ann" n A ArAAANAAA hr W e eee Wee r one N, A An Nas = K \r - 21 VAMMÄNMAMNMARnA. RAR RANARARAAL LARA LARAAANAR, dvds: deen, cee AR ONIARRARANA AAN Aan, AAN, nam? eg ann” Ann PR Valor TV „ A eee ANANAS 8 77 An nn Ag. 4 eee N e Aarn n le 772 1885855 nn Au A anaanana n Does ee eee eee eee GA SAA HAN = ba 5 YIARAAA Ana Nr AN NARAARRAAAR NAAR 2 — 3 in N AM N 25 n 285 N En DE 1 N | Kr 2 rn s eee ggg Pa AR. 1 * Nel 1 Wa X. 2 ‚ 5 eil N dee be N ASIA. F ka Ä einn ae „ 7 r e eee \ DS seeed dg 920 AR: "RRAANAN e A ANA Anna > Kan; N an AR Ann, 1 NAAA, 228 322 WE Annan ANAn Ans ene 8 a ANARNAAAG ; ET W 2 ö f 5 Ben “ ic 7 u 2 283222 . 6 A ARANAANAANANAN . La} a * ar » ) am IniAan un . 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Ueber den Einfluß unſerer Babriten, Von E. A. Beſſer . — Vermögensſtand beim Kunſt⸗ und ‚Sandivertever- verein Ende 1848 . g Erfahrungen über das Jagdweſen im Weſtkreiſe . Unfer Jagdweſen. Aus den Verhandl. des landw. Ver., mitgeth. v. Ed. Lange Wie dürfte das Jagdweſen zu ordnen ſein 2 Aus den Verhandl. des landw. Ver., v. Ed. Lange . Ueber den Grasbau im Felde. Von Zach. Kreſſe Etwas über die Induſtrieausſtellung zu e Vom Steuerrath Meißner 8 e . Die Zuſammenſetzung des Futters . * . Etwas über die Kartoffeln. Von Ed. Lange Ar Eine neue Apfelſorte, aus Samen erzogen von en Lange * . „ — * + * Die Kerbelrübe . Ä URS NW Ike . Eine vortreffliche Baumfalbe 2 Vermögensſtand der Kunſt⸗ und Sandwertöfäule Ende 1848 Ueber Gletſcher. V. Staatsminiſter B. v. Lindenau Zur Geſchichte der Neptunsentdeckung. Re minifter v. Lindenau. Abriß der Geſchichte der Naturwiffenfaften. Vom XX. Geh. Rath E. v. Braun Jahresbericht der Naturforſch. Gefellſch., vorgetragen den 4. Aug. 1850 vom Secretair der Geſellſchaft Kreisamtmann O. Lüders. „ a und Nutzen der Bienen. Vom Kanzliſt /c Seite 158 174 XXII. XXIII. XXIV. XXV. XXVI. XXVII. XXVIII. XXIX. XXX. XXVFl. XXXII. XXX. XXXIV. XXXV. Gutachten des Kunſt- und Handwerksvereins, die Gründung und Erweiterung von Sonntags- und Handwerksſchulen betreffend ee» Bericht über das 33. Jahr des Kunſt⸗ und Hand⸗ werksverein. Von Ed. Lange . f Bericht über die gewerblichen Vereine und Schulen in den Schweſterſtädten des Landes. Vom Geh. Regierungsrath Dr. Back Re Handwerk und Fabrik. Vom Zeugmacher Chr. Gottl. Maul in Ronneburg 1, ° Welches ſind die beſten Kunſtgriffe eines redlichen Gewerbsmannes? Vom Hofrath Klein in Ronneb. Bericht über das 26. Jahr der Kunſt⸗ und Hand⸗ werksſchule. Von Ed. Lange - rn" 2° Deutſchlands Zerriſſenheit in feinem Münze, Maaß⸗ und Gewichtsweſen. Von E. A. Beese 2; Einige Gartenbeobachtungen. Von Ed. Lange Epiſode aus der Thierwelt. Vom Oekonomierath RER Gla ß „„ Vortrag über den Prozeß, welcher bei Umbildung der Holzgattung in Braun- und Steinkohlen im Ge⸗ genſatze der Verwandlung derſelben in die feſteſte Steinmaſſe, das ſogenannte verſteinerte Holz, vorge— gangen, gehalten beim Stiftungsfeſte der naturforſch. Geſellſch. des Oſterlandes, am 29. Juli 1851, von n ͤ en ee ln? Vortrag über die ohnlängſt bei Kahla im bunten Sandſteine aufgefundenen urweltlichen Thierfährten— Abdrücke und Ausgüffe vom Chirosaurus und ähnliche dergleichen Vorkommen, gehalten bei der 28 Verſamm—⸗ lung deutſcher Naturforſcher und Aerzte zu Gotha am 19. Septbr. 1851, vom Jul. Zinkeiſen . Bericht über das 34. Jahr des Kunſt⸗ und Hand⸗ werksvereins. Von Ed. Lange - +", ° Bericht über das 27. Jahr der Kunſt⸗ und Hands werkſchule. Von Ed. Lange „ ue Bericht über die gewerblichen Vereine und Schulen in den Schweſterſtädten des Landes. Vom Geh. Re⸗ gierungsrath Dr. Back . . 0 2 2° 03 red Bermögensftand beim Kunſt- und Handwerksverein im Jahre 188500: 2 ee ee Vermögensſtand der Kunft = und Handwerksſchule im Sabre 18507): N 3) en +: 2 R Mit 12 meteorologiſchen Tabellen. Seite 199 209 219 236 242 248 254 264 269 278 289 301 874 320 336 337 I. 4 Bericht über das 32. Jahr des Kunſt- und Handwerksvereins erſtattet am Stiftungsfeſte den 4. Februar 1850 von Ed. Lange, Schriftführer des Vereins. Als wir, vor zwei Jahren an dieſer Stelle das 30. Stiftungsfeſt unſeres Kunſt- und Handwerksvereins begingen, wer haͤtte da wohl geahnet, was ſeitdem bis zum heutigen Stiftungstage Alles geſchehen oder — ich moͤchte faft ſagen — improviſirt worden iſt! Mit den politiſchen haben zugleich auch alle geſellſchaftlichen Verhaͤltniſſe die durchgreifendſten Erſchuͤtterungen erfahren. Als eine ſolche müflen wir es auch betrachten, daß unſer Verein in den letzten anderthalb Jahren über 50 ) feiner bisherigen Mit⸗ glieder verloren und dafuͤr in dem ganzen letzten Jahre nur 7 neue Mitglieder **) gewonnen hat. Wie? Hat denn die Kunſt aufgehört, das menſchliche Leben zu vers edeln und zu verſchoͤnern, und iſt die Segensgquelle plotzlich ) Da ein berichtigtes Mitgliederverzeichniß demnächſt gedruckt Br, unterbleibt hier die namentliche Aufzählung der Aus⸗ u. ** retenen. ) 1) Karl Ad. Bachmann, Oekonom. 2) Frdr. Fritzſche * . 3) Guſt. Günther, „ 600 n Harniſch, Tiſchler. 5) Frdr. Ad. Nützer, Architekt. bean — Wagner, Landesjuſtizrath. 7) Mor, Wilke, Eiſenbahn⸗ XI. 1 1 verſiecht, aus welcher dem redlichen Gewerbfleiße bisher innerer wie aͤußerer Lohn in reicher Fülle zuſtroͤmte? Iſt der nie raſtende Geiſt der Erfindungen und Unternehmun— gen, der das kleine Europa in verhaͤltnißmaͤßig kurzer Zeit uͤber die uralte Kultur Oſtaſiens weit hinausgefuͤhrt hat, auf einmal von uns gewichen oder iſt unter uns ploͤtzlich der Sinn erſtorben, der auf ſeine Schritte achtet, ihnen denkend und lernend nachgeht, der Alles pruͤft, um das Beſte zu behalten? Oder ſind vielleicht unſere Lebens fot— men auf einmal ſo ausgelaufen, dem ſchoͤpferiſchen Geiſte ſo druͤckend und beengend geworden, daß die Muſe nach Herders Prophezeihung ſchon jetzt jenſeit des weſtlichen Oceans, vielleicht gar ſchon bei den Goldwaͤſchern Cali— forniens eine neue Zufluchtsſtaͤtte ſuchen muß? O nein, und nochmals nein! Europa iſt noch jung, noch unterneh— mend und ſelbſt truͤgeriſchen Hoffnungen zugaͤnglich, und wird, wenn es in troßigem Uebermuthe manches Karten— haus eingeriſſen und manchen kunſtvollen Bau zertruͤmmert hat, bald genug die unfaͤhigen Zerſtoͤrer bei Seite ſchieben und ſich dafür an die ſchoͤpferiſchen Geiſter anſchließen, welche ihm wieder neue feſtere Bauten errichten und kunſtvollere Mechanismen in Gang ſetzen werden. Vorher aber muß die Unbehaglichkeit der Langeweile und der Unmuth, ſie ſelbſt gewaltſam heraufbeſchworen zu haben, zur Genuͤge gekoſtet und empfunden werden. Halten wir nur in dies. ſer Zeit der Pruͤfung feſt und redlich zuſammen, um ohne muͤſſige Klagen uͤber das Unvermeidliche in die beſſere, neu ſchaffende Zukunft hinüber zu retten, was deſſen würdig iſt! Vielleicht lebt dann auch unſer Verein wieder auf in neuer erhoͤhter Jugendkraft und verwirklicht die Ideen, von denen er bisher gar oft nur den Spruch gelten laſſen mußte: Wollen habe ich wohl, aber das Vollbringen des Guten finde ich nicht. Dann wird er fuͤr alle Freunde der Kunſt und des gewerblichen Fortſchritts immer mehr der lebendige Mittelpunkt werden, von welchem aus die Ratur⸗ wiſſenſchaften ihr belebendes Licht auf das heimiſche Ge⸗ u = werbsweſen werfen, wo Praktiker und Theoretiker ſich ehrend die Haͤnde reichen, wo jede neue Erfindung eroͤrtert und in patriotiſcher Fuͤrſorge dem heranreifenden Geſchlecht im— mer neue Bildungswege eroͤffnet werden. Das iſt ja ſchon jetzt das Ziel unſeres Vereins, welches wir auch in dieſem Jahre nicht aus den Augen verloren, wenn auch nach menſchlicher Weiſe nicht voll— kommen und allſeitig erreicht haben. Trotz den mancherlei Zerſtreuungen und Stoͤrungen, welche die viel bewegte Zeit herbei führte, haben wir auch in dieſem Jahre 11 allge⸗ meine Verſammlungen gehalten, die im Durchſchnitt von je 19 Mitgliedern beſucht wurden. Die Verhandlungsge— genſtaͤnde waren theils geſchaͤftliche Angelegenheiten, theils Vortraͤge, Mittheilungen und Beſprechungen uͤber neue Entdeckungen und Unternehmungen. | Rach unfern frühern Statuten wurden einige Mitglie- der des Vereins direktoriums auf 5, andere nur auf 1 Jahr gewaͤhlt. Dieſe Beſtimmung iſt in Folge eines aus der Mitte des Direktoriums ſelbſt hervorgegangenen Vorſchlags nun dahin abgeändert worden, daß ſaͤmmtliche Direftorials mitglieder nunmehr auf 2 Jahre gewaͤhlt werden und zwar ſo, daß jedes Jahr die eine Haͤlfte derſelbe einer Reuwahl unterworfen wird). In dieſem Jahre iſt Kaufmann Beſſer II. abermals zum Vicedirektor und der gegenwaͤrtige Berichterſtatter zum Schriftführer erwaͤhlt worden, während zum zweiten Vorſteher Buchbinder Graf durch die Mehr⸗ zahl der Stimmen ernannt worden iſt. N Zu den geſchaͤftlichen Aufgaben rechne ich vorzuͤglich die zahlreichen Gutachten uͤber allerhand Innungsfragen, Es kommen nun in $. 10 der Statuten die Beſtimmungen unter 1) und 2) in Wegfall, und tritt dafür folgende Faſſung ein: 1) Saͤmmtliche Direktorialmitglieder werden alle 2 Jahre in der Vereinsverſammlung vor dem Stiftungsfeſte neu gewählt m zwar fo, daß abwechſelnd in dem einen Jahre der Direktor und Ds erſte Vorſteher und in dem andern der Vicedirektor, der zweite r 3 an Al zu und en ern be⸗ en ſind. Für das nächſte Jahr erin mit den 3 Alen der Anfang zu machen.“ 8 d a N 1 * — 4 — welche theils der hieſige Stadtrath, theils das hieſige Kreisamt, theils die Landesregierung von dem Vereine in Anſpruch nahmen. Es ſind deren in dieſem Jahre nicht weniger als 9 erſtattet worden. Die meiſten betrafen Ab— änderungen in den Meiſterſtuͤcksaufgaben hieſiger und aus- waͤrtiger Innungen, andere die ſtreitigen Befugnißgrenzen verſchiedener Innungen, andere Ergänzungen und Erweite- rungen der Innungsartikel. Die meiſten wurden zunaͤchſt durch Commiſſionen ſachverſtaͤndiger Vereins mitglieder, einige auch von Direktorialmitgliedern eroͤrtert, ehe deren Gutach— ten dem geſammten Vereine zur Entſcheidung daruͤber vor— gelegt wurde. Dabei regte fich zwar der wohl gerechte, zugleich aber auch eigennuͤtzige Wunſch, daß dergleichen bisweilen ſchwierige und wenig dankbare Fragen kuͤnftig in unſern Sitzungen weniger haͤufig vorkommen moͤchten; aber man bemuͤhte ſich darum nicht minder, ſie gruͤndlich und unparteiiſch zu prüfen und zu erledigen. Was ſollte man auch von dem neuerdings uͤberall hervortretenden Begehren der Gewerbtreibenden nach Autonomie in ihren Gewerbs angelegenheiten halten, wenn ihnen ſchon die Mit— wirkung für geſetzmaͤßige Abänderung einzelner nicht mehr zeitgemaͤßer Beſtimmungen der Innungsartikel zu viel wäre? Wer vor Allem ungeſtoͤrt ſein Geſchaͤft betreiben, dann harmlos ſeiner Familie leben oder ein Vergnuͤgen genießen will, der darf nicht zugleich auch in Staat, Stadt und Innung Autonomie begehren, ſondern muß der ihn bevor— mundenden Staatsgewalt ſogar dankbar dafuͤr ſein, daß ſie ihm durch ihre hierzu beſtimmten Organe dieſe ſtoͤren— den Sorgen und Mühen erſpart. Hier gibt es nun eins mal wie überall nur ein einfaches Entweder-Oder, über welches ſich nicht nur jeder Einzelne, ſondern unſer ganzes Geſchlecht mit Klarheit und Beſtimmtheit entſcheiden ſollte. Weil es dieſes aber bis jetzt noch durchaus nicht gethan hat, herrſcht noch uͤberall ein unſicheres Schwanken zwiſchen der fruͤheren Gemaͤchlichkeit und der neuen arbeitsvollen Selbſtherrlichkeit, deren glanzvolle Vorzüge nun einmal mit 8 1 der alt beliebten Bequemlichkeit nicht vereinbar ſind. Man fühlt ſich von den bisherigen gewerblichen Einrichtungen durchaus nicht mehr befriedigt, aber eben ſo wenig ſcheinen auch die dermaligen Verſuche neuer Gewerbeordnungen mit ihren umſtaͤndlichen Friedensgerichten, Gewerberaͤthen und Gewerbekammern anzuſprechen, wie dieſe z. B. vom Frank- furter Gewerbecongreß in allgemeinen Umriſſen angedeutet und ſpaͤter verſuchsweiſe im Herzogthum Gotha eingefuͤhrt oder vorgeſchlagen worden ſind. Es bleibt nun einmal hienieden jede Wirklichkeit hinter dem Ideale zuruck, und man wuͤrde die fruͤheren Zuſtaͤnde kaum ſo unbedingt ver— worfen und vertilgt haben, wenn man ſie ſtatt mit einem nebelhaften Ideale gleich mit anderen beſſeren, wirklich beſtehenden oder doch bis ins Einzelne durchdachten Zuſtaͤn— den und Einrichtungen verglichen haͤtte. Auch gegen Per— ſoͤnlichkeiten wuͤrde man weit gerechter und billiger geweſen ſein, wenn man ſie ſtatt mit traͤumeriſchen Rebelgebilden, lieber mit andern lang gekannten und bewährten Perſoͤn— lichkeiten verglichen und gemeſſen haͤtte. Aber weil der nun einmal der Traumwelt der Ideale zugekehrte Deutſche feine theuren Rebelbilder Riemandem fo ungeftört unter— ſchieben konnte als voͤlligen Reulingen oder unbedingten noch durch keinen einzigen poſitiven Schritt naͤher charakte— tiſirten Gegnern alles Beſtehenden, fo brach unſer noch immer mehr der Zukunft als der Vergangenheit zugewen— detes Volk gaͤnzlich mit ſeiner Geſchichte, mußte aber ſtatt der gehofften Reugeſtaltung aller ſeiner Verhaͤltniſſe ſich wie Schillers Poet bei der Theilung der Welt dafuͤr mit einer gewaͤhrloſen Anweiſung auf die ungewiſſe Zukunft abfinden laſſen. Aber fo liebenswürdig auch dieſe jugend— liche Schwaͤrmerei und dieſer nach jeder erfahrenen Taͤu— ſchung aus dem Beduͤrfniſſe des Herzens wieder neu ſich belebende uͤberſchwengliche Glaube an den baldigen Beginn des tauſendjaͤhrigen Reichs irdiſcher Idealzuſtaͤnde in man⸗ cher Hinſicht fein mag, ein praktiſcher und durch die Er— fahrung unſerer Nachbarvoͤlker erprobter Weg zu wirklicher 1 Groͤße und Macht iſt er nimmermehr. Ja ſolche hartnaͤckige Idealiſten koͤnnen ſogar, wenn fie ſich zuletzt auch von ih— ren ſelbſtgeſchaffenen Goͤtzen in ihren von Haus aus uns- erfuͤllbaren Erwartungen getaͤuſcht ſehen, zuletzt in völlig glaubensloſe Verzweiflung verfallen, die, ausgeſtoßen aus dem Paradieſe ertraͤumter Herrlichkeit, nun in der nichts— wuͤrdigen Wirklichkeit keine Schonung mehr kennt. Wem dagegen das Vollkommene hoͤher ſteht, als daß er ſich einbilden koͤnnte, ihm hienieden ohne alle irdiſche Beimiſchung zu begegnen, der wird das menſchlich Edle und Gute trotz der ihm hier und da noch anhaftenden Makel und Schwaͤ⸗ chen, in allen Geſtalten und Verhaͤltniſſen aufrichtig an⸗ erkennen und weil er nicht nach dem bunten Regenbogen haſcht, ſondern ſich der erd- und lichtgebornen Blumen freut, die ihn umringen, nach und nach weit mehr dazu beitragen, ſeine und ſeiner Mitmenſchen Lage dauernd zu verbeſſern als alle Schwaͤrmer, die ſich daran abmuͤhen, das Unmoͤgliche hienieden zur endlichen Geltung zu bringen. Solche beſonnene Fortſchrittsmaͤnner fangen aber das Beſſern ſtets zunaͤchſt mit ſich ſelbſt, in ihrem Berufe, ihrem Hausweſen und dann erſt in ihrer naͤhern Umgebung an, während die Schwaͤrmer und Großgeiſter ſich ſtets foz gleich an den ganzen Staat und die ganze Kirche wagen und lieber auf jede Verbeſſerung verzichten, wenn nicht gleich Alles vollkommen werden ſoll. unſer gewöhnlicher Berichterſtatter über die mancher⸗ lei Verſuche, die deutſchen Gewerbsverhaͤltniſſe zeitgemaͤß umzugeſtalten, war der Riemermeiſter Schneider, waͤhrend uͤber neue Erfindungen und Unternehmungen Dr. Ausfeld, Hofadvokat Haſe, die beiden Direktoren, Lithograph Bech⸗ ſtein und der gegenwärtige Berichterſtatter die meiſten Mit⸗ theilungen machten. So wurde uns Einiges uͤber den Knallzucker und uͤber die beſchraͤnkte Anwendbarkeit der Schießbaumwolle mitgetheilt, deren Auflöfung in Schwefelaͤther das Collodion liefert, deſſen Benutzung zu Heftpflaſter und zu kleinen 8 W Luftballons uns Dr. Ausfeld durch Proben veranſchaulichte. Dann wurde der Uebergang des Waſſers in den ſphaͤroi— diſchen Zuſtand beſprochen, woraus man neuerdings auch die Moͤglichkeit mancher ſogenannter Feuerproben des Mit— telalters zu erklaͤren verſucht hat. Während naͤmlich das Waſſer bei Beruͤhrung von erhitzten, ſeinen Siedepunkt nicht zu weit uͤberſteigenden Metallflaͤchen ſiedend in Dampf übergeht, verwandelt fi) daſſelbe, einer bis zum Weißgluͤ— hen erhitzten Metallflaͤche nahe gebracht, ohne dieſe nun— mehr unmittelbar zu beruͤhren, in einzelne Kuͤgelchen, die verhaͤltnißmaͤßig nur ſehr langſam in die Dampfform uͤber— gehen. Sobald aber die Temperatur der Metallflaͤche von der Weißglühhitze mehr gegen den Siedepunkt des Waſſers herabſinkt, tritt auch das Waſſer mit der Metallwand wieder in unmittelbare Berührung und verwandelt ſich dabei bisweis len wohl ſo ploͤtzlich in Dampf, daß dadurch vielleicht auch manche Exploſion von Dampfkeſſeln entſtanden iſt. Bei den Feuerproben des Mittelalters aber ſchuͤtzte die natürliche Feuchtigkeit der Haut dadurch daß ihre Schweißtroͤpſchen auf dem weißgluͤhenden Eiſen den ſphaͤroidiſchen Zuſtand an— nahmen und die unmittelbare Beruͤhrung zwiſchen der Haut und dem gluͤhenden Metall auf kurze Zeit aufhoben, den Fuß oder die Hand derjenigen vor dem Verbrennen, deren Unſchuld durch eine weit weniger heiße Metallmaſſe vor den nur durch ein Wunder zu überzeugenden Richtern nicht haͤtte bewieſen werden koͤnnen. Ein ander Mal wurden die neuern Fortſchritte der Telegraphie und die wunderbaren Leiſtungen der immer haͤufiger zur Anwendung kommenden ellektromagnetiſchen Telegraphen gegenuͤber den optiſchen Telegraphen beſprochen, ſo wie auch das Weich- und Durchſcheinendmachen des Elfenbeins vom Lithographen Bechſtein und das Spalten des Papiers vom Dr. Aus feld nachgemacht und die ge— wonnenen Ergebniſſe unter Vorlegung der gemachten Pro— ben den Verſammelten aus einander geſetzt wurden. ‚Ends lich zeigte auch Dr. Aus feld einige von ihm wiederholte a Proben einer neuen Verkupferungsmethode vor; und wie Kaufmann Beſſer II. und Hofadvokat Haſe zunaͤchſt der Feuersgefahr dachten, als jener die Vorzuͤge der neuen feuerfeſten Geldſchraͤnke und dieſer einige neuere Rettungs⸗ vorrichtungen erlaͤuterte, ſo lenkte der Herr Vorſitzende die Aufmerkſamkeit der Verſammelten auf die nicht minder großen Gefahren des Waſſers, indem er den Siebeſchen Patenttauchapparat zur Sprache brachte, durch welchen ſchon mancher verſunkene Schatz in der Tiefe des Meeres wieder aufgeſucht und gerettet worden iſt. So weiß der menſchliche Erfindungsgeiſt jeder Ger fahr eine Rettung und jeder Schwierigkeit eine ſiegreiche Abhilfe entgegen zu ſtellen. Kaum hat er die maͤchtigen Ladungen der Schiffe, da wo dieſe endlich am Lande Halt machen mußten, durch feine Eiſenbahnen in Empfang ges nommen und mit Dampfesfchnelligfeit weit hinein in die Länder vertheilt, fo tritt feinen elektromagnetiſchen Tele- graphen, auf denen eine Nachricht ſchneller nach Weſten fortſchreitet, als das die ganze Erdkugel umwandelnde Licht der Sonne, nun wieder das Meer hindernd und unterbrechend entgegen, und das britiſche Inſelreich, die Heimath der Erfindungen, ſcheint nun gerade durch dieſe Grundlage ſeiner Groͤße, von dem Zauberkreiſe, in deſſen lebensvollen Mittelpunkten man gegenſeitig alles augenblicklich mittheilt und erfährt, ploͤtzlich aus -und ab⸗ geſchloſſen zu ſein. Aber ehe noch die hiervon zu befuͤrch— tenden Nachtheile ſich nur zeigen und bemerklich machen koͤnnen, hat man auch ſchon die Abhilfe in Ausſicht, und in kurzer Zeit wird ein einfacher Kupferdraht, in Gutta Percha gehuͤllt, auf dem Grunde des Meeres von England bis nach Frankreich heruͤber reichen und zwiſchen beiden Laͤndern mit geheimnißvoller Eile den Austauſch der wich—⸗ tigſten Nachrichten vermitteln, ohne die Fahrt der maͤchti— gen Schiffe, die ſtolz und ſicher den Kanal paſſiren, im mindeſten zu ſtoͤren oder zu unterbrechen, ſo wie auch in kurzer Zeit zwiſchen dem weſtlichen England und dee; Fleis . 60 nen Nachbarinſel Angleſea, von einem ſtarken aus dem Meere ſich erhebenden Pfeiler getragen, ein Paar koloſſale Rohre aus Schmiedeeiſentafeln zuſammengenietet und innen mit Eiſenſchienen belegt, die Eiſenbahnzuͤge hoch uͤber das Meer hinuͤber fuͤhren werden, ohne die Schiffe unten in dem beide Inſeln ſcheidenden Meeresarme in ihrer Fahrt im mindeſten zu beeintraͤchtigen. So iſt auf der Erde für die verſchiedenartigſten Bes ſtrebungen Raum genug, und dieſe foͤrdern ſich ſogar oft noch gegenſeitig, wenn nur nicht jede in blinder Ein— genommenheit unumſchraͤnkt und ausſchließlich herrſchen und den andern alle Freiheit verkuͤmmern will. Igntereſſant waren uns auch die Belaſtungsverſuche bei der bereits fertigen kleinern eiſernen Roͤhrenbruͤcke über den Conwaybuſen in England. Man beſchwerte das meh—⸗ rere Tauſend Ctr. ſchwere eiſerne Rohr in ſeiner Mitte mit 3500 Ctr. Laſt; es bog ſich davon um 13 Zoll; darauf belaſtete man es mit 4700 Ctrn. und ſeine Mitte ſenkte ſich jetzt um beinahe 14 (um 1,47) Zoll. Als aber die Son⸗ nenſtrahlen das Rohr oben und vorn erwaͤrmten, während die untern Theile die kaͤltere Temperatur der Luft beibes hielten, wurde der Boden des Rohrs aufwaͤrts gekruͤmmt und erhob ſich in Folge der ungleichen Ausdehnung durch die ſanfte Gewalt der Wärme in feiner Mitte um 14-300. Daran hatte man wahrſcheinlich Anfangs nicht gedacht, fo nahe es nun auch zu liegen ſcheint. So vergeſſen wir, wenn es ſich um Vorausberechnung wichtiger Erfolge han— delt, nicht ſelten das ſtille Walten der unſichtbaren Kraͤfte in Anſchlag zu bringen, welche doch oft ſelbſt noch groͤßere und bleibendere Erfolge hervorbringen, als die zunaͤchſt in die Augen ſpringenden Maſſen, deren Gewicht ohnehin nicht leicht überfehen werden kann. Und doch kann nur da rechter Beſtand und dauerndes Gleichgewicht ſtatt finden, wo alle Kräfte richtig abgewogen und in Rechnung ges bracht ſind. Mit dieſen wenigen Mittheilungen würde ich meinen — 1 Jahresbericht ſchließen, gebote mir nicht die Pflicht der Vollſtaͤndigkeit fo wie auch mein Herz, hier noch des juͤng— ſten Kindes unſeres Vereines zu gedenken, deſſen erſte Jahre ſchon durch die Unruhen dieſer Zeit hart bedroht worden find. Ich meine unſern im Herbſte 1847 gegruͤn⸗ deten Geſellenverein, das ergaͤnzende Zwiſchenglied zwiſchen unſerm Vereine und feiner Schule. Sein ſchnelles An— wachſen bis auf 150 Mitglieder und der Eifer derſelben fuͤr die woͤchentlichen Zuſammenkuͤnfte ſetzte uns im erſten Winter faſt in Verlegenheit, bis das Frühjahr 1848 bei der Mehrzahl die Anhaͤnglichkeit und das Vertrauen zu den Männern wieder loͤſte, die weil fie fihon vor den Maͤrztagen ein Herz fuͤr die gewerbtreibende Jugend hatten, dieſe auch jetzt nicht zu großartigen Weltverbeſſerungsplanen benutzen, ſondern ihr vielmehr in ihrer menſchlichen und buͤrgerlichen Fortbildung behilflich ſein wollten und ihr deß— halb ſtatt der gangbaren politiſchen Univerſalmittel lieber die allbekannten, oft muͤhſamen und darum wenig beliebten Hausmittel fuͤr ein gluͤckliches Fortkommen empfahlen, naͤm⸗ lich geordneten Fleiß, Redlichkeit und Geſchicklichkeit. Jetzt iſt die Mitgliederzahl des Geſellenvereins wieder uͤber 30 gewachſen, und die meiſten derſelben finden ſich woͤchentlich einmal mit einigen der 12 Meiſter des Vorſtandes zuſammen, auf welche dieſer geſellige Kreis ebenfalls nicht geringe Anziehungskraft auszuüben ſcheint. Gewiß wäre der Geſellenverein ſchon von den erſten Wellen der neuen Zeitfluth fortgeſpuͤlt worden, wenn er nicht auf einem guten Grunde errichtet waͤre. Denn nur was gut und tuͤchtig iſt, hat Beſtand; das Hohle und Wirkungsloſe aber verſchwindet um ſo ſchneller und fpurs loſer, je mehr es ſich Anfangs aufblaͤhete. Sollten daher unſere Vereine jemals zu Grunde gehen, ſo wuͤrde ich ihr wirkliches Hinſterben weniger beklagen, als deſſen Urſache: die Unfaͤhigkeit zu leben und Gutes zu wirken. W U II. Allgemeiner Bericht über das Beſtehen und Wirken der Kunft- und Handwerksvereine, Kunſt⸗ und Gewerb- und Sonntags-Schulen in den Schweſterſtaͤdten des Landes im Jahre 1849 erſtattet durch den Regier.⸗ und Konſiſtorial⸗Rath Dr. Back, Schrift⸗ führer der Kunſt- und Handwerksſchule zu Altenburg, Ehren⸗ ur mitglied des Gewerbvereins zu Kahla u. ſ. w. f In der Einleitung zu dem vorjaͤhrigen allgemeinen Berichte ſprachen wir die Hoffnung aus: der gute Geiſt der Gewerbvereine des Landes werde, erſtarkt durch den ſich neu entwickelnden guten Geiſt der Mehrzahl der Landes⸗ bewohner uͤberhaupt, auch im Jahre 1849 mit Gottes Hilfe die gemeinnuͤtzigen menſchenfreundlichen Beſtrebungen, welche die gewerblichen Anſtalten unſres Heimathlandes zu erhalten, zu foͤrdern, zu heben beſtimmt ſind, zu neuer Kraͤftigkeit und zu neuem Aufſchwunge gedeihen laſſen. Unſere Hoffnung hat uns nicht getrogen. Die zerſetzende Kraft der Grundgedanken, welche im Jahre 1848 ſich gels tend zu machen wußten, hat zwar auch im Jahre 1849 da und dort mehr oder weniger ihre verderbliche, der wah— ren Freiheit des Geiſtes, der wahren Bildung, mit ihr der wahren Wohlfahrt der bürgerlichen Geſellſchaft hinder— liche Wirkſamkeit nicht vermiſſen laſſen, dennoch hat unter des allweiſen Baumeiſters aller Welten allguͤtigem Beis ſtande das milde Licht der ſittlichen buͤrgerlichen Aufklaͤrung vor der blendenden Fackel und den flüchtigen Irrlichtern neuer Lehren nicht weichen muͤſſen und durch die Rebel des Wahnes ſiegreich hindurch geleuchtet. — ME I. Am ungünftigften haben die Schlagwörter des Jahres 1848 durch ihre Mißverſtaͤndniſſe auf die Sonn— tagsſchule in Lucka eingewirkt. Wie ſehr auch Wohl— geſinnte dort gewuͤnſcht hatten, den Unterricht für Lehrlinge und Geſellen in der Sonntagsſchule dort ſowie für arme Maͤd— chen in der daſigen Strickſchule fortgeſetzt zu ſehen, ſo war dies doch, wiederholter Aufforderung ungeachtet, das ganze Jahr hin— durch nicht zu erreichen geweſen, indem, bei aller Willfaͤhrigkeit der Lehrer dort, bei der Jugend in ſolch einer Zeit durchaus keine Reigung fuͤr fortbildenden Unterricht ſich regen und kund geben wollte. Erſt im Januar 1850 zeigte ſich auf's Reue Hoffnung: es werde das Gewerbſchulweſen dort durch gemeinſame Mitwirkung der daſigen Geiſtlichkeit, des Stadtrathes und anderer wohlgeſinnter Bürger zu neuem Leben erweckt werden. Und ſchon unterm 1. Jan. d. J. konnte Hr. Inſpektor und Oberpfarrer Becker-Laurich dort melden, daß ſich fuͤr die daſige Sonntags- und Ge— werbsſchule bereits ein Vorſtand von 10 Perſonen, darun— ter erfreulicher Weiſe mehrere dem Gewerbſtande angehoͤrige Bürger, gebildet, daß Hr. Buͤrgermeiſter Weber den Vorſitz dabei uͤbernommen, daß man den Tag der Wie— dereröffnung der Schule ſchon feſtgeſetzt habe, daß im Bauzeichnen Hr. Zimmermeiſter Brümmer, im Schön» und Rechtſchreiben mit Stiluͤbung Hr. Rektorſubſtitut Oertel, im Rechnen Hr. Steuerkaſſirer Schmidt, in Erdbeſchreibung und Geſchichte Hr. Diakonus Back Unter richt ertheilen und daß Hr. Inſpektor Becker-Laurich ſelbſt die Kaſſeverwaltung uͤbernehmen werde. II. 1) In Meuſelwitz hat die Sonntags- ſchule auch im Jahre 1849 ihren Fortgang gehabt. Freilich aber und leider haben etwa nur 4 bis 6 junge Leute ſie benuͤtzt. Indes zeigt ſich ſeit dem neuen Jahre eine regere Theilnahme. Der Vorſteher, Hr. Pfarrer Kratſch, leitet die betreffenden Uebungen in ſchriftlichen Arbeiten und macht den Schuͤlern Mittheilungen aus den Schriften des Zwickauer Volksſchriftenvereins. Hr. Organiſt Kirch hof u unterrichtet im Schoͤnſchreiben, Hr. Kantor Benkert im Tafel⸗ und Kopfrechnen. 2) Die von 6 bis 8 armen Maͤdchen beſuchte Strick⸗ und Raͤhſchule beauſſichtigt und leitet die Gat⸗ tin des Hrn. Pfarrers Kratſch und Fraͤulein Foͤdiſch. III. Die Wagners-Sonntagsſchule in Goͤß⸗ nitz hat durch den am 17. September 1849 erfolgten Tod des daſigen Bürgers und Strumpfwirkermeiſters Hrn. Michael Flaͤhmig einen empfindlichen Verluſt erlitten. Dieſer Ehrenmann hat bei Gründung der fraglichen Anz ſtalt im Maͤrz 1837 hoͤchſt uneigennuͤtzig mitgewirkt, ſeit⸗ dem als Schreiblehrer und Kaſſirer, ſelbſt mit Aufwendung ſeiner letzten Kraft, ſich dankenswerth verdient gemacht und dadurch in den Herzen Aller, die ihn naͤher kannten, ein bleibendes Andenken ſich geſichert. Seit feinem völligen Erkranken hatte zunaͤchſt Hr. Stadtgerichtsſchoͤppe Engels mann und dann Hr. Organiſt Pilling die ſonſt von dem Heimgegangenen beſorgten Lehrſtunden, ſowie, des Letzteren früheren Wunſche gemäß, Hr. Engelmann die Rechnungfuͤhrung übernommen. Durch Alles das war einige Stoͤrung in den Unterricht gekommen, nur nicht in den des Zeichnenlehrers. Auch konnte eine oͤffentliche Prüz fung mit Vertheilung von Ehrenpreiſen an fleißige Schüler nicht erfolgen. Seit dem November. unterrichtet Hr. We— bermeiſter Ludwig Gerth im Zeichnen (an welchem — bei geeigneter Einrichtung — auch einige Schuͤlerinnen der erſten Klaſſe der daſigen Toͤchterſchule ſich betheiligen), im Schoͤn⸗ und Rechtſchreiben Hr. Organiſt Pilling, in vaterlaͤndiſcher Geſchichte, verbunden mit Erdkunde uͤberhaupt, Hr. Adjunktus Bartholo maͤi, in Gewerbkunde mit Naturlehre und Chemie (nach Schubert und Poppe) Herr Kantor Girbert. Die Schuͤlerzahl war zwiſchen 15 bis 25. Bei 34 Thlr. 26 Ngr. 4 Pf. Einnahme (einſchl. Zins von 100 Thlrn. Hauptſtamm bei Herzogl. Landes⸗ bank) und 17 Thlrn. 16 Ngr. Ausgabe, ergab ſich ein 1 — 14 — Kaſſebeſtand von 17 Thlr. 10 Rgr. 4 Pf., abgeſehen von nurgedachten 100 Thalern. — „Kann man nun auch — ſagt Hr. Adjunkt Bars tholomaͤi in ſeinem Berichte — das ſorgfaͤltig und muͤhſam gepflegte Kind in feinem 13ten Lebensjahre immer noch nicht recht lebenskraͤftig nennen, fo iſt uns doch um ſein Fortbeſtehen nicht bange, und wir duͤrfen, wenn der Sinn für eine fo heilſame Anſtalt bei Alt und Jung erſt allgemein erwacht nnd der Allwaltende, welcher ja ſeine Kinder mit treuer Vaterhand dem wahren Lichte immer naͤher bringt, bald beſſere, ſorgenfreiere Zeiten ſchenkt, we— der an dem Gedeihen unſerer Sonntagsſchule verzweifeln, noch den Muth zur weiteren, wenn auch nicht immer er— kannten Pflege verlieren.“ IV. 1) In Schmoͤlln war Hr. Archidiakonus Kloͤtz⸗ ner Direktor, Hr. Stadtſchreiber, jetzt Staatsanwalt Laurentius bis zum April, von da ab bis zu Ende des Jahres Hr. Rektor Voigt Sekretaͤr des Gewerbever— eins, welcher bisher 104 Mitglieder zaͤhlte. In den all— monatlichen durchſchnittlich von etwa 18 Mitgliedern bes ſuchten Verſammlungen hielt man nicht ſowohl laͤngere Vortraͤge uͤber beſondere Gegenſtaͤnde, ſondern unterhielt ſich vielmehr über merkwürdige Erfin dungen u. ſ. w. Laͤngere Zeit beſchaͤftigte man ſich mit der Gründung eines Vorſchuß⸗Kaſſe vereins, der denn auch mit Hilfe des Gewerbevereins ins Leben gerufen worden iſt. — Die Vereinseinnahme betrug 132 Thlr. 16 Rgr. 3 Pf. (voriger Rechnungbeſtand, Zinſen, Eintrittsgelder, Einlage, Zuſchuß aus Landesmitteln (41 Thlr. 3 Rgr. 3 Pf.) und Ertrag einer Sammlung zu Praͤmien fuͤr Sonntagsſchuͤler) — die Vereinsaus gabe war 119 Thlr. 29 Rgr. 8 Pf. (für Druckſachen, Bedienung, für die Schule — 50 Thlr. 10 Nor. 4 Pf. — und ſonſtige unbeſtimmte Ausgaben), demnach verblieb ein Kaſſebeſtand von 12 Thlrn. 16 Nor. 5 Pf., abgeſehen von den bereits verzinslich ausge⸗ thanen 50 Thlrn. 2) Vor waͤrts zur Vollendung ſchreitet 8 alles, was die Erde traͤgt; daran erinnert uns der Wechſel der Jahreszeiten und alle Veraͤnderungen der Ratur, die ihre reichlichen Gaben zur Nahrung der Menſchen und Thiere geſpendet hat und nun in tiefen Winterſchlaf ge⸗ ſunken iſt, um neue Kraͤfte zu ſammeln zu neuen Ge⸗ ſchenken. Immer weiter zum Ziele ſchreitet Alles; dies lehrt dem Greiſe das allmaͤlige Schwinden alles deſſen, was er einſt war und beſaß; immer vorwaͤrts zum Ziele, dies lehrt dem denkenden Menſchen die Betrachtung irgend eines Dinges aus der Vecgaͤnglichkeit. und das Göttliche, der ewige Geiſt des einzelnen Menſchen, wie der ganzen Menſchheit bleibt dabei nicht zuruck; vorwärts zur Vollen⸗ dung, das iſt auch ſein Loſungswort. So ſpricht auch der redliche und rechtſchaffene Mann, dem Gottes Wort, dem ſeine Vernunft, dem das Geſetz zur Regel und Richt- ſchnur ſeines Handelns gilt und der es mit der Menſch⸗ heit gut meint und wuͤnſcht, daß ein Jeder in ſeinem Stande und in ſeinen Verhaͤltniſſen ſich glücklich fühle, Vorwaͤrts, ſo ſprechen auch die, welche mit vorwitziger Hand die alten Formen zerbrechen, die als Mittel dienten, den Menſchen auf eine immer hoͤhere Stufe der Bildung zu fuͤhren, aber nichts beſſeres dafür zu geben verſtehen; vorwaͤrts, ſo ſprechen die, welche das Heilige mit freveln⸗ dem Fuße zertreten, das allen guten Menſchen ihres Her⸗ zens Troſt und Freude iſt und war. Vorwärts zum Beſ⸗ ſern, ſo riefen auch die Lehrer der Kunſt- und Hands werksſchule ihren Schülern zu beim Beginne des neuen Schuljahres; vorwaͤrts in nuͤtzlichen Kenntniſſen, die den Geiſt ſchaͤrfen und den Menſchen geſchickt machen, ſich in allen Verhaͤltniſſen und Angelegenheiten des Lebens deſto brauchbarer zu zeigen; vorwaͤrts in nützlichen Fertigkeiten, die den Menſchen Brod ſchaffen und ihn gar oft zu großen Ehren bringen; vorwaͤrts in frommem Sinne, der den Menſchen erhebt in des Lebens Leiden und Anfechtungen und ſelbſt im Tode ihm Freudigkeit gewaͤhrt; vorwaͤrts in guter Zucht und Sitte „ die den Menſchen bei Hohen und 1 Riedern, bei Armen und Reichen angenehm macht.“ — So der Eingang des Berichtes, welchen der Hr. Diafos nus Heiner als einer der Lehrer und Vorſteher der dor— tigen Kunſt⸗ und Handwerksſchule zugleich fuͤr den Hrn. Inſpektor Gruner als Mitvorſteher, uͤber das Be— ſtehen und Wirken der gedachten Anſtalt erſtattet hat. Seinem Zeugniſſe zufolge haben die meiſten Schüler ſich gut, ja viele aͤltere ſich muſterhaft betragen; dies gilt auch von Fleiß und Schulbeſuch. Der Schuͤler waren 81; 12 der fleißigſten empfingen Praͤmien am Stiftung⸗ feſte, welches zugleich Hr. Stadtmuſikus Voigt durch den ſchoͤnen Geſang der Schuͤler ſeines Unterrichtszweiges feſt— lich hob. Hr. Schreibelehrer Golle unterwies 80 Schuͤ— ler im Schoͤnſchreiben, in Kurrent-, Engliſcher-, Kanzlei⸗ und Zierſchrift. — Hr. Oberlehrer Schumann unters richtete im Rechnen, Tafel- und Kopfrechnen; doch dauer⸗ ten nur 16 Schüler beharrlich aus bei der angewandten Mathematik für das buͤrgerliche Geſchaͤftsleben — bei der Ketten⸗, Geſellſchaft-, Vermiſchung-, Zins- und Diskonto⸗ rechnung, bei Rechnungen bei der geraden und umgekehrten Regeldetri und bei den vier Species mit unbenannten Zah— len alles dies in vier Abtheilungen von unten nach oben — im Zeichnen, Figuren- Landſchaften-Blumen- und Thier⸗ zeichnen, ſowie im Meubles-Muſter- und freien Handzeich⸗ nen unterrichtete Hr. Maler Pfitzner 31 Schuͤler — Hr. Stadtmuſikus Voigt übte bei 22 Schülern Choraͤle, Mos detten und Hymnen von Hauptmann, Klein, Trobiſch, Mendelsſohn-Bartholdi, auch Geſaͤnge und Lieder von Kuͤcken, Berdelsmann, Kalliwoda, K. M. v. Weber und Andern ein — Hr. Diakonus Heiner ſelbſt unterrich⸗ tete 36 Schüler in der teutſchen Sprache und Geogras phie verbunden mit Geſchichte. In der teutſchen Sprache wurde durch Diktiren nach vorausgeſchickten Regeln das Richtigſchreiben geübt, Die teutſchen Aufſaͤtze betrafen vorzuͤglich anzeigende, benachrichtigende, erzaͤhlende und Ge— ſchaͤfts⸗Briefe. Die älteren Schüler lieferten auch laͤngere du Erzählungen über einen gegebenen Gegenſtand. Unter den neueingetretenen Schülern gab es auch einige, die nicht im Stande waren, einen Brief von 3 Zeilen uͤber die allergewoͤnlichſten Dinge zu fertigen, der Lehrer mußte ſie daher erſt uͤben im Bilden einfacher Saͤtze. Doch haben viele Schuͤler recht gute Arbeiten geliefert. In der Geo— graphie wurde zuerſt Ungarn, da dieſes Land im Jahre 1849 Aller Augen auf ſich zog, zum Gegenſtand dieſes Unterrichts gewaͤhlt, ſo wie auch die angrenzenden Laͤnder. Es wurden die Schuͤler nicht nur mit der Beſchaffenheit des Landes, mit ſeinen Bergen, Fluͤſſen, Seen, Waͤldern, Staͤdten und reichen Produkten bekannt gemacht, ſondern auch mit ſeinen verſchiedenen Voͤlkerſtaͤmmen, deren Sitten und Gebraͤuchen, mit feiner Staatsverfaſſung und feiner Geſchichte, aus der zu erſehen war, daß die Ungarn in fruͤhern Zeiten ſich nicht als ſonderliche Freunde der Teute ſchen zeigten. Nachdem der Lehrer die Schuͤler mit dieſem Lande hinlaͤnglich bekannt gemacht zu haben glaubte, wen— dete er ſich wieder nach Amerika und fuhr in der Be— ſchreibung dieſes Wunderlandes da fort, wo er im vers gangenen Jahre ſtehen geblieben war. Es wurden dem— nach die Nordamerikaniſchen vereinigten Staaten in ihrem maͤchtigen Aufbluͤhen der Reihe nach mit ihren Merfwürz digkeiten, Produkten, Einwohnern, Sitten, Gebraͤuchen und Einrichtungen genau durchgegangen und ihre Entftehuns gen geſchichtlich nachgewieſen. Wenn ſchon dieſes Land an und fuͤr ſich ſelbſt die Aufmerkſamkeit der Schuͤler feſſelte, ſo geſchah dies noch mehr durch ſeine Geſchichte, die der Lehrer ihnen von der Entdeckung durch Columbus an bis auf die neuere Zeit in den Hauptbegebenheiten vortrug. Ganz ausführlich wurde ihnen die Eroberung der herrlichen Stadt Mexiko durch die Spanier und deren Feſtſetzung, weitere Ausbreitung und Herrſchaft daſelbſt bis 1823 bes ſchrieben, wo die Mexikaner das ſpaniſche Joch abwarfen und ſich für frei erklaͤrten. — So ſuchte jeder Lehrer in Br Fache feinen Schülern nützlich zu werden und mit 2 — 18 — ö ernſtem und redlichem Sinne das Seine zu dem „Bots waͤrts zum Beſſern“ beizutragen.“ „Moͤge — ſagt Hr. Diak. Heiner ſchließlich — „Gott ferner ſeinen Segen auf dieſer Anſtalt ruhen laſſen, die wir mit Eifer gruͤndeten und mit Liebe pflegten!“ 0 V. Der Gewerbverein in Ronneburg hat, nach dem von ſeinem Vorſtande, Hrn. Chr. G. Maul erſtatteten Berichte, vorzugsweiſe die Reugeſtaltung der Gewerbſchule und die Gründung einer praftifchen Weberſchule ſich angelegen fein laſſen. Hr. Maul hat ſich darüber gegen den dortigen Verein in nachfolgen der Weiſe ausgeſprochen: „Das Ehrenamt, welches mir durch Ihr in ſo hohem Maße geſchenktes Zutrauen zu Theil wurde, legt mir ei— nerſeits die Pflicht auf, Ihnen ſowohl, für Ihren bishe— rigen Beiſtand herzlich zu danken, als auch anderſeits um Ihre guͤtige Rachſicht, wegen mangelhafter Leitung der Vereinsgeſchaͤfte zu bitten. Fuͤhlte ich mich, gegen— uͤber meinen mit Wiſſenſchaft gewappneten Vorgaͤngern, ſchon unfaͤhig, die Geſchaͤfte des Vereins nutzenbringend zu leiten, ſo beugte mich auch noch ſchweres Familienungluͤck darnieder, daß mir nichts uͤbrig bleibt, als die Klage, die Intereſſen des Vereins ſo wenig gefoͤrdert zu haben. Moͤge es mir moͤglich werden, des Guten um ſo mehr zu wirken, wenn die vom Schickſal geſchlagenen Wunden wieder geheilt fein werden. Möge es mir mit Ihrem fer— neren Beiſtande gelingen, meinen guten Willen fuͤr die Folge beſſer bethaͤtigen zu koͤnnen. Koͤnnte auch unſer Verein dieſes Jahr, vielleicht nur durch meine unvollſtaͤndige Leitung verſchuldet, auf keine andern Verdienſte Anſpruch machen, als auf die neue. Einrichtung der Gewerbſchule, ſo macht ihm dieß — unverhohlen ausgeſprochen — ſchon viel Ehre. Vielleicht gelingt es uns, dieſes Jahr nach andern Rich— tungen hin mit mehr Erfolg zu wirken. Die Hauptrichtungen — 8 — namlich, nach welchen hin Gewerbvereine zu wirken haben, ſind nach meinem Dafuͤrhalten folgende: 1) Verbeſſerung der Gewerbsverhaͤltniſſe und dadurch der oft mißlichen Lage der Gewerbtreibenden ſelbſt, 2) Verbreitung nuͤtzlicher Kenntniſſe unter den Gewerb— treibenden, 3) Benutzung der Wiſſenſchaft bei praktiſchen Arbeiten. Die Moͤglichkeit der Verbeſſerung der Ge— Kebsverhältniffe haͤngt aber von dem bei den Res gierungen zu erlangenden Einfluß bei Verhandlungen uͤber gewerbliche Angelegenheiten ab. Leider iſt die Erlangung eines ſolchen Einfluſſes ſehr ſchwer und die Nachfrage um Gutachten der Gewerbvereine bei gewerblichen Verhand— lungen von Seiten der betreffenden Behoͤrden ſehr ſelten. Warum man dieſe Kraͤnkung an dem Handwerkerſtande begeht, laͤßt ſich kaum begreifen. Wol ſind die Gewerb— vereine nicht aus den hoͤhern Staͤnden hervorgegangen, aber ſie ſind eine koͤſtliche Bluͤthe des Mittelſtandes; wol iſt ihre Sprache und Schrift oft nicht logiſch geordnet, aber ihr Sinn iſt oft geſund. Moͤchte man dies doch einſehen lernen, und nicht glauben, ſich etwas zu vergeben, wenn man irgend bei Maßnahmen Diejenigen fragt, deren Ins tereſſen dadurch berührt werden. Doch laſſen Sie deshalb die Hoffnung nicht ſinken — laſſen Sie uns nach dem geſteckten Ziele ſtreben — wäre es auch unerreichbar, fo wollen wir ihm doch nahe kommen. Wie viel wuͤrde der Staat, ohne ein größeres Opfer, als ein wenig Muͤhe, für die Verbeſſerung des Looſes der Gewerbtreibenden bei— tragen koͤnnen in Anſehung der Errichtung von Wittwen— penſions- und Altersunterſtützungskaſſen, de⸗ ren Einrichtungen in England und Belgien ſchon lange zu den geſegnetſten gehoͤren und deren Moͤglichkeit unſer Verein 8 früher nachgewieſen hat. Die andere Richtung der Gewerbvereine „Ver⸗ Sreitdng nützlicher Kenntniſſe,“ beabfichtigen wir durch unſere Schulein richtung und Leſezirkel zu g 22 * erreichen und dürfen uns ohne Erroͤthen geſtehen, vorzüglich dieſes Jahr der Opfer viele fuͤr dieſen Zweck gebracht zu haben — wollen dies unverdroſſen auch ferner thun, und um ſo lieber, als die juͤngſte Zeit eine Menge unpraktiſche Grundſaͤtze in den für alles unerprobte Reue empfänglichen Gemuͤthern der gewerblichen Jugend hervorgerufen hat, die ihre bedauerliche Wirkung darin kund gaben, daß zum großen Theil edle Gefuͤhle erſtickt, heilige Familienbande wankend geworden, die Fruͤchte der Erziehung vernichtet und die Sitten verderbt worden ſind. Welchem denkenden Menſchen hätte dies nicht mit Beſorgniß erfüllen ſollen? Der Verein hat ſich deshalb um ſo bereitwilliger der neuen zweckmaͤßigen Einrichtung der Gewerbſchule unterzogen, als er darin und uͤberhaupt in einer guten Schule die Mittel erkannt hat, den ausgetretenen Strom wieder in das Bett der Sittlichkeit zu leiten. Wer wollte uͤberhaupt nicht bei jeder Zeit die Pflege der Fortbildungsſchulen als die ſchoͤnſte Aufgabe der Ge— werbvereine betrachten? Stellen wir uns den Handwerker von der Schule aus vor, welche er in der Regel als Kind armer Eltern nur ſpaͤrlich mit Kenntniſſen ausgeruͤſtet vers laͤßt. Wohl dem ſtets an die Arbeit gebundenen Lehr— ling, wenn er die wenigen zu ſeiner Erholung vergoͤnnten Sonntagsſtunden zu ſeiner Fortbildung benutzt. Denn in den Geſellenſtand eingetreten, will der ſich nun ſelbſtſtaͤn— dig fühlende Handwerker ſich für die Entbehrung in der Lehrzeit entſchaͤdigen und ſchwelgt uͤber die Maßen in die— ſer Vergnuͤgenkette, welche ſich ihm um zu genießen dar⸗ bietet, wie der befreite Sklave die ungewohnte Freiheit, ohne an ſeine Bildung zu denken. Erſt als Familienvater, beim ſelbſtſtaͤndigen Betriebe ſeines Gewerbes ſieht er ſich zu ohnmaͤchtig, gegen die ſchrankenloſe Konkurrenz der Intelligenz und des Kapitals ſeine Exiſtenz zu behaupten. Erſt jetzt fuͤhlt er zu ſpaͤt, daß er ohne die noͤthigen Kenntniſſe nicht einmal den reis chen Buͤcherſchatz, nicht den Rath gebildeter Maͤnner — 1 — nutzen kann. Gelingt es uns nur, einige wenige junge Gewerbtreibende dem praktiſchen Leben als tuͤchtige Mäns ner zu übergeben, ſo iſt unſer Streben ſchon belohnt genug. Die dritte Richtung der Gewerbvereine iſt die Benutzung der Wiſſenſchaft in der Praxis. Abgeſehen von unſern kleinen zur Vervollkommnung auf— munternden Gewerbausſtellungen — wenn man dieſe mit hierher ziehen kann — wird, wie bei der Mehr— zahl der Vereine, auch bei uns auf dieſem Felde wenig gethan. Obgleich ſchon mehrſeitig gewuͤnſcht worden iſt, Verhandlungen über tiefer in das Gewerbs— leben eingreifende Gegenſtaͤnde einzuleiten, ſo iſt doch bei allem Ueberfluſſe des Stoffs nur wenig Techniſches verhandelt worden. Wie intereſſant wuͤrde nicht die Vergleichung der verſchiedenen Arbeitsmethoden verſchiedener Gewerke, zur Erreichung gleicher Zwecke ſein, oder wie lehrreich auch die Vergleichung der Arbeitsmetho— den gleicher Gewerke in verſchiedenen Laͤndern? Wie wuͤr— den wir Neues zu prüfen angeſpornt werden, wie viele Vorurtheile wuͤrden wir noch ablegen lernen, durch Be— leuchtung der Gründe dieſer verſchiedenen Arbeitsmethoden und durch Betrachtung der zu verarbeitenden Rohſtoffe in ihren chemiſchen und phyſiſchen Verhaͤltniſſen, wo uns Hr. Gers hardt und Hr. Richter gewiß bereitwillig mit ihrer Unter ſtuͤtzung entgegen kommen würden. Ferner würde uns das Betrachten der Natur anleiten, ihre vollendeten Formen den Kunſterzeugniſſen einzumweben. Nur fo, wenn Theorie und Praxis, Wiſſenſchaft und Kunſt Hand in Hand ge— hen, laͤßt ſich Großes erreichen. Meine Herren! Laſſen Sie uns gemeinſchaftlich ſo viel für den Verein wirken, als wir nur koͤnnen, laſſen Sie uns das Gute um ſeiner ſelbſt willen thun, ohne Eigennutz ſuche jeder durch Mittheilungen, Vorſchlaͤge und Anfragen zu thatkraͤftigem Handeln anzuregen, dann haben wir den Zweck des Vereins verſtanden, dann wird er ſich mit Macht geltend machen, dann werden alle Kraͤfte, die ae in feinem Schooße ſchlummern, erwachen und wohlthätig und ſegenbringend auf das Leben zuruͤckwirken, dann wers den wir die verſteckt keimenden Ideen in ſchoͤnen Bluͤthen entfaltet ſehen und davon koͤſtliche Thaten ernten. Wie viel Aufklaͤrung kann auf dieſe Weiſe unter dem Handwerkerſtande verbreitet, um viel praktiſcher kann die Wiſſenſchaft genutzt werden, welch vielſeitiger Nutzen muß uͤberhaupt daraus dem Staate erwachſen! Laſſen Sie uns, durch unſer vereintes Streben, dieſen ſchoͤnen Punkt buͤrger— licher Ziviliſation erklimmen und nicht wanken, auch wenn manchmal Undank der Menge unſer Loos wuͤrde; — das durch vereintes Wirken geſchaffene Gute wird doch endlich erkannt werden, wird bluͤhen und goldne Fruͤchte tragen. Dies find meine Wuͤnſche und Hoffnungen. Verzeihen Sie mir, wenn ich den Vortrag als Handwerksmann nicht gehoͤrig zu ordnen verſtand, oder wenn ich erwaͤhnte, was ſchon oft geſagt worden iſt. Nehmen Sie meinen guten Willen, Gutes zu wirken, fuͤr die That. Gott ſegne das Gedeihen unſers Vereins. Chr. G. Maul.“ Raͤchſtdem hat der Verein feine Aufmerkſamkeit vor⸗ zugsweiſe der von ihm ausgegangenen Kleinkinderbe— wahranſtalt — Thereſienſtiftung — zugewendet. Eine umfaͤngliche Beſprechung der Frage: ob und unter welchen naͤheren Beſtimmungen der Fortbeſtand der fr. Kleinkinderbewahranſtalt bei Verwendung der ihr aus Staats— S mitteln zugeſagten Unterſtuͤtzung von 400 Thlrn. geſichert werden koͤnne, fand aus Anlaß eines Regierungreſkriptes zwiſchen dem Stadtrathe, Buͤrgervorſtande und Vereine ſtatt. Der Buͤrgervorſtand iſt dabei auf einen Beitrag aus Stadt— gemeindemitteln nicht eingegangen. Wie in dieſem Falle ſo tritt dort ſtets jedem andern gemeinnuͤtzigen Unternehmen, welches einige Geldopfer erheiſcht, die herrſchende Geldnoth hemmend entgegen und darum fuͤrchtet der Verein gar ſehr, daß die fr. Anſtalt ſelbſt in Hinblick auf die fr. in Ausſicht geſtellten 400 Thlen, zerfallen konne. — Zur in AR Begutachtung find dem Vereine aus Anlaß eines Regie— rungreſkriptes übertragen worden: die den Handel, das Haufiren und das Halten von Niederlagen mit fremden Zwirnen und Garnen betreffende Angele— genheit und vom Stadtrathe aus die Bildung eines Vorſchußkaſſevereins. Ruͤckſichtlich dieſes iſt man nach den diesfallſigen früheren Erfahrungen und nach den daſigen Verhaͤltniſſen überhaupt‘ der Anſicht, daß die von der Landſchaft verwilligte betreffende Summe nachhaltig nutzbringender dort zu einer andern gemeinnuͤtzigen Anſtalt z. B. zu einer Wittwenpenſion- und Alters unter- ſtützungkaſſe u. ſ. w. zu verwenden ſein duͤrfte — einer nähern Begründung dieſer von den Anſichten der übrigen Städte des Landes abweichenden Meinung, liegt zur Zeit nicht vor. — Ueber Einführung des Seiden» baues hat man lebhaft verhandelt; mehre Mitglieder ha— ben erklaͤrt, daß ſie vor der Hand der Anpflanzung von Maulbeerſtraͤuchen in ihren Gaͤrten ſich befleißigen und dann Seidenraupenzuchten ſich zulegen wollten. — Sonſt noch ſind Vortraͤge gehalten worden uͤber Weberei, chine— ſiſches Papier und Zubereitung von Maſchi— nen papier. Ferner hat man Satzungen zu einer Feuer- und Rettunganſtalt berathen. Mit dem Stiftungfeſte ward eine Ausſtellung von Kunſt- und Gewerb> - erzeugniffen verbunden, welche inſofern erfreulich war, als Leinwand vorgelegt ward, welche in etwa 3 Tagen ohne Anwendung angreifender Mittel vom Hrn. Leinweber— meiſter Krauſe gebleicht worden war. Der Verein glaubt, daß derartige Ausſtellungen ſicherlich beſſer ausfal— len würden, wenn anftatt ſchlichter Belobungen weſentliche Geldpreiſe in Ausſicht geſtellt werden koͤnnten, wozu aber Beiträge aus Staatsmitteln gehören, welche freilich insbeſondere in neuerer Zeit von allen und allen Seiten bequemer Weiſe in Anſpruch genommen werden. Die zeitz herigen Vereinsbeamteten haben fi) im dankenswerthem Sinne dazu herbeigelaſſen, ihre Aemter beizubehalten. u > 2) So viel die Gewerbſchule dort anbetrifft, fo leitete Hr. Hofrath Klein ſeinen Bericht in Hinblick auf die Schickſale der diesfallſigen Anſtalt mit den Worten ein: „Die Zeit wandelt an Menſchen wie an Zuſtaͤnden ſo Manches und Unwiederbringliches — ſo ſcheint es — um, ſo daß es dem Fruͤhern kaum mehr aͤhnlich ſieht und neugeſtaltig wird; und doch bleibt, wie man zu ſagen pflegt, eines Menſchen wegen nichts liegen, und das Alte, Vorige wird leicht und oͤfterer durch Beſſeres erſetzt.“ a Hiernaͤchſt uͤbergehend auf die Jahresgeſchichte der Schule, fo hatte ſich die Schuͤlerzahl auf 10 bis 8 ver— mindert, nachdem inzwiſchen auch die Elementarklaſſe auf⸗ zuheben war. Deshalb auch hatte man ſich dazu herbei— laſſen muͤſſen, die Schule einige Zeit lang — etwa bis zum Mai — fuͤr geſchloſſen zu halten. Zugleich hatte man bei der Landesregierung darum nachgeſucht, bei der Landſchaft ſich um Vermehrung der Geldmittel für die Ges werbſchule zu verwenden. Dabei hatte man vorzugsweiſe mit im Auge die, vom Hrn. Zeugweber Maul und Baͤßler beabſichtigte Weberſchule. Immittelſt war auch der Mitdirektor der Schule Hr. Superintendent Wagner ge— ſtorben. So lag die Gewerbſchule darnieder je laͤnger und laͤnger, zumal da ſie ohne Geldmittel blieb, die ſie leider nur aus Staatsmitteln zu hoffen hatte. Fuͤr eine beſſere Zukunft bearbeitete man indeß einen neuen Schulplan: Raturwiſſenſchaften, Phyſik und Chemie mit Experimenten (Hr. Kaufmann u. Pharmaceut Richter, ſein Stellvertreter Hr. Apotheker Gehrhardt), — Geometrie als praktiſche Mathematik (Hr. Rentamtmann Jecke, ſtellvertretend Hr. Foͤrſter Adam), — buͤrgerliche Buchhaltung (Hr. Kauf— mann Sieber, Stellvertreter Hr. Kaufmann Richter), — Woeberſchule (die HHrn. Maul und Baͤßler, beide Zeugfabrikanten und in den Stunden ſich ergaͤnzend), — Freies Handzeichnen (Hr. Oſchmann, Hr. Weſſer), — teutſche Sprache, Styluͤbungen (Hr. Schullehrer Rams- dorf in Schmirchau und Hr. Diakonus Klügel, wels cher auch chriſtliche Sittenlehre vortragen wird), Tafelrech⸗ nen (Hr. Skribent Vogel von Raitzhain und Hr. Kirch— ner Kraft — Lehrer.) | ueber die Weberſchule ſpricht Hr. Hofrath Klein ſich folgendermaßen aus: „eine ſolche ergab ſich, da Ron— neburg Fabrikort in Weberei iſt, als ein großes Beduͤrf— niß, wenn die Weberei überhaupt Fortſchritte machen und den Zeiten ſich anpaſſen ſollte; da nun dabei die muͤnd— liche Belehrung und auch das unentbehrliche Muſterzeich— nen nicht ausreichen wuͤrde, ſo mußte ein moͤglichſt com— pendioͤſer Webeſtuhl, berechnet auf moͤglichſt kleinſten Raum, in dem Schullokal und in dieſem wohlverwahrt, erbaut und eingerichtet werden, um die Unterweiſung ganz praktiſch zu machen. Daß, beſonders auch durch dieſe Vortheile verſprechende Weberſchule, ein neuer Geiſt über unſere gewerbliche Jugend gekommen zu ſein ſcheint, weiſt ſich dadurch aus, daß bereits ungefaͤhr 50 Schuͤler — als bei welcher Anzahl man zuvoͤrderſt auch ſtehen zu blei— ben gemeint iſt — zur Einzeichnung ſich angemeldet und bereits meiſt auch ſchon in den erſten Sonntags und den Montag- Abend » Stunden eingefunden haben. Unter ihnen der Ueberreſt der vorigen Schule mit 7 Schuͤlern. — Un— ter ſaͤmmtlich nun ſchon einige und fuͤnfzig betragenden Schuͤlern befinden ſich, was ſonſt keineswegs der Fall war, einige und zwanzig Geſellen, theilweiſe von hoͤherm, bis in die 30ger Jahre vorgeruͤckten Alter; von denen übris gens — was den Webergeſellen verſtattet iſt —, darüber befragt, nur ungefaͤhr 3 allein an der Weberſchule An— theil nehmen zu wollen, erklaͤrt haben. — Selbſt ein We— bermeiſter hat ſich zu vollſtaͤndiger Antheilnahme angemeldet.“ „— Wem von uns — fährt Hr. Hofr. Klein fort — ſollte nicht das Herz pochen und der Muth ſich wieder heben, wenn er ſieht, daß wie mit einem Zauberſchlage eine fo namhafte Zahl junger Leute, zum Theil ſelbſt ſchon im männlichen Alter, ſich herzudraͤngen, um — noch zu lernen, Altes, Vergeſſenes und Reues, was ihnen noch — I — nicht vorkam und doch als heilſam fuͤr's ganze Leben von ihnen erkannt wird? Wir, die Lehrer und die Miteinwir— kenden, duͤrften leicht ſo ſtolz werden, in dieſer unſerer Gewerbſchule eine kleine, noch beſchraͤnkte Realſchule — die freilich keiner Stadt von der Bedeutung der hie— ſigen, fehlen ſollte, zu erblicken! — Aber dazu ermangelt freilich nur noch zuviel! Einmal die Anerkenntniß derſelben als einer ſolchen, und Unterſtuͤtzung die dazu erforderliche, von oben —; dann aber auch der ſich von einem klei— nern Theile hieſiger Buͤrger- und Meiſterſchaft, der gan— zen Buͤrger- und Meiſterſchaft uͤberkommende Eifer, immer noch mehr Gutes ſolcher Art zu wirken und zu ſchaffen, der Entſchluß zunaͤchſt, noch eine oder einige Arbeitsſtun— den ihrer Lehrlinge und Gehuͤlfen zu opfern, um der Schule die Zeit gewinnen zu laſſen, namentlich für Erdbeſchreibung, fuͤr die unentbehrlichſten Geſchichts-Abſchnitte und ſelbſt zu Vervollſtaͤndigung der bereits eingerichteten Lehrgegen— ſtaͤnde, deren keiner etwa uͤberfluͤſſig, und denen, theilweiſe, nur erſt jede zweite Woche ihre knappe Stunde beſchieden iſt. — Doch auch ſchon für das fo eben Erreichte, nicht mühelos Zuſammengefuͤgte wollen wir, zunaͤchſt der Vor— ſehung, die aus Zerſtoͤrtem und Geſtoͤrtem Beſſeres zu ſchaffen weiß, uns hoͤchſt dankverpflichtet fuͤhlen; Dank, warmen Dank aber auch denen zollen, die ſich willig her— geben, Zeit und Bequemlichkeit und nicht nur fuͤr heute und morgen opfern, um die auch willige gewerbliche Jugend zu unterweiſen, zu lehren und ſie, auch im Guten wie im Ruͤtzlichen vorſchreiten zu laſſen. — Und ſollten wir in dieſer Stunde des Dankes, der Anerkenntniß dafuͤr und deſſen ermangeln, was uns von Oben, mit Zuſtimmung unſeres guͤtigen Fuͤrſten von unſerer Obrigkeit und von den höheren Behörden, und von Stadt- und Landes verordne- ten gewährt wird und noch beguͤnſtigend zugedacht iſt? Holder Friede, Süße Eintracht, ö „Weilet, weilet freundlich über dieser Stadt!“ — ſagt und ſingt der große Dichter! Kann dieſer komme . . Seufzer auch wol unſerer kleinen, anſpruchloſen Schule in unſerer guten Stadt gelten, ſo ſei damit verbunden ein dritter: fuͤr Ordnung und Beharrlichkeit, ohne welche kein Reich, kein Verein und auch keine Schule beſteht!“ a | So der Bericht des Hrn. Hofrath Klein vom 14. Oectbr. 1849. Sein Nachbericht vom 27. Jaͤnner 1850 ſpricht von ungleich guͤnſtigeren Schulergebniſſen: Darnach ſind der Schuͤler 50, der Verſaͤumniſſe weniger als ſonſt, geben vorzugsweiſe nur die juͤngeren Schuͤler in Beziehung auf Ordnung und Ruhe Anlaß zu Beſchwerden, werden, auffaͤlliger Weiſe, insbeſondere die Zeichnenſtunder am wenigſten benutzt. Die Weberſchule — ſagt Hr. Hofrath Klein beſteht in gutem Fortgange, ſowol in Bezug auf Muſterzeichnen als in der Uebung auf dem in der Schule ſtoͤrungslos eingerichteten Webſtuhle. Und dieſe Fachſchule iſt es vorzuͤglich, welche durch ihre Ver— bindung mit der Gewerbſchule, dieſe als einen Glanzpunkt im Lande, — ja ich ſpreche nicht zu viel — als eine der herrlichſten Blüthen der Gewerb-Vereine in ganz Deutſch— land hinſtellt. Während in Lyon für den einjährigen Cur— ſus in der Weberſchule 500 Fr., und in Linz — was als ein Wunder in Deutſchland auspoſaunt worden ift — _ jaͤhelich 30 fl. Konv. entrichtet werden muß, wird der Un⸗ terricht hier gaͤnzlich umſonſt ertheilt und man gewahrt mit Freuden, daß der Eifer der Lehrer ſich mit jeder Stunde zu vermehren ſcheint. Schon jetzt erkennt man von Seiten der Lernenden, daß das Feld, was der Weber zu bearbeiten hat, ein unendliches iſt, das leider bei uns bis jetzt zu wenig gekannt und deshalb unzulaͤnglich be— baut worden iſt. Denn durch die Weberſchule ſchließt ſich dem Weber gleichſam eine neue Welt auf; er lernt auf dem ganzen, großen Gebiete dieſer Kunſt arbeiten, — der Unterricht geht von den einfachſten Stoffen aus, geht dann über gekoͤperte, ſagonnirte Stoffe, Damaſte, Teppiche und Shawls, über, bis zu den kuͤnſtlichſten Kirchenornaten und — 28 — Altardecken. Ferner erſtreckt ſich derſelbe auf das Gebiet der Luxus waaren, der gazeartigen, der Gold- und Silberſtoffe. Man lernt die Farben dem Auge gefaͤllig zuſammenſtellen, ſowie die vollendeten Formen der Natur den Stoffen einweben — lernt Wolle, Baumwolle, Seide, Alpaka rc. gleich praktiſch behandeln, — und ſo oͤffnet ſich ein unermeßliches Feld, ein unverſiegbarer Quell von Beſchaͤftigung; und der Fa⸗ milienvater, der dann mit allen dieſen Vortheilen vertraute Meiſter wird weniger aͤngſtlich, wie bisher in die Zukunft ſchauen koͤnnen. Möchte der Rutzen dieſer Anſtalt allge mein im ganzen Lande erkannt werden, und moͤchten edle Menſchenfreunde von Nah und Fern, vorzuͤglich aus der Reſidenzſtadt Altenburg, wo es der Wohlhabenden ſo viele giebt, es ſich zur Aufgabe machen, dieſe Anſtalt auch mit einigen Geldmitteln zu unterſtuͤtzen, da die Ausgaben für Geraͤthſchaften, Garn, Muſterzeichnungen ꝛc. für die We⸗ berſchule allein circa 14 Thlr. woͤchentlich betragen, ohne daß die Anſtalt resp. die ganze Gewerbſchule, andere Hilfs— quellen hat, als den aus 40 Thlrn. beſtehenden jaͤhrlichen Beitrag aus Landesmitteln und die Prlvatwohlthaͤtigkeit des Gewerb-Vereins. Dankbar iſt zu erwähnen zweier Geldunterſtuͤtzungen, einer von 50 Thlrn. fuͤr die Weber— ſchule und außerdem noch einer von 20 Thlen. einmaligen Zuſchuſſes zu jährlichen 40 Thlrn. aus Landesmitteln vers willigt und von der Landesregierung zugewieſen. — Es wird dadurch auch moͤglich werden, Einem oder dem An— dern der Lehrer, nach beſondern Umſtaͤnden, mit einer klei— nen Gratifikation entgegenzukommen. Es iſt nur zu wahr, daß eine derartige Anſtalt dadurch noch mehr befeſtigt wird, wenn den Lehrern, wie den Lernenden von Außen her, vorzuͤglich von Seiten der Behörden mehr Aufmerffamfeit geſchenkt wuͤrde, als dies leider bei uns der Fall iſt. Schon vor circa 10 Jahren errichtete die Zeugmacher-Innung hier eine Muſterzeichnenſchule — brachte dazu ein Opfer von 100 Thlr. ohne die Beitraͤge der Schuͤler, und erſuchte die Gewerbskommiſſion wiederholt darum, dieſer — 29 — Anſtalt aus obigen Gruͤnden von Zeit zu Zeit aufmunternde Beweiſe verdienter Beachtung zu geben. Allein trotz aller Bitten iſt dies nie geſchehen. Und es moͤchte dies, in Beruͤckſichtigung noch anderer Umſtaͤnde, wenigſtens als mitwirkende Urſache ihrer Aufloͤſung anzuſehen ſein.“ — VI. 1) Bei dem Georgenſtiftung vereine zu Hebung und Belebung des Kunſt- und Gewerbfleißes in Eiſenberg, iſt nach dem Berichte ſeines Vorſtandes — Hr. Rath Kloͤtzner und Hr. Stadtſchreiber Gerlach — itgend eine weſentliche Veränderung gegen das vorige Jahr nicht vorgekommen. Trotz aller Bemühungen will es lei» der noch immer nicht gelingen, gerade dem Handwerks⸗ ſtande, deſſen Gedeihen ja der Verein gewidmet iſt, eine lebendige und thatkraͤftige Theilnahme abzugewinnen; er iſt es vielmehr, deſſen Theilnahme, ſchon vom Anfange an gering, eben jetzt immer mehr und mehr ſinkt. Von 4 neuen Mitglieder gehoͤrte keines jenem Stande an. So gering auch die mit dem vorjaͤhrigen Stiftungfeſte verbuns dene Ausſtellung war, fo hat fie doch fo allgemeinen Anklang gefunden, daß der Vorſtand von einer anderwei⸗ ten Aufforderung zu einer Ausſtellung im heurigen Jahre eine groͤßere Betheiligung ſich verſpricht. Zwei jungen Mau— rergeſellen von dort, welche auswärtige Gewerbſchulen be⸗ ſuchen, ſind aus der Vereinskaſſe Unterſtuͤtzungen zur Anerkennung ihres Fleißes und ihrer Fuͤhrung gewaͤhrt worden. 2) An die Stelle des greifen Kand. Back, der ſo lange Jahre den Zeichnenunterricht an etwa 40 denſelben regelmaͤßig benutzenden Schülern der Sonntagsſchule ertheilt hatte, nunmehr aber wegen ſeines hohen Alters und wegen ſeiner leider eingetretenen faſt gänzlichen. Er⸗ blindung dazu nicht mehr faͤhig war, iſt als neuer Lehrer Hr. Maler Fröhlich getreten. Hr. Rektor Ludwig iſt nach wie vor Hauptlehrer der fr. Anſtalt, welche, abgeſe⸗ hen von Schreib- und Zeichnen-Stunden, von 12 Schuͤ⸗ lern regelmaͤßig benutzt worden iſt. 2 II. Die Son ntagsſchule in Roda gedeihet m Ganzen genommen, ihre Borftcher find Hr. Kirchenrath und Superintendent Dr. Streicher und Hr. Stadtſchrei⸗ der Frische. Sie zählt jetzt 33 Schüler, don welchen mehrere durch tuͤhmlichen Fleiß und unverkennbare Forts ſchritte ſich auszeichnen. So baden ins deſondere 7 derſel⸗ den aus dem 2 Stunden ner entfernten Dorfe Bobeck, Weg und Wetter nicht ſcheuend, faſt regelmäßig und mit gutem Betragen und Erfolge die Unterrichtſtunden beſucht. Rach der gewohnlichen Schulpruͤfung wurden an einige durch Fleiß und Geſittung ſich aus zeichnende Schüler Praͤ⸗ mien ertheilt, überhaupt während des Schuljahres ärmeren Schülern Schreid⸗ und Zeichenmittel verabreicht. Die Ges ſammteinnahme wat einſchließlich des Beſtandes vom vorigen Jahrt 75 Thlr. 27 Ngr. 3 Pf., die Aus gabe 35 Thlr. 28 Rat. 4 Pf., es verblieb ſomit ein Beſt and von 39 Thlr. 29 Ngr., welcher auch diesmal die Gewaͤh⸗ zung einer kleinen Remunctazion für die Hrn. Lehrer, for wie die Bermebrung der Lehrmittel und der klei⸗ nen Bücherſammlung, welche von den Schülern bes fonderd im Winterdaldiabre zweckmaͤßig benutzt wird, ges ſtattete. Hinſichtlich det Schulein richtung und der Lehrer it es dei dem im vorigen Jabre diesfalls Berichteten vers dlieben. VIII. 4) Der Gewerbeverein in Kahla hat, nach dem Vorſtandsbetichte des Hrn. Advokat Schind⸗ let, im Jabtt 1849 keine Sitzungen gehalten. Die Mit⸗ glieder deſſelden ſind nicht alle von gleichen politiſchen An⸗ ſichten und letztere find tdeilweiſe noch nicht fo weit ge⸗ läutert, um nicht defurchten zu muͤſſen, es werde der mit der Berſchiedendeit der politiſchen Anſichten verbundene Par⸗ teihaß ſich ſeldſt in den Sitzungen des Gewerdvertins offen⸗ daten. Unter ſolchen Verhaͤltniſſen würde abet det mit den Gewerdevereins ſitzungen deabſichtigte gute Zweck der nur durch ruhigen Austauſch gegenſcitiger Anſichten und — Wiſſens erreicht werden kann, nicht gefördert werden. * Inzwiſchen iſt der unter ſich völlig übereinftimmende Borftand des Vereins nicht unthaͤtig geweſen, dem Zwecke deſſelben entſprechend zu wirken und es iſt ihm gelungen, einer Anzahl aͤrmerer der Webers, Schuhmacher und Seiler» Innung in Kahla angehoͤriger Meiſter durch Ar- beitbeſtellungen von auswaͤrts in dem Betrage von nahe an 300 Thlr. N. C. einigen Verdienſt zu verſchaffen, mit der Ausſicht, in der naͤchſten Zeit denſelben einen noch anſehnlicheren Verdienſt zuweiſen zu koͤnnen. Der Vorſtand hofft ſchließlich, daß das Wirken des Vereins umfaſſender und erfteulicher im Laufe dieſes Jahres hervortreten werde. 2) Die Herzog Joſephs-Sonntagsſchule — welcher nach wie vor Hr. Fabrikherr, Kaufmann Eckardt mit Eifer und Einſicht leitend vorftand — ward von Weihnachten bis Oſtern von etwa 15, von da an bis zur Erntezeit von etwa 50, dann bis zum Jahresſchluſſe von etwa 20 Schuͤlern beſucht. Unterricht ertheilten Hr. Rektor Grubert in Rechtſchreiben und Erdkunde, Hr. Raths kopiſt Toſſe und Hr. Kellner im Rechnen, Hr. Jecke I. im Zeichnen, Hr. Hoforganift Große im Schoͤnſchreiben. — Unter den Schuͤlern befanden ſich mehrere, deren Fleiß die Hrn. Lehrer befriedigte; nur iſt zu bedauern, daß die Mehrzahl erſterer die Schule auch in dieſem Jahre nur von Oſtern bis etwa Michaeli beſuchten und dann weg— blieben, ſo daß auf dieſe Weiſe ſelbſt bei dem beſten Wil— len ein genuͤgender Erfolg nicht erreicht werden konnte. — Als vor einigen Jahren auf Veranlaſſung der Regierung die Gewerbskommiſſion veranlaßt wurde, die Handwerks- meiſter in Kahla aufzufordern, ihre Lehrlinge zum Beſuche der Sonntagsſchule anzuhalten, hatte dieſe Aufforderung guten Erfolg, daher denn der Hr. Vorſteher der ged. Schule eine Wiederholung derſelben angelegentlich wuͤnſcht. — Von den 41 Thlrn. 3 Ngr. 3 Pf., welche die Anftalt als Unterſtuͤtzung jaͤhrlich aus Landesmitteln erhält, wird die eine Haͤlfte den Hrn. Lehrern als kleine, aber wohlge⸗ meinte Anerkennung ihrer großen Mühe gezahlt, von der andern Hälfte aber werden alle vorkommenden Aufwaͤnde beſtritten. Das Fehlende uͤbertraͤgt mit ruͤhmenswerther Gemeinſinnigkeit der Vorſteher der Anſtalt ſelbſt, um den fruͤher geſammelten Fonds derſelben für Nothfaͤlle zu er halten. — Der Vermoͤgensſtock der Anſtalt iſt ſomit nicht nur auf 240 Thlr. angewachſen, die verzinslich un— tergebracht ſind, ſondern er hat auch vor Kurzem ganz un— erwartet noch einen Zuwachs von 100 Thlrn. durch ein Geſchenk bekommen, welches die Anſtalt von der Direktion der Muͤnchen-Aachner-Feuerverſicherungsge— ſellſchaft erhalten hat. Dieſe 100 Thlr. ſind ebenfalls zinsbar untergebracht worden. 3) Die von Hrn. Eckardt geſtiftete, geleitete und ferner verwaltete Beſchaͤftigungsanſtalt, deren Zweck iſt, Unbeſchaͤftigten Arbeit und Verdienſt zu geben, iſt nicht ohne guten Erfolg geblieben, und obgleich ſeit dem Beſte— hen der hieſigen Porzellanfabrik eine namhafte Anzahl ſonſt beſonders im Winter Unbeſchaͤftigter Arbeit und Verdienſt bei dieſer fanden, ſo werden doch bei der Be— ſchaͤftigungsanſtalt durch Anfertigung von Gewehrpfro— pfen, Holzfidibuſſen ic. jetzt noch gegen 20 Perſo— nen ziemlich hinlaͤnglich beſchaͤftigt, und namentlich ſind jetzt die ſchon angegebenen Artikel auch für andere Perſo— nen als den Vorſteher der Anſtalt ein nahrhafter Han— delszweig geworden. — Von dem urſpruͤnglich derſelben Anſtalt uͤberlaſſenen Betriebsfond von 2000 Thlrn. find bereits 1200 Thlr. zuruͤckgezahlt, und in naͤchſter Zeit wer— den noch 200 Thlr. dazu kommen, ſo daß dann nur noch 600 Thlr. verbleiben. 4) Die Strick- und Raͤh ſchule, auf Veranlaſſung Ihro Hoheit, der verſtorbenen Frau Herzogin zu Altenburg durch die Gattin Hrn. Eckardt's Frau Sophie Eckardt geſtiftet und fortwaͤhrend von ſolcher als Vorſteherin ge— leitet, zaͤhlt gegenwaͤrtig 44 Schuͤlerinnen und erfreut ſich eines ausgezeichnet erfolgreichen Fortganges. Es iſt eine Freude, zu ſehen, mit welcher Liebe die kleinen Schülerinnen ihren Lehrerinnen zugethan find, wie ſolche ſich immer zur rechten Zeit zu den beſtimmten Lehrſtunden einfinden, und welche Aufmerkſamkeit und Lernbegierde ſelbſt die Kleinſten beweiſen. — Als Lehrerinnen find dabei thaͤtig: 1) Frau Rektor Grubert, Y Fräulein Auguſte und Emilie Fiſcher, 3) Frau Gerichtsdirektor Weiſe, 4 Fraͤulein Sophie und Amalie Eckardt. — Die Lehrſtunden ſind Mittwochs und Sonnabens von 1 bis 4 Uhr feſtgeſetzt. — Die Koſten der Erhaltung dieſer Anſtalt beſtreitet die Vorſteherin aus eigenen Mitteln. Ein früher von der Frau Herzogin gemachtes Geſchenk iſt auf hieſiger Sparkaſſe verzinslich angelegt und, beträgt gegen 26 Thlt. — Je nachtheiliger die Wirren der letzten Zeit auf alles Ber ſtehende einwirkten und manche nuͤtzliche Einrichtung vers nichteten, um ſo erfreulicher iſt es daher gewiß, daß die vorſtehenden drei Anſtalten dennoch gluͤcklich fortbeſtanden. Mit Gottes Hilfe werden ſie auch fernerhin fortbeſtehen und reichen Segen tragen. IX. An der Sonntagsſchule in Orlamuͤnda haben nach des Hrn. O.⸗Pfarrers Knauth Berichte auch i. J. 1849 die fruͤheren Lehrer in der bisherigen Weiſe 24 Schülern theils aus dem Orte, theils aus benachbar— ten Dörfern Unterricht ertheilt. Die, Schüler kamen, bes ſonders im Winter, fleißig; der unter ihnen vorherrſchende Geiſt war in ſo fern ein guter, als er ſich wiederum als ein ruhiger und ordnungliebender zeigte. Von 54 Thlrn. 23 gr. 8 Pf. Jahreseinnahme — einſchl. 34 Thlr. 23 Mgr. 8 Pf. vorj. Kaſſebeſtand, gingen 17 Thlr. 22 Nor. Ausgabe fuͤr Buͤcher ꝛc. Lehrmittel und kleine Geſchenke an die Hen. Lehrer ab. Der Kaſſebeſtand an 37 Thlrn. 4. Mgr. 8 Pf. iſt wahrſcheinlich zumeift bei der Kahlaſchen aa verzinslich eingeliehen. Auch die Strick- hund Rab Schule hat unter Fräulein, Schindlers verftändiger Leitung einen gedeih— lichen Fortgang gehabt, die Kinder ee ſie fleißig und betrugen ſich geſittet. N XI. 3 — 1 m Rach den ſomit berichtlich vorliegenden Erfahrungen dürfen wir die im Eingange dieſer uͤberſichtlichen Zuſam⸗ menſtellung ausgeſprochene Hoffnung wiederholt aus ſprechen: daß über den verderblichen Geiſt der demokratiſch- republi⸗ kaniſchen, ſozialiſtiſchen und kommuniſtiſchen, anarchiſtiſchen, widerchriſtlichen, gotteslaͤugneriſchen und ſonſt zerſetzenden Vereine der Reuzeit der aͤchtchriſtliche Sinn für wahres Volkswohl mit Gottes Hilfe ſiegen und daß die gute Sache der Menſchheit insbeſondre auch durch die ihr ges widmeten Gewerbvereine und Gewerb- und Sonntags- Schulen in immer erfreulicher Weiſe werde gefördert werden. Das walte Gott, der Herr der er nn ſchaaren! III. Bericht über das 25. Jahr der Kunſt⸗ und Handwerks zu Altenburg, den 4. Februar 1850 erſtattet von ihrem Hauptlehrer | Eduard Lange. Nicht felten habe ich von Leuten, welche junge Obſt⸗ baͤume zu ziehen verſucht hatten, die Klage vernommen, ihre Saat ſei nicht aufgegangen. Die Urſache war ge⸗ woͤhnlich die, daß ſie dieſelbe zu ſpaͤt gemacht hatten. So iſt es auch mit der Saat der Geiſtesbildung; auch dieſe darf nicht zu ſpaͤt unternommen werden, wenn ſie Wurzel ſchlagen und gedeihen ſoll. Das ſagen uns eine Menge Sprichwoͤrter, und das wird der Jugend von dem reiferen Alter faſt bis zum Ueberdruß wiederholt. Aber ihr leich⸗ ter Sinn, der am Sammeln und Sparen für die unges wiſſe Zukunft ſelten Geſchmack findet, vergißt nur allzu leicht die verftändige Regel, und weil fie die Zeit der Ausſaat nicht ſorgfaͤltig wahrnimmt, zeigt dann ihr Geiſtesacker neben nützlichen Früchten nicht allein manche unſchuldige Grasblume, ſondern ſelbſt manch verderbliches Unkraut. Run tritt aber die Unzufriedenheit mit dieſem ungenuͤgen— den Zuſtande gar bald klagend auf gegen den Leichtſinn der Vergangenheit und ſucht wenigſtens das kuͤnftige Ge— ſchlecht vor den Rachtheilen zu wahren, welche das gegen— waͤrtige ſchon nicht mehr von ſich abzuwenden vermag. Man ſucht und findet beſſere Unterrichts methoden und macht aus der oft muͤhſamen Arbeit des Lernens zu⸗ letzt wohl gar eine kurzweilige Unterhaltung. Je leichter es nun aber wird, auf den wohlgebahnten Straßen der Neuzeit vorwärts zu kommen, um fo bequemer werden auch die nur an geringe Anſtrengungen gewoͤhnten jungen Wan— derer und um ſo groͤßer zugleich das Gepaͤck, welches der wachſende Luxus mitzunehmen gebietet. Ueberall ſind die Schulen verbeſſert und vervielfaͤltigt worden, und wornach man ſonſt oft Jahre lang vergeblich forſchte und fragte, das wird jetzt dem heranwachſenden Geſchlecht ſchon erklaͤrt und aus einander geſetzt, noch ehe es ſich um die Sache und ihren Zuſammenhang bekuͤmmert. Aber die Jugend ſelbſt freut ſich keineswegs über dieſe Frühbeettreiberei. Denn während ehedem dem Hungrigen auch geringe Koſt noch mundete, finden die Ueberſaͤttigten der Neuzeit ſelbſt ein wohlbereitetes Mahl kaum des Ges nuſſes werth. Weil man bei uns die Wohlthaten der Schule und des Unterrichts aller Welt und ſelbſt den Wis derſtrebenden aufdringt, die das freie Nordamerika ſeinen Sklaven unterſagt und das abſolute Rußland nur den bevorzugten Ständen in vollem Umfange geſtattet, fo fin⸗ det der Dünkel und Ueberdruß unſerer gleichgiltigen und uͤberbildeten Jugend dieſe Wohlthaten nicht mehr des Auf— ſuchens werth, ſondern ſucht ſich ihnen ſelbſt oft wie einer 3 * a mu unwillkommenen Laſt abfichtlih zu entziehen. Und wie der Unſinn der Neuzeit in wilder Auflehnung gegen die beengenden Regeln der Moral bereits die Emancipation des Fleiſches gefordert hat, ſo kann derſelbe auch noch die Emancipation der natuͤrlichen Rohheit und Unwiſſenheit von den beengenden Feſſeln der El und des Unterrichts in Anſpruch nehmen. Aber ſolche Verirrungen fi nd nicht das Werk des bloßen Zufalls oder des boͤſen Willens an ſich, ſondern ſie entwickeln ſich aus den gegebenen Zuſtaͤnden folgerichtig von ſelbſt. Der ungemeſſene Eifer, welcher die Schule bei uns gleich dem Zuchthauſe zur Zwangs- und Stillſitz⸗ anſtalt macht, der die Befolgung des Sittengeſetzes durch buͤrgerliche Strafen erzwingen will, arbeitet ſolcher Abge— ſchmacktheit als das eine Extrem abſichtlos, aber darum nicht minder erfolgreich in die Hand. Und wenn die Selbſtgefaͤlligkeit überhaupt ſtets gefährlich iſt, fo dürftefie dieſes ganz befonderd da werden, wo fie ſich nicht auf das innere Weſen ſelbſt, ſondern hauptſaͤchlich auf den aͤußern Schein gruͤndet. Wie oft haben ſchon deutſche Gelehrte die Procente Derer im deutſchen Volke zuſammen— gerechnet und den übrigen Culturvoͤlkern Europas als uns erreichtes Muſter vorgehalten, die in unſern Schulen Leſen, Schreiben, ſchulmaͤßig Aufmerken und Denken gelernt ha— ben; dabei haben ſie aber gewoͤhnlich die weit wichtigere Frage außer Acht gelaſſen, wie viele Procente von dieſen jugendlichen Zwangsarbeitern der Bildung das in den Kin- derjahren Erlernte ſpaͤter wirklich zu ihrem wahren Eigen⸗ thume gemacht und benutzt haben. Die Alten nannten die Liebe zur Weisheit die höchfte ‚aller Wiſſenſchaften, warum vergeſſen wir nun ſo oft, daß die Liebe zum Wiſſen fruchtbarer iſt als das erzwungene Anlernen? Das Haͤrteſte und Abſchreckendſte des Zuchthaus ſes iſt für. alle regſamen Naturen der Zwang, warum ſoll nun die Schule gerade dieſen mit ihm theilen? Richts wuͤrde unſere ihrer Aufgabe nur halb genuͤgenden Hand⸗ werksſchulen ſchneller mit Schülern füllen, zugleich aber auch durch die Beſchaffenheit dieſer Schuͤler mehr zu Grunde richten, als wenn nun auch noch alle Lehrlinge zum Be— ſuche derſelben gezwungen werden ſollten. „Soll denn aber die gewerbtreibende Jugend allein gar nicht mehr fortſchreiten in Bildung und Wiſſenſchaft, oder ſoll es doch wenigſtens lediglich dem Zufall und dem jugendlichen Leichtſinn uͤberlaſſen bleiben, ob ſie das fruͤher in der Volksſchule Erlernte zu ihrem und des Vaterlandes Beſten fortſetzen und erweitern will oder nicht?“ So kann man mir einwenden, und ich antworte: Sorgt nur dafuͤr, daß in Zukunft Riemand Geſell und Meiſter werde, ohne auch in wiſſenſchaftlicher Hinſicht eine zufriedenſtellende Probe ſeiner gewonnenen Bildung abzulegen, und die Eltern oder deren Stellvertreter werden bald genug die Lehrlinge zum Beſuch der Handwerksſchulen oder anderen bildenden Un— terrichts anhalten. Und wenn es dann nicht mehr ge— nuͤgt, durch ein ſchriftliches Zeugniß zu beweiſen, daß die Lehrlinge, die fo eben ihr Geſellenſtuͤck gemacht haben, ches dem auch in die Schule gegangen ſeien, ſondern wenn man auch begehrt, daß ſie vor unparteiiſchen Zeugen ſogleich durch ihre Leiſtungen nachweiſen, wie ſie den Unterricht benutzt haben, ſo werden auch die Lehrlinge ſelbſt die ih— nen dargebotene Gelegenheit zu geiſtiger Fortbildung mit Ernſt und Eifer aufſuchen und benutzen. Kommt es da— gegen nicht auf die Fortſchritte, ſondern nur auf das bloße Erſcheinen in den verordneten Zwangsſchulen an, ſo werden die von widerſtrebenden Meiſtern in die gering geſchaͤtzte Schule entlaſſenen Lehrlinge hier der Mehrzahl nach gar bald unter einander ſtillſchweigend darüber einverſtanden ſein ſich zunaͤchſt die aufgedrungene Schulzeit ſo kurzweilig und angenehm als moͤglich zu machen und dabei von den unbegehrten Lehrern ſich ſo wenig als moͤglich beengen und mit Arbeiten incommodiren zu laſſen. Und wenn ſchon jetzt — ich ſage es mit Bedauern — im Uebrigen gut geſittete junge Leute, fortgeriſſen von ihren roheren Genoſſen, Ei ae aus unſerer Schule Abends mit widerlichem Geſchrei nach der Stadt zurückkehren, fo würde der Uebermuth und die Frechheit der dann auf einmal zuſammenſtroͤmenden Maſſen kaum noch in Schranken zu halten ſein und ſelbſt den jetzt mit Luſt und Erfolg die Handwerksſchulen beſuchenden jungen Leuten den fernern Beſuch derſelben gar bald ver- leiden. Darum wiederhole ich auch in dieſem Jahre wie— der meinen alten Wahlſpruch: „Rur keine Zwangsſchuͤler! nur nicht auch hier noch Leute, denen die Ausſchließung aus einer ſolchen Anſtalt nicht mehr eine beſchaͤmende Strafe, ſondern die laͤngſt erſehnte und abſichtlich herbei gefuͤhrte Befreiung von einem laͤſtigen Zwange ſein wuͤrde!“ Bisher konnten wir mit dieſer einzigen Strafe auskommen, ohne daß wir doch jemals uͤber Ungehorſam oder Unordnung zu klagen hatten. Das wuͤrde aber durchaus nicht mehr moͤg⸗ lich ſein, ſobald wir es nicht mehr mit freiwilligen, ſon— dern mit Zwangsſchuͤlern zu thun hätten, denen die endliche Entfernung aus der Anſtalt nur als das Eingeſtaͤndniß erſcheinen wuͤrde, daß der gegen ſie Anfangs verſuchte Zwang ihrem be⸗ harrlichen Widerſtreben doch endlich habe unterliegen muͤſſen. Wer den Handwerksſchulen in unſerm Lande gruͤnd— lich und wahrhaft aufhelfen will, ſollte daher zunaͤchſt für eine entſprechende Beſoldung guter und gewiſſenhafter Leh— rer ſorgen, damit die Stunden vor Allem regelmaͤßig, eifrig und gewiſſenhaft gehalten und nicht dann und wann als eine untergeordnete Rebenſache vernachlaͤſſigt werden; dann aber richte er ſein Augenmerk nicht ſowohl auf die Menge, als auf die Tuͤchtigkeit und die Lernluſt der Schuͤler und ermuntere dieſe durch das Gewicht, welches man beim Geſell⸗ und Meiſterwerden auch auf eine tüchtige wiſſen— ſchaftliche Ausbildung legt! So werden nach und nach im— mer mehr junge Handwerker nicht allein etwas Ordentli— ches lernen koͤnnen, ſondern auch wollen, und ein gebildeter Handwerkerſtand wird bei uns immer mehr heimiſch werden. Die erſtere Unterſtuͤtzung hat unſere Kunſt- und Hands werksſchule ſchon ſeit vielen Jahren in einem hoͤheren Grade u. BR genoſſen, als irgend eine verwandte Anſtalt unſeres Laͤnd⸗ chens und hat dieſem Umſtande gewiß vor Allem zu ver⸗ danken, was ſie etwa vor der einen oder andern dieſer Schweſteranſtalten in einzelnen Punkten voraus haben koͤnnte; aber das Zweite, das indirekte Anhalten und Aufmuntern der Schüler zu regelmaͤßigem Beſuch und gewiſſenhafter Benutzung des Unterrichts, geht ihr ebenſo wie den übri— gen Anſtalten noch immer ab. Um ſo groͤßern Werth muß aber für uns der bisherige Fleiß und geordnete Schulbe— ſuch unſerer beſſern Schüler haben, während allerdings eine ziemliche Anzahl in dieſen beiden Beziehungen gar viel zu wuͤn— ſchen übrig laͤßt. Namentlich war der Schulbeſuch in den beiden letzten Jahren nicht mehr ſo regelmaͤßig wie vorher, wozu allerdings die Zeitereigniſſe und mancherlei aͤußere Zerſtreuungen mitgewirkt haben moͤgen. Unſere gegenwaͤrtige Schuͤlerzahl iſt in ſaͤmmtlichen 3 Klaſſen im Ganzen 81; wobei diejenigen, welche ausnahms— weiſe nur noch einige Stunden beſuchen, nicht mitgerechnet ſind. Davon kommen auf die erſte Klaſſe 30, auf die zweite 26, und auf die dritte 25. An dem Unterrichte im Franzoͤſiſchen, der den Schülern völlig frei geſtellt iſt, neh— men gegenwaͤrtig 10 in der obern, und 6 in der untern Klaſſe Theil. Die meiſten Schüler find noch Lehrlinge und die Zahl der Geſellen oder Gehilfen iſt im Ganzen fortwaͤhrend nur klein. Zwar meldeten ſich bei der letzten Aufnahme einmal mehr Geſellen als gewoͤhnlich; als aber die meiſten derſelben mit den übrigen kleineren Schülern unſerer 2. Klaſſe nicht recht fortkamen, blieben ſie in den erſten Wochen wieder ſaͤmmtlich aus der Schule weg. Unſere älteften Schüler beſuchen die Anſtalt bereits ſeit 4 Jahren, die juͤngſten noch nicht einmal ein halbes Jahr, die meiſten zwiſchen 1 und 2 Jahren. Die letzte Schülers nummer in unſerm Aufnahme- und Cenſurenbuche iſt 1185. Die Unterrichtsgegenſtaͤnde, in denen unſere Schüler in dem letzten Jahre unterrichtet wurden, ſind: in allen 3 Klaſſen Freihand⸗ und Linearzeichnen, ſo wie Rechnen, = WM Schoͤn⸗ und Rechtſchreiben und Anfertigung ſchriftlicher Aufſaͤtze. Dazu kommt noch in der zweiten Klaſſe eine Stunde Geographie und in der erſten Klaſſe eine Stunde Geometrie und eine Stunde Gewerbkunde. Mit dieſen und ahnlichen Gegenſtaͤnden wechsle ich in der erſten Klaſſe gern ab, um neben dem RNothwendigen denjenigen Schülern, die länger in derſelben weilen, mit der Zeit immer wieder wenigſtens etwas Reues zu bieten. Dies Jahr haben wir in der Gewerbkunde hauptſaͤchlich die Verarbeitung der wichtigſten Stoffe des Mineralreichs be— ſprochen, als zuerſt die Gewinnung und Verarbeitung der wichtigeren Metalle z. B. die Muͤnzkunſt, die Draht-, Stahl- und Waffenfabrikation, darauf die Darſtellung der wichtigeren Mineralſaͤuern, dann die Bereitung der Pottaſche, der Soda, des Salpeters und des Schießpulvers, die Ge— winnung des Kochſalzes, des Salmiaks und der verſchiedenen Vitriole, hierauf die Kalk- und Gypsbrennerei, die Moͤr⸗ telbereitung und die Glasfabrikation. Doch iſt das Schul— jahr noch nicht zu Ende und ſchließt, wie in allen unſern Schulen, erſt zu Oſtern. Unſere Leſebibliothek wird noch immer haͤufig benutzt und iſt jetzt bis auf 458 Baͤnde angewachſen, von denen jedoch mehrere in einem ziemlich unerfreulichen Zuſtande, einige wenige ſogar ganz abhanden gekommen ſind. So unwillkommen uns dieſe Erfahrung aber auch iſt, nament⸗ lich bei einzelnen Baͤnden aus groͤßeren Werken, ſo haben wir doch die Benutzung unſerer Leſebibliothek ſtets fuͤr das Erſte und die Erhaltung ihrer einzelnen Buͤcher fuͤr das Zweite gehalten, ſowenig wir dabei auch verkennen moch— ten, daß ohne Sorge fuͤr dieſes Zweite auch das Hauptziel ſich nicht vollſtaͤndig erreichen laſſe. Kann nun auch nach dieſem Allen unſere Anſtalt durchaus nicht darauf Anſpruch machen, für eine Art Muſteranſtalt zu gelten, ſo duͤrfte ihr doch auch die Anerkennung ihres redlichen Strebens, die ihr angewieſene Stelle im hieſigen Schulweſen gewiſſenhaft auszufüllen, nicht fuͤglich verſagt werden fünnen, > BE 377 h | IV. 4 ueber den Einfluß unſerer Fabriken. ö Vorkeg „ am Stiftungsfeſte des Kunſt⸗ und Hand⸗ un: werks⸗Vereins den 4. Februar 1850 gehalten von N E. A. Beſſer. Wisffitig und gewiß oft mit Unrecht werden die Fa⸗ briken in einer Stadt, in einem Lande als ein Uebel betrachtet, weil durch ſie die Unſittlichkeit gefoͤrdert, das Proletariat vermehrt, das Mißverhaͤltniß des Beſitzes zu Gunſten Weniger und zum Nachtheile Vieler vergrößert werde. Daß dieſe Vorwuͤrfe allen Grundes entbehren, wage ich nicht zu behaupten; daß aber die Fabriken man⸗ chen und zwar nicht unbedeutenden Rutzen für den Staat und für alle Staatöbürger gewähren, dafur einige Be⸗ lege zu geben, iſt der Zweck des Folgenden. Nicht laͤugnen will ich, daß der Staat, deſſen Be⸗ wohner ſich durch Landbau ernaͤhren, in vieler Beziehung den Vorzug vor dem verdient, deſſen Angehoͤrige durch Fa⸗ brikthaͤtigkeit ſich ihre Exiſtenz ſichern; aber erſteres wird nur da moͤglich ſein, wo der Boden eine reichliche Rente gibt, oder wo die Bevoͤlkerung weniger dicht iſt; wird aber, wie im benachbarten Erzgebirge und Voigtlande, dem Landwirthe oft die erwartete Erndte durch fruͤhen Winter vernichtet und wird ihm die verwandte Muͤhe im günftigen Falle nur in kaͤrglicher Weiſe durch eine ſpaͤr⸗ liche Erndte vergütet, dann iſt es eben die Thaͤtigkeit in den Fabriken, die dem Menſchen das gewaͤhrt, was er zum taglichen Leben braucht, und wo und wie wollte eine „ Mi fo dichte Bevoͤlkerung, wie fie z. B. im Erzgebirge Statt hat, ihren Unterhalt finden, wäre es nicht durch die Fa— briken? Es vertreten dieſe dann die Quelle, die in den unwirthbaren Gegenden nicht reich genug fließt, und die auch da Nahrung giebt, wo der Landbau nicht für Alle Unterhalt gewaͤhrt. Eben ſo ſind es nur die Fabriken, die für die zahlreichen Lebensbeduͤrfniſſe, die wir jaͤhrlich aus fremden Laͤndern beziehen, den Erſatz in ihren Fabrikaten liefen. Wollte man alle jene nichtdeutſchen Produkte als lein mit effektivem Silber oder mit unſerm Ueberfluß von Getraide bezahlen, man wuͤrde vielleicht kaum den vierten Theil jener Beduͤrfniſſe bezahlen koͤnnen, und dieſe Kraft zu bezahlen, wuͤrde mit jedem Jahre ſchwaͤcher, die Nas tional⸗Armuth größer, das Elend der Einzelnen bedeuten⸗ der werden; denn wo Handel und Verkehr fehlt, da wird man das thatkraͤftige friſche Leben vermiſſen, das allein Macht und Kraft und Wohlſtand gewaͤhren kann. Unſere Vaterſtadt iſt ringsum von geſegnetem Boden umgeben, und doch giebt er nicht allen Haͤnden Beſchaͤf⸗ tigung; denn auch bei uns hat ſich ſchon ſeit mehreren Jahren eine, wenn auch nur unbedeutendere Fabrikinduſtrie entwickelt, und der materielle Nutzen, den fie. Jahr aus Jahr ein ſchafft, und der nun einmal eine Hauptſache im menſchlichen Leben iſt, durfte nicht ſo gering ſein, als er vielleicht Manchem erſcheint. Einige Thatſachen moͤgen das Geſagte belegen. Von den Tabaksfabriken unſerer Stadt werden jährlich vielleicht 5000 Centner deutſcher und uͤberſeeiſcher Tabak, im Werthe von mindeſtens 60,000 Thalern verarbeitet, der Arbeitslohn dabei duͤrfte 25,000 Thlr. an ca. 300 Perſonen gern erreichen. Weniger zu⸗ verſichtlich kann ich mich uͤber andere Fabrikzweige ausſprechen, doch glaube ni zu übertragen 25,000 Thlr. an ca. 300 Perſonen er Di ie Uebertrag 25,000 Thlr. an ca. 300 Perſonen ich keineswegs zu hoch zu eifen, wenn ich annehme, daß die Wollen⸗Garn⸗ und Woll⸗Geſchaͤfte hier 35,00 » „500 » die Porcelain- Malereien 10,000 =» » » 50 = die Bürftenfabrifen 800 = = „100 die Handſchuhfabriken 2500 - „550 s die Kartenfabrik 150 = ss „ 15 » verſchiedene kleinere Etablifs ſements 250 =» = „ 25 ſomit die Fabrik⸗Etabliſſe⸗ ments hier jaͤhrlich: 107,000 Thlr. Arbeitslohn an ungefähr 1540 Perſonen zahlen. Würden 1500 Mens ſchen leicht anderweit ihren Erwerb finden, wenn ploͤtzlich dieſe, jahrlich ca. 100,000 Thaler ſpendende Quelle vers ſiechte, und iſt es nicht Gewinn, daß durch die Induſtrie dieſe Summe zum bei Weitem groͤßten Theile nicht von unſerm ſpeciellen Vaterlande, ſondern von entfernteren Ge⸗ genden hierher gezogen, ſomit fuͤr Altenburg verdient wird? Wuͤrde ferner unſer geſammter Handwerkerſtand nicht einen weſentlichen Theil ſeiner Beſchaͤftigung, ſomit ſeines Verdienſtes verlieren, wenn unſerer Stadt dieſe Etabliſſe⸗ ments fehlten, von denen ihm mindeſtens mehrere 1000 Thaler alljaͤhrlich zufließen? Was den ſittlichen Standpunkt der Fabrikarbeiter anlangt, fo thut man ſicher Unrecht, den Grund der Uns fittlichfeit in den Fabriken zu ſuchen. Denn ſchwerlich dürften die Fabriken von langer Lebens dauer ſein, in de⸗ nen Zucht und Ordnung nicht gehandhabt werden. So wenig ein Staat ohne Ordnung und Sitte beſtehen kann, ſo wenig kann es eine Fabrik; nicht ſie, ſondern dichte Bevoͤlkerung und daraus hervorgehende Uebelftände find die Urſachen, und es ſteht ſehr dahin, ob bei einem Vergleich zwiſchen Stadt und Land erſtere ſo ſehr im Nachtheil ſein nn AR würde; keinenfalls aber find die Fabriken als die Urſache vorzugsweis zu betrachten. Die Fabrikanlagen und namentlich ſolche, wo alle, oder die meiften Arbeiter in dem Fabriklokale beſchaͤftigt werden, geben das Bild eines Staates im Kleinen in vies len Verhaͤltniſſen wieder. Mit ſeinen Faktoren oder erſten Arbeitern wird ſich der Fabrikbeſitzer über neue Einrichtun⸗ gen, uber zweckmaͤßige Veränderungen berathen muͤſſen; ganz eigenmaͤchtig wird er nur in ſeltenen Fällen mit Gluͤck handeln koͤnnen, und Despotie dürfte ſich früher oder ſpaͤ— ter mehr oder weniger ſchrecklich ſelbſt raͤchen, wie wir es in den letzten Jahren ja mehrfach erlebt haben; auch ein auf Zeit gewählter republikaniſcher Praͤſident als Verwal⸗ ter oder Fabrikdisponent würde nur zu oft in feiner Stel— lung die Veranlaſſung finden, die kurze Zeit der Macht mehr zu feinem, als zu dem Vortheil ſeines Rachfolgers auss zubeuten, und ſomit das Etabliſſement nur ſeinem Unter⸗ gange zuzufuͤhren. Eben ſo wenig wird aber auch der kommuniſtiſche Grundſatz, daß der Fabrikbeſitzer feinen jaͤhrlichen Gewinn mit feinen Arbeitern theilen ſolle, wie dies vielfach aus— geſprochen wird, je auszufuͤhren ſein; denn fuͤr den bei keinem Etabliſſement ausbleibenden Verluſt wird der Fa— brikant nie bei ſeinen Arbeitern Erſatz finden koͤnnen und finden dürfen. Auch kann eine Induſtrie nie beſtehen, wenn der Grundſatz, daß Eigenthum Diebſtahl ſei, eine Geltung, ſei es auch nur eine voruͤbergehende, gewinnt, denn der Fabrikant ohne Eigenthum iſt ein Schiff ohne Segel, das jeder Welle Preis gegeben iſt und beim erſten Sturme ſcheitert. Iſt dem Fabrikanten das Eigenthum nicht geſchuͤtzt, ſo iſt es fuͤr ihn nicht da, es iſt ein todtes Kapital, das ihm nur Sorgen, aber Niemand Nutzen gewährt; es folgen dann Zuſtaͤnde, wie wir ſie 1848 erlebt haben, wo Handel und Verkehr ſtockte, weil das Vertrauen verſcheucht war, wo man von einem Rechte der Arbeit faſelte, das der Staat gewaͤhrleiſten ſollte, einem Rechte der Faulheit moͤchte ich a es lieber nennen, das der Staat noch bezahlen ſoll, nicht bedenkend, daß ſolcher Lohn, für den nichts, oder wenig⸗ ſtens nichts Entſprechendes geleiſtet wird, weggeworfenes, unwiederbringlich verlorenes Kapital iſt, ein Verlangen, das die beßt fundirteſte und geregelteſte Finanzwirthſchaft in kurzer Zeit zerruͤtten und Bankerott machen muß. Es werden dann alle die kuͤnſtlichen Mittel, von des nen man ſich mehrſeitig wohlthaͤtige Folgen für die Arbei⸗ ter verſpricht, nichts gewaͤhren, als den Beweis, daß ſie keine Gewähr geben, die moͤglichſte Freiheit in Handel und Verkehr aber die billigſte und nachhaltigſte Hülfe iſt; man wird ſehen, daß z. B. ein vom Staat feſtzuſetzendes Minimum des Arbeitslohnes nur dann feſtzuhalten ſein wird, wenn der Verkehr dies Minimum von ſelbſt übers ſchreitet; liefert es der Verkehr nicht aus eigener, alleini⸗ ger Macht, dann wird ein desfallſiges Geſetz nur den Be⸗ trieb gaͤnzlich ins Stocken bringen, und beide Theile werden es in ihrem Intereſſe finden, das Geſetz zu um⸗ gehen. Man ſpricht von Erſparniſſen, fuͤr die der Tas brikbeſitzer durch Lohnabzüge zu ſorgen habe, denkt aber nicht daran, daß die nach Selbſtſtaͤndigkeit trachtenden Ar⸗ beiter dieſe Bevormundung zu allernaͤchſt verurtheilen, und ſehr oft dieſe vermeintliche Wohlthat durch Schuldenmachen in ein Uebel verwandeln wurden. Man ſpricht von der Pflicht des Fabrikbeſitzers, fuͤr ſeine Arbeiter zu ſorgen, wenn es ihm an Abſatz der Fabrikate fehlt, bedenkt aber nicht, daß dabei kein Fabrikant beſtehen koͤnnte, und daß man zu allgemeinem Schaden nur der Faulheit Vorſchub leiſten würde, die, unbekuͤmmert um den folgenden Tag die Sorge für vielleicht einige hundert Familien ein e m Fabtrikbeſitzer auf den Hals ladet. Man ſpricht von Vers theilung des Manufacturbetriebs, als ob es anginge, die Fabriken oder vielleicht auch die ergiebigen Kornfelder in ganz Deutſchland gleichmaͤßig zu vertheilen, ohne Ruͤckſicht, ob ſich auch überall Boden fuͤr Kornfelder oder Boden fuͤr Manufacturbetrieb findet. Man ſpricht von einer Kuͤn⸗ digungszeit für die Arbeiter, die doch natürlich gegenſeitig ſein müßte „nicht bedenkend, daß dann der Fabrifbefiger nur im großeren Vortheile fein würde; denn er nicht der Arbeiter ſieht guͤnſtige und unguͤnſtige Verhaͤltniſſe im Han» del kommen, und wuͤrde darnach ſeine Maßregeln treffen, dem Arbeiter aber waͤre es nicht geſtattet, von Konjunktu⸗ ren durch Höheren Lohn Rutzen zu ziehen, denn ehe die Kuͤndigungszeit verſtrichen, iſt auch der Höhere “um wieder eee al We Was nun die Ungleichheit des Beſitzes atze ſo ſthe man in die Natur, in alle möglichen Verhaͤltniſſe, man wird Ungleichheit zu Nutzen und Frommen der Menſchen überall finden; wie die Gaben des Geiſtes ungleich ver⸗ theilt ſind, ſo iſt es auch der Beſitz, und nimmer wuͤrden in Altenburg 100,000 Thlr. Arbeitslohn verdient werden, wenn wir Alle ſie zu verdienen geben koͤnnten, oder ſie Alle verdienen wollten, nimmer wuͤrden wir in Kunſt und Wiſſenſchaft ſortſchreiten, wenn wir Alle Kuͤnſtler oder Gelehrte wären, nimmer würde Fleiß und Betriebſamkeit geehrt ſein und erſtrebt werden, wenn es ein Gemeingut wäre, was Jeder haben müßte, und fo weiſen alle Ver⸗ haͤltniſſe auf dieſer Erde nur darauf hin, daß gr ein heit ſein muß, Einfoͤrmigkeit nicht fein kann. Wenn man nun allen dieſen Verhaͤltniſſen eine nähere Ueberlegung widmet, wenn man den reellen Nutzen einer Fabrik⸗ und Induſtrie⸗Thaͤtigkeit erwaͤgt, dann kaͤmpfe man nicht gegen alle und jede Induſtrie, ſondern nur gegen Unrecht, und tadle nur Eigennutz, wo er ſich zeigt, man laſſe dem proſaiſchen Stande der Kaufleute ſeine Poeſie, die Fabrikation, das Schaffen der verſchiedenſten Luxus⸗ und Lebens bedürfniſſe aus dem rohen Stoffe, man erleich⸗ tere dem Arbeiter ſein gewiß oft hartes Loos durch Theil⸗ nahme und Unterſtuͤtzung, wo fie Noth thut, und wo fie eine wahre Wohlthat iſt; man kraͤftige in ihm das Be⸗ wußtſein, daß er dem Fabrikbeſitzer fo noͤthig iſt, wie dieſer ihm und daß das Wohl Beider nur Hand in — 1 — Hand geht. Dann wird der jetzt ſo vielfach aufgeſtachelte Reid des Beſitzloſeren gegen den Beſitzenden ſchwinden, und Vertrauen wird wieder erwachen, anſtatt des unſeligen Mißtrauens, das in den letzten Jahren ſo vielfach geſaͤet wurde, Vertrauen, dieſer ſolide Grund und Boden fuͤr Wohlſtand, für Zufriedenheit, Guͤter nach denen wir Alle ſtreben und die wir e ae damen wuͤnſchen. 0 1 i un imb 0 . . a u Bi‘ 9 { . b ® 2 (5 J Ih u I ou Inn 31 772 ‘ RE Kunſt⸗ un: Sandwerksnerein ar vom 118 San. bis letzten Derember 1848 betragen; 114 A. Die Einnahme: ing an? Cap. I. an Kaſſenbeſtand aus vor ⸗ ger Rechnung.. . 129 Thlr. 16 Rgr. 2 Pf. — II. an Eintrittsgeldern neu auf- genommener Mitglieder 13 — — - II. an Beitraͤgen der Mitglieder 349 27 5» - IV. an gnaͤdigſt verwilligten Bei⸗ traͤgen aus Staatskaſſen 154, 5 — 1 V. an N Activfa⸗ 221 tjjj pitalien . „ 250 ⸗ — — > - VI. an Zinſen von ausgeliehe⸗ e. . 05 nen Aetiofapitalien en a i ee 1 u un . 1 ang: 7 1500 5. Die ultgabe⸗ “4 sm m } Un ach fngegengenn hafen. Zahl. gt — . a * „ or ken: und Zeitſchriften . 114 ⸗ 20 zum Uebertrag: 115 Thlr. RI Mt. — 08 lrbaflıninn ee Uebettrag: e e An Drudtofe „Copialien, eee | deerarbeit 49 1% 3 n { 8 = Aufwand für Herausgabe ber Mit⸗ zudut | & u theil. aus d. Ofterl, 51 Eileuchtunh/ Reinigung, Heizung des ruf „nete PVerſammlungslokalss 9 ⁵'20«⸗ — Prämien und Unterſtuͤtzungen . 265 — 6» Beſoldungen und Remunerationen 64 - 25 — = Poſtportis und Botenloͤnnre 6 82ůÄ 8 Inſertionsgebuͤhren 2.3 72 — a Insgemein . 122 2 — Summe der Ausgaben: 687 Thlr. 17 Rgr. 7 Pf. Daraus folgt ein Einnahmeüberſchuß von 251 Thlr. ee in welchem 52 Thlr., 7 Ngr. 5 Pf. noch außen ſtehend e Beiträge der Mitglieder inbegriffen find. Das ganze Aktivvermoͤgen des Vereins befteht in 1269 ‚len. 1 Nor, "Erfahrungen über das Jagdweſen im Weſtkreiſe. Zaur Ausübung der Jagd iſt eine größere Grundſtücks⸗ | vr. nothwendig und ohne ſolche dieſelbe unausführbar. nun das Jagdgeſetz vom vorigen Jahre das Jagdrecht jedem Grundbeſitzer als ſolchem überweiſt, der Grundbefig aber in hieſigem Kreiſe dermaßen zerſtuͤckelt iſt, daß 18, | * und gr Acker nicht ſelten vorkommen, ſo iſt, um dem Geſetze nachgehen zu koͤnnen, ein anderer Ausweg nicht geboten, als daß ſich eine * von Grundftücöbefigern vereinigen und ihre kleineren Parzellen zu einem groͤßeren Reviere zuſammen legen. Dieß iſt aber gerade derjenige Punkt, an welchem der wiedererwachte Sinn fur Recht und Ordnung in allen Gemeinden ſcheitert. Waͤhrend im vorigen Jahre von Seiten der Jagdberechtigten wenig Auf⸗ ſicht auf die Ausübung der Jagd geführt. wurde, weil Alle mit dem Zwecke, den Wildſtand ſchadlos ezu machen, einverſtanden waren, ſo ermannen ſie ſich in dieſem Jahre um ſo kraͤftiger, um einen geſetzlichen Zuſtand wieder her⸗ zuſtellen, weil ſie nachgerade einzuſehen anfangen, daß das zeitherige Treiben nicht ſo fortgehen kann. Es ſind daher in den meiſten Gemeinden wiederholt die Verſuche gemacht worden, das Jagdrecht fuͤr die Berechtigten ſelbſt nutzbar werden zu laſſen, und durch Verpachtung u. dergl. dieß zu erreichen, allein überall iſt dieſe gute Abſicht an dem Starrſinne oder Eigennutze einiger Weniger, oft ſelbſt eines Einzigen geſcheitert, welcher vielleicht kaum den 500ſten Theil der Flur beſitzt, deſſen Grundſtuͤck aber ſo inmitten derſelben belegen iſt, daß auch eine Verpachtung der übri⸗ gen Grundſtuͤcke und eine nutzbare Ausübung der Jagd auf denſelben zur Unmoͤglichkeit gemacht wird. Abgeſehen von dem hieraus entſpringenden peunie Rachtheile hat dieß zur Folge „ne J) daß der kleine Grundbeſitzer den Busen einer.gan zen Flur an fich zieht, n enn 2) daß dem Richtberechtigten nie sigtomme, „werden fann und 3) daß die das Jagdweſen ordnenden Gefege . bin unausfuͤhrbar werden, resp. wie dunkichen. os ‘ j ad 1. g Ban‘ Einen Wilddieb zu erfaſſen, war ſchon . eine ſchwierige Sache, obwohl der Jagdberechtigte wußte, daß ein Schuß, der nicht von ihm ſelbſt gethan, unbefugter Weiſe gefallen war; allein die Auſmerkſamkeit zog ſich leicht nach der Gegend hin, wo Jagdunweſen getrieben wurde, und wenn der Jaͤger auch den Dieb nicht erlangte, 4 0 fo: konnte doch die Unordnung eine größere ehe nicht erlangen unte u, Sriayit Rach der gegenwaͤrtigen Geſetzgebung fehlt es dem einzelnen Jagdberechtigten an allem Intereſſe, einen Jeden, der mit der Flinte in der Flur herumzieht, zu kontroliren oder kinem hier oder dort gehörten Schuſſe weiter nachzuſpüten; denn der Betroffene iſt nach ſeinem Vorgeben entweder erſt im Begriffe, nach feinem eignen Grundſtuͤcke zu gehen, um dort vielleicht auf den Anſtand zu treten, oder er laͤßt ſich wenigſtens nicht auf dem Grundſtuͤcke des Suchenden be— treffen, was bei ſo kleinen Parzellen wie hier vorherrſchend ſind, und im Walde leicht zu vermelden iſt. Auf dieſe Weiſe beherrſcht ein einziger ſolcher Grundbeſitzer eine ganze Flur, bezahlt jeden andern Grundbeſitzer, e ee nur eine zweifelnde oder verwundernde Miene macht, Trotz und Hohn, und ſchießt dabei nieder, was ihm han net, unbekümmert darum, in weſſen Eigenthume ſich d fragliche Grundſtuͤck befinden mag. So zieht er nicht — den Gewinn der eigentlichen Jagd allein, ſondern, um nicht- vergeblich ausgegangen zu fein, ſchießt er auch fremde Tauben todt und verſchont eben ſo wenig in der einmal aufgeregten Leidenſchaft zum Schießen den unſchaͤdlichen Singvogel. Und dies geſchieht Alles unter dem Schutze des dermaligen Jagdgeſetzes, fo daß man leider die Aeuße⸗ rung nur zu oft hoͤren muß, anndaß daſſelbe nichts als ein Privilegium fuͤr Diebe und Bummler ſei. 8369 98%) 119 ad 2. „D Häufig und veueicht noch oͤfterer, als man dem sub 1 erwaͤhnten Mißſtande begegnet, wird das Jagdgeſetz zum ſicheren Schirme für Nichtjagdberechtigte benutzt und dadurch auch der letzte Funke von Achtung des Eigenthums in der e Jugend und der beſitzloſen Klaſſe vers nichtet. . In jeder Flur gibt es eiifelne Grundbeſitzer, welche Ai: ihnen zuſtehende Jagd nicht ſelbſt ausüben 1 — mi > oder wie z. B. Forenſer ſo weit entfernt wohnen, daß fie fie nicht einmal ausüben koͤnnen. An dieſe Perſonen, namentlich an die Forenſer, wendet fi; der Beſitzloſe und bittet ſich die Jagdausuͤbung aus. Allein dieſe Erlaubniß wird nicht etwa blos einem Einzigen ertheilt, ſondern Jedem, der ſich eben meldet und auf dieſem Wege ver⸗ ſchafft ſich der einzelne Beſitzloſe in 2, 3, 4 Fluren den Zutritt, in denen er gerade ſo verfaͤhrt, wie der sub 1 gedachte kleinere Beſitzer. Und leider find es in der Nes gel junge Leute, kaum der Schule entlaſſen, die zur Flinte greifen und ſich, abgeſehen von der Entwoͤhnung an Ar— beit, auf dieſe Weiſe an umgehung der Geſetze gewöhnen und in der Richtachtung fremden Eigenthymz ah wachſen. Win man aber ie ad 3. die 5 auf die beſtehenden Geſete dee, ſo ſtoͤßt man ſtets auf die vorbeſchriebenen Verhaͤltniſſe, die ſich nach dem neuſten Jagdgeſetze nicht ordnen laſſen, und muß vom praktiſchen Standpunkte aus den Beweis führen ſehen, daß auch die bezuͤgl. Strafgeſetze zum groͤß⸗ ten Theile unaus fuͤhrbar find und daher ihren Zweck voll⸗ kommen verfehlen. So ſind le 2 2220 3 die Jagdpolizeigeſetze durchweg auf bemittelte Pers ſonen berechnet und drohen zum Theil ſehr hohe Geldſtrafen an; jetzt ſind dieſe Strafen weit ir in⸗ m ate und daher zwecklos; *˙k b) zur Oſtern⸗ und Pfingſtzeit, ſo wie zu Ehrenaus⸗ us⸗ richtungen fol ein ſogenannter Feſthaſe geſchoſſen werden durfen; in gleicher Weiſe iſt, — won 005 im Fruͤhjahre zur Paarzeit erlaubt, einige Rebe en haͤhne zu ſchießen; Korp Wei der zahlloſen Menge von Jagdberechtigten Siem aber die Ehrenaus richtungen das ganze Jahr hindurch nicht auf, und reichen die Rebhaͤhne bei Weitem nicht auß. 0 die Rehjagd geht: früher, auf, als die Jagd auf HPaſen und Huͤhner, für anderes, Wieden B. Ka⸗ nlinchen und für Raubthiere a es gar art 9 5 n ſchloſſene Zeit; alle dieſe Beſtimmungen dienen jetzt nur dam mit einem geſetzlichen Vorwande das ganze Jahr hindurch das Revier zu begehen und e was eben in den Weg tritt 193 — VII. | unſer dermaliges Jagdweſen. Mitgetheilt aus den Verhandlungen des Altenburger ee Vereins fal none von ee, Ed. Lange. Bei der im Dezember 1849 gehaltenen Verſammlung des Altenburger landwirthſchaftlichen Vereins kamen auch die Erfahrungen zur Sprache, welche man bis dahin über die Freigebung der Jagd an die einzelnen Grundbeſitzer gemacht hat. Es wurden nun sunächft die ſchriftlichen a vorgeleſen, welche von einem Beobachter im Weſtkteiſe hierüber eingeſendet waren und die eine ganze Menge Machtheile hervorhoben, welche dieſe Maßtegel in ihrem Gefolge gehabt habe. Dennoch wurden nach dem Vorleſen derſelben ſofort einige Stimmen laut, welche be⸗ haupteten, das ſei Alles richtig und bei uns nicht anders als dott im Weſtkreiſe. Dagegen wuͤnſchte Gutsbeſitzer Berger aus Wilchwitz zunaͤchſt die Vorfrage ins Auge ge⸗ faßt zu ſehen, ob die Freigebung der Jagd an die Grund⸗ beſitzer der Landwirthſchaft und der Bodenbenutzung Rutzen gebracht habe oder nicht. Denn es komme fuͤr uns nicht a Fee darauf an, ob die Jagd früher einen groͤßern Rutzen ab» geworfen habe als jetzt, ſondern darauf, ob die Land⸗ wirthſchaft bei der frühern Einrichtung mehr beguͤnſtigt ge⸗ weſen ſei als jetzt. Hierbei verkannte man nun nicht, daß ſelbſt die gaͤnzliche Ausrottung des Jagdwildes national⸗ wirthſchaftlich durchaus nicht fuͤr einen Verluſt anzuſehen ſein wurde, indem, wie Gutsbeſitzer Heinke aus Cosma ſich aus drückte, jede 25 Thlr. Jagdnutzung fuͤr 50 Thlr. Futter erfordern, weil ein Thier, das ſich unbeſchraͤnkt naͤhrt, wo es Futter trifft, im Durchſchnitt ſtets mehr Schaden thun wird, als das von ihm producirte Fleiſch erſetzt. Doch wurde dieſer Grundſatz als blos theoretiſch richtig, in feiner praktiſchen Anwendung bezweifelt und der Nach- weis fuͤr faſt unmoͤglich erklaͤrt. Dagegen bemerkte aber Gutsbeſitzer Apel aus Knau, er habe, als er nach Knau gekommen, den eintraͤglichen Winterraps auch hier zu bauen verſucht; die Hafen hätten ihm aber darin fo viel Scha— den gethan, daß er nie rechten Erfolg gehabt und einmal ſogar auf ſeine Beſchwerde 300 Thlr. Schadenerſatz fuͤr dieſen Wildſchaden zuerkannt erhalten habe. Das wuͤrde damals gewiß nicht geſchehen ſein, wenn der Schaden nicht nachweisbar geweſen waͤre. Auch Gutsbeſitzer Henks aus Gorma behauptete, er habe fruͤher beim Waizenbau von den Hafen und Hühnern viel Schaden gehabt, und der Unterzeichnete ſetzte hinzu, daß ihm die Haſen in einem einzigen Winter fuͤr 120 Thlr. Baͤume in ſeiner Baumſchule geſchaͤlt und zu Grunde gerichtet haͤtten, ob die Baͤume gleich in Stroh eingebunden geweſen waͤren. Auch verkannte man nicht, daß durch die Freigebung der Jagd die Veranlaſſung beſonders für junge Leute ſehr vers mehrt worden ſei, mit der Flinte die Felder und Hoͤlzer zu durchziehen und wenn ſich hierzu eine günftige Gelegen heit biete, auch auf fremdem Grund und Boden ein Stück Wild niederzuſchießen, was mit der Achtung vor fremdem Eigenthume ſich nicht wohl verträgt. Konnte ferner auch früher: ſchon die Möglichkeit der Lebensgefaͤhrdung durch unvorſichtige 8 A ae und ſchlechte Schuͤtzen nie ganz hinweggeleugnet werden, ſo hat ſich die Gefaͤhrdung der Sicherheit jetzt mit der Menge der ſchlechten und unvorſichtigen Schuͤtzen, welche mit ihren Gewehren die Fluren durchziehen, nur noch vers mehrt. Auch iſt die größere Schwierigkeit, einen Wilddieb zu entdecken und zur Beſtrafung zu bringen, für diejenigen, welche nur die Furcht vor Strafe zuruͤckhaͤlt, ſich fremdes Eigenthum anzueignen, nur erwuͤnſcht; indeß ſcheint das zeitweilige Uebel ſeine baldige Heilung in ſich ſelbſt zu tragen, indem ſelbſt die Wilddiebe ſchon an vielen Orten anfangen, über die neue Jagdeinrichtung und die Konkur— renz zu klagen, die ihnen ihr Handwerk bereits verdorben hat. Mag alſo auch die jetzige Einrichtung für die Lands wirthſchaft vortheilhaft ſein, ſo iſt ſie es doch blos dadurch, daß ſie zur Vertilgung des Wildes auf rechtliche und auf unrechtliche Weiſe führt; und es kann deshalb wohl die Frage fein, ob man um des Nutzens für die Landwirth— ſchaft willen die vielen Mißbraͤuche und Uebelſtaͤnde der erſten Uebergangszeit lieber ertragen, oder ob man, um dieſe Rachtheile recht bald zu beſeitigen, lieber einen geord— neten Zuſtand ſobald als moͤglich hergeſtellt zu ſehen wins ſchen ſoll, bei dem ſich die nun einmal noch beſtehenden Jagdgeſetze leichter handhaben und gegen Uebergriffe auf— recht erhalten laſſen. Hieruͤber aber waren die Meinungen ziemlich getheilt. Doch ſchien die Mehrzahl die Aufſtellung einer die Kontrole erleichternden Jagdordnung für das zweck⸗ mäßigere zu halten, worauf auch ein ſchriftlicher Vorſchlag des Gutsbeſitzers Porzig aus Obermolbitz hinauslief, der jede einzelne Gemeindeflur als einen Jagdbezirk betrachtet und wenn die Mehrheit der Jagdberechtigten die Verpach— tung des Jagdrechts in derſelben begehrt, dieſen Beſchluß durch ein beſonderes Jagdgeſetz fuͤr die Minderheit zwin- gend gemacht zu ſehen wuͤnſchte. Jeden Falls war die Frage nach den Vorſchlaͤgen fuͤr eine beſſere Ordnung der Yagdverhältniffe noch nicht allſei⸗ tig und ruhig genug erwogen, um fie für erſchoͤpft und ſo weit bereift zu halten, um hierauf bezügliche Wünſche und Anträge ausfprechen zu koͤnnen. Darum ſoll dieſelbe nochmals in Erwägung gezogen werden und hierzu wo moͤglich ſchon im Januar eine Bateinautefammlung anbe⸗ raumt werden. f fe. VIII. ice Anordnungen find zu wuͤnſchen, um die Vortheile ſoviel als moͤglich zu wah⸗ ren und die Miß braͤuche und Uebelſtaͤnde zu beſeitigen, die durch die Freigebung der Jagd an die einzelnen Grund beſitzer veranlaßt worden ſind? Eine Mittheilung aus den Verhandlungen des Altenburger e ſchaftlichen Vereins von Ed. Lange. Nach einigen einleitenden Worten über den bisherigen Gang unſerer Verhandlungen uͤber die Jagdfrage erbat ſich zunachſt der als Gaſt anweſende Landtagsabgeordnete Amts mann Schadewitz aus Kahla das Wort und bemerkte, wie nahe ihn dieſe Frage berühre. Das ſei auch der Grund, weshalb er ſich erlaube, einige Grundzuͤge für Ordnung derſelben aufzuſtellen. Als ſolche ſchlage er vor: 1) Ums friedete Grundſtuͤcke bleiben im Jagdrechte für ſich, werden alſo nicht de übrigen Gemeindeflur hierin gleich geſtellt. 2) Bei Abſtim mungen über gemeinſame Jag dangelegenhei⸗ ten erhaͤlt jed er Grundſtuͤcksbeſitzer bei einem Grundbeſitz bis zu 5 Ackern in der Gemeindeflur 1 Stimme, und dann für jede 5 Acker mehr immer auch 1 Stimme mehr, fö daß alſo 15 Acker 3, 20 Acker 4 und 25 Acker 5 Stims men geben würden, 3) Dagegen dürften große geſchloſ⸗ ſene Beſitzungen keine Ausnahmeſtellung erhalten, da ſelbſt 100 und mehr Acker, in einer geſchloſſenen Flaͤche zuſam⸗ menliegend noch zu viel Grenze und zu wenig Inhalt haͤt— ten, um, auch bei unguͤnſtigen Jagdnachbarn, ein felbftftäns diges Revier zu bilden. 4) Das Jagdrecht duͤrfe blos durch einen verpflichteten Schuͤtzen ausgeuͤbt werden. 5) Die Waſſerjagd koͤnne auf großen zuſammenliegenden Waſ— ſerflaͤchen von mindeſtens 5 Ackern von dem übrigen Jagd— gebiet ausgenommen werden, da hier nicht von einer He— gung ſchaͤdlichen Wildes die Rede ſein koͤnne. Gegen dieſen letzten Punkt machte zunaͤchſt Rittmei⸗ ſter v. Baͤrenſtein geltend, daß im Winter das Feldwild ſich gern in das Schilf der Teiche zuruͤckziehe und daß eine ſolche Aus nahmeſtellung der großen Teiche die Rechte der Feldbeſitzer beeintraͤchtigen werde; ſo wie auch gegen das gleichmäßige Anſteigen der Stimmenzahl mit dem Grund⸗ beſitz bemerkt wurde, daß dann in vielen Orten die aus— ſchließliche Entſcheidung in die Haͤnde eines oder zweier Beſitzer gelegt werden wuͤrde, zumal da die Stimmen der kleineren Beſitzer ſich noch vielfach gegenſeitig aufheben und unwirkſam machen wuͤrden, waͤhrend die Stimmen in einer Hand allemal einhellig auftraͤten. Deßhalb habe man bei allen Aktiengeſellſchaften die Stimmenzahl in einem weit geringeren Verhaͤltniſſe ſteigen laſſen als die in einer Hand befindliche Aktienzahl. Spaͤter wurde zwar hiergegen wie— der bemerkt, daß bei einer den Kleinbeſitzer mehr beguͤn— ſtigenden Abſtimmungsmethode der Fall vorkommen koͤnne, daß 12 ſolche Kleinbeſitzer mit zuſammen vielleicht nur 20 Acker Grundbeſitz bei der Jagdfrage die Majoritaͤt gegen einen groͤßern Grundſtücksbeſitzer, der vielleicht 60 Acker Land habe, erhalten koͤnnten. Man geſtand das zwar zu, hielt es aber in ruhigen Zeiten nicht für. wahrſcheinlich, daß ein folder Gutsbeſitzer alle 12 Kleinbeſitzer feiner Ger Pa meinde geſchloſſen gegen ſich haben werde; in unruhigen und ſtürmiſchen Zeiten aber werde es fuͤr ihn ſchwerlich ſchlimmer ſein, in der Jagdfrage einmal durch Ueberſtim— mung als durch völlige Nichtachtung ſeines Jagdrechtes beeintraͤchtigt zu werden. 17 Gegen den Einwurf aber, daß das ganze jetzige Jagd— recht der Mehrzahl der Grundbeſitzer unrechtlich erworben und deßhalb zunächt den fruͤhern Berechtigten zuruck zu geben, dann aber durch Abloͤſung von den einzelnen Grundbeſitzern rechtlich zu erwerben ſei, machte der Land— tags ⸗ Abgeordnete Schadewitz geltend, daß er feiner Seits zwar auch eine foͤrmliche Abloͤſung und ſei es mit 4 Nor. für den Acker gewuͤnſcht habe und daß auch die hieſige Landſchaft die Entfchaͤdigungsfrage offen gelaſſen habe, bis die deutſchen Grundrechte, welche hier ebenſo wie das zwi— ſchen Staͤnden und Regierung vereinbarte Jagdgeſetz lan— des herrlich publicirt worden ſeien, das Jagdrecht den Grund- beſitzern ohne Entſchaͤdigung zuerkannt haͤtten. Somit be— faßen es jetzt unſere Grundbeſitzer geſetzlich und müßten in dieſem Rechte auch geſetzlich geſchuͤtzt werden. Da ſich nun die Vorſchlaͤge und Bedenken immer mehrten, trat Amtmann Schadewitz noch mit dem Vor— ſchlage hervor, daß man die ganze Frage ſehr vereinfachen würde, wenn man ohne den Gemeinden die Ausübung des Jagdrechts durch einen angeſtellten Jaͤger zu geſtatten, gleich den Geſetzesvorſchlag darauf richte: das Jagdrecht muß durch die Gemeinden flurweiſe verpachtet werden. Man erkannte nun zwar die Einfachheit einer ſolchen Beſtimmung an, fand ſie aber fuͤr die Freiheit zu beengend, für die Landwirthſchaft wenig ſichernd und gleichwohl auch der Umgehung durch bloßen Scheinpacht ausgeſetzt. Da aber dieſer Vorſchlag für die übrigen praͤjudiciell war, ſo mußte derſelbe zur Abſtimmung gebracht werden, wurde aber bei dieſer durch entſchiedene Mehrheit abgelehnt. Run ging man zu dem Vorſchlage des Paſtors Wagner und zu dem auf Grund der Porzigſchen Anträge formulirten Suhl Vorſchlage des gegenwärtigen Berichterſtatters uber.“ Paſtor Wagner wuͤnſchte den Grundſatz anerkannt zu ſehen: „Die Ausübung des Jagdrechts ſteht der Geſammtheit det Grundbeſitzer in den Gemeindenfluren zu,“ wobei die Ge- ſammtheit durch Majoritaͤtsbeſchluß ſich daruͤber zu einigen haben wuͤrde, ob ſie die Jagd in ihrer Flur verpachten, oder durch einen verpflichteten Jaͤger ausüben, oder den einzelnen Grundſtuͤcksbeſitzern unter feſtzuſetzenden Bedingun— gen uͤberlaſſen wolle. Dagegen hielt der Berichterſtatter das Jagdrecht jedes einzelnen Grundbeſitzers als den jetzi⸗ gen geſetzlichen Zuſtand feſt, wuͤnſchte aber um den unlaͤug⸗ baren Mißſtaͤnden, zu denen dieſes fuͤhre, zu begegnen, ein Geſetz erlaſſen zu ſehen, wornach, wenn die Mehrzahl der Stimmen der jagdberechtigten Grundſtuͤcksbeſitzer einer Flur die Verpachtung der Jagd in der Gemeindeflur be— gehre, die Minderheit gezwungen ſein ſoll, ſich auch mit ihrem Beſitze dieſem Beſchluſſe zu unterwerfen. Bei der Abſtimmung uͤber dieſe beiden Vorſchlaͤge entſchied ſich die Mehrheit der Anweſenden fuͤr den Wagnerſchen Vorſchlag. Run begann eine weitlaͤufige Debatte, ob die ein— gefriedigten Grundſtucke von der Gemeindeflur infofern aus— genommen ſein ſollten, als ihren Beſitzern hier das Recht zuſtehen ſolle, ihre Baͤume und Pflanzungen gegen das eindringende Wild zu ſchuͤtzen, oder ob fie der übrigen Gemeindeflur in Recht und Pflicht ganz gleich geachtet werden ſollten. Die Abſtimmung entſchied fuͤr die Aus— nahmeſtellung, ſo daß auf umfriedeten Grundſtuͤcken das Jagdrecht dem Beſitzer bleiben wuͤrde, ſo weit nicht die polizeilichen Anordnungen entgegen ſtehen. 5 Endlich ſollte noch uͤber die Frage entſchieden werden, wie die Stimmen unter die Grundſtuͤcksbeſitzer vertheilt werden ſollen, wenn es der Jagdverpachtung oder andern Jagdfragen gelte. Die Mehrheit entſchied dafuͤr: daß da— bei ebenſo wie in allen andern Gemeindenangelegenheiten abgeſtimmt werden muͤſſe und daß dabei unſere hieruͤber früher gemachten Vorſchlaͤge aufrecht zu erhalten ſeien, nur | ur daß hier, wo es ſich von einem Aubfluſſe der Bodennutzung handele, das rein perfönfiche Stimmrecht, ſo wie das blos auf den Beſitz eines Hauſes oder Gartens gegründete fach» liche Stimmrecht wegfallen muͤſſe. Demnach würde ein nicht Wideter Grundbeſitz bis zu 2 vollen Ackern 1 Stimme 2 3 5 2 4 2 Stimmen > » „9 2 2 3 5 „ »i0 . 2 4 3 DH 1 a 20 2 3 5 2 und von da an immer je 10 volle Acker mehr je 1 Stimme mehr geben. Die Jagdeinkunfte aber würden lediglich nach der Ackeranzahl zu vertheilen ſein. Das waren die Wuͤnſche und Vorſchlaͤge, welche ſich diesmal in dem landwirthſchaftlichen Verein fuͤr die Ord— nung unſeres Jagdweſens kund gaben. IX. ueber den Grasbau im Felde. Vorgetragen in der Verſammlung des Altenburger landwirthſchaftlichen Vereins von Zacharias Kreſſe. Zu Frage 1. „Welche Erfahrungen ſind bei uns neuerdings mit ange— ſaͤetem Gras gemacht worden?“ a Die Erfahrungen welche meinerſeits mit ange— fäetem Gras — und ich ſetze der Deutlichkeit wegen hinzu, im Feldbau — gemacht worden ſind, beſtehen in Pehendem: Seit einer langen Reihe von Jahren ſuchte ich mich mit dem Betriebe der engliſchen Landwirthſchaft, welche 1 1 bekanntlich den Grasbau in die Rotation ihrer Feld⸗ wirthſchaft mit ſehr geruͤhmtem Erfolg aufgenommen hat, bekannt zu machen. Ich ſtellte mir die Frage: ob es nicht moͤglich ſei, auch bei uns eine ſolche oder aͤhnliche Feldwirthſchaft mit gleich günftigem Erfolg einzuführen und ſtellte deshalb mancherlei Rechnungsexempel zu dieſem Be⸗ huf an. Natuͤrlich mußte dabei, um zu einem ſichern Re⸗ ſultat zu gelangen, die Vorfrage beantwortet fein: ift auch unſer und zwar der hieſige Boden und das Klima dazu geeignet, einen gleichen Graswuchs wie er in Eng— land ſtatt findet, zu erzielen? und bei naͤhrer Erwaͤgung der Umſtaͤnde welche hierbei ſtatt finden, mußte die Ants wort hierauf, wenn auch nicht geradezu verneinend, doch wenigſtens zweifelhaft erſcheinen. Es galt deshalb, um eine moͤglichſt ſichere Antwort auf die geſtellte Frage zu erlangen, einen praktiſchen Verſuch hieruͤber anzuſtellen. Hierzu wählte ich vor ungefähr 20 Jahren circa 4 Acker Feld aus, welches zwar eine fruchtbare Ackerkrume, aber in einer Tiefe von etwa 10 Zollen eine ſtreng thonige Unterlage hatte, weshalb bei naſſer Witterung, wegen au— dauernden Stauwaſſers, die angeſaͤeten Fruͤchte oft miß— riethen und beſaͤete dieſe Fläche, unter Gerſte mit Weisklee und Lolium (Lolium perenne). Der Auswahl dieſer Stelle lag eine doppelte Abſicht zu Grunde: einmal wollte ich dieſelbe ſchnell in eine gut tragbare Feldwieſe umwan— deln, das andere Mal aber hatte ich dabei die erwuͤnſchte Gelegenheit zu erproben, ob auch auf mehrere Jahre hin— aus ein folder Grasſchlag mit entſprechendem Rutzen ent— weder als Feldwieſe oder Hutweide ſtehen gelaſſen werben. koͤnne. Der Ertrag von dieſer Stelle war im naͤchſten Jahr bezüglich des Heuſchnittes außerordentlich vortheil- haft, der Quantität nach erlangte ich eine Maſſe Heu, welche der ertraͤglichſten Wieſe nicht nachſtand. Da ich aber die Heumaht erſt mit der auf den Wieſen gewoͤhnli⸗ chen gemacht hatte, ſo war das Gras ſchon etwas zu hart geworden und deshalb fehlte ihm die erwuͤnſchte Guͤte, zug doch gab daſſelbe noch ein vortreffliches Pferdefutter. Ein zweiter Rachtheil war durch die ſpuͤte Maht herbeigeführt: daß das Grummet ſchwerer ausſchlug, und deshalb war die Grummternte nur eine ſpaͤrliche. Im zweiten Jahre war die Heuernte etwas geringer, doch wegen der fruͤhern Maht beſſer, die Grummternte etwas reichlicher. Im drit⸗ ten Jahr beide Ernten geringer. Die Wieſe beſteht heute noch, ſie iſt durch den Anlauf von andern Grasarfen zu einer gewoͤhnlichen Wieſe geworden und ttaͤgt die Schickfale der Witterungseinfluͤſſe der andern Wieſen auf gleichem Boden; doch iſt ihr Ertrag im Allgemeinen ſehr befriedi⸗ gend. So viel iſt aber bezuͤglich dieſes Verſuchs im All⸗ gemeinen hervorzuheben: daß der erſte Heuſchnitt bei an⸗ ſaͤetem Gras der vortheilhafteſte iſt, daß die Grummeternte nur bei hinreichendem Regenwetter gedeiht, daß der Extrag von Jahr zu Jahr abnimmt, ſofern nicht wieder jaͤhrlich theilweiſe nachgeſaͤet, oder ſtark gedüngt wird, oder durch den Anlauf von andern Graͤſern ſich die Wieſe in eine natürliche umwandelt. Der Grund davon aber iſt, daß wir im Sommer nicht das feuchte Klima haben, wie es in England vorherrſchend iſt, welches den Graswuchs da⸗ ſelbſt, ſo wie in andern Kuͤſtenlaͤndern z. B. in Belgien, Holland und Holſtein fo außerordentlich beguͤnſtiget. Wir koͤnnen daher hier dauernd nicht gleiche Anſpruͤche auf ſo guͤnſtige Ertraͤge der Grasſchlaͤge machen wie dort. "Später bin ich fortgefahren, mit dem Anbau verz ſchiedener anderer Graͤſer im Felde Verſuche anzuſtellen, jedoch nur in kleinen Parzellen. Unter den mancherlei Arten derſelben hebe ich beſonders hervor das buͤſchel— foͤrmige Knaͤulgras (Dactylis glomerata). Es ge⸗ deihet daſſelbe gut und giebt ſehr lohnende Erträge; allein es iſt an den Blaͤttern und Halmen mit ſehr feinen Sta— cheln beſetzt, welche daſſelbe rauh machen, weshalb es nur als ein gutes Pferdefutter zu betrachten iſt. Ferner das franzöfif che Raigras (Avena elatior). Dieſes giebt ein vortreffliches Heu fuͤr das Rindvieh, wenn es gemaͤht 2. wird, ehe die Rispe zum Vorſchein kommt, und hat noch die Tugend, daß es lange ausdauert, im Frühjahr ſehr zeitig ankommt und mehrete Schnitte giebt, allein es hat die Rachtheile, daß es große Stoͤcke bildet, welche bei der Feldbeſtellung ſchwer verdorren und daß es ſich gern duͤnn haͤlt. Endlich das Timotheus-Gras (Phleum pratense). Dieſes giebt reichliche Ertraͤge und, zeitig gemaͤht, ein von den Kühen und Pferden ſehr gern gefreſſenes Heu; leider entwickelt es ſich um 14 Tage ſpaͤter als die vorigen Graͤſer und bildet nicht leicht zu vertilgende Raſenſtoͤcke. Hatte ich nun durch die gemachten Erfahrungen, die feſte Ueberzeugung gewonnen: daß der Anbau einiger gu⸗ ten Grasarten auch bei uns von nicht unerheblichem Vor⸗ theil ſei, ſo war blos die Frage noch zu loͤſen, welchen Platz ſie im Feldbau bei uns einzunehmen haͤtten, um ſie mit Rutzen anbauen zu koͤnnen. Verglich ich nun die Grundſaͤtze der fo mannigfach — wenn auch unter beſon⸗ dern Umſtaͤnden — geruͤhmten Wechſelwirthſchaft mit dem gleichfalls ſehr anempfohlenen Handelsge— waͤchsbau, ſo wie endlich mit dem fuͤr hieſige Ge» gend nicht zu weit zu ſchmaͤlernden Koͤrnerfrucht⸗ bau — denn auch hiervon halte ich mich noch vollig überzeugt — fo ließen dieſe drei Faktoren mich eine Frucht⸗ folge für die Umſtaͤnde meines Gutes auffinden, nach welcher jedem derſelben bis zu einem gewiſſen Ziele Rechnung getragen wird und in welcher ſich ein Gras— ſchlag ohne große Schwierigkeiten einſchalten laͤßt. Dieſe beiläufig zu erwaͤhnende Rotation zerfaͤllt in 12 Schläge, als: 1) Hackfrüchte, ſtark gedüngt; 2) Halmfruͤchte, für zeitige Saaten Roggen, fuͤr ſpaͤtere Sommerwaizen; 3) Rothklee: 4) Winterhalmfruͤchte, vorzugsweiſe Roggen; 5) Sommerhalmfruͤchte, Hafer; 6) Grasſchlag, einmal zu Heu gemacht, dann ſtark geduͤngt, dreimal geackert und dann 7) Raps; 8) Winterhalmfruͤchte, Waizen; 9) Sommer⸗ halmfruͤchte, Gerſte; 10) einige Acker Rothklee, das uͤbrige Weißklee, Erbſen, Lein und Gras zu Samen; 11) Win⸗ ö | | | | terhalmfrüchte, Roggen oder theilweiſe Waizen; 12) Som: merhalmfrüchte, Hafer, wobei noch zu bemerken iſt, daß zu den Fruͤchten 4 — 10 noch maͤßig geduͤngt wird. Dieſe Schlagwirthſchaft wird nun ſeit 1847 conſequent auf meinem Gute ausgeführt und hierbei ſind, bezuglich des Grasbaues, folgende Maßregeln beobachtet und folgende Erfahrungen gemacht worden: 3 1) Die Saat erfolgt gleichzeitig mit dem Hafer; in der Regel wird ſie oben auf bewirkt, nachdem die Haferſaat zweimal uͤbereggt iſt, ohne daß ich einen fernern Eggeſtrich erfolgen laſſe. Die Saat laͤuft nach dem erſten Regen gut auf und ich habe bis jetzt keine 300 Nachtheile von dieſem Verfahren wahrgenommen. ai Daß man ein ſolches Verfahren getroſt wagen kann, „ dürfte daraus hervor gehen, daß ich ſelbſt verſuchs⸗ weiſe im Frühjahr Grasſamen ins Korn geſäet habe, ohne einzueggen und es ift pi een auf⸗ t gegangen. 80 2 Zur Saat ewe ich uf je einen hieſi en Acker 1 Maas guten Weißklee, 4 Maas Timotheusgras und 14 Maas Lolium, Weil ich die Ueberzeugung a be gewö nn habe, daß, je dichter das Gras ſteht, deſto beeſſer Hält ſich im Boden die Feuchtigkeit und darum treibt das Gras deſto freudiger empor. Auch fuͤr den Boden gilt von dem dichtſtehenden Graſe daſ⸗ ſelbe, was für denſelben von einem dichten Kleeſtand behauptet wird, er wird nach demſelben muͤtber und daher fruchtbarer. I 9 Je frühzeitiger das Gras angeſaͤet wird, deſto beſſer beſtockt es ſich, was zum Gedeihen deſſelben von großem Vortheil iſt. Ein Nachtheil fuͤr die mit aus⸗ geſaͤete Hauptfrucht ſteht darum nicht zu erwarten, Ei es während des Beiſammenſtehens nie die Höhe nr erreicht, daß es derſelben ſchaͤdlich werden koͤnnte. 4) Der Hafer übt bei dichtem und üppigem Stande wegen feiner vielen Federn (Blätter) einen nachthei⸗ u llligen Einfluß auf den Grasſtand aus, beſonders wenn ees an Feuchtigkeit fehlt, die Graspflanzen, wie der Weißklee verkuͤmmern zum Theil unter demſelben, Aund dieſen Nachtheil vermag nur eine paſſende Herbſt⸗ witterung wieder gut zu machen. Rach Korn, Som⸗ merwaizen, Gerſte, vorzugsweiſe aber mach Erbſen gedeiht das Gras beſſer. nie le 15 505 Wie bei allen Früchten, ſo iſt tauche bei dem Gtas⸗ bau ein unkrautreiner, in guter Duͤngerkraft ſtehen⸗ der Boden der heſtee Un %% boo mar Nut . 200 1151109 1671 13 f Zu Frage Bro ZU: m4 „Wil verhaͤlt ſich das Gras in Bezug auf die Sccherheit und Größe des Ertrags, auf den Futterwerth und die Bodenerſchoͤpfung gegen andere Sutterfräuter und namentlich gegen eee . Die Sicherheit des Grasbaues im Felde fänt mit der des Kleebaues zuſammen. Die Kraft des Bodens und die wenigeren ſandigen Beſtandtheile deſſelben, die beſſere oder ſchlechtere Kultur deſſelben, die Vorfruͤchte, der dichtere oder dünnere Stand derſelben, die mehr feuchte oder trockene Witterung im Sommer, die Schneedecke im Winter, oder ſtatt deren Kahlfroſt oder Fruͤhlingsnachtfroͤſte mit abwech⸗ ſelndem Thauwetter u. dgl. uͤben auch hier ihre vortheil— haften oder nachtheiligen Einfluͤſſe aus. So machte ich z. B. im Sommer 1847 bei gleicher Guͤte und Bodenkraft des Feldes auf einer Stelle, wo zuvor Gerſte geſtanden hatte, eine ſolch ausgezeichnet gute Ernte, daß ſie hinſicht— lich der Güte und des Ertrags der beſten Wieſe gleichge— ſetzt werden konnte, waͤhrend ich daneben, wo Hafer die Vorftucht geweſen war, auf gleicher Fläche kaum den vier ten Theil erntete, weil der gelagerte Hafer den Wuchs des Graſes im Sommer beeintraͤchtigt hatte. Im Winter 1848 — 1849 fror das Lolium ziemlich aus, waͤhrend das Timotheusgras faſt keinen Schaden gelitten hatte. Es iſt — 63 — daher bei dem Grasbau nicht mehr Sicherheit zu erwarten, wie bei dem Kleebau. Die Groͤße des Ertrags hängt natürlich von den bereits erwähnten günftigen oder unguͤnſtigen Umſtaͤnden und von der Zeit des Maͤhens ab. Da ich nur einen Schnitt von meinem Grasſchlage nehme, ſo kann ich auch nur hierüber berichten. Theils um gutes nahrhaftes Heu zu erzielen, theils aber auch um das Feld zu der nachfol— genden Raps ſaat zeitig vorrichten zu koͤnnen, maͤhe ich das Gras gewoͤhnlich, wenn die Aehre deſſelben kommt, und in dieſem Falle iſt eine Mittelernte bis zu etwa 30 Cent— ner per Acker zu rechnen. Die Ernte fallt daher etwa 14 Tage vor der gewoͤhnlichen Heuernte; wuͤrde aber das Gras bis zur letztern ſtehen gelaſſen, ſo wuͤrde der Ertrag bis zu 40 Cent. per Acker anwachſen, indem daſſelbe übers haupt ſchwer wiegt; dann würde es aber auch weniger Güte haben. Bei einer guten Ernte würde, immer nur bei dem erſten Schnitt und bei voͤlligem Auswuchs, bis nahe an 50 Centner zu erzielen ſein. Sollte noch eine Grummternte gewonnen werden, ſo glaube ich daß dieſe nur zu 15 bis 20 Centr. per Acker zu veranſchlagen iſt. Heinſichtlich des Futterwerths iſt das gewonnene Heu bei der von mir beobachteten Maͤhzeit dem beſten ſuͤ— ßen Wieſenheu wenigſtens gleich zu ſetzen, wenn nicht noch vorzuziehen. Jedenfalls iſt es beſſer, als das Heu von dem rothen Kopfklee, und das Rindvieh laͤßt letzteres, wenn demſelben beide Sorten zugleich gereicht werden, liegen und langt zuerſt nach jenem. Das gute unberegnete Einbrin— gen iſt naturlich auch hier von weſentlichem Vortheil. Gar oft habe ich wahrgenommen, daß wenn zuvor Klee— heu, dann aber ſolches Gtasheu für das Rindvieh gefüͤt— rt wurde, bei Letzterm der Rahmgehalt der Milch weſent— ſtaͤrker wurde. Verſuche mit grüngemaͤhetem Grafe habe ich nicht gemacht, allein gar oft habe ich bemerkt, daß die Kühe bei der Herbſtweide den gutbeſtandenen Weiß— TER verließen und nach dem Grasſchlage eilten, 5 wo fie dann ruhig fortfraßen, ſelbſt wenn fie, das Gras kaum noch faſſen konnten. Auch hier wurde das Geben von fetterer Milch deutlich wahrgenommen. Gegen andere Futterkraͤuter namentlich gegen den Weiß⸗ oder Rothklee dürfte das Gras bezuͤglich feiner Bodenerſchoͤpfung in die dritte Klaſſe, daher in die, welche unter denſelben den Boden am meiſten erſchoͤpft, zu ſetzen ſein. Allein dieſes iſt vielleicht nur ſcheinbar, denn der Boden gewinnt nach dem Graſe eine andere Conſiſtenz als nach dem Klee und naͤhert ſich vielmehr der Brache; er hat nicht jene Geilheit, wonach das Stroh vers weichlicht und ſich die Frucht lagert, wohl aber erwaͤchſt das Stroh hart und die Frucht liefert reichliche und gute Körner. Einen Unterſchied habe ich in den Nachftuͤchten nicht gefunden. Dieſe gute Eigenſchaft iſt aber von denjenigen Stellen nicht zu ruͤhmen, wo man das Gras zu Samen ſtehen laͤßt, vielmehr findet hier, trotz der Duͤngung bei der erſten Rachfrucht gerade das Gegentheil ſtatt, vorzugs- weiſe aber bei dem Timotheusgras. Wohl aber mag hier noch ein zweiter Umſtand als das Reifwerdenlaſſen des Samens mitwirken. Weil naͤmlich das Timotheusgras ſtarke Wurzelftöde treibt, der Same aber erſt im Auguſt reift, ſo iſt ein Verfaulen dieſer ſtarken und harten Gras⸗ ſtoͤcke nicht gut moͤglich, das Feld bekommt nicht die ge⸗ hoͤrige Gare, die Ackerkrume wird durch die Grasſtoͤcke hohl gehalten und dadurch gewinnt die darauf brmaane Saat nicht Dis gehörige Kraft, Zu Frage 3. „Welche Sradarten find hierzu auf ſchwerem, mittlem und leichtem Boden vorzuͤglich zu empfehlen, und welche geben im Gemenge mit Klee den beſten Ertrag?“ Wie der Boden bei uns beſchaffen iſt, koͤnnen alle genannte Graͤſer angeſaͤet werden, und man wird einen merklichen Unterſchied nicht finden: mehr noch iſt zu unter⸗ ſcheiden zwiſchen naß und trocken. So iſt z. B. auf 1 Sumpfwieſen ſogar Mannaſchwingel (Festuca fluitans) und auf ſich feuchthaltenden Wieſen der Wieſenfuchsſchwanz gu pratensis) zu empfehlen, während auf mehr igen Feldern das Honiggras (Holcus lanatus) anzus athen iſt. Je nach dem paſſenden Standpunkte des Gra⸗ 5 ſes wird der Ertrag ausfallen, doch immer wird ſeinem Gewicht nach der Wieſenfuchsſchwanz und dann das Tis motheus ras die hoͤchſten Erträge geben. Verſuche, welche i ‚ angeftellt habe, Gräfer im Gemenge mit Roth⸗ 8 klee anzufäen, haben zu keinem günftigen Reſultate geführt, denn ge taͤth der Rothklee, fo dominirt er Über die Gräfer und vertilgt ſie, ſo wie die Ackerunkraͤuter; und geraͤth er nicht, dann will auch das Gras nicht gut fort, denn bei— den fehlt es dann gemeiniglich an der entſprechenden Feuch— tigkeit. Ja es hat mir ſogar ſcheinen wollen, als ob Rothklee und gewiſſe Sorten Gras ſich mit einander nicht vertragen wollen, fo fäete ich z. B. Timotheusgras einen Strich mitten durch ein Rothkleefeld hin und beide Futter— ſorten waren auf dieſer Stelle dürftig, waͤhrend auf beiden Kiten der Rothklee allein ſehr ſchoͤn ftand, m Zu Frage 4. wage Verfahren iſt bei dieſen Futtergewaͤchſen zu beo⸗ M bachten und in welchem Falle verdienen fie den N Vorzug vor unvermiſchtem Klee?“ Das Verfahren bei dem Anbau der fraglichen Futtergewaͤchſe ift groͤßtentheils in den vorhergehenden Ab» ſchnitten beantwortet worden und kann daher hier ausfallen. Als Vorzug aber gegenüber dem ungemiſchten Klee dürfte hervorzuheben ſein, daß ſie im Herbſt eine vortreffliche Weide geben, wobei kein Aufblaͤhen des Rindviehes zu befuͤrchten iſt, daß ſie nach der Heuernte eine zeitlang noch eine gute Schafweide bieten, wo die Felder nicht ſofort zu einer baldigen Rapsſaat umgebrochen werden müſſen, daß das Heu ſich von ihnen leichter dürre machen laͤßt, als vom Klee, daß ſie dem Gewicht nach den Klee in ihrem Futter— 5 * gehalt überbieten und daß ſie endlich darum bei dem Ninds vieh groͤßere und beſſere Milchertraͤge gewaͤhren. Außerdem ſei noch Einiges uͤber die Samenge— winnung der Öräfer erwähnt: Jede Sorte muß allein auf eine Stelle geſaͤet werden, weil die Gräfer ungleich reifen. Die Ernte derſelben muß ſehr forgfältig gehandhabt werden, ſie tritt ein, wenn der Halm eine gelbliche oder braͤunliche Farbe angenommen hat. Zu ftuͤhes Abbringen ſchadet dem Samen an der Keimkraft, aber auch nur ein Tag Verſpaͤtung kann die Hälfte Samenverluſt herbeiführen. Das Abbringen geſchieht am beſten fruͤh Morgens bei Thau, hierauf wird ſofort die Frucht aufgerecht wie Ruͤb— ſamen und in kleine Garben gebunden und ebenſo wie dieſer auf die Sturzelenden in Doppelreihen aufgeſtellt. Auf ſolche Weiſe laͤßt man den Samen nachreifen und fährt ihn dann, wenn er gehörig dürre geworden, ein. Im Allgemeinen ſei noch bemerkt, daß der Grasbau im Felde alle Beherzigung verdient, daß mit den bereits genannten, ſo wie noch mit andern guten Graͤſern, deren noch eine ziemliche Zahl vorhanden ſind, mancherlei und anderweite Verſuche ſangeſtellt werden. Glaube ich auch nicht, daß Jahre lang andauernde Grasſchlaͤge wie in England ꝛc., auch bei uns mit Nutzen einzuführen find, fo laſſen fie ſich doch gewiß mit Vortheil in alle vorhandene Feldſyſteme als eine Zwiſchennutzung einreihen und ſollte es auch nur als eine angeſaͤete Schaf weide im Brachfel de geſchehen. ® Auszug aus einem über die diesjährige . Induſtrie⸗Ausſtellung zu Leipzig an die Herzogliche Landesregierung hier gerichteten Bericht, erſtattet von dem Steuerrathe Meißner. dc. dc. Ueber die Induſtrieausſtellung in Leipzig im Allge— meinen iſt ſchon viel geſchrieben worden und viel wird in naͤchſter Zukunft noch geſchrieben werden, Vollkommneres und Beſſeres, als ich zu liefern im Stande bin. Daher uͤber ſie im Allgemeinen nur Folgendes: An der diesjaͤhrigen Leipziger Ausſtellung betheiligten ſich, wenn die Mangelhaftigkeiten des amtlich erſchienenen Katalogs ausgeglichen und ſpätere Zugaͤnge in Rechnung gebracht werden, etwa 1434 Ausſteller. Hiervon kommen auf f ee „165 2 * oe 61 668 Würtemberg 444 die Hanſeſtaͤdte 49 1 38 ri enen N N Großherzogthum Heſſen . 13 a 3 Mecklenburg die Anhaltſchen Staaten. 18 Braunſchwei g. 14 1403 Uebertrag. 1403 uebertrag. Baden Naſſau - ⸗ůũ èeßxß Frankfurk a. M. „ re min Bidenserg ge CS ne. ee BER 1434 Sa. w. o. Die Ausſtellung fand Statt in der von dem Stadt— rath Lurgenſtein zu Privatzwecken erbauten, ſogenannten Centralhalle, einem ſehr umfaͤnglichen, in ſchoͤnem Styl errichteten Gebaͤude und in einer an daſſelbe angebauten großen Halle, in welcher vorzugsweiſe die größeren und ſchioereren Maſchinen Platz gefunden hatten. In einer in langer Reihe durch das Parterre, das Entreſol und die erſte und zweite Etage des Gebäudes und durch den Anbau ſich hinziehenden Anzahl Zimmer und groͤßern Raͤume wa— ren die eingeſendeten Gegenſtaͤnde aufgeſtellt, wie es die Raͤume, die aufzuſtellenden Gegenſtaͤnde und die früher oder ſpaͤter etfolgte Einſendung derſelben an die Hand gegeben hatten. Mehrere dieſer zur Ausſtellung benutzten Raͤume entſprachen den zu einer überſichtlichen und zweckmaͤßigen Schauſtellung der eingeſendeten Leiſtungen gehdrigen Erfor— derniſſen nicht, wenn gleich im Vorwort zum Ausſtellungs— Katalog ſich dagegen verwahrt iſt; nicht minder hatte die Anordnung, in welcher der Beſuch der Ausſtellung vorge? ſchrieben war und welche verlangte, daß die Beſuchenden die Raͤume in ſtetem Vorwaͤrtsſchreiten und mithin ohne ſich zu begegnen zu betreten hatten, ſo ſehr ſie ſich auch ſonſt empfahl, manches Unbequeme und war insbeſondere für denjenigen mit Zeitverluſt verbunden, det die Ausſtellung oͤfterer zum Behufe der genaueren Prüfung einzelner aus— geſtellter Gegenſtaͤnde zu beſuchen hatte und gezwungen war, die ganze lange Reihe der Ausſtellungstaͤume zu durchwan— dern, um zu dem einzelnen, ihm votrzugsweiſe e Gegenſtand zu gelangen. Von fo vielen Gegenden Deutſchlands her man ſich - — MM — an dieſer Ausſtellung auch betheiligt hatte und fo ſchoͤne Beweiſe auch von der ſtets wachſenden Vervollkommnung der Schaffungen des deutſchen Gewerbsfleißes ſie darbot, ſo war doch gleichwohl daran eine geringere Theilnahme erſichtlich, als bei fruͤhern Ausſtellungen, und deutſche Kunſt— fertigfeit und Gewerbstuͤchtigkeit waren dabei nicht in dem Umfange vertreten, wie man nach fruͤhern Erfahrungen zu erwarten berechtigt war. Selbſt die umfaͤngliche Theilnahme des Gewerbsſtandes des Koͤnigreichs Sachſen und die groͤ— ßere Betheiligung der Induſtriellen Oeſtreichs daran ver— mochte ihr das Uebergewicht nicht zu verſchaffen, welches z. B. die Gewerbsausſtellung in Berlin bisher hierin er— langt hatte. Eine Vergleichung mit diefer, nur der Zahl der Theils nehmer nach, dürfte hierzu den Beweis liefern. N. Es botten ausgeſtellt Ausfteller | Ausfteller daher im Jahre 1850 im Jahre im Jahre aus 1844 in | 1850 in u Berlin. | Leipzig. mehr weniger e H ... —_—_— Preußen 292 „446 1993 165 — 1828 . 274 202 — 72 Thuͤringen er 143 61 8 82 Sachſen 112 668 556 — Würtemberg 11¹ 44 — 67 den Hanſeſtädten ‘ 74 49 — 25 Deftrih e 71 138 67 — Furbeſſen 57 5 — 52 dem Großhzth. Heſſen 56 13 — 43 hannover 51 23 — 28 Mecklenburg. 30 3 — 27 den Anhalt. Staaten 29 18 — 11 raunfhweig +» + 19 14 — 5 N 15 7 — 8 aſſau TR , 14 1 3 13 ankfurt a. M. 5 13 19 6 — ippe⸗ N A. 13 — — 13 Oldenburg 3 9 2 — 7 Limburg — ͤũ Hr 8 9 rt 8 irkenfeld 5 86 7 —— = Y. Luxemburg 5 — — 5 ane. 1 2 1 — chaumburg⸗ Lippe 1 — — 1 zuſammen | 3106 [ 1434 J 630 [ 2302 8 Dieſe Zuſammenſtellung giebt noch zu einigen andern, nicht ganz unintereſſanten Wahrnehmungen Veranlaſſung. Die Ausſtellung in Leipzig verdient zunaͤchſt die Be— zeichnung als eine allgemeine deutſche Ausſtellung nicht in der Maße, als die Ausſtellung in Berlin. Die Zahl der Ausſteller bei jener bleibt hinter der Zahl der Nubien bei dieſer um ü 1672 zurück und obgleich jene hie und da erheblich mehr Rum— mern einzelner Ausſteller nachzuweiſen haben mag, als dieſe, ſo reicht dieſes doch nicht hin, der Umfaͤnglichkeit und Groß— artigkeit dieſer Abbruch zu thun. Waͤhrend ferner die erſtere als eine mehr die ſuͤd— deutſchen Staaten vertretende Gewerbsausſtellung betrachtet werden kann, war bei der Ausſtellung in Berlin der Nors den Deutſchlands umfaͤnglicher repräfentirt, Die geringere Betheiligung an der Gewerbsausſtellung in Leipzig und die eben erwaͤhnte Eigenthuͤmlichkeit derſel— ben durften in den dermalen im Allgemeinen herrſchenden politiſchen Verhaͤltniſſen unſers Vaterlandes ſchon ausrei— chende Erklaͤrung finden, ohne daß man weder auf die Bes hauptung, daß Preußens Gewerbsſtand an der Ausſtellung in Leipzig ſich zu betheiligen officiell verhindert worden, welche in der Schrift: Die Leipziger Gewerbe— Ausſtellung im Jahre 1850, Leipzig, Expedi— tion der Handels-Zeitung, S. 3f. verfochten wird, noch auf die Vorausſetzung, daß die Betheiligung der In— duſtriellen Oeſtreichs an derſelben den Karakter des Gefliſ— ſentlichen, Commandirten und die ſichtlichen Spuren des vorangegangenen diplomatiſchen Rotenwechſels zur Schau trage, welche in dem von Karl Gutzkow verfaßten Aufſatze: Ein Tag in Leipzig im neuen Dresdner Jo ur⸗ nal Nr. 24 d. J. ausgeſprochen iſt, allzuviel Gewicht zu legen braucht. Roch hat mir endlich bei der Vergleichung der beiden Ausſtellungen die Annahme einigermaßen zuläffig erſcheinen 0 r ME 2 wollen, als ob in Leipzig mehr die Erzeugniſſe der in der Beengung des innungsmaͤßigen oder doch ſeit einer langen Reihe von Jahren an beſtimmte Orte und Gegenden ge— feſſelten, gewohnheitsmaͤßigen Gewerbsbetriebes Platz ge— funden haͤtten, waͤhrend Berlin mehr, — ob zum Vor— theil oder zum Nachtheil der Entwickelung oder Vervoll— kommnung deutſcher Gewerbsthaͤtigkeit, mag hier uneroͤrtert bleiben, — den zwangloſeren, freieren, kuͤhneren, wenn ſchon auch mitunter verfehlten, Schaffungen feine Ausſtellungs— raͤume geoͤffnet gehabt hätte, Gewiß iſt, daß die Ausſtellung in Leipzig, obſchon eben ſo ſehr durch die große Vollkommenheit, als durch die außerordentliche Mannigfaltigkeit der ausgeſtellten Er— zeugniſſe des deutſchen Gewerbfleißes ausgezeichnet, mir doch gleichwohl aͤrmer an neueren Productionen und Erfindun— gen im Gebiete der Gewerbskunde und Induſtrie erſchien, oder mir wenigſtens, freilich bei immer noch nur flüchtiger Durchforſchung, einen enger begrenzten Kreis zu Beobach— tungen im Intereſſe der Gewerbe des hieſigen Landes dar⸗ bot, als die Ausſtellung in Berlin. Auf die Reſultate dieſer Beobachtungen und ſomit auf die Darlegung meiner ſpeciellen Thaͤtigkeit bei dem Beſuche der Leipziger Gewerbsausſtellung uͤbergehend, lege ich Folgendes zu nachſichtiger Beurtheilung vor: | Angeachtet der eben ausgeſprochenen Vorausſetzung, ließ doch die Ausſtellung in Leipzig wahrnehmen, daß J) dem Herzogthume Altenburg ſelbſt bei der Eigen— thuͤmlichkeit feiner phyſiſchen Beſchaffenheit, ſeiner Lage und ſeinem Mangel der zu einem umfaſſenderen und vielſeiti— geren Gewerbs betriebe erforderlichen Producte, doch immer noch ein ergiebiges Feld zur Vervielfältigung feiner Gewerbs— erzeugniſſe und vorausſichtlich zur Verbeſſerung der Lage eines Theils ſeiner Bewohner zu Gebote ſtehe, wie ſie nicht minder | 2) reich an Muftern zur Nacheiferung für manche derjenigen Induſttiellen des Landes ſich auswies, die einem bereits bekannten, ſchon häufiger "Anwendung findenden Gewerbszweige ihre ausſchließliche Thaͤtigkeit widmeten. In erſter Beziehung erſchienen mir N beach⸗ tungs werth. Praͤparirte Schweinehaare als Eros für Roßhaare, ausgeſtellt unter Rr. 780 von dem Inſtrumen— tenbauer J. Rabis in Noſſen. f Die naͤhere Unterſuchung dieſes Erzeugniſſes ließ daſ— ſelbe als ein elaſtiſches, geruchloſes, grobwolliges Fabrikat von brauner Farbe erkennen, das durch Anwendung eines einfachen, chemiſchen Mittels eine ganz andere Geſtalt ge— wonnen hatte und in dieſer Roßhaare in mehrfacher Be— ziehung vollkommen zu erſetzen im Stande ſchien. Sollte dieſe Vorausſetzung richtig ſein und erwaͤgt man, wie viel Schweinhaare jetzt unbenutzt zur Seite geworfen werden und mit welchem geringen Aufwand an Koſten und Muͤhe ihre Verwandlung in das vorliegende, empfehlens werihe Fabrikat verbunden zu ſein ſcheint, ſo liegt der Wunſch nicht fern, daß auch bei uns Verſuche zur Gewinnung eines aͤhnlichen Erzeugniſſes gemacht werden moͤchten, zumal der hohe Preis der Roßhaare ihre Verwendung zu mehrfachen techniſchen Zwecken ganz verbietet. Das Fabrikat ſchien die Beachtung der Beſucher der Ausſtellung in geringer Maße auf ſich zu ziehen und hat auch, fo viel mir befannt, in den bis jetzt Über die Aus— ſtellung erſchienenen Schriften keine Erwaͤhnung gefunden. Thürgriffe und Beſchlaͤge von Büffelhorn, von H. Hahn, Drechslermeiſter in Leipzig, unter Rr. 891 ausgeſtellt. Ich habe in dieſen Thuͤrgriffen und Beſchlaͤgen ſchoͤ— nen Geſchmack, eine gluͤckliche Wahl des Materials und einen guten Erſatz fuͤr dergleichen Artikel aus anderem Material gefunden, fo daß ich fie zur beſondern Beachtung zu empfehlen keinen Anſtand nehme. Sie verſprechen zu— mal dem Horndrechsler eine Entſchaͤdigung für manche, ihm in neueſter Zeit entgangene Arbeiten und empfehlen ſich 18 auch ſonſt noch mehr, als gleiche Artikel aus Metall, weil fie, neben großer Dauerhaftigkeit weniger Koſten erfordern und das häufige Putzen erfparen. Der Umſtand, daß nach dieſen Fabrifaten von mehreren Beſuchern der Ausſtellung Nachfrage geſchah und vielfältige Beſtellungen darauf ges macht wurden, beweiſt, daß über ihre Brauchbarkeit und Vorzuͤglichkeit ein Zweifel nicht Raum gewann. Strohmoſaikwaaren von Weppler und Ebert, Galanterie⸗Strohwaaren⸗Fabtikanten in Ansbach, unter Nr. 931 aus geſtellt. Wer erinnert ſich nicht, in den Haͤnden ſeiner Mut— ter irgend ein Kaͤſtchen oder Taͤſchchen, mit geſpaltenem farbigen Stroh zierlich uͤberzogen, vielleicht ſchon im Erbe auf ſie uͤbergegangen, ſchon lange und vielfach zur Aufbe— wahtung der verſchiedenartigſten, weiblichen Bedürfniffe bes nutzt und doch noch immer wohl erhalten, erblickt zu haben? Ein reiches Sortiment ſolcher Fabtikate, noch vermehrt durch Etuis und Decken aller Art, lag bier vor Augen. Die Dauerhaftigkeit und Zierlichkeit derſelben, vergl. S. 51 der Schrift: die Leipziger Ges werbe⸗Ausſtellung im Jahre 1850. Leipzig, Expedition der Handels⸗Zeitung, 5 die geringe Schwierigkeit der Beſchaffung des dazu erfor derlichen Matetials, empfehlen fie ſehr zur Nachahmung, insbeſondere für Perſonen, deren Kraͤfte im Abnehmen, oder noch nicht erſtarkt genug ſind, für Arbeitsanſtalten des Alters oder der Jugend, für Leute, deren Beruf es geſtattet, ſich nebenbei mit etwas Nüͤtzlichem, Angenehmem und Lohnendem zu beſchaͤftigen. Holzſpan⸗ und Sparteriegeflechte. Dieſe, von Ignaz Kumpf in Schluckenau in Böhmen, unter Nr. 937 ausgeſtellten Fabrikate, durften hier vorzugsweiſe eine Stelle finden muͤſſen. Nicht allein die Mannichfal⸗ tigkeit, Brauchbarkeit und ſichtliche Dauer dieſet Arbeiten, auch die ſinnreiche Art und Weiſe der Benutzung des dazu verwendeten Materials verdienen die größte Beachtung. Es er WER beſtehen diefe Arbeiten in aus dünnen, elaſtiſchen Holzſpaͤ— nen oder Holzfaͤden geflochtenen oder gewebten Gegenſtaͤn— den verſchiedener Art, als: Taſchen, Etuis, Kaͤſtchen, Tiſch⸗ und andern Decken, Kleidungsſtuͤcken, z. B. Herrenweſten, die mit den verſchiedenartigſten farbigen Muſtern bedruckt oder in den Faͤden gefaͤrbt und daher ebenſowohl den Be— dürfniffen des Luxus zu genügen, als der Nachfrage nach unentbehrlichen Gegenftänden der Haushaltung zu entſprechen geeignet ſind. Es iſt ihrer mit Anerkennung gedacht in der Beilage zur zweiten Ausgabe der deutſchen allgemeinen Zeitung vom 23. April d. J. und S. 52 der Schrift: Die Leipziger Gewerbe— Ausſtellung im Jahre 1850. Die Verpflanzung ihrer Fabrikation in der Weſthaͤlfte unſers Herzogthums, wo ſie wenigſtens zum Theil entwe— der von einzelnen Perſonen, oder von Arbeitsanſtalten ge— fertigt werden koͤnnten, dürfte ſich empfehlen. Ein erſter Verſuch koͤnnte dort vielleicht mit den jetzt ſo beliebten minder ſchwierigen Koͤrbchen, welche je 25 Stuck Cigarren aufzunehmen geeignet ſind, gemacht werden, deren Bedarf bis jetzt das Ausland lieferte und deren Verbrauch mit dem Steigen der Fabrikation der Cigarren im Inlande auf lange Zeit hinaus Abſatz verſpricht. Reſonanzholzboden für muſikaliſche In— ſtrumente aller Art, von D. Bienert & Sohn zu Maderhaͤuſer in Boͤhmen, unter Nr. 1003 ausgeſtellt, lieferten den Beweis, welche Reſultate durch forgfältige Aus- wahl des Materials und durch geſchickte und vorſichtige Bearbeitung deſſelben in dieſem Artikel erlangt werden koͤn— nen. Freilich kommt bei der Auswahl des Holzes zu die— ſem Fabrikat ſein Standort gar ſehr in Betracht, wenn man aber dieſes reichhaltige Aſſortiment vor Augen hat, das allen und jeden Nachfragen ohne Verzug zu genuͤgen im Stande iſt, fo drängt ſich einem unwillkuͤhrlich der Gedanke auf, ſollte denn nicht auch unſer Herzogthum „Tannen beſitzen, die ſich zu Reſonanzboͤden verarbeiten ließen — r — 0 und wird ſich nicht vielleicht einmal jemand finden, der die bei diefer Bearbeitung ſich etwa darbietenden Schwierigfeis ten überwindend, durch Beharrlichkeit in Wahl und Muͤhe zu gleichen oder aͤhnlichen Reſultaten und ſo endlich zu einem annehmlichen Lohn ſeiner Anſtrengung, wenn auch nicht in feiner naͤchſten umgebung, gelangt. Soviel mit bekannt iſt, wird der Bedarf an Reſonanzboͤden aller Art, in einem weiten Kreiſe aus Oeſtreich, vornehmlich aus Ty— rol, bezogen, auch iſt ihre Fertigung in Deutſchland wohl nicht an eine beſondere verbriefte Corporation gefeſſelt, es durfte darum der Wunſch gerechtfertigt erſcheinen, daß jemand, vielleicht ein Tiſchler, einen Verſuch mit der Ver— arbeitung unſerer Tannen, die im Weſtkreiſe ſo gut gedei— hen, zu Reſonanzholz machen und ſo eines Theils des Ge— winnes theilhaftig werden moͤge, der jetzt dem Auslande zu Gute geht. Künſtliche Schiefermarmor-Producte, un⸗ ter Rr. 1100 von L. Rohrlacher in Salzungen ausge⸗ ſtellt. Dieſe beſtanden in etwa bis zu Einem Zoll ſtarken Dachſchieferplatten, die, wie es ſchien, mit in Oelfarben gut und taͤuſchend ausgefuͤhrten, und hierauf geſchliffenen und polirten oder lackirten Marmornachahmungen überzo⸗ gen und in dieſer Beſchaffenheit zu Tiſch- und andern Platten der verſchiedenartigſten Form geſchmackvoll verar⸗ beitet waren. Ich glaubte fie hier nicht mit Stillſchwei⸗ gen übergehen zu dürfen, vielleicht wird die Aufmerkſamkeit dieſes oder jenes Induſttiellen des Landes auf fie gezogen, da zumal ihre Herſtellung wegen geringen Aufwandes an Kunſtfertigkeit und Koſten, wegen gluͤcklicher Wahl des Surrogates und wegen uͤberhandnehmender Nachfrage, durch die dermalige Richtung des Geſchmacks genaͤhrt, ſich empfiehlt. Fur in dieſer Hinſicht wichtiger erachte ich die unter Mr. 1104 und 1105 von O. Densdorff in Magdeburg und B. Schubert in Deſſau ausgeſtellten Fabrikate in Marmor, als Tiſchplatten, Blu⸗ 8 mentiſche, Conſolen, Blumentöpfe, Nippſachen, Poſtament⸗ ſchalen und Kleinigkeiten von Gypöfteinen, Das Material zu dieſen einfachen, hoͤchſt geſchmack⸗ vollen und darum auch wohl bereits faſt insgeſammt vers kauften Fabrikaten, beſtand, wie die Ausſteller auch nicht perhehlen, aus Gyps, welcher im fluͤſſigen Zuſtande mar⸗ morartig gefärbt und mit einem wirkſamen Bindemittel vermiſcht, zu einer in Farbe, Korn, Schwere und Haͤrte dem Marmor taͤuſchend aͤhnlichen Maſſe verhaͤrtet war. Auf der Drehſcheibe oder Drehbank verarbeitet, geſchliffen und polirt, liefert es die namhaft gemachten Gegenſtaͤnde von einer in Faͤrbung, Form und Politur ſo ausgezeichne⸗ ten Schoͤnheit, daß man nicht nur aͤchten Marmor der beſten Gattung vor ſich zu ſehen und bei der Berührung in der Hand zu halten glaubt, ſondern auch fir) unwill⸗ kuͤhrlich gedrungen fühlt, Kunſterzeugniſſe von folder Net tigkeit eigenthuͤmlich zu beſitzen. Roch hat ſich, ſo viel ich weiß, im Herzogthume niemand mit der Anfertigung ſolcher Fabrikate beſchaͤftigt, ſo leicht dazu der Fertiger und zwar in unſern Bildhauern, das rohe Material und, im Falle des kaum zweifelhaften Gelingens, der Abnehmer gefunden werden dürfte. Ver— ſuche, ſie nachzuahmen, duͤrften bald mit Erfolg gekroͤnt werden. Ueber die unverwuͤſtliche Dauer dieſer Fabrikate, im Innern der Wohnungen in ihren verſchiedenen Formen an- gewendet, ſprachen ſich Kenner auf das vortheilhafteſte aus. Als Wanduͤberkleidung duͤrften ſie ſich durch ihre Schoͤn— heit, Dauer, geringe Koftfpieligfeit und Neuheit, — we— nigſtens moͤgen ſie im Lande noch nicht in Anwendung gekommen fein, — vorzugsweiſe empfehlen, Papiertapeten. Eine erfreuliche Folge der hohen Beſteuerung auslaͤndiſcher Papiertapeten iſt geweſen, daß man ſich im Zollverein mit der Anfertigung dieſer, jetzt überall im Gebrauch befindlichen Tapeten fleißiger beſchaͤf— tigte. Zu meinen eignen hierüber gemachten Erfahrungen — — 7080 — gehoͤrt es, daß der früher hier verhaͤltnißmaͤßig nicht uner⸗ hebliche Bezug von franzoͤſiſchen und ſchweizer Papiertaper ten jetzt ganz aufgehoͤrt hat. Mit welchem Erfolge man im Verein der Anfertigung von Papiertapeten ſich befleißigte, darüber gaben die von C. Briegleb in Nürnberg unter Nr. 1220 und von A. Schutz in Wurzen, unter Nr. 1226 ausgeſtellten Papiertapeten-Proben uͤberraſchende Be: weiſe. | Bergl. Seite 40 der Schrift; Die Leipziger GewerbesAuöftellung ic. Diefe Tapeten erreichen an Güte die von Spoͤrlin und Zimmermann in Wien unter Nr. 1221 ausgeſtellten, geſchmackvollen und praͤchtigen Tapeten gewiß in nicht all⸗ zuferner Zeit und die Preiswuͤrdigkeit dieſer Wiener Dome ten findet, a. a. O. Seite 62 gebührende Anerkennung. Es ſcheint paſſend, hier zu er⸗ wähnen, daß auch durch Tapetendruck hergeſtellte Abbil— dungen von einfachen mechaniſchen Potenzen, Maſchinen— theilen, Deſſins für Druck und Webereien in großer Voll⸗ kommenheit in der Tapetenfabrik von F. Herrmann in Wien hergeſtellt, auslagen und daß waſchbare Oelpapier⸗ tapeten, von Kretſchmann und Gretſchel in Leipzig gefertigt, bekundeten, in welchen Richtungen hin auf Nutz⸗ barkeit und Vervollkommnung der Papier-Tapeten-Fabti⸗ kation man ſchon bedacht geweſen, nicht zu gedenken der ausliegenden, in jener Fabrik gedruckten, Weſten von Pas pier, die wohl mit Unrecht als zum praktiſchen Gebrauch beſtimmt betrachtet wurden und vielmehr als zu den vor⸗ handenen Deſſias gehörig angeſehen werden mußten. Endlich ſei in erſter Beziehung noch gedacht der ah» Waldwolle⸗Fabrikate. Ueber die Fabrikation der Waldwolle findet ſich Seite 218 der Schrift: Amtlicher Bericht über die ſiebente Verſammlung deutſcher Lan d⸗ und Forſtwirthe zu Altenburg, i n — 9 — ein ausfuͤhrlicher Vortrag. Unter eee auf Wie bemerke ich: Die Leipziger Ausſtellung liefert zuerſt eine ee lichere Auswahl von aus Waldwolle gefertigten Fabrikaten, ferner rohe Waldwolle und Erzeugniſſe aus Abfaͤllen bei der Gewinnung der Waldwolle, ausgeſtellt unter Nr. 1354 von C. F. Fabian in Breslau. Die ausgeſtellten Fas brikate aus Waldwolle beſtehen in Matratzen, Kiſſen, Decken verſchiedener Art u. ſ. w., mit Waldwolle geſtopft. Die Mannichfaltigkeit, Ruͤtzlichkeit und Schoͤnheit dieſer Fabri— kate, ihre der Reinlichkeit und Geſundheit forderlichen Eis genſchaften, machen ſie zu einem geſuchten Artikel. Die Gewinnung der Waldwolle iſt mit geringen Schwietigkeiten verbunden, der Rutzen, welchen die Erzeugung der Wald— wolle gewaͤhrt und welcher aus ihrer Verarbeitung entſpringt, verſpricht ſehr bedeutend zu werden. Alles dieſes duͤrfte die Wiederholung des Wunſches gerechtfertigt erſcheinen laſſen, daß unter den Gewerbtreibenden unſers Herzogthums, vornehmlich ſeiner Weſthaͤlfte, die reich an Kiefern iſt, einer oder der andere die Aufmerſamkeit auf dieſen Erwerbszweig tichten und wenigſtens einen Verſuch mit ſeiner wenne zung dahin machen moͤchte. Nach Aufzaͤhlung dieſer, unſerem Vaterlande bisher fremder Fabrikationszweige, glaube ich, ſeinen Induſtriellen eine Reihe der oben unter 2 bereits angekuͤndigten, unter den ausgeſtellten Gegenſtaͤnden befindlichen Muſter Pe» ren zu muͤſſen. Es ſcheinen mir aber als ſolche em, N Korb macherarbeiten. Unter den ausgeſtellten Korb macherarbeiten befand ſich manches Neue. So vers ſchiedene broncirte und verſilberte Korbmacherarbeiten von J. H. Vieweg in Leipzig und J. A. Koͤhler daſelbſt, die ſich ſehr huͤbſch ausnahmen und mit Recht Seite 40 u. f. der Schrift: Die Leipziger nee tas ic. und in * u Di ie Nr. 204 der deutfchen allgemeinen Zeitung ꝛc. Anerkennung gefunden haben. Strohgeflechte. Dieſe waren bei diefer Ausftels lung reichlicher und in größerer Vollkommenheit vertreten, als bei der Ausſtellung in Berlin. Die von Lingke 8 Comp. in Dresden, von C. G. Leber in Leipzig und mehreren andern ausgeſtellten Damen-Strohhuͤte konnten ſich, nach dem Urtheile Sachverſtaͤndiger, mit den im Aus⸗ lande gefertigten, gleichen Fabrikaten getroſt meſſen. Gebrannte Thonwaare. Ausgezeichnet ſchoͤne und gelungene Arbeiten dieſer Gattung fanden ſich vor, 3. B. gebrannte ſteinerne Waſſerleitungsroͤhren, darunter auch ſolche in Knieform, Bauornamente, Fließe u. ſ. w., von C. E. und F. Arnoldi in Elgersburg und E. March in Charlottenburg, thoͤnerne Oefen von J. Daſchiel, J. W. Schmeißer in Leipzig, G. E. C. Kuͤmmel in Hannover, F. A. Schenk in Eilenburg, Gebrüder Spier⸗ mann in Hamburg, von denen die der letztern durch ges ſchmackvolle Form, gute Glaſur und gelungene Vergoldung ſich auszeichneten. Der von Arnoldi und March ausgeſtellten Fabri⸗ dun geſchieht S. 19 der Schrift: Die Leipziger Gewerbe⸗ Ausftellung ꝛc. und in Rr. 197 der deutſchen allgemeinen Zeitung x. rühmliche Erwähnung. Am zuerſt angeführten Orte heißt es mit Recht: „Es waͤre zu wuͤnſchen, daß dieſe Art von Orna⸗ menten mehr verwendet wuͤrden, denn ihre Dauer iſt bis jetzt unbegraͤnzt, da die Verzierungen an den Pagoden in Indien jetzt ſeit 6000 Jahren beſtehen, während die uns mittelbar daneben aus Steinen gehauenen Ornamente laͤngſt verwittert ſind.“ Ausgeſtopfte Thiere. Vollkommneres, als was von ge Ploucquet in Stuttgart in dieſem Genre gelei⸗ h 6 ie GE — ftet worden, dürfte kaum irgendwo gefunden werden. Indem ich auf das Lob und die allgemeine Anerkennung mich be— ziehe, die dieſen Arbeiten von allen Beſchauern verdienter maßen geſpendet worden ſind und welche S. 64 der mehr angeführten sun und in Nr. 211 der deutſchen alk end et en geit ꝛc. Wiederklang finden, bemerke ich nur, daß verſchiedene Grup— pen der von Ploucquet ausgeſtellten ausgeſtopften Thiere auch in gewerblicher Beziehung Beachtung verdienen, indem namentlich ſeine Carricaturen leicht in einem groͤßern Kreiſe, als in naturhiſtoriſchen Muſeen und Sammlungen, Abnahme und Verbreitung finden duͤrften. Proben von lackirtem Marmor auf Kalk- wand. Mit Kalk fein geputzte Wände mit einem mar⸗ morartigen Anſtrich zu verſehen und dieſen wieder mit einem Oel⸗Firniß⸗ oder Lack-Anſtrich zu uͤberziehen, iſt hier ſchon und zwar ſogar an Außenwaͤnden mit Geſchick und Erfolg verſucht worden. Die von J. Müller ausgeſtellten Pros ben ſolchen Putzes zeichnen ſich nicht nur durch ihre Ratur— treue und Schoͤnheit der Malerei und Lackirung, ſondern auch ihre unverkennbare Dauer vorheilhaft aus. Mit Recht wird ihre Anwendung zum Anſtrich von Paneelen auf Gaͤn⸗ gen, in Veſtibuͤls und auf ganzen Waͤnden empfohlen, Seite 41 der Schrift: Die Leipziger N ſtellung ꝛc. Wing gleich ſie als neuer Induſtriezweig einen Anſpruch auf dieſe Empfehlung in geringerer Maße haben moͤgen. Gebrannte Lehm⸗ und Thonziegel. Die in meinem Berichte uͤber die Berliner Ausſtellung ruͤhmlich erwähnten Ziegelfabrikate des Kaufmanns und Ziegelfabri⸗ kanten Boltze in Salzmuͤnde, im Regierungsbezirke Mer⸗ ſeburg würden in den auf der gegenwärtigen Ausſtellung vorliegenden Ziegelfabrikaten der A. verw. Meisner auf Cunnersdorf bei Großenhain tuͤchtige Concurrenten gefunden haben. Die vorliegenden zeigen in erfreulicher Weiſe, welche r EEE Vervollkommnung in der Fabrikation dieſes Artikels jetzt ſtatt findet, und mahnen dringend, auch bei uns beharrli— cher auf Verbeſſerung und Vervielfaͤltigung deſſelben, in Form und Anwendungszweck, die Aufmerkſamkeit zu richten. Lackirte Imitationen von Holz und Gteins arten (Holzmalereien). Wenn ich fruͤher über dieſe Imitationen geaͤußert habe, daß ihre Herſtellung mehr mechaniſche Fertigkeit, als Kunſttalent erfordere, ſo zeigten dagegen aber auch die von dem Lackirer und Schriftmaler, Louis Starke aus Dresden, unter Nr. 1379 ausge⸗ ſtellten Arbeiten dieſer Art, welches Uebergewicht beide in Verbindung ihnen über mechaniſche Schaffungen zu vers ſchaffen im Stande ſind. Die vorliegenden Holzmalereien, beſonders die Imitationen von Steinarten find fo gelungen und verſprechen in dieſer neuen Vervollkommnung ſo viel⸗ ſeitige Benutzung, daß ich ihre Fertigung im Herzogthume wiederholt zu empfehlen nicht unterlaſſen kann. Rohſeide⸗Erzeugniſſe. Rur vier Ausſteller hatten Rohſeide⸗Erzeugniſſe geliefert und zwar 1 aus Oeſt⸗ teich, 1 aus Sachſen, 1 aus Bayern und 1 aus Raſſau. Aber auch dieſe geringe Betheiligung giebt ein erfreuliches Zeugniß von der allmaͤhligen Ausbreitung der Seidenzucht in Deutſchland und der wachſenden Anerkennung ihrer Vor⸗ theile. Die ausgeſtellten Rohſeide-Erzeugniſſe zeichneten ſich, nach dem Urtheile Sachkundiger durch Feinheit, Weiche und Reinheit ſehr aus und berechtigten allerdings zu der Hoffnung, daß die Erzeugung von Rohſeide in Deutſchland vielleicht bald Anſehen und Achtung gewinnen werde. HPolfzſchuhe. Unter Rr. 1001 hatte der Maſchi⸗ hen» Fabrikant Richard Hartmann in Chemnitz Holz⸗ ſchuhe von eigenthuͤmlicher Conſtruction ausgeſtellt. Sie mit Ausnahme des ſogenannten Obetleders, wo Leder die Stelle des Holzes vertritt, ganz aus Holz, find auf der Drehbank gemacht, dem Anſcheine nach dergeſtalt, daß immet zwei auf einmal gedreht, dann getrennt und einzeln, ebenfalls auf der Drehbank, bang „bean ichtigten u BE Zwecke vervollkommt worden find. Sie zeichnen ſich durch elegante Form aus und verſprechen große Brauchbarkeit. Rach meiner Meinung verdienen ſie beſondere Beachtung und Nachahmung, von welcher die Behauptung, Seite 44 der Schrift: Die Leipziger Ge⸗ werbeausſtellung ı. daß die dazu verwendete Drehbank beſonderer Art und wahrſcheinlich eine Modifikation der Maſchine zu Anferti⸗ gung der Kloben fuͤr die Schiffstaue ſei, nicht abzuſchrecken braucht. Meſſingene Reiſebettſtellen, von S. J. Arn⸗ iin Berlin ausgeſtellt, erregten durch ihre Schoͤnheit, Einfachheit und Zweckmaͤßigkeit großen Beifall. Wahl und Bearbeitung des Materials und der einfache Mechanismus der Bettſtellen zogen die Aufmerkſamkeit auf ſie. Der Breite nach, in mit etwa 12 Zoll hohen, zuruͤcklegbaren Fuͤßen verſehenen Gliedern von entſprechender Flaͤche nach dem Kopfende zu zuſammenlegbar, fand die Bettſtelle, zus ſammengelegt, in einem unmittelbar am Kopfende an ſie befeſtigſten compendioͤſen, ledernen Reiſekoffer, deſſen vordere Wand gleich mit eine Stuͤtze bildete, gerade Platz und feſte Verpackung, wenn ſich ihre Verpackung noͤthig machte, waͤhrend gleichzeitig ihre Aufſtellung, wenn ſie verlangt wurde, mit großer Schnelligkeit und Leichtigkeit bewerkſtels ligt werden konnte. Eine von mir entworfene Zeichnung macht Alles anſchaulich. Damenreiſekoffer. Ein bemerkenswerther Kof— fer dieſer Art, war von Egſtein in Würzburg unter Rr. 988 ausgeſtellt. Dieſer, ein gewoͤhnlicher lederner, gut gearbeiteter Reiſekoffer enthielt im Deckel die in uͤblicher Weiſe angebrachten, durch Schieber verſchließbaren, Ver— packungsraͤume, im Kaſten dagegen einen etwa den dritten Theil feiner Höhe einnehmenden, zum Herausheben einge- richteten, mit einem Schnurengitterboden verſehenen Einſatz, nach deſſen Entfernung ein der Tiefe nach paralell mit den Seitenwaͤnden, in zwei ungleiche Abtheilungen getheilter Doppelraum ſich heigte „ welcher zur Aufnahme von weib⸗ lichen, beſonders zu ſchonenden, Putzſachen, z. B. von Hau⸗ ben und Hüten, beſtimmt und zu ſolchem Zwecke mit Vor⸗ richtungen verſehen war, die dieſe Putzſachen in angemeſ— ſener Entfernung von den Umſchließungswaͤnden hielten und gleichzeitig die ihnen nicht zutraͤgliche Bewegung im Raume verhinderten. Ich habe von dieſem Koffer eben⸗ falls eine Zeichnung genommen. Ein Bilderrahmen von veraͤnderlicher Größe war von C. Kranenberg in Berlin unter 842 ausge⸗ ſtellt. In unveränderter Geſtalt, vielleicht 30 Zoll breit und 24 Zoll hoch, waren ſeine beiden Breiten- und Hoͤ— hentheile in der Mitte getrennt und in Ruthen verſchieb⸗ und durch Schrauben feſtſtellbar. Der Rahmen beſteht us Holz, iſt mit einem metallbronzenen, gemuſterten, Ueberzug verkleidet und hat doppelte, verſchiebbare Ueber— züge von gleicher Beſchaffenheit, da, wo ſich ſeine Breitenz 8 und Hoͤhentheile trennen laſſen. An den 4 Ecken der Ruͤckſeite mit um ihren Beſeſtigungs punkt beweglichen Oeſen verſehen, kann er, nach Belieben, der Breite oder der Hoͤhe nach aufgehaͤngt werden. Eine e Rades Ante, vorgelegt werden, Modelle der Geometrie. 2er * von ne Sars- Ver in Darmftadt ausgeſteut. Auf dieſe Modelle, eine Ausſtellung für ſich bildend, glaube ich beſonders aufmerk— ſam machen zu müffen. Ich, meines Theils, habe eine vollkommnere und keichhaltigere Sammlung dieſer Ar i 00 geſehen. Sie Ares in e * 35 I) der Geometrie, ö 29 der darſtedenden Geometuie; sinn? ai 8) ur Licht und Seyhrıentöntiettondtchtt 7030 ) „ Perſpeetivlehre , n an 5) „ Steinconſttuctionslehtre, ln Mn zun (y. der Zimmerwertskunſt, eur 615 N u . ⸗Bauſchteiner⸗ und 3 ne 95 n fig chu! Ammann Br 9) für Maſchinenbau, N 10) „ landwirthſchaftliche of, ce 11) „das Forſtfach, on add 12) „das Baufach, RE 13) der mechaniſchen Potenzen, 14) „ Kryſtallographie u. ſ. w. Ade dieſe Modelle, ihren Hauptbeſtandtheilen nach, aus Pflaumenbaum- oder Buchenholz beſtehend, waren mit ſol— cher Genauigkeit, Sauberkeit und Schaͤrfe conſtruirt, daß man mit unendlichem Vergnuͤgen in ihrem Anſchauen ſich verlor und mit ſtets erneuertem Intereſſe zu ihnen zuruͤck⸗ kehrte. Sie find, nach meinem Dafuͤrhalten, als Borlas gen bei dem techniſchen Unterrichte der verſchiedenen Lehr— anſtalten unentbehrlich, ja ſogar hoͤhern Unterrichtsanſtalten und wiſſenſchaftlichen Vereinen ohne Zweifel ein erwuͤnſch— ter Beſitz. Wie ſehr man ihre Vortrefflichkeit anerkannte, dieſes erhellt auch aus dem ihnen Seite 80 der mehrerwaͤhnten Schrift: Die Leipziger Gewerbes nur" im Jahre 1850 dependeien Lobe. Dieſe Modelle werden in der lc Arbeits⸗ anſtalt des Ausſtellers zum Verkauſe gefertigt und ſind einzeln oder in Suiten, oder auch ſaͤmmtlich zu haben. ai Wenn ich hiermit die Reihe der Gegenſtaͤnde ſchließe, die mir als Muſter für die Gewerbtreibenden des Herzog⸗ thums aufgeſtellt werden zu koͤnnen ſchienen, ſo geſchieht dieß nicht, weil die Ausſtellung nicht noch mehr intereſſante, und unferem Lande wichtige Erzeugniſſe der deutſchen Ge— werbsthaͤtigkeit aufzuweiſen hatte, ſondern weil ich ihre Aufzaͤhlung, meiner Aufgabe gemaͤß, eng auf das beſchraͤn— ken zu muͤſſen glaube, was ich fuͤr deſſen ſpecielle Ver⸗ haͤltniſſe als brauchbar erachtete. Moͤge mir dieſes nur einigermaßen gelungen fein und möge Herzogliche Landes— regierung meinem Verſuche einige nuͤtzliche Andeutungen zu —- 3 0 en geben, die Rachſicht nicht Waren auf die er nur zu ge⸗ gründeten Anſpruch hat. Schließlich gedenke ich noch der Betheiligung des Herzogthums Sachſen⸗ Altenburg an ‚der. diesjährigen Leip⸗ ziger Ausſtellung, im Verhaͤltniß zu den Sütrieeen Ver⸗ eins ſtaaten und an ſich. An der Ausſtellung in Berlin lauen at dieſen naten Theil genommen 4 it 143 Ausſteller, Mo an der Leipziger Ausſtellung dagegen 61 Ausſteller, ce „ u folglich baun tut diesjährigen Ausſtelung l pl 82 weniger 186 78 ausgeſtellt. ere Es hatten aber ausgeſteültz i | Ausfteller Ausſteller daher im Jahre 1850 d Gi im Jahre im Jahre Atte 1844 in 1850 in k Berlin. Leipzig. mehr weniger 1* A: 19 1 oburg⸗ Gotha. 29 14 =. 15 Sar j Wer „ „* | 56 5 we f 51 urg 10 18 11 m in 05 N 14 8 ON, 6 warzburg . 18 7 — 11 den 1 Landen 16 9 6 09 7 enn n nne. 74190 N 9 Aus dier Zuſammenſtellang ergiebt öch, daß Alten⸗ burg allein ſich mehr an der Ausſtellung in Leipzig bethei⸗ ligt hat, als die übrigen Staaten des Thuͤringſchen Vereins, ja daß die letzteren eine erheblich geringere Theilnahme daran bewieſen haben, als an der Ausſtellung in Berlin. 695 Den Ausſtellern aus dem Herzogthume Altenburg gebührt dafuͤr Dank und Anerkennung, die ich guch dadurch an den Tag zu legen nicht verſaͤume, daß iM fig; bier den Damen, nad aufführe. Inn 3728102 500 0 Es ſind nach Ausweis des Katalogs, 52 ſ075 „ 1) J. G. Kühnemund, Schmiedemeiſter in Ronne⸗ burg, welcher unter Rr. 100 vier Krimmereggen ausgeſtellt hatte, lan 2) H. Seyffart, Hofgürtler hier, welcher unter Rr. 199 Schloͤſſer zu Geld⸗, Leder-, Sammtta⸗ ſchen, Koffer- und Hutetiquetten c. geliefert, 3) H. Dreſcher, Klempnermeiſter hier, welcher unter Nr. 236 tragbare Sparkochherde ausgeſtellt hatte, 4) C. Saupe, Klempnermeiſter hier, von welchem un⸗ ter Rr. 252 1 Lampe, 1 Theekeſſel und 1 Theebret von Meſſing vorhanden waren, 5) Louis Braut, Goldarbeiter in Ronneburg, welcher einen ie Stock und eine Radel unter Nr. 296 ausgeſtellt hatte, 6) G. H. Thie me jun., Zeugſchmidt in Eiſenberg, von welchem eine meſſingene Bruckenwaage als GSoldwaage, unter Rr. 359 ſich vorfand, 55. G. Schmidt & Sohne hier, von welchen baumwollene Geſpinnſte in verſchiedenen Nummern, Kammgarne, Spulen. und. eis ‚nige Vorgeſpinnſte unter Nr. 395 und A) 3 ausgeſtellt waren, 8) H. Schneider hier, welcher b mit Elfenbeinverzierungen, Reitzaͤume und Muſter von gepreßten Lederarbeiten unter Nr. 982 ausgeſtellt hatte, 9 R. Gäbler in Eiſenberg, welcher unter Rr. 415 auf Maſchinen gehechelte Flachsproben aus- geſtellt hatte, 00 J. F. Fleck in Schmoͤlln, welcher unter Nr. 523 Buckskins und Kaſſinets geliefert hatte, 11) Kirchhof & Fuͤchſel in Schmolln, welche untet Nr. 605 Thibets und Satins de a aus⸗ geſtellt hatten, — rr ˙· ˙ . . 2 a . 22) sam — 89 — A. Etzold, Tiſchlermeiſter in Ronneburg, von wel⸗ chem unter Nr. 807 ein achteckiger Moſaik⸗ tiſch ausgeſtellt war, 40) K. Jacob in Schmolln, von welchem lackirte 110% und gemalte Doſen und ein auf Blech ge⸗ maltes Bild vorhanden waren, J. L. Ranniger & Soͤhne hier, welche waſch⸗ lederne und Glacehandſchuhe und ein Sor⸗ timent Felle in re Are Monden ausgeſtellt hatten, Gebr. W. u. E. Geyer in Eiſenberg, welche vers ſchiedene Sorten Inſtrumentenleder, unter Nr. 1005 ausgeſtellt hatten, H. Gerhard in Ronneburg, von welchem Proben neuer Kupferfarbe unter Nr. 1135 ausgeſtellt waren, 4 H. Graf, Buchbinder hier, welcher Buchbinder— und GalanteriesArbeiten unter Rr. 1246 aus⸗ geſtellt hatte, W. u. C. Bretſchneider, e. hier, welche unter Nr. 440% «dp tee anne malt aus⸗ geſtellt hat. vorgenannten 18 Ausſtellern kommen 8 auf die Stadt Altenburg, 4 „„ “Ronneburg, 3 „3 „ Eiſenberg, „„ Scr. as Ich habe mir es angelegen ſein laſſen, die von den Aueſeern aus dem Herzogthum Sachſen- Altenburg aus⸗ geſtellten Gewerbserzeugniſſe in der Ausſtellung auffuſuchen, um Ueberzeugung zu gewinnen, wie ſie in Anſehung ihrer Placirung bedacht worden waren und Nachrichten zu ſam⸗ meln, welche Beurtheilung ſie gefunden und ob und wie ſich das die Ausſtellung beſuchende Publikum dafür ins eier ı 10% vi Bourne u U ae Anlangend die Plaͤtze, die ſie gefunden, ſo kann ich daruber nicht durchgängig Erfreuliches berichten. Nach meis ner Meinung waren nur die von Saupe, Thieme, Schmidt und Soͤhne, Schneider, Etzold, Jacob, Ranniger und Söhne und Graf ausgeſtellten Ge⸗ genſtaͤnde gut placirt, während die von Dreſcher gelie— ferten nur zum Theil vortheilhafte, die von Kuͤhnem und, Seiffarrt, Braut, Gaͤbler, Fleck, Kirchhof u. Fuͤchſel, den Gebrüdern Geyer, Gerhard und den Gebruͤdern Bretſchneider zur Ausſtellung ges gebenen aber insgeſammt ungünſtige Plaͤtze gefunden hatten. Die nach dem Katalog unter Rr. 415 von R. Gaͤbler in Eiſenberg ausgeſtellten Proben von auf Maſchinen gehecheltem Flachs ſind ſogar, trotz alles Nachforſchens, vergeblich von mir aufgeſucht und es iſt, auf danach geſchehene Rachfrage, ihr Vorhandenſef ſelbſt in Abrede geſtellt worden. ! Schwieriger war die Aufgabe i in Anſehung ble Samm⸗ lung von Urtheilen über die von den Ausſtellern des Herzogthums Altenburg gelieferten Gewerbserzeugniſſe, weil mehrere derſelben, wie ſchon gedacht, zu unguͤnſtig aufge ſtellt waren, oder doch, wenn dieſes auch nicht geſchehen, ſo unter der Menge der zahlreich und eng um ſie herum— geſcharten Erzeugniſſe gleicher Kategotie, — die Ausſtellungs⸗ kommiſſion hatte die Aufſtellung nach Gewerbsgruppen plans maͤßig verfolgt, — ſo ſich verloren, daß der groͤßte Theil der Beſucher der Ausſtellung an ihnen voruͤberging, ohne ihnen einige Aufmerkſamkeit zu ſchenken. Gleichwohl iſt es mir gelungen, uͤber die Erzeugniſſe einiger unſerer Gewerb— treibenden mehrfache, durchgaͤngig ſehr erfreuliche Urtbeile, theils von den betreffenden Beuttheilungskommiſſionen oder einzelnen Mitgliedern derſelben, theils von fremden, ſach— kundigen Beſuchern der Ausſtellung zu vernehmen. So fanden großes Lob die von Saupe hier ausgeſtelltein Klempin erwiaaren, den Beifall einer großen Anzahl Sachkundiger die von Dreſcher hier ausgeſtellten trag⸗ ( — 91 — baren Sparkochherde, die von Schmidt und Soͤhne hier ausgeſtellten Gefpinnfte und Garne, die von Schneider hier ausgeſtellten Riemerarbeiten, der von EStzold in Ronneburg gelieferte, achteckige Moſaiktiſch, ausgezeichnetes Lob das von Jacob in Schmoͤlln ausgeſtellte, auf Blech gemalte Bild ſeine lackirten und gemalten Doſen, welchen letzteren indeſſen die von Abele und Comp. in Stutt⸗ 3 gart ausgeſtellten lackirten und gemalten Doſen als nicht unbeachtenswerthe Concutrenten zur Seite ſtanden, ferner die von Ranniger und Söhne hier ausgeſtellten waſch⸗ ledernen und Glacehandſchuhe und Sortimente präparirter Felle, obgleich die von Franz Jacquemar in Wien ausgeſtellten ziegenledernen Handschuhe, denen allſeitige große Anerkennung gezollt wurde, ſich unmittelbar daneben befanden, ferner die von den Gebruͤdern Geyet in Eiſenberg ausgeſtellten Inſtrumentenleder, die ſaͤmmtlich Kaͤufer aus den entfernteſten Laͤndern Europas gefunden und nicht ausgereicht hatten, weitere Nachfragen zu befriedigen, die von Graf hier ausgeſtellten Buch bins ders und Galanterie-Arbeiten, die: ſaͤmmtlichen um ſie herumliegenden zahlreichen. Buchbinder -und Gas lanterie⸗Arbeiten den Rang ſtreitig machten, die von Thieme jun. in Eiſenberg ausgeſtellte Gold brülcken⸗ waage, endlich die von W. u. C. Bretſchneider hier aus geſtellten Porcellangemaͤlde, denen, obgleich ge⸗ ring an Zahl und Auswahl und unguͤnſtig placirt, doch gleichwohl der Vorzug vor denen von Kaufmann in Bam⸗ berg, und Henneberg & Compagnie in Gotha eee eas zuerkannt re mußte> n ni iet inch mi Muc ect eee e e enn Auch ‚öffentlich. hat der Beiſal Wiederklang gefonben⸗ der den von Gewerbtreibenden des Herzogthums zur Aus⸗ ſtellung geliefetten Beitraͤgen privatim geſpendet wurde. Rühmender Erwaͤhnung beſchieht der Dreſcherſ zur Sparkocht ends: e ir e b jun zun dinand u in Nr. 111 d ere Leipzig er e ebe d. J.; 19119 wid in Nr. 218 der beulſchen alfgemeinen Bein 6 dit ahl vom 27. April d. J.; Seite 96 der Schrift: Die Lelpliger! ne Nieren? ꝛc. wo, was ich anfuͤhre, weil dieſe Schrift nicht in allen Haͤnden ſein moͤchte, den Dreſcherſchen Sparkochherden der Vorzug vor den übrigen ausgeſtellten Fabrikaten derfelben Gattung und eine Beſchreibung derfelben gegeben wird, der Saupeſchen Theemaſchine Mai d. J., der Fabrikate von an 3 Söhne bier in Nr. 210 der deutſchen allgemeinen Zei— tung, Beilage vom 23. April d. J., 5 Seite 45 der Schrift: Die Leipziger Ge⸗ werbe⸗Ausſtellung ꝛc. J 1 wo es heißt: anu 186 „Im Zimmer Nr. 18 walten die Galanterie-Leder⸗ Arbeiten vor, und wir erwähnen nur vor Allen die Artikel der Handſchuhfabrik von Ranniger in Altenburg, dem Jacquemar des noͤrdlichen Deutſchlands. Derſelbe hat, neben einer Reihe von bearbeiteten Handſchuhfellen, wo— runter ſich die ſchweren, halbſchweren und die ungebornen Rennthierfelle auszeichnen, eine große Auswahl von Hand—⸗ ſchuhen ausgeſtellt, die die Vorzuͤglichkeit ſeines Fabrikats beurkunden. Sowohl die mittels der Maſchine genaͤhten, wie die geſteppten Handſchuhe ſind im Schnitt wie in der Arbeit ſehr gut, das Ausgezeichnetſte aber ſind die Ama— dis⸗Handſchuhe von ungebornen, islaͤndiſchen Rennthierfel- len, wovon das Dutzend Paar nur 5 Loth wiegt. Da⸗ bei find: dieſe koͤſtlichen Handſchuhe noch fo billig, daß das Dutzend nur auf 5 Thaler zu ſtehen kommt.“ P lın4© 2 Ferner des Etzoldſchen Moſaiktiſches, deſſen Seite 42 der zuletzt gedachten Schrift mit den Worten gedacht iſt: 5 Hier ‚erwähnen wir von Etzold in Ronneburg einen Tiſch mit eingelegter Holzmoſaik, an welchem die unend— liche Sorgfalt und Muͤhſamkeit zu bewundern iſt, mit wel⸗ cher die vielen Tauſend kleiner gefaͤrbter Holzſtuͤckchen mit der groͤßten Genauigkeit eingeſetzt ſind.“ Der Schneiderſchen Riemerarbeiten Seite 45 der mehrerwaͤhnten Schrift, wo der Einfachheit und Schoͤnheit derſelben Bewunderung gezollt ift, Als ich Leipzig verließ, verlautete noch Nichts von den Reſultaten der Thätigfeit der verſchiedenen Beurtheilungs— Kommiſſionen, ich befinde mich daher außer Stande, uͤber dieſe und daruͤber, was ſie namentlich uͤber die gewerblichen Leiſtungen unſerer Induſtriellen enthalten, hier Etwas mits zutheilen. 5 ꝛc. ꝛc. 4 ‘ n, XI. Die Zuſammenſetzung des Futters. Soll die in den Kartoffeln enthaltene Staͤrke bei der Veiehfuͤtterung voͤllig ausgenutzt werden, ſo muß neben den Kartoffeln noch ein anderes ſtickſtoffreiches Rebenfutter in hinreichender Menge gegeben werden. Das zeigen ſolgende vom Prof. Haubner in Eldena mitgetheilte Fuͤtterungs⸗ verſuche. Man gab Schafen zum Ausfreſſen reichlich Korn⸗ ſtroh, wovon dieſe taͤglich das Stück im Ducchſchnitt 22 Pfund verzehrten. Daneben erhielten ſie noch taͤglich das Stuck anfangs 1 Pfund, ſpaͤter 2 Pfund Kartoffeln von 25 Prozent Trockenſubſtanz ꝛc. und verdauten dieſe ſo voll- ſtaͤndig, daß in den Excrementen durchaus keine Staͤrke mit abging. Run wurden ihnen kaͤglich 3 Pfund Kartofs feln auf jedes Schaf neben demſelben Strohfutter gereicht; da ging von ſaͤmmtlichen Thieren unverdaute Staͤrke in den Excrementen fort, die dabei weich und breiartig wurden und ſich auch in Farbe und Geruch veraͤndert zeigten. aum nun zu erforſchen, ob ein ſtickſtoffreicheres Futter dieſem Staͤrkeverluſt vorbeugen koͤnne, wurden darauf 4 Pfund Erbſen oder dafür 4 Pfund Kleeheu, oder auch 6— 8 Loth Rein» oder Rapskuchen dem früheren Futter noch zugeſetzt. Rach einigen Tagen hoͤrte bei jedem dieſer 3 Zuſaͤtze der Staͤrkeabgang voͤllig auf, ſtellte ſich aber auch wieder ein, ſobald dieſe Zuſaͤtze wieder weggelaſſen wurden. Derſelbe Verſuch wurde alsdann mit Haferſtroh wies derholt. Davon verzehrten die Schafe jedes taͤglich durch» ſchnittlch 2 Pfund. Das Uebrige ließen fie unverzehrt. Dazu erhielten ſie erſt 3, dann 4, bis zuletzt 5 Pfund Kartoffeln von ungefaͤhr 219 Trockenſubſtanz. Schon bei 3 Pfund ging unverdaute Stärke ab und dieſer Abgang und die Umwandlung der Excremente nahm zu, je mehr Kartoffeln gegeben wurden. Setzte man aber noch ein ſtickſtoffreicheres Futter (Erbſen, Lein- oder Rapskuchen) zu, ſo hoͤrte der Staͤrkeabgang und die Veraͤnderung der Excremente wieder auf. Zu 5 Pfund Kartoffeln und reich⸗ lich 2 Pfund Stroh waren 4 bis 6 Loth dieſer ſtickſtoff— reicheren Nahrungsmittel erforderlich, damit alles Stärfes em verdaut wurde. Bei noch andern Verſuchen wurde den Thieren Klee⸗ gm „ taͤglich 2 bis 24 Pfund für das Stück zugewogen. Reben dieſem verdauten ſie 4 und einige Zeit ſelbſt gegen 5 Pfund Kartoffeln vollſtaͤndig; aber bei taͤglich 6 und 7 Pfund Kartoffeln auf das Stuͤck nahm der Staͤrkeabgang ebenſo zu, wie die Kartoffelgaben vermehrt wurden. Doch hob ein Zuſatz von 6 — 10 Loth der oben genannten ſtick⸗ r 208 ſtoffreichen Futterſtoffe auch in dieſem Fall den Staͤrkeab⸗ gang wieder auf und ſtellte die volle Ausnutzung der ver⸗ wendeten Kartoffeln wieder her. Denn bei allen dieſen Verſuchen fand mit dem Staͤrkeabgang auch ein Rückgang in der Ernährung der Thiere ſtatt, indem ihr Körpergewicht weniger zunahm, oder ſelbſt zuruͤckging. Dagegen erhoͤhte ſich ſtets die Gewichtszunahme bei dem Zuſatz eines ſtick⸗ ſtoffreicheren Futters, indem nun nicht blos dieſes, ſondern Ui; die Stärfe der Kartoffeln für die Thiere nutzbar ges macht wurde. Denn wenn auch das thieriſche Fett keinen Stickſtoff enthaͤlt, ſo iſt doch die Fettbildung in geſunden Korpern ſtets mit einer gleichzeitigen Vermehrung der ſtick— ſtoffhaltigen Fleiſchmaſſe verbunden und beides alſo bei der Fütterung zugleich ins Auge zu faſſen. nb el XII. Etwas über die Kartoffeln, . zuſammengeſtellt von Eduard Lange. vr Die Kartoffel, mag dieſe nun durch ausgelegte Kar⸗ 4 toffelknollen oder durch außgeftreuten Kartoffelſamen gewon⸗ nen worden ſein, pflanzt ſich in ihrer Heimath wie bei uns hauptſaͤchlich durch ihre Wurzelknollen fort, deren ich ſelbſt an dicht zuſammen ſtehenden Samenpflanzen, als dieſe noch nicht das ſechſte Blatt und noch nicht 2 5 Größe erreicht hatten, ſchon von der Größe einer Erbſe geſehen habe. Doch unterſcheiden ſich die Kartoffeln von den Knollen anderer Pflanzen z. B. der Georginen in mancherlei Hinſicht. Die gewoͤhnlichen Pflanzenknollen ſind nämlich verdickte Wurzeln, die Kartoffeln dagegen vers dickte und verkürzte unterirdiſche Rebenſtengel, und kommen daher wohl auch bisweilen nur wenig veraͤndert als ſoge⸗ nannte Luftknollen über der Erde in den Blattwinkeln der Stengel zum Vorſchein. So wie nun am Kartoffelſtengel die Blaͤtter und die darunter verborgenen Seitenknoſpen in einer Schraubenlinie zur Spitze aufſteigen, ſo ziehen ſich auch um die Kartoffeln als die verkuͤrzten unterirdiſchen Zweige die Augen in einer nur enger gewundenen Spirale zu dem oberſten Endauge fort. Und wie die Natur in den unter der Schale liegenden Zellen vieler Holzgewaͤchſe z. B. der Buchen, Birken und Weinreben im Herbſte Staͤrkemehl anſammelt, welches der neue Pflanzenſaft im darauf folgenden Fruͤhjahr wieder aufnimmt und zu neuem Wachsthume verwendet, fo ſammelt fie auch in der Kars toffel als dem im naͤchſten Jahre das Wachsthum fortſetzen⸗ den Stengel, eine noch weit groͤßere Menge Staͤrkemehl an, welches im naͤchſten Fruͤhjahre den hervorkeimenden Augen und jungen Pflanzen zur Nahrung dient und daher in den ausgepflanzten Kartoffeln nach und nach faſt gaͤnz— lich verſchwindet. Eine überaus wohlthaͤtige Eigenthuͤmlich— keit der Kartoffeln beſteht darin, daß die jetzt als naͤchſter Hauptſitz der Kartoffelkrankheit doppelt wichtige Haut der Zellen, in und zwiſchen denen ſich das Staͤrkemehl befindet, beim Kochen aufquillt und gallertartig wird. Denn dar⸗ auf gründet ſich wie bei dem dieſelbe Eigenſchaft beſitzen⸗ den islaͤndiſchen Moos, die große Verdaulichkeit der Kar⸗ toffeln. Gleichwohl wurden die Kartoffeln lange mit Miß⸗ trauen betrachtet, woran außer ihrer Reuheit hauptſaͤchlich ihre Verwandtſchaft mit dem bei uns einheimiſchen So⸗ laneen oder Nachtſchattenpflanzen Schuld war, welche ein eigenthuͤmliches Gift, das ſogenannte Solanin, enthalten. Auch die Kartoffelpflanze, namentlich ihre Beeren und Blätter, welche letztere deßhalb auch hauptſaͤchlich in fri⸗ ſchem Zuſtande, nicht zum Viehfutter empfohlen werde koͤnnen, ſind nicht frei von dieſem narkotiſchen Stoffe, allein in der Kartoffel ſelbſt iſt derſelbe nicht anzutreffen. Zwar kann der reichliche Genuß fruͤhzeitiger Kartoffeln, zuma wenn man bald darauf trinkt, ſchaͤdlich und ſelbſt gefaͤh lich werden, allein das iſt keineswegs die Folge eines be ſondern Pflanzengiftes, ſelbſt nicht einmal die Unreife der Kartoffeln, ſondern es iſt vielmehr eine Erſcheinung von derſelben Art, wie wenn Jemand noch warmes, ftiſchbacke— nes Brot reichlich genießt, und vielleicht bald darauf trinkt. e der Begriff des Reifens d. h. des Suͤß⸗ und Mild⸗ werdens ſaurer, herber Pflanzenfäfte, wie derſelbe nament— lich bei verſchiedenen Obſtarten gilt, leidet auf die Kartof— fel ebenſowenig eine Anwendung als auf Gurken, 1 junge Erbfen, Bohnen, Möhren, Rüben ic. — 1 ad ZUR XIII. Eine neue Apfelſorte, aus Samen erzogen von Ed. Lange. Zwar habe ich mit meinem Bruder ſchon mehrere Obſtſorten (Aepfel, Birnen und Pfirſchen) aus Samen andere, die bei uns hier vor mancher geprieſenen engliſchen und franzöfifchen Frucht den Vorzug verdienen; allein da dieſelben ähnlichen, bereits gangbaren hieſigen Sorten nur 1 gleich ſtehen, nicht ſehr vermehrt und nicht beſchrie⸗ Hiervon mache ich jetzt eine Ausnahme mit einem vor ungefaͤhr 20 Jahren von uns erzogenen Kernling des engliſchen Goldpiping, welcher dieſen an Geſundheit des 3 ſowie an Groͤße der Frucht entſchieden uͤbertrifft, n er ihm auch an Schärfe und Kraͤftigkeit des Ge⸗ macks für die, welche etwas faure Fruͤchte lieben, nach⸗ t, ohne jedoch darum weichlich oder fad zu ſchmecken. er Pipingkernling iſt, wie der engliſche Goldpiping, von ſeſtalt bald breit, bald hoch ausſehend. Die mittelgroßen chte haben 24 Zoll Höhe und Breite. Seine Farbe gelb mit weißlichen nicht ſehr in die Augen fallenden Punkten, und auf der Sonnenſeite goldgelb mit einzelnen when di Flecken. Der Kelch iſt nicht offen wie gig engliſchen — e * 8 1 u Goldpiping, ſondern geſchloſſen, die Kelcheinſenkung mäßig tief, regelmaͤßig und nur mit kleinen Falten beſetzt, ſowie auch die ganze Frucht überall gleichmaͤßig zugerundet iſt und keine Kanten oder Erhabenheiten zeigt. Die Stielhoͤhle iſt mäßig tief, regelmaͤßig und mit feinem Roſt überklei⸗ det. Der Stiel iſt dicker als beim Goldpiping, reichlich 4 Zoll lang und ragt über die Stielhoͤhle hervor. Das Fleiſch iſt gelblich, fein, ſaftig, ſuͤßweinig, feiner, als das des Safranapfels, dem die Frucht im Ausſehen und Ge— ſchmack faſt eben ſo ſehr aͤhnelt als dem engliſchen Gold— piping. Das Kernhaus iſt geſchloſſen oder halboffen und mit vielen (12 bis 20) gefunden, kleinen, vollen, laͤngli— chen, zugeſpitzten Kernen gefuͤllt. Die Frucht wird im December genießbar und haͤlt ſich bis zum April und Mai ohne zu welken. Der Baum iſt ganz geſund, waͤchſt maͤßig ſtark, wirft weder die Bluͤthen noch die jungen Fruͤchte ab, und hat bisher auch nur ſelten wurmſtichige Früchte getragen. i XV syn e Die Kerbelrübe (Chaerophyllum bulbosum L.), welche als delikates Gemuͤſe empfohlen wird, und in Deutſch⸗ land wild waͤchſt, hat bisher wahrſcheinlich deßhalb noch nicht viel Verbreitung gefunden, weil ihr Same nicht lange keimfaͤhig bleibt und deßhalb ſchon im Herbſt geſaͤet wer— den muß. Auch erhaͤlt die Ruͤbe erſt Mitte Septembers ihren Wohlgeſchmack; vorher ſchmeckt ſie kartoffelartig, von da an aber kaſtanien- oder mandelartig. Man ſaͤet die Samen in Reihen, haͤlt den Boden locker und von Unkraut rein und zieht die zu dick ſtehenden Pflanzen weg, ſo daß die einzelnen Pflanzen wenigſtens 1 Zoll von einander ſtehen. Sie treiben im erſten Jahre viele Blaͤtter und eine kleine ſpindelfoͤrmige Wurzel. Die Blaͤtter ſterben Hi oe FE men ſchon Ende Juli ab, aber man läßt die Ruͤbchen bis Ende des Herbſtes im Boden, nimmt dann die zum Eſſen waͤh⸗ rend des Winters beſtimmten heraus und bewahrt ſie wie die Möhren in mäßig feuchtem Sand auf. Die zur Sa— menzucht beſtimmten Ruͤben bleiben im Lande und treiben das folgende Jahr 5 — 6 Fuß hohe Stengel. Der Sa⸗ men reift ſchon im Auguſt. Man bereitet die Rübchen auf verſchiedene Weiſe, z. B. theils als Gemuͤſe, theils als Zuthat zu Suppen. 1 4 69 Als eine vortreffliche Baumſalbe fuͤr die Wunden der Obſtbaͤume, welche beim Aus putzen be entſtehen, empfiehlt der Inſtitutsgaͤrtner Lucas in ohenheim einen Anſttich von Steinkohlentheer. Dieſer wird mit etwas feiner Erde. oder Torfaſche vermengt, um ihn dickfluͤſſig iger zu machen A und mittels eines Pinfels auf neue und alte Wunden aufgetragen, die darunter ſehr gut vernarben. XVI. Bei der Kunſt⸗ und Handwerksſchule hat vom 1. Jan. bis letzten December 1848 betragen: A. Die Einnahme: 77 Thlr. 27 da — Pf. an Kaſſenbeſtand. 589 „25 7 = an eingegangenen verwilligten jährlihen Beiträgen. 161 „ 9 2 — > an Zinſen von ausgeliehenen - Kapitalien. 29 „10 ⸗— „ an Receptionsgeldern von neu aufgenommenen Schuͤlern. 859 Thlr. 1 Rgr. 7 Pf. Summe der Einnahmen. 296 =, 4 * 638 Sfr. 28 fr. OPT, 101 0 18 15 20 13 2 2 100 — i B. Die Ausgabe: nd noch 286 kl 10 Ngr. 3 pf. an ausgezahlten Beiträgen für die a vun 2 2 Gewerb- und Sonntagsſchulen in den übrigen Städten des Herzogthums. für neu angeſchaffte Bucher. Druckkoſten und Buchbinderarbeit. für Geraͤthſchaften und Inventarien⸗ ſtuͤcke. für Zeichen- und Schreibmaterialien. für Heizung, Beleuchtung und Reini— gung des Schullokals. an Beſoldungen u. ee Insgemein. Summe der Ausgaben: Daraus ergibt ſich ein Kaſſenbeſtand von 220 Thlr. Der ganze Vermoͤgensbeſtand der 7 60 1 1 Pf. . — al, MW Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. — — — 7 — 2 5 Stand desſ Stand des] Zuftand Se des Stand dess Zuſtand S Stand des Zuſtand Ene Stand des Zuſtand Baro⸗ 5 ares Thermo⸗ des „ Thermo⸗ des „ Thermo⸗ des Thermo⸗ des 85 8 meters. meters. meters. d b Wetters. meters. Wetters. Temp. 0. meters. Wetters. Temp. — 0. meters. Temp. 20. meters. Wetters. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. —— ꝛ!nů a e Stand des Zuſtand 88 des Stand bed Zuftand meters. Thermo- des meters. Thermo- des Temp. 0. [ meters. Wetters. Temp. — 0. meters. Wetters. 27" Tele ©. 277 7,64 23,75 helle W. 81 19,5 helle S. = 75 2175 WEN | 19,5 wlk. S. B. 79 225 blk. N. 5. 17,0 elle N. O. 7,7 20,75 helle 85. helle S. O. 62 | 265 folk. S. 5. 6 60 | 24,75 helle W. 713,5 NW. 4,3 106,75 helle N. = 24 12/0 ſtrb. N. W. 26 | 170 nie. W. 2,6 9.75 Reg. N zen Et TREE Temp. 0. ar 5, 7 + 50 ttb. N. B. 277 4,7%)+ 755 ſulk. N. 3 4,25 helle S. 25 | 11,5 nik O. 1,5 75 helle © 9. |= 18 12,75 [helle ©. 65 helle S. . 31 11,25 wlk. ©. 75 ſwlk. ©. : 28 wlk. O. 7,0 helle O. 24 belle O. 5,25 helle ©. = 24 25 wlk. O. 6,25 helle O. 1,3 25 wi. O. 6,75 Ib. S. W. 1,5 5 lk. ©. 6,25 wlk. N. O. 126. 11,3 5 Itb. ©. 7,25 lk. ©. = 10,7 | 5 ſwꝛlk. S. O. 277 6,44 6,½25 2 277 6,34 8,25 wlk. N. 6,0 95 a Er 55 | 130 : 52 | 140 nik. ©. 59 | 11,0 helle D. 5,1 16,75 wlk. O. 43 | 12,25 helle S. 33 | 170 wii N. O. 28 1255 wlk. W. = 29 15,0 wk. O. 37 | 5 lk. N. O. 42 15,25 wlk. N. ©. 31 | 825 krb. N. : 3,4 9,5 Reg. N. 3,3 975 frb. S. W. 40 | 110 KW 4,8 80 |tb. S. W. 5,0 9,0 ttb. W. 49 7,75 ttb. W. 46 | 110 wlk. N. O. 8 3,5 krb. W. 27 26 4,75 ffrb. W. 5,0 9,0 tb. N. W. 7,1 8,75 frb. N. i Reg. N. W. 5,5 wlk. ©. : 24 nf. ©. ©. | 82 | 10,0 helle S. 76 | 14,75 wlf. N. 725 helle N. 8. 126 11,4 tb. d 14 48 120 helle S. 35 170 helle ©. 3 78 | 1375 lt. N. 45 Schn. W. = 1,2 Schn. W. b 16 10,75 Reg. ©. 45 | 15,25 wlf. W. 1 25 D. B 14,0 tb. ©. 1,75 kb. W. 27 28 55 wlk. N. W. | 16 32 | 1075 helle S. W. 36 | 150 nik. S. W. 3 3 = 35 | 1925 nf. N. 3,25 tb. S. 16 0 wlk. S. W. - 29 13, wie ©. 27 | 140 Reg. S. O. 53 "70 ttb. W. 10 Schn. W. 288 5,25 wlk. W. 40 10,75 wk. ©. 35 16,25 wlk. W. 70. 1475 helle W. 20 helle ©. 25 525 wlk. ©. 39 | 115 tb. W. 43 | 140 wk. W. 19,0 wlk. ©. 2,25 wlk. ©. „ 00° 8,5 helle ©. ; 6,5 10,75 wlk. W. 6,0 13,25 wik. W. 145 wlk. W. firm. 1,25 frb. N. I 2,0 Reg. N. a 53 10,5 helle N. ©. 44 | 13,75 helle N. 190 wIk. W. wind. 15 Schn. W |- 36 3,5 tb. W. 25 6,3 11,75 helle S. S. 5,7 | 170 ſwlk. ©. 15,5 wlk. W. 275 ftb. S. W 27 ; fab. S. W. 23 59 | 14,75 helle W. 64 16,5 wii W. 23 5; W. = 4% tb. W. | —— * e EEE — . 8 1 vlulainfn 2 w 2 DS ol well es | 1 — 8 | aluletn — S 2 „„ EB % o 5,5 ftrb. ©. 15 25 ſwlk. S. 2 8,1 12,25 wlk. N. 8,5 15,75 wlk S. O. 24 5 B SE EEE 25 |wif. W. 75 wlk. S. W. 48 | 1025 wk. ©. 25 73 130 wk. N. 6,1 18,25 lk. N. Do 25 25 wlk. W. 5 4,75 wk. N. W. 8,5 helle S. 55 wlk. S. 26 6,75 15,25 helle S. 6,5 165 kfrb. ©. 26 2,75 wlk. ©. 5 wlk. W. Gew. 10,25 wͤlk. ©. | | 160 helle ©. 27 156,0 helle S. 7 19,5 helle N. 27 5,5 2,25 tkrb. W. [= 6 17,25 wlk. W. 10.5 plk. S. O. tb. S. W. 28 83 | 150 helle S. 2175 belle O. 23 15, lf. S. W. 25 wk. W. 8,25 frb. N. W 5 rb. N. |: 51 1875 helle S. 76 220 helle S. 20 66 | 11,2 wie. W. 25 mie N. W 80 tb. N. W. 3,75 tb. N. 30 |= 75 16,75 wii N. W. 75 | 17,75 helle W. £ 5,7 | 12,25 helle O. - 52 | 13,75 wie 2 r 32 14,5 wk. N. 77 | 180 helle N. O. Hoͤchſter Barometerſtand den 30. April — 27“ 8,8, Mittler Barometerſtand e, e Tiefſter Barometerſtand den 11, April — 26“ 10,5%, Waͤrmſter Tag den 5. Juni + 26,50. ww Dr — N * P 18 5 Erklärungen der Abkürzungen: trb. trübe, wlk. wolkig, nebl, neblig, Reg. Regen, Strm. Sturm, ſtrm. ſtürmiſch, wind, windig, O. Oft, S. Sid, W. Weſt, N. Nord, Gew. Gewitter. Meteorologiſche Tabelle auf die Monate: Juli, Auguſt, September 1849, von W. L. Bechſtein. i. A u g F s September. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. 5 Nachmittags 2 Uhr. — — — = U | Stand des. Stand des aan Stand des Zuſtand S Stand des Zuſtand Ra Stand des Zuſtand E Stand des Zuſtand Ee des Stand desl Zuſtand Bar, Thermo⸗ meters. Thermo- 55 meters. Thermo⸗ N meters. Thermo⸗ 3.8 meters. Thermo⸗ ers meters. Ther mo⸗ 955 Eemp. =. meters. Temp. —0,| meters. Wetters. Temp. 0. meters. | Wetters. Temp. —o,| meters. Wetters. Temp. 0. meters. Wetters. Temp. = 0. meters. Wetters. 27” V 10/75 wit. N. B. 27 6,0 15% ſwlf. W. 277 47704 975 Reg. W. 27 7 16,25 ſwlk. W. Gew. 27” 6,1)+ 11,75 |helle S. 27” 607 19,75 helle B. 13,5 wlk. S. W. 40 19,25 [wlk. S. W. 59 0,0 tb. W. Reg. |- 52 13,0 Ib. W. helle 95. 57 | 1875 helle O. wlk. S. W. 49 | 15,75 ftrb. S. W. = 41 | 1475 frb. W. A150 wf. S. 66 20,5 wk. N. 5. 5 wlk. S. W. 3,1 17,0 tb. Reg. W. 3,9 14,75 wik. W. 13,25 76 19, belle N. — Reg. N. 32 | 110 rb. N. W. 52 | 185 wlk. W. 7 NT RES wlk. W. 86 | 15,75 wlk. W. = 56 | 175 wit W. 69 17,25 helle S. 25 wie. S. 8. 95 | 190 helle O. 6,1 175 wlk. W. 5,6 135 ftrb. N. W. helle S. 8,0 23,5 helle S. 6,5 19,5 helle W. 20 | 11,75 helle N. helle ©. 7,1 25,25 helle N. 5,1 20,75 helle S. O. = a8 2195 helle N. helle N. 9,1 17,75 helle N. 47 19,25 wlk. W. Gew. e e helle O. 5 175 ve. N. 66 | 21,0 helle W. 20,0 helle O. ftrm. helle S. e 20,0 ſwlk. N. 6,5 5,3 | 23,0 helle ©. 125 tb. ©. helle N. 15,75 \wIE N. 4,2 = 42 20,5 trb. W. Reg. 14,0 tb. S. W. tm, belle N. : 63 | 160 wi. N. 1|: 43 = 46 | 150 wik. W. wit. W. wind 6,2 | 13,75 frb. W. ſtim. 5 wlk. N. W. He 16,25 lk. N. II 6,1 64 | 150 wk. W. trb. W. £ 135 wlk. W. i 10,75 Reg. N. 16 7.2 = 60 20% helle S. W. helle S. 25 13,75 wlk. N. B. 49 16,5 wlk. N. wlk. ©. 15,25 wlf. W. 5,2 15,0 Reg. W. 9,25 Reg. W. 63 14,5 Reg, N. W. 9,75 Reg. N. W. 90 | 130 25 Reg. W. 11,5 tb. N. W. 93 14,25 trb. N. PF 82 15,75 Nebel, O. 12, [wie N. O. 69 | 160 8 helle OS. |: 140 mik. O. 6,3 6,1 15,75 helle D. 14,0. wk. O. 6,7 6,7 16,75 _ 10,25 Reg. ©. 11,25 Reg. W. 8,3 N. 22 17,75 Reg. W. 15, wlk. 8 5, 48 17,75 5 tꝗrb. S. 12,25 ftib. N. 4,7 47 14,5 10,5 tb. O. trb. O. — helle S. 62 20,5 blk. S. W. 5,6 = 5A | 1475 wi trb. ©. _130 | kb. S. vi, S. W. 47 20,25 lf. S. W. 30 — 48 55 nik, ©. BEI NEE fcb. S. W. 30 50 tb. W. Tall: 61 64 155 Hoͤchſter Barometerſtand den 7. Juli - 27“ 10,2%, Mittler Barometerſtand = 27 5,84. Tiefſter Barometerſtand den 11. September — 26“ 11,2, Waͤrmſter Tag den 9. Juli = 25,250. neblig, Reg. Regen, Strm. Sturm, fm. ſtürmiſch, wind, windig, O. Oſt, S. Sid, W. Welt, N. Nord, Gew, Gewitter, win 48 | 11,0 tb. W. 35_| 11,25 helle W. 51) 12,5 wi 54 | 13,25 wl 722 6,8 58 47 65 I je — | | | 0% vwıuninlwaje vlslualniulin fas vlululunfn * u win » uu — fu ſuſu 1 vlululaluinin vlululualuin Reg. W. 16,25 frb. S. W. 45 5 tb. S. W. 27 18,25 wit. W. 8 5,7 tb. ©. ER 18,25 wlk. S. W. 6,1 trb. S. 1 145 Reg. W. ; 8,7 fu au 9,7 88 7,4 75 wlk. W. 16,0 wit. W. wlk. W. 7 14,25 trb. W. helle S. W. i 18,75 wlk. W. trb. S b 16,75 Reg. ©. Reg. © W. 37 13,75 \tb. S. W. helle S. 8 16,75 ſwlk. ©. 5 wlk. S. 14,5 ftrb. W. 5 frb. W. 6,9 17,0 wlk. W. u uuf fu fou u funf fu fu * u * W wlunluale alu | vIin|u|n ufa fou vwlualulualu|n funf u Erklärungen der Abkürzungen: trb, truͤbe, wͤlk. wolkig, nebl. * nde r. Nachmittags 2 Uhr. Stand des Sd 7 Sa . nd ng * meters. Tfermo⸗ es Temp. 0. meters. Wetters. 27" = 0,25 tb. N. O. ꝓG— +2 . + 1,25 krb. N. . 1,25 wlt. O. 20 helle O. 0,5 helle S 0 hkelle S. 2,25 helle O. | 20 erb. N. rr. 1,0 ſtrb. N. O. 6,25 nebl. N. 9,75 ſwlk. N. 7,75 helle N. W 0,25 krb. S. 5,25 wlk. S. W. 5,25 frb. S. 6,25 Reg. S. 5, ftib. S. W. 5,0 Reg. W. ſtrm. 0 ni. N. | ri 6 2 2: => Pa or . — D 1 u . IE 9 — | Ar E 2 * win! 4,75 frb. N. ©. trb. N. ® Schn. S. W. trb. W. ’ Schn. S. W. Schn. S. W. wlk. W. 2,5 (helle S. 2,0 [Schn. N. W. 25 Schn. N. * = 2 z - 2 7 2 2 2 2 2 = - = 2 z 2 = * 1 2 E 2 2 z — 2 = 2 2 ea = A uu * * Meteorologiſche Tabelle auf die Monate: Oktober, November, December 1849, von W. L. Bechſtein. Sk t d Dre, N. %o en 5 ge De mem I Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. — —— > Stand des Stand des Zuſtand Stand des Stand des Zuſtand Stand des. Stand des uſtand Stand des Stand des d o P e pee ee e ee er e en e e n e |E ee ee e ee a > emp. U. meters. Wetters. Temp. —o,| meters. Wetters. Temp. 0. meters.] Wetters. Temp. 0. meters. Wetters. Temp. — 0. meters. Wetters. Bo) meters. Wetters. T 27° JI helle S. 27 0,514 ſwlk. S. W. 127 5 275 |belle ©. 277 3,0% 80 Ihelle S. I 277 5 — 20 b. ©. 2 5, T 0,25 mb. N. S. Z 21 | 925 |tb. O. = 22 13, Reg. W. 2|- 44 2,0 helle ©. = 43 8,0 helle ©. 2|- 5 0,75 frb. N 5 = 62 — 1,25 ab. N. — 3 3,6 5 tb. S. W. 3, | 110 Reg. ©. SEE? 3,25 he. |: 24 9,5 helle S | 3|= 45 35 helle O. = 39 125 RD. — II 15 t.©9 |- 03 | 160 wEoB®.fm| 4 06 3,0 helle ©. 0D ib. | 1 36 | 075 wIf. N. |= 35 + 230 helle S. Ben 10,75 Reg. S. W. = 30 10,75 wlk. W. 5 26 11,5 6,25 wlk. S. 26 11,6 11,0 wik. ©. — 41 30 helle S. 48 0,5 helle ©. | 6 50 | 5,75 helle ©. 46 10,5 ftrb. S. W. | 617 26 45 wlk. S. 27032 8,5 |tb. ©. 6 5, 3,75 helle S. „ 54 ö D 7,23 wlk. ©. 28 12,25 wlk. O. LH „ 504 4,5 tub. S. W. Orp u. Schn. = 730 4,75 \wiE,. W. 5 7 0 F ene e helle . 8 20 III. 075 belle ©. 20 106 | 130 wk. ©. 8 90 7,25 tfrb. S. W. 97 | 100 ttb. W. 8 1466 6,25 nebl. ©. = A Ser TR 206 6,75 Reg. W. 27 44 7,25 |trb. W. III 85 ttb. S. W |= 108 9% tb. W. 1 1,75 tb. N. 55. 52 | 1,25 ik. O. j | 0|=- 51 5,5 frb. S. W. |- 46 8,75 ſwlk. O. 10 97 75 trb. S. W. 91 | 105 wk. S. W. 10 35 125 frb. O. 677 10 ſtcb. N. . I- 23 | 17 WED. : 10 5,75 Reg. N. O 1110, 55 Ib. S. W. 10,2 7,0 ftrb. W. 115 7,0 nebl. O. 7 6,25 nebl. N. 8 12 26 11 40 fib. N. I 475 fnebl. N. O. 12 93 3,25 helle ©. = 92 10,25 helle ©. 12 |= $1 | 11,25 net. N. 777 9,7 wlk. N. g 13 27 09 20 Reg. N. wind. 23 30 Reg. N. 13 68 | 325 belle ©. = 63 9,25 helle S. W. 13 64 9,75 helle N. W. 64 7,75 helle N. W I= 68 2,75 tb N. O. = 74 55 milk. O. 14 53 4,25 helle ©. - 47 825 wlk. ©. II 77 2,75 helle ©. = 80 T 0,25 tb. ©. 5 15 72 1,75 tb. N. ©. 7,2 4,75 trb. O. 15 JI 5,25 wlk. S. S. 223 6,0 trb. W. 15 5 |+ 30 Reg. S. W. 2 5,5 525 wlk. S. W 16 73 3,0 tb. N. 273 4,75 trb. N. 16 271 3,0 ftrb. S. W. ⸗ 1,5 5,0 wlk. W. 16 67 3,75 ftrb. W. = .65 5,25 frb. S. 1 17|=: 73 5/0 nebl. S. S. 72 7725 frb. S 113 1,25 Schn. W 45 2,75 krb. N. W. I 5,0 fttb. S. - 06 6,25 Reg. S. 1 105 80 helle S. W. 10,5 13,5 helle W. 18 |= 80 05 |tb. N. W. 8, 0,5 |tb. W. 18 |= 40 45 m W . 47 55 fab. S. W 19 107 6,0 helle S. = 100 | 125 helle ©. 19 |- 77 |— 15 helle ©. 8 20 helle ©. 19 26 10,6 5,5 Reg. ©. 20 10,1 5,0 Reg. W. fm. 2 74 3, helle ©. = 64 10,25 helle ©. I 15 belle S. 70 05 ttb. W. 20 27 61 — 05 ftrb. N. W. 27 68 = wk. N. |; 121 |= 53 3,25 nebl. S. 48 | 100 we©.®. |21|- 73 |+ 025 tb. W. 2 0,5 ftrb. N. W. 21 8,3 25 Schn. N |= 83 — 20 Schn. x 50 8,75 tıb. W. 8,1 9,5 wlk. W. 22 66 — 0,75 Id. W. 3 672 05 wlk. W. 9 4,25 frb. N. B. 10,1 175 frb. N. . 23 9 | 50 helle S = 91 | 105 helle W. al 3,75 helle ©. - 45 0,25 frb. . 1079 4,75 trb. N. = 110 70 rb. N. k 297 70 wk. S - 9,1 12,5 hie S. W. 24 22 + 05 ttb. S. - 10 25 Reg. ©. 22 94 | 105 helle ©. = 87 | 65 Schn. S. W. 13|=- 90 | 6,75 belle ©. - 8,1 120 helle S. W. | 25 206 10,4 0,75 Schn. Reg. O. 26 102 — 0,5 kb. N. O. 25 10,1 45 wlk. W. = 93 30 nb.W 26 6,3 7,75 wk. S. 57 | 130 wk. ©. 26 27 2,1 — 90 Schn. N. 15 28 | 100 tb. N. 26 54 20 krb. S. W. = 4 15 Schn. S. W. 27 5,2 9,0 Reg. WB 5570 | 10,25 |wif. W. E27 E49 6, trb. W. 52 40 trb. W. 27 26 11,0 125 Schn. S. 26 8,2 05 Schn. S. W. 28 | = 85 6,25 wlk. W. 9,0 9,25 wlk. W. 28 6,5 70 helle S. W. 72 4,75 helle S. 2 72 225 tfrb. S. W. 77 T 05 wk. W. 29 II 4,25 wͤik. N. W. 28 01 12,0 helle N. W. 29 |- 82 9,25 krb. S. W. = 81 525 tb. W. 29 |= 103 5,5 helle S. = 11,0 — 275 belle S. 30 |- 119 | 5,23 kb. S O. 27 105 70 gelle N. O. 30 80 5,0 tb. W. — 83 2,75 frb. S. W. 30 27 10 45 ttb. W. 2 055 20 Schn. N. W. 31 | 6,6 1,0 helle ©. 4,7 5,25 helle ©. E | 1 555 25 firb. N. W. 70 | 25 Schn. N. Mittler Barometerſtand = 27“, 5,32.“ Hoͤchſter Barometerſtand den 29. Oktober — 28“ 0,1”, Kaͤlteſter Tag den 12. December = — 11,250. Tiefſter Barometerſtand den 27. December — 26“ 8,2%, Erklärungen der Abkürzungen: trb. trübe, wlk. wolkig, nebl. neblig, Reg. Regen, Strm. Sturm, ſtrm. ſtürmiſch, wind, windig, O. Oft, S. Sid, W. Weſt, N. Nord, Schn. Schnee, Grp. Graupeln. Stand des Staind des Zuſtand aro® Thfermo⸗ des ee. meters. Wetters. 277 JT 9,25 helle W. i W. W. helle S. W. wlk. W. Reg. ſtrm trb. W. m Reg. S. W. wlk. W. W helle S. W. trb. N. 5 ſtrb.W.Schn. ſtrm. 3,0 ftrb. N. W. 4,0 ſtrb. W. ER Reg. N. W. 0 wk. N. W. Schn. fım. 10 ſulk. N. W. 5 wlk. N. Schn. 75 wl. W. 0,5 teb. N. W. Schn. 2,75 ftrb. N. W. 2 * Br | 2 So‘ x I) - gt 5 — 2 ——ů—ñIß — — — 0,75 helle W. 1 25 wlk. S. W. 3,0 ſwlk. wlk. W. 25 ftrb. W. Schn. 0,25 wie. N. 1,0 |helle O. ae: ululvliualulweleilnajeingn/ WW won LEE ud. Won, Modder Meteorologiſche Tabelle auf die Monate: Januar, Februar, März 1850, von W. L. Bechſte in. Jig RO e Fed ens Meder z. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. e . . dee] Annan ede Teen ve] eee |? Ada Thermo- des = Thermo⸗ des 8 un: Thermo⸗ des are Thermo: des & 110 1 7 Thermo⸗ des BD, 17 . = mete 0. meters. Wetters. ea 0: meters. Wetters. ICTemp. 0. meters.] Wetters. ee) meters. Wetters. 8 Temp. 0.) meters. Wetters. a meters. Wetters. 777 I ttb. S. W. 27 65. — 2,5 Inebl. S. W. 127“ 7,2“ — 2,25 ftrb. S. 27" 4,4% — 2,75 Schn. Reg. S. 1 27% 0,% 2,25 [helle S. 27° 8, % f 9,25 helle W. 31; 68 | 425 Schn. N. IE 73 | 35 mN | 2). 29 |+ 23,75 he: W. = 40 + 40 _|ttb. W. 2 |- % | 335 |nE©®. |- 89 | 8,75 wlk. W 87 50 firb. N. W. |: 85 | 375 RW 3355 4,5 Reg. S. W. 3,2 55 tb. S. W. 3 7,6 45 helle S. 6,8 10, helle S. W. 22 52 | 775 [belle ©. = 38 40 Schn. © 4|- 41 | 25 | W J 4,0 wlk. W. 4 J, 65 helle ©. 42 95 |witW.Reg.ftrm 56110 | 25 Schn. S. 28 11,0 + To wlk. S. W.. 5|- 48 10 tb. S. W. 36 3,75 helle ©. 5 |= 104 0,75 \miE. W. = 11,4 507 IK 637 21 | 175 Schn. S. 27 24 — 1,0 helle S. O. 6 26 5,7 2,0 wlk. S. W. ſtrm. 26 5,0 3,75 wlk. S. W. ſtrm. 6 10,7 15 ſtrb. S. W. 10,6 4,25 Reg. S. W. E 40 ab. N. O. = 36 20 tb. O. 7 84 | 1,75 trb. W. 2799 2,25 wlk. W. 7 |= 10,2 6,0 trb. W. 10⁰2 9, wlk. W. B 317 72 45 fib. N. 8 155 ttb. N. 8 27 14 0,5 Schn. m 27 3, ⁵ 235 wlk. W. 810,0 6,0 wlk. W. 9,1 10,0 wlk. W. 9 — 84 5,25 he N. . 80 30 — belle N. O. 9 3,5 3,5 wlk. S. W 35 6,0 wii. S. W. 9 = 92 4,0 It. W. = % | 675 helle S. W. 10 — 62 7,75 trb N. S. 57 6,75 tb. N. 10 |= 233 2,75 19 S W 35 3,25 helle W. ſtrm. 10 |= 70 40 helle S. W. 68 5,0 ſrb. N. | 5 7725 \tb. N. 2. = 5, 9/5 olf NN II 58 15 wil. W | |=- 62 3,75 wlk. W. II = 60 225 Schn. W = 5,7 3,5 krb.W.Schn ſtrm. 2 — 50 9,75 flb. N. E 12 26 11,2 3,25 wlk. S. W. Reg. 20 11,5 5,0 wlk. W. 12 D. 1,0 tb. W. 300 ib. N. W. 1 = 65 1275 helle N. W. 67 10,75 wei N. W. | 13 27 00 10 Schn. W. 27 12 2,25 Reg. Schn. W. 13 8,8 25 Reg. W. 8,1 4,0 fteb. W. [E 61 120 tt. ©. - 54 | 100 belle N. DS. |14 55. — 0,75 wf. W. - 94 20 Schn. W. 14 |= 76 = 275 vom W. 78 30 Reg. N. W. 15 27 14,75 helle S. 22 8,5 nd. O. 15 TI T 0% ttb. S. W 71 2,75 ftrb. S. W. 15 73 — 05 ſwlk N W. Schn.[⸗ 80 0 ff. A. W Schr im. 18 00 95 nebl. ©. - 04 5,0 ib. W. e 53 5,0 rb. ©. I 6,75 ttb. S. W. Reg. 16 |- 73 3,5 uwlk. N. W. = 67 — 10 wlk. N. W. I Is 5 ach. R 227 3,5 Schn. N. 1 15 frb. W. 65,1 3,25 Reg. W. ſtrm. 17 1755 5,0. Schn. N. . 75 25 [wii San. IS = 52 45 kfb. W. 5,2 3,75 rb. W. 18 |= 5,5 4,25 Neg. W. f. 5,25 Reg. W. 18 84 575 RW = 790. 1575 wf. W 19 32 275 Schn. S. 13 125 Schn. S 1 45 ttb. S. W |- 74 6,5 wlk. W. I 17 25 Schn. W. = 22 T 05 fcb. N. W.Schn. 20 65, | 11,25 |nd. N. O. - 7,6 125 helle N. 2 3,5 helle ©. 6,8 9,5 helle S. 20 |= 53 15 Schn. N. W. ⸗ 5,7 2,75 frb. N. W. 21 |= 119 17,75 irb. N. W. 28 03 15,5 helle N. 21 2,168 5,5 wlk. S. W. 5,1 6,75 ub. Ad. degde. Gew m] 21 | = 3,7 10 Schn. N. ll 1,0 Ib. N. 22 216 | 18,75 helle ©. - 12 12,0 helle ©. D 2,5 trb. N. W. tim. 41 35 fd. W. firm. | 22 6, 40 Schn. S. W. 64 2,25 helle W. 23 27 10,7 95 trb. ©. 27 s7 5,5 Schn Reg. wind. S. W 23 2 8,6 1,0 helle W. = 8,8 45 wlk. W. 23 26 I 4 1,75 Schn. S. W. 26 9,1 2,0 trb. S. W. 1 SI + 05 Reg. W. LF 1,75 nb. W. 21 84 | 35 rb. W. = 85 | 4,25 tꝗftrb. W. 21 |= 94 |+ 0,25 belle ©. «= 98 | 25 lf. S. W. 2 6 5 m.©.®. |- 49) 1,75 |0.8.%®. |25|- 109 | 275 Reg. N W |= 115 4425 helle ©. 25 = 115 |— 20 Schn N W 27 21 — 25 Schn N. @. 26 „5 | 20 Reg. S. W. 26 88 275 Reg. S. W. 26 = 11,6 1,0 helle S. - 11,0 7,25 helle S. 26 27 4,1 475 wlk. S. W. 43 |+ 0,75 helle W. 27 . 62 — 10,25 Schn. N. W.ſtrm. 27 99 — 85 |. N. W. 27 = 10,3 1,75 helle ©. = 10,0 75 helle N. W. 27 6 35 wlk. S. W. 50 2, wlk. S. W. wi. S. W. 2 | 113 I 0b gelle S. e e S fm eee ee bee & 10375 belle N. 8. 28 5 25 belle S. W. 57 — 30 I W 3- 0 = 0 Mo: fim|- 28 |+ 1,75 frb. W. 2 |» 75 | 025 lt W. F 30 | = 61 — 275 Schn. N. W. 76 — 45 helle N. W. 2 30 9,1 2,75 frb. W. — 9.9. 05 I 31 |= 100 | 85 wk. S. - 94 | 375 wlf. S. W. ® _ [51 |: 91 | 30 helle D. . BER EHE Hoͤchſter Barometerſtand den 22. Januar — 28“ 1,6, Mittler Barometerſtand — 27.1,5,8.. | Tiefſter Barometerſtand den 6. Februar — 26“ 5,0, Kaͤlteſter Tag den 22. Januar = — 18,750. Erklärungen der Abkürzungen: trb, truͤbe, wlk. wolkig, nebl. neblig, regn, regneriſch, Reg. Regen, Strm. Sturm, fm. ſtürmiſch, wind, windig, O. Of, S. Süd, W. Weſt, N. Nord, Schn. Schnee, d. Ns. des Nachts, Gew. Gewitter. XVII. ueber Gletſcher, ächft nach den Schriften von Agaſſiz, Charpentier 4 und Hugi, ragen vom Staatsminiſter Bernhard von Lindenau, 3 der e Geſellſchaft des Oſterlandes am 7. Maͤrz 1848. ger heutigen Mittheilung über die Schweizer Glet— habe ich die doppelte Bemerkung voraus zuſchicken, daß le niche Eigenthuͤmliches, ſondern nur aus an— n Sch Zuſammengeſammeltes enthaͤlt und dann i nicht alle Gletſcher⸗Erſcheinungen, fondern rkwuͤrdigſten behandelt, da jenes bei der keit des Gegenſtandes die Grenzen einer eiten wuͤrde, deren naͤchſter Zweck kein 8 einen Austauſch unſter Anſichten uͤber einen b orzurufen, der die Aufmerffamfeit jedes s in mehrfacher Beziehung verdient. Wohl rausſetzen, daß alle hier Anweſende mit den ichkeiten der Gletſcher aus eigner Anſicht oder herr nicht unbekannt geblieben find: und erlaube ſenungeachtet in der Mitte unſres Vereins eine 0 de rüber zu machen, ſo liegt Veranlaſſung und in dem Umſtand, daß in neuerer Zeit und letzten Jahtzehnd von den beruͤhmteſten Nas RR 8 turforſchern aller Nationen dieſe Eismaſſen fo viel und ſorgfaͤltig nach allen Richtungen durchreiſt und durchforſcht worden ſind, um der heutigen Gletſcher Kenntniß und Theorie eine Volſtändigkeit und Klarheit zu gewähren, wie ſolche fruͤherhin kaum geahndet wurde. — Ueber die Zahl und Groͤße der Schweizer Gletſcher, ſchicke ich nach Ebel's Eroͤrterungen nur die allgemeine Angabe voraus, daß es deren vom Montblanc bis zur Tyroler Grenze an 400 giebt, die einen Flaͤchenraum von 50 geogr. QMeilen bedecken und die Quellen der vorzuͤg— lichſten europäifchen Fluͤſſe enthalten. Die größten und zahlreichſten Gletſcher ſind in den nur 25 Meilen langen Bergketten enthalten, die von der Furka zum Genfer See * das Rhone-Thal bilden. Bu Die Literatur der Schweizer Gletſcher geht bereit über 2 Jahrhunderte zurück, während die der andern au ber europaͤiſchen Hochgebirge erſt im Laufe dieſes Jahrhunderts 9 zum Gegenſtand wiſſenſchaftlicher Reiſen und unterſuchungen 4 wurde. Die älteften hierher gehörigen Werke von Bi ler und Scheuchzer aus der erſten und zweiten Halfte des a 17. Jahrhunderts ſind noch heut ſowohl zur Vergleich e als darum leſenswerth, weil namentlich Scheuchzer aus guten und zahlreichen Beobachtungen über den Urſprung und die Erhaltung der Gletſcher Saͤtze ableitete, deren Richtigkeit die neuſte Seit anerkannt hat. Fuͤr das 18. i I ö ö 4 Jahrhundert habe ich die Schriften von Altmann, Gruner, Ronquet, Walcher, Hottinger, Deluc, Merian zu erwähnen, die jedoch alle weit hinter dem klaſſiſchen Werke von Sauffure, Voyages dans les Alpes *), zurücblieben, was über die Schweizer Eisberge nicht allein alles Vor- handene, ſondern einen ſolchen Reichthum eigner, vieljahri⸗ 1 ger Pebachtungen enthaͤlt, daß es lange Zeit Grund and ) Voyages dia les Alpes précédés d'un Essai sur ritten naturelle des environs de Cenève 4 Vol. in 4%. Neufchätel 1779 — 96. von der Natur der er iſt 11 in dem 1. u. 2. Band S. 518 89. die Rede. Kr 7 16 — Quelle aller darauf bezüglichen Unterſuchungen blieb. Erſt im Laufe der letzten 15 Jahre haben deutſche, franzöfifche und englii e Raturforſcher mit einander gewetteifert, um muͤhe⸗ und gefahrvolle Bergreiſen den Kreis der hrungen zu erweitern und darauf Theorien zu begruͤn⸗ en, mittelſt deren es gelungen iſt, die große Mehrzahl der beobachteten Erſcheinungen in befriedigender Weiſe zu erklaͤ— Ben ie Schriften diefer Männer, die ſich über Europa, Aſia und Amerika verbreiten, bilden eine kleine Bibliothek, en Aufzaͤhlung nicht hierher gehört: über afrifanifche Gletſcher wiſſen wir noch nichts Beſtimmtes; allein, daß e deren giebt, iſt wahrſcheinlich, da Ruͤppel in Abyſſinien einer Höhe von 13,000 14,000 Fuß Berge mit ewi⸗ chnee fand. Die nordiſchen Gletſcher, die neuerdings chſt von engliſchen und franzoͤſiſchen Naturforſchern be rſcht wurden, laſſe ich unerwähnt, da ich viel- res Mal darauf zuruͤckzukommen Veranlaſſung e de, um mich heute nur mit den und zunächftlies' d Schweizer Gletſchern zu beſchaͤftigen. Unter den len Raturforſchern, die uͤber letztere neue und werthvolle Arbeiten lieferten, muͤſſen in erſter Linie genannt werden: für, Guyot, Charpentier, Venetz, Hugi, Deſort, Martin, „Biſchoff, Elie de Beaumont, Hopkins, Dollfus, Engelhardt, allein um die genaue Erforſchung ch im Berner Oberlande von der Gemmi 5 bis zur Grimſel und Furka ausdehnen und g in Site ae Welttheils ?) — die Yarz, — urn ) In unfrem Welttheil wurde das erfte mehrtägige Verbleiben ber der Grenze des ewigen Schnees von Sauſſure gewagt, 1788 einen 16tägigen Aufenthalt auf dem Col de Geant döhe von 10000 Fuß machte, deſſen werthvolle Ergebniſſe zähnten großen Reiſewerk vollftändig (T. IV, p. 215 ff.) e werden. Die letzte dort verlebte Nacht war fo ſchön, daß h nur ungern von dieſen Einöden trennte und die Schilderung eines dortigen Lebens mit folgenden Worten beſchließt: 15 Auel moment pour la meditation! De combien de peines de semblables moments ne dedommagent- ils pas! e, les rues de l’esprit semblent s'ag randir et au mi- majestueux silence on croit entendre la voix de la 8 * — — Loͤſch⸗, Vieſch⸗, Aletſch-, Saas-, Rhone-Gletſcher enthal⸗ ten, haben ſich die Reuchateler Raturforſcher Agaſſiz und feine Gefährten, nebſt Hugi, Charpentier, Meyer, Forbes, Bravais ꝛc. das groͤßte Verdienſt erworben; denn nicht genug, jene rauhen, unwirthbaren Hoͤhen nach allen Rich— tungen durchwandert, die Jungfrau, das Finſteraarhorn, das Faulhorn erſtiegen und den ſeit Jahrhunderten ungang— bar gewordenen uͤber Meilenlange Gletſcher fuͤhrenden Weg aus dem Berner Oberland nach Wallis wieder eroͤffnet zu haben, verweilten jene Männer in einem an der Vereini⸗ gung des Ober-Aar und Lauterthal-Gletſcher 7—8000 Fuß hoch mitten zwiſchen Schnee, Felſen und Eis errichteten Gebaͤude — Hötel des Neuchatellois genannt — waͤh⸗ rend der Jahre 1840 — 46 wochenlang im Sommer und Winter, um unter Geſahren und Entbehrungen aller Art in die innerſten Geheimniſſe dieſer Eiswelt einzudringen. Die Ergebniſſe dieſer Unterſuchungen wurden theils in deut- ſchen und franzoͤſiſchen Journalen, theils in folgenden vier Hauptſchriften veroͤffentlicht: f Charpentier, Essai sur les glaciers et sur le terrain erratique. 1841. Hugi, die Gletscher und die erratischen Blöcke. 1843. Agassiz, Etudes sur les glaciers. 1840 und Agassiz, Guyot et Desort, Systeme glaciaire ou re- cherches sur les glaciers, leur m&canisme, leur ancienne extension et le role, quils ont joué dans Thistoire de la terre 1847. Auf dieſen Schriften beruhen die nachfolgenden Mittheiluns nature et devenir le Confident de ses operations les plus seerè- tes.“ Als der Engländer Forbes 54 Jahre fpäter denfelben Punkt beſuchte, fand er Stroh und Holz, was zu S. dortigem Aufenthalt gedient hatte, unverſehrt vor. Allein in noch höheren Regionen wurde vor 100 Jahren ein längerer Aufenthalt von den franz Akademikern Bouguer und Con⸗ damine gemacht, die am Aequator auf dem ausgebrannten Vulkan Pitchinka 15 000 Fuß über der Meeresfläche mit aſtronomiſchen und trigonometriſchen Beobachtungen beſchäftigt, drei volle Wochen in einem Zelt verlebten. 5 f . 9 — 105 — gen; vorzugsweiſe benutzte ich dabei die Arbeiten meines ſächſiſchen Landsmannes Charpentier, der als langjähriger Salinen⸗Director im Waad⸗Land und durch zahlreiche Reis ſen in den Pyrenaͤen und Alpen eine genaue Kenntniß Gebirge erlangte und deſſen Schriften von allen n als klaſſiſch anerkannt werden. 4. Daß uͤber einen Gegenſtand, der ſo viele und groß— e, ja ich möchte ſagen, wundervolle Erſcheinungen dars biet, we die Eisgebilde der hohen Alpen, manche Mei— a gsverſchiedenheit vorwaltet, darf um ſo weniger ver— dern, als neuerdings die wichtige geologiſche Thatſache r ſogenannten Wander-Blöce (terrain- blocs erratiques) it den Gletſchern in genaue Verbindung gebracht und nit deren Theorie nicht mehr ein bloß oͤrtliches, ſondern telluriſches Intereſſe gewonnen hat. Ich unterlaſſe es, die Polemik einzugehen, die uͤber einige hierher gehoͤrige age zwiſchen mehreren Gelehrten und namentlich zwiſchen Dog ugi und den Reuchateller Raturforſchern vorwaltet, um mich dara auf zu beſchraͤnken, aus den vorerwaͤhnten Schriften das jenige herauszuheben, was nach meiner Anſicht die beobachteten * n am einfachſten und natuͤrlichſten erklaͤrt. Als Fundamentalprincip fuͤr die Behandlung dieſes Gegenſtandes muß die Anſicht feſtgehalten werden, daß die Entſtehung, Bildung und Erhaltung der Gletſcher nicht allein von der Climatologie des betreffenden Punktes — Waͤrme, Kaͤlte, Feuchtigkeit —, ſondern weſentlich von deſſen Orographie oder der umgebenden Gebirgsgeſtaltung abhaͤngig und darum keine einfache, ſondern ziemlich verwickelte und zufammens eſetzte Aufgabe iſt. Denn mußten bei alleiniger Abhängigs it von meteorologiſchen Einflüffen für nahe gelegene Punkte nlich gleiche Erſcheinungen eintreten, fo fpringt es in Augen, wie unbegränzt die Verſchiedenheit dann ſein wuß, wenn ſolche durch die der umgebenden Oertlichkeiten mit beſtimmt wird, indem ſomit die Hauptelemente der Gletſcher Ausbildung in der Geſtalt der Hochebenen, der überragenden Berge, der Haupt- und Rebenthaͤler, der — 106 — * Quellen und Felſen geſucht werden muͤſſen. Die Eigen— thümlichkeiten jedes größeren in die Regionen des ewigen Schnees hinaufreichenden Flußgebietes gehen auch auf die darinnen entſtehenden Gletſcher uͤber, und es darf nicht verwundern, wenn wir, trotz climatiſcher Gleichheit, doch nirgends Gleichfoͤrmigkeit, ſondern überall einen unerſchoͤpf— lichen Reichthum der Natur zu bewundern haben. Ich kann es mir nicht verſagen, in dieſer Beziehung aus eigner Erfahrung zu ſprechen, da ich vier große Flußgebiete, die in's ſchwarze, adriatiſche, mittellaͤndiſche und Rordmeer aus— münden, durchwanderte, und die Erinnerung jener großars tigen Raturerſcheinungen durch das ſeit dem vetrfloſſenen Viertel-Jahrhundert nicht ganz in mir verwiſcht wurde. Eine Vorliebe fuͤr die Quellen großer Stroͤme ließ mich die Thaͤler der Adda vom Comer-See bis Bermio, der Rhone von Martigny zur Furca, des Rheins von Schaff⸗ hauſſen zum Luckmanier und des Inn's von Innsbruck bis zum Silſer-See bereiſen. Nur wenig Stunden ſind die obern Punkte dieſer Thaͤler von einander getrennt, und doch iſt nirgends Gleichfoͤrmigkeit, uͤberall Verſchiedenheit vorhanden; fo iſt es bei Bergen, Haupt- und Neben— thaͤlern, ſo fuͤr Felſen, Waͤlder, Fluß und Bach, auch fuͤr die Menſchen, weniger fuͤr die Thierwelt und noch weniger für die Abſtufungen und Gränzen der Vegetation; doch bietet letztere im Adda- und Rhone-Thal die Eigenthuͤm⸗ lichkeiten ſuͤdlicher Gewaͤchſe und eines lieblich-feurigen, dem ſuͤditalieniſchen aͤhnlichen Weines dar, wovon im obern Inn und Rheinthal keine Spur vorhanden iſt. Haͤngt die Geſtaltung der Gletſcher von der des Clima's und der Berge ab, ſo laͤßt ſich dagegen das Haupterfor— derniß zur erſten Entſtehung eines Gletſchers dahin aus— ſprechen: „daß dieſe uͤberall moͤglich iſt, wo innerhalb der ewigen Schneegraͤnze ausgedehnte Thaͤler, oder keſſel— artige Vertiefungen die Anſammlung großer Schnee- maſſen beguͤnſtigen:“ a. A letztere find die eigentliche Quelle der Gletſcher Erzeugung und Erhaltung, vorausgeſetzt, daß dieſe Schneemaſſen einem dauernden Wechſel des Aufthauens und Gefrierens uns iegen. Denn eine zweimalige Umgeſtaltung iſt noth— dig, um den gefallenen Schnee in wirkliches Gletſcher— is zu verwandeln. Der in Höhen von 7 — 14,000 Fuß fallende feine, ſtaubartige Schnee geht durch die wieder— holte Einwirkung von Sonne und Regen in eine körnige 0 Sub an; — im Deutſchen Firn, im Franzoͤſiſchen Neve genannt — über, die durch neue Schneefaͤlle herabgeſcho— ben, bei Tage mit aufthauendem Waſſer durchſickert, was des Nachts oder überhaupt bei eintretender kaͤlterer Tem— peratur mit dem koͤrnigen Schnee zuſammenftiert und ſo das eigentliche Gletſcher-Eis bildet. Aus dieſem Urſprung erklart ſich die eigenthuͤmliche innere Structur des Glet— ſcher⸗Eiſes, die koͤrnerartig von der gleichartigen Dichtigkeit des gefornen Waſſers weſentlich abweicht. Innerhalb be— ſtimmter Graͤnzen ſtehen die drei Producte, ſtaubartiger Schnee, Firn, Gletſcher in einer fortwährenden Wechſel— 5 wirkung, deren Umfang theils durch Abſchmelzung der Dicke des Eiſes Überhaupt, theils durch das am untern Gletſcherende beſtimmt wird. Nur vom erſtern wird hier, von letzteren weiterhin die Rede fein. Nach mehrfachen Erfahrungen wird die Dicke des Eiſes in Hoͤhen uͤber 6000 Fuß durch Sonne, Regen, Auſthauen und Ver— dunſten jaͤhrlich nur 8 — 10 Fuß vermindert, während da— gegen nach mehrjaͤhrigen auf dem großen Bernhard und im Grimſel-Hespiz gemachten Beobachtungen in jenen Hoͤ— hen an 50 — 60 Fuß Schnee jahrlich faͤllt, der, durch die vereinigte Wirkung von Sonne, Luft und Regen in Waſſer verwandelt, in die Gletſcher eindringt, gefriert und jene Verminderung wieder erſetzt. Wenn zur erſten Entſtehung des Gletſchers Schnee und Firn nothwendig find, fo reicht zu deſſen Erhaltung Waſſer aus. Aus dem Geftieren die— ſes Waſſers, was an warmen Sommertagen in unzähligen kleineren und größeren kryſtallhellen Bächen dem (graufar— * 2 bigen) Gletſcher zuſtroͤmt und in deſſen Riſſen und Spal⸗ ten verſchwindet, entſtehen die ſchoͤnen blauen Streifen, die das andre weißlich-graue Gletſcher-Eis in verticaler Rich— tung durchſchneiden und von denen Agaſſiz ſagt — qu'elles ressemblent à des veines de calcedoine au milieu de couches de marbre de Carrare. Die an der Ober— flaͤche und im Innern der Gletſcher wahrzunehmenden graus farbigen Schichten ruͤhren vom Firn her, das durch jeden neuen jaͤhrlichen Schneefall auch eine neue Schicht erhaͤlt. Ueber die Dicke des Gletſcher Eiſes haben neuere Beob— achtungen Reſultate geliefert, die von den frühern weſent— lich abweichen: denn waͤhrend Sauſſure deſſen Staͤrke nur auf 80 — 100 Fuß ſchaͤtzt, laſſen Agaſſiz mehrfache Unters ſuchungen keinen Zweifel, daß bei großen Gletſchern, wie die der Aar-, Aletſch-, Vieſch-Thaͤler das Eis einer Maͤch— tigkeit von 800 —1000 Fuß erreicht. In den Berner Hoch— gebirgen geht der Staubſchnee nicht leicht unter 8000 Fuß herab, waͤhrend der Firn oder die Graͤnze zwiſchen koͤrnigem Schnee und Gletſchern in einer Meereshoͤhe von 7600 — 7700 Fuß beginnt und eine weit beſtimmtere Grenzlinie, als die des ewigen Schnees (zwiſchen 6—9000 Fuß ſchwan— kend) bildet. Die eigentlichen Gletſcher reichen nicht leicht uͤber 8000 Fuß hinauf, waͤhrend deren untere Grenze in manchen Thaͤlern zu 3000 Fuß herabgeht. Doch fehlt es in beiderlei Beziehungen nicht an Ausnahmen, bedingt durch eigenthuͤmliche oͤrtliche und klimatiſche Verhaͤltniſſe; denn waͤhrend an manchen weit uͤber 8000 Fuß hoch gelegenen Felsabhaͤngen Gletſcher vorkommen, ſo werden auch manch— mal durch große, bis in tiefe Thaͤler herabftürzende Schnee— lawinen Gletſcher noch unter jener Grenze gebildet, wenn letztere dem Proceß des partiellen Aufthauens und Gefrie— rens mehrfach unterliegen und kuͤhle Sommer deren voll— ſtaͤndiges Wegſchmelzen nicht zu bewirken vermoͤgen. Rach Maßgabe des Geſagten muß die Abhaͤngigkeit der Gletſcher-Bildung und Entſtehung von meteorologiſchen und orographiſchen Verhaͤltniſſen als feſtſtehende Thatſache Pe — 109 — nderd in der Hinſicht anerkannt werden, daß durch er ſtere Materie und Maſſe, durch letztere dagegen die Beſtim⸗ mung der Form erfolgt. Damit ſteht die jaͤhrliche Ab— unahme der Gletſcher an der untern Grenze und deren tägliche, fortrückende Bewegung von Oben Unten in naher und unzertrennlicher Verbindung. Hier delt es ſich um drei in der Art don einander abhaͤn— | Erſcheinungen, daß die Größe zweier die dritte beſtimmt; n Jahr zu Jahr wechſelnde Zuſtand der Dinge ſcheint = auf Schwankungen innerhalb beſtimmter Grenzen ch zu beſchraͤnken und in kürzern oder längeren Perioden zu einem mittlern zurückzukehren. Die Elemente, mit des nen wir es hier zu thun haben find — jährlides rrücken des Gletſchers von Oben nach Uns» . Abſchmelzen des Gletſchers am untern de und Ab⸗ und Zunahme des Gletſchers rhaupt — wo denn letzteres durch die Differenz r beiden erſten Größen beſtimmt wird. Ob die Schwei⸗ Gletſcher im Lauf der letzten Jahrhunderte und in heus . tiger Zeit fortwährend ab- oder zunehmen, iſt eine Frage, ſich zwar nicht mit völliger Beſtimmtheit, allein mit vieler Wahrſcheinlichkeit dahin beantworten laͤßt, daß beide Erſcheinungen mit einander abwechſeln und ſich vom mitt— lern Zuſtand nicht über gewiſſe Grenzen entfernen. Wenn Gruner und Sauſſure eine Abnahme der Grindelwald», Chamouni⸗ und Rhone⸗Gletſcher behaupten, fo iſt es das gegen eine geſchichtliche Thatſache, daß erſterer in den Jah— ten 1565 — 1600 ſich fo aus dehnte, um eine weit davon entfernte St. Petronellen⸗Kapelle nebſt mehreren Wohnun— gen zu zerſtören und den Weg aus dem Berner Oberlande nach Wallis ungangbar zu machen. Da die mit dem Gletſcher fortrückenden Schutt- und Steintruͤmmer bei defs fen Zutückgehn liegen bleiben, fo iſt in dieſer Eigenthüm— lichkeit, von der weiterhin noch mehr die Rede ſein wird, ein hiſtoriſches Maas der Ab- und Zunahme vorhanden. Auch im Lauf dieſes Jahrhunderts hat es an bedeutenden — 110 — * Schwankungen nicht gefehlt; denn hatten in den feuchtkal— ten Jahren 1812 — 17 alle Berner- und Chamouni-Glet⸗ ſchern eine große Beſorgniß erregende Ausdehnung erhalten, ſo gingen in den darauf folgenden Jahren alle in ihre früheren Grenzen zuruͤck. Inwiefern in vorhiſtoriſcher Zeit die Ausdehnung der Gletſcher eine weit groͤßere, als die jetzige, war und wie dadurch eine wahrſcheinliche Erklaͤrung der erratiſchen Bloͤcke erhalten werden kann, darüber werde ich am Schluß dieſes Aufſatzes einige Bemerkungen mit— theilen. Der fruͤherhin nur unter den Bergbewohnern hier und da noch vorherrſchende Glaube an eine ſiebenjaͤhrige Periode der Gletſcher Ab- und Zunahme wird durch alle ſeit Sauſſure's Zeit geſammelte Erfahrungen widerlegt. Da die Haupturſachen der Gletſcher-Bewegung meteorologi— ſcher Natur ſind, ſo findet ſich auch dadurch deren beſtaͤn— diger Wechſel erklaͤrt. Ueber die Urſachen dieſer Bewegung liegen verſchiedenartige Anſichten und Erklaͤrungen vor, die ſich jedoch in neuerer Zeit vereinfacht und zum groͤßern Theil vereinigt haben. Denn nimmt man die auf eigenthuͤmli— chen Anſichten beruhende ältere Bewegungs-Theorie von Sauſſure und die neuſte von Forbes aus, ſo kommen alle uͤbrigen ſeit Scheuchzer bis auf Hugi, Charpentier und Agaſſiz, wenn auch mit einigen Modificationen dahin übers ein, daß die tägliche und jährlihe Bewegung der Gletſcher verurſacht wird, „durch die Anhaͤufung und das Vorrücken der obern Schnee- und Firnmaſſen und durch das Waſſer, was in Folge von Waͤrme und Regen aus erſteren ſich entwickelt und in die Gletſcher eindringt, durch Gefrieren ſich ausdehnt, und dadurch die ganze Eismaſſe vorwaͤrts ſchiebt.“ Will dagegen der bergkundige Sauſſure dieſe Bewe— gung zunächſt von der Maſſe der Gletſcher und den Ab— hang ihrer Thalſohle abhaͤngig machen, ſo duͤrften dieſe Elemente, wenn auch nur in untergeordneter Stellung doch nicht ganz zu vernachläffigen, vielmehr zu benutzen fein, um die großen Verſchiedenheiten zu erklaren, die zwiſchen — 111 — den Bewegungen verſchiedener Gletſcher wahrgenommen werden. Die ganze Theorie der Gletſcher Bewegung wird ſomit auf folgende Säge zuruͤckzuführen fein. 0 Gletſcher ſind in ihrer ganzen Maſſe von un— Hhuaͤhligen kleineren und größeren Spalten durchzogen; E von der Entſtehung dieſer Spalten wird weiterhin die Rede ſein. 2) Das dem Gletſcher am Tage zulaufende, durch Sonne und Regen entſtehende Waſſer wird durch jene Spalten im Innern verbreitet, hier durch taͤglichen und naͤcht— lichen Froſt ausgedehnt, und die ganze Eismaſſe ſo— mit zum Vorruͤcken gezwungen. 3) Auch im Winter hoͤrt dieſer Proceß des abwechſeln— den Thauens und Frierens nicht ganz auf, da dem Gletſcher theils durch die Wirkung der Sonnenſtrah— len, theils durch die meiſtens dabei vorhandenen un— terirdiſchen Quellen Waſſer zugefuͤhrt wird; allerdings nimmt die der Maſſe des eindringenden Waſſers pro— portionale Bewegung dann ab und iſt waͤhrend der kalten Monde die kleinſte des Jahres. Glaube ich der oben erwähnten Bewegungstheorie des Englaͤnders Forbes einen praktiſchen Werth nicht beilegen zu koͤnnen, ſo halte ich mich doch zur kurzen Angabe ihres Princips verbunden, da ebenſowohl deren Eigenthuͤmlichkeit, als folgerechte und mathematiſch-ſcharfſinnige Durchführung anzuerkennen iſt. (Im Engliſchen wird die Gletſchertheorie von Forbes mit folgenden Worten ausgedruͤckt — „a Glacier is a imperfeet fluid, or viscous body, which is urged down slopes of a certain inclination, by the mutual pressure of ite parts“). Forbes geht dabei von der Vorausſetzung aus, daß die Gletſcher ſich in einem halbflüffigen Zuſtand (Etat risqueux) befinden und darum deren Bewegung unter gehoͤriger Berüͤckſichtigung ihrer Maſſe und Reigung nach der Theorie fluͤſſiger Koͤrper zu behan— deln ſei. Allein dieſe Vorausſetzung und die Vergleichung des Gletſchereiſes mit fließender Lava kann nicht für rich— = ME = tig anerkannt werden, da erſteres, wenn auch in feinen Kluͤften und Spalten mit Waſſer geſaͤttigt, doch allemal zum groͤßeren Theil einen harten, ſproͤden Koͤrper bildet, der ohne eigne Bewegung nur durch die Ausdehnung ein— zelner Schichten fortgeſchoben wird, waͤhrend bei der Lava alle Theile eine ſelbſtſtaͤndige, wenn auch nur temporaͤre Bewegung haben. Daß ein ausgezeichneter Gelehrter, wie Forbes an dieſer ſonderbaren Anſicht mehrjaͤhrig feſthielt, iſt um ſo mehr zu verwundern, als derſelbe keineswegs blos theoretiſcher, ſondern praktiſcher Raturforſcher und ein Mann iſt, der mit den Schweizer Hochgebirgen und Glet— ſchern durch mehrjaͤhrige Reiſen genau bekannt geworden iſt. Die Groͤße des unteren jaͤhrlichen Abſchmelzens der Glet— ſcher iſt eben ſo veraͤnderlich, als deren oberes Vorruͤcken, da es theils von dieſem und der Temperatur des Som— mers, theils von der Hoͤhe uͤber der Meeresflaͤche abhaͤngig iſt: in dieſer Beziehung werden die Gletſcher eingetheilt in ſtehenbleibende, vor- und ruͤckgehende, je nachdem ihr Zu— ſtand ein unveraͤnderter, ein vergroͤßerter oder verminderter iſt. War die Bewegung der Schweizer Gletſcher aus den Unterſuchungen der aͤltern dortigen Raturforſcher Simmler, Merian, Hottinger und Scheuchzer bereits ſeit 200 Jahren bekannt, ſo iſt doch deren wahre Natur und mittlere Groͤße erſt in neueſter Zeit durch die von Agaſſiz, Wild, Forbes, Hugi u. A. ausgefuͤhrten Meſſungen ermittelt und damit die wichtige fruͤherhin bezweifelte Thatſache feſtgeſetzt worden; „daß alle Gletſcher waͤhrend des ganzen Jahres von Oben nach Unten vorruͤcken, und dieſe Bewegung am ftärfften in der Mitte, verſchieden nach den Jahreszeiten, am groͤßten im Fruͤhjahr und Herbſt, am geringſten im Winter iſt.“ Nach der von Agaſſiz am Aargletſcher und von For bes an denen des Chamouni-Thales gemachten Beobachtun— gen iſt die mittlere taͤgliche Bewegung dieſer Gletſcher in verſchiedenen Zeitabſchnitten folgende: 2 — 15 — 6 I. am Aar⸗Gletſcher. om 21. Juli bis 23. Sept. 7 Z. 9 L. par. Maas. 23. Sept. — 11. Jan. 4 4 & s * 11. Jan. — 17. April 8 (G * 17. April — 29. Juni 12 7 K- Br mittle taͤgliche Bewegung 8 8. 6“ 5“ RR fomit jährliche Bewegung 260 Fuß. Il. Gletſcher des Chamouni-Thales. vom 2. Oct. bis 19. Nov, 26 Z. 47 par. Maas. 4. Decbr. — 18. Febr. 11 7 3 18. Febr. — 17. Mi 17 7 =: 5 17. Mai — 6. Aug. 4 1 5 D 2. 6. Auguſt — 21. Rov. 32 0 > . mittlere taͤgliche Bewegung 25 3. 7“ 5“ ſomit jaͤhrliche Bewegung 787 Fuß. Rach einzelnen Meſſungen von Hugi ſteigt dieſe Bes wegung auf 800, ja auf 1000 Fuß an. Merklich kleiner wird dagegen dieſe Bewegung in einem vor wenig Mona— ten in der Allg. Augsb. Zeitung mitgetheiltem Aufſatz an— gegeben; aus zahlreichen an 4 Tyroler Gletſchern gemachten Beobachtungen wurde deren mittlere tägliche Bewegung 3 8. 62 die jährliche 111 par. Maas erhalten. Stimmen die Schweizer Beobachtungen darinnen übers ein, daß die Bewegung im Frühjahr und Sommer die % und Zfache der winterlichen iſt, fo weichen dagegen die jährlichen Bewegungen um das 4, und Hfache von einan— der ab, eine natürliche Folge ihrer doppelten Abhaͤngigkeit von Klimatologie und Orographie des gegebenen Punktes. Da die bei allen Gletſchern mehr oder weniger vorkommen— den Riſſe, Spalten und Kluͤfte, als eine Haupturſache ih⸗ rer Bewegung, auch an ſich als eine eigenthuͤmliche Merk— würdigkeit dieſer Eiswelt anzuſehen ſind, fo darf deren Entſtehung und Urſache nicht unerwaͤhnt bteiben. Es be⸗ ruht deren Erklarung zunächft auf folgenden bekannten Er— ſcheinungen: — 114 — 1) daß durch die verſchiedene, meiſt entgegengeſetzte Wirs kung des im Gletſcher eindringenden, gefrierenden und ſich ausdehnenden Waſſers und der bei groͤßerem Kaͤltegrad eintretenden Zuſammenziehung des Eiſes, eine ſolche fortwaͤhrende Reibung und Spannung im Innern dieſer Eismaſſen erzeugt wird, um dadurch deren Spalten und Zerkluͤften zu veranlaſſen. — Die wenig vom Gefrierpunkt ſich entfernende innere Tem— peratur der Gletſcher ſinkt bedeutend unter Rull da herab, wo das Eis theils an der Oberfläche, theils in feinen Kluͤften dem Einfluß der kaͤlteren aͤußeren Luft ausgeſetzt iſt. 2) Daß durch das Vorruͤcken des Gletſchers uͤber Ab— haͤnge und Unebenheiten der Thalſohle und Biegungen und Verengerungen der Thalflaͤche die Eismaſſe zer⸗ riſſen und zerkluͤftet wird. — Durch die Stoͤrungen, die der Gletſcher in ſeinem Innern durch taͤglichen und jaͤhrlichen Temperaturwechſel erleidet und in deren Folge unzaͤhlige Ritzen und Spalten ſich bil— den, wird auch haͤufig und namentlich an warmen Som— mertagen die gewoͤhnliche Todtenſtille jener Einoͤden in ein fortwaͤhrendes Kniſtern, Brauſen und Donner aͤhnliches Getoͤſe verwandelt. Jedem, der Gletſcher aus eigner An— ſicht kennen lernte, werden dieſe Erſcheinungen nicht ganz fremd geblieben ſein, waͤhrend aber freilich eine laͤngere, oft wiederholte Anweſenheit dazu gehört, um, fo wie Agafs ſiz und Hugi, die zitternde Bewegung des Gletſchers unter ihren Fuͤßen zu fuͤhlen und neue Spalten vor ihren Augen entſtehen zu ſehen. In Hugi's naturhiſtoriſchen Alpenreiſen wird ein ſolches Ereigniß mit folgenden Worten beſchrieben: „e, als ich auf dem Unteraar-Gletſcher in der Gegend, wo ich das letzte Jahr meine Hütte aufſchlug, luſtwan— delte, hoͤrte ich bei großer Hitze Nachmittags 3 Uhr ein ganz eignes Getoͤſe. Kaum ſprang ich ihm 30 — 40 Schritt entgegen, fo fühlte ich unter meinen Fuͤßen die Maſſe ſchlagweiſe erzittern, und bald entdeckte ich den Grund: der Gletſcher warf einen neuen Riß. Zehn bis — 15 — zwanzig Fuß riſſen oft in einem Momente, fo daß ich * nachzuſpringen vermochte. Mehrmals eilte ich draus und legte mich dann auf den Gletſcher hin: . fuhr der Niß gerade unter meinem Geſicht durch, wobei die bewegte Maſſe mich bedeutend erſchuͤtterte, ohne jedoch das genaue Beobachten zu hindern. So folgte ich der entſtehenden Spalte beinahe eine Viertel— ſtunde weit bis an den Gufferwal, wo ſie aufhoͤrte. Die Spalte oͤffnete ſich unter ſchlagweiſem Zittern der Mae etwa 14 Zoll; dann aber ſchloß fie ſich wieder enger, fo daß die Oeffnung nirgends einen Zoll betrug.“ Einige Tage fpäter hatte ſich die Spalte bis 6 Zoll erweitert und eine unabſehbare Tiefe erhalten. Roch groß— artiger war eine aͤhnliche Erſcheinung, die Agaſſiz am 5. Aug. 1842 auf dem Oberaar-Gletſcher erlebte, und die er S. 310 i . glaciaire umſtaͤndlich beſchreibt. Nachmit— ags 4 Uhr bei einer Temparatur von + 140 fing die ung an, die bis Abends 8 Uhr mit einem Erdbebenartigen Erzittern der ganzen Eismaſſe fortdauerte und während dem fi) unter donnerartigen Schlägen und Krachen 8 neue, weit ausgedehnte Spalten bildeten. Die Art der Entſtehung erklart es, daß auch bei dieſen Spal— ten unzählige oenbeiten vorkommen, die mit den von Agaſſiz dafür angenommenen 7 Klaſſen ſchwerlich ers ſchoͤpft ſein duͤrften. pst. glac. S. 304. 1) Crevasses marginales; 2) en Zigzag; 3) medianes; Pi. }) descarpement ; 5) longitudinales; 6) Gaveaux des En de neige; 7) Rimages à l’origine des pentes neige. Weite Wanderungen auf Gletſcher werden durch dieſe halten eben fo ſchwierig, als gefährlich, da jeder Tag en Zahl, Groͤße, Lage verändert und die erfahrenſten Führer dieſe oft mit einer dünnen truͤgeriſchen, eine Men— ſchenlaſt nicht tragenden Schneebruͤcke uͤberdeckten Abgründe weder zu kennen, noch zu vermeiden vermoͤgen, ſo daß ſelbſt — 116 — die erfahrenen Bergwanderer Sauſſure und Balmat nahe daran waren, in eine Gletſcher-Spalte am Mittagshorn (Chamouni-Thal) hinabzuſtuͤrzen und ſeitdem mehrere Rei— ſende in ſolchen Eisſchluͤnden ihren Tod fanden. Wird der Gletſcher durch klimatologiſche Einfluͤſſe zunaͤchſt nur an der Oberflaͤche und in ſeinem Innern veraͤndert, ſo treten weit groͤßere und gewaltſamere Umgeſtaltungen dann ein, wenn die] unaufhaltſam vorruͤckende ungeheure Eismaſſe auf Uneben— heiten des Bodens trifft oder in ein engeres Thal mit ge— neigter Flaͤche herabgeht und dann Zerſtoͤrungen erleidet, die Hugi als mehrmaliger Augenzeuge in folgender Art beſchreibt: — „dieſe Gletſcher-Gehaͤnge bieten dem Reiſenden das Anſtaunungswuͤrdigſte. Ueber dem Abhang beginnen ſie zu zerreißen, und die Eigenſchwere, inſofern die Maſſe von Oben nachruͤckt, fängt an, ihre Herrſchaft auszu- uͤben. Sobald die Maſſe auf den Abhang ſelbſt gelangt, iſt jede Regelmaͤßigkeit der Formen voͤllig verſchwunden. Alles reißt furchtbar durch einander und bietet dem at— moſphaͤriſchen Einfluß tauſend und tauſend Zugaͤnge in das Innere und Tiefere des Gletſchers. Wo einzelne Steine auf der Maſſe liegen, waͤchſt dieſe zu wilden Thurmgeſtalten empor, die man oft hundertweiſe 20 — 80 Fuß hoch ſieht. Ringsum iſt die Maſſe bis auf den Grund geriſſen. Jeden Augenblick ſtuͤrzen ſolche Thuͤrme mit ihren Steinkoͤpfen ein und vermehren das Grauſe der Formen. Oft richten ſich maueraͤhnlich mit tauſend Zacken ganze Gletſcher-Schichten weit in die Luft auf. Sie ſcheinen der unterirdiſchen, durch die Schruͤnde dringenden Luft, welche Schneegeſtoͤber und Duͤnſte mit friſchem Zuge zwiſchen den Maſſen emporz treibt, ihre Form zu verdanken. So ſteigt der grauſen— erregende Ruin im Sturz uͤber die Felſen herab. Unten aber auf mehr horizontalem Grunde iſt die zuſammen— geftürgte zertruͤmmerte Maſſe bald wieder zu ebenen Glet— ſchern gefügt, die dann gemaͤchlich zur letzten Aufloͤſung herabſteigt.“ — 117 — Aus dieſen Zerſtoͤrungen, die den Gletſchern in eine Menge gewaltiger, hausgroßer Maſſen zerſpalten, gehen die hönen, einen wunderbaren Anblick gewaͤhrenden und vor⸗ zugsweiſe von allen Reiſenden bewunderten Eispyramiden dadurch hervor, daß die oberen Theile durch Luft, Sonne und Regen, ſchnell abſchmelzen, waͤhrend den unteren eine breite Grundflaͤche laͤnger behalten und fo in Kegel und pyramidaliſche Formen übergehn. Anter den eigenthümlichen Gletſcher-Bildungen verdies auch die ſogenannten Eistafeln, oder Eis⸗-Champignons genannt, einer Bemerkung: es entſtehen dieſe durch den Fall großer Felſenplatten auf den Gletſcher, wodurch das unmittelbar darunter liegende Eis gegen die Einwirkung der onnenſtrahlen geſchuͤtzt wird, während es rund herum in em Sommer 6 — 8 Fuß hoch abthaut und ſomit das Anſehen eines Tiſches oder rieſenhaften Pilzes gewinnt; ein ziemlich vergaͤnglich iſt die Dauer dieſer Gebilde, deren Mittagsſeite bald von den Sonnenſtrahlen untergras ben und dadurch zum Einſturz gebracht wird. Den groͤß⸗ Wund ſchoͤnſten derartigen Eistiſch mit einer Schieferplatte von 18 Fuß Laͤnge, 13 F. Breite und 8 F. Dicke auf einer 7 Fuß hohen Eisſaͤule fand Charpentier im Jahre 1815 auf dem Zermatt-Gletſcher vor. Daß übrigens das vorerwaͤhnte, aus dem Innern der Gletſcher oft ertoͤnende Getoͤſe zu manchen fabelhaften Sagen von wilden Jaͤgern und Berggeiſtern Veranlaſſung giebt, darf nicht verwundern, da die Hirten der Hochalpen oft Monate lang von Einoͤden umgeben, in tiefer Einſam⸗ zum Aberglauben geneigt ſind. Beſonders verrufen der Sitz boͤſer Geiſter iſt das hoch an der Jungfrau laufende wenig bekannte ſchauerlich wilde Rotthal, deſ— geheimnißvolles Toben und Spucken den Zwingherrn gleiches Namens zugefchrieben wird. Zu den merfwürdigften Eigenthümlichfeiten der Gletſcher gehören die faſt bei allen vorkommenden Anhaͤufungen von 1 Trümmern und Felſenbloͤcken, die unter dem franzoͤ⸗ 9 — 118 — ſiſchen Namen „Moraines““ faſt bekannter find, als unter dem deutſchen „Gandecken;“ eine Erſcheinung, die ebenſowohl durch ihre vielartige Geſtaltung, als durch ihren nahen Zuſam⸗ menhang mit dem Problem der erratiſchen Bloͤcke für den Naturforſcher beſonders wichtig und werthvoll iſt. Die Ents ſtehung dieſer auf und neben den Gletſchern befindlichen wallartigen Geſchiebe hängt zunaͤchſt von der Natur und Geſtaltung der fie umgebenden und überragenden Hochs gebirge ab, die aufgelöft und verwittert durch die Wirkung von Regen, Schnee, Waͤrme, Kaͤlte, Lawinen und Blitz fortwaͤhrend in groͤßeren und kleineren Maſſen auf die tie⸗ fer liegenden Schnee- und Eisfelder herunterſtuͤrzen und, mit dieſen ſich fortbewegen. Hat ſomit die Natur und Beſchaffenheit der angrenzenden Gebirge den weſentlichſten Einfluß auf die Größe und Geſtaltung der Morainen, fo | findet ſich auch dadurch die große Verſchiedenartigkeit ihrer Erſcheinungen erklaͤrt. Abgeſehen von Größe und petros graphiſcher Zuſammenſetzung glaubt Agaſſiz alle Hauptfor⸗ men unter 3 Klaſſen begreifen zu koͤnnen: f a) Moraines latérales, eigentliche Gandecken, die ſich an den beiden Thalflaͤchen der Gletſcher bilden, zum großen Theil ihm aufliegen und mit dem Eis an die untere Gletſchergrenze herabgleiten; b) Moraines superficielles ou medianes — Guffer⸗ linien — die ſich in der Mitte anhaͤufen und mit der Richtung parallel von Oben nach Unten zulaufen; meiſtens kommen dieſe Art von Morainen nur da vor, wo beim Zuſammentreffen der Gletſcher aus zwei Thaͤlern die Mo— rainen der innern Bergabhaͤnge ſich vereinigen, um dann in einer mittleren Richtung zu verbleiben. Die groͤßte Moraine dieſer Art findet ſich bei der Vereinigung des Lauter» und Finſter⸗ Aar⸗Gletſchers, in deren Nähe das Hötel des Neuchatellois errichtet wurde, und die bei Agaſſiz Anweſenheit eine Breite von 16 — 1800 Fuß mit einer Höhe von 100 Fuß hatte, und als einzig in ihrer Art in dem zum Systeme glaciairg gehörigen Atlas beſonders abgebildet iſt. — 119 — c) Moraines frontales, — Gletſcherſchutt — Fel⸗ ſen und Truͤmmer, Anhaͤufungen, die meiſtens in der 4 Geſtalt eines kreisfoͤrmigen Walles den unteren Glet⸗ ſcherrand umgeben. e deutſche Benennung „Gletſcherſchutt“ kann als eine tig bezeichnende inſofern gelten, als allerdings am un⸗ tern Rande die ganze mit dem Gletſcher fortbewegte und tgeſchobene Maſſe von Erde, Sand und Felſentruͤmmern Vorſchein kommt und bei deſſen Abthauen liegen bleibt. D fe unteren Morainen beurkunden die Veränderungen des . und namentlich deſſen frühere größte Ausdehnung, die von der jetzigen oft weit entfernt iſt. Der geognoſtiſche Inhalt dieſer Morainen, oft ganz verſchieden von dem der nachſt umgebenden Gebirge, läßt auf deren Urſprung mit erheit zuruͤckgehen. Diabei darf die bekannte Thatſache nicht unerwaͤhnt bleiben, daß das Gletſchereis vermoͤge ſeiner Entſtehung aus mengefrorenen Schneekoͤrnern weniger dicht, als das es Waſſers, allein wie dieſes, an ſeiner Oberflaͤche frei von fremden Körpern iſt, die alle nach und nach auf letz⸗— terer erſcheinen und die eben behandelten Morainen bilden. War man früher geneigt, die Urſache dieſer Erſcheinung in einem eigenthuͤmlichen, geheimnißvollen Gletſcher Leben zu ſuchen, und gehört es zu den Schweizer Volksſagen, daß letztere nichts Unreines in ſich litten, ſo iſt es der neueren Zeit gelungen, die Erklaͤrung des Phänomens aus phyſiſch⸗ mechaniſchen Grundſaͤtzen befriedigend abzuleiten. Daß die etſcher durch Regen, Waͤrme und Verdunſten jaͤhrlich und mehr Fuß an ihrer Oberflaͤche abnehmen, wurde teits vorher bemerkt, da nun der durch die oberen Schnee— en ſtets eintretende Erſatz dieſes Verluſtes nicht von Oben, ſondern durch das in den inneren Gletſcher eindrin— gende Waſſer und durch eine allmaͤlige Hebung des Eiſes erfolgt, fo kommen auch durch dieſen Proceß alle im Glet— ſcher befindliche, dem Aufthauen und Verdunſten nicht un⸗ terworfene fremde Körper nach und nach an die Oberfläche, 9 * g * rücken mit dem Gletſcher fortwährend vorwärts, um zuletzt an deſſen unterer Grenze als Moraine frontale liegen zu bleiben. Im Allgemeinen iſt die Behauptung, daß der Gletſcher nichts Unreines in ſich leide, darum irrig, weil namentlich, deſſen untere Schichten nach Agaſſiz Unterſu⸗ chungen haͤufig eine bedeutende Menge von Sand enthalten. Auch der rothe Schnee gehoͤrt unter die eigenthuͤmlichen Erſcheinungen der Schweizer Hoͤchalpen, uͤber deſſen Entſte— hung früherhin manche willkuͤrliche und unbegruͤndete Ver⸗ muthungen vorwalteten. Sauſſure, der deſſen haͤufiges und weitverbreitetes Vorkommen auf hohen Schneefeldern Kuh beobachtete und die rothe Färbung mifroffopif und che miſch unterſuchte, glaubte Pflanzenſtaub darinnen zu er kennen, ohne jedoch eine Schweizer-Pflanze angeben zu koͤn— nen, die einen ſolchen Staub in ſolcher Menge auf die Hochalpen zu fuͤhren vermoͤge. Allein neuere Unterſuchun⸗ gen haben gezeigt, daß dieſe Faͤrbung hauptſaͤchlich anima⸗ liſchen und zum kleinſten Theil vegetabiliſchen Urſprungs iſt. Das Verdienſt dieſer Entdeckung gehoͤrt zunaͤchſt dem Eng— länder Shuttleworth *) und dann den beiden deutſchen Raturfor⸗ ſchern Voigt und Baſſewitz, die aus mehrjaͤhrigen auf dem Aar⸗Gletſcher gemachten Unterſuchungen folgende Ergebniſſe ableiteten: J) der rothe Schnee, deſſen Faͤrbung mehrere Zoll, ja bis zu einem Fuß tief eindringt, ruͤhrt zum groͤßten Theil von Thieren, zum kleinſten von Pflanzen her; 2) mittelſt eines 300mal im Durchmeſſer vergroͤßernden Mikroſkops fand Shuttleworth, daß dieſe Faͤrbung zunaͤchſt durch Infuſionsthiere entſteht, die den Ehren— bergiſchen Geſchlechtern der Astasia, Gyges, Pan- dorina hyalina et Philodina roseola angehören; J) dieſe a deren Durchmeſſer 730 — 12 Milimetre „ ) Shuttle worth. Nouvelles observations sur la atis solorante de la neige rouge. Bibl. Univ. de Geneve. T. XXV. 338. Voigt. Notice sur les animaleulen de la neige rouge. Bibl. Univ. de Genève, T. XXXII. 3 — m — ‚ beträgt, bewegten ſich anfangs im Geſichtsfeld nach allen Richtungen mit großer Lebhaftigkeit, waren aber nach 12 Stunden abgeſtorben. ehr Einzelheiten über dieſe merkwuͤrdige Thierwelt haben in einer mit Abbildungen begleiteten Abhandlung von igt zu erwarten, dem es gelang, die Umwandlungen dies . Inſekten zu verfolgen und zu beobachten. a ) Der vegetabilifche Theil der Färbung gehört Moos— ei arten und namentlich dem ai nivalis et Nr nebulosus an und macht nur etwa Tod des Gans 4 zen aus. 1 z reiht dieſen Mittheilungen die Bemerkung an: — e resultat principal, qui decoule de ces observa- us, c est que la neige, non plus, que la glace, n'est un element desert, mais qu'elle est habilée par es myriades de petits Etres, non moins parfaits dans e especes, que les animaux terrestres et ceux, qui vent au sein des eaux.“ — Die ſomit feſtgeſtellte That⸗ ſoche, daß in jenen Gebirgshoͤhen, wo zwiſchen Eisfelſen d Schnee alles Organiſche erſtarrt und erloſchen ſchien, 80 vollſtaͤndig ausgebildete Weſen entſtehen, leben und vergehen, das gehört zu den ſehr werthvollen Entderfuns gen, die wir in neuerer Zeit der verſtaͤrkten Kraft optiſcher Werkzeuge verdanken. . Roch glaube ich in Gemaͤßheit der Anfangs gemach— ten Bemerkung, daß in neuerer Zeit die Gletſcher-Erſchei⸗ nungen durch ihren nahen Zuſammenhang mit denen der erratiſchen Bloͤcke eine erhöhte Wichtigkeit erhalten hätten, arlıber einige Zeilen beifügen und den fraglichen Zuſam— enhang andeuten zu muͤſſen. Der herkoͤmmliche Ausdruck erraliſcher Bloͤcke iſt inſofern ein zu beſchraͤnkter, als unter dem überhaupt hierher gehörigen „terrain erratique““ nicht größere Maſſen, ſondern allgemein Felſenttuͤmmer und Schutt verſtanden wird, der in weiten Entfernungen vom Urſprungsort durch unbekannte Urſachen in Gegenden ge— führt wurde, wo ähnliche Gebirgsarten nicht vorkommen. — 122 — Iſt der Ausdruck erratiſche Bloͤcke nicht ganz erſchoͤpfend, ſo iſt jedoch deſſen allgemein üblicher Gebrauch als ein zweck- maͤßiger darum anzuſehen, weil die Aufmerkſamkeit der Naturforſcher auf dieſen Gegenſtand nur durch große Fels— maſſen erweckt und nur von ſolchen mit Sicherheit auf ih» ren Urſprung zuruͤckgegangen werden konnte. Eine etwas mehr ins Einzelne gehende Begriffs beſtim⸗ mung der „erratiſchen oder Fundlings-Bloͤcke“ wird von Dr. Spitaler in der Schrift — „Der Ober Sulzbacher Gletſcher in phyſik. und geolog. Beziehung“ dahin gegeben. „Felstruͤmmer, die viele Centner, oft ſelbſt über 1000 Centner wiegend, in unglaublicher Haͤufigkeit über die bekannten Laͤnder verbreitet ſind, deren nachweisbarer hier und da uͤber 100 Meilen weit entferte, im hohen Norden und auf unſern hoͤchſten Gebirgsgipfeln zu ſu⸗ chende Heimath durch lange Thaͤler, ausgedehnte Ebenen, ſelbſt hohe Gebirgsketten, tiefe Seen und Meeresarme von ihren gegenwaͤrtigen Fundorten getrennt iſt und die ungeachtet der weiten Wanderung, dennoch haͤufig ſowohl erhalten und unverſehrt an Ecken und Kanten ausſehen, als waͤren ſie an Ort und Stelle, wo wir ſie finden, friſch gebrochen worden.“ Welche Urſache oder Kraft aber anzunehmen iſt, um daraus mit einiger Wahrſcheinlichkeit die weite Fortſchaf⸗ fung von Felsmaſſen erklaͤren zu koͤnnen, die in einer Groͤße von 2— 300,000 Cubik⸗Fuß groß vorkommen, darüber iſt im Laufe dieſes Jahrhunderts viel geſchrieben und viel ge= ſtritten worden. Drei Hypotheſen find es, die dabei vor- zugsweiſe in Betrachtung kommen: 1) Große, gewaltſame Waſſerfluthen, die theils aus dem hören Norden, theils aus den hohen Alpen kommend, } Theilen von Rußland, NordsDeutfchland und der nordweſtlichen Schweiz jenes erratiſche Terrain zufuͤhrten. 2) Eine Verbindung dieſer Fluth mit großen | — m zo ſchwimmenden Eismaſſen, mittelſt deren die erratifchen Bloͤcke fortgefuͤhrt wurden. 3) Eine vorgeſchichtliche, weit verbreitete Ausdehnung der heutigen Gletſcher, als deren vormalige Morainen das jetzt noch vorhandene terrain erratique betrach⸗ tet wird. AITch unterlaſſe es, in Einzelnheiten der früherhin zus chſt von Schimper und Agaſſiz geltend gemachten, foges dene Eiszeit einzugehen, da ſelbige in mehreren Haupt⸗ punkten mit der Gletſcher-Aus dehnung zuſammenfaͤllt, letz— tere aber in einer Art erweiterte, die ſich des Beifalls der turforſcher nicht erfreute und von der Agaſſiz ſelbſt zus ſckgegangen zu fein ſcheint. Für die Schweizer» und Ty— roler⸗Alpen neigt ſich meine Ueberzeugung zu der Voraus— ſetzung einer Gletſcher-Ausdehnung, oder beſtimmter zu der Anſicht von Charpentier hin: „daß nach der letzten Erhebung der Alpen das bis das hin heiße Erdklima in ein feuchtkaltes überging, in deſ— ſen Folge vom Gipfel der hoͤchſten Berge bis in die TDhaͤler Gletſcher ſich bildeten, über einen Theil der nord⸗ weſtlichen Schweiz ſich verbreiteten und vermoͤge ihrer jaͤhrlichen Bewegung die aus den Urgebirgen abgeriſſenen und herabſtuͤrzenden Felſentruͤmmer und Bloͤcke fortführs ten und weit hin zerſtreuten.“ f N Durch welche Cataſtrophen dieſe Veraͤnderung des Clima, die gleichzeitigen, ungeheuren atmoſphaͤriſchen Rieder— fHläge und deren Verwandlung in Eis herbeigeführt wor— den ſind, dafuͤr hat es an ſinnreichen Erfindungen und Erklärungsverſuchen nicht gefehlt, die jedoch meinerſeits mit Stillſchweigen übergangen werden, da ich für dieſe und viele andre wunderbare Erſcheinungen der Erde und des Himmels lieber die Allmacht zu Hülfe nehme, als mich in einem Labyrinth willkürlicher Hypotheſen zu verirren. Allein nimmt man eine vorgeſchichtliche Aus dehnung der Gletſcher als Thatſache an, fo ſprechen folgende Ers * * — fahrungen für die dadurch bewirkte Verbreitung des erra⸗ thiſchen Terrains: 8 1) daß die neuſten Unterſuchungen berühmter Raturfor⸗ ſcher und namentlich die von Agaſſiz, Charpentier und Venetz in der Schweiz und von Spitaler und Stoller in Tyrol, daruͤber keinen Zweifel laſſen, daß die Glet⸗ ſcher-Ausdehnung in früheren Jahrhunderten eine weit größere, als die jetzige war und ſonach deren noch groͤßere Ausdehnung in einer vorhiſtoriſchrn Zeit keine rein willkuͤrliche, ſondern eine auf Analogie und That⸗ ſachen beruhende iſt; daß derſelbe Naturproceß, vermoͤge deſſen in der Vor: zeit erratiſche Bloͤcke weit verbreitet wurden, noch jetzt fortwaͤhrend unter unſern Augen ſtattfindet, indem ja taͤglich und jaͤhrlich Felſentruͤmmer und Felſenbloͤcke aus den hohen Alpen durch die Bewegung der Glet⸗ ſcher Stunden und Meilen weit in die Thaͤler hinab⸗ geſchoben werden; der groͤßte vor etwa 100 Jahren durch den Matmarkt-Gletſcher fortgefuͤhrte Serpens tinfelsblock, der ſogenannte Blauſtein, liegt im Saas⸗ Thal und hat eine Größe von 244,000 Cubik⸗Fuß. Daß endlich alle an den erratiſchen Bloͤcken beob— achteten aͤußeren Erſcheinungen — der Gebirgsart, Geſtalt, der Streifen, Politur, Lage, Anhaͤufung, Vers 2 — 3 — breitung, Grenze ꝛc. mit der Gletſcher-Hypotheſe in befriedigendem Einlaut ſtehen “). ) Das Obenſtehende war bereits geſchrieben, als mir die vom Herrn Prof. Naumann in der Leipziger G. d. W. am 14. Nov. 1847 vorgeleſene Abhandlung: „Ueber die Felſenſchliffe des Hoch⸗ burger Porphyrbergs unweit Wurzen“ zu Geſicht kam. Naumann weißt hier durch mehrfache Thatſachen nach, daß die wahrſcheinliche Urſache der Abſchleifung und Abglättung der Hochburger Felſen keine andre geweſen ſein könne, als die langſame in einer Richtung fol⸗ gende Bewegung gletſcherartiger Eismaſſen, da nur durch ſolche die dortigen ſonderbaren Felſen⸗Erſcheinungen befriedigend erklärt wer⸗ den könnten. l Dieſelbe Anſicht ſprach bereits A. v. Morlot in ſeiner Abhand⸗ lung „über die Gletſcher der Vorwelt, Bern 1844“ dahin aus, „daß die Wurzener Porphyr-Kuppen durch den großen ſcandinaviſchen Gletſcher geſchliffen worden ſeien, deſſen Erſtreckung bis in die Ge⸗ gend von Rochlitz beſtimmt nachzuweiſen ſei.“ — 25 — Wer in die Einzelnheiten dieſes Gegenſtandes näher eingehen will, dem glaube ich vorzugsweiſe Charpentier's Schrift — sur le terrain erratique du Bassin du Rhone fehlen zu konnen. "2 Ob für den europäifchen Norden ein andres Syſtem und namentlich die Mitwirkung einer nordweſtlichen Fluth unehmen ift, darüber wird ſich mit einiger Sicherheit rſt bei vermehrten Erfahrungen urtheilen laſſen. Werth— le Beitraͤge dazu haben die reiſenden Englaͤnder Roß, „Scoresby, Sabine und die Franzoſen Martin, Dus rochet bereits geliefert und da vorzüglich letzterer die vors liegende Frage theoretifh und praktiſch mehrſeitig unterſucht und behandelt hat, ſo erlaube ich mir deſſen Anſicht noch in wenig Worten beizufügen: Durochet glaubt, daß die nördlichen erratiſchen Erſcheinungen nur durch die Vereini— ung zweier Natur⸗Cataſtrophen erflärt werden koͤnnen: „einmal durch eine große, viele Gebirgsverhaͤltniſſe - zerftörende Fluth, die in etwas oͤſtlicher Richtung von Norden nach Süden eine ungeheure Maſſen von Schutt und Felſentruͤmmern anhaͤufte und dann zweitens ein hoher Meeresſtand mit großen Eismaſſen, auf denen die losgeriſſenen Gebirgsbloͤcke nach allen Richtungen fortges flüͤhrt und beim Verlaufen der Fluth in den Ebenen und laͤngs der Gebirge abgeſetzt wurden.“ 5 In wie weit kuͤnftige Erfahrungen dieſe Anſichten bes ſtaͤtigen oder widerlegen werden, darüber behalte ich mir eine fpätere Mittheilung vor. Altenburg, 7. Febr. 1848. . — 126 — XVIII. Zur Geſchichte der Neptunsentdeckung. vorgetragen vom Staatsminiſter Bernhard von Lindenau, in der Monatsverſammlung der naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes, am 1. Mai 1849. Die Art und Weiſe, wie im September 1846 uͤber die vormaligen Grenzen unſtes Sonnenſyſtems hinaus in einer Entfernung von 600 Millionen geographiſcher Meilen das Vorhandenſein eines unbekannten Planeten vorausge— ſagt, deſſen Ort berechnet und das weitentfernte lichtſchwache Geſtirn darnach aufgefunden wurde, iſt ſo eigenthuͤmlich und einzig in der Geſchichte aſtronomiſcher Entdeckungen, daß eine kurze Zuſammenſtellung der dabei eingreifenden Thatſachen als ein Glanzpunkt menſchlicher Geiſteskraft auch dem bloßen Freund der Wiſſenſchaft wohl nicht unwill⸗ ommen ſein duͤrfte. Kann auch die Geſchichte dieſer Entdeckung als eine abgeſchloſſene noch keineswegs betrachtet werden, ſo wird der jetzige Zeitpunkt zu einem Ruͤckblick auf das Geſchehene in ſofern geeignet erſcheinen, als mit ihm ein neuer Ab— ſchnitt der Unterſuchung und Bearbeitung eintritt. Das hierher gehoͤrige wiſſenſchaftliche Ergebniß des abgelaufenen zweijährigen Zeitraums vom Herbſt 1846 — 48 laͤßt ſich im Weſentlichen mit folgenden Worten bezeichnen: durch des Pariſer Mathematikers, Le Verrier, Rechnung, Galle's Entdeckung, und durch die ſeitdem in allen Theilen der wiſſenſchaftlichen Welt gemachten Beobachtungen findet ſich die Exiſtenz des neuen Planeten und ſeiner Angehoͤrig— keit zu unſerem Sonnenſyſtem vollkommen beurkundet. Die gelungene Auffindung zweier frühern Ortsbeſtimmungen des — 127 — Planeten, verbunden mit der großen Schaͤrfe der neueren Beobachtungen und Rechnungs methoden, machte es moͤglich, die Elemente feiner Bahn bereits mit einer ſolchen Nähes rung zu beſtimmen, daß bedeutende Aenderungen kaum zu erwarten find. Dies gehört nach meiner Anſicht zur ers ſten Epoche dieſer aſtronomiſchen Entdeckung, waͤhrend die zweite ſich mit der weiteren Ausbildung der Reptuns-Theorie und ihres Einfluſſes auf die des Uranus zu beſchaͤftigen 2 wird: denn genuͤgten Le Verrier's theoretiſche Elemente ohl zur Auffindung des Planeten, als zu einer befrie- digenden Darſtellung aller Uranus» Beobachtungen, fo weis — doch erſtere von der nun durch die Beobachtungen ge> gebenen wirklichen Bahn, namentlich für Perihel, Ercentris eität, Maſſe und halbe große Axe, zu weſentlich ab, um nicht eine neue Bearbeitung der von einander abhaͤngigen us⸗ und Reptuns⸗ Theorie nothwendig zu machen. Da nach oͤffentlichen Blaͤttern eine ſolche Arbeit von Le Verrier, Adams, vielleicht auch von den amerikaniſchen Aſtronomen Walker und Peirce zu erwarten iſt, ſo wird ſich unſere heutige Mittheilung zunaͤchſt auf folgende Punkte zu be⸗ ſchraͤnken haben: a) Mangelhafter Zuſtand der Uranuss Theorie von 1821 — 44, b) Reue Bearbeitung dieſer Theorie durch Le Vertier a und Adams; Auffindung des vermutheten Planeten . nach Le Verrier's Gleichung durch Dr. Galle zu Berlin. c) Beobachtung und Bahnbeſtimmung des neuen Plas neten, Vergleichung der theoretiſchen und wirklichen Bahn; Nothwendigfeit einer abermaligen Umarbei— tung der uranus⸗ Theorie. — Nachdem Uranus im Jahre 1781 von Herſchel in England entdeckt worden war, wurde deſſen Theorie mit vieler Sorgfalt von dem franzoͤſiſchen Aſtronom Delambre bearbeitet und darnach im Jahre 1789 Tafeln ſeines Laufs herausgegeben, die bis zum zweiten Decennium dieſes Jahr⸗ — 128 — hunderts befriedigend mit dem Himmel übereinſtimmten. Die von da an zunehmenden Differenzen zwiſchen Beob⸗ achtung und Rechnung und die zu einer Rectifikation der Uranus» Theorie vorliegenden, vermehrten Huͤlfsmittel bes ſtimmten Bouvard zur neuen Bearbeitung ſeiner im Jahre 1821 erſchienenen Uranus-Tafeln: es beruhten ſolche auf 19 aͤlteren Beobachtungen, die in den Tagebuͤchern von Flamſtedt, Mayer, Bradley und Lemonnier aufgefunden worden waren, in 40jaͤhrigen neueren Beobachtungen und in den vollſtaͤndigen Stoͤrungen des Uranus durch Jupiter und Saturn, wie ſolche von La Plaſe im dritten Band ſeiner Mec. cél. entwickelt worden waren. Allein ſchon hier zeigte fi) die anomaliſche Erſcheinung, daß die Ge— ſammtheit der Beobachtungen nicht in einer Bahn zu vereinigen war, vielmehr die aͤlteren andre Elemente, als die neueren erheiſchten. Bei der Nothwendigkeit einer Wahl zwiſchen dieſen und jenen glaubte Bouvard mit Recht, die älteren ausſchließen und feine Tafeln den Beobachtungen von 1781 — 1820 allein anpaſſen zu muͤſſen: ein aller⸗ dings ungewoͤhnliches Verfahren, was von Bouvard anfangs mit der Unſicherheit aller aͤlteren Beobachtungen gerecht— fertigt, gleichzeitig aber auch auf die Moͤglichkeit hinge— wieſen wurde, daß die wahrgenommenen Abweichungen Folge irgend einer unbekannten Stoͤrung ſein koͤnnten. Dieſe Vermuthung fand ſich durch die Vergleichung dieſer Tafeln mit dem Himmel beſtaͤtigt, die bald bedeutende, nach und nach auf zwei Minuten anſteigende Abweichungen wahrnehmen ließ. Die von Alexis Bouvard — Neffen des aͤlteren Aſtronomen — und Delaunay begonnenen neuen Bearbeitungen waren ebenſo erfolglos, als die im Jahre 1843 von der Goͤttinger Akademie zur Preisfrage aufgegebene neue Uranus-Theorie, auf die eine Beantwortung nicht einging. So war bis zum Jahre 1844 die wichtige und ſchwierige Aufgabe, Theorie und Beobachtung für den Aus ßerſten Planeten unſeres Sonnenſyſtems in Einlaut zu brins gen, ungelöft, und, da die gewöhnlichen Erſcheinungen und L 129 — Maturgeſetze dazu unzureichend erſchienen, ſo glaubte man zu neuen und willkuͤhrlichen Voraus ſetzungen feine Zuflucht n zu muͤſſen. Man verfuchte die fraglichen Anomalien erklaͤren durch den Widerſtand des Aethers, durch Stös rur en unbekannter Kometen, durch einen großen bis jetzt unſichtbar gebliebenen uranus-Satelliten, durch eine in zus nehmenden Enfernungen von der Sonne eintretende Vers aͤnderung des Gravitationsgeſetzes ꝛc., allein wurden die hrgenommenen Abweichungen mit den dafuͤr vermutheten chen verglichen, ſo zeigte ſich bald deren Unzureichenheit und damit die Rothwendigkeit, andere Erklaͤrungen aufſuchen zu muſſen. Dieſe Bemühungen führten zu der Anſicht, daß zahrſcheinlich ein annoch unbekannter, jenſeits des Uranus bewegender Planet die Bahn des letzteren ſtoͤre, eine ſicht, die mehr oder weniger beſtimmt während der drei⸗ Jahre in England, Frankreich und Deutſchland von uvard und Valz, Huſſey und Herſchel, Hanſen und f Beſſel ausgeſprochen, dadurch der Unterſuchung eine neue tung gegeben und darauf hingefuͤhrt wurde, die ge— wohnliche Aufgabe der phyſiſchen Aſtronomie — aus den gegebenen Elementen eines Planeten die Störungen eines andern bekannten Planeten zu beſtimmen — in die zu verwandeln — aus den beobachteten Stoͤrungen eines be— kannten Planeten die Elemente des ſtoͤrenden unbekannten Planeten herzuleiten, und ſomit deſſen Auffindung zu vers anlaſſen. Das große Intereſſe dieſer neuen und ſchwierigen Aufgabe veranlaßte Arago im Sommer 1845, den jungen, 5 viel verſprechenden franzöfifchen Mathematiker Le Ver⸗ er zu einer neuen Bearbeitung der Uranus-Theorie aufs zufordern, eine ſehr glückliche Wahl, da Le Verrier trotz feines noch jugendlichen Alters doch bereits durch feine klaſſiſchen Arbeiten über mehrere Gegenſtaͤnde der himmli⸗ ſchen Mechanik, namentlich über die Saͤcular-Aenderungen der Planetenbahnen, die Theorie des Merkur und elliptiſche Kometenbahnen,, ald Geometer und Rechner einen Ruf ers worben hatte, der ihn vorzugsweiſe zu einer Arbeit befaͤhigte, — 130 — die eine Vereinigung von analytiſcher Gewandtheit und nu⸗ meriſcher Unermuͤdlichkeit erforderte. Ein volles Jahr war Le Verrier mit dieſer Arbeit beſchaͤftigt, deren Ergebniſſe er zuerſt nur nach und nach der Pariſer Akademie der Wiſſenſchaften in den Sitzungen vom 10. Nov. 1845, 1. Juni, 31. Aug. und 5. Oct. 1846, dann in den von Schumacher herausgegebenen aſtronomi⸗ ſchen Rachrichten (Rov. 580, 81, 82,) und dann als voll⸗ endete Abhandlung in der Con. de temps pour 1849 uns ter dem Titel mittheilte „Recherches sur les mouve- ments de la Planete Herschel“ (253 Seit.) Le Verrier ſtellt ſich hier die Frage und Aufgabe: „laſſen ſich die Anomalien der Uranus-Bahn durch die Einwirkung eines aͤußeren Planeten erklaͤren, der ſich nahe in der Ekliptik und in einer doppelten Entfernung des Uranus von der Sonne bewegt: wo iſt dieſer Pla⸗ net am Himmel zu ſuchen, welches iſt ſeine Maſſe und Bahn?“ Wenn Le Verrier uͤber die Entfernung des Planeten von der Sonne und die Lage ſeiner Bahn zwei willkuͤhr⸗ liche Voraus ſetzungen macht, fo beruhen dieſe theils darauf, daß alle obern Planeten, Jupiter, Saturn und Uranus nur eine geringe Neigung gegen die Ekliptik haben, und dann auf der von Bode aufgeſtellten, zum Theil genaͤhert richtigen Vermuthung, daß die obern Planeten nahe in doppelter Entfernung von der Sonne auf einander folgen. Dieſe vermuthete Regelmaͤßigkeit in den Planeten-Abſtaͤnden iſt keineswegs Naturgeſetz, ſondern nur Empirie, die zwar bei einigen Planeten nahe zutrifft, allein weder durch Mers kur, noch die kleineren Planeten zwiſchen Mars und Ju— piter, noch durch den Planeten beſtaͤtigt wird, von dem hier die Rede iſt. N Die Behandlung und Aufloͤſung der vorerwaͤhnten Aufgabe erfordert folgende Entwicklungen: „Reue Beſtimmung der Uranus-Bahn mit allen Huͤlfsmitteln der heutigen praktiſchen und theoreti⸗ — dl = ſchen Aſtronomie und Verſuch, dadurch allen Uranus⸗ N Beobachtungen von 1790 — 1844 Genuͤge zu leiſten; 8 „Beweis, daß auch mit dieſen neuen Elementen * Fehler übrig bleiben, die den Beobachtungen nicht er aufgebürdet werden koͤnnen; „Beſtimmung der Elemente eines unbekannten ſtoͤ— renden Planeten durch dieſe Abweichungen und RNachweiſung, daß mittelft einer ſolchen Einwirkung alle Uranus» Beobachtungen vollkommen dargeſtellt werden.“ Von dieſen muͤhevollen Arbeiten, die hauptſaͤchlich in analytiſchen Formeln und Zahlenrechnungen beſtehen, koͤnnen hier nur einige Hauptergebniſſe mitgetheilt werden. Eine neue und ausgedehnte Entwickelung der Stoͤ— rungen des Uranus durch Jupiter und Saturn giebt Gleis Hungen, die eine halbe Minute von den zeither gebrauchten Mec. cél. abweichen und, vereinigt mit den vorzug— lichſten aͤltern und neuern Naalachtungen, neue Uranus⸗ Elemente gewaͤhren; allein da auch durch dieſe eine beftie— digende Uebereinſtimmnng von Theorie und Beobachtung nicht erhalten werden kann, ſo haͤlt ſich Le Verrier zu der Folgerung berechtigt: „daß die Darſtellung der Uranusbewegungen durch die alleinige Einwirkung der bekannten Planeten, nach Maß— gabe des Rewtonſchen Gravitationsgeſetzes eine Unmoͤg— lichkeit ſei und darum deren Erflärung in einem aͤußern unbekannten Planeten geſucht werden muͤſſe.“ Dies bildet den Uebergang zu der Aufſuchung und Beſtimmung der unbekannten Planetenbahn. Da die Stös gen des einen Planeten durch die Elemente des ſtoͤren— gegeben, und ſomit zwiſchen beiden Groͤßen ein durch analttiſche Ausdrucke beſtimmter Zuſammenhang Statt fins „ fo entwickelt Le Verrier dieſe Gleichungen, in denen die Elemente des geſuchten Planeten als unbekannte Groͤ— ßen vorkommen. Die Aufgabe wird dadurch noch ſchwie— riger und verwickelter, daß auch die Veränderungen bes — 152 — ſtimmt werden muͤſſen, die in der Uranusbahn durch den geſuchten Planeten eintreten und ſomit jene Gleichungen zwölf unbekannte Größen enthalten. Da die ſtrenge Eli⸗ mination einer ſolchen Menge von Unbekannten ſowohl an ſich, als beſonders im vorliegenden Falle, mit faſt unuͤber⸗ ſteiglichen Schwierigkeiten verbunden ift, fo wird die Auf- loͤung durch Näherung und Verſuche bewirkt, und daraus das wichtige Reſultat abgeleitet, daß der geſuchte Planet ſich am 1. Januar 1847 im Geſtirn des Waſſermanns in einer heliocentriſchen Länge von 3250 befunden habe. Als Le Verrier dieſe wichtige Entdeckung der Pariſer Akademie der Wiſſenſchaften am 1. Juni 1846 mittheilte, drückte er da⸗ bei die Hoffnung aus, daß, wenn die Auffindung des Uranus ganz zufaͤllig gelungen, gleiches wohl bei dem neuen Planeten mittelſt des genaͤhert angegebenen Orts zu er— warten ſei. Eine weitere Ausdehnung der Unterſuchung fuͤhrte zu folgenden Elementen des Planeten: 3180 47 4 . Epoche 1. Jan. 1847, 3260 322 heliocentrifche Länge, 2840 45 87 , . .Pterihel, 36. 1539 . . Hßhalbe große Are, 217, 7 lane 0, 107611 Erxcentricitaͤt, 1. Maſſe die der Sonne 13 9322 Mit diefer Maſſe und der Vorausſetzung, daß die Dichtigkeit des neuen Planeten der des Uranus gleichkomme, berechnete Le Verrier deſſen Durchmeſſer — 3“ 3. Durch Einführung dieſer Elemente in die Uranus⸗ Theorie verſchwinden alle fruͤheren Abweichungen, indem die neueren Beobachtungen von 1781—1845 in den Grenzen weniger Sekunden und 18 älterer Beobachtungen von 1712 — 1769 in den von 5“ dargeſtellt werden. Die Entdeckung war auf dem Papier gemacht und es kam nun darauf an, ſie am Himmel zu verwirklichen. — 133 — Die Le Verrierſche Arbeit, aus der hier nur ein mas gerer Auszug gegeben werden konnte, gewaͤhrt ein eigen— thümliches Intereſſe durch die in ihr enthaltene ſeltene Vers ng eines jugendlichen Muthes mit gereiftem Wiſſen; ein Wagniß war es, mit einem großen Aufwand von it und Kraft aus den nicht uͤber zwanzig Sekunden be— tragenden Abweichungen der Uranustheorie das Vorhanden— ſein eines unbekannten Hunderte von Millionen Meilen tfernten Himmelskoͤrpers mit Entſchiedenheit behaupten id deſſen Elemente aus beider Wechſelwirkung beſtimmen zu wollen. Das kuͤhn begonnene Unternehmen wurde mit einer Umfiht, Ausdauer und Folgerichtigkeit durchgeführt, die durch den Erfolg des Verfaſſers Zuverſicht vollkommen rechtfertigte. Denn als Le Verrier feine letzte Beſtimmung 5 vermutheten Planetenorts am 23. Sept. 1846 dem „Galle zu Berlin mittheilte und damit den Wunſch ſeiner Aufſuchung verband, ſo gelang dies noch in derſel— ben Racht, indem nahe am berechneten Orte ein Stern Ster Größe wahrgenommen wurde, der auf Bremickers aka demiſcher Sternkarte fehlte und ſich am naͤchſten Abend durch die ganz im Sinne der Le Verrier'ſchen Elemente Statt gefundene Bewegung als den geſuchten Planeten beurkundete. So war denn durch die vereinigte Bemühung des rechnenden und beobachtenden Aſtronomen die große Entdeckung gelungen und Le Verrier's geiſtige Divination durch Galle's ſternkundiges Auge verwirklicht worden. AJgn der erſten oͤffentlichen Mittheilung, die vom Dis tector der Berliner Sternwarte, Ende, über die dortige Auffindung des Planeten gemacht wurde, hieß es: „Wir erkannten am Planeten — im großen Fraunhofer— ſchen Fernrohr mit 320maliger Vergroͤßerung eine Scheibe, deren Durchmeſſer von mit 2“ 9, von Galle 2% 7 gemeſſen wurde: ich glaube der Durchmeſſer wird 25 oder etwas mehr, jedoch nicht 3“ betragen. Auch hierin hat ſich Le Verrier's Vermuthung, der 3“ 3 dafür annimmt, beſtaͤgt.. .. Es iſt dieſes die glaͤnzendſte XI. 10 unter allen Planeten-Entdeckungen, weil rein theoretifche Unterſuchungen Le Verrier's die Exiſtenz und den Ort des neuen Planeten haben vorausſagen laſſen.“ Vor Uebergang auf die weitere Beobachtung und Be— rechnung des neuen Planeten iſt feiner Benennung zu ers waͤhnen, wodurch anfangs eine Meinungsverſchiedenheit her— vorgerufen, jedoch bald durch ein Einverſtaͤndniß der be— ruͤhmteſten europaͤiſchen Aſtronomen beſeitigt wurde. In dem Brief Galle's an Le Verrier, der die Auffindung des Planeten anzeigte, war auf die Benennung Janus hingewieſen, dieſe jedoch von Letzterem mit der Bemerkung zuruͤckgewieſen worden, daß damit ohne irgend eine Begruͤndung der Schluß unſeres Sonnenſyſtems angedeutet werden wuͤrde; mit dieſer Aeußerung wurde die Bemerkung verbunden: „le Bureau des longitudes s'est prononcé pour Nep- tune; le signe un trident.“ Für dieſen Namen ers folgten fofort von Gauß, Ende, Herſchel, Struve beiſtim— mende Erklaͤrungen, während allerdings eine gewiſſe Schwanz kung der Meinungen eintrat, als kurz darauf bekannt wurde, daß Le Verrier ſein Recht der Benennung an Arago ab— getreten und dieſer den neuen Planeten unter Beiſtim— mung des Pariſer Inſtituts, nach dem theoretiſchen Ents decker „Le Verrier“ benannt habe. Dadurch entſtand na— mentlich in Deutſchland und Italien eine Verſchiedenheit der Bezeichnung, die jedoch nicht lange dauerte, da ruſſiſche, engliſche und amerikaniſche Aſtronomen entſchieden bei dem Namen Neptun beharrten; dem haben ſich nach und nach alle deutſche Sternwarten angeſchloſſen, und es kann dieſer Name nun um ſo mehr als feſtſtehend angeſehen werden, da in einer neueren franzöfifchen officiellen Bekanntmachung, dem Annuaire du Bureau des longitudes, die Elemente des neuen Planeten unter dem Namen Neptun angege- ben ſind. Bot die Beſeitigung dieſer formellen Meinungs ver⸗ ſchiedenheit keine Schwierigkeit dar, ſo hatte dagegen die nun zwiſchen franzoͤſiſchen und engliſchen Aſtronomen nicht Be ohne Empfindlichkeit verhandelte und noch nicht erledigte * eine groͤßere Wichtigkeit. Denn kaum war die Nachricht von Le Verrier's und s Entdeckung Anfang Oktober 1846 nach England gelangt, als von einigen der beruͤhmteſten dortigen Aſtro— nomen die Behauptung ausgeſprochen und veröffentlicht A daß ein junger Cambridger Mathematiker, Adams, noch früher als Le Verrier die Uranus-Theorie gleichartig 4 mit gleichem Erfolg bearbeitet, auch die Entdeckung und Beobachtung des neuen Geſtirns zuerſt dem Director der Cambridger Sternwarte, Challis, gelungen ſei. Daß dieſer Anſicht von franzöfifcher Seite entſchieden widerſprochen wurde, war zu erwarten, und der hier vorliegende Prioris taͤts⸗Anſpruch wurde zwiſchen den Herren Arago, Le Verrier, Herſchel, Challis, Airy und Adams ziemlich lebhaft ver— handelt. Die hierher gehoͤrigen Erklaͤrungen finden ſich in deutſchen, engliſchen und franzöfifchen Zeitſchriften zerſtreut, und kann hier in deren Einzelnheiten nicht eingegangen werden, ſo glaube ich doch diejenigen Thatſachen heraus— heben zu muͤſſen, die zu einer ſelbſtſtaͤndigen Beurtheilung der ſtreitigen Frage erforderlich ſind. Da die Art und Reihefolge der Arbeiten von Le Verrier bereits vorher an— gegeben wurde, ſo kann ſich jetzt auf die von Adams und auf deren Rebeneinanderſtellung beſchraͤnkt werden, um über die frühere Bearbeitung und Veroͤffentlichung der einen oder andern ein begruͤndetes Urtheil ausſprechen zu koͤnnen. Die hier eingreifenden Thatſachen, beruhend auf den Angaben der engliſchen Aſtronomen Airy, Herſchel, Challis und Adams ſind im weſentlichen folgende: 2 In einem von Adams geführten Journal wurde der Plan dieſer Arbeiten im Sommer 1841 dahin be— merkt: ubeſchloſſen die zeither unerklaͤrt gebliebenen Abweichungen in der Uranus-Theorie unter der Vor⸗ aus ſetzung zu erörtern, daß ſolche von einem aͤußern unbekannten Planeten herruͤhren, und an eine ges 10 * 2) 3 — 4) naherte Beſtimmung feiner Elemente deſſen Auffin⸗ dung zu ermoͤglichen. Dieſe Arbeit wurde im Jahr 1843 begonnen und deren Reſultate im Herbſt 1845 von Adams den Herren Challis und Airy mitgetheilt: die fuͤr den un— bekannten Planeten gefundenen Elemente, mittelft de= ren Einführung in die Uranus-Theorie alle Beobach⸗ tungen von 1712 —1840 vortrefflich dargeſtellt wur⸗ den, ſind folgende: mittlere Länge 6. Octbr. 1846. 3230 2, Länge des Perihelss .. . 299. 11, halbe große Arzze 23 2, Errenkricitdtdt t. 0. 120% Maſſ . 358 Fur (O = Elemente, die von den Le Verrier'ſchen nur wenig abweichen. Daß die Reſultate dieſer Arbeit nur in England den Herren Airy, Challis und Herſchel bekannt, zur oͤf— fentlichen Bekanntſchaft nicht kamen und daß gegen die Zuverlaͤſſigkeit des angezeigten Ortes eines unbes kannten Planeten ein gewiſſes Mißtrauen ſich dort inſofern ausſprach, daß der Director der Cambridger Sternwarte, Challis, trotzdem, daß er mit Adams an einem Orte lebte und die geeigneten Inſtrumente dazu befaß, doch die Aufſuchung des neuen Geſtirns erſt dann vornahm, als durch die im Juni 1846 bekannt ge— machten Le Verrier'ſchen Beſtimmungen, die von Adams eine Art von Beſtaͤtigung erhalten hatten. Daß Challis nach dieſen Beſtimmungen die Aufſu— ſuchung des neuen Planeten gegen Ende Juli 1846. begann und unter den zu dieſem Behuf beobachteten Hunderten von Sternen auch letzterer am 4. und 12. Auguſt mit einbegriffen war; allein dieſe Beobachtung war eine unbewußte, da durch die unterlaſſene Re— — 157 — duktion die Bewegung und ſomit der Planetismus des neuen Geſtirns nicht Fonftatirt worden war. Die vollſtaͤndige Arbeit von Adams wurde erſt im ember 1846 durch eine Abhandlung veroͤffentlicht, die 2 Nautical Almanac für das Jahr 1851 abgedruckt N d Werden die Thatſachen, die hier uͤber die Arbeiten von Adams und vorher ber die von Le Verrier mitgetheilt en, mit einander verglichen, ſo dürfte wohl kein Uns befangener zweifelhaft fein, ein Urtheil über die Priorität der beiderſeitigen Arbeiten dahin auszuſprechen: 1) daß das Verdienſt, die umgekehrte Stoͤrungsaufgabe, d. h. „aus den gegebenen Stoͤrungen eines bekannten Planeten die Elemente des unbekannten ſtoͤrenden zu finden“ auf dem Continent zuerſt bearbeitet, damit die Bahn eines die beobachteten Abweichungen in der Uranus ⸗Theorie bewirkenden aͤußeren Planeten be— ſtimmt und durch feine im Juni und Auguſt 1846 veröffentlichten Arbeiten, deſſen Entdeckung am Himmel veranlaßt und ermoͤglicht zu haben — daß dieſes Verdienſt einzig und allein dem franzoͤſiſchen Geome— ter Le Verrier gebührt, da bis dahin von einer gleich— artigen engliſchen Arbeit auf dem Continente bs das mindeſte bekannt war. 2) Daß aber das wiſſenſchaftliche Verdienſt, dieſelbe Auf— gabe ſelbſtſtaͤndig und noch etwas früher als Le Vers rier behandelt und uͤber die Bahn des unbekannten Planeten zu ahnlichen Reſultaten gelangt zu ſein, dem engliſchen Geometer Adams nicht abgeſprochen wer— den kann, da die von Challis, Airy und Herſchel vorliegenden desfallſigen Verſicherungen jeden Zweifel beſeitigen. Die an ſich überraſchende Erſcheinung, daß zwei entfernte einander ganz fremde junge Ma— thematifer die neue und eigenthümliche Aufgabe gleich— zeitig und gleichartig bearbeiteten, wird dadurch er— klaͤlich, daß die Idee einer ſolchen Arbeit bereits ur — 158 — vor längerer Zeit von mehreren berühmten Aſtrono⸗ men ausgeſprochen worden war. 3) Daß das Verdienſt, den unbekannten Planeten nach Le Verrier's Gleichung am 23. Septbr. 1846 ſofort am Himmel aufgefunden zu haben, einzig und allein dem Berliner Aſtronomen Galle gebuͤhrt, da Challis allerdings fruͤhere Beobachtungen vom 4. und 12. Auguſt bis dahin ganz unbekannt geblieben waren und erſt dann reducirt und als Planeten-Ort erkannt wurden, nachdem die Berliner Benachrichtigung ein— gegangen war. Wollte man ſolchen früheren unbe— wußten Beobachtungen ein Prioritaͤtsrecht zugeſtehen, fo müßten auch Flamſteed und Le Frangois-Lalande vermoͤge ihrer Beobachtungen von 1690 und 1795 als die erſten Entdecker des Uranus und Neptun gelten. Wenn von zwei beruͤhmten Aſtronomen, von Arago in Paris und Struve in Petersburg Über die vorliegende Streitfrage extreme und entgegengeſetzte Anſichten ausgeſpro— chen und von Erſterem dem engliſchen Mathematiker jede Theilnahme an der fraglichen Bearbeitung abgeſprochen, | von Letzterem dagegen dieſem das ganze Verdienſt der Ent— deckung zugeſprochen wurde, fo dürfte in obigen drei Säs tzen das relative Verdienſt dieſer beiden Rivale wohl ge— nügend ausgeglichen worden fein. Rühmend muß es anerkannt werden, daß Le Verrier die Reſultate ſeiner Arbeit von Monat zu Monat klar und beſtimmt veröffentlichte, während das Gegentheil in Eng— land geſchah, und ſonderbarer Weiſe, die bereits im Herbſt 1845 im weſentlichen vollendete Unterſuchung von Adams ſelbſt dann noch der Oeffentlichkeit entzogen wurde, als Le Verrier am 1. Juni 1846 der Parifer Akademie der Wiſ— ſenſchaften das Hauptreſultat ſeiner Rechnungen vorlegte. Der Nachtheil eines ſolchen Verfahrens iſt bald fühlbar ge— worden; denn waͤhrend offenbar Adams es war, der zu— erſt die Exiſtenz des neuen Planeten durch Rechnung nach— wies und Challis ihn zuerſt am Himmel beobachtete, ſo iſt doch der Ruhm der eigentlichen Entdeckung für England verloren gegangen und fuͤr Frankreich und Deutſchland allein gewonnen worden. Kaͤme übrigens eine vereinigte ifch = aftronomifche Befähigung in Frankreich ebenſo 5 wie dies oͤfters in England und Deutſchland der Fall ft, fo würde ſich wahrſcheinlich die Entdeckungsgeſchichte des Neptun weit einfacher geſtaltet haben. Denn hätten Maͤn— ner wie Gauß, Beſſel, Hanſen, Encke die Arbeit unternom— und die Gleichung für den Ort des unbekannten Pla- neten gefunden, ſo wuͤrde auch deſſen Aufſuchung und Ent— deckung am Himmel ſofort erfolgt und gelungen ſein, waͤh— rend im vorliegenden Falle Le Verrier erſt nach Deutſch— land ſchreiben mußte, um die Berliner Aſtronomen zur Auf— ſuchung zu veranlaſſen. War im Vorſtehenden zunäaͤchſt davon die Rede, was zur Vermuthung eines neuen Pla— neten veranlaßte und wie deſſen wirkliche Auffindung gelang, ſo iſt nun noch Einiges über ſeine Beobachtung und die Bearbeitung ſeiner Theorie nachzuholen. Die Nachricht der neuen Planeten-Entdeckung wurde von Berlin und Altona aus ſo ſchnell in der ganzen aſtro— nomiſchen Welt verbreitet, daß derſelbe bereits von Anfang Oktbr. 1846 an auf allen europaͤiſchen Sternwarten und von der Mitte des Monats an auch in den Vereinigten Staaten von Amerika gut und fleißig beobachtet wurde. Mit wenig Ausnahmen — Holland, Portugal und Spas nien — haben alle anderen europaͤiſchen Sternwarten zur erſten Feſtſtellung der Neptunstheorie fleißig beigetragen, und bei der jetzt uͤber den ganzen Weltkreis verbreiteten wiſſenſchaftlichen Bildung werden wir bald aus allen Welt: theilen Beitraͤge zu erwarten haben. Jetzt kam es darauf an, aus den Beobachtungen die wirkliche Bahn des Neptun zu beſtimmen und zu ſehen, wie weit dieſe von derjenigen abweicht, die von Le Verrier und Adams theoretiſch beſtimmt worden war. Da vermoͤge der ſehr langſamen Bewegung des neuen Planeten — taͤglich nur 2“ 5 — alle neueren Beobach⸗ 140 = tungen einen Bogen von wenigen Graden umfaſſen, was zur ſicheren Beſtimmung der ganzen Bahn nicht ausreicht, ſo war die Unterſuchung von Wichtigkeit, ob nicht in aͤl— teren Beobachtungsjournalen ebenſo wie fuͤr Uranus auch Reptuns-Orte vorkommen. Zwei Aſtronomen, ein deut— ſcher und ein amerikaniſcher, Peterſen in Altona und Wal— ker in Waſhington, unternahmen ziemlich gleichzeitig und mit gleichem Erfolg dieſe muͤhevolle Eroͤrterung. Weil Neptun nur als ein Stern 9.—10. Gr. erſcheint, alſo nur in guten Fernroͤhren ſichtbar iſt, ſo konnte deſſen Vor— kommen auch nur in zwei aſtronomiſchen Tagebuͤchern ver— muthet werden; entweder in dem von Le Frangois-Lalande aus dem letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts oder in Beſſel's den 30er Jahren angehoͤrenden Zonen, die beide einige vierzig Tauſend Sterne enthalten. Letztere reichten leider nicht bis zum ſuͤdlichen Stand des Planeten, waͤh— rend dagegen von Lalande am 8. und 10. Maͤrz 1795 ein Stern beobachtet wurde, der jetzt am Himmel fehlt, und der bei einer vom Pariſer Aſtronomen Mauvais nach den Originalbeobachtungen vorgenommenen ſcharfen Reduktion mit der Bewegung und dem Ort des Neptun vollkommen uͤbereinſtimmt. Ein anderer fuͤr die genaue Ermittelung der Reptunselemente guͤnſtiger Umſtand war die baldige Ent- deckung eines Trabanten, wodurch die Reptunsmaſſe mit einer Genauigkeit gegeben wurde, die außerdem erſt aus mehrjaͤhrigen Uranusſtoͤrungen herzuleiten geweſen ſein wuͤrde. Zuerſt wurde dieſer Begleiter des neuen Planeten von Laſſel in Liverpool wahrgenommen und dann von Challis in Cambridge, Otto Struve in Petersburg und Bond in den Vereinigten Staaten ſo vollſtaͤndig beobachtet, daß ſowohl deſſen Bahn, als die mit deſſen Umlaufszeit in Verbin— dung ſtehende Maſſe des Hauptplaneten daraus hergeleitet werden konnte. Zwei Aſtronomen, Struve jun. in Petersburg und Peirce in Waſhington beſchaͤftigten ſich mit dieſer Be— ſtimmung und fanden ziemlich uͤbereinſtimmend fuͤr die Um— laufszeit des Trabanten 57. 21°, während für die Maſſe = u des Neptun unter Benutzung verſchiedener Meſſungen von Erſterem Tod / von Letzterem T8189 gefunden wurde; beides bedeutend kleiner, als Le Vertier's und Adams theo— retiſche Beſtimmungen dieſes Element gaben. Veo Laſſel wurde ein Ring, von Bond ein zweiter Trabant des Neptun angefündigt, bis jetzt jedoch durch andere Beobachtungen nicht beſtaͤtigt. um die Bearbeitung der Reptuns⸗Theorie aus den Beobachtungen machten ſich rzugsweiſe der Engländer Adams und die beiden ameri— kaniſchen Aſtronomen Walker und Peirce zu Waſhington und Cambridge verdient, und ich werde die Reſultate der letzteren nachher mittheilen, da ſie unſtreitig das Vorzuͤg— lichſte find, was bis zum Jahre 1848 über die Neptunds bahn veroͤffentlicht worden iſt. Die erſte Kreisbahn wurde vom Entdecker Dr. Galle aus den Berliner Beobachtungen des September und Ok— tober berechnet und damit ſehr genaͤherte Elemente erhalten, trotzdem, daß die Rechnung nur auf - heliocentriſchen Bogen von 9 und fomit nur auf 270d der ganzen Bahn beruhte. Peirce berechnete die vollſtaͤndigen Stoͤrungen des Neptun durch Jupiter, Saturn und Uranus, während Wal— ker mit dieſen Störungen aus den beiden älteren Lalande— ſchen und 687 Beobachtungen, die waͤhrend der Jahre 1846 und 47 in Europa und Amerika gemacht worden waren, folgende Elemente des Planeten herleitete: Epoche 1. Jan. 1847 MgGreenwich 3280 34, 5% % 48. 2. 29 Aufſteigender Knoten . 130. 4. 35 %%% 1. 46. 59. 5 Excentricita te.. .. 0. 00. 857741 Mittlere tägliche Bewegung 99 21“¾ 55448 Tropiſche Umlaufs zeit 164. 6181 Jahre Halbe große Are . . . ; 30, 14512. Werden dieſe Elemente mit denjenigen verglichen, die Le Verrier und Adams aus der Uranus-Theorie abgeleitet hatten, ſo zeigt ſich allerdings zwiſchen beiden eine bedeu— — 1 — tende Verſchiedenheit, namentlich weichen Perihel, Excentri⸗ eität, mittlere Bewegung, Maſſe und halbe große Axe fo von einander ab, daß allerdings die Uranus-Theorie einer abermaligen Umarbeitung bedarf. Auch rufte die Groͤße dieſer Abweichungen in Amerika und mehr noch in Paris ſelbſt heftige Angriffe gegen Le Verrier und deſſen Rech—⸗ nungen hervor: eine Erſcheinung, die von minder Unterrich— teten nicht verwundern darf, da allerdings in der Sache ſelbſt eine eigenthuͤmliche Verwickelung liegt, zu deren Loͤ— ſung und Aufklaͤrung neue und ſchwierige Arbeiten erfor— derlich ſein werden. Ueberraſchen mußte es aber, daß ſelbſt ein Mitglied der Pariſer Akademie der Wiſſenſchaften, der bekannte Phyſiker Babinet, im Auguſt vorigen Jahres der Akademie eine Abhandlung vorlegte und in dieſer mit Be— ſtimmtheit behauptete: „daß Le Verrier's Planet und der von Galle wirklich am Himmel aufgefundene nicht mit einander identiſch waͤren, vielmehr das Vorhandenſein eines noch unbe— kannten transneptuniſchen Planeten angenommen werden müßte, um durch dieſen und den Neptun diejenigen Wir⸗ kungen hervorzubringen, die Le Verrier für feinen ideas len Planeten berechnet habe.“ Dieſer neue Planet, dem Babinet eine 48fache Ent— fernung der Erde von der Sonne, eine doppelte Umlaufös zeit des Reptun und gleiche Groͤße mit Uranus gab, ſollte Hyperion heißen und in den Sternbildern des Waſſermanns und Steinbocks von den Aſtronomen aufgeſucht werden. Mit Beſtimmtheit wurde dieſen gewagten und unbe— gründeten Behauptungen von den franzoͤſiſchen Akademikern Biot, Cauchy, Faye, ebenſo wie von dem deutſchen Mas | thematiker Jacobi widerſprochen und von Le Verrier in mehreren Sitzungen der Pariſer Akademie nachgewieſen, daß jeder Zweifel an der Identitaͤt beider Planeten durch— aus unſtatthaft ſei, da Reptun nahe an der von ihm be— zeichneten Stelle und nur durch dieſe Bezeichnung aufge— funden wurde, und die Abweichungen beider Bahnen ganz — 143 — innerhalb der Grenzen liegen, die von ihm ſelbſt unter Bes rückſichtigung möglicher Beobachtungsfehler angegeben wors den waren. Babinet ſcheint dem Streit keine Folge gege— ben zu haben, indem Le Verrier's Auseinanderſetzung uns erwidert blieb und in den neueren Pariſer akademiſchen Schriften des Gegenſtands nicht weiter erwaͤhnt wurde. Welches Reſultat uͤbrigens aus dem heutigen Zuſtand der Theorien von Uranus und Neptun und ihrer gegenfeis tigen Abhaͤngigkeit hervorgehen wird, laͤßt ſich noch nicht mit Beſtimmtheit uͤberſehen; denn bin ich ganz damit ein— verſtanden, daß der von Galle am Himmel aufgefundene Planet der von Le Verrier berechnete iſt, ſo iſt doch andrer— ſeits ebenſo wenig zu verkennen, daß die wirklichen Rep— tunselemente ganz andere Störungen des Uranus geben, als diejenigen waren, von denen Le Verrier bei ſeinen Un— terſuchungen ausging. Daß Le Verrier, Adams, Herſchel, vielleicht auch der Amerikaner Walker mit einer neuen Er— oͤrterung dieſes Gegenſtands beſchaͤftigt find, iſt aus oͤffent— lichen Blättern bekannt, und eine befriedigende Loͤſung der t darinnen noch vorwaltenden Schwierigkeiten und ſchein— ren Widerfprüche wahrſcheinlich in der Kürze zu erwarten. Am Schluß dieſer Mittheilung glaube ich noch des beachtenswerthen Umſtandes erwähnen zu muͤſſen, daß die lemente des Neptun die merkwuͤrdige Verſchiedenheit ber ſtaͤtigen, die zwiſchen den oberen und unteren Planeten oder richtiger zwiſchen den durch die kleine Planetenwelt getrennten Statt findet, ohne daß ein Raturgeſetz, oder irgend ein beſtimmter Grund dafuͤr anzugeben waͤre. Durch die neun kleinen Planeten, die ſich in vielfach verſchlungenen Bahnen zwiſchen Mars und Jupiter bewe— gen und ein eigenthuͤmliches Syſtem bilden, wird die übrige Planetenwelt in zwei der Zahl nach gleiche Hälften abge- getheilt, von denen Merkur, Venus, Erde und Mars zur füdlichen, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun zur nörde lichen gehdren. Die Benennung wird gerechtfertigt durch das BVerhältniß ihres Antheils an Sonnenlicht und Wärme, — 144 — was durch Zehn für die erſteren und durch 2) für die letzteren ausgedrückt wird. Richt minder weſentlich weichen aber auch die ſuͤd— lichen und noͤrdlichen Planeten in der Beziehung von ein— ander ab: „daß das Volumen der vier ſüdlichen nur das Dop— pelte der Erde betraͤgt, waͤhrend die vier noͤrdlichen die— ſes Volumen 2340 mal in, ſich faſſen;“ „daß die mittlere Dichtigkeit von Erde, Venus, Mars den Halb-Metallen (5—6fache des Waſſers), die des Merkur beinahe dem Golde (16—17fachen) gleichkommt, waͤhrend die der vier noͤrdlichen Geſtirne nur die des Waſſers erreicht,“ und „daß mit Ausnahme der Erde die ſuͤdlichen Planeten keine, alle noͤrdlichen Planeten aber einen und mehrere Satelliten haben.“ Auch gehört es zu den Gegenſaͤtzen in unſerem Son— nenſyſtem — abgeſehen von der eigenthuͤmlichen Geſtaltung der kleinen Planetenwelt — daß der ſuͤdlichſte Planet, Merkur, die ſtaͤrkſte, der noͤrdlichſte, Reptun, die geringſte Excentricitaͤt und Reigung hat. Was die Urſache dieſer verſchiedenartigen Erſcheinun— gen iſt, das vermochte der menſchliche Scharfſinn noch nicht zu ergründen, allein gewiß herrſcht dabei nicht blinder Zufall, ſondern irgend ein gewaltiges Naturgeſetz vor, deſſen Erforſchung unſeren Nachkommen gelingen wird. ————_ XIX. Abriß der Geſchichte der Naturwiſſenſchaften, N. vorgetragen vom Geheimen Rathe Edler von Braun, in der Monatsſitzung der naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes am 7. November 1848. Meine hochgeehrten Herren! Eein Mitglied der naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes, welches, wie ich in dieſem Falle mich befinde, dem Kundigen unter Ihnen nicht durch Mittheilungen aus dem Schatze eigener Beobachtungen uͤber die Ratur uͤber— haupt oder über die wiſſenswertheſten Dinge in einem ein» zelnen beſonderen Fache der Naturkunde nuͤtzlich zu werden darf vielleicht dann am erſten hoffen, eine Stunde Ihrer Abendunterhaltungen zu Ihrer Freude und zu eige— nem Genügen aus zufuͤllen, wenn der Gegenſtand und Stand— punkt ſeiner Betrachtung ein geſchichtlicher iſt, verwebt mit dem Rückblicke auf die großen Epochen und mannichfachen Wechſelfälle der Entwickelung des Menſchengeſchlechtes bis zu der gegenwärtigen Höhe feiner geiſtigen Ausbildung, an | welchen denn wohl auch das Forſchen in der Natur und die daraus entſtandene Naturkunde und Naturwiſſenſchaft activ und paſſiv ihren gebuͤhrenden Antheil gehabt und er— fahren haben. ) Crlauben Sie mir demnach Erinnerungen an das hohe Alterthum Ihres Lieblingsfaches in Ihnen zu wecken, mit einem kurzen Umriſſe der Geſchichte der Natur- wiſſenſchaften Sie zu unterhalten. Als Leitfaden be— nutze ich das Werk eines Englaͤnders, William Whewell, Vorſteher in dem Trinitatis-Collegium zu Cambridge, wel⸗ — 96 — ches unter dem Titel: „Geſchichte der inductiven Wiſſen⸗ ſchaften von der fruͤheſten bis zu unſerer Zeit“ eine volls ſtaͤndige Geſchichte der hauptſaͤchlichſten Raturwiſſenſchaften giebt, nach der 1840 von dem ruͤhmlich bekannten Director der Sternwarte in Wien, J. J. v. Littrow, beſorgten (auch mit ſchaͤtzbaren Anmerkungen verſehenen) deutſchen Ueber— ſetzung. Für diejenigen unter Ihnen, welche dieſes ſchaͤtz— bare Werk noch nicht aus eigenem Studium kennen, ſei mit wenigen Worten deſſen Hauptrichtung und Eintheilung angegeben: den gewählten Titel: „Geſchichte der inductiven Wiſ— ſenſchaften“ erläutert der Verfaſſer ſelbſt in der Einleis tung dadurch, daß er Induction, d. i. das Verfah⸗ ren, in welchem man von einzelnen Beobachtungen und Thatſachen zu allgemeinen jene Beobachtungen umfaſſen— den Wahrheiten ſich erhebt, den Proceß nennt, durch den eine Wiſſenſchaft über die Natur allein gebildet wird, zugleich aber fein jetziges Werk als den Vorlaͤu— fer eines kuͤnftigen „uͤber die Philoſophie der inductiven Wiſſenſchaften“ ankuͤndigt, in welchem die Pruͤfung der Wege, auf welchen die Wiſſenſchaft zu ihrem heutigen intellectuellen Zuſtand gefuͤhrt worden, und die Anzeige von den beſten Methoden, um den Vorrath von RNatur— kenntniſſen noch zu vergroͤßern und ihn wohl geſichert unſern Enkeln zu uͤberliefern, folgen ſoll. Wie der Verfaſſer ſelbſt ſagt, ſind es alſo die Wiſſenſchaften, welche gewoͤhnlich die phyſiſchen oder auch die Na» turwiſſenſchaften genannt werden, deren Entſtehung, Fortſchreiten, periodiſcher Stillſtand und neueſte Bluͤthe in dieſer Schrift behandelt wird. Dieß geſchieht in 3 Theilen, in welchen denn die merkwuͤrdigſten Zweige der menſchlichen Erkenntniß über die Natur von ihrem erſten Keime, von den ſpitzfindigen aber zum Theil unfrucht⸗ | baren Speculationen der alten griechiſchen Philoſophie, bis zu den umfaſſenden Syſtemen von bewieſenen alls gemeinen Wahrheiten, welche die Wiſſenſchaft der Afteoe — 147 — nomie, der Mechanik und der Chemie in unſern Tagen bilden, dergeſtalt verfolgt find, daß der Gefchichtöfchreis ber zeigt, wie jeder von jenen großen Schritten gemacht worden iſt, durch welche die Wiſſenſchaft eine Geſtalt gewonnen hat, und zu welcher Zeit und durch welchen Mann jede von den großen Wahrheiten erhalten worden iſt, deren Sammlung jetzt einen ſo koͤſtlichen Schatz bildet. Der 1. Theil beginnt mit der Geſchichte der griechiſchen Schulphiloſophie in Beziehung auf Phyſik, ſchildert dann den Zuſtand der Mechanik, Hydroſtatik, Optik, Aſtronomie bei den alten Griechen, und giebt hierauf ein Bild des Ruͤckgangs und Stillſtandes der Raturwiſſenfchaften im Mittelalter, mit Berührung der myſtiſchen Arithmetik, Aſtrologie, Alchemie, Magie, end— lich die Geſchichte der Aſtronomie unter Copernicus und Kepler. — Der 2. Theil beſchaͤftigt ſich mit der Ges ſchichte der mechaniſchen Geſetze in den Epochen Aplileis, Newtons, Eulers, mit den neuen Entdeckungen der Aftros nomen, giebt dann die Geſchichte der Akuſtik, Optik, der Wärmelehre und Meteorologie bis mit Einſchluß der Entdeckungen uͤber die Kraft des Dampfes. Im 3. Theile folgt nun die Geſchichte der neuerlich mehr ausgebildeten Zweige der Naturkunde, der Electricitaͤt, Chemie, Mineralogie, Botanik, Zoologie, Phyſiologie, vergleichenden Anatomie, Geologie. — a um Ihnen in dieſer Stunde, meine hochgeehrteſten Herren, in gedraͤngter Kuͤrze einen Umriß der Geſchichte der Raturwiſſenſchaften zu geben, werde ich verſuchen, aus dem reichen Material, welches das eben geſchilderte Werk enthält, und aus einigen andern mir zu Gebote geftande- nen Quellen die bemerkenswertheſten Thatſachen und Erz unter die 3 Hauptrubriken zuſammenzuſtellen: I. Notizen über die früheften Verſuche im Fache der Naturkunde in der alten Welt. II. Geſchichte der Naturwiſſenſchaften im Mittelalter. — 148 — III. Fortſchritte der Raturwiſſenſchaften in den neueren Jahrhunderten. T, Notizen über die Naturkunde in der alten Welt. 1) Der fruͤheſte Verſuch, uͤber die Erſcheinungen der Natur zu philoſophiren, die Begriffe von Urſache und Wirs kung, von Allgemeinem und Beſonderem auf die ſichtbaren Dinge anzuwenden, wird den griechiſchen Weltweiſen zugeſchrieben. Es iſt kein deutliches Zeugniß vorhanden, daß die afrifanifchen oder aſiatiſchen Voͤlkerſchaften, mit Ausnahme vielleicht der einzigen Indier und Chineſen, vor den Griechen darauf verfielen, eine ſcharfe Grenze zwiſchen fabelhaften Legenden und Schluͤſſen des gruͤbelnden Ver- ſtandes zu ziehen, durch Zuſammenſtellung mehrerer Er— ſcheinungen derſelben Art ſich zu der natuͤrlichen Urſache derſelben zu erheben. Die Philoſophie der Phyſik hat da— her ihren eigenthuͤmlichen und unabhaͤngigen Urſprung in dem thaͤtigen und ſcharfſinnigen Geiſte der Griechen, und die joniſche Schule war es, die zuerſt hierin ſich auszeichnete. 8 2) Die Abſicht der kuͤhnen Verſuche jener Zeit war es, den Urſprung und die Elemente des Univerſums zu erforſchen. Rach Thales war dieß das Waſſer, nach Anaximenes die Luft, nach Heraclit das Feuer. — Ein intereſſanter Verſuch, Gegenſtaͤnde der Natur zu unterſuchen, findet ſich in Herodots Betrachtung uͤber die Urſachen der jährlichen Ueberſchwemmung des Nils, die er weder vom Schmelzen des Schnees, noch vom Regen, ſondern von den Nil vorzugsweiſe treffenden Ungleichheiten des Anziehens der Waſſer von der Sonne im hinteren Lybien, je ro dem es Winter oder Sommer ift, ableitet. | 3) Der bedeutendſte Schriftſteller des griechischen Al⸗ terthums im Fache der Naturwiſſenſchaften iſt Ariſtoteles 4 der Stagyrite; feine vorzüglichften hierher gehörigen Schri . ⁵⅛˙—ũqé-ſ . . ten Find a) „acht Bücher phyſiſcher Lectionen;“ b) „vier - 90 — Bücher von dem Himmel;“ c) „zwei Buͤcher von der Production und Deſtruction;“ d) „eine Meteorologie“, voll von Erklaͤrungen natürlicher Erſcheinungen; e) „Mechaniſche Probleme;“ f) „Abhandlungen über verſchiedene Gegen⸗ ſtaͤnde der Raturgeſchichte, über die Thiere, Pflanzen, Far⸗ ben, Schall u. ſ. f.,“ reich an außerordentlicher Menge von Thatſachen und an Beweiſen einer wahrhaft bewunderns⸗— würdigen ſyſtematiſchen Geiſteskraft. Von dieſem letztge⸗ nannten Werke urtheilt der beruͤhmte Buffon ungemein günſtig, wie menn es noch in neuerer Zeit als das beſte Werk über Zoologie in ſeiner Art anzuſehen waͤre, waͤh— rend Whewell dem Stagyriten zwar das Verdienſt laͤßt, an der Spitze derjenigen Naturforfcher zu ſtehen, denen wir die erſten Anſichten von der Rothwendigkeit eines zoologi⸗ ſchen Syſtems verdanken, es aber mehr fuͤr eine Fiction erklärt, daß ſich in des Ariſtoteles Schrift ſelbſt eine Claſſi⸗ fication von ſtreng wiſſenſchaftlichem Character finde. Als eine Eigenthuͤmlichkeit der Zoologie des Stagyriten heben beide Critiker hervor, daß derſelbe den Menſchen als Typus voranſtellt, nicht ſowohl weil er das vollkommendſte, als vielmehr, weil er das bekannteſte Geſchoͤpf im Thierreich iſt, und daß er die Thiere nach den Verhaͤltniſſen, in welchen alle Theile ihres Korpers mit den Theilen des menſchlichen Körpers ſtehen, überhaupt auch nach Analogieen und Vers gleichungen unter ſich, ſchildert. D Als die weſentlich von den Beſtrebungen der neuern Seit unterſcheidende fehlerhafte Richtung und Methode des Ariſtoteles und aller übrigen griechiſchen Naturforſcher bes ichnet Whewell die Verbal⸗Methode, indem dieſelben namlich, ſobald fie ein abſtractes allgemeines Wort (J. B. wer und leicht, Kraft und Wirkung, Gewalt der Bewegung en) und wirkliche Operation derfelben (eye g vel) in ihre hiloſophie aufgenommen hatten, ſie nun eben dieſes Wort mit dem innern Lichte ihres Geiſtes nach allen Seiten zu beleuchten und zu durchgrübeln ſuchten, ohne ſich weiter 8 Sache zu bekuͤmmern, die in der äußeren Sinnenwelt . 11 g * jenem Worte entſprechen ſollte; ſie nahmen an, daß die wahre Philoſophie aus den innern Relationen der Woͤrter hervorgehen muͤſſe, die in der Sprache des gemeinen Lebens gebraucht werden, ſie liebten mit Gegenſaͤtzen ſich zu be— ſchaͤftigen, und festen dabei voraus, daß Adjective oder Subſtantive, die im gewoͤhnlichen Leben, oder auch in der abſtrakten Sprache der Schule, einander engegengeſetzt ſind, auch immer zu einer Grundantitheſe in der Natur fuͤhren muͤſſen, daher man dieſelben mit großer Sorgfalt zu unter— ſuchen habe. Sie vernachlaͤſſigten die Thatſachen und, obſchon ſie Sammlungen von Thatſachen und Ideen im Ueberfluſſe beſaßen, ſo waren doch dieſe Ideen weder beſtimmt, noch jenen Thatſachen angemeſſen. Rach Whewell ſind daher auch die Errungenſchaften dieſer aͤlteſten Periode fuͤr die Wiſſenſchaft nur unbedeutend zu nennen. | Die Aſtronomie allein machte während der Dauer diefer | Schulen der griechiſchen Philoſophie nicht unbedeutende Fortſchritte, was ſie vielleicht dem hohen Anſehn verdankte, mit welchem Plato die Vorzuͤglichkeit und Allgemeinheit der mathematiſchen Methode angeprieſen hatte, ſo wie auch der Lehre von der Harmonie, die wahrſcheinlich die Liebe der Pythagoraͤer zu den Zahlen erzeugte, deren Eigenſchaften ein vorzüglicher Gegenſtand der Beſchaͤftigung ihrer Schu— len wurde. 5) Der thaͤtige und wißbegierige Geiſt der Griechen führte fie ſehr früh zu dem Verſuche, ihre Kenntniſſe der Pflanzen in Sammlungen und in eine Art Syſtem zu bringen. Leider iſt des Ariſtoteles Werk über die Pflanzen verloren gegangen. Sein Freund, Schuͤler und Rachfolger, Theophraſt von Ereſos, iſt der erſte große botaniſche Schriftſteller, deſſen Werk wir noch beſitzen, doch haben die Anordnungen und Vergleichungen, die Theophraſt und ſeine Nachfolger fuͤr das Pflanzenreich aufgeſtellt haben, nicht die leiſeſte Spur in der neueren Geſtalt dieſer Wiſeſchaſt zuruckgelaſſen. Sie beziehen ſich zum Theil auf den land⸗ wirthſchaftlichen, zum Theil auf den ärztlichen Gebrauch 5 1 = u > der Pflanzen und jind in ihren Beſchreibungen ſehr uns vollkommen. 6) Die Bibliothek, welche die Könige von Pergamus aufgeſtellt hatten, und das von den Ptolemaͤern in Aegypten zu Alexandrien gegruͤndete Muſeum hat mehr den commen— tatoriſchen Geiſt der nachfolgenden Jahrhunderte genaͤhrt, als irgend eine wahre Erkenntniß der Natur gefördert, ) Die Römer waren für dieſen, wie für jeden andern Gegenſtand, mehr praktiſch als ſpeculativ. Ihr berühmteſter, faſt einziger Naturforfcher iſt der ältere Pli— nius, der ſich insbeſondere die Kenntniß der Pflanzen zum Gegenſtande ſeiner Unterſuchungen auserſehen hatte, vielleicht auch vorzugsweiſe aus andern Buͤchern, nicht von der Natur ſelbſt ſchoͤpfend. Von den 37 Büchern feiner Nas turgeſchichte find 16 (von XII. bis mit XXVII.) den Pflanzen gewidmet. Dabei nimmt der Verfaſſer freilich ohne Unterſchied Wahrheit und Irrthum, nuͤtzliche Kennt— niſſe und abgeſchmackte Gedanken und Erzaͤhlungen in ſeinen ag auf, den, wie die meiſten roͤmiſchen Schriftſteller, ein ſtolzer deelamatoriſcher Styl auszeichnet. 98) Inſofern auch die Statik, die Lehre von der Bewegung und dem Gleichgewichte, und die Mechanik in das Bereich der Raturwiſſenſchaften zu ziehen find, laͤßt ſich aus jener aͤlteſten Periode nur des unſterblichen Archi- medes Erwaͤhnung thun, welcher auf eine befriedigende Weiſe die Lehre von dem Hebel feſtgeſetzt und einige wich— tige Eigenſchaften des Schwerpunktes, ingleichen das Grund etz der Hydroſtatik beſtimmt hat. Allein ſeine Eroͤr— ngen in dem neuen Reiche der Wiſſenſchaften find nicht lten worden; dunkle Nacht lag uͤber dieſen Faͤchern ur erſten Ausbreitung der Copernicaniſchen Entdeckung, faft zwei Jahrtauſende. ueber den Zuſtand der Naturwiſſenſchaften im Mittelalter. f 1) Abgeſehen von den großen geſchichtlichen Ereig— niſſen und den einflußreichen Wendepuncten in der Ents 11 * — 12 — wicklung des Menſchengeſchlechtes, welche im Mittelalter bald Hinderniſſe, bald beziehungsweiſe Foͤrderungs mittel des allgemeinen Zuſtandes der Cultur wurden, als da ſind die Zerrüttung und der Fall des roͤmiſchen Reiches, die Voͤlker⸗ wanderung, die Kreuzzuͤge, das Kloſterweſen und die Hie⸗ rarchie, worüber hier mehr als dieſe ganz allgemeine Uns deutung ihres uͤberwaͤltigenden Einfluſſes einzuſchalten nicht am Platze wäre, find es vornaͤmlich vier characteri⸗ ſtiſche Zuͤge des Mittelalters, die Whewell als Urs | ſachen anſieht, weshalb diefe finſtern Jahrhunderte in Bes | ziehung auf die Erkenntniß der Natur nur als eine große Stillſtands periode bezeichnet werden koͤnnen: es find dieß a) die Dunkelheit und Unbeſtimmtheit der Ideen und Begriffe des Mittelalters; | b) die Servilität des Geiſtes und daraus entfprungene Sucht zu commentiren ; | c) der Hang zur Intoleranz und der ſtrenge Dogmaz | tismus dieſer Zeit; d) die eigene Art von enthuſiaſtiſcher Stimmung, welche alle geiſtigen Operationen gewiſſen verdrehten und illu⸗ ſoriſchen Ideen unterzuordnen ſtrebte, und der vor- herrſchende Myſticismus des Mittelalters. I Sobald die Zeitgenoffen nur die Worte der Wiſſen-⸗ ſchaft gedankenlos wiederholten, ohne klare Begriffe damit zu verbinden; als die geiſtige Auffaſſung dieſer Worte uns h beftimmt und duͤſter wurde; als man der wiſſenſchaftlichen Lehre nur als einer fremden Tradition, nicht aus e ueberzeugung, beiſtimmte, ihr nur glaubte, ſtatt fie ſelbſt zu prüfen; als man endlich das ganze Syſtem der Wiſſen⸗ ſchaft nur als eine Sammlung von Meinungen betrachtete, — dann konnte es nicht anders kommen, als daß, unter ſolchen blinden Rachbetern, das Licht der Wahrheit, ni im claſſiſchen Alterthume auch in einzelne Theile der Era kenntniß über die Natur gefallen war, wieder ganz erlosch und verloren ging. 2) Schon unter den Nachfolgern und Anhaͤngern des — 133 — Ariſtoteles zeigte ſich jener verderbliche erſte Characterzug, indem ſie es nie verſuchten, ſelbſtſtaͤndig deutlichere Begriffe in ihre Discuſſionen einzuführen, und da fie ſich nie auf irgend eine feſte Weiſe auf Thatſachen bezogen, ſo konnte auch die Unbeſtimmtheit ihrer Begriffe durch keine Beob⸗ achtung widerlegt oder verbeſſert werden. — So konnte nur der Mangel an Feſthalten des richtigen Begriffs von dem, was wir Ziehen nennen, und die Verwirrung aller mechaniſchen Wirkungen, die Fabel von dem Echineis oder Remoral (Schiffhalter) aufbringen helfen, einem kleinen Seefiſch, der das groͤßte Schiff, an dem er ſich anſaugt, in feinem Laufe zuruͤckhalten fol. — Rur ſo iſt es erflärs ich, wie ſo ſeltſame Meinungen uͤber die Antipoden im ittelalter verbreitet werden konnten, deren Moͤglichkeit „ B. Lactantius, im 4. Jahrhunderte nach Chriſtum, feines ſchoͤnen Vortrags wegen der chriſtliche Cicero genannt, in feinem vorzüglichſten Werke: „Divinae institutiones““ Lib. III. 23. unter folgenden, uns jetzt ganz laͤcherlich vorkommenden, Aeußerungen beſtreitet: „Iſt es moͤglich, ſagt er, daß Menſchen fo albern fein Henne, zu glauben, daß auf der andern Seite der Erde das Getreide und die Bäume mit ihrer Spitze abwärts haͤngen, und daß dort die Menſchen ihre Füße höher als ihre Koͤpfe haben ſollten? Wenn man dieſe Philoſophen fragt, wie ſie ſolche Ungereimtheiten beweiſen, wie ſie ſich erklaͤren wollen, warum dort nicht alle Dinge von der Erde wegfallen, ſo antworten ſie, daß die Natur aller Dinge fo eingerichtet iſt, daß die ſchweren Körper * egen den Mittelpunkt der Erde ſtreben, gleich den Speichen eines Rades, während die leichten Körper, Wolken, Rauch, Feuer, überall von dem Mittelpunkte weg gegen den Himmel gehen. Ich bin wahrhaftig in Verlegenheit, wie man ſolche Leute nennen ſoll, die, wenn fie einmal in den Irrthum gerathen find, dann noch ſo hartnaͤckig in ihrer Thorheit beharren, und eine — 154 — abſurde Meinung durch eine zweite, noch abſurdere, vertheidigen wollen.“ Aus einem andern Grunde, weil naͤmlich die heilige Schrift keiner ſolchen Race unter den Nachkommen Adams erwaͤhne, behauptete der h. Auguſtinus, daß die uns ent— gegenſtehende Seite: der Erde nicht von Menſchen bewohnt ſein koͤnne, und im achten Jahrhundert wurde die Lehre von den Antipoden als eine Ketzerei bei dem Papſte an— geklagt, als die Annahme einer Welt, die ganz außer dem Bereiche der Erloͤſung liegen ſollte. 3) Es iſt überhaupt bemerkenswerth, daß in den erſten chriſtlichen Jahrhunderten die Geringſchaͤtzung alles Irdiſchen, der Ernſt der Unterodnung des Willens und der Zügelung aller Leidenſchaften, welche die neue Religion auf— erlegte, alle Speculation und Forſchung zu einem tadelns— werthen Mißbrauch der geiſtigen Kraft des Menſchen ſtem— pelte, und insbeſondere eine große Geringſchaͤtzung der Naturwiſſenſchaft erzeugte, woruͤber die Kirchenvaͤter Euſe— bius und Lactantius ſich ganz veraͤchtlich ausſprechen, Letz— terer das Disputiren daruͤber dem gleichſtellend, „als wenn wir uͤber unſere Meinungen von einer Stadt in einem entfernten Lande ſtreiten wollten, von der keiner mehr als den Namen derſelben gehoͤrt hat.“ 4) Ausnahmen von folder Beſchraͤnktheit des For— ſchergeiſtes fehlten natuͤrlich nicht. Eine ſolche findet ſich namentlich, wie überhaupt den Moͤnchsorden mancher ſtille Fortgang des Wiſſens verdankt wurde, in Roger Bacon, einem engliſchen Franziscaner-Moͤnch des 13. Jahrhunderts, der ſich durch die Kraft ſeines Genies weit uͤber ſeine Zeit erhob. Er gerieth durch ſeine Kenntniſſe und Ent— deckungen in den Verdacht der Zauberei, wurde verfolgt und ſelbſt viele Jahre hindurch in einen Kerker geſperrt. Bald nach ſeiner endlichen Befreiung ſtarb er um das Jahr 1293 zu Oxford. Aus feinen Schriften ſieht man, daß er von den Vergroͤßeruͤngsglaͤſern, ſelbſt von den Fern⸗ roͤhren eine ahnende Vorausſicht hatte, ſo wie von dem — Ni = Phosphor, als einem unausloͤſchlichen Feuer, von dem Schießpulver u. dergl. 5) Aus der ganz beſondern Richtung, welche der Myſticismus dem Mittelalter einprägt, entſtand die neu— platoniſche Theoſophie unter den Griechen, in wel— cher Plotinus, Porphyrius, Jamblichus und Probus ſich beſonders hervorthaten; der Hauptpunkt dabei war die Lehre von einer intellectuellen Welt, die unmittelbar aus dem Act des „goͤttlichen Geiſtes,“ als aus der „einzigen Realität“ hervorgeht, verbunden mit einer Sehnſucht nach der Vereinigung der menſchlichen Seele mit dem goͤttlichen Geiſte, welche Vereinigung der Zweck unſerer Exiſtenz ſein l, — Ideen, welche für Plato bloße Formen unſerer kenntniß waren, für die Neuplatonifer aber wirkliche We— ſen wurden, ja eigentlich die einzigen in der Welt wirklich exiſtirenden Gegenſtaͤnde, der Zielpunkt einer phantaſtiſchen Exaltation, welche für alle eigentliche Wiſſenſchaft unfähig machte. 6) Aus derſelben Quelle entſtand die myſtiſche Arithmetik, beſonders des Proclus, der mit dem Rufe einer faſt goͤttlichen Weisheit und Wunderkraft zu Athen im Jahre 485 ſtarb. Es wurden hierin die anfangs rein— mathematiſchen Zahlenbegriffe von „gerad und ungerad, von groß und klein,“ durch eine Art von phantaſtiſcher Wendung, auf die Begriffe von „Guͤte, Vollkommenheit und Schoͤnheit“ übertragen und deren Paarung unter eins ander zu einem ſehr complicirten Syſtem verarbeitet, wobei bald die Zahl 10, bald die Zahl 4, bald die ſogenannte . 7 (eine Zahl, die blos die Einheit und ſonſt ine ganze Zahl zum Factor hat) als eine „jungfraͤuliche Zahl, die keine Mutter hat,“ zum Gegenſtande des phan— taſtiſchen Gedankenſpiels gemacht wurde. 7) Keine Geſtaltung des Myſticismus herrſcht aber ſo despotiſch im Mittelalter und noch über daſſelbe hin— aus, als die Aſtrologie. Ihr Urſprung geht in das graueſte Alterthum zurück; man ſchreibt ihn den Babylo— niern oder Chaldaͤern zu. Im römifchen Reiche wurden in den früheren helleren Zeiten die Anmaßungen der chal⸗ daͤiſchen Aſtrologen verworfen, wie denn Cicero namentlich ſehr gegen dieſelben eifert, auch Plinius ſich gegen fie er⸗ flärt. Später aber äußerte die Aſtrologie einen großen Einfluß ſchon auf die ſpeculativen aber unſtaͤten Gemüther in den Schulen von Alexandria und Athen. Auch bei den Arabern ſtand ſie in vorzuͤglichem Anſehen. Des Al— bumaſar, aus Balk im Khoraſan, der im 7. Jahrhundert lebte, aſtrologiſches Werk: „De magnis Conjunctionibus, Annorum revolutionibus ac eorum Perfectionibus““ war viele Jahrhunderte hindurch in Europa hochgeſchaͤtzt. Auch nach der Wiederherſtellung eigentlich wiſſenſchaftlichen For— ſchens konnten ſelbſt die ſtaͤrkſten und hellſehendſten Mäns ner (wie Kepler, Tycho Brahe, Franz Bacon) ſich nicht völlig von dem Wahne los machen, daß es in dieſer Kunſt doch irgend ein Element der Wahrheit geben müſſe. 8) Wie andere Zweige des Myſticismus ſcheint auch die Alchemie aus denjenigen Ideen von moraliſchen, perſoͤnlichen und mythologiſchen Eigenſchaften entſtanden zu fein, welche die Menſchen mit Worten verbanden, die ans fangs eine bloße Anwendung auf phyſiſche Eigenſchaften enthalten hatten. In den erſten auf uns gekommenen Schriften uͤber Chemie, aus dem 8. oder 9. Jahrhundert, den Werken Gebers von Sevilla iſt von „Ergruͤndung der Vollkommenheit“, „von dem vollkommenen Meiſterthume“, „von Auffindung der Wahrheit und Vollkommenheit“ die Rede, wobei eine Unterſcheidung der Metalle in vollkom- mene und unvollkommene und eine weitlaͤufige Theorie, nach welcher die Metalle ſaͤmmtlich aus denſelben Elemen— ten beſtehend angenommen wurden, zum Grunde liegt. Gold war gleichbedeutend mit Sol oder Sonne, Silber wurde identiſch mit Luna oder Mond u. ſ. w. Die chemiſchen Prozeſſe der Miſchung und Erwaͤrmung wurden unter dem Bilde von perſoͤnlichen Actionen und Reactionen, von Kaͤm⸗ pfen und Siegen dargeſtellt. Daſſelbe Praͤparat, das die — 137 — Kraft haben ſollte, unedlere Metalle in Gold zu verwan⸗ deln, wurde auch zu einer Univerſalmedizin erhoben, die das menſchliche Leben verlaͤngern, koͤrperliche Kraft und Schoͤnheit verleihen ſollte, kurz der „philoſophiſche Stein“ oder „Stein der Weiſen“ mit allen nur gedenkbaren Vorzuͤgen ausgeſchmuͤckt. Die verſchiedenen Grade der Verehrer der Alchemie hatten eigene Titel: die dem wahren Lichte Nachſtrebenden hießen Philoſophen, die Meifter der Kunſt Adepten, die Jünger derſelben Alch e miſten. 9) Mit der Aſtrologie auf demſelben Boden und in enger Freundſchaft ſtand die Magie, ein Erzeugniß einer Seits der Unfähigfeit und Abneigung, die natürlichen und philoſophiſchen Urſachen der Erſcheinungen aufzuſuchen und des Glaubens an blos geiſtige und uͤbernatuͤrliche Verbin— dungen dieſer Erſcheinungen, anderer Seits der allgemeinen Geiſtloſigkeit, des Verluſts aller Luſt zu wahrer Erkenntniß, alles Gefuͤhls für die Würde derſelben. Dadurch wurde zuletzt in jenen finſtern Zeiten jeder erleuchtetere, geiſtig hoͤher geſtellte Mann bei der rohen Menge zum Magier, zum Gegenſtande der Furcht, des Verdachts und Haſſes. Naudaeus, ein gelehrter Franzoſe im 17. Jahrhundert, ſchrieb eine beſondere „Apologie aller Gelehrten, die ungerechter Weiſe für Magiker gehalten wurden,“ ſelbſt Thomas von Aquino, Roger Bacon, Michael Scott, Paracelſus konnten jenem Verdachte nicht entgehen. | 10) Die Servilität des Geiſtes, welche die ſchwer⸗ fälligen Werke der Commentatoren an den Tag brachte, dieſelbe Spitzfindigkeit, die alle Wahrheiten, deren ſie eben bedurfte, in einigen von ihr ſelbſt beglaubigten Buͤchern zu finden waͤhnte, beſchloß nun auch und zwar in perem⸗ toriſcher Form, daß Riemand in dieſen oder auch in allen andern Büchern eine andere Wahrheit ſollte finden duͤrfen; ſo bildete ſich der tyranniſche Despotismus aus, ſo legten die Scholaſtiker den Geiſt Jahrhunderte hindurch in Feſſeln. Hiervon naͤhere Bilder und Beiſpiele vorzuführen, waͤre Zeitverluſt. = - Mb — 11) In Beziehung auf die Botanik iſt aus der hier beſprochenen Periode einer intereſſanten Erſcheinung zu gedenken, welche die als Ketzer an die Ufer des Euphrats vertriebenen Anhänger des Neftorius, Biſchofs zu Conſtan— tinopel (431), durch die berühmte neftorianifhe Schule zu Edeſſa hervorriefen, woſelbſt die Schriften des Ariſto— teles in die ſyriſche Sprache uͤberſetzt und Gelehrte der Arzneikunde gebildet wurden, welche die Kalifen von Bagdad an ihren Hof und zu Begruͤndung einer aͤhnlichen Schule in dieſer Reſidenz beriefen. Sie ſollen zuerſt unter den Arabern Sammlungen von Arzneiſtoffen, die damals ſchon Apotheken genannt wurden, errichtet haben. 12) Was hier zum mediciniſch-philoſophiſchen Fache aus dem großartigen Leben und Wirken des Hippocrates von Cos (450 vor Chr. G.), und Galenus, geboren 131 nach Chr. zu Pergamus in Kleinaſien, zu erwähnen ſein würde, erlaube ich mir zu übergehen, um Ihre Geduld und Aufmerkſamkeit nicht zu ſehr in Anſpruch zu nehmen und dadurch zu ermuͤden. (Fortſetzung folgt.) XX. Jahresbericht, vorgetragen zum Stiftungsfeſte der naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes, am 4. Auguſt 1850. Vom Sekretaͤr der Geſellſchaft, Kreisamtmann Osmar Lüders. 6 Verehrte Anweſende! Die Beſtimmung der Statuten unſerer Geſellſchaft legt mir die Pflicht auf, Ihnen am heutigen Stiftungsfeſte . re — —ä —o7—— o ——ẽ¼ : : — ʃmF! —᷑ — —— a Re aft zu geben von dem Zuftande und der Wirfs ſamkeit der Geſellſchaft. Der Ruͤckblick auf den ſeit dem letzten Stiftungsfeſte im Jahre 1847 durchlebten Zeitraum iſt in vieler Beziehung ein ernſter und unerfreulicher! Faſt drei Jahre find ſeitdem verfloſſen, während ſonſt jedes Jahr die Juͤnger der Natur zu dieſer Feierſtunde vereinte; und dieſe große Pauſe giebt ein beredtes Zeugniß, wie auch unſer Werk nicht unberuͤhrt blieb von den Stuͤrmen der naͤchſten Vergangenheit. Sowie in faſt ganz Europa die politiſche Bewegung der vergangenen Jahre das wiſſen— ſchaftliche Leben beeintraͤchtigte und dem Aufſchwung wiſſen— ſchaftlicher Beſtrebungen hemmend in den Weg trat, ſo entzog auch bei uns die, Kopf und Haͤnde vieler unſerer Mitglieder in Anſpruch nehmende, Politik deren Wirkſam— keit dem friedlichen Felde der Raturwiſſenſchaften und legte der kleinen Schaar der Getreuen die Pflicht nur um ſo dringender an's Herz, durch feſtes Ausharren und erhoͤhten Eifer das Werk, wenn nicht weſentlich zu foͤrdern, doch wenigſtens zu erhalten, welches Patriotismus und wiſſen⸗ ſchaftlicher Sinn vor 33 Jahren begruͤndete und welches die nun faſt ſaͤmmtlich dahin geſchiedenen Stifter zum weiteren Ausbau auf uns vererbten. In Erfüllung dieſer Pflicht leuchteten den Mitgliedern die beiden verehrten Vorſteher der Geſellſchaft glaͤnzend voran, und ihrer oft aufopfernden Thaͤtigkeit und Aus dauer iſt es vorzugsweiſe zu danken, daß unſer Schifflein den vom Zeitenſturm aufgewuͤhlten Ocean glücklich durchſchiffen konnte, um nunmehr mit verdoppelten Segeln auf der glatten Welle geordneterer und ſicherer Zuſtaͤnde feinem erhabenen, wenn auch unerreichbaren Ziele zuzuſteuern. 8 Unter ſolchen Umſtaͤnden darf es nicht befremden, wenn der gegenwaͤrtige Bericht nicht im Stande iſt, Seug— niß abzulegen von erhoͤhterer Entfaltung unſerer Thaͤtigkeit und von merkbarem Emporblühen unſeres Vereines; unter ſolchen Umftänden tritt aber auch wiederum die Wahrneh- mung um ſo erfreulicher hervor, daß, trotz der laͤhmenden. = 166 — Feſſel, welche eine Zeit lang Geiſt und Wiſſenſchaft in Bande ſchlug, es dem Vereine gelungen iſt, ſeinen Zweck unverrückt im Auge behaltend, ſein Eigenthum nicht bloß zu bewahren, ſeine Verbindungen nicht nur zu unterhalten, nein, auch ſeine Sammlungen in einzelnen Branchen nicht unbedeutend zu bereichern, feine Verbindungen mit auswärs tigen Gelehrten zu mehren und feine Zuſammenkünfte zu belehrenden und genußreichen Stunden für deren Theilneh— mer zu machen. Ermuthigend unter der Ungunſt der Verhaͤltniſſe wirkte insbeſondere das gnaͤdige Wohlwollen, welches zu wieders holten Malen unſer erhabenes Fuͤrſtenhaus auch in dem verwichenen Zeitraum der Geſellſchaft zu erkennen gab, in= dem gegen das Ende des Jahres 1847 Se. Hoheit, Herzog Joſeph, nicht allein derſelben in Anerkennung ihres wiſſen— ſchaftlichen Strebens zur Aufhülfe ihrer Finanzen eine Geld⸗ unterſtuͤtzung von 150 Thlrn. gnaͤdigſt zu verwilligen ges ruhte, ſondern auch die regſte Theilnahme bekundete, als die Geſellſchaft ſich die hohe Ehre gewaͤhrte, Seine Kaiſer— liche Hoheit, den Großfuͤrſten Conſtantin von Rußland, uns ter die Zahl ihrer Ehrenmitglieder aufzunehmen, ja ſelbſt die Gnade hatte, dem Directorium die Stelle eines Brie— fes im Auszug mitzutheilen, welchen Seine Kaiſerliche Hos heit kurz darauf an Hoͤchſt Denſelben gerichtet hatte, und welche Ihnen vorzutragen ich mir das Vergnügen nicht ver» ſagen kann. Sie lautet: „Ich fuͤhle mich außerordentlich beehrt, zum Ehren— mitglied der Naturforſchenden Geſellſchaft des Oſter— lands ernannt worden zu ſein, und freue mich vor allen Dingen, durch ein neues Band an mein liebes Altenburg gefnüpft zu fein. Ich werde ſuchen, ſoviel wie moͤglich der Geſellſchaft nützlich zu ſein.“ In ähnlicher Weiſe ſprachen ſich Seine Kaiſerliche Hos heit in einem an das Directorium gerichteten Handſchreiben aus und bethaͤtigten Ihre Theilnahme an den Geſellſchafts⸗ zwecken bereits im Jahre 1848, indem Hoͤchſtdieſelben der — 161 — Geſellſchaft eine intereſſante Sammlung von Mineralien und Foſſilien aus dem Ruſſiſchen Reiche in drei Kiſten zu verehren geruhten. Auch unſer erhabener Protector, Seine Hoheit, der regierende Herzog Georg, bewahrten dem Vereine Hoͤchſt Ihre Huld und Gnade und beehrten ſelbſt eine feiner Monatsſitzungen, am 1. Mai 1849 mit Ihrer Gegenwart. Die Monatsſitzungen hatten auch in den vergangenen Jahren, wiewohl zuweilen nicht ohne geringe Unterbrechung, ihren Fortgang; wenn auch in der bewegteſten Zeit der vorliegende Arbeitsſtoff manchmal nur gering und der Bes ſuch der Sitzungen leider oͤfters faſt unerheblich zu nennen war, ſo wurden doch im Jahre 1848 neun, im Jahre 1849 elf und in der erſten Haͤlfte dieſes Jahres fuͤnf Sitzungen gehalten, welche zunaͤchſt der Erledigung der laufenden Ges ſchaͤfte und dann wiſſenſchaftlichen und belehrenden Unter haltungen gewidmet waren. Zu Erhöhung des wiſſen— ſchaftlichen Lebens in dieſen Sitzungen hatte der Vorſtand eine frühere Einrichtung wieder ins Daſein gerufen, nach welcher ſich die Mitglieder, denen es Zeit, Neigung und Studium verſtatteten, im Voraus dazu verpflichteten, in einer der Hauptſitzungen einen Vortrag über irgend einen beliebigen Gegenſtand zu halten. Es muß mit Freude und Dank anerkannt werden, daß dieſem Beduͤrfniſſe nach wiſ⸗ ſenſchaftlichem Material von mehreren der geehrten Mit⸗ glieder auf das bereitwilligſte Rechnung getragen wurde, und dieſe Vortraͤge bildeten die Grundlage zur weitern Un⸗ terhaltung, zum Austauſch eigner Beobachtungen und Erz fahrungen und machten dadurch die Sitzungsabende oft zu einem Genuß für Geiſt nnd Herz. Geſtatten Sie mir, dieſer Vorträge wenigſtens im Allgemeinen und in kurzen Umriſſen naͤher zu gedenken. ) In der Sitzung vom 11. Januar 1848 ſprach Herr Candidat Becher über den Stand der Hymenoptern in welthiſtoriſcher Hinſicht, wobei er zeigte, in welchem An⸗ ſehn einzelne Arten dieſer Inſekten ſowohl bei den alten — 162 — Voͤlkern, den Israeliten, Griechen und Roͤmern geſtanden hatten, als auch bei neueren Voͤlkern, wie bei den Eng— laͤndern, Schweden, Deutſchen und beſonders bei den Fran— zoſen noch ſtehen. 2) Dieſem folgte am 1. Februar 1848 ein Vortrag des Herrn Profeſſor Apetz über den ſogenannten Ameiſen⸗ koͤnig, die Larve des zu den Lamellicornien gehoͤrigen ſchoͤnen Kaͤfers Cetonia aurata, 3) am 7. Maͤrz 1848 eine Abhandlung des Herrn Geheimerath von Lindenau, Excellenz, uͤber die Gletſcher und insbeſondere die Schweizer Gletſcher, worin derſelbe nach einer Aufzählung der aͤltern und neuern Gletſcherliteratur eine längere Betrachtung der Entſtehung, Bildung und Er haltung der Gletſcher, dem jaͤhrlichen Ab- und Zunehmen, der Bewegung und dem inneren und aͤußeren Leben ders ſelben widmete, dann eigenthuͤmlicher Gletſcherbildungen, dabei auch der ſogenannten Eistafeln oder Eischampignons ge— dachte, hierauf uͤber die ſogenannten Morainen oder Gan— deken und deren verſchiedene Formen, ſowie uͤber die Er— ſcheinung des rothen Schnees ſprach und ſchluͤßlich dem in neuerer Zeit als beſonders wichtig anerkannten Zuſammen— hang der Gletſchererſcheinungen mit denen der erratiſchen oder Wander- Bloͤcke — terrain-blocs erratiques — eine Betrachtung ſchenkte. 4) Am 4. April 1848 hielt Herr Banquier Doͤrſtling einen Vortrag über Licht und Wärme, deren Begriffe, Wir kungen, gegenſeitiges Verhaͤltniß ꝛc. 5) Am 16. Mai 1848 Herr Rath Zinfeifen über Erdharze und Bitumen. Der Urſprung derſelben aus einer Zeit des Umſturzes alles Beſtehenden, aus einer Epoche des Aufruhrs in der ganzen Natur gab dem Referenten. Veranlaſſung zu einer Vergleichung zwiſchen jener Zeit und dem dermaligen politiſch krankhaften Zuſtand des Erdballs, worauf derſelbe uͤber die bekannteren Arten der Erdharze, den Bernſtein, — deſſen Vorkommen in unſerer Gegend nunmehr zur Gewißheit erhoben iſt, — den Retinit, (Retin⸗ — ¼ —?ß:ẽ ᷑——¼:[!¼' 4 asphalt), das Erdöl, Bergoͤl, Naphtha, das elaſtiſche Erdpech und den Asphalt Mittheilungen machte. 6) Am 7. Rovember 1848 fuͤhrte Se. Excellenz, Herr Geheimerath Edler von Braun, den Anweſenden einen Um— riß der Geſchichte der Naturwiſſenſchaft vor Augen, indem er, eine wohl dreitaufendjährige Bahn durchlaufend, die be> merkenswertheſten Thatſachen und Ereigniſſe unter den drei Hauptrubriken zuſammenſtellte: f a) Notizen über die fruͤheſten Verſuche im Fache der RNaturkunde in der alten Welt; b) Geſchichte der Naturwiſſenſchaften im Mittelalter. c) Fortſchritte derſelben in den neueren Jahrhunderten. 7) In dem Vortrag des Herrn Kanzliſt Schlenzig am 5. December 1848, betitelt: „die Thieruhr,“ wies derſelbe durch Beiſpiele aus faſt allen Ordnungen des Thierreichs nach, wie in demſelben, in dem wiederkehrenden Erſcheinen einzelner Gattungen und Arten, in ihrer Lebens— weiſe, ihren Sitten und Verrichtungen eine durch hoͤhere Weisheit geordnete Regel und Gleichmaͤßigkeit dergeſtalt ob— walte, daß der aufmerkſame Beobachter in den Stand ge— ſetzt werde, nach dieſen Erſcheinungen oft nicht bloß die Jahreszeit und gewiſſe Monate, ſondern auch die Tageszeit, ja ſelbſt einzelne Stunden des Tages oder der Nacht zu beſtimmen, welchem Vortrage 8) am 16. Januar 1849 Herr Geheimerath von Lindenau einen Nachtrag folgen ließ. | 9) Am 3, April 1849 erflärte Herr Banquier Dörfts ling einen ſehr kuͤnſtlichen Apparat, den er zum Behuf es Vortrags aufgeſtellt hatte, durch welchen die organi— ſchen Koͤrper in ihre Elemente aufgeloͤſt werden. 10) Am 1. Mai 1849 berichtete Herr Geheimerath von Lindenau, Excellenz, über die Geſchichte der Entdeckung des Neptun, welche durch die Art und Weiſe, auf welche im September 1846 über die Grenzen unſeres vormaligen Sonnenſyſtems hinaus, in einer Entfernung von 600 Mil⸗ lionen geographiſcher Meilen das Vorhandenſein eines uns — 164 — bekannten Planeten vorausgeſetzt, deſſen Standort berechnet und das weit entfernte, lichtſchwache Geſtirn darnach auf⸗ gefunden wurde, als ein Glanzpunkt menſchlichen Geiſtes erſcheint. 11) Einem am 10. Juli 1849 gehaltenen, auf eigene Erfahrung gegruͤndeten Vortrage des Herrn Dr. Kirmſe uͤber die aſiatiſche Cholera und N 12) einem des Herrn Profeſſor Apetz am 4. Sep⸗ tember 1849 über die berüchtigten Gollubazer Muͤcken, si- mulium Gollubazense, wobei mehrere Exemplare dieſes Inſekts zur Anſicht vorlagen, folgte 13) am 2. October 1849 eine Mittheilung des Herrn Geheimeraths von Lindenau uͤber die heutige Goldproduktion in Californien, Neugranada und in den Uraliſchen Gebir⸗ gen und 14) am 13. November 1849 ein Vortrag des Herrn Geheimerath, Edlen von Braun, enthaltend Skizzen aus dem Werke des Herrn Profeſſor Burmeiſter in Halle „Ge⸗ ſchichte der Schoͤpfung,“ in deſſen erſtem Theile der Herr Referent uͤber die Bildung des Erdkoͤrpers, im zweiten uͤber die ungeheuern Zeitraͤume der auf der Erde vorgegangenen Veraͤnderungen oder die Schoͤpfungsperioden, im dritten über die Bildung und Entſtehung der Organismen, im vierten uͤber die geographiſchen Unterſchiede der Organismen in der Gegenwart und im fuͤnften über den Menſchen ſelbſt handelte. 15) Der Vortrag des Herrn Profeſſor Apetz am 16. April 1850 betraf das ſchoͤne und intereſſante Kaͤferge⸗ ſchlecht der Lamellicornien. Diejenigen dieſer Vortraͤge, welche ſich dazu eignen, ſollen mit Genehmigung ihrer Herren Verfaſſer demnaͤchſt in den Mittheilungen aus dem Ofterlande abgedruckt und auf dieſe Weiſe auch den aus waͤrtigen Mitgliedern zugaͤng⸗ lich gemacht werden. Außer denſelben fuͤllten noch manche intereſſante Un⸗ terhaltungen die Zeit in den Sitzungen aus, von denen ich nur folgender gedenken will, als uͤber das Vorkommen u. * 9 k x * * — . — lich großer Stuͤcken Bernſtein in den Torfgruben bei döppſchen und Gnandſtein, ſowie über einige andere Vor— kommniſſe in hieſigen Braunkohlengruben; uͤber eine merk— würdige Erſcheinung beim Eierlegen. der Hausgaͤnſe, über Vorkommen und Lebensweiſe des ſich in der Leina finden— den eben ſo ſchoͤnen, als ſeltenen Rachtſchmetterlings Noc- tua Alni; über Oestrus lineatus und Lophosia fasciata, zwei in der Leina durch den Sohn des Herrn Profeſſor Apetz aufgefundene hoͤchſt ſeltene Fliegenarten, uͤber welche letztere a entlich Herr Profeſſor Apetz bereits in den Mittheilungen E dem Oſterlande Band 10, Heft 3, Seite 168 im ahre 1848 Intereſſantes veroffentlicht hat. Neben dieſen Vortraͤgen und Unterhaltungen gewaͤhrte eine reiche Quelle der Belehrung unſere auswärtige rreſpondenz, welche ſorgſam zu pflegen ein hauptſaͤchliches Augenmerk des Direktoriums war. Auf dieſe Weiſe wurs len . nur unſere Verbindungen mit auswaͤrtigen ge— Maͤnnern und Schweſtervereinen unterhalten, ſon— auch neue Verbindungen, z. B. mit dem naturfor⸗ 2 Verein in Toulouſe, mit dem zoologifd) » mineralos giſchen Verein zu Regensburg und mit St. Petersburg angeknüpft, Verbindungen, von denen wir in der Folge für unfere Zwecke uns manchen Vortheil verſprechen dürfen. | Der Erhaltung und Pflege unferer zum Theil reichen a ſchoͤnen Sammlungen ift ſtets ſorgſame Aufmerffams it geſchenkt worden. Der hauptſaͤchlichſte Theil derſelben Me noch in den Ihnen bekannten freundlichen Räumen des erzogl. Landes bankgebaͤudes aufgeſtellt; allein laͤngſt be— dieſe Raͤume zu beſchraͤnkt zu werden, ſo daß ſich on früher die Trennung der Inſekten- und Pflanzen- ſa Imlungen von den übrigen noͤthig machte. Dieſe letz⸗ e u n, bisher in einem nicht ganz zweckmaͤßigen Lokal im ike'ſchen Haufe am Burgthore aufbewahrt, befinden ſich feit Michaelis vorigen Jahres in einem dazu gemietheten, paſſenden Lokal des Kaſino, in welchem auch ein Theil der . aufgeſtellt iſt, und er zu Benutzung derſelben weit größere Fuͤglichkeit gewährt, Möchte die ie ei ; nicht fern fein, wo ſich die Moͤglichkeit findet, alle Sammlungen ſo zu vereinigen, daß ſie ſich gleich nutzbar fuͤr den Forſcher, als unterhaltend für das Auge des Beſchauers darbieten koͤnnen. Die Vermehrung der Sammlungen war auch in dem verfloſſenen Zeitraum Gegenſtand unſerer Beſtrebungen, und mit Freude koͤnnen wir verſichern, daß es keine Abthei— lung derſelben giebt, welche ſich nicht einer Bereicherung zu ruͤhmen haͤtte. Fuͤr einzelne Theile derſelben wurden ſogar ſehr intereſſante und werthvolle Acquiſitionen gemacht, theils durch Ankaͤufe und Tauſch, theils durch Geſchenke, welche wir ſowohl einheimiſchen, als auswärtigen. Goͤnnern und Freunden des Vereins verdanken. Was zunaͤchſt die Ankaͤufe betrifft, ſo geſtatteten die der Geſellſchaft leider nur kaͤrglich zu Gebote ſtehenden Mittel nicht, groͤßere zu machen, und auch die Gelegenheit bot ſich dazu nur ſeltener dar. Dagegen glaubten wir im Sinne des Vereins zu handeln, wenn wir uns durch Ak— tienzeichnung bei Reiſeunternehmungen auswärtiger Naturs forſcher betheiligten, wobei ich nicht erſt zu verſichern brauche, daß hierbei die fo noͤthige Vorſicht, welche der ungeseiſſe Ausgang ſolcher Unternehmungen erfahrungsmaͤßig gebietet, ſowohl in Bezug auf die in Frage kommenden Perſoͤnlich-⸗ keiten, als auf die Hoͤhe des Anlagecapitals, niemals außer Augen geſetzt wurde. Auf dieſe Weiſe betheiligten ‚wir uns insbeſondere bei zwei wiſſenſchaftlichen Reiſen des uns ſerer Geſellſchaft durch deren hochgeſchaͤtzten Freund, Herrn Hofrath Kuͤſter in Erlangen empfohlenen Herrn Chriſtian Handſchuch aus Erlangen nach Sud-Spanien und nach Sardinien, welchen unſere Inſektenſammlungen einen in⸗ ereſſanten Zuwachs verdanken. Bei dieſer Gelegenheit kann ich nicht umhin, eines anderen Unternehmens zu gedenken, von welchem ſich der Verein werthvolle Erwerbungen fuͤr ſeine Sammlungen ver— ſprach, und welches demſelben, abgeſehen von den Abm ge⸗ brachten Opfern, gar keine Fruͤchte getragen hat. Im J ihr te unſere Geſellſchaft im Verein mit der Halle: unter Vermittelung des Herrn Profeſſor Burmeiſter in Halle einen dortigen jungen Mann, Namens Kellner, mit namhaften Reiſe- und Geldmitteln unterſtuͤtzt, um denſelben in den Stand zu ſetzen, Herrn Minendirektor See nach Mejico zu begleiten, wogegen Erſterer ie contraktliche Verpflichtung übernommen hatte, dort im Intereſſe der beiden gedachten Geſellſchaften Naturalien eins in u ammeln und anher einzuſenden. Außer einem unbedeu— enden Briefe aus Tampico gleich nach feiner Ankunft hat in Herr Kellner nichts wieder von ſich hören laſſen, und 8 find hier die Gründe zur Stunde noch unbekannt, welche 15 an Erfüllung feiner Verpflichtungen gehindert haben. Nachdem man nun nach und nach alle Hoffnung hatte aufgeben müſſen, jemals zu einem Erſatz jener Opfer zu angen, trat man mit Herrn Profeſſor Burmeifter in andlung, um wenigſtens den Erſatz derjenigen funfzig zu ſichern, mit welchen die hieſige Geſellſchaft ſich leſchen gegenüber bei Kellners Ausruͤſtung im Vor— befand. In Folge der diesfalls gepflogenen Unter— ng hielt nun die hieſige Geſellſchaft unter den vor— den Umſtaͤnden es für das Gerathenſte, die diesfall— fferte des Herrn Profeſſor Burmeiſter zu acceptiren ) 1 demfelben eine Anzahl auslaͤndiſcher Vogelbaͤlge lungsſtatt anzunehmen, wodurch unſere ornitholo— e Sammlung einen ſchaͤtzenswerthen Zuwachs erhalten ‚ und womit wir dieſe verunglückte Unternehmung als ai anſehen dürfen, So ſchmerzlich die hierbei ge— e unangenehme Erfahrung der Geſellſchaft ſein muß, oͤſtend iſt ihr die Ueberzeugung, bei Eingehung jenes Alles, was menſchliche Vorſicht vermochte, beob— haben, und nur ungünftigen Verhaͤltniſſen, die rem Bereich lagen, den beklagenswerthen Erfolg n zu dürfen. Auße dem wurde unter Anderem noch dung antauf 12 in Schiſchka. — 168 — 3 1) eine Sammlung füdauftralifher Inſekten, welche der Ihnen aus früheren Berichten bereits bekannte Miffioe naͤr Herr Teichelmann in Adelaide nach Europa geſen⸗ N det hatte, und welche viele fuͤr unſere Inſektenſammlungen | ebenfo neue, als werthvolle Gegenſtaͤnde enthielt: g 2) eine Sammlung von ungefaͤhr 30 mejikaniſchen Voͤgeln nebſt Eiern und Reſtern derſelben, für uns meiſt neue Arten, 3) eine Anzahl weſtindiſcher Amphibien. Geſchenke an Naturalien erhielten wir außerdem 1) Voͤgel: von Herrn Dr. Richter in Roda, Herrn Staatsgutspachter Hanns in Breitenhain und Herrn Lan 7 des juſtizrath Wagner hier; 1 2) Amphibien von Herrn Ferdinand Joſeph Schmidt 4 in Schiſchka bei Laibach und Herrn Konſul Hintichs in New ⸗York. N 3) Einen Stachelfiſch von Herrn Banquier Dörftling hier. a 5 4) Eine ſchoͤne Sammlung Krainer Land- und Suͤß⸗ waſſerkonchylien in 184 Arten von genanntem Herrn Schmidt 5) Inſekten: 9 a) Kaͤfer: Von Herrn Oberlehrer Kelch in Ratibor; I) von Herrn Geheimerath Edlen von Braun hier 500 Stuck ſpaniſche, ſaͤmmtlich bei Kartagena geſammelt, als Ertrag einer Aktie bei der Reiſe des Herrn Hand⸗ ſchuch in Erlangen nach Spanien; von dem Direk- tor des Kaiſerl. Raturalienkabinets zu St. Peters⸗ burg, Herrn von Menetries eine Anzahl Kaͤfer aus hochnordiſchen Gegenden. . b) Diptern von Herrn Profeſſor Roſenhauer in Er⸗ langen. } 6) Mineralien und Foffilien von Sr. Kaiſerl. Hoheit dem Großfuͤrſten Konſtantin von Rußland, von Herrn Goldarbeiter Dietrich hier, von e ee, 4 lenkamp in Luͤneburg. — N — 169 — ee 7) pf lanzen von Herrn Superintendent Dr. Hei⸗ leich in Weißenfels und aus dem Rachlaſſe des Herrn d N Geheime Kammerrath Waitz hier. Auch unſere Bibliothek iſt theils durch Ankauf, theils durch Geſchenke in dem verfloſſenen Zeitraum nicht unerheblich bereichert worden. Der literariſche Austauſch mit auswaͤrtigen Geſellſchaften ſetzte uns in den Beſitz der Vereins ſchriften derſelben, und außerdem gingen uns noch eine große Anzahl größerer und kleinerer Werke durch die iberalität unſerer Freunde und Befoͤrderer zu. Auf diefe Weiſe erhielten wir Buͤcher und Schriften von dem naturforſchenden Verein zu Riga, 12 der Linceiſchen Geſellſchaft zu Lyon, der Schleſiſchen Geſellſchaft für vaterlaͤndiſche Kultur Breslau, der naturforſchenden Geſellſchaft zu Nürnberg, dem naturwiſſenſchaftlichen Verein zu Halle, dem zcologiſch⸗ mineralogifchen Verein zu Regensburg, Herrn Dr. Wilhelm Haidinger in Wien, »PDr. Heine in St. Petersburg, 3 Dr. Zipſer in Reuſohl, N Forſtmeiſter Adam Seidl in Bodenbach, Apotheker Cerutti in Kamburg, Ferdinand Joſeph Schmidt in Schiſchka, Geheime Kammerrath Waitz hier, Oberlehrer Kelch in Ratibor, Geheimerath von Lindenau hier, Dr. Glückſelig in Elbogen, »Official Johann Baptiſt Kraus in Wien, »Sekretär Hilpert zu Nürnberg, * Johannes Wildberger zu Bamberg, „ KRonſiſtorialrath Dr. Back hier, mn n u u u — 170 — Herrn Superintendent und Oberpfarrer Dr. Heiden⸗ reich zu Weißenfels, 3 Herrn Hofrath Dr. Wackenroder in Jena, „Geheime Juſtizrath Dr. Schenk hier, „ Regierungsrath Adam Burg in Wien und » Dr. Geinitz in Dresden. | Roch liegt mir ob, einen Blick auf die Veränderuns gen zu werfen, welche ſeit dem letzten Stiftungsfeſte im Perſonale der Geſellſchaft vorgegangen ſind. Herr Miniſter Edler von der Planitz, Herr Oberjaͤgermeiſter Graf Beuſt und Herr Banquier Muͤller traten in Folge ihres Wegzugs von hier aus der Reihe | der einheimiſchen Mitglieder. Durch den Tod wurden uns entriſſen: P Herr Dr. Jakob Sturm zu Nürnberg, Mitftifter und zu⸗ letzt Direktor der daſigen naturforſchenden Geſellſchaft, Herr Rektor Fack in Dornburg, welchem wir manchen Wei trag zu unſerer Schmetterlingsſammlung danken, Herr Oberſteuerſekretaͤr Joſeph Winkler hier, der Geſellſchaft mit unveraͤnderter Treue ſeit langen Jahren angehoͤrig, Herr Kaufmann Karl Rother hier, F Herr Rittergutsbeſitzer von Poͤllnitz auf und zu Dei Herr Kanzleirath Bechſtein hier, Herr Geheime Kammerrath Waitz hier. Geſtatten Sie mir bei dem Andenken der drei zuletzt Genannten einen Augenblick zu verweilen. Herr von Poͤllnitz gehörte unſerem Verein ſeit einer langen Reihe von Jahren an und erwarb ſich durch rege Theilnahme und befoͤrdernde Thaͤtigkeit große Verdienſte um denſelben. Ihm verdankt die Geſellſchaft eine ſowohl durch große Vollſtaͤndigkeit, als durch ſeltene Schönheit der Exems plare ausgezeichnete Sammlung deutſcher Raubvogel, welche BR | > “un = er ſelbſt in einer langen Zeit und mit dem beharrlichſten Streben zuſammengebracht und der Geſellſchaft im Jahre zum Geſchenk gemacht hatte. Anhaltende Krankheit veranlaßte ihn, zu Ende des Jahres 1847 ſeinen Austritt aus der Zahl der einheimiſchen Mitglieder zu erklaͤren. Die Geſellſchaft ernannte ihn bei dieſem Anlaß in dankbarer Erinnerung ſeiner Verdienſte zum Ehrenmitgliede. Das Jahr 1849 rief ihn von dieſer Erde ab. i In dem Tode Bechſteins und Waitzens trafen den zerein die ſchmetzlichſten Verluſte. In ihnen ſchieden viederum zwei jener neun Maͤnner dahin, welche, von n iſſenſchaftlichem Eifer beſeelt, in edler Begeiſterung fuͤr atur und ihre herrlichen Schoͤpfungen im Jahre 1817 Grundſtein legten zu dem Werke, an welchem fortzu— auen wir uns zur angenehmen Pflicht gemacht haben. ihnen begraben wir zwei Mitſtifter unſeres Ver— s; ihre irdiſche Hülle deckt die kühle Erde, aber ihr waltet noch in unſeren Hallen, ihr Geiſt lebt fort N. Wechſel der Zeiten, und ihre Manen fordern uns ie heilige Schuld zu tilgen, um das Werk, das fie onnen, im Sinne ſeiner verklärten Stifter nach un— eſten Kraͤften fortzuführen. Laſſen Sie uns hier⸗ | en Edlen unfre Dankbarkeit beweiſen, es iſt der ingige und ſchoͤnſte Tribut derſelben, den wir ihnen dar— ben koͤnnen. Einer Aufzählung der Verdienſte, welche ſich beide ll Arte ſeit mehr als 30 Jahren um den Verein arben, bedarf es nicht. Beide gehörten demſelben it ganzer Seele an und "übten ſowohl als eifrige turforſcher, als als Beamtete desſelben den guͤn— jiten Einfluß anf fein Empordlühen, auf ſein Geſchick 2 Bechſteins Name lebt fort in feinen mit großer Pünktlichkeit gemachten, meteorologiſchen Beobachtungen und bellen, „ Waitzens Ruf, namentlich als gelehrter Bota— f iſt in den ieſten Kreiſen, ja in Europa, auf das — 172 — Ehrenvollſte begruͤndet, und durch ſeine ausgebreiteten Ver⸗ bindungen erwarb er ſich die erheblichſten Verdienſte um die Geſellſchaft; ja er bethaͤtigte ſeine Liebe zu derſelben noch | über das Grab hinaus, indem er ihr feine ſaͤmmtlichen bo— 4 taniſchen und pomologiſchen Werke nebſt ſeinen naturwiſ— ſenſchaftlichen Sammlungen als ein Legat hinterließ, welches ſeine Erben auf das bereitwilligſte verabfolgten. 4 Ruhet ſanft, verflärte Geiſter, Euch iſt ein dankbares Andenken geſichert! Als neue Mitglieder wurden aufgenommen a) als ordentliche einheimiſche 1) Herr Kaufmann Beſſer sen. hier, 2) „Kaufmann Albanus hier, 3) = Dr. med. Geinitz hier, = Candidat Runkwitz hier, Oekonomierath Glaß hier. b) als correſpondirende Mitglieder. 1) Herr Gutsbeſitzer Kratſch in Kleintauſchwitz. 2) = Dr. Heine in St. Petersburg, ö 3) = Ferdinand Joſeph Schmidt in Schiſchka bei Laibach, 4) = Oberlehrer Kelch in Ratibor. Dr. med. Auguſt Maria Glücfelig, Stadt⸗ und Criminal-Phyſikus zu Elbogen, N 6) = Hauptmann Kuntze, vom Koͤnigl. Leibregi⸗ ment zu Hannover, 3 7) - Dr. med. Wilhelm aus Bautzen, 4 8) = Hilpert, Sekretaͤr der naturforſchenden Ge f ſellſchaft zu Nürnberg, 9) „ Alfred Brehm, aus Unterrenthendorf, derma⸗ . len auf einer wiſſenſchaftlichen Sededu in Aegypten, 5 10) = Kolenati in Prag, Begründer und Director der naturwiſſenſchaftlichen Geſellſchaft Lo⸗ tos daſelbſt, 1 11) - Geheime Hofrath Dr. Wackenroder zu 2 * S v — 73 — ’ Ehrenmitglieder: * E Here Baron von Müller aus Stuttgart, Chef einer wiſſenſchaftlichen Expedition in Afrika, 4 2) von Menétries, Director des Kaiſerlichen Raturaliencabinets zu St. Petersburg. Herr Geheimerath Edler von Braun hier, bisher Eh— milie der Geſellſchaft, wurde auf ſeinen ausdruͤcklichen zunſch unter die ordentlichen einheimiſchen Mitglieder enommen. ITm Beamtenperfonal der Geſellſchaft fanden folgende eraͤnderungen Statt. Aus dem Directorium ſchied durch den Tod Herr eheime Kammerrath Waitz; in der zu feinem Erſatz bes unten Wahlverſammlung und nachdem Herr Geheimes kath von Lindenau die auf ihn gefallene einſtimmige Wahl aus trftigen Gründen abgelehnt hatte, gaben die bisheri— gen Directoren, Herr Profeſſor Apetz und Herr Rath Zink— eiſe 2 den Bitten der Mitglieder nach, bis auf Weiteres die Direktorialgeſchaͤfte allein fortzuführen; jedoch fol als⸗ bald zur ſtatutenmaͤßigen Wahl eines dritten Directors wieder geſchritten werden. | An die Stelle des ausſcheidenden Sekretaͤrs, Herrn Dr. med. Kirmſe, hatte Referent die Ehre, am 11. Ja⸗ nuar 1848 gewählt zu werden, und das Amt des Bis iothekats an Stelle des Herrn Candidat Berger, der als dollaborator nach Roda verſetzt wurde, übernahm am 5. ri 1849 Herr Candidat Runkwitz hier. Weitere Veraͤnderungen im Beamtenperſonal fanden cht Statt. So ſchließe ich denn biefen Bericht mit tiefempfun⸗ zem Danke gegen alle die Maͤnner, welche auch in dem zundenen Zeitraum die Zwecke des Vereins durch ilnahme und ihre Unterſtuͤtzung foͤrdern halfen, und - Wunſche, daß eine freundlichere Zukunft auch Werke ſegenbringend aufgehen und das ſich mit 2 v u, ee der wiederkehrenden Ordnung im Staatsleben aufs neue belebende wiſſenſchaftliche Intereſſe auch unſerem Verein bald wieder eine regere Theilnahme zuwenden und neue Krafte zufuͤhren moͤge. XXI. Die wunderbare Lebensweiſe der Bienen und ihr Nutzen. Vorgetragen den 3. December 1850. Vom Kanzliſt Schlenzig. Die Inſekten, deren Anzahl Legion iſt — man zahlt jetzt an 100,000 bekannte Arten — find über den ganzen Erdkreis gleichſam wie ausgeſaͤet. Sie zeichnen ſich aus durch ihre reichen, zum Theil auffallenden Formen, ihre Metamorphoſe, ihre zum Theil außerordentlich prachtvolle Farbe und Zeichnung, ihre große Ruͤhrigkeit oder ihr raſt— loſes Leben in den ihnen vom Schöpfer angewieſenen viel— faͤltigen Geſchaͤften, die fie entweder vereinzelt oder in wohl- geordnetem Beiſammenleben verrichten, ſowie durch ihre innere und aͤußere Organiſation und den mannichfaltigen Nutzen. Ihren Aufenthalt nehmen ſie vorzugsweiſe auf dem trockenen Lande, und deshalb konnten fie in den Bil- dungsperioden der Erde auch nicht eher erſcheinen, als bis das Land frei und mit Gewaͤchſen bedeckt wurde und fie‘ an, in und auf den eben ſo vielzaͤhligen Pflanzenarten ſo wie Thieren ihre Nahrung finden konnten. Sie bilden im Luftraum die Thierwelt im Kleinen und zogen en in den früheften Zeiten den menſchlichen Geiſt auf das Lebe hafteſte an ſich, ſo daß Gottes Weſen und feine ı weiß — 173 — N 2 ſich ihm in dem Leben und Weben dieſer 3 Thierwelt kund gab und er gar bald die nuͤtzlichen von den ſchaͤdlichen unterſcheiden lernte, und erſtere — fiel b Mater ſo ſichtbar in's Auge — wohl naͤher an ſich und fie zum Vortheil für ſich ausbeutete. Es iſt hier en nicht der Ort, das wunderbare Leben und den NRußen der geſammten Inſektenwelt in's Licht zu ſtellen, ſondern ich bet aus den zwoͤlf Klaſſen der Inſekten und zwar aus Klaſſe der Hymenoptern nur eine Art heraus, welche bon im früheſten Alterthum den forſchenden und prüfenden Menſchengeiſt naͤher lockte und ihm feine wunderbare Eins a ichtung ſehen und das Gute davon ſchmecken ließ. Ich die Bienen. er Die Bienen zeigen hinſichtlich ihrer hohen Organifas viel geiſtige Faͤhigkeiten. Ihre außerordentliche Thaͤ⸗ it und Emfigfeit, ihr Ordnungs- und Reinlichkeitsſinn; ihre Fühlerſprache, durch welche ſie Auftraͤge ertheilen und ver ehmen; ihre Wachſamkeit und ſchnelle Anzeige bei einem heran nahenden Feinde und die Vertheidigung und Vertrei— ung Ba ben mit vereinter Kraft; ihre Anhaͤnglichkeit und Tr. Königin ; ihr Erinnerungs- und Erkennungsver— mögen; ihr feiner Geruchſinn, ihre Sorge fuͤr das Be— 25 ſt eh en und den Unterhalt der ganzen Geſellſchaft; ihr Kunſt⸗ fin und ihr Richtigkeitsgefühl in der Verfertigung und einanderreihung der Zellen in der einzig richtig gewaͤhl⸗ Form eines Prisma's, wodurch der ganze Raum im Bienenfiode fo vortheilhaft benutzt wird, ſo daß Zellen an N ſich ſchließen und ein ſchoͤnes Ganze bilden; — alle dieſe geiſtigen Eigenſchaften zeichnen die Bienen 6 ohen Grade aus und machen ſie uns zum Gegenſtand fo waͤhrenden Forſchung und Bewunderung. Bi mir vergönnt, den Halen naͤher zu be⸗ euchten und zwar: 0 ag auf die bruch en Mitglieder deſſelben x "E deren Geſchaͤftsleben und auf die wunderbaren, er noch ſehr in's Dunkel gehüllten Ereigniſſe, und Sr “nr II. in Bezug auf den unmittelbaren und mittelbaren Rutzen, den die Bienen einem Lande gewaͤhren. J. In jedem Bienenſtocke leben außer der Koͤnigin zweierlei Bienen, die Drohnen — die männlichen Bie- nen — und die Arbeitsbienen — unausgebildete weibliche Bienen. — In einem gut bevoͤlkerten Stocke nimmt man 600 bis 1000 Drohnen und 20 bis 60,000 Arbeitsbienen an. Die Koͤniginn, die vollkommene weibliche Biene, zeichnet ſich durch ihren ſtaͤrkeren und lang— geſtreckten Körper von den Drohnen und Arbeitsbienen aus. Sie hat ebenfalls einen Stachel, wie die Arbeitsbienen, nur etwas länger und gekruͤmmt. Mit dieſem toͤdtet fie die überflüffigen Königinnen, auch unter Umftänden Arbeitsbienen. Ihre uͤbrigen Werkzeuge ſind nicht auf Arbeit berechnet, ſondern nur darauf, das Regiment im Stocke zu fuͤhren und Eier zu legen. Die Koͤnigin hat alle Eier zu den Koͤniginnen, Drohnen und Arbeitsbienen zu legen, und zwar im Mai, Juni und Juli bei einem ſtarken Stocke an 2 bis 3000, ſpaͤter ſo viel Hunderte. Ehe aber dieſes geſchehen kann, muß die Königin, wenn fie eine neuauss gekrochene iſt, von den Drohnen beftuchtet werden. Dieſes geſchieht, wenn nicht ungünftige Witterung es behindert, drei oder vier Tage nach dem Auskriechen, und zwar hoch in der Luft zu Ende des Maies oder zu Ans fang des Juni Vormittags zwiſchen 10 und 12 Uhr, zu welchem Akte die Koͤnigin den Drohnen Anlaß geben ſoll, da dieſe ſehr träger Natur find, Das ruͤſtigſte Maͤnnchen, das mit ihr am hoͤchſten aufſteigen kann, vollzieht die Befruchtung und zwar auf die ganze Lebenszeit. Sie kehrt manchmal in wenigen Minuten ſchon wieder zuruck, und manchmal bleibt fie eine halbe Stunde aus, geht auch oͤfters ganz verloren, wenn ſie vom widrigen Wetter verſchlagen oder von Inſekten freſſenden Voͤgeln weggeſchnappt wird. Kommt die Be⸗ 1 — MI — beim erften Ausfluge nicht zu Stande, fo fliegt fie an einem der naͤchſten Tage, wenn die Bienen vors ſpielen, wieder aus. Sollten keine Drohnen im Stocke * vorhanden ſein, ſo koͤnnen auch Drohnen aus anderen ö Be die Befruchtung vollziehen, wenn fie nur fliegen. Man iſt lange nicht im Klaren geweſen, ob die Königin 0 uf ein Jahr oder auf die ganze Lebenszeit befruchtet wird, ferner darüber, wie lange überhaupt eine Koͤnigin lebt und regiert. Doch darüber hat uns der Herr Pfarrer Dzierzon zu Carlsmark in Schleſi en, einer der jetzt leben⸗ en beſten Bienenzuͤchter, in feinem trefflichen Buche „Theorie und Praxis des neuen Bienenfreun⸗ des “/; das allen Bienenvaͤtern, wenn fie mit Gluͤck und \ Bortheil Bienenzucht treiben wollen, nicht genug ans empfohlen werden kann, den gehörigen Aufſchluß N 1 gegeben. Er ſagt: In dem Leibe der Koͤnigin befindet ſich gegen Ende des Legekanals ein kleines Bläschen wie ein Ruͤbenkornchen. Dieſes iſt bei einer jungen unbeftuch⸗ teten Königin mit einer hellen, waͤſſerigen Fluͤſſigkeit ange— füllt. Rach der Befruchtung iſt es mit einer ſchleimigen en Milch gefullt. Es findet alſo keine eigentliche fruchtung des Eierſtockes ſtatt, ſondern nur eine Anfüls lun jenes Blaͤschens. Die Koͤnigin fliegt dann nicht wie— der aus, außer mit dem Schwarme. Beim Legen wird das Ei erſt befruchtet, indem die Bienenkoͤnigin jedem Eie von der Beftuchtungsfluͤſſigkeit ſo viel zukommen laͤßt, als wa er Ausbildung eben erfordert wird, was bei andern Inſekten auch der Fall iſt. Eine Königin ſoll vier bis anf Jahre alt werden, was ebenfalls der Her Pfarrer lerzon in feinem Buche erwähnt. Er hat einer jungen igin gleich nach der Befruchtung einen Flügel abge⸗ ſchnitten und fie daran fünf Jahre lang erkannt. Doch * die meiſten Königinnen im vierten Jahre eingehen; auch räth Ozierzon dazu, keine länger als drei Jahre zu dulden, da ſie ſtumpf und kraftlos würde. Rur in ſehr ſtatken Stöcken, wo die Fruchtbarkeit der Koͤnigin doppelt As * * - mu. — und dreifach in Anſpruch genommen wird, dauert ihre Le- benskraft nur zwei bis drei Jahre. Die Bienenkoͤnigin macht demnach von den andern in Kolonieen lebenden Inſekten, als Wespen, Horniſſen und Hummeln, eine Ausnahme, denn von dieſen bleiben nur die kraͤftigſten befruchteten Weiber den Winter hindurch in Erſtarrung liegen, um zum Frühlinge die Nachkommenſchaft zu beſorgen. Auch iſt es bekannt, daß die Inſekten im vollkommenen Zuſtande in beiden Geſchlechtern nur ſo lange leben, als bis ſie ihr Geſchlecht fortgepflanzt haben. Der Mann ſtirbt entweder gewoͤhnlich gleich oder bald nach der Befruchtung, oder fuͤhrt in Folge der abgegebenen Le— benskraft noch eine kurze Zeit ein mattes, ſieches Leben. Bei dem Weibe reicht die Lebenskraft nur bis dahin, ſo lange es die Eier noch im Leibe traͤgt oder bis die Eier gelegt oder wie es bei einigen wenigen Inſekten der Fall iſt, die Larven geſchmeißt find. Bei verſchiedenen Snfeftens arten kommt es vor, daß die Larven, die unvollkommenen Inſekten, mehrere Jahre leben, die daraus entſtehenden vollkommenen Inſekten aber die Dauer von einem Tage an bis zur Höhe eines Jahres wohl nicht überfchreis ten. Man moͤchte allerdings fragen: Sollte die Bienen— koͤnigin, deren Larvenzuſtand von fo kurzer Dauer iſt, von allen Inſekten eine Ausnahme machen und ihr Leben ein vieljähriges fein? noch dazu, wenn man bedenkt, daß die Drohnen und Arbeitsbienen nur ein Jahr alt werden koͤn— nen. Ferner moͤchte man fragen: Kann eine Bienenkoͤnigin nach Willkuͤhr die Eier legen, ja die Zeit jahrelang dazu verlängern oder verkürzen, oder hat fie ebenfalls wie andere Inſekten weiblichen Geſchlechts den Naturges ſetzen zu folgen? - 9 Obgleich die Bienen ſeit mehr als 3000 Jahren bes obachtet worden find, fo ſtimmen die Berichte darüber noch ſo wenig überein, daß es der Forſchungen und Beobach- tungen noch ſehr bedarf, um dieſes und jenes Pur f in dem Bienenſtocke aufzuhellen. 2 * 15 « * — e 2 Sue legt die Koͤnigin die Eier zu den Drohnen, dn, zu den Arbeitsbienen, und zuletzt zu den Koͤniginnen. Sie ſoll auch die Eier zu den beiden erſten abwechſelnd (eg n, dabei die Zellen genau unterſuchen, ob fie tauglich, find, und keine verwechſeln. Ihr aͤußerſt feiner Gefuͤhls— und Geruchsſinn muß ſie das Rechte finden und thun laſſen. Für die Eier zu Königinnen find nur 15 bis 40 Zellen angebracht, und zeichnen ſich durch die Groͤße und Form 9 nd den Ort, an welchen fie gebaut werden, von den an— dern aus. Bei dem Eierlegen wird die Koͤnigin von Ar⸗ töbienen begleitet. So wie fie die Zelle für gut be— funden, kommt fie retour und bringt den Hinterleib rück waͤrts in die Zelle, um das Ei zu legen. Dieſen Augen— ck benutzen die Bienen, ſtreicheln fie mit ihren Ruͤſſeln Beinen und ſcheinen eine große Freude über fie zu rt muß ſie immer einen Hofſtaat um ſich ben, um Befehle zu ertheilen und Rapport von Allem su s, 8 Die Larven aus den Eiern der Drohnen und Arbeits⸗ kriechen ſchon nach drei bis vier Tagen aus und n dann fünf Tage lang gefuͤttert. Am zwanzigſten onen die Arbeitsbienen und am vier und zwan— Tage die Drohnen zum Vorſchein. Die erſteren Peer 1 ihre Fluͤgel und treten ſogleich ihre haͤuslichen Ar⸗ Ben im Stocke an, da fie zum Ausfliegen noch zu dach und zum Honigfammeln zu unerfahren ſind. Sie Zellen, fuͤttern die Brut und bedecken den Honig. ie Söniinnen ſollen ſchon mit dem ſechzehnten Tage die ellen verlaſſen. n . da in dem Bienenſtocke ſi ich fortwaͤhrend durch eier⸗ iner fruchtbaren Königin in gewiſſen Monaten neue e 0 cn 5 mit einer 5 aus und legt eine a bilden und der Stock dadurch zu enge wird, ſo — 1 —- ſchehen, nur daß die letzten Schwaͤrme immer ſchwaͤcher werden. Ein erfahrener Bienenvater muß es jederzeit wiſſen, ob das Schwaͤrmen zum Rutzen oder zum Schaden des Stockes gereicht, und es daher entweder beguͤnſtigen oder verhindern. Auf welche Weiſe die Trennung geſchieht, ob die alte oder die neue Koͤnigin auszieht, und wieviel von der Einwohnerſchaft mit ihr auswandert, daruͤber ſtimmen die Berichte noch nicht überein. Ferner, wenn 15 bis 40 Eier zu Koͤniginnen gelegt werden, ſo fragt man, warum nicht auch eben ſo vielmal das Schwaͤrmen vorkommt. Kriechen dieſe Koͤniginnen nicht aus, oder werden fie, da keine Auswanderungsbeglei⸗ tung ſich vorfindet, von der alten Koͤnigin gemordet? Oder legt ſie nur dann ein Ei zu einer Koͤnigin, ſobald ſie weiß, daß durch die abgelegten Eier ein Schwarm entſteht, der einen Fuͤhrer braucht? Daß es den Bienen vielleicht einerlei iſt, welche Koͤnigin ſie fuͤhrt, erhellt daraus, daß man oft die Königin eines gefangenen Schwarmes, nach- dem man die Bienen betaͤubt hat, herausſucht und toͤdtet, worauf dann nach vergeblichem Suchen der ganze Schwarm wieder in den alten Stock zuruͤckkehrt, damit derſelbe ſtark in der Bevoͤlkerung bleibt. Auch ſpricht man, daß die beis den Königinnen, wenn ein Schwarm auszieht, mit einander kaͤmpften. Ob die Drohnen und die Arbeitsbienen an dem Kampfe der Koͤniginnen Theil nehmen oder nicht, weiß man nicht mit Gewißheit. Es kann ſein, daß es geſchieht, weil der Aufruhr im Stocke groß iſt. Auch hat man bemerkt, | daß die Königin auf der Flucht von den Bienen wieder zurückgezogen worden iſt. Soll ſie vielleicht noch einmal den Kampf wagen? — Daß die beiden Koͤniginnen vielleicht mit einander kaͤmpfen, ehe es entſchieden wird, welche von beiden mit dem Schwarme fortzieht, koͤnnte das Rachſtehende beleuchten. Ich beſuchte vor mehreren Jahren im Juni auf dem Lande einen Bekannten, und dieſen traf ich im Garten hinter — . den Bienenſtoͤcken. Er bat mich, zu ihm zu treten, indem 5 7 Dieſer Bienenſtock hier ſchwaͤrmt und etwa in r halben Stunde wird es vor ſich gehen. Am Flatter— e befand ſich ſchon ein ziemlicher Theil Bienen in Be— begung und im Stocke war foͤrmlicher Aufruhr. Jetzt gte mir der Bienenvater: „Hoͤrſt Du die Königinnen, wie üͤttuͤt, tuͤt tuͤttuͤt machen?“ Dieſes Tüttüt drang deuts durch das Geſumme der Bienen; auch waren ganz deutlich zweierlei Stimmen in dem Tüttüt wahrzunehmen. Manchmal ſetzte es aus, und wiederum vernahm man es n beiden Seiten oft und fo ſtark, daß mein Freund ſagte, ſind ſie ſich in die Haare gefahren, nun wird es nicht ge dauern, ſo muß eine Koͤnigin die Flucht ergreifen. N hatte recht. Es dauerte kaum eine Viertelſtunde, ſo die Bienen gleichſam zum Futterloche heraus und zogen mit ihrer Koͤnigin in Form eines Pferdeſchweifs fort und en ſich traubenfoͤrmig an dem Zweige eines in der aͤhe ſtehenden niedrigen Birnbaums feſt. Der Bienen— nahm einen etwa eine Elle tiefen Sack, an dem oben b wie bei einem Schmetterlingsnetze befeſtigt war, Hand, hielt ihn unter den Bienenklumpen, ſchlug mit Fauſt auf den Zweig und der ganze Bienenklumpen in den Sack, den er oben durch Drehen des Stockes machte. Mit Nahen gefangenen Bienen ging er zu einem neuen Korb, den er in Bereitſchaft geſetzt hatte, that die ie zen auf der untern Seite hinein und machte den Deckel zu. Da die Koͤnigin in dem Korbe ſich befand, fo blieben Bienen darin, und diejenigen, welche nicht mit gefangen orden waren, ſuchten ringsum die Koͤnigin und ihr Ge— inn führte fie zuletzt nach dem Korbe. In Zeit von r Viertelſtunde waren alle Bienen in den Korb gezogen. mdig entſtand nun große Rührigkeit und Befchäftigung, itterchen wurden abgebiſſen und herausgeſchafft und n Theil der Bienen flog aus und holte Kitt und Wachs— ſtoff, um damit die Ritzen und dünnen Stellen zu Übers = län und Bellen anzulegen. Die voͤllige Ordnung war in > 13 Bi A — 182 — kurzer Zeit in dem jungen Bienenſtaate hergeſtellt und die Anlegung der Waben nahm raſchen Anfang und Fortgang. Ich habe noch einige Male dem Einfangen von Bienen— um noch einmal auf den vermeintlichen Kampf zwiſchen den beiden Koͤniginnen zu kommen, ſo koͤnnte es auch ſein, daß das oͤftere Trompeten das Signal zum Aufbruche wäre und ein eigentlicher Kampf gar nicht votkaͤme. Auch glaube ich, daß niemals die alte Koͤnigin, ſondern jedesmal die junge mit der unlaͤngſt ausgeſchluͤpften Brut ihres Wegs zieht, » und inſofern ſtellt ſich die Trennungsgrenze von ſelbſt heraus. Freilich will man auch das Gegentheil bemerkt haben. Es iſt nicht allemal der Fall, daß der Bienenvater die Koͤnigin beim Einfangen erwiſcht. Dieſe waͤhlt zum Riederſetzen oft mehrere Punkte, ehe es ihr gefaͤllt, ſitzen zu bleiben. Am erſten Orte muß fie einen Geruch zuruͤck⸗ laſſen, da ein Theil der Bienen den Ort fo lange umgiebt, bis ſie merken, daß die Koͤnigin weiter gezogen ſein muß. Ein ſolcher Fall kam im vorigen Jahre vor. Der groͤßere Klumpen hing an einem Hollunderbuſche am Backofen, wo die Koͤnigin zuerſt geſeſſen hatte. Sie war aber herunter in das Gras geflogen, und ein kleinerer Klumpen umgab ſie. Eben als der Bienenvater am Hollunderbuſche den Schwarm einfangen wollte, zogen die Bienen maſſenweiſe herunter in das Gras. Da merkte der Bienenvater, daß die Königin ihren Platz im Graſe genommen hatte. Er holte den Bienenkorb herbei und ſetzte ihn gleich über den. Klumpen und ſchloß ihn fomit ein. Nach einer kutzen Zeit hörte er die Königin im Korbe trompeten. Sogleich machte er unten den Korb mittelſt des Deckels zu und trug ihn zum Bienenhauſe. Der noch uͤbrige kleine Theil der Bienen zog nach und nach in den Korb ein. Es geſchieht wohl, wenn auch nicht oft, daß eine Ko⸗ nigin, wie ſchon oben erwaͤhnt, waͤhrend ſie zur Befruch⸗ ſchwaͤrmen zugeſehen, auch im Freien an Weiden zweimal 1 einen Schwarm gefunden, ja ſelbſt einmal einen in einem Birnbaume, und den andern in einer Eiche beobachtet. — tung mit den Drohnen ſich hoch in die Luft begiebt, von einer Schwalbe, oder ſonſt von einem Inſekten freſſenden ogel weggekapert oder vom Winde zerſchlagen und ſomit ö e weiſerlos wird. Man glaubt, daß dann * Made zu einer neuen Königin vorhanden ift, eine zwei— Ji dreitägige Larve ihrer Art in eine Koͤnigszelle tragen, J mit Koͤnigsbrei fuͤttern und daraus eine Koͤnigin erzie— Es wird behauptet, er jede drei- bis viertägige Ar en die Bienen eine laͤngere Zeit ohne Königin im Stocke beſtehen koͤnnen. n 5 die weiſerloſen Bienen als Raubbienen auftraͤ⸗ ten und Einfälle in die Bienenſtoͤcke unternaͤhmen, moͤchte wohl nicht in Wahrheit beruhen; denn es kommen Fälle vor, namentlich wenn gaͤnzlicher Mangel an Futter eintritt, die Königin mit den Bienen ſich auf einen andern Stock wirft, eindringt und ihn alles Vorrathes beraubt. Nachdem die Drohnen bis zu Anfang des Sommers ihre Aufgabe, naͤmlich die Koͤnigin zu befruchten, vollbracht haben, werden ſie zu Anfange Auguſts oder Septembers, uch manchmal erſt im October, von den Arbeits bienen theils ure Biß und Stich ermordet, zerriſſen und herausgewor— 1, theils herausgetrieben und ihnen der Ruͤckweg verwehrt, aß fie ſich verfliegen und durch die Rachtkaͤlte umkommen. Dabei ſind die Bienen ſo grauſam, daß ſie nicht einmal die Drohneneier und Larven ſchonen, ſondern ſelbige herz austeißen und vernichten. Ja es geſchieht, daß manche rot hnen, die vielleicht nicht bezwungen werden konnten, mit Wachs oder Kitt am hintern Theile des Stockes einge— fehlen und ſomit lebendig begraben werden, wie ich dieſes ſelbſt in einem Stocke geſehen habe, bei welchem an der hintern Seite ein Fenſterchen angebracht war. Am Fenſter hatte die Einmauerung Statt gefunden. Dieſe Austreibung 13 * * — 184 — und Ermordung der Drohnen, oder die Drohnenſchlacht, wie ſie gewoͤhnlich genannt wird, hat ihren guten Grund. Eine Drohne braucht ſo viel Unterhalt, wie zwei bis drei Arbeitsbienen, und zwar verzehrt fie den reinften, ges laͤutertſten Honig. Bis zum Fruͤhjahre find keine Drohnen mehr noͤthig, da dann von dem noch fruchtbaren Weiſel neue Eier zu Bienen und Drohnen gelegt. und gezogen werden. Die Austreibung der Drohnen geſchieht auch zu anderen Zeiten, namentlich wenn Nahrungsmangel eintritt. Ja es kommt vor, daß dann ſogar Bienenmaden ausge— | fogen werden. Ueberhaupt nützen die vielen Drohnen in einem Stocke nichts, als daß fie die Königin befruchten, außerdem aber den beſten Honig verzehren und in den waͤrmſten Tagesſtunden fleißig ſpazieren fliegen. Man kommt den Bienen bei der Toͤdtung der Drohnen auch zu Hülfe und befördert fie. um fie grimmig zu machen, drückt | man mehrere Drohnen einigemal halb todt und thut ſie in den Bienenſtock. Die Bienen fallen mordgierig über fie | her und ſaugen ſogar aus den zerquetſchten Leibern den Honig. Dann fallen ſie auch uͤber die andern her, toͤdten ſie oder treiben ſie aus. 49 Ich gehe nun zu dem zweiten Theile uͤber, zu dem Rutzen der Bienen, den ſie mittelbar und unmittelbar einem Lande gewaͤhren. | h Der Hauptnutzen, welchen uns die Bienen gewähren, | beſteht zunächft in der Gewinnung von Honig und Wachs Die Bienenzucht gehört zu den eintraͤglichſten, laͤndlichen Nebenbefchäftigungen **), welche leider in den meiſten Theilen *) Bei dem zweiten Theile iſt der Aufſatz in der Deutſchen Re⸗ form von 1850: „Ueber die Vermehrung der Bienen von G.“ bes nutzt worden. **) Dies beweiſt auch der alte Reim: | | „Bienen und Schafe Ernähren den Hauswirth im Schlafe, Aber Tauben und Ziegen, Die laſſen ihn liegen.“ von Deutſchland jetzt nicht mehr in dem Umfange betrieben wird, als es zu wuͤnſchen waͤre, indem man ihren hohen nicht genug erkannt und berechnet hat. een der fruheren Zeit war dies anders, die Bienenzucht eine ſolche Ausdehnung gewonnen, daß ſie mit der fen verglichen, im augenſcheinlichſten Mißverhaͤltniſſe ſteht. Man moͤchte dagegen einwenden, daß dies daher ruͤhre, weil die Wälder in fo auffallender Weiſe ausgerottet worden wären. Ich behaupte, daß gerade den Bienen durch die att des fruͤhern unabſehbaren Waldes enſtandenen Wie— Felder und Gaͤrten mit ihren tauſendfaͤltigen neuen men und Blüthen ein weit guͤnſtigeres Terrain zur Gewinnung von Honig und Wachs geboten worden iſt. Ich komme auf den reichen Honiginhalt mancher Blume fpäter zurück. Die Griechen und Römer liebten die Süͤßig— 5 eben ſo ſehr, als alle jetzt lebende Voͤlker. Sie kannten aber vielleicht das Zuckerrohr nicht einmal dem Namen nach, viel weniger den Zucker ſelbſt. Alle ihre feinen Backwerke und Getränfe, fo wie auch Speiſen wur— den mit Honig verſuͤßt. Das beliebte Getraͤnk Meth, das heut noch in manchen Laͤndern Europas *) obenanſteht, vertrat in fruͤhern Zeiten und im Mittelalter bei den nie— dern Klaſſen die Stelle des Weins, und felbft die Frauen und Kinder, ja auch Maͤnner der hoͤhern Klaſſen zogen den weit füßer ſchmeckenden Meth dem Weine vor. Wie viel Honig gehörte dazu, um alle die damaligen füßen Beduͤrf— damit herzuſtellen? Dies berechtigt zu der Annahme, die Bienenzucht damals nach dem Verhaͤltniſſe der Menſchenzahl einen viel weiteren Umfang gehabt haben muß, als es jetzt der Fall iſt. Dies iſt auch erwieſen, indem Schriftſteller in ihren a über Landwirthſchaft, Naturbeſchreibung und Geo— graphie, ſowohl in profaifcher als poetiſcher Sprachweiſe es hinterlaſſen haben. Daß die Griechen und Romer und vi — — ) In Deutſchland, in den Niederlauden „in Polen. — 186 — auch unſere Vorfahren die Bienenzucht als eine laͤndliche Hauptbeſchaͤftigung weit mehr erkannt und gewürdigt haben, als die meiſten unſerer Zeitgenoſſen, liegt daher klar vor. Es iſt demnach wohl die Pflicht jedes naturforſchenden und oͤkonomiſchen Vereins, dahin zu wirken, daß die vernach— laͤſſigte Bienenzucht in ihrem fo hohen Vortheile wieder erkannt und zur allgemeinern Einfuͤhrung erhoben werde. Jeden Landwirth muß uͤberhaupt bei der Wahl ſei— ner Nebenbeſchaͤftigungen immer der Grundſatz leiten, die— jenigen ins Werk zu ſetzen, bei welchen er wenig Mühez, Zeit- und Geldaufwand noͤthig hat, und doch viel gewinnt. Gewiß durch keine andere Nebenbefchaftigung in der ges ſammten Oekonomie wird in ſo kurzer Zeit mit ſo wenig Zeit-, Arbeits- und Geldaufwand ſo viel gewonnen, als durch die Bienenzucht. Der Grund liegt darin, daß die beiden koſtbaren Stoffe Honig und Wachs, welche die Bie— nen ſich aneignen, als fertige Produkte überall in der Natur in reichlichem Maaße vertheilt ſind und nur ge— ſammelt zu werden brauchen. Und daß dies die Abſicht des Schoͤpfers iſt, beweiſt, daß er Thiere ſchuf, welche raſt— los gleich Schornſteinfegern in die unzaͤhligen mehr und weniger tiefen Honigkeller und Wachsniederlagen kriechen, die Stoffe an ſich nehmen und beides an einem Orte auf— ſtapeln, damit dieſelben nicht nutzlos liegen bleiben und verloren gehen. Wie wenig hat der Menſch dabei zu thun! Die Bienen beduͤrfen ja von Seiten des Menſchen faſt gar keiner Pflege, ſondern nur einiger Aufſicht, damit die Feinde derſelben nicht in die Kolonie eindringen und Verheerungen anrichten koͤnnen, und eine vernünftige Scho— nung bei der Wegnahme ihres Vorrathes. Roch heut zu Tage giebt es in verſchiedenen Ländern Europas, in Galizien, Ungarn, Polen, der Moldau, Wala— chei, in Suͤd-Rußland und der Türkei, eine große Anzahl von Menſchen, welche lediglich in der wilden Bienenzucht eine reichliche Erwerbsquelle finden. Um wie viel mehr würde bei uns die Vermehrung der Bienenzucht Vortheil 4 | Be und Wohlſtand für Viele zur Folge haben, wenn fie in dem Verhaͤltniſſe hergeſtellt würde, wie es die Landſtrecken it dem Reichthume von Blumen und Bluͤthen den Men— ſchen an die Hand geben. Seitdem in Deutſchland die Waͤlder gelichtet und | Gärten, Felder und Wieſen an ihre Stelle getreten find, haben Blumen und Bluͤthen mit reichen Hoͤnigſchuͤſſeln und Staubgefäßen in fo großer Verſchiedenheit und Anzahl Eins tritt erhalten, daß die Bienen in ihnen eine weit reichere Ausbeute und auch einen weit feinern Stoff finden, als in den früheren Jahrhunderten bei dem endloſen Walde der Fall war, Zieht man noch die erweiterte Viehzucht, vorzüglich die Rindviehzucht in Betracht, weswegen man an die Herbeiſchaffung neuer Futterpflanzen denken mußte, und die vorzüglich die Einführung des Klees, ſowohl des aa rothen, vorzüglich aber des weißen mit feinen hligen Bluͤthenkoͤpfen zur Folge hatte, in welchen die Bienen ſo reiche Honigkeller finden, wie ſie wohl in keiner andern Blumenart reichhaltiger ſich darbieten moͤchten, ſo iſt uns der Fingerzeig zur Erweiterung der eintraͤglichen Bienenzucht hinlänglich gegeben. | Ey: Wer ſich eine Vorſtellung von dem reichen Honigvor— rath in den Kleekoͤpfen machen will, der gehe nur einmal an einem warmen Tage an einem blühenden Kleeacker vor— bei, um den ungemein ſtarken Honigduft, den die Waͤrme theilweiſe verdunſten läßt, wahrzunehmen. Jeder Kleekopf enthält 15 bis 30 und 40 einzelne Blüthen, von welchen de ein Tropfchen Honig in ſich ſchließt. Selbſt für den nſchen iſt dieſer Honigtheil ſehr bemerkbar auf der Zunge, eshalb Kinder fo gern die Kleeblüthen auszupfen und den pnigfaft herausziehen. Ein einzelner Kleekopf enthält fo viel Honigſaft, daß eine einzige Biene oder auch eine Hum— mel ſelbigen, wenn fie ihn vollſtaͤndig auf einmal einſau— gen konnte, nicht im Stande fein würde, in ihr Magazin zu ſchleppen. Aehnlichen Reichthum enthalten die Bluͤthen vom Buchweizen, Haidekorn und Haidekraut, von Erbfen, PR 0 — A Bohnen und Wicken, vorzüglich aber die Bluͤthen vom Nübfamen und Hederich, die Kaͤtzchen von den verſchiedenen Weiden, und die Bluͤthen von Korneliuskirſchen, den Pap⸗ pelweiden, Aspen, Birken, Eichen, Buchen, Akazien, Lin- den, den Obſt- und Nadelbäumen, von den Stachel— beeren, Johannisbeeren, Himbeeren, Heidel- und Preiſel— beeren. Mit dem Aufblühen der Schneegloͤckchen, Maͤrz— blumen, Saalweidenkatzchen u. a. beginnt die Honig- und Wachsernte und endigt ſich mit dem der letzten Herbſtblumen. Doch alle die letztgenannten Pflanzen blühen nur kurze Zeit, der Klee aber durch das mehrmalige Abhauen und Wiederwachſen und Saamenziehen faſt den ganzen Sommer hindurch. In welcher Geſammtmaſſe muß der Honigftoff vorhanden fein, der ſich fortwährend durch ſtarken Duft kund giebt! Welche Maſſen von Bienen ge— hoͤren dazu, um den erſtaunlich großen Vorrath von Honig— ſtoff auf einem Kleefelde von 10—20 Ackern auch nur zur Haͤlfte auszuſchoͤpfen! Der außerordentlich große und raſt— loſe Inſektenverkehr zur Zeit der Kleebluͤthe beweiſt hin— laͤnglich, daß bedeutende Fundgruben da fein müffen, Allerdings glaubt und behauptet man, daß die blaue Kleebluͤthe einen zu engen und tiefen Kelch habe, als daß die kleine Biene einzudringen vermoͤchte. Rur die Hummel und manche andere Inſekten mit laͤngern Ruͤſſeln koͤnnten tiefer langen und den großen Vorrath gehoͤrig benutzen. Das mag Anfangs, ehe der Klee völlig aufblüht, der Fall fein, aber die große Geſchaͤftigkeit der Bienen beweiſt? ſatt— ſam das Sprichwort: „Wo ein Aas it, ſammeln ſich die Adler.“ Wie viel jaͤhrlich Honig in die deutschen Zollpereins— ſtaaten eingeführt wird, iſt in den Regiſtern nicht aufge— fuͤhrt, er ſteht mit unter gewiſſen allgemeineren Rubriken von Gegenſtaͤnden des Verzehr's. Die Einfuhr des Wachſes betrug in den Jahren 1845 — 47 alljaͤhrlich gegen 8000 Centner, den Centner zu 30—35 Thalern gerechnet, wo— durch eine Ausgabeſumme von 300,000 Thalern und dar⸗ J über ſich herausſtellte. Den Bedarf an Honig würde man mit dem Drei» und Vierfachen nicht zu hoch anſchlagen, denn in der „Allgemeinen Enchflopädie für Kaufleute und Fabrikanten, Leipzig 1843“ ſteht, daß Bayern allein mehr als 1 Million Gulden, d. i. uͤber 600,000 Thaler für Ho⸗ nig und Wachs ins Ausland ſchickt, die zum großen Theil die Städte Nürnberg, Erlangen und noch andere bayeriſche Städte zur Leb- und Pfefferkuchenfabrikation aufwenden. Rechnet man noch die andern Städte in Suͤd- und Nords deutfchland *) dazu, wo ebenfalls dieſe Fabrikation im Gange iſt, fo kann man fuͤglich annehmen, daß jaͤhrlich 2-2 Millionen Thaler ins Ausland wandern, und dies betrüge in einem Zeitraume von einem Menſchenalter 60 bis 80 Millionen Thaler, an welchen die Deutſchen nach und nach unvermerkt ärmer würden. Die Ausfuhr von swaaren uͤberſtieg in den obengenannten Jahren nicht die Höhe von 300 Centnern. Durch Vervielfältigung der Bienenzucht würde gewiß nicht nur der almälige Millionenaufwand beſeitigt werden, ſondern auch zur Erſparung von Zucker und Syrup bei— tragen. Der immer zunehmende Anbau von Klee und Oelſaat, der erweiterte Obſtbau und die Wieſenkultur, fo wie die fehmetterlingsblüthigen Pflanzen, die vielfältigen und ſo verſchieden blühenden Straͤucher der engliſchen Gar— tenanlagen, durch welche das Schoͤne dem Ruͤtzlichen die d bietet, der andern unzaͤhligen mit Honig gefuͤllten Er umen gar nicht zu gedenken, ſchieben alle Sorge und Bedenklichkeit eines eintretenden Mangels an Unterhalt bel Seite, denn dieſe Geſammtmaſſe von Blumen und Blüthen geben den Bienen nicht nur hinreichende Nahrung durch's ganze Jahr, ſondern füllen ihnen auch noch die Vocrathskammern an. g Es liegt klar am Tage, daß die Landwirhſchaft in ihrem jetzigen Betriebe und umfange dem Gedeihen der ) Offenbach, Ulm, Breslau, Thorn und Danzig. . Bienenzucht einen Vorſchub bietet, wie es in den alten Zeiten nicht zu erzielen war. Und was kann die Land— wirthſchaft zu einer weit reicheren Honigausbeute für die Bienen noch thun? Bei Anpflanzung von Baͤumen an Landſtraßen, Promenaden und anderen Plaͤtzen iſt ſehr oft die Frage aufgeworfen worden, welche Baumart die nuͤtz— lichſte und zweckmaͤßigſte ſei? Naͤchſt den verſchiedenen Ars ten von Obſtbaͤumen hat die Linde die erſte Anwartſchaft darauf, und unſere Vorfahren wußten dies recht gut, weshalb ſie die Linde uͤberall anpflanzten, wovon noch hie und da die koloſſalen Exemplare Zeugniß abſtatten. Doch ſollte man die einheimiſchen Linden nicht vorzugsweiſe wählen, ſondern mehr noch die amerikaniſchen Arten, welche ſchnel— ler wachſen, eher bluͤhen, angenehmer duften und einen gewuͤrzhafteren Honig liefern. Die Landwirthſchaft muͤßte nach und nach zum Zwecke der Honiggewinnung durch An— bauung von ſolchen Pflanzen die Ordnung in's Werk ſetzen, daß die Bluͤthezeit in dem Jahres laufe auf einander folgt und nicht mit einem Male zum Vorſchein kommt. Zwar hat die Natur ſchon ſelbſt dieſe Anordnung getroffen, doch kann der Menſch ihr noch mehr zu Hilfe kommen. Eine ſchnell voruͤbergehende und mit einem Male im großen Ueberfluſſe dargebotene Nahrung kann den Bienen nur einen kleinen Theil zum Sammeln gewähren. Bei den verſchie— denen Linden faͤllt die Bluͤthe in verſchiedene Zeitraͤume; die amerikaniſchen Linden blühen zuerſt und ſpaͤter die eins heimiſchen. Faͤllt zur Bluͤthezeit der erſteren ſchlechtes Wetter ein, fo iſt vielleicht guͤnſtigeres bei der Bluͤthe der einheimiſchen; oder es iſt der umgekehrte Fall. Dieſes moͤchte in Ueberleguug und Berathung zu ziehen ſein, die Durchführung aber gewiß nicht in der Unmoͤglichkeit liegen. Landwirthſchaftliche und naturforſchende Vereine, noch mehr aber Bienenfreunde muͤßten das Ihrige dazu beitragen. Wie ich in der Weimariſchen Zeitung Rr. 91, vom 13. Rovember d. J. geleſen habe, ſo hat am 10. und 11. September d. J. in Arnſtadt die erſte Wanderverſammlung W deutſcher Bienenwirthe Statt gefunden, welche zahlreich be— ſucht worden ſein ſoll. Noch mehr aber wuͤrde die Bie— nenzucht ihren großen Vortheil nach und nach in's Licht ſtellen, wenn von Seiten der Staatsregierung derſelben Aufmerkſamkeit und Fuͤrſorge geſchenkt wuͤrde. In den preußiſchen Landen iſt dies ſchon ſeit Jahren geſchehen. Schullehrer ſind angewieſen worden, ſich mit der Bienenzucht ſelbſt zu beſchaͤftigen, ihre aͤlteren Schüler darin zu unterrichten und die Inhaber von Bienenſtoͤcken mit Rath und That zu unterſtuͤtzen und andere zur An— ſchaffung derſelben zu bewegen, auch die Aufſicht in ihren Kirchgemeinden zu uͤbernehmen. Viele Landgeiſtliche haben ſich ebenfalls bemuͤht, in ihren Gemeinden die Bienenzucht einzuführen oder fie zu erweitern. So mancher Schulleh— rer fand ſchon durch unablaͤſſigen Eifer allgemeine Aner— kennung und Auszeichnung und bereitete ſich noch außerdem eine gute Rebeneinnahme. In letzterer Zeit iſt durchgehends anbefohlen worden, daß die Zöglinge in den Schullehrer feminarien in der Bienenzucht unterrichtet würden, was bei uns ebenfalls zu wuͤnſchen waͤre. Zur Aufmunterung der Bienenzüchter im größeren Umfange hat die Staatsregie— rung ſogar Praͤmjen geſetzt, welche gewiß zur Folge haben werden, daß nicht blos Begüterte, ſondern auch Aermere unter dem Volke in der Bienenzucht einen groͤßer'n oder kleinern Rebengewinn erlangen werden. Und welche Nes benbeſchaͤftiguug koͤnnte ein laͤndlicher Handwerker oder Tageloͤhner wohl wählen, die neben dem materiellen Gewinn gemüthlich Anziehenderes boͤte, als die Bienenzucht mit ihrem Wunderbaren? Man hat den jaͤhrlichen Gewinn eines Bienenſtocks auf 3 bis 34 Thlr. berechnet, was gewiß ein ganz maͤßi— ger Anſchlag iſt. Beſteht die Anzahl bei kleineren Beſitzern in zehn Stocken, fo wäre der Gewinn über 30 Thlr., und für eine ſolche Haus haltung ein guter Zuſchuß an Einnahme. Iſt das nicht für die wenige Mühe und für den geringen Aufwand an Geld, ſowie an Platz, den diefe Bienenſtoͤcke = wm = einnehmen, ein Gewinn, den ein Kapital von 5 bis 600 Thlr. zur Ankaufung eines Grundſtuͤcks nie gewähren kann, noch dazu, wenn man die muͤhevolle Arbeit in Betracht zieht, die Grund und Boden verlangt? Es iſt nicht noͤthig, viele Bienenſtoͤcke zu kaufen, von einem einzigen guten Stocke kann durch das Schwaͤrmen die Sahl von zehn Stoͤcken in vier Jahren erlangt werden. x Reben dem unmittelbaren Gewinn, den die Bie— nenzucht an Honig und Wachs demjenigen zu Theil wer— den laͤßt, der ſie betreibt, moͤchte aber auch der andere wichtige Vortheil nicht zu uͤberſehen fein, den fie mittels bar noch verurſacht, nämlich die weit größere Fruchtbar— keit aller nuͤtzlichen Gewächſe, zu welcher ſie waͤhrend der Bluͤthenzeit beitragen. Vorzuͤglich hat man dies an den Obſtbaͤumen wahrgenommen, in deren Nähe Bienenſtoͤcke ſtanden. Dieſe Obſtbaͤume trugen weit ergiebiger, als die den Bienenſtoͤcken fern ſtehenden. Es iſt eine bekannte Sache, daß die verſchiedenen Inſekten die Befruchtung der Bluͤthen leicht, ſchnell und ſicher bewirken oder vermitteln. Bei dem Hineinkriechen der Inſekten in die Blume und dem Suchen nach Honig wird der Blumenſtaub von den Staubbeuteln auf die Befruchtungsſtelle gebracht, oder ſie werden bei dem Her— umwuͤhlen über und über mit Blumenſtaub bedeckt und dieſer hie und da wieder von ihnen abgeſtrichen. Ja manche Blumen wuͤrden wegen ihrer innern Ein— richtung gar keine Frucht zum Vorſchein bringen, wenn der Schoͤpfer nicht unzaͤhlige groͤßere und kleinere Diener in Legionen ſendete, die eine Vermittelung der Beftuchtungs— organe ausführen muͤſſen. Zwar trägt auch der Wind das Seinige zur Befruchtung bei, nur moͤchte er ſie al- lein nicht ausführen koͤnnen, weshalb der weiſe Schoͤpfer gar mancherlei Diener zu ſeinen Zwecken benutzt. Das wiſſen auch die Gärtner und oͤffnen deshalb die Fenſter der Gewaͤchshaͤuſer, damit Inſekten, vorzugsweiſe bienen— artige, eindringen und dem Gartner zur Gewinnung von mancherlei Samen die Blumen befruchten. Vorzuͤglich find es die Bienen, die hinſichtlich ihrer Große, ihrer raſtloſen Thaͤtigkeit und ihres feinbehaarten ‚Körpers die Befruchtung der Obſtbaumbluͤthe bewerkſtelligen, wodurch reiche Obſternten entſtehen. Aus dieſem Grunde iſt jeder Garten- und Feldbeſitzer verbunden, ſelbſt Bienen— zucht zu treiben oder feinem Nachbar, der es thut, den gebührenden Dank dafuͤr abzuſtatten. Wenn auch die Bienen zunaͤchſt in ihrem eigenen Intereſſe dies ausfuͤhren, fo muß man doch den Nutzen, den fie dem allgemeinen Beſten hierdurch erweiſen, auch allgemein anerkennen. Ich füge noch hinzu, daß auch die geſchaͤftige Hummel eben— falls viel zur Befruchtung der Obſtbaͤume, Straͤucher und Blumen beitraͤgt und ſie unſern Schutz und allſeitige Scho— nung verdient. Wer vermag anzugeben, wie groß die Mehrzahl iſt, die uns im Mehrbetrag von Getraide, Oel— ſamen, vorzuͤglich Kleeſamen, Obſt und Beeren durch das ſtillgeſchaͤftige Treiben der Bienen — eine Biene beſucht an einem Tage mehrere Hunderte von Blumen und be— fruchtet ſie — zu Theil wird? Es iſt bekannt, daß die obſtreichſten Gegenden in den oberen und mittlern Rheingegenden, ſo wie in Boͤhmen vorkommen. Wenn auch die Lage dieſer Laͤnder in kli— matiſcher Hinſicht aͤußerſt guͤnſtig für den Obſtbau ſich herausſtellt, und ein gaͤnzliches Mißrathen des Obſtes dort wohl nie vorkommt, weil die kalten Nord» und Oſtwinde auf die ganze Obſtbaumbluͤthe nicht nachtheilig einwirken koͤnnen, ſo ſchreibt man dies doch vorzüglich dem allgemein ſtarken Betriebe der Bienenzucht in dieſen Laͤn— dern zu. Und fallt auch während der Baumbluͤthe mans cherlei ungünſtiges Wetter ein, fo hält dies doch die vielen Bienen nicht ganz zuruck, ein und die andere guͤnſtigere Stunde zu benutzen und Honig einzutragen, wobei die Beftuchtung der Bluͤthen gleichſam erzwungen wird. Wer daher in dem Obſtbau einen Hauptnutzen ſich 5 — 194 — ſucht und ſchafft, der ergteife auch den and'ren Rutzen und halte ſich Bienen. Er ſetzet wenig ein und gewinnt doch viel. Raͤchſt den obengenannten Laͤndern wird auch im Koͤnigreich Hannover viel Bienenzucht getrieben, vorzüglich eignen ſich die Haidegegenden dazu. Das Haidefraut nimmt nicht nur meilenweite Strecken ein, ſondern es waͤchſt auch ſehr hoch und ſteht lange in der Bluͤthe, und zwar zu einer Zeit, wo viele andere Blumen verbluͤht ſind. Der jaͤhrliche Gewinn an Honig und Wachs im ganzen Koͤnig— reiche fol laut der Angaben über 300,000 Thlr. betragen. Im Koͤnigreich Sachſen gab es 1834 uͤber 40,000 Bie— nenſtoͤcke ?). Sachſens goldned Büchlein S. 44. Zuletzt erwaͤhne ich noch das Eine, was ich ſchon oben berührt habe, nämlich wie Roth es thut, die Feinde und Krankheiten der Bienen kennen zu lernen und ihnen zu rechter Zeit zu begegnen. Wer dies nicht beachtet, dem wird freilich die Bienenzucht bald verleidet werden und er empfindet dann einen ſolchen Verluſt, der ihn eher zur Abs als zur Anſchaffung von Bienen raͤth. Aus meinen Jugendjahren kann ich mich erinnern, daß die Nachbarn meines Vaterortes, fo wie die Bewoh— ner der umliegenden Doͤrfer Bienenſtoͤcke hielten. Jetzt iſt in dieſen Doͤrfern wohl kaum noch ein Stock zu finden. Als ich neulich darnach fragte, warum ſie keine Bienenſtoͤcke mehr hielten, wurde mir geantwortet, ſie braͤchten keine mehr fort. Den Grund des Richtfortbringens wußte mir Niemand anzugeben. Dieſes Eingehen der Bienenſtoͤcke hat nicht nur in meinem Vaterorte und der Umgegend, ſondern auch in dem ganzen Oſtkreiſe des Oſterlandes um ſich gegriffen. . Ich verweile daher noch eine kleine Zeit bei den Feinden der Bienen. Die geſammten Uebelſtaͤnde bei den — ) Es wäre zu wünſchen; daß auch im Herzogthum Sachſen⸗ Altenburg die Anzahl der Bienenſtöcke zur Kenntnißnahme käme. - u Bienen findet man im oben genannten Dzierzo n'ſchen Werke beſchrieben. Jedes Geſchoͤpf auf dem weiten Erdenrund hat feine Feinde, ſei es klein oder groß, wohne es im Freien oder Verborgenen, bewege es ſich ſchnell oder langſam, komme es bei Tage oder bei Nacht zum Vorſchein. Der weiſe Schöpfer ſuchte durch die Feinde, die er in der Natur jedem Geſchoͤpfe zutheilte, viel Gutes zu ſtiften, wenn wir es auch nicht allemal einſehen wollen. Jede Thierklaſſe hat Individuen aufzuweiſen, die nicht ſowohl feindſelig gegen ihre Arten ſich benehmen, ſondern die auch andere Thiere der anderen Klaſſen angreifen. Es giebt Saͤuge— thiere, welche von Saͤugethieren, Voͤgeln, Fiſchen, Amphi— bien, Würmern und Inſekten leben; es giebt Vögel, die ebenfalls ihre Nahrung aus allen Thierklaſſen zuſammen— tragen. Es darf daher nicht Wunder nehmen, wenn auch die kleine emſige Biene ſelbſt in ihrer Behauſung noch Feinde zu erwarten hat, da fie bei ihren Ausflügen rings herum mit Feinden umgeben iſt. Sie wird von Saͤuge— thieren, Voͤgeln, Amphidien, vielleicht auch von Fiſchen, und ſelbſt von ihres Gleichen, von Inſekten verfolgt, nur vor den Würmern hat ſie aͤußerlich Ruhe, aber in ihrem * befinden ſich vermuthlich auch Wuͤrmer. Nun iſt aber ein Feind ärger als der andere. Von den vielen Feinden, vor welchen die Biene ihr kleines Leben ſichern muß, iſt die Wachsmotte, Galeria cerella, einer der aͤrg— A die zwar der Biene felbft nichts thut, fie aber nach 3 nach durch ihr Gewebe aufreibt und vertreibt. Das eibchen von der Wachsſchabe ſucht auf eine hinterliſtige Weiſe in den Bienenſtock zu kommen, um ihre Menge Eiet an ſichere Stellen abzulegen. Wenn aber ein ſolcher Schmetterling in den Bienenſtock dringen will, ſo muß er vor Allem geſchwind fein. Die Wachsmotte beſitzt aller— dings eine ſolche Schnelligkeit in ihren Bewegungen, daß man Mühe hat, ſie mit den Augen zu verfolgen. Da aber die Bienen den Ausgang immer beſetzt halten, ſie — 196 — auch bei Tage ſehr flink nnd lebendig ſind, ſo moͤchte es unmoͤglich ſein, am Tage den Einfall zu wagen. Am Tage dringt die Wachsſchabe auch aus dem Grunde nicht ein, weil ſie ein naͤchtliches Thier iſt. Alle Motten fliegen erſt am Abende aus. Die Nacht alſo waͤhlt ſie zu ihrem Einfall, wenn die Bienen wenigſtens zum Theil ruhen und nicht ſo lebendig ſind. Durch die Schnelligkeit gelingt es den Wachsſchaben, ſich durch die Bienenreihen durch zu | draͤngen und endlich auf den Boden des Bienenſtocks zu kommen, von wo aus ſie ihre Verheerungen durch Eierle— gen zunaͤchſt anordnen. Oft geſchieht es auch, daß ſie trotz ihrer Schnellig— keit von den Bienen ergriffen, erbiſſen und herausgeſchafft werden. Das beweiſen die am Stocke liegenden Wachs— | motten. Es ift wohl anzunehmen, daß die meiſten Weib— chen von den Bienen erdroſſelt werden, denn ſonſt moͤchte ſchwerlich ein Bienenſtock aufkommen, da jedes Weibchen eine große Menge Eier legt. Weit mehr kommt es wohl vor, daß die Wachsmotten ihre Eier vorzuͤglich an den Bienenſtoͤcken, unten wo fie aufliegen, abſetzen. Die aus— gekrochenen Raͤupchen ſuchen in der Nacht durch die Ritzen einzudringen, und werden auf dieſe Weiſe nicht bemerkt. Das beweiſen auch die Gewebe und Geſpinnſte dieſer Raͤup⸗ chen, die wohl jeder Bienenvater unten an den Stocken, an den verborgenſten Seiten finden kann. Es iſt daher gut, wenn die Bienenkoͤrbe und Stoͤcke oͤfters genau beſe⸗ hen werden, um dieſen Feinden noch in der Zeit zu be— gegnen. Iſt aber dieſer Feind einmal eingedrungen, ſo kann er ſchwerlich wieder aus der Schanze geſchlagen werden, ge— woͤhnlich geht der Bienenſtock ein. Um die Eier in die Ritzen legen zu koͤnnen, hat das Wachsſchabenweibchen ei— nen langen Legeſtachel. Ich machte den Verſuch mit ei⸗ nem Weibchen. Ich nahm es beim Kopfe und hielt es mit dem hintern Theile des Körpers an eine Schachtel, des ren Theile nicht recht gut zuſammenpaßten. Sogleich ſteckte es ſeinen langen Legeſtachel tief in die eine Ritze und legte — m — Eier ab. Sind die Raͤupchen im Stocke ausgeſchluͤpft, oder durch die Ritzen in den Stock gedrungen, ſo machen ſie ſich Gaͤnge oder Roͤhren — daher der Geſchlechtsname Galeria — in welchen ſie ganz ſicher wohnen. Das Ge— webe zu dieſen Gaͤngen iſt ſo feſt, daß man Muͤhe hat, es entzwei zu reißen. Man moͤchte es faſt fuͤr Leder halten. In dieſe Roͤhrengaͤnge koͤnnen die Bienen nicht eindringen, ſie bleiben gewoͤhnlich mit ihren Beinen daran haͤngen und müſſen den Hungertod erleiden. Ueberdies werden auch die armen Bienen von dem Geſtanke der Excremente dieſer Raupen zuruͤckgedraͤngt. Innerhalb drei Wochen haben die Raupen ihre völlige Größe erlangt. Sie gehen dann aus ihren Gaͤngen heraus, begeben ſich an einen ſichern Winkel an der Hinterſeite des Stockes und machen längliche noch feſter verſchloſſene Gewebe, in welchen ſie ch verpuppen. Die Puppenhuͤllen liegen in Menge feſt bunden an» und übereinander, wie die Wachszellen. Erſt nehmen ſie den Raum an der hintern Wand des Stockes ein, dann die Raͤume zwiſchen den Waben. Da— durch werden die Gaͤnge zu den Zellen verbaut und die armen Bienen meiſt eingeſponnen. Die Drohnen verlaſſen zuletzt den Stock, ſitzen bald da, bald dort, ſonnen ſich und gehen auch z Grunde. Das ganze Jahr hindurch hauſt dieſe Motte in den Bienenſtoͤcken, wenn fie einmal ingedrungen iſt. Das beſte Mittel, die Bienenſtoͤcke vor ſolchen Fein— den zu ſichern, iſt, daß man ſie fleißig beſieht, und findet | ſolche Schmetterlinge daran, fo muß man ſie toͤdten. wahrt man feine Geſpinnſte an der untern Seite, ſo muß man ſie ſorgfaͤltig wegnehmen und die Eier zerdruͤcken. Das beſte Mittel iſt nun wohl dies, daß man die Breter des Stockes ſo feſt zuſammen fuͤgt, daß keine Ritze zu finden iſt. Bei der diesjaͤhrigen Verſammlung von Bienenzüchtern iſt vorzüglich die paſſendſte Form des Bie— nenſtocks der Hauptgegenſtand der Unterhaltung geweſen. er die Wachsſchaben aber einmal die Oberhand in . 14 — 18 — dem Stocke gewonnen, was man daran merkt, daß der Bienen immer weniger werden, ſo thut man wohl, wenn man den Stock gleich verbrennt, ehe die Maſſen Motten heraus fliegen. Dieſen Hauptfeind, ſo wie auch noch einzelne andere Feinde hat man genau kennen zu lernen, und die Beleh— rung darüber müßte ebenfalls neben der Anweiſung zur Bienenzucht aus den Seminarien in die Landſchulen übers gehen. Unſer von Gott ſo geſegnetes, reiches Oſterland mit ſeinen fruchtbaren Fluren, Wieſen, Gaͤrten und Waldungen, ſowie das weſtliche Huͤgelland eignet ſich vortheilhaft zur Bienenzucht, und ein Anregen von Seiten der geehrten naturforſchenden Geſellſchaft möchte nicht nur ein zeitgemaͤ— ßes, ſondern ſogar ein pflichtgemaͤßes ſein, indem ihr vor— zuͤglich obliegt, durch ihre Forſchungen nicht blos die Wiſ— ſenſchaft zu bereichern, ſondern auch dem Lande dadurch materielle Intereſſen zu verſchaffen, die auch dem Aermſten zu Gute kommen. Erproben ſich ſolche Anregungen, ſo kann die wohlloͤbliche naturforſchende Geſellſchaft des Oſter— landes dann um ſo mehr erwarten, daß ſie auch fernerhin zur Vergroͤßerung ihres naturwiſſenſchaftlichen Verkehrs, zur Gewinnung und Ermunterung junger Naturforſcher, ſowie zur Erweiterung ihrer Sammlungen und Lokale vom ganzen Land mit willfaͤhriger Hand unterſtuͤtzt werden wird, wie ſie es verdient. III. * XXII Gutachten des Kunſt⸗ und Handwerks: vereins zu Altenburg über den Heſſeſchen Antrag, die Gründung und Erwei⸗ terung von Sonntags- und Handwerksſchulen betreffend. Daß die wiſſenſchaftliche und Geſchmacks⸗ Bildung vieler jungen Handwerker nach Erfuͤllung der Lehr- und Wanderzeit unzureichend, und daß es wohl an der Zeit ſei, für Mittel ind Wege zu forgen, dieſem Mangel fo bald als moͤglich ab: fen, darin ſtimmen wir mit dem Landtagsabgeordneten Heſſe vollkommen uͤberein und halten mit ihm auch den eifrigen Beſuch von zweckmaͤßig eingerichteten Fortbildungs⸗ ſch 55 fuͤr unſere Handwerkslehrlinge fuͤr hoͤchſt wuͤnſchens⸗ wer h. Eben fo finden wir auch die von demſelben vorge— ſchlagenen Unterrichtsgegenſtaͤnde ſehr beachtenswerth, wenn wir auch nicht die Anſicht theilen koͤnnen, daß hierzu 4 Unter⸗ ichtsſtunden in jeder Woche ausreichen wuͤrden. Denn nehmen wir für das Schön» und Rechtſchreiben und für die Abfaſſung und Verbeſſerung einfacher Aufſaͤtze, wie ſie im Geſchaͤftleben erfordert werden, zuſammen woͤchent⸗ lich nur 2 Unterrichtsſtunden, deßgleichen nur woͤchentlich 1 inde für das Rechnen und fuͤr die Geometrie, fo wuͤrde das Freihand⸗ und Linearzeichnen, fuͤr Phyſik und Che⸗ mie und für „allgemeine Bildung (Geographie, Geſchichte, Re⸗ ligion, Geſetzkunde ꝛc.)“, mögen dieſe Dinge auch nicht er⸗ ſchoͤpfend, ſondern nur anregend behandelt werden, immer nur zuſammen eine einzige Stunde wöchentlich übrig bleiben, die doch nicht einmal fuͤr die beiden Zweige des Zeichnens hinrei⸗ chen dürfte, Wir würden deshalb, ſelbſt bei Beſchraͤnkung des Unterrichts auf das zunaͤchſt Nothwendige, noch immer die Zahl der Unterrichtsſtunden zu vermehren für rathſam er⸗ achten, wie denn auch in der hieſigen Kunſt- und Hand⸗ a 14 * — 200 — werksſchule (ganz abgeſehen vom Franzoͤſiſchen, deſſen Beſuch nicht bindend fuͤr die Schuͤler iſt) jeder Schuͤler der dritten Claſſe woͤchentlich 5, jeder Schuͤler der zweiten Claſſe woͤchent— lich 6 und jeder Schüler der erſten Claſſe woͤchentlich 7 Un- terrichtsſtunden zu beſuchen hat, obgleich ſelbſt nicht einmal die erſte Claſſe in allen den Faͤchern Nokia erhält, welche der Heſſeſche Antrag aufzaͤhlt. Was ferner die Anſtellung und naͤchſte Beauſſihtigung der erforderlichen Lehrer durch die Gewerbscommiſſionen und Stadtraͤthe anlangt, ſo hegen wir hiergegen das Bedenken, daß dieſe Behoͤrden, fo gut fie auch für ihre naͤchſten Zwecke zuſammengeſetzt fein mögen, dennoch in der Regel felten die didaktiſchen und paͤdagogiſchen Kenntniſſe und Erfahrungen beſitzen werden, um ohne Fehlgriffe und mit Sicherheit „dar: auf ſehen zu koͤnnen, daß nichts Ueberfluͤſſiges, fons | dern nur Nuͤtzliches und Praktiſches gelehrt und geuͤbt werde.“ Die weſentlichſten Beſtimmungen aber find in den Punk: ten 3. und 4. des Heſſeſchen Antrags enthalten. Um die Er⸗ reichung des vorgeſetzten Ziels zu ſichern und alle Umgehun⸗ gen abzuſchneiden, ſollen ſaͤmmtliche Lehrlinge zum Beſuche der Fertbildungsſchulen gezwungen werden, ſo wie denn auch die Meiſter durch das Geſetz und die dadurch angedrohten Strafen angehalten werden ſollen, den Lehrlingen den regel— maͤßigen Beſuch dieſer Anſtalten zu geſtatten. Ehe wir uns nun uͤber die Raͤthlichkeit des hier vorge⸗ ſchlagenen Zwanges ausſprechen, wollen wir zunaͤchſt die Fuͤg— lichkeit der Durchfuͤhrung dieſer Maßregel ins Auge faſſen. Nach den von uns angeſtellten Erkundigungen hat unſere Stadt im Durchſchnitt 300 Lehrlinge, und fuͤr dieſe wuͤrde alſo der erforderliche Fortbildungsunterricht zu beſchaffen ſein. Mögen von dieſen nun auch 60 das Freihandzeichnen und 100 das Linearzeichnen ohne großen Nachtheil entbehren koͤnnen, fo bleiben für das Erſtere noch immer 240 und für das Letz⸗ tere 200 Schuͤler uͤbrig. Der Zeichenunterricht kann nur bei vollem Tageslichte gegeben werden, fo daß hierzu, um die praktiſche Thaͤtigkeit nicht allzu ſehr zu ſtoͤren, kaum eine an⸗ | 1 14 h 0 10 — 201 — dere Zeit übrig bleiben dürfte als diejenigen Stunden, welche des Sonntags nach dem Hauptgottesdienſte zunaͤchſt frei find, d. h. die Stunden früh von 10 — 12 Uhr. Im Zeichnen kann aber ein Lehrer, ſelbſt wenn es der Raum geſtattete, ſchwerlich mehr als 30 Schüler auf einmal unterrichten. So— mit wuͤrden wir hier nicht weniger als 8 verſchiedene Lehrer und Lehrzimmer für die Freihand- und 7 verſchiedene Lehrer und Lehrzimmer fuͤr die Linearzeichenſtunde noͤthig haben. Setzen wir ferner den Jahresgehalt eines Lehrers fuͤr jede ſolche Zeichenſtunde auf 16 Thaler und rechnen wir noch jahrlich 50 Thaler auf Anſchaffung von Vorlegeblaͤttern, Hei— zung und Reinigung der Lehrzimmer ꝛc., fo würde der Zeich— enunterricht allein, ſelbſt abgeſehen von der Schwierigkeit, ſo viele Lehrzimmer und ſo viele geeignete Lehrer zu einer ſo unbequemen Zeit und fuͤr ein ſo ſpaͤrliches Honorar aufzutrei⸗ a 290 Thaler Koſten verurſachen. Im Schoͤn⸗ en mögen etwa 60 Lehrlinge fo weit vorgefchritten fein, daß ſie einer beſondern Uebung darin nicht weiter beduͤrfen, ferner mag ein Lehrer hier, wenn es der Raum geſtattet, wohl 36 Schuler zugleich unterweiſen koͤnnen, fo werden wir noch immer 7 Schoͤnſchreibeſtunden wöchentlich noͤthig haben, wenn nur jeder Schüler eine ſolche Stunde genießen fol. Die „ und Reinigungskoſten fuͤr dieſen Unterricht koͤnnen ſchwerlich unter 18 Thaler betragen, fo daß derſelbe im Ganz zen auf 130 Thaler zu ſtehen kommen wuͤrde, vorausgeſetzt, daß er ebenfalls des Sonntags bei Tageslicht ertheilt werden konnte. Somit würde der mehr in das Kunſtfach einſchla— gende Unterricht allein die Benutzung von 8 verſchiedenen Lehr— zimmern und jährlich mindeſtens noch 420 Thaler Koſten in Anſpruch nehmen. Fuͤr den uͤbrigen Unterricht aber würden nur die Abend⸗ ſtunden in den Wochentagen, etwa mit Ausnahme des Sonn: abends, in Betracht kommen koͤnnen, da die Meiſter es nie⸗ mals gern ſeben oder auch nur in ihrer Mehrzahl zulaſſen werden, daß ihre Lehrlinge mitten in der Tagesarbeit abbres | chen, um ſich zu waſchen, fuͤr die Schule anzukleiden, dann einige Stunden Unterricht zu genießen, darauf nach Hauſe — 202 — zuruͤckgekehrt, ſich wieder in die Arbeitskleider zu werfen und dann endlich die weggelegte Arbeit wieder zur Hand zu neh— men. Darum muß der uͤbrige Fortbildungsunterricht der Haupt⸗ ſache nach in die Feierabendſtunden von 5—8 oder von 6— 9 Uhr verwieſen werden. Geſetzt nun, es naͤhmen alle 300 Lehrlinge am Unterricht im Rechnen, Rechtſchreiben und Auf— ſaͤtzemachen und außerdem nur die 100 Fortgeſchritteneren am Unterrichte in den gemeinnuͤtzigen Kenntniſſen (Geographie, Geſchichte, Geometrie, Phyſik, Chemie und Gewerbkunde) Theil, ſo wuͤrden fuͤr dieſen wiſſenſchaftlichen Unterricht nach den verſchiedenen Leiſtungen der 300 Schuͤler etwa 8 Claſſen zu errichten fein, von denen die 3 unterſten jede woͤchentlich 1 , Stunde Rechnen und 1 Stunde Rechtſchreiben und Anferti— gen ganz einfacher Auffäge, die 3 naͤchſten jede außer dieſen beiden Stunden woͤchentlich noch 1 Stunde Geographie oder Geſchichte und die beiden oberſten außer dem Rechnen und Aufſaͤtzemachen noch abwechſelnd jede das eine Jahr 1 Stunde Geometrie und 1 Stunde Phyſik und das andere Jahr 1 Stunde Gewerbkunde und 1 Stunde Chemie erhalten koͤnnte. Somit wurden wir im Ganzen woͤchentlich noͤth'g haben: in 8 verſchiedenen Claſſen 1 St. Rechtſchreiben und Auſſaͤtzemachen, zuſammen 8 St. in 8 verſchiedenen Claſſen 1 St. Rechnen, zu. 8 = in 3 mittlern Claſſen abwechſelnd 1 St. Geo— graphie oder Geſchichte, zul. 3 in 2 obern Claſſen abwechſelnd 1 St. Geome: trie oder Gewerbkunde, zu. 2 = und abwechſelnd 1 St. Phyſik oder Chemie, uf. 2 Alſo woͤchentlich zuſammen 23 St.“) ) Zur deutlicheren Ueberſicht diene folgendes Beiſpiel eines 5 denplans für den Wochentagsunterricht: Im Lehrzimmer I. beim Oberlehrer: Montag Abend Cl. III. 1 St. Geographie oder Geſchichte. } St. i und Aufſätze. 1 St. Rechne Dinstag Abend Cl. II. i St. Hane oder Phyſik. 1 St. Rechnen. — 203 — Hierzu find, wegen der vielen Correcturen, der Mannigfaltig⸗ keit der Lehrgegenſtaͤnde und vor Allem wegen der Beſchraͤnkt— heit der verfuͤgbaren Zeit, mindeſtens 2 verſchiedene Lehrer und die Heizung und Erleuchtung von 2 verſchiedenen Lehrraͤumen erforderlich. Schlagen wir die Heizung und Erleuchtung die— ſer 2 Lehrraͤume an 5 Wochenabenden zuſammen auf 75 Tha— ler und die Beſoldung eines nur elementariſch ausgebildeten Lehrers für die 5 untern Claſſen, der alſo an 5 Wochenaben⸗ den dieſen 5 Claſſen nach einander in einem und demſelben Lokale wöchentlich zuſammen 12 Stunden Unterricht zu erthei⸗ len haben wuͤrde, in Ruͤckſicht auf die Correcturen auf 250 Thaler und die des Lehrers der 3 obern Claſſen, der dieſen in einem und demſelben Lehrraume nach einander woͤchentlich zuſammen 11 verſchiedene, meiſt ſchwierige und mit Gorrectu: ren verbundene Unterrichtsſtunden zu ertheilen und außerdem auch die aller Wahrſcheinlichkeit nach ſehr ſchwierige und weit⸗ läufige Oberleitung der ganzen Anſtalt zu beſorgen haben würde, auf jaͤhrlich 600 Thaler an, fo wuͤrden die jährlichen Unterhaltungskoſten einer Fortbildungsſchule fuͤr die 300 Lehr⸗ linge der Stadt Altenburg ohne Leſebibliothek, Schulpraͤmien und Apparate ſchon 1345 Thaler betragen, ohne die Zinſen auf die erſten Herſtellungskoſten ſo vieler Lehrzimmer und ohne die Untechaltungskoſten der Tafeln, Baͤnke ıc. Ob hierzu die in Ausſicht geſtellte Vermehrung der Schul— fonds, um deren Betrag ſich jedenfalls die Einnahmen der ſtaͤdtiſchen und der Staats-Kaſſen vermindern muͤßten, hin⸗ Donnerstag Abend Cl. II. 1 St. Rechtſchreiben und Aufſätze. 4 1 St. Geometrie oder Gewerbkunde. Mittwoch und r I. dieſelben 4 St. wie Cl. II. am Dinstag u. Freitag Abend Donnerstag. Im Lehrzimmer II. beim zweiten Lehrer. Montag Abend Cl. IV. 1 St. Geographie. 1 St. Nechtſchreiben und Aufſätze. * 1 St. Rechnen. Dinstag Abend Cl. V. dieſelben 3 St. wie Cl. IV. am Montag. Mittwoch Abend Cl. VI. 3 9 ed und kleine Aufſätze. 1 . echnen. Donnerstag Abend Cl. VII. wie Cl. VI. Mittwoch 2 St. Freitag Abend Cl. VIII. wie Cl. VI. Mittwoch 2 St. — 204 — reichen würde, können wir, da uns deren Betrag nicht bekannt iſt, nicht entſcheiden, glauben aber ſchon durch dieſes oberflaͤch— liche Eingehen in einige Einzelheiten die großen Schwierigkei⸗ ten wenigſtens einigermaßen angedeutet zu haben, welche der Durchführung des Heſſeſchen Antrags ſich hier wie uͤberall entgegen ſtellen werden. Denn mögen auch in den Übrigen Staͤdten wegen der geringern Zahl der Lehrlinge nicht 8, ſon⸗ dern nur 4 oder nur 3 verſchiedene Claſſen herzuſtellen ſein, fo dürfte dort die Beſchaffung von 4 oder 3 verſchiedenen Lehrern im Freihand- und Linearzeichnen und die Gewinnung eines wahrhaft gebildeten Lehrers fuͤr Phyſik, Chemie, Ge— werbkunde, Geometrie nicht minder ſchwierig und das ganze Unternehmen verhaͤltnißmaͤßig nicht minder koſtſpielig ſein. Das möge hinreichen über die Fuͤglichkeit der Ausfüh- rung des Heſſeſchen Vorſchlags. Nun noch einige Worte uͤber die Raͤthlichkeit der Sache an ſich. Hier iſt nun zunaͤchſt nicht zu verkennen, daß ein ſolches Schulgeſetz wegen des Wi⸗ derſtrebens, mit dem die roheren, der Schulzucht laͤngſt über: drüffigen Lehrlinge in die ihnen abermals aufgedrungenen Schulen kommen, und wegen der Ungunſt, mit der auch viele Meiſter und Geſellen dieſe ihr Tagewerk nicht ſelten ſtoͤrenden Anſtalten betrachten wuͤrden, großen Widerſtand erfahren und im gluͤcklichſten Falle nur durch unnachſichtliche Beſtrafung der Widerſtrebenden eingefuͤhrt und aufrecht erhalten werden duͤrfte. Fortwaͤhrend wuͤrden die widerſpenſtigen Lehrlinge zu ſpaͤt oder gar nicht zur Schule kommen, und hieruͤber zur Rede geſetzt, ſich gewiß nicht immer in der beſcheidenſten Weiſe da= mit entſchuldigen, daß ſie ihr Meiſter entweder gar nicht, oder nicht eher aus der Arbeit entlaſſen habe. Die widerſtreben⸗ den Meiſter aber wuͤrden, wenn man ſich bei ihnen weiter erkundigte, den Frager entweder kurz abweiſen, oder dringende Arbeit, oder wohl auch die Faulheit und Langſamkeit des Lehr: lings als die alleinige Urſache der Verſaͤumniß darſtellen, viel- leicht auch wohl nachweiſen, daß derſelbe die Arbeit zu rechter Zeit verlaffen habe, alſo mit den Schulbüchern ſpaziren ges gangen fein muͤſſe. Ja bisweilen werden beide Theile, Meiz ſter und Lehrlinge, auf ihren widerſtteitenden Ausſagen behar⸗ b ae EEE | ET ˙ Fe — 205 — ren, und da man ſie nicht füglich confrontiren kann, einan⸗ der der Luͤge zeihen. Fragt man nun, welche Straf mittel zur Aufrechterhal— tung der Autorität der fo am Narrenſeile hin und her gezoges nen Fortbildungsſchule zu Gebote ſtehen, ſo laͤßt uns der Punkt 6. ſehr im Ungewiſſen, indem er blos angibt, daß in ſchwerern Faͤllen den Gewerbscommiſſionen und Stadtraͤthen und einem Ausſchuſſe von 3 durch die Obermeiſter aus ihrer Mitte gewählten Mitgliedern die Beſtrafung der Schüler zu⸗ ſtehe, keineswegs aber hinzufuͤgt, welche Strafen dieſelben vers haͤngen koͤnnen und ſollen. ö Unſerer Meinung nach muß das Strafrecht in der Schule zunaͤchſt und ſo viel als nur moͤglich den Lehrern uͤberlaſſen bleiben und in einer Fortbildungsſchule ſich ſo viel als moͤg⸗ lich nur auf ernſte Zurechtweiſungen und im Falle der Un wirkſamkeit derſelben auf Ausſchließung von den Wohlthaten der Schule beſchraͤnken. So haͤlt man die Ehre der Schule am beſten aufrecht und gewoͤhnt zugleich die Schuͤler auf ihre Ehre und ihren guten Namen zu halten. Dieſe letzte Strafe, welche, fo viel wir wiſſen, die hieſige Kunſt- und Handwerks- ſchule feit ihrem 25jaͤhrigen Beſtehen der Nothwendigkeit jeg— licher andern Strafe uͤberhoben hat, iſt aber ſofort unwirkſam und darum unmoͤglich, wenn der Beſuch der Fortbildungs⸗ ſchulen nicht mehr Sache der Freiheit, ſondern die Folge eines allgemeinen geſetzlichen Zwanges wird, und wir ſchlagen den Verluſt dieſes einfachen, lediglich auf die Ehrenhaftigkeit der Schüler ſich ſtuͤtzenden Disciplinarmittels fo hoch an, daß wir ſchon aus dieſem einzigen Grunde gegen allen derartigen Zwang ſein würden, wenn ſich dadurch auch, was wir bezweifeln, ein wirklicher Fortſchritt in der Bildung der nur gezwungen zur Schule kommenden Lehrlinge bewirken ließe. Und doch ſcheint uns das Ziel des Heſſeſchen Antrags: Verbreitung groͤßerer Geiſtesbildung unter dem Stande der Handwerker, ſo ſchoͤn und des eifrigſten Strebens werth, daß wir nicht unterlaſſen koͤnnen, hierzu zunaͤchſt fuͤr unſere Stadt andere Mittel und Wege in Vorſchlag zu bringen. Fragen wir nun, warum unſere bisherigen Fortbildungs⸗ — 206 — ſchulen ihre Schüler in der Regel nicht weiter bringen, fo müf- fen wir antworten, weil dieſelben in der Regel nicht hinrei— chend vorgebildet in dieſe Schulen eintreten. Anſtatt ſich hier im Zeichnen, im Styl, in den mathematiſchen und Naturwiſ— ſenſchaften weiter fortzubilden, wie an andern Orten, wo wirkliche Buͤrgerſchulen beſtehen, muͤſſen wir bei der Mehr: zahl unſerer Schüler mit den erſten Elementen dieſer Unters richtsgegenſtaͤnde beginnen, und dann reicht eine einzige wös chentliche Unterrichtsſtunde, wenn ihr zumal nicht mehrere freie Uebungsſtunden zur Seite ſtehen, durchaus nicht hin, um et— was Ordentliches zu lernen. Wir koͤnnen es daher Wohlloͤb— lichem Stadtrathe nicht dringend genug empfehlen, auch bei uns ſobald als nur irgend moͤglich eine wirkliche oder, wie man wohl auch bisweilen ſagt, eine hoͤhere Buͤrgerſchule zu errichten, damit das Zeichnen und die uͤbrigen der gewerb— lichen Thaͤtigkeit zu Grunde liegenden Kuͤnſte und Wiffens ſchaften mehr als bisher cultivirt werden. Iſt ſo fuͤr eine genuͤgende Vorbildung geſorgt, dann wird es auch nicht an tuͤchtigen Schuͤlern und an zufrieden ſtellen⸗ den Erfolgen bei den Fortbildungsſchulen fehlen, zumal wenn man bei den verſchiedenen Innungen darauf hinwirkt, daß ſie bei jedem Lehrlinge, der zum Geſellen geſprochen werden ſoll, außer einem ſogenannten Geſellenſtuͤck zugleich auch eine ſofort abzulegende Probe ſeiner Leiſtungen im Schreiben und Rechnen begehren. Es wird ein Ehrenpunkt ſein, auch hierin nicht mit Schanden zu beſtehen, wenn auch kein Lehrling bei ſonſt ausreichender gewerblicher Geſchicklichkeit lediglich wegen ſeiner ungenuͤgenden Leiſtungen in den Schulwiſſenſchaften von der Aufnahme in den Geſellenſtand zuruͤckgewieſen werden mag. Wir ſehen eine derartige Anordnung ſelbſt als einen kraͤftigeren Sporn zur geiſtigen Fortbildung junger Handwerker an, als die geſetzliche Nothwendigkeit, durch Beibringung genuͤgender Zeugniſſe den regelmaͤßigen Beſuch der Fortbildungsſchulen nachzuweiſen, da ſelbſt ein regelmaͤßiger Beſuch derſelben ohne wiſſenſchaſtliches Fortſchreiten moͤglich iſt, wenn z. B. die Schuͤler die aufgedrungenen Schulſtunden zu Meet und Erholungsſtunden mißbrauchen. — 27 — Entſchloͤſſen ſich dann — und die Annahme der Zwangs⸗ pflicht zum Beſuche der Sonntagsſchulen bei den von den Innungsvereinen gemachten Entwuͤrfen neuer Innungsſtatu— ten berechtigt wohl einigermaßen zu dieſer Hoffnung — nach und nach einige und immer mehr hieſige Innungen aus eig⸗ nem Antriebe zu der Beſtimmung, daß jeder zu ihr gehoͤrige Meiſter ſeine Lehrlinge mindeſtens 2 oder 3 Jahre in die Fortbildungsſchule ſchicken muͤſſe, ſo wuͤrde man mit der Zeit und zwar ohne Widerſtreben von Seiten der Meiſter immer mehr Schuͤler in den Fortbildungsſchulen erhalten, dieſe An— ftalten ohne Sprünge und damit zuſammenhaͤngende Verle— genheiten vergroͤßern und erweitern und vielleicht moraliſch und intellectuell noch mehr erreichen, als durch plößlichen von aus ßen kommenden Zwang. Denn eine beſſere und erfolgreichere Noͤthigung zur Schule gibt es gewiß nicht, als den Nutzen, den dieſelbe ſtiftet, und der ſtets eine Folge theils der ſtren— gen Ordnung im Halten der Schulſtunden, theils der Guͤte und Zweckmäßigkeit des ertheilten Unterrichts iſt. Wir halten des halb die Verbeſſerung der Fortbildungsſchulen, namentlich in Bezug auf die ſtrenge Regelmaͤßigkeit, mit welcher alle einmal angeſetzte Unterrichtsſtunden gehalten werden, für die Grundbedingung eines regelmaͤßigen und zahlreichen Beſuchs derselben. Dieſe Regelmaͤßigkeit und Ordnung wird aber mei— 7 nur ein frommer Wunſch bleiben, ſo lange die Lehrer r ihren zu einer ſo unbequemen Zeit zu ertheilenden Unter— richt entweder gar nicht, oder doch nur ſo ſpaͤrlich remunerirt werden, daß die Fortbildungsſchule dem Lehrer ſelbſt ſtets das Zweite bleiben muß und daß ihm die Entziehung dieſes Un— terrichts oft erwünfchter iſt, als das fortgeſetzte Vertrauen zu feiner Uneigennüͤtzigkeit und Gewiſſenhaftigkeit, zumal wenn dieſes Vertrauen ihm nur Muͤhe, Opfer und Stoͤrungen in der freien Verwendung ſeiner ſonſtigen Freiſtunden verurſacht. Deshalb wünſchen wir fuͤr das Gedeihen der Fortbildungs⸗ ſchulen in den übrigen Städten unſeres Herzogthums vor Al⸗ lem eine entſprechende Beſoldung ihrer Lehrer, wie ſich deren unfere Kunſt- und Handwerksſchule mehr als irgend eine aͤhn— liche Anſtalt unſeres Landes bereits zu erfreuen hat. — 208 — Faſſen wir nun unſere unmaßgebliche Anſicht der Haupt⸗ ſache nach nochmals kurz zuſammen, ſo geht dieſelbe dahin, daß 1) der Durchführung des Heſſeſchen Antrags theils der kaum zu befriedigende große Bedarf an geeigneten Zeichen» lehrern und ſelbſt an Unterrichtslokalen, theils der anſehnliche Betrag der erforderlichen Unterhaltungskoſten weſentlich erſchwe— rend entgegenſtehe, daß 2) der Geſetzeszwang gegen Meiſter und Lehrlinge zu großen und ſtoͤrenden Conflicten Veranlaſ— ſung geben und zugleich die bisherigen Fortbildungsſchulen ih— res wirkſamſten und beſten Disciplinarmittels berauben wuͤrde, ohne doch das wirkliche Fortſchreiten der gewonnenen Zwangs— ſchuͤler zu ſichern; daß 3) das Ziel, welchem es gilt, bei uns ſicherer und ohne ſtoͤrende Aufregung erreicht werden wuͤrde, wenn a) durch Errichtung einer hoͤhern Buͤrgerſchule, deren Unterhaltungskoſten der Hauptſache nach darch das Schulgeld gedeckt werden koͤnnten, dafür geſorgt wuͤrde, daß die in die Fortbildungsſchulen eintretenden Schüler beſſer als bisher vor: bereitet eintraͤten, und wenn b) die Innungen nach und nach dazu vermocht werden koͤnnten, beim Losſprechen ihrer Lehr⸗ linge nicht blos ein Geſellenſtuͤck, ſondern auch irgend einen ſofortigen Beweis ihrer gewonnenen Schulbildung zu verlan— gen, und daß endlich 4) in den uͤbrigen Staͤdten des Landes zunaͤchſt darauf hinzuwirken ſein werde, die Fortbildungsſchu⸗ len einflußreicher und nützlicher zu machen. Damit meinen wir zundchft, daß die feſtgeſetzten Unterrichtsſtunden durchaus regelmaͤßig und belebend abgehalten werden und daß die Leh⸗ rer auch außer denſelben nech durch Cotrectur von Dictaten und kurzen Aufſaͤtzen zum Beſten der Schule thaͤtig fein muͤſ— ſen. Hierauf wird man aber, von einzelnen ruͤhmlichen und gluͤcklichen Ausnahmen abgeſehen, nicht eher mit einiger Wahr⸗ ſcheinlichkeit rechnen koͤnnen, als bis die bei dieſen Schulen anzuſtellenden Lehrer fuͤr ihren gewoͤhnlich zu einer unbeque⸗ men Tageszeit zu ertheilenden Unterricht und die damit ver⸗ bundenen Nebenarbeiten anjtändig, d. h. mindeſtens fo beſol⸗ det werden, daß ihnen die Entziehung deſſelben auch pecuniaͤr nicht gleichgiltig ſein dürfte. i So werden unſere bisherigen Fortbildungsſchulen ohne | — 209 — flörenden Zwang und Streit feibft weiter fortgebildet und für die jungen Handwerker nutzbringend gemacht werden. Altenburg, den 5. April 1850. Das Directorium des Kunſt⸗ und Handwerksvereins. XXIII. Bericht über das 33. Jahr des Kunſt⸗ und Handwerksvereins, erſtattet am Stiftungsfeſte den 4. Februar 1851 von Eduard Lange, Schriftführer des Vereins. Der Name, den unſer Verein bereits ſeit 33 Jahren führt, widmet ihn der Kunſt und dem Handwerke. Er fol das Schöne als fein Ziel und das Nuͤtzliche als feine Bahn betrachten, das Nuͤtzliche, über das man oft geringſchaͤtzig hin⸗ weg ſieht, ohne zu bedenken, daß wir hienieden nicht von himmliſcher Ambroſia, ſondern von irdiſchem Brode leben müf- Was freilich der Eigennutz nuͤtzlich nennt, der uͤberall nur an ſeine ſelbſtſuͤchtigen Privatabſichten denkt, das iſt nicht das Nuͤtzliche in unſerm Sinne, ſondern ihm gar oft geradezu entgegen geſetzt. Unſer Ziel iſt das Gemeinnuͤtzige, das in beſcheidener Wuͤrdigung ſeiner Bedeutung nicht als der letzte Lebenszweck, wohl aber als ein Mittel zu deſſen Foͤrderung gelten will, das nur eins der vielen Glieder in der großen Kette zu ſein begehrt, welche die Menſchheit zu einem organi⸗ ſchen Ganzen verbindet, zu einem Ganzen, dem Alle dienen ſollen, ein Jeder mit der Gabe, die er empfangen hat. Und gewiß, das Leben und Wirken der Menſchen wuͤrde — 210 — weit ſegensreicher ſein, wenn ſich die Einzelnen dem Ganzen gegenüber nicht fo oft in egoiſtiſcher Verblendung als Selbſt⸗ zweck, ſondern in freier Bereitwilligkeit als dienende Glieder betrachteten! Aber wie die Blutgefaͤße, welche im menſchli— chen Koͤrper ſich gegen ihre Beſtimmung zu eignen Lebensmit⸗ telpunkten umzubilden ſtreben, bald in krankhafter Entzuͤndung pulſiren, ſo rufen auch in der buͤrgerlichen Geſellſchaft die ſich ſelbſtiſch losreißenden Glieder eine zerſtoͤrende Entzuͤndung her— vor. Nur wenn die Entfaltung neuer Lebensorgane im na— turgemaͤßen, d. i. im göttlichen Entwickelungsplane begründet und vergezeichnet iſt, ſchwingt ſich nach mancherlei Haͤutungen und Umwandlungen aus der verpuppten Vergangenheit, mit neuen Werkzeugen ausgeſtattet, der junge Schmetterling eines neuen Voͤlkerfruͤhlings empor. Daß aber unſer Verein nicht ſich ſelbſt, nicht den eigen⸗ ſuͤchtigen Vortheil feiner Vorſteher und Mitglieder will, ſon— dern zunaͤchſt und vor Allem dem gemeinen Beſten in ſeinen Kreiſen dient, das hat er auch in dieſem Jahre vielfach durch die That bewieſen. So hat derſelbe an den hieſigen Stadt: rath und an Herzogl. Landesregierung eine ganze Reihe ver⸗ ſchiedener, bisweilen ſehr ſchwieriger und umfangreicher Gut⸗ achten Über eine Menge gewerblicher Fragen abgeſtattet, nach⸗ dem dieſelben von den mancherlei hierzu ernannten Vereins⸗ commiſſionen ſorgfaͤltig gepruͤft und eroͤrtert worden waren. Die meiſten betrafen neue Meiſter- und Geſellenſtuͤcksaufga⸗ ben bei verſchiedenen hieſigen, Eiſenberger und Cahlaiſchen In⸗ nungen, andere ſtreitige Innungsbefugniſſe, z. B. in Betreff des Handels mit Schwarzwaͤlder Uhren, des Handels mit Fei⸗ len und des Rechts zur Anlegung bandeiſerner Reife um Holzgefaͤße, andere die bedraͤngte Lage einzelner Innungsan⸗ gehoͤrigen, z. B. der Frauenkleidermacher, andere die Erweite⸗ rung und Feſtſtellung der Innungsbefugniſſe, z. B. bei den hieſigen Hutmachern, andere die Errichtung neuer Innungen, z. B. fuͤr die inlaͤndiſchen Schornſteinfeger, andere die Raͤth— lichkeit einer Geldunterſtuͤtzung aus Staatsmitteln an andere Vereine, wie an den Actienverein zur Beſchaffung reiner Lein⸗ wand aus Handgeſpinnſt. Rechnen wir endlich noch hierzu die — 211 — Begutachtung der Frage uͤber die Einrichtung unſerer Fort⸗ bildungsſchulen und über die Raͤthlichkeit einer Zwangsver⸗ pflichtung zum Beſuche derſelben und die mancherlei auch von der hoͤchſten Stelle belobend anerkannten Arbeiten unſerer Ver— einscommiſſion zur Ermittelung und Anmeldung derjenigen Landesangehoͤrigen, welche ſich bei der bevorſtehenden Londo⸗ ner Weltinduſtrieausſtellung zu betheiligen gedenken, dann zur Ermittelung des Raumes, welchen dieſe für ihre Ausſtellungs⸗ gegenftände bedürfen, fo haben wir wenigſtens eine oberflaͤch⸗ liche Andeutung der Aufgaben, welchen ſich die Mitglieder und Theilnehmer der vielen Vereinscommiſſionen — ich darf dies wohl ſagen — mit großer Bereitwilligkeit, Umſicht und Gewiſſenhaſtigkeit gewidmet haben. Fuͤrwahr, ſolche Thaͤtigkeit iſt der beſte Prüfftein des Werths und der Bedeutung eines Vereins nicht blos fuͤr ſeine Mitglieder, ſondern mehr noch für das ganze Gemeinweſen. Nicht volltöͤnende, hohle Worte, nicht geſpreizte, wichtig thuende Adreſſen, ſondern ſtille und uneigennügige Arbeit für das All— gemeine ſind unſer Ausweis. Wohl wiſſen wir, daß auch bei uns noch Vieles unvollkommen und der Verbeſſerung nicht allein fähig, ſondern auch beduͤrftig iſt; aber die Reform des geſammten Gewerbsweſens, nach der fo Viele begehren, fo lange ſie noch in voͤlliger Unbeſtimmtheit einem Jeden die Aus ſicht laͤßt, durch fie die gerade ihn am meiſten hemmenden Schranken beſeitigt, oder die gerade ihn am naͤchſten bedro⸗ hende und druͤckende Mitbewerbung abgewehrt zu ſehen, dieſe durchgreifende Reform ſcheint uns ſo uͤberaus ſchwierig und zugleich auch in ihrem Gelingen von den gewerblichen Maß⸗ regeln beſonders der groͤßeren Nachbarſtaaten ſo durchaus ab⸗ bang zu ſein, daß der Verſuch, dieſe tief eingreifende Frage durch eine ploͤtzliche Umgeſtaltung unſerer bisherigen gewerb⸗ lichen Zuftände zu entscheiden, gewiß die größte Unzufrieden⸗ heit und Verwirrung hervorrufen würde. Jeden Falls iſt der ungeflüme Weltverbeſſerungsdrang aufgeregter Zeiten und ſchwankender Zuſtaͤnde, wie fie die Jahre 1848 und 1849 zeigten, eben ſo wenig geeignet, in ſolchen Angelegenheiten, und beſonders in kleinen Staaten, etwas Dauerndes zu be: — 212 — gruͤnden, als die jetzige Abſpannung und Erſchlaffung oder als der liebe Schlendrian alltaͤglicher Gleichguͤltigkeit. Weber: haupt ſind die Zeiten, in denen ein jugendkraͤftiger Schoͤpfungs⸗ hauch durch die Welt weht, unter welchem neue Lebenskeime ſich entfalten und geſtalten, überaus ſelten und werden noch ſeltener rechtzeitig erkannt und benutzt. Aber auch hierin kann nicht der ſich ſtets widerſtreitende Vortheil Einzelner, ſondern nur das Wohl und Heil des Ganzen maßgebend und entſchei— dend fein, wenn nicht Verwirrung und Unzufriedenheit, ſon— dern ein bleibender Fortſchritt begruͤndet werden ſoll. Wird doch ſelbſt dieſer nicht immer als ſolcher anerkannt, beſonders wenn er, wie dies ſtets der Fall ſein wird, fuͤr Einzelne mit kleinen Nachtheilen verbunden iſt. Das haben wir, freilich nur im Kleinen, in dem letzten Jahre ſelbſt erfahren. Man war naͤmlich mit dem Umlaufe unſerer Zeitſchrif— ten ſchon laͤngſt nicht recht zufrieden und drang zuletzt dar⸗ auf, derſelbe muͤſſe beffer eingerichtet werden. Unſere hierfür ernannte Commiſſion, die großen Schwierigkeiten der Sache immer mehr erkennend, je naͤher ſie dieſelbe ins Auge faßte, zauderte, die begehrten Verbeſſerungsvorſchlaͤge zu machen, bis ſie dem wiederholten Mahnen der Unzufriedenen nicht mehr ausweichen konnte. Denn in dem, was man nicht mehr wollte, war man ja einverſtanden. So kam denn endlich nach wiederholten Berathungen in der Commiſſion und im Vereine ſelbſt nach dem Vorbilde des wohlbewaͤhrten Zeit— ſchriftenumlauſs beim hieſigen landwirthſchaftlichen Vereine eine neue Circulationsordnung zu Stande, bei deren einfacher, jede Willkür ausſchließender Einrichtung, alle Vereinsmitglie— der, die Leſeluſtigen fo gut wie die gegen das Bücherlefen Gleichgiltigen, völlig gleich bedacht, die Erſtern mithin bei weitem nicht mehr fo beguͤnſtigt find wie früher, als zwar die Beitraͤge gleich, die Rechte und Genuͤſſe aber in Beziehung auf die techniſchen Zeitſchriften ſehr ungleich waren. Waͤh-⸗ rend nun die erſt jetzt in die gleichen Rechte eingeſetzten Mit⸗ glieder groͤßtentheils ſchweigen, koͤnnen die früher Bevorzug—⸗ ten die ihnen dadurch auferlegten Opfer noch durchaus nicht verſchmerzen und klagen uͤber die neue Ordnung faſt bitterer — 213 — als vorher. Allerdings iſt dieſe Erfahrung an ſich nur von untergeordneter Bedeutung, aber ſie zeigt doch im Kleinen, was die naͤchſte Folge der Umwandlung unſerer gewerblichen Einrichtungen im Großen ſein wuͤrde. Und wie hier bei der großen Vermehrung der Mitleſer unſerer techniſchen Zeitſchrif— ten kaum etwas Anderes übrig bleibt, als nun auch den Les ſeſtoff und damit auch den dazu noͤthigen Aufwand entſprechend zu vermehren, ſo haben erfahrungsmaͤßig auch im Staats⸗ und Staͤdteweſen alle aͤhnlich durchgreifenden Reformen nicht die vorher in Ausſicht geſtellten Erſparniſſe, ſondern vielmehr erhoͤhte Ausgaben zur naͤchſten Folge gehabt. Hoffentlich wer⸗ den wir nun auch bald in unſern Verſammlungen, wie es unſer Plan war, öfters Berichterſtatter über die neueſten ges werblichen Erfindungen und Fortſchritte vernehmen, damit der Inhalt unſerer Zeitſchriften ſchneller als bisher zum Gemein⸗ gut 1 0 gemacht werde. Ich ſage: Vieler; moͤchten es doch recht Viele ſein, die dem Beiſpiele unſerer eifrigſten und treue⸗ ſten Mitglieder Folge leiſteten und durch ihre Gegenwart und Theilnahme zur Belebung unſerer Verſammlungen beitruͤgen! Aber wir bleiben in dieſem Punkte noch immer auf der alten Stelle, indem nur ein kleiner Theil unſerer Mitglieder ) an den Verſammlungen Theil nimmt, wenn auch die Zahl der Anweſenden noch nicht ſo klein iſt, als ſie dem Vernehmen nach dei den Sitzungen mancher berühmter auswärtigen Ber: eine ſein mag. Wir haben in dieſem Jahre im Ganzen 13 Verſammlungen gehalten, wobei ſtets zwiſchen 27 und 14, im dem Druck des letzten Mitgliederverzeichniſſes (Mai 1850) folgende Altenburg wohnhafte Mitglieder aus dem Vereine ausgefchieden: 1 Friedr. Wilh. Barth, Buchbindermeifter, 2) Ernſt Geyer, Lan⸗ desbankacceſſiſt. 3) Friedr. j fi ) Jetzt in der Stadt Altenburg wohnhafte 154. Es ſind nämlich N erd. Kluge, jetzt Poſtmeiſter in Cahla. A) Joh. Dav. Schlegel, Stadtgerichtsaſſeſſor und Gelbgießer, ſtarb. ar Thienemann, Dr. jur. und Landesjuſtizpräſident, ſtarb. Dagegen find als Mitglieder beigetreten: 1) Otto Bechſtein, Litbos graph. 2) Ernſt Theod. Dietrich, Oberſteuer-Controleur. 3) Heine dich Ed. Foß, Dr. phil. und Gymnaſialdirector. 4) Mor. Schmid, . jur, und Juſtizrath, und 5) wieder eingetreten Joh. Gottfr. Buſch, Schühmachermeſter, ſämmtlich in Altenburg wohnhaft. Von den aus ßer der Stadt Altenburg wohnenden Mitgliedern haben wir ferner durch den Tod verloren den Schullehrer Herm. Gellert zu Sommeritz. XI. 15 — 214 — Durchſchnitt aber etwas über 19 Mitglieder zugegen waren. Auch die ſonnabendlichen Wochenverſammlungen find in dies ſem Jahre wieder hergeſtellt worden, aber noch immer nicht recht in Schwung gekommen. Dagegen iſt der Geſellenver⸗ ein, der 1847 ſogleich einen uͤberaus guͤnſtigen Aufſchwung nahm, im Laufe dieſes Jahres förmlich aufgeloͤſt, die Buͤcher⸗ ſammlung deſſelben aber zwar feinen Statuten gemäß unſerm Vereine uͤbergeben, dabei aber zugleich die Bitte an dieſen ausgeſprochen worden, dieſelbe bis 1854 abgeſondert aufzube⸗ wahren, damit, wenn bis dahin der Geſellenverein wieder auf⸗ leben oder ein neuer ihm ähnlicher gegründet werden ſollte, dieſes Eigenthum demſelben dann zur Benutzung uͤberwieſen werden koͤnne, eine Bitte, welche unſet Verein ohne Weiteres genehmigt hat. Offenbar fehlt uns eine Anſtalt für die geiſtige und wiſ⸗ ſenſchaftliche Fortbildung der Geſellen oder überhaupt der mit ihnen auf gleicher Stufe ſtehenden jungen Leute. Aber es fehlt noch mehr als dieſes: es fehlt uns eine gewerbtreibende Jugend, der Geiſtesbildung, auch wenn ſie nicht alsbald ma⸗ terielle Vortheile abwirft, noch immer der Muͤhe und Anſtren⸗ gung werth erſcheint. Ich ſpreche hier nicht von einzelnen tuͤchtigen und wackern jungen Leuten, deren Bildungseifer ich ehre, ſondern nur von der großen Menge, uͤber deren ober⸗ flaͤchliches und aͤußerliches Treiben ſich eruftere und kraͤftigere Naturen ſtets empor zu ſchwingen wußten. Wohl ihnen, daß fie nicht blos an ihre Kleidung und Nahrung für die naͤch⸗ ſten Wochen, ſondern auch an ihre geiſtige und gewerbliche | Ausbildung für eine ſpaͤtere Zukunft denken! Denn mit dem bequemen Dahinleben von einem Tage zum andern hat noch Niemand ſein Lebensgluͤck feſt begruͤndet, oder den Bau des Gemeinwohls als treuer Mitarbeiter rüſtig gefördert. Und doch wird man ſolcher Mitarbeiter zu keiner Zeit und in td: nem Verhaͤltniſſe entbehren können. An Beweiſen ermunternden und ſchaͤtzbaren Wohlwollens hat es unſerm Vereine auch in dem verfloſſenen Jahte nicht gefehlt. So wurde demſelben, als es ſich im Fruͤhjahre 1850 um die Beſchickung der Leipziger Induſtrieausſtellung durch { — 215 — einen ſachkundigen Abgeordneten handelte, die Wahl eines ſolchen uͤbertragen, und wir glauben dieſem ehrenvollen Ver⸗ trauen durch die Bezeichnung des Herrn Oberſteuerrath Meiß⸗ ner vollkommen entſprochen zu haben, wofuͤr uns denn auch ſpaͤter der Genuß einer lehrreichen Berichterſtattung dieſes laͤngſt bewährten Vereinsmitgliedes zu Theil wurde. Von dem hie: ſigen Stadtrathe erhielten wir ferner für unſere Kunſt⸗ und Handwerksſchule ein zweckmaͤßiges Muſterbuch für deutſche Gewerbe und Gewerbſchulen zum Geſchenk, das in dieſer Ans ſtalt nicht ohne Nutzen bleiben wird. Dann ward auch unſer Geſuch an Herzogl. Landesregierung um unentgeltliche Auf⸗ nahme der Bekanntmachungen unſeres Vereins und unſerer Schule im hieſigen Amts⸗ und Nachrichtsblatte wohlwollend genehmigt, und Herr Profeſſor Gersdotf, der Vorſteher der hieſigen Buͤrgerbibliothek, erfuͤllte gern unſere Bitte, nunmehr auch die Leitung unferer Vereinsbibliothek zu übernehmen und ſie durch haͤufigere und regelmaͤßigere Wiederkehr der Biblio⸗ 2 für die Mitglieder zugaͤnglicher und nutzbarer zu he chen. Enklich haben wir auch der hieſigen Geſchicht⸗ Alterthumforſchenden Geſellſchaft, dem Hertn Sante v. Lindenau und mehreren auswaͤttigen Vereinen, namentlich dem Vereine zur Forderung des Gewetbfleißes in Preußen werthvolle Druckſchriften zu danken, während die hieſige po⸗ mologiſche Geſellſchaft, hauptſaͤchlich aus öͤkonomiſchen Rück⸗ ſichten, von der Mitherausgabe unferer Mittheilungen aus dem lande zutuͤcktrat. Es wird dieſe alſo mit uns von nun nur noch der hieſige landwirthſchaftliche Verein und die hieſige naturforſchende Geſellſchaft gemeinſchaftlich fortſetzen. Ich habe nun nur noch der Vorzeigungen und Vortraͤge zu gedenken, welche außer den früher erwaͤhnten zahlreichen Commiſſionsgutachten und außer der durch 2 Vereinsſitzungen en nun bereits gedruckten Berichterſtattung des Steuer⸗ tahs Meißner über die letzte Leipziger Induſttieausſtellung in unſern Verſammlungen vorgekommen ſind. Was die Vor⸗ zeigungen anlangt, ſo ſind dieſe erſt in der letzten Zeit wieder zu unſerer großen Freude ins Leben getreten und zwar Haupt 15 * — 216 — ſaͤchlich in Folge eines Antrags des Malers Foͤtſch, der auf bisweilige kleine Kunſt- und Gewerbeausſtellungen gerichtet war, aber ſich vor der Hand aus Raͤumlichkeits- und andern Ruͤckſichten nicht wohl ausführen ließ. Doch wurde dadurch der Wunſch, in unſern Verſammlungen oͤſters eben fertig ges wordene Arbeiten unſerer Mitglieder betrachten und beſprechen zu können, von Neuem lebhaft angeregt und in Folge davon waren auch einige thaͤtige Vereinsmitglieder, namentlich die Herren: Buchbinder Graf und Riemer Schneider ſo freundlich, uns einige elegante und werthvolle Erzeugniſſe ihrer bekannten Geſchicklichkeit vorzulegen. Dann brachte auch unſer aber⸗ mals auf 2 Jahre wieder erwaͤhlter Director Herr Moßdorf“) ein Sortiment Arbeiten aus der jetzt unter ſeiner Leitung ſte⸗ henden Arheitsſchule fuͤr Knaben in unſere Verſammlung und erweckte dafuͤr eine allgemeine freudige Theilnahme. Moͤchten nur dieſe verdienſtlichen Anfaͤnge eine recht vielſeitige bereit⸗ willige Nachfolge finden! Denn fuͤr Geſelligkeit beſtimmt und gebildet, freuen wir Menſchen uns unſeres Fleißes und unſe⸗ rer Leiſtungen erſt dann recht ordentlich, wenn wir auch 1114177 Möge, namentlich ver gute Wille und die allzu ee Beſcheidenheit nicht durch das Vorurtheil zuruͤckgeſchreckt wer⸗ den, daß zu dergleichen Vorzeigungen nur ganz beſondere und ſeltene Arbeiten und Kunſtwerke geeignet ſeien! Auch die Anzahl der Vortraͤge war nicht beſonders aa Der erfte vom Herrn Dr. Ausfeld gehaltene hatte das Ba— rometer vorzuͤglich als Mittel zu Hoͤhenmeſſungen und zur Erkennung nahe bevorſtehender Wetterveraͤnderungen zum Ge⸗ genſta: nde und war von einigen veranſchaulichenden Verſuchen begleitet. Andere Mittheilungen des Herrn Hofadvokat Haſe und Ihres gegenwaͤrtigen Berichterſtatters betrafen die neuern Fortfprtt der Telegraphie und die Vollendung des ſchmiede⸗ eiſernen Allenbabnpnneis über die Menayſtraße, ſowie a“ 1 e Zum arne dae ward Herr Schreibelehrer see erwählt = Be = der gegenwartige Berichterſtatter ſich einmal ausfuͤhrlicher über das Geſchichtliche und Techniſche der Zuckergewinnung und der Zuckerbereitung namentlich aus Staͤrkemehl verbreitete. Dabei ſprach er zugleich feine Ueberzeugung uͤber die Füglichfeit und Räthlichkeit, auch in unſerer Pflege an die Anlegung von Runkelruͤbenzuckerfabriken zu denken aus, zumal da der Anbau der Kartoffeln durch die ſogenannte Kartoffelkrankheit jetzt mehr als je bedroht und die Rüͤbenzuckerinduſtrie in der Naͤhe von Magdeburg zu einer noch nie gekannten Höhe und Ergiebig⸗ keit gediehen iſt. Denn waͤhrend noch im Winter von 1833 in der Preußiſchen Provinz Sachſen im Ganzen 31 Rüben: zuckerfabriken nur 1,396,445 Ctr. Ruͤben auf Zucker verarbei⸗ teten, wurden im Winter 1848 von 69 Fabriken 6,345,127 Cir. Rüben hierzu verwendet, eine Maſſe, die ſich in dieſem Winter ſchon auf ungefähr 10 Mill. Etr. vermehrt haben ſoll. Gage große Zunahme, wenn dieſe Unternehmungen nicht Gewinn bringend ſind? Dazu hat dieſe Induſtrie andern Fabriken gegenüber ganz entſchiedene Vorzüge. Sie verarbeitet nicht ein auslaͤndiſches Rohprodukt, wie etwa die Baumwollen⸗ induſtrie, das durch auswärtige Kriege uns entzogen oder doch weſentlich vertheuert werden kann. Sie arbeitet ferner nicht für den Bedarf entfernter, unſicherer Abnehmer, deren Ver bindung mit uns durch Handelsconjuncturen oder durch See⸗ kriege unterbrochen werden kann. Auch liefert ſie nicht, wie etwa die Branntweinbrenneri, ein Erzeugniß, das zum großen Theile zur Vernichtung der Geſundheit und des häuslichen Wohlſtandes verwendet wird. Dagegen gibt ſie ſehr vielen Arbeitern geſunde, kraͤſtigende Arbeit und dabei genügenden rdienſt. Man rechnet naͤmlich, daß bis 75 8 vom Ge tpreiſe des fertigen Ruͤbenzuckers unter die verſchiedenen eiter vertheilt werden, indem die Arbeit waͤhrend der war: men Jahreszeit mit dem Umgraben des Bodens, mit dem Pflanzen, dem wiederholten Behacken und dem Einernten der Rüben niemals aufhört, bis in dem Herbſt und Winter die Arbeiter zur Zuckergewinnung ſelbſt übergehen. So haben fie immer zwar anſtrengende, aber geſunde, nutzbringende Ars — 218 — beit, deren Beſchaffenheit und Wechſel einen weit kraͤftigeren und tuͤchtigern Arbeiterſtamm erzeugt, als wohl irgend ein anderer nur irgend großartiger Fabrikbetrieb. Dazu gidt eine Ruͤbenzuckerfabrik einer Menge andern Gefchäftszweigen: den chemiſchen Fabriken, den Maſchinenbauanſtalten, den Spinnern und Webern (durch den großen Bedarf an Preßtuͤchern und Filtrirbeuteln), den Boͤttchern, den Eiſen- und Kupferſchmidten, den Toͤpfern, den Korbmachern, den verſchiedenen Baugewer⸗ ken immer wiederkehrende ergiebige Arbeit und liefert zugleich durch die Preßruͤckſtaͤnde dem Viehzuͤchter noch ein brauchbares Futter. Auch duͤrfte ſich unſer hieſiger Boden fuͤr den Zucker⸗ ruͤbenbau ganz vorzuͤglich eignen, indem ein milder, warmer, kalkhaltiger, kraͤftiger Lehmboden in freier, ſonniger Lage, frei von Steinen und in alter Cultur ſtehend, oder der Boden, den man ſonſt wohl als Gerſtland erſter Claſſe bezeichnet, hierzu von Sachkundigen als der vorzuͤglichſte bezeichnet wird. Endlich fehlt es uns bei unſerm Reichthum an Braunkohlen und bei der Naͤhe der Zwickauer Steinkohlengruben keineswegs an wohlfeilem und brauchbarem Brennmaterial, und ein Mit⸗ telpreis von 5 Nor. ) für den Centner Zuckerruͤben, wie ihn die Magdeburger Fabriken bezahlen, würde. bei einem Ertrage von 300 Ctrn. auf dem hieſigen Acker dem Ruͤbenzuͤchter al⸗ lein an Bodenrente und zum Erſatz fuͤr die auf 10 Thlr. anzuſchlagenden Bearbeitungskoſten 50 Thlr. auf einem hieſi⸗ gen Acker einbringen, waͤhrend er das Feld nicht unmittelbar zu den Ruͤben, ſondern ſchon zu der ihnen Arc Frucht zu duͤngen haben wurde. Freilich gehoͤrt zu einem ſolchen Unternehmen außer einer gehoͤrigen Kenntniß der gegenwaͤrtigen Fortſchritte dieſer In⸗ duſtrie noch ein großes Anlage⸗ und Betriebskapital und, wenn man ſeinen ganzen Ruͤbenbedarf ſelbſt bauen wollte, auch ein ſehr großer Grundbeſitz. Denn wer jaͤhrlich nur 20,000 oder 30,000 Ctr. Ruͤben verarbeitet, ſoll dabei keen | ) Anderwärts wird der Ctr. Rüben zu 72 Ngr. angenommen und doch noch ein Reingewinn von 20 2 des Anlagekapitals gerech⸗ net. Dann würde der Acker Rübenland ſogar 75 Thlr. abwerfen. — 219 — einen erklecklichen Gewinn machen, waͤhrend eine jaͤhrliche Verarbeitung von 90 bis 120 Tauſend Ctrn. nach den bis⸗ herigen Erfahrungen den groͤßten Reingewinn gewaͤhrt, ſo daß eine einzige ſolche Fabrik jedes Jahr 300 bis 400 Acker Land zum Ruͤbenbau allein in Anſpruch nehmen wuͤrde. Mögen dieſe einfachen Thatſachen und Bemerkungen — das iſt der Wunſch mit dem ich meine Berichterſtattung ſchließe — etwas dazu beitragen, die oͤffentliche Aufmerkſamkeit auf biefen wichtigen Zweig gewerblicher Betriebſamkeit hinzulenken! ® XXIV. 5 Allgemeiner Bericht uͤber das Beſtehen und Wirken der Kunſt- und Handwerks⸗Vereine, Kunſt⸗ und Gewerb- und Sonntags⸗Schulen in den Schweſterſtaͤdten des Landes, im Jahre 18505 erſtattet 5 durch den Regier. u. Konſiſt. Rath Dr. Back, Schriftführer der Kunſt⸗ und Handwerksſchule zu Altenburg, Ehrenmitglied auswaͤrtiger Gewerbsvereine und anderer bez. gelehrten 1 und gemeinnuͤtzigen Geſellſchaften. Die im vorjaͤhrigen allgemeinen Berichte ausgeſprochene Hoffnung: es werde im Laufe des Jahres 1850 die gute Sache der Kunſt⸗ und Gewerbvereine um ſo beſſeren Boden ge— winnen, und um ſo erfreulicher wieder gedeihen, je mehr die ſtaatliche Ordnung, von den Banden der Demokratie befreit, ſich wieder befeſtigen werde, iſt nicht getaͤuſcht wor— den. Die Berichte der Vereine und Schulen, welche ſeit längerer oder kürzerer Zeit für Kunſt und Gewerbe, bez. — 220 — für Fortbildung junger Gewerbsgenoſſen, in den Schweſter⸗ ſtaͤdten des Landes beſtehen, geben hiefuͤr entſprechenden Anhalt. J. Nach dem Berichte des Hrn. Inſpektors und O. Pfarrers Dr. Becker⸗Laurich in Luca hat die daſige Sonntagsſchule, bei welcher als Lehrer Hr. Subſtitut Oertel, Hr. Steuerkaſſirer Schmidt, Hr. Diakonus Back und Hr. Zimmermeiſter Brümmer thaͤtig waren, eine neu erwachte Thaͤtigkeit entwickelt; die Schuͤlerzahl hat jedoch, auffallender und unerfreulicher Weiſe, zwiſchen 26 und 5 geſchwankt, ja es haben den Unterricht im Schön» und Rechtſchreiben in den letzten Monaten des Jahres nur noch 3 Schuͤler benutzt. Mit Recht ſpricht der Vorſtand der Schule, den regen Fleiß und die ſich immer gleichbleibende Thaͤtigkeit der Lehrer anerkennend, den Wunſch aus; daß doch die Juͤnglinge, fuͤr welche die Sonntagsſchule beſtimmt iſt, zu der Erkenntniß kommen moͤgten, wie heilſam die Fertigkeiten, in welchen ſie hier geuͤbt und die Faͤcher, worin fie hier unterrichtet werden ſollen, im fünftigen Berufe ih nen werden koͤnnen und daß doch die Meiſter ihre Geſellen und Lehrlinge zum Beſuche der Sonntagsſchule fleißig ers muntern, mindeſtens ihnen keine Hinderniſſe in den Weg legen moͤgten. Leider aber iſt die Zeit noch nicht erſchie— nen, wo der Werth, ja die Unentbehrlichkeit der Sonntags— ſchulen zur Fortbildung unſerer reiferen Jugend erfolgreiche Würdigung findet; der Vorſtand der Luckaer Sonntagsſchüle erwartet dieſe Zeit in Geduld und Faſſung und thut mit den Lehrern was er vermag, um ſie ſchneller herbeizufuͤh— ren; dankend und ehrend anerkennet er, daß insbeſondere von Seiten des Stadtrathes dort, namentlich durch den Hrn. Buͤrgermeiſter Weber, Alles gethan worden iſt, was eben geſchehen konnte, um die fragliche Anſtalt zu fördern, - II. In Meuſelwitz haben im Verlaufe des Jahres 1850, eben auch wie früher, nur 6—8 junge Leute 1) die daſige Sonntagsſchule benutzt; darunter in erfreulicher Weiſe zwei Bruͤder, welche ſchon feit mehreren Jahren — 221 — ihre Fortbildung mit regem Fleiße geſucht und gefunden haben, Hr. O. Pfarrer Kratſch leitete nach wie vor die Schule und ertheilte gleichzeitig mit Hrn. Organiſt Kirch— hof und Hrn. Kantor Benkert den Unterricht, beziehent— lich im Teutſchen, Schoͤnſchreiben, Kopf- und Tafelrechnen. Auch Hr. Diakonus Schneider beabſichtigt, ſich bei der Anſtalt als Lehrer zu betheiligen. Unter Andern ſind namentlich auch die Bücher des Zwickauer-Volksſchriften⸗ Vereins mit erfreulichem Erfolge benutzt worden. 2) Die Naͤh- und Strickſchule dort erfreuet fi unter der Leitung der Gattin des Hrn. Pfarrers Kratſch und Fraͤulein Foͤdiſch des bisherigen guten Fortganges. 3) Was die Gewerbthaͤtigkeit des Ortes übers haupt anbetrifft, ſo hat neben mehreren kleineren bereits in früherer Zeit beſtandenen Wollkaͤmmereien neuerlich Hr. Tuchmachermeiſter Rauſchenbach dort eine größere eins gerichtet. Man freuet ſich darüber eines Theils, fuͤrch— tet aber andern Theils auch den nachtheiligen Einfluß, welchen derartige Werkſtaͤtten vielfaͤltig auf die in ihnen beſchaͤftigten Kinder zu Üben pflegen und hofft nur, daß eine ſtrenge Ueberwachung von Seiten der Vorſteher der ged. Anſtalt die fragl. Beſorgniſſe zu erledigen vermoͤgen werde. * III. Nach dem Berichte des Hrn. Adjunktus und O. Pfarrers Bartholomaͤi in Goͤß nitz find unter dem unverkennbar günſtigen Einfluſſe einer ruhiger und ge— ordneterer gewordenen Zeit die in deſſen vorjaͤhrigem Be— richte ausgeſprochenen Hoffnungen guten Theils erfüllt wor— den. Die Zeichnenſchule, welche in der Wag ners— Sonntagsſchule von einem ehemaligen Schüler derſel⸗ ben Hrn. Hartmann unter Leitung des Zimmermeiſters Sm. Gent ſch d. J. gut verſorgt war, zählte 25, ja eine Seit lang 30 Schüler. Die Schuͤlerinen waren nach und nach weggeblieben, was wol nicht zu bedauern ſein dürfte, da die gleichzeitige Anweſenheit junger Leute beiderlei Ges ſchlechts leicht Störungen für die Einzelnen herbeiführen = 222 — konnte. Hr. Kantor Girbert und Hr. Organift Pil⸗ ling unterrichteten, bez. in der bürgerlihen Meßkunſt für das wirthſchaftliche Leben, im Kopf- und Jafelrechnen, in Anwendung von Lehrſaͤtzen aus der Phyſik auf ge— werbliche Arbeiten, bez. in Schoͤn- und Rechtſchreiben, Anfertigung von Quittungen und ſonſtigen geſchaͤftl. Aufs ſaͤtzen u. dergl. Hr. Adjunkt Bartholomaͤi ſelbſt gab Erzaͤhlungen aus der vaterlaͤndiſchen Geſchichte, namentlich aus der Zeit von Johann Friedrich dem Mittleren bis zu Johann Philipp. Bei einer veranſtalteten oͤffentlichen Prufung der Sonntagsſchuͤler befriedigten die Leiſtungen derſelben alle billige Erwartungen. Hr. Stadtrichter-Vi⸗ kar Engelmann verwaltet die Kaſſe der Anſtalt. Und ſo hat ſich denn dieſelbe in eben dem Jahre, in welchem der ehrwuͤrdige Greis entſchlummerte, deſſen Nas men ſie tragen durfte und deſſen freigebiger Foͤrderung ſie viel verdankte, zum Beſten ſo mancher ihrer Zoͤglinge wacker gehalten; gern ſtimmt man ein in den Wunſch des Vor⸗ ſtandes, daß auch ſie, wie ſo viele edle Werke, die den Heimgegangenen unvergeßlich machen, ſein hochverdientes Andenken lange noch, ja ſtets in Ehren und im Segen erhalten helfen moͤge. IV. 1) Die Thaͤtigkeit des Kunſt- und Gewerb⸗ vereins in Schmoͤlln aͤußerte ſich nach dem Jahres⸗ berichte ſeines Schriftfuͤhrers, des Hrn. Adv. und Stadt⸗ ſchreiber Haſe, wie früher hauptſaͤchlich nach zwei Rice tungen hin, einmal in belehrender und unterhaltender Weiſe auf dem Gebiete der Gewerbe und Handwerke, das ande— remal in mehr werkthaͤtigerer Weiſe in Bezug auf das Pflegekind des Vereins die Sonntagsſchule. Gut gewaͤhlte Zeitſchriften und Gewerbeblaͤtter wurden bei den Mitglies dern in Umlauf geſetzt. In den allgemeinen Berfammluns - gen unterhielt und beſprach man ſich uber die neuen Er⸗ ſcheinungen im Bereiche der Induſtrie und Gewerbe, über neue Erfindungen und ſonſt Gemeinnütziges. Die Leipziger und Braunſchweiger Meſſen beſchaͤftigten durch Mittheilungen — 223 — über ihre Ergebniſſe von Seiten ſachverſtaͤndiger Beſuchen⸗ der, die Vereinsmitglieder durch Meinungaustauſch über die Gründe, warum dabei die namentlich in Schmolln gefertigten Meßwaaren minderen Abſatz als ſonſt wol gefunden haben dürften. Die im Jahre 1850 in Leipzig ſtattgefundene und die im laufenden Jahre in London be— vorſtehende Induſtrieausſtellung lieferte natuͤrlich reichen Stoff zu belehrenden und unterhaltenden Geſpraͤchen. Die Abſicht, durch Veranſtaltung einer Weihnachtausſtellung von Waaren Schmoͤllnſcher Gewerbtreibender dortigen Handwer⸗ kern einen Weg zum Waarenabſatze zu verſchaffen, ward nicht erreicht, weil ſich die Gewerbtreibenden ſelbſt zu wenig dabei betheiligten. Der Verein ward lebhaft beſchaͤftigt durch die Aufforderung, über einen von dem Landtagsabs geordneten Hrn. Kreisamtmann Dr. Heſſe in Eiſenberg beim Landtage geſtellten Antrag auf Erweiterung und zweck⸗ maͤßigere Einrichtung der Gewerbsſchulen im Lande ſich gutachtlich auszuſprechen. Dieſer Antrag, der nicht nur die Beſtimmung über die Einrichtung der Gewerbſchulen, ſowie über die einzelnen Lehrgegenſtaͤnde und die Behandlung derſelben, ſondern auch die ſo ſehr wichtige Frage, ob Zwang beim Beſuche der Schule angewendet werden ſolle, in ſich begreift, war gewiß geeignet, eine laͤngere und leb⸗ haftete Verhandlung hervorzurufen, allein man kam um des⸗ willen ſchneller damit zu Ende, als zu vermuthen war, weil man mit dem Antrage ganz einverſtanden war und weil nur über die vorgeſchlagene Behandlung der Lehrges genſtände eine abweichende Stimme ſich vernehmen ließ; namentlich ſprach man ſich im Allgemeinen dahin aus, daß es zweckmaͤßig ſei, die betreffenden Schüler zwangs⸗ weis zum Beſuche der Schule anzuhalten. Dieſe Anſicht wurde noch im Verlaufe des Jahres, wenn auch von ans derer Seite, als der des Vereins, in gewiſſer Beziehung beftätigts, Leider naͤmlich mußte der Verein, der fortwaͤh⸗ rend Gelegenheit nimmt, ſich nach dem Stande der Schule zu erkundigen, hauptſachlich im letzten Theile des Jahres — 224 — N oft von den Lehrern die Klage hören, daß die Unterrichts⸗ ſtunden, außer der Schreibeſtunde, ſehr unregelmaͤßig und von aͤußerſt wenig Schülern noch beſucht würden. Man beſprach ſich über die Gründe dieſer Erſcheinung, die ſchon in den verfloſſenen beiden Jahren, aber noch nicht ſo in bedeutender Maſſe bemerkbar geweſen war, ſo wie über die Mittel zur Abhilfe und war endlich darin einverftans den, daß man die Innungen ſelbſt angehen wolle, Auf— forderungen deshalb an die Lehrlinge ergehen zu laſſen. Von Seiten des Vereins berief man deshalb ſaͤmmtliche Obermeiſter zuſammen und forderte ſie auf, die geeigneten Schritte bei ihren Innungen zu thun, damit ein beſſerer Bes ſuch der Schule erzielt werde. Die zahlreich erſchienenen Obermeiſter erkannten den Werth der Schule, ſowie das, was der Verein dafür thue, dankbar an und waren eins muͤthig der Anſicht, daß es jetzt an den Innungen ſei, das Ihrige zur Erwirkung eines beſſeren Beſuchs derſelben zu thun und ſo beſchloſſen ſie denn einſtimmig: bei ihren Innungen darauf anzutragen: daß von nun an jedem Lehrlinge beim Aufdingen das Verſprechen abgenommen wers den ſolle, die Sonntagsſchule zu beſuchen und daß man keinen ſolchen Lehrling losſprechen wolle, der nicht uͤber den fleißigen Beſuch der Unterrichtsſtunden ein Zeugniß beis bringe, welches namentlich die Theilnahme an der Schrei— beftunde nnd wenigſtens an einer der Montagsſtunden ent— halten muͤſſe und daß die jetzigen Schüler durch die Ober— meiſter dringend ermahnt werden ſollen, die Schule ordent— lich zu beſuchen. — Es iſt außerdem von Seiten des Vereins noch eine beſondere dieſe Angelegenheit betreffende Zuſchrift an jede Innung ergangen. Soviel dem Vereine bekannt geworden iſt, ſind die Innungen auf die Vor⸗ ſchlaͤſe ihrer Obermeiſter eingegangen und es ſteht ſomit zu hoffen, daß jene Klagen nicht mehr werden gehört wers den, ja es iſt ſchon in den erften Stunden des gegenwärs tigen Jahres eine zahlreichere Theilnahme zu bemerken ges weſen. Anderwaͤrts und faſt durchgehends iſt man freilich, — 223 — dem Vernehmen nach, fowol von Seiten der Behörden, als auch von Seiten der Vereine und Gewerbtreibenden durchaus gegen jeden unmittelbaren Zwang, wol aber fuͤr mittelbare Förderung des Schulbeſuchs. Ueberaus erfreus lich iſt die Rachricht, daß der verſtorbene Marqueur Friedrich Naumann die dortige Sonntagsſchule mit einem Ver— maͤchtniſſe von 100 Thlrn. letztwillig bedacht hat. Der Verein zaͤhlt gegenwaͤrtig 105 Mitglieder. N 2) ueber die Kunfts und Handwerksſchule ſelbſt berichtet Herr Oberlehrer Schuhmann: die Schuͤ— lerzahl war 87; im Schoͤnſchreiben, im Zeichnen, in teuts ſcher Sprache, in Erdbeſchreibung, im Rechnen und in der Geſchichte unterrichteten bez. Herr Schreiblehrer Golle, Herr Maler Pfützner, Herr Oberlehrer Schuhmann und Herr Diakonus Heyner. Nach des Letztern Be— rufung zum Pfarramte in Peitzdorf ward für die zeither von ihm vorgetragenen Unterrichtszweige der Herr Predigt— amtskollaborator Knabe gewonnen. Den Unterricht im Geſange ertheilte wie bisher Herr Stadtmuſikus Voigt; er übte 22 Schüler im vierſtimmigen Geſange von Choräs len, Motetten und Hymnen erfolgreich ein. Konnte bei dem dem Vereine erſtatteten Jahresberichte wie ſtets bis— her der Fleiß und die Ausdauer der Herren Lehrer mit Recht ruͤhmend und dankend anerkannt werden, konnten dieſelben einer großen Anzahl der Schüler das Lob fleißi⸗ ger und geſitteter Erweiſung ſpenden, daher auch 14 der Vorzüglichſten Praͤmien zuwenden, fo konnten dieſe treu⸗ verdienten Lehrer doch auch die Wahrnehmung nicht ver— hehlen, daß denn doch auch eine Anzahl Schüler den wahren Werth der Gewerbſchule nicht zu wuͤrdigen wußten, daß fo manche derſelben mehrere Lehrſtunden nicht oder unregelmäßig beſuchten und träge und ſchlaff fi) erwieſen. War dies für dieſe braven Lehrer betrübend, fo war es dann für ſie um ſo erfreulicher, als, von ihnen aufgerufen, nach Dbigem der Vorſtand der Schule mit warmem Eifer ſich dieſer Angelegenheit annahm, und Mittel und Wege — u ME traf, daß durch unmittelbares Eingreifen die frohe Ausſicht begruͤndet ward, daß ein immer regerer Geiſt die Schuͤler belebe und die Anſtalt ſelbſt zum Wohle der Stadt je meht und mehr erbluͤhe. Rach den bisher beim Vereine und bei der Schule dort gemachten Erfahrungen darf man dieſe Hoffnung freudig theilen, wenn nur demokratiſche und freigemeindliche Einwirkungen mit Hilfe des Geſetzes und des vernünftigen, rechtlichen und chriſtlichen Sinnes der dortigen Bürgerfchaft von der fo für das Gute wie für das Schlechte empfaͤnglichen Jugend fern gehalten werden, wozu gewiß der Verein, die Herren Lehrer und die ſtaͤdtiſchen weltlichen und geiſtlichen Behoͤrden das Ihrige gern bei⸗ tragen werden. V. ueber die Verhaͤltniſſe 1) des Gewerbevereins in Ronneburg, welcher gegenwaͤrtig 73 Mitglieder zaͤhlt, berichtet der jetzige Vorſteher Herr Diakonus Klug el u. A. Folgendes: In den 12 Jahresſitzungen des Vereins ward aus Veranlaſſung einer diesfallſigen Aufforderung der Aachen Muͤnchner Feuerverſicherung-Anſtalt, die Einrichtung einer Feuerloͤſch⸗ und Rettunganſtalt fur Ronneburg beſprochen, wurden die diesfallſigen Satzungen mit Vorbehalt weiterer buͤrgervorſtandlicher Vernehmlaſſung berathen und ward der Aachen⸗Münchner Anſtalt erforderliche Mittheilung gemacht. Hiernaͤchſt berieth man in mehreren Sitzungen die Satzun⸗ gen einer zu ertichtenden Alterdünterftügungfaffe. Die Herren Diakonus Klügel, Zeugmachermeiſter Ma ul, Kaufmann Sieber, Stadtſchultheiß Weiſe und Vor ſteher Wim mer beſchaͤftigten ſich hiermit als beſonders erwaͤhlter Ausſchuß. Auch die vorjaͤhrige Leipziger und die nun bevorſtehende Londoner Ausſtellung, der teutſche Nas tionalverein für Handel und Gewerbe in Leipzig, welchem der Ronneburger Verein als Mitglied beitrat, veranlaßte die Herren Maul, Siebet, Richter und Kluͤgel zu Vortraͤgen. Herr Goldarbeiter Braut legte vor: ein pa⸗ tentirtes Petſchaft von Silber mit einer Druckfeder; durch deſſen Anwendung ſoll theils Siegellack erſpatt, theils dem = 227 = Siegelabdruck eine ſchoͤnere Form gegeben werden, ferner einen ſilbernen Cigarrenhalter nach neuer Erfindung. Sonſt noch beſchaͤftigte ſich der Verein mit der erfreulichen Wie— derbelebung der Gewerbſchule, mit Beſprechung uͤber neue aufzunehmende Bücher und Zeitſchriften, ſowie mit ſonſtigen zweckverwandten Gegenſtaͤnden. Vorzuͤgliche Erwaͤhnung vers dienen die beiden, am Schluſſe dieſes Berichts folgenden Vorträge: „Handwerk und Fabrik“ von Herrn Zeugmacher⸗ meiſter Maul und „die beſten Kunſtgriffe eines tedlichen Gewerbsmannes“ von Herrn Hofrath Klein. a 2) Seinen Bericht uͤber die Gewerbsſchule leitet Herr Diakonus Klügel mit folgendem Satze ein: „In einem Lehr⸗ gedichte von Fr. Rückert las ich neulich folgende Stelle: Wer etwas lernen will, der muß dazu drei Gaben Von oben her, aus ſich und auch von außen haben, Die Fähigkeit, die Luſt und die Gelegenheit: Wo die drei fehlen, kommt ein Lernender nicht weit. Zum Lernen Fähigkeit muß Gott dir ſelbſt verleihen, Weil in fruchtbarem Grund Fruchtbäume nur gedeihen; Die Fahigkeit iſt todt, wo ſie nicht wird zum Triebe; 7 Zum Lernen treiben muß dich eigne Luft und Liebe. Dann muß Gelegenheit von Außen zum Beſuch Dir kommen in Geſtalt von Lehrern oder Buch. — EIN Beim Leſen dieſer Worte, die zwar nichts Neues, aber das Alte in freundlich anſprechender Form ausſpra⸗ chen, richteten ſich meine Gedanken vorzüglich auf das Dritte, das zum Lernen erforderlich iſt, auf die Gelegenheit. Wie mannichfaltig, dachte ich, ſind doch jetzt die Gelegenheiten zum Lernen! um wie Vieles iſt es doch hierin ſeit 50 . beſſer geworden! Wie unendlich viel muß aber auch noch gethan werden, um die Lernfaͤhigkeit an den Tag zu bringen, um die Lernbegierde zu beftiedigen! Wie ich dies dachte, ſchritt eben ein Lehrer unſerer Gewerbs— ſchule mit ſeinem Lehrbuche unterm Arme an meinem Fen— ſter vorüber, dem Zimmer zu, in welchem Faͤhigkeit und Luft verkörpert in Geſellen und Lehrlingen ſich ſchon eins gefunden hatten. Wäre jener Lehrer ein Profeſſor an elner berühmten Univerfität geweſen, ich haͤtte in dieſem Augen⸗ blicke keinen großen Unterſchied zwiſchen beiden machen — 228 — koͤnnen; es kam ja unſer Lehrer daher — ein Bruchtheil der Gelegenheit, ohne welche doch ein Lernen nicht moͤg— lich iſt, ohne welche in den darin Verſammelten die Lern— faͤhigkeit begraben und die Lernbegierde erſtickt worden wäre, Hatte ich ſchon fruͤher von unſerer kleinen unanſehnlichen Lehranſtalt nicht ganz gering gedacht, jetzt wuchs mehr und mehr die Achtung gegen dieſelbe; denn wenn ich ſie auch nicht blühenden Schulen und weltbekannten Akademien an die Seite geſtellt ſah, ſo wußte ich ſie doch in dem Buche der Welt mit aufgefuͤhrt unter den Gelegenheiten, durch welche etwas Gutes und Brauchbares gelernt werden kann.“ Wenn der. frühere Berichterſtatter der Schule, ein Mann, mit welchem die Fuͤrſorge fuͤr das Gedeihen der⸗ ſelben gleichſam verwachſen zu ſein ſcheint und der unge⸗ achtet ſeines vorgeruͤckten Alters nach wie vor an Allem Antheil nimmt, was die Anſtalt foͤrdert oder auch hemmt — Herr Hofrath Klein — in feinem vorjaͤhrigen Vor⸗ trage die Ueberzeugung ausſprach, daß aus, Zerftörtem und Geſtoͤrtem oft unerwartet die Vorſehung Heilſameres und Beſſeres zu ſchaffen wiſſe und wenn er daran die Hoffnung fnüpfte, es werde nach Ablauf des Schuljahres von guͤn— ſtigen Ergebniſſen berichtet werden koͤnnen, ſo hat ſich dieſe Ueberzeugung und die darauf beruhende Hoffnung im Jah⸗ resverlaufe in erfreulicher Weiſe bewährt. Herr Kaufmann Richter, Herr Rentamtmann Jecke, abwechſelnd mit Herrn Kaufmann Sieber und zeitweilig vertreten durch Herrn Foͤrſter Adam, unterwieſen bez. in Phyſik, Raum⸗ lehre (Winkel, Flächen und Körper), buͤrgerlicher Buchhal— tung, Quittiren, Briefſchreiben. 3) Herr Zeugmachermeiſter Maul und Herr Lein⸗ webermeiſter Baͤßler ertheilten in der neubegruͤndeten We— berſchule Unterricht, namentlich: Erklaͤrung der Patronen, Anfertigung der Schnuͤrung aus Patronen zu allen vor⸗ kommenden Waarengeſchlechtern, Glatt-Koͤber und Allas⸗ weberei, geſtreifte Zeuge, karrirte und geſtreifte Zeuge, kleine fagonirte Stoffe, damaſirte und brochirte Stoffe, ſtehende TEE A * — 22 — rein und, rabattirende Schnuͤrung, gleichlaufende, zuſam— Mate e, doppelte, offene und gemiſchte Beſchnuͤrung der Jacquardmaſchinen, praktiſches Muſterausnehmen, prafs tiſche Stuhlvorrichtung zu glatten und kleinen fagonnirten Stoffen, Muſterzeichnen für Jacquardmaſchinen zu einfachen Brillandſtoffen, Zuſammenſtellung der Farben und Friſuren, Formeln zu Berechnung der zu jeder Kette noͤthigen Garn— mengen u. ſ. w. Für die Weberſchule, welche ſicherlich ſchon jetzt zu 11 Zierden der Stadt Ronneburg gehört, bleibt freilich noch ein etwas groͤßerer Stuhl und ein beſſerer weniger achter Platz als der jetzige zu deſſen zweckmäßiger Auf— ö ellung zu wuͤnſchen uͤbrig. Herr Maler Oſchmann dort, 50 Schullehrer Rams dorf von Schmirchau, Herr Stri⸗ get von Raitzhain, abwechſelnd mit Herrn Dia⸗ tonus u Klugel, unterwieſen bez. im freien, Handzeich— 100 in der Rechtſchreibung verbunden mit Wortlehre 19 Rechnen. Von 53 Schuͤlern hielten 40 treu aus. dle. eſellen faſt ohne Ausnahme und auch mehrere Lehr— linge verdienten ſich das Lob, daß ſie regelmaͤßig die Un— terrichtöftunden beſuchten, bie geforderten Arbeiten fleißig ertigten und mit Aufmerffamfeit und Eifer dem Unterrichte. Igten ; fie haben damit den Lehrern ihre freiwillig übers Kan Mühe erleichtert und belohnt. Der Schulvor— ad ſpricht hierbei den Wunſch aus, daß durch unmittel- 7 und mittelbares Anhalten und After der Schuͤ⸗ ler zu gewiſſenhafter Benutzung des Unterrichts, Eltern und en der Anſtalt immer mehr zu Huͤlfe kommen moͤg— t „ bemerkt aber auch gleichzeitig, daß zu jenen 40 Schuͤ⸗ ler m n inmittelſt 20 neue ſich angemeldet haben. Von einer 0 fentlichen Prüfung iſt im Jahresverlaufe abgeſehen wor— den, Für den Unterricht find fernerweit gewonnen worden 0 r Seminaraspirant Eberhardt und nach deſſen Ab⸗ gang nach Altenburg Herr Seminaraspirant Lampert und EN Rektor Böhme. Die auf 125 Bände anges usa Syutbistioiget wird ziemlich A a — 250 — Herr Diakonus Klügel ſchließt feine Mittheilung mit Ruͤckerts Spruche: Nicht wachſen ſiehſt Du, wie aufmerkſam Du biſt, Das Gras, doch merkſt Du bald, daß es gewachſen iſt. So tröſte Dich, wo gleich nicht das Gedeih'n erſchien Von einem Werk: zuletzt auf einmal iſts gedieh'n! VI. 1) Der Vorſtand des Georgen vereins zu Hebung und Belebung des Kunſt- und Ge— werbefleißes in Eiſenberg bedauert auch in ſeinem neuerlichen Berichte, daß der Handwerkerſtand, fuͤr welchen gerade der Verein vorzugsweiſe beſtimmt iſt, nach wie vor ſich wenig dabei betheilige, da freilich die Verhaͤltniſſe der daſigen Gewerbe für Vorwaͤrtsſtreben wenig belohnend und aufmunternd ſind, daher denn auch der Verein nach ſo vielen zeitherigen erfolgloſen Verſuchen, von dieſer Seite her irgend eine Hoffnung ſich ferner nicht macht. Zu der kleinen Anzahl ehrenwerther Mitglieder aus dem Gewerbe— ſtande, welche ſeit langen Jahren treu zum Vereine gehal⸗ ten haben, gehoren auch die Gebruͤder Wilhelm und Eduard Geyer, bez. Roth- und Weißgerber, und Lederhaͤndler, welche wegen ihrer zur Leipziger Induſtrieausſtellung ein⸗ geſendeten Inſtrumentenleder mit einer offentlichen Aus— zeichnung geehrt worden ſind. Am Stiftungfeſte des Vereins fand, zugleich zur Feier des Geburtstages Sr. Hoheit des regierenden Herzogs, eine kleine Ausſtellung von Arbeiten verſchiedener Zoͤglinge der Sonntagsſchule ſtatt. Die geſchickten und fleißigen, auch ſonſt durch gute Führung empfolenen Verfertiger wurden durch kleine Ehren⸗ preiſe bedacht; weiterhin auch ein anderer ſich vorzugsweiſe auszeichnender Schuͤler. Der Verein freut ſich, durch einen ihm neuerlich zugeſicherten kleinen Zuſchuß aus Staatsmit— teln zu der bisherigen üblichen Verwilligung, in den Stand geſetzt zu ſein, durch derartige Preisertheilungen den Fleiß der Sonntagsſchuͤler Erfahrunggemaͤß mehr noch als Ku anregen zu koͤnnen. 2) Mit den Leiſtungen der Sonntag sſchule it der Vorſtand wohl zufrieden; Herr Zeichnenlehrer Froͤh⸗ g — 231 — lig und Herr Rektor Ludwig unterrichteten bez. im Zeichnen und Schoͤnſchreiben, woran ziemlich regelmaͤßig 34 Schuler ſich betheiligten und im Teutſchen, Rechtſchrei— ben, richtigem Ausdrucke, ſchriftlichen Xuffägen teutſcher Geſchichte und Rechnen, woran indeß in der Regel nur 12 bis 15 Schüler ſich betheiligten. Erfreulich war es, daß diejenigen Schuler, welche die Stunden des Rektors beſuchten, ſowol in der Schule als auf der Straße, den demofratifchen Unarten ihrer Jugend⸗Genoſſen vom Jahre 1848 u. f. je mehr und mehr ſich entfremdend, bez. durch Geſittung und Fleiß ſich vortheilhaft auszeichneten. Den Vorſtand bilden jetzt Herr Superintendent Kloͤtzner und Herr Rektor Ludwig. VII. Nach dem Berichte des Vorſtandes der Son n⸗ tagsſchule in Roda, des Herrn Kirchenrath Dr. Strei— cher und des Herrn Stadtſchreiber Fritzſche, hat auch im Jahre 1850 dieſe Anſtalt nicht ohne Segen fur die gute Sache der Fortbildung gewirkt, obſchon es immer auch dort zu wünſchen übrig geblieben iſt, daß das Bedurfniß, in nützlichen Kenntniſſen und Fertigkeiten fortzuſchreiten, von den Jünglingen mehr gefühlt und namentlich auch von Eltern und Lehrmeiſtern die Nützlichkeit dieſer fortbildenden Anſtalt gehoͤrig gewuͤrdiget und gefordert werden moͤgte. Der Schuler waren im Sommer zwiſchen 32 und 44, im Winter 36, davon 11 den umliegenden Ortſchaften ange⸗ hoͤrend; die Mehrzahl derſelben, vorzugsweiſe auch die vom Lande, beſuchten die Lehrſtunden mit Fleiß und lobens⸗ in Auch die Buͤcherſammlung, beſonders ich die Zwickauer Volksvereinsſchriften vermehrt, ward je mehr und mehr benutzt. Bei der gewoͤnlichen Haupt- prüfung empfingen die fleißigſten und geſittetſten Schüler fe. Ein neuerlicher Zuſchuß aus Staatsmitteln zu der nlichen bisherigen Unterſtuͤtzung aus ſolchen verſtaͤrkte auch don die Kaſſekraͤfte fuͤr Vereinszwecke. 5 VII. 1) Die Herzog⸗Joſeph⸗Sonntags⸗ ſchule in Kahla wurde im Laufe des Jahtes 1850 von 20 Schülern beſucht, die Mehrzahl derſelben bewies lobens⸗ 16 * — 232 — werthen Fleiß. Eine öffentliche, Prüfung fand nicht ſtatt. Die dermaligen Lehrer ſind: für Erdbeſchreibung, Recht- und Schoͤnſchreiben, Rechnen und Zeichnen, Herr Rektor Gruber, Herr Schreiber Koͤllner, Herr Rathskopiſt Toſſe und Herr Maurermeiſter Jecke. Auch dort bleibt die alte Klage, daß, ſobald nicht von Seiten der betreffen— den Behoͤrde die Handwerksmeiſter angehalten werden, ihre Lehrlinge die Schule beſuchen laſſen zu muͤſſen, der beab— ſichtigte Zweck der Sonntagsſchule nie vollkommen erreicht werden durfte. Herr Fabrikant Eckardt haͤlt die in ſei- ner Porzellanfabrik arbeitenden jungen Leute ſtreng an zum Beſuche der Schule. Die diesfallſigen Folgen liegen bereits, N vor. Auch dieſe Anſtalt erkennt dankbar an, daß in Folge landſtaͤndiſcher Verwilligung auch fie durch einen Zuſchuß zu der bisherigen Unterſtuͤtzung aus Staatsmitteln weſent⸗ | lich gefördert: wird, 1 2) Der Zweck der Eckardtſchen Beſchaͤftigung⸗ anſtalt iſt im Jahresverlaufe nicht verfehlt worden. Schwaͤchliche und zu ſchweren Arbeiten Unſaͤhige haben Nahrung und Verdienſt erhalten. Obgleich feit dem Be ſtehen der Eckardtſchen Porzellanfabrik eine nicht un⸗ bedeutende Anzahl, namentlich im Winter Unbeſchaͤftigter Arz | beit und Verdienſt täglich fanden, fo find doch bei der ge- nannten Anſtalt durch Anfertigung von Gewehrpfropfen, Holzfidibus u. ſ. w. zeither 20 Perſonen auf oder ab be- fhäftigt worden. Von dem urſpruͤnglich dieſer Anſtalt uͤberlaſſenen Betriebsſonds (2000 Thlr.) find, durch Herrn Eckardt bereits 1400 Thlr. zurückgezahlt. worden: wenn demnach, nach dem betreffenden Berichte neuerdings wie— derum 200 Thlr. nachgezahlt worden find, ſo verbleiben nur 400 Thlr. ſchließlich zu gewaͤhren. — 2 3) Von der Strick- und Raͤhſchule, unter Reis | tung der Gattin und bez. der Töchter des Herrn | Kaufmann Eckardt kann nur das Beſte geſagt werden; 46 Schuͤlerinen benutzen die fragliche Anſtalt; fie. ver⸗ ſammeln ſich ne und Sonnabends zu einer drei⸗ kündigen Beſchaͤftigung, nur Krankheit, ſelbſt nicht das ſchlechteſte Wetter, bedingt eine Verſaͤumniß der Einzelnen. Vorzugsweiſe thätig find als Lehrerinen: Frau Rektor Gru— ber, Frau Gerichtsdirektor Weiſe und Fräulein Sophie und Amalie Eckard t. Die Koften der Unterhaltung diefer Anftalt eſtreitet Frau Kaufmann Eckardt aus eignen Mitteln. Herr Kaufmann Eckardt ſchließt ſeinen Bericht mit der Bemerkung: „Wenn unter den bisherigen Wirren der Zeit N auch nicht bei allen den bemerkten gemeinnuͤtzigen Anſtalten das günftigfte Reſultat erreicht wurde, fo haben doch ſolche ungeftört fortbeftanden und es bleibt uns die Hoffnung, daß bei Eintritt befferer Zeiten dann aud) wieder wie früher ein erfreulicher Erfolg ſich herausſtellen wird.“ * 4) Die im letzten Berichte uͤber das Wirken des Kahlaiſchen Gewerbevereins ausgeſprochene Hoff— nung, es würden die heurigen Mittheilungen über denſelben Gegenftand umfaſſender und erfreulicher werden, find noch nicht in Erfüllung gegangen. Der Gewerbeverein hat auch heuer noch keine Sitzungen gehalten, nicht allein aus dem im vorigen Jahre angegebenen Grunde, ſondern auch weil bei vielen fruͤher ſehr thaͤtigen Mitgliedern des Vereins eine merkliche Riedergeſchlagenheit in ihren Geſchaͤften, ſowie Gleichgiltigkeit gegen alles Vereinsweſen deutlich ſich kund gibt. Freilich if durch die Sitzungen des Bürgervereins anche Stunde in Anſpruch genommen worden, die früher vielen Mitgliedern des Vereins den Gewerbsſachen e wurde. Doch ſcheint auch hierin bald Veraͤn— 9 bevorzuſtehen. Die einzige Thaͤtigkeit des Vereins t r jetzt noch darin, daß deſſen Vorſtand jede nur rmaßen günftige Gelegenheit erfaßt, um durch Ver⸗ e Arbeit und Nachweiſung von Abſatz in man— chen Gewerbsartikeln einzelnen Gewerben der Stadt nach Kräften eizuſtehen. Hoffentlich wird das Intereſſe für den Hebe e dort ſich bald wieder heben. | IX. 1) Die Sonntagsſchule in Orlamünda hat auch im Jahre 1850 fortbeſtanden, bez. unter denfels — 23 — ben Lehrern und bez. in derſelben Weiſe wie bisher. | Waͤhrend des Sommers war dieſelbe, weil die Schüler von den Ihrigen vorzugsweiſe in Anſpruch genommen wer⸗ den, bei weitem weniger beſucht als ſpaͤterhin. 2) Unter der Leitung von Fraͤulein Schindler ges dieh die daſige Strick- und Naͤhſchule je mehr und mehr. X. Nach dem Berichte des Herrn pforters O. Sahl in Uhlſtaͤdt hat ſich die im Spaͤtherbſte 1849 von ihm ins Leben gerufene Fortbildungſchule dort im Jah- resverlaufe 1850 einer regen Theilnahme zu erfreuen gehabt, indem dieſelbe von mehr als 40 Juͤnglingen, darunter meh— rere über 20 Jahre alt, fleißig beſucht wurde. Es wurden woͤchentlich 5 Stunden Unterricht ertheilt und zwar zwei Stunden Sonntags im Schoͤnſchreiben und Singen vom Herrn Schullehrerſubſtitut Flemming und 3 Stunden Montags Abends von 6 bis 9 Uhr, Uebungen in ſchrift⸗ lichen Auffaͤtzen, Rechnen und Geographie von Herrn Pfars | rer Sahl ſelbſt. Beim Rechnen unterſtuͤtzte Herr Maͤd— 6 chenlehrer Haͤßner. Die Fortſchritte der Schüler waren | erfreulich. Während des Sommers entzog das laͤndliche und häusliche Beduͤrfniß der Schule fo manchen Zoͤgling. Die Anſtalt hat, um ferner beſtehen und gedeihlich fort— ſchreiten zu koͤnnen, angelegentlich zu wuͤnſchen, daß aus Staatsmitteln eine entſprechende Unterſtuͤtzung ihr zu Theil werde, vorzugsweiſe wuͤnſcht Herr Pfarrer Sahl, daß Mittel ihm zu Handen ſein moͤchten, um durch Preiber⸗ theilung an die fleißigſten Schüler, ſowol dieſe als auch andere zu ausdauernder Betheiligung bei der jungen Anſtalt aufmuntern zu koͤnnen. Sonſt noch hat Herr Pfarrer Sahl mit Beihuͤlfe des Herrn Schullehrers Flemming eine Schulleſebibliothek eingerichtet. Auch dieſe Anſtalt hat ſich einer regen Theilnahme zu erfreuen. Jedes Kind, wel ches ein Buch zum Leſen mit nach Hauſe nimmt, lablt dafür. eine Wenigkeit. Davon werden die Mittel zu Be⸗ ſchaffung neuer Buͤcher erlangt. Es ſteht ſehr zu wuͤnſchen, 1 2 daß dieſer gemeinnuͤtzigen Anſtalt mehr und mehr beige— ſprungen werden moͤgte. Der Berichterſtatter hat dies feis nes Theils, durch Zuſendungen von Zwickauer Volksſchrif— ten und ſonſt, thunlichſt gethan. Iſt in Vorſtehendem überſichtliche Mittheilung gez macht worden von dem Beſtehen und Wirken der bezeich— neten Vereine waͤhrend des Jahresverlaufes 1850 und hat ſich daraus die Hoffnung entwickelt und begründet, daß der Saame des Guten, welcher während der verhaͤngnißvollen Jahre 1848 und 1849 unter der Ungunſt der Verhaͤltniſſe ſchlummern mußte und nur erſt im Jahre 1850 neue Le— bensthaͤtigkeit zu entwickeln begann, im Verlaufe des Jah— res 1851 geſunde Blumen und reife Früchte wieder dar— bieten werde, fo darf dieſe üuberſichiliche Darſtellung wol geſchloſſen werden mit der Aeußerung der Ueberzeugung, daß insbeſondere auch die Kunſt- und Handwerksvereine und die Kunſt⸗ und Handwerks- und Sonntagsſchulen des Landes durch treues Ausharren in ihrem Berufe dazu beitragen werden, daß das Ziel erreicht werde: durch Ord— nung und Rechtlichkeit zum Frieden und zur allgemeinen Wohlfahrt zu gelangen. i Und wahrend fo manche Vereine der neuern Zeit, unter dem Namen und der Hülle gemeinnuͤtziger volfös thumlicher Vergeſellſchaftungen nur Umſturz des Beſtehen— den und aller ſtaatlichen Ordnung, mit ihr Umſturz aller Beſitz⸗, Eigenthums- und Rechtsverhaͤltniſſe, ſomit ſozial— ommuniſtiſche demokratiſche Gleichmacherei, dann den Um— der chriſtlichen Kirche mit ihren Glaubens- und Heils— lehren, fomit des Heiligſten hienieden und jenſeits, frech und * erſtrebten, ließen die Kunſt- und Gewerbver— ine und die Gewerbe- und Sonntagsſchulen ſich pflicht— getreu angelegen fein, in ihren Angehörigen und Schülern 5 Ringen nach wahrer ſittlicher Freiheit, den Sinn für ahre Gleichheit vor dem Geſetze des Staates und Sitten— lehre und das Gefühl für wahre chriſtlichwerkthätige Brüder— lichkeit anzuregen, zu fördern und zu erhalten durch Bil⸗ — 236 — dung des Geiſtes und Herzens und ſomit die allgemeine WPohlfahrt zu erſtreben. Und ſie werden je mehr und mehr freies Feld und guten Boden fuͤr ihre Saat des Guten finden, wenn die rohe Gewalt der Mißgunſt, des Reides, der Habſucht und aller unedlen Leidenſchaften, welche ſelbſt— ſuͤchtige Volksverfuͤhrer heraufbeſchworen haben aus den Tiefen der Verderbniß, darniedergehalten und gebrochen wird durch weiſe Geſetze und durch feſte Handhabung derſelben. Moͤge der allmaͤchtige Weltenmeiſter unſer Vereins— ſtreben ſegnen; aber auch jeder redliche Mann mithelfen an feinem Theile! Gott verläßt keinen braven Teutſchen! A. Handwerk und Fabrik. Vom Herrn Zeugmachermeiſter Chr. Gottl. Maul in Ronneburg 1850.) Indem ſich die Induſtrie, die geſammte Gewerbthaͤ— tigkeit mit gewaltigen Schritten immer mehr erhebt, ſind es zwei ganz verſchiedene Bahnen, auf welchen ſie ihrem Ziele zugefuͤhrt wird. Wohl wird ſie ihren Hoͤhepunkt, die moͤglichſte Vollkommenheit erreichen, aber verderbend muͤſſen dieſe beiden im ſteten Kampfe befindlichen Stroͤme auf die Geſellſchaft wirken und die Induſtrie wird nach einſt voll— endetem Kampfe wol als Siegerin daſtehen; aber der Kern der Bevoͤlkerung, der Handwerkerſtand, als Mittelſtandr wird verſchwunden ſein. 5 Dieſe beiden ſich bekaͤmpfenden Stroͤme ſind Fand werk und Fabrik. Laſſen Sie uns dieſelben in ihren entgegengeſetzten Richtungen betrachten. Beim Handwerk bekundet ſich ein eifriges Drängen, dem Arbeiter die viels ſeitigſte, umfaͤnglichſte Geſchicklichkeit zu verſchaffen, um ihn zu befaͤhigen, ohne alles Zuthun der ſelbſtthaͤtigen Maſchi— n nen, ganz mit der eigenen Hand ein vollkommenes Erzeugniß zu fertigen; es verſucht die verſchiedenſten Manipulationen in ſeinem Arbeitsbereiche zu vereinigen und verbunden mit ) Vergl. Seite 227 V. 1). — 257 — Rachdenken, fördert es Werke zu Tage, von denen jedes die beſondere Eigenthümlichkeit ſeines Verfertigers in ſich trägt; denn die ſchaffende Kraft des Handwerks liegt im Auge und in der Hand und auch nur darin und darum verſchmaͤht und haßt es auch jede Maſchine, mit welcher Handwerkserzeugniſſe einförmiger und verkaͤuflicher nachge— macht werden, als einen verderblichen Feind, ohne zu er— waͤgen, daß auch durch das Maſchinenweſen in Menge nationaloͤkonomiſche Vortheile erwachſen. Uebrigens iſt aber das Handwerk, gegenüber der kuͤhnen, ſpeculativen Fabrik, bürgerlicher, häuslicher, fami- lientraulicher und ſolider und bildet das Panner, um wel— ches ſich der Kern des treuen Bürgerthums vereinigt. Bes trachten wir dagegen die Fabrik: ſie erzieht den Arbeiter nur zu einſeitiger Geſchicklichkeit; ſie berechnet, von dem Grundſatze der Theilung der Arbeit ausgehend, die Ge— winnſte der Mehrproduction, welche dadurch, daß alles Nachdenken des Arbeiters bei feiner Beſchaͤftigung vermieden wird, durch Erſparniß an Zeit. und Geld hervorgehen. Indem fie alle Handwerker für ſich zu benutzen und alle nur möglichen Kraͤfte an ſich zu ziehen ſtrebt, arbeitet ſie mit Huͤlfe der regelmäßigen Thaͤtigkeit der Maſchinen blos darauf hin, ihre Waaren billiger und dadurch verkaͤuflicher, in moͤglichſt vollkommener Gleichfoͤrmigkeit, welche durch dies geordnete Arbeitsſyſtem verkuͤrzt wird, herzuftellen. Verbunden mit Kapital beutet ſie nicht nur den groͤßeren Vortheil der Mechanik aus, ſondern auch Chemie und Phyſik Öffnen ihr ihren reichen Schatz, und ſie hat ſich fo feſt— geſetzt, daß in manchen Laͤndern ſogar die Exiſtenz des Staates von ihr abhaͤngt. In Anſehung dieſer Huͤlfs— mittel und dieſer Stellung im Staate, wird es ihr leicht, eine Janze des Handwerks nach der andern, welche noch in den Zunftverfaſſungen beſtehen, zu erobern und es ſcheint, als wollte und würde ſie das Handwerk nach und nach ganz verdraͤngen. Dennoch wird es nicht ganz verdraͤngt werden, es wird fortbeſtehen neben der Fabrik, ſeis auch nur auf — 233 — ahnliche Weiſe, wie die Strumpfſtricker neben dem Strumpf⸗ wirkerſtuhle. Das Handwerk kennt ſeinen maͤchtigen Feind; darum vertheidigt es ſeine Rechte, ſo lange es kann und je mehr Bedeutung ſich die Fabrik erkaͤmpft, deſto mehr ſtrengt es ſeine Kraͤfte an, ſeine Kraͤfte zu behaupten und deſto mehr — zu ſeinem Ruhm ſei es geſagt — iſt es mit der Zeit fortgegangen, hat veraltete Vorurtheile abge— ſchafft, iſt jugendlich lernbegierig und ſtrebſam geworden. Alles Schlimme hat ſein Gutes, — es hat ſich im Drange der Gefahr zwei maͤchtige Verbuͤndete erkießt: Kunſt und Wiſſenſchaft; die Kunſt hat es in die Kreiſe des Geſchmacks geleitet und ihm gezeigt, ſich durch vollendete Formen zu bilden; und von der Wiſſenſchaft hat es gelernt, wie mit Geiſt und Verſtand gearbeitet wird, und wird immer mehr blos ſclaviſche Nachahmung haſſen lernen; deſto ſchmerz— licher aber auch wird es gekraͤnkt werden, wenn es ſeine Exiſtenz nicht mehr behaupten kann und wieder zur nur mechaniſchen Geſchicklichkeit zur Fabrikarbeit zuruͤckgedraͤngt werden ſollte. Dabei hat es gegenüber der Fabrik, mels cher ſo zu ſagen Thor und Riegel geoͤffnet iſt, neben ſei— nem zeitgemäßen Fortſchreiten immer noch in feinen. Zünfs ten auch das alte bewaͤhrte Gute als heilig feſtgehalten, wobei vor Allen der Grundſatz des ordnungsmaͤßigen Er⸗ lernens und der einſtigen Pruͤfung beim Meiſterwerden hervorzuheben ſein duͤrfte, durch welchen fruͤher wohl ganz allein dem Buͤrgerſtande ſeine Kraft und Bluͤthe erwuchs und durch welchen noch jetzt Uebergriffe anderer, abgeſehen von denen der Fabriken, in das Gewerk verhuͤtet werden, welcher auch jetzt noch das Erziehungsmittel zum tuͤchtigen Handwerker, guten Haushalter und Familienvater iſt, wel— cher immer noch die Arbeitskraͤfte in ein regelmaͤßiges Bett zu leiten und das Publikum gegen Pfuſchereien zu ſchuͤtzen ſucht, welcher immer noch den uͤbermaͤßigen Andrang zum Handwerk verhindern und der Entwerthung der Arbeit vorbeugen ſoll; denn ſicher nur auf dieſen Grundſatz koͤnnte ein feſter Damm gegen den allgemeinen Pauperismus ge⸗ — 239 — baut werden, und ſicher nur dadurch wurden dem ftiſchen Stamme der Gewerke einft feine Bluͤthen entlockt, welche jetzt von dem weitverzweigten Baume der Fabrik über⸗ ſchattet werden. Anders iſt es mit der Fabrik, welche ſich von jenem Grundſatze losgeriſſen hat. Alle jene Uebelſtaͤnde für die Geſellſchaft, welche durch das Handwerk, wenn es noch in ſeiner Kraft beſtaͤnde, beſeitigt wuͤrden, werden mehr oder weniger verderbend durch die Fabrik genaͤhrt. N Ob die Fabrik oder das Handwerk dem Lande mehr Mutzen ſchafft, wird ſchwer zu erörtern fein und wird nie erörtert werden, weil das Treiben in einer Fabrikſtadt von der Außenſeite ſcheinbaren Wohlſtand erblicken läßt, wels cher von Uneingeweihten für wirklichen gehalten wird. Wie übel ſteht es nicht in Fabrikſtaͤdten um die Ers ziehung der Kinder! — hundert ſchlimme Folgen reihen ſich daran; die Ehen werden leichtſinniger geſchloſſen und die Bevoͤlkerung vermehrt ſich ungleich ſchneller, als in Städten, wo nur das Handwerk als ſolches und der Acker— bau mit ſeiner haͤuslichen, geſunden und naturgemaͤßen Beſchaͤftigung die Bewohner erhält, Zwar will der Staat viele Menſchen; denn ſie geben viele Steuern, da iſt die Fabrik allerdings gut, denn ſie ernaͤhrt dieſe Menſchenmaſſe, und Heil ihr, wenn ſie es thut; es kommt aber auch ſchnell die Conjunctur und macht Hunderte von Familien auf einen Schlag brotlos und der Staat kann oft nicht helfen. Brotloſigkeit und Unwiſſenheit ſind zu allen Uebeln faͤhig, das hat uns die jüngfte Zeit bewieſen. Dennoch iſt die Vernichtung der Fabrik unmoͤglich und wäre fie möglich, das Verderblichſte, was der Unver— fand erſinnen koͤnnte; noch find ihre Lichtſeiten größer als ihre Schattenſeiten „und noch liegt es im Bereiche der Möglichkeit, fo manches Schlimme, was fie uns bereitet hat, zu andern und zu beſſern und wenn nur vereinigter guter Wille, Kraft und Ausdauer in uns nicht fehlt, wird es auch moglich fein, 0 — 20 — 1 Vor Allen ſehe ich die Gewerbsvereine als Inſtitute an, welche dahin wirken ſollen, daß Handwerk und Fabrik neben einander beſtehen, Hand in Hand gehen koͤnnen. Auch in unſerm Vereine bieten ſich Handwerker und Fa— brikanten zu gemeinſamem Streben die Hand und wir wollen dies als Buͤrgſchaft nehmen, daß der feſte Wunſch auch in uns lebt, das Handwerk moͤge neben der Fabrik recht gluͤcklich ſortbeſtehen. Viele Gewerke giebt es, welche ſich nicht recht gut zum Fabrikbetriebe eignen; fie werden noch lange in gluͤck— licher Weiſe beſtehen, bis ſich vielleicht einmal die ganzen gewerblichen Verhaͤltniſſe auf eine nie geahnte Weiſe anders geſtalten, wogegen wieder andere Gewerke ſich vorzugsweiſe zu jenem Betriebe eignen, wie z. B. alle ſolche, welche Manufakturwaaren fertigen. Ich möchte fagen, fie find ſchon andern Handwerken gegenüber aus deren Zahl ger ſtrichen und bilden die ſogenannte Hausinduſtrie. Beiſpielsweiſe beziehe ich mich blos auf eine Branche, die Weberei, weil mir dieſe am naͤchſten liegt; in jeder andern findet wohl daſſelbe Statt. Abgeſehen davon, daß der einmal mit der Hausinduſtrie beſchaͤftigte Handwerks— meiſter nur ſelten feine Geſchicklichkeit zur Anerkennung brins _ gen und um ſo weniger die gebuͤhrende Achtung erlangen kann, je einfoͤrmiger die von dem Fabrikanten verlangten Arbeiten ſind, ſo bleibt er gewoͤhnlich ewig zu dieſem Looſe verdammt. Wohl empfindet der gebildete Mann ſeine werthloſe Stellung, denn bei ununterbrochener einfoͤrmiger Arbeit, bei dem allerſpaͤrlichſten Verdienſt, welcher bisweilen durch das bekannte Truckſyſtem noch werthloſer gemacht wird, wech— ſelt er nur in gemeſſenen Zeiten mit Eſſen und Schlafen ab, wie das zum Dienfte der Menſchen gebrauchte Thier; wer dies genau erwaͤgt, was es heißt, das Nachdenken von der Arbeit zu trennen, wird wohl nicht leugnen, daß in dieſem Zuſtande jedes hoͤhere, edlere geiſtige Streben ge— — 241 — toͤdtet, vernichtet und der Menſch ſelbſt faſt zum Thier herabgebracht wird. Wohl mag man fragen, warum ſelbſt Viele fi 0 ewig durch Haus induſtrie ernähren, die doch einige Mittel beſitzen, ihr zu entſagen und ihr Handwerk ſelbſtſtaͤndig zu begründen. Darauf habe ich zu antworten, daß in Fabriken blos Waaren in Partien und gewoͤhnlich auch, blos dann gekauft werden, wenn davon nicht genug zu ‚bes ſchaffen ſind, worin eine Aenderung auch wohl in Anſe— hung der Exiſtenz der Fabrik nicht raͤthlich waͤre, weshalb aber mit wenigem Kapital dieſer Weg zur Selsſiſändiskeſt — zu benutzen iſt. Hat es aber ein der Hausinduſtrie angehöriger Mei⸗ ann! gewagt, aus dieſer Sphäre zu treten und fur, eigne Rechnung zu arbeiten begonnen, und gelingt es ihm nicht, die Waaren an die Fabrik zu verkaufen, ſo iſt er wohl genoͤthigt, den Meßplatz zu beſuchen und wehe ihm! wenn er da unglücklich iſt, d. h. feine Waaren nicht mit, Rußen verkaufen kann; dann kann er nicht wieder zurück, wi er Muth genug hatte, die große Sünde, zu thun, ſe bſt als kleiner Fabrikant aufzutreten, dann iſt, ihm der Rückweg zur Hausinduſtrie verſchloſſen. Ich wurde mir erlauben, das deutlicher auseinander zu ſetzen, wenn ich leider nicht felbft. der Hausinduſtrie noch angehoͤrte. — Geht ihm nun Kapital und kaufmänniſche Intelligenz ab, ſein Geſchaͤft, To zu ſagen, kaufmaͤnniſch zu betreiben, — muß er wohl ſeinem Handwerk Valet ſagen, oder ſo lange wie es eben geht, rechtlich oder nicht fortzuleben ſuchen. 1 Würden aber Handwerker und Fabrikanten das Sprich⸗ wort beherzigen: „leben und leben laſſen,“ wuͤrden Beide dahin ſtteben, wirklich das Gute zu wollen und zu thun, würden Beide durch gegenſeitige Unterftügung das Wohl der Geſellſchaft zu fördern ſtreben; wuͤrde der Handwerker gegen den Fabrikant jederzeit feine Pflicht thun würde er ſich durch fleißige Benutzung der Schulen und gewerblichen Lehranſtalten die moͤglichſte Intelligenz zu erwerben ſuchen; würde er ſich ſtets durch ſtrengſte Redlichkeit auszuzeichnen ſtreben; würden dann auch die Fabrikanten nicht den ge⸗ werblichen Unternehmungsgeiſt aus kleinlichem Reid und Mißgunſt zu verhindern ſtreben, ſondern im Gegentheil zu fördern ſuchen, wozu fie gerade die paſſendſten Mittel in den Haͤnden haben: dann wuͤrde Mancher verſuchen, aus dem Kreiſe der Hausinduſtrie zu treten und es wuͤrden ſich auch Leute finden, welche, ſtatt ihre Kapitale auf der in vieler Hinſicht nuͤtzlichen, aber für alle Induſtrie verderblichen Landesbank niederzulegen, dieſelben auch dem als ehrlich und verftändig bekannten und bewährten Handwerker leihen würden und dann würde die Hausinduſtrie das Mittel werden, durch deren Ausuͤbung dem Handwerksmeiſter die geeignetfte Gelegenheit gegeben wäre, nach und nach nebens bei einen ſelbſtſtaͤndigen Gewerbsbetrieb auch mit 1 ar zu beginnen. n Wollte ich von dieſer einfachen Betrachtung abwei⸗ chen, ſo koͤnnte ich das Geſagte noch dadurch begründen, daß es ſchon Fabrikgegenden gibt, wo man diefen gemein ſamen Weg zum Wohle der Menſchheit mit beſtem . anzubahnen beginnt. l Nur auf dieſe Weiſe werden Handwerk und Feb den Flor des Landes gemeinſchaftlich haben und die In⸗ duſtrie wuͤrde ſi 0 als goldner Baum uͤber das Land 15 breiten. Chr. G. Maul. B. „ Welch ind i die beste Kunſtgriffe eines geb lichen Gewerbsmannes? Vom Hrn. Hofrath Klein in Ronneburg 1850.) Fruͤherhin gewohnt, je zuweilen und wie es die Ver⸗ anlaſſung gab, in gemeinſamer Angelegenheit in unſerm Kunſt⸗- und Gewerbsvereine an die hier mit mir verbundenen Freunde und Genoſſen, auch wohl W 1 *) Vergl. Seite 227 V. I). an unſer hieſiges Publikum zu fprechen, und dadurch, wenn es ſein koͤnnte, zu nuͤtzen, erlaube ich es mir auch heute, an unſerm Jahresfeſte, noch einmal über einen, was man ſagt populären Gegenſtand zu ſprechen, nicht Unver⸗ ſtaͤndliches, nichts weniger als Neues, aber über einen ſol⸗ chen, der auch das überfluͤſſige Wort verträgt. 1 Welche find die beſten Kunſtgriffe eines redlichen Gewerbs mannes?! Das Leben iſt an fi ich ſchon eine Kunſt, oder etford dert Kunſt, ein Können, ein Fertigwerden mit dem Leben; was bei einigem Nachdenken und bei gemachten Erfahruns gen wohl Einem und Allen einleuchtet. Insbeſondere iſt es der Beruf, der bei einem Jeden, — ſtehe er hoch oder niedrig, — Wiſſenſchaft koͤnnen — oder Kunſt im weitern Sinne des Worts — und Uebung, und zu allem dem Nachdenken erfordert, r Daß nun der Gewerbsmann in ſeinem Berufe keine Ausnahme machen kann, machen will, verſteht ſich wohl von ſelbſt. Er kennt ſeinen Zweck; ſei er nun Hand⸗ werker, ſei er Kuͤnſtler, ſei er Handelsmann, — Alle ge⸗ hen auf ein und daſſelbe Ziel los. Sie wollen ſchaffen, Einer der Andern Bedürfniſſe befriedigen, erwerben, um ſich und die Ihrigen zu ernähren, ihren Wohlſtand zu fördern und überhaupt mit ihrer Hände Arbeit mit ihrem Wiſſen, ihrem Können ſich und der Welt zu nützen. Wer wollte, wer mochte ein unnützes Mitglied der menſchlichen Geſell— ſchaft genannt ſein, oder auch nur ſelbſt ſich als einen We verurtheilen muͤſſen! Zu Erreichung eines jeden Zwecks ſind nun duch ittel nöthig, die man deshalb auch zweckdienliche nennt. ige werden nun wohl die fein, welche ein wackerer Gewerbsmann, treibe er ein Gewerk oder Handwerk welches es ſei, ins Auge zu faſſen, in die Hand zu nehmen hat, um Gedeihen und zwar das beſſere und beſte zu finden, welches ihm für fi ich und das Ganze zu wuͤnſchen int iu gönnen iſt? Ich faſſe, um mir ſelbſt Beifpiele, zu geben, im Stil⸗ len dieſes oder jenes Handwerk ins Auge, um meine Ans ſicht, ſoweit meine Erfahrung reicht, zu prüfen, obſchon das Meiſte, was ich meine, wohl ſehr als allgemein gelten namhaft zu machen ſein duͤrfte. Mein lieber junger Meiſter! wuͤrde ich zu dem ſpre⸗ chen, den ich vielleicht fruͤherhin ſelbſt zur Gewerbsſchule angemeldet und ſeitdem nie ganz aus dem Auge verloren häste, — Du, mein Freund, — denn ich zahle im Stande der Gewerken gern Freunde — magſt ein gutes Meifterz ſtück gemacht haben; denn dein Gefedenftüc fol ſchon gut ausgefallen ſein; — Du weißt auch was Du nun vor Dir haſt, Schwieriges! Wie wird es am beſten, am leich⸗ teſten zu überwinden und das gewuͤnſchte, erhoffte Gedei⸗ hen des nun feſtgeſtellten Berufs Dir erreichbar ſein? Zuerſt darf Dir nicht fehlen, ein felſenfeſtes Vertrauen zu Gott, der auch Deine Vor⸗ und Fürs ſehung iſt! Ein tedliches und verſtaͤndiges Wollen iſt der beſte Anker bei der Ausfahrt in's gewerbliche Leben. Rachſt dieſem Gottvertrauen ſoll SH aber auch das Vertrauen cen Dir und dem böchſten Weſen. Du wirſt ja in früheren Jahren Deiner Vorbereitung Dir dieſes ihr Ver⸗ trauen nicht muthwillig verſcherzt haben? Zu dieſem Ver— trauen su Gott, und guten Menſchen, muß ſich bei dem Meiſter in Kunſt und Handwerk aber auch das Ver— trauen, — doch ja kein blindes zu ſich ſelbſt geſellen. Er muß ſich fuͤhlen, daß er etwas Tüchtiges erlernt und geübt hat. Das gibt Muth und Kraft! Dabei darf es aber nicht ſein Bewenden haben! Fortſtudirt und reifllich nachgedacht muß werden, die gute, tuͤchtige Arbeit immer noch beſſer zu machen, andere Meiſter zu übertreffen! „Laßt uns ſinnen, prüfen, lauſchen, % Fremdes Mat Eignes tauſchen re „Ohne R ſingt der woblbefannte Meiſter Sänger Euch Gewerbege⸗ noſſen zu, und wenn, nach gemeinem Spruch, kein Mei er — 2483 — vom Himmel gefallen iſt, ſo hat, nach einem andern Spruchwort, auch Keiner ausgelernt. Iſt dieſes ſich uͤben, forſchen und trachten ein Haupt⸗ ſtuͤck, mein junger Meifter, fo thut's das doch nicht allein. Es iſt noch Anderes noͤthig zum gedeihen und bekleiben! Soliditaͤt — dieſen Ausdruck verſteht jetzt Jeder — Tüchtigkeit und Soliditaͤt ſowohl der Arbeit, als auch übers haupt des ganzen Benehmens des Handwerksmannes iſt unerlaͤßliche Bedingung, wenn er belobt und geſucht ſein will. Haſt Du dieſen Ruf fuͤr Dich, ſo kannſt Du Dir auch die ſoliden und zahlbaren Kunden ausſuchen. Gegen andere und namentlich ſolche, die den Kredit bei Dir miß— brauchen, was leider viel vorkommt, haſt Du Dich vor⸗ zuſehen. Willſt Du Dich noch beſonders empfehlen, ſo ſei pünktlich! Die zu einer gewiſſen, nicht ganz willkuͤrlichen Zeit verſprochene Arbeit ſtelle auch zur geſetzten Zeit her. Ich laſſe mir nicht einwenden, daß das nicht immer moͤg— lich ſei! Bedenke, berechne vom Anfange und der Gewinn von einer inzwiſchen und ſpaͤter vorkommenden Beſtellung darf Dich nicht verlocken, Dein Mannes- und Meiſterwort zu brechen und den mit Recht Erwartenden in Ungeduld oder Verlegenheit zu bringen. — Allerdings kann, ohne Dein Verſchulden unerwartete Behinderung kommen, dieſenfalls iſt es pflichtmaͤßig wie klug, den Beſteller um Rachſicht zu bitten, mit Darlegung der ſtatthaften Gründe, es wird damit demſelben mindeſtens wohl Verlegenheit erſpart. Ein Gleiches, wenn Du bei dem Anfange Deines Geſchaͤfts oder auch ſpaͤterhin einigen Kredits benoͤthigt ſein ſollteſt. m guten Zahler ſteht mancher Beutel offen, der dem nigen verdroſſenen feſt zugebunden bleibt. Und welche Verſündigung an andern Kreditbedürftigen, wenn Du und andere ſchlechte Zahler, die das Borgen leicht, das Wieder— erſtatten aber nicht ebenſo für noͤthig und preſſant (dring⸗ lich) finden — fie möchte ich Lumpe nennen — den Kre— dit 9 der doch der allgemeinſte Hebel ſein koͤnnte 17 — 246 — und ſollte, um jedes Geſchaͤft, kleines wie großes ſchwung⸗ haft und fruchtbar zu machen. Iſt ſolid und gewiſſenhaft ſein, nicht eines und daſſelbe? — So ziemlich und doch nicht ganz! — Kleine Handwerksvortheile, naͤmlich nicht immer erlaubte, mit dieſen mache Dich nicht vertraut, mein junger Freund, wenn Du ſie auch, als nicht gar ſelten von Meiſtern und Geſellen abgeſehen haͤtteſt. Strenge Redlichkeit geht über Alles und geht, mit lobenswerthem Eigenſinn in der Arbeit, für das Erreichen guter Erfolge Hand in Hand. Oft habe ich dem Gewerbsmann auch Billigkeit nachruͤhmen gehoͤrt; und das war gewiß nicht ſein Schade. „Der Mann arbeitet billig!“ iſt gewiß ein Anreiz, mehr mit ihm zu thun haben zu wollen. Doch moͤchte ein Uebermaß in dieſer Tugend — ohne daß uͤber ſo be— ſcholtene Luͤderlichkeit und Fluͤchtigkeit der Arbeit zu klagen waͤre, leicht auf Mangel der Ueberlegung, der Calculation und Sachkenntniß hinweiſen. Freundlichkeit neben Ordnungsliebe und ſoge— nannter Accurateffe moͤchte ich Dir auch empfehlen. Die Kunden haben gern mit freundlichen, ſelbſt heitern Männern zu thun. Der finftere, leicht gereizte, kurz ans gebundene Gewerbsmann wird gern mit dem jener gemuͤth— licheren Art vertauſcht. Aber laß Dir auch nichts Unwuͤr— diges gefallen und vergib Dir den ſogenannten Reſpekt nicht, den man, unten wie oben, ſich zu bewahren ſuchen muß. Auch der Kunden ſind mancherlei und die nicht zahlbereiten drohen leicht mit Entziehung der Kundſchaft oder finden ihre Rechnung dabei mit im Stillen wech feln; und doch fragt ſich's, ob es nicht beſſer iſt, ſich von ſolchen loszumachen, als ſich von ihnen hinhalten und am Ende wohl gar noch verkuͤrzen zu laſſen. Roch biſt Du ledig, mein junger Meiſter, — wirſt aber bald heirathen, und thuſt wohl daran; denn nun kehrt erſt Ordnung und Haͤuslichkeit bei Dir ein. Nun weißt Du erſt, wem Du angehoͤrſt, nicht der Kneipe, — 47 — nicht der Erholung, wenn beide ſchon auch fein müffen, um ſich eben zu erholen und das Leben nicht langweilig zu finden, auch um doch von Zeit zu Zeit zu vernehmen, was, wie man es ausdruͤckt, in der Welt vorgeht. — Es werden Kinder kommen, und ein, hoffentlich freundliches Hausweſen wird entſtehen, wo, Gott gebe, Freude und Friede ſich kuͤſſen. Sollte ich noch zu verſichern haben, daß der bei Gott und Menſchen beliebt machende Ruf, ein tuͤchtiger Meiſter, ein braver Buͤrger und auch ein guter Hausvater zu ſein, nicht nur einen guten Klang hat, ſondern auch eine anziehende Kraft aͤußert, die die Kundſchaft vermehrt? Ich will auf gegentheilige Beiſpiele, die abſtoßend, wenn nicht vernich— tend wirken, nicht erſt aufmerkſam machen; ſie kommen, den bürgerlichen Wohlſtand wenigſtens vermindernd und untergrabend leider vor. Ihr alle, erprobte und bewährte Meiſter und Genofs ſen, die Ihr mir heute hier zur Seite, — wir wollen uns einmal einbilden — bei einer gemeinſamen Handwerkslade ont Ihr dieſe hier von mir in Antrag ge— brachten Artikel, wie ich wuͤnſche und hoffe — nun fo erden fie wohl für lange Zeit, hoffentlich für immer gels und beſtehen! da ich aber keiner der Meiſter, ſondern nur der alte Handwerksſchreiber bin, ſo iſt Eure Billigung und Zuſammenſtimmung zuvoͤrderſt und vor Allem dazu vonndͤthen. ITIch grüße das Handwerk, nicht das eine oder das andere, ſondern alle, alle! Ronneburg zum Stiftungsfeſte des Kunſt- und Ges Werbönereind am 13, Oftober 1850, an G. L. Klein. 17% — 243 — XXV. Bericht uͤber das 26. Jahr der Kunſt- und Handwerkſchule zu Altenburg, erſtattet von ihrem Hauptlehrer Eduard Lange. Wie unſere buͤrgerliche oder vielmehr chriſtliche Zeit— rechnung mit dem gegenwaͤrtigen Jahre die zweite Haͤlfte des 19. Jahrhunderts begonnen hat, ſo iſt unſere Kunſt— und Handwerksſchule mit dem naͤchſte Oſtern zu Ende ge— henden Jahre in das zweite Viertel ihres erſten Jahrhun— derts eingetreten. Wenn wir nun wuͤnſchen, daß die Fuͤh— rer der Voͤlker und die Vorſteher und Leiter der kirchlichen Gemeinden dergleichen Zeitabſchnitte nicht moͤchten voruͤber— gehen laſſen, ohne ihr Schaffen und Wirken mit der hohen und heiligen Aufgabe zu vergleichen, zu deren Erfuͤllung ſie berufen ſind; ſo duͤrfen auch wir uns der Mahnung nicht entziehen, die beim Beginn dieſes neuen Zeitabſchnitts Rechnung von unſerm Haushalte fordert. Als unſere Kunſt- und Handwerksſchule kurz nach Oſtern 1825 eroͤffnet wurde, konnte ſie hauptſaͤchlich aus Raͤumlichkeitsruͤckſichten nur 20, oder, da von dieſen 10 Geuͤbetere den Unterricht im Freihandzeichnen weniger noth⸗ wendig bedurften, die 10 an deren Stelle hierbei noch zu— gelaſſenen Schüler dazu gerechnet, nur 30 Schüler aufs nehmen. Dagegen zaͤhlt dieſelbe jetzt, einige nur den Zeichen- Schreibe» oder den Unterricht im Franzoͤſiſchen ausnahmsweiſe beſuchende junge Leute nicht mit gerechnet, — 249 — im Ganzen 68 *) Schüler, eine Zahl, die ſchon vor 15 Jahren erreicht und in den letzten 9 Jahren vor den Be— wegungungen des Jahres 1848 in der Regel noch um 10 bis 30 Schüler **) uͤberſtiegen worden iſt. Die Schüler der erſten Jahre konnten, ſo lange noch nicht durch die unmittelbare Fuͤrſorge und Munificenz unſeres hohen Fürs ſtenhauſes für die Anſtellung eines beſoldeten Hauptlehrers und durch das freundliche Entgegenkommen der ſtaͤdtiſchen Behörden für ein geraͤumigeres Schullokal geſorgt war, nur in einer einzigen Claſſe und nur in woͤchentlich 5 Un— tertichtsſtunden im Zeichnen und Schoͤnſchreiben, im Rech⸗ nen und in der Geometrie ſowie im Rechtſchreiben und deutſchen Styl unterrichtet werden. Wir ertheilen dagegen jetzt wöchentlich in 3 verſchiedenen Claſſen zuſammen 18, und, die 2 nur von 12 freiwilligen Theilnehmern beſuchten ichtsſtunden in der franzoͤſiſchen Sprache eingerechnet, l ſogar unterrichtsſtunden, naͤmlich wöchentlich 6 im Freihand— 2 im Linearzeichnen, 3 im Schoͤnſchreiben, 3 im Rechnen, n Rechtſchreiben und deutſchen Styl, 3 in gemeinnützigen ſſen und zwar 1 in der Geographie, 1 in der Ra- We und 1 in der Gewerbkunde, von welcher in dies Jahre die Verarbeitung der mancherlel Pflanzenſtoffe ie Reihe gekommen iſt. ! Offenbar iſt dieſe beträchtliche Vermehrung der Schuͤ⸗ ler fo wie der Unterrichtsſtunden ein weſentlicher Fortſchritt, die Vermehrung der Unterrichtsſtunden hauptſaͤchlich darum, weil jetzt jeder Schüler eine feinen bisherigen Leiſtungen 11 ö * 1 18. 26 in der erſten, 27 in der zweiten und 15 in der un Die Schülerabnahme liegt theils in der Abnahme der An⸗ ldungen zur Aufnahme, theils in der verhältnißmäßig großen Ihe wegen kindiſcher Unfertigkeiten oder unverbeſſerlicher namentlich im Abliefern der ſchriftlichen Aufſätze aus der ort ſchickt wurden. Im er en Schuljahre hat dies bereits 0 n. Es meldeten ſich aber zur Aufnahme, doch . 55 einige Wenige dieſer Angemeldeten ſpäter gar er 1 Säule im im KR Ent 84, 1846 69. 1847: 88 — 250 — weit entſprechendere Fortbildung genießen kann als in den Jahren von 1825— 1832, während welcher die fortgeſchrit— tenſten Schüler zugleich mit den verfäumteften unterrichtet und vorwaͤrts gebracht werden ſollten. Und doch ſtanden jene erſten Schuͤler, wenn mich meine Vermuthungen und Erkundigungen nicht taͤuſchen, in einzelnen Punkten mit den dermaligen auf gleicher Stufe, ja ihnen vielleicht ſelbſt noch voran. Während nämlich jetzt großentheils 14jaͤhrige Knaben ſich zur Aufnahme in unſere Anſtalt melden und in derſel— ben ohne eine das bisher Erlernte in den Hintergrund draͤn— gende Unterbrechung, aber auch mit der dieſen Jahren ei— genthuͤmlichen Flatterhaftigkeit und Leichtfertigkeit ihre bis- her in den Knabenſchulen getriebenen Uebungen und Be— ſchaͤftigungen muͤhelos fortſetzen, traten damals meiſtens ſchon gereiftere Jünglinge von 17 bis 24 und mehr Jahren in die Anſtalt ein und brachten nicht allein einen groͤßern Ernſt, eine klarere Einſicht und einen feſteren Charakter, ſondern auch, wenigſtens zum großen Theil recht anerfens nenswerthe in Privatunterricht und durch Privatfleiß er— worbene Fertigkeiten, namentlich im Zeichnen, mit in die neuerrichtete Schule. Daher war auch das Zeichnen da— mals der Mittelpunkt und der vorwiegende Hauptgegenſtand des ganzen Unterrichts, waͤhrend es jetzt, wegen der gerin— gen Vorubung, welche die Mehrzahl der neuen Schuͤler neben einer ungeſchwaͤchten Gelaͤufigkeit ihres übrigen Schul- wiſſens mitbringt, trotz ſeiner großen Wichtigkeit fuͤr faſt alle Gewerbsfaͤcher faft in Gefahr iſt, von der unbedachten Jugend als ein mehr untergeordneter Bildungszweig be— trachtet zu werden. Sodann gehoͤrte ein großer Theil der erſten Schüler den Baugewerken und der Malerkunſt an, und nahm daher die wiſſenſchaftlichen Unterrichtsſtunden faſt nur als eine nützliche Zugabe su der damals die Hauptſache bildenden Zeichenkunſt mit in den Kauf, waͤh⸗ rend jetzt wohl, alle Gewerbszweige ziemlich I e vertreten ſind und die nach weiterer Kunſtbiſdung⸗ ſtreben — 231 — den jungen Baugewerken und Künſtler in der ſeit einigen Johren beſtehenden Kunſtſchule des Staats miniſters von Lindenau eine treffliche Unterſtützung ihrer Zwecke erhalten und ſich deßhalb unſerer Anſtalt nicht mehr fo eifrig wie ehedem zugewendet haben. Die Buͤcherſammlung endlich, welche unſere Kunſt— und Hindwerksſchule ſchon in den erſten Jahren ihres Be— ſtehens von einem ihrer Goͤnner geſchenkt erhielt, wurde in jener Zeit von ihren Schülern faſt gar nicht benutzt, während unfere jetzige nun ſeit 15 Jahren beſtehende und bereits mer als 500 Bände umfaſſende Leſebibliothek von den Schülan überaus häufig benutzt und leider auch bei der geringer Feſtigkeit des meiſten Druckpapiers ſehr ab» genutzt wird. Geht nin aus dieſem Allen ein Fortſchreiten unſerer Schule im Ganzen und Allgemeinen hervor, fo iſt dieſes doch keineswegt ein allſeitiges und dürfte auch mit den ans derwaͤrts in dieer Beziehung gemachten Fortſchritten keines egs gleichen Schritt halten. Nicht allſeitig iſt unſere ule fortgeſchritten, weil unſere jetzigen Schuͤler in einer auptſache, naͤmlich im Zeichnen, ſchwerlich mehr, ja viel— ſelbſt nicht einmal ſo viel leiſten als unſere erſten Schüler vor 25 Jahren und war hauptſächlich deßhalb, weil jetzt die Mehrzahl derſelben in dieſer Hinſicht weniger vorgebildet in unſere Schule tritt als ehedem. Das iſt beklagenswerther Uebelſtand, der uns zunaͤchſt auf die uſtaͤnde der hieſigen Bürgerſchule hinweiſt, die bis zum Tode (1850) ihres bis jetzt noch nicht erſetzten Zeichenleh— ters nur in 2 ihrer 9 Claſſen jedem Schuler woͤchentlich einzige Stunde Unterricht im Zeichnen gewaͤhrte. Das nicht viel mehr als gar Nichts und moͤchte faſt als ein Seen Hohn auf den Ramen einer Buͤrgerſchule er— Wie, in einer Pflanzſchule für den ehrenwerthen agerſtand einer Reſidenzſtadt von 16000 Bewohnern, mitten in einer wohlhabenden, volkreichen Gegend, iſt das Zeichnen, an dem ſich das Augenmaß und der Geſchmatk — 122 =- bilden, der Formen- und Kunftfinn entwickeln und ter durch die Anſtrengung des Gedaͤchtniſſes und Abſtraclions— vermoͤgens einſeitig angeregte jugendliche Geiſt das rechte Gleichgewicht harmoniſcher Entwicklung wieder gewinnen ſoll, in einer ſolchen Buͤrgerſchule begnuͤgt man ſch und zwar nur in zwei beſonders beguͤnſtigten Claſſen vaͤhrend eines ganzen Schuljahres mit etwa 40 Zeichenftunen für den einzelnen Schuͤler! Ja, ſo iſt es; leider iſt es nicht anders. Ich hebe dieſen einen Punkt nicht hervor, um hier gewiſſermaßen als Öffentlicher Anklaͤger gegen die vor— ſichtigen und behutſamen Vorſteher unſeres ſtaͤdtiſhen Schul— weſens aufzutreten, die einer geſpannten Kichen- und Schulcaſſe und den vielfachen Klagen uͤber hehe Abgaben gegenüber, ſich bis jetzt nicht dazu entſchließen mochten, der hieſigen Buͤrgerſchaft zum Beſten der Schule abermals neue Opfer anzuſinnen. Aber ſo beachtenswerth und ge— wichtig auch dieſe Geldrückfichten fein mösen, fo hat es doch auch zu allen Zeiten eine Bedaͤchtiskeit und Spar— ſamkeit gegeben, welche die ihr anvertrauten Pfunde im Schweißtuche vergrub und die blos deshalb die hoͤchſten Zwecke verfehlte, weil ſie nicht muthig genug war, Schritt zu halten mit Denen, die unternehmender und regſamer als ſie, ſelbſt mit erborgten Capitalen bald Zinſen zu Zinſen fuͤgten und ſo immer neue Mittel zu fortſchreiten— dem Wohlſtande gewannen. Doch genug davon, um we— nigſtens eine Haupturſache nicht unecoͤrtert zu laſſen, weß⸗ halb unſere Schule nicht allſeitig fortgeſchritten iſt. Run auch noch ein Wort uͤber die andere Frage, ob wir in der Entwicklung des Gewerbſchulweſens im Allgemeinen wohl mit andern aͤhnlichen Staͤdten unſeres deutſchen Va— terlandes gleichen Schritt gehalten haben! Als unſere Kunſt- und Handwerksſchule vor 26 Jah— ren gegruͤndet wurde, waren derartige Fortbildungsſchulen in unſerm deutſchen Vaterlande noch ziemlich ſelten und unſere Buͤrgerſchule ſtand gegen die Buͤrgerſchulen aͤhnlicher Städte wohl nicht weſentlich zurück, Seitdem find nun — 5 — aber eine Menge Gewerbe-, Real- und Handelsſchulen gegründet, eine Menge Buͤrgerſchulen vervollkommnet oder neben ihnen ſogenannte hoͤhere Buͤrgerſchulen errichtet wor— den. Bei uns iſt von alledem fo viel als nichts geſche— hen, wir müßten denn dem Staate und der Stadt als Verdienſt anrechnen, was der Unternehmungsgeiſt einiger Privatmaͤnner verſucht und bei der geringen oͤffentlichen Fürſorge bisher auch mit raſchem Erfolge verſucht hat. Aber ich meines Theils kann in der ziemlich betraͤchtlichen Schuͤlermenge, welche dieſe Privatanſtalten, die irgend ein = vielleicht eben fo ſchnell wieder verſchwinden machen n, wie ſie ſchnell und unerwartet errichtet wurden, nur einen Beweis mehr für die Verſaͤumniß erblicken, welche ſich das Gemeinweſen dem oͤffentlichen Beduͤrfniſſe gegen— über hat zu Schulden kommen laſſen. Seine Befriedigung 1 92 dem Zufale uͤberlaſſen bleiben, ſondern ein Gegenſtand der weiſe berechnenden oͤffentlichen Fuͤrſorge ſein ſollen. Pohl hat die alte Zeit ohne dergleichen Schulen in vielen Gewerben die tuͤchtigſten Meiſter gebabt, aber das war auch nur moͤglich in der alten Zeit, die in ihrem Bes darf für das bürgerliche Leben weit weniger Gewicht auf ein geſchmackvolles Aeußere als auf Dauerhaftigkeit und So— liditaͤt legte, dabei aber durch die Hand ihrer nicht ſehr zahlreichen, aber tüchtigen Kuͤnſtler ihre Kirchen und Pas gr defto großartiger aus zuſchmuͤcken wußte; in der alten Zeit, als man noch von Jugend auf an groͤßere Selbſt— thaͤtigkeit und an entſchiedenere Concentration des Geiſtes auf ein beſtimmtes und feſtes Ziel gewoͤhnt war. Die it aber, welche ihre Kinder in den Kindergaͤrten und infinderfchulen bereits ſpielen und ſich die Zeit angenehm vertreiben lehrt, der in der Schule und im Leben durch allerhand unterhaltende Bücher und Zeitſchriften, durch Dampfwagen und Dampfſchiffe, und ſelbſt durch die wechſelnden politis ſchen und kirchlichen Erſcheinungen und Geſtaltungen fort— waͤhrend eine zerſtreuende, der Arbeit und Selbſtthaͤtigkeit E entfremdende Schaubühne eröffnet iſt, dieſe Neuzeit zieht ſelbſt die kraͤftigeren und geweckteren Naturen von dem ſtillen Sinnen, von dem energiſchen Schaffen und Streben der Vorzeit ab und bedarf daher auch, ſelbſt für die Fraftis geren Geiſter, gemeinſam erleichternde und zweckmaͤßig ge— ordnete Fortbildungsanſtalten. Da wir nun das Alles nicht zu aͤndern vermoͤgen und ſelbſt wenn wir uns kloͤſterlich abſchließen koͤnnten und wollten, doch nimmermehr die alte Zeit, ſondern hoͤchſtens ein Zerrbild derfelben herſtellen würden, fo dürfte uns wohl kaum etwas andres übrig bleiben, als den Anforderungen der Zeit auch im Schulweſen zeitgemaͤß zu entſprechen. Kurz Altenburg bedarf einer Real- oder höheren Bürs gerſchule, und wer ihm zu einer ſolchen verhilft, wird ſich um die Sicherung und Vermehrung des werbenden Capi— tals buͤrgerlicher und gewerblicher Bildung vielleicht eben ſo verdient machen, als Der, welcher ihm einſt, Andern in umſichtiger Würdigung der Zeitbedürfniffe ruͤhmlich vors anſchreitend, zur Sicherung und Rutzbarmachung der vor— handenen Geldcapitalien das Inſtitut der Landesbank vers ſchaffte. XXVI. Deutſchlands Zerriſſenheit in ſeinem Münz⸗ Mans: und Gewichtsweſen. Als im Jahre 1848 der Ruf nach Deutſchlands Ein— heit aus dem Weſten ertoͤnte und mit Sturmes Eile durch alle deutſchen Gauen bis an die oͤſtlichen Grenzen unſers geliebten Vaterlandes lief, da waren es wohl Wenige, die ihn nicht mit Freuden begruͤßt, mit Eifer gefoͤrdert, mit Opfern unterſtuͤtzt haben, und es wurde jener Ruf nach Deutſchlands Einheit, Macht und Groͤße in wenigen Wochen ein ſo gewaltiger, daß die bei Weitem große Mehrzahl des | — 233 — deutſchen Volkes an der Erfüllung dieſes, von Vielen ſchon ſeit Jahren gehegten und gepflegten Wunſches nicht mehr zweifeln konnte. Macht und Groͤße des deutſchen Vaterlandes mußten die natürlichen Folgen der Einheit werden, und ſo wurde dieſe das naͤchſte Ziel, das man zu erreichen trachtete, aber es blieb nicht bei dem Streben nach Einheit allein, man geſellte zur Einheit die Freiheit, und wollte Beides erreichen, und wer haͤtte nicht auch den Ruf nach Freiheit mit Freu— den getheilt, wer haͤtte nicht erkannt, daß das deutſche Volk mit ſeiner Intelligenz, mit ſeiner Betriebſamkeit, mit feinen Hülfsquellen, mit feinem Reichthume eine größere Freiheit mit Recht erwarten durfte, als ſie ihm vor 1848 mancher Beziehung verliehen war. Einheit und Freiheit wurde deshalb bald das Ziel, das man zu erreichen ſuchte, und das man — ſo gaͤnz⸗ lich verfehlte, weil man bald die Freiheit, uͤber die Einheit ſtellte, und ſich von dieſer Freiheit theilweis Begriffe machte, die nie und nirgends auf die Dauer verwirklicht werden koͤnnen und dürfen, wenn man Sitte, Ordnung und Geſetz nicht überhaupt abſchaffen will; ſo wurde die Freiheit der Todtengraͤber der Einheit und der Sieger uͤber Beide wur— den wieder die Maͤchte, die weder das eine noch das an— dere wollen, und denen die alte Zerriſſenheit Denen für feine befte Form gilt. — Dieſe Zerriſſenheit ſpiegelt ſich in tauſend Verhaͤltniſ— f — und kein Land der Erde giebt es wohl, in wel— ſie ſo vielfaͤltig ſich dem Beobachter zeigt, als gerade deutſches Vaterland. Laſſen Sie mich nur eins dieſer Bilder heute vor N entfalten, zu dem mir die Farben gerade vorzugs- weis zu Gebote ſtehen, mein Bild iſt das deutſche Münz⸗ Maas⸗ und Gewichtsweſen oder Unweſen, das gerade in neuſter Zeit wieder Stoff und gerechten Grund zur Unzu— friedenheit, zu vielſeitigen und faſt nur unverſchuldeten Ver⸗ luſten gegeben hat und taglich noch giebt. — 6 — Man rechnet in Hamburg im großen Verkehr nach Mark Banco, nur eine fingirte Muͤnze, und verkehrt in Mark Cour. ca. 25% geringer im Werthe als Banco, die Markſtuͤcken find aber faſt Seltenheiten und die courſirende Münze find ſogenannte J eigentlich 3 oder ſchwere Gulden die 31 Schilling Cour. gelten, außerdem courſiren Preuß. Cour. und 1, 2, 4, 8 und 12 Schilling Stuͤcke von dem verſchie⸗ denſten Gepraͤge und aus den verſchiedenſten Zeiten; auf den wenigſten dieſer Muͤnzen iſt es aber zu leſen, wie viel ſie gelten, ja auf vielen ſteht ſogar ein ganz anderer als der jetzt beſtehende Werth. In Bremen rechnet man nach Louis'doren à 72 Groten, Letztere von dem verſchiedenſten ſichtbaren und unſichtbaren Gepraͤge, in Hannover nach Thalern, Silbergroſchen, Mariengroſchen und guten Groſchen, je nachdem der Gebrauch es fuͤr dieſe oder jene Waare gerade mit ſich bringt, in Sachſen und bei uns hat der Silbergroſchen 10 Pfennige, in Preußen, Reußen, Weimar zaͤhlt er deren 12, in Baiern, Wuͤrtemberg und Baden rechnet man nach Gulden à 60 Kreutzer, in Oeſtreich nach Gulden Schein und Gulden Muͤnz, welche Letztere in den jüngft verfloſſenen Jahren um ca. 258 im Werthe gefuns ken ſind, weil der Gulden Muͤnz in Silber faſt nur noch eine fingirte Muͤnze genannt werden kann, da an deren Stelle die Papiergulden in beliebig getheiltem und unge— theiltem Zuſtande getreten ſind, außerdem roulliren in Oeſt— reich auch noch die, von faſt jedem groͤßeren Geſchaͤftsmanne ausgegebenen glaͤſernen, ledernen, leinenen, baumwollnen und papiernen Muͤnzen, und naͤchſtdem courſiren auch noch an allen Grenzen Deutſchlands die Muͤnzen des Rachbarſtaa— tes, in Deutſchland ſelbſt aber laufen ferner um, an Gold— muͤnzen: Hanndo., Braunſchw., Daͤn., Saͤchſ. und . Louisdor, die in Bremen 5 Thlr. in Hamburg ca. 134 Mrk. Cour. in Preußen die Ftiedtichsdor 53 Thlr. „ die andern jetzt ca. 5 Thlr. 114 Sgr. f in Hannover % Thlr. 124 Sgr. ek — 17 — in Sachſen die Friedrichsdor 53 Thlr., die anderen ca. 5 Thlr. 12 Sgr. im Süden ca. 94 Gulden gelten, Ducaten die, je nachdem ſie beſchnitten oder wichtig ſind, den Werth von 28 — 34 Thlr., ruſſ. 4 Imperialen und 20 Fred. Stuͤcken, die den Werth von ca. 54 Thlr., 10 Fl. Stücke, die den Werth von ca. 54 Thlr. haben, im Werthe aber faſt taglich variiren, je nachdem es die Coursblaͤtter da und dort eben beſtimmen. 1 An Silber-Muͤnzen courſiren Preuß. Cour. ferner Speciesthaler Kronenthaler die in Sachſen 10 und 20 Kr. und Thüringen einen ſogenannten geſetzlichen Cours haben, inſofern fie bei den Steueraͤmtern mit 8 Pf. p. Thlr. Agio, Speciesthaler A 14 Thlr., Kronenthaler A 14 Thlr. gerech— net, angenommen werden muͤſſen, während fie im Grosso— Geſchaͤft beim Bankier nur a 6— 7 Pf. p. Thlr. Agio zu verwerthen find, im Kleinverkehr aber viel noch für 18 Thlr. der Spociesthlr. oder 54 gGr. der 20 kr. ausgegeben wer⸗ den, ferner Rheiniſche oder Baierſche Gulden zum Werthe von 17 Sgr. 13 Pf. oder 7 Gulden p. 4 Thlr., während fie im Kleinverkehr oft für 14 9Gr. oder 174 Sgr. gehen, 5 Fres. im Werthe von 14 Thlr., 4 und + Kronenthlr. die 9 und 18 gGr. koſten, während es ſchwer iſt, ſie da⸗ ir wieder los zu werden, Braunſchw., Hannoͤv. und alte He. 3, ß und i Thlr. die nur ausnahmsweiſe für voll, beim Bankier nur mit 3 — 5 Pf. p. Thlr. Verluſt ans zubringen ſind. Ferner an Papiergeld Preuß. Caſſen⸗Anweiſungen, „Dallehnſcheine, „Banknoten, die ſich ihren Nennwert) in allen Theilen Deutſchlands erworben und erhalten haben, — 8 — Saͤchſ. Caſſen⸗Anweiſungen, Leipz. Dresdn. Eiſenbahnſcheine, „Banknoten, die im mittleren Deutſchland meiſt für voll courſiren, wähs rend ſchon der Berliner Bankier fie nur mit ca. 13 3 Pf. p. Thlr. Verluſt annimmt, Deſſauer Banknoten, Bresl. Stadtſcheine, Potsd. desgl., Pomm. Banknoten, die im noͤrdlichen Deutſchland theils fuͤr voll, theils mit ca. 19 Verluſt courſiren, Gotha. Weim. Altenb. Reuß. Chemnitzer Stadtſcheine, die in unſerer Gegend fuͤr voll, je weiter ſie ſich aber von ihren Geburtsſtaͤtten ent— fernen, mit um ſo groͤßerem Verluſte bei oͤffentlichen, Caſſen nur in ihrem ſpeciellen Vaterlaͤndchen angenommen werden, Coburg. Meining. Caſſen⸗-Anweiſungen, Schwarzb. Rudolſt. die im Kleinverkehr nur ſehr ungern fuͤr voll, im groͤßeren nur mit 5 Pf. p. Thlr. Verluſt angenommen, in ihrem Creirungslaͤndchen nur dann auf Verlangen ausgewechſelt werden, wenn gerade anderes Geld in Caſſa iſt, ja wobei noch der wahrhaft laͤcherliche Fall vorkommt, daß man in ein und demſelben Lande, in Gotha, die Coburger C. A. nicht ſür voll annehmen will, ferner Hannoͤv. Stadtſcheine, Caſſen-Anweiſungen Braunſchw. Darlehnſcheine, die im Norden für voll, beim Bankier nur mit Verluſt anzubringen ſind, Anh. Coͤth. „ Def. Caſſen⸗Anweiſungen Bernb. — 19 = Anh. Coͤth. Bernd. Eiſ. B. Sch. Letztere mit der Regierungs-Beſcheinigung, daß fuͤr deren Werth gültige Documente deponirt find, die nur mit ca. 29 6 Pf. p. Thlr. Verluſt courſiren, und wofür man in den betreffenden Laͤndern Silber nicht erhalten kann, Heſſ. Caſſen⸗Anweiſungen, „Commerz Bankſcheine, die im Jahre 1852 eingeloͤſt werden ſollen und deshalb nur mit einem Verluſte von ca. 38 9 Pf. p. Thlr. zu verwerthen fi ſind. Die 100 Pfd. Hamburg. Gewicht wiegen bei uns 103 7 Pfd., die 100 Pfd. Bremer 107 Pfd., die 100 Pfd. in. 1034 Pfd., die 100 Pfd. Preuß. 1004 Pfd., die Pfd. Oeſtreichiſc und Baieriſch 120 Pfd., Daneben sehnet man bei Zoͤllen, Steuern und einigen Eiſenbahnen nach dem Zoll⸗Ctr. der 107 Pfd. 28 Loth wiegt, bezahlt darnach die Steuer, und verkauft die Waare nach dem, im Lande üblichen Gewichte. In Altenburg hat die Elle 251,0 7 Pariſ. Linien in Baden me 2 * in Baiern 369,27 in Braunſchweig . . 253,00 enn 256,3 3 in Frankfurt a. M. 242,62 * in Hamburg. 253,93 in Hannover. . . 258,97 in Churheſſen . . 252,8 6 in ek 255,0 in Mecklenburg. . 254,00 in Oeſtceich. . 345,41 in Preußen . . 278,26 in Weimae 250,0 0 in Würtemberg . . . 272,29 und dabei theilt man fie noch, theils in 20, theils in 24, theils in 34 Zoll. u u u n nu n „ % uu u u n „ ˖% un Das Flaͤchenmaß theilt man in Acker, Morgen und Juchart, und — 260 — 1 Altenburg. Acker iſt 1,79 Morg. in Baden oje fe je ji je je je je Fluͤſſigkeiten mißt man nach Ohm, Eimer, Quart, un Qn ů u u un 2 A} G M R MW M MM u „1,8 8 „ in Baiern 2,57 „in Braunfchweig 2,15 = in Hannover 2,69 Acker in Churheſſen 2,57 Morg. in Heſſen⸗Darmſtadt 1,11 Juchart in Oeſtreich 2,51 Morgen in Preußen 1,16 Acker in Sachſen 2,25 > in Weimar 2,03 Morg. in Wuͤrtemberg. WM M M M u Kannen, Maas, Stuͤbchen, Quartier und Pott, und iſt 0,76 M. in Baden 1 hieſige Kanne 22 je 2222222 /a u u uu n n n n Mn u uu u n n u i umu a ne a n u un n u n u U un 1,07 ⸗ in Baiern 1,22 Q. in Braunſchweig 0,36 St. in Bremen 0,86 4 M. in Frankfurt 0,32 St. in Hamburg 0,29 St. in Hannover 0,57 M. in Heſſen⸗Darmſtadt 1,22 Q. in Lubeck 1,24 P. in Mecklenburg 0,68 M. in Raſſau 0,30 in Oeſtreich 1,20 K. in Sachſen 1,33 = in Weimar 0,8 2 M. in Wuͤrtemberg. In Altenburg hat 1 Scheffel 4 Sippmaß, 1 Sippmaß 34 Maas, 1 Maas 4 Metzen U in Baden: 1 Zuber 10 Malter, 1 Malter 10 Seſter, 1 Gem 10 Maas, — 261 — in Baiern: 1 Scheffel 6 Metzen, 1 Metze 2 Viertel, 1 Viertel 4 Maßl, in Braunſchweig: 1 Wispel 40 Himten, 1 Himt 4 Vierfaß, 1 Vierfaß 4 Metzen, in Bremen: 1 Laſt 40 Scheffel, 1 Scheffel 4 Viertel, 1 Viertel 4 Spint, in Frankfurt: 1 Malter 4 Simmer, 1 Simmer 4 Sechter, 1 Scchter 4 Geſcheid, in Hamburg: 1 Laſt 3 Wispel, 1 Wispel 10 Scheffel, 1 Scheffel 2 „ 1 Faß 2 Himten, in Hannover: Laſt 16 Malter, 1 Malter 16 Himten, 1 Himt 4 in Churheſſen: 1 Viertel 2 Scheffel, 1 Scheffel 8 Metzen, in Heſſen⸗Darmſtadt: 1 Malter 4 Simmer, 1 Simmer 4 Kumpfe, 1 Kumpf 4 Geſcheid, in Mecklenburg: 1 Laſt 8 Drömten, 1 Drömt 12 Scheffel, 1 Scheffel 4 Viertel, N | in Oeſtreich: g 1 Muth 30 Metzen, 1 Metze 16 Maßl, 1 Maßl 4 Fut⸗ Maßl, in Preußen: 1 Scheſſel 16 Metzen, in Sachſen: 1 Sche el 4 Viertel, 1 Viertel 4 Metzen, Wer Wuͤrtemberg: ee 8 Simring, 1 Simring 4 Vierling, 1 Vierling Maslein, ja in Glauchau, Waldenburg, Ronneburg, Gera, Leipzig | en exiſtiren 6 Arten Scheffel verſchiedener Größe, 4 18 Da ift ein Bild der Zerriſſenheit Deutſchlands aus dem täglichen Leben, und dieſes Unweſen führt täglich zu Unzuftiedenheit, zu Streit, zu Uebervortheilung, zu Verdacht unrechten Gewinnes, zu Verluſt und es trifft dieſer Verluſt vorzugsweis den kleineren Geſchaͤftsmann bis zu dem, aus der Hand in den Mund Lebenden, der aus Abhängigkeit, aus Ruͤckſicht auf ferneren Erwerb, an dem ſauer erworbe- nen Thaler den 30ten bis 60ten Theil verlieren muß, es trifft dieſer Verluſt den Handwerker, der da und dort her ſeine Rohprodukte, ſeine Halbfabrikate bezieht, und wenn er 20 Thlr. eingenommen hat, vielleicht nicht 1 Thlr. dabei findet, den er nur in einiger Entfernung wieder ohne Ver- luſt ausgeben kann; wohl nirgends in der Welt kommt dieſer Uebelſtand noch weiter vor, als bei uns in Deutſch— land, nirgends behandelt man erſt die Waare und dann auch noch das Geld, das eben den Werth der Waare beſtimmen fol, nirgends kommt es vor, daß man Goldſtuͤcke, wie z. B. Louisd'or bei uns für 2, 3 und 4 Gr. mehr und weniger ausgiebt und annimmt, je nachdem es dem Verkaͤufer und Kaͤufer gelingt, den, für ſich aua ! Cours zu bedingen. Ich nenne das wohl mit Recht ein unweſen, Kane 1 bei jedem Geſchaͤft muß ein feſter Punkt ſein, der eben den Werth beſtimmt, und diefer feſte Punkt muß die ſolide Grundlage für das Geſchaͤft fein, nur in noch uncultivirteren Laͤndern handelt man noch mit Waare gegen Waare, in allen anderen hat man laͤngſt erkannt, daß das Geld, das Tauſchmittel fuͤr die Waare einen beſtaͤndigen, in ein und | demſelben Lande gleichen, und ſich gleichbleibenden Cours und Werth haben muß; mag das Gold und Silber, in Barren und ungepraͤgt, eine Waare fuͤr den großen Verkehr bleiben, die je nach Vorrath und Mangel im Werthe faͤllt und ſteigt, das gepraͤgte Geld und das Papiergeld, das wir aus Mangel an Metall und zur Leichtigkeit des Ver- kehrs haben muͤſſen, ſollte und müßte ſtets den Werth ha- ben, fuͤr den es von den Caſſen, ſeien dies nun Staats— * - — — 265 — oder Privatcaſſen — die ja ohne Regierungserlaubniß Pas piergeld nicht creiren dürfen — ausgegeben worden iſt. And ſollte es denn nicht moͤglich fein, dieſen feſten Cours zum Nutzen und Frommen aller Staatsbürger her— zuſtellen, ich ſage ja, und berufe mich auf Englands, auf Frankreichs, auf Preußens Beiſpiel, in Preußen werden ſeit Jahren die Friedrichsdor für 53 Thlr. in allen öffentlichen Caſſen angenommen und auch ausgegeben, und ſie haben dieſen Cours noch heute, trotz allen kaliforniſchen Goldes und ebenſo hat ſi ſich der Rennwerth des Preuß. Papiergel— des nicht allein in ganz Deutſchland feſt erhalten, ſondern auch außerhalb Deutſchland uͤberall hin Bahn gebrochen, ja es iſt noch vor Kurzem vorgekommen, daß Jemand in Venedig für Oeſtr. Banknoten beim Geldwechsler kein Sil— ber erhalten konnte, waͤhrend es ihm für Preuß. C. A. zu Dienſten ſtand. Der Preuß. ſogenannte deutſche Zollverein war ein Schritt zur deutſchen Einheit, nach der das Ringen und ben nicht aufhoͤren wird, man mag, wie es jetzt den ein hat, noch fo wenig Gewicht auf dieſe gerechte un. legen, möchte man einen 2ten Schritt nach jener Ein eit thun und mindeſtens im Zollvereine fuͤr einerlei e, Maas und Gewicht ſorgen, moͤchte man im Bells vereine die Uebereinkunft treffen, daß wenigſtens alles in deſſen Bereich creirte Geld, ſei es Münze, ſei es Papier in allen Caſſen des Zollvereins für feinen Nennwerth s genommen werden muß, dann wird der fefte Cours hergeſtellt fein, möchte man dem Volke die Gerechtig— h iederfahren laſſen, in allen den Muͤnz und Papiers sten auch die Steuern und Zoͤlle zu bezahlen, die von n verſchiedenen deutſchen Regierungen ausgegeben werden, damit man nicht, wie es jetzt der Fall, genoͤthigt iſt, die Reuß. C. A. nach Gera, die Meining. nach Meiningen, Schwarzburg. nach Rudolſtadt, die Weimariſchen nach Weimar u. ſ. w. zu ſchicken, um — ſich Altenburger das für kommen zu laſſen, die an dieſen Orten nicht beſſer an— U 1 * — 264 — geſehen werden, ale jene hier, möchte man in dieſer Bes 9 ziehung wenigſtens dem Verlangen der Deutſchen nach Ein- heit Rechnung tragen, man wuͤrde nur Gerechtigkeit aum, 1 viel Verluſte abwenden, viel Streit verhüten, viel Verdruß und Aerger vermeiden, und die Opfer, die dabei gebracht werden müßten, würden bei dem Nutzen und der Wohlthat eines einigen deutſchen Münz- Maas⸗ und Gewichts weſens nicht in Betracht kommen. Ernſt A. Beſſer. XXVII. * Einige Gartenbeobachtungen aus dem Jahre 1850. Mitgetheilt von Ed. Lange. Der Winter 0 war anhaltend kalt und uͤber⸗ ſchritt den 21. und 22. Januar 1850 mit mehr als 20 Grad R. Kälte diejenige Temperatur, bei der die Wein- reben und die Knoſpen der Kirſchen, Pflaumen, Aprikoſen und Pfirſchen erfrieren und das junge Holz der Nußbaͤume, | fowie vieler Birnen» und Aepfelſorten wenigſtens befchäs | digt wird. Daher ift bei uns dieſes Jahr (1850) der meiſte Wein, der nicht niedergelegt oder eingeſchlagen oder fonft gut verwahrt war, erfroren und die Baumfrüchte der Hauptſache nach fehlgeſchlagen. Nur in den höheren Ges genden und in geſchuͤtzten Lagen ſank die Temperatur nicht ſo tief herab, weshalb ſich hier noch einige Kirſch- und Pflaumenknoſpen erhalten, entwickelt und Fruͤchte geliefert haben. Auch die Bluͤthenknoſpen der Aepfelbaͤume hatten offenbar gelitten, die Bluͤthen waren kurzſtielig, mit Mehl- thau behaftet und verkuͤmmert und fielen groͤßtentheils ab, ohne eine Frucht anzuſetzen, waͤhrend die Birnblüthen in — 288 — hoͤhern und geſchützteren Lagen ſich immer noch leidlich entwickelten. Das wenige Obſt aber, das wir noch er— halten haben, hat, vielleicht in Folge der anhaltend feuchten Witterung, eine große Reigung zum Faulen, anſtatt daß ſich das vorjaͤhrige Obſt gerade umgekehrt durch große Haltbarkeit auszeichnete, ſo daß ich noch bis Ende April vorjährige Birnen und bis Mitte September 1850 vor⸗ jährige Aepfel friſch und genießbar erhalten habe, ohne fie irgendwie kuͤnſtlich aufzubewahren. Run auch ein Wort tiber einige den Culturpflanzen beſonders ſchaͤdliche Infekten! Voriges Jahr (1849) hat⸗ ten wir Weſpen und Horniſſen in Menge, dies Jahr gab es ſehr wenige, während die Kohlweißlinge, deren Futter bei der feuchten Witterung dieſes Jahres beſonders gedie— hen ift, in ihren Puppen den Winter unbeſchaͤdigt uͤber— ſtanden und eine ſehr reichliche Rachkommenſchaft an Raus pen und Puppen geliefert haben. Desgleichen ſind auch unſere Obſtbaͤume mit ungemein viel kleinen Raupen des Baumweißlings beſetzt, die in angeſponnenen Blättern auf . überwintern und wenn wir dieſe weiß über- nenen Blaͤtter mit der darin verſteckten Brut nicht vor dem naͤchſten Frühjahre entfernen, dann an den Bluͤthen— knoſpen und Blaͤttern ſehr vielen Schaden anrichten werden. Auch gab es dies Jahr ſehr viele Ameiſen, aber der heurige Sommer war ihrer Vermehrung bei weitem nicht fo günftig 8 der vorjaͤhrige. Der Schaden, den die überaus haͤu— Ackermaden oder Engerlinge und zwar hauptſaͤchlich Nahfommenfchaft vom Malikaͤferflugjahre 1848 auf en und Feldern und in den Baumpflanzungen, beſon— ders in den Baumſchulen angerichtet haben, iſt ſehr groß und würde auf den Wieſen noch weit auffallender geweſen „ wenn nicht die feuchte, der Vermehrung der Schnecken überaus günftige Witterung den in ihren Wurzeln benagten und beſchädigten Gewaͤchſen vielfach zu Hülfe gekommen wäre. Es wäre in der That Zeit, gegen dieſe verheerenden Inſekten etwas Durchgreifendes zu unternehmen. N — — 266 — Das Kartoffelkraut entwickelte ſich 1850 anfangs ungemein uͤppig; allein die feuchte Witterung und die haͤu— figen und ſtarken Gewitterguͤſſe unmittelbar nach heißem Sonnenſchein, beſonders im Monat Juni, und der reich— liche friſche Duͤnger auf den damit beſtellten Feldern brachte bei dieſer wichtigen, durch die geſteigerte Cultur einſeitig nur auf die Knollenbildung hin entwickelten Pflanze ſchon in der erſten Juliwoche, zunaͤchſt an den Fruͤhkartoffeln die Naßfaͤule zum Ausbruch, indem zuerſt die Blätter, Stengel und Wurzelfaſern ſchwarzfleckig wurden und bald ebenſo wie ein Theil der noch nicht völlig ausgewachſenen Knollen in der Erde in Faͤulniß übergingen, die ſich nach und nach in unſerer ganzen Umgegend, ſowie auch nach Zeitungs— nachrichten in Großbritannien und in der Schweiz, auch uͤber die Spaͤtkartoffeln verbreitet und geſunde und mehlreiche Kartoffeln dies Jahr zu einer ſehr geſuchten See gemacht hat. Die Gurken, ſonſt gegen feuchte und beſonders gegen feuchtkalte Witterung ſehr empfindlich, gediehen dies Jahr wieder ſehr reichlich, wurden aber eine Zeit lang zum Theil aus Furcht vor der Cholera weniger gern gekauft und genoſſen, als es wohl ſonſt bei gleichem Preiſe und gleichem Mangel an Obſt und an guten Kartoffeln ges ſchehen ſein wuͤrde. Das Vorurtheil, welches bei uns bisher gegen das Anpflanzen von Kirſchbaͤumen aus Baumſchu— len gerichtet war, hat ſeit der im Fruͤhjahre 1849 begon— nenen Bepflanzung des unſerer Stadt zunaͤchſt gelegenen Stuͤckes der Zwickauer Straße mit dergleichen Kirſchbaͤumen aus der Bretſchneiderſchen Baumſchule in Altenburg, die obgleich ſie bei der Pflanzung groͤßtentheils noch ziemlich ſchwach waren, doch beſſer bekommen und in dieſen zwei Sommern freudiger gewachſen find, als bei uns irgend eine . Kirſchpflanzung vorher, einen harten Stoß erhalten und dürfte nun wohl bald nebſt dem verwandten Vorurtheile gegen das Anpflanzen von bereits veredelten Kirſchbaͤumen, 5 1 — 287 — ſeitdem im Frühjahre 1850 auch ſolche Kirſchbaͤume an die Zwickauer Straße gepflanzt und gut gediehen ſind, nach und nach der beſſern Erfahrung unterliegen. Warum ſollte auch gerade nur derjenige Kirſchbaum gut gedeihen und aushalten, der wie die aus den Hoͤlzern zuſammengetrage— nen Wildlinge nur ein paar lange dicke, faſerloſe Haupt— wurzeln beſitzt, waͤhrend doch alle andern Baͤume gerade dann am beſten bekommen und am freudigſten wachſen, wenn ſie beim Pflanzen zugleich auch mit vielen und ge— ſunden Faſerwurzeln verſehen find? Aehnlich iſt das Vor— ? urtheil gegen die ſogenannten getriebenen Bäume, d. h. gegen diejenigen jungen Obſtbaͤume, welche in den Baum— viel aber auch gegen dieſe Baͤume geſprochen wird, den— joch greifen faſt alle Baumkaͤufer, wenn man ihnen in den Baumſchulen die Auswahl laͤßt, immer zuerſt nach den— jenigen jungen Staͤmmen, deren glaͤnzende, glatte Schale ‚und deren lange und kraͤftige Sommerſchoſſen die von ihnen ft getadelte Ueppigkeit des Wachsthums zeigen, gerade ſo wie oft die ſtrengſten Tadler des Luxus ſelbſt in den e Wohnungen leben und ſich taͤglich einer wohl— nu recht üppig und kraͤftig emporgewachſen find, So beſetzten Tafel und überhaupt aller der Bequemlichkeiten Genuͤſſe des Lebens erfreuen, worin eben der Luxus der Wohlhabenden beſteht. Nun noch ein Wort über einige Krankheiten . unſerer Obſtbaͤume! Oft gehen die Birnſaaten in ſchoͤnſter Fuͤlle auf, allein gegen Johannis bekommen zuerſt die Blaͤtter der jungen Bäume ſchwarze Flecken, werden nach und nach ganz ſchwarz und fallen vorzeitig ab. Selbſt die gruͤne Rinde des noch nicht rei— fen Holzes zeigt oft braune und ſchwarze Flecken. Doch kommen im Herbſte an den Spitzen oft wieder einige kleine grüne oder röthliche Blaͤtteß zum Vorſchein; allein dennoch gehen dieſe Baͤume gewoͤhnlich ſchon im darauf folgenden Winter oder wenn ſie ſich auch unter Wiederholung dieſer Erſcheinungen noch ein oder einige Jahre kuͤmmerlich er * halten ſollten, denn doch in dem naͤchſten kalten Winter zu Grunde. Aehnliche Erſcheinungen, die in der That viel— fach an die Kartoffelkrankheit erinnern, zeigen ſich auch oft an den Kirſchſaaten, beſonders wenn dieſe Anfangs recht dicht ſtehen und uͤppig wachſen. Sandiger, lockerer und fetter Boden ſcheint dieſes Uebel, gegen das mir kein Schutz- oder Heilmittel bekannt iſt, zu foͤrdern. — Eine andere nicht fo toͤdtliche, aber gewiß auch ſchaͤdliche Haut— krankheit iſt den Birn- und Pflaumbaͤumen eigen. Ihre Blaͤtter bekommen naͤmlich etwa Anfang Juni hie und da roͤthlich gelbe Flecken, die ſich ſpaͤter, bei den Birnblaͤttern mehr als bei den Pflaumenblaͤttern, hauptſaͤchlich auf der untern Blattſeite verdicken und hier Ende Auguſt in der Verdickung mehrere zugeſpitzte Erhoͤhungen zeigen. Dieſe Beulen treiben nun Anfang September aus ihrer Spitze graue lockere Baſtfaſern weit hervor, zwiſchen denen ein braunes feinkoͤrniges, dem Ruß des Waizens vergleichbares Pulver herausfaͤllt, welches die Saamenfporen für das naͤchſte Jahr abzugeben ſcheint. Doch habe ich dieſes Staubpulver und überhaupt ein ſolches Hervortreten und Aufſpringen zus geſpitzter Erhöhungen bei den Pflaumenblaͤttern nie bes merkt, ſo daß bei dieſen die Fortpflanzung des Uebels an⸗ ders erſolgen muß. Uebrigens ſind dergleichen fleckige Blätter an den Pflaumenbaͤumen in der Gegend von Cahla noch weit haͤufiger als bei uns und ſelbſt haͤufiger als in der Stadt Altenburg an den Birnbaͤumen. Die Erſchei— nung an den Birnbaͤumen ſoll von einem Staubpilz, naͤm⸗ lich von dem Gitterbrand (Roestelia cancellata) her⸗ rühren. Ein Schutz- oder Heilmittel dagegen iſt mir nicht bekannt. Uebrigens verloren in dieſem Jahre auch die Johannis— beeren ihre Blaͤtter ſehr bald, worauf hier und da ſogar ihre eben reifenden Beeren zuſammenſchrumpften und vertrockneten. ” Tr — ittags 2 Uhr. 8 2 Uhr. Stand des Zuſtand esß 3 „Thermo⸗ des 94 9 meters. Wetters. — We 135 helle W. Tolk. S. S. 375 |te. N. W. de N. 5 16,75 16,0 16, 15 Gew. W. n lt. .* tters. 5,25 |trb. N. O. 70. wit N. 5. b. N.. 140 nl. S. W. | wit . 130 _ wi. N. O. lf. S. 8 160 wik. N. S. Gew. btb. S W. _ 155 wik. W. Reg. . Neg. eee e e N. 110 tb. W. pelle N 1025 He S belle — 10,75 tb. N. wk. EN 6,75 Reg. W. Gewplk. S. S. W. 9,75 td. rb. S. 9 W. II 75 ftrb. BS. IE W 9,5 Reg. W. b. N. u 85 [Reg. W. b. N. we N. O. . N. . Gew. N. Ob. O. wie N. Cole NW lle W. 180 wit. S. W e E N. 13,25 Neg. S. e 8— 1775 helle O. 170 ſwik. W. 15,5 wlk. N. Meteorologiſche Tabelle auf die Mo t J Ss 0 ? na e: April Mai = uni 1 [4 ’ 8 von W̃᷑ L Bech U MR * ſtein. | april | Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. ee 8 0 Mai. 8 — r. 5 uni Nachmitt | Stand des St ags 2 N 2 | Baro: 1 8 rn Br eu Stand des Zuſtand 22 Stand des St f > Uhr Morgens 8 Uhr. Rachmi 5 meters. bermo⸗ es meters. Thermo⸗ des & | Baro- and des Zuſtand Stand des S : Freu achmittags 2 Uhr Temp. 0. meters. Wetters. Temp. 0. meters. Wetters. & e 3 des aro⸗ an. Zuſtand d Stand des Stand des 3 N 8 — m = ex D Pr u n 7 35 F 15 folk. N. 5. 21 8 1 27. 3,8)+ 7,25 trb. 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Ger N 58 120. S. W. F ö ef . I nee: 46 5 frb. N. W 6,75 Reg. W. er. 14 e ee SW. |: 38 | 145 wit. S. 1 28 025 bb. 0 2.1 Ib. S. W. Reg. 1 bel S. 35 AIs b. e tb. S. am m" S 18 4,8 875 rb. |: 30 | 130 wlk. ©. W. |17|: 36 ee ER 6 |- 42 | 105 wit. W. 57 14.25 . le 5 flb. W > JJV 75 trb. W. > 39 95 Reg. ® 177 — 6 . 91279 10 5 P 5,3 10,25 trb. N. W 18 4,6 u 9 | 95 Reg. [17 |: 69 | 110 Inb. O. : 6,3 1485 feb. N . 0,0 belle W. ö se 4,6 755 Reg. W. 479 8,5 Reg. W. U ö . En A n e a f 5 8d PCC Zr men a ee 20 41 | 11,2 rb. S. W. I 45 16,75 wk. N. 5— | 20 |= 9 278 fur. 125 mf. N. S. 225 rb. S. W. I, | 0, trb. S. W 21 i E 412,5 holt, N. : 1 | 25 wif. N. 5. 3 25 75 rb. W 0,5 m. S. W. 21 31 1455 helle ©. 7 28 16,0 Gew. N. 5. 21 12,0 wk -— F 317 rer hr EN 3,2 8.25 575 : — 5 helle S. r r 21 2 1 120 wlk. N. O. 71 17,25 ftrb. O. e 45. II S5 f. — 2 2 140 ber S 18 2155 ol M. Gen eee ee 2 15 , M. W Be 75 FE . 2, 4 helle O. - 18 195 Gew. W Zu 23) 88 Er, al e — — 1 — Ei tb. W. 5, FEE Gew. 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Nord, Schn. Schnee, d. Ns. des Nachts, Gew. Gewitter. EEE ——— — ee gi ch Tab elle au 2 Nate: + Oktober Nov ember De 1 vember, December von WR. Bechftein U n % . + L. Be i S M b 0 b f m Uhr. Stand des S i 5 e e — | Nachmittags 2 U 2 meters. Thermo⸗ 1 Stand des br. N b e me der Baro Stand d M DRM pr on 52 | tere See e au — 2 1, 55 70 S. >77 e. meters. W 1 8 n dess 2 9 1. 32 43 IE Nebel DIR are „6% [+ 12.25 etters. > aro= tand d ach . — N) - — — = 5 2 — m es m 4 0 zu Reg. 4 | 75 15 S. 5 a 11 au S ittags 2 Uhr EEE 8,0 fte i |: ebel — _4 27” 6 ers. 53 re . 36 — 500 . 0 — 875 Neg N. 2 — 6. +4 Weitere, s 1 > Morge N a EEE ET Iron 8. | 3 9,0 e +40 g. W 0 ee m | us 8 Uh mb e 2 12 9,0 nebl. 9 . 35 Reg. N 3 5 e W. 7 o. meters des a Stan hr. r. 25 9 nebl. . 105 | R = 7,1 ‚0 inebl 27 W S d des 8 5 14 9,5 wlk. 8 — 2 4,3 7 trb. W̃ Be 4 mas 85 nebl. S. W. 6,5) + 65 etters. p 1 Stand de Nachmi 9 45 925 PS 51 9,5 —fb. . 5 e B b Aer ittags 2 U An 45 775 Neg. 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Wohin auch unſer Auge ſchauen und unſere Seele u n gehen mag im weiten Tempel der Natur, überall nen wir unwandelbaren Geſetzen, uͤberall der uner— lichen Gülle des Lebens, überall dem wunderbaren Zus denhange der Theile mit jenem unermeßlichen Ganzen, Körper die Welt und deſſen Seele die Gottheit iſt. 5 oͤgen die mehr oder weniger bewußten Weſen, welche m großen Raume des Alls eine dauernde oder vors ehende, eine unſterbliche oder ephemere Rolle zu ſpielen ſind, ein noch ſo verſchiedenes Gepraͤge tragen; moͤge dem Halbgotte und dem Wurme, dem Verſtande Weiſen und dem Inſtinkte des Thieres, der Lebens thaͤ⸗ 19 =. 210 — tigkeit der animalifhen Natur und dem unfühlbaren Puld- ſchlage des Steines eine noch fo große Kluft liegen, überall iſt Zuſammenhang und Ordnung, uͤberall Plan und Ueber— gang, überall Fortſchritt und Gleichgewicht, überall Weis— heit und Offenbarung. Alles, was zur geheimnißvollen Werk— ſtatt der muͤtterlichen Bildnerin gehört, hat feinen Platz, ſeinen Bildungsgang und ſein Ziel; aber angekommen an letzterem hoͤrt es nicht auf zu ſein, ſondern veraͤndert nur Geſtalt und Gefüge und giebt ſich als Theil dem Ganzen zurück, um die Bedingung eines neuen, in den Kreislauf der Welt eintretenden Atomes oder Weſens zu werden. So hat der Weltgeiſt zwar dem Daſein eine Grenze gegeben, weil ein Stillſtand, ein Verharren in ſeinem ewi— gen Syſteme nicht denkbar iſt, aber er hat den Schmerz und das Hinſterben am Markſteine der Reife mit dem Gedanken der Auferſtehung gepaart, dem Staube der Ver— weſung die Ueberzeugung der Fortdauer zugeſellt und die zur ewigkreiſenden Bewegung der Welt unabweisbar gebo— tene Rothwendigkeit der Wandelbarkeit mit der Faͤhigkeit begabt, neue Verbindungen einzugehen, neue Keime zu ent— wickeln und neue Anknuͤpfungspunkte fuͤr neue Faͤden zu ſchaffen am großen Webſtuhle der Natur. Dieſer erhabene Kreislauf alles Erſchaffenen, dieſer Wirbeltanz von Myriaden Weſen, dieſes unablaͤſſige Gaͤh⸗ ren der Kräfte, dieſer immerwährende Kampf der Elemente, dieſes ewige Keimen, Bluͤhen und Abſterben organiſcher Gebilde, dieſer fortwaͤhrende Wechſel von Geburt und Tod, was iſt er in ſeinen tauſendfachen Erſcheinungen anders, als das verkoͤrperte Streben nach Freiheit? Die Gebundenheit des Steines bricht in Kryſtallen aus der ſtarren Form hervor; die Pflanze ſtrebt aus der Erde dunklem Schooß zum Lichte; das Thier iſt die frei- gewordene Pflanze und der Menſch das freigewordne Thier. Nicht das Prinzip der Vernichtung iſt es, welches die Wan— delbarkeit des Lebens zu predigen, nicht ein roher Kampf der ene mit ſich ſelbſt iſt es, welcher Wann, die — 271 — bunte Kette derſelben zu laufen ſcheint; nein, der Geiſt der Freiheit iſt es, der alles Erſchaffene zum Lichte zieht; das Streben nach Veredlung iſt es, das die Sorgfalt der naͤhrenden Mutter in ihre Atome goß, und das Heimweh zum Urquell iſt es, für das ſelbſt ihre geliebteſten Kinder freudig blühen und welken! 0 welch ein erhabener Triumphzug zur Vollendung iſt d s ewige Kommen und Gehen der Geſchlechter! Welch eine ſchoͤne Wallfahrt das Hinwallen zum Tempel der Nas tur! Welch eine Seligkeit, an ihren Altären den Weltgeiſt anzubeten! Welch ein Genuß, ihn anzuſtaunen in ſeinen Wundern, ſie durchzufuͤhlen in ihren Reizen! O, wie arm ſind Alle, die fuͤr den Kultus der Natur kein Herz, fuͤr ihre Zauber kein Verſtaͤndniß haben! Wie mitleidswerth Alle, die ſich in unnatuͤrlichem Duͤnkel von der Gemeinſchaft der Weſen losſagen, die Verbindungsfaͤden mit ihnen ver— wirren oder zerreißen und ihr armſeliges Raupendaſein zum Ziele ſchleppen, ohne jemals den Beruf zum Schmetterlinge gefühlt zu haben! Die Welt iſt ſo groß und ſchoͤn, das Buch der Natur ſo reich und belehrend, und ach, die Zeit, darin zu leſen, ſo kurz! Und wir ſollten zoͤgern, uns liebend und durftig an die Brüfte der ewigen Mutter zu legen und uns mitfühlend und mitleidend an der großen Gemeinſchaft der Weſen zu betheiligen? Rein, wir wollen all unſer Fuͤhlen und Denken laͤu— tern und reifen im Dienſte der Natur und jene ſtille Blu— menſprache verſtehen lernen, mit welcher fie durch die Wun— der der Schoͤpfung ihren Prieſtern die Offenbarungen der ! 7 8 . verkuͤndet. Nichts möge uns klein, nichts unbe— nd erſcheinen auf unſter Wallfahrt zum Ziele, denn Unſcheinbarſte gehört zur Harmonie des Ganzen; der unke zur Flamme, das Staͤubchen zum Erdball, der Tro— pfen zum Meere. Geſtatten Sie mir daher, meine Herren, Ihre Auf— merkſamkeit in dieſer Stunde auf eine jener Erſcheinungen zu lenken, in denen uns die Natur die innigen Beziehun— 19 * — 272 — gen ahnen laͤßt, die fie mit mütterlicher Liebe unter den verſchiedenen Weſengattungen anknuͤpfte. Geſtatten Sie mir, auf die ſinnige Ausſtattung hinzuweiſen, die ſie ſelbſt dem Kleinſten ihrer Lieblinge auf feine Lebenswandrung mitgab, und Ihnen an einem Beifpieie zu zeigen, wie fie felbft in Geſchoͤpfe von minderer Begabung Regungen und Gefühle legte, die wir fonft nur im Leben des höher und feiner organiſirten Menſchen zu beobachten pflegen. Werfen Sie zuvor mit mir einen Blick auf die ver— ſchiedenartigen Aeußerungen der Lebensthaͤtigkeit in der gro— ßen Kette der Weſen. Ueberall begegnen wir dem Einen Zwecke, nie denfelben Mitteln; überall demſelben Plane, aber ſtets in andern Erſcheinungen; überall der Theilnahme an der Wolluſt des Daſeins, aber ſtets in andrer Weiſe. Der Wurm, der im Aaſe wuͤhlt, und der Adler, der uͤber den Alpen ſchwebt; die Kroͤte, die im Moore kriecht, und das edle dahin fliegende Roß; das dürre Flechtenmoos am kahlen Steine und die rauſchende Ceder am Scheitel des Libanon, welcher Unterſchied! Aber die Fuͤlle des Lebens naͤhrt fie Alle, nur der Antheil und die Art des Genuſſes iſt verſchieden. Obenan auf der Leiter der Schoͤpfung ſtehet das edelſte Werk der Ratur, der Inbegriff der hoͤchſten geiſtigen Vollendung, das Abbild der Gottheit: der Menſch. Von ihm gehen die waͤrmſten Strahlen der Lebensfuͤlle, die mannichfaltigſten Aeußerungen hoͤherer Lebensthaͤtigkeit aus, und die tauſendfachen Anlagen, die er in ſich vereinigt, ſtufen ſich in den unendlichen Gattungen ſeiner Mitweſen in der wunderbarſten Mannichfaltigkeit ab. 1 Da giebt es keine Kraft, keinen Trieb, keine Anlage, keine Tugend, kein Laſter, ja ſelbſt keine Lebensweiſe und Beziehung zur Geſellſchaft im Leben des Menſchen, die nicht im Haushalte des Thiergeſchlechtes mehr oder weniger } - repräfentirt wären. Da ift der Biber als Zimmermann, der Hund als Nachtwaͤchter, der Maulwurf als Boniteur, der Strauß als Läufer, die Rachtigall als Solofängerin, der Fuchs als — 273 — Jeſuit und der Papagei als Jongleur angeſtellt. Da gerirt ſich der Wolf als Raͤuber, die Spinne als Moͤnch, der Affe als Geck, die Elſter als Schwaͤtzerin, der Ai als Fauls lenzer, der Rabe als Spitzbube, der Kampfhahn als Kra— keeler, der Truthahn als Prahler, der Haſe als Feigling, der Löwe als König, der Hund als Bettler, die Katze als Maͤſcherin und der Hamſter als ſorgſamer Haus vater. Da lebt der Hahn in muhamedaniſcher, der größte Theil der Woͤgel in chriſtlicher Ehe; die Bienenfönigin treibt Polyandrie und der Guckuck braucht eine Kleinkinderbewahranſtalt. Da repraͤſentiren Löwe und Adler das choleriſche, Unke und Eule das melancholiſche, Sperling und Eichhorn das 1 ſanguiniſche und Schaf und Eſel das phlegmatiſche Tem— perament. Da leben Bienen und Termiten unter monardjis ſcher, und Ameiſen unter republikaniſcher Verfaſſung; andre treten zu bürgerlichen Gemeinweſen zuſammen, wo jedes 2 ſein Amt und ſeine Wuͤrde hat und in welches ſich Fremde durch Beſtehen eines Kampfes gleichſam erſt einballotiren müſſen. Da giebt es Asceten, Nomaden, Auswandrer und | | | Gattungen, wo das weibliche, andre, wo das männliche Geſchlecht ſchoͤner iſt. Da begegnen wir allen Arten der Kriegsführung und Vertheidigung, vom Duell zwiſchen Hund und Katze, bis zum Kampfe zwiſchen Schaaren von Woͤlfen und Pferden; von dem Artilleriefeuer des Bombardierkaͤfers bis zur wuͤthenden Schlacht der Seerobben; von den Bes n und Schildwachten der Stoͤrche, bis zu den Tirails der Woͤlfe; von dem Zweikampfe des Tigers und Elephanten bis zu dem Siege des kleinen Ichneumon über Fot Krokodill und von dem kanibaliſchen Vertilgungs⸗ | e, den einzelne Thierarten gegen gleiche Gattungen fuͤhren, zu dem Raubzuge der Hyaͤne im Bereiche des Todes. N Aber die zarteſten Analogieen legte die Mutter Ratur in jenen Beziehungen nieder, die fie mit dem Gef chlechts⸗ leben der Thiere verknüpfte; ja, hier entfaltete fie eine Fülle von Liebe und Zaͤrtlichkeit, von der ſich der Menſch in ſei— nen verfeinerten Kulturzuftänden oft beſchaͤmt fühlen möchte. — 274 — Man betrachte das Paaren der Voͤgel; die Sorgfalt, mit der fie ihr Neft bauen, die Beharrlichkeit, mit der fie bruͤten; die Zaͤrtlichkeit, die das Maͤnnchen während der Brut: zeit an ſein Weibchen verſchwendet; das Beſtreben, es waͤh— rend derſelben durch lieblichen Geſang zu erfreuen; die Angſt, wenn ein aͤußerer Feind dem Reſte naht; den Eifer, mit dem ſie fuͤr die Ernährung und Reinlichkeit der Jungen Sorge tragen, und die Freude, wenn fie mit der fluͤggegewordnen Rach— kommenſchaft den erſten Ausflug machen. Alle dieſe Hand— lungen drucken eine Reihenfolge der innigſten und edelſten Gefühle und Neigungen aus, die ſich bei einigen Gattungen bis zur hoͤchſten Aufopferungsfaͤhigkeit, bis zur Unmoͤglich— keit, ohne ein liebgewonnenes Weſen leben zu koͤnnen, ſtei— gert. Dieſe zarteren Regungen hat die Natur vorzugsweiſe in dem Geſchlechtsleben der Voͤgel ausgepraͤgt, und man pflegt der großen Anhaͤnglichkeit und Zaͤrtlichkeit halber mehrere Gattungen derſelben Sympathievoͤgel zu nennen. Gewoͤhnlich verſteht man unter dieſer Benennung jene kleinen grünen Papageien aus dem Geſchlechte der Parakit's, unter denen der Inſeparabel der zaͤrtlichſte iſt. Aber auch andre Gattungen verdienen ihrer Anhaͤnglichkeit und Ver— traͤglichkeit halber dieſen Ramen, und die nachfolgende Epiſode aus dem Leben der zwei, hier vor Ihnen ſtehenden und von mir beobachteten Voͤgel, berechtigt mich ihn auch fuͤr die Bengalis und Senegalis, oder nach dem gewoͤhnlichen Ausdrucke, ſenegaliſche Sperlinge in Anſpruch zu nehmen. Dieſe in Afrika und Aſien lebenden und viel verbreiteten Voͤgel hat Buͤffon im 11. Bande feiner Raturgeſchichte der Voͤgel als eine mit dem Haͤnflinge verwandte Gattung be— ſchrieben und ſagt von ihnen daſelbſt S. 61. | „In Holland ift man gar fo weit gekommen, daß man ſie zum Bruͤten gebracht hat, und es wuͤrde dieſes ihnen auch ohne Zweifel in noch kaͤlteren Gegenden gelungen - fein, da dieſe Vögel ſehr fünfte und geſellige Sitten haben. Sie liebkoſen ſich einander oft, beſonders die Männchen uud Weibchen; fie ſetzen ſich ſehr nahe zu f en [ einander, fingen alle zuſammen und beobachten in diefer Art von Choͤren eine gewiſſe Uebereinſtimmung.“ E.«s war im Juli vorigen Jahres, als ich in Teplitz einen Hamburger Vogelhaͤndler traf, der eine große Anzahl Reisvoͤgel, Gruͤnfinken und andre aͤhnliche Arten in einem Bauer zur Schau bot. In dieſem Kaͤfig ging es gar laut und munter zu; nur zwei kleine braungraue Voͤgel mit * Schnabel und roth angehauchter Bruſt ſchienen an m Treiben keinen Theil zu nehmen, ſie ſaßen faſt ſtets ganz dicht neben einander und laſen ſich das Ungeziefer ab, und wenn einer von beiden zum Freſſen oder Saufen herab flog, ſo folgte ihm in der Regel der andere dahin nach. Einen dritten von derſelben Art ſah ich nie dabei, fondern immer allein ſitzen oder mit den andern Kaͤfigbewohnern munter umher fliegen. Ich kaufte dieſe beiden, von Buͤffon unter der Bes nennung „der geſtreifte Senegali“ ganz genau beſchriebenen Thierchen und brachte fie gluͤcklich nach Haufe, Hier hatte ich Muſe, fie ganz genau zu beobachten. Ein aͤuße— ker Unterſchied an Farbe und Geſtalt fand nicht ſtatt, und doch ſchien aus den Bewegungen die Verſchiedenheit des Geeſchlechtes hervor zu gehen. Ein leiſes Girren war der einzige Ton, den ich von ihnen je gehört habe. Sie hatten ihre gewiſſe Zeiten, wo ſie ſehr munter umherhuͤpften, und ihre zärtlichen Stunden, wo fie ganz dicht beiſammen ſaßen. ine ſehr große Vorliebe beſaßen fie für das Baden, was auch von Buͤffon S. 60 bemerkt wird. Nachdem ich einige Monate meine Freude an dieſen kleinen lieben Hausgenoſſen gehabt hatte, ſahe ich eines Nachmittags, daß der eine derſelben ſich ungewoͤhnlich auf— bli , auf den Boden des Kaͤfigs feste und in kurzer Zeit tobt auf dem Rücken lag. Ich entfernte ihn ſofort aus dem Bauer und ließ den andern einſam darin zuruͤck. Einige Stunden ſpaͤter hörte ich aus dem, des Lichtes halber mit einem Tuche überhängten Bauer einen leiſen, langgezogenen, fruͤher nie wahrgenommenen und dem * er ne a — 276 — gehoͤrten Girren ganz unaͤhnlichen Ton. Es war das Klage⸗ lied des Verwaiſten um den Dahingeſchiedenen, der ruͤhrende Ausdruck des Schmerzes über das geſtoͤrte Gluͤck zweier liebenden Geſchoͤpfe. Dieſer oft wiederholte eintönige Laut, weckte ein inniges Mitgefühl in meiner Bruſt und mit ihm die Sorge um das Leben des armen Verlaſſenen. Am andern Morgen fand ich ihn ſtill und trübfelig auf dem Staͤngelchen ſitzen. Er nahm fein Bad und Mors genbad nicht und verachtete das frifd) gereichte Hirſenftüh— ſtück. Spaͤter im Verlaufe des Vormittags bemerkte ich, daß er ſich durch die Stäbe des Kaͤfigs gedraͤngt hatte und in das mit Blumenſtoͤcken beſetzte Fenſter flog. Hier brachte er, zuweilen mit dem Schnabel in die Erde pickend, den ganzen Tag zu, ohne irgend einen Anſchein von Schuͤch— ternheit, die er und ſein verſtorbener Kamerad ſtets geaͤußert hatten. Am andern Morgen gab mir die Sorge um den kleinen Leidtragenden den Gedanken ein, ihn mit einem ſehr zahmen, bereits zwoͤlf Jahr alten Kanarienvogel zu— ſammen zu bringen. Ich ſtellte daher die beiden Bauer mit gegen einander geöffneten Thuͤren neben einander. Kaum war dies geſchehen, ſo wurde der Senegaliſt aufmerkſam, huͤpfte herunter, piepte und begab ſich ſofort in den Bauer und an die Seite des Kanarienvogels. Dieſer war über den fremden Gaſt nicht wenig verwundert, ruͤckte bei Seite und flog, als Jener ſich nach ſeiner frühern Gewohnheit herandraͤngte, in den andern Bauer. Der Kleine folgte ihm, und dieſes Ausweichen und Hinzudraͤngen waͤhrte mit wenigen Abwechſelungen den ganzen Tag. Am Abend, als der Kanarienvogel muͤde wurde und ſich auf ſeinen gewoͤhn— lichen Platz zur Ruhe begab, ſetzte ſich der neue Zellgenoſſe dicht an ſeine Seite und in dieſer traulichen Rachbarſchaft üderraſchte ich ſie noch in der Daͤmmerung des naͤchſten Morgens. Allein die Hoffnung, meinen kleinen Schuͤtzling durch die Geſellſchaft des Kanarienvogels zu erhalten, ſcheiterte an der gaͤnzlichen Abneigung des Letztern. Erſtrer ward — 277 — es endlich muͤde, den zerriſſenen Faden der Sympathie wieder anzuknuͤpfen, ſetzte ſich am Nachmittag in eine Ecke ſeines Bauers, ließ am Abend noch einigemal den ebenerwähnten Klagelaut hören und wurde am dritten Mors gen von mir todt gefunden. So ſtarb dies Paar. Ob Geſellſchaftstrieb oder Ges ſchlechtsliebe es ſo innig verband, vermag ich nicht zu ſa— gen; die Zaͤrtlichkeit, mit der es ſich im Leben angehoͤrte, war des Opfertodes werth, mit dem ſeine kurze Lauſbahn endigte, gleichviel ob Freundſchaft oder Liebe ihn ſtarb. Uns aber moͤge dieſe Epiſode aus dem Leben der Thiere ein neuer Wegweiſer ſein in das mit ſo vielen Wundern ausgeſtattete Reich der Natur, und eine neue Veranlaſſung, in ihrer Betrachtung uns ſelbſt zu ehren. NR XXIX. Vortrag über den Prozeß, welcher bei Umbildung der Holz⸗ gattungen in Braun- und Steinkohlen im Gegenſatze der Verwandlung derſelben in die feſteſte Steinmaſſe, das ſogenannte verſteinerte Holz, vorgegangen, gehalten beim Stiftungsfeſte der naturforſchenden Geſenſchaft des Oſter⸗ landes, am 29. Juli 1851, von Jul. Zinkeiſen. Hochgeehrteſte Herren! Die Auffindung eines ziemlich großen Blocks verſtei— nerten Holzes auf dem Deutſchen Holze im Poͤppſchner Eckenhaue dieſes Fruͤhjahr, hat mir Veranlaſſung zu gegen— waͤrtigem Vortrag gegeben, in welchem ich Sie mit der Un— terſuchung zu unterhalten gedenke, wie es wohl zugegangen, daß die ſchaffende und zerſtoͤrende Natur bei Bildung und noch immer fortdauernden Umaͤnderung der Erdrinde, bei Begrabung ganzer vegetabiliſcher und animaliſcher Schoͤ— pfungen der Vorwelt, waͤhrend der wiederholt ſtattgefun— denen großen Revolutionen vor Jahrhunderten und Tau— ſenden, nach Zerſtoͤrung der verſchiedenartigſten Organismen, doch noch ſehr viele Thier- und Pflanzenreſte, wiewohl in veraͤnderter Geſtalt, erhalten, und welche Verhaͤltniſſe dabei ſtattgefunden haben moͤgen, daß namentlich von letzteren ganze Waͤlder in ſtaubartige oder harte, verkohlte, jetzt noch reichlichen Brennſtoff bietende Theile verwandelt, andere ganz gleiche Ueberreſte großer Baumſtaͤmme in eine ſo harte Stein— 66 — — maſſe umgewandelt worden ſind, daß man mit großer Muͤhe Stucke davon abſchlagen kann, welche am Stahl Funken geben. Da es mich zu weit fuͤhren wuͤrde, mich uͤber Ur— ſache und Wirkung des großen Verſteinerungs-Prozeſſes der urweltlichen Ueberreſte auszuſprechen, ſo beſchraͤnke ich mich gegenwaͤrtig blos darauf, Ihnen die Verhaͤltniſſe kurz vorzuführen, unter welchen ein und derſelbe Pflanzen-Or— ganismus, namentlich z. B. Baumſtaͤmme der groͤßten Dimenſionen zu Staub aufgeloͤſet, andere dagegen zum haͤrteſten Hornſtein c. umgewandelt worden find, und kann mich um deßwillen bei Unterſuchung der erſteren kuͤrzer faſſen, weil ich Sie, Verehrteſte, ſchon im Juli 1836 und 1838 bei aͤhnlicher Gelegenheit uͤber die Bildung der Braunkoh— len und Torfmoore unterhalten habe, welcher Vortrag im 1. Bd. unſerer Mittheilungen S. 88 — 114 und 2. Bd. S. 142 — 155 abgedruckt iſt. Folgen wir der Natur in ihre geheimnißvollen chemi— ſchen und mechaniſchen Werkſtaͤtte im Innern der Erde, ſo finden wir, wie ich Ihnen ſchon fruͤher mitgetheilt habe, was ich des Zuſammenhanges willen wiederholen muß, daß eine überaus reiche und üppige Vegetation der Urs welt, vielleicht ganze Torfmoore mit ihren darauf erwachs ſenen rieſigen Baͤumen, aus denen namentlich die Braun— kohlen mit entſtanden, bei den verſchiedenen ſtattgefundenen Revolutionen, denen unſere Erdrinde unterworfen geweſen, tief begraben worden iſt. Bei jenen großen Umwaͤlzungen, wobei Feuer und Waſſer gleichthaͤtig geweſen zu ſein ſchei— nen, haben ſich wahrſcheinlich aus der in hohem Grade erhitzten Erde ſchwefel- und phorphorſaure Dämpfe ent⸗ wickelt, wodurch jene zuſammengehaͤuften Hoͤlzer- und Pflanzenſubſtanzen außerordentlich ausgetrocknet und durch die dabei mit erzeugte heiße, pfuhlige Sumpfluft ſonſt an⸗ gegriffen worden ſind. Spaͤter haben ſich nun dieſe, durch die uͤbergelagerten Erdſchichten einen überaus großen Druck erlittenen maͤch— — 280 — tigen Holz⸗ und ſonſtigen Pflanzen-Depots, aus ihrem Innern Humus - und andern Säuren, und durch Auflöfung der darin enthaltenen Harze und oͤligen Subſtanzen, Bitumen ꝛc. erzeugt, die daraus gebildeten Gaſe und ſchwefelſauern Dämpfe find von den vorher ſehr ausgetrockneten Holz- und Pflanzenfaſern begierig aufgeſaugt worden und haben bei der gaͤnzlichen Abſperrung der atmofphaͤriſchen Luft einen langſamen Verkohlungsprozeß begonnen, wodurch ſie nach und nach in die ſtaubartigen zerreiblichen Theile zers ſetzt worden ſind, wie wir ſie jetzt noch vorfinden und zu unſern Brennmaterial ausbeuten. Bei den Steinkohlen, welche ebenfalls und vorzugs— weiſe ihren Urſprung unermeßlichen Haufwerken von den verſchiedenartigſten Hoͤlzern, rieſenartigen Farrenkraͤutern, Lycopodiaceen, Equiſeten und Rohren, (Kalamiten) »c., die auf einer waͤrmeren Zone erwachſen zu ſein ſcheinen, wie unſere jetzige, zu verdanken haben, mag ein aͤhnlicher Um— wandlungsprozeß, wie bei den Braunkohlen, vor ſich ge— gangen ſein (denn ſie ſtimmen, namentlich in chemiſcher Hinſicht, vollkommen miteinander uͤberein), obgleich ihr aͤu— ßeres Ausſehen von einander ſehr abweicht; einen Uebergang beider in einander bildet die uͤberaus reichlich abgelagerte boͤhmiſche Braunkohle, welche auch in der aͤußeren Be— ſchaffenheit der Steinkohle ſehr aͤhnlich iſt, keine ftaubartis gen Theile zeigt, daher nicht wie bei uns geſtrichen werden kann, ſondern ziemlich conſiſtente Theile hat. Rach den neueſten Unterſuchungen der Naturforfcher wird angenommen, daß die Steinkohlen unter dem Drucke des großen Oceans oder großer Binnenmeere, wodurch die Entbindung der Gasarten verhindert war, mittelſt Gährung gebildet worden, nachdem die deßfallſigen vegetabiliſchen Stoffe ſich ſehr ruhig und gleichmaͤßig dahin abgelagert hatten, doch ſind ſie keineswegs uͤber die Braun- wie Steinkohlenbildung noch bis jetzt ganz einig, und es wird wohl lange noch ein Problem bleiben, auf welche Weiſe chemiſche und mechaniſche Kraͤfte waͤhrend langer langer ä I — | ; — 281 — Zeit bei der Bildung beider thätig geweſen find, Nur darübor hat man Gewißheit erlangt, daß die Steinkohle bei der fruüheſten Umwandlung der Erdoberflaͤche entſtan— den ſein mag, waͤhrend die Braunkohle erſt vielleicht den letzteren Revolutionen ihre Exiſtenz verdankt, bei welchen die Erdoberfläche ihre jetzige Form angenommen hat. Bis hierher habe ich Ihnen aus meinen früheren Vorträgen und den neueſten Entdeckungen wiederholt, auf welche Weiſe die untergegangenen Hoͤlzer und Pflanzen in Braun⸗ und Steinkohlen umgewandelt worden; wir gehen nun zur eigentlichen Verſteinerung (Petrification) derſelben, zur näheren Beleuchtung des Prozeſſes uͤber, wodurch die untergegangenen Holzarten in die feſteſte, am Stohl Feuer gebende Steinmaſſe umgewandelt werden konnten, was der eigentliche Zweck meines gegenwaͤrtigen Vortrags iſt, da ich mich früher darüber nur oberflächlich oder gar nicht aus— geſprochen habe. Wir haben dabei Ueberrindung (Inkruſtation) und wirkliche Verſteinerung zu unterſcheiden; erſtere mag vielleicht der Anfang zu letzterer ſein, und nicht ſelten treten uns Beiſpiele von nicht ganz vollendeter Verſteinerung in den verſchiedenartigſten Uebergaͤngen vor Augen. Bei den eigentlichen Verſteinerungen muß ein voll— kommen chemiſch geloͤſtes Verſteinerungsmittel, vorzugsweiſe Kieſelerde, kohlenſaurer Kall ꝛc., als vorhanden vorausge— ſetzt werden, welche Auflöfung jedoch nicht zu ſehr geſaͤttiget ſein darf, weil ſie ſich dann vielleicht nur an den aͤußeren Theilen der organiſchen Theile niedergeſchlagen und angeſetzt haben wuͤrde, dieſelbe iſt als ein hoͤchſt duͤnnes Fluidum in a Poren der Hölzer, in das organiſche Zellgewebe der— „vielleicht unter Mitwirkung geheimnißvoller elektro— Pe Prozeſſe, langſam eingedrungen und hat fo nach und nach die ganze Holzſtruktur zu einer feſten Steinmaſſe umgewandelt, dergeſtalt, daß man oͤfters das Pflanzenzell— gewebe, die Jahresringe und . Borke noch deutlich erken⸗ nen kann. — 282 — Profeſſor Goͤppert in Breslau beſchaͤftigte ſich vor— zugsweiſe in neuerer Zeit mit kuͤnſtlichen Verſteinerungs— verſuchen und fand, daß eine vollſtaͤndige Impraͤgnirung von Pflanzentheilen mittelſt mineraliſcher Aufloͤſungen bald gelinge. In einer nicht zu ſehr geſaͤttigten Loͤſung von ſchwefelſauerm Eiſen einige Wochen lang gelegte Vegetabilientheile naͤmlich, ſaugen dieſe Flüſſigkeit, bis fie vollſtaͤndig davon erfüllt ſind, begierig auf, trocknet man ſie und gluͤht ſie dann, bis jede Spur der organiſchen Subſtanz verſchwunden iſt, ſo erhaͤlt nach dem Erkalten das gebildete Oxyd die Geſtalt der Pflanze wieder. Verſuche mit Kieſelerde, geriethen am Beſten mit Anwendung von Kieſelfluorwaſſerſtoffſaͤure, die Fluorſaͤure verfluͤchtigte ſich beim Brennen und die Kieſel— erde in Form der Pflanze blieb zuruͤck; er folgerte aus die— ſen vielfach angeſtellten Verſuchen, daß der natuͤrliche Vers ſteinerungsprozeß mit einer Impraͤgnirung beginne, wodurch die organiſchen Theile entweder durch hohe Temperatur, oder auf naſſem Wege, oder durch allmaͤhlige Verweſung entfernt wurden, nach ſeinen Angaben ſind Eiſen, Kupfer und Kalk in Kohlenſaͤure geloͤſt, oder Kieſelerde mit Waſſer verbunden in die Hoͤlzer eingedrungen, es mußten aber dieſe Fluͤſſigkeiten von ſehr geringer Kontraktion ſein, wie ich oben bereits erwaͤhnt habe, weil ſie ſonſt ſich zu bald nie— dergeſchlagen und nur Inkruſtate (Ueberzuͤge) gebildet und ſo die Organismen zwar erhalten, aber nicht, oder doch ſehr langſam, vollkommen zu verſteinern im Stande gewe— ſen waͤren. Als Verſteinerungsmittel von Hoͤlzern nimmt man vorzüglich an: Kieſelerde, Kohlenſauern Kalk, Gyps, Kohlenſauers Eiſenoxydul, Silberhaltiges Kupferoxyd, Kupfer⸗ und Eiſenkies und Thonerde; und die hierdurch in die feſteſte Steinmaſſe verwandelten Holzgattungen und ſonſtige Pflanzenorganismen kommen in der Natur nicht ſelten vor als: Hornſtein, Feuerſtein, Achat, Calcedon, Jaspis, Opal, Spatheifenftein, Schwefelblei oder Blei und Schwefelkies. | 9 — — Kieſelſinter und Tuff, fo wie Kalktuff, wovon erſterer ſeine Entſtehung dem Feuer, meiſtentheils heißen kieſelerde— haltigen Quellen, letzterer kalkhaltigen Gewaͤſſern verdankt, erſcheint mehr als Ueberzug von Pflanzen oder Mooſen, und hat groͤßtentheils die eingeſchloſſenen organiſchen Theile nicht ganz in Stein umgewandelt, der erſtere faͤrbt und verkohlt fie mehr, der letztere erhält fie meiſt ganz unver— ändert, Ich lege Ihnen aus meiner und der Geſellſchafts— Sammlung verſchiedene ausgezeichnete Stücke von ganz verſteinerten Hoͤlzern ꝛc. vor, an welchen Sie nicht allein die Holzſtruktur ganz deutlich wahrnehmen, ſondern auch die Holzgattung theilweiſe noch ganz unzweifelhaft erkennen koͤnnen, und mache Sie dabei vorzüglich in letzterer Bezie— hung auf das Stück Schwarzholz, und das in Raſeneiſen— ſtein umgewandelte Stuͤck Birke aus der Marmaroſch in Ungarn, woran die Rinde noch ganz erhalten iſt, einige angeſchliffene Stuͤcke, welche ich für Erle halte, die vor— zuͤglich ſchoͤnen Holzopale mit der deutlichſten Holzſtruktur und Borke aus Ungarn, das vollkommen verſteinerte Aſt— ſtuͤck, das Stuͤck Palmenholz (den ſogenannten Staarſtein) und das überaus ſchoͤne Stuck Moosachat, worin man die Mooszweige, wie im Waſſer ſchwimmend, ſieht, auf— merkſam, lege auch einige Stucke von dem im Deutſchen Holze gefundenen und im ehemals v. Thuͤmmelſchen, jetzt Kamprathſchen Garten liegenden großen Block bei, woran die Holzſtruktur jedoch weniger erkennbar iſt. Außer den genannten beiden unfoͤrmlichen Blocken von circa 14 bis 2 Elen Diameter, kenne ich noch einen dergl. am Fahr— wege ins Dorf Bocka liegenden und einzelne Stuͤcken ganz weißes verſteinertes Holz, welches uͤber den Braunkohlen⸗ lagern bei Großaga ohnweit Koöſtritz vorkommt, und lege auch von letzterem ein Stück zur Anſicht vor, vereinzelte verfteinerte Hölzer mögen wohl mehrere in unſerm Herjog- thume vorkommen, doch ſind mir deren nicht weiter bekannt. Bei Auffindung des großen verſteinerten Blocks im — 284 — Deutſchen Holze dieſes Fruͤhjahr, welcher mir Veranlaſſung zu gegenwärtigen Vortrag gab, wurde mir geſagt, daß man noch ganz deutlich Axthiebe in ſelbigem wahrnaͤhme, ich uͤberzeugte mich jedoch beim erſten Anblick ſogleich, daß dem nicht ſo waͤre, obgleich ſolche Erſcheinungen gerade nicht ſelten geſunden werden, es ruͤhren naͤmlich ſolche Einſchnitte davon her, daß die weichere Borke beim gleichfoͤrmigen Vers ſteinerungsprozeſſe ſehr zuſammengezogen werden, daher an Volumen verloren, zuletzt beim Abtrocknen vielleicht unter Zutritt von Waͤrme nicht zugereicht und daher mehrere Riſſe, oͤfters ganz gleich weit horizontal uͤber einander, erhalten hat, auch hierüber lege ich Ihnen ein deutliches Belegſtück von verſteinerter Borke mit ſolchen Einſchnitten von Altſattel bei Ellnbogen vor. Verſteinerte Hölzer kommen auf der ganzen Erde nicht ſelten, in der Regel aber vereinzelt in großen unförmlichen Bloͤcken und ganzen Baumſtaͤmmen im alteren Sandſteine und im Alluvium vor, auf den Azoren giebt es 28 — 980 heiße Quellen, welche alle Pflanzen erſt uͤberſintern und nach und nach voͤllig verſteinern; in Braſilien hat ein Bach dieſelbe Eigenſchaft; in Chalcedon und Achat umgewandelte, am Stahl Feuer gebende Hoͤlzer finden ſich in Buchau in Schleſien, auf dem Kiffhaͤuſer am Harz, in Ilmenau; grüne, von eingewachſenem, grünfichem Quarz, in Adelsberg bei Coburg, letztere Farbenſpielarten und namentlich die ſoge— nannten Moosachate (Mokkaſteine), werden zu Ringſteinen, Tabacksdoſen, Griffen, Aufſaͤtzen ꝛc. verarbeitet, da ſie eine ſehr ſchoͤne Politur annehmen, ich lege Ihnen gleichfalls aus meiner Sammlung ſchoͤne Exemplare davon vor. Die ſogenannten Mokkaſteine, ſind aber oͤfters auch keine eigent⸗ lichen Verſteinerungen, ſondern Chalcedone mit ſchwarzen, braunen oder rothen baumfoͤrmigen Zeichnungen. Die in Halbopal umgewandelten Hoͤlzer, welche jeden⸗ falls dem Feuer ausgeſetzt geweſen ſind, trifft man am ſchoͤnſten in Ungarn, doch auch in Maͤhren, in Boͤhmen bei Meronitz, Kutſchlin und Schichow ohnweit Bilin; ſie zeichnen ſich vorzüglich durch deutliche innere Struktur des Holzes und der aͤußeren Rinde deſſelben aus, eignen ſich aber, wegen ihrer wenigen Haͤrte und leichten Zerſprengbarkeit, nicht zum Verarbeiten. Ein intereſſantes Belegſtuͤck zur Geſchichte der ver— ſteinerten Hölzer liefert ein Pfahl von 21 Ellen Laͤnge und 17 Dicke von der Bruͤcke, welche Kaiſer Trajan im J. 104 über die Donau bei Belgrad ſchlagen ließ, den man auf Befehl Kaiſer Franz I. im J. 1760 herauszog und in feis nem ganzen Umfange, 4” tief nach Innen zu allmaͤhlig abnehmend, verkieſelt, die Holzfaſern in der Mitte jedoch noch biegſam fand, dann eine Faßdaube von Kiefernholz aus dem Schloßbrunnen in Gotha, wo ſie nachweislich 150—220 Jahre gelegen, welche theilweiſe mit Eiſenoxyd— hydrat ganz impraͤgnirt und ſo hart geworden war, daß ſie Politur annahm, ferner ein im Wiedbache bei Altbreitenbach ohnweit Neuwied 1842 im Schlamme aufgefundener und zu Tage geförderter mächtiger Eichſtamm, welcher nach Uns terſuchung ſachverſtaͤndiger Profeſſoren aus Bonn, daſelbſt wohl 1000 Jahre gelegen haben ſoll, und ſo eiſenhart und von Farbe dunkelſchwarz wie das ſchoͤnſte Ebenholz gewor— den war, daß man ihn zu Fertigung antiker Meubles im Renaiſſance⸗Styl bei Wiederherſtellung des Schloſſes Stolzen berg mit verwendet hat, wovon ich Ihnen ein Lineal zur Anſicht vorlege. Anter den verſteinerten Hoͤlzern kommen verkieſelte am haͤufigſten, durch kohlenſauern Kalk (Kalk ih) und kohlenſaures Eiſenoxydul und das dar⸗ gehende Eiſenoxydhydrat umgewandelte, aber faft Jäufig vor, ſeltenere Verſteinerungs mittel find: berhaltiges Kupferoxyd, Kupfer- und Eiſenkies, Thon⸗ de und Gyps. Mittelſt der oben erwähnten kuͤnſtlichen Verſteinerungs⸗ verſuche und unermüdlichen mikroſkopiſchen Unterſuchungen, hat Profeſſor Goͤppert ſich in neuerer Zeit ſehr große Vers dienſte um den Verſteinerungsprozeß erworben und uͤber das 20 — 200 — Fortſchreiten deſſelben von Außen nach Innen, das Aus⸗ ſuͤllen der zarteſten Zellgewebe und Poren der Pflanzen mit verſteinerndem Fluidum und der weiteren Roͤhren mit me— chaniſcher Ausfuͤllung, verbunden mit den aus ſeinen kuͤnſt— lichen Verſteinerungen geſchoͤpften Erfahrungen, ungemein viel Licht verbreitet. Herr Doktor Schlegel wird am Schluſſe meines Vortrags die Güte haben, unter feinem ausgezeichneten Mikroſcop und dem gleichen des Hrn. Hof— apotheker Hübler, wenn auch nicht den Gang jenes Ver— ſteinerungsprozeſſes, doch mehrere verſteinerte Hoͤlzer im Ver— gleich mit der natuͤrlichen Struktur derſelben vorzuzeigen, wodurch man wenigſtens bei einigen, die Holzgattung der erſteren ziemlich wahrſcheinlich nachweiſen kann. Nicht zu verwechſeln mit den eigentlichen Verſteine— rungen ſind die ſogenannten After-Verſteinerungen, Abgießungen, denen ich noch eine kurze Aufmerkſamkeit zu ſchenken bitte, mich aber hierbei wieder blos auf die hier— durch veraͤnderten Pflanzen-Organismen, wie bei der ganzen gegenwärtigen Arbeit, mit Ausſchluß aller Thierverſteinerun— gen, beſchraͤnke. Wenn Baumſtaͤmme, Aeſte, uͤberhaupt Pflanzentheile, in feſte Erd» und Steinmaſſen eingeſchloſſen, durch Faͤul— niß oder andere zerſtoͤrende Einwirkungen ſpaͤter wieder ents fernt werden, ſo entſtehen hohle Raͤume, der fruͤheren Form der verſchwundenen Theile ganz entſprechend; füllen ſich nun noch ſpaͤter dieſe Hoͤhlungen mechaniſch mit Thon, e Nieder⸗ Mergel, Kreide, Sandſtein ꝛc., oder durch chemiſche ſchlaͤge wieder aus, ſo werden dadurch Abguͤſſe jener ent⸗ ſchwundenen eee gebildet, welche, wenn die ſie umſchließende Mineralſubſtanz durch Verwitterung oder me⸗ chaniſche Kraͤfte ſpaͤter wieder entfernt werden, als vollſtaͤn⸗ dige Modelle der urfprünglichen Geſtalten als AT Verſteinerungen vor uns liegen. Dergleichen Abguͤſſe von Eichen und andern Holzgat⸗ tungen, namentlich Equiſeten, welche wegen ihrer hohlen Stengel und weiten Scheidewaͤnde vorzuͤglich dazu geeignet — — — — 27 — ſind, mit und ohne Rinde kommen ſehr haͤufig, namentlich in der Steinkohlen⸗Formation, mit einer glaͤnzenden dünnen Kohlenborke vor, auch theilweiſe Ausfüllung einzelner Theile Baumſtaͤmme findet man nicht ſelten, ſo ſollen z. B. auf der Kuriſchen Rehrung Kiefernſtoͤcke von vor 50 Jahren abgehauenen Stämmen fo innerlich zwiſchen den Jahtes— ringen mit Sand, der ſich nach und nach verhaͤrtet, bis tief in die Wurzeln hinein, ausgefuͤllt worden ſein, waͤh— rend ſich der weichere Theil, die Rinde derſelben, ſchwaͤrz— lichbraun gefärbt mit verkohltem Ausſehen noch ganz ers halten hat. Es laͤßt ſich dieſer eigene Prozeß nur daraus herleiten, daß die inneren weicheren poröfen Theile durch Infiltration des ſalzigen Meerwaſſers, was darin ſtehen bleibt, von oben nach unten immer mehr zerſtoͤrt und dieſe Hoͤhlungen durch die Seeſtuͤrme mit klarem Sand ſtets nachgefuͤllt werden, welcher durch ſeine Eigenſchwere bei fortſchreitender Verweſung ſich immer tiefer einſenkt, während die aͤußeren bärteren Jahresringe und die Borke durch ſtetes Austrock— nen der ſcharfen Seeluft eher erhalten und der von Innen heraus wirkenden Verweſung unzugänglich und unempfaͤng— lich gemacht werden. Eine andere Art des Verſteinerungs prozeſſes der Pflanzen an den Seeküſten, namentlich in Reuholland, welcher auch mit Ueberrindung anfängt, geht folgendermaßen vor ſich: — in ungeheuern Maſſen aus der See ans Ufer gewors fen un Muſcheln erleiden durch Einwirkung der brennenden / nnenbige und des falzigen Seewaſſers eine Art chemis Zerſetzung, verlieren einen Theil ihrer Kohlenſaͤure, erden dadurch dem gebrannten Kalke, wenn er zu e wird, aͤhnlich. Dieſe vom ewigen Treis ben d ellen zertiebenen kalkigen Reſte von Konchylien 5 ſich mit dem Meeresſande zu einem natuͤrlichen quarzigen Kalkcement, welches nach und nach alles, was . in feinen Bereich kommt, überzieht, zufammenbädt und Ale ſchließt, fo daß man darin Muſcheln, Knochen, Blätter, Aeſte, 20% — 288 — ja ganze große Baumſtaͤmme findet. An den Baͤumen und Pflanzen in der Raͤhe der Kuͤſte, ja auch in einiger Entfernung davon, wird dieſes Kalkquarzeement als dem Flugſand aͤhnlicher Staub durch die den groͤßten Theil des Jahres wehende Seeluft und die Stuͤrme abgeſetzt, erlangt bald daran immer mehr Feſtigkeit, bildet eine feinere Rinde darum, der Ernaͤhrungsprozeß der Pflanze, durch Ver— ſchließung des Zugangs der atmoſphaͤriſchen Luft ſtockt und ſie geht nach und nach ein; wird nun die Rinde darum immer ſtaͤrker, ſo verwandelt ſich die Holzſtruktur mit der Zeit, durch Verweſung, Faͤulniß, in ſtaubartige Theile, das Innere der Pflanze wird leer und zuletzt wird auch dieſe Hoͤhlung mit dieſen quarzig-kalkigen Theilen ausgefüllt und nach laͤngerer Zeit erſcheint z. B. der ſo verwandelte Baum— ſtamm als eine Steinmaſſe, wobei derſelbe oder ſeine Aeſte nur als eigentliche Steinkerne in ihrer Form ers kennbar ſind. * 6 XXX. * Vortrag uͤber die ohnlaͤngſt bei Kahla im bunten Sandſteine aufgefun⸗ denen urweltlichen Thierfaͤhrten-Abdruͤcke und Ausguͤſſe vom Chirosaurus und aͤhnliche dergleichen Vorkommen, gehalten bei der 28. Verſammlung deutſcher Naturforſcher und Aerzte zu Gotha am 19. Septbr. 1851, von Jul. Zinkeiſen. Literatur über Chirosaurus-Fährten x. 1) Dr. Sickler's, Konſiſt.⸗Raths in Hildburghauſen, Send⸗ ſchreiben an Geh. Hofrath Dr. Blumenbach in Goͤttingen, über die hoͤchſt merkwürdigen, vor einigen Monaten erſt ent: deckten Reliefs der Faͤhrten urweltlicher großer Thiere in den Heßberger Sandſteinbruͤchen. Hildburghaufen 1834. 2) Die vorzuͤglichſten Faͤhrten-Abdruͤcke urweltlicher Thiere im bunten Sandſteine, aus den Sandſteinbruͤchen von Hildburgh., von C. Keßler, mit einem Vorworte, herausgegeben von Dr. Sickler, 1. Heft, Hilburgh. 1836, (mit der Aufſchrift: Die Plaſtik der Urwelt im Werrathale bei Hildburghauſen). 2 ) r. Karl Koch und Dr. Ernſt Schmidt in Jena, die Faͤhrten⸗Abdruͤcke im bunten Sandſteine bei Jena 1841. Br dn Cotta von Freiberg, uͤber Thierfaͤhrten im bunten Sandſteine bei Poͤlzig 1839. u de de ** Meine hochgeehrteſten Herren! Ein neues ſchoͤnes Vorkommen urweltlicher Thier— fahrten und erhabener Ausgüſſe davon im bunten Sands ſteine bei Kahla, hat die naturforſchende Geſellſchaft des Oſterlandes in Altenburg, bei dem fo feltenen Auffinden derartiger ähnlicher urweltlicher Ueberreſte in Deutſchland, veranlaßt, den hochachtbaren Geognoſten, Geologen und Zoo— logen bei ihrer gegenwärtigen Verſammlung im benachbar— ten Thuͤringen einige Platten davon zur Anſicht und Be— urtheilung vorzulegen und ich bin dabei von derſelben be— auftragt worden, Ihnen, Hochgeehrteſte, uͤber die geognoſti— ſchen Verhaͤltniſſe hierbei und über die aufgefundenen vers ſchiedenen Faͤhrten-Reliefs die noͤthigen Mittheilungen zu machen, um ſie in die Geſchichte des Vorkommens jener merkwürdigen Ueberreſte aus der Urwelt von den Meiftern obiger umfaſſenden Wiſſenſchaften eingereiht zu ſehen und dadurch den Ruͤckblick auf die urweltliche Thierwelt, wozu auch die kleinſte wahrnehmbare Erſcheinung aus jener Zeit- epoche oft zu den wichtigſten Reſultaten fuͤhren kann, moͤg⸗ lichſt aufhellen zu helfen. Bei dem Nachſuchen nach Sandſteinplatten zu Baus ten ließ der Maurermeiſter Jecke im Reinſtaͤdter Grunde, circa 14 Stunde von Kahla, zwiſchen den Dörfern Zwei— felbach und Reinſtaͤdt, weſtlich von dem erſteren ziemlich nahe dabei, in einer Gegend, wo noch nie Sandſteine ges brochen worden, mitten im Felde am noͤrdlichen Bergab— hange dieſes Thales, circa 3 — 4 Ellen tief einſchlagen, fand die gewünſchten Platten und hat bis hierher einen kleinen Steinbruch daſelbſt von kaum vier Quadratruthen eröffnet. Rach dem Hereinſchaffen einiger daraus gewonnenen Platten bemerkte Herr Medicinalratd Dr. Schubert in Kahla darauf Abdruͤcke von Thierfaͤhrten, aͤhnlich der, wie von Baͤren, erfuhr von dem Maurermeiſter Jecke, daß ſeine Steinbrecher viele dergleichen erhabene Geſtalten auf ver— ſchiedenen Platten ſchon bemerkt und Mühe genug gehabt hätten, diefe Erhabenheiten abzumeiſeln, erkannte ſie ſogleich aus der Urwelt abſtammend, wir wurden davon in Kennt— niß geſetzt und der glückliche Fund war gemacht. — — Die Lagerungsverhältniſſe in dortiger Gegend und namentlich an der noͤrdlichen Seite, der ſogenannten Win— terwand, des von Oſten nach Weſten abwaͤrts von der Sagle laufenden Reinſtaͤdter Grundes, wo ſich der fragliche Steinbruch befindet, ſind folgende: Auf der Hoͤhe des nach dem Thale zu ziemlich ſchroff abfallenden Berges fins det ſich circa 600 — 800 Schritte von beſagtem Steinbruche nach der Ackerkrume Muſchelkalk, welcher beinahe den drit— ten Theil der ganzen Bergwand ausmacht, darauf folgt ein faſt zu Tage ausgehendes Gypslager, ſodann eine nicht maͤch— tige Schicht von Thon mit Kalkſteinbrocken und darunter verſchiedene horizontale Schichten, von ziemlich feſten, grau— lichweißen, feinförnigen, bunten Sandſtein von 1 bis 7 Zoll Staͤrke, mit mehr oder weniger reichlichem kalkhaltigen Bindemittel. Ueber dem eroͤffneten Steinbruche ſelbſt liegen die fraglichen bunten Sandſteinbaͤnke blos unter einer circa 2 Elen maͤchtigen Decke von aufgeſchwemmtem Lande, welche aus 7 Zoll Dammerde, 14 Elle Lehm mit loſen Kalkge⸗ rollen und 1 Elle circa grauem und buntem Thon beſteht, die oberſten Sandſteinplatten ſind nur 2 bis hoͤchſtens 4 Zoll, von den unteren find einige 6— 7 Zoll ftarf und bilden im Ganzen eine Bank von 2 Ellen, eine dieſer uns teren von 6 —7 Zoll Maͤchtigkeit, von weißlichgrauer Farbe bei großer Härte und Feſtigkeit, enthält auf der untern Seite die erhabenen Reliefs der urweltlichen Thierfaͤhrten. Bei dieſer neueren Sandſteinbildung iſt der Kalkgehalt viel ſlaͤrker, als bei den darunter liegenden, und fie brauſt da⸗ ber mit Saͤuern ungemein ſtark auf. Unmittelbar darunter iſt die bei derartigen Vorkommen nie fehlende grünlichgraue Lettenſchicht von wenigen Zollen Staͤrke abgelagert, worauf wieder 2—3 Zoll ſtarke ſteinkoͤrnige bunte Sandſteinplatten von mehr grünlichgrauer Farbe, die mit den gewoͤhnlichen gelblichen feinen Adern durchzogen ſind, geringeres kalkiges Bindemittel haben und weniger feſter, eher blaͤttriger Struk— — DE — tur ſind, folgen, in welchen beiden die eigentlichen vertieften Faͤhrten-Eindruͤcke ſich vorfinden, die ziemlich deutlich und keinesweges auf den beſagten Sandſteinplatten ſelten, in der Regel aber nur etwas flach ſind, indem die Lettenſchicht zwiſchen dieſen und der Deckplatte, worauf die abgeformten Faͤhrten befindlich, beim Abheben derſelben naturlich jedes— mal zerſtoͤrt wird. Die letztgedachte Plattenſchicht, worauf die Faͤhrten— Eindruͤcke zuruͤckgelaſſen worden, hat das eigene, daß fie itetd Feuchtigkeit aus der Luft anzieht, ſich daher immer feucht anfuͤhlt und weniger feſt iſt, wie die daruͤber abge— lagerte 6 — 7zollige, ſpaͤterer Formation, welche aus einem ſehr harten, feinkoͤrnigen, graulichen Sandſtein beſteht. Rach dieſer erwaͤhnten Lettenſchicht folgen wiederum 3 Sandſteinlager von 2—3 Zoll Staͤrke und darunter eine aͤhnliche gleich ſtarke Lettenſchicht, wovon die daruͤber abge— lagerte Sandſteinplattenſchicht von 2 Zoll Staͤrke, gleichfalls aͤhnliche Thierfaͤhrten-Abguͤſſe, wie die erſtgedachten, doch etwas weniger hoch abgeformt, enthaͤlt. Ein uͤber dieſe Lagerungsverhaͤltniſſe aufgenommenes Profil liegt am Schluſſe dieſes Aufſatzes zur Anſicht bei. Soweit die Ablagerungs-Verhaͤltniſſe des Vorkommens, ſoviel mir daruͤber nachzukommen moͤglich geweſen. Die mehrerwaͤhnte Schicht, worauf die Fahrten-Eins drücke erfolgt find, weiſt nach verſchiedenen aufgefundenen groͤßeren Platten mit mehreren Faͤhrten eine vielbetretene Gangſtraße der urweltlichen Thiere, von Nordoſt nach Suͤd— weſt, nach der Tiefe des Berges zu, in jener Gegend mit Sicherheit nach, und läßt mich vermuthen, daß gerade an dieſer Stelle ſich ein Paß oder Steig jener Thiere nach einer Quelle zur Traͤnke befunden haben mag. Nach genauer Relation meiner Freuude in Kahla ſollen bereits 7 verſchiedene regel⸗ — 295 — ige Gangſtraßen derſelben thalaufwaͤrts von Rordoſt üdweſt laufend aufgefunden worden ſein, wovon die in Nordoft die deutlichften Faͤhrten⸗Abdrüͤcke enthalten, je weiter ſie aber nach Suͤdweſt zukommen, immer mehr ſich verflachen und undeutlicher werden, ein Beweis, daß der Boden im obern Theile des Thales weniger weich vielleicht ganz waſſerarm, weiter unten aber weicher, oder gar fums pfig geweſen, weshalb ihn jene Thiere zur Traͤnke oder Abkuhlung, wie die Hirſche zur Brunftzeit die Suhlen, haͤufiger aufgeſucht haben moͤgen, denn es ſollen ſich auf ſehr vielen Platten im beſagtem Bruche mehr oder weniger deut— liche dergl. Faͤhrten-Abdruͤcke vorfinden, fo daß man annehmen kann, daß ſich gerade an dieſer Stelle ein Lieblings-Aufent⸗ halt, oder fehr viel beſuchter Ort derſelben, befunden ha— ben muß. Faſt bin ich bei dem Vorkommen dieſer urweltlichen Thierfaͤhrten zu weitlaͤufig geweſen, glaube aber mich das mit entſchuldigen zu koͤnnen, daß, da es hier auf genauere Vergleichung mit andern derartigen Lagerungs-Verhaͤltniſſen ankommt, man nicht gründlich genug fein kann. Ich gehe nun zur Beſchreibung dieſer Faͤhrten ſelbſt über: Saͤmmt— liche neu entdeckte Faͤhrten-Reliefs theilen ſich in größere und halb ſo große, welche letztere ſtets vor den groͤßeren ſtehen und gehören jedenfalls und zwar die größeren den Hinter ⸗, die kleineren den Vorderfuͤßen eines und demſel— ben Thieres an, die groͤßeren gleichen einer Menſchenhand mit 5 Fingern außerordentlich, der Daumen hat jedoch bei allen eine widernatuͤrliche, abwaͤrts von den übrigen 4 Fin⸗ gern oder Zehen zurückgebogene Stellung, fie find im Gans zen 12 —13 Zoll lang, 5 — 54 Zoll breit, die erfte Zehe vom Daumen aus iſt bis zur Spitze 5 Zoll und von da an bis zum Einſchnitte der zweiten Zehe 34 Zoll, die zweite 4 Zoll, die dritte 4 Zoll und die vierte 3 Zoll, jedes mal bis zum Einſchnitte lang, ſaͤmmtliche Zehen ſind und zwar die drei erſten 2 Zoll und 1 1 14 Zoll breit; dieſe Tatzen find in der Regel 4 — 4 Zoll hoch und auf ihrer = me Oberflaͤche etwas convex abgerundet, von Nägeln iſt auf den von mir geſehenen Abdruͤcken wenig oder gar nichts zu bemerken, dagegen 1 Zoll lange Krallen auf einer Platte mit 1 Tatze, welche wir beſitzen, ganz deutlich abgeformt find, der Ballen, worin der ruͤckwaͤrts gekruͤmmte Daumen eingewachſen, iſt ſtets ſehr erhaben abgedruckt, dagegen der ihm gegenuͤber ſtehende Theil der Ferſe, von der letzten Zehe abwärts, ſich ſehr verflacht, oft nur angedeutet iſt. Die von den Vorderfuͤßen des Thieres herrührenden kleineren Faͤhrten find kaum halb fo groß, wie die ſchon beſchriebe— nen, der Daumen daran und die ganze Ferſe iſt ſelten oder gar nicht deutlich erhaben abgeformt und daher in der Re— gel nur vier Zehen davon ſichtbar, dieſe kleineren ſtehen von dem Ende der Mittelzehe der groͤßeren Faͤhrte bis zum Ende der Mittelzehe der kleineren gemeſſen 6—7 Zoll ent⸗ fernt, die Schrittweite einer größeren Fährte von der ande— ren betraͤgt bei den in unſern Beſitz befindlichen Platten, worauf der ruhige Gang des Thieres deutlich zu erkennen iſt, jedesmal genau 1 Elle, naͤmlich von der einen Ferſe bis zur andern, oder der Mittelzehe der einen bis zur Mit— telzehe der andern im Fortſchreiten abgeformten Tatze ge— meſſen, der zwiſchen beiden groͤßeren Faͤhrten liegende Raum, alſo von der Spitze der Mittelzehe bis zum Anfang der vorderen Tatze, beträgt nur 11 Zoll. Wir beſitzen zur Zeit nur 2 Platten mit den be— ſchriebenen deutlichen erhabenen Abdruͤcken, darunter eine große, worauf 2 große und 2 kleine Faͤhrten abgeformt ſind. Eine ſehr ſchoͤne Platte mit 5 großen und 4 kleinen im regelrechten Fortſchritte von einander entfernt erhaben abge— formten Faͤhrten wurde Anfang Auguſt d. J. aufgedeckt, auch die eigentlichen Faͤhrten-Eindruͤcke in den darunter liegenden Platten gut erhalten gefunden, wegen der Große und Schwere der ganzen Platte hatte jedoch dieſelbe ge- theilt werden müͤſſen, fo daß auf der größeren 3 große und 3 kleinere, auf der kleineren 2 große und 1 kleinere — 293 — verblieben, leider iſt die erſtgedachte größere Platte dieſes fabnen feltenen Fundes, obgleich fie im Beiſein unſeres Freundes in Kahla aufgehoben und von demſelben für uns fofort in Beſchlag genommen worden war, uns ent— ſtemdet worden und an den Rhein gewandert, der andere Theil jener ſchoͤnen Platte iſt daher nur in unſerm Beſitz gekommen und liegt Ihnen, nebſt einer andern dergl. Platte zur Anſicht und Beurtheilung vor. Von den eigentlichen vertieften Faͤhrten haben wir 3 berſchiedene Platten, worauf vorzuͤglich bei der einen, der Abdruck ſo deutlich iſt, daß man die Hand hineinlegen kann, auf den anderen beiden befinden ſich mehrere dergl., wo aber namentlich nur die 5 Zehenſpitzen gewoͤhnlich ſichtbar ſind, waͤhrend der Ballen der Tatze kaum wahrnehmbar iſt. Daß dieſe eigentlichen Faͤhrten-Eindruͤcke ſtets weniger gut erhalten find, liegt in der Natur der Sache, weil die aufliegende, wenige Zoll ſtarke Lettenſchicht, auf welcher und auf den darunter gelegenen, ſpaͤter verhaͤrteten Sand die Fuß— tritte hinterlaſſen worden, ſtets beim Abheben der Platten zerbroͤckelt und abfällt, wie ich bereits oben bemerkt habe. Auf den letzt gedachten Platten befinden ſich noch Faͤhrten— Abdrücke von anderen kleineren Thieren, die jedoch zu un— deutlich ſind, um ſie genauer beſchreiben und darnach die Thiergattung, von welcher fie herruͤhren, nur annähernd bes ſtimmen zu koͤnnen. Zwei in Thon davon genommene Abdruͤcke lege ich Ihnen hierbei vor, fie zeigen nur 4 kleine, 14 Zoll . Zehen mit Krallen, die an den Enden, wo die Krallen ſtehen, 4 bis 1 Zoll auseinander ſtehen, die ganze Faͤhrte i 25 Soll breit und 24 Zoll lang, mir ſcheinen fie Aehn— 1 von Fiſchotter⸗ Fahrten zu haben, doch koͤnnten ſie von jungen Thieren der zuerſt beſchriebenen Gattung herrühren und der Daumen dabei nicht deutlich abgeformt ſein, ich erlaube mir darüber kein Urtheil. Daß die gegenwärtig beſchriebenen neu aufgefundenen Faͤhrten-Reliefs den zuerft bei Heßberg ohnweit Hildburg⸗ Ay I — 296 — hauſen im Frühjahr 1833 entdeckten, vom Conſiſtorialrath Dr. Sickler daſ. bekannt gemachten und vielfach abgebils deten, dann wieder bei Jena am Fuße des Jenzigs, am Wege von Jena nach Kunitz im Jahr 1841, doch dort ſehr vereinzelt vorgekommenen, woruͤber Prof. Dr. Koch und Dr. Schmidt daſ., eine Schrift „die Faͤhrten-Abdruͤcke im bunten Sandſteine bei Jena“ mit Kupfern herausgegeben, von einem und demſelben Thiere herruͤhren muͤſſen, wird jeder bei nur oberflaͤchlicher Vergleichung der Platten von Heßberg und Jena und den davon gefertigten Abbildungen mit denſelben anerkennen. Ich gebe mir die Ehre, zu die— ſem Behufe die Abbildungen letzterer beiden früheren dergl. Vorkommen zur Anſicht vorzulegen, und bemerke dabei nur beilaͤufig, daß, wie Ihnen genugſam bekannt iſt, dem Thiere, welches jene merkwuͤrdigen Faͤhrten hinterlaſſen hat, von Kaup in Darmſtadt den Namen Chirotherium, wegen deſſen Hand aͤhnlichen Fährte und im Fall es für eine Amphibie angeſprochen werden ſollte, Chirosaurus beigelegt worden iſt. Der Umftand, daß in der neueren bunten _Sandfteins formation nur foſſile Knochen von Eidechſen, Lacerten, ähnlichen Thieren vorkommen, welche jedoch nach der Größe der aufgefundenen Knochen zu urtheilen, Aehnlichkeit von ſchweren großen Landſaͤugethieren gehabt haben muͤſſen, hat die Annahme der neueren Geologen wohl ſo ziemlich zur Gewißheit erhoben, daß jenes urweltliche Thier zur Ord— nung der Saurier von der Familie der Labyrinthodonten, Geſchoͤpfe, welche unſern lebenden Eidechſen verwandt ge— weſen ſein moͤgen, gehoͤrt, weshalb der letztgedachte Rame Chirosaurus in neuſter Zeit mehr Anwendung gefunden hat. Schöne Köpfe und foſſile Knochen von ſolchen Thieren aus der Gegend von Bernburg find im Koͤnigl. Mineralien- Cabinet zu Dresden aufgeſtellt. Außer den zwei erwaͤhnten Fundorten Heßberg und Jena ſollen noch aͤhnliche urweltliche Ihierfährten in Culmbach, — — — 7 — durch Rentmeiſter Andrich und in Würzburg durch Prof. Rumpf entdeckt worden fein, worüber ich aber leider nichts habe nachleſen koͤnnen, ſo daß, wenn ſich letzteres beſtaͤtigte, das gegenwärtige neuſte Vorkommen derſelben erſt das fuͤnfte in Deutſchland ſein moͤchte. Thierfährten aus der Urwelt überhaupt find in Eng— land 1838 und folgende Jahre an verſchiedenen Orten, namentlich von Landſchildktoͤten durch Buckland, von Dumfries in Schottland und dergl. 1839 vom Prof. Hais dinger in Wien in Siebenbuͤrgen aufgefunden worden, und ſogar Vogelfaͤhrten aus dem ſchiefrigen Sandſteine des Connektikut-Thales in den vereinigten Staaten ſind be— kannt, wobei ich auch eine dergl. durch Laspe aus Gera bei Wildenboͤrten aufgefundene und die Hirſch-Faͤhrten im Foſſilzuſtande aus dem Kalkſinter bei Weilheim, und dem Kalktuff von Roßtorf, ohnweit Göttingen, der Vollſtaͤndig— keit wegen anführen zu muͤſſen glaube. Die vom Prof. Dr. Cotta in Freiberg im bunten feine bei Poͤlzig und Wildenboͤrten im J. 1839 ent⸗ deckten kleinen Hufeiſen aͤhnlichen angeblichen Thier-Faͤhr— ten, wovon ich Ihnen eine Abbildung in dem darüber an unſere Geſellſchaft erlaſſenen Sendſchreiben des Verfaſſers vorlege, find neuerdings als Thier-Faͤhrten ganz in Zwei⸗ ſel gezogen worden, und ſollen vielleicht eher krebsartigen oder Schleimthieren, nach Geinitz, ihre Entſtehung ver— donken, als von vierfuͤßigen Thieren herruͤhren, kann dabei aber nicht unerwaͤhnt laſſen, daß die unter den vom Prof. Dr. Koch und Schmidt bei Jena aufgefundenen urwelt— lichen Faͤhrten, welche auf der zu deren Schrift gehoͤrigen Al III. sub. Fig. V. abgebildet find, den beſag⸗ 1 ten oͤlziger ungemein ähnlich ſehen. 2 uber die Entſtehung dieſer Faͤhrten-Abguͤſſe bemerke ich nur, daß man bekanntlich laͤngſt darüber einverftanden iſt, daß auf nicht zu ſchlammigem, vielleicht nur bis zu einem gewiſſen Grad feuchten Boden Thiere der Urwelt Eins * — 28 — drücke ihrer Füße hinterlaſſen haben, daß jene Bodenflaͤche ſpaͤter ausgetrocknet iſt und noch ſpaͤter mit Sand übers fluthet worden, welcher die gemachten Faͤhrten-Eindrüͤcke ausgefüllt und nach deſſen Erhaͤrtung zu den feſteſten Sand— ſtein der Nachwelt das treueſte Abbild jener Faͤhrten in erhabenen Formen aufbewahrt hat, wie ſie uns jetzt vor— liegen, und geht daraus natürlich hervor, daß die erhabe— nen Fährtens Abgüffe jedesmal an der Deckplatte erſcheinen muͤſſen. Beim Austrocknen feuchten Bodens, Schlammloͤchern, Suͤmpfen entſtehen uͤberall Spruͤnge, gewoͤhnlich in un— regelmaͤßigen Quadraten, derſelbe Fall iſt auch in der Ur— welt bei Bildung der Thier-Faͤhrten vorgekommen, es ſind dieſe Spruͤnge durch den daruͤber ſpaͤter abgelagerten Sand— ſchlamm mit ausgefuͤllt und abgeformt worden und zeigen ſich daher ſehr haͤufig auf den abgehobenen bunten Sand— ſteinplatten, als + Zoll breite und beinahe 4 Zoll hohe netzfoͤrmige Figuren, welche zuerſt und namentlich von Sickler in Hildburghauſen fuͤr urweltliche Schlingpflanzen angeſprochen worden ſind, was bei dem erſten Anblick derſelben auch ganz entfchuldbar iſt, da fie mit ranken— artigen Gewaͤchſen ungemein viel Aehnlichkeit haben. Auf den Platten kommen ſie mit den Thier-Faͤhrten faſt ſtets vor, auch ſo bei den in Jena aufgefundenen, auf den be— ſchriebenen Platten von Kahla erſcheinen ſie aber weniger, oder find nur durch dünnere Schnuͤrchen angedeutet, in dem Bruche ſelbſt ſind ſie aber auf mehreren Platten vorhanden. 1 Ich bin mit der vorſtehenden Erklaͤrung über die Ents ſtehung dieſer netzfoͤrmigen Wuͤlſte zwar allerdings ganz einverftanden, und wage mir auch nicht einen Zweifel da- gegen zu erheben, es iſt mir aber bei genauerer Beſich- tigung derſelben auf einer ſehr ſchoͤnen Platte von Heß— 9 berg, die wir beſitzen, aufgefallen, daß dieſe Wuͤlſte ſtets auf der Oberflaͤche wellenfoͤrmige, 1 Zoll lange Erhoͤhungen — 299 — und Vertiefungen haben, die ihnen ein ganz eigenes An— ſehen wie gedrehte dicke Schnuren geben, ſollte dieſe Bil— dung nun vom Wellenſchlage herruͤhren, wie vielleicht der Sand am Meeresufer nach dem Zuruͤckziehen des Waſſers waͤhrend der Ebbe zeigt, ſo frage ich nur, warum dieſe Wellenlinien auf den abgeformten Faͤhrten nicht auch ſicht— bar find, die eine viel größere Fläche wie die nur 4 Zoll breiten Wülfte darbieten und würde deshalb ſehr dankbar fein, darüber genuͤgende Aufſchluͤſſe zu erhalten, wiewohl ich nicht in Abrede ſtellen kann, daß die ganze erwaͤhnte Sandſteinplatte auf der Oberflaͤche, worauf die Faͤhrten— Reliefs befindlich ſind, ein fein geripptes Anſehen wie von kleinen Wellenlinien zeigt, was auch Cotta bei dem Sand— ſtein bei Poͤlzig und Koch und Schmidt bei dem von Jena bemerkt haben will, bei den Platten von Kahla iſt keine Spur davon erſichtlich. Schließlich muß ich in Beziehung auf den Gang des urweltlichen Thieres, das uns ſeine Faͤhrten hinterlaſſen hat, erwaͤhnen, daß, waͤhrend bei allen lebenden Quadru— manen die Fuße fo geſtellt find, daß der Daumen nach innen gerichtet iſt, ſolches bei den Faͤhrten des Chirosaurus nicht, vielmehr das Gegentheil ſtattfindet, daß fie nämlich abgewendet von einander nach außen gerichtet ſind, wie Sie aus der vorliegenden Zeichnung leicht erſehen koͤnnen, at man nun auch dieſe widernatürliche Fußſtellung dadurch zu erklaͤren verſucht, daß man angenommen, das Thier habe 1 Br Fortſchreiten die Füße gekreuzt, oder über einander E. ſo zu ſagen gewatſchelt, ſo hat das auch ſeine gro— n Bedenklichkeiten, indem bei dem deutlich erſichtlichen Gang des Thieres der rechte und linke Fuß ſeine eigene de Ganglinie verfolgt, zwiſchen beiden Linien aber doch kleiner Zwiſchenraum liegt, und daher das Ueberſetzen der Fuße übereinander ungemein weit erfolgt fein müßte. Bronn ſagt in feiner Zoologie von den Sauriern. „Da wo ſich an den Fingern ein Daumen unterſcheiden laͤßt, — 300 — ſteht dieſer nach außen,“ ſtatt wie bei den Saͤugethieren nach innen, hat alſo nicht die hier gebraͤuchliche Funktion deſſelben. Indeß wird dieſer fuͤr das Klettern ſo wichtige Mangel bei vielen durch ſehr ſcharfe ſpitzige krumme Krallen erſetzt, und es ſcheint dieſe Angabe, meine oben erhobene Bedenklichkeit uͤber die zeitherige Annahme, „der Chiro— saurus habe die Fuͤße beim Gehen uͤbereinander geſetzt,“ zu beſtaͤtigen. Als einziges Beiſpiel einer aͤhnlichen Gang— art hat man unter den lebenden Reptilien die des Cha— maͤleon aufgefuͤhrt, vielleicht wird ſich bei fortgeſetzten ge— nauen Unterſuchungen der Herren Zoologen hieruͤber in der Zukunft herausſtellen, ob die bis hierher daruͤber aufge— ſtellte Erklaͤrung die richtige geweſen oder nicht. Die Anweſenheit des Chirosaurus im Saalthale und deſſen weite Verbreitung auf dem ganzen Continente, hat durch meinen gegenwaͤrtigen Vortrag ſeine Beſtaͤtigung ge— funden, ſchenken Sie ihm Ihre nachſichtsvolle Beurtheilung. — Richtung bhal- aufwärts, von Ostnach Wist. > 00-800 Sehr. bis an die sehr schruff lere, Dhalmand, an melcher schrwefelsaurer Kalk und uber betzsterm I aurer Hal, zw Tage digen‘. . we. ** * * * 8 * ches im Reinstädter Grunde ohn weit Reinstädt. mel. gun E “ Sandsteinhru 3 “ . * 5 K Brunn „ ir 7 8 W nee 51 hofil des . 8 x * ’ 2 * BY EEE . 5 f XXX. Ei, Bericht b übe das 34. Jahr des Kunft: und Handwerksvereins, f erſtattet 9 am Stiftungsfeſte den 4. Febr. 1852 n von er N, Ed. Lange, Schriftführer des Vereins. Als ich vor 20 Jahren zum Schriftführer und Bes ißtefatte res Kunſt⸗ und Handwerksvereins erwaͤhlt wurde, wie ganz anders ſtand es da mit unſerm Vereine, mit unſerer Stadt und mit dem ganzen Gewerbsweſen! Damals hatte unſer Verein 120 und jetzt hat er 184 in⸗ | laͤndiſche Mitglieder, und ſeine Schule hatte damals 26, jetzt aber 93 Schüler. Die Zahl der Bewohner Ba Stadt aber hat fich ſeitdem von 12500 auf 16000 erhöht, Sie hatte damals keinen Packhof und noch viel weniger die erſt fpäter entſtandene Packhofſtraße. Denn der Zollverein, der dieſen nothwendig machte und der jetzt gekuͤndigt iſt, um ſpaͤter deſto freier und groͤßer auf neuen zeitgemaͤßen Grundlagen wieder errichtet zu werden, war noch nicht geſchloſſen. Sie hatte noch keine Communbrauerei, dagegen aber in den Dorffchaften umher das dort wenig geliebte Blerzwangsrecht, und fo ſehr ſich auch ihr Verkehr mit den ichbarſtaͤdten zu heben begann, fo hatte fie doch nach einer derſelben mehr als woͤchentlich 2 Mal Eilpoftgelegen- heit und nach keiner, ſelbſt Leipzig nicht ausgenommen, woͤ⸗ hentlich 7 oder jeden Tag eine Fahrpoſt. Ja, nach Chem⸗ nit und Zeitz mußten für die ganze Woche noch 2 Fahr⸗ ö poſtgelegenheiten genügen. Selbſt 1834, als der Zollverein ins 925 trat, war unſer Poſtverkeht 120 in dieſem * duͤrftigen Zuſtande. Durch Gründung des Zollvereins wurde unſer Ländchen einem großen Handelsgebiete einverleibt und durch die erhoͤhten Abgaben auf nicht zollvereinslaͤndiſche Cigarren die Veranlaſſung zur hieſigen Cigarrenfabrikation gegeben, welche jetzt mehr als 300 hieſigen Arbeitern Rah— rung und Unterhalt gewaͤhrt und vielleicht des Zollſchutzes nicht einmal mehr bedarf. Bald darauf fand auch durch Einfuͤhrung des Silbercurrantgeldes in einem großen Theile Deutſchlands der auch bei uns herrſchende Geldwirrwarr eine befriedigende Loͤſung. Je mehr ſich aber nun Handel und Verkehr ſteigerten, um ſo lebhafter wurde auch das Verlangen nach einer mit Dampfkraft befahrenen Eiſenbahn, deren große Leiſtungen zuerſt an der Liverpool-Mancheſter— Bahn in England und dann an der Ruͤrnberg-Fuͤrther und an der Leipzig-Dresdner-Bahn in Deutſchland ficht- bar geworden waren. Doch ließ man es lange bei müs ßigen Berathungen bewenden, bis endlich die Befuͤrchtung einer unſern Verkehr abziehenden Concurrenzbahn zu ent— ſchiednerem Vorſchreiten draͤngte. In Folge der Eiſenbahn aber erhielt unſere Stadt bald auch eine Menge anderer Verbeſſerungen und Verſchoͤnerungen. Hatte ſchon die Um— ſchaffung eines niedrigen Gartens in der Raͤhe des Herzogl. Reſidenzſchloſſes in den dermaligen Joſephsplatz dieſem Theile der Stadt eine Jedermann zugaͤngliche freundliche Anlage gegeben, ſo wurde dieſe nunmehr durch die Ama— lienſttaße mit dem Eiſenbahnhofe in naͤhere Verbindung geſetzt und dadurch zugleich der Stadt eine weſentliche Vers ſchoͤnerung gewonnen. Auf der andern Seite des Bahn— hofs aber wurde auf dem ſogenannten Plateau das Ge— baͤude errichtet, welches dem Fremden wie dem Einheimi⸗ ſchen zugleich die ſchoͤnſten Blicke nach dem hinter dem Bahnhofe emporziehenden Schloßgarten, nach dem Schloß und nach der Stadt, ſo wie auf der andern Seite in das uͤppige Wieſenthal darbietet, das, von kraͤftigen Baͤu⸗ men umſaͤumt, ſich hier in friedlicher Stille ausbreitet. Und dem Vorgange von Staat und Stadt folgte bald der Unternehmungsgeiſt einzelner Bürger muthig nach. Dies ſem haben wir nicht allein die ganze Wilhelmsſtraße, ſon— dern auch die Errichtung der neuen Dampfmuͤhle zu ver— danken. Roch hoͤheren und ſchoͤneren Zwecken aber ward von einem Edlen das neue Muſeum gewidmet. Einer verwandten Beſtimmung ward auch auf einer andern Seite der Stadt das Joſephinum geweiht, in welchem zu naͤchſt das Gymnaſium und das Schullehrerſeminar ein beſſeres Unterkommen fanden, fo wie auch in dem neuen Hospis tale nicht blos bejahrte Buͤrger und Buͤrgerinnen unſerer Stadt eine ſichere und freundliche Wohnſtaͤtte, ſondern auch unſere Kunſt- und Handwerksſchule und die nach dem Vorgange der Knabenarbeitsſchule neu errichtete Arbeits— ſchule fuͤr Maͤdchen eine dankbar anerkannte Behauſung gewannen. Der weite und von vielen Wegen und Stra— ßen durchſchnittene Platz vor dieſem Gebaͤude endlich iſt durch fürftlihe Munificenz ebenfalls zu einer freundlichen Anlage umgeſtaltet worden. Und wie in unſerer Stadt, fo iſt in ganz Deutſch⸗ land in Gewerbe und Verkehr ein bedeutender Aufſchwung erfolgt, und man kann jetzt kaum die Geſchichte eines klei— nen Gewerbevereins erzählen, ohne zugleich auf den Auf— ſchwung der Weltinduſtrie Ruͤckſicht zu nehmen. Dazu a haben hauptſaͤchlich die Eiſenbahnen und die immer zahls eicher werdenden Fahrten der Dampfſchiffe mitgewirkt, welche beide an Schnelligkeit von den elektriſchen Tele— graphen, die bereits das britiſche Inſelreich unter dem Meere 5 2 hir mit dem europaͤiſchen Continente verbinden, ebenſo ſehr hertroffen werden, als die Schnelligkeit des Schalles von Geſchwindigkeit des Lichts. Daher ſollen die elektri— en Telegraphen im fernen Nordamerika bereits dazu bes st worden fein, um den Schiffen, welche ſich eben an eſſen nördlichen Küften zum Ausfahren in die offene See anſchickten, aus dem Süden das Herannahen eines Sturmes d anzuzeigen, weil der Sturm dieſe Gegenden erſt 5 . 21 * — 304 — in 4 Tage erreichte, denen der elektriſche Telegraph feinen Ausbruch in 1 oder 2 Stunden verkuͤndete. Seit den erſten Jahren ſeines Beſtehens hat unſer Verein, wie viele andere verwandte Vereine im deutſchen Vaterlande, von Zeit zu Zeit eine Kunſt- und Gewerbe— ausſtellung veranſtaltet und dabei dem theilnehmenden Publi— kum mancherlei Beweiſe des Fleißes und der Geſchicklichkeit feiner Freunde und Mitglieder dargelegt. Dieſe Ausſtel— lungen in den verſchiedenen Staͤdten Deutſchlands blieben lange getrennt und vereinzelt und hatten faſt nur ein lo— kales Intereſſe, bis der regſame Gewerbeverein zu Mainz (1842) die Idee einer gemeinſamen deutſchen Gewerbeaus— ſtellung auffaßte, wenn er ſie auch mit ſeinen beſchraͤnkten | Privatfräften nicht fo vollſtaͤndig verwirklichen konnte, wie dieſes ſpaͤter bei den Ausſtellungen in Berlin (1844) und in Leipzig (1850) geſchehen iſt. Da faßte England, das ſich bisher gegen dieſe zuerſt aus Frankreich ſtammenden Ausſtellungen als gegen ein unpraktiſches und erkuͤnſteltes Schaugepraͤnge lange geſtraͤubt und nun kaum erſt einige Verſuche der Nachahmung gemacht hatte, raſch vorwaͤrts— ſchreitend, die Idee einer Weltinduſtrieausſtellung auf und führte dieſe auf das Großartigſte aus. Dieſe Ausſtellung war im Ganzen 140 Tage von früh 10 bis Abends 6 Uhr geöffnet und hat nach officiellen Mittheilungen mehr als 1 Million Ausſtellungsgegenſtaͤnde enthalten. Haͤtte alſo ein Beſucher vom erſten bis zum letzten Tage der Ausſtellung keine Minute der ganzen Ausſtellungszeit verſaͤumt, fo würde derſelbe immer noch in jeder Minute mehr als 14 Aus⸗ ſtellungsgegenſtaͤnde zu betrachten gehabt haben, um keinen derſelben voͤllig ungeſehen zu laſſen. So rieſenmaͤßig iſt bereits die Weltinduſtrie und der Weltverkehr angewachſen. Und der Weltfrieden? und das Menſchengluͤck? — Wohl toͤnt die Friedenspfeife der modernen Apoſtel des Weltfriedens von den Umgebungen des Kryſtallpalaſtes aus fortwährend zu uns heruͤber, und die Enthuſiaſten der Welt- induſtrieausſtellung begleiten fie mit ihren ſuͤßen, viel vers — m — ſprechenden Worten. Aber wenn das Chriſtenthum bisher den Egoismus nicht aus unſern Herzen entfernen und darin dem Gehorſam gegen Gott und der Liebe zu unſern Mits menſchen noch keine bleibende Wohnſtaͤtte bereiten konnte, ſo werden dieſes die Apoſtel der Friedensfreunde und die im Glaspalaſte friedlich wetteifernde Weltinduſtrie noch viel weniger bewerkſtelligen. Ja, der Egoismus der Voͤlker und ihrer Fuͤhrer iſt oft kaͤlter und unbarmherziger, als der Egoismus der Einzelnen, den zwar perſoͤnliche Leidenſchaften eine Zeit lang erhitzen und verbittern, den dann aber auch MR Regungen der Gutmüthigfeit und des Mitleides maͤßigen und den die Stimme des Geſetzes und ſeine dro— henden Strafen doch immer in gewiſſen Schranken erhals ten. Laſſen wir uns darum von den neumodiſchen Apoſteln des Weltfriedens und des Allen Heil verfündenden Freihan— dels nicht zu ſchnell in den Schlaf lullen! Sie haben es leicht, für ihre Plane überall Propaganda zu machen; denn neben den ſchoͤnen Verheißungen fuͤr gutmuͤthige Schwaͤrmer liegt auch ein recht erklecklicher Gewinn für kalte Rechner, und es bleibt dabei nur merkwuͤrdig, wie auch in Deutfchs land Maͤnner, die doch ſonſt nichts weniger als blindglaͤu— big ſind, nun auf ſolche Predigten hin rathen koͤnnen, mit der ganzen bisherigen Entwickelung unſeres Handels und * unſerer Induſtrie zu brechen, um dem ſiegreichen England A fein großes Handels- und Gewerbsuͤbergewicht nur überall e Bahn zu machen, als ob dieſe große, unter dem ſtreng⸗ ten Zollſchutz übermaͤchtig gewordene und des Schutzes nicht weiter bedürftige Ration nun plotzlich nicht etwa darauf une, ihren Speculationen überall ein freies Feld zu ges winnen, ſondern nur darauf, der fremden Welt und bes den guten Deutſchen das lange entbehrte Heil zu 1 Freilich koͤnnen und dürfen wir uns bei dem n und gefteigerten Weltverkehre nicht noch mehr abſper⸗ ſondern muͤſſen vielmehr Schritte zur Herbeifuͤhrung freiern Concurrenz thun. Aber Schritte ſind keine En. und Schritte, die man nach kurzer Zeit wieder — 506 — zurück thun muß, find beim Vor- und Zuräcfchreiten nur mit Verluſt an Zeit und Kraft verbunden. Darum vers ſchließe man auch die gewerbliche Produktion nicht mit neuen Privilegienſchloͤſſern, deren vielerlei unter eine Menge In— nungen vertheilte Schlüffel das Oeffnen der Lade und das Heben der darin verſchloſſenen Schaͤtze ſo umſtaͤndlich und weitlaͤufig machen, daß dieſe uͤberhaupt keinem Einzigen der vielen Inhaber der verſchiedenen Schluͤſſel zu Gute kom— men, fo behaglich ſich auch jeder in dem Bewußtſein wies gen mag, daß der Schatz ohne ſein Mitwirken von den Andern niemals gehoben werden koͤnne. Laſſen wir uns nicht durch Mißgunſt und Kleinkraͤmerei verblenden! Richt Der iſt der gewiſſenhafteſte Verſorger der Seinen fuͤr die Zeit ſpaͤterer Roth, der ſeinen redlichen Erwerb eingraͤbt oder verſchließt, ſondern der ihn verſtaͤndig zur Erweiterung und Verbeſſerung ſeiner Erwerbsquellen anwendet. Denn wer da hat, dem wird gegeben. Wenn es daher auch eine Zeit gab, in der man wohl daran that, daß man Innun— gen gruͤndete und allerhand Privilegien mit freigebiger Hand vertheilte, fo iſt dieſe Zeit, trotz der Anſtrengungen der ns nungsgenoſſen doch ebenſo voruͤber, wie die Zeit der Kloͤſter, und wird ebenſo wenig in freier, natürlicher Kraft zuruͤck⸗ kehren, als die rittermaͤßigen Turniere oder als die trocknen Lieder der alten Meiſterſaͤnger. Gegen die Ueberlegenheit des Geſchicks, des Capitals und der ihm zu Gebote ſte— henden Maſchinen kann in unſerer Zeit nur der Kurzſichtige die Innungsbriefe mit ihren Privilegien und Gerechtſamen als eine nachhaltige und ſichere Abwehr betrachten. Wo die Waffen ungleich find, da ſiegt im Kampfe in der Re- gel nicht der Beſſere oder der Tapfere, ſondern Der, wels cher die beſſeren Waffen führt. Sorgen wir darum auch im Gewerbsweſen vor Allem fuͤr tuͤchtige, zeitgemaͤße Waffen d. h. für praktiſche Geſchicklichkeit, Kenntniß des Zeitge— ſchmacks und Zeitbedarfs, für eine tüchtige Bekanntſchaft und raſche Benutzung der mechaniſchen, chemiſchen und fons ſtigen techniſchen Fortſchritte und vor Allem auch für Zus — 307 — verlaͤſſigkeit und redliches Worthalten, damit Andere uns nicht allein eine Beſtellung, ſondern auch die Geldmittel anvertrauen, welche in der rechten Hand außer den dem Darleiher zu entrichtenden Zinſen mit der Zeit noch einen anſehnlichen Ueberſchuß als Lohn der Geſchicklichkeit und des Unternehmungsgeiſtes einzubringen pflegen. Das ſind die Waffen, mit denen wir der Weltconcurrenz, die mit den wachſenden Verkehrsmitteln dem Tuͤchtigen immer groͤßere Erleichterungen und dem Schwachen immer groͤßere Schwie⸗ rigkeiten bereitet, entgegentreten müffen, Reiben wir aber . Kräfte und Mittel in kleinlichen Streitigkeiten über gegenſeitigen Befugnißgrenzen auf, ſo wird das Ge— ſammtergebniß zuletzt doch nur ein gemeinſamer Verluſt ſein muͤſſen. Auf Privilegien aber und altverbriefte In⸗ nungsrechte wollen wir nur einen untergeordneten Werth legen. Ihre Zeit iſt im Gewerbsweſen voruͤber. Das Großgewerbe hat ſie durchbrochen und entkraͤftet. Das iſt ein Erfahrungsſatz, deffen Wahrheit ſich uns um ſo haͤrter und bitterer aufdrängen wird, je laͤnger wir dagegen die Augen verſchließen. Ob dieſer Zuſtand ein Gluͤck oder ein Unglück, oder in gewiſſen Beziehungen Beides iſt, bleibe dahin geſtellt; nur daß es ſo iſt, koͤnnen wir nicht in Ab— rede ſtellen. Damit meine ich nicht etwa, daß man den Innungen ihre geſchichtlichen Rechte und Privilegien eigens maͤchtig und willkürlich entziehen ſoll, ſondern nur, daß die Glieder derſelben nicht handeln ſollen, wie ehedem eins zelne tapfere Reichsritter, welche in den ſtarken Mauern ihrer Burgen auch dann noch eine unuͤberwindliche Schutz— wehr zu haben glaubten, als das Pulver und das ſchwere Geeſchütz bereits die Mittel bot, dieſe zu zertruͤmmern. Wider die Entwickelungen der Zeit läßt ſich nicht ſtreiten, ohne dabei Kraft und Mittel zu verſchleudern und zuletzt ihrer Macht um ſo wehrloſer zu erliegen, je trotziger man den ungleichen Kampf herauf beſchwor und fortſetzte. Trauen wie darum nicht zu viel auf die alten Mauern, weil dieſe noch feſt und ſtark zu ſein ſcheinen, ſondern üben wir uns * 7 . — — 308 — lieber aus freier und klarer Einſicht in der Handhabung derjenigen Waffen, welche jetzt die wirkſamſten ſind! Denn wenn auch der Arm des Geſetzes alle einheimiſchen Webers griffe von unſern Berechtigungskreiſen abzuhalten vermag, fo iſt er doch viel zu kurz, um auch die weit ſtaͤrkere aus— waͤrtige Concurrenz von uns abzuwehren. Ja, wir werden dieſer zuletzt nur um ſo ſicherer erliegen, je weniger wir bisher mit ihr zu kaͤmpfen gewohnt waren. So wurden die armen Baumwollſpinner Oſtindiens einſt brotlos gemacht durch die Spinnmaſchinen des 2000 Meilen entfernten Eng⸗ lands, ob dieſes gleich die zu verſpinnende Baumwolle erſt aus weiter Entfernung beziehen konnte. Dergleichen Welt— verhaͤltniſſe koͤnnen zuletzt doch nur von dem Standpunkte der freien Weltconcurrenz, keineswegs aber von dem des oͤrtlichen Kleingewerbes feſtgeſetzt und geordnet werden. Aber genug von dem großen Ganzen der Gewerbthäs tigkeit, um die kleine Geſchichte unſeres Vereins noch mit einigen Worten zu beſprechen! 0 Wir haben in dem heute ſchließenden 34. Vereinsjahre im Ganzen 12 Hauptſitzungen gehalten, denen durchſchnittlich 22 Mitglieder beiwohnten. Die hoͤchſte Zahl der Anweſenden war 33, die kleinſte 16. Durch den Wegzug von hier haben wir in dieſem Jahre 3*) und außerdem noch 7 *9 inlaͤn⸗ diſche Mitglieder verloren. Dagegen find im Ganzen 10***) neue hieſige Mitglieder durch foͤrmliche Kugelung in den Verein aufgenommen worden. Dieſe Abſtimmungsart ſoll cher. 4) Joh. Mich. Müller, an ſämmtlich in Altenburg — — künftig bei allen Aufnahmegeſuchen und ſelbſt beim Wie— dereintritt ſolcher Maͤnner Statt finden, welche ihre fruͤhere Mitgliedſchaft einmal aus irgend einem Grunde fteiwillig aufgegeben haben. Recht erfreulich war in dieſem Jahre die Vermehrung der gewerblichen Mittheilungen und Vorzeigungen von Seiten der Mitglieder. Unter dieſen ſteht das Modell eines elektriſchen Telegraphen, gearbeitet und durch einige ſogleich damit gemachte Verſuche erläutert von Herrn Hofz mechanikus Kalkoff obenan. Daran reiht ſich als wuͤr⸗ des Seitenſtuͤck ein Chubb- und ein verbeſſertes Bramah⸗ ſchloß, gearbeitet und erflärt von Herrn Hofſchloſſer Graf und von demſelben für einen feuerfeften Geldſchrank beſtimmt, welcher kurz darauf hier mit dem beſten Erfolge oͤffentlich der Feuerprobe unterworfen und zuletzt in Herzoglicher Lan— desbank aufgeſtellt worden iſt. Unſer Verein hatte deßhalb wohl ein Recht, dieſem lang bewaͤhrten Mitgliede ſeine Gluͤckwünſche zu dem guͤnſtigen Erfolge der Feuerprobe aus— zuſprechen, ſowie wir auch nur mit Freuden von den fort— geſetzten Beſtellungen ſolcher feuerfeſten Geld- und Buͤcher— ſchraͤnke hören, welche bei dieſem ebenſo geſchickten, als unternehmenden Manne dem Vernehmen nach eingehen. Scödann zeigte und erläuterte uns der Maurermeifter und Architekt Wilh. Wagenbreth, deſſen Werk die bes reits oben erwähnte Wilhelmsſtraße iſt, die Zeichnung eines verbeſſerten Fuͤllofens, welcher zunächft für boͤhmiſche Braun— kohle berechnet, ſich nun bereits auch hier, ſelbſt mit hie— ſiger Braunkohle befeuert, mehrfach bewährt hat. Endlich ſind auch die Kamphinlampen, deren erſtes Muſter eben— falls Herr Hofſchloſſer Graf bezog, und welche dann Herr Klempner Dreſcher in verſchiedenen Groͤßen anfertigte, bereits mehrfach und neuerdings auch zur Beleuchtung uns ſerer Kunſt⸗ und Handwerksſchule in Gebrauch gekommen, und wir freuen uns des intenſiven Lichts dieſer eine ſehr ſorgſame Behandlung erfordernden Lampen um ſo mehr, als nun auch das Kamphin dazu in unſern Mauern und — 310 — zwar von unſerm Mitgliede, Herrn Stadtapotheker Doͤrfel angefertigt wird. Es war, als ſich die Leiſtungen in der Darſtellung der Lampen, ſowie des Kamphins von Woche zu Woche vervollkommneten, eine wahre Freude, zu ſehen, wie damit zugleich auch die Theilnahme der thaͤtigen Ver— einsmitglieder ſtets gleichen Schritt hielt. Selbſt der Nas poleoniſche Staatsſtreich, deſſen erſte Kunde in jene Zeit fiel, konnte vor dem hellen Lichte, welches die neuen Kam— phinlampen in unſern Wochenverſammlungen verbreiteten, nicht zu einer weitern Beleuchtung und Beſprechung kom— men, ſo groß auch ſonſt der Eindruck ſein mochte, welchen dieſes Ereigniß auf die Einzelnen gemacht hatte. Mit vielem Intereſſe ſahen wir ferner einen recht gefaͤlligen, aus lauter deutſchen Hoͤlzern verfertigten Raͤhe⸗ tiſch vom Tiſchlermeiſter Herrn Miſſelwitz, ſowie einige Zeit darauf eine geſchickte Elfenbeingravirung des Herrn Bernd, Bechſtein und noch fpäter einige Stuͤck mit Kaut— ſchuck- und Bleiumhüllungen verwahrten Telegraphendraht, welche uns unſer Herr Vorſitzender zugleich mit einigen netten Cigarrenbechern aus Strohmoſaik vorzeigte, welche Letztere in der unter ſeiner Aufſicht ſtehenden, ſegensreich wirkenden Knabenarbeitsſchule angefertigt worden waren. Endlich zeigte uns auch Herr Buchbinder Graf einige recht nette und gefällige franzoͤſiſche Buchbinder- und Ga— lanteriewaaren vor und erntete dabei mehrſeitigen Beifall, waͤhrend die Gipsabdruͤcke von Muͤnzen und Medaillen, welche Herr Regierungsrath Dr. Back den Verſammelten vorzeigte, um gehoͤrig gewuͤrdigt zu werden, ſchon mehr den Blick des Sach- und Alterthumskundigen verlangten. Unmoͤglich kann ich Ihnen jetzt noch alle die tech» niſchen Mittheilungen wieder vorfuͤhren, welche vers ſchiedene Mitglieder als Frucht und Ausbeute unſerer um s laufenden Zeitſchriften dem Vereine vorlegten und dadurch bisweilen längere Beſprechungen und Eroͤrterungen hervorrie— fen. Ich müßte Sie dadurch zu ermuͤden fuͤrchten. Doch wird eine bloße Auswahl niemals ganz frei von Willkuͤr und Einfeitigfeit fein. Schenken Sie mir darum Ihre wohlwollende Nachſicht! N In unferer erſten diesjaͤhrigen Sitzung theilte uns Herr Regierungsrath Dr. Back ein Paar ſeitdem auch ge⸗ druckte Vortraͤge mit, welche bei dem Brudervereine in Ron⸗ neburg mit verdientem Beifall aufgenommen und deßhalb auch an uns eingeſendet worden waren. In der dritten referirte unſer auch für die 2 naͤchſten Jahre wiedererwaͤhlter Vicedirector, Herr Beffer jun., aus dem Jahresberichte, des Würzburger Gewerbevereins über die Einrichtung und wohl⸗ ſdqhaͤtigen Wirkungen der Gewerbehallen und über die dort geltend gemachten Anſichten gegen die Wanderpflicht der jungen Handwerker. Dann theilte unſer erſter Vorſteher, Herr Kerſten uns Mehreres mit über die in verſchiede⸗ nen Staͤdten Süddeutſchlands beſtehenden Vereine zur Auf⸗ beſſerung des Geſchenks für wandernde junge Handwerker bis zu einer ſolchen Hoͤhe, daß Keinen mehr die Noth zum Betteln zwinge. Doch führten die weitern Ermittelungen in Bezug auf die hieſigen deßfallſigen Verhaͤltniſſe zu dem Ergebniſſe, daß die hieſigen Reifeunterftügungen für wan— dernde Handwerker im Vergleich mit denen anderer aͤhnlicher Städte Deutſchlands völlig ausreichend ſeien und deßhalb kein Grund vorliege, für dieſen Zweck die Privatmildthaͤtig⸗ feeit abermals in Anſpruch zu nehmen. Hierauf lenkte Herr 1 Barth die Aufmerkſamkeit unſeres Vereins auf Einführung der Waldwollfabrifation, was ſpaͤter zu weitern Mittheilungen des Herrn Regierungsrath Dr. Back führte, aus denen her— vorging, daß dieſer Gegenſtand auch von Herzogl. Landes⸗ egierung ins Auge gefaßt, dabei aber in Erfahrung ge⸗ bracht worden ſei, wie die Waldwollfabrikation dermalen 6% als Geheimniß einer Actiengeſellſchaft betrieben werde, anſehnliche Anlage- und Betriebskoſten erfordere, und bis jetzt die darauf verwendeten Koſten noch nicht vollſtaͤndig vergütet habe. Spaͤter machte dann Herr Kaufmann S chmidt, unſer neuerwaͤhlter zweiter Vorſteher, auf die Behandlung des ſpaniſchen Rohrs mit Gutta Pertſcha aufmerkſam, wodurch daſſelbe zum Erſatz des Fiſchbeins tauglich gemacht werde. Ferner beſprach Herr Bernh. Bechſtein eine leichte Mes thode, Hautreliefs mit Hilfe aufgetupften feuchten Druck— papiers und einer darauf mit Kleiſter gebrachten zweiten Papierſchicht abzuformen und zeigte zugleich einen gelunge— nen Verſuch hiervon vor. Endlich ſprach auch noch Herr Klempnermeiſter Dreſcher uͤber einige in verſchiedenen Zollvereinsſtaaten neu ertheilte Erfindungspatente und unſer Kaſſirer, Herr Hofadvokat Haſe, über galvaniſirten Eifens draht zum Verſchluß von Champagnerflaſchen, ſowie auch Mehrere zu verſchiedenen Zeiten uͤber die Londoner Welt— induſterieausſtellung und den Kryſtallpalaſt veranſchaulichende Mittheilungen machten. Dioch ich muß den Abſchnitt Über die gewerblichen Mits theilungen hiermit ſchließen, um noch kurzlich der Gutachten zu gedenken, durch welche unſer Verein den Anforderungen verſchiedener oͤffentlicher Behörden nachzukommen bemüht war. Dieſe Gutachten wurden ſaͤmmtlich von hierzu be— ſonders ernannten Vereinscommiſſionen berathen und ent— worfen, ſodann dem geſammten Vereine in einer Haupt- ſitzung vorgelegt und von dieſem nach nochmaliger Pruͤfung und Erörterung der Sache, bisweilen mit einigen kleinen Modificationen, genehmigt. Zuerſt galt es einer Prüfung der fir die beabſich— tigte hieſige Steinſetzerinnung in Vorſchlag gebrachten Mei— ſter- und Geſellenſtuͤcks-Aufgaben, bei welcher Herr Res gierungsrath Dr. Back Berichterſtatter der hierzu ernannten Commiſſion war. Dann wünſchte Herzogl. Landesregierung eine der hieſigen Verhaͤltniſſe beruͤckſichtigende Begutachtung der Druckſchriſt: „Magirus, Alle Theile des Feuerlöfhe _ weſens“, worüber unſer Vicedirector Herr Beſſer jun. im Namen der hierfür ernannten Commiſſion berichtete. Hierauf begehrte Herzogl. Miniſterium ein ſachkundiges Gut⸗ achten uber den Aus druck: „rohe Wolle“ in dem Innungs⸗ briefe der Zeugmacher, von dem die Entſcheidung eines Streits zwiſchen den hieſigen Zeugmachern und Strumpfs * — — wirkern über den Handel mit kammwollenem Garne abs zuhaͤngen ſchien, welches Gutachten der Verein von Ihrem gegenwaͤrtigen Berichterſtatter entworfen zu ſehen wuͤnſchte. Alsdann nahm der hieſige Stadtrath unſer Gutachten über die Raͤthlichkeit, der hieſigen Schuhmacherinnung unter Er— weiterung ihres Zunftrechts die ausſchließliche Befugniß zum Beſohlen von Schuhwerk mit Kautſchuck und Gutta-Pertſcha und zur Anfertigung von Holzgallofchen zu ertheilen, in Anſpruch, welches Herr Geheime Regiſtrator Lange ents warf, und zuletzt lieferte Herr Hofadvokat Haſe das von Herzogl. Landesregierung in Anſpruch genommene Gutachten über das zwiſchen den hieſigen Guͤrtlern und Nadlern frage liche Recht zum Handel mit Stockbeſchlaͤgen, Steigbuͤgeln, Tafel⸗ und Armleuchtern. Bei keinem dieſer Gutachten fehlte es vor deren Ans nahme in den Hauptſitzungen an mancherlei Zweifeln und Einwendungen, uͤber welche bisweilen lebhaft debattirt und zuletzt durch foͤrmliche Abſtimmung entſchieden wurde. So ſehr ſich aber auch hierbei die Meinungen entgegen ſtehen mochten, dennoch wurde der innere Frieden und die Einig— keit der thaͤtigen Vereinsmitglieder dadurch nicht geſtoͤrt. Man war von der Aufrichtigkeit und Redlichkeit der Ges ſinnung auch bei den Gegnern zu feft überzeugt, als daß dieſer Kampf um eine abweichende Anſicht unfer friedliches und uneigennuͤtziges Zuſammenwirken fuͤr die ſchoͤnen Zwecke des Vereins hätte unterbrechen konnen. Ja, es zeigte ſich ade hierbei erſt recht ſichtbar, wie groß und aufrichtig e Anhaͤnglichkeit der thaͤtigſten Mitglieder an den Verein Doch duͤrfen wir bei der gerechten Freude über dieſe ne Eintracht nicht vergeſſen, daß zu einem tuͤchtigen Zus umenwirken auch Uebereinſtimmung in ernſten und wich— gen Ueberzeugungen und Beſtrebungen gehöre, und daß ein oͤſtes ſich wiederholendes Auseinandergehen derſelben, wenigſtens bei voͤllig freiwilligen Vereinigungen, immer 1 bedenkliche Seite hat. Ueberall in der Welt übers windet das Staͤrkere das Schwaͤchere. Bewahren wir da⸗ her unſerm Vereine auch in Zukunft unfere ganze unges theilte Liebe und Hingebung, damit dieſe ſtark genug ſei, auch den Zwieſpalt unſerer Anſichten und Meinungen ſieg— N N f reich zu uͤberwinden! \ XXXII. Bericht uͤber das 27. Jahr der Kunſt- und Handwerksſchule zu Altenburg, erſtattet von ihrem Hauptlehrer Eduard Lange. Unſere Kunſt- und Handwerksſchule, die ſeit Oſtern 1849 allmaͤhlich von ihrer fruͤheren durchſchnittlichen Schuͤ— lerzahl bis auf 68 zuruͤckgegangen war, hat ſich in dieſem Jahre wieder bis zu ihrer fruͤheren Schuͤlermenge erhoben. Sie zaͤhlt naͤmlich jetzt in der erſten Claſſe 31, in der zweiten 44 und und in der dritten 18, im Ganzen alſo 93 Schüler ). Doch hat ſich noch in keinem Jahre fo oft die unangenehme Rothwendigkeit gezeigt, Schuͤler aus der Anſtalt auszuweiſen, wie in dem gegenwaͤrtigen. Die Veranlaſſung zur Anwendung dieſer unſerer einzigen Schul— ſtrafe war theils, daß die davon betroffenen Schüler, obgleich mit dieſer Strafe ausdruͤcklich bedroht, gleichwohl die ihnen aufgegebenen kleinen Auſſaͤtze nicht ablieferten, theils daß ſie waͤhrend der Schulſtunden oder auf dem ) Davon nehmen 17, nebſt 2 Extranern am Unterrichte in der franzöſiſchen Sprache, deſſen Beſuch freiwillig ift, Antheil. Die Zahl ſämmtlicher bisher aufgenommener Schüler iſt 1306. ı Mb Schulwege kindiſchen und unſtatthaften Unfug trieben. Webers haupt hat der Leichtſinn, die Keckheit und die Gleichgiltig⸗ keit gegen Ehre und Schande und gegen die Wohlthaten des Unterrichts bei unſerer Jugend auf eine betrübende Art zugenommen, und mehrere unſerer Schüler würden nicht in die Schule kommen, wenn ſie nicht Eltern und Lehr— meiſter dazu anhielten. Daher auch nicht ſelten Zerſtreut— heit und Plauderhaftigkeit waͤhrend des Unterrichts und die den Eltern oder Lehrmeiſtern gegenuͤber bisweilen vorkom— mende duͤnkelhafte Aeußerung von Seiten ganz mittelmaͤßi— ger oder ſelbſt entſchieden ſchwacher Schuͤler, daß ſie das, was ihnen unſere Schule biete, ſchon wuͤßten und ver— ſtünden und alfo darin nichts mehr lernen koͤnnten. Das iſt theils ein luͤgenhafter Vorwand der Genußſucht, welche die Sonntags⸗ und Feierabendsvergnuͤgungen nicht der eignen Fortbildung zum Opfer bringen will, theils die Folge unreifen Duͤnkels, der glaubt, er leiſte bereits, was er einmal geſehen, und er wiſſe bereits Alles, wovon er ein— mal Etwas gehoͤrt hat, und der manchem armen Tropfe die heimlich angezündete Cigarre mit ertraͤumtem Wohlgeſchmack würzt, weil der kuͤhne Raucher ſich nun davor ſicher glaubt, nicht mehr für einen Schulknaben angeſehen zu werden. Auch hier alſo das Haſchen nach aͤußerlichem Schein, die Scheu vor ſtiller, unverdroſſener Anſtrengung und die ober— flaͤchliche Selbſtuͤberhebung, welche die aͤrgſte Feindin jedes Feilen Fortſchreitens iſt. Damit es aber nicht etwa ſcheine, als ob die Mehrs [ unferer Schüler dieſer Gleichgiltigkeit und dieſem Duͤn— erfallen ſei, wiederhole ich nochmals ausdruͤcklich, daß s Weſen hauptſaͤchlich nur in den Köpfen einiger niger ſehr mittelmaͤßiger Schuler zu ſpuken ſcheine, und mehrere dieſer Bequemen und Gleichgiltigen unſere “Säule bereits verlaſſen haben. Doch iſt dieſer Dunkel ‚wahrhaft anſteckend, zumal wenn er ſich das Anſehen einer en Vornehmheit oder, um auch einmal eine Mode⸗ wort zu gebrauchen, der Geſinnungstuͤchtigkeit zu geben weiß. Fragt man nun aber, was die Schule gegen dieſes Uebel thue, ſo weiß ich, um nicht mit volltoͤnenden Modewoͤrtern fortzufahren, nur allbekannte und altbewaͤhrte Mittel anzu⸗ führen, nämlich: ernſte und aufrichtige Belehrung und Zus rechtweiſung, feſte und unparteiifche Aufrechterhaltung der natürlichen und geſetzlichen Ordnung und vor Allem eigne ſtrenge Pflichttreue und anſpruchsloſe Hingebung an unſern Beruf. Denn was reife Maͤnner mit gewiſſenhaftem Ernſte betrachten und betreiben, das ſieht auch die beſſere Jugend nicht leicht mit Gleichgiltigkeit und Geringſchaͤtzung an, wähs rend vorlaute und kecke Burſchen gar ſchnell verſpotten und verhoͤhnen, was gereifte Maͤnner als geringfuͤgig und unbedeutend zu behandeln ſcheinen. Sollten aber dieſe un— ſere einfachen Mittel nicht uͤberall mit Erfolg gekroͤnt wer⸗ den, nun, ſo wird wohl das ſpaͤtere Leben, das ſo manche Thorheit und Vernachlaͤſſigung bitter ſtraft, auch dieſe nicht ungeſtraft und den redlichen und ſtillen Fleiß beſſerer und beſcheidnerer Juͤnglinge nicht unbelohnt laſſen. Die Lehrer, Lehrſtunden, Lehrgegenſtaͤnde und Uebun— gen der Schuͤler ſind im Weſentlichen dieſelben geblieben, wie in den letzten Jahren, ſowie wir auch gegen die Ge— wohnheit der meiſten verwandten Anſtalten die Beſtimmung noch immer aufrecht erhalten, daß jeder Schuͤler alle Schul— ſtunden ſeiner Claſſe zu beſuchen habe. Erhebliche Verge— hen und wirkliche Schlechtigkeiten kamen auch in dieſem Jahre unter unſern Schülern durchaus nicht vor. Vielmehr zeigte ſich mehrfach, daß auch unter den jungen Gewerb— treibenden in der Regel diejenigen ſittlich die Beſten und Tuͤchtigſten find, welchen neben ihrem Hauptberufe auch ihre wiſſenſchaftliche und kuͤnſtleriſche Fortbildung am meiſten am Herzen liegt. So ungenuͤgend daher auch die wenigen Unterrichts ſtunden unſerer Schule für eine höhere und allgemeine tech— niſche Ausbildung bleiben muͤſſen, ſo gewaͤhren dieſelben doch für die wiſſenſchaftliche und techniſche Weiterbildung praktiſcher Handwerker eine ſchaͤtzenswerthe Unterſtuͤtzung. Denn N | * Di * währen d die jungen Gewerbtreibenden, welche nal Vollen⸗ dung . geſetzlichen Schulzeit keinen derartigen Fortbil— 5 genießen, in ihrem Koͤnnen und Wiſſen in Beziehung zuruck kommen, ſchreiten unſere Schüler, un fi fie nicht ganz träg und gleichgiltig fü ſind, tretz der wenigen Unterrichtsſtunden doch noch immer fort, und der Abſtand zwiſchen den Leiſtungen früher in der Knabenſchule ſich gleich ſtehender Schüler, von denen die Einen ſogleich nach ihrer Confirmation in unſere Handwerksſchule eintras ten, während die Andern dieſes vielleicht erſt nach ein paar Jahren thaten, ift beim Eintritte dieſer Letztern in der Regel ein außerordentlich günftiges Zeugniß für die Zweckmaͤßig— keit und Ruͤtzlichkeit unſerer, ſowie überhaupt aller derartis gen Fortbildungsſchulen. Rur huͤte man ſich, mehr als moͤglich iſt von ihnen zu erwarten! Denn ſie muͤſſen ihrer ganzen Einrichtung nach immer nur als eine, wenn auch werthgehaltene und geachtete Nebenſache neben der praktiſchen Berufsthaͤtigkeit 194 jungen Gewerbtreibenden daſtehen. Sie koͤnnen alſo wohl ihren wiſſenſchaftlichen Sinn wach und ihre Bildungs— luft reg erhalten und fie wohl auch in einigen wenigen Fäs chern ein Stück vorwärts bringen, aber ſie in die ganze Fülle der Gewerbswiſſenſchaften einzuweihen, fo daß jeder fleißige Schüler fpäter der Hauptſache nach Alles bereit abe, was er nur in ſeinem Fache aus dieſem weiten Ge— biete braucht, das iſt nicht das Werk ane, weniger Abend⸗ Be Schuͤler eine Reihe von 1 hindurch ganz ausſchließlich in Anſpruch nehmen. So groß aber auch der Nutzen einer ſolchen Gewerb— ſchule für den Aufſchwung der Handwerker zu tuͤchtigen Gewerbskünſtlern, oder für Heraufbildung des handwerks— maͤßigen Gewerbsbetriebes zum fabrikmaͤßigen Großgewerbe fein würde, dennoch dürfte deren Errichtung bei uns erſt dann an der Zeit fein, wenn ihr durch gute Bürgerfchulen 22 5 — 518 — eine hinreichende Anzahl gehörig vorgebildeter Schüler ge— liefert werden, gerade fo wie eine Univerſitaͤt, der ich jedoch eine Gewerbſchule durch dieſe Vergleichung keines— wegs an die Seite ſtellen will, erſt dann die ihr anver— trauten Juͤnglinge tuͤchtig ausbilden kann, wenn dieſe hierzu auf guten Gymnaſien gehoͤrig vorbereitet worden ſind. Es fehlt uns alfo hier in dieſer Hinſicht in der That noch Vieles, ja ich moͤchte faſt ſagen, Alles, und doch duͤrfte es nach dem ganzen Stand unſerer Gewerbs- und Staats— verhaͤltniſſe ſchon laͤngſt Zeit geweſen ſein, ernſtlich an die Gründung einer Gewerbſchule und die ihr vorausgehende Eroͤffnung wirklicher, zeitgemaͤßer Buͤrgerſchulen zu denken. Schon ſeit laͤngerer Zeit klagt man mit gutem Grunde uͤber die zu große Zahl junger Leute, welche ſich zum Stu— diren und zur Anſtellung im Staatsdienſte drangen. Man weiſt nach, daß der Staat nicht im Stande iſt, dieſen Competenten allen eine ihren Anſtrengungen und Aufwaͤn— den entſprechende Verſorgung zu gewaͤhren. Man kennt die gefaͤhrlichen Abwege, auf welche dergleichen unverſorgte Literaten ſo leicht gerathen, und wie das Verlangen, ſich den verſperrten oͤffentlichen Wirkungskreis durch die Unter— ſtuͤtzung bethoͤrter Maſſen zu erobern, nicht blos die dieſen ſchluͤpfrigen Weg einſchlagenden Wuͤhler, ſondern zugleich auch eine Menge fuͤr unklare Ideen ſchwaͤrmender Buͤrger und die ganze dabei betheiligte bürgerliche Geſellſchaft in koſtſpielige und gefaͤhrliche Verwirrung ſtuͤrzt. Und doch zieht man durch die großen Beguͤnſtigungen, welche man der Vorbildung der kuͤnftigen Beamten im Verhaͤltniß zu den kuͤnftigen Gewerbtreibenden gewährt, noch immer eine ſehr gefährliche Ueberzahl hinüber auf dieſe unfruchtbaren Pfade. — Auf der andern Seite aber ſieht man das bis— herige Kleingewerbe in ſeiner Production immer mehr der Concurrenz auswaͤrtiger Großgewerbe erliegen und ſich im— mer mehr auf einen bequemen und duͤrftigen Handwerks— kram beſchraͤnken, ſieht die einzelnen Innungen ſich unter einander in koſtſpieligen Prozeſſen bekaͤmpfen und damit \ . r E; * 0 zugleich ihre ſchwachen Kräfte ohne Nutzen für die geſammte gewerbliche Production verſchleudern, und doch trifft man, ſo viel ich weiß, noch immer keine Vorkehrungen, daß min— deſtens die kuͤnftige gewerbliche Generation mit größeren und beſſeren Kraͤften auf den Kampfplatz trete. So lange freilich das mindeſtens von Einſeitigkeit und Befangenheit zeugende Vorurtheil herrſcht, und ſelbſt durch die verhaͤlt— nißmaͤßige Vernachlaͤſſigung, welche man ſchon in den oͤffent— lichen Bildungsanſtalten dem ſogenannten Nährftande be> weiſt, ſogar bei dieſem ſelbſt gehegt und gepflegt wird, als ob nur zur Verwaltung von Staatsäͤmtern tuͤchtige Faͤhigkeiten gehoͤrten, Handel und Gewerbfleiß aber auch mit geringen Geiſteskraͤſten und mit geringer Geiſtesbildung erfolgreich betrieben werden koͤnnten, ſo lange werden dieſe Mißverhaͤltniſſe nicht allein den Gewerbeſtand, ſondern auch die Staatsbeamten und überhaupt den ganzen Staat allen feinen Gliedern drücken. Wir ehren den Eifer und die Umſicht, womit man ſchon laͤngſt dafür geſorgt hat, daß die künftigen Organe der Kirche und des Staats nicht blos mechaniſch zur Führung ihrer, dem Ganzen zu Gute kommenden Berufsgeſchäfte abgerichtet, ſondern zugleich mit dem freien veredelnden Geiſte der Wiſſenſchaft genaͤhrt und durch Geſchichte und Literatur zu edler Menſchlichkeit her— aufgebildet werden. Selbſt die ſchoͤnen Künſte wuͤnſchen wir dieſen jungen Leuten zur Veredlung des Geiſtes und Charakters nahe gebracht zu ſehen. Das Alles kommt ja ſpaͤter wieder dem Ganzen, mithin auch dem Gewerbſtande u Gute. Aber was man dort mit rüͤhmlichem Eifer thut, ſollte man auch hier nicht unterlaſſen. Und doch — wie ſtiefmütterlich iſt in dieſer Beziehung die Heranbildung der producitenden Stände bedacht, die doch die Zeichenkunſt nicht blos als eine veredelnde Zugabe, ſondern oft als ein ganz unentbehrliches Bedürfniß zum Leben und Beſtehen noͤthig haben! Wenn daher die Gewerbtreibenden, welche die Producte der Natur für die Beduͤrfniſſe der Menſchen zurichten und veredeln, zum Fortſchreiten und Gedeihen des | 22* v r v 4 1 MR * 8 32 — ganzen Staats ihr gutes Theil beitragen, ſo ſollte der Staat auch die dazu erforderliche wiſſenſchaftliche und kuͤnſtleriſche Vorbildung derſelben und die Herſtellung einer neidloſen, gegenſeitigen Achtung und Anerkennung der Glieder des Naͤhr⸗ und des Lehrſtandes mehr als bisher zum Gegen— ſtande ſeiner weiſen und wohlwollenden Fuͤrſorge machen. — XXXIII. Allgemeiner Bericht uͤber das Beſtehen und Wirken der Kunſt- und Handwerksvereine, Kunſt- und Gewerb- und Sonntagsſchulen in den Schmeſte uſſsten des Landes im Jahre 1851, erſtattet durch den Regierung- und Konſiſtorialrath Dr. Back, Schrift⸗ führer der Kunſt- und Handwerksſchule zu Altenburg ꝛc., Ehren: mitglied des Gewerbvereins in Kahla und and. wiſſ. Vereine des In- und Auslandes. 8 Die Wiederkehr des Jahrestages der Stiftung des Kunſt⸗ und Handwerksvereines und beziehentlich der Kunſt— und Handwerksſchule zu Altenburg legt mir, der beſte— henden Einrichtung zufolge, die in Hinblick auf den Zweck gern uͤbernommene Verpflichtung auf, den in der Webers ſchrift naͤher bezeichneten Bericht ſowol fuͤr den Altenburger Verein, als auch für die zweckverwandten auswärtigen Ver— eine, wie hiermit geſchieht, zu erſtatten. Ich entſpreche dem um ſo lieber, als aus den Berichten der mit uns verbun— | denen Schweſtervereine hervorgeht, daß der unſerer gemein- ſchaftlichen Beſtimmung ſo weſentlich hinderliche Einfluß der — 321 — . Jahre 1848 und 1849 im Laufe des fo eben zurück legen . Jahres da und dort, je mehr und mehr dem wiedererwach— ten beffern Geiſte der fruͤheren Zeit ſich untergeordnet hat, ſo daß die Bemuͤhungen der Vorſtaͤnde der Gewerbvereine und Gewerbſchulen um ſo erfolgreicher haben werden koͤnnen. Vor allen Dingen habe ich dankbar anzuerkennen die freundliche Bereitwilligfeit, mit welcher meiner Aufforderung vom 18. December v. J. von Seiten der Schweſtervereine des Landes, durch Mittheilungen uͤber die dortigen Zuſtaͤnde entſprochen worden iſt. Uebergehend hiernaͤchſt zum Einzelnen, fo habe ich Folgendes zu berichten. I: Der erfand de Sento gg in Lucka — Herr Inſpektor Becker-Laurich — beklagt es zwar, daß, ungeachtet es an gutem Willen Seiten der Mitglieder, des Vorſtandes und der Lehrer und an Geldmitteln zu Foͤrde— rung des Zweckes in keinerlei Weiſe gefehlt hat, dennoch unter den dort obwaltenden Verhaͤltniſſen dem Ziele des allgemeinen Zweckes meniger als wol gehofft werden durfte, ſich bis jetzt hat genaͤhert werden koͤnnen. Als Haupt— V berniß des Gedeihens der daſigen Anſtalt hat ſich min— der die Gleichgiltigkeit der Juͤnglinge für die zu ihrer Fort- bildung dargebotene Gelegenheit, als vielmehr die Gewonheit * Mehrzahl der daſigen Meiſter, den Sonntag theils zur x beit, theils zur Verſendung gefertigter Arbeiten anzuwenden, for it zu mißbrauchen, erwieſen hat. Dennoch iſt ein völliger “4 ulltand nicht eingetreten und die Hoffnung, es werde je mehr und mehr der rechte Sinn fuͤr unſere Sache den erwuͤn chten Erfolg haben, iſt noch nicht aufzugeben. Fortwaͤh— tend hat Herr Schullehrer⸗Subſtitut Oertel ſich der Sonn— tagsſchule mit rühmlichem Fleiße angenommen, obfdyon von Oſtern bis Michaelis leider nur 4 Schuͤler die Anſtalt be— nutzten. Nachher ſtieg die Schülerzahl bis auf 12 an, welche ziemlich regelmaͤßig am Unterrichte Theil nahmen. Die Kaſſeverhaͤltniſſe gehen in Ordnung, der Fonds der Schule beträgt gegenwärtig 65 Thlr. 2 Rgr. 3 Pf. — 322 — II. Die Sonntagsſchule in Meuſelwitz be⸗ ſtand unter der Leitung des Herrn O.-Pfarrers Kratſch zwar fort, ward aber bis zur neuern Zeit nur von 6 — 8 jungen Leuten beſucht, darunter Einer, welcher ſeit mehreren Jahren regelmaͤßig ihr getreu blieb. Die von Fraͤulein Natalie Foͤdiſch geleitete Raͤh- und Strickſchule erfreuete ſich eines gedeihlichen Fortganges. Unter der Aufſicht der Gattin des Herrn Pfarrers Kratſch benutzte eine nam— hafte Anzahl insbeſondere armer Kinder die dargebotene Gelegenheit zu nuͤtzlicher Fortbildung. In gewerblicher Beziehung iſt zu bemerken, daß Herr Fabrikant Herbſt mit bedeutenden Opfern eine Faͤrberei — mit Dampfmaſchinen — eingerichtet hat, und daß vom Herrn Rittergutspachter Junghanns, zur beſſern Gewinnung der fuͤr den Ort immer wichtiger werdenden Braun— kohle, demnaͤchſt eine Dampfmaſchine aufgeſtellt werden ſoll. Im Laufe des Monats Januar hat eine namhafte Anzahl von Ortsbewohnern einen gewerblichen und dfos nomiſchen Verein zu begruͤnden unternommen; bereits ſind mehr als 100 Bewohner des Ortes und der Umge— gend, zum Theil auch aus nahen preußiſchen Doͤrfern, zu den allgemeinen Zuſammenkuͤnften erſchienen und es wird demnaͤchſt der betreffende Verein ſich foͤrmlich gebildet haben. Man hat in den bisherigen Verſammlungen zunaͤchſt über Guano, Gutta Percha, Uluk, Runkelruͤbenbau u. dergl. geſprochen. Dem zufolge iſt denn auch die Hoffnung, daß dieſe Einleitungen insbeſondere auch auf die Sonntagsſchule guͤnſtig einwirken dürften, nahe getreten; denn bereits iſt die Stundenzahl vermehrt worden, ertheilt Herr Diakonus Schneider teutſchen Unterricht, Herr Poſamentirer Be r— ger und Herr Tiſchlermeiſter Heilmann Zeichnenunter- richt, haben die Gemeinde vertreter die Koſten für Heitzung der erſten Knabenklaſſe bewilligt, geſtatten die Handwerksmeiſter ihren Lehrlingen den Schulbeſuch nicht allein, ſondern ermuntern ſie auch dazu, und das hilft mehr, als alles Befehlen. — 1 III. Herr Adjunktus Bartholomaͤi in Goͤßnitz, der getreue Vorſtand der daſigen Wagners⸗Sonntags⸗ chule und ſtetige Lehrer an derſelben, beklagt es zwar in r m Berichte, daß, obſchon die bisherigen Lehrer mit ſich 55 bleibendem redlichen Willen, uneigennuͤtzig, wie immer, Sache der Schule ſich angenommen haben, dennoch die . daran von Seiten der Schuͤler eine ungleiche, mitunter nur geringe, der Erfolg daher der mit Recht ge— hoffte nicht geweſen ift, gibt jedoch, aus perſoͤnlichem Grunde, die Hoffnung nicht auf, daß im neubegonnenen Schuljahre Zweck und Streben der Schule mehr Anerkennung finden werde, als in den Jahren 1848 bis mit 1851. Die Zeich— nenſtunden wurden noch am zahlreichſten beſucht — von mindeſtens 15 bis 20 Schuͤlern — ſo auch die Lehrſtun— den des Herrn Kantor Girbert über Arithmetrik, Geome— trie und Phyſik. Merkwuͤrdig und nicht erfreulich iſt die Wahrnehmung, daß die Mittheilungen aus der vaterländis ſchen Geſchichte, zu welchen früherhin eine namhafte Anzahl von Schülern ſich eingefunden hatte, im vorigen Jahre | n dem Herrn Vorſteher kaum haben vollendet werden konnen. Im Beiſein der Ortsgerichtsperſonen hat eine Prüs fung der Schüler ſtattgefunden, man hat dabei des heim— gegangenen ehrwuͤrdigen Mannes, nach welchem die Schule N ſich nennt, und welchem ſie ihre erſte Begrundung verdankt, anerkennend gedacht und den Fleißigen Ehrenpreiſe ertheilt. Die Kaffeverhältniffe find wohlgeordnet, 100 Thaler find vorſorglich bei Herzogl. Landesbank eingeliehen. Der Baar— beſtand beträgt 14 Thlr. 17 Rgr. 3 Pf. Der Schlußbe⸗ merfung des Schulberichtes, daß leider keine Geſellen aus dortigen Zünften an der Schule Antheil nehmen, iſt die Mahnung entgegenzuſtellen: Der Ortvorſtand moͤge die Zunft— vorſteher und Zunftmeiſter dort zuſammenberuſen und fie unter Zuziehung des Schulvorſtandes an ihre Pflicht, an ihre Ehre und an ihren eigenen Vortheil erinnern; es gibt keinen Meifter, der nicht noch Etwas lernen fünnte, ges ſchweige denn einen Geſellen. n IV. Der Kunſt⸗ und Gewerbverein in Schmoͤlln und die mit ihm verbundene Gewerbſchule haben zu aller Zeit in erfreulicher Weiſe ſich ausgezeichnet unter den zweckberwandten Vereinen der Schweſterſtaͤdte des Landes. Dies gilt auch von dem Jahre 1851. Nach dem Berichte des Herrn Stadtſchreibers Haſe als Schriftfuͤhrers des Vereines hat des Letzteren Haupt— thaͤtigkeit ſich in der Fuͤrſorge fuͤr Belebung und Hebung ſeiner Sonntagsſchule, des nuͤtzlichſten und gewiß auch loh— nendſten ſeiner Werke geaͤußert, dabei aber auch nicht ver— geſſen, das Wiſſens- und Bemerkenswerthe, was das Jahr auf dem Gewerbsgebiete hervorgebracht hat, gemeinſam zu beſprechen. Hatte man in Folge einzelner Erſcheinungen faſt befürchtet, daß die ſonſtige rege Theilnahme der Sonn— tagsſchüler abnehmen moͤgte, ſo hatte man um ſo mehr Veranlaſſung, ſich darüber zu freuen, daß dieſe Beſorgniß ſchwand; denn gerade im Jahre 1851 war die Theilnahme von Seiten der Schüler eine offenbar größere, als im vor— ausgegangenen Jahre. Wem aber verdankte man vorzugs— weiſe ein fo erfreuliches Ergebniß? den dortigen Innungen, welche mit lobenswerther Bereitwilligkeit auf die zur He— bung des Schulbeſuches abzweckenden Anſprachen des Vor— ſtandes eingingen und redlich das Ihrige thaten, um vor— zuͤglich die Lehrlinge zum Eintritte und zur fleißigeren Be— nutzung der Schule zu veranlaſſen. Die Vereins verhandlungen betrafen u. A. die Einſetzung eines neuen Vorſtandes, die Auöftellung von Zeugniſſen für Schüler, die Ordnung des Schulbeſuches, darnach die Umgeſtaltung der Schulgeſetze. Alle neue Ers | ſcheinuugen im Gebiete der Künfte und der Gewerbe, die Meſſen und der Waarenverkehr, Erfindungpatente in den Vereinsſtaaten (von der Landesregierung mitgetheilt), die Londoner Induſtrieausſtellung, welche auch vom Herrn Do— ſenfabrikant Jakob in Schmoͤlln beſchickt wurde, den Glass palaſt und einzelne Ausſtellunggegenſtaͤnde. Zeitſchriften und Gewerbeblaͤtter behielten ihren gewoͤhnlichen Umlauf. — 1 0 N Die Mitgliederzahl hatte ſich durch Tod, Wegzug und fonft um 14 vermindert, Man fürchtete ein weiteres Zus rückgehen. Allein man ſprach mit einſichtsvollen und wohl— denkenden Bürgern dort über die Gemeinnützlichkeit der An⸗ ſtalt, und es traten 27 derſelben ein und femit iſt jetzt ent der Mitglieder 124. Auch in Schmoͤlln gehen die Kaſſeverhaͤltniſſe in beſter Ordnung. ueber die Gewerbſchule dort berichtet der Herr Oberlehrer Schumann: Zu Anfange des Schuljahres nahmen die Lehrer mit lebhaftem Bedauern wahr, daß ſo manche Juͤnglinge nicht zur Schule kamen, wie ſie es wol ſollten, und daß andere nicht ſo fleißig und aufmerkſam waren, wie wol ſonſt. Dem half, wie bereits oben ge— ſagt worden, die Thaͤtigkeit des Vereinsvorſtandes fuͤr He— bung und Belebung des bürgerlichen Gemeinſinnes für die gute Sache insbeſondere dieſer Gewerbſchule, allermaßen be— ftiedigend ab. Die auch oben angedeutete neue Schulord— nung wirkte kraͤftig mit und fo vermehrte ſich der Schuls beſuch, war die Aufmerkſamkeit der Schüler ſtaͤtiger, war ihr Fleiß reger und anhaltender, ihr Betragen geſitteter. Die Lehrer ſahen ſomit ihren Eifer, ihren treuen Fleiß bes lont. Herr Schullehrer Golle unterrichtete in zwei Klaſ— fen bis zu 140 Schuler allſonntaͤglich im Schoͤnſchreiben. Herr Kollaborator Knabe unterwies allwoͤchentlich 28 ler im teutſchen Ausdrucke, in Erdkunde und rde dere Maler Pfitzner unterwies 46 Schüler im Zeichnen. Oberlehrer Schumann ertheilte 43 Schülern Unters [oh t im Rechnen. J Dien fleißigſten Schülern wurden Ehrenpreiſe ertheilt. Die Schülerzahl iſt ſich nicht immer gleich geblieben, immer aber, je nach den Unterrichtögegenftänden, eine beftiedigende geweſen. Leider geſtattet es der beſchraͤnkte Raum unſerer Blaͤt— ter nicht, von der Thaͤtigkeit des dortigen Gewerbvereins und der dortigen Gewerbſchule ſo umfaͤngliche Mittheilungen zu — 326 — machen, als die vorliegenden Berichte wol Gelegenheit dazu gaͤben. V. Der Herr Diakonus Klügel in Ronneburg, derzeit Direktor des Gewerbvereins und der Gewerb— ſchule daſelbſt, berichtet über die Thaͤtigkeit des daſigen Vereines und der mit demſelben in Verbindung ſtehenden Anſtalten. Man hat dort vorzugsweiſe mit Satzungen für eine zu begründende Altersunterſtuͤtzungkaſſe ſich beſchaͤftigt, iſt der Londoner Ausſtellung gefolgt und hat die Auswan— derungfrage mit Unterlegung der daruͤber in Zeitungen und Einzelnſchriften aufgeſtellten Geſichtspunkte ſich beſprochen. Außerdem berieth man ſich uͤber Ausſtellung gewerblicher Gegenftande, Verlooſung der nach der Ausſtellung angekauf— ten Sachen und über die dortige Gewerbſchule. Die We— berſchule insbeſondere war es, welche mit Recht die leb— hafteſte Aufmerkſamkeit des Vereines in Anſpruch nahm. Ein gleichzeitig vom Herrn Diakonus Kluͤgel einge— ſendeter, bei der Jahresverſammlung des Vereins Michaelis 1851 gehaltener Vortrag über die Frage: Gewerbefteiheit oder Zunftzwang? eignet ſich in ſeinem Umfange und in ſeiner Begründung entweder fuͤr muͤndliche Mittheilungen in einer der Sitzungen des hieſigen Kunſt- und Hand— werksvereines, oder zum vollſtaͤndigen Abdrucke in dieſen Blät— tern. Als Hauptpunkt dieſes Aufſatzes iſt die Erfahrung hingeſtellt: daß durch voͤllige Gewerbefteiheit auf traurige Weiſe der Verarmung Vorſchub geleiſtet und beſonders der Kern des Volkes, der Mittelſtand, zerſtoͤrt wird; dieſer iſt aber in dem großen Staatskoͤrper neben dem Ackerbaue das Herz, aus welchem nach oben und nach unten in alle Glie— der Leben und Bewegung ſtroͤmen; wenn der Schlag des Herzens matter wird, ſo nimmt auch die Kraft des ord— nenden und regierenden Hauptes ab und die Regſamkeit der Haͤnde und der Fuͤße; darum muß den geſetzgebenden Koͤrperſchaften das Wohl der Gewerbtreibenden vorzugs— weiſe am Herzen liegen und jede Veraͤnderung ihrer Zu— ſtaͤnde auf das Reiflichſte erwogen werden; durch die gut— — 34 — achtlichen Aeußerungen praftifcher und umſichtiger Gefchäftss männer hat ſich daher die Anſicht befeſtiget: daß durch voͤllige Gewerbefreiheit die Verarmung des Gewerbſtandes herbei— führt werde; nicht der Umſturz, fondern die Entwickelung und die Fortbildung bringt Heil und Segen. Herr Hofrath Klein, ein treuer Foͤrderer des ge— meinſomen Vereinszweckes, früher hier in Altenburg, dann ſeit einer Reihe von Jahren in Ronneburg, hat in feinem Vortrage am Stiftungfeſte des Ronneburger Vereines uͤber die dortigen Vereins- und Schulzuſtaͤnde ſich ausführlich verbreitet. Der Raum dieſer Blatter geſtattet nicht, in die Einzelnheiten näher einzugehen, fie muͤſſen vielmehr einer mündlichen Beſprechung vorbehalten bleiben. Doch mag ich mir es nicht verſagen, aus ſeinem Vortrage das Eine und das Andere hervorzuheben. So ſagt er u. A.: „Hands werk, Fabrik und Handel leiden gegenwaͤrtig auch bei uns wol mehr, als man gern glauben moͤgte; auf die Mitthei— lungen oͤffentlicher Blätter iſt ſich nicht unbedingt zu vers e; Regiert werden und Mitregieren iſt unklar: das Ver— trauen zu Recht und Gerechtigkeit iſt hier erſtarkt, dort ab— geſchwaͤcht; die Freiheit iſt da und dort zur Wilfür ges worden, ſei es von oben, ſei es von unten; das Volk iſt vielſach entſittlicht; der Sinn für die Heimath iſt da und dort erſterden, darum ſelbſt bei uns Zunahme der Aus— wanderung; dennoch, vergleichen wir unſere Zuſtaͤnde mit denen anderer Staaten, ſelbſt der nachbarlichen, ſo muͤſſen nie willig und dankbar zugeſtehen, daß von der alten Burg Vaͤter ein Fuͤrſtenhaus auf uns herabſieht, welches zu , iſt als gerecht, als billig, als wolwollend, als will— kürlos, ein Fuͤrſtenhaus, welchem Oktroyrung kein gelaͤu— figes, kein beliebtes Wort iſt, ein Fuͤrſtenhaus, welches vorzieht, in beſtehender Ordnung mit ſeinen Staͤnden, die nicht beſonderen Klaſſen angehoͤren, zu tagen; und ſolch einem Fürſtenhauſe ſind wir Alle gern unterthan — und ſehet euch, ohne Vorurtheile vergleichend, nur ein wenig in den benachbarten Ländern und Staͤdten um, und ihr duͤrf— — 328 — tet gewahren, daß, was Andere haben, uns auch nicht leicht fehlt, und von dem, was uns drückt, auch Andere ſchwerlich frei ſich fühlen, und daß wir nicht leicht würden tauſchen wollen; was aber fehlt, oder zuviel iſt, das koͤnnen wir ja durch verſtaͤndig ſelbſterwaͤhlte Landes vertreter an den Thron bringen, wenn wir ſelbſt nur erſt einig daruber ſind, was wir wollen und ſollen. Der Acker, dieſe Grund— fläche des geräumigen, wohnlichen und ſchaubaren Staats— gebaͤudes iſt bei uns gut beſtellt; die Haͤuſer des Städ— ters, Handwerkers, Handels manns auf ſolchem werthvollen heimiſchen Grund und Boden ſind zumeiſt anſtaͤndig und haltbar, ſeht nur hin, ob ſie ſich nicht jaͤhrlich mehren und verbeſſern! Unſere Schul- und Unterrichtsanſtalten ſind wahrlich nicht die ſchlechteſten, ſelbſt nicht im Thuͤringer Lande. Unſere Kirchen, fie koͤnnten gefuͤllter fein, nament— lich in den Staͤdten, aber das liegt an uns ſelbſt. Glau— benszwang kennt man bei uns zu Lande nicht. Unſere Gerichts-, unſere Verwaltungbehoͤrden bedürfen keiner frem— den Muſter.“ Herr Hofrath Klein ſchließt, unter Bezugnahme auf ſein hohes Lebensalter und auf ſeine reiche Lebenserfahrung, mit neuer lebhafter Anſprache an feine Mitbürger und Vereinsgenoſſen, ſie anmahnend, der guten Sache des Ge— werbvereins und der Gewerbſchule nicht blos treu zu blei— ben, ſondern auch im Hinblick auf die Thaͤtigkeit der Rach— barvereine, ihr ſich mehr und mehr hinzugeben. Dem Berichte des Herrn Schullehrers Ramsdorf uͤber die dortige Gewerbſchule entnehme ich folgende Mit— theilungen: Die Schuͤlerzahl war von 40 auf 56 ange— ſtiegen; wegen Arbeitloſigkeit ſchieden 15 ö aus, doch traten . neue Schuͤler ein, ſo daß der Geſammtbeſtand auf 86 an— ſtieg, nur wenige von ihnen gingen inmittelſt ab, ſo daß Michaelis 1851: 1 Meiſter, 23 Geſellen und 52 Lehrlinge die Schule beſuchten, darunter 60 Stuhlarbeiter. Freilich waren die Kenntniſſe der Einzelnen ſehr verſchiedenartig und mitunter nur nothdürftig. Die Muͤhwaltung der Herren 1 — — Lehrer daher ſehr groß. Im Rechnen ertheilte Herr Se— minarexſpektant Lambert, in der Raturlehre und Techno— gie, in bürgerlicher Buchhaltung, in Geſchaͤftsaufſaͤtzen . w. Herr Kaufmann Richter, abwechſelnd mit Herrn Be Sieber, in christlicher Sittenlehre und in Erds e Herr Diakonus Klügel, im freien Handzeichnen enn in der Rechtſchreibung mit Wort— * Satzlehre Herr Schullehrer Rams dorf aus Schmir⸗ chau Unterricht. In der Weberſchule, welche 65 Schüler, 1 Meis fer, 27 Geſellen, 37 Lehrlinge zählte, ertheilten Herr Zeug— machermeiſter Maul und Herr Leinewebermeiſter Baͤßler Unterricht. Die erſte Abtheilung ward unterwieſen in der Sammtweberei und in der Weberei der Doppelgewebe, ſo— wie in der Weberei fagonirter und brochirter Stoffe; in der zweiten und dritten Abtheilung waren Unterrichtgegen— ſtaͤnde: Die Erflärung der Patronen, die Anfertigung der ng aus Patronen zu allen glatten, ſtreifigen und arrirten Stoffen, die Berechnung der zu einer Kette noͤthi— | gen Garnmenge und der auf 1 Zoll ſich ergebenden Schuß— faͤden bei jeder beliebigen Menge Einſchuß nach einfachen Formeln. Der großen Mehrzahl der Schüler wird das Lob er— theilt, daß ſie die Unterrichtſtunden regelmaͤßig beſucht, rin fleißig gearbeitet, ſich gut betragen, ſomit die Muͤhen = Lehrer einigermaßen vergolten haben. Einzelnen find tenpreife ertheilt, die Schulbibliothek (129 Bände ftarf) eis benutzt worden. Als ein erfreuliches Zeichen ift och zu erwähnen, daß ſich die daſigen Innungen der Zeugs r, Tuchmacher und Leineweber bei der Einſammlung freiwilliger Beiträge diesmal auch mit betheiligt und ein hoͤchſt günftiges urtheil über die Weberſchule abgegeben haben, und daß in neueſter Zeit noch 2 fremde Geſellen, Stublarbeiter, eingewandert ſind einzig und allein in der * und in der Hoffnung, die Weberſchule beſuchen zu nnen. = 8 — VI. Der Vorſtand des Georgenvereins zu He bung und Belebung des Kunſt- und Gewerbfleißes in Ei⸗ ſenberg, berichtet von da aus, daß nach wie vor die Mitglieder des eigentlichen Gewerbſtandes dort nicht die gewuͤnſchte und billig zu erwartende Theilnahme an dem gemeinnützigen Zwecke bethaͤtigen, ſo daß noch gegenwaͤrtig von den 34 Mitgliedern des Vereines nur 12 dem Stande angehoͤren, welchem derſelbe gewidmet iſt. Um ſo erfreu— licher iſt, dem gegenuͤber, die Theilnahme an der Ausſtellung von gelungenen Arbeiten dortiger Handwerksgeſellen und Lehrlingen geweſen. Eine ſolche Ausſtellung hat ſtattge— funden bei der Feier des Stiftungfeſtes, des Geburtstages Sr. Hoheit des regierendes Herzogs; Er ſelbſt war zuge— gen; und während im Jahre 1850 nur 4 Perfonen Aus- ſtellunggegenſtaͤnde geliefert hatten, waren 1851 deren bereits 21 abgeliefert worden. Zu Belohnung des regen Eifers der Betreffenden nach Vervollkommnung in ihrem Berufe, wurden an 16 derſelben groͤßere oder kleinere Preiſe vertheilt. Bei der Sonntagsſchule trat an die Stelle des verſtorbenen Zeichnen- und Schreiblehrers Fröhlich Herr Architekt Bergner, ein junger Mann, welcher, auf dem daſigen Lyceum vorgebildet, laͤngere Zeit die k. Akademie der bildenden Künfte in Dresden beſucht hat und nun in Eiſenberg Unterricht im architektoniſchen Zeichnen, zugleich im freien Handzeichnen, im Schoͤnſchreiben und in Geome— trie für Handwerker ertheilt. f Herr Rektor Ludewig unterwies in der teutſchen Sprachlehre, ſonderlich in der Rechtſchreibung und im Ab⸗ faſſen ſchriftlicher Aufſaͤtze, hiernaͤchſt im Rechnen nach ſei⸗ nen verſchiedenen Abzweigungen. Den Unterricht deſſelben beſuchten in der Regel 24, den des Herrn Architekten Bergner auf und ab gegen 50. Die Herren Lehrer ſind mit n; Fleiß und Fort⸗ ſchritten zufrieden. Unter den Lehrlingen befinden ſich einige 5 dem benachbarten preußiſchen Staͤdichen Kroſſen. Den Vorſtand — 331 — bilden gegenwärtig Herr Superintendent Kloͤtzner als Direktor und Herr Amtsaktuar Vater als Geſchaͤftsfuͤh⸗ Stelle des inmittelſt als Stadtſyndikus nach Alten— urg berufenen Herrn Stadtſchreiber Gerlach). VII. Der Vorſtand der Sonntagsſchule in Roda icht in feinem von dem Herrn Kirchenrath Dr. Streis ti er erſtatteten Berichte zwar gleich anderen Vereinsvor— nden den Wunſch aus: daß doch von Seiten der Ges werbtreibenden die Sonntagsſchule ſich einer regeren Theil— nahme erfreuen moͤgte; er verkennt jedoch nicht, daß auch unter den gegenwärtigen Verhaͤltniſſen immerhin Ruͤtzliches h gewirkt und erreicht werde. So wird den 42 Schuͤlern der Anftalt, theilweiſe aus den Dorfſchaften der Umgegend, Geſittung, Fleiß und Fortſchreiten zugeſprochen, daher em— pfingen mehrere von ihnen Ehrenpreiſe. Die Kaſſeverhaͤltniſſe find wohlgeordnet, zumal in Folge neuerer Zuſchüſſe aus Landesmitteln. Daher ſchloß die Kaſſe ab mit 108 Thlrn. 25 Rgr. 6 Pf. einſchließlich Thlr. in der Sparkaſſe. An dem leider inmittelſt verſtorbenen Mitlehrer Als brecht hat die Sonntagsſchule einen treuen Arbeiter ver— loren. Herr Kirchner Geifrig, Herr Tertius Müller und Herr Mädchenlehrer Schirmer haben neben ihren ſonſtigen Berufsarbeiten auch die des verſtorbenen Kollegen mit übertragen. Herr Maurermeiſter Franke hat nach wie vor Unterricht ertheilt im freien Hand- und Lineatzeichnen. VIII. Die ſeit dem 31. Januar 1831, nunmehr alſo . 20 Jahren, beftandene Herzog-Joſephs-Sonn—⸗ sſchule in Kahla, deren Schuͤlerzahl ſeit 1848 ſich weſentlich vermindert hatte, erfreute ſich im Jahre 1851 u regeren Theilnahme; die Schüler, zwiſchen 30 und 19 wechſelnd, beſuchten die Schule regelmäßig, waren fleißig und ordnungliebend und belonten ſomit die ſich gleich⸗ bleibende Mühwaltung der Lehrer: Herr Rektor Gruber, Herr Skribent Kellner, Herr Rathskopiſt Doſſe, Herr Maurermeiſter F. Jecke. Die Kaſſeverhaͤltniſſe ſind in — 5532 — Folge der auch diefer Anſtalt aus Staatsmitteln zufließenden Beihilfe wohlgeordnet, ſodaß bereits 400 Thlr. vorſorglich haben angeſammelt und werbend angelegt werden koͤnnen. Die Eckardt' ſche Beſchaͤftigunganſtalt ließ Gewehrpfropfen, Holzfidibuſſe und Kiſten durch eine nam— hafte Anzahl von Perſonen, welche anderartig dort nicht wol hätten beſchaͤftigt werden koͤnnen, anfertigen; der Abe ſatz war gut, ſelbſt nach London ging eine Sendung von Holzfidibuſſen. Von dem der Anſtalt aus Staatsmitteln fruͤher gewaͤhrten Vorſchuſſe von 2000 Thlrn. ſind bereits 1600 Thlr. zuruͤckgezahlt worden, fernere 200 Thlr. werden immittelſt fein, ſomit nur noch 200 Thlr. zu gewaͤhren verbleiben; bereits beſtreitet der Vorſteher der Anſtalt den Mehrbetrag des Verlages, welcher ſich bei Verfertigung der gedachten Gegenſtaͤnde noͤthig macht, aus eigenen Mitteln. Von der Strick- und Raͤhſchule, die vor 16 Jahren von Ihrer Königlichen Hoheit der verſtorbenen Frau Herzogin Amalie gegruͤndet und ſeit dieſer Zeit unter der Leitung der Gattin des Herrn Kaufmann Eckardt fort- geführt ward, einer Anſtalt, welche mit etwa 10 Schuͤle— rinnen begann und jetzt deren 54 zaͤhlt und in welcher nicht nur unentgeltlich Unterricht ertheilt, ſondern auch den Schuͤ— lerinnen ein kleiner Nebenverdienſt durch Stricklon gewaͤhrt wird, iſt, wie bisher, ſo auch diesmal nur Erfreuliches zu berichten; denn die Schülerinnen, 5 — 13 Jahre alt, ers weiſen ſich zumeiſt durch Fleiß und Ordnungsliebe dankbar und ſelbſt ihre Aeltern anerkennen die ihren Kindern und mittelbar ihnen ſelbſt bewieſene Wohlthat. So kam es, daß auf die Empfelung der Vorſteherin die 54 Schuͤlerin— nen ein kleines Weihnachtgeſchenk empfangen konnten, zu welchem dortige Familien die erforderlichen milden Gaben darbrachten. Die verw. Frau Gerichtsdirektor Weiſe, Fraͤulein Gruber, Fraͤulein Lehne, Fraͤulein Sophie und Amalie Eckardt halfen getreulich mit bei der Fortführung der Anſtalt. N So viel den Gewerbeverein dort anbetrifft, ſo meldet Herr Advokat Schindler: „Das Verlangen der Mehrzahl der Mitglieder des Vereines, ſich wieder vereint zu ſehen und in der früheren Weiſe wieder thaͤtig zu fein, ſei ſo wiederholt und lebhaft ſeit einiger Zeit hervorgetreten, daß unter feiner Leitung die Vereins ſitzungen gewiß ſeit dem Herbſte des vorigen Jahres wieder begonnen haben würden, waͤre nicht derſelbe ſchon im Sommer ſo ernſt— lich krank geworden, daß er ſeitdem zu Wiederherſtellung feiner ‚Gefundheit feinen Wohnort Kahla mit dem nahen Jena auf aͤrztliches Anrathen haͤtte vertauſchen muͤſſen. Da ſich nun derfelbe mit Gottes Hilfe wieder wohler fuͤhlt, fo hofft er, ſeinen Lieblingswunſch, dem durch die Zeitverhaͤlt— niſſe ſeit 1848 niedergehaltenen Vereine neues Leben ein— zuhauchen, recht bald bethaͤtigen und demgemaͤß uns fuͤr das Jahr 1852 erfreulichen Bericht erſtatten zu koͤnnen. IX. In Orlamünda hat die Sonntagsſchule nach dem Berichte ihres Vorſtehers, des Herrn OPfarrers Knauth auch im Jahre 1851 fortbeſtanden und in er— freulicher Weiſe; denn es haben nach und nach 40 Schuͤ— ler theils aus der Stadt, theils aus der Umgegend an dem betreffenden Unterrichte Theil genommen; darunter etwa 30 vorzugsweiſe fleißige. Demgemaͤß find Ehrenpreiſe aus— getheilt worden. Die Bibliothek der Sonntagsſchule haben Übrigens nicht blos Sonntagsſchuͤler, ſondern auch Orts— bürger fleißig benutzt, daher der Vorſteher mit Recht aus den Mitteln der Anſtalt ein Mehreres, als früherhin dar— auf verwendet hat. Die von Fräulein Schindler nach wie vor mit Einſicht und treuem Eifer geleitete Strick- und Nähs ſchule hat unter ſolchen Umſtaͤnden erfreulichen Fortgang gehabt. X. Herr Pfarrer Sahl in Uhlſtaͤdt, hat eine Schulleſebibliothek, eine Fortbildungsſchule und eine Zweig ſparkaſſe der Kahlaiſchen, ins Leben gerufen. Schon in meinem vorjaͤhrigen Geſammtberichte habe ich hierüber dies und das Erfreuliche mittheilen koͤn⸗ XI. 23 — 334 — nen. Herzogl. Landesregierung hatte, auf berichtlichen Vor⸗ trag hieruͤber, einige Beihilfe aus Staatsmitteln erwirkt. Die diesfallſigen Geldmitel hat Herr Pfarrer Sahl zweck— gemaͤß verwendet. Aus ſeinen neuerlichen berichtlichen Mit— theilungen dürfte für unſern Zweck vorzugsweiſe Folgendes hierher gehoͤren: Die Fortbildungſchule hat ſich im Winterhalbjahre von 1851 eines immerhin zahlreichen Be— ſuches zu erfreuen gehabt; es waren darunter 4 Schuͤler aus Etzelbach, welche, wenn die Witterung nicht allzu unfreundlich war, die Unterrichtsſtunden fleißig beſuchten. Waͤhrend der Sommermonate mußte, der Erndtearbeiten wegen, der Unterricht eingeſtellt werden. Die Unterrichts— gegenſtaͤnde waren die früheren; Herr Schullehrer-Sub— ftitut Flemming und Herr Maͤdchenlehrer Haͤßner ar— beiteten an dem guten Werke. Der Fleiß und die erfreus lichen Fortſchritte der Mehrzahl der Schuͤler war des Vor— ſtehers und der Lehrer liebſter Lohn. Die Schulbibliothek hat ſich fortwaͤhrend einer lebhaften Theilnahme zu erfreuen gehabt, ſie iſt durch einen Theil der obgedachten Beihilfe aus Staatsmitteln, dann durch eingegangenes Leſegeld und durch Schriften, welche ich aus dem Zwickauer Volksſchriftenvereine unentgeltlich verſchaffen konnte, bereits bis auf 54 Buͤcher angeſtiegen. Auch Erwachſene leſen gern dieſe Buͤcher und angelegentlich wird daher die Förderung dieſer kleinen Volks bibliothek gewuͤnſcht. Ueberblicken wir ſchließlich, was in den kuͤrzlich vor— getragenen Einzelberichten theils ausgeführt, theils ange— deutet worden iſt, ſo beſtaͤtigt ſich damit unfehlbar die im Eingange dieſer uͤberſichtlichen Darſtellung ausgeſprochene Annahme, daß die unſeren gemeinſamen Vereinsbeſtrebungen fo überaus ungänftigen Einwirkungen der Jahre 1848 und 1849 auch in dieſen Beziehungen wenn nicht verſchwun- den, doch weſentlich geſchwaͤcht worden find. Daneben aber tritt uns die ſchon früher gemachte und wiederholt ausgeſprochene, den Betheiligten nachdruͤcklich an das Herz — zu legende Wahrnehmung auch jetzt entgegen, daß, abs geſehen von dem, was eben gerade der Seit angehört, da und dort faſt nach wie vor die alte Trägheit und Schlaffheit in Foͤrderung oder auch nur Erhaltung deſſen vorwaltet, was doch ſo recht eigentlich gemeinnuͤtzlich ge— macht werden kann. Rach wie vor nehmen wir wahr, daß man, anſtatt ſelbſt zuzugreifen und mit nur geringen Geld⸗ und Zeitopfern ſich der Sache der Gewerbvereine, der Gewerb- und Induſtrie- und Sonntagsſchulen anzu— nehmen, vorzusweiſe von oben, von den Behoͤrden aus, unmittelbare Anordnungen erwartet, waͤhrend man doch in den Jahren 1848 ff. und ſelbſt vorher, von Muͤn— digſein der buͤrgerlichen Geſellſchaft, von unwuͤrdiger Be— vormundung derſelben, von unnoͤthigem Zuvielregieren und dergleichen viel zu reden wußte. Der Gewerbeverein in Schmoͤlln hat nach Obigem vorzugsweiſe die Sache am rechten Ende anzufaſſen verſtanden und ohne irgend welche landesgeſetzliche, oder behoͤrdliche Anordnungen zu erharren, mit ſeinen Mitbuͤrgern bez. Mitmeiſtern die Sache beſprochen, berathen, erwogen und erledigt. Benutzen wir die gegenwaͤrtige Zeit der Wiederkehr ſtaatlicher Ordnung, um auch in unſeren gewerblichen und gewerbs vereinlichen Verhaͤltniſſen nicht blos zur früheren Ordnung zuruͤckzukehren, ſondern auch vorwärts zu gehen! XXXIV. Beim Kunſt⸗ und Handwerksverein betrug im Jahre 1850 die Einnahme: Cap. I. Caſſenbeſtand von 1849. . 176 Thlr. 21 Rgr. II. - III. Beiträge der Mitglieder . . 284 — - IV. Beiträge aus Staatscaſſen . 154-5 V. VI. VII. 5 Nic gene este 3 . Bücher und Zeitſchriften 98 - 18 » 5 Druckkoſten, Copialien, Eintrittsgelder neuer Mitglieder 9 2 — 5 n * Zuruͤckgezahlte oder aufgenom— mene Capitalien vacat. Zinſen von ausgeliehenen Er n 48 =: — mein ed Summe der Einnahme: 682 Thlr. 6 Ngr. V * Die Ausgabe betrug: . An Vorſchuß des Rechnungsfuͤhrers Nichts. . Aufwand für das Inventar 29 Thlr. 25 Rgr. — Pf. . Kunft> und Gewerbsge— genſtaͤnde . n a * Buchbinderarbeit. . 168 ʒ SS » 4 Fuͤr Herausgabe der Mit— theilungen aus dem Oſter— lande ; 32 Erleuchtung, e Rei⸗ nigung des Verſamm— ness 10% 25, zum Uebertrag: 339 Thlr. 19 Rgr. 4 Pf. N N v oa V — 337 — Uebertrag: 339 Thlr. 19 Rgr. 4 Pf. Cap. IX. Prämien und Unterftügungen. Nichts. - X. Beſoldungen und Remus nerationen 2». 64 19 — - XI. Poſtporto und Botenloͤhne 1 = 28 7 - XI. Ausgeliehene Activcapita⸗ len „ - XII. Inſertionsgebühren . nn XIV. Ins gemein 59 28 „ As Summe der Ausgabe: 571 Thlr. 19 Rar. 1 Pf. Alſo Einnahmeuͤberſchuß: 110 Thlr. 16 Rgr. 9 Pf. Das ganze Activvermoͤgen aber betrug 1428 Thlr. 16 Nor, 9 Pf. XXXV. Bei der Kunſt⸗ und Handwerksſchule betrug 1850 die Einnahme: Cap. I. Beſtand aus voriger Rech⸗ ogg . 289 Thlr. 11Ngr. 9 Pf. - II. Die verwilligten jährlichen Beiträge für unſere die an⸗ dern inlaͤndiſche Gewerbe— und Sonntagsſchulen 789 - 26 5 - III. u. IV. vacat. - V. Die Zinſen von ausgeliehe⸗ nen Capitalien . 132-25 —s» - VI. Die Aufnahmgelder von neuen Schülern . . 43 = - VII. Inögemein. . . » 1 * 2 Summe der Einnahme: 1256 Thlr. 18Ngr. 4 Pf. XI. 24 10» —s Die Ausgabe: h Cap. I. Ausgezahlte Beiträge an die — inländifchen Gewerbe- u. Sonntagsſchulen .. 486 Thlr. 19 Rgr. 2 Pf. - II. vacat. 5 III. Für Bücher, Vorlegeblaͤtter, Prämien c. 29 27 — . Druckkoſten, eithogrophien, t Buchbinderarbeit . 12 15 - V. Geraͤthſchaften und Inven⸗ tarienſtucke » 1% e 5 VI. Zeichen- und Schreibma⸗ terialien . M 1 VII. Heilung, Beleuchtung u. Rei g nigung der 3 Schulzimmer 60 - 19 — - VIII. Beſoldungen und Remune⸗ e AR ee - IX. Inögemen. . . » 42 5 —. Summe der Ausgabe: 895 Thlr. 22 Rgr. 4 Pf. Alſo baarer Caſſenbeſtand: 360 Thlr. 26 Ngr. — Pf. Wodurch ſich das ganze Vermoͤgen der Schule auf 3810 Thlr. 20 Ngr. erhöht. U u ar. Nachmittags 2 Stand des Stand des Zuſtand aro⸗ a 8 meters. Thermo⸗ b des Temp. 0. meters. meters. Wetters. 27% J 27. 1,7\+ + 35 0,75 Schn. W. — 3,75 wlk— 4,25 frb. wind. N. W. 0 NE 375 trb. S. W. + #75 |trb. 19 5 helle N. W. 8 wii, 3 trb. W. 2,0 Sch 20 trb. S. W. 3 3,5 ftrb. 0,75 Schn. W. 25 ftrb.— 1,0 ſtrb. N. 25 [Reg 0,5 ftrb. O. 10 wit 3,0 belle S + 1.25 helle 45 wik. W. 3 helle 4,0 ftrb. ©. 0,75 Sch 5,5 helle S. W. — 0,75 1 6,75 ſwlk. S. W. — T 0,5 hell! 6,75 wlk. O. 8 22 bel 55 . S.. * N * * * * v * * 2 - E 2 = 2 2 2,25 helle 5,25 |trb. S. W. 35 helle 3,75 regn. N. W. 3,5 Reg 8, ſwlk. W. BEYER ttb. 9,0 ſwlk. S. W. 3,75 |. 11,75 mil. S. W. 30 ſolk. 95 wlk. S. W. — — 0 helle 11,25 helle S. O. + 15 belle 5, 5,75 ftrb. Be, 4,5 helle helle 9,75 wk. S. W. — 30 tb. 8,0 Iran. S. W. 10 wk. 75 wk. W. + 0,75 (rb. wlk. W. ſtrm. Reg. ; regn. wind. ©. wlk. W. Schn. Reg. W. Gew. * * * * * * * * * * * u u Kaͤlteſter Tag de Meteorologiſche Tabelle auf die Monate: Januar, Februar, März 1881, von W. L. Bechſt 7 L. e ein. 2222222 ˙ A ˙ . —— ̃ 7— Im —— ze Spa" Van F e b; „r. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr Nachmittags 2 U Mar z. 2 8 mittags hr. 2 i Stand des] Zuſtand a des Stand des 72 Stand desſ Stand des 5 nn 9 ) Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. meters. Thermoß Be meters. Thermo⸗ des „are: Ther mo⸗ 0 NE Stand dess Zuſtand 82 Stand des Stand d St N Temp. 0. meters. Wetters. Temp. 0. meters, | Wetters > Re 121 2 des meters. Thermo⸗ des 8 aro⸗ 8 a Zuſtand 98 9 Stand des Zuſtand i 5 . emp. 0. meters. | Wetters. [Temp. 0. meters. Wetters ? meters. Thermo⸗ des met Thermo⸗ des 1127" 5,6 = le = W. 27" 6,1% ä, 5,5 |ttb. S. 277 IN 1,5 helle S. S f I fe SE 1 — rs. Temp. 0. meters. Wetters. meter meters. | Wetters. 2 % 5 w = 68 5,75 InIf. S. W. 5 Hm il 5 5 wlk. O. I 27. 6,%/ — 40 ftrb. S 277 7 3 = 70| 15 lk. S. 71 4,0 helle S. ee 5 227 375 wf. S. 5. 43 15 5 E 515 bee. 540 5 35 15 17 . 380 Wei K. 8 nen i e 5 100 belle S. 5. 39 | 3,7 belle S. 5 — 69 1% pit. S W 6925 en © S Sir N. W 6 0% en m I ib. 20 Sons. leo a 75 wlk. S. W. 69 | 3,235 wlk. ©. 5 e eee e E 27 o r 0 EEE m 8, 28 5 nebl. regn. ©|= 3,0 | 45 ftrb. S. Sal 5 10 ie S 11 2 ‚ rb. W. 27 2,7 1,75 ftrb. N. 27 3,8 0,5 Schn. W. 9|- 48 | 225 wlk. ©. 51 475 frb. W. 3 0 kb. S. Schn . 32 | 25 lib. . W. 8|- 65 | 10 f 5 = - 101253 | 25 m. . Sn 1 5 = = E 103 . nebl. regn. W. = 6,7 25 Reg. N. 9 78 30 rb. N 5 5. 75 | 55 1 1 100 05 mt S. 5 109 205 belt S. 5 II 10 2 ub. N. 10 |= 10 ſwlk. N. 10 , 10 ee ©.8. |= 550 ble © 2 59 | 20 belle S. 7 | 10 belle S 12 79 4 ES = 95 + 125 belle W. II 60 025 bee ©. eG 13 77 25 wlk. ©. ni: belle S. 5 13. — I 10 _ wlk. S. 670 3,75 helle Wm.. 12 68 T 0,7 helle . 54 7” N 7 an 95 5 { — 4 0,5 Schn. W : 51 075 € a a ttb. . II = 59 | 42 belle ©. - 52 — 085 belle ©. 14 84 7⁵ . 0.75 Schn. N WW. 13 37 | 20 wil. S. . 2 | 5,75 belle S. W 1 33 275 Fele S. B. 33 E10 hie S. B. 15. 90 575 helle S. : 87 |— 075 wlk. S. W. 14 59 2,75 wlk. ©. = 59 | 675 wlk. S. W. W. 16 |» 62 25 belle ©. . Bm. S. 16 96 a - 98 + 05 ee S. 8. | 15 — 61 | 20 je. |- 53 | 675 uff. 5. 17 |= 59 I e- |: 57 20 155 = 17 : 84 3,0 ſhelle S 2296 10 helle W 16 43 3,0 Reg. S. W. 13 5, mW 15 = 5) I, b. S. O. 6,3 30 m.©.9 18 82 ET 17 |- 44 | 375 kb. S. : 45 | 5,25 |tb. S. W. 10 87720 Im. |» 87-35 m. 25 111111177 T az nn I 75 eb. 8 7 20 b. 29 5 7777 19 |= 26 5% pelle — 27 | BO mE _ A 55. — 05 ee. 19.0 Kir S 0|> 45 | 275 |. ©. @. | 40 | 475 ji. ©. _|20|> 10] 80 |... > BI | 90 ji Sm ae 17 155 Sie 8 21 |- 27 1,75 kb. ©. W. 32 3,75 \tib. W. 21 = 19 | 79 eg. S. ®. |» 13 IIS lf. S. W. 3,90 175 har S W. 10 b „ Bee e 25% ern. ee 95 ee © . 90005 fcb. D 88 10 ſrb. S. WW. 2 75 — 05 fb. 5. 2 05 belle N. 5. 2 12 766 e, e e eee 1125 heile S. D. Serien. oe | Bann ib, O. 24 |= 77 35 helle S. 74 T 155 ele S. 5. 2 |- 10 | 6 tb. W. 26 | 5,75 |. W. > 70 a — 66. trb. W. 25 = 58 2,25 helle © 5,1 45 belle S. W. 25 47 475 tb. S. 1 | 9,75 wl. .. 27 |» 70 ar — nn 1,75 nebl. N. ©. | 26 = 53 L 0% ttb. N. = 64 — 30 tb.N 20% 48 6,0 belle S 380. eg. S. . 2 Be or — > 85 3,25 fib. Sd 27 79 — 2,0 tub. N. az 10 ne N. W. | 27 |= 40 5,0 Ind. W. - 43 75 wlk. W. EI ER m FT 15 tb. S. W. 28 |- 83 3,25 belle N. . 74 |+ 075 (b. W. Schn. 23 |= 16 |__65 regn. W. 17 90 ot. W. em Neg. e 8. 123 r — 29 70 55 (rb. wind S. W. 2, | 65 pn. wind. ©. 9 le — a ee | Ele EAN mik. wind. W. 19 | 85 lk. — 15 nik ©, = r e FR I 27 425 flb. W. Reg. 3 6,0 Toon. m. om Hoͤchſter Barometerſtand den 11. Januar — Tiefſter Barometerſtand den 6. Maͤrz Erklärungen der Abkl bkü : 5 5 nungen: trb. trübe, wlk. wolkig, nebl. neblig, regn, regneriſch, Reg. Regen, Strm. Sturm, ſtrm. ſtürmiſch, wind. windig, O. Oſt, S. Sid, W. Weſt, N. Nord, 27“ 10,9% Mittler Barometerſtand 26% 9,8%, Kaͤlteſter Tag den 3. März = 2 274 5,42. 7,00. Schn. Schnee, d. Ns, des Nachts, Gew. Gewitter, IE ER Nachmittags 29 ittags 2 Uhr. ie des Stand des] Stand des Zuſtand a ro⸗ meters. Thermo- Thermo⸗ des Temp. 0. (meters. meters. Wetters. 27 3,0412 9,75 n + 12,5 wlk. N. W. 3 | 80 an 15,75 nik, S. 105 n 19,5 Imit. S. W. 115 u 20,75 wit. S. W. Gew. 11,25 fn 16,5 wi. N. bi 17,75 helle N. W. 19,5 wlk. N. wi 16,25 lib. S. W. wind. 14,25 rb. W. ſtrm. 10,75 fr 15 ffrb. W. 1175 il 125 qfplf. W N 16,25 wlk. ©, _ 20 ttb. S. W. Sew. 19,0 wif. W | 13,75 \wIf. W. | 14,75 |.S.®.wind. 75 wlk. S. W wind he | 11,5 b. W. wind. 140 6.8. _ 172 wit. W. 185 helle N. v6 | 180. Fig. N. Dew 13,0 tb. W. II. 25 WI 15 he ss — 14,5 ſwlk. N. W. 14,25 ftrb. W. . 106,75 wf. N. 18,5 wlk. N. W. 19. belle N. | 2e Se Meteorologiſche Tabelle auf die Monate: April, Mai, Juni 1831, von W. L Bechſtei ’ . ein. —,ñ̃— A p i M a 1 1 . 1 8 Be ah er Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr Fi 5 1 15 Bm Eu Sem 2 1 85 des Zuſtand 80 u desſStand bes] Zuftand Stand des Stand d „„ Nachmittags 2 Uhr. 7 n meters. Wetters 1 en 7 > mers, Thermo⸗ des Baro: N 15 5 n 8 Bar des Stand des Zuſtand Stand eren de Bunand Temp. 0. Temp. 0. meters. Wetters. Tenp. 0 meters. Wetters meters. Thermo⸗ des meters. Tbermo⸗ des aroe Stand des Zuſtand 1 1277 I 2 rb. W. 27% 6,4% L 5,5 [tb W. Schn.] 1 [277 297 Deere. Wetters, Temp. 0. meters. Wetters. metera, |Cbermo- ve 21: 82 | 30 6.8. 1-80 7,75 wir W. r e 27 30 975 ſwIf. W. 1 127° f b. 8 Aang. ol meter. Weiter „ sm Bun wir | ai 5 on es re . e d , 58 — ee ĩͤvvv . om a se Se 150 u e, | sa Rs ne mE ar 175 ff. l. i 5 elle S. W. . 21 | 115 lk. W. ie 2 I, © e 075. Sör. N. B 64 2 e e e e e a se: De 075 Scan |, 60 | 30° ER 5 5 3,2 7,25 helle S. W. ſtrm 2 2,8 10,25 helle S. Wöſtrm. Bir E 65 15.75 he 3 s 56 BR wie. N. 8 38 | 35 et. S. e eee (8,0 e m. eee ee | 105 ee e | 7|> 73 1575 bel. . e I: 40 525 (rb. N. W. ar) 67 1759 55 F 50 12.25 wk. ©. 8 67-1 l S - 5910 al. . In 38 70 ee e 5 1 Zen en releeziane ern | en E 55 4.75 Nebel N. 49 6,5 77 70 N — 25 N wlk. N. O. 5, 10,75 ftrb. N. O. 10 1755 10,25 Reg. race e 150 E E i 550 lf N JJ 46 1,75 frb. B. 1 25 — | ee Te ae Sa m ee = 12 ee 12 | 0 6, ib. N. 8. J 65 RD 12 77 150 bl e 2 15 25 . 47 | Nebel Neg. N 13 DEN 13 5, 50. Reg. N. W = 5, 575. Reg. N. 13 56.| 17,75 nit. © d S F [a8] BB | | VVT ih ©. 2081 eee ECE 15 — 79 52 helle D. g 80 lf. N. 15. aan bb. 18 375 m E e men. |: 51 — —bel R 116, 68 | 85 |. |- 69 | 90 Jen ©. |16 |» 62 5 mo W. uind 5,7 1475 a . es nme — tn — 17 67 955 halle N. W. = 61 | 10 [een 17 65 | 185 ib. S W. wind. — 60 1375 ul S Wind 19. 37 II 75 bir S. B. 6,1 un 1 e e 18), 80 | 975 e W srl en m. nn, EBENE of mr 14,25 wlk. W. 19. 31 10,0 Ivan. S. W. 40 | DS SW 10 — 76 1055 fab. S. W. ad 7 10 ai Te: 2a |- 22 140 lk S. W 5 ECC 100. cb. W. 20 II eb 73 e 2 1328 bel —- 27 | 15,75 mil. W. 21 l- 72 | 75 wik. W. 67 II i 21-78 | 155 helle — ̃ Il 185 bal. N. 2 22 135 bel —̃ S. 22 69 85 regn. W. 770 90 regn. N. 22 52,2 160 tb. S. 18 180 Reg. N. Gew. 2 15 I .— 2,6 2 wlk. W. 23 80 50 hd. W. = 75 110. wk. S. W. 2 4120 Reg. W. 6, 13,0 (b. W 25 25 75 fcb. N — 141 40 15% wik. W. 24 | z 80. arb. N ® |, 77 125 it. N. W. 24 > 50 | 117 , 70 Benz 38110 25 Reg N. W r IIC 1230 Kb. N. O. Gew. 25 = 84 8,5 ſwlk. W. = 73 | 140 ol. W. 55 86.50 2 27 20 75 . W. m. 0% Reg. N. Wirm. 26 28 10,5 Iren. ©. 2175 |tegn. S. W. 26 1275 1 N. 2 115 I. N. 610,25, pale S. W. * 10,75 Ik. SS ri - 5,1 | 105 mil, W. = 52 | 11,25 kb. N. W. 7 92 | 11,75 een. N W. |» 82 14,25 kb. W. . 2 625 fed. W. 3 9,75 fegn. . 28 6, 9 lk. N. 05 II firb. W ( | 1 - 81 | 16,75 |mıE.®. . 11. — Gel S W ‚2 | 7,75 nie. ©. 29 |: 84 I0_ m. N. W — 86 | 125 nit. W. 39 |» 79 16,5 helle W. 7 | 185 wk. N. W. ee eee 37 | 97 nl. S. . 30 |» 94 30 kb. N W. = 93 | 110 (b. N W. 0 79 | 15,2 1 5 - 77 1925 belle R— : wk. N. W 12,0 wik. N. W. we Höchfter Barometerſtand den 1. Juni 2770006“. Mittler Barometerſtand — 27.256287 > Tiefſter Barometerſtand den 26. April — 26“ 11,0%, Waͤrmſter Tag den 13. Juni = 22,00. . c — . VE. Erklärungen der Abkü uͤrzungen; trb, trübe, wlk. wolkig, nebl. neblig, regn. regneriſch, Reg. Regen, Strm. Sturm, ſtrm. ſtürmiſch, wind. windig, O. Oſt, S. Süd, W. Weſt, N „Nord, Schn. Schnee, d. Ns. des Nachts, Gew. Gewitter. u f . Be Nachmittags Ahmittags 2 Uhr. Terz u Stand des Stand des Stand “| Zuſtand Baro⸗ Net; 70 7 Ei . meters. Thermo Thermo⸗ des Temp. 20. meters. meters. | Wetters, 1 DB. 1974 3.2 + 19,2 19,25 vlt + 10,23 trb. W. 5,6 1475 1675 1425 14,5 12,25 6 95 [10,25 ab. ER wi. DEN. SD 5 10,0 ſtrb. W. 1.10% tb. W 15 35 12,75 ftrb. W 20,75 f 13, ſirb. W. 22,0 105 Reg N. W. 10,5 Reg. S. 5. * * * 172 Te U | 1 r en 122 flrb. N. Reg. 85 ſtrb. N. B. dab 85. 14,0 wk. . IS de 10,75 Reg. S. ET "10 wlk. N. W W. D regn. N. gn. N. 10 Reg. N. I lt. S. W. 9,5 Ind. N. W. 8,75 ſrb. N. Reg 10,0 trb. W. I) 1325 4 | 10,25 |irb. S. ©. 10,0 — | Mittler Bai Waͤrmſter T ee 1 | 1 Meteorologiſche Tabelle auf die Monate: Juli, Auguſt, September 1831, von W. L. Bechſtein Erklärungen der An Höchfter tb, truͤbe, vol, 4 le eee den 28. 1 27% 11,1% M 26“ 11,6%, Barometerſtand den 16. September Arster Tag u zo ittler Baromete 158 5 Ä Morgens 8 Uhr . Mage s 2 Uh „ . et e Aer g 9 I 1 ir ae Uhr. ie 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr Stand des Stand des Zuſtand tand des 5 Zuſtand . desſS ——— — bar 8 , , e 2 ene Jene ef Zuan Temp. 0. meter s.] Wetters. Temp. 0. meters. Wetters. Temp. O. meters. | Wetters. meters, 5 es meters. Tbermo⸗ des meters. Thermo⸗ des — rr eee . Temp. o. meters. Wetters. Temp. 0. meters.] Wetters. waere W I 7 7 16,0 pelle O. Z J 18,75 |elle S. T 1270 T 15,0 Nebel N. 8. 27 Sam 1925 TR Temp. — 0. meters. etters. 2 „ 57 17.0 helle O. 19 bel D. 2)» 48 | 14,25 Ib. N. W. 3 56 — 1475 Ge e 277 TT 10,28 ftrb. W. E = 30 D wlk. N. = 307 170 wlk. S. W. ew. 3|- Zion 15 mie : = 1075 3 1 5 : > 9,775 Reg. e S. 2 5, 105 Reg. S. DE 1375 Neg. N. W. 33) 1835 fb. N W. Reg 4i- 76 | 155 helle W r 49 | 875 Nebel N. « 42 |_10,75 tb. N. W. 5 50 | 160 |. W. - 52 | 165 Je. N. W. | = lt Er 90 nen D . | 115 nt. __|= 45 | 1825 wit © | = ! 8 . >|: 78 13,0 Nebel regn. N. = #1 17, ttrb. N. 5 10,75. Reg. ©. W. 5 1 — . 7 3 = m 1 a U e 2 170 bee S Ca 105 . 74 5 5 55 17 5, 2,0 ftrb. W. s 555 13,5 fſtrb. W. 7 75 belle © — ze — — 5 2 N x 5 e 35 fd S i e. S. .. 5 1 u > a 2 1955 15 2. . 3 91 AR wlk. W. : 56 95 rb. N. 9 29 9 Neg. N W. 32 5 wi 8 f 155 el CCTV e — ‚2 145 mil. W. 9.4815 wie N. = 45 | 160 tb. N. 9. 106 | 5,7 ell. N. S 10,5 | 90 we. S I = 29 | 13,235 helle ©. 25 1425 |trb. W. 10 |= 148 15,0 belle N. 4018 2 lk. N. . 10. 10,6 75 ub. W. — 1000 ab. W. 2 II 32 | 11,25 Reg. S. W. 17 10/0 Reg. N W. II 71 125 belle N. W |- 71-1725 wif. N. W. II 10 90 mE. ; 95 1000 = 3 12 |: 64 | 12,25 alk. W. 57 12,25 Reg. S. W. 12 77 15,0 — helle N. 56 185 wi. N. 8 12 800 — 0 N. 28 7 1275 15 m. I 43 | 150 ven. B. 34 | 3/75 an. S. W 13 7 82 | 50 Kies. 74 20,75 si. O. Ben ve ec on 11 4 |: 35 170 lk. S. W. 27 | 190 wil W. 14 |= 63 | 175 wlk. ©. 7 55 22,0 nik. W. I = 83 N 15 W. Bas Reg N. W. fe 33 | 13,25 will. W. 35 12,75 trb. W. 15 57 165 wlk. ©. - 54 200 wie, W. "15 |= 103 875 belle N 5 109 130 Se N. 16 40 | 130 wlk. S. W |- 37 11,75 Reg. ©. 16 6,3 16,75 wi, W. 62 200 wie. W. 16 DD 9.75 wit. N. 5 10,4 1225 rb. N. Reg. 1 - a 120 wie N D._|= 47 22 kb. N 5 17 60 170 belle ©. W. 3,7 21,5 ſwek. S. W. 17 9% 6,75 regn. N. 2 94 8,5 ftrb. N. Dr ee 6) ae jDei 43 | 13235 gen © _|- 46 | 170 ie m. _| 1: B2| 50 belle ©. 7 | 1225 ib. 5. 2 80 130 5 *. = 210 15,5 wlk. W. 19164 13,75 wlk. N. : 872 11,0 ttb. N. O. 19 39 11,25 trb. O. 1 / 140 it. O. 8 = 62 m DEI ©. : 34 18,25 [helle S. 20 10,0 10,5 ſwlk. N. W. 9,6 15,25 wk. O. 20.2 4,7 8,25 Nebel N. 38 II Reg. OD: 5 65 105 helle S. „6,1 20,75 wlk. W. 8 214 82 11,0 walk. S. W. ⸗ 79 15,75 helle S. 20 = 41 8,25 tb. S. W. = 42 _ 10,75 Neg. S ls en ne Id joe N. 22 7, 145 helle S = 64 20,0 belle S. W. 22 1 eee P 2 21 170 1 >. 42 | 205 wk. S. 233 |= 60 | 16,75 belle ©. = 52 | 21,75 belle W. . 66 10 (nik = . lg 5 5 i = W. |= 20 | 19,25 tb. S. W. 214 „5, 17,25 ſwlk. S. 5, 20,75 wit. N. W. 24 l 7,75 Nebel N. 25 ie Kan 5 N 2 162 2 = W. |= 20 | 95 wlf. S. W. 25 - 51 | 155 wl. W. = 58 | 1475 rb. W. 2 |- 49 | 95 bebt. O. aa 110 m W 27 12 110 helle S. 21 28,25 Reg. W. 26 90 12,75 helle S. W. 85, 15% lk. W. 26 | = Sl 2 nebl. S. = . 14, rn a 0 Ram Be oa 7150 lem [27 > SE nimm = BB . Ds ne mD |> A| IE a Me 2. — 69110 wil. W. 78 15. wk. S. 8. 2 32 | 135 ffb. S. W. 20 16400 fr. e ee ee N. 2 5 100 22 W —.— V 47 IM helle S. . 66 | 19,25 belle ©. 29 |= 1,9 | 10,25 |ott. W. 27 19 | 15 m.©D |29|- 23 7 eg. W. = 28 1025 Benz 5 „5 = 42 | 20,25 helle N. O. 30 36 10,75 ſhelle W. = 40 | 13,25 wii. W. ebe ee ö 16,75 belle N. 3420,75 lf. N. O. I II LI IU lib. N . 601 100 Reg. N. W. — 27 5,77. 28,250. Al Wie regn. reger eh Reg. Ng en Cum; fine ſtürmiſch, win d. lng 0. Of, ©. Si, W. Weſt, N. Nord, Schn. Schnee, d. Ns. des Nachts, Gew. Gewitter, 3 be m der, Nachmittags Zhmittags 2 Uhr. | 75 2 26 Stand des Stand des Zuſtand meters. Thermo- Thermo⸗ des Temp. 0.) meters. meters. | Wetters. 2. 3,24 6,5 [tr 0,75 ſwlk. S. W. * 6,75 wi W. wind. 5, trb. W. 5,0 ftrb. W. * u * * * * * * * * * * * 4,0 bbelle S. S. . helle S je S. W. eo. | 05° RN 5 — 125 tb. S. 3 Bar: helle S. W. S. W . | * 12 mit. S. W. wk. S. W. 07. helle S. * 125 helle S. W. W. Tan, trb. teh. 20 fregn. W. — — ——ä—ä—ä— '. ER N ee n u * 1 * us uf ufs fu u 4%. Mittler Baro %, Käaͤlteſter Tag d Meteorologiſche Tabelle auf die Monate: October, November, December 1881, von W. L. Bechſt 0 . ‚ * * e ein. erer N o V ein be r. orgens 8 Uhr. Nachmittags 2 D 5% | Morg wre Uhr. ? Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uh 2 8 a Stand des Stand desl Zuſtand Stand des Stand des Zuſtand Stand desſS hr. Nachmittags 2 Uhr. 0 Bare, Thermo⸗ des Baro, Thermo⸗ des ee eee Stand beei@tand def Zuſtand Stand d |? meters. Wette meters. 3 sr Thermo= des Baro⸗ 8 8 an a ard Stand des Zuſtand ses dee Stand 5 ; | Temp. —0.| meters ette Temp. 0. meters. Wetters. Temp. — 0. meters.“ Wetters meters. Thermo⸗ des a Pre 15 es Zuſtand [T7 r 5ſt. ©. 27° d S. . Temp. 0. meters. Wetters. e 0 erer Wert meters. Ther mo⸗ des 2 — 24 Dar selen 140 |oit. S. ©. 1 27. 2,94 2,75 helle S. W. 27“ 3, . 6, |teb. ©. F N a . Temp. — 0. meters. Wetters. 3 10 110 fab. W. 45 | 13 trb. W. 5 = * 1 5 ee = 07 | 65 ud. W. 2]: 60 = 0 ba = 1 271 u 155 ur 3 7]: 42 | 975 Neg. W |» 46 u) 2 7 ß |. voran, tub. S. W. . ele ©. in Tale — C x Sr E Dale EEE Ir mo Ein am Sa une a ee — I — = = 3.5 ‚7: wind. 3, 3,75 wii. ©. news] 7 . F — = 40 100 0 : 48 129 5 = 85 Bi 2,9 2,0 fnebl. W.oteg.u.Schn.| = 2,9 an. an S. Pit) 7 © a 4 28 m. el . An a teb. S. W. 6 050.8 |: 64 | 100 Be 70 s —9 358 | 025 nik. O. - 35 | 30 wk. NW 8]- 1 — 72 55 — ne 60 nz 6 5 48_| 1,7 Sch. S. . 45 25 tb. ©. 2 8 8 a . 0 won ot. S. 28. 11 88 9,5 ſtrb. W. 2 91 1225 wif W i ae 2,0 fregn. N. BE 3,5 2,75 tb. S. 9 10|= 767 9 e = 7 5 tib. Be = E 103-100 mem |- » 58 folk. S. II = 0 belle S = 60 | 225 wk. D. IIb Uf. S. E | 89) —$% f. W. Aid 9 10 25 ff S . — 87 1325 19 885 8.15 ze WET = 79 | 15 ttb. N. 12 |: I16 |_ 325 alf. W. na S I 65 100 lf. S. W. 5,7110 > Am 15 |.&.@. |» 103 | 35 ib. . 13 II | 425 EEE 50 a ee rn 5 * . = lk. S. W. 14 5,7 225 frb. S. W— 52 25 vb... [IA 28 00 2,75 nebl. N. regn. 28 0, | 3.25 = N W 18 11 = 5 5 = > wlk. S. W. 15 47 = 0 tb. W. 47 1,75 wlk. W. Talk = Ol, 0.98. "2 nebl. n. 27 11,7 | 10 ele I r 55 n 7 u ee 16 | = 36 2 75 helle ©. we 20 wi. S. W. | 16 27 106 a Kine rs |sel0 30 bite SHE 18 |» 67 | 50 belle W. ze 15 bat e 1 ae 20 119 1 San S. W. 17 | = 103 — ST: ib. W. = 98 | 05th. ©. D —70 | . dele S. 8. 18 27 1,9 — 30 wlk. S. 27 2,1 05 wk. W. 18 9, . 05 |. S. B. 9, | 125 Inb. ©. 1 53 60 Er = = 85 11 0 helle 8 1 = 42 40 helle S. W. ⸗ 40 = 0 helle S. W 19 = m» — 15 (helle S. W. 94 N belle S. W. i i n 155 be. n 25 1. . 24 |— 0,75 (rb. W. Schn.] 20 |= 71 | 225 helle S. 100-125 wff. S 2|- 71 95 elle S 5 70 97 helle O. N = 39 1,5 ib. W. b. W. 1 900. = 90 | 2,25 helle ©. - 82 0,75 helle S. W. e eee |: mE belle W. 22 27 175 ſulf. W. 3,8 + 0½5 wf. —ũæ ũQ˖ü2. „ 5, 2775 helle ©. 5 1,25 helle S u 94 75. Feel . e nel. . . 23 „6,1 5,0 Nebel S. 6/3 |— 2775 wk. N. 23 = 70 [T 05 tb. S 2716 225 frb. ©. Ben. 70 — 3 cn. | 24 |- 49 15 fib. W. = 37 |+ 05 tb. W. 301» 80 | 0 Te je 70] > 204er: =: 84 6.25 er 85 W 72 90 regn. N. Bi : 0,2 3,0 ftrb. S. 0,3 1,75 _|trb. ©. 25 68 10 Schn. u. Reg. W = 69 20 tb. W. 2 65 gef S. W 25 u wi . — 28: 1,9 0,35 wlk. ©. = 20 1,75 helle © 260 | N. - 97 — 10 Schn. N 3]: 67 | 6 Reg. N. W. = = = Reg. W. 27 270 5 trb. S. W. |: 19 10 wik. S. W. 27 900 15 ttb. N. 88 05 Ind. N. 29 04 6,75 © . 0 11 50 ſerb. . 28 21 . 05 Schn. W. 2,4 1,25 Schn. W. 28 5, 6% b. . .. 9,7 2,75 Schn. N . 810,0 75 ME CCC 15 üb. W. Schn. 29. 10. 475 b. ©. 106 | 40 nit. © 3 on 5 0,4 6,25 frb. S. W. 30 — 63 | 075 Schn. W. . 64 0,75 Schu. N. W. 30. ICI = 0 fd W. ö r 10 e „25 nebl. S. W. 26 11,9 4,75 [Reg. S. W. | SI D FF 0,25 frb. W. : 70 15 ttb. W. Mittler Barometerſtand 28" 0, 1, Kältefter Tag den 26 10,6%, | | Hoͤchſter Barometerſtand den 14. December — PF Barometerſtand den 30. October Erklarun 5 1 gen der Abkürzungen: trb, trübe, wlk, wolkig, nebl. neblig, regn, regneriſch, Reg. Regen, Strm. 4. December Sturm, ſtrm ſtürmiſch, wind. windig, O. Oſt, S. Suͤd, W. Weſt, N 27° 6,076.“ = 07,250, „Nord, Schn. Schnee, d. Ns. des Nachſs, Gew. Gewitter. 9 8 . Mittheilungen aus dem Oſterlande. Gemeinſchaftlich herausgegeben vom SSeeeesesseeeseseseeeseee a Sumf - und Handwerks - Vereine, von der 3 a Naturſorſchenden und der Pomologiſchen 9 8 Pe: \ i Geſelſchaſt und 61 1 2 . 1 4 Eilfte r Gand. Erſtes Heft, ausgegeben im Auguſt 1850. 5 Auf Koften der vier Geſellſchaften. een der RER Buchhandlung.) D © 8 7 © 84 © ® © © ©? © 03 ©’! © ® ® ® 8 * © 2 2 2 © © 2 © 2 © © © © ® © os FEN — — Inhalt des erſten Heftes: N I. Bericht über das 32. Jahr des Kunſt⸗ u Handwerksvereins von Ed, Lange. 1 Allgemeiner Bericht über das Beſtehen und Wirken der Kunft = und Handwerks⸗ vereine, Kunſt⸗ und Gewerb⸗ u. Sonn: tagsſchulen in den Schweſterſtädten des Landes im Jahre 1850, erſtattet durch den Reg. und Konſiſt. „Rath Dr. Back ꝛc. . Bericht über das 25. Jahr der Kunſt⸗ u. Handwerksſchule, von Ed. Lange Ueber den Einfluß unſerer Fabriken. Vortrag, am Stiftungsfeſte des Kunſt⸗ u. Handwerksvereins den 4. Febr. 1850 gehalten von E. A. Beſſer Vermögensbeſtand beim Kunſt⸗ und Handwerksverein im Jahre 1848 4 Erfahrungen üb. d. Jagdweſen i. WKreiſe 48 Unſer dermaliges Jagdweſen. Mitgetheilt a. d. Verhandlungen des Altenb. landw. Vereins von Ed. Lange. : Welche Anordnungen find zu wünſchen, um die Vortheile ſoviel als möglich zu wahren und die Mißbräuche u. Uebel⸗ ſtände zu befeitigen, die durch die Frei⸗ gebung der Jagd an die einzelnen Grund⸗ beſitzer veranlaßt worden ſind? Eine Mit⸗ theilung aus den Verhandlungen des Altenburg landw. Vereins v. E. Lange Ueber den Gras bau im Felde. Vorgetra⸗ gen in der Verſammlung des Altenburg. landw. Vereins von Zach. Kreffe. x Auszug aus einem über die diesjährige Induſtrie⸗Ausſtellung zu Leipzig an die H. Landesregierung gerichteten Bericht, erſtattet v. dem Steuerrathe Meißner Die Zuſammenſetzung des Futters Etwas über die Kartoffeln, v. E. Lange . Eine neue az ar Samen er⸗ zogen von Ed. Lan . Die Kerbelrübe (heran bulb. L. ) Eine vortreffliche Baumfalbe . 3 Vermögens beſtand. der Kunſt⸗ u. Hand⸗ werksſchule vom Jahre 1848 . . Mit 4 meteorologiſchen Tabellen. 17 — Z Br N 8 — — — . . 1 Qu Ot 1 Ne a S .- so . wo D TRETEN 72 ? x l 1 2 * Er 2009200000000050000R 1 Gemeinſchaftlich herausgegeben vom Kunſt⸗ und Handwerks = Vereine, von der Naturforſchenden Geſellſchaft und vom Land⸗ wirthſchaftlichen Vereine zu Altenburg. Eilfter Band. Zweites und drittes Heft, ausgegeben im April 1851. . N N I u \ N 2 Fr 6 * ö 0 0 13 1 8 238 * (4 c 7 0 (4 DA De Auf Voſten der drei Geſellſchaften. Seeeseeeeeseeeseeeesseeeeeeeeeeeseeeseesees sees D ö Altenburg, 1881. Gedruckt in der Hofbuch druckerei. In Commiſſion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung.) Seeedeesesegesee SOSE 5 = 2 5 1 . r Inhalt des 2. u. 3. Heftes: XVII. Ueber Gletſcher, vorgetr. vom Staats⸗ miniſter B. v. Lindenau 10 XVIII. Zur Geſchichte der Neptunsentdeckung, vorgetr. vom Staatsminiſter B. v. Lindenau XIX. Abriß der Geſchichte der Naturwiffen- ſchaften, vorgetr, vom Geh. Rathe E. v. Brau 3 XX. Jahresbericht, vorgetr. zum Stiftungs⸗ feſte der naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes am 4. Aug. 1850; vom Sekretär der Geſellſchaft, Kreisamt⸗ mann O. Lüders XXI. Die wunderbare Lebensweiſe der Bie⸗ nen und ihr Nutzen. Vorgetr. vom Kanzliſt Schlenzig XXII. Gutachten des Kunſt⸗ u. Handwerks- vereins zu Altenburg über den Heſſe⸗ ſchen Antrag, die Gründung und Er⸗ weiterung von Sonntags- und Hand⸗ werksſchulen betr. N XXIII. Bericht über das 33. Jahr des Kunſt⸗ und Handwerksvereins, erſtattet am Stiftungsfeſte den 4. Februar 1851 ee Ed. Lange, Schriftführer des ; ere XXIV. Alg meine Bericht über das Beſtehen und Wirken der Kunſt- u. Handwerks ⸗ Vereine, Kunſt- u. Gewerb- u. Sonn⸗ tags⸗Schulen in den Schweſterſtädten des Landes im Jahre 1851; erſtattet durch den Reg. u. Konſiſt.⸗Rath Dr. Back, Schriftführer der Kunſt⸗ u. Handwerksſchule 8 XXV. Bericht über das 26. Jahr der Kunſt⸗ und Handwerkſchule zu Altenburg, Ange von ihrem ee Ed. . FAR eite 2 © © D © 18 2 or © D D * ® D 28 54 O f ® © O 0 © © 7 ® ©, ® © © ® © ® ® 2 ® © © of ©; ©’: © © © or. © © [3 D © oa © © £ D © © 9 85 ® 2] © . © TTS ERS 157 — © 248 XXVI. e Zerriſſenheit in ſeinem Münz ⸗, Maas⸗ u. Gewichtsweſen 254 XXVII. ar Gartenbeobachtungen aus dem . 1850, mitgetheilt von Ed, Lange 264 Mit 4 meteorologiſchen Tabellen. FFC F 00 : See D S \ 7» ei Zi) BIST) n ——— — 28 Ze: IN [An 70 2 IR 1 ® E 0 2 2 1 5 0 | S 2 4 2 IE, f Mittheilungen aus dem Oſterlande. Gemeinſchaftlich herausgegeben vom Kunſt⸗ und Handwerks = Vereine, von der Naturforſchenden Geſellſchaft und vom Land⸗ wirthſchaftlichen Vereine zu Altenburg. Eilfter Band. Viertes Heft, ausgegeben im April 1852. Auf Koften der drei Geſellſchaften. * Seeeeseeeeeseeeeeeeeeeeeeeeseeeeeeeseeeeeeeeeeeeeeeeseeeeseeeeeeseees. e R = 4 * a - N Rn = KT | 7: IE NEE SEE TO EEE E Be ER > INNE 2 7 | E 2 Fr: | - =, | Altenburg, 1852. Gedruckt in der Hofbuch druckerei. (In Commiſſion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung.) ee I Ir — * N 2 s 808800 ne Inhalt des A. Heftes: 1 XVIII. Epiſode aus der Thierwelt. Vorge⸗ en tragen in der am 15. October 1850 gehaltenen Verſammlung der natur⸗ forſchenden Geſellſchaft d. Oſterlandes, von Oeconomirath Richard Glaß. Vortrag über den Prozeß, welcher bei Umbilgung der Holzgattungen in Braun- und Steinkohlen im Gegen⸗ ſatze der Verwandlung derſelben in die feſteſte Steinmaſſe, das ſogenannte verſteinerte Holz, vorgegangen, gehal⸗ ten beim Stiftungsfefte der naturf. Geſellſchaft des Oſterlandes, am 29. Juli 1851, v. Julius Zinkeiſen. 278 Vortrag über die ohnlängſt bei Kahla im bunten Sandſteine aufgefundenen urweltlichen Thierfährten⸗ Abdrücke und Ausgüſſe vom Chirosaurus und ähnliche dergleichen Vorkommen, ge⸗ halten bei der 28. Verſammlung deutſcher Naturforſcher und Aerzte u Gotha am 19. Septbr. 1851, von Julius Zinkeiſen. Bericht über das 34. Jahr des Kunſt⸗ und Handwerksvereins, erſtattet am Stiftungsfeſte den 4. Febr. 1852, v. Ed. Lange, Schriftführer d. Vereins. Bericht über das 27. Jahr der Kunſt⸗ und Handwerksſchule zu Altenburg, erſtattet von ihrem Hauptlehrer Ed. S en A „Bericht über die gewerblichen Vereine und Schulen in den Schweſterſtädten des Landes. Vom Geh. Regierungs⸗ rath Dr. Bak 82 XXXIV. Vermögensſtand beim Kunſt⸗ und Handwerksverein im Jahre 1850. 33 XXXV. Vermögensſtand der Kunft = und Handwerksſchule im Jahre 1850 . 337 Mit 4 meteorologiſchen Tabellen. n CCC O nr & > — 2 DILL οο ο ο οο ο οοο NW UN UL 2 2 — — 0 5 0000 = 5 Mittheilungen aus dem Osterlande. Gemeinſchaftlich herausgegeben von dem Kunst- und Handwerks- Vereine, von der Naturforschenden Gefellfchaft und vom Landwirth- ſchaktlichen Vereine zu Altenburg. * Z3wölfter Band. 0 Altenburg, 1855. Gedruckt in der Hofbuchdruckerei. In Commiſſion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung. 1 Du „ „ ENT IRRE 0 % ET une 9 Inhalt des zwölften Bandes. Ueber Hermaphroditen bei Inſekten, vorzüglich bei Schmetterlingen. Vom Landes - Zuffiz= Prafident Dr. Schenck [2 „ ” * “ * * * * * * „ * . * II. Jahresbericht, vorgetragen zum Stiftungsfeſte der na⸗ turforſchenden Geſellſchaft den 7. Juli 1852 vom Se⸗ eretair der Geſellſchaft Dr. med. Fr. Schlegel III. Preisausſchreiben des Altenb. landwirthſchaftl. Vereins IV. Etwas über den Rübenbau. Aus den Verhandl. des landwirthſchaftl. Vereins. Von Ed. Lange V. Der Anbau des Sommerwaizens. Aus den Verhandl. des landwirthſchaftl. Vereins. Von Ed. Lange VI. Verſuche mit dem Luftbutterfaſſe. Aus den Verhandl. landwirthſchaftl. Vereins. Von Ed. Lange VII. ueber den Kartoffelaugenbau. Aus einem Aufſatze des Hrn. Schilde ä —A—77* VIII. Tabelle über die im Herzogth. Altenburg und in deſſen Nacbbarſchaft üblichen Getraidema e IX. Ueber die oſterländiſchen Arten der Gattungen Echi- A Dumeril und Trixa Meigen. Vom Stud. med. „ p e tz * . * * * * * 8 „ * * e „ X. Vortrag über Biber in der Elbe vom Rath Jul. reifen“. XI. Bittgeſuch des Altenb. landwirthſchaftl. Vereins an Herzogl. Landesregierung, das Armenweſen und die ländlichen Armenbezirke betreffend XII. Gutachten des Altenb. landwirthſchaftl. Vereins, die Broktaxe betreffen n 0,» e % XIII. Auszeichnungen und Preiſũ eunum a re XIV. Bericht über das 35. Jahr des Kunſt⸗ und Hands werksvereins, erſtattet am 4. Febr. 1853 von Ed. Lange XV. Bericht über das 28. Jahr der Kunſt- und Handwerks- ſchule. Von Ed. Lange „ * . * * „ * „ * — XVI. Allgem. Jahresbericht über die Kunſt- und Handwerks vereine, Kunſt-, Gewerb- und Sonntagsſchulen in den Schweſterſtädten des Landes im Jahre 1852, erſtattet durch den Geh. Reg. Rath ꝛc. Dr. Back XVII. Vortrag über des ältern Plinius Naturgeſchichte. Vom Geh. Rath Edl. v. Braun Exzell. Seite 114 137 XVIII. > die naturforſch. Geſellſch. des sta Vom Prof. Dr. Geinitz in Dresden. XIX. Schreiben des Schullehrers Schach in Ruß dorf über eine dort erlegte wilde Katze . XX. Oſterländiſche Lepidoptern-Fauna. Von M. Schlenzig XXI. Bericht über das 36. Jahr des Kunſt- und Hand- werksvereins, e am RRTERBAIEPE 1854 von Ed. Lange . XXII. Bericht über das 29, Jahr der Kunſt⸗ und Hand⸗ werksſchule. Von Ed, Lange XXIII. Allgem. Bericht über die Kunſt⸗ und Gewerbvereine, Gewerb⸗ und Sonntagsſchulen in den Schweſter⸗ ſtädten des Landes auf das Jahr 1853, e durch den Geh. Reg. Rath Dr. Back. XXIV. Einnahme und Ausgabe beim Kunſt⸗ nnd Hand⸗ werksverein im Jahre 1822⁊272ͤͥy . XXV. Miscellen. XXVI. Protokoll der Monatefigung der naturf. Geſeüſchaft des Oſterl: am 20. Juni 1854 vom Geſellſchaftsſeeret. Dr. med. F. Schlegel XXV. Jahresbericht, vorgetragen zum Stiftungsfeſte der . naturf, Geſellſchaft des Oſterl. am 7. Okt. 1853 vom Geſellſchaftsſeerctär Dr. med. F. Schlegel av, n Jeg der Oſterl. Fauna. Von Hrn. Kanzliſt i XxIx Kurze Notiz über einen unweit Altenburg erlegten Steinadler, vorgetragen vom Gutsbeſitzer Hrn. Joh. Kratſch in Klein⸗Tauſchwitz in der 8 der naturf. Geſellſchaft am 11. Sult 1854 XXX. Die Theuerung der Nahrungsmittel. Aus den Der handlungen des Altenburger landwirthſchaftl. Vereins, ’ mitgetheilt von deſſen Schriftführer Ed. Lange XXI. Die Auswanderungsfrage, vom Standpunkte der Land⸗ wirthſchaft betrachtet. Eine Mittheilung aus den Ver⸗ handlungen des Altenburger landwirthſchaftl. Vereins 4 von deſſen Schriftführer Ed. Lange XXXI. Einnahme und Ausgabe beim Kunſt⸗ und Hand⸗ | werksvereine im Jahre 1853. XXXIII. Einnahme und Ausgabe bei der Kunſt⸗ und Hand⸗ werksſchule im Jahre 1853 XXXIV. Jahresbericht, vorgetragen zum Stiſtungsfeſte der naturf. Geſellſchaft des Oſterl, am 29. Juli 1851, vom Secret. der Geſellſchaft, Kreisamtmann Lüders XXV Miscellen „ e 1 Mit 10 waters gen Tabellen. Seite 16⁵ 170 175 183 FE eee, A e ql, ö 0 Hengel e, 5 I. f } Ueber Hermaphroditen bei Inſekten, por: | zugsweiſe bei Schmetterlingen, insbeſondere uͤber einen Hermaphroditen von Limenitis Populi. Vortrag in der Verſammlung der W een des Oſter⸗ landes am 20. April 1 vom Landesjuſtiz-Präſidenten Dr. Schenck zu Altenburg. * Zu dieſem Vortrage, zu welchem ich der geehrten Geſellſchaft nachſichtige Aufmerkſamkeit mir erbitte, habe ich durch ein Exemplar eines Hermaphroditen des Schmet— terlings Limenitis Populi (Espenfalter, Pappelvogel, gros ßer Eisvogel), welchen die naturforſchende Geſellſchaft mit der in mannichfacher Beziehung werthvollen Schmetterlings— ſammlung des Herrn geheimen Kanzleirath Reichardt, weil, hier, ohnlaͤngſt erworben hat, Veranlaſſung empfangen. Das Gefühl der Dankbarkeit unſerer Geſellſchaft für die durch die Ueberlaſſung dieſer Sammlung gegen fie ers wieſene Liberalitaͤt findet in einer nicht geringen Anzahl neuer Acquiſitionen aus der Reichardtſchen Sammlung die begründetfte Anregung; unter dieſen Acquiſitionen aber ſtelle ich die Erwerbung des erwaͤhnten Hermaphroditen von dem Tagfalter Lim. Populi aus zwei Gründen obenan, eins mal, weil, ſoviel ich habe nachkommen koͤnnen, wohl noch "reihe Schmetterlingsſammlung einen Hermaphroditen von Lim. Populi aufzuweiſen hat, ſodann weil wir in XII. 1 Say e diefer großen Seltenheit nur einen Landsmann, ein Ers zeugniß des Oſterlandes und einen Fund eines Oſterlaͤn— ders, ja einen Fund eines Einwohners von Altenburg be— grüßen. Vermögen wir unſern Sammlungen noch fo Werth— volles einzureihen, zur Zeit zeigt ſich keine Wahrſcheinlichkeit, die jetzt zu beſprechende Seltenheit in ihrem Werthe für uns noch einmal zu erlangen, da ihre Exiſtenz aus andern Gegenden noch nicht bekannt wurde, auch ihre Abſtammung aus ſolchen für uns den Werth des Landesproductes nicht haben koͤnnte und ihre Erſcheinung ſo abnorm und ſelten iſt, datz kaum die Hoffnung auf einen nochmaligen Fund in unſern Fluren zu faſſen ſein moͤchte. Um den wiſſenſchaftlichen Werth dieſer Erwerbung noch mehr heraus zuſtellen, will ich neben der Beſchreibung derſelben zugleich einige Worte uͤber Hermaphroditismus, Zwitterbildung bei Inſekten, mit beſonderer Ruͤckſicht auf Schmetterlinge folgen laſſen und dabei verſuchen, unter den mehreren Klaſſen der Hermaphroditen diejenige herauszufinden, welcher unſere Species beizuzaͤhlen ſein wird. Daß es hierbei vor Allem des Nachweiſes bedarf, unſere Lim. Populi ſei wirk— lich ein Hermaphrodit, iſt einleuchtend. Dieſer Nachweis vermag aber auch ohne vorherige Feſtſtellung Deſſen, was die Naturforſchung Hermaphroditismus, Zwitter— bildung nennt, nicht geliefert zu werden, daher ich auch darum nicht Umgang nehmen konnte, der Charakteriſtik un— ſerer Lim. Populi allgemeinere Entwickelungen beizugeſellen. Die Aufgabe, welche ich meinem Vortrage ſtellte, zer— faͤllt in folgende Abſchnitte: I. Ueber den Begriff des Hermaphroditismus. II. ueber die Kennzeichen deſſelben und über Varie⸗ taͤten. III. ueber die Eintheilungen der Hermaphroditen. IV. ueber unſere Limenitis Populi. ie V. ueber die Zeugungöfähigfeit der Hermaphroditen bei Inſekten. IV. ueber die Entſtehung der hermaphroditiſchen Bildung. I. Ueber den Begriff von Hermaphroditismus. Fragt man nach dem Begriffe von Hermaphro— ditis mus (hermaphrodisia, fabrica andro- gyna, Zwitterbildung), fo wird man zunaͤchſt ſchon durch die Entſtehung dieſer Bezeichnung aus einer Mythe der alten Welt auf eine Aufſtellung des Begriffes jenes Wertes hingeleitet, welcher in der That für die wiſſen— ſchaftliche Forſchung die Grundlage bildet und die Richt— ſchnur abzugeben hat. Nach der Mythologie der Griechen des Alterthums hieß der Sohn des Hermes und der Aphrodite (des Merkurs und der Venus der Roͤ— mer) nach feinen Eltern Hermaphroditus. Von den Nymphen auf dem Ida erzogen, zog er ſpaͤter noch als Knabe nach Karien; dort flehte ihn die Nymphe der Quelle Salmakis, in der er ſich badete, vergeblich um Ge— genliebe an. Auf ihr Flehen zu den Goͤttern, ihn mit ihr für immer zu vereinigen, wuchſen ihre Körper, als fie ihn im Bade umfaßte, ſo innig zuſammen, daß ſie fortan ein Doppelgeſchoͤpf, halb Mann und halb Weib, repraͤſentirten. Ovidius, Metamorph. Lib. IV. vers. 285 sq. Einen ſolchen Dualismus hat man nach dieſer Mythe Hermaphroditismus und den Repraͤſentanten deſſel⸗ ben einen Hermaphroditen genannt, S. Converſationslexikon von Brockhaus, ed. IX. Heft 49, d. a. 1845, sub voce: Hermaphro⸗ ditus. ? Metzger, Syſtem der gerichtl. Arzneiwiſſenſchaft, ed. V. von Gruner d. a. 1820, f. 503, Not. a. 1 * 1 Die Entſtehung dieſer Bezeichnung deutet an, daß man unter ihr diejenige organiſche Bildung eines Ges ſchoͤpfes verſtanden hat, welche daſſelbe zugleich als maͤnnlich und weiblich darſtellt. Daß demnach fuͤr die Annahme eines Hermaphroditen die Ausbildung der ges ſchlechtlichen Organe eines Geſchoͤpfes am Entſchiedenſten maßgebend ſein werde, leuchtet ein. Da dieſe ſich jedoch nicht immer erkennen laſſen und auch unvollkommen vors handen ſein koͤnnen, ſo bieten ſich zunaͤchſt zwei Fragen an, welche wir vor Allem einer genauern Beſprechung unterwerfen muͤſſen, naͤmlich die Fragen: a) wenn man ein Inſekt für einen Hermaphroditen zu erklaͤren Urſache habe und b) wie weit man gehen duͤrfe, noch von Zwitterbil— dung zu reden, falls der ſich dafür anbietende Ors ganismus von dem Zuſtande vollkommener Ausbil- dung der geſchlechtlichen Organe abweicht. II. Zu a) Ueber die Kennzeichen des Hermaphroditis— mus und über Varietaͤten. Daß dann, wenn ſchon am Hinterleibe des Inſektes die aͤußeren Geſchlechtsorgane beider Geſchlechter erkennbar ſind oder bei anatomiſcher Unterſuchung mittelſt Zergliede— rung des Hinterleibes die Zeugungsorgane beider Geſchlech— ter im letzteren vereinigt ſich gezeigt haben, die Zwitterbil— dung des Inſektes außer Zweifel ſteht, leuchtet ein. Al— lein im Mangel ſolcher äußeren Kennzeichen oder der ana tomiſchen Unterſuchung wird die Entſcheidung der Frage, ob das Inſekt ein Hermaphrodit ſei, ſehr viel ſchwieriger; ja man kann Bedenken hegen, ob dann dieſe Entſcheidung noch moͤglich ſei. Fuͤr Beurtheilung ſolchen Bedenkens muß ich hier eine Erſcheinung in Bezug auf die Aeußers lichkeit der Inſekten erwaͤhnen, welche jenem Bedenken Nahrung giebt. 8 Ich meine die Erſcheinung der Varietaͤren. Unter den Inſekten und ganz vorzuͤglich unter den Schmetterlingen einer und derſelben Gattung bemerken wir naͤmlich haͤufig ſo bedeutende Abweichungen und Verſchie— denheiten von der in der Regel der Gattung eigenthuͤm— lichen Bildung der ganzen Leibesgeſtalt, ihrer Größe, der Form ihres ganzen Wuchſes oder einzelner Koͤrpertheile, der Zeichnung der letztern in Bezug auf Muſter und Farbe, daß man mitunter, ſelbſt nach genauerer Betrachtung eine der fraglichen Gattung gar nicht angehoͤrige Species vor Augen zu haben glaubt, waͤhrend noch haͤufiger derartige Abweichungen und Verſchiedenheiten zwar nicht mit ſolcher Wirkung hervortreten, aber im Einzelnen oder Ganzen immer noch erheblich genug find, um fie als Ausnahmen von der Regel zu erkennen. Dieſe Erſcheinung nennt man in der Wiſſenſchaft Varietaͤten, von denen die auf uns gekommene Reichardtſche Sammlung auch eine werthvolle Anzahl beſitzt. Unter den Varietaͤten nun finden ſich Sale, bei de— nen die ſich ſonſt in Geſtalt und Zeichnung regelmaͤßig ganz gleichenden Glieder gegenſeitige oft erhebliche Verſchie— denheiten präfentiren. Es drängt ſich daher die Frage auf, ob nicht ein Inſekt, welches entweder blos maͤnnlich oder blos weiblich iſt, als bloße Verſchiedenheit in Bezug auf aͤußere Geſtalt und Zeichnung diejenigen zweierlei Geſtal— tungen zeigen koͤnne, von denen die eine regelmaͤßig dem männlichen und die andere regelmäßig dem weiblichen In— ſekte angehoͤrt, ſo daß man dann nicht mehr von einem Hermaphroditen, ſondern lediglich von einer Varietaͤt zu reden haben wuͤrde. Da es, wenn man den Leib des Inſekts nicht einer anatomiſchen Unterſuchung mittelſt der Zergliederung deſſelben unterwirft, hoͤchſt ſchwierig und ſehr haͤufig gar nicht zu erkennen iſt, ob darin maͤnnliche und weibliche Zeugungsorgane gepaart ſich vorfinden, eine ſolche Unterſuchung aber, weil ſie die Zerſtoͤrung des ſeltenen — Fundes in einem feiner wichtigſten Koͤrpertheile zur Folge hat, hoͤchſt ſelten (ſoviel mir bekannt geworden, bis jetzt nur in zwei Faͤl⸗ len bei Schmetterlingen, einer Gastropacha quereifolia und einer Melitaea Dydimus, ſ. H. Burmeiſters Handbuch der Entomologie, Bd. I., Berlin 1832, S. 340, 341, 342 und M. Th. Lacordaire, introduction a Lentomo- logie, Tome second. Paris 1838, S. 429, 430. K. A. Rudolphi uͤber Zwitterbildung, in den Ab— handlungen der Königl. Akademie zu Berlin. Phy— ſikaliſche Klaſſe, S. 50 u. fl.) vorgenommen worden iſt und vorgenommen werden wird, ſo gewinnt die aufgeſtellte Frage weſentlich an Intereſſe. Zunaͤchſt iſt hervorzuheben, daß die Abweichungen von der Regel, welche das Inſekt zu einer Varietaͤt ſtempeln, nicht Haupt-, ſondern nur Rebeneigenſchaften, unweſent— liche Aeußerlichkeiten des Inſekts betreffen, daher hierdurch zugleich einleuchtend wird, daß eine wirkliche Zwitter— bildung, welche die Formation einer Haupteigenſchaft, die Geſchlechtlichkeit der Species, zum [Gegenſtande hat, als Varietaͤt nicht aufzufaſſen iſt. Im Mangel ſicherer, meiſt, wie gedacht, nur durch Section des Inſekes zu gewinnender Anſchauung wird der forſchende Sammler nur durch Schlußfolgerungen aus aͤu— ßeren, im Inſektenbilde ſich anbietenden Anzeichen die frag— liche Geſchlechtlichkeit der Species zu entſcheiden vermoͤgen, wenn es anders dafuͤr genug concludente Anzeichen giebt. Daß es nun aber ſolche Anzeichen gebe, halte ich im Allgemeinen für annehmbar und darum mindeſtens in Bes zug auf viele Arten von Schmetterlingen, deren Natur ich genauer kenne, als die Natur anderer Inſekten, fuͤr ſicher. Im Allgemeinen gehe ich davon aus, daß die aͤußerlich er- kennbare Bildung eines Geſchoͤpfes, wenn ſie, je nachdem daſſelbe maͤnnlich oder weiblich iſt, regelmaͤßig verſchieden von einander geſtaltet ſich zeigt, eine natürliche Conſequenz = I = der Geſchlechtlichkeit der Species if. Mangelt es auch bei mehrern ſolchen Bildungsformen an erkennbaren Gtuͤnden, welche dieſe Conſequenz erklaͤren, ſo fehlt es doch vorerſt nicht bei allen derartigen Formen an ſolchen Gründen, 3. B. bei der äußeren Geſtalt des Leibes des Inſekts, welcher dei dem weiblichen, zu Beherbergung einer oft in Unzahl am Eierſtocke befindlichen Eier Raum bedürfend und überall zur Beförderung des Zeugungsactes ſtaͤrker, minder ſchlank und minder ſpitzig auslaufend geformt ſein mußte, als bei dem maͤnnlichen. Ebenſo erklart es die activere, lebhaftere und darum kraftvollere, mehr auf das anſtren— gendere Geſchaͤft der Aufſuchung des paſſiveren, duldſameren Weibchens hingewieſene Natur des Männchens, daß deſſen koͤrperliche Bildung kerniger, concentrirter, durch ſchlankere, meiſt kleinere Formen der ſtammhafteren Glieder für ra— ſcheren Ortswechſel geeigneter und dieſem correſpondirend auch in der Zeichnung meiſt intenfiver, kraͤftiger und ges ſchloſſener ſich darſtellt, als die des ruhigeren, ja trägeren, darum meiſt in maſſenhaftere, breitere, mehr abgerundete, jedenfalls aber in weichlichere und ſanftere Formen geſtal— teten und dieſem wiederum correfpondirend, wenn auch oft mit ſchoͤnerem Farbenſpiel und vollkemmnerer Zeichnung, doch meiſt mit minder kraͤftigen Farben, wie verbreiteteren Muſtern und Bildern der Zeichnung begabten Weibchens. Daß namentlich bei den weiblichen Schmetterlingen, welche fliegen, regelmäßig die Flügel größer und breiter find, iſt durch den Umſtand bedingt, daß fie den größeren, ſchwererern Leib im Fluge zu tragen geeignet ſein muͤſſen. Sodann iſt gewiß in erhebliche Ruͤckſicht zu neh— men, daß die äußere Geſtaltung eines Maͤnnchens oder Weib— chens eine dem betreffenden Geſchlechte regelmaͤßig conſtant eigenthümliche iſt. Es lehnt ſich darum die ganze Em— pfindung des Beſchauers dagegen auf, blos von einer Va— rietat, einer zufällig veränderten Aeußerlichkeit, reden zu wollen oder zu ſollen, wenn er jene, conftant nur dem je Einem Geſchlechte angehoͤrigen Bildungsformen zuſammen 3 in Einer Species gepaart erblickt. So feſt beſtimmte, von einander abweichende Geſtaltungen in Form und Zeichnung, wie wir ſie bei dem maͤnnlichen und dem weiblichen In— ſekte vieler Gattungen vorfinden, finden unter den unzweis felhaften Varietaͤten kein Seitenſtuͤck; die Verſchiedenheiten bei den Varietaͤten ſind, wenn auch in gewiſſen Gegenden und bei einzelnen Gattungen gleichmaͤßiger ſich zeigend, doch in der Regel mehr ſchwankend, zufaͤllig uͤber das Inſekt verſtreut und immer mehr oder weniger von einander ſelbſt wieder abweichend, kurz nicht fo feſte Typen tragend, wie die bei vielen Gattungen ſich zeigenden Verſchiedenheiten zwiſchen dem Bilde des maͤnnlichen und weiblichen Inſektes. Die Verſchiedenheiten bei den Varietaͤten ſind Folge der von der Larve oder Raupe genoſſenen Nahrungsmittel, der Art, Quantitaͤt und Friſche ihrer Rahrung, des Ein— fluſſes des Klima's auf das Inſekt waͤhrend ſeiner Ent— wickelungsperioden und auch wohl der Begattung zwiſchen Inſekten verſchiedener, wenn auch verwandter genera. Es laͤßt ſich nun aber mit Grund ſicherlich nicht annehmen, daß die Geſtaltung eines Inſekts in maͤnnliche und zugleich weibliche Form und Zeichnung Wirkung der Nahrung, des Klimas und der Begattung verſchiedener genera mit ein— ander ſei. Aus Allem folgt demnach gewiß die Berechtigung zu dem Schluſſe: überall, wo wir bei einem Inſekte maͤnn— liche und weibliche aͤußere Geſtaltung gepaart erblicken, haben wir kein Bedenken zu tragen, die Species für einen Hermaphroditen zu er- klaren, wenn auch durch Anſchauung der Ge— nitalien oder durch anatomiſche Unterſuchung deſſen Zwitterbildung feſtzuſtellen nicht thun— lich oder resp. nicht unternommen worden iſt. Bei Arten, wo Mann und Weib in der Faͤrbung und ſonſtigen aͤußern Geſtaltung verſchieden ſind, wird hier— nach die Beſtimmung, ob man es mit einem Hermaphro— diten zu thun habe, leicht ſein; ſchwieriger aber iſt dies — 9 — bei Arten, wo Mann und Weib ſich faſt gaͤnzlich gleichen. Das kleinere Ausmaß zweier, ſonſt ausgebildeten Fluͤgel der naͤmlichen Seite giebt den erſten Wink; dann hat man die Fühler, die Hauptſehnen, ſowie die übrigen Theile des Körpers, vorzüglich den Hinterleib, genauer Unterſuchung zu unterwerfen. Treitſchke, Huͤlfsbuch für Schmetterlingsſammler, 1834, S. 20. III. Zu b) Ueber die Eintheilungen der Hermaphroditen. Halten wir an dem oben unter J. hervorgehobenen Begriffe von Hermaphroditismus feſt, ſo finden wir darin auch zugleich die Begrenzung des Gebietes, in welches die Erſcheinungen fallen muͤſſen, die für Zwitterbildung zu erklaͤren find. Dabei muͤſſen wir aber gedenken, daß die bei eis nem Inſekte gepaart ſich findenden verſchiedenartigen ge— ſchlechtlichen Bildungen bei einer Species gegenſeitig gleich— mäßiger, vollſtaͤndiger und vollkommener ausgebildet ſich zeigen, als bei einer anderen Species, bei welcher bald mehr die maͤnnliche, bald mehr die weibliche Geſchlechtlich— keit, die andere Geſchlechtlichkeit mehr oder weniger ver— kümmernd, ſich hervorgedraͤngt hat, daß ferner die gepaar— ten verſchiedenartigen Geſchlechter, wie in Folge einer Theilung in das Inſekt, bald je eine Haͤlfte deſſelben, bald mehr und weniger deſſen beide Haͤlften in Beſitz ge— nommen haben, daß ſodann moͤglicherweiſe, den Erfahrun— gen bei andern Thierklaſſen gemaͤß, nach dem einen Ge— ſchlechte blos die innern und nach dem andern blos die äußern Geſchlechtstheile gebildet find, mitunter auch wohl die gegenſeitige Ausbildung beider Geſchlechter auf einander einen ſich gegenſeitig verkuͤmmernden, kein Geſchlecht zur gehoͤrigen Ausbildung gedeihen laſſenden, Einfluß ge— habt haben und endlich durch dieſen letzteren Einfluß die Geſchlechtsausbildung in einzelnen Fallen bis zur Unfennts ae lichkeit und Unbeſtimmbarkeit unterdrückt worden fein kann. Dieſe Wahrnehmungen haben darauf hingeleitet, den Her⸗ maphroditismus einzutheilen in einen vollkommenen und un vollkommenen, einen mixtus-masculinus und femininus, und in einen lateralis, einen transversalis, und in Geſchlechtsloſigkeit. Habe ich mich jetzt mit dieſen Eintheilungen einzeln zu beſchaͤftigen und dabei zu unterſuchen, welche dieſer Ein— theilungen fuͤr die Ordnung der Inſekten von Werth iſt, ſo will ich hierbei zugleich der einzelnen Inſektenarten ge— denken, welche, ſoviel mir bekannt geworden, als Belege für die zu ſtatuirenden Eintheilungen von den Naturfor— ſchern erwaͤhnt worden ſind. 1) Vom vollkommenen und unvollkommenen Hermaphroditis mus. | Rach dem oben unter I. angegebenen Begriffe von Hermaphroditis mus wird man darauf hingeleitet, un- ter vollkommener Zwitterbildung diejenige geſchlechtliche Bil— dung zu verſtehen, durch welche die Zeugungsorgane beider Geſchlechter in einem Geſchoͤpfe ſo vollſtaͤndig ausgebildet worden ſind, daß daſſelbe in Bezug auf Zeugung die Functionen beider Geſchlechter mit Erfolg zu erfüllen vers mag. Bei dieſer Vollkommenheit der Ausbildung des Hermaphroditismus laͤßt ſich jedoch wiederum die Verſchie— denheit denken, daß der Hermaphrodit ſich ſelbſt zu begat— ten vermoͤge, oder wenn dieſes nicht der Fall iſt, daß er mindeſtens ſowohl als Mann eine andere weibliche Species zu befruchten, wie auch als Weib von einer anderen maͤnn— lichen Species befruchtet zu werden faͤhig ſei. Dieſem Be— griffe des vollkommenen Hermaphroditismus gegenuͤber wird man dann nur von einer unvollkommenen Zwitter⸗ bildung reden koͤnnen, wenn die ſich gepaart vorfindende Geſchlechtsbildung von dem Zuſtande jener vollkommenen Aus bildung mehr oder weniger abweicht. _— 1 Iſt nun auch dem Thierreiche der vollkommene Hermaphroditismus in dieſem Sinne deſſelben nicht fremd, ſo hat er ſich in ſolcher Vollkommenheit bis jetzt doch nur bei einigen auf einer ſehr niedrigen Stufe der Organiſation ſtehenden Thierklaſſen, namentlich mehreren Mollusken (3. B. den Blutegeln und Regenwuͤrmern), den Ringwürmern (Auſtern, Schnecken), einigen Familien der Eingeweidewuͤr⸗ mer, den Bandwurmern u. a. m. und zwar in beiden Formen der Vollkommenheit gezeigt, wenn auch der Fall, daß der Zwitter ſich ſelbſt zu begatten vermöge (z. B. der Bandwurm), der bei weitem ſeltnere iſt, als der gegen— ſeitiger Begattung ſolcher Species. Bei den Inſekten, wie uͤberhaupt bei den hoͤher ſte— henden Thierklaſſen dagegen findet ſich eine ſolche Vollkom— menheit des Hermaphroditismus nach den bisherigen Er— fahrungen nicht vor. Denn wenn uns auch Scopoli in introduetione ad historiam naturalem, Prag 1777, 8., pag. 416, ‚erzählt: Phalaenae Pini Linn. (Gastropachae Pini) larvae binae intra unicum, quem pararunt, folliculum mutatae sunt in unicam Pupam, unde animal di- midia corporis parte masculum, antenna plumosa alisque binis majoribus, alia vero femineum, antenna setacea alisque binis minoribus. Quod vero mirabilius, pars mascula emisso pene foe- condavit ovula feminea, quae deposita perfectas larvas protulerunt, fo iſt dieſer Fall doch zur Zeit nur die einzige, hier in Betracht zu ziehende Erſcheinung geblieben und läßt gewich— tigen Zweifeln und Erklaͤrungen Raum, welche ihm die Kraft eines Beleges, daß die geſchilderte Vollkommenheit des Hermaphroditismus auch bei Inſekten ſich finde, ent— ziehen. Vorerſt iſt in Ruͤckſicht zu nehmen, daß die ſtatt— gefunden haben ſollende Vereinigung der neben einander gelegenen und am Afterende des Hinterleibes ſichtbar ges 1 wordenen maͤnnlichen und weiblichen Genitalien fuͤr den Zweck der Befruchtung der Eier in der That nicht glaub— lich, ja für eine phyſiſche Unmoͤglichkeit zu halten iſt. Auch geht aus den referirten Worten des Scopoli nicht hervor, daß er dieſe Begattung ſelbſt mit angeſehen habe; ſeine Worte laſſen vielmehr auch recht fuͤglich die Erklaͤrung zu, er moͤge dieſe gegenſeitige Begattung nur aus dem Erfolge, daß die gelegten Eier Raupen lieferten, ohne von einem andern maͤnnlichen Inſekte befruchtet worden zu ſein, ge— ſchloſſen haben. Hierzu kommt nun aber die freilich zur Zeit noch unerklaͤrte Erfahrung, daß gleich andern Inſekten Schmetterlinge, namentlich Daͤmmerungs- und Rachtfalter, zuweilen ohne vorausgegangene Befruchtung durch ein Maͤnnchen fruchtbare, Raupen erzeugt habende Eier gelegt haben. Nach H. Burmeiſters Handbuch der Entomologie, Bd. I., Berlin 1832, S. 336, 337, vgl. mit . Reaumur, memoires etc., 1738, T. III. p. 1. pag. 194, er, Verzeichniß der Schmetterlinge der Wiener Gegend, 1766, Pallas, nota acta phys. med. T. III. (1767) pag. 430, Ochſenheimer, die Schmetterlinge von Europa, Bd. III., S. 166, 178, Bernoulli, memoires de P'acad, royal, de Berlin, 1772, S. A sg. Kühn, Naturforſcher, 7. Stuck (1789), S. 171, Schrank, fauna boica, 2. Bd. 2. Abth. (1802) S. 94 u. 97, Germars Magazin, 1. Bd. S. 19 fl. Albrecht, Miscell. acad. nat. cur. An. 9 et 10, D. 3, obsc. 11, pag. 25, L. C. Frevira nus vermiſchte Schriften, Bd. 4, 8. 106, Suckow in Heuſingers Zeitſchrift für die org. Phyſ., Bd. 2, S. 263, Archiv für Raturgeſchichte von Wiegmann, fortgeſetzt von Erichſon, 14. Jahrg. Heft II., Berlin 1848, S. 44 s., 15. Jahrg. Heft V., Berlin 1849, S. 210 sq., 213 pr. iſt dieſe Erſcheinung beobachtet worden bei der Spinnergat— tung Psyche, welche die ſogenannten Sacktrager ent haͤlt und bei einzelnen Species der Spinner Euprepia casta, Bombyx Mori, Gastropacha potatoria, querci- folia, pini eic., der Eulengattung Episema caeruleoce- phala, Sphinx ligustri und Smerinthus populi. Ob» ſchon M. Th. Lacordaire, introduction a l’entomologie, Tome second, Paris 1838, pag. 432, 433 ebenfalls behauptet, daß es bei den Inſekten keine Zwitter der hier beſprochenen, zur Selbſtbegattung ſie qualificirenden Vollkommenheit gebe, ſo kann ich doch die von ihm noch verſuchte Erklaͤrung des von Scopoli gedachten Falles, daß naͤmlich die Begattung der fraglichen Eier im Innern des Zwitterleibes in Folge möglicher Dispoſition des vom maͤnn⸗ lichen Organe ausgehenden Kanals durch Ausgießung des maͤnnlichen Samens in den Eiergang des weiblichen Or— gans erfolgt fein koͤnne, nicht als einen Grund feines Wis derſpruches gegen Scopoli gelten laſſen, da dieſe Hypo— theſe von Lacordaire dem fraglichen Zwitter jenen Charak— ter der beſprochenen Vollkommenheit der Zwitterbildung, der Qualification zu ſeiner Selbſtbegattung, nicht entzogen haben wurde. Jedenfalls aber kann mich auch die Hy— potheſe des Lacordaire, da ihr eine Unterſuchung der in— nern Conſtruction des Leibes jener Gast. Pini nicht zur Seite ſteht, die Hypotheſe vielmehr nur als eine in der Luft ſchwebende Moͤglichkeit ſich anbietet, nicht beſtimmen, dem von Scopoli erzaͤhlten Falle das Gewicht beizulegen, a A auch bei Inſekten die mehrgedachte vollkommene Zwitter⸗ bildung anzunehmen. Haben wir demnach nicht Grund genug, bei Inſek— ten von einer vollkommenen Zwitterbildung in dem ange— gebenen Sinne zu ſprechen, ſo würde hieraus in der That der Schluß begründet erſcheinen, daß bei Inſekten nur ein un vollkommener Hermaphroditismus ſich vorfinde, den man dann je nach dem Grade und der Art der ſich zeis genden Unvollkommenheit etwa wieder unterabtheilen koͤnnte. Die Wiſſenſchaft hat jedoch dennoch bisher auch bei ns ſekten und namentlich bei der anſcheinend am meiſten zur Zwitterbildung hingeneigten Ordnung der Schmetterlinge, den Hermaphroditismus in einen vollkommenen und unvollkommenen eingetheilt. Namentlich theilt Ferd. Ochſen heimer in ſeiner Raturgeſchichte der Schmetterlinge von Europa Bd. IV. S. 185 fl. die Hermaphroditen bei Schmetterlingen in vollkom— mene und un vollkommene ein und zahlt den erſtern diejenigen bei, bei welchen die eine Seite, Fuͤhler und Fluͤgel, vollkommen maͤnnlich und die andere Seite voll— kommen weiblich iſt, waͤhrend er den zweiten diejenigen unterordnet, bei denen das eine oder das andere Geſchlecht vorzugsweiſe praͤdominirt, d. h. im ganzen Habitus vor— waltet und nur an einzelnen Theilen ſich die Formen des andern wahrnehmen laſſen. cf. Burmeiſter a. a. O. S. 339, Lacordaire a. a. O. S. 429. Im Allgemeinen bemerke ich zunaͤchſt, daß nach Lacordaire a. a. O. S. 428, 430 bis in das Jahr 1838 von den Raturforſchern Ochſenheimer an u. O., Germar in Meckels Archiv fuͤr die Phyſologie, Th. V. p. 185 u. 366, K A. Ru dolphi über Zwitterbildung in den Ab— handlungen der Koͤnigl. Academie zu ne ‚1828, ©. 50 fl., Klug, Jahrbücher der Inſektenkunde, Berlin 1834, 254, M. Duponchel et A. Lefebre, annales de la Société entomologique de France, Paris 1835, tome IV. p. 143 bis 151, Burmeiſter a. a. O. $. 205, S. 337 sq., Ass mus, monstrositates coleopterorum, Rigae et Dorpati 1835, 5 einer Anzahl von drei und ſiebzig Hermaphroditen unter den Inſekten Erwaͤhnung geſchehen iſt, von denen 67 der Ordnung der Schmetterlinge, drei der Ordnung der Kaͤfer und vier der Ordnung der Glasflügler (Hymenoptern) an— gehoͤrten. Begreiflich mag ſich die Anzahl der aufgefundenen Zwitterinſekten ſeit dem Jahre 1838 gemehrt haben. Was mir daruber bekannt wurde, beſteht in Folgendem: Bis zum Jahre 1843 ſcheinen nach Zellers (in Glogau) Angaben in der entomologiſchen Zeitung des entomologiſchen Vereins zu Stettin, 4. Jahrg. 1843, S. 229 — 232, neuere Entdeckungen nicht bekannt geworden zu ſein; Zeller berichtet dort als Zugaben zu dem von mir im Vorſtehen— den mit berückſichtigten Hermaphroditenverzeichniß in den Annales de la société entomologique de France IV., 1835, pag. 145 sq. nur von zwei ſpaͤter nach 1838 ges fundenen, ihm gehoͤrigen, vollkommenen Zwittern, einer Hipparchia Janira, rechts maͤnnlich, links weiblich und einer Geometra (Boarmia) Lichenaria, links maͤnnlich, rechts weiblich, die er beide ausführlich beſchreibt. Ferner wird in derſelben entomologiſchen Zeitung von Stettin 11. Jahrgang von 1850, S. 24, eines noch ſpäter entdeckten vollkommenen Zwit⸗ ters von = m u Saturnia Carpini, welcher fo vollkommen hals birt, rechts maͤnnlich, links weiblich, ſich zeigt, daß ſogar die linke Haͤlfte des Hinterleibes grau und dick angeſchwollen, die rechte Haͤlfte dagegen braun und ſchmächtig, wie bei den maͤnnlichen Exemplaren erſcheint, gedacht. In dem ſchon citirten Archive für Raturgeſchichte, 14. ehr Heft II., S. 47, wird ein Ku ſpaͤter gefundener unvollfommener Zwitter von Liparis Dispar erwaͤhnt, an welchem der rechte Oberfluͤgel bei ſonſt durchaus maͤnnlicher Bildung ſtellenweiſe weibliche Faͤrbung beſitzt, waͤhrend die Faͤrdung auf dem linken ganz die gewoͤhnliche iſt; ingleichen wird dort berichtet von einem offenbar unvoll— fommenen Zwitter aus der Ordnung der Dipter n (Zwei⸗ fluͤglern), einer Scaeva (jest Syrphus) clypeata von unge⸗ woͤhnlicher Zwitterbildung, indem der Hinterleib mit den Geſchlechtstheilen und die erweiterten Vor— derbeine maͤnnlich, der Kopf mit den kleineren Augen und der breiten Stirn weiblich ſind. Noch geſchieht Eben daſelbſt 15. Jahrg. Heft IV. S. 120, eines Zwitters aus der Ordnung der Orthoptern (Gradfluͤgler), als des erſten Hermapbroditen aus dieſer Ordnung, naͤmlich eines Acridium dispar (einer Heuſchrecke) Erwähnung. Endlich find in dem Berichte uͤber die wiſſenſchaftlichen Leiſtungen im Gebiete der Entomologie waͤhrend des Jahres 1849, von Dr. Herm. Schaum, Berlin 1851, S. 10, nl als neuentdeckte vollkommene Zwitter: Exemplare von Colias Edusa, * Antocharis (Pontia) Cardomines, Smerinthus Populi, Acronicta Aceris, (alle vier links maͤnnlich, rechts weiblich) und Orgyia Antiqua (rechts maͤnnlich, links weiblich) als unvollkommene neuentdeckte Zwitter: eine Dia phora (Euprepia) Mendica, (Form der Fluͤgel, der Körper und die Fuͤhlhoͤrner maͤnnlich, die Faͤrbung aber die des Weibchens) eine Biston (Amphidas is) Prodromaria, (das rechte Fuͤhlhorn weiblich) und eine Nyssia (Amphidasis) Zonaria (weiblich, aber links mit einem maͤnnlichen Fuͤhlhorn), welche ſaͤmmtliche acht Exemplare in England gefangen wurden, aufgezaͤhlt. Zaͤhle ich zu der von Lacordaire angegebenen Ge— ſammtzahl der Zwitterinſekten an 73 noch die aufgefuͤhrten neuern Entdeckungen an 11 Exemplaren und unſere Lim. Populi hinzu, fo ergiebt ſich, daß die Zahl der Zwitter— inſekten, die ich in der Literatur erwaͤhnt gefunden habe, in 85 Exemplaren beſtehen, wovon 76 der Ordnung der Lepidoptern (Schmetterlinge), 3 der Ordnung der Co» leoptern (Käfer), 4 der Ordnung der Hymenoptern (Glasflügler), 1 der Ordnung der Diptern (Zweiflügler) | und 1 der Ordnung der Orthoptern (Gradfluͤgler) ans gehören. Von den 76 Hermaphroditen der Schmetterlinge ges hoͤren nach Lacordaire und den obigen Relationen 48 zu der Klaſſe der vollkommenen (nach Ochſenheimers De— finition) und 21 zu der Klaſſe der unvollkommenen, waͤhrend 11 unbeſtimmt geblieben ſind. Alle dieſe Angaben ſcheinen zu beſtaͤtigen, daß die 2 — 18 — Zwitterbildung unter den Schmetterlingen haͤufiger, als bei andern Inſekten ſich finde, wenn dieſes Zahlenverhaͤltniß nicht lediglich etwa darin ſeinen Grund haben ſollte, daß die geſchlechtlichen Bildungen bei den Schmetterlingen mehr hervortretend und darum leichter zu erkennen ſind, als bei andern Inſekten. Fuͤr den Sammler iſt es von beſonderm Intereſſe, die Gattungen der Inſekten kennen zu lernen, unter denen Hermaphroditen gefunden wurden. Rach Ochſenheimer a. a. O. S. 155. Burmeiſter a. a. O. S. 338 8g. Lacordaire a. a. O. S. 430 sq. und den von letz⸗ terem S. 418 citirten, vorhin von mir angefuͤhrten Schriftſtellern, ingleichen Friedrich Treitſchke, Huͤlfsbuch für Schmetterlings— ſammler. Wien 1834. S. 20 — 20. mit Taf. II. Fig. 2. 3. 4. 5. und F. Treitſchke, Fortſetzung des Ochſenheimerſchen Werks, Bd. 10. Abth. I. S. 90 sq., fo wie meinen Relationen uͤber die neuern Entdeckungen ſind gefunden worden: A. als vollkommene Zwitter az) bei den Schmetterlingen: Papilio Laodocus (Fabr.) wohl Laodice. Arg ynnis Papbia (u. a. ein von Hübner Taf. 190, Fig. 935. abgebildetes Exemplar, welches rechts weib- lich als Var. Valesina und links maͤnnlich als Paphia erſcheint und dadurch zugleich deren Gattungs— identitaͤt beftätigt), Pandora (Cynara). Lycaena Alexis (cf. Lefebre in den cit. Ann. de la soc. entom. pag. 145 sg. mit Taf. I. B. Fig. 4.), Adonis. Diomedes (Aleon oder Euphe- mus.) Helle. Vanessa Atalanta. Antiopa. Hipparchia Janira (ſ. Treitſchke, Huͤlfsbuch. S. 20. mit dortiger Taf. II. Fig. 2. u. 3.) SB = Melitaea Didyma. Pontia Duplidice. Cardamines. Colias Edusa. Limenitis Populi (unſer Exemplar, rechts maͤnnlich, links weiblich, ſ. unten sub IV.) Shin x Convolvuli. Smerinthus Populi. Deilephila Euphorbiae. Gastropacha Pini. Crataegi. Quercus. Quer- cifolia (die anatomiſch unterſuchte, — f. oben II. — links maͤnnlich, rechts weiblich, deutliche Tren— nungslinie über den ganzen Koͤrper, beiderlei Ges ſchlechtstheile, im Innern des Leibes rechts ein Eierſtock, deſſen Eiergang zwei Zoll vor dem Ende des Saamenleiters in ihn einmuͤndete und ein Saa— menbehaͤlter, welcher am gemeinſchaftlichen Ausfuͤh— rungsgange hing, auf der linken Seite zwei Hoden hintereinander, die durch ein duͤnnes Gefaͤß verbunden waren, ein vom zweiten Hoden ausgehender und zu— gleich das geſchlaͤngelte Gefaͤß, wie bei allen Schmet— terlingen, aufnehmender Saamenleiter; weiterhin an der andern Seite ein zweites Gefaͤß, das in den Saamenleiter einmuͤndete, wahrſcheinlich der rudimen— täre Saamenleiter des zweiten Hodens, worauf ſich der Saamenleiter zum gemeinſchaftlichen Ausführungss gange, an welchem der weibliche Saamenbehaͤlter hing, erweiterte und endlich in die Scheide der Ruthe übers ging. Rudolphi a. a. O. Lacordaire a. a. O. S. 430 sd. Burmeiſter a. a. O. S. 340. 341.) — Medicaginis. Castrensis. Saturnia Carpini. Pyri. Endromis Versicolora. Liparis Dispar. Harpyia Vinula (f. Treitſchke, Hülfsbuch S. 20. mit dortiger Tafel II. Fig. 4.) Orgyia Antiqua. „ 2* Euprepia Grammica. Acronicta Aceris. Amphidasis Prodromaria. Phalene du Coignassier (?) (Lacordaire l. |. S. 432 et Annales de la société entomol. 1. I. p. 147.) Geometra Lichenaria. Fidonia Artemisiaria (var. Piniaria oder Atomaria) Piniaria. Ennomos Prunaria (rechts männlich, links weiblich mit ſo ſcharfer Abgrenzung dieſer beiden Geſchlechter in der Mitte des ganzen Koͤrpers, vom Kopf bis zum After, daß dadurch das Inſekt wie in zwei anein— ander angeleimte Haͤlften geſchieden erſcheint und mit der noch beſonderen Merkwuͤrdigkeit ausgeſtattet, daß die rechte männliche Seite die Varietaͤt Coxylaria, die linke weibliche dagegen die gewoͤhnliche Prunaria iſt. Duponchel in den cit. Annales de la soc. entom. pag. 143. 144. mit Taf. 1. C. Fig. 5.) b) bei den Kaͤfern: Lucanus Cervus, Hirſchkaͤfer (links maͤnnlich, rechts weiblich. Burmeiſter a. a. O. S. 311., die cit. Ann. de la soc. entom. pag. 150. Zeitſchrift für Entomologie von dem Vereine fuͤr ſchleſiſche Inſektenkunde 1847. Coleoptera S. 14. num. 2. Klug cit. Jahrbücher a. a. O. Verh. 366. Taf. XV. Fig. 1.) 1 Melolontha vulgaris, gemeine Maikaͤfer (an der einen Seite mit einem maͤnnlichen, an der andern mit einem weiblichen Fuͤhler. Burmeiſter a. a. O. S. 311. Meckels Archiv Bd. 5. S. 366. Lacordaire l. I. S. 430.) 51 * Dytiscus große Schwimmfäfer (Marginalis?) an einer Seite maͤnnlich, an der andern weiblich; (ſ. d. cit. Ann. de la société entom. pag. 149.) Zi c. bei den Glasflüglern (Hymenoptern): Apis mellifica (auf einer Seite maͤnnlich, auf der andern weiblich; ſ. d. cit. Ann. de la soc. ent. pag. 149.) B. als un vollkommene Zwitter. a) bei den Schmetterlingen: Melitaea Dydimus (Didyma) (das zweite anatomiſch unterſuchte Exemplar, — maͤnnlich, das linke Auge wie der linke Taſter und Fuͤhler kleiner, dieſer weiß ge— ringelt, an der Spitze gelb, der rechte einfarbig, Fluͤgel gleich und maͤnnlich, Hinterleib maͤnnlich aber etwas dicker, linke Geſchlechtszange kleiner. Bei der Anatomie fanden ſich maͤnnliche Geſchlechtstheile und ein freier mit keinem Organe verbundener Eierſtock an der linken Seite. Klug in Frorieps Notizen Bd. 10. S. 183. Rudolphi a. a. O. Bur⸗ meiſter a. a. O. S. 341.) Phoebe. Pontia Daplidice. Cardamines (über zwei hoͤchſt ins tereſſante Faͤlle bei Cardamines ſ. Ochſenheim er a. a. O. Bd. IV. S. 155. 188. Treitſchke, Huͤlfsbuch S. 21. mit dortiger Taf. II. Fig. 5. und deſſen Fortſetzung des Ochſenheimerſchen Werks Bd. 10. Abth. 1. S. 90. Lacordaire J. I. pag. 433.) Deilelphila Gali. (Burmeifier a. a. O.) Saturnia Carpini. Liparis Dispar. (nach Ochſenheimer a. a. O. S. 189 sq. ſollen ſich bei keinem Schmetterlinge mehr Uebergaͤnge von dem maͤnnlichen Geſchlechte zu dem weiblichen vorfinden, als bei dieſem, ſ. a. Bur⸗ meiſter a. a. O. S. 341 sg.) Gastropacha Quercus. (Ochſenheimer a. a. O. S. 190 sg. Burmeiſter a. a. O. S. 372.) Castrensis (Burmeifter a. a. O. Rudolphi a. a. O. maͤnnlich, aber alle Theile mit Annaͤherung u ie an die weibliche Bildung, rechts ein weiblicher Fühler mit maͤnnlichen, nur etwas groͤßern Fluͤgeln, als ſich ſonſt bei Männchen finden, links ein männlicher Fühler mit weiblichen Fluͤgeln. Burmeiſter a. a. O. Rudolphi a. a. O. Die cit. ann. de la soc. entom. pag. 150.) Euprepia Mendica. Amphidas is Zonaria. Prodromaria: b) bei den Glasfluͤglern (Hymenoptern)z Scolia 6 maculata. (Die cit. annal. de la soc. ent. pag. 149. 191. mit Taf. IV. C.) Ichneumon theils extensorius in der Bildung des Kopfes und ſeiner Pertinenzien, des Thorax, der Fluͤ⸗ gel und Fuͤße (pates), die alle weiblich ſind, theils luctuosus oder luctatorius in der Bildung des Un— terleibes, der maͤnnlich iſt, woraus die Identitaͤt beider Arten ſich zugleich ergiebt. (Lacordaire l. I. pag. 434. cit. Archiv für Natnrgeſchichte 3. Jahrg. 1837. Heft VI. S. 316.) c) bei den Zweiflüglern (Diptern): Scaeva (Syrphus) Clypeata. d) bei den Gradflüglern (Orthoptern): Acridium Dispar (eine Heuſchrecke.) Im Allgemeinen vergleiche man noch hier Lacordaire l. I. pag. 430. Obſchon ich der Kuͤrze halber bei den meiſten der angefuͤhrten Hermaphroditen die genauere Beſchreibung der— ſelben nicht beigefuͤgt habe, ſo habe ich dieſe doch bei ei— nigen nicht uͤbergangen, theils weil ihr Bild in mehrfacher Beziehung wiſſenſchaftliches Intereſſe hat, theils weil die genauere Schilderung der beiden anatomiſch unterſuchten species als gruͤndlichſter Beleg fuͤr die ganze fragliche Zwittererſcheinung in Geltung tritt und weil es mir übers EN En haupt noͤthig ſchien, mindeſtens einige Andeutungen über die Art der Zwitterbilder nicht fehlen zu laſſen. Im uͤbri⸗ gen bemerke ich aber, daß das Studium der genauen Be— ſchreibungen der aufgefuͤhrten Zwitter, welche von den von mir citirten Schriftſtellern a. d. a. Orten mit Sorgfalt geliefert worden ſind, dem Sammler und Forſcher fuͤr Ent— deckung der Zwitterhaftigkeit eines Exemplars und fuͤr tie— fere Einſicht in das Weſen des Hermaphroditismus nur ſehr empfohlen werden muß. Als bemerkenswerth iſt hier noch hervorzuheben, daß auf den Grund der bisherigen Beobachtungen unter den vollkommenen Zwittern die meiſten rechts männlich und links weiblich, die wenigeren rechts weiblich und links maͤnnlich ſind. Lacordaire 1. I. S. 431. referirt, daß von den von ihm erwaͤhnten 39 vollkommenen Zwittern bei den Schmet— terlingen 23 rechts maͤnnlich, links weiblich, und nur 11 rechts weiblich und links maͤnnlich waren, waͤhrend er bei 5 in dieſer Beziehung die naͤhern Angaben der Bericht— erſtatter vermißt haben will. Von den nach 1838 aufge— fundenen, oben erwähnten 9 vollkommenen Schmetter— lingszwittern waren 4 rechts maͤnnlich, links weiblich und 5 rechts weiblich, links maͤnnlich. Es findet ſich alſo, daß 27 Hermaphroditen rechts maͤnnlich, links weiblich und nur 16 rechts weiblich, links maͤnnlich gebildet waren, daß demnach das maͤnnliche Geſchlecht bei den Inſektenzwittern (wie dies auch bei den Zwittern der Wirbelthiere bemerkt worden iſt,) haͤufiger die rechte, als die linke Seite des Hermaphroditen einzunehmen geneigt erſcheint. — Unter den aufgefundenen unvollkommenen Zwittern waren nach Burmeiſter die meiſten vorherrſchend weiblich, die we— nigeren männlich mit weiblichen Charakteren, in der Regel aber nahm das überwiegende Geſchlecht mehr die rechte, und das nur mehr zugeſellte die linke Seite en, was den Pmtomolopen Burmeiſter a. a. O. S. 343, — 1 — mit der überwiegenden Plaſticitaͤt und Kraͤftigkeit der rechten Seite überhaupt im Einklange zu ſtehen und aus dieſen Eigenſchaften der letztern entſprungen zu ſein ſcheint. 2) Vom hermaphroditismus mixtus, mas- culinus und femininus. Dieſe Eintheilung hat Lacordaire a. a. O. S. 429. 430 sg. der von Ochſen heimer aufgeſtellten in vollkommenen und unvollkommenen Hermaphroditismus ſubſtituiren zu muͤſſen geglaubt, weil er den Ochſenheimerſchen Theilungs— maaßſtab nach dem Stande der wiſſenſchaftlichen Forſchung, die bis jetzt nur die anatomiſche Unterſuchung zweier In— feften als Grundlage beſitze, zu unſicher und unzureichend haͤlt. Lacordaire bemerkt: Ob ein Inſekt ein unvoll— kommener Zwitter, d. h. nach Ochſenheimer ein Zwitter ſei, bei welchem das eine oder das andere Geſchlecht praͤ— dominire, laſſe ſich nach deſſen aͤußerem Bilde nicht ent— ſcheiden, ſo lange die anatomiſche Section deſſelben dies nicht vergewiſſert habe; es ſei nicht unmoͤglich, daß viele ſolcher unvollkommenen Zwitter ihren geſchlechtlichen Organen nach gar keine Zwitter ſeien. Muͤſſe man zur Zeit nach den erkennbaren aͤußeren Charakteren claſſificiren, ſo werde man auf die drei Theilungsglieder hingeleitet: 1) hermaphroditismus mixtus, bei denen die Charafs tere der beiden Geſchlechter ſich das Gleichgewicht halten, ohne daß die einen die andern uͤberwiegen, 2) hermaphroditismus masculinus, bei denen die maͤnnlichen Charaktere überwiegen, und 3) hermaphroditismus femininus, bei denen die weib⸗ lichen Charaktere vorherrſchen. Zugleich giebt jedoch Lacordaire zu, daß ſein herm. mixtus dem Ochſenheimerſchen vollkommenen und ſein herm. masc. und fem. dem Ochſenheimerſchen unvoll— kommenen Hermaphroditismus voͤllig entſpreche. Aus dieſem Grunde ſieht man daher aber auch gar nicht ein, hl ; | N warum Lacordaire die Ochſenheimerſche Eintheilung verwirft. Seiner Eintheilung, die ja auch nur nach den äußern Chas rakteren claſſificirt, ſteht derſelbe Einwand entgegen, daß man ohne Section des Inſekts nicht wiſſen kann, ob der hermaphroditismus masculinus oder. femininus überall ein Zwitter fei und einfacher erſcheint es doc) ficherlich, die zwei Theilungsglieder des herm. masc. und fem. in Eins zuſammenzuziehen, was auch darum ſich mehr noch empfiehlt, weil es ſich in den einzelnen Faͤllen wohl haͤufig ſehr ſchwierig wird beſtimmen laſſen, welches der Ge— ſchlechter praͤponderire, und weil die Eintheilung nach fols cher Praͤponderanz in der That auch kaum einen, mindes ſtens nicht ſo viel wiſſenſchaftlichen Werth hat, als die Eintheilung nach uͤberhaupt mangelnder oder vorhandener Vorwiegendheit eines Geſchlechts, nach welcher Ochſenheimer claſſificirt. Ich ziehe daher die Ochſenheimerſche Claſſifica— tion der Lacordaireſchen vor. 3) Vom hermaphroditis mus lateralis und trans versalis. Dieſe Eintheilungen, denen Lacordaire l. I. pag. 433 8d. noch drei hier mit zu beſprechende, naͤmlich den herma— phroditismus semi lateralis, her m. superpo- situs und promis cuus (semi lateral, superposé et eroise) hinzugefuͤgt hat, haben alle ihre Entſtehung der Verſchiedenartigkeit zu verdanken, in welcher die Zwitter⸗ haftigkeit uͤber das Inſekt verbreitet gefunden wird oder gefunden werden kann. Unter her m. lateralis verſteht man, wenn das eine der Geſchlechter die rechte und das andere die linke Seite eingenommen hat, was der am haͤufigſten vorkom⸗ mende Fall iſt. Dieſe Eintheilung faͤllt mit dem Theis lungsgliede vollkommener Hermaphroditen, zu⸗ ſammen. Lacordaire l. I. pag. 430. DR, Converſationslexikon von Brockhaus a. a. O. sub voce: Hermaphroditismus. Lacor daire l. l. verſteht unter herm. semi lateralis, wenn die eine Seite ganz maͤnnlich, von der andern aber nur ein Theil weiblich iſt, oder umgekehrt. Dieſer Fall wird unter den unvollkommenen Hermaphroditen am haͤufigſten gefunden; (als Beiſpiel erwähnt Lacordaire die oben angeführte, anas tomiſch unterſuchte Melitaea Didymus, und als fernere Beiſpiele reihen ſich an die obenerwaͤhnten, nach 1838 ge— fundenen, Liparis Dispar, Bis ton Prodromaria und Nyssia Zonoria.) unter her m. superpositus, wenn die geſchlechtlichen Charaktere ſo vertheilt ſind, daß die des einen Geſchlechts den obern Theil des Inſekts und die des andern den untern Theil deſſelben einnehmen, was jedoch ſehr ſelten vorkommt (Lacordaire nennt als Beifpiel den oben auch angeführten Ichneumon, dem wir noch die oben erwähnte Scae va clypeata aus der Ordnung der Diptern hinzufuͤgen); endlich unter herm. promis cuus (eroisé), wenn jede Seite des Inſekts zugleich die Charaktere beider Geſchlechter praͤſentirt, was jedoch ebenfalls ſelten, wenn auch weniger ſelten, als der vorhergehende Fall, bemerkt worden iſt. (Lacordaire bezeichnet als Beiſpiel die auch oben unter den unvollkommenen Hermaphroditen ge— dachte Gastropacha Castrensis, zu welcher die uach oben erwähnte Diaphora Mendica hinzutritt.) Bleiben wir zunaͤchſt bei diefen Eintheilungen ſtehen, fo kann ich nicht umhin, fie ſaͤmmtlich für unnoͤthig und darum die aufzuſtellenden Eintheilungen nutzlos haͤufend zu erachten. Sie alle fallen mit der Haupteintheilung in voll- kommenen und unvollkommenen Hermaphroditis— mus zuſammen und inſoweit ſie bis auf die erſtere (die lateralis) dem Theilungsgliede, un vollkommener Her⸗ maphroditismus, unterfallen und nur nach den verſchiedenen * Erſcheinungen der Unvollkommenheit aufgeſtellt worden ſind, ſind ſie auch bedenklich, weil ihre Anzahl dann mit gleichem Rechte noch ſehr zu vermehren ſein wuͤrde, je nachdem die Beobachtung der Verſchiedenheiten noch mehrere entdecken ſollte. Es genügt ſicherlich, bei der Klaſſe der unvolls kommenen Hermaphroditen blos darauf hinzudeuten, in welcher Weiſe die Unvollkommenheit geſtaltet ſich zeigt, ohne nach dieſen Geſtaltungen wieder beſondere Unterabtheilungen aufzuſtellen. Unter herm. trans versalis würde nach Ent⸗ deckungen bei andern Thierklaſſen der Fall zu verſtehen ſein, cit. Converſationslexikon a. a. O. wenn nach dem einen Geſchlechte blos die inneren, und nach dem anderen blos die aͤußeren Geſchlechtstheile ges bildet ſich zeigen. Die Exiſtenz dieſes Falles bei den Inſekten iſt zur Zeit noch unbekannt und wird es ſo lange bleiben, ſo lange nicht die innere Koͤrperbildung der Zwitterinſekten haͤufiger anatomiſch unterſucht worden iſt. Zur Zeit hat dieſe Ein— theilung unter den Inſekten keinen Vertreter. 4) Von der Geſchlechtsloſigkeit der Inſekten. Daß man die Geſchlechtsloſigkeit eines Individuums mit unter Hermaphroditismus im weitern Sinne begriffen hat, ruͤhrt daher, weil man die gegenſeitige Aus— bildung beider Geſchlechter bei einer species als den Grund der Zerſtoͤrung jeder erkennbaren Geſchlechtlichkeit des Individuums angeſehen hat. cit. Converſationslexikon a. a. O. L. J. Mende, Handbuch der gerichtl. Medicin. Th. 1. S. 167. Metzger, Syſtem der gerichtl. Medicin ed. V. 1820, 509. A. Henke, Lehrbuch der gerichtl. Medicin ed. IX. 1838, 5. 157. u. §. 159. ir WE C. Bergmann, Lehrbuch der medicina forensis. 1846. $. 329. 330, vgl. mit L. Krahmer, Handbuch der gerichtl. Medicin. 1851. 5. 149. 150. Ob bei Inſekten auch wirkliche Geſchlechtsloſigkeit vorkomme, iſt ebenfalls zur Zeit ſicher nicht zu beſtimmen. Aeußere Bildungen haben darauf noch nicht hingewieſen und die innern Bildungen ſind noch nicht genug erforſcht, daher auch von dieſer Eintheilung unter Zwitterinſekten noch nicht geſprochen werden kann. IV. ueber unſere Limenitis Populi aus der Reichardtſchen Sammlung. (f. die Abbildung a. E.) Der Charakteriſirung der im Eingange dieſes Vortrags erwaͤhnten Seltenheit, des aus der Reichardtſchen Samm— lung erworbenen Schmetterlings Limenitis Populi, eine genauere Beſchreibung der Aeußerlichkeit des Schmetterlings Lim. Populi überhaupt vorausgehen zu laſſen, kann ich wohl mich fuͤr uͤberhoben achten, da eine ſolche boͤchſt aus⸗ fuͤhrlich angegeben ſich findet, in Ochſenheimer a. a. O. Bd. I. S. 146 sq. und Treitſchkes Huͤlfsbuch S. 78 sq. num. 38. Ich will hier nur der weſentlichſten Verſchiedenheiten gedenken, durch welche der maͤnnliche Schmetterling von dem weiblichen ſich unterſcheidet. Wenn auch nach Och ſen— heimer a. a. O. die Farbenmiſchungen und Zeichnungen keinem Geſchlechte vorzüglich eigen find und mitunter maͤnn— liche und weibliche Exemplare mit breiter weißer Binde, ſowie auch mit ſchmaͤlerer oder kaum ſichtbarer Binde ges funden werden, ſo ſteht es doch feſt, daß in der Regel die Exemplare mit breiter weißer Binde und großen weißen Flecken Weiber find; auch iſt das Weib größer und leb⸗ hafter gezeichnet, ſowie regelmäßig mit größeren Flecken vers ſehen. Die weiße Binde des Weibchens auf den Hinter— flügeln iſt bei dem Manne gewöhnlich ganz mit ſchwarz⸗ 88 brauner, nur matterer und minder glaͤnzender Grundfarbe, als die übrige Grundfarbe der Flügel ſich zeigt, dergeſtalt überdeckt, daß dieſe Ueberdeckung ſich in der Form der weib— lichen weißen Binde als mattere ſchwarzbraune Binde dars ſtellt. Auf der Unterſeite der Hinterflügel des Maͤnnchens beſteht dieſe mattſchwarzbraune Binde in einer ſchmalen Binde aus aneinander gereihten 7 ſchmalen truͤbweißen Flecken, waͤhrend bei dem Weibchen daſelbſt zwar eine aͤhnliche, aber aus 7 großen und breiten Flecken beſtehende, Binde vorhanden iſt, ſowie auch uͤberhaupt die weißen Flecken auf der Unterſeite der weiblichen Hinterfluͤgel, wie oben im Allgemeinen ſchon mit angedeutet wurde, erheblich groͤßer und breiter ſind, als auf den maͤnnlichen Hinter— flügeln. Die Fühler des Weibes find ein wenig länger, als die des Mannes. Der Mann hat mehr verlaͤngerte Hinterfluͤgel als das Weib. Der Hinterleib des Weibes hat durchaus ziemlich gleiche Staͤrke, als der Vorderleib, iſt nicht ſo ſchlank als der des Mannes, ſondern walzen— foͤrmig und am breitgeſtutzten After in deſſen Mitte mit einem hervorſtehenden, nach unten ſich neigenden ſo ſchmalen kurzen und ſpitz auslaufenden Haarbuͤſchelchen verſehen, daß die von ihm nicht bedeckten Aftertheile daneben auf beiden Seiten ziemlich ſo breit ſind, als das Buͤſchelchen ſelbſt. Der Hinterleib des Mannes dagegen laͤuft nach dem After zu ſpitziger aus, und der ganze After iſt mit kurzen, in eine hervorſtehende Spitze nicht auslaufenden Haaren beſetzt. Vergleicht man nun hiermit unſere Species, ſo zeigt der erſte Blick, daß die beiden rechten Flügel vollkommen die Geſtalt und Zeichnung haben, wie die regelmaͤßige der männlichen Exemplare. Die auf dem rechten Oberfluͤgel erſichtlichen drei weißen Flecken, noch entſchiedener aber die in deſſen Mitte in gebogener Reihe uͤbereinanderſtehenden ſechs weißen Flecken und der am Vorderrande gegen die Wurzel befindliche laͤngliche Fleck ſind alle ſehr klein, dunkel beſtaͤubt, ja der letztere laͤngliche Fleck iſt wenig ſichtbar. Der rechte Unterflügel iſt klein wenig mehr geſtreckt geformt und ohne alle weiße, aber mit der gefchilderten matt— ſchwarzbraunen Binde, auch erſcheinen die rothgelben halb— mondfoͤrmigen, gegen den Außenrand hinſtehenden Flecken ein wenig kleiner, als die auf dem linken Unterfluͤgel. Die linken beiden Flügel dagegen zeigen ebenſo auf den erſten Blick auf das vollkommenſte die Zeichnung der Fluͤgel weiblicher Exemplare. Beide Fluͤgel haben ſehr breite, rein weiße Flecken und Fleckenbinden und namentlich iſt der am Vorderrande gegen die Wurzel befindliche laͤngliche Fleck auf dem Vorderfluͤgel deutlich weiß und vom ſchwarz— braunen Grunde ſcharf abgegrenzt, was auch alle uͤbrigen weißen Flecken ſind. Der linke Unterfluͤgel iſt etwas rund— licher geformt, als der rechte. Beide linken Fluͤgel ſind etwas groͤßer als die rechten und der linke Fuͤhler iſt ein wenig laͤnger, als der rechte. Der Hinterleib giebt leider kein recht deutliches Bild, weil die untere Haͤlfte deſſelben durch einen Druck zuſammengepreßt ſcheint und dadurch nach oben eine ſchaͤrfere Oberfläche bekommen hat, als fie ſelbſt bei den Maͤnnchen ſonſt ſich zeigt; auch iſt dadurch der Haarbuͤſchel am After etwas verdruͤckt. Der Ge— ſchlechtsapparat, ſoweit er am trockenen Schmetterling durch einen Arzt unterſucht werden konnte, zeigt unter der Loupe ganz deutlich maͤnnliche Geſchlechtstheile, namentlich die Ruthe, welche nach unten und vorn gekruͤmmt iſt. We— niger gewiß ſcheint eine unter der Ruthe gelegene rundliche Oeffnung als Scheide angeſprochen werden zu duͤrfen; es erſcheint demnach hier ein Fall einer Uebereinanderlagerung der Genitalien vorhanden zu ſein, wenn jene rundliche Oeff— nung die Scheide ſein ſollte. Hierbei darf ich nicht uͤber— gehen, daß die obere Hälfte des Hinterleibes mit dem Vor— derleibe gleich ſtark erſcheint und der Haarbuͤſchel am After mehr nach rechts zu uͤber den After hinausſteht, was mehr der maͤnnlichen Bildung auf der rechten Seite entſpricht. Die nachſtehende Abbildung zeigt den Hinterleib auf der von den Hinterfluͤgeln theilweis verdeckten Unterſeite in doppelt verlaͤngertem und vergroͤßertem Maaßſtabe mit den ſichtbaren Genitalien, ſoweit fie durch Zeichnung bei dieſer Vergroͤßerung aufgefaßt werden konnten. Die Unterfeite der Flügel iſt rechts ganz wie die des Mannes und links ganz wie die des Weibes gezeichnet. Das ganze Exemplar hat zwar nur die mittlere Groͤße eines Weichens, iſt aber doch noch etwas groͤßer als ein großes Maͤnnchen. Unter dieſen Umſtaͤnden trage ich nicht das mindeſte Bedenken, unfere Species für einen voll- kommenen Hermaphroditen von Lim. Populi zu erklaͤren, und obſchon das Exemplar, welches wohl mindeſtens 45 Jahre alt iſt, in feiner ſchwarzbraunen Faͤrbung etwas vers blichen erſcheint und im Außenrande am linken Oberflügel einen kleinen Riß hat, ſo iſt daſſelbe dennech uͤberall als Hermaphrodit, ganz beſonders aber deshalb, wie geſagt, von großem Werthe, weil ein Hermaphrodit von Lim. Populi, ſoweit ich habe nachkommen koͤnnen, wie auch ſchon bemerkt, noch nirgends angezeigt worden iſt; unſer Exemplar iſt wohl das einzige bisher gefundene dieſer Gat— tung und darum den oben unter III. 1) aufgeführten Zwite tern nachzutragen geweſen. Ueber ſeine Auffindung habe ich Folgendes erkundet. Rach der Verſicherung eines noch lebenden Zeitgenoſſen iſt unſere Lim. Populi von einem Feilenhauer, Namens Horn aus Altenburg, einem damaligen eifrigen Schmetterlings— ſammler, welcher jedoch zur Zeit nicht mehr lebt, im Jahre | 1807, vielleicht auch ſchon ein Jahr früher, in dem 14 Stunden von hier gelegenen Holze, die Leine genannt, auf dem dortigen ſogenannten Sandwege geſangen und meh— rere Jahre ſpaͤter für 1 Louisd'or an den Herrn geheimen Kanzleirath Reichardt hier verkauft worden. Dieſes Exem— plar iſt es auch unzweifelhaft, deſſen Ochſenheimer a. a. D. Bd. I. Abth. 2. d. a. 1808 in den Zufägen S. 234. mit den Worten gedenkt: „Bei Altenburg wurde ein Exemplar von Pap. Populi gefangen, das auf der einen Seite eine breite weiße a A Binde auf dem Hinterflügel, auf der andern Feine Spur derſelben hat“ und wovon ſchon F. Treitſchke Bd. 10. Abth. 1. der Fortſetzung des Ochſenheimerſchen Werkes S. 25. ſagt: „Die von Ochſenheimer Bd. I. Abth. 2. S. 234 erwaͤhnte Varietaͤt des P. Populi war unbezweifelt ein Hermaphrodit,“ da hier keine Spur einer Kunde exiſtirt, es ſei ein zweites ſolches Exemplar in hieſiger Gegend gefunden worden. Ich kann meinen Gegenſtand der Betrachtung nicht verlaſſen, ohne zwei intereſſante Fragen in Bezug auf Herz maphroditen bei Inſekten im Folgenden noch zu beruͤhren, naͤmlich: a) Sind die Hermaphroditen der Inſekten zeugungsfaͤhig? b) Wodurch entſteht die hermaphroditiſche Bildung? V. Ueber die Zeugungsfaͤhigkeit der Hermaphro— diten bei Inſekten: 0 Lacordaire a. a. O. S. 433 und 435 med. trägt kein Bedenken, die Frage nach der Zeugungsfaͤhigkeit der Hermaphroditen bei Inſekten ſowohl bei den vollkom— menen, als unvollkommenen Zwitterinſekten zu bejahen und ſtuͤtzt ſich dabei auf die Ergebniſſe der Anatomie des voll— kommenen Zwitters Gastrop. Quercifolia und des uns vollkommenen Hermaphroditen Melitae a Didymus, welche die Faͤhigkeit zur Ausübung der Geſchlechtsfunctionen dieſer Zwitter zu bezweifeln Grund nicht lieferten. Einen gleichen Beleg fuͤr Bejahung dieſer Frage lie— fert auch die Wahrnehmung bei dem oben unter III. 1) erwähnten vollkommenen Zwitter Harpyia Vinula, von der Treitſchke, Huͤlfsbuch S. 20. mit Taf. II. Fig. 4. Kunde giebt; derſelbe wurde waͤhrend des Eierlegens vor 20 und einigen Jahren bei Freiberg in Sachſen gefangen. ſ. nach Ochſenheimer a. a. O. Bd. III. S. 23 8g. Note *), Bd. IV. S. 188. num. 6. Alle Erfahrungen ſprechen uͤberhaupt dafuͤr, daß nicht bloß bei den unvollkommenen Zwittern, ſondern auch bei den vollkommenen (nach Ochſenheimers Definition) immer in der That nur ein Geſchlecht, ſei es nun das maͤnnliche oder das weibliche, innerlich vorzugsweiſe aus— gebildet fein mag, dem dann die Zeugungsfahigkeit nicht mangeln wird. Allein mit voͤlliger Sicherheit wird die aufgeworfene Frage doch dann erſt zu erledigen ſein, wenn anatomiſche Forſchungen mehr als jetzt zur Seite treten, da es doch nicht undenkbar ift, daß manche der zwitter— haften Bildungen dem Inſekte die Zeugungsfaͤhigkeit ver— kuͤmmert haben koͤnne. VI. Ueber die Entſtehung der hermaphro— ditiſchen Bildung. Die Beantwortung dieſer Frage iſt bei dem Gegen— ſtande unſerer Betrachtung die ſchwierigſte und die vielleicht niemals befriedigend zu loͤſende, da das Material zu ihrer Loͤſung in einer Epoche der Entwickelung aufgeſucht werden zu muͤſſen ſcheint, in welche das Auge des Beſchauers wohl niemals forſchende Blicke wird werfen koͤnnen. Nur Ver— muthungen ſind es, welche wir der Beurtheilung zu unter— ſtellen haben. Im Gebiete der Zwitterbildung bei Inſekten hat Scopoli J. J. (f. ob. III. 1.) als eine Wahrnehmung berichtet, daß ſich zwei Raupen von Gastropacha Pini in Einem Cocon, Ein Geſpinnſt, eingeſponnen und darin in eine Puppe verwandelt haͤtten, aus welcher ein zur Hälfte männlicher und zur andern Hälfte weiblicher Schmetterling ausgekrochen ſei. Die Ber deutung einer Wahrnehmung kann jedoch dem Scopoliſchen Berichte nicht beigelegt werden, weil ſein Inhalt kaum ſicher * geweſen fein mag, aber auch ſo hoͤchſt uns 8 3 wahrſcheinlich klingt, daß man ihm die Glaubwürdigkeit zu verſagen gedraͤngt wird. Scopoli hat ſicher nur berichten wollen, wie er ſich die Entſtehung der fraglichen Zwitters | bildung erklaͤrt habe. Dieſe Erklaͤrung hat nun aber offen- bar Alles gegen ſich. Daß zwei, als beſondere ſelbſt⸗ ſtaͤndige Individuen ausgebildet geweſene, Raupen ſich fo | innig vereinigen und in einander aufgehen koͤnnten, um nur Eine lebensfaͤhige Species zur Erſcheinung kommen zu laſſen, muß für eine phyſiſche Unmoͤglichkeit ausgeſprochen werden. Sodann wuͤrde auch dieſer Vorgang die Zwitterbildung im Allgemeinen nicht erklaͤren, da ſie ſich ja auch bei Schmet— terlingen, den Tagfaltern, zeigt, von denen die Raupen ſich in freier Luft verwandeln, bei der Verpuppung alfo ! nicht in ſo innige Beruͤhrung aneinander gedraͤngt werden, daß ſie zu Einer Puppe in einander uͤbergehen koͤnnten. Lacordaire l. I. S. 436. 437. Ochſenheimer a. a. O. Bd. IV. S. 186. | Ueberhaupt ift ſicherlichſt anzunehmen, daß die Ent- ſtehung der Zwitterbildung bei allen lebenden Geſchoͤpfen, wo ſie ſich findet, einen und denſelben Grund zur Veran— laſſung hat. Ich gedenke in dieſer Beziehung folgender von der Wiſſenſchaft aufgeſtellten Hypotheſen. Von Sachkundigen ſ. L. Krahmer a. a. O. 5. 149 (f. unten) C. Bergmann a. a. O. S. 321. | wird berichtet, daß in der erften Anlage der Geſchlechts- organe bei Wirbelthieren fuͤr beide Geſchlechter die Vor— richtung vorhanden, eine ſinnliche Verſchiedenheit beider Ge- ſchlechter aber nicht wahrnehmbar ſei, daß dieſe Verſchie- denheit vielmehr bei weiterer Ausbildung erſt Anregung be— komme. Erfolge nun — fo demonftrirt Bergmann a. a. O. b. 322. 323 84. weiter — dieſe Anregung, ſo treffe es ſich, daß das eine Geſchlecht das andere unterdruͤcke und von ihm nur unwe— | fentlihe Spuren übrig laſſe, welche die Einheit der ges | * ſchlechtlichen Ausbildung nicht weiter ftören, wodurch nur Ein genus zur Erſcheinung komme nur mit rudimentären Organen des andern, wie z. B. den Bruſtwarzen bei dem maͤnnlichen Menſchen. Die minder kraͤftige Unterdruͤckung | des andern Geſchlechtes dagegen habe dann die Zwitter⸗ bildung zur Folge. — Jetzt noch dahingeſtellt, ob der Befund bei Wirbel— thieren auch auf Inſekten einen Schluß zulaſſe, ſo hat mich doch dieſe Erklaͤrung, wenn ich Bergmanns Worte rich— tig verſtanden habe, aus zwei Gruͤnden nicht angeſprochen, einmal, weil ſie bis auf das Stadium der Anregung zur geſchlechtlichen Ausbildung nicht zuruͤckgeht, den Grund hierzu, ſowie die Veranlaſſung zur Ueberwucherung des einen Geſchlechts uͤber das andere unberuͤhrt und vielmehr die Entſtehung der Zwitterbildung erſt in dem bereits ſchon exiſtent gewordenen Individuo beginnen laͤßt; ſod ann, Gel nach ſolcher, mehr wie ein Zufallöfpiel wirkenden, Veranlaſſung die Erſcheinung der Zwitterbildung wohl viel haͤufiger ſich zeigen wuͤrde. Eine andere Hypotheſe, die der fraglichen Erſcheinung | eine ſchon mehr anſprechende Erklaͤrung giebt, ſtellt Lacordaire a. a. O. S. 437. auf, indem er anſuͤhrt: Man gehe zuruͤck auf die frühefte Epoche der Bildung der Organe, d. i. der Bildungszeit der Keime, aus denen die Geſchoͤpfe verſchiedenen Geſchlechtes ſich entwickeln. Dieſe Keime, die man ſich noch nicht cernirten Fluͤſſigkeiten gleich Fete koͤnne, ſeien — wie ich in feinem Sinne die Schluͤſſe deſſelben wohl mehr noch ausführen darf, — ſſcherlich vers ſchiedenartig als maͤnnliche und weibliche potenzirt und gleich urſprünglich geſchaffen, trennen ſich jedoch ſpaͤter bei der | Eierbildung in Einer Hülle, der Eierſchale, fo von einander ab, daß in dem Ei der Keim zu dem beſondern zu gebaͤrenden Individuo umſchloſſen werde. Nun erſcheine es aber gar nicht fo unwahrſcheinlich, daß jene männlichen, wie weiblichen Keime in ihrem noch flüffigen Zuſtande 3 * | | 8 mitunter vor ihrer Cernirung ganz wie zwei andere Fluͤſſig⸗ keiten, ſich fo durcheinander mengen und miſchen (se con- fondre, comme le feraient deux liquides) fönnten, daß in Einer Huͤlle männlicher und weiblicher Keimſtoff ſich zus ſammenfinde, aus welcher dann der Hermaphrodit, d. i. das Geſchoͤpf mit verſchiedenartiger Geſchlechtlichkeit her— vorgehe. — Dieſer Hypotheſe koͤnnte vielleicht folgende Beobach— tung mit zur Unterſtuͤtzung dienen, welche in dem dritten Berichte des ſchleſiſchen Tauſch— vereins für Schmetterlinge, Jahrg. 1848. S. 23. von einem Entomologen mit folgenden Worten veröffentlicht , worden iſt: „Merkwuͤrdigkeit! um die Entwickelung des Em— bryo im begatteten Ei von Aglia Tau zu betrachten, oͤff— nete ich von Zeit zu Zeit ein Ei. Zwei Tage vor dem Auskriechen der uͤbrigen Raupen wiederholte ich daſſelbe und fand in dem geoͤffneten Ei zwei lebende vollkommen ausgebildete Raupen.“ Koͤnnen ſich naͤmlich hiernach zwei, bekanntlich im Ei urſpruͤnglich als Fluͤſſigkeit ſich darſtellende, Keime zweier Individuen in Eine Eierhuͤlſe fo zuſammenfinden, daß fie darin als getrennte Species leben und zur Entwickelung kommen, fo koͤnnte man auch wohl folgern, daß dieſe Keime in ihrem noch fluͤſſigen Zuſtande bei ihrem Einſchluſſe in Eine Eierſchale mitunter auch zu einer Species ſich durch- dringen und wenn ſie Keime verſchiedener Geſchlechter ſind, einen Hermaphroditen zur Erſcheinung bringen koͤnnten. In Bezug auf dieſe Hypotheſe müffen wir nun aber zunaͤchſt auf Folgendes aufmerkſam machen. Der Keim, welcher durch Befruchtung zum Leben era wachen fol, trägt ſchon feine Anlage als Individuum zum geregelten und gegliederten Organismus in ſich. Repraͤſen⸗ tirt demnach jeder der, wenn auch noch fluͤſſigen, Keime ſein abgeſchloſſenes Individuum, ſo muͤßte die Miſchung =. derſelben nicht blos die Individualität der einzelnen Keime aufgehoben und ſtatt mehrerer beſonderer Individuen nur Ein Geſammtindividuum zur Folge gehabt, ſondern ſie mußte auch, da der Zwitter, abgeſehen von ſeiner geſchlecht— lichen Bildung, anderweitige Duplicitaͤten der Organe und Körpergliederung nicht präfentirt, die Abtoͤdtung der andern, durch die mehrern Keime gehaͤuften, Organe und Körpers glieder erwirkt haben. Ja, da bei Inſekten und insbe— ſondere bei Schmetterlingen Hermaphroditen ſich finden, bei denen die Eine Haͤlfte des Inſektes maͤnnlich, die andere weiblich gebildet iſt, ſo muͤßte man annehmen, daß durch die Miſchung beider Keime (des maͤnnlichen und des weib— lichen Keimes) von dem Organismus eines jeden Keimes gerade die Hälfte abgetoͤdtet worden ſei, die übrigen beiden Haͤlften aber ſich gegenſeitig erſetzt und ſo innig miteinander vereinigt haͤtten, daß noch ein lebensfaͤhiger Organismus zu Stande haͤtte kommen koͤnnen. Ebenſo muͤßte, wo nur mindere Theile des einen mit den bei weitem vorherrſchen— deren des andern Geſchlechts gepaart ſich finden, eine par— tiellere ähnliche Abtoͤdtung und reſp. Erſetzung ſtattgefunden haben. Die Annahme einer ſolchen Abtoͤdtung und reſp. Erſetzung, welche man einer Aufpfropfung auf Weggefallenes zu vergleichen haͤtte, vermag ich zwar gruͤndlich nicht zu prüfen, da mir die noͤthigen Sachkenntniſſe abgehen; allein das bei ihr zu ſupponirende Naturfpiel will mir doch kaum glaublich beduͤnken. Daß zwei Individualitäten fo mitein— ander ſich miſchen, in einander aufgehen, folgeweiſe ſich theilweiſe ertödten und wieder ergänzen koͤnnten, ohne ſich ſelbſt den Tod zu bereiten, kann ich mir, als zu ſehr gegen die ſinnliche Ordnung laufend, nicht denken. Allerdings finden ſich bei neugeborenen Geſchoͤpfen mitunter abnorm gehaͤufte Koͤrperglieder; allein mit dieſem Raturſpiele mag wohl ſchon der originaͤre Keim zum frag— lichen Geſchoͤpfe behaftet geweſen ſein; was anzunehmen gewiß vernünftiger ſcheint, als jene Keimmiſchung mit ihren widerſinnlichen Folgen. | ein = Vermag ich demnach auch die Hypotheſe von Lacor— daire nicht fuͤr zutreffend anzuſehen, ſo will ich nunmehr dazu ſchreiten, anzugeben, wie ich mir die Entſtehung der Zwitterbildung erklaͤre. Phyſiologiſche und anatomiſche Unterſuchungen haben feſtgeſtellt, daß, wie oben ſchon bemerkt wurde, diejenige Bildung der geſchlechtlichen Organe bei den Wirbelthieren, welche man bei dem entwickelten Thiere als Zwitter⸗ bildung fuͤr abnorm zu erklaͤren hat, im Keime und bei den erſten Anlagen jener Organe die regelmaͤßige ausmache, daß alſo in dieſem Stadio der Entſtehung jedes Wirbel— thier ein beginnender Zwitter, d. i, ein Geſchoͤpf ſei, welches ebenſo zu maͤnnlicher, wie weiblicher Geſchlechtsausbildung die Anlage habe. Ob ſich ſodann aus dieſem Geſchoͤpfe ein maͤnnliches oder ein weibliches Individuum entwickele, dieſes ſoll nach dem Urtheile der Sachkundigen eine Folge der Anregung ſein, welche dieſe Entwickelung empfange. In dieſer Grundlage fuͤr weitere Schluͤſſe ſtimmen die Sachkundigen überein; m. vgl. C. Bergmann a. a. O. und L. Krahmer a. a. O. und insbeſondere iſt ſie auch die Baſis der oben referirten Bergmannſchen Hypotheſe. Von jener Grundlage ebenfalls ausgehend, erklaͤre ich mir nun die Entſtehung der Zwitterbildung in folgender Weiſe. Begegnen wir einer Wirkung, ſo ſind wir berechtigt, auf eine Urſache derſelben zu ſchließen. Fragen wir daher, woher es komme, daß bei der urſpruͤnglichen Anlage ver— ſchiedener Geſchlechtlichkeiten in Einem Geſchoͤpfe in der Regel nach angeregter Geſchlechtsbildung doch nur Eine Geſchlechtlichkeit zur Vollendung komme, ſo liegt ſicherlich. der Schluß hoͤchſt nahe, daß dieſes eine Folge fein muͤſſe von der Qualität der die Geſchlechtsausbildung bele⸗ benden Anregung, da ja eben durch die Anregung die Ge— ſchlechtsausbildung erſt in Bewegung geſetzt wird. Ver⸗ mögen wir auch wohl niemals einen forſchenden Blick auf dieſes elementum movens zu werfen und deſſen verſchie— denartige Qualität zur Anſchauung zu bringen, ſo erſcheint es mir doch viel conſequenter und natuͤrlicher, anzunehmen, „dieſes Element ſei vom Anfange an verſchiedenartig und zwar entweder männlidy oder weiblich potenzirt und belebe daher auch je nach ſeiner Potenz die dieſer entſprechende Geſchlechtlichkeit des Keimes,“ als mit Bergmann anzu— nehmen, beide Geſchlechtlichkeiten geriethen in Folge der Anregung in einen Wettkampf, von deſſen Ausgange es erſt abhaͤnge, welche der Geſchlechtlichkeiten, die andere uͤberwaͤltigend, zur Erſcheinung komme. Bei Bergmanns Annahme bleibt immer die Frage nach der Urſache uͤbrig, durch welche der einen Geſchlechtlichkeit die Kraft zur Ueberwaͤltigung der andern verliehen werde, waͤhrend nach meiner Anſicht dieſe Urſache in der Qualitaͤt der An— regung zu finden iſt. Da ferner bei Einem Geſchoͤpfe der Erfahrung nach regelmaͤßig nicht Duplicitaͤt, ſondern Sim— plicitaͤt des Geſchlechts zur Erſcheinung kommt, ſo duͤrfen wir wiederum annehmen, daß in der Regel nicht zugleich verſchiedenartige Anregungen die Geſchlechtsausbildung be— leben, ſondern daß regelmaͤßig nur durch eine Art der An— regung die eine Geſchlechtsanlage getrieben und dadurch die andere Geſchlechtsanlage in der Ausbildung zuruͤckgehalten oder verkuͤmmert werde. Weil ſich nun aber Duplicitaͤt des Geſchlechts bei Geſchoͤpfen dennoch, wenn auch ſelten, alſo nur ausnahmsweiſe in mehr oder weniger prononcirter Aus bildung zeigt, fo leitet dieſes uns auf die letzte Ans nahme hin, daß mitunter verſchiedenartige Anregungen die Geſchlechtsanlagen des Keimes beleben moͤgen, wovon dann die Zwitterbildung die Folge ſein wird, deren ſeltene Erſcheinung bei ſolcher Veranlaſſung ſich erklaͤrt. Dieſem Raiſonnement widerſtrebt es auch nicht, daß bei manchen Thierklaſſen, welche auf einer ſehr niedrigen Stufe der Or— ganiſation ſtehen, die Zwitterbildung regelmaͤßig in aͤußerſter Vollendung angetroffen wird, da bei dieſen mangelnde Ge— 11 ſondertheit der Entwickelung ebenſo, wie mangelnde Trennung der Geſchlechtlichkeit der Individuen weniger auffallen kann, als bei Geſchoͤpfen, deren ganze Organiſation höhere, bes ſtimmtere und individuellere Ausbildung zeigt. Die Tren— nung der Geſchlechter in verſchiedene Individuen giebt ſich offenbar als eine Stufe hoͤherer organiſcher und pſychiſcher Ausbildung kund, da durch ſie als ein beſonderes Indi— viduum zur Erſcheinung kommt, was in koͤrperlicher wie pſychiſcher Qualitaͤt einen beſondern Typus, eine beſondere Eigenthuͤmlichkeit repraͤſentirt. Fußt auch mein Raiſonne— ment nur auf Wahrnehmungen bei Wirbelthieren, ſo fehlt mir es doch an jeglichem Grunde, aus dieſen Wahrneh— mungen nicht auch Schluͤſſe ziehen zu ſollen auf die Aus— bildung der Geſchlechtlichkeit bei Inſekten. In der Con— ſtruction des Inſektenkoͤrpers iſt nichts enthalten, was der Annahme entgegentreten koͤnnte, die urſpruͤnglichen geſchlecht⸗ lichen Anlagen ſeien anders, als bei Wirbelthieren be— ſchaffen. Anatomen haben ja ſchon nachgewieſen, daß in ihren erſten Anfaͤngen die beiderlei Geſchlechtsorgane bei Inſekten ebenfalls, wie bei Wirbelthieren, unter derſelben Geſtalt erſcheinen. Burmeiſter a. a. O. S. 131. 154. Zeigt ſich hier ſchon eine auffallende Uebereinſtimmung, ſo kann dieſes gewiß nur um ſo mehr zu der Annahme gleichmaͤßiger Geſchlechtsausbildung bei Wirbelthieren, wie bei Inſekten ermuthigen. Meine Hypotheſe iſt auch in der Literatur nicht ſtüͤtz— los. Als ich ſie mir zuſammengedacht und einem Bekannten mitgetheilt hatte, wurde ich von dieſem auf L. Krahmer, Handbuch der gerichtlichen Mediein. Halle 1851. f aufmerkſam BERN, in deſſen F. 149 zu leſen ich er freut war: „So wenig als im Keime des menſchlichen Koͤrpers uͤberhaupt, ebenſowenig iſt in der erſten Anlage der Geſchlechtsorgane eine ſinnliche Verſchiedenheit beider — 2 — Geſchlechter wahrnehmbar. Das Geſetz, wonach ſich das urfprünglich gleich Erſcheinende allmaͤhlig zu einer in die Augen ſpringenden Verſchiedenheit entwickelt, wonach hier der eine Theil verkuͤmmert und ver— ſchwindet, dort ſich in ſeinem urſpruͤnglichen Typus fort und fort entwickelt und kraͤftigt ꝛc., kurz der Geiſt, der die Theile regiert, iſt von allem Anfange an verſchieden, ſowohl im Koͤrper uͤberhaupt, als in den beſonderen Organen, die zu einer vorgeruͤckteren Zeit der Entwickelung eine ſo auffallend verſchiedene Bildung zeigen c. Den Geiſt, der die Materie leitet und regiert, koͤnnen wir freilich erſt aus der bereits bewirkten Veraͤnderung erkennen: das aber ſehen wir, daß das urſpruͤnglich nach einem gleichen Typus Angelegte ſich nicht ſtets in gleicher Weiſe entwickelt. Rur eine Verſchiedenheit im gewoͤhn-⸗ lichen Gange der Entwickelung führt zur Zwitter— bildung und zur Geſchlechtsloſigkeit.“ Was Krahmer Geſetz und Geiſt nennt, iſt mir die thaͤtige Anregung, welche die geſchlechtlichen An— lagen des Keimes zur Geſchlechtsausbildung belebt. Ich faſſe jenen Geiſt ſogleich in feiner functionirenden Bedeu— tung als thaͤtig gewordene Anregung auf, und finde daher in Krahmers Lehre einen wiſſenſchaftlichen Beleg für meine Anſicht. Hiermit beſchließe ich, was ich der geehrten Ver— ſammlung zur nachſichtigen Beurtheilung und einſichtigeren Prufung zu bieten hatte. II. Jahresbericht, vorgetragen zum Stiftungsfeſte der Naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes am 7. Juli 1852 vom Secretär der Geſellſchaft, Dr. med. Franz Schlegel. Einer Pflicht zu genuͤgen, geehrte Anweſende, laſſen Sie uns noch einmal auf das heute abſchließende Ge— ſchaͤftsjahr zuruͤckblicken! Als ich beim vorjaͤhrigen Stiftungsfeſte zum erſten Male die Feder der Geſellſchaft führte, war durch einen ungewöhnlichen Zuwachs an Mitgliedern kurz vor dem Feſte ein reges Leben in dem Innern der Geſellſchaft. Zu dieſer Freude kam die Erwartung des heutigen mit den Herren Ornithologen vereinigten Feſtes und beide brachten eine le— bendige heitrere Stimmung uͤber die Verſammlung. Die Mitglieder ſahen ſich im Laufe des Jahres zwoͤlf— mal verſammelt zu Vortraͤgen uͤber Gegenſtaͤnde der ver— ſchiedenſten Art. Dem Herrn Prof. Dr. Apetz verdanken wir mehrere intereſſante Mittheilungen, von denen vorzugsweiſe ein Vortrag zu nennen iſt uͤber den Zuſtand unſerer Kenntniß der Infuſorienwelt, begleitet von mikroſkopiſchen Demon— ſtrationen durch Herrn Studioſus Apetz und den Secretaͤr. Der Herr Geheimerath v. Braun ſprachen über die Pflanzengattung Erica; Der Herr Staatsminiſter v. Lindenau über Feuer- meteore. Der Herr Landesjuſtiz-Praͤſident Dr. Schenck hielten unter anderen einen ſehr umfaſſenden Vortrag uͤber Herma— phroditenbildung bei Schmetterlingen, welchen der Herr Ver— faſſer zum Druck in unſeren Annalen guͤtigſt uͤberlaſſen haben. Ein unweit Altenburg durch Herrn Oberforſtmeiſter v. Hopffgarten aufgefundener Koloß eines verſteinerten Baum— ſtammes wurde dem Herrn Rath Zinkeiſen Veranlaſſung zu einem Vortrage uͤber verſteinerte Hoͤlzer mit mikroſko— piſchen Demonſtrationen. Und ein andermal wurde uns durch genannten Herrn Bericht erſtattet uͤber die Verſamm— lung der Naturforſcher und Aerzte zu Gotha, woſelbſt unſere Geſellſchaft durch den Redner, Herrn Banquier Doͤrſtling und Herrn Juſtizrath Luͤders vertreten war. Der Secretaͤr ſprach zwei Sitzungen hindurch uͤber Sympathie in der Natur, ſodann uͤber die Eigenwaͤrme bei Pflanzen und Thieren, uͤber den groͤßten Salamander der Jetztwelt (Salamandra maxima) von Japan und über lebende Amphibien im Magen des Menſchen. Die Zahl unſerer Mitglieder mehrte ſich um 7. Zu einheimiſchen Mitgliedern wurden aufgenommen: die Herren Kammerherr Hauptmann v. Beuſt, Miniſter Sonnenkalb, Kammerherr Hauptmann v. Stieglitz und Agent Theod. Hoffmann. 0 Das Diplom correſpondirender Mitglieder fuͤhlte ſich die Geſellſchaft veranlaßt folgenden Herren zu ertheilen: Herrn Dr. Brittinger in Steyer, „ Medizinalrath Dr. Johannes Müller in Berlin, „ Dr. med. Allé in Brünn. Außer den ſchon früher eingeleiteten Verbindungen mit anderen verwandten Geſellſchaften, denen namentlich unſere Bibliothek auch in dieſem Jahre wichtige Vereinsſchriften zum Theil auf Tauſchwegen verdankt, bewarben ſich noch mehrere bedeutende Geſellſchaften um Austauſch der beider— feitigen Annalen, wie z. B. der zoologiſch⸗botaniſche Verein in Wien, der naturforſchende Verein zu Bamberg, die natur— — hiſtoriſche Geſellſchaft zu Nürnberg und der naturhiftorifche Verein der preußiſchen Rheinlande und Weſtfalen. Auch fehlte es unſerer Bibliothek in dieſem Jahre nicht an Zuwachs durch Privathaͤnde; wir nennen dankbar Herrn Prof. Dr. Geinitz in Dresden, Herrn Staats— miniſter v. Lindenau, Herrn Dr. Bretſchneider in Gotha, Herrn Prof. Ens in Breiſach, Herrn Medicinal— rath Muͤller in Berlin und Dr. Brittinger in Steyer. Aus Geſellſchaftsmittelnn wurden außer den Forts ſetzungen zu Werken und Journalen unſerer Bibliothek noch eine Zeitſchrift „die Ratur“ mitgehalten und unter anderen Büchern der Atlas zu Sicklers Faͤhrtenabdruͤcke vorwelt— licher Thiere angeſchafft. Zu einem anderen vor der Hand wenigſtens theil— weiſen Ankauf eines fuͤr unſere Geſellſchaft zum dringenden Beduͤrfniß gewordenen ornithologiſchen Werkes, wozu Rei— chenbachs vollſtaͤndigſte Raturgeſchichte vorgeſchlagen wurde, boten die Herren Miniſter v. Braun, Staatsminiſter Lindenau und Kaufmann Beſſer ihre Hand mit aner— kennenswerther Liberalitaͤt. Außerdem muͤſſen wir dankend erwähnen, daß Herr Geheimerath v. Braun die Flora Thuͤringens von Zenker, ſoweit ſie unvollſtaͤndig durch ein Legat unſeres unvergeßlichen Waiz auf uns gekommen, aus eigenen Mitteln zu vervollſtaͤndigen ſich erbot. Unſer Kabinet wurde durch manche Liebesgabe berei— chert. Durch die Gnade Sr. Hoheit des Herzogs Joſeph kam uns ein praͤchtiger Praͤiriefuchs zu. Der bedeutendſte Zuwachs wurde uns durch eine auserleſene Schmetterlings— ſammlung, vom Herrn Rath Reichardt hier teſtamentariſch für uns beſtimmt, im Fall fein Univerſalerbe, Herr Boten— meiſter Mahn, nicht ſelbſt Gebrauch davon zu machen ge— ſonnen ſei. Wir fuͤhlen uns gedrungen, oͤffentlich zu ehren, daß Herr Mahn dieſe Sammlung unſerer Geſellſchaft be— reitwillig abtrat. Der Juwel dieſer Sammlung war ein Hermaphrodit von Limenitis populi, welcher den Herrn Landes juſtizpraͤſident Dr. Schenck zu jenem Vortrage vers — 1 anlaßte, wie er gegenwärtig im Druck erſchienen iſt. — Von anderen Geſchenken erwaͤhnen wir einen ſehr koſtbaren braſilianiſchen Schmetterling, Sphinx phicus, durch Herrn Geheimrath v. Braun. Eine Suite ſteyriſcher Kaͤfer gingen ein von Herrn Dr. Brittinger, dalmatiſche Suͤßwaſſer⸗ conchylien von Herrn Schmidt in Laibach. — Ferner wurde die ſchon bedeutende früher angekaufte Sammlung oſter— laͤndiſcher Käfer durch 25 neue Species von Herrn Prof. Apetz bereichert, und deſſen Sohn Herr Studioſus Theodor Apetz uͤbergaben dem Kabinet eine ſchoͤne Suite von 67 Arten Tenthredines (ſog. Blattwespen). — Zu erwaͤhnen duͤrfte noch ſein ein intereſſanter Fund vorweltlicher Thier— faͤhrten im Rainſtadter Grunde bei Kahla, wie ſie uns durch die Güte der Herren Findeiſen und Jaͤckel in ges wichtigen Exemplaren zukamen und durch Herrn Rath Zinfs eiſen auf der Verſammlung der Naturforſcher und Aerzte zu Gotha beſprochen und vorgelegt wurden. — Zu unſerem Biberweibchen hat ſich — ein Geſchenk derſelben Hand, des Herrn Kaufmann Schadewitz in Magdeburg — ein ſehr großes Maͤnnchen geſellt. — Es wuͤrde zu weit fuͤhren, wollte ich alle die mancherlei Bereicherungen unſerer ver— ſchiedenen Sammlungen, — wie z. B. die ſchoͤne Suite Mineralien vom Herrn Hauptmann Baldauf in Freiberg — einzeln aufzählen, und für andere der Geſellſchaft und deren Zwecken erwieſene Aufmerkſamkeiten moͤgen wir uns wenig— ſtens nicht die anerkennende Aufzaͤhlung der Namen jener Herren verſagen, der Herren Foͤrſter Adam und Dr. Lange in Ronneburg, Dr. Allé in Bruͤnn u. ſ. w. Um unſere oſterlaͤndiſche ornithologiſche Sammlung moͤglichſt zu vers vollſtaͤndigen, erließ die Geſellſchaft ein Schreiben an alle Jaͤger und Jagdfreunde. War die Ausbeute nicht groß, um ſo dankbarer muͤſſen wir der Wenigen gedenken, welche ſich für uns bemühten, die Herren Forſtgehuͤlfen Schack in Wilchwitz und Neefe in Moͤrsdorf bei Roda, Herrn Foͤrſter Schulze in Niederfroffen und Herrn Particulier Louis Ranniger hier. Noch lagen eine Menge ſchoͤner — 186 — Voͤgel in Baͤlgen, dieſe wurden am Ende des Jahres aus— geſtopft und der Sammlung einverleibt. So bekam jeder Zweig unſeres Kabinetes ſeinen Theil, auch unſerer verwaiſten botaniſchen Sammlung nahm ſich ein thaͤtiges Mitglied Herr Hofgaͤrtner Leubner an, und war das Hauptaugenmerk auf Anlegung eines Sonderher— bariums der oſterlaͤndiſchen Flora gerichtet. Roch will ich erwaͤhnen, daß durch hoͤchſt dankens— werthe Verwendung der Herren Lepidopterologen unter un— ſeren Mitgliedern eine Tauſchſendung Schmetterlinge an Herrn v. Menetries, Director des kaiſerl. ruſſiſch. Nas tionalmuſeums zu Petersburg abging. III. Preisausſchreiben des Altenburger land⸗ wirthſchaftlichen Vereins. Durch die ihm zufließenden Unterſtuͤtzungen aus Staats— mitteln iſt der Altenburger landwirthſchaftliche Verein in den Stand geſetzt, fuͤr die Bewohner des Herzogthums Altenburg auf das Jahr 1852 folgende Preiſe auszuſetzen: 1) Derjenigen Gemeinde, welche die zweckmaͤßigſten Maß⸗ regeln zur nuͤtzlichen Beſchaͤftigung ihrer Orts— armen und zur Gewoͤhnung der Jugend an nütz— liche Thaͤtig keit nachweislich ergriffen hat, 50 Thlr., wobei noch eine zweite Gemeinde, die ihr hierin nahe gekommen iſt, 25 Thlr erhalten kann. 2) Derjenigen Gemeinde oder denjenigen Gemeindegliedern, welche die bedeutendſten Grundſtuͤckszuſammenlegungen, Fluß⸗ und Bachregulirungen durchgeführt haben, 50 Thlr. 3) Derjenigen Gemeinde oder denjenigen Gemeindegliedern, welche ihre Kommunalwege mit den bedeutendſten und | N zweckmaͤßigſten Obſtalleen ausgeſtattet haben, 30 Thlr. | nebft einem Acceſſit von 15 Thlr. N | 4) Für Einführung der zweckmaͤßigſten Feldpolizeiordnung 20 Thlr. 5) Demjenigen, welcher die zweckmaͤßigſten und umfaſſend⸗ ſten Anlagen zur Wieſenbewaͤſſerung durchgeführt hat, 40 Thlr. 6) Fur Einführung des Anbaus von Mohn, Kümmel oder einem andern vortheilhaften Handelsgewaͤchs 20 Thlr. Wi 7) Fuͤr Anwendung einer nachhaltig ergiebigen Spaten⸗ cultur bei der Landwirthſchaft 20 Thlr. 8) Fuͤr Auffindung neuer mineraliſcher Brenn- und Bau— materialien an Orten, in deren Nähe dieſe bisher fehlten, 30 Thlr. und 15 Thlr. 9) Für die vorzuͤglichſten Leiſtungen bei einer 1852 zu veranſtaltenden Viehausſtellung im Ganzen 120 Thlr., auf ungefähr 15 Preiſe vertheilt. 10) Für die vorzuͤglichſten Leiſtungen bei einer 1852 zu veranſtaltenden Ausſtellung landwirthſchaftlicher Geraͤthe und Maſchinen im Ganzen 80 Thlr., auf c. 8 Preiſe vertheilt. (Die Geraͤthſchaften ſollen, fo weit thun⸗ lich, probirt und dabei auch die vorzuͤglichſten Pfluͤger aus den unter 12. aufgefuͤhrten Mitteln mit kleinen Preiſen bedacht werden.) 11) Für die vorzuͤglichſten Leiſtungen bei einer 1852 zu veranſtaltenden Ausſtellung von allerhand Bodener— zeugniſſen 100 Thlr., auf c. 12 Preiſe vertheilt. 12) Außerdem ſollen dem niederzuſetzenden Preisgericht noch 100 Thlr. zur Verfügung geſtellt werden fuͤr ſolche ausgezeichnete Leiſtungen in der Landwirthſchaft und in der Vermehrung des öffentlichen Wohlſtandes, welche bei dieſem Preisausſchreiben etwa unberuͤckſichtigt ge⸗ laſſen ſind. Dagegen haben an ſich unerhebliche Leiſtungen, ſelbſt wenn fie die übrigen mit ihnen wetteifernden uͤbertreffen, — 4863 — darum allein noch keinen Anſpruch auf die Preiserthei— lung. Die Anzeige der Leiſtungen, fuͤr welche einer der 8 erſten Preiſe in Anſpruch genommen wird, muß ſchriftlich oder muͤndlich mit den gehoͤrigen Rachweiſen in der Zeit vom 1. Jan. bis 1. Mai 1852 bei einem der unterzeich— neten Vorſtandsmitglieder des Altenburger landwirthſchaft— lichen Vereins erfolgen und wir bitten um eine ſolche recht— zeitige Anzeige um ſo dringender, je mehr es uns Leid thun ſollte, tuͤchtige Leiſtungen aus Unkenntniß derſelben unbe— ruͤckſichtigt laſſen zu muͤſſen. Altenburg, den 26. November 1851. Der Vorſtand des landwirthſchaftlichen Vereins. Reinh. v. Baͤrenſtein. Ed. Lange, Schriftfuͤhrer. IV. Etwas über den Rübenbau. Mitgetheilt aus den Verhandlungen des landwirthſchaftlichen Vereins von deſſen Schriftführer Ed. Lange. Auf die Frage: „Wie viel Runkelruͤben und wie viel Koh lruͤben tragt bei uns durchſchnittlich 1 Acker?“ gab Gutsbeſitzer Etzold aus Oberloͤdla nach einer gemachten Zaͤhlung der Runkelruͤbenreihen und ihres Beſtandes den Ertrag eines hieſigen Ackers zu 320 Ctr. an, was mit der von andern Seiten gemachten Angabe von 300 Ctrn. auf den Dorffluren um Altenburg und von 400 Ctrn. in der ſtaͤrker geduͤngten Altenburger Stadtflur zuſammen ſtimmt. Unter den mitgebrachten platten und hohen Runkelſorten waren mehrere von 8 Pfund Gewicht. Die lange Sorte ſoll ſich etwas beſſer halten, aber auch holziger ſein, als die 282 mit einem ſehr kleinen Wurzelzopf verſehene Tellerrunkel. Eine größere Meinungsverſchiedenheit herrſchte über den Er— trag der Kohlruͤben. Waͤhrend naͤmlich Gutsbeſitzer Hanns aus Gorma dieſen auf 260 Ctr. vom Acker annahm, meinten Andere, denſelben nicht einmal durchſchnittlich auf 80 Etr. ſetzen zu koͤnnen. Zuletzt einigte man ſich in der Anſicht, daß die Kohlruͤbe einen bindenden, thonhaltigen Boden liebe und deshalb ebenſo wie der Rothklee jetzt nicht mehr fo gut gedeihe als ehedem, da der Boden noch nicht ſo ge— lockert war wie jetzt. Daher koͤnnte man auch noch jetzt in der Gegend von Gorma und Neubraunshain oder von Gimmel, Drogen und Mohlis mit Vortheil Kohlruͤben bauen, während man anderwaͤrts immer mehr von ihnen zuruͤck— gekommen ſei und noch mehr zuruͤckkommen werde. Auf die weitere Frage: „Wie verhaͤlt ſich der Futter— werth beider Ruͤbenarten zu einander?“ meinte man: So lange die Kohlruͤbe noch nicht pelzicht oder faulig iſt, hat ſie einen groͤßern Futterwerth als die Runkelruͤbe, und man kann dieſen im Verhaͤltniß zu den Runkeln wohl wie 3 zu 2 annehmen. Auch iſt die Butter wohlſchmeckender bei Kohl— ruͤben⸗ als bei Runkelruͤbenfuͤtterung. Dieſes Letzte wurde jedoch von einigen Seiten lebhaft beſtritten. Man behaup— tete naͤmlich, reichliche Fuͤtterung mit Kohlruͤben mache die Butter beißig und uͤbelſchmeckend, waͤhrend gekochte Runkeln in Verbindung mit Duͤrrfutter dieſes nicht thaͤten. Doch ſtehen ſich dieſe Anſichten nicht geradezu entgegen und enthalten nur Winke über die vortheilhafte Ausnutzung beider Rübenarten. 0 X Die naͤchſte Frage war: „Welche dieſer beiden Ruͤben— arten laͤßt ſich leichter und laͤnger aufbewahren? und welche erſchoͤpft den Boden mehr als die andere?“ Im Großen laͤßt ſich die Runkel jedenfalls leichter und laͤnger aufbe— wahren als die Kohlruͤbe, die leicht faulig und pelzicht wird, wenn dieſe auch, in die Erde eingeſchlagen, ſich bis ins r friſch und gut erhaͤlt. In der Ausnutzung und ; 4 * A Erſchoͤpfung des Bodens aber dürften beide einander ziemlich gleich ſtehen und beide eine nicht beſonders vortheilhafte Rolle * * Der Anbau des Sommerwaizeus. Aus den Verhandlungen des Altenburger landwirthſchaftlichen Vereins mitgetheilt von deſſen Schriftführer Ed. Lange. Als den geeignetſten Boden fuͤr den Anbau des Sommerwaizens bezeichnete man zunaͤchſt einen bindenden, feuchten, aber nicht kalten Boden, weshalb derſelbe auch in der Gegend von Roͤbdenitz, Poſterſtein und Selka vor— zuͤglich zu gedeihen ſcheine. Doch gedeihe derſelbe auch in lockerem, mehr ſandigem Boden, wenn dieſer reich an Kalk— theilen iſt, wie dieſer z. B. im Saalkreiſe nicht ſelten vor— kommt. Doch darf der Boden fuͤr ihn durchaus nicht er⸗ ſchoͤpft, ſondern er muß in kraͤftigem Duͤngungszuſtand ſein, fo daß derſelbe nach gut geduͤngten Hackfruͤchten am beſten gedeiht, wenn zu ihm im Fruͤhjahre, wo der Boden nicht recht bindend iſt, nicht wieder geackert, ſondern die vorhan— dene Feuchtigkeit dem Boden ungeſchwaͤcht erhalten wird. Vorzuͤglich duͤrfte bei uns das Krautland fuͤr ihn die rechte Stelle ſein, das fuͤr eine Winterfruchtſaat in der Regel zu ſpaͤt geräumt wird, aber mit Sommerwaizen beſtellt, in der Regel eine ſehr gute Ernte liefert, der dann immer noch Gerſte nachfolgen kann. Sodann iſt auch der Som— merwaizen eine gute Erſatzfrucht fuͤr ausgewinterten oder von den Schnecken vertilgten Winterwaizen oder Winterroggen. Unter den empfehlenswertheren Sorten wurde der als Wech— ſelwaizen bekannte Kolbenwaizen angefuͤhrt. Allerdings ver⸗ langt der Sommerwaizen eine größere Bodenkraft als an— deres Sommergetraide und ſelbſt als Winterroggen; doch zehrt er diefe nicht auf, ſondern läßt davon noch fo viel zuruck, daß man nach ihm ſelbſt noch Winterroggen mit Erfolg bauen kann. Um feinen Ertrag von einem hieſigen Acker angeben zu koͤnnen, wuͤrde zugleich eine Angabe der Bodenclaſſe erforderlich ſein, worauf man denſelben baut. Da dieſes nun noch nicht moͤglich iſt, ſo muß man ſich ſchon mit Angabe ſeines verhaͤltnißmaͤßigen Ertrags nament— lich gegen Winterroggen begnügen. Doch haͤngt auch hierbei ſehr viel davon ab, ob er auf Boden erbaut wird, der ihm oder der dem Winterroggen vorzugsweiſe zuſagt. So war ſein Koͤrnerertrag in Roͤbdenitz, Poſterſtein und Selka in einer Reihe bezuͤglich von 10, 7 und 3 Jahren durchs ſchnittlich eben ſo groß oder ſelbſt noch etwas groͤßer als von Winterroggen, waͤhrend derſelbe anderwaͤrts doch immer mehr oder weniger gegen Winterroggen zuruͤckblieb. Im Strohertrage aber ſteht derſelbe dem Winterroggen nach, ſo daß dieſer in Poſterſtein etwa 3 und in Zechau etwa 4 des Strohertrags vom Winterroggen betragen mag. VI. Verſuche mit dem Luftbutterfaſſe. Aus den Verhandlungen des Altenburger landwirthſchaftlichen Vereins mitgetheilt von deſſen Schriftführer Ed. Lange. Ueber ſeine Verſuche mit dem neuangeſchafften Luft— butterfaſſe theilt Gutsbeſitzer Zetzſche aus Schelditz im We⸗ ſentlichen Folgendes mit. Er hatte zuerſt Milch, 1 Tag alt, bei 180 R. in demſelben gebuttert. Die Magd hatte ſchon nach 5 Minuten behauptet, es muͤſſe Butter in dem Faſſe fein, aber man hatte an der Richtigkeit diefer Bes hauptung zweifelnd, erſt nach 8 Minuten nachgeſehen und wirklich Butter darin gefunden, aber dieſe ſei kruͤmlich und 4 * N zertheilt geweſen, und die Flügel des Luftbutterfaſſes hätten ſie auch trotz aller Bemuͤhung nicht zuſammengeſchlagen. Dann habe er oben einen Luftfang anbringen und unten die Ausſtroͤmungsoͤffnungen ſo ſchraͤg abſchneiden laſſen, daß die Luft beim Umdrehen der Welle leichter in die Milch— maſſe habe eindringen koͤnnen, und nun Rahm von 80 R. eingeſchuͤttet, während der Arbeitsraum nur 50. R. warm geweſen ſei. Da habe man in 4 Stunden Butter gehabt, aber wieder fein wie Gries, ſo daß man die Toͤpfe damit warm geſtellt und dann wieder eine weiche, ſchmierige Butter erhalten habe. Rach der Rahmmenge habe man auf 9 Stuͤckchen Butter gerechnet, es ſeien aber 104 Stückchen geworden. Dagegen habe man bei dem erſten Buttern aus 17 Kannen Milch nicht, wie man erwartet habe, 3 ſondern nur 24 Stuͤckchen Butter erhalten, aber von einem ausgezeichnet füßen und angenehmen Geſchmack, und die Milch habe ſich auch ſpaͤter noch mit einer Rahmhaut uͤber— zogen. Den dritten Verſuch habe er mit ſeinem gewoͤhn— lichen Schaukelbutterfaß im Vergleich mit dem Luftbutterfaß veranſtaltet. Das Schaukelbutterfaß habe in 22 und das Luftbutterfaß in 42 Minuten Butter geliefert, dieſe aber wiederum kruͤmlich gelaſſen und nicht zuſammengeſchlagen. Nach dieſen Erfahrungen werde er trotzdem, daß das Luftbutterfaß in einem Falle ſchnell und recht wohlſchmeckende Butter geliefert habe, weil es dieſelbe nicht auch zuſammen— ſchlage, vor der Hand bei ſeinem bisherigen Schaukelbutter⸗ faſſe verbleiben. Hierzu bemerkte Herr Paſtor Krutzſch aus Trautſchen, daß es in ihrem landwirthſchaftlichen Vereine ebenſo ge— gangen ſei. Sie haͤtten ſich dann beim Dr. Hamm in Leipzig daruͤber befragt und die Weiſung erhalten, man muͤſſe die letzten 10 Minuten die Maſchine langſam drehen, um die Butter zuſammen zu bringen. Das habe ſich auch bewährt, und die Butter ſei nun ſehr ſchoͤn und feſt ges weſen. Dagegen bemerkte Gutsbeſitzer Zetzſche, auch er habe das befolgt, habe die Butter aber auch nicht durch . langſameres Drehen zuſammen gebracht. Auch ſcheine das Blech zu den Armen der Luftbuttermaſchine deshalb nicht zweckmaͤßig, weil ſich die Butter daran anhaͤnge und nur mit Muͤhe davon loszubringen ſei. VII. Ueber den Kartoffelaugenbau. Aus einem dem landwirthſchaftlichen Verein übergebenen Aufſatz des Herrn Fr. Schilde entnommen von Ed. Lange. Das Weſentliche des von Herrn Fr. Schilde empfohl— nen Kartoffelaugenbaues dürfte in Folgendem beſtehen: Man bewahrt bei der Kartoffelernte im Herbſt gleich die groͤßten und vollkommenſten Kartoffeln fuͤr die naͤchſte Saat auf und zwar in einem guten trocknen Keller oder in einer Miethe. Im Keller ſchuͤttet man ſie nicht zu hoch auf und breitet daruͤber 4 —6 Zoll hoch Langſtroh, damit nicht das an der Decke ſich verdichtende Dunſtwaſſer auf die Kartoffeln herabtraͤufle und ſie zum Faulen geneigt mache. Deßhalb erſetzt man auch das hierdurch feucht gewordene Stroh mit trocknem, bis dieſe Strohdecke trocken bleibt. Im Fruͤhjahre werden darauf die vorkeimenden Augen mit einem ſtaͤhlernen Loͤffel oder Bohrer herausgehoben und, hoͤchſtens 4 Fuß hoch aufgeſchuͤttet, vor Luft und Sonne geſchuͤtzt, zum Legen aufbewahrt und bis dahin einen Tag um den andern mit einer Holzſchaufel umgeſchaufelt, waͤh— rend die übrig bleibende augenloſe Kartoffelmaſſe verfuͤttert wird. Beim Auslegen ſchafft man die Augen in Saͤcken auf das Feld, legt den Keim nach oben und jeden nur 6 Zoll vom naͤchſten in der Reihe entfernt. Gegen die Engerlinge verwahrt man ſie dadurch, daß man auf 24 preuß. Scheffel 4 Scheffel Staubkalk mit einigen Scheffeln 2 — 31 — Erde vermiſcht nimmt und die Augen damit vermengt. Kann man nach dem Legen mit einer leichten Walze auf den Acker, ſo walzt man den ganzen Kartoffelacker der Laͤnge nach nieder. Das Eggen aber iſt entweder ganz zu unterlaſſen oder ſehr behutſam auszufuͤhren. Auf dieſe Art erhaͤlt man lauter große, egale Kar— toffeln und nicht zugleich eine Menge kleiner, unreifer Knollen, welche zugleich mit den unterdruͤckten Nebenftengeln den Boden unnuͤtz ausſaugen, die Ernte erſchweren und ſich nicht gut halten. Auch zeigt ſich hierbei die Gerſte als Nachfrucht und ſogar der dieſer folgende Klee ergiebiger als wenn man ganze Kartoffeln gelegt hat. Denn dieſe treiben ſtets mehrere Keime und daraus entſtehende Stengel empor, die ſich in ihrem Wachsthum und ihrer Knollenbildung ebenſo beeintraͤchtigen, als wenn man 2 oder mehre Ruͤben unmittelbar neben einander ſtehen laͤßt. Legt man aber einzelne Augen, ſo giebt jedes einen geſunden von keinem andern Zweige beeintraͤchtigten Stock mit einer angemeſſenen Anzahl gleich großer Kartoffeln, die, wenn man die Augen etwas naͤher zuſammenlegt, als die ganzen Kartoffeln, zu— ſammen einen ſehr reichlichen Ertrag liefern. Das Legen ganzer und geſchnittener Kartoffeln aber hat, zumal wenn dieſe klein und nicht voͤllig reif geworden ſind, fuͤr dieſe Frucht alle die Nachtheile in ſeinem Gefolge, welche eine zu dicke Saat von unvollkommenem und nicht genugſam gereiftem Getraide herbeizufuͤhren pflegt, z. B. Brand im Waizen und verringerten Ertrag bei allen Feldftuͤchten. VIII. Tabelle ber die im Herzogthum Altenburg und den angrenzenden Laͤndern und Orten blichen Getraidemaße nebſt Angabe ihres Raumes nach Kannen oder Preuß. Quart und ihres normalen Marktgewichts. Normalverhältniß. na 2 Waizen.]Roggen.] Gerfte. | Hafer. Bemerkungen. 8 7 6 4 Pfd.] Pfd. Pfd. Pfd. 1. Altenburg. Schff. = Sippm.ſ128 256 224 192 1128 3 Kann. mehr, als Sippm. 32 Maß 32 64 56 48] 32 12 Scheffel Ronne⸗ eee 18 16 14 9 burgiſches Maß. Schff. 4 Viertelſioo 200 175 150 100 4 Kann. mehr, als 25 50 43,7 37,8 25 3 Sippmaß Alten⸗ WMW ˖ů ů BER 6,80 12,5 | 11 9, | 6,25 burgiſches Maß. Schff. S4 Viertelſi9! 382 334 286 191 Ohngef. 13 Schff. Viertel 4 Maß 47,8 95,5 | 83,5 | 71,5 | 47,75 Kamburg. Maß —= e e 12 24 21 18 12 ASchff. 145 Kann. i 2 Kann. mehr, als Schff. = Viertel 162 [324 283 243 162 0 1 Viertel 4 Maß 40,5 | 81 70,28 60, 40,5 ie Maß. 10 20,28 17,8 15 | 10 Penig, Waldenburg und Saalfeld. Schff. 4 Viertelſl34 268 234 201 134 2 Kann. mehr, als Viertel 84 Maß 33,5 | 67 58,5 50,28] 33,5 2 Schff. Weimari⸗ Maß.. 8, 16,2 145 | 12/5 | 8% ſches Maß. Schff. 1 Viertel 116 232 203 174 116 u Viertel — 4 ee 20 58 | 50,751 43 Nele Maß. Maß. 5, 14,5 12, 11 7, Rudolſtädter Maß. Schff. 4 Viertel 48 96 184 72 48 1 Sack Altenburger Vrtl. — 4 Metzen 12 24 21 18 12 Maß à Sack = 3 Neße 3 6 5,28 4,83 Sippmaß. Schff. 4 Viertel] 93 186 163 140 93 3 Kann. weniger, als Brtl. = 4 Metzen 23,2 46,5 40,8 35 | 23,25 1 Sack Altenburger Metze .. 5, 11,5 | 10 8,78 5,75 Maß. 4 Kannen mehr, als 1 Scheffel Rudol⸗ 1 Schff. 1 Viertel60 320 280 240 160 ſtädter Maß. 1 Vrtl. 4 M 40 70 6 14 Schff. Alten; l e 4 0 % ( Porgiſche Naß. 1 Metze 10 20 17, 15 10 F [59] — 9. Glauchau. enig. Walden⸗ burg. Saalfeld. — 36 — 5 Raum⸗ 2 2 Paar Normalverhältniß. n na Nr. Orte. Maße. Re Waigen. |Roggen.| Gerfte. | Hafer. Bemerkungen. 7 6 4 Pfd. Pfd. 116 99 66 IA Kanne weniger, 10. Weimar. I 1 Viertel = 1 29 24,75 16,5 N als 4 Scheffel Kah⸗ 1 Maß 5 8,28] 7,28 6 4 laiſches Maß. 1 Schf. Wiertetliao 80 245 210 140 1 1 Sete 35 70 61,52, 35 ee i Maß . . 8 17, 15,80 1 8,6% Vorgiſches Maß. Schff. — 4 Viertel 11. Jena. | 1 e 1312 273 234, 9 18 12. [Nudolſtadt. 1 Viertel 4 Maß 39 78 | 68,25) 58,5 39 Peu Waldenburg 1 5 7 „ I ae 9,7% 19, 117 14, 9,78) und Saalfeld. Bemerkungen obiger Da deb be. 1) Das Raumyerhältnig iſt nach Kannen, à 64 Kubikzoll (S 1 Preuß. Quart) berechnet ö worden. 2) Die Notmatgewichte fi ſind nach folgendem Verhältniſſe ausgeworfen: 1 Kanne Waizen = 2 Pfd. (8.) 1 Roggen = 143 (..) 1 = Gefle =14 = (6) 1 2 Te 1 (49 3) Brüche unter ſind weggelaſſen. X 1 4) Die Kannenzahl bildet den Regulator für die Quantität oder Menge, und die Pfundzahl den Regulator für die Qualität oder Güte des Getraides. S DIPYLLG 1 u 2 . ] Nachmitlmittags 2 Uhr. d. 0,4 26 10,8 2 1 Mittler | zu Kaͤlteſte 5,75 [helle O. 80: u Sta Stand des Zuſtand | meters. Thermo⸗ ben 12 Temp. = 0. Mel meters. | Wetters. [B. 1277 367 + 1 25 im ©. Schr. mim .- 78 — 025 wolk. S. ©. 8. ũ 59 2 helle W. — 402 Schn. W = al 275 belle N. S. :s 03 RE a TB helle N. * au — 15 belle N. W. - = 38 | e 25 1 — 2 bee — 27 I 7 20 ttb. N. W. * = Fur 0 == = 10 weit DD D. | 60 | I 1 In. W. Schn. = 40 SEEN I (DE N. wind. = ER er 1,25 ftrb. N. W. = Ey a 475 wo, W. BE Fish — MW RR wolk. N. rm 26 8,3 * trb. S. W. trb. S. W. = 35 a heile N. —.— N. 2. | e 5 3 ME um helle 8. 3 3 bee 5. 119 > 5; wolf S. W ind. III 4,5 Reg. N. W. s wolf. W 2 17 I o Schn. W r vegn. .— 120 ftrb. S. W 1275 ftrb. N. W. ——̃ — — Meteorologiſche Tabelle auf die Monate: Januar, Februar, März 1852, von W. L. Bechſtein 4 d 5 4 e ſtein. —ů—ð⁵ͤ ß—ßð᷑—r SR a, EN s 8 Uhr. 8 i 3 ns Ra TA Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr M Pe Stand des S es — — — 3 i u une gen des 1 5 Sand en (Stand desſ Wed = Stand d desſctand bee] Juſtand egen, ee na Banane orgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. 2 e . Een 85 hermo⸗ 3 es Stand des ß 0 Sta —— ͤ— — 5 7 0 5 meters. Wetters. 0 meters. e ? meters. ua 18 des BAR a & Barer (Grand des Zuſtand Buder Stand desſ Zuſtand 77 307 27 |tib. S. B. 27. 5, — 0 tb. S 1 7 1 17 etters. Temp. —o.| meters. Wetters. eh et W 1 e Therne⸗ 25 FF 50 el Ele a ee En EZ —— CCC DeRterz: Bau = 45 37 S. 5 4,0 + 1,25 helle S. 2 = 6,7 25 5 D + 5,75 |tıb, S. W. 1 127” 1,6% + 5 nid a 57 — a 3. 3 15 belle S. W. 45 | 125 belle ©. 3 zen N. U. |: 73 | 3,25 Mb. N. 5 e 28 + 20 wlk. S. W. 18 30 rb. S. W F . nebl. S. W. 5,9 5,75 rb. S. W. 3 350 5 u ER TZEe 0,25 wolk. S. O. 7 70 | 05 wii W. 28913 1,75 helle W. — r W. 70 55 blk. W. 1 7 30 1 25 P — 2 helle W. R 92 — 10 lk. ©. 3 | 20 helle S. W. A - 10 55 ſtrb. S. 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Gewitter. 2 2 - 7 2 2 2 2 2 2 2. 2 2 z = 2 - 2 2 2 * “ u * uf fu fa fu Meteorologifche Tabelle auf die Monate: April Mai, Juni 1832, von W. L. Bechſtein. 5 f ; 00 a e Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. | Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens S Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Stand des Stand des Zuſtand Stand des Zuſtand Stand des Stand des ; 2 Bar 81 15 e Stand me 8 = 8 ker ee Sue we 1 As 8 e SEN Stan co. en a Temp. 0. meters. Wetters. Temp. —o.| meters. etters. Temp. .] meters.] Wetters. Temp. 0. meters. Wetters. 8 Sent. meters. Wetters. a 0 meters. Werters : DD nett. N. W. 27. 4. 40 Reg. N. W. 26.11 105 helle W. 26II37+ 11,75 wk. W. 127 6, 115 If. W 277 6,17 + 15,0 wit. 28 2]: 78 b N. 82) 125 WEN wind. 227 II. 7,75 ff. . 27 II. 60 em. m. 2 68) 25 nie. e 05 ne 15 7b. S. IZ 86 | 175 belle N W |- 8 425 |. | 5 2,25 Neg. N = a5 | 35 Reg. N. W. 3 64 ATi © mr — 1528 u u sa ö i 6,75 rb. N. D. 1 64 3,75 frb. N. 5. 65 | 525 frb. N. 5. Al: 55 14,5 SCREEN | 50 10.25 folk. S 3 5]: 84 20 Nebel N B. 77 125 helle . 5 7 55 wk. E 78 8.25 ſwlk. NRWM 5 5,8 15 ſwlf. W. 60 150 fab. | 8773| 73 wk. S. ®W |- 67 | 1375 wi. © | 61. 77 | 70 lt . E 707) 90 wem. 1 6|: 600 Bol. le 57 57 i i em 8 DI TEE 28575 13,5 belle W. 785 5,5 lib. S. W |: 66 9,75 frb. Nu. 7|= 48 16,0 helle S. B. 45 210 falk. . 2 1,0 |tegn. N . 60 25 lk. N. W. 8 = 69 9, helle W. — 653 130 WER W. 3 48 1 hen - 30 220 Gele D. 91: 68 15 Schu- M. W. m = 7,7 40 wlk. N. i 8. Reg. W. N 68 10,0 \irb, W. 20 1755 16. S. 8. |= 24 160 Sm. Ss | 10|- 77 1,75 frb. W. 6,7 425 ffrb. W. [10 69 10,75 nebl. N. W. = 65 170 wie. W 10 II B0 rb. S. 0,74 155 Reg. S. W. FF . NW [I |= 5: 14,25 helle ©. W = 5,5 | 13,75 Reg. W e 160 we S. W. = 15 16/0 fw. S 12 58,1 4,75 regn. W. 7 83 75 fib. N. W. 12 6,0 10,75 helle S. Sa 14,5 wolf. W. 120202275 13,75 Reg. S. W. 272 16,25 wk. W. 13 87 50 Ib. N. 8,7 70 ſirb. W. 13 52 9,75 frb. S. W. = 46 12,5 Reg. S. W. 13 3, | 123,25 wlk. ©. = 30 | 14,25 wlk. W. 14 | 85 50 db. ® 7,8 875 wolf. 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S. O. 22 J 17,0 ttb. S. W. 4,0 195 I. SS 5 — 85 425 helle O. fim. 800 6,25 wlk. O. fm. | 236,1 16,5 he. |, 59 21,0 helle O. 23 10 | 15,75 helle S. 5. 45. 1975 Reg. N. O. a |: 68 0,5 rb. N. O. 6,0 4,5 frb. N. 21 5,7 | 1775 helle ©. 5, 225 helle N. 2. 24 4 16,0. Reg. S. W |= 58 16,0 Reg. W 25 60 4, helle O. = 56 | 8,25 helle ©. 251 200572 18,5 helle ©. - 45 | 210 wi.©. |25)=- 76 | 13,25 ſwlk. W. = 79 16,5 wlk. W. 26 |: 5,2 5, helle ©. 7 | 9,75 helle N. 26 42 155 helle S8. 36 | 23,25 cc 8.5. A. Ger 26 |j= 61 15½5 belle D. = 20,0 if. ©. >. 2 |: 59 | 65 helle N. n. - 60 | 975 helle N— 27 3 16,25 It. © = 35 | 20,25 |. W. Me. 27 53 180 wil. S W. Sl 19,5 wit. S. = = Zul 20 wolk. ©. 6,9 12,5 belle O. h 16.0 wlk. N. = 26 175 lk. N. 28 36 | 140 ſtegn. W. . 416 16/0 |. W. 2 — 50 87 lk. S. . r t ß . D r 06 | 175 |w©. —|= Ol | 17,75 jwit m. Gem) 80 |» Sl, 17,5 Ib: EE Da 31 „ 48 9,75 frb. W. 5,0 125 wk. W. | Mittler Barometerſtand = 27“ 5, ee en —— 1 Mai 97" 9, zus, Höchfter Barometerſtand den 4. April = 254 11,5 zu, Ziefiter ER den 1. au — NN det Aöklrnungen⸗ rb. trübe, wlk. wolkig, nebl. neblig 5 Erinnert Reg, Se En in, 775 Free 0 b king 55 AR: S. Süd, W. Weſt, N. Nord, En. Sänee, d Ns, des Nachts, Gew. Gewitter. Ab. Abends. * . IX. Ueber die oſterlä ndiſchen Arten der Gat⸗ tungen Echinomyia Dumeril und Trixa Meigen. Vom Stud. med. Theodor Apetz. (Vorgetragen den 11. Januar 1853.) Hochanſehnliche Verſammlung! Bei meinen Vorarbeiten zu einer Abhandlung uͤber die Tachinarien des Oſterlandes habe ich einige Bemer— kungen uͤber die beiden, die lange Reihe dieſer Diptern eröffnenden Gattungen Echinomyia Duméril und Trixa Meigen niedergeſchrieben, welche als Anregung zu beleh— render Berichtigung mancher noch nicht genügend gelöfter Zweifel der Mittheilung nicht ganz unwerth ſein duͤrften. Beim Hinblick auf ihre geringe wiſſenſchaftliche Bedeutung ſollte ich es kaum wagen, Ihre Aufmerkſamkeit für dies ſelben in Anſpruch zu nehmen. Wohl aber moͤgen Sie dieſelben als einen Beweis betrachten, wie ich mich der hohen Ehre, welche mir durch meine Ernennung zum corre— | ondirenden Mitgliede der naturforſchenden Geſellſchaft des ſterlandes zu Theil geworden iſt, wuͤrdig zu machen, und g es mir für jetzt auf eine andre Weiſe noch nicht möglich iſt, wenigſtens durch meine Thaͤtigkeit für die Erforſchung der oſterlaͤndiſchen Fauna der Geſellſchaft nützlich zu fein eifrig bemüht fein werde. Waͤhrend die meiſten Arten der Tachinarien — einer der umfangreichſten und ſchwierigſten Familien der — zu den kleineren und unanſehnlicheren gehoͤren, 5 fallen die Arten der Gattungen Echinomyia und Trixa durch ihre Größe und ihr lebhaftes Colorit, fo wie durch ihre Behendigkeit, womit ſie ſich im hellen Lichte des Tages auf den Blumen unſerer Laubhoͤlzer umhertreiben, beſonders in die Augen. Der angehende Dipterolog ſam— melt ſie daher mit einiger Vorliebe, und wenn er einen anſehnlichen Vorrath derſelben zuſammengebracht hat, ſo geht er mit zuverſichtlicher Hoffnung an's Werk und ſucht ſie mit Benutzung der ihm zu Gebote ſtehenden Huͤlfs— mittel zu ſichten und zu beſtimmen. Da geraͤth er aber in ein Labyrinth von Zweifeln, aus denen er ſich nicht herauszuwinden vermag. Entweder ſind die Arten ein— ander ſehr aͤhnlich und die feineren ſpecifiſchen Unterſchiede ſchwer herauszufinden, oder die Beſchreibungen der Autoren ſind zu duͤrftig und unklar, und verdruͤßlich uͤber den miß— lungenen Verſuch und ohne den erwuͤnſchten Aufſchluß er— halten zu haben, legt er die Buͤcher zur Seite. So erging es auch mir, als ich mit Hülfe der Werke von Fabricius, Meigen und Macquart die auf meinen Excurſionen im Oſterlande erbeuteten Fliegen der genannten beiden Gattungen zu beſtimmen verſuchte. Ohn— laͤngſt erſt, als mir der verehrte Vorſtand des entomolo— giſchen Vereins zu Stettin Herrn Zetterſtedts Diptera Scandinaviae mit dankenswerther Gefaͤlligkeit zur Benutzung anvertraute, ſah ich das Dunkel ſich allmaͤlig erhellen und die Wirren ſich loͤſen, und ich fand auf's neue beſtaͤtigt, was der berühmte Dipterolog Herr Schulrath Dr. Lo w irgendwo ausſpricht, daß bei dem heutigen Umfang des Materials nur genaue und Ausführliche Beſchreibungen, wie ſie die Schriften dieſes gelehrten Dipterologen und das vortreffliche Werk des Herrn Zetterſtedt darbieten, zu befriedigenden Reſultaten fuͤhren und der Wiſſenſchaft förderlich fein koͤnnen. Ob nun die durch meine Unterſuchungen gewonnenen Reſultate auch andere Dipterologen befriedigen werden, weiß ich freilich nicht; es wird mir aber ein erwünschte eas * für meine Bemuͤhungen ſein, wenn ſie dieſelben ihrer Be— urtheilung für werth erachten und mir für Fünftige Unter— ſuchungen belehrende Winke geben wollen. Die Gattung Echinomyia iſt im Oſterlande durch 7 Species vertreten: 1. E. ferox. 2. E. grossa. 3. E. fera. 4. E. praeceps. 5. E. tessellata. 6. E. lurida. 7. E. ursina. Von dieſen find E. ferox, E. tessellata und E. ursina ſelten, die übrigen aber mehr oder minder haͤu— fig, E. fera ſelbſt gemein. Sie bewohnen unſere Laub— hoͤlzer, wo fie im Sonnenſchein umherſchwaͤrmen und ſich bald auf die Bluͤthen, vorzüglich der Umbellaten, bald auf den erwaͤrmten Boden auf kurze Zeit niederlaſſen, ſind aber ſehr ſcheu und daher ſchwer zu fangen. Von ihrer Forts pflanzungsgeſchichte iſt wenig bekannt. Wahrſcheinlich leben ihre Larven, wie die Larven wohl aller Tachinarien, ſchma⸗ rotzend in andern Inſecten; von einigen weiß man dies ſchon beſtimmt. Nah Macquart (Dipteres, Suite à Buffon T. II. p. 75.*) wurde E. lurida aus der Puppe von Cucullia Verbasei erzogen. Roſſi und Scheffer („Ro ſſi ſyſtematiſches Verzeichniß der zweifluͤglichten Inſecten des Erzherzogthums Oeſterreich. Wien 1845. p. 46.) ers hielten E. rubricornis (nach Macquart Varietaͤt der E. fera. S. deſſen Nouvelles observations sur les Tachinaires in den Annales de la Société rang gique de France 1844. p. 238.) aus Raupen der Eu- prepia aulica. Das fonderbare Eierlegen der E. grossa hat mein Vater beobachtet und in der Stettiner entomos logiſchen Zeitung 10. Jahrg. p. 61. bekannt gemacht. Dort heißt es: „Auf einem bisher noch ungekannten reichen Fang— platze erbeutete ich eine Anzahl von E. grossa, Ein Weib⸗ chen legte an der Radel Eier, von denen ſogleich nach dem Ablegen das Deckelchen abſprang; die ſo geborene Made der Kürze wegen werde ich dieſes Werk ſpäter nur mit S. à B. und die nachher genannte Arbeit über die Tachinarien von Macquart * mit Annal. anführen. N 5 begann alsbald ſich zu regen und zu bewegen. Eben fo mag ſich's mit dem Lebendiggebaͤren der Schmeißfliege ver— halten. Da ich wußte, daß die Larven dieſer und vieler Tachinarien als Schmarotzer in haarigen Raupen leben, fo brachte ich die Larven auf Raupen von Gastropacha Rubi (Baͤrenraupen waren mir nicht zur Hand) und ſah, wie ſie ſich in die Verbindungshaut zwiſchen den Seg— menten mit dem Kopfe einzubohren ſuchten. In dieſer Stellung beharrten ſie, ohne ſich durch die Bewegungen der Raupe ſtoͤren zu laſſen. Weiter konnte ich jedoch meine Beobachtungen nicht verfolgen. Man hat geſagt, daß dieſe Larve in den Raupen von Euprepia matronula lebe, und allerdings hat ſich dieſes Jahr dieſer ſchoͤne Spinner in demſelben Walde, in welchem ich die Fliege fing, haͤu— figer gezeigt.“ ECHINOMYIA Dumeéril. Musa Linné. Tachina Fabricius. Meigen. Fallen. Echinomyia Dumeril. Meigen. Latreille. Macquart. Robineau-Desvoidy. Servillia Robineau- Desvoidy. Meigen. (Suppl.) Fabricia Robineau- Desvoidy. Robineau-Desvoidy hat diefe von Dumeril in den zool. annal. zuerſt gegründete und ſpaͤter allgemein angenommene Gattung in drei zerſpalten, indem er aus E. ferox die Gattung Fabricia und aus E. ursina die Gattung Servillia machte. Allein die keulfoͤrmigen Taſter der E. ferox koͤnnen bei dem ſonſtigen Mangel jedes ge— neriſchen Unterſchiedes das Gattungsrecht nicht begruͤnden und nur etwa zur Bildung einer Unterabtheilung benutzt werden, und wenn bei E. ursina das dritte Fuͤhlerglied etwas länger und ſchmaͤler iſt, als bei den übrigen Arten, ſo wuͤrde doch deshalb fuͤr dieſe Art um ſo weniger eine neue Gattung zu errichten ſein, als ſie dadurch von der ihr in jeder Hinſicht ſo nahe ſtehenden E, lurida getrennt N werden muͤßte. Meigen nimmt zwar in ſeinen Supples ei Mi menten ) die Gattung Servillia an, betrachtet aber als unterſcheidendes Merkmal die dichte Behaarung des Thorax und Hinterleibes, ſo daß nach ihm auch E. lurida zu Servillia gehoͤrt. Allein dieſes Merkmal iſt zur Bildung einer neuen Gattung ſchwerlich ausreichend, weshalb auch Macquart in ſeiner ſchon oben angeführten neueften, noch nicht vollendeten Arbeit über die Tachinarien (ſ. Annal. de la S. ent. 1845 p. 265) dieſe Gattung nicht an⸗ nimmt, ſondern die ihr zugetheilten Arten bei Echinomyia ſtehen laͤßt. Die Gattung Echinomyia iſt nicht artenreich. Macs quart beſchreibt in der Suite A B. 32 Arten, unter des nen 8 Exoten ſind. Indem er aber in ſeiner neuen Be— arbeitung der Tachinarien E. virgo Meig. mit E. fera L. vereinigt und ſaͤmmtliche R.-Desvoidy' ſche Arten theils unter andre Arten unterbringt, theils ganz mit Stillſchwei— gen übergeht, dafuͤr aber einige neue Arten hinzufuͤgt, re— ducirt ſich die Geſammtzahl der von ihm aufgefuͤhrten euro— paͤiſchen Arten auf funfzehn. Es fragt ſich indeß, ob ſie alle Anerkennung finden werden. Im Folgenden wird ſich mir Gelegenheit darbieten, meinen Zweifel zu rechtfertigen. Fuͤr die einheimiſchen Arten reicht folgendes Schema aus: I. mit keulfoͤrmigen Taſtern. E. ferox, II. mit fadenfoͤrmigen Taſtern. a) Hinterleib mit kurzer, weitlaͤuftiger nach hinten ge⸗ richteter Behaarung. E. grossa, fera, praeceps, > tessellata. 5) Hinterleib dicht mit langen, abſtehenden Haaren be— ſetzt. E. lurida, ursina. f I. Taſter keulenfoͤrmig. 1) E. ferox Panzer. )) Damit iſt der ſiebente Band feiner ſyſtematiſchen Beſchrei⸗ bung der europäiſchen Zweiflügler gemeint. 0 2 Tachina ferox Pzr. Fauna Germ. 104, 20. Meig. Syst. Beschr. IV. 20, 2. Eehinomyia ferox Mac. S. à B. II., 75, 17. — Meig. Supplem. Zetterst. Dipt. Scand. III., 999, 8. — Macq. Tachin. in Annal. 1845 p. 254. n. Das Männchen diefer nicht zu verfennenden Art uns terfcheidet ſich vom Weibchen durch die auf dem dritten Ringe faſt oder ganz unterbrochene Ruͤckenſtrieme, durch eine ſchmaͤlere Stirn mit einfacher Borſtenreihe und durch ein kuͤrzeres zweites und ein breiteres drittes Fuͤhlerglied. Von dieſer, wie es ſcheint, nirgends haͤufigen Art beſitze ich nur ein Weibchen aus dem Oſterlande, das in dem Hohlwege, welcher an den Paditzer Schanzen vorbei nach Stuͤntzhain fuͤhrt, auf einer bluͤhenden Centaurea jacea den 26. Auguſt 1846 gefangen wurde. Ein zweites Weibchen erbeutete ich am 6. Auguſt 1849 bei Potsdam. Der Fundort eines dritten Exemplars, eines Maͤnnchens, iſt mir unbekannt; doch ſtammt es vermuthlich aus dem Oſterlande. II. Taſter fadenfoͤrmig. . a) Hinterleib mit kurzer, weitlaͤuftiger, nach hinten ges richteter Behaarung. 2) E. grossa Linné. Musca grossa L. Tachina grossa Fabr. Fall. Meig. Echinomyia grossa Latr. Macd. Meig. Suppl. Zetterst. Dieſe groͤßte, allgemein bekannte Art iſt durch das ganze Gebiet verbreitet und, ohne gemein zu ſein, doch nirgends ſelten. Ich beſitze Exemplare aus der Gegend von Altenburg, Wechſelburg, Roda, Kahla und Jena. Vom Eierlegen des Weibchens iſt oben p. 59 die Rede geweſen. 3) E. fera Linné. Nigra, nitida, abdomine pellucido ferrugineo, vitta * —B Br — daorsali nigra anum non attingente, antennarum articulis 1 et 2 pedibusque rufis. mas.: femoribus nigris; fem.: ſemorum basi nigra, Musca fera Linné Fauna Snec. p. 453. n. 1836. Tachina fera Fabr. Antl. p. 308. n. 1. — Meig. Syst. Beschr. IV. 240. 3. Echinomyia fera Duméril zool. ann. Mac. S. à B. II. 72. 5. — Tachinaires in Annal. 1844. p. 256. n. 3. — Meig. Supplem. Echinomyia virgo 2 Meig. Syst. Beschr. IV. p. 243. 6. — Suppl. p. 182.) Das ſtandhafteſte Merkmal dieſer hoͤchſt veraͤnderlichen Art iſt die nicht bis zum After reichende Ruͤckenſtrieme, welche fie von allen Übrigen, außer von der mir unbekann— ten E. sphyricera unterſcheidet; von letzterer aber unters ſcheiden ſie die rothen Beine, welche bei dieſer ganz ſchwarz ſein ſollen. Wie unſicher die uͤbrigen ſind, ſieht man aus der Menge von Arten, welche man aus den Varie— taͤten derſelben gemacht hat. Die Farbe des Untergeſichts geht von weiß in gelb über und Meigens E. fulviceps iſt wahrſcheinlich nur E, fera mit ganz gelbem Untergeſicht. Das dritte Fuͤhlerglied iſt bald ganz roth, E. ruli— cornis Meig., bald braun, bald an der Spitze ſchwarz, bald ganz ſchwarz. Nicht felten iſt die Schulterbeule des Maͤnnchens roth. Eben ſo aͤndert die Ruͤckenſtrieme ab. Bald iſt ſie ganz ſchmal, bald breit; bald gleichbreit, bald vor den Einſchnitten verengt, ja ſelbſt ganz ſchmal unterbrochen; aber ſtets geht fie bis etwas uͤber die Mitte des vierten Ringes hinaus, wo ſie, ohne den After zu beruͤhren, in 6 ) Die E. rubricornis, intermedia, vernalis und testacea, ſämmt⸗ lich von Robineau⸗Desvoidy aufgeſtellte, von Macquart in der Suite à B. und nach ihm auch von Meigen in den Supplem. aufgeführte Arten hat Mac quart in feinen Tachinaires Annal. 1845 * 256 und 257, mit E. fera vereinigt, nachdem ſie R.⸗D. ſelbſt für Varietäten dieſer Art erklärt hat. Be ee eine Spitze endigt. Beim Weibchen ift das Gelb des weniger durchſcheinenden Hinterleibes dunkler, mehe in's Rothe fallend, als beim Maͤnnchen. Die Verſchiedenheit in der Faͤrbung der Beine hat Meigen veranlaßt, noch eine Art aufzuſtellen, E. virgo, die ſich von E. fera durch ganz rothe Beine unterſcheiden fol; er kennt blos das Weibchen. Zetterſtedt Dipt. Scand. II, 995 führt dieſe Art mit auf, giebt aber auch keinen andern Unterſchied an, als die ganz rothen Beine, und kennt ebenfalls nur das Weibchen. Als ich nun fand, daß alle Exemplare hieſiger Gegend mit ganz rothen Beinen Weibchen waren und unter den Weibchen nur wenige eine etwas abweichende Faͤrbung der Beine hatten, ſo glaubte ich, die E. virgo für nichts Anderes, als für die nors male Färbung des Weibchens von E. fera halten zu muͤſſen. Dieſe Anſicht beſtaͤtigte ſich denn auch, als ich den 2. September 1849 in der Leine ein Paͤrchen in Bes gattung fing; das Maͤnnchen war E. fera mit ſchwarzen an der Spitze gelben Schenkeln und rothen Fuͤhlern mit ſchwarzem Endgliede, das Weibchen dagegen die E. virgo Meig. mit ganz rothen Fühlern und Beinen. Somit iſt E. virgo das Weibchen von E. fera, und Macquart hat fie mit vollem Rechte wieder mit E. fera vereinigt. Die Beine des Maͤnnchens ſind rothgelb, die Schenkel ſchwarz mit rothgelber Spitze, welche Faͤrbung ſich an den Vorderbeinen weiter nach der Baſis hin ausdehnt. Die Weibchen haben meiſt ganz rothe Beine; oft jedoch iſt die Wurzel der Schenkel ſchwarz, welches ſich zuweilen nach der Spitze hin weiter ausdehnt, fo daß bei einzelnen Indi— viduen die Beine eben ſo gefaͤrbt erſcheinen, wie beim Maͤnnchen. 5 Es iſt dies die haͤufigſte Art dieſer Gattung. Man trifft ſie vom Juli bis in den September allenthalben in Laubhoͤlzern an „wo fie ſich bald auf Bluͤthen, namentlich der Umbellaten, bald auf Straͤucher oder auch auf den Boden niederſetzt, um kurze Zeit von ihren lebhaften Be⸗ — wegungen auszuruhen. Die Weibchen zeichnen ſich ſchon im Fluge, oder wenn ſie ſitzen, in ziemlicher Entfernung durch die hoͤhere rothe Faͤrbung des Koͤrpers aus. 5 Sie iſt von Roſſi und Scheffer (S. Roſſi ſyſtemat. Verzeichniß der zweifluͤglichten Inſekten des Erz— herzogthums Oeſterreich. Wien, 1848) aus Raupen von Euprepia aulica erzogen worden. 4) E. praeceps Meig. Atra, nitida, abdomine pellucido ferrugineo, vitta dorsali sinuata anum attingente, antennarum ar- ticulis primo et secundo, tibiis tarsorumque basi rufis. Tachina praeceps Meig. IV. 241. 4. Echinomyia. praeceps Meig. Suppl. — Macq. S. à B. II. 74. 12. Annal. 1844, p. 260. 6. Echinomyia magnicornis Zetterst. Dipt. Scand. III. 996. 5. Echinomyia tessellata Macq.? S. à B. II. 73. 10. — Annal. 1844. 258. 4. Um die von mir aufgeſtellte Synonymie zu recht— fertigen, laſſe ich die Beſchreibung folgen. Untergeſicht ſeidenartig weiß mit roͤthlichem Schiller; Stirn grau mit gelblichem Schiller; Stirnſtrieme roth— braun. Die beiden erſten Glieder der Fuͤhler ſind roth, zuweilen ſehr verdunkelt, bei einem Exemplare aus hieſiger Gegend dunkelbraun, nur das zweite Glied an der Spitze heller. Das dritte Glied iſt ſchwarz, beim Maͤnnchen ſehr erweitert, beim Weibchen kaum breiter, als das zweite Glied am Ende. Der Thorax ſchwarz, grauſchillernd mit undeutlichen Laͤngslinien; die Schulter zuweilen roth; das Schildchen dunkel rothbraun, oft an der Baſis ſchwarz. Hinterleib durchſcheinend, gelb, bei dem Weibchen dunkler, mit ſchwarzer, buchtiger Ruͤckenſtrieme, welche die ganze hintere Haͤlfte des vierten Ringes einnimmt. Dieſe ſchwarze Strieme iſt auf der Unterſeite eben ſo deutlich, nur etwas ſchmaͤler; auch hier iſt der hintere Theil des vierten Nins =. ges ganz ſchwarz; nur der aͤußerſte Rand deſſelben iſt auf der Oberſeite gelb. Beine rothbraun, Schenkel ſchwarz, zuweilen an der Spitze unten roth; an den Vorderfuͤßen das erſte Glied an der Spitze, die uͤbrigen ganz ſchwarz. Schwinger und Schuͤppchen gelblichweiß; Fluͤgel mit gelblicher Wurzel, welche Faͤrbung ſich am Vorderrande hinzieht; auch die Fluͤgeladern an der Wurzel gelb. Dieſe Art, welche ganz mit Zetterſtedts Tachina magnicornis übereinftimmt (S. Dipt. Scand. III. 996. 5.), iſt ohne Zweifel Meigens Tachina praeceps (Syſt. Beſchr. IV. 241. 4.), da das oben erwaͤhnte Exemplar mit dunkeln Fuͤhlern ganz auf Meigens Beſchreibung paßt und nur deſſen die Fuͤhler betreffende Angabe Zetter— ſtedt Veranlaſſung gegeben zu haben ſcheint, feine E. magni- cornis für verſchieden zu halten. Dann erflärt es ſich auch, weshalb die E. praeceps als in Scandinavien nicht vorkommend in dem citirten Werke gar nicht erwaͤhnt iſt. Da indeß bei dieſer Art die Fühler in der Färbung variiren und ſich Uebergaͤnge von Hellroth bis zu Dunkelbraun finden, ſo glaube ich, beide Arten als identiſch und den aͤlteren Namen E. praeceps Meig. als den berechtigten anſehen zu muͤſſen. Was ferner die E. tessellata Macquarts betrifft, fo kann ich fie nicht für die E. tessellata Fabr. und Meig. halten, ſondern ich glaube in ihr wieder die E. prae- ceps Meig. zu erkennen. Alle von Macquart ange⸗ führten Merkmale derſelben paſſen vollkommen auf dieſe Art, weniger auf die tessellata Fabr. So die Färbung der Fuͤhler und Beine, die gerade bei E. tessellata ſo charakteriſtiſch iſt. Macquart ſagt, die Schultern ſeien zuweilen beim Maͤnnchen ſchwarz, bei E. tessellata ſind ſie aber ſtets ſchwarz, waͤhrend ſie bei E. praeceps bald roth, bald ſchwarz find, Auch die Geſtalt der Ruͤcken— ſtrieme iſt wie bei E. praeceps, während fie bei E. tes- sellata am Vorderrande der Leibesringe ſchmaͤler erſcheint, * als am Hinterrande. Die ganze Beſchreibung Mac» quarts ſtimmt fo genau zu E. praeceps Meig., daß ich ſie ohne Bedenken mit dieſer Art vereinigen zu koͤnnen glaube. Nur bleibt mir raͤthſelhaft, daß Herr Mac» quart, der Meigens Originalexemplar vor Augen hatte, nicht die Identitaͤt mit feiner E. tesselleta erkannt haben ſollte. E. praeceps Meig. iſt weniger haͤufig, als E. fera L., kommt gewöhnlich etwas früher, ſchon im Mai zum Vor⸗ ein und fliegt bis in den Auguſt in Geſellſchaft mit jener durch das ganze Gebiet. Ein aus Suͤdtyrol ftams mendes Individuum ſtimmt mit den hieſigen ganz überein. 5) E. tessellata Fabricius. Atra, nitida, abdomine pellucido ferrugineo, vitta dorsali nigra, antennis pedibusque nigris, tibiis posticis ferrugineis. Musca tessellata Fabr. Entom. system. IV. 334. 51. achina tessellata Fabr. Antl. 319. — Meig. Syst. Beschr. IV. 242. Echinomyia tessellata Meig. Suppl. Echinomyia nigricornis Meig. VII. 182. 8.? Eine mehrfach verkannte und wie es ſcheint mit der vorigen verwechſelte Art. Von E. praeceps unterſcheidet ſie ſich leicht durch die ganz ſchwarzen Fuͤhler, deren drittes Glied laͤnglich rund, und nicht, wie bei jener, quadratiſch iſt, ſo wie ferner durch die ſchwarzen Beine, an denen nur die Hinterſchienen eine dunkelrothbraune Faͤrbung haben. Die Schulterbeule iſt ſtets ſchwarz. Am Unter⸗ geſichte ſtehen nahe am Augenrande zwei bis drei ſchwarze ften. Die ſchwarze Rücfenftrieme iſt auf dem erſten Ringe erweitert, am Vorderrande der Leibesringe ſchmaͤler, als am Hinterrande; öfters iſt fie auch in dreieckige Ruͤcken— flecke aufgelöft, und auch dieſe verſchwinden zuweilen gaͤnz— lich; fo bei einem Exemplar aus Südfpanien, während drei andere ebendaher die normale Faͤrbung haben. Der weiße Schiller des Hinterleibes, der ubrigens bei dieſer, wie bei den vorigen Arten ins Gelbe fallt, nimmt oft den a ganzen letzten Ring ein. Die Flügel find an der Wurzel nicht, wie Fabricius. — Ent. syst. IV. 324. 51. „alae albidae, basi subtestaceae“ — und Meigen — Syſtem. Beſchr. IV. 242. 5. „Fluͤgel dunkelgrau, mit hellgelber Wurzel“ — angeben, hellgelb, ſondern dunkelgebraͤunt. Sei es nun, daß ganz friſche Exemplare jene Färbung zeigen, oder daß die Farbe der Fluͤgelwurzel veraͤnderlich iſt, ich glaube dennoch, daß dieſe Art mit E. tessellata Fabr. identiſch iſt, eine Anſicht, welche durch die Worte Fabricius in der Entom. system. — „an- tennarum articulo ultimo oblongo, compress“ — eine weitere Beſtaͤtigung erhaͤlt. Auch E. nigricornis Meig. gehoͤrt, wie ſchon Herr Zetterſtedt vermuthet, ohne Zweifel zu dieſer Art, da fie ſich von E. tessellata nur durch das etwas anders gefaͤrbte Untergeſicht unterſcheiden ſoll. Allein dies Merkmal iſt zur Trennung in zwei ſpezifiſch verſchiedene Arten nicht ausreichend. Denn erſtens iſt die Faͤrbung des Unter— geſichts bei den Arten dieſer Gattung nicht conſtant, wie fhon oben bemerkt wurde, und zweitens findet zwiſchen den beiden Angaben: „Untergeſicht ſeidenartig perlfarbig mit blaßrothem Schimmer“ und „Untergeſicht ſeidenartig weiß mit rothgelbem Schiller“ kein erheblicher Unterſchied ſtatt. Dieſe Art ſcheint eine ſehr weite Verbreitung zu haben; es liegen mir Exemplare von Stettin, Potsdam, Altenburg, Jena, Kahla und aus Suͤdſpanien vor. Im Ofter- lande iſt ſie unter den drei verwandten Arten die ſeltenſte. Meine wenigen oſterlaͤndiſchen Exemplare find theils bei Altenburg, theils bei Jena und Kahla gefangen. Man trifft ſie an denſelben Orten an, wie die aͤhnlichen Arten; aber ſie erſcheint erſt im Auguſt. b) Hinterleib dicht mit abſtehenden Haaren bekleidet. (Servillia Robineau-Desvoidy, Macquart. Meigen.) 6) E. lurida Fabricius. Nigra, abdomine rufo-villoso, antice maculis la- teralibus rufis, pedibus rufis, femoribus nigris. Er = em.: abdominis incisuris albidis, maculas a laterales conjungentibus. Musca lurida Fabr. Ent. system, IV. 324. 52. Tachina lurida Fabr. Antl. 310. 6. — Meig. Syst. Beschr. IV. 244. 8. Echinomyia lurida Macg. S. à B. II. 75. 14. Servillia lurida Meig. Suppl. Tachina leucocoma Meig. Syst. Beschr. IV. 244.9. . leucocoma Meig. Sasel Echinomyia leucocoma Macq. 8 .a B. II. 75. 15. — Tachina: Annal. 265. 23. Das Weibchen dieſer Art unterſcheidet ſich vom Maͤnn— chen durch die breitere Stirn und durch graue, die rothen Seitenflecken verbindende Einſchnitte der erſten beiden Hinter leibsringe, deren ſchon Fabricius gedenkt Ent. syst. * IV. 324. 52. „abdomen atrum, basi lateribus testaceo diaphanis, quae strigis duabus junguntur.“ Die von Meigen und Macquart nicht erwaͤhnten Einſchnitte find fur das Weibchen charakteriſtiſch; beim Maͤnnchen zeigt ſich davon keine Spur. Außerdem iſt beim Maͤnnchen das dritte Fuͤhlerglied bedeutend Fürzer, als beim Weibchen; auch hat letzteres gelbe Hinterſchenkel mit einem ſchwarzen Strich oben auf der Wurzel. Dieſe Art varürt ſehr theils in der Groͤße — denn die kleinſten Exemplare ſind kaum 4 Linien, die groͤßten über 6 Linien lang — theils in der Farbe der Behaarung, die vom lebhafteſten Fuchsroth in ein blaſſes Weißgrau übergeht. Aus letzterer Form hat Meigen eine neue Art E. leucocoma gebildet; allein ſie iſt in nichts von det gelbbehaarten Form verſchieden. Uebergaͤnge aber von der einen zu der andern Faͤrbung ſind keine Seltenheit. Wir finden dieſelbe Veraͤnderlichkeit der Behaarung in mehreren Gattungen, wie Criorhina, Mallota u. ſ. w. Wie wichtig daher auch die Farbe der Behaarung iſt, wenn noch andere Charaktere hinzukommen, ſo wenig kann ſie doch allein das Artrecht entſcheiden. u Welches die Anfiht des Herrn Macquart über die E. leucocoma Meig, ſei, iſt mir aus deſſen neueſter Arbeit über die Tachinarien in den Annales de la Société entomologique de France 1844. p. 264 nicht recht klar geworden. Unter E. lurida Fabr. fuͤhrt derſelbe als Synonyme die Tachina leucocoma und Echinomyia lu- rida Mac. auf. Man koͤnnte daraus ſchließen, daß er die von Meigen und dann die von ihm ſelbſt in der Suite à B. beſchriebene Echinomyia leucocoma ſpaͤter für identiſch mit E. lurida Fabr. gehalten habe. Allein in derſelben Arbeit pag. 265. n. 13. führt er demohn⸗ geachtet die E. leucocoma wieder als eigne Art auf und zwar mit denſelben beiden Synonymen, nur daß er in der Diagnoſe die Worte „abdomine albo-villoso““ hinzuſetzt und noch ein drittes Synonym beifuͤgt, naͤmlich Servillia leucocoma Meig. Suppl., welche letztere mit Meigens Tachina lurida der ſyſtematiſchen Beſchreibung ein und dieſelbe Art iſt. Zu E. leucocoma ſagt er: „Quoique, suivant la description de Meigen, cette espèce ait des poils blancs et une tache laterale sur l’abdomen, Pindividu de sa collection n'en a pas; il ressemble à la grandeur pres a PEchinomyia ursina.‘* In dieſen Worten taucht ein neuer Zweifel auf, indem das angebliche Originalexemplar mit deſſen Beſchreibung nicht ganz uͤberein⸗ ſtimmt. Irgend ein Verſehen ſcheint dieſen Widerſpruͤchen zu Grunde zu liegen. Herr Macquart wird uns wohl daruͤber am beſten aufklaͤren koͤnnen. Die E. lurida iſt hier und wohl auch anderwaͤrts nicht ſelten, weit haͤufiger wenigſtens, als die folgende Art. Man findet ſie ſchon im erſten Fruͤhjahre vom April bis in den Juni in Laubhoͤlzern, wo fie ziemlich ſchnell und niedrig im Graſe und an Straͤuchern herumſchwaͤrmt und ſich ſelten auf kurze Zeit niederſetzt, ſo daß ſie ſchwer zu fangen iſt. Bis jetzt iſt ſie mir nur in der Leine bei Altenburg und am Jenzig bei Jena vorgekommen. PR 7 E. ursina Meigen. Nigra, pallide villosa, abdomine incisuris albidis, pedibus nigris, tibiis tarsorumque basi brunneis, alis puncto fusco, Mas.: abdomen basi macula laterali rufa. Taeliina ursina Meig. Syst. Beschr. IV. 245. 11. Servillia ursina Rob.-Desv. Meigen Suppl. Echinomyia ursina Maeq. S. à B. 11.76. 18. Annal. 1844. 265. Auch bei dieſer Art variirt die Farbe der Behaarung des Hinterleibes; fie geht von der blaſſen weißlichen Färs bung in ein ziemlich lebhaftes Gelb über, Das Männchen hat einen rothen durchſcheinenden Seitenflecken von geringerer Aus dehnung, wie bei E. lurida. Die Flügel find braun grau mit gelblicher Wurzel; die kleine Querader iſt braun geſaͤumt. Beine ſchwarz, die Schienen und an den Vorder— füßen das erſte, an den Hinterfüßen die drei erſten Glieder braunroth. Fühler bei beiden Geſchlechtern gleich. Sie fliegt mit der vorhergehenden Art zu gleicher Zeit und iſt ihr auch im Betragen vollig gleich, ober weit ſeltener. Bis jetzt habe ich ſie nur in der Leine bei Altenburg und auch nur im April gefangen. TRIXA. Meigen. Die einzige bisher im Oſterlande aufgefundene Art dieſer nur wenige Species enthaltenden Gattung iſt die Tr. dorsalis Meigen. Nigra, albo tessellata, palpis antennisque rufis, tibiis tarsisque obscure brunneis, alis puncto fusco. Mas,: abdomine rufo, pellucido, vitta dor- sali nigra. Trixa dorsalis Meig. Syst. Beschr. IV. 225. 5. — Maeq. S. à B. II. 97. 5. Annal. 1846. 104. 7. Trixa Imhofii Mac. Annal. 1846. 102. 5. Fem.: abdomine nigro. Be Trixa Amsteinii Macq. Annal. 1846. 103. 6. Trixa variegata Var. Meig.? System. Beschr. IV. 225. 6. Maͤnnchen: Untergeſicht und Stirn graulich, ſchwarz⸗ ſchillernd, letztere ſchmal mit ſchwarzer Strieme und dop— pelter Borſtenreihe; Backen dunkelrothſchillernd; Taſter und Fühler lebhaft rothgelb mit ſchwarzer Fuͤhlerborſte. Rüden: ſchild ſchwaͤrzlichgrau, weißſchillernd mit vier ſchwarzen Striemen; Schultern weißſchillernd. Schildchen ſchwarz mit weißem Schiller. Hinterleib durchſcheinend rothgelb mit weißen Schillerflecken und breiter ſchwarzer Ruͤckenſtrieme, die den vierten Ring faſt ganz einnimmt; nur die Seiten und der Hinterrand ſind gelb, wie auch Bauch und After. Beine dunkel-rothbraun mit ſchwarzen Schenkeln. Auch die Kniee ſind braun, welche Faͤrbung ſich zuweilen noch etwas weiter ausdehnt. Fluͤgel graulich, kleine und hintere Querader braun gerandet. Schuͤppchen weiß, Schwinger rothbraun. Weibchen: Untergeſicht wie beim Maͤnnchen; Stirn breiter, mit doppelter Ba e Hinterleib ſchwarz mit weißen Schillerflecken. Bauch ſchwarz. Beine wie beim Maͤnnchen. 5 Daß das Maͤnnchen gegenwaͤrtiger Art Meigens T. dorsalis iſt, unterliegt wohl keinem Zweifel. Denn an den ſchwarzbraunen Taſtern und Fuͤhlern wird niemand Anſtoß nehmen, da die hellere Farbe derſelben oͤfters alle maͤlig dunkler wird, und ſolche aͤltere Exemplare hatte wohl Meigen in der Baumhauerſchen Sammlung vor Augen; bei ganz friſchen Individuen find fie lebhaft roth— gelb. Im Uebrigen ſtimmt deſſen Beſchreibung genau mit dieſer Art. Das Weibchen hat Meigen als ſolches nicht erkannt, ſondern als Varietät von T. variegata betrachtet, jedoch mit der Bemerkung, daß es eine eigne Art fein koͤnnte. Herr Macquart beſchreibt in ſeiner neueſten Arbeit uͤber die Tachinarien zwei neue Arten unſerer Gattung, beide aus der Schweiz, Tr. Imhofü Annal. 1846. 102. 5 ur von der er nur dad Maͤnnchen, und T. Amsteinii, von der er nur das Weibchen kennt. Vergleicht man indeß ſeine Beſchreibung beider Arten mit der T. dorsalis Meig., ſo draͤngt ſich die Ueberzeugung auf, daß ſie nur die bei— den Geſchlechter von dieſer ſind. Die T. Imhofii Halt Macquart für Varietaͤt von T. oestroidea, welche wohl nur wenig von T. dorsalis Meig. verſchieden ſein duͤrfte. Ob Zetterſtedts T. limbata, die ſich von T. dor- is nur durch die verſchieden gefärbten Beine zu unters ſcheiden ſcheint, eine ſelbſtſtändige Art, oder nur eine clima— tiſche Abänderung iſt, vermag ich nicht zu unterſcheiden. Sind obige Bemerkungen richtig, fo hat unſere T. dor- salis eine ſehr weite Verbreitung. Im Ofterlande iſt fie nicht eben ſelten. Man findet ſie meiſt auf Wieſen, wo die Männchen wild im Sonnenſchein umherfliegen und ſich dann und wann auf Blumen oder Grashalmen nieder— ſetzen, um kurze Zeit auszuruhen, waͤhrend die traͤgen Weibchen, wenn man fie aus dem Graſe aufſcheucht, lang— ſam eine kurze Strecke weit fliegen und ſich bald wieder niederlaſſen. Dieſe Fliege erſcheint Ende Mai und fliegt den gan— zen Sommer hindurch bis in den September. Ich habe ſie auf den Wieſen bei Steinwitz, bei Paditz, unterhalb Raſephas nach Knau zu, auch in den Muͤnſaer Linden im Wege laufend gefunden. X. Vortrag uͤber Biber in der Elbe als Beitrag zur Natur: geſchichte derſelben, gehalten beim I der 10 Geſellſchaft des Oſterlandes am 7. Juli 1852 durch Rath Jul. Zinkeiſen. Die vor Ihnen ausgeſtellten beiden Biber verdanken wir der Güte unſeres geehrten Mitgliedes Hrn. Kaufmanns Schadewitz in Magdeburg, von welchem unſere Samm— lungen ſo manches Schoͤne ſchon aufzuweiſen haben. Das erſtere kleine, erſt 1 Jahr alte, Maͤnnchen wurde bei dem großen Waſſer im Fruͤhjahr 1851 2 Meilen von Magdeburg in der Elbe bei Barby von Schiffern erſchlagen und dabei namentlich der Kopf ſo beſchaͤdiget, daß beim Ausſtopfen die merkwuͤrdigen Ragezaͤhne deſſelben nicht zur Schau gebracht werden konnten. Der andere völlig ausgewachſene maͤnnliche Biber iſt im Febr. d. J. ebenfalls beim großen Waſſer in dortiger Gegend geſchoſſen worden und erlaube ich mir auf dieſen glücklichen Schuß ſpaͤter zurück zu kommen. Die Urgroßeltern dieſer Biber find vom Kurfuͤrſt Friedrich Wilhelm I., Vater Friedrich des Großen, auf die in dortiger Nahe gelegene Elb-Inſel „die Kreuzhorſt“ aus— geſetzt worden, wie in der unterm 20. Mai 1720 erlaſſenen Jagdordnung bemerkt iſt und hat man dieſe Thiere bereits ſchon früher, 1707 und 1714, zu ſchonen anbefohlen. Dieſe Biber⸗Familien haben ſich, wahrhaft zur Verwunderung, bis hierher, wiewohl ſehr vereinzelt, erhalten, da man ihnen wegen der hohen Preiſe der Felle und vorzüglich T des Geils, welches dem Castoreum moscowiticum an Güte vollkommen gleich ſteht, und gern mit 30 Thlr. pro Unze bezablt wird, beim Eisſtand und groß en Waſſern, wo ſie ſich oft aufs Trockene retten, ungemein nachſtrebt. Früher moͤgen wohl ſtrenge Verbote ihrer Ausrodung Graͤn— zen geſetzt haben, neuerer Zeit aber ſcheinen dieſelben gar nicht mehr ſtatt zu finden, und da daher faſt jedes Fruͤh— jahr bei Magdeburg im Durchſchnitt 6 Stuͤck erlegt wer— den, ſo wird auch dieſe ſeltene Thiergattung in Deutſchland bald ganz verſchwunden fein. Die Baue der Biber ſind in dortiger Gegend nur noch ſehr ſelten vorhanden, beginnen unter dem Waſſer und erheben ſich 5—6 Fuß über die Oberfläche deſſelben, ſie haben Etagen und Ausgaͤnge uͤber und unter dem Waſſer und beſtehen aus abgenagten Baumſtaͤmmen, die durch Zweige und Erde außerordentlich feſt mit einander verbun— den ſind, ſo daß ſie dem ſtaͤrkſten Strome des Waſſers widerſtehen. 6—8 Zoll ſtarke Bäume nagen fie mit ihren langen Zaͤhnen ziemlich glatt ſo ab, daß ſie wie mit einem ſtumpfen Beile abgehackt ſehen. Die Biber ſelbſt ſind ſehr ſcheu und laſſen bei Tage in der Regel faft nie ans kommen, da ſie bei der Annaherung eines Menſchen, den fie aus der weiteſten Entfernung ſchon wahrnehmen, ſtets in die Baue unter dem Waſſer entfliehen, verwundet ſind ſie dagegen aͤußerſt beherzt und kein Jagdhund wagt ſich an ſie. Die gut bezahlten Pelze der Biber werden zuerſt von den langen ſtruppigen Haaren durch Aus rupfen befreit und geben dann erſt, das ſchöne feinwollige, beliebte Fell, wie es verarbeitet wird. Weit werthvoller und geſuchter wie die Pelze iſt das Bibergeil, welches friſch aus einer gelben milchartigen harzigen Subſtanz beſteht, welche durch vorſichtiges Raͤuchern nach und nach erhaͤrtet, einen ungemein ſtarken betaͤubenden Geruch annimmt und als nervenſtaͤrkendes, krampf- und ſchmerz⸗ ſtillendes, freilich ziemlich theueres Heilmittel, noch häufige 6 * u Anwendung in der Medicin findet und in keiner guten Apotheke fehlen darf. Dieſes Geil liegt bei jedem Biber, Maͤnnchen wie Weibchen mit 2 gleich großen Fettbeuteln, die ein eckelhaft riechendes weißes Oel enthalten, in 2 anderen ziemlich gleich großen Beuteln ſeitwaͤrts in einem hohlen Muskel unter und an dem Maſtdarme feſt ver— wachſen, worin auch die Geſchlechtstheile und verhaͤltniß— maͤßig kleinen Hoden ſo verſteckt mit liegen, daß man von außen Maͤnnchen oder Weibchen durchaus nicht unter— ſcheiden kann. Die oberen beiden Beutel enthalten das Geil, die unteren zwei die oben angegebene oͤlige Fluͤſſig— keit. Die erſteren beiden Beutel liegen nicht dicht neben einander, haͤngen aber unten zuſammen und laufen mit ihrer gemeinſchaftlichen Oeffnung in den After aus. Wird ein Biber erlegt, fo muß der Jaͤger eifrigft bedacht fein ihn ſofort zu erlangen, muß ihn dann mit den Hinter— fuͤßen hoch haͤngen und das Geil ſofort ausloͤſen, verſaͤumt er dies oder kann er den Biber nicht alsbald aus dem Waſſer heraus bekommen, ſo tritt das fluͤſſige Geil zwar nicht in den Leib zurück, wie man früher im Allgemeinen glaubte, ſondern es laͤuft durch den After aus, er findet nur zu ſeinem großen Leidweſen leere Beutel und der bedeu— tendſte Gewinn iſt ihm verloren. Unſer verehrtes Mitglied hat ſich nach ſeinen Angaben ſchon ſeit 25 Jahren mit dem Ankauf und Raͤuchern des Geils beſchaͤftiget und wohl 100 Doppelbeutel unter den Händen gehabt, manches Jahr 10—12 Beutel oͤfters aber auch nur 2—5, und hat dabei die ſchwerſten 6—8 Unzen, die kleinſten kaum 1 Loth wiegend gefunden. Das Geil von dem an der Elbe und im Salzburgiſchen wohnenden Biber ſcheint mit dem ruſſiſchen ganz gleicher Form, Be— ſchaffenheit und Wirkung zu ſein, ganz verſchieden dagegen iſt das Geil der Biber von Canada und der Hudſonsbay, welche ſich uͤbrigens hinſichtlich der Farbe und Güte der. Felle durchaus nicht von den deutſchen unterſcheiden, daſſelbe iſt naͤmlich ſehr harzig, ſchwachriechend und in laͤngeren . magerern Beuteln wie der ruſſiſche und deutſche, enthalten. Er gibt ferner an, daß er von dieſer Sorte gewiß ſchon mehrere tauſend Pfunde bekommen und geprüft, darunter aber nicht einen einzigen Beutel gefunden habe, der im Aeußern ſowohl wie dem Inhalte nach dem ruſſiſchen und deutſchen Geil gleichgekommen waͤre, und ruͤhrt daher auch der enorme Unterſchied der Preiſe beider Geile, indem 1 Pfd. Castoreum canadense jetzt 25 Nor. koſtet, mithin alſo 4 unverhaͤltnißmaͤßig billiger iſt als 1 Unze Cast. moscowit. oder german., welche, wie oben bemerkt worden, mit 30 Thlrn. bezahlt wird. Ich komme nun darauf zurück, wie der größte dieſer Biber am 14. Febr. d. J. erlegt wurde, es ließ ſich naͤm⸗ lich Herr Foͤrſter Schulze aus dortiger Gegend an dieſem Tage ohnweit der bereits erwähnten circa 1 Meile auf waͤrts von Magdeburg gelegenen Elbinſel die Kreuzhorſt bei dem damaligen großen Waſſer über eine mitüuͤber— ſchwemmte Wieſenflaͤche in einem Kahne uͤberſetzen, als er ein Stuͤck gefahren war, gewahrte er auf einer trockenen Stelle nicht weit von ſich einen Biber, an— fangs dauerte ihn das Thier, aber bald ſiegte die Jagd— luſt, ſein Schuß fiel, leider verſchwand aber der Biber in den Wellen. Da der gute Schuͤtze glaubte ihn getroffen zu haben, ließ er ſich naͤher zu dem Orte rudern, wo er hingeſchoſſen, um abzuwarten, bis das angeſchoſſene Thier zum Luftſchoͤpfen wieder auf die Oberflaͤche des Waſſers empor kommen würde, es dauerte nicht lange, fo bemerkte er in feiner unmittelbaren Nähe Blaſen aus dem Waſſer aufſteigen, denen ſofort auch ein Biberkopf folgte, ein ſchneller Schuß aus ſeinem 2ten Rohre erlegte dieſen Biber, der ſofort verendet auf dem Waſſer ſchwamm. Als er ſich nun bemuͤhte, denſelben ins Kahn zu ziehen, wurde auf einmal ein zweiter Biber ganz in der Raͤhe ſichtbar, der des Schwimmens und Tauchens nicht mehr faͤhig war, bald wurde er mit der Ruderſtange vollends erſchlagen und der hocherfreute Jaͤger ſah ſich auf einmal ganz unerwartet im er Beſitze von zwei Bibern ſtatt einem, indem fein 2ter Schuß einen ganz geſunden Biber erlegt hatte. Da der gluͤckliche Jaͤger eben fo wenig, wie fein Burfche, die Beutel mit dem Geil auszuloͤſen verſtand, fo ſendete er fofort Abend 9 Uhr beide erlegte Biber an Herrn Schadewitz mittelſt expreſſen Boten nach Magdeburg, mit dem Erſuchen, die Beutel mit dem Geil ſofort auszuloͤſen, damit es nicht verloren gehe und derſelbe war auch ſo freundlich ſeiner Bitte zu willfahren. Nachdem er zuvor den kleineren Biber aufgeſchnitten und die verſchiedenen Fetthaͤute abgeloͤſt hatte, fand er leider die Beutel, worin das Geil geweſen, ausgelaufen, gluͤcklicher ging es aber bei dem groͤßeren Biber, er fand bei ihm zwar den einen dergleichen Beutel ebenfalls, wahrſcheinlich durch den Transport faſt ganz leer, doch den anderen noch unverſehrt, er wog 11 Loth und wurden von deſſen Handlung 8 Thlr. pro Loth friſch mithin 92 Thlr., und außerdem noch von einem Kürfchner 6 Thlr. fuͤr das groͤßere und 4 Thlr. fuͤr das kleinere Fell bezahlt, beide Schuͤſſe warfen daher einen Gewinn von 102 Thlr. ab, und haͤtten ſehr leicht das Doppelte und Dreifache ertragen koͤnnen und ich frage Sie, meine anwe— ſenden Herrn Jaͤger oder Jagdliebhaber, ob ihnen je ein— traͤglichere Schuͤſſe vorgekommen ſind? — Nach Herrn Schadewitz Angaben ſind in dieſem Fruͤh— jahre allein 7 Biber in dortiger Gegend erlegt worden, wovon er das Geil erhalten hat und zwar 5 oberhalb und 2 unterhalb Magdeburg und es iſt daher ſehr wahrſchein— lich, daß außerdem noch mehrere erlangt worden, es ſcheint das vorige Jahr fuͤr die Biber ein ſehr guͤnſtiges geweſen zu ſein, denn auch in Nr. 59 der Leipziger Zeitung vom Ien März d. J. ſchreibt man aus Ungarn, daß ſich an den Ufern der Sort und Donau heuer Biber in großer Anzahl gezeigt haben und daß die dortigen Einwohner das- ſehr ſchmackhafte Fleiſch derſelben als eine willkommene Faſtenſpeiſe anſehen. Von de Benutzung des Geils geſchah dabei gar keiner Erwähnung, ſollte man dort den hohen Werth deſſelben gar nicht kennen!? Sonderbar genug wurde mir auf eine desfallſige An— frage um nähere Auskunft hierüber aus Neuſohl unterm 30. März d. J. geſchrieben, daß dort darüber gar nichts bekannt ſei, und daß man ſehr zweifle, daß in jenen Fluͤſſen wegen der durch die Dampfſchiffarth und ſonſt fo belebten Ufer derſelben, Biber ſich aufhielten, als Selten⸗ heit unterhalte der öſterreichiſche Hof auf einem kaiſerlichen Luſtſchloſſe zu Hollitſch in Ungarn einen Biberteich mit einigen Exemplaren. Herr Schadewitz hat den für eine Delicateffe gehals tenen Schwanz des letzteren großen Biber ſelbſt verſucht, ſchreibt mir aber, daß er ihn ohnerachtet aller Zubereitung nicht ſchmackhaft habe finden koͤnnen, doch haben ihn die Geſellen des Kuͤrſchners, die den Biber ausgeſtopft und denen er das ſchoͤne weiche, hochroth ausſehende Fleiſch uͤberlaſſen, verſichert, daß es ihnen, theils abgekocht, theils geraͤuchert, ganz gut geſchmeckt habe. XI. Bittgeſuch des landwirthſchaftlichen Vereins an Herzogliche Landesregierung, das Armenweſen und die ländlichen Armenbezirke betreffend. Als im vorigen Jahre das entſittlichende Bettelweſen bei uns weit über das Maaß der Huͤlfsbeduͤrftigkeit unſerer Armen hinaus gewachſen war, traten nach dem Vorgange der Kirchgemeinde Dobitſchen nach und nach eine betracht liche Anzahl anderer Kirchgemeinden mit der oͤffentlichen | | | | Erklaͤrung hervor, von nun an für ihre Ortsarmen aus— reichend ſorgen, fremde Bettler aber unbeſchenkt zurückweiſen zu wollen. Dadurch wurde dem Bettelweſen in kurzer Zeit auf eine auffallende Weiſe geſteuert und ſomit ein ſchweres Uebel durch eine eben ſo menſchenfreundliche als ſtrenge Maßregel beſeitigt. Nun hören wir aber immer mehr Stimmen, ſelbſt aus denjenigen Kirchgemeinden, welche hierin den andern vorangingen, die Befuͤrchtung ausſprechen, daß dieſer ganze Privatbau wohl bald wieder zuſammenbrechen und dem alten, traurigen Zuſtande wieder Platz machen werde, wenn die mit ſo viel Gluͤck ergriffene Maßregel nicht rechtzeitig auf dem Wege der Geſetzgebung auch in den bisher un— thaͤtig gebliebenen Gemeinden durchgeführt und ſomit dem Uebel nicht blos oͤrtlich und privatim, ſondern allgemein und öffentlich) im ganzen Lande oder doch im ganzen Ofts kreiſe entgegen getreten werde. a Es ſind aber bisher die beduͤrſtigen Armen an vielen Orten lediglich deshalb nicht genuͤgend verſorgt und doch zugleich auch arbeitsſcheue fremde Bettler nicht ohne Gabe zuruͤckgewieſen worden, weil die einzelnen Dorfgemeinden als Armenbezirke bei uns großentheils zu klein und weil die verfügbaren Mittel zur Armenverſorgung in vielen zu ſchwach, in andern dagegen ſo wenig in Anſpruch genommen waren, daß ſich die Mitglieder derſelben, frei von jeglicher Armenunterſtützungspflicht, ohne Härte nicht fuͤglich weigern konnten, wenigſtens fremde Arme mit derjenigen Gabe zu unterſtuͤtzen, die von einheimiſchen Armen, weil es ſolche in ihren Gemeinden gar nicht gab, niemals in Anſpruch genommen werden konnte. Run koͤnnen zwar die nachweislich uͤberbuͤrdeten Ge- meinden zur Unterhaltung ihrer Ortsarmen Unterſtuͤtzungen aus Staatsmitteln in Anſpruch nehmen; allein wenn da— mit auch der drücendften Roth abgeholfen werden mag, ſo bleibt doch die Vertheilung der Verſorgungslaſt noch immer ſehr ungleich. Denn zu den Unterſtuͤtzungsbeitraͤgen . des Staats tragen ja die bereits hinreichend belaſteten und ſelbſt die ſchon uͤberbuͤrdeten Gemeinden oder Gemeinde— glieder ganz in demſelben Verhaͤltniſſe bei, wie diejenigen, welche wegen gaͤnzlichen Mangels an Ortsarmen in ihrer Gemeinde ſeit vielen Jahren nicht einen einzigen Armen zu verſorgen hatten, und welche ſich in Folge unſeres Armen— geſetzes nun nur noch aͤngſtlicher vorſehen, irgend eine Tagloͤhnerfamilie in ihren Gemeindeverband aufzunehmen, um auch fuͤr die Zukunft von der Laſt der Armenverſor— gung, wie bisher, gaͤnzlich frei zu bleiben. Dieſe Men— ſchenſperre, dieſes Zurückwerfen unbemittelter Handarbeiter auf die ohnehin mit ſolchen Familien und ſelbſt mit Armen ſchon überfuͤllten Gemeinden will uns faſt als die groͤßte Schattenſeite unſeres beſtehenden Armengeſetzes und als die hauptſaͤchlichſte Urſache erſcheinen, weshalb die oͤffentliche Meinung dem — wenn auch auf dem verderblichſten Wege — doch immerhin einige Ausgleichung bewirkenden Bettelweſen nicht eher mit einigem Nachdruck entgegengetreten iſt, ob— gleich die Wohlhabenden damit durchaus nichts gewonnen, die Bedürftigen aber und das allgemeine Beſte gar viel verloren haben. So ungleich aber auch die Kirchgemeinden noch unter ſich ſein moͤgen, ſo giebt es doch unter ihnen keine einzige, die wie die jetzt zugleich als Armenbezirke geltenden Dorf— gemeinden Altendorf, Dippelsdorf, Gardſchuͤtz, Kakau, Klein— mecka, Kratſchuͤtz, Krebitſchen, Loͤpitz, Roͤbden, Schloͤpitz, Steins dorf, Steinwitz, Unterau, Untergoͤtzenthal und Zſchaicha nur etwa 20 bis 50 Einwohner and unter dieſen nicht einen einzigen Unterftügungsbedürftigen, ja nicht einmal einen einzigen Haͤusler enthielten. Sind ſo die Kirchgemeinden als Armenbezirke auf der einen Seite nicht fo unverhaͤltnißmaͤßig klein und darum für die erforderliche Ausgleichung der Verſorgungslaſt nicht ſo gaͤnzlich ungeeignet als unſere vielen kleinen Dorfgemein— den, ſo ſind ſie auf der andern Seite gewiß auch nicht ſo groß, daß die Glieder derſelben ſich nicht unter einander u 8 gehörig kennen und tiber die wahre Bedürftigkeit ihrer Ars men nicht ein wohlbegruͤndetes Urtheil haben ſollten. Ferner weiſen die Urſachen und die Folgen, wie die Heilmittel der Verarmung ſehr häufig hinüber in's Gebiet der Sittlichkeit, zu deren Pflege Niemand näher und drin— gender berufen iſt, als die Diener der Kirche, denen ja auch die leibliche Armuth und Noth ihrer Angehörigen nie gleich— giltig fein fol, Wir würden es deßhalb mit der größten Freude und Anerkennung bemerken, wenn durch das Zu— ſammenfallen der laͤndlichen Armenbezirke mit den Kirch— gemeinden die Geiſtlichen und Kirchenvorſtaͤnde ſich nach und nach immer mehr veranlaßt ſaͤhen, ſich mehr als bisher der Verſorgung der Armen und Nothleidenden an— zunehmen und indem ſie ſich mit Hilfe der wohlhabenden Gemeindeglieder zunaͤchſt der leiblichen Roth erbarmten, zugleich auch auf dieſem Wege die geiſtige und ſittliche Roth zu heilen ſuchten, welche mit jener bald mehr als Urſache, bald mehr als Wirkung Hand in Hand zu gehen pflegt. Das find die Gründe, weshalb wir, ohne erſt die Errichtung neuer, fünftlicher Armenbezirke in Antrag zu brin— gen, uns an Herzogliche Hohe Landesregierung mit der ehr— erbietigen Bitte wenden: auf geeignetem Wege dahin Fuͤrſorge treffen zu wollen, daß fünftig auf dem Lande nicht mehr wie bisher die bei uns meiſtens ſo kleinen und ſo ungleichen Dorfgemeinden, ſondern die jedenfalls eine weit beſſere Ausgleichung bietenden Kirchge— meinden zu Armenbezirken erklaͤrt, demgemaͤß zur Verſorgung ihrer Armen verpflichtet und angehal— ten und zugleich in der Zuruͤckweiſung auswaͤrtiger Bettler unterſtuͤtzt werden mögen. Altenburg, den 20 October 1852. Der landwirthſchaftliche Verein daſ. XII. Gutachten des Altenburger landwirth⸗ ſehaftlichen Vereins, die Brottaxe betreffend. Herzogliche Hohe Landesregierung fordert unfern landwirthſchaftlichen Verein zu einer gutacht— lichen Erklaͤrung darüber auf: „welches Verfahren einzus ſchlagen fein dürfte, um alljaͤhrlich nach eingebracher Ernte das durchſchnittliche Gewicht eines Scheffels vom neuer— bauten Roggen auf moͤglichſt genaue Weiſe zu ermitteln.“ Nun gilt es zunaͤchſt hierbei, wie bei jeder Durch— ſchnittsermittelung, die Frage, aus welchen Factoren dieſer Durchſchnitt gewonnen werden ſolle. Es koͤnnte z. B. hier etwa der im Oſtkreiſe unſeres Herzogthums oder der im ganzen Herzogthume in jedem einzelnen Jahre erbaute oder auch wohl der auf den hieſigen Markt kommende oder Übers haupt der auf die hieſigen Marktpreiſe einwirkende Roggen jedes fraglichen Erntejahres in Betracht gezogen werden. Stände nun der dabei in's Auge zu faſſende Anbaubezirk feſt, fo würde das dabei einzuſchlagende Verfahren jeden— falls im Weſentlichen darauf hinauslaufen, daß mit der Summe der Scheffel des im fraglichen Bezirke erbauten Roggens in ſein Geſammtgewicht dividirt und ſo beſtimmt würde, wie viel ein Scheffel Roggen wiegen wuͤrde, wenn die vorhandene Maſſe gleichmaͤßig durch einander gemiſcht wäre, Geſetzt, man hätte in dem fraglichen Bezirke erbaut: 2 12, 0 80 Schffl. zu je 1235 Pt Pfd., zuſ. win , 880, 50 0 Pfd. F 40,0 = = } 18, 990 e 0 000 3 16,000 = ==: 225 = „ = 3,600,000 = u. 140% 0% %rr „ % „ 480,00 un zuſ. alſo 100,000 Scheffel, im Ganzen 23,100,000 Pfd. wiegend ſo wuͤrde das Durchſchnittsgewicht eines Scheffels Roggen nm oder 231 Pfund fein. So einfach aber dieſe Ermittelung in der Theorie ers ſcheinen mag, ſo ſchwierig iſt die wirkliche Ausfuͤhrung derſelben. Wer wollte z. B. in dem vorliegenden Falle genau im Voraus beſtimmen, welches in jedem Erntejahre der wirkliche und allein in Betracht kommende Lieferungs— bezirk für unſern Getraidemarkt ſein werde, und mit wel— chen Quantitäten ſeine verſchiedenen Abtheilungen auf dem hieſigen Markte auftreten werden? Wer vermoͤchte ferner die verſchiedene Qualitat des auf den hieſigen Markt kom— menden Korns und wer einen beſtimmten Termin anzu— geben, wo das vorjaͤhrige Getraide dem neu erbauten auf dem Markte und in den Baͤckereien Platz zu machen habe? Und dann iſt noch immer der verſchiedene Feuchtigkeits— zuſtand, in welchem der Roggen kurz nach eingebrachter Ernte ſich thatſaͤchlich befindet, nicht beruͤckſichtigt, obgleich nach dem Verſuche eines unſerer Vereins mitglieder ſchon 6 Pfund Waſſer einen Scheffel trockenen Roggens um 1 ſeines Volumens anſchwellen fünnen, fo daß alſo 14 Schef— fel trockener Roggen von je 231 Pfund Gewicht durch Aufnahme von 14 Mal 6 d. i. von 84 Pfund Waſſer in 15 Scheſſel von je 221. Pfund Gewicht umgewandelt werden koͤnnen. Es erſchwert alſo auch der verſchiedene Feuchtigkeitszuſtand des eingeernteten Roggens die Auf— findung eines zuverlaͤſſigen Durchſchnittsgewichts, da die Erntewitterung in den verſchiedenen Jahren und Gegenden nie ganz gleich ſein wird. Wir koͤnnen daher Herzoglicher Hoher Landesregierung bei der Willkuͤrlichkeit, welche bei der Beſtimmung irgend ir eines in Betracht zu nehmenden Erntebezirks niemals zu vermeiden ſein wuͤrde, bei der Unmoͤglichkeit, kurz nach eingebrachter Ernte ſchon die Scheffel des eingeernteten Rog— gens nach ihrer Zahl und ihrem verſchiedenen Gewichte zu ermitteln, und bei der Unvermeidlichkeit falſcher, d. h. mit der Zeit in Folge des Eintrocknens als unrichtig ſich aus weiſender Scheffel- und Gewichtsanſaͤtze nur empfehlen, von einer Ermittelung des Durchſchnittsgewichts des ein— geernteten Roggens zum Behuf der Feſtſetzung der Brot— taxe gaͤnzlich abzuſehen, und dafuͤr lieber andere, wie uns wenigſtens ſcheint, beſſere Mittel und Haltpunkte zur Er— reichung Ihres letzten Zweckes ins Auge zu faſſen. Der letzte Zweck aber, welchen Herzogl. Landesregierung erreis chen will, ſcheint uns die Ermittelung der geſammten Her— ſtellungskoſten einer beſtimmten Quantitat Roggenbrot zu ſein, um darnach die Taxe eines Pfundes Brot im Intereſſe des conſumirenden Publicums und ohne Bedruͤckung der Baͤcker zu normiren. Da ſich nun die übrigen hierzu mitwirkenden Fakto— ren der Hauptſache nach ziemlich gleich bleiben, fo kommt hierbei vorzugsweiſe das zum Roggenbrot zu verarbeitende Rohprodukt mit ſeinem ſteigenden und fallenden Preiſe in Betracht. Dieſes iſt aber jetzt nicht mehr, wie ehedem, nur der Roggen ſelbſt, ſondern richtiger das bereits eben— falls eine oft weit verführte Handelswaare bildende Rog— genmehl. Iſt dieſes zumal, wie faſt alles in den groͤßern Verkehr kommende Mehl, auf ſogenannten amerikaniſchen Mühlen trocken ermahlen, ſo entſpricht eine beſtimmte Ge— wichtsmenge deſſelben bei weitem mehr einer beſtimmten Ge— wichtsmenge des daraus zu erzeugenden Brotes, als dieſes jemals beim Roggen in Koͤrnern der Fall ſein wird. Zur Beftätigung dieſes Satzes erlauben wir uns, einen Aus— zug aus einer Berechnung hier einzuſchalten, welche im Jahrgang III. Heft 6. der Zeitfihrift für Deutſche Lands wirthe von Schober und Stoͤckhardt enthalten iſt. Rach dieſer gibt 1 Dresdner Scheffel Korn, wenn derſelbe: wiegt Brotmehl Sauen Kleie lem Brot me Mahlen 150 Pfd. 102 Pfd. 10 Pfdöb. 30 Pfd. 8 Pfd. 138 Pfd. 23 Lth. 15 = 1104 = 10 = 274 = ante 146 = 27: 160 = 19 = 1 = 2.5 a: 6 = 161 = 26 = 165 /H 175 =: 10 ũ⸗ 24= 5 = 170 = — = 170 = 16 = 1 = 20 4 = 184 = 30 = 175 s 144, = 10 = 174 = 3 = 13 = — = Faͤllt nun auch bei diefer Tabelle die große Ver— ſchiedenheit in den Anſaͤtzen fuͤr den Abgang beim Mahlen etwas auf, und ſtimmen auch die Anſaͤtze für das Brot⸗ mehl und das daraus zu gewinnende Brot nicht vollkom- men genau unter einander uͤberein, ſo werden doch die Hauptpunkte ſo ſehr durch unſere Erfahrungen beſtaͤtigt, daß wir mit gutem Grunde Bedenken tragen, dieſe Reben— punkte, in Ermangelung eigner genauer Verſuche anzugrei— fen oder umzuaͤndern. Wir rechnen daher dieſe Tabelle ohne Umaͤnderungen auf Altenburger Maß um. Darnach gibt ein hieſiger Scheffel Roggen, wenn derſelbe wiegt Brotmehl Schwarze Kleie Abgang Brot meh b. Mahlen 210 Pfd. 143 Pfd. 14 Pfd. 42 Pfd. 11 Pfd. 194 Pfd. 6 Eth. 3855 = 9: = 205 = 15 ⸗ 217 = 154,7 = 14 = = „s = = 224 = 166,6 = 14 = 33 „ 8% 22 Uhse 231 = 178 = 14 = 31,5 = 7 „ 28 238 = 190,4 = 14 = si 5, „ 258 29 245 = 202, = 14 „ 24, ͤ 4, ͤ 270 63 Rechnet man nun 1 Pfund Brotmehl ebenſo wie 1 Pfund Brot zu 8 Pf., Schwarzmehl zu 7 Pf. und Kleie zu 6 Pf., ſo ergeben ſich fuͤr den hieſigen Scheffel Roggen je nach feinem verſchiedenen Gewicht, folgende Werthſaͤtze, wobei wir zur Raumerſparung den überall gleich bleibenden Betrag von 9 Rgr. 8 Pf. für 14 Pfund Schwarzmehl nur bei Feſtſetzung der Hauptſummen mit einrechnen. 87 9 [-s eos o r |vri— |: ı]9 I | oz Is | ır I 08 18826886 19T I <-| ji ıTiza % „8 es |< |vosı 888 ı |6 |zJı |< |6 |stI— „er [or lo) sea „Ss sz ies —-|z \L|lılsmie -s selz| 1 |g9 se er 991728 s soso e Jı \|—I.selr |vı le % 2 e „ Leer | zız" ge Jor 1917 | IH ia | I - | aleje Is rere er | oz x — 1 * . V ul q gb u aich ub d aich elch eie 29 eee ag eee ee biene ene lebe nsch me brug W ei eie a vlan uus eu kavape "ak FI an) Ichs 1676 6 ud Bunumpaa s peankuſc zuuu Qyraaywmum)ag eee neee "WB HD eee u 1916 99 d nach diefer Berechnung zwar aus demfelben ir Es w nen un 2:38:58 SSS 2 2.2 S222 2 25S S 2 88 2 an — 2 32828 88 22322 S2 = an 2 8 32 2 2 oo a 3 2 * 8 2 ern — — ze m S 2 8 8 S. 5232 2 — 2 2 © — — = a8 S 2 - 8 3 2 5 BEE — = u — S 8 2 S 2 2 83362 a Ss 88 2282 8 8 — — — 22 2 © S 88 838 = = — SS SS — 88 — entweder 194,2 oder 270,2 Pfund Brot, oder das Pfund zu 8 Pf. gerechnet, entweder für 5 Thlr. 5 Nor. 4 Pf. oder für 7 Thlr. 6 Nor. 1 Pf. Brot. Das mittle Ge⸗ wicht aber von 210 und 245 Pfund iſt 2274 Pfund. — Es geben aber 2274 Pfund Roggen nach obiger Tabelle keineswegs gleich viel Brot, wenn der Roggen nicht von einerlei Guͤte iſt, ſondern ſie liefern ſtets um ſo mehr Brot, je weniger Raummaß dieſe 2274 Pfund Roggen füllen. Es würden naͤmlich 2274 Pfund Roggen an Brot liefern, wenn der Altenburgiſche Scheffel wiegt IE Pfd. 1 Brot für 3 18797 3 & Brot 5 5 3 oder das fd. 1 er 21 5 = = \ Brot zu 8 Pf.) 6° N 3 231 = 234,3 = = gerechnet 46 7 = As = 238 = 247,5 = = 5 3 63 18 = —= = 245 = 259,0 = = :6=:20 = 7= = Es ergibt ſich alſo auf die gleiche Gewichtsmenge Roggen bei ungleicher Guͤte ein Mehrgewinn von 40,3 Pfund Brot oder von 1 Thlr. 2 Rgr. 4 Pf. Gelderloͤs aus dem Brote, das Pfund zu 8 Pf. gerechnet. Noch mehr aber differirt die Brotausbeute aus dem gleichen Raummaß Roggen; denn dieſe ſteigt, wenn das Scheffel— gewicht des Roggens von 210 bis zu 245 Pfund ſich ers hebt, von 194,2 Pfund bis auf 270,2 Pfund, alſo um 76 Pfund auf den Scheffel an und ihr Geldwerth erhebt ſich, ſelbſt wenn der Werth von Schwarzmehl und Kleie hinzugerechnet wird, von 6 Thlr. 10 Rgr. 3 Pf. bis auf 8 Thlr. 6 Pf., alſo um 1 Thlr. 20 Rgr. 3 Pf. Dagegen geben 100 Pfund gewoͤhnliches Roggenmehl, moͤgen dieſe nun entweder bei einem Scheffelgewicht von 210 Pfund aus 79 Scheffel oder bei einem Scheffelgewicht von 245 Pfund aus 4 Scheffel oder dem Gewichte nach entweder aus 146,8 Pfund oder aus 121 Pfund Roggen ermahlen ſein, immer ganz nahe die gleiche Ausbeute von 133 bis 136 Pfund ſtark ausgebackenem Brot, und 1 aus 100 Pfund auf einer amerikaniſchen Muͤhle trocken = Bi — ermahlenem Roggenmehl ſollen ſogar recht gut 150 und mehr Pfund gewoͤhnliches Baͤckerbrot ſich darſtellen laſſen. Kurz das Steigen und Fallen des Preiſes einer beſtimmten Sorte Mehl wird am Beſten das Steigen und Fallen des Brotpreiſes beſtimmen koͤnnen. Werden z. B. die Backkoſten von 100 Pfund gewoͤhnlichem Brotmehl oder (um den geringſten Satz anzunehmen) von 133 Pfund gut ausgebackenem Brot zu 20 Nor. angenommen, fo foms men 133 Pfund Brot, wenn die dazu erforderlichen 100 Pfund Brotmehl j gelten im Ganzen mithin 1 Pfd. gut 53 aus gebackenes Brot 2 ß — in 9K a 6% 13 - s 2» 2. 26 = = 19 . 8 3. 10 = 1228 s 9 = 3 23 = 4=: 33 = 10 = Run iſt zwar nicht zu ſtreiten, daß unſere Bäder vor der Hand ihren Mehlbedarf noch zum großen Theile aus ſelbſt erkauftem und ſelbſtvermahlenem Getraide ge— winnen und nicht in bereits fertigem Zuſtande kaufen: allein das thun ſie als Speculanten, keineswegs als ge— lernte Bäder; ja dieſe Speculation und namentlich das Selbſtoermahlen des erkauften Getraides wirkt ſogar nicht felten ſtoͤrend und nachtheilig auf ihr eigentliches Gewerbe, fo wie auf den Gewerbsbettieb der Müller ein und beftas tigt den auch anderwaͤrts geltenden Erfahrungsſatz, daß mit dem Fortſchreiten des Gewerbsweſens die Theilung der Arbeit ſtets Hand in Hand gehe. Die Behörden aber, welche für Feſtſetzung der Brot— PR 15 unmittelbares, nahe liegendes und maßgebendes Rohproduct haben, warum ſollten dieſe nach einem entferns ten, keineswegs maßgebenden zuruͤck greifen? Am aller— wenigſten aber würde es zu rechtfertigen fein, wenn der muthmaßliche Mehlgehalt und die muthmaßliche Brotausbeute des Roggens eines beſtimmten Jahrganges 0 einem mittlen Durchſchnitt, der Roggenpreis aber, 7 | | SER welcher bei Berechnung der Taxe zu Grunde gelegt wurde, nicht nach dem mittlen Marftpreife, ſondern nach dem hoͤchſten Preiſe beſtimmt werden ſollte, welcher an einem beſtimmten Markttage wirklich bezahlt worden iſt. Denn dieſe beiden Annahmen ſtehen unter ſich ſelbſt in Wider— ſpruch. Der einzige Vorzug, welchen ein ſo ſchwankender Faktor wie der Preis irgend eines Raummaßes Roggen in dem muͤhſeligen und unſerer Ueberzeugung nach doch vers geblichen Kampfe der Baͤckerinnung gegen die Behörden, welche die Brottaxe zu beſtimmen haben, darbietet, ſcheint uns faſt in ſeiner Schwaͤche, d. h. in dem weiten Spiel⸗ raum für Einwände und Ausflüchte zu liegen, weil dabei mancherlei Unbilligkeiten und Härten, welche mit derglei— chen kuͤnſtlichen Einrichtungen trotz des beſten Willens Derer, welche fie treffen oder aufrecht erhalten, nothwendiger Weiſe immer verbunden ſein werden, leichter und bequemer und ohne allzu ſichtliche Inconſequenz ausgeglichen, und die Baͤcker, wenn ſie einmal aufhoͤren, den gewoͤhnlichen Brot— bedarf zu backen, um nicht voͤllig umſonſt oder ſelbſt mit Verluſt zu arbeiten, durch eine hoͤhere Taxe wieder auf einige Zeit zufrieden geſtellt werden koͤnnen. Koͤnnte aber in der That durch Feſtſetzung einer Brottaxe der Preis eines Pfundes Brot von beſtimmter Guͤte eben ſo ſicher auch nur um 4 Pfennig zum Beſten der Conſumenten dauernd herabgedruͤckt werden, wie dadurch die Erzeugung verſchie⸗ dener Brotſorten und vor Allem voͤllig ausgebackenen Bro— tes in der That erſchwert und verhindert wird, fo müßten unſere Baͤcker durch die Betreibung ihres Gewerbes laͤngſt zu Bettlern oder die Mehrzahl der Baͤcker an den Orten, wo keine ſolche Taxe exiſtirt, laͤngſt zu reichen Leuten ge⸗ worden ſein, was doch beides keineswegs der Fall iſt. Ware dagegen der Brotpreis eben fo frei, wie der Preis der Kartoffeln, der Brenn- und Kleidungsſtoffe, der Wohnungen ꝛc., was doch alles dringend nothwendige Lee bens bedurfniſſe find, fo würden wir mit der Zeit eben fa verſchiedene Brotſorten in Altenburg finden, als Kartoffel⸗ 83 ſorten, Tuchſorten, Wohnungen . Wir würden z. B. außer einem feineren und groͤberen Roggenbrot auch gut gusgebackenes Brot, halb oder Z aus Roggen- und halb oder 2 aus Gerſtenmehl erhalten koͤnnen, wie ſolches auf dem Lande überall gebacken und nahr- und ſchmackhaft gefunden wird, was in Jahren, in denen der Roggen ein— mal ſchlecht, die Gerſte aber gut gedeiht, auch national— wirthſchaftlich keineswegs gleichgiltig iſt, wenn auch die Sache felbft in der Wirklichkeit keine fo große Neuerung fein dürfte, als der bisher uͤbliche Name „Roggenbrot“ glaubhaft machen koͤnnte. Das Baͤckergewerbe aber wuͤrde durch eine ſolche Freiheit nur gehoben werden. Denn waͤhrend jetzt nicht wenige Familien, um ein gutes Brot nach ihrem Geſchmack zu haben, gezwungen ſind, ſich die— ſes ſelbſt zu bereiten und dadurch den Bädern einen Theil ihrer Arbeit und Rahrung entziehen, wuͤrden dieſes dann die Bäder gar bald billiger und bequemer liefern, anſtatt daß ſie jetzt bei dem Taxweſen nicht darauf ausgehen koͤn— nen, das Brot, unſer erſtes Lebensbedurfniß, nach den verſchiedenen Anforderungen der mancherlei Conſumenten wahrhaft gut zu liefern, ſondern nur darauf, bei einem ſehr herabgedruͤckten Preiſe doch noch immer vollwichtiges, d. h. wenig ausgebackenes, ſogenanntes Baͤckerbrot zum Verkauf zu haben. Wir wiſſen recht wohl, daß wir über dieſen Gegen— ſtand eigentlich gar nicht gefragt worden ſind, aber es iſt uns auch eine Gewiſſenspflicht, durch unſer Eingehen auf die uns zunächſt vorgelegte Frage nicht den Glauben zu erwecken, als ob wir mit dem letzten Grunde derſelben ebenſo einverſtanden waͤren, wie mit der von uns dankbar anerkannten Abſicht Herzogl. Landesregierung, bei Feſt— ſetzung der Rormen auch für die Brottaxe mit aller moͤg— lichen Behutſamkeit, umſicht und Billigkeit zu Werke zu gehen. Darum moͤge uns Herzogl. Landesregierung dieſen Freimuth verzeihen! Er hat weder in leidiger Oppoſitions⸗ 7 * = se macherei noch in irgend einem Eigennutze feinen Grund. Er geht vielmehr aus dem Vertrauen hervor, das Herzogl. hohe Landesregierung aufrichtige Meinungsaͤußerungen auch Unbetheiligter über oͤffentliche Dinge unbefangen anhoͤren, prüfen und fo weit fie es überhaupt verdienen, beruͤckſich— tigen werde. Altenburg, den 15. Dezember 1852. Der Altenburger Landwirthſchaftliche Verein. XIII. Auszeichnungen und Preiſe. Gegen Ende der im Sept. 1852. veranſtalteten Aus: ſtellungen des landwirthſchaftlichen Vereins, der pomolo— giſchen Geſellſchaft und des Kunſt- und Handwerks- vereins find den 25. Sept. 1852. folgende Auszeich- nungen und Preiſe oͤffentlich vertheilt worden. A. Von Seiten des landwirthſchaftlichen ereins: I, Allgemeine durch Bekanntmachung vom 26. Nov. 1851 ausgeſchriebene Preiſe: 1) 50 Thlr. dem Vorſtand der hieſigen Ina benarbeitsſchule für die Gewoͤhnung der Jugend an nuͤtzliche Thaͤtigkeit; 2) 50 Thlr. den beiden Nittergütern zu Niederfroffen und zwanzig Intereſſenten daſelbſt und zu Zeutſch für Ausführung einer Wiefenzufammens legung in Riederkroſſener Flur als Beitrag zu den dadurch erwachſenen Kommiſſionskoſten; 3) 25 Thlr. dem Nitters gutsbeſitzer Nittmeifter von Poͤllnitz und den bäuerlichen Grundſtücksbeſitzern Etzold, Quaas, Fleiſcher, Bau— nack und Koͤhler zu Oberloͤdla für privativen Aus— tauſch und theilweiſe Zuſammenlegung verſchiedener Feld— komplexe; 4) 30 Thlr. dem Kammerherrn und Ritterguts— beſitzer Freiherrn Bachoff von Echt auf Dobitſchen; 5) 15 Thlr. dem Rittergutsbeſitzer Kamprad auf Neus poderſchau; 6) ein Ehrendiplom dem Landkammerrath und Rittergutsbeſitzer Thuͤmmler auf Selka und 7) ein Ehrendiplom der Gemeinde Dobraſchütz für zweckmäßige Bepflanzung von Communalwegen mit Obſtalleen; 8) 20 Thlr. den Gemeinden Poſa und Poͤhla für Einführung einer zweckmaͤßigen Feldpolizei durch einen verpflichteten Flurſchützen; 9) 40 Thlr. dem Anſpanngutsbeſitzer und Landtagsabgeordneten Zacharias Kreſſe in Dobra— ſchütz für eine zweckmäßige Wiefenbewällerung und anders weite mannichſache Verdienſte um die landwirthſchaftliche Induſtrie. NB. Auf dieſen Preis hat der Empfaͤnger zu Gunſten eines gemeinnützigen Zweckes verzichtet. 10) 25 Thlr. der Kirchfahrt Dobitſchen, für das ruͤhmliche Bei— ſpiel, welches fie durch Verſorgung ihrer einheimiſchen Ars men und Zurückweiſung fremder Bettler gegeben hat, als Beitrag für ihre Armenkaſſe; 11) 20 Thlr. dem Gutsbe— ſitzer Kirften von Oberleupten wegen Drainirung mit gebrannten Röhren; 12) 15 Thlr. dem Gutsbeſitzer Rauſchenbach von Großmecka wegen Steindrainirung; 13) 15 Thlr. dem Gutsbeſitzer Heinke in Gardſchütz wegen Drainirung theils mit Steinen, theils mit Röhren. NB. Auf dieſen Preis hat der Empfänger zu Gunſten eines gemeinnützigen Zweckes verzichtet. 14) 15 Thaler dem Gutsbeſitzer Abraham Kahle in Vollmershain für Umwandlung eines wüften Hanges in einen Weinberg. II. Preiſe für Feld⸗ und Gartenerzeugniſſe: 1) den erſten Preis den Gebrüdern Eduard und Robert Lange hier wegen ihrer Verdienſte um die Po— — 94 — mologie, namentlich ihres ausgeſtellten ſehr reichhaltigen Obſt⸗ und Kartoffelſortiments. NB. Auf dieſen Preis haben die Empfaͤnger zu Gunſten andrer Ausſteller ver— zichtet; 2) den zweiten Preis dem Gutsbeſitzer Mel— chior Pohle aus Gimmel wegen ſeiner vorzüglichen Leiſtungen im Feld- und Gartenbau, namentlich in Ge— traides und Obſtzucht; 3) den dritten Preis dem Gaͤrt⸗ ner Walther bei Herrn Kaufmann Beſſer hier wegen vorzüglicher Leiſtungen in der Pomologie, namentiich was die Aazucht feltener und feiner Obſtſorten anlangt; 4 den vierten Preis dem Gaͤrtner Poͤhnert bei Herrn Ge— heimerath von der Gabelentz auf Poſchwitz wegen der Reichhaltigkeit ſeines ausgeſtellten Obſtſortimentes; 5) den fünften Preis dem Hofgärtner Kunze hier wegen ſei— ner Sammlung ſeltner Nadelhoͤlzer, vorzüglicher Stief— mütterhen und Aſtern; 6) den ſechſten Preis dem Gaͤrt— ner Meyner hier wegen ſeines vorzüglich cultivirten Ge— muͤſes; 7) den ſiebenten Preis dem Gärtner Guftav Bretſchneider hier wegen vorzüglich cultivirter Geor— ginen; 8) den achten Preis dem Gutsbeſitzer Michael Köhler in Fichtenhainchen wegen der Reichhaltigkeit feis nes namentlich aus hieſigem Landobſt beſtehenden Obſt— ſortimentes; 9) den neunten Preis dem Gaͤrtner Louis Kunze hier wegen ſeiner vorzüglich gezogenen Gemuͤſe, namentlich Wurzelgewaͤchſe; 10) den zehnten Preis dem Gärtner Kahnt bei Herrn Rittmeiſter von Poͤllnitz auf Oberloͤdla wegen Zucht einer neuen Melone im freien Lande und mannichfaltiger guter Obftforten; 11) den eilf⸗ ten Preis dem Oekonomen Börner hier wegen feiner Leiſtungen im Feld- und Gartenbau, namentlich vorzuͤglich gezogenen Blumenkohls; 12) den zwoͤlften Preis dem Schullehrer Voͤlkel zu Robitz wegen des vorzüglichen Fleißes in Sammlung vieler und guter Obſtſorten; 13) den dreizehnten Preis dem Sandgrubenaufſeher Roſcher— hier wegen Zucht vorzuͤglich großer Kürbiffe. il Eine oͤffentliche lobende Anerkennung: 14) dem Hofgaͤrtner Doͤll in Eiſenberg wegen ſeines reichhaltigen Sortiments ſehr ſchoͤner Roſen; 15) dem Guts beſitzer Köhler in Kroͤbern wegen ſeines reichhal— tigen Sortiments von Handels- und Futterpflanzen; 16) dem Gutsbeſitzer Kratſch in Kleintauſchwitz wegen Reich— haltigkeit ſeiner Obſtſorten; 17) dem Zeichnenlehrer Krein— berg hier wegen ſeiner ausgezeichnet cultivirten Epheu— ſtoͤcke. Eine außerordentliche Remuneration von 5 Thalern 18) dem Stiftskutſcher Lippmann hier wegen feis ner vorzüglichen Cultur eines Sortiments Kakteen. III. Preiſe für landwirthſchaftliche Geraͤthe 0 und Maſchinen: 1) den erſten Preis dem Ziegeleibeſitzer Albert Goͤpel hier wegen Herſtellung verſchiedener Drainirungs⸗ roͤhren und einer hierzu zu gebrauchenden Waage. NB. Der Empfaͤnger hat zu Gunſten anderer Ausſteller auf dieſen Preis verzichtet. 2) den zweiten Preis dem Schmiedes meiſter Weidner in Treben wegen eines Sortiments verſchiedener Hufeiſen und eines Satzes Drainirungszeugs; 3) den dritten Preis dem Geſchirrmacher Peitſch in Fichtenhainchen wegen verſchiedener Ackerpfluͤge und einer Ruͤbenſchneidemaſchine; 4) den vierten Preis dem Schmiedemeiſter Bon in in Unterloͤdla wegen verſchie⸗ dener hieſiger Ackerpfluͤge und Krimmereggen; 5) den fünf— ten Preis dem Zimmermeiſter Fiedler in Göhren we— gen einer Wurf⸗ und einer Rübenſchneidemaſchine: 6) den ſechſten Preis dem Gefhirrmaher Rienhold in Lehn⸗ dorf wegen eines Thüringer Stadenpfluges; 7) den fies benten Preis dem Schmiedemeiſter Liebmann in Dos bitſchen wegen eines Leiterwagens mit Zubehör; 8) den achten Preis dem Schmiedemeiſter Köhler in Droſen wegen eines hieſigen ausgezeichneten Ackerpflugs und eines Sortiments verſchiedener Hufeiſen. Eine außerordentliche Remuneration von je 5 Thalern: 9) dem Geſchirrmacher Fiedler in Leeſen wegen einer Ruͤbenſchneidemaſchine; 10) dem Geſchirrmacher Geis del in Müͤnſa wegen hieſiger Ackergeraͤthſchaften; 11) dem Geſchirrmacher Zetſche in Groͤba wegen einer Ruͤben— ſchneidemaſchine; 12) dem Schmiedemeiſter Thieme in Poͤſch witz wegen zwei hieſiger Ackerpfluͤge. Eine oͤffentliche Belobigung und Dank: 13) dem Maſchinenbauer Muͤller in Eſchefeld wegen dreier Haͤckſelmaſchinen, einer Rapsſiebemaſchine und mehrere Getraidereinigungsmaſchinen; 14) dem Maſchinen— bauer Sünderhauf in Zeitz wegen Haͤckſel- und Ges traidereinigungsmaſchinen; 15) dem Maſchinenbauer Groͤbe aus Penig wegen zwei Häckſel- und einer Malzaquetſch— maſchine; 16) den Maſchinenbauern Zander und Hein— ſius in Leipzig wegen einer maſſiven gußeiſernen Schrot— mühle; 17) dem Maſchinenbauer Pfaff aus Chemnitz wegen einer Drainirungsmaſchine und eines Trampels hierzu. Ferner: eine oͤffentliche Belobigung: 18) dem Wagenbauer Wieners in Roſchütz wes gen eines Pariſer Whisky; 19) dem Hofnadler Müller hier wegen einer Sandfege und ihrer ausgezeichneten Arbeit; 20) dem Maſchinenbauer Seiffarth aus Vollmers— hain wegen einer Rübenſchneidemaſchine; 21) dem Schmiede— meiſter Louis Schmidt aus Poͤppeln wegen eines Leiterwagens; 22) dem Hofkupferſchmied Wagner hier wegen einer Kartoffelquetſchmaſchine und einer Malzquetſch— maſchine; 23) dem Schmiedemeiſter Haferſtumpf in Lauenhaim wegen eines Thüringer Stadenpfluges. IV. Preiſe für landwirthſchaftliche Thiere. A. Preiſe für Rindvieh. 1) den erſten Preis dem Gutsbeſitzer Meyner in Remſa für Inzucht eines gleichmaͤßigen Viehſtammes von Allgauer Abkunft; 2) den zweiten Preis dem Gutsbe⸗ 7 ſizer Apel in Kroͤbern für zwei ſchoͤne Kühe von All» gauer Landtage und Nachzucht von Schweizervieh; 3) den dritten Preis dem Gutsbeſitzer M. Pohle in Gim— mel für wei ſchoͤne Kühe von Landrage; 4) den vier- ten Preis dem Landkammerrath Thuͤmmler auf Selka für einen zweijaͤhrigen Bullen reiner Hollaͤnder Landrage. NB. Auf dieſen Preis iſt von dem Empfaͤnger zu Gunſten anderer Ausſteller verzichtet worden. 5) den fünften Preis dem Gutsbeſitzer Heinke in Kaimnitz fuͤr eine Kuh Frieſiſcher Rachzucht; 6) den ſechſten Preis dem Guts beſitzer Porzig in Obermolbitz für eine feins gebaute Kuh von Landrage. NB. Auf dieſen Preis hat der Empfaͤnger zu Gunſten anderer Ausſteller verzichtet. 7) den siebenten Preis dem Rittergutspachter Hager in Hainichen für einige Rinder von Tyrol-Egerlaͤnder Kreutzung; 8) den achten Preis dem Gutsbeſitzer Meuche in Gimmel wegen mehrerer Rindviehſtuͤcke Walzthaler— Rage und für weiße engliſche Schweine; 9) den neunten Preis dem Schmiedemeiſter Etzold von Mehna für eine ſchoͤne Kuh und dergleichen Kalbe reiner Allgauer Zucht. NB. Derſelbe hat auf dieſen mi zu Gunſten anderer Ausſteller verzichtet. B. Preiſe für Pferde. 10) den erſten Preis dem Gutsbeſitzer Müller in Zſchaſchelwitz für einen ſelbſtgezuchteten Hengſt von guter Figur und Statur; 11) den zweiten Preis dem Gutsbeſitzer Zetſche in Schelditz für eine ſelbſtgezuͤchtete junge Stute; 12) den dritten Preis dem Gutsbeſitzer Kühn in Zſchoͤpel für eine zweijährige Stute von fei— ner Bauart; 13) den vierten Preis dem Ritterguts— pachter Henks in Windiſchleuba für eine zweieinhalb— jährige Stute von gefaͤlligem, regelmaͤßigem Bau; 14) den fünften Preis dem Gutsbeſitzer Kreſſe in Großroͤda für eine junge Mutterſtute; 15) den ſechſten Preis dem Gutsbeſitzer Gentſch in Poͤhla fuͤr eine zweieinhalbjaͤhrige felbftgesüchtete Stute von guter Zucht. — 9 in C. Preiſe für Kleinvieh. 16) einen Preis dem Gutsbeſitzer Kroͤber in Do— braſchütz für einen ſelbſtgezuͤchteten Staͤhr von großer Statur und reicher, ausgeglichener Wolle; 17) einen Preis dem Gutsbeſitzer Bernſtein in Leh ma fuͤr einen Hauer von engliſcher Rage. V. Preispflugen. Eine Remuneration von je 2 Thalern: 1) dem Schirrmeiſter Chriſto ph Schneider beim Gutsbeſitzer Heinke in Cos ma; 2) dem Sohn des Guts— beſitzers Quaas von Greipzig; 3) dem Sohn des Stiftsgutspachters Sachſenroͤder von Schelch witz; 4) dem Sohn des Gutsbeſitzers Zetſche in Schelditz, ſaͤmmtlich wegen Kenntniß und guter Führung des Pfluges. B. Vom Kunſt⸗ und Handwerksvereine: I., die filberne Verdienſtmedaille des Vereins: 1) dem Maler Hermann Foͤtſch allhier wegen der im Ausſtellungskatalog unter Nr. 1 bis mit 18 auf⸗ geführten, durch die Reinheit und Wahrheit ihres Colorits und die Sauberkeit und Sicherheit der Ausfuͤhrung ſich auszeichnenden Oelgemaͤlde und Photographien; 2) den Weißgerbermeiſtern Gebrüder W. und E. Geyer in Eifens berg wegen der unter Nr. 172 bis 178 im Katalog auf— geführten vorzüglichen Inſtrumentenleder; 3) dem Buchbinder⸗ meiſter Hermann Graf allhier wegen der unter Nr. 82 des Ausſtellungskatalogs aufgeführten, beſonders ſaubern und geſchmackvollen Buchbinder- und Galanteriearbeiten, anſtatt der ihm im Jahre 1838 ertheilten bronzenen Ver— dienſtmedaille; 4) dem Fabrikanren J. Heinrich Herbſt in Meuſelwitz wegen der unter Rr. 183 und 184 im Aus- ſtellungskatalog aufgeführten, vorzüglich feinen und ſchoͤn. gefärbten Thibets und Satins; 5) dem Bürſtenfabrikanten Auguſt Meuſchke (Firma: J. C. Meuſchke u. Sohn) allhier wegen der unter Rr. 194 und 195 im Ausſtellungs⸗ katalog aufgeführten ausgezeichneten Bürften und Pinſel; 6) der Pierer'ſchen Hofbuhdruderei allhier und deren Commandite unter der Firma: Keck u. Pierer in Wien, wegen ihrer, durch die unter Nr. 264 bis 270 des Ausſtellungskatalogs vorgelegten Proben bethaͤtigten, vor— zuͤglichen typographiſchen Leiſtungen, und 7) den Thon— waarenfabrifanten Siegmann und Jecke in Kahla mes gen der unter Nr. 234 bis 244 im Ausſtellungskatalog aufgeführten, geſchmackvoll modellirten Thonwaaren und insbeſondere wegen des unter Nr. 80 aufgefuͤhrten, von ihnen zuerſt im Inlande hergeſtellten, ſog. Berliner Zims merofens mit weißer Schmelsglafur. II. Die bronzene Verdienſtmedaille des Vereins: 1) dem Klempnermeiſter Heinrich Dreſcher all⸗ hier wegen der unter Nr. 37 und 38 im Ausſtellungs kata⸗ log aufgeführten, von ihm vielfach verbeſſerten Sparkoch—⸗ heerde; 2) dem Maler J. Heinrich Fink von hier, der Zeit in Antwerpen, wegen der im Ausſtellungskatalog un— ter Nr. 222 bis 225 aufgeführten Oelgemaͤlde und vorzüg— lich ſeines eigenen, durch geniale Beleuchtung und gute Durchführung ſich auszeichnenden Portraits; 3) dem Schuh— machermeiſter Guſtav Gunther allhier wegen der unter Nr. 141 bis 144 im Katalog aufgeführten, vorzüglich forgs faͤltig gearbeiteten Schuhmacherarbeiten; 4) dem Graveur C. F. Haferoth allhier wegen des unter Rr. 210 und 211 im Ausſtellungskatalog aufgeführten, mit großem Fleiße in Gußſtahl gravirten Petſchafts und eines Briefſtempels; 5) dem Tiſchlermeiſter Louis Koͤhler allhier wegen der unter Rr. 69 und 70a. im Ausſtellungskatalog aufgefuͤhr— ten, den bewaͤhrten Meiſter bekundenden Meubles; 6) dem Riemermeiſter Johann Meyer allhier wegen der unter Nr. 104 bis 121 im Ausſtellungskatalog aufgeführten tuͤch— tigen Riemerarbeiten; 7) dem Bildhauer und Vergolder — 100 — Friedrich Müller allhier wegen der unter Nr. 59 bis mit 65 im Ausſtellungskatalog aufgefuͤhrten, mit un— gewoͤhnlicher Geſchicklichkeit geſchnitzten und gut vergoldeten Holzarbeiten; 8) dem Klempnermeiſter Karl Saupe allhier wegen der unter Nr. 198 bis 200 im Ausſtellungs— katalog aufgefuͤhrten, mit der groͤßten Accurateſſe fehlerlos gearbeiteten Klempnerarbeiten, und 9) dem Hutmachermeiſter Auguſt Schatte allhier wegen der unter Nr. 192 des Ausſtellungskatalogs aufgefuͤhrten, einen bewaͤhrten Ruf genießenden waſſerdichter Filz- und Seidenhuͤte. Ingleichen ſind derſelben Medaille von Neuem fuͤr wuͤrdig erachtet worden: 10) der Tuchfabrikant Johann Gottfried Fleck in Schmoͤlln wegen der im Ausſtellungskatalog unter Nr. 179 bis 181 aufgeführten, feinen und gut appretirten Stucke Buckskin und Tuch, indem fie demſelden bereits im Jahre 1838 ertheilt worden iſt, und 11) der Holzſchnei— der G. Gleitsmann in Langenleuba-Niederhain we— gen des im Ausſtellungskatalog unter Nr. 48a. aufs gefuhrten, ſchoͤn geſchnitzten Kronleuchters und der ebendaſ. unter Nr. 271 aufgefuͤhrten, die Natur treu nachahmen— den Rehkoͤpfe, indem ſie dieſem bereits im Jahre 1848 ertheilt worden iſt. Ferner ſind III. von den ausgeſetzten Preiſen zuerkannt worden: A. ein Preis im Werth von 40 Thalern dem Hofſchloſſermeiſter Karl Graf allhier wegen der unter Nr. 43 und 44 im Ausſtellungskatalog aufgeführten, von ihm im Inlande allein gefertigten feuerfeſten Geld— fhränfe, für deren Bewährung die mit einem aus ders ſelben Werkſtatt hervorgegangenen aͤhnlichen Schrank vor— laͤngſt veranſtaltete Probe ſpricht, und wegen der von ihm ſelbſt neu conſtruirten, unter Nr. 45 aufgefuͤhrten tüchtigen Blechſcheere. = mi = B. ein Preis im Werth von je 25 Thalern: 1) dem Inſtrumentenmacher Emil Foͤrſter allhier wegen des unter Nr. 49 im Ausſtellungskatalog aufgeführs ten, rein und voll toͤnenden Pianofortes, und 2) dem Riemermeiſter Heinrich Schneider allhier wegen der unter Rr. 122 bis 129 im Ausſtellungskatalog aufgeführs ten geſchmackvollen Riemerarbeiten. C. ein Preis im Werth von je 20 Thalern: 1) dem Gerbermeiſter und Saffianfabrifanten Au guſt Kellner in Kahla wegen der unter Nr. 156 bis 177 im Ausſtellungskatalog aufgefuͤhrten, ausgezeichneten Leder; 2) dem Tiſchlermeiſter Otto Reuter allhier wegen des unter Nr. 67 im Katalog aufgefuͤhrten, mit der groͤßten Sorgfalt und Genauigkeit gearbeiteten Secretairs; und 3) dem Tuchmachermeiſter Friedrich Winkelmann allhier wegen des unter Nr. 291 im Ausſtellungskatalog aufgefuͤhrten, von ihm zuerſt im Inlande gefertigten Filz— tuchs ohne Ende fuͤr Maſchinen zur Fabrikation endloſen Papiers. D. ein Preis im Werth von je 15 Thalern: 1) dem Lohgerbermeiſter Hermann Koͤhler allhier wegen der von ihm unter Nr. 281 bis 283 des Aus- ſtellungskatalogs aufgefuͤhrten vorzuͤglichen Leder; 2) dem Tiſchlermeiſter Hermann Taubert allhier wegen des unter Nr. 68 im Ausſtellungskatalog aufgeführten trefflichen Schreibſecretaits; und 3) dem Buͤrſtenmacher und Verfer— tiger muſikaliſcher Inſtrumente Julius Vollrath sen. allhier wegen der unter Rr. 51 und 52 im Ausſtellungs— katalog aufgefuͤhrten anerkennungswerthen Streichinſtrumente. E. ein Preis im Werth von je 10 Thalern: 1) dem Tiſchlermeiſter Otto Back allhier wegen des unter Rr. 66 im Ausſtellungskatalog aufgeführten gut gearbeiteten Schreibſecretairs; 2) dem Gold- und Silber— arbeiter Oscar Boͤhme allhier wegen der unter Nr. 209 im Ausſtellungskatalog aufgeführten geſchmackvollen Gold— und Silberarbeiten und insbeſondere eines darunter befinds — 102 — lichen zierlich ausgeſchnittenen Buchdeckels; 3) dem Schuh⸗ machermeiſter Gottfried Buſch allhier wegen der unter 135 bis 138 im Ausſtellungskatalog aufgeführten, von ihm ſelbſt gefertigten Fabrikate aus Gummi; 4) dem Schneider⸗ meiſter Hermann Yüngling allhier wegen des unter Nr. 157 im Katalog aufgeführten, ſehr ſorgfaͤltig genaͤhten Rocks, ſogen. Doppelgaͤngers; 5) dem Handſchuhfabrikanten H. u. J. Köhler allhier wegen der unter Nr. 193 im Katalog aufgeführten, einen weſentlichen Fortſchritt bekun— denden Handſchuhe; 6) dem Inſtrumentenmacher J. G. Staudte in Meuſelwitz wegen der unter Nr. 54 bis 58 a. und b. im Ausſtellungskatalog aufgefuͤhrten guten Blas inſtrumente von Holz; 7) dem Leinwebermeiſter Gott- lob Traͤger in Ponitz wegen der von ihm durch die unter Nr. 191 im Ausſtellungskatalog aufgeführten Teppiche dargelegten Strebſamkeit im Betriebe ſeines Gewerbes. F. ein Preis im Werth von je 5 Thalern: 1) dem Drechslergeſellen Otto Fritſche allhier wegen der unter Nr. 76 und 77 im Ausſtellungskatalog aufgefuͤhrten, mit ungemeinem Fleiß gefertigten vielverſpre— chenden Drechslerarbeiten; 2) dem Buchbindermeiſter Karl Grobe allhier wegen der unter Nr. 91 bis 93 im Aus⸗ ſtellungskatalog aufgeführten guten Buchbinderarbeiten; 3) dem Faͤrber Julius Juſt allhier wegen der unter Nr. 190 im Ausſtellungskatalog aufgeführten ſchoͤn gefärbten baumwollenen Garne; 4) dem Meſſerſchmidt Karl Poppe allhier wegen der unter Nr. 245 bis 249 und 294 bis 301 im Katalog gedachten feinen Stahlwaaren; 5) dem Korb— machermeiſter C. F. Schenke allhier wegen der unter Nr. 72 bis 74 im Ausſtellungskatalog aufgeführten ziers lichen Korbmacherarbeiten; 6) dem Au gu ſt Schu be, Fac⸗ tor in der Beſſer'ſchen Cigarrenfabrik allhier, wegen der im Katalog unter Nr. 221 aufgeführten von ihm geſchickt verfertigten Cigarren; 7) dem Seifenſiedermeiſter Otto Voigt in Meuſelwitz wegen der unter Rr. 206 und 207 im Ausſtellungskatalog aufgefuͤhrten guten Toilettenſeifen; — 103 — 8) Auguſt Webern und der Frau Wilhelmine, verehel. Fickert, Arbeitern in der Cigarrenfabrik des Hrn. Guſtav Schmidt allhier, wegen der von dem genannten Fabrikinhaber unter Rr. 220 des Ausſtellungskatalogs aus- geſtellten und von ihnen mit anzuerkennender Fertigkeit ge— machten Cigarren; 9) dem Schuhmachermeiſter Louis Weber allhier wegen der unter Nr. 139 und 140 im Ausſtellungskatalog aufgeführten. lobenswerthen Stiefeln; 10) dem G. Zetſche aus Breitenhain, jetzt in Reudnitz bei Leipzig, wegen der mit großem Fleiß ausgefuͤhrten, unter Nr. 232 ausgeſtellten Baumgruppe in Hacgmplereſ: Endlich ſind a IV. einer offentlichen Belobung für würdig erachtet wor den: 1) der Buchbindermeiſter C. A. Jüngling allhier wegen der von ihm unter Rr. 85 bis 89 des Ausſtellungs⸗ katalogs ausgeſtellten ſchoͤn und zweckmaͤßig liniirten Pas piere; 2) der Buchbindergehilfe Wilhelm Leſſig aus Leipzig, jetzt bei dem Buchbindermeiſter Hermann Graf allhier, wegen der im Ausſtellungskatalog unter Nr. 96 und 97 aufgeführten wackern Buchbinderarbeiten; 3) der Gutsbeſitzer Porzig in Steinwitz, wegen der unter Nr.“ 284 bis 286 im Katalog aufgefuͤhrten Oelgemaͤlde und ins beſondere der charakteriſtiſch aufgefaßten Wirthshausſcene; 4) der Klempnermeifter Reinhold Saupe allhier wegen der unter Rr. 201 und 202 im Ausſtellungskatalog aufs geführten ſorgfaͤltig gearbeiteten Klempnerarbeiten; 5) der Finaazkanzliſt Edu ard Wach allhier wegen der unter Rr. 229 bis 231 im Katalog gedachten, fleißig und ſauber ausgeführten Oelgemaͤlde und eines Aquarellbildes; und 6) Karl Wagner von hier, erſter Gehilfe im Palaids garten zu Dresden, wegen der unter Nr. 25 und 26 im Ausſtellungskatalog genannten, mit großem Fleiß und vie⸗ lem Geſchmack ausgeführten Schriftbildern von zeta Blumen. XIV. 1 Bericht ‚über das 35. Jahr des Kunſt- und Handwerks⸗ vereins, erſtattet am Stiftungsfeſte den 4. Febr. 1853 von Ed. Lange, Schriftführer des Vereins. Unſer Kunſt- und Handwerksverein beſchließt heute ſein 35. Jahr. Das 35. Jahr gehoͤrt im Leben des Men— ſchen und noch mehr im Leben der Vereine, die ſehr oft nicht einmal die Hoͤhe eines Menſchenlebens erreichen, durchaus nicht mehr zu den unruhigen, geſtaltungsvollen Jugendjahren, in denen ſich unmerklich und ſchnell aus einem Kinde ein Juͤngling oder eine Jungfrau heraus bil— det. Es gehoͤrt vielmehr ſchon dem Mannesalter an, das zwar weniger reich iſt an uͤberraſchenden Entwicklungen und Umbildungen, das aber auch ſeinen Charakter und ſeine Eigenthuͤmlichkeit feſter und entſchiedener beibehaͤlt als die entwicklungs reiche Jugend. Das reifere Alter iſt daher meiſt conferoativ, waͤh— rend die veraͤnderungsluſtige Jugend nur in raſchem Fort— ſchreiten und Umgeſtalten ihre Rechnung zu finden glaubt. Der Herr des Lebens aber hat die Menſchheit nicht um: — ſonſt aus allen Lebensaltern zuſammengeſetzt, weil ein Leben ohne Fortſchritt bedeutungslos, ja nicht einmal menſchlich, — 103 — und weil ein Fortſchreiten ohne Wahrung und Befeſtigung des Erreichten der Mühe des Fortſchreitens nicht * einmal werth fein würde, Darum finden wir auch auf feinem Erdenrund neben dem ſtarren China und Japan mit ihrer ſteifen, altaſiatiſchen Bildung im Weſten der alten Welt unſer vielgeſtaltiges, ſich uͤberall beſchraͤnkendes und maͤßi⸗ gendes Europa und jenſeit des Meeres endlich das bunte Voͤlkergemiſch der nordamerikaniſchen Freiſtaaten, deſſen uns ruhvollem Jugenddrange ein weiter neuer Continent bis hinüber zu den goldreichen Kuͤſten Californiens ein großes Thatenfeld eroͤffnet. Nun breitet ſich zwar dort im fernen Weſten ein breites Meer zwiſchen dieſer neuen und zwiſchen der aͤlteſten Heimath civiliſirter Menſchen aus; allein das Gold der neuen Welt zieht die Soͤhne der alten ebenſo gewaltig heruͤber, wie die ſtarre Abgeſchloſſenheit der alten Welt den unruhigen Geiſt der neuen zu allerhand Ein— miſchungen und Unternehmungen ſtachelt. Vor dem Welt— geiſte aber und im Vergleich mit der moͤglichen Dauer der Menſchheit iſt die ganze Kluft zwiſchen der alten und der neuen Weltbildung nur wie der Unterſchied eines einzigen Welttages, nur wie der Streit darum, ob dort am Orte des Zuſammentreffens (um die Sache in unſere Ausdrucks— weiſe zu kleiden) jetzt eben der 4. oder ſchon der 5. Febr. beginnt. Denn den jugendlichen Nordamerikanern iſt jetzt noch nicht ſehr lange von Oſten d. i. von Europa her der Morgen des 4. Febr. angebrochen, der für die Oſtaſiaten, welchen dieſer Tag noch eher erſchien, als uns, (denen be— reits ſeine Mitte vorüber gegangen iſt), nunmehr eben dem 5. Febr. Platz gemacht hat. Und ſie haben beide Recht. Es handelt ſich ja eben nur um den einen Tag, den die Weltumſegler zu gewinnen ſcheinen, wenn ſie nach Oſten reiſen und den fie verloren zu haben glauben, wenn fie, wie die Menſchheit in ihrem dermaligen Entwicklungsgange ihren Lauf gen Weſten nehmen. Nur iſt die Scheidelinie, von wo an die verſchiedenen Rechnungen zu gelten haben, 589 1 fo feſtgeſetzt, wie die Grenzlinie für das Regiment 8 * unſeres alten und unſeres neuen Kalenders. Aber der öffnet waren, in dem ſpaͤrlichen Beſuche ein Bild der früs maurkergeſellſchaft hierzu abermals wohlwollend überlaffenen des Sehenswerthen auch aus der Umgegend eine größere, — 106 — Weltverkehr wird fie ſeſtſetzen, ohne uns dabei das Recht zu nehmen, gerade heute den 4. Febr. zu begehen. | Das heute ſchließende Vereinsjahr hat bei aller Gleich- maͤßigkeit unſeres übrigen Vereinslebens doch feine vor an- dern hervorleuchtenden Lichtpunkte. Es brachte uns feit | 1848 zum erſten Male wieder eine Kunſt- und Gewerbe⸗ ausſtellung und zwar in neuem und hoffnungerweckendem Zuſammenwirken mit dem landwirihſchaftlichen Vereine und der pomologiſchen Geſellſchaft. Zwar haben wir ein ſolches Zuſammenwirken ſchon einmal und zwar im Jahte 1843 bei Gelegenheit der hier abgehaltenen 7. Verſammlung deut— ſcher Land⸗ und Forſtwirthe gehabt, aber dieſes war da— mals nur ein zufälliges, voruͤbergehendes, von außen vers | anlaßtes. Damals dienten dieſe 3 Vereine ſaͤmmtlich anders zweitigen, von oben geförderten, ehrenwerthen Zwecken, waͤh— rend ſie ſich diesmal aus eigner, freier Ueberzeugung ohne aͤußere Veranlaſſung zu gemeinſamen Handeln verbanden. Vereinte Kraft macht ſtark. Das iſt ein altes, wahres Wort. Es hat ſich auch bei unſern Ausſtellungen bewährt, ganz befonders bei der unſeres Kunſt- und Handwerks⸗ vereins. Denn mochte auch was ſie dem Beſchauer bot, die Leiſtungen früherer Ausſtellungen in mehrern Fächern überbieten, ſo uͤbertraf es dieſe doch auf keinen Fall in dem Maße, wie die diesmalige Beſchauermenge die Zahl der früheren Beſucher unſerer Ausſtellungen. Zeigten doch ſelbſt die erſten Tage unſerer diesmaligen Ausſtellung, als die Ausſtellungen der beiden andern Vereine noch nicht er— hern Vereinzelung, dem alsbald in den uns von der Frei— Ausſtellungsräumen ein wogendes Gedraͤnge folgte, als mit der Eroͤffnung der uͤbrigen Ausſtellungen die größere Fuͤlle belebende Menſchenmenge herbeizog. Und dieſe Theilaahme iſt noch einer großen Stei⸗ — 107 — gerung faͤhig, wenn unſere gemeinſchaftlichen Ausſtellungen, wie es auch ſchon diesmal unſer ſtiller Wunſch war, mehr zu Volksfeſten erhoben, d. h. wenn die jetzt noch in gleich— giltiger Ferne bleibende Menge unter größerer Beruͤckſich— tigung ihrer Intereſſen und Beduͤrfniſſe mehr zur Theil— nahme an den Fertſchritten in Landwirthſchaft, Gartenbau und Gewerbfleiß herangezogen wird. Nur durch eine ſolche Beigabe konnte unfer ftädtis ſches Vogelſchießen wieder zu einem wahrhaften Volksfeſte erhoben und dabei zugleich der ſorgenloſe Genuß einiger heitern Sommertage zur Foͤrderung und Erleichterung der mühevollen Arbeiten veredelt werden, mit denen wir Men⸗ ſchen, nach der goͤttlichen Weltordnung, uns den Genuß des Lebens zugleich erkaufen und würzen muͤſſen. Die Arbeit gelingt nun einmal nicht ohne heitern Muth und ſich hingebenden Eifer, und der Genuß hoͤrt auf und wird ſogar ſelbſt verderblich, wenn ihm jeder hoͤhere Sinn und alle bedeutungsvollen Beziehungen zu dem Ernſte des Le— bens abgehen. Je inniger und naturgemaͤßer aber unſere Luſt und Plage, unſere Arbeit und unſer Genuß unter ein— ander verſchlungen und verkettet ſind, deſto reicher, geſunder und menſchlicher wird unſer ganzes Leben. Mit der Zahl der Beſucher ſtieg auch der Abſatz der Looſe für die Aus— looſung von allerhand Ausſtellungsgegenſtaͤnden. Es kamen diesmal im Ganzen für etwas mehr als 1000 Thlr. zum Ankauf und zur Verlooſung. Die öffentliche Preisvertheis lung aber, welche unfer erhabener Protektor, Herzog Joſeph und Seine Hoheit der regierende Herzog Georg ſammt den hohen Angehoͤrigen Seiner Familie unmittelbar nach dem Beſuch unſerer Ausſtellung durch Ihre Gegenwart und Theilnahme beehrten, brachte in die Hände der Ausſteller ſowie auch einiger anderer verdienter Maͤnner außer man— cherlei, nicht in Geld aus druckbaren Auszeichnungen fo ans ſehnliche und zahlreiche Praͤmien, daß deren Geſammtwerth ebenfalls bis gegen 1000 Thlr. anſtieg, wovon ziemlich 4 von Seiten unſeres Kunſt⸗ und Handwerksvereins für die 8 * — 108 — Kunſt⸗ und Gewerbeausſtellung zur Vertheilung kam. Viel⸗ leicht ſind wir mit dieſen Preiſen etwas zu freigebig ge— weſen und haben durch die Menge der Auszeichnungen die Bedeutung derſelben etwas geſchwaͤcht. Allein man wollte nun einmal nicht gern treffliche Leiſtungen ohne eine aͤußer— liche Anerkennung laſſen, nachdem eine ſolche Anerkennung bereitö einer andern ähnlichen Leiſtung zuerkannt worden war; und ſo wuchs die Menge der Praͤmien immer mehr, bis zuletzt doch noch die Erſchoͤpfung der dazu beſtimmten Mittel gar manche ſolche Leiſtung ohne Preis zu laſſen gebot. Es hat aber alles ſeine Grenze, und es war gut, daß auch uns eine ſolche gezogen war. Denn ſo unver— kennbare Fortſchritte auch unſer Gewerbsweſen bei dieſer letzten Ausſtellung in mehrern Zweigen zeigte, ſo hat es, doch die im Laufe der Zeit ebenfalls geſteigerten Leiſtungen fo mancher benachbarten Gewerbeftädte im Ganzen noch keineswegs erreicht, geſchweige denn uͤberholt, und die ge— werbliche Production ſcheint bei uns, trotz aller Fortſchritte, doch noch immer von dem Ackerbau und Handel an Be— deutung übertroffen zu werden. Das iſt kein Ungluͤck, fo lange nur überhaupt arbeitbereite Haͤnde bei uns Gelegen- heit zu naͤhrender Arbeit und ehrlichem Verdienſte finden; es iſt aber auch kein Gluͤck, ſo lange es bei uns noch Kraͤfte und Capitalien gibt, deren Inhaber bei groͤßerer all— gemeiner Betriebſamkeit beſſer und vollſtaͤndiger als bisher beſchaͤftigt und mehr und umfaffender als bisher ihres Wirkens und Schaffens fuͤr ſich und ihre Mitmenſchen froh werden koͤnnten. Was koͤnnte es uns helfen, wenn wir unſere Augen vor der Wahrheit abſichtlich verſchließen wollten? Unſere gewerbliche Production hat noch immer gar manche ſchwache Seite und namentlich in den Ge— werben, wo ſie bereits durch die ſiegreiche auswaͤrtige Con— currenz von Punkt zu Punkt zurücgedrängt, zuletzt nur noch den Handelskram mit den Erzeugniſſen ihrer Beſieger behalten hat, wohl ſelbſt noch weniger Ausſichten auf kuͤnf— tige größere Erfolge als ſogar in denjenigen Gewerbs⸗ | | — 109 — zweigen, worin ſie den ſchwierigen Wettkampf noch nicht einmal verſucht hat. Nun iſt es zwar nicht noͤthig und, zumal bei den bedeutenden Verkehrserleichterungen unſerer Zeit, ſelbſt nicht moͤglich und wünſchenswerth, daß jeder Ort ſeinen gewerblichen Bedarf ſelbſt erzeuge; wohl aber iſt es noch immer als Regel feſtzuhalten, daß jedes Gemein— weſen die ganze Summe ſeiner Beduͤrfniſſe durch den Ge— ſammtwerth ſeiner Erzeugniſſe aufwiege und bezahle. Und wie ein Hausweſen, bei dem der Geſammtbetrag der Aus— gaben den Geſammtbetrag der Einnahmen andauernd über— ſteigt, zuletzt verarmen muß, ſo ſinken Staͤdte und Laͤnder von ihrem Wohlſtande unfehlbar herab, wenn ſie ihre Con— ſumtion nicht durch ihre Production auszugleichen im Stande ſind. Oder wie koͤnnten wir es uns anders erklaͤren, daß ehedem blühende und gewerbreiche Städte, deren Wohlſtand und Wohlleben faſt ſprichwoͤrtlich geworden war, jetzt bei- nahe veroͤdet und vergeſſen ſind, waͤhrend andere, deren Namen jene Zeit kaum kannte, jetzt in reicher Lebensfuͤlle blühen? Wie der Wohlftand der Familien durch Arbeits ſamkeit und Sparſamkeit begründet und geſichert wird, fo erbluͤhen Laͤnder und Staͤdte durch gewerbliche Betriebſam— keit und geregelte Wirthſchaft; nur daß die Bilanz zwiſchen Erwerb und Aufwand hier weit ſchwieriger und zuſammen— geſetzter iſt als im engen Kreiſe des Familienlebens. Aber wenden wir uns von den allgemeinen Zuſtaͤnden unſeres Gewerbweſens, die wir, trotz ihrer unabweislichen Einflüſſe auf jeden Einzelnen, doch immerhin nicht zu lenken und zu vertreten haben, zuruͤck zu unſerm Vereine und zu ſeiner Wirkſamkeit, ſo begegnen wir zunaͤchſt einer nicht ganz unbetraͤchtlichen Vermehrung ſeiner Mitglieder, welche den gegenüberſtehenden Verluſt an bisherigen Mitgliedern auf erfteuliche Weiſe um 9 übertrifft.“) Und doch dürfen 5) Es find nämlich abgegangen: 1) Hofmechanikus Kalkoff. T Architekt Nützer. 3) Braumeiſter Ruoff. 4) Geh. Kanzleirath Reichardt. + 5) Eifenhändler Steudemann + und 6) Gutsbefiger Heinke in Kaimnitz. 11 — 110 — wir es uns nicht verhehlen, daß unſerm Vereine bei nicht ganz wenigen unferer gewerbtreibenden Mitbürger noch gar merfwürdige Vorurtheile entgegen ſtehen. Dieſe ſagen naͤm— lich — und Manche ſcheinen es ſelbſt zu glauben — unſer Verein diene zur Auskundſchaftung der Handwerker und der Innungen, um ſie dann bei Anlegung der Steuern und Laſten deſto ſicherer treffen zu koͤnnen. Bei dieſem Argwohn faͤllt mir unwillkürlich der Widerwille jenes Geiz— halſes ein, der ins Waſſer gefallen Dem, der ihn heraus— ziehen wollte, die begehrte Hand zu geben verweigerte, weil ihm ſeit langer Zeit nichts ſo verhaßt und zuwider war als das Geben. Welches ſollten denn nur die hier zu erforſchenden Geheimniſſe der Handwerker und Innungen ſein? Ich kann mir dergleichen gar nicht denken. Sollten aber — und das geſchieht bei uns gar nicht ſelten — uns ſere dem Handwerkerſtande angehoͤrigen Mitglieder hier und da irrige Anſichten der übrigen Mitglieder über Handwerks— verhältniſſe berichtigen und ſtatt einer falfchen oder einſei— tigen Behandlung derſelben bei Gelegenheit eines uns von den Behoͤrden abverlangten Gutachtens eine richtigere und umſichtigere Betrachtung veranlaſſen, ſo kommt dieſes zwar dem ganzen Gemeinweſen, am meiſten und zunaͤchſt aber doch offenbar dem Handwerkerſtande zu Gute, der ſich des— halb dieſe Art Auskundſchaftung wohl gefallen laſſen kann. Allerdings huldigen wir in unſerm Vereine — Handwerker fo gut wie Richthandwerker — nicht der truͤbſeligen und verkehrten Anſicht, daß mißtrauiſches Abſchließen und Ver⸗ Dagegen ſind durch förmliche Kugelung neu aufgenommen worden: 1) Osk. Gareißen, Lehrer in der Matthiäſchen Anſtalt. 2) Ziegeleibeſitzer Alb. Göpel. 3) Zimmermeiſter Paul Gutbier. 4) Amtsauditor Ott. Haſe. 5) Graveur Karl Haſeroth. 6) Hof⸗ uhrmacher Louis Hartmann. 7) Kaufm. Herm. Heßner. 8) Schnei⸗ dermſtr. Herm. Jüngling. 9) Hilfsarbeiter bei der Kataſtercom⸗ miſſion Fedor Kaphahn. 10) Hofadvokat Arno Königsdörfer. 11) Advokat Will. Schlippe. 12) Mechanikus Wilh. Scönkopf: 13) Kaufm. Leop. Schulze. 14) Bäckermſtr. Ed. Weisflog ſämmt⸗ lich hier in Altenburg wohnhaft und 15) Schullehrer Wilib. Rams⸗ dorf in Stünzhain. N 1910 | | | — 11 — tuſchen der Wahrheit und zaͤhes Feſthalten eines geheimen Kriegs zuſtandes gegen alle oͤffentlichen Behoͤrden zum Wohle irgend eines Standes oder wohl gar eines ganzen Gemein— weſens führe; aber das glaubt ja auch wohl fonft kein verſtaͤndiger Menſch, und nur wer Urfache hat, das Tages⸗ licht zu meiden, pflegt mühſam und aͤngſtlich ſich in nächts liches Dunkel zu verbergen. Was unter uns ausgetauſcht und in Verkehr geſetzt wird, daruͤber braucht Niemand aͤngſtlich zu wachen, denn es wird Niemand durch dieſes Geben armer, ſondern im Gegentheile reicher. Bald iſt es die Kunde einer neuen in das Gewerbefach einſchlagenden Erfindung oder Verbeſſerung, die uns entweder durch die allwoͤchentlich unter uns in Umlauf geſetzten techniſchen Zeitſchriften oder durch die mündlichen Mittheilungen irgend eines Mitgliedes zugeführt und vielleicht noch im freien Aus tauſche der Gedanken und Erfahrungen weiter beſprochen und beleuchtet wird; bald iſt es ein Wink über zweds maͤßigere und anſprechendere Behandlung der Stoffe, in denen wir arbeiten oder uͤber vortheilhaftern Bezug der Rohmaterialien, die wir bedürfen, oder über den guͤnſtigeren Abſatz der Waaren, die wir erzeugen; bald iſt es endlich nur der harmloſe Austauſch unſerer verſchiedenen Anſichten, was uns unterhält, wie dieſes beſondets in den zwang⸗ loſen Zufammenfünften am Sonnabend gewoͤhnlich der Fall iſt. Aber ſo viel Kenntniſſe, Anſichten und Erfahrungen hier auch ausgetauſcht und aufgefriſcht werden mögen, von einem Auskundſchaften und Verrathen der Innungsgeheim— niſſe iſt auch hier nirgends die Rede, hauptſaͤchlich wohl deshalb, weil ſolche nicht exiſtiren. Gewiß ein einziger vorurtheilsfreier Blick würde hinreichen, ſolche Bedenklich— keiten zu verſcheuchen, wenn es nicht noch immer Menſchen gäbe, denen das Mißtrauen und der Aerger eine Art Seelen— bedürfniß iſt. Sie wollen an keine Uneigennügigfeit bei Andern glauben, weil fie nicht fuͤglich daran glauben koͤnnen. Denn dann müßten ſie dieſe Uneigennützigkeit zunaͤchſt in ihrem eignen Herzen und daneben auch in ihren Umgebungen — 112 — | der Fall geweſen iſt. Ihr eignes Inneres und ihre ganze bisherige Lebensgeſchichte ſteht unſerm Vereine entgegen. Darum konnen und wollen wir fie deshalb nicht anklagen. Beklagen aber dürfen wir fie gewiß, ſowie Überhaupt alle Menſchen, deren Geiſt in ſo ſchweren, ſelbſtgeſchmiedeten Feſſeln liegt. | Nur noch ein Wort über die Verſammlungen und Verhandlungen unſeres Vereins! Wir haben im ganzen Vereinsjahre wiederum 13 Hauptverſammlungen gehalten, welchen durchſchnittlich 23 Mitglieder beiwohnten. Der von uns im Laufe dieſes Jahres begehrten und abgegebenen Gutachten waren im Ganzen nur 3, alſo weniger als in den letzten Jahren. Zu unſerm Leidweſen nahmen auch die Vorzeigungen ab und beſchraͤnkten ſich faſt auf eine Probe amorphen Phosphor, welche Herr Apotheker Doͤrffel uns unter Auseinanderſetzung ſeiner groͤßern Anwendbarkeit für Bereitung von Zuͤndhoͤlzchen und Medicamenten vorzu— legen die Güte hatte. Dagegen behielten die techniſchen Mittheilungen ihren fruͤhern Umfang, wenn ſie denſelben nicht vielleicht noch gar etwas erweiterten. Außer dem gegenwartigen Berichterſtatter waren es hauptſaͤchlich die Herren Barth, Bechſtein, Hofadvokat Haſe und Kerſten, welche die Verſammlungen hierzu dann und wann benußs ten. Dieſe Mittheilungen waren theils allgemeiner Natur und betrafen die Hebung von Handel und Gewerbe durch Verkaufsmagazine, durch Vorſchußkaſſen und durch das Zu— ſammentreten der Meiſter eines beftimmten Gewerbes zum gemeinſamen Ankauf der Rohſtoffe und zum gemeinſamen Verkauf der fertigen Waaren nach den derartigen Verſuchen in den Nordamerikaniſchen Freiſtaaten, ſodann das Wohl— thätige und Anregende populärer techniſcher Vorträge, wie ſolche in London und Paris fortwaͤhrend gehalten werden; theils ſchlugen ſie mehr ein in die fuͤr das Gewerbeweſen taͤglich wichtiger werdenden Naturwiſſenſchaften und hatten z. B. das Verhältniß zwiſchen Elektticitaͤt und Magne⸗ oͤfter und ſichrer angetroffen haben, als es leider immer N — 15 — tismus und die elektromagnetiſchen Telegraphen verſchiedener Conſtruction und ein ander Mal die Naturgeſchichte der die Holzwaaren zerſtoͤrenden Bohrkaͤfer, welche dabei lebendig vorgezeigt wurden, zu ihrem Gegenſtande; ſodann betrafen ſie die Unzuverlaͤſſigkeit der fruͤher hierzu empfohlenen Schwefelſaͤure zum Nachweis eines etwaigen Baumwoll— zuſatzes in Linnengeweben, den anaſtatiſchen Druck, die Ein- richtung der benachbarten Runkelruͤbenzuckerfabtik in Kieritzſch, die Benutzung von Kohlenſtuͤckchen bei der Schnelleſſigberei— tung ſtatt der die Bildung der Eſſigmutter begünftigenden Buchenhobelſpaͤne, ferner die Bereitung von Stearin und Sttearinſaͤure und die Anfertigung von Lichten daraus, die Gewinnung und Benutzung ſchwefelfreier Koks, die vers ſchiedene Güte und den verſchiedenen Koſtenpreis einiger bekannter Steinkohlenſorten zum Behuf der Gasbeleuchtung, die Fortſchritte der Gas beleuchtung und das Pettenkoferſche Verfahren, Foͤhrenholz dazu zu benutzen, die Gewinnung von Paraffin und Paraffinoͤl aus Steinkohlen, die Ver— ſtaͤhlung von Eiſeninſtrumenten durch Eintauchen derſelben und zwar in ſchweißbarem Zuſtande in fluͤſſiges oder ſelbſt in gefeiltes Gußeiſen, wie Herr Hofſchloſſer Graf darauf durch einen praktiſchen Verſuch beſtaͤtigt fand, und endlich die Benutzung der Piaſſava, d. i. eines langen, zaͤhen, elaſtiſchen Faſerſtoffs von einer braſilianiſchen Palmenart herſtammend, zu ſehr dauerhaften Buͤrſten und Beſen. Die Vorſteher und Beamten des Vereins ſind der Mehrzahl nach bie bisherigen geblieben. Doch übernimmt heute unſer bisheriger Vicedirector Herr Kaufmann Beſſer jun. zum erſten Mal in Folge der auf ihn gefallenen Wahl das Vereinsdirectorium, nachdem daſſelbe von dem bei der erſten des fallſigen Wahl ernannten Herrn Steuerrath Meißner abgelehnt worden iſt. An Herrn Beſſers Stelle wurde darauf Herr Geh. Secretair Lange zum Vicedirector ernannt. Ferner geht die Stelle des erſten Vereins votſtehers, welche bisher Herr Kerſten begleitete, von heute an auf die naͤch— ſten 2 Jahre in die Haͤnde des Herrn Hoſſchloſſer Graf — 114 — über. Das Aufſeheramt über unſere Kunſt⸗ und Modells kammer aber hat bereits kurz nach dem Tode des allgemein geſchaͤtzten Hofmechanikus Kalkoff mit dankenswerther Be— reitwilligkeit Herr Senator Kluge übernommen, Endlich mußte auch vor dem Ende des heute ſchließenden Vereins— jahres unſere Commiſſion zur Auswahl neu anzuſchaffender Buͤcher und Zeitſchriften erneuert werden. Sie wurde aus den Herren Lithograph Bernh. Bechſtein, Profeſſor Gers— dorf, Buchbinder Graf, Hofſchloſſer Graf, Hofadvokat Haſe und Ihrem gegenwärtigen Berichterſtatter zuſammengeſetzt und ihr Auftrag durch Vereins beſchluß bis zum Ende des Jahres 1854 ausgedehnt. Ich ſchließe mit dem Wunſche, nichts Wichtiges und Weſentliches uͤbergangen, Nichts entſtellt, keines der Ins tereſſen unſeres Vereins verletzt und — die Geduld und Rachſicht der hochverehrten Verſammlung nicht allzulang auf die Probe geſtellt zu haben. XV. Bericht über das 28. Jahr der Kunft- und Handwerksſchule zu Altenburg, erſtattet von ihrem Hauptlehrer Eduard Lange. Rur wenige Einrichtungen werden in ihrer Wirſamkeit fo ſehr über» und unterſchaͤtzt als die Schule. In ihr ſehen die Einen eine tiefeingreifende Form- und Bildungs- werfftätte, deren allmaͤhliches und ſtetes Wirken und Schaffen vorzugsweiſe darüber entſcheidet, ob aus einem ihr. übers gebenen Menſchenkinde ein nach Geiſt, Herz und Charakter - 15 — vorzüglicher oder mittelmaͤßiger oder elender Menſch wird, und die Andern betrachten fie als einen ziemlich Foftfpies ligen und kuͤnſtlichen Auswuchs des Alles bevormundenden Beamtenthums, um die unbeſchaͤftigte Jugend durch man— cherlei theils brauchbare, theils nutzloſe Unterhaltungen taͤg— lich mehrere Stunden zu beſchaͤftigen und dadurch abzu— halten, auf den Straßen zu laͤrmen, Unfug zu treiben und die Kleider zu zerreißen. Die Erſtern ſprechen ihre Anſicht laut und entſchieden aus und meinen ſich dadurch am beſten als eifrige Freunde und Verehrer der Schule auszuweiſen; die Letztern aber nehmen ſich ſelten die Mühe, hieruͤber viel Worte zu verlieren, geben aber ihre Anſicht durch ihr ganzes thatſächliches Verhalten unverhohlen kund. Run ſind aber die Menſchen nicht einmal bei ihrer Geburt, geſchweige denn, wenn ſie bereits ihre erſten 6 Le— bensjahre zurückgelegt und in ihnen die lebhafteſten und friſcheſten Eindruͤcke empfangen und nach ihrer verſchiedenen Weiſe verarbeitet haben, eine formloſe und doch formbare, eine todte und doch belebbare Maſſe, ſondern fie treten ſchon in das Leben, noch mehr aber in die Schule ebenſo gut als verſchieden begabte und diſponirte wie als ver— ſchieden geſtaltete Individuen ein und empfinden und ver— arbeiten die fie treffenden Eindrücke fo mannigfach, als nur überhaupt auffaſſende und verarbeitende Individualitaͤten vorhanden ſind. Iſt doch kein Blatt, ſelbſt nicht auf ei— nem und demſelben Baume voͤllig dem andern gleich, wie ſollte nun erſt ein fo reicher und hoch geſteigerter Organiss mus, wie ihn der Menſch beſitzt, ſolche Einfoͤrmigkeit dars bieten? Die Schule bildet wohl die Individualitaͤten weiter fort, aber fie erzeugt fie nicht, fie nährt und ſtaͤrkt die Geis ſter, aber ſie ſchafft ſie nicht; ſie klaͤrt und entwickelt die Charaktere, aber fie ruft fie nicht erſt aus dem Richts hervor. Sie kann allerdings in jeder Hinſicht viel vers beſſern und viel verderben; aber ſie kann beides nur in Anknüpfung an das Gute oder Schlechte, welches ihre Schüler in ſie ſchon mitbringen. Und wenn der Schule = 116 = auch die gleichgiltige Geringſchaͤtzung ihres ganzen Wirkens ſtets hinderlich und verderblich fein wird, fo iſt ihr darum doch die Ueberſchaͤtzung ihrer Kräfte und Leiſtungen noch keineswegs heilſam und foͤrderlich. Wer der Schule zu viel zutraut, der muthet ihr auch zu viel zu und buͤrdet ihr, ohne ſich nur einer Vernachlaͤſſigung ſchuldig zu achten, auch die der haͤuslichen Erziehung zukommende Thaͤtigkeit und Wachſamkeit wenigſtens zum groͤßern Theile auf. Mit der regelmaͤßigen Entrichtung des meiſt kaͤrglichen Schul- geldes glaubt ſich ein ſolcher vermeintlicher Schulfreund zugleich von ernſten und ſchwierigen Pflichten losgekauft und Ablaß von jeder fernern Verantwortlichkeit in Betreff der Kindererziehung geloͤſt zu haben. Ihm iſt es genug, wenn die Männer der Schule ſelbſt es laut und entſchie- den verkuͤndigen, daß ſie nicht blos unterrichten, ſondern vor Allem erziehen; wie ſollte er es ſich nun herausnehmen wollen, dieſe Erziehungsmeiſter durch feine altmodiſche Buch— ſtabirerziehung in ihrer vornehmen und unfehlbaren Lautir— erziehung zu ſtoͤren? Kurz er will ſich auch in der Erzie— hung durchaus vertreten und bevormunden laſſen und be— gehrt einen gewiſſen Charlatanismus auch hier, wie in allen Faͤchern. Aber wie koͤnnen ſolche Menſchen nur ernſtlich glauben, daß 4 oder 5 Stunden des Tags, in denen ein Kind mit vielen andern zuſammen ruhig daſitzen und Das und Jenes lernen muß, ſein ganzes Leben ſo beherrſchen und über deſſen ganze zukünftige Richtung fo ausſchließlich entſcheiden koͤnnten, als ob in dem ganzen uͤbrigen Leben, dem vorausgegangenen, dem daneben liegenden und dem darauf folgenden mit all ſeiner Freiheit, Abwechslung und Selbſtthaͤtigkeit gar nichts Beſtimmendes und Geſtaltendes enthalten waͤre? Auch hier iſt der veranſchaulichende Un— terricht der eindringlichſte und wirkſamſte. Die Lehren der Tugend und Sittlichkeit allein werden die ſittliche Kraft nur ſelten entzuͤnden. Viel eher vermoͤgen dies die vor— leuchtenden lebendigen Beiſpiele thaͤtiger Liebe und Treue / — 117 — und begeiſterter Pflichterfüllung, wenn auch die Schule dieſe erſt recht zu verſtehen und zu würdigen lehrt. AQJgſt dies ſchon von der Volksſchule wahr, die ihre Schüler in zartem Alter empfaͤngt und dann viele Stunden und Jahre in ihrer Pflege und Obhut behaͤlt, ſo gilt es noch weit mehr von Anſtalten, die wie unſere Kunſt- und Handwerksſchule ihre Schüler erſt nach ihrem Austritte aus den Volksſchulen aufnehmen und ſie nur wenige Jahre hindurch woͤchentlich einige wenige Stunden zur Unterwei— ſung verſammeln. Geiſt und Charakter ſind hier ſchon weit mehr entwickelt und ſtatt kindlicher Hingebung, die ja ſchon in den Knabenſchulen mit den Jahren abzunehmen pflegt, tritt hier, nicht ſelten neben großer Unreife des Verſtandes, ſchon ein hartnaͤckiges und eiferſuͤchtiges Wahren einer oft übel verſtandenen Freiheit und Selbftändigfeit hervor, Man will ſich nichts einreden und aufdringen laſſen und haͤlt — ſei es auch nur aus Furcht vor dem Spott und Gelächter der Altersgenoſſen — an den einmal gefaßten und in den jugendlichen Kreiſen herrſchenden Anſichten und Vorurtheilen feſt. Man brennt die verbotne Cigarre an und verfüßt ſich ihren unangenehmen Geſchmack durch das ſtolze Gefühl, ſich durch dieſen Opferrauch nicht allein uͤber die noch ſchulpflichtige Jugend, ſondern gewiſſermaßen ſogar über ſich ſelbſt, d. h. uber die Sphäre der Lehrlinge zu erheben, denen ſolche Maͤnnergenuͤſſe doch eigentlich nicht geſtattet ſind. Bereitwillig werden nun die erſten ſelbſtverdienten Groſchen, ſo ſehr man ſich auch bei ihrem Empfange dar— über freute, hingegeben, um dafür dieſes Symbol der Manns heit einzutauſchen. Solche Voruttheile und Thorheiten gibt es in Menge. Sie find lächerlich und unhaltbar, gleiche wohl aber durch kein Predigen und Eifern hinwegzubringen. Rur wer einen die Jugend noch ftärfer anregenden Ehrgeiz gegen dieſe laͤcherliche Eitelkeit ins Feld führen koͤnnte, würde ſie vielleicht eine Zeit lang in den Hintergrund drängen; ob aber das Heilmittel nicht vielleicht noch bes denklicher wäre als die Krankheit ſelbſt, das würde noch — 116 — „immer die Frage ſein. Was ſoll man denn aber gegen dieſes Weſen thun? Etwa Alles gehen laſſen, wie es von ſelbſt geht? Oder wo und wann ſoll man ſolche Thor— heiten bekaͤmpfen? Ich habe immer geglaubt, die Vor— urtheile der Menſchen und vorzüglich der Jugend ſchonen und mich ſtets zuerſt gegen die Geiſtesſchwaͤche und die Grundlagen wenden zu muͤſſen, worauf fie beruhen. Unter dem Schonen verſtehe ich nicht ein ſtillſchweigendes oder wohl gar erheucheltes Billigen ſolcher Verkehrtheiten, ſon— dern vielmehr ein harmloſes, unparteiiſches und ungeſuchtes Bekaͤmpfen derſelben ohne unduldſames Verwerfen und Verdammen ihrer befangenen Anhaͤnger. Man muß die Eitelkeit und Thorheit nicht mit dem Zorne und der Unab— laͤſſigkeit verfolgen wie die Luͤge, die Frechheit, die Sitten— loſigkeit. Denn dieſe Gebrechen liegen nach ihrer Urſache und Wirkung noch weit auseinander. Hartnaͤckiger Eigen— ſinn aber und leidenſchaftliche Rechthaberei werden die Ju— gend ſelten ſo ſicher und dauernd zum Rechten und Guten lenken, als beſonnener Ernſt, ruhige Conſequenz und ums ſichtige Liebe. Ohne die Jugend in ihren Thorheiten zu beſtaͤrken, ohne ſie in ihrem Trotz zu befeſtigen oder in ihren Schwachheiten zu verhaͤtſcheln, werden dieſe ſie in naturgemaͤßer Entwicklung immer mehr zu wahrer Selb— ſtaͤndigkeit und Klarheit heraufbilden. Dann werden die haltloſen Thorheiten von ſelbſt verſchwinden und die nur auf den aͤußern Schein gerichtete Eitelkeit immer mehr einer verſtaͤndigen Ehrliebe Platz machen, die vor Allem nach innerer Wuͤrdigkeit ftrebt. Nichts aber unterftügt dieſes Beſtreben der Lehrer in Schulen fo wirkſam als ein Stamm guter und zuverläffis get Schuͤler, denen die jüngeren Schüler mit weit mehr Unbeſangenheit folgen als ihren immerhin etwas fern ſte— henden gemeinſamen Lehrern. Darum iſt es uns auch immer ſehr erwuͤnſcht geweſen, wenn ſich in unſere Schule auch dann und wann gereiftere Juͤnglinge einfanden, die nach des Tages Mühe und Arbeit nicht vor Allem Erhos — 119 — lung und Genuß, ſondern friſche und bildende Geiſtes⸗ nahrung ſuchten. Auch jetzt beſitzen wir einige wenige ſolcher gereifter Juͤnglinge. Der aͤlteſte derſelben hat bes teits das 28. Jahr zurückgelegt. Es gehört Etwas dazu, wenn ein ſolcher Geſell, der ſich vielleicht ſchon weit in der Welt umgeſehen und verſucht hat, ſich in unſerer Schule unter eine Schaar meiſt 14, 15 und 16jaͤhriger Lehrlinge ſetzen fol, die ihn vielleicht noch obendrein zwar keines— wegs an Reife des Urtheils, wohl aber in der Gelaͤufigkeit des gewöhnlichen Schulwiſſens und Koͤnnens übertreffen, und ſchon mancher fremde Geſell dürfte ſich hauptſaͤchlich deshalb wieder aus unſerer Schule zurückgezogen haben. Aber die rechte Energie weicht vor dieſen Unannehmlich— keiten nicht zurück, ſondern beſiegt dieſelben und zwar ges wohnlich ſchon in kurzer Zeit. So haben auch die wenigen gereifteren jungen Leute, welche wir dermalen in unſerer zweiten Claſſe beſitzen, ihre jüngeren Mitſchuͤler nicht allein bereits in mehrern Faͤchern überholt, ſondern dieſe auch, namentlich im Rechnen, durch ihren ernſten und beſonnenen Fleiß zu einem Eifer angeregt, deſſen ſich die Schule ohne jene auch bei dieſen ſchwerlich zu erfreuen haben würde, Leider aber haben wir in unſerer ganzen Anſtalt unter 78 Schülern ) nur 6 ſolche voͤllig erwachſene Juͤnglinge; aber keiner derſelben ſtammt aus unſerer Stadt. Ueber— haupt haben in derſelben nur 39 d. i. die Hälfte unferer Schüler ihre Heimath; von der andern Hälfte aber ftams men 27 aus andern Städten und Ortſchaften unſeres Hers zogthums und 12 aus andern deutſchen Staaten, die meis ſten aus dem benachbarten Sachſen her. Von den ums *) Ihrem Gewerbe nach find 4 Landwirthe, 3 Gärtner, 2 Müller u. Mühlenzeugarbeiter, 1 Ziegler, 4 Maurer, 3 Zimmerleute, 6 Tiſch⸗ der, 1 Stellmacher, 1 Böttcher, 2 Glaſer, 2 Drescher, 1 Korbmacher, 4 Seiler, 1 Tuchmacher, 5 Kleidermacher, 1 Weißgerber, 1 Beutler, 5 Schuhmacher, 2 Ooſenmacher, 2 Buchbinder, 1 Hutmacher, 1 Nad⸗ ler, 1 Zinngießer, 2 Klempner, 1 Schloſſer, 1 Meſſerſchmidt, 1 Büch⸗ ſenmacher, 3 Mechaniker, 4 Hufſchmiede, 2 Seifenſieder, 3 Barbiere, 1 Laufburſche, 3 Schreiber, 2 Cigarrenarbeiter, 1 Soldat. — 120 — liegenden Dorfſchaften aber wandern unſerer Schule im Ganzen 9 Schuͤler zu, was einen ſehr erfreulichen Eifer beweiſt, zumal wenn man bedenkt, daß die Wochentags— ſtunden Abends erſt um 8 Uhr und fuͤr die, welche auch den Unterricht im Franzoͤſiſchen beſuchen, ſogar erſt um 9 Uhr ſchließen und daß dieſe jungen Leute dann noch immer 1 bis faſt 3 Stunden zu gehen haben, ehe ſie ihre laͤndliche Heimath z. B. Goͤhren, Treben, Heiligleichnam, Zürchau und Dobitſchen erreichen. Was wir in der Schule treiben, das ſind noch immer die alten Faͤcher allgemeinen Wiſſens und Koͤnnens, die auch fuͤr den Gewerbsmann vorzuͤglich bildend und nothwendig ſind: Freihand- und Linearzeichnen, Schoͤn- und Rechtſchreiben, das Letztere ver— bunden mit mancherlei Uebungen im ſchriftlichen Ausdruck, wozu in der erſten wie in der zweiten Claſſe in dem lau— fenden Schuljahre bereits je 12 verſchiedene Aufſaͤtze aus— gearbeitet und corrigirt worden find, ſodann Rechnen, je nach den bisherigen Leiſtungen der Schuͤler in ſehr ver— ſchiedenen Abſtufungen und endlich nur in der zweiten Claſſe Geographie mit Hinzufuͤgung von mancherlei geſchichtlichen und gewerblichen Erlaͤuterungen und nur in der erſten Claſſe Naturlehre und Geometrie, wobei es weniger auf theore— tiſche Kenntniß abſtracter mathematiſcher Wahrheiten, als auf die Befähigung der Schuler abgeſehen iſt, allerhand Flaͤchen und regelmäßige koͤrperliche Raͤume nach ihrer Größe auszumeſſen und zu berechnen. Scheint doch ſelbſt dieſer Unterricht manchem gleichgiltigen und bequemen Schuler noch immer nicht nutzbar und praktiſch genug zu ſein, um ihm ununterbrochene Aufmerkſamkeit und Theilnahme zu— zuwenden, ſo unangenehm es auch ſpaͤter wiederum Ein— zelnen iſt, wenn ſie wegen dieſer Vernachläſſigung des Früͤheren nicht mehr mit den Andern recht fortkommen koͤnnen, wenn nach ihrer Anſicht fpäter wieder einmal ins tereſſantere und brauchbarere Sachen an die Reihe kommen. Vielleicht hilft dieſe Erfahrung dahin, daß ſie mit der Zeit immer mehr einſehen, daß alles Wiſſen und Koͤnnen zu⸗ - m — ſammenhaͤngt und daß man auf dem — Wiſſenſchaft und Kunſt ebenſo erſt einigermaßen eingebür⸗ gert ſein muß, um es in einem beſtimmten einzelnen 9 zur Meiſterſchaft zu bringen, wie man in unſern buͤrger⸗ lichen Verhaͤltniſſen nicht Meiſter einer beſtimmten Innung werden kann, ohne zuvor das ſtaͤdtiſche Buͤrgerrecht er— worben zu haben. Rur todte Geld⸗ und Maſchinenmenſchen ſchaͤtzen dieſe Vielſeitigkeit gering, in die der rechte Meiſter ſeine groͤßte Ehre ſetzt, und ſollte ſie ihm auch bei der immer fortſchrei— tenden Theilung der Arbeit materiell zu nichts weiter die— nen, als ſeinen Zweig mit Umſicht zu waͤhlen und dann mit Benutzung aller allgemeinen Vortheile und Hilfsmittel zu betreiben. Rur die Rohheit und Flachheit und die unverbeſſer— liche Geiſtesſklaverei fragt: wozu dem Handwerker ſolche allgemeine Geiſtesbildung nuͤtze und fromme, und verwirft dieſelbe, ſobald ihr nicht ein materieller Gewinn mit Sicher— heit nachgewieſen wird, alsbald ebenſo entſchieden als uͤber— flüffig und gefährlich, wie die amerikaniſchen Sklavenbeſitzer das Leſen und Schreibenlernen ihrer Neger; nur mit dem Unterſchiede, daß hier nicht amerikaniſche Sklavenbeſitzer über afrikaniſche Sklaven, ſondern gebildete Deutſche und oft ſelbſt deutſche Innungsgenoſſen uͤber die Bildung ihrer heranreifenden Innungsgenoſſen das Urtheil ſprechen. Sie werden damit aber das Licht der Wahrheit niemals aus— loͤſchen; und ſo lange ein gutes Gewiſſen auch noch einen höheren Werth hat, als den, ein vorzuͤgliches Foͤrderungs— mittel eines ruhigen Schlafs zu ſein, und ſo lange wahre Religioſitaͤt auch noch etwas mehr iſt als eine kraͤftige Stütze aͤußerlicher Geſetzlichkeit, ebenſo lange wird auch | Reichthum des Wiſſens und Klarheit und Gewandtheit des Denkens auch über ihren Rutzen für das Geſchaͤfts— lleben hinaus noch einen Werth und eine Bedeutung an ſich Bo Darum haben wir hier in diefem Vereine von 4 9 4 — 122 — Bi nicht erſt lange gefragt, ob und was Geiftesbildung n dem Handwerker nutze, fondern wir haben immer an der uuoeberzeugung feſtgehalten, daß fie zu einem würdigen Bes ſtehen in der buͤrgerlichen Geſellſchaft vollig unentbehrlich ſei. XVI. Allgemeiner Bericht uͤber das Beſtehen und Wirken der Kunſt- und Handwerksvereine, Kunſt⸗, Gewerb- und Sonntagsſchulen in den Schweſterſtaͤdten des Landes im Jahre 1852; erſtattet durch den Geheimen Regier.-Rath ꝛc. Dr. Back in Altenburg, Schriftführer der daſ. Kunſt⸗ und Handwerksſchule, Ehrenmitglied zweckverwandter und anderer wiſſenſchaftlicher Vereine des l In⸗ und Auslandes. A. Wie in den Jahren daher, ſo verſucht auch jetzt der Berichterſtatter, die überſichtliche Zuſammenſtellung der Ergebniſſe, welche er uͤber die Thaͤtigkeit der ſtamm- und zweckverwandten Schweſtervereine und Anſtalten im Lande im zurückgelegten Vereinsjahre bei der oͤffentlichen Sitzung des Kunſt⸗ und Handwerksvereines zu Altenburg an deſſen Stiftungfeſte, den 4. Febr. 1853, nach Anleitung der Mittheilungen der gedachten Schweſtervereine in freiem Vortrage darzulegen beſtrebt war, mittelſt des nachfol— genden Vortrages zur Kenntniß Derer zu bringen, welche der Feſtſitzung beizuwohnen behindert waren. Vor allen Dingen ſei freundlicher Dank dargebracht den Vorſtaͤnden der Schweſtervereine, welche durch ihre gefaͤlligen Mitthei⸗ | | j I 1 lungen die gegenwaͤrtige allgemeine Berichtserſtattung u moͤglichten. Nun zu den einzelnen Vereinen mich wendend, babe ich mit Beruͤckſichtigung der Raumbeſchraͤnkung, welche der Druckzweck vorzeichnet, Folgendes hervorzuheben. I. Die Sonntagsſchule in Lucka beſtand noch i. J. 1852, hob ſich ſogar gegen fruͤhere Jahre in ihrer Thaͤtigkeit und an Schülerzahl — die letztere flieg jedoch nicht über 12 — von denen die Mehrzahl fleißig war. Es klagt der Vorſteher, Hr. Inſpektor Becker⸗-Lau⸗ rich noch immer daruͤber, daß ſo manche Lehrmeiſter ihre Lehrlinge und Geſellen mehr hinderten als aufmunterten, die Schule zu beſuchen, oft fie gerade des Sonntags anders attig beſchaͤftigend, obſchon die Schulzeit nur in die Stunde 12 bis 14 Uhr falle. Die Schüler werden dort im Schöns und Rechtſchreiben, in Abfaſſen ſchriftlicher Aufſaͤtze und im Rechnen unterwieſen. Der Zimmermeiſter Hr. Bruͤmmer gibt Anleitung zum architeftonifchen Zeichnen. Auch Ges ſchichte und Erdkunde wuͤrden gern gelehrt werden, wenn ſich geeignete Schuͤler dazu faͤnden. Wenn endlich werden in Lucka wie anderwaͤrts Eltern, Vormuͤnder, Angehörige, Lehrmeiſter den Werth der Gelegenheit anerkennen, welche den jungen Leuten durch die Sonntagsſchulen zu ihrer Fortbildung fo uneigennuͤtzig dargeboten wird! II. 1) In Meuſelwitz, berichtet Hr. Pfarrer Kratſch, benutzten die Sonntagsſchule, die er leitet, 8— 10 zumeift fleißige Schüler. Zu den früheren gewöhns lichen Unterrichtsgegenſtänden kam noch das Zeichnen, ge— lehrt von dem Poſamentierermſtr. Hrn. Bergner und dem Tiſchlermſtr. Hrn. Heilmann. Eine Mondtagsabendſtunde, welche Hr. Pfarrer Kratſch und Hr. Diak. Schneider unternahmen, ward nicht beſucht. 2) Der Gewerbverein hat mit dem Beginne des Winters feine wöchentlichen Verſammlungen, zur Beſpre— chung gewerblicher Gegenſtaͤnde, wieder aufgenommen, Näs heres darüber jedoch anher nicht mitgetheilt, was doch ſehr 9 * — 124 — gewunſcht werden mußte, insbeſondre in Hinblick auf die für die Ortsverhaͤltniſſe in der That ſehr gelungene Aus⸗ ſtellung von dortigen Gewerbserzeugniſſen im Sommer v. J., von welchen mehrere auch bei der groͤßeren Ausſtellung im Herbſte 1852 in Altenburg ausgezeichnet wurden. 3) Die daſige Raͤh- und Strickſchule, geleitet von der Gattin des Hrn. Pfarrers Kratſch und Fraͤul. N. Foedſch — Dank ihnen dafuͤr! — hat den beſten Fortgang. 4) Auch die Kleinkinderbewahr-Anſtalt, mit menſchenfreundlicher Theilnahme geſtiftet und eingerichtet und geleitet von der inmittelſt leider heimgegangenen hoch— achtbaren Gattin des Hrn. Geh. Raths ꝛc. Frhr. v. Secken⸗ dorff dort, gedeihet, von dem Letztern im Sinne der Verewigten ferner bedacht, unter der Obhut und Pflege braver Frauen vortrefflich. | In dem nahen Mumsdorf hat Hr. Dr. Kramer von Leipzig eine Dampfmaſchine zur Betreibung eines Braunkohlenwerkes aufgeſtellt, was weſentlich gewerbfoͤr— dernd ſein wird. Auch in Meuſelwitz koͤnnte und ſollte fuͤglich von Seiten der Einwohnerſchaft mehr geſchehen fuͤr Bethaͤtigung des Zweckes der Sonntagsſchule. Vielleicht nimmt der daſige Gewerbverein ſich der Sache nun an. N III. Rach dem Berichte des Hrn. Adj. Pfarrer Bartholomaͤi in Goͤßnitz, Vorſtehers der daſigen Wagners⸗Sonntagsſchule, hat dieſe einen die Wuͤnſche des Vorſtandes und der unverdroſſen fuͤr ſie ar— beitenden Lehrer immerhin befriedigenden Fortgang gehabt. Hrn. Zimmermſtr. Gentſch unterſtuͤtzte, als Zeichnenlehrer, der Glaſergeſell Roſenthal, ein geuͤbter Sonntagsſchuͤler; Hr. Kand. Tanner unterwies in Geſchichte, Rechtſchrei⸗ bung, teutſcher Sprachlehre, Hr. Kantor Girbert im Rechnen, Phyſik und Technik. Den Hrn. Vorſteher vers trat, als er an den Augen litt, Hr. Adv. und Stadt⸗ richter Lots, der zugleich einige Unterrichtſtunden gab. Der Schüler waren 20 bis 30. Ietzt beſchaͤftigt man — 8 — ſich mit einer Reugeſtaltung der Verfaſſung des Fortbils dungwerkes. Man hofft, bei Lehrmeiſtern und Geſellen den rechten Sinn, die rechte Einſicht für daſſelbe zu ers wecken. Moͤge es von Erfolge ſein! Die Goͤßnitzer ſoll⸗ ten eine Ehre darin ſuchen, auch in dieſer Hinſicht ſelb— ſtaͤndig und einſichtvoll ſich zu erweiſen und fie würden fie finden, wenn ſie ernſtlich wollten! IV. In Schmoͤlln ſtehts nach wie vor gut um die gemeinnützige Sache der Gewerbvereine und ihrer Schulen. 1) Der Jahresbericht, welchen Hr. Adv. und Stadt- ſchreiber Haſe über das Weſen des Gewetbvereines erftattet hat, verkuͤndet nur Erfreuliches: ein reges, kraͤftiges Leben darin, die Mitgliederzahl im Wachſen, bis zu 127, daher auch vermehrte Mittel zur Foͤrderung der Vereinszwecke, die Verſammlungen zahlreich beſucht, mehr als anderwaͤrts, verhaͤltnißmaͤßig ſogar mehr als in Altenburg, in ſolchen freie Vortraͤge, lebhafte Verhandlungen; Hrn. Apoth. Krafts Mittheilungen aus dem Gebiete der Chemie, durch viele Experimente erläutert, unterhielten, belehrten, wurden danfs barſt aufgenommen und benutzt; die Raͤthlichkeit oder Un— raͤthlichkeit des Wanderzwanges bei den Handwerksgeſellen, die Sache des Leipziger Nationalvereins für Handel und Gewerbe, die Meuſelwitzer Ausſtellung von Gewerbserzeug— niſſen und die Fuͤglichkeit der Veranſtaltung einer ſolchen in Schmolln, die Altenburger Ausſtellung von Gewerbs— und Bodenerzeugniſſen, die in Rewyork und Gotha bevor— ſtehende Ausſtellung, welche auch von Schmolln aus beſchickt werden wird, wie denn auch der Hr. Doſenfabrik. Jacob N | | daf. bei der Londoner Ausſtellung mit der bronzenen Medaille ehrend ausgezeichnet worden iſt, dies und dergleichen war Gegenſtand der vereinlichen Verhandlungen. Der Umlauf der Zeitſchriften war ein wohlgeordneter. Der daſ. Guſtav— Adolf⸗Verein überlies dem Gewerbvereine feine Schriften, ſobald ſie bei erſterem umgelaufen waren. — — 2) Von der Gewerbſchule berichtet Hr. Ober⸗ lehrer Schumann und Hr. Inſp. und Oberpfarrer Gru— ner eben auch nur Erfreuliches, denn: die Hrn. Lehrer haben das Ihre wacker gethan; 154 Schüler nahmen die Kraft des Geiſtes und des Gemuͤthes derſelben in Anſpruch, und was das Beſte, mit Erfolg, daher auch 9 der vorzuͤg— lichſten aͤltern unter dieſen Zoͤglingen menſchen- und wahr⸗ haft buͤrgerfreundlicher Lehrer mit anſehnlichen Preisgaben ehrend ausgezeichnet werden konnten. Die Mittel dazu gewaͤhrten die Mitglieder durch eine reiche Sammlung beim Stiftungfeſtmahle. Man aß nicht blos! Die Fortſchritte der Schuͤler ſind zufriedenſtellend im Allgemeinen und bei Vielen im Beſondern, auch ſo das ſittliche Betragen. Es unterwieſen: Hr. Schreiblehrer Golle zwiſchen 153 und 105 Schuͤler im Schoͤnſchreiben, Hr. Collab. Knabe — jetzt, nach deſſen Befoͤrderung zum Pfarramte Linda bei Ronneburg — Hr. Rector Nitzſche, 28 Schuͤler in teutſcher Sprache, Erdkunde und Geſchichte; Hr. Maler Pfitzner 41 Schuͤler im Zeichnen — Blumen, Land— ſchaften, Figuren, Geraͤthſchaften ic. Herr Oberlehrer Schumann 47 Schuͤler in 3 Abtheilungen im Rechnen, dem niedern und hoͤheren. Gern ſchließt man ſich der Hoffnung des Hrn. Oberlehrer Schumann an: daß die Lehrmeiſter ſich durch das guͤnſtige Ergebniß ſolcher Mit— theilungen aufgefordert fuͤhlen werden, ihre Lehrlinge und Angehoͤrigen zum fleißigen Beſuche der Gewerbſchule um ſo mehr anzuhalten, als die Erfahrung lehrt, daß die in der oͤffentlichen Schule erworbenen Kenntniffe früher oder ſpaͤter wieder verloren gehen, wenn ſie nicht durch den Beſuch der Gewerbſchulen aufgefriſcht, feſter eingepraͤgt und vermehrt werden. Erfreulich iſt's, zu vernehmen, daß gerade die Schuͤler vom Lande, welche weit ab von der Stadt wohnen, ſich durch fleißigen und regelmaͤßigen Schulbeſuch auszeichnen. Mag man anderwaͤrts ein Beiſpiel daran nehmen! = MM V. Hr. Kauſm. Richter, d. 8. Vorſteher des Gewerbvereins in Ronneburg vermag diesmal nur Weniges über Verein und Schule dort mitzutheilen. 1) Der Vorſtand des Gewerbvereins erfuhr allerlei unerfreulichen Wechſel. Hr. Diakonus Kluͤgel, ſein wackerer Vorſitzender, folgte einem ehrenvollen Rufe nach Altenburg, Hr. Rentamtmann Jecke, ſein treuver— dienter Rechnungfuͤhrer ſtarb, Hr. Fabrik. Wimmer, den zum Schriftfuͤhrer gewonnen zu haben man ſich freute, ſiedelte ſich nach Potſchappel uͤber; andre Mitglieder zogen ſich zuruͤck; der Verein zaͤhlt nur noch 50 Theilnehmer — ſeit 2 Jahren kein neues Mitglied —, in den 5 Sitzungen des Jahres durchſchnittlich nur etwa 10 Mitglieder an— weſend; dieſe ſprachen über Flachsſpinnerei, Altersverſor— gung, Gewerbſchulweſen und Kleinkinderbewahr-Anſtalten dort. Direktor jetzt Hr. Richter. Vorſteher bisher Hr. Kaufm. Sieber und Hr. Zeugmachermſtr. K. Degkwitz. Kaſſirer Hr. Foͤrſter Adam, Schriftfuͤhrer Hr. Schreiber Feuſtel. Kaſſeſtand wenig anmuthend. 2) Die Kunſt- und Gewerbſchule begann mit 70 Schuͤlern, von welchen nach und nach ſo viele weg— blieben — und man hielt dergleichen Burſche nicht — daß ſchließlich nur noch 28 übrig blieben. Hr. Superint. Günther hat ſich erfreulicher Weiſe neuerlich zur Lei— tung der Anſtalt herbeigelaſſen. Lehrer: Hr. Georgi, Hr. Seminar-Aspirant Kaiſer, Hr. Porzellanmaler O ſch— mann und Hr. Kand. Wolf, bezuͤglich fuͤr Erdkunde, Schoͤnſchreiben, Tafel- und Kopfrechnen, bez. für Zeichnen, wobei aber nur 7 Schüler ſich eingefunden oder ausgedauert haben; dann fuͤr teutſche Sprache, insbeſondre fuͤr Recht— ſchreibung. An Stelle des der Anſtalt zu ihrem großen Leidweſen entruͤckten Hrn. Diak. Kluͤgel, welcher in Erd— befchreibung und in guten Stunden in chriſtlicher Sittenlehre unterwies, hofft man Hrn. Kand. Hilbert zu gewinnen. 3) Die Weberſchule kann nur von 6 Schuͤlern — 128 — beſucht werden; die Hrn. Fabrik. Maul und Paͤß ler find Lehrer; ein Lehr- und Muſterſtuhl iſt vorgerichtet. Hr. Richter iſt gewillt, wie früher aus dem Ges biete der Phyſik und Chemie, uͤber Buchhalten und dergl. Vortraͤge zu halten, was man dort ſicherlich dankbarſt an— erkennen wird. Den auch in dieſer Hinſicht, wie in ſo mancher andern bedraͤngten Ronneburgern iſt eine foͤrder— liche und gedeihliche Regelung dieſer Vereins angelegenheiten herzlich zu wuͤnſchen. ? VI. 1) Der Georgenverein zu Hebung und Belebung des Kunſt⸗ und Gewerbfleißes in Eiſenberg, deſſen Vorſteher jetzt Hr. Superintendent und Oberpfarrer Kloͤtzner, Schriftführer Hr. Amtsaftuar Vater iſt, hat im J. 1852 ſeinen Zweck je mehr und mehr bethaͤtigt durch Heranziehen vieler achtbarer Handwerksmeiſter zur Betheiligung am Vereine, der nun 42 Mitglieder zaͤhlt, dann durch eine mit der Stiftungfeſtfeier verbundene Ausſtellung gelungener Arbeiten (26) von Geſellen und Lehrlingen und durch Unterſtuͤtzung eines früheren Zoͤglings der Sonntags» ſchule, eines Guͤrtlers, der jetzt auf der koͤnigl. Akademie der bildenden Kuͤnſte in Dresden eine kuͤnſtleriſche Aus- bildung erſtrebt. Bei der Verlooſung der genannten Aus- ſtellunggegenſtaͤnde haben ſich unter Vermittlung Sr. Ho— heit des Prinzen Friedrich, die hoͤchſten Herr— ſchaften in gewohnter freigebiger Weiſe betheiligt. Die Ausſteller wurden durch kleine Preisgaben erfreut. 2) Die Sonntagsſchule leitete nach wie vor Hr. Rektor Ludwig; er ſelbſt unterwies in Rechtſchrei— bung, Geſchaͤftsaufſaͤtzen und Rechnen; Hr. Architekt Ber— ger im Zeichnen, Geometrie fuͤr Handwerker und im Schoͤn— ſchreiben. Schuͤlerzahl zwiſchen 45 und 46; ihr Benehmen lobenswerth, mindeſtens zumeiſt, daher gleichfalls Preisge— ſchenke vertheilt werden konnten. Leider wird auch dort wie anderwaͤrs der haͤusliche Fleiß der Sonntagsſchuͤler von. Seiten mancher Lehrmeiſter mehr oder weniger gehemmt. Die regere Theilnahme von Seiten vieler achtbarer Gewerbs— 6 — 129 — meiſter wird nun hoffentlich dem wehren. Erfreulich iſt's, daß aus dem preuß. Staͤdtchen Kroſſen zwei Lehrlinge den weiten Weg (14 St.) nicht ſcheuen, um die Sonntags⸗ ſchule zu beſuchen. VI Die Sonntagsſchule in Roda hat den von ihr feit ihrer Stiftung treu im Auge behaltenen Zweck, Foͤr⸗ derung des veligiöfen Sinnes ihrer Zoͤglinge, ſittliche Hals tung und Gevoͤhnung derſelben an Fleiß und Ordnung, Feſtigung und Vermehrung ihrer Kenntniſſe und Fertig⸗ keiten durch Reth und That, auch im v. J. zu erreichen geſucht. Immer aber noch bezeichnet auch dort der Schuls vorſtand — Hr Kirchenrath Dr. Streicher und Hr. Bürgermſtr. Weſtho ff — es als einen frommen Wunſch, daß doch die aus der gewöhnlichen Buͤrgerknabenſchule Entlaſſenen je mehr und mehr freiwillig, mit Luſt und Eifer ſich der Sorntagsſchule anſchließen und nicht erft zur Benutzung der Mittel ihrer Fortbildung ſich treiben ließen, daß aber beſonders Eltern und Lehrmeiſter hierunter das Ihre gleichfalls thun moͤgten. Der Schüler waren 30 bis 40; darunter 14 von den Rachbardoͤrfern und dieſe gerade die regelmaͤßigſten Beſucher; am Jahresſchluſſe 38. Die frühern Lehrer unterweiſen nach wie vor treueifrig im Schoͤn⸗ und Rechtſchriben, im Teutſchen, im Rechnen, in Naturlehre, Erdkunde und Geſchichte. Die Schulbibliothek, welche beſonders durch die Zwickauer Volksſchriften wuchs, wird fleißig benutzt. Somit ſteht's dort allermaßen nach Wunſche. VIII. 1) Hr. Fabrikbeſitzer Kaufm. Eckardt in Kahla berichtet: a a) Bei der Herzog⸗Joſehs-Sonntagsſchule bleibt es noch immer Wunſch: daß die Handwerksmeiſter ſich für verpflichtet halten möchten, ihre Lehrlinge dieſe Schule beſuchen zu laſſen; denn es wird doch noch nicht genug Gebrauch davon gemacht. b) Dagegen bedarf es bei der Strick- und Raͤh⸗ ſchule keiner beſondern Aufmunterung, es iſt vielmehr — 130 — eine wahre Freude, zu ſehen, wie der Nutzen dieſer Anſtalt erkannt und gehandhabt wird; daher beſuchen fie 56 Schuͤ— lerinnen. La c) Bei der Beſchaͤftigunganſtalt konnten erfreulicher Weiſe weit mehr Leute angewendet werden als bislang. Dem menſchenfreundlichen Wunſche des Stifters dieſer Anſtalten Hrn. Eckardt: daß doch lanz andauernde druckende Verhaͤltniſſe im oͤffentlichen Verkchrsleben bald enden mögten, muß jeder Vaterlandsfreund beipflichten. Hr. Eckardt und die Seinen und die Lehrer ſeiner An— ſtalten haben ſtets das Ihre dabei gethan. Iſt nicht Alles, wie es fein koͤnnte und fein ſollte, nun, fie vers ſchuldeten es nicht! 2) Und der Gewerb verein dort? Er mußte feit 1848 unthaͤtig ſein wie ſo mancher andere wahrhaft ge— meinnuͤtzige Verein. Warum? Darum! Aber auch ihm iſt eine neue Morgenſonne aufgegangen, nicht mit einem Morgenrothe, von welchem der Witterungkundige ſagt: „Morgenroth bringt Wind oder Koth!“ ein Morgenroth, wie wir ein ſolches in den Sturm- und Drangzeiten dieſer Jahre hatten, ſondern mit einer Morgenroͤthe, wie ſie ei— nem fruchtbaren, bluͤthenlockenden und Fruͤchte verkuͤndenden Lenzmorgen vorangehet. — Hr. Adv. Schindler dort berichtet als Vorſteher mit wahrer innerer Genugthuung, daß der Gewerbverein wieder thätig iſt, daß ſich tüchtige Leute ihm wieder angeſchloſſen haben, daß eine Leſeſtube fuͤr Geſellen und Lehrlinge ins Leben gerufen worden iſt und benutzt wird, daß man in den Vereinsſitzungen über vortheilhafte Gewinnung von Oel aus Pflaumenkernnipschen und von gutem und wohlſchmeckendem Branntwein aus Zwetſchen, über Nachfertigung der amerikaniſchen Gummi— ſchuhe, uͤber Verarbeitung der Wolle von ſogen. Teich— oder Rohrmotzen zu Matrazen, uͤber den nachtheiligen Ein— fluß der Aus dünſtung der Duͤngerjauche auf die menſchliche Geſundheit, uͤber Kamphin- und Photogenlampen, uͤber die Benutzung von Daͤmpfen beim Brodbacken zum Ge— — 1 — winnen von Branntwein, über Platin u. ſ. w. verhandelt, fog. poröfe thoͤnerne, in Kahla gefertigte, nett gearbeitete Waſſerflaſchen, in welchen ſich das Waſſer auffallend friſch erhält, platirte, ſauber und geſchmackvoll in Kahla gear⸗ beitete Geſchirre, eine daſelbſt gefertigte vortreffliche Pendeluhr u. ſ. w. vorgezeigt hat. In der bei Wiedereroͤffnung des Gewerbvereins, den 2. Nov. 1852, vom Hrn. Vorſitzenden Adv. Schindler vorgetragenen Anſprache prägt ſich das Gefühl des innigſten Leidweſens uͤber die Bewährung des Dichterſpruches: „je— doch das Schrecklichſte der Schrecken, das iſt der Menſch in ſeinem Wahn!“ in den Jahren 1848 f., innig aus, indem er feinen Mitbürgern und Vereinsgenoſſen zuruft: „Und haben wir es fruͤher nur geleſen, ſo haben wir es in den jüngften Jahren in der Wirklichkeit erfahren muͤſſen, wie wahr der bekannte Dichter in den Worten ſagt: „Jedoch das Schrecklichſte der Schrecken, Das iſt der Menſch in ſeinem Wahn!“ Schon ſchlug der Voͤlkerlaͤrm in den Nachbarlanden an unſer Ohr, als wir das letzte Mal uns wie heute vereint ſahen, und wir begruͤßten dieſes maͤchtige Brauſen und Droͤhnen gleich wie die Vorboten eines gewaltigen Natur— ereigniſſes, ſchwer in ſeinem Auftreten, jedoch ſegensreich in ſeinen Folgen für's ganze Land! Zur Windsbraut iſt es geworden in feinem Kommen und Aufhoͤren; in der Höhe, wie in der Tiefe; zerriſſen hat es die Menſchheit in An— ſichten und Gefuͤhlen; entzweit die Gemuͤther und hat als Peſt bis heute noch das Mißtrauen zurüͤckgelaſſen! Auch über den Friedensgarten unſers Vereins gingen damals die wilden Wogen hoch und ſtießen zum Theil hart an ſeine muͤhſamen Pflanzungen! Doch als der Sturm ſich gelegt und der wilde Strom ſich verlaufen hatte, da tauchte auch unſer Pflanzengarten wieder auf und mit Sehnſucht blickten feine früheren Pfleger, m — 122 — überdrüffig des endloſen, betaͤubenden Laͤrms, nach dem ſtillen Orte, wo ſie in harmloſer Geſelligkeit Gutes zu wirken angeſtrebt und mit dem Angenehmen das Nützliche verbunden hatten. Und wie konnte dies auch anders kommen, hatte doch jeder in dem Garten, den wir bes baueten, fein Lieblingsplaͤtzchen, das er vorzugsweiſe pflegte und auf dem er manche ſchoͤne Blume fuͤr die Wiſſenſchaft zog! Und war das Jahr voruͤber und es wurden die Erzeugniſſe jedes Einzelnen geſammelt, auf einen großen Strauß gebunden und aufgeſtellt — wir konnten uns mit Recht uͤber die Groͤße und Mannigfaltigkeit deſſelben freuen und ſelbſt Kenner ſahen ihn gern! — Wir haben dieſe Freude und das mit ihr verbunden geweſene Gefuͤhl innerer Genugthuung ſeit mehreren Jahren entbehren muͤſſen. Vergeſſen wir, was Alles in dieſer Zwiſchenzeit, uns unangenehm beruͤhrend, inne liegt! Wir ſehen uns ja heute zum guten Zwecke aufs Reue hier vereint und aus vollem Herzen rufe ich Ihnen das freund— lichſte Willkommen zu! Koͤnnten dieſes Willkommen doch auch Jene mit hoͤren, die ihre Arbeit indeß haben einſtellen muͤſſen und aufgehoͤrt haben hier thaͤtig zu ſein; koͤnnte es namentlich jener uns theure Mann mit hoͤren, der früher fo gern fi) zum Verein mitzaͤhlte und der indeß als treuer, unverdroſſener Arbeiter in eine höhere Pflanz— ſchule eingewieſen worden iſt! — \ Wir pollen von Neuem wieder thätig fein an dem Bau, den wir begonnen haben; es iſt dies der Zweck, warum die alten Bekannten, wenn auch nicht in dem alten bekannten Lokale heute ſich wieder zuſammengefunden haben. Laſſen Sie, wie in jenem, ſo auch hier die alte Einigkeit und das alte Zutrauen unter uns vor Allem die erſten Plaͤtze wieder einnehmen. Und will's uns ja in unſerer Bruſt aus juͤngſter Zeit noch manchmal fehmerzen . — das Band der gegenſeitigen Nachſicht und Verzeihung, was uns Alle feſt umſchlingen und verbinden ſoll, es wird * — 133 — auch dieſen Schmerz ſtillen! Wenn wir denn in ſo rechter aufrichtiger Einigkeit wieder Hand anlegen an Das, was wir vor Jahren begonnen haben, erſprießen wird es ſicht— lich und Fruͤchte tragen, wenn unſere Kraͤfte auch bemeſſen ſind. Hat unſer Friedensgarten dann die rechte Einrich⸗ tung gewonnen, iſt wieder hergeſtellt, was durch entgangene Pflege in längerer Zeit unkenntlich geworden iſt, befleis ßigen wir uns neuer Anlagen, neuer Pflanzungen — dann wird noch Mancher ſich zu uns gezogen fuͤhlen, der jetzt von außen noch zuſieht und erſt prüft. — So laſſen Sie uns denn doppelt wirken, einmal durch Foͤrderung des Zeitgemaͤßen im Gewerblichen, ſodann durch unſer Beiſpiel in der Einigkeit! Unſere aufrichtigen Beſtrebungen in beiderlei Beziehungen werden uns eine innere Genugthuung verſchaffen, nach der der rechte Mann allein ſtrebt, in der der rechte Mann ſeine wahre Ehre findet!“ Dem HERRN der Herren ſei der ehrenwerthe Vers ein empfohlen, zu welchem und in deſſen Sinne alſo ge— ſprochen ward! 3) Roch einer dortigen Anſtalt ift ehrend zu gedenken, der ſog. Sonntags⸗Leſeſtunde. Hr. Dr. Beſſer dort, praktiſcher Arzt, wollte dem Geſellen- und Lehrlings- ſtande Gelegenheit geben zu einer beſſern Benutzung der Sonntags⸗Nachmittage als gewoͤhnlich; ſein Unternehmen begründete der Ertrag einer von Perthes und Fuͤllner bei dem Gaſtmahle des Kahlaiſchen Kirchentages veran⸗ ſtalteten Sammlung, ein Geſchenk Sr. Hoheit des gnaͤ— digſt regierenden Herzogs Georg und freiwillige Beitraͤge von Ortsbewohnern Kahlas; es bildete ſich ein Vorſtand; eine Anzahl Bücher, Karten und Schreibmittel fanden ſich. Der Beſuch der Anſtalt war anfaͤnglich lebhaft, nahm dann aber ab, weil Geſellen und Lehrlinge von den Mei⸗ ſtern anderweitig benutzt wurden; wie viel von den 105 — 134 — Lehrlingen und von den 42 Geſellen, welche im vorigen Sommer ſie benutzten, dermalen noch ihr angehoͤren moͤgen, liegt nicht vor, doch klagt Hr. Dr. Beſſer über dies⸗ fallſige Lauheit, waͤhrend es an Mitteln zum Zwecke nicht fehlt. Doch wie ihn troͤſtet auch uns die Erfahrung: daß Gott das wirklich Gute ja doch ſchuͤtzt. Uebrigens bezweckt die Sonntags-Leſeſtunde: Gelegen⸗ heit zum genauern Kennenlernen guter Volksſchriften zu geben; dies zwar durch deren Darbietung in einer ent— ſprechenden Raͤumlichkeit, Sonn- und Feiertags nach be— endetem Nachmittags-Gottesdienſte bis 9 Uhr Abends, fuͤr konfirmirte maͤnnliche Perſonen von unbeſcholtenem Rufe; Schriften von Koͤrber, Panſe, Kohlrauſch, Horn, Wilden— hahn, Hebel, Gottfried, Wichern, Ahlfeld, Jahn, Gotthelf, Brentano, Peſtalozzi, Redenbacher, Hoffmann, Neugebauer, Kreßler, Fleiſchmann, Bromme ſind zunaͤchſt ins Auge gefaßt worden. IX. In Orlamuͤnda, dieſer alten, für die Vers kehrs verhaͤltniſſe einer neuen Zeit fo wenig guͤnſtig gelegenen, jetzt ſo bedraͤngten, der Aufhilfe fo ſehr bedürftigen EAN ſtadt erhielt ſich auch im vorigen Jahre: 1) die Sonntagsſchule unter ihren bisherigen Lehrern allermaßen befriedigend: vom Januar bis zur Oſterzeit gegen 40, von da an bis Weihnachten etwa 20 Schuͤler, theils aus der Stadt, theils aus der Umgegend; die fleißigſten empfingen Preisgeſchenke; Leſebuͤcher wurden fleißig benutzt. 2) Die Strick- und Raͤhſchule hatte unter der Leitung von Fraͤul. Schindler guten Fortgang. X. uhlſtedt erfreuet ſich, wie bereits im Jahres⸗ berichte auf 1851 angedeutet ward, mehrerer vom Hrn, Pfarrer Sahl geſtifteter gemeinnütziger Anſtalten. — 5 — 1) Die Fortbildung ſchule, welche jedoch waͤh⸗ rend der eigentlichen Sommermonate eingeſtellt werden muß, da zu ſolcher Zeit die jungen Leute des Ortes landwirtbs ſchaftlich allzuſehr beſchaͤftigt ſind, iſt ſonſt von 24 bis 30 Schülern fleißig und mit gutem Erfolge beſucht wors den, darunter ſind 7 aus 2 Rachbardoͤrfern geweſen. Lehrer: Hr. Schullehrerſubſt. Taͤnzler, an Stelle des nach Lindig verſetzten Schullehrer Flemming, für Schöns ſchreiben und Singen, Hr. Maͤdchenlehrer Hafner für Rechnen, Hr. Pfarrer Sahl ſelbſt für ſchriftliche Aufſaͤtze und Erdkunde, verbunden mit Geſchichte. Die Schulleſebibliothek wird ſehr benutz fie zählt jetzt 64 Bücher. 2) Die Zweigſparkaſſe gewinnt an Umfang. Sie hat feit der kurzen Zeit ihres Beſtehens — Mai 1851 — bereits 500 Thlr. zur Bezirksſparkaſſe in Kahla eingeliehen. Gott gebe ferneres Gedeihen dem menſchenfreund— lichen, wahrhaft prieſterlichen Beſtreben des Hrn. Pfarrer Sahl und ſeiner dortigen Freunde und Gehilfen! B. und was finden wir heraus aus alle Dem, was vor uns liegt? Es iſt da und dort viel beſſer ge— worden mit den Dingen, welche die Kunſt- und Gewerb— vereine und die Gewerb- und Sonntagsſchulen im lieben Heimathlande betreiben, und ihre Zwecke ſind da und dort je mehr und mehr anerkannt und gefördert worden, ſeitdem die Schreckensherrſchaft vom Jahre 1848 f. in ihrer ſcheußlichen nackten Wahrheit erkannt worden iſt. Aber es fehlt noch viel da und dort, bevor der menſchen— fteundliche, der wahrhaft buͤrgerfreundliche Zweck und Er— folg der genannten Vereine allſeitig erkannt wird, insbe— ſondere von Denen, um deretwillen ſie geſtiftet worden ſind und erhalten werden. — 156 — Nun, immerhin! Hafiz (Mohammed Schems⸗Eddin ſt. 1389), der aͤlteſten perſiſchen Denker und Dichter Einer, ſprach: „hu das Gute, wirf's in's Meer, find's der Fiſch nicht, ſieht's der HERR! — Der aͤlte⸗ ſten Urkunden der aͤlteſten Menfhenverbrüs derungen eine lehrt: „Man ſolle das Gute thun ohne der Triebfedern der Furcht und der Hoff⸗ nung zu bedürfen!“ — und der alte ehrwuͤrdige Wandsbecker Bothe Matthias Claudius (Asmus omnia sua secum portans, geb, 1740, geſt. 1815) ſagt: „Gieb und vergiß was du gethan; ER wird es nicht vergeſſen; ER ſieht's aus S EJ REM Himmel an und wird dir wieder meſſen!“ Das ſei der Troſt und die Kraͤftigung und die Erhebung für Alle, die am guten Werke der Förderung wahren Menſchenwohles, wahren Bürgers gluückes arbeiten! iguſt, September ft. r. Nachmittags 2 Uhr. ags 2 Uhr. — — — — stand des Stand des, Zuſtand des, Zuſtand . Thermo⸗ des x mo⸗ des ey. 20. meters. Wetteters. | Wetters. 79 20,75 ſwlk. N. 140 ſtrb. N. 5,2 18,25 wlk. N. 5,0 wlk. N. "22 21,0 (rb. S. 916,3 wlk. O. 14 17,0 ſtrb. S. 3,25 wlk. O. 3,6 19,5 firb. S. 98,0 ſwik. N. O. 3,0 20,0 wlk. W. 325 helle S. D._ 3,1 19,5 wit. W. 25 helle S. B. 381875 trb. W. 180 wif. . } 32 | 16,75 Ir. N. 25,0 wlk. S. O. | 27 | 16,75 It. W. 8,5 ſwlf. N. W. Reg 4,2 5 18,25 wolk. W. 75 Itrb. W. | 3,6 16,0 6. S. 323,0 trb. W. 33 | 16,25 wlk. W. 3,5 wlk. W. 5 49 | 16,75 helle W. 25 Ib. S. W. 7 175 Reg. S. „ 25 wf. S. W. 6,7 14,0 De 525 wulf. S. W. ſtürm. 81 1825 belle W. 3,5 krb. W. 05 6,1 20,5 belle S. 3,5 helle S. W. 5,9 20,0 belle S. 6,5 ©. 6,5 wlf. S. W. fürm, 150 20,0 wlk. O. 555 145 Reg. N. 25 wf. S. W. 64 1425 wik. N. W. 75 15,0 frb. N. TO helle N W. 8,0 186,5 wik. N. 25 Ihe N. 69 | 19,0 wit. W. 3,0 helle O. 70 20,0 wiE. N. 65 helle S. W. 38 | 19,25 wl. N. 4,5 helfe W. 8,6 18,0 tb. O. 50 hee © S4 20,5 \trb. S. D7,0 Itib. S. O. 20,75 helle N. 75 (b. S. W. Sturm. 67 18% wf. N. . 0 Mittler Barometer Waͤrmſter Tag den Morgens 8 Uhr. Meteorologiſche Tabelle auf die Monate: Juli, Auguſt, September 1852, von W. L. Bechſtein. Nachmittags 2 Uhr. en e t Nachmittags 2 Uhr. — — 8 3 2 Stand bes] en Morgens 8 Uhr. Morgens 8 Uhr. —— — — mb e r. Nachmittags 2 Uhr. — —— N |—_ u — __ Te 17,00 SE Erklärungen der Abkürzungen: Hoͤchſter Barometerftand den 24. Er Tiefſter Barometerſtand den 4. Auguſt — 27“ 1,2“. erb, trübe, wlk. wolkig, nebl. neblig, regn. regneriſch, Reg. Regen, Strm. Sturm, 5 ene, wind. windig, 9. Dt, ©. "Sir, . Weg, N. Nerd, San. Schnee, d. Ns. des Rage, == 28“ 0,9 LA FE er Stand des Stand des Zuſtand (Stand des Zuſtand 2 Be \ 97 Thermo- des Thermo⸗ des Se | des s. Thermo⸗ des Temp. 0. meters. Wetters A meters,| Wetters, 8 | Wetters, 2 0. meters. Wetters. 27" 69 15% wi. W. 27“ 717 + 17,75 [If. W IR belle S. W. + 20,75 ſwlk. N. 277 757 100 1255 N. 121 14,0 belle N. W. 17,25 belle N. W. 2 nie. S. W. I 2 elf, N BEN N : 94 15,5 helle ©. E 20,25 helle N. 3 helle S. 21,0 (Kab. ©. S. Gew. N 7 955 175 belle ©. ER 21,0 belle O. 4 wlk. S. W. Gew. 17,0 ftrb. S. W. — 83 17,5 helle N 8 20,25 wolf N SE 5 helle S. W 19,5 ftrb. S. W. 72 156,0 belle N : 150 belle ©. D. 75 wulf. W. 20,0 lk. W. 13,75 belle S. 8. 6,7 | 1425 helle S P 18,0 helle O. wlk. N. W. 19,75 wlk. W. 5 „ 72 | 16,75 helle N - 5 Ipeite ©. S. tb. S. W. 1875 frb. W. = 7,1 19,25 helle O. B 21,75 helle ©. = ttb. N. 16,75 frb. N. W. 756 165 wolf |= 235 wlk. N D. E Br 16,75 frb. W. 7,6 1875 helle N. P 22,0 |wif. S. O. = 46 helle W. 13,25 wolk. W. p 755 18,0 helle S. W. 23,0 helle N. „ 3% trb. S. 16,0 rb. S. W. Arsen 5 ftr ri‘ 18,5 helle N. = 23,75 helle N. O. P helle S. W. 16,25 wlk. W. 5, j „ 70 | 1875 = 24,0 Reg. S. - rd. S. W. 16,75 helle W. Ewa ya) - 68 18,0 belle N. W. 23, helle N. W. = nf. S. W. 175 Reg. S. W. 25720 100 : 67 155 belle N. ®. |: 23,25 helle N. = Irb. N. W. Meg. > 14,0 tb. N. 16 i j 5 = 68 20,0 ©. = 25,25 belle O. = helle S. W. 13,25 helle W. „U trb. 1155 wolf. W. 5 24,25 wlk. N. 2 belle S. O. 205 belle S. D. 0. DIENEN) 17,25 trb. S. W. 21,5 fwlk. W. = helle ©. 20,0 helle S. O. 2 8 17,75 helle W. = 22,5 helle W. helle N. O. 20,0 helle O. e 5 : 68 | 17,5 belle S. W 230 wi. N. W ar N. 145 Reg. N. : . |: 64 16,0 wlk. N. W 19,0 belle N. W. wind. Reg. N. W. 14,25 Reg. Gew. N. f 725 15, Reg. N. W. 17,5 regn. N. W. Abb N 15,0 trb. N. E 5 5 73 | 16,0 wolk. N. W. 18,75 wlk. N. B trb. N. 16, wlk. N. W. 2 5 5 = 62 16,0 helle O. - 20,75 wlk. S. DO. E helle S. W. 19,0 wk. W 5,1 16,0 helle S. g 200 [wik. S. O. 5,25 helle W. 29,0 wii N. W. - 46 | 145 helle ©. 2 20,0 wk. N. O. 25 wlk. N- O. 19,25 wie N. O.. 47 | 1475 frb. N. . 16,0 Reg. S. W wie. N. O. 18,0 tb. O. Neg. | 2 = 58 | 140 (b. N. 2 18,0 wik. N. O. 5,0 [wlk. ©. 20,5 |trb. ©. D. Neg. 5 bb. S. W. 30. BE 18,25 Pele N 60 | 180. NK belle S. W. „ I : 69 14,75 helle NO. |: 5085 75 W. helle S W. 180 wit. N. Mittler Barometerſtand = 27“ e 45 Waͤrmſter T 1 den 17. Juli 05 16,5 4, 14,0 wl Kat dess Stand des Zuſtand Thermo⸗ des a0 8 | Wetters. 27% 8,414 14,0 ſtrb. N. = 92 | BON = 8,7 165 wi. S. : 791 162 wit. S. = 7,3 18,0 nf. N. O. = 67 | 182 belle S. D. = 70 18,25 helle S. O. 753 18,0 wik. O. — 7 150 wik. S. O. 185 lf. N W. Neg. 27 | 15,75 fib. W. = 32 | 120 ftrb. W. 135 wik. W : 53 13,25 frb. S. W. - 39 | 15,25 wlk. S. W. » 2,2 14,25 |wif. S. W. ſtürm. = 46 13,5 trb. W. DE 5, 13,5 helle S. W. wlf. S. W. flürm, 17 | 15,25 nit. S. W : 98 | 1225 wit. N. W. 17 116 11,0 belle N W 23,09, | 12,25 helle N. | 27, 88, 13,0 [belle B. 5, 10,5 belle S. = 61 | 145 bee W 23 15, bee S 117 hub. S. O. = 34 | 11,75 kb. S. W. Sturm, Gew. Gewitter. Ab. Abends. bember, Dezemb be r. | Nachmittags 2 Uhr. gs 2 Uhr. — '.. — 1 Stand des Zuſtand bes Zuftand Bes. Thermo⸗ des mo⸗ des p. o. meters. Wetterfrs. Wetters. 9,0 Reg. N. 50 ſtrb. N. 58 | 11,5 |. ©. 925 trb. S. W. 4 II regn. "©. 3. 55 tb. S. W. 6,⁴ 11,5 belle W. = trb. S. W. 5,4 _ 128 helle ©. 2 trb. S. W. 6,4 10,75 wit. W. — trb. S. W. 100 | 100 belle S. 75 regn. S. W. 9,0 9.25 firb. S. W75 firb. S. W. 73 | 7,25 Krb. m | . 28 gn. ©. Sl 5,1 60 trb. 9 Wß5,5 ftrb. S 52 5, ib. 5 1 helle S. W. 3,4 0,75 Schnee N 40 helle S * 3,0 1,75 irb. ©. 75 wf. S W. 20. 3525, [mb N. 25 helle S. . 15 8 helle S. 5, helle S. W. 0,3 90 trb. ©. UT, ae 15 | 825 Reg. ©. N25 kb. S. W. wind- 3,9 8,0 helle S. SWEET 6,4 3,75 wit, S. Wi; ee 37 | 925 Helle S. 0 uf. S. W 1,3 9,0 belle S. 75 "FE TE 7 Gm 9,0 trb. ©. wi 52 „ 12 | 85 tb. S. 85 rb. N 11,6 | 40 erb. N. 2.75 helle S. ® 6,5 3,75 tb. W. 5, frb. S. W 79 45 helle S. helle S. 8,5 trb. S. W. 5,1 45 It. S. WS 5 5 wlk. S. wind. 68 | 425 helle ©. 0 wlk. S. W. 40 5,5 e Sache helle W. 5,0 | 2,25 tb. N. 5,5 helle ©. W. 7,0 helle W. Mittler Barometerita Kaͤlteſter Tag den 24 Meteorologiſche Tabelle auf die Monate: October, November, Dezember 1852, von W. L. Bechſtein. — ____ ee A SE Erklärungen der Abkürzungen: Seer t d Bee Nov m bee ez e m b e . Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. en en ——— = Stand des Stand des Zuſtand Ear Stand dess Zuſtand = 5 Stand des Zuſtand are Stand des Zuſtand u Stand des Stand des Zuſtand 8 se Stand des Zuſtand 8 meters. Thermo⸗ des meters. Thermo⸗ des ® | meters, Ther mo⸗ des meters. Thermo⸗ des S es Thermo⸗ des tied Thermo⸗ des 8 Temp. 0. meters. Wetters. Temp. 00 meters. Wetters. Temp. = 0. meters.] Wetters. Temp. = 0. meters. Wetters. Temp. 0.) meters. Wetters. Temp. IN meters. | Wetters. 1 127° 5, / 9, |teb. S. W. ſtürm. 27“ 4 ‚it 14,5 0 S. W. Strm.[ 1 27.5 „8% 8, 25 . N. W. 27“ 7,7 + 9,0 [Reg. N. 1 127% 6,8% + 1,75 ftrb. O. 277 57 Y 30 30 Ib, N. 7 12,25 16. S. W. ſtürm. - 1,8 18,0 (wif. S. W. Stem. 2 3 regn. S. W |- 58 11,5 |ttb. S. W. 2 „5,7 1,75 tb. S. = 52 | 325 Ib. S. W 3 = 36 | 95 belle W. 5, | 11,5 In. S.@. | 3|- 46 | 100 erb. S. W |- 54 | 11,75 Iron. S. W. F = 62 | 70 belle S. W. wind. 5,2 12,5 ſolk. S. W. 1 65 3,25 td. ©. = 64 11,5 belle W. 0% lf. S W |: AI 10 rb. S. W 5 26/1/67 9,5 Reg. Strm. S. W. 267 9,5”) 14,75 trb. Strm. S. W. . 6,2 6,75 helle S. = 5, 12,5 helle S. W. 2 858 Te, len 64 Te, m 6.277 247% 85 wit. W. wind. 277 26”) 105 wl. W | 6 5,8 7,0 helle S. W. 6,4 | 10,75 |wit. W. 52 55 tb. S. W. 46 725 frb. S. W 71: 23 0 wik. W. ſtürm. 22 8, (Reg. Stim S. W. 7 10,1 | 60 belle S 10, | 10,0 bee S. 2 54 50 Neg. ©. = 50 675 Itegn. S. W. 8 41 525 belle W = 37 75 frb. W. ſfarm] 8 9,2 775 frb. S. W. 90 975 firb. S 8. | 8|: 3 | 475 mt. ©. = 2,3 6,75 |. S. W 91; 38 3,5 wolk. W. 4 70 trb. W. wind. 9 ⸗ 75 7.75 Reg. N. W |- 73 7,75 trb. W. N 45 ſwik. S. W. 1,7 6,25 fregn. S. W. 10 65 5,5 helle S. ==; 80 helle N. 10 - 54 4,25 Reg. N. 5,1 60 fkrb. N. W. 10 5, 2,5 wlk. W = 54 5,5 fꝗfrb. S 11 70 20 helle S. W. 71 | 7,75 belle N. ©. | II 56 | 30 wlk. W. 5,2 5,0 tıb. ©. 11 70 5,0 pelle S. |- 73 7 belle ©. W. 12 88 275 helle N. W. 9,1 775 helle N. B. 12 18 3,25 nbl.reg. Schnee R. ⸗ 3,4 | 0,75 Schnee N. 12 74 | 1,0 belle S. = 67 40 belle S. 13 100 40 nebl. ©. = 98 65 frb. N.. 13 48 — 1,5 belle S. 2. = 300 1,75 tb. O. 43 |= 5% 175 pe & _ |- 53 | 47 If. ——. 14 = 99 | 2,75 frb. W. : 98 SD [1 0,5 + 275 Reg. S. W . 10 325 ſirb. N. W. 14 477 1475 [belle S. W. 8 39 425 belle S. W. 15 |= 105 5,75 frb. O. - 105 70 trb. O. 15 1 56,0 belle S. W. = 15 8,5 belle S. 15. — 29 200 wl. S. W. — 19 5% belle S. W. 16 |: 102 325 helle S. S |: 9,7 6,75 helle N. ©. 16 08 5,5. belle ©. — 03 90 werb. S W. | 16 |- 09 | 35 ni S. W. |: 23 »> |teb. WB. _ 7 = 97 10 helle S. on 8,25 belle N. 172 EA Ii 70 Reg. ©. : 15 8,25 Reg. S. W. 17 = 272 4,75 ftrb. S. W. wind.) = 1,8 125 trb. S. M. wind. 18 79 15 belle ©. 89 70 ik. N. W. 18 37 , . 44 | 80 Rg.m.m.Ctm, 19 \= 10,4 e wlan] 5,0 wie N. 19 = 6» 4,5 wlk. S. W. |- 64 5,75 wk. S. W. 19 116 — 1,75 belle S. W 109 1 belle S. W 20. 10,9 3, helle S. W. 10, 10,0 wolk. W. 20 175 | — ub. S. W. 37 | 925 helle S. W. 20 6 + 15 lk. S. W. — 72 — wik. S. W. 85 45 wl. S. W. „ 78 100 belle W.— 21 1 helle S. W 12 9,0 belle ©. 5 2l |- 55 BB hb. W. = 52 475 Reg. W. 22 6,5 6,5 helle S. W. ⸗ 64 11,0 rb. S. W. 22 2071095 65 wi. S 267 9.9% 9,0 trb. S. wind. 22 = 42 | 20 helle W. Ze 1,5 b. W. 2 — 63 | 100 nit, S. W. 60 | 15,25 belle S. W. 23 10, | 575 u. S. W. - 12 855 fd. S. |23|- 50 — 100 fab. N 8. 5% — I ei N 5 = a . 5 8 = = 11,6 4,0 trb. N. O. 24 8,1 5,75 helle S. 2 8,2 0,75 helle ©. W. 24 477 10, wlk. S. W. 4,5 12,0 regn. W. >24 10,8 3 firb. N. 0 0 |trb. 9 24 5 5 25 16 — 80 farb. S. 28 | 1075 blk. S. FE | 25 | Zu [E B7a u Sn 2 5 5 — — er 1 | | 5 25 S. = N rb. ©. . — 2 2 —!; el Ihre Der = 15 5 a 8 “ i 5 E. 2 W = : 7 20 955 S W 62 bee S- 7 905 wolk S —— e 50 ! zu: E = A Bea Ze ER 5 2 = ) 2,75 helle s „ elle 29 4,3 5,0 firb. S. W. 4,6 75 Reg. W. 29 |= 40 25 trb. S. N . LT 2 z un r . 1 5,5 helle helle S. W. 1 a 0 eee Bol Tahee — 3l |: 44 6,75 |. S. W. 4,0 95 wit. S. W. Reg. i 1 sterffand den 49. October = 27° 11,7“. Mittler Barometerſtand = 27“ 5,275. en den 3. October — 26“ 9,5, Kältefter Tag den 24. Dezember = — 5,75, trb. trübe, wlk, wolkig, nebl, neblig, regn. regneriſch, Reg. Regen, Strm. Sturm, ſtrm. ſtürmiſch, wind, windig, O. Oſt, S. Suͤd, W. Weſt, N. Nord, Schn. Schnee, d. Ns. des Nachts, Gew. Gewitter. Ab. Abends. XVII. Vortrag R über des aͤlteren Plinius Naturgeſchichte, e von Herrn Geheime Rath Edlen von Braun, Erxcellenz. Bei dem Abriſſe einer Geſchichte der Raturwiſſen— ſchaften, mit deſſen Vortrag ich im Jahre 1848 eine un— ſerer Unterhaltungsſtunden auszufuͤllen unternommen habe, war am geeigneten Orte des beruͤhmten Werkes des aͤlteren ius Erwaͤhnung zu thun, in welchem dieſer gelehrte tsmann Roms als unermüdlich fleißiger Sammler das Wiſſen der alten Welt über die Natur encyclopaͤdiſch engeſtellt hat, und in welchem uns aus zahlreichen älteren Schriftſtellern der Griechen und Roͤmer, deren Werke uns verloren gegangen ſind, viel Wiſſenswerthes im Aus zuge erhalten geblieben und überliefert worden iſt. Es iſt bekanntlich dieſe historia naturalis C. Plinii Secundi, aus 37 Buͤchern beſtehend, zwar in der Hauptſache nur ine Compilation, die in Hinſicht auf die zu behandelnden n, dann wegen mangelnder Claſſification in dem Reiche der Naturerſcheinungen, wegen undeutlicher Ihr ibungen, und in Folge flüchtigen Excerpirens allerlei erhe e Maͤngel an ſich traͤgt, auch reichlich mit fabel— haften Dingen und aberglaͤubiſchen Vorſtellungen angefüllt iſt, dennoch aber ein ſehr beachtenswerthes Werk, in ſofern wir daraus den Umfang der Kenntniſſe des Alterthums Be Bildungshoͤhe entnehmen, und eine Maſſe der 10 \ — 138 — wichtigſten Nachrichten — auch geographiſchen und welt— geſchichtlichen Inhalts — daraus gewinnen koͤnnen, ſo daß Plinius für manche Gegenſtaͤnde die einzige oder doch hauptſaͤchlichſte Erkenntnißquelle fuͤr alle ſpaͤteren Forſcher geworden iſt. Alle gelehrte Sammler und Compilatoren, welche im Mittelalter in ähnlichen encyclopaͤdiſchen Werken ſich vers ſuchten, gingen, — wie ſich Profeſſor Baͤhr zu Heidelberg in ſeiner 1832 erſchienenen „Geſchichte der roͤmiſchen Litera— tur” S. 655 ausdruͤckt — „von Plinius aus und folgten ihm faſt ausſchließlich;“ eben fo die Italiener neuerer Zeit.“ Es hat mir eine nicht ungluͤckliche Verwendung eini— ger Muſeſtunden zu ſein geſchienen, mich mit dieſem latei— niſchen Claſſiker, der allerdings der ſchwerſten einer iſt, naͤher bekannt zu machen und an die Ueberſetzung verſchie— dener beachtenswerther Stellen deſſelben zu wagen; ob— ſchon dieß leider! ohne weiteres Hülfsmittel als Lünne— manns gutes Woͤrterbuch geſchehen mußte.“) 416 Fuͤr beachtenswerth aber glaubte ich beſonders ſolche Stellen anſehen zu dürfen, die des Plinius eigene Bes, trachtungen und Gefuͤhle in Beziehung auf die Wunder und Einrichtungen der Schoͤpfung kund geben, und ſolche, in denen ſich Anklaͤnge an Syſteme und Vorſtellungen der Reuzeit auffinden laſſen, oder die ſonſt zur Vergleichung mit dem fortgeſchrittenen Stande der Naturwiſſenſchaften beſonders intereſſant ſein mochten. Fuͤr dieſe eben angedeuteten Geſichtspunkte der ge— ehrten Verſammlung einen kleinen Beitrag zu geben, machte ich mir hierauf zur angenehmen Aufgabe. Erlauben Sie „) Anmerkung. Erſt nach längſt beendigter Arbeit bekam ich durch die Güte des Herrn Schulraths Dr. Foß die mit Anmerkungen ausgeftaitete Ausgabe von Franzius (Leipzig 1778) zu ſehen; daher fie nur bei der letzten Correctur von mir benutzt werden konnte. Mein Tert für die Ueberſetzung war derjenige der neueſten Ausgabe von Julius Sillig (Hamburg und Gotha bei Perthes 1851). N — 139 — mir, dieſelbe durch gegenwaͤrtigen Vortrag zu loͤſen, ſo gut es dem Richt⸗Philologen und Richt-RNaturforſcher gelingen + und mag. * Anklaͤnge im Plinius von pantheiſtiſchen Vor⸗ ſtellungen der neueren Raturphiloſophen; des Meins Erhebung über die Volks- und Staatsreligion ſeiner Zeit. f Bekanntlich beſteht das Weſentliche des Pantheis⸗ mus darin, daß man das All der Dinge (ro av), oder die Welt im weitern Sinne, für Gott haͤlt und kein von ihr verſchiedenes Weſen als Grund derſelben annimmt, mithin Gott und Welt ſchlechthin identificirt. Eine ſolche Annahme iſt in der Philoſophie gewoͤhn— lich das Ergebniß eines folgerecht durchgeführten Materialis— mus, d. h. der Anſicht, welche die Materie als Grund— lage alles Deſſen, was iſt, betrachtet. Dieſen in ſolcher Weiſe verwerflichen Pantheismus haben nun die Stifter und Anhaͤnger der neueſten philoſophiſchen Syſteme in mancherlei Weiſe veredelt, ſei es, daß eine bildende Natur— ‚Fraft, durch welche Alles urſaͤchlich bedingt ‚fein fol, Gott genannt wird, oder daß in der Welt, in den erſcheinenden Dingen, eine zur Offenbarung kommende Selbſtanſchauung und wirkſame Action des Urſeyns an ſich erkannt und Letzterem nur, dem Abſoluten, wahre Gottheit zugeſchrieben wird. — Es iſt intereſſant, in den erſten Capiteln der historia naturalis Vorſtellungen von dem Weltall und von der Gottheit dargelegt zu finden, in denen Anklaͤnge jener Grundideen der neueren Naturphiloſophie nicht zu vers kennen ſind; dabei tritt zugleich ein Gegenſatz gegen die herrſchende Volks- und Staatsreligion in fo ſcharfen Zügen und Ausdrücken hervor, daß man wohl ſieht, Plinius 10 * — WW — habe ſich zu lauteren Begriffen von Gott hingeneigt, ohne jedoch uͤber die dem moſaiſchen Glaubensgebote und dem Chriſtenthum charakteriſtiſch eigene Bezeichnung Got als ein Geiſt, als ein von der Welt der erſchei⸗ nungen voͤllig verſchiedenes, in reinſter, vollkommenſter Perſoͤnlichkeit zu denkendes Weſen, im Klaren zu ſein. Hoͤren wir denn, womit der gelehrte Roͤmer ſein Werk beginnt: (2. Buch Cap. I.) „Das Weltall, und das, was man unter einer noch andern Benennung mit dem Worte: Himmel coelum zu bezeichnen beliebt, welches alle Dinge umſchließt, ſo daß fie in ihm find und leben, wird geziemender Weiſe für ein Weſen goͤttlicher Natur (numen) angeſehen, für ewig, uns ermeßlich, das weder einen Anfang genommen, noch je ein Ende nehmen wird. Nach dem, was außerhalb des Welt— alls iſt, zu forſchen, kann fuͤr den Menſchen kein Intereſſe haben, auch uͤberſteigt es das menſchliche Vorſtellungsver— moͤgen, Vermuthungen daruͤber auszudenken. Die Welt iſt ein geheiligter, ewigdauernder, unermeßlich großer Gegen— ſtand, das All in Allem, ja eigentlich das Allumfaſſende ſelbſt; ſie hat keine Grenzen, iſt aber doch den begrenzten Dingen aͤhnlich, ſie iſt der gewiſſe Inbegriff aller Dinge aber doch dem Unerkennbaren, Ungewiſſen aͤhnlich, ſie iſt allumfaſſend, nach Außen und nach Innen, und wie ſie ein Werk des Grundes aller Dinge iſt, ſo iſt ſie das Weſen aller Dinge ſelbſt. — Es iſt ein wahnſinniges Be— ginnen, wenn Einige es gewagt haben, mit Ausrechnen des Raumumfangs der Welt ſich im Geiſte zu befaſſen und darüber etwas herauszugeben, nicht minder, wenn Andere dagegen, aus der Erfolgloſigkeit jenes Beginnens den An— laß entnehmend, von zahlloſen Welten ſprechen; da müßte man alſo auch eben po viel verfchiedene Welteinrichtungen ſich denken, oder waͤren alle Weltſyſteme in ein Haupt⸗ ſyſtem vereinigt, ſo gaͤbe es alſo jedenfalls ſo vielerlei Sonnen, ſo vielerlei Monde, und andere Geſtirne, die ſchon in der einen Welt in unermeßlicher Groͤße und Anzahl ſich — m — finden; als wenn nicht an jeder Raums und Zahlbeſtim⸗ nung, die wir uns denken, immer wieder dieſelbe Frage dem Weiteren uns begegnen werde um dem Verlangen 5 irgend einem Endziele Genuͤge zu thun, oder als wenn nicht, koͤnnte man die Unbegrenztheit in der Welt eben nur dem Werkmeiſter aller Dinge zuſchreiben, es gerade noch leichter fallen muͤſſe, in dem einen Weltall ſich dieſen wirkſam zu denken, zumal dieſes ſein Werk von Pe Größe ift! Ein Wahnſi inn, ja wahrlich toller Wahnſi inn iſt es, will ſich einer aus der Welt hinausverſetzen, will er, was außerhalb derſelben exiſtirt, genau unterſuchen, wie wenn etwa im Innern der Welt ſchon Alles vollſtaͤndig bekannt waͤre; es kann ja doch gewiß Keiner, der ſeinen eigenen Weltumfang nicht vollſtaͤndig auskennt, ein Vorſtellungsmaaß für irgend ein anderes Ding außerhalb derſelben erkluͤgeln, noch kann der menſchliche Geiſt etwas erkennen, was die Welt ſelbſt nicht in ſich aufnimmt.“ ꝛc. ꝛc. (2. Buch. Cap. 5. VII.) 15 Daß der Menſch ſich Gott unter einer Geſtalt vor⸗ ſtellt, ein Bild Gottes zu erlangen ſucht, das iſt nach meinem Dafürhalten ein Zeichen ſeiner Schwaͤche (Kurzſichtigkeit). Gott, was immer und wo immer er ſein mag, wenn uͤber— haupt ein anderer beſteht (naͤmlich als die im vorhergehen— den Capitel beſprochene Sonne als Weltſeele) Gott iſt ganz und durch und durch das, was wir Sinne, Geſicht, Gehoͤr, Lebenskraft, Geiſt heißen, ganz ſein Selbſt. Anm. 1. Es iſt bemerkenswerth, hier in dem lateiniſchen TLotus sui einem Ausdrucke zu begegnen, der, wie das neuerliche „Abſolute“, ein ſchlechthin Vollendetes und Unbedingtes zum Subjekt erhebt. Anm. 2. Zur Erlaͤuterung habe ich aus dem Vorhergehen— den, wo von dem Weltbau und von unſerm Sonnen— ſyſtem die Rede iſt, noch Einiges hier einzuſchalten: von der Vorſtellung der Alten ausgehend, daß die Erde im Mittelpunkte der ganzen Welt ſchwebe, fie allein Zu & unbeweglich, während das Himmelsgewoͤlbe mit feinem ganzen Inhalte ſich um diefelbe in ewigem Kreislaufe bewege, ſpricht Plinius vom Sonnenſyſtem und von der Sonne, als Beherrſcherin deſſelben, in folgenden bes deutungs vollen Ausdrucken: (2. Buch. Cap. 4. VI.) „Zwiſchen der Erde und dem Himmelsgewoͤlbe in ein und demſelbem Luftraume haͤngen in gewiſſen Abſtaͤnden von einander ſieben Geſtirne, die wir ihres Fortſchreitens wegen — Sidera errantia, — Herumirrende nennen, ob⸗ wohl ſie nichts weniger thuen, als in der Irre gehen. Der mittelſte diefer Sterne iſt, wie man meint, die Sonne, der groͤßte an Umfang und an gewaltiger Kraft, der Beherrſcher nicht blos des Erdkreiſes und der Zeitein— theilung, ſondern auch der geſammten Sterne und des Himmels ſelbſt. Daß man die Sonne fuͤr die Seele der ganzen Welt, oder, um es deutlicher auszudrucken, für den ordnenden Weltengeiſt haͤlt, geziemt ſich wohl fuͤr den, der ihre Wirkſamkeit in Erwaͤgung zieht. Sie iſt es ja, die alle Dinge mit Licht verſieht, die Dunkelheit verſcheucht, fie uͤberſtrahlt alle anderen Geſtirne, fo daß ſie uns ver borgen bleiben, ſie ſetzt dieſelben in helles Licht, ſie be— herrſcht den Wechſel der Zeit und das nach eden Einrich⸗ tungen der Naͤtur immer wieder beginnende Jahr, ſie ver⸗ treibt die duͤſtere Himmelsdecke, ja auch des Menſchen umnebeltes Gemuͤth wird durch ſie aufgeheitert, ſie leiht ihr Licht auch den anderen Sternen,, die herrliche Sonne, die ungeheuer große, die Alles beſchauende, die Alles vernehmende, was, wie, ich ſehe, des Fuͤrſten unter den Schriftſtellern, Homers, Wohlgefallen an ihr zuſammenge⸗ nommen erregt hat.“ Die Verbindungspartikel „quapropter,““ woͤrtlich „daher,“ womit hierauf Plinius die oben übertragene Stelle von des Menſchen ſchwachſinnigem Haſchen nach einem Abbilde von Gott, und von Gottes Eigenſchaften be— gonnen hat, und die eingefügten Worte, simodo est alius — 145 — (Deus), möchten faft zu der Annahme berechtigen, der Roͤmer ſei geneigt geweſen, die Verehrung der e als Gottheit noch eher in Schutz zu nehmen als Goͤtzenbilderdienſt ſeines Landes. Es ſei mir erlaubt, des Plinius ſtrenges Abur— theilen über die griechiſch-roͤmiſche Mythologie nun darzus legen: (2. Buch. Cap. 5. VII.) „Eine gar große Gedankenloſigkeit iſt es vollends — fo fährt er nach jenen gelaͤuterten Andeutungen über das Weſen Gottes fort — an unzaͤhlige Goͤtter zu glauben, ſogar aus Tugenden und fehlerhaften menſchlichen Eigen— ſchaften auf ſie zu gerathen, wie man eine Goͤttin der Keuſchheit, der Eintracht, der Weisheit, der Hoffnung, der Ehre, der Barmherzigkeit, der Treue hat, waͤhrend es dem Democrit gefallen hat, blos zwei Gottheiten anzunehmen, eine ſtrafende und eine wohlthuende. So hat alſo der gebrechliche, mühſelig beladene Sterbliche, eingedenk der eigenen Gebrechen ſeines Weſens, das goͤttliche Weſen in allerlei Beſtandtheile zerlegt, damit ein Jeder der Portion goͤttlichen Weſens, aus der ihm ein Zufluß am nöthigften wäre, feine Verehrung darbringen möge. So finden wir denn bei jedem Volke andere Goͤtternamen, bei demſelben Volke unzaͤhlige Gottheiten, deren welche man ganze Gat— tungen verzeichnet hat, auch unter der Erde befindliche, fuͤr Krankheiten, für vielerlei Verderbniſſe, die wir in bangem Zagen beſchwoͤren moͤchten uns in Ruhe zu laſſen: denn in der That befindet ſich auf dem Palatiniſchen Huͤgel ein dem Fieber geweihter Tempel, dei dem Tempel der Laren ein der Goͤttin kinderlos gewordener Eltern geweihter Altar, auf dem Esquiliniſchen Hügel ein Altar der-Fortuna mala, oösgeſinnten Glücksgoͤttin. Man begreift es wohl, daß W Himmel faſt mehr Einwohner zahlt als die Erde, da die Menſchen ja Alle durch ſich ſelbſt eben ſo viele Goͤtter ernennen, indem jeder Mann, jedes Weib ſeinen eigenen Schutzgeiſt für ſich annimmt; giebt es doch Voͤlker, die - — gewiſſe Thiere und anderes obſcönes Zeug als göttlich vers ehren, man ſchaͤmt ſich es zu bezeichnen, z. B. übelriechende Zwiebeln, (caepas) auf die fie ſchwoͤren, und ſolche Di mehr. — Das ſind aber doch an kindiſche Poſſen grenzende Vorſtellungen, wenn man glaubt, die Götter ſchloͤſſen unter einander Ehen, aus denen doch in ſolchem ewigen Zeiten— laufe keine Rachkommenſchaft zu Tage kommt, wenn einige Goͤtter für immer hochbejahrt und grauen Alters, andere für Knaben oder Jünglinge gelten, oder ſchwatz gefärbt, oder befluͤgelt, oder hinkend, oder aus einem Ei entſtiegen, oder den einen Tag im Leben befindlich, den andern im Todtenreich; noch mehr überfteigt es alle Scheu und Scham, von ihnen begangene Ehebruͤche, unter ihnen vorfallende Zaͤnkereien und Gehaͤſſigkeiten zu erſinnen, und für Diebe und andere Boͤſewichter eigene Gottheiten zu erfinden. — Das iſt goͤttlicher Natur, daß wir dem Raͤchſten, ein Sterblicher dem Andern dienen, das fuͤhrt auf die Bahn ewigen Ruhmes. Auf dieſer Bahn wandelten die Erſten unſeres Roͤmervolkes, auf ihr thut in jetziger Zeit himm— liſche Schritte, in Gemeinſchaft mit ſeinen Kindern, der oberſte Lenker dieſes Zeitalters, Vespasianus Augustus, indem er dem tiefgedrücften Staatsweſen emporhilft. Solche Wohlthaͤter unter die Gottheiten aufzunehmen, das iſt die von Alters her gebraͤuchliche Art, wie die Menſchheit denen dankſagt, welche ſich um ſie verdient machen. Uebrigens find die Namen aller anderen Gottheiten, wie auch der oben von mir angefuͤhrten Sterne, nichts weiter, als von den Menſchen herruͤhrende Benennungen. Wer naͤmlich, der aus der Natur dieſe Benennungen zu deuten weiß, wird zugeben, wenn man glauben machen will, Jupiter, Merkur, und wie ſie ſonſt heißen, hießen ſo im Kreiſe der Goͤtter ſelbſt, das ſei eine fee himmliſchen Urſprungs? 10 Laͤcherlich iſt es anzunehmen, jenes hoͤchſte Weſen, was es nun ſei, ſei beſchaͤftigt, den Lauf der menſchlichen — mus — Dinge ſorgſam zu betreiben und zu lenken.“) Mußten nicht glauben, daß durch fo vielerlei und jaͤmmerliche lfen jenes hoͤchſte Weſen entheiliget werde? Koͤnnte dies zweifelhaft erſcheinen? ö Kaum getraue ich mir zu A was von Bei⸗ dem dem Menſchengeſchlechte weniger dienlich ſein mag, wenn hier an eine Beachtung der Götter gar nicht ges dacht, dort eine ſolche, deren man ſich ſchaͤmen müßte, geübt wird! So warten die Menſchen der Gottheit mit äußeren gottesdienſtlichen Handlungen auf, — an den Fingern tragen manche ihre Götter, — andere verehren Ungeheuer, **) — es werden gewiſſe Speiſen fuͤr verboten gehalten, an— dere vorgezogen, — die Menſchen waͤhnen unter ſcheus⸗ licher Gewaltherrſchaft zu ſtehen, ſelbſt der Schlaf wird nicht in Ruhe gelaſſen. N: Man entſchließt ſich zu keiner Wahl bei Eingehung der Ehe, oder Annahme von Kindern, oder was ſonſt der N Art vorkommt, ohne Opfer zu Huͤlfe zu nehmen. Es iſt vorgekommen, daß auf dem Capitol ſelbſt durch Meineid bei dem Blitze führenden Jupiter Betrug getrieben wurde, dem Einen geraͤth ein ſolcher Frevel, der Andere verfaͤllt durch ſein Opfern in Strafe. Jedoch hat die ſterbliche Menſchheit ſich ſelber ein goͤttliches Walten ausgedacht, welches die Mitte haͤlt zwiſchen jenen beiden Anſichten (namlich wohl: von belohnenden und ſtrafenden Göttern) daß man nicht etwa Alles auf Gott augenſcheinlich zurück beziehen moͤge. Auf der ganzen Welt naͤmlich, aller Or— ten, zu allen Stunden, in Aller Munde, hoͤrt man ja das Giück, die Fortuna, allein anrufen und nennen — fie un allein angeklagt — fie iſt die vor Gericht gezogene No) 5 a um. hung Rn ) Anm. Dieß ſoll auf den Apis in ART. zielen, Plinius war Anhänger des ebam, der die Vor⸗ — 8 — Schuldige, an ſie nur denkt man, — ſie allein preiſt man — ſie allein wird beſchuldigt und mit Vorwürfen geläftert; — veraͤnderlich ſchilt man fie, blind noch mehr Andere, herumſchwaͤrmend, unbeſtaͤndig, ungewiß, mannig⸗ faltig gerade dem Unwuͤrdigen ihre Gunſt zuwendend. Aus⸗ gabe und Einnahme ſoll Alles von ihr zugetragen werden, in allen Rechnungen der Sterblichen ſoll ſie die beiden Seiten ausfuͤllen; alſo ſo abhaͤngig ſind wir freilich in unſerm Looſe, daß man eben das Loos, den Zufall ſelbſt zur Gottheit macht, den Zufall, der freilich das Daſein eines Gottes uns manchmal als ungewiß erweiſt. — Ein anderer Theil der Sterblichen will mit der Fortuna nichts zu ſchaffen haben und verweiſt was ihm begegnet an das über feine Geburt herrſchende Geſetz, wie an fein Geſtirn, wobei man alſo der Gottheit ein ein fuͤr allemal zu faſſen⸗ des Decret uͤber des Menſchen ganze Zukunft etwa ein— raͤumt, im Uebrigen aber fie völlig thatlos in Ruhe ver- harren laͤßt. Gebildete und Ungebildete in dem gemeinen Haufen ſieht man auf ſolche Anſichten losſteuern, die ſich ganz einzuniſten anfangen. — ꝛc. Das Alles haͤlt nun den unbedachtſamen Sterblichen in Banden, und zuletzt iſt von Allem dem nur das fuͤr ausgemacht gewiß anzunehmen, daß eben nichts gewiß iſt, daß es kein jaͤmmerlicheres und doch wieder kein uͤbermuͤthigeres Geſchoͤpf giebt als der Menſch iſt. Alle anderen lebenden Weſen naͤmlich bekuͤm⸗ mern ſich um nichts als um ihren Lebensunterhalt, und den zu finden reicht für fie der Natur freiwillig guͤtiges Gewaͤhren aus; dieſe Guͤte der Natur hat ſie ſchon darin mit einem Gute bedacht, was allen unſern Gütern muß vorgezogen werden, daß naͤmlich die Thiere frei ſind von den Gedanken an Ruhm, an Gold, an Ehrgeiz und vor allen Dingen vom Gedanken an den Tod! — | Dennoch iſt es einmal unſer Lebensgebrauch, daß man gerade fur alle dieſe Dinge im menſchlichen Leben die Goͤtter als Lenker und Verſorger anſieht, daß man glaubt, — 147 — Gott verhaͤnge Strafe über boͤſe Thaten, zuweilen freilich verſpaͤtete, weil eben des Boͤſen gar zu viel geſchieht, bac ſchlage die goͤttliche Beſtrafung fehl, auch ſei der Menſch nicht dazu, als der Gottheit am naͤchſten ſtehend, nach dem Ebenbilde Gottes geſchaffen, daß er ſich durch Gemeinheiten zum wilden Thiere herabwuͤrdigen duͤrfe. Gegenuͤber den vielen Unvollkommenheiten des menſch— lichen Weſens duͤnkt es mich ein hauptſaͤchlicher Troſt zu ſein, daß ja auch Gott nicht Alles kann. Denn ſo kann Gott nicht, wenn er es wollte, an ſich einen Selbſtmord vollziehen, — das beſte Geſchenk, welches er unter ſo vielen Martern des Lebens dem Menſchen zugetheilt hat, — er kann ebenſowenig Sterbliche mit ewiger Fortdauer be⸗ ſchenken, nicht Hingeſchiedene ins Leben zuruͤckrufen, nicht machen, daß, wer gelebt hat nicht gelebt haben ſoll, wer in Amt und Wuͤrden geſtanden, dieſe nicht bekleidet habe, überhaupt, er vermag mit Dingen der Vergangenheit nichts als, daß ſie der Vergeſſenheit anheimfallen, endlich — um unter Betrachtungen über die Gottheit auch einen ſcherz— haften Beweis einzuflechten — er kann nicht machen, daß 2 mal 10 nicht 20 ſei, und viel Anderes der Art; daraus möchte ſich zu Tag legen, daß es die hierin unzweifelhaft ſich kund gebende gewaltige Natur der Dinge iſt, die wir eben Gott nennen.“ „es mag nicht für Abſchweifung vom Gegenſtande die— ſes Werks anzuſehen ſein, daß ich dieſe allbekannten Dinge erörtert habe, mit denen eben, weil man unabläffig die Frage aufwirft: was Gott iſt, Jedermann ſich abgiebt.“ — — 12 II. ine 109 5 Zur Geologie und mathematiſchen Geographie gehörige Vorſtellungen des Plinius, in denen | Anklaͤnge an Vorſtellungen und Beweisfüh⸗ ö rungen unſerer Aſtronomen und Nee ſich r laſſen. Bekanntlich gilt uns die kugelfoͤrmige Geſtalt der Erde als ein ausgemacht ſicheres Ergebniß aller Beo— bachtungen und wiſſenſchaftlichen Beweisfuͤhrungen, zu de— nen die Forſcher der neueren Voͤlker Europas gelangt ſind. Außer den Folgerungen auf Geſtalt und Groͤße der Erde, welche durch veranſtaltete Meſſungen ſich ergeben haben, iſt man bekanntlich darüber einig, daß beſonders als be- ſtaͤtigender Beweis der Kugelgeſtalt der Erde else anzuſehen ſei: 1) die Erſcheinung auf der hohen See, wornach die am Ufer ſtehenden Zuſchauer von dem abſegelnden und ſich immermehr von ihnen entfernenden Schiffe zu— erſt die unterſten Theile deſſelben aus dem Geſichte verlieren, und zuletzt, ehe das Ganze verſchwindet, nur noch die hoͤchſten Spitzen der Maſte erblicken, eine Erſcheinung, die auf allen Orten der Erde ſtatt hat. die Beobachtung, daß, wenn man auf der Erde in der Richtung von Süd nach Nord, gleichſam auf den Polarſtern zureiſt, dieſer Stern ſich immer mehr über unſern Horizont erhebt (z. B. zwiſchen Rom und Roſtock um 12 Grade). — 3) die Reiſen um die Welt, wobei die Weltumſegler, obſchon in derſelben Richtung nach Weſten ſteuernd, doch am Ende ihrer Reiſe wieder an demſelben Punkte ankommen, von dem ſie ausgegangen. Es iſt beachtenswerth, daß Plinius von der Geſtalt der Erde in Aus drucken ſpricht, wornach man, verſtehe ich 2 — — 149 — ſein Latein richtig, annehmen koͤnnte, er habe den Erd— koͤrper im Ganzen als eine Kugel angeſehen, von der das damals bekannte feſte Land der geringere eine Theil ſei, und daß er dabei von Beobachtungen ſpricht, die offen— bar Anklaͤnge jener neuern Beweisfuͤhrungen ſind. Ich ſtelle dieß Ihrer Beurtheilung anheim, indem ich folgende Stel— len hier übertrage: (2. Buch Cap. 64. LXIV.) „Was nun die allererſt zu betrachtende Geſtalt der Erde betrifft, ſo iſt man allgemein darüber einig. Wir ſprechen mit Zuverſicht von einem Erdkreiſe, wir neh—⸗ men eine Kugel an, die zwiſchen Polen eingeſchloſſen iſt. Freilich mag dieſe Geſtalt nicht die eines voͤllig runden Kreiſes ſein (absoluti orbis) bei ſo vielen hohen Bergen, bei ſo ausgedehnten ebenen Flaͤchen des offenen Landes; man denke ſich eine von den hoͤchſten Spitzen aus um die Erde gezogene Linie, dann wird doch die gezogene Bahn die Figur einer vollkommenen Rundung bewirken. Dies giebt die Betrachtung der weſentlichen Verhaͤltniſſe von ſelbſt an die Hand, es folgt nicht gerade aus jenen urſach— lichen Momenten, auf welche die Betrachtung des Him— melsgewoͤlbes uns oben ‚geführt hatte. An dieſem namlich iſt es eine convexe Woͤlbung, die nach Innen zu ſich herabneigt und von allen Seiten auf der Erde als ihrem Mittelpunkte anliegt: die Erde dagegen, wie ein feſter dichter Koͤrper (Kern) dehnt ſich in die Hoͤhe und Weite von Innen nach Außen aus, aͤhnlich einer aufſchwellenden Maſſe. Das Weltall (der Himmel) iſt alſo auf einen Mittelpunkt zu in der Schwebe, wohingegen die Erde von der Mitte nach Außen hinſtrebt; dieſe ungeheuer große Kugel wird aber eben dadurch, daß der Himmel in un— aufhorlichem Umſchwunge ſich umdreht, gezwungen, die Ge— ſtalt einer Kreisrundung anzunehmen. (Cap. 65. LXV.) „Hier komme ich auf einen gewaltigen Widerſtreit, in welchem die gelehrte Welt mit der gemeinen Meinung ſich befindet. Jene nimmt an, auf jedem Theile der Erds kugel wohnen Menſchen, ſie ſtehen alſo mit gegen einander gerichteten Fuͤßen auf dem Erdboden; über ihrem Haupte ſehen ſie alle ein Himmelsgewoͤlbe; von jedem Theil der Erde aus alſo geſchehe das Auftreten in gleicher Weiſe, nach deren Mittelpunkte zu. Die gemeine Meinung wirft dagegen die Frage auf: warum denn die uns entgegenge- ſetzt Wohnenden (unſere Antipoden) nicht von der Erde herabfallen. Es giebt nun wohl eine vermittelnde Anſicht, welche der unbelehrbare Haufe etwa noch als wahrſchein— lich gelten laͤßt, es ſei naͤmlich eine ungleiche Kugel, etwa in der Geſtalt eines Fichtenzapfend, und da koͤnnten auf allen Seiten die Bewohner beſtehen. Aber was kommt darauf an, iſt es ja doch nicht minder ein Wunder, daß die Erde ſelbſt in der Luft ſchwebend nicht mit uns Allen hinabfaͤllt! Wir kennen übrigens doch die große Kraft der Luft, die durch ihr Eingeſchloſſenſein innerhalb des Himmels— gewoͤlbes noch verſtaͤrkt ſein muß; und wie ſoll die Erde hinabfallen koͤnnen, da die Natur der Dinge das nicht zulaͤßt, da kein Ort denkbar iſt, wohinab die Erde fallen koͤnnte. Denn ſo wie es fuͤr das Element des Feuers keinen Wohnſitz giebt als eben im Feuer, fuͤr das des Waſſers keinen als in den Gewaͤſſern, fuͤr das der Luft keinen als in der Luft, ſo kann fuͤr die Erde auch nur in ihr ſelbſt ein Platz exiſtiren, Alles, was ſonſt auf der Welt iſt, ſchließt dieſelbe vo ſich auß, Anm. So unflar und ungenügend diefe zuleßt vors getragene Beweisfuͤhrung der heutigen Wiſſenſchaft erſchei— nen mag, ſo überraſchend erſcheinen dagegen die obigen zutreffenden Vorſtellungen von den Antipoden, bei dem da- maligen Mangel an Erfahrung, welche der neueren Zeit durch die Weltumſegler zu Theil geworden iſt. Es fehlt nur die weitere Eroͤrterung: was iſt uͤberhaupt oben, was unten? Fuͤr uns iſt oben, was weiter von der Erde abſteht, unten, was naͤher bei der Erde iſt; ganz ebenſo werden dieſe Worte auch von unſern Antipoden verſtanden. Hierzu kommt dann bekanntlich als Hauptgrund die neuere 1 Theorie von der Anziehungskraft der Himmels koͤrper und von der Schwere. — Plinius fährt fort: (äbidem; 163.) „Am ſtaͤrkſten widerſtreitet dem gemeinen Haufen, daß 7 auch die Geſtaltung der Gewaͤſſer der Erde ſich als wie nach einem Scheitelpunkte ſich erhebend denken ſoll. und doch liegt uns dieſe Erſcheinung mehr wie irgend etwas als durch die Natur der Dinge bedingt vor Augen. So geſtaltet ſich ſchon jeder haͤngende Tropfen zu einem kleinen kreisfoͤrmigen Kuͤgelchen, auch die auf Staub oder auf einer wollenen Decke der Blaͤtter aufliegenden Tropfen ſieht man kugelrund daliegen. Ferner iſt in einem gefülls ten Trinkgefaͤße das oberſte nach der Mitte zu am meiſten erhöht (angeſchwollen), was man freilich wegen der unend— lich feinen Theile der Fluͤſſigkeit und ihrem weichen Anein⸗ anderkleben nicht ſo leicht mit dem Geſichte unterſcheiden kann. Es iſt auch das eine noch auffallendere Erſcheinung, daß, wenn man in einen ganz vollen Pokal nur noch wenig Fluͤſſigkeit hinzugießt, ſogleich ein Ueberfließen eintritt, wo— hingegen dieß nicht ſtatt hat, wenn ein Gewicht hinein gethan wird, was man manchmal bis zu 12 Denaren ſteigen laſſen kann; der Grund liegt darin, weil das, was in der Tiefe hinzukommt, das Ganze des fluͤſſigen Inhalts zu einer Woͤlbung im Scheitel der Oberflaͤche ſich erheben macht, was aber oben an der Oberflaͤche zugegoſſen wird, auseinanderfließen muß. — So erblickt man ferner aus gleichem Grunde (Eadem est causa etc. „wegen des ſich zur Kugelform Woͤlbens der Gewaͤſſer“ im weiteren Zu— ſammenhange mit dem Hauptthema: „wegen der Kugel— ſeſtalt der Erde“ —) vom Schiffe aus das feſte Land noch nicht, das doch ſchon dem auf dem Maſtbaum Ber ichen ſichtbar iſt, und wenn man an den Maſtbaum hr a Lande ſich entfernenden Schiffes etwas Glänzen indet, fo ſcheint dieß nach und nach tiefer hinab⸗ zuſinken und verſchwindet zuletzt ganz. Endlich wie koͤnnte der Oceanus, den wir uns bekanntlich als das aͤußerſte Ende des Erdkreiſes denken, wie koͤnnte er in einer andern 1 — Geſtalt (als der Kugelgeſtalt) zuſammenhaͤngen und doch nicht hinabfallen, „da es dort keinen weiteren einſchließenden Rand giebt? — Es bleibt aber doch wunderbar, wie das aͤußerſte Meer, wenn auch es Kugelgeſtalt hat, 1 , Abfließen kommt. — „Zur Beſeitigung dieſes Zweifels lehren die Griechen, nach einem ſcharfſinnigen geometriſchen Lehrſatze, mag im— merhin das Meer eine ebene Flaͤche ſein und wie wir es eben ſehen ſich geſtalten, ſo koͤnne ein Abfließen deſſelben doch ſich nicht zutragen, und dieſer erfundenen Anſicht freuen und rühmen fie ſich ſehr. Sie ſagen naͤmlich: fo wie alles Waſſer von hoͤheren Punkten nach tieferen fließt, was ja Niemand in Abrede ſtellt, ſo daß auch Niemand zweifle, nach dem Ufer fließe eben alles Waſſer von der Weite her, ſoweit es nach der abhaͤngigen Beſchaffenheit des Bodens thunlich iſt, ſo liege auch ohne Zweifel klar vor, daß alle mehr in der Tiefe befindlichen Gegenſtaͤnde dem Mittelpunkt der Erde naͤher liegen. Somit muͤſſen alle, von dieſem (dem Mittelpunkte der Erde) zu den naͤchſten Gewaͤſſern gezogenen Linien kuͤtzer ſein als die Linien, die man vom Anfange der Meeresgewaͤſſer bis zum aͤußerſten Meere zoͤge; das bedinge alſo, daß alle Gewaͤſſer, und von allen Seiten her nach dem Mittel— punkte der Erde ihre Richtung nehmen, und ſie koͤnnen nicht von der Erde ab wegfließen, weil ſie nach dem In⸗ nern derſelben zu gelangen ſtreben.“ Nach einer hier zu übergehenden Ausfuͤhrung, wie auch durch die Entdeckungsreiſen der Schifffahrer in der alten Welt thatſaͤchliche Beweiſe erlangt worden ſeien, fuͤr die Umguͤrtung der Erdkugel mit einem großen Meere, geht Plinius auf eine gar eigenthuͤmliche Eroͤrterung und Be— trachtung über, wie wenig zuletzt vom ganzen Erdförper als bewohnbares Land übrig bleibt, und wie ſehr die ſterbliche Menſchheit ihre jaͤmmerliche Eitelkeit und Prahlerei dadurch beurkunde, daß ſie einen ſo winzig kleinen Punkt — 153. — des Weltalls zum Schauplatz ihres Ehrgeizes, ihrer Herrſchſucht und aller boͤſen Geluͤſte und Leidenſchaften mache. Dieſe ſchwer zu übertragende Stelle lautet wie folgt: (Cap. 68. LXVIII.) Man ſcheint zuvoͤrderſt etwa die Haͤlfte der Erdkugel für das feſte Land zu rechnen, und anzunehmen, daß im Oceanus ſelbſt kein Erdtheil ſich finde. In der That, da dieſer Alles was in der Mitte liegt, umgiebt, da alle Gewaͤſſer in ihn zuſammenfließen, von ihm ausfließen, mit Einſchluß des aus den Wolken ſtroͤmenden, da ſo viele Sterne von ſo großem Umfange duech den Oceanus hin— durchgehen, in welchem Theile ſeines weiten Raumumfanges ſoll man ſich Wohnungen denken? Ein Beſitzthum in einer ſolchen Waſſerwuͤſte muͤßte ja ein uͤbermaͤßiges und endloſes ſein. Was hiernach von der Erde dem Waſſer entzogen bleibt, davon macht noch mehr die Beſchaffenheit der Himmelszonen unbewohnbar: es giebt deren 5, in den beiden aͤußerſten Zonen um die Pole, wovon der eine nach dem Siebengeſtirn des Baͤren genannt wird, der ent— gegengeſetzte der Suͤdpol heißt, ſtarrt Alles, was unter dieſen liegt, von ewigem Eis und unertraͤglicher Kaͤlte und Rauheit; in beiden Zonen herrſcht immerwaͤhrende Dunfels heit, ein ſchwaches durch den unguͤnſtigen Anblick ſchwaͤcher leuchtender Geſtirne verdorbenes, nur vom Schnee und Reif weißlich gefaͤrbtes Licht. — In der mittlern Zone, wo die Bahn der Sonne läuft, it auf der Erde Alles wie von Flammen ausgebrannt, und darauf wie in Dampf verzehrt, duͤrr und trocken. Zwiſchen dieſer heißen und den ſtarrkalten Zonen liegen zwei gemaͤßigte, aber freilich kann man wegen des Sonnenbrandes nicht von einer zur andern kommen. So nimmt alſo diefe Himmelseintheilung uns 3 Theile (3) der Erde weg; wie viel dem Oceanus zum Raube wird, daß wiſſen wir nicht. Und das uns übrig gelaſſene eine Theil (4) des feſten Landes möchte ich faft auch gar ſehr für beeinträchtigt halten, indem ja der große Ocean in gar viele Buchten, wie wir es nennen XII. 11 — 154 — 5 koͤnnen, hereintritt, ganz dicht heran an unſere Binnen⸗ meere, wie z. B. der Arabiſche Meerbuſen nur 1500 Tau ſend Schritte vom Aegyptiſchen Meere, der Caspiſche Meere bußen 375 Tauſend Schritte vom Pontus entfernt iſt. Da ferner aus dem Ocean ſo viele Meere zwiſchen Afrika, Europa und Aſien dieſe Erdtheile trennend hereindraͤngen, wie große Flaͤchen des Erdkoͤrpers nimmt das Alles ein! Run rechne man dazu noch die große Anzahl von Fluͤſſen, Suͤmpfen, Seen und andern ſtehenden Gewaͤſſern. Man rechne ferner vom geſammten Erdboden ab die zum Himmel emporragenden ſteil und unzugaͤnglich ausſehenden Gebirge, ferner Waͤlder, wilde Felſengruͤnde, Wuͤſteneien und was ſonſt aus tauſenderlei Urſachen unbewohnbar iſt. Und das iſt es alſo Alles das Große vom Erd⸗ koͤrper, — ja im Gegentheil muß man ſagen, wie Viele es bezeichnet haben, dieſer kleine Punkt des Weltalls (denn etwas Anderes iſt im Vergleich zum Univerſum der Erd— ball ſelbſt nicht) dieſer kleine Punkt iſt es, auf den wir ſtolz ſind, das iſt unſer Wohnſitz, da treiben wir Geſchaͤfte in oͤffentlichen Ehrenſtellen, da herrſchen und befehlen wir, da ſtreben wir nach Schaͤtzen, da machen wir Laͤrmen durch alle Geſchlechter der Menſchen, da ſchlagen wir uns in buͤrgerlichen Kriegen ſogar unter uns ſelbſt herum und veroͤden die Erde durch gegenſeitiges Morden. Das ferner iſt der Punkt, um mich nicht weiter mit dem wahſinnigen Beginnen im oͤffentlichen Leben der Voͤlker abzugeben, das iſt der kleine Punkt, wo wir unſere Grenznachbarn von unſerm Stuͤckchen Erdboden vertreiben, und des Angrenzers Raſen mit in unſern Grund und Boden eingraben, fo, daß wer von der Flur ſich die breiteſte Flaͤche zumißt, und ſeine Angrenzer uͤber das Herkommen weg von ſich ab— treibt, noch uͤber das Bischen Erdſcholle jubelt und wenn er nun wirklich nach dem Maaße ſeiner Habſucht ſich ausgebreitet haͤtte, was fuͤr ein Erdtheilchen, wenn Alles fertig iſt, hat er nun wohl wirklich ſein zu nennen!“ — III. Des Plinius Anthropologie, im Vergleiche zu dem Inhalte der heutigen Anthropologieen. Plinius handelt in einem ganzen Buche — dem ten — ausfuhrlich von dem Menſchen; er erkennt die Wichtigkeit der Betrachtungen uͤber des Menſchen leibliche Beſchaffenheit und geiſtige Eigenſchaften an. Allein, was wir bei ihm als Beitrag zur Anthropologie vorfinden, iſt größtentheild nur Zuſammenſtellung der Beobachtungen und Thatſachen, die das Aeußerliche der Erſcheinungen am Menſchen betreffen. Auf den Grund der Erſcheinungen den forſchenden Blick zu richten, das Innere des leiblichen und geiſtigen Lebens auseinanderzulegen faͤllt dem gelehrten Roͤmer nicht ein. Waͤhrend unſere Anthropologen uns die Bildung des Blutes, den Ernaͤhrungs- und Abſonderungs— Prozeß, das organiſche Leben des leiblichen Lebens zu er— klaͤren ſuchen, unſere Seele als in verſchiedenen Organen, beſonders aber durch die Nerven, wirkſam in ihren Außen— werken (den Sinnen, der Bewegung u. ſ. w.) ſowohl als in ihrer geiſtigen Sphaͤre gleichſam zerlegen, dann wieder ihre Beſtimmung und Aufgabe, und die Verirrungen von der natürlichen Bahn, dieſer Aufgabe gerecht zu werden, uns ſchildern, findet ſich von dem Allen bei Plinius faſt nichts. Erſt ein ſpaͤteres Capitel im 11. Buche bringt Einiges in der Zoologie, was man vergleichende Anatomie nennen koͤnnte. Mehr Analogie zur heutigen Anthropologie laͤßt ſich noch in den Anführungen dieſes Claſſikers uber den Verlauf des Menſchenlebens (Zeugung, Geburt, Alter, Schlaf und Tod) wahrnehmen; an intereſſanten Beiſpielen iſt ſein Werk überreich, und hierin gewiß beachtenswerth und belehrend. Aecht roͤmiſch und ganz den ſtrengſten düfterften Seiten der ſtoiſchen Phyloſophie entnommen iſt der Inhalt der wiederholt eingeſtreuten Betrachtungen über das Loos des Menſchen. Erlauben Sie mir, Ihnen das 1 Erheblichere und Eigenthuͤmlichſte mitzutheilen, theils in freier Ueberſetzung, theils in aus zugsweiſen Ausführungen, (7. Buch. Cap. 1. 5. 1-5.) „Mit Recht gebührt der Betrachtung des Menſchen der erſte Platz in der Beſchreibung der die Erde bewoh— nenden lebenden Weſen. Für ihn ſcheint ja die Natur alle uͤbrigen Dinge geſchaffen zu haben, aber gegen ihre großen Geſchenke fordert ſie vom Menſchen grauſam die Unterwerfung unter große Einbuſen, ſo daß es nicht leicht iſt, abzuwaͤgen, ob ſie dem Menſchen eine guͤtige Mutter oder eine harte Stiefmutter geweſen iſt. So verweiſt ſie zunaͤchſt ihn allein unter allen lebenden Geſchoͤpfen mit der Bedeckung ſeines Leibes an fremde Huͤlfe; den übrigen Geſchoͤpfen hat ſie mannichfaltige Arten von Bedeckungen zugetheilt, Schalen, Rinden, Dornen, Haͤute, Zotteln, Borſten, Haare, Federn, Floſſen, Schuppen, Felle; auch Geſtraͤuche und Baͤume hat ſie durch ihre Rinde, die hie und da doppelt gefunden wird, gegen Kalte und Hitze geſchuͤtztz den Menſchen allein wirft ſie an ſeinem erſten Lebenstage nackt auf den nackten Boden; ſein erſtes Loos iſt alsbald Wimmern und Weinen; kein anderes Thier vergießt Thraͤ⸗ nen, und fo gleich beim erſten Schritt ins Leben. Das hingegen, beim Hercules, iſt keinem Menſchen das Laͤcheln, jenes frühzeitig und ungeſucht eintretende, vor ſeinem vier— zigſten Lebenstage beſchieden. Von ſolchem erſten Eintreten an das Licht der Welt an ſieht der Menſch alle ſeine Glieder in Bande geſchlagen, wie ſie nicht einmal den wilden Beſtien die bei uns zur Welt kommen zu Theil werden; ) iſt er durch die Geburt gluͤcklich hindurch, da liegt er nun mit gefeſſelten Händen und Füßen, ein flens nendes Thier, er, der Herrſcher uͤber alle andern Thiere werden ſoll; ſeine Anspicien fuͤr das Leben ſind Qualen, aus keiner Verſchuldung, als weil er eben geboren iſt, ) Anm. Windeln und Binden mögen hier gemeint fein. — 137 — entſproſſen. Ach, welche Verruͤcktheit der Menſchen, nach ſolchem Beginn ihres Daſeins ſich zum Ueberheben in Hoch— muth geſchaffen zu erachten! Fühlt der Menſch einen An— fang des Erſtarkens, und bringt der Zeitverlauf ihm die erſten Gaben, fo macht ihn dieß einem Vierfuͤßler ähnlich. Denn wie ſpaͤt kommt es zum Gehen, zum Sprechen, zum richtigen Aufnehmen der Speiſe in den Mund? Wie lange wackelt das Haupt, ein Anzeichen von Schwaͤche, wie es unter allen Thieren ſich ſo nicht findet! Run vollends treffen ihn Krankheiten, und allerlei Arzneifünfte, die man ausgekluͤgelt hat gegen feine Leiden, die aber auch oft genug durch Veraͤnderungen der Zuſtaͤnde unwirkſam ge— macht werden. f Alle anderen Thiere werden ſofort ihres natuͤrlichen Geſchicks inne, die einen verlaſſen ſich auf ihre hurtigen Bewegungen, die andern auf ihren raſchen Flug, noch an— dere ſchwimmen. Der Menſch verſteht von Natur gar nichts, es werde ihm denn gelehrt, nicht ſprechen, nicht laufen, nicht eſſen, mit einem Worte, es iſt ihm von Natur kein freiwilliges Verrichten, als das Weinen gege— ben! Daher denn auch gar Viele exiſtirt haben, die dafuͤr hielten, nicht geboren werden, ſei das beſte Loos, oder auch ſo ſchleunig wie moͤglich wieder vernichtet werden. Kein Thier außer dem Menſchen weiß etwas von Schwer— muth, keines von den Ausſchweifungen in Wolluſt und Schwelgerei, die der Menſch auf ſo unzaͤhlig verſchjedene Weiſe und mit allerlei Gliedern ſeines Leibes treibt, keines von Ehrſucht, von Geiz, keines von dieſer ungeheuren Luſt zum Leben, keines vom Aberglauben, der Menſch allein bekümmert ſich um ſeine Beerdigung, ja ſelbſt um das was nach ſeinem Tode geſchehen wird. Kein lebendes Weſen hat ein fo unbeſtaͤndiges Leben, keines ſolche Gier nach allen Dingen, keines ſo verwirrende Furchtanfaͤlle, keines fo heftige Wuthausbrüche. Endlich noch eines: alle anderen Thiere verkehren Jedes mit ſeiner Gattung auf ehrliche Weiſe, wir ſehen, wie ſie ſich zuſammenſchaaren, — 0 — wie ſie gegen ihnen unaͤhnliche Geſchoͤpfe zuſammenhalten. Der wilde Loͤwe kaͤmpft nicht mit ſeines Gleichen, die Schlange beißt nicht nach anderen Schlangen; die großen Seethiere und die Fiſche verfolgen blos die von ihnen uns terſchiedenen Geſchlechter. Der Menſch dagegen, beim Hercules, erleidet am Meiſten Uebles vom Menſchen! —“ Mit dem erſten Kapitel beginnt nun Plinius Rach⸗ richten aus allen Theilen der Erde uͤber den Menſchen in ſeiner aͤußern Erſcheinung, die er hauptſaͤchlich aus Schriften der Griechen geſchoͤpft zu haben eingeſteht, „weil ihnen bei ihrem großen Fleiße am beſten zu trauen und ſie von Alters her mit ſorgſamen Sammeln beſchaͤftigt geweſen ſeien.“ Hier ſtoßen wir gleich im Kap. II. $, 20 auf eine intereſſante Schilderung aus Indien und Aethiopien: „Die Laͤnder Indiens und Aethiopiens wimmeln von wunderbaren Erſcheinungen. Indien iſt das Geburtsland der größten Thiere; man ſieht es ſchon daraus, daß dort die Hunde groͤßer ſind, als irgendwo. Es ſoll dort Baͤume von ſolcher Hoͤhe geben, daß man mit einem Pfeile nicht daruͤber wegſchießen kann, — es iſt dies eine Folge des fruchtbarſten Bodens, des koͤſt⸗ lich milden Climas, des Ueberfluſſes an Gewaͤſſern; will man daran glauben, fo kann unter einem dortigen Feigen- baum eine ganze 30 Mann ſtarke Abtheilung (turma) von Reitern untertreten; Schilfrohre find fo üppig gewachſen, daß, wenn aus einem Stuͤck, zwiſchen zwei Knoten, ein Kahn gemacht wird, 3 Menſchen darin ſchiffen koͤnnen. Viele der Bewohner ſollen über 5 Ellen (cubita) in der Laͤnge haben, nicht ausſpeien, niemals Kopfſchmerzen, Zahn⸗ ſchmerzen, Augenleiden haben, ſelten an andern Körpers theilen erkranken; ihre Aus dauer mag von der gemaͤßigten Sommerwaͤrme befoͤrdert werden. Philoſophen jenes Lan⸗ des, die man „Gymnosophistas““ nennt, ſtehen vom Morgen bis zum Abend mit unbeweglich nach der Sonne — 139 — gerichteten Augen oder auf ſandiger Flaͤche den ganzen Tag immer auf einem Beine; abwechſelnd auf dem rechten und dem linken allein.“ ve r Nach mehreren Anfuͤhrungen über Zwillingsgeburten, über die Erſcheinungen am ſchwangerem Weibe, Abor— tiren u. dgl. macht der ſtoiſche Lebensveraͤchter wieder ein— mal folgenden Ausfall: (7. Buch. Cap. 5. VII.) | „Man ſchaͤmt ſich und es jammert Einem, überlegt man, wie nichtswuͤrdig der Urſprung des ſtolzeſten aller lebenden Geſchoͤpfe iſt. In ſolchen anfaͤnglichen Stadien entwickelt ſich der Tyrannen-, der Henkersſinn. Du, der Du auf Deine Koͤrperkraͤfte Dich jetzt verlaͤſſeſt, Du der des Gluͤckes Gaben alle an Dich reißen moͤchteſt, dich nicht etwa nur fuͤr einen Zoͤgling, nein! fuͤr einen Sohn des Gluͤckes haͤltſt, Du in Blutgier Verſunkener, Du der fi wie ein Gott duͤnkt, den irgend ein Gelingen aufblaͤht, — ſiehe! ſo wenig gehoͤrte dazu, um Dich gleich anfaͤnglich zu vernichten, ja bis zum heutigen Tage kann noch ein geringfügiger Umſtand Dir das Leben koſten, ein Stich von einem Schlangenzahn, oder, wie dem Anacreon ge— ſchehen, ein im Hals ſteckender Weinbeerkern, oder, was dem Praͤtor und Senator Fabius erſticken machte, ein mit Milch verſchlucktes Haar. Wahrlich uur, wer jeder— zeit der Hinfaͤlligkeit des Lebens eingedenk bleibt, wird das Leben auf richtig geſtellter Wagſchaale abwaͤgen!“ — Aus dem folgenden 6. Kapitel S. VIII. erſieht man, daß die Römer die Fußgeburten für Anzeichen eines unheil— vollen Lebens und Sinnes anſahen; „ſo ſei, ſagt Plinius, der Kaiſer Rero, waͤhrend ſeiner ganzen Regierung ein Feind des Menſchengeſchlechts, nach Ausſage ſeiner Mutter Agrippina mit den Füßen aus dem Mutterleibe ges kommen.“ Seltſam iſt es, daß man Kinder, wie Kap. 7. IX. andeutet, über deren Geburt die Mutter geſtorben iſt, für | | | — 160 — beſonders begabt anſah: „ſo ſei, wie Plinius angiebt, der erſte Caͤſar davon, weil er aus dem Uterus ſeiner Mutter herausgeſchnitten wurde, Caͤſar benannt worden, und die Caͤſares habe man deshalb auch Caͤſo nes geheißen. Nach ferneren Eroͤrterungen uͤber die Eigenheiten des weiblichen Geſchlechts, über Embryonen, über: beſondere Staͤrke der Sinne bei einzelnen Menſchen, über große Geis ſtesgaben, uͤber Beiſpiele von ausgezeichneter Geiſtesgroͤße und Muth, uͤber ſehr weiſe Sterbliche, ſehr fromme u. dgl. geht Plinius auf Betrachtungen und Anfuͤhrungen von ausgezeichneten Gluͤckszuſtaͤnden einzelner Sterblichen in fol— genden Saͤtzen über: (7. Buch. Cap. 4.) 5 „Welchen Menſchen ein vorzuͤgliches Gluͤck beſchieden iſt, darüber ſteht eigentlich Niemandem ein Urtheil zu; denn jeder Menſch beſtimmt auf ſeine eigene, ſeiner individuellen Geiſtesanlage entſprechenden Weiſe, was ihn beglücken kann. Wollen wir mit wahrer Aufrichtigkeit über die Sache einen Ausſpruch thun, von jedem ſchmeichelnden Bewerben um des Gluͤckes Gunſt hier abſehen, ſo iſt eigent— ; lich kein Sterblicher für glücklich) zu erklaͤren. Es ift ſchon viel und man mag es ein nachſichtiges Walten des Schick ſals nennen, iſt einer nur mit Grund nicht ungluͤcklich zu nennen. Zunaͤchſt, abgeſehen von Allem Andern, ſchwebt man in ewiger Furcht, daß das Gluͤck es muͤde werde, (uns zu begünftigen), hat einmal dieſe Furcht Wurzel ger faßt, da beſteht ſchon kein ſolides Begluͤcktſein mehr. Und dazu kommt: daß kein Sterblicher zu allen Stunden ein weiſer Mann iſt. Haͤtte ich doch darin unrecht, waͤre doch nicht von der Mehrzahl voͤllig anerkannt, daß in dieſer Behauptung nichts als ein prophetiſcher Wahrheitsſpruch liegt! Dennoch iſt der Sterbliche voll Einbildung und ganz erfinderifh im Berechnen feiner Lebenstage nach der Eins theilung in gute und boͤſe, wie es z. B. die Thrazier machen, die je nach dem ein Tag ausfaͤllt ein Steinchen — . — von verſchiedener Farbe in eine Urne werfen, dann aber, wenn der letzte vorüber iſt, dieſe Steine, jede Claſſe ab» gefondert, zahlen, und daraus nun über, des Verſtorbenen glückliches oder ungluͤckliches Loos ihren Ausſpruch ſchoͤpfen. Wie aber, wenn der um der weißen Farbe des Steinchens willen gevrieſene Tag gerade die Quelle geweſen, aus der ein Uebel entſprungen war? Wie Viele, haben ſie ein hohes Commando erreicht, ſind dadurch ins Ungemach ge— ſtuͤrzt worden! Wie Viele find durch Gluͤcksguͤter ins Ver— derben gerathen, (unter des Scharfrichterd Händen) (ultimis mersere supliciis); in einen Abgrund von Elend verſenkt worden, wegen ebenderſelben uͤberſchwaͤnglichen Schaͤtze, deren fie. ſich einſt zur Stunde des Erwerbs jubelnd ers freuten! Ja, ſo iſt es in Wahrheit, der folgende Tag ent— ſcheidet erſt uͤber den vorausgegangenen, der allerletzte end— lich uͤber alle, und ſomit kann man zu keinem Zutrauen faſſen. Geſetzt, man erlebe ſo viel Gutes wie Boͤſes der Qualität nach, der Zahl nach überwiegt das Letztere, und wird denn der geringſte Gram aufgewogen durch unſer Freudengefuͤhl? Was für ein hohles unüberlegtes Bemühen iſt es alſo, die Tage nach dem Abzaͤhlen in Vergleich mit einander zu bringen, wo eigentlich darnach zu fragen iſt, was Jeder wiegt!“ — Auf vielfache Beiſpiele langer Lebensdauer laͤßt Plinius, indem er auf das hohe Alter kommt, eine ſelt— ſame Apoſtrophe über daſſelbe folgen: (B. 7. Cap. 51. §. 167.) „es iſt das noch ein gar ungewiſſes und allzu ges brechliches Geſchenk der Natur, wie es uns immer beſchie— den werde, genau genommen ein karges und kurz dauerndes, ſelbſt für diejenigen, denen es im freigebigften Sinne bes ſchieden iſt, — vollends neben dem Hinblick auf die Ewig keit! Denken wir gar an unſere naͤchtliche Ruhezeit, ſo lebt jeder ohngefaͤhr nur in der Haͤlfte des ganzen, ſein Leben umfaſſenden Zeitraums; ein dem Zuſtand im Tode gleiches Exiſtiren iſt uns auferlegt im Schlafen, gleich groß wie unſer Wachen, und, fehlt uns der Schlaf, ſo iſt jener naͤchtliche Zuſtand wie eine Strafe uns aufgelegt. Was iſt das Leben, denkt man an die Jahre der Kindheit, die bewußtlos verlaufen, denkt man an ein hohes Alter, das wie zur Strafe zaͤhe Dauer hat, denkt man an die vielerlei Gefahren, Krankheiten, Bangigkeiten, Sorgen, wo ſo oft der Menſch den Tod herbeiruft, um ihn mehr als um irgend etwas die Götter anfleht! Gewiß, die Natur kann dem Menſchen nichts beſſeres gewaͤhren als eine kurze Lebensdauer; wenn nun alle Sinne ſchwach werden, die Glieder ſteif, Geſicht, Gehör ganz erftirbt, das Gehen aufhört, Zaͤhne und andere zum Ernaͤhrungs— prozeß noͤthige Werkzeuge ausfallen und erlahmen, will man eine ſolche Lebenszeit für wirkliches Leben rechnen?“ Am Schluſſe dieſes, des 51. Capitels, führt Plinius als eine Eigenheit an, daß von Seuchen der Sclaven— ſtand im Allgemeinen am meiſten betroffen werde, und daß man wahrgenommen habe, die Seuchen wanderten jeders zeit von den ſuͤdlichern Theilen der Erde nach den weſtlich gelegenen Gegenden, niemals in anderer Richtung, nie im Winter, und nicht drei Monate uͤberſchreite ihr Anhalten. Im 55. Capitel s. LIV. findet ſich eine intereſſante Notiz über die Sitte der Römer, ihre Leichname zu ver⸗ brennen; er ſagt: „Das Verbrennen der Todten iſt bei den Roͤmern keine Sitte aus aälteſter Zeit, anfaͤnglich begrub man fie in der Erde; als aber, wenn in fernen Laͤndern Roͤmer im Kriege gefallen waren, bekannt wurde, daß die Ge- fallenen wieder ausgegraben worden waren, fuͤhrte man alsdann das Verbrennen ein. Es giebt jedoch viele Fa- milien, die den alten Gebrauch beibehalten haben; fo ers - zaͤhlt man, daß in der Corneli'ſchen Familie vor des Dictators Sulla's Lebzeiten kein Familienglied verbrannt } 4 — 15 — wurde, der Dictator aber habe es für feinen Leichnam fo angeordnet aus Beſorgniß, man moͤge ihm wieder ver⸗ gelten, daß er des Caius Marius Leichnam hatte aus» graben laſſen. Was Plinius im naͤchſten 56. Capitel des 7. Buchs über, oder eigentlich wider die Unſterblichkeit der Seele auskramt, verdient eigentlich keiner Beachtung: ja, es iſt unerwartet, den hochgebildeten Staatsmann, obſchon er der Philoſophie des Epicurs anhing, fo kraſſem Nihilismus ergeben zu finden. Als Beleg indeſſen, daß die Rihiliſten der neueſten Zeit, die es als eine beſondere Ehre der von den Feſſeln der angeblichen Volksverdummung ſich Be— freienden anſehen, den ganzen Werth des Menſchen auf dieſe irdiſche Exiſtenz zu beſchraͤnken, jedenfalls nichts Reues erfunden haben, moͤge es Ihnen, verehrte Herren, keine zu große Geduldprobe werden, die hohlen Kluͤgeleien des roͤmiſchen Unglaͤubigen kuͤrzlich mit anzuhoͤren: „Von dem Zuſtande der Seelen nach dem Begraͤbniß hat man mancherlei verworrene Vorſtellungen. Alle Men— ſchen ſind wohl vom Todestage an in demſelben Zuſtande, wie vor dem erſten Lebenstage, in ihrem Leibe wie in ihrer Seele nicht mehr irgend etwas empfindend nach dem Tode, wie vor ihrer Geburt. Gleichwohl erſtreckt ſich die im Leben uns beherrſchende eitle Einbildung auch auf jene Zukunft, ſie luͤgt uns vor, es gebe auch in jener Zeit nach dem Tode ein Leben, bald ſoll es eine Unſterblich— keit der Seele ſein, bald eine Verwandlung in eine andere Geſtalt, bald ſchreibt man den Seelen in der Unterwelt ein Empfinden zu, ſpricht von einer Verehrung der Ma— nen, macht den zum Gott, der nicht einmal mehr Menſch iſt, als wenn unſere organiſche Lebenskraft von anderer Beſchaffenheit waͤre als die der übrigen Thiere, oder als wenn nicht vielmehr viele Thiere von weit längerer Lebens⸗ dauer gefunden wuͤrden, bei denen doch Niemand daran denkt, ihnen Unſterblichkeit zu prophezeien. Ich frage alſo: — 164 — was für einen Leib hat denn die Seele an und fuͤr ſich? aus welchem Stoffe? wo iſt der Sitz ihrer Denkkraft? wo ihr Geſicht, ihr Gehoͤr? womit fuͤhlt ſie taſtend? wie verwendet ſie die Sinne? oder was kann ohne Sinne ihr dienlich ſein? wo endlich waͤre ihr Aufenthalt, und was waͤre das fuͤr eine Unzahl von Seelen oder Schatten nach ſo vielen Jahrhunderten? Das ſind Erdichtungen kindiſcher Schwaͤrmereien und der Sucht des Sterblichen, niemals aufzuhoͤren zu exiſtiren. Democrit, der doch ſelbſt nicht vom Tode auferſtanden iſt, will uns auf aͤhnliche Weiſe einbilden, die Leiber der Verſtorbenen blieben aufbewahrt und würden wieder auferſtehen. Traurige Thorheit, für den Tod eine Wiederholung des Lebens annehmen, nie— mals alſo kaͤmen die einmal Geborenen zu ihrer Ruhe, wenn im Himmel der Seele ein Empfinden verbliebe, und daſſelbe den Schatten der Unterwelt! In der That be— raubt uns dieſe ſchwaͤchlich-ſuͤßliche Leichtglaͤubigkeit der vorzuͤglichſten Wohlthat der Natur, die im Tode eben ber ſteht, dagegen verdoppelt ſie die Schmerzgefuͤhle des Ster— benden, der mit Vorſtellungen über fein zukünftiges Leben gequält wird! Und, iſt das Leben wirklich eine Annehmlichkeit, wem koͤnnte es in jener Zukunft eine angenehme Empfin— dung ſein zu wiſſen, daß es voruͤber iſt? Moͤchte nicht Jeder es fuͤr ein leichteres und ſicheres Loos anſehen, es werde dereinſt eben ſo ſein, wie jetzt, wo wir von dem Zuſtande vor unſerer Geburt ja ebenfalls nichts wiſſen! — Plinius beſchließt hierauf dieſe Abtheilung ſeiner Anthropologie — denn im 6. Buche findet ſich hierher gehoͤriges aus der Anatomie — mit einer umſtaͤndlichen, durch 5 Capitel laufenden, Aufzaͤhlung merkwuͤrdiger Er— findungen und ihrer Weiterverpflanzung, eine Materie, die fuͤr die einſchlagenden Faͤcher gewiß allerhand beachtens— werthe Notizen darbietet, hierher aber zu wenig bezüglich — 163 — ft, als daß ich nicht vorziehen ſollte, dieſen Vortrag blos mit dieſer allgemeinen Anführung des Inhalts ohne wele teres Eingehen auf Einzelheiten zu beſchließen. Haben Sie Dank für Ihr nachſichtiges Gehoͤrgeben! Altenburg, den 2. November 1852. E. v. Braun. XVIII. An die naturforſchende Geſellſchaft in Altenburg. Geſtatten Sie mir, daß ich zu Ihrem Stiftungsfeſte, an welchem ich leider nicht perſoͤnlich Antheil nehmen kann, wenigſtens eine kurze Rotiz einſenden darf, welche das relative Alter der Gebirgsſchichten in den umgebungen Ronneburgs betrifft. Die aͤlteſten Gebilde der dortigen Gegend ſind jene im Geſſenthale nahe der Thalmuͤhle anſtehenden Thon— ſchiefer. Sie galten bis vor kurzem noch als verſteinerungs— leer, indeß iſt es meinem Schwager, Herrn Kaufmann puſch in Ronneburg, neuerdings gegluͤckt, in ihnen bes mbare Reſte von Verſteinerungen aufzufinden. Er ent⸗ deckte nämlich auf der oͤſtlich von der Thalmüͤhle ſich aus» breitenden Höhe zwei Exemplare des Nereograpsus pugnus Emmons, welchem ich in meinem Graptolithen-Buche, das ich die Ehre hatte, der naturſorſchenden Geſellſchaft zu überfenden, tb. 5. F. 21. als Nereograpsus cam- brensis abgebildet habe. a | | | * WR ueber die Stellung der Gebirgsſchichten, welchen dieſe aͤlteſten Korallen der fruͤheſten Meere angehören, walten jetzt keine Zweifel mehr. Die ſogenannten Nes reitenſchichten, aus denen ohngefaͤhr 6 Arten der zu den Graptolithen gehörenden Gattung Nereograpsus bekannt worden find, bezeichnen in Sachſen und Thürins gen, in England und Rordamerika den alten ſiluriſchen Horizont oder die unterſte Abtheilung der Grauwacken— formation. Hierauf folgen die in den Umgebungen Ronneburgs ſo gewoͤhnlichen Graptolithen-Schichten, welche als Kie— ſelſchiefer und Alaunſchiefer auftreten, uͤber welche ich bereits fruͤher ausfuͤhrliche Mittheilungen gegeben habe. Dieſe begrenzen die untere Abtheilung der Silurformation nach oben. Eine obere Silurformation fehlt bei Ronneburg, wie in ganz Sachſen und den angrenzenden Laͤnderabtheilungen. Dagegen ſchließen ſich die tieferen Schichten der oberen oder devoniſchen Grauwacke an die Grapto— lithen-Schichten unmittelbar an und beginnen mit den bei Grobsdorf auftretenden, theilweiſe metamorphiſirten Grauwackenſchiefern, in denen zahlreiche nadelfoͤrmige Ten taculiten vorkommen, Tentaculites laevigatus Roemer, und Tentaculites subconicus Gein. und aus welchen ſelbſt ein Trilobit, Phacops Roemeri Gein., und ein Fucoide, Chondrites Goepperti Gein., von mir beſchrieben wor⸗ den find, Erſt nach der Ablagerung dieſer Schichten muß die große Gruͤnſteineruption erfolgt ſein, welcher der Gegend von Ronneburg ſowohl ihr liebliches Anſehn verdankt, als auch das Vorkommen von brauchbarem Eiſenſtein hin⸗ N ter dem Bade von Ronneburg, wo dieſer an der nach Paitzdorf führenden Chauſſee zu Tage ausgehet, und den Eiſengehalt ſeiner Quellen. Das Ronneburger Schloß ſteht auf „Dia bas, 1 nicht auf Granit, wie irrthumlicher Weiſe in der verdienſt⸗ — Mi — vollen Schrift des Herrn Dr. Becker⸗Laurich: „die jodhaltige Eiſenquelle zu Ronneburg, 1852 p. 6“ ange⸗ geben worden iſt; und dieſer Diabas iſt hier, wie im ſaͤchſiſchen und reußiſchen Voigtlande erſt nach dem voll⸗ kommenen Erhaͤrten der Graptolithen-Schichten emporge⸗ ſtiegen. Letztere find uberall, wo ſie mit ihm in Ber rührung treten, zerbrochen, zerknickt und zum Theil ges brannt und ſogar geſchmolzen. Aber auch die Tentaculiten⸗ Schichten von Grobsdorf waren ſchon vor feinem Durch bruche vorhanden, denn ſie ſind gehoben und zum Theil metamorphiſirt. An dieſe Schichten ſchließt ſich der am Dorfe Paitz⸗ dorf vorkommende Kalkſtein an, ein devoniſches Ge— ſtein, deſſen ſpecielles Alter indeß noch nicht ſicher beſtimmt werden kann, da noch keine Verſteinerung in ihm entdeckt worden iſt. Vielleicht glüdt es einem der verehrten An- weſenden, auch in dieſem Geſteine noch ein ungluͤckliches Seethier aufzufinden, das in ihm einſt fein Grab gefun- den hat. — Von der Steinkohlenformation iſt in der Gegend von Ronneburg noch keine Spur nachzuweiſen geweſen, dage— gen ſchließt ſich zwiſchen Ronneburg und Gera das Roth⸗ liegende an die Grauwackenformation an. Bis jetzt hat man dieſem Geſteine gerade in dieſer Gegend noch kein großes wiſſenſchaftliches Intereſſe abgewinnen koͤnnen. Da— gegen verdient der untere Zechſtein vor Corbuſen alle Beachtung. Corbuſen iſt durch die zahlreichen Ver— ſteinerungen, die aus dem dortigen Zechſteine beſchrieben worden ſind, in den Annalen der Wiſſenſchaft ein klaſſi— ſcher Ort geworden. Sir Roderick Murchiſon, der groͤßte Geognoſt Englands, ſcheuete vor einigen Jahren einen großen Umweg nicht, um Corbuſen ſelbſt kennen zu lernen, und in der trefflichen Monographie des Profeſſors King in Galway in Irland uͤber die engliſche Zech— ſteinformation iſt Corbuſen eben ſo haͤufig genannt als ir⸗ gend ein engliſcher Fundort. Der Zechſtein unſeres vater— — 168 — laͤndiſchen Dorfes und der fruͤher durch den verſtorbenen Kaufmann Las pe, neuerdings aber durch den Herrn Paftor Mackroth und Herrn Regierungsrath Singer in Gera erſchloſſene Zechſtein der Umgegend Gera's werden von den Forſchern der verſchiedenſten Rationen eiftigſt geſucht und mit dem der entfernteften Laͤnder verglichen. Beilaͤufig ſei hier die Bemerkung geſtattet, daß der Zechſtein in der neueſten Zeit auch in Curland entdeckt worden iſt. Die Zahl der neuaufgefundenen Arten in die— ſer Formation hat ſich in Deutſchland ſeit Erſcheinen meines Zechſteinbuches uͤberhaupt ſo gemehrt, daß ich be— reits einen Nachtrag dazu wieder vorbereite. Von nahe und fern, beſonders aber aus Thuͤringen und der Wetterau find mir ſchatzbare Beiträge hierzu eingeſandt worden. Viel— leicht gelingt es den in der Nähe von Corbuſen Wohnenden, auch dort noch manches Reue an's Tageslicht zu foͤrdern. Frage man nicht „Was nuͤtzt das Studium der Ver— ſteinerungen?“ Die Wiſſenſchaft Palaeontologie, von den meiſten vielleicht noch kaum dem Namen nach gekannt, hat ſich bereits eine ehrenhafte Stellung in der Kette der Naturwiſſenſchaften erworben. Und, abgeſehen von ihrem praktiſchen Rutzen, ſo traͤgt ſie ja, wie jede Wiſſenſchaft, ihren Lohn in ſich ſelbſt. Laſſen Sie mich nun ſchließlich noch einen Blick auf das Geſtein werfen, welches ſchon zu verſchiedenen Malen das Intereſſe der verehrten naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes gefeſſelt hat, ich meine den bunten Sands ſtein von Klein- Poͤrthen. Daß jene in einem Sendſchreiben vom 17. Maͤrz 1839, an die naturforſchende Geſellſchaft vom Profeſſor Cotta beſchriebenen Ueberreſte keine Thierfaͤhrten ſeien, ſondern vielmehr die inneren Ausfuͤllungen vorweltlicher Chitonen ſind, habe ich ſchon fruͤher nachgewieſen, und es find dieſe Körper ſchon 1846 in dem Grundriſſe der Verſteinerungskunde als Chiton Cottae (oder, wie wir gegenwaͤrtig, vielleicht zum Anſtoß der Herren Philologen, — 19 — ſchreiben, Chiton Cotta i) bezeichnet worden. Drücken Sie in die untere Seite eines lebenden Chiton weiches Brod oder Gutta Percha ein, ſo werden Sie Sich leicht von der großen Uebereinſtimmung der ſogenannten Thierfaͤhrten damit überzeugen koͤnnen. — Meine gegens waͤrtige Mittheilung betrifft einen anderen Fund aus jener Gegend, welcher in den Beſitz des Herrn Poſtrath Hager gelangt iſt und welcher deſſen Sammlung eine neue Zierde verliehen hat. Es iſt dieß ein Abdruck im Sandſteine, welcher dicht neben einander liegende flache Rippen von 4 —1 Zoll Breite haben, und welcher ſehr an die Si— gillarien der Steinkohlenformation erinnert, wiewohl von Blattnarben darauf nichts zu erkennen iſt. Muß dieſes Exemplar zu Zeit zwar noch als raͤthſelhaft bezeich⸗ net werden, ſo verdient es doch ſchon um ſo mehr Auf— merkſamkeit, als Herr Poſtrath Hager einen ganz aͤhn— lichen Abdruck auch aus dem bunten Sandſteine von Friedrichsrode in Thuͤringen beſitzt. Gewiß wird ſich bald durch neue Funde dieſer Art herausſtellen, ob die wahren Sigillarien wirklich bis in die Zeit des bunten Sandſteins heraufgegangen ſind, bis jetzt hat man noch keinem Beweis hierfür. Denn Sigillaria Sternbergii Münster aus dem bunten Sands ſteine von Bernburg weicht von allen anderen Arten ſo weſentlich ab, daß fie fuͤglich als felbftftändige Gattung zu betrachten iſt, für welche ſchon der leider fo unglücklich ges endete Corda den Namen Pleuromega vorgeſchlagen hat. Glück auf! Dresden, den 2. October 1853. Hanns Bruno Geinitz. XIX. Schreiben des Herrn Schullehrers Schach in Rußdorf über eine dort erlegte wilde Katze. Wenn der Unterzeichnete, ohne Mitglied zu ſein, es wagt, der „Naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes“ nachſtehende Rotizen zugehen zu laſſen, ſo geſchieht es nur auf erhaltene Veranlaſſung und in der Hoffnung, daß der Inhalt derſelben den geehrten Mitgliedern der genannten Geſellſchaft, und namentlich den Herren Zoologen und Jagdfreunden, nicht ganz ohne Intereſſe fein dürfte. Denn obſchon das Erſcheinen der wilden Katze (Felis, Catus ferus) in hieſiger Gegend nicht gerade zu den außerordent— lichſten Seltenheiten gehoͤren mag, ſo moͤchte doch der vor— liegende Fall die Aufmerkſamkeit des Forſchers auf einige Minuten durch die ihn begleitenden Rebenumſtaͤnde auf ſich zu lenken im Stande ſein, ja duͤrfte vielleicht ſelbſt als ein geringer Beitrag zur Naturgeſchichte genannter Thiers gattung betrachtet werden koͤnnen. Doch zur Sache! Es war im Winter 4843, als von den Bewohnern hieſigen Ortes (Rußdorf bei Crimmitzſchau) plöglic die Klage uͤber Vermehrung und Ueberhandnehmen von, dem Hausgefluͤgel ſchaͤdlichen Raubthieren, namentlich Mardern und Iltiſſen, laut wurde. Huͤhner und Tauben, ſelbſt Gaͤnſe, wurden in Kurzem bedeutend decimirt, in einer einzigen Nacht aus einer Bauernwohnung 3 Huͤhner ſammt dem Hahne und einer Gans geraubt. Bei genauer Unters ſuchung fand ſich jedoch nie eine Marder-, wohl aber — 171 = eine andere Faͤhrte vor, die an Staͤrke der eines Fuchſes gleich kam und nur hinſichtlich der Form von derſelben abwich. Die hieſigen Jagdliebhaber waren dabei der An— ſicht, daß, da man die Anweſenheit eines anderen großen vierfüßigen Raubthiers nicht vermuthen konnte, ein ange— ſchoſſener Fuchs ſich in die Raͤhe des Ortes halte, um hier leichter feine Nahrung finden zu koͤnnen. Rach einiger Zeit war man jedoch der Sache naͤher auf die Spur gekommen. Ein Thier war geſehen worden, das am hellen Tage auf einem an einen bewaldeten Berg— abhang grenzenden Bauernhöfe eine Elſter gefangen und dann ziemlich dreiſt davon gegangen war. Seine Geſtalt wurde jedoch mit ſo phantaſtiſcher Ausſchmuͤckung ange— geben, daß es dem Gebildeten zur Chimaͤre werden mußte. Oefter hatte ſich im Laufe des Winters das fabelhafte Thier gezeigt; allein Furcht und Aberglaube hatten daſſelbe nicht mit offenen Augen betrachten laſſen. Alles im Orte angerichtete Unheil jedoch wurde demſelben zugeſchrieben. „Zwickers Ding“ — ſo genannt, weil das Thier beim Gutsbeſitzer Zwicker zuerſt geſehen worden war — war der Popanz, der in den Koͤpfen der Einwohner ſpukte. Am 10. Maͤrz 1850 endlich erſchien ein Knabe bei Unterzeichnetem und erzaͤhlte, wie am Morgen des ge— nannten Tages in der Scheune des Großvaters abermals ein Marder den Huͤhnern einen Beſuch abgeſtattet haͤtte, wie allerdings das Huhn, dem er das Decifum gefällt, dem Tode gluͤcklich entgangen ſei, dafuͤr aber ſaͤmmtliche Federn des Kropfes eingebuͤßt habe. Unterzeichneter, dem ſchon die Vermehrung ſeiner ornithologiſchen Sammlung die Führung eines Gewehres zur Pflicht macht, und der bei den Revierinhabern der Gegend ſtets das unumſchraͤnk— teſte Vertrauen genoſſen, machte ſich daher am Mittage des genannten Tages auf den Weg, in Verbindung mit dem Gutsbeſitzer, ebenfalls einem Schuͤler Rimrods, den fühnen Raͤuber „auszuklopfen.“ Da der Schnee ſchon geſchmolzen war, eine Faͤhrte alſo nicht auf den Aufent⸗ 12 * — 172 — haltsort des Marders fuͤhren konnte: ſo begann man ohne Weiteres mit Durchſuchen und Klopfen der Scheune, all— wo das Thier am Morgen feinen verfehlten Coup audges führt hatte. Allein Scheune und Seitengebaͤude des Gutes wurden durchſucht, ohne daß ſich nur die geringſte Spur von der Anweſenheit des Raͤubers gezeigt haͤtte. Da aber die Magd des Hauſes behauptete, am Morgen ſogar den Schwanz des Raͤubers geſehen zu haben, und er am hellen Tage nicht gut die Gebaͤude des in der Mitte des Dorſes liegenden Gutes verlaſſen haben konnte, da ſie von denen der Rachbarguͤter durch dazwiſchen liegende Gärten getrennt finds fo wurde die Scheune nochmals genau durchſucht und beſonders auf die in den niederen Raͤumen derſelben liegenden Strohbuͤſchel das Augenmerk gerichtet. Ploͤtzlich zeigte ſich durch eine Oeffnung des Gebaͤudes eine Katze, die im naͤchſten Augenblicke auch ſchon Unterzeichnetem über den Kopf herab in den Hofraum ſprang, und die er ſo— fort als eine wilde erkannte, obgleich ihm eine ſolche bis jetzt noch nie zu Geſichte gekommen war. Ein Schuß wuͤrde ſie augenblicklich zu Boden geſtreckt haben, wenn nicht die Anweſenheit mehrerer Zuſchauer daran gehindert haͤtte. Mit einigen Saͤtzen hatte das Thier die nicht unbedeutende Flaͤche des Hofraumes uͤberſprungen und nachdem ſie den nacheilenden Huͤhnerhund durch einige Hiebe in refpectvoller Ferne zu halten gewußt, durch eine Treppe die Flucht auf das Seitengebaͤude ergriffen. Lange wurde letzteres hierauf wiederum durchſucht und durchklopft, bis ſie endlich in einem Winkel deſſelben bemerkt und durch einen Stoß mit einer Stange zum Hinunterſpringen bewogen worden war. Der in unmittelbarer Nähe ſtehende Schuͤtze vergaß vor Schreck, von ſeinem Gewehre Gebrauch zu machen, und ſo wurde ſie zuletzt durch einen Schuß des Unterzeichneten in einer Entfernung von einigen 60 Schritten zu Boden geſtreckt. Obgleich toͤdtlich verwundet und nicht mehr aufs recht zu ſtehen im Stande, umklammerte ſie dennoch den Hals des hinzueilenden Huͤhnerhundes und verwundete ihn | — 175 — dermaßen, daß man nur mit Mühe den Schweiß zu ſtillen im Stande war. Ein kraͤftiger Schlag erſt betaͤubte ſie, worauf die Biſſe des wuͤthenden Hundes ihrem Leben ein Ende machten. 2 Zweierlei iſt hierbei bemerkenswerth: eines Theils der Aufenthalt der Katze in der unmittelbaren Nähe menſch— licher Wohnungen, ja vielleicht der theilweiſe Aufenthalt in denſelben ſelbſt, und dann die Averſion, welche zahme Katzen gegen dieſelbe noch im todten Zuſtande bewieſen. In Bezug auf letztere noch einige Beiſpiele. Als die verendete Katze in das naͤchſte Haus gebracht wurde, ergriffen beide zahme Katzen aͤngſtlich die Flucht auf den Ofen. Nachdem Unterzeichneter hierauf zurück in ſeine Wohnung ſich begeben hatte, wurden ihm von der Katze ſeines Hauſes, einem ſonſt ſehr gutmuͤthigen Thiere, die Haͤnde berochen. Augenblicklich ſtraͤubte ſie das Haar und begann zu ziſchen und zu knurren. Spaͤter, als ſie eines Tages vom Schlafe erwacht die zum Trocknen auf⸗ geſtellte Katze am Ofen erblickte, machte ſie einen Sprung durch das Fenſter und nahm einige Fenſtertafeln mit; und als ſie ein anderes Mal bei einem Gange durch die Stube die ausgeſtopfte Katze ploͤtzlich zu Geſicht bekam, ward ſie dermaßen vom Schrecke ergriffen, daß ſie wie feſtgebannt nicht von der Stelle zu gehen wagte. Mehrere Wochen lang ließ ſie ſich hierauf nicht wieder im Hauſe ſehen. Was ſchließlich die Frage betrifft, wie genannte wilde Katze wohl in hieſige Gegend gekommen ſei, ſo iſt allers dings Unterzeichneter nicht im Stande, eine vollſtaͤndig ge⸗ nügende Antwort hierauf zu geben. Doch ſei bemerkt, daß es den Anſchein hat, als habe ein ganzes Paar wils der Katzen längere Zeit in hieſiger Gegend gehauſt. We— nigſtens wurde 2 Jahre früher ein anderes Exemplar in einem ziemlich umfangreichen Laubwalde des Rachbarortes Langenreinsdorf erlegt. Leider kam Schreiber dieſes zu ſpaͤt, um es in feinen Beſitz zu bringen. Es war bereits ges ftreift und zum Ausſtopfen nicht mehr tauglich. Das ans — — dere Skuͤck ſcheint ſich hierauf in die Nähe des hieſigen Ortes begeben zu haben. Auf einem ziemlich bedeutenden, mit Wald bedeckten Huͤgelabhange in der unmittelbaren Nähe Rußdorſs ſtand einſt eine Burg, „die Rudelsburg,“ die dem Orte den Namen gab. Jetzt iſt außer dem Wallgraben nur noch eine halbverfallene Hoͤhle davon zu ſehen, die einſt ein Keller geweſen ſein mag. Wilde Kaninchen hatten ſich dieſelbe zum Zufluchtsorte auserkoren und den einſtigen Schloßplatz unterminirt. Die Katze ſcheint diefe Höhle für ſich paſſend und in ſeinen Bewohnern einen immer ge— deckten Tiſch gefunden zu haben; denn ploͤtzlich waren die— ſelben bis auf einige wenige verſchwunden. Nach einge— tretenem Nahrungsmangel fuͤhlte ſie ſich wahrſcheinlich ver— anlaßt, in das unmittelbar am Fuße des Huͤgels ſtehende Haus einzubrechen, um daſelbſt Huͤhner zu rauben, und unternahm dann, durch das Gelingen dreiſt gemacht, von hier aus Ausfluͤge bis in die Mitte des Dorfes, bis ſie die Remeſis ereilte. Sie mag hierbei auch nicht verſchmaͤhet haben, ein Schlaͤfchen in den mit Stroh und Heu ges fuͤllten Scheunen und Staͤllen hieſigen Ortes zu machen, wenn ſie auf ihren naͤchtlichen Streifereien der Tag ereilte. Die Unterſuchung ergab maͤnnliches Geſchlecht und vom Kopfe bis zur Schwanzſpitze eine Laͤnge von 4 Fuß 2 Zoll. Vor Kurzem berichtete Freund Kratzſch aus Klein— tauſchwitz, wie er ohnlaͤngſt in einem Rauchwaarenlager Leipzigs an 400 wilder Katzenbaͤlge in Haͤnden gehabt, unter welchen nur einige wenige dem in Rede ſtehenden Exemplare an Schoͤnheit gleichgekommen ſeien, was auf ein hohes Alter ſchließen laͤßt. Um der Annahme zu begegnen, als ſei genannte Katze eine blos verwilderte, alſo urſpruͤnglich zahme, hat Unterzeichneter ſich erlaubt, dieſelbe den anweſenden Herren zur Anſicht zu überfenden. Rußdorf bei Crimmitzſchau, im October 1853. Friedrich Schach. Oſterländiſche Lepidoptern: Fauna. von M. Schlenzig. Da bis jetzt die Lepidoptern-Fauna des Oſterlandes blos einzelnen Sammlern naͤher bekannt war und die Kenntnißnahme derſelben auch auswaͤrtigen Lepidopterologen erwünſcht ſein dürfte, ſo ſoll ſie nach und nach in den Oſterlaͤndiſchen Mittheilungen folgen. A. Papiliones, Tagfalter. Von den Tagfaltern, Papiliones, kommen folgende Arten und Varietäten vor: Genus. 1. Melitaea. Perl⸗ mutterfalter, Maturna. Var. kommt ſelten vor, ich habe nur einmal eine ge⸗ zogen, die ſich durch einen ſehr breiten gelben Mit⸗ telflecken auszeichnete. Artemis. Var. verſchiedene ſich nicht gleich bleibende. Cinxia. Athalia. Bar. Pyronia und noch mehrere andere, die ſich theils mehr, theils we⸗ niger der Pyronia naͤhern. Ich fand ein L mit einem breiten ſchwarzen Saume auf den Unterfluͤgeln. Dictynna. Gen. 2. Argynnis. Perl⸗ muttern. Selene. Var. Es kommen wohl 5 — 6 Varietaͤten vor. Ich fand ein Maͤnnchen mit großen ſchwarzen Flecken auf den Oberflügeln, waͤh⸗ rend die untern faſt ganz ſchwarz ausſahen. Euphrosine. Var. Man findet verſchie⸗ dene Abaͤnderungen. Die eine Varietaͤt zeichnet ſich durch große breite ſchwarze Flecken auf den Oberfluͤ⸗ geln aus. Ich fand ein Maͤnnchen mit einem breiten Rande um die Ober- und Unterfluͤgel. Dia. Latonia. Niobe. Beide Arten kamen ae 1841 auf den Blu⸗ men einer Alpendiſtel in der Leine vor. Seitdem ſind ſie nicht wieder be⸗ merkt worden. Aglaja. Var. Das 2 mitunter rußig ſchwarz. Paphia. Gen. 3. Euploea. Aus dieſem Geſchlechte findet ſich hier nichts. Gen. 4. Vanessa. Cardui. Atalanta. Io. Joides, ift weiter nichts, als ein auffallend kleines Exemplar, was man aus Raupen erhaͤlt, denen man ſpaͤrlich Futter giebt. Antiopa. Was man früher für eine Varietaͤt hielt, iſt weiter nichts, als ein uͤberwintertes Exemplar, deſſen gelber Rand ziemlich weiß gebleicht worden iſt. Polychlorus. 82 — Urticae. Art erhaͤlt man durch verfümmerte Raupen aufs fallend kleine Exemplare, die man Urticaeoides nens nen koͤnnte. C album. Prorsa. Var. Porima. Var. Levana. Iſt die zweite Generation, die als Puppe überwintert und Ende April und Anfangs Mai ausſchlüpft. 1842 zog ich Prorsa- Raupen. Ende Juli krochen die Falter aus. Von den Puppen blieben zwei haͤn⸗ gen. Am 12. Auguſt kroch aus der einen Puppe ein Levana - Weibchen aus. Die andere Puppe vers trocknete. Als ich ſie oͤff⸗ nete, war ein ausgebil⸗ detes Levana- Maͤnnchen darin. Gen. 5. Hecaerge. Die in dieſem Geſchlechte ein⸗ zige vorkommende Art, Celtis, wird blos in füdlichen Ländern gefunden z. E. in der Schweiz, Frankreich ꝛc. Gen. 6. Limenitis. Band⸗ falter. Sibylla. Auch von dieſer | 177 Bar. Außer auffallend klei⸗ Ilia, variirt verſchiedentlich. nen Exemplaren zog und Clytie. fand ich bis jetzt noch keine Abaͤnderung. Populi. Var. Das Maͤnnchen kommt ſeltener mit ganz ſchwar⸗ zen Ober⸗ und Unterfluͤ⸗ geln vor, auf den Ober⸗ fluͤgeln ſchimmern gewoͤhn⸗ lich die weißen Flecke gegen den Außenrand vers loſchen durch. Ich zog vor einigen Jahren ein Männchen mit lichtbrau⸗ nem Grunde. Die Binden bei den Weibchen kommen ſehr ſchmal, aber auch ſehr breit vor. Ein ſehr ſchoͤ⸗ ner Zwitter (Hermaphro⸗ dit) wurde 1807 von dem verſtorbenen Feilenhauer Horn (+ 1829) in der Leine gefangen. Siehe Oſterlaͤndiſche Mittheilun⸗ gen erſtes Heft des 12ten Bandes 1852. Gen. 7. Apatura. Schiller. Iris. V ar. Jole in beiden Ge⸗ ſchlechtern. Ich zog einmal einen Maͤnnchen, welches auf den linken Fluͤgeln die Iris-Zeichnung und auf den rechten die Jole- Zeichnung hatte. Ich nehme Clytie nicht als Varietaͤt, fons dern als eigne Art, an. Freyer in Augsburg ſagt: Clytie fliegt bei Augs⸗ burg in großer Anzahl, während Ilia nur in we⸗ nigen Exemplaren vor⸗ kommt. Freyer nimmt alſo Clytie für die Art und Ilia für die Varietät. Bei uns iſt es umgekehrt, Ilia fliegt in Menge und Clytie in ſehr geringer Anzahl, aber in beiden Geſchlechtern. Ich habe vor einigen Jahren meh— rere Maͤnnchen und zwei Weibchen gezogen, auch traf ich im Walde Maͤnn⸗ chen und Weibchen an einer Eiche in Begattung an. Clytie nehme ich für einen Abkoͤmmling von einem Iris⸗Maͤnnchen und einem Ilia- Weibchen an. Die Raupe findet man blos auf der Aspe. Ob ſie ſich von der Ilia-Raupe durch Etwas unterſcheidet, habe ich nicht beobachtet, da ich damals nicht wußte, daß ich aus den geſam⸗ melten Raupen zwei Arten erhalten wuͤrde. Dabei iſt * aber die Frage zu ſtellen: Warum begattet ſich ein Ilia-Maͤnnchen mit einem Iris-Weibchen nicht? Denn dann muͤßte auch eine vierte Art zum Vorſchein kommen, deren Raupe auf der Woll- oder Dotters weide zu finden waͤre. Unter den Maͤnnern von Ilia ſind große Abaͤnderun⸗ gen zu finden, fie kom⸗ men in der Grundfarbe vom hellſten Braun bis zum dunkelſten Schwarz⸗ braun vor, die Unterfluͤ— gel haben theils einen breiten reinen lichtbraunen Rand, theils iſt dieſer Rand durch einen ſchwarz— braunen Außenrand ſehr geſchmaͤlert und zum In⸗ nenrand geworden, theils verdrängt das Schwarz⸗ braun der Unterfluͤgel den braunen Innenrand faſt ganz. Dieſe Verſchieden— heit findet ſich bei den Iris-Maͤnnchen nicht, auch bei Clytie nicht. Ich zog nur einmal ein ſchoͤnes reines blaſſes Clytie- Maͤnnchen. Gen. 8. Hipparchia. Aus genfalter. Briseis. 178 — Semele. Phaedra. Var. Ich fand in fruͤhern Jahren eine weißgraue Varietaͤt weiblichen Ge⸗ ſchlechts. Eudora. Janira. Tithonus. Maera. Megaera. Egeria. Dejanira. Hyperanthus. Var. Kommt manchmal bei & und 2 weißlich vor. Hero. Arcania. Pamphilus. Iphis. Medusa. Medea. Ligea. Gen, 9. Arge. bretfalter. Galathea. Var. Leucomelas. Gen. 10. Lycaene. Blaͤu⸗ linge. Arion. Euphemus. Erebus. Cyllarus. Alsus. Argiolus. Damon. Damen» Corydon. Dorylas. Adonis. Alexis. Agestis. Argus. Amyntas. Polysperchon. Quercus. Spini. W album. Pruni. Ich halte beide Ars llicis. (ten für eine Art. Betulae. Rubi. Circe. Helle. Chryseis. Virgaureae. Phlaeas. Gen. 11. Hamearis. Lucina. Gen. 12. Charaxes. Nichts. Gen. 13. Papilio. Podalirius. Var. unbedeutend, 8 ſchwarze Querſtreifen auf den Obers flügeln und in dem Aten Variirt. Variirt. ſchwarzen Streifen ein gelbes Fenſter. Machaon. Von Podalirius und Machaon kommen auffallend kleine Exem⸗ plare vor. Var. Sphyrus. Rur ein» 179 mal zog ich dieſe Varie⸗ tät. Gen. 14. Zerynthia. Nichts. Gen. 15. Doritis. Nichts. Gen. 16. Pontia. linge, Molkendiebe. Cralaegi. Brassicae. Var. Maͤnnchen ohne ſchwarze Ecken der Oberfluͤgel, alſo ſelten ganz weiß. Rapae. Var. 8 felten ganz weiß, 2 ſchmuzig gelb. Napi. Var. Bryoniae. Einmal auf dem Wege nach der Clauße 1851 im Mai gefangen. Daplidice. Var. Bellidice iſt nur die zweite kleinere Generation. Cardaminis. Sinapis. Var. kommt nur in geringer gelblicher Faͤrbung vor. Gen. 17. Colias. Gelb⸗ linge. Edusa. Dieſer Falter heißt bei uns der Fremdling und kommt nur in Zeit von 10 zu, 10 Jahren vor. Er wandert. Ich ſah in dieſem Jahre (1853) an einem Tage 10 Stück. Weiß⸗ — 10 — Rach einigen Tagen war Alveolus. kein Stuͤck mehr zu ſehen. Hyale. Rhamni. Gen. 18. Hesperia. Dick⸗ kopffalter. Malvarum. Fritillum. Var. Melotis. D. Taras. M. Tages. Paniscus. Comma. Sylvanus. Linea. Lineola.! B. Sphinges, Schwärmer. Gen. 1. Smerinthus. Populi. Variirt ſehr. Ocellata. Variirt blaß und dunkel. Tiliae. Variirt ſehr. Gen. 2. Acherontia. Atropos. Kommt in theils laͤngern, theils kuͤrzern Zeits abſchnitten in den Erds aͤpfelfeldern zahlreich vor. 1811 und 1822 ſind in den Erdaͤpfelfeldern bei Altenburg viel Atropos- Raupen vorgekommen und gefunden worden. 1847 war auch ein ſolches Jahr. 1830 waren in Altenburg alle Lauben von Teufels⸗ zwirn (Licium) beſchmeißt, ſo daß man an einer Laube 2—4 Raupen fand. 1853 ſind die Atropos-Raupen bei Rochlitz zahlreich in den Erdaͤpfelfeldern vor⸗ gekommen. Gen. 3. Sphinx. Convolvuli. Var. ziemlich ganz ſchwarz. Ligustri. Var. Spireae. Pinastri. Gen. 4. Deilephila. Galii. Die Raupe von Galii kam 1834 zu vielen, vie⸗ len Tauſenden durch ganz Deutſchland vor. Von den Hunderten, vor. 1835 fanden ſich wieder viel Raupen vor, ſie gingen aber wegen Futtermangels — es war große Hitze — zu Grunde. Euphorbiae. Var. und Unterfluͤgeln kommt vor. Nerii. vollen Schwärmer famen 1830 viele Raupen auf die ich zog, kam keine Varietaͤt Rur 1. Abaͤnderung ſehr roth auf den Ober⸗ Von dieſem pracht⸗ — 181 — in welcher die Raupe ge⸗ funden wurde. Elpenor. Porcellus. Lineata, hat der Herr Dr. den leeren Oleanderbuͤſchen in Dresden vor. 1834 und 1837 war dies in Leipzig der Fall, nur daß die Raupen zu ſehr von Schlupfwespen angeſtochen waren. Auch in fruͤhern Jahren wurde die Olean⸗ derraupe in Leipzig durch den Schauſpieler Ochſen⸗ heimer zufaͤllig an Olean⸗ derſtoͤcken, welche Gaͤrt⸗ nerinnen auf dem Markte feil boten, gefunden. Aus einer Puppe von Neri, die 1830 von Dresden hierher gebracht wurde, kroch ein Falter aus. Er befindet ſich im Muſeum. Ein anderes Exemplar, welches mir 1830 der ausgezeichnete und hochver⸗ diente Maler und Kupfer⸗ ſtecher Harzer in Dres⸗ den (+ 1847) verehrte, befindet ſich in meiner Sammlung. Celerio. Die Raupe von Ce- lerio iſt ein einziges Mal von dem verſtorben. Feilenhauer Horn hier in der Teichgaſſe auf Weinlaub gefunden wor: den. Der daraus gezogene Falter befindet ſich in der Sammlung des Muſeums. 1811 — 1814 iſt die Zeit, Dehne (T1854) in fruͤhern Jahren einmal bei Penig niedergeſchlagen und ge⸗ fangen. Gen. 5. Macroglossa. Oenotherae. In den drei⸗ ßiger Jahren fand ich ein⸗ mal 75 Stuck Raupen von dieſem ſchoͤnen Schwaͤrmer. Ich zog auch nicht ein einziges Exemplar. Alle ſtarben an der Diarrhoe. Rur einmal in den 20ger Jahren glückte es mir aus Oenotherae- Raupen zwei Falter zu bekommen. Die Raupen waren völlig ers wachſen. Ich brachte ſie in einen großen Kaſten mit trockenen Sachen. Sie liefen lange und verpupp⸗ ten ſich frei. Soviel ich nun in ihrem freien Zu⸗ ſtande geſehen habe, vers langen ſie warmen Son⸗ nenſchein; daher gehen gewoͤhnlich die eingeſperr⸗ ten Raupen zu Grunde. Sie wollen alſo frei in der Sonne ſtehen, gu⸗ tes friſches Futter (Epi- lobium augustifolium, Schotenweidrich) und einen geräumigen Platz zum Lau⸗ fen vor der Verwandlung haben. Stellatarum. Bombyliformis. Fuciformis, Gen. 6. Sesia. Glasflügler. Apiformis, Bar, Sireciformis, Asiliformis. Spheciformis. Hylaeiformis. Cynipiformis. Culiciformis. Mutillaeformis. Formicaeformis. Tipuliformis. Tenthrediniformis. Seoliaeformis. Gen. 7. Thyris. Fenestrina. Gen. 8. Chimaera. Nichts. Gen. 9. Atychia. Statices. Pruni. 182 Gen. 10. Zygaena. Bluts⸗ tropfen. Minos. Scabiosae, Achilleae mit feinen Varie⸗ täten. Meliloti mit feinen Varie⸗ täten, Trifolii. Var. Orobi. Lonicerae. Filupendulae. Angelicae. Hippocrepidis. Onobrychis mit ſeinen Va⸗ rietaͤten. Fausta. Ich beſitze einen Baſtard von Fausta und Onobrychis. Ephialtes mit 1. Varietaͤt. Gen. 11. Syntomis. Phegea, mit einer faſt ganz weißen und einer ziemlich ganz blauſchwarzen Varie⸗ taͤt. Gen. 12. Siygia. Nichte, Fortſetzung folgt. — ——„— — 183 — Bericht uͤber das 36. Jahr des Kunſt⸗ und Handwerksvereins, erſtattet am Stiftungsfeſte den 6. Januar 1854 von Ed. Lange, Schriftführer des Vereins. Wenn Vereine in ihrem Thun und Wirken vor dem einzelnen Manne das voraus haben, daß bei ihnen die blos perſoͤnlichen Zu- und Abneigungen gemaͤßigt, Einfeis tigkeiten ausgeglichen und dem Ergreifen uͤbereilter Maß— regeln durch das geordnete Zuſammenwirken Vieler mannig— fach vorgebeugt iſt, ſo ſtehen ſie auf der andern Seite der Wirkſamkeit des Einzelnen wiederum nach in der Ein— ſachheit und Sicherheit der ganzen aͤußern Stellung, in der Energie bei Verfolgung vorgeſteckter Ziele und in der Raſchheit und Entſchiedenheit bei Ergreifung geeigneter Mittel. Rur ein Loos haben ſie gemeinſchaftlich, und in einem Bekenntniſſe ſtimmen ſie, wenn ſie aufrichtig ſind, mit einander überein, ich meine in dem Bekenntniſſe: Nicht, daß ich's ſchon ergriffen hätte. Und wohl ihnen, wenn ſie eben ſo aufrichtig hinzuſetzen: Ich jage ihm aber nach. Das iſt ein Bekenntniß, in welchem nicht minder die Hoͤhe unſeres Ziels als unſerer Berufung zu demſelben enthalten iſt. Ein Verein, der ſein ganzes Ziel erreicht hätte, wurde ebenſo wie eine Perſoͤnlichkeit, die ihre ganze Beſtimmung erfüllt hat, von da an überflüffig und für die fortſchreitende Entwicklung umher ohne Bes deutung fein. Sie müßten ſchon aus Ueberdruß und Langeweile ſterben. — 184 — Welches iſt denn aber das Ziel unſeres Vereins? Unſere Satzungen bezeichnen als ſolches: „den Sinn fuͤr Kunſt⸗ und Gewerbe im Vaterlande zu wecken, zu fördern und zu veredeln.“ Wir wollen alſo nach Kraͤften darauf hinwirken, daß die Gewerbe bei uns nicht blos mit der Hand, ſondern auch mit Geiſt und Herz getrieben werden, daß den Gewerbtreibenden ihre Arbeit nicht blos ein Mits tel redlichen Erwerbes, ſondern auch ein Gegenſtand der Liebe und Sorgfalt und eine Quelle der Freude werde, und daß dieſelben ihren Stand und ihre Stellung in der buͤrgerlichen Geſellſchaft nicht mit Unzufriedenheit und Miß⸗ gunſt gegen Andere, ſondern mit beſcheidenem Stolze und mit dem erhebenden Bewußtſein betrachten, eben fo gut als alle Anderen nuͤtzliche, ehrenwerthe und unentbehrliche Glieder der buͤrgerlichen Geſellſchaft zu bilden. Das bewirken wir theils durch Anerkennung und Aus- zeichnung tuͤchtiger gewerblicher Leiſtungen bei unfern Aus⸗ ſtellungen, theils durch Herbeiſchaffung der in den gewerbs lichen Buͤchern und Zeitſchriften enthaltenen Fortbildungs— mittel, theils dadurch, daß wir den Gewerbtreibenden und ihren Freunden zum anregenden und foͤrdernden Austauſch ihrer Ideen und Erfahrungen von Zeit zu Zeit Gelegen— heit und Veranlaſſung bieten. Freilich koͤnnen wir jetzt nicht alle Jahre Gewerbeausſtellungen veranſtalten, und unſere Kuͤnſtler und Gewerken in die Schranken friedlichen Wettſtreits rufen, aber das iſt auch jetzt durchaus nicht mehr noͤthig oder raͤthlich. Denn der Sinn für dergleichen Unternehmungen iſt bereits ſo verbreitet, daß die Veran— laſſungen und Gelegenheiten, ſeine Leiſtungen vor einem großen, ſchauluſtigen Publikum zu zeigen, faſt eher zu haͤu— fig als zu ſelten geboten werden. Wer haͤtte wohl, als wir im Sommer 1823 unſere erſte kleine Gewerbeaus⸗ ſtellung veranſtalteten und als dieſer erſt nach 19 Jahren der erſte Verſuch einer allgemeinen deutſchen Gewerbeauss ſtellung in Mainz nachfolgte, erwarten moͤgen, daß dieſe Letztere ſchon 2 Jahre ſpaͤter von der allgemeinen deutſchen — 163 — Ausſtellung in Berlin und nach wiederum 6 Jahren von der allgemeinen deutſchen Induſtrieausſtellung in Leipzig ebenſo ſehr überboten werden würde, als dieſe Letzteren wieder 1851 von der Weltinduſtrieausſtellung in London übertroffen worden ſind? Jetzt finden wir das Alles ganz einfach und wundern uns über die mancherlei Auszeich— nungen, welche mehrere unſere Mitbuͤrger bei dieſen groß— artigen Ausſtellungen ſowie noch erſt im letzten Jahre bei der allgemeinen Thuͤringiſchen Gewerbeausſtellung in Gotha davon getragen haben, ebenſowenig als uͤber ihren Muth, jenſeit des Oceans in Neu-Pork in die Schranken des induſtriellen Wettſtreits einzutreten und ſich auch zugleich ſchon wieder fuͤr den noch in dieſem Jahre bevorſtehenden Wettkampf der geſammten deutſchen Induſtrie in Muͤnchen zu rüſten. Wie einſt die Ritter des Mittelalters auf ſchnaubenden Roſſen zu ihren Kampfſpielen als ihren ſchoͤn— ſten Feſten zogen, ſo eilen wir jetzt mit den Fluͤgeln des Dampfes bald auf ſtarken Eiſenſchienen und bald durch die Fluthen des Meeres den weiten Feſthallen zu, in welchen nun der weltbeherrſchende Gewerbfleiß um die Siegespalme ringt. Ja fuͤrwahr, die Induſtrie hat ſich zu einer Weltmacht emporgeſchwungen, wenn ſie auch ihre Herrſchaft nicht unmittelbar und eigenmaͤchtig ausübt. Wo ſind, um hierfuͤr nur einige Belege anzufuͤhren, die vielen ſchnurrenden Spinnraͤder hingekommen, welche ſich noch vor 30 Jahren in allen unſern Dorffchaften waͤhrend des ganzen Winters fleißig drehten? Die eng— liſchen Flachsſpinnmaſchinen haben ſie nach und nach in die Rumpelkammer zurüͤckgeſchoben. So ſteht ſogar der häusliche Fleiß der ganzen Frauenwelt in unſern entlegen— ſten Doͤrfern unter dem Einfluſſe des engliſchen Maſchinen— weſens. Können ſich doch ſelbſt die kleinen Gänfehirten, ‚fo wenig fie es auch ahnen mögen, feiner Allgewalt nicht mehr entziehen. Oder wuͤrden wohl die Federſpulen, welche den Fluͤgeln ihrer befiederten Schaaren auf der Weide EN jetzt nicht das Dreifache und noch mehr werth II. * | | 1 — 1366 — ſein, wenn nicht die engliſche Betriebſamkeit zum Erſatz derſelben jaͤhrlich Millionen zum Gebrauche ſchon vollkom— men fertiger Stahlfedern in den Handel gebracht haͤtte? Seit Jahrhunderten hat das Chriſtenthum die Befreiung der Negerfflaven gepredigt, und gleichwohl hat die Zahl derſelben immer mehr zugenommen, weil der Eigennutz der europaͤiſchen Anſiedler im fernen Amerika ihrer Arbeit nicht fuͤglich entbehren konnte. Selbſt die Kriegsſchiffe des maͤch— tigen England kaͤmpften vergeblich gegen den weithin wir— kenden Menſchenraub. Da gelingt es der Induſtrie, aus dem Safte der heimiſchen Runkelruͤbe kryſtalliſirbaren Zucker zu gewinnen, und die alljaͤhrlich wachſenden Maſſen dieſes neuen Zuckers mindern nicht nur trotz der ſteigenden Con— ſumtion die aus dieſem Artikel bisher gewonnenen Eingangs— zoͤlle, ſondern drucken auch die Preiſe des durch Sklaven— arbeit erzeugten Rohrzuckers und dadurch zugleich den Werth der Sklavenarbeit ſelbſt ſo weſentlich herab, daß mit dem Sinken der Sklavenpreiſe der Sklavenraub im heißen Afrika ſeinen erſten und kraͤftigſten Sporn mehr und mehr verliert. Iſt es nun wohl zu viel geſagt, wenn wir bes haupten, daß die Ruͤbenfelder Magdeburgs ihren Segen bis in die fernen Laͤnder Afrikas erſtrecken, deren Be— wohner vielleicht insgeſammt nie ein Wort von Magde— burg gehoͤrt haben? Wer vermoͤchte es uͤberhaupt, die Grenzen des bis in die entlegenſten Laͤnder vordringenden modernen Unter— nehmungsgeiſtes zu beſtimmen? Hat derſelbe doch felbft die ſeit Jahrhunderten aufgehaͤuften Guanomaſſen auf den Inſeln jenſeit Suͤdamerikas unſerer Landwirthſchaft dienſt— bar gemacht! Und zieht er nicht die untergegangenen Pflanzengebilde der Urwelt, die ſeit Jahrtauſenden in unſern Stein- und Braunkohlenfloͤtzen vergeblich der Auf- erſtehung harrten, nun doch noch herein in das rege Treis ben der Reuzeit, um derſelben bald die gewuͤnſchte Waͤrme, | bald blendendes Gaslicht, bald gewaltige Bewegungskraͤfte zu leihen! | | | — 197 — Doch genug der Belege, wie die große Welt mit ihren Fortſchritten und Unternehmungen fortwaͤhrend auf unſer Einzelleben einwirkt, und wie zugleich alle Theile auf das große Ganze wiederum zuruͤckwirken! Darum muͤſſen wir auch immer mehr auf das Ferne und Fremde achten, weil wir uns den Einwirkungen deſſelben doch niemals entziehen koͤnnen. Wir haben deßhalb nicht allein unſere Bibliothek in dieſem Jahre mit einer ziemlichen Anzahl Werke über ſehr verſchiedene Gewerbszweige vermehrt, ſon— dern ſetzen auch allwoͤchentlich eine betraͤchtliche Anzahl vor— zugsweiſe techniſcher Zeitſchriften unter unſern ſaͤmmtlichen Mitgliedern in Umlauf. Hierzu werden, (das nicht unbes traͤchtliche Buchbinder- und Herumtraͤgerlohn ungerechnet) neuerdings jaͤhrlich uͤber 100 Thlr. verwendet, und es wurde ſich vielleicht, ſchon um des Leſezirkels willen, unſerm Vereine noch mancher unſerer Mitbuͤrger anſchließen, wenn er wüßte, wie mancherlei nuͤtzliche Lektuͤre in demſelben geboten wird. Nun kommt aber trotz der Eintheilung unſerer Mit— glieder in 3 verſchiedene Leſezirkel bei der großen Menge der Leſer in jedem einzelnen Zirkel an das eine dieſe, an das andere jene Zeitſchrift noch immer verhaͤltnißmaͤßig ſehr ſpaͤt. Wir haben deshalb fuͤr jede unſerer Zeitſchriften irgend einen freiwilligen Berichterftatter zu gewinnen gefucht, der jedes neue Heft derſelben vor der Ausgabe im Leſe— zirkel auf drei Tage zugeſchickt erhaͤlt und daraus dann in unſern Verſammlungen geeignete Mittheilung macht. Sind nun auch dieſe Mittheilungen in den monatlichen Haupt— verſammlungen noch nicht ſo allgemein und regelmaͤßig im Gange, wie wir wohl wuͤnſchen moͤchten, ſo haben uns dieſelben doch, auch in den freieren Wochenverſammlungen, ſchon manche Veranlaſſung zu lehrreichen und anregenden Beſprechungen geboten und werden uns in Zukunft wohl immer mehr Stoff zu nuͤtzlicher Unterhaltung und fort— ſchreitender Belehrung gewaͤhren. Die hauptſaͤchlichſten Mittheilungen, welche uns in 13 * — 168 — dem vergangenem Vereinsjahre gemacht wurden, betrafen mancherlei bei der allgemeinen Thuͤringiſchen Gewerbaus⸗ ſtellung in Gotha gemachte Wahrnehmungen, ferner die Mittel, das Leder durch Gewebe und andere Stoffe nach⸗ zubilden, das Holz zu Meſſergriffen dem Hirſchhorn aͤhn⸗ lich zu machen, das Fiſchbein durch Walloſin zu erſetzen, den Leim zu pruͤfen oder ihn unloͤslich oder andauernd flüffig zu machen, dann die Anfertigung des Zink⸗ weißes, die Ericſonſche Luftexpanſionsmaſchine, die vere ſchiedene Anfertigung eiſerner Werkzeuge in England und in Steiermark, die Flaſchen von Kautſchuck und Gutta Pertſcha zur Aufbewahrung der Flußſaͤure, die Bereitung der Waldwolle und ihrer Nebenprodukte, den Seidenbau, den ſogenannten Naturſelbſtdruck und noch einiges Andere. Dabei betheiligten ſich außer Ihrem gegenwärtigen Berichter⸗ ſtatter hauptſaͤchlich die Herren Siegellacksfabrikant Barth, Lithograph Bernh. Bechſtein, Klempner Dreſcher, Graveur Haſeroth, Riemer Meyer, Kaufmann G. Schmidt und Riemer Schneider. Mehr noch als dieſe kuͤrzern oder laͤngern Berichter⸗ ſtattungen hauptſaͤchlich aus unſern Zeitſchriften ſchienen die leider noch immer ziemlich ſeltenen Vorzeigungen intereſſanter Gewerbsprodukte anzuſprechen. Hierdurch machte ſich be— ſonders Herr Mechanikus Schoͤnkopf verdient, indem der— ſelbe eine Rechenmaſchine, einen Reiſewecker und eine eng liſche Gasuhr den Verſammelten vorwies und erläuterte. Sodann zeigte uns Herr Tuchmacher Winkelmann das von ihm gefertigte Modell zu einem Muͤhlrade mit ſenkrechter Welle, und Ihr gegenwaͤrtiger Berichterſtatter war durch ſeinen Schwager, Herrn Dr. Beſſer in Cahla, in den Stand geſetzt, dem Vereine eine Probe Bierſtein vorzu— legen, welche Herr Brauer Beck in Cahla gemacht hatte. Herr Handſchuhfabrikant Koͤhler endlich erfreute uns in ein Paar Wochenverſammlungen durch einige chemiſche Experi— mente namentlich durch das Verbrennen mehrerer Stoffe in — 189 — Sauerſtoffgas und durch Erzeugung des ſich an der Luft ſogleich von ſelbſt entzuͤndenden Phosphorwaſſerſtoffgaſes. Von den oͤffentlichen Behoͤrden beehrte uns das Her— zogliche Finanzkollegium durch eine Mittheilung uͤber die Betheiligung hierlaͤndiſcher Gewerbtreibender an der Aus- ſtellung in Reu York und Herr Geh. Regierungsrath Dr. Back in Auftrag Herzogl. Landes regierung durch mancherlei Mittheilungen aus dem ihr zugegangenen kommiſſariſchen Berichte uͤber die Thuͤringiſche Gewerbeausſtellung in Gotha. Ferner forderte uns der hieſige Stadtrath zu Gutachten 1) über die zwiſchen den Innungen der Riemer und Satt— ler ſtreitige Anfertigung der engliſchen Kummte an Kutſch— geſchirren und 2) über die Arbeits- und Handels befugniß⸗ grenzen zwiſchen den Innungen der Radler und Klempner auf, welchen beiden Aufgaben wir nach ziemlich lebhafter Beſprechung der von den erwaͤhlten Vereins kommiſſionen entworfenen Gutachten mit ernſter Gewiſſenhaftigkeit ent— ſprochen haben. Wir wiſſen es wohl, daß es in und außer unſerm Vereine Perſonen genug gibt, welche ihm dergleichen Begutachtungen verargen, weil er ſich dabei jeden Falls die Mißſtimmung der Partei zuziehe, gegen welche ſein Gutachten ausfalle; allein wir haben uns davon doch niemals abhalten laſſen, den oͤffentlichen Behoͤrden, ‚fo oft fie es wünſchten, über allerlei gewerbliche Gegen ſtaͤnde unſere unparteiifche Ueberzeugung aufrichtig und ruͤck— haltlos darzulegen. Uns ſcheint es namlich nur Dank und Unterſtuͤtzung zu verdienen, wenn die oͤffentlichen Behörden bei wichtigen Fragen der Geſetzgebung oder Geſetzaus legung die Stimme unparteifcher Sachkundiger hören, und es will uns ſogar als ein ſehr bedenkliches Zeichen von Gleich— l Traͤgheit, Selbſtſucht und Mißtrauen erſcheinen, nn, ih ſachkundige Privatmaͤnner oder wohl gar oͤffent— lic anerkannte Vereine einer ſolchen Aufgabe ohne die ge⸗ wichtigſten Gründe entziehen wollten. Rur wo das Ge— meinweſen oder die gemeinnützigen Vereine ihrem Zerſall — — entgegen gehen, kann dies vorkommen, und das with wohl Niemand unter uns wuͤnſchen. f Außerdem haben wir auch drei verſchiedene Outacte an Herzogliche Landesregierung abgegeben und zwar zwei uͤber zwei verſchiedene Patentertheilungsgeſuche auf neue Kamm⸗Maſchinen und das dritte über die Raͤthlichkeit, Erfindungspatente auf geeignete Gegenſtaͤnde der mehrfach erwähnten allgemeinen Thüringer Gewerbeausſtellung zu. ers theilen. Das ſind die Gegenſtaͤnde, welche uns in den 11 Hauptverſammlungen des heute ſchließenden Vereins jahres vorzugsweiſe beſchaͤftigt haben. Im Ganzen waren bei denſelben 215 Theilnehmer zugegen, ſo daß die Durch— ſchnittszahl der Beſucher nicht ganz 20 erreicht. Nur eins mal erhob ſich die Zahl derſelben auf 27 und in der Januarverſammlung, in welcher Herr Riemer Schneider zum Vicedirektor, Herr Kaufmann G. Schmidt wiederum zum zweiten Vorſteher und der gegenwaͤrtige Berichterſtatter abermals zum Schriftführer gewaͤhlt wurde, auf 26. Unſer Mitgliederbeſtand betrug zu Anfange des heute ſchließenden Vereinsjahres 193 jetzt aber 191 inlaͤndiſche Mitglieder. Es find namlich im Laufe deſſelben 7 *) abgegangen und 5 neue Mitglieder *) aufgenommen worden. Unſer Kaſſenweſen endlich iſt in erwuͤnſchtem Zu— ſtande, indem das Aktivvermoͤgen des Vereins (die Biblio— thek und die Modellſammlung nicht mit gerechnet) am Anfange des Jahres 1853 noch immer 1292 Thlr. betrug, ob wir gleich in dem Jahre vorher bei Gelegenheit unſerer da— ) Abgegangen find die Herren: 1) Wirkl. Geh. Rath Graf von Beuſt, Excellenz. 2) Leinwebermeiſter Böhme. 3) Gold- und Silber⸗ arbeiter Böhme F. 4) Rath und Regierungsſekretair Kanold T. 5 Bäckermeiſter Müller. 6) Reſtaurateur Rödel und 7) Pfarrer Hempe bisher in Stünzhain, jetzt in Schmölln. Es ſind aufgenommen worden die Herren: 1) Buchbindermeiſter Karl Grobe. 2) Schneidermeiſter Karl Höppner. 3) Schneidermeiſter Theod. Höppner. 4) Goldarbeiter Alexander Lots. 5) Steueraufſeher Franz Moſer. a '' maligen Kunft» und Gewerbeausſtellung an Prämien und Unterſtützungen allein 3413 Thlr. verausgabt hatten. Koͤnnen wir nun auch in Hinblick auf die Unvoll— kommenheit alles Menſchlichen mit dieſen Ergebniſſen wohl zufrieden ſein, ſo bleiben ſie doch hinter dem Moͤglichen und Wuͤnſchenswerthen gar mannigfach zuruͤck, und wir haben unſer Ziel, ſo redlich wir es auch Jeder in ſeiner Weiſe verfolgt haben moͤgen, noch keineswegs erreicht. Laſſen Sie uns darum, verehrte Mitglieder und Freunde, nicht laß noch gleichgiltig werden, ſondern getrpften Muths fortarbeiten! Hat doch unſere Zeit auch für das Gewerbs— weſen neben mancherlei Schwierigkeiten und Bedraͤngniſſen auch ihre eigenthuͤmlichen Anregungen und Foͤrderungsmittel! Die Schwierigkeiten und Bedraͤngniſſe aber bereitet ſie hauptſaͤchlich dem traͤgen und muͤrriſchen alten Schlendrian; Anregung und Foͤrderung aber bietet ſie vornehmlich dem regſamen, vorwaͤrtsſtrebenden, umſichtigen und rechtſchaffenen Fleiße. Wollen wir nun mit Jenem murren und grollen, daß die Welt noch immer vorwaͤrts geht oder mit Dieſem uns in rühriger Thaͤtigkeit und in beſcheidener Genuͤgſam⸗ keit der Fortſchritte freuen, welche das Gewerbs weſen, wenn auch unter mancherlei Muͤhen und Kaͤmpfen, noch immer taͤglich macht? Die Wahl ſcheint leicht. Greifen wir herzhaft zu, damit das Schwungrad der Zeit uns nicht zuletzt ſelbſt ergreife und uns ferner keine Wahl mehr laſſe! XXII. Bericht über das 29. Jahr der Kunft- und Handwerksſchule erſtattet am Stiftungsfeſte des Kunſt⸗ und eue den 6. Februar 1854, von ihrem Hauptlehrer Eduard Lange. So viel auch bis jetzt uͤber Erziehung geſchrieben und an derſelben gemodelt und gebeſſert worden iſt, dennoch zeigt die Heranbildung unſerer gewerblichen Jugend ſtatt gleichmaͤßigen Fortſchreitens mancherlei grelle und unver— mittelte Spruͤnge. Bis zum 6. Jahre herrſcht bei derſelben kindliches Spiel und eine harmloſe Ungebundenheit, die bei traͤgeren Naturen oft ſelbſt in ſtumpfe Beſchaͤftigungsloſigkeit uͤber— geht. Dieſes ſuͤße Nichtsthun der erſten Kinderjahre uns terbricht dann ploͤtzlich der Eintritt in die Schule mit ihren abgemeſſenen Stunden, Ordnungen und Regeln, und die Langeweile des beſchaͤftigungsloſen Umherdaͤmmerns macht auf einmal der Langeweile des ruhigen Stillſitzens Platz. Denn nun wird das Leſen, Schreiben, Lernen und An— ſagen ganze lange Stunden nach einander fortgeſetzt, waͤh— rend welcher die veraͤnderungsluſtige Jugend gar bald Mittel und Wege findet, ſich dieſem trockenen Einerlei durch allerhand Abwechſelungen wenigſtens einige Zeit zu entziehen. So geht es fort bis zum 14. Jahre. Da macht die lang erſehnte Confirmation auf einmal dieſem Schultreiben ein Ende, und das bisher noch durch manche Freizeit angenehm unterbrochene Einerlei des mehr oder minder abſtrakten Lernens muß nun ploͤtzlich ohne weitere — 195 — Vermittlung dem weit ſtarrern Einerlei praktiſcher Warm arbeit und Dienſtleiſtung weichen. So viel nun auch der Lehrertakt in den Schulen zur Milderung des erſten und die Ehrliebe des vorwaͤrts⸗ ſtrebenden Lehrlings zur Ueberwindung des zweiten grellen Uebergangs beitragen mag, der unvermittelte Sprung ſelbſt iſt doch immer vorhanden und feine nachtheilige Einwir⸗ kung auf die Mehrzahl kaum zu verkennen. Merkwürdig aber iſt es dabei doch, daß die erſten öffentlichen Aus— gleichungs- und Vermittelungsanſtalten nicht für die Kinder der Wohlhebenden und Begüterten, ſondern der aͤrmeren Volksklaſſen errichtet worden find. Ich meine die Klein kinder- und die Arbeitsſchulen. Denn offenbar wirken die Erſteren für hre Pfleglinge während der Zeit des harm— loſen Spielent als Vorbereitungsanſtalten für den ſpaͤtern gemeinſamen Schulunterricht, ſowie wiederum die Arbeits ſchulen ihre Biglinge während ihrer theoretiſchen Ausbil— dung und Beſchaͤftigung in den Volksſchulen zugleich auf die nach dieſer eintretende praktiſche Gewerbthaͤtigkeit ange— meſſen vorbereiten. Aber außer dieſer ſchoͤnen Ausgleichung und Ver— mittelung der unerlaͤßlichen Uebergaͤnge haben dieſe An» ſtalten für die Hriterfeit und das gemüthliche Wohlbefinden ihrer Zoͤglinge noch eine andere nicht minder wichtige Be— deutung. Wir Menſchen beduͤrfen naͤmlich, zumal bei der jetzigen Theilung der Arbeit und Berufsgeſchaͤfte, eines ge— wiſſen Wechſels der Zuſtaͤnde, um uns koͤrperlich wie geiſtig wohl zu befinden. Das Einerlei, ſelbſt des Ver: gnuͤgens und Wohllebens, ermuͤdet uns und macht uns unzufrieden. Nach angeſtrengter Arbeit moͤgen wir der Ruhe und nach der Staͤrkung durch den Schlaf der Be— wegung und Thaͤtigkeit nicht entbehren. Aus der Geſellig— keit und dem laͤrmenden Vergnügen ſehnen wir uns zuletzt wieder in unſere ſtille Haͤuslichkeit zuruck und umgekehrt aus der Einſamkeit des Hauſes wieder hinaus in das muntere und friſche Menſchengewuͤhl. Und wenn wir — 194 — fragen, warum dieſer oder jener reich beguͤterte, forgenfreie und viel beneidete Menſch dennoch ſo oft unzufrieden und miß⸗ geſtimmt erſcheine, ſo erhalten wir nicht ſelten die Ants wort: Es geht ihm zu gut, er kann das Einerlei des Genuſſes, der durch keine Anſtrengung und Unterbrechung gewuͤrzt wird, nicht vertragen und iſt doch auch bereits durch denſelben ſo ſchwach und weichlich geworden, daß er ſich ihm nicht mehr als Kaner freien Entſchluſſc zu ent⸗ ziehen vermag. f Dieſer wohlthaͤtige Wechſel, dieſe erfriſchende Wuͤrze ift aber eben das zweite Gute, welches die Kleinfinders und noch mehr die Arbeitsſchulen ihren Zöglingen, viel— leicht ſelbſt abſichtslos und unvermerkt, gleich waͤhrend des Beſuches ſelbſt gewaͤhren. Und das iſt wohl auch der Grund geweſen, weßhalb man neben den Keeinkinderſchulen für die ärmeren Volksklaſſen neuerdings noch fogenannte Kindergärten für die Kinder wohlhabenderter Eltern errichtet hat; und ſo wenig mir auch der ſentimentale Ton und das kuͤnſtliche und berechnete Weſen, welches in einigen ſolchen Kindergärten zu herrſchen ſcheint, perſoͤnlich zuſagt; immerhin muß ich ihnen doch die Anerkennung zollen, daß fie für ihre kleinen Pfleglinge das ſtille und einſame Spiel des Elternhauſes durch einen erfriſchenden und anregenden Wechſel in groͤßeren Kinderkreiſen unterbrechen und zugleich auf die Gemeinſamkeit des Schulunterrichts naturgemaͤß vorbereiten. Dagegen fehlt es uns fuͤr die nicht geradezu arme Schuljugend noch offenbar an Anſtalten, welche ihr die Wohlthat gemeinſamer praktiſcher Thaͤtigkeit gewaͤhren, die den Aemeren in den Arbeitsſchulen und ſelbſt den unglüͤck— lichen Verwahrloſten in den Rettungshaͤuſern bereits ges boten iſt. Denn mag auch eine ſolche Anſtalt für dies - jenigen Schulkinder noch einigermaßen entbehrlich ſein, die in dem Geſchaͤfte ihrer Eltern oder ſonſt irgendwo taglich einige Stunden praktiſch beſchaͤftigt und für die heran kom— — 195 — mende Lehrzeit vorbereitet werden, ſo ſteht doch vielen, ja ſelbſt den meiſten Eltern keine ſolche Gelegenheit zu Gebote. Ja ſie ſehen nicht einmal die ſtoͤrende Luͤcke, welche das Aufhoͤren des Spinnens und ſo mancher an— dern nuͤtzlichen Thaͤtigkeit nach und nach in den Entwick⸗ lungsgang der Kinder hinein gebracht hat, oder bilden ſich wohl gar ſchwachmuͤthig ein, ſie duͤfften den armen Jun⸗ gen nicht ſchon ihre Kinderjahre durch die Qual der Arbeit vergällen, während fie ihnen doch gerade durch die gaͤnz⸗ liche Entwoͤhnung von derſelben ihr bald genug unvermeid⸗ lich eintretendes Uebermaß erſt recht zur Qual machen. Gewiß, für ſolche verhaͤtſchelte Mutterſoͤhnchen würden einige Stunden alltaͤglicher praktiſcher Arbeit eine wahre Wohl: that und Erfriſchung ſein und ihre jugendlichen Spiele erſt mit der rechten Kraft und Froͤhlichkeit durchdringen. Selbſt der Schulunterricht koͤnnte dadurch hier und da gewürzt und belebt werden. Was ich aber auf dieſe Weiſe waͤhrend der eigent⸗ lichen Schulzeit der praktiſchen Thaͤtigkeit zugewendet ſehen moͤchte, das wuͤnſchte ich fpäter während der Lehrjahre von dem ermüdenden und die Koͤrperkraͤfte oft ſogar uͤber⸗ ſteigenden Einerlei der praktiſchen Arbeit den Anforderungen des Geiſtes zuruͤckerſtattet und der nun auf einmal unter⸗ brochenen wiſſenſchaftlichen und kuͤnſtleriſchen Aus- und Fortbildung wieder zugewendet zu ſehen. Denn ſo lange die jungen, eben erſt aus der Schule entlaſſenen Lehrlinge auf alles das, was ſie hier lernten und übten, als auf Dinge zurückblicken, mit denen man wohl unreife Schuls jungen, keineswegs aber der Schulzucht entwachſene Lehr linge beſchaͤftigen koͤnne, ſo lange wird auch der Saamen, welchen die Schulen ausſtreuen, bei der größern Zahl ihrer Zoͤglinge nie volle Frucht bringen, ja die Geringſchätzung der aus der Schule entlaſſenen Jugend wird ſelbſt auf die noch in ihr weilende anſteckend und nachtheilig zuruck wirken. Gewiß, wenn irgend Etwas geeignet iſt, den | löblihen Zweck, welchen Staat und Kirche bei Feſtſetzung | — 196 — eines allgemeinen bis zur Confirmation geltenden Schul⸗ zwangs erſtreben, großentheils wieder aufzuheben und zu Nichte zu machen, ſo iſt dieſes die ſogleich nach der Schulzeit eintretende faſt allgemeine Sorglofigfeit fuͤr die Bewahrung und Weiterpflege Deſſen, was die Schule bis⸗ her pflanzte und anregte, aber bei der Natur der Kinder und bei der für das, ganze Leben hinaus berechneten An⸗ lage niemals zur vollen Reife und Vollendung fuͤhren konnte. Run erſt wuͤrde das Zeichnen, das bereits mans chem Schulknaben eine angenehme und heitere Beſchaͤf— tigung war, eine nuͤtzliche, das Handwerk foͤrdernde und veredelnde Kunſtuͤbung werden. Und wenn das Rechnen trotz ſeiner blos willkürlichen Annahmen und Vorausſetzun— gen wegen der Selbſtthaͤtigkeit, die es in Anſpruch nimmt, bereits manchen geweckten Schulknaben zu feſſeln und feſt⸗— zuhalten vermochte, wie wuͤrde daſſelbe nunmehr immer mehr an Reiz und Bedeutung gewinnen, wenn es nach und nach immer haͤufiger auf nahe liegende Aufgaben des praktiſchen Berufs mit immer wachſender Gewandtheit und Sicherheit ſeine Anwendung finden koͤnnte! Und ſoll⸗ ten ferner die mancherlei gemeinnuͤtzigen Kenntniſſe mit ihren Aufſchluͤſſen aus der Voͤlker-, Natur- und Gewerb— kunde Den, welchen ſeine taͤgliche Arbeit bald auf dieſe bald auf jene Frage hinweiſt, nicht ganz anders anſprechen und befriedigen als vordem den leichtſinnigen Schulknaben, deſſen fluͤchtige Aufmerkſamkeit erſt durch allerhand Kunfts mittel dafuͤr geweckt und erhalten werden konnte! Fuͤrwahr, wenn die Fortbildungsſchulen nichts ans ders bewirkten, als bei den aus der Volksſchule ent— laſſenen Lehrlingen die Achtung vor Wiſſenſchaft und Kunſt noch ſo lange zu naͤhren und zu unterhalten, bis ſie der zunehmende Verſtand der heranreifenden Jugend und die Einſicht in ihren Nutzen auch fuͤr das praktiſche Leben kraͤftiger ſtuͤtzt und aus ſelbſteigner Erfahrung in Ehren haͤlt, fo wurden fie immer ſchon den Werth einer unents behrlichen Verbindungsbruͤcke zwiſchen zwei getrennten Le—⸗ — 9 — bensſtufen haben. Aber ſie thun in der That noch mehr, wenn ſie auch bei der ihnen nur ſpaͤrlich zugemeſſenen Lehrzeit noch keineswegs Alles auszurichten vermoͤgen, was man von ihnen wünfhen mag. Die Schüler unſerer Kunſt⸗ und Handwerksſchule z. B. ſchreiten, ſobald fie nur ihre deßfallſige Schuldigkeit thun, im Zeichnen, im ſchriftlichen Ausdruck, im Rechnen und in der Naturlehre ſo wie in andern gemeinnuͤtzigen Kenntniſſen trotzdem, daß ſie in jedem Fache woͤchentlich hoͤchſtens eine einzige Un⸗ terrichtsſtunde haben, noch unverkennbar vorwaͤrts, wie eine Vergleichung ihrer deßfallſigen Leiſtungen in ihren erſten und letzten Schulſtunden beweiſt, und von dieſer Regel machen ‚nur diejenigen jungen Leute eine unerfreu— liche Ausnahme, welche ganz talentlos oder traͤg oder une ordentlich im Schulbeſuche ſind. Und doch verwenden un— ſere Schuͤler, abgeſehen von der ganz unbetraͤchtlichen Zeit der haͤuslichen Uebungen, die 3 oder 2 Sonntagsſtunden abgerechnet, woͤchentlich in der erſten Claſſe nur 4 und in der zweiten und dritten Claſſe nur 3 Abendſtunden auf unſere Schule, wozu noch eine einzige Abendſtunde bei denjenigen 10 Schuͤlern hinzukommt, welche dem Unter⸗ richte in der franzoͤſiſchen Sprache beiwohnen. Die Geſammtzahl unſerer Schuͤler iſt dermalen 90, wovon 31 auf die erſte, 42 auf die zweite und 17 auf die dritte und letzte Claſſe kommen. Mit dieſer Zahl koͤnnen wir im Ganzen wohl zuftieden ſein, weil unſere Schuͤler nicht wie in den meiſten derartigen Schulen nur die eine oder andere von ihnen beliebig gewaͤhlte Unter— 1 richtsſtunde ſondern in der Regel alle ihrer Claſſe zukom— menden Lehrſtunden beſuchen und weil dieſelben unſere Anſtalt zwar jederzeit ungehindert verlaſſen, nicht aber auch jeder Zeit in dieſelbe eintreten duͤrfen, woher es auch kommt, daß die Zahl unſerer Schuͤler kurz nach Oſtern und Anfang November in der Regel weſentlich groͤßer iſt als um die jetzige Zeit oder kurz vor Oſtern. Denn waͤhrend wir jetzt wenigſtens in der erſten und — 16 — letzten Claſſe noch Raum genug haͤtten, um bei dem wiſſenſchaftlichen Unterricht noch etwa 20 oder ſelbſt 30 Schüler nothduͤrftig unterzubringen, find wir zu Oſtern, namentlich bei den Zeichenſtunden, ſchon oͤfters in einiger Verlegenheit um hinreichende Plaͤtze fuͤr die angemeldete Schuͤlermenge geweſen. Was die Sitten und das Bes tragen der Schuͤler in der Anſtalt anlangt, ſo kann ich mich im Allgemeinen nur lobend darüber ausſprechen. Wenigſtens war bei ihnen bisher nie von Anwendung ite gend einer beſondern Strafe die Rede. Eine einfache Ers innerung war in der Regel zur Abſtellung kleiner Nach— laͤſſigkeiten oder Ordnungswidrigkeiten hinreichend. Wo ſie wider Erwarten nicht half, da erfolgte dann meiſt eine ernſtere und gemeſſenere Verwarnung und dann ohne Wei— teres die Entfernung aus der Schule. Das ſind unſere ganzen Disciplinarmittel, und wir finden fie bisher völlig genügend, um Ordnung und Zucht aufrecht, und auch die Traͤgeren zur Lieferung der kleinen Aufſaͤtze anzuhalten, die wir ihnen mit Diktaten abwechſelnd aufgeben. Reichen nun dieſe Mittel, konſequent angewandt, fuͤr die Traͤgen und Leichtfertigen hin, ſo beduͤrfen wir derſelben noch viel weniger bei den ordentlichen und fleißigen Schuͤlern, deren wir zu unſerer großen Freude auch jetzt nicht ganz wenige haben. Sie bilden den eigentlichen Stamm und Kern der Schuͤler, um welchen ſich die minder gehaltreiche wenn auch zahlreichere Menge anſetzt. Und doch verlaſſen auch dieſe beſſeren Schuͤler unſere Anſtalt oft ſchon nach 2 oder 3 Jahren wieder und verlieren damit in der Re— gel die letzte aͤußere Veranlaſſung, ſich wiſſenſchaftlich fort— zubilden. Sir moͤgen dabei wohl den ernſten Willen haben, ſich ſelbſt noch weiter fortzuuͤben. Ob dieſes aber der Mehrzahl wirklich gelingt, daran muß ich nach mei nen bisherigen Lebenserfahrungen zweifeln. Ja, ich halte ſelbſt dieſes erſt ziemlich ſpaͤt eintretende Abbrechen des Verkehrs mit der Schule um ſo bedenklicher, je mehr die neuere Zeit die fruͤheren Bande der Geſellen mit den Fa— — 19 — milien ihrer Meiſter gelockert oder wohl gar zerriſſen hat. Am wenigſten aber kann mich eine gewiſſe aͤußere Politur und Eleganz der jungen Handwerker beruhigen, weil dieſe gar oft wie alles äußere Scheinweſen an die übertuͤnchten Graͤber erinnert. Vielleicht habe ich nicht ganz Unrecht, wenn ich um dieſer jungen Handwerker willen die Aufloͤſung unſeres ehemaligen Geſellenvereins beklage, den wir 1847 unter immer wachſender Theilnahme gründeten, der aber 1848 und 1849 mit der Zurückweiſung fremdartiger Elemente und namentlich der leidigen Tagespolitik zugleich auch die anregendſten und belebendſten Elemente fuͤr ein munteres und zeitgemäßes Fortbeſtehen verlor. Wuͤrde aber wohl was 1847 ſo leicht und uͤber alle Erwartung gelang, auch 1854 eben ſo leicht wieder herzuſtellen ſein? Ich zweifle; wenigſtens kann jetzt nichts die Unbefangenheit und Harm— loſigkeit wieder bringen, die uns damals uͤber alle Schwie— rigkeiten hinaus half und mit deren Truͤbung ſich auch ſo— gleich ein Kraͤnkeln des ganzen Vereins einſtellte, welches zuletzt ſeine freiwillige und wohl erwogene Aufloͤſung her— beiführte. Und ſo iſt es auch hier leichter, vorhandene Luͤcken zu ſehen und nachzuweiſen als entſprechend auszu— füllen. XXIII. Allgemeiner Bericht uͤber das Beſtehen und Wirken der Kunſt- und Gewerbvereine, der Gewerb- und Sonntags- Schulen in den Schweſterſtaͤdten des Landes im Jahre 1853; erſtattet durch den Geheimen Regier.⸗Rath ꝛc. Dr. Back in Altenburg, Schriftführer der daſ. Handwerksſchule, Ehrenmitglied zweckver⸗ wandter und anderer wiſſenſchaftlicher in- und ausländiſcher a Vereine. Die dankbar von uns anerkannte Bereitwilligkeit, mit welcher die Vorſtaͤnde der weiterhin zu nennenden Vereins— und Schul-Anſtalten, die erbetenen Mittheilungen gemacht haben, hat dem obengenannten Berichterſtatter die Fuͤglichkeit gewaͤhrt, uͤber das Beſtehen und Wirken der auswaͤrtigen Schweſter-Vereine und Anſtalten im J. 1853 bei der Feſtſitzung des hieſigen Kunſt- und Handwerks-Vereines einen freien Vortrag zu halten und nunmehr den nach— folgenden uͤberſichtlichen Bericht zu erſtatten. Im Allgemeinen werde bemerkt, daß ſaͤmmtliche Vereine und Anſtalten, von welchen in den vorigen Jah— ren daher berichtet ward, noch beſtehen, neue aber nicht hinzugekommen ſind. Ueber ihre Thaͤtigkeit iſt Folgendes zu berichten. I. Die Sonntagsſchule in Lucka (L. hat etwa 1300 Einw.) haben — nach dem Berichte des Hrn. Inſp. Becker⸗Laurich — zwiſchen 6 bis 16 Jünglinge be- ſucht; Einer derſelben hat ein Geſchichtbuch als Ehrenpreis erhalten. Vergebens hat man die Lehrherrn aufgefordert, ihre Lehrlinge in die Sonntagsſchule zu ſchicken; auch Ge— — 20 — ſellen ſind nur ſelten gekommen. Herr Kantoratsſubſtitut Oertel unterrichtet im Schoͤn⸗ und Rechtſchreiben, im Rechnen und im Abfaſſen ſchriftlicher Auffäße. Herr Zims mermeifter Brummer ertheilt nur noch in feinem Haufe Unterricht im architektoniſchen Zeichnen, an Einzelne. Die Kaſſeverhaͤltniſſe ſind in guter Ordnung. II. Die Sonntagsſchule in Meuſelwitz (M. hat etwa 1800 Einw.) haben, wie ihr Vorſteher, Hr. Ober— Pfarrer Kratſch berichtet, zwiſchen 4 bis 6 Schüler be— ſucht. Die fruͤheren Lehrer haben ihrem freiwilligen Berufe treueifrig auch bei dieſen Wenigen obgelegen. Der Gewerbverein beſteht dem Vernehmen nach noch, eine Mittheilung uͤber ihn liegt nicht vor. Die von Frau Pf. Kratſch und Frl. Foͤdiſch geleitete Strick- und Naͤhſchule fuͤr 6 Maͤdchen ſo wie die von der verſt. Gemahlin des Hrn. Geh. Rths. ꝛc. v. Seckendorff gegründete und von ihm fernerweit wohl— wollend gefoͤrderte Kleinkinderbewahranſtalt — Eliſabeth— ſtiftung — gedeihet, mit 32 Kindern, unter der Leitung der Frau Landmann und der Hrrn. Apoth. Stoy und Schul. Baumgarten vortrefflich. Die Zeugmachereien, beſonders die Thibet— fabrik des Hrn. S. H. Herbſt haben an Umfange ge— wonnen, letztere ward bei der thüring. Gewerbsausſtellung in Gotha durch die ſilberne Medaille ausgezeichnet. Die Braunkohlenwerke haben guten Fortgang. III. Die Wagners⸗Sonntagsſchule in Goͤß⸗ nitz (G. hat etwa 2000 Einw.) ſteht, nachdem der hoch— beſahrte, um ſie wohlverdiente, Hr. Inſpektor Bartho— lo maͤi ihre Leitung aufgegeben hat, jetzt unter der des Hen. Ado. und Stadtrichter Lots. Nach deſſen Mitthei— lungen hat ſich die Theilnahme der Meiſter und Lehrlinge geſteigert, iſt die Schuͤlerzahl von 20 bis 30 auf 50 bis 55 Lehrlinge hinaufgegangen, welche Fleiß und wohlan— ſtaͤndiges Betragen bewieſen haben; man hat ſie 2 Ab— theilungen, je nach ihren Leiſtungen zugewieſen, in der XII. 14 1 — 202 — Aten werden die Elemente des Schoͤn- und Rechtſchreibens und des Rechnens eingeuͤbt, in der 1ſten dagegen, neben fortdauernder Uebung im Schoͤn- und Rechtſchreiben, An— leitung zu Loͤſung ſchwieriger Rechnungaufgaben, zu Ab— faſſung ſtyliſtiſcher Arbeiten, namentlich geſchäftlicher Aufs ſaͤtze, ertheilt und für beide Abtheilungen gemeinſchaftlich in einigen Stunden Erdkunde und Geſchichte, Phyſik, Technik und Zeichnen gelehrt. — Vor dieſer Eintheilung hat Hr. Pfarrſubſtitut Hempel in der Rechtſchreibung und Styl— uͤbung, Hr. Kand. Tanner in der Erdbeſchreibung und Geſchichte, Hr. Organ. Pilling im Schoͤnſchreiben und Rechnen, Hr. Kantor Girbert in Phyſik und Technik, Hr. Zimmermeiſter Gentſch im freien Handzeichnen un— terichtet. Bei der gedachten Theilung iſt Hr. Adv. und Stadtr. Lots mit dem Sand. Tanner für die 2te Abth. und Hr. Pfarrſubſt. Hempel mit Hrn. Organ. Pils ling für die ifte nach der von ihnen vereinbarten Rich» tung hin als Lehrer eingetreten; der von Hrn. Kantor Girbert und Hrn. Zimmermeiſter Gentſch ertheilte Un— terricht in Phyſik, Technik und Zeichnen find für beide Abtheilungen gemeinſchaftlich geblieben, waͤhrend Hr. Kand. Tanner außerdem noch Erdkunde und Geſchichte gelehrt hat. — Der Schulbeſuch iſt in den Sonntagsſtunden re— gelmaͤßiger geweſen als in denen der Wochentage. Preis- gaben ſind nicht vertheilt worden; die Kaſſeverhaͤltniſſe gehen in Ordnung. IV. Der Gewerbverein in Schmoͤlln (Sch. hat etwa 4500 Einw.) gedeihet, nach dem Berichte ſeines Schriftfuͤhrers, des Hrn. Stadtſchreibers Haſe, nach wie vor; er hat ſich ſtets, von Jahr zu Jahr, gleichmäßig aus- gezeichnet unter und vor denen in ſeinen Schweſterſtaͤdten; die Mitgliederzahl hat ſich bis auf 135 vermehrt — in den drei letzten Jahren um 53 neue Mitglieder, gegenüber den 16 welche theils austraten, theils ſtarben — Die Verſamm⸗ lungen ſind je mehr und mehr beſucht worden. Alles das bekundet, daß man dort den wahren Werth des Vereines 7 gerecht wuͤrdiget. — In den Vereinsverſammlungen ſind allgemein anſprechende Zeitfragen vom gewerblichen Stand⸗ punkte aus lebhaft, gründlich, geordnet verhandelt, es iſt uber die Tuchappreturmaſchine, welche das Rauhen und Scheeren des Tuches vereinigt, Über die in England vers breitete bewegliche Dreſchtenne für Früchte, welche ungleich reifen und gern aus fallen, über die Knetmaſchine zum Brodbacken, über die Frage: ob ein geſetzliches Verbot des Aufkaufens von Getreide, Butter, Kaͤſe, Eiern und dergl., auf dem Lande, durch Aufkaͤufer, Händler und Höfer ſich empfelen duͤrfte, Vieles geſprochen worden, Hr. Apotheker Kraft hat das Taubertſche Sonnenſyſtem und galvaniſche Verſuche vorgelegt und erläutert; es find Meßberichte ges geben, die Gothaer Gewerbsausſtellung iſt wiederholt be— ſprochen worden (die Hrrn. Hoffmann und Winkler, ſowie Wolfermann und Hupfer ſind dabei init der Mnanienen Medaille ausgezeichnet worden). „ Die Gewerbſchule daſelbſt, deren Seiftungen — nach den Verſicherungen fo des Vereins vorſtandes wie des Stadtrathes — insbeſondere von den daſigen Innungen in ehrenvoller Weiſe anerkannt wird — erfreuet ſich nach dem Berichte des Hrn. Vorſtehers Schumann des beſten Gedeihens. Laſſen wir ihn ſelbſt ſprechen, ſprechen für die gute Sache ſolcher Anſtalten uͤberhaupt. 99 „Vorwaͤrts auf der Bahn des Wiſſens! tönt es uns entgegen, wenn wir den in allen Dingen raſch vorwaͤrts⸗ ſchreitenden und hochaufſtrebenden Zeitgeiſt mit Aufmerk— ſamkeit folgen. Wohl Jedem, der auf dieſen Zuruf der Zeit achtet! Mit raſtloſem Eifer wird er ſtreben, dies jenige Bildung zu erlangen, die ihn befaͤhigt, in ſeinem Stande und in feinen Verhaͤltniſſen gluͤcklich zu fein und ſich der allgemeinen Achtung ſeiner Mitbuͤrger zu erfreuen.“ VS Darum riefen wir auch beim Beginne des neuen Schuljahres unſern Schuͤlern zu: „Vorwaͤrts auf der Bahn des Wiſſens!“ Vorwaͤrts im Anfertigen ſchriftlicher Ar- beiten, damit ihr einſt in eurem Geſchaͤftsverkehre die 14 * — 881 noͤthigen Briefe, Rechnungen, Zeugniſſe ꝛc. moͤglichſt feh⸗ lerfrei, verſtaͤndlich und zweckmaͤßig, eigenhaͤndig entwerfen koͤnnt; vorwaͤrts im Rechnen, damit ihr den tauſend und abertauſend kleinen und großen Aufgaben im Geſchaͤftsleben gewachſen ſeid und dadurch in den Stand geſetzt werdet, euch vor Verluſten zu ſchuͤtzen; vorwaͤrts im Zeichnen, welches bei ſo vielen Profeſſionen unbedingt nothwendig iſt; vorwaͤrts in den Grundlehren der Naturkunde, damit ihr bei Ausübung eurer Gewerbe Rechenſchaft geben koͤnnt, warum dieſes ſo und nicht anders behandelt werden muͤſſe und welche Fol— gen irgend eine Abweichung von dieſer Regel haben wuͤrde; vorwaͤrts aber auch in Zucht und guter Sitte, die den Menſchen bei Hohen und Riedern, bei Armen und Reichen angenehm macht; vorwaͤrts im frommen Sinn, der den Menſchen ſtaͤrkt und erhebt bei unverſchuldeten Leiden und Anfechtungen.“ „Daß dieſer Zuruf von Seiten der Lehrer ſo recht aus dem Innern des Herzens kam, bethaͤtigt ſich wohl hinlaͤnglich dadurch, wenn wir mit gutem Gewiſſen ver ſichern koͤnnen, daß auch nicht eine Stunde ausgeſetzt wurde, und jeder in ſeinem Fache das leiſtete, was er nach Kraͤften zu leiſten im Stande war.“ „In wieweit haben nun unſere Schüler im Laufe des verfloſſenen Jahres dieſem Zurufe Folge geleiſtet? Die Antwort auf dieſe Frage wird ſich ergeben, wenn ich ſpeziell auf das eingehe, was jeder einzelne Lehrer in feis nem Fache getrieben hat und zu welchem Urtheile uber ſeine Schuͤler ſich derſelbe veranlaßt fuͤhlt.“ | „Die Stunden im Schoͤnſchreiben, welche Herr Schreib lehrer Golle ertheilte, beſuchten in dieſem Jahre zuſam⸗ men 149 Schuͤler; naͤmlich 85 in der erſten und 64 in der zweiten Stunde. Jetzt beſuchen dieſe Stunden nur noch 114 Schüler; naͤmlich 57 in der erſten und 57 in der zweiten Stunde. Viele feiner Schüler bemuͤheten ſich in muſterhafter Weiſe, mit Luſt und Thaͤtigkeit, eine groͤßere Vollkommenheit zu erlangen und fie ſahen ſich dafuͤr reich⸗ ir — lich belohnt. Mehrere zeigten in den Stunden weniger Eifer und manche blieben ganz weg. Kurrent- und Eng⸗ liſche⸗Schrift wurden regelmaͤßig allgemein getrieben, Kanzlei und Zierſchriften uͤbten nur Einzelne. Wenn das ſittliche Betragen einzelner Schüler nicht immer gut geheißen wers den konnte, weil ein ruhiges Verhalten oft erſt erzwungen werden mußte, ſo war es doch im Allgemeinen befriedigend.“ „Herr Rektor Nitzſche ertheilte den Unterricht in der teutſchen Sprache und in der Geographie, verbunden mit Geſchichte in woͤchentlich Einer Stunde, wieder in der Weiſe, daß der teutſchen Sprache in ſo fern ein Vorzug eingeraͤumt wurde, als regelmaͤßig auf zwei Sprachſtunden eine geographiſche Stunde folgte. Dieſen Unterricht ge— noſſen nach Ab- und Zugang Einzelner im Laufe des Jahres durchſchnittlich 25 Schuͤler. Es wurden im Teut— ſchen die Schuͤler durch Anfertigen von verſchiedenen Auf— ſaͤtzen, insbeſondere auch von Geſchaͤftsaufſaͤtzen für das gewoͤhnliche Leben, im ſchriftlichen Gedankenausdrucke ge— übt, und die betreffenden Sprachregeln bei der Korrektur der Arbeiten erwähnt und beſprochen. In der Geographie aber wurden die einzelnen Länder von Nord- und Zentral Amerika mit beſonderer Beruͤckſichtigung ihrer Geſchichte in mathematiſcher, phyſiſcher, politiſcher und gewerblicher Hin— ſicht ſpeziell durchgegangen. Das Betragen der Schüler waͤhrend dieſer Unterrichtsſtunden war im Allgemeinen zu— friedenſtellend, ſo wie auch der Beſuch der Stunden ein regelmaͤßigerer war, als im vorigen Jahre. Nur blieb eine noch allgemeinere und regelmaͤßigere Theilnahme beim bliefern der Arbeiten zu wuͤnſchen uͤbrig.“ M’,„Den Zeichnenunterricht ertheilte Herr Maler Pfitz— ner und es nahmen 39 Schuͤler an demſelben Theil. Beſchaͤftigt wurden dieſelben im Zeichnen von Figuren, Blumen, Landſchaften, Thierſtuͤcken, Möbeln, Muſtern ıc, Das Betragen der. Schüler, während dieſer Unterrichts— ſtunden war ſtets gut; der regelmäßige Beſuch der Stun— den leidlich zu nennen.“ 9 * a „An dem Unterrichte im Rechnen, (welchen Hr. Schumann! ſelbſt ertheilte,) nahmen 49 Schüler aus dauernden Antheil, waͤh⸗ rend 17 derſelben — groͤßtentheils durch äußere Umſtaͤnde vers | anlaßt, einige auch freiwillig — nach und nach wieder außs traten. Nach ihren Faͤhigkeiten wurden dieſelben in zwei ver⸗ ſchiedenen Abtheilungen beſchaͤftigt. Die zweite Abtheilung begann mit einfachen Regeldetriaufgaben und brachte es bis zur Regelquinque mit indirekten Verhaͤltniſſen; die erſte Abtheilung übte: ſich in der Ketten-, Zins- und Diskonto— Rechnung, ſo wie in der angewandten Mathematik fuͤrs buͤrgerliche Geſchaͤftsleben. Kopfrechnen, wurde womoͤglich immer mit Tafelrechnen verbunden. Waͤhrend die groͤßere Zahl der Schuͤler dieſen Unterricht auf eine lobenswerthe Weiſe benutzte, gab es leider doch auch mehrere, die faſt jede Stunde erſt zur nuͤtzlichen Thaͤtigkeit angeregt werden mußten. Der Stundenbeſuch war befriedigend.“ „Wenn nun, nach dem Dargelegten, von den 156 Schuͤlern, einige durch ihr traͤges und leichtſinniges Treiben das Wirken der Lehrer bisweilen erſchwerten, ſo wurde daſſelbe doch wieder reichlich belohnt durch das fleißige und wohlgeſittete Betragen der Mehrzahl derſelben. Ein recht angenehmes Geſchaͤft war es daher fuͤr die Lehrer, daß ſie am 9. Mai, als am Tage der Aufnahme neuer Schuͤler und der Praͤmienvertheilung, durch die reiche lichen Gaben der Theilnehmer am vorigen Stiftungsfeſt- mahle in den Stand geſetzt waren, 12 der fleißigſten und wohlgeſitteſten Juͤnglinge durch nuͤtzliche und wach volle Praͤmien auszuzeichnen.“ „Moͤge dieſe Auszeichnung den Schuͤlern das 960 weſen ſein, was ſie ſein ſollte, naͤmlich: theils eine Er⸗ munterung zum Fortfahren im Fleiße; theils ein Antrieb zum eifrigen Nachholen des Verſaͤumten! Geſtützt auf die Erfuͤllung dieſes Wunſches ſchauen wir mit Vertrauen der Zukunft entgegen und leben der frohen Zuverſicht, daß d Schutz, die Liebe, die Huͤlfe, die gute Meinung des Publikums für dieſe Anſtalt ſich je länger, je mehr be⸗ — 207 — feftigen werde. Vertrauensvoll blicken wir aber ganz bes ſonders noch zu Dem empor, der Kraft und Einſicht und zum Wollen des Guten das Vollbringen giebt nach ſeinem Wohlgefallen. Er wird unſere Schule auch fernerhin in ſeine Obhut nehmen, dem ausgeſtreuten Saamen Gedeihen geben und die Arbeiten der Lehrer ſegnen!“ V. Der Gewerbverein in Ronneburg (R. hat etwa 6000 Einw.) vermag auch diesmal uns kein heiteres Bild feines Lebens und Wirkens durch feinen Vor— ſteher Hrn. Kaufmann F. W. Richter, der das fo recht innig beklagt und doch, bei dem beſten Willen, nicht zu ändern vermag, vorzuführen. In der erſten Hälfte des Jahres hat der Verein einen froͤhlichen Anlauf zum Wie— dervorſchreiten genommen, iſt aber bald darauf zuruͤck ge⸗ ſchritten, und es ſind lange Zeit keine Verſammlungen zu Stande gekommen — aus Mangel an Liebe zur Sache? aus Widerwillen gegen alle Verſammlungen? (es gab deren freilich und leider im J. 1848 f. übergenug!) aus Ber quemlichkeit? — Dazu hat der Verein feinen ſehr bes faͤhigten Schriftfuͤhrer Hrn. Feuſtel verloren, der als ſtaͤndiger Kopiſt bei der Herzogl. General-Kommiſſion für Abloͤſungen in Altenburg angeſtellt ward, dann ſeinen Rechnungfuͤhrer Hrn. Foͤrſter Adam, durch den Tod. — Der Mitglieder find am Jahresſchluſſe nur 46, die 7 Moe natsſitzungen nur von je 9 oder 10 Mitgliedern beſucht geweſen; dieſe haben die Gewerbsfortſchritte in Teutſchland, England ꝛc. naturwiſſenſchaftliche Gegenſtaͤnde, bez. nach Verſuchen, die Gothaer Gewerbsausſtellung, (leider von Ronneburg nicht vertreten, weil frühere unerfreuliche Er— fahrungen abſchreckten) und die Angelegenheiten der Gewerbes ſchule beſprochen. — Den Vorſtand bildeten Hr. Richter, Hr. Kfm. Sieber, Hr. Zeugm. Thoͤner, Hr. Deſſina⸗ teur Paͤßler, Hr. Buchb. Meyner. — Die Kaſſever⸗ haͤltniſſe waren wenig erfreulich. Die Gewerbſchule iſt von 67 auf 46 Schuler herabgegangen. Lehrer: Hr. Kand. Wolf in Erdkunde; —- mE — Hr. Sem.⸗Asp. Kaifer in Schoͤnſchreiben und Rechnen; Hr. Maler Oſchmann im Zeichnen, Hr. Superintendent Günther und Hr. Konr. Hilbert in Sittenlehre, Hr. Aud. Roſenberg in teutſcher Sprache. N Die Weberſchule leiteten fernerweit Hr. ꝛc. Maul und Hr. ꝛc. Paͤßler; ſie hat der Kaſſe der Gewerbſchule allerdings viel gekoſtet, aber ſie iſt auch die ortögemeinnüslichfte Anſtalt; denn Ronneburg iſt nun einmal Fabrik⸗ und insbeſondere Weberſtadt, braucht geſchickte Weber und kann dieſe durch die Weberſchule erhalten, in welcher Alles gelehrt wird, bez. gelehrt werden kann, was dazu gehoͤrt. Leider iſt der Ort, wo ihr Weberſtuhl auf— geſtellt iſt, — eine Schulklaſſe — ſehr ungünftig für ihren Zweck, ja geradezu zweckwidrig und leider geſtatten die Kaſſeverhaͤltniſſe die ſo unbedingt nothwendige Ermiethung einer eigenen Stube z. Z. nicht! Noch folge hier der Schluß der Anſprache, welche der Reſtor des Vereines, „der alte Hofrath Klein“ dort, Jahre lang ein RN Beamteter unſers Altenburg. Vereins, in einer Beilage zu Nr. 89 des Nachrichtblattes für Ronneburg und Schmoͤlln, an ſeine Ronneburg. Ver— einsgenoſſen gerichtet hat: „Ich wage jetzt die nicht ganz gleichguͤltige Frage, ob bei ſo manchen Zeichen der Entkraͤftung, zu welchen auch noch ein ſchlechter Finanzſtand gekommen ſein mag, ein raſcher Entſchluß, unſern Verein lieber ganz aufzuheben als ihn zerfallen zu laſſen, der leidige beſſere ſei? — Leicht kaͤmen wir auch wol noch uͤber die Schaam es zu thun hinweg! Doch wuͤrde es auch noch ein ernſtes Hin— und Herumfragen erforderlich machen; wobei ſich doch wol noch mancher Gutgeſinnte — es muͤßte aber ein Mehrtheil ſein — bedenkt.“ „Aber, Freunde und Vereinsgenoſſen, leicht iſt eine gute, nuͤtzliche, der Stadt und dem Staate foͤrderſame und ehrende Anſtalt, wie dieſe die unſrige allerdings es war und noch iſt, zerſtoͤrt; ſchwer aber oder nie wieder — 209 — auferbaut und die Gelegenheit, die Veranlaſſung fuͤr un⸗ ſere jungen Burger, Ideen zu entwickeln, Erfahrungen und guten Rath in Umlauf zu bringen, und ſich anzueignen, ſo wie fuͤr die in Ausbildung Hoͤherſtehenden, ſich gemein⸗ nuͤtzig und theilnehmend am Wohle des Ganzen zu er⸗ weiſen, die Rechte edler Gleichheit gelten zu laſſen, — dieſe Gelegenheit, dieſen Anreiz zum Beſſern im Ganzen, ſollten wir uns doch nicht unter der Hand entgehen laſſen; jeder von uns fruͤherhin Saͤumiggewordene oder gar Ent⸗ wichene, ſollte, — es gilt wirklich die Vaterſtadt, wieder bei der Fahne einkehren und zu ihr halten! Von oben — ich meine aber nicht das hoͤchſt Obere — muß das Bei⸗ ſpiel gegeben werden, und in der Abſtufung darf es nicht an der Nachfolge fehlen; dann werden auch die guten alten Zeiten wieder kommen, als wir noch gedrängt bei— ſammen ſaßen, uns, nicht ohne, meiſt gegebene Intereſſen, gut unterhielten, an belehrten und uns belehren ließen. — Kommt wieder, gute, beſſere Zeiten! —“ - Möchte doch der Anſprache des bewährten Bürgers und Menfchenfreundes Folge gegeben werden! OR VI. Der Georgenverein zu Hebung und Bes lebung des Kunſt- und Gewerbfleißes in Eiſen— berg (E. hat etwa 4800 Einw.) zaͤhlt jetzt, nach der Mit⸗ theilung der Vorſteher deſſelben — Superint. und O.-Pfrr. Kloͤtzner, A.-Akt. Vater, Rektor Ludewig — gegen 50 Mitglieder, darunter eine gegen früher weſentlich großere Anzahl von Mitgliedern daſiger Innungen. Leider jedoch iſt damit ein irgend erheblicher Einfluß auf erfolgreiches Wir— ken des Vereines noch nicht erreicht und bemerkbar geworden. So z. B. haben an der gewerblichen Ausſtellung nur 3 Meiſter ſich betheiligt, ſind weniger als fruͤher Gegenſtaͤnde ausgeſtellt, weniger Beſuchende geſehen worden, haben die gewerbtreibenden Mitglieder fuͤr Betheiligung der Lehrlinge an der Sonntagsſchule das Gewuͤnſchte nicht gethan. In⸗ deß hat der Verein ſtrebſame junge Leute unterſtuͤtzt, das Beſtehen der Sonntagsſchule geſichert. In letzterer hat Hr, = 210 — Rektor Ludewig Rechtſchreibung, Fertigung ſchriftlicher Aufſaͤtze, teutſche Sprache, Rechnen (dabei Bruchrechnung, Körpers und Flaͤchenberechnung) und Hr. Architekt Berg⸗ ner Zeichnen und Schoͤnſchteiben ſowie Geometrie für Handwerker gelehrt. Von 42 bis 59 Schuͤlern haben die Meiſten nur die Schreib- und Zeichnenſtunden beſucht; im Allgemeinen war der Beſuch ziemlich unregelmaͤßig, denn „die Schuͤler hatten fuͤr die Herren Meiſter zu arbeiten!“ So hinderte denn auch dort Eigennutz und Alther— koͤmmlichkeit die ſo wuͤnſchenswerthe Entwickelung und Hebung einer heilſamen Anſtalt. Wenn endlich wird der gewerbtreibende Buͤrger ſeines Standes Beſtes erkennen lernen, nicht dort blos, ſondern hier und da! VII. Die Sonntagsſchule in Roda (R. hat etwa 3200 Einw.) hat nach dem Berichte ihrer Vorſteher des Hrn. Kirchenrath, Superintendent und Ober-Pfarrer Streicher und des Hrn. Ado. und Buͤrgermeiſter Weſt— hoff mit erfreulichem Erfolge fortbeſtanden. Von den 46 Schuͤlern haben, und das iſt erfreulich und lobens— werth, faſt die Haͤlfte den benachbarten Ortſchaften an— gehoͤrt. Der Schulbeſuch iſt noch beſſer geweſen als in den vorigen Jahren; mancher Juͤngling vom Lande iſt ſtundenweit zur Schule geeilt und iſt da fleißig geweſen. Die Buͤcherſammlung derſelben, durch Schriften aus dem Zwickauer Vereine zu Verbreitung guter und wohlfeiler Volksſchriften (keine von der 1848er Art!) und ſonſt ver— mehrt, iſt von den Schuͤlern benutzt worden. Die am 28. Auguſt ſtattgefundene Pruͤfung iſt von dem Hrn. x. Dr. Streicher mit einer Rede eingeleitet worden, in welcher derſelbe den Segen ſolcher Anſtalten wie der Sonntagsſchule und aͤhnlicher, den Zoͤglingen warm an das Herz gelegt und ſie zu fortgeſetzter treuer Be— nutzung derſelben aufgemuntert hat. Die Prüfung ſelbſt hat ſich ie auf Naturlehre und Geographie erſtreckt, Proben von Schoͤn- und Rechtſchreiben, vom Rechnen, i — 241 — von freien Aufſaͤtzen und Zeichnungenhaben vorgelegen; ; das Ergebniß iſt im Allgemeinen ein beftiedigendes . Die Kaſſeverhaͤltniſſe ſind in guter Ordnung. VIII. 1) Die Herzog⸗Joſephs „Senke ſchule in Kahla (K. hat etwa 2600 Einw.) hat ihrem treuverdienten Stifter und Vorſteher, Hrn. Kaufmann und Fabrikbeſitzer Eckardt, nach feiner Mittheilung darüber, im Jahres verlaufe weniger Freude und Befriedigung 'ges waͤhrt als wol ſonſt und wie erſt dann moͤglich werden wird, wenn günftigere Zeitverhaͤltniſſe wieder eingetreten ſein werden und ein beſſerer Geiſt als der in letzter Zeit vorgewaltet, ſich Bahn gebrochen haben wird. Hrn. Eckardts Beſchaͤftigunganſtalt beſteht unter ſeiner Leitung fort. Auch die von feiner, Gattin und Töchtern, Sala der Frau Adv. Loeber geleitete Strick- und Raͤh⸗Frei⸗ ſchule, welche 63 Maͤdchen beſucht haben, beſteht ſort. 2) Ueber den daſigen Gewerbverein berichtet deſſen Vorſteher Hr. Adv. Schindler, daß der von Hrn. Braumeiſter Beck dort angefertigte Bierſtein, der jetzt ſo viel Aufſehen macht, dann galvaniſches Vergolden, Ver- fälſchung des Eſſigs und Kennzeichen derſelben, Verwandt⸗ ſchaft unorganiſcher Körper unter ſich mit chemiſcher Er— laͤuterung durch Bildung des ſogenannten Bleibaumes, Schwefelſaͤure, Mineralien, Benutzung erhitzter Luft ans ſtatt der Dämpfe, Hefe, und deren Beſtandtheile mikros— kopiſch beobachtet und Salpeterſaͤure Vortrags- und Uns terhaltunggegenſtaͤnde in den regelmäßig abgehaltenen Vers eins⸗Sitzungen geweſen ſeien, die Vereinsſchriften ſind in geordnetem Umlaufe geweſen. Dortige Gewerbtreibende, vorzugsweiſe Vereins-Mitglieder haben ſich bei der Gothaer Gewerbeausſtellung betheiligt. Die Jecke-Siegmann⸗ ſche Thonwaarenfabrik daf. iſt dabei mit der bronzenen Medaille ausgezeichnet worden. IX. Die Sonntagsſchule in Orlamünda (O. hat etwa 1240 Einw.) hat, wie Hr. Ober- Pfarrer — 212 — Knauth berichtet, mit nach und nach 43 Schuͤlern, von welchen ein Theil aus der Umgegend ſich eingefuns den, unter der Leitung ihrer bisherigen Lehrer gedeihlich fortbeſtanden. Sie iſt in der Regel gut und nur in der Koͤrner⸗ und Früchte⸗Erndtezeit ſchwach beſucht worden, was bei den dortigen Verhaͤltniſſen, deren Bevoͤlkerung viele Arme zaͤhlt, erklaͤrlich erſcheint. Der Kaſſeſtand iſt een X. Die Fortbildungsſchule in Uhlſtaͤdt cu. bat etwa 650 Einw.) hat unter der Leitung ihres Stif⸗ ters, des Hen. Pfarrer Sahl, guten Fortgang gehabt, zumal da der ihr durch Vermittelung der Landesregierung aus Staatsmitteln gewährte Jahresbeitrag von 15 Thlrn. die Beſchaffung des Erforderlichen erleichtert. Hr. Pfarrer Sahl hat im Abfaſſen ſchriftlicher Aufſaͤtze, in Geographie und Geſchichte, Hr. Knabenlehrer Taͤnzler in Schoͤn— ſchreiben und Singen und Hr. Maͤdchenlehrer Haͤſſner im Rechnen, zwiſchen 20 und 24 Schüler unterwieſen; nach der Mittheilung des Hrn. Pfarrer Sahl mit be— friedigenden Fortſchritten, daher auch 6 der Ausgezeichnetern Preisgaben — Andachtsbücher, um in die Haͤuſer und Familien etwas zu bringen, was dort fehlte — empfangen haben. Die Buͤcherſammlung — durch die von der Regierung vermittelte Unterftügung auf 80 Bände ver— mehrt — iſt von Erwachſenen ebenſo wie von Juͤngeren benutzt worden. Hr. Pfr. Sahl hat die bereits im vorigen Winter eingerichteten Abendunterhaltungen, bei welchen vorgeleſen und dann daruͤber geſprochen ward, auch in dieſem Winter fortgeſetzt und ſind die Sonntagsabende von 7 — 10 Uhr von einer ziemlichen Anzahl Familienvaͤter, aber auch manchen jungen Burſchen beſucht worden. Der Gemeindevorſteher Hr. Foͤrſter Preßler und der Ge— meindeaͤlteſte Hr. Chirurg Muͤller haben den Hrn, Pfr. Sahl freundlich und foͤrderlich unterſtüͤtzt. — 2486 — Die erſt in dieſem Jahre von Hrn. Pfr. Sahl ges ſtiftete Zweigſparkaſſe hat bereits 730 Thlr. Einlagen zur Hauptſparkaſſe in Kahla eingeliefert. Und ſo erkennen wir denn mit menſchenfreundlicher Zufriedenheit an, daß auch in dem zuruͤckgelegten Zeiten jahre 1853 die gute Sache der Gewerbvereine und Gewerb— und Sonntagsſchulen in unſerm lieben Heimathlande nicht nur nicht zurückgegangen, nicht einmal ſtillgeſtanden iſt, viels mehr da und dort Fortſchritte gemacht hat. Am freundig— ſten gediehen iſt ſie offenbar in Goͤßnitz, in Schmoͤlln, in Roda, in Orlamuͤnda und in Ühlſtaͤdt, theil⸗ weiſe in Kahla, minder in Lucka, in Meuſelwitz, in Ronneburg und in Eiſenberg. Geben wir uns gern der Hoffnung hin, daß andere Jahre auch da andere und guͤnſtigere Ergebniſſe darbringen werden! Ihr treueiftigen Lehrer aber, — moͤchten doch alle Berichterſtatter alljaͤhrlich uns die Namen derſelben ſtets aus druͤcklich nennen! — Ihr, die Ihr ſtill, bee ſcheiden und rein von Eigennutz und Selbſtſucht dem Got— teswerke der wahren Volksbildung Euch hingebet, Ihr, zu denen der Berichterſtatter im vorigen Jahre ſprach mit den Worten alter Weiſen, laſſet, wenn Euer ſtilles Wirken nicht immer und überall erkannt werden ſollte, Euch tröften mit des alten Wandsbecker Boten M. Claudius Zurufe:. „Wehlthaten, ſtill und rein gegeben, 5 Sind Tode, die im Grabe leben; Sind Blumen, die im Sturm beſteh'n, Sind Sterulein, die nie untergehn!“ — 214 — XXIV. Bei dem Kunſt⸗ und Handwerksvereine beſtand im Jahre 1852 A. die Einnahme aus folgenden Poſten: 118 Thlr. 20 Rgr. 6 Pf. Beſtand aus der Rechnung von 1852, 15 — : — Eintrittsgelder neuer Mit⸗ glieder, 282 ͤ⸗ 15 = — = Beiträge der Mitglieder, “154 "> 5 = — > Beiträge aus Staatskaſſen, 300» — „ — . Zaurückgezahlte Aktiokapita⸗ lien, hauptſaͤchlich zu Aus⸗ ſtellungspreiſen erhoben, 51 =» 12 = — > Zinſen von ausgeliehenen Aftivfapitalien, / 17 = 24 = 7 ⸗Insgemein, bauptfächlich Einnahmeuͤberſchuß von der im Septbr. 1852 veranſtal⸗ teten Kunſt- und Gewerbes ausſtellung. 1049 Thlr. 17 Rgr. 3 Pf. Summe der Einnahmen. 5 Thlr. 17 Ngr. 11 113 100 | 78° 538 Thlr. 21 Ng. 215 B. Die Ausgabe betrug: — Pf. fur das Inventarium, 15⸗„ — „an nicht eingegangenen Reſten, 27 5 s für Buͤcher und Zeit⸗ ſchriften, 24 „ 7 „ Diruckkoſten, Copialien, Buchbinderloͤhne, 4 „ 7 „ Für die Herausgabe der Mittheilungen aus dem . Oſterlande, 4 = 5 „Erleuchtung, Reinigung und ur Heizung des Verſamm— lungslokals, ARE 5 - Praͤmien und Unterſtuͤtzun⸗ gen, 10 Ü- — , Beſoldungen und Remunes rationen, 25-8 ⸗Poſtporti und Botenloͤhne. — „ — - Aucsgeliehenes Aktivkapiral, 19 5 . Insgemein. 2 Pf. Summe der Ausgaben. | Demnach blieb ein bine Kaſſenbeſtand von 110 Thlrn. 26 Nor. 1 Pf. berechnet ſich, ohne die Bibliothek und die Modellſamm— lung auf Der ganze aktive Vermoͤgensbeſtand aber 1292 Thlr. 11 Ngr. 1 Pf. 'XXV. Miscellen. Ein franzoͤſiſcher Raturforſcher, Despretz, hat Zucker— kohle im luftleeren Raume durch Elektricitaͤt in ein Pulver verwandelt, das Rubin ſchleift, was ſonſt nur Diamant— ſtaub vermag, und deſſen Koͤrnchen ein Kryſtallkundiger, als er ſie unter dem Mikroſkope betrachtete, fuͤr Diamant— kryſtalle erklaͤrte. Das wäre ein Anfang zum Diamant— machen. 8 In England werden jetzt jaͤhrlich gegen 4500 Pas tente auf gewerbliche Erfindungen oder Verbeſſerungen ertheilt. Als Kitt für Stubendfen wird empfohlen: Gute Holzaſche, fein geſiebt, dazu eben ſo viel geſtoßener und durchgeſiebter Lehm und etwas Salz. Dieſe Miſchung wird dann mit Waſſer angefeuchtet, ſo daß ein Teig entſteht, mit dem man die Ofenriſſe verſtreicht, wenn der Ofen nicht mehr heiß iſt. Spaͤter ſchadet die Hitze nichts. ittags 2 Uhr. 1 5 * StatStand des Zuſtand meters. Th Khermo⸗ 5 Temp. 0. me meters. | Wetters. 27" 8, 7 2,0 itrb. N. Schn. =. 0,75 helle W. He 42 3,0 tb. W. BR} 2.25 WM. # „ 42 2,0 helle S. W. | 12 5,75 frb. N. W. 1 7,25 frb. W. 26, 11, 0 70 wlk. S. W. 85,4 3,25 tb. W ar 777 6, wk. S. = 108 |+ 1,5 helle ©. I, 0, 7 1,25 helle N ei hnee.| = 1,7 6,75 helle N hnee. = 26 7,75 \bele N 1 5,5 helle N. O 11322 5 Schn. 5. - 19 5,0 Schn. N. O 12 wie. N. W. 26, II, 0 2,0 helle S B. |» 110 | 2,5 ftrb. N. W. 27, 3, 5 2,5 Schn. N. ſtürm. W. 560 25 wlk. S. ® B. 26, 11, 9 0,75 |tib. N. : 118 = 71,5 Schn. N. W. 8. 10,8 15 Schn. N. W. EN: 2, 8 0,25 belle 5. W. 26, II, 9 1,0 helle N. 7 1,5 belle MD) 1,25 helle N. EN F 30 belle N 5. N 5,75 helle N. „ Mittler 1 Br Te er 1 Met i i He eteorologiſche Tabelle auf die Monate: Januar, Februar, März 1853, von W. L. Bechſtei ö | — 5 f ’ 8 * ein. I Sm. u um T n 8 e 8 3 % Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr , M d r z. 8 Stand dess Stand des Zuſtand eg e r — Wanne 2 Uhr. Morgens 8 Uhr N i 2 are: Thermo⸗ Ir her des Zuſtand 22 [Stand des Stand des 3 Stand dee, - " achmittags 2 Uhr. > meters. B meters. Therme⸗ des S Mere, Ther mo⸗ 55 Baro Sund dee“ Suſtant 8 Stand de Stand Temp. 0. meters. Wetters. Temp. 0 meters. Weite "| 5 meters. Thermo⸗ des & ar o⸗ Er des Zuſtand e Stand des Zuſtand 1 27, 10, 1+ 2, helle S. Ben. —0: ers. Wetters. Temp. — 0. meters. Wetters. end — 0 En 23 meters. Thermo⸗ des 0 W. 127,9 2 2 80 | 325 f Te in TTT g 5) 2. 8, 71+ 2,25 |tb. O r EEE EI. BERLIN = 83 3.25 wlk. W. ; 5 D. 28, 7 2,25 firb. O. 1 27 — gt ; 8 w ee) 025 FF 4, 9— 6,25 ftrb. N 3 „ 54 — 1,0 helle S E 7,2 175 1 25 tb. O. 7,6 2,25 frb. O ——- - 27, 4, 2.— 20 jtrb. N. Schn. . | | Er belle 8.8. | 3], 571-0, 0.0, Ile 2a ea ©. ©, = ra 40 Schnee R |: 0, 412 84 + 025 bee ©. 6802 3,0 E 1, belle S. S- 3 22 40 belle S. W. m 07 | 075 bele en a me 2 0 e ET ma 225 fa. 8 . — — —— 7 2 — ee — tr D elle . 5 = 7 CCC alk S 6 30025 1 < 8 —— #2 05 tb. © . 83 | 235 hie S. © iR — 20 belt S. 2 7 6,4 |— 0,5 helle © = i are ä =. 48 05 tb. W̃ es 2 helle S. W. — ee » S. W᷑ — ——— 2 — 475 —6. . 68 2,0 tb. Sara 3733 + ab. S W. 1 325 0 726 075 fb. 158 1,0 ſirb. N. 9 7 20 S W = 69 575 b. R A | 3,25 frb. ©. 8 = 04 = ſtrb. W 5 ee 758 | 7,25 tub. W. = 36 bel S :- 42 5,75 wlk. W. 9 26 5 7 = 0 e 0,5 |trb. O. Scän.| 9 1 60 3,0 Reg. S > 66 TORE 10. 5, 19 bl S. . 60 | 57 wk. S. W. | 10 N 11 S ae 3 9 = 5 15 febl. N. F Du —5 | b. S 8. 32 — 7a nem [= 1 1 W. 7, — 125 frb. N. W. |10 10,0 | 125 Nebel |- 104 — 600 f. 5— 2 0, 12 ad. |: 5 is s W. ud 12. 25. 0, 2 15 lee N. 5.2. 0 l nee BE i e 13 7 0,9 5, wik. S. W. wind. 2 0,8 5, regn. S. W. 13 = 17 e EEE 7 0,5 krb. O. = 12 | 9,4 . trb. S. s 9,8 7 1,25 helle N. gr 36, 11, 8 = 20 tıb. W. E 09° — 45 1105 TE ma 27 Bu = U 8 3,0 Schn. N. 1 5 6,6 + 2,0 belle ©. 2 5% 6,75 helle N. — 15 27, 4, 3 2,25 tıb. W. ie m going 15m 30 lm a0 Sch = 2,6 2,75 Schn. N. W. 14 - 43 2,25 helle S. W. 4,1 7,75 helle N. 1612223 25 helle S. W. 16 40 ar em 16 35 275 ichn. W . 3 . 00 fr e 35 wik. S. W. 41 555 belle N. 1 — —_ | 6 | 450 Iregn. S. W. | 16 | = 35 275 frb. W. 32 055 ß . ee 5 belle N. O. 17%, 11,5 25 U. S. Reg. 26,11, 1 Base leo 0 80 9.— 1 + 0,5 ſrb. N. W. 16 222 = 30 Schn. N. O. 19 — 225 Schn. 5. 157,03 28 m 08 7,15 30a mm |Is 12 | 55 ee 1715 20 | 60 Sehn. N. 5. 30 | 50 Sen N 5 |» 65 05 mn |, 9-05 mn |: 0 — 355 Schn. N. 256 n e 18 46 275 zeile N = 52 T 0,75 mf. A. 2. F Omes _|- 73 |+ 15 pie ©. @._| 20 136, 10,0 40 0. S. © 110 025 85. . 5 10|; 72) 5584 T 21 |- 48 + To lf. S. W |- 23 3,5 wlk. S. sim 21 27, 2 335 Schn. N. W. 2 5 0,35 üb. S. B. 20 64| 65 (ib. A. 5. 50. 25 . 2 25, 11,9 3,5 frb. S. 06 8 ſrb. W. ee 8 S. 55 8.277 3,5 0,5 Schn. N. W. 21 4, 5,252 rb. N = 39 [25 Schn. N. fürm. 23 27, 3, 1 nm.» |; II 225 mes. 22 3,4 2,25 m. S. W. 26, el 10 = 85 = 25 E 27 5 eee 2|; 6,6 — D trb. N. O. Schnee. ⸗„ 6,6 |= 0 , , 24 26 1 — jet : 27 2 2,25 vb. an — 2,7 Fr 075 trb. N. 5 50 We! 0 Schn. N. O. 48 1475 8. e W. = rn — m : 106 1 pen DI e 26: 42 05mm |: 48) 05er. | 26127 3, 1 — 45 bel W. 27, 2, 8 — ab. E. 5 Sen 25 |, 33 | 275 (San N 42 |+ 15 Sc N. . 27 = 62 | 7,0 belle S. - 6,3 — 2,25 helle N 27 26,106 05 belle S. B. 26, 11,9 155 bal es . . 2 i 74 25 es 71 gun — ur N 2 - 37 | 67 Rt. N. 8: 2 27 31 5 Fan Ze en 7|= 74) 25 edlen. _ |» mar nu 3901-61 | 25 wf. S. W. — 60 25 u e R. 2.11 281]27. 8 | 7 3025 un. Een 0 Be N 225 u 8 15 belle N. D. CCT | — . ̃ ⅛ ie Sg 1m ee — . L 15 fab — 72 i d 8 30. „3 ele S . 6 jr -30 = N 9 5 ftr | 31 5,6 0 helle S. : 56 5,75 belle N. Hoöchſter Barometerſtand den 11. Maͤrz — 27,“ 10,7, Mittler Barometerſtand — 27“ 3,46“. Tiefſter Barometerſtand den 10. Februar — %,. Kaͤlteſter Tag den 28. Maͤrz = 7,28%, | \ Erklärungen der Abkürzungen: trb. trübe, wlk. wolkig, nebl. neblig NHL, Nebel, regn. regneriſch, Reg. Regen, Strm. Sturm, ſtrm. ſtuͤrmiſch, wind. windig 2 7 O. Oſt, S. Süd, W. Weſt, N. Nord, Schn. Schnee, d. Ns. des Nachts, Gew. Gewitter. | mittags 2 Uhr. Stand des Zuſtand Thermo⸗ des meters. Wetters. 27, N18 25 belle N @. | 3 6,6 14,0 trb. N. W — iii dae — Reg. = 7, 185 wie, W. 135 ron. — eee —| — 05 17,75 firb. N. — 0 — 185 wü. W— 75 Rn 75 7 16,% wk. N. es bene —- 2 7,4 d . N. O. 6 wie, S. W. = 8 Mr wie. N. W. e Reg. N. Gew. 5,6 W N. O. Reg. 3,8 ) wlk. N. 4,1 helle N 2550 helle 9. — belle B. Gew. = 66 wie. N. W. — 64 lrb. N. Neg. 5 : 74 tb. W. wind. 7,3 _Jl 14,5 trb. W. Sem. > 43 — 5 -S. W. firm. . d 72 — 10, Reg. N. W. SE 1 14,25 b. W - 25 22, helle W. . 23,75 fwlk. W. 4,8 nit. N. d. 99. Gem. g 3,0 22,75 U me. Gm. 4,1’, Mittler 3 Waͤrmſt Meteorologiſche Tabelle auf die Monate: April, Mai, Juni 1833, von W. L. B ch er e U 7 5 * + e ftein. A Fr © mm m oe. Morgens 8 Uhr. ® nt. | ) Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr N ? Se a | 8 Btanb de Stand dee] Zufan Stand m 5 5 . achmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Rachmi meters. Tbermo⸗ BE erte 1225 85 Bar: Stand des Zuſtand Stand des Stand dess Zuſtand a Stand d 7 er Hr | | Temp. 0. meters. Wetters. Temp. b. meters. Wetters. [ emp. — 0 1 27 meters. Ther mo⸗ des & ara: Toer des“ Zustand Sand dee Stand des 3 en 127, 4,6 |+ 11,0 wit. S en 3 er ng RER e ) Mertens f Ee 9 19 meters. Thermo- pr 2|=- 41 5, helle W. 21 50 16 W— 228 70 + 9,75 fregn. W. 27, 53 T 11,75 Neg. N. W - = 1 Wetters. Temp. — 0. meters.] Wetters. 8 2 — —— —ʒ — 2 2 = 5 — ů — — — — 2 Zu | 3 S 0 © — — = 62 3,25 regn. ©. W. 2 6,1 8,25 helle W Far SE m tib. W. z 6,6 12,25 wlk. N. O. 2 = 45 125 15. WN 27, 3,1 + 18, 25 helle N. W. eee 15 02 | ee 68. — 95 bl N. N 7 5 fcb. N. 55-1275 ub. N — 170 h ——— 6,0 frb. S. 4 85 gn. S. . 5 72 45 % N . 8 C000 ae N ee 6 ⸗ 68 6,0 E 6,5 tb, N. O 5 11,75 ftrb. N. 1 5 — JE, , helle W 2 7,1 11,0 helle W. er 1 1222 2 — . . 2 6,8 8,5 trb, N. 9, 5 2 46 120 — 16,5 wlk. W. 7 = 40 90 r 70 wlk. N 5 e ee | / „O reg. N. za N er) * 35 — f. 2 2 3,8 13,25 fal. W. 7 = 1,0 3 5 . = 4,0 9,75 helle O. 6 Pr 4,8 12,75 Reg N W̃ 14 — 55 rgn. N. 2 m) 5 5 553 9 See _ — El N . rb. = 1,0 ® 5 2 7 E 2 Be — * . 8 9 46 35 ag. W. 54 54 e 8|- 16 | 700 belle S. — 0. 2 — —. |: 43_|_150 Ro © Gin]: 471745 b . 10 77 i rr 52 I- ik. S. 0 | 1 ee — ’ . Pr 5 = — — ’ ' D. P — ä — — — — II 76 20 uch. . |» 74 | 375 ub. N. W. 10. 46 55 150 . 2 9. — 655 b. 8 66-1675 1 N ee ED FF U 160 it . 2 f „ ſwlk. Dit) 226 70 wlk W. wind. 12 E „5 trb. N. Reg. 5 130 ne — „ wid, N. 5 W. 9 » 59 5 = 2 helle N. 6 : —— 13 |, 19 | 10 Sc. N.. 40 | 0 Sch N 13 5,3 | en un ne 11,25 I N. S. e eee 14 |- 54 - 0 WEN Es] 225 m. 9 ie ‚ 2 Reg. S. O. 85 9,0 ſwlk. O. 187 39 120 kb. W. 9 | 160 wii N. O. 15 60 bel „EÉ́́ꝙꝙECCCCC b 8, helle D. 8,6 105 lk. O. wind- IA = = ee : 38 | 170 Inf, S. W 16 — 67 + 8 S0 e — 58 4,0 wii. N. Schn.] 15 |» 75 75 belle S — | 0 En 5 1155 1 = 55] 180 ee SR» 5A IB nie RM . — 71 30 ftrb. Nx. 16 63 90 = 69 | 12,0 belle O. wind. 15 |, 67 13,5 |nb. N. W. 64 | 17,0 |fteg. N. Gew 17 82 „ 057 | — 6,5 900 belle D- 5, 13,5 helle O. wind.] 16 2 7, B m — — I Reg. N. Gew. 2 75 25 helle W. 17 44 75 So smop real se IT a el 13,0 Itrb. N. : 6,2 | 170 vlt. N. O. Reg. 18 = 44 55 Zr 00 — 2 * 4 trb. O. = 3,3 11,5 trb. O. Irene 6,9 13,25 5 2 — 1 wie N. O. Reg. EFF Be DEE ER: DEAN = „O ſregn. N. W. 18 - 43 ir On — nl 25 |tib. N. = 69 16,5 wlk. N 19 |- 69 ERZTE a, sa ' „5 wlk. O. 4,1 11,5 wlk. N. 18 73 14 1 ! 2 3 i — 5. 5,5 trb. N. W. 19 55 9,5 belle N 5 D I 2 0 belle N. 700 19,0 (belle N. al. | 29 | 30.0.0. _|20|> 56 mE male en ea 1 — 2, » 28 8,25 wlk. W. DIE 967 75 \tb - —ͤ——ʃ 2 — 2 ya N) ‚0 helle S. O. : 15 21,5 [helle O. G 22 174 9.5 . tb N. 66 70 Neg. ©. ©. 21 33 | 1125 fd. W— 36 | 1; an | 2 = U N trb. S. W. 22 2 6,6 9,0 U O 5 | 5 2 ! nd. 2 2 3,6 15, wlk. N. Dit |23|- 09 sans | 5 E 6, 15,0 helle O. 22 |= 20 | 10,25 Reg. N. 13 | 120 rb. 9 l FEC ee RT 5 nit. S. W. 23 75 | 115 belle N 5 55 8 10,25 (eg. . . 1 — 120 rb. N. Neg. . 2 = = 5,72 7,0 wk. N 24| - 75 100 bed Is 2 er 5 5.— 2 28 e 97 in 1235|: ; re er |; aaa 60:1; - U, . = E 2,8 „5 ſtrb. W. wind.“ ⸗ 3,7 145 ftrb. 25 34 „% TVT ccc 2aBE an een 123 |: 40 — IIb if. S- W. 3-175. fab 6. W. . | 3,5 8,0 ſtrb. S. W. 26 258 1475 helle S. O. 2,7 195 wit e 8 2 Di RER EAGENE = 49 | 425 Reg. N 2 32 | 130 ele. S. . — 22 e 27 a 35 Reg. R. . 33 10,0 Reg. N. W. 5 30 Reg. N. W |, 42 5,5 Reg. N. W 2 4, 5 a u Dee Senn. = 30) 11,0 Reg. S. W. 31 I rb. W. — — BD N. W. 5 Reg. N. W. 284.6 140 |trb. S. W. 4.2 195 of, W eg, Ti PDr | NO EHEN N 29 4,6 70 helle S. W. 2 125 me 2 a Be |: 42 | 195 [wm |25|- 49 | 15,75 helle S. W. 50 225 helle W A 1 £ 2 5 helle S. 29 |= 49 14,0 wlk. W. = 15 175 |vıf 8 F |, lee | 30 |= 39 50 —— an ER ee | ee ee = 49 11755 folk. N. Gew.] 29 | = 47 19,5 helle S. W. ⸗ 48 23,75 wlk. W. — ' helle O = 3,5 | 125 — N. O. 15 4,58 115 fas W. 48 16,5 |wıf. N. O. Gew.] 30 = 5,7 15,0 wit. W. 7 5575 nn I |= 36 130 trb. ©. |» 30 TINTE — — — 2 — Hoͤchſter Barometerftand den 14. Mai = 27," 9,1“. Mittler Barometerſtand = 27," 4, 956%. Tiefſter Barometerſtand den 8. Mai — 27,“ 0,6. Waͤrmſter Tag den 29. Juni — + 23, 75%. U Erflärungen der Abkü : ö j ; > — 9 r Abkürzungen: trb. trübe, wlk, wolkig, nebl. neblig, Nbl. Nebel, regn. regneriſch, Reg. Regen, Strm. Stum, ſtrm. ſtürmiſch, wind. windig, O. Oft, S. Sid, W. We, N. Nord, Schn. Schnee, d. Ns. des Nachts, Gew. Gewitter. „ Auguſt, gau ſt. ber. Nachnchmittags 2 Uhr. „;;:.:ꝝx:.ÿd sStand des ; [Thermo⸗ des ers. Temp. 0. 10] meters. | Wetters. 27, 69 F 170 IH. W 5% Neg. : 7,1 12,75 Wik. W — 02 13,25 frb. S. W. — 68 1375 tb. O. - 81 1275 fb. O Reg. ’ =: ZI 107 14,75 |trb. N. Gew. SB |» 69 | 7 700 ab. N ©. 8140 b. W Ars 15,5 ftrb. S. : 82 17 Fer —. 155 155 wf . . 80 bel | 155 — an WR: Be = 61 | 175 belle N. W. PET? 3,6 160 belle 5. 3 55, 140 belle N. — = 20 I i 0. Am. = 49 1475 helle 125 b. N S. |» 66 170 bee W. 55 belle N. ©. — 4 19/0 hele ©. — 1 17775 belle S. W. W. |: 46 1755 il. S. W. — . 125 wü. SS — 1170 wit. S. W. Sn. — 10,75 If W. . —— 13 öl we - men 125 16.©.©.Rg- l Ban 1 11,25 trb. mb W 2 9,4“. Mittl. * ‚00. Waͤrm Zuſtand Morgens 8 Uhr. au e Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. is u ſt⸗ Nachmittags 2 Uhr. Meteorologiſche Tabelle auf die Monate: Juli, Auguſt, September 1853, von W. L. Bechſtein Ses pd t e m Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. 8 I Stand des Zuſtand Sand deo eren dee Jun 2 San Seren de ee Stand d meters. Thermo⸗ des 1 Thermo⸗ des 8 aro⸗ 5 9 eee 85 ein besißstand des] Zuſtand Stand dieſStand des Zuſtand Temp. — 0. meters. Wetters. Temp. 0. meters. Wetters. > En meters Weiters Peters: 1 255 ® meters. Thermo- des Dei: Thermo⸗ des 27 r 197,41 17 165 ig mer 15 — = = : 2 etters. Temp. . meters. Wetters. [Temp. 0. meters. Wetters. | 22.158 105 Reg. W. . 55 | 162 l. N. W. Ge 2], 40 1555 ele S W 4 f 220- bal. 6 27 68 |+ 12 fd. W 27, 6,7 |+ 17,0 wit. . e w, | 61 | 150 wi. W. D me 2 BI | 150 Meg Mi 4: 6 | Boten W |- 94 14,0 |tb. W. 7|- $3 150 frb. N. 5.— 62 1575 helle O. 235 1275 . n eg e 87 | 12,75 wf W 5 50 | Bi. 7 180 eb. W. SEE SEN je 6; 25 wlk. N. Do. | #1; 65 | 110 gn. N. W. 7866. 13,25 |. S W. = | — 7 13,5 wlk. N. = 68 17,25 helle N. 5 94 1001170. De 0 EDIgIT I RECENT 6: 8 | 535.6. |- 66 20,0 ftrb. W. 5 853 12,5 rb. N. 811875 f N = 5 üb. © __|= 1375 mb. D. 77268 155 elle S op bel 783 120 bb. — 7 na 5 —7 88 95 tb. O. = 75 12,75 ib. O. Reg. | S 66 0,0 wlf. W. = 63 | 260 (ib. W. Gew.] 8 | - 67 12,0 wik. N W. . 6,9 | 55 frb N. 85 55 125 cn. O. : 33. 14,75 frb. N. Gm. 9 10% bee ©. = 70 | 2325 bee s 6 | 115 fab. N. sr ae | 101% 19,5 belle W. 1-58 36.0 wk. W. 1 0a N - 9 2 ire 1b. N 10 — 175 Reg. N. W. 5,0 14,0 rb. W. II BI II ab. W. 6 10,75 |irb. N Neg. II 8. 1372 belt N. 2 15/0 b. N. I 5 ms TFT 12 77 16,5 wlk. N 719,75 folk. N. 12 81 12,25 [lk N. = 77 1625 wie N 12 33 | 925 — € > 81 155 1 j ] ͤĩ?r 8 2 l . . = „ „ N. = € 5 Pi 5 3 m | — — 15 3140. helfe S. . 3 1800 f. S. 8. 15 77 | 167% 1 . 50 155 . B. Neg. 15 75-00 be - - 0 b 16 63 145 helle W . 63 190 wit. S. W. 16 55 12,0 |trb. W. 5 155 frb. W. 16 77 35 er nu 17 |: 80 | 1325 bel _|- 81 | 195 ee 2. 17 96 | 120- f. S. — 20 1 102 mw. 17 70 | 725 hie S . 72 | 1425 a] 18 75 155 belle S. . 70 20,0 wlk. S. W. 18 26 9,75 cegn. W. firm.|» 49 | 12,75 mb. N. W. BB, | 7,25 helle S 72 1475 helle 5 19 65_|_ 145 helle S. W |; 57 19,0 wit. W. 19 = 61 11,5 helle W. 716,75 ſhelle N W. 19 77 100 ne. W. 82 125 frb. MN W 20 5.5, 1275 wf. N. 6. |- 55 170 wit. W. Reg 20 7, 1475 pelle S W. 6% 215 belle S. W. 20 77 110 ttb. S W |= 69 170 bele W. 21 |= 64 130 RW. | 62 17,25 wen MW |21|- 71 1775 nie S. W 71 | 2275 wlf. N. W. 21 600 100 wf. K 56, 15,5 [helle N. ©. 2 56. | 1425 belle S. 5 04 200 wik. S 2 555 175 |tb. ©. — 54 235 wlk. S. W 22 |: 59 | 105 belle ©. = 5% Dome 23|- 6 155 10.9. W. Reg. — 6,7 17,0. nit. ©. 23 |= 46 18,5 helle ©, = 34 | 2725 helle ©. 23 |- 56 12,5 helle W. 7 5, 1775 helle S. W 2 172 15% frb. N. W. 54 20,0 wlk. ©. 24|= 5,1 | 180 wlk. S. W. = 46 22,5 wlk. N. 24: 39 13,5 wlk. S. W |: 33 175 wlf. S. W. 25 5% 17,5 helle S. W. 49 23,75 helle S. 25 42 16, 0 trb. W. : 44 19,5 |wit. W. wind.] 25 |» 48 9,5 helle W. 4,7 125 ſwlf. ©. 26 69 | 1475 frb. N. 2 72 109,25 wf. N W. 26 19. 13,75 m ©. = 38 215 wlk. S- 26 0,0 9,0 |nit. S. W. f 05 | 110 = 27 |= 79 155 bee S. W. 78 | 20,75 belle O. 27 35 145 m.&. . 36 17,5 mit. W. 27 |= 55 7,25 wlf. W. wind. — 64 | 105 wirf W 27 190 helle ©. 7 5, 25,25 ni. S. 28 4,4 140 üb. ©. W |; 45 16,0 ffrb. W— 1281» 75 775 frb. W |: 73 13, wk. W. 2 58 16,5 tfrb. N. W. Reg. 6,1 18,0 rb. N. W. | 29 |- 52 | 11,75 belle ©. 5 180 ſtrb. S. S. 20 5% | 11,25 Iron. W. firm|» 56 1255 ftrb. S. W. Reg. 30 |= 61 15% helle W. = 5,6 | 17,75 lb. W. 30 |- 74 10,0 helle W. » 76 | 15,25 fwlk. W. 30 |= 43 90 ron. |» 52 | 11,25 [irb. W. 3166, 12,0 belle W. - 68 16,0 [trb. W. wind. | 31 |» 7,2 105 je ©. W. = 6, 17,25 füb- S. W. | 5 Erklärungen der Abkürzungen: Höchfter Barometerſtand den 10. Auguſt — 27, 9,4%. Tiefſter Barometerſtand den 26. September 27,00“, trb, trübe, wlk. wolkig, nebl. neblig, Nbl. Nebel, regn. regneriſch, Reg. Regen, Stem. Sturm, ſtrm. ſtuͤrmiſch, wind. windig, Mittler Barometerſtand = 27," 6,18". Waͤrmſter Tag den 23. Auguft — + 27,25. O. DR, S. Sid, W. Weſt, N. Nord, Schn. Schnee, d. Ns. des Nachts, Gew. Gemitter. l 1 Stand des Stand des Zuſtand Baro⸗ I[Thermo⸗ des meters. meters. Wetters. 6. Temp. S0. 2,5 belle RR 1,5 ftrb. ©. tem. 0,25 helle S. . 0 ſtrb. S. Schn. 1,25 ftrb. ©. 7 2,0 Inebl. W. 8,7 0,25 nebl. N. O. Fier eee . © „ — — 2,0 helle S. W. 4 + 1,75 helle S. | : 88 125 belle S W. 79 O ſtrb. S. — 67 — 0,25 helle S. = : 82 | 2,0 ſvulk. N. 2 = 9,7 J 0,25 tfrb. O. — 88 0,5 Ib. N =_- 8 = G ttb. N. SD, W. 87 — 1,0 ßelle S = 10,4 ı 1,25 helle . 9,6 | 3,25 [helle N. HH Ip . ——— + KW — Aal ufa fefa false 8 2 IIIA e : 88 — 1,0 erb. N. - 92 3,25 Itrb.N.D. :- 94 2,0 ſtrb. S. W. 40 rb. N 79 8,25 helle S. W. 2 7,3 6, helle S. W. s 83 9,75 Schn S W. 27,“ 11,4%. 6,“ 10,1%, e eee Tabelle auf die Monate: Oetober, November, December 1853, von W. L. Bechſte in er d e e e e n e e * Morgens 8 Uhr. i ‘ ae ni 9 hr Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 U i = 2 des Stand des Zuſtand Stand des Stand des Zuſtand 82 Stand des Stand des Stand de 55 5 0 e — S meters. Thermo⸗ des nete Thermo⸗ des E aro⸗ Therm Sr Baro Stand des] Zuſtand 8 ah des Stand des) Zuſtand Stand desſStand dess Zuſtand Temp. 0. meter e. Wetters. (temp. Zö meters. Wetters. 2 meters. Wetters. Temp. — 0 2 u ln meter ebene = Bee ebenen a 1 27, 52 |+ 7,0 ftrb. S. Reg. 27, 3, [T 11,0 Reg. S. W 1 127, 88 + 80 !tıb. ©. W u — — ß 2 = 28 90 ttb. W. 36 9,0 helle W. 2 8.6 60 fb. S. 5. 84 ine Ran ET Ss] 80 — as im 8 - BE TR em. 3 90 28 8 8 12 bee 5 D. 5 1 80 T 175 belle ©. 88 5, wik. W = 88 | 90 wii. W. A|: 584 15 6.8 5 79 50 2 D. mA : 3 = 15 651 = 85 5 81 = 8. >|: 69 3,0 helle s. 54 9, wlk. S5 = ze nf 10 DB Sn en Sn a er 6|=- 29 | 5,25 belle ©. a 125 ai = W a ler —- = rs : = 7 15 85 8 1 ; 0 En 1151 Sm =- er E17 23 75 frb. S. W |- 25 10,0 ſregn. W. 7 9,8 15 fab. S. 5. 9,7 30 u. ©. 0. | 7] 7 5 bb. N 5. 76 a 87 44 | 725 helle ©. - 41 | 150 belle ©. 81:97 60 frb. S. 59 En w tel e 8 70 6. N. W. 32 10,0 rb. S. W 9 83 125 Nef. N. 50 öl ne 91 De i 10 |; 37 6,5 helle ©. 279 13,5 helle S. 10 - 9,1 ER) Ro N. . 5 87 — 5 e . W . W 10 5 107 50 em = 10510 u 11 |» 25 7,75 wlk. S. W. 28 13, belle W. II 98 200 Im. W. 104 35 a. ©» hr 55 en f 7 125 bel S. 2 028 bee S. .- I225 lf W. 12 102-08. fcb. S. B. 98 15 men 0 s|: een _ 3 45 | 6,75 \kegn. S. ©. |= 50 | 11,75 helle W. 13 79 = 0m.D. — 67 10 ee . e ee 25 fle w 14 59 725 wit. ©. = 53 | 110 tb. ©. II. 49 = 20 Pele S . 0 | 10 wf. S. . 14 23 — 35 ab. D. Si 18 15 9 15 € IIC ! ß Iejeme.n Me bel S. 16. 45 — 70. bele ©. 27 1225 ff. 16. 35 — 05 belle N. 5. 28 | 275 flb. ©. Tr UA 15 m S. W. 7 II. mem 111 7,75 tegn. W. I. 10,0 helle S. W. 17 25 P 25 Iron. N. W. 279 3,5 regn. N. O. | 17 2 2,3 3,5 _\trb. ©. = 2,9 = 1,25 15 S. = 18 0,2 8,0 regn. S. S. 02 10,75 helle S. W. IS - 50 3,5 nebl. W. 3 367 4,0 krb. S. B. 18 153 1,25 \tb. N E 44 ee 19 |= 19 8,0 wlk. S. W. 1,7 110 helle SS. 19 88 255 frb. N. W. 27 4,25 wie. N. 19 13 25. Nebl. N. S — 44 | 028 Int. N. © II 9,0 tb. ©. = 15 | 12,25 helle ©. 20 84 | 1,0 Pol. N. I 25 tb. N. 20 |= 5,7 05 neo ß e ren = 2 EZB 7,75 helle W. 80 11,5 helle W. 21 86 25 ꝗrb. N. : 88 3,75 frb. N. W. 21 5,1 1,0 Schn. N. 2. |= 60 — 10 22 |- 93 70 belle S. W. 92 1275 wlk. ©. 22 9,3 225 nebl. N W. 92 „25 tb. O. 22 63 3,5 |tb. O. = 62 3,25 frb. N. DO. | 23 11 6,0 helle S = 11,0 | 12,75 helle S. W. 23 93 | 1,5 tb. ©. — 94 1,25 firb. O. 23 38 4,0 tb. ©. = 31 20 tb. S. W. 2 IE 81 5,0 helle |: 98 10,5 helle S. W. 21 9,7 0,25 ib. O =: 96 1,0 cb. S.. e 24 | = 66 6,0 helle N. 1 40 fcb. N. 1235| = ‚4 5,25 helle S. O. 8,1 12,5 helle S. 25 82 = 0 Schn. O. 79 1,6 Schn. O. 25 1II UO 1233 rb. O. 10,9 8,25 helle S. W. , 5,5 helle S. W. 69 11,5 helle S. ©. | 26|- 79 |+ 0/75 Schn. S. W. 773 1,25 trb. N. Is B 82 12,25 helle ©. zu 6,5 helle S. W. 22 6,0 helle S - 7,2 10,25 helle S. 27 78 — 100 ttb. N. OD. 83 — 10 ſtb. N. O. 27 |= 58 | 8,0 tb. ©. = 50 5,75 Schn. S. W. 23|= 69 4,75 helle S. 6,5 9,75 helle S. 28 9,7 4,0 trb. N. W. = 10,1 3,25 ftrb. N. W. 28 52 50 ſtrb. N. S 55 5,75 ftib. N. O. 20 6,1 5,0 belle S. W. 6, | 11,75 ul. W. 29 |» 113 3,0 |tb. ©. - 11,4 20 fd. S. . 2 - 63 | 725 je. = 69 60 Ind. . 30 = 75 50 Inebt. N. : 78 | 9,25 v6. N. — 30 II. 7,0 belle S. W. - 11,0 2,0 belle S. 30. = 62 6,5 belle S. W |» 236 45 (ib. ©. 3ı |= 83 7,75 frb. ©. SER) 10,25 (tb. ©. * Er 31 \26, 11,6 3,25 Schn. S. W. = 02 = 0 ib. Dit; Höchfter Barometerftand den 29. November — 27,“ 11,4%, Mittler Barometerſtand — 27, 6,49", — 26," 10, FOR 12,250, Tiefſter Barometerſtand den 15. 1 Erklärungen der ideen gen: trb, trübe, wlk. wolkig, nebl. neblig, Nbl. Nebel, regn. BE Reg. Fre Strm. ae em ſtürmiſch, win Kaͤlteſter Tag den 25. December d. windig, O. Oſt, S. Suͤd, W. Weſt, N. Nord, Schn. Schnee, d. Ns. des Nachts, Gew. Gewitter. XXVI. Protocoll der Monatsfigung der Rafurivetälghden, Pant des Oſterlandes 0. Juni 1854 vom eee Dr. med. Franz Schlegel. Monatsſitzung den 20. Juni 1854. Die heutige Sitzung war lediglich dem feierlichen Ans denken des großen Aſtronomens, Herrn von Lindenau, unſerem treuen Mitgliede und Gönner geweiht. Zahlreicher Beſuch auch von Nichtmitgliedern hatte ſich zu der Feier in dem mit dem bekränzten Bildniſſe des edlen Mannes geſchmück⸗ ten Sitzungslocale eingefunden. Der Vorſitzende, Herr Landesjuſtiz-Präſident Dr. Schenck eröffnete die Sitzung mit folgenden Worten: n Meine Herren! Halten wir Umſchau unter den Mitgliedern unſeres Vereines, welche der Bedeutung und dem Streben deſſelben innig ergeben und wirkſame Stützen unſerer Erfolge ſind, ſo finden wir die Reihe dieſer Männer wiederum um Einen Mann gelichtet, deſſen Verluſt um ſo ſchwerer uns getroffen hat, da er von uns Allen nicht nur als Muſter der edelſten, reinſten, allem geiſtigen Streben hingeneigten Geſinnung, ſondern zugleich — und dieſes war ſeine hervorragende Bedeutung unter uns — als Prieſter am Altare der Natur, als zu der Weihe auf dieſem Altare belebendes, zu den Forſchungen im Reiche der Natur ermuthigendes, Vorbild auf das Lebhafteſte verehrt wurde. Wir finden nicht mehr im brüderlichen Kreiſe unſerer Monatsverſammlungen den Mann, der mit liebenswürdigſter Einfachheit und Anſpruchs⸗ loſigkeit unter uns weilend, doch wie Quelle der Einſicht unter uns wirkte. Wir begrüßen nicht mehr unter uns den zu einem höheren, als dem irdiſchen, Leben heimgegangenen 9 Staatsminiſter Bernhard von Lindenau. A 15 — 218 — N Begrüßen wir ihn unter uns nicht mehr leibhaftig, — o! meine Herren! Sie ſind mit mir gewiß von gleichem, wie Ueberzeugung ſich aufdrängendem, Gefühle durchdrun— gen, — wir vermögen ihn dennoch auch fortan wie die begeiſtigende und ermuthigende Kraft unter uns zu begrüßen, die Kraft, die niemals ſtirbt und fruchtbar fortwirkt, wenn wir ihr nur nicht untreu werden. Dieſer im Verluſte uns aufuchtenden Empfindung ſeiner geiſtigen Gegenwart unter uns laſſen Sie mich noch einige Worte widmen. Uns kann es hier nicht gelten, den Werth des Heim⸗ gegangenen als Staatsmann, als Mann im Leben des Volkes und überall als Mann der edelſten menſchlichen Geſinnung zu preiſen; ſolcher Nachruf fehlt ihm nicht, er trifft aber nicht, was wir hier zunächſt an ihm verloren. Das Geiſtige tritt uns im irdiſchen Leben nicht un— mittelbar, ſondern immer nur in ſinnlicher Umkleidung zur Anſchauung. In der Sinnenwelt des Naturlebens birgt ſich gleichſam der Geiſt hinter ſein ſinnliches Kleid, hinter die Aeußerlichkeit des Körpers jedes Individuums, daher auch jede Einwirkung auf das menſchliche Geiſtesleben immer zunächſt nur durch ſinnliche Anregungen vermittelt wird. Durch dieſe Correſpondenz des Geiſtigen mit dem Sinn: lichen im Menſchen vermag für irdiſche Zwecke, für die Bedingungen der menſchlichen Exiſtenz, für menſchliches Wohlbefinden, wie für höheren ſinnigen Genuß ſehr frucht— bare und intelligente Schleifung des Menſchengeiſtes er— worben zu werden. Allein ein ſolcher Erwerb wird ſich dennoch über die herabziehende ſinnliche Feſſel zu allgemei— nerer Begeiſtigung aller menſchlichen Verſtandesſchleife und Intelligenz, zur Belebung des geiſtigen Intereſſes in allen Richtungen der menſchlichen Thätigkeit nicht emporſchwingen können, wenn derſelbe eben nur in Wirkungen für praktiſche Erfolge im Erdenleben ausgiebig wird, oder nur zum ſinn⸗ lichen Genuſſe an Höherem befähigt. Die fo ſinnlich be- dingte und beherrſchte Intelligenz des Menſchen wird bei aller Verſtandesbildung ihres Beſitzers dennoch der 17 — 219 — genden materiellen Richtung des Menſchenwitzes verfallen, welche ideellere Richtungen zur Herrſchaft über das finnliche Leben nicht fördert, vielmehr in Verblendung und un- geiſtiger Ueberhebung bald als müßige Philoſopheme miß⸗ achtet und belächelt, bald mindeſtens nur ſehr untergeord- neter Beachtung würdigt. Man trifft auf ganze umfängliche Kreiſe der menſchlichen Geſellſchaft, die ohngeachtet aller Einſicht und praktiſchen Tüchtigkeit dennoch von dem Ur⸗ theile getroffen werden, ihre Richtungen ſeien zu vorherr— ſchend materiell, um das Emporblühen des ideelleren Elements, der Grundbaſis für jeden geiſtigen Fortſchritt, durch fie ges pflegt und ernährt erachten zu können. Treffen wir nun auf Menſchen, die in ihren Thätig⸗ keiten ſichtbar immer von höheren geiſtigen Richtungen be⸗ ſeelt und geleitet werden, die das Materielle nicht blos um ſeines nützlichen Gehaltes, ſondern zugleich vorzugsweiſe ſeiner geiſtigen Bedeutung halber behandeln und durchfor⸗ ſchen, fo haben wir fie als Träger des geiſtigen, das Ge— deihen menſchlicher Beſtrebungen bedisgenden, Fortſchrittes zu verehren. Und einen ſolchen Mann beſaßen wir unter uns in dem verewigten Herrn Staatsminiſter von Lindenau. Wer mit dieſem Manne viel oder wenig verkehrte, wer mit ihm, dem Staatsmanne, oder mit ihm, dem Manne der Wiſſenſchaft, ſich berührte, oder wer ſein für Menſchen⸗ wohl erwärmtes Gemüth für Förderung heilbringender Zu⸗ ſtände anſprach, oder wer mit ihm über politiſche, ja ſelb über die gewöhnlichſten Lebensereigniſſe und Verhältniſſe Unterhaltung pflog, Allen wurde es erkennbar: nicht vom Augenblick beſtimmte, dem Wechſel zwiſchen Ja und Nein je nach Zufälligkeiten unterthänige, Ueberlegungen und Ent⸗ ſchlüſſe leiteten ſeinen Willen, ſeine Meinung, — überall traf man auf tiefere Auffaſſung, welche in den Geiſt, in die Seele der Verhältniſſe eindrang. Nicht die äußerlich verkörperte, zu Schwankungen verleitende, Oberfläche der Zuſtände war das ihn belebende Element; die geiſtige und 150 ie * — 220 — ethiſche Taxe ihrer Innerlichkeit erwirkte ſein Intereſſe für ſie und war normgebend für ſeine Hinneigung, für ſeine Einwirkung. Wenn ſinnlich Beſtimmendes nur Wechſel und Inconſequenz erzeugt, gebiert geiſtig Erkanntes Charakter: und Willens⸗Feſtigkeit. f Wie der Herr Staatsminiſter von Lindenau bei ſeiner Geiſtes⸗ und Sinnesrichtung auch fein Privatleben homogen mit nach Höherem ſtrebenden Idealen umkleidete und über— all dafür erwärmen wollte, — wem verſinnlicht ſich Dieſes nicht, wenn er eintritt in das von Lindenau'ſche, nunmehr zu allgemeinem Nutzen der Oeffentlichkeit überlaſſene Muſeum für Kunſt und ideale Produetionen. Daß ein Mann ſolcher Begabung, ſolchen Werthes, unſerem Vereine ſich anſchloß, daß er unſern Verſammlungen faſt unausgeſetzt beiwohnte und mit thatkräftigſter Hand und wärmſtem Intereſſe unſere Zwecke förderte, durch geiſtreiche Vorträge in ihnen uns ehrte, — es war und iſt dieſes das mächtigſte Zeugniß für die Bedeutung unſeres Strebens, wie für die Erfolge unſeres ernſtlichen Willens.“ Vorzugsweiſe und am unmittelbarſten ſind es die Forſchungen in der Natur, welche die Maſſe der materiellen Erſcheinungen in ihren Branchen aufzuſuchen und aufzuſammeln ſtreben, um das ihnen inwohnende ſinnige Band, gleichſam die Seele im Stoffe zur Erkenntniß zu fordern. Nicht unſere ſchwachen Kräfte, ſondern ſicherlich nur unſer ausdauernder ernſter Wille, im geringen Einzelnen zu ſuchen, was im großen Ganzen etwa mit zu zählen ſei und die Folge dieſes Willens, das Intereſſe für Natur: forſchung auch in unſerem Oſterlande wach zu erhalten, konnten es vermögen, des Verewigten Theilnahme für uns zu gewinnen und fie ſelbſt über fein Leben hinaus uns zu= zuwenden. So viel Derſelbe ſchon, als er unter uns noch weilte, für unſere Sammlungen gethan, es war ihm dieß nicht genug; in ſeiner letzten Willensordnung hat er unſere Sammlungen, den Nachlaß unſeres Strebens, welchen wir der Zukunft unſeres Vaterlandes übereignen, in folgender Weiſe bedacht: — 221 — „Ich vermache ferner an Legaten, ſechs Monate nach meinem Ableben zahlbar ze. e) Fünf⸗Hundert Thaler — 500 Thlr. — der hieſigen naturforſchenden Geſellſchaft, zu Ankäufen für deren Sammlung ze. Die Art und Weiſe wie die vorſtehend unter c. d. e. f. g. angeordneten Legate verwendet werden ſollen, iſt unter Zuziehung der betreffenden Behörden und Vor⸗ ſtände von der weiterhin ernannten Verwaltungs: Com: miſſion zu erörtern und zu beſtimmen ꝛe.“ Der Schluß des Teſtamentes lautet: \ „Damit finden ſich meine weltlichen Angelegenheiten vollſtändig geordnet, fo daß mir kein andrer Wunſch üb- rig bleibt, als daß der Himmel mir auch jenſeits gnädig ſein und das Glück meines irdiſchen Daſeins mit einem Tode krönen möge. Altenburg, am 14. Juni 1852. Dieſes iſt mein letzter Wille. (L. S.) Bernhard von Lindenau.“ Geben wir der Nachlaßbehörde unſere Annahme dieſer uns ehrenden und beglückenden Liberalität zu erkennen, o! ſo laſſen ſie uns den Dank dafür auch dem Verewigten durch den erneuerten Vorſatz bethätigen, nicht zu ermüden in dem, worin er uns vorleuchtete. Feiern wir fortan das Andenken daran, was er unſerm Vereine, was er überall der Naturforſchung, wie jedem geiſtigen Streben war, bleibt er uns Vorbild für höhere Richtungen geiſtigen Intereſſes, ja! dann iſt er, wenn auch von uns zeitlich geſchieden, uns doch nicht geſtorben. So möge denn der edle Mann des Geiſtes auch fort— an die Anregung zum Wirken in ſeinem Sinne für uns ſein und bleiben! Was er der Naturforſchung war, und insbeſondere, wie er, auch im Irdiſchen den Blick nach Oben gerichtet, in der Wiſſenſchaft der Aſtronomie einen ausge⸗ zeichneten Namen ſich erwarb, wird kundigere Feder Ihnen entwickeln. — 222 — Darauf nahm Berichterſtatter das Wort und ſchil⸗ derte v. Lindenau's Verdienſte als Naturforſcher: Meine Herren! Bernhard v. Lindenau) war einer jener großen Män⸗ ner, deren Lebensgang und ganzes Weſen ſo durchweg ver— ſchieden iſt von dem alltäglichen, daß es für Alle, die nicht auf gleicher Höhe ſtehen, ein vielgewagtes Unternehmen fein muß, dieſen geheimnißvollen Zug ſeines Lebens zu ver⸗ folgen. v. Lindenau gehört zu den Genien der Menſchheit, an denen wir hinaufſchauen, mehr zu bewundern als zu begreifen, deren Flug weiter voraus, höher hinauf führt als daß wir überall hin zu folgen vermöchten. Wenn ich es dennoch unternehme, des Mannes Ver— dienſte zu ſchildern, wenigſtens ſoweit die Naturwiſſenſchaft ihm dankbar verpflichtet iſt, ſo kann mich nur das ermuthi⸗ gen, daß mein ſchwacher Verſuch mehr nicht ſein will als ein Zeichen meiner Verehrung und daß ich ſeiner eigenen Großmuth gedenke, mit der er auch die kleinſten Huldigun⸗ gen nachſichtig und freundlich aufzunehmen wußte“). In v. Lindenau als Naturforſcher finden wir vor *) Geb. den 11. Juni 1779 — nicht 1780, wie er ſelbſt eine Zeit lang irrthümlicher Weiſe ſein Geburtsjahr führte — geſtorben den 21. Mai 1854 und am Himmelfahrts tage den 25. d. M. auf dem Kirchhofe zu Altenburg neben dem Grabe ſeiner Eltern zur Erde beſtattet, wozu die Stadt Dresden und die Kön.-Geſellſchaft der Wiſſenſchaften zu Leipzig eine Deputation abgeſchickt hatte. % Die folgenden Notizen verdanke ich — zum Theil einer briefli⸗ chen Mittheilung des Herrn Prof. Dr. Möbius, Director der Leipziger Sternwarte — zum Theil den von Herrn Dr. G. A. Jahn zu Leipzig redigirten „Unterhaltungen im Gebiete der Aſtronomie, Geographie und Meteorologie“ (Nr. 23. 1854) — zum Theil dem Herrn Legationsrath v. Lindenau, deſſen Freundlichkeit mir die v. Lindenau'ſche Bibliothek öffnete, um über einige zumal in verſch iedenen Zeitſchriften zerſtreuten Arbeiten ſeines Oheims umſtändlicher berichten zu können, wie ich dies. weiter unten gethan. Dr. Schlegel. — 223 — Allem den großen Aſtronomen. Dazu wurde der erſte An— ſtoß ſeine Liebe zur Mathematik, die ſein Jugendlehrer ſchon, der Pfarrer Köhler in Windiſchleuba b. A. in dem Schüler begründete und pflegte. Zwar machte v. Linde⸗ nau während ſeiner Univerſitätsjahre weder Mathematik noch Aſtronomie zu ſeiner Hauptaufgabe, trat im Gegen— theil nach beendigten Studien als Kammeraſſeſſor in Alten- burgiſche Staatsdienſte, als aber ſein zu höherem Flug begabter und beſtimmter Genius im Jugendrauſche ſich ges läutert, ging er — Dank der Fülle ſeiner gewaltigen in— nern Kraft — wie aus einer Kriſe, mit gekräftigter, unzer— ſtörbarer Geſundheit hervor, um fortan von dem Treiben der Erde hinweg zu den Tiefen des Himmels ſich zu ers heben, dorthin wo er ſeinen Ruhm als Naturforſcher be— gründen ſollte. Es (1801) erwachte feine alte Neigung zur Mathematik und Aſtronomie aufs Neue und das erſte was er ſchuf, war eine „Abhandlung über die Dimenſio— nen des Erdſphäroids“ ), welche v. Lindenau an den damaligen Director der Seeberger Sternwarte, Herrn v. Zach, einſendete. Damit war die glückliche Wendung in dem Leben des großen Mannes gegeben. v. Lindenau folgte der freundlichen Einladung v. Zach's auf die Seeber⸗ ger Sternwarte und von nun an wurde der damalige Kante merrath Zach's eifrigſter Schüler in den mathematiſch-aſtro⸗ nomiſchen Wiſſenſchaften. Binnen wenigen Jahren erwarb er ſich ſo gediegene Kenntniſſe, daß er ſchon im Jahre 1804, während v. Zach's Reiſe in des ſüdliche Frankreich, mit dem Directorium der Sternwarte und der Redaction der Zach'ſchen Zeitſchrift“) proviſoriſch betraut wurde. Jahrs darauf, nach v. Zach's Rückkehr, trat v. Lindenau in das altenburger Kammerkol⸗ 9 Noch schrieb er um dieſe geit; Uber Holztaxationen, aha burg 1802. * *) Monatliche Correſpondenz zur Beförderung: er Erd⸗ und Himmelskunde. \ od wo legium zurück, wurde aber bei v. Zach's völligem Abgange im Jahre 1808, vom Herzog Auguſt zum Direktor des Seeberger Obſervatoriums ernannt. Und damit trat v. Lindenau in die Reihe der ſtimmführenden Aſtronomen ein. Schon im nächſten Jahre erſchienen ſeine Tafeln zur Er⸗ leichterung barometriſcher Höhenmeſſungen“), währenddem er für das Pariſer Depot generale de la guerre bei den trigonometriſchen Vermeſſungen in Thüringen und Franken thätig war. Zwiſchenein gingen v. Lindenau's aſtrono⸗ miſche Arbeiten fort, durch die er, auch ohne neue Welt— körper entdeckt zu haben, ſeinem Namen in der aſtronomi⸗ ſchen Welt dauernden Nachruhm geſichert hat. Seine Verdienſte um die Aſtronomie ſind begründet — einestheils durch praktiſche Anwendung ſchon vorhandener Theorien, anderentheils durch ſein unermüdliches Streben, mehrere für die rechnende Aſtronomie höchſt wichtige Grö— ßen ſchärfer zu beſtimmen — ſowie durch ſeine Arbeiten als Redacteur zweier aſtronomiſchen Zeitſchriften — und durch ſeine reiche Auffaſſung und Erklärung verſchiedener allgemein intereſſanter, das Weltgebäude betreffender Ge— genſtände. So war v. Lindenau einer der erſten, der in ſeinen Venus⸗, Mars⸗ und Mercurstafeln “) die neuen von Laplace in deſſen mecanique celeste gegebenen Formeln für die ) Tables barometriques pour faciliter le calcul des nivellement et des mesures des hauteurs par le baromètre. Gotha 1809, %) Tabulae Veneris novae et correctae extheoria gravitatis clarissimi de la Place et ex observationi- busrecentissimis in specula astronomica Seebergensi habitis erutae auctore B. de L. Gothae 1810. Tabulae Martis nov. et correet. ex theoria etc. et ex ob- serv. recent. erutae auct. B. de L. Eisenberg 1811. Investigatio nova orbitae a Mercurio circa solem desrip- tae Accedunt tabulae planetae ex elementis recens repertis et theoria gravitatis illustr. de la Place constructae auctore B. de L. Gothae 1813. — 225 — gegenſeitigen Störungen der Planeten auf die Conſtruction der Planetentafeln anwendete, wobei natürlich alle zweck— dienlichen, von früheren Aſtronomen und auch von ihm ſelbſt gemachten Beobachtungen benutzt wurden. Der gleichfalls nach Laplaceſchen Formeln berechneten tables barometri- ques gedachten wir ſchon. Seine Marstafeln wurden von dem Pariſer Inſtitute mit dem Lalande'ſchen Preiſe gekrönt. Um aber die Störungen, welche jene Planeten auf ein⸗ ander ausüben, genau entwickeln zu können, mußte ein Hauptaugenmerk v. Lindenau's bei Bildung feiner Plane: tentafeln auf eracte Beſtimmung der Maſſen jener Welt: körper, insbeſondere der Wenusmaſſe gerichtet fein, als von welcher noch die fortwährende Verringerung der Schiefe der Ekliptik hauptſächlich abhängt“). Die ſehr mühevollen Rechnungen, welche dieſe Unter— ſuchungen und die Conſtruction jener Tafeln ſelbſt erfor— derten, wurden durch die treffende Uebereinſtimmung derſel— ben mit dem Himmel auf das Schönſte belohnt und noch immer werden von Lindenau's Venus-, Mars- und Mer⸗ eurstafeln im Berliner aſtronomiſchen Jahrbuche zur Bes rechnung der Oerter dieſer drei Planeten angewendet, da bis jetzt vollkommnere Tafeln noch nicht erſchienen ſind. Zu derſelben Art feiner aſtronomiſchen Thätigkeit ge⸗ hört auch ſein erſt im Jahre 1842 zu Berlin erſchienener „Verſuch einer neuen Beſtimmung der Nuta= tions- und Aberrations-Conſtanten aus beobach— teten Geraden —Aufſteigungen des Polaris“. Darin werden aus 800 von ihm und anderen theils gleichzeitigen, theils früheren Aſtronomen angeſtellten Beobachtungen des Polarſterns die wahrſcheinlichſten Werthe jener Conſtanten nach der Methode der kleinſten Quadrate abgeleitet. Eine außerordentliche Arbeit erfordernde Rechnung! Die Reſul⸗ tate derſelben, wozu noch die Beſtimmung der Mondmaſſe 8 ) Das Nähere darüber findet ſich in der feinen n vorausgeſchickten Einleitung. — 226 — und der Abplattung der Erdkugel gehören, ſind bereits im Berliner Jahrbuche für 1820 mitgetheilt worden. Heute freilich ſind die v. Lindenau'ſchen Eonſtantenbeſtimmungen (der Aberation, Nutation, die Mondmaſſe ꝛc.) von denen, die jetzt als die wahrſcheinlichſten gelten, um ein nicht ganz Unerhebliches verſchieden. Die Redaction der ſchon erwähnten „monatlichen Corre⸗ ſpondenz“ wurde ihm von dem Herausgeber der Zeitſchrift, Freiherrn v. Zach, im Juni 1807 förmlich abgetreten und von da an finden ſich in dieſem Journale viele Aufſätze und Mittheilungen v. Lindenau's. Im Jahre 1812 unternahm v. Lindenau eine wiſſen⸗ ſchaftliche Reiſe durch Holland, Frankreich, einen Theil Spa⸗ niens und Italiens, wo er die Bekanntſchaft der vorzüg— lichſten Gelehrten und beſonders Aſtronomen ſuchte. Die kriegeriſchen Unruhen des Jahres 1813 trafen auch den Seeberg und wenn ſie auch glücklicherweiſe den Inſtrumentenſchatz verſchonten, zogen doch ihren Meiſter, die Seele des Inſtitutes an der Seite des Großherzogs Karl Auguſt von Sachſen⸗Weimar nach Paris (März 1814) uud brachten das v. Zach'ſche Journal mit dem 28. Bde. (Jahrg. 1813) zum Schluß. Erſt mit dem Frieden des Jahres 1815 kehrte v. Lindenau aus dem Feldzuge zum friedlichen Seeberge zurück und nur einem unglücklichen Zus falle vielleicht verdankt fein Vaterland das Glück, ihn über- haupt zurückkehren zu ſehen. Kaiſer Alexander J. ftellte ihm den Antrag, als General im ruſſiſchen Generalſtabe und Director der Vermeſſungsarbeiten im ruſſiſchen Reiche einzutreten, v. Lindenau aber, gerade zu jener Zeit durch Krankheit gezwungen, vor der Hand in Paris zu bleiben, glaubte jenen ehrenvollen Antrag ablehnen zu müſſen. 8 Kaum hatte ihn aber fein lieber Seeberg wiederge⸗ wonnen, da ſuchte er die eingegangene v. Zach'ſche „mio: natliche Correſpondenz“ durch eine mit ſeinem Freunde — 227 — Bohnenberger in Tübingen begründete „Zeitſchrift für Aſtronomie und verwandte Wiſſenſchaften“ zu erſetzen. Unter mehreren in dieſen zwei Zeitſchriften von v. Lindenau ſelbſt verfaßten Artikeln ſind beſonders zwei höchſt geiſtvolle, erſchöpfende Darſtellungen und Beurtheilungen des in neuerer Zeit in der Wiſſenſchaft Geleiſteten hervor— zuheben: 1) Verſuch einer geſchichtlichen Darſtellung der Fortſchritte der Sternkunde im ver— floſſenen Decennio (1801-1810) *) 1 2) die Einleitung zur Zeitſchrift für Aſtro— nomie :c. von 1816, worin die Arbeiten der Aft- ronomen in den letzvorhergehenden Jahren beſpro— chen und beurtheilt werden. Nach kaum zwei Jahren ſeiner erneuerten Thätigkeit rief ihn die Vaterſtadt, der er treu ergeben bis zum Tod verblieb, in das Geſchäftsleben zurück. Und damit erloſch ſchon im Jahre 1818 die von ihm begründete Zeitſchrift wieder und der Seeberg verlor ihn für immer als ſeinen Meiſter. Ueberſchauen wir, was v. Lindenau in den wenigen noch dazu mehrfach unterbrochenen Jahren ſeiner eigentli⸗ chen aſtronomiſchen Thätigkeit wirklich Erhebliches und wahr⸗ haft Dauerndes geleiſtet hat, ſo überkommt den Mann der Wiſſenſchaft ein lebhaftes Bedauern, daß ſein ſo großarti⸗ ger Anlauf durch den Ruf des Vaterlandes gehemmt wurde und daß nicht in ihm — wie dies zweifelsohne zu erwar⸗ ten war — der Ruhm ſich vollendete, daß Altenburg, die Vaterſtadt v. Lindenau's, die Vaterſtadt des größten Aſtro⸗ nomens unſeres Jahrhunderts ſei. Und mögen auch — was wir nicht zu beurtheilen wagen — Lindenau's Verdienſte in der nunmehr eröffneten Laufbahn zum großen Staats⸗ mann, vorzugsweiſe aber als k. ſächſiſcher Staatsminiſter ) Siehe Bd. XXIII. der monatlichen Correſpondenz. Gotha 1811. — 228 — und nicht nur um die materielle, ſondern auch um die gei⸗ ſtige Förderung des ſäch ſiſchen Staates großartig und unbeſtrit⸗ ten gelten, die Wiſſenſchaft ſah es ungern, einen ſo rüſtigen Arbeiter verloren zu haben. Nichts deſto weniger blieb v. Lindenau ſeiner Lieblingsneigung zugethan, niemals hat ihn ſeine Stellung abgehalten fortwährend regen Antheil an Allem zu nehmen, was in der aſtronomiſchen Welt vor: ging, und immer blieben ſeine aſtronomiſchen Freunde v. Zach, Olbers, Schuhmacher, Beſſel und Andere ſeine beſten Freunde, ſeine Vertrauten. Und als am 28. Dec. 1830 Ol⸗ bers ſein 50jähriges Doctorjubiläum feierte, überſendete v. Lindenau dem Jubilar in ſeinem und ſeines Freundes, v. Zachs, Namen eine goldne Medaille“) als Feſtgeſchenk, deren vortrefflich geſchnittene Hauptſeite die Köpfe der Pal: las und Veſta, als der zwei von Olbers entdeckten Planes ten, über einem von zwei Greifen getragenen Feſton zeigt. Allerſeits wußte man in v. Lindenau neben dem gro- ßen Staatsmanne auch den großen Aſtronomen zu ſchätzen und neben den Auszeichnungen ſeitens der verſchiedenen ſäch— ſiſchen Höfe, des preußiſchen und auch des ruſſiſchen Ho— fes, empfing er von dem König Friedrich VI. von Däne⸗ mark ein goldnes Keſſels'ſches Chronometer“) mit der Auf: ſchrift: Frederik den Sjette til Bernhard v. Lindenau. Noch in demſelben Jahre (1831) traf ihn der ſchwere Verluſt ſeines Lehrers und Freundes v. Zach, in deſſen ) Abbilbung und Beſchreibung in Aſtron. Nachr. Bd. IX. S. 301, in welchem Journal auch einige Mittheilungen n. Lindean's aus jener Zeit vorkommen; ſ. Bd. IV. S. 371., Bd. VII. S. 283 und Bd. IX. S. 141. **) Aſtron. Nachr. Bd. XI. S. 137. Dieſes Chronometer kam — laut Teſtament — an Hofrath Dr. Hanſſen, Director der Sternwarte Seeberg bei Gotha, ſeine beiden Chronometer von Joſiah Emery an Herrn Prof. Encke und Prof. Möbius, Directoren der Sternwarten zu Berlin und Leipzig, mit der Beſtimmung ſie in der Familie des Empfän⸗ gers zu erhalten. — 229 — Teſtament v. Lindenau zum Miterben ſeines nicht unbe⸗ trächtlichen Vermögens eingeſetzt wurde ). Von ſeinen Bemühungen für die geiſtige Wohlfahrt des ſächſiſchen Volkes dürfte die Berufung des Phyſikers Seebeck von Berlin an die durch den Tod Lohrmanns er- ledigte Stelle eines Directors der techniſchen Bildungsan⸗ ſtalt in Dresden hier beſonders hervorzuheben ſein. Endlich im Jahre 1843 nahm er ſeine Entlaſſung aus dem Staatsdienſt, um ganz wieder ſeiner Vaterſtadt, ganz wieder ſeinen Lieblingsſtudien anzugehören und hier wußte er ſich, den Aſtronomen und Staatsmann, weit noch zu überbieten als Menſch im edelſten und vollſten Sinne des Wortes, raſtlos ſchaffend für alles Schöne und Gute, in ſtiller Tiefe, in höchſter Einfalt. Zwar hielt er es für feine Pflicht gegen das Vater: land an der altenburger Landſchaft und der deutſchen Na⸗ tionalverſammlung Theil zu nehmen, bald aber zog er ſich auf ſeinen ſtillen Sitz im Pohlhofe ganz und gar zurück, um nun hauptſächlich ſeinen Kunſtſtudien und Kunſtſamm⸗ lungen zu leben *). Zugleich war v. Lindenau auch mit unſerer Geſellſchaft, welcher er bereits ſeit Januar 1835 als Ehrenmitglied an⸗ gehörte, in nähere Verbindung getreten und wirkte ſchon durch ſeine eifrige Theilnahme an den Sitzungen, noch mehr aber durch Belebung und Vergeiſtigung der Unterhaltun⸗ gen, vor Allem aber durch feine gediegenen Vorträge höchſt ſegensreich auf unſern Kreis ein, der zahlreichen Opfer nicht zu gedenken, die von ihm zum Beſten unſerer Zwecke ſonſt noch gebracht wurden. Zum Beweis, wie ſehr ihm unſere Geſellſchaft und deren Zwecke am Herzen lagen, will ich Y Was ihn zu der bei feinem Tode gegründeten Linden au⸗Zach'⸗ ſchen Stiftung für unſer Land vermochte. ) Siehe „Beſchreibung der im neuen Mittelgebäude des Pohlhofes befindlichen Kunſtgegenſtände durch die Herren v. Quandt und Hofrath Schulz mit einem Vorwort des Sammlers.“ Altenburg 1848. — 230 — nur erwähnen, daß ein Mann wie v. Lindenau nie ohne dringende Abhaltung und dann nie ohne beſondere Mel⸗ dung in den Sitzungen vermißt wurde, auch zu wiederhol⸗ ten Malen ſein Bedauern ausſprach daß unſerem Muſeum immer noch ein Cuſtos fehle, durch deſſen Thätigkeit die Sammlungen allgemein zugänglich und durch deſſen Be⸗ lehrungen und Vorträge allgemein nutzbar gemacht werden könnten. Konnte mir über die werthvollen Arbeiten v. Linde⸗ nau's auf dem Gebiete beſonders der rechnenden Aſtrono⸗ mie in Einzelnheiten einzugehen, nicht geſtattet ſein, ſo wird der genauere Verfolg ſeiner Unterſuchungen über allgemein anziehende Gegenſtände, wie ſie ihn vorzugsweiſe in dem letzten Jahrzehnt ſeines Lebens beſchäftigten und die wir zum Theil ſelbſt aus ſeinem eigenen Munde vernahmen, nicht ganz unwillkommen ſein. Von den durch Herr v. Lindenau in den Sitzungen der Naturforſchenden Geſellſchaft gehaltenen Vorträgen, die zum Theil unſeren „Mittheilungen aus dem Oſter⸗ lande“ einverleibt ſind, von da auch in andere Zeitſchrif— ten übergingen, zum Theil in Schumachers „aſtronomi— Shen Nachrichten“ zu finden find, dürfte zuerſt feine Abhandlung „über Gletſcher““) zu nennen fein. Zu⸗ nächſt nach den Schriften von Agaſſiz, Charpentier und Hugi werden einige der merkwürdigſten Gletſchererſcheinun⸗ gen beſprochen und zwar zuerſt die wunderbare Beobach⸗ tung, daß alle Gletſcher von oben nach unten fort rücken, in Folge der durch Frieren und Thauen abwechſeln⸗ den Ausdehnung des in den zahlreichen Riſſen, Spalten und Klüften der Eismaſſen ſich verbreitenden Waſſers. Die zweite merkwürdige Eigenthümlichkeit der Gletſcher, welcher v. Lindenau ſeine Aufmerkſamkeit zuwendet, ſind die faſt bei allen vorkommenden Anhäufungen von Schutt, Trümmern und Felſenblöcken, die ſogenannten „Moraines“ 67 Mitthellungen aus dem Oſterlande Bd. XI. S. 101. — 231 — deren Entſtehung zunächſt von der Natur und Geſtaltung der ſie umgebenden und überragenden Hochgebirge abhängt, die aufgelöft und verwittert durch atmoſphäriſche Wirkung fortwährend in größeren und kleineren Maſſen auf die tie⸗ fer liegenden Schnee- und Eisfelder herunterſtürzen und ſich mit dieſen fortbewegen. Ueber die eigenthümliche Erſchei⸗ nung des rothen Schnees der Schweizer Hochalpen ſtellte er folgende Ergebniſſe zuſammen: Der rothe Schnee, deſſen Färbung bis Fußtiefe eindringt, rührt zum größten Theil von Thieren und zwar von Infuſionsthieren der Ehrenber⸗ giſchen Geſchlechter Astasia, Gyges, Pandorina hyalina et Philodina roseola, zum kleinſten (etwa 100.) Theile von Pflanzen her wie Protococcus nivalis und nebulosus. In Betreff der neuerer Zeit mit den Gletſchererſchei— nungen in nahen Zuſammenhang gebrachten „erratiſchen Blöcke“ wird unterſucht, welche Urſache oder Kraft anzu— nehmen ſei, um daraus mit einiger Wahrſcheinlichkeit die weite Fortſchaffung dieſer zuweilen 2 bis 300,000 Kubikfuß großen Felsmaſſen erklären zu können. Mit Uebergehung der verſchiedenen Hypotheſen darüber entſcheidet ſich v. Linz denau, wenigſtens in Bezug auf die Schweizer und Tyro— ler Alpen dafür: daß nach der letzten Erhebung der Alpen das bis dahin heiße Erdklima in ein feucht-kaltes überging, in deſſen Folge vom Gipfel der höchſten Berge bis in die Thäler Gletſcher ſich bildeten, über einen Theil der nord- weſtlichen Schweiz ſich verbreiteten und vermöge ihrer jähr— lichen Bewegung die aus den Urgebirgen abgeriſſenen und herabſtürzenden Felſentrümmer und Blöcke fortführten und weithin zerſtreuten. An Stelle der ſinnreichen Verſuche zur Erklärung jener Kataſtrophen ſelbſt aber nahm er lieber die Allmacht zu Hülfe, als ſich in einem Labyrinth ee cher Hypotheſen zu verirren. Für die durch Gletſcher bewirkte Verbreitung der erra⸗ tiſchen Blöcke führt v. Lindenau an, daß die Gletſcheraus⸗ dehnung in frühern Jahrhunderten eine weit größere als die jetzige war, daß noch heute Felſentrümmer und Felſen⸗ blöcke aus den hohen Alpen durch die Bewegung der Glet⸗ ſcher meilenweit in die Thäler hinab geſchoben werden, und daß alle an den erratiſchen Blöcken beobachteten äuße⸗ ren Erſcheinungen mit der Gletſcherhypotheſe zuſammen⸗ ſtimmen. Ob für den europäiſchen Norden jedoch die Mit: wirkung einer nordweſtlichen Fluth, ein hoher Meeresſtand mit großen Eismaſſen anzunehmen ſei, darüber behielt ſich v. Lindenau ſpätere Mittheilungen vor, die jedoch nicht er— folgt ſind “). Seine in den ſchon oben“) erwähnten Abhandlungen bekundete Meiſterſchaft in der geſchichtlichen Darſtellung zeigte er aufs Neue durch den in der Sitzung der naturforſchen— den Geſellſchaft am 1. Mai 1849 gehaltenen Vortrag: „Zur Geſchichte der Neptuns-Entdeckung“, in welchem ihn die eigenthümliche und einzig in der Geſchichte aſtrono— miſcher Entdeckung daſtehende Art und Weiſe, wie im Sep— tember 1846, über die vormaligen Grenzen unſeres Sonnen— ſyſtems hinaus, in einer Entfernung von 600 Millionen geo— graphiſchen Meilen, das Vorhandenſein eines unbekannten Planeten vorausgeſagt, deſſen Ort berechnet und das weit entfernte lichtſchwache Geſtirn darnach aufgefunden wurde, als ein Glanzpunkt menſchlicher Geiſteskraft beſchäftigte. Er beſchränkte ſeine damalige Mittheilung zunächſt auf folgende Punkte: 1) Mangelhafter Zuſtand der Uranus-Theorie v. 1821 bis 1844. 2) Neue Bearbeitung dieſer Theorie durch Leverrier und Adams; Auffindung des vermutheten Planeten nach Leverriers Gleichung durch Dr. Galle zu Berlin. 3) Beobachtung und Bahnbeſtimmung des neuen Pla: neten; Vergleichung der theoretiſchen und wirklichen Bahn; „) Die weitere Ausführung und Begründung dieſer Ideen fiehe „Mittheilungen aus dem Oſterlande“ a, a. O. **) Seite 227. — 233 — Nothwendigkeit der abermaligen Umarbeitung der Uranus⸗ Theorie. Die Kühnheit des jugendlichen Leverrier, mit einem ſo ungeheuren Aufwand von Zeit und Kraft aus den nicht über 20 Secunden betragenden Abweichungen der Uranus⸗ theorie einen unbekannten Hunderte von Millionen Meilen entfernten Himmelskörper mit Zuverſicht herauszurechnen, die noch in derſelben Nacht, als Dr. Galle zu Berlin Les verriers letzte Beſtimmung des vermutheten Planetenorts am 23. Septbr. 1846 erhielt, durch Entdeckung des neuen Planeten gekrönt wurde, ſchildert v. Lindenau als ein wahr: haft erhebendes Ereigniß. So war denn, ſchließt er, durch die vereinte Bemühung des rechnenden und beobachtenden Aſtronomen die große Entdeckung gelungen und Leverriers geiſtige Divination durch Galle's ſternkundiges Auge ver— wirklicht worden. Er zweifelt nicht daß, wenn eine ver einigte geometriſch-aſtronomiſche Befähigung in Frankreich ebenſo vorkäme, wie dies öfters in Deutſchland und Eng— land der Fall iſt, die Entdeckungsgeſchichte des Neptun ſich wahrſcheinlich weit einfacher geſtaltet haben würde, indem die Beſtimmung des unbekannten Planeten, deſſen Aufſu⸗ chen und Entdecken am Himmel die Arbeit eines Mannes ſein mußte, während Leverrier erſt nach Deutſchland ſchrieb, um die Berliner Aſtronomen zur Aufſuchung zu veranlaſſen. Im weitern Verlauf dieſer Abhandlung werden die Beobachtung des Neptun und die Bearbeitung ſeiner Theo- rie mitgetheilt, und zum Schluß noch der beachtenswerthe Umſtand erwähnt, daß die Elemente des Neptun die merk— würdige Verſchiedenheit beſtätigen, die zwiſchen den oberen und unteren Planeten oder richtiger zwiſchen den durch die kleine Planetwelt getrennten ftattfindet, ohne daß ein Na⸗ turgeſetz oder irgend ein beſtimmter an dafür anzuge⸗ ben wäre. Hat auch der menſchliche Scharfſinn die Urſache dieſer verſchiedenartigen Erſcheinungen ſo wie den merkwürdigen Gegenſatz, daß der neue Planet Neptun als der nördlichſte XII. 16 = Mm — die geringſte Excentrieität und Neigung, während der ſüd— lichſte Planet Merkur die ſtärkſte hat, noch nicht zu ergrün⸗ den gewußt, ſo glaubt doch v. Lindenau nicht blinden Zu— fall darin zu ſehen ſondern irgend ein gewaltiges Natur: geſetz, deſſen Erforſchung unſern Nachkommen gelingen wird. Zu dieſer in unſeren „Mittheilungen aus dem Oſter⸗ lande“) gedruckten, und auch in Schumachers aſtronomi⸗ ſchen Nachrichten““) aufgenommenen Abhandlung, ließ v. Lindenau in eben dmeſelben Journale“) einen Nachtrag fol— gen, ſowie an einer andern Stelle r) einige Angaben über die Elemente der Bahn des Neptunstrabanten. In der Feſtſitzung der Stiftungsfeier unſerer Geſell— ſchaft am 4. Aug. 1850 erfreute uns v. Lindenau durch Vortrag einer ſehr umfaſſenden Behandlung der Frage: „Kann die Erdmaſſe als unveränderlich betrachtet werden?“, die durch ſeine in das Gebiet der Naturge— ſchichte und der mathematischen Geographie gehörenden Er— örterungen das lebhafteſte Intereſſe in Anſpruch nahm. Das Endreſultat dieſer Unterſuchung findet ſich in den aſtro— nomiſchen Nachrichten Fr), wie es v. Lindenau dem Heraus— geber in einem Briefe mitgetheilt hat. v. Lindeuau glaubte die jährliche körperliche Einnahme und Ausgabe der Erde auf drei Haupt⸗Kategorien beſchränken zu können. Die Erde verliert an Maſſe: I) Durch das Nahrungsbedürfniß der geſammten Men— ſchen⸗ und Thierwelt. 2) Durch die beſtändige Ausdünſtung der ganzen Schöpfung. 3) Durch das Verbrennen der zur Erzeugung von künſtlicher Wärme und Licht erforderlichen feſten Stoffe. ) Bd. XI. S. 126, *) Aſtron. Nachr. Ergänzungsheft. Altona 1849 S. 1. ) ibidem S. 235. +) Aſtron. Nachr. Bd. XXXI. S. 162 als Anhang zu der Abhand⸗ 1 „Kann die Erdmaſſe“ ꝛc. ) Bd. XXXI. S. 151. \ — 235 — Die Erde gewinnt dagegen an Maſſe: 1) Durch animaliſche Seeretionen. 5 2) Durch atmoſphäriſche Niederſchläge. N 3) Durch das Hervorgehen feſter Stoffe aus Wien und Feuchtigkeit. Das Reſultat ſeiner Unterſuchung ging im Weſentll chen dahin — daß das Verhältniß jenes Verluſtes zum Erdkörper überhaupt ein faſt verſchwindendes iſt, daß Nah: rungsbedürfniß und Ausdünſtung durch Seeretion und Nie derſchläge fortwährend erſetzt und ausgeglichen werde, und daß die mögliche Verminderung der Erdmaſſe durch den Prozeß des Verbrennens überhaupt zweifelhaft und in Mil— lionen Jahren kaum wahrnehmbar fein würde. Im In⸗ tereſſe jener großen Naturprozeſſe, die täglich faſt ungeſehn und unbeachtet unter unſern Augen vor ſich gehen, entwickelt v. Lindenau die numeriſchen Verhältniſſe einiger hier ein— greifenden Größen, und da er dazu Verhältniß und Größe des feſten Landes zum Meer in beiden Halbkugeln als einer Unterlage bedurfte, ſo verſuchte er aus guten Küſtenkarten und aſtronomiſchen Ortsbeſtimmungen das zunächſt ſeinem Zweck Entſprechende abzuleiten. Aus ſeinen Unterſuchungen über die jährlichen Nah— rungserforderniſſe der geſammten Menſchen- und Thierwelt geht hervor, daß ſich letztere noch um das 20-25 fache vervielfältigen könne ohne Nahrungsmangel befürchten zu müſſen, würde nicht eine ſolche Ausdehnung durch N81 Feuerungsbedürfniß auf die Hälfte beſchränkt. Nachdem durch Ermittlung der Werthe der Ausdün⸗ ſtung und Niederſchläge wahrſcheinlich gemacht worden, daß wie ſchon oben erwähnt, Nahrungsbedürfniß und Ausdün⸗ ſtung durch Seeretion und Niederſchläge völlig aufgewogen werden, kommt die doppelte Frage zur Unterſuchung, in welchem Verhältniß die jährlich durch Verbrennen ſchein⸗ bar vernichtete Subſtanz zum Erdkörper überhaupt ſteht, und ob die durch Feuer eintretende Subſtanzverminderung eine wirkliche und ohne Erſatz bleibende iſt? + 16 * u u Nach Beantwortung der erſten Frage glaubte er zur Beantwortung der zweiten Frage die Vermuthung be— gründen zu können, daß durch den Prozeß des Verbren⸗ nens kein Stoff vernichtet ſondern nur umgewandelt und zu neuer Production befähigt werde, indem auch der Wärme, gleich dem ihr verwandelten Lichte, eine Materialität bei⸗ zulegen ſei, mittelſt welcher die durch das Verbrennen er— zeugte Wärme einen Erſatz der verminderten Subſtanz ges währen könne, — indem ferner die ſchönen Verſuche, mit— telſt deren Forbes und Meloni die Brechung und Polarität der Wärme nachgewieſen haben, für deren materielle Na— tur ſprechen. Weiter führte v. Lindenau für die materielle Einwirkung der Wärme die bekannte Erzeugung von Pflan⸗ zen und Bäumen durch Wärme und Feuchtigkeit und den Umſtand an daß die Vegetation um ſo ſchneller und kräf— tiger ſich entwickelt, je größer die mittlere Temperatur iſt. Und endlich machte ihm die Fundamentaleigenſchaft der Wärme — „Kraft der Ausdehnung“ — wahrſchein⸗ lich, daß durch den Prozeß der Verbrennung keine Vernich—⸗ tung der Subſtanz, ſondern nur eine ſolche Ausdehnung bewirkt werde, um als Wärme, Rauch, Dunſt, Dampf in den Luftkreis überzugehen, und aus dieſem durch Nieder: ſchlag zur Erde zurück zu kehren. Somit ergab ſich ihm die vollſtändige Ausgleichung zwiſchen Verluſt und Gewinn der Erdmaſſe, und mußte daher eine Veränderung derſelben als höchſt unwahrſchein— lich bezeichnet werden. Schließlich ſuchte v. Lindenau die Bedeutſamkeit des aſtronomiſchen Bedenkens wegen lokaler Einflüſſe auf die Richtung der Schwere zu erörtern, und in dieſer Beziehung zu unterſuchen, ob nicht durch die vermöge des Steinkohlenbaues im Inneren der Erde ent⸗ ſtehenden bedeutenden Klüfte ſolche Maſſenverſetzungen ein⸗ treten, um auf aſtronomiſche Meſſungen ſtörend einwirken zu können. Dieſe Frage glaubte v. Lindenau allerdings bejahen zu müſſen, indem die künſtliche Steinmaſſe der Pyramide von Memphis hinreichend befunden worden, in — 237 — der Richtung der Schwere eine Ablenkung zu bewirken. Da ſich nun die engliſche Kohlenausbeute eines Jahres ſchon auf das 5 und fache des Gewichtes dieſer Pyramide herausſtellt, ſo glaubt v. Lindenau daß ſich in den dorti⸗ gen Kohlendiſtrieten eine merkliche Abweichung der Lothlinie ergeben müſſe. Eine Wahrſcheinlichkeit, deren örtliche Sicherſtellung er um fo mehr empfahl, als ihm die. ab: weichenden Reſultate der dortigen Gradmeſſung ah zu ſprechen ſchienen. Von Lindenau beſchränkte jedoch die Befauptung des Beharrungszuſtandes unſers Erdkörpers in fo fern, als dieſer Zuſtand für einen ſelbſtſtändigen darum nicht gelten kann, weil er von den der Erde nicht eigenthümlichen Elementen des Lichtes und der Wärme abhängig iſt und jener ſich mit deren Wirkſamkeit ſchnell und weſentlich ums geſtalten würde, was ſchon dann geſchehen müßte, wenn die Erde beim Fortrücken des Sonnenſyſtems in Welträume gelangte, deren Temperatur von unſerer heutigen bedeutend verſchieden wäre. Durch 2 ſchöne im Sommer 1851 zu Altenburg ſi cht⸗ bare Feuerkugeln wurde v. Lindenau zu einer Abhandlung: „über Feuermeteore“ veranlaßt, die in den aſtrono⸗ miſchen Nachrichten“) ſich gedruckt findet, und deren Inhalt in einer der Sitzungen unſerer Geſellſchaft mitgetheilt wurde. Bei beiden Meteoren beobachtete v. Lindenau eine nicht über 2 Secunden dauernde Sichtbarkeit, ein geräuſchloſes Verſchwinden, ein Farbenwechſel aus weiß in dunkelroth und das Zurücklaſſen eines ſcheinbar unbeweglichen 8-10 Zoll ſichtbaren Lichtſtreifen auf der durchlaufenen Bahn, während das Eine die ſeltnere Eigenthümlichkeit eines et⸗ was geſchlängelten Laufs darbot. Trotz einer Menge werth⸗ voller Einzelheiten für Theorie und Beobachtung der Mes teore fand v. Lindenau über die Natur und Bahn dieſer räthſelhaften Körper einen näheren Aufſchluß nicht. Selbſt 9) Bd. XXXIII. S. 40, — 238 — die gehegte Vermuthung über das zu feſten Epochen ein⸗ tretende Zuſammentreffen beſonders zahlreicher Meteorzonen mit der Erdbahn fand ſich durch neue Beobachtungen eher widerlegt als beſtätigt, und unſer dermaliges Wiſſen über dieſe ſcheinbar geſetz- und regelloſen Erſcheinungen fo ziem⸗ lich auf die Thatſache beſchränkt, daß die aus jenen zur Erde fallenden ſtein- und eiſenartigen Bruchſtücke aus Sub: ſtanzen beſtehen, die wohl in ihren Theilen, nicht aber in dieſer Zuſammenſetzung auf der Erde vorhanden ſind. In der Ueberzeugung daß durch ein richtig geordnetes und eonfequent verfolgtes Beobachtungsſyſtem etwas beſtimmtere Aufſchlüſſe als die heutigen erhalten werden könnten, drang, v. Lindenau von Neuem auf die Wiederaufnahme und Durchführung des ſchon von Beſſel gemachten Vorſchlags einer geregelten Beobachtung derſelben, an 3, 10—12 Mei⸗ len von einander entfernten, wenn thunlich in einem gleiche ſchenklichen Dreieck liegenden Punkten zu beſtimmten Tagen und Stunden das Erſcheinen und Verſchwinden der Me— teore gleichzeitig zu beobachten. Dazu ſchlug v. Lindenau die Sternwarten von Göttingen, Gotha und Leipzig vor. Naturwiſſenſchaftliche Studien beſchäftigten v. Lindenau in der Zeit ſeines Ruheſtandes häufig und mit beſonderer Vorliebe wie wir ſahen, Unterſuchungen über kosmiſche Verhältniſſe, bei denen die großartige Anſchauung und Auffaſſung ſeines kenntnißreichen Geiſtes und ſeine bewun⸗ drungswürdige Klarheit trefflich zu Statten kam. Treu wie unſerer Geſellſchaft hing er auch der Königl. Sächſ. Geſellſchaft der Wiſſenſchaften zu Leipzig an, deren Sitzungen er öfters beſuchte, zum letzten Male im Mai vorigen Jahres. Am 18. Mai des Jahres 1847 hielt v. Lindenau in der öffentlichen Sitzung jener Geſellſchaft zur Feier des Geburtstags Sr. Maj. des Königs eine Feſtrede, in wel⸗ cher er die Aufgabe der Wiſſenſchaften und die Zukunft des Sachſenlandes in dem Spiegel ſeiner Ideale beſchaute, mit der Begeiſterung eines Jünglings, mit der Wärme „ Eu eines Patrioten. Dieſer Feſtrede ſchloß ſich die Mitthei⸗ lung einer Unterſuchung v. Lindenau's „über die Sons nenwärme““) an, worin er zum eigentlichen Gegenſtand die Frage machte: welche Temperaturverſchiedenheiten in unſe⸗ rem Luftkreis — ſo weit die Thermometer ſolche anzuzeigen vermögen — durch die län— gere oder kürzere Dauer Wes IHN tuch tung erzeugt werden? Da bekanntlich die beobachtete Wärme des Mittags nicht die größte des Tages iſt, die der Aquinoctien, uns gleich unter ſich, nicht die mittlere Temperatur, die der Solſtitien nicht die größte und kleinſte des Jahres iſt, und Verhältniß und Geſetz dieſer Verſchiedenheiten nicht näher bekannt ſind, machte v. Lindenau auf einen Weg aufmerkſam, auf welchem er eine empiriſch-theoretiſche Vor— ausſicht künftiger Wärmeerſcheinungen erhalten zu können für nicht unmöglich hielt, worüber das Nähere in den be— treffenden Berichten über die Verhandlungen der K. S. Geſellſchaft der Wiſſenſchaften einzuſehen iſt. Zur Feſtſtellung der Elimatifchen Lünderverhältniſſe glaubte v. Lindenau noch andere Elemente als die jeitz herigen erforderlich und ermittelte dieſelben beiſpielsweiſe für London, Paris, Prag, Zittau, Mailand und Petersburg. Zur Einführung eines eigenthümlichen meteorologiſchen Jahres mit anderer Eintheilung als das aſtronomiſche ſchlug er diejenigen beiden Tage vor, deren mittlere Temperatur der des Jahres gleich kommt (Anfangs April und Oktober), als Aquinoetialpunkte die der größten Wärme und Kälte, als Solſtitialpunkte (Juli und Januar). Bei der für dieſe Unterſuchungen nöthigen Ordnung und Berechnung der zahlreichen thermometriſchen Beobach⸗ tungen . — Nicht, daß die erwärmenden ee 9 Berichte ö über die o egg der K. Mu od luthen 2 / Wiſſenſchaften zu Leipzig. S. 227. Al — 8 — gen der Sonne auf unſere Erdkörper noch manche näher aufzuklärende Erſcheinungen darbieten. 1 Ueber das Verhältniß zwiſchen Sonnenlicht und Wärme ſprach v. Lindenau die Vermuthung aus, daß die Sonnen⸗ ſtrahlen an ſich vielleicht nur Licht nicht Wärme enthalten und letztere erſt beim Znſammentreffen mit feſten er durch Reibung ſich entwickelt. Die weitere Entfaltung dieſer Anſichten und nament⸗ lich der uumeriſchen Beſtimmung des von der Zeitdauer abhängigen Einfluſſes der Sonnenbeleuchtung bearbeitete er in einer für die Schriften der Königl. Sächſ. Geſellſchaft der Wiſſenſchaften beſtimmten Abhandlung. Eine Folge dieſer Unterſuchung ſcheint die im Oktober 1849 veröffentlichte Arbeit „negativer Beitrag zur Erklärung kometariſcher Schweif- und Nebelbil: dungen“) zu ſein. Indem nemlich die Newtonſche Gra— vitation zur Hervorbringung und Erklärung der genannten Erſcheinungen als unzureichend befunden worden, frug er ſich ob nicht von andern Naturkräften Gleiches zu behaup— ten fein möchte und ſuchte die Wahrſcheinlichkeit nachzuwei⸗ ſen, daß eine Naturkraft, der man zeither einen bedeuten⸗ den Einfluß auf die äußere Geſtaltung der Kometen ein: räumte, — die Sonnenwärme — wenig oder keine Wirk⸗ ſamkeit dabei hat und haben kann. Auf vielfache Beobachtungen hin hielt er ſich nämlich zu der Annahme berechtigt, daß die Mehrzahl aller Ko— meten nicht aus einem wirklich feſten Kern ſondern nur aus einer mehr oder weniger verdichteten Nebelmaſſe be ſteht. Die Behauptung ſolcher eigenthümlichen Beſchaffen⸗ heit ſuchte v. Lindenau in dem gänzlichen Mangel von Strahlenbrechung der kometariſchen Nebelmaſſen zu begrün⸗ den, und ferner dadurch, daß die kleinſten Sterne (9. 12 Gr.) im dichteſten Nebel ja bei Zentralbedeckungen mit faſt un⸗ geſchwächtem Licht ſichtbar blieben, Bu BB TR *) Aſtronomiſche Nachrichten Bd. XXX. S. 20. — 241 — durch den Kometen durchgeht und letzterer nie eine Phaſe zeigt; daß weiter der ſcheinbare Kern durch ſtärkere optiſche Werkzeuge faſt jederzeit in Dunſt und Nebel aufgelöſt wird, daß endlich auch diejenigen Kometen, die anderen Himmelskörpern ſehr nahe kommen, nie die Spur einer Störung und ſomit auch keine Spur einer merkbaren Maſſe oder eines feſten Körpers verriethen. Unter Annahme der ſchon oben e ene v. Lin⸗ denau'ſchen Anſicht, daß die Sonnenſtrahlen nur durch Rei⸗ bung, nur beim Zuſammentreffen mit feſten Körpern Wärme erzeugen, würde man den Kometen keine bedeutende Er— wärmung durch die Sonne zuſprechen können. v. Lindenau findet aber auch die Entwicklung großer Schweif- und Nebelbildungen durch die Sonnenſtrahlen darum ſehr un⸗ wahrſcheinlich, weil die große Ausdehnung der Kometenſchweiſe Pr mentlich bei den 6 großen Kometen von 1744, 1769, 1807, 1811, 1835, 1843) nicht zur Zeit der eee nähe ſondern vor- und nachher ſtatt fandz und weil nichts zu der Vorausſetzung berechtigt, die Wirkung der Sonnenwärme deſto größer anzunehmen je kleiner die Sonnenentfernung iſt, vielmehr die gegentheilige Erfahrung vorliegt, und weil bei Annahme einer der eee ee auf die Erde analogen und mit abnehmender Entfernung zu⸗ nehmenden Erwärmung die Kometen von 1680 und 1843 einer mehr als 1000 fachen Erhitzung des glühen⸗ den Eiſens unterlegen haben würden, ſo daß ihre ganze Subſtanz in Dunſt hätte aufgelöſt und aeclagnt wer⸗ den müſſen. Außerdem glaubt v. Lindenau jene ee für unzuläſſig erklären zu können, weil die Wolken und die Erdatmoſphäre trotz ihrer größeren Dichtigkeit nicht unmit⸗ telbar von den Sonnenſtrahlen ſondern nur durch Rück⸗ wirkung des erhitzten Erdkörpers eine höhere Temperatur erhalten, aber auch dieſe Tempertur vermöge des umgeben⸗ * \ — 242 — den kalten Weltraums ſo ſchnell in der Vertikale abnimmt, um in einer Höhe von 15—20,000 Fuß unter allen geogra⸗ phiſchen Breiten auf und unter den Eispunkt herabzuge⸗ hen. Da nun die Temperatur des Weltraums der größten Polarkälte ( 40 — 50°) wenigſtens gleichkommt, fo ſchloß v. Lindenau daß die in dieſem Weltraum ſich bewegenden Kometen ihre fo ſtarke Ausdehnung der gasartigen Sub: ſtanz nicht durch Temperaturerhöhung gewinnen können. Dagegen wies v. Lindenau auf den möglichen Einfluß der im Weltraum verbreiteten electriſch-galvaniſch-magnetiſchen Kraft hin. Indem v. Lindenau auf die in der Leipziger Akademie der Wiſſenſchaften“) vorgetragene Anſicht: „daß die Son: nenſtrahlen vielleicht nur Licht, nicht Wärme ent- halten, und letztere erſt beim Zuſammentreffen des Lichtes mit feſten Körpern durch Reibung entwickelt wird“ bei dieſer Gelegenheit wieder zurückge— kommen war, ſo fügte er die nächſte Begründung jener Vermuthung hier gleich an, weil, wie er fürchtete, ſein hoch angeſtiegenes Lebensalter eine vollſtändige Ausführung dieſer und einiger anderen damit im nahen Zuſammenhang ſtehenden Anſichten über thermometriſche Ergebniſſe vielleicht nicht mehr geſtatten würde. Als unwahrſcheinlich ſah er eine eigene Wärme der Sonnenſtrahlen darum an, weil die Vorausſetzung einer ſeit Jahrtauſenden von der Sonne ausſtrömenden ſo heißen Subſtanz, um nach Diurchlaufung eines 20 Millionen weiten kalten Welt raums mit einer Temperatur von + 30 bis 440 e zur Erde zu kommen, mit unſern Erfahrungen über Erd⸗ und Sonnenwärme völlig unvereinbar iſt. Ferner weil der Sonnenkörper, der bekanntlich nur die Dichtigkeit des Waſſers hat, jene ungeheure Hitze ohne weſentliche Veränderungen nicht * N — — 9) S. oben S. 240. = 243 — * und endlich weil die große Verſchiedenheit der täglichen 70 Wend jährlichen Temperaturen unter 1 wen ten nicht erklärlich fein würde. Als Hauptgrund aber für ſeine Bchautung führte er we Thatſache an: daß die anerkannt vorhandene Kälte des Weltraums, der höheren atmoſphäriſchen Schichten, der Polarländer und der Winter überhaupt nicht ſtatt finden könnte, wenn unſre ganze Atmöſphäre mit warmen Sons nenſtrahlen angefüllt wäre und dadurch vermöge ihrer bez kannten Wärmeempfänglichkeit unmittelbar und weit mehr erwärmt werden müßte, als es jetzt durch Rück⸗ wirkung nur der erwärmten Erdfläche geſchieht. v. Lin: denau bezeichnet als einen Hauptunterſchied von Licht und Wärme, daß das Licht ſolariſch⸗ ee die Wärme ſo⸗ lariſch⸗telluriſch iſt. Wenn dieſe feine Anſicht überhaupt für zuläſſi ig erach⸗ tet werden ſollte, ſo verſprach v. Lindenau noch eine ſpä⸗ tere Mittheilung über den Einfluß, welchen dieſe Art der Wärmeerzeugung auf das Geſetz der Wärmeabnahme in der Vertikale und der Zunahme nach dem Erdzentrum hat. Somit war der ſtrebſame Geiſt auf das Gebiet der Klimatologie gekommen, die ihn zu mehrfachen Rechnun⸗ gen und Erörterungen veranlaßte. Deren Ergebniſſe finden ſich in ſeinen „Beiträge zur Klimatologie“), die eine ſehr vollſtändige Zuſammenſtellung dahin gehöriger, an den verſchiedenſten Orten der Erde gemachten 1 tungen enthalten. Da er die Sonne als hauptſächlichſte, ja als alleinige Quelle dauernder Erdwärme betrachtete, ſo ſtellte ſich ihm die Alternative: daß die Wärme entweder dem Sonnenort proportional ſein oder daß beobachtete Abweichungen aus andern Urſachen nachgewieſen werden müſſen. In der nach und nach ſich vervollſtändigenden Kennt⸗ niß deſſen was ſich in der Atmoſphäre gleichzeitig auf dem 9 Aſtronom. Nachr. Bd. XXXV. S. 1 u. ff. 19 5 — 2 i ganzen Erdball ereignet eröffnete v. Lindenau die Aus⸗ ſicht, die Elemente zu erhalten, um ungewöhnliche Erſchei⸗ nungen erklären, deren Periodizität nachweiſen und vielleicht ſomit meteorologiſche Störungen, ſo gut wie awongmiſche, berechnen zu könne. Für dieſen Zweck liefert v. Lindenau einen Beitrag, nie ſich vorerſt auf Sonnenwärme als das eee aller atmoſphäriſchen Bewegungen beſchränkt.— Zuerſt ſtellte er die klimatiſchen Elemente eines Ortes ie, Bezug auf feine Temperaturverhältniſſe feſt und ging dabei von der Anſicht aus, daß dieſe Elemente dasjenige enthalten müſſen, was zur Beurtheilung des klimatiſchen Einfluſſes auf die Natur der Menſchen und die Vegetation erforderlich iſt. Er beſtimmte dieſe Elemente für 15 über die ganze Erde verbreitete Orte, und was er hier nur in ſeinen Endreſultaten gab, war in vollſtändiger Mittheilung der hierher gehörigen Zahlen und Rechnungen für die Schriften der K. S. Geſellſchaft der Wiſſenſchaften beabſichtigt, Dann beſtimmte er die tägliche und jährliche Wärme⸗ zunahme durch den verlängerten Einfluß der Sonnen⸗ ſtrahlen, wobei er von der Erfahrung ausging, daß die größte Wirkung der Sonnenſtrahlen für Tag und Jahr nicht bei der Meridianhöhe und der größten nördlichen Sonnen⸗ deelination, ſondern jederzeit etwas ſpäter, Nachmittags und nach dem Solſtitium eintritt. Nachdem v. Lindenau ohne alle theoretiſche Einmiſchung nur die unmittelbaren Ergebniſſe der Beobachtung mitge⸗ theilt, fügt er ſchließlich ſeine Anſicht über die Natur von Licht und Wärme hinzu und richtet an den magnetiſch⸗ meteorologiſchen Verein den Wunſch einer Umgeſtaltung des bisherigen Verfahrens, nicht die Vergleichung gleicher Temperaturen unter verſchiedenen Breiten wie in Hum⸗ boldts Iſothermenſyſtem, ſondern die Vergleichung ihrer Verſchiedenheit unter gleicher Breite anzuſtellen, indem er von der gleichzeitigen Beobachtung der atmoſphä— riſchen Erſcheinungen im ganzen Umkreis eines oder einiger — 245 — Parallelen wichtige er . * Auf⸗ ſchlüſe erwartete. und Noch in der letzten Zeit ſeines Lebens beſchäfiigten ihn dieſe meteorologiſchen Unterſuchungen, aber auch ſchon in den erſten Jahren ſeiner naturwiſſenſchaftlichen Laufbahn unternahm er im Gegenſatz zu der D'Alembert'ſchen Theorie der Winde, welche die Oseillationen durch Attraction des Mondes und der Sonne hervorgebracht wiſſen wollte, gleich der Ebbe und Fluth, eine andere nach ihrem vortrefflichen Plane damals genügende Theorie, die Ausführung jedoch wurde durch Humboldts Auffindung der Iſothermen behin⸗ dert, welche der Aufgabe eine durchaus veränderte Geſtalt e So — ſehen wir — zieht ſich durch das ganze viel und vielfach bewegte Leben des großen Mannes hindurch, wie ein Lichtſtreifen ſeines Geiſtes, die innige Liebe zur Natur, und wurde er auch durch ſeine Vaterlandsliebe von der glanzvoll begonnenen Laufbahn abgelenkt, ſo ſehen wir ihn endlich, den Erforſcher der Weltordnung, wie um ſelbſt ein Naturgeſetz zu erfüllen, mit eben der Rüſtigkeit zurück⸗ kehren dahin, wo er zuerſt ſeine großen unverkennbaren und unverkannten Verdienſte ſich begründet. Eine Hoffnung aber der vielen Verehrer v. Lindenau's iſt mit ihm zu Grabe gegangen, zwei ſeiner begonnenen Schriften, ſein „Leben der Aſtronomen“ und die „Lucubrationes Seebergenses“ (Fasc. I) vollendet zu ſehen und auch die Hoffnung, in feinen Papieren noch mancherlei für die Wiſſenſchaft ſchätzbare Mittheilungen oder auch wichtige Notizen für einen dereinſtigen Biogra— phen v. Lindenau's aufzufinden, iſt durch deſſen teſtamen⸗ tariſche Beſtimmung, allen und jeden ſchriftlichen Nachlaß in den erſten Wochen nach ſeinem Ableben zu verbrennen, ſomit abgeſchnitten. Ich bin mit meiner Aufgabe zu Ende und habe eine heilige Pflicht erfüllt, die Pflicht der Dankbarkeit! Der Gedanke menſchlicher Hinfälligkeit, die dem beraubten Her⸗ — 246 — zen nur den Troſt der Erinnrung läßt, erfüllt uns über dem Grabe v. Lindenau's mehr als irgendwo mit Weh⸗ muth, und gleich als gälte es mit jenem unabwendbaren Zwange der Natur uns auszuſöhnen, fühlen wir einen Drang, den Ruhm des Edlen weit über ſein Grab hinaus zu verkünden. Und doch nur einen Strahl der Glorie ſuchte ich zu zeigen, in welcher ſein harmoniſch durchgebildeter Gehen vor uns hergeleuchtet. Wir finden ihn nicht mehr in unſerer Mitte, wo er, uns ſtets willkommen, ſo oft verweilte und auch gern zu verweilen ſchien. Aber wir haben ihn darum nicht ganz verloren! Seinen Leib haben wir zur Ruhe gebracht, der Genius des Mannes aber ſchwebt in dieſen Räumen über uns, lebt mit uns fort, wirkt in uns! Das iſt ſein Ver⸗ mächtniß für Alle, die den Mann zu ahnen wiſſen, die ihn zu begreifen wagen und Allen ſtrömt aus der einen Quelle zu, wie Strahlen der Sonne, Licht und Wärme die Empfänglichen zu erleuchten und zu beleben. Das muß eine reiche Quelle ſein, reicher als daß ſie je zu verſiegen drohte, reicher als daß ſie Worte erſchöpfen könnten. — Noch wurde der Beſchluß gefaßt, dem Herzogl. Lan⸗ desjuſtizeollegium die dankbare Annahme des oben gedachten Vermächtniſſes ſeitens der Geſellſchaft ſchriftlich zu erklären. Und damit ſchloß die Sitzung. reg den 3. Juli 1854. u Dr. med. Franz Schlegel, d. Z. Seeretär. f XXVIII. Jahresbericht, vorgetragen zum Stiftungsfeſte . der naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes hier am 7. Oktober 1853 . vom Geſellſchaftsſecretair Dr. F. Schlegel. Hochgeehrte Anweſende! 8 Als wir uns im vorigen Jahre hier verſammelt ſahen, machte der erfreuliche Beſuch des Vereines deutſcher Orni— thologen die Feier unſeres Stiftungstages zu einem unge⸗ wöhnlichen Feſte. Ungewöhnlich nicht nur, weil ſo viele ausgezeichnete und berühmte Forſcher unſere Sitzung beehr⸗ ten, ſondern ungewöhnlich auch, weil die Verhandlungen vor einem weiten, zum erſtenmale in der Aula des Joſephi⸗ nums verſammelten Kreiſe das öffentliche Intereſſe lebhafter in Anſpruch zu nehmen ſchienen. a And war in ſolcher Theilnahme eine Anerkennung un⸗ ſerer Beſtrebungen überhaupt gelegen, ſo durften wir darin aber auch die Aufforderung für die Zukunft nicht verkennen, unſeren Verhandlungen durch demähnliche Er⸗ weiterung der Feſtſitzung wenigſtens eine höhere Bedeutung zu ſichern. Und zugleich den Sinn für Naturſtudium auch über unſeren geſchloſſenen Kreis hinaus verbreitet zu haben, muß unſeren Zwecken nicht nur förderlich, ſondern höchſt entſprechend ſcheinen. Es konnte darum ein glücklicher Ge⸗ danke genannt werden, die Verſammlung der Ornithologen mit der Feier unſeres Jahrestages hier vereinigt zu ſehen. Und fühlen wir uns dafür der D. 0. G. zu Dank verpflich⸗ — 248 — tet, ſo muß es uns wenigſtens angenehm ſein zu hören, wie ſehr ſich jene Herren bei uns gefallen haben und ganz beſonders, wie wohlthuend ihnen die rege Theilnahme auch weiterer Kreiſe geweſen. Wir ſcheiden — fo heißt es in ih: rem Protokoll — mit dem Wunſche von A., daß es ihm und dem ſchönen Oſterlande und allen uns ſo lieb gewor— denen Freunden recht wohl gehen möge! Seitdem iſt ein neues Geſellſchaftsjahr und mehr ſchon verfloſſen. Cs mahnt uns die Pflicht mit dem vergange⸗ nen Jahre abzuſchließen, nicht nur um uns ſelbſt, ſondern auch der Oeffentlichkeit Bericht und Rechenſchaft von unſe⸗ rem Streben, ſowie von unſerem Schickſale zu geben. Außer der gewöhnlichen Monatsſitzungen machten ſich noch einige Extraſitzungen nöthig, ſo daß ſich die Mitglie— der im Ganzen 16mal verſammelt ſahen. Wie gewöhnlich wurden in dieſen Sitzungen theils Vorträge naturw. In⸗ halts gehalten, theils die Zukunft der Geſellſchaft und ih⸗ rer Sammlung, über welcher ein Verhängniß zu drohen ſchien, berathen. Dem Herrn Prof. Dr. Apetz verdanken wir nähere Mittheilungen über die vom Gutsbeſitzer Herrn Kratſch aus Kleintanſchwitz in einer Teichmuſchel (Anodonta cellensis) aufgefundenen Perlen, welche an Schönheit den ächten Per- len nicht nachſtehen. — Ferner einige Notizen über den auch unſer A. beſuchenden Zug von Libellen, der von mehreren Arten gebildet ſchien, wenigſtens legten gleichzeitig Hr. Hptm. v. Beuſt eine von der im Zuge häufigſten Libellen⸗ art ganz verſchiedene vor. — Noch überreichte Hr. Prof. Apetz eine Arbeit ſeines Sohnes, Herrn Theodor Apetz, d. Z. Student zu Jena, unſeres correſpondirenden Mitgliedes, welche über die Fliegengattung Echinomyia handelte und zu der Hr. Prof. Apetz einige einleitende Worte über Die Fliegen überhaupt voranſchickte, um ſie ſodann in unſeren Annalen der Oeffentlichkeit zu übergeben.“) 0) Oſterl. Mittheil. XII. 2. S. 57. el ——-„— N — 249 — Hr. Geheimrath Exe. v. Braun ſprach über des Pli- nius Naturgeſchichte und zwar über deſſen Pantheismus, ſeine Erhebung über die Volks- und Staatsreligion, ſeine zur Geologie, mathematifchen Geographie, ſowie zur An: thropologie gehörigen Anſichten. Dieſer Vortrag wurde auf Wunſch der Geſellſchaft von dem Herrn Verfaſſer zum Druck in unſere Mittheilungen bereitwillig überlaſſen. — Ein an⸗ derer Vortrag deſſelben Redners verbreitete ſich über die naturw. Anſtalten und das höchſt intereſſante Centralbureau für Telegraphie in München nach eigener Anſchauung. Hr. Paſtor Brehm, ein Naturforſcher, den wir unſe⸗ ren Landsmann und unſer Mitglied zu nennen ſtolz ſein dürfen, erfreute uns beim vorigen Stiftungsfeſte mit einem Vortrage über das Pflegevater- und Pflegemutterleben der Vögel in ſeiner allbekannten gemüthvollen Anſchauung. Und deſſen Sohn, Hr. Alfred Brehm, der ſoeben mit ſeltenen Schätzen und reichen Erfahrungen von ſeiner afri— kaniſchen Expedition ins Vaterland zurückgekehrt war, gab einige Skizzen aus ſeinem Tagebuche über Krokodile, deren Familienleben und Zärtlichkeiten zum Beſten. i Hr. Rath Zinkeiſen, durch Krankheit leider behindert, an der vorjährigen Feſtſitzung Theil zu nehmen, ließ einen Vortrag über Biberkolonien mittheilen. Berichterſtatter ſprach über den Wechſel zwiſchen Leben und Tod in der Natur — theilte eine Abhandlung im Aus: zuge mit über die Frage, ob je in Deutſchland zwei wilde Ochſenarten gelebt hätten, der Urus nämlich und der Bi- ſon, von denen als 2 durchaus verſchiedenen Thieren die Schriftſteller des Alterthums und des Mittelalters berichten, und kam zu dem Schluß, daß der Urus der Alten mög— licherweiſe der damals noch lebende, jetzt aber ausgeſtorbene und nur noch in feinen Knochenreſten aufgefundene bos primi- genius des Cuviers geweſen ſei, daß ihn darum ſchon die Naturforſcher des Mittelalters vergeblich geſucht und wahr⸗ ſcheinlich dieſen alten Namen auf den in Maſſen verwilder— ten Hausochſen übertragen hatten, ferner, daß der nunmehr 17 — — 250 — ausgeſtorbene bos primigenius eher noch, wie Cuvier will, der Stammvater unſeres Hausochſen geweſen ſein könne, als unſer heute noch in Litthauen lebender Querochſe, oder der amerikantſche Biſamochſe, welche beide übrigens kaum merkbar verſchieden ſein dürften. — Eine weitere Mitthei⸗ lung des Ref. betraf die Verſuche an Enthaupteten, wobei zugleich die mancherlei von dem Publieum getragenen Er— zählungen und Beſorgniſſe widerlegt und beſeitigt wurden, wie ſie in einem dem Eiſenberg. Nachrichtsblatte einverleib— ten Aufſatze von dem Ref. veröffentlicht war. — Der Streit über die wahrſcheinliche Todesart der unglücklichen Gräfin Görlitz veranlaßte den Berichterſtatter, ſeine Anſicht, ſowie den jetzigen Stand der Lehre von der Selbſtverbrennung menſchlicher Körper mitzutheilen, woraus ſich Selbſtverbren— nung ſowohl als Selbſtentzündung des menſchlichen Körpers als phyſikaliſche Unmöglichkeit und die betreffenden wun⸗ derbaren Erzählungen als Fabel und Täuſchung ergaben. — Und als der fog. amerifanifche Spuk wie die ganze gerade eiviliſirte Welt fo auch unſer A. heimſuchte, ſprach ſich Ref. in feinem bald darauf gedruckten Vortrage über Geifter: klopfen und Tiſchrücken aus, woran ſich die Verleſung des Protokolles eines Tiſchrückverſuches im Hauſe des Herrn Med.⸗R. Dr. Wagner hier und eine ſehr lebhafte Debatte über den allgemein intereſſirenden und immerhin genug ine tereſſanten Gegenſtand anſchloß. Dieſem Vortrag, welcher des Berichterſtatters Anſicht von dem rein mechaniſchen Hergang des Phänomens vor der Hand nur noch theore— tiſch entwickelte, folgte in Kürze ein weiterer Beitrag: „Mechanismus des Tiſchrückens“, der die practif chen Belege zu ſeiner Anſicht enthielt. Die Zahl unſerer Mitglieder mehrte ſich um 10. Das Diplom der Ehren mitgliedſchaft erhielten: 4 die Herren Pfarrer Baldamus in Diebzig bei Löthen, . „ „ Paſtor Zander aus Mecklenburg und „ „Eugen v. Homeger, ſämmlich zum Vorſtand 2 der Ornithologengeſellſchaft gehörig; ferner der berühmte ita⸗ lieniſche Naturforſcher Prinz von Canino Charles Lu⸗ eian Bonaparte. Korreſpondirende Mitglieder wurden: Hr. Dr. Hartlaub' in u Hr. Stud. Theodor Apetz, d. Z. in Jena, Hr. Oswald in Oels, Hr. Lithograph Aſſmann in Breslau, Hr. Schullehrer Schacht in Rußdorf und unſer Landsmann Herr Dr. Meyer, Oberlehrer am land⸗ wirthſchaftlichen Inſtitute zu Beberbeck. Von unſeren einheimiſchen Mitgliedern verloren wir lei⸗ der durch den Tod Hrn. Kaufm. Ranniger sen., ferner den um Waere botaniſche Sammlung verdienten Hrn. Hofgärtner Leubner hier, und in dieſen Tagen noch mußte uns ein neuer Verluſt treffen durch den Tod des Kammerherrn und Hauptmann Herrn v. Stieglitz. An die Stelle der um unſere Geſellſchaft und deren Sammlungen ſeit einer langen Reihe von Jahren hochver— dienten Directoren Herrn Prof. Dr. Apetz und Herrn Rath Zinkeiſen traten die Herren Kammerherr und Finanzrath Dr. v. Stiglitz und Banquier Dörſtling hier. Zu den ſchon beſtehenden zahlreichen Verbindungen un⸗ ſerer Geſellſchaft mit anderen verwandten Vereinen zum Zwecke eines Austauſches der beiderſeitigen Druckſchriften kam der Verkehr mit dem „Verein für ſchleſiſche Inſekten⸗ kunde, dem naturwiſſenſchaftl. Verein „Saxonia“ zu Groß⸗ und Neuſchönau und mit dem großartigen Smithſonian⸗ Inſtitute zu Waſhington, über deſſen ausgebreitete und höchſt ſegensreiche Wirkſamkeit durch den nordamerikaniſchen , Eonful Hrn. Dr. Flügel in Leipzig von Zeit zu Zeit Be richte in der Leipziger Zeitung gegeben werden, aus deſſen letztem wir erfahren, daß die Zahl der ee Verbindungen Af 400 ſich beläuft. 17* — 252 — Die literariſchen Schätze dieſes Inſtitutes und deſſen Großmuth ſind der Art, daß wir bei einem Tauſche nur gewinnen können. Durch jene alten und dieſe neuen Verbindungen, fo: wie durch die Güte einzelner Mitglieder wurde die Biblio— thek anſehnlich bereichert und nennen wir hiermit dankbar Hrn. Conſiſtotialrath Dr. Große hier, Dr. Roſenhauer in Erlangen, „ Prof. Dr. Geinitz zu Dresden, „ Kljörbolling in Kopenhagen 7 1 Stadtſchreiber Fallou in Waldheim, „ Oswald in Oels, Sr. Ereell. Hrn. v. Lindenau hier, Hrn. Prof. Plattner in Freiberg und „ Prof. Dr. Apetz hier für das Geſchenk einer Li— thographie des Rattenkönigs. Ferner den zoolog.-mineralog. Verein zu Regensburg, die ſchleſiſche Geſellſchaft für vaterl. Kultur, das Smithſonian-Inſtitut zu Waſhington, die K. K. geolog. Reichsanſtalt zu Wien, den naturhiſt. Verein Lotos zu Prag, die pomolog. Geſellſchaft hier, 4 die 3 naturhiſt. Geſellſchaften zu Lyon, den naturwiſſ. lo „Saxonia“ zu Groß- und Neu- i ſchönau und 5 naturwiſſ. Verein zu Halle. Aus Geſellſchaftsmitteln wurden außer den Fortſetzun⸗ gen zu den mannichfachen Werken und Journalen unſeres Vereins die Zeitſchrift für wiſſenſchaftliche Ornithologie red. von Dr. Cabanis in Berlin; ferner das Centralblatt für Naturw. und Anthropologie red. von Prof. Dr. Fechner und der Nachtrag zu Dzierzon's neuen Bienenfreund ac⸗ quirirt. Was unſer Kabinet anlangt, wurde die Geſellſchaft durch Hrn. Fd. Perrz in Lyon zu einem Arie a eingeladen. \ — 2 — Um den Zuwachs unſeres Kabinets machten ſich be⸗ ſonders verdient: Hr. Alfred Brehm in Reuthendorf durch ein Geſchenk von 35 Vögeln ſeiner afrikaniſchen Expedition. Sie können ſie hier in Augenſchein nehmen! Hr. Dr. Geinitz hier durch 2 ſchöne Singbroffet in Fleiſch. Hr. Banquier Dörſtling hier durch eine Suite ruſſiſcher Salzſtufen, Hr. Apotheker Böttcher in Meuſelwitz durch Einſendung eines merkwürdig ausgeſtatteten Schweinefußes mit Zehen⸗ bildung ſtatt der Hufe. Hr. Oswald in Oels durch Gypsabgüſſe der von ihm aufgefundenen und beſchriebenen Zähne des ee la- tissimus. Hr. Rath Zipſer in Neuſohl durch eine Sue von 100 Stück auserleſenen Mineralien. Hr. Ambroſi in Borgo durch ein Geſchent getrockneter Pflanzen zur Erinnerung an unſer Mitglied, den verſtorbe— nen Dr. Franzesco Facchini im Faſſathale. Zudem erkaufte die Geſellſchaft ein ſchönes Exemplar der Schnee-Eule, eine Gruppe Colibris, welche ebenfalls hier mit ausgeſtellt ſind; betheiligte ſich bei einer Aetien⸗ reiſe der Herren Biedermann und Faug nach Braſilien zur Bereicherung unſerer Käfer- und Schmetterlingsſammlung, wendete ihre Aufmerkſamkeit der zweckmäßigen Aufſtellung unſerer Conchylienſammlung zu und der Reviſion der Reis chard'ſchen Schmetterlinge durch eine Commiſſion, trat fer⸗ ner mit Herrn Prof. Pöppig in Leipzig in Tauſchunter⸗ handlungen zur Acquifition eines Paares vom Condor, dem größten aller fliegenden Vögel, und zwar gegen neuholl. Inſeeten und Vögel. Und bereits liegen dieſe Rieſengeier vor Ihnen, wenn auch im Balge noch ihre impoſante Er— ſcheinung weniger in die Augen fällt. N Vielleicht noch manches mehr würde die Geſellſchaft haben aufwenden können, wenn nicht ein ſchon im Jahre 1845 zu einer Actienveife der Geſellſchaft nach Mexico vom Mi ‚Oberjägermeifter Herrn v. Beuſt vorgeſchoſſenes Kapital von 100 Thlrn. hätte zurückgezahlt werden müſſen, wobei der Erlaß der Sjährigen Zinſen dankbar anzuerkennen iſt. Ueber die andere gleiche Hälfte der Aetienzahlung dagegen, welche die Geſellſchaft Sr. Exe. dem Herrn Staatsminiſter v. Lindenau hier ſchuldete, wurde durch großmüthige Ver: zichtleiſtung unſeres Gläubigers der betreffende Schuldſchein als erledigt in die Hände der Geſellſchaft zurückgelegt. Es muß der Geſellſchaft eine angenehme Pflicht ſein, hier noch— mals und öffentlich ihren wärmſten Dank auszuſprechen, um ſo mehr, als jener Reiſende ſammt dem Kapital ver⸗ ſchollen iſt. Noch iſt mir übrig, über eine für die Geſellſchaft und deren Sammlung höchſt wichtige Angelegenheit zu be— richten, welche unſere eben noch friſche Freude über das vorjährige Stiſtungsfeſt abzudämpfen geeignet ſchien, noch bis vor Kurzem die Gemüther vielfach drückte, endlich aber, wenn auch nicht nach Wunſche, ſo doch nach Döglicteit erledigt zu werden in Ausſicht ſteht. Es wurden nämlich die ſeit einer Reihe von Jahren der Geſellſchaft für ihre Sammlungen überlaſſenen Räum⸗ lichkeiten im H. Landesbankgebäude hier gekündigt. In ſol⸗ cher Verlegenheit wurden mancherlei Vorſchläge laut, die in mehreren Sitzungen und Directorialberathungen ins Nä— here beſprochen und endlich einer Commiſſion zur Vorlage überwieſen wurden. Man kam vorläufig dahin, daß ein Miethlokal in einem Privathauſe nicht räthlich, und daß, wenn überhaupt in der Kürze ein paſſendes Lokal ſich auf: finden laſſen ſollte, Einmiethungs- und Umzugskoſten von der Geſellſchaft nicht getragen werden könnten, man alſo auf die Hoffnung ſich ſtützen müſſe, der Staat werde als einſtiger Erbe unſerer Sammlungen ſich ihrer annehmen und uns mit Rath und That zur Hand gehen. Darauf erfolgte Erlaſſung der noch rückſtändigen Miethgelder, aber auch förmliche Kündigung ſeitens der H. Landesbank bis Oſtern 1853. Da zur Winterzeit der Auszug nicht thun⸗ — 5 — lich war, jo wurde unterdeſſen durch einen Zimmertauſch den dringendſten Bedürfniſſen der H. Landesbank abzuhelfen geſucht. In Folge einer Seitens des H. Miniſteriums ver⸗ ordneten Beſichtigung zweier in Frage geſtellten Lokalitäten glaubte das Directorium ein der H. Landesbank hier zuge bhöriges bürgerliches Wohnhaus (das ehemals Beutleriſche im Vorwerksgraben) als unzweckmäßig und unzureichend befunden zu haben, während das Frontifpiei im H. Amts: gebäude hier zur Empfehlung übrig blieb und genügte, in⸗ dem es ſich durch einige Veränderungen leicht für unſers Zwecke herſtellen ließe. Bald aber ging auch dieſe letzte Ausſicht wieder ver— loren und es ſtellte ſich trotz aller Gegenbedenken und trotz der anzuerkennenden Bereitwilligkeit des H. hohen Miniſte— riums jenes Wohnhaus als einziger aber eben auch nur als Zufluchtsort heraus. Noch iſt die Angelegenheit nicht entſchieden. Möge das längſt gefühlte Bedürfniß eines gemeinſa⸗ men Gebäudes für die verſchiedenen z. Th. höchſt verdienſt⸗ lichen und ſegenbringenden Vereine Altenburgs durch dieſen Fall ſich noch dringender herausgeſtellt haben. VXVXVIn. Fortſetzung der Oſterländiſchen Fauna. Von Herrn Kanzliſt M. Schleswig. C. Bombgoet. Spinner. Gen. I. Lithosia. Gen. 2. 15 Ancilla. Pulla. Rubricollis. ; Graminella. Noch eine dritte Irrorea. f Art (vermuthlich eine nova Eborima. species) habe ich bis jetzt Quadra. noch nicht beſtimmen kön⸗ Aureola. nen. Ich fand ſie 1852 Complana. im Laubwald Leina. Rosea. — 256 — Gen. 3. Heterogynis. Nichte. Gen. 4. Liparis. Detrita. Monacha mit allen Abände⸗ rungen vom Weiß bis zum tiefſten Grauſchwarz. Dispar. Salicis. Chrysorrhoea. Auriflua. Gen. 5. Orgyia. Unigrum, nicht ſelten, die Raupen aber meiſt ange⸗ ſtochen. Pudibunda. Abietis, ſelten. gefunden. Fasoelina. Coryli. Selenitica, die Se an der Saale bei Jena und Dorn: burg häufig, die Falter aber nur in ſehr mäßiger Anzahl. Genostigma. Antiqua. Gen. 6. Pygaera. Anastomosis. 1853 und 1854 maſſenhaft. Reoluta. Anachoreta. Curtula. Buoephala. Gen. 7. Gastropacha. Pini. Bei Roda Lobulina. In einem Garten von Altmörbitz hinter der Leine einmal gefunden. Nieifolia J in ſehr mäßiger Betulifolia) Anzahl. Populifolia ſtets felten. Quercifolia mit etwa 2 Ab⸗ änderungen. Pruni, in mäßiger Anzahl. Potatoria. Trifolii mit feiner unbedeu⸗ tenden Varietät Medica- ginis. Quercus mit einigen Varie⸗ täten. Dumeti, ſelten, bei Roda im Zeitzgrunde. Catax, nicht häufig. Everia. Lanestris. Rubi. Neustria. Castrensis, nur einzelne Male gefunden. Populi. Crataegi. Gen. 8. Saturnia. Pyri, kommt zwar hier nicht vor, aber man hat Exem⸗ plare ins Freie geſetzt und ſie haben ſich 1 oder 2 Jahre fortgepflanzt. Carpini. Gen. 9. Aglia. Tau. — 257 — Gen. 10. Endromis. Versicolora. Ich habe in den 20ger Jahren einen Mann mit ziemlich weib⸗ licher Ziehung gezogen. Gen. Bombyx, Mori wird zwar häufig aber nur im Zimmer gezogen. Gen. II. Harpyia. Bicuspis immer ſelten. Bifida in mäßiger Anzahl. Furcula ſelten. Erminia ſelten. Vinulax. Var. Minax will nichts ſagen. Milhauseri ſelten, die Raupen werden meiſt von Schlupf⸗ wespen angeſtochen. PFagi ſelten, wegen derſelben Urſache. Gen. 12. Cossus. Aesculi ſelten. Ligniperda. Terebra. 1853 habe ich in Altenburg das erſte Mal 1 Exemplar (die linken Flü⸗ gel unvollkommen) gezo⸗ gen. In Leipzig wird Te- rebra öfters gezogen. Gen. 13. Hepiolus. Humuli. Sylvinus. Ganna. Lupulinus. Hectus. Gen. 14. Notodonta. Crenata ſelten. Chaonia. Querna. Bicolora. Dictaevides. Dictaea. Dromedarius. Ziczac. Tritophus, ſelten. Tremula, ſelten. . Torva in ſehr mäßiger Anzahl. Velitaris. Argentina Carmelita Cucullina. Camelina. Palpina. Gen. 15. Pulchra. Einmal bei dem Dorfe Romſchütz im Felde gefangen. Russula. Jacobaea. Plantaginis. Var. Hospita. Var. Quenselii. Dominula, Varietät mit gel⸗ ben Unterflügeln. Hera. Purpurea. Aulica. Matronula. Ich beſitze ein Weib mit faſt ganz brau⸗ nen Oberflügeln. Villica. beide felten. BET DEE Caja mit feinen: vielen Ab: Urticae. änderungen. Menthastri. Hebe. . Mendica. Fuliginosa. Luctifera. Gen. 16. Typhonia. Lubricipeda. Kommt hier nichts vor. (Fortſetzung folgt.) XXIX. Kurze Notiz über einen unweit Altenburg erlegten Steinadler, vorgetragen vom Gutsbeſitzer Hrn. Johann Kratſch in Klein-Tauſchwitz in der Monatsſitzung der naturf. Geſellſchaft 2 am 11. Juli 1854. Der Steinadler, Aquila fulva, welcher bekanntlich die hohen Gebirge Aſiens und Nordamerikas zu feinen Brut⸗ plätzen ſich gewählt, findet ſich auch in Rußland, und ver— irrt ſich zuweilen ſelbſt nach Deutſchland. Ein ſolcher ver: irrter Steinadler mag wohl auch gegenwärtiges Exemplar ſein, welchen ich am 30. December 1853 auf einer Treib⸗ jagd, bei dem Gehölz der Grolziger genannt, in der Nähe des Dorfes Gimmel, erlegte. Als ich am Rande des Hol— zes hinging, um die Schützen anzuſtellen, wurde ich durch ein plötzliches Geräuſch über mir auf einen großen Raub⸗ vogel aufmerkſam, der im Augenblick von einer Kiefer auf⸗ brach. Ich nahm ihn gut aufs Korn, und ein glücklicher Schuß zerſchmetterte ihm die große Röhre am rechten Flügel, wodurch er, ſeiner Flugfähigkeit beraubt, in die Büſche herunterſtürzte. Lediglichauf ſeine Füße angewieſen, ver⸗ ſuchte er in mächtigen Springen zu entkommen. Bald aber erreichten ihn die Meinigen, und als ich mich bis auf drei Schritte genähert hatte, warf er ſich auf den Rücken und 4 — 259 — ſtellte ſich mit ſeinen furchtbaren Klauen zur Gegenwehr, jedoch er wurde unſere Beute. Aber wie erſtaunte ich, und wie groß war meine Freude, als ich den weißſtrumpfigen, bei uns ſo ſeltenen Gaſt vor mir hatte und in ihm einen Steinadler erkannte. Mit gebundenen Hängen wurde er nach Gimmel transportirt und daſelbſt erdroſſelt, ſpäter dann geſtopft, und zierte er als erſtes Exemplar dieſer Art meine Sammlung. Sein Gewicht betrug 94 Pfund, die Flugbreite war 3 Ellen 18 Zoll, die Länge vom Schnabel bis zur Schwanz⸗ ſpitze I Elle 13 Zoll, die Iris war umbrabraunt. Ob gegenwärtiges Exempl. ein alter, mittler oder junger Vogel ſei, läßt ſich nicht gut beſtimmen, und obgleich ich in fünf verſchiedenen Werken nachgeſchlagen habe, auch in Herrn Paſtor Brehm's Sammlung Vergleichungen anſtellte, konnte ich doch nicht zur Gewißheit kommen. Meiner Vermuthung nach, ſoviel ſich aus Fleiſch und Knochen ſchließen läßt, welches erſtere ſehr ſchmackhaft und mürbe war, ſcheint es ein 4= bis 5jähriger Vogel zu fein; fein Fett war beim Erkalten ſchön weiß und hart wie Rindstalg. In dem Magen befanden ſich nur einige Taubenfedern und Vogel— wicken, die er bei Verzehrung eines Taubenmagens mit verſchluckt haben mag.“) ) Herr Kratſch hatte die Güte, das wirklich prächtige, aber auch meiſterhaft geſtopfte Thier feiner Sammlung in unſerer Sitzung vorzu⸗ ſtellen, bei welcher Gelegenheit durch Vergleich mit den Exemplaren un⸗ ſeres Kabinetes die Zweifel über das Alter des Thieres ebenfalls nicht zur Löſung gebracht werden konnten. Unter den beiden Steinadlern un⸗ ſerer Sammlung iſt der eine ebenfalls im Oſterlande erlegt worden und zwar auf dem Tünſchützer Revier am 10. Novbr. 1845. * Dr. Schlegel. XXX, Die Theuerung der Nahrungsmittel. Aus den Waben des Altenburger landwirthſchaftl. Vereins, mitgetheilt von deſſen Schriftführer Ed. Lange. Mit der Vermehrung des Geldes wachſen nothwendiger Weiſe auch die Preiſe der Waaren. Das Geld wird wohl: feiler und die Waare, deren Werth man darnach mißt, theurer. Nun hat ſich in neuerer Zeit nicht allein die Maſſe des vorhandenen Goldes durch die großen Goldſendungen aus Californien und Auſtralien ungemein vermehrt, ſondern es iſt auch die Silberausbeute an mehreren Orten, nament⸗ lich auch im Königreiche Sachſen, beträchtlich geſteigert wor: den. Iſt nun auch dieſes Gold und Silber nicht alles zu Geld ausgeprägt worden, ſo iſt dieſes doch gewiß mit einem großen Theile deſſelben geſchehen. Gleichwohl hat man ſich mit dieſer raſchen Vermehrung der umlaufenden Geldmittel nicht begnügt, ſondern hat ſich durch die wachſenden Staats⸗ bedürfniſſe zu gleicher Zeit auch noch faſt überall zur Aus⸗ gabe von einer großen Maſſe Papiergeld beſtimmen laſſen. Das hat das Geld wohlfeil und den Werth aller Verkaufs— waaren verhältnißmäßig theuer gemacht. Nur die Fabrik⸗ erzeugniſſe machen hiervon eine ſcheinbare Ausnahme, indem die Menge, in welcher viele derſelben hervorgebracht werden, faſt eben fo ſehr und manchmal ſogar noch mehr zugenom⸗ men hat, als die vorhandenen Umlaufsmittel, ſo daß die Geldvermehrung bei ihnen lediglich den Erfolg gehabt hat, das Herabſinken ihres Preiſes zu verhindern oder doch zu ermäßigen. Dagegen ſind die Nahrungsmittel in den letzten Jah⸗ ren wiederum mehr als alle andern Gegenſtände im Preiſe geſtiegen, weßhalb bei ihnen auch noch andere Umſtände als die Vermehrung der Umlaufsmittel von Einfluß gewe— ſen ſein müſſen. Man hat als ſolche die Vermehrung der * 2 0 — 261 — Bevölkerung und der Verkehrsmittel, das Unzureichende der letzten Getreideernten, die Störung des Getreidehandels durch die politiſchen Verwickelungen der letzten Jahre und die geſteigerten Anſprüche an den Genuß von Fleiſch und Butter angeführt und gewiß mit Recht. Aber ein fehr er: heblicher Umſtand iſt dabei noch immer unerwähnt geblie— ben, nämlich das allgemeine Mißrathen der Kartoffeln in Folge der herrſchenden Kartoffelkrankheit. Hierüber hat der zweite Vorſteher unſeres landwirthſchaftlichen Vereins, Herr Heinke aus Cosma, folgende Berechnung angeſtellt. Der⸗ Amtsbezirk Altenburg hat 85,000 hieſige Acker zu 200 zehn⸗ elligen Quadratruthen Flächengehalt und davon ungefähr 55,000 Acker pflügbares Land. Hiervon mag ungefähr der 20. Theil, alſo 2750 hieſige Acker mit Kartoffeln bebaut werden. Davon lieferte, ehe die Kartoffelkrankheit eintrat, der hieſige Acker durchſchnittlich 150 hieſige Scheffel, wir erbauten alfo im Ganzen durchſchnittlich jährlich c. 412,500 Scheffel Kartoffeln oder, den Scheffel zu 1 Thlr. 10 Nor. gerechnet, für 550,000 Thlr. Jetzt erbaut man durchſchnitt⸗ lich nur noch 50 Scheffel Kartoffeln auf dem hieſigen Acker, im Ganzen alſo auf derſelben Bodenfläche nur 137,500 Scheffel und noch obendrein von geringerem Nahrungs: werthe. Rechnet man dieſe für den wirthſchaftlichen Ge: brauch — denn die Landwirthe können von ihrem vermin⸗ derten Ertrage trotz des hochgeſteigerten Preiſes derſelben nur in ſeltenen Ausnahmsfällen Etwas verkaufen — eben⸗ falls den Scheffel zu 1 Thlr. 10 Ngr., fo liefert dieſelbe Ackerfläche nur noch für 83,3334 Thlr. Kartoffeln, und es fehlt alſo im hieſigen Amtsbezirke allein, d. i. auf 10 U Meilen Land, jetzt jährlich an Kartoffeln ein Werth von 366,6663 Thlr. Angenommen nun, daß ähnliche Anbau⸗ und Ertragsverhältniſſe durch ganz Deutſchland, das 11,500 Meilen groß iſt, obwalten, fo würde der jetzige durchs ſchnittliche Fehlbetrag an der frühern Kartoffelproduction jährlich über 421 Millionen Thaler ausmachen. a Noch deutlicher tritt der Ausfall an Nahrungsſtoff durch — 262 — das Mißrathen der Kartoffeln hervor, wenn wir an den Erſatz derſelben für die Landwirthſchaft denken. Schon als Nah⸗ rungsmittel für die Menſchen ſind dieſelben nur ſchwer, als Maſtfutter für das Vieh aber faſt gar nicht zu erſetzen. Kotelmann ſetzt in ſeinem Werke, „die preußiſche Landwirth— ſchaft nach amtlichen Quellen“, 4 Scheffel Kartoffeln im Nahrungswerthe gleich ! Scheffel Getreide, worunter wir wohl nur Roggen und Gerſte gemeint glauben können. Es würde alſo nach der Heinke'ſchen Berechnung in unſerm Amtsbezirke allein der jährliche Fehlbetrag von 275,000 Scheffel Kartoffeln nur durch einen den Ertrag einer Mit⸗ telernte um 68,750 Scheffel überſteigenden Mehrertrag an Getreide ausgeglichen werden können. Rechnen wir von den 55,000 Ackern Feld des hieſigen Amtsbezirks nach der Dreifelderwirthſchaft volle 3 oder 36,667 Acker auf den Körnerfruchtbau, fo müßte jeder ſolcher Acker durchſchnittlich 18 Scheffel Getreide mehr, als bei einer Mittelernte lie— fern, um den Fehlbetrag an Kartoffeln zu erſetzen. Es mag nun der durchſchnittliche Ertrag eines Ackers an Rog⸗ gen 10 und an Gerſte 14 Scheffel, der Durchſchnitt beider zuſammen alſo 12 Scheffel betragen; dann würde erſt eine Vermehrung dieſes Durchſchnittsertrages von 12 Scheffeln auf 133 Scheffel, d. i. um 153 Procent, den jetzigen Aus: fall an Kartoffeln für die Ernährung der Menſchen zu decken vermögen. Als Maſtfutter für das Vieh aber ſind ſie da⸗ durch noch keineswegs erſetzt, weil 1 Scheffel Getreide den Magen der Thiere, der für voluminöſes Futter eingerichtet iſt, nicht ſo auszufüllen vermag als 4 Scheffel Kartoffeln, und weil die Futterſtoffe erſt dann vollkommen ausgenutzt werden können, wenn neben dem Nahrungsgehalt auch das rechte Volumen vorhanden iſt, damit die Verdauungswerk⸗ zeuge in gehörige Thätigkeit treten können. Daher kommen auch die hohen Preiſe des Fleiſches und der Butter, welche Letztere wiederum dem Landmanne den fehlenden Speck und das fehlende fette Fleiſch zum Theil erſetzen muß und deß⸗ halb mehr geſucht und doch zugleich in kleineren Quantitä⸗ — 263 — ten auf den Markt gebracht wird, als es bei beſſeren Katz toffelernten und reichlicherem Maſtfutter der Fall ſein würde. Je weniger es nun aber in der Macht der Landwirthe liegt, den Ausfall der Kartoffelerträge für die Zukunft zu beſeitigen, um ſo mehr müſſen ſie darauf bedacht ſein, ihn für die Zeit ſeiner Fortdauer ſo viel als möglich auszu— gleichen und zu erſetzen. Hierfür iſt nun auch ſchon bisher nicht wenig geſchehen, und der Mangel und die Theuerung würde ohne dieſe in ganz Deutſchland gemachten landwirth— ſchaftlichen Fortſchritte noch weit drückender geworden fein: Man hat Lehden und Schaaftriften in Ackerland umgewan— delt, Hohlen eingeebnet, Sümpfe und ertragloſe Waffer: löcher ausgeſchüttet und in nutzbares Acker- und Wieſeland umgewandelt und zwar, wenigſtens bei uns, nicht ſelten mit einem Koſtenaufwand, der ſich nur in guten Jahren durch den vermehrten Ertrag verzinſt. Auch dürfte in unſerm ganzen Amtsbezirke nur ſelten noch ein nur einigermaßen in Be— tracht kommendes Stück Land zu finden fein, das nicht ir- gend ein nützliches Produet gewährte. Selbſt die Erlichte, d. i. das bisweilen mit einigen hochſtämmigen Erlen ab: wechſelnde Erlengebüſch, wodurch unſere Auwieſen früher vielfach unterbrochen wurden und die den Futterertrag der⸗ ſelben in Menge und Güte in der Regel weit mehr beein— trächtigten, als es ihr Holzertrag zu erſetzen vermochte, haben ſich von Jahr zu Jahr vermindert und ertrag— reichen Wieſen Platz gemacht. Die naſſen und kalten el: der werden auch bei uns ſchon hier und da durch das Drai— niren trocken gelegt und dem Zutritte der Luft und Wärme zugänglicher gemacht und dadurch zu höheren Erträgen be— fähigt. Doch kann in dieſer Beziehung gar noch Manches geſchehen und die hierauf gewendeten Koſten bezahlen ſich bei den gegenwärtigen Preisverhältniſſen weit beſſer, als in früheren Jahren. Das Meiſte aber hat bei uns zur Vermehrung der Nahrungsſtoffe und zur Ermäßigung ihres hohen Prei— ſes, ſowie zur Vermehrung des öffentlichen Wohlſtandes, das Umwandeln von geeignetem Holzlande in Ackerland bei: 8 — 264 — getragen, da der jährliche Reinertrag eines Ackers guten Holzbodens zu höchſtens 4 Thlr. und eines Ackers Feld von derſelben Beſchaffenheit, wie die Pachtungen auf dem Lande (denn die Stadtflur iſt hierin nicht maßgebend) beweiſen, zu 15 Thlr. angenommen werden kann. Freilich ſieht der harmloſe Freund der Natur, welcher auf ſeinen Spazier⸗ gängen vor Allem eine ergötzliche Augenweide ſucht, nur mit Bedauern bald hier bald dort ein ſchattiges Wäldchen unter der Axt der Menſchen ſinken, um bald darauf wohl⸗ geebnet als eine proſaiſche Ackerfläche dem Pfluge anheim zu fallen. Aber ſein Mißmuth muß ſchwinden, wenn er bedenkt, daß kein Luſthölzchen und keine maleriſche Baum gruppe jemals die Noth und Sorge der Armen zu ver: ſcheuchen vermag, wenn dieſe trotz allen Fleißes mit ihrer Hände Arbeit nicht einmal ſo viel zu verdienen im Stande ſind, um ihre hungernde Familie daheim nur gehörig zu ſättigen. Wo die unentbehrlichen Lebensbedürfniſſe in Frage kommen, da muß die Aeſthetik, und ſollte es auch die un⸗ ſchuldigſte und edelſte fein, in den Hintergrund treten. Auch ein Paradies, von hungernden, immer tiefer in Noth und Elend verſinkenden Bettlern durchzogen, wird ſelbſt für den ſolcher Noth entrückten Menſchenfreund eine ſchmerzvolle Wohnſtätte. Darum muß der zu einem ergiebigen Acker⸗ bau geeignete Waldboden im öffentlichen Intereſſe der Forſt⸗ wirthſchaft immer mehr entzogen und der Feldwirthſchaft zugewendet werden. Damit aber das Land nicht zur ein tönigen Ackerfläche werde, ſondern feinen freundlichen Cha: rakter bewahre, und damit zugleich im Winter bei heftigem Schneegeſtöber der Wanderer nicht, ehe nur Jemand den Weg durch Ausſtecken von Ruthen bezeichnen konnte, von dem verwehten Wege abkomme und erfriere, mögen ſelbſt die ländlichen Verbindungswege wenigſtens auf ihrer Süd⸗ oder Weſtſeite mit Obſtbaumalleen bepflanzt und ſo das Schöne mit dem Nützlichen und Nothwendigen vereinigt werden. | | XXXI. Die Auswanderungsfrage, vom Standpunkte der Landwirthſchaft betrachtet. Eine Mittheilung aus den Verhandlungen des Altenburger landwirthſchaftl. Vereins von deſſen Schriftführer Ed. Lange. Bei der Verſammlung des landwirthſchaftlichen Ver⸗ eins vom 19. Juli 1854 war die erſte Verhandlungsfrage: „Warum wandern jetzt ſo viele Landbewohner nach Ame⸗ rika aus?“ und man antwortete: Weil ſie ihre Lage da⸗ durch zu verbeſſern und namentlich dort mit verhältnißmäßig geringen Mitteln in den Beſitz von Grund und Boden zu kommen hoffen. Denn wo nur 24 Millionen Menſchen ein Gebiet von 120,000 Geviertmeilen bewohnen, muß es jeder⸗ zeit leichter ſein, ein Stück fruchtbares Land zu erkaufen, als da, wo wie in Deutſchland 40 Millionen Menſchen auf nur 11,500 Geviertmeilen beſchränkt ſind; und ein Paar arbeitſame Hände müſſen für die Landwirthſchaft gewiß mehr Werth haben und theurer bezahlt werden, wo wie in Nordamerika auf 100,000 Menſchen durchſchnittlich 500 OMei⸗ len größtentheils nur wenig oder noch gar nicht cultivirtes Land kommen, als wo wie in Deutſchland auf 100,000 Menſchen nicht ganz 29, oder wie im Altenburger Amts⸗ Bezirke nur 14 Meilen größtentheils in alter Cultur ſte⸗ hendes Land zu bebauen kommen. Dazu iſt der Gedanke der Auswanderung unſerer ländlichen Bevölkerung von Jahr zu Jahr näher gelegt worden. Es kommen immer mehr Briefe der bereits früher Ausgewanderten in die alten Hei⸗ mathsorte zurück, und die meiſten derſelben lauten ermun⸗ ternd, auffordernd. Da hat ein Arbeiter, der hier, wenn XII. 18 — 266 — er einmal volle Arbeit hatte, wöchentlich nicht einmal ! Thlr. verdiente, nunmehr wöchentlich 6 und mehr Thaler Ver— dienſt, und ein Anderer, der hier kaum ein Schwein auf— füttern und eine Ziege halten konnte, hat dort eine Anzahl Acker-Feld und dazu mehrere Kühe, Schweine ꝛe. An dieſe Berichte legt nun die Phantaſie der Unkundigen un⸗ willkürlich den Maßſtab der Heimath. Der amerikaniſche Farmer erſcheint ihr als ein Altenburger Bauer von glei: chem Grundbeſitz, nur unabhängiger und ſelbſtherrlicher als dieſer. Und wenn die Kritik die Richtigkeit dieſer Schlüſſe in Zweifel zieht und das Schweigen gar manches Ausge— wanderten als ein ſtillſchweigendes Zugeſtändniß deutet, daß ſich dieſe in ihren überſpannten Erwartungen getäuſcht fühlen, ſich aber nur ſcheuen, dieſes gegen ihr Intereſſe frei zuzugeſtehen, ſo braucht nur wieder einmal hier oder da ein Brief mit einer Geldanweiſung von einem früheren armen Ausgewanderten für ſeine alte Mutter oder für einen An verwandten, der ihm, als er auswandern wollte, noch etwas Geld vorſtreckte, anzukommen, und alle Zweifel und Bedenklichkeiten ſind widerlegt. Amerika iſt und bleibt das gelobte Land der Neuzeit. Nun bedarf es nur noch irgend eines Aergers, einer Noth, einer Sorge von tieferer Be— deutung, als da ſind andauernd hohe Getreidepreiſe, ver— mehrte Staatsabgaben, längere Geſchäftsſtockungen, das Auflaufen der zu bezahlenden Zwiſchenzinſen bei den lang⸗ fan fortſchreitenden Lehnablöſungen, Erſchwerung der An⸗ ſäſſigmachung und Verheirathung, Streit und Unfrieden in der Familie, um die bisherige Anhänglichkeit an die alte Heimath zu lockern und damit die letzten Bande zu zerrei⸗ ßen, welche den Schwankenden bisher noch zurückhielten. Der Auswanderung arbeitet die politiſche Mißſtimmung eben ſo gut wie die Furcht vor Krieg und Umwälzung, die Sorge vor dem Verluſt des Erworbenen eben ſo ſehr, als der Wunſch, ſchnell reich zu werden, in die Hände. Ihr liefert die Reaction wie die Revolution, der Glaubenseifer der Orthodoxen fo gut als die Glaubensloſigkeit der freien Ge⸗ — 267 — meinden ihre Contingente. Die ſtärkſten Beiträge aber hat ſie jetzt der Theuerung der Nahrungsmittel und dem Miß⸗ verhältniſſe zu danken, in welchem die Arbeitslöhne dazu ſtehen. Wie ſchwer es aber ſchon bei mittlen Ge: treidepreiſen einem ländlichen Tagelöhner fallen muß, eine nur einigermaßen beträchtliche Familie rechtſchaffen zu er⸗ nähren, mag folgende Berechnung zeigen. Wir wollen eine ländliche Tagelöhnerfamilie annehmen, die nur aus 5 Glie⸗ dern, dem Vater, der Mutter und drei Kindern beſteht. Der Vater kann, wenn er ſich ſelbſt beköſtigt, bei uns je nach der Lage und den Verhältniſſen ſeines Ortes täglich nur 74 bis 10 Ngr. verdienen, die Mutter aber nur 5 Ngr. Die Zahl der jährlichen Arbeitstage mögen für den Vater etwa 290 betragen. Die Mutter aber dürfte jährlich höch⸗ ſtens 180 Tage Arbeit finden. Dann verdient der Vater jährlich je nach den Ortsverhältniſſen 724 bis 962 Thlr. und die Mutter jährlich höchſtens 30 Thlr., wozu bei die⸗ ſer noch in der Erntezeit die ziemlich beträchtliche Ausbeute aus dem Aehrenleſen kommt, die wir zu 10 Thlr. anſchlagen wollen. Es würde ſomit die ganze Einnahme beider jähr⸗ lich 1124 bis 1363 betragen. Es mag nun das Pfund Brot 8 Pf. koſten und auf jedes Familienglied täglich 14 Pfund, alfo für 12 Pf. Brot und dazu noch täglich auf jedes Familienglied für 6 Pf. Zukoſt gerechnet wer⸗ den. Dann brauchen dieſe 5 Perſonen jährlich zuſammen allein für 109 Thlr. 15 Ngr. Brot und Zukoſt, und dieſer Bedarf ſteigert ſich noch jährlich um 18 Thlr. 74 Ngr., ſobald das Pfund Brot nicht 8 Pf., ſondern 10 Pf. gilt.“ Rechnet man nun den Kleider- und Schuhbedarf für die 5 Familienglieder zuſammen jährlich auf 20 Thlr., die Woh⸗ nung jährlich auf 8 Thlr., die Heizung jährlich auf 4 Thlr. und jährlich blos 1 Thlr. an Staats-, Communal- und Kirchenabgaben, ſo haben wir ſchon jährlich 142 Thlr. 15 Ngr. Ausgaben, ohne daß nur ein Stückchen Seife, oder irgend eine Ausgabe für den Arzt oder eine Ehren: ausgabe bei Gevatterſchaften, Hochzeiten und dergl. in An⸗ 18 * — 268 — ſchlag gebracht waͤre. Es würde alſo der Tagelöhner, der täglich nur 74 Ngr. verdient, jährlich 30 Thlr., und der, welcher täglich 10 Ngr. verdient, jährlich 5 Thlr. 25 Ngr. an den gemachten Ausgabeanſätzen noch erſparen oder über die gemachten Verdienſtanſätze erwerben müſſen, um ſelbſt bei einem Preiſe von 8 Pf. für das Pfund Brot nicht bür⸗ gerlich zu Grunde zu gehen. Nun mögen zwar menſchen⸗ freundliche und wohlthätige Arbeitgeber ihren Arbeitern be: ſonders in Zeiten der Theuerung gar manche Erleichterung zukommen laſſen, aber wer verbürgt dem Arbeiter, ſtets ſolche zu finden und zu behalten? Und wenn er nun nicht blos 3, ſondern vielleicht 6 Kinder zu ernähren hat und die Mutter um dieſer willen z. B. in Krankheitsfällen ſtatt 180 vielleicht nur 60 Tage jährlich auf Arbeit gehen kann? Sobald ferner die Kinder etwas heranwachſen, müſſen ſie zur Schule geſchickt, es muß das Schulgeld bezahlt und Bücher und Papier für ſie geſchafft werden. Neue Ausga⸗ ben, neue Sorgen! Iſt es ein Wunder, wenn da der arme Tagelöhner an Nordamerika denkt, wo ihm die Kinder, die ihm hier fo theuer zu ſtehen kommen, eine große Arbeits⸗ hilfe ſein würden? Und welcher Zukunft, ſo fragt er ſich bald, gehen fie hier entgegen, während fie dort bei tüch— tigem Fleiß mit der Zeit alle Grundbeſitzer werden können? Das und die Ueberſchätzung dieſes Glückes lockt ihn wieder hinüber über das Meer, und wer den rechten Unternehmungs⸗ geiſt beſitzt und die Mittel dazu aufbringen kann, an dem gehen die vielen Ankündigungen der Auswanderungsagenten und der Auswanderungsluſtigen nicht mehr unbeachtet vor: über, wenn auch die Sorglichkeit der Frau und die Ans hänglichkeit derſelben an die gewohnten heimathlichen Ver— hältniſſe nur nach und nach überwunden werden mögen. Ja man möchte ſich bei dieſer Sachlage faſt mehr darüber wundern, daß nicht mehr, als darüber, daß fo viele Land⸗ bewohner hinüber nach Amerika ziehen. Was ſagen nun aber dazu die praktiſchen Landwwirthe, wenn ihnen wenigſtens zum Theil die fleißigſten und tüch⸗ j { — 269 — tigſten Arbeiter den Rücken kehren? So lange die Auswan⸗ derung noch in den bisherigen Grenzen bleibt und nament— lich nur dazu dient, die Ueberzahl der ländlichen Arbeiter, die nicht anderwärts hinreichenden Unterhalt finden können, zu ermäßigen, können ſie dieſelbe wohl ruhig mit anſehen. Eine ſolche Ueberzahl der Arbeiter dürfte aber überall da anzunehmen ſein, wo das Arbeitslohn nicht ſo hoch ſteht, daß der fleißige, ordentliche und mäßige Arbeiter mit ſeiner Familie phne drückende Nahrungsſorgen davon leben kann. Nun gehen allerdings nicht allein oder doch vorzugs— weiſe die arbeitsloſen, ſchlechten und mittelmäßigen und die ewig unzufriedenen und unruhigen Arbeiter fort, ſchon deß— halb nicht, weil ihnen in der Regel das Geld zur Reiſe und Ueberfahrt fehlt; aber man darf doch auch die Hoff— nung nicht aufgeben, daß die bisher mittelmäßigen Arbeis ter, wenn ihnen die fleißigeren und tüchtigeren Platz ma⸗ chen, wenigſtens zum Theil ſich beſſer einrichten und aus⸗ bilden, und daß, wenn nun auch die ſchlechteren öfters Ar⸗ beit und Lohn finden, auch von dieſen mancher, durch den beſſern Erfolg ermuthigt, ein beſſeres Leben beginnen werde. So dient die Auswandernng ſelbſt tüchtiger Arbeiter mittel— bar doch auch zur Verminderung des Proletariats und der Nahrungsloſigkeit der unterſten Volksſchichten, die zuletzt doch jedenfalls von den Beſitzenden hätten ernährt werden müſſen. Gewiß aber iſt es als ein Glück für Alle anzuſe— hen, wenn ſie dieſelben als Arbeiter und nicht als Bettler und Vagabunden zu ernähren haben. Sie würden dann, was fie an Arbeitslohn in Folge der größern Coneurrenz der Arbeitſuchenden erſparen, doppelt und dreifach an Ar⸗ menſteuer und an Staatsabgaben für die Strafanſtalten und Zuchthäuſer entrichten müſſen. Man kann hiergegen ein— wenden: die überflüſſigen ländlichen Arbeiter könnten ſich ja anderwärts Arbeit und Verdienſt ſuchen und es ſei doch für den Nationalwohlſtand auf jeden Fall ein Verluſt, wenn demſelben durch die Auswanderung alljährlich eine Menge tüchtiger Arbeitskräfte mit einem im Ganzen genommen — 270 — doch nichtun bedeutenden werbenden Capitale entzogen werden, und wenn auf einem Boden, der noch immer mehr produ⸗ eire, als feine Bevölkerung verbrauche, eine Anzahl naher und ſicherer Conſumenten verloren gehen, und wenn die Producenten nun mit ihren Erzeugniſſen entferntere und minder ſichere Conſumenten aufſuchen müſſen. Wir geben das Alles willig zu und ſind deßhalb auch weit davon ent⸗ fernt, die Auswanderung an ſich bei uns für ein Glück, für etwas zu Erſtrebendes und zu Förderndes zu erklären; nur die ungehinderte Freilaſſung nehmen wir für ſie in An⸗ ſpruch. Sie wird aber gewiß von ſelbſt unterbleiben oder in völlig unſchädliche Grenzen zurücktreten, ſobald der Un⸗ ternehmungsgeiſt im Bunde mit den erforderlichen Geldmit⸗ teln und von den Staatsregierungen gefördert, den über— flüſſigen Arbeitern in Fabriken durch Erzeugung ſolcher Gewerbsproducte, die wir jetzt in reicher Fülle aus der Ferne beziehen, oder die wir nach unſern örtlichen Ber: hältniſſen eben ſo leicht als Andere in die Ferne, z. B. an unſere ausgewanderten Landsleute nach Amerika ſchicken könnten, neue ergiebige Erwerbsquellen eröffnet und da⸗ durch das dermalige Mißverhältniß zwiſchen Lohn und Bedarf ausgleichen und die Gefahr, mit der Zeit ein länd⸗ liches Proletariat heranwachſen zu ſehen, beſeitigen wird. So lange das aber nicht geſchieht, müſſen wir die Aus⸗ wanderung zwar immer für einen bedauerlichen, aber doch unverkümmert offen zu haltenden Ausweg anſehen, trotzdem, daß wir recht gut einſehen, daß dieſelbe durch die Rückwir⸗ kung, welche ſie auf den Handel und die Gewerbthätigkeit Europas ausübt, wie die Verhältniſſe jetzt ſind und wohl auch noch lange bleiben werden, weit weniger ihrem deut— ſchen Vaterlande, als dem reichen und übermächtigen Eng⸗ land zu Gute kommen wird. Auch hier gilt das Wort: „Wer da hat, dem wird gegeben.“ Wo man aber einſei⸗ tigen Syſtemen folgend und die glückliche Lage eines ſoge— nannten Ackerbauſtaates überſchätzend, die Anlage von Fa⸗ briken, welche den beim Ackerbau und Kleingewerbe über⸗ — 271 — flüſſigen Arbeitern Beſchäftigung und Verdienſt geben könn⸗ ten, eher erſchwert als fördert, da muß man gewiß noch immer froh ſein, wenn die überflüſſigen Arbeiter mit Auf— bietung ihrer eigenen letzten Mittel noch über das Meer ziehen und mit ihren Kräften und Mitteln Andere beten helfen. XXXII. Beim Kunſt⸗ und Handwerksvereine betrug im Jahre 1853 A. die Einnahme: 110 Thlr. 26 Ngr. 1 Pf. Caſſenbeſtand aus der vorigen Rechnung. 4 „ — „ — „ Eintrittsgelder neuer Mitglieder. 295 „ — „ — „Beiträge der Mitglieder. 154 „ 5 „ — „Beiträge aus Staatscaſſen. 43 „ 23 „ 3 „ Zinſen von ausgeliehenen Activ: capitalien. „ Insgemein. 4 Pf. Summa der Einnahme. ; ze. B. Die Ausgabe: . Thlr. 27 Ngr. 5 Pf. Aufwand für das Inventarium. 9 „ 15 „ — „ Für Kunſt⸗ und Gewerbsgegen— a7. ! ſtände. II „ 15 „ — „Noch außen ſtehende Reſte. 112 „ II „ — „ Für Bücher und Zeitſchriften. t „ — „Für Druckkoſten, Copialien, Buchbinderlöhne, hauptſächlich für das Brochiren der umlau⸗ J fenden Zeitſchriften. 26 „ 29 „ 5 „ Fir die Herausgabe der Mit⸗ ‚it theilungen aus dem Oſterlande. 274 Thlr. 20 Ngr. — Pf. Transport. | Bu WR 274 Thlr. 20 Ngr. — Pf. Transport. 9 „ 27 „ — „ Für Erleuchtung, Heizung und a Reinigung des Verſammlungs⸗ locals. 74 „ 10 „ — „ An Beſoldungen und Remu⸗ nerationen, hauptſächlich fuͤr den Umlauf der Zeitſchriften. 5 „ 7 „ — „ Poſtporto und Botenlöhne. 23 „ — „ 3 „ An ausgelieh. Activcapitalien. 63 „ 3 „ 1 „ Insgemein, hauptſächlich aufs Stiftungsfeſt verwendet. 450 Thlr. 7 Ngr. 4 Pf. Summa der Ausgabe. Folglich 158 Thlr. 17 Ngr. baarer Caſſenbeſtand. Das ganze Aetivvermögen des Vereins berechnet ſich ohne die Bibliothek und die Modellſammlung auf 1343 Thlr. 2 Ngr. 3 Pf. XXXIII. Bei der Kunſt⸗ und Handwerksſchule betrug im Jahre 1853 A. die Einnahme: 215 Thlr. 24 Ngr. 2 Pf. Beſtand aus der Rechnung von 1852. 689 „ 26 „ 5 „ An verwilligten jährlichen Bei⸗ trägen für unſere und andere inländiſche Fortbildungsſchulen. 135 „ 22 „— „ Zinſen von ausgeliehenen Aetiv⸗ capitalien. Win e . Aufnahmegelder neuer Schüler. 1081 Thlr. 13 Ng. 8 Pf. Summa der Einnahme. B. Die Ausgabe: 386 Thlr. 19 Nar. 1 Pf. Auszahlungen an die übrigen in⸗ ländiſchen Fortbildungsſchulen. 386 Thlr. 19 Ngr. 1 Pf. Transport. = ER — 273 — 386 Thlr. 19 Ngr. 1 Pf. Transport. 15 „ 6 „ 2 „ Für Bücher, Prämien und Bor: legeblätter. 2 „ 12 „ 5 ,„ Buchbinderarbeit. 4 „ 22 „ 5 „Zeichen- und Schreibmaterialien. 66 „ 10 „ 7 „Heizung, Beleuchtung und Rei⸗ nigung der Schulzimmer. 310 „ 18 „ 4 „ Beſoldungen der Lehrer und des Schuldieners. 1 „ 20 „ — „ Insgemein. 787 Thlr. 19 Ngr. 4 Pf Summa der Ausgabe. Hieraus ergiebt ſich ein Caſſenbeſtand von 293 Thlr. 24 Ngr. 4 Pf. Das ganze Activvermögen der Kunſt- und Handwerks⸗ ſchule beträgt ohne die Utenſilien und die Bibliothek 4043 Thlr. 24 Ngr. 4 Pf. XXXIV. Jahresbericht, vorgetragen zum Stiftungsfeſte der naturforſchenden Ge⸗ ſell afk des Oſterlands am 29 ſten Juli 1851, vom Serretair der Geſellſchaft, Kreisamtmann Lüders. “) Abermals ſind zwölf Monden dahin gerollt im Strome der unaufhaltſamen Zeit und mit ihnen das 34 ſte Lebens: jahr der Naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes. Zur Feier ihres Stiftungsfeſtes vereiniget, wie könnten wir, Verehrte Anweſende, auf das vergangene Jahr zurückſchauen vor allem Anderen ohne einen dankbaren Blick nach Oben, zu dem allmächtigen Schöpfer der Welt, zu dem Vater der der herrlichen, ewig jungen Natur, in deren Buche zu leſen, ) Beim Rücktritt des damaligen Secretärs der Geſellſchaft, Herrn Kriminalgerichtsdirector Lüders im Jahre 1851, iſt vorſtehender Bericht nicht zum Druck gekommen, wird aber heute, wenn auch verſpaͤtet, zur Dervollftändigung der Reihe noch gegeben. — 274 — aus deren Werken Gottes Allmacht, Weisheit und Liebe zu erkennen und zu verehren, deren Geheimniſſe und Kräfte zu erforſchen und zum geſegneten Eigenthum der Menſch⸗ heit zu machen, wir uns als das erhabene Ziel unſeres Strebens hingeſtellt haben? Er, der bis hierher unſerem Wirken ſeinen Segen verlieh, der es in den Stürmen der Zeit vor Untergang bewahrte, in Deſſen Hand allein jeder Erfolg menſchlicher Beſtrebungen ruhet, Er wache auch fer⸗ ner über unſerem Vereine und laſſe denſelben wachſen und erſtarken, auf daß die zarte Pflanze, welche dereinſt deſſen Stifter in edler Begeiſterung für die Natur dem heimath⸗ lichen Boden anvertrauten, mit der Zeit zum kräftigen Baume heranwachſe und dem Vaterlande eine reiche gefeg- nete Erndte trage! Um dieſen Erfolg vorzubereiten, bedarf es aber, nächſt dem Segen des Höchſten, des fortgeſetzten, thatkräftigen Wirkens ſeiner Mitglieder; nur arm an äußeren Hilfsquellen und dadurch hingewieſen auf eine ſtille, beſcheidene Thätig⸗ keit, beſteht die innere, belebende Kraft des Vereins haupt⸗ ſächlich in dem wiſſenſchaftlichen Sinne ſeiner Jünger; die⸗ ſen zu erhalten, zu ergänzen und zu erhöhen, ſei unſer nächſtes und eifrigſtes Bemühen; dieſen Sinn für Natur⸗ wiſſenſchaften namentlich in der heranwachſenden jüngeren Generation zu wecken und zu erziehen, ſei unſer angelegent: liches Beſtreben. Jedes Werk, das erſt von der Zeit ſeine Erfolge erwartet, das ſich ein Ziel geſteckt hat, welchem nur durch unausgeſetzte wiſſenſchaftliche Forſchungen allmählig zu nahen iſt, bedarf auch immer friſcher Kräfte, eines ſich nach und nach erneuenden geiſtigen Elementes, welches ge— weckt und herangezogen iſt in der Schule des nimmer ſtill⸗ ſtehenden, ewig vorwärtsſtrebenden geiſtigeu Fortſchrittes. Deshalb begrüßen wir auch ſtets mit Freuden den Eintritt jüngerer, wiſſenſchaftlich gebildeter Männer in unſerer Mitte; wir dürfen ja in ihnen auf einen Erſatz für diejenigen ſchweren Verluſte hoffen, welche nach dem unwandelbaren Geſetze der Natur der unerbittliche Tod ſeit einer Reihe von — 75 — Jahren uns zufügte, wir dürfen ja in ihnen diejenigen Män⸗ ner erblicken, welche dereinſt, wenn auch wir geſchieden ſind, den Baum ferner pflegen und begießen, damit kein Zweig verdorre, kein Blüthenkeim welke und ſo fort und fort der⸗ maleinſt die Frucht gezeitiget werde, welche die Gärtner, die das erſte Samenkorn in den Acker legten, nicht für ſich, nein, für ſpätere Geſchlechter erziehen wollten. Bei dem Rückblicke auf das verfloſſene Jahr, den ich Ihnen als zeitheriger Seeretär der Geſellſchaft heute ftatu: tengemäß vorzuführen habe, begegnen wir zuerſt der Er: fahrung, wie klein, wie unbedeutend in Rückſicht auf die Erfolge wiſſenſchaftlicher Forſchungen und Veſtrebungen der Zeitraum eines Jahres iſt, wie ſchwer es iſt, zu behaup— ten, „im vergangenen Jahre ſind die und die Erfolge er— zielt, iſt der und jener Nutzen oder Gewinn für die Menſch⸗ heit oder die Wiſſenſchaft geſtiftet worden.“ Nein, meine Herren, ich habe Ihnen keine oſtenſibele Erfolge, keine in die Augen ſpringenden Ergebniſſe unſeres Wirkens vorzuführen; wohl aber darf ich Ihnen mit beſtem Bewuſtſein berichten, daß die Geſellſchaft ſtill und emſig in ihrer beſcheidenen Sphäre fortgearbeitet hat, wie früher, daß ſie die herliche Blume der Naturwiſſenſchaften auch im jüng⸗ ſten Jahre ſorglich gepflegt und gehegt, daß fie ihre Sitzun⸗ gen regelmäßig gehalten und mit lehrreichen und intereſſan— ten Vorträgen gewürzet, daß ſie ihre ſchönen Sammlungen bewahret und mannigfach bereichert, daß ihre Bibliothek namhaften Zuwachs erhalten, ihre Korreſpondenz ſich nicht vermindert hat, und daß ſie das frohe Gefühl in ſich trägt, nicht umſonſt gearbeitet, vielmehr aufs Neue einige Steine dem Baue hinzugefügt zu haben, ſo weit es ihre ſchwachen Hilfsquellen, ihre ſonſtigen Verhältniſſe und vor Allem die Zeit ihrer Mitglieder, welchen hierzu ja faſt durchgängig nur die, Vielen karg zugemeſſenen Muſeſtunden zu Gebote ſtanden, geſtatteten. Die Monatsſitzungen, deren zwölf gehalten worden find, waren auch im vergangenen Jahre neben der Erledi— — 276 — gung der laufenden Geſchäfte, intereſſanter, in das Gebiet der Naturwiſſenſchaften einſchlagender Unterhaltungen und lehrreichen Vorträgen gewidmet. Von den Letzteren er⸗ laube ich mir namentlich folgende hervorzuheben: 1. den des Herrn Geheimrath von Braun, Exe., in Betreff der ſogenannten Fettnachtſchwalbe, Steatornis Cari- pensis, auf Grund des großen Reiſewerkes Alexander von Humboldt's über Südamerika und einer Reihe intereſſanter und gelehrter Notizen über das fragliche und über ver— wandte Vögelgeſchlechter von unſerem hochverehrten corre— ſpondirenden Mitgliede, Herrn Pfarrer Brehm in Unter⸗ renthendorf; 2. der des Herrn Banquier Dörſtling hier, über die Verfälſchung der gebräuchlichſten Lebensmittel, welchem wir entnahmen, daß dieſelbe bereits eine ſolche Mannigfaltigkeit und Vollkommenheit erlangt hat, daß ihre Kenntniß faſt ebenſoviel Studium erfordert, als die der Aechtheit der Waa⸗ ren ſelbſt; 3. den des Herrn Deconomierath Glaß über Pa thievögel und die geheimnißvollen Kräfte und Gefühlsre⸗ gungen, welche Gott ſelbſt in die Bürger der Thierwelt ge⸗ legt hat; 4. den umfaſſenden Vortrag des Herrn Rath Zinkeiſen über die ſämmtlichen kalkartigen Mineralien, deren jetzt noch fortdauernde Bildung in den verſchiedenſten Zeitperio⸗ den, deren Eigenſchaft als hauptſächlichſtes Verſteinerungs⸗ mittel der vorweltlichen Thier⸗ und Pflanzenwelt, und über deren nach dem Gehalte beſtimmten Eintheilungen; 5. den des Herrn Kanzliſt Schlenzig über die wunder⸗ bare Lebensweiſe der Bienen und deren Nutzen, welcher bereits in den Mittheilungen aus dem Oſterlande Bd. XI. S. 174. abgedruckt worden iſt; 6. den des Herrn Profeſſor Apetz über die oſterländi⸗ ſche Käferfauna mit Bezug auf die in unſerem Kabinet be— findliche Sammlung der Käfer des Oſterlands; endlich 7. die des Herrn Dr. Schlegel, welcher fortgeſetzt in — 277 — mehreren Sitzungen Vorträge über das Mieroseop, verbun⸗ den mit intereſſanten microscopiſchen Unterſuchungen hielt und woraus wir nicht allein entnehmen, welche bedeutenden Fortſchritte die Kunſt in Verfertigung und Vervollkomm⸗ nung des Microscopes gemacht hat, ſondern auch, welch“ unſchätzbarer Werth dieſes Inſtrument für den Naturfor⸗ ſcher hat, dem dadurch nicht blos der Blick in die geheime Werkſtätte der Natur ungemein erleichtert, nein, dem durch daſſelbe eine in vieler Beziehung neue, wunderbare und nicht geahnte Welt aufgeſchloſſen wird. Da Sie vielleicht noch in heutiger Feſtſitzung, wenn es die Zeit geſtattet, Gelegenheit haben werden, das im Be— ſitz des Herrn Dr. Schlegel befindliche, ſchöne Oberhäußer⸗ ſche Mieroscop zu bewundern, fo dürfte es das Intereſſe vielleicht erhöhen, wenn ich den Vorträgen des Herrn Dr. Schlegel einige kurze Notizen entnehme, beſtimmt, die optiſchen Geſetze zu erklären, nach denen das zuſammen— geſetzte Mieroscop wirket und deren Kenntniß zum Ver⸗ ſtändniß feiner Einrichtung nothwer dig iſt. Da nämlich unſer Auge die Gegenſtände nur bis auf eine gewiſſe Größe, d. h. von nicht zu kleinem Geſichts— winkel, deutlich zu ſehen, im Stande iſt, und dazu noch eine gewiſſe Entfernung des Gegenſtandes vom Auge, d. h. eine beſtimmte Sehweite, gehört, ſo kommt die Auf⸗ gabe des Mieroscops darauf zurück, unſerem Auge über die Grenzen dieſer beiden Erforderniſſe hinaus, zum deut⸗ lichen Sehen ſo kleiner Gegenſtände zu verhelfen. Am einfachſten erreicht man dieſen Zweck durch die ſog. Loupe, eine biconvexe Linſe, deren Wirkung, durch Verbindung mehrerer derſelben zum fog. ein fachen Mi⸗ kroſeop, bis ſelbſt zu einer 200 fachen linearen Vergröße⸗ rung verſtärkt werden kann. Jedoch bedient man ſich ge⸗ wöhnlich, wo eine mehr als funfzigfache Vergrößerung nöthig iſt, des ſogenannten A e Mi⸗ kroseops. Seine Einrichtung beruht auf der durch die Camera — 278 — obscura bekannten Erfahrung, daß ein Gegenſtand auf gewiſſe Entferunng von einer oder mehreren Linſen (in zus ſammengeſetzten Mieroscop dem ſogenannten Objeetiv— linſenſyſtem) hinter den Linſen ein verkehrtes und ver: größertes Bild von ſich ſelbſt giebt, welches, wie in der camera obscura auf einer geſchwärzten Platte, hier in einem von innen geſchwärzten Rohre, aufgefangen, mit einer Loupe, dem ſog. Oeularlinſenſyſtem, betrachtet und nochmals vergrößert wird. ö Da aber Linſen von gewöhnlichem Glas durch Zerle: gung des weißen Lichtſtrahls in die Regenbogenfarben die vergrößerten Gegenſtände mit farbigen Contouren ſehen laſſen, ſo ſuchte man dieſer ſogenannten Farbenzerſtreu— ung oder chromatiſchen Aberration durch verſchiedene Glascompoſitionen abzuhelfen und es gelang durch Verbin: dung eines bleioxydhaltigen ſog. Flintglaſes mit einem gewöhnlichen Natron-, ſog. Crowuglaſe. Mehrere ſolche Doppellinſen zu einem Linſenſyſteme zuſammengeſetzt, und je zwei durch eine Blendung, welche nur die mittleren Strahlen durchläßt, getrennt, heißen ein aplanatiſches Syſtem. Zum Meſſen der Objeete, d. h. der mikroseopiſch zu unterſuchenden Gegenſtände, dient der ſog. Mikrometer, welcher entweder ein eigener Apparat iſt, oder in einfachſter Form als Glasplatte im Ocular ſich befindet, auf welcher das Maas einer Linie in 100. oder mehr weniger Theile mit Diamant mikroscopiſch fein abgetheilt iſt. DOberhäußers Mikroscop, wie es im Beſitz des Herrn Dr. Schlegel iſt, reicht bis zu einer 500 fachen Linearver⸗ größerung. Leicht wäre es, fie bis auf 1 — 3000 malige Vergrößerung zu ſteigern, wiewohl auf Koſten der Deut- lichkeit, worauf doch bei mikroscopiſchen Unterſuchungen Alles ankommt. Oberhäußer begnügt ſich mit einer 600 maligen Vergrößerung, und während bis heute alle Mi⸗ kroscope einer mehr als 3— 400 maligen brauchbaren Ver⸗ — 79 — größerung ſich nicht rühmen können, haben nur die Gläſer eines Amiei und Oberhäußer dieſe Schranke zu überſchrei⸗ ten vermocht. Begreiflich iſt, daß die tauſend- und millio⸗ nenfachen Vergrößerungen der Hydrooxygengasmikroscope unſrer wandernden Charlatane guten Theils erlogen oder nach dem Cubus, nicht nach dem bloßen Durchmeſſer be— rechnet ſind und daß ſie für den Zweck der Wiſſenſchaft einer 50 maligen Vergrößerung des zuſammengeſetzten * kroscops bei Weitem nachſtehen. Die beſten Mikroscope liefern: Schieck und Piſtor in Berlin, Plöſl in Wien, Oberhäußer, Lerebours, Chevaliers und Nachet in Paris, Pritchard in London und Amici in Modena. Soviel aus den über die Schlegel'ſchen Vorträge mir mitgetheilten Notizen, welche von folgenden mikroscopiſchen Darſtellungen begleitet waren: a) die Tracheen (Luftkanäle oder Athmungswerkzeuge) der Inſecten, b) der Silberſtaub des ſog. Bücherfiſchchens oder Zu⸗ ckergaſtes (Lepisma saccharina), deſſen herrliche Schuppen unter 500 facher Vergrößerung ganz deutlich die Quer⸗ ſtreifen erkennen ließen, welche die Längsrippen durchkreuzen; c) die facettirte Augenhaut einer Fliege, d) mehrere Arten Schmetterlingsſtaub, wie er in Schup⸗ penform die Flügel deckt. Bei einer andern Gelegenheit zeigte Herr Dr. Schlegel die einfachſten Pflanzen, welche nur aus 3 bis 5 Zellen beftehefl, die ſog. Gährungspilſe, welche ſich aus einfachen Hefenzellen durch Gährung entwickeln und knüpfte daran eine naheliegende Auffaſſung der Eniſtehung der * Pflanzen⸗ und Thierformen. Bei einer dritten Gelegenheit zeigte derſelbe lebende Inzaſorlen, Magenthiere ſowohl als Räderthiere, bei welchen letzteren das Räderorgan ausnehmend deutlich ſein Spiel trieb. Das Geſichtsfeld wimmelte wörtlich von den verſchiedenſten Arten, und wurde von einer Menge nur als — 280 — lebende Punkte ſich darſtellenden Infuſorienformen durch⸗ kreuzt. Endlich wurden noch mehrere Infuſörienformen der Vorwelt betrachtet, die ſich durch ihren Kieſelpanzer zu Kieſelguhr verewigt hatten. Zur Aufſtellung kamen hierbei der Kieſelguhr von Trebendorf bei Eger und von Island, die im Weſentlichen der Formen übereinkamen. Solche Vorträge und die daran ſich knüpfenden Unter⸗ haltungen machten die Sitzungsabende zu lehr- und genuß⸗ reichen Stunden, wobei nur das zu beklagen war, daß in der Regel nur eine geringe Mitgliederzahl ſich daran be⸗ theiligte. Unſre Sammlungen hatten ſich auch in dem abgelaufe⸗ nen Jahre nicht unerheblicher Bereicherungen zu erfreuen, als deren hauptſächlichſte der Ankauf einer durch die Aus— erwähltheit und Schönheit ihrer Exemplare, und durch die Reichhaltigkeit, womit namentlich die oſterländiſche Schmet⸗ terlingsfaung darin vertreten iſt, ausgezeichneten Schmet⸗ terlingsſammlung, ſowie einer Sammlung der oſterländiſchen Käfer erſcheint. Letztere, mit ſeltenem Eifer, großer Local: und vorzüglichſter Sachkenntniß in einem langjährigen Zeit⸗ raume zuſammengebracht und geordnet, dürfte als eine un⸗ ſchätzbare Erwerbung für unſer Kabinet und für das Voll⸗ ſtändigſte anzuſehen ſein, was in dieſer Beziehung die Lo— calfauna bieten kann. Durch dieſe Erwerbungen iſt denn nun auch unſer entomologiſches Muſeum zu einem wichtigen und höchſt beachtungswerthen Theil unſrer Sammlungen geworden, und dadurch ſowohl älteren als jüngeren Sammlekn eine erwünſchte Gelegenheit gegeben, ſich ſelbſt zu unterrichten und ihre eigenen Inſeeten mit den Originalen unſrer Samm⸗ lung zu vergleichen und jene dadurch zu beſtimmen. Herr Profeſſor Apetz hat denn auch bereits ſeit einiger Zeit mit erfreulichem Erfolg angefangen, den jungen Sammlern unſrer Stadt, meiſt Gymnaſiaſten, unſer entomologiſches Kabinet wöchentlich 2 Mal zugänglich und nutzbar zu ma⸗ chen, und dadurch ſeinen überaus großen Verdienſten um — 281 — unſre Geſellſchaft ein neues hinzugefügt, indem wir dieſe Richtung unſres Wirkens als eine, außerordentlich ſegens⸗ reiche begrüßen müſſen, und ihm für ſeine nicht genug an⸗ zuerkennenden Bemühungen zum innigſten Danke verpflich⸗ tet find. Der Kaufpreis für beide erworbene Sammlungen be⸗ trug zuſammen 300 Thlr., ein Kapital, welches die Gefell- ſchaft aus den ihr zu Gebote ſtehenden Mitteln aufzuwen⸗ den nicht vermocht hätte. Mit dankbarſter Anerkennung muß es daher hier ausgeſprochen werden, daß ſich in Folge einer dieſerhalb an die Landſchaft des Herzogthums gerich— teten Petition dieſe auf die Verwendung der Herzoglichen Staatsregierung damit einverſtanden erklärte, daß der na⸗ turforſchenden Geſellſchaft zu der erwähnten Acquiſition die Summe von 300 Thlrn. aus Landesmittein gewährt werde, wobei indeß die Bedingung geſtellt wurde, daß der $. 31 der dermaligen Geſellſchaftsſtatuten in der Weiſe abgeän⸗ dert werde, daß das geſammte nach und nach erworbene Eigenthum der Geſellſchaft im Falle einer Auflöſung der: ſelben nicht elektiv dem Staate oder irgend einer milden Stiftung — wie bisher der Wortlaut der Statuten war, — ſondern lediglich dem hieſigen Staate zufallen ſolle, eine Bedingung, welche von der Geſellſchaft bereitwillig erfüllt worden iſt. Auch in unſerem ornithologiſchen Kabinet werden einige Lücken durch den Ankauf folgender, durch Schönheit und Seltenheit gleich ausgezeichneter Vögel ausgefüllt: a) eines amerikaniſchen, männlichen Lämmergeiers, gypaetos barbatus, b) eines Paares Pfauen vom Himalaya, lophophorus ‚impejanus und o) eines Ibis melanopis, | welche vom Herrn Guthsbeſitzer Kratſch in Kleintauſchwitz erkauft und von demſelben für uns ausgeſtopft wurden. An Geſchenken empfingen wir noch für die Samm⸗ lungen: XII. 19 — 282 — 1) Vom Herrn Dr. Richter in Roda das Skelett einer Gans mit drei Beinen, 2) von unſerem thätigen und gelehrten Mitgliede, Herrn Schmidt in Laibach abermals eine intereſſante, manche Sel⸗ tenheiten enthaltende Sammlung von Süßwaſſerconchylien, beſtehend in 154 Arten mit 460 Individuen, größtentheils aus Krain, Kärnthen und Dalmatien, 3) vom Herrn Kaufmann Schadewitz in Magdeburg einen ausgeſtopften Biber, bisher noch ein Fremdling in unſerem Kabinet, welcher im vorigen Jahre bei großem Waſſer unweit Magdeburg in der Elbe bei Barby von Fiſchern gefangen und erſchlagen wurde und 4. eine, in vieler Beziehung werthvolle Mineralien⸗ ſammlung von unſerem früheren Landsmann, Herrn Haupt⸗ mann Baldauf in Wieſenthal. Auch unſere Bibliothek iſt theils in äußerer Anord⸗ nung, theils in numeriſcher Hinſicht, und damit deren Nutz⸗ barkeit und Werth gewachſen. Es iſt Ihnen aus dem vorjährigen Jahresberichte er- innerlich, daß der unvergeßliche Mitſtifter der Geſellſchaft, Herr Geheimer Kammerrath Waiz der Letzteren als einen Beweis ſeiner Anhänglichkeit und Liebe ſeine reichhaltige Sammlung botaniſcher und pomologiſcher Werke als ein Legat hinterlaſſen hatte. Um dieſe ſchöne Bücherſammlung dem Gebrauche zugängig und dem Forſcher im Felde der Botanik nutzbar zu machen, erübrigte vor allen Dingen eine Kenntniß deren Inhalts durch Ordnung, Aufſtellung und Katalogiſirung derſelben. Dieſem, in vieler Beziehung ſchwierigen, mühſamen und zeitraubenden Geſchäft hat ſich im Laufe dieſes Frühjahres, unſer thätiges und verdientes Mitglied, Herr Geheimerath Edler von Braun, Eex. aus freiem Antriebe unterzogen, und wir ſind ihm für dieſe ver⸗ dienſtliche Arbeit, welcher wir nun erſt die Kenntniß der Reichhaltigkeit und des wiſſenſchaftlichen Werthes dieſes Bücherlegates verdanken, die verbundenſte Anerkennung ſchuldig. — 283 — Da es jedenfalls von Intereſſe iſt, auch weiteren Krei— ſen eine Ueberſicht dieſes Bücherſchatzes zu gewähren, ſo wird Ihnen deſſen Ordner ſelbſt nachher darüber einige nähere Mittheilungen machen. Unſere Geſellſchaftsbibliothek im Uebrigen anlangend, ſo habe ich zu gedenken, daß ſie, abgeſehen von den ein— gegangenen Fortſetzungen bereits angefangener Werke, durch Ankauf folgender Bücher vervollſtändigt wor— den iſt: a) des erſten Heftes der kryptogamiſchen Gewächſe des Fichtelgebirges, b) des öten Bandes der Linnea entomologiea, c) zweier Exemplare des Verzeichniſſes der im pomolo— giſchen Muſeum der Univerſität Halle-Wittenberg aufge— ſtellten Säugethiere, Vögel und Amphybien, intereſſant we: gen der darin richtig angegebenen Namen, d) Dzierzons, Pfarrers zu Karlsmark in Schleſien, neueſter Theorie der Bienenzucht; e) Schaums Entomologie; zum 5 f) das Mikroskop von Schacht und f g) der organiſirende Geiſt der Schöpfung von Schultz Schultzenſtein. Durch den literariſchen Austauſch mit auswärtigen Geſellſchaften gelangten wir ferner in den Beſitz der Ber: einsſchriften derſelben, z. B.: der Schleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur, der Linnee'ſchen Geſellſchaft zu Lyon, der Akademie der Wiſſenſchaften daſelbſt, des zoologiſch-mineraliſchen Vereins zu Regensburg, der Geſellſchaft für Agricultur, Naturgeſchichte und nützliche Künſte zu Lyon u. ſ. w. Endlich gingen uns von einheimiſchen und auswärtigen Beförderern und Freunden noch folgende Büchergeſchenke zu: J) Von Herrn Konſervator Bratfiſch hier, Sonnerats Reiſe nach Neuguinea; Leipzig 1777. 19 * — 284 — 2) Von Herrn Paſtor Baldamus zu Diebzig die bei⸗ den erſten Hefte der Naumannia. 3) Von Herrn Wilhelm Haidinger in Wien, deſſen naturwiſſenſchaftliche Abhandlungen Zter Band. f 4) Von demſelben, deſſen Berichte über die Mitthei⸗ lungen von Freunden der Naturwiſſenſchaften in Wien; Wien 1849 und 50. 5. und 6. Band. 5) Von Herrn Geh. Medie. Rath Dr. Wenderath zu Marburg, deſſen Werk: „Der Pflanzengarten der Univerſität Marburg.“ 6) Von Herrn Dr. Bruckmann in Stuttgart, deſſen Werk: „der waſſerreiche arteſiſche Brunnen im alpiniſchen Diluvium des oberſchwäbiſchen Hochlandes zu Isny.“ 7) Von Herrn Dr. Geinitz in Dresden, deſſen Bro⸗ chüre: „Uebereinſtimmung der geologiſchen Entdeckungen mit der heiligen Schrift.“ 8) Von Herrn Advocat Fallon in Waldheim, Kurze Beſchreibung eines foſſilen Fiſches Trachelacanthus von Dr. Fiſcher von Waldheim. Mosewa 1850. 9) Von Demſelben: Ueber e Diluvium von A. von Morlot. 10) Von Herrn Hüttenmeiſter C. A. Weniger zu Neu⸗ deck in Böhmen deſſen Werk: Der praktiſche Schmelzmei⸗ ſter, Karlsbad 1851. 11) Von Herrn Greßner in Rochlitz: Monographia Cimicum Sueciae. Auct. G. F. Fallen. Hafniae. 1823. Wende ich mich nun noch zu den Veränderungen, welche ſeit Jahresfriſt im Perſonale unſerer Geſellſchaft vor⸗ gegangen ſind, ſo haben wir auch dieſes Mal den Verluſt mehrerer Mitglieder zu beklagen, welche der Tod unſerem Kreiſe entführte. Ich gedenke als ſolcher vorzugsweiſe des Herrn Dr. med. Kirmſe hier, welcher mehrere Jahre hin— durch als Sekretär der Geſellſchaft ſeine Kräfte widmete und des Herrn Aſſeſſor und Gelbgießer Schlegel hier, eines ſeit vielen Jahren der Geſellſchaft mit großer Anhänglich⸗ keit und Thätigkeit angehörenden Mannes, welcher mit nicht | 4 | ü 5 — 285 — gewöhnlichen Kenntniſſen in verſchiedenen Fächern der Na⸗ turwiſſenſchaften ausgerüſtet, den Sammlungen der Geſell⸗ ſchaft lange als Generaleuſtos vorſtand und ſchon vor meh— reren Jahren in Anerkennung ſeiner Verdienſte um dieſelbe zu ihrem Ehrenmitgliede erhoben wurde; endlich des, als Na⸗ turforſcher namentlich als Botaniker, in weiten Kreiſen be: kannten, ja berühmten Herrn Profeſſor Dr. Guſtav Kunze in Leipzig. Der wahre gegenwärtige Beſtand der Gefellfchaftsmit- glieder ſoll in einem demnächſt zu redigirenden neuen Mitglie⸗ derverzeichniſſe durch unſere Vereinsſchrift veröffentlicht werden. Als neue Mitglieder wurden aufgenommen: a) als ordentliche einheimiſche die Herren Obriſt von Diederichs hier, Finanzrath von Stieglitz hier, Dr. med. Schlegel hier, Dr. med. Geutebrück hier, Advokat Gabler hier und Hofgärtner Leubner hier; b) als correſpondirende die Herren: Perroud, Vice-Präſident der Linneeſchen Geſellſchaft zu Lyon und Edouard Perris, Bureauchef der Präfeetur zu Mont de Marsan in Frankreich. Im Beamtenperſonal fanden folgende Veränderungen ſtatt: g In die Stelle des ſeit Waizens Tod noch unbeſetzten dritten Mitgliedes des Direktorii trat in Folge auf ihn gefallener Wahl Herr Landes-Juſtiz-Direktor Dr. Schenk hier in das Direktorium ein, und anſtatt des bisherigen Geſellſchaftsſekretärs wurde bei der vor Kurzem ſtatuten⸗ mäßig ſtattgefundenen Neuwahl Herr Dr. med. Schlegel einſtimmig als Sekretär, vorläufig ſtatutenmäßig für die nächſten 3 Jahre, erwählt, ein mit jugendlicher, wiſſenſchaft⸗ licher Kraft, regem Intereſſe und warmen Eifer für die Naturwiſſenſchaften ausgerüſteter Mann, in deſſen Hände „ ae ich ſomit, nachdem ich durch dieſen Bericht meiner letzten Pflicht als Sekretär freudig genügt habe, meine Funktion mit Dank für die mir darin gegönnte Nachſicht niederlege. Und wenn ich ſomit den Blick in die Vergangenheit ſchließe und nur noch den Gefühlen des Dankes Worte gebe, welche wir für alle die Männer empfinden, die auch in dem verfloſſenen Zeitabſchnitte unſer Werk durch thätige Beihilfe, durch geiſtige und materielle Unterſtützung förderten, ſo richte ich nunmehr das Auge vertrauensvoll in die Zukunft, in der Hoffnung, daß auch künftig deren Beiſtand uns nicht fehlen werde und daß die Zeit, je mehr durch ſichere und geordnete Zuſtände das wiſſenſchaftliche Leben ſich erhöhen wird, auch unſerem Vereine ein im: mer regeres Intereſſe zuwenden werde. XXX. Miscellen. Zu der neuen, ſchönen blauen Farbe, dem Ultra ma⸗ rin, werden als Rohſtoffe verwendet: geſchlemmter Porzellan⸗ thon, Glauberſalz, Schwefel und fein gepulverte Steinkohle. Alle 4 Stoffe werden jeder für ſich gröblich zerſtoßen und auf einer gewöhnlichen Trockenmühle fein gemahlen; dann aufbewahrt. Zuerſt wird Rohultramarin gemacht aus 40 bis 50 Pfd. Thon, 70 Pfd. Glauberſalz und 15 — 20 Pfd. Steinkohle, deren Pulver zuſammen innigſt gemiſcht und in feuerfeſte Thontiegel feſtgedrückt wird, die mit Thon⸗ deckeln belegt und mit Lehm verſchmiert werden, Dieſe Tie⸗ gel werden nun in einem langſam angefeuerten Glühofen 13 Stunden lang geglüht, dann der Ofen mit Lehm ver⸗ ſchmiert und der langſamen Abkühlung überlaſſen. Dann wird die rohe Maſſe mit Hammer und Stemmeiſen aus den Tiegeln genommen, grob gepulvert, nochmals geglüht und nach dem Erkalten aus dem Ofen genommen. Dann wird die Maſſe ausgelaugt, auf einer Naßmühle mit Waſ⸗ 2 — — 287 — ſer fein gemahlen, mit Regenwaſſer unter Umrühren aus⸗ gekocht und abgeſchäumt. Die am Boden abgeſetzte Maſſe wird nun getrocknet, geſiebt und dann mit 1— 3 Pfd. Schwefelpulver vermiſcht. Nun kommt die Miſchung in die Blaubrennröhre, die ſich ebenfalls in dem Glühofen be— findet, und wird hier unter Umrühren abermals geglüht und langſam erkalten gelaſſen. Dann wird die Maſſe noch— mals naß gemahlen und ausgekocht, hierauf getrocknet und geſiebt oder wohl auch, um mehrere Sorten zu erhalten, geſchlemmt. Die ganze Ultramarinausbeute aus den oben angegebenen Maſſen beträgt etwa 40 Pfd., ſoviel als Thon dazu genommen war. Ueber die Entſtehung und Entwickelung des Bande wurms theilt Profeſſor Dr. Haubner in Dresden, nach eig- nen und fremden Verſuchen im Weſentlichen Folgendes mit: Im Bandwurme bilden ſich bei gehoͤrigem Alter Eier, die um ſo reifer ſind, je weiter ſie nach dem Schwanzende hin liegen. Die reifen Endglieder trennen ſich vom Bandwurmleibe und gehen nun aus dem Leibe der Menſchen und Thiere fort. Die meiſten gehen zu Grunde, einige aber gelangen mit der Nah⸗ rung in den Magen und Darm anderer fuͤr ſie geeigneter Thiere z. B. der Schweine, welche die abgehenden Bandwurm⸗ ſtuͤcken mit den menſchlichen Excrementen freſſen, fo wie die Schafe die von den Hunden mit dem Graſe auf der Weide verſchlucken, was dadurch erleichtert wird, daß die reife Eier enthaltenden Bandwurmglieder, fo lange fie noch feucht find, nach Art der Würmer fortkriechen können. Je feuchter die Weide iſt, deſto länger leben fie und deſto weiter bewegen ſie ſich. Im Magen der Schweine, Schafe ꝛc. werden nun die Bandwurmeier ausgebrütet d. h. die aͤußere Eiſchale berſtet und der Embryo fchlüpft aus. Dieſer iſt ein ſehr kleines, klares, durchſichtiges mit 6 Haͤkchen beſetztes Bläschen. Die beiden mittelſten Haͤkchen dienen, zu einem Stachel vereinigt, dem Embryo durch fortwährendes Hinz und Herbewegen als — 288 — Bohrwaffe, die übrigen 4, auf jeder Seite 2, als Fortbe⸗ wegungswerkzeuge. So durchdringt der Embryo vom Ma⸗ gen und Darm aus alle Weichtheile, bis er dahin gelangt, wo er ſich weiter entwickeln kann, die Häkchen verliert und nun als einfache Embryonalblaſe eine Zeit lang fortwächſt, bis ſich der Kopf bildet, deſſen einzelne Theile (Rüſſel, Ha⸗ ken, Saugnäpfe, Kalkkörperchen) ſich nach und nach ent⸗ wickeln, bis zuletzt der bisher als beſondere Thierart be— trachtete Blaſen wurm vollſtändig ausgebildet iſt. Die Blaſenwürmer bringen im Hirne der Schafe die Drehkrank⸗ heit und bei den Schweinen die Finnenkrankheit hervor. Verzehrt nun ein Hund das Hirn eines Schafes, das die Drehkrankheit hatte, oder ein Menſch, rohes, eine Finne enthaltendes Schweinefleiſch, ſo gelangen die Blaſenwür⸗ mer in den Verdauungskanal des andern ihm zugehörigen Wohngeſchöpfs, verlieren die Schwanzblaſe, ſaugen ſich mit dem Kopfe im Darmkanal feſt, und entwickeln nun vom Halſe aus den langen Bandwurmleib, der allein die Fähigkeit hat, ſich durch Eier fortzupflanzen, welche dem Blaſenwurme als ſolchem völlig abgeht. Somit hat die Entwickelung der Bandwürmer viel Aehnliches mit dem Entwicklungsgange der höheren Inſekten. Der aus dem Ei entſtehende Embryo hat gleich der Raupe oder Made ſeine freie Bewegung und ſucht ſich eine geeignete Wohnſtätte. Der daraus hervorgehende Blaſenwurm entſpricht der Larve oder Puppe der Inſekten und der daraus ſich entwickelnde Bandwurm dem ausgebildeten Inſekt, das allein fortpflan⸗ zungsfähig iſt. * Zuſtand des Zuſtand Stand de Stand des 10> des Lin. Thermo⸗ des s.] Wetters. [Temp. 0 meters.] Wetters. 5 ſtrb. W. 5,75 helle N. 37 S. W. 1 5,5 helle N. W. 5 Reg. W 4 3,25 regn. N. — trb. W. win 3,0 helle S. tb. W |: 34 | 825 ſwlk. S. W. 2,4 6,5 Reg. W. 9,5 trb. W. 758 5,25 Reg. W. 6,4 9,75 fib. N. W. = 104 10,25 helle O. u A * * — „u » 2 | u buff »> * * 5 Schn N 2, 0 7,75 belle D. tb. S. Wwind 27, 1,8 775 belle S. ©. 3b. ®. : 29 | 6,75 belle S. O. D |ird. W 3,25 belle N Schn. S. W. trb. N. rb. S. W. + 270 trb. N. 3,0 It D helle S. W. 5,5 frb. N. W. > ftrb. W 5,5 wlk. N. wind. trb. W. 3,25 tfrb. W. wind. wit. W. wind. 5,75 wlf. W. wind. belle N. W. 70 if. N. W 5,0 ſrb. W. 0 regn. W. 50 EM 775 ffb. W. 1 z — 28,“ „ = 26,“ 9,2% Ke ne Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Meteorologiſche Tabelle auf die Monate: Januar, Februar, Mä F „ ee e e e Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. rz 1854, von W. L. Bechſtein. M ad * 5 Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Erklärungen der Abkürzungen: trb, trübe, wlk. wolkig, nebl. neblig, Nöl. Nebel, regn. regneriſch, Reg. Regen, Hoͤchſter Barometerſtand den 2. Marz — 28,“ 3,2", Tiefſter Barometerſtand den 5. Januar 26,“ 9,2%. Mittler Barometerftand = 27," 6,77%. Kaͤlteſter Tag den 13. Februar — A0 aa Sand desſStand dess Zuſtand a ee Stand des Stand des uſtand Stan de Sen me] we Stand des Stand bes d Zuftand Slate ee 1 ee eee, e ee e, Bares bern, „ [5 | Baron Teen e ie ee, 6 Temp. 0. meters. Wetters. Temp. 0. meters. Wetters. z Temp. — 0. meters. | Wetters. Temp. 0. meters. Wetters. x Temp. 0. meters.“ Wetters. [Temp. 0. meters. Wetters. eee |hele ®. 26, IIZ — 0,25 su ©. m. en 1 127, 60 + 5,25 jmlt. @. 27, 56 |+ 5 b. M. 1128, 0,7 belt 7 W. 128, 19 + 40 ne... — 126, 113 |__30 ee = 116 075 b. @. 2]: 69 | ern. S. W 77 | 30|t.m.®. | 2] 32 1,75 belle W. 31 | 50 mem — 5 27, 075 3,0 tb. S. W. 27, 20 23,0 trb. N. W. 3 9.1 1,75 tb. W. 88 2,75 Ib. W. 3 |: 24 0,75 he S. W. 19 | 690 belle ©. _&|- 14 4,5 frb. O. 26, 11,8 20 Schn. O. 5 2,25 frb. W |- 95 4,75 wlk. 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N. 5. 13 gi 6,75 lk. . 89 | 10,25 belle © II 63 | 325 |tb. W. : 62 2, ꝗrb. ©. 14 28 0,8 35 Schn. N. 28, 0, 1.5 wE N. W. II = SI = belle N . 88 775 belle O. 2 3.0 ftrb. O. — 65 2,25 nb. N. 15 27 43 5,25 fb. S. Wwind. 27, 13 375 Schn. S. W. 15 96 T 275 hie ©. | 94 75 belle S. D 16. 64 2,0 belle ©. - 7,1 |+ 0,25 helle ©. 1623 L 0,25 m.®. |: 29 f 15 Schn. W. 6. 100 | 225 belle S. 2. |= 98 | 6,75 pelle ©. © 17 91 T 175 helle ©. = 93 5,0 helle ©. 17 48 |= rb. W. 3,3 1,25 ft. W. wind- 17 |- 88 1,0 belle N. = 8 3,25 helle N. 15 98 30 tb. S. W. | - 10,1 5,75 helle ©. 18 26 96 + 1,0 ttb. W. 26, 10,6 0,75 belle W. I = = 025 bee 0 855 1,0 fd. S 19 9,8 15 helle s. 95 5,0 helle O. 19 | = 10,6 05 Schn. S. W. 27, 0,7 — 0 helle N. Schn. 19 |» 91 |= belle ©. — 3,0 |hele S 20 = 90 — 05 helle W. = 89 4,25 helle S. W. | 20 27 58 — 1,25 ftrb. N. : 63 + 1.0 erb. W. 20 9½— 0 fſitb. N 8. 23 „ 21 |= 110 | 075 helle S. W |- 118 3,5 helle S. W. 21 93 5,75 frb. S. W |: 87 1,5 üb. N. W. I 74 = 0 Schn. N. Schr N. 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W. 8, 775 MD 5 2 7 ) wit. 0 1 April, Ma Ma i. i. Nachnſ Nachmittags 2 Uhr. on. des Sund des. Stand des Zuſtand 1125 Ak pes meters. ters. des . Temp. 0. mp. 0. meters. Wetters. 8. 277 0,9 5,9 185 ſwlt. ©. - 18 | 18 | 197 wf S O. Gew aM: 0,5 | 13,25 firb. W. Reg. 28 | [58 | 75 Neg. - 09 | 54 | 5 mw | - 44 | 139 | 125 ni. G : 50 | "356 | 10,75 wi. W. „ 5,1 750 | 1,25 nb. N. W. — — 47 12, 125 kb. W. B. Reg. 5, | 3225 1. 6% 159 150 SEN. W. - 179 | 157 195 wik. S. W. - 64 | 34 | 17,25 wii. N. B. = 64 52 135 |. W. Neg. 2 5, 15 1700 lk. S. W. 6,0 4, 1775 Io, N. W. - 6,1 | 47 [ 19,½75 wif. W. — 59 7 20,0 \regn. ©. O. :» 74 | 73 | 195 wf. N. W. „8, ] 749 | 22,75 ſwlk. O. Gew. — 60 7.5 15,25 wlk. W. = 46 | 5, 15½5 nb. « 42 | 81 | 185 wf. W. - 50 | 77 18 folk. W. Reg. — 50 | 168 175 wik. S. W. Gew. — . 5 205 . N | 5, | 166 175 |. N. . - 54 43 [19,75 ni. S. B. — 5.0 42 | 1725 Wik. W— = 60 | 31 13 \vegn. S. „ TE RR 8, 17 5%. | 00 11, 1, 2 Meteorologiſche Tabelle auf die Monate: April, Mat, Juni 1854, von W. L. Bechſtein. 9 5 e . Jun i FF N n Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr and des 6 1 > „55 j g 5 Temp. 0. meters. Wett e meters. Ther mo⸗ 10 meters. Thermo⸗ des S meters, Thermo- des SEE . des emp. 0. etters. Temp. 0. meters. Wetters. Temp. 0. meters. Wetters. ters. meters. meters. Thermo . 1 27, 97 + 5,0 Iregn. N 27 102 725 wi. N nl Temp. 0. meters. Wetters. Temp. — 0. meters. Wetters. [Temp. 0. meters. Wetters. > ns) en sn En 14 108 fcb m g- 100 m © | 127,67 | ISO een. 1127 50 IB Jake >> _3|= 90 72 heie S. W- |= 85 | 10,75 wie. N. 1 30 nr 15 2 ; 5 JVC ö Hmn.® II. 70 wil N. W. 2 140 ele s- 2520 0-'olf. S. 1 48 75 e Fee 104 5% belle W. = 98 11,5 helle W. 5 — 02 11,0 tb. W. — 00 130 ES. m 5 Bu m r 6 = 10 | eit. N. W 105 | 1125 wit. W. ner aan BZ ee |» aa Se MEN ZE 5 125 = = JC TTT ĩ ee ar, = 90 la 85 = | - 64 145 In 95 90 5 406 Sr helle S. W. 5,1 I wit. S. W. 8 = 50 | 85 ard. e 5% II25 ab. N | To Selm 0075 Cel. N. 10 49 — 95 br. N. FK A P „ SE 575 — . = 90 e — 9,5 [Neg. N. = HA 10,5 tegn. N. 10 | = 45 | 10,25 kb. N W. Neg. 51 | 12,25 m. | > 2 elk. S. « 81 | 12,75 belle N. O. 1 0, 10,0 rb. N. = 6,3 13,0 lk. N. II = 60 | 1025 üb. S. W |= 59 15, he N. W. 5,0 ttb. N. 10,7 9,25 wlk. N. O. 12 |. 79 | 10,75 wlf. O. 779 15,25 wlk. O. 12 = 63 13,25 wl. S. W. 57 195 wk. S. W. 40 helle ©, 3, 12 11,75 helle S. ©. | 13 |- 72 | 115 belle N.D. |=- 64 16,5 helle N. O. 13 47 13, fregn. W. = 44 17,25 EN. W. 475 helle 2. 27, 10,9 10,5 belle S. O. | 14 |: 65 12,25 helle N. = 6,4 17,5 helle N. 11 55 1275 \tib. W. 5, | 135 Ib. W. Neg. 6,5 helle S. 73 15,0 helle ©. 15 62 | 10,75 frb. N. 5 140 ttb. N. W. 15 50 ⁶ 90 kon. S. . 15 170 wf. S. W. 10,25 helle S. W. 61 11,75 belle N. Reg. 16 5, 85 flegn. N. 60 855 fegn. N. W. 16 = 12 15 ffb. W. E13 | 1775 ff. N. W. 4,25 |trb. N. = 10,1 7,25 helle O. l 100 ub. N. III 9,75 fregn. N. 17 |» 37 15 |tegn. ©. 247, 19,75 wf. W. 475 helle S. 8. 105 10,0 helle S. . IS = 57 100 ttb. N. W. = 55 14,0 wf. N. 18 = 52 | 180 belle S. = Hl 20,0 regn. S. O. 19 94 6,25 helle S. S. 85 140 helle S. B. 19 - 66 9,0 trb. N. W. 74 9,5 firb. N. W. |19|- 70 1775 wf. 178 195 lf. N. W. 20 658 50 belle ©. = 54 | 170 helle S. 5.20 84 80 belle N. 5 | 105 folk. . 20 6, | 1775 pelle d 19 2275 wlf. B. Gm. 21 259 100 rb. S. 18 19,5 wlk. O. 21 |; 70 9,25 helle ©. = 60 15,0 ſwlk. ©. N 14,75 trb. W. Reg. |= 75 15,25 mE. | 22 26, 11,7 | 13,75 belle W. 26, 11,1 18,75 helle N. W. 22 5,0 12,5 helle ©. = 46 | 175 helle N. 22 84 15,0 ftrb. N. 8. 81 | 16,75 flb. N 23 119 10,0 tb. N. 27, 09 65 Reg. N. 23 156 150 helle S. W. = 42 19,5 wlk. ©. 23 83 15, helle W = I | 155 wf. W. 21 27 64 225 lk. N. ©. |= 74 | 3,5 (nr. 9. mm. Sehn 24 |= 5,0 | 15,75 helle W. = 50 | 1975 wl. N. W. 21 79 | 150 vi. RW. |» 77 | 185 In. W. Re. 25 90| 12 wl. N. B. 86 5,0 bene n. O. d. N. S. 25 |= 41 13,0 helle S. W. Neg. 5% 120 Reg. W 25 Zu 12,5 Gew. ©. : 68 175 wk. S. W. Gew. 2: 82 3,0 trb. W. 1 75 wf. N. . 25 61 | 10,75 belle W 0,1 150 ut. W. 26 |: 60 15,5 helle ©. Sa 20,5 wlk. N. O. ö 8,25 Neg. W. ſtrm. 27 6,1 11,0 wit. W. = 54 155 wit. ©. 27 |= 55 150 Reg. S. 8. |= 66 175 \ib. N. S. 2 01 7,25 wk. S W. Neg. 28 56 | 11,75 wlk. S. W. 54 | 13,75 Reg. N. W. 28 — 53 | 1475 Reg. S. : 43 1975 wf. S 2. | 21; 10 6,75 6. W. S0. U. Meg. 29 5,1 11,25 wk. . 50 | 1525 |. N. S. 23 |: 44 10 ttb. S. W. 42 | 1735 jo D 21 5,25 fr. W 30 5, 1175 kfb. W. = 60 15,0 wlk. W. 30 |= 36 | 15,25 Neg. ©. = 34 | 13,0 jegm. ©. = | 31 7 74 13,0 helle ©. 3 16,5 [helle S. O. Hoͤchſter Barometerſtand den 13. April = 28,“ 17 5%. Mittler Barometerſtand = 27% . Tiefſter Barometerſtand den 22. April — 26,“ 11, 1, Waͤrmſter Tag den 20. Juni = + 22, 75.0 N. Nord, Schn. Schnee, d. Ns. des Nachts, Gew. Gewitter. Ecklarungen der Abkürzungen: frb. trübe, wk. wolkig, nebl, neblig, NHL, Nebel, vegu. regneriſch, Reg. Regen, Stem. Sturm, ſtrm. ſtürmiſch, wind. windig, O. Oſt, S. Sud, W. Weſt, 2 1 . =, 5 N 7 — * NN S — * 1 ee Re Mittheilungen aus dem Oſterlande. zur VA, Gemeinſchaftlich herausgegeben vom Kunſt⸗ und Handwerks = Vereine, von der Naturforſchenden Geſellſchaft und vom Land⸗ wirthſchaftlichen Vereine zu Altenburg. Z3wölfter Band. Erſtes Heft, ausgegeben im September 1852. Auf Koften der drei Geſellſchaften. ji 78 4 t 2 3 8 3 7 3 73 2 * ; 4 3 Altenburg, 1852. Gedruckt in der Hofbuch druckerei. (In Commiſſion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung.) SSceseseseseseeeeeeeseeeeeeeeseeeeeeeeeeseseeeeeeseseeseeeseeeeeseee . 22 #2 4 5 * 2 8. 3 3 N [77 2 N dis, NN n * x 1 * 58 bein ir 5 15 y 15 DIE 37 2 RE 06000006000606060000000660000C5CCCCECCCTEEACEEEEEEEE EEE E00” 7 : 49 Eeeeeeseeeese 7 8 Inhalt des 1. Heftes: 1. Ueber Hermaphroditen bei Inſekten, vor⸗ zugsweiſe bei Schmetterlingen. Vortrag in der Verf. der naturf. Geſellſch. des Oſterl. am 20. April 1852 vom Land. ⸗ Juſt.⸗Präſ. Dr. Schenck. A II. Jahresbericht, vorgetragen zum Stif⸗ tungsfeſte der naturf. Geſellſchaft des Oſterl. am 7. Juli 1852 vom Secretär der Geſellſch., Dr. med. Franz Schlegel. III. Preisausſchreiben des Altenburger land⸗ wirthſchaftlichen Vereins IV. Etwas über den Rübenbau. Mitgetheilt aus den Verhandlungen des landwirth⸗ ſchaftlichen Vereins von deſſen Schrift⸗ führer, Ed. Lange. V. Der Anbau des Sommerwaizens. Aus den Verhandlungen des Altenburger landwirthſchaftlichen Vereins mitgetheilt von deſſen Schriftführer, Ed. Lange. VI. Verſuche mit dem Luftbutterfaſſe. Aus den Verhandlungen des Altenburger landwirthſchaftlichen Vereins mitgetheilt von deſſen Schriftführer Ed. Lange. VII. ueber den Kartoffelaugenbau. Aus einem dem landwirthſchaftlichen Verein übergebenen Aufſatz des Herrn Fr. Schilde entnommen von Ed. Lange. VIII. Tabelle über die im Herzogthum Alten⸗ burg und den angrenzenden Ländern und Orten üblichen Getraidemaße nebſt Angabe ibres Raumes nach Kannen oder Preuß. Quart u. ihres normalen Markt⸗ gewicht. 8 Mit 2 meteorologiſchen Tabellen. — Seseee 2 7 — SSH ο ο οοοο οο οοοοοο ο σ a — — * 2 — — — D a — 53 55 D ve RR Z Mittheilungen aus dem Oſterlande. 9 R Gemeinſchaftlich herausgegeben 000000000 vom Kunſt⸗ und Handwerks = Vereine, von ber Naturforſchenden Geſellſchaft und vom Land⸗ wirthſchaftlichen Vereine zu Altenburg. so.o.rs.sssasa Zwölfter Band. — Zweites Heft, ausgegeben im April 1853. Auf Koften der drei Seſellſchaften. Altenburg, 1835. Gedruckt in der Hofbuch druckerei. (In Commiſſion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung.) N F eee > SSeeeeeeeseeeeeeeseeeeeeeees 8 AT UUL ο UI ο ο ο ο ο ο 8 0 8 u * wi Ye * s ui Fr + — 2 = S .00a09s00000% 00 ® Sees Inhalt des 2. Heftes: S Seite IX. Ueber die oſterländiſchen Arten der Gat⸗ tungen Echinomyia Dumeril und Trixa Meigen. Vom Stud. med. Th. Apetz. „Vortrag über Biber in der Elbe als Beitrag zur Naturgeſchichte derſelben, gehalten beim Stiftungsfeſte der naturf. Geſellſchaft des Oſterl. am 7. Juli 1852 durch Rath Jul. Zinkeifen . . . Bittgefuch des landwirthſchaftl. Vereins an Herzogliche Landesregierung, das Armenweſen und die ländlichen Armen⸗ bezirke berkefe nnn re Gutachten des Altenburger landwirth⸗ ſchaftl. Vereins, die Brottaxe betr.. Auszeichnungen und Preiſe. Bericht über das 35 Jahr des Kunſt⸗ und Handwerksvereins, erſtattet am Stiftungsfeſte den 4. Febr. 1853 von Ed. Lange, Schriftführer des Vereins. Bericht über das 28. Jahr der Kunſt⸗ u. Handwerksſchule, erſtattet von ihrem Hauptlehrer Ed. Lange. Allgemeiner Bericht über das Beſtehen und Wirken der Kunſt- u. Handwerks⸗ vereine, Kunſt-, Gewerb- und Sonn⸗ tagsſchulen in den Schweſterſtädten des Landes im Jahre 1852; erſtattet durch den Geh. Regier.⸗Rath ꝛc. Dr. Back in Alten bung Mit 2 meteorologiſchen Tabellen. [ot A * See e ο ο ο ο ATI U U ο ο AU ο ο ο U TI) 1 — — 2 D Si — — Wa eo 8 78 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 38 4 8 8 78 8 8308 8 8 22 N 8 8 8 8 8 8 3 SN 8 8 „8 78 8 8 8 8 8 8 8 8 N 8 8 8 8 3 (a 8 9 8 8 8 8 8 8 8 8 2 8 2 8 N Se ο e ο ο ee e e e, ER 7 5 K He a, N, Nr v SSO0000000000s00900000s0000s00s00 00009 7 * 12 2 „ee Mittheilungen aus dem Diterlande. Gemeinſchaftlich herausgegeben vom Kunſt⸗ und Handwerks-Vereine, von der Naturforſchenden Geſellſchaft und vom Land— wirthſchaftlichen Vereine zu Altenburg. Bwölfter Band. Drittes Heft, ausgegeben im März 1854. Auf Voſten der drei Geſellſchaften. Altenburg, 1854. Gedruckt in der Hofbuch druckerei. (In Commiſſion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung.) Seeseseeseeeseeesseeeseeeeeeeeeseeseeeseeesseeseeeseeeeeeeeegeess I 0 song XXVI. XXVII. 4 4 ” al 2 2 8 XXII. XXIII. XXIV. be — 28 ® N. ® 3 9 N. K ® (C) N ® 2.9 N. 8 ® 2 9 7 9 N ic] N. N 48 ® ® 49 08 ® N „3 18 2 C. 8 Ja „ 2 N ® ® ® ® N 49 N u 8 ® K. 68 2 N 78 N IC) N 8 K. ® N 0 9 Die Auswanderungsfrage XXXV. 2 Mit 2 meteorologiſchen Tabellen. e..o.ssos Inhalt des A. Heftes: Protocoll der Monatsſitzung der na⸗ turforſchenden Geſellſchaft des Oſter⸗ landes am 20. Juni 1854 vom Geſell⸗ ſchaftsſecret. Dr. med. F. Schlegel 217 Jahresbericht vorgetragen zum Stif⸗ tungsfeſte der naturf. Geſellſchaft des Oſterlandes am 7. Okt. 1853 vom Geſellſchaftsſecretair Dr. med. F. Schlegel n Fortſetzung der Oſterländ. Fauna. Von Herrn Kanzliſt M. Schle n⸗ EI Kurze Notiz über einen unweit Al⸗ tenburg erlegten Steinadler, vorge⸗ tragen vom Gutsbeſitzer Hrn. Joh. Kratſch in Klein⸗Tauſchwitz in der Monatsſitzung der naturf. Ge⸗ ſellſchaft am 11. Juli 1854. 258 Die Theuerung der Nahrungsmitttel. Aus den Verhandlungen des Alten⸗ burger landwirthſchaftl. Vereins, mitgetheilt von deſſen Schriftführer Ed Lauge N vom Standpunkte der Landwirthſchaft betrachtet. Eine Mittheilung aus den Verhandlungen des Altenburger landwirthſchaftl. Vereins von deſſen Schriftführer Ed. Lange . . 26 Einnahme und Ausgabe beim Kunſt⸗ und Handwerksvereine i. J. 1853 . 271 Einnahme u. Ausgabe bei der Kunſt⸗ und Handwerksſchule i. J. 1853 Jahresbericht, vorgetragen zum Stif⸗ tungsfefte der naturf. Geſellſchaft des Oſterlandes am 29. Juli 1851, vom Sccretair der Geſellſchaft, Kreis⸗ amtmann Lüders 5 Miscellen 2 2. — << S S* Seceesesesseeesesessseseessesgeeeseeeeeseeseseseeseeeseeeeeeeesseee © Mittheilungen aus dem Oſterlande. Gemeinſchaftlich herausgegeben vom Kunſt⸗ und Handwerks- Vereine, von der Naturſorſchenden Geſellſchaft und vom Land⸗ wirthſchaftlichen Vereine zu Altenburg. Zwölfter Band. Viertes Heft, ausgegeben im Sept. 1854. Auf Koften der drei Geſellſchaften. Altenburg, 1854. Gedruckt in der Hofbuch druckerei. © © D D D O © © © © © © © ©? © °% 2 f ® © © © © 02 oa ©, ©? 9 © 3 37 © © D © og © © D © © © © D 3 5 * © © * © © 0 * © 37 N In Commiſſion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung.) © 1 80 fi ...o See οο nes nns sense nnennned Am Ur» 8 > } N TIER Er NSS AT URL AT SEN 2 S eee eee Inhalt des 3. Heftes: Seite XVII. Vortrag über des älteren Plinius Naturgeſchichte. Vom Herrn Geh. Rath Edlen v. Braun Excell . 137 XVIII. An die naturforſchende Geſellſchaft in Altenburg. Vom Profeſſor Geinitz in Bee TUE 16H XIX. Schreiben des Hrn. Schullehrers Schach e über eine dort erlegte wilde FFF XX. Oſterländiſche Lepidoptern-Fauna. Von Menz gs XXI. Bericht über das 36. Jahr des Kunſt⸗ und Handwerksvereins, erſtattet am Stiftungsfeſte, den 6. Febr. 1854, von Ed. Lange, Schriftführer des Vereins. XXII. Bericht über das 29. Jahr der Kunſt⸗ und Handwerksſchule, erftattet am Stif⸗ tungsfeſte des Kunſt- und Handwerks⸗ vereins, den 6. Februar 1854, von ihrem Hauptlehrer Ed. Lange XXIII. Allgemeiner Bericht über das Beſtehen und Wirken der Kunſt- und Gewerb⸗ vereine, der Gewerb- und Sonntags⸗ ſchulen in den Schweſterſtädten des Landes im Jahre 1853; erſtattet durch den Geh. Regier.⸗Rath ꝛc. Dr. Back in Altenburg la 202 XIV. Rechenſchaftsbericht über Einnahme und Ausgabe bei dem Kunſt- und Hand⸗ werksvereine vom Jahre 1852. 214 Niscellen Mit 4 meteorologiſchen Tabellen. 2 2 Sede ede eee ese geeseeeseeeseeee eee 8 8 18 N. 8 938 8 8 8 58 38 8 8 43 3 8 8 18 3 8 8 3 8 8 8 18 8 8 8 1 8 8 8 18 8 8 8 8 8 3 ® 8 ® 8 8 8 8 8 N 18 3 8 8 8 Gesees Seeeeseees ee geo eee ges , je: 1 mm — 5 Aa MINI: I 8 RAR ar An: aaa a E 2 { SSA an 1 DEN Seesen NAD e ee AM - RR SSS * 1 a AAAARARZ: 8 r de 82 ana 2 EN e Ana AR Nee g SAE An an Paar LEN N Ana DRANG 9 eee ann. e eee SS AAA“ „- . 2 N AAAMARATAN See Dede 8 N ed er 8 n Wewer NY BIT ’ S nee N = 7250 | aAMMAN, Wr 12 Ne anaN / A . NaNOanAnn AA e N eee IA! N EHEN — — A . N AAA a nee e e G N eee ann * 5 505 55 2