar viele derſelben nicht zu Grunde gehen, wenn nicht der Boden ſchon von andein feſtgewur⸗ zelten Pflanzen beſetzt waͤre. Und ſo reicht auh das Maß der uns verliehenen Kräfte und Mittel gar oft nicht hin, um dieſe oder jene, an ſich wohl ganz zweckmaͤßige und loͤbliche Idee auszuführen oder deren ſchon anderwaͤrts gelungene Durchfuhrung zu uns überzuflanzen und heimiſch zu machen. Hierbei denke ich zunaͤchſt an den uns vor Kurzem von dem Coburger Kunſt⸗, Induſtrie- und Gewerbeverein zur Nachbildung angelegentlich empfohlenen und als Zwiſchen⸗ glied zwiſchen den dermaligen Gewerbeſchulen und Ge— werbevereinen gewiß ſehr beachtenswerthen Geſellen verein, worüber wir in unferer erſten diesjährigen Vereinsverſamm⸗ lung weiteren Verhandlungen entgegen zu ſehen haben. So unverkennbar es naͤmlich auch iſt, daß die zum Verderben der gewerblichen Jugend neuerdings nicht ſelten gemißbrauch⸗ ten Handwerkeraſſociationen unter der rechten, d. h. unter einer verſtändigen, aufrichtigen und uneigennützigen Leitung dem Gemeinweſen von großem und ganz unberechenbarem Rutzen ſein koͤnnten, eben ſo gewichtig und unerlaͤßlich iſt auch für uns die Frage, woher Zeit und Kraft kommen ſollen, einer ſolchen Schule der gegenſeitigen Bildung und Unterweiſung die rechte, feſte Richtung, und ſomit zugleich den ungeordnet durch einander gaͤhrenden und ſich daher oft gegen⸗ ſeitig zerſtoͤrenden und laͤhmenden Elementen der dringend nothwendigen beſſern Bildung ein neues verföhnendes und kraͤftigendes Verbindungsglied mehr zu geben. Verſtummen doch die ſchlechten Lieder, ſobald durch gute und wohllau⸗ tende der Sangesluſt beſſere Befriedigung gegeben iſt; warum ſollte eine geiſt- und herzſtaͤrkende und ohne Eigennutz und Anmaßung gebotene Rahrung nicht auch die gewerbtreibende Jugend aus den mancherlei finſtern und unreinen Raͤumen hinwegzuziehen vermoͤgen, in denen die Schwachen verküm⸗ mern und die Kraͤftigen verwildern? Iſt ja doch die Jugend ſchon von Natur vorzugsweiſe für das Beſſere und Schönere empfänglich, wenn es . nur Aae e und wohlmeinend dargeboten wird! es aa nag 9 1 Mus Aber kehren wir nun von dieſer bei uns nur dem weiten Reiche der Moͤglichkeit angehoͤrenden Zwiſchenſtufe zurück zu unſerm Vereine ſelbſt und werfen wir nur noch auf 2 in ihm bereits ſeit Jahren vorhandene Hebel des gemeinſamen Geiſteslebens einen fluͤchtigen Blick! Den erſten erblicke ich in dem Umlaufe einer großen Anzahl gemeins nuͤtziger, nicht politiſcher Schriften und Zeitblaͤtter, welchen unſer Bibliothekar, Herr Seyffert, ſeit einer langen Reihe von Jahren leitet; und der zweite duͤrfte in den freien woͤchentlichen Zuſammenkuͤnften einer Anzahl unſerer Mits glieder zu finden ſein. Denn die Regelmaͤßigkeit, mit wel⸗ cher dieſe, ſobald ſie nur einmal heimiſch geworden ſind, faſt jeden Sonnabend Abends erſcheinen, und “or Allem der hier herrſchende offene und anſpruchloſe Ton der Unter— haltung zeigen deutlich, daß das aͤchte und unverfaͤlſchte Buüͤrgerthum auch in unfern Kreiſen fortlebe, fo wie wohl überhaupt der kurzſichtige, zerbroͤckelnde Egoismus der Reu— zeit feinen zerftörenden Einfluß vorzugsweiſe nur da geltend machen kann, wo die bisher organiſch verbundenen Elemente ohnehin ſchon ihre gegenfeitige Anziehung und ihren lebens digen Mittelpunkt verloren haben. tuen wohne ren TER nid enen 0 1 12% D Stell Sig in Weh und Glied, das Ganze zu vetſtärken, Jede Mag auch, wer's Ganze ſieht, Dich nicht darin bemerken! Mag auch, wer's Ganze ſieht, Dich nicht darin — ji Das Ganze wirkt, und Du biſt drin mit Deinen Werken. 3 Stell Dich in Reih und Glied, und ſchaare Dich den 89585 Und theilſt Du nicht den Ruhm, ſo theilſt Du die Gefahren! Wird nicht der Muſterer den Einzelmann gewahren, wen U SUR doch wird er ſehn vollzählig ſeine Schaaren. Damit im Lanzenwald nicht fehle eine Lanze, Heb Deine fein und ſei gefaßt auf jede Schanze! Sei nur ein Blatt im Kranz, ein Ring im Ringeltanze, Fühl Dich im Ganzen ganz und ewig wie das Ganze! 4 nuuoberſichtliche Darſtellung des e Chntıs der Kunſt⸗ und Gewerbvereine, Kunſt⸗ Gewerb⸗ und Sonntagsſchulen und aͤhnlichen Anſtalten in den 60 15 r age re des Landes; mitgetheilt am Stiftungfefte des Kunſt⸗ und Handwerksvereins zu | 7 Altenburg, den 4. Februar 1841, N vom 5 II. Direktor des buſtgen Kunſt⸗ und Gehen und Sekre⸗ ˖ tar der Kunft= und Handwerksſchule, Landesregierung = und! nn Konſiſtorialrath Dr. Back. 5 770 Sch weſter vereine: . » Eifenberg; s Kahla: „ Lucka: Roda: „Schmolln: Gößnitz: . Orlamuͤnda: „ Meußelwitz: SEFFPET TG M MW 0 s „%.v „ 4 * * nn n n M uu un m u M m M u n . in Ronneburg: geſtiftet u. bez. eröffnet 12. Juli 1828. 24. Juni 1829. 30. Jan. 1831. 8. Juni 1832. 26. April 1835. 7. Dec. 1835. 5. Maͤrz 1837. 21. Rov. 1838. 31. Aug. 1840. 1 m» Sei uns freundlich gegrüßet, du winterlich fonniger Tag, der zu Anſchauung, Vortrag und Beſprechung der Kunſt⸗ und Gewerbeverhaͤltniſſe unſers lieben Heimaths landes uns wieder vereinigt in der freundlichen Bauhuͤtte des ehrwuͤrdigen Altvaters Archimedes, der nun bald in ſeinen Kreiſen mit den vertrautern Juͤngern das Halljahr 100jaͤhrigen Lehrens und Wirkens feſtlich begehen wird; in der Bauhüͤtte, in deren geheimen Kammern kundige, menſchenfreundliche Meiſter der uns geiſtig wahlverwandten Kunſt der freien und angenommenen Maurer vor nun 39 Jahren auf ihre friſch bezogenen Reißbreter den Plan zeichneten zu dem geiſtigen Baue, der ſeitdem in unſerm Kunſt⸗ und Handwerksvereine daſteht und von Jahr zu Jahr an Feſtigkeit, umfang und Schoͤnheit ge— winnt, in derſelben Bauhuͤtte, in welcher vor nun 17 Jahren die hieſige Kunſt- und Handwerksſchule geſtiftet und begruͤndet ward, in der Bauhuͤtte, deren Angehörige Meiſter, Geſellen und Lehrlinge unſerm Streben und Wir⸗ ken fortwaͤhrend hold und förderlich ſich erweiſen, ſomit aber unſer Aller freundlichen Dank ſich verdienen. — Sei uns freundlich gegruͤßt, Tag der Stiftung eines vater⸗ laͤndiſch gemeinnützigen Vereins, der ſich des Schutzes und der thaͤtigſten Foͤrderung unſers geliehten hochverehrten Landes vaters erfreut, ſomit aber einer mehr und mehr ſich ausbreitenden gedeihlichen Wirkſamkeit entgegenzugehen hof fen darf. Doch nicht habe ich den Beweis dafl zu gewaͤhren. Er liegt in dem Vortrage meiner befreundeten Kollegen und Mitarbeiter, des I. Direktors und des Vereinsſekretaͤrs überzeugend vor; mir liegt nur ob, vielſeitig kundgegebenen Wuͤnſchen zu entſprechen, und wie ich bereits am 4. Febr. 1839 und 1840 gethan, eine gedraͤngte, moͤglichſt genaue Ueberſicht zu geben von dem Leben und Wirken und Leis ſten der Schweſtervereine des gemeinſamen lieben Heimath— landes, den Kunſt- und Gewerbevereinen und Schulen und aͤhnlichen Anſtalten in Ronneburg und Eiſenberg, in Kahla und Lucka, in Roda und Schmoͤlln, in Goͤßnitz und ” — 13 - Orlamünda, denn in allen Staͤdten und Marktflecken des Landes, neuerdings auch in dem Freiherrlichen Meuſelwitz, bildeten ſich, ſeitdem, wie recht und ſchicklich, die Haupt⸗ ſtadt vorausgegangen, und beſtehen in anerkannter Wirk⸗ ſamkeit und Bluͤthe und Frucht, Vereine und Schulen, den unſern hier gleich oder verwandt. Die Vorſtaͤnde die⸗ ſer, mit uns nach Einem Ziele ſtrebenden Schweſtervereine haben durch ſchriftliche, auf meine freundliche Bitte mir freundlich übermittelte Berichte, mich in den Stand geſetzt, jene gewuͤnſchte und zugeſagte Uueberſicht geben zu koͤnnen und ſo bitte ich denn, ſie in 8 5 ent⸗ gegen zu nes, fta n z ul) n: 1 180 * 1. - 3 p Der am 12. Juli 1828 geſtiftete Ku n ſt⸗ und Ges werbeverein in Ronneburg ſteht jetzt unter der Lei⸗ tung des Stadtſchultheißen Lorentz, als Direktors, des Hofjuwelirers Jaͤger, als erſten, und des Hofſchloſſers Arnold, als zweiten Vorſtehers, während der Amtskopiſt Jahn Sekretaͤr und Kaſſirer und der Kaufmann Ziegler Bibliothekar iſt. Rach dem Direktorialberichte vom 26. Dez. v. J. und 10. Jan. d. J. iſt die Mitgliederzahl im Jah⸗ res verlaufe von 85 auf 64 herabgegangen, find allmonatlich Sitzungen gehalten und in dieſen theils Vorleſungen, theils freie Darſtellungen gemeinnuͤtzigen Inhalts gegeben wor⸗ den. Waͤhrend des Winterhalbjahres unterhaͤlt der Dr. Lange den Verein durch lehrreiche und anziehende anthros pologiſche Vorleſungen. Die im Jahre 1839 begonnenen Bohrverſuche nach Brennmitteln unterließ man im vorigen Jahre, weil die Geldmittel dazu erſchoͤpft waren; doch glaubt man, fie im Laufe des gegenwärtigen‘ Jahres forte ſetzen zu ash da unſer Durchlauchtigſter Beſchuͤtzer die Benutzung des bei Herzogl. Kammer befindlichen ſehr zweckmaͤßigen Erdbohrers gnaͤdigſt geſtattet hat und auf eine Geldunterftügung aus Staatsmitteln gehofft wird. er Der Dr. Geinitz in Dresden hat dem Vereine von Zeit zu Zeit geeignete Schriſten, Herr von Pfaffenrath in Saalfeld aber einen Statutenentwurf fur einen ſaͤchſiſch⸗ thuͤring'ſchen Geſammtgewerbeverein überſendet, der jedoch zur Zeit noch keinen Anklang gefunden hat. Der Feier des Stiftungfeſtes, ausnahmweiſe diesmal den 13. Septbr., wohnten die Durchl. Prinzen Georg und Friedrich bei; die dabei von dem Direktor Lorentz und dem Hofrath Klein gehaltenen Vortraͤge ſind durch das daſige Nachrichtblatt weroͤffentlicht worden. Eine gleichzeitig gehaltene Verlooſung von Kupfer⸗ und Stahlſtichen hat die Kaſſekraͤfte verſtaͤrkt, wie denn überhaupt die Kaſſeverhaͤltniſſe, welche das Jahr zuvor mit einem Fehlbetrage von 40 Thlrn. abſchloſſen, nun ſo geordnet ſind, daß jetzt ein Kaſſebeſtand von 11 Thlr. 13 Gr. 2 Pf. vorliegt. Freilich hat der Verein einſtweilen von andern aͤhnlichen Vereinen zuruͤckzutreten ſich genoͤthigt geſehen, um durch Erſparung der Wit! igen Beitraͤge ſeiner Kaſſe aufzuhelfen. 12 dran Der beſondere Bericht des Sekretärs des dafigen Schulvorſtandes, Hofrath Kleins, vom 7. und 12. Jan. d. J. bezieht ſich zunaͤchſt auf deſſen öffentlichen Bericht uber die daſige Gewerbſchule, vom Juni 1839 bis dahin 1840, welcher, am Stiftungfeſte des Vereins, den 13. Septbr. v. J., gegeben, in Nr. 41 der Ronneburger Blätter abgedruckt und ſomit gemeinkundig geworden iſt, daher denn auch ich darauf zu verweiſen habe, kuͤtzlich nur dieſes daraus hierher wiederholend: Nach einer herz— Iichen, eindringlich belehrenden Darlegung der den Schuͤlern, beſonders den in den Schulkenntniſſen minder vollkommenen, aus dem fleißigen und aufmerkſamen Beſuche der Gewerb⸗ ſchule nothwendig zukommenden Vortheile, nach einer ehren⸗ den Bezugnahme auf die Leiſtungen der wackern Lehrer, nach der Bemerkung, wie die Zeichnenkunſt, fo: Linear⸗ als Handzeichnen, nur die Minderzahl der Schüler anzu— ſprechen ſcheine, vielleicht deßhalb, weil nur wenige von ihnen den Baugewerken angehoͤren, nach einer beftiedigen⸗ den Darlegung der Vortheile, welche die dermalen in 36 2 Büchern 6 den Schülern dorbietet, folgt eine Ueberſicht der Schulkaſſeverhältniſſe. Dieſe ſind ſehr etſteulich, denn es hat die Einnahme 124 Thlr., die Ausgabe 68 Thlr., der Ueberſchuß ſomit 55 Thlr. betragen, ſo daß, einſchließlich eines bereits früher anges ſammelten werbenden, bei der Sparkaſſe angelegten Außen⸗ ſtandes, die Gewerbſchule jetzt 134 Thlr. beſitzt. Dankbar wird dabei anerkannt, daß von Mitgliedern und ehren⸗ werthen Nichtmitgliedern 33 Thlr. 12 Gr. beigetragen wor⸗ den ſind. Den Schülern ſelbſt wird im Allgemeinen das Lob der Ordnungliebe und Wohlanſtaͤndigkeit ertheilt. Schließlich aber gilt ein dankbarer Muͤckblick dem ſo guͤtigen Landesvater und Seinem erhabenen Hauſe, wie allen Goͤn⸗ nern und Foͤrderern der Anſtalt, unter dieſen vor Allen dem immittelſt heimgegangenen, um dieſelbe ſo wohlver⸗ dienten Baurath Geinitz, der fuͤr fie ſo viel wirkte und ſchuf. Nach dem neuerlichen ergaͤnzenden Berichte iſt die Zahl der Schuͤler 27, nachdem deren 8 bis 9 wegen allzu⸗ haͤufiger Verſaͤumniſſe ausgewieſen werden mußten. Der Lehrer fur die Rechnen ⸗, Schreib⸗ und Styluͤbungſtunden iſt jetzt der Schullehrerfeminarasſpirant Merkel, während der Diakonus Kretſchmann in Geographie und Geſchichte, der Zimmermeiſter Lippold aber im Linearzeichnen unter⸗ richtete. „Und ſo halten wir denn“ — ſagt der Be⸗ richterſtatter — „mit dieſer unſrer Schule ein Gefaͤß in der Hand und wollen es feſthalten, in welches ſich, ſo wir es nur vor Verunreinigung bewahren, ſeiner Zeit noch wiel Koͤſtlicheres wird hineinthun laſſen, wenn hoffentlich das, was die Menſchen Gluck zu nennen pflegen, im Laufe der Zeit und im ſich hoffentlich immer mehr vers beſſernden Geiſte der Zeit genoſſen, uns beguͤnſtigen und die Sonne von oben gen nicht Baar wird.“ ai : NN Nanette nds e Der am 24. Juni 1829 bft Basta verein für Hebung und Belebung des Kunſt⸗ und — 46 Gewerbfleißes in Eiſenberg erfreut ſich nach dem Berichte des Vorſtandes deſſelben, des Raths Klotz ner, als Direktor, und des Stadtrichters Meißner, als Sekretaͤr, eines zunehmenden Gedeihens. Es gehoͤren dem Vereine 30 Mitglieder an, welche 25 Thlr. Beitraͤge leiſten, da⸗ durch und durch den Zinsabwurf des zeither angeſammel⸗ ten Kapitals iſt es moͤglich geworden, theils einige be⸗ faͤhigte junge Kuͤnſtler und Handwerker — leider iſt nicht geſagt, welchen Kuͤnſten und Handwerken ſie angehoͤren — weſentlich zu unterſtützen, ſondern auch fleißigen Gewerb⸗ ſchuͤlern Prämien zu ertheilen. Außerdem find auch durch ein Tellurium und durch mehrere nuͤtzliche Bücher die Lehr⸗ mittel vermehrt worden, ſo daß jetzt 50 zumeiſt werthvolle Buͤcher vorhanden ſind. Im Intereſſe des Kunſt⸗ und Gewerbvereins iſt der Verein dem Albrecht-Duͤrer⸗ Verein in Nürnberg beigetreten, hat auch mehrfaͤltig verſucht, die vorzüglichern Handwerker ſeines Orts mehr und mehr zu vereinigen und zu Erzeugung bedeutenderer Früchte ihres Strebens nach verſchiedenen Seiten hin zu veranlaſſen. Die aus dem Verein hervorgegangene Sonntags- gewerbſchule geht, unter der Leitung ihres Vorſtandes, des Rektors Schwepfinger, ihren ſtillen guten Gang fort, mit Erfolgen aͤhnlich den fruͤherer Jahre. Zu Anfange des vorigen Jahres belief ſich die Sahl der Schüler auf 15, jetzt ſind ihrer 20, von denen jedoch mehrere blos die Zeichnen- und Schreibeſtunden beſuchen, weil ihre Lehr— meiſter, leider, es ihnen nicht geſtatten, die woͤchentlichen zweimaligen Abendſtunden von 6 bis 7 Uhr zu beſuchen, ein Uebelſtand, welchem vielleicht durch freundlich verſtändigenden Vorhalt an die Lehrmeiſter abzuhelfen ſein möchte, Det Unterricht wird in früherer Weiſe und von denſelben Lehe rern ertheilt, das Urtheil uͤber den Fleiß und das Betragen der Zoͤglinge iſt im Allgemeinen ein guͤnſtiges, nur wird wiederum, wie ſchon oͤfters, der Wunſch, ausgeſprochen, „daß dem Schulvorſtande und den Lehrern durchgreifende Mittel zu Gebote ſtehen moͤchten, der Anſtalt die Form einer eigentlichen Schule zu geben und die Schuͤler durch - 17 — die beredte Kraft aͤußerer Folgen zum ſtrengen Gehorſam gegen die vorgeſchriebene Schulordnung und die jungen, des Unterrichts beduͤrftigen und faͤhigen Handwerker zur regern Theilnahme an dem ihm ſo ganz unentgeltlich und mit zarter Beruͤckſichtigung ihrer verſchiedenen Verhaͤltniſſe dargebotenen Unterrichte zu bewegen.“ III. Nach dem Berichte des Vorſtandes der am 30. Jan. 1831 geſtifteten Herzog⸗Joſephs-Sonntags-Schule in Kahla, des Kaufmanns Eckardt, vom 9. und 12. Jan. d. J. beſteht auch dieſe Anſtalt in erfreulicher Wirkſamkeit, anerkennt ſo mancher ihrer zeitherigen Zoͤglinge dankbar den wohlthaͤtigen Einfluß auf ſeine weitere Fortbildung in Kenntniſſen, die fuͤr das Leben unentbehrlich ſind. Die Zeit des Unterrichts, die verſchiedenen Faͤcher, in welchen ſolcher ertheilt wird, und die Lehrer ſind noch dieſelben, wie im vorigen Jahre. Die Zahl der Schuͤler belaͤuft ſich gegenwaͤrtig auf 46, und es haben beſonders in dem vergangenen Jahre einzelne Schüler durch rühmlichen Eifer und unverkennbare Fortſchritte der Anſtalt Ehre gemacht, auch iſt freudig wahrzunehmen geweſen, daß die Nüslichs keit dieſer fortbildenden Anſtalt von den Buͤrgern Kahla's allgemach mehr und mehr anerkannt wird, indem Söhne und Lehrlinge derſelben in groͤßerer Anzahl und fleißiger der Anſtalt zugeſchickt werden, als bisher. Was die Kaſſe⸗ verhaͤltniſſe anbetrifft, fo hat ſich das bei der daſigen Spar⸗ kaſſe werbend angelegte Kapital erhalten, ſind 12 Thlr. 12 Gr. 9 Pf. Vorſchuß des Vorſtehers gedeckt, 20 Thlr. mit hoͤchſter Genehmigung des Durchlauchtigſten Beſchuͤtzers der Anſtalt, den Lehrern zu einiger Verguͤtung ihrer un— belohnten Muͤhwaltungen verwilligt, 7 Thlr. 11 Gr. 3 Pf. aber, als Ueberſchuß der alljaͤhrlichen Beitraͤge von 40 Thlr. U . 2 aus Staatsmitteln, zu Prämien für die fleißigſten Schüler verwendet worden. IV. Die am 8. Juni 1832 geſtiftete Sonntagsfhule - in Lucka gedeihet forthin unter ihrem einſichtigen und werkthaͤtigen Vorſtande, welchen noch der Diakonus Moſer, der Konſiſtorialrath Dr. Böhme und der Rektor Bräutigam bilden. Nach ihrem Berichte vom 8. und 9. Jan. d. J iſt zwar von derſelben Reues nicht zu berichten, ſie erfreut ſich jedoch auf Seiten der Lehrer treuer Pflichterfuͤllung, auf Seiten der Schuͤler reger Theilnahme und lobens— werthen Fleißes und Betragens. Die Kaſſeverhaͤltniſſe gehen in Ordnung, die Buͤcherſammlung waͤchſt an nuͤtz— lichem Gehalte, insbeſondere ſind mehrere Schriften uͤber die Erfindung der Buchdruckerkunſt, des Pfarrers Dr. Moſer in Serba Kartoffelbuͤchlein und des Profeſſors Lange Schrift— chen uͤber die neue Muͤnzeinrichtung ihr einverleibt worden. Der Diakonus Moſer, dem ſein Amt nur waͤhrend des Sommerhalbjahres Unterrichtertheilung geſtattet, gab von Oſtern bis Johannis ſeinen Schuͤlern die noͤthigen Auf— ſchluͤſſe uͤber die in ihrem Wirken ſo folgereiche Kunſt des Druckens und der ihr verwandten Beſchaͤftigungen. Von Johannis an trug er, nach Dr. Dinter's gleichnamiger Schrift für Volksſchulen, „Religiongeſchichte“ vor, waͤh— rend der Rektor Braͤutigam teutſche Sprachlehre betrieb, die Schüler in Brieſſtellen und Beſchreibungen, in Ver⸗ wandlung bildlicher Sprache in einfache Sprache übte und über Sinonimen und Tautologieen ſprach, der Kirchner Tanner im Schoͤnſchreiben, der Zimmermeiſter Bruͤmmer im freien Handzeichnen und im Fertigen von Riſſen unter⸗ richtete. Innig ſchließen auch wir uns an dem treuen Wunſche und der Bitte des Vorſtandes fuͤr das dauernde Wohlergehen unſers Landes vaters, des Schirmherrn und * — 19 — Foͤrderers wie allen Volksunterrichts ſo insbeſondere auch ö der Sonntagsſchulen. V. Die am 26. April 1835 geſtiftete Sonntags- ſchule zu Roda zaͤhlt nach dem Berichte der Inſpektoren, des Kirchenraths Streicher und des Stadtſchultheißen Zink— eiſen, vom 7. und 11. Jan. d. J., gegenwaͤrtig 44 zumeiſt fleißige Schüler, Die Schule iſt im Laufe des vorigen Sommers fleißiger als je beſucht, die aus 54 Baͤnden be— | ſtehende Bücherſammlung aber vorzüglich im Winterhalb— jahre zweckmaͤßig benutzt worden. Einer groͤßern Theil⸗ nahme an der Schule ſtehen dort, leider, noch immer bei vielen jungen Leuten dieſelben Abhaltungen durch die alltaͤg— lichen Berufsarbeiten, die man hier und da unbillig und ordnungwidrig auch auf die Sonntagsmorgen ausdehnt, hindernd entgegen, was denn auch die gewöhnliche Ente ſchuldigung der Verſaͤumniſſe der Schäler if. — Die Einnahme hat in 70 Thlrn. 14 Gr. 4 Pf. dort. Waͤhr. Haͤmlich 23 Thlr. 9 Gr. 5 Pf. Geſtand, 45 Thlr. Bei⸗ trag aus Staats mitteln, 2 Thlr. 4 Gr. 11. Pf. von einigen Schuler, die Ausgabe in 49 Thlr. 12 Gr. 6 Pf, für Geraͤthe, Lehrmittel, Leſebuͤcher, Praͤmien fuͤr die beſſern Schüler, Remunerazionen der Lehrer, Heizen und Reinigen b 1 der Klaſſen, u. ſ. w. beſtanden, ſo daß in das neue Jahr ein Beſtand von 21 Thlrn. 1 Gr. 10 Pf. hinüber ge⸗ nommen worden iſt. — Den Unterricht im Zeichnen, Rech- nen, Stiliſiren, Schoͤn- und Rechtſchreiben, in Geographie, Geſchichte und Naturlehre ertheilen die fruͤhern Lehrer, die faͤhigern Schüler erhalten Anleitung zur praktiſchen Geo— metrie überall aber wird dahin moͤglichſt gewirkt, daß 5 na unterricht für das bürgerliche Geſchaͤftsleben die er> i ießlichſten Früchte bringe, hauptſaͤchlich aber auch die Schüler zu chriſtlich⸗ ſittlichen Menſchen und guten Staats⸗ k | 2* — 20 * buͤrgern erziehe. Die ſonſtigen Verhaͤltniſſe der 17 ſind die fruͤheren geblieben. VI. Der am 7. Januar 1835 geſtiftete Kun ſt⸗ und Gewerbeverein zu Schmoͤlln und die damit ver⸗ bundene Schule beſtehen in gedeihlicher Wirkſamkeit. Rach dem bei dem diesjährigen Stiftungfeſte durch den Archidia⸗ konus Kloͤtzner dort erſtatteten Jahresberichte iſt bei dem Vereine, der jetzt aus 122 Mitgliedern beſteht, auch im abgewichenen Jahre ein ſtets fortſchreitender, das Intereſſe am Gewerbweſen mehrender Eifer fuͤr weitere Entwickelung nicht zu verkennen geweſen. Die in den Verſammlungen gewechſelten Geſpraͤche haben nuͤtzliche Belehrung und hei— tere Unterhaltung gewaͤhrt, man hat ſich beſonders mit dem Zunftweſen, ſeiner Form und ſeinem Gehalte, ſeinen Mängeln und Vorzuͤgen, ſonſt noch mit Geſchichte und Naturs kunde beſchaͤftigt, uͤber Voͤlker, ihre Bildung, Gebraͤuche und Gewerbsbetriebſamkeit ſich unterhalten, zumal wenn weite gereiſte Meiſter zugegen geweſen, man hat landwirthſchaft— liche Gegenſtaͤnde, Feld- und Gartenbau, Obſt-, Kohl⸗ und Blumenzucht beſprochen; die Verſuche, welche ein Mitglied mit der Madia sativa gemacht, hatten 5 Sipmas Ausdruſch und hinreichendes, zum Brennen und Speiſen gutes Oel gewaͤhrt, Maulbeerbaͤume fuͤr die Seidenzucht, auf Koſten der Stadtgemeinde gepflanzt, waren gediehen. Die von Dr. Geinitz in Dresden überſendeten Lichtbilder (Daguerretyps) gaben erſt den rechten Aufſchluß uͤber dieſe merkwuͤrdige Erfindung. Der Leſekreis fand lebhaften Anklang. Zu auswärtigen Vereinen ſtand man forts. während in mehrfacher Beziehung, z. B. zum Albrecht Duͤrer-Vereine. Der Beitritt zu dem von Herrn v. Pfaf— fenrath in Saalfeld vorgeſchlagenen thlringifch s fächfi 5800 Geſammtvereine ward zur Zeit noch abgelehnt. — 1 — Von 188 Thlr. 11 Ge. 6 Pf. Einnahme (darunter 53 Thlr. 22 Gr. 9 Pf. Beſtand aus vorigem Jahre, 2 Thlr. 20 Gr. Eintrittsgelder, 58 Thlr. 23 Gr. 3 Pf. Einlagen, 52 Thlr. 3 Gr. 10 Pf. Beitraͤge aus Staats⸗ mitteln, 20 Thlr. 13 Gr. 8 Pf. Insgemein) ſind 132 Thlr. 6 Gr. 5 Pf. Ausgabe (darunter 23 Thlr. 3 Gr. 3 Pf. für Druckſachen, 33 Thlr. 14 Gr. 6 Pf. fuͤr Be⸗ dienung, 52 Thlr. 11 Gr. fuͤr die Sonntagsſchule, 23 Thlr. 1 Gr. 8 Pf. Insgemein) beſtritten worden, 56 Thlr. 5 Gr. 1 Pf. aber als Beſtand verblieben. Dem Berichte des Diakonus Heyner über die Kunſt— und Handwerksſonntagsſchule entlehne ich, als be zeichnend den trefflichen Geiſt, in welchem ſie geleitet wird, die einleitenden Worte: „Wie ein Gaͤrtner, wenn er nach ſorgſamem Saͤen und Pflanzen, nach vorſichtigem Begießen der welkenden Gewaͤchſe und fleißigem Ausjaͤten des Uns keautes ſeiner Hände Werk betrachtet und es gedeihen, liebliche Blumenkelche ſich oͤffnen und alle Pflanzen ſeiner treuen Pflege ſich ihrer Vollendung naͤhern ſieht, hoch er— freut wird, weil ſeine Muͤhe nicht unbelohnt bleibt und er eben darin einen immer groͤßern Antrieb zu unermüdeter Thaͤtigkeit findet; und wie ein ſorgſamer Saͤmann nach gehaltener Ernte, den Ertrag derſelben mit dem ausge— ſtreuten Saamen und der gehabten Anſtrengung vergleichend, ſeine Haͤnde dankend zum Himmel empor hebt und Gott für die geſchenkten Gaben lobet und preiſet, fo: freuen wir uns über das fröhliche Gedeihen unfrer Kunfts und Handwerksſchule auch in dieſem entſchwundenen Jahre und danken dem Hoͤchſten, daß er unſer Wirken ſegnete. Wie aber nicht jeder Fruchtbaum gleichgute Fruͤchte traͤgt und nicht jede Garbe gleichviel Koͤrner gibt, weil der Boden Ä und die Umftände ihres Wachsthums verſchieden find, fo 5 4 ſehen auch wir unter den Schülern unferer Anftalt, die einen mehr, die anderen weniger Früchte bringen, theils durch ihre Faͤhigkeiten, theils durch die Berhältnifle, in denen fie leben, bedingt. Aber für keinen einzigen unfere = = Anftalt Beſuchenden, blieb fie ohne Segen; denn nicht blos das Wiſſen, nicht blos die Fertigkeiten ſuchten wir zu vermehren, ſondern auch Religioſitaͤt und Sittlichkeit mit allem Eifer zu heben. Und ſollte da nicht ſo manches, mit heiligem Ernſte ausgeſtreute Saamenkorn in des Herzens Boden gefallen ſein, tiefe Wurzel geſchlagen haben und gute Fruͤchte bringen? Dieſen fhönen Glauben laſſen wir uns nicht nehmen.“ — Hiernaͤchſt werde bemerkt: am 15. Juni haben 15 fleißige und muſterhafte Jünglinge Prämien — dem Handwerks⸗ mann nützliche Bücher — empfangen, die Mittel dazu find beim Stiftungmahle geſammelt worden. Unter den 113 Schülern, welche die Schule beſuchten, ſind auch Juͤng⸗ linge vom Lande, die, wohl 1 und 15 Stunde weit her⸗ kommen, Weg und Wetter nicht ſcheuend. Die Unterrichts⸗ ſtunden wurden von Allen, Wenige ausgenommen, fleißig und mit gutem Betragen beſucht. Von 180 unterrichts⸗ ſtunden fielen 45 auf Schoͤnſchreiben Schullehrer Golle) 45 in 4 Abtheilungen auf Rechnen (Organiſt Schumann), 45 auf Linear- und freies Handzeichnen (Maler Dreſcher, Lange und Schellenberg), 45 auf Geographie und teutſche Sprache, verbunden mit Induſtrie, Raturgeſchichte, Sitten und Gebraͤuche der Voͤlker, Orthographie, Stil (Diakonus Heynet). Die treueifrigen, ſachmaͤchtigen Lehrer freuen ſich der beſten Fortſchritte ihrer Schuͤler, von welchen ſie zuver⸗ ſichtlich hoffen, daß fie gewiß einſt eine Zierde des Vaters landes fein, Gott fuͤrchten, alle vernünftigen Geſetze gern befolgen und die Obrigkeit ehren und lieben werden. Und ſo ſchließt denn der Diakonus Heyner ſeinen anziehenden und erfreulichen Bericht mit den Worten: „Fuͤrwahr, wenn wir den Acker uͤberſchauen, den wir aus Liebe zu Gott und zur Menſchheit mit heiligem Eifer bebauten und auf dem wir ſchoͤne, koͤrnerreiche Garben banden, fo fuͤhlen wir uns zum innigſten Danke gegen den Allguͤtigen auf⸗ gefordert, daß er unſte Mühe fo reichlich belohnte, und angetrieben, aufs Reue unſer Ackerwerkzeug zu ſchaͤrfen, das neue uns gegebene Land zu beſtellen, und auszuſtreuen — 23 — in froͤhlicher Hoffnung guten Saamen, der unter Gottes Beiſtand reiche Früchte tragen möge. Herr, das gieb uns, das iſt unſer Wunſch und Flehen!“ VII. Die am 5. März 1837 geſtiftete Wagner's Sonn⸗ tagsſchule in Goͤßnitz, deren Vorſteher und Fuͤhrer Inſpektor Bartholomaͤi und Diakonus Holzhauer, unterm 6. und 9. Jan. d. J. ausfuͤhrliche und dankenswerthe Mittheilungen anher machten, hat ihren gewuͤnſchten Fort— gang. Seit dem Anfange des Jahres 1840 ertheilte Diakonus Holzhauer Unterricht in teutſcher Sprachlehre, zu— erſt an 10, dann nur an 4 oder 5 Schüler, er findet die Urſache des Zuruͤckgehens der Schülerzahl theils im Mans gel an regem Sinne bei Einzelnen, theils in deren niede— ter, zu allzugroßer Anſtrengung noͤthigender Befaͤhigung, theils in der Stundenhaͤufung gerade am Sonntage, dem beſonders den Handwerkern einzigen und willkommenen Ruhetage nach muͤhevollen ſechs Werkeltagen; ſein Anerbie— ten, dieſe Unterrichtsſtunde auf den Montag verlegen zu wollen, iſt bisher unbenutzt gelaſſen worden. Hoffen wir, daß ſeinem redlichen, uneigennuͤtzigen Eifer die Befriedigung werden wird, deren er ſo wuͤrdig iſt. Uebrigens beſchaͤf— tigte ſich dieſer Lehrer mit den treu ausharrenden Schuͤlern, deren Fleiß und ſittliches Betragen er lobt, in Uebungen der Redetheile und Rechtſchreibung, des Satzes und leichter Aufſaͤtze, die ſofort durchgeſehen und berichtigt wurden. — Die aus der voriährigen Mittheilung (S. 26 f. der betr. Mittheil. aus dem Oſterl.) ſchon bekannten übrigen Mit— arbeiter (Kantor Pohle, Organiſt Pilling, Viertelsmeiſter Flaͤmig) ſetzten ihre Unterweiſungen und Uebungen in der Erdkunde, im Rechnen, mit geeigneter Beruͤckſichtigung der neuen Münzeinrichtung, und im Schoͤnſchreiben unvers droſſen und in ſoweit fort, als die etwas verminderte Theilnahme daran fie möglich machte, daher bekundete auch die am 15. Maͤrz v. J. mit der Stiftungfeier der Anſtalt verbundene oͤffentliche Prüfung eben fo den regſten Pflicht⸗ eifer der Lehrer, wie die lobenswerthe Lernbegierde der treugebliebenen Schüler, Am beſuchteſten waren die Stuns den fuͤr Uebungen im Schoͤnſchreiben. Im Allgemeinen aber hat der Vorſtand die bereits von dem Diakonus Holzhauer verlautbarte Erfahrung gemacht und deßhalb be— abſichtigt er denn auch, mit ihm, eine verſuchsweiſe Bes ſchraͤnkung der Stundenzahl, ohne Verminderung der Lehr rer, wie er denn hofft, daß freundlich eindringliche Auf— forderungen an Haus vaͤter und Handwerksmeiſter nicht ers folglos fein werden. — Seit Oſtern 1840 haben auch die Maurermeiſter Barth und Schmieder im acchitektoniſchen Zeichnen mit erfreulichem Erfolge unterwieſen und dabei die von dem Geh. Hofrath Ritter Dr. Wagner der An— ſtalt geſchenkten Vorlegeblaͤtter benutzt. Die von dem Viertelsmeiſter Flaͤmig gefuͤhrte und abgelegte Rechnung gewaͤhrte zwar einen Kaſſebeſtand von 9 Thlrn. 17 Gr., dieſe wuͤrden jedoch zu Beſtreitung der Lehr- und Winterbeduͤrfniſſe, wie zu ſonſtigen noͤthigen Anſchaffungen nicht genügt haben, wenn nicht die dankbar verehrte Gnade unſers Durchlauchtigſten Protektors, auch der Sonntagsſchule dort eine außerordentliche Jahresunter⸗ ſtüͤtzung aus Kammer- und Steuermitteln, von 20 Thlrn. durch hoͤchſten Erlaß vom 6. Jan. v. J. zugewieſen hätte, wodurch die Anſtalt in den Stand geſetzt wird, ihre nuͤtz⸗ lichen Zwecke leichter und erfolgreicher zu betreiben. VIII. Nach dem Berichte des Vorſtehers der am 21. Nov. 1838 geftifteten Induſtrie-(Strick⸗ und Nähe) Schule in Orlamünda, des Inſpektors Becker-Laurich, vom 8. und 10. Jan. d. J. hat der Unterricht bei derſelben auch im Jahre 1840 erfreulichen Fortgang und Erfolg ges habt. Die Schule iſt von 20 bis 25 Schülerinnen, bes ſonders aus den unbemitteltern Einwohnern, regelmaͤßig be⸗ ſucht worden. Vorzuͤglich verdient um ſie hat ſich als neue Lehrerin Fraͤulein Schindtler gemacht, nachdem Frau Kirchner Gerſtenberg, welche von Anfang an wahrhaft muͤt— terlich der Anſtalt vorgeſtanden, wegen zunehmender Augens ſchwaͤche als Lehrerin zurücktreten muͤſſen. Bemerkbar iſt der Einfluß der Schule auf Geſittung, Reinlichkeit und Ordnung. Zur Belohnung und Aufmunterung Fleißiger ſind kleine Arbeitloͤhne und Geſchenke vertheilt worden. Von den Einnahmen an 16 Thlen. aus der Armenkaſſe und 11 Thlrn. 6 Gr. aus der Pfarrei, nebſt dem Erloͤſe aus gefertigten Struͤmpfen, ſind nicht nur die laufenden Ausgaben beſtritten, ſondern auch 10 Thlr. in die Kahlaſche Sparkaſſe eingelegt worden, in welcher nun 25 Thlr. wers bend ſtehen. Der Vorſteher hat unter den noch obwalten— den ortlichen Verhaͤltniſſen die Erweiterung der Anſtalt zu einer foͤrmlichen Induſttieſchule für jetzt noch ausſetzen zu muͤſſen geglaubt, zumal da die nahe Fabrik des Kaufmanns Schwabe in Freienorla viele Hände beſchaͤftiget und der Kaufmann Eckardt in Kahla gleichfalls mit Erfolg bemüht geweſen iſt, neue Induſtriezweige aufzufinden, welche auch den Orlamuͤndaſchen Armen Arbeit und Unterhalt zu ge— waͤhren verſprechen. IX. Den aͤlteren Schweſtern hat ſich im Laufe des ab⸗ gewichenen Jahres, am 21. Auguſt, als jüngfte, die Sonntagsſchule zu Meuſelwitz angeſchloſſen. Ihr Stifter, der Adjunkt und Pfarrer Weiſe dort theilte mir daruͤber unterm 1. Febr. d. J. vorläufig Folgendes mit: aallſonntaͤglich werden vier, Montags wird eine Stunde ges geben. Der Adjunkt Weiſe widmet 2 Stunden der Geo⸗ — 1 oe graphie und Geſchichte und dem Zeichnen, der Diakonus Kratzſch 1 Stunde der Orthographie und Geſchaͤftsaufſaͤtzen, der Kantor Mehr 1 Stunde den praktiſchen Rechnungarten, der Organiſt Kirchhoff 1 Stunde dem Schoͤnſchreiben. Von den anfaͤnglichen 30 und mehr Schuͤlern haben nur 16 treu ausgedauert, Lehrlinge, Geſellen, Schulamtsaſpiranten, auch einige Dienſtboten. Bis 14 Tage vor Weihnachten dauerte der Unterricht ununterbrochen fort. Da aber mußte er aufhören, denn es fehlte an Brennmitteln, um das Schuls zimmer zu heizen, an Geldmitteln, dergleichen anzuſchaffen und dem Kantor Mehr, der bis dahin ſie unentgeltlich geliefert, konnten fernere koſtſpielige Opfer billig nicht zugemuthet wer den. Immittelſt wird auf Beſeitigung dieſes Hinderniſſes ges dacht, ſowie auf die einiger andern: es fehlt naͤmlich der jungen, der Aufhilfe fo würdigen Anſtalt an geeigneten Schul— tafeln und Schulbaͤnken, an Vorſchriften und Vorzeichnun— gen; der Adjunkt Weiſe beſchaffte mit eigenen Opfern das Moͤgliche; mit allem Eifer, mit aller Waͤrme und Men— ſchenfreundlichkeit bittet er um freundliche Verwendung für die das Beſte verſprechende junge Anſtalt von Seiten des Hauptvereins der Reſidenzſtadt. Und dieſer wird hoffent— lich nicht anſtehen, der in ihn geſetzten Hoffnung zu ent— ſprechen. Dann duͤrfte der naͤchſte Jahresbericht uns Er— freuliches darbieten, zumal wenn unſer Durchlauchtigſter Protektor auch der Meuſelwitzer Sonntagsſchule Seine Huld zuwenden wollte, wie ihrer die Schweftervereine fi) zu erfreuen haben. Draͤngt ſich uns auch bei dem ſo eben Vernommenen die Wahrnehmung auf, daß nicht allenthalben Alles ſo iſt, wie es ſein ſollte, ſein koͤnnte, daß die einſichtigen und beharrlichen, wahrhaft wohlwollenden und heilbringenden, dabei fo uneigennuͤtzigen und aufopfernden Beſtrebungen und Muͤhwaltungen der Vorſtaͤnde und Lehrer nicht allents halben mit entſprechendem Erfolge belohnt werden, daß insbeſondere der eigentliche Kern des Buͤrgerſtandes, der Handwerksſtand, da und dort dieſe, denn doch vorzugs⸗ =. U 8 weiſe, ja faſt allein ihm gewidmeten Anſtalten noch nicht dien Maaſe wuͤrdigt, daß er ihnen einige geringfügige Opfer brächte, daß er z. B. mindeſtens den ihm anver⸗ trauten Lehrlingen die ihnen von einſichtigen Menſchen⸗ freunden dargebotene Gelegenheit zu wachſender Vervoll⸗ kommnung nicht verkuͤmmerte, daß er vielmehr vielfaͤltig ſeinen ſonſtigen, dem gewerblichen Buͤrgerſtande nicht ans gehörenden Nachbarn und Mitbürgern die Sorge und den Aufwand für Vereine und Schulen zur Hebung und Bes lebung der Gewerbe überlaͤßt, fo erhalten und kraͤftigen doch wieder anderartige erfreulichere Wahrnehmungen die Hoffnung und die feſte Zuverſicht, daß die gute Sache der zumeiſt erſt ſeit nicht viel laͤnger als einem Jahrzehnte außerhalb der Reſidenzſtadt geſtifteten und etoͤffneten Vereine und Schulen für Kunſt und Gewerbe bei fortdauernd be⸗ harrlicher, einſichtiger und wohlwollender Leitung durch Vorftände und Lehrer, um ſo gewiſſer auch im gewerblichen Bürgerſtande werde anerkannt und gewuͤrdigt und ge⸗ foͤrdert werden, je einleuchtender und aͤußerlich bemerkbarer die gedeihlichen Folgen dieſer Vereine und Schulen und ihr werkthaͤtiger Einfluß auf die Betreibung der Künfte und Gewerbe hervortreten werden. e Diazu gebe Gott Seinen beften Segen! Dr. Karl Back. * IV. 3 Bericht über das 16. Jahr der Kunſt⸗ und Handwerksſchule du Altenburg, erſtattet am Stiftungsfeſte des Kunſt⸗ und Handwerksvereins, den 4. Febr. 1841, von Eduard Lange. Um Ihnen heute, Hochzuverehrende Anweſende, uͤber das 16. Jahr unferer Kunfts und Handwerksſchule Bericht erſtatten zu koͤnnen, ſchlug ich vor einigen Tagen zuerſt das Einſchreibe- und Cenſurenbuch dieſer Anſtalt nach und fand neben dem letzten in dieſem Schuljahre aufgenomme⸗ nen Schüler die laufende Nummer 589, waͤhrend der letzte im vorigen Schuljahre aufgenommene Schuͤler mit der Nummer 522 bezeichnet war. Wir haben alſo im letzten Schuljahre im Ganzen 67 Schuͤler aufgenommen, und zwar 37 zu Oſtern und 30 zu Anfange des November, d. h. um die Zeit, wo Maurer und Zimmerleute ſich in ihre Winterquartiere zuruck zu ziehen pflegen. Dieſe beis den, gewoͤhnlich 14 Tage waͤhrenden und ſtets vorher oͤffentlich bekannt gemachten Anmeldetermine werden ſchon ſeit mehreren Jahren mit Feſtigkeit eingehalten und ſpaͤter ausgeſprochene Aufnahmegeſuche nur bei neu eingewanderten Geſellen berüͤckſichtigt. Nach dem Schluſſe der Melde— zeit halte ich nun gewoͤhnlich mit ſaͤmmtlichen Bewerbern eine kurze Prüfung, nicht ſowohl um Unbefaͤhigte zuruck zu weiſen, als um darnach zu entſcheiden, welcher unſerer 3 Klaſſen jeder neue Schüler zuzuweiſen ſei. Denn die Leis ſtungen derſelben liegen gewiß eben ſo weit oder vielmehr noch weiter aus einander, als die von den Schuͤlern der * — 29 — erſten und der dritten Klaſſe der hieſigen Bürgerfnabens ſchule. Das iſt auch ganz natürlich, indem ſich um die Aufnahme in unſere Kunſt⸗ und Handwerksſchule nicht allein die beſten Schuͤler unſerer oder auswaͤrtiger Buͤrger⸗ ſchulen bewerben, um das bisher mit Luſt und Erfolg Erlernte fortzuüben und fortzuſetzen, ſondern auch in einer nicht wenig abfallenden Reihenfolge ſelbſt die ſchwaͤchſten und verſaͤumteſten unſerer und anderer Stadt- und Dorfs ſchulen, um das Verſäumte doch noch einigermaßen nach⸗ zuholen. Haben hierauf die neuen Schuͤler bei ihrer wirklichen Aufnahme das Nöthige uͤber den Geiſt und die Ordnung unſerer Schule vernommen, fo ſchreibt jede der drei Abs theilungen noch die Stunden auf, in denen ihr Unterricht ertheilt wird, nämlich Zeichnen Sonntags nach Beendigung des Hauptgottesdienſtes von 10 — 12 Uhr in allen 3 Klaſſen zugleich und Schoͤnſchreiben in den beiden obern Klaſſen Sonntag Nachmittags von 1 — 2 Uhr und in der dritten Klaſſe Mittwoch Abends von 5 —6 Uhr, worauf in dieſer Klaſſe ſogleich noch bis um 7 Uhr Sprach⸗ lehre und beſonders Rechtſchreiben und darauf bis um 8 Rechnen gelehrt wird. Außer den Zeichen- und Schoͤn⸗ ſchreibeſtunden hat die zweite Klaſſe noch Montag Abends von 5 — 8 Uhr a) Geographie, b) ſchriftliche Aufſaͤtze und Rechtſchreiben und c) Rechnen und die oberſte Klaſſe noch Dinſtag Abends von 6 —8 uhr techniſche Chemie und Geometrie und Donnerſtag Abends von 6 — 8 Uhr a) ſchriftliche Aufſaͤtze und Rechtſchreiben und b) Rechnen. Außerdem wird noch Dinſtag Abends von 8 — 9 Uhr für die Fortgeſchrittenern und Mittwoch Abends von 8 — 9 uhr für die erſten Anfänger Franzoͤſiſch gelehrt, ein Unterricht, deſſen Beſuch für die Schüler durchaus nicht bindend iſt, welchem aber dennoch gegenwärtig 20 derſelben aus freiem Antriebe beiwohnen. Endlich finden noch 6 unſerer Schuler beim Bildhauer Herrn Heß auf Koſten der SIEHE Ge⸗ legenheit zur Erlernung des Modellirens. GL, e, Aus einer Vergleichung dieſer kurzen Ueberſicht mit dem Stundenverzeichniß des vorhergehenden Schuljahres er⸗ gibt ſich, daß unſre Schule in dieſem letzten Jahre 1) noch eine dritte Klaſſe für das Freihandzeichnen und Y eine zweite Klaſſe für die Erlernung der franzoͤſiſchen Sprache gewonnen hat. Dieſe dritte Zeichenklaſſe aber ward im⸗ mer dringenderes Bedürfniß, je weniger die beiden bis— herigen, treu erprobten Zeichenlehrer ſchon ſeit einigen Jah⸗ ren im Stande waren, die wachſende Schülermenge in den beiden vorhandenen Klaſſenraͤumen nur gehoͤrig zu ſetzen, geſchweige denn vollſtaͤndig und ihren eignen Wuͤnſchen ge— nügend zu unterweiſen; die zweite Klaſſe für das Franzo⸗ ſiſche aber war deßhalb nothwendig, weil es zu Oſtern 1840 fuͤr beide Theile nur nachtheilig haͤtte ſein müſſen, wenn die beſſern bisherigen Schuͤler, ſo wie auch welche in der Buͤrgerſchule oder ſonſt bereits ein Jahr oder laͤnger Unterricht in dieſer modernen Weltſprache ge— noſſen hatten, mit denen zugleich hätten unterwieſen wer den ſollen, die vielleicht zum erſten Mal in ihrem Leben vernommen haben wuͤrden, daß im Franzoͤſiſchen dieſer oder jener Buchſtabe ganz anders ausgesprochen wide als im Deutſchen. Was nun die Vertheilung unſerer dermaligen Schüler in den als bindend erklärten wiſſenſchaftlichen Unterrichts⸗ ſtunden anlangt, ſo haben wir deren in der erſten Klaſſe noch 22, in der zweiten 39 und in der dritten Klaſſe 33. Der aͤlteſte dieſer 94 Schüler, wurde ſchon Michaelis 1836, einige Andere zu Oſtern und nach Michaelis 1837 Den genommen, während die Mehrzahl derſelben gegen 2 Jahre und manche nicht einmal 1 volles Jahr in der Schule bleiben. Wie koͤnnten wir auch nur wuͤnſchen, Schuͤler, denen ſelbſt nicht ſo viel an dem Beſuche der Schule gelegen iſt, um die etwa entgegenſtehenden Schwierigkeiten zu beſeitigen oder zu überwinden, darin gezwungen zurückgehalten zu ſehen, oder auch auf der andern Seite bloß um eines todten Formalismus willen wohl gar ſolche, welche dieſe durch fürftliche Munificenz und durch Unterſtuͤtzungen von Seiten des Staates und der Stadt unterhaltne Anſtalt auch über 2 Jahre hinaus zu beſuchen und zu benutzen wüunſchen, mit ihrem Anſuchen zurückweiſen, weil fie ſich ihrer ſchon bereits 2 Jahre erfreut haben? Rein, unſere Schuͤler ſollen es frei und ſelbſtthaͤtig fuͤhlen und erkennen, daß ihnen in der Schule eine Wohlthat geboten, aber nicht aufgedrungen werde, deren ſie ſich nur durch treue und eifrige Benutzung wuͤrdig und theilhaftig erhalten koͤnnen. Dieſe wohlthuende Freiheit durchdringt auch alle 5 . Verhaͤltniſſe. Welcher Lehrer haͤtte nicht bisweilen Urſache zu erinnern, zu tadeln, 1 ſtrafen? Allein wie ftras fen wir in dieſer Schule? Rur durch Ausſchließung von ihren fernern Wohlthaten. Daher iſt auch in den ganzen 9 Jahren, waͤhrend welcher ich an derſelben Unterricht zu ertheilen berufen war, hier nicht ein einziges Scheltwort, und noch viel weniger auch nur die Drohung der gering— ſten koͤrperlichen Zuͤchtigung uͤber meine Lippen gekommen, und ich hege, auf dieſe Erfahrungen geſtuͤtzt, die feſte Ueberzeugung, daß überall die Schwierigkeiten, welche dem Entſtehen und Beſtehen ſolcher Nah» und Fortbildungss ſchulen ſich entgegen ſtellen, weichen wuͤrden, wenn man das Wohlthaͤtige derſelben, ſei es auch zuerſt nur 3 Schuͤ⸗ ler unaufgedrungen empfinden ließe, ſtreng Ordnung in der Ertheilung der einmal feſtgeſetzten Unterrichtsſtunden hielte und dabei nicht allzu harte und beengende Anforderungen machte. Als eine ſolche aber betrachte ich es, wenn man z. B. die Unterrichtsſtunden am Sonntage erſt Nach⸗ mittags nach 3 Uhr beginnen und bis um 5 oder 6 uhr fortſetzen will. Denn ſoweit ich auch von dem Wahne 7 entfernt bin, der das Lebensglück in gehaltloſen Zerſtreuun⸗ gen erblickt, ſo will es mir doch faſt grauſam erſcheinen, ir wenn dem armen Handwerkslehrling, der vielleicht noch vor einem Jahre als munterer Schulknabe frei und un⸗ 0 umherſprang und dabei Körper und Geiſt ges fund und rüſtig erhielt, wenn dieſem nun auf einmal auch die letzte Ausſicht verſchloſſen werden ſoll, ſich bisweilen Sonns tags im Freien zu ergehen und mit einem gleichgeſtimmten Freunde den ahnungsreichen Traum der erwachenden Jugend zu träumen. Selbſt fuͤr die Kraft und Geſundheit des heranwachſenden Geſchlechts kann ſolch fortwaͤhrendes Sitzen in engen Werkſtaͤtten und Schulſtuben und namentlich waͤh⸗ rend der jugendlichen Entwicklungsjahre, nicht unbedenk⸗ lich ſein. Aus dieſem Grunde find auch die Anfprüche, welche wir an den haͤuslichen Fleiß unſerer Schuͤler machen, im Allgemeinen ſehr dab Ned unſer ganzer Unterrichtsgang im Weſentlichen darauf bere chnet, daß Kenntniß und Fer⸗ tigkeit der Hauptſache nach in der Schule ſelbſt gewonnen werden, ſo unverkennbar es auch iſt, daß die Fortſchritte der Schüler weit größer fein würden, wenn die Schule ihnen immer nur die erſte Anleitung geben, das weitere Daurchdenken und Einuͤben des Erlernten aber lediglich dem Privatfleiße überlaffen koͤnnte. Indeß haben wir doch auch bei dieſen maͤßigen Anforderungen noch immer manche ers fteuliche Erfolge erlebt und in unſern oͤffentlichen Prüfungen am Schluſſe des Schuljahres die Anſpruͤche billiger und verſtaͤndiger Beurtheiler nie ganz unbefriedigt gelaſſen. Ueberhaupt will es mich gar oft beduͤnken, als ob unſerm kurzen, engen Erdenleben gewiſſe hoͤhere geiſtige Potenzen, gleich der Wuͤrze an den Speiſen, nur mit weiſer Spar⸗ ſamkeit beigeſetzt werden dürften, wenn daſſelbe feine Ge— ſundheit und Friſche behalten ſoll, und als ob die Unruhe und Unermüdlichfeit derer, die nur mit Gewalt alle Welt ſchulen, bilden und mit ihren eignen Lieblingsanſichten und Ueberzeugungen erfüllen und durchdringen wollen, fo gut ges meint auch dieſe Beſtrebungen in der Regel fein mögen, bei ihnen ſelbſt ſchon eine Art geſtoͤrten Gleichgewichts an— zeige und verrathe. Warum wollen wir dann nicht gerade hierin am meiſten der Allmacht und Weisheit deſſen vers — trauen, der über Alle wacht und die Herzen der Menſchen lenket wie die Waſſerbaͤche? Uns wenigſtens hat er immer neue lernluſtige Juͤng⸗ linge zugeſendet, nicht blos aus den Mauern Altenburgs, ſondern auch aus den Dorfſchaften, die daſſelbe mit ihren fruchtbaren Fluren umgeben, nicht blos aus dem Gewerb— ſtande, ſondern auch aus den Reihen derer, die den Acker bauen und das ſtaͤrkſte Grund- und Widerlager fuͤr die wachſende Induſtrie abgeben. Hier ſitzen ſie alle fried⸗ lich und harmlos neben einander, ſo ſehr ſie auch in Tracht und Gewohnheit, in Alter und Beſchaͤftigung von einander abweichen. Denn neben einigen mehr als 20, ja bisweilen ſogar mehr als 30jaͤhrigen Schulknaben ſitzt eine große Menge ſolcher, die erſt vor Kurzem ihr 14. oder 15. Jahr vollendeten und neben dem Altenburger, der vielleicht noch nie die engen Graͤnzen unſeres geſegneten Laͤndchens überſchtitt, ſitzt vielleicht auch einmal ein Baier, deſſen erſter Wanderſtab jenſeit des Rheins wuchs. chan Wohl hätte ich über die Lehrer, die Lehrgegenſtaͤnde und ihre Behandlung noch Vieles zu ſagen und würde doch vielleicht mit alleiniger Ausnahme Ihrer Geduld, nicht Alles erſchöpfen. Erlauben Sie mir daher, die Theil⸗ nehmenden auf die frühern gedruckten Jahresberichte zurück zu weiſen und nur die Veraͤnderungen dieſes Jahres, ſo it dies nicht bereits geſchehen iſt, noch mit wenigen orten zu erläutern, So tritt in unſerm Stundenver⸗ * zeichniß in dieſem Jahre zum erſten Mal techniſche Chemie ſtatt der fruͤher darin befindlichen Naturlehre auf. Ver⸗ anlaſſung zu dieſer Aenderung war der Umſtand, daß ich im vorigen Schuljahre mit dem letzten Theile der Ratur⸗ lehre zu Ende kam und daß ein großer Theil der neu auf⸗ genommenen Schuͤler bereits in der erſten Klaſſe der hie— ſigen Bürgerfchule die Naturlehre der feſten, tropfbaren und en Stoffe von mir erlaͤutert erhalten hatte. Sollte e 5 ich dieſe nun nochmals beginnen? Das waͤre für die neu nen Schüler faſt nur eine Wiederholung geweſen. . 3 = 4 Oder ſollte ich um ihretwillen mit der Lehre vom Schale, vom Lichte und von der Waͤrme fortfahren? So wuͤrden mich die aus andern Anſtalten und aus unſerer zweiten Klaſſe in die erſte verſetzten Schuͤler nicht recht verſtanden haben. Dazu kommt, daß die Chemie für viel Zweige des Ges werbsweſens und für die richtige Auffaſſung und Erklaͤrung vieler Naturerſcheinungen der Naturlehre durchaus nicht nachſteht, und ſo entſchied ich mich fuͤr die Chemie. In dem Lehrerperſonal aber hat ſich ſeit vorigem Jahre nur die einzige Veraͤnderung zugetragen, daß in daſſelbe als Lehrer fuͤr unſere neue dritte Zeichenklaſſe Herr Hermann Foͤtſch, ein ehemaliger Schuͤler unſerer Anſtalt, eingetreten if. Was ſoll ich die Einmüthigfeit rühmen, die unter allen Collegen herrſcht, da dieſelbe in unſerer Mitte gewiß nichts weniger als neu iſt? Leben wir doch in ihr wie in der Luft und denken daher kaum noch daran, daß es unter uns wohl auch anders fein konnte. Was ſoll ich die uͤberaus haͤufige Benutzung unſerer zur Entnehmung von Büchern allen unſern Schuͤlern woͤchentlich einmal nach dem Schluſſe der Schulſtunden geoͤffneten aus 124 Baͤn⸗ den beſtehenden Leſebibliothek erwähnen, deren Bücher im eigentlichen Sinne des Wortes zum Theil zerleſen ſind? Und warum ſollte ich es endlich nicht noch ausſprechen, daß bei uns, wie uberall neben dem Lichte auch der Schatten ſich vorfindet und daß uns außer dem Erreichten gar noch manche Wünſche an uns ſelbſt wie an unſre Schüler zu machen übrig bleiben? Allein dieſes Bekenntniß ſoll und wird unſere Feſtfreude keinesweges ſtoͤren, ſondern uns vielmehr antreiben und ermuthigen, um dieſelbe alle Jahre reiner und ungetrübter zu genießen und uns vor Allem hinweiſen auf ihn, an deſſen Segen auch hier Ales ge⸗ legen iſt. Am die Erinnerung an unfere letzte Kunſt- und Ges werbeausſtellung und an deren vorzuͤglichſte Gegenſtaͤnde den Mitgliedern gegenwaͤrtig zu erhalten, geben wir hier noch einmal die hierauf bezügliche Bekanntmachung. Die am 27. Auguſt d. J. eröffnete Kunſt- und Gewerbsausſtellung iſt am 16. d. M. geſchloſſen worden, und es hat nunmehr der Kunſt- und Handwerksverein unter dem herzlichſten Danke an alle diejenigen, welche die— ſes gemeinnuͤtzige Unternehmen durch ihre Einſendungen ges foͤrdert und unterſtuͤtzt haben, auf den Grund der von feinen einzelnen Sectionen und der Commiſſion zur Leitung der dies⸗ jährigen Ausſtellung abgegebenen Gutachten und Vorſchlaͤge in einer außerordentlichen Sitzung vom 18. September d. J. den Verfertigern und Einſendern nachſtehender Ausſtellungs⸗ gegenſtaͤnde folgende Auszeichnungen und Praͤmien zuerkannt: * I. die ſilberne Verdienſtmedaille des Vereins, 1) dem Leinwebermeiſter Jo ſ. Eckſtein in Eiſenberg wegen der unter No. 115 — 118 des Ausſtellungskatalogs aufgeführten, vorzüglich tüchtig gearbeiteten und zum Theil durch ihn zuerſt im Inland gefertigten Weberarbeiten; 10 2) den Handſchuhſabrikanten Johann Ludwig Ranniger & Söhne allhier wegen ihrer No. 165 aufgefuͤhrten, im Leder gut zubereiteten, beſonders ſchön gefaͤrbten und vorzüglich ſauber gearbeiteten Handſchuhe und wegen des ihrer Fabrik zukommenden Verdienſtes, dies ſen umfaſſenden Erwerbszweig in groͤßerem Umfange zuerſt a 3 * im Inlande eingeführt und fortſchreitend vervollkommt zu haben; 3) dem Hofkupferſchmidtmeiſter Wagner allhier wegen ſeines unter No. 52 aufgefuͤhrten, zum Theil neu erfundenen, ſorgfaͤltig gearbeiteten oͤkonomiſchen Dampf⸗ kochapparats; 5 4) dem Strumpfwirkermeiſter Gottlob Ernſt Heinzig in Rußdorf — der bereits im Jahre 1828 die bronzene Verdienſtmedaille des Vereins erhalten hat — wegen feiner unter No. 139 — 147 aufgeführten, aus⸗ gezeichnet feinen gewirkten Struͤmpfe und Handſchuhe. II. die bronzene Verdienſtmedaille des — Vereins, 1) dem Buchbindermeiſter J. A. Grobe hier wegen der unter No. 178 — 180 aufgeführten, gepreßten Leder⸗ arbeiten, als den erſten, die im Inlande erzeugt ſind; 2) den Holz-Vergoldern Müller K Rückforth hier wegen dee, bei No. 11 und 13 aufgeführten, gut gearbeiteten und vergoldeten Barokrahmen; 3) dem Maler Burkhardt hier wegen ſeiner unter No. 9 und 10, aufgeführten, ein erfreuliches Fortſchreiten bekundenden Frucht- und Blumenſtuͤcke; 4) dem Maler Eduard Schnabel allhier, Schuͤler des Profeſſors Doͤll, wegen der kunſtvollen Zeichnung und Ausführung der unter No. 11 und 12 aufgeführten Portraits; Br 5) dem Webermeiſter Küchler in Schmölln wegen ſeiner unter No. 129 und 130 aufgeführten, gelungenen und ſeine vielfach bewaͤhrte Geſchicklichkeit von Reuem be— thaͤtigenden Weberarbeiten; 6) dem Maler Carl Mooßdorf allhier wegen ſei— nes mit vielem Fleiße und großer Sorgfalt ausgeführten Porzellangemaͤldes unter No. 27. III. Die oͤffentlich ausgeſetzten 12 Geldpreife haben zuerkannt erhalten, 1) den erſten Preis von 6 Louisd'or der Tiſchler⸗ meiſter Hermann Keul hier, wegen der unter No. 73 und 74 aufgeführten, ausgezeichnet tüchtig und geſchmack— voll gearbeiteten Prachtſtücke, eines Sekretaͤrs und einer Toilette; i 2) den zweiten Preis von 5 Louisd'or der Drechsler meiſter Auguſt Heu jun. hier, wegen ſeiner unter No. 53 aufgefuͤhrten, tuͤchtig gearbeiteten und zu Folge einer damit angeſtellten Probe Vorzuͤgliches leiſtenden großen Feuerſpritze mit Zubringer; 3) den dritten Preis von 4 Louisd'or der Riemer⸗ meiſter Schneider hier, wegen ſeiner unter No. 163 aufgeführten ſehr ſauber und geſchmackvoll gearbeiteten Kutſchgeſchirre; 4) den vierten Preis von 3 Louisd'or und überdies noch die Mitgliedſchaft unſeres Vereins der Maler Julius Dietrich allhier wegen feiner unter No. 4 — 8 aufgeführs ten beſondern Fleiß und nicht gewoͤhnliche kuͤnſtleriſche Talente bekundenden Gemaͤlde; 5) den fünften Preis von 3 Louisd'or der Schloſſer⸗ meiſter Andreas Michael hier wegen ſeiner unter No. 109 aufgeführten, ſehr ſorgfaͤltig gearbeiteten Geldcaſſe; 6) den ſechſten Preis von 2 Louisd'or der Gürtlers meiſter Hermann Koͤhler hier, wegen der unter No. 102 und 103 ausgeſtellten Kronleuchter und Epauletts, von denen letztere vorzuͤglich ſchoͤn gearbeitet und vergoldet find; 7) den ſiebenten Preis von 2 Louisd'or der Porzellan⸗ maler Wilhelm Eſcher hier wegen des unter No. 222 aufgeführten mit vorzüglihem Fleiße gemalten Porzellan⸗ Pokals; 8) den achten Preis von 1 Louisd'or der Weber⸗ meiſter Carl Gotthilf Kroitſch in Schmoͤlln wegen ſeines unter No. 138 aufgeführten Stuͤcks Doppelthibet; 9) den neunten Preis von 1 Louisd'or der Buͤr⸗ ſtenbindermeiſter Friedrich Vollrath hier, wegen ſeines unter No. 237 ausgeſtellten Sortiments vorzuͤglicher Malerpinſel; 10) den zehnten Preis von 1 Louisd'or der Tu ch⸗ ſcherermeiſter Kreſſe hier wegen der vorzuͤglichen Appretur des unter No. 152 ausgeſtellten Stuͤcks ſchwar⸗ zen Tuches; . 11) den elften Preis von 1 Louisd'or der Buch— bindermeiſter Guſtav Günther hier wegen der unter No. 235 und 236 aufgeführten lobenswerthen Buchbinders arbeiten; 12) den zwoͤlften Preis von 1 Louisd'or der Buchs bindergehilfe Julius Lange von Walpernhain wegen ſeiner unter No. 182 und 183 ausgeſtellten guten und geſchmackvollen Buchbinderarbeiten. IV. Außerordentliche Remunerationen wur— den zuerkannt: 1) dem Buchbindergehilfen Hermann Graf von hier, dermalen in Wien, welcher ſich durch ſeine unter No. 265 ausgeſtellt geweſene ausgezeichnet ſauber, fleißig und geſchmackvoll gebundene Bibel eines erhoͤhten Anſpruchs auf die ihm bereits im Jahre 1838 zuertheilte bronzene Verdienſtmedaille des Vereins wuͤrdig gemacht hat, eine von 3 Louisd'or; 2) dem Tiſchlermeiſter Auguſt Etzold sen. in Ronneburg eine von 3 Louisd'or, wegen ſeines unter No. 76 aufgefuͤhrten mit unendlichem Fleiße und bewun— dernswerther Ausdauer gefertigten, mit Holzmoſaik verziers ten Saͤulentiſches; 3) dem Schuͤler der Kunſt- und Handwerksſchule hier, Hermann Ritzſche, Lehrling des Tiſchlermeiſters Miſſelwitz hier, eine von 1 Thlr. 8 Gr. Conv. wegen des noch nachträglich eingereichten Modells eines Ausziehtiſches. V. Einer oͤffentlichen Belobung und Nen— nung ihres Namens wurden fuͤr wuͤrdig erachtet: 1) der Maler Hermann Foͤtſch von hier, Schüs ler des Profeſſors Doͤll hier, wegen ſeiner beiden unter No. 13 und 14 ausgeſtellten Bilder, von denen das erſtere ſein Original mit großer Treue wiedergiebt; 2) J. Ernſt Auerbach in Chemnitz wegen feiner unter No. 60 aufgeführten vorzüglich ſauber und fleißig gearbeiteten Jacquardmaſchine; 3) der Kammmachermeiſter Carl Huth hier wegen der unter No. 228 — 231 aufgeführten vorzuͤglich gearbei⸗ teten Kammmacherarbeiten; 4) Julie Fiſcher von Weimar wegen der unter No. 255 — 257 aufgeführten trefflichen Proben ſelbſt⸗ gewonnener Seide und daraus gefertigter Stoffe. Endlich hat man VI. die Frau Regierungsraͤthin Agnes Wagner geb. Schulze hier wegen ihrer unter No. 1 — 3 aufs geführten vorzügliche Fortſchritte bekundenden Oelgemaͤlde wiederholt der ihr bereits im Jahre 1838 ertheilten brons jenen Verdienſtmedaille des Vereins für würdig erachtet. ö Altenburg, den 30. September 1840. Das Directorium des Kunſt⸗ und Handwerksvereins. Mie Dr. Back. Wagner. Kluge. Lange. I. Dir. II. Dir. I. Vorſt. II. Vorſt. Sekr. * VI. Der Fi der pomologiſchen Geſellſchaft. Protskollariche Mittheilung vom Geſellſchaftsſekretär Robert Lange. Heute, Mittwochs den 7. October, verſammelten ſich unter Direction des Herrn Kammerraths Waitz 43 Mits glieder der pomologiſchen Geſellſchaft im größeren Saale des Logenhauſes. Dieſer war durch die ſehr reichen Georginenſamm⸗ lungen der Herren Degen aus Koͤſtritz, Schmidt aus Erfurt, Sieckmann, Haugk, Ranniger und Waitz, ſo wie durch ſeltenere Blumen von Kunze, Penſées von Degen, eine blühende Cidonia japonica von Kircheiſen fo geſchmuͤckt, und durch die überaus reichen Obſt- und Weinausftelluns gen der Herren Voͤgler, Loͤhner, Heinke und Schmidt, durch Artiſchocken von Sieckmann, Polygonum tinctorium von Waitz, Grasarten der Gebrüder Lange, und vornehm— lich durch das neuerkaufte Obſtkabinet von Dittrich ſo anziehend gemacht, daß die Mitglieder ſich erſt kurz vor 12 uhr aus dem Ausſtellungslokal in den eigentlichen Sitzungsſaal entfernten und waͤhrend der Beſichtigung des Ausgeſtellten fuͤr's naͤchſte Jahr mancherlei Beſtellungen ſich ausſchrieben oder bei den anweſenden Beſitzern mach— ten. Im Sitzungsſaale empfing die Eintretenden der Direktor mit einer Begruͤßungsrede, in welcher er die von ihm gemachte, eigenthuͤmliche Wahrnehmung beſprach, wie Be 1 — jetzt bei einer bei Weitem größeren Mitgliederzahl, doch weniger ſchriftliche Eingaben uͤber gemachte Erfahrungen eingingen, anſtatt daß ſonſt allmonatlich ein Convolut ſchriftlicher Rotizen unter wenigeren Mitgliedern habe in Circulation geſetzt werden koͤnnen. Welche Wahrnehmung auch den Vorſitzenden veranlaßte, folgende drei Fragen zur Belebung der literariſchen Thaͤtigkeit fuͤr die Convente des naͤchſten Jahres zur Beantwortung vorzuſchlagen: f 1) Hat die Unterlage Einfluß auf Geſtalt und Farbe der Fruͤchte eines Edelſtammes? 2) Durch welche Mittel iſt das Gefuͤlltwerden der Blumen, beſonders der Levfoien, zu bewirken? 3) Wodurch find neue und vorzuͤgliche Spielarten bei den Gemuͤſen zu erzeugen? Aufgefordert gab dann der Vereinsſekretaͤr Bericht über das erfreuliche Wachſen der Geſellſchaft durch Zutritt mehrerer neuer Mitglieder, wobei der Vorſitzende zugleich den koͤniglichen botaniſchen Gaͤrtner Gerſtenberg in Er— langen zum korreſpondirenden Mitglied der Geſellſchaft vor— ſchlug und auch ein Aufnahmegeſuch des k. k. Hoferpedis tors, Herrn Schilling aus Wien, zur Vorleſung kam. Hierbei wurden zugleich die eingegangenen Garten⸗ bauſchriften von Seiten der befreundeten Geſellſchaften in Berlin, Hannover und Karlsruhe, ſo wie die noch vor— liegende Schrift unſeres Ehrenmitgliedes, des ſehr thaͤtigen Herrn Gartenmeiſters Bayer: über Anbau und Verwerthung von Handels⸗ nnd Farbepflanzen, anerkennend und danfs bar erwaͤhnt. Run ſchritt man zur Wahl der neuen Beamten und es erhielt von 35 Stimmenden als Direktor, der Herr Regierungsrath Wagner 33 Stimmen, als Vicedirektor, der Herr Kammerrath Waitz 28 Stimmen, als een der Lehrer der Büͤrgerknabenſchule Robert Lange, 31 Stimmen, — 22 — als Kaſſirer, der Herr Kammerrath Haſe 34 Stimmen, als Bibliothekar, der Lehrer der Toͤchterſchule Herr Rogge 34 Stimmen. Leider aber erklaͤrte der neugewaͤhlte Direktor, daß er durch Berufs⸗ und Familienarbeiten zu ſehr in Anſpruch genommen ſei, um trotz ſeines guten Willens, dem ehren⸗ den Vertrauen der Geſellſchaft entſprechen zu koͤnnen. Worauf ſogleich Herr Prof. Ed. Lange vorſchlug, die Wahl als giltig beſtehen zu laſſen, dem Herrn Vicedirektor aber auch ſomit die Bitte zu ſtellen, fuͤr den Herrn Direk— tor ſo lange fungirend einzutreten, bis dieſer nicht weiter durch Geſchaͤftsdrang behindert ſei, ſeine Zeit auch den Zwecken unſers Vereins wieder zu widmen. Der Herr Vicedirektor gab hierzu geſaͤlligſt ſeine Beiſtimmung. Und auf dieſe Aeußerung fing Herr Paſtor Hempel in Zedtlitz an, die Aufmerkſamkeit der Geſellſchaft durch Vorleſen eines humoriſtiſchen Aufſatzes zu feſſeln, in wel— chem die Gaben Pomona's zu vielen witzigſpielenden Be— merkungen uͤber Leben und Geſelligkeit Gelegenheit boten. Als aber andere Beſprechungen, wie uͤber den Anbau des Rhabarbers als eines Gemuͤſeſurrogats, über die vors treffliche perſiſche Melone, das Polygonum tinctorium, die Benutzung unreifer Weintrauben, uͤber die Hopfenpflanzung unſers Mitgliedes, des Brauers Koſel u. ſ. w. recht in Gang zu kommen ſchienen, ſo zeigte ſich wiederum, daß die Zeit der Sitzung viel zu kurz bemeſſen war, und daß man auf Mittel denken muͤſſe, um dieſe in Zukunft für die eigentlichen Verhandlungen des Vereins zu gewinnen und dadurch eingeſendete Vortraͤge zum Vorleſen zu bringen, die dies Mal, wie der des Herrn Paſtors Heſſelbart uͤber die Himalayagerſte, nicht vorgenommen werden konnten. Rach 14 Uhr vereinigte ein heiteres Mahl die Ans weſenden und einige Gaͤſte wieder im Ausſtellungslokal. VII. Korreſpondenznachrichten. Die Monate September, Oktober, November waren in unſerer Gegend durch anhaltend heftige Erderſchuͤtterungen ſehr merkwuͤrdig; noch beſonders dadurch, daß dieſe Erd— erſchuͤtterungen über einen Umkreis von 3 — 5 Stunden nach Boͤhmen, Baiern und Sachſen nicht bemerkt wurden. Sollte denn der alte Kammerbuͤhl bei Eger wieder man werden wollen? — Meine meteorologiſchen Beobachtungen waren: September: Mittler Stand aus 113 Beobach— tungen. — 27. 4,50 Hoͤchſter Stand, dem 13, früh. = 27. 6,86 Tiefſter Stand, den 6. Abends = 27. 1,11 Wetter: 11 wolligte, 12 vermiſchte und 10 Regentage. Am 5. brachen entferntere Ges witter aus. October: Mittler Stand aus 114 Beobach⸗ tungen ne . 4,7 Hochſter Stand, den 3. . 27. 6,85 Tieſſter Stand, den 19. Abends = 27, 1,00 Wetter: 13 wolkigte, 1 ganz truͤber Tag, 11 vermiſchte und 16 Regentage. Gewitter kamen vor den 5., 10. und 9. November Mittler Stand aus 160 Beobach⸗ tungen. —= %. 3,34 Hoͤchſter Stand, ei 10, früh. = 27. 7,43 Tiefſter Stand, den 7. fruͤg . = 26. 11,42 — Mm — Wetter: ganz helle, 13 wolkigte, 2 ganz trübe, 12 vermiſchte und 10 Regentage. Am 16. früh um 4 Uhr wurde hier ein Nordſchein beobachtet. Die heftigſten Erderſchuͤtterungen waren am 19. Nov. Vor⸗ und Nachmittags. Auch hörte man an dieſem Tage. ein donneraͤhnliches Krachen in der Luft bei völlig wolken freiem Himmel, ohne daß man eines Blitzes oder irgend eines andern Meteors anſichtig geworden. Aus dem Stande des Windes, des Barometers und Thermometers leuchtete ein, daß dieſe Lufterſchuͤtterungen von keinem Gewitter herruͤh— ten konnten. Moͤglich iſt es, daß es durch das Platzen eines Meteorſteines verurſacht worden iſt, oder ſtand ſie mit der Erderſchuͤtterung, — wie es oft der Fall iſt, — in Verbindung? — Bei dem Erdbeben, welches den 17. October 1839 Abends 10 Uhr in Graͤtz und in Bruck in Steiermark wahrgenommen wurde, hörte man ein Saufen um die Ges birge, welche Bruck umgeben, bei uͤbrigens ruhiger Luft. Als im Jahre 1838 am 23. Januar Abends um 8 Uhr die Städte Kiew, Czernowitz, Odeſſa, Lemberg, Jaſſy u. ſ. w. von einer heftigen Erdſchuͤtterung heimgeſucht wurden, war am letztern Orte nicht nur Getöfe in der Erde, ſondern auch ein Brauſen uͤber der Erde gehoͤrt wor— den, welches von keinem Sturm berrührte, In der oͤffentlichen Sitzung zur Feier des Leibnitziſchen Jahrestages am 4. Juli 1840 wurden in der Koͤniglichen Akademie der Wiſſenſchaften zu Berlin folgende zwei muͤnd— lichen Mittheilungen vom Prof. Ehrenberg gemacht: I. ueber foſſile Infuſorien in Suͤdamerika. Durch freundliche Zuſendungen verſchiedener Materialien aus den reichen Braſilianiſchen Sammlungen vom Hofrath v. Mars tius in München haben ſich nun auch ſuͤdamerikaniſche Formen foſſiler Infuſorien, die bisher nicht bekannt waren, mit Sicherheit erkennen laſſen. Sie fanden ſich in dem von ihm umſtaͤndlich beſchriebenen eßbaren Thone von Amazonas, welcher die gruͤnlich-graue Schicht des bunten Lettenlagers ausmacht. In der kleinen uͤberſandten Probe der ſchon ſehr anorganiſch gewordenen Maſſe waren: 1) Spongilla lacustris (2) ſpindelfoͤrmige lange, etwas gekruͤmmte Nadeln mit und ohne Mittelcanal. 2) Spon- gilla aspera, aͤhnliche, an der Oberflaͤche rauhe Nadeln. 3) Amphidiscus rotula. 4) Amphidiscus Martii und 5) Himontidium Arcus (Canotia). Der Spongilla la- eustris und dem Himantidium nach wären die Formen Suͤßwaſſerbildungen; allein die übrigen ſcheinen dem Meers waſſer anzugehoͤren, ſo daß ſich hieraus ſchließen laſſe, daß der Thonboden nicht ganz neuen Urſprungs, keine Ablage— rung des Amazonas iſt. Himantidium Arcus iſt eine hei Berlin noch lebende und foſſil ſehr verbreitete Form. Die Formen der Gattung Amphidiscus, deren eine zuerſt am 18. Februar von NewsYorf der Akademie angezeigt wurde, ſind nirgends bisher beobachtet worden und mithin charakteriſtiſch für Amerika, wo fie eine weite Verbreitung haben. Doch koͤnnten es Fragmente oder innere Theile von Sponginen oder Tethyen fein. A. Martii ift an 2 Sei⸗ ten der Axe gezaͤhnt, kammartig; die andere Gattung glatt, Größe zz oder „z Linie. II. ueber eine merkwürdige Verbreitung der mikro⸗ ſkopiſchen polythalamiſchen Corallenthierchen durch techniſche Anwendung der Kreide. Eine Unterſuchung der feinſten geſchwemmten Kreidearten, welche zu techniſchen Zwecken im Handel ſind, ergab das Reſultat, daß auch in dieſem feinſten Zuſtande nicht blos der anorganiſche Theil der Kreide ſich abgeſondert hat, ſondern daß er mit ſehr viel wohlerhaltenen Formen der kleinen Schalen der Korallen— thierchen gemiſcht bleibt. Da geſchlemmte Kreide zum Stubens malen verwendet wird, ſo unterſuchte Ehrenberg ſowohl die Papiertapeten, als die einſach auf Kalk gemalten Waͤnde ſeiner Zimmer, ja auch ein ſogenanntes glacirtes Me nentartiges Papier (Viſitenkarte) und erhielt das ſehr 5 „ anſchaulich die Feinheit der Zertheilung des ſelbſtſtaͤndigen organiſchen Lebens darſtellende Reſultat, daß jene Waͤnde und Papiertapeten, mithin wahrſcheinlich alle aͤhnlichen Stuben »,Häufers und Kirchenwaͤnde, ja ſelbſt die auf dieſe Weiſe bereiteten glacirten Viſitenkarten, bei 300maliger Vergrößerung im Durchmeſſer, und durchdrungen von Canada— Balſam ſich als eine zierliche Moſaik von niedlichen Moos» korallenthierchen zeigen, die dem bloßen Auge unerreichbar, aber hinlaͤnglich vergrößert viel zierlicher iſt, als die weiße fi ie verdeckende Malerei. — Martius in Schoͤnberg. 5 VIII. Miscellen. Aus Crelle's Journal fuͤr Baukunſt (Bd. 13 S. 134.) mit einigen ergaͤnzenden Zuſaͤtzen. Auf einer horizontalen guten Steinchauſſee bewegt 1 Centner Zugkraft (d. h. ein mittelmaͤßig ſtarkes Pferd mit der Geſchwindigkeit von 1000 Ruthen in der Stunde ei mäßiger Anſtrengung) 28 Ctnr. Laſt (an Gewicht der Ladung und des Fuhrwerks ſelbſt) vorwaͤrts, auf einem guten Pflaſter von behauenem Granit etwa 40 Ctnr. und auf einer Eiſenbahn 280 Ctur. Die Reibung der Achſen der Fuhrwerke in den Lagern und der Raͤder auf der Bahn beträgt alſo auf Chauſſeen den 28., auf Pflas ſtern den 40., auf Eifenbahnen den 280. Theil der fort— zuſchaffenden Laſt. Zu dieſer Reibung kommt auf nicht horizontalen Straßen für die Fahrt bergauf die Kraft zum Hinaufziehen der Laſt auf die ſchiefe Ebene hinzu. Daraus ergibt ſich fur die zur Fortſchaffung von 1000 Ctnr. Laſt auf Abs hängen von verſchiedener Steigung zuſammen noͤthige Kraft folgender Betrag. Bei einen Auf Auf Auf Eifen-] Vielfaches Vielfaches Abhange Chauſſeen. Pflaſtern. bahnen. der Wir⸗ der nöthi⸗ von kung einer gen Bewe⸗ 78 . N gleichen gungskraft Zugkraft auf ſteigen⸗ auf Eiſen⸗ den Eiſen⸗ A bahnen im bahnen im Vergleich Vergleich mit mit hori⸗ Chauſſeen. zontalen Eiſenbah⸗ nen. 0 35,71 Ctur. 25 Ctnr. 3,57 Ctur. 10 1 1 auf 1000 36,71 = 26 4,57 = 8,03 1,28 1 = 500 37,71 e 27 * 5,57 s 6,77 1,56 l ze 400 38,21 = 27, „ 6,07 s 6,29 1,70 1 ze 300 39,04 = 28,33 # 6,90 ⸗ 5,66 1,93 1 = 250 39,71 = s 7,57 = 5,24 2,12 l = 200 40,71 = 30 s=s, 807 s 4,75 2,40 1 = 190 40,97 = 30,26 s 833 ⸗ 4,64 2,47 1 = 180 41,26 = 30,55 = 9,12 = 4,52 2,55 ls 175 41,43 = 30,72 = 9,29 = 4,46 2,60 1 = 160 41,96 = 31,25 = 9,82 = 4,27 2,75 1. 150 42,37 31,66 10,23 » 4,14 2,86 Aepfel butter. So nennt man in Pennſylvanien mit Moſt eingekocht Aepfel. Zur Bereitung der Aepfelbutter werden die dazu beſtimmten Aepfel geſchaͤlt, die Kerne ausgeſchnitten, und ſolche geviertheilt. Dann wird friſcher ſuͤßer Aepfelmoſt ungefähr auf die Hälfte ſeines Umfangs eingekocht. 6 Buſhel ſuͤße Aepfel, die geſchaͤlt und ausgeſchnit— ten 1 Barrel voll ausmachen, werden, nachdem 2 Barrel Aepfelmoſt auf ungefaͤhr die Haͤlfte eingekocht ſind, in den 8 Moſt geworfen, und unter fortwährendem Umrühren forts gekocht, bis die ganze Maſſe einen Brei von der Dichtheit der Butter gebildet hat. Dann wird die Maſſe in irdne Toͤpfe gefüllt und im Keller aufbewahrt, wo ſie ſich Jahre lang hält und eine hoͤchſt angenehme Zuſpeiſe gewaͤhrt. Gegen Ende des Einkochens fest man gewohnlich etwas geſtoßenen Zimmt oder klein geſchnittene Citronenſchale zu um angenehmen Geſchmack zu geben, gießt auch wohl a die Töpfe etwas zerlaſſene Butter, um ſolche ſicher Jahre lang gut zu erhalten. (Allgem. Anz. d. Deutſchen 1841. Rr. 7.) 2 Ey = 26“ Zuſtandnd er Stand de Thermo: meters. des Wetters. Zuſtand . — 0. + 3, 00 ſnebl. S. helle ©. 7, 2 5, 0 wie W. helle S. 9,0 2,5 ſwlk. W. lk. S. 0, 3 20 ftr. N. 2 delle S. II. 1 025 bele RM. helle S. 9,4 — 0,75 wk. ©. tr. S. 0 0,5 bee S. W. tr. S. 3,8 0,5 Ihe W. | helle S. 5,0 | 1, 0 ſhele S. belle S. 8,0 Br 1,0 I, ©. an a belle S. 8,3 0,5 helle O. Reg. S. 9,3 30 It. O. 9 tr. S. O. 11, 0 7,25 wlk. N. . tr. S— 9,8 10,0 helle N wlk. S. [88 11,0 ftr. N. belle S. 7,0 12,0 helle S. W wik. S. N 6,7 9,5 helle N. wlk. Stem. 5, 0 4,0 ſhelle O. ne S. 25 3,0 ftr. S. men 55 50 [m N. | wie, 10,4 at, S. 10,4, 1,5 wit. N. wlk. 5 1, Wik. S. 1,5 4, 0 ftr. N. W. nebl. W. 10,0 5,0 helle W tr. S. 10,2 2,75 helle O. helle N. I. 0 5,0 helle N. O belle S. 20 0 bee ©. | helle W. 3, 5 5,5 helle O. nebl. S. 1.2 5, 25 helle W. N. W. Nö. W. 1 5 2,0 ſdelle W. Bi wie. S. | 7,5 1,0 ftr. W. N 1,6 1,0 [Schn. S. W. | = 28“ Meteorologiſche Tabelle auf die Monate: Setober, November, December 1840 von W. Bechſtein. et o d e N me a m h € 17 Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. | — —ů— —— * Send Passe e de Zuſtand Stand des [Stand des Zuſtand = Baro-[Thermo— des Baro- Thermo- des Baro-Thermo— des K meters. | meters. Wetters, meters. meters. Wetters. 7 meters. | meters. Wetters. D e. 5. 27% 7,3”)410,0° ji. ©. . ee It. © 127° 6,9°,+ 9,75°mit. © | 1 127° 7,14 2,0° nel. © 127" e eb ©,” RL EIER SE ir. W. 6,5 | 5,0 belle ©. : Beeren. el 17,0 |. nebl. ©. 7 TE e 6,0 helle W. 9,0 nie, W. 40 belle . 3,5 5,25 beſie N. D. 3 86 wolk. W. CC 6,0 r WW. 5571 tr. W. 6,0. alk. S. W. 3,1 9,25 bele — 1 28 05 tr. N. 2 6,25 ine. S. W. = 61 wie, W. 6, 25 belle S. B helfe . 7 aa belle ©. 27 11 | e —— wit. S. W. 6,9 wik. W. 6,0 helle S. helle S. 9 75 wit. ©. = 9,4 75 ſwik. O. wie. ©. 7,3 wie, W. 7 55 Meg. 90 Meg. oo tr. S. W. tr. W. E mie. N. X 28 0,6 | wie. W. wie, N. W. 711,8 3 helle S. ) 9, k helle W. 7,0 wie, W. Reg. UT Reg. W. ‚5 [Reg. W. helle S. W. wie, W. tr. W. wlk. W. Reg. W. Reg. N. Neg. N. 8 & des Baro= Thermo- des Baroz Thermo- des Baro-Shermo⸗ Wetters. meters. | meters. Wetters. r meters. meters.] Wetters. meters. meters, —ä— ꝛ—Zgvhyt.— — — — — — — — — — — — — Stand des Stand 7 Zuſtand Stand des Stand des Zuſtand Stand des Stand des Zuſtand Stand des Stand = Zuſtand rn —1 S == 5 | | eee tr. ©. e. S. 0 tie S. W. 7, 0,0 1 tr. S. ; wie W. EL helle ©. belle W d ra 8 helle S. 5 N 7 belle S. 206 11,6 Reg. Gw. v. w. W. = 7578 25 ftr. ©. 8, tr. B. helle S. 27 2,0 70 Reg. S. W. 11 8 belle DT = 88 ie = Neg. S. 3,0 68 fr. W. e e tr. S. O. - +60 70,2, Tier: wulf. N. D ; ’ wlk. N. . tr. S. : Del Free - IMs « 10 BEL Ale „8 i helle N. 2 wil. S. : 65 uk. S. W. 15 9,0. 13,0 mM 8 tr. N. helle 8. Reg. S. 16 3,0 clk. W. 450 helle S. W. wik. S. W. = = wie W. r rt belle ©. y helle N. wlk. Stem. W. gr W. | — 89 helle B. | helle O. en wlk. S. 8 ann N. W. x Faro BE: 0 tr. S. Schnee N 3,0 ftr. N. 9 5. ker. tr. N. wk. ©. J 5 ©. 21 | - 3,25 Ned. N. 2 wit, N. wie. 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Dach. — 155° Erklaͤrung der Abkuͤrzungen: tr. truͤbe, wlk. wolkig, Reg. Regen, Gew. v. w. Gewitter von weitem, nebl. nebelig, Neb. Nebel, O. Oft, S. Sid, W. Wet, N. Nord. N. I IX. ueber die Gewinnung von Mehl aus Kartoffeln. we: INS Der Kunſt⸗ und Handwerföverein hat ſich wiederholt gr der von Herrn Haſſenſtein, Lehrer der Chemie und hyſik am Realgymnaſium in Gotha, veröffentlichten neuen Bi Mehl aus Kartoffeln zu gewinnen beſchaͤftigt theilt nun 1) die Haſſenſteinſche Anweiſung ſelbſt, 2) ein darüber erhaltenes Gutachten des Oekonomen Moritz Hager und 3) feine darauf begründete gutachtliche Erfläs rung an Herzogl. Landesregierung zur weitern Erwaͤgung der Sache mit. 1) Haſſenſteins Methode Mehl aus Kartoffeln zu gewinnen. Die Kartoffeln enthalten dem Gewichte nach unge- faͤhr 3 oder 75 Procent Waſſer und £ oder 25 Procent feſten Rahrungsſtoff und unter letzterm etwa 14 bis 15 Procent Staͤrkmehl. Es iſt bekannt, wie viel man ſich Muͤhe gegeben hat, die nahrhaften Beſtandtheile der Kar— toffeln in getrockneter Form aufzubewahren, ſo wie auch daß durch alle bis jetzt bekannten Methoden dieſer Zweck nur unvollkommen und mit großer Mühe erreicht wird. Die beſte Methode iſt immer noch, die Kartoffeln zu kochen, N zu ſchaͤlen, ſie dann an der Luft abtrocknen zu laſſen, zu zerreiben und endlich die breiige Maſſe in Sr zu trocknen. Wird die voͤllig trockne Subſtanz dann auf der V. + — 30 — Getreidemuͤhle gemahlen, ſo erhaͤlt man brauchbares Kar⸗ toffelmehl, welches ſehr zweckmaͤßig zum Brodbacken, zu Suppen, Brei u. ſ. w. verwendet werden kann. Um⸗ ſtaͤndlicher und muͤhſamer iſt die Ausſcheidung des reinen Staͤrkmehls aus den Kartoffeln. Nach der gebraͤuchlichſten Weiſe werden die Kartoffeln gewaſchen, zu feinem Brei gerieben und von letzterem durch Wegſchlemmen das Staͤrke⸗ mehl getrennt. Man gewinnt ſo durchſchnittlich 10, hoͤch— ſtens 12 Procent zwar ſehr feines, aber auch theures Kar⸗ toffelmehl. Nach der neuern Methode fuͤhren dagegen ſehr einfache und billige Operationen zu recht guten Reſultaten. Die Kartoffeln werden naͤmlich zuerſt durch Waſchen vom Schmutze gereinigt, dann in ſcheibenfoͤrmige Stuͤcken zer⸗ ſchnitten, fo daß jede Kartoffel ungefaͤhr 4 — 6 Stuͤcken liefert; hierauf in hoͤlzernen Gefaͤßen mit Waſſer, dem man vorher 1 Procent ſogenannte engliſche Schwefelſaͤure unter beſtaͤndigem Umruͤhren zugeſetzt hat, uͤbergoſſen. In dieſem geſaͤuerten Waſſer bleiben die Kartoffelſtuͤcken etwa 24 Stunden ſtehen oder überhaupt fo lange, bis fie durch ihre ganze Maſſe das waͤſſerige Anſehen verloren und eine mehr weiße Farbe angenommen haben. Sobald letzteres geſchehen iſt, wird das Sauerwaſſer, welches, jetzt einen ſehr uͤbeln Geruch beſitzt, abgegoſſen und nun die Kartoffeln ſo lange mit reinem Waſſer abgewaſchen, als ſie noch einen ſauern Geſchmack beſitzen. Unvorbereitete Kartoffelſtuͤcken trocknen bekanntlich ſehr ſchwer, nehmen hierbei eine ſchmutzig gelbe Farbe an, bekommen ein hornartiges Anſehen, laſſen ſich dann nur ſchwierig pulvern und find als Nahrungs⸗ ſtoff ſo gut wie unbrauchbar. Die auf die erwaͤhnte Weiſe zubereiteten Kartoffeln trocknen dagegen ſehr leicht, ſelbſt ohne Anwendung von Waͤrme, an der Luft, leichter natürlich in erwaͤrmten Raͤumen z. B. in Backſtuben u. ſ. w. Nach dem Trocknen haben fie ein ſchoͤnes weißes Anſehen etwa wie Staͤrke, laſſen ſich leicht zerbröͤckeln und ohne die mindeſte Veränderung aufbewahren. Auf der Getreidemühle gemahlen, geben ſie aber ein feines, ſchöͤn weißes Mehl und nur ſehr wenig Kleie. Dem Gewichte nach = bi = erhält man den vierten Theil der angewendeten Kartoffeln Kartoffelmehl oder dem Maße nach aus 2 Metzen Kar⸗ toffeln 1 Metze Mehl. Pulvert man die getrocknete Maſſe groͤblich in einem Moͤrſer und ſchlaͤgt fie durch Siebe, fo kann man einen recht brauchbaren Gries oder dem aͤchten Sago ſehr aͤhnliche Koͤrner darſtellen. Nach dieſer Methode iſt es nun moͤglich, in Jahren, wo die Kartoffeln gut ges rathen, Vorraͤthe der getrockneten Maſſen für fünftige Jahre, die eine minder gute Kartoffelernte bieten, aufzubewahren; denn die Koſten bei der Darſtellung ſind hoͤchſt unbedeu— tend. Die Arbeitsloͤhne nicht gerechnet, beträgt die Aus— gabe für jeden Korb (4 Metzen) Kartoffeln für die erfors derliche Schwefelſaͤure 72 Pfennig, indem man naͤmlich für je 2 Körbe Kartoffeln 1 Pfund Schwefelſaͤure, welches 15 Pfennige koſtet, braucht. Jetzt iſt es nun auch moͤg⸗ lich, das Kartoffelmehl mit pekuniaͤrem Vortheil zu allen den Zwecken zu verwenden, wozu man bisher das Getreide— mehl benutzte, ſo z. B. zum Kuchenbacken, Brodbacken, zu Nudeln, Kloͤſen u. ſ. w. In Bezug auf feine Anwen- dung zum Backen muß jedoch noch bemerkt werden, daß es fuͤr ſich allein nur zu Torten und aͤhnlichen Backwerken zu verwenden iſt, zum Brod- und Kuchenbacken iſt es nur gemeinſchaftlich mit Waizen- oder Roggenmehl zu bes nutzen, indem ihm nämlich der in letzterem vorhandene Kleber mangelt. Gemenge von gleichen Theilen Roggen— und Kartoffelmehl oder Waizen» und Kartoffelmehl geben gute Gebaͤcke. Sehr zweckmaͤßig wird ferner das auf die erwaͤhnte Weiſe dargeſtellte Kartoffelmehl zur Gewinnung des Staͤrkezuckers und des Staͤrkeſyrups, fo wie eines fuſel⸗ freien Branntweins dienen koͤnnen. Für beide Zwecke wird es nicht nothwendig werden, die mit verduͤnnter Schwefel- fäure behandelten Kartoffeln nach dem Auswaſchen der Schwefelſaͤure erſt zu trocknen, ſondern es koͤnnen die Kars toffelſtücken noch feucht, durch die gewöhnlich angewendeten Vorrichtungen ſogleich zu Brei zermalmt und dieſer nach dem Zuſatz der erforderlichen Waſſermenge bis auf 70 Grad erhitzt und durch Gerſtenmalzſchrot (auf 1 Metze der ange- a 45 wendeten rohen Kartoffeln 20 Loth Gerſtenmalzſchrot) in Staͤrkeſyrup umgewandelt werden, der dann durch Einkochen verdickt wird. Von 10 Metzen Kartoffeln erhaͤlt man ſo einen halben Centner dicken wohlſchmeckenden Syrup von weingelber Farbe. Wird der Syrup noch ſtaͤrker eingekocht, ſo erſtarrt das Ganze zu einer koͤrnigen Maſſe, dem Staͤrkezucker, deſſen Gewichtsmenge nur um ein hoͤchſt Unbedeutendes geringer als die des Syrups iſt. Von ungemeinem Vortheil wird aber die Anwendung der ſo zubereiteten Kartoffeln fuͤr die Branntweinbrennerei ſein, indem der aus denſelben dar— geſtellte Branntwein von ausgezeichneter Reinheit iſt und von dem ſogenannten Kartoffelfuſel auch nicht die mindeſte Spur zurückbleibt. Ein fo dargeſtellter Spiritus übertrifft an Reinheit den aus Roggen» oder Gerſtenſchrot dargeftells ten und kann in jeder Beziehung dem ſogenannten Wein— ſprit an die Seite geſtellt werden. Obgleich aber auf ſolche Weiſe ein beſſeres Produkt erzielt wird, ſo werden doch dadurch die Fabrikationskoſten nicht geſteigert, ja viel» mehr geringer, indem hier das jetzt uͤbliche Kochen der Kartoffeln vor dem Einmaiſchen erſpart wird. Im Allge- meinen ſind zur Darſtellung des Kartoffelmehls nach der angeführten Methode alle Kartoffelſorten anwendbar, ſelbſt auch die gefrornen und gekeimten: das beſte Produkt lie— fern jedoch die ſogenannten Zwiebelkartoffeln, nach dieſen die rothe, dann die Zuckerkartoffel u. ſ. w. Am geringſten iſt der Ertrag von den Nierenkartoffeln. Auch die Zeit, in welcher die Kartoffeln benutzt werden, iſt nicht gleich— giltig, am vortheilhafteſten iſt die Zeit vom November bis Maͤrz. — Da das Vorurtheil, als ſei die Anwendung der Schwefelſaͤure bei der Darſtellung von Rahrungsſtoffen der Geſundheit nachtheilig, vielfach verbreitet iſt, ſo moͤchte es nicht unnoͤthig fein, ſchließlich noch die Bemerkung beizu— fügen, daß die ſtark mit Waſſer verdunnte Schwefelfäure überhaupt der Geſundheit nicht nachtheiliger als jede andere Saͤure iſt. Bei der Anwendung der Schwefelſaͤure zu oben erwaͤhntem Zwecke aber muß dieſelbe durch Waſchen der Kartoffelſtücken mit Waſſer vollſtaͤndig entfernt werden, um ein gutes Produkt zu erhalten. Das gaͤnzliche Auswaſchen der Schwefelſaͤure geht uͤbrigens ſchnell und leicht von Statten. 2) Gutachten des Herrn Moritz Hager, Guts— beſitzers in Saara bei Altenburg. Das Verfahren, welches ich bei Pruͤfung der mir vom Kunſt- und Handwerks verein in Altenburg hierzu mitgetheilten neuen Art, aus Kartoffeln Mehl zu bereiten, anwendete, war genau daſſelbe, wie es die mir uͤberſchickte Anleitung vorſchrieb. Ich ließ naͤmlich 2 Scheffel Vieh— kartoffeln, welche 4 Centner wogen, von einer Tageloͤhnerin waſchen und in 2 Zoll ſtarke Scheiben ſchneiden, uͤbergoß dieſe darauf mit 150 Kannen Waſſer, in das ich vorher 4 Pfund engliſche Schwefelſaͤure unter beſtaͤndigem Um— ruͤhren getroͤpfelt hatte, bis die Kartoffelſcheiben vollkom— men mit Waſſer bedeckt waren. Nachdem ich fie nun 24 Stunden zugedeckt, ruhig ſtehen gelaſſen hatte, ſah ich nach, ob das Waſſer eine milchige Farbe angenommen hatte, wie es die Vorſchrift beſagt“). Doch dem war nicht fo. Das Waſſer war rein und hell und blieb es auch die fol— genden 3 Tage, und ich ſah mich genoͤthigt, da ich be— fürchtete, die Säure nicht wieder herauswaͤſſern zu koͤnnen, wenn ich die Kartoffelſtuͤckchen noch laͤnger darin liegen ließe, zur weitern Operation zu ſchreiten. Um die Kar— toffeln vollkommen von der Säure zu befreien, ſchuͤttete 9 Diefe Bemerkung des Herrn Berichterſtatters ſcheint auf einem Mißverſtändniß zu beruhen. Wenn nämlich die Haſſenſteinſche Vorſchrift ſagt, die Kartoffelſtücken müßten fo lange in dem ge⸗ ſäuerten Waſſer ſtehen bleiben, bis fie durch ihre ganze Maſſe das wäßrige Anſehen verloren und eine mehr weiße Farbe angenommen hätten, ſo iſt damit nur die Maſſe der Kartoffelſtücken, nicht die Maſſe der e Flüſſigkeit gemeint, auf welche es der Herr Berichterſtatter vorzugsweiſe zu beziehen ſcheint. Anm. d. Red. 3 ich ſie in Koͤrbe und ſtellte dieſe ins fließende Waſſer, was auch das erwuͤnſchte Reſultat herbeifuͤhrte, indem die Kartoffelſtuͤcken nach 2 Tagen ganz entſaͤuert waren. Nach⸗ dem ich ſie nun auf Horden der Sonne und Luft 8 Tage ausgeſetzt hatte, waren ſie ſo trocken, daß ich ſie in die Muͤhle zum Mahlen ſchicken konnte. Doch wuͤrde das Trocknen noch beſſer von Statten gegangen ſein, wenn ich die Scheiben nur 2 Zoll ſtark Hätte ſchneiden laſſen, was durch eine Ruͤbenſchneidemaſchine am billigſten verrichtet werden kann. Dem Maaße nach hatte ich 2 Scheffel und dem Gewichte nach 95 Pfund getrocknete Kartoffeln in die Muͤhle geſchickt. Ich erhielt dafuͤr 85 Pfund Mehl und 7 Pfund Kleien zuruͤck. Folglich waren 3 Pfund Staub⸗ mehl in der Muͤhle davon abgegangen. Denn die Metze habe ich bezahlt. Kann ich meinen Verſuch auch als ziemlich gelungen betrachten, da beiliegende Proben von Mehl und Kleien, ſo wie auch Brote zur Haͤlfte aus Kartoffelmehl und zur andern Hälfte aus halb Roggen-, halb Gerſtenmehl bes reitet, ziemlich gut gerathen find, fo wird man aus folgens der Berechnung doch erſehen, daß die Kartoffeln einen ſehr niedrigen Preis haben muͤſſen, um das Kartoffelmehl nur ſo wohlfeil als Roggenmehl produciren zu koͤnnen. Berechnung des Kartoffelmehls. Thlr. Ngr. Pf. 2 Scheffel Kartoffeln a 15 Rgr.. . 1 —— Tagelohn fuͤr eine Frau, dieſelben zu waſchen, ſchneiden c.. Dem Knappen Beutel geld.. Fuͤr 4 Pfd. Schwefelſaͤure zur Operation | — Summa 116 — — 3 Dem Müller für die Metze . — 3 — 1 8 Elle er Dafuͤr hat man 85 Pfund Mehl und 7 Pfund Kleien. Summa 92 Pfund. a Berechnung des Roggenmehls. Thlr. Ngr. Pf. 3 Scheffel Roggen pro Scheffel 3 Thlr. 115 — Summa 1 16 Dafür erhält man nach Abzug der Metze 90 Pfund weißes feines Mehl und 18 Pfd. Kleien. Summa 108 Pfd. Bleibt nun der Vortheil bei dieſer Berechnung ſchon ſehr auf der Seite des Roggens, wieviel mehr wuͤrde er betragen, wenn die Kartoffelſcheiben bei ungünftiger Witte rung oder den Winter hindurch in beſonders geheizten Doͤrrſtuben getrocknet werden muͤßten? Ich glaube daher behaupten zu koͤnnen, daß nur bei einem höchft niedrigen Kartoffel- und bei ziemlich hohem Kornpreis ein Vortheil aus der Bereitung des Kartoffelmehls zum Behuf des Brod⸗ backens entſpringen kann. Künftigen Herbſt gedenke ich noch einmal einen Ver⸗ ſuch mit der Bereitung des Kartoffelmehls zu machen. Sollten ſich dabei günftigere Reſultate herausſtellen, da in dieſem Frühjahr bei der gemachten Probe meine Kartoffeln ſchon gekeimt waren, ſo werde ich nicht ermangeln, den hochgeehrten Kunſt⸗ und Handwerksverein in Altenburg ſeiner Zeit davon in Kenntniß zu ſetzen. Saara, den 15. Juni 1841. 1 Moritz Hager. 8 3) Gutachten des Kunſt- und Handwerksvereins an Herzogliche Hohe Landesregierung zu Altenburg. Herzogliche Hohe Landesregierung hat den hieſigen Kunſt- und Handwerksverein mit dem Auftrage beehrt, ſich uͤber das von Herrn Haſſenſtein, Leh— rer der Chemie und Phyſik am Realgymnaſium in Gotha, bekannt gemachte und dem hieſigen Geheimen Miniſterium mitgetheilte Verfahren, Mehl aus Kartoffelſchnitten darzu— ſtellen, gutachtlich auszuſprechen. Nachdem nun der Kunſt- und Handwerksverein einige feiner Mitglieder um eine praktiſche Prüfung dieſes Gegenſtandes erſucht und in Folge davon von dem Guts⸗ beſitzer Hager in Saara und dem Conditor Hollaͤufer hier“) die beiden in Abſchrift beigefügten Gutachten nebſt den angeſchloſſenen Mehlproben erhalten und ſich durch ein dem Hagerſchen Gutachten beigegebenes zur Haͤlfte aus ſolchem von ihm ſelbſt bereiteten Kartoffelmehl und zur Haͤlfte aus Roggen⸗ und Gerſtenmehl gebackenes, wohlſchmecken⸗ des Brod von der Brauchbarkeit dieſes Mehles uͤberzeugt hat, ſo glaubt derſelbe, wenn auch mit Hinweiſung auf die im Hagerſchen Gutachten enthaltene Koſtenberechnung, dennoch ſeine Ueberzeugung uͤber den beregten Gegenſtand dahin ausſprechen zu dürfen, daß das Haſſenſteinſche Vers fahren wegen ſeiner Einfachheit und wegen der Ruͤckhalt⸗ loſigkeit, mit welcher er daſſelbe auch oͤffentlich mitgetheilt hat, allen Dank verdiene und gewiß auch in dem Falle, daß ein Landwirth beim Beginne des Fruͤhlings noch groͤßere Kartoffelvorraͤthe, als er verbrauchen und angemeſſen vers ) Das Holläͤuferſche Gutachten ſtimmt in den weſentlichen Punkten mit dem Hagerſchen überein, doch machte Herr Holläufer auch den Verſuch, die Kartoffeln vor dem Uebergießen mit gefäuers tem Waſſer zu ſchaben, und erhielt ſo noch etwas mehr Mehl als bei Kartoffelſchnitten, welche letztere jedoch ihm etwas weißeres Mehl zu geben ſchienen. er werthen kann, beſitzen, oder eine Zerftörung feiner Kars toſfeln durch die verderbliche, ſich jetzt immer haͤufiger zei⸗ gende Faͤulniß befürchten ſollte, als das einfachſte und zweckmaͤßigſte Mittel betrachtet werden muͤſſe, den Nahe rungsſtoff der Kartoffeln vor allmaͤhliger Zerſetzung durch das Keimen oder vor der Zerſtoͤrung durch Faͤulniß zu bes wahren und für ſpaͤter eintretende Verwendung aufzuſparen. Altenburg, den 3. Juli 1841. In ehrfurchtsvoller Ergebenheit Herzogl. Hoher Landesregierung gehorſames Direktorium des Kunftz und Handwerksvereins. x; Vermögenszuſtan d des Kunſt⸗ und Handwerksvereins und ſeiner Schule. Bei dem Kunſt- und Handwerksverein betrug im Vereinsjahr vom 4. Febr. 1840 bis dahin 1841: die Summe aller Einnahmen 571 Thlr. 22 Gr. 9 Pf. altes Kurrentgeld . a „Ausgaben 577 Thlr. 18 Gr. — Pf. altes Kurrentgeld U Mithin der baare Vorſchuß des Rechnungsfuͤhrers . 5 Thlr. 19 Gr. 3 Pf. . Dieſer erhöht ſich wegen einiger noch ruͤckſtaͤndigen Jahresbeitraͤge von Mitgliedern auf 14 Thlr. 17 Gr. 3 Pf. altes Kurr. oder auf 13 Thlr. 1 Rgr. 9 Pf. Silberkurr. a Da nun der Verein 950 Thlr. Silberkurr. auf Herzogl. Landesbank eingeliehen hat, ſo berechnet ſich der dermalige Vermoͤgensbeſtand deſſelben auf 936 Thlr. 25 Nor. 1 Pf. Silberkurr. Bei der Kunſt⸗- und Handwerksſchule war nach einer gefaͤlligen Mittheilung des Herrn Rechnungs⸗ fuͤhrers in Folge der Umſchreibung ſaͤmmtlicher bei Herzogl. Landesbank eingeliehenen Kapitalien aus dem bisherigen Konventionsgelde in Silberkurrantgeld des 14 Thalerfußes die Summe aller Einnahmen 3777 Thlr. 6 Gr. 6 Pf. altes Kurrentgeld und die Summe aller Ausgaben, 2739 Thlr. 12 Gr. 9 Pf. altes Kurr. oder 2650 Thlr. Silberkurrantgeld des 14 Thalerfußes, welche wieder bei Herzogl. Landesbank eingeliehen worden ſind, eingerechnet, 3364 Thlr. 3 Gr. altes Kurr., ſo daß der baare Kaſſen⸗ beſtand 413 Thlr. 3 Gr. 6 Pf. altes Kurr, oder 399 Thlr. 19 Rgr. 5 Pf. Silberkurrantgeld des 14 Thalerfußes und der ganze Vermoͤgensbeſtand der Schule 3049 Thlr. 19 Gr. 5 Pf. Silberkurr. des 14 Thalerfußes beträgt, XI. Auszug aus dem Protokoll über den Fruͤhlingskonvent der pomologiſchen Geſellſchaft, gefertigt vom derzeitigen Sekretär Robert Lange. Zum diesjaͤhrigen Fruͤhlingskonvent der pomologiſchen Geſellſchaft verſammelten ſich trotz des ſehr ſchoͤnen Wet⸗ ters, das aber auch unſere Landbewohner bei Beſtellung ihrer Aecker zurückhalten mochte, etwa 30 Mitglieder des Vereins nach 11 Uhr im Saale des Logenhauſes. Hier waren von den Herren Preßler, Haugk, Adam, Sieckmann, Waitz und Loͤhner mehrere ſchoͤn bluͤhende und ſeltene, mit Muͤhe durch den langen und harten Winter gebrachte Blumen und Obſtarten zur Anſicht ausgeſtellt und zogen die Blicke der ſich Verſammelnden ſo lange auf ſich, bis um 12 uhr die eigentliche Feſtſitzung begonnen wurde. In dieſer wußte der vorſitzende Vicedirektor, Herr Kammerrath Waitz, nach einer freundlichen Begrüßung der Anweſenden durch ſeine einleitende Rede klar zu zeigen, daß ſich mit dem Streben nach Neuem und Gutem bei der Gaͤrnerei ſehr wohl die Erhaltung des Altbewaͤhrten vereinigen laſſe, und daß der alternde Gartenfreund immer gern neben den Orchideen, die von ſeiner Lebensjugend her ihm befreundeten Tulpen und Ranunkeln, Levkoien und Rachtviolen kultivirt ſehen möchte. Darauf wurden befriedigende Nachweiſungen über den Perſenalbeſtand der Geſellſchaft, fo wie über neuangeſchaffte Zeitſchriften und Bücher und über den Zuftand der Ver⸗ einskaſſe laut der abgeſchloſſenen und revidirten Yahres= rechnung ertheilt, zugleich aber auch vom Herrn Regierungss rath Dr. Back eine von unſerm Mitglied, dem Herrn Geyer in Eiſenberg, geſchenkte Schrift uͤber Erziehung der Obſtbaͤume und die Erlaubniß der Herzogl. Hohen Landes- regierung zu einer beabfichtigten Blumenverlooſung uͤber⸗ geben. Ebenderſelbe verlas nun auch einen laͤngeren, vom Herrn Apotheker Brauhard in Roda an ihn eingefandten Vortrag uͤber den Honigthau und das Mutterkorn, welchem um ſo ungetheiltere Aufmerkſamkeit zu Theil wurde, als die darin aufgeſtellte Anſicht, daß jene Er— ſcheinungen in ſchaͤdlichen, durch metalliſche Ausduͤnſtungen der Erde verdorbenen Nebeln ihren Grund haͤtten, der fruͤherhin mehrfach in unſern Konventen lautgewordenen Meinung, daß dieſelben aus einem durch Witterungs— verhaͤltniſſe bedingten Hervordringen des zuckerhaltigen Pflan— zenſaftes und einer Mißbildung des Koͤrnerſtoffes beſtehen, ſich wiederum geradehin entgegenſtellte und auch mit einer wohlbegruͤndeten ebenfalls verleſenen, im Eiſenberger Rach— richtsblatt entwickelten Anſicht des Medicinalraths Dr. Greiz ner in Eiſenberg, der in aͤhnlicher Weiſe Witterungsver— haͤltniſſe, faulige Gaͤhrung und Pilzbildung annahm, gar nicht zu vereinigen war. Natürlich entwickelte ſich daraus eine laͤngere Diskuſſion, worin zwar die durch vorgelegte Exemplare beſtaͤtigte Angabe Brauhards, daß ſich das Mutterkorn neben dem Roggen auch an Aehren von Hafer, Gerſte, Waizen und einer Art Lolium zeige, Manchem neu ſein mochte, die eigentliche Grundmeinung deſſelben aber immer noch zu ſehr als Hypotheſe erſchien, um gegen die vorgefaßte, wohlbegruͤndete, fruͤher ausgeſprochene Anſicht der Geſellſchaft Geltung zu erlangen. Bei den Aeußerungen uͤber die Hoffnungen, welche die diesjährige ſchoͤne Früͤhlingswitterung, in Hinſicht der Fünfe tigen Obſternte erregte, fanden die Gebrüder Lange Ver- aͤnlaſſung, den großen Verluſt zu beklagen, welchen fie im once A letzten Winter dadurch in ihren Baumſchulen erlitten hats ten, daß durch die bei dem hohen Schnee von Hunger gequaͤlten Hafen ungeachtet des Einbindens mit Stroh zwiſchen 40 und 50 Schock veredelte Obſtbaͤumchen theils ganzlich vernichtet, großentheils bis zum Riederſchneiden beſchaͤdigt, theils auch weniger verletzt worden waren, ein Uebelſtand, der auch die Geſellſchaft unangenehm beruͤhrte, weil mehrere Obſtarten derſelben in dieſer Baumſchule zur Vervielfaͤltigung veredelt und nun vernichtet waren, gegen den ſich aber auch, da nur Bevorrechtete das Schießgewehr brauchen duͤrfen, die Betroffenen endlich dadurch zu ſchuͤtzen ſuchten, daß ſie fuͤr ihr Geld Erbſenſtroh kauften und die Andern gehoͤrigen Haſen damit fuͤtterten. Auch dem Herrn Kammergutspachter Loͤhner waren die Haſen durch einen ſonſt feſten Zaun gebrochen und hatten ihm einen Theil ſeiner Baumſchule vernichtet. Die Schale von Cytisus, Robinia Pseudacacia und vom Apfelbaum hatten die Haſen am begierigſten abgenagt, begierig noch die der Birnen, Pflaumen und Aprikoſen, weniger gern aber die von Pfirſchen. Hatte man nun einmal das Betruͤbliche berührt, fo konnte auch nicht ausbleiben, daß man den Winterſalat ungern vermißte, und ſein Leidweſen zu erkennen gab, weil die Crocus, Hyacinthen und Relken unter der dicken Schneedecke meiſt zu Grunde gegangen waren. Bald aber lenkte der Herr Vicedirektor die Aufmerk— ſamkeit der Gegenwaͤrtigen darauf, daß heute, weil der zum Herbſtkonvent gewaͤhlte Direktor des Vereines die Wahl in keinem Falle annehme, ein neuer Direktor zu waͤhlen ſei; den denn auch, als einen durch 15 Stim— men von 28 Abſtimmenden Gewaͤhlten, alle Gegenwaͤrtigen in der Perſon des Herrn Regierungs- und Konſiſtorialraths Dr. Back freudig begrüßten. f ueberhaupt kehrte ſich nun Alles zur Hoffnung und Freude. Der Vorſitzende bemerlte namentlich, der Herr Hofgaͤrtner habe an 90 Sorten Amaryllen und viele in» diſche Rhododendern bezogen, Herr Ranniger habe vielerlei Franzobſt und alle Erdbeerſorten von Rinz aus Frankfurt verſchrieben, und die Herren Haugk, Ranniger, Kunze, Sieckmann, Thienemann, Foß und Bechſtein ſaͤhen von allen Seiten her bedeutenden Georginenſendungen entgegen, ſo daß wir dieſes Jahr einen ſehr reichen Blumenflor zu erwarten vollkommen berechtigt waͤren. Die beſtimmte Zeit war lange verſtrichen, als die Sitzung ſchloß und ein heiteres Mahl die Mitglieder und einige Gaͤſte wieder im groͤßeren Saale des Ni vereinigte. XII. Jahresbericht, vorgetragen am Stiftungsfeſte der Naturforſchenden Geſellſchaft des Qſterlandes zu Altenburg, den 7. Juli 1841 vom Sekretär Profeſſor Dr. Apetz. Hochverehrte Anweſende! Mit dem geſtrigen Tage hat unſer naturwiſſenſchaft⸗ licher Verein abermals ein Jahr beſchloſſen, in welchem er ungeftört feine ſtille Thaͤtigkeit fortſetzen konnte. Zwar hat dieſes Jahr keine Erlebniſſe aufzuweiſen, welche es beſon⸗ ders auszeichnen, oder in unſerm Geſellſchaftsleben Epoche machen koͤnnten; wohl aber gewaͤhrt ein Ruͤckblick auf daſſelbe manche ermunternde Wahrnehmung und viele 9 15 liche Erinnerungen. 1 „ ZBauerſt gedenken wir mit ehrfurchtsvollem, tiefgefuͤhl⸗ tem Danke der Gnade unſeres Durchl. Herzogs und Landes⸗ herrn, die ehrend und ermunternd auch waͤhrend dieſes Jahres unſere Schritte begleitete. Durchdrungen von dem unſchätzbaren Werthe landes vaͤterlicher Theilnahme an unſern Beſtrebungen wollen wir redlich bemuͤht ſein, durch eine, inſoweit es Kraft und Einſicht geſtatten, dem Vaterlande nuͤtzliche und außerhalb deſſelben Achtung gewinnende Thaͤtig⸗ keit uns ſolcher Gnade wuͤrdig zu erweiſen. Moͤge dort in der romantiſchen Thalſchlucht Gaſtein, wohin den allverehrten Landesvater die heißeſten Segenswuͤnſche feiner Unter— thanen begleiteten, der Kraft und Leben ſpendende Quell auf das Geheiß des Allguͤtigen die Fuͤlle ſeines Segens uͤber den erhabenen Fuͤrſten ausſtroͤmen, daß Hoͤchſtderſelbe im Vollgefühl der wiedergeſchenkten Geſundheit in die Mitte feiner Landes kinder zuruͤckkehre! — Auch unſer erhabner Protektor, der Durchl. Prinz George, hat uns in dem verfloſſenen Jahre mehrfache Beweiſe ſeines gnaͤdigen Wohlwollens gegeben. Wollen wir darin die dringende Aufforderung nicht verkennen, fern von jeder einſeitigen Richtung das klar erkannte Ziel unverruͤckt im Auge die betretne Bahn zu verfolgen. Sie fuͤhrt ſicher zu dem er— hebenden Bewußtſein, daß wir ſo hohen Protektorats nicht unwerth ſind. Anſere monatlichen Sitzungen haben regelmaͤßig Statt gefunden. Nur im Monat September konnte keine Sitzung gehalten werden, weil fuͤr nothwendige Arbeiten in unſern Sammlungen das Sitzungszimmer in Anſpruch genommen werden mußte. In dieſen Verſammlungen kamen theils durch Vorträge, theils durch Correſpondenz und Berhands lung mannigfache Gegenſtaͤnde zur Sprache. Ich erinnere nur flüchtig an einige derſelben, welche entweder durch ihr wiſſenſchaftliches Intereſſe, oder durch ihren Einfluß auf das Gemeinwohl von größerer Wichtigkeit find. So die Ber heerungen der Maikaͤfer. Wir haben unſere Anſichten und Vorſchlaͤge in einem in Auftrag Herzogl. Landesregierung abgefaßten Gutachten niedergelegt. So der verderbliche K Ronnenfraß, deſſen traurige Folgen in unſern weſtlichen Landestheilen ſeit 2 Jahren nur zu ſchmerzlich wahrgenom- men wurden. Ferner der unſern Gebäuden fo gefaͤhrliche Feucht— ſchwamm. Dann das merkwuͤrdige Schwarzwerden des rothen Sammets in dem Audienz-Salon des Herzoglichen Reſidenzſchloſſes. Dann die merkwuͤrdigen Erdfaͤlle bei Straßburg, mit welchen hier und da wahrgenommene Erderſchuͤtterungen im Zuſammenhange ſtehen mochten. Die Krankheiten der Pflanzen, welche durch auf ſie gefallenen Blumenſtaub zu entſtehen ſcheinen, über Ruͤtzlichkeit und Schaͤdlichkeit der Pilze u. a. m. Die Geſellſchaft muß ſich allen den einheimiſchen und auswaͤrtigen Mitgliedern, welche theils durch einge— ſandte ſchriftliche Vortraͤge und Correſpondenz, theils durch mündlichen Vortrag zu wiſſenſchaftlicher Anregung und Belehrung Anlaß gaben, zu lebhafteſtem Danke verpflichtet fuͤhlen. In Anerkennung ihres hohen Werths haben wir denn auch unſere Verbindungen mit auswaͤrtigen gelehrten Geſellſchaften und Naturforſchern getreulich gepflegt und ihnen verdanken wir die ſchaͤtzbarſten Bereicherungen unſeres Wiſſens und unſerer Sammlungen. Es konnte uns nur angenehm ſein, daß wir in den regelmaͤßig fortgeſetzten Oſterlaͤndiſchen Mittheilungen ein geeignetes Mittel beſaßen, uns einigermaßen erkenntlich zu bezeigen. Fuͤr unſre Sammlungen iſt in dieſem Jahre theils zu ihrer Erhaltung, theils zu ihrer Vermehrung nicht wenig geſchehen. Saͤmmtliche ausgeſtopfte Thiere ſind einer forgfältigen Reviſion unterworfen worden. Dabei hat ſich abermals gezeigt, daß die in Glasſchraͤnken verwahrten Voͤgel durchaus unverletzt geblieben waren, waͤhrend die freiſtehenden Thiere hie und da von Motten Beſchaͤdigung erlitten hatten. Wie wuͤnſchenswerth alſo, daß ſaͤmmtliche Voͤgel unter ſolchen Verſchluß kommen koͤnnten, wenn nicht Mangel an Raum und zu bedeutender Aufwand es für jetzt unmöglich machten. ö — 0 = Auch die Spirituofen, von denen mehrere der Gefahr des Verderbens ausgeſetzt waren, find durch die Gefaͤllig— keit des Herrn Apothekergehuͤlfen Brunnemann revidirt und zum Theil umgearbeitet worden, was die dankbarſte Uns erkennung verdient, da ſich ſehr ſchoͤne und . Sachen darunter befinden. Den bedeutendſten Zuwachs hat malte ornithologiſche Sammlung erhalten. Unſerm Durchlauchtigſten Protektor verdanken wir 4 fhöne aͤgyptiſche Vögel, die an ſich werth⸗ voll noch dadurch ein beſonderes Intereſſe erwecken, daß fie Hofrath von Schubert in Muͤnchen von feiner morgens laͤndiſchen Reiſe mitgebracht hat. Es ſind folgende: Ein ſchoͤner Tantalus Ibis, der afrikaniſche Nimmerſatt, wel— chen manche Naturforſcher, aber gewiß mit Unrecht, für den heiligen Ibis der Aegypter gehalten haben. Wir be— ſitzen nun 2 Species dieſer intereſſanten Gattung, dieſe afrikaniſche und den amerikaniſchen Nimmerſatt, Tantalus loculator. Sodann einen heiligen Ibis, Ihis religiosa, von dem wir ſchon einen aͤgyptiſchen beſaßen; dann einen artigen Reiher, Ardea bubulcus, wohl nur eine Barietät der die Kuͤſtenlaͤnder des mittellaͤndiſchen Meeres bewohnenden Ardea comata; endlich ein Exemplar vom Charadrius spinosus, neu für unſere Sammlung. Dann erhielten wir ſchaͤtzbare Beiträge für unſere ornithologiſche Sammlung durch Herrn v. Huber in Klagenfurth, darunter Strepsilas collaris s. interpres, neu für die Sammlung, durch Herrn Landjaͤgermeiſter Graf v. Beuft, Herrn Kammerherrn v. Beuſt auf Reichſtaͤdt, Herrn Kam— merjaͤger el 3 ‚Sörfter Ener ——— Pachter hnert. Einige kleine Roger e wir durch Tauſch von einem wackern Landmanne „dem Gutsbeſitzer Baßler in Goſel, der einen lobenswerthen Eifer fuͤr Ornithologie und N ſehr hübſche Sammlung ausgeſtopfter Voͤgel beſitzt. Die inſtruktive und im eigentlichſten Sinne koſtbare Sammlung deutſcher Fluß⸗ und Seefiſche iſt nun voll 1 7 in unſern Raͤumen. Moͤchten wir doch bald im £ 5 — 66 — Stande fein, das dauernde Andenken landesvaͤterlicher Gnade und Munificenz zweckmaͤßig aufſtellen zu koͤnnen! Zu den Mollusken kamen durch die Guͤte des leider nun von uns geſchiedenen Herrn Apothekers Mane Exemplare der Sepia ollicinalis. Die entomologiſche Sammlung hat ſich durch eine nicht unbedeutende Anzahl groͤßtentheils für uns neuer Arten von Coleoptern und Lepidoptern vermehrt. Schmet⸗ terlinge lieferten die Herren Superintendent Hey denreich in Weißenfels, Privatlehrer Schlenzig und Cuſtos Frivaldsky in Peſth, Käfer Herr Frivaldsky. Einen ſchoͤnen Beitrag zu unſerm Herbarium empfingen wir durch Herrn Dr. Hoſer in Prag. Es iſt dies das erſte Heft ſeiner Epiphyllen Boͤhmens, eine aͤußerſt nette und intereſſante Sammlung von Blattpilzen. Mit Ver⸗ langen ſehen wir einer zweiten uns guͤtigſt beim been Sendung entgegen. Mineralien wurden geſendet von Herrn Salon. Roch muß ich eines ausgezeichneten Wespenneſtes von einer noch nicht ausgemittelten Art gedenken, was uns durch Herrn Dr. Richter in Roda verſchafft wurde. 10 Außer einigen Fortſetzungen angefangener naturwiſſen⸗ ſchaftlicher meiſt unentbehrlicher Werke erlangten wir fuͤr unſere Bibliothek auch einen kleinen Zuwachs duch Ge⸗ ſchenke, naͤmlich: ö a) die Verhandlungen der Schleſiſchen Geſellſchaft fuͤr vaterlaͤndiſche Cultur vom Jahr 1839 u. 1840. b) Einige aͤltere aatutwiſſenſchafuiche Werke, vom Herrn R. Zinkeiſen. c) Meteorologiſche en vom Forme Seit in Tetſchen. d) Monographie * Schlangen n von b ri⸗ valdsky, Geſchenk des Verfaſſers. e) Der pfäͤlziſchen Jahrbuͤcher fuͤr Pharmacie erſte Lieferung des Jahrganges 1841, eingeſandt vom Herrn Director der pharmaceutiſchen Geſellſchaft der Pfalz, Dr. Herberger. ö [ | i ur ) Die bisher erſchienenen Hefte der entomologiſchen Zeitung, herausgegeben von Dr. Schmidt, Vorſtand des 1 Vereins zu Stettin. Tm vergangenen Jahre wurden uns einige oc mutet durch den Tod entriſſen, naͤmlich: 21) Herr Hofrath, Profeſſor Dr. Doͤllinger in Muͤn⸗ 1 chen, Ehrenmitglied. ey Here Dr. Conrath, Brunnenarzt zu Franzens⸗ * brunnen, correſpondirendes Mitglied. 3) Herr Dr. Zöllner zu Penig, auswaͤrtiges Mitglied. Herr Apotheker Baumann tritt durch ſeinen Umzug nach Dresden in die Reihe der correſpondirenden Mitglieder. Herr Regierungs- und Conſiſtorialrath Dr. Back zeigte zu unſerm Bedauern den 12. Januar d. J. ._ 17 ang von unſerer Geſellſchaft an. Zu Mitgliedern wurden aufgenommen: \ J Herr Apothekergehilfe Brunnemann, d. 8. in Coburg, als C. M. 2 Herr Forſtmeiſter Seidl in Tetſchen, als C. M. 3) Herr Rector Fack in Dornburg, als C. M. 4) Herr Dr. Schmidt in Stettin, als C. M. u) Herr Geometer Auguſt Carl Stau de in Illinois in 7 . Amerika, als C. M. y 170 Herr Forſtcommiſſaͤr Findeiſen in Sloferlausnig, als C. M. ‚= Herr Dr. Hofer zu Prag, als C. M. n Ja der zur Beamtenwahl veranſtalteten Verſammlung, den 4. Mai d. J. wurde an die Stelle des ſtatutenmaͤßig aus⸗ ſcheidenden Herrn Raths Zinkeiſen der Herr Kammerrath Waitz zum dritten Director erwaͤhlt. Das uͤbrige Beamten— perſonal blieb unveraͤndert. Ueber den im Ganzen be— ftiedigenden Zuſtand unſerer Caſſe wird der Geſellſchafts— caſſirer, Herr Baucontroleur Winkler die gewuͤnſchte Auskunft geben. 5* — 6 — Am Schluſſe meines Jahresberichtes muß ich noch einen Umſtand erwaͤhnen, der für unſern Verein wichtig werden kann. Es iſt dies die Anweſenheit des obenerwaͤhnten Herrn Staude aus Amerika. Dieſer junge, unterneh— mende Mann von tüchtigem, zuverlaͤſſigem Charakter hat waͤhrend ſeines Hierſeins ein lebhaftes Intereſſe fur die Naturwiſſenſchaften und eine aufrichtige Theilnahme an unſerm Vereine gezeigt. Ich habe in dieſer Hinſicht viel— fachen Umgang mit ihm gepflogen und ihm Gelegenheit gegeben, ſich mit alle dem bekannt zu machen, was zum Sammeln, Aufbewahren und Verſenden von Naturprodufs ten zu wiſſen noͤthig iſt. Herr Staude hat ſich eifrig bes muͤht, ſich dieſe Kenntniſſe anzueignen, und ſich eine ziem— liche Geſchicklichkeit im Abbalgen der Voͤgel erworben. Ueberdies haben wir ihm eine gedruckte Anweiſung zur Behandlung von fuͤr Naturalienſammlungen beſtimmten Gegenſtaͤnden und außerdem noch ſchriftliche Inſtructionen mitgegeben. Zwar haben wir ſchon manche derartige Saat auf Hoffnung geſaͤet und keine Aernte gehalten; denn der Saame fiel theils auf ein unfruchtbares Land oder erſtickte unter den Muͤhen und Drangſalen des Lebens. Doch von dieſer Saat duͤrfen wir mit Zuverſicht, wenn nicht ein ganz unerwartetes Hinderniß ihr Gedeihen hindert, eine erfreuliche Aernte erwarten. Dafuͤr buͤrgen die Bildung und der Charakter des Mannes, auf deſſen Zuſage wir bauen. Wuͤnſchenswerth ſchon an ſich muß es uns ſein, unſere Sammlung mit Gegenſtaͤnden bereichert zu ſehen; zugleich intereſſant aber, durch eigne Anſchauung die Ratur— produkte eines Landes kennen zu lernen, wo ſo viele unſter Landsleute, dieſe in Sorge und Kuͤmmerniß, jene in einem befriedigenden Wohlſtande ihre Tage verleben, die Baͤume, unter deren Schatten ſie von des Tages Laſt und Beſchwerde ruhen, die Kraͤuter, mit denen ſie ſich naͤhren oder den Biß der Klapperſchlange heilen; das Wild, das ſie jagen; die Raubthiere, die ſie fuͤrchten; die Blumen, mit welchen ſich die Jungfrau ſchmuͤckt, und den Wurm, den ihr Fuß im Staube zertritt. = Wi Es iſt nicht gut, auf Ausſicht zu vertroͤſten; denn ſolche Vertroͤſtungen find nur zu oft truͤgeriſch; dennoch glaube ich Ihnen mit dieſer Ausſicht eine Freude zu machen, und darum wollte ich ſie Ihnen am heutigen Tage nicht vorenthalten. XIII. Ueber organiſche Reſte im Zechſteine bei un Altenburg, Ronneburg und Gera von Dr. phil. H. Bruno Geinitz. GCephalopoden. WMaulilus Aristoteles. Eine in einer Ebene gewun— dene Schnecke mit Kammern, deren concave Scheidewaͤnde gerade oder nur ſchwach gebogen ſind und durch deren Mitte ein Rahrungskanal (Sipho) geht. Die aͤußeren Windungen umſchließen mehr oder weniger die innern. N. —? Zwei Exemplare liegen mir vor, von denen das eine in der Nähe von Gera, das andere bei Corbuſen von Julius Geinitz gefunden wurde. Die Staͤrke der Windungen nimmt nicht bedeutend zu, die Kammerwande find einfach, der Ruͤcken iſt breit gerundet, die Apertura hat eine dickere Form, als die eines Halbmonds, deſſen Hörner gerundet find, Der Sipho liegt in einem Drittheile der Höhe von der Bauchſeite an. Auf der dünnen Schaale, die in Bruchſtücken den glatten Steinkern bedeckt, finden ſich feine wellenfoͤrmige Zuwachs— zn ſtreifen, welche ſich auf dem Ruͤcken in einen breiten tiefen Sinus herabbiegen. Es ſcheint ſich demnach die Art an die Undulati: „Quenstedt de notis Nautilearum 3 anzuſchließen. Gaſteropoden. Turbo Lamarck. Kegelfoͤrmig gewunden, mit engem oder ohne Nabel, wie Trochus, mit runder oder ovaler Mundoͤffnung und gewoͤlbten Umgaͤngen. T. Helicina Phill. (Trochus helicinus Schloth.). Gegen “ groß, mit 4 Umgängen, welche mit einigen Querlinien bedeckt ſind. Ein einziges, ziemlich undeutliches Exemplar fand Julius Geinitz in den Bruͤchen zwiſchen Altenburg And Cosma. Haͤufiger ſieht man hier und bei Sommeritz, mit Cucullaea Schlotheimii zuſammen, Steinkerne oder Abdrücke eines kleinen aber lang- kegelformigen Trochus (Turbo ?) mit 4 — 5 glatten, gerundeten Windungen. Serpula Lin. (Aufgewachſene, faſt cylindriſche oder prismatiſche Kalkroͤhren, welche einzeln oder zuſammen— gehäuft, mehr oder weniger gebogen und gewunden find, mit ſpitzem und geſchloſſenem Anfange und mit offenem, weitem Ende, ohne innere Scheidewaͤnde. Lethaea geognost. p. 470.) In den Produktenſchichten bei Corbuſen kommt eine kleine, glatte, cylindriſche Art dieſer Gattung vor. Conchiferen. Uucullae Lam. eth. g. p. 937 und 940.) Schaale quer, faſt gleichklappig, ungleichſeitig, mit 2 Muss keleindrücken. Buckeln auseinanderſtehend, vom geraden Schloßrande durch ein dreiſeitiges, winkelig linirtes Schloß— feld zur Befeſtigung des aͤußerlichen Bandes getrennt. 1 ö Schloß linienfoͤrmig, gerade, aus vielen in gerader Linie dicht neben einander gereiheten, zwiſchen einander einpaſſen⸗ den Schloßzaͤhnen, von denen die aͤußerſten ſich ganz parallel zum Schloßrande umlegen. C. Sehlotheimii mihi. (Schloth. Schr. d. Bairischen Akad. VI. — oder Beiträge II. z. Naturgesch. d. Verstein. in geogn. Hins. Tab. VI. F. 4, 5.) Quer eifoͤrmig, am hinteren unteren Rande nur ein wenig in eine abgerundete Ecke verlaͤngert, ſehr ungleichſeitig, ſo daß der Buckel weit nach vorn ſteht. Die Woͤlbung der Schaale iſt am bedeutendſten im oberen Drittheile der Hoͤhe, von wo der ſtark vorragende Buckel ſich bald ſchnell herab— biegt. Von der hinteren unteren Ecke laͤuft eine abgerun— dete Kante bis nach der Spitze des Buckels, von welcher die hintere Seite ſich concav herabzieht. Die vordere Seite faͤllt ſtark gewoͤlbt und oben gleichfalls von einer ſtumpfen Kante faſt ſteil ab. Außer unregelmäßigen Anwachsſtreifen iſt die ganze Oberflaͤche der Schaale und der Steinkerne glatt. Von Zaͤhnen des Schloßrandes habe ich nur einige geſehen, doch zeigen fie deutlich genug die Gattung Arca oder Cucullaeca an. Rach der Produeta aculeata iſt fi ie die haͤufigſte Erſcheinung in unſerem Zechſteine, wo fie in den kurzlich eröffneten Bruͤchen bei Cosma ſehr häufig, in denen von Sommeritz, Zehma, Frohburg und Roſchuͤtz vereinzelt, aber immer ohne Producta aculeata vorkommt. Dieſe fat verſteinerungsleeren Schichten liegen höher, als die an Ben fo reichen. Avicula Lam. (Leth. g. p. 165. 351.) Schale ungleichklappig, ungleichſeitig, ſchief auf den geraden Schloß— rand verlaͤngert, welcher ſelbſt vorn und hinten in ein Ohr ausgeht, wovon insbeſondere das hintere fluͤgelartig * groß zu ſein pflegt. Ein Zahn bildet unter jedem der beiden Buckeln das Schloß. Von 2 Muskeleindrücken iſt ein großer hinter der Mitte der Klappen und ein kleiner unterhalb dem Schloßrande verſteckt vorhanden. A. speluncaria Quenst. in Wiegm. Arch. 1835. Taf. I. F. 1., Leonh. Br. Jahrb. f. Min. etc. 1836. p. 241., Schloth. Beitr. II. Tab. V. Fig. 1. Nach Quenſtedt iſt dieſe freie Muſchel ungleichſchaalig und ziemlich rund, die Ruͤckenſchaale tief gewoͤlbt. Von der Schnabelſpitze geht eine Depreſſion nach dem unteren Rande. Sie iſt mit feinen, von dem Schnabel ausſtrah— lenden und daſelbſt oͤfters dichotomirenden Strahlen ver— ſehen, die durch Anwachsringe punftirt find. Die ziemlich kreisrunde rechte oder Bauchſchaale iſt ganz flach und legt ſich darauf, wie ein ungleicher Deckel. Auf ihr treten die Rippen ſehr zuruͤck, während die Anwachsringe deutlicher ſind. Das Ohr wird durch eine tiefe Furche abgeſchnitten, die bis in die Schnabelſpitze geht. Mit Julius Geinitz fand ich fie in einigen Exempla— ren bei Roſchuͤtz auf. | A. keratophaga Quenst. (Mytilus Schloth.). Einige Individuen aus den Kalkbruͤchen von Roſchüuͤtz glei— chen der Schlotheimſchen Abbildung im Beitr. II. Tab. V. Fig. 2. Außer den ſchwachen Anwachsſtreifen iſt die Schale glatt. Gervillia Deſrance (Leth. g. p. 348.) Der gerade Schloßrand bildet mit dem Hinterrande oft eine vorſpringende Ecke und verlaͤngert ſich vorn etwas uͤber die kaum vorſtehenden Buckeln. Unter dieſen ſtehen einige ſchiefe Schloßzaͤhne, hinter welchen ſich bisweilen noch eine Reihe ſchmaler und tiefer Furchen unter den Gruͤbchen hinzieht. Muskeleindruck etwas vor der Mitte, wodurch ſich dieſes Geſchlecht von Avicula vorzuͤglich unterſcheidet. 6. — Kleine 3“ — 4% große, glatte Steinkerne, die ſich an die Gattung Avicula anſchließen, allein zu Gervillia gehören mögen. Ihre Geſtalt iſt ſchief — in — lanzettfoͤrmig, ruͤckenfoͤrmig gewoͤlbt nach dem Wirbel zu, welcher aber ſelbſt wieder niedergedruͤckt iſt und kaum uͤber das Schloß hervorragt. Vor ihm befindet ſich noch ein Vorſprung, welcher mit dem geraden Schloßrande faſt eine Linie bildet. Dieſer Vorſprung liegt unter dem Ha U Wirbel und iſt von ihm deutlich getrennt. Auf ihm ers- hebt ſich gleich neben dem Wirbel ein kleiner abgerundeter Zahn. Auf dem Schloßrande befinden ſich in der Raͤhe des Wirbels 3 — 4 kleine parallel ſtehende Korbzaͤhne. Muskeleindruͤcke habe ich nie geſehen. Im Zechſteine bei Altenburg vom Herrn Rath Zinkeiſen zuerſt in Zehma aufgefunden, haufig bei Cosma und Som— meritz, wo ſie mit den bis hierher genannten Arten, KURT der Serpula, nicht ſelten vorkommt. Spondylus Coliſfussii Mün. und Pinna prisca Laspe, aus dem Zechſteine von Gera bekannt, haben wie nie auffinden koͤnnen. Brachiopoden. ProductaSow. (Leth. p. 85.— v. Buch. Ter. p. 26.) Schaale ſymmetriſch, wie die aller Brachiopoden, ungleich— klappig, gleichſeitig, Schloßrand lang, gerade. Die groͤßere Klappe iſt ſehr conver, längs der Mitte gefurcht, die kleine flach oder concav mit einer flachen, dem Sinus entſprechen— den Wulſt. Schloßfeld niedrig und klein mit einem klei— nen, halbkegelfoͤrmigen Deltidium. Der Anheftmuskel ver— breitet ſich durch Roͤhren auf der ganzen Schloßkante A ohne Perforation der Mitte. P. ‚aculeata Schloth. (horrida Sow., antiquata ex p. Sow. „ humerosa Sow., calva Sow. , (Quensi, in Wiegm,. Arch. 1835. p. 75 - 79. Taf. I. 2.— Strophomena aculeata Rafin, Gryphites aculeatus Schl., Produetus acul. Bronn, Leptaena ‚scabrieula [Sow.] Goldf. Leth. g. p. 86. T. III. F. 1.) Kein Petrefact kann wohl haͤufiger ſein, als dieſes, im Zechſteine bei Gera und Ronneburg, namentlich Roͤpſen und Corbuſen. Vom aͤlteſten Zuſtande an bis zu dem jugendlichſten in zahlreichen Uebergaͤngen ſieht man von der hochgewoͤlbteſten Form der Ruͤckenſchaale an die Woͤlbung ſich nicht nur fo weit verringern, wie aus den von Schlot- 1 heim Beitr. II., Taf. VIII. F. 26 und 25 als Brut abgebildeten Exemplaren erſichtlich iſt, ſondern man findet ſogar Individuen, deren Ruͤckenſchaale nur die Hoͤhe eines Blattes Papier erreichte. Nicht immer find jedoch die kleinſten auch die flacheſten, denn es zeigen die jüngften Formen oft ſchon eine ſtarke Woͤlbung. Je mehr ſich das Thier, oder vielmehr das Thierpaar, in die Oberſchaale ge— drängt hatte, um fo concaver iſt auch die Bauch- oder kleinere Schaale, auf welcher man aber immer jene flache Wulſt erkennt. Die Lange des Schloſſes variirt, gewoͤhn— lich beträgt fie jedoch nicht oder nur wenig mehr, als die Laͤnge der Schaale. Die Entdeckung Quenſtedts, daß den langen hohlen Stacheln, die von beiden Seiten ober- und unterhalb des Schloßrandes ausgehen, kleine Gruben auf der anderen Schaale entſprechen, muß Jedermann beſtaͤtigen. Sogar die vielen dornigen, bei jüngeren Individuen nur perlenartigen, ſelten ganz fehlenden Erhoͤhungen, welche die dicke Ruͤckenſchaale bedecken, ſcheinen mit dem Innern com municirt zu haben, da ſie eine Strecke lang wenigſtens hohl ſind. Unter der Oberflaͤche der Schaale ſieht man anſtatt der Erhoͤhungen faſt nur laͤngliche Vertiefungen, welche nach dem Inneren zu immer mehr in einander fließen und zuletzt in unregelmaͤßige Laͤngsſtreifen uͤbergehen. Duallllyris Dalm. (Leth. g. p. 79. — v. Buch Ter. p. 26.) Schaale quer verlaͤngert, vom Schnabel dreilappig. Der Heftmuskel verbreitet ſich in einer drei⸗ eckigen Oeffnung, deren Baſis auf dem Schloßrande ſteht, waͤhrend die Spitze aber mit der des oberen Schnabels zuſammenfaͤllt. Dieſer Ausſchnitt und das hohe, große Mittelfeld (Area) ſind auf der kleinen Klappe. D. undulata Sow. (Quenst. in Wiegm. Arch. 1835 p. 79.) Hiernach ift der Sinus der Ruͤckenſchaale, in deſſen Mitte ſich eine Rippe erhebt, und die entſprechende Wulſt auf der Bauchſchaale glatt. Zu beiden Seiten des Sinus und der Wulſt erheben ſich 12 — 16 Rippen, die nach dem Schnabel hin dichotomiren, uͤber welche gedraͤngte, wellenfoͤrmige Anwachsringe hinweglaufen. Der Schnabel ö u iſt ſtark uͤbergebogen, die Area mit ſenkrecht auf dem Schloßrande ſtehenden zierlichen Parallellinien geſchmuͤckt. LTierebralula v. Buch. Ter. p. 26. Leicht kennt⸗ lich durch den mit einer runden Oeffnung durchbohrten Schnabel der größeren oder Dorſalklappe. Dieſe Oeffnung, welche für den Heftmukel beſtimmt iſt, wird von dem Schloßrande durch ein dreieckiges Feld, das Deltidium, ge⸗ trennt, welches durch ſeine zwei Seiten an ein groͤßeres dreieckiges Feld, die Area, grenzt. A ehlolbeimi v. Buch. Ter. p. 39. Tab. II. F. 32 — Schloch. Beitr. II. Taf. Fig. 15. „ Mit 2 bis 4 Falten im Sinus der Dorſalſchale und dem entſprechenden Wulſte der Ventralſchale, in Allem ganz mit den angeführten Abbildungen übereinſtimmend. Sie iſt mir nur aus einem Bruche im Dorfe Corbuſen bekannt, wo ſie mit Producta aculeata zuſammen in einem dich⸗ ten hellrauchgrauen Kalkſteine lag, welcher nicht ſelten koͤrnige Kupferlaſur und erdigen und faſerigen Malachit enthielt. Ich erhielt ſie zuerſt durch die Guͤte des Herrn Zimmermeiſters Lippold. M Echinodermen. Enerinites ramosus Schl. (Cyalocrinites planus Miller). Die Form der Trochiten oder Saͤulenſtüͤcke dies ſer Seelilie iſt rund. Die Gelenkflaͤchen ſind um den ziem⸗ lich großen Rahrungskanal herum glatt, waͤhrend die Raͤn⸗ der mit dichtſtehenden, dichotomirenden Streifen beſetzt ſind. Wie ſie von Schlotheim in der öfter citirten Denk— ſchrift, im Separatabdrucke Taf. III. Fig. 15. a. b. und Taf. II. Fig. 8. d. abgebildet ſind, ſo wie auch die gleichgeſtaltigen, nur viel duͤnneren Hilfsarme werden in Corbuſen mit Terebratula Schlotheimii gefunden. — 3 Korallen. „ Gorgonia 1 Quenst. in Wiegm. Arch, 1835 p. 89 —90J. Escharites retiformis Schloth. Beitr. II. T. I. F. 1 und 2. — Gorgonia infundibili- formis Goldf. T. 36. 2. — Retepora lustracea Phill. — Eunicea retiformis Ehrenb. Bei den vorigen fand Julius Geinitz in Corbuſen einige flach ausgebreitete Stuͤcken, die ſich an dieſe Art anſchließen, wenn auch die Zellen unregelmaͤßig ſtehen und ſelbſt unregelmaͤßiger geſtaltet ſind, als es gewoͤhnlich der Fall bei dieſer Art iſt, welche im Zechſtein-Dolomite bei Altenburg und Poͤsneck ſo haͤufig auftritt. Deßhalb und wegen der dünnen Rinde dieſer fächerfoͤrmigen Ausbreitungen gleichen fie mehr der Gorgonia antiqua Goldf. Taf. 36. 3. a. C. dubia Schl. (Quenst. in Wiegm. Arch. — Schl. Beitr. II. Taf. II. Fig. 4., Taf. III. Fig. 10. als Kronentheile des Enerinites e beſchrieben, und Taf. IV. Fig. 16 u. 17.) Die gleichmaͤßig ſtarken, dichotomirenden Aeſte, ge— woͤhnlich eine Linie dick, mit 8 bis 10 Laͤngsreihen von rundlich- rhomboidalen Zellen, zeigen nach der Zerſetzung der kalkigen Kruſte, die dachziegelfoͤrmig gegen die hohle Axe ſchief geſtellten Schuppen, ganz wie Schlotheim Taf. III. F. 10 darſtellt. Richt ſelten in Corbuſen. g C. anceps Quenst. in Wiegm. Arch. — Schl. Beitr. II. Taf. II. F. 7. Reratophytes — Goldf. gtr, T. 8d. 00 Die duͤnnen, gleichmaͤßig ſtarken Aeſte, welche dichoto— miren, ſind nach 2 gegenuͤberſtehenden Seiten mit duͤnne— ren, kurzen Aeſtchen beſetzt, in deren Enden mehrere rund— liche Poren eingeſenkt ſind. An der Oberflaͤche der kalkigen 1 Kruſte kann man bei meinen Exemplaren unter der ſtaͤrk— ſten Lupe ſogar keine Struktur erkennen. AJn Corbuſen mit vorigen, doch ſeltener. Bus AN ; 11 ui sn Vegetabilien ließen ſich nicht beſtimmen. Einige ſchienen zu Gattungen, wie Chondrites und Zosterites, zu gehören, andere kleinere Exemplare von ſtumpf⸗lanzettfoͤrmiger Geſtalt, theils mit vielen feinen Nerven parallel dem Rande beſetzt, theils mit einem dicken Mittelnerven oder zwei Hauptnerven in der Mitte dürften Monocotyledonen zuzurechnen ſein. Anorganiſche Abſonderungen. Stylolithen. Kleine neben einander oder treppen— foͤrmig über einander ſtehende Saͤulengruppen, deren Ober— flache mit Laͤngsfurchen bedeckt iſt, aͤhnlich denen des Muſchelkalkes, finden ſich in Corbuſen. Sie kommen übrigens in jedem Kalke vor. So find fie mir auch aus dem kleinkoͤrnigen Oolithkalke am weſtlichen Abhange des ſuͤdlichen Schwarzwaldes bei Kandern in Baden und dem Plaͤnerkalle von Weinboͤhla bekannt. Kugelige, herzfoͤrmige, eifoͤrmige, furzs walzenfoͤrmige Geſtalten find eben daſelbſt ziemlich haͤufig, erſtere beſonders in Schwaara. Mineralien. Das Vorkommen von Kupferlaſur und Malachit bei Corbuſen fand ſchon Erwaͤhnung. Faſerigen Malachit und eingeſprengten Bleiglanz ſieht man nicht ſelten im Kalklager zwiſchen Altenburg und Cosma. 8 Aus der genauen Anfuͤhrung der Fundorte wird erfichts lich, daß Delthyris undulata, Terebratula Schlotheimii, Enerinites ramosus, Gorgonia retiformis, anceps und dubia in den unteren oder Produktenſchichten vorkommen, waͤhrend Cucullaea Schlotheimii, Turbo helicina, Avicula speluncaria, A. keratophaga und jene Gervillia in den oberen Schichten zu ſuchen ſind. Die Gleichheit dieſer Reſte mit jenen von Gluͤcksbrunn bei Meiningen, mithin auch denen von Humbleton in England iſt demnach nachgewieſen und es dürfte hier nur noch zu erwaͤhnen ſein, daß in keinem der von mir aus einem der angegebenen Fundorte unterſuchten Kalkſteinen mehr als eine Spur von Bittererde vorhanden iſt. 45 Ju 4 XIV. ueber die Pilze, | insbeſondere ' uͤber ihre guten und nachtheiligen Eigenſchaften. 922 Ein Berfud 2 von f A. Harzer. Die Pilze, Schwaͤmme oder ſchwammartigen Gewaͤchſe ſind Jedermann bekannt, ſo wie auch, daß Linné dieſes ausgebreitete Geſchlecht zu der 2. Abtheilung der Krypto— gamen (der verborgen bluͤhenden Gewaͤchſe) und in das Gun ban 5 100 | wirken | An Dieſe Abhandlung iſt uns vom Herrn Verfaſſer mitgetheilt worden, um in einer Verſammlung der Naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes vorgeleſen zu werden, nachdem ſie bereits in der Verſammlung der Iſis, oder Geſellſchaft für ſpecielle, beſonderg vaterländiſche Naturgeſchichte in Dresden am 12. November 1840 vorgetragen worden war. Mit Zuſtimmung des Herrn Verfaſſers haben wir den eben ſo intereſſanten als belehrenden Auffag in nfern oſterländiſchen Mittheilungen abdrucken laſſen, um ihn zur Kelniß eines größeren Publikums zu bringen. Er kann als Ein⸗ leitung zu deſſen Werke: Naturgetreue Abildungen der vorzüglichſten eßbaren, giftigen und verdächtigen Pilze, nach eignen eobachtungen gefertigt und beſchrieben, angeſehen werden. Die bis jetzt erſchienen Abbildungen ſind ausgezeichnet und dürften auch von den beſten derartigen Darſtellungen wohl ſchwerlich übertroffen werden. Auch ſind die Leiſtungen des Verfaſſers durch feine meiſter⸗ haften Kupfer zu Fiſcher von Röslerſtamms Mikrolepidop— tern rühmlichſt bekannt. Anmerk. d. Redact. nn MR 24. Fach feines großen Herbariums gezogen. Es ſei mie aber erlaubt, — in der Vorausſetzung, daß es dem Einen oder dem Andern nicht ganz unintereſſant fein dürfte, — noch Einiges über dieſelben ins Beſondere hier mitzutheilen, in der volligen Ueberzeugung, daß es dem Einen wohl nichts Neues darbietet, der Andere es vielleicht laͤngſt ſchon wieder vergeſſen haben kann, ein Dritter hingegen es doch noch nicht wiſſen koͤnnte. — Die Pilze find Pflanzen ohne Bluͤthen, wahre Blaͤt— ter, Stengel und Wurzeln, mit ſehr kleinen Keimkoͤrnern (Sporae) verſehen, welche ſich beim Keimen zu Faden ver— laͤngern, vielfach verzweigen, und fo die ſproſſende Unter- lage derſelben (den Thallus nach Linck) bilden, welcher entweder flockig, flockenfoͤrmig oder fehlend iſt. Um jedoch dieſen Charakter richtig aufzufaſſen, muß man das, was bei vielen Pilzen auf den erſten Blick die ganze Pflanze aus zumachen ſcheint, nur als die Frucht des weniger in die Augen fallenden und oft im Boden ver— borgenen Thallus betrachten; demzufolge find die anſcheinen⸗ den Blaͤtter und Stengel nur als Theile der Frucht, die wurzelähnlichen Theile als der Thallus — den man auch (Mycelium) nennt — zu betrachten. Sie ſcheinen nur da zu wachſen, wo ſich organiſche Subſtanzen zerſetzten, z. B. auf todten oder kranken orga- niſchen Koͤrpern, in der Dammerde u. ſ. w. auf Fluſſig⸗ ehen, doch nie unter Waſſer. Die Lebens dauer der Pilze iſt meiſtens tutz, doch ſcheint ſie oft geringer, als ſie wirklich iſt; denn bei vielen treibt das Mycelium perenirende, und mehrere Jahre hin⸗ tereinander neue Früchte. Ihre Groͤße iſt meiſt gering, zuweilen mikroskopiſch, ſelten über einen Fuß hoch oder breit. Da, wie ſchon erwähnt, die Pilze nur da zu wach⸗ ſen ſcheinen, wo ſich organiſche Subſtanzen zerſetzen, ſo gab dieſes in den frühern Zeiten Veranlaſſung, anzuneh⸗ men, daß Pilze urſpruͤnglich immer aus andern organiſchen Koͤrpern und deren Ueberreſten ſich erzeugten“), indem das erloͤſchende oder erloſchene Leben des Individuums wieder unter andern Geſtalten aufkeime; deßhalb hat man ſie auch Hysterophyten (oder reproducirte Gewaͤchſe) genannt, im Gegenſatz zu den Protophyten (oder ſolchen, von denen man annahm, daß ſie direct aus organiſchen Stoffen her⸗ vorgegangen), was allerdings nicht richtig iſt; denn wenn die Pilze auch nur da zu wachſen ſcheinen, wo ſich organifche Subftanz zerſetzt, ſo entftehen fie in den bei weitem mei⸗ en Fallen nicht aus dieſer ſich zerſetzenden Subſtanz, ſon⸗ dern aus Keimkoͤrnern, ebenſo wie die phanerogamiſchen Pflanzen nicht aus der Erde „ fondern aus dem Saamen⸗ korn entſtehen. Wenn in den fruͤheſten Zeiten die Mens ſchen, ja ſelbſt gebildete Naturforfcher, die Pilze als die aller unvollkommenſten und veraͤchtlichſten Producte der ganzen organiſchen Schöpfung und gleichſam als mißrathene Vers ſuche der belebenden Natur betrachteten, fo dürfte es uns eigentlich nicht wundern, wenn ſolche ererbte Vorurtheile, ungeachtet des hohen Aufſchwunges der Naturwiſſen⸗ ſchaften in unſerer jetzigen Zeitperiode doch noch nicht gaͤnz⸗ lich ausgerottet, und noch hie und da, — wenn auch nicht c, — aber doch noch wee ee waͤren. N e * ö Die Theotien von dem Urſprunge und Bildungs⸗ triebe der Pilze waren in früherer Zeit dem Stande dee Wiſſenſchaften angemeſſen, wurden zwar von Seit zu Zeit 5 Ariſtoteles ꝛc., ingl. Medicus und Märklin, nn 4 * von Römer und Uſteri. 1788. III. Stck. S. 137 ff. . 6 — ſinnreicher, blieben aber groͤßtentheils noch eben ſo unſicher und widerſprechend, als die der Alten. Mehrere hatten ſie ſogar ganz aus dem Gebiete der Flora verwieſen und ſcheinbare Gründe für ihre Animalität angeführt; Andere wiederum, z. B. Necker ꝛc. gaben ihnen ſogar in einem vierten Naturreiche zwiſchen den Pflanzen und Mineralien ihre Stelle, weil ſie ein Wachsthum durch innern Anſatz der Theile bemerkt haben wollten. Zwar blieb der größte Theil der Naturforfcher der Annahme der Alten, ſie zu den Pflanzen zu zaͤhlen, treu; allein über die Frage; wie und auf welche Art ihre En wicfelung eigentlich vor ſich gehe? — konnte man ſich la nicht vereinigen, da man den Gedanken des nene deutſchen Naturforſchers Joachim Jung, „ daß keine Pflanzen ſich ohne Saamen entwickele“ — zu wenig beherzigte. Die Erflärungen eines Micheli, Schmiedel, Kolteuter, ö Batſch, Kerner und des berühmten Pflanzenphyſiologen Hedwig, ſtimmten jedoch alle darin uͤberein, daß die Pilze als Produkte des Pflanzenreichs durch wahren Saamen fortgepflanzt wurden. Micheli“) hat das Verdienſt, durch glücklich — Verſuche zuerſt den Saamen dieſer Gewaͤchſe augenſchein— lich dargelegt zu haben, obſchon vor ihm Garmannus **) unter Anderm behauptet hatte, daß die meiſten Schwaͤmme aus ſehr kleinen Saamen erzeugt wuͤrden. la Dem Naturforſcher Dr. Hedwig gebührt aber die Ehre, durch ſeinen unermuͤdeten Eifer in das Geheimniß der Kryptogamie tiefer, als alle ſeine Vorgaͤnger eingedruns gen zu fein, wovon fein claſſiſches Werk““) die a ften Beweiſe liefert. *) Micheli nova gen. plantarum. **) Misc. nat. Cur. Dec. I. an. 6. et 7. Obs. 174. 1 Theoria generationis et fructificationis plantarum eryptogami- carum, Dissertatio, quae praemio ab Acad. Petropol. ornata est, Petrop. 1784, = 4 Des Profeſſors Batſch“) Beobachtungen ſtimmen groͤßtentheils mit denen eines Micheli überein, und durch dieſe Beobachtungen bahnte Erſterer den Weg zur Ein— theilung der Pilzgattungen, indem er Seite 26 ſagt: „Schwaͤmme find Gewaͤchſe mit den ein fachſt en „unvollkommenen Fruchtwerkzeugen, welche „aus den zarteſten Saamenkoͤrnchen beſtehen ꝛc.“ Wenn auch deſſen Eintheilung durch die Entdeckung neuer Gattungen und Arten oder durch genauere Beſtimmung der Befruchtungstheile in der Folge manche Veränderung ers litt, fo find die Vorzüge, welche dieſe Eintheilung hat, doch unverkennbar, da ſie auf weſentliche Merkmale gebaut, in ihrer Anwendung ſicherer und einfacher war, als alle vors hergegangenen. \ Bor Batſch war Schäffer der Erfte, welche iluminirte Abbildungen geliefert hat. Sein Bilderwerk in 4 Baͤnden enthielt 300 Kupfertafeln. i Nach der Zeit haben mehrere gelehrte Maͤnner uns kuͤnſtliche Syſteme oder Abtheilungen von großen Schwamm— verzeichniſſen gegeben, bei alledem aber doch nicht durch⸗ gaͤngig darin die Kennzeichen deutlich oder faßlich bemerkbar zu machen geſucht, wenigſtens fehlt bei mehrern Unters abtheilungen die klare Beſtimmtheit, welche man wuͤnſchen muß, um einen ſichern Weg gehen zu koͤnnen. Nur erſt ſeit der neuern Epoche der Myeetologie (nämlich von Erſcheinung der Perſoon'ſchen Synopſis 1801 an), iſt man zu einer vorzuͤglichen Kenntniß der Gattungen und Untergattungen gekommen; ſie umfaßt alle damals bekannt geweſenen Pilze, welche in eine beſtimmte ſyſtema⸗ tiſche Ordnung gebracht dieſelbe ſehr erweiterte. RNaͤchſt dieſen hat Rees v. Eſenbeck durch fein vors treffliches Werk“), hauptſaͤchlich aber durch die von Sturm meiſterhaft ausgeführte bildliche Darſtellung der 2 *) 1 fein Werk: Elenchus fungorum cum icon. Halae Mag- e 75 Das Syſtem der Pilze oder Schwämme. 180 damals bekannten Gattungen (eine oder einige Arten von jeder) das Studium der Mycologie beſonders zügen und erweitert. Jngleichen hat Fries *) in feinen alle Gatca gen und Arten umfaſſenden Werke, das Jedem unentbehrlich, der ſich mit dem Studium der Pilze beſchaͤftigt, das Wichtigſte über dieſelben überhaupt geliefert, ei. Kenntniß mit langer Erfahrung vereint. Eben genannte Schriften, ſo wie ein und das ande Prachtwerk der Auslaͤnder koͤnnen aber wegen ihrer hohen Preiſe hoͤchſtens nur im Bereich ausgezeichneter Privat⸗ bibliotheken aufgefunden werden, die leider nicht Jedem zugaͤnglich, mithin für die Meiſten fo gut, wie gar nicht vorhanden ſind. Da nun aber auch der groͤßte Theil derſelben von Gelehrten für Gelehrte geſchrieben, naͤchſtdem das ganze weitlaͤufige Syſtem umfaſſen, ſo koͤnnen ſie ſchon nicht ſo allgemein benutzt werden, als es wohl zu wuͤnſchen wäre, Zwar giebt es außer den eben angefuͤhrten noch mehrere Werke, z. B. von Krapf, Kerner u. dergl., welche theils über die bekannteſten eßbaren, theils über giftige und verdaͤchtige, oder uͤber beide zugleich, — der oder jener Gegend handeln und mit Abbildungen verſehen ſind, allein dieſe Abbildungen ſind meiſtens Copien von Copien, im Umriß, ſo wie in der Faͤrbung mißrathen zu nennen, oder ſie ſind von ſolchen Perſonen gefertigt, die man wegen der Billigkeit ihrer Forderungen dazu erwaͤhlte, die aber der Sache keineswegs gewachſen waren, demnach mehr verwir— ren, als unterrichten. Sehr ruͤhmliche Ausnahmen machen blos die Werke von Krombholz, Lenz und von Phoͤbus, ſie beurkunden ſich als brauchbar, werthvoll und zweckentſprechend. Außer. letztgenannten iſt mir es noch nicht gelungen, ein neueres zur Anſicht zu bekommen, um mich in Kenntniß zu ſetzen. Ehren wir nun auch die nicht zu verkennenden Schwie— ) Systema mycologicum. | | 5 3 tigkeiten, welche die Forſcher zu beſeitigen hatten, um das große Reich der Pilze und Schwaͤmme in ſyſtematiſche Reihenfolge zu bringen und zu benennen, wodurch die Wiſſenſchaft gewinnt, aber es bleibt doch immer ein weit weniger ſchwieriges Unternehmen, als das Geheimniß ihrer Natur, ihrer organiſchen Verhaͤltniſſe, ihre Abweichungen von der Regel, in Bezug auf ihren Werth oder Unwerth zu erforſchen; denn ſo viele Thatſachen ſprechen dafuͤr, daß es Pilze giebt, welche bald ſchaͤdlich, bald unſchaͤdlich zus gleich wirken; aber aͤhnliche relative Verſchiedenheiten, durch Vaterland, Jahreszeit und andere Einfluͤſſe bedingt, finden ſich ja auch bei den Phanerogamen. Was uns haupt⸗ ſaͤchlich zu einer gediegenen Kenntniß der giftigen Pilzarten im Allgemeinen und Einzelnen fehlt, iſt das Chemiſche. — Die jetzigen Kenntniſſe in dieſer Beziehung ſind noch im— mer zu ſehr fragmentariſch, und Botanik, fo wie Medicin⸗ müfjen gleich ſehr die Ausfüllung dieſer Luͤcke wuͤnſchen. Die chemiſchen Zerſetzungen haben bisher nur dargethan, daß die Pilze im Ganzen ſehr abweichend von den andern: Pflanzen ſind, und daß mehrere ſich durch ihre, gewiſſen thierifchen Stoffen ähnliche. Beſchaffenheit auszeichnen. Dahin gehoͤren beſonders ammoniakaliſche ſeifenartige, mehr oder weniger oͤligt-, waͤſſtig-, ſchleimigt-, in ziemlich hohem Grade gallertartige Beſtandtheile. Nach Andern wallrathartiges Fett, Osmazom, eine beſonders ſtickſtoff⸗ haltige (im Alkohol aufloͤsliche) Materie und das ebenfalls ſtickſtoffhaltige Fungin, welche in den allermeiſten ne ſuchten Pilzen gefunden worden f nd. Außerdem kommen noch in vielen Pilzen eiweiß, Pilzzucker, Pilzſaͤure, Harze, ein gefaͤrbtes Oel oder Fett, fluͤchtige ſcharfe Stoffe, Salze und dergl. mehr vor. An der galvaniſchen Kette ſollen ſich Pilze (nach Humboldt?) thieriſchen Organen aͤhnlich verhalten, gleich 1 Oberbergrath von Humboldt's Verſuche über die gen. Muskel- und Nervenfaſer. I. 171 ff. Ferner in deſſ en Aphorismen aus der chemiſchen Phyſiologie der Pflanzen 1794 S. 106 ff ; in Crell 's Annalen 1785 S. 284 und 1789 S. 2915 in Girtanner's ja ‚gründen d. antiphlogiſt. Chemie, nach d. Ausg. v. 1792 S. 273 ff. 2 WW Thieren, auch im Licht, Sauerſtoffgas verzehren und nur einen ſehr kleinen Theil kohlenſaures Gas aushauchen. Aus dem Mangel oder geringen Theile von Kohlen— ſtoff erklärt ſich, warum die Pilze vorzüglich durch Waſſer ernaͤhrt werden, und wie einige Arten mit auffallender Geſchwindigkeit emporſproſſen. Man hat die Bemerkung gemacht, daß die Vegetabilien deſto langſamer wochen je groͤßer ihr Ueberfluß an Kohlenſtoff iſt. Rach dem Abſterben zerſetzen ſie ſich meiſt 15 mit einem an thieriſche Subſtanz erinnernden Geſtanke, in wel⸗ chem Zuſtande fie auch am haͤufigſten von ſolchen Infectens Gattungen und Arten durchwühlt werden, welche außerdem die Excremente und Leichen der Thiere bewohnen, theils identiſch, theils nahe verwandt, ſich davon ernähren, z. B. die Scarabaͤen, Staphylinen, Hiſter, Silphen, Sppäriten und dergl. mehr. Die giftigen oder betaͤubenden Wirkungen, welche zus weilen nach dem Geruche erfolgen, — obſchon einige Pilze narkotiſche Stoffe enthalten ſollen, die die Rerventhaͤtigkeit unterdrücken, find nur fecundär und liegen nicht in einem rein darzuſtellenden Stoffe (daher koͤnnen chemiſche Zers ſetzungen hier nicht zweckentſprechend in Anwendung ge— bracht werden), ſondern meiſt nur in einem noch zu wenig bekannten ſcharfen Stoffe, wie namentlich bei den Taͤub— lingen und Milchern, den aber nur der Geſchmack entdeckt, und in Letellier's entdeckten Amanitin, was derſelbe aus Agaricus muscarius und phalloides erhalten. Es ſoll ohne Geſchmack und Geruch fein, mit Säure kryſtalliſirbare Salze bilden, und hauptſaͤchlich narkotiſche, bonn 3 aͤhnliche Wirkungen verurſachen. Sonach werden wir uͤber dieſe Aufgaben wohl nag lange im Dunkel verbleiben; denn dieſe und aͤhnliche in anderer Hinſicht angeſtellte Verſuche haben zwar über die Ratur der Pilze ſo manchen ſchaͤtzbaren Aufſchluß gegeben; allein fie find noch immer viel zu unvollſtaͤndig, als daß ſie uns beim Gebrauche dieſer Gewaͤchſe ſicher leiten koͤnnten. Dieſes Wenige glaubte ich von der wiſſenſchaftlichen | | * — 87 — Kenntniß der Pilze voraus ſchicken zu durfen, um nun bon den Eigenſchaften etwas mitzutheilen, wodurch ſie unſere Aufmerkſamkeit feſſeln. Schon den aͤlteſten Voͤlkern iſt es bekannt geweſen, daß die Pilze zu den leckerhafteſten Speiſen, oder zu den vorzüͤglichſten Würzen derſelben eine eben fo wohlfchmes ckende als ergiebige Nahrung gewähren. Die alten Gries chen und Römer *) wußten ſchon den Werth vieler Pilze zu ſchaͤtzen, und hatten eben dadurch auch Gelegenheit, die giftige Wirkung der andern und ſelbſt die ſchaͤdliche Wir- kung der eßbaren, wenn ſie von ſchwaͤchlichen Perſonen in allzugroßer Menge genoſſen werden, kennen zu lernen. Seit jenem klaſſiſchen Alterthum bis auf unſere Zeis ten iſt man mehrfach bemüht geweſen, allgemeine nzeichen aufzufinden, durch welche man giftige und 2 von einander unterſcheiden koͤnnte. Man nahm ſolche Kennzeichen z. B. J. Von dem Standorte der Pilze an. Daß der Standort großen Einfluß auf die Genießbar⸗ keit mancher Pilze haben kann, iſt wohl nicht ganz zu be— zweifeln; demnach verdienten diejenigen, welche in ſehr dichten, dumpfigen Wäldern wachſen, ſchon einiges Mißtrauen, ob» gleich auch daſelbſt viele eßbare Arten vorkommen. * Dagegen iſt die Benutzung ſolcher, welche am Rande und auf lichten ſonnigen Stellen der Waͤlder, auf Heides platzen, Viehweiden und trocknen Wieſen vorkommen, naͤchſtdem ein weißes, zartes, dichtes und trocknes Fleiſch haben, was zerbrechlich und nicht zaͤhe iſt, um ſo weniger zu fürchten; jedoch noch mit der Vorausſetzung, daß fie auch nebenbei einen angenehmen Pilzgeruch und (roh genoſſen) dergl. Geſchmack beſitzen; denn gerade einige der ſchädlich— ſten Arten, wie der gemeine Fliegenpilz, Agaricus mus carius, und der knollige Blaͤtterpilz, Ag. phalloides wach⸗ ſen am haͤufigſten auf lichten freien Stellen der Waldun⸗ . 1 K. Vergl. Asch. I. Krombh. 1, 2, 3, 4. Rog. 28. gen oder in Vorhoͤlzern; allein bei dieſen giebt der Ges ſchmack (wie ſpaͤter bemerkt werden N das ſicherſte Zeichen ihrer Unbrauchbarkeit. ne, Diejenigen, welche auf WBonmſiöcken g wachsen; oder nahe bei gewiſſen Baͤumen angetroffeu werden, erhalten meiſt ein zaͤhes lederartiges Fleiſch, wie z. B. der Buchens ſchwamm oder Halimaſch, Ag. melleus, Fr. Polymyces, Pers. dieſe Eigenſchaft beſitzt, jedoch als Ausnahme von der Regel (beſ. in Oeſtreich) ſehr haͤufig genoſſen wird. Hierbei iſt jedoch noch zu bemerken, daß ein und dieſelbe auf Baumſtaͤmmen wachſende Art weit weniger wohl⸗ ſchmeckend iſt, und nicht das feine Fleiſch hat, als dies jenigen von derſelben Art, welche nur in der Raͤhe dieſer Baͤume aus der Erde hervorbrechen. II. In wiefern die Pilze (roh gekoſtet) eine angenehmen oder unangenehmen Eindruck 4 unfere Sinne machten. a) Hinſichtlich des Geruchs oder Geſchmacks. Wahr iſt es allerdings, daß beide haͤufig bei genießbaren Arten angenehm oder doch ſehr ſchwach, bei ſchaͤdlichen dagegen unangenehm und oft widrig find; allein Ag. muscarius und phalloides einerſeits — und Ag. melleus, Hydnum repandum andererſeits — ſind Ausnahmen, wa den Werth der ganzen Regel vernichten. aa) Die Schaͤrfe, welche mehrere Arten im Geſchmack beſitzen, ſollte als ein Kennzeichen ihrer Unbrauchbarkeit an⸗ geſehen und dergl. Arten nicht zum Genuß gewählt werden. Obſchon dieſes Merkmal immer mit Vorſicht zu beachten fein dürfte, fa ſchließt es doch keineswegs alle von dem Genuſſe aus, wie z. B. alle diejenigen, welche eine Milch von ſich geben, aber fuͤr eßbar anerkannt ſind, wie der gemeine Reizker, Ag. deliciosus, der ſogar einen rothgelben Milchſaft hat, noch uͤberdies bei Verletzungen ſpangruͤn anlaͤuft und roh gekoſtet ſogar einen bittern Geſchmack beſitzt, aber deſſenungeachtet allerwaͤrts in großer Menge verſpeiſt wird. Etwaͤhnter Milchſaft, den eine ganze Abtheilung als > 2 beſondere Eigenſchaft beſitzt, weßhalb ſie auch Milchſchwaͤmme oder Milcher genannt worden find, wurden früher als hoͤchſt gefaͤhrlich angenommen. unter dieſen Milchern giebt es allerdings Arten, die man bis jetzt noch für verdächtig erachtet, ob es ſich ſchon nach den jetzigen Erfahrungen erwieſen hat, daß, wenn dieſe Milch auch noch groͤßtentheils eine Schaͤrfe bei ſich hat, dieſelbe doch durch ſtarkes Kochen oder Braten gaͤnzlich vernichtet wird, mithin unſchaͤdlich iſt, und die als unterſucht bekannten Arten ohne allen Nachtheil für die Geſundheit genoſſen werden koͤnnen. Dagegen iſt erwieſen „ daß man ſaftloſe Pilze, die waͤhrend des Zerkauens eine gewiſſe beißende Schaͤrfe Abe, und die man oftmals ſchon entdeckt, wenn ma wiederholt die Oberflaͤche des Huts mit der Zunge berührt, als verdaͤchtig zu verwerfen hat. So haben viele kleine mit weißen Blaͤttchen eine bedeutende Schärfe bei ſich, die 0 an größern derſelben Art nicht bemerkt, wenn I n Form und Farbe ihrer Theile mit eeſtern ganz ſtim men. * b) Von der Faͤrbung, nach welcher Einige die Schaͤdlichkeit oder Unſchaͤdlichkeit beſtimmen, die jedoch, wie alles andere noch Anzufuͤhrende immer fehr betrüglich leibt. Deßhalb ſollten alle, welche dunkle, niedrige, oder doch unanſehnliche Farben haben, wie ſchwarz, ſchwarzblau, grün, buntſcheckig, oder wie Pfauenſchweif ſpiegelnd, ein abſchreckendes Merkmal ſein? Allein gerade die beſten, wohlſchmeckendſten Pilze haben keine beſonders angenehmen Farben, wie z. B. die ſchwarze Trüffel, Tuber eibarium, die Morgeln und mehrere andere. Dagegen finden ſich zum oͤftern die ſchoͤnſten Formen und Faͤrbungen bei den bekannten giftigen, wie die ſchoͤne hochrothe Farbe am Fliegenpilz, (der auch wegen ſeines ausgezeichnet ſchoͤnen Anſehens ſchon Manche zum Genuß verleitete), ferner der ſogenannte Speitaͤubling, Ag. emeticus, oder integer, mit ſeiner großen Anzahl Varietaͤten, und andere mehr. Andre wiederum haben vor ſolchen Pilzen gewarnt, welche lichte oder ſonſt angenehme Farben haͤtten, und behaupten, daß ſolchen nicht zu trauen ſei. Als Gegen- beweis laſſen ſich unter den eßbaren und vorzüglichften der gemeine weiße Champignon, Ag. campester, der ſchoͤne rothe Kaiſerling, Ag. caesareus, der angenehme orangegefaͤrbte Pfifferling, Meruleus cantharellus u. a. m. anfuͤhren, denen ein empfehlendes Aeußere (verbunden mit Di Wohlgeſchmack) keineswegs abzuſprechen iſt. N | III. Die Veränderung des Fleifhes beim Durchſchnitt hat ebenfalls als Kennzeichen der Ungenieß— barkeit keinen Werth und kann um ſo weniger beachtet werden, da mehrere eßbare Arten dieſem Farbenwechſel unterworfen ſind. Das Fleiſch mancher Arten, wenn es naͤmlich beim Durchſchnitt der Luft ausgeſetzt wird, laͤuft blau, blau— grün, roͤthlich, graulich oder ſchwaͤrzlich an, was ſich jedoch nach kurzer Zeit, beim Trockenwerden der hipboelegten Stelle nach und nach wieder verliert. n Dieſer Charakter findet ſich freilich auch bei dem ent⸗ ſchieden giftigen Boletus luridus, aber daraus folgt im— mer noch Richts fuͤr die andern. Unter den Boleten z. B. giebt es mehrere, wie der Boletus scaber, der nach dem Anſchnitt zuweilen roͤthlich oder blaß violettgrau; der B. sublomentosus, welcher blau, und der B. variegatus, welcher ebenfalls gruͤnblau anlaͤuft, und doch werden ſie haͤufig friſch und getrocknet ohne allen Nachtheil gegeſſen; fo ers klaͤren ſie Lenz (nach vielfacher eigner Erfahrung), ſo wie Krombholz fuͤr ganz unſchaͤdlich. IV. Die Klebrigkeit des Hutes, welche doch groͤßtentheils nur von der feuchten Witterung herrührt, wos durch ſehr viele Arten einen ſchleimigen Ueberzug erhalten, und der wohl ſchwerlich von Jemanden unabgeputzt, auf irgend eine Art und Weiſe zugerichtet, mit genoſſen werden wird. V. Ein ſchuppiger oder warziger Hut. — Dem widerſpricht ſogleich das Hydnum imbricatum, der Boletus ovinus und mehrere andere, von denen die Hut⸗ — 91 — i Oberfläche beim Wachsthum zerreißt und als Schuppen oder netzfoͤrmig gezittert erſcheint. VI. Das Vorhandenſein eines Ringes, 1 ie * VII. Ein hohler Strunk, und VIII. Ein knolliger Stiel ſollten ebenfalls die a eines Pilzes bezeichnen. Es ſind aber keine ſtandhaften Kennzeichen, gleich dem 1 IX. wenn Manche meinen, daß diejenigen Pilze, welche von dem weidenden Vieh verzehrt, oder von Schnecken angegriffen werden, im Allgemeinen für genießbar angenom— men werden koͤnnen. Mehrere eßbare Pilze, wie z. B. der Leberſchwamm, werden von dem weidenden Viehe nie an— gegriffen; auch haben dieſe Thiere doch wohl uͤberdem eine on der unſtigen ſo verſchiedene und für eine andere Bes 2 geeignete Organiſation, daß man von ihren phyfis ſchen Beduͤrfniſſen auf die unſrigen wohl nicht mit aller Zuverſicht ſchließen darf. X. Inwiefern die Pilze beim Kochen eine Veraͤnderung erleiden; die ſchaͤdlichen ſollen dabei viel, härter werden; dies findet aber vermöge des Eiweiß es ſtatt, den mehrere Pilze enthalten, beſonders die Milcher. Ganz zu übergehen waͤre XI. das Schwarzwerden der Pilze, die man mit einer Zwiebel kocht, ſo wie XII. das Anlaufen eines ſilbernen Loͤffels, der in gekochte ſchadliche Pilze geſteckt würde, — was aber bei allen Eierſpeiſen und bei gebeitztem Stockfiſch ebenfalls bes merkt wird, ohne daß dieſes Anlaufen durch einen ſchaͤd— lichen Stoff hervorgebracht ſein koͤnnte. Dem Geſagten zu Folge wird man zu der Ueberzeu— gung gelangen, daß es leider bis jetzt noch keine allgemeinen charakteriſtiſchen Merkmale giebt, nach welchen man die eßbaren von den giftigen zu unterſcheiden vermoͤchte, da diejenigen, welche man in früherer Zeit dafür anges nommen, ſich nicht hinlaͤnglich als bewährt befunden, was — 92 — eine Menge in neuerer Zeit deßhalb er Verſuche bewieſen haben. Ich wuͤrde alle dieſe Angaben nicht angeftirt haben, wenn ich dabei nicht einen guten Zweck beabſichtigt haͤtte, naͤmlich den Glauben an dergleichen, welcher ſich doch bei Einem oder dem Andern, ſei es durch Leſen von ſolchen aͤltern Schriften, oder durch muͤndliche Mittheis lungen einigermaaßen feſtgewurzelt haben und als ſicher un untruͤglich angenommen werden koͤnnte, hier durch ges gebene Beiſpiele, wenn auch nicht ganz zu vernichten, doch wankend zu machen, bis eigne Verſuche und Erfahrungen die Wahrheit vollends beſtaͤtigen. Dieſes Aufſuchen allgemeiner Kennzeichen bemweift, daß man früher die Formenverſchiedenheiten auf dem Ge— biete der eßbaren, verdaͤchtigen und ſchaͤdlichen Pilze fuͤr weit geringer hielt, als wir ſie jetzt kennen; haͤtte man abe die betraͤchtliche Zahl der hierher gehoͤrigen gekannt, man wuͤrde es ſich gewiß nicht haben einfallen laſſen, Schäds liches und unſchaͤdliches durch einige ene Regeln unter⸗ ſcheiden zu wollen. Die Erfahrung hat jetzt zur Genüge die gaͤnzliche Unbrauchbarkeit aller derjenigen Kriterien, welche man auf- gefunden zu haben glaubte, dargethan, und es bleibt für alle diejenigen, welche die Pilze eſſen und gerne eſſen, ſich aber nicht vergiften wollen, nichts Anderes uͤbrig, als die einzelnen eßbaren Arten ſpeciell, entweder ſtreng wiſſen— ſchaftlich-botaniſch, oder durch wohlgewaͤhlte empiriſche Kennzeichen und gute naturgetreue Abbildungen, kennen zu lernen. Zwar dürfte es genug ſcheinen, nur die allgemein anerkannt eßbaren Pilze genau kennen zu lernen, um ſich vor den giftigen zu hüten; allein da man die Eigenſchaften der vielen 100 Arten noch nicht genau beobachtet hat, und ſelbſtz über die als giftig oder verdächtig verrufenen die Meinungen ſelbſt der Kenner noch ſehr getheilt, auch in der That Gründe genug vorhanden find, ihre wirkliche Schaͤdlichkeit zu bezweifeln; ſo bleibt es gerathener, auch die giftigen kennen zu lernen, weil mehrere ſchaͤdliche die groͤßte Aehnlichkeit mit den genießbaren haben, weßhalb auch an verſchiedenen Orten auf hoͤhern Befehl ſchon dergleichen eßbare Arten nicht zum Verkauf gebracht werden duͤrfen, die mit ungenießbaren einige Aehnlichkeit haben, um da— durch alle nachtheiligen Wengen gaͤnzlich zu be⸗ ſeitigen. Einige allgemeine Regeln, die aber ebenfalls Aus⸗ nahmen erleiden koͤnnen, aufzuſtellen, wodurch dem ganz Unfundigen die bentcebabeh Arten von den verdaͤchtigen zu unterſcheiden fi ſind, iſt wohl nicht für uͤberfluͤſſig ju achten. . Eine der beſten bleibt immer diejenige, darauf zu achten, ie fie binfichtlic) des Geruchs und Geſchmacks (reh verſucht) Hi; unfere Sinne wirfen. Die Erfahrung muf bier aller⸗ dings uns immer ſelbſt leiten, da ſelbſt der Geruch und Geſchmack wohl in den allermeiſten Faͤllen, aber doch nicht allen, die ſicherſte Auskunft geben. Man nimmt als ini, Typus aller guten oder brauchbaren Arten n gemeinen Champignon zum Vorbild, deſſen Geruch bekanntlich angenehm zu nennen, und deſſen Geſchmack (verſteht ſich roh gekoſtet) dem der Haſelnuß aͤhnlich iſt, ohne einen unangenehmen, zuſammenziehenden Nachgeſchmack Fit. Haufige Beobachtungen haben bewieſen, daß z. B. der gemeine Fliegenpilz und mehrere andere Arten ungefaͤhr denſelben Geſchmack haben; allein dieſe ver⸗ daͤchtigen Arten verrathen ſich ſogleich dadurch, daß man nach dem Kauen, wenn man ſie hinunterſchluckt, ſogleich eine gewiſſe Beſchwerlichkeit im Schlingen ſehr auffällig Arm wird, was man bei den guten keineswegs bemerkt. Will man Pilze prüfen, ob fie. eßbar oder verdächtig find, ſo verdienen folgende Angaben beachtet zu werden. E.s verſteht ſich von ſelbſt, daß man von Pilzen, die man nicht kennt, nicht gleich eine größere Quantität verzehren wird, ſelbſt auch dann nicht, wenn der Geruch und Geſchmack nichts Verdaͤchtiges gezeigt haͤtte. Im Gegentheil, man genieße zuerſt nur ein oder einige Stücke * er roh, laſſe fih dann eine geringe Portion in Salzwaſſer tuͤchtig ausgewaſchen zubereiten, und eſſe nicht davon ohne dieſe Vorſichtsmaßregel. Auf dieſe Weiſe kann man zu der Ueberzeugung gelangen, daß manche Pilzart eßbar iſt, die fruͤher als ſolche nicht bekannt war. Zeigt ſich aber bei dem Koſten, indem man das Stuck zerkaut und lange im Munde behalten hat, ein nicht empfehlender, widriger Geſchmack oder eine gewiſſe Schärfe, ſo iſt wenigſtens alle Vorſicht noͤthig und am beften bleibt es immer, bei ſolchen verdaͤchtigen Arten ders gleichen gefaͤhrliche Verſuche lieber ganz zu unterlaſſen Die Merkmale der einmal als eßbar erprobten Pilze ſind ſehr genau zu beobachten, denn auch eine geringe Abwei— chung in der Form oder Farbe kann Verwechſelungen herz beiführen, die unangenehme Folgen haben koͤnnen. Die wenigen Arten, welche der Eine oder Andere genau zu kennen glaubt, werden ſich ſchon bei fortgeſetztem Studium von Zeit zu Zeit vermehren, wobei jedoch in der Auswahl ſtets vorſichtig zu ſein nicht genug anempfaſſ werden kann. 2 Mehrere Kennzeichen ſind ſchon an ſich von der Art, daß man ſolche Pilze niemals zu eſſen verſuchen wird, die man früher ganz faͤlſchlich zu den giftigen gezählt, die aber nur ungenießbar find. Zu dieſen gehoͤren, wie leicht zu erachten iſt, alle holzigen, kork- oder lederartigen, zaͤhe, ſtinkende, faulig⸗ oder ſonſt widrigſchmeckende u. dgl. Demnach wird der gewoͤhnliche Feuerſchwamm, Bol. ignarius oder fometarius wegen ſeiner korkartigen Eigenſchaft, der Gichtſchwamm, Phallus impudicus, wegen feines hoͤchſt widrigen Geſtan⸗ kes und dergleichen mehr, niemals, auch nur verſuchsweiſe, zum Genuß einladen. Ganz beſonders auffällige Gerüche, z. B. dumpfige (der Kellererde gleich), oder ſolche, die beißend ſind (dem Rettig ähnlich), zeigen immer oder doch in den meiſten Faͤllen boͤſe Eigenſchaften an, fo wie diejenigen, welche einen ſehr bittern zuſammenziehenden Geſchmack haben. | Dagegen iſt Knoblauchsgeruch keineswegs als ein Zeichen gefährlicher Eigenſchaften zu betrachten, indem ders gleichen Pilze als vorzügliches Gewürz zu den Speiſen vers wendet werden. j} 7 N. Einige Vorſichtsmaßregeln, die man beim Ein ſa m⸗ meln zu beobachten hat, durften hier wohl eine paſſende Stelle einnehmen. um ſich vor Nachtheil durch den Genuß derſelben zu ſichern, bleibt es doch immer gerathner, vor der Hand nur ſolche zu wählen, welche ſowohl als unſchaͤdlich empfoh⸗ len, allgemein dafür anerkannt find, als auch überhaupt in neuerer Zeit durch wiederholte Verſuche den Genuß erlaubt 4 1) Muͤſſen Pilze nur bei trocknem Winter eingeſam⸗ it werden, da ſo viele bei feuchter Witterung, nament⸗ lich im Spätherbst, ſchleimiger, fauliger, von Schnecken angefreſſener, mithin unverdaulicher werden. 2) Darf man keineswegs alte oder ſolche Exemplare nehmen, die ſchon die Periode ihrer voͤlligen Entwickelung 1 haben, Saamen auswerfen und durch ihre Aus- nftung gewoͤhnlich ſchon eine Menge Inſecten herbei— locken, im Fall fie auch übrigens noch gut waren. Sobald der Pilz in Fructification übergeht, fängt er auch an zu verderben, das feſteſte Fleiſch wird immer ſchwammiger oder faſriger, und fo machen fie den Uebergang zur Nala. 3) Richt ſolche zu waͤhlen, Di, ſchon „ wenn auch noch ſo wenig, von Maden angegriffen ſind, ſelbſt (wie man das oft bemerkt), wenn ſie auch no ganz jung waͤren, wo ſich doch oftmals auch ſchon Larven eingefuns den haben, da faule, waͤßrige Koͤrper Jeder fuͤr ungeſund anerkennen wird, ſo wie auch, daß das mit den Pilzen genoſſene Ungeziefer nachtheilige Folgen ſehr wahrſcheinlich macht. u 4) Deßhalb find auch viele an und auf Baumſtoͤcken vorkommende Arten nur in der Jugend genießbar. Dahin gehören auch die Clavarien (worunter der bekannte Ziegen⸗ bart gezaͤhlt wird), welche nur als junge. Exemplare am wohlſchmeckendſten ſind. Es iſt ſchon erwaͤhnt worden, daß in den meiſten Faͤllen ſowohl die Vergiftungen, als alle andern minder * Folgen entweder durch Mißbrauch oder durch Unklugheit derer geſchehen, welche die Pilze einſammeln oder zubereiten. * Da die Pilze uͤberhaupt leicht verderben und dann ſchaͤdlich werden, fo muͤſſen fie (beſonders die Blaͤtterpilze) womoͤglich bald nach dem Einſammeln zugeputzt werden; denn nur diejenigen, welche ein derbes Fleiſch haben, daher immer weniger zur Verweſung geneigt ſind, kann man über Nacht ſtehen laſſen. * Manche Perſonen glauben freilich Alles gethan zu haben, wenn fie die Pilze bei dem Zuputzen nur von der anhaͤngenden Erde und dergleichen reinigen, alte und junge Exemplare ohne Weiteres mit ſammt den Roͤhrchen oder Blaͤttchen in Stuͤcken zerſchneiden, allenfalls im Waſſer abwaſchen, dann kochen ꝛc. Je jünger und unentwickelter oder unreifer und frifche die Exemplare der erſten Stände genommen werden, deſto angenehmer, ſchmackhafter und geſuͤnder find fie zum Vers ſpeiſen, und dieſe koͤnnten nur in ſofern für den Einen oder Andern nachtheilig werden, wenn ſie im Uebermaaß ge⸗ noſſen wuͤrden. Da ſich aber doch nicht ſtets ſo eine besonder Aus⸗ wahl treffen laͤßt, ſo loͤſe man von den groͤßeren Arten, wo es ſich thun laͤßt, nur die Oberhaut ab, trenne die Blättchen, Roͤhrchen, Stacheln und dergleichen Formen des Hymeniums, mit Vorſicht davon und entferne über— haupt von jedem Pilze dasjenige, was zaͤhe und faſtig iſt, bei vielen der Strunk. So geputzt, in dünne Scheiben oder Stuͤcken zer ſchnitten, wiederholt in Waſſer oder einer Miſchung von 22 Eſſig und Waſſer, was noch beſſer iſt, wie ausgewaſchen, je nachdem die Arten ſind, mehr oder weniger ausgedruͤckt und mit einem Zuſatz von Kochſalz oder Zwiebeln ꝛc. erſt etwas gekocht, dann koͤnnen ſie auf beliebige Weiſe als peiſe zugerichtet werden. Man hat empfohlen, Pilze, beſonders ſolche, denen man nicht recht traut, oder aus Vorſicht ſelbſt alle, ehe ſie für die Küche zubereitet werden, zuvor in Salzwaſſer rein aus zuwaſchen (heißes Waſſer iſt dem kalten noch vor⸗ zuziehen). Uebtigens ſchadet dieſes Verfahren dem Gehalt der Pilzſpeiſen keineswegs, da das Fungin oder der Pilze ſtoff (nach Bracouſt) als der weſentlichſte naͤhrende Stoff in den Pilzen unaufloͤblich iſt. Beilaͤufig geſagt iſt dieſer Pilzſtoff (nach Troms dorf) weich, wenig elaſtiſch, weißgelb und fafrig, brennt in friſchem Zuſtande, ohne zu ſchmelzen und ſich aufzublaͤhen, mit Flamme, giebt bei der trocknen Deſtillation Eſſigſaͤure, Ammoniak, ein dickes, ſtinkendes Oel, und hinterlaͤßt eine Kohle, die nach dem Einäſchern phosphorſauern Kalk zurüde laͤßt. Im Waſſer aufgeweicht und in warmer Luft ſtehen gelaſſen geht er in eine ſtinkende Faͤulniß über. Concen— trirte Kaliaufloͤſung loͤſt die Schwammfaſer zu einer ſeifen— artigen Maſſe auf. Um die Pilze auch längere Zeit zu erhalten, werden ſie bekanntlich getrocknet; am beſten ift es, hierzu nur ſolche zu waͤhlen, welche ein derbes Fleiſch haben, wie der Champignon, der Eierſchwamm, die Boletusarten, Truͤffel, Morchel ꝛc., doch muͤſſen die erſtern Arten, wie zuvor bemerkt, erſt ausgeputzt (d. h. gereinigt) und in duͤnne Stücke oder Scheiben zerſchnitten werden; die Morcheln ſchneidet man in 2 Hälften, um ſich zu uͤberzeugen, daß keine Maden darinnen ſitzen. Am einfachſten iſt es, ſie an Fäden gereiht aufzuhaͤngen und an der Sonne trocknen zu laſſen, oder man legt ſie auf Horden, Siebe u. dergl. Flaͤchen, doch ſo, daß ſie nicht uͤber einander zu liegen umen. Schneller wird allerdings der Zweck im Back— erreicht, doch koͤunen fie darin ſehr leicht verbrannt 7 = 2 werden. So behandelt muͤſſen fie in Saͤcken an luftigen Orten aufbewahrt und von Zeit zu Zeit einmal umgeſchuͤt⸗ telt werden, damit ſie nicht einen Schimmel anſetzen. Auch in Eſſig, Salzwaſſer, Zuckerwaſſer, Olivenöl ꝛc. koͤnnen die Pilze aufbewahtt werden, doch verlieren ſie das durch ihre angenehmen Eigenſchaften, worunter der eigen⸗ thuͤmliche Geruch zu rechnen iſt. ö Beim Gebrauch werden die getrockneten Pilze eben⸗ falls in warmem Waſſer erſt aufgeweicht, und nachdem fi ſie einige Zeit darin gelegen, ausgewaſchen und außer worden, zu den Speiſen. hinzugethan. Sie werden auf die mannigfaltigſte Weiſe N ſowohl einfach, als in Verbindung mit andern Speiſen. Wer eine Maſſe von Gewuͤrzen, zu viel Butter oder Speck und dergl. dazu verwendet, darf ſich freilich nicht wundern, wenn er Leibſchmerzen bekommt, was aber nicht von den Pilzen, ſondern von der damit „ Zuthat herruͤhrt. Am beſten iſt es, dieſelben in Fleiſchbruͤhe (in Erz mangelung derſelben in Waſſer), nebſt etwas Butter, Speck, mit Zwiebeln und dergl. zu braten oder zu ſchmo— ren. Ein Zuſatz von etwas Mehl, geroͤſtetem Brod oder Kartoffelſtuͤckchen und dergl. iſt ebenfalls anwendbar. Ein ſolches Gericht iſt leicht bereitet und eben ſo wohlſchme— ckend, als geſund. Da jedoch manche Perſonen zuſam— mengeſetzte Speiſen lieben und verlangen, ſo muͤſſen dieſe ſich aus den Kochbuͤchern Raths erholen. Die beſten Arten, welche ein recht derbes Fleiſch haben, koͤnnen roh verzehrt werden, doch koͤnnen dies nur gruͤndliche Kenner thun, weil auf dieſe Weiſe eine Ver— wechſelung mit ſchaͤdlichen Arten doppelt nachtheilig wer⸗ den kann. Der als gruͤndlicher Botaniker bekannte eee Schwaͤgrichen in Leipzig ſpricht ſich in einem Briefe an Perſoon darüber folgendermaaßen aus: „Auf einer Reiſe, die ich durch einen Theil Deutsch lands machte, beobachtete ich in der Gegend von in Mi Nürnberg, wo ich einen Theil des Sommers zus 5 brachte, daß die Bauern ihr ſchwarzes, mit Anis und Kuͤmmel gewuͤrztes Brod mit rohen Schwaͤm— men aßen. Da ich mich damals mit Unterſuchung kryptogamiſcher Gewaͤchſe beſchaͤftigte, ſo beſchloß ich, an mir ſelbſt einen Verſuch uͤber die Wirkung dieſer Nahrung zu machen. Ich ahmte daher dieſen guten Leuten nach und gewoͤhnte mich innerhalb mehrerer Wochen dermaßen daran, daß ich nichts als rohe Schwaͤmme mit Brod aß und reines Waſſer trank. Weit entfernt, davon einen nachtheiligen Einfluß auf meine Geſundheit zu verſpuͤren, fuͤhlte ich im Gegen— theil meine Kraͤfte zu meinen Wanderungen geſtaͤrkt. Ich zog die Arten vor, die keinen widrigen Geſchmack oder unangenehmen Geruch, aber ein etwas derbes Fleiſch hatten, z. B. Boletus esculentus, Bol. rufus, Ag. campester, Ag. procerus, Cl. coral- loides.“ Sonach kommt das Meiſte bei den Pilzen auf die Wahl derſelben und auf ihre Zubereitung an, wodurch ſie genießbar werden. Man hat Faͤlle, wo ſelbſt verdaͤchtige Gweckmaͤßig und mit aller Vorſicht behandelt) ohne Nach— theil genoſſen worden ſind, dagegen durch allzunachlaͤſſige und unzweckmaͤßige Zubereitung ſelbſt die unſchaͤdlichſten unverdaulich, mithin verderblich gemacht werden koͤnnen, was alſo nicht immer von einem Giftftoff derſelben herruͤhrt. Man kann wohl annehmen, daß es im Verhaͤltniß zum Ganzen nur ſehr wenig giftige Pilze gibt, mithin zu viel der Giftigkeit beſchuldigt worden ſind, die allenfalls nur mehr oder weniger ungenießbar waren; denn nicht Alles, wonach einmal eine Perſon Indigeſtion, Uebelkeit, Erbrechen, Leibſchneiden, Durchfall und dergl. Unfaͤlle be— kommen hat, iſt deßhalb ſchon ein foͤrmliches Gift, ſonſt müßte man auch ſehr viele gewohnte und gewoͤhnliche Genuͤſſe, z. B. verſchiedenes Obſt, Kartoffeln ꝛc. verbannen, 7 * — — welche unter gewiſſen umſtaͤnden aͤhnliche Unannehmlich⸗ keiten hervorbringen koͤnnen. Pilze ſind überhaupt, auch die beſten (wenn viel auf einmal genoſſen werden, ebenſo wie eine Menge Dinge, die wir, je nachdem ſie die Jahreszeiten hervorbringen, oft und gern genießen), etwas ſchwer verdaulich und verurſachen gleich den obigen bei ſchwaͤchlichen Perſonen Unannehmlich— keiten; deſſenungeachtet gehoͤrt keineswegs (wie Lenz ſagt) ein Straußenmagen dazu, um eine mäßige Portion ohne Nach⸗ theil zu vertragen, nur müffen fie an ſich gut und einfach zugerichtet werden; dagegen in allzuſtarken Portionen genoſſen koͤnnen ſie auch nachtheilige Folgen verurſachen. So iſt es, beilaͤufig geſagt, auch nicht gut oder rathſam, Pilze ſowohl allein zubereitet, als mit andern Speiſen vermiſcht, uͤber den andern Tag ſtehen zu laſſen und dann auf— gewaͤrmt zu eſſen, da ſie ſo leicht verderben und alsdann ſchaͤdliche Eigenſchaften annehmen. Wenn man nun noch bedenkt, daß die Pilze von Vielen gewoͤhnlich ſehr fett zubereitet werden, und daß manche Perfonen fie mit einer übertriebenen Aengſtlichkeit oder gewiſſen Scheu, bisweilen nur auf Zureden Anderer genießen, ſo darf man ſich nicht wundern, wenn oft ſchon durch die Einbildung nachtheilige Folgen herbeigeführt wers den und leichte Zufaͤlle auf ihren Genuß erfolgen; aber deßhalb iſt man nicht berechtigt, auf ſolche einzelne Erfah— rungen geſtuͤtzt ein Pilzgericht ſogleich fuͤr giftig zu erklaͤren. 8 Daß, wie ſchon gefagt, eine ſchwaͤchliche Natur, ein ſchwacher oder verdorbener Magen, uͤberhaupt die temporaͤre Beſchaffenheit der Verdauungswerkzeuge oder der mit ge— noſſenen Speiſen auch das Ihrige an den verſchiedenen Wirkungen beitragen, bleibt unbezweifelt. Daher kommt es auch, daß bei einigen Nationen ſelbſt uns verdaͤchtige Arten ohne Nachtheil genoſſen werden, die wiederum Ans dere als ungenießbar verwerfen. Für uns gehört keineswegs, was Pallas“) z. B. *) Reifen I. S. 43. — 101 — von den ruſſiſchen Nationen anfuͤhrt, daß naͤmlich in waldigen Gegenden der Genuß der Pilze, naͤchſt dem der Brode, die gewoͤhnlichſte und faſt einzige Faſtenſpeiſe der aͤrmern Landbewohner fei, und daß man in Rußland (allenfalls den Fliegenpilz und einige Miſtpilzarten aus— genommen) faſt alle andere, die man in andern Laͤndern als ſchaͤdlich verwirft, ſelbſt, wenn fie wurmſtichig gewors den, ohne allen Rachtheil genießt. Auch Dr. Georgi in ſeiner Beſchreibung von Petersburg erzaͤhlt, daß die Pilze in Rußland überhaupt eine ſehr gemeine Speiſe find, in der Hauptſtadt auf allen Tiſchen erſcheinen, in erſtaunlicher Menge und faſt ohne Wahl geſammelt werden, ohne daß man von ſchaͤdlichen Wirkungen derſelben etwas hoͤrt, theils weil die giftigen daſelbſt ſehr ſchwach ſind, theils weil ſie auch die übliche Zubereitung unwirkſam macht; der gemeine Mann naͤmlich röftet die Pilze auf Kohlen oder bratet fie mit Fett oder bereitet ſie mit ſcharfem Eſſig. Auf die Tiſche der Vornehmen kommen nur bekannte, junge, ſehr reine und unverdorbene Pilze. Allein nicht Jedem, der es auch verſuchen wollte, moͤchte ſo ein ruſſiſcher Magen zu Gebote ſtehen. Und wenn es gegruͤndet iſt, was Kraſcheninnikow in ſeiner Geſchichte von Kamtſchatka er— zahlt, daß dieſe Voͤlkerſchaften ſich auch des Fliegenſchwam— mes bedienen, um ſich zu berauſchen, ſo brauchen wir ſchon dieſem Beiſpiele nicht zu folgen, da wir genug andere Mittel haben fuͤr diejenigen, welche ſich in einen aͤhnlichen Zuſtand zu verſetzen wuͤnſchen. Wegen der Menge Vorſichtsmaßregeln, welche bei den Pilzen zu beobachten find, hat man fie früher größtens theils aus der Claſſe der Nahrungsmittel ausſchließen wollen, wie es ſchon Hippokrates, Dioskorides und Galen gethan haben; es wäre aber nicht einzuſehen, warum ein über alle Zonen verbreitetes und fo häufig von der Natur her— vorgebrachtes Gewaͤchs ruͤckſichtslos ausgeſchloſſen werden — Die Verbreitung der Pilze uͤber unſre Erdoberflaͤche nimmt von den Polen und dem Aequator gegen die Wende— kreiſe zu und ſteigt in demſelben Verhaͤltniß aus den Tie— fen der Bergwerke zu den ewigen Eisfeldern der eee empor. Unter und ſeitwaͤrts den Wendekreiſen, ſo wie in den Thaͤlern des Mittelgebirges iſt die Pilzvegetation am meiſten entwickelt, gegen den Aequator aber ſinkt ſie mehr zuruͤck und endet uͤber dem 77 — 80. Grade mit der Flechtenbildung. Tiſſot in ſeinem Werke über die fallende Sucht $. 19 S. 53 und einige ältere Aerzte ftüsten ſich beſon— ders auf mehrere durch giftige Pilzarten beobachtete Un— falle, die fie, aus Mangel an genauer Kenntniß, und namentlich Erſterer auf Rechnung aller dieſer fo verſchie— denen Gewaͤchſe ausdehnten, weßhalb dieſelben auch Vor— ſchlaͤge zu ihrem Verbote durch polizeiliche Anſtalten ge— macht hatten. Gmelin in ſeinen geſammelten Erfahrungen ſeiner allgemeinen Geſchichte der Pflanzengifte 1777 S. 391 giebt alle die durch den Genuß von Pilzen verurſachten Folgen an und Decandolle nennt ganze Abtheilungen ſchädlich oder verdaͤchtig, wobei er offenbar zu weit ging, was ihm jedoch nach dem damaligen Stande der Wiſſenſchaft und in einem Werke, das ſich über das geſammte Pflanzenreich aus— dehnt, nicht zum Vorwurf gemacht werden kann. ö Schwerlich werden dieſe von Obigen angegebenen Litaneien von Uebeln viel Liebhaber von Pilzen jemals bekehrt haben, da die gemachten Erfahrungen ſpaͤter un— widerſprechlich bewieſen haben, daß dergleichen Jammer einzig und allein durch Unvorſichtigkeit in der Auswahl, durch übermäßigen Genuß der unſchaͤdlichen, mit Ruͤckſicht auf Alter, Leibesbeſchaffenheit und Lebensweiſe oder durch eine ihrer Natur nicht angemeſſene falſche Zubereitung ER geführt worden iſt. Im Gegentheil geben ſo viele Pilze, namentlich die größern Arten, wegen ihrer ſtickſtoffhaltigen an das Thier⸗ reich erinnernden Beſchaffenheit mehrerer gallertartigen Bes ſtandtheile und dergl. eine ſehr gedeihliche, Fräftige, wenn ouch weniger als Fleiſchſpeiſen, doch dem nahe kommende, und mehr, als alle Vegetabilien, gleichkommende Nahrung. Günther z. B. fand dei Zerlegung des gemeinen Cham— pignon auf naſſem Wege in 0,5 Pfd. Pilzen gallertartigen und ſchleimigen Stoff 1 Drachme 54 Gran, ſeifenartigen Stoff 2 Dr. 20 Gr. und reinen Zucker 16 Gr. Dieſe überaus große Menge Zucker iſt wohl in dem cryptoga— miſchen Gewaͤchsreiche eine auffallende Erſcheinung. Unter den anerkannt eßbaren giebt es nun wiederum mehrere, die ſich durch ihren Geſchmack noch ganz beſonders auszeichnen, wie die Trüffel, der Champignon, der Herren- oder Steinpilz, die Morchel und andere mehr, die ſogar als Leckerbiſſen auf den Tafeln der Großen, wie als Ernaͤhrungsmittel für die niedern Claſſen unſre Aufmerkſam⸗ keit verdienen. Bei anderen Arten iſt wiederum die ungeheure Freis gebigkeit merkwürdig, womit die Natur fie uns darbietet. So einfach ihr Bau auch iſt, ſo reichhaltig iſt doch das Vergnuͤgen, welches ſie dem Naturfreunde gewaͤhren. Sie erregen durch das Auffaͤllige ihrer Formen und Groͤ— ßen, durch die Mannigfaltigkeit ihrer Farben und deren Abstufungen mehr oder weniger unſere Aufmerkſamkeit, da ſie ſowohl im dichteſten Schatten der Waͤlder, wie auf ſonnigen Anhoͤhen und Heideplätzen, auf Bergen und in halgruͤnden, auf Wieſen und Viehtriften angetroffen und auf Exkurſionen, ſo wie auf unſern gewoͤhnlichen laͤndlichen Spaziergaͤngen bemerkt werden. Ohne alle Pflege ſtehen ganze Heere zu unſerer Unter ſuchung bereit. Wir finden ſie auf der Erde unter Moos und Graͤſern auf abgeſtorbenen und verweſenden Theilen des Thier- und Pflanzenreiches, auf friſchen und kranken Bäumen, an dumpfigen und feuchten Orten, und nicht ſelten ſelbſt da, wo keine andere Pflanze Rahrung und Gedeihen erhaͤlt, einzeln und in zahlreichen Gruppen. Daher ſind — — 104 — die Pilze von allen den ſo mannigfachen Schoͤnheiten, welche uns die Natur darbietet, gewiß nicht zu den geringſten zu zaͤhlen. wenn die meiſten andern Pflanzen, deren Bluͤthen und Blaͤtter die Tage des Sommers verſchoͤnten, groͤßtentheils ihres Schmuckes beraubt ſind. Sie begleiten die ſchoͤnſten Zeiten des Jahres, das Kommen und Scheiden der bluͤhen— Wir finden ſie in den nebligen Tagen des Herbſtes, den Natur. Sie vergehen zwar faſt eben ſo ſchnell, als ſie hervorſproſſen, allein ein warmer Regen und etwas feuchte Luft reichen hin, um wieder andere hervorzulocken. Unerſchoͤpflich, wie die Natur in allen ihren Formen iſt, belohnt ſie die Suchenden taͤglich durch Erſcheinung neuer Geſtalten und erinnert zugleich durch ihr kurzes Daſein an die Vergaͤnglichkeit aller Dinge. Sie kommen demnach nicht allein zu verſchiedenen Jahreszeiten zum Vor— ſchein, ſondern es laſſen ſich auch mehrere in Gärten, Ge— waͤchs haͤuſern, in Kellern ꝛc. erzeugen. Mit Recht gehoͤren die Pilze zu jenen Pflanzen, welche in den Jahren des Mißwachſes Getreidefeld und Gartenfruͤchte erſetzen. Die druͤckendſte Armuth findet in den Tagen des Mangels (wo ſo viele Landleute, beſonders Gebirgsbewohner, oft laͤngere Zeit faſt ausſchließlich von Pilzen leben, wovon wir als Staͤdter kaum einen Begriff haben) noch darin Zuflucht, wenn ſie dergleichen in den naͤchſten Umgebungen der Waͤlder und Wieſen aufſuchen, da ihre große Menge nicht nur zur Zeit ihres Erſcheinens ernaͤhrt, ſondern auch fuͤr den Winter aufbewahrt werden kann. Den aͤrmeren Volksklaſſen im Gebirge iſt nach ihrer hoͤchſt muͤhſeligen Arbeit oft weiter Nichts beſchieden, als ein Stuͤck ſchlechtes Brod mit ihren Kindern zu theilen, und während mehrerer Monate im Jahre eine unglaubs liche Maſſe Pilze zu verzehren. Die Benutzung folder Nahrungsmittel und die Wich— tigkeit derſelben für manche Gegenden und Zeiten“) iſt *) Vergl. Bulliard Herb, 162 und Lenz S. 2., Krombholz I. 2, 3. — 105 — lange noch nicht fo allgemein gewürdigt worden, als es wohl noͤthig waͤre. Selbſt das Einſammeln und der Verkauf auf den Maͤrkten bringt ſo mancher armen Familie aus den niedern Volksclaſſen nicht unbedeutenden Gewinn, und viele Per— fonen aus den Städten machen ſich es zum Vergnügen, ein Gericht Pilze für ihren Hausbedarf ſelbſt aufzuſuchen. Daraus gehet hervor, daß ein ſpecieller Unterricht in den Schulen, beſonders auf dem Lande, Über die giftigen und eßbaren Arten unerlaͤßlich iſt, fo ſehr er bis jetzt immer noch vernachlaͤſſigt worden, und ich koͤnnte eine Menge Beiſpiele anfuͤhren von Maͤnnern, die als Lehrer hoͤchſtens den Fliegenpilz und allenfalls den Steinpilz kennen, und auch dieſen noch, wenn er etwa von der gewoͤhnlichen Form oder Farbe abweicht, nebſt allen übrigen fuͤr ſchaͤdlich halten. Zu bedauern iſt es überhaupt, daß noch immer viele Arten von Pilzen vom Volke nicht als eßbar gekannt ſind, ja ſogar manche ſo nutzbare Arten von den allermeiſten ohne Weiteres fuͤr giftig gehalten werden, welche gerade faſt allenthalben und am uͤppigſten in den naſſen Jahr- gaͤngen wuchern, wo die Noth am groͤßten zu ſein pflegt. Als Beweis will ich nur den Boletus luteus ans führen, welcher in unglaublicher Menge vorkommt, in Böhmen allgemein genoſſen und in der Hauptſtadt millio— nenweiſe zu Markte kommt, der den Armen die Suppe nahrhaft macht und die Stelle des Fleiſches vertritt, wähs rend dieſer Pilz von mehrern andern Schriftſtellern für ſchaͤdlich oder giftig erachtet wird. Daſſelbe gilt auch vom Boletus variegatus, Hydnum imbricatum und mehrern. Ingleichen der Boviſt und ſeine Arten, die zu zer— treten es ſich jeder Spaziergaͤnger in unſern Gegenden zum Vergnuͤgen macht werden in Italien und Frankreich vom Volke genoſſen. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß dieſe Arten nur in jungem Zuſtande, fo lange das Fleiſch noch weich und feſt iſt, zur Nahrung dienen. So ſagt Cordier vom ſogenannten Paraſolpilz, Ag. procerus P., daß fein Ges brauch in Frankreich ſehr allgemein iſt, waͤhrend bei uns — ME — ihn Riemand fuͤr genießbar haͤlt. Der Buchenpilz, Ag. melleus, dem man in Frankreich und einem großen Theil von Deutſchland giftige Eigenſchaften beilegt, iſt wieder in mehrern Gegenden von Oeſtreich und Boͤhmen beliebt. Und ſo ließen ſich noch eine Menge anfuͤhten, die bis jetzt als Nahrungsmittel noch nicht bekannt ſind. Den gewoͤhnlichen Sammlern, die Pilze zum Ver— kauf ausbieten, iſt auch nicht immer zu trauen. Dies gilt beſonders von den getrockneten Pilzen, wo es daher weit ſichrer und rathſamer iſt, ſich im Herbſte friſche Pilze kaufen und ſelbſt abtrocknen zu laſſen. Es waͤre daher ſehr zu wuͤnſchen, daß dieſer Handel mehr unter Aufficht geſtellt werden möchte, damit, wenn auch nicht geradezu giftige Arten, doch aber (was aus Gewinn— ſucht ſehr haͤufig zu geſchehen pflegt) alte verdorbene, welche beſonders unter die getrockneten gemengt und zum Verkauf öffentlich ausgeboten werden, wie man es oft zu bemer— ken Gelegenheit haben kann, hoͤhern Orts verboten wuͤr— den. In dieſer Beziehung iſt in den Oeſtreichſchen Staaten wohl das Meiſte geſchehen ?), was z. B. aus den Re— gierungsdekreten für Wien vom 12. Februar 1807 und den ſpaͤter erfolgten Nachtraͤgen zu erſehen iſt. Dergleichen moͤgen wohl an vielen Orten gar nicht exiſtiren oder doch nicht beachtet werden. Phoͤbus (S. 9) hat daher wohl nicht Unrecht, wenn er unter Anderm ſagt: „Es wäre zu wünfchen, daß mehr, als bisher geſchehen, die Regierungen durch polizeiliche Anordnungen Ungluͤcks— faͤllen durch Pilze, ſo weit als moͤglich, vorbeugten. Medicinalperſonen, Geiſtliche, Schullehrer und dergleichen koͤnnten angehalten werden, ſich mit den wichtigſten eßba— ren und giftigen Pilzen wenigſtens empiriſch bekannt zu machen. Auch den Marktaufſehern in den Staͤdten koͤnnte in Kurzem ein kleiner Unterricht ertheilt werden \ *) Vergl. Krombholz I. S. 26. — 107 — (was allerdings, da frifche Pilze nicht immer zu haben, durch gute Abbildungen moͤglich würde) und dann müßte der Verkauf in Staͤdten auf den Maͤrkten be— ſchraͤnkt werden, fo daß nur unverdächtige, nicht zu vers wechſelnde und noch ganz friſche Pilze (in Koͤrben ge— hoͤrig ausgebreitet, ſo daß ſie leicht durchgeſehen werden koͤnnten) geduldet wuͤrden, welche in der Verordnung namentlich aufgeführt werden koͤnnten. Zerſtuͤckelte oder geſchaͤlte und dadurch oder auf irgend eine Weiſe un— kenntlich gemachte Pilze duͤrften nirgends, weder friſch, noch getrocknet oder eingemacht verkauft werden.“ Man ſollte uͤberhaupt von unbekannten Perſonen ges ſammelte Pilze nie verzehren, da man nicht wiſſen kann, ob die, welche ſie ſammelten, ſie auch wirklich kannten und richtig behandelten. Dieſes gilt auch fuͤr alle in Wirthshaͤuſern bereitete Schwammgerichte, wie Truͤffel— paſteten, Champignonsſaucen und dergl., wo man eben— falls nicht wiſſen kann, ob fie ganz frifch zubereitet, oder vom andern Tage übriggeblieben mit andern untermengt worden ſind. 5 Aber nicht blos fuͤr die Kuͤche, ſondern im uͤbrigen Haushalt leiſten die Pilze uns erheblichen Rutzen und würden uns noch weit mehr gewaͤhren, wenn man nur ernſtlicher darauf bedacht ſein wuͤrde, ſie noch naͤher kennen zu lernen, und die Mühe nicht ſcheute, durch einen ſichern Blick die eßbaren von den verdaͤchtigen zu unterſcheiden, ihre Eigenſchaften genauer zu unterſuchen und zu benutzen, um dadurch den großen Vortheil zu gewinnen, der Unter— ſcheidung der guten und ſchlechten diejenigen Nachtheile zu vermeiden, welche die Unkunde oder Vorurtheile ge— woͤhnlich herbeiführen, N Haberle *) ſagt: „die Menſchen find, wie die kleinen Kinder, fie wollen Alles, was ihnen die Natur bietet, nur immer gleich in's Maul ſtecken.“ * *) Im Comm. zu Bertuchs Bildern, Buch 1. S. 35. — 1083 — Ich moͤchte hinzuſetzen, daß, wenn der offenbare Werth oder Nutzen eines Naturgegenftandes ſich nicht wenigſtens in den naͤchſten 4 Wochen beurkundet, er von den Meiſten für Nichts gerechnet fo wird. * Mit manchen der Schwaͤmme wird ein bedeutender Handel ſelbſt in's Ausland getrieben. So unter andern mit den Zunderſchwaͤmmen, welche bei uns zwar ſelten, in manchen Gegenden aber wiederum ſo haͤufig wachſen; be— kanntlich liefern ſie ein wohlfeiles Beduͤrfniß und die Be— reitung derſelben iſt zum Erwerbszweig geworden, wodurch an verſchiedenen Orten Manchem, der ſich damit beſchaͤf— tigt, ein Unterhalt geſichert iſt, und alle die neuen Er— findungen, ſo vortheilhaft und bequem ſie auch dem Einen oder Andern fein mögen, werden und koͤnnen den Zunder— ſchwamm auf keine Weife gänzlich verdrängen. Als Fabris kationsſtoffe uͤberhaupt ſind ſie nicht unbeachtet geblieben; es iſt bekannt, daß verſchiedene Arten zum Berlinerblau, zur Seife und dergleichen benutzt worden ſind, und ſelbſt in der aͤlteren Arzneimittellehre machte man von mehreren derſelben aͤußerlich und innerlich angewendet Gebrauch. Allein die neuern Aerzte haben ihre pharmaceutiſche An— wendung als unzulaͤnglich und unſicher, ja ſogar als nach— theilig befunden und verworfen, ſo daß vielleicht nur wenige noch in Anwendung gebracht werden, die uͤbrigen ihr Anſehen verloren haben. Aber nicht allein, daß die Pilze den Menſchen zur Nahrung und anderen Beduͤrf— niſſen dienen, auch vielen Thieren aus den hoͤhern Claſſen ſind ſie nuͤtzlich, denn Schweine, Hirſche, Schafe und meh— rere naͤhren ſich davon. Unzaͤhligen Inſecten dienen ſie zum Aufenthalt. Unter den zahlloſen Maſſen von mikro— ffopifhen Thierchen giebt es fo viele, die faſt einzig von Pilzen zu leben ſcheinen. Ein einziger Pilz iſt oft der Aufenthalt und eine ganze Welt vieler Hunderte, welche entweder nur einen Theil ihrer Lebenszeit bis zur Ver— wandlung darin zubringen und ſich gemaͤchlich davon nähe ren, oder darin entſtehen und vergehen. Ich habe gegen 60 — 80 Arten Kaͤfer in den Pilzen - MB — aufgefunden und dieſe Anzahl würde ſich bedeutend vers mehrt haben, wenn ich meine ganze Aufmerkſamkeit blos darauf haͤtte verwenden koͤnnen. Bulliard *) hat berechnet, daß Schwaͤmme in einem beſtimmten Zeitraum ungefähr 600mal fo viel Waſſer eins ſaugen, als andere Gewaͤchſe, die in dem Erdboden Wurzel faßten. Inwiefern fie (nach demſelben) die Luft der Waͤlder reinigen, indem fie f[hadlihe Miasmen aufſaugen und dadurch die Zerſtoͤrung des abgeſtorbenen Holzes oder der gaͤhrungsfaͤhigen Subſtanzen beſchleunigen, wollen wir dahin geſtellt ſein laſſen. Aber dennoch verdienten die Pilze gleich den Myriaden von Inſecten und Gewuͤrmen auch als unſere geheimen Wohlthaͤter betrachtet zu wer— den, da Alles, was fault, was durch feine Ausdünftungen die Luft, welche wir einathmen, verpeſten wuͤrde, ebenfalls der Allgewalt dieſer Vegetabilien unterworfen iſt, die es in kurzer Zeit aufzehren und umwandeln und ſonach die Fruchtbarkeit der Erde und die Vegetation des Sanne weichen ‚befördern. Wenn nun auch mehrere Pilze (wie ſchen erwaͤhnt) dum Genuß unbrauchbar ſind, oder aus irgend einer andern Urſache, die wir genau kennen, ſchaͤdlich werden, ſo hat die Natur doch Alles gethan, um ſie uns ſchaͤtzbar zu machen, da ſie dieſelben durch ſo mannigfaltige Formen und Farben ausgezeichnet, oder durch die erwieſene Brauchbar— keit mit uns gleichſam wiederauszuſoͤhnen verſucht hat. Vielfaͤltige Erfahrungen haben uns ja laͤngſt bewieſen, daß Alles in der Natur mit einander im Zuſammenhange ſteht und das Eine um des Andern willen da iſt. Ken— nen wir auch dieſe Nothwendigfeit aller Exiſtenzen im Einzelnen noch nicht genau oder zu wenig, ſo kennen wir doch genug davon, um zu der Ueberzeugung zu gelangen, daß auch die übrigen Arten, deren Beſtimmung noch nicht erforſcht iſt, eine aͤhnliche, gewiß aber eben ſo wohlthaͤtige Beſtimmung haben müͤſſen. ) Hist, des Champ, P. I. p. 646. nb e - 10 — Kein Gewaͤchs findet hinlaͤngliche Nahrung in der rohen von aufgeloͤſten Organiſationen noch ungeſchwaͤnger⸗ ten Erde. Die Flechten und Mooſe wachſen zwar zum Theil auf dem kahlen Geſtein, jedoch haben gewoͤhnlich ſelbſt dieſe einen Byſſus zur Unterlage, ſelbſt da, wo wir auch Nichts gewahr werden, moͤgen feine Geflechte, der Kleber der Mycelien hineindringen und ſo nach einer Reihe von Jahren erſt Schwaͤmme, dann Algen und 3 auch andere Gewaͤchſe emporſproſſen. 3 Ann Trattinik ſagt:“) N 1 „„Wer die Natur nur ſelten oder noch niemals in ihrer Werkſtaͤtte beſucht und genau zu beobachten Gelegen— heit gehabt hat, der gehe hinaus in den Wald und be— trachte die wahrhaft maleriſchen Gruppen der Erdſchwaͤmme ꝛc., der ſehe, wie ſich in dem verfaulten Pappelbaume uns geheure Maſſen von Boletus cilrinus aufgethürmt haben; der unterſuche die zahlloſen Varietaͤten der Baͤnderſchwaͤmme und alle die Wundergeſtalten von dergleichen, welche die Eiche, die Buche und der Weidenbaum hervorbringen. Wer aber nur allein die großen und in die Augen fallenden Naturſchoͤnheiten feiner Aufmerkſamkeit widmen wollte, der wuͤrde ſich einen großen Theil des Bewunderns— würdigſten entziehen; denn alles dieſes Schöne, Große, Auffaͤllige, wie wenig iſt es im Verhaͤltniß zu dem, was man hier mit bewaffneten Augen zu erblicken Gelegens heit hat. Das Vergroͤßerungsglas entdeckt uns nicht allein die Geheimniſſe der Organiſation, ſondern auch ſolche Bildungs— formen, welche durch ihre Reuheit, durch ihre Geſtalt und Farbe ꝛc. in der Seele des Beobachters wahres Entzuͤcken erwecken und ihm einen Geſchmack einfloͤßen, der feinen Neigungen auf die Zeit feines Lebens eine eigne Richtung mittheilt. Ein Genuß ganz eigner Art, welchen nur die genauere Betrachtung und Erforſchung der ſo mannig— *) In der Vorrede S. CVII. — Mil — faltigen Naturgegenftände und ihre ſich gleichbleibende Erz haltung durch eine ewig ſchaſſende unn nee kann.“ Jane, 97 % Niang 1 10 am 0 A 1 9 re 1 »s ’ Wir leben dem ek zu u ach nun wah ai Vorurtheile moͤglichſt zu verbannen ſuchen; dabei ſehen wit uns aber auch genoͤthigt, alle dje meiſt übereilten Aus; ſprüche über die Veraͤchtlichkeit der Pilze zuruͤckzunehmen, zumal da wir hierdurch wohl zu der Ueberzeugung gelangt ſind, daß an den etwaigen Urtheilen, die wir jemals von dieſen Gewaͤchſen erfahren haben, einzig und allein nur Unwiſſenheit oder Unvorſichtigkeit Schuld war. Daher bleibt auch der Satz unbezweifelt, daß alles dasjenige, was in der fruͤhern Zeit die Unwiſſenheit nicht kannte, was ſie aus bloſer Bequemlichkeit kennen zu lernen ſcheute, auch jederzeit als unnütz, verdaͤchtig Nr geradezu He lich zu verrufen pflegte. N Man möchte faſt dem Gedanken. ae geben, daß gewiſſ Vorurtheile (deren ſchon zu Anfang Erwähnung geſchah) nur nach und nach erſt gaͤnzlich erloſchen werden, wenn die Kenntniß der Pilze, un erft mehr verbreitet haben wird. ' Mit ſteigender Aufklärung im Gebiete der Pilkunde, mit zunehmender Bildung der untern Volksclaſſen durch ihre Lehrer und Vorſteher werden auch die Vorurtheile ſchwinden, und viele Pilzarten benutzt werden, die bis jetzt als Mahrungsmittel noch nicht allgemein bekannt ſind. i Im Verhältniß zu allen den Übrigen wiſſenſchaft— lichen Zweigen im Allgemeinen und zur erſten Pflanzen⸗ abtheilung der Phanerogamen im Beſondern iſt ſelbſt bis jetzt, wenigſtens in unſerm Vaterlande, doch immer noch ſehr wenig geſchehen. Rur wenig gelehrte Männer haben die Mühe nicht geſcheut, die Natur und Eigenſchaften der ze zu ſtudiren und ihre Beſtimmung im großen Haus⸗ = ME = halt der Natur oder ihre Anwendung zur Befriedigung ihrer Bedürfniffe zu erforſchen. Wenn demnach Gelehrte, ausgerüſtet mit allen den erforderlichen Kenntniſſen, bekannt mit allen Hilfsmitteln und dem Auffinden der Hilfsquellen und gleichſam dem Ganzen gewachſen, nicht mehr Licht darüber verbreiten, oder wo dieſes wirklich geſchieht, dann hoͤhern Orts dergl. gemeinnuͤtzige Schriften durch Unters ſtützung nicht allgemein verbreitet werden, fo darf es uns wahrlich nicht wundern, wenn in den Koͤpfen der Laien noch etwas Dunkelheit vorherrſchend iſt. 1 Deſſenungeachtet würde gewiß die Zahl der Freunde der Mycologie weit groͤßer ſein, wenn nicht naͤchſt andern dabei vorkommenden Schwierigkeiten ein Hauptuͤbelſtand vorherrſchend waͤre, der bis jetzt noch nicht zur allgemeinen Zufriedenheit hat beſeitigt werden koͤnnen, naͤmlich der Mangel eines einfachen, aber auch nicht koſtſpieligen Mit⸗ tels, die Pilze ohne auffaͤllige Entſtellung und Veraͤnderung ihrer Form und Farbe auf laͤngere Zeit aufzubewahren. Die Kunſt hat faſt durchgehends Mittel erfunden, die naturlichen Körper aufzubewahren, allein bei den weis chen, einſchrumpfenden Pilzen ſcheint faſt alle Muͤhe vers gebens zu fein, da fie durch ihr an fi ſchon hinfaͤlliges Weſen und ihre ſo zahlreichen Bewohner ſchneller als alle andern Pflanzen in ihre Grundſtoffe zerlegt werden. Die ſo vortrefflichen in Wachs ausgefuͤhrten Gebilde ſind viel zu koſtſpielig, mithin fuͤr die Mehrzahl 1 gut, als gar nicht vorhanden. 1 Die meiſten Abbildungen ſind ebenfalls nicht geeignet, die Kenntniſſe der Pilze zu erweitern, da dieſelben im Gegentheil eher dazu beitragen, noch mehr Verwirrung zu veranlaſſen; denn nicht Jedem iſt die ganz beſondere Gabe verliehen, aus ſolchen unrichtigen Umriſſen und meiſt ſchon, in der Zeichnung und Ausführung, verungluͤckten Malereien das geſuchte Exemplar herauszufinden, oder ſie ſind bis zur Unkenntlichkeit verjuͤngt, wie z. B. Illrod's Schwamm⸗ pomona im Cordier ꝛc. 5 . 11 Die meiſten Werke entbehren uberhaupt der Abbil⸗ dungen und find nicht von der Art, genaue Aufſchluͤſſe zu geben; denn fie find entweder zu gelehrt, oder zu trivial abgefaßt; bald (wie die alten) zu weitſchweifig, bald zu kurz, dunkel und unverſtaͤndlich (bei den neuern), auch oft mehr nach Gutduͤnken, als nach Erſorderniß der Sache abgefaßt. 5 Mehrere dieſer Schriften beſchraͤnken ſich blos auf beſtimmte Sorten, die in der oder jener Gegend wachſen und auf Maͤrkten feil geboten werden duͤrfen. 4 Mancher Verfaſſer ſchilderte blos die eßbaren, weil er glaubte, das Publikum brauche die ſchaͤdlichen nicht zu kennen oder ſollte alle übrigen, nicht aufgeführten, für ſchaͤdlich halten. Andere wiederum machten blos auf einige der ſchaͤdlichen aufmerkſam und glaubten, um wan, fällen vorzubeugen, nun Alles gethan zu haben. Alle Hochachtung für jede dieſer verdienſtlichen Arbei⸗ ten, allein ich fühle mich vollkommen überzeugt, daß die Beſchreibung von eßbaren allein ebenſo wenig zum Zwecke führen kann, als die der ſchaͤdlichen für ſich, daß ferner auch die Behandlung beider nach der ſyſtema⸗ tiſchen Ordnung, wie dies Perſoon, Cordier, Letellier und Andere gethan haben, nicht hinreiche, ſondern daß unums gaͤnglich nothwendig die Gegenſtaͤnde bildlich, gleichſam handgreiflich, vor's Auge geſtellt werden muͤſſen, um die Unterſcheidungsmerkmale beider recht verſtaͤndlich zu machen, und um Verwechſelungen zu verhuͤten. Daher ſcheint es mir zweckmaͤßiger und gemeinnüßis ger, wenn die Einrichtung ſo getroffen wird, daß man die Abbildungen der eßbaren, wie der ſchaͤdlichen, neben einan⸗ der ſtellen kann, die mit einander in irgend einer Lebens⸗ periode die größte Aehnlichkeit haben und daher leicht vers wechſelt werden koͤnnen. uam ſich mit dem Studium der Pilze nur eniger⸗ maaßen vertraut zu machen, ſind Abbildungen erforderlich, welche mit richtiger Auffaſſungsgabe und moͤglichſter Treue " der Natur, im umriß ſowohl als in der Färbung 8 = m — ausgeführt, nicht blos ein Exemplar jeder Art, ſondern, was die Hauptſache iſt, die verſchiedenen Altersſtufen von ihrer erſten Entwickelung bis zum vollig außgekilheen Wachsthum darftellen. Dieſes iſt allerdings eine Aufgabe, die eine 22 nicht geringer Schwierigkeiteu zu beſeitigen hat, von denen ſich wohl ſo Mancher nicht einmal einen Begriff machen kann; denn ſchon ſelbſt beim Skizziren muß ſehr oft das Auge ihre Geſtalt und Farbe ſchnell auffaſſen und ſelbſt die geuͤbteſte Hand eilen, damit die Gegenſtaͤnde nicht ſchon unter dem Anſchauen, der Vergaͤnglichkeit unterworfen, dem großen allgemeinen Geſetze der Natur folgen. In der Vorausſetzung, daß eine wenigſtens gut ge⸗ meinte Sache wohl auf ein gemildertes Urtheil einige An— ſpruͤche machen darf, will ich auch den Wunſch nicht unters drücken, daß dieſe Mittheilung für nicht ganz unwerth ger achtet, und als ein Verſuch der Rachſicht der verehrten Anweſenden, welcher derſelbe ſo ſehr nne nmlich empfohlen ſein mag. h Vorgeleſen am 12. ae und 10, Dach. 1640 mu Ein TEL 2 I ZEN. KT ans m ne 2 sg » * 11 1 BAR Ber xy N Ber i ch t * N 11 uͤber die von der pomologiſchen Geſellſchaft zu Altenburg veranſtaltete Georginen⸗Ausſtellung, vom 6. bis zum 0 9. Oktober 1841. iR 9 7 3 j En O DObfchon der ganz unerwartete Froſt, welcher in den Nächten vom 20. zum 21. und vom 21. zum 22. Sept. in den Morgenſtunden eintrat, wo der Thermometer bis drei Grad unter den Gefrierpunkt herabſank, und noch mehr der, fuͤr die zarten Blumen der Georginen ſo nachtheilige Einfluß der unmittelbar auf dieſe Froſtnaͤchte folgenden ſonnigen und trocknen Tage, wohl der Beſorgniß mit Grund Raum gab, daß die beabſichtigte Georginen-Ausſtellung gar nicht ſtatt finden koͤnne: ſo ergab ſich doch bald, daß in vielen ‚Gärten der hieſigen Gegend viele Georginen unverſehrt ge— blieben, und daß ganz beſonders die an den neuſten und werthvollſten Sorten reiche Sammlung von Georginen im Herzoglichen Schloßgarten faſt gar nicht gelitten hatte. Die pomologiſche Geſellſchaft verfolgte daher ihren Plan, durch eine Ausſtellung der, von den Gaͤrtnern und Liebhabern dieſer ſchoͤnen Blumengattung in hieſiger Stadt und ihrer Umgegend gepflegten Georginenſorten, nicht nur ie Kenntniß der neueſten vorzüglichen Erzeugniſſe der Wild). 10 Anmerkung: Um ohne Zeitverluſt über die in dieſem Jahre veranſtaltete Georginen⸗Ausſtellung die verſprochene Anzeige Win. wird der darüber erſtattete Bericht, noch vor dem tokoll über den diesjährigen Herbftconvent, hier abgedruckt. 8 * Georginencultur zu verbreiten, ſondern auch eine nähere Verbindung der Cultivateurs, zu moͤglichſt ſchneller und koſtenerſparender Verbreitung der preiswuͤrdigen und ſchoͤnen Sorten, durch Tauſch oder Handel zu veranlaſſen. Diefer Plan wurde vorzüglich durch die ruͤhmliche Bereit— willigkeit des Herrn Hofgaͤrtners Kunze unterſtuͤtzt und durch dieſen und ſeiner Gehuͤlfen unermuͤdete Thaͤtigkeit zur erwuͤnſchteſten Aus fuͤhrung gebracht. Zu bedauern war es nur, daß die über 300 der ausgewaͤhlteſten Sor⸗ ten enthaltenden Sammlungen des Herrn Handelsgaͤrt⸗ ners Haugk, ſo wie des Herrn Kaufmanns Louis Ran⸗ niger hier, ſo ſehr vom Froſt gelitten hatten, daß ſie nur wenig Ueberbleibſel ihrer Georginenflor zu liefern im Stande waren, und daß aus gleichem Grunde, die ſo uͤberaus reichen Georginenpflanzungen im Thale der Elſter, zu Gera, Koͤſtritz und Zeitz auch nicht den kleinſten Beitrag zur dies⸗ jaͤhrigen Ausſtellung liefern konnten. Die Ausſtellung fand in dem zu dieſem wech der Geſellſchaft gnaͤdigſt bewilligten und ganz dazu geeigneten ſchoͤnen Saal im Pavillon des Herzogl. Schloßgartens ſtatt, und war eben fo ſehr durch den Reichthum an eins gelieferten Georginen und Auswahl der ſchoͤnſten und neueſten Sorten, als durch die geſchmackvolle Ausſtellung der Gewaͤchſe und ſinnige Verzierung des Locales aus⸗ gezeichnet. 21 In der Mitte des Saales befand ſich ein ſehr gro⸗ ßer, zierlich geflochtener Blumenkorb, uͤber welchen, auf Moos gebettet, mehr als 1200 Georginenblumen ſich viel⸗ farbig verbreiteten. Die Saͤulen des Saales waren mit Guirlanden von Eichenlaub und Georginen ſpiralfoͤrmig umwunden, in deren Verſchlingungen große Buͤſchel der intereſſanteſten Getraideſorten, der Gattungen Secalum, Triticum, Hordeum und Avena (von dem Herrn Cam⸗ mergutspachter Loͤhner gezogen und eingeliefert) ihre Riſpen und Aehren pfauenſchweifartig aus breiteten. In der Säulenhalle links vom Eingange, befand ſich in einer, von 3 1 der großblumigen Magnolia und einer zahlreichen Samm⸗ lung der ſeltenſten neuhollaͤndiſchen Akazienarten gebildeten Riſche, die Buͤſte unſers Durchlauchtigſten Herzogs, auf einem von duftenden Tuberoſen, reichblühenden Orangen und der ſchoͤnen Begonia diversifolia umgebenen Poſta⸗ ment, an welchem ein Immortellenkranz die Wuͤnſche treuer Unterthanen für ihren geliebten Landesfuͤrſten deutlich aus⸗ ſprach. In der dieſer Nifche gegenüber an der anderen Seite des Saales befindlichen Halle erhoben ſich auf mit Fichtenzweigen dicht bedecktem Grunde und von 14 Fuß hohen Myrten eingefaßt, die Anfangsbuchſtaben des Nas mens des Durchlauchtigſten Herzogs und ihrer Koͤnigl. Hoheit, der Frau Herzogin, von weißen Georginenblumen mit gelben Georginen ſchattirt, uͤber welchen die Fuͤrſten⸗ krone aus gelben und purpurrothen Georginen 8 gleic einer großartigen Stickerei prangte. a Der von immergruͤnem Moos gebildete Fuß dieſer —— war eingefaßt von einer zahlreichen Sammlung hier erzeugter Georginenſaͤmlinge des Handelsgaͤrtners Sickmann (40 Sorten), unter welchen ſich mehrere, den werthvollen Erzeugniſſen der neuern Zeit, e Sorten befanden. Dem Eingang gegenüber war auf einer mit Moos bekleideten, und mit aus Georginenblumen zuſammengeſetz⸗ ten Rosetten verzierten Eſtrade, ein Sortiment von 300 der vorzüglichſten und neueſten werthvollen, in dem hieſigen Herzogl. Schloßgarten befindlichen Georginen, und 100 Sorten aus der Sammlung des Herrn Kaufmanns Louis Ranniger aufgeſtellt, jede Sorte beſonders in einen Aſch, gepflanzt und um ihte Farbe beſſer hervorzuheben, an einen kleinen Fichtenzweig angelehnt. In dem Fenſter über dieſer, durch die Pracht ihrer Farben, fo wie durch die Regelmaͤßigkeit ihrer ſchoͤnen Form, die Augen aller Kenner auf ſich ziehenden Sammlung ausgezeichnet ſchoͤner inenſorten, befand ſich als ſymboliſches Zeichen des Wohlbefindens und Heils, ein nn durch vielfarbige — MI Georginenblumen dargeſtellt. An den Fenſtern rechter und linker Hand des Eingangs ſtanden lange Tafeln, auf wels chen die eingeſendeten Sammlungen auserleſener Georginen geſchmackvoll geordnet waren. Zuerſt bemerkte man hier die ſortenreichen Sortiments, welche von dem Herrn Lega⸗ tionsrath Gerhard zu Leipzig (245 Sorten), Herrn Handels⸗ gaͤrtner Wiegand von Gohlis (264 Sorten) und von dem Herrn Hofgaͤrtner Richter zu Luiſium bei Deſſau (110 Sorten) eingeſendet worden waren, daneben erregte die Auf⸗ merkſamkeit der Cultivateurs ganz vorzuͤglich die durch Neuheit der Sorten ausgezeichnete Sammlung des Herrn Wachs waarenfabrikanten Schmidt zu Erfurt (60 Sorten), fo wie die durch Groͤße und Vollkommenheit der Blumen, von einer ganz vorzuͤglichen Pflege zeigende Sendung des Herrn Hofraths von Wee ee Pu Beinen 3 Sorten). Unter dieſen, auf Srfuchen. gefaͤlligſt Bar mitgetßeife 80 Georginen, zeichneten ſich beſonders 20 neue, von dem Herrn Hofgaͤrtner Richter, aus ſelbſterzogenem Saamen er⸗ zeugte Sorten aus, welche den Beweis lieferten, daß auch in Deutſchland, bei ſorgfaͤltiger Cultur, Georginen gezogen werden koͤnnen, welche ſelbſt neben den vorzuͤglicheren engliſchen Sorten ihren Werth, ſowohl in Dinſicht der Faͤrbung als der Form behaupten duͤrfen. 830 Von den hieſigen Liebhabern der Georginen und Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtnern waren nur die ausgezeichneteren Sorten ihrer Sammlungen ausgeſtellt, von denen beſonders des Herrn Gymnalſialdirectors Foß (58 Sorten), des Herrn Geheimen Landesjuſtizraths Dr. Thienemann (82 Sorten), des Herrn Amtsdieners Kreuzberg (66 Sorten), ſo wie die der Herren Handelsgaͤrtner Haugk (13 Sorten), Kunze (125 Sorten) und Sickmann (60 Sorten), die Augen der Beſchauenden auf ſich zogen. Zwiſchen dem Blumenkorb und der Eſtrade, auf welcher das Georginenſortiment prangte, waren die zu dem diesjaͤhrigen Herbſtconvente der pomologiſchen Geſellſchaft — 119 — zur Prüfung eingelieferten zahlreichen Birn und Apfel⸗ ſorten, welche in dem weſtlichen Theile des Herzogthums, in den Aemtern Cahla, Eiſenberg und Roda cultipirt wer den, ſo wie die in den Gaͤrten des Herrn Kaufmann Beſſer hier und des Herrn Landesregierungsraths Back zu Eiſenberg ſich befindenden, aufgeſtellt, und gewaͤhrten eine erfreuliche Ueberſicht der vielen guten und; edeln, @oihiorten welche in unſerm Vaterland verbreitet ſind. Eine noch anſehnlichere Sammlung feiner wi aus⸗ erwahlter Sorten der Birnen und Aepfel, hatte, der Herr Cammergutspachter Loͤhner zu Wilchwitz, als das Ergebniß ſeiner mit vorzüglichem Eifer cultivirten Baumſchulen und e befindlichen zum groͤßten Theil von Diel, von van ons, und von Schmidtberger bezognen edlern Obſtſorten ausgeſtellt mil und die pomologiſche Geſellſchaft f and ſich da⸗ durch veranlaßt, die ihr zugehorigen Bieferungen, der Aepfel⸗ Birnenſotten⸗ Abbildungen, welche der Herr Kuͤchen⸗ meiſter Dieteich zu Gotha mit funſtgeübter Hand ſo natur⸗ getreu aus Papiermache nachgebildet hat, zur Vergleichung ba rüfung der Aechtheit der in den eingefendeten Obſt⸗ ents befindlichen Sorten mit aus zuſtellen. Von Gemuͤßen waren diesmal nur Kohlrabi und Rohan⸗ von ungewöhnlicher Groͤße, ſo wie eine intereſſante Sammlung aus Saamen in dieſem Jahre von dem Herrn — Be . enagnet AKaftoffeſortel, ber nne r e ee dauerte vom 6. bis gun 9, Ob. von dem hieſigen gebildeten Publikum zahlteich Beh. Der durchlauchtigſte regierende Herzog, Ihre königl. die Frau — und die durchlauchtigſten Prin⸗ nnen, welche die Gnade hatten die Ausſtellung i N Bean zu nehmen, gaben ihren Beifall vielfach zu er⸗ kennen, und belobten den Herten Hofgaͤrtner Kunze wegen der geſchmackvollen Anordnung des Ganzen. Die zur Prufung der aufgeſtellten eme ernannte Comité ſprach ſich einſtimmig dahin aus, . — 1) daß der Herr Hofgärtner Richter von Deſſau, die ausgezeichneteſten und ſchoͤnſten neuen, ſelbſt aus Saamen erzogenen Sorten und der Herr Gaͤrtner Sickmann von hier, die groͤßte Anzahl in dieſem Jahre neu aus Saamen erzeugter ſchoͤner Georginen zur Ausſtellung gebracht habe, 2 daß die meiſten neuen und bisher hier noch unbe⸗ kannten Sorten in der Sendung des Herrn Wachswaaren⸗ fabrikanten Schmidt zu Erfurt ſich befanden, wobei jedoch bemerkt wurde, daß der groͤßte Theil der eingeſendeten 60 Sorten, ſich den Namen nach auch in den Samm⸗ lungen des Herrn Hofgaͤrtners Kunze, des Herrn Kauf⸗ manns Ranniger und des Herrn Handelsgaͤrtners Haugk befinden, aber theils durch den Froſt ruinirt, theils noch nicht zur Bluͤthe gekommen waren, und 3) daß die größte Anzahl von preiswuͤrdigen Georgi⸗ nenſorten durch den Herrn Hofgaͤrtner Kunze aufgeſtellt worden war, denen die Sendungen des Herrn Legations⸗ rath Gerhard und des Herrn Handelsgaͤrtners Wiegand zunaͤchſt geſtellt werden mußten. Als die vorzüglihften und neueſten Eizeugniſſe der Georginencultur wurden erkannt: A. Aus der Sammlung des Herrn delta Kunze hier: . Beauty of England, 2. Brides maid, 3 5 queror of the World, 4. Constancy (Keyne’ 8) 5. Curate (Brown's), 6. Eyeque de Tournai, 7. Glaphyra, 8. Hudibras, 9. Ring of Roses (Tomson's), 10. Lord Sandon (Davies) , 11. Madelaine Bray, 12. Modesta (Girling's), 13. Monsieur Lechartier, 14. Painted Lady (Girling's), 15. Queen Dowager (Jackson’ 8), 16. Rival revenge (W. Coxe's), 17. Scarlet, le grand (Winfield's), 18. Triomphe de Saveuse, 19. Will Watch (Girling 8), 20. Xariffa (Oxer's). 4 0 B. Aus der Sammlung des Herrn Saufmannt Louis Ranniger: | a Fe 1. Brillant (Whales), 2. Müllermädchen, 3 Guttenberg, 4. Reine de Belges, 5. Orange per- ſection, 6. Niclas Nickelby, 7. Maid of Bath, 8. Revenge (Coxs), 9. Compacta (Gregory's), 10. Agnes (Harrison's) 11. Marie Whelers, 12. Lancelot (Cou- dray's), 13. Capitain Reynalds, 14. Peruvian chief ((Harrison's), 15. Rose perfection, 16. Conservative ( Low's), 17. Blomsbury (Pamplin and Lees), 18. Unrivaled Taylor's, 19. Phaenomenon Whale 955 20: ser Baudoin. C. Aus der Sendung des ‚Sem wegewaann, ae Schmidt zu Erfurt: 1. Roi de noir, 2. 3 (Muller’s), 3. Little Wondoc, 4. Lady Read Rey, 5. abe Mortier Beauvai, 6. Bicolor, 7. Eclipse Cattling's, 8. F osa Rinz, 9. Castanny, 10. Grand Turnement, 11. Fire King, 12. Purpurea alba, 13. Burisham Hero, 14. Nicoby, 15. Marchiones of Bredalbane, - 16. Beauty (Parsons). D. Aus der Sammlung des Herrn Hofgaͤrtners Richter von Deſſau: 1. Scarlet defiance, 2. Beauty of the Plain, 3. Fürst Metternich (Degen), 4. Unrivalled (Taylors), 5. Argo (Widnal’s), 6. Saturn (Schmidt’s), 7. Defiance (Squibs), 8. Exquisite (Holmes). 9. Beauty of Essex, 10. Nicolas de Sauvage, 11. v. Thümmel (Degen). E. Aus der Sammlung des Herrn Handelsgaͤrtners 1. Isabella, 2. Leopold Hoffmann, 3. Archev&que de Malines, 4. Windsor Rival, 5. Patronesse, 6. Achilles. 5 Erſt nach der Ausſtellung (den 9. Oktober) kam eine von dem Herrn Hofgaͤrtner Groͤba am 4. Oktbr. in Zerbſt zur Poſt gegebene Sendung zahlreicher Georginen uͤber Zeitz hier an. Die Blumen waren aber zu unſerm großen Bedauern ſchon fo verdorben, daß ſich über deren Werth ein Urtheil * — WED * nicht, faͤllen ließ. Doch konnte man aus dem beigefuͤg⸗ ten Verzeichniß wohl ſchließen, daß auserwaͤhlte und durch Reuheit ausgezeichnete Sorten darin enthalten waren. Wenn die pomologiſche Geſellſchaft dieſen erſten Verſuch, durch eine Georginenausſtellung den Kreis ihres Wirkens zu erweitern, ungeachtet der durch die Ungunſt der Witterung herbeigefuͤhrten Stoͤrungen, doch als gelun⸗ gen betrachten darf, und ſich für die mancherlei Mühen und Opfer, welche mit dieſem Arrangement nothwendig ver⸗ bunden waren, durch das guͤnſtige Urtheil der Kenner und den Beifall des gebildeten Publikums belohnt findet: ſo darf ſie der Hoffnung wohl Raum geben, da künftigen Ausſtellungen, unter günſtigen Verhaͤltniſſen die Theilnahme ſich immet mehr ſteigern * 20 oli es go Altenburg, den 9, October 1865 iu, 1 ala w bn gg 0. € le Maar, „en „ Bill nada Io bondi gen e A e A | 1 00 Auna “DR denne une d gane 156 3098 0 um ar an ein PT re en AU | Keton T) ballsvina) „2 sst) data IA yo 10 4 1 * RT 7 se) NIE „e „Ca ob: 5 oN 8 zl 110 * sul Kl j fr 08 einpai 8 „C(edtupez) “9 2900) r nat ob Zo OR nme unc md 9 enn e eee a ue. ois oi anno Biogon. 2 fall daI ET IT e e eee Reue . aide ani? tat (ne e ne guns e en Wing nt ORTE mn ir Tan un d en rd nr anna ae TR e „Amun en men u wie en ee e an W deal e ee e An eee e e 1 f lan 7 im 7 ö oh 79505 4 re 10 950 XIV. a 3 * 6 RR „Korreſpondenz. Rach dem Berichte eines unſerer geehrten Korrefpons denten hat Herr Dr. Köftler, Badeatzt zu Eger⸗Franzensbad, intereſſante Beobachtungen über die Polaritaͤt des Kammer⸗ bühls und ſeiner Laven gemacht, die wir der Aufmerkſam⸗ keit unſerer Leſer empfehlen. 5 ueber die Polarität des Kammerbühls“) und ſeiner Laven. Von Dr. Koͤſtler, Badearzt zu Eger⸗ Franzensbad. e Die bei dem Kammerbüͤhl ſich darbietenden Produkte waͤren in zwei Hauptklaſſen einzutheilen: 1) in die loſe Lavamaſſe mit ihren verſchiedenen Eins ſchluͤſſen von Grundgebirge und anderen Mineralien, die in Form von Gerölle den eigentlichen Bühl bil⸗ deer, geſchichtet vorkommt, und verſchieden iſt nach " der dem Feuer ausgeſetzt geweſenen Gebirgsart, und 2 geſchmolzene mehr ein Ganzes bildende Ba⸗ e ſaltmaſſe, welche den frühern Krater bis oben aus⸗ 8 füll, ſich noch über denſelben hinausdtängt, und nun als Bafaltfelfen weſtlich von dem Lavaberge zu einer „ bedeutenden Höhe zu Tage fteigt, 3 *) Der Kammerbühl iſt ein unweit dem Kurorte Eger⸗Fran⸗ zensbad liegender Berg, der ganz aus angeſchichteter Lava beſteht, durch einen daſelbſt früher thätig geweſenen Vulkan, deſſen rupfionen aber unter dem Waſſer ſtatt hatten, wie es die Nach⸗ ſorſchungen eines Goethe, Grafen Kaspar v. Sternberg und Hein⸗ Cotta darthun, ſeine Entſtehung fand. — 124 — A. An den einzelnen Lavaſtücken nun bemerkte ich ein beſonderes merkwuͤrdiges Einwirken auf die Magnet⸗ nadel, und die ſpaͤter mit großer Aufmerkſamkeit mittelſt einer ſehr empfindlichen engliſchen Bouſſole vorgenommenen Beobachtungen ergaben Folgendes: 1) Bei den meiſten Lavabrocken (Baſalt⸗Lava) zeigt ſich ein Einwirken auf die Magnetnadel. 2) Dieſes Einwirken uͤben auch die poröſen Lavaſtuͤcke. a Bei ſehr vielen Lavaſtuͤcken, die ich unters ſuchte, fand ſich eine Polaritaͤt, dee 1 verſchieden ‚äußerte: 4 Hisahule a) zeigte ſich auf einer Seite deutlich dn Suͤd⸗ und entgegengeſetzt der Nordpol durch Anziehen und e der 1 n nadel, nr an dem ganzen Stücke blos ein 1 Anziehen eines der beiden Pole, * 6): oder ein bloßes Abſtoßen gegen einen der Pole, ohne den eee anzu⸗ * „ziehen. a 4) Die Polaritaͤt aͤußern . 2er und 00 ſehr aun 0 pordſe Lavaſtüͤcke. | 5), Eben "fo Außert ſich die Polarität bei mehre⸗ 1 ken Pomben, die auch zertheilt in zwei gleiche Haͤlften auf jeder entſprechenden Seite den gleichen Pol aͤußern, ſowie der innere Stern auch den derſelben Seite zugewendeten Pol beſitzt. 6) Raͤhert man ſich mit der Bouſſole der Lava⸗ wandung, welche beſteht aus uͤber einander angeſchichteten einzelnen Lavaſtücken, fo zeigt ſich beinahe gar kein beſonderes Einwirken, - Mi — 00 00m Indem durd) das Durcheinanderliegen der einzel⸗ ààinnen Stucke das Einwirken einer beſtimmten Polaritaͤt aufhören muß. 13 B. 1) An dem gegen Welten von dem eigentlichen KLiavaberge mehr ein Ganzes bildenden Baſalt⸗ feelſſen ergiebt ſich eine deutliche Polarität, doch ſo, daß die meiſten fuͤr ſich abgeſondert zu Tage ſtei⸗ genden Felsmaſſen eine dem Erdpole beinahe ents gegengeſetzte Polaritaͤt aͤußern. 2) Auf ein bis zwei Fuß weit vom Felſen äußert ſich g noch kein Einwirken auf die Bouſſole und dieſes ergiebt ſich erſt beim unmittelbaren Beruͤhren des Felſens ſelbſt. 3) Raͤhert man ſich dem Felſen von Suͤd, ſo wird die früher gegen Norden gerichtete Nadel herum⸗ geworfen und der Südpol angezogen; ebenſo wenn man die gegen Norden liegende Felſen⸗ partie unterſucht, die früher gegen Süd ſtehende Radel den entgegengeſetzten Pol, naͤmlich den Nordpol, anzieht. 4) Nicht an allen Punkten zeigt der Fels dieſe merk⸗ würdige Polaritaͤt, ſondern nur an einzelnen Stellen. 5) Die Pole der einzelnen Felspartieen ſind meiſt in der Richtung von S. S. O. zu R. R. W. doch wie ſchon früher bemerkt, dem Erdpol entgegen⸗ geſetzt, gegenuͤbergeſtellt. 6) Faͤhrt man mit der Bouſſole an den Felſen hin, ſo zeigt ſich ſehr Häufig ein Wechſeln der angezo⸗ genen Pole. . 17 2. a äi Verſchieden von den magnetiſchen Aeußerungen meh⸗ rerer Baſalte tritt hier eine eigenthuͤmliche Polarität in den einzelnen Lavaſtüͤcken ‚, fowie in den größeren Maſſen — 126 — auf, und es find mehrere Momente, wie ſich aus den früs hern angegebenen einzelnen Erſcheinungen erſehen laͤßt, welche durch einen Antheil Magneteiſen nicht ihre Erklaͤrung finden, ſowie zu beruͤckſichtigen kommt, daß dieſe Maſſen Formationen ſind, welche zwar durch und aus einem Vul⸗ kan hervorgingen, aber unter dem Waſſer hervorgetrieben, plotzlich geloͤſcht wurden. * Literariſche Anzeige. Bei Guſtav Jonghaus in Darmſtadt ſind ſo eben erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben: j * Verhandlungen der Verſammlung deutſcher Wein⸗ und Obſt-Producenten, unter dem Vorſitze des Großh. Heſſiſchen Regierungs- präfidenten, Generalcommiffärd x. Frei⸗ herrn von Lichtenberg, zu Mainz, vom 21. bis 24. Oktober 1840; herausgegeben von deren Geſchaftsfuͤhrer, Dr. C. Zeller, Großh. Heſſ. Oeko⸗ nomierath ꝛc. gr. 8 16. Bogen. Preis 2. Fl. Was dieſe intereſſante Schrift bietet, daruber wird wohl der folgende Auszug ihrer Inhaltsuͤberſicht am uns partheiiſchſten ſprechen: Allgemeiner Theil: Anordnung der Zuſammenkunft, Ver⸗ zeichniß der Theilnehmer derſelben und der Vereine, welche Deputirte dazu ſandten; [te allgemeine Sitzung, mit der Er⸗ öffnungsrede des Präſidenten, Wahl der Sektions⸗Vorſtände ꝛc., 2te allgemeine und zugleich Schlußſitzung. Specieller Theil: A. Verhandlungen der Wein bau⸗ Section: Erörterung der Beſchlüſſe und Wünſche der vor⸗ jährigen Verſammlung, wobei der Leſer auch Vorträge einer erühmten Weinbauverſtändigen findet, der Frau Leonhard in Mannheim. Ueber Vertilgung des Mooſes an den Reben; über Einführung einer Normalmoſtwage; Krankheiten im Weine; Mittheilungen über den Weinbau der Römer, nach Columella; über Traubenleſe und Weinbehandlung; über Einführung eines fabrikmäßigen Betriebs der Weinbereitung; über Schutz der Weinreben gegen Froſt und Reife im Oktober ꝛc. B. Reſul⸗ tate der abgehaltenen Muſterung über die zur Ver⸗ ſammlung eingeſandten Weinproben. C. Verhandlungen der Obſtbau⸗Section: Beſtimmung des eingekommenen Obſtes von circa 1500 Partien; über die Vorzüge des Nuß⸗ baumes; über den Unterricht der Jugend in der Obſtbaumzucht; das Obſttrocknen; über eine neue Art Obſtbrecher; über das Einkürzen des Pfirſichbaumes bald nach der Blüthe; über die Vertilgung ſchädlicher Inſekten ꝛc. 14 Schluß: Sonſtige bemerkenswerthe Notizen von der Verſamm⸗ lung und die im Jahre 1841 zu Würzburg betreffend. Druck und Papier ſind ausgezeichnet. „e 1 Br N 7 W. Sal Be eh 5 Be ai 25 27 8 1 AR. f N e ee call Eee Re 148 LER. 97984 . 19 ee 1 53 W 5 As 1785 Ba IE ga Ra 2 nde m 3 ROH aer ah 4. e NER ER: * 411 ae Ba a 1 a 1 5 n e Br a 101 N 12 Aa * ie, e e 19, a 19 vr er Ka 155 ere Kae Mn asulı * ur ee erw vr A 1 Nee AI. kanal a u ett 23 * n e ei nb Aalen * Wan a * u J 217 Mi: 105 Wi Ha 5 Sat 2 „ Acer ee n eee ni 1 ur 41 = 5 3. 4 N er 1 nn, Tale W le n e A . 1 . her 1 A ec e Sad N su! zan * 3 we‘ * N N. 5 oh 16 5 — 27 — XVII. Etwas über den Kohlenſtoff, den Kunſt⸗ und Handwerksverein bergetrezen 14 = von Eduard Lange. Das ſchoͤpferiſche Werde, welches einſt für die er⸗ ſten Pflanzen und Thiere unſeres Erdkoͤrpers ertoͤnte, iſt wie alle Worte Gottes von ewiger Bedeutung. Denn es gilt und wirkt noch immer. Noch immer haben Pflanzen, und Thiere als irdiſcher Abglanz der Schoͤpferkraft Gottes die geheimnißvolle Kraft, neue Individuen ihrer Art zu erzeugen, worin ſich der Schöpfer zugleich auch als den Erhalter offenbart. Und blicke ich vollends heruͤber auf die Menſchenwelt, wie nicht blos der menſchliche Leib, * + “u ſondern auch die menſchliche Seele, kurz das ganze Ebene bild Gottes, in ewiger Verjüngung von Geſchlecht zu Geſchlecht ſeine Allmacht verkündigt, und wie durch Lehre und Unterweiſung die Offenbarungen Gottes in der Natur und im Geiſte ſich immer heller und weiter verbreiten, fürwahr, dann komme ich in Gefahr, mit ungeweihtem Munde ein ganz anderes Thema zu verfolgen, als das ich mir heute vorgeſetzt habe und deſſen Gegenſtand ganz der materiellen Welt der ſinnlichen Erſcheinungen angehört, Aber ruht denn nicht auch das Materielle im Schooße der Gottheit und iſt es etwas andres als die unſichtbare Schöpferkraft, was noch immer die an ſich todten irdiſchen Stoffe zu einem blühenden Baume oder zu einem Lee digen Thiere organiſch sufammenfügt ? ine. Sault man naͤmlich irgend eine Pflanze pen ein V. 9 ‚- mM — Thier in feine einfachen Grundbeftandtheile, fo findet man, von einigen nur in kleinen Quantitaͤten vorkommenden metalliſchen Stoffen abgeſehen, der Hauptſache nach immer folgende 4 nicht weiter zerlegbare Grundſtoffe: Sauerſtoff, Waſſerſtoff, Kohlenſtoff und Stickſtoff, welcher letztere aber in der Pflanzenwelt nur ſehr ſparſam vorkommt, ſo daß man denſelben auch wohl als vorzugsweiſe der Thierwelt angehoͤrig betrachtet hat. Aber welche Mannigfaltigkeit von Gebilden iſt aus dieſen Stoffen mit wahrhaft goͤttlicher Combinationsgabe in das Leben gerufen worden! Denn wie verſchieden ſind das Hirn und das Herz, die Augen und der Magen, die Rerven und die Muskeln der verſchiedenen Thiere, wie verſchieden die Holzfaſern, die Blaͤtter, die Bluͤthen und Früchte der verſchiedenen Gewaͤchſe? Und doch ſind fie alle aus denſelben Stoffen zuſammengeſetzt, nur daß ihre gegenſeitigen Mengenverhaͤltniſſe nicht uͤberall dieſelben vie mögen. Von dieſen 4 Grundſtoffen der organiſchen Erdens weſen ſind 3, naͤmlich der Sauerſtoff, Waſſerſtoff und Stickſtoff an ſich ſtets luftfoͤrmig, d. h. jeder derſelben ftößt ſeine einzelnen Stofftheilchen mit ſo entſchiedener Gewalt unter einander ab, daß es wohl ſchwerlich jemals gelungen iſt, irgend eines dieſer 3 Gaſe durch Kälte oder vermehrs ten Druck in den tropfbar fluͤſſigen oder wohl gar in den feſten Zuſtand zu verſetzen. Dagegen laͤßt ſich wiederum der Kohlenſtoff, den ich heute vorzugsweiſe ins Auge zu faſſen gedenke, an ſich durch keine Hitze in den luftfoͤrmigen oder fluͤſſigen Zuſtand verſetzen und gibt nur in der Vers bindung mit andern verwandten Stoffen ſeine Feſtigkeit und Starrheit auf, gerade ſo wie jene drei, unter ſich und mit andern Stoffen verbunden, nicht ſelten auch in flüffi iger und feſter Geſtalt auftreten. So wie aber Sauerſtoff und Stickſtoff auer der organiſchen Welt noch als die beiden Hauptgemengtheile der atmoſphaͤriſchen Luft uns umringen und wie der Waſſerſtoff, mit dem Sauerſtoff chemiſch verbunden, als - MB — Waſſer uns umfluthet, als erhitzter Waſſerdampf unfere Dampfmaſchinen treibt und als verdichteter Waſſerdampf im Regen herniedertraͤufelt auf unſere Fluren, ſo fehlt es auch in der unorganiſchen Natur nicht an Kohlenſtoff, mag dieſer nun im reinſten Zuſtande als Diamant aus dem Sande Golkonda's gewonnen werden, oder mag er minder rein als Anthracit, Graphit, Kohlenblende, Stein— kohle und Braunkohle feine lang verſchloſſenen Niederlagen unſerer Holzarmuth öffnen und uns einladen, die aufge- haͤuften todten Schaͤtze der Urwelt in den beweglichen Lebens verkehr der Neuzeit hereinzuziehen. Denn fobald wir die Stein⸗ oder Braunkohlen verbrennen, ſo tritt auch ihr Kohlenſtoff mit dem Sauerſtoff der Luft zu Kohlenſaͤure zuſammen, welche ſich der atmoſphaͤriſchen Luft beimiſcht und in dieſer ihren Kohlenſtoffgehalt den einathmenden Blättern der Pflanzen zur Aufnahme dars bietet, worauf derſelbe ſeinen Umlauf durch die organiſchen Koͤrper in einem aͤhnlichen Kreislaufe fortſetzt, wie die Buddhiſten in Aſien nach der bei ihnen herrſchenden Lehre von der Seelenwanderung es von den Geiſtern annehmen. Denn die Blaͤtter der die Kohlenſaͤure einathmenden und wieder zerſetzenden Pflanzen machen keinen Unterſchied, mag der Kohlenſtoff derſelben aus der Verbrennung eines Diamanten oder eines Stuͤcks Steinkohle, eines indiſchen Nabobs oder eines gemeinen Holzblockes herſtammen. um jedoch noch einmal auf das Vorkommen des Kohlenſtoſſs in der Natur zuruck zu gehen, fo finden wir denſelben theils in den Thieren und Pflanzen, theils in der Kohlenſaͤure, die nicht allein der atmoſphaͤriſchen Luft ſpaͤrlich beigemengt, ſondern auch in den Sauerbrunnen und in ſchaͤumendem Biere und Weine reichlich aufgeloͤſt, und im Marmor, Kalk und in der Kreide, in den Thier⸗ knochen, in den Muſchel- und Eierſchalen mit Kalk zu — Kalk erſtarrt iſt, theils in den verfchütteten tlichen Pflanzenſtoffen, die wir jetzt als Stein» und kohle aus dem Innern der Erde hervorwuͤhlen, theils im Graphit, den wir zu Bleiſtiften und feuerfeſten 9 * — 08 — Tiegeln benutzen und theils endlich in reinem, kryſtalliſirtem Zuſtande im Diamant, der deshalb auch gaͤnzlich ohne allen Aſchenrückſtand verbrennt. Daraus ſehen wir. zus gleich, daß es nicht ſowohl der Stoff ſelbſt, als die feln tene, reine, kryſtalliniſche und feſte Vereinigung deſſelben iſt, was dem Diamant ſeinen hohen Werth verleiht, und daß wir, gelaͤnge es uns nur, eine geeignete Fluͤſſigkeit zur Auflöfung des an ſich ja in großer Menge vorhan⸗ denen Kohlenſtoffs zu entdecken, aus welcher er dann rein und in ſeiner eigenthuͤmlichen Form kryſtalliſiren koͤnnte, wenigſtens an dem Materiale zu Diamanten keinen Mans gel haben wuͤrden. Allein bis jetzt koͤnnen wir wohl die Diamanten zerſtoͤren, ſei es nun mechaniſch durch Zer⸗ trümmern ihrer. regelmäßigen Schichten oder chemiſch durch Verbrennen derſelben in reinem Sauerſtoffgas; aber alle Verſuche, ſie zuſammenzuſchmelzen, oder die Bedingungen kuͤnſtlich herbeizufuͤhren, unter welchen der Kohlenſtoff ſei— ner urſpruͤnglichen Natur nach von ſelbſt kryſtalliſirt, lan bis jetzt noch ohne Erfolg geblieben. 8 Auch kann es auffallen, wie derſelbe Stoff bald, im Diamant, die größte Klarheit und das größte Lichtbrechungs— vermögen beſitzt, bald im Graphit und im Lampenrus vollig undurchſichtig und ſchwarz erſcheint. So taͤuſchen wir uns oft, wenn wir nur nach dem aͤußern Anſcheine urtheilen und daruͤber das Weſen vergeſſen, das uns in den verſchiedenſten Formen entgegen zu treten vermag. Ebenſo koͤnnen wir uns auch irren, wenn wir uns aus einzelnen Erfahrungen zu ſchnell allgemeine Folgerungen ableiten. So iſt es z. B. noch niemals gelungen, unvers bundenen Kohlenſtoff fluͤſſig zu machen, weshalb ſich auch der Graphit zu feuerfeſten Tiegeln vorzuͤglich eignet, und gleichwohl dringt der Kohlenſtoff bei der Umwandlung des Stabeiſens in Stahl in die mit Kohlenpulver geſchichteten Eiſenſtaͤbe ein, ungefaͤhr ſo wie Obſt, das auf Holz un- mittelbar aufliegt, von dieſem einen unangenehmen Holz geſchmack annimmt, ohne daß doch das Holz flüffig wers den und ſo in das Obſt eindringen kann. Es iſt aber — — in der todten Natur, wie in der belebten. Eiſen und Kohlenſtoff ziehen ſich nun einmal an, weshalb auch beim Ausſchmelzen des Eiſens aus feinen Erzen das flüffige Metall ſtets Kohlenſtoff in ſich aufnimmt und dadurch zu Gußeiſen oder Roheiſen wird, aus welchem, wenn es in Stabeiſen umgewandelt werden ſoll, der Kohlenſtoff erſt wieder herausgebrannt werden muß. Kommt nun dieſes Letztere in der Gluͤhhitze wieder mit Kohlen in Beruͤhrung, ſo wachen die inwohnenden Kräfte der Anziehung wieder auf und der an ſich ſtarre Kohlenſtoff erhaͤlt in Folge ihrer Verwandtſchaft ſchon ein wenig Leben und Bes wegung. | Wie wäre es denn, ohne dieſen großen Einfluß der Verwandtſchaftskraft auch nur zu erklaͤren, daß der an ſich ſtets feſte Kohlenſtoff ſich nur mit dem Sauerſtoff chemiſch zu verbinden braucht, um eine vollig helle durch— ſichtige Luftart, die Kohlenſaͤure, zu liefern, die nur durch künſtliche Vorrichtungen fluͤſſig oder feſt dargeſtellt werden kann und dem dabei gegen fie ausgeuͤbten Zwang bie - furchtbarſte Gewalt entgegen ſetzt, wie noch vor einem Jahte ihr Explodiren in Paris bewies, welches den Tod des Experimentators zur Folge hatte. Aber nicht blos die äußere Erſcheinungsform, ſon— dern das ganze innere Weſen wird durch die Verwandt— ſchaftskraft verändert, und dieſelben zwei Stoffe: Sauer: ſtoff und Kohlenſtoff geben, je nachdem ſich mit derſelben Quantitaͤt Sauerſtoff mehr oder weniger Kohlenſtoff ver— bunden hat, entweder an ſich unſchaͤdliche Kohlenſaͤure, wie ſie aus ſchaͤumendem Biere oder Selterwaſſer ent— weicht und mit dem Champagner begierig eingeſchluͤrft wird, oder giftiges Kohlenoxydgas, welches ſelbſt mit ats moſphaͤriſcher Luft gemengt, betaͤubt und erſtickt, wie viel⸗ faͤltige Todesfälle namentlich in Folge zu frühen Schließens der Ofenklappen hinreichend erwieſen haben. a And wie das Kohlenoxydgas für die Lungen, fo iſt die Blaufäure für den Magen ein furchtbares Gift, ſo unſchaͤdlich die Stoffe auch an ſich find, woraus fie beſteht. — — Sie enthält naͤmlich Kohlenſtoff, Waſſerſtoff und Stickſtoff, welche doch, wenn auch gewoͤhnlich noch mit Sauerſtoff verbunden, faſt in allen Theilen der Thierkoͤrper, namentlich auch in dem zu unſerer Hauptnahrung dienenden Muskel⸗ fleiſche vorkommen. ) So nahe graͤnzen gefunde Nahrung und Gift an einander und wie der Schierlingsſaamen in demſelben Bo— den und in derſelben Atmoſphaͤre ſeinen verderblichen Saft ausbildet, in welchem der Weinſtock daneben lieblichen Moſt zeitigt, ſo ruft auch dieſelbe Erfahrung und daſſelbe Schickſal in dem einen Menſchengeiſte die heilſamſten Ent— ſchluͤſſe ins Leben, das den andern hinab ins Verderben zieht. Er aber, dem auch dieſe Geheimniſſe in Bälle Lichte liegen, möge uns hüten und bewahren „daß wir gleich dem Weinſtock aus allem, was wir in uns aufnehmen, lieblichen und kraͤftigen Moſt und nie giftigen 1 ſaft entwickeln! ö — 133 — ernennt r mr. XIII Protokoll vom Sommerconvent Der po: * mologiſchen Geſellſchaft, gefertigt vom derzeitigen Secretaͤr Robert Lange. Altenburg, den 21. Juli 1841. “gm Saale des Logenhauſes verſammelten ſich heute wohl 22 Mitglieder und Gaͤſte der Geſellſchaft. Das Wetter war warm und heiter, lockte aber die Mitglieder vom Lande nicht zu uns herein, ſondern beſtimmte gewiß mehrere derſelben, den ſchon begonnenen Erntearbeiten ſich nicht zu entziehen. Die Verſammelten aber ſahen mit Vergnügen die in Menge ausgeſtellten Stachelbeeren, die vorjährigen und diesjährigen Aepfel, die ſchon gereiften Birnen, Pflaumen und Mahalebkirſchen, ſo wie die ſelt— neren Blumen und Pflanzen der Herren Kunze, Walther aus Rüdigsdorf, Beſſer, Haugk, Preßler, Voͤgler u. A. RMamentlich aber erfreuten ſich die reichen, gluͤcklich durch den harten Winter geretteten Relkenſortiments des Herrn Sickmann von hier und des Herrn Schellenberg aus Ctaaſa einer allgemeinen Theilnahme und Anerkennung. Sie zogen immer wieder die Beſchauer durch Wohlgeruch und Farbenſchmelz in ihre Nähe, bis der Herr Director, Regierungsrath Dr. Back, die Anweſenden zur eigentlichen Feſtſitzung in den kleineren Saal des Logenhauſes entbot. Hier leitete der Vorſitzende die Verhandlungen damit ein, daß er die Anweſenden erſuchte, an ihn, im Vergleich — 1341 — zu den früher dirigirenden Gartenmeiſtern, nur beſcheidene Anſpruͤche zu machen, da er, als ein Ankoͤmmling aus dem manchmal weniger beachteten weſtlichen Landestheile, wo ihm fruͤher reiche und weite Gartenraͤume geboten ge— weſen waͤren, hier bisher mit einem kleineren Garten und mit der Pflege länger gebauter und mehrſeitig bewährter Blumen- und Pflanzengattungen ſich begnügen gelernt habe. Aus eben dieſem Landestheile aber, insbeſondere aus den Pflegen von Eiſenberg, Roda und Kahla rührten auch die ſehr intereſſanten Mittheilungen her, welche der Herr Director aus mehrern übers und umſichtlich verfaßs ten Berichten vortrug und zur Beſprechung brachte. Denn nicht genug, daß die ſehr geehrten Verfaſſer derſelben 1) Herr Weißgerber Geier in Eiſenberg, unſer correfpons | direndes Mitglied, 2) Herr Pachter Dolitzſch in Hainfpig bei Eiſenberg, 3) Herr Dr. Richter in Roda und 4) Herr Poſtmeiſter Voigt in Kahla allen Anweſenden durch ihre allſeitigen und umfaſſenden Mittheilungen einen richtigen Blick in die Feld- und Gartenwirthſchaft jener Aemter zu thun geſtatten und eine gerechte Würdigung und unpars teiiſche Vergleichung derſelben mit den unſtigen moͤglich machten; ſondern es enthielten dieſe Berichte auch einen fo großen Reichthum an Belehrendem über Feld» und Gartenbau und boten ſo viele Anknuͤpfungspunkte zu einer mehrſeitigen, intereſſanten Unterhaltung, daß wir uns nur ungern mit den allgemein gemachten Wahrnehmungen: wie der Winterwaizen und die Winterölfaaten durch Kälte gelitten haben, wie die Sommerftuͤchte trefflich ſtehen, die Obſtbaͤume reich behangen ſind, die Futterkraͤuter mit Ausnahme des theilweis weggewinterten Klees, einen gu— ten Schnitt geben und wie alle frautartigen Pflanzen, ausgenommen die durch häufigen Regen zuruͤckgekommenen Gurken, eine gute Aernte geben oder verſprechen, begnuͤgen und zufrieden geben moͤchten, und gar gern neben die ſpeziellen Bemerkungen uͤber die ungemein bedeutende Beerenernte jener waldreichen Gegenden, uͤber den Einfluß der Winterkaͤlte auf viele für die Botanik und den Gartens | — 155 — bau wichtige Pflanzen, über den Mohnbau und die Ro⸗ hankartoffel noch viele andere, nicht minder wichtige und nicht geringere Theilnahme erregende hinſtellen und an dieſelben anreihen moͤchten. Welch' allgemeine Anerfens nung aber beſagte Berichte fanden, zeigt ſich vornehmlich daraus, daß mehrere der gegenwaͤrtigen Mitglieder mit zuſtimmenden Bemerkungen die Verleſung begleiteten und an die einzelnen Angaben aͤhnliche oder auch in gewiſſen Beziehungen abweichende anſchloſſen, oder ſich zu betreffen den Verſuchen, wie zum Mohnbau, bereit erklaͤrten. Darum beſchloß man auch allgemein, jenen geachteten Herren in einer Zuſchrift den Dank und die Anerkennung des Vereines aus zuſprechen. Richt minder aber erfreuten ſich auch der Theilnahme und allſeitigen Beachtung ſowohl die kurzen und prak⸗ tiſchen Notizen des Herrn Paſtors Hempel aus Zedtlitz über das Begießen mit dem fräftigenden, wohl durch feinen Kaligehalt die Vegetation ſehr foͤrdernden Geifen« waſſer, welches beim Waſchen ſchon ſeine Dienſte geleiſtet hat, und über das raͤthliche Beſchneiden der kraͤnkelnden Pflaumenbaͤume unſter Gegenden, als auch vornehmlich deſſelben laͤngerer, ſachgemaͤßer und ſehr che Vor⸗ trag über die Benutzung der Wände zu H ochſpalier fuͤr aumen⸗, Birn⸗, Kirſch- und Apfelbäume. Rament⸗ übte man allgemein für richtig und einleuchtend die ehauptungen annehmen zu dürfen , daß mit Hilfe ſolcher och ſpali lere unſte Waͤnde weit hinauf mit den dadurch ehr verbefferten Hauspflaumen und franzöſiſchen Pflau⸗ en bedeckt werden konnten, daß ſich, wie beim Wein, die feineren Obſtſorten waͤrmerer Klimate bei uns leichter : d beſſer ziehen, und unſte edlen Sorten auch in rauhere, aue Gegenden ans Weer. verpflanzen laſſen ‚würd den, RNachdem noch der Herr Hofgärtner Kunze die Abs bildung einer für mehrere Tauſende verlooſten Camellie, ſowie eine zweckmaͤßige Blumenſcheere vorgezeigt hatte, wurde die Sitzung aufgehoben und die Mitglieder ver⸗ einigten ſich an einer reichbeſetzten Tafel zu einem m’gefelis gen und heiteren Mittagsmahle. XIX. Protokoll vom Herbſtconvent der pomo⸗ logiſchen Geſellſchaft, gefertigt vom Secretaͤr der Geſellſchaft Nobert Lange. Zum diesjaͤhrigen Herbſtconvent verſammelten ſich am 6. Octbr. wohl weniger Mitglieder der pomologiſchen Geſellſchaft, als man zu ſehen gehofft hatte, weil die Ins ſpicirung des altenburgiſchen Bundescontingents, das reg— neriſche Wetter und die uͤberall begonnene Kartoffelernte einige Theilnehmer ins Freie lockte, andere auch wohl ans Haus feſſelte. Dennoch fanden ſich 28 Vereinsmitglieder und mehrere Gaͤſte nach 11 Uhr im kleineren Saale des Logenhauſes zuſammen, der dieſes Mal durch die lobens— werthe Vorſorge der Herren Back, Voͤgler, Doͤll aus Eiſen— berg, Streicher aus Eiſenberg, Richter aus Roda, Voigt aus Kahla, Hammerſchmidt, Boͤrner, Lange I. und II, Hempel I. und II, Reinhold, Kerſten u. A. ſo reich mit Fruͤchten, als Aepfeln, Birnen, Pflaumen, Ruͤſſen, Kar⸗ toffeln, Beeren (ribes aureum), Kaſtanien, Kohlrabi ꝛc. verſehen war, daß man ebenſowohl die große Fruchtfuͤlle — IM — des Jahres, als die bedeutende Produktionskraft unſeres Herzogthums dankbar anzuerkennen Gelegenheit hatte. Der Farbenſchmuck der Blumen dagegen konnte, trotz dem daß ſchon zwei ftoſtreiche Nächte die ſehr bedeutenden Georginenſammlungen vieler Mitglieder in ſchoͤnſter Bluͤthe vernichtet hatten, in dem kleineren, aushelfenden Lokale bei Weitem nicht an- und untergebracht werden, ſondern man hatte für die noch recht anſehnliche Georginenaus— ſtellung, zu welcher in die Nähe und Ferne Einladungen ergangen waren, den trefflich geeigneten Pavillon im hie⸗ ſigen Herzoglichen Schloßgarten gnaͤdigſt uͤberlaſſen befoms men. Dahin wurden auch nach der Feſtſitzung noch ſehr viele der ausgeſtellten Fruͤchte gebracht. Dieſe Feſtſitzung ſelbſt aber begann etwa um 12 Uhr. Und der Herr Director, Regierungs- und Konſiſto⸗ rialrath Dr. Back, leitete dieſelbe damit ein, daß er nach einer freundlichen Begrüßung der Anweſenden, im Ruͤck⸗ blick auf die früher eingegangenen Berichte aus dem weſt⸗ lichen Landestheile, die ſehr freundlichen Fruchtgaben eben⸗ dieſer Gegenden der allgemeinen Beachtung empfahl und dann zur Verleſung von zwei den Garten- und Landbau jener Bezirke betreffenden, neuerdings vom Herrn Hofgaͤrt— ner Doll aus Eiſenberg und Herrn Dr. Richter aus Roda eingegangenen Berichten weiterſchritt. Mochte auch die Mittheilung des Erſtgenannten eigentlich für den Som⸗ merconvent beſtimmt fein, fo enthielt fie doch des Beach— tenswerthen und Belehrenden über Blumiſtik, Gemüfes, Obſt⸗ und Ackerbau ſo viel, daß ſie das Intereſſe der Hoͤrenden bis ans Ende lebendig erhielt und zu manchen unterhaltenden und foͤrdernden Bemerkungen der Anweſen— den Veranlaſſung gab. Daſſelbe muß aber auch ruͤhmend von dem zweiten Berichte geſagt werden, da er namentlich über Veredlung des Obſtes durch mehrmaliges Verſetzen der Baͤume, uͤber die fruͤhere Reifezeit von Wein und Obſt in den geſchuͤtzt und warm gelegenen Walddoͤrfern und über den fo einflußreichen Kartoffelbau viel Beher— tigenswerthes gab, und dadurch die Herzen der Verſam⸗ iM melten zu dankbarer Anerkennung und zu muͤndlichen Gleiches bezweckenden Mittheilungen aufſchloß. Die kur⸗ zen brieflichen Mittheilungen der Herren Voigt aus Kahla und Streicher aus Eiſenberg, die Akten des landwirth⸗ ſchaftlichen Vereins in Luckau, fo wie ein Verzeichniß der eßbaren Schwaͤmme bei Roda, die Doͤllſche Empfehlung der Wallnußzucht und vielerlei andre Beſprechungen und Mittheilungen uͤber Kartoffelkrankheiten, Anzucht dieſer Rahrungspflanze aus den Kernen der Samenbeeren u. f. w., alle dieſe intereſſanten Unterhaltungsgegenſtaͤnde nahmen die Zeit und Aufmerkſamkeit vollſtaͤndig in Anſpruch, ſo daß man ſchließlich nur noch beſtimmte, ſich von Seiten der Geſellſchaft bei Errichtung eines Denkmals fuͤr Thaer, als bei einem unſern Zwecken zu fern liegenden Gegen— ſtande nicht betheiligen zu wollen, endlich aber noch raſch zur Wahl der neuen Geſellſchaftsbeamten verſchritt und als ſolche, namentlich als Director Herrn Kammerrath Waitz, als Vicedirector Herrn Regierungs- und Konſiſtorial⸗ tath Dr. Back, als Secretaͤr Herrn Profeſſor Ed. Lange, als Kaſſirer Herrn Kammerrath Haſe und als Bibliothekar Herrn Lehrer Rogge von allen Seieen freundlich begruͤßte. Laͤngſt war die beſtimmte Zeit verſtrichen, als die gegenwaͤrtigen Mitglieder und mehrere Gaͤſte, wozu ſich auch noch ſpaͤter der Herr Hofgaͤrtner Kunze und einige techt gern geſehene Fremde geſellten, die bisher bei der Georginenausſtellung thaͤtig Hand angelegt hatten, an einem heiteren und gemuͤthlichen Mittagsmahle Platz nahmen, um nach demſelben gemeinſchaftlich die zahlreich eingeliefer— ten und kunſtvoll aufgeſtellten Dahlien in Augenſchein zu nehmen. = We d u ii e mm 1 er Brrieſliche Weittheilung * ben Dr. Richter in Roda an den Vorſtand . der pomologiſchen Geſellſchaft, 6 . N über die * Meine Herren! Sie werden zu wiederholten Malen in dum Ach. Anzeiger und der Rationalzeitung der Deutſchen z. B. in Nr. 120, 209, 230 und 302, ſowie in noch mehreren ans dern Blättern über Kartoffelkrankheit, oder Krank⸗ heiten, geleſen haben, wobei Ihnen aufgefallen ſein wird, daß keiner der Berichterſtatter auch nur einmal ein. faßliches Bild von der einen oder der andern Krankheit gegeben haͤtte; ſo daß man eigentlich nicht weiß, was für einen von den Krankheiten ern ie e gemeint irn wollen. ann — Sache hat auch meine Aufmerksamkeit af fi gezogen und ohne daß ich ein befonderer Kenner der Landa wirthſchaft bin, fo glaube ich doch einen ganz intereſſan⸗ ten Beitrag zu dieſem Kapitel liefern zu koͤnnen, indem ich Ihnen hier eine neue Krankheit des Kartoffels liefern kann. Ehe ich zur naͤheren Beſchreibung dieſer Krankheit uͤbergehe, erlaube ich mir aber einige Worte über die bereits bekannten Krankheiten dieſer Frucht voran⸗ zuschicken. Bis jetzt ſind vier, von einander verſchiedene Krank⸗ heiten beobachtet worden a) Die Faule, ein der Kartoffel zu manchen Zei⸗ ten innewohnender Zuſtand, der ohne in die Augen fallende äußere Merkmale zu zeigen, den Kartoffel der Faͤulniß und ſomit dem gaͤnzlichen Verderben überliefert. a b) Der Krebs oder die Raude, eine Krankheit, die, noch ehe fie den Kartoffel ganz verdirbt, leicht wahr: genommen wird, indem der mit dieſer Krankheit behaftete - m — Kartoffel eine riſſige, borkigte, ſchmutzige, grau braune Oberfläche dem Auge darbietet. c) Die Kraͤuſelkrankheit, ein krankhafter Zus ſtand des ganzen Stocks, wobei die Stengel braun wer⸗ den, die Spitzen derfelben mit den Blüthen Knospen fi ch ganz zuſammen ziehen, wonach dann der ganze Stock von oben herunter duͤrre wird, die Knollen aber klein, und noch lange nicht dusgewachſen ſo zurückbleiben, wie ſie * ſind. ch) Die Fettkrankheit, oder beſſer die Kno- tenbildung, ein Uebel, das gewoͤhnlich erſt auf dem Tiſche beim Speiſen, in ſeiner ekelhaften Geſtalt zu > ſichte kommt. er Es iſt dieſes jener Zuſtand, wo in dem gleische det Kartoffel ‚größere oder kleinere tiefeindringende braun⸗ graue Koͤrper gefunden werden, ausſehend wie verdorbene Zellſubſtanz in einer geoͤffneten Eiterbeule. Dieſen vier Krankheiten, deren Bild ich genugſam be⸗ zeichnet zu haben glaube, liegen unſtreitig Witterungsein⸗ flüſſe, z. B. naßkaltes Wetter u. ſ. w., rohe und unzei⸗ tige "Düngung, ſchlechte Bearbeitung des Feldes . ſchlechte Lege- oder Ausſteckeknollen *) zu Grunde. Rachdem ich nun dieſes nothwendig orausſchicken mußte, komme ich zum eigentlichen Thema meiner kuͤrzlich gemachten Erfahrung und Beobachtung, die ich meinem Freunde, dem Herrn Paſtor Schwabe in Schoͤngleina, zu verdanken habe, der mit ſeinem geuͤbten Blick Kartoffeln en die etwas ganz Neues darbieten. BU und um es Ihnen moͤglich zu machen, die Sache ſelbſt unterſuchen zu koͤnnen, habe ich die Ehre, Ihnen *) Schlechte Lege- Kartoffeln nenne ich die, die ſeit einer langen Reihe von Jahren immer wieder von den bisher auf denſelben Bo⸗ den, oder doch in derſelben Flur gebauten wie leider herkömmlich g zum Auslegen genommen werden, ftatt daß fie nach je fünf oder zehn Jahren aus andern Gegenden herbeigeſchafft werden In zum oder noch beſſer aus Samen erzeugte lebenskräftige Kartoffeln zu Auslegen herangezogen werden ſollten. — 1m — zwei von dieſen Kartoffeln zu überſchicken; die eine wird Ihnen die eigenthuͤmliche Verderbniß in ſolchem Grade, und recht ſchoͤn zeigen, die andere aber zeigt gleichſam erſt den Anfang dazu. Auch lege ich Ihnen eine . Zeichnung vor, welche ich mit einem dem bloßen Auge kaum ſichtbaren Theilchen der gleich naͤher zu beſchreibenden Schmarozer⸗ pflanze, unter einem ganz guten Sonnen-Mikroſkop, vors aomhurn habe. Kartoffelflechte. „ 77 anten — 142 — Mein Freund bemerkte, wie ſeine Leute die Kartoffeln herausnahmen, daß einzelne und mehrere Kartoffeln an ein und demſelben Stock das gewoͤhnliche friſche und na⸗ türliche Anſehen entbehrten, indem ſie ihm ſchon von ferne ein ſchmutziges, roͤthliches oder braunrothes Anſehen dar⸗ boten; er nahm deshalb mehrere und von verſchiedenen Stoͤcken auf und gewahrte bei naͤherer Beſichtigung, daß ſolche ſtellenweiſe mehr oder weniger mit einem rothen Geflechte umzogen waren, und daß dieſe Stellen wie ver⸗ trocknet zu ſein ſchienen, was eine ordentliche Graͤnzbezeich— nung darſtellte. Von dieſen Kartoffeln gab er mir meh— rere in der Abſicht, daß auch ich ſie unterſuchen moͤchte, ob vielleicht das die Krankheit wäre, worüber jetzt fo vie— les oͤffentlich geſprochen wird. Auf den erſten genauern Blick fiel mir der leberrothe ſich ſo zweigartig veraͤſtelnde Koͤrper als etwas Weſentliches auf, ich unterwarf nun mehrere Exemplare einer naͤhern Unterſuchung, und dabei fand ich, daß bei dem einen wie bei dem andern Kar— toffel dieſer fremde Koͤrper eine ziemlich conſtante Farbe und Verzweigung hatte und deſſen Stamm oder Staͤmme jedesmal von der ſogenannten Schnure oder auch den Augen ausging und daß wo der Kartoffel noch eine ge— funde und natürliche Hautſtelle hatte, dieſer rothe Körper darauf nicht zu ſehen war. Ich konnte mich nun nicht taͤuſchen, ſondern erhielt die Gewißheit, daß dieſer fremde Koͤrper eine Schma— rozerpflanze, eine wirkliche Flechte-ſei. (Unter dem Mikroſkop iſt die Flechte als ſolche gar nicht zu verkennen.) Dieſe Flechte aber iſt die Krankheit, eine neue Er— ſcheinung, merkwuͤrdig genug, die Aufmerkſamkeit des Publikums darauf lenken. Bei dem weitern Fortſchreiten und Ausbreiten dieſer Flechte wird dem davon ergriffenen Kartoffel all und jede Saftmaſſe immer mehr entzogen, indem dieſe Flechte als Schmarozer von demſelben lebt, und ſo kommt es, daß endlich ein ſolcher Kartoffel aͤußerlich wie trockenes Leder ausſieht, nach und nach ganz vertrocknet, und wie bei m — dem thieriſchen Koͤrper unter den rinnen trockenen Standes, zur Mumie wird. 2 zeſonders zu bemerken it, daß dieſe Kartoffel e merkwürdigen Erſcheinung nur allein, ſo weit bis jetzt habe nachkommen koͤnnen, in kalkigem, mit oder Lehm vermiſchtem Boden angetroffen wird. Ob die mit dieſer Flechte, die ich geradezu Kars toffelfl te, Lichen solani tuberosi, nenne, behafteten Karto eln, wenn ſie im Keller u. ſ. w. liegen, in der 5 kn en Verderbniß weiter gehen, das muß und wi Erfahrung lehren. So viel jedoch glaube ich der Beobachtung abgelauert zu haben, daß wenn ein ſolcher Kartoffel frei und trocken liegt, die weitere Vers | derbniß bald ſtille ſteht; gleichſam als Hätte die lech te . nur in ihrem eigentlichen Medium, in dem ihr günftigen „ Leben genug, den von . ergriffenen Kartoffel zu ee EN AR 12 N 7 | eh Ich habe die Re: 1c. 92 40 n u Mn Ki 15 47 7 R 4 9 45 Roda, im November 1341, en . n e Dr. Richter. N., W 7 7 * W * 1.4 * ein 15 s un. j . nt N u He u . 2 61 ** 5 $ 4 27 * t 5 n N 4 er 6 1 3 2 1 gr . . * . ann 0 0 7 28 . # i 1 ot Su 98 7 N 10 DR Dig 2 gu hi FEN Rn; © „ 140 11 4 * 97 4 5 ‚12 * 1 VIE) 0 * 22 N N * vr, 10 Win 2 2°) aha 294 n rn, N 6 e en n s N een Ja e BL): 1 Io N Etwas über Die Spielarten e Eul⸗ n eg turpflauzen⸗ Wann u ar . er Hu \ tan) ANı 1 1 . a 7 ER 63 Von Eduard Lauge. 2 2 En — b W onen vn Je tieſer wir hinabſteigen in der Reihe der irdischen Gebilde, um ſo ſchwankender und unſi icherer wird auch der Begriff des Individuums. So ſehen wir alle jedes einzelne Thier für ein Individuum an. Wie weit aber die Beſtimmung des Individuellen bei den Pflanzen oder gar bei den Mineralien gehe, und ob dieſelbe hier übers haupt noch angewendet werden koͤnne, bare ſind die Anſichten wohl ziemlich verſchieden. ö 35 Ein rund gerollter Kieſel liegt zu unſern Füßen. | Wir find geneigt, ihn als Individuum zu betrachten und als ſolches von einem zweiten Kieſel daneben zu unters ſcheiden. Aber wenn nun beide vor Zeiten eine einzige zuſammenhaͤngende Felsmaſſe bildeten, die nur durch aͤußere Gewalt zertruͤmmert, und deren Bruchſtuͤcke nur durch mechaniſche Einfluͤſſe rund gerollt wurden? Dann duͤrfen beide gewiß noch weniger als beſondere Einzelweſen gelten, als man einen Zahn oder einen Knochen irgend eines Thieres als Individuen betrachten wird. 1 Geht man nun aber ſo von Stufe zu Stufe fort in der unorganiſchen Natur, ſo findet man nirgends einen feſten Markſtein, und am Ende bleibt kaum der ganzen Erde der Rang eines abgeſchloſſenen und ſelbſtſtaͤndigen Individuums uͤbrig. Wenigſtens hat man ſie ſchon oft als ein durch die Gewalt der Schwungkraft losgeriſſenes ö Trümmerſtüͤck eines groͤßern Weltkoͤrpers, namentlich unerge Sonne betrachtet. Man koͤnnte daher wohl die ganze Frage nach N Graͤnzen des individuellen Seins in der unorganiſchen Nas tur als ungehoͤrig und fremdartig abweiſen und das Letztere blos auf die organiſche Natur beſchraͤnken, von der es a urſprünglich allein gebraucht worden iſt. Wir werfen unſern Blick auf eine Reihe italieniſcher Pappeln und ſehen ohne Weiteres jeden einzelnen Baum als ein beſonderes Einzelweſen an. Sind ſie aber nicht alle aus Stecklingen eines und deſſelben Pappelbaumes a und war dieſer nicht einſt ſelbſt mit vielen an— ein eben ſolcher Steckling von einem einzigen noch eren Baumindividuum? Wenigſtens tragen alle unſere lieniſchen Pappeln blos Staubfadenbluͤthen, während 17 den ihnen verwandten, aber bei uns urſpruͤnglich ein— imifchen Weidenarten immer Stoͤcke mit Staubfaden sa und Stoͤcke mit Griffelbluͤthen unter einander ſtehen, wo— durch allein eine Vermehrung durch Saamen moͤglich ge— macht wird, was bei der lediglich durch Stecklinge zu uns verpflanzten und bei uns fortgepflanzten italieniſchen Pappel in unſerer Gegend niemals einttitt. was hier von den Stecklingen geſagt iſt, das gilt auch von dem, ſei es nun durch eingeſetzte Augen * durch Aufaefeple Sbelreizer auf andere Aepfelſtaͤmme epflanzten Borſtorferapfel, ſowie uͤberhaupt von jeder durch dlung fortgepflanzten Obſtſorte, nur mit dem unterſchi „daß die Stecklinge der italieniſchen Pappel unspittelbap. in die Erde und die Augenkeime edler Obſt— ſorten zunächſt auf einen fremden Wurzelſtock gepflanzt wurden. 9 Anmoͤglich aber koͤnnen wir ſaͤmmtliche in Deutſch⸗ land befindliche italieniſche Pappeln oder ſaͤmmtliche Bor— ſtorferaͤpfelbaͤume als ein einziges zerriſſenes und nur in ſeinen Theilen weit zerſtreutes Individuum anſehen. Es bleibt daher nur die Annahme Übrig, daß einzelnen Theis len der Pflanzenindividuen, z. B. den Knospen und den 10* N 1 damit verſehenen Zweigen die Faͤhigkeit inne wohnt, ſich nach ihrer Trennung vom ganzen Individuum entweder durch Aneignung der ihnen fehlenden Theile verwandter In— dividuen (beim Pfropfen) oder bei der Vermehrung durch Stecklinge mittelſt ſelbſtſtaͤndiger Erzeugung der fehlenden Theile zu neuen Individuen zu ergaͤnzen, wenn dieſe auch ſtets nur eine Wiederholung der bisherigen Eigenthuͤmlich— keiten des urſprünglichen Stockes darſtellen koͤnnen. Wenn man alſo einen Weinſteckling pflanzt, fo ergänzt fich dies ſes die ganze Eigenthuͤmlichkeit feines Mutterſtocks in jeder Knospe vorgebildet enthaltende Stuͤck Rebe durch Bildung eigner Wurzeln zu einem vollſtaͤndigen Individuum und zur getreuen Copie ſeines Mutterſtocks, und wenn man auf einen Kernling das Auge einer weißen Butterbirt der weißen Butterbirne in ſich tragende Auge dieſelbe durch Aneignung eines ſchon vorhandenen fremden Wurzel— ſyſtems nach und nach bis zum vollſtaͤndigen Fruchtbaume fortbilden. vi Demnach find alle ſogenannten Aepfel-, Birnenz, Kirſchen⸗, Pflaumen-, Pfirſchen- und Aprikoſen-Sorten, ſowie uͤberhaupt alle ſogenannte Spielarten unſerer Cul— turpflanzen nur Wiederholungen und Vermehrungen be— ſtimmter nach und nach aus Saamen erzeugter In divi— duen. Reue Individualitäten aber oder wie man ges wohnlich ſagt, neue Spielarten werden blos durch den aus der Bluͤthe hervorgegangenen Samen erzeugt. Da— gegen ſind die Auslaͤufer der Erdbeeren, ſobald ſie ſich durch Wurzelbildung zu ſelbſtſtaͤndigen Stoͤcken ergänzt ri einfest, fo fol dieſes einzelne die ganze Eigenthümlichkeit 0 haben, die Wurzelſchoſſer unveredelter Pflaumenbaͤume, die Wurzelbrut der Zwiebelgewaͤchſe, die aus vofjaͤhrigen Knollen, d. i. aus unentwickelten unterirdiſchen Zweigen erwachſenen Kartoffelſtoͤcke nichts als Fortſetzungen und Wiederholungen des früher einmal aus Bluͤthenſamen ent ſtandenen und durch haͤufige Vermehrung zur Varietaͤt ge— wordenen Individuums. So wie man nun von Aepfel-, Birnen⸗, Kirſchen- und Pflaumenwildlingen redet, eben fo — 147 — konnte man auch von Zwiebel-, Kartoffel-, Himbeer⸗, Stachelbeer- und Erdbeerwildlingen ſprechen, ſobald naͤm⸗ lich dieſe Pflanzen durch Samen vermehrung gewonnen worden find, Ja wir kennen fogar bei den einjährigen Gewaͤchſen nur die Vermehrung durch ſolche immer neue Wildlinge. N So wenig ferner ein menſchliches oder thieriſches In— dividuum vollkommen dem andern oder ſeinen Eltern gleicht, fo liefert auch keine Pflanze ihr ſelbſt vollko m⸗ men gleiche Saͤmlinge, wenn gleich die Unterſchiede der Letztern uns nicht immer ſichtbar werden. Man braucht hier nur an die Zinnien und Georginen oder an die Saͤm⸗ ah unferer Stachelbeeren oder Zeller- und Haſelnuͤſſe ' zu denken, um eine Fülle von Belegen zu haben. Denn wie immer neue Georginenſorten aus Samen hervorgehen, ſich aber bei der Vermehrung durch Knollen, Augen oder nge in ihrer einmal eingebornen Eigenthümlichkeit Ahalten, To liefert auch jeder Obſtkern eine neue Obſt— varietaͤt, und die Menge moͤglicher Spielſorten iſt auch hier unendlich. Aber auch hier erhaͤlt ſich die bisherige Eigenthuͤmlichkeit, ſobald die Vermehrung nicht durch neue Ausſaaten, ſondern auf fonft eine Art geſchieht. Je ſchoͤner aber bei den Georginen ſeit 30 Jahren die Mutterpflanzen nach und nach geworden ſind, um ſo en zeigen ſich auch im Allgemeinen die Saͤmlinge, deshalb ſich auch die Anſprüche an dieſelben immer höher ert haben, ſo daß noch immer ebenſo wie vor 15 ren unter Hunderten von Saͤmlingen kaum einer der haltung und Vermehrung würdig erachtet und zugleich uch faſt alle noch vor 10 Jahren als die neuſten und züglichſten geprieſenen Blumen aus den Gärten ſtreb⸗ ſame Liebhaber fuͤr immer verwieſen worden ſind. 100 Wie ferner bei dieſer Modeblume die ganze Vorzligs chke in den unbedeutenden Modificationen der Zuſam⸗ r iſtellu „des Baues und der Färbung. der fuͤr das Leben und die Fortpflanzung derſelben ganz unweſentlichen Blumen blaͤtter beſteht, fo ſetzen wir bei unſern verſchie⸗ 8 a 2 denen Obſtſorten allen Werth auf die weniger den Analyſen der Chemiker, als den Organen des Gaumens bemerk— baren Modificationen in der Conſiſtenz und Saftmiſchung der für das Leben und die Fortpflanzung des Baumindis viduums im hoͤchſten Grade unbedeutenden ſaftigen Frucht— hülle. Denn nicht das genießbare Fleiſch, ſondern die kleinen Kerne darin ſind die Frucht, auf deren Erzeugung und Ausbildung der ganze Baum hinarbeitet. Dieſe Andeutungen und Vergleichungen durften zeigen, 1) wie irrig die Anſicht derer iſt, welche meinen, unveredelte Obſtbaͤume müßten alle ohne Unterſchied nur ſo— genannte herbe Holzaͤpfel, Holzbirnen u. ſ. w. tragen, während doch alle vorhandenen Obſtſorten, mithin auch die edelſten derſelben nur fortgepflanzte und vermehrte ches malige Saͤmlinge oder Urindividuen ſind; 170 2) wie unmoglich es iſt, alle Obſtſorten zu Kine, d. h. von jeder einen beſtimmten allgemein giltigen Nas men zu willen, da ja ſtreng genommen jeder unveredelte Kernling als neues Individuum eine neue Varietaͤt liefert und da kein Menſchengeiſt die Summe des Wai er⸗ meſſen und erſchoͤpfen kann; 3) wie ſehr es zu wüͤnſchen iſt, daß kundige und ausdauernde Pomologen mit ſorgfaͤltiger Aufzeichnung ihrer gemachten Ausſaaten recht zahlreiche Kernlinge der beften vorhandenen Obſtſorten ziehen und daß ſie dann auch in den Stand geſetzt fein möchten, die Früchte derſelben abs zuwarten, um nach deren Guͤte entſcheiden zu koͤnnen, ob und welche neue Varietäten der Vermehrung in der That wuͤrdig ſeien und welche Saͤmlinge beſſer nur als Grund— ſtaͤmme für andere ſchon vorhandene edlere Sorten zu vers wenden ſeien. So waren die Früchte der wenigen Saͤm⸗ linge, welche mein Bruder und ich bisher aus bekannten Kernen gezogen haben, zwar meiſtentheils geringer, biswei len jedoch auch weit edler als die Fruͤchte des Mutter ſtammes, aus denen die Kerne genommen waren. Und gleichwohl haben die Saͤmlinge der beſten Obſtſorten no — 149 — nicht getragen, indem dieſelben ſelten vor, oft aber lange nach ihrem 10. Jahre ihre erſten Früchte bringen. 4) Aehnliche Verſuche, neue vorzuͤgliche Varietäten zu gewinnen, ſollten auch mit andern wichtigen und vor— zuͤglichen Rahrungspflanzen z. B. mit Kartoffeln, Erdbeeren, Stachelbeeren, Wein, Haſelnüſſen und überhaupt zunaͤchſt mit allen denjenigen Pflanzen gemacht werden, welche in r Regel nicht durch Saamen, ſondern durch Ausläufer, Salle, llen, Zwiebeln ꝛc. vermehrt werden, und enen eben darum, + ihnen die Faͤhigkeit ſich auf dieſe Weiſe in den Ting Schattirungen ihrer Eigenthuͤmlich— keit zu erhalten, inne wohnt, bei der Fortpflanzung durch men eine größere Neigung und Faͤhigkeit, eigenthümliche ielarten zu erzeugen, verliehen zu fein ſcheint. Dafur inen wenigſtens die Aus ſaatverſuche zu ſprechen, welche wir bisher mit vielen der genannten Pflanzenarten gemacht haben, obgleich unfere bisher gemachten Erfahrungen nicht . r e darauf zu gründen. 15 ran * * ie Nin 9, * 1 ar ee rg IR OPFER een" 70 ad 0 W e u nn ene een e „ ) REN % | SW +4 Abs Ban au Ä 2 4 u — — Mine 4. 8 u aue Ns, re Wee 7 RR Fon ER Kb; ee 11 ai ‘ en 9 9 a Sen 5 9 8 UN 73 7 . 171 / i Bi: n Pr W PD 1 8 Ar N I e DR 1 70 I N j DEE a N 91 XXII. Aufforderung und Bitte, die Maikäf er betreffend. 4 Die Maikaͤfer erſcheinen bekanntlich periodiſch in ungeheurer Menge und richten dann in unſern Gaͤrten, Baumpflanzungen und Waldungen ſo bedeutende Verheer— ungen an, daß man ſie mit Recht zu den gefuͤrchtetſten Landplagen zaͤhlt. Nicht zufrieden damit, den Fruͤhling ſeines ſchoͤnſten Schmuckes, des zarten, friſchen Gruͤns zu berauben, freſſen ſie auch die jungen Triebe ſo gaͤnzlich ab, daß ſich die beſchaͤdigten Baͤume meiſt erſt im andern oder dritten Jahre wieder erholen, oder wohl auch ganz eingehen. Eben ſo verderblich ſind ihre Larven, die ſoge— nannten Engerlinge, welche mehrere Jahre unter der Erde ſich fortwuͤhlend den Wieſen und Feldfruͤchten den empfinds lichſten Schaden zufügen, Roch iſt uns recht wohl erinner— lich, in welchen unzaͤhligen Schaaren dieſe Laubkaͤfer im Fruͤhjahr 1840 des Abends und ſelbſt am Tage umher— ſchwaͤrmten, und wie ſo manche ſchoͤne Eiche voͤllig ent— blaͤttert mit ihren kahlen, grauen Aeſten in die Luͤfte ſtarrte. Und wie viel groͤßer wuͤrden in dieſem Jahre ihre Ver— wuͤſtungen geweſen fein, wenn nicht die ſpaͤte kalte Witterung ihr Erſcheinen verzoͤgert und dem Laube der Bäume Zeit vergoͤnnt hätte, groß und feſt genug zu wer- den, um nachher, als nun die wiedereingetretene Waͤrme die unermeßlichen Schwaͤrme aus der Erde hervorlockte, nicht nur den gefraͤßigen Thieren hinreichende Nahrung geben, ſondern auch die Baume ſchmücken und ihr ges er — 131 — fundes Leben foͤrdern zu koͤnnen. Ohne dieſe ungewoͤhn⸗ liche, damals eben nicht erfreuliche und von ſo Manchem wohl mit Verdruß hingenommene Witterung wuͤrden wir uns ſchwerlich der reichen Obſtaͤrnten von dieſem und dem vorigen Jahre zu erfreuen gehabt haben. Alljaͤhrlich fuͤhrt der Lenz Tauſende von Geſchoͤpfen herauf, von denen jedes einzelne fuͤr das nach Gottes Offenbarungen in der Natur duͤrſtende Gemüth ein unerſchoͤpflicher Quell fein konnte, und fie bleiben unbemerkt, unbewundert. Aber ein Geſchoͤpf, deſſen von der Natur gebotene Thaͤtigkeit die materiellen Intereſſen des Menſchen ſo ſchwer verletzt, konnte nicht unbeachtet bleiben. Seit langer Zeit hat man daher uͤber die Maikaͤfer geklagt und geſchrieben, wiederholt hat man gegen ſie den Vertilgungskrieg ge— predigt, es ſind zahlreiche Mandate und Edicte erſchienen, damit man Maßregeln zu ihrer Verminderung ergreife und ihren Verwuͤſtungen Einhalt gethan werde; aber die Erfolge ſind bis jetzt immer noch weit hinter den Wuͤn— ſchen zuruͤckgeblieben. Wir lernen den Maifäfer ſchon in frühefter Jugend kennen; ſein umriß und ſeine Farbe, ſeine Mundtheile, Fuͤhler und Fuͤße, ſelbſt fein. innerer Bau ſind aufs ges naueſte beſchrieben; über die Stelle, die ihm das Syſtem anzuweiſen hat, find wir nicht zweifelhaft. Wovon er und ſeine Engerlinge ſich naͤhren und wem ſie wieder zur Nahrung dienen, wiſſen wir ganz gut, und über dies Alles ſind lehrreiche Schriften gedruckt worden; demohngeachtet ſehen wir jedem Fruͤhlinge, wo wir ihn in größerer Zahl erwarten, noch immer mit den ernſteſten Beſorgniſſen ent— gegen. Sollte der Grund allein in der Ohnmacht des Menſchen liegen, etwas gegen dieſen boͤſen Feind aus— urichten? Wohl moͤglich; vielleicht kennen wit aber doch ſeine Naturgeſchichte noch nicht genau genug und es traͤgt die Unbekanntſchaft mit derſelben einen Theil der Schuld. Die Erfahrung bietet Beiſpiele in Menge dar, wie mit der gewonnenen Kenntniß der Naturgeſchichte eines ſchaͤd— lichen Thieres auch alsbald das Mittel erlangt wurde, > — 152 — feine Schädlichkeit zu vermindern oder zu verhüten. Ich | erinnere nur an den Theerring. Im Mai 1828 ſah ich den großen Garten eines Freundes in ſchoͤnſter Fuͤlle des Laubes prangen, waͤhrend alle Gaͤrten weit und breit von der Spannraupe *) graͤulich verwuͤſtet waren. Der Theerring hatte den Garten des Freundes geſchuͤtzt. Wie zahlreich auch die über den Maikaͤfer angeſtell⸗ ten Beobachtungen ſind, ſo ſind ſie doch nicht immer ſorgfaͤltig genug, oder nicht mit vorurtheilsfreien Augen angeſtellt, aus manchen Laͤnderſtrecken fehlen ſie noch ganz, und im Allgemeinen zeigen ſie ſich noch zu vereinzelt und lückenhaft, als daß die Unterſuchung als geſchloſſen be— trachtet werden duͤrfte. Man kann ſich daher nur freuen, wenn ſich tuͤchtige Maͤnner der Muͤhe unterziehen wollen, die vorhandenen Erfahrungen zu ſammeln, neue Beobach— tungen zu veranlaſſen und anzuſtellen und ſie zu einem befriedigenden Ganzen zu verarbeiten. Eine ſolche Arbeit haben wir vom Herrn Profeſſor Heer in Zuͤrich zu er— warten. Dieſe Arbeit wird nicht blos für die Schweiz, ſondern fuͤr alle Laͤnder, welche von den Maikaͤfern heim⸗ geſucht werden, wichtig fein und verdient deshalb die als ſeitigſte Unterſtuͤtzung. Gern iſt daher die hieſige natur⸗ forſchende Geſellſchaft bereit, das Ihrige dazu beizutragen, daß der geehrte Freund aus unſerm Vaterlande die ge— wuͤnſchten Rotizen erhalte. In Auftrag unſers Vereins erſuche ich daher alle Bewohner des Oſterlandes, ihre die Naturgeſchichte und Verwuͤſtungen der Maikaͤfer betreffenden Erfahrungen und Beobachtungen an das Directorium oder Secretariat der naturforſchenden Geſellſchaft des Oſter⸗ landes einzuſenden und verſichert zu ſein, daß wir dieſe Gefaͤlligkeit dankbarſt anerkennen werden. Die weſentlichen Punkte, worauf es dabei ankommt, dürften folgende ſein: 1) Die Flugjahre, d. he die Jahre, in welchen die Maikaͤfer mit einer merkwuͤrdigen Regelmaͤßigkeit *) Raupe vom Geometra brumata DG. IE | — 133 — in gewiſſen Perioden maſſenhaft eiſcheinen und dann all⸗ gemein ſchaͤdlich werden. Herr Profeſſor Heer ſagt in ſeinen Kaͤfern der Schweiz Bd. 1, pag. 71 Folgendes: Mel. vulgaris. L. erſcheint Ende April und Ans fang Mai in ungeheuern Maſſen durch die ganze ebene Schweiß, iſt aber ſchon bei 2000“ s. m. ſelten und tiber 3000 8. m. ganz verſchwunden; fo im Kanton Glarus, in Binden, Uri, Berneroberland und auch im Jura. In tieferen Regionen finden ſich zwar alle Jahre Laubfäfer, doch treten ſie nur alle drei Jahre maſſenhaft auf, ſo daß fie ohne Zweifel bei uns einen dreijährigen Lebens— cyclus haben. Wir haben indeſſen keineswegs durch die ganze Schweiz daſſelbe Flugjahr, was manchen zu der falſchen Anſicht verleitet hat, daß keine periodiſch wieder— kehrenden Flugjahre ſtatt finden, oder daß dieſelben in un— ſerer Zeit verwiſcht worden ſeien. Um Baſel faͤllt das Flugjahr auf die Jahre, welche ſich durch 3 dividiren laſſen, alſo auf 1842, 1839, 1833, 1830 u. ſ. w. (Baslerflugjahr); im Kanton Bern dagegen auf die Jahre, welche durch 3 dividirt 1 zum Reſte geben, alſo auf 1840, 1837, 1834, 1831 u. ſ. w. (Bernerflug⸗ jahr); im Kanton Uri aber in die Jahre, die durch 3 dividirt 2 zum Reſte haben, auf 1841, 1838, 1835, 1832 uf. w. (Urnerflugjahr). In der Schweiz hat das Bernerflugjahr der Laubkaͤfer den groͤßten Umfang; es geht von Genf durch das Waadtland laͤngs des Jura, über Reuſchatel bis gegen . durch den ganzen Kan⸗ ton Bern, Unterwalden, Luzern (?), Aargau bis an die ; Reuß und über Zug, Schwyz, bis Glarus und Graubuͤn⸗ den. Die Kantone Zurich, Thurgau und St. Gallen haben ebenfalls groͤßtentheils dieſe Periode, jedoch mit einigen Unterbrechungen, indem einzelne Landſtriche die Ur⸗ nerflugjahre haben, in welchen in dem Bernerflugjahre keine oder wenige Käfer erſcheinen, während fie an den Grenzpunkten in beiden Jahren maſſenhaft auftreten. Im Kanton Bern iſt dieſe dreijährige Flugperiode ſeit 1693 - m => dieſelbe geblieben, wie Prof. Studer aus den obrigkeitlichen Kaͤfermandaten, die z. B. 1693, 1702, 5, 8, 11, 17, 26, 71, 1801, 1804, 1816 erlaſſen wurden, nachgewieſen hat: im Kanton Zuͤrich waren 1762, 1765, 1768, 1771, 180m, 1804, 1807, 1816, 1828, 1831, 1834, 1837, 1840 Kaͤferjahre; im Kanton Glarus 1798, 1801, 1804, 1807, 1822, 1825, 1828, 1837, 1840; im Kanton Büns den 1804, 1801, 1798, 1795, 1792, 1789, 1786, 1783. Das Maximum ſcheint dieſe Flugperiode im Jahr 1804 gehabt zu haben; in welchem in den Kantonen Bern, Zurich, Glarus, Buͤnden die Laubkaͤfer in unermeßlichen Maſſen erſchienen. Im Kanton Glarus wurden damals 9297 Viertel (das Viertel zu 1043 Quadratzoll), im Sans ton Zurich 34,752 Viertel eingeſammelt. Nach vorge— nommenen Meſſungen gehen auf das Viertel circa 8800 Stuck, ſomit wurden damals im Kanton Zurich uber 300 Millionen Laubkaͤſer getoͤdtet. — Das Urnerflugjahr iſt im Kanton Uri am ſchaͤrfſten ausgeſprochen und es laͤßt ſich aus den obrigkeitlichen Verordnungen nachweiſen, daß dieſe Periode ſeit 177 Jahren dieſelbe geblieben iſt. Es wurden naͤmlich im Jahr 1664, 1730, 1817, alles Jahre, die in dieſe Reihe fallen, Verordnungen zur Ein— ſammlung der Laubkaͤfer erlaſſen. In ungeheuren Maſſen traten ſie beſonders in dem Jahre 1838 auf, wo ſie nach Dr. Loſſers Mittheilungen von Altdorf bis Amſteg hinauf Abends die ganze Luft erfuͤllten. Durch einen Weſtſturm wurde eine ganze Wolke ſolcher Laubkäfer in's Schaͤchenthal geworfen, wo ſie fruͤher nur vereinzelt vor— kamen, jetzt aber durch ihre Brut großen Schaden anrich— teten. — — — Die Baslerflugperiode hat in der Schweiz den kleinſten Umfang — indeſſen außerhalb der Schweiz das groͤßte Gebiet. Sie findet ſich im Elſaß, jenſeits des Jura in Frankreich, in einem großen Theile Deutſchlands und in Oberitalien; jedoch haben auch hier. einzelne Landſtrecken die Berner- oder Urnerperiode, welche die vielen widerſprechenden und verworrenen Angaben vers anlaßt haben. = 0 = 5 In unſern Ge enden Hält man nach den bisherigen 0 ahtungen jedes Schaltjahr, alſo jedes Jahr, in welches ſich mit 4 ohne Reſt dividiren laßt, für das Flugjahr. Dieſe Verſchiedenheit der Flugjahre ft ſehr merkwuͤrdig und jedenfalls zu wuͤnſchen, daß dieſelbe durch recht viele und glaubwürdige Angaben widerlegt oder beſtaͤtigt, und im ‚legten Falle der Erklaͤrungsgrund ermittelt werde. Die Erſcheinungszeit. Wann kommen bei uml Witteriinpebergättniffen die erſten Vorlaͤufer des großen Heetes, wann ſind die Schwarme am zahlreichſten, wann berfcptsinden die letzten? Daß im Flugjahre 1840 noch im Auguſt Maikaͤfer munter freſſend angetroffen wur⸗ den, iſt eine außerordentliche Erſcheinung, die als eine Folge ungewöhnlicher Witterung betrachtet werden muß. Aber auch ſolche Beobachtungen ſind nicht Walken und dürfen daher nicht unbeachtet bleiben. Da es bei dem Vertilgungskampfe gegen dieſe dere boghaglich darauf ankommt, daß die Weibchen getoͤdtet wer⸗ den, ehe ſie befruchtet ſind oder ihre Eier abgeſetzt haben, ſo iſt die forgfältige Beobachtung ihrer en At von größter Wichtigkeit. 3) Die Rahrungs pflanzen. Daß onfee welche in ungewöhnlicher Menge auftreten, zuletzt, wenn ihre eigentliche Rahrungspflanze aufgezehrt iſt, auch alle uͤbrigen Pflanzen ohne unterſchied angreifen, iſt bekannt. So ſah ich im Jahr 1828 in der Gegend von Lucka e kleine Eichenwaldung, in welcher von der Raupe des Liparis auriſlua nicht nur die Eichen ganz kahl ab⸗ gefreſſen waren, ſondern die Raupen waren auch aus Mangel an Rahrung auf die Sttaͤuchet herabgegangen, hatten dieſe verheert und fingen bereits an, das Gras die niedrigen Pflanzen abzuweiden. Es war ein ſchauerlicher Anblick! Denke man dazu das unaufhoͤrliche | räuſch von dem herabfallenden Raupenkothe, wie etwa, enn an einem Wintertage feinkoͤrniger Schnee auf die Schneekruſte herabrieſelt, und den durchdringenden, träglichen Geſtank, und man wird es begreifen, daß — — Mi — ich eilte, aus dieſem verpeſteten Haine wieder heraus zu⸗ kommen. So bleibt auch in manchen Kaͤferjahren faſt keine Pflanze von dieſen Inſecten verſchont. Immer ſind indeß gewiſſe Baͤume und ge ihre Maut; und Sichlinghpflanien. 4) Die Landſtrecken, über welch e, und die Hide Pin A nach welchen hin ſie ſich verbreitet haben. m1 5) Die Lage und Beſchaffenheit der Gegenden, welche am haͤufigſten von ihnen heimgeſucht werden. 6) Das Zahlenverhaͤltniß, in welchem die gleichzeitig; erſcheinenden beiden Arten Melolonthe pee caslani und Mel. vulgaris vorzukommen pflegen. Es giebt bekanntlich zwei einander ſehr ähnliche, aber weſentlich verſchiedene und leicht von einander zu untere ſcheidende Arten. Die eine, Mel. vulgaris Linné, der gemeine Maikaͤfer, iſt in unſern Gegenden die haͤufi⸗ gere. In Jahren, wo Mel. vulgaris in geringer Anzahl erſcheint, iſt die Mel. Hippocaslani F. ſehr ſelten, ſo daß man kaum einzelne ple für eine Sammlung aufzu- treiben vermag. In den Flugjahren iſt ſie ebenfalls häufig, doch nie fo zahlreich, als die erſtere. Das rothe Halsſchild iſt kein unterſcheidendes Merkmal. Die Mel. ippocastani hat zwar gewoͤhnlich ein rothes Halsſchild; indeß giebt es auch Individuen mit ſchwarzem Hasſchilde. Dieſe haben dann im Allgemeinen eine dunklere, rußige Faͤrbung und werden von unſern Knaben Mohren ge— nannt. Ebenſo giebt es von der Mel, vulgaris Indivi⸗ duen mit rothem Halsſchilde. Unſere Jugend nennt dieſe und alle Maikäfer mit rothem Halsſchilde ohne Unterſchied der Art Türken. Die weſentlichen Merkmale, wodurch ſich Mel. Hippocastani unterſcheidet, ſind: 1) die ſtets geringere Groͤße, 2) der zwar gewoͤlbtere, aber im Umriß mehr parallele Koͤrper. 3) Die Afterfpige iſt kuͤrzer, vor der Endſpitze zu beiden Seiten eingeſchnurt, dieſe ſelbſt feiner und ſenkrecht nach unten gerichtet. ) Die wollige Behaarung des Kopfes und Halsſchildes iſt länger, aber weniger dicht. 5) Die weißwolligen Raͤnder der - WI — Unterleibsabſchnitte haͤngen mit den weißen dreieckigen idflecken zuſammen. Es würde alſo darauf zu achten „in welchem u diefe beiden Arten zu einander ſtehen, und ob es ſich beſtaͤtigt, daß die Mel. Hippocastani vorzugs weiſe die Roßkaſtanie und die Bir⸗ Manangeit. Amen ı a Hierüber fügt Herr Prof. Heer (Entomol. Beitung, 2. Jahrgang, Seßtembetheſt 1841.) ene „ Richt unwichtig iſt ferner auszumitteln, in welchem Verhaͤltni iſſe die Mel. vulgaris und Mel. ‚Hippocastani in verſchiedenen Gegenden auftreten, ob erſtere oder letztere die Hauptkäfermaſſe bilden. In der Schweiz herrſcht die Mel. vulgaris vor und die Mel. ‚Hippocastani mag kaum 4 — 4 der geſammten. Maikaͤfermaſſe bilden; nad) Weſten ih aber die Mel. Hippocastani immer mehr ab und findet ſchon bei eirca dem 20. Langengrade ihre weſtliche Grenze, während die Mel. vulgaris bis zum 8° vorrüdt;z nach Oſten dagegen nimmt die Mel. Hippocastani zu, fo daß fie ſchon im ſuͤd- und nordoͤſtlichen Deutſchland die Mel. vulgaris überwiegt und bis nach Sibirien hinein— geht, waͤhrend die Mel. vulgaris wahrſcheinlich am Ural ihre oͤſtliche Grenze findet. Eben fo weichen beide Arten hinſichtlich ihrer Breitenzone ab; beide ſcheinen zwar bei 1 dem 40° RN. B. ihre Aequatorialgrenze zu finden, Mel. Hippocastani geht aber bis zum 65 R. B. Br während die Mel. vulgaris ſchon beim 58° in Schweden und beim 56° in Schottland ihre noͤrdliche Grenze hak. Da zur Erklaͤrung dieſer Erſcheinung beſon— ders auf die Futterpflanzen Ruͤckſicht genommen werden muß, fragt es ſich, ob ſich die Beobachtungen beftätigen, die Mel. Hippocastani haͤuſig auf Birken (Betula alba) vorkommt (wie dies auch Gebler für Barnaul angiebt), waͤhrend die Mel. vulgaris das Birkenlaub ſchmaͤht. Iſt dies uͤberall der Fall, ſo haben wir Grund des weitern Vorrücfens der Mel. Hippocastani . offenbar darin zu ſuchen, daß die Eichen, * — 133 — Buchen, überhaupt alle Laubbaͤume, auf denen die Mel. vulgaris lebt, bei weitem nicht ſo hoch nach dem Norden hinaufgehen, wie die Birke, welche bekanntlich ſchon im noͤrdlichen Schweden der einzige Laubbaum AR und Wert Lappland die Baumgrenze bildet.“ Zum Schluß fuͤge ich noch aus einer gather Mittheilung des Herrn Prof. Heer folgende Angabe bei. „In den meiſten Kantonen der Schweiz werden die Maifäfer obrigfeitlich eingeſammelt. Es ſind ſogenannte Kaͤfervoͤgte in allen Gemeinden angeſtellt, an welche ein beſtimmtes Quantum abgeliefert werden muß und die dann Rechnung ablegen muͤſſen. Diejenigen, welche zu wenig eingeſendet, werden beſtraft, die mehr, als das Ges ſetz verlangt, bekommen eine Belohnung. In dem kleinen Land Glarus wurden 1840 mehr als 700 Fl. fuͤr ſolche Belohnungen ausgegeben.“ Küche Apetz. * BR — Januar, 5 1 u mittags 2 Uhr. tand Stand ez Stand des! Zuſtand ö 8 ar Thermo⸗ des | ers. mete meters. 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Protokoll über die Verhandlungen des Altenburger landwirth⸗ ſchaftlichen Vereins, mitgetheilt von beffen Secretair ti * N Eduard Lange. Altenburg, den 3. März 1841. In Folge ergangener Einladung verſammelten ſich heute Vormittags nach 10 Uhr 22 Mitglieder und Gaͤſte des Altenburger landwirthſchaftlichen Vereins im Gaſthauſe zum goldnen Pfluge und vernahmen zuerſt, nach Eroͤffnung der Verſammlung durch den Vereinsvorſteher, Herrn Kam— mergutspachter Lohner aus Wilchwitz, das von dieſem verfertigte Protokoll über die letzte Verſammlung, ſo wie die Mittheilung, daß der Verein ſeitdem ein Mit— glied, naͤmlich den Gaſtwirth zum goldnen Pflug, Herrn Kirmſe, durch den Tod verloren habe. Dagegen habe ſich der Herr Paſtor Thienemann aus Tegk⸗ witz zum Vereinsmitgliede vorſchlagen laſſen, und er fordere nun die anweſenden Vereinsmitglieder auf, ſich hierüber durch die gewoͤhnliche Ballotage zu erklaͤren, worauf der Herr Paſtor Thienemann mit großer Stimmenmehrheit zum Vereins mitgliede aufgenommen wurde. Hierauf ging der Herr Vorſitzende zu den neu ent— worfenen Statuten des Vereins über und forderte zunaͤchſt 11 * — 0 den Unterzeichneten auf, den von dem Unterzeichneten ge— fertigten und von der hiermit beauftragten Commiſſion gebilligten Statutenentwurf den Verſammelten vor— zuleſen, damit dieſe ihre etwaigen Bedenken ausſprechen und zuletzt uͤber die Annahme oder Verwerfung des gan— zen Entwurfs abſtimmen koͤnnten. Man fand gegen den— ſelben nach den daruͤber durch den Unterzeichneten und einige andere Commiſſionsmitglieder ertheilten kurzen Erlaͤu— terungen durchaus nichts zu erinnern, nahm die Statuten darauf ohne irgend eine Veraͤnderung an und beſchloß, dieſelben nunmehr der hoͤchſten Stelle mit der Bitte um deren Prüfung und Genehmigung vorzulegen. Dabei be— merkte der Herr Vorfisende, daß die Mitglieder nun auch darauf Bedacht nehmen moͤchten, den noch unbeſetzten Poſten eines Bibliothekars, wo moͤglich, in der naͤchſten Verſammlung durch eine paſſende Wahl zu beſetzen, damit die aus dem Umlauf kommenden Schriften gehoͤrig gebun— den und zu einer Vereins bibliothek vereinigt werden konnten. ah Nach Erledigung dieſer die Organiſation des Vereins betreffenden Punkte ging der Herr Vorſitzende auf die zur gemeinſchaftlichen Erwägung. feſtgeſetzten, die Ernährung und Anzucht des Rindviehs betreffenden Fragen über, welche nur von 2 Mitgliedern, naͤmlich von dem Herrn Vorſitzenden und Herrn Hager aus Saara, Hi 36; beantwortet waren. — 510 Die erſte Frage, welches die gewoͤhnlichen und vor— güigfichen Nahrungsmittel für das Rindvieh bei der Wins terftallfütterung ſeien, konnte als bloße Eingangsfrage keine weitere Beſprechung veranlaſſen, ſo daß man bald zur zweiten Frage uͤberging: Worin fol die taͤgliche Er— naͤhrung einer guten Milchkuh beſtehen? Dieſe Frage hatten die Meiſten nur auf die Angabe der Zahl und des Stoffes der taͤglichen Fuͤtterungen bezogen, ſo daß die Frage nach der erforderlichen Quantität des einen oder andern Rahrungsſtoffes wohl angeregt und zur weitern — 1 -—— Beachtung empfohlen, r n abet zur Erledigung ge⸗ — konnte. u af mne Däoch vernahm nei Ontereſſe, wie man, den Mahrungsſtoff von 100 Pfd. gutem Wieſenheu, von ges trocknetem Klee und Wickfutter zu 100 Pfund angenom— men, denſelben, wenn man dieſe Futterpflanzen gruͤn ver⸗ fuͤttere, in 100 Pfd. nur zu 15 — 20 — 25 bei Winters fruchtſtroh zu 25, bei Sommerſtroh zu 33, bei Huͤlſen⸗ ſtroh oder Spreu zu 50, bei Korn zu 250, bei Gerſtezu 225, bei Brau- und Bcanntweintrebern zu 100, bei Biker zu 200, bei Erbſen und Wicken zu 300, bei Mutter⸗ milch zu 100 und bei ſüßem Molken zu 40 Pfund be⸗ rechnet habe. Doch war man allgemein einverſtanden, da aß ‚überhaupt bei der Fütterung, wenn fie gedeihlich ſein ſollte, ein gewiſſer Wechſel und eine Beachtung nicht allein des Nahrungsſtoffes, ſondern auch des die Verdauungswerkzeuge genugſam füllenden und befihäftigen- den Volumens deſſelben nothwendig ſei. — Die dritte Frage: „Sind Rü ben und Kartof⸗ feln, grün gefüttert, milchergiebiger als gekocht? ref J mancherlei ſich zum Theil entgegenſtehende An ſi chten hervor. So behauptete Herr Hager von Saara und Herr Wagner, daß die Milch bei etwas reichlichet ‚Fütterung it gekochten Kartoffeln, wenn auch nicht ſpär⸗ icher, aber doch infofern ſchlechter werde, als die daraus 8.75 e Butter einen ſcharfen und unange⸗ nehmen Geſchmack erhalte, und ſelbſt faſt ungenießbar werde, anftatt daß bei grünen, Kartoffeln, die Milch ſtets a wohlſchmeckend bleibe. Ueberhaupt ſchienen gekochte Kar⸗ toffeln mehr auf die Vermehrung des Fleiſches und Fettes und rohe Kartoffeln mehr auf die Milchergiebigkeit hinzu⸗ wirken. Das beſtritt jedoch Herr Ritterguts beſi itzer von 14 95 renſtein, indem er es nicht wahrſcheinlich finden konnte, daß was das Vieh gut naͤhre, nicht auch zugleich die Milchergiebigkeit erhoͤhen ſollte und umgekehrt. Nachdem nun noch von mehreren Seiten die großen Nachtheile und namentlich der heftige Durchfall erwähnt worden war, 23° — 162 — welchen das reichliche Fuͤttern grüner Kartoffeln und Ruͤ⸗ ben faſt unvermeidlich herbeiführe, einigte man ſich im Allgemeinen dahin, daß dieſe Wurzelgewaͤchſ e, wenn man ſie in großer Menge und neben wenig Rauh⸗ futter zu füttern gezwungen ſei, der Hauptmaſſe nach beſſer gekocht als grün gefüttert würden, daß aber auch hier der rechte Wechſel immer das Beſte bleibe, und daß namentlich das Rauhfutter neben der 3 und — faſt unentbehrlich ſei. T 320 Diͤe vierte Frage war: „Iſt es vortheilhafter, dem Milchvieh warmes Saufen zu geben mit Brüh⸗ futter, oder kaltes, und wie aͤußert Nic der Milde ertrag nach dem Einen oder Andern?“ Im Allgemeinen gab man dem warmen Saufen den Vorzug, doch hielten einige daſſelbe fuͤr den Sommer gar nicht mehr, Andre nur noch einmal des Tages und zwar früh erforderlich. Herr Henkß war ſogar der Meinung, daß den Thieren im Sommer das kalte Saufen, wenn man es ihnen durch Kleien oder, andere Zufäße ebenfo ſchmackhaft mache, als das warme, angenehmer waͤre und alſo nicht blos Mühe und Brennmaterial erſpare; ferner hatte Herr Wagner ſeit einigen Jahren und namentlich bei der Fütterung ſelbſt erhitzten Futters bemerkt, wie ſeine Kuͤhe auch im Winter des Mittags gern und keichlſch kalt ſaufen, weshalb er auch hierin dem Wechſel das Wort zu reden geneigt war. Andere wollten hingegen beim Uebergange vom warmen Saufen zum kalten z. B. waͤhrend der erſten Wochen in der Ernte eine Abnahme des Milchertrags wiederholt be— merkt haben und redeten durchaus dem warmen Saufen das Wort, ſofern nur die Bequemlichkeit nicht weiter in Betracht komme. Nur müffe man im Sommer das Sau⸗ fen durch angemeſſene Zuſaͤtze, namentlich auch urch Salz den Thieren angenehm machen. Das fuͤhrte zur fuͤnften Frage: „Wie oft iſt es noͤthig, dem Vieh Salz zu geben und wie groß muß die zu verabreichende Portion für eine Kuh fein? Wirkt Salz vortheilhaft auf 1. Milch und gewaͤhrt es einen hoͤhern Ertrag?“ en Daruͤber daß Salz den Thieren angenehm ſei, den Appetit, die Verdauung und die Geſundheit deſſelben fürs dere, ſchienen Alle einverſtanden und hatten inſofern auch nichts dagegen, daß es darum mittelbar auch die Milchers giebigkeit erhohe. Allein ob und wie viel deſſelben noth⸗ wendig ſei, daruͤber waren die Anſichten getheilt. Einige verfütterten z. B. in ihren Wirthſchaften nie Salz, ja ſelbſt die Salzmolken blieben den Schweinen vorbehalten, und dennoch behaupteten ſie, uͤber den Geſundheitszuſtand und die Milchergiebigkeit ihres Rindviehs nicht klagen zu koͤnnen. Andere haͤtten daſſelbe wohl auch gern wohlfeiler für die Viehwirthſchaft gewuͤnſcht, glaubten es aber, wenig⸗ ſtens beim Fuͤttern ſauern oder ſchlechten Futters, nicht entbehren zu koͤnnen. Ja Herr Rittmeiſter von Baͤren⸗ ſtein glaubte ſelbſt, einen wahren Salzhunger bei ſeinen Rindern wahrgenommen zu haben, als dieſelben ftuͤher eine lange Zeit hindurch kein Salz bekommen hatten und zog es der Gleichmaͤßigkeit und Gedeihlichkeit willen vor, den Thieren taͤglich ein wenig Salz auf die Krippen zu ſtreuen, während die Herren Loͤhner und Hager aus Saara lieber jedem Thiere woͤchentlich 2 Mal eine Hand n u. geben ließen. — IJIn Betreff der 6. Frage konnte nur Herr Wagner kelbſigemachte und Herr Loͤhner, die ihm von ſeinem wager Bertuch in Poͤlzig mitgetheilten Erfahrungen zur nunterung weiterer Verſuche der Futter ung mit ſelbſt erhitztem Futter anführen. Dieſes iſt nämlich, gehörig bereitet und namentlich nicht zu lange erhitzt, dem Vieh nicht allein ſehr angenehm und nahrhaft, ſondern es macht auch Ruͤbſenſchoten und andere an ſich den Thies ten wenig zuſagende zaͤhe und trockene Dinge denſelben genießbar, nahrhaft und verdaulich. Man bereitet daſſelbe aus etwa 4 bis 5 benetzten Rübſenſchoten, Klee⸗ und Strohheckſel ſowie Getreideſpreu mit ein wenig Grummet untermiſcht und aus z bis 8 Kartoffeln oder Rüben⸗ = ſchnitten. Dieſe Dinge werden wohlgeſchichtet in ein Faß feſtgetreten, das vielleicht am Boden einige kleine Löcher zum Abzuge der uͤberfluͤſſigen Feuchtigkeit hat. Steht das Faß im Kuhſtalle, ſo reichen 24 Stunden hin, das ſo zu⸗ bereitete Futter gahr und zur Verfuͤtterung geſchickt zu machen, ſteht es aber in einem kalten Raume, ſo ſind wohl 2 — 3 Tage dazu erforderlich. Rur muß man ſich huͤten, die Gaͤhrung zu weit fortſchreiten zu laſſen, indem das Vieh dann, zumal wenn ſich ſchon Schimmel: einfins det, das Futter nicht mehr frißt und N nur zu 92 RE freſſen würde, Die 7. Frage war mit dieſer 6. vielfach n da ſie betraf die Verſuche mit gedaͤmpftem Fut⸗ ter, deſſen Zubereitung bei uns hauptſaͤchlich der Mangel guter Heckſelſchneidemaſchinen und das Muͤhſame des Daämpfens überhaupt bisher entgegen geftanden hat. Gleiche wohl aber zweifelte Niemand, daß wenn ſchon das Er⸗ waͤrmen bei ſelbſterhitztem Futter Ruͤbſenſchoten und Heckſel aufſchließe und genießbar mache, dieſer Erfolg beim Daͤmpfen von Heckſel, Heu, Ruͤbſenſchoten und dergleichen noch weit durchgreifender ſein muͤſſe. Die 8. Frage betraf die Anzucht des Rindviehs und lautete: „Wie ſoll ein von ſeiner Mutter entwoͤhntes Kalb in dem erſten Jahre ernährt und verpflegt werden? Woraus ſoll⸗ Veen Nahrung im ee e jahre beſtehen? born Man pflegt das Kalb nach 3 Wochen e fuͤt⸗ tert aber daſſelbe nicht uͤberall gleich. Manche geben ihm wohl noch 8 Tage Muttermilch, dann abgelaſſene Milch und Hafermehl und gehen erſt dann zur Fütterung mit Heu und dergleichen uͤber, nachdem das Kalb erſt damit ſpielend und nach und nach immer reichlicher daſſelbe zu ſich nehmend, ſich an dieſes gewoͤhnt hat. Andre ſchreiten ſogleich nach dem Abſetzen zur Ernaͤhrung mit Heuabſud oder Kleien und gekochtem Hafer, Andre benutzen ſtatt der Milch anfangs geſottnes ſuͤßes Molken, Kleien und Brote ſchnitzen u. ſ. w. Doch brach der Herr Vorſteher dieſe 41 — Mittheilungen bald ab, um den Unterzeichneten noch das Sendſchreiben des Freiherrn von Riedeſel zu Eiſenach über die Fütterung und Anzucht der Kälber ſtellen— weis vorlefen zu laſſen. Einige wichtigere Sage da raus find folgende: Zur bloßen Lebenserhaltung konſumirt ein Rind taͤg⸗ ſch auf je 100 Pfd. ſeines lebendigen Gewichts 1 Pfd. Heu oder anderes auf Heuwerth berechnetes Futter; zur vollſtaͤndigen Saͤttigung deſſelben ſind aber taͤglich, auf 2 oder 3 Fuͤtterungen vertheilt, auf je 100 Pfd. feines Ges wichts 3. Pfd. trockne Subſtanz erforderlich, fo daß alſo das Thier taͤglich den 30. Fa feines lebendigen Gewichts an Heu bedarf, wozu noch s deſſelben an Waſſer oder zur Feuchtigkeiten, die s 5 Saufen braucht, erfot⸗ derlich ſind. Während alſo das Rind 12 Procent feines Gewichtes trocknes Futter zu feiner . braucht, fi nd hierzu abermals 12 Procent Heuwerth erforderlich, damit es als Maftvich an Fleiſch und Fett, als Jungvieh an Wachsthum, als Milchvieh an Milch oder im trächti⸗ gen Zuftand an Kalbſubſtanz zunehme und producite. Die⸗ ſes Produktions futter producirt aber fuͤr jedes Pfund Heu 1 Pfund Milch oder 5 Pfund des Kalbes im Mutter⸗ leibe oder auch 1 Pfd. des Gewichts bei Maſt⸗ u u ugvieh. So genährt, frißt alſo eine Kuh jaͤhrlich an se oder darauf reducirtem Futter 12 Mal ſo viel a elbſt wiegt, mithin eine 600 Pfd. ſchwere Kuh 720 Gens . jaͤhrlich. nun die Kaͤlberzucht anlangt, fo erzaͤhlt der g. die von ſeinen Schweizern betriebene un⸗ efähr o: x Das Kalb erhielt die ganze Milch feiner Mutter, 90 volle Tage hindurch, obgleich dieſe anfangs 10 Kannen oder 40 Leipziger Pfund und zuletzt taglich 30 Pfund Milch gab, ſo daß das Kalb in dieſen 90 Tagen zuſam⸗ men 3060 Pfd. oder 765 Kannen Milch geſoffen hatte. Dazu hatte das Kalb anfangs mehr ſpielend im erſten Monat 57 Pfd., im zweiten 177 Pfd. und im dritten - MW — 294 Pkd. des beſten Heues gefreſſen. Dafür wog enn aber 1 kurz nach der Geburt 118 Pfund. 30 Tage alt 228 Pfd. 60 Tage alt 335 Pfd. 90 Tage alt 436 Pfd. Auch jetzt entzog der Schweizer dem Kalbe die Milch der Mutter 10 Sur lang nur zum dritten Theil, vom 20. Tage an dann % und erſt mit dem 30. Tage gaͤnz⸗ lich, gab ihm aber dafür täglich in den erſten 10 Tagen 3 Pfd., dann 6 und dann 9 Pfd. feinſtes ausgeſiebtes Hafermehl (ſodaß 9 Pfd. den Extrakt von 15 Pfd. Hafer enthielten). Spaͤter trat allmaͤhlig ſtatt des Hafermehls Hafer auf, und mit dem 7. Monat rinderte das Kalb, mit dem 10. aber wurde es zugelaſſen, und es zeigte ſich hiervon kein Nachtheil. Denn war es auch mit dem Jahre noch nicht ganz ſo groß wie ſeine Mutter, ſo uͤber— traf es dieſelbe doch an Schönheit und wog, ohne gemäs ſtet zu ſein, 1171 Pfd. Es hatte aber auch in dieſem erſten Lebensjahre 3330 Pfd. Milch, 180 Pfd. Hafermehl, 3130 Pfd. Hafer und 4090 Pfd. Heu conſumirt. Im erſten Monat aber hatte es auf je 105 Pfd. N oder auf je 22 Kanne Milch mit Zuschuß von je 4 Pfd. Heu 1 Pfd. an ſeinem lebendigen Gewicht zugenommen, ſodaß alſo jedes Pfund lebendiges Gewicht Fleiſch oder, wenn man bedenkt, daß wegen der Eingeweide wohl 3 davon abgeht, jede 2 Pfd. Fleiſch, die Kanne Milch zu 76 Pfd. gerechnet, 15 Pfennige, mithin jedes wirkliche Pfund vers kaͤufliches Kalbfleiſch 2 Rgr. zu produciren koſten ‚würde, wobei für die nöthige Pflege und für den geringen Heus bedarf noch gar kein Anſatz gemacht iſt. Eben ſo wuͤrde jedes neue Pfund Fleisch im 2. Monat, wenn 2 des lebendigen Gewichts in Abzug ges bracht worden iſt, für 16 Pf. Milch und für 3 Pf. Heu und im dritten Monat für 16 Pf. Milch und fuͤr 5 Pf. Heu als Futteraufwand erfordern, was mit der gewoͤhn— lichen Erfahrung, daß das Selbſtaufziehen der Thiere ſtets 8 hoch zu ſtehen komme, übereinſtimmt. Dieſes dannine auch folgende Berechnung. Das Thier wog 1 Jahr alt 1171 Pfd., davon geht 4 für Eingeweide ıc. ab. Es bleibt alſo 878 Pfd. Ge⸗ wicht an Fleiſch. Dieſes iſt das Pfund zu 24 Nor werth 73 Thlr. 5 Ngr. 3330 Pfd. Milch find — 8324 Kannen, die Kanne ö 16 Ml. 10 %, 5 Pf. 180 * Hafermehl = 300 Pie Hafer, 1 dazu 3130 e zuſammen 3430 Pfd. Hafer > oder (120 Pfd. — 1 Schffl.) 282. Schffl. b an zu 14 Thlr. Hafer fürn. . 35 20 — 4090 Pfd. Heu betr. 100 Pfd. zu 18 Rgr. 24 = 16 2 Verzehrter Futterwerth 76 » 25 - 7 = Fleiſchwerth 3 = 5 — . Im 1. Jahre Verluſt bei der Aufzucht 3 Thlr. 20Rgr. 7 Pf. Run iſt freilich der große Zeitgewinn noch zu berück⸗ ſichtigen, gegen den ſich aber nicht allein Zweifel, ſondern auch in ſofern Bedenken erheben, als die Dauerhaftigkeit und Nachhaltigkeit ſo ſchnell empor getriebener Thiere wohl nicht hinreichend erwieſen fein dürfte, ie ‚Me Unter den praktiſchen Regeln, die Herr von Riedeſel beifügt, mögen: 285 folgende hier einen finden: Ein Abſatzkalb ſoll bei feiner Geburt nicht wefenlch unter 75 vom lebendigen Gewicht feiner Mutter wiegen. Mit 4 Wochen kann die Milch zum Theil und abs nehmend mit 8 Wochen ganz durch andere entſprechende Nahrungsmittel, z. B. verdickten, füßen Molken erſetzt wers den, ſobald die Milch an Ort und Stelle fi gut vers werthen laͤßt. So koſten dem Verfaſſer ſeine Kalben, wenn fie, 2 Jahre alt und 14 bis 1500 Pfd. ſchwer, das erſte Mal kalben, auf je 100 Pfd. ihres lebendigen Gewichts wenig über 15 Centuer Heuwerth, anſtatt daß fie ihm früher, wo fie 3 volle Jahre alt, erſt 1000 Pfd. ſchwer — 80 waren, auf jede 100 Pfd. lebendigen Gewichts 183 Ctnr. Heuwerth an Futter koſteten. 1 Rach Erledigung dieſer Fragen uͤber die Rindvich⸗ zucht ward der Vorſchlag des Herrn Vorſtehers, auf Koſten des Vereins einen Kraftmeſſer von Lindig in Dresden anzukaufen, genehmigt und hierzu der Aufwand von unges fahre 25 Thlr. beſtimmt. Hierauf ſchlug derſelbe zur Berathung in der naͤchſten Verſammlung mehrere, theils den Kartoffelbau, theils die Duͤngerbehandlung und Gewinnung betreffende Fragen vor, und die Mehrheit der Stimmen, naͤmlich 11 gegen 5 er⸗ klaͤrte ſich fuͤr die letztern. ’ Auf den Antrag des Vorſtehers en hierauf 5 Thaler aus der Vereinskaſſe zum Ankaufe lands wirthſchaftlicher Saͤmereien beſtimmt und der Herr Kaſſirer mit Beſorgung derſelben im Einvernehmen mit dem Vorſtande beauftragt. Zu Probeausſaaten er⸗ boten ſich die Herren Rittmeiſter v. Baͤrenſtein, Paſtor Thienemann, Hager -aus Meucha, Berger aus Wilchwitz, Henkß aus Windiſchleuba, Sachſenroͤder aus Schelditz, Wagner von Krotenlaida und der Unterzeichnete. Auch machten Einige darauf aufmerkſam, daß Herr Paſtor Meifel- gewiß gern ſich dieſen Anbauverſuchen anſchließen werde. Fuͤr die naͤchſte Verſammlung wurde der 26. Mai beſtimmt. Der Anfang ſollte 1 Uhr ſein, und man wünſchte, daß dieſe Zeit recht puͤnktlich eingehalten werden moͤchte. 2 Hiermit ſchloſſen die Verhandlungen gegen 5. Uhragg Nachrichtlich niedergeſchrieben von Ed. Lang d. Z. Vereins- Secretair. en v5 NEBEN Proto zoll "über die Verhandlungen des Altenburger ont 3 * 0 ſchaftlichen Vereins, j Wang ki blass mitgetheilt von deſſen Secretair 8 ö + } 7 94 ane Eduard Lange. ur Heute Nachmittags 1 Uhr verfammelten fih 27 Mit⸗ glieder und Gaͤſte des Landwirthſchaftlichen Vereins im Saal des Gaſthauſes zum goldenen Pfluge, um die ſtatutenmaͤßige Fruͤhlingsverſammlung zu halten. Es wurde nun 1. von dem Unterzeichneten das Protokoll uͤber die letzte Verſammlung vom 3. Mai 1841 vorgeleſen und darauf 2. von dem Vorſitzenden, Herrn Cammergutspachter Lohner, bemerkt, daß der Verein den Verwalter Lindner in Zürchau in Folge feines Abganges Amar a Mit⸗ glied verloren habe. — „ate Dagegen hatte ſich 3. 5 heute als Saft 3 Gutsbeſitzer Köhler aus Gerſtenberg um die Auf⸗ nahme in unſern Verein beworben, welche ihm auch bei der nunmehr erfolgten Ballotage mit 22 weißen Kugeln zugeſtanden wurde. Als hierauf 4. bemerkt wurde, daß der Druck unſerer Statuten darum noch nicht erfolgt ſei, weil die Genehmigung derſelben noch auf ſich warten aſſe, wurde der dabei gelegentlich gemachte Vorſchlag, Abdrucke von denſelben machen zu laſſen, ſofort genehmigt. — N bot Hierauf wendete man ſich 5. zu den für die heutige Verſammlung feſtgeſetzten Fragen, die man zwar zum — 0 Theil etwas allgemein und unbeſtimmt fand, nichts deftos weniger aber mit vielem Intereſſe beſprach und eroͤrterte. Die erſte Frage lautete: „Iſt das oͤftere Aus— miſten der Gewinnung eines guten Duͤngers nachtheilig?“ und wurde allgemein bejaht, inſofern das Streumittel mit den thieriſchen Excrementen um ſo inniger vermengt und von den darauf herumtretenden Thieren um ſo mehr aufgeſchloſſen wird, je laͤnger der Duͤnger im Stalle bleibt. Dazu kommt, daß von dem Duͤnger, ſo lange er im Stalle liegt, alle die ſchaͤdlichen Einfluͤſſe, welche eine luftige, trockene oder von auslaugendem Regen— waſſer durchfloſſene Düngerftätte für die Güte des Duͤn— gers hat, abgehalten, und daß die fluͤchtigen Duͤngſtoffe, welche im Freien ſo leicht aus dem Duͤnger entweichen, bei der gleichmaͤßigeren Temperatur und Feuchtigkeit des im Stalle liegenden und immer neu mit Urin und Excremen⸗ ten benetzten Duͤngers, ſich weit weniger verfluͤchtigen. Man glaubte daher, den Dünger, wo es die Lokalitaͤt und der Vorrath an Streumitteln nur geſtattet, im Winter recht gut 4 Wochen und im Sommer bis 3 Wochen im Stalle behalten zu koͤnnen; außerdem aber woͤchentlich n ein oder hoͤchſtens 2 Mal ausmiſten zu duͤrfen 1% Die zweite Frage: „Hat der zuſammengefaulte Dünger Vorzüge vor dem friſch aus dem Stalle gezogenen?“ beantwortete Herr Thurm mit Ja, und gab als Grund an, weil von dieſem die gleiche Anzahl Fuder augenblicklicher und intenſiver wirke, und überhaupt reicher an Duͤngſtoff ſei. Allein auf der andern Seite gab derſelbe auch gern zu, daß 1 Fuder zuſammen⸗ gefaulten Duͤngers weit uͤber 1 Fuder friſchen Duͤngers in ſich enthalte; und wenn auch Herr Rittmeiſter von Baͤrenſtein gegen die Anwendung zu rohen Duͤngers ſich erklaͤrte, ſo ſtimmte man doch allgemein Herrn Hager aus Saara bei, welcher behauptete, daß dieſelbe urfprüngliche Maſſe friſchen Duͤngers unſern ſchweren Boden beſſer lockere, das Wachsthum der Feldfruͤchte kraͤftiger anreize und nach— haltiger foͤrdere, als ſie es im Stande ſein wuͤrde, wenn — 171 — fie, vielleicht kaum auf die Hälfte ſpeckartigen Duͤngers zuſammen gefault, nun erſt zur Duͤngung verwendet wer⸗ den wurde. Doch muͤſſe man hierbei immer den Fall ausnehmen, wo es ſich um plötzliche und Fräftige Eins wirkung des angewandten Duͤngers Il wie 5. B. bel Sommerrübfaamen. — 0 Bei der dritte Fragen: „Iſt E nützlich, wenn v4 vor und im Winter gewonnene Dünger ' auf Brands haufen auf das Feld gefahren wird, oder wenn er ſogleich gebreitet, den Winter hindurch uneingeackert liegen bleibt?“ erklaͤrte man ſich allgemein gegen das Auffahren ſogenannter Brandhaufen und wollte zuletzt nach mancherlei von den Herrn Schneider, Kreſſe und Andern führten Erfahrungen das Liegenlaſſen des aufgeſtreuten Sin ſelbſt dem Unterpflügen deſſelben im Spaͤtherbſte vorziehen. Rur dürfe der Boden nicht abſchuͤſſig fein, weil ſonſt leicht das Schnee- und Regenwaſſer die Düng⸗ theile über den gefrornen Boden hinwegſchwemmen. Die vierte Frage fand man ſehr relativ, indem ſowohl der verfuͤgbare Duͤngervorrath als auch deſſen Qualitaͤt und die Art der beabſichtigten Feldfruͤchte beſtimmend darauf einwirken, was man eine ſtarke und was man eine ſchwache Düngung für einen Acker Landes nen⸗ nen werde. Um aber doch die Frage nicht ganz unbeant⸗ wortet zu laſſen, wurde man einig, daß (1 zweiſpaͤnniges Fuder Miſt zu 20 Centnern angenommen) 800 Ctnr. an⸗ gegangener, nicht zu leichter Miſt für 1 Acker Raps, Ruͤb⸗ ſamen, Kraut oder Kartoffeln, 500 Ctnr. für einen Acker nicht ſchon im Jahre vorher geduͤngten Waizenboden und 400 Ctnr. für vorher nicht geduͤngtes Roggen-oder Huͤlſen— fruchtland jetzt als eine ſtarke Düngung gelten wuͤrde. Die fuͤnfte Frage: „Was iſt vortheilhafter, das ſeichtere oder das tiefere Unterpflügen des Düngers, das ſeltenere ſtarke oder das oͤftere ſchwache Düns gen?“ beſteht aus 2 Theilen. Die Mehrzahl zog das ſeichte Unterbringen des Duͤngers dem tiefen vor, weil die | Nahrungsftoffe des Düngers, fobald fie vom Regen aufs | - 18 gelöft werden, durch denſelben ohnehin noch tiefer in den 3 Boden hinabdringen und weil die meiſten Feldfrüchte nicht fo tief mit ihren Wurzeln reichen, um die unnütz in die Tiefe verführten und den Einwirkungen der Atmoſphaͤre faſt ganz entzognen Duͤngſtoffe noch aufnehmen zu koͤnnen. Ebenſo zog auch die Mehrzahl das oͤftere ſchwache Duͤngen 1 dem ſeltenern ſtarken vor, beſonders in etwas leichtem Boden, weil es gleichartigere Ernten gebe, anſtatt daß nach einer reichlichen Duͤngung vielleicht im erſten Jahre lageres Getreide und im letzten und vorletzten Jahre ſpaͤr— liche Ernten erfolgen wuͤrden. Darum ſprach man ſich mehr fur eine drei- als für eine ſechsjaͤhrige 8 1 4 periode aus. abr on Bei der 6. Frage endlich wollte man das unt pflügen des Duͤngers mit der letzten ite welche dem Acker vor der Einſaat gegeben wird, durchaus nicht empfehlen, ſondern daſſelbe nur als Rothbehelf gel⸗ ten laſſen. 1 6) Nach Erledigung dieſer Ph nahm Herr Kreſſe | von Dobraſchuͤtz das Wort und theilte den Anweſenden mit, daß von der hoͤchſten Stelle bei dem letzten Landtage eine Verwilligung von jahrlich 200 Thalern zur Unterffüßung und Ermunterung der Lande wirthſchaft in Antrag gebracht und von der Landſchaft auch genehmigt worden ſei. Auch ſei von derſelben eine Commiſſion ernannt worden, um über die erſte Verwen— dung dieſer Verwilligung Vorſchlaͤge zu machen. Dieſe wären auf den Ankauf einer Ruͤbſchneidemaſchine, eines belgiſchen Pfluges, einiger Modelle und auf die Unter— ſtuͤtzung des Ankaufs vorzuͤglicher Viehragen und neuer landwirthſchaftlicher Sämereien hinausgelaufen. Für ſpaͤtere Zeiten rechne man bei der zweckmaͤßigen Verwendung die— ſes Betrags auf den Beirath der vorhandenen oder noch entſtehenden landwirthſchaftlichen Vereine, und namentlich auch des unſern, dem das allmaͤhliche Entſtehen einer land— wirthſchaftlichen Modellſammlung eben ſo ſehr foͤrderlich — 2 a — —— men und nuͤtzlich fein werde als die Vergroͤßerung feiner Bibliothek. — 9D) Dieſes führte auf die für dieſe Verſammlung beſtimmte Wahl eines Bibliothekars, welche man jedoch noch anſtehen laſſen wollte, bis ſich die Frage über die Füglichkeit der Vereinigung dieſer Stelle mit der eines Auf— ſehers der Modellſammlung und über die Lokalitaͤt für beide beantworten laſſe. Um jedoch nicht eine Menge der Aufbewahrung nicht wuͤrdiger Zeitſchriften zufammens zuhaͤufen, ernannte man in den Herren Loͤhner, Hager von Saara und dem Unterzeichneten eine Commiſſion, deren eſchaͤft es ſein ſoll, bis zur naͤchſten Verſammlung eine Auswahl der für die Bibliothek zu erhaltenden und der 0 ter zu verſteigernden Bücher und Zeitſchriften zu treffen. le nächfte Verſammlung aber fol Mittwochs d. 14. Juli früh, 10 uhr beginnen, damit dann Nachmittags nach . gemeinſamen Mittagsmahle noch Zeit zur Auslooſung mehrerer bereits angeſchaffter landwirthſchaftlicher Geraͤth⸗ chaten übrig bleibe. Die Fragen, welche bei dieſer n zu verhandeln ſind, ſollen den Kartoffel⸗ dau betreffen und von derſelben Commiſſion entworfen erden. — und Hiermit ſchloſſen die allgemeinen Verhandlungen, und es ift darüber obenſtehendes Weed. getreulich aufgenom⸗ worden durch 15 8 Eduard Lange, ale Z. Secretair des ER OPML Vereins. Arr. 2 ö ET — 174 — XXV. | Miscellen und Notizen. . Bei der pomologiſchen Geſellſchaft iſt bisweilen die Frage, wodurch die Erzeugung gefüllter Levkoien⸗ blumen veranlaßt und begünftigt werde, 0 aber nicht genügend beantwortet worden. Als ein Beitrag hierzu mag folgende einem Aufſatz des Herrn Regel in der Allgemeinen Gartenzeitung von Otto Dietrich von 1840 S. 406 entnommene Notiz betrachtet werden. Herr Regel ſagt: „Eine merfwürdige Erſcheinung iſt, daß wenn man die Levkoienpflanzen, nachdem ſie unter ganz gewoͤhnlichen Bedingungen in freiem Lande ihren Saamen gereift haben, auszieht, ſie an einem trockenen Orte aufbewahrt und erſt im dritten Jahre den Saamen reinigt und ausſaͤet, dieſer Saame zwar nur ſehr ſpaͤrlich aufgeht, die aufgegangenen Pflanzen aber ſaͤmmtlich ohne Ausnahme gefuͤllte Blumen hervorbringen; im vierten Jahre geht aber gar kein Saame mehr davon auf. Die Urſache dürfte in 2 umſtaͤnden zu ſuchen ſein: entweder werden in dieſem Falle die gefuͤllten Blumen durch das Alter des Saamens bedingt, oder die— jenigen Koͤrner, aus denen Pflanzen mit gefuͤllten Blumen hervorwachſen, behalten ihre Keimkraft ein Jahr laͤnger als die übrigen.” Hierbei drängt ſich von ſelbſt der Wunſch auf, daß die Thatſache ſelbſt durch Verſuche auch mit 2jährigem Saamen weiter verfolgt und ausgemittelt werden moͤge. Ein ſehr ſchmackhaftes, wohlfeiles und ſich, namentlich auch bei Zuſatz von Gerſtenmehl, lange mild erhaltendes Brod gewinnt man nach vielfältigen Erfahrungen, wenn man zu dem Mehle von etwa 4 Scheffel Roggen und 1 Scheffel Gerſte ungefähre + Scheffel geriebene rohe Kar— toffeln hinzufügt, und daraus dann den Brodteig bereitet und baͤckt. Das zweckmaͤßigſte Verfahren dabei iſt fol— 0 gendes. Die Kartoffeln werden gereinigt, geſchaͤlt, in reines Waſſer gethan, dann gerieben und von der dabei — aus dem geriebenen Brei ſich etwa anſammelnden Fluͤſſig— keit durch Abgießen derſelben befreit. Der fo zuruͤck— bleibende feſtere Kartoffelbrei wird hierauf, um ihn gehoͤrig umrühren zu koͤnnen, in 2 oder 3 Gefäße vertheilt, mit ſo viel kochendem, noch tuͤchtig Wellen ſchagendem Waſſer unter Umrühren uͤbergoſſen, daß die ganze Maſſe nun ein dickliches Mus wird, deſſen weiße Farbe ſchon deutlich zeigt, daß nun durch das ſiedende Waſſer das Staͤrkemehl des Kartoffelbreis zur weitern Benutzung gehörig erſchloſſen ſei. Dieſe breiartige Maſſe wird nun ſtatt des gewoͤhn— ichen warmen Waſſers zum Einſaͤuern des Brodmehles verwendet, zuvor aber durch Zuſatz von kaltem Waſſer bis zu derjenigen Temperatur abgekuͤhlt, welche das Ein— * ſaͤurewaſſer bekanntermaßen haben muß. Die uͤbrige Be— handlung des Teiges iſt ganz dieſelbe wie bei reinem Mehle; doch hat man darauf zu achten, daß der Teig beim Kneten nicht zu duͤnn, ſondern gehoͤrig derb werde. * A; Die letzten Maita ferflugjahre waren bei uns 1832, 1836 und 1840. Auch iſt die Menge der Enger— linge vom Jahre 1840 wieder ſehr groß und wird beſon— ders im Jahre 1842 an Garten- und Feldfrüchten nicht geringen Schaden thun. Im Jahre 1840 habe ich auch den gemeinen Maikaͤfer in ſehr großer Menge von Birken herab geſchuͤttelt. Ueber das durch ein ſehr zeitiges Fruͤh— jahr ausgezeichnete Maikaͤferflugjahr 1836 habe ich mir u andern folgende Notizen niedergeſchrieben. a 12 u Mn Die Haſelnuͤſſe ſtehen in voller Bluͤthe den 5. März 1836. Das erſte Blatt der Roßkaſtanie ente faltet ſich . Erſte Blätter der itälteniſchen Pappel Kirſchen und Schwarzdorn in voller W. 21. April. M Bluͤthe . . „ 29. Es gibt ſchon vlele Maitäfer 5 „ „ 5. Die Apfelbaͤume beginnen zu blühen . = 5. Birnen und Hauspflaumen in voller Bluͤthe . 5 RB, 1 6. Froſtnaͤchte . . Die erſten Roggenaͤhren ſpiten MT Die Maikaͤfermenge ift ſehr groß 2 Die Menge der Maikaͤfer noch immer l groß . :s 8. Juni. Die Menge der Maikäfer dar dds abgenommen, aber die Eichen ſind ganz ohne Blaͤtter und ſelbſt die italieniſchen Pappeln haben ſelten ein unbenagtes Blatt . ’ , Nee Der Roggen in voller Bluͤthe . 5 Ich toͤdte heute noch mehrere ganz Fu friſche Maikaͤfer 8 „ ul Einen lebenden Maikaͤfer offenen e. Ku Uu u V 3 D 8 Folgende kurze Ueberſicht moͤge auf die „Syſtematiſche Anleitung zur Kenntniß der Pflaumen von G. Liegel, deren 2tes Heft Linz 1841 erſchienen iſt, aufmerkſam machen. Der Verfaſſer theilt all vorhandene Pflaumen ſorten in 2 Claſſen, naͤmlich: Claſſe I. Zwetſchen. Mit laͤnglich eifoͤrmigen Fruͤchten. SSF — 8 Ordnung I. Wahre Ordn. II. Damaſcenenartige Zwetſchen. Zwetſchen. Mit kahlen Sommer⸗ Mit weichhaarigen Sommers trieben. trieben. — 177 — 0 Claſſe II. Damäfcenen. g Mit runden Fruͤchten. Ordnung I. Zwetſchenartige Ordnung II. Wahre Damaſcenen. Damaſcenen. Mit kahlen Sommer⸗ Mit weichhaarigen Sommer⸗ trieben. N trieben. Jede dieſer 4 Ordnungen umfaßt wieder mehrere Unterordnungen, welche nach der Farbe der Früchte gebildet find, fo daß die erſte Unterordnung überall die blauen, die zweite die rothen, die dritte die gelben, die vierte die grünen, die fünfte die bunten Pflaumen enthält, welche zu jeder einzelnen Ordnung gehoͤren. Bei der Beſchreibung der einzelnen Sorten jeder Unterordnung richtet ſich die 5 Reihenfolge derſelben nach ihrer Reifezeit. Endlich ſtellt auch eine Rangtabelle die verſchiedenen Sorten nach ihrer Güte in 3 Rangclaſſen zuſammen. Schnell und uͤppig erwachſene Aepfel cicadiren weit haͤufiger als duͤrftig erwachſene kleinere Fruͤchte. In 1 dieſem Jahre kam dieſe Erſcheinung beſonders haͤufig vor, namentlich bei den Sommeraͤpfeln. Unter den Winter aͤpfeln wird beſonders die vortreffliche Muscatreinette nicht ſelten durchſcheinend oder, wie man hier gewoͤhnlich ſagt, waſſe üchtig und nimmt dann einen eigenthümlichen, faſt 55 geiftii Geſchmack an, ungefaͤhr ſo, wie Zuckerwaſſer, in das einige Tropfen Arack getraͤufelt ſind. Andere edle Apfelſorten hingegen z. B. die rothgeſtreifte Reinette (hier meiſt Forellreinette genannt) und der Grauapfel (in Büchern auch Fraunapfel und Kaͤsapfel genannt) werden, wenn fie recht ſchoͤn und anſehnlich herausgewachſen ſind, gern auf dem Lager ſtippig, zumal wenn ſie nicht kuͤhl genug aufbewahrt werden. Es verdunſtet naͤmlich in Folge der warmen Temperatur ſchnell ein Theil ihres reichen Saftes * und dadurch entſtehen in den weiten Saftzellen unter der Schale, ſchwammige, ſaftloſe Flecken oder Stippen, welche mit der Zeit immer groͤßer werden und dem Wohlgeſchwack der Früchte weſentlichen Eintrag a Die Allgemeine Zeitung enthält in den „ Chemiſchen Briefen“ Nr. VI. unter Anderm folgende Rotizen, die wir ihrem Hauptinhalte nach hier wiederholen: Zu den erſten Bedingungen der Unterhaltung des 4 thieriſchen Lebens gehoͤrt die Aufnahme von Nahrung und von Sauerſtoff, den wir in der atmoſphaͤriſchen Luft einathmen. So betraͤchtlich aber auch die Menge des fo aufgenommenen Sauerſtoffs iſt, naͤmlich nach Lasvoiſier jahrlich 746 und nach Menzies 837 Pfund, dennoch nimmt der Menſch dadurch an Gewicht nicht zu. Aber der Sauerftoff bleibt auch nicht in feinem Körper, fondern verbindet ſich vorzüglich in der Lunge mit Kohlenſtoff zu Kohlenſaͤure und mit Waſſerſtoff zu Waſſerdampf, die dann wieder mit ausgeathmet werden. Nimmt man naͤmlich mit Lavoiſier und Seguin an, daß der erwachſene Menſch taͤglich 65 Loth Sauerſtoff (46057 Cubikzoll == 15661 Gran fr. Gew.) einathmet und ſetzt man ſeine Blutmaſſe zu 24 Pfund an, wovon 80 Procent auf das Waſſer deſſelben kommen, fo find zur völligen Umwand— lung des im Blute enthaltenen Kohlenſtoffs und Waſſer⸗ 7 ſtoffs in Kohlenſaͤure und Waſſer 66040 Gran Sauer⸗ ſtoff noͤthig, welche Quantitaͤt in 4 Tagen 5 Stunden in den Koͤrper eines erwachſenen Menſchen aufgenommen wird. Es muß daher auch dem erwachſenen Menſchen in dieſer Zeit eben fo viel neuer Kohlenſtoſſ und Waſſer⸗ ſtoff in den Nahrungsmitteln zugefuͤhrt werden und das geſchieht durch die Speiſen, durch welche nach angeſtellten — 179 — Verſuchen täglich 2731 2oth Kohlenſtoff herbeigeſchafft wird, während nur ein weit geringerer Theil durch die natuͤr— lichen Wege wieder fortgeführt wird. Es wurden namlich dieſe 274 Loth Kohlenſtoffgehalt zur Umwandlung in kohlenſaures Gas 74 Loth Sauerſtoff erfordern. Nach Bouſſingault verzehrt ein Pferd in 24 Stunden 1583 Pfund an Kohlenſtoffgehalt, und eine milchgebende Kuh 1413 Pfund, zu deren Umwandlung in Kohlenſaͤure das Pferd in 24 St. 13% und die Kuh 113 Pfund Sauer- ſtoff bedarf. So ſteht der Kohlenſtoffgehalt der Nahrung und der Sauerſtoff, welchen wir einathmen, ſtets in einem ſich gegenſeitig bedingenden beſtimmten Verhaͤltniſſe. Ein Vogel ſtirbt daher bei Futtermangel ſchon den dritten Tag, eine Schlange dagegen, die unter einer Glasglocke nend ſo wenig Sauerſtoff verbraucht, daß man die ſtatt deſſelben ausgeathmete Kohlenſaͤure noch kaum nach— weifen kann, vermag 3 Monate und noch laͤnger ohne Nahrung zu leben. Die Menge des aufgenommenen Sauerſtoffs kann aber nicht allein durch die Zahl der Athemzuͤge gemeſſen werden, weil kalte Luft dichter, alſo auch ſauerſtoffhaltiger iſt als warme. Athmet z. B. ein erwachſener Menſch bei 25 Grad Wärme 46037 Cubikzoll Sauerſtoff ein, ſo betragen dieſe nach dem Gewicht 65 Loth, während daſſelbe Volumen Sauerſtoff bei 0. Grad Somperatur 70 Loth ausmachen würde, Darum athmen wir auch bei niederer Temperatur mehr Kohlenſtoff aus Nr 8 bei hoher, und Voͤlker in kalten Zonen bedürfen deß— halb mehr Nahrung zu ihrer Lebenserhaltung als in einem heißen Klima, z. B. wir im Winter ungefaͤhr um 1 Achtel mehr als im Sommer. Auch enthalten die ſaftigen Ben der Suͤdlaͤnder im frifchen Zuſtande nur etwa 10 12 Procent Kohlenſtoff, waͤhrend die Nahrungsmittel der olarbewohner z. B. Speck und Thran bis 66 und 80 rocent Kohlenſtoff enthalten. Damit haͤngt auch die aͤßigkeit der Bewohner heißer Länder zuſammen. Dagegen n Kaͤlte und Hunger vereinigt den Koͤrper am ſchnellſten auf. Denn die Resfehisfung der Beſtand⸗ theile der Speiſen und des durch den Blutumlauf im Koͤrper verbreiteten Sauerſtoffs iſt zugleich die Quelle. der e Waͤrme. — Der Hauptſitz der Flachsſpinnerei durch Ma⸗ ſchinen iſt England. Im Laufe der Zeit ſind dafuͤr 2 verſchiedenen Methoden in Anwendung gebracht worden. Fruͤher naͤmlich wurde die Flachsfaſer in ihrer ganzen Laͤnge verſponnen, anſtatt daß man ſeit ungefaͤhr 12 Jahren mit r den neuern Maſchinen nicht über 3 Zoll lange Faſern verarbeitet. Die Maſchine ſelbſt bringt dieſe Verkleinerung der Flachsfaſern zu Stande, indem der durch heißes Waſſer erweichte und von ſeinem Gummi, der die einzelnen kurzen Faſern zu Faſerbuͤndeln zuſammenklebt, befreite Flachs von Natur ſchon eigentlich nicht über 3 Zoll lange Faſern beſitzen ſoll. Wenigſtens ſcheint die Feſtigkeit des Garnes durch dieſe Zerkleinerung nicht zu leiden oder doch weit mehr an Feinheit und Gleichmaͤßigkeit zu gewinnen als dieſer Verluſt ausmacht. So konnte man bei dem alten Syſteme nur grobes Garn ſpinnen, weil dieſes ſonſt un— vermeidlich dünne Stellen erhielt und an dieſen dann zer- riß, mochte auch der übrige Faden ſonſt noch fo feft ſein. Daher hat man auch in England das alte Syſtem ſchon gaͤnzlich aufgegeben und ſich die neue Art Maſchinen an- geſchafft und mit dieſen das neue naſſe Verſpinnen mit dem beſten Erfolge allgemein eingefuͤhrt. Waͤhrend nun ehedem bei den alten Maſchinen 1 Perſon ſo viel Garn producirte als 10 Spinnerinnen, ſo liefert jetzt eine Perſon bei den neuen Maſchinen die Arbeit von 32 Handfpinnes rinnen. Fruͤher konnten die Handſpinnerinnen doppelt fo fein ſpinnen als die Maſchine, und jetzt liefert dieſe feineres und egaleres Garn als die Spinnerinnen. Waͤhrend naͤm⸗ ei — — 181 — die alten Maſchinen bis hoͤchſtens Nr. 36 ſpinnen konn⸗ 1, fteigen die neuen bis Rr. 200 an, und während früs her England Garn von dem Feſtlande kaufte, führt es jetzt nicht wenig Maſchinengarn dahin aus, und dieſes wird auch auf dem Feſtlande lieber von den Webern ger kauft und noch theurer bezahlt als das bisherige Hand— garn. (Allgem. Anzeiger 1841 Rr. 268.) g Gegen die Kornmade oder Kornmotte — babe granella — giebt es folgendes unfehlbares Mittel: Man kauft in der Apotheke gepulverten Moſchus und Anisdl, miſcht beides unter einander und beſtreicht beim umſtechen des Getreides den vordern Rand der Schaufel dann und wann damit, wozu man ſich einer Federfahne bedient. Die Menge des Mittels richtet ſich nach der Maſſe des Getreides. Zu 10 bis 12 Malter Getreide aller Art habe ich für 4 gGr. Moſchus und chen fo viel Anisdl als hinreichend gefunden, In der Vorausſetzung, daß Kornkrebs nichts anders ſei als Kornmade oder Kornmotte bemerke ich noch Fol— gendes. Auf meinem Getreideboden hatten Millionen dieſer boͤſen Feinde Korn, Waizen, Gerſte, Hafer, Erbſen mit einem dichten Schleier uͤberzogen, der freilich mit jenem Anſtrich nicht beſeitigt werden kann. Ich ließ daher zuerſt alles Getreide durchſieben, warf einen großen Theil dieſer Maden meinen Huͤhnern vor (allzuviel iſt ihnen ſchaͤdlich) und vertilgte die übrigen. Dann erſt ließ ich das Getreide mit Hülfe jenes Mittels umſtechen und 16 Jahre hindurch hat keine Kornmade ſich gezeigt. Nur heuer bemerkte ich auf einem kleinen Haufen Korn wieder einige jener Feinde. 1 Die Anwendung des Mittels hat ſie ſchnell entfernt. Aller Beobachtung zufolge iſt es der Geruch obiger Ingredien- zien, der dieſen Thierchen zuwider iſt. Darum thut man wohl, wenn man das kleine Schalchen oder Tellerchen, worauf das Mittel war, auch nach Vollendung des Um— ſtechens auf dem Getreideboden ſtehen laͤßt, der Geruch haͤlt ſich lange. Sollte unter Kornkrebs aber der ſchwarze Kornwurm Curculio frumentarius verftanden werden, ſo geſtehe ich, nicht mit Sicherheit angeben zu koͤnnen, ob jenes Mittel auch gegen ihn ſeine Wirkung thut. Wahrſcheinlich aber iſt ſeine Wirkung dieſelbe, da mehrere Mittel gegen dieſes Inſekt angegeben werden, die einen ſtarken Geruch von ſich geben. . — * Nachmittags 2 Uhr. | des N Wetters. des Waro⸗ Thermo- Letters, meters. [meters Zuſtand Stdand des Stand = Buftand | ® D. N e te. N. W. . v. w. re N. W. S. 16,0 EM A 80. 0 0 15,5 ftr. N. 2 9.6 15.25 wf. N. . eds ee S. 2 5,5 | 123,0 ſwik. W. 1 4 2,8 | 13,25 clk. N. ro | 60 Nen. W. Seim. F ® 9, 0 [Reg. W. N. e r er Frs NW e W. = 4,8 11,5 fwlk. W̃ N. W. 6,5 10,5 Io. W. W. I e]s* 12,0 ve. S. W. ee 10,25 nie, Wi S. 5 5] 12,25 wie. N. W | S. 2 6,0 14,0 Inıf. N. O ©. ___|: 140, 170 b. | ©. = | 6,5 14,0 |wıt. S. W. W. — 5.0. |. 16,0 ie S S 8,2 21,0 ſwik. O. Cew. v. w. S. W. 6,0 185 ff. N. S. Gew. b. w. 58. 4,9 186, 25 wf. S. W. 2. 5.1 200 he S. W. 6,0 50 erh 7 9 19,75 bu: W. Spm. D. I: 19,8| 18,25 mie N. TUT 5,8 21,0 ſwet. S. Gew. d. w. ai SEA. ri = 27” 11,4 | = 26“ 40 1 Meteorologiſehe Tabelle auf die Monate: April, Mai, Juni 1841, von W. Bechſtein. A p Dan n Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. — — —— — 5 VE en. ——— — — . —-„ —— I z Stand des Stand des Zuſtand Stand des Stand des Zuſtand Stand des Stand des Zuſtand Stand des Stand des Zuſtand Stand des Stand des Baro⸗ Shermo⸗ des Baro: Thermo des Baro⸗Thermo⸗ des Baro-Thermo⸗ des . Baro⸗ e Fe Wetters. meters. ][ meters. Wetters. meters. meters. Wetters. meters. | + 5,5° ftr. W. 27° 2402 8,5 |wit. W. 27° Ss 9,25” helle O. T 7,74 15,0° bee S. B. 27° 7,5“) 13,5” |Neg. N. Gew, 27° 8,0"1418,75 tc. I W 4,5 helle S. 3,2 10,0 ik. I 13, 25 wf. S. G. b. w. 4,2 18,0 wff. S. W. G. b. w. 58,7 15,0 folk. N. 8,8 16,0 ftr. S 4 0 ftr. W. = 3,0 me. W. P 12,0 tr. S. W. 4,3 11,0 Reg. N. W 8 14,0 hee S. 8,0 15,5 30 ele se = 7 8.0 wit. N. 6,0 Ran. N. 8. 5,8 13,5 wit. 2 = 93| 3235| mER.W 9,6 15,25 4,0 ihele ©. z 10,0 alk. + 15,0 wk. ©. = 5,0. 18,0 W. S 11,0 nl. ©. 1 3,5 Nil. N. 6,25 fr. N. 14,0 lk. 5/8 16,75 wi N. 5 E 8,75 Reg. | N. 3.5. 130 w 2,0 tr. N. 5 4,5 g. N. : 14,0 belle ©. 7,0 1975 wie, ©. wlk. W. 2,8 13,25 3,0 Ir. W. 6,0 wi. W. . 14,75 helle O. son i pee 8 00| 7,25 Reg N. W. Ste. 20 10,8 6,0 Reg. W. Stim. 4.0 delle ©. 8,5 kr. S. : 12,0 Int. ©. = 8,6 1525 wl. W. e WW. er So ee mie. W. 7,25 fr. - 10,25 belle N. 11,3 14,25 wk, Reg. S. W. 1,2 | 12,75 wk. W. wie, N. 5 „ 7,25 PS 10,75 helle O. "9,8 | 15,25 belle S. 1 BER tr. W. 2 W. 2 5 11,75 belle „ dee belle D tr. W. 2,7 | 14,5 Re 5 wir, N. N 131: 12,0 belle W. 8,0 12,5 ftr. 4,8 | 14,5. met, un belle N. vk. 7.0 iN. W. 95 | 10, walk. — 65 10,5, [mit W. helle S. 7,25 wi WW 980 125 pk 5,4 12.0 nebl. O. 9, 0 wi S. 5,1 | 14,0 wit. : 7,6 10,25 wk. 9 tr. N. 13,0 nie. S. 4,6| 19,0 ſwik 878 12 25 Nol. W. 16,75 helle S. 3,6 20,5 belle S. 18 6,0 14,0 5 wik. S. 14,0 (if. S. 3,8 15,0 Neg. S. 2,04 217,0 5 ve. W. E En FR Or W. 6,5 14,0 ſwik. S. W. wie. O. mie. O. 14,0 wik. W. 5,5 18,0 wk. S. . 8.0 16,0 vk. S. helle S. W. mie N. W. Gew. 1700 eee i vo) wlk. W. Gew. b. W. 8,2 21.0 Le I . — tr. N. 17,5 helle S. W. 84 20,5 wk. N. 1 6,0 N 5.0| 99 - 15 A 17,0 beür . 9,6. 20,75 belt N. D. 1 49 | 16,25 6,3 | 10,25 16.25 wk. W. 7 9,3 16.25 wir 5. 5,0 20,25 bell. N. O. 25 54 | 14,0 de ©. 5.1 20 0 9,8 12,0 17,0 hr 9. 2 : 10,0 15,5 belle N. : 9,0 20,5 belle belle ©. 00 25,0 — — — — — Zuſtand Stand des Stand des, Zuſtand des Baro⸗ Thermo- des meters. Wetters. x meters. meters. | Wetters. meters. meters. Wetters. — S wlk.N. O. Gew. d. w. tr. N. W. wk. W. 5 Ik S W. 20 e SD Feen e A * e “ =) GU 7 |» 1.1) 130 18,0 belfe 27 5,9 13,5 10: D 5.0 IS. Jane * 7 0, 75 bur € 7 9 19.75 10 13,0 18,75 belle O. 28 9.0. 13,0 bee 5. 85 | 18,75 jble 10.7 | 33 Ju 8 | 08 13,25 wit 8,7| 3,5 F 19,0 helle W. eee e — S. O. 5,8 210 ‚ 83| 3,5 wl. . 15,25 elle N. r ee W. J. 6] 16.5 mik. . 31|- 6.8 | 17,25 beſe S. > 64) 22,0 |. DO. Gm. | | 9 1 1. Hoͤchſter Barometerſtand den 10. Mai = 27“ 14,4, Mittler ee 8 9 Tieſſter Baremeterſtand den 8. Juni — — 10, 8. Wäͤrmſter Tag den 26. Juni — Erklaͤrung der Abkürzungen: tr. truͤbe, wlk. wolkig, Reg. Regen, Gew. v. w. Gewitter von welten. Neb. Nebel, nebl. nebelig, Stm. Sturm O. Oft, S. Eid, W. Weſt, N. Nord. XXVI. Das Stiftungsfeſt des Kunſt⸗ und Hand⸗ werksvereins den 4. Februar 1842. Eine protokollariſche Mittheilung. Von Eduard Lange. Zur Feier des diesjaͤhrigen Stiftungsfeſtes unſeres Kunſt⸗ und Handwerksvereins verſammelten ſich heute Rachmittags nach 15 Uhr in der uns hierzu wohlwollend eingeraͤumten Rathscommiſſionsſtube ungefaͤhr 50 Mit— glieder und Gaͤſte des Kunſt- und Handwerksvereins und betrachteten zuerſt eine kleine Ausſtellung von Kunfte und Gewerbögegenftänden, welche unter Anderem in einigen Del» und Porzellangemaͤlden, ferner in einem Jacquard⸗ be von Herrn Hohl II., in einer verzierten Armbruſt von Herrn Hey, dem Juͤngern, in einem neu erfundenen ernen Heiz- und Kochſparofen von Herrn Dreſcher, 10 einer künſtlich geſchnitzten Elfenbeindoſe von Herrn Ezold in Ronneburg und in einer mit dem Vereinswappen ge⸗ ſchmückten Rieſentorte von Herrn Hollaͤufer beſtand. Hierauf eroͤffnete der II. Vereins direktor, Herr Landes⸗ tegierungs = und Conſiſtorialrath Dr. Back, als Vorſitzender die Feſtſitzung, und es wurden alsdann 1) von dem gegenwärtigen Berichterſtatter der Jahresbericht des hieſigen Kunſt⸗ und Handwerks vereins“), 2) vom Herrn Vorſitzenden, I XXVII. V. 13 m als Secretair des Direktoriums der hieſigen Kunſt- und Handwerksſchule, der Jahresbericht uͤber die verwandten in— laͤndiſchen Vereine, Gewerbs- und Sonntagsſchulen“) und 3) abermals von dem gegenwaͤrtigen Berichterſtatter der Jahresbericht der hieſigen Kunſt- und Handwerksſchule **) vorgeleſen; hierauf von dem Herrn Vorſitzenden nochmals auf einzelne Ausſtellungsgegenſtaͤnde aufmerkſam gemacht und dabei in Folge beſonderer Aufforderung deſſelben von dem gegenwärtigen Berichterſtatter ein ebenfalls mit ausgeſtellter Kraftmeſſer mit einigen Worten erlaͤutert und zuletzt vom Herrn Vorſitzenden nach 3 Uhr die Feſtſitzung geſchloſſen. Hierauf begann nach 4 Uhr im Gaſthauſe zum Pfluge das Feſtmahl, welchem ungefaͤhr 180 Perſonen beiwohnten, und das nicht minder durch die dankbar an erkannte Theilnahme einiger hochgeehrten Goͤnner und Be— ſchützer unſeres Vereins als durch die Anweſenheit der Frauen und Toͤchter vieler Mitglieder gehoben und ver— ſchoͤnert und durch ſinnvolle Gefange und Bean e er⸗ heitert und gewuͤrzt wurde. Auch der darauf folgende Feſtball, 1 80 um 8 Uhr begann, ſchien die Heiterkeit und Zuftiedenheit der Mitglieder zu naͤhren und zu unterhalten, und den heitern Ernſt des Feſtes mit einem dunten Blumenkranz zu um⸗ winden. *) XX VI. * XXIX. XXVII. Bericht über das 24. Jahr des Kunft- und Handwerksvereins zu Altenburg, erſtattet am Stiftungsfeſte deſſelben von Eduard Lange. Rur ſelten ſind im Leben der Einzelnen wie der Voͤlker die lauteſten und bewegteſten Zeiten zu den gluͤck— lichen zu rechnen, und jemehr die Geſchichte von irgend einer Periode zu erzählen hat, deſto unruhiger und ungluͤck— licher iſt dieſe in der Regel geweſen. So waltet auch hier eine ausgleichende Gerechtigkeit und laͤßt aus der Saat truͤber und ſchwerer Erlebniſſe ſuͤße und erhebende Erinnerungen entkeimen, waͤhrend die ſtillen und guten Tage gar bald in die grauen Schatten der Vergeſſenheit verſinken. Ehe dieſes aber mit dem heute beſchloſſenen 24. Jahre unſeres Kunſt- und Handwerksvereins geſchieht, laſſen Sie uns, Hochverehrte Anweſende, noch einen freundlichen Blick auf daſſelbe zuruͤckwerfen und feine Züge noch ein— mal mit ernſter Ruhe betrachten! = Sehen wir uns nun zuerft in den Reihen der Maͤn— ner um, die den Zwecken unſeres Vereins durch ihren Beitritt ihre thaͤtige Zuſtimmung ertheilten, ſo bemerken wir mehrere neu entſtandene betrübende Luͤcken, indem ö 0 13 * — 186 — nicht weniger als 9 bisherige inlaͤndiſche Mitglieder“) dem⸗ ſelben durch den Tod entriſſen wurden. Unter dieſen war einer der willigſten und treueſten Foͤrderer unſerer Zwecke der Schoͤnfaͤrber Haſerick, der, mochten ihn auch Andere an Ruͤhrigkeit und einflußreicher Thaͤtigkeit übertreffen, den— noch gegen Keinen, auch noch im Greiſenalter, an Treue und Anhaͤnglichkeit gegen unſern Verein zuruͤckſtand. Und der neueſte Grabhügel — ach, ſchon deckt er die Hülle des jugendlich kraͤftigen und thaͤtigen Hofmaurermeiſters Porzig, der ſobald er nach mancherlei Muͤhen und An— ſtrengungen hier das Meiſterrecht errungen hatte, unſerer Kunſt⸗ und Handwerksſchule als Lehrer fuͤr das Linear— zeichnen mit reichlichen Zinſen das zu vergelten wußte, was dieſe einſt auch für ihn, als einen ihrer erſten Schüler gethan hatte. Außerdem verlor unſer Verein durch frei— willigen Abgang noch 8 feiner bisherigen Mitglieder **) in Folge der verſchiedenartigſten Veranlaſſungen und Ver— hältniſſe. Dieſen Verluſten ſteht ein Zuwachs von 13, großens theils in Altenburg ſelbſt wohnhaften Männern ***) gegen⸗ uͤber, die ſich unſerem Kreiſe Fr Laufe des Jahres zu unſerer Freude angeſchloſſen haben. Dadurch iſt unſer *) 1. Schönfärber Haſerick, 2. Gaſtwirth Kirmſe, 3. Literat Mansfeld, 4. Hofmaurer Porzig, 5. Porzellanmaler Schmidt, 6. Hoftiſchler Schneider, 7. Landesjuſtizrath Wagner, ſämmtlich in f Altenburg, 8. Medizinalrath Dr. Collenbuſch in Cahla, 9. Amts: zimmermeiſter Stöckel in Roda. **) 1. Bilger, Verfertiger chirurgiſcher Inſtrumente; 2. Brauer, Hofglaſer; 3. Brauer, Vergolder; 4. Brengel I., Handſchuhfabri⸗ kant; 5. Bengel II., Handſchuhfabrikant; 6. Martini, Hofröhren⸗ meiſter; 7. Ziegner, Schmiedemeiſter, ſämmtlich in Altenburg; 8. Becher, Maurermeiſter in Lucka bei Schöngleina. ***) J. Basler, Traiteur; 2. Bernhard, Gaſtwirth zum Hirſch; 3. Dreſcher, Klempnermeiſter, 4. Hermann, Chirurg, 5. Heß jun., Hofbildhauer, 6. Hey jun., Drechsler; 7. Michaelis, Schloſſermeiſter; 8. Mohrmann, Bäckermeiſter; 9. Müller, Kupferſchmiedemeiſter; 10. Müller, Vergolder; Id. Pabſt, Stadtapotheker; 12. Zimmer⸗ mann, Conſiſtorialcanzliſt, ſämmtlich in Altenburg; 13. Völkel, Schullehrer in Nobitz. — — letztes, bereits vor 8 Jahren gedrucktes Mitgliederverzeichniß abermals weſentlich veraͤndert worden, weßhalb ein neuer berichtigter Abdruck deſſelben eben vorbereitet, und, wie wir hoffen, im Laufe des naͤchſten Monats den Mitgliedern eingehaͤndigt werden wird. Monatsverſammlungen wurden in dieſem Jahre ſtatt der gewöhnlichen 11, in Folge verſchiedener Hinderniſſe, nur 8 gehalten, denen durchſchnittlich jedes Mal gerade 18 Mitglieder beiwohnten. Mir ſcheint dieſe allerdings beſchei⸗ dene Zahl der Anweſenden gegen früher noch immer eine befriedigende zu ſein, indem nach meinen auch anders waͤrts gemachten Erfahrungen ſtets die Zahl der Theil— nehmer ſich vermindert, ſobald die feſtgeſetzten Zuſammen— künfte ausgeſetzt und die gute Ordnung unterbrochen wer⸗ den muß. Vielleicht trugen aber die ſtets mit gleicher Regelmaͤßigkeit beſuchten, der freien Unterhaltung gewidme⸗ ten Wochenverſammlungen etwas dazu bei, auch fuͤr die wichtigeren und ernſteren Verhandlungsgegenſtaͤnde das Intereſſe wach zu erhalten. Ich erinnere hier zunaͤchſt an die faſt in allen Vers ſammlungen beſprochene Frage uͤber die Fuͤglichkeit der Errichtung eines Geſellenfortbildungsvereins nach Art des in Coburg beſtehenden Geſellenvereins, welcher gedruckten und ſchriftlichen Mittheilungen zufolge ſich ſegensreich bes waͤhren und vielfach benutzt werden ſoll; ferner an die theils vom Herrn Poſtmeiſter Voigt in Cahla theils von Herrn Hofmechanikus Kalkoff uns vorgelegten und mehr— ſach beſprochenen verſchiedenen Erzeugniſſe der Galvano⸗ plaſtik; dann an die vom Vicedirector des Vereins, Herrn Regierungs⸗ und Conſiſtorialrath Dr. Back in Anregung gebrachte Frage uber das Carbolein, ein auch anderwärts mehrfach beſprochenes, intenſives Brennmaterial, deſſen künſtliche Zuſammenſetzung von Weſchniakoff erf hat; hierauf an die Erläuterungen und Beſprechungen, welche von dem Vereinsvorſteher, Herrn Hofapotheker Huͤbler und anderen Mitgliedern über den bedeutenden Oelverbrauch — 4188 — der ſchon im vorigen Jahre mehrfach verfuchten Oelgas— lampen veranlaßt wurden; ferner an die Verhandlungen und Begutachtungen der uns von Herzoglicher Hoher Landes— regierung hierzu mitgetheilten Haſſenſteinſchen Methode, Mehl aus den Kartoffeln zu gewinnen, deren Prüfung ſich vorzüglich die Herren Oekonom Hager in Saara und Conditor Hollaͤufer hier freundlich unterzogen hatten, und endlich auch an das, was in einer der letzten Verſammlungen der gegenwaͤrtige Berichterſtatter uͤber den Kohlenſtoff mitzuthei— len ſich erlaubte. Vielleicht erinnert ſich auch noch Man— cher, wie dankbar von dem Verein eine Anzahl Zeichnungen und Riſſe von Tiſchlermeiſterſtucken angenommen wurden, welche ihm der hieſige Tiſchlerobermeiſter, Herr Paͤtz, zum Gebrauche für die Kunſt- und Handwerksſchule wohl— wollend überfandte, und mit wie viel Theilnahme unter Anderm auch die aus Tannenholz gehobelten Fidibuſſe, welche Herr Poſtmeiſter Voigt aus Cahla hierher gebracht hatte, betrachtet wurden, deren Anfertigung, ſo viel wir wiſſen, zuerſt der thaͤtige und um Eroͤffnung neuer Erwerbs— quellen vielfach verdiente Kaufmann Eckardt in Cahla eins fuͤhrte und allgemeiner machte. Und als uns endlich Herr Poſtmeiſter Voigt eine Reihenfolge von Muͤhlenproducten vorzeigte, wie fie nach einander die Amerikaniſche Kunfts muͤhle in Cannſtadt bei ſeiner Anweſenheit daſelbſt in immer ſteigender Verfeinerung lieferte, ahneten wir wohl Alle nicht, daß wir ſchon heute durch ein anderes Vereinsmitglied, den unternehmenden Muͤhlenbeſitzer Herrn Jakob in Muͤnſa eine derartige vervollkommnete een ganz in unſerer Nähe beſitzen wuͤrden. Moͤchten uns auch ferner recht ide ſolche Ueber⸗ raſchungen bereitet werden, damit die Fortſchritte im Ges werbsweſen mit denen in den Verkehrsmitteln gleichen Schritt halten und damit die nun doch mit erfreulicher Schnelle ins Leben tretende ſaͤchſiſch-bairiſche Eiſenbahn bei uns nicht blos eine freundliche Gegend, ſondern auch ruͤhrige und betriebſame Bewohner begruͤße, die ſich des Fleißes ihrer Haͤnde in allen Beziehungen zu erfreuen ver— — 189 — ſtehen! Sollten hierzu fo wie zur würdigen. Auöftattung unſerer naͤchſten Kunſt- und Gewerbeausſtellung die von dem Vereine abermals fuͤr die 12 vorzuͤglichſten hierbei zur Ausſtellung gebrachten inlaͤndiſchen Kunſt- und Gewerbs— erzeugniſſe feſtgeſetzten Geldpreiſe von zuſammen 30 Louis d'or das Ihrige beitragen, ſo waͤre der dabei ins Auge gefaßte Zweck vollkommen erreicht. Der Umlauf gewerblicher Zeitſchriften dauerte unter Leitung unſeres Bibliothekars, des Buchbindermeiſters Seyffert, mit der bisherigen Regelmaͤßigkeit fort und wurde von manchen verwandten Geſellſchaften durch Zuſendung ihrer Schriften und Verhandlungen erfolgreich gefordert. Wir ſind ihnen allen dafuͤr dankbar verpflichtet, wenn wir hierbei auch von einer Aufzählung ihrer ſchaͤtzenswerthen Gaben abſehen zu muͤſſen glauben. Geſtatten Sie mir nur noch der Zuſendungen kurz zu gedenken, wodurch einige unſerer auswaͤrtigen Mitglieder uns im Laufe dieſes Jahres beehrten, inſofern dieſelben zugleich zum Gegenſtande der Beſprechungen in unſern n geworden ſind! So erfreute uns gleich zu Anfange des Vereinsjahres Herr Maſchinendirector Brendel in Freiberg durch Ueberſendung der Merbachſchen Druckſchrift uͤber die Anwendung der erwaͤrmten Geblaͤſe— luft; ſo verpflichtete ferner auch unſern Verein der nach vielen Seiten hin ruͤhmlich thaͤtige Herr Baron von Speck— Steraburg auf Luͤtſchena durch freundliche Zuſendung der von Quentellſchen Schrift „Landwirthſchaftliche Beſchreibung von St. Veit in Oberbaiern ꝛc.“ zu neuer Dankbarkeit; nicht minder ſetzte der unermuͤdliche Baurath Dr. Vorherr in München ſeine ebenſo intereſſanten als ermunternden Mittheilungen uͤber den Sonnenbau und der (auch ander— waͤrts) ruͤhmlich bekannte Rentamtmann Preusker zu Großenhain ſeine dem Lichtbau der Geiſtesbildung gewidme⸗ ten dankenswerthen Zuſendungen wohlwollend fort; endlich erfreuten uns auch die bereits mehrfach bewaͤhrten Vereins— mitglieder, Herr Hauptmann Buſch zu Frauchen a. M. 1 * und Herr Chemiker Houpe zu Dresden durch lehrreiche und gemeinnützige Mittheilungen; Erſterer namentlich durch Zus ſendung der Zeichnungen fuͤr einen neuen Stubenheizkoch— ofen und Letzterer durch Mittheilungen uͤber die Wirkſamkeit des Steinkohlentheers zur Vertreibung allerhand Ungeziefers aus den Garten, und über die Vorzuͤglichkeit des Achten engliſchen Tufſteincements zum Ausgießen von Waſſer— behaͤltern. Moͤgen ſie Alle unſerm Vereine auch in Zukunft freundlich gewogen bleiben und ſich unſerer Dankbarkeit dafür verſichert halten! Ich komme noch einmal auf die Preuskerſche Mit— theilung zuruͤck, weil dieſe durch die Empfehlung von Stadt— und Dorfbibliothefen einen Gegenſtand bei uns von Neuem in Anregung brachte, der ſowohl an ſich als in Verbindung mit dem bereits erwaͤhnten Plane zur Gruͤndung eines Geſellenfortbildungsvereins bei uns vielfach beſprochen und erörtert worden iſt. Zwar iſt die Sache noch keineswegs zu einem Abſchluſſe gelangt; allein zweifelhaft iſt es darum doch keineswegs, wohin ſich die Wuͤnſche und Abſichten unſeres Vereines neigen. Wir wuͤnſchen naͤmlich zunaͤchſt eine lebendigere und regere Thaͤtigkeit unter uns ſelbſt und hoffen, dieſe unter Anderm auch durch Abhaltung von je 2 Verſammlungen in jedem der Wintermonate foͤrdern zu koͤnnen, zumal wenn die erſte dieſer Monatsverſammlungen, wie bisher, den laufenden Geſchaͤften und die zweite lediglich unſerer eigenen Fortbildung gewidmet wuͤrde. Da ſollen aus Zeitſchriften intereſſante Mittheilungen vorgeleſen und beſprochen, neue oder ſonſt ſehenswerthe gewerbliche Arbeiten vorgezeigt, ferner Fragen uͤber neue techniſche Erfindungen oder über Erſcheinungen in der Ratur oder über die bisherigen Forts ſchritte irgend eines Gewerbs- oder Culturzweiges aufgeworfen und entweder ſogleich oder in einer der darauf folgenden Verſammlungen ſoweit unſere Kraͤfte reichen, beantwortet und erörtert werden. Damit aber der Rutzen ſolcher Ver- handlungen auch recht allgemein werde, ſollen nicht blos die eigentlichen Mitglieder unſeres Vereins, ſondern auch andere Männer und Jünglinge gegen einen geringen monats — 10 — lichen Geldbeitrag daran Theil nehmen koͤnnen, ſobald ſie nur nicht mehr dem Lehrlingsſtande angehören. Zugleich ſoll auch auf die allmaͤhliche Gründung einer Stadtbibliothek Bes dacht genommen und dieſe vor Allem auch ſofort durch das Ausleihen der vorhandenen Bücher an den weiteren Mit— gliederkreis nuͤtzlich gemacht werden. „Gewiß, fo fprachen- wir oft unter einander, eine ſolche Erweiterung unſeres Vereines muß von den wohlthaͤtigſten Folgen fein und wird auch bei den gebildeteren Geſellen Theilnahme und Beifall finden. Ja nur dadurch koͤnnen wir die von unſerm Verein ausgegangene Kunſt- und Handwerksſchule an den Verein ſelbſt anfnüpfen, indem wir ihren Schülern nach ihrem Austritte aus dieſer Schule Gelegenheit bieten, das Werk ihrer Bildung in weitern und freiern Kreiſen mit Ernſt und Eifer fortzuſetzen. Und was den Ver— ſammlungsort anlangt, ſo wird gewiß Vater Archimedes, der bereits 100 Jahre ſtill und ſegensreich unter uns ge— waltet und gewirkt und unſern Verein faſt ein Viertel jahrhundert beſchuͤtzt und beherbergt hat — ja Vater Archimedes wird gewiß auch dieſen neuen Sproß in ſeine geweihten Hallen aufzunehmen kein Bedenken tragen.“ Allein der ehrwuͤrdige Greis, in deſſen Raͤumen wir uns, fo hoffnungs reich unter einander beſprachen, war in ernſte Betrachtungen Über das Voruͤberrauſchen der Zeit und über die geheimnißvoll herandraͤngende Zukunft vertieft und antwortete nicht, wohl aber ſahen wir, wie er ernſten Blickes auf die mahnende Inſchrift deutete, feine Kreiſe nicht ftören zu wollen. Fuͤrwahr, es iſt eine ſchlimme Sache, hienieden keine bleibende Stelle zu haben; aber dem, der uns bisher gaſt— lich aufnahm und uns treu und liebend pflegte und bes ſchuͤtzte, durch immer geſteigerte Anſpruͤche und Zumuthun— gen beſchwerlich werden — das iſt noch weit ſchlimmer; denn es iſt ein Mißbrauch der Gaſtfreundſchaft, deſſen ſich nur Undankbare ſchuldig machen koͤnnen. Undankbar aber wollen wir nicht ſein — und am allerwenigſten gegen — 192 — Dich, Du geheimnißvoller Fremdling, der Du Dich unſerer Kindheit angenommen und der Du nur noch vor wenigen Tagen die aufrichtigen Verſicherungen unſerer Dankbarkeit ſo freundlich aufgenommen haſt! Laſſen wir aber darum auch die Hoffnung für die gute Sache nicht ſinken! Was iſt nicht Alles in wenigen Jahren geſchehen und wie oft ſind nicht ſchon unſere kuͤhnſten Erwartungen übertroffen worden? Wir wären kleinmuͤthig, wollten wir nicht auch in dieſer Sache der Zukunft vertrauen. — 193 XXVIII. Ueberſichtliche Darſtellung des Standes der Kunſt- und Gewerbvereine, Kunſt-, Gewerb = und Sonntagsſchulen und ähnlichen Anſtalten in den Schweſterſtädten des Landes; mitgetheilt am Stiſtungfeſte des Kunſt- und Handwerksvereins zu Altenburg, den 4. Februar 1842, ö vom 1 II. Direktor dieſes Vereins und Sekretär der Kunſt- und Handwerks⸗ ſchule, Landesregierung- und Konſiſtorialrath Dr. Karl Back. Schweſter vereine: I. In Ronneburg geftiftet u. bez. eröffnet am 12. Juli 1828. II. ⸗Eiſenberg - III. Kahla 5 IV. ⸗Lucka 2 Roda 2 Shmöln > Goͤßnitz 2 Orlamünda = Meufelwis ⸗ au un „ un u u — — * . * . u M UM Uu u 2 au unn u u 7 nu un un uu umu u u u u u 24. Juni 1829. 30. Jan. 1831. 8. Juni 1832. 26. April 1835. 7. Dec. 1835. 5. Maͤrz 1837. 21. Nov. 1838. 31. Aug. 1840. — IM — Wenn die Feſtarbeiten der hieſigen Freimaurerloge Archimedes z. d. 3 R., welche in dieſen Tagen zur Feier ihres 100jaͤhrigen Beſtehens und Wirkens, in ihrer feſtlich erneuerten Bauhuͤtte begannen und bez. noch fortdauern, es nicht geſtatteten, in ihren, uns ſonſt immer freundlich und foͤrdernd geoͤffneten Hallen unſere Feſtſitzung zur Feier des Jahrestages der Stiftung unſers Vereins zu halten, ſo konnte uns in der That nichts willkommener ſein, als die freundliche Willfaͤhrigkeit, mit welcher der wohlloͤbliche Stadtrath hier zu ſolchem Behufe dieſes altehrwuͤrdige Rathhaus uns uͤberwies, in welchem ſeit dem Jahre 1564 einſichtige und wohlwollende Stadtraͤthe, und dieſen Saal uns einraͤumte, in welchem ſeit dem Jahre 1831 treueifrige Bürgervorftäande das Wohl der Bürger, insbeſondre auch der Kunſt- und Gewerbtreibenden beriethen und pflegten und foͤrderten. Herzlich erfreut, daß, wenn wir nicht in des Altvaters Archimedes Hallen uns verſammeln konnten, wir eben hier uns zuſammen finden, bitte ich um die Erlaubniß, Ihnen, meine hochzuverehrenden Herrn und lieben Freunde! in gewohnter Weiſe einen Ueberblick des Standes der uns ftamm » und zweckverwandten Schweſtervereine des Landes geben zu Nate ** Der (am 12. Juli 1828 geſtiftete) Kunſt⸗ und Gewerbverein zu Ronneburg hat in der ftuͤhern Weiſe auch im letzten Jahre feine Monatsſitzungen forts geſetzt, obgleich dieſe in der Regel nur von 10 — 14 Mit⸗ gliedern beſucht wurden. Zu den diesfallſigen belehrenden Unterhaltungen hat beſonders der Hofrath Klein durch wiſſenſchaftliche, den Vereinszwecken unmittelbar angehoͤrende, der Dr. Lange durch anthropologiſche Vorträge dankens⸗ werth beigetragen. Die lebhaften Wuͤnſche des Vereins, die fruͤhern Bohrverſuche auf Stein- und Braunkohle fort— ſetzen zu konnen, haben wegen Mangels an Geldmitteln dazu fernerweit beruhen muͤſſen, obgleich Herzogl. Kammer die Benutzung des ihr gehörigen ſehr wirkſamen Erdbohrers freundlich dazu dargeboten, und fo hat die nicht aufgegebene Hoffnung der Zukuuft anempfohlen werden muͤſſen. Die vorjaͤhrigen Beamteten, Hofjuwelier Jäger als I., Hof⸗ ſchloſſermeiſter Arnold als II. Vorſteher, Amts kopiſt Jahn als Sekretaͤr und Kaſſirer und Kaufmann Ziegler als Bibliothekar waren wieder gewählt worden. Von den Mit— gliedern ſchieden 18 durch Wegzug oder Austritt aus; das gegen traten 6 neue hinzu, ſo daß ihrer jetzt 61 ſind. Der Verein fand in dem Dr. Geinitz in Dresden einen foͤrderlichen Goͤnner und erinnert ſich um ſo dankbarer der Verdienſte des Vaters, des Bauraths Geinitz, um die Vereinszwecke. Die Kaſſeverhaͤltniſſe haben ſich erfreulich gehoben. Bei 64 Thlr. 29 Rgr. 1 Pf. Einnahme und 34 Thlr. 19 Nor. 1 Pf. Ausgaben blieben 30 Thlr. 10 Rgr. als Beſtand. Außerdem beſitzt der Verein noch einen Erd— bohrer und eine Buͤcherſammlung. Fortgeſetzte Ueber⸗ wachung und Schonung der Kaſſekraͤfte wird bald geſtat⸗ ten, den Vereinszwecken größere Ausgaben zu widmen. — Die bedauerlichen Unruhen dort am 26. und 27. Maͤrz v. J., vorzugsweiſe in den untern Kreiſen der bezuͤglichen Gewerbtreibenden durch Aufſtellung einer fabrikgewerblichen Maſchine zunaͤchſt veranlaßt und dann in deren frevelhafter Zertruͤmmerung und ſonſt ausbrechend, wirkten, obſchon fie, bez. mit Waffengewalt, bald gedaͤmpft wurden, inſofern auch auf den Verein ſtoͤrend ein, als die Verſtimmung und Muthloſigkeit der gewerbtreibenden Klaſſe im Allgemeinen, die längere Verſchiebung der Hauptverſammlung des Vereins und des Stiftungfeſtes veranlaßte. An dieſem ſelbſt nah— men, am 5. September v. J., 27 Mitglieder Theil: der Vereinsdirektor Stadtſchultheiß Lorenz (jetzt Kreisamtmann in Kahla) und der Hofrath Klein hielten, Jener über die Vereinsthaͤtigkeit, Dieſer uͤber die Verhaͤltniſſe der Ge— werbſchule Vortraͤge; die herabgegangene Zahl der Schul— inſpektoren ward durch freiwillige Anerbietungen auf die fruͤhere zweckmaͤßig vermehrt, eine kleine Ausſtellung von — 196 — Kunſt⸗ und Gewerberzeugniſſen gemuſtert, die Ausmittelung hoͤherer Erlaubniß zu Auslooſung ſolcher ausgeſtellten Sachen eingeleitet, um hinkuͤnftig zu zahlreichern Lieferungen auf— zumuntern, eine ſchmuckvolle Georginen-Ausſtellung folgte und dann ein heiteres Feſtmahl, welchem ein Ball ſich an— reihete. Zum Direktor ward anderweit der Stadtſchultheiß Lorenz und als ſeine Berufung als Kreisamtmann in Kahla entſchieden war, der Hofrath Klein, zum I. Vor— ſteher der Poſtverwalter Stephan, zum II. Vorſteher der Zimmermeiſter Fr. Lange, zum Sekretaͤr der Amtskopiſt Jahn, zum Bibliothekar der Kaufmann Ziegler bez. anders weit gewaͤhlt. Ueber das Beſtehen und Wirken der dortigen Ges werbſchule verbreitet ſich ein doppelter Bericht ihres Vorſtehers und Sekretaͤrs, des Hofraths Klein, der eine in Rr. 37 der Ronneburger Blätter (1841), der andre an uns. Beiden entlehne ich Folgendes: bei 120 Thlr. 11 Nor. 4 Pf. Einnahme und 83 Thlr. 13 Rgr. 9 Pf. Ausgabe, verblieb ein Ueberſchuß von 36 Thlr. 27 Nor. 5 Pf. und da bereits 73 Thlr. 9 Ngr. 1 Pf. bei dortiger Sparkaſſe zinswerbend eingethan ſind, ein Vermoͤgensbeſtand von 110 Thlr. 6 Nor. 6 Pf. Für Lehrmittel, an Büchern, Landkarten ꝛc. find 32 Thlr. — Ngr. 2 Pf. verausgabt worden, um der gewerblichen Jugend gute Leſebuͤcher in die Haͤnde zu geben. — Der verdiente treufleißige bis— herige Lehrer der Erdbeſchreibung, der frühern vaterlaͤndiſchen Geſchichte und der Moral (Diakonus Kretſchmann) lehnte den ihm ausgeworfenen Jahresgehalt ab, gab aber auch wegen hindernder Amtögefchäfte den Unterricht überhaupt auf, doch Antheil am Vorſtand und Aushilfe im Unterricht zuſichernd. An ſeiner Stelle trat, zumeiſt fuͤr deutſche Geſchichte ſich beſtimmend, der Konrektor Schumann. Die Lehrer des Rechnens und Schreibens wurden zweimal zu 5 auswärtigem Amte abberufen; an ihre Stelle trat der Schullehreraſpirant Gruner I.; eine neue Elementarklaſſe ward, mit bisher gutem Fortgange, eingerichtet und dem Schullehreraſpiranten Gruner II. uͤberwieſen; im Hand⸗ - Mi - zeichnen unterrichtete der Lehrer Weſſer, im Linearzeichnen der Zimmermeiſter Lippold; zum erſtenmale beſuchen zwei Zimmerlehrlinge und ein Maurer die Gewerbſchule, welche, jetzt von 34 Schülern beſucht, mehr und mehr frohe Hoffnungen weckt; den Schülern wird das Lob des Fleißes und der Geſittung zu Theil. Vorzuͤglicher Werth wird mit Recht auf die nach Obigem wie fruher vervollſtaͤndigte Schulinſpektion und ihr treueifriges Mitwirken gelegt und von dieſem ein freudiger Erfolg gehofft. — Eine eigen— thümliche Erſcheinung iſt die, daß der Zeichnenunterricht dort wenig und von Baugewerken faſt gar nicht benutzt wird, waͤhrend in den andern Staͤdten die gewerbtreiben— den Schuͤler gerade dieſen vorzugsweiſe ſuchen, ja lieber allein benutzten. — Die Buͤcherſammlung iſt auf 42 Stuͤck angewachſen. — Im Allgemeinen hat das Beſtreben vor— gewaltet, das fruͤher erworbene Gute zu bewahren und gu vermehren, II. Der 3 24. Juli 1829 geftiftete) Georgen verein zu Hebung und Belebung des Kunſt- und Gewerb— fleißes, in Eiſenberg, zahlt jetzt 32 Mitglieder, durch deren Beiſteuer jaͤhrlich eine Summe von 21 Thlrn. Silber— courant zuſammengebracht wird, die auch im Jahre 1842 zum größten Theile im Sinne und für die Zwecke des Vereins zur Unterſtuͤtzung eines fähigen und wohlgeſitteten jungen Tonfünftlers, fo wie zur Anſchaffung eines Reißzeugs, als Prämie für einen fleißigen und talentvollen Zeichnenſchuͤler, verwendet worden iſt. Außerdem ſind auch andere Ge— werbſchuͤler mit kleinen Prämien zur Aufmunterung ihres Fleißes und gewiſſenhaften Schulbeſuchs erfreut und es iſt der Ankauf verſchiedener Lehrmittel fortgeſetzt worden. NE Die Gewerbſchule iſt ſowohl in Beziehung auf ihre innere Einrichtung, als auf den Beſuch derſelben in dem⸗ ſelben Zuſtande geblieben, wie im vorigen Jahre. Denn - m. — da die Zoͤglinge noch immer fo häufig wechſeln und meis ſtens nur kuͤrzere Zeit die Schule beſuchen, ſo hielt der Schulvorſtand es nicht für rathſam, feinen längft gehegten Plan, noch eine zweite Klaſſe zu errichten, um die Faͤhigern von den Unfaͤhigern beſſer ſcheiden zu koͤnnen, ſchon jetzt zur Aus führung zu bringen, beſonders auch, weil vorzugs- weiſe nur ſolche Knaben ſich zur Aufnahme melden, welche in der Knabenſchule mehr oder weniger zuruͤckgeblieben ſind und die verſchiedenen Luͤcken in ihrem Wiſſen und in ihren Fertigkeiten einigermaßen auszufüllen wuͤnſchen. — Die Sonntagsſchule zählt jetzt nur noch 16 Schüler, da von den 20, welche ſie zu Ende des Jahres 1840 beſuchten, wieder drei weggeblieben ſind, einer aber, der zwei Jahre ſich als fleißiger und ordentlicher Schüler die Zufriedenheit der Lehrer erworben hatte, regelmaͤßig und mit einem empfehlenden Zeugniſſe abgegangen iſt. — Die beſtellten Lehrer arbeiten uͤbrigens unverdroſſen und freudig in ihrem Berufe und ſind zufrieden, wenn nur an Einigen der Muͤhe entſprechende Erfolge ſich zeigen, eine Erfahrung, die ſie bis jetzt in jedem Jahre gemacht haben, denn immer hat es denn doch Einzelne gegeben, die durch Fleiß und gute Fort— ſchritte ihren Lehrern Freude machten. Rath Kloͤtzner iſt jetzt Direktor, Juſtizrath Meißner Sekretaͤr des Vereins, Rektor Schwepfinger aber Direktor der Sonntagsſchule. II. Die (am 30. Januar 1831 geftiftete u. bez. eröffnete) Herzog-Joſephs-Sonntagsſchule in Kahla erfreut ſich unter ihres Stifters und Vorſtehers, des Kaufmanns und Fabrikinhabers Eckardt, Leitung und Pflege eines gluͤck— lichen Fortbeſtehens. Waͤhrend des Fruͤhjahrs und bis zur Erndte 1841 beſuchten ſie 50, nachher und dermalen noch 30 Schuͤler. Verlor ſie auch im Laufe dieſes Jahres einen ihrer thaͤtigſten Lehrer, den Kandidaten Muͤller, der als Pfarrer nach Moͤrsdorf bei Roda berufen ward, ſo — 199 — übernahm dagegen der Rektor Gruber deſſen Lehrſtunden in der Rechtſchreibung, während der Schreiber Kölner als Lehrer im Rechnen für die I. und II. Klaſſe gewonnen ward. Außer ihnen ſind noch der Bakkalaureus Große, der Maurermeiſter Jecke II. und Zipfel und der Schreiber Doſſe als Lehrer thaͤtig; und fo erhalten denn die Schüler Unterricht im Schoͤn- und Rechtſchreiben, im Rechnen (in 3 Klaſſen), in Erdkunde und Zeichnen. Der bei der Sparkaſſe werbend angelegte Vermoͤgensbeſtand der Schule (150 Thlr.) hat einen kleinen Zuwachs erhal— ten. Der Vorſteher wiederholt den ſchon früher lebhaft geaͤußerten Wunſch, daß durch die ſtaͤdtiſchen Gewerb— behoͤrden dahin thunlichſt mit gewirkt werden moͤgte, daß dortige Lehrlinge und Geſellen mehr als bisher zum Beſuch der Anſtalt angehalten werden, deren Zwecken ſich die ges nannten Lehrer treufleißigſt widmen. 0 IV. N Der Vorſtand der (am 8. Juni 1832 geſtifteten) Sonntags⸗Schule in Lucka (Diak. Moſer, Rektor— Braͤutigam und Konſiſt. Rath. Dr. Boͤhme) bevorwortet ſeine neuerlichen Mittheilungen uͤber die bezeichnete Anſtalt, rückblickend auf das bald verlebte Jahrzehent, mit der Bes merkung: „daß wenn auch nicht alle Hoffnungen und, Erwartungen, die am erſten Tage der Eröffnung die Bruſt der Stifter freudig hoben, erfüllt ſeien, denn doch der Hauptzweck, der ihnen damals verſchwebte und den der Vorſtand ſtets verfolgte, erreicht ſcheine, naͤmlich der: . Heranbildung der Schüler für ihren bereits ge- wählten oder noch zu waͤhlenden Beruf, und Erweckung und Belebung des ſittlich religidſen Sinnes derſelben.“ Hiernächſt wird uns Folgendes darüber berichtet: Der Diak. Moſer trug von Oſtern bis Michaelis, allwoͤchent— lich eine Stunde, die Reſormaziongeſchichte nach dem Buche: feder oder die Reformaziongeſchichte c. von D. A. Moſer, 2 14 | — 200 — Paſtor in Serba,“ vor, überzeugt, daß durch eine genauere Kenntniß dieſer ewig denkwuͤrdigen Geſchichte jedem Protes ſtanten ſein Glaube nur noch theuerer und heiliger werde. Der Rektor Braͤutigam: I. teutſche Styluͤbungen: a) Briefe, b) Geſchaͤftsaufſaͤtze: oͤffentliche Anzeigen, Berichte, Rech nungen und Quittungen; Verſuche in Fertigung kleiner Protokolle. Außerdem gab er Erklaͤrung der Fremdwoͤrter in unſerer Sprache. II. Abwechſelnd Kopfrechnen nach dem neuen Muͤnzfuße. Der Kirchner Tanner beſorgte den Unterricht im Schoͤn- und Rechtſchreiben und nahm bei dem letztern hauptſaͤchlich Ruͤckſicht auf die gleichlautenden Woͤrter unſerer Sprache. — Der Zimmermeiſter Bruͤmmer, Lehrer im freien Handzeichnen und Fertigung von Riſſen, leitete auch in dieſem Jahre dieſen Unterricht mit der ihm eigenen Liebe und Kunſtfertigkeit und hat die lohnende Freude hierfuͤr, zu ſehen, wie die Schuͤler das Zeichnen gern treiben und ſchoͤne Fortſchritte darin machen, wie denn uͤberhaupt zu bemerken iſt, daß viele Schuͤler oͤfters nur um des Zeichnens willen in die Sonntagsſchule aufgenom— men zu werden wuͤnſchen. Zu bedauern bleibt, daß dieſer Lehrer jetzt und ſchon ſeit Weihnachten, durch Krankheit abgehalten wird, ſein Amt zu verwalten. Die Schul— Bibliothek hat ſich in dieſem Jahre beſonders durch Hin— zutritt zu dem Vereine fuͤr Verbreitung guter und wohl— feiler Volksſchriften, von welchem fi) in Lucka ein Zweig— verein gebildet hat, der jetzt ſchon beinahe an 40 Mit- glieder zahlt und täglich noch zu wachſen ſcheint, um 7 Buͤcher vermehrt. Moͤchte doch jener Verein in allen Städten und Dörfern unſers Herzogthums diejenige Theil⸗ nahme finden, die er in ſo hohem Grade verdient und in Altenburg und Eiſeberg bereits in gewiſſer Maße gefunden hat und hoffentlich fernerweit finden wird! Die Schulkaſſe faͤngt an, ſich guͤnſtiger zu geſtalten. Rach Abzug der Ausgabe für Lehrmittel, Leſebuͤcher, Res munerazionen der Lehrer, Heizen der Klaſſe ꝛc. iſt in der Sparkaſſe dort ein kleiner Kaſſebeſtand verblieben. V. Die gute Abſicht durch die (am 26, April 1835 ges ſtiftete) Sonntagsſchule in Roda junge Leute aus dem Gewerbſtande in gemeinnuͤtzigen Kenntniſſen fortzubils den, hat auch im Jahre 1842 bei den meiſten Theil— nehmern ihren Zweck nicht verfehlt; es iſt aber dabei hauptſaͤchlich auf ſittliche Bildung der Schüler mit gewirkt und auf den Beſuch der oͤffentlichen Gottesverehrung ge— halten worden. Der erfreulichen Wahrnehmung hiervon hat der Schulvorſtand (Kirchenrath Streicher und Stadt— ſchultheiß Zinkeiſen) bei Gelegenheit der oͤffentlichen Pruͤfung gedacht, welche 48 Schuͤler beſtanden, von welchen Mehrere zwei, Einige ſelbſt drei Jahre lang die Anſtalt beſuchten. Dieſe Anzahl iſt auch ziemlich gleich geblieben. Der Mehr— zahl wird das Lob des Fleißes, der Aufmerkſamkeit und der Geſittung. Waͤhrend Mehrere ſelbſt ſtundenweite Wege nicht ſcheuen, ſind Andere minder ausdauernd im Schul— beſuche. Leider werden noch immer ſo Manche zu Verrichtung häuslicher, wirthſchaftlicher und gewerblicher Geſchaͤfte an Sonntagen gemißbraucht. Iſt auch in Regel der Schul— beſuch zur Winterzeit beſſer als im Sommer, ſo machten doch die Sommermonate 1841 eine erfreuliche Ausnahme. Waͤhrend mehrere Vaͤter, beſonders ſolche, die in ihrer derartigen Ausbildung hinter andern Standesgenoſſen zus rückſtehen, beſtrebt find, ihre Söhne ſolche Gelegenheiten benutzen zu laſſen, dehnen andre den Geſchaͤftsdrang auch auf den Sonntag aus und veranlaſſen unerfreuliche Vers abſaͤumung. Daher muß über der Eltern Einwirken fo mancher junge Menſch die Fortbildung des in der Schule Erworbenen hintanſetzen, was er ſpaͤterhin, aber nur zu ſpaͤt, bitter bereuet oder beklagt. Foͤrtwaͤhrend waltet bei der Sonntagsſchule die dem Geſchaͤfts -und Gewerbsleben gewidmete Seite, die chriſtlich-ſittliche Erziehung und Leis tung der jungen Leute vor. Bei 64 Thlr. 19 Rgr. 4 Pf. Einnahme und 35 Thlr. 12 Nor. 5 Pf. Ausgabe konnte 14 * 33 den Lehrern eine kleine Vergütung gewidmet, die Buͤcher— ſammlung vermehrt, den beſonders fleißigen Schülern einige Auszeichnung verliehen werden. 5 VI. Der (am 7. Dezember 1835 geſtiftete) Kun ſt- und Gewerbverein in Schmoͤlln beſteht noch in der bis herigen erſprießlichen und erfreulichen Wirkſamkeit ganz in derſelben Weiſe, wie die fruͤhern Jahresberichte ſie ſchildern und wie ſie Vorſtand und Verein ehret. Der Vorſtand hielt ſeine Sitzungen allmonatlich, der Verein ſeine allge— meinen Verſammlungen mit wenigen Unterbrechungen woͤchentlich; der letztre zählt gegenwärtig 116 Mitglieder. Bei 176 Thlr. 14 Nor. 4 Pf. Einnahme (an Beſtand, Eintrittsgeldern, Einlagen, Staatsbeitrag und insgemein) und 112 Thlr. 29 Ngr. 5 Pf. Ausgabe (für Druckſachen, Bedienung, Verwendung auf die Vereinsſchule 47 Thlr. 26 Nor. 4 Pf. und insgemein) verblieben 63 Thlr. 14 Nor, 9 Pf. als Beſtand. Zumeiſt erfreut ſich der Verein ſeiner Schule, fie iſt mit Recht fein Hauptaugenmerk, feine forgs ſam gewartete und gepflegte Tochter. Der anher mit— getheilte Schulbericht des Diak. Heyner werde um ſeiner Klarheit und Gemuͤthlichkeit willen wortgetreu im Folgen— den wiedergegeben. Er leitet ihn mit der freundlichen Be— trachtung ein: „Entſchwunden iſt abermals ein Jahr unſers Wirkens in unſerer Kunſt- und Handwerksſchule und hoͤher ſind wir hinaufgeſtiegen zu dem Ziele, an welchem wir einſt unſern Pilgerſtab niederlegen, um auszuruhen von der Arbeit; Heil uns, wenn dann unſere Werke uns nachfolgen in jenes beſſere Land, wo der Herr ſeinem treuen Diener zuruft: „Ei du frommer und getreuer Knecht, du biſt über Wenig getreu geweſen, ich will dich über Vieles ſetzen, gehe ein zu deines Herrn Freude!“ Wie aber ein Wandrer, wenn er einen Hoͤhepunkt erſtiegen hat, von ihm aus einen Blick auf den zurückgelegten Weg wirft und das Angenehme und Unangenehme, das, was er ſah und hoͤrte, — 203 — was er that und verrichtete, nochmals betrachtet und das Urtheil ſeines Gewiſſens hoͤrt; fo ſchauen auch wir heute, auf das entſchwundene Jahr unſers Wirkens in unſerer Sonntagsſchule, und fragen uns: was haben wir gethan, genutzt, welchen Saamen des Guten haben wir ausgeſtreut auf den Herzensacker der 106 Juͤnglinge, aus der Stadt und entfernten Dörfern, die wir in unſerer Anſtalt unters richteten und ſittlich fortbildeten und die wir noch mit freudigem Eifer pflegen? Und warum ſollten wir dieſes nicht mit freudigem Herzen thun? Durchſtroͤmt uns doch heute das ſchoͤne Gefühl, das der empfindet, der reiche Garben auf ſeinem Acker nach ſorgſamer Wartung und Pflege deſſelben, gebunden hat und dieſen bewirkten und geſchenkten Reichthum vor ſich ſieht. Wir ſehen eine große Anzahl Juͤnglinge vor uns, die unfere guten Lehren, Er— mahnungen und Ermunterungen wohl zu Herzen nahmen und durch ihr ſittlich gutes Betragen und ihren Fleiß, nicht allein uns, ſondern Jeden, der eine an Geiſt und Herz erſtarkende, auflebende Jugend liebt, hoch erfreuten.“ Daher haben denn auch die Theilnehmer am Stiftung— feſtmahle am 11. Januar fo reichlich gegeben, daß 11 der fleißigſten und wohlgeſittetſten Juͤnglingen durch Beſchen— kung mit nützlichen Büchern die große Zufriedenheit des Vereins uͤberhaupt, der Lehrer insbeſondere, mit ihnen, zu verſtehen gegeben werden konnte. Jeder der Lehrer, die noch dieſelben, wie früher find, kann, verſichert der Diak. Heyner, mit gutem Gewiſſen, ohne der Ruhmredigkeit ſich zeihen zu muͤſſen, ſagen: er habe nicht umſonſt gewirkt, ſondern ſehe ſchoͤne Früchte feiner Thaͤtigkeit. Der Schreib⸗ lehrer Golle bildete bei feinem unermüdeten Fleiße ſehr wackere Schönſchreiber in allerlei Schriften und lehrte ſogar einige mit gutem Erfolge mit dem Pinſel auf Holz ſchreiben. Der Oberlehrer Schuhmann fuͤhrte bei ſei⸗ ner Gewandtheit im Unterrichten, ſeine in 3 Abtheilungen gebrachten Rechnenſchuͤler ziemlich ſchnell vorwaͤrts, die der erſten bis zur Coursrechnung, die der zweiten bis zur Regelauinque, die der dritten bis zur Diviſion mit Bruͤchen; — 204 — dabei wurde aber auch das Kopfrechnen tuͤchtig geuͤbt. — Die Maler Dreſcher, Lange und Schellenberg, die mit lobenswerthem Eifer nicht blos im freien Hand-, ſondern auch im Linearzeichnen Unterricht ertheilten, ſahen ihre Schuͤler ſolche Fortſchritte machen, daß man auch in dieſer Hinſicht im Allgemeinen ſehr zuftieden ſein konnte; bei einigen dieſer Schüler find jedoch im freien Handzeichnen größere Fortſchritte wahrzunehmen geweſen, als im Linear⸗ zeichnen. — Was des Diak. Heyner Unterricht anbelangt I. in der teutſchen Sprache, fo übte er die Schüler in der Rechtſchreibung durch Diktiruͤbungen, wozu er den Stoff entweder aus der Laͤnder- und Voͤlkerkunde, oder aus dem Bereiche der Natur und Kunſt waͤhlte. Mit dieſen Uebungen verband er Anweiſungen zu allerlei ſchriftlichen Aufſätzen. Hierbei mußte er jedoch die Faſſungkraft und die ſchon gemachten Fortſchritte der Schüler beſonders beachten und ſie in 2 Abtheilungen bringen. Die Schuͤler der erſten fertigten größere Aufſaͤtze über irgend ein gegebes nes Thema bald ſittlich- religioͤſen, bald geſchichtlichen, bald launigen Inhalts, bald aber auch uͤber ein Sprichwort; die der zweiten Abtheilung wurden vorzüglich im Briefs ſchreiben, im Fertigen von Quittungen, Rechnungen, Zeug— niſſen, Vertraͤgen und leichtern Erzaͤhlungen geuͤbt. II. In der Geographie gab er zur Erinnerung erſt eine allge— meine Ueberſicht über Europa, insbeſondere über Teutſchland und ging dann zur ausfuͤhrlichen Beſchreibung Großs britanniens über, wobei die Hauptmomente der Geſchichte dieſes Landes, ſeine Induſtrie, Raturerzeugniſſe, Sitten und Gebräuche berückſichtiget wurden. Machten auch in dieſen, von ihm vorgetragenen Unterrichts-Gegenſtaͤnden nicht alle Schüler gleiche Fortſchritte, ſo ſind ſie doch alle in ihrem Wiſſen, in ihrer Ausbildung des Verſtandes und Ver— edlung des Herzens vorwaͤrts gegangen, ja ein großer Theil derſelben berechtiget durch ſeine Geſchicklichkeit in ſchriftlichen Aufſaͤtzen und durch fein Wiſſen in Geographie und Geſchichte zur lauten Freude.“ „Und warum ſollten wir uns nicht freuen?“ — fagt der Diak. Heyner in ſeinem - BB — Berichte — „Können wir doch von dieſen Juͤnglingen, die wir unterrichteten, mit Recht hoffen, daß ſie einſt dem theuren Vaterlande eine Zierde ſein, ja ihm zum Segen gereichen werden! — Blicken wir demnach zurück, auf unſer diesjaͤhriges Wirken in unſerer Sonntagsſchule, das wir mit Gott anfingen, mit Gott fortſetzten und durch ſein Wort heiligten, ſo erkennen wir mit dankbaren Herzen gegen den Geber alles Guten, daß er unſer Saͤen, Pflanzen und Begießen ſegnete, und finden darin einen maͤchtigen Antrieb, an dieſem ſchoͤnen Baue mit Eifer ſortzubauen, damit wir, je hoͤher wir hinaufſteigen zum Ziel unſerer Wallfahrt, deſto reicher werden an guten Werken, die uns nachfolgen in jene beſſere Welt.“ VII. Ueber den weitern Fortgang der vereinten Beſtrebun⸗ gen in der (am 5. Mär; 1837 geſtifteten) Sonntags- ſchule (Wagners Stiftung) in Goͤßnitz und über die Kaſſeverhaltniſſe derfelben, theilen die Vorſteher (Adjunktus Bartholomaͤi und Diakonus Holzhauer dort) folgendes, faſt woͤrtlich dem Berichte derſelben Entnommen uns mit: „Das bei aller Bereitwilligkeit der Unterricht Ertheilenden dennoch am Anfange des Jahres 1841 tief geſunkene Leben der Anſtalt hob ſich wieder erfreulich von dem Tage an, an welchem (im Maͤrz) die öffentliche Prüfungs ftatt fand. Viel trug gewiß die ehrende Gegenwart des Geh. Hofraths Dr. Wagner, des Konſiſtorialraths Dr. Sachſe und des Juſtizraths Muͤller dazu bei; auch hatten ſich dabei wieder einige fuͤr das Wohl der Anſtalt noch intereſſirte daſige Buͤrger eingefunden. Im Rechnen nach der neuen Muͤnz— einrichtung und im Zeichnen waren die gewonnenen Fertig— keiten beſonders bemerklich. — Der Mitdirigent der Schule (Diak. Holzhauer) feste von jener Zeit an feine Unters weiſungen in der teutſchen Sprachlehre fort; er ſpricht ſich darüber dahin aus: Zu dem Unterrichte in der teutſchen - Mm Sprache, die in dieſem Jahre eben ſo, wie im vorigen ſtatt finden ſollte, ſtellten ſich gleich anfangs nur 4 Schuͤler ein, die aber bald, trotz deſſen, daß der genannte Lehrer ſich ihnen ſo viel als moͤglich anbequemte, und auf die leichteſte und faßlichſte Weiſe lehrte, Einer nach dem Andern wegblieben, ſo daß der Unterricht auch in dieſem Fache ganz aufhoͤren mußte. Dafuͤr ertheilt er jetzt einem aͤltern Schuͤler der Sonntagsſchule, der in derſelben wegen ſeines Fleißes wie wegen ſeiner ſchoͤnen Anlagen zu den Beſten ge— hoͤrte, und jetzt ſeinen vorigen Beruf als Poſamentirgeſelle verlaſſen und als Barbier aufgenommen iſt, um einſt Chirurgie zu ſtudiren, woͤchentlich zwei Stunden Unterricht in der lateiniſchen Sprache; er iſt aber dabei gleich bereit, ſeinen vorigen Unterricht in der Sonntagsſchule nebenbei wieder fortzuſetzen, ſobald ſich dort wieder Schuͤler einfinden ſollten. — Auch vom Organiſt Pilling wurde der Unter— richt im Rechnen, ſo weit als ſich Lernbegierige dazu ein— fanden, bis in den November ertheilt; von dieſer Zeit an mußte er aus gaͤnzlichem Mangel an Theilnahme unters bleiben. — Der Kantor Pohle und der Viertelsmeiſter Flaͤhmig theilten ſich, zu Folge eines nothwendig geworde— nen Beſchluſſes allſonntaͤglich in eine Stunde, Jener um Erdkunde zu lehren, Dieſer um im Schoͤnſchreiben ferner zu uͤben: doch auch dieſe Stunde blieb manchmal unbeſucht. Am oͤfterſten konnte von den beiden Zeichnenlehrern nach den im vorjaͤhrigen Bericht (S. 24 der Mitth. aus dem Oſterl. V. Bd. I. Heft) ſchon dankend erwähnten, und nach neu angekauften Vorlegeblättern die früher ſchon mit beſonders gutem Erfolge vorgenommene Uebung wiederholt werden. An allen dieſen Unterrichtöftunden nahmen hoͤch— ſtens 15, oft nur 5 Schuͤler Theil; unverkennbar liegt, nach der Anſicht des Schulvorſtandes, die Schuld nur an den Vaͤtern und Lehrherrn, die nicht nur keine Anregung geben, ſondern wohl gar hemmend entgegen treten und nicht dazu zu bewegen ſind, daß ſie ihre Soͤhne oder Lehrlinge etwa Montags eine Unterrichtsſtunde beſuchen ließen. — Ob nun gleich Wohlthaten Niemandem aufgedrungen wer⸗ - ME - den follen, fo würde es doch, halten die Schulvorfteher ſich für "überzeugt, für das gluͤcklichere Fortbeſtehen der Gewerb⸗ und Sonntagsſchulen in den Landſtaͤdten gewiß ſehr heilſam fein, wenn das dem Vernehmen nach anders waͤrts geltende Geſetz, nach welchem Lehrlinge nur dann ausgeſchrieben, und Geſellen nur dann Meiſter werden koͤnnen, wenn ſie durch Zeugniß nachweiſen, daß ſie einige Zeit den Unterricht irgend einer Gewerbs- oder Sonntags— ſchule regelmaͤßig und thaͤtig benutzt haben, im ganzen Lande befolgt werden mußte. Nur ſolch eine nicht zu umgehende Roͤthigung durch Geſetzeskraft koͤnne allein den Fortbildunganſtalten in den Landſtaͤdten aufhelfen, daher die Schulvorſteher zu moͤglichſter Erreichung dieſes guten Zwecks die Fuͤrſprache des hieſigen Vorſtandes des Vereins und der Schule anrufen. Die von dem Kaſſirer, Viertels⸗ meiſter Flaͤhmig, am 5. Maͤrz 1841 abgelegte Rechnung ergab einen Beſtand von 55 Thlr. 16 Rgr. 8 Pf. Dazu ſind wieder 10 Thlr. Geſchenk vom Geheimen Hofrath Dr. Wagner und die aljaͤhrliche gnaͤdigſt verwilligte Unterftügung von 20 Thlrn. aus Landesmitteln gekommen. Dieſer ſo gluͤcklich erhoͤhte Zuſtand der Kaſſe der Anſtalt macht neben der Beſtreitung der zeitherigen laufenden Be— duͤrfniſſe auch die Anſchaffung neuer Lehrmittel, kleine Ges ſchenke als Zeichen dankbarer Anerkennung verdienſtlichen Lehreifers und einige Ehrengeſchenke an die fleißigſten und beharrlichſten Schüler moͤglich. VIII. Wahrhaft herzerfreuend ſind die Mittheilungen aus Orlamünde. Der Inſpektor Becker-Laurich dort meldet uns über die (am 28. Roobr. 1838 errichtete) Strick⸗ und Naͤhſchule, ſowie Über die, unfrer bisherigen Hoff— nung freudig entſprechend, am 24. Okt. 1841. eröffnete Sonntagsſchule dort Folgendes: Die daſige Strick— und Raͤhſchule, bereits im 4. Jahre ihres Beſtehens, ges — 203 — deihet ferner zu allgemeiner Zufriedenheit, Die Zahl ihrer Schuͤlerinnen iſt im Zunehmen und ihr Fond im Wachſen. Von 28 Toͤchtern groͤßtentheils armer Aeltern benutzten die Mehrzahl den zweckmaͤßigen und forgfältigen Unterricht von Fraͤulein Schindler ununterbrochen und machten erfreuliche Fortſchritte. Durch kleine Arbeitlöhne fo wie durch Weih— nachtgeſchenke wurde ferner der Fleiß ermuntert und belohnt. Die Anweiſung, welche die groͤßern Kinder im Nähen ers hielten, erwies ſich als beſonders nothwendig und heilſam. Auf Anſtand und Geſittung, Reinlichkeit und Ordnung der Lehrlinge uͤbte die Schule unausgeſetzt einen wohlthaͤtigen Einfluß. Der Fond der Anſtalt, begründet vor drei Jahren durch ein landesvaͤterliches Gnadengeſchenk von 25 Thlrn. Sachſ. und in der Sparkaſſe zu Kahla zins— werbend angelegt, wird ſich im Laufe dieſes Jahres hoffent— lich auf 40 Thlr. Landeswaͤhrung erhoͤhen laſſen. So duͤrfte man zuverſichtlich ſich der Hoffnung hingeben, es werde das zarte Pflaͤnzlein dieſer Gewerbſchule nach und nach immer feſter wurzeln, immer kraͤftiger erſtarken und zu feis ner Zeit erfreuliche Bluͤthen und Fruͤchte tragen. Gleiche Hoffnung darf man billig für die daſige Sonntags- ſchule hegen. Schon laͤngſt war es Vielen dort eine ſchmerzliche Wahrnehmung geweſen, daß Orlamünde durch den Mangel einer Sonntagsſchule hinter den uͤbrigen Städten des Vaterlands ganz allein zuruͤckblieb. Deſto mehr erfreuete die Errichtung einer ſolchen die Fortbildung der konfirmirten Juͤnglinge in nuͤtzlichen Kenntniſſen und Fertigkeiten bezweckenden Schule dort, und am 24. Oktbr. des vor. Jahres ward ſie eroͤffnet. Dieſe Freude iſt noch erhoͤhet worden durch die zahlreiche Theilnahme, welche dieſe Sonntagsſchule bisher gefunden hat und welche die Erwartungen aller Wohlmeinenden dort übertraf, Denn es haben 23 Juͤnglinge dieſen Unterricht bisher benutzt und mit wenigen Ausnahmen regelmaͤßig die Sonntagsſchule beſucht. Nach den vorhandenen Mitteln beſchraͤnkt ſich die Anſtalt zwar auf ziemlich enge Grenzen, wird jedoch hoffent— lich auch in dieſer engen Begrenzung nicht ohne heilſame — 209 — Früchte bleiben. Es werden naͤmlich jeden Sonntag im Sitze der Maͤdchenſchule, als dem hellſten und heizbarſten, zwei Lehrſtunden, die erſte vor dem Vormittags-, die zweite vor dem Nachmittagsgottesdienſte ertheilt. Die Frühſtunde iſt Uebungen im Schoͤnſchreiben gewidmet und zwar nach Vorſchriften, welche Aufſaͤtze des buͤrgerlichen Lebens: als Rechnungen, Quittungen, Schuldverſchreibungen, Verbürgungſcheine, Zeugniſſe für Dienſtboten u. ſ. w. ent⸗ halten. In der Nachmittagsſtunde wird den erſten Sonn— tag Anleitung zu ſchriftlichen Aufſaͤtzen, den zweiten Unters richt in der Geometrie, den dritten im Kopf- und Tafel⸗ rechnen nach dem neuen geſetzlich beſtehenden, darum mit Recht geachteten Muͤnzfuße, der aber auch um ſeiner von jedem Vorurtheilsfreien anerkannten Vorzuͤglichkeit willen im weſtlichen Altenburg mehr und mehr ſich einbuͤrgert, den vierten in der Rechtſchreibung ertheilt; ſo daß der Unterricht in dieſen vier Gegenſtaͤnden einen vierwoͤchentlichen Kreislauf bildet. Sind auf dieſe Weiſe nur langſame Fortſchritte möglich, fo erſcheint dies doch nur als geringes res Uebel, weil Wiederholung des ſchon in der Schule Dageweſenen und feſtere Einuͤbung des Fluͤhererlernten wenigſtens fuͤr jetzt mit Recht als Hauptzweck der dortigen Sonntagsſchule gilt. Der Unterricht wird beſorgt von den zwei Geiſtlichen (Inſpektor Becker-Laurich und Diakonus Haberland) und den zwei Schullehrern (Kantor und Knaben— lehrer Voigt und Kirchner und Maͤdchenlehrer Subſtitut Muͤl— ler) dort und zwar verſiehet jeder dieſer vier Lehrer, wenn die Reihe ihn trifft, einen Sonntag die Schule und iſt dann drei folgende Sonntage frei. Vielleicht wird ſich künftigen Soma mer auch ein Unterricht im freien Handzeichnen fuͤr die Anſtalt ermitteln laſſen. Gern haben die Lehrer wahrgenommen, daß die Sonntagsſchuͤler von ihren Lehrern ſich rathen laſſen bei der Wahl ihrer Unterhaltung durch Leſen, ſo— wie, daß ſie fleißigere Theilnahme beweiſen an der oͤffent— lichen Gottes verehrung und namentlich an den für die Kon— firmirten angeordneten katechetiſchen Unterhaltungen, als dies ſonſt geſchah. — „Wolle“ — beten wir herzlich mit - u — dem wackern Berichterftatter — „der Herr ferner ſchirmen und ſegnen, was in Seinem Namen und zu Seiner Ehre et ward!“ ; IX. Die (am 31. Auguſt 1840 geftiftete) Sonntagſchule in Meuſelwitz hat auch in dieſem Jahre ihren Fortgang gehabt. Es wurde allſonntaͤglich, die Wintermonate aus— genommen, Unterricht ertheilt vom Kantor Mehr eine Stunde im Rechnen und zwar im Kopfrechnen wie im Tafelrechnen, woran 12 Schuͤler Antheil nahmen, vom Organiſt Kirchhof eine Stunde im Schoͤnſchreiben, woran auch 12 Schuler Antheil nahmen, und von dem Adjunkt Weiße eine Stunde im Zeichnen, welche von 9 Schülern beſucht wurde. Die Schüler beſtanden aus Lehrlingen vers ſchiedener Handwerker, angehenden Oekonomen, einem Ge— ſellen und einem Meiſter. Durch Fleiß im Beſuch der Lehrſtunden wie durch Geſchicklichkeit und gute Fortſchritte zeichneten ſich aus: der Tiſchlermeiſter Heinrich Heil— mann, der Poſamentirgeſelle Wilhelm Berger, der Fleiſchhauerlehrling Joh. Friedrich Schellbach und der Oekonom Chriſtoph Geißler. An Eigenthum hat dieſe Schule gewonnen: im Laufe des Jahres 1. ein Heft Mittheilungen aus dem Oſterlande vom Jahre 1840 und 2. eine breite Tafel nebſt zwei Baͤnken zum Schoͤnſchreiben und Zeichnen, welche aus dem daſigen Kirchenaͤrar ans gefertigt worden, weil die erwachſenen Schuͤler an den ge— woͤhnlichen Schultafeln zu ſitzen nicht vermogten. — Es hat aber dieſe Anſtalt bisher keineswegs noch eine Theil— nahme gefunden, wie ihr Stifter, der Adjunkt Weiße ſie gewuͤnſcht und erwartet hatte. Trotz der Aufforderung da- zu, die er wiederholt, ſelbſt von der Kanzel herab, an die Juͤnglinge der Gemeinde und Kirchfahrt ergehen ließ, kam doch nur die obengenannte kleine Anzahl von Schuͤlern zus ſammen. Unter dieſen war ein Theil, der die Stunden — ZI — nur ſehr unregelmäßig beſuchte. Theils die Eltern, theils die Lehrmeiſter hinderten ſie am Beſuche derſelben, indem ſie dieſelben zu andern Arbeiten gebrauchten. In den Stunden nach der Nachmittags kirche, in welchen der Unters richt in Fertigung teutſcher Ausarbeitungen ertheilt werden ſollte, fanden ſich gleich vom Anfange an gar keine Schuͤler ein. Auch hat ſich bis jetzt noch Niemand gefunden, wel— cher zur Foͤrderung dieſer Anſtalt irgend eine Handreichung that. Der Vorſteher, Adjunkt Weiße, zweifelt aber nicht, daß es um dieſelbe beſſer ſtehen, daß ihr Aufkommen ge— fordert, ihr Segen gemehrt werden würde, wenn ihr eine gewiſſe Unterſtuͤtzung zu Theil würde, Die Arbeiten in ihr würden dann auch in den Wintermonaten fortgeſetzt werden, wenn das noͤthige Brennmaterial zur Erheitzung des Schulzimmers angeſchafft werden koͤnnte. Der Fleiß der Schuͤler wuͤrde erhoͤht und ihre Anzahl gewiß vermehrt werden, wenn die Ausgezeichneten unter ihnen am Jahres— ſchluſſe, oder bei einer etwa anzuſtellenden Prüfung ders ſelben, eine gewiſſe Belohnung empfingen. Der Unterricht in den einzelnen Faͤchern wuͤrde mannichfaltiger, anziehen— der und in einem hoͤhern Maasſtabe ertheilt werden koͤn— nen, wenn es nicht zu ſehr an den erforderlichen Lehr— mitteln fehlte. Der Eifer der beiden obengenannten Lehrer wuͤrde mehr angefeuert werden, wenn ihnen, ob ſie es auch nicht verlangen, doch bisweilen eine kleine Vergütung fuͤr ihre Bemuͤhung gereicht werden koͤnnte. Auch wuͤrde es zur hoͤhern und allgemeinern Ausbildung der Schuͤler und zur Fortbildung der Gemeinde uͤberhaupt, der ſie an— gehören, gewiß ſehr erſprießlich fein, wenn noch eine ges wiſſe Sammlung gemeinnuͤtziger Volksſchriften angekauft und denſelben zum haͤuslichen Leſen, den Wohlhabenderen unter denſelben vielleicht gegen eine kleine Verguͤtung an die Kaſſe der Anſtalt, uͤbergeben wuͤrde.“ Dies, meine hochzuverehrenden Herrn und lieben Freunde, find in gedraͤngtem Ueberblicke die Zuftände der Schweſtervereine des heimathlichen Landes. Fühlen auch nicht allenthalben die Vorſtaͤnde, Führer, Lehrer und * Freunde derſelben ſich befriedigt in ihren Anforderungen an die Wirkſamkeit der allenthalben zweckentſprechenden Ein⸗ richtung der betreffenden Anſtalt, genügt auch nicht allent⸗ halben und in allen Faͤchern der Erfolg dem Beſtreben, fo iſt doch nirgends ein offenbarer Ruͤckſchritt, vielmehr allenthalben einiger, an mehren Orten ein ſehr erfreulicher Vorſchritt geſchehen. Ueberzeugt, daß ſich dieſe Wahr— nehmung Ihnen von ſelbſt aufgedraͤngt habe bei der ſo eben in neun, nach den Städten und Ortſchaften gefonders ten Abtheilungen, gegebenen treuen Darſtellungen, enthalte ich mich vorbedacht der vergleichenden Ortsbezeichnung und ſchließe dieſen Geſammtbericht mit dem gewiß von Ihnen Allen getheilten angelegentlichen Wunſche, daß die gute Sache der Gewerbvereine und Gewerbſchulen zum Heil und Segen des Gewerbſtandes, des Buͤrgerthums übers haupt, dieſes reinen und feſten Kernes des Staatskoͤrpers, auch in unſerm geliebten Heimathlande unter Gottes gnaͤdigem Schutze, unter unſers hochverehrten und innig geliebten Landesvaters wohlwollender, immer ſich gleichbleibender Förderung, bei einſichtiger und menſchenfreundlicher Vor— ftände, Lehrer und Gönner aus dauerndem Eifer fernerweit ſich Bahn brechen moͤge durch alle Hinderniſſe, welche da und dort mehr oder minder ſich ihr noch entgegen ſtellen. Dr. Back. a m = XXI. Ber i ch t über das 17. Jahr der Kunft- und Handwerksſchule zu Altenburg, erſtattet am Stiftungsfeſte des Kunſt⸗ und Handwerksvereins von Eduard Lange. Heute am Wiegenfeſte des Kunſt- und Handwerks— vereins feiert auch als gute Tochter die von ihm vor 17 Jahren gegruͤndete Kunſt- und Handwerksſchule ihren Jahrestag. Sie feiert ihn im treuen Andenken an die Mans ner, die fie einſt ins Daſein riefen und ihr die erſte liebes volle Pflege widmeten, fie feiert ihn im dankbaren Aufs blick zu ihrem hohen Beſchuͤtzer und ſeinem erhabenen Fuͤr— ſtenhauſe, durch deren gnaͤdige Unterſtuͤtzuug fie vor 10 Jahren — ich moͤchte ſagen — neu geboren und von da an in ſtets reger Kraft und Wirkſamkeit erhalten worden iſt. Und mit welcher Innigkeit ſucht dabei ihr dankender Blick auch euch, ihr biedern, treuen Lehrer: Doͤll, Jecke, Kerſten und Moßdorf, deren Segensblick auf ihren erſten Tagen ruhte und ſich auch heute noch nicht von ihr ge— wendet hat! Nehmt ihn an, ihren ſtillen Dank! Ihr wißt es, wie ſehr er euch gebuͤhret! Schon habt ihr eine Reihe von 654 Schuͤlern nach und nach in ihr erſcheinen und bis auf SL, die ihr noch jetzt angehören, wieder von ihr hinweg ziehen ſehen bald da-, bald dorthin — ja ſelbſt in das Grab! Aber Undankbare werden Wenige unter ihnen geweſen ſein, ſo Vielen auch die rechten Worte des Dankes gefehlt haben — 214 — moͤgen. Aber warum ſollten wir ihren Herzen weniger trauen als ihren Worten oder uns ihres ſpaͤtern Forts ſchreitens weniger freuen als ihrer fruͤhern Vorſaͤtze? Nein auch der geweſenen Schuͤler gedenken wir heute mit Freu— den, denn die Zeit ruͤckt immer näher, in welcher fie unfere Hoffnungen erfuͤllen werden. N Doch wenden wir nun den Blick zuruͤck auf unſere dermaligen Schuͤler, um ſie ſelbſt und ihre Verhaͤltniſſe etwas genauer zu betrachten! Die Meiſten ſind Kinder unſeres Landes, die groͤßere Haͤlfte ſelbſt unſerer Stadt. Nur 3 ſtammen aus dem Königreich Preußen und je einer aus dem Koͤnigreich Sachſen, aus dem Groß— herzogthum Weimar, aus dem Herzogthum Anhalt— Bernburg und aus dem Koͤnigreich Hannover. Vier— zehn wohnen nicht in der Stadt, ſondern in 12 vers ſchiedenen, zum Theil 2 Stunden entfernten Dorfſchaften, aus denen ſie woͤchentlich mehrmals und zwar an den Wochentagen erſt gegen Abend unſerer Schule zuwandern, um fie dann erſt nach 8 Uhr wieder zu verlaſſen. Und doch Tonnen wir im Allgemeinen auch mit ihrem Schul— beſuche wohl zufrieden fein. Dem Alter und der geſchaͤft— lichen Stellung“) nach ſind nur 18 unſerer Schuͤler Ge— ſellen, ‚während die übrigen 63 noch auf der Stufe der Lehrlinge ſtehen. Doch nimmt die Schule hierauf keine be— ſondere Ruͤckſicht, und es iſt auch ſeit meiner 1Ojährigen Amtsthaͤtigkeit nie irgend ein Streit oder Mißverſtaͤndniß zu meinen Ohren gekommen, das ſich auf dieſes Verhaͤltniß gegründet hatte. Ueberhaupt iſt in dieſer ganzen Zeit und, ſo viel ich weiß, ſeit dem Beſtehen unſerer Schule nie eine eigentliche Schlechtigkeit von Seiten irgend eines unſerer Schuͤler zu unſerer Kenntniß gelangt, was uns ) Ihrem Gewerbe nach find 3 Oekonomen, 3 Gärtner, 2 Mül⸗ ler, 4 Maurer, 7 Zimmerleute, 6 Tiſchler, 1 Lackirer, 2 Stellmacher, 2 Drechsler, 3 Seiler, 5 Leinweber, 1 Wollarbeiter, 1 Schneider, 3 Schuhmacher, 1 Handſchuhmacher, 1 Poſamentirer, 1 Nadler, 1 Klempner, 5 Schloſſer, 1 Büchſenſchäfter, 4 Mechaniker, 1 Uhr⸗ macher, 3 Zeugſchmiede, 2 Hufſchmiede, 1 Goldarbeiter, 1 Schleifer, 2 Glaſer, 2 Töpfer, 1 Maler und 10 Schreiber. — Si, — heute um fo mehr freuen muß, als wir noch feine gehörig angebrachte Bewerbung um Aufnahme in unſere Schule zurückgewieſen, alſo durchaus nicht eine beſondere Auswahl unſerer Schuͤler getroffen haben. Hiermit ſoll aber keines- wegs geſagt ſein, daß Unordnung im Schulbeſuch, Nach⸗ laͤſſigkeit in der Anfertigung der wenigen häuslichen Ars beiten, Plauderhaftigkeit während der Unterrichtsſtunden und bisweilen ſelbſt luͤgenhafte Ausreden, nicht auch uns Urſache zur Unzufriedenheit gaben; allein nie haben wir uns die fehlerhaften Auswuͤchſe über die Hand wachſen laſſen, fons dern haben ihnen immer das ſcharfe Meſſer der Trennung von unſerer Anſtalt entgegen geſetzt. Auch in dieſem letzten Schuljahre mußte ich hiervon einige Mal Anwendung machen und zwar nach meiner innigen Ueberzeugung nicht minder zum Heile der Betroffenen, als ihrer zuruͤckbleibenden Mit— ſchuͤler. Rur die Gleichgiltigkeit iſt niemals ſtreng, waͤh— rend Sorgfalt und Liebe auch das Kleine nicht gering achten. Darum weiſen wir die Schuͤler, deren Leichtſinn nicht an den Ernſt unſerer Erinnerungen glaubt, beſtimmt und ruhig aus unſerer Anſtalt hinweg und erzeigen ihnen dadurch eine groͤßere Wohlthat als durch bequemes Dahin— gehenlaſſen ihrer Unordnung. Und wie nur auf befeſtigtem Boden die Pflanzen wurzeln und gedeihen, welche den haltloſen Flugſand fliehen oder darin verdorren, ſo waͤchſt auch nur unter beſtimmter und conſequenter Fuͤhrung das rechte wohlbegruͤndete Vertrauen empor. Da iſt keine Furcht vor dem Wechſel krankhafter Launen und kein ſchmeichleriſches Haſchen nach den unſichern Gaben unzu— verlaͤſſiger Gunſt; wohl aber fühlen ſich Alle, die redlich ihre Pflicht thun, auf ſicherem Boden und treten ihren Lehrern mit auftichtigem Vertrauen entgegen. So iſt es ſchon lange in unſerer Schule geweſen und ſo moͤge es noch lange unter uns bleiben! Was aber die Unterrichtöftunden und die Unterrichts⸗ gegenſtaͤnde anlangt „ fo find dieſe in allen 3 Klaſſen ges blieben wie im vorigen Jahre, nur mit der einzigen Ver⸗ 2 15 — 216 — Anderung, daß ich ſtatt der techniſchen Chemie, deren Ans faͤnge ich wegen der bisherigen Schuͤler nicht noch einmal wiederholen und die ich wegen der neu aufgenommenen Schuͤler auch nicht fuͤglich fortſetzen konnte, in der erſten Claſſe in dieſem Jahre wiederum Naturlehre und zwar die Lehre vom Schalle, vom Lichte und der Waͤrme vorge— tragen habe, weil die meiſten Schuͤler mit der Lehre von den feſten Koͤrpern und von den tropfbar und elaſtiſch fluͤſſigen Stoffen ſchon in der hieſigen Buͤrgerknabenſchule einigermaßen bekannt gemacht waren. Die Schüler ſelbſt. wuͤnſchten auf mein Befragen dieſe Wahl und zwar aus den bereits angefuͤhrten Gruͤnden. Die uͤbrigen Unter⸗ tichtsgegenſtaͤnde uͤbergehe ich unter Zuruͤckweiſung auf meine fruͤheren in den Mittheilungen aus dem Oſterlande abgedruckten Jahresberichte mit Stillſchweigen und erlaube mir nur im Vertrauen auf Ihre Geduld noch das Rechnen kurz zu erwaͤhnen und ſeinen Stufengang in einigen Bei— ſpielen etwas naͤher darzulegen. Da wir naͤmlich jedes Jahr auch einige Schuler erhalten, die ſelbſt der einfachſten Operationen mit geſchriebenen Zahlen unkundig, vielleicht ſogar, wie auch in dieſem Jahre ein eingewanderter Aus— laͤnder, nicht einmal ſchreiben koͤnnen, ſo muͤſſen wir auch den Rechenunterricht in der dritten Claſſe mit den erſten An— fangsgruͤnden beginnen und dabei doch auch, weil von die— ſer niedrigſten Stufe an alle Zwiſchenſtufen vorzukommen pflegen, fuͤr jeden Schuͤler eine Abtheilung aufzuſtellen ſuchen, in welcher er mit Erfolg vorwaͤrts ſchreiten kann. Solcher Rechenabtheilungen beſitzt unſere Schule in ſaͤmmt⸗ lichen 3 Claſſen zuſammen 7, von denen die oberſte Ab— theilung der erſten Claſſe ſeit Oſtern 68 Gleichungen des erſten Grades gerechnet und zum Beiſpiel kuͤrzlich folgende Aufgabe geloͤſt hat, die ich nur deßhalb auswaͤhle, weil ſie nicht blos die ruhige Ueberlegung, ſondern auch die Sicherheit und Fertigkeit des Rechnens in Anſpruch nimmt. Es lautet aber die 66. der von mir aufgegebenen und von den Schülern gelöften Gleichungen alſo: Ein Teich hat — 217. — einen Abzug, welcher ihn in 1 Tage 8 Stunden entleert und 3 Zufluͤſſe, von denen ihn der erſte in 7 Tagen 4 Stunden, der zweite in 9 Tagen 6 Stunden und der dritte in 10 Tagen 8 Stunden fuͤllt. In wie viel Zeit wird der volle Teich nun leer werden, wenn der Abzug 1. mit dem erſten Zufluß allein, 2. mit dem erſten und zwei— ten und 3. mit allen 3 Zuflüffen zuſammen in Thaͤtig⸗ keit iſt? n „Aber,“ ſo hoͤre ich im Geiſte Manchen fragen, „was ſollen denn ſolche Exempel helfen? Solche Sachen bekom— men die jungen Leute ſpaͤter gewiß nicht zu berechnen, und wir Meiſter wuͤrden es wohl nicht einmal ſelbſt ausrechnen koͤnnen und denken doch unſerm Geſchaͤfte nicht mit Schande vorzuſtehen. Sollte denn dieſe Zeit nicht zweckmaͤßiger anzuwenden und ſollten nicht uͤberhaupt Rechenaufgaben aus dem alltaͤglichen Verkehr dieſen kuͤnſtlichen Berechnun⸗ gen vorzuziehen ſein?“ Ich antworte: Allerdings — und das geſchieht auch fo mit der Mehrzahl der Schüler, fo lange ſie dieſen ſchwerern Aufgaben noch nicht gewachſen ſind. Wer aber ohne weſentliche Beihilfe des Lehrers auch ſolche verwickelte Aufgaben ſelbſtthaͤtig ordnen und löfen kann, der übt, indem er ſie loͤſt, nicht allein die Gewandtheit im Rechnen, ſondern foͤrdert auch, indem er fie überdenkt und gehörig anſetzt, zugleich die Klarheit und Beſtimmtheit des Denkens, welche in allen Geſchaͤften des Lebens von der hoͤchſten Bedeutung iſt. Und darum ſind auch ſolche Aufgaben durchaus nicht zu verwerfen. Daß es aber den Schuͤlern auch nicht an Denkſtoff fehle, dafür ſorgen theils die Unterrichtöftunden in der Naturlehre und Geographie, theils auch unſere Lefebiblios thek, aus der fie wöchentlich einmal nach dem Schluſſe der Lehrſtunden unentgeldlich Bücher entleihen konnen. Dieſe iſt bereits auf 168 Baͤnde angewachſen, welche ſich der Mehrzahl nach ſtets in den Haͤnden der Schuͤler befinden. 15 * m So ſucht die Schule auch die wenigen Freiftunden ihrer Schuͤler durch dargebotene Gelegenheit zur Erweckung und Bereicherung der Geiſter zweckmaͤßig und wohlwollend auszufüllen, und die Schüler benutzen dieſe Gelegenheit mit beſonderem Eifer. Unſer Verein aber hat wohl ein Recht, auch heute auf dieſe ſeine Tochteranſtalt mit ſtiller Vaterfreude zu blicken. Sie iſt feiner werth, und nur Schüchternheit drängt die Gefühle der Dankbarkeit in das volle Herz zurück, wenn fie die empfangenen Wohlthaten mit ihren Leiſtungen vergleicht. XXX. Der Serpentin des ſächſiſchen Granulit⸗ gebirgs. Ein geognoſtiſcher Abriß). Die Gtanulitformation des ſaͤchſiſchen Erzgebirges, in welchem dieſelbe uͤber einen Flaͤcheninhalt von ungefaͤhr 12 Geviertmeilen verbreitet und durch einen mantelfoͤrmigen Schieferwall von allen anderen Formationen dieſes Gebirgs beſtimmt abgeſondert iſt, umfaßt als ſolche, mithin einige unbedeutende tertiaͤre Auf- und Ablagerungen abgerechnet, folgende untergeordnete Gebirgsglieder: Granit, A Diorit und Serpentin. 5. 1. Vorkommen. Der letztere, von deſſen Vorkommen, Structur, Lage⸗ rung und ſonſtigen Eigenthuͤmlichkeiten in Nachftehendem ausſchließlich gehandelt werden ſoll, findet ſich meiſt ſtock— foͤrmig eingelagert, vorzuͤglich zwiſchen Hohenſtein und Waldenburg, ſowie bei Penig und Waldheim, außerdem aber noch in einer Menge kleiner Partieen auch auf an— deren Puncten des Granulitgebirgs zerſtreut und uͤber— haupt, ſoviel davon bis jetzt zu ermitteln geweſen, in 48 einzelnen, zum Theil maͤchtigen Stoͤcken, deren geſammte horizontale Verbreitung aber e nicht mehr, als hoͤch⸗ ſtens 4 Geviermeile oder „I, des ganzen Hauptgebirgs einnimmt, waͤhrend Granit und Gneus zuſammen wohl den vierten Be deſſelben in Anſpruch nehmen. | * Eingefandt vom Herrn Stadtſchreiber Fallou in Wald» m. f hei — 220 — Viele jener kleinen, iſolirten Serpentin-Parzellen ſind dermalen der Beobachtung gaͤnzlich entzogen, zumal in dem hoͤheren ſuͤdlichen Diſtricte des Hauptgebirgs, wo ohnedem tiefe Thaleinſchnitte und Entbloͤßungen des Unter— grundes ſelten ſind, ſo z. B. die Stoͤcke bei Schleißdorf, Limbach, Hartmannsdorf, Kallenberg und Obercroſſen, deren Anbruͤche gegenwaͤrtig wieder verſchuͤttet und theils mit tragbarem Ackerboden uͤberfahren, theils mit Holz be— pflanzt worden ſind. Selbſt in der felſigen Umgebung von Waldheim, wo der Serpentin ſowohl in großen Steinbruͤchen, als in einer Menge am ſteilen Gehaͤnge der Thalwaͤnde hervortretender Klippen zu Tage ſteht, hat die Bodencultur in neuerer Zeit manche offene Stelle wieder zugedeckt. Indeß wird ſeine Exiſtenz faſt immer durch verſchiedene Symptome ſehr beſtimmt angezeigt, namentlich durch die Farbe und Magerkeit der Ackerkrume, durch die Menge der in ihr zer— ſtreuten Serpentintruͤmmer und der in ihr wuchernden eigen— thuͤmlichen Pflanzen, vorzuͤglich der Silene (Silene inflata). Zudem iſt auch faſt aller Serpentin des Granulits viel ſeichter vom Fluthlande bedeckt, als der letztere ſelbſt, ſo daß man annehmen muß, daß ſeine Schichtenkoͤpfe urſpruͤng— lich vor Ablagerung der Diluvialmaſſen allenthalben um einige Fuß uͤber die Ebene des Hauptgebirgs hervorragten. Die maͤchtigſten Stoͤcke ſind am ſuͤdlichen Abhange der Langenberger Hoͤhe (des Kapellenberges), welche ſich ſeitwaͤrts von Hohenſtein über Kallenberg nach Waldenburg hinzieht, mithin laͤngs der ſuͤdweſtlichen Grenze des Granulit— gebietes eingelagert. In dieſer Gegend findet man ihn beſonders im ſogenannten ſchwarzen Grunde St. vom Hohenſteiner Bade und am ganzen ſuͤdlichen Gehaͤnge des Kieferberges, dann weiterhin bei Reichenbach und Kallenberg, theils in vielen einzelnen Klippen und ſchmalen Vorſpruͤngen, theils in großen zum Straßenbau! angelegten Bruͤchen aufgeſchloſſen, ohne jedoch ſeine Lagergrenze und Verbreitung mit Zuverlaͤſſigkeit beſtimmen zu koͤnnen, da dieſe Gegend zum großen Theil mit dichter Waldung be⸗ deckt iſt. =’ — Ein nicht minder mächtiger Stock findet ſich ferner an der ſuͤdoͤſtlichen Grenze des Granulitgebirgs in dem von Greifendorf aus nach der Stringis zu ſich fortziehenden breis ten Huͤgelwall, dem Klatſchwalde, aufgeſchichtet, wo er fein Hervortreten aus und über dem Granulit ſchon durch die aͤußere Form jenes Huͤgels zu erkennen giebt und an unzaͤhligen Stellen zu Tage ausgeht. Denn ſowie ſich dieſe waldige Höhe ohnedem ſchon als eine iſolirte Hügels reihe uͤber die Hochflaͤche der dortigen Gegend erhebt, ſo faͤlt fie auch auf 3 Seiten meiſt ſteil und klippig in's Thal der Stringis und 2 kleine Rebenthaͤler herab, welche, wenige Ueberſpringungen abgerechnet, zugleich die Grenze ihrer Gebirgsart bilden. Endlich beſteht auch noch der flache waldige Berg- rücken der Kühnheide bei Burgſtaͤdt aus einem anfehns lichen Serpentinlager, das ebenfalls nur von einem ſchwa— chen und magern Fluthniederſchlag uͤberzogen und uͤberdem durch Waſſerriſſe, Straßenbau und Anbruͤche auf fo vielen Stellen aufgewuͤhlt iſt, daß ſich der Serpentin als Unterlage, wie hinſichtlich ſeiner Structur hinlaͤnglich er kennen und beurtheilen laͤßt. Die übrigen im Granulit zerſtreuten Serpentinſtuͤcke und Lager haben weit weniger Umfang und einige derfels ben erreichen kaum 20“ Maͤchtigkeit. u. = Gebirgsſtructur. Das Gefuͤge der Gebirgsmaſſe iſt die Tabularſtructur; fie zeigt faſt durchgängig eine regelmäßige plattenfoͤrmige Abſonderung. Nur an der nordoͤſtlichen und entgegengeſetz— ten ſuͤdweſtlichen Spitze des Greifendorfer Lagers und bei Seifersbach verſchwindet dieſelbe und an ihre Stelle tritt eine regelloſe Zerflüftung, ſowie am Kieferberge bei Hohen— ſtein die Schichten mehr als maͤchtige Baͤnke niederſetzen. Am ſchoͤnſten ſieht man den Parallelismus dieſer Abſonderung ausgebildet in den Bruͤchen bei Waldheim, befonders am Wachberge. Hier wechſeln Platten zu 12“ mit dünnen Blättern von 4“ Staͤrke. Alle ſchneiden in gerader Linie und ſcharf von einander ab, fo daß ſich die, Schichtungskluͤfte wie lange bandartige Streifen an den Kluftwaͤnden hinziehen. Gewoͤhnlich haben jedoch die Platten nur 2— 4“ Staͤrke, ſind auch uͤberdem ſehr riſſig und kluͤftig, daher ſie bei der Lostrennung leicht zerfallen und kaum in einer Groͤße von 2 Geviertellen ganz zu erhalten ſind. Dieſe Structur bleibt ſich zwar in den Lagern der Gegend von Penig und Burgſtaͤdt gleich, die Zerkluͤftung nimmt aber hier noch mehr uͤberhand, als bei Waldheim. Alles Ge— ſtein iſt hier von einem feinen Anflug oder einer ſchwachen Rinde von Talk uͤberzogen und alle Abſonderungskluͤfte, Spalten und Riſſe ſind ſtellenweiſe damit dergeſtalt er— fuͤllt, daß die ganze Felsmaſſe mehr als ein in ſenkrechten Lagen oder Schichten aufgeſtuͤrztes Getruͤmmer erſcheint und von zuſammenhaͤngenden feſten Platten nicht die Rede ſein kann. N b 5 Die Stellung der Schichten, ihr Streichen und Fallen iſt zwar oft ſelbſt in einem und demſelben Lager ſehr ab— weichend und unbeſtaͤndig, im Ganzen genommen aber im füdlihen Diſtricte ein ſteiles Einſchießen von 70 — 909 gegen S. bei oſt-weſtlichem Streichen, bei den Waldheimer Lagern dagegen eine ſanftere Neigung von 300 gegen R. O. und das Streichen in R. W. vorherrſchend. Dieſe Veraͤnderungen und Abweichungen in der Bauart einzelner Lager beruhen theils auf partiellen Stoͤrungen, theils auf der Grundanlage des Hauptgebirgs. Was die erſteren anlangt, ſo macht man hieruͤber, ſowie uͤber deren Entſtehung die belehrendſten Beobachtungen in der Nähe von Waldheim, wo Natur und Menſchenhand mehrere Lager in ihrem Laͤngen- und Querdurchſchnitt auf groͤßern Strecken entbloͤßt haben. Man kann ſich hier uͤberzeugen, daß, ſoviel die partiellen Stoͤrungen betrifft, der Grund derſelben hauptſaͤchlich in den das Serpentingebirg vielfach durchſetzenden Gaͤngen, theils auch in Erſchuͤtterungen und — 1. — Einſenkungen, oder in der Unebenheit der Auflagerungflaͤche zu ſuchen ſei. Auffallen z. B. muß es, wenn man am nördlichen Fuße des Rabenberges am rechten Zſchopauufer eine Ser— pentinklippe bemerkt, an welcher die Schichten mit 60 — 800 in S., gleich daneben in S. O. und wenige Schritte weiter in O. einſchießen, ſo daß ſie ſich in ihrer Verlaͤngerung zum Theil rechtwinklig durchſchneiden wuͤrden. Dieſe Verwerfung ruͤhrt jedoch jedenfalls von einem Granit- und Dioritgange her, welche hier nebeneinander zum Vorſchein kommen und den Serpentin in der Falllinie durchbrochen zu haben ſcheinen. Eine aͤhnliche Anomalie der Schichtung zeigt ſich in einem der vielen Conglomeratgaͤnge an der Südfeite des Berges, wo ſich im Hangenden des Ganges ein ganzer Stoß mit ſeinen Schichten um 900 verworfen und umge— ſtuͤrzt hat. Die noch weit haͤufigeren Chloritgaͤnge, welche im Serpentin aufſetzen und ihn oft in vielfachen Verſchlin— gungen durchſchwaͤrmen, haben ebenfalls mittel- und unmit⸗ telbar zu mannigfachen Verſchiebungen und Stoͤrungen des Schichtenbaues Veranlaſſung gegeben. Sie werden nicht ſelten nach dem Hangenden zu von einzelnen Schichten ver— druckt, zerriſſen und dergeſtalt abgeſchnitten, daß man ihre Fortſetzung meiſt einige Fuß tiefer ſuchen muß. Indeß ſcheinen dieſe Zerreißungen mehr Folge ſpaͤterer Erſchuͤtte— rungen oder auch des maͤchtigen Druckes der oberen Schich— ten und der damit verbundenen Einſenkungen geweſen zu fein, da man in ihrer Nähe auf den Schichtungskluͤften häufig Spiegel wahrnimmt, welche ſolche Kataſtrophen andeuten. Eben dieſe Verſchiebungen, wodurch die Chloritgaͤnge zerriſſen und die Schichten zugleich aus ihrer urſpruͤnglichen Lage gebracht wurden, haben auch hier und da gewaltſame Zuſammenpreſſungen und eine völlige Zertruͤmmerung des Geſteins zur Folge gehabt. Denn man ſieht zuweilen Klüfte, ausgefüllt mit einem Haufwerk in einander vers ſchobener und in einer Lage eingeklemmter Schichten— — — trümmer, welche mit der Rormalſtructur und Stellung der. uͤbrigen Schichten durchaus in Widerſpruch ſteht. Daß endlich auch die Ungleichheit der Auflagerung— flaͤche der regelmaͤſigen Ausbildung der Felsmaſſen ruͤckſicht— lich ihrer Plattenſtructur hinderlich geweſen ſein muͤſſe, da— von uͤberzeugt man ſich auf mehreren Puncten. Die Grundfläche. des Liegenden bildet keine vollig gleiche Ebene; es ragen aus derſelben hin und wieder zackenfoͤrmige Splitter empor, an welchen ſich die Serpentin— platten abgeſtoßen, oder angelehnt haben; es ſchneiden auch zuweilen an den Grenzen ſchmale Keile des Hauptgebirgs in die Serpentinlager ein, welche den Schichten zu beiden Seiten eine verſchiedene Wandung geben, ſo daß man in ſehr kurzen Zwiſchenraͤumen ein ganz verſchiedenes Strei— chen bemerkt. 5 ö Alle dieſe Umſtaͤnde find zu beruͤckſichtigen, wenn man die Bauart der einzelnen Lager gegen einander ver— gleicht und über die Unregelmaͤßigkeiten derſelben ſich Auf— klaͤrung verſchaffen will. b Uebrigens iſt noch zu bemerken, daß ſich am Wach— berge bei Waldheim auch Anzeichen einer faͤcherfoͤrmigen Aufrichtung finden und in einem Steinbruche bei Taura einzelne Schichtenkoͤpfe bogenfoͤrmig zu Tage ausgehen, mit— hin eine von den übrigen, ſenkrecht einſchießenden Schichten divergirende und geneigte Stellung annehmen. Außer den angegebenen Gruͤnden giebt es aber auch eine allgemeinere Urſache, welche Abweichungen von dem vorherrſchenden Streichen und Fallen bewirkt und, wie ge— dacht, in der Abhaͤngigkeit des Serpentins, als eines unters geordneten Gebirgsgliedes, von der Lagerung des Haupt gebirgs zu ſuchen iſt. . Lagerung. Ign der Regel iſt nämlich aller Serpentin des Gra⸗ nulits gleichfoͤrmig in denſelben eingeſchichtet, wenigſtens darf man nach den unzweideutigſten Zeugniſſen, welche hierüber die Lager bei Waldheim, Rochsburg, Dietzendorf, Kursdorf und Braͤunsdorf liefern, auf eine gleichfoͤrmige Einlagerung auch aller uͤbrigen dem Granulit angehoͤrigen Serpentins Parzellen ſchließen. Sie erſcheinen gewiſſer— maßen als großartige Ausfuͤllungen feiner Schichtungskluͤfte, ſie ſind mit den Fugen deſſelben zu einem Ganzen ver— bunden, in welchem ſich alle Theile parallel an einander ſchließen. Vermoͤge dieſer Uebereinſtimmung in der Bauart der einzelnen Serpentinpartieen mit dem Hauptgebirge muͤſſen ſie auch allen Wendungen deſſelben folgen. Das Wald— heimer Serpentingebirg erſtreckt ſich, obwohl in unbeſtaͤndi— gen und unzuſammenhaͤngenden Lagern, uͤber die ganze Breite des Zſchopauthales, von der Reichenbacher bis zur Reuwallwitzer Hoͤhe, alſo von der Waſſerſcheide der Strin— gis bis an die der Mulde, auf dem rechten Zſchopauufer in der Richtung von S. O. nach R. W., auf dem linken von O. nach W. Dieſe Richtung des ganzen Lagerzugs ſtimmt aber mit der allgemeinen Streichlinie des Haupt— gebirgs, welches am Zſchopauufer bei Waldheim ebenfalls eine Wendung von R. W. nach W. macht, vollkommen überein und es iſt daher klar, warum auch der Serpentin ſeine herrſchende Streichlinie bei Waldheim aͤndert. Zugleich ergiebt ſich hieraus eine gewiſſe Unabhaͤngig— keit des Waldheimer Serpentins von den naͤchſten Lagern des Stringis- und Muldengebietes, ſowie des füdlichen Granulitdiſtricts, indem er einen beſonderen Lagerzug fuͤr ſich bildet. Der maͤchtige Stock des Klatſchwaldes nament— lich erſcheint nicht nur orographiſch und hinſichtlich ſeiner Außeren Form, ſondern auch in Bezug auf feine Structur und Lagerung als ein hiervon völlig abgeſondertes Serpen— tingebirg. Die Schichten deſſelben zeigen in ſeiner ganzen Laͤngenerſtreckung eine dem beiderſeitigen Gehaͤnge ziemlich gleichſeitige, oder giebelformige Aufrichtung und fallen denen des naͤchſtgelegenen Waldheimer Serpentinlagers bei Reichens bach entgegen. Schon aus dieſem Grunde iſt eine unter⸗ irdifche Fortſetzung und Verbindung deſſelben mit dem letz- teren nicht denkbar. Ebenſowenig bilden die uͤbrigen Serpentinlager des Granulitgebirgs einen oder mehrere zuſammenhaͤngende Lagerzuͤge, fie find insgeſammt regellos in demſelben zer⸗ ſtreut und es wird hierdurch die fruͤhere Vermuthung eines in ſich zuſammenlaufenden geſchloſſenen Ganzen vollkommen widerlegt. Dennoch iſt gewiß, daß ſie im Allgemeinen ebenfalls mit der Spaltungsrichtung des Hauptgebirgs harmoniren, die zwar hinſichtlich des Neigungswinkels ſehr veraͤnderlich, doch meiſt ein ſteiles ſüdliches Einſchießen zeigt. So fallen z. B. die Schichten des Serpentins am Kieferberge bei Hohenſtein (im ſchwarzen Grunde) conform dem Glimmerſchiefer im Hangenden des Granulits gegen S. mithin auch dem letztern ſelbſt voͤllig gleich, weil ſich der Schiefer dem Granulit auf allen Seiten gleichfoͤrmig anſchließt; ferner bei Zettritz, gegen S. W., bei Hoͤgersdorf zwiſchen Lunzenau und Burgſtaͤdt mit 500, bei Dietzendorf mit 30 — 900, bei Taura mit 80 — 900, bei Rochsburg mit 700, bei Bräunsdorf mit 60 — 900 a bei Kallen⸗ berg mit 40 — 800, durchgaͤngig in S. Nur die Minderzahl der im oberen Theile des Gra— nulitgebirgs zerſtreuten Serpentinſtoͤcke macht hiervon eine Ausnahme, wie es z. B. bei Kursdorf der Fall iſt, wo ſich in 2 verſchiedenen Bruͤchen das Fallen von 450 in O. und circa 800 in N. W. findet. Uebrigens ſind nicht alle Lager unmittelbar in Gras nulit gebettet. Ein Theil derſelben wird von anderen untergeordneten Gebirgsgliedern des letztern, oder wie die maͤchtigen Stoͤcke bei Hohenſtein, Kallenberg und Reichen— bach auf mehreren Seiten von dem das Hauptgebirg um— lagernden Schiefer begrenzt. Die Lager des linken Zſchopau⸗ ufers bei Waldheim werden groͤßtentheils von Granit“) *) Diesfalls, wie rückſichtlich der Zahl und Erſtreckung dieſer Lager bedarf Sect. XIV. der geogn. Charte von Sachſen einer Berichtigung, umſchloſſen, und die Lager der Kühnheide, ſowie bei Limbach und Hartmannsdorf ſtoßen zum Theil an die in dieſer Gegend durch den Granulit hindurchziehende Gneuspartie. g. 4. Gänge. Allenthalben ſieht man die ausgehenden Serpentin— felswaͤnde von zahlloſen Gaͤngen und Adern verſchiedener Subſtanzen durchflochten. Hinſichtlich dieſer Gebilde bietet der Waldheimer Lagerzug ebenfalls die beſte Gelegenheit zu genauerer Unterſuchung dar und nachſtehende Ueberſicht iſt daher hauptſachlich von den Erſcheinungen dieſer Gegend entlehnt. Es find theils Gebirgsgeſteine, theils einfache Foſſilien, welche die Gangmaſſe ausmachen, auch ſetzen ſie theils im Grundgebirge auf, theils gehören ſie dem Serpentin aus— ſchließlich an. Die maͤchtigſten Gänge enthalten ein grobes, ſchuͤttiges Conglomerat, aus fauſt- bis kopfgroßen Knollen von Gras nulit, ſowie aus Truͤmmern und Geſchieben von Serpentin, verhaͤrtetem Talk, Speckſtein und Strahlſtein beſtehend, welche durch ein lockeres Bindemittel von erdigem Chlorit nur loſe zuſammengehalten werden. In einem derſelben findet ſich auch, anſcheinend lagenweiſe, doch gleichfalls nur in unregelmaͤßigen, abgerundeten und großkoͤrnig ab— geſonderten Stuͤcken Eklogit. Sie ſteigen meiſt ſenkrecht und in der Falllinie aus dem Liegenden empor, daher ſie die Serpentinſchichten rechtwinklich durchſchneiden. Die Gangwände find durchgängig mit einem 1“ breiten Beſteg von erdigem Chlorit, oder mit einer glänzenden Talkrinde überzogen, was die leichte Abloͤſung der Gangmaſſe bes foͤrdert, die überhaupt an ihrem Ausgehenden der Verwitte⸗ rung ſehr bald unterliegt und in Schutt und Gruß zerfallt. Nach Zahl und Maͤchtigkeit folgen die Pyknotrop⸗ und Chloritgaͤnge. Die letzteren ſind allem Serpentin des — — Granulits gemein und allerwaͤrts in ſo großer Menge in ihm verflochten, daß man ſie als Hauptgangart betrachten muß. Was zumal den erdigen Chlorit anlangt, ſo er— ſcheint derſelbe nicht blos gangweiſe, ſondern auch als Ausfuͤllung der Schichtungskluͤfte und vieler Nefter und Hoͤhlungen, ja auf manchen Lagern wird er ſo uͤberwiegend, daß der Serpentin ſelbſt alle Haltbarkeit verliert und fi) in ein poroͤſes, erdiges und broͤckliches Geſtein vers wandelt, welches, wo es zu Tage ſteht, oft in großen Truͤmmern in ſich ſelbſt zuſammenſtuͤrzt und in kurzem voͤllig verwittert. Die Chloritgaͤnge haben mit denen des Conglomerats und Pyknotrops gleiches Streichen. Waͤhrend indeß die letzteren meiſt ohne Auslaͤufer niedergehen, ſieht man jene, wie gedacht, vielfach zergabelt, verſchoben und abgeſchnitten. Sie ſind zum Theil durch ein Beſteg, eine talkartige, an der aͤußeren Fläche ſpiegelnde Subſtanz vom Rebengeſtein abgeſondert, die ſchwaͤcheren bilden nur eine lockere, zerreib— liche Lage ohne Saalband. In dieſer Geſtalt ſtreichen ſie gewoͤhnlich zu Tage aus, doch treten fie auch haͤufig in die Schichtungskluͤfte über und verlieren ſich auf dieſe Weiſe ebenſo wie durch Zergabelung und Zertruͤmmerung. Der blaͤttrige Chlorit kommt ſeltner und nur in Gaͤn— gen von hoͤchſtens 2“ Maͤchtigkeit vor. Er zeigt ſich hier durchgaͤngig von lockerer, krumblaͤttriger Zuſammenſetzung und berg- bis ſpangruͤner, auch tombackbrauner Farbe. Die uͤbrigen Gangarten des Serpentins, welche jedoch nicht als weſentliche Zubehoͤrungen deſſelben zu betrachten ſind, ſondern nur zufaͤllig in dem einen oder andern Lager zum Vorſchein kommen, ſind gemeiner und verhaͤrteter Talk, gemeiner Opal, edler Serpentin, Speckſtein, Strahl— ſtein, Chalcedon, Feld-, Kalk- und Schwerſpath. i f Chalcedon findet ſich nur in einem der Waldheimer Lager in ſchwachen, regellos durch's Geſtein ſich ziehenden Gaͤngen und Adern, bisweilen auch als duͤnne Platten zwiſchen den Schichten; Opal auf gleiche Weiſe oder auch — 229 — neftartig in einem Bruche bei Taura. Ebenſo iſt von Schwerſpath nur ein einziges Beiſpiel bei Waldheim be— kannt. Die uͤbrigen Mineralien werden zwar hier und da in mehr oder weniger maͤchtigen Gaͤngen bemerkt, doch zeichnet ſich der verhaͤrtete Talk, edle Serpentin und Strahl— ſtein der Waldheimer Lager vor allen andern aus. In einem derſelben am Rabenberge ſieht man auch ſchwache Speckſteingaͤnge, welche wieder mehrere ſchwache Adern, Schweife und Truͤmmer von Eiſenglanz einſchließen und durch dünne Kalkſpathraͤnder vom Rebengeſtein abgeſon— dert ſind. a Endlich ſind auch noch einige Gaͤnge von Granit und Hornblendgeſtein zu erwaͤhnen, welche ſich bei Waldheim, Greifendorf und Dietzendorf nachweiſen laſſen und gleich dem Conglomerat, Pyknotrop, Feldſpath und Schwerſpath, jedenfalls aus dem Grundgebirg aufſteigend, die Serpentin— Felsmaſſen durchbrochen haben. Was die Altersbeziehung dieſer Gänge betrifft, fo feheis nen die meiſten einer gemeinſchaftlichen Bildungsepoche an— zugehoͤren, da ſie in der Regel ein paralleles Streichen be— haupten und zwar haͤufig verſchoben und zertruͤmmert, aber nicht von verſchiedenartigen Gaͤngen durchſetzt, verworfen, oder abgeſchnitten werden. ER Phyſikaliſche Beſchreibung des Geſteins. Das Geſtein, welches die bisher im Allgemeinen nach ihrer Structur und Lagerung, oder Verbindung mit den übrigen Gebirgsgliedern beſchriebenen Serpentinlager des Granulitgebirgs formirt, iſt ein gemeiner feinkoͤrniger Ser— pentin von ſchwarzgruͤner Farbe und unebenem, grobfplitts rigem Bruche. Doch finden ſich hinſichtlich dieſer aͤußeren Kennzeichen verſchiedene Abaͤnderungen. Hinſichtlich der Faͤrbung naͤmlich zeigt die Felsmaſſe theils im Ganzen, theils in einzelnen Schichten hier und da eine lichtere berg, lauch = und oͤlgruͤne, nicht ſelten braune und bisweilen = + rabenſchwarze. Mehrfarbig findet ſich dieſelbe nur an wenigen Orten und zwar in einer Schattirung von ſchwarz und grün, weiß und grün, oder braun und grün, theils geſtreift, theils gefleckt. Eine dreifarbige Miſchung von ſchwarzen, gruͤnen und rothen, oder braunen und gelben Flecken und Adern, wie ſie unter andern fruͤher bei Lim— bach vorkam, iſt jedoch ſehr ſelten. Im Ganzen genom— men bleibt ein ſchmuziges Grün die Grundfarbe, und ſelbſt geſchliffen behaͤlt das Geſtein noch ein duͤſteres Anſehen. Weniger veraͤnderlich zeigt es ſich in Bezug auf Dichtheit und Härte, Sie ſteigt hoͤchſtens von 3 — 34 in der dichten braunen und ſchwarzen Varietaͤt, welche in der Gegend don Limbach und Waldheim vorkommt, und ſelbſt hier ſcheint die größere Härte und Sproͤdigkeit nicht ſowohl auf zer Conſiſtenz der Maſſe, als auf der Menge der, oft in mikroſkropiſcher Feinheit eingeſprengten fremdartigen Be— ſtandtheile zu beruhen. x Größere Verſchiedenartigkeit aͤußert ft ich dagegen bei der Verwitterung. Denn waͤhrend jene dichte, anſcheinend mehr homogene Abaͤnderung lange widerſteht, uͤberzieht ſich dagegen der eiſenſchuͤſſige Serpentin bei Reims dorf, Taura u. a. O. ſehr bald mit einer weißen, erdigen Kruſte, die mit der Zeit nach innen immer mehr zunimmt. Auch ſind die chloritartigen und mit Bronzit gemengten Schich⸗ ten zur Seite der Conglomeratgaͤnge bei Waldheim einer leichteren Zerſetzung unterworfen, In Bezug auf die Textur des Geſteins kann man ſchiefrigen, koͤrnigen und dichten Serpentin unterſcheiden. Dem Aeußeren nach hat zwar aller Serpentin des Gra— nulits nur ein koͤrniges Gefüge; doch machen die geſtreif- ten Varietäten der Waldheimer Gegend hiervon inſofern eine Ausnahme, als ſich in ihnen die Schieferung nicht blos in der gleichfoͤrmigen Anordnung der Gemengtheile und ihrer Uebereinſtimmung mit dem Parallelismus der Platten, ſondern auch bei deren Bearbeitung dadurch zu erkennen giebt, daß ſich dieſelben in der Laͤnge oder Strei⸗ | | — 231 — fung weit leichter fügen und trennen laſſen, als im Querbruch. Die gangbaren Gemengtheile dieſes ſchiefrigen Ser⸗ pentins beſtehen in blaͤttrigem, gruͤnlichweißem Talk und Chromeiſen, die ſich lagenweiſe durch die dunkle Haupt— maſſe ziehen. Der erſte iſt vorwaltend und veranlaßt nicht nur die Streifung, ſondern iſt auch der Grund, weßhalb ſich dieſe Abart leichter in der Länge, als Quere ſchnei⸗ den laͤßt. Indeß bleibt, wie gedacht, das koͤrnige Gefuͤge die Regel. Denn auch die dichte Abaͤnderung mit muſchligem oder feinſplittrigem Bruch findet ſich blos in einzelnen, hoͤchſtens 6“ ſtarken Schichten bei Waldheim und als wirkliche Felsart in großen anſtehenden Maſſen nur in der Gegend von Hohenſtein und Waldenburg. Man kann ſie als Uebergang vom gemeinen zum edlen Serpentin anſehen. Endlich iſt noch der magnetiſchen Anziehung zu ge— denken, welche wenigſtens bei denjenigen Serpentinarten zu bemerken, die in groͤßerer Menge Eiſenglanz oder Magneteiſen eingeſprengt enthalten, wie der Serpentin des Galgenbergs bei Reinsdorf, wogegen die mit Chromeiſen gemengten Abarten durchaus keine Spur hiervon wahr⸗ nehmen laſſen. re Gemengtheile. Außer nurerwaͤhnten, in die ſcheinbar gleichartige Grundmaſſe verwebten, fremdartigen Beſtandtheilen finden ſich aber auch noch einige andere einfache Mineralſubſtanzen in derſelben eingeſchloſſen. Dieſe erkennbaren, übrigens nur zufallig in der Form von Koͤrnern oder Blaͤttchen hier und da vorkommenden Gemengtheile des Geſteins ſind: Pyrop, Glimmer, Bronzit, Schwefelkies und Rotheiſenocker. Etrſtern findet man vorzüglich im Greifendorfer Lager. Hier iſt er dem Serpentin ſtellenweiſe fo * eingemengt, — 22 — daß der Rubinberg zu Greifendorf hiervon feinen Namen erhalten hat. Roch häufiger aber iſt er an der öftlichen Spitze dieſes Lagers am rechten Ufer der Stringis, unter— halb Boͤhrigen, wo die ganze Maſſe der dortigen Serpentinklippen damit erfüllt iſt. Der Glimmer zeigt ſich meiſt nur in kleinen filbers weißen Blaͤttchen aͤußerlich auf den Platten angeflogen, bes ſonders wo die Schichtungskluͤfte mit Chlorit ausgefuͤttert und nicht ſcharf geſchloſſen ſind. Im Serpentin ſelbſt kommt er nur felten und nur in der dunkeln ſchwarzgruͤnen Abandes rung des Rabenbergs bei Waldheim vor, worin er ohnedem ſchon vermoͤge des Farbencontraſtes deutlicher hervortritt. Doch iſt er auch hier nicht regellos, wie der Pyrop, ſon— dern mehr lagenweiſe, parallel der Schichtung, eingeſtreut. Bronzit iſt in jeder Hinſicht ſehr ungleich vertheilt; denn in manchen Lagern findet er ſich gar nicht, in man— chen ſehr reichlich, hier in kleineren, dort in groͤßeren, ge— raden oder gebogenen Blaͤttchen und flachen Rhomboedern von 4 — 1“ Länge und brauner oder oͤlgruͤner, metalliſch glaͤnzender Farbe. Am haͤufigſten findet man ihn in den Lagern bei Meinsdorf und Limbach und vorzuͤglich am mehrerwaͤhnten Rabenberge bei Waldheim in der Naͤhe des Conglomerats, das uͤberhaupt die Bildung dieſes Minerals begünftigt zu haben ſcheint. Indeß iſt hier der Serpentin fo zerkluͤftet und verwittert, daß vollkommen frifche Exemplare nicht zu erhalten und noch zweifelhaft bleibt, ob das Mineral (hier bisweilen in Blättern bis zu 2“ Länge) mehr als Schillerſtein oder Bronzit zu bezeichnen ſei. Die uͤbrigen beiden oben erwaͤhnten Gemengtheile er— ſcheinen nur als ſchwacher Anflug und in kleinen Koͤrnern auf Klüften, Bruch-und Abſonderungsflaͤchen. 5 Zufällige Acceſſorien des Gebirgs. Derb oder in größeren Stuͤcken von unbeſtimmter Form in Reſtern und auf Kluͤften des beſchriebenen Ser— | | | | pentingebirgs finden ſich aber noch mehrere andere Mineralien. Dieſe dem Serpentin hin und wieder beibrechenden Mineras lien ſind jedoch ebenfalls nur zufaͤllige Beſtandtheile dieſer Gebirgsart und als weſentliches Pertinenz nur der mehrs erwaͤhnte erdige Chlorit zu betrachten. In jener Form kommen namentlich vor: gemeiner und verhaͤrteter Talk, Speckſtein, Strahlſtein, Asbeſt, Bergs milch, Karlin, Dermatin, Hornblende und Kuphonglimmer. Die meiſten dieſer Subſtanzen ſind faſt in ſaͤmmt— lichen Serpentinlagern, obwohl mehr oder minder reichlich und ausgezeichnet anzutreffen, das Karlin jedoch und Der— matin zur Zeit nur von Waldheim und nur als hoͤchſt ſeltenes Vorkommen bekannt. Auch hat ſich ein perlgrauer Speckſtein in derben, eckigen Stücken mit kleinen Druſen— raͤumen und von zarten, ſilberweißen Amianthfchnüren durch— zogen, bis jetzt nur ein einziges Beiſpiel in der Nähe eines Pyknotropganges am Wachberge bei Waldheim entdecken laſſen. Vom Strahlſtein iſt die koͤrnige und asbeſtartige Varietaͤt die gewoͤhnlichſte. Bei Waldheim kommt ſie hauptſaͤchlich als Geſchiebe in den Conglomeratgaͤngen zum Vorſchein. Auch iſt hier der verhaͤrtete Talk am aus— gezeichnetſten, fo daß er haufig für edlen Serpentin gehals ten wird, in den er auch zum Theil übergeht. Er iſt meiſt berg⸗ oder oͤlgrün, auch gefleckt und geadert, an den Kanten durchſcheinend, bisweilen große, kupferrothe Glim— merblaͤtter eingemengt enthaltend, leicht zerſprengbar und von flachmuſchligem oder ſplittrigem und ſcharfkantigem Bruch. Er nimmt eine gute Politur an, iſt aber viel weicher, als der wirkliche edle Serpentin. Verwachſen mit der Grundmaſſe kommen endlich noch auf einigen Lagern vor: Amianth, Pikrolith, Pikros min, Faſerkalk und edler Serpentin. Der letztere iſt in dieſer Geſtalt bis jetzt nur bei Waldheim zu bemerken geweſen, wo er auch, wie früher erwähnt, den gemeinen Serpentin in Gängen durchſetzt. Mitten durch die Serpentinplatten, der Schichtung parallel, zieht ſich naͤmlich bisweilen eine 16 * . einzelne Lage von 1 — 2“ Maͤchtigkeit, welche auf beiden Seiten mit dem Nebengeſtein ohne Saalband feſt ver— wachſen iſt und als edler Serpentin ſich aͤußerlich nur durch die zarten durchſcheinenden Splitter feine fettglaͤnzen— den Bruchs zu erkennen giebt. Im Ganzen iſt er ſchwarz⸗ grün, in den durchſcheinenden Splittern aber von apfel⸗ gruͤner Farbe. Pikrosmin findet ſich ebenfalls nur bei Waldheim und in einem neuerlich angelegten Steinbruche bei Großmilkau. Auch der Pikrolith ſcheint ſich bei Waldheim am ſchoͤnſten entwickelt zu haben, vorzüglich in dem rothbraunen Serpen— tin des Wachbergs. Er bricht hier, zwar feſt mit dem Rebengeſtein verwachſen, aber bisweilen von einem zarten Saume von weißem oder pfirſichbluͤthrothem Feldſpath ein— gefaßt, in duͤnnen plattenfoͤrmigen Stuͤcken von einer lebhaft blaͤulich- oder ſeladongruͤnen Farbe. Weniger rein, ſon— dern mehr blaßberggruͤn von Farbe, aber noch in ſtaͤrkeren Platten und Adern findet er ſich am weſtlichen Fuße dieſes Berges. Amianth aalen faſt in allen Lagern, doch nur in Form von ſilberweißen Faͤden oder Schnuͤrchen, oder in ſchwachen, hoͤchſtens 4 ftarfen, die Serpentinplatten parallel durchziehenden Adern, in welchen die kurzen, leicht abloͤs— lichen und im Sonnenſchein vorzuͤglich ſeidenartig glänzenden . Faſern ſenkrecht aufſitzen. g Auf gleiche Weiſe giebt ſich auch der Faſerkalk zu erkennen; doch findet er ſich bei Waldheim meiſt nur zwiſchen den Schichtungskluͤften, oder als ſchwaches Saale am verhärteten Talk. Was übrigens das oben erwähnte Chromeiſen betrifft, | fo ift daſſelbe vor jetzt zwar nur in einigen Arten des Waldheimer Serpentins mit Beſtimmtheit nachgewieſen worden; doch findet es ſich wahrſcheinlich auch in andern Lagern und iſt nebſt dem Eiſenglanz jedenfalls die naͤchſte — 233 — Veranlaſſung zur ſchwarzen Streifung in den geftreiften Varietaͤten und zur dunkeln Faͤrbung des Geſteins überhaupt, wi N 8. Entſtehung und relatives Alter des Gebirgs. Der intereſſanteſte Theil der Unterſuchung iſt ohne Zweifel die Eroͤrterung der Frage: wenn und wie entſtand dieſe zerſtreute inſulariſche Lagergruppe des Serpentins im Granulitgebirge? Für die Praͤcipitationsanſicht und eine Gleichzeitigkeit der Bildung beider Gebirgsarten ſprechen allerdings die Gleichfoͤrmigkeit der Lagerung und in beſonderer Beziehung auf Waldheim die Uebereinſtimmung des Lagerzugs mit der Streichlinie des Hauptgebirgs, ſowie das Vorkommen einzelner Serpentinſchichten im Granulit und umgekehrt von Granulit im Serpentin, oder eine gewiſſe Wechſel— lagerung. Allein wenn man nur zwiſchen 2 Theorieen die Wahl hat und nicht eine dritte Hypotheſe zu Hilfe neh— men darf, iſt man genöthigt, ſich für die Formation des Serpentingebirgs nach der Eruptionstheorie zu entſcheiden und zwar aus folgenden Gruͤnden. 1) Auf ſeinem ganzen Zuge quer durch das Zſchopau— thal zeigt ſich der Serpentinfels theils in kleinen, über die Hochflaͤche oder den Ruͤcken des Grundgebirgs ſich erheben— den Kuppen, theils in halbrunden, haldenartigen Vorſpruͤn— gen der Thalwaͤnde. Sie ſind faſt durchgaͤngig nur ſchwach mit tragbarem Erdreich bedeckt und man erkennt ſie daher ſchon durch ihre dürftige Vegetation. Selbſb in der Thals ſohle giebt er ſich noch durch ſchwache Auftreibungen und kahle Buckel oder ſogenannte Horſte zu erkennen, unter 5 durrer Raſendecke er in geringer Tiefe zum Vorſchein mmt. Das Profil des Eulenberges bei Waldheim iſt eine nach R. W. ſich ſenkende Wellenlinie. Dieſe aͤußere Form wiederholt ſich aber auch im Innern des Berges in der — 2 — unmittelbaren Begrenzung des Serpentins mit dem Gras nulit an der Auflagerungsflaͤche. Denn beide Gebirgsarten ſchneiden in einer auf- und abſteigenden Wellenlinie mit einander ab. Dieſe Erſcheinung aber berechtigt zu der Annahme, daß der Serpentin bei ſeinem Hervortreten an die Erdoberfläche die Schichten des Granulits zu beiden Seiten geſpannt und beziehentlich gehoben habe, da ſie dem wogenfürmig auffteigenden Serpentin in gleichmaͤßiger Biegung ſich anſchmiegen und nur an den ſtaͤrkſten Kruͤmmungen geborſten ſind. Selbſt die entfernten Granulitſchichten im aͤußerſten Hangenden ſind von dieſer Aufſchwellung des Serpentins noch afficirt, ſie ziehen ſich, wenn auch vielfach zerriſſen und durchkluͤftet, den Conturen des Serpentins conform, uͤber dieſen hinweg. Die Lager des füdlichen Diſtricts treten zwar weniger als haldenartige Kuppen und Borfprünge hervor, fie bleiben vielmehr, zumal in der Richtung von Burgſtaͤdt nach Lim— bach und Langenberg zu immer in gleicher Schwebung mit dem breiten Huͤgelruͤcken der Hochflaͤche, wohl aber find fie auch hier nur ſchwach von Fluthland bedeckt und ihre Gegenwart kuͤndigt ſich meiſt eben ſo, wie bei Waldheim, durch Sterilität des Bodens und die aus der duͤrren Gras— huͤlle hervorbrechenden Trümmer und Schichtenkoͤpfe deutlich an, wie dies bei Taura, Braͤunsdorf, Langenberg, Falken und der flachen Waldhoͤhe der Kuͤhnheide zu beobachten iſt, eine Erſcheinung, die immer ein charakteriſtiſcher Unterſchied bleibt hinſichtlich der Art und Weiſe, wie Granulit und Serpentin unter dem aufgeſchwemmten Lande zum Vor⸗ ſchein kommen. Es wird hiernach wahrſcheinlich, daß der letztere, wie oben erwähnt, allenthalben um einige Fuß uͤber die Ebene des Hauptgebirgs emporſteige, was ebenfalls einen Grund für feine ſpaͤtere Entſtehung abgeben dürfte, Denkt man ſich überhaupt das ganze Plateau des Gras nulitgebirgs von aller Vegetation und Diluvialablagerung entkleidet in feiner Nacktheit, fo würden die untergeordneten Lager deſſelben jedenfalls wie einzelne Felsriffe aus der — . — flachen Wanne diefes Gebirgs auftauchen, was ſchon der Tauraſtein bei Burgſtaͤdt anzudeuten ſcheint, gleichviel ob man ſie als ſchwimmende Inſeln, oder als feſt in den Tiefen der Erde wurzelnde Stoͤcke betrachtet. 2) Wenden wir uns ferner zu den an den Grenzen der Serpentinlager ſich keilfoͤrmig eindraͤngenden Granulit— partieen, ſo laſſen ſie ſich als coloſſale Splitter und Truͤm— mer des Hauptgebirgs anſehen, die, als ſich der Sturm der Titanen und hoͤlliſchen Geiſter in den Hoͤhlen des Tartarus erhob, noch am Rande der aufgeſprengten Kluͤfte, obwohl, wie ſich noch deutlich zeigt, gewaltig gefchüttelt und geruͤttelt, dennoch getreu und feſt mit ihrem alten Continente, der bisher geſchloſſenen Erdſchale verbunden blieben. 3) Indeß entſcheidender noch für die Idee eines ges waltſamen eruptiven Hervortretens ſind die Conglomerat— gaͤnge und die in und neben denſelben wahrzunehmenden Thatſachen. Daß eine Waſſerfluth dieſes Geroͤll in die offenen Spalten des Serpentins von oben her hineinge— ſchwemmt habe, iſt unmoͤglich, weil ſie vom Granulit, als einem ſoliden, undurchdringlichen Felſengewoͤlbe bedeckt und verſchloſſen waren. Es konnte folglich nur von unten, mit dem Serpentin zugleich, emporgetrieben werden, man müßte denn, was aber eben ſo wenig denkbar, annehmen, es habe ſich Über dieſe Gangſpalten erſt fpäter ein e Granulit ab- und aufgelagert. Betrachtet man übrigens dieſes Gerdu Nene, den fefteren Zuſammenhalt und die größere Schwere der knol— ligen Granulitfragmente und des grobkoͤrnigen Gemenges von Feldſpath und Speckſtein oder verhaͤrtetem Talk in ſeiner Umwandlung zum Pyknotrop, ſowie die riſſigen und zerſetzten Serpentintrümmer jener Gänge, berückſichtigt man die Analogie der in ihnen vorkommenden ſchaligen Granulit— kerne mit den elliptiſchen und cencentriſch-ſchaligen Granit— blöden wie fie bei Waldheim und Burgſtaͤdt vorkommen, 8 und dieſe wieder mit den aͤhnlichen Erſcheinungen am Baſalt und Diorit, am Porphyr und ſelbſt an der Grau— wacke, fo wird man genoͤthigt, ſich für eine gleichartige Entſtehung aller dieſer Geſteine zu erklaͤren. Hierzu kommt noch die in der Nähe dieſes Conglo— merats zu bemerkende Begleitung des Speckſteins und Kalk— ſpaths von Eiſenglanztruͤmmern, eine muthmaßliche Aus⸗ ſcheidung dieſer Subſtanzen aus dem Serpentin in Folge einer betraͤchtlichen Gluth. 4) Endlich dürfte auch hierbei die anerkannt plutos niſche Ratur des Hauptgebirgs ſelbſt in Betracht zu ziehen ſein. Denn wenn auch noch nicht ausgemacht, ob dieſes Gebirg fuͤr einen alten Erhebungskrater anzuſehen ſei, ſo iſt doch beim Anblick des ruinenartigen Felsgemaͤuers, an den Klippen der Rixkluft bei Waldheim u. ſ. w., wo ſich die Schichtungskluͤfte oder Abloͤſungen, parallel der Strei— fung des Geſteins, nicht in gerader Linie, ſondern in ge— ſchlaͤngelter Windung emporziehen, der erſte Gedanke gewiß nicht der an eine Praͤcipitation, ſondern die natuͤrlichſte Er— klaͤrung, zu der man ſeine Zuflucht zu nehmen ſich ge— drungen fühlt, iſt die, daß die Granulitmaſſe in einem zaͤh— fluͤſſigen Zuſtande aus dem Erdinnern aufwärts getrieben worden ſei, waͤhrend zugleich das Geſetz der Schwere, wo— nach ſich die emporſteigenden Wogen allmählig zu ebenen und zu verflaͤchen geſucht, die vielfache Neigung ihrer nach- herigen plattenfoͤrmigen Zerſpaltung zur Folge gehabt habe. Roch mehr wird man in dieſer Idee beſtärkt, wenn man die freilich nur ſchwer und zum Theil nur im Winter auf dem Eiſe zugaͤnglichen Klippen des Zſchopauufers bei Dietenhain und Saalbach beſucht, deren bandartig, jedoch ebenfalls in mannigfacher Biegung, ſchwarz nnd weiß ge— ſtreiftes Geſtein ſammt dem Geaͤder ſeiner Granitgaͤnge, wie aus Einem Guſſe, oder einer durch einander gemeng— ten Stuckmarmormaſſe geformt erſcheint, oder wenn man hier und da eine Granulitwand bemerkt, zuſammengeſetzt aus dünnen Platten, welche bogen- und flammenfoͤrmig — 239 — geſchweift aus der Tiefe treten, oder von Streifen und Abloͤſungen durchzogen, deren Linien einem Gewirr ver— ſchlungener und knotiger Zweige und Blaͤtter gleichen. Dieſe tief in die Felſen geaͤtzte, unvergaͤngliche Hiero— glyphenſchrift der Natur ſpricht deutlich genug, daß hier nicht an einen ruhigen Riederſchlag gedacht werden fünne, ſondern die jetzt zu feſtem Geſtein erſtarrte Materie urſprünglich in einer mächtig ſich aufwaͤrts ringenden, wils den Bewegung war. Moͤge indeß obige Anſicht, fuͤr welche noch einige andere Gründe angeführt, welcher aber auch verſchiedene nicht unerhebliche phyſikaliſche und aſtronomiſche Fragen entgegengeſetzt werden koͤnnten, dahingeſtellt ſein; ſo viel iſt gewiß, daß der Serpentin, ebenſo wie die uͤbrigen unter— geordneten Gebirgsglieder der Granulitformation auf die Bildung der Thaͤler, oder das Relief dieſer Formation weſentlichen Einfluß hatte, weil dieſe, wie ſich an mehreren Stellen ergiebt, von ſeiner Lagerung bedingt iſt, indem ſich mehrere Baͤche an den Lagergrenzen des Serpentins, theils im Liegenden, theils im Hangenden, mithin immer in der Steeichlinie deſſelben eingeſpuͤlt und ſo den Verlauf der von ihnen gebildeten Thaͤler beſtimmt haben. Zwar ſteht im ſchwarzen Grunde bei Hohenſtein und an der Stringis bei Boͤhrichen, wie an einigen anderen Orten auf beiden Thalſeiten Serpentin an, doch iſt der— ſelbe auch da meiſt in der Streichlinie durchbrochen und um ſo leichter auszuwaſchen geweſen, wenn die Gewaͤſſer auf eine Kluftſpalte oder maͤchtige Chloritlage in dieſer Richtung ſtießen.“ Die Summe aller Beobachtungen fuͤhrt daher zu der Schlußfolgerung, daß der Serpentin des Granulitgebirgs zwar nicht unmittelbar mit demſelben, doch mindeſtens während der Uebergangsperiode entſtanden ſei, vielleicht gleichzeitig mit den an der dſtlichen und ſuͤd⸗ oͤſtlichen Grenze des letzteren vertretenden Dioritbildungen. — 240 — $. 9. Techniſche Benutzung. Sowie fruͤher der Zoͤblitzer Serpentin unter dem Namen Zoͤblitzer Marmor, wurde auch der Waldheimer Serpentin zu Anfange des 17. Jahrhunderts unter dem Namen Waldheimer Marmor bekannt und wahrſcheinlich ebenſo zu architektoniſchen Verzierungen und Sculpturen benutzt, als der erſtere. Denn ſeit dem Jahre 1624 wur⸗ den die Serpentinbruͤche bei Waldheim für landesherrliche Rechnung betrieben, die daſelbſt und in der Umgegend ge— brochenen Platten mußten an die kurfuͤrſtliche Niederlage zu Rochlitz abgeliefert werden und dieſe trieb damit einige Zeit einen Alleinhandel, weßhalb auch ihre Waare den Namen des Hauptſtapelplatzes annahm. Wenn daher aͤltere Topographen von mehreren Stadt kirchen Sachſens erwaͤhnen, daß Taufſtein, Altaraufſatz und dergl. Ornamente aus Rochlitzer Marmor beſtehen, ſo läßt ſich um ſo weniger zweifeln, daß hierunter nichts anderes, als Waldheimer Serpentin zu verſtehen ſei, da im ganzen Amtsbezirke Rochlitz kein eigentlicher Marmor zu finden iſt. Namentlich fol auch (nach Freieslebens Magazin für die Oryktographie von Sachſen Heft VI. S. 14) beim kurfuͤrſtlichen Begraͤbniß in der Domkirche zu Freiberg etwas von dieſem Waldheimer Serpentin mit eb wor⸗ den ſein. Wahrend des SOjährigen Krieges wurde jedoch der Betrieb und die Regalitaͤt der Waldheimer Bruͤche von der Regierung aufgegeben, wenigſtens findet ſich ſeit dem Jahre 1632 die Beſoldung des vormaligen Aufſehers über dieſe Bruͤche in den Rechnungen des Rentamts Rochlitz nicht weiter verſchrieben. Was die uͤbrigen Serpentinlager des Granulitgebirgs anlangt, ſo waren ſie damals theils noch voͤllig unbekannt, theils wurden fie zu ähnlichen Zwecken, wie die Waldheimer, * — 21 — nicht benutzt. Nur in einem Bruche bei Limbach, wel⸗ chen der Beſitzer daſigen Rittergutes im Jahre 1750 mit landesherrlicher Conceſſion anlegen ließ, ward ſpaͤter wieder Serpentin in der Abſicht gebrochen, um ihn zu Tiſchplatten und anderen Geraͤthen verarbeiten zu laſſen. Es ſollen auch noch mehrere aus dieſem Serpentin gefertigte Gegen— ſtaͤnde in der Kirche und dem Schloſſe daſelbſt zu ſehen ſein. Obwohl er ſich aber durch ſeine ſchoͤne marmorartige Faͤrbung auszeichnete, ward doch ſeine Gewinnung bald wieder eingeſtellt und der Bruch verſchuͤttet. Ueberhaupt ſcheint aller dem Granulit eingelagerte Serpentin etwas haͤrter und ſproͤder zu ſein, als der in Gneus lagernde Zoͤblitzer. Schon dieſes Umſtandes, ſowie der vielen eingeſprengten Gemengtheile halber, beſonders Eiſenglanz und Pyrop (von den Steindrechslern Spitzen genannt) iſt er zu großen Figuren und Bildwerken ganz untauglich. Hierzu kommt auch, daß verborgene Riſſe und Abloͤſungskluͤfte, welche ſich erſt beim Saͤgen oder Schnei— den des Steins offenbaren und das leichte Zerſpringen deſſelben veranlaſſen, ſeine Bearbeitung verleiden. Sind doch ſelbſt in Zoͤblitz fehlerfreie Platten von 1 Geviertelle ſchon Seltenheiten, daher auch der dortige Serpentin nicht einmal zu groͤßeren Bildhauerarbeiten zu brauchen iſt. Zwar kam man neuerlich wieder auf den Gedanken, den Waldheimer Serpentin zu Kunſtgegenſtaͤnden und wenigſtens zu Fabrication ſogenannter Zoͤblitzer Waaren in Aufnahme zu bringen. Es trat auch zu dieſem Zweck eine Geſellſchaft zuſammen und mit einem Zoͤblitzer Drechs— ler in Unterhandlung. Nachdem aber eine Partie kleiner haͤuslicher Geraͤthe, als Tafelaufſaͤtze, Leuchter, Schreibzeuge, Uhrgehaͤuſe und dergl. aus dem Geſteine verſchiedener Brüche angefertigt worden, überzeugte man ſich, daß dieſer Serpentin dem Zoͤblitzer in der Mannigfaltigkeit der Farben nachſtehe und die milde, zur Verarbeitung allein taugliche Varietaͤt nur in einzelnen Lagen oder Schichten unter dem vorherrſchenden ſogenannten wilden Geſtein vergraben, deſſen — 242 — Foͤrderung aber, wenn ſie nicht gelegentlich geſchehen konne, koſtſpielig, mithin ſchon aus dieſem Grunde keine Hoffnung vorhanden ſei, dieſes Geſchaͤft gewerbmaͤßig zu betreiben, da ſelbſt der verjaͤhrte fabrikmaͤßige Betrieb der Zoͤblitzer Steindrechſelei mit dem veraͤnderten Geſchmack allmaͤhlig zu verkuͤmmern und in Verfall zu kommen ſcheine. Ebenſo fand auch ein Verſuch, durch eine Miſchung des ſo haͤufigen Chlorits mit gewoͤhnlichem Toͤpferthon ein feuerbeſtaͤndiges und undurchlaſſendes Kochgeſchirr herzu— ſtellen, wie es angeblich in Corſica durch Verſetzung des Thons mit Asbeſt geſchieht, keine Nachahmung. Gegenwaͤrtig beſchraͤnkt ſich daher die Benutzung des Serpentins im ganzen Granulitgebiet lediglich auf den Haus⸗ und Straßenbau und ſowie er in Waldheim naments lich als Bauſtein bereits im 14. Jahrhunderte gebrochen worden, ſind zu dieſem Behuf auch anderwaͤrts, wie zu Greifendorf, Taura, Meinsdorf, Reichenbach, Kallenberg u. ſ. w. dermalen noch eine Menge Brüche in Betrieb. — 243 — XXXI. Die Sommerverſammlung des Altenburger Landwirthf chaftlichen Vereins den 14. Juli 1841. Eine protokollariſche Mittheilung. Der heutigen Sommerverſammlung des Landwirth— ſchaftlichen Vereins wohnten im Ganzen 19 Mitglieder deſſelben bei. Es ward nun 1. das Protokoll uͤber die letzte Verſammlung vom 26. Mai 1841 vorgeleſen und richtig befunden, 2. ein Erlaß Herzoglicher Landesregierung mitgetheilt, wodurch unſern Vereinsſtatuten die erbetene Beſtaͤtigung ertheilt wird; 3. ein Brief des Profeſſors Goͤriz in Hohenheim vorgeleſen, welcher unſerm Vereine ſeine Schrift: „Beitraͤge zur Kenntniß der Wuͤrtembergiſchen Landwirthſchaft“ zum Geſchenk macht, was mit Dank ans genommen wurde. 4. In Betracht einer Aufforderung des Direktors der Leipziger oͤkonomiſchen Societaͤt, des Herrn Wilhelm Cruſius, Beiträge zu einem in Leipzig zu errich— tenden plaſtiſchen Monumente des um die deutſche Lands wirthſchaft hoch verdienten Dr. Albrecht Thaͤr einzuſammeln und einzuſenden, ward beſchloſſen, daß ſich unſere Vereins⸗ kaſſe zur Bethaͤtigung unſerer freudigen Theilnahme an dies ſem Unternehmen mit 10 Thlrn. betheiligen ſolle. 5. Indem nun der Vorſitzende, Herr Kammergutde pachter Loͤhner aus Wilchwitz, zu den für die heutige Vers ſammlung feſtgeſetzten, den- Kartoffelbau betreffenden Fragen überging, bemerkte zuvoͤrderſt der Unterzeichnete, daß — 244 — unſer verehrter, jetzt in Teplitz befindlicher Herr Mit— vorſteher ſeine vielfach erprobte Theilnahme an unſerm Verein abermals durch Einſendung einer ſchriftlichen Beant— wortung ſaͤmmtlicher aufgeſtellten Fragen bethaͤtigt habe, und man beſchloß, in dankbarer Anerkennung dieſes ruͤhm⸗ lichen Eifers, immer mit dieſen, ſo wie mit den ebenfalls niedergeſchriebenen Antworten des Herrn Vorſitzenden nach Vorleſung der aufgeſtellten 14 Fragen den Anfang zu machen. Die erſte Frage war: welchen Boden liebt die Kara toffel, und welche Stelle iſt ihr bei dem Fruchtwechſel am füglichften anzuweiſen? und die Antwort im Betreff des erſten Theiles lautete: fruchtbaren, ſandigen Lehm mit durchlaſſendem Untergrunde, oder überhaupt einen lockern, kraͤftigen, mehr trocknen als naſſen Boden. Denn die Knollen beduͤrfen als unterirdiſche, ſtaͤrkemehlhaltige Stengel zu ihrer vollen Entwicklung noch mehr als die eigentlichen Wurzeln anderer Pflanzenarten des Zutrittes der Luft. Ob man aber der Kartoffel blos bei der Dreifelderwirth— ſchaft ihren Platz nach Hafer oder uͤberhaupt nach Som— merkernfrucht anzuweiſen habe, oder ob man bei Wechſel— wirthſchaft ſie fuͤglicher auf geduͤngten Winterroggen folgen laſſe, daruͤber waren die Anſichten getheilt. Doch glaubte man allgemein, daß fie nach geduͤngter Winterſrucht mehl— reicher und fuͤr die Branntweinbereitung ergiebiger werden würden, als wenn erſt für fie unmittelbar Haferſtoppelland gedüngt werden muͤſſe. In Betreff der zweiten Frage war man allgemein einverſtanden, daß der Acker für fie vor Allem ſorgfaͤltig aufgelockert und von Gras und Un— kraut frei erhalten werden muͤſſe. Der Menge nach mag ſie wohl nach Schafduͤnger am uͤppigſten gedeihen, allein wenn neben ihrer Maſſe auch ihre Guͤte und ihr Gehalt an Rahrungsſtoff in Betracht kommt, fo ertheilt man dem Rindsdünger unbedenklich den Vorzug. Am ſchmackhafte⸗ ſten und mehlreichſten werden aber die Kartoffeln entweder nach geduͤngter Winterfrucht oder auf ſolchen Aeckern wers den, welche mit Schlamm oder altem, muͤrbem Lehm für fie gedüngt wurden. Uebrigens wurden bei dieſer Gelegenheit von den Herren Wagner, Kreſſe und Hager von Saara mehrere Erfahrungen angeführt, daß Kartoffeln nach frifch gefahrenem Miſt weit reichlicher gediehen waren, als wenn derſelbe Dünger für fie ſchon im Herbſte vorher dem Boden uͤbergeben worden war. Als die beſte Legezeit glaubte man fuͤr unſere Gegend die erſte Hälfte des Mai annehmen zu koͤnnen oder übers haupt die Zeit, wann der Boden ſchon fo durchwaͤrmt iſt, daß ſie bald aufgehen und ſich kraͤftig entwickeln. Die vierte Frage: was iſt vortheilhafter, große oder mittle oder kleine Kartoffeln und zwar ganz oder in Stuͤcken oder in bloßen Augen zu legen? zeigte die wenigſten An— haͤnger fuͤr das Auslegen ganzer Kartoffeln, welches neuer— dings als ein Schutzmittel noch geſunder Kartoffeln gegen die Anſteckung der ſogenannten Kartoffelkrankheit durch den Miſt auf dem Felde hier und da hat empfohlen werden wollen. Ob man nun gleich zugab, daß die Erſparniß an Kartoffel⸗ ſubſtanz beim Auslegen von bloßen Augen dem dadurch vermehrten Tageldohn gegenüber nur unbedeutend, und daß die Erhaltung ausgeſtochener vorraͤthiger Kartoffelaugen in größeren Mengen nicht eben leicht und daß bei ihrem Verderben das Auslegen von Augen gefaͤhrlich ſein muͤſſe, ſo redeten doch viele guͤnſtige Erfahrungen noch immer dem Legen von Augen das Wort eben ſo kraͤftig, als dem von dem Herrn Vorſteher wegen feiner größeren Sicherheit empfohlenen Legen von Stuͤcken groͤßerer Kartoffeln. Auch dürfe man ſich von dem kraͤftigen Ankommen in Stücken gelegter Kartoffeln gegen das ſpaͤrliche Erſcheinen der blos in Augen gelegten nicht taͤuſchen laſſen, ſondern muͤſſe ruhig die Kartoffelernte ſelbſt als entſcheidendes Moment abwarten. Freilich muͤſſe man die Augen nur 6 — 10 Zoll, Stuͤcken 12 — 16 und ganze Kartoffeln 18 — 24 Zoll von einander legen, und die einzelnen Horſte oder Daͤmme 30 — 32 Zoll von Mitte zu Mitte entfernt halten, wenig⸗ bh. Die ſtens müſſe man ſich diefer Weite fo viel als möglich zu naͤhern ſuchen, wenn man immer eine Furche um die andre mit Kartoffeln bepflanze. Dieſe Entfernung ſei wegen der Bequemlichkeit und des guten Erfolgs der ſpaͤtern Bearbei⸗ tung nothwendig. Ueber die Pflege 93 Behandlung der bereits auf⸗ gegangenen Kartoffeln ſprach man ſich allgemein dahin aus, daß die an ſich nothwendige Reinhaltung von Unkraut und die Auflockerung und Anhaͤufung des Bodens jedenfalls nicht zu ſpaͤt erfolgen dürfe, indem ihr Ertrag ſich wefents lich mindere, wenn ſie nach erfolgtem Auslaufen noch ge— ſtoͤkt würden. Auch glaubte man ſchon um der Nach— früchte willen die Nachhilfe der Handhacke, nach erfolgtem Behaͤufeln durch den Pflug, nicht wohl unterlaſſen zu dürfen. Ob aber das Behaͤufeln mehr hoch oder mehr flach zu halten ſei, das werde theils von der Witterung, theils von der Lockerheit des Bodens abhaͤngen muͤſſen, jedenfalls aber muͤßten die Daͤmme noch oben fo viel Fläche darbieten, daß herabfallender Regen von ihnen nicht ſofort rechts und links herablaufe. ; Das Abpfluͤcken der Kartoffelbluͤthen, um dadurch den Ertrag an Knollen zu erhoͤhen, iſt nur von einigen wenigen Mitgliedern z. B. von Herrn Wagner verſucht worden, jedoch ohne merklichen Erfolg. Auch ſind oft die— jenigen Kartoffelſorten, welche wie die Lerchenkartoffeln ihre Bluͤthen ſtets abwerfen, ohne nur Saamenbeeren an- zuſetzen, gerade am wenigſten ergiebig. Wie nachtheilig aber das Abſchneiden des noch gehe nen Kartoffelkrautes auf ihren Ertrag wirke, davon hatte man mehrere, die Lehren der Theorie beſtaͤtigende Erfah- rungen, indem bei Herrn Kreſſe ſchon das Abſchneiden der bloßen Kronen des Kartoffelfrautes 6 Wochen und 3 Wochen vor der Ernte der Kartoffeln einen ſichtlichen Ausfall ers zeugte. Dazu hat das Kartoffelkraut als Gruͤnfutter wegen ſeiner laxirenden Eigenſchaften faſt gar keinen Werth und =: 247 — läßt ſich obendrein nur mit Schwierigkeit trocknen, ſo daß es faſt blos wegen ſeiner Duͤngkraft in Anſchlag gebracht werden kann. Was die Kartoffelernte anlangt, ſo ſoll dieſelbe bei trockner Witterung und nicht zu ſpaͤt im Jahr erfolgen. Das Auspflügen der Knollen, nachdem man das Kraͤutrich hat ausraufen laſſen, empfiehlt ſich hierbei allerdings durch ſeine Wohlfeilheit, doch hat das Ausgabeln in An— ſehung der Gruͤndlichkeit und Genauigkeit noch immer Vor— züge, die jedoch bei dem Mangel thaͤtiger Haͤnde um die Zeit der Kartoffelernte in der Regel nicht ſehr in Betracht kommen. Für die Aufbewahrung der eingeſammelten Kartoffeln find luftige, froſtfreie Keller noch immer empfehlenswerther, als gut conſtruirte Miethen, welche freilich wiederum dumpfigen und ſchlechten Kellern vorzuziehen ſind, indem hier die Kar— toffeln weit leichter faulen als in richtig angelegten Miethen. Aber auch in Miethen koͤnnen die Kartoffeln faulig und ihrer Keimkraft beraubt werden, wie Herr Kreſſe von einem benachbarten Rittergutsbeſitzer erfahren hatte, bei dem die Lerchenkartoffeln aus der einen Miethe nach ihrem Auslegen faſt zur Haͤlfte wegblieben, waͤhrend die aus der andern Miethe vollſtaͤndig aufgingen. Als empfehlens— werthe Kartoffelſorten konnten, da die Zeit für die Ver⸗ handlungen bereits verſtrichen war, nur flüchtig einige Sor— ten angeführt werden, z. B. als Speiſekartoffeln die mehl reiche, aber nicht recht ergiebige Lerchenkartoffel, die ſo— genannte Jacobskartoffel, die nicht allein ſehr zeitig, ſon— dern auch ganz ſpaͤt noch ſich durch Wohlgeſchmack und dabei auch durch Tragbarkeit empfiehlt, die frühe amerika— niſche Kartoffel, welche ſich ebenfalls in beiderlei Hinſicht bisher ſehr vortheilhaft bei dem Unterzeichneten bemerklich machte, die allgemein empfohlene Liverpoolkartoffel, welche zwar nicht zeitig reift, aber ſehr reichlich traͤgt und eben— * und gehaltreich iſt. Von Vichfartoffeln . 37 — 243 — nannte man die große weiße Rochs burger, die Peruvianiſche und die Rohankartoffel. i Die naͤchſte Verſammlung ſoll Mittwochs den 27. Oct. früh 10 uhr beginnen und ſich mit dem Futterbau vorzugsweiſe beſchaͤftigen, uͤber den der Herr Vorſteher die erforderlichen Fragen zu entwerfen und abdrucken zu laſſen uͤbernahm. Auch wuͤnſchte man dieſelbe vorher im Amts— und Nachrichtsblatt bekannt gemacht zu ſehen. Rachrichtlich niedergeſchrieben von, Eduard Lange, d. Z. Secretair des Landwirthſchaftlichen Vereins. m b er. Nachmittags 2 Uhr. — — — . Uöm ]. tand des Stand = Zuftand Thermo: des meters. Wetters. wlk. W. Gew. v. w. 15,0 helle O. | 18,25 |helle O. ER 21 „0 ſbelle S. Gew. v. w. 13,75 wik. NN 4,5 5,5 15,0 wk. S. 56,2 15,5 ftr. S. W. 6.0. vl. W 8,0: 9,8 16,0 ſwik. N. O. | 17,5 helle N. 3,5» 9,9 [ 16,25 helle O. L 2 8,8 16,0 wik. N. n helle O. 18,0 helle O. | 19,0 ſhelle O. 18,5 He 95. 17,25 ele D. 7 11,25 hele 595. e 13,5 belle ©. 16,0 (helle W. 15, 75 Reg. W 16,0 ftr. W. Gew. 12,75 wk. S. | 13,75 wik. ©. 140 if. S. 4,5 17, 75 helle S. 4,2 IE wie. ©. ter meters. | v | — N I Ess ai * E Meteorologiſche Tabelle auf die Monate: Juli, Auguſt, September 1841, von W. Bechſtein. e Au gau ſt. Ses pet e W 5 Fruͤh 8 Uhr. Rachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. — — — 5 82 Stand des Stand des Zuſtand Stand deeſ Stand des Zuſtand a Stand des Stand des Zuſtand Stand des Stand des Zuſtand 22 Stand des Stand des Zuſtand Stand des [Stand des Zuſtand S Baro⸗ Thermo⸗ des Baro-[Thermo⸗ des = Baro-Thermo⸗ des Baro-[Thermo— des Baro⸗ Thermo- des Baro⸗Thermo—⸗ des meters. meters. Wetters. meters. meters.] Wetters. metets.] meters Wetters. meters. | meters. Wetters. meters. | meters.] Wetters. meters. Imeters. | Wetters. Iz. . . e 7 wi. I 127° 3.1 10, 25 r. S. 2 I eit. W. I 5,800 16, seele ©. 7 6 Id [relt.28. de . 2 5,5 15,5 helle W. 5,1 180 wik. W. 2 = 6,0 10,25 Reg. W. = 72| 10 wk. W. 2 | = 83 | 10,0 ja. 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S. 12 = 10,0 7 11,5 "gelte ©, nl: 1005 17,5 helle N. 12 20 12,0 wl. S. W. 50| 1,5 Reg. S. W. 12 50) B5 ftr. S W |: 59| 140 wik. W. u 0, 1 105 belle S. 5. 99| 6,25 hee 95. 15 1,5 30 belle S. W. 4,5 14,5 fr. ©. 13 |= 7,3 | 11,25 helle W. = 7,4| 14,25 wie W. E n DER W. 5,8 13,7 END. 11 69) 105 wi. S. 52| 180 ele S. I 9011,75 ©. F 15 48, 13,25 a8 ©. - 47) 16,25 wi. S. W. 15 6,3 145 alk. S. 54| 20,2% joe. S. 5. 15 88 | 11,75 belle ©. 8,1 | 18,0 belle O. 16 |: 63| 13,0 (belle S. W. 6,7 17,0 wi W. 16 5,6 | 14,75 wie, ©. : 5,6| 16,0 im ©. 16 7,5 135,25 helle O. „ 6, 19,0 helle O. 1177|: 80| 32,25 (ot.©. |» 8,0 18,0 wf. N. O. CCC. In BEBnEn ein, Oele. 172». 65 7 18,0 ie e e 18 4,8 18,0 belle O. 26 2,0 it S. Sm. Gew. 18 |; 9,5 | 180 bee S. 9,6 18, 0 . W. 18 6,0 11,75 bee . 7 |_ 17,26 ſhele S. 49 65 15,5 ble W. = 6,0 | 20,0 wk. . 19 |» 10,4 14, 75 bele S. 10,5 17,5 wk. N. CC 20 . 6.9 14 75 He W = 5,5 14, 75 Reg. S. W. 20 9,7 13,75 hee S. 57 18,5 belle N © 20 10,1 775. belle N. 10,5 | 11, 25 helle O. 21 . 54| 14,5 (wk. S. 20,5 if, S. W. Gew. bw. 21 |- 6,3 15,0 helle O. 6,0 20,75 helle S. 21 10,2 5, 25 helle ©. F 9580 71608 helle O. 22 5,5 14, 25 helle S. W. . 5,7 17,0 mik. S. W. 22 6,8 16.25 ne W. 8,0 [ 15,0 ine. W. 22 6,9 35,25 helle S. 6,7 13,5 bee & 23 P 5,6 130 belle W f 5,5 14, 25 wſk. W. 238,9 13,0 bele S. 81| 18,75 bee S. 23 5,7 10,5 belle S. 5,5 16,0 belle W. 1 24 5,5, 10,5 Neg. S. W. 5,0 11,25 Reg. S. 2 6,9 150 tr. S. 76, 15,5 Neg. W. 24 5,3 | 10,75 ne. S. "5,8 | 218,70 mg 25 5,0 10,5 Reg. W. 6,0 1225 Reg. W. 25 9, 115 ik. W. 9,6 145 ne N. 25 5,2 12,0 wk. S. 48| 160 ftr. W. Gm. 126 7,3. | 10,25 nebl. W. 755 160 wik. W. 26 10,9 | 10,75 belle . 11,2] 15,0 off. N. 25 45 | 10,2 bee St. 46 | 12,75 wit. ©. 2. | ı 2 F : 6.9 170 we W. 27 11, 11,75 (belle ©. 10,8 | 17,0 [helle N. 57 317272 e 71070 te ©: 5, | 13,75 jo © - | 128 |» 5% | 120 Nis. S. W. 5,0. 12,25 fr. W. 23 |: 9,6 12,5 helle S. W. 3535| 195 helle S. 28 6, 100 ſbeſe S. 5,9 14,0 lk. S. 20 |: 41) 115 Reg. S. W. |- 36| 14,5 wk. W. 9): 9,3| 150 wk. W 9, 195 belle N. 2 #3| 11,25 ee . 45| 17,75 bel - (30, 3,2% 150 Im. S. W |: 5853| 30 wit. S. W. 30 7,8 13,75 |jete ©. e 30 138,75 bede S. 1.2 19,0 IH. S 1 10.0 f. ©. E00 wie. S. 31 5,6 147 hm S. 6,0 i. 0 e r ee Hoͤchſter Barometerſtand den 27. Auguſt = 27“ 11,4%, Mittler Barometerſtand = 27“ 6, 7. g Tiefſter Barometerſtand den 12. Juli = 27“ 2,0%. Waͤrmſter Tag den 18. Juli — 94°, H Erklärung der Abkürzungen: tr. trübe, wlk. wolkig, Reg. Regen, Gew. v. w. Gewitter von weiten, Neb. Nebel, nebl. nebelig, Stm. Sturm, O. Oſt, S. Sud, W. Welt, N. Nord. ve m e r. Nachmittags 2 Uhr. Zuſtand nd des [Stand des, Zuſtand des aro⸗ [Thermo- des Wetters. ters. [meters. Wetters. wik. S. 3,8“(+10,5° belle S. O. Nöl. S. W. 4, 9 8,25 825 helle S. 8 if helle LG, RO, wlk. O. — helle S. 3,8 7,0 belle ©. W. Ihe |58| 623 ö wik. S. 8,1 60 ftr. S. W. dale S. 2 5. 4,23 [u ©. | wk. S. 3,3 425 fktr. S on belle ©, 22 4, 79 Reg. W. wik. S. W. 1, 0 | 3,25 [Reg. S. Stm wk. S. W. 3,0 3, 5 ftr. W. tr. S. W 5,0 4,0 tt. S. W. a ]%1 F r. S. 10 3,5 | 7,0 mi. S. N r. W. Stm. 8, 2 4, 5 wi W. BB. 14,2 45 ſwolk. S. helle S. W. W. 7 3,0 4, 75 ftr. S. r. O 2, 8 | 3,0 Ir. O. r. W. 11,5 | 3,0 m S. O. 1,0 2,25 ftr. O. | Reg. W. . 2,0 ſbelle S. 3 ee ee eo. 1166| 425 wie ©. 1e W. — . 85 ef. . 6 — 0 . _| eg. S. W. 6,6 1, 75 wie. W̃ Reg. S. | 5,0| 30 [Schn. MW. 8,0 —10 f. S. Ei Z TD IC: Meteorolsgifche Tabelle auf die Nen October, November, December 184, von W. Bechftein. BEREIT R WET D e Se A Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. 5 — — — — ——— — — Do — 2 Stand des Stand des Buftand Stand des Stand des Zuſtand a Stand des Stand des Zuſtand Stand des Stand des Zuſtand 2 Stand des Stand des Zuſtand Stand dev Stand dess —Zuſtand 88 Baro-Thermo⸗ des Baro-[ Thermo- des — Baro⸗Thermo⸗ des Baro-Thermo⸗ des S Baro-Thermo— des Baro-[Thermo— des meters. meters. Wetters. . 70 meters. Wetters. a meters. meters. Wetters. meters. | meters. Wetters. ” | metere. | meters. | Wetters. meters. meters. Wetters. e jet. © Q 7,7”)410,25°|mit. ©. r e lt ©. 777 38” [F105° mie ©. S | 2, 62.380 if. |; 62) 160 tr. W. 2 . 75 Nl. S. . 99| 155 wi 5. #9 55 hme®. |: 49 82% Im® — 3], 4,8, 13,0 ie. N. 13,75 N W. 3 II. #20 del e 11,4 75 bee W. 26 2,25 ble S. DD 7,5 %30| 20 fie N . : 08| 140 r. N 8. 1 11,8| 20 ba S. IIS 5,25 ele Nm. 38 — 0 f. ©; W. 38| 70 belle S. W. 5 26 11,4 II, 75 wit. Sf 00| 110 1115 E . 0 1,75 bel S. 28 04| 65 ele W.. 5 5 75 . ö. 6568| 68 c. | 6 3,8 . 5. 26. 8 95 Neg. S. W. 6 13 2 75 wil. . 1.3 , ) dee N. 2 1,25 u € S 81| 60 m S. W. "717108| 85 wilt. S W. 112 11,0 wi W. 5 0,5 helle ©. , 2 60 he ®. 7 47 3,0 belle S. 5, 4,2 fte. S. 8 ser 05] 7% Neg. S. 27 10 10 ti. S. W 8 715 15 ik. S. 277 II 70 a. S.. 8|- 5,5 2325 belle S. 5.3 425 r. S. 9. T9 25 eit. S. 46 | 11,0 wit. S. W. 9 = 102 3,5 hate S ©. = 86) 80 bel S. . 9|- 05 3.75 wf. S. . . 2 2 475 Neg. W. 10 |» 6,2| 7,75 Meg. S. W. 66| 9,5 it. W. 10 |; 82| 35 folk. S. W. 77 375 r. . . 10 20 init. S. W. 1,0 3,25 Neg. S. Sim 1 0 8,0 hell, S. = 9 130 hele S. [11 6,9 6,0 wik. S. W. 64| 75 öff. S. W. II. I 30 (c. W. 3, 0 3,5 Im W. IC, bel . 85| 122 alf. S. W. 12 5,5 5,0 fr. © 57 6,50 Neg. S 1721: 5,0 30 fit. S. W. 5, 0 40 tt. S. W. it. S W.. 5 95 lf. W. 13 15 3,75 wil. W. — eee em [3]: 02) 6 D elt. S. 57 90 Neg. S. W. | 14 26 1175 #0 f. S. 20 9, 5,25 (r. S. Sim. 14 . 3.3 6.0 S. DD |» 437 100 m ©. 30 | 11,7 alk. S. WW. 15 92| 2,75 |. W. St. 10, 3,2 jo. W. Stm. 15 38,2 35 (. S. W. 82 | 45 nik W. 6)* 38 | 8,25 Neg. W. : 3835|. 80 ftr. W. 16 |» 114) 05 fr. S. 11,5 125 em. [16 — 5,0 20 bee ©. 4,2 45 nik. S. 17 1.2 6,25 Reg. . 3 775 lk. S. W. | 17 277 3,1 — 0, 25 belle S. W. 27 4,3 1,7 ve S. W. 17 2%4 ‚75 oll. ©. 8,0. 4, mi „ 28 82 he S. W. 25 95 wi. W. Stm. III oe ER 57707622150 Ein Die 18 8,0 23,75 fir. O. r = 66) 50 15 S. — 550. 5, D [© 19 5,5 L 1,0 fe. W. 70 10 dt. E 19. 26 II. 35 ft. S. 5. 2 115 30 c. S. 5 — 0. — 60 bee S. . 79. 8,5, wolf. S. W. 20 3,3 2.25 k. S. 3,3 6,25 bolt. a S 20 20. . 0 i S. eee sFr r r r r e Ned. W. 21: 97 25 belle S. W. 10,0 | 6,5 belle W. 22 |--38| 70 ee ee alt. — 22], 30) 0 eg. S. W. 3,2 30 ft. D. O. 2.2 0 bee 5,5 8,75 dee S. 25 4.2 80 FKeg. W. 5,0 , 25 fr. N. 64-0 fee eee 8.0 bee S. J 12, 25 wil. © ( 54) 35 Ron |» 542) 30 Kg. N. 24|- 64 +25 Re.© |, 70| 32 ve.® 25 — 60| 87 bee S. 0,3 12,0 m W. 25 — 5.5 1. 25 lf. S. 8 2,25 mie W. 25 77 2 afk. ©. 6,6 | 425 wie. S. W 26 126 11,7 6,5 Ind. W. 26 11,5 80 m N. S. 26 6,0 15 ele W 67) 275 fr. W. 2 43 | 230 bee S. O. 4,5 3,5 folk. O. II. 0,2 Nö. N. W. I 85 7 I. 28 alf. ©. SEE 3,5 wi. S. 7 5,0 125 ftr. W. 7.3 20 Nbl. W. 3 — 8. vi S. F SN 15 wit. S. W. 28 3.7 3,0 Reg. S. W. 40| 45 (Reg. S. 5. 28 76 1,25 ftr. W. 6,6 1,75 vik. W e e, 5,70 Inch N. 5. 29 4,4 55 Reg. .. 3,95 80 vlt. S. eee 5,0 270 Schn. W 3.0. er N 355 18,75 welt. O. J = 25| 80 ©. |» 26| 95 r S ee 718,01 210 ar r ie De a |. | . . SE Vs TEE Höchfter Barometerſtand den 6. November — 28“ 1, 5%. Mittler Barometerſtand S 27“ A, 85. Tiefſter Barometerſtand den 6.5 October = 26“ 8, 44, Größte Kälte den 19. November und 30. December = — 1, 0°, Erklärung der Abkürzungen: tr. trüde, wlk. wolkig, ver Regen, Schn. Schnee, Stm. Sturm, nebl, nebelig, Neb. Nebel, O. Oft, S. Sid, W. Welt, N. Nord. Ankündigung Von den Verhandlungen des Vereins zur Be⸗ foͤrderung des Gartenbaues in den Koͤnigl. Preuß. Staaten iſt erſchienen die 32. Lieferung, gr. 4, in farbigem Umſchlage, geheftet, mit 1 Abbildung, im Selbſtverlage des Vereins. Preis 14 Rthlr., zu haben durch die Nicolaiſche Buchhandlung und durch den Secretair des Vereins, Kriegs-Rath Heynich, in Berlin. . a, ar ad Be mi: . Mittheilungen aus dem Oſterlande. Gemeinſchaftlich herausgegeben don G S οο ο ο οο ? D * " A y dem Kunft= und Handwerks = Vereine, der Naturſorſchenden und der Pomologiſchen b Geſellſchaft zu Altenburg. SS ee eee — . — Fünkter Band. Erſtes Vierteljahrheft, ausgegeben im April 1841. Auf Xoſten der drei Geſellſchaften. Altenburg, 1841. Gedruckt in der Hofbuch druckerei. ( (In Commiſſion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung.) N . OR 7 “3 ji 10 13 N 3 1 ; eee ee ο ο ο ο ο ο ο ο ο οο ο ο ο οο, 708 G eee SSedee N MUSS * NE 7 In 7 F = 3 “oa 2 N N . 8 2 70 9 2 2 8 7 9 N N 2 ® zo 2 2 2 2 2 9 N 2 2 2 49 59 2 2 2 2 2 2 ® K. 8 ® . 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 K. 2 r. 20000000 cooscece Inhalt des erſten Vierteljahrheftes: I. Das Stiftungsfeſt Handwerksvereins, a Seite des Kunſt⸗ und m 4. Febr. 1841. II. Bericht über das 23. Jahr des Kunſt⸗ und Handwerke vereins zu Altenburg, erſtattet am Stiftung von Eduard Lange. ngsfeſte deſſelben, „ III. ueberſichtliche Darſtellung des Standes der Kunſt- und Gewerbevereine, Kunfts, Gewerb- und Sonntagsſchulen und aͤhnlichen Anſtalten ſtaͤdten des Landes; in den Schweſter⸗ mitgetheilt am Stiftungefeſte des Kunſt⸗ und Hand: werksvereins zu Alten burg, vom Landes- regierung- und Konſiſtorialrath Dr. Back IV. Bericht uͤber das 16. Jahr der Kunſt⸗ und Handwerksſchu le zu Altenburg, erſtattet am Stiftungsfeſte des Kunſt⸗ und Handwerksvereins, von Ed. Lange V. Bekanntmachung üb Gewerbsausftellung . er die Kunſt- und VI. Protokoll vom Herbſtconvent der pomo⸗ logiſchen Geſellſchaft, miu gen von ihrem Secretaͤr Robert Lange VII. Korreſpondenz nachrichten VIII. Miscellen Meteorologiſche Tabelle, letzten December 1840. Vom Conſiſtorial-Secretaͤr * * * * * * vom erſten October Bechſtein. SSeeesee S 5 2 Zr - 12%) — — 2 » * Sossessensensnsnssennnsesessesernersnnseeeneeeee 2 2 oo „> E SSeseesreesessese * x 22000006009 0000 00000006 Mittheilungen aus dem Oſterlande. = Gemeinſchaftlich herausgegeben von dem Kunſt⸗ und Handwerks- Vereine, der Naturforſchenden und der Pomologiſchen Geſellſchaft zu Altenburg. S eee Fünfter Band. Zweites Vierteljahrheft, ausgegeben im November 1841. © © © © © * ©) © 0). © — 1 © © © o *% og © © 8 © © 8 0 © © © © R © © 4% © © © © © © D © 8 © © >) © Auf Roſten der drei Geſellſchaften. Seeseeeseeeeesseeeeeee Altenburg, 1841. Gedruckt in der Hofbuch druckerei. (In Commiſſion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung.) eee 25 ® Seeeeee S 2 f N 8 a 2 * N 2 @ 8 8 5 8 2 8 „8 8 18 8 8 98 ® 8 „8 8 8 ® 8 „8 8 8 © N. 8 8 ®_ 149 8 ® ® 85 18 2 8 8 8 8 8 8 8 18 8 8 8 3 8 2 8 SS u XV X. XI. S See sees 8008808088 Inhalt des zweiten Vierteljahrheftes: IX, leber die Gewinnung von Mehl aus Kartoffeln.. Vermögenszuſtand des Kunſt⸗ u. Hand⸗ werksvereins und feiner Schule. Auszug aus dem Protokoll uͤber den Fruͤhlingskonvent der pomologiſchen Ge⸗ ſellſchaft, g'Fertigt vom derzeitigen Sekretaͤr Robert Lange⸗ XII. Jahresbericht, vorgetragen am Stiftungs⸗ feſte der Naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes zu Altenburg am 7. Juli 1841, vom Sekretaͤr Dr. Apetz. 4 Ueber organiſche Reſte im Zechſteine bei Altenburg u. Gera, von Dr. phil. H. Bruno Geinitz . Ueber die Pilze, insbeſondere über ihre guten und nachtheiligen Eigenſchaften. Ei Verſuch von A. Harzer Ber t uber die von der pomologi iſchen Geſellſchaft zu Altenburg veranſtaltete Georginenausſtellung vom 6, bis zum 9, Mi 1841. XVI. Korreſpondenz BE ie eien de Tabelle, vom erſten Januar bis letzten Maͤrz 1841. Vom Kanzleirath Bechſtein. u 2 Sees 22 2 won ERRTIRENGE . N = 3 “or, 7 Mittheilungen aus dem Oſterlande. Gemeinſchaftlich herausgegeben von dem Kunſt⸗ und Handwerks = Vereine, der Naturforſchenden und der Pomologiſchen Geſellſchaft zu Altenburg. Fünfter Band. Drittes Vierteljahrheft, ausgegeben im Januar 1842, Auf Roften der drei Geſellſchaften. U U U U U ο ο ο LU ο ο ο ο ο ο ο ο ο ο ο ο ο ο ο ο ο ο ο ο οοοꝙ Altenburg, 1842. Gedruckt in der Hofbuch druckerei. In Commiſſion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung.) © 2 8 8 IK 0 2 8 ic) N f 8 N 2 38 2 2 A: 8 08 2 - C] 2 2 7 8 2 ® 3 2 ; 3 2 88 2 2 ic} 3 ö 2 eos = 4 — ar vo. N 7 * Ri ER 22 * u. 7 Bere ERICA nee Werde 2 * 9 = « ir 2 — az b 0 nn 25 5 . 2 * gr Fe S. 1 . Pr * * a 1 — De Bi * * fi 9 N u IR ir 4 N f ) r RER @ Inhalt des dritten Vierteljahrheftes: 5 Seite XVII. Etwas uͤber den Kohlenſtoff, dem Kunſt⸗ und Handwerksverein vorgetragen von Eduard Lange. XVIII. Protokoll vom Sommerconvent der pomologiſchen Geſellſchaft, vom 3 tigen Secretaͤr Robert Lange. XIX. Protokoll vom Herbſtconvent der pomo⸗ logiſchen Geſellſchaft, gefertigt von Robert Lange 3 2 XX. Briefliche Mittheilung vom Herrn Dr. Richter in Roda an den Vor⸗ ſtand der pomologiſchen Geſellſchaft, die Kartoffelflechte betreffend. .. XXI. Etwas uͤber die Spielarten einiger Culturpflanzen. Von Eduard Lange. XXII. Aufforderung und . die Mai⸗ kaͤfer betreffend . XXIII. Protokoll über die Verhandlungen des Altenburger landwirthſchaftlichen Vereins, mitgetheilt von deſſen Sekre⸗ tair Eduard Lange XXIV. Protokoll von demſelben XXV. Miscellen und Notizen . » Meteorologiſche Tabelle, vom erſten April bis letzten Sun 1841. Vom Kanzleirath Bechſtein. SSO SSS MC] ® ® ® @ ® ® 2 /@ 58 ‚9 2 „ 9 ® K. ® 2 ® 2 152 928 N C 2 2 8 &® 8 08 08 72 K. N 7570 8 38 2 2 79 ”-@ N N IC) 98 9 „ See S N S we. AT Mittheilungen aus dem Oſterlande. Gemeinſchaftlich herausgegeben don dem Kunſt⸗ und Handwerks = Vereine, der Naturforſchenden und der Pomologiſchen Geſellſchaft zu Altenburg. Fünfter Band. Viertes Vierteljahrheft, ausgegeben im April 1842. Auf Koften der drei Geſellſchaften. Altenburg, 1842. Gedruckt in der Hofbuch druckerei. In Commiſſion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung.) 3 2 2 K. 5 2 N 2 2 4 2 * 3 68 K. 0 2 8 * ® 82 N 2 K ® ® 2 ® N. 2 VAL] 2 K. 2 79 K. E ® 2 12 8 1 3 b. 2 8 2 ® NK 2 79 3 = D e ο ο ο ο ORT) Ä ) = 1 „ 0 N Sec S eee >) APPARATE ( 2 XXVI. Das Stiftungsfeſt des Kunſt- und Handwerksvereins, den 4. Febr. 1842. Eine protokollariſche Mittheilung vom Prof. Ed. Lange XXVII. Bericht uͤber das 24. Jahr des Kunſt⸗ und Handwerksvereins zu Altenburg, erſtattet am Stiftungsfeſte deſſelben vom Prof. Ed. Lange. . XXVIII. Ueberfichtliche Darſtellung des Stanz * des der Kunſt- u. Gewerbvereine, Kunſt⸗, Gewerb- u. Sonntagsſchulen u. aͤhn⸗ lichen Anſtalten in den Schweſterſtaͤdten des Landes; mitgetheilt vom Landes⸗ regierung- u. Konſiſtorialrath Dr. Back XXIX. Bericht uͤber das 17. Jahr der Kunſt⸗ und Handwerkſchule zu Altenburg, er⸗ ſtattet am Stiftungsfeſte des Kunſt- u. Handwerksvereins vom Prof. Ed. Lange gebirgs. XXX. Der Serpentin des ſaͤchſ. Granulit⸗ Ein geognoftifcher Abriß. XXXI. Die Sommerverſammlung des Alten⸗ burger Landwirthſchaftlichen Vereins, den 14. Juli 1841. Eine protokollariſche Mittheilung vom Prof. Ed. Lange . Ray GOSSOGSHHH909938® ig Inhalt des vierten Vierteljahrheftes: Seite 183 185 193 243 wei meteorologiſche Tabellen, vom erften Juli bis letzten December 1841. Vom Kanzleirath Bechſtein. N © 5 8 g 8 8 8 © 8% © © © 8 © © © 5 ® © © ® ® © © © 2 © 2 2 © © — © ® ® D D © © 12) [)} 4 ® 2) 6 R 2 ® 6 © © © © | Mittheilungen aus dem Osterlande. Gemeinſchaftlich herausgegeben von dem Kunst- und Handwerks - vereine, der Natur- forſchenden und der Pomologiſchen Gefellichaft und vom Landwirihlchaktlichen Vereine zu Altenburg. S ge Er Sechſter Band. Altenburg, 1842. Gedruckt in der Hofbuchdruckerei. In Commiſſion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung. ren ‘ ann 1 x EL $ 10. x Ra Inhalt des ſechſten Bandes. Vermoͤgenszuſtand des Kunſt⸗ und Handwerks⸗ Deen, Rasen haha ee ee Zweites Gutachten des Oekonomen Hager über die Gewinnung von Mehl aus Kartoffeln Ueber das Bedecken der Weinſtoͤcke im Herbſte Seite und die Zeit, dieſelben zu beſchneiden. Vom Vereinsgaͤrtner Diecker in Prag Geologiſche Probleme. I. Thalbildung. Vom Stadtſchreiber Fallou in Waldheim . 85 Etwas uͤber den Futtergewaͤchsbau. Aus den Verhandlungen des Altenburger Landwirthſchaft⸗ lichen Vereins, mitgetheilt vom Prof. Ed. Lange Ergebniſſe der Kraut-, Ruͤben⸗ und Kartoffelernte 1841. Vom Gutsbeſitzer Hager in Saara Miscellen und Notizen ee Me Die Reibung. Dem Kunſt- und Handwerks- verein vorgetragen vom Prof. Ed. Lange 1 Der Fruͤhlingsconvent der pomologiſchen Gefell- ſchaft. Eine protokollariſche Mittheilung vom e e neee Wirkung des Froſtes im Winter 1837. Vom Vereinsgaͤrtner Diecker in Prag Ueber den Futtergewaͤchsbau. Fortgeſetzte Ver⸗ handlungen des Altenburger landwirthſchaftlichen Vereins. Mitgetheilt vom Prof. Ed. Lange. Ueber Verſteinerungen von Altenburg und Ronne⸗ burg. Vom Dr. phil. H. Bruno Geinitz in CCC Nachtrag zu dem Aufſatze IV. Geologiſche Probleme Miscellen und Notizen . . Preisvertheilung beim Kunſt- und Handwerks verein in Folge der von demſelben im Sommer 1842 veranftalten Kunſt⸗ und Gewerbeausſtellung Die Heizkraft unſerer Braunkohle mit der des Holzes verglichen. Vom Prof. Ed. Lange XXVI. Der Rahmmeſſer. Von W. Fr. Voigt in Cahla Die Herbſtverſammlung der pomologiſchen Geſell— ſchaft. Eine protokollariſche Mittheilung vom Secretair derſelben, Ed. Lange Bericht uͤber die von der pomologiſchen Geſell⸗ ſchaft zu Altenburg veranſtaltete zweite Georginens ausſtellung vom 12. bis 15. October 1842 Ueber Erziehung edler Euch aus Kernen, Vom Lieutenant F. W. Donauer in Coburg. Jahresbericht, vorgetragen am jährigen Stif⸗ tungsfeſte der naturforſchenden Geſelſchaft des Oſterlandes, den 20. Juli 1842 . Protokoll uͤber die Feſtſitzung am 20. Juli 1842 Vortrag uͤber die zeither nicht beachtete Benutzung des verwitterten Porphyrs zur Porzellanbereitung, gehalten am 25jaͤhrigen Stiftungsfeſte der natur⸗ forſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes, am 20. Juli 1842. J Ueber Wieſenwirthſchaft. Mitgetheilt aus den Seite 120 123 127 137 155 168 172 Verhandlungen des landwirthſchaftlichen Vereins von deſſen Secretair Ed. Lange. Ueber inlaͤndiſche Pferdezucht. Aus den 2 Ver⸗ handlungen des landwirthſchaftlichen Vereins mit— getheilt von deſſen Secretair Ed. 5 5 Miscellen und Notizen 179 188 196 Vier meteorologiſche Tabellen, vom 1. Januar bis 31. it Vom Kanzleirath Bechſtein. Bee I. N Vermögenszuſtand des D und Handwerksvereins. Bei dem Kunſt⸗ ert Handwerksverein bg in dem Zeitraume vom 4. Februar bis zum 30. Decem⸗ ber 1841 die Summe aller - Einnahmen 413 Thlr. 16 Rgr. 6 Pf. gen | Ausgaben 254 „ 4 2% „ Mithin der Caſſenbeſtand 159 Thlr. 12 Rgr. 4 Pf. Silbercur. Der Vermoͤgens beſtand des Vereins beträgt 1116 Thlr. m. Ru 4 Pf. Silbercur. een, Zweites Gutachten des Oekonomen M. Hager in Saara uͤber die Gewin⸗ nung von Mehl aus Kartoffeln *). . a2, 2 0 FR Bei meinem Berichte über den von mir votiges Jahr angeftellten Verſuch, aus Kartoffeln nach der Haſſenſteinſchen g — Vergl. Mittheilungen aus dem Oſterlande V. Bd. S. 49 ff. ur 77 S. 676 des Amts⸗ und * 1841. 1 Methode Mehl zu bereiten, habe ich dem hochgeehrten Kunſt⸗ und Handwerksvereine zu Altenburg meine darüber gemachten Erfahrungen mitgetheilt und, da die Kartoffeln damals ſchon zum Theil Keime getrieben hatten, zugleich verſprochen, den Verſuch ſpaͤter mit ungekeimten Kartoffeln noch einmal zu wiederholen. Dieſes iſt nun geſchehen, und folgendes Reſultat hat ſich ergeben. > Nachdem ich 2 Scheffel Kartoffeln (gehauft gemeſſen), welche 4 Centner wogen, gewaſchen, auf der Rüben⸗ ſchneidemaſchine in Scheiben von 4 Zoll Staͤrke geſchnitten und dieſe 14 Tag in Waſſer, welches vorher mit 4 Pfund engliſcher Schwefelſaͤure geſchwaͤngert war, liegen gelaſſen hatte, nahm ich dieſelben heraus, waͤſſerte die Saͤure aus ihnen heraus und doͤrrte ſie im Backofen. An Gewicht hatte ich nun 1184 Pfd., an Gemäß 3 Sipmaß 14 Maß. Aus der Muͤhle erhielt ich davon 2 Sipmaß 1 Maß Mehl, an Gewicht 914 Pfd. und 1 Sipmaß 2 Maß Kleien, an Gewicht 231 Pfd., welche Letztern fuͤr das Vieh viel nahrhafter waren als die vorjährigen Kleien. Demnach bekam ich dies Mal 64 Pfd. Mehl und 174 Pfd. Kleien mehr, als ich im inen Jahre von ebenfalls 4 Cturn., aber bereits gekeimten Kartoffeln erhalten hatte. Dagegen erhielt ich von 1 Scheffel im letzten Jahre er⸗ bautem Roggen dies Mal nur 82 Pfd. Mehl und 16 Pfd. Kleien. Nimmt man nun an, daß 2 Scheffel Viehkartoffeln jetzt im Preiſe 4 Scheffel Roggen gleich ſtehen, fo würde in dieſem Jahre der Vortheil auf Seiten der Kartoffeln fein. Meiner Anſicht nach bleibt es deßhalb wünfdenss werth, daß die Haſſenſteinſche Methode der Kartoffelmehl⸗ bereitung bei meinen Herren Kollegen verſuchsweiſe exercirt würde, da das fo gewonnene Mehl nicht nur zum Brot⸗ backen, ſondern auch mit großem Rutzen den Sommer hindurch, wann die gekeimten Kartoffeln als Futter nur noch geringen Werth haben, als Maſt- und Milchfutter fuͤr das Vieh zu verbrauchen waͤre und da mau ſich anch . bei der jetzt herrſchenden Kartoffelkrankheit dadurch gegen große Verluſte an Viehfutter decken kann. Zum Doͤrren der Kartoffelſcheiben habe ich in dieſem Winter meinen Backofen benutzt. Da jedoch dieſe Abs doͤrrungsart nur bei kleinen Quantitaͤten gut anzuwenden iſt, ſo bin ich Willens, mir fuͤr die Zukunft eine Darre bauen zu laſſen, welche ich im Herbſt fuͤr das Obſt und den Winter hindurch lum Abdoͤrren der Kartoffeln be⸗ nutzen will. Meine Beobachtungen werde ich auch für die folgen⸗ den Jahre fortſetzen und die gemachten Erfahrungen mit⸗ 18 et; * III. wu ı das Bedecken der Weinſtöcke im ier alte, und die Zeit dieſelben zu beſchneiden. een Vom Vereinsgärtner H. N. Diecker in prag Bekanntlich ſind die Vortheile, die Weinſtoͤcke im Herbſte zu beſchneiden, ſchon eifrigſt aufgeſucht und dar⸗ geſtellt worden, dennoch iſt es noch nicht zum allgemeinen Gebrauche geworden, dieſe Arbeit im Herbſte vorzunehmen; es gibt vielmehr Freunde des Weinbaues, die eben fo ents ſchieden gegen, als Andere fuͤr den Schnitt des PER; im Herbſte ſich erflären. Y Wer nur ſo wenig Weinſtoͤcke, oder fo viele ein⸗ geübte Arbeiter zur Verfügung hat, daß er den Schnitt der Weinſtoͤcke am Ende des Februars und in der erſten Hälfte 1 u 4 — des Maͤrzes beſorgen kann, wird die Rachtheile des Fruͤh⸗ jahrſchnittes nicht ſo augenſcheinlich empfinden, wiewohl der Rachtheil, welchen die Stoͤcke durch den vielen Saftverluſt (das ſogenannte Thraͤnen, Weinen) erleiden, ſich ſelbſt bei dem zeitigſten Fruͤhlingsſchnitt nicht beſeitigen laͤßt. Kann aber das Beſchneiden nicht in einer ſehr frühen Jahreszeit beendiget werden, oder verzieht ſich daſſelbe gar ſo lange, bis die Knospen (Augen) der Reben aufzuſchwellen anfans gen, fo hat der Frühlingsſchnitt den entſchiedenen Mache theil, daß ſich die Kraft zum Wachsthum der Reben und Bluͤthen auch in jene Theile des Stockes verbreitet, welche bei dem Beſchneiden von dem letztern getrennt werden müffen. Hierdurch wird die Lebenskraft des Stockes nicht nur verſchwendet, ſondern auch eine Stockung in den Saͤf— ten und in dem Wachsthume überhaupt bewirkt. Bevor aber beſtimmt werden kann, daß die Wein— ſtoͤcke im Herbſte, oder im Fruͤhjahre beſchnitten werden ſollen, muß die Vorfrage beantwortet werden, ob es noth— wendig iſt, die Weinſtoͤcke vor dem Winterfroſte durch Bes decken zu ſchützen; denn als feſtſtehende Regel darf aa genommen werden: „Wenn die Weinſtoͤcke in den Wei bergen uber den Winter bedeckt werden ſollen, ſo dürfen dieſelben im Herbſte nicht beſchnitten werden.“ Wer die Koſten des Zu- und Aufdeckens der Wein⸗ ſtöcke, dann die Zahl der Reben, die auch bei der groͤßten Behutſamkeit abgebrochen, und die noch groͤßere Zahl jener, welche beſchaͤdigt und deßhalb früher weggeſchnitten werden, als es ſonſt noͤthig geweſen wäre, in Erwägung zieht, wird die Wichtigkeit der Entſcheidung WE dieſe Frage an⸗ erkennen. g ZSiaur Beantwortung derſelben it vor Allem oöthig, die Vortheile und Rachtheile beider Verfahrungsarten aus der Erfahrung zu erheben und zuſammenzuſtellen. Die Reſultate einzelner Jahre ſind aber nicht maßgeblich, weil die des einen Jahres jenen eines andern ganz entgegen» geſetzt fein: können. Z. B. wer im Winter 1837 feine . Weinſtoͤcke bedeckt hatte, wurde für dieſe Mühe durch die Erhaltung ſeiner Stoͤcke und die damit in Verbindung ſtehenden Vortheile belohnt, während die unbedeckt gebliebe⸗ nen Stoͤcke in dieſem faſt ſchneeloſen Winter groͤßtentheils bis in die Erde erfroren waren. Im Winter 1833 haben die bedeckt geweſenen Stoͤcke durch die Einwirkung der Winterwitterung gelitten, waͤhrend die unbedeckten ganz unbeſchaͤdigt geblieben find. Im Winter 1842 haben auch die bedeckten Stoͤcke etwas gelitten, die unbedeckt gebliebenen ſind aber wieder ganz erfroren. Vergleicht man aber den Umfang und die Groͤße des Schadens an den Weinſtoͤcken, welcher durch die Bedeckung im Winter 1848 entſtand, mit jenem, der durch den Froſt von 1837 an den unbedeckten Stocken verurſacht wurde, ſo erſcheint derſelbe nur gering; denn der Schaden betraf nur einzelne Stoͤcke und Reben, oder auch nur Augen, wahrend im Winter 1837 faſt alle unbedeckt gebliebenen Weinſtoͤcke ſo erfroren waren, daß in dem folgenden Jahre nur wenig Trauben wuchſen, welche des Bewachens nicht werth und deßwegen ſchon vor der völligen Reife entwendet waren. Es fand daher gar keine Weinleſe in jenen Weinbergen ſtatt, in welchen die Stöde nicht bedeckt geweſen waren. Alſo, wer jaͤhrlich alle Wein⸗ ſtoͤcke bedeckt, oder dieſelben nie bedeckt, kann diesfalls zu keinem Erfahrungsreſultate darüber gelangen, ob es nuͤtz— licher ſei, die Weinſtoͤcke zu bedecken, oder dieſelben unbes deckt zu laſſen, weil ihm die Erfolge des Gegentheils mangeln. Nach meinem Dafürhalten koͤnnten darüber Ver⸗ ſuche gemacht werden, ohne ſich der Gefahr eines bedeuten— den Schadens auszuſetzen. Man muͤßte naͤmlich zwei gleich große Theile eines Weinberges waͤhlen, und einen Theil ganz nach der gewohnten Art behandeln, den andern im Herbſte beſchneiden, und nicht bedecken, es ergaͤbe ſich daraus der beſtimmte Vortheil, daß dadurch die Arbeit des Beſchneidens vertheilt, und ſomit das Beſchneiden der für das Frühjahr übrig bleibenden Stoͤcke deſto eher (Ende Februar oder im Anfange März) beendigt werden koͤnnte. — 6 — Je jünger der Weinberg, deſto geeigneter würde er zu dem Verſuche des Herbſtſchnittes fein. Man würde vielleicht in der Umgebung von Prag nach und nach mehr Wein⸗ berge über Winter unbedeckt gelaſſen haben, wenn nicht der ſtrenge Winter 1837 und jetzt wieder der Winter 184, in welchen die nicht bedeckten Weinſtoͤcke erfroren ſind, Viele von fernern Verſuchen abgeſchreckt, und die Anhaͤnger des jaͤhrlichen Bedeckens vermehrt haͤtte. In der That iſt ein Schwanken zwiſchen verſchiedenen Verfahrungs⸗ arten nicht rathſam, ſondern es muß nach feſtgeſetzten wohl⸗ erwogenen Regeln verfahren werden. Ich will hier nur noch beifügen, daß nach meiner Erfahrung das Bedecken mit Duͤnger, oder ſonſt irgend einer Strohgattung nicht vortheilhaft, ſondern die ganz einfache Bedeckung mit Erde, jeder andern vorzuziehen iſt. Von vielen deßhalb gemach⸗ ten Erfahrungen will ich hier nur nachſtehende mittheilen. Einen Weinſtock, den ich ganz ſicher vor dem Froſte ſchuͤtzen wollte, band ich mit Stroh ein, und haͤufte ihn dann ſo hoch, als moͤglich mit Erde an. Der folgende Winter war ſehr ſtreng, aber die wie gewoͤhnlich mit Erde gedeckten Stoͤcke blieben unbeſchaͤdigt. Soweit dieſer Stock mit Erde angehaͤuft war, fand ich die Augen verfault, gleichſam er⸗ ſtickt, und die außer der Erde unter dem Stroh befindlichen erfroren. b Die Bedeckung geſchieht in den Weinbergen auf fol⸗ gende Art: Man biegt den Weinſtock behutſam nieder, haͤlt ihn mit einem Fuße in dieſer Lage, und zieht von allen Seiten fo viele Erde mit der gewöhnlichen Wein⸗ bergshaue auf denſelben, daß er liegen bleibt. Rach der Beobachtung eines Mannes, der mehrere Jahre große Strecken im Weinberge mit Rübsſtroh bedecken mußte, iſt deßwegen dieſe Bedeckung mit Erde die beſte, weil jedes ſonſtige Material, den darunter befindlichen Weinſtock bei gelinden Wintertagen zum Wachſen reizt. Die durch die Waͤrme in Thaͤtigkeit geſetzten Augen erfrieren ſodann bei ſpaͤter eintretender Kaͤlte. Eu Wenn ſich nun ein Weinbergsbeſitzer entſchloſſen hätte, feinen Weinberg theilweife, oder gar nicht zu bedecken, fol er dann feine Weinſtoͤcke im Herbſte oder Fruͤhjahre bes — Wenn das Beſchneiden der Weinſtöcke im Fruͤhjahre auch nicht ſo ſchaͤdliche Einwirkungen auf das Wachsthum der Weinſtoͤcke haben duͤrfte, als es von einzelnen Freunden des Weinbaues angegeben wird, fo ſprechen meine darüber in den Rheingegenden gemachten Beobachtungen, ſo wie die durch 10jaͤhrige in der Nähe von Prag gemachte Vers ſuche und Vergleichungen erworbenen Erfahrungen doch fuͤr den Herbſtſchnitt. Ein Beiſpiel, welches nur die von mir oft erfahrenen Folgen des Herbſtſchnittes wiederholt, mag hier zur Aufklärung dienen. Ein erfahrener und ſehr ges ſcheiter Weingartner, der ſich in allen feinen Verrichtungen durch Pünktlichkeit und Ordnung auszeichnete, hatte die größte ‚Abneigung gegen den Herbſtſchnitt, mußte aber den⸗ noch einen Theil ſeines Weinberges im Herbſte beſchneiden, und folglich auch die Stoͤcke unbedeckt ſtehen laſſen. Der Froſt des folgenden Winters ſchadete den Weinſtoͤcken nicht. In den übrigen Weinbergen wurden die Stoͤcke wie gewöhnlich bedeckt, und im Fruͤhjahre beſchnitten. Bei dem Wachſen der Reben im Frühjahre, zeichnete ſich der unbe⸗ deckt gebliebene, und im Herbſte beſchnittene Theil des Weinberges, durch ein frühes und lebhaſteres Wachsthum vor den uͤber Winter bedeckt geweſenen und im Fruͤhjahre beſchnittenen aus, welches um ſo auffallender ſich zeigte, weil der im Herbſte beſchnittene Theil von dem unbeſchnitte⸗ nen und bedeckt geweſenen faſt ganz umgeben war. Ich or diefen Gegner des Herbſtſchnittes auf dieſe Erſchei⸗ nung aufmerkſam, und erhielt zur Antwort: Was iſt da⸗ mit gewonnen? Wenn ein Fruͤhlingsfroſt eintritt, werden ſie um fo eher erfrieren. Es trat aber in dieſem Früh⸗ jahre kein den Weinſtoͤcken ſchaͤdlicher Froſt ein. Ich konnte zwar die erzählte Thatſache täglich ſehen, der Weinberg war aber nicht unter meiner Aufſicht, und ſobald durch — 8 — das ſpaͤtere Wachsthum der zuerſt auch aus der Ferne ſichtbare Unterſchied aufhoͤrte, konnte ich keine weitere Beobachtung machen, und mir ſind auch keine ſonſtigen Bemerkungen davon bekannt geworden; ich bin aber übers zeugt, daß dieſe Erſcheinung an den Weinſtoͤcken, die zum erſtenmale im Herbſte geſchnitten und unbedeckt geblieben waren, ſich ſichtbarer dargeſtellt haben würde, wenn dieſes Verfahren mehrere Jahre fortgeſetzt worden waͤre, voraus⸗ geſetzt, daß nicht ſtrenge Winter die Vortheile vernichtet haͤtten. Ich habe den naͤmlichen Verſuch ſo oft gemacht, daß mir kein Zweifel uͤber die Allgemeinheit der eben erwaͤhn⸗ ten Erſcheinung uͤbrig bleibt; ſie geht auch ſo einfach und leicht erkennbar aus der Natur des Pflanzenlebens hervor, daß es keiner fernern Erörterung bedürfte, wenn auch die Vortheile des Herbſtſchnittes nicht ſchon mehr als genuͤgend zuſammengeſtellt waͤren, daher ich dieſelben hier zu wieder⸗ holen überflüſſig finde“). Daß aber das frühere und kraͤftigere Wachſen der im Herbſte geſchnittenen Reben ein wirklicher Vortheil ſei, wird am ſichtbarſten in Jahrgaͤngen, in denen das Holz (die Reben) der Weinſtoͤcke nicht zur volligen Reife gelangt; denn es iſt dann ein kleiner Vor⸗ ſprung von Wachsthum ſehr wichtig, wenn auch die Traus ben an den früher in das Wachsthum getretenen Stocken nicht bedeutend früher reifen ſollten. Der obigem Eins wurfe zu Grunde liegende Rachtheil, daß die Reben von den früher treibenden Stoͤcken leichter vom Fruͤhlingsfroſte getroffen würden, kann wohl in einzelnen Fällen eintreten, aber auch das Gegentheil iſt möglich, indem die früher ausgewachſenen Reben erſtarkt, und für den Froſt unempfind⸗ *) Unter den mir bekannten Gegnern des Herbſtſchnittes iſt der entſchiedenſte Georg Gaar, Water aus Ungarn, welcher 24 Jahre lang Baron Wimmerſcher Weiner war (ſo nennt man hier die Pfleger des Weinſtockes, welche nach Verſchiedenheit der Länder auch Winzer, Weingärtner und Wingertsleute genannt werden). Er iſt der nämliche, welcher den erzählten Verſuch des Beſchneidens der Weinſtöcke im Herbſte wider ſeinen Willen machen mußte. 4. * licher geworden ſein koͤnnen, waͤhrend die eben aus treiben⸗ den bei eintretendem Froſte Schaden leiden. Auch Gaar gibt dieſes zu, und widerlegt durch nachſtehende von ihm ſelbſt gemachte Angabe ſeinen in Rede ſtehenden obigen Einwurf, indem er mir ſagte: „Dieſer Fall hat ſich bei Prag 1818 zugetragen. Es trat im Frühjahre eben in der Zeit ein Froſt ein, als ein Theil der Augen bis zur Fingerlaͤnge ausgewachſen und ein Theil noch in der Wolle war (ſo nennt man hier die Beſchaffenheit der Rebenknospen kurz vor dem Sichtbarwerden der erſten Blaͤtter). Dieſe er⸗ froren ſämmtlich, waͤhrend die bereits ausgewachſenen Triebe vom Froſte unbeſchaͤdigt blieben *).“ Eben ſo ungegründet finde ich den Einwurf: der Weinſtock habe einen ſo großen Ueberfluß an Saft im Fruhjahre, daß ihm der Verluſt deſſelben durch das ſoge⸗ nannte Weinen (Fluß des Saftes aus den durch den Schnitt gemachten Wunden) unſchaͤdlich ſei. Jede Pflanze, auch die ſaftreichſte, hat von Natur gewiß nicht mehr Saft als fie zu ihrem Wachsthume braucht, und wenn der Schnitt nach der Eigenthumlichkeit der Sorte und der Staͤrke des Stockes, ſowie der Beſchaffenheit des Bodens eingerichtet wird, ſo hat der Weinſtock keinen Ueberfluß an Saft. Was durch die Schnittwunden ausfließt, iſt von der Ratur zur Bildung der Triebe, Bluͤthen und Früchte beſtimmt. Auch bemerken noch die Gegner des Herbſtſchnittes, daß auch aus den im Herbſte geſchnittenen Stocken, aus eine zelnen Reben im Fruͤhjahre noch Saft fließt; dieſes iſt aber eine Ausnahme, und im Ganzen nicht in Anſchlag zu ) Auf meine beſtimmte Frage an obigen Gegner des Herbſt⸗ ſchnittes (genannten Weiner Gaar), warum er ſich gegen den Herbſtſchnitt erkläre, gab er die Antwort: „Wegen der Nothwendig⸗ eit des Zudeckens der Reben über Winter, weil ich es für nördliche genden als zu bedenklich und gewagt halte, die Weinſtöcke dem Wimnterfroſte Preis zu geben; denn erfrieren die Stöcke fo ſehr, wie ae Winter 1835 der Fall war, fo dauert es wenigſtens 3 Jahre, — . re ganz erſetzt iſt, und viele Stöcke wachſen gar nicht wieder N . nn . en ! bringen. In der Regel ſchließen ſich die Schnittwunden während des Winters fo, daß im Fruͤhjahre kein Saft aus denſelben fließt, und jener ſpecielle Fall beweiſet nur, daß die Weinſtoͤcke an jenem Spaliere mit Rückſicht auf ihre Lebenskraft zum Wachsthum zu kurz geſchnitten waren. Endlich wendete mir noch ein Gegner des Herbſt⸗ ſchnittes ein, daß der Herbſtſchnitt auf die Vermehrung der Weinſtoͤcke nachtheilig einwirke, indem die Reben noch bis Weihnachten nachreifen und das Holz zu Schnittlingen brauchbarer werde, als es im Herbſte ſei. Daß die im Sommer nicht vollkommen reif gewordenen Reben bis in den Winter bei guͤnſtiger Witterung nachreifen, iſt wahr; aber auch, daß dieſelben bei bald eintretendem Froſte ſehr leicht erfrieren. Ich habe aber zu wiederholten Malen nicht ganz ausgereifte Reben im Herbſte zu Stecklingen zugeſchnitten und bundweiſe an einen vor dem ſtrengen Froſte geſchuͤtzten Orte ſo tief mit Erde bedeckt, daß nur die oberſten Augen unbedeckt blieben, andere im Freien in ſo tiefe Gruben eingegraben, daß auch die oberſten Augen bedeckt blieben, und einen drit⸗ ten Theil derſelben im Herbſte gleich in die Rebſchule eins geſetzt. Alle dieſe Stecklinge wuchſen ſehr gut, am beſten die über Winter an einem geſchuͤtzten Orte aufbewahrten und im Frößjahre erſt eingeſetzten, wahrſcheinlich, weil dieſe in friſchgelockerte Erde kamen, und hinlaͤnglicher Regen ihnen jene Feuchtigkeit verſchaffte, welche die im Herbſte geſetzten Reben durch die Winterfeuchtigkeit erlangen. Wenn man daher zweckmaͤßige Aufbewahrungsorte waͤhrend des Winters hat, ſo verdient das Aufbewahren uͤber Winter in jedem buͤndigen Boden, der ſich waͤhrend des Winters ſehr feſt ſetzt, vor dem Einſetzen im Herbſte den Vorzug; in jedem leichten, dem Austrocknen im Sommer ausgeſetz⸗ ten Boden aber iſt das Einſetzen im Herbſte vorzuziehen. Wenn die Reben vollkommen ausgereift ſind, und man keinen paſſenden Aufbewahrungsort uͤber Winter hat, bin— det man dieſelben bundweiſe (50, 60 bis zu 100 Stück) zuſammen, macht eine ſo tiefe Grube als die Reben lang — 16 ſind, ſtellt ſie in dieſelbe und bedeckt ſie ganz mit Erde. Ich habe bei jeder dieſer verſchiedenen Verfahrungsarten ‚gefunden, daß das Abſchneiden der Reben im Herbſte nicht ſchadet. Im Gegentheil iſt dieſes Verfahren ein Mittel, die nicht gehoͤrig ausgereiften Reben dennoch zu erhalten, indem dieſelben, wenn ſie auch zu Stecklingen bereits zu⸗ geſchnitten ſind, im Winter nachreifen, wenn ſie an einem gegen den ſtrengen Froſt geſicherten Orte eingegraben wer⸗ den, waͤhrend die im Weinberge bedeckt oder unbedeckt bleibenden faſt in jedem Winter verderben. 5 Dad Schneiden der unreifen Neben zu Stecklingen muß gleich nach dem Abſchneiden, ehe ſie im mindeſten austrocknen, geſchehen, und dieſelben muͤſſen gleich in Erde eingegraben werden, weil man widrigenfalls keine Hoffnung hat, daß ſie ſich im Waſſer wieder erfriſchen, wie es bei gehoͤrig ausgereiften Reben, wenn ſie nicht zu ſehr aus⸗ getrocknet ſind, der Fall iſt; wiewohl es auch bei dieſen beſſer ift, wenn man das Eintrocknen verhütet, Dieſer letzte Einwurf iſt daher nach meiner Erfahrung gar nicht in der Wahrheit gegründet, ſondern man erhält im Gegen⸗ theil durch den Herbſtſchnitt viele Reben, die ſonſt im Winter verderben würden. Der Herbſtſchnitt befoͤrdert da⸗ her die Vermehrung der Weinſtoͤcke, ſtatt nach jener Ans gabe ſie zu vermindern, und er iſt in dieſer Hinſicht in den noͤrdlichen Laͤndern, wo der Weinbau noch betrieben wird, zu empfehlen. N Endlich muß ich noch über das Schneiden der Weins ſtoͤcke während des Sommers meine Beobachtung. beifügen. Es iſt in den mir vor meiner Ankunft in Boͤhmen bekannt gewordenen Gegenden, wo der Weinbau betrieben wird, üblich, in den Sommermonaten bei dem ſogenannten Geizen brechen — jaͤten, Wegnehmen der Ableiter nach Kecht) nur die Schoſſe, die man bei dem künftigen Schnitt nicht braucht, und welche keine Trauben, oder vielmehr keine Bluͤthen haben, wegzubrechen oder abzuſchneiden. Bei Prag. aber wird auch das alte Holz, an welchem keine Triebe 12 mit Blüthen, oder keine zum künftigen Schnitt brauchbare Reben ſich befinden, weggeſchnitten oder auch weggeſaͤgt. Mir ſchien Anfangs dieſes Verfahren ein ſehr gewaltſames und dem Weinſtocke nachtheiliges zu ſein, weil ich voraus⸗ feste, daß dadurch die Weinſtoͤcke, wegen der vorgerückten Jahreszeit einen noch größeren Saftverluſt, als bei dem Fruͤh— jahresſchnitt erleiden; aber bald uͤberzeugte ich mich von der Grundloſigkeit dieſer Vorausſetzung, indem nur aͤußerſt wenig oder gar kein Saft aus den gemachten Wunden floß. Da nun durch das Wegnehmen alles unnügen Holzes der Stock keine Kraͤfte zur Bildung neuer Triebe an dieſe kränklichen Theile aufzuwenden genoͤthiget iſt, und dieſe bei dem künftigen Schnitte ohnehin entfernt werden müßten, ſo fand ich dieſes Verfahren bald zweckmaͤßig und halte dafür, daß es uͤberall eingeführt zu werden verdient, wo es nicht uͤblich iſt. Dieſe Erfahrung liefert mir auch einen neuen Beweis, daß in keiner Jahreszeit das Beſchneiden fo ſehr den vegetabiliſchen Organismus erſchuͤttert, mithin ſchaͤdlich iſt, als in den Fruͤhlings monaten, wann die Natur zum neuen Wachsthum der Individuen ihre beſten Kräfte in Bereitſchaft hat“). e ) Sehr wahrſcheinlich iſt die Anwendung dieſer Erfahrung auch bei den Obſtbäumen zweckmäßig. Wie ſehr Diel den ſogenann⸗ ten Sommerſchnitt in ſeiner Obſtorangerie empfiehlt, iſt bekannt; ich theile hier noch folgende Erfahrung mit: Ein mir bekannter herr⸗ ſchaftlicher Gärtner hatte nur einen ſo kleinen Garten, daß er außer dem Umgraben im Herbſte und Frühjahre alle Arbeiten ſelbſt ver⸗ richtete. In den erſten ſchönen Frühlingstagen nahm der Küchen⸗ garten feine Zeit in Anſpruch, feine Obſtbäume in Spalier⸗ und ſonſtiger Zwergform ſchnitt er nur im Sommer, ſobald die Sommer⸗ triebe ausgebildet waren. Er fing in der Mitte des Sommers an, und es verging ein Monat bis er mit dieſer Arbeit fertig wurde. Die auf dieſe Weiſe länger als 30 Jahre behandelten Bäume waren bei dieſem Schnitte groß geworden, blieben geſund und trugen jähr⸗ lich reichliche und ſchöne Früchte. Ich habe an einem andern Orte geſagt, daß an den Apfelbäumen in dem Vereinsgarten viele kranke Theile in Folge des Froſtes und wohl noch mehr wegen des zur Zucht derſelben ungünſtigen Bodens vorhanden ſind; dieſe kranken oder doch nicht gut wachſenden Theile wurden größtentheils im Som⸗ mer 1841 theils mit dem Meſſer, theils auch fo große Aeſte, daß Nachdem ich meine ‚Erfahrungen und Anſichten über dieſen Gegenſtand ausgeſprochen, will ich noch angeben, wie ich nach denſelben handeln würde, wenn ich ſelbſt Eigenthümer eines Weinberges waͤre oder unumſchraͤnkt nach meiner Ueberzeugung verfahren koͤnnte. Sobald die Blätter im Herbſte von den Weinſtöͤcken gefallen find, würde ich den Schnitt vornehmen. Weil man aber in dieſer Jahreszeit von dem Froſte uͤberraſcht werden kann, ſo müſſen alle Stoͤcke gleich nach dem Schnitte (das heißt an dem naͤmlichen Tage) ſo hoch als moͤglich mit Erde angehaͤuft werden. Damit bei dieſem Anhaͤufen die Erde gelockert und zur beſſern Aufnahme der Winterfeuchtigkeit befähigt, werde, müßte fies vor dem Anhaͤufen um den Stock aufgehackt und bis von der Haͤlfte des Raumes, der ſich zwiſchen zwei Reihen befindet, mit der gewoͤhnlichen Weinbergshaue fo an die Stoͤcke gezogen werden, daß von der zwiſchen je zwei Reihen befindlichen Erde an jeder Reihe gleichviel angehaͤuft würden). Bei dem Aufdecken im Frühjahre wird die Vertiefung, welche je zwiſchen zwei Reihen entſtanden iſt, aufgehackt und nicht blos die an den Stocken angehaͤuft geweſene Erde weggeraͤumt, ſondern auch ſo viel von der in der Reihe und um die Stoͤcke befind⸗ lichen Erde, daß der Raum zwiſchen den Reihen eben ſo eine Erhoͤhung bildet, wie waͤhrend des Winters in der Reihe ſich eine Erderhoͤhung befand, in deren Mitte die Stoͤcke ſtanden. Hierdurch wird verhuͤtet, daß die unter⸗ ie eng re 4 une and en, hn an an 17% 71 Ann. l e b e „und es ſind auch für die Zukunft keine ſchädliche Folgen da⸗ zu beſorgen. Die Kirſchbäume werden längſt von einigen eunden derſelben blos im Sommer beſchnitten. Fortgeſetzt erſuche und Beobachtungen müſſen entſcheiden, ob es auch in vr ſtbaumzucht zur Regel erhoben werden dürfe, diefelben nur i e un Sonim zu beſchneiden, und im Frühjahre blos in 14 4 * Win 7 Ae 1 2 ern es 2 Veredlen derſelben unumgaͤnglich nöthig iſt. 7 3 Die Bildung dieſer Erderhöhungen zwiſchen je zwei Reihen it ſchon in einigen Gegenden üblich; dieſe Erhöhungen werden en und die Arbeit zu ihrer Bildung Balkenziehen genannt. - 0 — ſten Trauben auf der Erde liegen, auch ſchuͤtzt dieſe Er⸗ hoͤhung etwas vor den kalten Winden und die frühere Reife der unterſten Trauben wird dadurch befoͤrdert. Wenn die Reihen eine ſolche Richtung haben, daß das Abfließen des Waſſers, wodurch auch Erde von oben nach unten geſchwemmt wird, verhindert iſt, und ſonſt zweckmaͤßige Vorkehrungen getroffen werden, ſo hilft dieſe Vertiefung das Abſchwemmen des Bodens verhuͤten. Es vertritt dieſe Arbeit die Stelle jener, welche bei den im Winter bedeckt geweſenen Stocken in jedem Frühjahre vor dem Schnitt geſchehen muß, und „Raͤumen“ genannt wird, und darin beſteht, daß um jeden Stock die Erde ſo tief weggeſchafft wird, daß man die unterſten Auswuͤchſe und die allenfalls worhändenen Thauwurzeln, ohne mit dem Meſſer die Erde zu berühren, wegſchneiden kann. Das angegebene Verfahren hat folgende Vortheile: 1) Die allgemeinen Vortheile des Herbſtſchnittes. 2) Es werden dadurch die Koſten der Bearbeitung des Weinberges vermindert, weil das Anhaͤufen im Herbſte, ſowie das Wegraͤumen der Erde im Fruͤhjahre als eine Behackung angeſehen werden koͤnnen, ſo daß dadurch das ſpaͤtere Behacken nicht eher noͤthig wird, als bis es wegen der Vertilgung des Unkrautes geſchehen muß. 3) Werden dadurch auch in den ſtrengſten Wintern nur die aus der Erde hervorragenden Reben erfrieren, wos durch zwar die Traubenernte vermindert, die vorhandenen Trauben aber, wenn der kuͤnftige Sommer günftig iſt, grös ßer und ſchoͤner werden, wodurch ſich ſchon einiger Erſatz ergibt; endlich werden dadurch die Stoͤcke verjuͤngt. In mehreren Weinlaͤndern wird angenommen, daß ein Winter, in welchem die Weinſtoͤcke erftieren, im Durch ſchnitt genommen, alle 10 Jahre eintritt. Es muß zwar für jede Gegend durch Beobachtung erſt erhoben werden, ob dieſe Angabe richtig iſt. Inſofern jedoch dieſe Annahme durch die Erfahrung begründet wird, fo iſt dieſer Schaden im Vergleich mit den Koſten, die durch das Zu- und - MM -» Aufdecken, ohne die Beſchaͤdigungen an den Stöcken in Anſchlag zu bringen, verurſacht werden, ſehr geringe. ) Wenn man abſichtlich, oder aus Mangel an Zeit, oder wegen ungewoͤhnlich fruͤh eintretender ungüuͤnſtiger Witterung das Beſchneiden im Herbſte nicht beendiget, wobei man aber ſtets mit denjenigen Theilen des Wein⸗ berges anfängt, von welchen man aus der Erfahrung weiß, daß die Weinſtoͤcke am erſten erfrieren, ſo erlangt man doch den Vortheil, daß die Arbeit vertheilt wird, und die unbeſchnittenen uͤbrig bleibenden Stoͤcke koͤnnen, falls waͤh⸗ rend des Winters keine gunſtige Witterung zur Vollendung dieſer Arbeit eintritt, im Fruͤhjahre an den erſten dazu guͤn⸗ ſtigen Tagen beſchnitten und die Erde auf die gewoͤhnliche Weiſe bearbeitet werden, wodurch wenigſtens die feen bee. des Fruͤhlingsſchnittes ſehr vermindert werden. Am aber die Gefahr des Erfrierens dieſer unwiattr⸗ lich nicht beſchnittenen Stödfe zu vermeiden, kann man die⸗ ſelben noch bedecken; denn wohl ſelten friert die Erde gleich anfangs fo hart, daß man fie nicht mit guten, Werkzeugen ſollte aufhauen und die noͤthige Erde auf die Stoͤcke brin⸗ gen koͤnnen, welche man mit den aedr fen . bedeckt. 5) Würden mit dieſem Verfahren vergleichende Ver⸗ ſuche leicht in Verbindung geſetzt werden koͤnnen, und n dieſe von verſchiedenen Perſonen in verſchiedenen er und Verhaͤltniſſen eine Reihe von Jahren fortgeſetzt würden, ſo koͤnnte es dadurch außer allem Zweifel geſetzt werden, welches Verfahren zu einer W Rant e er⸗ 58 zu werden verdiente ?). HM 1 2 \ ) Ein Kenner des Weinbaues bemerkte über dies von mir ans ah Verfahren, daß daſſelbe nur bei einem jungen Wein⸗ mit Erfolg anwendbar ſei. Ich verkenne nicht, daß es bei inbergen vorzugsweiſe zweckmäßig iſt, aber auch alte Stöcke und follen fo geſchnttten werden, daß von unten junges Holz ni. erjüngung nachwächſt, und als eine fehlerhafte Beſchnei⸗ al würde ſich die herausſtellen bei welcher die alten zur 0 Auf vorſtehende Weiſe hat der Verfaſſer unter dem Titel: „Commentar uͤber die gewöhnlichen Regeln der Obfts baumzucht, nach Erfahrungen und deren Reſultaten bear⸗ beitet. Ein Verſuch von Herb. Rudolph Diecker, Gaͤrtner und Mitglied des pomologiſchen Vereines in Boͤhmen und korreſpondirendes Mitglied der pomologiſchen Geſell⸗ ſchaft in Altenburg,“ feine von ihm gemachten 1Ojährigen Erfahrungen über den Obſtbau zuſammengeſtellt. Zu dies ſer Arbeit veranlaßte ihn die Wahrnehmung, daß die Ans weiſungen in der großen Zahl der Lehrbuͤcher fo verſchieden find, daß man kaum zwei finden dürfte, die in ihren Lehe ren ganz uͤbereinſtimmten, ja daß fie in ihren Vorſchriften, 702. f) Mine, T | (hi 7 17 702 | Stöcke in folder Höhe kein junges Holz hätten, daß durch jenes Behäuſen nicht die unterſten Reben bedeckt würden. ; Ich habe auch oben genanntem Weiner Gaar dieſe Abhandlung borgeleſen, welcher zu den angeführten Bemerkungen noch hinzu⸗ ſetzte, daß er mit meinem Vorſchlage die im Herbſte geſchnittenen OR fo hoch als möglich mit Erde anzuhäufen, fo wie überhaupt mit Allem, was ich in dieſem Auffage auseinanderſetzte, einverſtan⸗ den wäre. Ich hatte ein ſo gelindes Urtheil von dieſem entſchiede⸗ 2 Gegner des Herbſtſchnittes nicht erwartet, um ſo weniger, weil bei neuen Vorſchlägen gern das Gegentheil geltend macht, und beſonders auf ſeine angenommene Verfahrungsweiſe nicht leicht eine Schattenſeite kommen läßt. Es hat mir Vergnügen gemacht, ihn nennen zu dürfen; denn Freunde des Weinbaues, welche durch Prag reiſen, und mit Männern, die ihr Fach gründlich verſtehen, ſich zu beſprechen pigehhn werden die Geſpräche mit dieſem, ſowie mit den übrigen Baron Wimmer'ſchen Weinern lehrreich finden; denn ſie ſind durch den in Prag unvergeßlichen verſtorbenen Oberſt 20 on von Wimmer von der gewöhnlichen Bahn gedankenloſer deter z denkenden Weinbauern erhoben worden. ü Leider gibt es wohl für jeden anderen Zweck mehr Reiſende, als für den, die verſchiedenen Kulturarten genau zu prüſen, um dasjenige, wodurch ſie ſich von andern unterſcheiden, darzuſtellen, und den Wenigen, die es gibt, fehlt es oft ſelbſt an den nöthigen Kenntniſſen, um das Wichtige von dem minder Wichtigen zu trennen. Solche wenden ſich oft aus dieſem Grunde an Geiſtes verwandte, die viele Worte zu machen wiſſen, die Sache ſelbſt aber nicht ver⸗ ſtehen. Daher wohl die einſeitigen, oft unrichtigen, meiſtens gehalt⸗ —.— Berichte von Reiſenden über den Wein- und Gartenbau, ich habe nicht Feldbau hinzuſetzen wollen, weil dieſer nicht mein Fach iſt, wiewohl, wenn mein Nachbar, der Bauer Dolegſſka (Doleiſchka) landwirthſchaftliche Schriften läſe, er vielleicht mehr Gründe des Erſtaunens finden würde, als ich in Gartenſchriften. DR wie der Kommentar nachweifet, oft in directem Widerfpruche gegeneinander ſtehen und manche Vorſchriften enthalten, die theils zur Zucht und Pflege der Obſtgewaͤchſe nicht noth— wendig ſind, theils ſogar hemmend und nachtheilig ein— wirken, waͤhrend die weſentlichen Bedingungen faſt in allen Zweigen des Obſtbaues nicht genuͤgend hervorgehoben und anſchaulich dargeſtellt ſind. Es liegt dem Kommentar ein "für den Landmann beſtimmter Unterricht von einem unbe— kannten Verfaſſer zum Grunde, der durch eine kleinere Druckſchrift von dem übrigen Inhalt kenntlich gemacht und dadurch leicht für ſich allein im Zuſammenhange geleſen werden kann; auch ſind in demſelben die in dieſer An— weiſung wahrgenommenen Luͤcken ausgefüllt und die einzel⸗ nen Lehrſaͤtze berichtiget worden. Die Schrift enthaͤlt daher Alles, was einem Anfaͤnger zu wiſſen noͤthig iſt, ihre Haupt— tendenz iſt aber theils erfahrene Obſtzuͤchter auf ihre bis— herige Behandlungsweiſe aufmerkſam zu machen und zu Prüfungen und Vergleichungen aufzumuntern, theils Jeden zur kritiſchen Beleuchtung der ſchriftlichen Vorſchriften aufs zufordern, damit das Wahre, in der Natur des Pflanzen- lebens Gegruͤndete und das beſtmoͤgliche Fortkommen der Obſtbaͤume Befoͤrdernde von dem auf dieſelben ſchaͤdlich Einwirkenden geſchieden, ſo auch das Nüslihe von dem Rothwendigen geſondert und das Schaͤdliche oder doch Zweckloſe aus den Lehrbüchern ausgeſtrichen und der Ans faͤnger in der Obſtbaumzucht, als dem muͤhſamſten und langwierigſten Theile des Obſtbaues nicht durch Schwierig— keiten, die gar nicht vorhanden ſind, abgeſchreckt oder zu nutzloſen Koſten verleitet werde, wodurch oft weſentliche Dinge unbeachtet bleiben. Durch die 10jaͤhrige Arbeit an dieſer Schrift iſt es dem Verfaſſer gleichſam zur Gewohn— heit geworden, jedes ihm auffallende Ereigniß, welches irgend einen Einfluß auf den Theil der vegetabiliſchen Welt hat, em er alle Aufmerkſamkeit ſchenkt, von allen Seiten zu betrachten, zu prüfen, um ſowohl die möglicher Weiſe * Uebel abzuwenden, als auch die der Natur 4 2 1 einer jeden Baumgattung inwohnenden Eigenſchaften durch richtige Pflege zur Entwickelung zu bringen. Schluͤſſen und Folgerungen, die aus gelehrten Forſchungen hervorgehen, will er den Werth nicht abſprechen, er hat es ſich aber zur Aufgabe gemacht, den Ereigniſſen, welche aus der Natur des Pflanzenlebens hervorgehen, feine Aufmerkſam⸗ keit zu ſchenken, gleichſam von der Natur zu lernen, ihrem Winke zu folgen und zu pruͤfen, ob er ſie richtig aufgefaßt, und wuͤnſcht deßwegen recht viele Bemerkungen von Sach- verſtaͤndigen über die in genannter Schrift dargefteüten | | Grundſaͤtze und Erfahrungen zu erhalten, fie mögen er⸗ gaͤnzend oder zurechtweiſend fein. Bloße Beifallsbezeigun- gen, daß man Dieſes oder Jenes ebenſo gefunden habe, ſind zwecklos, Widerſpruͤche und Kritiken fuͤhren zu neuen Forſchungen und tragen zur Vervollkommnung der betreffen-⸗ den Gegenſtaͤnde bei. IV. Geologiſche Probleme. 1. Thalbildung. Rur wie ein Traum noch — ſagt man — erſcheine dem Greiſe die Zeit feiner Kindheit, obſchon er fein Lebens— alter nur nach Jahren und Monden berechnet. Um wie viel weiter zurück liegt daher nicht für uns alle die Kindheit der Erde, deren Daſein Jahrtauſende zaͤhlt? Und dennoch, wie weit auch dieſe Zeit hinter uns liegen mag, ſo gern moͤchten wir doch ihr aua Dunkel erhellen und uns 8 verſchaffen uͤber ihre — 19 — erſte Entfaltung und Geſtaltung, und wie es war, ehe wir ſelbſt noch waren. Woher dieſe Sehnſucht? Gewiß liegt ihr derſelbe Reiz zu Grunde, welcher den forſchenden Geiſt des Mens ſchen in ſo vielfacher Richtung anregt, den einen, die hoͤch— ſten Klippen der Alpen zu erklimmen, den andern, die Quellen des Rils zu erkunden, den einen, die eiſige Grenze der Pole, den andern, die Palmenwälder der ſüuͤdlichen Zone zu erreichen, den einen, hinabzuſteigen in die grauſende Tiefe des Bergſchachts, den andern, hinauf zur Zinne des Thurmes, um in ſtiller Mitternacht die Ns der Sterne zu meſſen. — Es iſt das unbeſiegbare Streben, aller erscheinungen Grund und Anfang zu ergruͤnden und einzudringen in die Myſterien der Natur; es iſt die Hoffnung und die Freude einer Entdeckung und neuer Erfahrung. Nicht das geoͤffnete, ſondern das verſchloſſene Buch, nicht das Bekannte, ſondern das Unbekannte reizt unſere Neugier. Es find nicht blos die grotesken Formen, die auf uns wirken, wenn wir zur majeſtaͤtiſchen Woͤlbung des Prebiſchthores hinauf, oder von der ſchwindlichen Felſenſtiege der Gemmi in die Tiefe hinabſchauen, oder bei Lampenſchein die ſchauerlichen Höhlen von Ruͤbeland und Glücksbrunn durchirren. Es draͤngt ſich uns hier mit dem Gefuͤhle unſerer Ohnmacht und Kleinheit die Frage auf: was thuͤrmte dieſe ſtarren, ungeheuern Maſſen zu den Wolken, wie ent⸗ ſtanden dieſe Geſtalten, was war dieſer wunderlichen Ge— bilde Anfang, Urſache und Bedingung? Darum fühlen wir uns auch ſo maͤchtig ergriffen, wenn wir auf Felſen ſtehen, über welche einſt, wie wir noch deutlich in ihren Spuren erkennen, die Wogen des Meeres rollten. Denn hier koͤnnen wir nicht zweifeln, daß es einſt anders war auf dieſer Erde, daß in einer Zeit, von der uns keine Ge— ſchichte berichtet, viel groͤßere Kraͤfte, oder wenn auch die— ſelben, doch in groͤßerem Maaſe wirkten, als jetzt. Alles, 2 * - WM - was jetzt noch von einer innern verborgenen Lebenskraft unſeres Planeten Zeugniß giebt, alles, was uns heute noch in Staunen und Schrecken ſetzt, ein Lawinenſturz, ein Bergfall, eine Sturmfluth, eines Vulkans donnernder Feuerſprudel und fein glühender Lavaſtrom, find nur Kinders ſpiel gegen die früheren gewaltigen und allgemeinen Cons vulſionen dieſer Erde, wie wir ſie noch in ihrer zerriſſenen und zertruͤmmerten Schaale erkennen. Dieſe beweiſt uns: es gab eine Zeit, wo, wie die Fabel ſagt, Giganten mit Felſen ſpielten, wo Waſſer und Feuer ſich um die Herr ſchaft ſtritten, eine Zeit großer Revolutionen und Ver⸗ wandlungen. s Wir koͤnnen nicht daran zweifeln; die Monumente dieſes Rieſenkampfes ſtehen noch in den Trümmern ihrer Felſenmauern und in den Todtenackern der von ihnen vers ſchuͤtteten und vernichteten Geſchoͤpfe vor uns. — ö Doch wenn wir nun fragen: wie entſtand dieſer Aufruhr, wie lange waͤhrte der Kampf? wo fing er an, wo hat er geendet? da ſtehen wir an den Grenzen der Wahrheit und Dichtung, da blicken wir in eine Ferne, in eine Tiefe hinab, uͤber welcher ein undurchdringlicher Rebel ſchwebt und deren Todtenſtille keines lebenden Weſens Laut unterbricht. Zwar verſuchen wir, mit Compaß und Fernrohr, mit Hammer und Meiſel, mit der ganzen Zu ruͤſtung unſerer Wiſſenſchaft und Erfahrung vorzudringen und hinabzuſteigen in die ſchweigende Tiefe; aber wo iſt der Faden der Ariadne, der ſicher uns leitet durch dieſes Labyrinth und wieder zuruͤckfuͤhrt? Schon viele verirrten ſich. — Indeß was iſt daran gelegen, iſt es doch ſo ſchoͤn, in dieſem Zaubergarten zu wandeln und wenn alles Forſchen vergebens, in feiner Dämmerung zu träumen, — Wohlan! ſo wollen wir einmal ſeine romantiſchen Gaͤnge, zunachſt zwar nur in unſerer Heimath und ihrer Umgebung, durchwandern und die erhabenen Bauwerke der Natur betrachten, die ſie auch hier in unendlichem Wechſel vor uns aufgeſtellt hat! * = u = Wir ftehen auf dem Scheitel eines Berges; es iſt der große Winterberg der ſaͤchſiſchen Schweiz. Eine Landſchaft breitet ſich vor uns aus, deren Grenze das Auge nicht erreicht. Doch ſo weit es reicht, ſehen wir nur Berg und Thal, ein tief aufgewuͤhltes, vielfach zer— riſſenes, dort in grünen und fanften Hügeln, hier in kah— len Klippen, aufs und abwogendes Bergrevier. Vor allen aber feſſelt uns ein praͤchtiger Strom, der in azurblauem Spiegel zu unſern Füßen glänzt und das weite Thal, das er in großen Bogen durchzieht, mit ſeinen hohen Schranken, den waldigen Thalwaͤnden, die jenſeit hier und da im jaͤhen Abſturz fi ſich oͤffnen und eine ſchmale ſchattige Bucht uns zeigen, einen lieblichen Wieſengrund, wie einen Hafen zur laͤndlichen Ruhe. Wie konnten dieſe Thaͤler und Gründe, dieſe Schluchten und Klüfte ſich bilden? Der Bewohner der Niederung und des flachen Huͤgel— landes wird uͤber die Antwort keinen Augenblick zweifelhaft ſein. Das Waſſer wuͤhlte ſie, wird er ſagen. Dieſer Strom war es, welcher allgemach das weite Thal aus— ſpuͤlte, in dem er ſo ſtill und ruhig dahin fluthet. Er grub ſich ſelbſt ſein Bett, als er zu ſtroͤmen begann und brauſend ſich Bahn brach durch die Gebirge, bis er zur Ebene gelangte, wo ſeine Wogen, langſamer wallend, die zermalmten Truͤmmer zerſprengter Felſen zu beiden Seiten anſpuͤlen, zu flachen Sandhuͤgeln aufſchichten und ſo noch in weiter Ferne ein breites Thal bilden konnten. Und eben fo iſt es mit Schluchten und Gründen. Die Bäche und ihre Quellen fpülten fie aus, fie zerriffen die Felſen, fie ſtürzten ihre Trummer mit ſich hinab, fie wühlten ſich weite Kluͤfte und nagten und hoͤhlten, bis auch dieſe mit der wachſenden und unwiderſtehlich daher ſtuͤrmenden Waſſer— maſſe zu tiefen Abgründen aufgewuͤhlt waren. Sehen wir doch noch heute, wie ſich nach heftigen Regengüſſen die Feldgewaͤſſer nicht in gleichmaͤßiger Aus— breitung von den Huͤgeln ergießen, ſondern, wie in ae zahlloſen Adern, in einer Menge kleiner Gerinne ſich ſam⸗ melnd die Acker durchſtroͤmen und als reißende Gießbaͤche ihre Spuren in tief ausgewaſchenen Graͤben und Furchen hinterlaſſen. Wir ſehen ja die Gewalt der Gewaͤſſer in den verheerenden Wirkungen eines Wolkenbruchs, wie ſich da die truͤbe Fluth uͤber die Berge waͤlzt und ihre Ge— haͤnge zerreißt, Baͤume entwurzelt und in den Thaͤlern die Ufer der Baͤche unterwaͤſcht, ihre Betten erweitert und tiefer in die Thalſohle einſpuͤlt, wie ſie dann endlich zu einem wilden Strome erwachſen, Felſentuͤmmer donnernd dahin rollt und ſchoͤne Wieſenflaͤchen hoch mit todtem Kies und Steingeroͤll überſchuͤttet. An allen reißenden Gebirgsſtroͤmen machen wir die— ſelbe Erfahrung. Da, wo ſie aus den Gebirgen in weite Thaͤler oder Ebenen heraustreten, ſind ihre flachen Ufer mit Schutt und Sand bedeckt. Das weite Thal zwiſchen Rheineck und Bregenz am Bodenfee iſt nichts anders, als eine tauſend- und abertaufendjährige Ablagerung von Ges ſchieben, welche der Rhein aus den Alpen herabfuͤhrte. Die Haͤger in unſern Fluͤſſen find nichts, als angeſchwemm— tes Land, in welchem die groben Geſchiebe zuerſt, die leichteren als Schlamm und Sand zuletzt zu Boden ſan— ken und in horizontalen Schichten allmaͤhlig ſich nieder ſchlugen. Dies alles bezeugt die reißende und aushoͤhlende Kraft der Gewaͤſſer. Nicht minder iſt das Verhaͤltniß, in welchem die Ers weiterung der Thaͤler mit der zunehmenden Waſſermaſſe der Stroͤme fortſchreitet, ein deutlicher Beweis fuͤr die Wirkung der Abſpuͤlung und ihrer immer weiter greifenden Zerſtoͤrung. Wie ſchmal iſt nicht der Thalgrund der Elbe wenige Stunden von ihrem Urſprunge, wie weit bei Pirna und Dresden! Auch iſt es ja keine Seltenheit, daß ein maͤchtiger Strom ſeine alten Ufer burchbohrend ploͤtzlich ein neues Bett, wo nicht ein neues Thal ſich graͤbt. Rach dieſen Erſcheinungen kann man nicht anders r ſchließen: die Thaͤler entſtanden theils durch Auswaſchung und Abſpuͤlung, theils durch Anſchwemmung und Ablage— rung, jenes im Hochlande, dieſes im niedrigen Huͤgellande. Die Baͤche und Stroͤme, die ſie noch jetzt durchziehen, haben allein ihre Entſtehung veranlaßt. Doch wandern wir weiter, ſteigen wir jetzt in die Felſenthaͤler hoͤherer Gebirge! Mit Grauen blicken wir von der Roßtrappe in einen engen, duͤſtren Schlund hinab, aus deſſen Tiefe wir das leiſe Rauſchen der Bode vernehmen. Seit Jahrtauſenden ſchon brauſte ſie hier, oft hochgeſchwellt von Schneegewaͤſſer und Gewitterguͤſſen, in ſchaͤumenden Strudeln uͤber das wild durch einandergeworfene Getruͤm— mer, welches ihr ſchmales Bett erfüllt, und dennoch hat fie dieſes ſchmale Bett bis jetzt nicht um einen Fuß tiefer und breiter gewuͤhlt. Hat ſie aber nicht einmal ſoviel ver— mocht, wie kann fie die feſte Granitmauer ihrer Ufer 500“ tief geſprengt, durchbrochen und ausgewaſchen haben? Die Baͤche des Rieſengebirgs und ihre Waſſerfaͤlle ftürgen ſich alle in engen Kluͤften und Schluchten herab. So der Zacken in einer ſenkrechten, duͤſtern Spalte, durch welche man auf das ſchoͤne Thal von Hirſchberg hinabſieht. Wenn man nun ſagt, dieſe Kluͤfte ſeien lediglich durch ihre Baͤche ausgeſpuͤlt worden, ſo bleibt es doch raͤthſelhaft, warum die Ausſpuͤlung durchaus nicht mehr vorwarts ſchreitet und nicht immer tiefer greift. Die Felsmaſſe müßte entweder fruͤher viel weicher geweſen ſein, oder das Waſſer feine zerftörende Kraft verloren haben. Nach mehr Zweifel werden aber obiger Behauptung entgegentreten, ſteigen wir zuletzt in die Thaͤler der Alpen. So reißend auch die Reuß in ihrem tiefen, engen Grunde (dem Krachenthale) dahinſtroͤmt, ſo konnte ſie doch unmoͤg— lich den maſſiven Koloß des Gotthardt mit ſeiner rauhen Felſenumwallung auf eine meilenweite Strecke uͤber 5000“ tief aufreißen und auswuͤhlen. An der Teufelsbruͤcke er— heben ſich kahle Felſenmauern zu einer Hoͤhe, daß kaum am Hochmittag ein Sonnenſtrahl in die kalte ſchauerliche Tiefe dringt. Dieſe finſtere, in eine feſte Granitmaſſe eins ME geſprengte Schlucht nun ſollte der, hier noch unbedeutende, Bergſtrom ſich ſelbſt ausgewaſchen haben? Und wenn er dies konnte, in Myriaden von Jahren, in allmaͤhlig um ſich greifender Zernagung, Felsſtuͤck um Felsſtuͤck loͤſend, zermalmend und mit ſich hinabfuͤhrend; warum iſt er ſeit Menſchengedenken auf der jetzigen Hoͤhe ſeiner felſigen Bahn geblieben und hat ſich nicht tiefer in den ausgehoͤhlten Thalgrund eingeſpuͤlt? und warum iſt dieſer Thalgrund bei Andermatt ſo weit und unterhalb dieſes Dorfes auf einmal fo eng? Die Gebirgsart iſt überall dieſelbe, waͤh— rend die Waſſermenge und das Gefaͤlle der Reuß mit jedem Schritte waͤchſt. Denn von allen Seiten ſtuͤrzen ihr rauſchende Bäche zu und immer wilder und ftürmifc)er wird ihr Lauf. Viel leichter waͤre es ihr daher geweſen, den engen Grund vom Urner Loche bis Amſteg aus— zuweiten und den armen Alpenhirten gleich ſchoͤne Matten zu verſchaffen, wie bei Andermatt; aber ſie ſchmiegt ſich ſtundenweit durch eine enge, zuweilen kaum 10“ breite Spalte, in deren verborgener Tiefe ſie nur durch ihr dumpfes Geraͤuſch ſich noch zu erkennen giebt. Auch auf der ſuͤdlichen Seite des Gotthard ſtoßen uns aͤhnliche Zweifel auf. 1 Zwiſchen Airolo und Faido paſſirt man 2 Engpaͤſſe. Der untere bei Faido iſt eine großartige, prachtvolle Felſen— halle. Zu beiden Seiten der Straße erheben ſich ſenk— rechte, mehr überhängende Wände. Auf ihren Kanten liegen wieder horizontale Bloͤcke, die, wie ein Wetterdach oder breiter Sims, über die Straße ragen, daß dem eins ſamen Wanderer, wenn er zu ihnen emporſieht, grauet, ſich durch die hohle, finſtere Gaſſe zu wagen, in welche das Blau des Himmels nur wie durch eine ſchmale Ritze herniederleuchtet. Durch dieſe Kluft nun ſtuͤrzt ſich in lauter kleinen Faͤllen, aber mit einer Wuth, als wolle er die Felſen zerreißen und zermalmen, der Teſſin. Der übrige Raum iſt für die Straße benutzt, die, wie es der Lauf des letztern noͤthig machte, nicht gerade, ſondern im Zickzack und über mehrere Brücken, bald dies-, bald jenfeit des Fluſſes hinfuͤhrt. Dieſer iſt aber hier an einigen Stellen bis auf wenige Ellen Breite in die Felſen ein— gezwaͤngt, und hier iſt es, wo er am heftigſten raſt, wo er, ſchaͤumend vor Wuth, ſich in leichten Waſſerdampf aufloͤſt. Wie Mancher, der des Wegs daher kam, mag hier gelehnt an's Gelaͤnder der Straße und die Bruͤſtung der Bruͤcken, lange geſtanden und mit heimlichem Grauen und Entzücken hinabgeſehen haben in den braufenden Strudel, in den Qualm dieſer wirbelnden und ſiedenden Fluth; aber niemand wird daran denken: der Teſſin habe ſich die enge Schleuße, die ihn zuſammenpreßt, nach und nach ſelbſt gegraben, und uͤberhaupt darf man hier abermals folgende Fragen thun: a 1) die beiderſeitigen Thalwaͤnde haben mindeſtens 2000/ relative Hoͤhe. So tief alſo ſollte der Teſſin das ſchoͤne Livinenthal auf eine Strecke von 10 St. bis zum Lago maggiore ausgewuͤhlt haben? 2) ober- und unterhalb des Engpaſſes erweitert ſich daſſelbe zu einem circa 4 St. breiten Becken. Wie kommt es, daß der Teſſin nicht den ganzen thalſperrenden Felſendamm hinweggeraͤumt und das Thal nicht durch— gaͤngig in gleicher Breite aufgeriſſen, ſondern mit dem ſchmalen Durchbruch jenes Felſendammes ſich begnuͤgt hat? 3) die Thalwaͤnde haben allenthalben eine Abdachung von 40 — 60; warum hat der Teſſin in dem Engpaſſe eine Ausnahme gemacht und in dieſem allein ſich ſenkrecht eingeſpuͤlt? - | 4) warum hat er den letztern nicht in gerader Linie, ſondern im Zickzack durchbrochen? 5) warum endlich hat er ſein Bett nicht in der ganzen Breite deſſelben eingewuͤhlt, ſondern ſeit Jahrhun— derten ſchon ſich nur durch eine enge Spalte dieſer Kluft geſchmiegt, ſo wüthend auch ſeine Wellen hier an die Felſen ſchlagen? I . Dies alles laͤßt ſich mit der Annahme einer ſucceſſiven Ab- und Aus ſpülung nicht vereinigen. Kommen wir ferner mit dieſer vorgefaßten eee nach Lauterbrunn, um den weltberuͤhmten Staubbach zu bewundern, ſo muß uns auffallen, daß ſich dieſer, wenn auch unbedeutende, Bach nicht in gleicher Tiefe mit der Luͤtſchine, mit der er ſich unterhalb ſeines Sturzes vereinigt, in die Felſen eingewaſchen hat, ſondern ploͤtzlich über 900“ hoch in die tiefe, düftere Schlucht des Lauterbrunner Thales herabſtuͤrzt, da er doch, was ihm an Maſſe abgeht, durch ſein Gefaͤlle erſetzt. Eben ſo ſonderbar und widerſprechend muß uns er— ſcheinen, daß viele andere reißende Gebirgsbaͤche bei glei— cher Vehemenz und Waſſerſtaͤrke, ſowie bei gleicher Be— ſchaffenheit des Bodens, ſich dennoch fortwaͤhrend in ſo verſchiedenem Niveau erhalten und nicht alle bis zu gleicher Tiefe ſich in die Grundfeſte der Gebirge eingewaſchen haben, daß der eine vielmehr in lauter Spruͤngen und Faͤllen, in einem noch unausgebildeten Gerinne, der andere dagegen viel tiefer, ohne dergleichen Unterbrechungen, in einem mehr geebneten Bette dahinrauſcht, da man doch von gleichen Urſachen auf gleiche Wirkungen zu ſchließen berechtigt iſt. Waͤren die Thaͤler lediglich durch den Abfluß der Gewaͤſſer entſtanden, ſo muͤßten ſich alle Thaͤler eines und deſſelben Gebirges nicht nur in einer Meereshoͤhe, ſondern auch in gerader Linie fortziehen und nicht ſo bedeutende Biegungen und Kruͤmmungen, nicht ſo ſpitzige Winkel machen, als wir uͤberall bemerken, ein Waſſerfall waͤre nur denkbar an der Grenze zweier, in Beſtand und Gefüge verſchiedener, oder in ungleichfoͤrmiger Lagerung aneinanderſtoßender Fels- arten. Aber ſchon die uns naͤher liegenden Gegenden weiſen eine Menge Beiſpiele vom Gegentheile nach, wie viele moͤgen ſich nicht in den Hochgebirgen anderer Laͤnder und Erd— theile finden! — Unter dieſen Umſtaͤnden, bei ſolchen Widerſpruͤchen werden wir genoͤthigt, auf eine andere Erklaͤrung zu denken. a Vielleicht iſt es richtiger, wenn wir den Satz umkeh⸗ ren und behaupten: Die Thaͤler entſtanden nicht durch die Stroͤme, ſondern die Stroͤme durch die Thaͤler. Die aͤußere Geſtalt, das Relief der Erd— oberflaͤche, die rauhe Erdrinde mit ihren Hoͤhen und Tiefen war bereits vorhanden, ehe die Quellen entſprangen, ehe ihre zahlloſen Zweige ſich zu groͤßeren Schlagadern, zu Fluͤſſen und Stroͤmen vereinigten. Ihr Verlauf war von der Richtung der Thaler, dieſe aber von der Lagerung der Gebirge bedingt. Der Begriff eines Fluſſes ſetzt ein Fließen voraus und dieſes wieder eine Hoͤhe und Tiefe, von wo und wohin dieſe Bewegung gerichtet iſt. Daraus folgt denn, daß die Erdoberfläche gleich Anfangs keine vollkommene Ebene geweſen fein koͤnne, ſondern hier und da Erhabens- heiten, Gebirge gehabt haben muͤſſe, von welchen aus eine Stroͤmung der Gewaͤſſer beginnen konnte, da ſolche in einer horizontalen Ebene ſchlechterdings unmoͤglich. Waren aber ſonach die Gebirge nothwendig fruͤher vorhanden, als die von ihnen abfließenden Gewaͤſſer, ſo waren es auch die Thaͤler. | Denn die Erde ift keine homogene Maſſe. Gleich⸗ viel, ob ſie in einem Augenblicke aus Nichts entſtand, oder nach Jahrtauſenden durch ſucceſſive Aggregation ſich bildete, bei der Verſchiedenartigkeit, ihrer uͤber und neben einander gelagerten Gebirgsſchichten und der ſpezifiſchen Schwere der— ſelben mußten, vermoͤge des in ihrer Geſammtheit maͤchtigen Druckes der dichten und harten auf die mit ihnen wech— ſelnden lockeren und weichen Schichten, namentlich an den Grenzen hin, eine Menge Einſenkungen, und da dieſe wohl ſchwerlich ihrer ganzen Länge nach plotzlich und gleichzeitig erfolgten, zugleich Zerreißungen ganzer Lager, mithin Spal— ten und Kluͤfte entſtehen, welche allerdings von den nach— dringenden Gewaͤſſern ſpaͤterhin allmaͤhlig erweitert und ausgeſpuͤlt werden konnten. Durch die Senkungen geſchichteter Gebirge in ihrer u WE Streichlinie entftanden die Laͤngenthaͤler, durch vers ticale Zerreißung oder Brüche ihrer Schichten die Qu er⸗ thaͤler. N 5 Doch nicht blos die geſchichteten, auch die maſſigen, ungeſchichteten Geſteine, Granit, Porphyr, Diorit und dergl. zeigen ſolche Spalten. Sei es, daß dieſe ebenfalls durch Senkungen, vermoͤge der Gravitation und des gemeinfchafts lichen Drucks nach dem Erdmittelpunkt, oder durch vuls kaniſche Erſchuͤtterungen hervorgebracht worden, Folgen der Ausſpuͤlung durch Waſſer koͤnnen ſie wenigſtens nicht ſein, da ſich in ſo vielen derſelben nicht die geringſte Spur hiervon findet. Erſt nachdem ſich auf dieſe Weiſe in der anfaͤnglich noch nackten, felſigen Oberflaͤche des Erdkoͤrpers eine Menge Riſſe und mehr oder minder weite Vertiefungen gebildet hatten, vermochten Quellen und Baͤche, die erſten zarten Adern der Fluͤſſe und Stroͤme, von den Hoͤhen nach einer beſtimmten Richtung abzufließen, fi) ein bleibendes Bett zu wühlen und dieſes mit ihrer allmaͤhlig wachſenden Kraft und Erſtarkung immer weiter und weiter auszuwaſchen. So dürfte ſich denn die Entſtehung der Thaͤler erklaren laſſen nicht als unmittelbare Folge der Ströme und ihrer Ausſpuͤlung, ſondern als eine mittelbare Wirkung der verſchiedenen Formationen und heteroge— nen Beſtandtheile des Erdkoͤrpers und ihrer auf einander wirkenden Schwere. . Freilich iſt damit noch keineswegs ausgemacht, daß ſich alle ſo gebildete Thaͤler in ihrer urfprünglichen Geſtalt und Richtung bis auf den heutigen Tag erhalten haben; es wirkten wohl nebenher in und uͤber der Erde vulkaniſche und neptuniſche Kraͤfte fort, die ſich von Zeit zu Zeit durch Erſchuͤtterung, Erhebung oder Ueberfluthung zu erkennen gaben und noch bis jetzt nicht erſchoͤpft ſind. Denn nur neuerlich noch berichteten uns oͤffentliche Blaͤtter ſolch eine verheerende Kataſtrophe, den ſchrecklichen Einſturz des Ararat. Aeltere Thatſachen dieſer Art, als der Bergfall am Roßberg und — 29 — dem Diableret, die Verſchuͤttung des Fleckens Plurs bei Chiavenna u. a. ſind bekannt genug. Wohl manches Thal mag durch ein gleiches Ereigniß in vorgeſchichtlicher Zeit verſchuͤttet und mancher Strom aus ſeinem alten Bette verdrängt worden ſein. Sehen wir aber auch das Aeußere dieſer Erde, das jetzige Feſtland nicht mehr allenthalben in ſeiner alten Ge— ſtalt, wird auch die hier aufgeſtellte Hypotheſe: „die Thal— bildung war nicht abhängig von der Strömung der Ges waͤſſer, ſondern von der Lagerung, von Beſtand und Ges füge der Gebirge“ — nicht allerwaͤrts durch die Natur beftätigt, fo iſt fie doch ohne Frage wahrſcheinlicher und mit mehreren Gruͤnden zu unterſtuͤtzen, = die entgegen» ſtehende Anficht, _ Das Erzgebirg begrenzt in ſeiner ganzen Laͤngen⸗ erſtreckung das ſchoͤne, weite Thal, welches ſich in nord— oͤſtlicher Richtung vom Fichtelgebirge bis an die Elbe herab— zieht, es iſt aber auch zugleich die Grenze zweier verſchiede— nen Hauptformationen. Die unbedeutenden Gewaͤſſer dieſes Thales koͤnnen daſſelbe unmoͤglich aufgeriſſen und aus⸗ gewühlt haben. Mag es nun durch Hebung oder Senkung entſtanden ſein, ſo iſt doch eines von beiden natuͤrlicher, als die Auswaſchung. Wo waͤre auch das ungeheuere Material hingekommen, welches den dermaligen weiten Keſſel dieſes Theiles von Boͤhmen ausgefuͤllt haben muͤßte? Sollte es durch den engen Elbkanal von Außig bis Schans dau mit fortgeſchwemmt worden ſein? Aber es findet ſich keine Spur davon. Es würde auch denſelben vielleicht eher verſetzt, als durchbrochen haben. Das Innthal ſcheidet auf eine weite Strecke primitive Geſteine von Flößs kalk, die Donau bei Paſſau die Urgebirge des Boͤhmer Waldes von den Auslaͤufern der ſteierſchen Alpen. Die Oder beſpuͤlt den Fuß der Sudetenfette, die Wolga von Riſchnei⸗Nowgorod bis aten durchgängig Kalk- und Kreideſchichten. Run fehen wir zwar eine weit größere Menge Fluͤſſe und Bade von Querthaͤlern eingeſchloſſen; aber eine Durchs brechung der letzteren durch dieſe N ſelbſt iſt wohl ebenſowenig zu denken. Nimmermehr würde der Rhein durch die Juraſchichten zwiſchen Schaffhauſen und Baſel, oder durch die Thon— und Grauwackenſchiefer zwiſchen Bingen und Coblenz ſich Bahn gebrochen haben, waͤren dieſe Gebirge nicht ſchon feüher in der gegenwärtigen Richtung zerriſſen und gefpaltet und das jetzige Rheinthal bereits in ſeiner Grundanlage vorhanden geweſen. Und wie? dieſe ſpitzen Winkel und Vorſpruͤnge, dieſe vielen Bogen und Kruͤmmungen, welche dem Thale ſeine geprieſene romantiſche Schoͤnheit verleihen, ſollte der Strom bei ſeinem gewaltſamen Durchbruch ge⸗ macht haben? Man ſagt: die zu einem breiten Landſee hoch aufgeſtauchte Waſſermaſſe habe dies wohl vermocht. Allein wahrſcheinlicher iſt es, daß ein Strom bei ſolcher Gelegenheit ſeinen Weg in gerader Richtung nimmt. Die furchtbare Kraft, welche den Durchgang durch ein meilen— breites Gebirg erzwingen konnte, wird ſich nicht durch ſchmale Felsvorſpruͤnge haben abhalten und bald rechts, bald links weiſen laſſen. — Ein noch weit feſteres Geſtein, als der Schiefer des Rheinthals bei Bingen, iſt der Granulit des Zſchopauufers, welches, die Kruͤmmungen ungerechnet, uͤber 5 Stunden weit zu beiden Seiten von dieſem Geſtein begrenzt wird und faſt wie ein in daſſelbe geſprengter Kanal erſcheint. Die Zſchopau durchſchneidet die Granulitſchichten im ganzen genommen rechtwinklig in der Falllinie; nur an Prall— ſtellen oder Ausbiegungen fließt ſie der Schichtung parallel. Wollte man nun auch annehmen, der Fluß habe anfaͤnglich mit einer 100mal ſtaͤrkeren Waſſermaſſe auf den quervorliegenden Granulit gedruͤckt, ſo wuͤrde er doch mit dieſem ganzen Gewichte nicht im Stande geweſen ſein, eine 5 Stunden breite Felsmauer von ſo gediegener Bauart, von ſo feſt geſchloſſenem Gefuͤge zu durchbrechen und ſich gegen 300“ tief in dieſelbe einzuſpuͤlen. Dies überſteigt an ſich ſchon alle menſchliche Einbildungskraft. Es müßten ſich aber auch für dieſen Fall Spuren finden, daß er die Granulitſchichten uͤberſtuͤtzt und umgekehrt habe, wovon doch nirgends etwas zu bemerken iſt. Vielmehr bleibt ſich das Streichen und die Aufrichtung der Schichten zunaͤchſt an beiden Ufern, wie in den Seitenthaͤlern gleich. Durch bloſe Waſſerkraft war daher ein ſolcher Riß und ſeine Er— weiterung nicht moͤglich, der Fluß muß eine bereits vor— handene Kluftſpalte vorgefunden, es mußte ſchon früher eine Zerreißung des Gebirgs in der Richtung des heutigen Zſchopauthales ſtattgefunden haben, wovon auch die in ſeinen Schluchten und an ſei— nen Gehaͤngen hier und da aufgehaͤuften Trümmer Zeugs niß zu geben ſcheinen. Denn dieſe wuͤrde der Fluß, haͤtte er ſich allmaͤhlig immer tiefer und weiter in die Thalſohle eingeſpuͤlt, mit hinweggefuͤhrt haben, fie würden nicht an den ſteilen Abhaͤngen liegen geblieben ſein. Auch ergiebt ſich aus der Scharfkantigkeit und vollkommen gleichen Be— ſchaffenheit dieſer, oft ſehr bedeutenden Bloͤcke mit dem unmittelbar anſtehenden Geſteine, daß ſie nicht angeſchwemmt fein koͤnnen, ſondern in der Rahe der Felſen, von denen fie losgeriſſen wurden, fi unverruͤckt erhalten haben muͤſſen. Daſſelbe Verhaͤltniß zeigt ſich in vielen andern Quer⸗ thälern des Erzgebirgs und der Sudeten, wie der Schweiz und Tyrols, obwohl damit nicht gelaͤugnet wird, daß fpäter ein großer Theil dieſer Trümmer aus den Gebirgen heraus⸗ gefluthet und in den Ebenen als zerkleintes Geſchiebe r geſetzt worden ſei. Nach dieſen Erfahrungen und den hieraus abhelinte Schluͤſſen würde nur noch der Einwand zu beſeitigen fein, daß die Thaͤler, wo nicht zunaͤchſt und unmittelbar durch die Strömung und admählige Abſpuͤlung fließender Ges waſſer, doch in Folge einer ploͤtzlichen allgemeinen Fluth, mithin doch immer durch neptuniſche Krafte entſtanden feien, eine Idee, welche in neuerer Zeit wieder zur Sprache gekommen iſt. Run iſt zwar nicht zu . daß einſt Waſſer als herrſchendes Element den groͤßten Theil des jetzigen Feſtlandes bedeckte, daß ſeine ſtuͤrmiſche Fluth und Ebbe Felſen zertruͤmmerte und unter ihrem Schutte Millionen Geſchoͤpfe einer bereits vorhandenen Thierwelt begrub, daß noch ſpaͤter, nachdem ſich das Menſchengeſchlecht und eine andere Thier⸗ und Pflanzenſchoͤpfung über die bewohnbare Erde verbreitet hatte, ploͤtzlich eine neue gewaltige Sturm— fluth von Norden her über das Feſtland hereingebrochen und in dieſer Richtung (damit ſind wenigſtens ihre Spuren am beſten zu erklaͤren) wieder zurückgetreten ſei. Allein neue Urgebirge, neue Stromthaͤler, eine neue Geſtalt der Erde überhaupt kann dies alles nicht hervorgebracht haben. Die Rotation beſtimmte ihre Form, die Gravitation hielt die Materie in ihrer Verbindung feſt. Gebirge des Nordpols koͤnnen daher nicht zum Südpol gewandert, es kann nicht alles bunt durcheinander geſchuͤttelt worden fein. Was namentlich die letzte Ueberfluthung der Erde (die Sündfluth) betrifft, worüber in den Sagen aller Volker eine fo merkwuͤrdige Uebereinſtimmung herrſcht, fo hat ſie in der aͤußern Geſtalt des Erdkoͤrpers nichts ver⸗ aͤndert. Zwar ſoll, nach der moſaiſchen Erzaͤhlung, das Waſſer 15 Ellen hoch über alle Berge gegangen, Noahs Arche aber dennoch auf dem Ararat ſitzen geblieben ſein, und wie auch alle andern Traditionen hieruͤber nach den Localitaͤten, nach den verſchiedenen Religionsanſichten modi— ficirt ſein moͤgen, darin, daß ſich einige Menſchen auf hohe Berge gerettet und fo die große Waſſerfluth überlebt haͤt— ten, bleiben ſie ſich allerwaͤrts gleich, in der alten, wie in der neuen Welt, bei den Chineſen, Aegyptern und Griechen, wie bei den eee und Wilden am Orinoco und in Reuſeeland. Auch wird von Moſe keineswegs behauptet, daß mit der Suͤndfluth zuerſt Berge und Thaͤler entſtanden und dieſe früher nicht vorhanden geweſen ſeien. Er ſagt: — 55 — „Am 1. Tage des 10. Mondes traten der Berge Spitzen hervor und das Gewaͤſſer verlief ſich und | der Erdboden ward wieder trocken.“ Sonach waren die Berge und, wenn ein Verlaufen der Gewaͤſſer möglich fein ſollte, auch die Thaͤler geblieben. Es war, da man den Ararat wieder erkannte, nicht einmal in der Geſtalt der Verge und Thaͤler etwas geaͤndert worden. Daß an den Ausmuͤndungen der letzteren in den Ebenen und Riederungen ſich ein bedeutender Fluthniederſchlag ab» lagerte, daß derſelbe zu Huͤgelketten aufgeſchwemmt eine Fortſetzung der älteren Thaͤler bildete, iſt wohl wahrſchein— lich, daß aber dieſe Aufſchwemmung und Verlaͤngerung der Thalgründe nicht die Folge der urſprünglichen Richtung der ſchon fruͤher vorhandenen Stroͤme, ſondern die unmittelbare Wirkung jener großen Fluth geweſen ſei, wird ſich ſchwer— lich rechtfertigen laſſen. Wenn ferner von dem engliſchen Geologen Budz land nachgewieſen worden, daß die Thiere, deren Ueber— reſte ſich fo häufig im aufgeſchwemmten Lande finden, da, wo ſie gefunden werden, auch wirklich gelebt haben und keineswegs aus andern Gegenden angeſchwemmt wurden, nun aber dergleichen verſteinerte Leichname, foſſile Gerippe und Knochen in allen Theilen der Erde anzutreffen: ſo iſt auch gewiß, daß alle dieſe Erdtheile von jener letzten Ueber— fluthung zwar heimgeſucht, aber keine weſentliche Veraͤnde— rung durch ſie erlitten haben koͤnnen, daß feſtes Land nicht Meeresgrund, dieſer nicht feſtes Land geworden, ſondern die Grabhügel jener Millionen Leichen abgerechnet, alles geblieben ſei nach wie vor. Bedenkt man endlich, daß ſelbſt die tiefſten Thaͤler im Vergleich zum Ganzen der Erde, zu einer Flaͤche von 9,282,500 Quadratmeilen, nur wie ſchwache Ritze und Einſchnitte derſelben erſcheinen, ſo laͤßt ſich auch mit der Ablagerung der verſchiedenen Formationen die Bildung ſol— cher natürlichen Grenzlinien an ihren außerſten Rändern Pr denken, ohne daß man feine Zuflucht zu einer ges 5 3 _ waltfamen Zerreißung und Auswafchung dieſer Markſcheiden der Gebirge durch Waſſerkraft und große Revolutionen zu nehmen braucht. Im Großen ſind ſie nur die zarten Fugen, in denen wir gleichſam die muſiviſche Zuſammen— ſetzung des Fußbodens im Tempel der Natur erkennen. Bei den Floͤtz- und tertiaͤren Gebirgen zumal dürfte von einer Thalbildung durch Waſſer ganz abzuſehen ſein. Hier ſtellen wir uns die Thaͤler als Spalten vor, welche erſt nach der Erhaͤrtung der ruhig und gleichfoͤrmig präs cipitirten Gebirgsmaſſe entſtanden, wie wir das Aehnliche noch heute im Kleinen in jedem ausgetrockneten Tuͤmpel bemerken. Auch wird eine neptuniſche Entſtehung der Kluͤfte und Abgruͤnde auf den hoͤchſten Gebirgsgipfeln kaum begreiflich, da es ja hier in der Region des ewigen Eiſes gerade an der naͤchſten Bedingung der Auswaſchung, an der noͤthigen Waſſerkraft mangelt. Denn in dieſen Hoͤhen kommt das Eis nie zum Schmelzen; die Gletſcher, deren Höhlen im Sommer fo viele Quellen Wa „liegen viel tiefer. Indeß wir ſtehen hier an der Grenze, wo alle Unterſuchung und Speculation ihr Ende hat und in's Ge— biet der Dichtung hinuͤberſchweift. Haben wir in Vor— ſtehendem kürzlich verſucht, uns die Denfmäler einer vors geſchichtlichen Zeit auszulegen und dabei eine vorherrſchende Meinung zu widerlegen, ſo moͤge dieſer Verſuch nur immer⸗ hin in die Reihe der übrigen Hypotheſen, in die große Gallerie der Phantaſiegemaͤlde hingeſtellt werden, in wel— chen der Menſch eine uͤberſinnliche Idee ſich bildlich darzu— ſtellen ſucht und in welchen, wie die tauſendfaͤltigen Varian⸗ ten von einer Himmelfahrt und Auferſtehung beweiſen, feine Erfindung unerſchoͤpflich iſt. Hierin kommen wir nicht zum Wiſſen, ſondern nur zum Glauben. V. Etwas über den Futtergewächsben. Aus dem Protokolle uͤber die Verhandlungen des Land⸗ wirthſchaftlichen Vereins am 27. Okt. 1841 mitgetheilt von Ed. Lange. Bei der Herbſtverſammlung des Landwirthſchaftlichen Vereins am 27. Oktober 1841 waren 19 Mitglieder an⸗ weſend, und es wurden zuerſt die Gutsbeſitzer Kroͤber in Poſa und Kirmſe in Mockern zu Vereinsmitgliedern auf— genommen und dann die von Sr. Durchlaucht dem regie— renden Herzog Jofeph genehmigten Vereinsſtatuten von den Anweſenden unterzeichnet. Hierauf wendete ſich der Herr Vorſitzende, Kammer⸗ gutspachter Loͤhner in Wilchwitz, zu den fuͤr die heutige Verſammlung aufgeſtellten Fragen über den Futter- gewaͤchs bau, welche nur ein Mitglied, naͤmlich der Gutsbeſitzer Kreſſe aus Dobraſchuͤtz ſchriftlich beantwortet hatte. Doch fand man dieſe Riederſchrift fo gut begruͤn— det, daß die Reſultate derſelben faſt durchgaͤngig, wenn auch bisweilen nur nach laͤngerer Debatte, von den An— weſenden angenommen wurden. Die erſte Frage: „Welche Futterkraͤuter verdienen vorzugsweiſe zur Ernaͤhrung der Hausthiere angebaut zu werden und zwar a) voruͤber⸗ gehend auf Feldern und b) bleibend auf Wieſen? bes — ſchraͤnkte man gleich anfangs abſichtlich und gefliffentlich auf diejenigen Futtergewaͤchſe, über welche Min ſelbſt ge⸗ * — 36 — machte Erfahrungen vorlaͤgen. Solche find für den vors uͤbergehenden Anbau auf Feldern 1) der rothe Kopfklee (Trifolium pratense) unfer beſtes und ergiebigſtes Futters kraut, für welches außer den geringen Culturkoſten noch ſein guͤnſtiger Einfluß auf die nachfolgende Koͤrnerfrucht entſchieden ſpricht; 2) ihm zur Seite ſteht der Weißklee (Trifolium repens), der zwar weniger ergiebig, aber noch werthvoller als Futterkraut iſt als jener. Untermiſcht mit Weißklee iſt 3) der Lolch oder das engliſche Raigras (Lolium perenne) zu empfehlen, beſonders um die Futter— maſſe zu vermehren. Denn ſo gut dieſes Futtergras auch iſt, ſo ſteht es dem Weißklee doch entſchieden nach, und es iſt uͤberhaupt noch ſehr die Frage, ob die durch ſein Mitausſaͤen erzielte groͤßere Dichtigkeit des Futterbeſtandes die nicht geringen Koſten des Lolchſaamens (ungefaͤhr 4 Thlr. auf einen Acker) verguͤten werde; J der durch 5 bis 6 Schnitte jaͤhrlich ſich ſo entſchieden empfehlenden Luzerne (Medicago sativa) ſtehen in unſerer Gegend mehrere wegen zu dünnen Beſtandes derſelben mißlungene Anbau— verſuche entgegen. Freilich fehlt fuͤr ſie unſerm Boden der erforderliche Kalkgehalt, ſo wie auch die rechte Behand— lungsart fuͤr ſie bei uns noch nicht gefunden ſein duͤrfte. Nur Pachter Hanns aus Breitenhain und Pachter Bertuch aus Poͤlzig waren mit ihren bisherigen Erfolgen zufrieden und meinten, daß ſie vor allem eine freie luftige Lage liebe, und bei unſerm dichten Beſtande des Sommergetreides wohl am beſten, mit Hafer ausgeſaͤet, gedeihe, wenn man den Letztern nicht reifen laſſe, ſondern ihn zweimal zu Futter abmaͤhe. Die futterkraͤftige Esparſette (Hedy- sarum onobrychis) endlich, von welcher Gutsbeſitzer Kreſſe wegen ihrer Unergiebigkeit bei uns ganz abſehen wollte, gedeiht bei Pachter Hanns auf einem damit beſaͤeten Damme freudig und liefert ein vorzuͤgliches Heu. Ein vortreffliches Futter iſt 5) unſer Weißkraut, doch iſt es theuer im Anbau und fuͤr eine ausgedehnte Anpflanzung nicht zu empfehlen. Unſer Gemengfutter aber, z. B. — 37 — Wicken, Korn, verſchiedene Grasarten ſtehen gegen die ge— nannten vorübergehend angebauten Futterpflanzen an Ertrag und Güte ſehr weſentlich an, weßhalb man nur noch des Spergels (Spergula arvensis) gedachte, welchem Pachter Loͤhner zwar vorzuͤgliche Milchergiebigkeit nachruͤhmte, der aber wegen ſeines geringen Ertrags doch nur als Zwiſchen— frucht z. B. vor Raps oder in Kornſtoppel, vielleicht mit Sommerrübfaamen gemiſcht, zu empfehlen fein dürfte, Dieſe Miſchung rief Herrn Kreſſe einen fruͤhern Anbau— verſuch mit Schnittkohl ins Gedaͤchtniß, der zwar nicht ganz befriedigend ausgefallen war, bei beſſerem und feuchterem Boden aber wohl 2, vielleicht 3 Schnitte guten Futters geben duͤrfte. Als Pflanzen, welche unter den von ſelbſt auf Wie⸗ fen wachſenden Graͤſern und Kräutern vorzugsweiſe angebaut zu werden verdienen, nannte Herr Kreſſe 1) die Wieſen⸗ platterbſe (Lathyrus pratensis), 2) die Heckenwicke (Vicia dumetorum), die Vogelwicke (Vicia cracca), die Zaun- wicke (Vicia sepium), den Weißklee (Triſolium repens), den Erdbeerklee (Trifolium fragiferum), den Schotenklee (Lotus corniculatus), das engliſche Raigras (Lolium perenne), den Wieſenfuchsſchwanz (Alopecurus pratensis), welche Pflanzenſorten groͤßtentheils in getrockneten Exempla⸗ ren von dem Berichterſtatter mitgebracht worden waren und zur Anſicht herumgegeben wurden. Hierzu empfahl der Berichterſtatter für feuchte Wieſen noch den Baſtard— klee (Trifolium bybridum) und das franzoͤſiſche Raigras (Avena elatior) und Herr Kreſſe den Wieſenſchwingel (Festuca elatior) und den Mannaſchwingel (Festuca fluitans), Herr Loͤhner aber mit dem Berichterſtatter ges meinſchaftlich für alle Arten Wieſen das italieniſche Rai gras (Lolium perenne italicum) und das Timotheengras ( Phleum pratense), wozu Herr Kreſſe noch die bittere, aber geſunde Schaafgarbe (Achillea millefolium) fügte. Die zweite Frage lautete: Welche Futterpflanzen eignen ſich vorzüglich zur Ans U 3 wendung waͤhrend des Winters und zwar welche a) im friſchen Zuſtande, b) im getrockneten Zuftande und e) eins gelegt, gekocht, gebruͤht oder fonft zubereitet? Zu a) für den Spaͤtherbſt ſind zunaͤchſt die Struͤnke von dem Weiß⸗ kohl zu empfehlen, dann die Kohlruͤbe, die ſich laͤnger haͤlt, dann die Runkelruͤbe, die ſich noch länger auſbewah⸗ ten läßt, und über deren Werth zur Grünfütterung im Vergleich zur Kohlruͤbe viel geſtritten wurde. Kreſſe wollte naͤmlich beide gleichſtellen, weil die beißige Schale der Kohlruͤbe der Butter leicht einen beißigen Geſchmack gebe. Lohner hingegen ſtellte namentlich die gelbe Kohlruͤbe weit hoͤher und wollte nach vielen Erfahrungen dieſen uͤblen Beigeſchmack durchaus nicht als Folge der Kohlrübenfüttes rung gelten laſſen, die auf die Menge und Güte der Milch entſchieden vortheilhaft einwirke. Auch Bertuch, Wagner, Quaas und Andere ziehen die Kohlruͤben wegen ihrer grös ßern Milchergiebigkeit vor, ohne ſich jedoch entſchieden über den beißigen Beigeſchmack der Butter auszuſprechen. Jeden⸗ falls find darüber weitere ſorgfaͤltige Verſuche nothwendig. Den Anbau der gelben Moͤhre zur Viehfuͤtterung fand Kreſſe bei uns nicht lohnend genug, und die Kara toffeln und Stoppelrüben ſtellte er grün verfüttert, den ges nannten Futterpflanzen weit nach. Zu b) In getrocknetem Zuſtande verfuͤttert ſteht der Weißklee oben an, dann Rothklee, dann Heu, nach feiner verſchiedenen Güte, Grummet, Wickenſtroh, Erbſenſtroh, Gerſten⸗ und Haferſtroh, unter denen das Heu ſich befons ders fuͤr die Pferde empfiehlt, fuͤr welche auch die bei uns nicht im Großen vorkommende Eſparſette ſich vorzuͤglich eignen mag. Zu c) Eingelegt nach Art des Sauerkrautes empfiehlt ſich beſonders das Weißkraut, doch mehr als geſundes Reizmittel zum Saufen fuͤr das Rindvieh denn als reich— liches Winterfutter. Im gekochten Zuſtande find vorzüglich die Kartoffeln für Rindvieh und Schweine zu beachten, und gebruͤht giebt die Runkelruͤbe mit etwas Kleeblaͤttern und Siede gemengt, eine fehr aromatifche Suppe für das Rindvieh, wozu fie überhaupt ganz beſonders zu empfehlen iſt. Fuͤr erhitztes und gegohrnes Futter hatte Kreſſe kein beſonders guͤnſtiges Vorurtheil, allein Wagner und Bertuch redeten demſelben aus ihren ſelbſtgemachten Erfahrungen eifrig das Wort. Pachter Bertuch nimmt dazu 2 Koͤrbe geſchnittenen Klee, 2 Koͤrbe Siede, 2 Ruͤbſenſchalen und 2 Koͤrbe Kartoffel- oder Ruͤbenſchnitte. Dazu werden 6 Oelkuchen in Waſſer eingequellt und mit dieſem Waſſer mittels einer Gießkanne die aus obigen Subſtanzen bereitete Miſchung während dreimaligen Fortarbeitens auf dem ges pflaſterten Boden befeuchtet. So kommt ſie, bei Wagner bisweilen noch mit etwas Salz beſtreut, in große viereckige Kaͤſten, die durch Einſetzbreter noch erhoͤht werden koͤnnen, um ſich hier ſelbſt zu erhitzen und nach 2 bis 3 Tagen daraus verfuͤttert zu werden. Die dritte Frage: Wie verhaͤlt ſich der Futterwerth des Krautes der Ruͤben und der Kartoffeln bei Mittelernten zu einander, wenn man überall den Ertrag einer gleich großen und gleich guten Bodenflaͤche in Anſatz bringt? hatte Herrn Kreſſe zu folgender Berechnung veranlaßt. Bei Mitteleriten dürfte der Acker Land 200 Saͤcke Kartoffeln, 18 Fuder abgeſchnittene Runkelruͤben, 14 Fuder Kohlruͤben oder 16 Fuder abgehack— tes Weißkraut liefern. Fuͤr Schweine haben aber 200 Saͤcke Kartoffeln mehr Futterwerth als jede der ihnen hier an die Seite geſtellten Quantitaͤten anderer Futterpflanzen; allein für das Rindvieh ſtellt ſich die Sache ganz anders. So duͤrften mit dem Ertrage eines Ackers Weißkohl, alſo mit 16 Fuder Kraut einſchließlich der Struͤnke 20 Stück ausgewachſenes Rindvieh nur 24 Tage lang maͤßig gefüttert werden koͤnnen. Reichte man dieſen dafuͤr den Ertrag eines Ackers Kartoffeln, alſo taͤglich r von 200 Saͤcken oder täglich 81 Sack Kartoffeln in rohem Zuſtande, fo wurde man ſich dabei ſchwerlich fo gut ſtehen als bei der Kraut— fütterung; legte man ihnen aber dafür taglich 4% oder 4 — 40 — Fuder abgeſchnittene Runkeln vor, fo würde dieſe Futter menge von dem Vieh kaum bezwungen werden koͤnnen. Ja man koͤnnte für Rindvieh den Nutzen dieſer Quantitat Rüben wohl auf den doppelten von der angenommenen Quantität Kartoffeln anſchlagen, und überhaupt für Rind⸗ vieh den Ertrag einer gleich großen und gleich guten Bodenflaͤche an Kartoffeln = 4 „Kraut * s Kohlruͤben — 7 „ Runkelruͤben = 8 ſetzen. Doch duͤrfte das Kraut immer das theuerſte Futter ſein, weil ſeine Ernte und ſein Verbrauch in eine Zeit faͤllt, wo oft noch reichliches und gutes Futter anderwaͤrts zu haben iſt. Ueberhaupt aber regulirt das Wirthſchafts— ſyſtem die zu ernaͤhrende Viehgattung, die verſchiedene Halt— barkeit und die Zeitumſtaͤnde den Werth dieſer Futterarten auf mancherlei Art, ſo daß derſelbe auf verſchiedenen Guͤtern und zu verſchiedenen Zeiten ſehr verſchieden ſein wird. 8 Die vierte Frage war: Wie verhält ſich bei uns der Futterwerth des rothen Kopfklees (Trif. prat.) bei mittlerem Beſtande zu dem Futterwerthe einer gleich großen Wieſenflaͤche bei mittler Guͤte und mittlem Beſtande? Zu ihrer Beantwortung hatte Kreſſe folgende Ver— gleichung angeſtellt: 1 Acker Wieſe duͤrfte mit 3 Fudern oder 60 Centnern Heu und Grummet anzuſetzen ſein; ein Acker Klee aber bei zwei Schnitten mit 5 Fudern oder 75 Cent nern Duͤrrklee. Es wuͤrde alſo 1 Acker Wieſe, den Centner Heu zu 4 Thlr. gerechnet, 30 Thlr. Rohertrag liefern oder ein Fuder Wieſenduͤrrfutter haͤtte 10 Thlr. Werth. Setzt man den Ertrag eines Ackers Klee ebenfalls zu 30 Thalern an, fo würde 1 Centner Duͤrrklee nur 12 Nor, und 1 Fuder zu 15 Cturn. nur 6 Thlr. kommen. Zu ſolchem Preis würde wohl jeder Kaͤuſer den Kleeertrag eines Ackers ni Mi dem Heu⸗ und Grummetertrag vorziehen, und es gaͤbe ein Acker Rothklee, wenn man Duͤrrklee und Heu bei gleichem Gewicht einander gleichſetzen wollte, einen um den vierten Theil hoͤhern Rohertrag als 1 Acker Wieſe naͤmlich 37 Thlr. Mag nun auch, wie Pachter Bertuch erinnerte, der Rein— ertrag wegen des Ankaufs von Kleeſamen u. ſ. w. nicht ganz derſelbe ſein, ſo dürfte doch auch der Unterſchied des Rein- und Rohertrags nicht ſo groß ſein, daß man nicht annehmen koͤnnte, 1 Acker Rothklee gebe mindeſtens ann Reinertrag als 1 Acker Wieſe. Die fuͤnfte Frage lautete: Was iſt fuͤr unſre Gegend von dem Anbau des weißen Klees (trifol. repens) und was von dem fogenannten _ Rieſenklee (melilotus officinalis), namentlich im Vergleich zum gewöhnlichen rothen Kopfklee (trif. prat.), ſämmtlic auf Ackerland, zu halten? Hier wunde nun zuerſt die Frage nach dem Gee ten Rieſenklee abgelehnt, indem dieſer wohl wild am Plei— ßenufer und namentlich in dem Rothenberghoͤlzchen bei Friedrichsluſt zu großer Hoͤhe emporwaͤchſt, nirgends aber von einem der Anweſenden abſichtlich auf dem Felde ges baut worden iſt. Ueber den Weißklee aber fuͤhrte ſowohl Kreſſe als Loͤhner einige Beiſpiele eines ganz ausgezeichneten Ertrags an Dürrfutter und Koͤrnern an, und redeten demſelben bes ſonders fuͤr die Gewinnung eines vortrefflichen Kleeheues entſchieden das Wort. Nur dürfe man ihn nicht auf ers ſchoͤpften Boden ſaͤen. Kein Futter gebe bei gleichem Ge— wichte fo reichen Rutzen als er. Dabei nehme er mit jedem Boden vorlieb, daure noch beſſer im Winter aus als der Rothklee und verbeſſere den Boden doch nicht weniger als dieſer für fünftige Kornſaaten. Auch gebe er ſchon im erſten Herbſt eine ganz vorzügliche Viehweide, und wenn er im darauf folgenden Jahre in der Bluͤthe gemaͤht werde, auf den Acker 3 ziemlich ſtarke Fuder vortrefflichen Dürrfutterd, Von dieſem aber dürften 3 Fuder, wie ſchon Re: IE ihre überwiegende Laſt zeige, eben fo viel innern Werth haben als 4 Fuder Rothklee, und wenn er fo dem Roth⸗ flee auch um 4 des Ertrags nachſtaͤnde, fo erſetzten feine uͤbrigen guten Eigenſchaften wohl auch dieſes. Hierbei wurde von mehreren Seiten eine Miſchſaat beider Klee— arten empfohlen, indem dadurch die in dem Rothklee ſonſt nicht ſelten vorkommenden Bloͤßen bedeckt zu werden pflegten. Doch glaubte man auch mehrſeitig beobachtet zu haben, daß der Rothklee unter Weißklee nicht recht herauswachſe, obgleich die Milch bei dieſer Fütterung vorzüglich rahmreich zu ſein pflege. — Waͤhrend dieſer Verhandlungen war 14 Uhr heran⸗ gekommen. Man beſchloß daher hier abzubrechen und die übrigen Fragen fuͤr die naͤchſte Verſammlung an einer Mitt- woche des Monats Januar 1842 aufzuſparen, ſprach aber zugleich an Herrn Kreſſe die Bitte aus, daß er ſich dann der Beantwortung der ubrigen Fragen wieder mit demſelben Eifer und derſelben Gründlichkeit annehmen moͤge wie heute. Es mußte deßhalb auch ein von einem Freunde dem Unterzeichneten uͤberſandter Aufſatz über den Eſparſettebau fuͤr die naͤchſte Verſammlung zuruͤckgelegt werden. Kaum war aber das Mittagsmahl voruͤber, als man auch wieder an die Verhandlungen ging. Es theilte naͤm— lich der Herr Vorſitzende zuerſt ein Verzeichniß der bereits aus dem Umlauf zurückgekehrten Buͤcher und Zeitſchriften mit, wobei man allgemein den Verluſt mehrerer Rummern bedauerte und ſchlug darauf die Letztern zur Verſteigerung unter die Mitglieder bei der naͤchſten Verſammlung, die Buͤcher aber zur Aufbewahrung in unſerer zu begruͤndenden Buͤcherſammlung vor, womit man vollkommen einverſtan— den war. Hierauf erwähnte der Berichterſtatter, daß er bereits vor 14 Tagen die Anzeige vom Abgange der fuͤr unſern Verein in Hohenheim beſtellten Waizen- und Futterkraut— ſaͤmereien erhalten und daraus zu ſeinem Bedauern erſehen habe, daß ſtatt der von ihm beſtellten 12 Pfund Zaun⸗ => m > wicken⸗ und 12 Pfd. Wiefenplatterbfenfaamen nur 14 Pfd. Zaunwicken für uns abgeſendet worden ſeien. Leider ſei auch die Sendung bis jetzt noch nicht bei ihm eingetroffen, und es müßte deshalb die auf heute anberaumte Verthei— lung dieſer Saͤmereien auf eine ſpaͤtere Zeit verſchoben werden. Hierfür ſchlug Herr Kreſſe vor, in Betreff der Futterkrautſaamen die naͤchſte Vereinsverſammlung abzuwar⸗ ten, den Waizen aber Herrn Loͤhner zu übergeben, um von dieſem ſpaͤter Proben und Bericht uͤber die Ergebniſſe, ſowie von jeder Sorte eine Quantitaͤt Saamen zur Verſendung in den Saaleiſenbergſchen Kreis zu erhalten. Um das Waizenſortiment jedoch vor moͤglichem Hagelſchlag und ans dern Unfaͤllen zu ſchuͤtzen, war man damit einverſtanden, nur die eine Haͤlfte jeder Sorte Herrn Loͤhner und von der andern Haͤlfte die halbe Sortenanzahl Herrn Kreſſe und die andere halbe Anzahl Sorten Herrn Heincke in Kosma unter denſelben Bedingungen zu uͤberſenden. Waͤhrend dies fer Beſprechungen hatten ſich mehrere der entfernter wohs nenden Vereinsmitglieder entfernt, um bei dem dichten Rebel, der ſeit einigen Tagen unſere Gegend bedeckt, nicht allzu ſpaͤt in ihre Heimath zuruͤck zu kommen. So ſehr daher auch ein von dem Herrn Vorſitzenden noch jetzt ges machter Vorſchlag, naͤmlich den Beitritt unſers Vereins zu den vom Kunſt- und Handwerksverein, von der pomologiſchen und naturforſchenden Geſellſchaft gemeinſchaftlich heraus gegebenen Mittheilungen aus dem Oſterlande zum Behuf des Abdruckes unferer Protokolle bei den übrigen Geſell— ſchaften in Antrag zu bringen, ſich des Beifalls der Ans weſenden erfreute, und ſo gern auch der Unterzeichnete es uͤbernahm, hierfuͤr die noͤthigen Vorbereitungen zu treffen, ſo glaubte man doch einen definitiven Beſchluß hieruͤber bis zur naͤchſten Verſammlung aufſchieben zu muͤſſen, da es ſich hierbei um einen jährlichen Aufwand von ungefähr 18 Thlrn. handeln mochte, ſelbſt wenn unſer Verein nur 4 der gans zen 600 Exemplare betragenden Auflage vom Kunſt- und Handwerks verein, der 3 derſelben jetzt beſitzt, ſich abtreten 4 ließe. Hiermit ſchloſſen die eigentlichen Verhandlungen und die Anweſenden ruͤckten nun naͤher zuſammen, ihre Freude und ihre Hoffnungen fuͤr das fortſchreitende Gedeihen der Geſellſchaft austauſchend. Hierzu gab der auch heute wahr— genommene lebhafte und gemuͤthliche Austauſch der gemach— ten Erfahrungen, ſo wie ein Ueberblick der von mehreren Mitgliedern zur Anſicht mitgebrachten Getraide-, Kartoffel- und Obſtſortimente die angenehmſte Veranlaſſung. Das Obſtſortiment ſtammte von Herrn Loͤhner, der auch ein Sortiment Kartoffeln und ein reiches Sortiment Sommers fruͤchte eingeliefert hatte. Auch Herr Paſtor Thienemann hatte ein ſchoͤnes Getreideſortiment in Halmen mit Aehren, ſo wie in Koͤrnern mitgebracht, welches noch von Heincke aus Kosma und von Hager aus Saara vervollſtaͤndigt wurde. Endlich hatte auch der Berichterſtatter ein Kar— toffelfortiment von feinem Bruder herbeigeſchafft, unter wels chem mehrere von dieſem neugezogene Saͤmlinge ſich vor— fanden. So hatten wir alſo nicht ſowohl über den Mans gel an Stoff belehrender Unterhaltung als uͤber den Man— gel an Zeit zu klagen, um uns deſſelben ſo durchgreifend, wie wir gern gewuͤnſcht haͤtten, zu bemaͤchtigen und zu erfreuen. 5 NW VI. Ergebniſſe der Kraut⸗, Ruͤben⸗ und Kartoffelernte 1841. Vom Gutsbeſitzer Hager in Saara. Der Gutsbeſitzer Moritz Hager in Saara hat bei dem Einernten des Krautes, der Kartoffeln und der Kohl— und Runkelruͤben im Jahre 1841 folgende Reſultate erlangt. Der Stand dieſer Fruͤchte war bei ſtarker Duͤngung in der Brachart. Die Entfernung der Damme war 30 Zoll, die der Pflanzen und Kartoffelſtoͤcke 16 Zoll von einander. Die Kartoffel- und Krauternte war wegen der vorherrſchend trocknen Witterung den Sommer über, nur eine mittle zu nennen, dagegen die Kohl- und Runkel— ruͤbenernte zu den guten zu zählen war. Auf den hieſigen Acker (200 zehnellige Quadratruthen), kommen bei der oben angebenen Entfernung der Pflanzen 24,000 Stüf. Bei den Kohl- und Runkelruͤben ſind die Blaͤtter nicht mit berechnet, das Kraut war bei der Ernte einmal . bee Auf dem Acker habe ich erbauet: Viehkartoffeln 224 Ciapez Saͤcke à 150 Pfd. = 305 Ct. 50 Pfd. getr. Subſt. 76 Ct. 40 Pfd. Kohlruͤben 450 — 5 5 „ 63 45 = Runkelruͤben 500 ⸗— „ „ 62 55 a Krautſtrüͤnke mit 125 ji Haupt und Blatt ai 2— 3 3 „ 59 10K ii A ee Es e folglich: 1 Star, Kartoffeln 274 Pfd. getrocknete Subſtanz 1 Kohlruͤben 1 s s . 1 = Runfelrüben 134. 9 B 1 „ Kraut 101 s 3 s VII. Miscellen und Notizen. Aus Andrichau im Wadowizer Kreiſe des Koͤnigreichs Galizien find der pomologiſchen Geſellſchaft von dem um die Erweiterung und Verbeſſerung des Obſtbaues in jener Gegend verdienten Dominicalrepraͤſentanten Herrn Ferdinand Stieber mancherlei die Obſtkultur betreffende erfreuliche Mittheilungen zugegangen, wozu denſelben beſonders ſeine mehrfach gemachten Erfahrungen uͤber den von unſerm vielbewaͤhrten Geſellſchaftsmitgliede, dem Herrn Paſtor Hempel in Zedtlitz, erfundenen Zauberring veranlaßt haben moͤgen. Wir entnehmen dem Aufſatze des Herrn Stieber über dieſen Gegenſtand folgende kurze Notizen. Obſtbaͤume, welche in fruchtbarem Culturlande ſtehen, haben in Folge der ihnen zuſtroͤmenden Fuͤlle waͤßrigen Saftes eine große Neigung zu uͤppiger Vegetation, indem fie durch Erzeugung von langen, markreichen Sommerſchoſſen und großen, weit auseinanderſtehenden Blaͤttern ihre Ueberfuͤlle rohen Saftes zu verarbeiten ſuchen, dabei aber nie zu demjenigen Ueber— gewicht eigenthümlichen verarbeiteten Pflanzenſaftes gelan— gen, ohne welches entweder keine Fruchtknospen angeſetzt oder — 1 — die jungen Früchte doch meiſt kurz nach der Blüthe wieder abgeſtoßen werden. Zur Ausbildung dieſes eigenthuͤmlichen Pflanzenſaftes aber wirken, vorzuͤglich im Zuſtande der Belaubung, Licht und Luft ein, indem ſie den bereits auf— geſtiegenen rohen Rahrungsſaft, hauptſaͤchlich durch die Blätter, umwandeln und veredeln. Damit nun der Nah— rungsſaft durch dieſen Einfluß hierzu vollſtaͤndig verarbeitet werde, muß man bei uͤppig wachſenden Obſtbaͤumen das ſtuͤrmiſche Aufſteigen immer neuen waͤßrigen Nahrungs— ſaftes abſchneiden, und dazu dient eben der pomologiſche Zauberring oder das Ringeln, welches man am Beſten nur an einzelnen Aeſten vornimmt, damit die vorhandene Saftfuͤlle in den uͤbrigen Aeſten eine geeignete Ableitung behalte. Daß aber in einem dem waͤßrigen Wurzelſafte ſo entzogenen Aſte die Verwandlung und Veredlung des bereits aufgeſtiegenen Saftes nun vollſtaͤndig und ungeſtoͤrt vor ſich gehe, zeigt deſſen ſichtbares Staͤrkerwerden uͤber dem Ringelſchnitt gegen den Theil unter demſelben und ſelbſt das Verwachſen der n nicht von unten, ſondern ſtets von oben her. Die Zeit des Ringelns if im Fruͤhjahre, wenn durch die aufgeſtiegenen neuen Saͤfte die Knospen ſchwellen und aufbrechen. Dann mache man mit einem ſcharfen Meſſer rings um den ausgewaͤhlten Aſt einen ſcharfen Schnitt bis auf das Holz und etwa 3 Zoll davon einen zweiten eben ſolchen Schnitt und ziehe die ganze zwiſchen beiden befindliche Schale heraus, fo daß das Holz hier blosliegt und kein Saft mehr unter der Rinde in den Aſt emporſteigen kann. Nur ſelten wird ein ſolcher Aſt eingehen, ſondern er wird nur etwas ſpaͤrlicher wachſen als die andern, dagegen aber im naͤchſten Fruͤhjahre eine Menge Bluͤthen zeigen, waͤhrend . ganze Übrige Baum vielleicht nicht eine einzige beſitzt. „ 9 ro bye mare. | mn ah n a i n ba Ba | Ka tlg are 3 AR: nahen, u An ae 9 9 * 770 e baus iR hen emu Keie Ra 0, be eee ak nel mt, m 90 e elemeg Er % DE LIFE eee, ee e i in; won t e 14830 Bir i eee sid H a rk a ee ante, ya 1 ma 59 Ri 5 re: De i n i tu}, Er 1 BR 76 ulm, Gr: ei nie vn mega; wennn Sa PET IV bn Ra Er 1 \ E we Sail had; Me el. e N Be gan u um e. n, lg ee a a 4 sat sinn we gal eee ee a ee r ne N ae wer nem Webel er dee e Wi 8 ee EL e! ue wre been en ene d vm dein ge r e D when e e a ene us -N att, ne, nn e een de t e, ene e de, Ki en niit schien Hann, vin ven ir A a > ie ben ee amt rail ande Bis e ee e * . 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W. * * * * * * * * * * — Meteorologiſche Tabelle auf die Monate: Januar, Februar, März 1842, von W. Bechſtein. Februar. 2 Januar. M 4 r 7 Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr Nachmittags 2 Uhr — — a 3 ß r. a meters. meters. Wetters. meters. meters, | Wetters. " | meters, meters. Wertes 0 et ach See Euer des Baro⸗Thermo⸗ des = n 7 7 . 2 00 7 . . 5 = meters. (meters. | Wetters. meters. meters. Wetters. 3 ar 3 = 0 — 30 5 5 2" — 27" > de 3,5 fr. ©. 27% 7,2% — 1,0 Schn. ©. 1277 3,94 4,25 2|= 2 tr. - 8 € r. D. = 2 5 ls 5 „„ r ER Az ee . Ber Kr ne en 15 uff. N. W | 3|= 97 FIR . ER ER FE SEEN HE Te a een en es) De 0 en 2 en ee S 1 N. = . W. P 5]: 55 60 tr. N Gi 50 Schu W. | 5 | = 02 9 helle ©. 27 115 — 230 helle N. 5 5920 SE. N 60-3 f. W. 10070... 10 ir r ,., Fer 7,6 | 40 wf. N II Bo En 5 III. 0 — f. N. S8 750 bel S. 75 16 En | 50 ee S F tr. 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N. 25 - 50 925 Br 5 W 2 1 5 > belle = = 5: 3 5 helle ——— = 1,6 4,0 helle S. — 882 BOTH belle belle N. se 8,5 1,5 wlk. N. SS. 7 0 belle S = 2 ele S 20 D 18 | 80 helle ©. 7] 207) = 88 | 0m helle S.7 = 80 | belle © 2 10 155 bete S. - 50 f 8 175 > = — 20 + IB helle S = 3,0 5235 wi. S. W. 26 |» 23 T 20 fr. Stm. © |- 16 | 30 Reg. S. W. = 67 = —- Ne 66 I ER = . 4 125 helle S8. 49° —.— tr. S. W. 2 10 1.25 fr. S. W. as —35— 5 wit. . 20 00 05 fr. a = : 1 25 f. 8 = — 28 2,2 2,5 fr. S. W. 3533) 5,5 wlk. S. W. 28 4,6 1,25 wlk. S. B. h wlk. S. 30 86 0 bebt S 87 . 2 = 56 | 70 lk. S. . 5525 55 lf. S. W = Er ea ea 1050 Er — 30 „8,0 1 helle S. W. ur) 10,0 wlk. S. W. > 25 tr. N. : 31 |= 63 65 wik. W. 5, 35 tr. W. Hoͤchſter Barometerſtand den 15. Februar — 28“ 1,4, Mittler Barometerſtand = 27 6 Tiefſter Barometerſtand den 10. März = 26“ 10,0, Groͤßte Kälte den 14. und 26. Januar = — 10,59. Erklärung der Abkürzungen: tr. trübe, wlk. wolkig, Reg. Regen, Schn. Schnee, Stm. Sturm, nebl. nebelig, Reb. Nebel, O. Oſt, S. Suͤd, W. Weſt, N. Nord. VIII. Die Reibung. Dem Kunſt⸗ und Handwerksverein mitgetheilt von 5 Eduard Lange. Vor einigen Tagen begegnete mir, als ich eben die immer deutlicher hervortretenden Sterne betrachtete, zwei ge— brechliche Fuhrwerke, ein Einſpaͤnner und ein Zweiſpaͤnner, die nur mit ſchwerer Muͤhe auf der ebenen Straße den letzten Reſt ihres Weges zuruͤckzulegen ſchienen. Denn das Hundezweigeſpann legte ſich augenblicklich lechzend nieder auf den fühlen Boden, als der Zuruf des Treibers ihm einige Ruhe goͤnnte, und der arme Gaul daneben ſchleppte nur muͤhſam ſich ſelbſt mit der kuͤmmerlichen Ladung fort, die ihm angehaͤngt war. Droben aber wandelten die Sterne ſtill und ſchweigend ihre Bahnen und zeigten keine Ahnung von der Muͤdigkeit der Erdenbewohner. Gehört denn nicht auch der Mond, ſo dachte ich, zu unſerer Erde, und warum ermuͤdet er nicht auch in ſeinem Laufe wie wir, und warum müſſen wir jeden Schritt mit neuem Kraftaufwand erkaufen, waͤhrend er und Venus und Mars ewig dahin ſchweben, ohne eines neuen Anſtoßes oder nur einer Kraftanſtrengung zu bedürfen ? Das haben wir, meinte ich, der Reibung beizumeſſen, die, ein Kind der Schwere, das umlaufende Rad fortwährend einladet, mit der Ruhe der Ba und mit der Unbeweglichkeit der Straße Au — 30 — zu machen, und die uͤberall, wo Ruhendes und Bewegtes ſich berühren, beide in einerlei Zuſtand zu verſetzen trachtet. Ein Muͤhlrad dreht ſich, der Gewalt des fallenden Waſſers gehorchend, um ſeine Achſe und traͤgt ſeine Be— wegung auf den kuͤnſtlichen Mechanismus uͤber, welcher unſer Getreide in Mehl verwandelt. Aber uͤberall, wo in dieſem ein bewegter Zapfen ein ſtillſtehendes Zapfenlager be— ruͤhrt, verzehrt die Reibung einen Theil der Bewegungs— kraft und ſchwaͤcht ihren Erfolg. — Der geſpannte Waſſer— dampf treibt den Kolben einer Dampfmaſchine auf und nieder und liefert dadurch die erſte Bewegungskraft fuͤr irgend eine induſtrielle Anlage. Allein der Nutzeffekt iſt weit kleiner als die urfprüngliche Kraft des Dampfes, wel— cher zuvoͤrderſt die Reibung des an die Wände des Dampf— cylinders ſeſt anſchließenden Kolbens überwinden muß, ehe dieſer durch Kolbenſtange und Balancier die ihm mitgetheilte Bewegung weiter fortpflanzen kann, was wiederum nur mit neuer Ueberwindung der Reibung moͤglich iſt. — Ein Schiff ſegelt durch das weite Meer, allein feine Geſchwin— digkeit bleibt doch ſtets gegen die des Windes zuruͤck, der ſeine Segel ſchwellt. Denn ſo vortheilhaft auch die zu— geſpitzte Geſtalt des Schiffes die Reibung vermindert, den— noch wollen die traͤgen Fluthen uͤberall die Waͤnde des bewegten Schiffes zuruͤckhalten, wo ſie dieſe nur beruͤhren. — Selbſt der Flaſchenzug und das bewegte Uhrpendel muͤſſen der Reibung ihren Tribut zahlen, und kein Anlauf iſt groß und kein Eis glatt genug, um die daruͤber hin— gleitenden Knaben ohne Unterlaß im Gleiten zu erhalten. Muß doch ſogar das arme Muͤtterchen am Spinnrade von ihren ſchwachen Kraͤften der Reibung fortwährend unfreis willige Opfer bringen, ſo bereitwillig ſie dieſe auch durch glaͤttendes Oel zu beſaͤnftigen ſucht. Sie benagt die Soh— len der Taͤnzer eben ſo gefraͤßig, als den harten Fußboden des Tanzſaales und liefert dadurch das Material zu den laͤſtigen Staubwolken, die fuͤr Lungen und Kleider gleich unerwuͤnſcht ſind. Selbſt auf die juͤngſten Kinder der Mi Neuzeit, auf die Eiſenbahnen, hat fie ihre alten Privilegien ausgedehnt und ſich hemmend zwiſchen Achſen und Räder und zwiſchen Raͤder und Schienen gelagert und keine Actiengeſellſchaft hat ſie zuruͤckzuweiſen vermocht. Und ſo ſchnell und leicht auch die Feder eines Schriftſtellers über das Papier dahin gleiten mag, ſie kann der Rei— bung ihren Zehnten nicht verſagen, ſo lange ſie ſich be— wegt. Auch iſt keine Feder ſo ſcharf, um von ihr nicht abgeſtumpft zu werden, und kein Kleid ſo dauerhaft, das ſie nicht benagte und am Ende ſelbſt zerfraͤße. Ja ſelbſt in das Geiſtige miſcht ſich die Zudringliche ein und ruft im haͤuslichen und oͤffentlichen Leben uͤberall Kampf und Zwieſpalt hervor. Laͤßt ſich denn aber dieſer finſtere Daͤmon, der alle unſere Unternehmungen hemmt und ſtoͤrt, auf keine Weiſe bannen oder doch in feinem Zorne einigermaßen befänftigen ? Rur das Letztere iſt möglih, und zwar indem man alle Beruͤhrungsflaͤchen durch Glaͤtten und Haͤrten und Verklei— nern ſeinen Angriffen ſo viel als moͤglich entzieht. Darum ſpeiſet die Spinnerin die Zapfen ihres Rades mit Oel, darum bohnt man den Tanzſaal, darum bereitet man dem Dampfwagen eiſerne Fahrgleiſe und darum gibt man den Fuhrwerken lieber duͤnnere Eiſen-, als dickere Holzachſen. Allein durch alle dieſe Mittel wird das Uebel nicht ge— hoben, ſondern nur vermindert, dem alle unſere irdiſchen Bewegungen ohne Ausnahme unterworfen bleiben. Aber wie? Iſt es denn auch wirklich ein ſo großes Uebel? und wuͤrde die gaͤnzliche Aufhebung der Reibung unſere Ver— haͤltniſſe in der That verbeſſern? Mir faͤllt zuerſt das Spinnrad wieder ein, bei wel— chem die Saite nur durch Reibung die Bewegung des Rades auf die Spindel überträgt, und die Eiſenbahn, auf welcher der Dampfwagen nur durch die Reibung ſeiner von der Maſchine umgedrehten Raͤder gegen die Schienen vorwaͤrts kommt und die ihm angehaͤngten Wagen weiter zieht. Auch der Tanzſaal kann ihrer nicht gänzlich ent— 4 * — 32 — behren, ohne daß die auf ihm kreiſenden Doppelgeſtirne die unentbehrliche Grundlage verlieren, auf der ſie ſich auf— recht erhalten muͤſſen. Und ſtreuen wir nicht bei Glatteis Sand auf die Straßen, um die durch die Glaͤtte des Eiſes nur verminderte, keineswegs aber gaͤnzlich aufgehobene Reibung wieder wirkſamer zu machen? Ohne ſie vermoͤchte kein Menſch ſelbſt einen ſanften Bergabhang zu erſteigen, und kein Fuhrmanns wagen über ihn ungefaͤhrdet herabzufah— ren, ſobald nicht die Reibung ſeiner Hemmvorrichtung die gewuͤnſchte Wirkſamkeit mittheilte. Ohne fie wäre es mit der freien Kunſt des Kletterns auf einmal vorbei. Selbſt dieſes Blatt wuͤrde meinen Haͤnden entſchluͤpfen, und die Feder, die ich noch heute darüber hinwegfuhrte, wäre gewiß meinen Fingern entglitten, wenn die Reibung ihr nicht Halt und Gehorſam geboten haͤtte. Wer wollte ſich ohne ſie noch mit Ruhe auf einen Stuhl ſetzen oder zu Bette legen, da Stuhl und Bett nur durch die Reibung feſt ſtehen und nur in Folge der Reibung uns willig tragen? Kein Hut würde ferner auf dem Kopfe, kein Handſchuh an den Haͤnden und kein Stiefel an den Fuͤßen bleiben, wenn die Reibung ihre ſchuͤtzende Hand auf einmal gaͤnzlich von uns abzoͤge. Dann würde kein Keil mehr feſt ſitzen, alle Naͤgel würden herausſchnellen und alle Schrauben ſich von ſelbſt aufwinden. Kurz alle Bande der Ordnung und des Zuſammenhaltes waͤren gelöſt, und die Trümmers ſtuͤcken würden unaufhaltſam in die Tiefe hinabgleiten. Kein Violinbogen wuͤrde ferner den Saiten einen Ton abzulocken vermoͤgen, keine Kreide und kein Schieferſtift ferner ſchreiben und die Seiltaͤnzer alle ploͤtzlich wie todte Fliegen von den Seilen herabfallen. Selbſt die Zeitungen wuͤrden auf einmal ihre Wuͤrze verlieren, und die Depu— tirtenkammern würden ſich ploͤtzlich in Schlafkammern ver- wandeln. Damit aber der ewige Friede unſer unvollkom— menes Erdenrund nicht zu einem Friedhofe mache, regt uns die Reibung zu immer neuem Kraftaufwande auf und ſcheucht uns in unſere Schranken zuruck, wenn wir die uns gezogenen Graͤnzen keck und übermüthig uͤberſchreiten wollen. Und wenn auch unſere ganze Erde als Welt— koͤrper mit ſammt der Lufthuͤlle, die ſie umkleidet, frei und ohne durch die Reibung ermuͤdet zu werden, um die Sonne ſchwebt, ſo beduͤrfen doch wir, ihre Kinder, dieſer Hem— mung und dieſer Aufforderung zu immer neuer Thaͤtigkeit, fo lange uns wenigſtens die Erdenhuͤlle umgibt, in welcher der ſchlummernde Geiſtesfunke gleich dem elektriſchen nur durch Reibung geweckt und entzündet werden kann. IX. Der Frühlingsconvent der Gino Geſellſchaft. Eine protokollariſche Mittheilung von Eduard Lange. Ergangener oͤffentlicher Einladung folgend, verſammel— ten fich den 23. April 1842 um 11 uhr im Local der Freimaurerloge 31 Mitglieder und Gaͤſte der pomologiſchen Geſellſchaft zum gewöhnlichen Fruͤhlingsconvente und bes trachteten zuerſt eine kleine, von dem Herrn Hofgärtner Kunze, dem Herrn Kaufmann Beſſer und Herrn Kunfts und Handelsgaͤrtner Preßler zuſammengebrachte Ausſtellung blühender Topfgewaͤchſe, unter denen ſich beſonders einige Rhododendern, Azaleen und Kamellien durch ihre Farben— pracht auszeichneten. Schon war 12 Uhr vorüber, als —— Mi Herr Kammerrath Waitz als Vorſitzender die Verſammelten in den kleineren blauen Saal einlud und hier die Vers handlungen durch einen Vortrag eroͤffnete, der von der noch immer herrſchenden, nach einem milden Winter doppelt aufs fallenden rauhen Witterung ausgehend, in den mit der bes gonnenen ſaͤchſiſch-bairiſchen Eiſenbahn erwachſenden Bers kehrsmitteln eine neue Aufforderung zu reger Thaͤtigkeit von Seiten unfrer Geſellſchaft wie unſerer Mitbürger nachzu— weiſen beſtimmt war. Denn in Folge des ſchnellen Eifens bahntransportes werden die Produkte des Gartenbaues nun bald in weit groͤßere Entfernungen verſandt und aus weit entlegneren Orten uns zugeführt werden koͤnnen als bis— her, und die dadurch vermehrte Concurrenz wird die Saͤu— migen und Zurüͤckbleibenden eben fo leicht um ihren bis— herigen Abſatz bringen, als fie die Zahl der Abnehmer für die Regſamen und Fortſchreitenden vermehren wird. Selbſt unſer ausgedehnter Getreidebau koͤnne leicht ſeine bisherige Eintraͤglichkeit verlieren, weßhalb ſchon jetzt mancher umfichs tige Landwirth auf eine Steigerung der Erzeugniſſe der Viehzucht und des Gartenbaues, ſo wie auf einen erhoͤhten Anbau von Handelsgewaͤchſen ſeine Aufmerkſamkeit richte. So allgemein aber auch die Ueberzeugung war, daß die neuen geſteigerten Verkehrsmittel auch eine weſentliche Veraͤnderung in der Eintraͤglichkeit der verſchiedenen Zweige der Landwirthſchaft und des Gartenbaues zur Folge haben koͤnne, ſo wenig war man doch daruͤber einig, welchen Zweigen nun eine geſteigerte ita zu wide ſein werde. In der Landwirthſchaft wurde die Seberuichzuht zur Sprache gebracht, trotz der hohen Preiſe des Federviehes aber noch immer an ihrer Eintraͤglichkeit fuͤr unſere Gegenden, wenigſtens fuͤr groͤßere Bauernwirthſchaften gezweifelt, weil bei uns keine weiten Anger und Lehden zu Weideplaͤtzen, namentlich fuͤr die jungen Gaͤnſe, vorhanden ſind und weil dieſe Thiere, da wo jede Spanne Landes der Cultur ge— wonnen iſt, an Feld- und Gartenfruͤchten großen Schaden u bereiten. Beſſere Hoffnungen hegte man für einen noch weiteren Abſatz unſerer vortrefflichen Butter, die ſchon jetzt einen ziemlich ſtetigen und nicht geringen Kaufpreis ges wonnen habe. Ob dagegen das Getreide, das doch immer noch zu ſehr ins Gewicht faͤllt, um nicht durch weite Transporte zu weſentlich vertheuert zu werden, durch die Concurrenz der untern Elſter- und Saalgegenden bei uns nach Eroͤffnung der Eiſenbahn wirklich im Preis weſentlich gedrückt werden koͤnne oder nicht, darüber waren die Ans ſichten getheilt, ſo wie auch daruͤber, ob unſer im Ganzen noch immer ſchwerer und bindender Boden ſich zum Anbau des Meerrettigs und mancher anderer in Erwaͤhnung ge— brachter Handelsgewaͤchſe eignen werde. Selbſt den Kohl— und Gemuͤſebau wollten die Landwirthe bei den geringen Preiſen dieſer Gartenerzeugniſſe nicht vortheilhaft finden, waͤhrend Andere wieder in deſſen geringer Ausdehnung namentlich auch auf unſern Stadtfeldern wenigſtens zum Theil eine Folge der gewohnten Vorliebe unſerer Grund— beſitzer für den Getreidebau zu erblicken geneigt waren. Die wenigſten Stimmen erhoben ſich im Ganzen gegen den ebenfalls von dem Herrn Vorſitzenden empfohlenen er— weiterten Anbau von Spargel, Kuͤmmel, Mohn und Weber— karden, ſowie gegen eine vermehrte Anzucht von Obſtbaͤumen, Schmuck- und Zierſtraͤuchern. Nach dieſer die ungewiſſe Zukunft betreffenden Dis— cuſſion ging man zu den Veraͤnderungen im Stande der Geſellſchaft uͤber und erwaͤhnte, daß dieſelbe ſeit dem letzten Convent ein Ehrenmitglied, naͤmlich den Kuͤchen— meiſter Dietrich in Gotha, und 3 inlaͤndiſche Mitglieder, naͤmlich den Landesjuſtizrath Wagner, den Gaͤrtner Geifert und den Gaͤrtner Haugk durch den Tod, und 2 inlaͤndiſche Mitglieder naͤmlich den Herrn Paſtor Müller aus Lumpzig und Herrn v. Bachoff auf Dobitſchen durch freiwillige Erklaͤ— rung verloren, dagegen aber fünf neue wirkliche Mitglieder, als 1) den Regierungsrath Schuderoff, 2) den Amtsboten Kreuzberg und 3) den Gaͤrtner Bretſchneider hier, ferner a 4) den Schmiedemeiſter Winkler in Naundorf und 5) den Kunſtgaͤrtner Hedſchold in Zeitz gewonnen habe, ſo daß alſo der Beſtand der wirklichen wer fe der Zahl nach unveraͤndert geblieben ſei. Auch in unſerer Verbindung mit auswärtigen ver» wandten Geſellſchaften und Vereinen hat ſich keine weſent— liche Veraͤnderung zugetragen. Doch hat ſie ihr correſpon⸗ direndes Mitglied Herr Vereinsgaͤrtner Diecker in Prag durch Zuſendung einiger Aufſaͤtze für die Mittheilungen aus dem Oſterlande erfreut, und Herr Oekonomie- und Taxa⸗ tionscommiſſaͤr Lincke in Weißenfels durch die Zueignung ſeines wichtigen und gehaltreichen Werkes über die ſaͤchſiſche und altenburgiſche Landwirthſchaft angenehm und ehrenvoll überraſcht. Dieſe Auszeichnung der Geſellſchaft und die Wichtig— keit des Gegenſtandes veranlaßten den Beſchluß, eine Com— miſſion in den Herren: Paſtor Heſſelbarth in Mehna, Pach— ter Loͤhner in Wilchwitz, Pachter Korn in Romſchuͤtz und Gutsbeſitzer Heinke in Cosma zu dem Behufe zu ernennen, dieſe Schrift zu prüfen und ganz beſonders über den Theil derſelben, welcher ſich mit der altenburgiſchen Land— wirthſchaft beſchaͤftiget, berichtlich und begutachtend, wo moͤglich ſchon zum naͤchſten Convente ſich auszuſprechen, das mit dann etwaige Zweifel und Berichtigungen dem Herrn Lincke ſeinem Wunſche gemaͤß vorgelegt werden koͤnnen. Den Umlauf der hierzu in einem zweiten Exemplare anzu— kaufenden Linckeſchen Schrift, ſo wie die Zuſammenſtellung des erbetenen Gutachtens war Herr Paſtor Heſſelbarth ſo gefaͤllig zu uͤbernehmen. Hierauf trug der Herr Vorſitzende einen kurzen Auf⸗ ſatz uͤber das in neuerer Zeit haͤufig vorkommende Verder— ben der Kartoffeln vor, welches man auch oft die Kar— toffelkrankheit genannt hat, und veranlaßte dadurch die Frage: Woran man das Eintreten der Verderbniß zuerſt erkennen koͤnne? worauf der Herr Pachter Loͤhner antwor— tete, es zeige ſich zuerſt im Innern der Kartoffel eine Art 2 flüffiger Eiter, um welchen herum die Kartoffel pelzig werde und dann in die trockne Faͤulniß uͤbergehe und Pilſe auf der Schale zum Vorſchein kaͤmen. Die Lufterneuerung in den Kellern ſcheine ihr noch am Beſten entgegen zu wirken. Auf die Frage, wie lange man die Krankheit in unſerer Gegend kenne und woher ſie zu uns gekommen? antwor— teten Mehrere: Vor zwei Jahren ſeien ihnen zum erſten Mal vorzüglich die gelegten Lerchenkartoffeln auf dem Felde aus— gefault und das Uebel ſcheine bei uns von Suͤden her vor— gedrungen zu fein, wie es denn in Böhmen wohl ſchon vor 10 Jahren und im Voigtlande wenigſtens vor 5 Jahren beobachtet worden ſei. Um Cahla her hatte man es ſchon vor 4 Jahren gekannt und am Mittelrhein habe es Herr Loͤhner vor 3 Jahren vorgefunden. Dagegen waren Nies mandem aͤltere Klagen aus dem noͤrdlichen Deutſchland uͤber dieſes Uebel bekannt. Hierauf trug Herr Regierungsrath Dr. Back im Auf— trag des heute abweſenden Herrn Rechnungsfuͤhrers die Ergebniſſe der letzten Jahresrechnung der Geſellſchaft vor. Die Summe der Jahreseinnahme hatte 173 Thlr. 24 Nor, 4 Pf., die Summe der Ausgabe 119 Thlr. 8 Nor. 1 Pf., mithin der Beſtand 54 Thlr. 16 Nor, 3 Pf. betragen. Das ganze Vermoͤgen der Geſellſchaft belaͤuft ſich auf 437 Thlr. 3 Ngr. 2 Pf. Nachdem nun der Herr Vorſitzende noch einige neue vorzuͤgliche Blumenſorten ge— nannt und im Namen des Herrn Hofgaͤrtners Kunze die Anweſenden zur Betrachtung der in den Gewaͤchshaͤuſern des Schloßgartens eben in herrlicher Bluͤthenpracht prangen— den Rhododendern, Azaleen und Camellien aufgefordert und ein uͤber 1 Bogen ſtarkes Verzeichniß der eben bluͤhenden Rhododendern und Azaleen vorgelegt hatte, ſchloß derſelbe die Verhandlungen nach halb 2 Uhr, X. Wirkung des Froſtes im Winter 1832, beobachtet bis in den Sommer 1841 an Baͤumen ver⸗ ſchiedener Obſtgattungen und Sorten, aus Anlaß des Winters 4847 und einige von den bis jetzt ſchon sichtbaren Folgen des letzteren. Von H. R. Diecker, Gärtner des pomologiſchen Vereins in Prag. Eine voruͤbergehende folgenloſe Erſcheinung wird bald vergeſſen, ſo groß das Aufſehen bei ihrem erſten Auftreten auch ſein mochte, ſo wie eine Anfangs unbedeutende Sache erſt durch ihre Folgen zu einer Bedeutung gelangen kann. Dieſer letzte Fall ſcheint mir bei dem Froſte des Winters 1337 einzutreten, und ein Ruͤckblick auf denſelben dürfte um fo eher an der Zeit fein, als auch der Winter 1842 durch ſeine jetzt ſchon ſichtbaren Wirkungen ſo lebhaft den— ſelben ins Gedaͤchtniß zuruckruft. Bei dem erſten Anblick der Obſtbaͤume im Fruͤhjahre 1838 waren gar keine Spuren des Froſtes an den Sommertrieben ſichtbar, deſto deut— licher zeigten ſich dieſelben, als ich die erſten Reiſer von Apfel-, Birn- und Kirſchbäumen abſchnitt. Der Splint und das Holz der Kirſchbaumreiſer waren roͤthlich braun, etwas lichter bei Apfelreiſern und von vielen Birnreiſern ganz ſchwarz, beſonders von jenen, welche vor dem Eintritte des Winters nicht gehörig ausgereift waren. Unter den Kirfchs baͤumen hatten die Suͤßkirſchen mehr als die Sauerkirſchen — 39 — gelitten, von erſtern waren auch die Wildlinge nicht vers ſchont geblieben. 8 An den Reiſern der Pflaumenbaͤume waren bei uns keine Froſtſchaden ſichtbar, wiewohl auch dieſe an andern Orten gelitten hatten; denn ich erhielt ſpaͤter Pflaumen— ſorten in Reiſern, die ſo ſehr von dem Froſte verdorben waren, daß von 20 Sorten nur ein Reis anwuchs. An Aprikoſen- und Pfirſchenbaͤumen konnte ich keine Beobachtungen machen, weil von dieſen in jenem Winter noch keine in dem Vereinsgarten vorhanden waren. Nur aus den ungewoͤhnlich haͤufigen Anfragen nach Pfirſchen— und Aprikoſenbaͤumen im Jahre 1835 ging hervor, daß ſehr viele von dieſen Baͤumen erfroren waren. An den Nußbaͤumen, die oft in weniger ſtrengen Wintern leiden, war weder an den alten tragbaren, noch an den jungen Baͤumen in der Baumſchule ein bedeutender durch den Froſt entſtandener Schaden ſichtbar. Im Fruͤhjahre 1838 erhielt der Verein eine Sendung von Aepfel-⸗ und Birnſorten in Reiſern, welche auf die erwaͤhnte Weiſe vom Froſte beſchaͤdigt waren, ohne daß die geringſte Spur dieſer Schadhaftigkeit von außen an denſelben ſichtbar war. Ich würde, wenn ich mir ſelbſt überlaſſen geweſen waͤre, auf die Benutzung aller dieſer Reiſer, in dieſem Jahre ganz verzichtet haben; denn ich fand viele Sorten in den innern Theilen ſogar ganz ſchwarz. Allein ich war genoͤthiget von den beſſern dieſer Reiſer die Veredlung vorzunehmen, von manchen Sorten habe ich aber dennoch gar keine Baͤume veredelt. Die Veredlung geſchah durch die Kopulation, und es wurde dabei alle zu beobach— tende Sorgfalt verdoppelt. Der Erfolg war guͤnſtiger als ich erwartete, denn es kamen mehrere aufgeſetzte Reiſer gut fort, von welchen ich nicht erwartet hatte, daß die Veredlung gelingen werde. Auch erfuhr ich von andern Orten aus der Nachbarſchaft, daß die Veredlung mit den vom Froſte beſchaͤdigten Reiſern noch beſſer als bei mir gelungen war; wovon ich noch jetzt, außer dem Umſtande, — 60 — daß die von mir verwendeten Wildlinge nicht von der beſten Beſchaffenheit waren, keinen andern Grund aufzu— finden weiß, als daß ich wegen des Dranges der Arbeiten die Veredlung, wenn auch nicht zu fruͤh in der Jahreszeit, doch bei zu kalter Witterung verrichten mußte, welches bei dem Kopuliren aus dem Grunde weit nachtheiliger, als bei dem Pfropfen in den Spalt iſt, weil bei dem letzteren das Reis durch den Spalt eingeklemmt wird, und der Verband bei dieſer Veredlungsart nur eine Nebenſache; bei der Kopulation aber das gute Fortkommen vorzuͤglich von einem zweckmaͤßigen Verband“) abhängt, und auch der beſte Verband durch das Zuſammenziehen des Holzes bei trockener Kaͤlte und wieder Ausdehnen bei warmer und feuchter Witterung, bald lockerer, bald wieder feſter wird, was das Anwachſen erſchwert, gewoͤhnlich aber ganz verhindert. Da die Veredlung der Kirſchbaͤume nur mit eigenen Reiſern zu geſchehen hatte, ſo trachtete ich von dieſen doch ſo ſehr als moͤglich unbeſchaͤdigte Reiſer zu bekommen; doch konnte der Gebrauch vom Froſte minder beſchaͤdigter Reiſer nicht ganz vermieden werden. Bei dieſer Baum— gattung trat aber der große Uebelſtand ein, daß auch die Wildlinge nicht vom Froſte verſchont geblieben waren; ins deſſen war der Erfolg in Betreff des erſten Anwachſens bei dieſer Baumgattung beſſer als bei dem Kernobſte. Im Sommer 1838 war das Wachöthum der Triebe von den in dieſem Fruͤhjahre veredelten Baͤumen ſehr vers — / *) Der ſicherſte Verband bei der Kopulation, ſowohl mit glei⸗ chem als ungleichem Reiſe, wird nach meiner im Großen gemachten Erfahrung von den mit Wachs überſtrichenen Papierſtreifen gemacht. Sie werden verfertiget, indem man ganze Bogen, am Beſten ge⸗ wöhnliches Druckpapier, mit zerlaſſenem Baumwachs mittelſt einer Bürſte überſtreicht und dann in Streifen nach dem Verhältniß der zu kopulirenden Bäume ſchneidet. Es iſt gut, wenn das eine Ende des Streifens eine Spitze bildet. In der Breite macht man ſie wie die Kopulirbänder; ſie brauchen aber nicht ſo lang zu ſein, indem fie nicht wie Bänder zuſammengebunden oder gedreht werden; ſon⸗ dern das letzte Ende wird bei dem Verbande nur feſt angedrückt; daher für ein gut klebendes Baumwachs geſorgt werden muß. f a. ſchieden. Dies iſt zwar bei einer großen Sortenſammlung immer der Fall, weil bekanntlich vielen Sorten ein ſchwa— ches Wachsthum eigenthuͤmlich iſt. Daß aber im Jahre 1838 die erwaͤhnte Beſchaffenheit der Reiſer eine Mit— urſache war, ſchließe ich daraus, daß die Baͤume auch von mehreren ſolchen Sorten ſchwach wuchſen, welche ſonſt kraͤftig zu wachſen pflegen. Dieſe Verſchiedenheit im Wachsthum war im Som— mer 1839 noch größer, aber nicht in dem naͤmlichen Vera haͤltniſſe. Viele einzelne Baͤume und auch ganze Sorten, welche im vorigen Sommer ein gutes Wachsthum gezeigt hatten, fingen an ein kraͤnkliches Ausſehen zu bekommen. Die Zahl derer, bei welchen das Gegentheil ftattfand, war geringer. Von den Birnbaͤumen ſind ſehr viele gut fort— gewachſen, und faſt keiner von den im vorigen Jahre gut gewachſenen iſt zu einem ſchlechten Wachsthum zurüuͤck— gekommen. Aber am nachtheiligſten zeigten ſich die Folgen des Froſtes an den Apfelbaͤumen; denn bei dieſen aͤußerten ſich die uͤblen Folgen nicht bloß im Sommer 1839, ſon⸗ dern ſelbſt noch im Jahre 1840 und 1841, indem viele Apfelbaͤume, die im Sommer 1838 geſunde Triebe gemacht hatten und auch im folgenden Sommer ziemlich gut ges wachſen waren, während des Sommers 1840 ein kraͤnk⸗ liches Anſehen bekamen und 1841 ganz eingingen; und zwar am meiſten von den im Fruͤhjahre 1838 veredelten Baͤumen, obwohl auch an aͤlteren Baͤumen ſich nachtheilige Folgen jenes Froſtes zeigten, jedoch mehr durch Kraͤnklich— keit der Bäume als durch gaͤnzliches Abſterben. Die Blaͤt— ter dieſer kranken Baͤume oder Theile derſelben ſind nicht gehoͤrig ausgebildet, gleichen den Blaͤttern einer mir unter dem Namen Salix rosmarinifolia bekannten Weidenart, und ſind meiſtens gelb. Manche machen zwar jetzt aus dem unterſten Auge des Kopulirreiſes, welches bis jetzt ſchlafend geblieben war, geſunde und kraͤftige Auswuͤchſe; allein durch das Abſterben des uͤbrigen Theiles dieſer Baͤume werden ſie ſo mißgeſtaltet, daß wenn ihre Erhal— ii — tung der Sorte wegen nicht nothwendig wäre, dieſelben wegen ihrer Kraͤnklichkeit und Unform entfernt werden muͤßten, welches letztere auch bei jenen Sorten geſchehen iſt, welche in beſſeren Baͤumen vorhanden waren. Von den Kirſchbaͤumen wurden waͤhrend der Jahre 1840 und 1841 einige brandig, andere bekommen den Harz— fluß, die Blaͤtter werden gelb und ihr baldiges Abſterben iſt außer Zweifel; indem viele ſchon im Sommer 1840 und noch mehr 1841 abgeſtorben find. Auch trifft dieſer kraͤnkliche Zuſtand nicht alle Sorten gleichmaͤßig. Indem von einigen Sorten nur wenig geſunde Baͤume vorhanden ſind, ſtehen die Baͤume von andern Sorten im beſten Wachsthume. Auch der Winter von 1843 war nicht ganz ohne Schaden an den Obſtbaͤumen, es hatten z. B. die Reiſer von dem Tulpenapfel gelitten. Vor einigen 20 Jahren habe ich an einem Hochs ſtaͤmmigen Pfirſchenbaume, der an einem Hauſe ſtand, eine Erfahrung uͤber den Schutz der Baͤume gegen den Froſt durch Bedeckung gemacht, die ſich im letztgenannten Winter wiederholt hat. Jener Baum hatte mehr Aeſte als an dem Spaliere ausgebreitet werden konnten, daher wurden nur die paſſendſten im Herbſte mit Tannenreiſern bedeckt, die von der Wand abſtehenden aber ganz frei gelaſſen. Die unbedeckt gebliebenen Aeſte waren von dem Froſte, oder den ſonſt ſchaͤdlichen Einwirkungen des Winters ganz ver— ſchont geblieben; die eingebundenen aber ſaͤmmtlich fo er- froren, daß nur von den unbedeckt gebliebenen Aeſten das Spalier wieder hergeſtellt werden konnte. | In dem Vereinsgarten wurde im Fruͤhjahre 1839 ein Sortiment von Pfirſchen- und Aprikoſenbaͤumen an eine Mauer gepflanzt, und vor dem Eintritte der Kaͤlte die Erde um den Stamm bis uͤber die unterſten Aeſte an— gehaͤuft. Andere im Sommer 1839, aus einokulirten ſchlafenden Augen, erwachſene Pfirſchen- und Aprikoſen— baͤume waren in der Baumſchule ohne Bedeckung geblieben. Von den bedeckt geweſenen Aprikoſenbaͤumen iſt einer ganz U = erfroren, ein zweiter machte blos einige neue Zweige nahe über der Okulationsſtelle, und die übrigen erfrornen Bäume zeigten im Sommer 1840 nur ein ſchwaches Wachsthum. Die unbedeckt gebliebenen Baͤume aber hatten von dem Froſte nicht das Geringſte gelitten. Ich wurde durch die Furcht, der Froſt moͤchte ſchnell eintreten und ſchaͤdlich werden, verleitet, die Bedeckung vorzunehmen, ehe die Erde gefroren war, wie dieſes auch in den Weinbergen allges mein geſchieht und geſchehen muß, weil hier die Bedeckung nicht in wenig Tagen geſchehen kann. Auch der Winter des Jahres 1849 wird Spuren von ſeinen nachtheiligen Einwirkungen fuͤr die Zukunft zuruͤcklaſſen. Doch ſcheinen mir auch diejenigen, welche ſchon im Frühjahr und Som— mer 1841 ſichtbar wurden, der Aufmerkſamkeit des Baum⸗ zuͤchters werth zu ſein. Am auffallendſten hat die Witterung *) dieſes Winters auf junge Nußbaͤume eingewirkt. Es waren in der Saat— ſchule des pomologiſchen Vereins eine bedeutende Menge zweijaͤhriger Rußbaͤume zum ſpaͤtern baumſchulmaͤßigen Vers ſetzen vorhanden. Auch waren im Jahre 1838 im Saat— beete gezogene junge Rußbaͤume baumſchulmaͤßig ausgeſetzt worden, die beſonders im Sommer 1840 ſich durch ihr gutes Wachsthum zu ſchoͤnen Baͤumen auszubilden ange— fangen hatten. Alle dieſe Baͤume haben im Winter an den außer der Erde befindlichen Theilen eben ſo wenig gelitten, als die mehrjaͤhrigen in der Baumſchule und die großen tragbaren Rußbaͤume. Als ich aber im Fruͤhjahre 1841 die jungen Rußbaͤume aus den Saatbeeten zu heben 129 Ich vermeide hier abſichtlich das Wort „Froſt“, weil ich darüber nicht zur Gewißheit gelangt bin, ob der hohe Kältegrad, der trockene Froſt, der Froſt nach vorhergegangener Durchnäſſung der Erde, oder eine ſonſtige Eigenthümlichkeit des letzten Winters die hier folgende Erſcheinung bewirkt hat. In Ballen verpackte Bäume halten im naſſen Zuſtande einen weit höheren Kältegrad aus, als im trockenen. Schließt man von dieſer Erfahrung richtig auf die in der Erde ſtehenden Gewächſe? das zu entſcheiden muß der Gartner dem Naturforſcher überlaſſen. . * — 64 — anfing, zeigte ſich mir eine bisher weder geſehene noch ge⸗ hoͤrte Erſcheinung. Der ganze Wurzeltheil dieſer Baͤume war faul, wie eine uͤber den Winter in der Erde geblie— bene Ruͤbe, beim Durchſchneiden tropfte die Feuchtigkeit aus der Schnittwunde. Von den vorhandenen mehreren Tauſend ſolcher einjaͤhriger Baͤume iſt nicht ein geſundes Staͤmmchen uͤbrig geblieben. Die ſo beſchaffenen Baͤume blieben alle in der Saatſchule ſtehen, und von den zwei— jährigen ſind einige wieder ſchwach ausgewachſen. Die ers waͤhnten baumſchulmaͤßig geſetzten Rußbaͤume, ſchienen im Anfange des Fruͤhjahres ſo wenig gelitten zu haben, daß wer nicht genaue Kenntniß von dem Ausſehen geſunder Bäume hat, es ihnen gar nicht anſah. Ich erhielt wirk— lich von Jemand, dem ich dieſen Unfall zeigte, zur Ant⸗ - wort, wegen dieſer Bäume ſei ich im Irrthume, es fehle ihnen nichts; fuͤr mich war aber ihr ſpaͤteres Abſterben ſchon im erſten Fruͤhjahre zur Gewißheit geworden. In der Mitte des Sommers 1841 wurden dieſe Baͤume, weil ſie ſchon ganz todt und trocken waren, und auch einige, die ſchwach zu wachſen angefangen hatten, ausgegraben. Die letztern hatten 2 Zoll unterhalb der Erdoberflaͤche aus dem obern Wurzelſtocke junge Wurzeln gemacht, der Haupt— wurzelſtock aber war gaͤnzlich faul, und ich überzeugte mich, daß auch jene zweijaͤhrigen jungen Rußbaͤume, die zu wachſen angefangen hatten, das Wegwerfen wirklich ver— dienen, indem nie geſunde Bäume aus ihnen zu erwarten ſind. Richt allein in der, den Einwirkungen der Witte— rung ungehindert ausgeſetzten Vereinsbaumſchule, ſondern auch in einem, durch hohe Mauern und große hochſtaͤm— mige Bäume geſchuͤtzten Garten in Prag, hat der letzte Winter eben ſo nachtheilig auf die jungen Rußbaͤume gewirkt. Allen mehr als dreijaͤhrigen, ſo wie den großen tragbaren Nußbaͤumen hat nach meinen Beobachtungen der Froſt weder in dem Vereinsgarten, noch ſonſt in der Umgebung von Prag, geſchadet. Auch auf junge veredelte Pflaumenbaͤume hat der Froſt im letzten Winter auf eine ungewöhnliche Weiſe ges wirkt. Es wurden vor drei Jahren alle etwas ſtarke Pflaumenwildlinge in den Spalt gepfropft, welche bis jetzt ſehr kraͤftig wachſen, wiewohl bei wenigen der bei der Pfropfung gemachte Spalt verwachſen war. Von dieſen, im vorigen Jahre noch ſo ſchoͤn wachſenden Baͤumen, ſind in dieſem Sommer viele abgeſtorben und noch viele haben ein ſo kraͤnkliches Anſehen, daß ihr fpäteres Eingehen ohne Zweifel iſt. Auf junge Apfelbaͤume hat auch der Froſt auf eine unerwartete Weiſe gewirkt. In einer Tafel, wo naͤmlich »dieſelben theilweiſe ein ſchwaches Wachsthum haben, wurde im Frühjahre 1840 von jeder Sorte ein Baum ausgegras ben und zu Standbaͤumen in einen 3 Fuß tief rigolten, und noch mit guter Erde und Duͤnger vermiſchten Boden verſetzt. Dieſe Baͤume wuchſen, mit geringer Ausnahme, im Sommer 1840 ungemein, bis in den ſpaͤten Herbſt fo lange fort, daß fie der erſte Froſt noch im Wachsthume ſtehend übereilte, und daß faſt noch alle Blätter in der Mitte des Winters feſt an den Zweigen waren. Man nimmt in dieſem Falle an, daß das Holz nicht ausgereift, und die Zweige leicht vom Froſte leiden. Ich war daher wegen dieſer Baͤume in großer Beſorgniß; zu meiner Be— ruhigung zeigte ſich im Februar des vorigen Winters, daß der Froſt ſie bis dahin noch nicht beſchaͤdigt habe. Bei dem Beſchneiden der in der Tafel, wo die eben erwaͤhnten Standbaͤume gezogen worden waren, zuruͤckgebliebenen Bäume zeigten ſich im Fruͤhjahre 1841 mehrere vom Froſte ſo beſchaͤdiget, daß viele davon in dieſem Sommer abge— ſtorben ſind, und auch noch viele andere haben ein kraͤnk— liches Ausſehen. Von den genannten Standbaͤumen hatten nur die jungen Triebe von einer Sorte“) eine Spur vom *) Der Biſchofsreinette, der Baum dieſer Sorte mußte bei dem Schnitt zur Rockenform, in welcher dieſe Bäume, ihres Abſtandes und Zweckes wegen gezogen werden müſſen, kürzer geſchnitten wer⸗ den le ſonſt geſchehen wäre. Das Wachsthum dieſes Baumes im 0 N 5 — 186 — Froſtſchaden; die übrigen zeigten während des Sommers 1841 ein ſehr gutes Wachsthum. Nach der aͤußern Be— ſchaffenheit der Baͤume war eher zu erwarten, daß dieſe Standbaͤume, als daß jene in der Baumſchule, vom Froſte leiden wuͤrden; daß das Gegentheil ſtattgefunden hat, kann ich mie aus keinem andern Grunde erklaͤren, als wegen der tiefen Lockerung des Bodens durch das Rigolen, indem ſich ein Theil der Wurzeln ſogar in der ſtrengſten Kaͤlte noch in nicht gefrorener Erde befand, und dem Baumkoͤrper Waͤrme zufuͤhren konnte. Eine wiederholte Erfahrung, daß das tiefe Rigolen fuͤr Standbaͤume, wo es thunlich iſt, nicht ſollte unterlaſſen werden. Auch lie— fert der zu dieſen Baͤumen rigolte Raum den Beweis, daß das Rigolen in vielen Faͤllen das einzige Mittel iſt, ſonſt zu Baumpflanzungen nicht geeignete Stellen in ganz vor— zuͤgliche dazu umzuſchaffen ). Sommer 1841 iſt ſo kräftig, daß auch nicht die geringſte Spur jenes Froſtſchadens an demſelben zu ſehen iſt. *) Ich will hier die Beſchaffenheit des Grundes, in welchen dieſe Standbäume gepflanzt wurden, angeben. Der unter der einen Schuh tiefen gewöhnlichen Ackererde liegende Boden beſtand aus einem feſten Geſtein, das zwar zum Theil verwittert, aber mit Letten ſo vermiſcht war, daß es mit dieſem verbunden eine ſehr feſte Maſſe bildete. Ich zweifelte ſchon bei dem Umarbeiten nicht an der Fruchtbarkeit dieſes Gemenges nach erfolgter Lockerung deſſel— ben, obwohl es ſo feſt war, daß die Arbeiter, die zugleich Stein⸗ brecher ſind, erklärten, ſie wollten lieber Steinfelſen ſprengen, als dieſe Erde aufhacken. Für die Quadratklafter 2 Schuh tief zu rigolen wird gewöhnlich 3 Kr. C. M. bezahlt, und bei dieſem Rigolen konnten nur beſonders gut eingeübte Arbeiter mit den beſten Werk— zeugen für 15 Kr. C. M. für die Quadratklafter 3 Schuh tief rigolen, wenn ſie dabei auf den gewöhnlichen Tagelohn kommen wollten. Durch das Aufführen guter Erde hätte der nämliche Zweck mit vierfachen Koſten nicht erreicht werden können. Die Urſache des guten Anwachſens, ſo wie das gute Wachsthum der in dieſe Erde geſetzten Standbäume im erſten Sommer, hätte durch die reichliche Zugabe guter Erde bei dem Ausſetzen jedes einzelnen Stämmchens erklärt werden können, allein der Umſtand, daß dieſe Bäume im Sommer 1841 noch ſtärker wachſen als im Sommer vorher, bewei⸗ fet, daß ihre Wurzeln geeignete Beſtandtheile für ihr ferneres Wachsthum in der rigolten Erde finden. Nur in ſeltenen Fällen, nämlich, wo reiner Sand, Kies- oder Bruchſteine in der Tiefe vor⸗ handen ſind, iſt der Untergrund ſo ſchlecht, daß er nicht durch die — 7 Auch die Reiſer der Kirſchen hatten vom Froſte ge— litten, und zum Gluͤcke für die Veredlung der Kirſchbaͤume im Fruͤhjahre 1841 wurden waͤhrend des erſten Froſtes in dem vorhergehenden Herbſte von allen Kirſchenſorten Rei— ſer geſchnitten und neben den Baum in der Abſicht gelegt, bei eintretendem Thauwetter ſelbe in die Erde zu ſtecken; dieſes konnte aber nicht mehr geſchehen, weil kein Thau— wetter eintrat; ſie wurden jedoch mit Schnee bedeckt, und ſo blieben ſie bis zum Frühjahre liegen. Dieſe Reiſer wurden zu der diesjährigen Veredlung der Kirſchbaͤume mit ſehr gutem Erfolge verwendet. Endlich wende ich mich zu den Spalier-Standbaͤumen der Pfirſchen- und Aprikoſenſorten, die meine beſondere Aufmerkſamkeit in Anſpruch nehmen. Es war meine Abſicht, die Erde vor dem Bedecken dieſer Baͤume frieren zu laſſen, worauf ich nicht lange warten durfte. Ich bedeckte ſie ſorgfaͤltig, ſobald es ſchien, daß eine ſtrenge Kaͤlte eintreten werde mit kurzem Stroh, ſo daß die Baͤume vor der vollen Einwirkung eines ſtrengen Froſtes geſichert waren, ohne den Luftzugang gaͤnzlich zu hemmen, um einen von entgegengeſetzten Urſachen herruhrenden Schaden zu vers hüten. In der Mitte des Winters wurde ich veranlaßt dieſe Bedeckung mit einem gewoͤhnlichen Einbinden zu ver— tauſchen. Ich fand bei dieſer Arbeit noch keine Be— ſchaͤdigung an den Pfirſchen- und Aprikoſenbaͤumen. Es folgte aber nach dieſem Einbinden noch ſtrenger Froſt. Bei dem Beſchneiden im Fruͤhjahre zeigte ſich, daß alle atmoſphäriſchen Einwirkungen verbeſſert werden kann, wenn er auf die Oberfläche des Bodens gebracht wird. Wenn aber die Bäume auf obigem Platze einſt zu alt werden oder ſonſt ihrer Be⸗ ſtimmung nicht mehr entſprechen ſollten, und man den Platz mit jungen Bäumen wieder bepflanzen wollte, ſo dürfte man nur die unter der jetzt gelockerten Erde befindliche feſte Stein- und Letten⸗ maſſe blos 1 bis 2 Schuh tief aufhacken, und auf die Oberfläche bringen, d. h. den Platz 4 bis 5 Schuh tief rigolen, und die zweite Pflanzung würde gewiß die frühere (die jetzt beſtehende) an Wachs⸗ thum und Dauer noch übertreffen. Siehe Kommentar S. 122 u. 123. 5 ** „„ Triebe des vorigen Sommers bis an das alte Holz er⸗ froren waren. Es bleibt daher im Zweifel, ob ihnen das dichte Einbinden im Winter geſchadet, oder ob ſie, wenn fie in ihrer erſten lockern Bedeckung geblieben wären, den— ſelben oder noch einen größern Schaden erlitten haben würden. Die an manchen Orten feſtgeſetzte Regel, die Bedeckung der Pfirſchen- und Aprikoſenbaͤume nicht eher vorzunehmen, als bis die Erde 4 bis 6 Zoll tief gefroren iſt, halte ich fuͤr bewährt; denn tritt ein fo gelinder Wins ter ein, daß der Froſt nicht bis zu dieſer Tiefe in die Erde dringt, ſo it in der Regel das Bedecken nicht noth— wendig. In 155255 Jahrgange waren in der Baumſchule Pfirſchen- und Aprikoſenbaͤume unbedeckt ſtehen geblieben. Dieſen Aprikoſenbaͤumen hatte der Froſt gar nicht geſchadet; das Holz der jungen unbedeckten Pfirſchenbaͤume war aber erfroren, waͤhrend die Rinde und Knospen ganz unbe— ſchaͤdigt geblieben ſind. Ich war Anfangs Willens, ſie gar nicht zu beſchneiden, bis die neuen Triebe einige Groͤße erreicht haͤtten, um die kranken Theile von den geſunden unterſcheiden zu koͤnnen; allein ich wurde veranlaßt, das Beſchneiden vor der Bildung der Triebe vorzunehmen, und letztere ſaͤmmtlich zu verfürzen. Aus dieſer und der mir ſchon oft vorgekommenen Erſcheinung, daß die durch vers ſchiedene Mittel gegen Froſt geſchuͤtzten Bäume über Wins ter abgeſtorben find, wahrend die frei und ungeſchuͤtzt ges bliebenen Staͤmme derſelben Gattung gar nicht gelitten hatten, laͤßt ſich aber nicht folgern, daß man die Pfirſchen— und Aprikoſenſtaͤmme des Winters nicht bedecken muͤſſe; denn oft iſt die Witterung dieſer Jahreszeit ſo beſchaffen, daß die unbedeckten Bäume erftieren, während die geſchuͤtz— ten ſich erhalten. Bekanntlich werden von den Handels— gaͤrtnern die erfrorenen Pfirſchen- und Aprikoſenbaͤume bis auf wenige Augen zuruͤckgeſchnitten; hierdurch wird bewirkt, daß man den erlittenen Schaden ſolchen Staͤmmchen weniger anſieht, aber nur in dem Falle, daß die Beſchaͤdigung ſich = = nicht bis in die bleibende Stelle verbreitet hat, wird das Uebel dadurch beſeitiget. Iſt es ſchon zweifelhaft, ob von einem Apfel⸗, Birn-, Kirſchen- oder Pflaumenbaume, deſſen innere Theile auf irgend eine Weiſe eben ſo be— ſchaͤdigt wurden, wie dies durch den Froſt geſchieht, je ein geſunder und dauerhafter Baum erwartet werden kann, ſo iſt dieſes noch weniger von Pfirſchen- und Aprikofenbaͤumen der Fall. Ich halte daher die ſo vom Froſte beſchaͤdigten jungen Baͤume dieſer letztern Gattung zum Verpflanzen an Spaliere für ganz untauglich, und der beſte Gebrauch, wel— cher ſich von dieſen Baͤumen machen laͤßt, iſt, ſie auf ihrem Standorte ihrem freien Wachsthume zu uͤberlaſſen, oder in Anlagen zu Gruppirungen zu verwenden, und zu Spalierbeflanzungen andere Baͤume zu ziehen. Die oben erwähnten Pfirſchen- und Aprikoſenbaͤume ſtehen in einem eben ſo gut vorbereiteten Boden, als die bemerkten Stand— baͤume der Apfelſorten: ihr Wachsthum iſt aber im Ver— gleich mit dieſen Baͤumen faſt ſchlecht, einige ſind ein— gegangen, unter welchen ſich auch der erwaͤhnte Aprikoſen— baum befindet, der im Sommer 1840 aus der Veredlungs— ſtelle zwei kraͤftige Triebe gemacht hatte. Das aͤußere An— ſehen der im Freien ſtehenden Pfirſchen- und Aprikoſen— baͤume iſt ziemlich gut, ſie haben geſunde Sommertriebe gemacht; ſchneidet man aber bis in das vorjaͤhrige vom Froſte beſchaͤdigte Holz zurück, ſo ſcheint es, als wenn der erfrorene Theil des Holzes anfinge zu faulen, iſt jedoch von einer diesjaͤhrigen geſunden Holzlage umgeben. An andern Baͤumen iſt ein Brandfleck ſichtbar, und es hat ſich blos an der einen Seite des Stammes das diesjaͤhrige junge Holz gebildet; die heurigen Sommertriebe ſind ohne ſichtbaren Schaden, und man koͤnnte, ohne befuͤrchten zu müſſen, Krankheitsanlagen durch dieſelben fortzupflanzen, von dieſen Baͤumen Reiſer zum Okuliren nehmen. In den erſten Fruͤhjahrstagen 1841, noch ehe die Erde bis in die Tiefe aufgethaut war, wurden von Jemand 61 Stuͤck der ſchoͤnſten hochſtaͤmmigen Kirſchbaͤume mit einer N er Baumhacke herausgehauen, und jeder Baum in feiner Grube belaſſen, um dieſelben bei guter Gelegenheit ent— wenden zu koͤnnen. Die Entdeckung dieſes Vorhabens vers hinderte die Ausfuͤhrung, und der Thaͤter mußte dieſe Baͤume an einem eigenen Platze beiſammen wieder einſetzen. Bei dieſer Arbeit entdeckte ich, daß mehr als die Haͤlfte der Wurzeln von dieſen Baͤumen faul war. Ich ſchrieb dieſen Uebelſtand dem gewaltſamen Aushauen und fluch tigen Wiedereinſcharren derſelben zu, wodurch die in der gefrorenen Erde feſthaltenden Wurzeln bei der Eile, mit welcher dieſe Arbeit verrichtet worden fein mochte, ſehr be— ſchaͤdigt wurden. Als aber im Herbſte dieſes Jahres auch die unverruͤckt ſtehen gebliebenen Bäume ausgegraben wur— den, zeigte ſich, daß an dieſen ebenfalls ein großer Theil der Wurzeln faul war; an einigen ſogar faſt alle. Nun wurde mir erſt klar, wodurch die Seite 14 des Kommentars er— waͤhnten ſchoͤnen aus Samen gezogenen Quittenſtaͤmme, ſo wie die einjährigen jungen Weinſtoͤcke in dem vorhergehen— den oder früheren Winter verdorben waren; vielleicht rührt auch das Verderben der eben erwaͤhnten Pflaumenbaͤume von den Einwirkungen der Witterung des Winters auf die Wurzeln dieſer Baͤume her. Fuͤr den Naturforſcher duͤrfte die Eroͤrterung, weßhalb nicht blos die Wurzeln der jungen Apfel» und Birnbaͤume, ſondern auch der aus Samen ges zogenen Mandelbaͤume im Winter 1840 gar nicht befchäz digt wurden, ſehr intereſſant ſein; da im Gegentheil der vorhergehende Winter für die letztern fo verderblich und für alle andern hierlands kultivirten Obſtgattungen gaͤnzlich unſchadlich geweſen war. Durch dieſe Erfahruug fiel mir ein, ob der von Reum im Kommentare Seite 40 erwaͤhnte Ausſpruch, daß man im Herbſte die Erde nicht lockern dürfe, doch begruͤn— det ſein koͤnne, indem die Erde zwiſchen jenen baumſchul— maͤßig eingeſetzten Kirſchbaͤumen und auch den jungen Quittenſtaͤmmen zwar nicht kurz vor dem Eintritt des Froſtes doch nach der Mitte des Sommers gelockert wors AM - den war. Eine Anzahl kleiner zum baumſchulmaͤßigen Verſetzen beſtimmter Kirſchbaͤume ſtanden ſo nahe beiſam— men, daß zwiſchen denſelben der Boden nicht aufgelockert werden konnte. Da inzwiſchen beſſere junge Kirſchbaͤume gezogen waren, ſo achtete man auf die erſten weniger, und lockerte die Erde zwiſchen denſelben gar nicht mehr. Im December 1841 wurde der Platz, auf welchem ſich dieſe Baͤume befanden, rigolt, und es zeigte ſich, daß die Wur— zeln derſelben eben ſo ſehr als die in der gelockerten Erde geſtandenen vom Froſte des vorigen Winters gelitten hat— ten, und faul waren. Eben ſo konnte die Erde zwiſchen den jungen Rußbaͤumen wegen ihres dichten Standes, ſeit der Vorbereitung der Erde zur Saat nicht wieder gelockert wer— den, daher dieſelbe laͤnger als ein Jahr ungelockert geblieben war. Es laͤßt ſich daher aus dieſer Erfahrung nicht die Lehre entnehmen, man duͤrfe vor dem Winter den Boden zwiſchen den Baͤumen nicht lockern, weil dadurch der Froſt leichter einwirke. Der Froſt dringt zwar in friſch gelockerte Erde tiefer, als in feſten Boden, dies iſt aber eben ein Vortheil in trockenen Lagen, weil dadurch die Winterfeuch— tigkeit tiefer geleitet wird; aber auch die Waͤrme dringt früher bei eintretender warmer Witterung ein. Bleibende Reſultate über dieſe Frage koͤnnen nur durch wiederholte, Erfahrungen und Beobachtungen ſicher geſtellt werden, wozu ich durch die Bekanntmachung der vorſtehenden Ergebniſſe Veranlaſſung zu geben wuͤnſche. Welche Folgen wird endlich der gelinde Winter von 1841 — 1842 auf die vegetabiliſche Welt haben? — Noch am 29. December hatte ein im Spaͤtſommer gewachſener Zweig eines Apfelbaumes vom Froſte ganz unbeſchaͤdigte Blaͤtter. Die Knospen von mehreren Kirſchreiſern fingen an ſich zu entwickeln, wie in den vorgerückten Fruͤhlings— monaten. Die Bluͤthen von Pyrus japonica waren bis zum Aufbluͤhen vorgeſchoben, und die eigentliche Winter— witterung begann erſt im Anfange des Jahres 1842. Bu Bemerkungen fuͤr die Bewohner der Gegenden, welche dem Betriebe der Obſtzucht nicht guͤnſtig ſind. Man erwartet von Jedem, der von Uebeln ſpricht, daß er auch Mittel angebe, dieſelben abzuwenden, indem eine bloße Darſtellung zwecklos iſt. Dies hat jedoch ſchon oft zu vielen, theils unausfuͤhrbaren, theils unnützen, ja ſogar laͤcherlichen Vorſchlaͤgen Anlaß gegeben, ſo daß mir bei Angaben und Vorſchlaͤgen zur Abwendung der Anoma— lien, die ſich in der Obſtzucht ergeben, die groͤßte Vorſicht nothwendig zu fein ſcheint. Ich muß dieſe Behutfamfeit um ſo mehr als eine Pflicht anerkennen, weil ich es mir bei der Bearbeitung des Kommentars uͤber die gewoͤhn— lichen Regeln der Obſtbaumzucht ꝛc. zur Aufgabe gemacht habe, die unrichtigen, zweckloſen oder doch nicht nothwen— digen Vorſchriften und Angaben in der Obſtzucht auf dem Wege der Erfahrung zu beleuchten oder zu beſeitigen. i In Gegenden, wo Lage, Boden und ſonſtige Verhaͤlt— niſſe dem Obſtbaue günftig find, daher Obſtbaumpflanzungen ohne beſondere Sorgfalt und fernere Pflege gedeihen, wer— den nicht nur die gemachten Fehler, ſondern auch die zu— fälligen ſchaͤdlichen Einwirkungen z. B. Froſtſchaden oder ungewöhnlich trockene Jahrgänge von ſelbſt leicht verbeſſert; denn das kraͤftige Wachsthum ſtoͤßt die beſchaͤdigten Theile gleichſam aus, oder uͤberwaͤchſt dieſelben, und ſtellt den gefunden Rormalzuſtand wieder her, oder gleicht die bes gangenen Mißgriffe wieder aus. Wo aber das Gegentheil ſtatt findet, muß der Menſch durch Kunſt und Fleiß in dem moͤglichſt nachhelfen, was die Natur verſagt hat“). *) Der Seite 65 in der vorhergehenden Abhandlung erwähnte, vom Froſte beſchädigte Baum liefert davon einen Beweis. Der⸗ ſelbe wächſt im Sommer 1841 ſo kräftig, als einer von den übrigen ganz unbeſchädigt gebliebenen Bäumen. Die wenigen am Baume * Es hat zwar dieſer Umſtand zu der Lehre Anlaß gegeben, man müſſe nicht uberall Alles, ſondern in jeder Gegend nur Dasjenige ziehen wollen, was ſich durch Lage, Boden und ſonſtige Verhaͤltniſſe am beſten eigne, und von Natur und Umftänden beguͤnſtiget werde; folglich mit der kleinſten Muͤhe und den geringſten Koſten erzeugt werden kann. Zur Begruͤndung dieſer Anſicht führt man an, daß jene Gegend, wo das Obſt nicht gezogen werde, durch den Handel und die Zufuhr verſorgt werden koͤnne. Durch dieſes naturliche, in der Natur der gegenſeitigen Verhaͤltniſſe der Menſchen gegründete Mittel würden die verſchiedenen Gegenden und Laͤnder eben ſo in Verbindung mit einander geſetzt und erhalten, wie dieſes mit den, jedem Welttheile eigenthümlichen Produkten geſchehe. Man ſolle ſich alſo in jenen Gegenden, wo die Obſtzucht vielen Schwierigkeiten unterliegt, lieber gar nicht mit derſelben befaſſen. Wenn auch dieſe Regel in ſo ferne als richtig angenommen wer— den koͤnnte, daß es nicht rathſam ſei, die Obſtzucht im Großen, das heißt zum Handel in die Ferne, zum Trocknen des Obſtes und zur Weinbereitung, uͤberhaupt die Obſt— zucht als Erwerbzweig da zu empfehlen, wo viele und mannigfaltige Hinderniſſe vorhanden ſind, ſo wuͤrde es doch um die Obſtzucht weit trauriger ſtehen, als es wirklich der Fall iſt, wenn man dieſen Satz allgemein annehmen und ihm gemaͤß handeln wollte. Dieſen Gegenden wuͤrde nicht nur der Rutzen, ſondern auch das Angenehme der Obſt— zucht entgehen. Der Fruͤhling wuͤrde dort ſeiner groͤßten Pracht, der Bluͤthen von den verſchiedenen Obſtgattungen — beraubt, was doch den für die Obſtzucht ſonſt noch ſo Gleichguͤltigen anſpricht, und es duͤrfte fi) die Unſtatthaftig— keit dieſer Regel um ſo deutlicher darſtellen, je allgemeiner — gebliebenen vom Froſte beſchädigten Theile, die durch den Schnitt nicht entfernt werden konnten, verlieren ſich gleichſam in der kräf⸗ tigen und geſunden neuen Holzmaſſe. Einem in ſchwachem Wachs⸗ thume ſtehenden Baume fehlt es jedoch an Kräften, den kranken Theil zu beherrſchen. „ ſie befolgt wuͤrde. Da aber eine Aufforderung, etwas Muͤhſames zu unterlaſſen, in der Regel leichter Eingang fin— det, als die Aufmunterung zu Anſtrengungen, Muͤhen und Arbeiten, ſo ſcheint es mir wichtig, auf einige Mißgriffe, die von einzelnen Freunden der Obſtzucht in unguͤnſtigen Lagen und Boden gemacht werden oder doch leicht gemacht werden koͤnnen, aufmerkſam zumachen, und hierbei Vorſichts— maßregeln anzugeben, welche in unguͤnſtigen Lagen und Ver— haͤltniſſen anzuwenden find, damit die nachtheiligen Ereigniſſe verhuͤtet, oder ihre Folgen ſo unſchaͤdlich als moͤglich gemacht und die Anſtrengungen der Freunde der Obſtzucht in den erwaͤhnten Gegenden durch gute Erfolge belohnt werden. Der erſte Mißgriff geht daraus hervor, daß man ſich die Gegenden, welche der Obſtzucht guͤnſtig ſind, zum Muſter waͤhlt, und der Meinung Folge gibt, das gute Gedeihen der Obſtgewaͤchſe ruͤhre von den beſſern Kenntniſſen in der Zucht und Pflege der Baͤume jener Gegenden her. Man fuht die Behandlungsarten der Obſtgewaͤchſe jener Gegenden in der ganz verſchiedenen Lage und in andern Verhaͤltniſſen nachzuahmen, und vermoͤgliche Freunde der Obſtzucht meinen nichts Zweckmaͤßigeres thun zu koͤnnen, als ſich Perſonen aus Gegenden zu verſchaffen, wo der Zweig der Obſtzucht, den fie betreiben wollen, (3. B. der Weinbau) in einem bluͤhenden Zuſtande ſich befindet. So wahr es einerſeits iſt, daß in Gegenden, wo ein Gewaͤchs von Jedermann gezogen wird, auch ſehr ſchaͤtzbare Erfah— rungen, welche die eigentliche Schule jedes Kulturzweiges, folglich auch des Obſtbaues ſind, von aufmerkſamen Beobach— tern geſammelt werden koͤnnen: ſo iſt es andererſeits außer Zweifel, daß von zwei Perſonen unter gleichen Verhaͤlt— niſſen derjenige weit vorzuziehen ift, der feine Kenntniſſe in ungünftigen Lagen und Verhaͤltniſſen geſammelt hat, und mit den Schwierigkeiten und Hinderniſſen vertraut iſt, die er bei neuen Unternehmungen zu uͤberwinden hat. Man wuͤrde ſich ſehr taͤuſchen, wenn man die in guͤnſtigen Lagen und Verhaͤltniſſen gemachten Erfahrungen und ihre Reſul— 3 tate unter entgegengeſetzten Umſtaͤnden anwenden, und die naͤmlichen Erfolge davon erwarten wollte. Zweitens iſt es ein Fehler, mit großen Unternehmuns gen, den Anfang zu machen. Es find zahlreiche Beiſpiele vorhanden, daß ſich Land— wirthe durch den Anbau neuer, oder doch bisher zur Kultur nicht verwendeter Produkte, die blos in Schriften empfohlen wurden, bedeutenden Schaden zugefuͤgt haben, wenn auch das empfohlene Produkt in andern Laͤndern in Verbindung mit andern Verhältniſſen mit Erfolg und Vortheil gezogen wurde. Weit empfindlicher koͤnnen dieſe Nachtheile in Hinſicht der Obſtzucht werden, weil eine Reihe von Jahren erforderlich iſt, bis die Reſultate erkannt werden koͤnnen. Rur lang— ſam, gleichſam verſuchsweiſe, kann in unguͤnſtigen Verhält— niſſen die Obſtzucht ſicher, ohne Ruͤckſchritte zunehmen, und man kann als Regel feſtſetzen: Je unguͤnſtiger Lage, Boden und ſonſtige Verhaͤltniſſe ſind, deſto ſorgfaͤltiger muß man ſich vor jedem Fehler huͤten, weil er ſo ſchwer su verbeſſern ift. — Auch darf drittens die Pflanzung nie ohne richtige Auswahl der Gattungen und Sorten gemacht werden. Es muß in dieſer Beziehung die ſorgfaͤltigſte Pruͤfung jeder etwas großen Pflanzung vorhergehen. Wo z. B. in Be⸗ treff des Weinbaues die edlen Weinſorten, Rießling, Tra— miner und dergl. ſelten oder nie reifen, kann vielleicht die Jakobitraube, in Verbindung mit der geeigneten Behand— lungsweiſe mit Vortheil angepflanzt werden; jedoch muß man hierbei den unter „zweitens“ angegebenen Mißgriff vermeiden. Wo auch die gemeine Zwetſche nicht immer reift, kann die Auguſtzwetſche und noch einige andere fruͤhe Pflaumenſorten vielleicht ſehr gut fortkommen. Wo keine Reinetten reifen, kann der aſtrakaniſche Sommerapfel, der große Fruͤhapfel, der rothe Herbſtkalville, der Edelkoͤnig und dergl. Sorten gut fortkommen. Auch da, wo keine Sorte von den genannten Gattungen fortkommt, wird man mit ſicherem Erfolge Stachelbeeren, Johannisbeeren, Haſelnuͤſſe Pe, anpflanzen koͤnnen; ſelbſt wenn Verſuche mit Bin mißgluͤckt waͤren. Rebſt der ſorgfaͤltigſten Verhuͤtung der vorſtehenden oder ſonſt moͤglichen Mißgriffe in unguͤnſtigen Lagen, Boden oder ſonſt mißlichen Verhaͤltniſſen, muß man nachſtehende Vorſichtsmaßregeln beachten, damit die ohne unſere Schuld ſich ergebenden Ungluͤcksfaͤlle in der Obſtzucht theils abge— wendet, theils ſo ſchnell als moͤglich verbeſſert werden. Man muß 1) zu trockenen oder zu naſſen Boden für Baum- ſchulen und Obſtgaͤrten vermeiden, oder wo dieſes nicht moͤglich iſt, dieſe Fehler nach Thunlichkeit verbeſſern, 2) vorzuͤglich zur Anzucht der Wildlinge gute Erde wählen oder kuͤnſtlich zubereiten, welches für einen fo klei— nen Platz, als zu einer Saatſchule noͤthig iſt, nicht ſchwierig iſt, 3) die Erde zur Pflanzung der Baͤume moͤglichſt tief bearbeiten, d. h. zu einer Veredlungsſchule wenigſtens 2, und zu Standbaͤumen 3 bis 4 Schuh tief rigolen. Die Wurzeln werden dadurch mehr in die Tiefe geleitet, ſo daß ſie ſelten vom Froſte erreicht werden, und die Erde nicht ſo leicht bis zu dem feſten oder unfruchtbaren Boden austrocknet, oder wenn dieſes doch geſchieht, bei wieder ein— tretendem Regen das Waſſer in gehoͤriger Menge aufs nehmen kann. 4) In jeder großen Baumſchule, in welcher Bäume fuͤr ein Land oder Kreis, oder ſonſt fuͤr große Obſtbaum— pflanzungen gezogen werden ſollen, muͤſſen von allen Obſt— ſorten, deren Erhaltung wichtig iſt, wenigſtens 2 Baͤume in Gefaͤßen unterhalten, und 5) in jedem Herbſte von allen Obſtgattungen und Sorten wenigſtens einige Reiſer geſchnitten werden, welche man mit ihren Rummern oder Namen wohl bezeichnet (was durch mit weißer Oelfarbe angeſtrichene und mit ſtarkem Spagat (Bindfaden) angebundene Tafeln am beſten geſchieht) und an einem vor dem ſtrengen Froſt geſchuͤtzten Orte — 77 — überwintert, damit, wenn in ſtrengen Wintern die Reiſer durch den Froſt verderben, doch durch die, hier unter 4 und 5 angegebenen Maßregeln wenigſtens ein Theil der Wild— linge mit unbeſchaͤdigten Reiſern veredelt werden koͤnne. 6) In großen Baumſchulen, wo geräumige zur Auf⸗ bewahrung uͤber Winter geeignete Orte vorhanden ſind, kann man von allen Obſtgattungen eine verhaͤltnißmaͤßige Zahl Wildlinge uͤberwintern, und dieſe im Falle eines ſtrengen Winters vor dem Einſetzen im Zimmer mit den unter 4 und 5 erwaͤhnten Reiſern kopuliren. 7) Dutch jaͤhrliche ergiebige Ausſaaten muß man ſich einen großen Vorrath an Wildlingen verſchaffen, damit man in Unfaͤllen bald mit ausgeſuchten ſchoͤnen Wildlingen einen neuen Vorrath geſunder Baͤume ziehen koͤnne. 8) Alles iſt zu vermeiden, was als bekannt leicht nachtheilig einwirken kann. Z. B. wenn zur Bepflanzung der Veredlungsſchule zu kleine Baͤume gewaͤhlt oder die Pflanzung in einer ungeeigneten Zeit vorgenommen, die Baͤume zu fruͤh oder zu ſpaͤt veredelt, die Veredlung bei ungeeigneter Witterung ausgeführt, der Boden unter den Baͤumen mangelhaft bearbeitet, oder zwiſchen den Baum— reihen Nahrung entziehende Gewaͤchſe gleich im erſten Are nach der Pflanzung gezogen werden. 9) Von den dutch Froſt beſchaͤdigten oder ſonſt mans gelhaften Reiſern dürfen keine zur Veredlung gebraucht, oder dazu keine ſchadhaften Wildlinge verwendet werden. Kann man daher bei angefrornen Wildlingen die Veredlung nicht ſo tief vornehmen, daß das Reis auf den geſunden Theil des Wildlings geſetzt wird, ſo warte man lieber mit der Veredlung ſo lange, bis man geſunde Staͤmme aus Samen nachgezogen hat. Muß die Veredlung mit ſchad— haften Reiſern, oder auf ſolchen Wildlingen zur Erhaltung der Sorten doch geſchehen, ſo nehme man ſo bald als moͤglich eine fernere Veredlung auf geſunden Staͤmmen vor, um der ſpaͤtern Kraͤnklichkeit vorzubeugen. 10) Man Haufe in jedem Herbſte die mit angewach— — 6 ſenen Augen verſehenen Wildlinge ſo hoch mit Erde an, daß das unterſte Auge bedeckt werde; auch iſt es zweck— maͤßig, daß dieſes bei den jungen Trieben geſchehe, die durch die Fruͤhlingsveredlung aufgewachſen ſind, damit im Falle eines ſtrengen Froſtes, einige von den unterſten Augen erhalten werden. 11) Bei Pfirſchen und Aprikoſen iſt es zweckmaͤßig, im Herbſte ſo viele junge Staͤmme in der Baumſchule auszugraben, und in einem Behaͤlter, wo ſie nur vor der ſtrengen Kaͤlte geſchuͤtzt ſind, in Erde nahe beiſammen ein— zuſchlagen, als es der Raum geſtattet. Einige Zuͤchter dieſer Baͤume, die hinlaͤnglichen Raum zum Ueberwintern haben, graben auch die im Herbſte mit guten Pfirſchen— und Aprikoſenaugen verſehenen Pflaumenwildlinge aus; wenigſtens iſt es gut, einen Theil dieſer Baumgattungen vor dem Verderben uͤber Winter zu ſchuͤtzen, beſonders an Orten, wo ſie oft Schaden leiden. Andere, welchen zu dieſem Verfahren der Raum mangelt, binden die Augen ſo mit Papier ein, daß der feſte Verband einen Zoll uͤber dem Auge gemacht werde, das untere Ende des Papiers aber offen bleibt. Dieſes letzte Verfahren wollen einige dem feſten Einbinden gleich ſtellen, indem es in einigen Jahrgaͤngen nuͤtzen, in andern aber auch ſchaden koͤnne. 1 XI. Ueber den Futtergewächsbau. Fortgeſetzte Verhandlungen des Landwirthſchaftlichen g Vereins zu Altenburg. Mitgetheilt von deſſen Secretair Ed. Lange. Bei der den 26. Januar 1842 abgehaltenen Winters verſammlung des Altenburger Landwirthſchaftlichen Vereins wendete man ſich nach Beendigung der laufenden Geſchaͤfte bald zur Fortſetzung der am 29. October 1841 begonnenen und bereits S. 55 des 6. Bandes der Mittheilungen veroͤffentlichten Verhandlungen uͤber den Futtergewaͤchsbau. Hierbei erklaͤrte man zunaͤchſt die 6. Frage uͤber die bei uns gemachten Erfahrungen in Betreff des Anbaues der Luzerne und der Esparſette im Weſentlichen ſchon durch das, was in der vorigen Verſammlung bei der Aufzaͤhlung der Futterpflanzen daruͤber geſagt worden iſt, fuͤr erledigt, erkannte es aber zugleich dankbar an, daß der heute als Gaſt anweſende Kammergutspachter Klein aus Mildenfurt bei Weida nach einigem Widerſtreben geſtattete, ſeinen von der vorigen Verſammlung auf heute verſparten Aufſatz über den Esparſettebwau den Verſammelten vorzuleſen. Dabei wurde die Esparſette als vortreffliches Schaf- und Pferdefutter geruͤhmt und reichliche Gips- oder Kalkduͤngung für fie als doppelt nothwendig erklaͤrt, wenn der Boden nicht ſchon kalkhaltig ſei. Doch war man uͤber die er— forderlihe Quantitat nicht ganz einverſtanden, ſchien jedoch == A geneigt, die Annahme von zwei Scheffel Gips auf einen Scheffel Ausſaat, als zulaͤſſig zu betrachten. Was die Kalk⸗ duͤngung anlangt, fo hatte Herr Wagner 4 Scheffel trock— nen an der Luft zerfallenen Kalk auf den Acker verwendet. Doch machte man dagegen den hohen Preis und das Laͤſtige fuͤr die Lungen und Augen der den Kalk ſtreuenden Dienſtleute geltend. Zuletzt wendete ſich die Frage mehr der oͤrtlichen und praktiſchen Seite zu, und man einigte ſich in der Ueberzeugung, daß der Kopfklee vor der Esparſette in unſerm Boden entſchieden den Vorzug verdiene, waͤhrend die Esparſette da, wo der Kopfklee in Folge zu hitzigen Bodens vertrockne, ihren rechten Platz habe. Auch koͤnne es wohl, namentlich in größeren Wirthſchaften, raͤthlich ſein, neben dem Rothklee Esparſette oder Luzerne deßhalb zu bauen, weil dieſe Futterpflanzen fruͤher zu Heu gemaͤht und getrocknet werden koͤnnten als der Kopfklee und da— durch eine gute Gelegenheit gaͤben, das Zeit- und Kraͤfte— capital auch dann ſchon in der Wirthſchaft nutzbar anzu— legen, wenn es bei Rothklee nur auf Koſten der Futter- ernte möglich fein würde. Uebrigens verlangt die Luzerne nicht nothwendig Kalkboden, obgleich auch ſie denſelben liebt. Die ſiebente Frage: „Wodurch wird der Ertrag unſerer natuͤrlichen Wieſen erfahrungsmaͤßig vermehrt und ver— beſſert?“ wurde von Herrn Kreſſe in Uebereinſtimmung mit unſerm in der letzten Verſammlung ausgeſprochenen Wunſche und von Herrn Hager aus Saara ſchriftlich beantwortet, woran ſich denn bei jedem aufgefuͤhrten Punkte weitlaͤufige Beſprechungen und Mittheilungen knuͤpften. Herr Kreſſe hatte ſeine Beantwortung unter folgende Geſichtspunkte zuſammengefaßt: Der Ertrag unſter natürlichen g wird erhoͤht: a) durch Planirung. Hierdurch wird naͤmlich die gleichmaͤßige Vertheilung der durch Schnee und Regen der Wieſe zugeführten Feuch— „ tigkeit bewirkt, anſtatt daß unebene Wieſen an tiefen Stel⸗ len leicht verſauern, an hohen leicht durch Trockenheit leiden. Kommt es ferner bei ſolchen Wieſen zum Futtermaͤhen, ſo bleiben in den Vertiefungen ſtets hohe Grasſtoppeln ſtehen, während die Senſe bei den Erhöhungen*fogar in den Boden und in die Pflanzenwurzeln hineingeraͤth, die Maͤher ermuͤdet und ſich ſelbſt weſentlich abſtumpft. Man entfernt daher die Unebenheiten, je nach der Beſchaffenheit der vorherrſchenden Wieſengraͤſer, entweder durch voͤllige Umgrabung, wobei der Raſen umgewendet und die Wieſe mit guten, ihrer Bodenbeſchaffenheit und Feuchtigkeit ent— ſprechenden Graͤſern friſch angeſaͤet werden muß, oder durch Abſchaͤlung der Raſennarbe, welche dann nach erfolgter Ausebnung wieder auf den zuvor gehoͤrig gelockerten Boden aufgelegt werden muß. b) Durch Verjuͤngung. 0 Wenn naͤmlich eine Wieſe in Folge der Erſchoͤpfung ihrer Raſennarbe und wegen ungenuͤgender Zuſammenſetzung ihrer oberſten Erdſchicht nur dünn und ſchlecht beſtanden iſt, ſo uͤberfaͤhrt man ſie im Winter mit guter, die bis— herige Bodenzuſammenſetzung zweckmaͤßig ergaͤnzender Erde und zwar bis zur Höhe von 2 bis 24 Soll. Dadurch beſtocken ſich die vorhandenen Gtaͤſer mit neuer Freudigkeit, und bilden, wenn man zumal noch gute Grasſaͤmerei auf das aufgeführte Land ausſtreut, eine neue, dichte Raſen— narbe, welche die gehabte Muͤhe durch relchlichere und beſſere Futterertraͤge vergilt. ö c) Durch Aufſchuͤttung. Diieſe iſt bei ſolchen Wieſen zu empfehlen, welche Schilf, Segge und Riedgraͤſer erzeugen. Dann muß man ſie entweder umgraben und in ihrer Bodenmiſchung durch entſprechende Erdzuſaͤtze verbeſſern oder ohne Weiteres 8 bis 10 Zoll hoch mit Erde überſchuͤtten und darauf neu 01 Hierbei wird man aber ſehr oft noch 6 0 a d) durch Entwäfferung nachhelfen muͤſſen, welche auf naſſen und ſumpfigen Wieſen ganz unerlaͤßlich iſt. Hat man die Quellen in einer ſol— chen Wieſe aufgeſucht, ſo gilt es, dieſe nach einer niedrigen Stelle hin ſo kurz als moͤglich abzuleiten. Das kann nun entweder durch offene Graͤben geſchehen, wobei das hier gewonnene Land zugleich zur Erhoͤhung der uͤbrig bleibenden Flaͤchen verwendet werden kann, oder man kann auch, um die Wieſenflaͤche nicht durch zu viele Ein— ſchnitte zu unterbrechen, und um das wiederholte Aus— werfen der durch Sumpfpflanzen leicht verwachſenden und vom Vieh zertretenen Graͤben zu erſparen, verdeckte Waſſer— abzuͤge vorziehen, indem man dem Waſſer durch gehoͤrig zuſammengeſchichtete und verdeckte Steine oder erlene Stan— gen nach einem Hauptabzugsgraben einen ſichern unter— irdiſchen Lauf anweiſt. Dabei waren die Meinungen uͤber die Vorzuͤglichkeit der offenen oder der verdeckten Waſſer— - abzüge ſehr getheilt, und Jeder hatte für feine Anſicht be- ſtimmte Erfahrungen anzufuͤhren. Namentlich hatte die Verſtopfung muͤhſam angelegter unterirdiſcher Abzuͤge da und dort große Verlegenheit bereitet, waͤhrend dieſelben anderwaͤrts 12 und mehr Jahre das Waſſer ohne die geringſte Unterbrechung abgeführt hatten. Auf jeden Fall iſt die mehr oder minder feſte Beſchaffenheit des Unter— grundes, ſo wie auch die dem Froſte und den uͤbrigen Einwirkungen auf der Oberflaͤche ausgeſetzte oder entzogene Lage ſolcher unterirdiſcher Abzugskanaͤle von großer Wi tigkeit. e) Selbſt die Abgrabung kann ein Mittel der Wieſenverbeſſerung ſein, ſo viel ihr auch fuͤr den fluͤchtigen Beobachter entgegen zu ſtehen ſcheint. Es liegen naͤmlich im Altenburgiſchen viele Wieſen am Rande abſchuͤſſiger Felder, von denen dieſelben nach und nach durch herabgefuͤhrtes Erdreich immer mehr erhöht wers N je den, wodurch ſelbſt der für den Graswuchs erforderliche Feuchtigkeitszuſtand mit der Zeit beeintraͤchtigt wird. Graͤbt man nun eine ſolche Wieſe 1 Fuß tief ab und faͤhrt die Erde als nachhaltiges Duͤngungsmittel auf das Feld oder auf andere zu tief liegende Wieſen, ſo braucht man nur die tiefer gelegte Wieſenflaͤche 1 Fuß tief gut rigolen und mit fettem Stallmiſt befruchten zu laſſen, um ſchon im erſten Jahre von ausgeſaͤetem Gras und Weißklee eine reiche Erndte zu machen. Hilft man nun auch in den folgenden Jahren mit Jauche, Kompoſt oder Teichſchlamm nach, ſo wird ſich die Wieſe und das Feld, dem der abgeſtochene Boden zu Gute kam, in erfreulichem Zuſtande erhalten, zumal wenn der Erſtern die Ueberfluthung von dem bes fruchtenden Feldwaſſer wieder zu Gute kommt. Verwerflich aber bleibt bei dieſer Operation auf jeden Fall die Nach» laͤſſigkeit, welche nach vollbrachter Abgrabung den Boden ungelockert entweder ſogleich mit Grasſaamen beſtreut oder mit dem vorher abgeſchaͤlten Raſen ohne Weiteres belegt, wie aus dem duͤrftigen Graswuchs fuͤr Jeden hervorgeht, der nur ſehen will. | ) Schutz vor unzeitiger Ueberfluthung kann den Wieſen in der Regel nur das Zuſammenwirken ganzer Gemeinden, bisweilen ſelbſt nur die Geſetzgebung und Verwaltung des Staates gewaͤhren. Schon die Ein— daͤmmung von Baͤchen und Fluͤſſen, welche im angeſchwoll⸗ nen Zuſtand das Gras beſchmuzen und verderben, iſt fuͤr den einzelnen Beſitzer bisweilen ganz unausfuͤhrbar, noch mehr aber iſt dieſes die Geradelegung von Fluͤſſen und Baͤchen, wodurch ihr natürliches Gefälle vermehrt und der ſchnelle Abfluß der entſtandenen Fluthen weſentlich erleich— tert, zugleich aber auch eine Menge werthvoller nutzbarer Boden gewonnen wird. Leider ſteht dieſen Wuͤnſchen bei groͤßern Baͤchen und Fluͤſſen die Lage der Mühlen ftörend und hindernd entgegen, doch ließe ſich wohl auch innerhalb dieſer beengten Grenzen noch Manches zum allgemeinen 6 * * 84 77 Beſten thun, ſobald die Geſetzgebung es erleichterte. Da⸗ bei machten auch mehrere Stimmen, namentlich aus dem Pleißenthale, auf die geſteigerte Fruchtbarkeit der Wieſen aufmerkſam, welche einer Ueberſchwemmung derſelben zu folgen pflege, ſo daß der vielleicht große Verluſt durch das Beſchmuzen des Heues ſich in der Regel durch eine erhoͤhte Grummeternte und durch eine reichlichere Heuernte im naͤchſten Jahre großen Theils ausgleiche. Denn das truͤbe Waſſer ſetze um fo mehr befruchtenden Schlamm auf den Wieſen ab, je hoͤher dieſe mit Gras beſtanden wären, Einſtimmiger war man dagegen Über g) die Vertilgung der Maulwürfe, welche im Winter nur ſchlechten Boden aus der Tiefe heraus wuͤhlen, die Wieſen durch ihre Gänge trocken und durch ihre Haufen uneben machen, waͤhrend den Verheerungen nament— lich durch die Engerlinge gewiß auf eine durchgreifendere und minder ſtoͤrende Weiſe Einhalt gethan werden koͤnnte, als wenn man es der lieben Natur anheimſtellt, wie ſie eine Vernachlaͤſſigung durch eine entgegenſtehende zweite unſerer Traͤgheit ertraͤglich machen werde. Man ſuche da— her durch gemeinſame Maßregeln — denn der Einzelne vermag in beiden Faͤllen als Solcher faſt gar nichts — die Maikaͤfer ſo gut als die Maulwuͤrfe zu vertilgen. So wie man aber die Vertilgung der Raupen auf den Obſtbaͤumen zur Öffentlichen Pflicht macht, fo ſollte auch das Vertilgen der Maikaͤfer, und das Wegfangen der Maulwuͤrfe zur Sache der ganzen Gemeinden gemacht werden. Es ſoll deßhalb Herzogliche Landesregierung um eine Verordnung gebeten werden, wodurch jeder Wieſenbeſitzer angehalten wird, ſobald ſich auf feinem Grundſtuͤck Maulwürfe zeigen, dieſe durch Accordgeben an den von der Gemeinde hierzu erwaͤhlten Maulwurfsfaͤnger wegfangen zu laſſen, damit nicht die ſorgſamen Nachbarn in ihrem Eifer ermuͤden, wenn ihren Gtundſtuͤcken von ihren nachlaͤſſigen Nachbarn immer neue Maulswurfscolonien zuziehen koͤnnen. . h) Die Beſchraͤnkung der Hutung iſt für unſere Wieſen nicht minder wuͤnſchenswerth. Dazu wuͤrde ſchon eine oͤffentliche Bekanntmachung weſentlich bei— tragen, welche gegen den durch fortwährende Tradition unter den Kuͤhjungen forterbenden Glaubensſatz: „Micheli iſt voruͤber Run huͤten wir bunt uͤber“ ſich feſt und beſtimmt erklaͤrte, denn die Nachtheile, welche der ſorgfaͤltige Wieſenbeſitzer dadurch erleidet, daß während er bei feuchtem Wetter ſeine Kuͤhe von ſeinen Wieſen ent— fernt haͤlt, fremdes Vieh dieſelben zerknetet und zertritt, ſtehen mit dem Nutzen, welcher dem Fremden dadurch er— wachſen kann, in ſo argem Mißverhaͤltniß, daß einer der— artigen Beſchraͤnkung der Eigenthumsrechte, ſei es auch nur durch ein herrſchendes Vorurtheil, durchaus entgegen getreten werden ſollte. Selbſt das zu ſpaͤte Behuͤten mit den Schaafen iſt den Wieſen ſchaͤdlich, weil ihr ſcharfer Zahn zu tief greift und den Kern der beſſeren Grasſtoͤcke verletzt und ſchwaͤcht, fo daß fie leicht während des Win— ters zu Grunde gehen, waͤhrend die ſchkechten Futterkraͤuter daneben in ungeſchwaͤchter Kraft gedeihen. Noch verderb— licher aber iſt Behuͤtung der Wieſen im Fruͤhjahre, wo mit den benagten und verletzten erſten Grasſproſſen oft ein großer Theil der kuͤnftigen Heuernte geopfert iſt, fo daß hier abermals der geringe Rutzen des Schafbeſitzers mit dem weſentlichen Rachtheile für den Eigenthuͤmer der Wieſe in gar keinem Verhaͤltniß ſteht. Ueber das letzte Verbeſſerungsmittel der Wieſen, i) naͤmlich die Düngung, ſollen bei der naͤchſten Verſammlung beſtimmte aus fuͤhrlichere Fragen geſtellt und beantwortet werden, da heute die Zeit erſchoͤpft und die Maſſe des vorhandenen Stoffes doch nur zum kleinen Theil verhandelt worden iſt. Es ſoll aber „ „ 6 die naͤchſte Verſammlung den 16. Maͤrz ſtattfinden, vorher aber noch eine Vorſtellung an Herzogliche Landesregierung uͤber die unter k, g und h aufgefuͤhrten Gegenſtaͤnde ge— richtet und dem weiſen Ermeſſen derſelben vertrauensvoll anheim gegeben werden, was ſich in dieſer Beziehung zum Beſten der Landwirthſchaft fuͤglich thun laſſe. Hierauf ging man noch zu mehren geſchaͤftlichen Fragen über, deren Reſultate wir zur Erſparung des Rau- mes hier nicht weiter mittheilen wollen. XII. ueber Verſteinerungen von Altenburg und Ronneburg ü von H. Bruno Geinitz, Dr. phil. in Dresden. 1. Grauwacken⸗Schiefer von Ronneburg. Thiere. Cephalopoden? Graptolithus Lin, (Lomatoceras Bronn. $eilenhorn). Linienfoͤrmig, ſehr allmaͤhlig in eine Spitze verlaus fend, gerade oder gebogen, unveräftelt, im Durchſchnitte eifoͤrmig, bis ganz flach zuſammengedruͤckt, entweder an beiden Raͤndern gezaͤhnt, oder an einem ganzrandig, in welchem Falle die Zaͤhne paarig ſtehen. Schief vom ge— zaͤhnten Rande herab- oder herauflaufende Scheidewaͤnde theilen das ganze Thier in niedrige und flache Kammern, a welche durch einen Nahrungskanal verbunden find, welcher, wie bei den Ammoniten, zwiſchen den Kammern und der Schale liegt. Als eine erhabne oder vertiefte Linie laͤuft dieſe, wenn beide Ränder gezackt find, längs der Mitte, iſt aber nur ein Rand gezackt, laͤngs des ganzen Randes oder in deſſen Nähe nach der Spitze herab. Es iſt offenbar, daß beide, ſcheinbar ſo abweichende Hauptformen der Graptolithen leicht mit einander in Eins klang gebracht werden koͤnnen, wenn wir annehmen, daß die beiden ſymmetriſchen Haͤlften eines auf beiden Seiten gezackten Graptolithen in der Mitte zuſammengeklappt ſind, wie es bei den meiſten Arten dieſer Gattung vorkommt. Dann muͤſſen die Zähne naturlich auch paarig zu ſtehen kommen, oder dicht auf einander liegen. Man duͤrfte wohl auch nicht annehmen, daß das Thier ſich willkuͤrlich zuſammen— ſchlagen konnte, ſonſt wuͤrde man bei einigen Arten, welche man ſtets zuſammengeſchlagen findet, gewiß oͤfters auch ausgebreitete Individuen finden und es ſcheinen durch die— ſen Charakter die Graptolithen in 2 Klaſſen zu zerfallen. Ein ſolches willkuͤrliches Zuſammenklappen würde ſich auch nicht mit der feſten Schale vertragen koͤnnen, die man bisweilen noch die Kammern bedecken ſieht, und auf deren Vorhandenſein man durch die ziemlich conſtante Form der Arten gefuͤhrt wird. Die Annahme, daß beiden nur auf einer Seite gezaͤhnten Graptolithen im lebenden Zuſtande ſich beide Haͤlften gewoͤlbt gegen einander geneigt haben, alſo beide zuſammen die Form eines Cylinders gaben, finden ihren Beweis nicht nur in der Geſtalt vieler Exemplare von G. Priodon, ſondern erklaͤrt auch recht gut, wie der Nahrungskanal haͤufig mehr oder weniger entfernt vom un— gezaͤhnten Rande (Tak. I. Fig. 9 und 12) liegt, welche Lage durch eine Zuſammendruͤckung von oben hervorgebracht werden mußte. Man findet Graptolithen auch ohne alle Zaͤhne, ſo daß nur ihre Ruͤckenſeite ſichtbar iſt und dieſe zeigen dann laͤngs ihrer Mitte den Sipho. An einem - Mir einzigen Exemplare nur aus der Sammlung des. Herrn Ob. F. R. Cotta ſah ich innere Kammerſcheidewaͤnde. Bei der großen Fläche der Kammer iſt ein fo feltes nes Vorkommen der inneren Waͤnde wohl nicht zu ver— wundern, Außerdem haben einige Graptolithen mit den Thieren einiger Chetopoden große Aehnlichkeit; der Gr. foliaceus mit Serpula vermicularis, Amphitrite port vent und Amphitrite de Spallanzani, und Gr. spiralis konnte dann fuͤglich den Branchien der Amphitrite verglichen wer— den. Allein wenn die Graptolithen wirklich Anneliden waͤren, warum findet man denn niemals die Roͤhre, in welcher das Thier lebte, da dieſelbe doch in andern Ge— birgen nicht ſelten find, niemals aber das Thier ſelbſt vers ſteinert gefunden worden iſt? In einer ſolchen Roͤhre waren. die Graptolithen uͤbrigens beſtimmt nicht eingeſchloſſen, ihre Oberflaͤche war nur die Schale der Polythalamien. Der Sipho liegt bei den Graptolithen, wie erwaͤhnt, zwiſchen Kammern und Schale und er kann nicht etwa mit dem Kiele von Serpula vermicularis verglichen werden, wel— cher ganz aͤußerlich iſt. Die Anneliden ſind endlich ver— ſchieden gebogen, ſelbſt bei einer kalkigen, feſten Schale; meinen Beobachtungen zu Folge hatten die Graptolithen aber ſtets eine conſtante Form und Gr. foliaceus, scalaris, Priodon, serratus bilden immer nur eine gerade, G. spiralis aber eine ſpiralfoͤrmige Linie. So ſcheint demnach die Stellung dieſer Thiere zu den Cephalopoden, unter die fie ſchon Knorr und Schlot— heim gezaͤhlt hatten, ziemlich naturgemaͤß. Ausgebreitete Graptolithen, wie G. foliaceus erinnern unwillkuͤrlich an die Gattung Frondicularia. G. foliaceus Murchison, the Silurian Formation. Part II. p. 694 — 696. Pl. 26. Fig. 3. 3. a. — Unſ. Taf. I. Fig. a und A vergrößert, Grade, feilenförmig, auf beiden Seiten gezackt, aus niedrigen Kammern beſtehend, deren Sipho in der Mitte = des Thieres liegt. Die kleinen Zacken der Raͤnder ſind durch flache Bogen mit einander verbunden. Die Scheide⸗ waͤnde laufen ſchwach ſichelfoͤrmig bis zur Mitte herab und ſtoßen mit den entſprechenden der anderen Haͤlfte unter einem ſtumpfen Winkel oder Bogen zuſammen, den nur die Vergrößerung richtig zeigt. Fig. 1 a iſt beim Litho⸗ graphiren etwas verzeichnet, da ſich die Scheidewaͤnde am Sipho nie ſo hoch erheben, daß ein einſpringender Winkel entſtaͤnde. Im Kieſelſchiefer vom Hügel an der Chauſſee zwiſchen Ronneburg und Raitzhain. | G. Priodon Lomatoceras Priodon Bronn, Lethaea Taf. I. Fig. 13. — Unſ. Taf. I. Fig. 2 a und B vergrößert, B von oben. . h Geradlinig, auf dem einen Rande ganz, auf dem an⸗ dern hakenfoͤrmig gezaͤhnt. Zaͤhne ruͤckwaͤrts gebogen und paarig. Durtchſchnitt eifoͤrmig, nach der gezackten oder Bauchſeite zugeſpitzt. Die Scheidewaͤnde gehen von den Zacken etwas ſichel⸗ foͤrmig nach der Ruͤckenſeite herab und vereinigen ſich hier an dem Sipho, welcher in der Mitte des Rückens in einer Rinne liegt. In der Bronnſchen Abbildung iſt dieſe Linie laͤngs des geraden Randes deutlich hervorgehoben. In unſerer Abbildung A fehlt dieſe Linie, doch iſt ſie auf B ſchoͤn zu ſehen. 5 . Meine Exemplare ſtammen von Fougerolle bei Caen aus der Normandie. C. Ludensis Murch., the Sil. F. Pl. 26 Fig. 1 2 und C. virgulatus Beck halte ich davon nicht ſpeciell verſchieden, ſondern nur für eine Varietaͤt, wo die Zacken noch etwas mehr zuruͤckgebogen ſind. \ C. serratus — Orthoceralites serratus v. Schlot- heim Nachträge 1822 Tab. VIII. Fig. 3 — Knorr - Peiref. Th. IH. Cap. 4 p. 163 Suppl. Tab. IV. C. Fig. 5 und 6 zum Theil. — Unf. Taf. I. Fig. 9. — 90 — Geradlinig, auf dem einen Rande ganz, auf dem ans dern mit kurzen, ſpitzen Saͤgezaͤhnen und ſchief nach dem Sipho herauf laufenden Scheidewaͤnden. Durch ein wenig ſeitliches Zuſammendruͤcken der urſprünglich wohl eifoͤrmig zuſammengelegenen Seitenwände iſt der Sipho vom geraden Rande entfernt worden. 5 Haͤufig im Verſuchsſchachte auf Steinkohlen unfern dem Bade von Ronneburg. ö G. Scalaris Lin. Syst. nat. — Fucoides serra Brongniat. — Unf. Taf. I. Fig. 3. 4. 5. Sehr dünn, geradlinig, gewöhnlich auf der einen Seite ganzrandig, auf der andern gefägt, bisweilen auf beiden Seiten ganzrandig. Man zählt auf 1“ Länge bei 2“ Breite 26 ſolcher Zähne, deren kurze Kathete mit der Hypotenuſe unter einem Winkel von circa 450 zuſam⸗ menſtoßen. Kammerſcheidewaͤnde ſind nicht zu erkennen. In der Cotta'ſchen Sammlung iſt ein Exemplar, das aus⸗ nahmsweiſe auf beiden Seiten gezackt iſt. Mit vorigen zuſammen. G. spiralis Gein. Taf. I. Fig. 7. 8. 10 — 15. Gezaͤhnelte Lituiten, Knorr Petr. Th. III. Suppl. Taf. IV. C. Fig. 5. 6. zum Theil. — Tab. X. Fig. I., ein verkehrt gewundenes Exemplar. — Schloth. Nachtr. Tab. VI. Fig. 2.2 — unf. Taf. I. Fig. 6.? a Anfangs ſpiral gewunden, dann von einer ſchwach gebogenen wohl auch in eine gerade Linie übetgehend, meiſt an der innern Seite der Windung glatt, an der aͤußeren gezaͤhnt. Individuen, wo der innere Rand gezackt und der aͤußere ganz iſt, verhalten ſich wie linksgewundene Turri— lithen zu rechtsgewundenen. Uebrigens ſind dieſe ſo ſelten, daß mir unter vielen hunderten, die ich von Ronneburg kenne, nur das eine Fig. 6. abgebildete bekannt iſt. Viel— leicht iſt das deutlichſte Exemplar auch bei Knorr Suppl. Tab. X. Fig. 1. gerade wegen ſeiner Seltenheit abgebil⸗ det worden. ‚ 8 Das Anſehen des Ganzen iſt nach dem Alter und der Art der Zuſammendruͤckung verſchieden. Die juͤngſten Formen Taf. I. Fig. 14. 15. 10. und 13. beſitzen die laͤngſten gerade aufrechtftehenden oder etwas ruͤckwaͤrts gekrümmten Zähne, ſo daß hier die Kammern nur mit einem ſehr klei— nen Theile zuſammenhaͤngen; bei Fig. 11. hat die Dicke der Zaͤhne ſchon etwas zugenommen und auch ein groͤßerer Zuſammenhang der Kammer iſt vorhanden, waͤhrend das alte Individuum Fig. 12. am mehrſten Zuſammenhang zeigt, zumal da hier durch Zuſammendruͤckung von der Ruͤckenſeite aus der Sipho vom Rande entfernt worden iſt. Fig. 7. 8, find gleichfalls alte Exemplare, bei denen die Zähne relativ am dickſten und mehrſten verkuͤrzt wor⸗ den ſind, indem bei ihnen die Verbindung der Kammern am vollkommenſten geworden iſt. Der Sipho hat hier ſeine regelmaͤßige Lage am ganzen Rande. In Bezug auf die Wendung ſind die verſchiedenen Formen dieſer Art am beſten manchen Arten von Hamites vergleichbar. 2. Zechſtein. Die organiſchen Reſte dieſes Geſteins aus der Nähe von Altenburg, Ronneburg und Gera wurden von mir ſchon in einem fruͤheren Hefte (B. V. H. 2. p. 69 — 78) beſchrieben und ich liefere hier nachtraͤglich nur die Abbildungen von Cucullaea Schlotheimii m. auf Taf, I. Fig. 18., Gervillia —? auf Taf. 1. Fig. 16. 17., welche gemeinſchaftlich fo häufig in den Kalkbruͤchen zwiſchen Altenburg und Cosma gefunden worden, und von einigen vegetabiliſchen Reſten aus den Bruͤchen von Corbuſen auf Taf. I. Fig. 19. 20. 21. 3. Braunkohlen von Altenburg. A. Pflanzen. Familie: Coniferen. Taxites acicularis Ad. Brongniart, Prodrome dune histoire des Végétaux fossiles p. 108. — Phyl- „ lites abietina Brongn., Descr. géol. d. env. de Paris Pl. 11. Fig. 13. — Unſ. Taf. IV. Fig, e . Die Blatter ſtehen zweizeilig, ſind linienförmig und zugeſpitzt, an der Baſis ſchwach verengt und herablaufend, auf der untern Seite mit einem kielartigen Mittelnerven verſehen, übrigens glatt. Ihre Länge beträgt etwa + Zoll, ihre Breite 3 Linie. Wegen der herablaufenden Blätter beſonders möchte ich dieſe Pflanze lieber zu Taxodites ſtellen, da zwiſchen ihr und Taxodium sempervirens von der weſtlichen Küfte Nordamerifa’s, Aylmer Bourke Lambert, a description of che genus Pinus, London 1832. Tab. 645 die groͤßte Aehnlichkeit obwaltet. f Aus der Braunkohle von Altenburg in der Samm— lung des Herrn Raths Zinkeiſen Pinus ornatu Ad. Brongn. Prodr. p. 107. Bonites ornatus Sternberg, Flora der Vorwelt. Tab. 55. Fig. 1. 2. — Unf. Taf. II. Fig. 2. Eifoͤrmige verlaͤngerte Zapfen mit großen Schuppen, welche in eine breite rhomboidale Flaͤche enden, in deren Mitte ein vertieftes rhomboidales Gruͤbchen liegt. Dieſe Flaͤche erſcheint ſeinen Laͤngen- und Breitendiagonalen nach gebrochen. Sie zeigen außerordentlich ſchoͤn dieſen Gattungs— charakter von Pinus, wonach jede Schuppe eines Zapfens mit einer rhomboidalen Fläche endet, über die eine Quer— falte in der Diagonale des Rhomboides laͤuft. Dieſe Zapfen ſtehen denen der im ſuͤdlichen Europa und Aſien noch jetzt vorkommenden Pinus Halepensis Lambert, deser. Tab. 7. und P. patula Lamb. descr. Tab. 19 aus Mexico am naͤchſten. Eigentlich bildet der hier abgebildete Zapfen eine Mittelform zwiſchen P. ornata und P. Saturni Unger, Cbloris protogaea 1841 H. I. Taf. IV. Fig. 2., deren Zapfen kuͤrzer als die von ornata ſind. Obere Grenze der Braunkohle mit Sand zuſammen, aus der Braunkohlengrube des Herrn Thurm. 388 Abies plicata Gein. Zapfen. Taf. II. Fig. 3. In dieſen Zapfen ſpricht ſich der Gattungscharakter von Abies aus, da den Schuppen die Endflaͤchen fehlen, welche ſich bei der vorigen Gattung finden. Die Geſtalt der Zapfen iſt eikegelfoͤrmig und ihre groͤßte Breite kurz uͤber der Baſis. Die zahlreichen Schuppen find an ihrem oberen, unregelmäßig converen Rande gefaltet. Den Falten entſprechen gerundete Zwiſchen— furchen, die nach oben zu tiefer verſchwinden und endlich den Rand gekerbt werden laſſen. Es kommen laͤngere und duͤnnere Formen als die abgebildete vor, immer aber find fie in der Nähe der Baſis am breiteſten und verengen ſich ziemlich gleichmäßig . nach dem oberen Ende. Unter den lebenden Arten naͤhert fi) vor allen andern die Pinus dumosa Lamb. deser. Tab. 46. Mit vorigen zuſammen. Nedinodendron pibyodes Zenker, Beiträge zur Raturgeſchichte der Urwelt S. 2 — 9, führt Zenker als bituminoͤſes Holz aus der Braunkohle bei Altenburg an. Familie: Cupuliferen. Carpolithes inlteisenii Gein. Taf. I. Fig. 10. 11. Eiherzfoͤrmig, oben und unten zugeſpitzt, linſenfoͤrmig zuſammengedruͤckt, mit einer Seitenkante, Schale dünn, zer⸗ brechlich, Oberflache glatt. Von dem oberen Ende läuft eine kleine Furche bis gegen die Mitte, welche die Lage der radicula andeuten würde, Man ſieht, daß man es hier mit Samen von Cupu⸗ liferen zu thun hat. Unter allen bis jetzt abgebildeten Arten von Carpolithes kommt unſere Art der Zeichnung von Sternberg, Flora der Vorwelt Tab. VII. Fig. 8. am naͤchſten. . Die rechte Zeichnung von unferer Fig. 10. iſt die ſeitliche Anſicht der linken; die rechte von Fig. 11. der Laͤngsdurchſchnitt der links ſtehenden. Braunkohlengrube des Herrn Thurm. 5 Familie: Palmen. Bacciles Zenker, Beitr. S. 9., „Fruchtrinde fleis ſchig, nicht in Klappen aufſpringend, Kern hart.“ B. cacaoıdes. — B. cacaoides und rugosus Zenk. Beitr. Taf. I. Fig. 4 — 16. — Sternberg Fl. (Tab. 53. Fig. 4. 6. 7.)? — unf, Taf. II. Fig. 4 — 9. Elliptiſch bis eifoͤrmig kuglig, meiſt ſeitlich zuſammen— gedrückt, an beiden Enden etwas zugeſpitzt, glatt oder runs zelig. Der Kern iſt nach Zenker walzenfoͤrmig, faſt zuſam— mengedraͤngt, ſtumpf und vorn und hinten mit einer Laͤngs⸗ furche verſehen. Schon Zenker hielt es fuͤr wahrſcheinlich, daß beide Formen nur einer Art angehoͤren. Vergleicht man die von ihm und mir gegebenen Abbildungen, ſo ſieht man, wie beide ſich ſehr wohl vereinigen laſſen. Die aͤlteſten und groͤßten Exemplare ſind glatt, die jüngſten ſind mit den mehrſten und tieſſten Runzeln bedeckt, je aͤlter ſie aber wurden, um ſo mehr nimmt die Glaͤtte der Oberflaͤche auch zu. In Bezug auf Form iſt der Uebergang von der elliptiſchen bis zur faſt kugligen Geſtalt nicht zu verkennen, wenn man Fig. 4. 5. 9. 8. der Reihe nach betrachtet und die Zenkerſche Abbildung von B. rugosus (Beitr. Taf. I. Fig. 9. 10.) folgen laͤßt. Zu welcher von beiden Arten wir unſere Fig. 9. zu ſtellen? Die Art der zufäls ligen Zuſammendruͤckung trug gleichfalls viel zu dem ver— ſchiedenen Anſehen dieſer in Braunkohle umgewandelten Früchte mit bei. Daß bei der viel ſelteneren Varietaͤt (B. rugosus) gewoͤhnlich nur das eine Ende mit einer a. = Spitze verfehen iſt, darf nicht wundern, da die mehrſten Exemplare von B. cacaoides die eine Spitze entbehren. Häufig mit Zapfen und dem rothen beſchriebenen Samen in den Gruben des Herrn Thurm. Im Braunkohlenſandſtein bei Altenburg, namentlich in dem Teufelsbruche bei Mockern wurden durch Julius Geinitz zahlreiche Reſte von Vegetabilien, vorzuͤglich Blaͤt— tern von Dicotyledonen aufgefunden. Nach mir gemachten Mittheilungen vom Herrn Profeſſor Roßmaͤßler iſt dieſe Vegetation identiſch mit der von Altſattel, welche Roß— maͤßler in ſeinen „Verſteinerungen des Braunkohlenſand— ſteins aus der Gegend von Altſattel in Boͤhmen 1840“ beſchreibt. Bei den Sandſteinen ſind außer anderen Phyllites einnamomeus Rossm. Taf. I. Fig. 1.—8. und Phyllites Leuce Rossm. Taf. III. Fig. 12. gemein. Ich verdanke die abgebildeten Exemplare der Guͤte des Herrn Raths Zinkeiſen und Herrn Profeſſors Apetz. B. Thiere. Auffallend muß in einer Suͤßwaſſerbildung, wie die der Braunkohlen iſt, das Vorkommen von Meeres geſchöpfen ſein, wovon man außerdem noch keine Spur weiter in dieſer Formation jener Gegenden aufgefunden hat. Dem forſchenden Auge des um die Geognofie der Umgebung Altenburgs ſo hoch verdienten Zinkeiſen entging es nicht, daß in einem braunen lockeren Thone, welcher das Braun⸗ kohlenlager von Poͤpſchen bedeckt, ſich Spuren ſolcher Reſte fanden, welche offenbar nur dem Meere angehoͤrt haben koͤnnen. Seiner freundlichen Mittheilung verdankte ich ein Stück jenes Thones, worin ich nachſtehende und Taf. II. Fig. 12.— 17. abgebildete, allerdings nur ſeht kleine Ver⸗ ſteinerungen entdeckte. Daneben liegende Linien zeigen ihre wirkliche Größe an. — u u Bellerophon? Monifort. De france. — Taf. I. r Die Windungszunahme iſt bedeutend, der Ruͤcken flach gewoͤlbt, die Apertura faſt halbmondfoͤrmig, der Nabel tief. Die Seitenflaͤchen fallen mit der Bauchflaͤche faſt in eine Ebene und graͤnzen mit einer Kante an den breiten Ruͤcken. Oberfläche des Steinkornes glatt. Der Mangel aller Kammerſcheidewaͤnde ſpricht für dieſe Gattung. Ein Sipho iſt unerkennbar. Laͤnge 2 Linien. Nucula Zinkeisenil Gein. Taf. II. Fig. 13. ein doppelt vergroͤßerter Steinkern. Quer eifoͤrmig verlängert, flach gewoͤlbt, mit niedrigem, vor der Mitte liegendem, ſtumpfem Wirbel, neben welchem auf, den Steinkernen vorn eine tiefe Rinne weit herab nach unten zu laͤuft, wo— durch der vordere Theil zur Haͤlfte vom übrigen getrennt wird. Die Schloßlinien ſtoßen unter einem ganz ſtumpfen Winkel zuſammen. Auf der vorderen fi nd etwa 8 — 10, auf der hinteren gegen 16 etwas nach dem Wirbel zu gekrümmte Zaͤhne. Produeta? Orthis? Taf. II. Fig. 14, 15. 16. Steinkerne 16, rechts der Laͤngendurchſchnitt. N Ihre Geſtalt iſt die eines Kreisabſchnittes, welcher circa 3 des Ganzen ausmacht. Die Schloßkanten liegen faſt in einer geraden Linie. Die groͤßte Breite iſt uͤber der Mitte der convexen Seitenkanten, welche mit? der Stirn faſt einen regelmaͤßigen Kreisbogen machen. Die Bauchſchale (Fig. 15.) iſt ſehr flach gewoͤlbt, ihre größte Woͤlbung im oberen Drittheile. Die Ruͤckenſchale iſt ſtaͤrker gewoͤlbt und bildet einen gerundeten Ruͤcken, deſſen ‚größte Höhe auch in der Nähe des wenig vorſtehenden und ſchwach niedergebogenen Schnabels iſt. Von oben ſtrahlen Falten aus, welche fi) nach dem Rande bis auf circa 30 vermehren. Sie ſcheinen auch auf der Schale gerundet ge— weſen zu ſein. Crinoidee. Taf. II. Fig. 17. Viermal vetgrößert. Es iſt dies der Abdruck eines fünffeitigen Saͤulen⸗ Lie ſtuͤckes, wovon der runde Nahrungskanal durch die erhobene Stelle in der Mitte angezeigt wird. Auf der Oberflaͤche erkennt man einen Stern mit fuͤnf Radien, von welchen auf beiden Seiten nach dem Rande hin 2— 3 gerade Linien ſtrahlen, ſo daß zwiſchen je zwei Radien etwa 5 auf dem Rande ſenkrecht ſtehende Linien liegen. 1 groß. Mir ſcheint, als wenn ſaͤmmtliche hier angefuͤhrten Arten aus dem Uebergangsgebirge herſtammen. Fig. 12. hat mit dem nur in dieſer Periode aufs tretenden Bellerophon die meiſte Aehnlichkeit, Fig. 13. iſt offenbar eine Nucula, wie in aͤlteren Gebirgen auch aͤhn⸗ liche ſchon aufgefunden worden ſind, Fig. 14. 15. 16. kommen den Steinkernen der Terebratula reticularis fo nahe, daß ich ſie nicht von ihr trennen moͤchte, und der Crinoideenabdruck Fig. 17. hat zwar mit einem Pentas criniten die meiſte Aehnlichkeit, doch koͤnnte es wohl auch das oberſte Saͤulenſtuͤck einer anderen Gattung, vielleicht eines Seyphocrinites Zenk. fein. Es dürften ſich dieſe Koͤrper uͤber der Braunkohle von Poͤpſchen nur auf ſecundaͤrer Lagerſtaͤtte befunden haben und ſicher würde der Gruͤn— ſteinertuff von Planſchwitz im Voigtlande mit ſeinen zahl— loſen Exemplaren von Terebratula relicularis nach ſeiner Verwitterung ein ganz aͤhnliches Geſtein liefern koͤnnen, wie dies iſt, in welchem dieſe fraglichen Stüden ſich vor— fanden. N af Schließlich kann ich nicht unerwaͤhnt laſſen, daß einige kleine Körper darunter waren, welche ſehr an die Abbil- dung von Battus tuberculatus, Klöden, Verſteinerungen der Mark Brandenburg, Tab. I. Fig. 17. erinnerten, welche Thatſache meiner Anſicht nur guͤnſtig ſein kann. Sn: VI. Erklärung der Abbildungen. Taf. I. Fig. 1. a. und vergrößert A. Graptolithus foliaceus Murch. von Ronneburg, in meiner Sammlung. - 2. a. und A. vergrößert von der Seite, B. von oben, G. Priodon Bronn. aus der Normandie, in meiner Sammlung, - 3. 4. 5. G. scalaris L. 3. von Ronneburg, in mei⸗ ner Sammlung. 4. von Frankenberg, im Freiberger Cabinet. 5. von Ronneburg, in der Sammlung des Herrn Oberforſtraths Cotta. - 6. 6. spiralis m. von Ronneburg, in meiner Sammlung. a 7. 8. von Ronneburg, in der Sammlung des Herrn Oberforſtraths Cotta. - 9. G. serratus Schl. von Ronneburg, in der Samm⸗ lung des Herrn Oberforſtraths Cotta. 10 — 15. G. spiralis m. von Ronneburg. 10. 11. 15. in der Sammlung des Herrn Oberforſtraths Cotta, 12 — 15. in meiner Sammlung. 16 — 17. Gervillia aus dem Zechſteine bei Altens burg, 16. in der Sammlung des Herrn Raths Zinkeiſen. - 18. Cucullaea Schlotheimii m. aus dem Zechſteine bei Altenburg, in meiner Sammlung. - 19. 20. 21. Blätter aus dem Zechſteine von Core buſen in meiner Sammlung. nn Taf. II. Fig. 1. a. b. Texites acicularis Brongn. aus der Braunkohle bei Altenburg, in der Sammlung des Herrn Raths Zinkeiſen. Pinus ornata Sternb. von Altenburg, in der Samm⸗ lung des Herrn Raths Zinkeiſen. 3. Abies plicata m. von Altenburg, in der Samm⸗ lung des Herrn Raths Zinkeiſen. 4 — 9, Baccites cacaoides Zink. von Altenburg, in meiner Sammlung. . Carpolithes Zinkeisenii m. von Altens burg, in der Sammlung des Herrn Rath Zinkeiſen. 12. Bellerophon? über der Braunkohle von Altens burg, in der Sammlung des Herrn Raths Zinkeiſen. - 13. Nucula Zinkeisenii, wie voriges. - 14. 15. 16. Producta? Orthis? wie vorige, 17. Crinoida, wie vorige. 410 — XIII. Nachtrag zu dem Aufſatze: Geologiſche Probleme. Oſter— laͤndiſche Mitth. Bd. VI. Heft 1). Das Vorſtehende war bereits niedergeſchrieben, als mir von Leonhard's Geologie, Stuttgart 1841 zu Handen kam. Ich fand in dem, was hier (Band IV. S. 46 ff.) über die Theorie der Thalbildung zuſammengeſtellt iſt, meine Anſicht gewiſſermaßen beſtaͤtigt. Indem ich darauf vers weiſe, hebe ich nur folgende Stellen aus: 5 „Aber nicht alle Thaͤler, vielleicht nur wenige, ſind ausſchließlich Werke ſtroͤmender Waſſer. Groͤßere Thal— bildungen muͤſſen durch gewaltige Erdumwaͤlzungen, durch Emporhebungen und Zerreißungen feſter Erddecken ent— ſtanden ſein. Die ſchlangenaͤhnlichen Windungen, vielen Thaͤlern eigen, die ein- und ausſpringenden Winkel ihrer Waͤnde, vertragen ſich allerdings nicht wohl mit der Annahme gewaltſamer und vorübergehender Fluthen. In den Alpen zumal wird es recht offenbar, daß die Waſſer allein nicht Durchbruͤche und Thaͤler gebildet haben, ſondern daß heftige Stoͤße und Erſchuͤtterungen die Geſteinlagen aus einanderriſſen.“ So ſcheint es denn jedenfalls naturgemaͤßer, die urſpruͤngliche Bildung des vielfachen Geaͤders, in welchem ) Verfaſſer dieſes Aufſatzes iſt Herr Stadtſchreiber Fallou in Waldheim. — - m — die von zahlloſen Thaͤlern und Schluchten durchfurchte Rinde unſeres Planeten ſich darſtellt, als vom Gewaͤſſer deſſelben unabhaͤngig und ſelbſtaͤndig ſich zu denken. Der Verfaſſer. XIV. Miscellen und Notizen. In Nr. 122 des Allgemeinen Anzeigers (Jahrgang 1842) befindet ſich folgendes Mittel gegen den Kornwurm: Der Kornkrebs oder ſchwarze Kornwurm (Cureulio granarius) iſt dasjenige Inſect, welches bei waͤrmerer Witterung, beſonders in den Monaten Juni und Juli aus der Puppe ſchluͤpft, in zahlloſer Menge den Getreideboͤden zueilt und ſeine Verheerungen anrichtet bis zur kuͤhlern Witterung. Dieſer kleine Kaͤfer iſt mit einem ſcharfen, ſpitzen Ruͤſſel verſehen, mittelſt deſſen er die Getreidekoͤrner, beſonders Waizen, Roggen und Gerſte, ſeltener Hafer und andere Früchte, anbohrt und theils die mehligen Theile ſelbſt verzehrt, und nur die aͤußere Huͤlſe uͤbrig laͤßt, theils ein Ei in das Korn legt, welches dann zur Ernaͤhrung ſeiner Made dient. Der Schade, welcher durch dieſes Inſect veranlaßt wird, iſt bekanntlich ſehr bedeutend. Um bei dem Einmeſſen des Getreides die Kornwuͤrmer nicht mit in die Saͤcke zu bringen, darf man nur ſcharf an die Schättbreter ſtoßen, wodurch fie beunruhigt werden, nach Kurzem den Getreidehaufen verlaſſen und an den Schuͤttbretern hinaufmarſchiren. Mehr noch entfernen ſich die Kornkrebſe, wenn das Getreide mit etwas Kornbrannt⸗ = MM = wein befprengt und dann umgeſtoßen wird. Nicht blos als Entfernungs-, ſondern ſogar als Vertilgungsmittel kann ich nach mehrjaͤhriger Erfahrung folgendes Mittel empfehlen: In die Gänge des Getreidebodens ſchuͤtte man die vom erbauten Flachs abgereffelten ſogenannten Knotten (Leinſaamen), um ſelbige bis zum Ausdreſchen derſelben trocken werden zu laſſen; auch kann man davon hinter die Schuͤttbreter unter das Dach bringen, und man wird finden, daß die Kornkrebſe nicht nur aus den Getreide haufen weichen, ſondern auch getoͤdtet werden. Wenigſtens habe ich viele derſelben nach Anwendung des empfohlenen Mittels todt gefunden. Von mehreren andern mir angerathenen Mitteln, wie Kuͤmmeloͤl ꝛc. habe ich keinen Gebrauch gemacht, da mir die Anwendung der Flachsknotten hinlaͤnglich diente und nicht einmal Koſten verurſachte, wohl aber der Leinbau manche Vortheile gewaͤhrte. Sehr leicht niſtet ſich der Kornkrebs ein; denn oft geſchieht es, daß Saͤcke verborgt werden an Nachbarn, welche dieſes Inſect auf dem Boden haben, und in den Muͤhlen iſt es einheimiſch, ſo daß bei aller Vorſicht der Kornkrebs auf den eigenen Boden ver— pflanzt werden kann. Um nun dieſes zu vermeiden, iſt es gut, wenn ſtets Flachsknotten, beſonders zu der Zeit, wenn der Kornkrebs die Getreideboͤden beſucht, in den Gängen . und hinter den Schuͤttbretern vorhanden ſind. Der Lein— oder Flachsbau gewährt ja außer dem angegebenen Nutzen, noch ſo viele Vortheile, indem nicht nur der zur Haus— haltung noͤthige Flachs erbaut werden kann, ſondern auch der Leinſaamen (zerſtoßen) fuͤr die Pferde ſehr zu empfeh— len iſt, und den Gebrauch der Leinkuchen bei Weitem übertrifft. Fruͤher hatte ich Gelegenheit, zerſtoßnen Lein⸗ ſaamen aus der Oelmuͤhle zu erhalten und mich von der Wahrheit meines letzten Anfuͤhrens zu überzeugen. = 101 = Mittel, um Gewebe waſſerdicht zu machen, ohne No fie luftdicht werden. Alle waſſerdichten Zeuge haben das Unangenehme, daß fie die Aus dunſtung des Koͤrpers zurückhalten und dadurch eine laͤſtige Erhitzung der damit bedeckten tranfpis tirenden Körpertheile bewirken. Läßt ſich nun dieſer Uebel— ſtand ſchwerlich ganz beſeitigen, ſo muß er ſich doch min— dern, je weniger die waſſerdichten Zeuge zugleich auch luft⸗ dicht ſind. Wir theilen daher Folgendes in mehrern offentlichen Blättern deßhalb empfohlene Mittel vom Prof. Fehling zu weiterer Prüfung mit und würden uns freuen, wenn dadurch eine praktiſche Erprobung der Sache veranlaßt werden ſollte. Man loͤſt 5 Loth Alaun in 2 Pfund Regenwaſſer und gießt dieſe Loͤſung zu einer Loͤſung von 1 Loth Bleis zucker in 1 Pfund Waſſer. Man filtrirt das Gemenge oder läßt es abſetzen und gießt dann die klare Fluͤſſigkeit ab und fest hinzu 2 Loth Leim, 4 Loth arabiſches Gummi und 1 Loth Hauſenblaſe, jedes in 1 Pfund Waſſer geloͤſt. Der Stoff wird nun in diefe warme Fluͤſſigkeit gebracht und dann das Ganze 10 Minuten lang bei einer Temperatur von 640 R. erhalten. Dann ſetzt man eine Loͤſung zu von 1 Loth ſpaniſcher Seife in 4 Loth Terpentinoͤl, welche mit 4 zen: Waſſer verdünnt iſt. Man laͤßt dann das — 5 noch 4 Stunde bei der angegebenen Temperatur von 640 R., während welcher Zeit man fleißig umrührt und auch den Stoff durchknetet, damit alle Theile gleichmaͤßig von der Alaunfeife durchdrungen werden. Dann wird gut ausgeſpuͤlt und das Zeug an der Luft oder in der Wärme vollkommen getrocknet. 7 — AM: Die Erdarbeiten fuͤr die neu anzulegenden Eiſenbahnen geben nicht allein zur Kenntniß der über einander gelager⸗ ten Erd⸗ und Steinſchichten, ſondern auch zur Auffindung von Ueberreſten vorweltlicher Thiere oder von geſchichtlichen Merkwürdigkeiten erwuͤnſchte Veranlaſſung. So fand man kurzlich bei Ausgrabung eines Einſchnittes bei Offenburg im Großherzogthum Baden 30 Fuß tief in Mergelboden außer einigen andern minder vollſtaͤndigen Mammuthknochen eine noch faſt vollſtaͤndige Kinnlade mit 2 Backenzaͤhnen, die jeder 13 badiſche Zoll lang und 11 Pfund ſchwer ſind. Dabei lagen auch zahlreiche Zaͤhne von Pferden, wie deren in jenen Gegenden häufig mit Mammuthsknechen vorkommen, ſo daß man wohl zu der Annahme berechtigt iſt, daß mit dem Mammuth, dem ausgeſtorbenen Ras horn, dem Rieſenhirſch und zweien Arten großer Rinder zugleich auch eine Pferdeart ehedem im jetzigen Rheinthale gelebt habe. 8 Mr nd RE Te Er . Ar, 4 i Er Kin ” * 2 1 * 9 nr ah “EHER ib a 2 Pan e 55 N ,, IR an eee e e A Harzer Hund, ee, , Geoutz achr * 1 Ger f Cm e rd Zarzer * ur N 1.8 x —— 3 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. i Zuftand N ni Baro= Thermo⸗ des meters. meters. Wetters. zu helle N77 10 +16,25° helle N. helle DL 74 | 150 (Neg. W. helle Str. 75 | 11,25 wf. W. r. S. 66 | 1230 if. W. belle W. 70 | 750 wie N. lk. S. 6,9) 15 wf. N. belle S 7,6 175 wk. N. helle WG 80 175, wk. N. — belle We 81 16, IE. W. G. 5. m n ff. N 5. BL We 10, | 180 belle N. . ) Zuſt Stand des Stand des 5 ———— — bene DO, 9, 19,5 helle N. . helle RG 20,0 helle W. eee ee 5 welk. N. 5,0 170 tr. W. 5 30 W. — delle . 65 125 wl. W. dene e 35 WEM 7 I72³ 17,25 wlk. W. — 52 17, ſwlk. N. W. 5 54 145. Reg. S. W. — bel S 60 19,0 — wi. W — —ů 5,5 15 tr. W. Gew. B. w. v. w. 64 | 170 wf. W. En 66 | 180 ik. dene N. 42 10, fr. S. W. 5 helle S. 7,4 13,5 wl. W. — belle S S. wif. . — . —— —3 152 wlk. W. d 200 helle S. W 2 BE 220 helle N RER, 9,2%, Meteorologiſche Tabelle auf die Monate: April, Mai, Juni 1842, von W. Bechſtein. A p VSusl. Mai. 5 Jun F Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. | a Ense ana Stand desſeStand des Zuſtand 2 eland des Srand be Juſtend Stand des Seen nee] A u Stand dess Stand des] Sufkand Stand des Stand des, Zuſtand ö & | Baro⸗ Thermo⸗ des Baro= |Thermo- des Baro⸗ Thermo- des Baro-Thermo⸗ des Baro⸗ Thermo⸗ des Baro⸗ Thermo⸗ des | 8 meters. meters. Wetters. meters. meters. Wetters. meters. meters. Wetters. meters. meters. Wetters. meters. meters. Wetters. meters. meters. Wetters. 1 126”10,4”)+ 8,5 Reg. W. 26“ 9,2¼/ 10,5 ſwlk. Strm. N. I 27. 7,7 770, helle N. O. 27. 8,0% 13,0% ñhelle N. O. 1 127”10,2°) +13,0° helle N. 27"10,2” +16,25° helle N. N. = i 21:19 | 40 wlk. W. 27 00 72 wk. W 2 88 90 helle . 80 | 140 helle Stem. O. 2 81 | 150 helle S. W. 74 15,0 Rem | 77 25 10 wulf. W. 58 5,5 wit. W. 3 68 95 helle Str. S. O. 5, 15%, helle Stim.D2.| 3 D = 75 125 wik. W | 221791 2 2m St: n e 9,0 ftr. S. : 48 | 150 wk. W. 4|- 70 8,0 Neg. | 66 | 120 wlk. W. R FF 57 ire III 50 helle . 5 — 63 | 110 helle W. 59 145 lk. W. 5 2 67 9, fr. N W. 70 150 wk. N. | | 6 | - 96 | 15 helle O. - 80 50 helle N. 6 45 | 115 wlk. ©. 3,3 15,5 kr. S. 6 = 68 | 130 helle N. 69 15% wk. N. 7 10 5,0 helle 85. 37 80 wlk. N. O 7 |: 38.) 15 helle S. W 38 140 neo 5% 71770 70 | 11,75 tr. N. = 7,6: | 125. wie I 512 70 | 30 wk. N. ER 25 Schn. N. 8258 | 195 helle W = 3,0 13,5 wlk. S. W. 8 ⸗ 85 | 140 helle NX. 80 | 175 ſulk. N. B. 9 = 98 — 1,75 nf. N. - 97 =0 Schn. N. 9 = 58 | 100 helle W. - 60 | 140 wi. ©. 95 86 15,0 wf. W. = 81 | 165 [wit P. G. v. w. 10 1072 10 Schn. N. r DON. 10 |= 80 50 tr. N. 8,0 12,0 ſwik. W. 10 |: 85 15,5 helle S. 81 | 200 wolf. N. O. II 89 T wlk. N. 8. 88 3,0 ftr. N. O. 1 |= 93 9,0 helle W. . 90 120 wlk. N. II |= 100 15,0 helle N. 2. |= 102 | 180 belle N. ©. 112 74 0 tr. N. O. = 70 ERS! 12 83 90 helle S. 74 13,5 wlk. N. 5. I2 10,2 | 150 helle S. 5. 98 | 195 helle N. 3 66 50 pol. . ß d a d | 13220772 90 helle N. = 69 1 140 WEN W. 13 - 90 16,5 helle W. 85 20% belle W 55 30 wlk. N. 5. 54 775 fr. N. 11 = 82 CTC 140 wk. N. II 76 | 160 helle W. 74 19 helle N. 15 56,1 425 fr. N. W. 6,3 425 Reg. N. W. 15 10,2 | 11,25 wk. N. E 102 | 1770 WEN B. 15 5 106, belle W. : 50 | 170 ftr. W. 16 |= 74 07 hoif, N. RT 1,75 ff. O. 16 |= 106 | 120 wlk. N. . 9, | 160 win. B. 16 53 10,5 fr. W. : 60 13,0 ftr. W. 7 = 56 | 025 helle N. 8,1 55 wlk. W. 17 |= 87 | 120 helle N. W. 80 15,0 ftr. N. 17 ⸗ 70 9,0 Reg. W. 6, | 125 wlk. W. 55 175 helle . = 80 10,5 helle W. IS 7125 helle N . 6 135 helle O. 18 - 73 | 100 wk. W. „ 73 13,5 wlk. W. E19 |- 88 6,25 wik. N. - 88 9,0 ſwlk. N. 19 |= 60 | 15 helle . ũ 53 16,0 helle N. . I 65 | 105 nik. S. «= 5,7 | 1725 full. W. 20 86 | 650 wk. N. |= 82 | 10,75 wlk. N. S. 20|= 45 | 11,5 helle ©. - 45 | 160 tr. N. 20 = 52 | 145 wlk. S. W. 52 | 170 ſwlk. N. ERW N. W— Z 84 5,0 Men. 855 70 tr. N. 21 |= 63 | 12,25 helle W. „ 63 18,5 helle O. 21 „ 55 16,5 helle S. - 54 145. Reg. S. . 22 84 | 65 helle S. 2 13,0 helle S. 22 72 | 150 helle O. „ 70 18,5 wlk. S. 5. 22 59 15, wii. W. «= 60 | 190 wk. W. 23 78 | 95 helle W. - 73 | 50 helle N. S. 23 70 | 50 helle S. 2: |= 68 | 180 wk. O. 23 44 1475 fr. W. «= 55 | 150 je. Gem.nmg pelle S. . 7 140 helle . 2 75 | 155 helle B. = 60 | 19,5 pelle ©. 2 70 | 135 __|helle ©. = 64 | 170 wf. . 13 |- 77 | 60 heleN. Do. | 81 | 11,75 helle N. 5. 25 56,0 | 145 helle N 5. 59 | 190 belle O. 25]: 64 | 160 |ol.©. = 66 | 180 wi. | 1 26|- 96 | 60 helle S. D. 93 51 helle 8. 26 72 13,5 helle N. . 70 175 helle N. 20 14,2 15, ftr. W. 42 | 16,25 fr. S. W. 22 90 65 helle ©. - 82 12,0 helle N. 27 77 | 1425 helle S. S. 73 18,5 helle ©. 27 60 | 12,25 wi. W = 74 | 135 will. W. 2 |- 77 | 90 helle W. :- 75 [ 55 helle W. 28 ũ 80 15,0 helle S. 8. 75 | 20,0 helle O. 2 92 | 25 wf. W = 53 15, wii W. 29 93 | 825 helle 5. , 13, helle D. 29 80 |) 160 helle S. W. 80 | 200 belle N. Gew. 29 9,5 | 145 helle ©. : 84 20% pelle S. W. 230 7 0 helle S. - 71 | 130 helle O. 30 |= 80 | 140 wk. S. W. 75 | 195 wlk. ©. Gew. 30 |= 79 | 16,25 helle N. = 70 2/helle N. | W 31 |= 80 15,0 —fr. N. >66 | 150 — fr. N. Gew. — Hoͤchſter Barometerſtand den 5. April - 27“ 11,1, Mittler Barometerſtand = 27“ 4,15 Tiefiter Barometerſtand den 1. April — 26“ 9,2“¼. Waͤrmſter Tag den 50. Juni — 22. Erklarung der Abkürzungen: tr. truͤbe, wlk. wolkig, Reg. Regen, Schn. Schnee, Stm. Sturm, nebl, nebelig, Neb. Nebel, O. Oſt, S. Suͤd, W. Weſt, N. Nord. G. v. w. Gewitter von weiten. XV. Preisvertheilung beim Kunſt⸗ und Hand⸗ werksverein in Folge der von demſelben im Sommer 1842 veran⸗ ſtalteten Kunft= und Gewerbeausſtellung. Indem der Kunſt- und Handwerksverein zu Alten— burg allen denjenigen, welche die am Geburtstage unſeres Durchlauchtigſten Herzogs den 27. Auguſt 1842 eroͤffnete Kunſt⸗ und Gewerbeausſtellung durch ihre Einſendungen unterftüßt haben, hiermit oͤffentlich Dank ſagt, macht er zugleich die Ramen derjenigen Einſender und Verfertiger von vorzüglich gelungenen Ausſtellungsgegenſtaͤnden bekannt, welchen derſelbe in feiner Verſammlung vom 4. November 1842 auf den Grund der von ſeinen einzelnen Beurtheilungs— ſectionen und der Ausſtellungscommiſſion abgegebenen Gut- achten und Vorſchlaͤge beſondere Auszeichnungen und Preiſe zuerkannt hat, naͤmlich: J. die ſilberne Verdienſtmedaille des Vereins. 1) den Herren J. G. Schmidts Soͤhne hier wegen der unter No. 247 ausgeſtellten Muſter feiner Tapiſſerie⸗Haͤkel⸗Chiné- und ordinaͤrer Wolle, indem ihnen das Verdienſt gebuͤhrt, dieſen Fabrikationszweig im In⸗ lande zuerſt mit eingefuͤhrt und demſelben einen beachtens⸗ ue Aufſchwung gegeben zu haben; 2) dem Hofmechanikus Kalkoff hier wegen der unter No. 30 des Ausſtellungskatalogs aufgeführten Theilmaſchine, welche die ſchon oft bewaͤhrte ausgezeichnete Geſchicklichkeit deſſelben von Neuem bekundet. 8 — 106 — II. die dae Verdienſtmedaille des Vereins 1) dem Gold- und Silberarbeiter Karl Scheele in Lucka wegen ſeiner unter No. 68 ausgeſtellten funfts reichen ſilbernen Vaſe mit Blumen; 2 dem Holjſchneider G. Gleitsmann in ER leuba-Riederhain wegen der unter No. 21—25 aufs geführten, mit vielem Fleiß gearbeiteten Holzſchnitzereien; 3) dem Sattlermeiſter Fried r. Löffler in Poͤßneck wegen ſeiner, den engliſchen nicht nachſtehenden Sattel unter No. 148 und 149. III. Die ausgeſetzten 12 Geldpreiſe haben zuerkannt erhalten: 1) den erſten Preis von 6 Louisd'or der Leinweber⸗ meiſter F. Jul. Hohl hier wegen der unter No. 82 — 84 und 235 aufgeführten Meubeldamaſte, indem ihm das Verdienſt gebuͤhrt, zuerſt wieder die faſt ganz darnieder liegende Linnenfabrikation in hieſiger Stadt empor gebracht zu haben; 2 den zweiten Preis von 5 Louis d'or der Strumpf⸗ wirkermeiſter Gottlieb Er n ſt Heinzig in Rußdorf wegen der unter No. 93 — 110 und 210 — 214 ausge⸗ ſtellten Strumpfwaaren; a 3) den dritten Preis von 4 Louisd’or der Leinweber⸗ meiſter Joſ. Eckſtein in Eiſenberg wegen der unter 85 — 89 und 209 aufgeführten Webereien; 4) den vierten Preis von 3 Louisd'or der Leihhaus⸗ gegenſchreiber Fritzſche hier wegen der von ihm gezogenen und gehaspelten Seide und wegen ſeines aus dauernden Eifers für Verbreitung des Seidenbaues; 5) den fuͤnften Preis von 3 Louisd'or die Meike gerbermeifter Gebrüder Meier in Eiſenberg wegen der unter 179 - 188 aufgeführten vorzuͤglichen Inſtrumentenleder; 6) den fünften Preis von 2 Louisd'or der Maler Herm. Foͤdiſch hier wegen der unter No. 11 — 13 ausgeſtellten Oelgemaͤlde; Ind — . — 7) den ſiebenten Preis von 2 Louisd'or der Schuh⸗ machermeiſter Guſt. Günther hier wegen der unter No. 171 — 175 ausgeſtellten vorzuͤglichen Schuhmacherarbeiten; 8) den achten Preis von 1 Louisd'or der Tiſchler⸗ meiſter Goͤtze hier wegen des unter No. 81 ausgeſtellten Secretairs; 9) den neunten Preis von 1 Louisd'or der Buͤrſten⸗ macher Karl Jul. Vollrath hier wegen der unter No.“ 43 — 45 aufgeführten, ſehr ſauber und geſchmackvoll ges arbeiteten Buͤrſten; 10) den zehnten Preis von 1 Louisd'or der Blumen⸗ fabrikant J. F. Seyffarth hier wegen der unter 215 — 225 und 233 ausgeſtellten, der Ratur treu nachgebildeten, kuͤnſtlichen Blumen. 11) den elften Preis von 1 Louisd'or der Tiſchler⸗ geſell Karl Jul. Beutler von hier wegen des unter No. 28 aufgefuͤhrten, ſehr ſauber gearbeiteten Modelles einer Wendeltreppe. 12) den zwölften Preis von 1 Louisd'or der Mechas nikus Adolph Schädel hier wegen des unter No. 33. ausgeſtellten, vorzüglich gut gearbeiteten Stangenzirkels. IV. Eine außerordentliche Remuneration von 2 Louisd'or wurde dem Maler Heinrich Finke aus Nürnberg zuerkannt, indem ihm, wenn er nicht Ausländer waͤre, wegen ſeiner unter No. 7 — 10 ausgeſtellten Gemälde, wohl einer der ausgeſetzten Preiſe zuertheilt worden waͤre. V. Vorzuͤglicher Dank und öffentliche Belobung wurde zuerkannt: 1) dem Hofkupferſchmidt Wagner hier, welcher ſich durch die von ihm zuerſt im Inlande unternommene Vers fertigung des unter No. 71 ausgeſtellten Kupferdrahtes einer wiederholten Ertheilung der ihm bereits 1840 zuer⸗ kannten Verdienſtmedaille würdig gemacht hat; 2) dem Buchbindermeiſter Herm. Graf bier, wels cher ſich der bereits 1838 empfangenen eee — 105 — ſowie der ihm 1840 ertheilten außerordentlichen Remunera⸗ tion durch feine unter No. 122 — 132 ausgeſtellten kunſt⸗ reichen und geſchmackvollen Buchbinderarbeiten abermals wuͤrdig gezeigt hat; 3) dem Riemermeiſter H. S chneider hier, welcher durch fein unter No. 147 aufgefuͤhrtes Reitzeug feine ſchon 1840 durch einen Preis anerkannte Geſchicklichkeit von Neuem bewaͤhrt hat; 4) dem Doſenfabrikant Jacob in Schmoͤlln, wel⸗ cher ſchon 1829 die Verdienſtmedaille des Vereins erhalten hat, wegen der von ihm unter No. 120 und 121 aus⸗ geſtellten Doſen; 5) dem Maler Dietrich hier, welcher ſich durch feine unter No. 1— 5 ausgeſtellten Gemälde einen erneuten Anſpruch auf den bereits 1840 erhaltenen Preis erwors ben hat; 5 6) dem Porzellanmaler A. Toller hier wegen des unter No. 14 ausgeſtellten Porzellangemaͤldes; 7) dem Goldarbeiter Germann hier wegen des unter No. 69 ausgeſtellten Services; 8) dem Schloſſermeiſter Karl Graf hier wegen des unter No. 70 ausgeſtellten eiſernen Doppelfenſterrahmens; 9) dem Klempnermeiſter Heinrich Dreſcher hier wegen des unter No. 74 ausgeſtellten tragbaren Ofens; 10) dem Tuchmachermeiſter Fleck in Schmölln wegen der unter No. 90 — 92 ausgeſtellten Tuchwaaren; 11) dem Tiſchlermeiſter Etzold in Ronneburg wegen feiner unter No. 226 — 227 ausgeſtellten Elfenbeinſchnitzereien; 12) dem Kuͤrſchnermeiſter Zoͤbiſch hier wegen der unter No. 240 ausgeſtellten Punda. Altenburg, den 7. November 1842, Das Directorium des Kunſt⸗ und Handwerksvereins Meißner. Dr. Back. Huͤbler. K. Oßwald. Ed. Lange. Er en II. Dir. „ II. Vorſt. Selr.. XVI. Die Heizkraft unſerer Braunkohle mit der des Holzes verglichen. Von Ed. Lange. Vorigen Herbſt erging an den Kunſt- und Hand— werksverein die Aufforderung, zu ermitteln, wie viel Brauns kohlenziegel im Durchſchnitt erforderlich ſeien, um dieſelbe Wirkung hervorzubringen, als eine Lellige Klafter Holz, und der gegenwärtige Berichterſtatter erhielt von den Vereins- direktorium den Auftrag, die Beantwortung dieſer Frage einzuleiten und zu ermitteln. Es hatten nun unter andern Vereinsmitgliedern vors zuͤglich der Gutsbeſitzer Hager in Saara, ſowie der Gold— arbeiter Kießling und der Zinngießer Oßwald in Altenburg die Gefaͤlligkeit, hierüber Verſuche anzuſtellen und mir ihre Ergebniſſe zur weitern Berechnung und Zuſammenſtellung mitzutheilen. 1) Herr Hager in Saara nahm nach ſeiner Berech— nung 382 Cubikzoll vor 3 Jahren geſchlagenes Birkenholz (dem Gewichte nach 679 Pfund) und heizte damit bei 90 R. aͤußerer und bei 120 R. bereits vorhandener Stuben wärme in 50 Minuten fein Zimmer fo, daß der Waͤrme⸗ meſſer auf 27 0 ſtieg und nach 2 Stunden noch 160 zeigte, während jetzt die aͤußere Waͤrme 104.0 betrug. Dann nahm er 6 Stuͤck lufttrockne Braunkohlenſteine vom Rittergute Oberloͤdla, die zuſammen 7 Pfund 18 Loth wogen, und heizte damit bei 100 aͤußerer und bei 140 durch das Anbrennen von etwas Stroh erzeugter Stubenwaͤrme in 1 Stunde 50 Minuten daſſelbe Zimmer bis 280 R. und fand nach 4 Stunden bei 840 äußerer Wärme noch 200 R. Temperatur in diefem Zimmer. Wenn nun die Fellige Klafter 100 Cubikfuß oder 172,800 Cubikzoll maſſives Holz enthaͤlt, ſo wuͤrden 382 Cubikzoll 22 Klafter betragen und die Klafter lufttrocknes Birkenholz alſo 452 Mal 6,1 Pfund oder nur zwiſchen 25 und 26 Centner wiegen, und natuͤrlich auch 452 Mal ſo viel wirken, als die bei dieſem Virſuche verwendete Quantitaͤt Holz. Es wurde aber mit dieſer bei anfangs 90 und zu⸗ letzt 103 , im Dutchſchnitt alſo bei 940 aͤußerer Wärme die innere Zimmerwaͤrme von 124 auf 274.9 erhoͤht, mits hin 1740 über die mittle äußere und 15“ über die bereits vorhandene Zimmerwaͤrme erhoben, und nach 2 Stunden war dieſelbe noch 649 hoͤher als die mittle äußere und 340 Höher als die Tanfüngliche Zimmerwaͤrme. Es be⸗ traͤgt mithin die mittle Waͤrmeerhoͤhung 2 Stunden lang gegen die aͤußere Temperatur 120 und gegen die anfaͤng⸗ liche Zimmerwaͤrme 94 0, alſo gegen die letztere auf 1 Stunde Zeit 184-0 und gegen beide im Durchſchnitt und zwar 2 Stunden lang 103.0 oder 1 Stunde lang 2149, 6 Braunkohlenziegel erhoͤhten bei anfangs 10 und zuletzt 80, im Durchſchnitt alſo bei 949 Grad aͤußerer Waͤrme die bereits vorhandene Zimmerwaͤrme von 14 bis 280, alſo um 1830 gegen die aͤußere und um 140 gegen die innere öder um 1630 gegen die mittle Temperatur und nach 4 Stunden zeigte das Zimmer noch 1039 mehr Waͤrme als die Luft außen und 60 mehr als das Zim⸗ mer anfangs gehabt hatte, alſo 88 Grad mehr als der mittle Durchſchnitt beider Temperaturen. Demnach betrug die mittle Waͤrmeerhoͤhung 4 Stunden lang 1239 oder, auf eine einzige Stunde zurückgeführt, 493 0 und die Waͤrme⸗ erhoͤhung gegen die anfängliche Zimmerwaͤrme 4 Stunden lang 10 Grad, oder 1 Stunde lang 40 Grad. Hiernach wuͤrde bei dieſem allerdings wohl zunaͤchſt für Braun- und Steinkohlen eingerichteten Ofen 1 Klafter Birkenholz nur 452 Mal 184 0 \gder 83620 Waͤrmever⸗ mehrung auf 1 Stunde gegen die bisherige Zimmerwaͤrme — 111 — und nur 452 & 214 oder 96050 Waͤrmevermehrung gegen den Durchſchnitt der innern und aͤußeren Waͤrme geben, anſtatt daß 1 Stein Braunkohle die Zimmerwaͤrme gegen die urſprüngliche innere um 4% und gegen den Durchſchnitt der innern und aͤußern Wärme um 4 von 494.0, d. i. um 84 0 erhöhen würde, Man wuͤrde alſo nur 1464 oder nur 1254 Braunkohlenſteine noͤthig haben, um mittelſt dieſes Ofens in dieſem Zimmer dieſelbe Waͤrmevermehrung gegen die bisherige Zimmerwaͤrme oder gegen den Durch— ſchnitt dieſer und der mittlen aͤußern Waͤrme zu erzeugen, wie durch 1 Klafter Jelliges Birkenholz. 2) Herr Kießling machte nach einander 2 Verſuche, wenn auch beide nur ganz im Kleinen. Er nahm zuerſt 3 Braunkohlenſteine aus Gorma, die zuſammen 3 Pfund 27 Loth wogen, und ein Gefaͤß mit 4 Kannen Waſſer, das verdeckt in 17 Minuten kochend wurde; darauf ſetzte er noch ein zweites Gefaͤß mit 2 Kannen Waſſer an das noch brennende Feuer und dieſes kochte nach 13 Minuten. Nun feste er daſſelbe Gefaͤß mit demſelben Waſſerquantum abermals an das Feuer, brachte aber das Waſſer jetzt binnen 15 Minuten nur noch auf 600 R. 81 Nun nahm er auch 3 Pfund 27 Loth gut ausge⸗ trocknetes Buchenholz und brachte damit zuerſt ebenfalls 4 Kannen Waſſer verdeckt in 15 Minuten zum Kochen, dann kochte das zweite Gefäß mit 2 Kannen Waſſer ver⸗ deckt in 12 Minuten und abermals mit 2 Kannen Waſſer wieder in 12 Minuten, worauf es mit abermals 2 Kan⸗ nen Waſſer nur noch auf 700 gebracht werden konnte. i Es brachten alſo 3 Ziegel Braunkohle 6 Kannen Waſſer zum Kochen oder auf 800 R. und dann noch 2 Kannen bis 600 R. oder im Ganzen etwa 7 Kan⸗ nen bis zur Siedehitze. Dagegen brachten 3 Pfund 27 Loth Buchenholz, oder — die Klafter luftrocknes Buchen⸗ holz zu 3600 Pfund gerechnet — 337 Klafter, 8 Kannen Waſſer zum Kochen und 2 Kannen noch auf 70 R., was ungefaͤhr dieſelbe Waͤrmemenge erfordert haben mag — 112 — 7 als noch 14 Kannen kochend zu machen, im Ganzen alſo 94 Kannen Waſſer bis zur Siedehitze. Demnach würden ſich die entwickelten Waͤrmemengen verhalten wie 74 zu 94, oder wie 30 zu 39, oder es würde J Klafter Holz 110 Mal fo viel Wärme geben als 3 Ziegel Braunkohle, mithin die ganze Klafter 937 Mal 1450, d. i. 1218 Mal fo viel als 3 Ziegel oder eben ſo viel als 3654 Ziegel Braunkohle. Beim zweiten Verſuch brachte Herr Kießling mit 1 Pfund 55 Loth Braunkohle oder mit 2%; eines Steines 4 Kannen Waſſer in 18 Minuten zum Kochen und dann abermals 4 Kannen in 26 Minuten auf 650 R., was, unter Vorausſetzung von etwa 100 urſpruͤnglicher Waſſer⸗ waͤrme, ungefaͤhr dieſelbe Geſammtwirkung ergiebt, als wenn im Ganzen 7 Kannen Waſſer ins Kochen gebracht worden waͤren, ein gegen den erſten Verſuch allerdings außerordentlich guͤnſtiges Reſultat. Darauf wurden mit 1 Pfund 74 Loth ganz trocknem Buchenholz 4 Kannen Waſſer in 16 Minuten zum Kochen und dann abermals 4 Kannen noch bis 750 R. gebracht, was ungefaͤhr ſo viel Waͤrme zuſammen erfordert haben mag, als noͤthig find 7.95 Kannen ſiedend zu machen. Brachten nun 729 eines Braunkohlenſteines 7 Kans nen Waſſer zum Sieden, fo macht 1 Stein 77 Kannen und 1000 Steine 7777 Kannen ſiedend. Wenn dagegen 1 Pfund 74 Loth lufttrocknes Buchenholz, oder — die Klafter zu 3600 Pfund = 115200 Loth gerechnet — are Klafter 770 Kannen Waſſer zum Sieden bringen, fo bringt die ganze Klafter 23036 Kannen zum Sieden, wozu 2962 Steine Braunkohle erforderlich ſein wuͤrden. b 3) Herr Oßwald brauchte, um 30 Pfund Zinn in Fluß zu bringen, 22 Minuten Zeit und verbrannte dabei 1 Pfund 28 Loth ziemlich trocknes Eichenholz, welches nach feiner Berechnung 116%, Cubikzoll betrug, fo daß die Klafter lufttrocknes Eichenholz 254 Centner wiegen würde, Deßgleichen brauchte derſelbe, um abermals 30 Pfund Zinn zu ſchmelzen, 34 Minuten Zeit und 23 Stein Braun⸗ — 113 — kohle aus der Koͤhlerſchen Grube in Oberloͤdla, wovon der Stein 1 Pfund 13 Loth wog. Da nun 116-3 Cubikzoll az Klafter und da 24 Stein Braunkohle Ir vom Tauſend betragen, ſo wuͤrde eine Klafter Eichenholz nach dieſem Verſuche 1385 vom Tauſend Braunkohle oder eben» ſoviel als 3153 Braunkohlenſteine wirken, wobei jedoch der noch gluͤhende Kohlenrückftand nicht beruͤckſichtigt zu fein ſcheint. Das Abweichende dieſer Ergebniſſe und das Intereſſe an der Sache ſelbſt veranlaßte ſpaͤter auch den gegenwaͤr— tigen Berichterſtatter noch einige Verſuche anzuſtellen und dabei noch einmal die Erwaͤrmung von Zimmern, um die es ſich, wie er ſpaͤter erfuhr, zunaͤchſt handelte, vorzugss weiſe ins Auge zu faſſen. Beim erſten Verſuch wurden 2493 Cubikzoll oder „I, Klafter lufttrocknes Birkrenholz (an Gewicht 156,45 Loth) in weniger als einer Stunde Zeit verbrannt. Die aͤußere Temperatur war beim Be— ginn des Verſuchs + 20 R. und bei deſſen Ende + 14.0 N. im Durchſchnitt alfo + 14 0 R. Die Temperatur des Zimmers beim Beginn PUR 130 und die Thermometer» beobachtungen fanden regelmaͤßig alle halbe Stunden Statt. Es war aber die Temperatur mitten im Zimmer gegen die gegen die anfäng⸗ mittle 0 liche innere äußere arme Wärme 4 St. n. d. Anzünden -le 9 alſod. W 310 1410 16t. ſpaͤter . =134 >55 5» 54 164 1 St. ſpaͤtenr —174 »2 3» St. ſpaͤter 161 „„ „324 141 1 St. ſpaͤter . 15 25 > folglich die geſammte Waͤrmeerhoͤhung auf 0 u u... 182.0" 77000 die 13 Waͤrmevermehrung 24 St. lang 34 144 0 die Waͤrmevermehrung auf 1 St. 95 370 und der mittle Waͤrmedurchſchnitt beider Waͤrmevermehrungen auf 1 St.. . 23788 0. Der Aſchenruͤckſtand wog 1 Loth. Een — 114 — Rach dieſem Verſuche wuͤrde 1 Klafter Birkenholz die innere Zimmerwaͤrme um 692 > 93 0, oder um 648740 erhöhen, und es wuͤrde die von ihr bewirkte Waͤrme⸗ vermehrung im mittlen Durchſchnitt gegen die aͤußere und innere Wärme 692 Mal 2323, 0 oder 160454 0 betragen. Spaͤter wurden 10 ziemlich feuchte Braunkohlenſteine aus Fichtenhainchen, die zuſammen 14 Pfund 27 Loth, oder jeder im Durchſchnitt 1 Pfund 154 Loth wogen, mit 33 Loth Birkenholz entzuͤndet und beim Anfange des Verſuchs 2 R., beim Ende deſſelben aber 69, im Durchfchnitt alfo 449 äußere Wärme beobachtet. Die Zimmerwaͤrme beim Anfange des Verſuchs betrug 1030 und die Waͤrme⸗ grade wurden abermals alle halbe Stunden einmal notirt. Es betrug aber die innere Waͤrme folglich ihre Erhoͤhung gegen An⸗ gegen die fangs im mittle Zimmer äußere arme 1 St. nach dem Beginn des Verſuchs 120 14 0 730 1 St. ſpaͤterr . 1340 24 94 2 St. ſpaͤteeeee u 144 4 104 i 15 3 114 EEE ae VV 17 64 123. fp „„ d dee d RREN | 134 1 Sf. Tpatk „ee. 134 2. St. ſpater ru 163 54 121 1 St. ſpaͤterr 154 42 11 Zuſammen in 41 St. 434% 1014 0 im Durchſchnitt auf St. 42 1144 folglich die Erhöhung auf 1 St. . . . 212 507 wovon jedoch wegen der 33 Loth Birkenholz, welche zum Anzünden verwendet wurden, nach dem vorigen Verſuche abzuziehen ſind 2 42 fo daß nur noch als reine Erhöhung auf 1 St. 193 460 übrig bleiben, welche als Durchſchnitt beider Erhöhungen 3271 * ergeben, — 15 — Da nun nach dem vorigen Verſuche 1 Klafter Bir⸗ kenholz 64874 9 innere und 160454 durchſchnittliche Waͤrme⸗ erhoͤhung liefert, ſo wuͤrden erſt 3306 Braunkohlenſteine dieſelbe innere und 4890 dieſelbe durchſchnittliche Waͤrme⸗ vermehrung geben. Uebrigens betrug der Aſcheruͤckſtand bei dieſem Verſuche 333 Loth. Einen dritten Verſuch machte ich hierauf mit 261 Cubikzoll oder 4, Klafter lufttrocknem Eichenholz, das 1714 Loth Gewicht hatte. Die aͤußere Lufttemperatur bes trug beim Beginn deſſelben 440 R. und beim Schluſſe + 370 R., fo daß die mittle aͤußere Wärme 40 war. Die innere Stubenwaͤrme war beim Beginn + 120 R. Die Thermometerbeobachtungen geſchahen wieder halbſtuͤndlich. Es war die Stubenwaͤrme folglich die Temperaturerhoͤhung gegen An⸗ gegen die fangs im mittle Zimmer äußere | Wärme 4 St. nach dem Beginn .. + 150 30 11⁰ e e 6 14 St. ſpaͤtee „„ + 17 5 ie / a TEE Summe der Waͤrmevermehrung auf 4 St. 1740 49 0 auf jede halbe Stunde die durchſchnittliche Wärmeverme hrung. . 43 123 auf 1 ganze Stunde die Waͤrmevermehrung 84 244 die mittle Waͤrmevermehrung gegen innen ad außen . te re e een IC Der Aſcheruͤckſtand wog 4 Loth und enthielt dabei noch viel kleine Kohlenſtuͤckchen. Wenn nun 382 Klafter Eichenholz die innere Stubenwaͤrme 1 Stunde lang um 8309 erhöht, fo wuͤrde die ganze Klafter dieſe um 662 Mal 829 oder um 5792 0 erhöhen. Ebenſo würde die Waͤrmevermehrung über — 116 — den mittlen Durchſchnitt der aͤußern und innern Waͤrme 662 & 164 oder 1108849 betragen. Wollte man daſſelbe Ergebniß mit Braunkohle von der feuchten Beſchaffenheit wie im vorigen Verſuche erreichen, fo würden hierzu im erſten Falle 2952 und im zweiten 3379 Braunkohlenſteine noͤthig ſein, welches Ergebniß bei trockener Braunkohle fi jeden Falls etwas günftiger geſtellt haben würde, Ich wollte aber dazu abſichtlich keinen Stein befons ders ausſuchen, da die Braunkohle bei uns meiſt nicht auf Oberboden, ſondern in Staͤllen und Schuppen aufbewahrt und dabei noch dicht uͤber einander aufgebaut wird, ſo daß bei ihr von einem gehoͤrigen Austrocknen nicht die Rede ſein kann. Wie feucht aber die von mir verwendete Brauns kohle war, mag der Umſtand beweiſen, daß unter 8 Stei— nen, die ich genau wog und die jeder im Durchſchnitt nur 1 Pfund 103 Loth Gewicht hatten (während die 10 zum Brennverſuche verwendeten jeder durchſchnittlich 1 Pfund 15 Loth wogen), der ſchwerſte nicht weniger als 440 und der leichteſte noch immer 223 Waſſer beim Doͤrren auf dem Ofen verlor und daß der durchſchnittliche Gehalt an verdampfbarem Waſſer ſchon bei dieſen 8 Steinen 359 betrug. Die meiſten Steine waren nach dem Doͤrren nur 274 Loth ſchwer und der Aſcheruͤckſtand ſaͤmmtlicher 8 Steine betrug nach dem Verbrennen 284 Loth, alſo vers haͤltnißmaͤßig ſogar noch ein wenig mehr als bei den 10 bei unſerm Verſuche verbrannten Braunkohlenſteinen. Uebers haupt enthielten, wenn man den beim Doͤrren abgefallenen Braunkohlenſtaub gehörig in Abzug brachte, 3363 Loth Braunkohle 1188 Loth oder 354% verdampfbares Waſſer, 284 Loth oder 85 Aſche und 1893 Loth oder 5648 Brennſtoff oder doch erſt beim Brennen verdampfte Fluͤſſigkeit. Freilich war auch das verwendete Holz nur luft⸗ trocken, allein doch in einem weit guͤnſtigeren Zuſtande als * =. 11 — die Braunkohle. Von dem Eichenholz ließ ſich bei dem⸗ ſelben Doͤrrverfahren nach und nach 1349 und vom Birs kenholz 1348 Waſſer abtreiben und beide Holzarten gaben dann, wenn auch nicht in To hohem Grade wie die gedörrte Braunkohle, beim Verbrennen günftigere Reſultate als unges dörrt. Ich habe dieſe Ergebniſſe hier aber abſichtlich nicht weiter in Rechnung gebracht, weil es fi für das praktiſche Leben nicht um den Brennwerth des kuͤnſtlich gedoͤrrten, ſondern des Brennmaterials in demjenigen Zuſtande han⸗ delt, wie es ſich ohne Weiteres in den Wirthſchaften vor— findet, Ich habe deßhalb die verſchiedenen Reſultate nur noch zuſammen zu ſtellen und daraus ein mitteles Geſammt— reſultat zu berechnen. Es entſprach aber 1 Klafter Holz nach den Verſuchen 1) Herrn Hagers ... 1164 oder 1254 Braunkohlenſteinen 2) Herrn Kießlings zuerſt 3654 3) Deſſelben fpäter .. 2962 4) Herrn Oßwalds .. 3153 5) des Berichterſtatters a) mit Birke . .. 3306 oder 4890 b) mit Eiche.. . . 2952 . 3379 17191 9523 oder im Seſmmtdubch⸗ ſchn itt 2806 3174 was mit der gangbaren Anſicht, daß eine Lellige Klafter hartes Holz fo viel Heizkraft beſitze als 3000 Stuͤck Braunkohle nahe genug übereinftimmt. Faſt auf daſſelbe Reſultat fuͤhrt auch die Berechnung des Brennſtoffs, wie derſelbe ſich beim Doͤrren des Holzes und der Braunkohle und beim Wiegen des Aſcherüͤckſtandes beider ergiebt. Bei der Braunkohle beträgt dieſer 564 9, mithin von 3000 Steinen, von denen jeder, wie bei dem — A = Doͤrrverſuche der 8 Steine nur 424 Loth wiegt, 22544 Pfund. Beim lufttrocknen Birkenholze, von dem die Lellige Klafter nach Herrn Hager 452 Mal 6-1, Pfund = 2757 Pfund und nach meinem Verſuche 692 > 156-1, Loth oder 3375 Pfund, im Durchſchnitt alſo 3066 Pfund wiegt, laſſen ſich nach meinem Verſuche noch 1342 Waſſer verdampfen. Sein Aſcheruͤckſtand beträgt ungefähr 4%, mithin fein - Brennftoff mit Einſchluß des nicht abdampfbaren Waſſers 868. Nun find aber , von 3056 Pfund 2637 Pfund Brennſtoff, was von 2254 Pfund Brennſtoff in 3000 Braunkohlenſteinen nicht weſentlich abweicht, zumal wenn man bedenkt, daß nach Liebig Organiſche Chemie S. 298, die Braunkohle verhaͤltnißmaͤßig mehr Waſſerſtoff enthaͤlt als das Holz und daß dieſer weit weniger wiegt, und mehr Hitze giebt als der Kohlenſtoff, der im Holze verhaͤltniß— maͤßig etwas reichlicher als in der Braunkohle enthalten iſt. Welchen Werth aber dieſer verfchüttete urweltliche Brennſtoff fuͤr uns habe, mag zum Schluſſe noch folgende Berechnung veranſchaulichen. Nach Zinkeiſen (Mittheil. aus d. Oſterl. Bd. 1 S. 111) betrug die im Jahre 1836 bei uns gewonnene Braunkohle bereits 68,800,000 Steine, welche 3000 Steine gleich einer Felligen Klafter Holz gerechnet 22,9335 Klafter Holz er⸗ ſetzten. Dieſe Ausbeute hatte ſich aber (Mittheil. Bd. 2 S. 147) ſchon 1838 um jaͤhrlich 11,200,000 Braunkohlen⸗ ſteine vermehrt, die abermals 37334 Klafter Holz erſetzten. Es betrug alſo ſchon im Jahre 1838 die Braunkohlenaus— beute hieſiger Umgegend 80,000,000 Steine, welche den Heizwerth von 26,666 Klaftern Holz haben. Nach From— melts Geographie und Statiſtik von Altenburg betragen die herrſchaftlichen Waldungen im ganzen Oſtkreiſe unſeres Herzogthums 6999 Acker, und dieſe geben nach Zinkeiſen (Mittheil. Bd. 1. S. 113) jahrlich nach einer 2Ojährigen Durchſchnittsberechnung 69572 Klaftern Holz. Daraus — 19 — geht hrrvor, daß wir noch 26,826 Acker oder über 3 Qua⸗ dratmeilen Holzungen mehr haben muͤßten, um aus ihnen den Brennſtoff zu entnehmen, welchen uns ſchon 1838 die ſeitdem noch weſentlich vermehrten Braunkohlengruben lie— ferten. Da nun nach Frommelts Geographie und Statiſtik die Leina, Pahna, das deutſche Holz, der Luckaer und der Kams merforft zuſammen 6781 Acker, oder noch nicht eine Quadrat meile Flaͤcheninhalt haben, ſo wuͤrde eine faſt 4 Mal ſo große Waldflaͤche erforderlich ſein, um uns den Brennſtoff zu erſetzen, welchen wir ſchon 1838 unſern eee gruben entnahmen. a XVII. Der Rahmmeſſer. Von W. Fr. Voigt in Cahla. Es wird immer viel geſchrieben und geſprochen von Verbeſſerung der Landwirthſchaft, beſonders der Rindvieh— zucht durch Anbau neuer Futterkraͤuter, Verbeſſerung der Weiden, Einfuͤhrung fremder Bullen, Kreuzung unſerer mit andern Racen u. ſ. w., was Aufwand und Muͤhe macht, dabei oft nicht den gehofften Nutzen gewährt, wenn nicht der nachbeſchriebene Rahmmeſſer dabei benutzt wird, denn die Vervollkommnung der einzelnen Stuͤcke unſeres gewiß ſehr guten Voigtlaͤnder Rindviehs iſt bisher zu ſehr ver— nachlaͤſſigt worden. Es ſoll daher die Beſchreibung des Inſtruments ſelbſt folgen: Der Rahmmeſſer oder Milchguͤtemeſſer iſt zwar ſchon in manchen Gegenden bekannt, jedoch, zumal in unſerer Gegend, bei weitem nicht fo, als er es verdient. Der weis ter unten beſchriebene gewaͤhrt ſchon eine weit beſſere Ueberfiht, als der bisher bekannte, der, außerdem daß er als ein enger in Grade getheilter Cylinder immer nur die Guͤte einer Probe Milch auf einmal darſtellt, noch den Rachtheil hat, daß wegen der zu geringen Menge der zu prüfenden Milch, der Rahm ſich nicht gehörig ausſcheidet; dagegen der hier beſchriebene die vergleichende Ueberſicht über alle milchgebenden Kühe in einem Stalle darſtellen kann, wenn ſo viele Glaͤſer als noͤthig angeſchafft worden ſind. Da dieſes Geraͤthe, obgleich hoͤchſt einfach, nicht blos für jeden Landwirth, ſondern auch, wenn es allgemein bes kannt wird, für ein ganzes Land von größtem Nutzen iſt, ſo will ich ſeine Vorzuͤge naͤher bezeichnen. 2 Es kann jeder Kühe haltende Oekonom denſelben ſehr leicht auf folgende Art anſchaffen: af Man nehme ein ungefähr 2 Ellen langes und 4 Elle breites Bret, bohre an jedem Ende ein Loch in daſſelbe und ſtecke einen 15 Zoll langen Stab hinein, nun ziehe man von einem Stabe zum andern, in Zwiſchenraͤumen von F Zoll, Swirnfaͤden ſtraff an. Hat man dieſe Vorrichtung gemacht, ſo nehme man ſo viel gleich hohe und gleich weite glatte Biermaaßglaͤſer als man Kuͤhe hat, fuͤlle jedes mit der Milch einer Kuh genau in gleicher Hoͤhe an, bezeichne nach der Reihe, wie die Kühe ſtehen, die Glaͤſer mit Rum— mern, ſetze dieſelben auf das Bret und ſchiebe ſie an die aufgezogenen Faͤden, ſo ſind alle Glaͤſer in gleiche Theile getheilt. Hat nun die Milch ſo lange im Keller geſtanden, bis ſie ſich in jedem Glaſe gehoͤrig ausgerahmt, ſo ſieht man genau, welche Kuh den meiſten Rahm liefert. Dies giebt einen Maaßſtab fir den Milchnutzen der Kühe, wels cher bisher mit ſolcher Genauigkeit nicht zu ermitteln war, denn da in den meiſten Wirthſchaften die Milch von meh⸗ rern Kuͤhen zuſammen gegoſſen wird, ſo konnte man den oft ſehr großen Unterſchied in der Güte der Milch, ſowie der Güte des Rahms, welchen jedes einzelne Stuͤck in fi) faßt, nicht erkennen, und doch kommt es zuweilen vor, daß die Milch einer guten Kuh zehnmal mehr Rahm or als von einer ſchlechten. Wohl mancher Landwirth wird ſich wundern, wenn er ſich den Rahmmeſſer anſchafft und dadurch erfaͤhrt, wie ſehr verſchieden ſeine Kuͤhe im Ertrag ſind, es wird daher jeder Landwirth nach dem Ergebniß deſſelben nur die Kühe behalten und Kuhkaͤlber von ihnen abſetzen, welche am meiſten Rahm geben, dabei auf ſchoͤnen Koͤrperbau und andere gute Eigenſchaften Ruͤckſicht nehmen, und durch diefe Einrichtung in den Stand geſetzt, ſeinen Rindviehſtand ſo zu verbeſſern, daß derſelbe gar bald in guten Ruf kommt. Sollten nun, wie zu hoffen iſt, recht Viele ſich dieſes In— ſtrument anſchaffen und darnach ihre Viehſtaͤmme veredeln, 9 5 122 S ! fo würden nach wenig Jahren nicht nur der Ertrag von Butter und Kaͤſe ſehr zunehmen, ſondern auch Kuͤhe von ſolchen Landwirthen ſehr geſucht, zu hoͤheren Preiſen bezahlt und ſomit eine vermehrte Einnahme blos durch dieſes eins fache und wohlfeile Mittel erreicht werden; beſonders unſer altenburger Land, wo ſo bedeutender Rindviehſtand beſteht, würde in kurzer Zeit wegen feiner vorzuͤglichen Rindviehrace der guten Wirkung jener Verbeſſerung ſich zu erfreuen haben. Auch noch andere Vortheile gewaͤhrt obiges nuͤtzliche Inſtrument, denn man kann daraus ſehen, welche Art der Fütterung unter übrigens gleichen Verhaͤltniſſen mehr Rahm abſetzt und welche mehr Kaͤſe und Molken, und ob Espar— fette, Klee, Rüben, Kartoffeln, Schlempe, Körner ꝛc. am vortheilhafteſten zum Futter zu verwenden ſind; auch die Verſchiedenheit der Milch bei einer neumelkenden oder bald wieder kalbenden Kuh kann daraus beobachtet werden. Das her iſt zu wünſchen, daß recht viele Landwirthe das befchries bene Inſtrument um ihres eigenen Nutzens willen anſchaffen möchten, und iſt beiliegende Zeichnung zur Erläuterung bei⸗ gefuͤgt. = Wo = XVIII. Die Herbſtverſammlung der pomolo⸗ giſchen Geſellſehaft. Eine protokollariſche Mittheilung, vom Secretair derſelben, Eduard Lange⸗ Die Sommerverſammlung unſerer pomologiſchen Ges ſellſchaft mußte wegen unvorhergeſehener Hinderniſſe dies Mal ausgeſetzt werden. Doch gingen unſere Befuͤrchtungen wegen des nachtheiligen Einfluſſes dieſet Stoͤrung auf die Herbſtverſammlung nicht in Erfuͤllung, indem dieſer im Ganzen 38 Mitglieder und Gaͤſte beiwohnten, unter welchen. Letztern wir in Folge der eroͤffneten Eiſenbahn nach Leipzig ſogar einige Herren aus Leipzig und Dresden in unſerer Mitte willkommen heißen durften. Die Verhandlungen der Gefelfchaft, begannen erſt 4 auf 12 uhr mit der Eroͤffnungsrede des Herrn Kammers raths Waitz als Vorſitzenden, worin derſelbe einen Ruͤckblick auf das nun zu Ende gehende, an unerfuͤllten Hoffnungen reiche Sommerhalbjahr 1842 warf. Hierauf bemerkte der⸗ ſelbe, zum Perſonalbeſtand der Geſellſchaft übergehend, daß dieſe ſeit der letzten Fruͤhlingsverſammlung zwei thaͤtige und langjaͤhrige Mitglieder, naͤmlich den Pfarrer Dr. Winkler zu Lohma a. L. und den Rittergutsbeſitzer Dr. Gleitsmann zu Wildenhain durch den Tod verloren, dafuͤr aber in den Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtnern Rinz in Frankfurt a. M. und Schelhaſe in Caſſel zwei neue correſpondirende und in dem Kaufmann Karl Harkort in Leipzig ein neues wirkliches Mitglied gewonnen habe. Auch hatte der heute noch an— 9 * — 124 — weſende Herr Paſtor Grieshammer zu Cosma ſeinen Ent— ſchluß zu erkennen gegeben, wegen ſeiner hohen Jahre ſeine Mitgliedſchaft mit heute zu beſchließen. Nachdem nun zur ſtatutenmaͤßigen Abſtimmung fuͤr die naͤchſte Monatsverſammlung über die ihnen zu erthei— lende Mitgliedſchaft unſerer Geſellſchaft 8 zum Theil ans weſende Herren in Vorſchlag gebracht worden waren, ging der Herr Vorſitzende zu den Verbindungen und Beziehungen unſerer Geſellſchaft zu andern verwandten Vereinen uͤber und wuͤnſchte dieſelben noch auf mehrere Gartenbauvereine z. B. auf den Mainzer und Deſſauer ausgedehnt zu ſehen.“ Man koͤnne ja zur Fuͤhrung der noͤthigen Correſpondenz einen beſondern Secretair ernennen, wie dies auch beim hieſigen Kunſt- und Handwerksvereine der Fall ſei. Um jedoch die ohnehin nur zu kurze Zeit der heutigen Ver— ſammlung nicht mit dieſer und aͤhnlichen Verwaltungs fragen wegzunehmen, einigte man ſich bald in dem Beſchluſſe, ſie der naͤchſten Monatöverfammlung zur Prüfung und Ents ſcheidung zuzuweiſen, welche dann auch uͤber die Erneuerung der beiden Sectionen der Geſellſchaft fuͤr Pomologie und für den übrigen Gartenbau und über die Sonderung der letztern in eine Abtheilung fuͤr Blumenzucht und eine Ab— theilung fuͤr den Gemuͤſebau entſcheiden ſoll. Es waͤre nun die Abſtellung des bei der letzten Ver— ſammlung gewuͤnſchten Gutachtens uͤber die unſerer Geſell— ſchaft gewidmete Linckeſche Schrift uͤber die Saͤchſiſche und Altenburgiſche Landwirthſchaft auf der Tagesordnung ges weſen; allein da dieſe Schrift noch nicht an alle damit beauftragte Mitglieder gelangt war, ſo wurde daſſelbe auf den naͤchſten Fruͤhlingsconvent verſchoben. Während nun die Stimmzettel zur ſtatutenmaͤßigen Wahl der neuen Geſellſchaftsbeamten ausgetheilt und ges _ zeichnet wurden, theilte der Herr Vicedirektor, Regierungs— rath Dr. Back, zuerſt einen Brief des K. S. Hauptmanns Gutbier in Zwickau über eine von dieſem eingeſandte, aber leider bereits teig und ungenießbar gewordene Birne mit, — 123. — welche auf der Unterlage von Sorbus aucaparia erwachſen war, welcher Unterſtamm die Birne bekanntermaßen ſehr leicht annimmt und bisweilen ſelbſt große und e Staͤmme liefert. Hierauf wurde eine Probe diesjaͤhrigen, bei Eiſenberg gezogenen Hopfens zur Anſicht herum gegeben, und der Herr Paſtor Hempel aus Zedtlitz theilte indeſſen einen Auf ſatz über die Ergebniſſe des diesjährigen Frucht- und Obſt— baues mit, der im Allgemeinen vielfach mit den Jahres— berichten uͤbereinſtimmte, welche darauf der Herr Vieedirektor von den Herren Kreſſe in Dobraſchuͤtz, Hofrath Klein in Ronneburg, Geier in Eiſenberg, Pachter Doͤlitzſch in Hain— ſpitz, Dr. Richter in Roda und Poſtmeiſter Voigt in Cahla überfichtlih in Vortrag brachte. Von allen Seiten ertönte die Klage uͤber die Trockenheit des Sommers, uͤber die Verheerungen der in Folge davon übermäßig vermehrten Maͤuſe, Engerlinge, Wespen und Neffen, uͤber den Mangel an Futterpflanzen, unter denen nur Luzerne und Esparſette leidlich gediehen, uͤber die Spaͤrlichkeit zumal der ſpaͤt gefäeten Sommerfruͤchte neben dem Lobe der Köͤrnerergiebig— keit und des Mehlreichthums, beſonders bei den unkraut— reinen Winterfruͤchten, wozu noch reiche Ernten von Apri— koſen und uͤberhaupt von allen Arten Steinobſt kamen. Am ſpaͤrlichſten ſcheinen überall die Aepfel gediehen zu fein, fo reichlich ſie auch an mehreren Orten bluͤhten; denn ihre ohnehin nicht zahlreichen Fruͤchte waren noch obendrein meiſt wurmſtichig. Auch die Pflaumen zeigten Anfangs nicht * wenig Maden, hatten aber gar keine ſogenannten Taſchen oder Narren. Auch Mutterkorn hat man in dieſem Jahre nicht bemerkt. Dagegen gab es viele Erdfloͤhe, welche die wiederholten Anſaaten von Kraut und andern Futter- und Gemuͤſepflanzen zerſtoͤrten und fo den Mangel an Rahrungs— pflanzen vergroͤßern halfen. Doch will man den Klee und das Heu naͤhrender finden als gewoͤhnlich, ſo wie man auch den Ertrag von Kleeſaamen von mehreren Orten her ruͤhmt. In den Blumengaͤrten ſah es uͤberall traurig aus, — 126 — beſonders mit den Georginen. Doch bluͤhte der Oleander ungewoͤhnlich ſchoͤn. um Cahla und Roda ſchien der Sandboden die Trockenheit weit beſſer zu vertragen als der Thon- und Kalkboden, und überall war mit dem erſten Regen zu Anfang des September ein neues Pflanzenleben erwacht, ſo daß Obſtbaͤume und Wein da und dort zum zweiten Male bluͤhten, die Wieſen ſich neu begruͤnten und die Kartoffeln neue Keime ſchlugen, welche Letzteren ſchwer— lich für das Gedeihen der im naͤchſten Jahre auszupflan⸗ zenden Kartoffeln vortheilhaft ſein werden. Von Roda und Ronneburg her ertoͤnen uͤbereinſtimmende Klagen uͤber den Mangel an Gaͤrtnern und ſelbſt an brauchbaren Gars tenarbeitern, namentlich auch an Solchen, die den Wein— ſtock zu ſchneiden und zu behandeln verſtehen. Eben fo wenig konnte man auch die Klage über die Luͤcken— haftigkeit der Alleen an einigen unſerer Chauſſeen unbe— gründet finden. Waͤhrend nun der Herr Vorſitzende die Verſammelten aufforderte, daß Jeder in ſeinem Kreiſe daran denken moͤge, etwas fuͤr die im naͤchſten Jahre hier zu haltende Ver— ſammlung der deutſchen Land- und Forſtwirthe zu thun, wurden die Stimmzettel uͤber die neuen Geſellſchaftsbeamten geſammelt und geordnet und daraus dann folgendes Er— gebniß den Verſammelten mitgetheilt: 1) Zum Director der Geſellſchaft iſt Herr Regierungs⸗ rath Dr. Back mit 17 Stimmen ernannt. 2 Stimmen hatte außerdem der Berichterſtatter und 1 der Geh. Juſtiz— rath Dr. Thienemann. 2) Zum Vicedirektor wurde der Kammerrath Waitz mit 14 Stimmen ernannt. Außer ihm hatte der Kauf— mann Beſſer 2 und der Berichterſtatter 1 Stimme. 3) Zum Secretair wurde der Berichterſtatter wieder erwaͤhlt mit 14 Stimmen. 3 Stimmen hatte der Collaborator Lange, 2 der Kammerrath Waitz und je 1 der Dr. med. Rittler und die Advokaten Adam und Kircheiſen. =. 1 4) Zum Kaſſirer iſt der Kammerrath Haſe eins ſtimmig und i 5) Zum Bibliothekar der Lehrer Rogge faft einſtimmig wieder erwaͤhlt worden. Denn außer dem Letztern hatte nur der Advokat Adam 1 Stimme. So war halb 2 Uhr herangekommen, ehe man zuerſt zum gemeinſamen Mittagsmahle und dann zu der Ausſtellung von Georginen und Gartenfruͤchten kommen konnte, welche letztere im Pavillon des Herzogl. Schloß⸗ gartens ſich befand, und. über welche eine beſondere Rieder⸗ ſchrift von einem andern Berichterſtatter folgt. XIX. Bericht uͤber die, von der pomologiſchen Geſellſchaft zu Alten⸗ burg, veranſtaltete zweite Georginenausſtellung, vom 12. bis 15. October 1842. Die von der pomologiſchen Geſellſchaft zufolge Bes ſchluſſes vom 27. Auguſt d. J. beſtimmte Georginenaus⸗ ſtellung, fand den 12. October und die naͤchſten darauf folgenden Tage, ſo wie in dem verfloſſenen Jahre, in dem hoͤchſten Orts dazu gewaͤhrten Saale des Pavillons im Herzoglichen Schloßgarten ſtatt, wenn gleich auf die deß⸗ halb an mehrere in- und auslaͤndiſche Freunde der Georginen⸗ cultur erlaſſenen Einladungen Nachrichten eingingen, welche die Hoffnung auf eine recht vollſtaͤndige Ausſtellung der — 118 — neueſten und fihönften Erzeugniſſe diefer durch die Mannig⸗ faltigkeit ihrer Bluͤthenfarben, ſo wie durch die Zierlichkeit ihres Baues ſo vorzuͤglichen Blumengattung ſehr ſchwaͤch— ten, indem viele der bedeutendſten Cultivateurs klagten, daß bei der großen Trockenheit des Bodens, ſowie bei dem faſt gaͤnzlich mangelnden Regen und Thau, die Blumen der Georginen ſich nur unvollkommen entwickelt haͤtten, und in der Regel in Farbe und Geſtalt den Blumen derſelben Sorte aus vergangenen Jahren gar nicht gleich kaͤmen, weßhalb ſie Bedenken tragen muͤßten, Blumen einzuſchicken, die leicht ein falſches Urtheil über die Schönheit oder Preiswuͤrdig— keit der Sorte veranlaſſen koͤnnten. Roch mehr wurden aber die Erwartungen durch die Nachricht getruͤbt, daß der Reif am Morgen des 4. Octobers die Blumen der Geor— ginen, in den Gaͤrten des Elſterthales und ganz vorzüglich in den ſo reichen Georginenpflanzungen der Herren Deegen und Sieckmann zu Koͤſtritz groͤßtentheils verdorben habe. Dies und der auffallende Mangel an Blumen, welcher ſich faſt uͤberall nach den eingetretenen Regentagen des Septembers zeigte, durch welche zwar ein neuer kraͤftiger Trieb erwachte, der Zweige die Menge, aber nur wenig Bluͤthenknospen erzeugte, die wegen der truͤben und kalten Witterung ſich aber nicht gehoͤrig entwickeln konnten, haͤtte uns leicht entmuthigen koͤnnen, beſonders da ſich einzelne Stimmen hoͤren ließen, die unter dieſen mißlichen Umſtaͤnden auf Einſtellung der für dieſes Jahr beſtimmten Georginenausſtellung antrugen. Doch hielt die pomologiſche Geſellſchaft ſich für vera pflichtet, wegen der erlaſſenen Einladungen alle Kraͤfte auf— zubieten, um ihr Wort zu halten und ungeachtet dieſer unguͤnſtigen Verhaͤltniſſe doch die verſprochene Georginen— ausſtellung nach Moͤglichkeit zu Stand zu bringen. Die freundliche Bereitwilligkeit des Herrn Hofgaͤrtners Kunze, ſo wie die Beitraͤge, welche der Herr Kaufmann Louis Nanniger aus ſeiner eben ſo ausgewaͤhlten, als noch wohlerhaltenen Georginenſammlung zugeſichert hatte, und die — 19 — Unterſtützung mehrerer hieſigen Mitglieder erleichterte die Ausführung der angekuͤndigten Georginenausſtellung. Das dazu beſtimmte ſchoͤne Lokal gewaͤhrte die ausreichenden Raͤumlichkeiten, um nicht nur die ſowohl hier cultivirten als auch auswaͤrts her gefaͤllig eingeſchickten Sortimente der in reicher Farbenpracht prangenden Georginen nach den verſchiedenen Einſendungen abgeſondert, zweckmaͤßig aufſtellen zu koͤnnen, ſondern auch die ausgezeichneten Fruͤchte der Aepfel und Birnen, ſo wie die verſchiedenen hier am Spalier cultivirten Weinſorten, dem Kenner zur genaueren Beſchauung und Pruͤfung vorzulegen. Dem Eingange gegenüber befand ſich in der Saͤulen— halle des Saals, die Buͤſte unſers geliebten Herzogs auf einem Altare, deſſen Vorderſeite durch die aus Myrthen und Roſen geſchlungenen Anfangsbuchſtaben des Namens des Durchl. Herzogs und ſeiner Gemahlin verziert wurde. N Ueber dieſen erſchienen auf einer von Fichtenreiſern dicht bekleideten Wand mit einer Guirlande umgeben, die Buchſtaben G. und M. (Georg und Marie), von weißen und gelben Georginen gebildet, uͤber welchen eine Krone von ſcharlachrothen und gelben Georginen ſich befand, zu deren Seite durch einen Kranz von Myrthen und Roſen an der Baſis vereinte Flaggen mit den Wappenfarben von Sachſen und Hannover, auf die Verbindung beider Fuͤrſtenhaͤuſer, durch die Verlobung des Kronprinzen von Hannover mit der Prinzeſſin Marie von Sachſen-Altenburg hindeuteten, welche die Bewohner des Herzogthums Altenburg und des Koͤnig— reichs Hannover mit ungeheuchelter herzlicher Freude und ſchoͤnen Hoffnungen fuͤr die Zukunft erfüllt. Zu beiden Seiten der Halle befanden ſich auf zwei Eſtraden bie vorzüglichſten Georginen der uͤber 500 Sorten ſtarken Sammlung des Herrn Hofgaͤrtners Kunze, in klei— nen Aeſchen, in welchen die Blumen durch Fichtenzweige geſtuͤtzt waren, aufgeſtellt. In der Mitte des Saales zog eine Auswahl der neueſten und ſchoͤnſten Georginenblumen vom — 130 — 5 Herrn Kaufmann Louis Ranniger und Herrn Kunfts und Handelsgaͤrtner Bretſchneider die Augen der Kenner auf ſich. Vom Eingange links befanden ſich die vorzüglichften eingeſendeten Georginen des Herrn Hofgaͤrtners Richter von Deſſau, und des Herrn Kunſt- und Handelsgaͤrtners Platz zu Erfurt (welche erſt den 13. October hier eingegangen waren). Außer dieſen durch ihre ſeltenen Farben und ihren vegels maͤßigen Bau ausgezeichneten Sammlungen gereichten die zahlreichen engliſchen, franzoͤſiſchen und belgiſchen Sorten, fo wie die allen Anſpruͤchen der eigenſinnigſten Sammler ſchoͤner Georginen entſprechende Auswahl der aus eigenen Saamen erzogenen, mit den ſchoͤnſten engliſchen Sorten wetteifernden Blumen der Herren Sieckmann und Deegen von Koͤſtritz, zur Zierde. Der Letztere hatte auch eine reiche Sammlung ſeiner Penſees (Viola tricolor grandiflora) ausgeſtellt, die ſowohl durch die Groͤße der Blumen, als auch durch die Lebhaftig— keit der Farben und die ſonderbare Zeichnung ſich beſonders der Vorliebe des weiblichen Geſchlechts zu erfreuen hatten, wenn ſchon nur wenige Sorten, alle die Merkmale der Form trugen, um nach den ſtrengen Geſetzen der engliſchen Gärtner für Muſterblumen gelten zu koͤnnen. Von hieſigen Freunden der Georginen waren theils fuͤr die Ausſtellung, theils zur Verzierung des Saals eine ſehr große Anzahl von Blumen eingeliefert worden, von welchen ſich die von Herrn Director Dr. Foß, dem Kunfts und Handelsgaͤrtner Kurze und dem Amtsboten Kreutzberg eben ſo ſehr durch die von einer ſorgſamen Pflege zeugende Vollkommenheit der Blumen, als auch durch die Neuheit der Sorten beſonders auszeichneten. In der Saͤulenhalle rechts vom Eingange waren die Fruͤchte und das Obſt auf langen Tafeln aufgeſtellt, welche mit einem Kranz von fruchttragenden Zweigen der vers ſchiedenen Crataegus - Arten des hieſigen Schloßgartens eingefaßt waren. * — 131 — Vorzuͤglich ausgezeichnet waren die Früchte aus den Gaͤrten des Herrn Dr. Cruſius zu Ruͤdigsdorf und Sahlis, welche der Herr Gaͤrtner Walter eingeſendet hatte, ſo wie die des Herrn Kammergutspachters Loͤhner in Wilchwitz, ſowohl durch die Anzahl der Sorten, als auch durch die Schoͤnheit und Groͤße der Exemplare. Durch eine Ausſtellung von den im hieſigen Amts⸗ bezirk gewoͤhnlich gebauten Aepfeln (90 Sorten), Birnen (30 Sorten) und Weintrauben (9 Sorten) hatte der Herr Cantor Voͤgler zu Leeſen ſich vorzuͤglich um unſere Aus— ſtellung verdient gemacht und dem Herrn Regierungs- und Conſiſtorialrath Dr. Back verdankten wir außer einer reichen Spende vorzüglicher Obſtſorten feines eigenthuͤmlichen Gar— tens in Eiſenberg noch eine große Sammlung von Obſt— ſorten, von Aepfeln, Birnen, Pflaumen, Mispeln, Quitten ıc. und andern Feld- und Gartengewaͤchſen, namentlich Run⸗ keln, Mohrruͤben, Zwiebeln, Gurken, im freien Lande ers wachſenen und gereifter Melonen, vielen Sorten Kartoffeln und dergl., wie auch insbeſondere Getreidearten, namentlich Korn, Gerſte, Waitzen, Dinkel, Hafer, Hirſe und dergl. aus den Aemtern Eiſenberg und Roda, wo ſie in erſterem der Herrn Rittergutsdͤkonomiepachter Dölisfh, auf feinen Feldern, in letzterem der Herr Dr. Richter in Roda in den dortigen Fluren, in entſprechender Auswahl eingeſammelt und wohlgeordnet, in Aehrenbuͤſcheln eingeſendet hatte. Auf einer kleinen Tafel unmittelbar an der Eſtrade der Georginen hatte der Herr Hofgaͤrtner Kunze außer aͤchten Caſtanien, Mispeln, ſowie Birn- und Aepfelquitten noch vier durch ihre Groͤße und Schoͤnheit ausgezeichnete Ananasfruͤchte ausgeſtellt, welche durch ihr herrliches Aroma den ganzen Saal parfumirten. Von Gemuͤſen war, theils der Ungunſt des trocknen Sommers, theils wegen der Verheerung der Raupen, Enger⸗ linge und Maͤuſe, aͤußerſt wenig vorhanden, und nur vor⸗ — 2 — zuͤglich große Kohlrabi, fo wie Runkelruͤben und neue aus Saamen erzeugte Kartoffelſorten von dem Herrn Schul— collaborator Lange zur Stelle gebracht. Nach genauer Durchſicht und Prüfung der ausgeſtell— ten Georginen, ſprach ſich die Anſicht der Kenner dahin aus, daß 1) die größte Anzahl bluͤhender, preiswuͤrdiger Geor⸗ ginen von dem Herrn Kaufmann Louis Ranniger eingelie— fert worden ſei, mit welchen das von dem Herrn Hof⸗ gaͤrtner Kunze aufgeſtellte Sortiment, ſowohl in der Zahl als in der Schoͤnheit der Sorten wetteiferte, und daß 2) die meiſten neuen, hier noch unbekannten Sorten, in den ausgewählten Sendungen des Herrn Hofgaͤrtners Richter, von Luiſium bei Deſſau, fo wie der Herren Kunfts und Handelsgaͤrtner Deegen und Sieckmann aus Koͤſtritz, des Herren Kunſt- und Handelsgaͤrtners Bretſchneider von hier, ſo wie des Herrn Kunſt- und Handelsgaͤrtners Platz zu Erfurt ſich vorfanden, und den Georginenliebhabern eine reiche Auswahl fuͤr das kommende Jahr darboten. Als die vorzuͤglichſten neuen Georginen wurden folgende erkannt: 1) Aus der Sammlung des Herrn Kaufmanns Louis Ranniger: 7 1. Beauty of Wakefield. 2. Burnham Hero (Church’s). 3. Coronation (Smith’s). 4. Dowager Lady Cooper (Jackson's). 5. Honorable Miss Abbott (Smith’s). 6. Hope Triumphant (Wildmann’s). 7. Marchioness of Ailesbury (Whale’s). 8. Lion of Orange (Halbentz). 9. Lady Rae Read. (Girling’s). 10. Prinzess Royal (Thomson’s). 2) Aus der durch 185 ganz neue Sorten in dieſem Jahre vermehrten Sammlung des Herrn Hofgaͤrtners Kunze: 1. Gipsy Maid (Girling’s). 2. The Bride (Fa- Wetts). 3. Rose unique (Ausell's). 4. Evéque de Namur (de Bousin). 5. Laruelle (de Dufresne). 6. — 133 — Miss Chester (Stein’s). 7. Duc of Richmond (Edward's). 8. Emperor (Gaine's). 9. De Ram (de Bousin). 10. Duc de Brabant (de Bousin). 11. Bicolor (Adel- bert). 12. Mathieu Laensberg (de Saguin et Lemme's). 3) Aus den Sammlungen der Herren Chriſtian Deegen und J. Sieckmann in Koͤſtritz; 1. Advocate (Brown’s). 2. Albion Ouncan's). 3. Protee. 4. Conqueror of the Plain. 5. Comte de Cussy. 6. Frederik the Great (Attwell’s). 7. Marquis of Waterford. 8. North Star. 9. Praesident von Lichtenberg (Rinz). 10. Sir Frederik Johnstone (Hillier's). 11. Prinzess Royal (Hudson's). 12. Zamba (von 'Tettenborn). | 4) Aus der Sammlung des Herrn Hofgärtnerd Rich— ter von Deſſau: A 1. Amethyst (Attwell's). 2. Beaumont rose (Beybie’s). 3. Canditate (Silverlock’s). 4. Caroline Wallner. 5. Emperor of China (Attwell's). 6. Fa- mosa (Rinz). 7. Grenadier (Jackson's). S. Madame Mortier Beauvais (Girling's). 9. Roi de Noir (Rylott's). 10. Gustav (Richter's), Preisblume 1841. 5) Aus der Sammlung des Herrn Auguſt Bret⸗ ſchneider hier: 4. Arethusa (Unions). 2. Attila‘ (Whale's). 3. Beauty ok Wakefield. 4. Dutchesse of Northum- berland. 5. Favorite (Girling’s). 6. Purpurea alba (Young’s). 7. Princess Royal (Gock’s). 8. Pundhill Rival (Willmer's). 9. Tancred (Wildmann’s). 10. Winterton Rival (Low’s). 11. Maria Theresia (Saͤmling 1841), Preisblume. 12. Peter I. (Saͤmling 1841) Preisblume. 6) Aus der Sendung der Herren Platz und Sohn in Erfurt: u 2 1. Barbier Joitte (Lallois). 2. Cyclop (Nevilles). 3. Orion (Rinz). 4. Oriental Pearl (Auwells), 5. — — Louis Napoleon (Lalloi's). 6. Similian (Sieckmann). 7. Painted Lady (Girling's). 8. Blanche of Meudon. 3) Unter den aus Saamen felbft erzeugten Georginen, zeichneten ſich ganz vorzuͤglich nicht nur in Hinſicht des aͤcht engliſchen Baus, ſondern auch der Zahl nach, die von den mehrgenannten Herren Kunſt- und Handelsgaͤrtnern Deegen und Sieckmann erzogenen neuen Sorten aus, und es verdienen beſonders die nachſtehenben Saͤmlinge, den Georginencultivateurs empfohlen zu werden. 1) Aus der Sendung des Herrn Chriſtian Deegen vom Jahre 1841, die ſich in dieſem Jahr bereits als bes ſtaͤndig bewaͤhrt hatten:, 4. Gräfin v. Stolberg. 2. Frau v. Branden- stein. 3. Hofgärtner Bosse (doppelt gefüllt). 4. Erz- herzog Palatinus. 5. Ferdinand I. 6. Erzherzog Friedrich. 7. Kaufmann Kähler. 8. Dr. Meyer (doppelt gefüllt). 9. E. Löbering (doppelt gefüllt). 10. Organist Müschen. 11. Madame Warschauer. 12. Madame KRuhring. * 2) Aus den von Herrn J. Sieckmann in Koſtritz im Jahre 1841 gezogenen Blumen: 1. Adelgunde. 2. Amande. 3. Englands Rival 4. Fortunata. 5. Ratincka. 6. Louise Werker. 7. Melchior. 8. Modesta. 9. Orion. 10. Similian. 11. Valeriane. 12. Zilla. i 3) Vom Herrn Hofgaͤrtner Richter in Luiſium bei Deſſau: 1. Gustav. 2. Alegone. 3. Heckla. 4. Sappho. 4) Von Herrn Bretſchneider d. ſ. Vorgänger Herrn Haugk 1841 gezogen: 1. Peter I. 2. Marie Theresia, beide mit weißen Spitzen in faſt vollkommener Rundform. — 133 — Doch den Preis von allen ausgeſtellten Georginen erkannte man einſtimmig, ſowohl wegen Regelmäßigkeit der Form, als auch wegen der ausgezeichneten Schoͤnheit der Faͤrbung einer Georgine zu, welche der Herrſchaftliche Damm— aufſeher Zenker, in dieſem Jahre aus den Saamen einer von Deegen in Koͤſtritz, Graf Sternberg genannten, gelb bluͤhenden Georginenſorte gewonnen hatte. Dieſe wunderliebliche Georgine hatte einen den ſtreng— ſten Forderungen vollkommen entſprechenden Bau und geroͤhrte lichtgelbe, weiß gerandete Bluͤmchen, mit weißen Spitzen und verſpricht, wenn ſie im folgenden Jahre ſich in der Bluͤthe gleichbleibt, und ihre Blumen unter einer günftigeren Witterung, noch vollkommner entwickelt, eine wahre Zierde der Georginencultur zu werden, die dadurch noch einen hoͤhern Werth erhaͤlt, daß ſie nicht ein Product des Auslandes iſt, ſondern ein Erzeugniß Deutſchlands, welches mit den ſchoͤnſten Sorten des ſtolzen Albions um den Preis zu werben berechtigt iſt. Wegen der vorzüglichen Schoͤnheit dieſer neuen Sorte hielt der Comité fie um fo mehr für werth den Namen der Durchl. Prinzeſſin Marie von Sachſen-Altenburg zu tragen, als fie auf der Inſel des hieſigen herrſchaftlichen großen Teiches erzogen worden iſt und auf ihren zarten Blumenblaͤttern die Wappenfarben des Koͤnigreichs Hans nover traͤgt, gleichſam als eine der liebenswuͤrdigen Braut Sr. Koͤnigl. Hoheit des Kronprinzen von Hannover ges widmete Huldigung und als guͤnſtige Vorbedeutung einer gluͤcklichen Zukunft für dieſe geliebte Fuͤrſtin x). *) Zum beſten Beweis für den wahren Werth dieſer neuerzeug⸗ ten Georgine mag es dienen, daß der als vorzüglicher Georginen⸗ eultivateur und Kenner in einem großen Theil Deutſchlands rühm⸗ lich bekannte Kunſt⸗ und Handelsgärtner Deegen zu Köſtritz ſich ſogleich um deren Beſitz a re bewarb und daß ihm vier Louisd’or nicht zu viel waren, um das Eigenthum dieſer ſchoͤnen Georginenſorte zu erwerben. — . — Wenn dieſe zweite Georginenausſtellung einen neuen Beweis fuͤr die Thaͤtigkeit und den Eifer der Mitglieder unſerer pomologiſchen Geſellſchaft gab und fuͤr ihr Streben, das Ruͤtzliche des Obſtbaues mit dem Schönen der Blumen» zucht zu vereinen, ſo fand ſie ſich reich belohnt durch den Beifall des Publikums, vorzüglid aber durch die guͤnſtige Beurtheilung vieler praktiſchen Gaͤrtner und Kenner, welche von Dresden und Leipzig, die durch die Dampfwagen auf der neuerrichteten Eiſenbahn ſo ſehr erleichterte Communi— cation mit hier benutzt hatten, um unfre Ausſtellung per— ſoͤnlich in Augenſchein zu nehmen. Dies Alles ermuntert die Geſellſchaft, ihre Mitglieder, Freunde und Goͤnner hierdurch aufzufordern, auch in dem naͤchſtfolgenden Jahre bei der in Altenburg ſtattfindenden Verſammlung deutſcher Landwirthe und Forſtmaͤnner durch eine moͤglichſt reiche Ausſtellung aller vorzuͤglichen Producte des Gartenbaues den werthen fremden Gaͤſten zu zeigen, daß wir mit Gluͤck dahin ſtreben, auch in der Gartencultur den Grad der Vollkommenheit zu erreichen, welchen unſere Land— wirthe, in Hinſicht des Ackerbaues, wohl mit Recht in Anſpruch nehmen duͤrfen. Altenburg, den 20. October 1841. Carl Waitz. XX. ueber Erziehung edler Obſtbäume aus | Kernen. Vom Lieutenant F. W. Donauer in Coburg. Sowohl in größeren als kleineren pomologiſchen Wer— ken und Zeitſchriften wurden ſchon ſeit langer Zeit ver⸗ ſchiedene Erklaͤrungen und Meinungen uͤber die Urſache ausgeſprochen, warum Saͤmlinge oder Wildlinge, z. B. von Kernen unſerer feinen Tafelaͤpfel und Tafelbirnen ſo ſehr ſelten Fruͤchte bringen, welche die Guͤte der Mutter— frucht erreichen oder uͤbertreffen, warum die allermeiften aus⸗ arten und weit geringere Fruͤchte tragen, als der Mutter— ſtamm ſie brachte? 7 Sehr haͤufig wird angenommen, daß es nur allein von der Befruchtung abhinge, ob und welche neue Sorte entſpringen werde und welche Haupteigenſchaften man von ihr erwarten duͤrfe; nach Andern ſoll die Vollkommenheit der Ausbildung der Kerne, welche allerdings in einer und derſelben Frucht oft ſehr verſchieden iſt, auch die Voll— kommenheit des Wildlings und feiner kuͤnftigen Frucht bes dingen, und Herr Profeſſor van Mons zu Löwen, fonft zu Bruͤſſel, welcher Tauſende von Wildlingen erzog, und unter dieſen auch ſo manche edle neue Sorte, ſtellt die For— derung, daß man die Kerne von den Früchten der zuerſt gezogenen Wildlinge wiederſaͤen und ſo bis in die 5. und 6. Generation fortfahren muͤſſe, wobei man bisweilen ſchon in der 3. und 4. Generation ganz edle Fruͤchte erhalten VI. 10 — 1 N = werde. Durch Einbiegen der unterften Aeſte ꝛc. kann der Saͤmling gezwungen werden, ſehr bald Frucht zu bringen, wovon ſofort die Kerne wieder geſaͤet werden, um den obigen Veredlungsgang im Wege der Saat fortzuſetzen. Ich bin weit entfernt, die Verdienſte beſtreiten zu wollen, welche ſich Herr v. M. um die Pomologie uͤber— haupt erwarb, daß er aber die Fruͤchte von vielen ſeiner Saͤmlinge ihrem wirklichen Werthe nach nicht ſelten übers ſchaͤtzt habe, dies glaube ich ſchon jetzt und vielleicht noch auffallender in der Folge beweiſen zu koͤnnen. Durch Vermittelung des koͤniglich belgiſchen Leibarztes Herrn Dr. Sommer, erhielt ich im Jahre 1836 weit uͤber 100 Sorten Birnen in Edelreiſern, wozu Herr Mons ſelbſt die ſchriftliche Bemerkung fuͤgte, daß dies eine Auswahl ſeiner beſten Sorten ſei. Beilaͤufig die Haͤlfte derſelben waren mit Namen, die übrigen aber blos mit gewiſſen Nummern bezeichnet, und fie wurden theils zur Veredlung junger Wildlinge, theils zum Umpfropfen tragbarer Hochſtaͤmme verwendet, und die betreffende Sorte jedes Aſtes genau angemerkt. So kam es denn, daß bereits 16 Sorten und hiervon die meiſten zweimal Fruͤchte brachten, unter denen ich aber nur 4 wirkliche Tafelbirnen fand, naͤmlich 1) Colmar Bonnet, Herbſtbutterbirne, trug 1841. 2) Leon Julere, Herbffputterbichl; nähert ſich der Fon- dante de bois und der Flemish Beauty, welche letztern Sorten mein verehrter Freund, Herr Kuͤchen— meiſter Dittrich zu Gotha, fuͤr gleich haͤlt und welche zu Anfang November, auch ſchon Ende October reif wurden und bereits ſchon 1839 trugen. 3) Eine gute Butterbirne, die Mitte October 1839 reifte und wahrſcheinlich Rr. 764 v. Mons, obſchon einige Nummern verloren gegangen waren. ) Eine bergamottartige Herbſtbutterbirne mit etwas grob⸗ koͤrnigem und ſteinigem Fleiſch; da ich beim Pfluͤcken dieſer Frucht nicht ſelbſt zugegen war, ſo kann ie die betreffende Nummer nicht angeben. — 159 — Unter den 12 uͤbrigen Sorten befanden ſich 5 bis 6 Septemberbirnen, meiſt Birnchen von ſehr gewoͤhnlichen Eigenſchaften und 2. Rang, ferner einige Herbſtbirnen vom 2. Rang und ohne allen beſonderen Werth, und endlich einige Winterkochbirnen, die zwar haltbar, aber ſehr gewuͤrz— los waren, daher ſie von weit beſſeren Kochbirnen uͤber— troffen werden, und ich muß voͤllig bezweifeln, daß ſich dieſe Birnen im milderen Klima Belgiens als Butterbirnen ausweiſen ſollten, denn Set. Germain, Winterdechants⸗ birne, Verte longue d'hiver etc. gedeihen auch in hieſiger Gegend in geeigneter Lage und Erde ſehr gut. Somit hatten mich von 16 Sorten 4 nicht befriedigt; wenn ich aber auch annehme, daß zufaͤllig gerade dieſe geringen Sorten zuerſt getragen haͤtten und daß ſich weiters hin wenigſtens die Haͤlfte als ganz feine Tafelbirnen zeigen wuͤrden, ſo finde ich auch dieſes zu wenig, denn der halb— edeln Obſtſorten haben wir ſo viel, daß es eher zum Ver— dienſt gehoͤrt, dieſelben zu vergeſſen als ſie zu vermehren und die Kataloge damit zu fuͤllen, worin man nur ganz feines Tafelobſt und das vorzuͤglichſte Wirthſchaftsobſt aufs führen ſollte. Unter Hunderten von Wildlingen, deren oft wahrhaft uͤberraſchend ſchoͤne und vielverſprechende Früchte ich ſeit Jahren unterſuchte, fand ich aber nicht 25, ſondern nur 2 bis 3 Procent von wirklich guten Sorten — und die Er— fahrungen, welche ich in früherer und neuerer Zeit über edle Saͤmlinge machte, gedenke ich hiermit genauer aufzuführen, um ſchließlich darauf die Bedin— gungen zu gründen, welche nach meiner Anz ſicht erfüllt werden müffen, wenn man mit Erziehung edler Staͤmme aus dem Kerne weit gluͤcklicher fein will als bisher — und wenn zugleich die Frage befriedigend beantwortet werden foll, warum die Saͤmlinge von edeln Kernen ſogar haͤufig ausarten? Zuvoͤrderſt ſei es mir vergoͤnnt einige aͤltere Faͤlle 10 * — 0 — namhaft zu machen, die ich zwar nicht näher unterſuchen konnte, welche aber dennoch nicht dazu dienten, meine ſon- ſtigen Anſichten uͤber Wildlinge zu aͤndern: a) Von einem alten Gaͤrtner wurden mir in einem Kloſtergarten einige Saͤmlinge gezeigt, deren Fruͤchte von Natur edel und gut fein ſollten; dies find die wenigen Edelſtaͤmme, die ich aus dem Kern unter Tauſenden erzog, ſagte der alte Mann und die ſich gleich anfaͤnglich ſo vor⸗ theilhaft auszeichneten, daß ich ſie da fortwachſen ließ, wo ſie entſproßt waren. Sie ſtanden zwiſchen den Miſtbeeten und einer hohen Mauer in waͤrmſter Lage und im aller⸗ beſten Boden. Es waren im Ganzer 6 bis 8 Stücke, von denen ſich aber nur 3 oder 4 als wirklich gute Sors ten ausgewieſen haben ſollen. 1 b) Ein nicht unaͤhnlicher Fall wurde mir von dem Gaͤrtner Urich zu Thurnau bekannt, der ſeiner Zeit eine ſtarke Baumſchule unterhielt. Unfern des Glashauſes ent— ſprang dort ein edler Saͤmling, deſſen Frucht den Namen Urichs-Apfel erhielt und vermehrt wurde. Die Lage war auf der Nordſeite durch Gebaͤude geſchuͤtzt und auch ſonſt guͤnſtig. c) Später wurden mir an verſchiedenen Orten Falle erzaͤhlt, nach welchen man in Toͤpfe mit feiner fetter Blumenerde Obſtkerne geſteckt hatte, deren Saͤmlinge ſo ſchoͤnes wolliges Laub und Holz hatten, daß ſich die Eigen— thuͤmer bewogen fanden, ſie an geeignete Standorte zu verſetzen, woſelbſt ſie ſpaͤter ſehr gute Fruͤchte gebracht haben ſollen. In eines Seifenſieders Garten, von der ſonnenreichſten Lage und vom ſchoͤnſten Gartenlande bemerkte ich einige ausgezeichnet ſchoͤne Wildlinge; ich nahm mir vor, ſie in der Krone zu veredeln, zugleich aber auch Früchte vom Wildling zu erziehen; leider entrindeten die Haſen dieſe Saͤmlinge und anſtatt fie nur am Boden abzuſchnei⸗ den, wurden ſie ausgeriſſen und weggeworfen, was mir in der That aͤußerſt unangenehm war. — 141 — d) In neuerer Zeit ſchenkte ich aber dieſen Erſchei⸗ nungen immer mehr Aufmerkſamkeit und ſah unter andern gan einem Erdhaufen, der allermeiſtens aus verfaulten Pflans zenſtoffen und hoͤchſtens aus + gewöhnlicher Gartenerde beſtand und lange Zeit gar nicht benutzt wurde, einen Wild— ling in ſehr freudigem Wuchſe, deſſen Zweige und Blätter völlig gleich mit jenen des rothen Stettiners waren. Ich ‚feste in die Krone Wintergoldparmaͤne mit beſtem Erfolg, bog aber ein Seitenaͤſtchen des Saͤmlings ſtark ein und verwundete noch etwas die Rinde dieſes Zweiges, um eher Fruchtaugen zu erzwingen. Der Zweck wurde bald erreicht und im 3. Jahre erhielt ich eine große, ſchoͤne und ſehr wohlſchmeckende Frucht, die ich abſichtlich lange am Stamme ließ und an welcher ich ſo viel als gar keine Abweichung von der Stammſorte wahrnehmen konnte. e) Vor einigen Jahren brachte mir ein Obſthaͤndler einen ausgezeichnet ſchoͤnen und guten Borsdorfer, mit der Verſicherung, der Stamm fei wild; ich unterſuchte nachher den Stamm und fand ihn nahe bei einem Waſchhauſe in ſehr guͤnſtiger Lage und Erde; er war unveredelt, kraͤftig und hatte mehrere Waſſerlohden getrieben, da ihm unten einige Aeſte genommen worden waren. | N Kaum 150 Schritte davon ſteht noch ein Borsdorfer⸗ Wildling und ein anderer Saͤmling von der Eierbirne in ſehr ſchlechtem Lande; beide zeigen in der Vegetation augenblicklich ihre Abſtammung und auch die Fruͤchte haben große Aehnlichkeiten mit den Stammſorten, aber ſie ſind ſchlecht und faſt ganz werthlos. g) Eine Menge, zum Theil ſehr ſchoͤne und die beſten Hoffnungen begruͤndende Wildlingsfruͤchte habe ich ſeit Jah— ren gepruͤft und ohne Werth befunden, obſchon ſie von den genügſamen Beſitzern, welche es mit der Feinheit des Obſtes nicht ſo genau nehmen, bisweilen ſehr geruͤhmt wur— den; dagegen brachte man mir einen Borsdorfer, der mir ſogleich auffiel. Ich ging nach Scherneck und fand ganz dicht an der Miftftätte zwiſchen 3 Gebäuden, nur gegen 0 Suͤden offen, einen kraͤftigen Borsdorferwildling, der es ſo wie der sub e aufgeführte, ſehr wohl verdient oͤfters vers mehrt zu werden, da deſſen Frucht ungemein ſchoͤn und zugleich ſehr wohlſchmeckend iſt. h) Als ich dieſen Vorfall eines Tages im Kreiſe mehrerer Obſtfreunde beſprach und bemerkte, daß ich zwar nicht von allen Wildlingen Boden und Lage genau kenne, deren Früchte ich ſchlecht fand, aber wo es der Fall ges weſen, hätte immer Erde und Lage keine günftigen Eigen⸗ ſchaften gehabt, da ſagte mir ein hieſiger Gartenbeſitzer, daß auch er, und zwar in der waͤrmſten Lage, zwiſchen Gebaͤuden und in der feinſten Erde einen ſtarken Wildling beſitze, deſſen Frucht einem Borsdorfer ſehr aͤhnlich und von vorzuͤglichem Geſchmack ſei. Auf letztere Verſicherung legte ich wenig Gewicht, denn ich bin in dieſer Beziehung ſchon unzaͤhlige Male getaͤuſcht worden, dagegen fand ich den Standort vortrefflich, den Stamm unveredelt, das Laub ſchon abgeworfen und von den Fruͤchten konnten mir nur noch einige ſehr unvollkommne Exemplare vorgelegt werden, die fo groß waren, wie mittle Bors dorfer, aber nicht rund wie dieſe, ſondern mit 5 zwar flachen, jedoch ſtark her vortretenden Erhabenheiten; die Schale ſchoͤn hellgoldgelb mit zerſprengtem feinen Roſt, ohne Roͤthe, ſondern ſtatt die— ſer nur kleine Carmoiſinpunkte oder Fleckchen, ganz wie bei Reinette von Breda; das Fleiſch war gelb und durch langes Liegen im Zimmer etwas gewelkt, gleichwohl noch ſaftig ſuͤßweinigt, ſehr angenehm wuͤrzig, aber noch nicht ganz zartmarkig, woran Nothreife, zu frühes Abnehmen und zu baldiges Anſchneiden (Mitte Rovember) Rund Unvollkommenheit der Früchte ſchuld fein kann, uͤbri— gens laͤßt ſich faſt mit Gewißheit vermuthen, daß hier eine feine Reinette aufgefunden worden ſei, worüber jedoch erft die naͤchſte Obſternte entſcheiden kann. Die Lage moͤchte ich eine Treibhauslage und den hier vorgefundenen Boden den alleruͤppigſten nennen. i) In einem andern hieſigen Hausgarten in befter - — 145 — Lage und Erde wurden Kerne einer ſehr beliebten rambour⸗ artigen, noch nicht beſchriebenen Reinette gelegt und die Saͤmlinge bis auf einige beſonders frech gewachſene zum weitern Verſetzen im Garten veredelt; einer dieſer Wild— linge ſetzte 1840 viel Fruchtholz und 1841 weit uͤber 160 ſchoͤne und ſehr wohlſchmeckende Gulderlinge an, die ſich jedoch kaum bis Januar halten moͤgen, indeß die Mutterfrucht bis zum April dauert. Wenn aber ſchon die Erſtlingsfruͤchte eines Baums fo gut find, fo muͤſſen fie beim Reiferwerden des Holzes noch an Feinheit gewinnen; uͤbrigens erinnerte nur der Baum und die Schale der Frucht an jene des Mutterſtammes, deſſen Fruͤchte oft doppelt ſo groß werden. k) Herr Kammermuſikus Haſe zu Weimar hatte die Güte, mir Früchte eines Wildlings vom weißen Wintercalville mitzutheilen, die nach Farbe und Form die Mutterfrucht aufs Vollkommenſte wiedergaben und auch in Feinheit des Geſchmackes konnte ich durchaus keinen weſentlichen Unter— ſchied bemerken; die Lage, in welcher der Saͤmling erwuchs, fol durch Gebaͤude geſchuͤtzt fein, der Boden hat Tuffſtein zum Untergrund, uͤber die Erdmiſchung des Saamenbeetes ſelbſt fehlt mir naͤhere Angabe und von dort fand Ver— ſetzung in beſſeren Boden ſtatt. Auch Herr Amtmann Goͤhring zu Oldisleben erzog einen edlen Saͤmling, deſſen Frucht unter dem Namen Goͤhringsapfel bekannt iſt, und wenn ich nicht irre, ſo entſprang auch dieſer Wildling zunaͤchſt an Gebaͤuden und in gutem Boden. )) Durch Herrn Lauterbach zu Saalfeld bekam ich einen ſogenannten langſtieligen Borsdorfer von ſehr guter Qualität; ich bat um genaue Untetſuchung des Stammes, der fi) zwar vollkommen als Wildling zeigte, aber der Boden ſoll gering und an einem Abhang ſein. Der Baum iſt ſchon ſehr alt, traͤgt nicht oft, aber ſehr reich und es waͤre wohl nicht unmoͤglich, daß uͤber eine untere beſſere Erdlage ſich am Abhang eine geringere ſpaͤter aufgehaͤuft haͤtte; doch dies iſt nur Vermuthung, denn ich kenne jene Localität nicht genauer. — 144 — m) Noch muß ich eines intereſſanten Borsdorfer⸗ wildlings erwaͤhnen, der auch in geringem Gartenlande, aber in guter Lage auf dem füdöftlichen Eck einer Terraſſe ent— ſprang; derſelbe iſt ziemlich platt gedrückt, um Blume und Stielhoͤhle ſehr roſtig, im December noch ſehr feſt im Fleiſch, aber gleichwohl nicht zaͤhe, ſondern markig, wuͤrzig und weinigt, und ſollte ſich deſſen jetzt noch zu ſehr hervor— ſtechende Saͤure in der Art auf dem Lager mildern, wie dies bei allen ganz ſpaͤten Reinetten vom April bis Mitte Sommers geſchieht, fo wäre die Auffindung dieſer Sorte als eine wirkliche Bereicherung der Obſtgaͤrten zu betrachten, und der Unterzeichnete wird in 5 bis 6 Mos naten hieruͤber weitere Mittheilungen geben. n) Im ehemaligen hieſigen Stadtgraben in niedriger und ſehr heißer mittaͤgiger Lage, fand ich vor einigen Jahren (dicht am Wohnhauſe eines Boͤttchers) ein kleines Saamenbeet mit zweijaͤhrigen fo ausgeich net ſchoͤnen Wildlingen, daß ich mir ſogleich vornahm, ſie gegen veredelte Staͤmme einzutauſchen und nur durch einen Zufall wurde meine Abſicht vereitelt; die Erde war ganz vorzuͤglich gut und 15 bis 20 der darin entſproßten Wildlinge zeigten alle Eigenſchaften edler Staͤmme und ich bedaure ſehr, daß ich dieſelben nicht weiter unters ſuchen konnte. 5 =. Bevor ich zu den Folgerungen übergehe, die ich aus obigen Angaben ziehen muß, erwaͤhne ich zuvor noch einiger Vorſchriften, welche von vielen Baumzüchtern gegeben wer— den, um kraͤftige Wildlinge zu erziehen; Manche ſchlagen vor, man ſolle beſonders nach ſolchen Jahren bedeutende Anſaaten machen, in welchen die Sonne das Ausreifen der Früchte recht vollſtaͤndig habe bewirken koͤnnen; man ſolle ganze Früchte legen, denn dies ſei der Weg der Natur; man ſoll das Saamenbeet zwar in lockeres, aber lieber mageres als gutes Gartenland machen, am wenigſten in ſehr fette Erde, damit die kraͤftigen Staͤmme leichter mit geringerem Boden vorlieb nehmen und nicht trauern, — m — wenn ſie in mageres Land kommen; auch die Baumſchule fol mageres und ja kein gutes Gartenland haben ꝛc. Sollen die zu erziehenden Saͤmlinge nur dauerhaft ſein und ohne alle Ruͤckſicht veredelt werden, ſo moͤgen dergleichen Regeln Manches fuͤr ſich haben, obſchon ich zum Saamen— beet immer lockere gute Erde dem magern Lande vorziehe, weil ſich in erſterem ein weit reicheres Wurzelſyſtem aus— bildet, und wer ſeine Obſtſtaͤmme in ſo duͤrftigen oder ſonſt unpaſſenden Boden ſetzt, daß fie darin nur nothduͤrftig fort— kommen, der wird wenig Freude daran erleben, ſeine Stämme mögen da oder dort erzogen worden fein, Man macht vieles Geſchrei, wenn einzelne Staͤmme oder Pflan— zungen in heterogenem, mit thieriſchen Stoffen übers fuͤlltem Boden krank werden, aber man ſpricht ſehr wenig von Millionen edler Obſtbaͤume, die in fo arme Erde und in ſo unpaſſende Lage gebracht werden, daß ſie nothwendig in kuͤrzeſter Zeit eingehen muͤſſen, und kommt es hier und da noch zum kuͤmmerlichen Fruchttragen, ſo ſind es Fruͤchte, die kaum den Ramen eines edeln Obſtes verdienen. So wie der Waldbaum ſeine volle Kraft und Rieſengroͤße nur in homogenem Boden erreicht, der ſich auf der Ober— flaͤche durch Verweſung von Pflanzenſtoffen bildet, wenn dieſe nicht vom Rechen des Landwirths geſtohlen werden, fo kann auch Pflanzenerde für den Obſtbaum niemals zu fett, fondern nur immer ange» meffen ſein; ſoll aber thieriſcher Dünger zur Verbeſſerung des Bodens gebraucht werden, in welchen der Baum mit ſeinen Wurzeln greift, ſo muß der Pflanzer wiſſen, wie viel, wie oft, zu welcher Zeit, auf welche Art. In geeigneter Lage kann ſelbſt magerer und lettiger Boden die Vegetation auf eine gewiffe Zeit begüns ſtigen, wenn naͤmlich derſelbe mit Sand gemengt, oder doch in ſehr betraͤchtlicher Tiefe und Breite aufgelockert und für den Zutritt der Luft fähig gemacht wird, hat ſich aber der Boden wieder ganz feſt gelagert und geſchloſſen, fo ſtockt auch das Wachsthum der Bäume um fo früher, — 146 — je zarter fie von Natur find, Darf man fi) aber wuns dern, wenn Bäume trauern, die aus irgend einer guten Baumſchule in enge Pflanzloͤcher verſetzt werden, die man wohl gar in naſſen, oder auch in feſten ſchlechten Boden wuͤhlte, wenn dieſer nicht verbeſſert und wenn ſonſt Cultur und Pflege vernachlaͤſſigt wird? dies heißt jedoch nicht Obſtbaͤume pflanzen, ſondern verſchwenden; um aber die Schuld des Mißlingens von ſich abzuwaͤlzen, ſo ſagt man, die Baͤume ſeien unzweckmaͤßig erzogen, oder die Gegend eigne ſich nicht zum Obſtbau ꝛc., wenn ſich auch dies Alles aufs Gruͤndlichſte widerlegen laͤßt. Wich man aber bisher beim Vermehren und Pflanzen unſerer bekannten guten Arten von Obſtbaͤumen ſehr oft von dem ab, was deren Gedeihen ſchlechterdings erfordert, ſo will es mir ſcheinen, als ob dies noch weit mehr der Fall ſei, wenn man die Erziehung edler Saͤm— linge beabſichtigte. Bisweilen bilden ſich einzelne Kerne in einer und derſelben Frucht gleichſam auf Koſten der uͤbrigen ungewoͤhnlich ſchoͤn und vollkommen aus, und Manche ſtehen in der Meinung, daß hier die Loͤſung des Raͤthſels zu ſuchen ſei und daß gerade nur von dieſen Kernen neue oder doch immer edle Sorten zu erwarten ſtaͤnden; ich kann mich auf keine Erfahrung berufen, um dieſe Annahme zu vertheidigen, oder zu verwerfen, aber auch dieſe Kerne in ſehr verſchieden geeigen-⸗ ſchafteten Boden des Saamenbeetes gelegt, werden dort, abgeſehen von der Sorte, welche ſie bringen, eine ſehr verſchiedene Entwick- lung zeigen, und ich ſuche und erwarte in vor- liegender Frage einen günftigen Erfolg nicht allein in der urfprünglihen Eigenſchaft des Kerns und feines Keims, als ganz vorzüglich darin, wie auf beide die NReizfraft des Bo— dens wirkt, inſofern dieſer naͤmlich mehroder weniger waͤrmend, naͤhrend, locker, bindend, mager oder kalt iſt und hiernach die mehr — 147 — oder minder zahlreiche Ausbildung der Ein⸗ ſaugungsorgane befördern oder hemmen wird. Mag der Blumengaͤrtner mit dem beſten, Samen zu. ſeinen Pflanzen verſehen ſein, ſo weiß er doch ſehr wohl, daß er nur Kruͤppel ſtatt Blumen erziehen würde, wollte er den Samen in kraftloſe und ungleichartige (heterogene) Erde ſenken, aber da die Feldbirn- und Holzaͤpfel⸗ ſtaͤmme ſelbſt in geringem Boden ſo vortrefflich gedeihen, fofäbe man es gar ſehr gerne, wenn auch unſere mehr und minder zarten Obft- baͤume mit kümmerlicher Erde, Lage und Pflege zufrieden wären, hier ſteht aber der Grenzſtein zwiſchen Wildniß und Cultur! Was wir naͤmlich im Wege der Cultur gewon— nen haben, das koͤnnen wir auch nur auf dies ſem Wege erhalten und hoͤher ſteigern, jede Abweichung führt zu Ruͤckſchritten, und wenn es darauf ankommt, Wildlinge zu erziehen, die von Natur edle Früchte bringen ſollen, und die nur dann veredelt werden, wenn ihre Probefrüchte nicht befriedigten, dann waͤre es ſeltſam, wenn man ſich an Vorſchriften halten wollte, deren Ziel nur dahin geht, beſonders dauerhafte Saͤmlinge zu bekommen; denn, ſaͤet man Kerne von ein und derſelben Sorte in ſchlechtes, mittelmaͤßiges und ganz feines homogenes Gartenland (worunter ich vollkom- men verwitterte Pflanzenerde verſtehe, welche keine Humus⸗ ſaͤure mehr enthält), fo wird man eben ſo verſchiedene Ab ſtufungen in der Vegetation bemerken und die letztern wer den durch ihren frechen Wuchs, durch ihre oft wolligen Triebe und Blaͤtter das Anſehen gewinnen, als ob ſie wirklich ſchon veredelt, nein, ich muß ſagen, gepfropft oder oculirt worden wären, denn veredelt oder vielmehr gezärtelt ſind ſie ſchon von der Saat aus durch Umgebung mit milderen, waͤrmeren, ſtarknaͤhrenden und reizbaren Stoffen. Wenn aber in dem erzwungenen edeln Aeußeren noch nicht alle Mal die Buͤrgſchaft liegt, daß nun auch alle in letzterer ; 2 18 — Weiſe erzogenen Wildlinge ſogleich auch ganz edle Fruͤchte bringen muͤſſen, fo ift doch mit der Zaͤrtelung ders ſelben auch ein Schritt zur Verfeinerung ge— ſchehen, und es laͤßt ſich Vieles gegen Weniges wetten, daß man unter dieſen Zaͤrtlingen von Saͤmlingen bei Wei— tem mehr von Natur edle Staͤmme finden werde, als unter Saͤmlingen, die in ſchlechtem Boden fümmers lich erwuchſen, ſehr oft Dornen zu ihrer Bewaffnung tragen und mit vollem Rechte Wildlinge, im Gegenſatz zu meinen Zaͤrtlingen heißen. Wer etwa befürchtet, daß meine Sorgfalt bei Entwicklung der Kerne und Keime zu weit gehe, den erinnere ich daran, daß ein in der Jugend verkuͤmmertes Thier auch ſpaͤterhin bei beſter Pflege ſehr unvollkommen bleibe, wogegen Thiere bei ganz reicher Nahrung mit beſter Milch und fonftiger Fütterung. in einem Jahre ſoweit gedeihen, als ſonſt in doppelter und dreifacher Zeit; das Hausthier wie die Pflanze im Garten bedarf der Pflege von Menſchenhand, und nur von dieſer geleitet, erreichen beide in kuͤrzeſter Zeit die moͤglichſte Aus— bildung und Vollendung. Es iſt faſt unbegreiflich, wie man bisher bei beabfichtigter Erziehung edler Saͤmlinge gerade auf die Eigenſchaften des Bodens am allerwenigſten Ruͤckſicht nahm, während ich nach meinen Erfahrungen gerade dieſe, ſo wie Waͤrme, Schutz und Pflege als die Grundbedingungen bezeichnen muß, wenn der vorliegende Zweck culturgemäß erreicht und weniger dem Zufall anheimgeſtellt wer— den foll, Wenn wir weder Wildaͤpfel und Wildbirnen noch halbedles und geringes Tafelobſt vermehren wollen, ſondern nur darauf ausgehen, die wirklich edelſten und werthvollſten Obſtſorten zu vervielfaͤltigen, ſo duͤrfen wir nicht fragen, ob der Baum 80 oder 100 Jahre dauere, denn wenn der Stamm des weißen Wintercalvills und der Beurré gris auch nur 50 bis 60 Jahre alt wuͤrde, ſo werden wir dieſe unvergleichlichen Sorten doch immer an die — 149 — Spitze des feinſten Tafelobſtes ſo gut wie den Borsdorfer fielen, der über 150 Jahre trotzt und keinen fo milden Stand und Boden verlangt wie jene. Geht man aber auf die Localitaͤten zu— ruck, in denen ich Wildlinge mit wirklich guten Fruͤchten fand, ſo war dies gewoͤhnlich in fehr guͤnſtigem, ja meiſt vortrefflichem Boden, ver⸗ bunden mit geſchuͤtzter und oͤfters ſehr war— mer Lage, wogegen ich unter Hunderten von Wildlingen, die in ſchlechtem Boden und rau— hen Lagen wuchſen, auch nicht einen bemerkte, der ſelbſt nur eine der geringern Tafelfruͤchte gebracht haͤtte. Herr van Mons hat Tafelfrüchte theils geſammelt, theils ſelbſt erzogen, für. die wir ihm ſehr dankbar fein muͤſſen; daß er auch Sorten verbreitete, die der Vermehs rung ganz zuverlaͤſſig nicht werth find, kann ich, wie fon erwähnt, beweiſen und wurde ſchon früher auch von Obfts freunden bemerkt, die den Namen Obſtkenner verdienen; aber wenn man ſich auf ſein Syſtem der Ver— edlung von Generation aus Generation allein verläßt und nicht voran die Bedingung ſtellt, daß die Umgebung des Kerns, das Samen- beet, welches auch auf einen Blumentopf eins geſchraͤnkt ſein kann, waͤrmend, naͤhrend, moͤglichſt entwickelnd, ja reizend und in kei— ner Hinſicht ſtoͤrend auf ihn wirke, fo werden die Reſultate den gehegten Erwartungen ge» wiß nur ſehr wenig entſprechen. Fortpflanzung iſt die erſte Beſtimmung des Kerns, daher ihn die Natur fo forgfältig und zwar beim Kernobſt durch pergamentartige, kohlenſtoffhaltige, der Faͤulniß widerſtehende Haͤute ſchuͤtzte; Verfeinerung durch Kultur iſt die zweite Beſtimmung, daher hier alle Hinderniſſe moͤglichſt beſeitigt und dem Kerne alle — 130 — Hilfsmittel angeboten werden muͤſſen, welche ſeine voll⸗ kommenſte Entwickelung beguͤnſtigen koͤnnen. Was ſich manche Gartenliebhaber bei ſchlechter, mittels maͤßiger und guter, ja auch ganz guter Erde denken, weiß ich ſehr wohl — und erinnere mich daran, wie ich früher ebenfalls daruͤber dachte; aber die Hinderniſſe, die in ſcheinbar vortrefflicher Erde, z. B. in ſchoͤner ſchwarzer, aber noch nicht gehoͤrig verwitterter Holzerde liegen, oder doch liegen koͤnnen, werden kaum in Betracht ge⸗ zogen; iſt jedoch pflanzenerde durch Verwitte— rung noch nicht hinlaͤnglich zerſetzt, fo ent— haͤlt fie mehr oder weniger Humus ſaͤure, die aber, wenn fie nicht durch einen verhaͤltniß— mäßigen Antheil von ungeloͤſchtem Kalk oder A ſche ꝛc. zerſtoͤrt wird, die Vegetation in hohem Grade hindert. Sorgfaͤltige Blumenliebhaber ſind in dieſer Beziehung meiſtens weit beſſer unterrichtet und wiſſen ziemlich genau, welche Trieb- und Reizkraft fie von ihren verſchiedenen Erdmiſchungen, desgleichen von ge— wiſſen Aufgüffen, welche thieriſche Stoffe und Salze ent— halten, erwarten duͤrfen, um die Bluͤthen beſtimmter Pflan— zen langſamer oder ſchneller zu einer ſo herrlichen Entfal— tung zu bringen, daß nichts zu wuͤnſchen uͤbrig bleibt. Nach meinem Ermeſſen ſollen die Kerne, woraus edle Saͤmlinge entſpringen ſollen, nicht mit Frucht und Kern— haus in den Boden gelegt werden, ſie brauchen nicht bis zur Faͤulniß oder Ueberreife, ja nicht einmal bis zur ganze lichen Reife auf dem Lager in den treffenden Früchten zu ruhen, aber der empfindliche Kern muß mehr erhalten, als er verlor, und die Cultur muß ihm Waͤrme, Schutz, und ſo reiche ſonſtige Huͤlfsmittel anbieten, als er irgend an neh— men kann, um, ſich in üppigfter und vollkom- menſter Geſtalt zu entwickeln, und nur wenn in dieſer Weiſe fortgefahren wird, kann ich mir eine Stufenleiter der Verfeinerung unſerer — 131 — Obſtſorten denken, welche nicht nur ſicher, fondern auch weit ſchneller zu dem vorgeſetz⸗ ten Ziele führen muß. Will man auch meine sub a, b und c gegebenen Vorausſendungen als zu unbeſtimmt nicht in Anſchlag brin— gen, ſo zeigen doch die uͤbrigen Faͤlle, daß faſt alle mir vorgekommenen edeln Saͤmlinge ſich nur in warmen oder geſchuͤtzten Lagen und in gutem oder ganz vorzüglich gutem Boden entwickelten. Der sub g aufgeführte Fall beweiſt ſogar, daß die Kraft eines Saͤmlings, welche jene eines gepfropften oder ſonſt veredelten Stammes bei Weitem übertrifft, ſogar die ſtarken Reizmittel ertragen konnte, die auf ſeine Wurzeln aus einer Duͤngerſtaͤtte wirkten, die kaum 2 Fuß davon entfernt war. Ein gepfropfter Stamm, deſſen Holz zwei verſchiedne Organiſationen enthaͤlt, wuͤrde nicht ſo kraftvoll emporgewachſen, ſondern wohl bald zu Grunde gegangen ſein, wenn ihm der Boden fortwaͤhrend ſo ſtarke Koſt dargebracht haͤtte, allein hierin liegt auch der Beweis, daß es gut ſein wird, dem Samenbeet, oder anfaͤnglich gefhüst ſtehenden Samen— faften, worin edle Saͤmlinge erzogen wers den ſollen, nicht blos eine moͤglichſt gute homogene Erde, ſondern auch angemeſſene Aufgüffe zu geben, welche die bekannten thie— riſchen Salze enthalten, und die, richtig ge— braucht, in der Pflanzenwelt jene Wunder bewirken, die wir ſo oft anſtaunen und die um ſo bezaubernder ſind, je mehr ſie ſich dem Blick des gewoͤhnlichen Auges verbergen. Die sub d und K aufgeführten edeln Saͤmlinge bes weiſen, daß der Kern die Eigenſchaft der betreffenden Stamm- frucht vollkommen wiedergab, und ich bin uͤberhaupt geneigt, den weißen und rothen Wintercaloille, den Borsdorfer, den rothen und gelben Stettiner, die graue Lederreinette, die lange rothgeſtreifte gruͤne Reinette und den rothen Winterrambour zu jenen Hauptarten von Aepfeln zu zaͤhlen, — 132 — aus denen allein ſchon eine ganze Legion unſerer Aepfel⸗ ſorten entſprang. Von der grauen Lederreinette habe ich mehrere Wildlinge gefunden, bei denen ſehr geringe Abs weichungen im Aeußern und nur etwas weniger feiner Geſchmack des Fleiſches zu bemerken war. Vom Bors⸗ dorfer mag ſchon eine ungeheure Menge von mehr und minder guten Abkoͤmmlingen beſtehen; auch Herr Geheimes rath Diel fuͤhrt einige edle Sämlinge davon auf und es iſt für gewiß anzunehmen, daß wir von diefer Krone der deutſchen Aepfel noch die edelften Perlen in verfchiedenen Varietaͤten zu gewaͤrtigen haben, gleichwohl wird die Cultur dieſes herrlichen Baums, wegen des etwas ſpaͤtern Ein— tritts feiner Tragbarkeit und wegen feines nicht frechen Wuchſes in der Baumſchule, ſehr, vernachlaͤfſigt. Nachdem ich mir hier ſowohl, als ſchon oben einige Abſchweifungen von der Erziehung edler Saͤmlinge in das Gebiet unſerer Obſtbaumzucht uͤberhaupt geſtattet habe, komme ich jetzt auf die Bedingungen und Vorſchlaͤge zurück, welche ich mache, wenn aus Kernen weit mehr edle Saͤm— linge entſpringen ſollen, als bisher, und wenn man zu⸗ gleich jene Hauptarten naͤher beobachten will, welche in den verſchiedenen Fruchtgattungen die Hauptfiguren ſpielen, wodurch mit der Zeit vielleicht auch unſere Obſtlehre einige Grundlagen fuͤr das Kernobſt gewinnen koͤnnte, welche weniger ſchwankend ſind, als die zeitherigen. Es waͤre daher ſehr wuͤnſchenswerth, wenn ſich mehrere Obſtfreunde vereinigten, um gewiſſe Sorten in Probe zu nehmen, ihnen die günſtigſten Mittel zur Entwicklung der Kerne zu geben und die gewonnenen Reſultate ſeiner Zeit bekannt zu machen. 1) Vor Allem lege man Kerne edler N ten in ganz guten, lockern, tiefen, recht humusreichen Gartenboden in recht warmer, ſonniger, ja nicht naſſer, am beſten durch Gebäude gefhüster Lage, ſorge für gehörige Feuchtigkeit im Boden und führe dieſem jene thieriſchen Salze zu, deren Wirkung auf die Pflanzen fo bewunderungswuͤrdig iſt. 2) Werden Kerne im Herbſt und Winter gelegt, ſo kann die Aufgießung animaliſcher Stoffe und Salze um ſo gefahrloſer erfolgen, waͤhrend dies ſpaͤter nur bei Regen⸗ wetter, oder bei kuͤnſtlicher Verdünnung geſchehen darf, da ſonſt eine ſtarke Miſtjauche nur zerſtoͤrend wirken wuͤrde. 3) Wer ſonſt ſehr viele Gewaͤchſe in Blumentoͤpfen erzieht und einige Dutzend Scherben, etwa zu 3 mit guter Miſtbeeterde gefuͤllt, fuͤr obige Verſuche aufftellen kann und will, koͤnnte hinſichtlich der Bodenmiſchungen und der Wirkung des Wechſels im Boden hoͤchſt intereſſante Er— fahrungen für die Vegetation des Kernobſtes machen, wel⸗ ches ich hier ganz beſonders ins Auge gefaßt habe; auch hat man bei Saͤmlingen, die in Toͤpfen erzogen wurden fteie Hand, ob man fie in dieſen ſelbſt, oder erſt nach der Verſetzung ins Land Frucht bringen laſſen will. 4) Verſetzt man einige, oder alle in Toͤpfen mit Sorgfalt erzogene Saͤmlinge ins Freie, ſo gehoͤrt dazu möglichft gute Lage und fo guͤnſtiger Boden, daß die Pflanze nicht kümmerlich, ſondern bei weiterer Pflege freudig fortwachſen kann; denn bringt der Saͤmling eine Win— terfrucht, und es fehlt warme Lage und milder Boden in einer Gegend, deren Gaͤrten 900 bis 1500 Fuß uͤber der Meeresflaͤche liegen, ſo kann deren gehoͤriges Ausreifen in unpaſſender Lage ohne kuͤnſtlichen Schutz durchaus nicht erwartet werden. 5) Man ſtecke nicht nur Kerne von ganz ausgereiften, dem Verderben ſchon nahenden Fruͤchten, ſondern auch von ſolchen, welche noch nicht voͤllig reif waren „ und von ſolchen, die wohl erſt nach 4 bis 5 Monaten ihre Guͤte erreicht haben wuͤrden, widme aber gerade dieſen Kernen die zarteſte Cultur. ˖ So viel ich mich erinnere, wurde der Gegenſtand, über welchen ich hier meine Anſichten ausgeſprochen habe, en von verſchiedenen Geſellſchaften und zwar öffentlich A 11 5 — 134 — in Frage gezogen, da aber die zur Publicität gelangten Beantwortungen ſehr verſchiedenartig ausfielen und zu kei— ner Einigung uͤber die einzig moͤgliche Weiſe fuͤhrten, nach welcher die Loͤſung des ſo lange beſtandenen Raͤthſels zu bewirken ſei, ſo wuͤrde ſich der Unterzeichnete ſehr freuen, wenn die oben gegebenen Mittheilungen, ſowohl bei ein— zelnen rühmlichft bekannten Pomologen einigen Beifall fin= den ſollten, als bei ganzen Vereinen, deren wuͤrdiges Stre⸗ ben nicht nur einzelnen Provinzen, ſondern ganz Deutſch⸗ land zur Ehre gereicht. Fuͤr Diejenigen, welche die Obſtkerne lieber in geringe als in ausgezeichnet gute Erde verſenkt wiſſen wollen, ohne den Zweck gehörig zu trennen, und für Jene, denen es auffallen duͤrfte, daß es in hieſiger Gegend ſogar viele Wildlinge giebt, mag noch Folgendes bemerkt werden. Daß die Kerne des Kernobſtes, mit denen ich es allein zu thun habe, einen ungeheuern Reiz vertragen konnen, beweiſt die Baumzucht in Unterfranken, woſelbſt jahrlich eine unglaubliche Menge von Aepfel- und Birn— ſtaͤmmen im üppigften Boden, in guͤnſtigſter Lage und bei fo uͤberreicher Zuführung von animaliſchen Reizmitteln erzogen und verkauft werden, daß man die Natur des Obſtkernes bewundern muß, welche ſo ſtarke und heftige Einwirkungen vertraͤgt und vermittelt ohne denſelben viel haͤufiger zu erliegen, als dies theilweiſe durch viele Brandflecken an den Wurzeln wirklich geſchieht. Es faͤllt mir nicht im Traume ein, dieſe Baum⸗ zucht etwa gar in Schutz nehmen zu wollen, ich weiß auch, daß es beſſere Baumſchulen in genannter Gegend giebt, aber die zahlloſe Menge von Obſtbaͤumen, welche zu Spottpreiſen ins angrenzende Sachſen verkauft werden, ers reichen in 2 bis 3 Jahren eine Staͤrke, die fie in geord— neten Baumſchulen nur in 6. Jahren erreichen dürfen, und dieſe Staͤmme ſind wild, obſchon das Holz bei frechem Wuchs ſich ſehr ſchoͤn zeigt, wozu nicht felten auch ſche in- bare Veredlungsnarben kommen. In ſchlechtem 5 — 188. — Boden gehen dieſe Baͤume bald ein, in gutem bringen ſie geringes, oft halbedles Obſt vom ſchoͤnſten Aeußern, aber meiſt von geringem Werth, bisweilen auch Tafelobſt; die Staͤmme haben keine Dauer ꝛc., aber ſie beweiſen, was Cultur leiſten koͤnnte, wenn ſie im vorliegenden Falle nicht uͤbertrieben, ſondern richtig geleitet würde. Gleich— wohl finden ſich Käufer genug zu dieſer werthloſen und wohlfeilen Waare, denn wollte der Landmann und Bürger alle Obſtbaͤume, welche ihm bei ſtarker Hegung der Haſen ruinirt werden, durch gute und preiswuͤrdige Staͤmme er— ſetzen, fo würde die Obſtcultur nur zu feiner Verarmung beitragen. Hier liegt eine der Haupturſachen, warum in hieſiger Gegend ſo ſehr viele unveredelte Obſtbaͤume ge— pflanzt werden und warum man zwar ſehr vieles, aber dem größten Theile nach nur geringes und halbedles Obſt baut. Coburg, den 21. Januar 1842. F. W. Donauer, Lieutenant in der k. k. öſterr. Armee, XXI. Jahresbericht, vorgetragen am jährigen Stiftungsfeſte der ede Ge⸗ ſellſchaft des Oſterlandes, den 20. Juli 1842. Eine fuͤr wiſſenſchaſtliche Zwecke geſtiftete Geſellſchaft iſt gleich dem Individuum ein Organismus, dem von der Providenz ſeine Beſtimmung und ſeine Phaſen vorgezeichnet ſind. Sie hat ihre Rothwendigkeit in dem Zeitbeduͤrfniß, das ſie ins Leben rief, in den Kraͤften, deren Benutzung 14 * — 16 — ihr verſtattet iſt, in den Umſtaͤnden und Ereigniſſen, welche ihre Entwicklung hemmen oder foͤrdern, in der Macht, die Alles unter dem Monde ſeiner unvermeidlichen Auflöfung entgegenfuͤhrt. Innerhalb dieſer Schranken aber bewegt ſie ſich mit einer Freiheit, die ſo gewiß vom Him— mel ſtammt, als die Wiſſenſchaft, zu deren Dienſte ſie be— rufen iſt. Dieſe ihr anvertraute Freiheit macht ſie zu— rechnungsfaͤhig, und durch den Gebrauch derſelben iſt ihr moraliſcher Werth bedingt. Wie klar ſie ihre zeitliche Be— ſtimmung zu erkennen ſucht, wie ſorgfaͤltig ſie ihre Kraͤfte anwendet, wie umſichtig ſie die Umſtaͤnde und Ereigniſſe benutzt, wie gewiſſenhaft jedes Mitglied ſich nur als einen Theil des Ganzen betrachtet, deſſen Geſammtzweck ſeine Thaͤtigkeit gewidmet ſein muͤſſe, alſo, daß Alle nach einem Ziele ringen, wie Ein Mann und in Einem Geiſte, den weder Vorurtheile verduͤſtern, noch Hinderniſſe und verfehlte Hoffnungen entmuthigen, oder Eigennutz und Selbſtſucht unter ihr unwuͤrdiges Joch beugen koͤnnen, davon wird es. abhaͤngen, daß ſie ihre providentielle Beſtimmung erfuͤlle und ſich getroſt dem Urtheil uͤber ihre Beſtrebungen und Leiſtungen unterwerfe, was der Gegenwart und Zukunft unleugbar zuſteht. Durch gruͤndliche Beantwortung dieſer Fragen zu klarem Bewußtſein ihres Zuſtandes und ihrer Beduͤrfniſſe zu gelangen und ſolches Bewußtſein lebendig zu erhalten, iſt die erſte Pflicht eines jeden geſellſchaftlichen Organismus, alſo auch des unſrigen. Zur Erfüllung ſolcher Pflicht iſt jeder Zeitmoment geeignet. Doch kommen Tage, an wels chen der Pendelſchlag der Zeit lauter und ernſter toͤnt und aus Traum und Zerſtreuung weckt. Ein ſolcher Tag ift * uns heute aufgegangen; denn wir feiern an ihm den Schluß des erſten Vierteljahrhunderts unſerer Geſellſchaft. Zwar beſteht zwiſchen dem Individuum und einem geſellſchaftlichen Organismus der weſentliche Unterſchied, daß des letztern Dauer nicht an die Dauer des Individuums gebunden iſt. So manches Mitglied, unter ihnen Maͤnner, — 17 — welche die eifrigſten Befoͤrderer unſerer Beſtrebungen waren, geifts und kenntnißreich, weit über die Grenzen unſeres Vaterlandes hinaus mit Ruhm genannt, ſind von uns ge— ſchieden. Aber unſer Verein beſteht noch in ungeſchwaͤchter Jugendkraft und blickt mit frohen Hoffnungen in eine lange Zukunft hinaus. Es mag alſo ein Zeitabſchnitt von 25 Jahren fuͤr die wenigen begluͤckteren Individuen, welchen es vergoͤnnt iſt, ein hohes Alter zu erreichen, der dritte Theil ihrer ganzen Lebensdauer, für unſere Geſellſchaft nue ein kleiner Theil ihres Lebens ſein; dennoch muͤſſen wir gerade dieſen Zitraum, in welchem die Keime unſerer Ge— ſellſchaft mit Begeiſterung gelegt, mit Liebe und Aufopferung gepflegt und mit dem gluͤcklichſten Erfolg bis hierher ent— wickelt wurden, für den bedeutungsreichſten ihres begonnenen Lebens halten. Wenn wir uns an die geſchichtlichen Momente erinnern, welche unſer geehrter Herr Director, Herr Kammerrath Waitz, uns ſo eben vorfuͤhrte, wie klein die Anfänge waren, von welchen die Geſellſchaft ausging, wie gering die Mittel, durch die ſie erhalten wurde, wie groß oft die Schwierigkeiten, mit denen ſie zu kaͤmpfen hatte, ſo daß ſie periodiſch ihrem Erloͤſchen nahe zu ſein ſchien, bis ſie endlich die Gnade unſers Durchl. Herzogs und Landesherrn und unſeres erhabenen Protectors, des Prinzen Georg in ihren Schutz nahm und die verehrten Landſtaͤnde und Bankdirectoren fie ihrer Gunſt und Unterftügung für werth erachteten, o ſo muͤſſen wir mit Dank und Freude auf den durchlebten Zeitraum durchblicken. Zu dem iſt es nicht ein kuͤnſtlicher Abſchnitt, deſſen Schluß wir feiern; vielmehr beginnt mit ihm für unſer Geſellſchaftsleben eine neue Phaſe durch die Erweiterung des Geſellſchaftslocales, mit deſſen zweckmaͤßiger Einrichtung wir den erſten Anfang gemacht haben. Durch die Gewaͤhrung dieſer Raͤumlichkeit ſehen wir einen unferer ſehnlichſten Wuͤnſche erfüllt. Mögen wir darin eine Ermuthigung unſeres Strebens finden, eine Ermuntrrung, mit raſtloſem Eifer, mit uneigennuͤtziger Werk— thaͤtigkeit die Geſellſchaftszwecke zu verfolgen. Dann wird — 166 — auch unſer Verein die mit heute beginnende Periode glücklich zurücklegen und am Schluß derſelben, welchen irgend ein, vor unſern Blicken zwar noch verhuͤlltes, aber von einer hoͤhern Ordnung der Dinge ſchon geordnetes Ereigniß beſtimmen wird, eben fo dankbar und freudig zuruͤckſchauen, als wir heute auf den erſten Stiftungstag der naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes zuruͤckblicken. — f Als Secretair der Geſellſchaft habe ich die Pflicht, heut eine doppelt erfreuliche, Ihnen den Jahresbericht vors zutragen. Die Monatsſitzungen haben in dem verfloſſenen Jahre regelmaͤßig ſtattgefunden; auch ſind außerdem noch Extra— ſitungen gehalten worden. In dieſen Verſammlungen wurden theils Verträge von einheimiſchen Mitgliedern ges halten, theils von auswaͤrtigen oder korreſpondirenden Mit— gliedern eingeſandte Abhandlungen vorgeleſen. Außerdem, wenn es die von den laufenden Geſchaͤften, welche zur Er— ledigung vorlagen, noch übrige Zeit geftattete, wurden durch Korreſpondenz oder durch Bemerkungen der Anweſenden zur Discuſſion gebrachte Gegenſtaͤnde zur Unterhaltung benutzt. Was davon ein allgemeineres Intereſſe zu haben ſchien, iſt in den oſterlaͤndiſchen Mittheilungen bereits ab— gedruckt oder ſoll noch zum Druck kommen, weßhalb ich mich einer ausführlichen Darlegung uͤberhoben glaube. Waren auch dieſe Verſammlungen nicht immer zahls reich, ſo waren ſie doch im Ganzen mehr beſucht, als im vergangenen Jahre. Dieſe Verſammlungen werden immer der weſentlichſte Theil unſeres Geſellſchaftslebens fein. Es iſt daher zu wuͤnſchen, und ich darf es wohl mit Zuverſicht ausſprechen, auch zu erwarten, daß ſie in Zukunft noch beſuchter fein werden, zumal wenn die fruͤhere Einrichtung wieder ins Leben tritt, nach welcher ſich die Mitglieder, denen es Zeit und Studium verſtatten, dazu verpflichten, in einer der Hauptſitzungen einen womoͤglich freien Vortrag uͤber irgend einen beliebigen Gegenſtand, wie er ſich ihnen eben darbietet, zu halten. Bei dieſen Vor⸗ — 19 — traͤgen iſt es nicht auf gelehrte, wiſſenſchaftliche Forſchungen und Eroͤrterungen abgeſehn. Sie ſollen nur Grundlage unferer Unterhaltungen ſein, zum Austauſch eigner Beobachtungen und Erfahrungen veranlaſſen und uns Gelegenheit geben, uns auch mit den Zweigen der Raturwiſſenſchaft vertrauter zu machen, die unſern gewoͤhnlichen Beſchaͤftigungen ferner liegen. Eine reiche Quelle von Belehrung und Unterhaltung war auch in dieſem Jahre unſre auswaͤrtige Korreſpondenz. Sie iſt daher mit Sorgfalt unterhalten worden. Es waͤre indeß zu wuͤnſchen, daß fuͤr dieſen Zweig unſerer geſell— ſchaftlichen Thaͤtigkeit noch mehr geſchaͤhe. Freilich gehoͤrt zur Fuͤhrung einer nicht blos geſchaͤftlichen Korreſpondenz Neigung und Zeit, und nicht immer iſt Beides vereinigt. Allein außer dem Gewinn, den ſie der Geſellſchaft bringt, hat ſie auch viel Belohnendes fuͤr den, der ſie fuͤhrt. Wir hoffen, daß ſich kuͤnftig zur Erhaltung ſchon ange— knüpfter oder noch anzuknuͤpfender Verbindungen mehr Kraͤfte vereinigen, damit nicht manche Quelle des Unter— richts und des Genuſſes verſiegt. Unſere Sammlungen haben im verfloſſenen Jahre faſt in allen ihren Zweigen bedeutende, zum Theil koſtbare und ſchoͤne Bereicherungen erhalten. Einzelne Gegenſtaͤnde erwarben wir durch Tauſch; die meiſten verdanken wir dem Wohlwollen unſerer Freunde, die uns damit beſchenkten. Von dem Werthe und der Wichtigkeit dieſer Erwerbungen haben Sie ſich heute durch eigne Anſicht in unſerm Muſeum uͤberzeugen koͤnnen. Wir haͤtten gewuͤnſcht, Ihnen am heutigen Jubelfeſte alle dieſe Gegenſtaͤnde ſyſtematiſch eingereiht und in guter Ordnung aufgeſtellt zeigen zu koͤnnen. Allein die Zeit von dem Tage an, wo uns das neue Local zur Erweiterung unſerer Sammlung uͤberwieſen wurde, bis zum Stiftungsfeſte war zu kurz, als daß wir dies haͤtten bewerkſtelligen konnen. Muthmaßlich haben wir uns jetzt für eine Reihe von Jahren einzurichten, und da es bei dieſer Einrichtung nicht allein auf ſyſtematiſche An— ordnung, ſondern auch auf gefällige Aufſtellung und ſpar— = 168 — famfte Benutzung des Raumes ankommt, fund überdies Naturalien eine ſorgſame Behandlung erfordern, ſo haben wir nichts übereilen wollen. Deßhalb iſt es vorgezogen worden, alle ſeit vorigem Jahre eingegangenen Naturproducte zu einer Ausſtellung in einem Zimmer zu vereinigen und fie zu überſichtlicher Betrachtung Ihnen vorzulegen. Die weitere Anordnung muß ein Geſchaͤft des naͤchſten Jahres fein, und wenn wir uns zum naͤchſten Stiftungsfeſte vers einigen, dann ſollen Sie ſich mit uns an den ſchoͤnen Sammlungen erfreuen und ſich uͤberzeugen, daß wir uns dieſer Arbeit mit Liebe unterzogen und ſo viel an unſerm beſten Willen liegt, nichts verſaͤumt haben, was der Werth und die Wichtigkeit unſerer Sammlungen zu erfordern ſcheint. — Da es zu weitlaͤufig ſein wuͤrde, alle Geſchenke einzeln aufzuführen, fo laſſen Sie mich nur die Namen der freundlichen Geber nennen. 5 Saͤugethiere erhielten wir durch Herrn Dr. Schle— gel vom Muſeum in Leyden, Herrn Dr. Richter in Roda, Herrn Foͤrſter Ad am. Voͤgel von Herrn Dr. Schlegel und zwar eine große Anzahl oſtindiſcher zum Theil ſehr feltner und ausgezeich— neter Arten von hohem Werthe, vom Herrn Dr. Richter, vom Herrn v. Huͤber in Kaͤrnthen, vom Herrn Dr. Wolf ein Pärchen von einem der prachtvollſten Vögel, dem koſt— baren Phasianus Argus, einem Bewohner der Sunda— inſeln, vom Herrn Faſanenjaͤger Herold, vom Herrn Kammergutspachter Loͤhner. Amphibien vom Herrn Dr. Schlegel. Fiſche vom Herrn Dr. Schilling in Greifswald. Inſecten vom Herrn Dr. Schmidt in Prag, meiſt ſicilianiſche Käfer; vom Herrn Dr. Schmidt in Stettin eine bedeutende Anzahl Kaͤfer, zum Theil ſeltene Arten; vom Herrn Dr. Frivaldszky in Peſth Kaͤfer, meiſt tuͤrkiſche Arten; vom Herrn Graveur Schmidt in Weißenfels Schmetterlinge; vom Herrn Dr. Imhoff in Baſel Hymenoptern. — 161 — Mollusken vom Herrn Landjägermeifter Graf Beuſt, eine Anodonta eygnea mit Perlen, vielleicht noch nie gefunden. Strahlthiere vom Herrn Dr. Schilling in Greifswald, 2 Exemplare von Medusa aurita, als Praͤe⸗ parat merkwürdig. Pflanzen vom Herrn Dr. Facchini in Südtyrol, Mineralien von unferm Freunde Herrn Rath Zipſer in Reuſohl in Ungarn und Herrn Oberbergrath Jug ler in Hannover. Fuͤr das naͤchſte Jahr haben wir Erwerbungen in Ausſicht, welche, wenn uns das Gluͤck beguͤnſtigt, in der Geſchichte unſerer Sammlungen Epoche machen duͤrften. Am vorjaͤhrigen Stiftungsfeſte hatte ich die Ehre Ihnen ein Schreiben des Miſſionairs Teichelmann in Adelaide in Südauöftralien mitzutheilen, zufolge deſſen uns derſelbe das Anerbieten machte, fuͤr uns die dortigen Raturproducte zu ſammeln, wenn wir ihn mit Geldmitteln unterſtuͤtzen würden. Eine ſpaͤter ergangene Einladung zur Theilnahme an einer Actienvereinigung für dieſen Zweck fand ſo uner— warteten Anklang und fo großmuͤthige Unterſtuͤtzung vors naͤmlich von unſerm Durchlauchtigſten Herzoge, daß zu den vorbereitenden Maßregeln geſchritten werden konnte. In unſerm verehrten Freunde, Herrn Kaufmann Sommeri in Altona, hatten wir denn auch einen ſo uneigen— nuͤtzigen, in uͤberſeeiſchen Unternehmungen unterrichteten und erfahrenen Befoͤrderer des begonnenen Werkes, daß im Herbſt des vergangenen Jahres die Summe von 200 Tha⸗ lern und eine Sendung mit Fanggeraͤthen und andern zur Veranſtaltung einer ſolchen Sammlung noͤthigen Utenſilien mit gedruckter und ſchriftlicher Anweiſung und mit einer Muſterſendung zum Unterrichte für die dortigen Miſſionaire abgehen konnte. Nach den erhaltenen Nachrichten ſind alle dieſe Gegenſtaͤnde bis zum December in See gegangen, und wenn fie nicht ein Unfall getroffen hat, nunmehr in Suͤd— = 1 = auftralien eingetroffen *). Wir warten nur auf günftige Berichte aus dem fernen Erdtheil, um dann noch ein drittes Hundert Thaler nachzuſenden. Wenn wir bedenken, wie ſelten und wie werthvoll daher noch in den Sammlungen die Naturproducte jener Gegenden ſind, wie viel neue, fuͤr die Wiſſenſchaft wichtige Gegenſtaͤnde von dorther an uns gelangen koͤnnen, und, daß die meiſten Actien von den Mitgliedern großmuͤthig an unſere Geſellſchaft abgetreten worden ſind, ſo iſt es begreif— lich, daß aus dieſem Unternehmen die wichtigſten Reſultate fuͤr unſere Geſellſchaft hervorgehen koͤnnen. Eine andere Ausſicht iſt uns zur Erwerbung der Naturproducte Griechenlands geſtellt. Herr Dr. Lin der— mayer, Praͤſident der naturforſchenden Geſellſchaft zu Athen, hat uns in einem Schreiben das freundliche Aner— bieten gemacht, uns die Naturproducte Griechenlands ver— ſchaffen zu wollen, wogegen er von uns nordeuropaͤiſche Naturalien, welche der dortigen Sammlung noch fehlen, zu erhalten wuͤnſcht. Es iſt damit ein Wunſch erfuͤllt, für deſſen Erreichung wir ſchon vor Jahren erfolgloſe Schritte gethan. Bereits ſind die noͤthigen Einleitungen getroffen, um dieſen Verkehr für beide Betheiligte moͤglichſt nuͤtzlich zu machen, und wir duͤrfen hoffen, unſere griechiſche Sammlung, zu welcher der Durchlauchtigſte Prinz Eduard einen ſchoͤnen Grund gelegt hat, nun bald vermehrt und vervollſtaͤndigt zu ſehen. Ueber die Actienunternehmung des Dr. Schrader ſind durchaus keine Nachrichten zu erlangen, obſchon wir ſie ſeit einem Jahre erwatten, und kaum noch wiſſen, was wir von dieſer Angelegenheit denken ſollen. ) Und fo iſt es denn wirklich geſchehen. Denn ſeitdem find Briefe von Teichel mann eingegangen, nach welchen dieſe Sendung mit dem Schiff Lady Fizherbert den 12. Juli 1842 im Golf St. Dun cen t eingetroffen und wohlerhalten an Teichelmann abgegeben worden iſt. a Dagegen find intereffante und erfreuliche Nachrichten von unferm Freunde Küfter eingegangen, der Dalmatien und Albanien bereiſt. Wird find bei dieſem Reiſeunter— nehmen mit einigen Centurien betheiligt, und dürfen bei der freundlichen Geſinnung dieſes lieben Mannes, wie er ſie gegen unſere Geſellſchaft ſchon fo oft bethaͤtigt hat, ſchoͤne Erwerbungen fuͤr unſere Sammlungen erwarten. Unſere Verbindung mit auswaͤrtigen Vereinen zu er— halten ſind wir ſorgfaͤltig bemuͤht geweſen; denn es iſt immer dankbar von uns erkannt worden, wie ſehr dieſelben unſere wiſſenſchaftlichen Beſtrebungen gefoͤrdert und unſere Sammlungen bereichert haben. In dieſem Jahre hat ſich ein neuer naturwiſſenſchaftlicher Verein in Thuͤringen con— ſtituirt. Der erſte Bericht, der uns zugeſendet worden iſt, erweckt die gegruͤndetſten Hoffnungen, daß ein bisher in naturwiſſenſchaftlicher Hinſicht bei weitem nicht genug be— achteter Diſtrict von Deutſchland nun endlich mit der Auf— merkſamkeit erforſcht werden wird, die er ſeiner intereſſanten Naturproducte wegen in einem fo hohen Grade verdient. Wir werden dieſem Vereine gern zu Förderung feiner Zwecke die nachbarliche Hand bieten, wie wir die gegenseitige Ge⸗ faͤlligkeit zu erwarten haben. Unſerer Bibliothek iſt theils durch Ankauf, theils durch Geſchenke mancher für unſere Bildung und Unterhaltung ſehr erhebliche Zuwachs zu Theil geworden. Ohne litera— riſche Hilfsmittel kann man in keiner Wiſſenſchaft vorwaͤrts kommen. Die Geſellſchaft wird es begreiflich finden und nur billigen, daß auf Erwerbung derſelben ein ſehr an— ſehnlicher Theil unſeres Einkommens alljaͤhrlich verwendet wird. Wenn dabei perſoͤnliche Beſtrebungen eine bereit— willige Unterſtuͤtzung finden, fo kann dies der Geſellſchaft nur nuͤtzlich ſein. Denn je mehr wir unter uns Mitglieder beſitzen, die einem ſpeciellen Zweige der Naturwiſſenſchaft ihre gefchäftöfreie Zeit widmen, deſto ſicherer wird die Ges ſellſchaft im Stande fein, ihr vorgelegte Fragen zu beant— worten, Vorurtheile zu zerſtreuen, Irrthuͤmer zu berichtigen, — 164 — Katurfenntniffe allgemeiner zu verbreiten und einen groͤßern Einfluß auf das practiſche Leben zu gewinnen. Ich habe es immer für ein unſchaͤtzbares Gluͤck fuͤrſtlicher Hoheit ges halten, daß ſie ſich ſtets mit gruͤndlich gebildeten Maͤnnern umgeben kann, welche den Geiſt über Alles, was wiſſen— ſchaftliches und Kunſt-Intereſſe hat, zu unterrichten und ſo eines ſeiner edelſten Beduͤrfniſſe zu befriedigen befaͤhigt ſind. Sollte es nicht ein Land für ein guͤnſtiges Geſchick erachten, wenn ſich in ihm Vereine bilden, welche beſtrebt ſind, in den Wiſſenſchaften, denen ihre Thaͤtigkeit gewidmet iſt, mit der Zeit fortzuſchreiten, mit ihren Leiſtungen ſo gruͤndlich und ſo bald als moͤglich bekannt zu machen und die Summe von Kenntniſſen und Erfahrungen zu erwerben, welche in dem Belehrung und Anleitung Suchenden das Vertrauen erwecken kann, er werde nicht ohne Erfolg aus dieſer Quelle ſchoͤpfen? Soll aber eine Geſellſchaft als Geſammtheit die— ſes Ziel erreichen, ſo muß des Einzelnen Streben unter— ftüst werden, zumal in einer Welt, wo nach der weiſen Ordnung ihres ewigen Lenkers Kraͤfte und Mittel, um mit dem Botaniker zu ſprechen, zweihaͤuſig vertheilt ſind, damit gegenſeitiges Verlangen ſie in Eintracht verbinde und Einig— keit im Geiſte zu ſchaffender That befruchte. Die Admis niſtration wird die Richtung ihres Strebens nicht verlaſſen und jeden deßfallſigen Aufwand, wenn er nicht unverhälts nißmaͤßig die Kräfte der Geſellſchaft uͤberſchreitet, als einen weſentlichen Gewinn für das Ganze betrachten. Naͤchſt den Fortſetzungen unſerer bedeutenden naturwiſſenſchaftlichen Werke, wie von Naumanns deutſchen Vögeln, Decan— dolles Botanik, Herrich Schaͤffers Hemiptern, Harzers Pilzen u. ſ. w. ſind auch einige Werke ange— ſchafft worden, die fuͤhlbare Luͤcken ergaͤnzen ſollen; ſo Katorga's Infuſorien, Breithaupts Mineralogie, und einige andere. Zu Kuͤſters ſchoͤnem Konchylien— werke, was in Heften erſcheint, wollten die Mittel noch nicht zureichen. Als eine Feſtgabe habe ich einen gedruckten Katalog unſerer freilich noch ſehr kleinen und kaum fir die dringendſten Bedurfniſſe ausreichenden Bibliothek beſorgt. Viele Lücken werden weniger befremdend erſcheinen, wenn ich bemerke, daß wir beim Ankauf neuer Werke meiſt die Bücher ausgeſchloſſen haben, welche ſich bereits in hieſiger Herzogl. Bibliothek oder in Privatbibliotheken befinden und daher den Mitgliedern zugaͤnglich ſind. Wenn ſich dagegen manches Buch darunter befindet, was man in dieſer Biblio— thek kaum ſuchen wuͤrde, ſo mag man bedenken, daß auch ſie freundliche, wohlgemeinte Gaben und darum mit herz— lichem Dank empfangen worden find. Bücher muͤſſen be— nutzt werden, dazu ſind ſie da. Wir werden daher gern die Benutzung unſerer Bibliothek erleichtern, muͤſſen jedoch auf die vorgedruckte Nachricht verweiſen, da ein ſolches Inſtitut gewiſſe Garantien gebieteriſch fordert. Bucher und kleinere Schriftchen erhielten wir zum Geſchenk von Herrn Geier in Eiſenberg, Jahresberichte des naturwiſſenſchaftlichen Vereins vom Harz, Profeſſor Heer in Zurich, entomologiſche Zeitung durch den entomologiſchen Verein zu Stettin, Frivaldszky, Wirtgens Jahres— bericht des botaniſchen Veteins am Mittel- und Rieder— rhein, Schriften der naturforſchenden Geſellſchaft zu Goͤrlitz, Freiherr Speck von Sternberg, Magiſter Dehne, Dr. Biaſoletto, Dr. Müller in Emmerich, Verhand— lungen der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterlaͤndiſche Kultur vom Jahre 1841. b Auch in dem vergangenen Jahre ſind uns mehrere Mitglieder durch den Tod entriſſen worden. Am ſchmerz— lichſten traf uns der Verluſt des Mannes, der vom Anfang an als Mitſtifter, dann dreizehn Jahre lang als Secretair des Vereins durch feine hingebende, raſtloſe, erfolgreiche Thaͤtig— keit für das Beſtehen, für die feſtere Begründung und die Erweiterung ihrer Verbindungen nach außen unglaublich viel geleiſtet hat. Er gehoͤrte ihm mit aller Liebe an, bis er, zu einem andern Wirkungskreiſe berufen, aus unſerer Mitte ſchied. Seitdem hoͤrte zwar ſeine unmittelbare Thaͤtig⸗ ! — 16 — | keit für unſere Geſellſchaft faſt gänzlich auf. Doch brachte ihn die Auffindung von Huͤnengraͤbern in der Leine uns wieder naͤher. Er hat die Ausgrabungen geleitet und das Ergebniß in einer an unſerem Stiftungsfeſte im Jahre 1838 vorgelefenen und in den ofterlandifchen Mittheilungen ab- gedruckten Abhandlung veroͤffentlicht. Zuletzt machte er ſich noch durch eine ſorgfaͤltige Reviſion unſeres Herbariums um unſere Sammlungen verdient. Seit Jahren ſahen wir. ihn nicht mehr unter uns. Ach! Es war die letzte Zeit für ihn und die Seinen eine Zeit ſchwerer Kämpfe und bitterer Leiden. Wohl ihm, er hat ihn nun beſtanden, auch den letzten, ernſten Kampf. Ueberhoben jeder irdiſchen Sorge, nicht weiter beunruhigt durch getaͤuſchte Hoffnung, nicht mehr gehemmt durch die Schranken der Koͤrperwelt im Aufflug des unſterblichen Geiſtes zu dem Lichte, in das ſich zum Lohne endlichen Strebens der nebelfreie Blick des Forſchers mit entzückenden Schauern verſenken wird, wandelt er nun wieder vereinigt mit dem edlen Bruder, der ihm und uns ſo theuer war, durch die Wunder des Weltalls. Und wenn es ihnen vergoͤnnt iſt, ſo ſchauen ſie jetzt theilnehmend herab auf unſere kleine Erde und auf - unſern kleinen Kreis, und auf den, den fie einſt liebten, und ſagen ſich in der Rede der Seligen: Bald wird er bei Euch fein! — Das ſprechendſte Zeugniß von der Wirk— ſamkeit des Verewigten liegt in der langen Reihe von Protocollen vor, die er während feines vieljaͤhrigen Sekre— tariatd geführt. Eine ausfuͤhrlichere Darſtellung derfelben behalte ich mir für eine andere Gelegenheit vor. Herr Landesjuſtizrath Dr. Schenk ſchloß ſich als einheimiſches Mitglied an unſern Verein an. Außerdem wurden ernannt A. Zu Ehrenmitgliedern: 1) Herr Geheimerrath von Strombeck zu Wolfenbüttel, 2) Herr Dr. Mansfeld zu Braunſchweig. 3) Herr Kaufmann Hinrichs, Herzoglih Sachſen— Altenburgiſcher Conſul zu Neuyork. 4) — 167 — Herr Dr. Lindermayer, Oberarzt am Haupt⸗ militairſpital und Praͤſident der naturforſchenden Ge— man: zu Athen. Zu correſpondirenden Mitgliedern: ie Dr. Facchini zu Vejo im Faſſathal in Suͤdtyrol. Herr Dr. Schoͤpf, practiſcher Arzt und Gruͤnder des Kinderhospitals zu Peſth. Herr Dr. v. Frivaldszky, Cuſtos des National⸗ muſeums zu Peſth. Herr Profeſſor Hering zu Stettin. Herr Dr. Imhoff zu Bafel. - Herr Agnelli, Apotheker zu Szolnok in Ungarn. Herr v. Pauliny, k. k. Bergrath zu Tokat in Kleinaſien. In der Wahlverſammlung am 10. Mai wurde an die Stelle des ſtatutenmaͤßig aus dem Directorium aus— ſcheidenden Herrn Kanzleiraths Bechſtein Herr Rath und Kammerverwalter Zinkeiſen zum Director erwaͤhlt. Im übrigen Beamtenperſonale wurde eine weitere Veränderung nicht vorgenommen. Ueber das Kaſſenweſen wird der Kaſſirer der Geſell— ſchaft, Herr Baucontroleur Winkler, Bericht erftatten.- — 163 — XXII. Protokoll uͤber die Feſtſitzung am 20. Juli 1842. Mit frohen Hoffnungen hatten die Mitglieder der naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes ſchon laͤngſt dem heutigen Tage entgegengeſehen. Denn an ihm gedachten wir die Jubelfeier ihres fuͤnfundzwanzigjaͤhrigen Beſtehens feſtlich zu begehen. Um auch entfernte Mitglieder von der bevorſtehenden Feier zu unterrichten, wurde eine gedruckte, vom 1. Juni datirte Ankuͤndigung verſendet. Damit hofften wir noch eine zweifache Abſicht zu erreichen. Einmal ſollte allen Mitgliedern, ſoweit ſie uns erreichbar waren, eine Gelegenheit geboten werden, ihr Intereſſe an unſerm Vereine zu bethaͤtigen, und dann wuͤnſchten wir auch von manchen Mitgliedern, die lange unſerer nicht gedacht hatten, Nachrichten zu erhalten, um dieſe für die Redaction eines neuen Mitgliederverzeichniſſes benutzen zu koͤnnen. In Folge dieſer Aufforderung gingen auch manche ſchaͤtzbare Zuſchriften ein, zum Theil mit dankenswerthen Geſchenken an Buͤchern und Naturalien begleitet. In Ausſicht auf eine Erweiterung des Sammlungslocals und dann noth— wendige Umordnung unſerer Sammlungen waren alle im Verlauf des verfloſſenen Jahres eingegangene Raturalien uneingeordnet geblieben. Dieſe wurden nun mit den Feſt— geſchenken vereinigt und in dem gelben Zimmer, das durch Verſetzung der Mineralien in das uns neuerdings zur Bes nutzung uͤberlaſſene Zimmer leer geworden war, zur Anſicht aufgeſtellt. Die anweſenden Mitglieder konnten ſich am — 169 — heutigen Morgen von dem Reichthume und dem hohen Werthe dieſer neuen Erwerbungen uͤberzeugen, und wir Alle mußten uns von dem lebhafteſten Danke gegen unſere Goͤnner und Freunde durchdrungen fuͤhlen. Nach 10 Uhr begannen diesmal ausnahmsweiſe im Gaſthauſe zur Stadt Gotha vor einem zahlreichen Auditorio die Feſtvortraͤge. Den Anfang machte der erſte Director der Geſellſchaft, Herr Kammerrath Waitz, ſelbſt Mitſtifter der Geſellſchaft, und ſeit ihrem erſten Beſtehen durch ſeinen gelehrten Ruf, wie durch ſein uneigennuͤtziges, aufopferndes und darum ſo erfolgreiches Wirken fuͤr das Gedeihen derſelben hoch verdient, mit einer Eroͤffnungsrede. Der verehrteſte Redner hob die bedeutendſten Momente in der Entwickelungsgeſchichte unſerer Geſellſchaft hervor und gewaͤhrte ſo einen intereſſanten und zu den froheſten Hoff— nungen berechtigenden Ueberblick über das erſte Stadium unſeres Geſellſchaftslebens. Hierauf las der Secretair den Jahresbericht. Dann folgte die Ernennung dreier Ehren— mitglieder: f 1) Des Herrn Landesjuſtiz- und Conſiſtorialpraͤſidenten von der Becke.“ 2) Des Grafen und Herrn von Beuſt, koͤniglich preußiſchen Oberberghauptmanns zu Berlin. 3) Des Herrn Jugler, koͤniglich hannoͤverſchen Ober— bergrathes zu Hannover. Sodann wurde der Secretair beauftragt, einen Erlaß des Herzogl. Geheimen Miniſterii vorzuleſen, worin der Geſellſchaft in den ehrendſten Ausdrücken die Anerkennung und Theilnahme unſeres Durchlauchtigſten Herzogs zuge— ſichert und ein Geſchenk von 100 Thalern zu Foͤrderung der Geſellſchaftszwecke zugeſagt wird. Wenn ſchon dieſe Gabe an ſich gerade jetzt, wo bei der Umſtellung unſerer Sammlungen manche bedeutende Ausgaben unvermeidlich ſind, von hohem Werthe iſt, ſo wird ſie noch werthvoller durch die ehrende Anerkennung, womit ſie begleitet war. Der Verein erkennt darin dankbarſt den Lohn fuͤr das, was 12 — 170 — er erſtrebte, und fühlt ſich dadurch ermuthigt, mit regem Eifer auf der betretenen Bahn fortzuſchreiten. Unſer Durchlauchtigſter Protector hatte der Geſellſchaft fuͤr die Einladung zum Stiftungsfeſte ſchriftlich danken und bedauern laſſen, daß er von perſoͤnlicher Theilnahme durch eine Reiſe nach Hildburghauſen abgehalten war. Hierauf las Herr Dr. Geinitz aus Dresden einen bereits gedruckten, eben ſo belehrenden als unterhalten den Aufſatz über die Schichten der Erdrinde vor. Dann hielt Herr Dr. Kirmſe einen Vortrag: Vergleichende pſychologiſche Momente, als Grundlage zu Unterſuchungen über die Geiſtes— krankheiten der Thiere. Dieſe Abhandlung ſprach allgemein an, da der Gegenſtand ſelbſt von ſo hohem Intereſſe iſt, und der Herr Verfaſſer die ſchwierige Aufgabe, Wiſſenſchaft— lichkeit mit Allgemeinverſtaͤndlichkeit zu vereinigen, fo gluͤck— lich geloͤſt hatte. Es war dieſer Vortrag nur die Einleitung zu einem groͤßern Ganzen, zu deſſen allmaͤliger Mittheilung in unſern Monatsſitzungen uns Hoffnung gemacht worden iſt. Den Schluß der Vorträge machte Herr Rath Zin kei— fen mit einer Abhandlung über ein porzellanartiges Product, in der Porzellanfabrik des Herrn Muͤhlberg zu Eiſenberg aus einem von dem Verfaſſer des Vortrags bei Paditz entdeckten verwitterten Porphyr bereitet. Form, Farbe und Maſſe erfreuten ſich eines allſeitigen Beifalls, und wenn auch dieſer erſte Verſuch noch nicht allen Anforderungen genügte, fo wäre es doch wohl moͤglich, daß durch fort— geſetzte Verſuche ſich ein betriebswuͤrdiges Product gewinnen ließe. Der launige Schluß machte einen angenehmen Ein— druck, und erweckte in der Verſammlung die heiterſte Stimmung. Die zur Feier ihres Jennerfeſtes e Aerzte des Oſterlandes vereinigten ſich mit den Mitgliedern der naturforſchenden Geſellſchaft zu dem nach 1 Uhr beginnen den Feſtmahle. Für leiblichen Genuß hatte Herr Gaſt— geber Doͤbernitz, der ſelbſt Mitglied der naturforſchenden Geſellſchaft iſt, loͤblich geſorgt. Die geiſtige Würze gaben TE. ſchoͤne Tafelgeſaͤnge, darunter ein herrliches Lied, von unferm Ehrenmitgliede Herrn Konſiſtorialrath und Hofprediger Sach ſe gedichtet, und mancher ſinnige Trinkſpruch. Von den 9 Stiftern der Geſellſchaft leben noch 4. Drei waren gegenwaͤrtig: Herr Kanzleirath Bechſtein, Herr Regierungs- und Oberſteuerrath Wagner, Herr Kammerrath Waitz; Herrn Dr. phil. und Rittergutsbeſitzer Gleitsmann auf Wildenhain hatte leider andauernde Kraͤnklichkeit die Theilnahme nicht geſtattet. Die 3 An— weſenden konnten aus dem ſtuͤrmiſchen Beifall, womit ihnen durch Herr Geheimenrath von Braun ein Lebehoch gebracht wurde, wohl erkennen, wie ihre Verdienſte um die Geſell— ſchaft erkannt und geehrt werden. Mit ernſter Ruͤhrung wurde der entſchlafenen Stifter, dieſer einſt durch Beruf und Wiſſenſchaft ausgezeichneten Maͤnner gedacht. Nachdem dieſe heilige Pflicht erfuͤllt war, wurde die Stimmung wieder heiterer und ein glückliches auf den Schluß der Vorleſung des Herrn Raths Zinkeiſen ſich bezie— hendes Impromptu des Herrn Konſi ſrniekrothes Dr. auge machte den froͤhlichen Beſchluß. Das ſchöͤne Wetter beguͤnſtigte den Aufenhalt im Freien. Bei einer Taſſe Kaffee wurde im Garten des Gaſthauſes noch manches ernſte und fröhliche Wort auch zwiſchen denen gewechſelt, die ſich bei Tafel fern geblieben waren, bis endlich die Trennungsſtunde ſchlug und zur Heimkehr mahnte. 6 J. G. Apetz. 12% XXIII. Vortrag uͤber die zeither nicht beachtete Benutzung des verwitterten Porphyrs zur Porzellanbereitung, gehalten beim 25jaͤhrigen Stiftungsfeſte der naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes, am 20. Juli 1842. Hochgeehrteſte Herren! Als ich beim Stiftungsfeſte unſerer Geſellſchaft am 1. Juli 1840 einen Vortrag uͤber den Zechſtein bei Cosma und Zehma hielt, erwaͤhnte ich auch die auffallende Aehn— lichkeit des verwitterten Porphyrs unſerer Umgegend mit der ohnweit Raſephas ſich findenden ſehr geſuchten Por— zellanerde, welche bekanntlich nach Gera, Gotha und noch weiter verfahren wird. . Ich zeigte Ihnen damals, daß beide Mineralien in der aͤußeren Erſcheinung ziemlich aͤhnlich waͤren, wovon Sie ſich gegenwärtig wieder durch vorliegende Belegſtuͤcke genug ſam uͤberzeugen koͤnnen, theilte Ihnen auch die chemiſchen Analyſen beider, welche Herr Hoſapotheker Huͤbler zu beforgen die Güte hatke, mit, welche im 4. Bande, 2. und 3. Vierteljahrhefte, unſerer oſterlaͤndiſchen Mittheilungen vom J. 1840 S. 106 abgedruckt find, woraus ſich deren Aehn— lichkeit auch in chemiſcher Hinſicht herausſtellte. Es draͤngte ſich mir dabei damals die Frage auf: „Sollte der verwitterte Porphyr nicht eben ſo gut wie die Porzellanerde zur Steingutfabrikation gebraucht werden koͤnnen?“ Ich nahm mir vor, darüber Verſuche anſtellen zu laſſen und beſchloß jene Vorleſung mit dem Verſprechen, Ihnen vielleicht in der Folge die Ergebniſſe jener Berſuche mitzutheilen. Durch die bereitwillige Gefaͤlligkeit des Herrn Por— zellanfabrikanten Muͤhlberg in Eiſenberg bin ich gegenwaͤr— tig in den Stand geſetzt, mein damals gegebenes Wort zu loͤſen und freue mich, Ihnen berichten zu koͤnnen, daß meine früheren Vermuthungen nicht ohne Grund geweſen find, und daß die vorgenommenen Verſuche ein meine Erwartungen noch uͤberſteigendes Reſultat herbeigeführt haben. Nach vielfach angeſtellten Verſuchen, welche im An— fange nicht gelingen wollten, hat ſich doch noch durch die Bemuͤhung des gedachten Herrn Porzellanfabrikanten eine Zuſammenſetzung gefunden, welche nach der eigenen Aus ſage deſſelben ſehr halt- und ſtandbare irdene Gefäße von graus grünlicher Farbe liefert, die zu größeren Stuͤcken ſehr brauche bar iſt, und ich habe gegenwaͤrtig die Ehre, verſchiedene ſolche Gefaͤße vorzeigen zu koͤnnen, nachdem andere durch den Brand verungluͤckt und auch dieſe noch nicht ohne Maͤngel zu nennen ſind, welche man jedoch bei erneuten Verſuchen durch andere Zuſaͤtze beſeitigen zu koͤnnen hofft. Der erſte Verſuch, den ich mit dem verwitterten Porphyr von Paditz anſtellte, war, ihn in Waſſer aufzu— loͤſen; nachdem mir ſolches vollkommen gelungen und ich davon eine ſehr feinkoͤrnige Maſſe erhalten hatte, bildete ich daraus, wie vom Thon, verſchiedene Formen, als Kugeln ıc., wovon Ihnen die erſten rohen Verſuche vorliegen, und unternahm es hierauf, dieſelben ſelbſt im Ofen zu brennen, und auch dieſes mißgluͤckte nicht; alsdann erſt wurden Vers ſuche durch die Porzellanfabrik in Eiſenberg unternommen und lieferten nach und nach die vor Ihnen ſtehenden Reſultate. Der verwitterte Porphyr von Paditz wurde in Eiſenberg zuerſt mit vielem Feldſpath, kohlen-und ſchwefelſaurem Kalfs oder Kieſelſaͤure reichen Geſteinen verſetzt, ergab aber, wenn jedes für ſich allein beigemiſcht wurde, um deßhalb nur unbeftiedigende Reſultate, weil erſtere Zuſchlaͤge eine zu — 1 — flüſſige und daher im Feuer ſich verziehende, letztere hingegen eine zu ſproͤde und daher bei der Abluͤhlung leicht zers ſpringende Waare hervorbrachten. Durch Beimiſchung gewiſſer Quantitaͤten von den ge— nannten Mineralien, welche, einzeln zugeſetzt, die angegebenen beiden nicht brauchbaren Eigenſchaften bei der Porzellanberei— tung herbeigefuͤhrt hatten, kam endlich eine graugruͤnliche Maſſe zu Stande, welche halt- und ſtandbare irdene Gefaͤße von huͤbſchem Ausſehen hervorbrachte, die ſich zu verſchiedenem wirthſchaftlichen Gebrauche recht gut eignen moͤgen; eine zweite Zuſammenſetzung brachte ein durchſcheinendes halb— verglaſtes Porzellan von lichtegruͤnlichgrauer Farbe hervor, welches ſich als weniger haltbar und noch weniger im Feuer ſtandbar erwies. Da bei dieſen Verſuchen der von mir nach Eiſenberg geſendete Porphyr ziemlich aufgegangen war, ſo konnte ich nur den aufgeſtellten Krug von der erſteren und das klei— nere Buͤchschen von der letztern Zuſammenſetzung, als beim Brande ſo leidlich gerathen, erhalten. Das erſtere Gefäß beſteht aus 759 zerſetztem Porz phyr, 128 Feldſpath, 79 kieſelſaͤurereichem bunten Sandſteine und 68 ſchwefelſauerm Kalk; das zweite kleine Buͤchschen aus 758 gedachten Porphyrs, 17% Feldſpath und SL Kalk. Da ſich die uͤberaus gefaͤlligen Herrn Fabrikanten in Eiſenberg fortgeſetzten deßfallſigen Verſuchen mit Bereitung von brauchbaren Gefaͤßen aus dem verwitterten Porphyr unterziehen zu wollen erklaͤrten, ſo ließ ich eine zweite Sen— dung dieſes Minerals dahin abgehen und erhielt davon vor wenigen Wochen die beiden groͤßern und kleinern Vaſen, welche aus derſelben Zuſammenſetzung beſtehen, als der eben vorgezeigte Krug, und nur deßwegen einen Unter— ſchied in der Maſſe und Farbe von erſterem Fabrikat zeigen, weil mit dem Porphyr zuvor die vollkommenſte Schlaͤm⸗ mung, wodurch die ſaͤmmtlichen noch unzerſetzten Theile — 173 — deſſelben ganzlich ausgeſchieden worden, vorgenommen worden iſt. Leider find auch dieſe Stucke im Brande nicht ganz gerathen, indem letztere Maſſe wieder zu ſproͤde ausgefal— len, dadurch glaſig und auf der Oberflaͤche riſſig geworden zu ſein ſcheint, was vielleicht blos in der Glaſur oder gerade in der zu feinen Schlaͤmmung und Entfernung vieler unzerſetzter Porphyrtheile liegen mag, welche die Maſſe mehr halt» und ſtandbar zu erhalten bedingte. Jedenfalls verdient der erſtere Verſuch, woraus der kleinere Krug hervorgegangen, entſchieden den Vorzug vor allen bisherigen, und namentlich dadurch, weil er eben die unzerſetzten Gemengtheile des Porphyrs, vorzuͤglich die Glimmerblaͤttchen, wodurch dieſes Porzellan von jedem an— dern leicht unterſchieden werden kann, noch deutlich erken— nen laͤßt, und ſo den Charakter des Porphyrs noch ganz beibehalten hat, und ich bin mit den gedachten Herren Fabrikanten wegen der vorgenommenen vollkommenſten Schlaͤmmung der Maſſe nicht ganz einverſtanden, ſondern habe ſie bereits freundlich veranlaßt, noch mehrere Verſuche mit der erſteren Maſſe und andern Miſchungen gefaͤlligſt vor— nehmen zu laſſen, wovon ich noch ein guͤnſtigeres Reſultat wie das zeitherige zu erzielen hoffe. Sollte es gelingen beim Brande der fraglichen Maſſe den Glimmerblaͤttchen, welche gehörig gleichfoͤrmig vermiſcht ſein muͤßten, eine etwas lichter braunroͤthliche Broncefarbe, wozu die Andeutungen bei dem erſteren dunkelgraugruͤnlichen Kruge ſchon recht huͤbſch vorhanden ſind, zu geben, ſo würde ſich das daraus gebrannte Porzellan gewiß ſehr huͤbſch ausnehmen und zu verſchiedenen groͤßeren Geſchirren, als Vaſen, Blumentoͤpfen und ſonſtigen Ziergeſaͤßen mans cherlei Art, auch Kaffee-, Thee- und Milchkannen vers arbeitet werden koͤnnen, BER, ohne Zweifel Abgang finden dürften. — 1176 = Schon war meine Ihnen eben vorgetragene Arbeit beendiget, als ich zu meiner großen Freude erſt geſtern noch von dem uͤberaus gefaͤlligen Herrn Porzellanfabrikanten Muͤhlberg in Eiſenberg die mit ausgeſtellten 3 Taſſen, leider zwei davon durch unvorſichtiges Einpacken zerbrochen, als neues Ergebniß der letzten Verſuche, den verwitterten Porphyr zur Porzellanbereitung gebrauchen zu koͤnnen und zugleich als Beweis, daß die gewoͤhnlichen Porzellanfarben, ſo wie auch die Vergoldung auf den daraus gefertigten Stuͤcken ſtehen, zugeſendet erhielt, wodurch dargethan wird, daß ſich derfelbe auch zu feinerem Steingut recht 5 ver⸗ arbeiten laſſe. Die Maſſe, woraus die blaugrünliche Taſſe 1 1 worden, beſteht aus 16 Theilen geſchlaͤmmtem verwitterten Porphyr von Paditz, SO Theilen thonerdereihem Sandſtein aus den mittleren Schichten der bunten Sandſtemfefmaßen und 4 Theilen Feldſpath von Carlsbad. Die beiden gemalten Taſſen mit Vergoldung ſind aus 20 Theilen geſchlaͤmmtem dergl. Porphyr, 28 Theilen dergl. buntem Sandſtein, 6 Theilen Feldſpath und 1 Theil Mangan- Hyperoxyd oder Graubraunſteinerz zuſammengeſetzt. Rach der Meinung Herrn Muͤhlbergs hat der letztere Zuſatz durch Abgabe eines Theiles feines Sauerſtoffes das im Porphyr enthaltene Eifenorydul in Oxyd verwandelt, und dadurch dem Porzellan eine dem Weißen ſich ſchon naͤhernde Farbe gegeben, und ſteht zu verhoffen, daß man vielleicht durch einen vermehrten Braunſteinzuſatz dem Fabrikat auch eine noch reinere weiße Farbe zu geben im Stande ſein wird. i Die zu allen gelieferten Stücken verwendete Glaſur beſteht aus 30 Theilen Feldſpath und 20 Theilen Marien— glas, welche zuſammen in ſtarkem Feuer gefrittet und dann mit 8 Theilen gemahlenen Porzellanſcherben ann wor⸗ den ſind. .- — 177 — Meine hochgeehrteſten Herren, die von mir im Jahre 1840 ausgeſprochene Vermuthung des Gebrauchs des vers witterten Porphyrs zur Porzellanbereitung iſt erwieſen ins Leben getreten und ich bin hoch erfreut daruͤber. Die Be— weiſe davon ſtehen vor Ihnen, und ich hoffe, daß derſelbe vielleicht für die Folge eben fo geſucht fein wird, wie die Porzellanerde; wer weiß, was die Zukunft gebiert! Gut für die Anlegung der ſaͤchſiſch-baierſchen Eiſenbahn, daß dieſe Anwendung deſſelben noch nicht allgemein in Ge— brauch gekommen und die zerſtoͤrenden Naturkraͤfte mit der vollkommenſten Zerſetzung des Porphyrs noch einige Jahr— hunderte werden zu thun haben, womit ſie jedoch nament— lich in der Gegend des Teufelsbruchs bei der Mockerſchen Muͤhle recht bedeutende Vorſchritte gemacht haben; was mußte die Expropriation des Pfarreiſteinbruchs in Stuͤnz— hain, des Steinbruchſtuͤcks bei Paditz und der Grundſtuͤcke ohnweit des gedachten Teufelsbruchs, welche die Eiſenbahn berührt, koſten, da die Werthbeſtimmung der zur Eiſenbahn benoͤthigten kleinen Parzellen ohnweit Raſephas, wo die bekannten Porzellanerdegruben befindlich, ſo große Schwierig— keiten herbeifuͤhrte, welche, ſo viel mir bekannt, nach mehr— fachen Beſichtigungen und Taxationen immer noch nicht be— ſeitiget ſind! und wird ſich das Herzogl. Hohe Conſiſtorium und der dermalige Pfarrer zu Stuͤnzhain Herr Paſtor Hempel wohl beruhigen koͤnnen, den zuerſt gedachten Stein— bruch zum größten Nachtheile der Pfarrer in Stuͤnzhain nach Jahrtauſenden fo überaus wohlfeil an die Eiſenbahn uͤberlaſſen zu haben, ohne an jene klar eben dargethane Rutzung des Porphyrs zur Porzellanbereitung gedacht zu haben! — Mich ſollte es gar nicht wundern, wenn wegen dieſer vergeſſenen Rebennutzung noch erhoͤhetere Anſpruͤche an die Eiſenbahn-Expropriationscommiſſion gemacht werden ſollten und faͤnde das ganz in der Ordnung! — Da, fo viel mir bekannt, vor mir noch Niemand auf den Einfall gekommen iſt und es zur Ausführung ges bracht hat, aus dem verwitterten Porphyr Porzellan bereis — 178 — reiten zu laſſen, fo glaube ich auch als Vater dieſes meis nes Kindes das vollkommenſte Recht zu haben, es taufen zu laſſen, und Sie muͤſſen mir ſaͤmmtlich erlauben, meine hochgeehrteſten Herrn, Sie dazu zu Gevatter zu bitten, das Herzogl. Hohe Conſiſtorium wird wegen der eigentlich nicht geſtatteten Mehrzahl der Taufpathen ſchon einmal nach— ſichtsvoll die Augen zudruͤcken und die deßfalls erwachſenen Gebuͤhren erlaſſen. b Wir nehmen die Handlung gleich vor: Porphyr⸗ Porzellan ſoll dein Rame ſein, gedeihe, vervollkommne dich im— mer mehr, werde dem Menſchengeſchlecht zum Nutzen und Wohlgefallen und verbreite dich in alle Welt! Sie aber, meine hochzuverehrenden Herren, nehmen Sie Sich Ihres Pathchens huͤbſch an, ſuchen fie deſſen Anwendbarkeit zu verbreiten, und machen Sie bald zum Verſuche Beſtellungen darauf, die ich mit Vergnuͤgen zu uͤbernehmen bereit bin. f Sollte der zeither unbenutzt bei den Steinbruͤchen zur Ausfuͤllung verwendete verwitterte Porphyr durch gegen- waͤrtigen Vortrag eine praktiſche Anwendbarkeit gewonnen haben, ſo faͤnde ſich der Verfaſſer fuͤr ſeine aufgewendete Mühe hinlaͤnglich entſchaͤdiget. | Julius Zinkeiſen. — ii nn XXIV. Ueber Wieſenwirthſchaft. Mitgetheilt aus den Verhandlungen des Altenburger Landwirthſchaftlichen Vereins von deſſen Secretair Eduard Lange. Bei der am 16. März 1842 gehaltenen Frühlings- verſammlung des Altenburger Landwirthſchaftlichen Vereins wurden nach Erledigung einiger geſchaͤftlichen Angelegen— heiten auch folgende Fragen über die Wieſenwirthſchaft vorgenommen und eroͤrtert: 1) Iſt die kuͤnſtliche Wieſenbewaͤſſerung bei uns wuͤnſchenswerth, und wie koͤnnte dieſelbe bei uns hergeſtellt werden? Rachdem der erſte Theil dieſer Frage allgemein und entſchieden mit Ja beantwortet war, gab Herr Hager von Saara vorzugsweiſe techniſche und Herr Kreſſe von Dobraſchuͤtz mehr landwirthſchaftliche Andeutungen zur Er— ledigung ihres zweiten Theiles. So fuͤhrte Herr Hager, um das Waſſer aus raſch fließenden Fluͤſſen in die Bes waͤſſerungsgraͤben zu heben, unterſchlaͤchtige Schoͤpfraͤder, um es aber aus langſamen Fluͤſſen oder aus Teichen empor zubringen, tragbare Schöpfwindmühlen an und fand damit mehr Zuſtimmung als der anderweit gemachte Vorſchlag das Waſſer durch Tageloͤhner in die Bewaͤſſerungsgraͤben heraufſchnecken zu laſſen. Doch hielt man auch die Schoͤpf⸗ maſchinen noch immer für koſtſpieliger und darum weniger empfehlenswerth als zweckmaͤßig in den Thaͤlern angelegte und aus hoͤhern Stellen der darin fließenden Gewaͤſſer EN geſpeiſte Zuleitungsgraͤben. Aus der Kreſſeſchen Beant— wortung nahm man die Eintheilung der kuͤnſtlichen Wieſen— bewaͤſſerung in eine nur tränkende oder befeuchtende und in eine zugleich duͤngende oder befruchtende an, und war auch allgemein über die Rothwendigkeit einverſtanden, daß die Oberfläche jeder Fünftlich zu bewaͤſſernden Wieſe zuvor in ihren einzelnen Theilen eine von den Zufuͤhrungsgraͤben gegen die Abfuͤhrungsgraͤben uͤberall fanft geneigte Ebene bilden muͤſſe. Daß aber Herr Kreſſe die Nüslichfeit kuͤnſt— licher Bewaͤſſerung für an ſich ſchon naſſe Wieſen laͤugnete, wurde beſtritten, indem die Zuführung ſuͤßen und. befruchs tenden Waſſers ſaure Wieſen entſaͤuern und ſomit ver— beſſern muͤſſe. Eben ſo wenig wollte man auch der Lohe des gefallenen Laubes, welches das Waſſer im Herbſt oder Fruͤhjahr den Wieſen zufuͤhrt, eine befruchtende Wir— kung zugeſtehen, ſondern behauptete geradezu, daß nament— lich das Eichenlaub, welches vom Holzwaſſer auf die Wieſen gebracht werde, wegen ſeines Gerbeſtoffgehaltes anfangs rothes und blaſſes Gras hervorrufe und ſpaͤter daſſelbe gleichſam verbrenne, ſo daß man dergleichen Holzwaſſer von feinen Wieſen mehr abzuhalten als ihnen zuzuführen habe, ſo gern man auch auf der andern Seite zugeſtand, daß aus verweſtem Laube zuletzt eine fette, ſchwarze Lauberde werde. In allen uͤbrigen Dingen trat man aber den vor— geleſenen Anſichten Kreſſe's bei z. B. darin, daß die Her— ſtellung kuͤnſtlicher Wieſenbewaͤſſerung nur bei großen Wie— ſenflaͤchen oder beim Zuſammentreten mehrerer einzelner Wieſenbeſitzer oder mehrerer benachbarten Gemeinden vor— theilhaft, fuͤr einzelne kleine Wieſen aber wegen der hohen Herſtellungskoſten nur ſelten raͤthlich ſei; daß der froftfreie TFruͤhherbſt und das froftfreie Fruͤhjahr die Hauptzeiten fuͤr die duͤngende und daß die Nachtzeit oder truͤbe Tage die paſſendſte Zeit für die traͤnkende Bewaͤſſerung im Som- mer abgebe, ſo wie daß eintretender Froſt im Herbſt und zu langes Waͤſſern im Sommer mit der groͤßten Sorgfalt zu vermeiden ſei. Auch geſtand man ſich unverhohlen, — 181 — daß unſere Gegend in der Wieſenbewaͤſſerung mit Aus— nahme der Wieſen am Stadtbache noͤrdlich von Altenburg noch ziemlich zuruͤckſtehe, und daß die in Hummelshain und Schoͤngleina gemachten Verſuche zur Rachahmung der Siegenſchen Wieſenbewaͤſſerung dankbar anzuerkennen und denſelben ein recht guͤnſtiger Erfolg und recht vielſeitige Rachahmung zu wuͤnſchen ſei. Auch wurde der zweckmaͤßig hergeſtellten und geleiteten Wieſenbewaͤſſerung bei Freiburg im Breisgau und der außerordentlichen Futterertraͤge ruͤh— mend und anerkennend gedacht, welche man dort erzielt, ſo weit als die Bewaͤſſerung reicht. Endlich fuͤhrte auch noch Herr Kammerherr von Ziegeſar uͤber die Beſchaffenheit des erforderlichen Waſſers einen Satz zur weitern Pruͤfung an, welchen er als Regel hierfuͤr aufgeſtellt gefunden habe, naͤmlich den: „Auf ſchlechten Boden reines Waſſer, auf fetten Boden allerhand Waſſer!“ Die zweite Frage lautete: Welche Duͤngungsmittel haben ſich auf unſern Wieſen bewaͤhrt und zwar unter welchen Bedingungen? Herr Hager ruͤhmte hier vor Allem einen Compoſt aus einem Gemenge Holz- und Braun— kohlenaſche, der Erde aus den Kartoffelkellern, aus Kehricht, Jauchenſchlamm, aus Miſt von den Abtritten, Tauben— und Huͤhnerſtaͤllen, aus ausgejaͤtetem Unkraut und etwas ungeloͤſchtem Kalk. Dieſe Haufen werden mit Jauche mehrmals uͤbergoſſen, einige Mal umgeſtochen und das Jahr darauf mit dem beginnenden Fruͤhjahr auf die Wie— ſen gefahren und hier zerſtreut. Zugleich ſichert dieſer Compoſt vor dem verderblichen Zahne der Schafe bei der Fruͤhjahrsweide, denn ſchon der Geruch deſſelben ſcheint den Schafen allen Appetit zu nehmen. Dagegen gab Herr Kreſſe in ſeiner ſchriftlichen Beantwortung eine Art Stufenleiter der Wirkſamkeit dieſer einzelnen Duͤngungsmittel und nahm dabei zugleich auf den Feuchtigkeitszuſtand der damit zu duͤngenden Wieſen weſentlich Ruͤckſicht. Für trockne Wieſen ruͤhmte derſelbe zuvoͤrderſt den Ruß, auch wenn dieſer nicht dicker ausgeſtreut wird als Roggenſaamen. Wahrſcheinlich — 162 — geht der Kohlenſtoff deſſelben ſo wie der des neu an die Oberflaͤche gebrachten Humus in umgearbeiteten Erdreich an der Luft nach und nach in Kohlenſaͤure uͤber, die von den Pflanzenblaͤttern eingeathmet und zerſetzt, ihnen das kraͤftige, dunkle Gruͤn und ihren Reichthum an Zuckerſtoff, Staͤrkemehl u. ſ. w. gibt. Die zweite Stelle weiſt Herr Kreſſe der Holzaſche, vielleicht mit etwas Braunkohlenaſche vermiſcht, an, welche beſonders die Vermehrung der Klee— arten und uͤberhaupt aller ſchmetterlingsbluͤthigen Pflanzen z. B. der Wicken und Platterbſen beguͤnſtigt. Dieſe muß etwa doppelt ſo dick ausgeſtreut werden als Haferſaamen, bei Vermiſchung mit Braunkohlenaſche aber vier Mal ſo dick. Das einzige Bedenken, das hiergegen vorgebracht wurde, war, daß man die Aſche mindeſtens eben ſo ge— eignet fuͤr naſſe Wieſen erachtete als fuͤr trockene und deß— halb lieber ſpaͤter angefuͤhrt geſehen haͤtte. Die dritte Stelle wies Herr Kreſſe dem Huͤhner- und Taubenmiſte, ſo wie den in eine Art Poudrette verwandelten Abtritts— vorraͤthen an, wenn dieſe etwa noch ein Mal ſo dick als Haferſaamen ausgeſtreut werden; dann kommt Kuhjauche, im Sommer mit Hofjauche (durch Miſt geſickertem Regen⸗ und Brunnenwaſſer) vermiſcht; dann Schafmiſt, beſonders der noch im Herbſt bei Grünfutter gewonnene, dann Schlamm aus Jauchengraͤben und Braunkohlenaſche, welche letztere Mehrere wieder vorzüglich den naſſen Wieſen vorbehalten zu ſehen wuͤnſchten. Dagegen haben Gips, Kalk und Duͤngeſalz Herrn Kreſſe wenig Wirkung gezeigt, was auch Herr Loͤhner aus Wilchwitz im Betreff des Kalks auf naſſen Wieſen beſtaͤtigte. Als einen auffallenden Beleg uͤber die Wirkſamkeit einiger dieſer Duͤngemittel fuͤhrte Herr Kreſſe noch an, wie auf einer etwa vor 10 Jahren aus Feld durch Ausſaat von engliſchem Raigras und Weißklee geſchaffenen Wieſe mit thonigem Untergrund, die wiederholt mit Schafmiſt geduͤngt worden war, zuletzt die Heu⸗ und Grummtertraͤge immer geringer geworden ſeien, bis er dieſelbe nach der Heuernte zum Theil mit Holz- und Braunkohlenaſche und zum Theil mit Kuhjauche bes düngt habe. Bei dem hierauf eingetretenen trockenen Wet— ter habe die ganze Wieſe Anfangs wie verbrannt aus— geſehen; als aber nach etwa vierzehn Tagen der erſte Regen gefallen, habe ſich ein ſo uͤppiges Wachsthum ent— faltet, daß er wohl nie eine ſchoͤnere Grummeternte gemacht habe als hier, indem auf den mit Aſche geduͤngten Stellen hauptſaͤchlich der Klee und auf der mit Jauche befruchteten Seite hauptſaͤchlich die Graͤſer in vorzuͤglicher Ueppigkeit ſich entwickelt haͤtten. Ueberhaupt ſcheine eine ſpaͤte Duͤngung oft beſſer zu wirken als eine fruͤhe, weil bei jener die Pflanzen das ſich verfluͤchtigende Ammoniak und die ſich entwickelnde Kohlenſaͤure ſofort aufſaugten, ehe dieſe von dem Winde entfuͤhrt wuͤrden. Wahrſcheinlich war aber bei der hier gedachten Wieſe der Wechſel der Duͤngeſtoffe das Entſcheidende, indem die Aſche dem Boden das ihm nach und nach durch die darauf erwachſenen Pflanzen entzogene und zur Vegetation der Kleearten vorzugsweiſe nothwendige Kali und die Jauche das deſſen Stelle mehrfach vertretende Natron und Ammoniak wieder erſtattete, an deren Mangel die Pflanzen bei aller uͤbrigen Fruchtbarkeit des Bodens ſeit einigen Jahren mehr und mehr zu leiden angefan⸗ gen hatten. Man ſchritt hierauf zu den Duͤngeſtoffen fort, welche Herr Kreſſe fuͤr naſſe Wieſen empfohlen hatte, wie z. B. den Pferdemiſt und den Schafmiſt, der hier vortheilhafter waͤre als auf trockenen Wieſen. Auch der Schweinemiſt hat hier einen guten Einfluß, den auch darauf geworfenes Kartoffelkraut bewaͤhrt. Hierzu fuͤgte Herr Loͤhner noch den gewoͤhnlichen Chauſſeeſchlamm, wie ihn unſer von den Fuhrwerken zu Pulver geriebener Porphyr liefert, deſſen Gehalt an Thon und ganz beſonders an Kali von dem wohlthatigſten Einfluß iſt. Herr Bertuch empfahl hierzu auch Hornſpaͤne und Herr Paſtor Krutſch das Knochenmehl, wie es namentlich der Kaufmann Grimmer in Pegau liefere, der nur friſche Knochen verarbeiten laſſe. Von ganz vor⸗ — 184 — zuͤglicher Wirkſamkeit ſoll auch das Fleiſchwaſſer fein, wel— ches in beſondern Behaͤltern durch das Verſenken todter Thiere unter Waſſer gewonnen wird und durch ſeinen gro— ßen Gehalt an organiſirtem Kohlenſtoff und Stickſtoff, ſo wie an mancherlei Salzen im hoͤchſten Grade erregend auf den Pflanzenwuchs einwirkt. Uebrigens ſchrieb Herr Kreſſe allen von ihm aufgeführten Duͤngemitteln, mit Aus— nahme des Schlammes, nur eine zwei Jahre dauernde Wirkſamkeit zu. Die dritte Frage war: Bei in Bodenbefchaffens heit iſt es vortheilhafter, bisherige Wieſen in Feld und bisheriges Ackerland in Wieſen umzuwandeln? und Herr Kreſſe meinte, wenn ein Wieſenſtuͤck abhaͤngig, etwas ſan— dig und hochgelegen ſei und in Folge ſeiner Trockenheit nur ſpaͤrliche Futterernten liefere, ſo wuͤrde in vielen Faͤllen ſeine Umwandlung in Ackerland vortheilhaft ſein; wenn dagegen ein Feld eben liege, ſogenannte Raßgallen zeige, den Regen nicht durchlaſſe, oder wohl gar in ſich haͤnge, ſo ſei deſſen Umwandlung in Wieſe anzuempfehlen. Dazu fuͤgte Herr Paſtor Meiſel, daß ihm auch die Umwandlung feuchter, an Holzungen unmittelbar anſtoßender Felder, die gewoͤhnlich ſehr ſpaͤrliche Koͤrnerfruchternten gewaͤhrten und nur etwa guten Flachs lieferten, in Wieſenland immer raͤthlich erſchienen waͤre. Endlich ſind auch noch ſolche Aufelder in Wieſen umzugeſtalten, die der Ueberſchwemmung oͤfters ausgeſetzt find und denen das Fluthwaſſer die feinſten Erd⸗ und Duͤngetheile entfuͤhrt. Die vierte Frage war: Iſt die abwechſelnde Benutzung deſſelben Bodens bald als Wieſe, bald als Ackerland für unſere Gegend in gewiſſen Faͤllen anzurathen und zwar in welchen? und wie wuͤrde man dabei zu verfahren haben? Iſt auch eine derartige Wechſelwirthſchaft bei uns nicht wie anderwaͤrts vorzuͤglich deßhalb zu empfehlen, um den Boden durch ſie in einen hoͤhern Culturzuſtand zu bringen und zu ergiebigeren Getreideernten zu befähigen, fo ſchien dieſelbe doch Herrn Kreſſe ſchon darum ſehr beachtens⸗ — 1855 — werth, weil er von dem dermaligen, entferntere Zufuhren erleichternden Eiſenbahnbau eine unſere Getreidepreiſe herab— druckende Concurrenz des entfernteren Niederlandes an der Elſter, Saale, Elbe u. ſ. w. erwarten zu muͤſſen glaubte, und weil dagegen unſere Viehzuchtsproducte leicht einen groͤßern Abſatzbezirk gewinnen koͤnnten. Sobald nun in dieſem Falle der Anbau der Futtergewaͤchſe eine hoͤhere Bodenrente gewähren würde, als der Koͤrnerfruchtbau, fo werde man bei uns wohl zunaͤchſt an eine Vermehrung der Kleeſaaten denken, deren Ertrage keine andere Futterpflanze bei uns gleichkomme; davon koͤnne aber dann wohl leicht ein haͤufigeres Mißrathen des zu oft auf demſelben Grund— ſtuͤck wiederkehrenden Klees die Folge und dann die Ausſaat anderer Futterkraͤuter ſchon der groͤßern Sicherheit willen raͤthlich ſein. Dieſe werden geſaͤet wie Klee und find Herrn Kreſſe bei mehrern Probeſaaten bisher immer ge— rathen, mochte er ſie nun in Roggen oder in Dotter ohne Eggeſtrich, oder in Gerſte mit Eggeſtrich ausſaͤen, ſobald nur der Saamen friſch und keimfaͤhig war. Doch raͤth er im erſten Herbſte nach der Anſaat ein ſolches Grundſtuͤck nicht beweiden zu laſſen, weil die jungen Pflanzen dadurch zu ſehr leiden wuͤrden. a Die Behandlung bisheriger Felder, welche in gute Wieſen umgeſchaffen werden ſollen, bildete mit der Be— handlung bisheriger Holzungen bei derſelben Beſtimmung den Gegenſtand der fuͤnften Frage. Das Ackerland wird in dieſem Falle ebenſo bearbeitet, wie beim Klee, der ja überhaupt in unſerer Landwirthſchaft das gewoͤhnlichſte Beiſpiel einer wenn auch ſchnell voruͤbergehenden Benutzung des Ackerlandes als Wieſenland bildet und deſſen wohls — thaͤtiger Einfluß auf unſer ganzes Wirthſchaftsſyſtem aller⸗ dings zum Anbau auch anderer Wieſenfuttergewaͤchſe ers muntern konnte. Natürlich muͤſſen dann die Furchen der Beete ſorgfaͤltig geebnet, oder das ganze Feld lieber gleich in einem Striche geackert werden, damit nicht ſpaͤter in den Vertiefungen beim Futtermaͤhen unnuͤtzer Weiſe lange 13 — 16 — Grasſtoppeln ftehen bleiben. Aus demfelben Grunde muß man auch bei bisherigen Holzungen alle Loͤcher, aus denen Baumſtoͤcke herausgethan find, etwas höher als den unge— lockerten Boden umher auffüllen, wenn man nicht nach einigen Jahren, nachdem ſich der aufgelockerte Boden wie— der geſetzt hat, an dieſen Stellen beckenartige Vertiefungen gewahren will. Ueberhaupt darf man bei bisherigen Hol— zungen nicht mit der Arbeit geizen, weil ein gut gelockerter und durchgearbeiteter Holzboden ſchon in den erſten Jahren die Koſten erſetzt, welche das Rajolen und Ebenen deſſelben verurſachte. Darum iſt es auch ſtets anzurathen, ſolchen Holzboden erſt ein oder ein paar Jahre als Ackerland zu bearbeiten, bevor er in Wieſenland umgewandelt wird, weil man ſich ſo am Beſten von ſeiner gehoͤrigen Ebenung und von der Vertilgung der Holzſchmielen und anderer unerwunſchter Kräuter überzeugen kann. Hat doch ſelbſt die Quecke, deren Vertilgung Herr Kreſſe nicht für noͤthig erachtete, weil ſie ein gutes, nahrhaftes Futter gewaͤhrt, die Erfahrung gegen ſich, daß ſie im Sommer leicht roſtig wird. Bei der ſechſten Frage: Welche aus dauernden Pflan- zen verdienen bei uns vorzugsweiſe zur Anſaat von Reu⸗ wieſen empfohlen zu werden, oder iſt es genug, bloßen Heuſaamen und Klee darauf auszuſtreuen? wurde die Aus— ſaat bloßen Heuſaamens verworfen, weil derſelbe in der Regel nur die Saamenkoͤrner der zeitig reifenden meiſt ſchlechten Wieſenpflanzen z. B. des Pfennigkrautes und des im Grummet vorkommenden Wieſenaugentroſtes enthalte und dabei ohne alle Auswahl gemiſcht ſei, ſo daß man bei ihm auf den verſchiedenen Boden und Feuchtigkeitszuſtand des in Wieſe umzuwandelnden Grundſtuͤcks gar keine Ruͤckſicht nehmen koͤnne und gar leicht eine Menge ſolcher Pflanzen darauf hervorrufen koͤnne, die man ſpaͤter vergeblich wieder zu vertilgen bemüht fein werde. Daher ſollte man bei Neuwieſen nie die Koſten des Saamens zweckmaͤßig aus⸗ gewaͤhlter Wieſenpflanzen ſcheuen oder ſich denſelben lieber — 187 — gleich ein Jahr vorher ſelbſt ziehen, um ſich von der Güte und Aechtheit des erkauften Saamens vor deſſen bleibender Aus ſaat gehörig zu überzeugen. Was nun die Auswahl der hierzu empfehlenswerthen Wieſenpflanzen anlangt, ſo wurden außer den bereits S. 35 ff. angeführten Kräutern für naſſe Wieſen noch der Mannaſchwingel, das blaue Perl⸗, das engliſche Rais und das Timotheusgras empfoh⸗ len, welche beiden letztern jedoch auch auf blos feuchten und ſelbſt auf trocknen Wieſen gut gedeihen. Fuͤr blos feuchte Wieſen rieth derſelbe die Aus ſaat des franzöfifchen Raigraſes, des Waſſer- und Wieſenrispengraſes, des glat⸗ ten Perl-, des haarfeinen Strauß- und des gelben Ruch⸗ graſes, ferner des Wieſenfuchsſchwanzes und des Wieſen⸗ ſchwingels; für mehr trockne Wieſen empfiehlt er die feinen Schmielenz und Schwingelarten, die Rispengraͤſer, den weichen Trespe und den Goldhafer. Rothklee zugleich mit einzuſaͤen iſt nicht anzurathen, weil dieſer im erſten Jahre fo üppig waͤchſt, daß er die Gräfer unterdruͤckt, ſo daß dann, wenn er nach 2 Jahren wegbleibt, kahle Stellen unvermeidlich ſind, und weil er beim Heutrocknen viel mehr Zeit zum Duͤrrwerden braucht als die Graͤſer. Dagegen ſei der Weißklee zu ſolchen Miſchſaaten ſehr zu empfehlen, weil er ſchneller trockne, beſſer ausdaure und ein ganz vortreffliches Futter liefere. 8 13 * XXV. ueber inländiſche Pferdezucht. Aus den Verhandlungen des Altenburger Landwirth⸗ ſchaftlichen Vereins mitgetheilt von deſſen Secretair Eduard Lange. Außer mehreren Verwaltungsgegenſtaͤnden beſchaͤftigte den Altenburger Landwirthſchaftlichen Verein in ſeinen Verſammlungen vom 13. Juli und vom 7. Decbr. 1842 auch die Pferdezucht, uͤber welche Herr Paſtor Thienemann fruͤher eine kurze Abhandlung niedergeſchrieben hatte, nach deren Anleitung dann auch die fuͤr die Verhandlungen des Vereins gedruckten Fragen entworfen worden waren. Die erſte Frage lautete: Welche Hinderniſſe haben bei uns bisher der inlaͤndiſchen Pferdezucht entgegen ges ſtanden? und man antwortete: Der Mangel an Beſchaͤl— hengſten, das namentlich früher, faſt allgemeine Vorurtheil unſerer Landwirthe gegen das Halten von Stuten, der frühere geringe Ankaufspreis des jaͤhrlichen Bedarfs an neuen Füllen, von denen man ehedem das Paar für 30 und einige Thaler kaufte, der noch immer größer werdende Mangel an Weideplaͤtzen in Folge der Guͤte und des hohen Preiſes von Grund und Boden und die fruͤher ziemlich allgemeine Meinung, daß ohne Weideplaͤtze keine guten und dauerhaften Fuͤllen gezogen, ſo wie daß die Stuten waͤhrend der Tragezeit nicht zur Arbeit benutzt werden duͤrften. Die zweite Frage verlangte eine Angabe der Vortheile, welche die eigene Anzucht der uns noͤthigen Pferde gewaͤhren — 189 — würde. Als ſolche wurden angeführt: Erſparniß an baarem Gelde, da der Preis halbjaͤhriger Füllen bereits 30 Thlt. und daruͤber betrage, ſo daß, den jaͤhrlichen Bedarf unſeres Amtsbezirks zu 400 Füllen angenommen, dafuͤr jetzt ſchon 12,000 Thlr. ins Ausland gehen, groͤßere Sicherheit im Betreff der Guͤte der Pferde, indem der weite Transport der jungen Thiere auf harten Straßen, ſelbſt wenn dieſe nicht durch ihre unbekannte Abſtammung mit der Anlage zu Erbfehlern behaftet ſeien, leicht der Grund zu einem baldigen Tode oder zu unverbeſſerlichen Fehlern fein konne, und indem man bei ſelbſterzogenen Pferden bei weitem mehr Wahrſcheinlichkeit habe, daß dieſelben in Größe, Farbe, Temperament und Dauer den gehegten Wuͤnſchen und Erwartungen entſprechen werden, als wenn ſie ohne alle dieſe Rüͤckſichten nur zum Verkauf in die Fremde gezüchtet worden find. FR Die dritte Frage faßte den Pferdeſchlag ins Auge, welcher uns die tauglichſten Acker- und Arbeitspferde liefern wuͤrde, wobei die Stimmen zwiſchen der mecklenburger und daͤniſchen Race getheilt waren, deren Vermiſchung mit eng⸗ liſchem Blute ebenfalls von verſchiedenen Geſichtspunkten aus betrachtet zu werden ſchien. Der Grund dieſer Mei— nungsverſchiedenheit mochte theils in den zufälligen Erfah— rungen der Einzelnen und theils darin liegen, daß Einige mehr Gewicht auf das Temperament und die Dauer, An— dere mehr auf eine ſtattliche Körpergröße und Knochenſtaͤrke legten. Doch gewann bei der weitern Verhandlung die Anſicht immer mehr Boden, daß ein anſehnlicher ruͤſtiger und dauerhafter Mittelſchlag unſern Wirthſchaftsverhaͤltniſſen mehr entſpreche als große, ſtarkknochige Thiere, die bei aller Koͤrperfuͤlle doch oft träger. find und leichter ermuͤden als jene. Und wie beim Rindvieh die einzelnen Thiere derſelben Race oft die größte Verſchiedenheit zeigten, welche von aufmerkſamen und verftändigen Landwirthen bei der Rachzucht des eigenen Bedarfs ſorgfaͤltig beruͤckſichtigt wuͤr⸗ den, ſo ſei auch bei den Pferden das Individuelle der — 190 — Stuten und Hengſte fuͤr die Nachzucht noch wichtiger als ihre Race. Wenn nun — ſo fuhr man in Beantwortung der vierten Frage nach den Mitteln zur Verbeſſerung des vorhandenen Pferdeſchlagß fort — wenn nun zum erſten Anfange in der Selbſtanzucht unſeres Pferdebedarfs 2 oder 3 Landesbeſchaͤlhengſte von der angefuͤhrten Beſchaffenheit angekauft und unter Aufſicht der Beamten des Herzogl. Marſtalls den Landesunterthanen zum Bedecken ihrer fuͤr gut erkannten Stuten zugeftanden würden, fo wuͤrde ſich gewiß ein unſern Wuͤnſchen und Bedürfniffen entſprechen— der Pferdeſchlag ohne große Koſten gewinnen und erhalten laſſen, waͤhrend ohne Aufſtellung von Landesbeſchaͤlhengſten die Sache gewiß noch lange ihren bisherigen Gang gehen, d. h. unbeachtet und vernachlaͤſſigt bleiben wird. Was nun die fuͤnfte Frage nach dem jaͤhrlichen Be— darf neuer Arbeitspferde und nach der zur eignen Anzucht derſelben erforderlichen Anzahl Beſchaͤler in unſerm Lande betrifft, ſo glaubte man zuvoͤrderſt von dem Weſtkreiſe, deſſen eigenthümliche Verhaͤltniſſe wir nicht genugſam kennen, abſehen und ſich alſo lediglich auf den Altenburger und Ronneburger Amtsbezirk beſchraͤnken zu muͤſſen. Dieſe enthalten zuſammen 103,568 Acker Land (zu 200 zehnelligen Quadratruthen). Nimmt man nun auf je 20 Acker 1 Pferd an, ſo wuͤrde der Oſtkreis 5178, oder in runder Zahl 5000 Pferde beſitzen und die durchſchnittliche Dauer eines Pferdes auf 8 oder bei der eignen Anzucht derſelben, wobei die Füllen nicht durch den weiten Transport gefaͤhr⸗ det werden würden, auf 10 Jahre angenommen, im erſten Falle jahrlich 625 und im zweiten jährlich 500 neue Pferde noͤthig haben, fo daß für Pferde, deren Durchſchnitts— preis man, weil nicht etwa blos halbjaͤhrige, ſondern auch zwei⸗, drei- und vierjaͤhrige Thiere nachgekauft wers den, jetzt wohl zu 45 Thalern annehmen dürfe, jaͤhrlich wohl 28,125 oder doch 22,500 Thaler aus dem Lande gehen. Da nun aber auf keinen Fall dieſer Bedarf, auch wenn die hierzu erforderlichen 10 Beſchaͤlhengſte ſogleich — 191 — beſchafft und unter den guͤnſtigſten Bedingungen den Ber ſitzen von Stuten zum Bedecken derſelben zugeſtanden wuͤrden, ſogleich im Inlande ſelbſt gezogen werden koͤnnte, ſo hielt man fuͤr den Uebergang zur Selbſtanzucht der Pferde 2 bis 3 Beſchaͤlhengſte vor der Hand für völlig ausreichend. In Beantwortung der ſechſten Frage nach der Pflege, Behandlung und Tragzeit der Zuchtſtuten geſtand man zwar die Brauchbarkeit der Zuchſtuten bis zu den letzten Tagen ihrer Tragezeit fuͤr die gewoͤhnliche Feldarbeit zu, rieth aber doch, ſie zu ſchonen und namentlich am Wagen, deſſen Deichſel bei ſchlechten Wegen durch ihre ſchlagenden Stoͤße, ſowie auch das Anprallen der Wagen beim Bergab— fahren leicht Ungluͤck veranlaſſen koͤnne. Auch muͤſſe das trächtige Thier einen weiten durch einen Breterverſchlag ges ſicherten Stand im Stalle erhalten, damit es ſich nicht verwaͤlze und nicht durch die gewoͤhnlichen Standbaͤume Schaden nehme. Es geht aber eine Stute 11 bis 12 Monate, oder 344 bis 350 Tage tragend, weßhalb dieſelbe bei uns, um durch die Pferdezucht in der Feldarbeit ſo wenig als moͤglich geſtoͤrt zu werden, womoͤglich ſchon im Februar oder Maͤrz zu bedecken ſein wuͤrde. Die Geburt des Fuͤllens, mit deſſen erſter Pflege ſich die fiebente Frage beſchaͤftigte, geht gewoͤhnlich leicht von Statten, ‚und es find dabei im Weſentlichen dieſelben Maßregeln zu beobachten, welche dem Landwirthe von der Rindvieh— zucht bekannt ſind. Nur ſei der Stand der Stute hin— reichend geräumig! Auch kann man das Füllen nach 12 bis 13 Wochen von der Mutter entwoͤhnen, um die letztere zu ſchonen, obgleich das junge Thier, erſt nach 5 oder 6 Monaten entwoͤhnt, noch freudiger gedeihen mag. Die achte und neunte Frage nach der Ernaͤhrung des entwoͤhnten Fuͤllens und nach der Fuͤglichkeit, daſſelbe auch ohne Weidegang zu einem kraͤftigen und dauerhaften Pferde aufzuziehen, wurden gleich zuſammen beantwortet. Man giebt demſelben am Beſten zuerſt gutes ſüßes Gras, damit nicht Verſtopfung einttete, nach ‚feiner Saftigkeit mit mehr — 192 — \ oder weniger Heu gemiſcht, damit auch der Durchfall ab⸗ gehalten werde. Hierzu kommt dann noch etwas Hafer⸗ ſchrot und bisweilen als Wuͤrze, beſonders im Winter, ein wenig Salz. Dabei laͤßt man das muntere Thier frei im Stalle umherlaufen und haͤngt es nicht an, weil es ſich ſonſt leicht erdroſſelt. Ferner umfriedigt man fuͤr daſſelbe einen Tummelplatz, wo es ſich auslaufen und einen großen Theil ſeines taͤglichen Futters erhalten kann, zumal wenn derſelbe auch mit einer Dachung verſehen iſt, um ihm bei eintretenden Negengüffen eine Zuflucht zu gewähren. Beim Weidegange würde nur noch etwas Dürrfutter und Haferſchrot oder ſpaͤter Hafer dem Thiere zu gewaͤhren ſein, das über— haupt im zweiten und dritten Jahre immer mehr an das gewöhnliche Futter eiwachſener Pferde zu gewöhnen iſt. Auch darf man nicht verabſaͤumen, es ordentlich zu putzen 0 und ſeine Hufe vom zweiten Jahre an gehoͤrig zu be— ſchneiden. ’ Die zehnte Frage lautete: Iſt es bei uns wohlfeifer, Füllen bei Stallfütterung oder beim Weidegange aufzuziehen und um wie viel? Man war mit Herrn Kreſſe allgemein der Anſicht, daß es bei uns hinreichende Grundſtuͤcke, um Fuͤllen lediglich beim Weidegange aufzuziehen bei dem hie⸗ ſigen Bodenwerthe nicht gebe, fo daß man bei uns dena ſelben wohl nur umfriedigte Gaͤrten einraͤumen koͤnne. Dieſe wurden ihnen aber immer nur einen Theil ihres Futters gewaͤhren und mehr als Tummelplatz, denn als nahrhafte Weide zu betrachten ſein. Hierbei hatte man freilich hier und da die Erfahrung gemacht, daß die jungen Thiere nicht allein junge oder bereits ſchadhafte Obſtbaͤume abgebrochen, ſondern auch ſelbſt groͤßere und ſtaͤrkere Obſt⸗ baͤume geſchaͤlt hatten. „ Eben ſo wenig ließen auch unſere Verhaͤltniſſe und Erfahrungen eine zuverlaͤſſige und beſtimmte Beantwortung der eilften Frage zu: Wie viel Weideflaͤche iſt für ein Fuͤllen noͤthig, wenn es ohne Koͤrnerfutter aufzogen werden ſoll, und wie viel, wenn es noch Körnerfutter erhält? Denn — 193 — abgeſehen von der großen Verſchiedenheit in der Güte der Weide und im Bedarf juͤngerer und aͤlterer Fuͤllen, fo hat man wohl nur in großen Stutereien, wie fie bei uns nicht exiſtiren, Gelegenheit, derartige Erfahrungen über den durchſchnittlichen Bedarf an Weideflaͤche fuͤr jedes Füllen zu machen. Doch meinte Herr Kreſſe, daß bei unſern Verhaͤltniſſen ein einjaͤhriges Fuͤllen woͤchentlich mins deſtens 1 Maß, d. i. 1 Altenburgiſchen Scheffel Hafer mit # Haͤckſel angemengt, neben 4 cee Wehe Acker Gartenweide mittler Beſchaffenheit erhalten muͤſſe, um maͤßig ernaͤhrt zu werden, welche Quantitaͤten bei einem zweijährigen Füllen um ihr Drittel zu erhöhen fein würden. Hierbei nahm derſelbe an, daß ein Acker Gartenweide in feinem Ertrage gleich ſei einem Acker Wieſe, welcher jaͤhr— lich im Durchſchnitt 30 Centner Heu und Grummet mittler Güte liefert. Uebrigens glaubte man, den Abgang hin— reichender Weideflaͤche bei uns am Beſten durch Aufſtellung von Horden in den Weidegaͤrten erſetzen zu koͤnnen, die dann reichlich mit gutem Gras zu verſehen ſein wuͤrden. In Beantwortung der zwoͤlften Frage glaubte Herr Kreſſe, daß ein großes, gutgenaͤhrtes Fuͤllen um der erſten Angewoͤhnung willen, wohl ſchon am Ende des zweiten oder in der erſten Haͤlfte des dritten Jahres bei der Feld— arbeit vorſichtig und auf halbe Tage beigezogen werden konne, obgleich feine volle Benutzung auch zur Ackerarbeit erſt nach zuruͤckgelegtem dritten Jahre eintreten ſollte. Um dieſe Zeit beginnt auch ſeine Benutzbarkeit für leichte land— wirthſchaftliche Fuhren, wo der Boden nicht zu bergig und die Wege nicht zu ſchlecht ſind, obgleich ſeine volle Be— nutzung hierzu erſt mit einem vierjaͤhrigen Alter eintritt. Zum Reiten mag man das vierjaͤhrige Füllen angewoͤhnen, aber erſt das fuͤnfjaͤhrige gefliſſentlich in die Schule nehmen. Alle dieſe Zeitſaͤtze, namentlich aber den erſten ſah Herr Pachter Henks nach ſeinen Erfahrungen noch fuͤr etwas zu früh angenommen an, mochte aber den Vortheil allmaͤhlicher Angewoͤhnung zur Arbeit damit nicht in Abrede ftellen, — 1 - In Betreff der dreizehnten Frage war man mit den Annahmen Herrn Kreſſe's einverſtanden, wonach ein ge— ſundes Ackerpferd, d. h. ein Pferd, welches nur landwirth— ſchaftliche Arbeiten verrichtet, taͤglich zu ſeiner Ernaͤhrung 11 Pfund Hafer, 34 Pfund Haͤckſel und 5 Pfund Heu, alſo jährlich gegen 30 Altenburgiſche Scheffel Hafer zu 134 Pfund, 1 Schock Schuͤttenſtroh, die Schuͤtte zu 20 Pfund und 164 Centner Heu noͤthig hat, was bei Mittels preiſen, d. h. bei einem Preiſe von 13 Thaler für den Scheffel Hafer, von 6 Thalern fuͤr das Schock Schuͤtten— ſtroh und von 4 Thalern für den Centner Heu zuſammen 69 Thaler 7 Ngr. 5 Pf. betragen würde, Doch bemerkte derſelbe noch dazu, daß der Altenburger Bauer dieſe An- ſaͤtze ſͤmmtlich etwas uͤberſchreite, ſowie auch Herr Hager von Saara die Schuͤtte Stroh bis gegen 30 Pfund an— zunehmen geneigt war. Die vierzehnte Frage nach den eigenthuͤmlichen Vor— theilen der Feldarbeit mit Pferden und mit Ochſen gegen einander gehalten und nach den Gruͤnden, weßhalb der hieſige Landwirth ſich auf die Benutzung von Zugſtieren ſo wenig einlaſſe, erweckte die lebhafteſte Theilnahme, indem Herr Rittmeiſter von Baͤrenſtein fuͤr die Verwendung von Zugochſen die Vermehrung des auf ſie verwendeten An— kaufcapitals anführte, anſtatt daß im Pferde der Einkaufs— preis nach und nach gaͤnzlich verloren werde, ſo wie auch Geſchirr und Beſchlaͤge bei der Anſpannung von Ochſen wohlfeiler zu ſtehen kommen als bei Pferden; und wenn man auch bei gleicher Arbeit einem Ochſengeſpann eben— ſoviel Futter geben muͤſſe als einem Geſpann Pferde, ſo ſei doch der Duͤnger der erſtern weit werthvoller als der von den Pferden. Es ſei daher hauptſaͤchlich nur Lieb— haberei und Gewohnheit, welche bei uns den Stier ſo wenig neben dem Pferde benutze. Auf der andern Seite führte man dagegen an, daß Pferde, namentlich im warmen Fruͤhjahre und beim Einfahren des Getreides viel ſchneller arbeiten als Ochſen, daß man alſo von ihnen bei gleicher - 19 — Leiſtung weniger Geſpanne, mithin auch weniger Knechte zu halten brauchte, daß man gewiſſe entfernte Fuhren, z. B. manche Frohnfuhren, wegen der Langſamkeit der Ochſen gar nicht in einem ganzen oder halben Tage wuͤrde ausführen koͤnnen, bei denen doch die Pferde mit dieſer Zeit gerade auskaͤmen, daß man bei dem hier nun einmal herrſchenden Vorurtheile gegen Ochſengeſpanne ſtets Roth haben würde, für fie gute Knechte zu erhalten, daß der Zweiſpaͤnner ungern auf die Fuͤglichkeit zu reiten und zu fahren Verzicht leiſten wuͤrde, daß man die Pferde im Winter zum Austreten des Hafers, zu Erde-, Schlamm-, Stein» und Schuttfuhren benutzen koͤnne, wozu Ochſen nicht ſo gut oder gar nicht zu brauchen waͤren. Auch wuͤrde man ſchwerlich auf groͤßern Guͤtern ſo wenig bei den Verſuchen in der Benutzung einiger Ochſengeſpanne aus dauern, wenn deren Nutzen in der That vor Pferdes geſpannen ſo uͤberwiegend waͤre. Als die zweckmaͤßigſten Nahrungsmittel fuͤr Pferde wurden endlich funfzehntens Hafer und Heu und, wo dieſe gedeiht, Esparſette genannt, welche letztere ſogar den Hafer erſetzen kann. Als Surrogate laſſen ſich Pferdebohnen, Roggen und Gerſte, die jedoch dazu grob geſchroten wer— den muͤſſen, am meiſten empfehlen. Namentlich ſoll ge— malzte Gerſte ein recht gutes Futter ſein. Bei uns muͤſſen die Pferde an letztere Rahrungsmittel erſt nach und nach ge— woͤhnt werden, anftatt daß fie anderwaͤrts, z. B. in Spanien, durchgehends mit Gerſte gefuͤttert werden ſollen. Beſonders wirkt neu geerntetes Korn leicht verſtopfend, welcher Wir— kung ein Beiſatz friſcher Kartoffeln entgegengeſetzt wer— den kann. s » 196 — XXVI. Miscellen und Notizen. Bekanntlich wird der Schmetterling Van. Levana fuͤr eine Varietaͤt von Van. Prorsa gehalten, deſſen große Verſchiedenheit in der Zeichnung von der Prorsa aus der Winterkaͤlte entſtehen ſoll, welche die Puppe der Levana zu überſtehen hat, waͤhrend die Puppe der Prorsa nur der Sommerwaͤrme ausgeſetzt iſt. In dieſer Beziehung hat ein thaͤtiges Mitglied unſerer Geſellſchaft, der Schullehrer Herr Schlenzig hier, folgende Erfahrung gemacht. Im Fruͤhjahre 1842 fand derſelbe auf einem Brenn— neſſelſtock ein zahlreiches Reſt von Prorſaraupen in einem Holze bei Altenburg, die Leine genannt. Aus dieſen Raus pen erzog er bis Mitte Auguſt v. J. eine große Anzahl Prorſafalter; zugleich aber kroch aus einer der aus jenen Raupen erhaltenen Puppen am 12. Auguſt v. J. ein weibliches Exemplar von Levana aus, welches ſich von der im Fruͤhjahre aus der n Puppe auskriechen- den Levana aͤußerſt wenig unterſcheidet. Dieſe Erſcheinung iſt, wie ſpaͤter in Erfahrung gebracht wurde, auch bei einem andern hieſigen Schmetterlingsſammler ſchon einmal vor— gekommen. Sie beweiſt mindeſtens, daß die Verſchieden— heit der Zeichnung zwiſchen Wa und Prorsa von der Winterkälte nicht herruͤhrt, welche die Puppe der Levana gewoͤhnlich zu uͤberſtehen hat. Der Sommer 1842 war einer der anhaltend heißeſten ſeit Jahren und dennoch lies ferte er aus einer nicht überwinterten Puppe Van. Levana. — 197 — Ueber den Anbau der Erd birnen theilt Herr Ferdinand Stieber in Andrichau in Galizien (vergl. Mittheil. a. d. O. VI. S. 46) folgende Erfah⸗ rungen mit. Er legte auf dem Gipfel eines Berges mit ſchieferigem Geſtein, der oft kaum eine ſpaͤrliche Schafweide darbot, gleichviel Erdbirnen (Topinambur) und Kartoffeln und ließ das Erdbirnenland blos ſofort nach dem Legen uͤberreggen, die Kartoffeln aber zwei Mal mit dem Pfluge behaͤufeln. Anfangs ſchienen die Kartoffeln in dem unge— düngten Lande freudiger zu gedeihen, blieben aber von Ende des Juli an immer mehr gegen die Topinambur zurück, fo daß die Kartoffelmenge beim Einernten ſich nur verdoppelt, die Erdbirnen aber ſich verzehnfacht hatten. Auch iſt das Erdbirnenlaub dem Rindvieh weit angenehmer und nuͤtzlicher als die Kartoffelblaͤtter. Die Erdbirnknollen ſind etwas ſchwerer als die Kartoffeln und werden vom Vieh fehe gern und mit gutem Einfluß auf die Milchergiebigkeit gefreſſen. Wie unempfindlich die Erdbirnen gegen die Kaͤlte ſind, bewies Herrn Stieber folgender Verſuch. Er ließ naͤmlich einige ſteinhart gefrorene Knollen im Zimmer auf— thauen, dann wieder im Freien gefrieren, dann in ein wars mes Miſtbeet legen und ſchon am 13. Tage kamen hier die Sproſſen zum Vorſchein, worauf die Erdbirnen ganz naturgemaͤß fortwuchſen. Auch zum Branntweinbrennen, ſelbſt ohne Zuſatz von Getreide- oder Malßzſchrot zeigten ſich die Erdbirnen brauchbar und konnten durch Zuſatz von Anis von einem ihnen eigenen nach Artiſchoken riechenden Fuſel befreit werden. Nach dieſen Erfahrungen dürfte der Anbau der Topinambur, namentlich auf ſterilem und nur ſchwer oder gar nicht zu duͤngendem Boden ſehr zu empfeh⸗ len ſein. — 8 Unter der Ueberſchrift: Fortſchritte der Photographie theilt die Allgemeine Zeitung eine Anzahl intereſſanter Beobachtungen mit, aus denen wir Folgendes entnehmen. Rach den Verſuchen des Profeſſors Moſer entſtehen immer zwei nach einander folgende Lichtbilder auf den hierzu vor— gerichteten Platten. Giebt man naͤmlich der gewoͤhnlichen Silberplatte einen leichten Joduͤberzug, ſo kommt auf ihr zunächft ein umgekehrtes Bild zum Vorſchein, d. h. es er⸗ ſcheinen da, wo helles Licht hinfiel, dunkle und da, wo getrübteres Licht einwirkte, helle Tinten. Dieſes Bild zeigt für die hellen Farbentoͤne und fuͤr den Himmel eine ſehr an— genehme blaue Faͤrbung und für kraͤftige Farbentoͤne eine aͤußerſt dunkle ziegelrothe Faͤrbung. Dieſe falſche die Ra— tur umkehrende Darſtellung wird aber durch die Einwirkung des Queckſilberdampfes aufgehoben, der die dunklen Tinten des Bildes klar und die hellen dunkel macht, und alſo das natürliche Verhaͤltniß von Licht und Schatten auf dem Bilde herſtellt. — Bekanntlich treten Schriftzuͤge, die man auf einer gut polirten Glasplatte mit dem Finger, mit der . Feder oder mit irgend einem andern Koͤrper macht, ſicht— bar hervor, ſo wie man die Glasflaͤche anhaucht. So kann man auch auf die Oberflaͤche des Queckſilbers Zeichen anbringen, die man beim Anhauchen derſelben, ſelbſt noch mehrere Tage nachher hervortreten ſieht, ſo daß alſo das flüffige Queckſilber die Erinnerung an die flüchtigen Striche auf ſeiner Oberflaͤche mehrere Tage lang zu bewahren ſcheint. Laͤßt man ferner auf einer Glasflaͤche ein abgeſchnittenes Stuͤck Pappendeckel, worauf eine Zeichnung angebracht iſt, einige Zeit liegen, und haucht dann auf das Glas, ſo wird ein leichter Schatten der Zeichnung darauf ſichtbar. Ebenſo wird eine Medaille, ein geſchnittener Carneol, ſelbſt in abſoluter Finſterniß, auf eine gewöhnliche mit Jod bes legte Daguerriſche Platte gelegt, auf dieſer einen vollfoms men ſichtbaren Eindruck zuruͤcklaſſen. Roch auffallender aber iſt es, daß wenn man einer gewoͤhnlichen Silber⸗ — 19 — platte ohne Joduͤberzug einen plaſtiſchen Gegenſtand, z. B. eine Medaille, Camee nur recht nahe gegenüber ſtellt, dies ſer Gegenſtand ſelbſt in der dunkelſten Nacht auf dem ſilbernen Spiegel ein erkennbares Bild erzeugt. Sollten ſich dieſe Wahrnehmungen alle beſtaͤtigen, ſo wuͤrde die Erzeugung Daguerriſcher Lichtbilder nur eine beſondere Be— nutzung der allgemeinen Einwirkung vorhandener Gegenſtaͤnde auf gleichmaͤßig und glatt polirte Oberflaͤchen ſein. In den nordamerikaniſchen Freiſtaaten giebt es ſehr wenig gute Kirſchen, Pflaumen und Birnen, aber ſehr ausgezeichnete Aepfel, die ſelbſt nach England gehen. Der Weinbau iſt erſt im Beginnen. Eine wilde Rebe waͤchſt in den Waͤldern, ſich an den hoͤchſten Eichen emporſchlingend. Vom 42. Grade an wird gegen Suͤden hin ein Uebermaß von Pfirſchen gebaut, welche zum Theil dem Vieh gefüttert, zum Theil getrocknet werden. Brunnen und andere unterirdiſche Raͤume, welche mit Kohlenſaͤure angefuͤllt find und deßhalb den in fie hinabs ſteigenden Arbeitern die Gefahr des Erſtickens drohen, kann man von dieſer Luftart befreien, wenn man in fie glühende Kohlen in einem Becken oder Keſſel hinablaͤßt. Dieſe er— loͤſchen zwar bald, allein mit dem Erloͤſchen beginnt erſt ihre heilſame Wirkung. Sie ſaugen naͤmlich die erſtickende Kohlenſaͤure in fi) ein, weßhalb man auch die erloſchenen Kohlen einige Stunden in der Tiefe laſſen muß. Darauf fann man dieſelben herauf ziehen, von Neuem in Gluth ſetzen und abermals in den Brunnen hinablaſſen, bis ſie nach und nach das erſtickende Gas ganz eingeſogen haben. So wie das Gefülltfein der Blumen beim Mohn, bei Aſtern, Georginen, Roſen und Relken forterbt, fo zeigt auch der Sommerlevkoi nach den Mittheilungen des Gartenbauvereins im Großherzogthum Heſſen, in denjenigen Stocken, deren Saamen zahlreiche gefüllte Blumen geben, ſchon eine Reigung zu unregelmäßig geſtalteten Bluͤthen. Dieſe find namlich kleiner und namentlich Fürs zer als gewoͤhnlich, oder haben etwas krauſe oder groͤßere und kleinere Blumenblaͤtter neben einander, bisweilen iſt auch der Kelch geſpalten, oder die Staubfaͤden mehr oder weniger mißgeſtaltet. Die Schoten, welche ſolche Stöde oder auch einzelne Bluͤthen derſelben anſetzen, ſind dann meiſt kurz, rund, dick und oft faſt zwergartig verkruͤppelt, und die Saamen, die ſie enthalten, machen den Uebergang zu allerhand eckigen unregelmaͤßigen Geſtalten oder ſind doch kleiner und convexer als die gewöhnlichen, einfache Bluͤthen liefernden Koͤrner. Wer ſich daher die Muͤhe nimmt, dieſe drei- und mehreckigen Körner auszuſuchen, oder auch nur die kurzen, dicken und verkruͤppelten Schoten von den langen, breiten und flachen Schoten abzuſondern und zur Ausſaat zu beſtimmen, der wird ſich einer um ſo groͤßern Menge gefuͤllter Levkoipflanzen erfreuen koͤnnen, je laͤnger er dieſe Auswahl wiederholt hat, weßhalb gleich bei der erſten Ausſaat der Ankauf von Saamen aus einer bewaͤhrten Saamenhandlung empfohlen werden muß. — 201 — Die Erdarbeiten fuͤr die neu anzulegenden Eiſenbahnen geben nicht allein zur Kenntniß der über einander gelagers ten Erd⸗ und Steinſchichten, ſondern auch zur Auffindung von Ueberreſten vorweltlicher Thiere oder von geſchichtlichen Merkwuͤrdigkeiten erwünfchte Veranlaſſung. So fand man kurzlich bei Ausgrabung eines Einſchnittes bei Offenburg im Großherzogthum Baden 30 Fuß tief in Mergelboden außer einigen andern minder vollſtaͤndigen Mammuthknochen eine noch faſt vollſtaͤndige Kinnlade mit 2 Backenzaͤhnen, die jeder 13 badiſche Zoll lang und 11 Pfund ſchwer ſind. Dabei lagen auch zahlreiche Zaͤhne von Pferden, wie deren in jenen Gegenden haͤufig mit Mammuthsknochen vorkommen, ſo daß man wohl zu der Annahme berechtigt iſt, daß mit dem Mammuth, dem ausgeſtorbenen Nashorn, dem Rieſenhirſch und zweien Arten großer Rinder zugleich auch eine Pferdeart ehedem im jetzigen Rheinthale ge⸗ lebt habe. ä — 7 Eine ſchaͤtzbare Beigabe der ebenſo gehaltreichen als gründlichen Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen iſt der Auszug aus dem Tagebuche eines Reiſenden durch Großbritannien und Belgien, welcher eine große Menge intereſſanter techniſchet Notizen enthält. Es find z. B. die Maße, Steigungen, Fahrpreiſe und ſonſtigen Eigenthuͤmlichkeiten von einer Menge Eiſenbahnen aufgefuͤhrt und durch zahlreiche Zeich— nungen veranſchaulicht, und ſo gedraͤngt und einfach auch die Erzaͤhlungen des Reiſenden ſind, ſo zwingt doch die SGroßartigkeit der dargeſtellten Unternehmungen den Leſer gar oft zu ſtaunender Bewunderung. Die 154 deutſche Meilen lange Eiſenbahn zwiſchen * und gerd hat 7 Tunnel, von denen einer 5280 Fuß 1 14 — = a2 lang ift, und die Mandhefters Leeds » Eifenbahn, nahe an 11 deutſche Meilen lang, hat 8 Tunnel und unter diefen einen von 8580 Fuß Länge, Zur Ausführung dieſes Letztern wurden 14 Schaͤchte von 9 bis 10 Fuß Durchmeſſer ab⸗ geteuft, von denen einer nicht weniger als 320 Fuß tief iſt. Die Ausführung war einem Unternehmer uͤberlaſſen, dem für den preußiſchen Fuß 1073 Thaler zugeſagt waren. Allein dieſer fand dabei noch immer nicht ſeine Rechnung und die Geſellſchaft mußte nun den Tunnel auf eigne Koſten vollenden. Eine andere Eiſenbahn, welche Manche ſter bei Crewe mit der Grand-Junction-Bahn verbinden ſoll, geht mittels eines 2179 Fuß langen und 108 Fuß uͤber den Spiegel des Merſey ſich erhebenden Viadukts (aus 22 Hauptboͤgen von 63 Fuß und 4 Landboͤgen von 18 Fuß Spannweite) uͤber die Stadt Stockport am Mer⸗ ſey ſo hoch hinweg, daß man von der Bahn auf die tief unten liegenden SAN der Haͤuſer und Spinnereigebaͤude herabſieht. Die Flachsſpinnerei von Marshall und Comp. in Leeds iſt vielleicht die großartigſte in der Welt. Das Gebäude mit feinen Flügeln iſt ſechsſtoͤckig und beſteht mit Ausnahme der Fenſter blos aus Steinen und Eiſen. Eiſerne Balken mit dazwiſchen geſpannten Gewoͤlbekappen bilden die Fußboden; auch das Dach iſt von Gußeiſen. Roch eigenthuͤmlicher iſt ein Gebäude, welches vor einigen Jahren zu dieſer Fabrik hinzugefuͤgt worden iſt. Dieſes beſteht aus einer 396 Fuß langen und 216 Fuß breiten Halle, deren Decke der Breite nach durch 5 und der Länge nach durch 10 Saͤulenreihen in 66 quadratiſche Felder ges theilt iſt. Die Saͤulen ſind von Gußeiſen gegen 9 Zoll dick und am obern Ende durch anderthalbzoͤllige Nundeifens ſtangen mit einander verbunden. Die Felder ſind durch flache Kreuzgewoͤlbe geſchloſſen, welche im Scheitel mit Glaskuppeln verſehen, in der Halle die ſchoͤnſte Helle verbreiten, weß— halb auch die Umfaſſungswaͤnde keiner Fenſter bedurften. - 253 — Die Gewölbe find mit Cement abgedeckt, mit Erde übers ſchuͤttet und mit Raſen und Blumen bepflanzt, aus denen die Glaskuppeln hervorragen. Die Halle wird mittels eines von Daͤmpfen umgebenen Roͤhrenapparates durch erwaͤrmte Luft geheizt und gewaͤhrt eine große Bequemlichkeit und leichte Ueberſicht der darin bei den Fein- und Vorſpinn⸗ maſchinen beſchaͤftigten Arbeiter. Dieſe Spinnmaſchinen erhalten ihre Bewegung von zwei 100pferdigen Dampf⸗ maſchinen, die in einem daran ſtoßenden Gebäude aufges ſtellt ſind. f Profeſſor Winkelblech in Kaſſel gibt folgende gedraͤngte Darſtellung von Liebigs Theorie der Pflanzen- ernaͤhrung: a Wie bekannt, beſtehen die Pflanzen und Thiere, ab⸗ geſehen von einer kleinen Beimiſchung mineraliſcher Koͤrper, aus organiſchen Stoffen, welche trotz einer großen Mannig⸗ faltigkeit doch alle aus vier chemiſchen Elementen: dem Sauerſtoff, Waſſerſtoff, Kohlenſtoff und Stickſtoff zuſammen⸗ geſetzt ſind. Nach Liebigs Anſicht werden nun alle organiſchen Beſtandtheile der Pflanzen aus drei anorganiſchen Koͤrpern: dem Waſſer, der Kohlenſaͤure und dem Ammoniak, welche luftfoͤrmig in der Atmoſphaͤre vorkommen und die genannten vier Elemente enthalten, gebildet. Bei der Aufnahme dies ſer luftfoͤrmigen Nahrungsmittel ſcheiden die Pflanzen einen Theil des darin enthaltenen Sauerſtoffs ab, und nehmen ihn ſpaͤter, bei ihrer Verbrennung oder Verweſung, wieder auf; wodurch die urfprünglichen Nahrungsmittel: das Waſſer, die Kohlenſaͤure und das Ammoniak, wieder hergeſtellt und der Luft zurückgegeben werden. Ganz dieſelbe Veränderung erleiden diejenigen Pflanzen, welche den Thieren zur Nah- — 204 — rung dienen, theils waͤhrend des Lebens derſelben „ theils durch deren Verweſung nach dem Tode. a Nach dieſer Vorſtellungsweiſe befinden ſich alſo die Bildungsbeſtandtheile der ganzen organiſchen Natur: der Kohlenſtoff, Waſſerſtoff, Stickſtoff und Sauerſtoff in einem beftändigen Kreislauf und treten abwechſelnd in den Pflan- zen, in den Thieren und in der Luft auf, ſo daß die ganze Reihe auf einander folgender Geſchlechter aus dem— ſelben Bildungsmateriale beſteht. (Vergl. Mittheil. aus dem Oſterl. Bd. V. S. 127 ff.) Gegen die Blattlaͤuſe in Baumſchulen wird in den Schriften und Verhandlungen der oͤkonomiſchen Ge— ſellſchaft im Koͤnigreiche Sachſen der Anſtrich der Baͤumchen mit Kalkmilch oder mit Terpentinoͤl als vorzüglich bewährt empfohlen. Der Kalkmilchanſtrich iſt beſſer im Herbſte und der Terpentinödlanſtrich im zeitigen Fruͤhjahre vorzunehmen. Die Eiſenbahnboͤſchungen mit Maulbeerbaͤumen und Maulbeerhecken bepflanzt, wuͤrden die Seidenraupenzucht kraͤftig fordern. Auch verdiente wohl die Erdbeere verſuchsweiſe zur Befeſtigung des Bodens auf den Boͤſchungen angebaut zu werden, indem fie Abhaͤnge liebt und durch ihre Ausläufer den Boden ſchneller üͤberzieht, wie irgend eine andere Pflanze. Nur wuͤrden wir hierbei die Gartenerdbeeren den Walderdbeeren vorziehen, weil die meiften Stoͤcke der letztern keine Früchte anſetzen, waͤhrend bei den Gartenerdbeeren ſolche unfruchtbare Stoͤcke ſelten find. * — 203 — Der Zollverein umfaßte 1841 eine Bevoͤlkerung von 27,142,323 Einwohner Die Bruttoeinnahme deſſelben be— trug 21,915,921 Thlr., die Erhebungskoſten 2,281,555 Thlr. Es blieben alſo zur Vertheilung unter den Zollvereinsſtaaten 19,634,366 Thlr. uͤbrig. Es kommt alſo auf jeden Bewohner des Zollvereins im Durchſchnitt 24 Nor, 2 Pf. Zollabgabe und für jeden Bewohner durchſchnittlich 21 Rgr. 7 Pf, Staatseinnahme aus den Zollvereinsertraͤgen. Waͤhrend man von Muͤnchen aus klagt, daß zu An⸗ fange des Juni die Eichenalleen in Folge der diesjährigen Menge der Maikaͤfer laubloſer daſtehen als im Herbſte, hat man bei uns in dieſem Jahre (1842) nur ſelten einen Maikaͤfer zu ſehen bekommen. Deſto aͤrger greifen aber die Engerlinge die ſchon in Folge der Trockenheit hart be— draͤngte Pflanzenwelt an, ohne daß doch Viele den Feind errathen, der ihre Pflanzen ploͤtzlich kraͤnkeln und dahin— welken macht. Am Leichteſten wird dieſer noch unter ab— welkendem Salat und verdorrenden Moͤhren, oder neben den ausgefreſſenen Kartoffeln entdeckt. Seltener ſchon unter den welkenden Erdbeeren, deren Wurzeln er vorzuͤglich gern frißt. Wenn aber die Wieſenkraͤuter nicht wachſen oder die Getreideaͤhren abſterben, wenn Stachelbeerbaͤumchen oder neu gepflanzte Obſtbaͤume verdorren, ſo wird die Schuld meiſt nur auf die Trockenheit, oder auf die Lohe, oder auf den Mehlthau geſchoben, obgleich derjenige, der nachſucht, den boͤſen Feind gar haͤufig noch unter der abſterbenden Pflanze auffinden, oder ſeine Spur doch leicht an den abgefreſſenen, oder ringsum benagten Wurzeln erkennen kann. Die Wurzeln der Stachelbeerbuͤſche und jungen Obſtbaͤume werden von ihnen bis an die Erdoberfläche abs geſchaͤlt, die des Löwenzahn, des Pipau, der Pimpinelle, — 206 — der Quecke, der Milchdiſtel, des Getreides und faſt aller Grasarten verläßt er gewöhnlich erſt dann, wenn die Pflan⸗ zen verwelken und die noch uͤbrigen Wurzelreſte trocken und zaͤhe werden. Uebrigens gehoͤren die Engerlinge, welche jetzt unſere Pflanzungen verwuͤſten, zu dem Flugjahre 1844 und werden ihre Verheerungen auch noch naͤchſtes Frühjahr (1843) fortſetzen, nach Johannis 1843 aber ſich zur Verpuppung mehr in die Tiefe ziehen und den Pflan- zen wieder auf anderthalb Jahre Zeit zur Erholung goͤnnen. Denn 1845 werden die Verheerungen der Brut von 1844 ſchon wieder merklich, ſowie überhaupt der Maikaͤfer weit mehr Schaden thut in feinem Larvenzuſtande als nach feis ner Ausbildung zum fliegenden Kerfe. Ankündigung. Von den Verhandlungen des Vereins zur Be⸗ foͤrderung des Gartenbaues in den Koͤnigl. Preuß. Staaten iſt erſchienen die 33. Lieferung, gr. 4, in farbigem Umſchlage, geheftet, mit 3 Abbildungen, im Selbſtverlage des Vereins. Preis 2 Rthlr., zu haben durch die Nicolaiſche Buchhandlung und durch den Secretair des Vereins, Kriegs-Rath Heynich, in Berlin. 4 S en 7 von a 4 N 7 FA } F u I San achmittags 2 Uhr. s des Stand des Zuſtand o⸗ Thermo- des rs. meters. Wetters. fe O. 1 15,0 helle N. S. 18, wif. W e S. W. 5 | 140 wlk. W. S. 7 | 16,25 helle ©. e W. 9 16,25 wlk. W̃ e W. 58,5 wi. W S.. I wk. W. e ©. 3 15, Reg. S e ©. II wk. W. e N. W. 0 12,0 Reg. W e 2 15% wl. N . e S. 8. 15% wk. N 5. — —— — 8“ 0,6, | Meteorologiſche Tabelle auf die Monate: Juli, Auguſt, September 182, von W. Bechſtein. 2 5 a er Fe u gn 55 S De Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. FF ———̃ — — — . — — ͤ — — — — — N . e 1 5 ee FR Fee 9 8 en 1 N e Ss S we des 81 5 des Zuſtand Se dee Stand des Zuſtand 5 meters. meters. Wetters. meters. meters. Wetters. 5 meters. meters. Wetters. meters. | 1 Wetters. N 58 e ee en en 274 77 20.270 = 5757 277 One SET ift — 2 — 64 140 1 5 W. a 2 585 Fa wlk. ©. 1 ar. ZEN tr. . 7,7, 130° Meg. B. 1 127" 8074-1150 [Reg eee wit, N i 2 356 I 2 5 a 55 nik ©. 2 |= 88) 130 helle N. - 86 | 195 wii. ©. a3|- 9 | 15- m N. 799 | 15,25 helle N. 2. - 75 120 0 3 Se ED wlk. W. 3 30 ED helle > IE 706 19,0 helle O. 3 |= 105 | 130 helle S. = 101 | 180 helle N. re I ER — 69 | 185 helle W. 5 6,3 15, wit. S. : 60 | 21,0 wlk. W. 1 = 81 | 150 helle W. - % 18,35 wf. W. 5): 59 0 wi S. - 52 | 235 wlk. S. W | 5|- 77 | 83 helle S. W |- 78 | 235 pk. W. 5 1 98 115 helle W. z 95 140 wlk. W— rn 5 55 = = 2 5 . 1825 wit. eee 21,5 wk. W. 5 9,0 9,75 wolf. ©. = 772 | 165 belle - ei a . elle N. = 92 6, ll. N. 2 17,0 helle W. N) 210 wk. W. G. v. w. 7 - 683 135 helle W. - 69 16,25 wit, W. 8) 82) 11,07 |. ©. = 70 | 17,75 wlt. ©. 8 |= 86 | 16,75 helle W. = 86 1.2125 wlk. W. S = 5, 1325 helle S. = 45 | 185 ee 9 |: 57 | 140 fr. W. 57 | 160 blk. S. 9|- 91 | 160 nik ©. - 88 1220 wlk. O. 9 - 50 13,25 wl. S. W. 5, | 155 In. 10 |: 60 | 15,25 blk. S. W. 6% | 17,75 wit W. 10 8,5 | 75 helle S. 77 | 30 helle S. B. 10 - 40 | 130 nik ©. : 33 15,0 Reg. ©. A| 80 | 140 helle D. = 70 19, belle O. II 70 | 185 belle S. - 5 | 350 helle W. II = 29 II wi. S. W. 30 145 ni. W. = 60 helle S = 58 | 230 pelle 12 II | 1625 belle N. W. II. 2 | 197 wk. N. 12 3, | 1125 fr. S. W. 3 | 12,0 Neg. W. 13 |: 86 140 Reg. S. W. 95 18, wlk. W. 3 28 04 14,0 helle ©. 35 05 19,5 helle N. ©. [13 |= 61 |. 110 wf. ©. - WI BO wi. N. 5. 14 |- 109 | 375 f. S W. |: 105 | 200 wE® II 06 | 155 ee S. 8. |> 03 | 21,25 helle S. II 84 II tr. N. 50 wf. N. . 15 I 13,5 wl. W. 10, | 16,75 wlf. N. 15 27 11,5 15,5 helle O. 27 107 2225 helle S. B. 15 = 87 | 15 tr. N. O. r ee . — 13,0 wlk. N. W. 84) 160 wk. N. W. 16 100 18,5 helle S. - 94 23,25 helle S. . 16 - 80 | 110 Reg. N. 80 120 fr. N. 47 |= 73 | 120 wk. N. W. 6/6 | 165 wlk. N. 1717 8551825 helle S. - 83 | 260 wi. O. 17 = 75 1135 nebl. O. - 70 140 lf. O. 18 |= 62 | 145 helle N. W. . 62 | 200 helle N. W. Is 84 | 180 helle . 80 | 250 wii. N. 15 = 65 II, 25 wlf. ©. = 64 17,25 wi. O. 19 |= 70 15, helle S. 64 | 215 helle O. 19 |= 85 19,0 helle ©. - 75 | 245 wl. S. |: 55 11,0 u. S. = 55 Ii Wie 20 |- 54 | 170 tr. S. _|= 50] 1975 wlk. S. ©. | 20 |= 80 | 195 lk. S. W. 85 | 210 lk. W. G. v. w. 20 - 31 | 11,75 wit. ©. e 115.20: nl den 21 E 42 | 155 fr. ©. - BE 211: 90 | 55 helle S. 83 200 helle O. 21 = 18 | 8,75 Reg. W. 17 | 90 Reg. 2 ]= 30 | 115 (eg. . 38 | 140 ff. W. e. 5. . 22 - 85 15, — wf. . = 82 | 215 wi . 2 2,0 9,0 me. 20 | 120 wik. ©. 23 | 60 12,5 Reg. W. :- 72 | 145 wlk. W. 23 55 | 165 helle ©. = 8020 helle N. B. 23 20 1780 nebl. N. 7 22 | 105 Reg. W. 24 80 | 15 ftr. W. 74 15, wlk. W. 21 |= 75 | 165 helle S. D. 66 22,2 helle ©. 20 = 25 75 helle S. W. 27 120 Ik. W 25 5, 13, tr. W. D, 16,0 wlk. W. 25 52 17,0 helle ©. - 50 23,0 helle N. 25 = 37 5 helle S. W. 30 13,0 wi. W. 26 6, 13,0 wlk. R. 56,0 17,0 wii W. 26 55 17,25 helle W = 60 | 210 tr. W. 26 - 56 | 85 helle N. - 64-| 130 helle N. 27 |- 72) BO wlk. N. W. 77 16, wlk. N. 27 64 | 165 helle W. - 65 19,0 kr. S. W. G. b. w. 27 |- 59 | 85 ft. O. 2465 e e = 2 |- 84 | 130 helle W. - 78 | 16,5 —wlk. N. 23 |= 80 145 helle S. 80 21/0 elle N. 28 5, 9,75 fr. S. = 65 9,0 Reg. N. 29 |= 45 14, helle S. 40 13,5 Reg. N. 29 89 15,0 helle ©. - 82 21,5 helle O. |: 7 5,0 kr. O. >79 | A e z 12,75 wlk. N. 44 145 wlk. W. s 7 helle S. 22,0 wlk. O. 30 - 80 3,0 fr. N. 8. 82 50 fr. N. 11,0 tr. W. 60 | 13,5 wlk. O. 3 wlk. S. W. 16,25 wk. O. G. v. w. r Hoͤchſter Barometerſtand den 14. Auguſt = 28” 0,6% Mittler Barometerftand = 27” 7,15. Tiefſter Barometerſtand den 21. September — 27“ 1,7“. Waͤrmſter Tag den 17. Auguſt = 26,09. Erklärung der Abkürzungen: tr. truͤbe, wlk, wolkig, Reg. Regen, nebl. nebelig, O. Oft, S. Sid, W. Weſt, N. Nord. G. v. w. Gewitter von weitem. ber, No e m [ e rt ) 3 achmittags 2 Uhr. 8 d sr 1 a des Stand dess Zuſtand tters. me b Ther mo⸗ des * meters. Wetters. 1274 | 6 WEB | W. 5 | 3 45 helle ©. — —2 | 40 belle S. W. 3,0 Nebl. S. W. 3 — . zum eh Bee 0 — 6 | 30 helle ©. = = tr. N. —.— — 1,5 tr. S. W. 7 + 025 + 0,25 Inebl. ©. s W. I. nebl. Sn — 0 helle S 0 |+ 10 helle S. 3 e 5 5,0 helle helle S. — 45 helle S. We 45 Reg. S. W. pelle S. W. SS: 30 helle — . W. n N 40. „ 75. me 50 Reg. S. W. 9,0 tr. W. Fr N Meteorologiſche Tabelle auf die Monate: October, November, December 1842, von W. Bechſtein. 11 = 500 = Er = = 0 Neo fem de n. De e e n brea a 5 NE Ama R Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Fruͤh 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Stand des Stand | e r ——ů— m ̃ ͤ— ⁵˙Vö—— ' meters. meters. Wetters. meters. a 1 5 meters. meters. Wetters. meters. m eee en = 17 . Ben ar . 1 5 n „„ e | e „ neters. meters. Wetters. meters. meters. Wetters. 27" 80) + 5,0 Reg. N. 7 8,37: tr. W. 127 7004 65° ftr. .. 2 5 I 7,250 Seo, W. T re 777 5 VN. 5 - 96 5,5 wlk. S. W. 9, 9,0 wi. W. P Reg. W. =: 9 5 deg. 15 = 27 eu + 5% nebl. W. 2.40. 27%/ö 10,9% L 6,0% ſwlk. 780 07287 SW; enzon| anne, 7 nen Ten. | Er = 1 FTT = 68 70 helle N. 8 | 85 wlk. N. i i 5 N „ R — 81 40 Kir © Em en 1 ER: | 1,75 ir. N. 435 08 125 |nebl. S. 18808 | 30 Nebl. S. W. | an — . 5 6,0 75 Son. N. = Bu 0 mEAD. 5 27 11,7 1,75 wif. S. 27 II 2 30 helle S. - 84 7,25 tr. W. - 81 90 wlk. W. TCC SE = - — 3 —— — 4 5 Fr — 58 — 2 8 . e = 3,25 fr. O. 5 106 =0 helle ©. = 106 30 helle S. l Di W. = 69) 85 Rem | 7|- 83 | 50 fr. S. = 85 30 helle O. 7|= 107 Z10 ker. ® anne tr. N. 5 = 2 85 50 - a" 80 . W. A 2 15 625 telle W . 82 | 40 selle . . 8], 116 | 20 net. . IIA I SW | NE u m — SD. Ib SB |: 62 |=0 pre. 9. 28 00 | 2,25 Ind... |- 11,7 T 0,25 fcb. S. W. > | me en tte E. 10 |= 63 | 30 helle S. - 64 |+ 15 helle S. 10 = 02 |F 10 Nebi. N. S. 8 00 | 110 har . - 105 | 7,0 tr. W. 95 80 tr. W. II 5 | 15 vl. S. = 3,3 3,5 helle S. II 27105 — 2% nit S. O. 27 100 =0 helle © 2 = 63.) 70 helle W. Sim. 5, | 80 ftr. W. 2/9722) 740 pet s 2 60 helle S. 12 - 99 | 1% belle S. = 100 |F 10 helle ©. 3 |: 76 | 50 Reg. RX. 80 | 6,25 wlk. N. 13 54 5,0 helle S. W. 52 | 725 helle ©. 13 10,3 F 0,5 Nee 105 m kf. S 4. 98 | 528 kr. N. 98 6,25 fr. W. II 10 60 — wlk. S. Stm. - 3, 6/5 wlk. W. 14 10,5 15 helle S. - 105 5,0 helle ©. = 105 5, nebl. S. 105 6% wi. S. 15 55 325 nebl. S = 5, 415 fr. S. 5. 15 10,5 | 2,0 helle S. - 108 35 helle S. W. - 99 35 _|nebl. ©. 293 7,0 Inel. S. W. | 16 | = 45 25 nebl. W. 2 5, = 30 Neg. N. 16 |= 10,3 1,75 helle S. 208 50 helle S. : 82 | 625 lk. W. |- 76 80 nebl. ©. 17 = 65 kr. N. = 50 10 r. N. 17 = 90 | 20 helle ©. 85 50 Ks a4 5, helle S. 30 10,0 helle S. 18 |= 107 = 05 Schn. W. - 113 1,5 wf. W. I = 94 2,0 helle S. W. 97 4 helle W 26 11,4 8,5 helle S. 26 10,0 12,0 wlk. S. Stm.] 19 28 0,3 |+ 1,5 tr. W. 28 00 2,5 tr. W. Ig 95) 375 fr. W. 2 50 375 Reg. W. 27 2,3 5, ftr. S. W. 27 28 6,5 ftr. W. 20 27 5,5 3 fr. S. Sim. 27 30 0,25 Schn. ©. 20 |= 11,4 | 225 Inebl. W. - 11,4 3,75 wk. W. 1 |= 55 25 helle S. W. 9, 6,5 wlk. W. 212 22726 +8 mW . 22 er En 45 tr. S. W > 65 2,0 hhelle ©. 60 65 wlk. S. W. 22 4%, — 1,0 helle W. 358 05 wlk. O. 22 8,1 50 tr. W. 3 5,5 Reg. S. W. Ee e er eee ee ere e n SEEN 26 0,5 RW 23|- 70) 455 ftr. S. W. „ | 60. wlk. S. 42 06 5,0 helle O. =:.07 58,75 wlk. S. 1 20 | 45 helle . - 10 |+ 1,5 knebl. O. 24 = 30 | 40 ſwlk. ©. = 36 | 45 Reg. S. W. 25 4,0 4,5 wlk. S. W. 63 6,25 wlk. S. 25|= 10 |F15 helle 8. 20 119 30 helle O. 565 125 helle S. W. 50 2,5 helle S. W. 26 E 67 | 40 wk. S. . 50 | 75 fr. S. 26 26 119 | 20 fr. S. 27 00 | 35 tr. W. 26 6, | 05 helle S. - 60 | 30 helle S. W. 27 5, 50 wlk. S. 5,5 6,5 wlk. W. 27 27 3,3 | 1,25 helle S. - 45 | 30 helle ©. 27 5,0 25 helle S. 50 50 1555 Sa 5,9 40 helle S. 52 7,0 ftr. S. W. 28 30 F 3,0 nebl. S. 28 56 | 230 wlk. S. e 5% 4,5 fr. S. W. 5, 80 fr. . 29 5, 375 wl. S. „ 5 kr. S. W. 29 10/0 0,75 helle ©. N 1 8 30 5,3 30 wlk. S. W. 70 5,75 fr. W. 30 5, 30 nebl. S. - 60 6,0 wk. S. e I mi r Re 8,6 4,5 tr. W. F a 1 n 6,0 Reg. W. ..50-.| 9,0, m ll Hoͤchſter Barometerftand den 19. Novbr, u. 4. Decbr. — 28” 0,5% Mittler Barometerſtand — 27“ 5,15%. Tiefſter Barometerſtand den 19. October — 23610, 0% Größte Kaͤlte den 8. Nov. — 6/25 Erklärung der Abkuͤrzungen: tr. truͤbe, wlk. wolkig, Reg. Regen, nebl. nebelig, Nebl. Nebel G. v. w. Gewitter von weiten, O. Oſt, S. Sid, W. Welt, N. Nord. Mittheilungen aus dem Oſterlande. Gemeinſchaftlich herausgegeben vo m Kunſt⸗ und Handwerks- Vereine, von der Naturforſchenden und der Pomologiſchen Geſellſchaft und vom Landwirthſchaftlichen Vereine zu Altenburg. eee 0 2 2 $ 2 1 4 Sechſter Band. Erſtes Vierteljahrheft, ausgegeben im Mai 1842, Altenburg, 1842. Gedruckt in der Hofbuch druckerei. (In Commiſſton der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung.) Er Art — . Fer Une te Z S. M oo Inhalt des erſten Vierteljahrheftes: Seite I. Vermoͤgenszuſtand des Kunfts u. Hand⸗ werkeverein ns ee II. Zweites Gutachten des Oekonomen M. Hager in Saara uͤber die Gewinnung von Mehl aus Kartoffeln III. ueber das Bedecken der Weinſtoͤcke im Herbſte, und die Zeit, dieſelben zu be⸗ ſchneiden. Vom Vereinsgaͤrtner H. R. Dieck ii egg 8 IV. Geologiſche Problemm V. Etwas uͤber den Futtergewaͤchsbau. Aus dem Protokolle uͤber die Berhand⸗ lungen des Landwirthſchaftl. Vereins am 27. Oktober 1841, mitgetheilt von Ed. Langs, a j „8 * 2 Tg 8 * ® © TER 5 2 Inhalt des zweiten Vierteljahrheftes: 8 $ NS 8 © f 05 1 8 Seite A 8 VIII. Die Reibung. Dem Kunſt⸗ u. Hand⸗ werksverein mitgetheilt von Ed. Lange 49 IX. Der Fruͤhlingsconvent der pomologiſchen Geſellſchaft. Eine protokollariſche Mit⸗ theilung von Ed. Lange 53 X. Wirkung des Froſtes im Winter 4242 1222. Von H. R. Diecker, Gärtner dei des pomologiſchen Vereins in Prag.. 58 XI. Ueber den Futtergewaͤchsbau. Fort⸗ geſetzte Verhandlungen des Landwirtb⸗ ſchaftlichen Vereins zu Altenburg. Mitgetheilt von deſſen Secretair Ed. Lange. 79 XII. Ueber Verſteinerungen von Altenburg u. Ronneburg von H. Bruno Geinitz, Dr, phil. in Dresden 86 XIII. Nachtrag zu dem Aufſatze: Goiodich. Probleme re 100 XIV. Miscellen und Notizen 3 101 E eteorologiſche Tabelle, vom erſten April bis letzten Juni 1842. Vom Kanzleirath Bechſtein. SSS eee S ; 2 "a 5 . - | . 8 SEN e, Sesgeeeeee eee eee Are lag 8 N * \ IN we * 1 = 8 IN N 1 9 * 8 N N 0 * IR % @ Mittheilungen aus dem Oſterlande. Gemeinſchaftlich herausgegeben vom Kunſt⸗ und Handwerks = Vereine, von der Naturforſchenden und der Pomologiſchen Geſellſchaft und vom Landwirthfchaftlichen Vereine zu Altenburg. Sechſter Band. Drittes und viertes Vierteljahrheft, ausgegeben im Februar 1843. Auf Koſten der vier Geſellſchaften. Seceeeseeseeesseeeeseees eee Altenburg, 1842. Gedruckt in der Hofbuchdruckerei. (In Commiſſion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung.) are: Rz N 8 E 7 8 ET 2 N 2 * : Ic } 4 0 . K. N 8 8 A. @ ® 13 KT. N 3 0 2 „ fc} ® ® ® N 0 a 4 3 [C} N ® [C} N. [IC } NT. f OSeeeeeeeeeeee FTF S eee eee So eee eee n 1 = 49 Gee S000 4 4 =] 1 2 — — — XIX. jahrheftes: XV. Preisvertheilung beim Kunſt⸗ und Handwerksverein in Folge der von demſelben im Sommer 1842 veranſtal⸗ teten Kunſt- und Gewerbeausſtellung „Die Heizkraft unferer Braunkohle mit der des Holzes verglichen. Von Ed. Lange .Der Rahmmeſſer. Von ® Fr. Voigt in Cahlga » .s . Die Herbſtverſammlung der pomolo⸗ ſchen Geſellſchaft. Eine protokollariſche Mittheilung vom Secretair derſelben, Ed. Lange. Bericht uͤber die, von der pomologiſchen Geſellſchaft zu Altenburg veranſtaltete zweite Georginenausſtellung vom 12. bis 15. October 1842 X. ueber Erziehung edler Obſtbaͤume aus Kernen. Vom Lieut. F. W. Donauer in Coburg Jahresbericht, vorgetragen am Bjaͤh⸗ jaͤhrigen Stiftungsfeſte der naturfor⸗ ſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes, den 20. Juli 182 . Protokoll uͤber die Feſiſizung am 20. Juli 1842 E . Vortrag uͤber die zeither nicht beachtete Benutzung des verwitterten Porphyrs zur Porzellan bereitung Ueber Wieſenwirthſchaft. Mitgetheilt aus den Verhandlungen des landwirth⸗ ſchaftlichen Vereins von deſſen Secre⸗ tair Ed. Lange . Ueber inlaͤndiſche pferdezucht. Aus den Verhandlungen des landwirth⸗ ſchaftlichen Vereins mitgetheilt von deſſen Secretair Ed. Tange SxXxXVI. Miscellen und Notizen zwei meteorologiſche Tabellen, Gletzten Decbr. 1842. Vom Kanzleirath Bech ſte i n. 371 eee vom erſten Juli bis® ® GIGS seeed | Or ra Inhalt des dritten und vierten Viertel- f 18 2 N PAS Seite FAR © © © 105 ® ve © © 109 8 97 120 8 AS ® ING © PR 5 123 © 0 8 8 ,r, 5 EN ISE 127 8 8 5 A 0 KÄ 137 5 eu © 92 N 155 5 Zu es in | 168 97 SS 8 AN 172 OHM * © 78 9 AS © 28 © Sn 179 © £-% 8 KLAR oa © * 188 8 IN 196 SL 8 IE * NIN * AnA NA Ak, Ley * AAA N AA AN; 1 AT 985 R n l 885 An, De N e A eee Ned W A . an \AA RT N nAmnAN Wass . ed NY — 8 8 — m SAH ON Weg a ee ee 17 r = > u eee ee ef o ee eee TA N. i F ä = YA NA ar\ AAN es 8 A 1 be * - Aa, AA Aa; gg, nn Aa er SSA * A AAANAA Rn aAan Am RAR,“ AANARAAAA We dA * 17 7 828 Kate A Ann? „AA c edge faber, n