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Ueber die im Februar 1854 bei Paditz auf— gefundenen Rhinocerogzähne und Knochen. Vom Rath Zul. Zinkeifen. . 1 1. Ueber das Vorkommen der Calamoherpe locu- stella im Altenburgifhen. Bon Chr. Friedr. Shah... 21 11. Bericht über das 37. Jahr des Kunf- und ‚ Handwerfövereind. Bon Ed. Lange . . 29 IV. Bericht über die gewerblichen Vereine und Schu⸗ len in den Schweſterſtädten des Landes. Vom Geh. Neg.-Rath Dr. Bad. . 4 V. Bericht über das 30. Jahr der Altenburger Kunſt⸗ und Handwerksſchule. Von Ed. Lange . .„ 54 VI. Fortſetzung der Ofterländifchen geboten. aim. Bon M. Shlenzig . . 63 VII. Bemerfenswerthes über einige Vorkommniſſe in der Lepidoptern⸗Fauna Des —“ Von M. Shlenzig . ö 69 VII. Miscellen . . 172 IX. Bericht über das 38. Jahr des Kunſi⸗ und Handwerksvereins zu Altenburg. Bon Ed. Lange 73 X. Bericht über das 31. Zahr der Kunft= und Hand: werksfchule zu Altenburg. Von Ed. Lange . 84 XIL. Bericht über die übrigen gewerblichen Vereine und Schulen des Herzogthums ©.- Altenburg. Dom Geh. Reg.-Rath Dr. Bad . . . 93 XII. Einnahme und Ausgabe beim Kunft- und Hand werföverein» und der Kunft- und Handwerks⸗ IR . . 106 XI. Ueber die Verwendungen des Altenburger land⸗ wirthſchaftlichen Vereins von 1841—1855 . . 109 XIV. Die Zufammenlegung der Grundftüde. Aus den Verhandlungen des Iandwirthfchaftlichen Vereins mitgetheilt von Ed. Lange . 110 XV. Aufmunterung zu erlaubter, vernünftiger San gräberei von E. v. Otto . . . . 112 XVI. XVII. XVIII. XIX. XX. XXI. xx. XXI. AXIV. XXV. XXVI. XXVH. XXVIII. XXIX. XXX. XXXI. — —— Fortſetzung der Oſterländiſchen Lepidoptern-Fauna von M. Schlenzig. . Bemerfenswerthes aus der Oftelänifgen Frun. Bon M. Schlenzig . Die Kandmwiribfeharttihe Winterſchule zu Alten⸗ burg. Von Ed. Lange . Worte zur Einleitung der Feſtſitzung des Kunſt⸗ und Handwerksvereins. Von Dr. Shmid . Bericht über das 39. Jahr deffelben. Bon Ed. Lange . . Bericht über die gewerblichen Vereine, gewerblichen und Fortbildungsjhulen in den Schwefterftädten des Landes. Vom Geh. Neg.-Rath Dr. Bad. Beriht über das 32. Jahr der Kunft- und Handwerfsfhule zu Altenburg. Von Ed. Lange Den Stiftern des PBereind. Feſtſpruch von Dr. Bad. . Worte, zum Schluſſe der Feſtfitzung geſprochen von Dr. Shmid. . . Einnahme und Ausgabe des Kunf- und Hand» werfsvereing und feiner Schule 1855 . . Sahresbericht der. Naturforfchenden Gefellſchaft des Oſterlandes, vorgetragen den 15. Sept. 1855 Jahresbericht derſelben Geſellſchaft, vorgetragen den 17. Sept. 1856 . . Ueber das Medern der Beaffne. Bon Frdr. Schach. Beobachtungen über einige Pſyche⸗Arten Bon RN. Winkler. - Entomologifche Notizen aus dem Jahre 1856. Bon M. Schlenzig . Die Erträge unferer Rindviehzucht. Aus den Ber: handlungen des Altenburger landwirthichaftlichen Bereins mitgetheilt von Ed. Lange. - Zehn meteorologifhe Tabellen. Seite 123 127 133 137 138 150 172 180 182 183 185 190 193 199 208 215 LOS 1P9].5,0 10 ut Zähne vom Klunoares beherbuinus Go. Zihne vom Bluinoceros leder hints Citd. unerbsaitl Stanbmehe bıi Iwddki ohmoat ÄltmÖHrg um VRATEZRGHIG 4 I. a lan Bortrag r n über * bei äh im Febr. 1854 aufgefundenen Nhino- .cero8 - Zä 3* und Knochen und das Vorkommen Hin foffer hinoceros -Weberrefte im Allgemeinen, | gehalten ‚ein Stiftungsfefte der — — Geſellſchaft des RT Dfterlandes monn‘; am 15. September 1854 ums4ü Hoi * Rath Julius Zinkeiſen. 94% En ich Ihnen über den befannten merkwürdigen paldon- talogifchen Fund von Ueberreften eines Rhinoceros in Padik 9. Februar 1854 eine kurze vorläufige Mittheihung "machte, verfprach ich einen ausführlichen Bericht darüber ich verfehle nicht Diefem meinem ig andurch zufommen. aid Aus meinem in der erften Monatsfikung unferer Ge: hate gleich nach der Entdeckung jener Leberrefte, darüber eten mündlichen Berichte wiederhole ich zur Vervoll⸗ igung des Ganzen, daß diefelben am obigen Tage beim * über dem Herrſchaftlichen Porphyrbruche bei Paditz 3 Stunden von hier ohnweit des nach Altenburg führenden fogenannten Raſenfußweges durch die Steinbrecher rirea 5—6 Ellen tief gefunden und in 13 Stück verſchiedenen "iwohlerhaltenen Zähnen, theilweife noch mit Wurzeln, wo— bon: 7 Stück groß, 3 Stück etivas kleiner und 3 Stüd XI. ——— 1 BR RR ziemlich Elein waren und vielen Knochenſtücken beftehen, die vom Steinbrecher Pröhl daf. für die naturforfchende Ge: fellfehaft anher eingeliefert worden find, wofür ich ihm den befonderen Dank des Vereins hiermit nochmals öffentlich abjtatte. Kann man auch die fraglichen Zähne als fehr wohl erhalten anerkennen, fo haben doch die Knochentheile das allgemeine Loos aller dergl. Ausgrabungen getheilt, fie find nämlich durch das Liegen feit Jahrhunderten in äußerſt mürbem Zuftand befindlich, noch che die Arbeiter darauf or: dentlich aufmerkſam geweſen, bis auf einen Wirbelfnochen miiſtentheils im Eleine Stücke zerbrochen worden. Da die Zähne in einer Reihe gelegen Haben follen, ſo kann mit großer Wahrfcheinlichkeit angenommen werden, daß der ganze Kopf des Rhinoceros, ja vielleicht das ganze Gerippe deſſelben, noch im Zuſammenhange da abgelagert geweſen, und iſt dabei nur zu beklagen, daß man dieſes neue paläon— tologifche Belegſtück nicht Hat vollftändig zu Tage fordern können. Vielleicht liegen unter dem ‚benachbarten zur Zeit noch nicht abgeräumten Erdreiche des Fundortes noch Theile dieſes Rhinoceros- Gerippes, oder gar das übrige ganze Gerippe und die untere noch fehlende Kinnlade m 5 dazu gehörigen Zähnen begraben, da die gefundenen Stuͤck unmittelbar, an der, fenfrechten Wand. der abgeräumten Bodenfläche abgelagert waren; leider hat aber die fi feste Abräumung des Erdreichs an der fraglichen, Stelle bis jet nicht vorgenommen werden können, indem diefe ſenkrechte Wand duch Niederbrechung der Steine, bis ‚zur Tiefe des Steinbruchs thurmhoch fortgeſetzt und jede, wei- tere Nachgrabung dort vor der Hand unmöglich gemacht worden iſt, Doch Hat, mir der Steinbrecher Proöhl vor Kur: zem verſichert, daß noch in dieſem Herbſte das Abräumen an jenem Orte wieder angefangen werden ſolle, und müſſen wir und alſo bis dahin noch gedulden. Die Lagerungs⸗ verhältniſſe, wo ſich dieſe Ueberreſte der Urwelt gefunden, ſind folgende; von der, Erdoberfläche herab findet ſich: ae 2 m b)7 + Ele zuerſt etwas gute Ackererde, datın ziemlich einer Lehm, darauf folgt sän ‚22 Zoll dunkelſchwarzbraun gefärbter grober Sand, it 3% dann er wu 4-1 Eile) gelblich weißer Sand, bandartig nach den Farben gefchichtet und an er 4—4 Elle verwitterter grünlich weißlicher ER «da daun feſter Porphyr. Zwiſchen der dünnen braunen Sandſchicht Nr. 2 * dem Lehm darüber war das Gerippe abgelagert und ſollen ſich in der Nähe deſſelben eine große Menge kleiner Schneckenhäuſer vorgefunden haben, wovon ich aber leider Feines habe erlangen können, da fie in die Tiefe des Stein: bruches mit dem übrigen Erdreiche heraßgeftürzt worden waren, ein merfwirdiges Vorkommen, auf welches ich fpäter zurückkommen werde. Ich lege Ihnen diefe Zähne und Knochen, wovon erftere von mir nach der wahrfcheinlichen Lage derfelben in eine ziemlich vollſtändige Kinnlade geordnet und vom Herrn Lithographen Bechftein in natürlicher Größe überaus treu auf den anögelegten Tafeln abgebildet worden, vor, Bitte mit den gleichfalls aufgefchlagenen Kupfertafelt von a sur les ossemens fossiles, Paris 1822 Geinitzens Grundriß der Verfteinerungskunde, Dresden Leipzig 1846, zu wergleichen und fich felbjt zu über gen, mie auffallend ähnlich alle dieſe Rhinoceros Zähne von der Natur gebildet find, und fich nur in der Periode des Zahnwechſelns verändern. Nach dem erwähnten Euvier: == Werke über alle bekannte Thier-Ueber— der Urwelt find dieſe Zähne aus den Beiden Oberfie: eines ausgewachſenen Rhinoceros und gehören der ng Rhinoceros tichorhinus Cuv. an. Die zwei größ« Nr. 5 und 9 find auf der Kaufläche 2 Zoll ge Länge der Kinnlade nah und 1 Zoll 4-5 Bin bon innen nach aufen breit, die 2 folgenden Nr. 4 um 8.1 Zoll 5—6 Linien breit und tief, ziemlich quadras —F Pe tiſch, die 2rnächften Nr. 3 und 7 I Zoll’4 Linien, die num kommenden beiden der Reihe nach Nr. 2 und 6 nur 1 Zoll Breit, aber 1, Zoll 4 Linien tief der Lite dreieckig erſcheinende Zahn des Gebifjes Nr. 1 ift wahrfcheinlich nur J Zoll im Quadrat gewefen, und hat feine Zeckige Geftalt nur durch Verdrehung in der Zahnhöhle und Abfchleifung der einen Ecke bei, dem gewaltfamen Emporwachfen deſſelben erhalten. Die längfte Wurzel des cinen größten Zahnes iſt noch, ob: gleich. etiwas abgebrochen, 34 Zoll und fcheint reichlich 4 30ll lang gewefen zu fein, die übrigen Wurzeln der grd- Fern 4 Zähne meffen reichlich 24 Zoll, fie. haben größten: theils 4 ftarfe Wurzeln. Auf der Mitte der Kaufläche be: finden fich bei allen Zähnen 2 runde, trichterförmig vertiefte Löcher (Krater), wovon das eine etwas oval ift und jeder bat daneben einen eben‘ fo tiefen veichlih 1° Zoll langen 2—3 Linien breiten gemundenen Einfchnitt (Eleines Thälchen), was bey allen Zähnen mit. Aluviallehm und Sand ausge füllt war, die, 2 größten Zähne weichen Hiervon etwas ab, indem bei. ihnen die fehr tiefen gewundenen Einfchnitte vor: herrſchen, eigentlich zwei vorhanden ſind, die beide nach der inneren Seite des Maules zu offen ausgehen, während nur Kgroßes und 1 fehr, kleines rundes Loch auf der Ober: fläche fichtbar iſt. Alle diefe Zahne haben ſowohl um die tiefen «genannten Löcher und Einfchnitte, wie um die ganze 4ekige Kaufläche, herum eine: etwas vorſtehende Linie breite weiße erhabene Emaillen-Einfaffung odev Schmelgleifte, während die übrige etwas tiefer liegende gläugend lichte gelblich braun ausfieht. Die Seiten, wo die Zähne neben: einander ftchen, find durch. das Empordringen aus den Zahn: höhlen beim Wachfen der Zähne fehr an einander abge⸗— ſchliffen, ſo daß bei den 2 Eleineren Ne. 1 und 6 das — —* halb offen iſt. Der Zeckige große oben fpitig zugehende ſehr Aquch in ip Mitte 21 Zoll breite und 2 Zoll die Backzahn Ne: 10 Hat nur 3 Wurzeln, und tft: der legte hinterſte Back⸗ zahn Der einen oberen Kinnlade, fehr ähnlich dent von —6 Cuvier auf Pl. XII. Fig. 2 abgebildeten, wo er als der 6te der rechten Seite und noch wenig gebraucht. bezeichnet iſt, die letzten Backzähne bei dem lebenden find ſtets eben ſo geformt, find Zeckig, und haben nie 2 tiefe runde Löcher und‘ ovale Einſchnitte auf der Kaufläche wie die übrigen Backzähne, weil ſchon der horizontale: ebene Pla dazu fehlt, da ſie mehr im eine ftumpfe Spite ausgehen. Die Beiden Kleinften 1 Zoll breiten und reichlich FZoll dicken Zähne Nr. 11 und 12 mit nur 2 Wurzeln, Haben in der Mitte der Kaufläche eine ftumpfe Spige und’ auf beiden Seiten daneben 2 vertiefte Löcher, find wahrfcheinlich die Iten ° Zähne der unteren Kinnlade und haben ‚Bei den‘ Lebenden diefelbe Form umd Größe, fo dag wir, wenn wir zu den dr abgezeichneten, Nr. I-5 den großen Eckzahn Nr. 10 Hin: ten anſetzen, eine wollftändige Zahnreige von 6Stück der einen oberen Kinnlade zuſammen haben, was felten vorzu—⸗ kommen fiheint: Die beiden Eleinen Zähne Nr. und 12 find dem im Cuv. Pl. IX. Fig. II abgebildeten Iten Zahn und der 2te und Ste jener Kinnlade dem noch nicht erwähnten zerbrochenen halben Zahn Nr. 13 mit 3 Spike und 2 trichterförmigen Vertiefungen dazwiſchen ſehr ähnlich, und würde ſonach dieſer letztere Zahn Nr. 13 der Ste oder Der imteren linken Kinnlade won vorn hereinfein.- Die Backzähne der unteren Beiden Kinnladen findo beim oceros ganz anders geformt, wie bei den oberen, fie ben nämlich nicht Die oben Befchriebenen runden Löcher und vertieften Einfchnitte auf der Kaufläche,' fondern Bilden zwei an einander hängende Halbmonde und gehört deshalb der eben erwähnte zerbrochene Zahn Nr. 13 wohl unbe⸗ ſtritien der unteren linken Kinnlade an. Bon den mit aufgefundenen Knochen find borzugwehſe zu erwähnen: Ein Wirbelknochen mit hurchgehendem Loch⸗ —* ich zuerſt für einen Halswirbel, zunächſt des Kopfes gehalten, der aber auch ein Schwanzwirbel aus dent Becken ſein kann, worauf mich die Figur 6 Pl. V. m 6 — — der Cuvierſchen Kupfertafeln aufmerkſam gemacht bat, er iſt nur 7 Zoll breit und 4 Zoll hoch. 2) Ein ähnlicher Knochen ebenfalls mit einem dergl. Loche und vielen Höhlungen und dünnen Scheide: wänden, wohl unbeftritten dem Oberfchädel angehörig. 3) Ein Schenfellnochen mit Kugel auch won nicht be fonderer Größe und Stärke, den ich aus 3 Stücken zufammengeleimt habe, die Kugel 4 Zoll breit, mit Knochen, worin fie gefeffen. 4) Bruchftücke von dünnen Nippen und andere Knochen: theile won nur wenigen Zollen Länge und noch weni— ger Stärke. Die verhältnigmäßig geringe Größe und Stärke diefer Knochen möchte mich faft auf den Gedanken leiten, daß fie von anderen Fleineren Thieren, ald vom Rhinoceros her— rühren, da. ja bei allen ähnlichen Auffindungen Knochen verfchiedener Thierarten zufammen vorkommen, enthalte mich jedoch hierüber als Laie in der Anatomie jedes entfcheiden: den Urtheils, würde mich aber fehr freuen, darüber Beleh— rung zu erhalten. Es wäre leicht möglich, daß bei fortge- fetter Ausgrabung und Auffindung mehrerer —— auch hierüber nähere Aufſchlüſſe erhielte. Schon in früheren und frühſten Zeiten ſind ſoſſile Rhinoceros- und andere große urweltliche Säugthier-Ueber: refte in Padi über dem daſ. Herrfchaftlichen. Steinbruche gefunden worden, jo beſitzt z. B. Herr Stadtrichter Haferick hier einen Zahn von einem alten Rhinoceros, der dem in Geinitend Verfteinerungsfunde auf Tafel I. sub Nr. 12 abgebildeten fehr Ähnlich. ift, und: mehrere Knochenſtücke grögerer Thiere, welche Arbeiter aus hiefiger Stadt beim Abräumen: des fraglichen Steinbruch vor circa 8—10 Jah: ren gefunden haben follen, ferner ift in den bekannten Jahr— büchern vom Graf Beuft IV. ©. 174 und 75 ein ähnlicyer Bund wie der gegenwärtige, wahrfcheinlich faft auf derfelben Stelle wie jet, oder doch nicht weit davon, aufgemerkt, e8 heißt darin „Vadis 1703. Im Juni wurde vorm Dorfe — B — ein Einhorn oder vielmehr Ebur fossile ausgegraben, als der Weg nach der Stadt zu gebeſſert werden ſollte. Nach tieferem Graben fand man auch 3 Leichen“ und beruft man fich dabei auf Donats Europäifches Tageregifter 1703 ©. 124, die angeblichen Leichen mögen wohl auch Thier⸗ —— gewefen fein. VUeber Tetsteren Fund find ziemlich genaue Angaben in * Wilh Ernſt Tenzel, K. Poln. und Churfürſtl. Sächſ. Rath und Hiſtoriographen in Dresden 1689 — 98 heraus— gegebenen curioſen Bibliothek oder monatlichen Unterhaltung einiger guten Freunde, die mir durch beſondere Gefälligkeit verfchafft worden iſt, enthalten, woraus ich das auf unfere gegenwärtige Entdeckung bezügliche Merkwürdige aushebe. Es hat ſich nämlich zwiſchen gedachten Herausgebern obiger Monatsfchrift und einem gewiſſen Dr. Schnetter in Alten: Burg welcher jenen Fund veröffentlicht hat, ein ziemlich Heftiger und anzüglicher Streit darüber erhoben, ob diefe gefundenen Ueberrefte, wirklich won Thieren der Urwelt her: rührten oder nur Naturfpiele feien, Tetteres behauptet Schneiter, erſterer iſt der richtigen gegentheiligen Meimmg und‘ beweiſt dieſes. In dem Iten Repoſitorium Stes Fach 1704 8: 249 jener Bibliothek findet fich eine Necenfion über Dr. Job: Criſtoph Schnetters, Archiatri Duc. Saxon.’ et Phisici inati "Altenburg. Sendſchreiben an den Fürſtlich Sich. ORriedenfteinfchen Rath und Leib = Medicum auch - Phisicum' Ordinarium zu Altenburg Heren Dr. Jacob Jodoe Raab über das im verwichenen Monat: Julio ohnweit Altenburg ausgegrabene Unicornu, oder vielmehr Ehuür ſossile Jena 1704 in Sro und c8 geht daraus hervor: "rap im Juli 1704, (mithin nicht im Juni 1703 wie die Benuſt'ſchen —2 wohl: irrthümlich angeben) von "open Arbeitern; die den Weg von Altenburg nach Paditz gebeſſert auf dem Berge vor dem Dorfe Paditz als fie "1 Schuh tief in die Erde gegraben zwiſchen der Damm: > erde und kieſigem Sande ein 8 Schuh ohngefähr langes, Ne borne wie ein Finger fpibzugehendes und. I Schuh ‚Dickes, gerade. liegendes mit einer, fteinernen Schale umgebenes Stück gefunden, was aber von ihnen zerfchlagen worden, fie haben ‚gemeint, daß ed vom Einhorne fei, das bei der Sündfluth untergegangen; in einem) Platze von (circa 32 Schuhen dabei haben fich noch verichifäung Heiner dergl. Fossilia gefunden, die nur 1 oder. 3 Schuh) lang gewefen, aber ebenfalld aus Unvorfichtigfeit — worden. Die Lagerungsverhältniſſe an dieſem Orte und 2 hängenden Berge, wie fich ausgedrückt ift, waren nach ihm: 1) 14 6i3 4 Schuß Damme oder leimichte rio⸗ dann 2) 4 Schuh Hoch kieſichter Sand und 3) 4 Schuh Hoch Mergel oder Thon und ſtimmen diefelben mit den oben angegebenen Erdſchih ten, wo die Rhinoceros-Ueberreſte jetzt gefunden worden, ‚fo: ziemlich überein. Höchft merkwürdig ift das Tentzel ſche Anführen in feiner curiöſen Bibliothef ©. 1204, daß um den bei Burg Tonna, ohnweit Gotha 3696 ausgegrabenen foffilen Elephanten, wovon Dr. Naabe in Gotha den Kopf noch unverfehrt Hatte in der Erde liegen gefehen, der aber: den nächften Tag ſchon zerfchlagen geweſen, rings herum der Sand mit dem allerkleinften Schneckenſaamen ſowohl, wie vollfommenen Schnecenhäufern, angefüllt gewefen, Tentzel habe der Merkwitrdigkeit wegen ad demonstrandum Knochenftüde vom Kopfe, infonderheit. aber jenen „mit Schneckenhäuſern gemengten Sand, gefammelt und. dem vortrefflichen Medien Herrn Dr. Rivinus von: —— in Dresden vorgezeigt. Das Vorkommen von ſolchen Sänedenhäufern, P was den Arbeitern in der unmittelbaren Nähe der jetzigen Rhi— nocerod:Ueberrefte aufgefallen, wie ich früher ſchon bemerkt, und deren daher gewiß fehr viele geweſen feyn müſſen, weil fie fonft gar nicht darauf aufmerffam geworden wären, flimmt ganz mit dem eben angegebenen bei Tonna überein und ich möchte wohl darüber Auskunft erhalten, ob dieſe — — Erſcheinung bei, derartigen Säugthier⸗Ausgrabungen ſchon bemerkt worden iſt oder nicht. Sollte dieſe auffallende Erz ſcheinung nicht vielleicht darauf hindeuten, daß die Thiere, wo ſolche Schneckenhäuſer gefunden worden, nicht durch eine der ſogenannten Sündfluthen erſt umgekommen, ſondern vorher ſchon auf der Erdoberfläche todt gelegen und ſich jene Schnecken nach der eingetretenen Fäulniß derſelben zu der dadurch feucht gewordenen Stelle hingezogen und ihre Nah— rung, dort geſucht haben, da bekanntlich die Schnecken die Beuchtigkeit ſehr lieben? ‚Später müffen jene, faulenden Thierkörper zugleich mit den. ſich um ſie gefammelten Schnecken durch irgend, eine Erdrevolution an derſelben Stelle verſchüttet worden ſein, denn wollte man annehmen, Fluthen hätten ſie erſt noch weiter geführt und dann erſt abgelagert und verſchüttet, ſo könnten die leichteren Schneckenhäuſer nicht an derſelben Stelle in ſo auffallender Menge gefunden werden, ſondern hätten ſich jedenfalls ſehr vereinzelt. WVon dem, damaligen Funde find nach S. 262 und 1206 —— Bibliothek Stücke des ausgegrabenen Hornes oder vielmehr. Stoßzahnes ‚und Knochen in das Raritäten— Cabinet des Herrn Canzlers Pflug in Alteuburg und in die Fürſtl. Raritätenkammer nach Gotha gekommen, und ſagt darin der Herausgeber Tentzel, daß er ſelbſt ein Stück jenes Hornes oder Zahnes beſitze, was ihm der Herr Kammer: Verwalter, zu. Altenburg .werehrt habe, auch ‚habe Ihre Hochfürſtliche Durchlaucht zu Gotha die Gnade gehabt ihm ein Stück davon zur befjeren Betrachtung und Beurtheilung ins Quartier, zu. leihen, daher. ihm Dr, Schnetter nicht blin- den judicii beſchuldigen könne. Sch kann hierbei die Bemerkung nicht unterdrüicken, daß es mir ‚viele Freude gemacht; hat, hierdurch zu erfahren, daß ſich ſchon mein Dienftvorfahr, der. Kammer Verwalter bier, vor. 160 Jahren mit Mineralogie beichäftiget hat, und dag ſonach die Liebe für diefes Stadium auf dieſer Stelle geruht zu haben ſcheint. — 16 — Sm gedachter curibſen Bibliothek Ites Repoſ. I2tes Fach) findet ſich ferner S. 1198 eine anderweite Entgegnung vn. Tentzel über Dr. Joh. Ehrift. Schnetter8 Antwort an einen sind Freund wegen der Genfur über fein Sendfchreiben von dem zu Altenburg gefundenen (Uni cornu) ** * fos- sile etc. Sjena 1704 und widerlegt erfterer darin gründlich die von lehterem auf: geftellte und in vorerwähntem Sendfchreiben eifrigft verthei⸗ digte Behauptung, daß die in Altenburg wie friiher 1696 in Burg Tonna aufgefundenen Gorpora Tediglich lusus naturae, die ex marga (Mergel) oder vielmehr, weil diefe eigentlich eine trocfene, bröckelichte Erde bedeute, aus einer thonigen fetten Erde ex bolo (Bolus) fo gebildet worden. Dr. Schnetter behauptet darin ©. 260 ausdrücklich: ja Allein es ift ohnzweifelhaft, dieſes allhier gefundene ebur fossile ein corpus minerale, fo von einer fettigen tho— nichten Erde, welche ein falzig faurer Erdenfaft coaguliret und nach der außenher umfloffenen fteinernen Schale durch Spielende und unmüffige Natur dem oberen Theile eines Elephanten-Zahnes gleich gebildet, generivet worden. Tentzel erklärt endlich ©. 1211 zum Befchluffe frei: müthig dieſe Behauptung für die größte Abſurdität von der Welt, da er fich nicht einbilden könne, da in Höhlen unter der Erde, der Mergel ganze Corpora von Elephanten formiren fünne und ftellt dabei S. 1205 den Antrag einen Conventum Medicorum zu Gotha zu berufen, welcher über jene Streit: frage nach genauer Befichtigung der in der dortigen Kunſt⸗ kammer befindlichen Tonna’fchen und Altenburgfchen Gebeine das Endurtheil Sprechen ſolle, und feheint ſich damit Diefer wiffenfchaftliche Streit beendiget zu haben. Faſt Habe ich mich bei diefer Mittheilung zu weit ver⸗ breitet und kehre daher zur Hauptſache, das Vorkommen von noch lebenden Rhinoceroſſen und — reift a" Heberreften davon, zurück. Das Nhinoceros Lin. Nashorn, foſſil mit den Pr => u Aceratherium, nach Kaup und 'Coelodonta, nach Bronn belegt, wird noch Tebend im Afien und Afrika angetroffen, lebt einfam in ſumpfigen Gegenden, nährt fich non Kräus tern, Blättern und Baumzweigen, hat’ eine ſehr dicke, fal: tige, wie Schilder abgetheilte Haut, und jeder Fuß iſt in 3 Klauen gefpalten, ed trägt auf dem wie eim Dach gebil: deten Naſenknochen, nicht aber mit demfelben feit vermwachfen;, fondern blos auf der dicken Haut auffigend, ein, auch 2 db: ner won faferiger Hornſubſtanz. Es werden 4 Arten davon nach Cuvier untreſchieden min 9 Das oſtindiſche mit 1 Sorn, hat tief eingefchnittene Hautfalten, 28 Baden: und 2 Schneidezähne in jeder Kinnlade, außerdem 2 Eleine zwifchen den untern und “92 nod) Fleinere —— der oberen, lebt des Ganges; * Das javaniſche mit I Horn, hat weniger Hautfalten, »aber viele, Kleine winfelige dichtitehende Höckerchen darauf, große Schneidezähne wie das vorige; —* Das ſumatra'ſche mit 2 Hörnern, eins hinter dem andern, faſt ohne Hautfalten, dabei aber ſtark be⸗ haart, 4 große Schneidezähne wie die obigen und 4) Das afrikanische mit 2Hörnern ohne Hautfalten und orale Scyneidezähne, die 28 Backenzähne nehmen fait die ganze Länge der Kinnladen ein, lebt am Cap. Außer diefen 2 Gattungen mit Irund 2 Hörnern feheint es noch eine Mittelgattung in Sumatra zu geben, welche zwar auch 2 Hörner haben, bei welchen die Haut aber ein wenig gefaltet iſt und die Schneidezähne ſo geftaltet find, wie die des indifchen. Eine Beſchreibung davon findet ſich von einem gewiſſen Chirurg im Dienſte der Oſtindiſchen Compagnie William Bell in den Transactions philosophi- ques vom Jahr 1793. © In der älteften Gefchichte geſchieht zuerſt eines Rhino— ceros Erwähnung, was bet einem großen Feſte des: Ptole: maus Philadelphus unter" den fremden Thieren als das — ſeltenſte mit vorgeführt wurde, es ſtammte aus Aethiopien; das erſte lebende nach: Europa gekommene ſcheint das zu ſein, was Plinius bei den Spielen des Pompejus in Rom erwähnt, es hatte ein Horn, Diocaſſius erzählt von einem dergl., was bei den Kampfjpielen des Auguftus nach dem Siege Über die Cleopatra getödtet wurde, und bemerkt gez gen die Angabe des Plinius, daß dieſes das erſte 0 cerod geweſen, mas nach Rom gekommen fetsn Bela nina Strabo befchreibt fpäter ein einhörniges, was er in Alerandrien geſehen, Pauſanias dagegen eines: mit 2 Hor: nern, was er den Stier von Aethiopien nerut,: wovon 2 unter Domitian in Rom gelebt; und fo werden Rhino— ceroffe von mehreren älteren Schriftftelfern, Antonin, Helio— gabulus ze. erwähnt. In neueren Zeiten finden wir, daß zuerft 1513 ein einhörniged aus Indien an den König Em: manuel nach Portugal gefchieft worden, von Albrecht Dürer in Nürnberg ift davon die erfte gute Zeichnung, nach einem ihm won Liſſabon gefendeten Entwurfe Davon, gefertiget wor: den, und ift diefelbe lange Zeit allen in den werfchiedenen Naturgefchichten enthaltenen Bildern vom Rhinoceros zum Grunde gelegt. Im Jahr 1685 Fam das 2te nach England, ein Z8tes wurde 1739 in ganz Europa gezeigt und. ein 4tes 1741; da8 von 1739 wurde mehreremale befchriebentund gezeichnet, 1771 kam ein 5tes ganz junges nach Verfailles, was 1793 25 bis 26 Sahr alt daf. ſtarb, Buffon erwähnt letsteres in feinen Supplementen , ein btes ſehr junges, für die Menagerie in Wien beftimmt, ſtarb kurze Zeit mach feiner Ankunft aus Indien in London 1800, das 7te wurde circa 1820 über Baris nach Deutfchland: gefüßet, und hatten - alle diefe 7 angeführten nur 1 Soprn. 807 Lebende Rhinoceroffe mit 2 Hörnern find in den neues ven Zeiten nicht nach Europa gekommen, auch Haben ges naue Befchreibungen davon lange gefehlt, man, Fannte fie blos durch mehrere in Cabineten befindliche Hörner. Der Oberſt Gordon war der erſte, welcher das Rhinoceros mit 2 Hörnern genau beſchrieb, und’ deffen >: —— Angaben darüber hat Buffon im feinen Supplententen auf: genommen. KM Die genaufte Befchreibung und Vergleichung "aller Knochen der genannten lebenden ein: oder zweihörnigen Rhinocerosarten von Aſien und Afrika vom Schädel an big in die Eleinften Theile eines folchen Skelettes und der davon vorkommenden foſſilen Leberrefte, findet fich mit einer außer: ordentlichen Sorgfalt zuerft in Cuviers werthvollen Recher- ches sur les ossemens fossiles, Paris 1822. Band TI. ©. 20 und 29 seq. und habe ich die meiften in gegenwär⸗ tigem Vortrage enthaltenen Angaben hierüber daraus ent- nommen. ans 4 199 Won den noch lebenden Rhinoceroffen und den Ländern, wo fie noch einheimifch find, gehe ich num zu den aufge: fundenen Ueberreſten derfelben aus der früheften Zeit vor Sahrtaufenden, der Diluvial: Periode - oder der Zeit der jüngeren tertiären Gebilde, wo unſere Erdoberfläche die jetzige Geftalt erhalten Hat, tiber und komme dabei zuerſt auf die Beantivortung der Frage, in welchen Ländern und Gegenden und wenn dergl; foffile Ueberrefte entdeckt wor: m ſind. Yin) Pre Tr an Man hat diefelben in ganz Deutfchland, Frankreich, Oberitalien, England und Rußland, namentlich Sibirien, auch in Amerika im Sande oder Lehme, ſowie in Kalk: und Gyps-Schlotten ze. nicht fehr tief unter der Erdoberfläche Wereinzelt und in Haufen mit Knochen vom Mammuth, (@lephas primigenius) Tapir, Hirſch, Pferd, Syäne, Tiger ze. abgelagert ausgegraben, nnd die Muſeen der meiften Län: der enthalten mehr oder weniger vollftändige Schädel mit allen Zähnen, fehr viele einzelne Zähne, feltener ganze zu: ſammengeſtellte Gerippe davon. BR Die erſte Erwähnung von aufgefundenen Rhinoceros⸗ knochen findet ſich 1668, wo bei Grabung eines Brun⸗ nens in Chartham ohnweit Canterbury ein Rhinoceros⸗Kinn⸗ backen gefunden worden, 1701 ſind zwei guterhaltene Zähne davon in dem Juliheft der Transactions philosophiques befchrieben, die man zuerft dem Nilpferde (Hippopotamus) angehürig glaubte, 1696 wurden zwei Elephanten-Sfelette fo wie, Kuchen und Zähne vom Rhinoceros in Burgtonna bei Gotha entdeckt, twie ich bereits früher erwähnt und von Schlotheim in Sotha genau befchrieben ; weiter wurden ganze Schädel, Zähne und Knochenüberrefte vom Nhinoceros, öfters mit Elephantenfnochen zufammen, ausgegraben, inden Samm⸗ lungen: aufgeftellt und befchrieben: 1700 und 1818. Bei Kannftadt am Ufer de3 Neckar, 1723 bei Wien in der Bor- ftadt Roſſau, 1728 bei Quedlinburg auf derfelben Stelle, wo bereitd 1663 ein vorzüglich großes Horn gefunden, wor⸗ den, 1750 bei Mainz und Straßburg, 1751 bei Herzberg am Harz, 1761. werden Kinnbaden und Wirbelbeine davon in den Memoiren, der Univerfität Erfurt befchrieben und zwar war. Diefed das viertemal, wo man. dergleichen Kno— hen erwähnt findet, 1768 fand Pallas in dent naturhiſto— rifchen Gabinet zu Petersburg unter den vielen Knochen— fragmenten, die man auf Befehl Peter des Großen in Sir birien feit langen Jahren geſammelt hatte, 4 Schädel und 9. Hörner vom Rhinoceros, 1773 veröffentlichte: derſelbe die im December 1771 erfolgte Staunen erregende Auffindung eines ganzen underfehrten Rhinoceroſſes mit feiner Haut und langen Haaren. im Sande amı Ufer der Wilhui, der fich in ‚die Lena ergießt, bei Jakoutsk (Irkuzk) und befchrieb weiter seinen ſehr vollftändigen Schädel vom Baikalſee, 1782 wurden twicder dergleichen am Ufer ‚des Nheines im Darmftädtifchen, und bei Schwargburg: :Nudoljtadt, 1784 hei Worms und ein bollftändiges Skelett bei Ballenſtädt auß- gegraben, was Schlotheim in Gotha bejchrieben, 1786 wur⸗ den. wieder welche, Cölln gegenüber am Rhein, bei Lipp- ftadt im Weftphälifchen zc. gefunden, Frankreich, Italien und England, lieferte zu den die. Zahl 20 bis zum Jahr 1822 weit überfteigenden Bundorten von Rhinoceros-Ueber— zeften in Deutfchland und Rußland eine nicht weniger große Anzahl Es wurden deren im Departement de Saone & Laune — 1 — de Cher, ‚du Gard, de Tarn & Garonne, bei, Orleans, Abbeyille, Amiens, St. Laurent des Arbres etc, ausgegraben und, kamen die, fehöuften Stücke davon in das Parifer Mu— feum, fie finden fich, meiftentheils von Euvier genau befchrie- ben. und abgebildet. In Italien fand man, zu ‚derfelben Zeit ſchoͤn erhaltene Knochenrefte davon im oberen Arnothal, am den Apenninen, bei Berugia und vielen anderen Orten, die in. den. ‚Cabineten zu Florenz und Mailand und mehreren anderen Öffentlichen und PBrivatfammlungen aufbewahrt mer: den, England lieferte aus den Grafſchaften Middlesex, Essex, Oxford von Chartam, Harwich, Warwick, Newbam etc. fhöne dergl. Belegftüce, die meift von Buckland beſchrie— ben find. Diefe ‚eben erwähnten Knochenüberrefte und Zähne von Rhinoreroffen kommen überall meiftentheild mit dergleichen von, anderen größeren Thieren namentlich Elephanten, Pfer- den, ‚Hirschen, Hippopotamus u, f. w., wie ich. ſchon erwähnt, wor, und, find. fait. in allen Ländern abgelagert, wie man ſich durch die vorſtehenden nur oberflächlichen Angaben, leicht überzeugen kann, und wie viele find davon bei der Auffin- dung ‚durch die unaufmerffamen Arbeiter von der früheften it an, bis jetzt zerſtört worden, ohne zur Kenntniß der aturforjcher gefommen zu fein, und wie viele mögen noch unter , der Erde begraben liegen, da immer neue Fundorte davon, bekannt ‚merden! gu. den. ‚angegebenen Orten, wo ſolche foffile Rhinoce⸗ rod knochen gefunden worden, erlaube ich mir noch die aus unſerer näheren Umgebung bekannten noch beſonders auf⸗ zuführen, es find dieſes Politz bei Köſteritz, worüber hate in Gotha zugleich mit bei Beſchreibung der iede ohnweit Wolfenbüttel, bei Burgtonna und Bal- lenſtädt ausgegrabenen berichtet, Cuvier führt dieſen Fund —*— Recherches sur les ossemens fossiles Tom II. le ie.©, 48 u. 55 .ald vorzüglich merfwirdig auf, dann Köfterig,. durch Hofrath Schottin daf. veröffentlicht, ferner Gera, wo in einer Kiesgrube nach der Leipziger Zeitung, — a — Nr. 59 vom 10. März 1854, zwei große Knochen Yon 21 Zoll Länge umd mehreren Zollen Stärfe am 5. ejsd. m. ge: funden worden, die Dr. Gichel in Halle ala vom an und Rhinoceros herrührend erfannt hat, Sm Centralblatt für Naturwiffenfchaften v. $. 1854, Nr. 10, wird aus einem Briefe des Dr. ©. Herbft in Wei- ‘mar bekannt gemacht, daß im Detober 1852 in den Kalk: ‚brüchen bei Weimar ein fehr großer Schenfelfnochen, beim Knicgelent 1’ 3”, die Kugel ſelbſt 1° im Durchmeſſer ſtark und reichlich 4 lang, 3 Stoß: und 4 Barkenzähne, einer der erfteren von. 14° Länge gefunden worden, angeblich vom Mammuth, die Ablagerung hat im fandigen Tufffalfe vor: zugsweife aus einem ungeheueren Gaufwerke einer verfaul: ten Charaart, mit Ch. hispida übereinftimmend, (einer Flech— 'tenart) beftehend ftattgefunden und ift der Autor der Meinung, daß jene ſchweren Thiere auf dem mit diefer Pflanze beivachfe: nen Sumpfboden, welcher nach und nach mit diefen verfaulten Pflanzen angefüllt worden, eingefunfen und fo — 5— gen ſeien. Noch ſind hier die ſchönen, verſchiedenen großen Thie— ren angehörenden Knochen und Zähne aus einer mit Di: Iuviallehm ausgefüllten Knochenhöhle bei Oelsnitz im Voigt: lande aufzuführen, die durch den K. ©. Hrn. Hauptmann‘ von Gutbier, fonft in Zwicau, jest Oberft und Untercom: mandant auf der Teltung Königſtein, unfer Hochgeehrtes Mitglied, aufgefunden, mit großer Genauigkeit befchrieben und mehrfach abgezeichnet worden, wie in Dr. Geinigens BVerfteinerungsfunde S. 43 und auf Tafel II. näher er: fichtlich, die meiften diefer fehr fchön erhaltenen vielen Rhi— noceroszähne Famen zuerft in Die Kreisfammlung nach Zwi— au, find aber feit 3 Jahren in dem Königl. Mineralien⸗ cabinete zu Dresden aufgeftellt worden, einige davon befinz den ſich in der gleichen Sammlung der Univerfität Leipzig, und andere durch die Güte des Hrn. v. Gutbier in der un: feren, die zur Vergleichung mit den hier gefundenen, ſowie auch einige davon in Gyps nachgeformte, mit ausgelegt ſi nd, a — In den Knochenhöhlen von Franken ſind Rhinoceros— knochen und Zähne nicht ſelten vorgekommen und haben ſich deren auch im J. 1845 im Sande der Lößnitz bei Dresden gefunden. Außer den in den größern Mufeen von Paris, Lon- don zc. aufgeftellten, ziemlich vollftändigen Gerippen daven befindet ſich auch ein fehr wollitändiges von Ober - Gebräu bei Nordhanfen in dem afadem. miner. Muſeum zu Halle, und ein vollftändiger Schädel (Ober: und Unterkiefer) mit deutlichen Alveolen (Zahnhöhlen) für Schneidezähne 30% lang in der Mar von Leuchtenbergichen ſchönen Mineraliens fammlung zu Eichftädt, welcher in Sibirien im Fluſſe Mias im Gouvernement Perm gefunden worden. Aus ſämmtlichen aufgefundenen fofjilen Nhinoceros- Ueberreſten ftellt fich nach den genauften Unterfuchungen und Bergleichungen mit den in den werfchiedenften Weltgegenden andgegrabenen heraus, daß 3 ja wohl 4 verfchiedene at: tungen der Urwelt, welche jich theilweife den noch lebenden fehr nähern, theils von ihnen jehr abweichen, unterfchieden werden müjjen und haben ſich bei dieſen ſchwierigen ofteo- logifchen Arbeiten, zu welchen oft nur Bruchftücke von Kno— chen, feltener ganze unverfehrte Knochen und Zähne vorla- gen, die berühmteften Naturforfcher Pallas, Blumenbady, Fifcher von WaldHeim in Moskau, Kaup, Schleiermacher ꝛc. - vorzüglich aber Cuvier die größten Verdienfte um die Wiſ— fenfchaft erworben, Der letztere hat feine, mit unglaub- licher Genauigkeit geführten desfallfigen Unterfuchungen in feinen bereits mehreremale aufgeführten Recherches surles ossemens fossiles, Paris 1822. Tome seconde I, Partie ©. 1 6i8 93 niedergelegt, und finden fich darin vergleichende Tabellen der genauften Meffung von faft allen Körperthei- len des noch Lebenden und fofjilen Rhinoceros von allen Gattungen zufammengeitellt. + Die genau von einander gefchiedenen foſſilen Rhinoce— rosarten find folgende: 4. Rhinoceros tichorhinus Cuv., R. antiquitatis Blumenb., XIII. 2 = MW aus dem Griechifchen, mit einer Knochenfcheidewand der Nafe, zwifchen beiden Nafenlöchern, von allen lebenden und fofjilen Arten dadurch leicht zu unterfcheiden, daß die Spibe des Naſenbeins mit dem vorderen Theile des Oberkiefers verwachſen ift, und nicht frei fteht wie bei allen anderen Arten, es ähnelt dem noch lebenden afrikanischen, mit zwei Hörnern, die Backenzähne dagegen dem oftindifchen, Schneis dezähne unbekannt. Es fiheint am weiteſten verbreitet gez weſen zu fein und findet fich im Diluvium faſt der ganzen Welt, das bei Irkuzk in Sibirien eingefroren gefundene war von diefer Art, und auch die bei und ansgegrabenen Kino: chen und Zähne ftammen von demfelben. 2. R. leptorhinus Cuv., R. Schleiermacheri Kaup., hat feine knöcherne Nafenfcheidemand, viel fchwächere und kür— zere Naſenbeine als das vorige, und eine jiharffantige Erz höhung des Schädel, 2 Horner und 2 doppelte Schneide: zähne, ift dem noch in Sumatra lebenden ähnlich, aber be: deutend größer. Kommt in der Tertiärhildung Italiens am meiften vor. 3. R. incisivus Cw., Aceratherium incisivum Kaup., ſteht dem vorigen fehr nahe, ift aber von gewöhnlicher Größe, hat ebenfalls dünne Nafenbeine, die etwas aufrechter ftchen wie beim vorigen, fein Som, aber 2 Schneidezähne, oben und unten 4 Zehen an den Füßen. Wird in Deutjchland öfters ausgegraben und ift für Die Tegelbildung der Ber: tiärformation bezeichnend, 4. R. minutus nennt Cuvier ©. 93 eine 4. Gattung, die viel kleiner als alle bis jett befannten lebenden und aufgefundenen foffilen find, indem die einzigen zur Zeit davon . in Saint-Lauren tbei Moissac im Tarn - und Garonne-Depar: tement ansgegrabenen Knochen und Zähne nur 1 bis ztel oder die Hälfte der Größe der lebenden haben. Der Schädel des Rhinoceros ift von allen anderen großen Thierſchädeln, durch feine eigene Bildung am Hin: terfopfe, der eine auffteigende nach dem Körper zu faſt in einem vechten Winkel, bei einigen Arten fteil abfallende, a A Erhöhung zeigt, und durch den wie ein Schnabel mehr oder weniger abgefondert über der oberen Kinnlade in der Nafen- gegend hervorragenden Knochen, welcher das eine oder zwey Hörner trägt, Die. bei den foffilen ſtets fehlen, leicht zu un— terfcheiden, derjelbe Fall findet bei den Rhinoceros-Backen⸗ zähnen ftatt, Die wegen ihrer vegelmäßigen Geftalt durch: aus nicht mit, andern Zähnen größerer Kräuter freffender Thiere verwechfelt werden können. Wie ich ſchon bemerkt habe, ift es unzweifelhaft ausgemacht, daß die foſſilen Rhinoce— roſſe auch wie die jet noch lebenden 7 Backenzähne auf beiden Seiten in jeder Kinnlade oben und unten, mithin 28 zu: fammen, haben, öfters fieht man deren aber nur 20 bei jungen Thieren, weil die Milchzähne noch unter der Haut verſteckt liegen und noch nicht aus den Zahnhöhlen durch: gebrochen find, oder nur 24 bei alten ganz ausgewachfenen, weil der erjte Eleinfte Milchzahn nicht erſetzt wird, daher man bei ihnen nun ſechs Zähne in jeder Reihe findet, da: von ift der erite jeder Seite der Kinnlade ſtets jehr Elein, von ganz anderen Ausfehen, wie. die fünf folgenden vier: eigen, an Größe ftetd zunehmenden, bis zum Edzahn, diefe haben ſtets zwei runde trichterfürmige Löcher und da— neben eine gewundene Vertiefung auf der Kaufläche, mas nur. bei den jechiten einige Abänderung erleidet, dieſer letzte Backenzahn nehmlich ift dreieckig und läuft oben in eine ftumpfe weiß emaillirte Spite aus, und beziehe ich mich hierbei auf das, was ich über die bei uns gefundenen Zähne bereits gejagt habe. Alle Kräuter freffende Thiere, fo auch das Rhinoceros Fauen ihre Badenzähne nach und nach bis zur Wurzel ab, weil durch die ftattfindende Zermalmung zwifchen denfelben Die Kronen immermehr abgenußt werden, die Zahnhöhlen berengen sich jtetö langfam durch das fortwährende Wach: fen der Knochen innerhalb derfelben, drücken die Zähne und zuleßt die zwei Wurzeln immermehr heraus und fo find Öfterd bei alten Thieven nur noch die zwei Strumfe von den Wurzeln jener Zähne fihtbar; Dies die Urſache des 2* WERE WER verfchiedenen Ausfehens und der Zahl der Zähne diefer Thiere je nach ihrem verfchiedenen Lebensalter, indem nehmlich'bei jungen Thieren die letzten Backenzähne noch nicht durchge: brochen find aus den Zahnhöhlen, während bei alten die vorderen ſchon ausgefallen find, mas den weniger geübten und unaufmerkfameren Naturforfchern zu mancherlei Ser: thümern bei den verfchiedeuen Angaben der Zahl dieſer Zähne Veranlaffung gegeben hat. Die Schneidezähne fehlen bei den am meiften in der ganzen Welt gefundenen foffilen Nhinoceroffen, mit einer Krrochenfcheidewand ziwifchen den Nafenlöchern, wie bei den zweihörnigen vom Gap, nach Cuvier gänzlich und merden nach Pallas bei den in Sibirien gefundenen nie angetroffen, doch kommen allerdings auch welche mit Schneidezähnen und zwar in einem und demfelben Lande namentlich Deutfch- land, fogar an einem und demfelben Yundorte vor, umd feheinen daher diefe ftet3 wiederkehrenden Unterfchiete, nehme lich das Vorhandenfein und gänzliche Fehlen von Schnei: dezähnen zu der Annahme von zwei verfchiedenen foſſilen Rhi— nocerodarten zu berechtigen, während dad Auffinden. derfel- ben auf ein und derfelben Stelle diefes wiederum zweifel— haft macht. Die unter den foffilen Rhinoceros-Backenzähnen beob- achteten, welche zwei runde trichterförmige Löcher und einen gewundenen infchnitt daneben auf der Kaufläche Haben, folfen den noch lebenden indifchen, Dagegen Die, die nur ein dergleichen rundes Loch und einen dergleichen Einfchnitt haben, denen von Java fehr ähnlich fehen. In der Hoffnung, Ihnen nach erfolgter weiterer Nach: - grabung in Padik ferner intereffante Entdeckungen mitthei: len zu können, rufe ich Ihnen Allen fchlieglich den ſinnigen Bergmannsgruß zu: Glück auf! * I. cher das Vorkommen der Calamoherpe locustella im Altenburgichen. er — - Vortrag u „det Feſtſetzung der naturforfehenden Gefellichaft des Dfterlandes zu Altenburg a - am 15. September 1854 — von ns7 Ehr. Friedrich Schach. Sehr geringfügig iſt der Gegenſtand, geehrte Anweſende, für welchen ich Ihre Aufmerkſamkeit auf kurze Zeit in An— ſpruch nehme, und vielleicht nicht geeignet, das Intereſſe gerade einer Feſtverſammlung zu: feſſeln. Ein einfaches, beſcheidenes Vögelchen iſt es, über welches ich mir Einiges zu berichten erlaube, nicht etiwa in die Augen fallend durch feiner Farben Pracht oder bezaubernd durch feiner Stimme Ton, merkwürdig aber durch feine Lebensweiſe und fait einzig daftehend unter den Bügeln durch feinen höchſt eigen: thümlichen Gefang. Möge der Umftand, daß die Ent: deckung dieſes Vögelchens im altenburger: Lande ald ein wefentlicher Beitrag zur Ornis deffelben betrachtet werden kann, mein Unternehmen rechtfertigen. Der Bufhrohrfänger, Galamoherpe locustella, — nur im Intereſſe der nicht der fpeciellen Ornithologie Defliffenen fei dies bemerkt — gehört zur Familie der Heufchretenfhilffänger, melder, außer ihm, nur noch der im mittleren Deutfehland außerordentlich feltene, doc) neuerdings von Profeffor Naumann im Anhal- tifchen wieder beobachtete und an der Donau bei Wien ziemlich Häufig vorfommende Flußrohrſänger, C. fluviatilis, fich zuzählt. Statt einer Befchreibung er: Taube ich mir der geehrten Verſammlung eine Eleine Suite von Vögeln felbft vorzuführen, welche theild der Samm: fung des Heren Gutsbeſitzers Kratzſch aus Kleintauſchwitz, theils der meinigen entnommen ſind. Nur bemerkt muß werden, daß ihre Naturgeſchichte ſelbſt bis in die neueſte Zeit herab noch in ziemliches Dunkel gehüllt war, wozu allerdings ihre verſteckte Lebensweiſe nicht wenig beitrug. Erſt Hr. P. Baldamus, der um Aufſtellung deſſelben ſich weſentliche Verdienſte erworben, beſchreibt Neſt und Eier richtig, deren Entdeckung ihm bis vor 3 Jahren (den 14. Mai 1851) vorenthalten war, obgleich der Vogel um Kb: then ziemlich häufig vorkommt. — Ebenfo eigenthiimlich, wie die Defonomie des Vogels, ift fein Gefang. Schwer: lich würde der Nichtkenner ein befiedertes Geſchöpf als den Urheber defjelben vermuthen. Ganz dem durch das Schlei: fen mit den Hinterfüßen hervorgebrachten Schwirren uns ferer grünen Heuſchrecke ahnlich, ertönt derjelbe mit Ein- Bruch der Dämmerung, anfangs in furzen Strophen, ſpä— ter ununterbrochen fortdauernd, und währt bis des Mor: gend die Sonne ziemlich Hoch über dem Horizonte empor: geftiegen. Leiſem, unheimlihen Geflüfter ähnlich ift er doch fo weit vernehmbar und prägt fich dermaßen dem Ohre ein, daß man ihn noch zu vernehmen glaubt, wenn der Sänger längit fein monotoned Lied beendet hat. Als ich, um num zur Entdeckungsgeſchichte dieſes Vo— gel3 im biefigen Lande überzugehen , die erſten intereffanten Auffage des Hrn. P. Baldamus über den Buſchrohr— fänger lad, Hätte ich nicht geglaubt, daß mir den merk— wirdigen Vogel fo ganz in unferer Nähe hätten. Um fo größer war darum unfere Freude, als und fein regelmä— ßiges Vorkommen allbier zur ewidenten Gewißheit wurde. Freund Kratzſch in Kleintaufchwit gebührt das Verdienft feiner Entdeckung, und die Nefultate feiner Beobachtungen liegen diefen Zeilen zu runde. Es war im Frühjahre 1850, als Locustella das erfte Mal angetroffen wurde. K. kehrte am 2. Pfingftfeiertage in Begleitung eines Freundes und ornithologifchen Colle: gen von dem. + Stunde von Kleintauſchwitz entfernten Simmel zurück, mofelbit er feinem Bruder einen Befuch abgeftattet Hatte. In der Nähe des genannten Ortes Fam ihm plößlich ein dem Gefange der grünen Heuſchrecke ähn: liches Schwirren zu Ohren, was von feinem Bruder ſchon einige Tage früher vernommen worden war, und was ihm um fo mehr auffiel, ala um diefe Zeit die. genannte Heu: ſchrecke jchwerlich zu finden fein dürfte. Da aber im ver: flofjenen Sabre die Wanderheufchredfe (Acridium mi- gratorium) fich einzeln gezeigt hatte, fo ging er dem Zone nach in der Hoffnung, eine folche in feine Hände zu be: fonmmen. Allein wie ftaunte er, ald, nachdem er dem Schwirren fo nahe gefommen zu fein glaubte, daß er das fragliche Thier mit der Hand zu ergreifen hoffte, aus ei: nem Kornfelde unmittelbar vor feinen Füßen ein graues Bögelchen Herausstiebtel Durch Naumann’3 treffliches Werk über den eigenthümlichen Gefang und die Lebens: weiſe der Heufchreckenfchilffänger unterrichtet, war er in Bezug auf feine Entdeckung mit einem Male im Klaren. Des anderen Abends ward Jagd auf den Vogel gemacht und derfelbe glücklich erlegt, feine Vermuthung aber da= durch zur Gewißheit. Den darauf folgenden Herbit, und. zwar am 3. Oeto⸗ ber, erlegte K. einen dergleichen Vogel in der Nähe feines Wohnortes in einem an einem auögetrocfneten eldteiche einzeln stehenden kleinen Feldbüſchchen. Aber zugleich er: hoben ſich nun auch Zweifel in ihm gegen feine bisherige Annahme Da er nämlich noch keinen der Heufchreden: fehilffänger vor Augen gehabt hatte, fo war er bei Erle: — — ‚gung des erjten der Meinung, C. fuviatilis vor ſich zu haben, welche Annahme ihm aber jet, nachdem er den zweiten erlegt hatte, doch etwas bedenklich erfchien, da ein im mittleren Deutfchland fo feltener Vogel fich nicht gut zivei Mal hintereinander in die Nähe feines Wohnortes verirrt haben Fonnte. Der Berfaffer diefes, dem bei einem Beſuche in Tauſchwitz die gedachten Exemplare vorgelegt ‚wurden, erkannte bei genauerer Betrachtung in denfelben zwei ziemlich verfchiedene Vögel; der erfte im Frühlinge erlegte war offenbar nicht nur in allen feinen VBerhält- niffen fchwächer, fondern fein Schnabel bedeutend länger, Schwach bogenfürmig, und fein Kleid zog mehr ins Del: farbige, als das des legteren. Wäre num einer von bei: den fluviatilis gemwejen, wie Freund Kragfch immer noch an: nahm, jo hätte ed nicht der im Frühjahre, fondern offen: bar der im Herbite erlegte fein müffen, weil er vom Sa: bitus der jtärfere war, was bei fluv. immer der Tall ift. Den fchwächeren aber vielleicht für einen nicht völlig aus— gemwachfenen jungen Vogel zu "halten, war um deßwillen nicht möglich, weil er im Frühjahre, und zwar inmitten feines monotonen Schwirrens - erlegt worden war. Eine ficheve Entfcheidung in folcher Ungewißheit Hätten hier nun vielleicht die Mlaafe geben können, allein Meſſungen an den erlegten Vögeln waren leider nicht vorgenommen wor: den. Daß der ftärfere Herbftwogel die Locuſtella fein mußte, darin ftimmten wir endlich beide überein. Was aber jollte mit dem, wenngleich bedeutend schwächeren, dennoch offenbar alten, im Frühlinge erlegten angefangen werden? Schreiber diefer Zeilen war gleich anfangs ge: neigt, ihm für die in „Brehm's Handbuche der Vögel Deutfchlands“ pag. 440 angegebene C. tenui- rostris zu halten, welche Vermuthung bei genauerer Ver— gleihung ihm fpäter immermehr zur Gewißheit ward, Mit den beiten Hoffnungen und Erwartungen wurde nun dem künftigen Frühlinge entgegengefehen, und siehe, fie betrogen und nicht. Von einer Reife nach Leipzig zus — DE rückkehrend, vernahm K. Mitte Mars 1851 eine Stunde von feinem Wohnorte nach, Altenburg ber abermals zwei Loeuftellen in einem Kornfelde, auf die ev Tags daranf, aber erfolglos, Jagd machte, da er — auf fremden Ne: wire — ſich mur eines‘ Zündhütchengermehres bedienen konnte. Später jedoch, am 22. Mai, erlegte er ein drit- te8 Eremplar, ein fingendes Männchen auf eigenem Ne wiere, und ziwar abermals im Kornfelde. Doch mit —* war's für dies Jahr abermals vorüber! "Der Mai und Juni des Jahres 1852 gingen hin, ohne dag fich in der Nähe von Tauſchwitz eine Locuftelle hätte hören laſſen. Als K. jedoh am 13. Juli früh 6 Uhr eine Spazierfahrt zu einem feiner Bekannten machte, hörte er in der Nähe des Dorfes Saara abermals das befannte Scywirren im Korne. Es wurde fogleich zu näherer Unterfuchung verfchritten, und zwei Locuftellen — offenbar ein gepaartes Paar ftiebten herans. Tags darauf, den 14. Juli, wurde iwieder ein Männchen an einer anderen ‚Stelle erlegt. Für's Jahr 1953 hatte ich ſchon im Voraus meinen geehrten Freund um gefällige Nachricht gebeten, fobald Die merkwürdigen Vögel fich einjtellen würden. Die erften ‚beiden vernahm er am 14. Mai, den 24. ejusd. aber erlegte einer feiner Arbeiter einen derartigen Vogel, ebenfalls ein ſingendes Männchen, beim Dorfe Köthenit, und über: brachte ihm mit dem Bemerken, daß es wieder „ein Elei- mer, wie der zuerjt erlegte‘ fei, da er die früher er legten Vögel mehrere Male gejehen hatte. Es war in der That derjelbe Vogel, wie der zuerft (im Frühjahr 3850) erlegte, jeden Falls eine von Brehm als fo jelten bezeich- nete C. locust. tennirostris Brehm., welche Annahme durch ‚Sen. P. Brehm neuerdings ſelbſt Beftätigung gefunden, der den einen der Vögel für feine Sammlung acquirirte. — An demfelben Morgen verfolgte K. zwei andere auf fremden Reviere, deren feiner er jedoch habhaft werden konnte, obgleich er die eine ſtänderlahm fchoß. a A - Kurz nach Pfingften vor, Jahres ertheilte mir mein geehrter Freund die Nachricht, daß locustella angefommen fei und die ganze Nacht hindurch fchmwirre, und darum machte ich mich am 28. Mai dorthin auf den Weg. In Kleintaufchwis angefommen, vernahm ich, daß K. ſchon mehrere Bögel ge: und refp. zerfchoffen habe. Tags vor- her vom Städchen Schmölln zurückehrend, traf er eine Lo— euſtelle abermals in einem Kornadfer, die noch Vormittags 10 Uhr eifrig fang. Gegen Abend machte er Jagd auf diefelbe, und ald er fich dem öfter fich unterbrechenden Sänger noch ziemlich fern glaubte, ftrichen zwei graue Vö— gel von einem Kleeader vor ihm auf. Sie für Gurr. ci- nerea haltend, ſchoß er gleichwohl auf den einen im nahen Kornfelde fich niederlaffenden und an einem Halme in die Höhe Fletternden Vogel, und wie groß mar feine Freude, ala ihm eine genauere Unterfuhung das Weibchen von locustella vor fich zeigte. — Wir gingen Abends jpät wie der an die genannte Stelle, wofelbit das verwittiwete Männ- chen dennoch fleifig und zwar wieder in demjelben Korn: afer fang. Da und die eingebrochene Dunkelheit am Schießen Hinderte, jo begaben mir uns nach Haufe und machten und am andern Morgen abermals dahin auf den Weg. Zuerft machten wir Jagd auf einen anderen, den wir Schon Abends vorher ebenfalls vernommen hatten. Er befand fich in einem ganz ſchmalen Holzrändchen, in der Nähe eined großen Kornfeldes. Nach kurzem Warten ließ er fich hören und — ward erlegt. Er befindet fich jetzt in meinem Befite in gleiches Schieffal wie den eriten traf den Wittiwer bei Schmolln, fo daß K. nicht allein zwei Subjpecies, fondern von C. locustella fogar ein gepaartes Paar, und wie Sie fpäter hören werden, felbjt ein Junges befißt, welche Exemplare Sie hier vor fich fehen. — Zwei andere Vögel fangen noch Anfangs Suli 1853, der eine hinter dem Garten meines Breundes in einem 14 Ader hal- tenden Kornfelde, der andere bei dem Dorfe Altkirchen nahe an einem Flüßchen. Ya, als ich am 22. Juli in Ge⸗ — — ſellſchaft einiger Freunde von einer unſerer Verſammlungen aus dem Altenburgiſchen zurückkehrte, ſang Abends noch ein dritter ganz in der unmittelbaren Nähe von Schmölln. Vom 4. bis 30. Mai gegenwärtigen Jahres endlich —** K. wiederum vier Locuſtellen und zwar alle Mal im Kornfelde, konnte aber trotz aller Mühe keine in ſeinen Beſitz bringen. Ebenſo machten wir beide am 27. und 28. Mai Jagd auf ein gepaartes Paar in einem. Kornader beim Dorfe Altkirchen. Obgleich der Gefang des Männ—⸗ chend am Abend des 26. feinen Aufenthalt dafelbft zur Ge- mißheit gemacht hatte, laufchten wir doch am folgenden Morgen umfonft auf das bekannte Schwirren und begaben und endlich nach Haufe in dem Glauben, daß der Vogel die Gegend verlaffen Habe. Um uns jedoch Gewißheit zu verfchaffen, verfügten wir und Abends wieder an Ort und Stelle, und die Mal mit mehr Erfolg. Das Männchen fang, aber nur in kurzen Strophen und oft mit langen Unterbrechungen, und wir konnten es nie zu Gefichte be: fommen, um einen glücklichen Schuß anzubringen. Ein Verſuch, e8 im Fluge zu erlegen, den wir ſchließlich wag— ten, mißlang ebenfalld, obgleich e8 mehrmals fammt dem Weibchen vor unferen Füßen aufflog, da die einbrechende Dunkelheit fie nur noch als Schatten erfcheinen lieg. Den nächjten Morgen beobachtete das Männchen zu meinem größten Aerger daſſelbe Hartnäcige Schweigen, wie am Zage vorher, und die darauf folgenden Abende war K. nicht glücklicher, ala wir am heutigen Tage, bis er endlich voll Verdruß das Paar aufgab. Doch erlegte er im Juli an derfelben Stelle ein ganz flügges Junges. Aus den foeben vernommenen Thatfachen geht nun wohl unleugbar hervor: Der Buſchrohrſänger kommt im Altenburgifchen nicht nur regelmäßig vor, ſondern brütet ohne Zwei— auch dafelbft, da gepaarte Paare nicht allein wäh— rend der Brützeit angetroffen, fondern fogar junge Voͤ— gel erlegt wurden. ee 2) Die Annahme, daß der Bufchrohrfänger auch fern von allem Gewäffer vorfomme, wenn nur fonft das. Ter- rain ihm convenive, findet hier wolle Beftätigung. Die Gegend um Kleintaufchwig enthält nicht einmal Niederun: gen und Wiefenflächen, noch weniger fumpfige, feuchte Stellen, Wenn auch mit einzelnen Kleinen, Hügeln und Thälern gemifcht, bildet fie doch ‚mehr ein Plateau, und das dem Drte nächfte Flüßchen, die Sprotte, ift wenigſtens 4 ©t. entfernt. " 3) Der gedachte Vogel zieht Hier ſtets Getreide: und namentlich Kornfelder den Gehölzen vor, da von allen den angegebenen Vögeln nur der am 29. Mai v. J. erlegte in einem jchmalen Holzrändehen, doch auch im äußerſten an ein Kornfeld grenzenden Strauche angetroffen wurde, obgleich es hier an Feldgehölzen, die meiftens kleine Wie— fenthäler einfchliegen, nicht mangelt*). 4) C. tenuirostris Br. ift jedenfalls eine ſtandhafte Subfpecies von locustella, Die Unterfchiede fallen felbit Unfundigen in die Augen. Zwei fich ziemlich genau glei chende Vögel diefer Art wurden hier erlegt. Der exfte, im Frühlinge 1850 erlegte, it ganz der in Brehm's Hand— buche befchriebene. Er iſt auffallend ſchwächer ala Locuſtella, fein Shnabel länger, ſanft bogen: fürmig, einem Baumläuferfchnabel entfernt ähnlich; die ſchwarzen Schaftftreifen der Kehle treten: fehr deutlich hervor, Die des Mantels ſind nicht fo fcharf be— grenzt, ald bei locustella. Dem am 24. Mai v. 5. er legten fehlte zwar das Hauptfächlichite Merkmal — der Dberfchnabel war abgefchoffen, — auch ift Die Kehle faſt ganz rein, und die Schaftſtreifen und Tupfen des Man— tels ſind etwas ſchärfer begrenzt; doch kann dieß wohl Folge von Altersverſchiedenheit ſein; denn in drei Punkten *) Es iſt dieß ein Umſtand, der volle Beachtung verdient, da nach einer Mittheilung des Hrn. P. Baldamusd von dem in Rede flehenden Bogel im Köthen’fchen ftets Wiefenflächen vorgezogen werden, allwo er unter Grasfufen fein Neft anlegt. i — a ftimmen: beide Vögel wefenlich übereinz beide find viel fhwäcer, alö locustella — der letstgenannte am 24. Mai erlegte wog faft + Loth weniger, — der Unter- Eörper beider iſt viel ölfarbiger und die Tupfen ded Mantel ftehen fparfamer, und die dunfle Far: bung teitt darum weniger hervor. 5) 6. locustella mag an fo manchem Drte des deut ſchen Vaterlandes vorkommen, oft da, wo man fie nicht: vermuthet, wozu allerdings ihre verſteckte Lebensweiſe viel beiträgt. Sie kann ſelbſt den Augen des Drnithologen eine Zeit lang entgehen, wenn ihm ihr eigenthümlicher Gefang: —* —* bekannt iſt. in. — über das em Jahr des Kunſt- und Handwerksvereins zu Altenburg, STH am Stiftungsfefte den 5. Febr. 1855 * von deſſen Schriftführer ar Ed. Lange. Unſer Kunſt- und Handwerksverein hat geſtern ſein 37. Jahr beſchloſſen. Denn er wurde den 4. Febr. 1818 ge: fliftet. Wie Haben fich in diefem Menfchenalter unfere ger werblichen, unfere Handels: und Verfehröverhältniffe geän- dert! ° Damals verbanden nur wenige, ſchwach beſetzte Poſtwagen unfere Stadt mit den twichtigeren Städten der Umgegend, und diefe Befriedigten vollfommen. An Eifen: — — Bahnen und Dampfwagen aber ward noch lange nicht ge— dacht. Mit dem Bau oder der Benutzung der Dampf: fehiffe dagegen wurden damals auf dem europäifchen Felt: lande die erften fehüchternen Verſuche gemacht, in unferm deutfchen Vaterlande aber wurden dieſelben noch meiften: theild ala eine Neuerung der Engländer und Nordamerika: ner betrachtet, welche für unfere Verhältniffe nur wenig paffe. An Benutzung der Dampffchiffe zu weiten Seerei- reifen aber oder zum Kriege oder an Sicherung. ihrer Be: wegungsvorrichtungen durch Anwendung der tief liegenden und dem feindlichen Gefchü nicht ausgefeten Schraube wurde damals wohl überhaupt nicht gedacht: Damals machte die Weltſtadt London den erften Anfang mit der Gasbeleuchtung, die wir dieſes Jahr zum erften Male auch in unferer Stadt be: grüßt haben. Die optifchen Telegraphen Frankreichs galten damals bei und Hauptfächlich als ein Regierungsmittel für jenen großen, centralifirten Staat, das auf unfere deutfchen Berhältniffe fchwerlich Anwendung finden werde, während man diefelben jest als viel zu langfam und unficher be- trachtet, um Mittheilungen ſchnell in weite Fernen zu fen: den, und Die bereit ganz Europa in der Luft und auf dem Grunde des Meeres durchziehenden eleftiomagnetifchen Zelegraphen bald überall für ganz unentbehrlich erachten dürfte. Wie hemmte damals den deutfchen Handel die Zer- ftücfelung Deutfchlands in eine Menge durch den Bundes- tag nur politifch verbundene Einzelftaaten, bis der Zoll: verein den gegenfeitigen Handel derfelben von diefen Be: ſchränkungen größtentheils befreite und den Anftoß zur Be: feitigung auch noch mancher andern Hinderniffe und Bes läftigungen gab. Eine Reife von 100 Meilen war damals noch eine kühne, wielbefprochene Unternehmung, und die Auswanderung nach Amerifa gehörte damals, befonders in unferm Ländchen, noch zu den Seltenheiten, während wir etzt Faum in irgend einem deutfchen Nachbarftaate fo: viele Angehörige und Verwandte zu fuchen haben als in den weit entlegenen Nordamerifanifchen Freiftaaten. Ueber- we —— haupt feheint die Fremde erft in diefem Mienfchenalter und wahrhaft aufgefchloffen und der Verkehr mit entfernteren Ländern und Völkern erft recht eröffnet zu fein. Während fi unfere Vorfahren noch mit ſchwarzen Schattenbildern und Silhuetten begnügten, wollen und jetzt fchon die man- cherlei Lichtbilder nicht mehr befriedigen. Denn mit den Erfindungen find auch unfere Anfprüche an da8 Leben und mit dem Verkehr ift auch der Luxus gleichmäßig geftiegen. Das Ichrt fchon eine flüchtige Vergleichung unferer Woh— nungen und Geräthichaften mit denen vor 37 Sahren. Welche Eleganz ftatt der alten handfeften und derben Ein: fachheit! Aber mitten in diefe Entfaltung gefteigerten Wohlle— bens grinſt wie vor 37 Jahren abermald das drohende Gefpenft der Naprungslofigkeit herein, und neben der jorg- lofen Trage nach der neneften Mode befchäftigt die Sorge um die drückenden Breife der unentbehrlichiten Bedürfniffe nicht wenige vechtfchaffene Gemüther. Allerdings find wir von dem Mangel der Mißjahre 1816 — 1818 noch weiter entfernt, als es bei den zugleich auch durch die Vermeh— rung des Geldes gefteigerten Preifen der Nahrungsmittel auf den erſten Anblick fcheinen mag; aber dennoch ift die jeige anhaltende Theuerung darum nicht ganz leicht zu nehmen, weil ihr nicht ſowohl eigentliche, durch abnorme Witterungsverhältniffe Herbeigeführte Mißernten als viel: mehr das jeit vielem Jahren ſich alljährlih wiederholende krankhafte Fehlichlagen der Kartoffeln zu Grunde liegt. Diefes Hält nämlich auch den Vichjtand fortwährend nieder und hat die Preiſe der Butter und des Fleifches zu der jeßigen Höhe gefteigert. Denn fobald die Preiſe der Nah: rungsmittel wefentlich jteigen, werden diefe zuerft den ent= behrlichen Hauäthieren abgefpart und dadurch zugleich eine allmähliche Steigerung der Preife der Viehzuchtsproducte erzeugt. Je mehr nun aber die Koften für die gefammte Ernährung der Menfchen anwachſen, um fo mehr müf: fen bei der Mehrzahl derfelben die Ausgaben fir Kleidung, zu ii a Wohnung und Hausgeräth fich vermindern, fo daß den fiir derartige Bedürfniffe vorzugsweife arbeitenden Gewerb— ftand neben einem erhöhten Nahrungsaufwand zugleich eine verminderte Einnahme trifft. Nur wo der Gewerbitand, iwie bei und, das Glück hat, mitten in einer wohlhabenden, über den eigenen Lebensbedarf produeirenden landwirth— fchaftlichen Bevölkerung zu wohnen, wird ihn der mit der Theuerung der Nahrungsmittel fich alabald werbindende Druck der Arbeitslofigkeit und der verdoppelten Nahrungsz forgen in weit geringerem Maaße treffen, weil der durch die gefteigerten Preiſe der überfchüffigen Urproducte erhöhte Wohlſtand der Landwirthe troß der denfelben eigenthüm— lichen Neigung zur Sparfamkeit doch immerhin das Port: fehreiten des Luxus begünftigt, welcher ermuthigend und befruchtend auf den ſtockenden Gewerbfleiß zurückwirkt. Laffen Sie und defhalb unfere noch immer vor Vie: len günftige Zage nicht verfennen und zur Befchwichtigung unferer Sorgen um die Zufunft nicht vergeffen, daß auch die übrigen in Folge der gegenwärtigen Iheuerung mehr zurückhaltenden Abnehmer gewerblicher Erzeugniffe, fobald nur die Zeiten ein wenig günftiger ich geftalten werden, ihre lange verfchobenen Anfchaffungen nothgedrungen: wie— der beginnen und dadurch zur endlichen Neubelebung der producirenden Gewerbe wieder mitwirken werden. Ich fage: mitwirken; denn mit diefem durch feinen großen Um: fang immerhin in erfter Linie ftehenden Abſatz gewerblicher Erzeugnifje wird auch der mit dem wachſenden Wohlitand des Bauernftandes langſam aber ficher zunehmende Bedarf der ländlichen Bevolferung Hand in Hand gehen. Ja dieſe jeßt oft getadelte zurückhaltende Vorficht und Sparfamkeit der wohlhabenden Landbewohner wird für ein gleichmäßi: ges und folides Fortfchreiten der ftädtifchen Gewerbe zuleßt: weit wohlthätiger wirken, als wenn unfere Landleute fich gleich durch die erſten Einnahmeerhöhungen nach Art der befonder8 in Fabriken befchäftigten Städtebewohner auch ſogleich zu erhöhten Aufmwänden hätten verleiten Laffen, Daf aber in der Zwiſchenzeit aus der wirklichen oder angeb- lichen Nabrungslofigkeit und aus unferer modernen, die ehrlofe Bettelhaftigkeit gefliffentlich Hätfchelnden und groß: ziehenden Sentimentalität nicht ein unglückfeliges Proleta- riat träger und forglofer Tagediebe auch Bei uns empor: wuchere, dafür wird uns Die weiſe und ernfte Fürforge unferer Staatsregierung, unterftügt durch das einfichtige Zuſammenwirken aller verftändigen und rechtfchaffenen Be- wohner von Stadt und Land joviel als möglich zu bewah— ren wiſſen. Nicht Almofen, fondern nährende Arbeit ift die große Liebeögabe, deren unfere Armen vor Allem bedürfen. Nährende Arbeit nenne ich aber nur die, welche einer fpar- famen Arbeiterfamilie die nöthige Nahrung, Wohnung und ‚ Kleidung gewährt. Wo aber fleifige Arbeit das nicht auf die Dauer vermag, jo dag die Arbeiter die Erſparniſſe feüherer Jahre ſich mit jedem Jahre vermindern fehen müſſen, da find auch ſchon die Anfänge des Proletariats vorhanden, jo wenig auch vom Fabrikweſen und Gefchäfts- ſtockung bei demfelben die Rede fein mag. Weiter ent: wickelt zeigen uns diefes Uebel wiele Gemeindehäufer auf dem Lande und das Berforgungshaus in unferer Stadt. Ja, ihr abfchreefender Zuftand mag fogar nicht felten noch infofern wohlthätig wirken, als er die ihnen immer näher rückenden Armen dringend zur Aufbietung aller Kräfte mahnt, um fich und die Ihrigen vor diefem äußerſten Elende zu bewahren. Und mer wollte ihnen hierbei nicht gern die hilfreiche Hand Bieten, ſobald er nur den ehrlichen und ernten Willen vorausfegen darf! Der vechtfchaffene Arbei- ter ift ftolz und will fein Brod verdienen, der Proletarier aber ift bettelgaft und nimmt es am liebften als milde Gabe Erhalten wir uns darum vor Allen unfere ftilfen, enden, nicht milde Licbesgaben, fondern nur ihren ienten Sohn begehrenden Arbeiter. Wir haben derer, Gott fei Dank! noch gar viele, fo viel auch gerade jetzt aus übel berathenem Wohlwollen von vielen Seiten daran gearbeitet werden mag, ihren befcheidenen Stolz durch Vor: . ı 3 a fpiegelung won allerhand lockenden Liebesgaben in die er- wünfchte und die, mattherzige Sentimentalität, mehr. anfpre- chende Bettlerdemuth umzuwandeln. Doch ich, komme von meiner Aufgabe ab- uud. Echre deshalb von dieſen allgemeinen Betrachtungen, zur Erwä— gung unferer hiefigen gewerblichen Zuftinde und Intereſſen zurüd, Wir müßten — ich, wiederhole es noch, einmal, — undanfbar fein, wollten wir in diefer bedrängten. Zeit die vergleichungsieife noch immer günftige Stellung, unſerer hiefigen Gewerbtreibenden, verfennen. Wir wohnen in ei- nem fruchtbaren Lande und haben eine zahlreiche, wohl: habende und bedächtige ländliche Bevölkerung um uns her; deren Zurus zwar langjam und ſtetig jteigt, Dem. wach: fenden Wohlitande aber. durchaus nicht poraus eilt, und, deshalb eine nachhaltige und fichere Erwerbsquelle für Die feine Anfprüche befriedigenden Gewerbe bildet. Wir können ferner unjere gewerblichen Angelegenheiten in unfern, Ber: fammlungen, deren Beſuch Eeinem ſich uns. anfchließenden, unbefcholtenen Gewerbsmanne oder Gewerböfreunde ver— ſchloſſen it, frei und ungeſtört berathen und, die, öffentlichen Behörden des Landes und der Stadt. haben unjere Vor: ſtellungen und Gutachten ſtets einer aufmerkſamen und ge wiffenhaften Prüfung. gewürdigt. Sodann haben wir ung, durch unfern Verein alle wichtigeren in Deutichland er- fcheinenden- gewerblichen Zeitfchriften zugänglich gemacht, und es werden derer jedem Vereinsmitgliede allwöchentlich eine Anzahl durch unfern Lejeboten ind Haus gebracht. Endlich liegt auch die Meßſtadt Leipzig, mit. ihren reich ausgeftatteten und für den unternehmenden. Gewerbsmann anregenden Lagern. nicht, allein, von allerhand, gewerblichen Rohproducten, fondern auch von allerhand fertigen, Kunft- producten, wie fie der herrſcheude Zeitgeſchmack und, das. Zeitbedürfniß verlangt, ganz in unſerer Nähe,und ift für ung, und unfere Erzeugniffe mit geringen Geld: und Zeitopfern jeder, Zeit zu erreichen. In dieſer großen. Nähe Leipzigs fehen, zwar. Viele nur einen Nachtheil für unfere Stadt, weil die 3 | — 38 — hieſigen Conſumenten dadurch verleitet werden, ihren Be— darf nicht hier, ſondern im den größern Lagern der Meß— ſtadt einzukaufen und dieſer Nachtheil ift allerdings auch namentlich für den hieſigen Schnitte, Mode- und Galan: teriewaarenhandel nicht wegyuleitgnen. Aber ehe alle: diefe Artikel in die Verfaufsläden der Meßſtadt kamen, mußten fie doch erft irgendwo verfertigt und dahin gefendet worden fein, und zwar mit um fo größern Nebenkoften, je ent: fernter der Erzeugungsort von der Meßſtadt liegt. Diefe Nebenkoften aber find ftet3 für den nahe wohnenden Pro: ducenten dem entfernteren gegenüber ein Gewinn, und in diefer Beziehung kann die Nähe Leipzigs für umfere ge werbliche Production nur vortheilhaft wirken. Freilich fühlt fich der ließe Schlendrian davon überall geftört und beunruhigt, wie er denn überhaupt Alles für ein Unglück anficht, mas feine gewohnte Bequemlichkeit irgendivie be einträchtigt. Rüſtige, aufſtrebende Gewerbsleute aber, die eine Zukunft vor fich Haben, wiſſen dergleichen Verhält— niſſe fich ganz anders zu Nutze zu machen. Wie ihnen gewerbliche Bücher und Zeitfchriften, in deren Lectüre Jene nur eine thörichte Geld- und Zeitwerfchiwendung erblicken, zur Anregung und Verfolgung neuer Ideen dienen, fo wiſſen fie auch auf den Meſſen fich nicht blos neues und gutes Arbeitsmaterial, fondern zugleich auch neue Mufter und zweckmäßige Vorrichtungen zu verfchaffen, fo dag auch Hier nicht die äußern Umftände und Verhältniſſe, fondern die Art ihrer Auffaffung und Benukung das wahrhaft Ent: ſcheidende ift. Gehen wir nun vom diefen allgemeinen Andeutungen über die gewerblichen Zuftände unferer Stadt zu der das durch; mannichfach bedingten’ Thätigkeit unſeres Vereins über, ſo hat dieſelbe im Weſentlichen auch dieſes die bisherigen Grenzen eingehalten. Wir Haben in en 9 Hauptfigungen gehalten, welche im Ganzen von 178 Ditgliedeen bejucht waren, fo daß auf jede Situng im Durchſchnitt nur an’ 20 Theilnehmer fommen. 3° is, We > Der Beſtand unferer Mitglieder hat fich um 3 vermin⸗ dert, indem einem Berlufte von 7 bisherigen Mitgliedern, von denen und 4 der Tod raubte, die Aufnahme von nur 4 neuen Mitgliedern gegenüber, fteht. Unter den Verſtorbe— nen beklagen wir vor Allen: 1) den hochverdienten Staats- minifter Bernhard v. Lindenau, welcher auch unfere Kunft- und Sandwerfsfchule durch ein Vermächtniß von 1000 Thlr. geehrt und gefördert hat, fodann 2) den auch um unfern Berein ſowie überhaupt um manches gemeinmügige Unter: nehmen vielfach verdienten Rath und Regierungs:Seeretair Kanold und endlich 3) den hochbejahrten Bauconducteur Mäder, einen Mitftifter unferes Vereins und 4) den Eon: ditor und Stadtgerichtsaffeffor Holläufer*). Der Verkehr unfered Vereins mit üffentlichen Behör— den war in diefem Jahre etwas weniger lebhaft als früher, indem wir nur an Serzogliche Landesregierung und an den biefigen Stadtrath je ein Gutachten abzuftatten gehabt ha— ben. Das erſtere betraf die Räthlichkeit der Patenterthei— lung auf eine eigenthümliche Noppmafchine und das zweite die Frage, ob und mie fern e8 väthlich fei, die Innungs— artifel der hieſigen Glafer dahin zu erweitern, daß diefe hinfünftig auch eingerahmte Spiegel führen und verkaufen ° dürfen. Von den übrigen VBerhandlungsgegenftänden erweckten befonderd die Vorzeigungen neuer gewerblicher Erzeugnifje allgemeine Theilnahme, wenn diefelben fich auch leider nur auf fremde Erzeugnifje bejchränften. So legte Herr Geh, Regierungsratd Dr. Back einige in Eifenberg gefertigte Proben von Waldwolle und Hr. Graveur Haferoth eine Probe von Croggons geruchlofem Patentfilz zum Ueber: ziehen feuchter Wände vor. Ferner machte unfer zweiter *) Außerdem find abgegangen : 5) Shuhmadjermeifter 3- 9. Buſch; 6) Schuhmachermeiſter K. Fror. Werder und 7) Schullehrer Ramsdorf in Stünzhain. — Neu eingetreten find dagegen: I) Mechanikus Zul. Aug. Kluge, 2) Stadtgerichtsactuar Frz. Ant. Mohrmann, 3) Kürſch- nermeifter Joh. Schellenberg und 4) Scribent Frd. Wermann, ! Direstor Hr. Schneider auf eine ziemlich gelungene Nach: ahmung des Lederd und auf ein tuchartiged Baumwoll⸗ gewebe, Moleſkin (Maulwurfsfell) genannt, aufmerkfam, welches jetzt auch in Deutſchland in einer dem engliſchen Produete ſich annähernden Güte verfertigt wird. Sodann zeigte Herr Guſt. Schmidt eine Reiſehutſchachtel vor, ſo groß als ein gewöhnliches Cigarrenetuis, worin nicht allein ein dünner Filzhut, ſondern auch noch eine Anzahl Eigar: ven ihre Unterfommen gefunden hatten. Deögleichen legte unfer nunmehriger erſter VBorfteher*‘) Herr Mechanifus Schönkopf, eine Partie fogenannter Zündfteine wor, welche wie Kien und Dirkenfchale zum Teueranmachen dienen, und Herr Lithograph Bernd. Bechftein einige Stüden Holz, Bappe und Bapier, welche durch einen feuerfeften und waſſerdichten Anftrich gegen das Verbrennen in genügender Weiſe geſchützt waren, und endlich Tegte auch noch Herr Guſt. Schmidt neue Proben von Wallofin vor, melches um auch in werjüngt geformten. Stäben zu fogenanntem Schneiderfiſchbein dargeftellt, troß dieſes Fortſchritts aber ‚gleichwohl in der Bervollfommmung der Stahlſtäbe auch für derartige Gegenftände eine gefährliche Eoneurrenz finden werde. Endlich zeigte derfelbe auch einige Kautſchuckkämme vor, welche feitdem auch bei und mehr und mehr in den Handel gefommen find, und über deren Anfertigung ſpä— ter Ihr Berichterftatter dasjenige mittheilte, was er darüber in einigen technifchen Zeitjchriften aufgefunden hatte. Andere Borträgeund Mittheilungen, bei denen ſich vorzüglich die Herren Barth, Haſeroth, Kerften, Schnei: der und der Berichterftatter betheiligten, betrafen die Fund: Örter, Die Reinigung und Benutzung des Chilifalpeters, die Entjänerung des Brotteigs durch Anwendung von Kalkwaſſer bei der Teigbereitung, die Benugung der Kohle als fäulnißwidriges Mittel zur Erhaltung von Pflanzen: re andern animalifchen und vegetabilifchen Gegen: ge Ab: Haas *) As erfter Director wurde Hr. Ernft A. Beffer wieder gewählt. a u ftänden, als Aufjaugungsmittel zum Füllen von Unter fchiebekiffen für Kranke und zur Entfernung des werderb- lichen Zufelöld aus dem Branntwein, fowie endlich als Forderungsmittel der Fettbildung bei Maftgänfen und Mlaft- fohweinen. Auch Die merkwürdigen Verſuche Despretz's, der aus Zuckerkohle mit Hilfe der Elektrieität im luftleeren Raume ein Pulver darftellte, das gleich dem Diamantpuls ver Rubine ſchliff und defjen einzelne Staubförnchen unter dem Mikroſkope jogar Diamantform seigten , find nicht unerwähnt geblieben. Zu einer Eurzen Darlegung der Theorie des Verbren⸗ nens und zur Mittheilung einiger intereſſanter Ergebniſſe über die Heizkraft verſchiedener Brennmaterialien gewährte die Uebergabe des uns vom Vereine zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen geſchenkten reichhaltigen und verdienſtvollen Druckwerks: „Brix, Unterſuchungen über die Heizkraft der wichtigeren Brennſtoffe des Preußiſchen Staats“ eine erwünſchte und dankbar benutzte Veranlaſſung. Hieran knüpften ſich ſpäter auch noch mancherlei Mittheilungen über die Benutzung des gewöhnlichen Leuchtgaſes zum Hei— zen von Kirchen, zum Heißmachen von Stählen und Bü— geleiſen, zum Braten und Kochen, zum Eiſenpuddeln und Löthen, wobei beſonders die hierfür in Rechnung gebrach— ten geringen Koſten Vielen überraſchend erſchienen. Auch unſerer Roßkaſtanien und ihres Stärkemehlge— halts ward wiederholt gedacht, indem dieſelben nicht blos zur Darſtellung eines fuſelfreien Branntweins, ſondern auch ſtatt des koſtſpieligen Gerſtenmalzſchrots mit großer Kohſtenerſparniß zum Beizen und Gerben von Fellen für Kürſchner angewendet und empfohlen werden. Eine wer: wandte Mittheilung betraf eine neue, nunmehr auch in England patentirte Art der Bereitung von Meajchinenleder, welche von dem Gerber Klemm in Pfullingen zuerſt erfun⸗ den worden if. Man fand diefen Gegenitand michtig ges nug, eine Probe dieſes Leders auf Vereinskoften zu bes ziehen und damit einige Verfuche anftellen zu laſſen, wel— = MS = chem Gefthäfte jich unſer zweiter Director mit ebenſoviel Umſicht ala Bereitwilligkeit unterzog. Der entjcheidenden Haupt⸗ probe aber, wie fich nämlich ein aus ſolchem Leder gefer: tigter Treibriemen bei einer Dampfmafchine im Vergleich zu den bisher hierzu verwendeten Lederforten bewähren werde, sehen wir noch entgegen. Auch das Aluminium d. i. das Metall, welches un— ſere Thonerde ala Grumdftoff enthält, konnte nicht uner— wähnt Bleiben, weil dafjelbe ſelbſt in politifchen Zeitungen als eine neue wichtige Entdeckung franzöfifcher Chemiker auspofannt wurde, ob es gleich fehon 1827 von unferm Wöpler, wenn auch nur in Pulverform dargeftellt und feit- dem allgentein als Metall anerkannt worden ift. Gleich Am Anfange unferes Vereinsjahtes war auch von dem Bleichen fetter Dele und namentlich des Ollvenöls Mit Hilfe ftarfen Weingeifts die Rede, womit man das Del etwa 14 Tage Hinftellt und bisweilen durchfchüttelt, gegen den Schluß deffelben aber von der Anfertigung von Zies geln und andern Thonmaaren aus zufammengepreßtem trocknen Thonpulver, wodurch nicht allein die Baulichkeiten und die Zeit zum Trocknen erfpart, fondern auch das Werfen derfelben im Brennofen vermieden werden fol. Endlih wurde auch noch mancherlei über die Einrich- tung und Wirkfamfeit eines frankfurter Vereins zur Net: tung bürgerlich und moralifch gefährdeter Handwerker und über die Vorfihußvereine für Handwerker und Arbeiter ver: handelt, mie folche nach Anleitung des Affociationsbuchs für deutfche Handwerker und Arbeiter von Schulze-Delitzſch in einigen Preußifchen Städten bereits erfolgreich beftchen. Das find die Hauptgegenftände unferer Berathungen und Verhandlungen, und fchmerlich wird wohl irgend ein Vereinsmitglied feine Aufmerkfamkeit und Theilnahme für diefelßen jemals bereut haben. Wenigftend ift in unfern Situngen nie eine Meinung unterdrückt und nie eine Mit: theilung mit Undank und Geringfchägung zurückgewieſen worden. Doch hätten diefelben gewiß noch weit reichhals ee tiger und werthvoller fein fünnen, wenn jich daran. noch mehr Mitglieder betheiligt, und, wenn namentlich unfere, der gewerblichen Praxis unmittelbar angehörigen Mitglieder, ihre an ſich wohl achtbare Scheu vor jedem Hervortreten, aus Liebe zu dem Vereine überwunder und und vecht oft Srzeugniffe ihres Fleißes und ihrer Gefchielichkeit vorge: legt hätten. Laffen fie uns aber über dem möglichen Beſ— jeren, nach dem wir auch ferner mit Eifer und Hingebung ringen wollen, das Gute nicht vergeffen und gering, ach— ten, das und durch Die Liebe und Anhänglichfeit unferer thätigen DVereinsmitglieder bereit zu Theil geworden. ift! Denn mehr noch) als der, welchen Fein Ideal zum Vor— wärtsſtreben ermuthigt, dürfte Derjenige zu beklagen fein, den hienieden nichts zur Freude und Dankbarkeit ftimmen kann, was hinter dem Ideale nur irgendiwie zurücfbleibt. — V. Bericht "über das. Beftehen und Wirken der Kunft: und Ge: werb- Vereine,der Gewerb: und Sonntags- Schu⸗ len in den Schweferftädten des Landes i. J 1854; , erftattet ‚durch den Geheim. Negier.-Nath Dr. Ba in Altenburg, Schrift- ‚führer der daf. Kunft- und Handwerks⸗Schule, Ehrenmitglied des Gewerb-Bereins in Kahla und anderer wiffenfchaftliher und er * nütziger in- und ausländiſcher Vereine. Den freien Vortrag, welchen ich in der Feſtſitzung am >. Bebr. 1855 nach Anleitung der freundlichen Mlittheilun: gen, welche die Schwefter-Bereine in den Schweiterftädten unſeres lieben Heimathlandes über ihr Beitehen und Wir: i. J. 1854 mir zu machen die Güte gehabt haben, zu en die Ehre hatte, fafje ich gegenwärtig, dem Wunfche des Vereind-Vorftandes gern entfprechend, nach der Weife der früheren Jahre in Folgendem zufammen. ol In Luda befteht, nach dem Berichte des Inſp. Becker-Laurich, die Sonntagsfchule, inäbefondere ‚bei des Kantor-Subjt. Dertel treuer Betheiligung als Leh— zer im Schönfchreiben, fchriftlichen Aufſätzen, Nechnen und Zeichnen fernermeitz doch ift die Zahl der Schüler von 14 auf 3 in Folge ihrer Bedürftigkeit gefunfen; die 90 Thlr., welche Die Anftalt nach und nach angefammelt hat von u u — dem, was aus Staatömitteln für fie gefpendet wird, fichern fie mindeftend gegen augenblickliche — II. In Meuſelwit bat I) die Sonntagsſchule bei 6 bis 8 Schülern in den gewöhnlichen Unterrichtszwei— gen fi nur eben erhalten, ungeachtet der Willigkeit des Dberpfarrerd Kratfch, fie zu hebenz die drückenden Zeitvers hältniffe treffen auch fie; man meint, fie werde nur dann mehr als bisher befucht werden, wenn man höhern Orts verfüge: Fein Lehrling, irgend welcher Innung dort, fei zum Geſellen loszufprechen, er habe denn vorher wenigftend ein Jahr lang einer Gewerb- oder Sonntagsfchule ermweislich angehört, bez. mit guter Führung und nicht ohne Erfolg. 2) Die dafige Näh- und Strickſchule ift nach wie vor befucht worden. 3) Der Kleinkinder: Bewahranftalt haben 37 Kinder angehört; die Beiträge der Eltern und anderer ges meinfinniger Gemeindemitglieder, fowie die bedeutenden Dpfer, welche der Geheimerath v. Seckendorff ihr gebracht, ‚haben ihr Beftehen gefichert. 4) Eine neue Dampfmaſchine, welde der Guts— befiser Patſchke für eine neue Braunfohlengrube neuer: dings aufgejtellt, hat fih bewährt; eine neue Fabrik in dem nahen Zeit verfpricht guten Abſatz von Braunkohle dahin. 5) Der im Jahre 1851 gebildete Gewerb- Verein, deffen Ausftellung i. J. 1852 einen gewerblichen Auffchwung verfprach, hat fich leider wieder aufgelößt; es ift noch Fein rechter Sinn dafür dort gewefen. Vielleicht geftaltet ſich Alles beſſer, wenn erft der Marktflecken Meufehvig zur Stadt erhoben worden fein und die alsdannige Stadtbehörde die Leitung aller derartigen Anſtalten in die Hand — men haben wird. III. Sn Gößnitz gedeiht die Wagners-Sonn-— tags-Schule, nach dem Berichte ihres Vorſtehers, des Pfarrer⸗Subſt. Hempel erfreulich; er ſelbſt und Kand. Tanner, Zimmermeiſter Gentſſch, Kantor Girbert und ——— Organiſt Pilling ſind Lehrer am derſelben, im Schön: und Rechtichreiben, im Rechnen und im Abfaſſen teutſcher Auffäße, in Erdbeſchreibung, Gefchichte und Zeichnen; der Schüler waren zwifchen 40 und 50, welche in 2 Klaffen Den Unterricht fleißig benutzten; ihre Meifter begüinftigten Ras in ehrenwerther Weife. Die nöthigen Ausgaben wur⸗ Den Durch Die Einnahme, zumeift aus Staatömitteln, ge: deckt; ein kleiner Ueberſchuß wird in Die neue Sparfaffe Dort eingelegt. Der Marktflecken Gößnitz hebt fich offenbar je mehr md mehr zur wirklichen Stadt und wird ficherlich einer ſolchen Ehre machen. WW. In Schmölln befteht ein Gewerb-Berein und eine Gewerb-Schule. ch Den Borftand des Gewerb-Vereins Bilden: Ger. Amtm. Klötzmer als VBorfigender, Bürgermeifter Haſe als Schriftführer, RU. Kuhn und G, Hezold als Mitvorjtcher, Webermeifter Greller als Bibliothekar, De, Rothe als Kaffiver. 2) Bei der Gewerb:Schule waren Mädchenlehrer Schumann Vorſteher und Lehrer für Rechnen, Rektor Nitzſche für Erdbeſchreibung und deutſche Sprache, Mta- ler Pfitzner für Zeichnen, Schreiblehrer Golle für Schön: ſchreiben, Mlit:Lehrer. or Bu 1. Die Jahres - Einnahme im Jahre 1954 be: zriff in fich: 48 Thlr. 21 Ngr. Beftand von 1853: 1 Thlr. Zins » Einnahme: 78 Thlr. 25 Ngr. Yahresbeiträge mit Eintrittsgeld der Mitglieder (gewiß viel!) 41 Thlr. 3 Ngr. 3Pf. Zuſchuß aus Staatömitten: 10 Thlr. 8 BE. | zu Ehrenpreifen für Schüler: 6 Thlr. 11 Ngr. »,; 'befonderer Zinsgewinn wi die Schule, zufammen 186 Thlr. I Ngr. 8 Bf. 0 Der Verein iſt von nicht ganz 100 i. 3. 1851, feit- dem auf 150 angeftiegen, einfchließlich der inmittelft ausge: | schiedenen 20, mithin um 70 — (das iſt viel und | erfreulich). — — Die Verſammlungen waren gut beſucht; durchſchnitt⸗ lich von mindeſtens 36 bis 40 Mitgliedern. In denſelben wendete man ſeine Aufmerkſamkeit insbeſondere dem Stande der Gewerbſchule zu und anerkannte dabei, daß deren erfreulicher Zuſtand zuvörderſt den Lehrern, dann aber auch den Mei- ſtern der dortigen Innungen zu verdanken ſein, welche ſtreng darauf halten, daß ihre Lehrlinge die gedachte Schule regelmäßig beſuchen, ſowie dem freiwilligen ehreuwerthen Geſammtbeſchluſſe der Innungen: keinen Lehrling 108: und zum Geſellen zu ſprechen, der nicht die Sonntagsſchule, we-⸗ nigjtens in gewwiffen Stunden, befucht hat. Dann- hielt Apotheker Kraft Vorträge über Elektromagnetismus und Galvanoplaftit (Telegraphie und galwanifche Vergoldung). Hiernächſt ward über Smduftrie-Ausftellungen, 3. B. in München, (theilweife verfehlt und mifliebig da und dort) über Sparkaffenwefen, Mafjenverarmung und Eee im Sinne des Vereinszweckes gejprochen. Der Lefekreis hatte feinen Fortgang. Zu 2. Die Gewerbfhulez ihr Bericht —— mit der Anſprache: „Laßt, Brüder! laßt uns Gu— tes wirken, vereinigt wirken, Hand in Hand! Das ſind die Worte eines für Menſchenwohl begeiſterten Dichters, in ihnen legt er und eine der größten und wichtigſten Auf: gaben für unfer ganzes Leben an dad Herz; fie wird aber nur derjenige zu löſen im Stande fein, der gebildeten Gei— fte8 und vweredelten Herzens ift, denn ein folcher ift mehr empfänglich und begeiftert für alles Gute und Edle ald der Ungebildete, der, in halbthierifcher Blindheit nur feiner ver: kehrten Anficht und finnlichen Neigung folgend, gegen alles anftrebt, mas dieſen zumiderläuftz will alfo der Menfch als ein wahrhaft beglückendes Mitglied feiner Mitwelt da: ftehen, fo muß er feines Geiftes Kräfte foviel als —* auszubilden, ſein Herz zu veredeln ſuchen! 6 Für ſolch hohen Zweck ihre Schüler je mehr nid mehr empfänglich zu machen, iſt ſtets der Lehrer Beftreben ges weſen und darum wirkten und Eräftigten fie in ihren beim - BE Beginne des nenen Schuljahres, die Ueberzeugung, daß eine folche Anftalt zu jeder zeitgemäßen Ausbildung nothmwendig ſei, ſowie das Gefühl der Wirdigkeit dafür und tiefen durch unfers Jean Paul Friedrich Nichter Phantafieftück - „Die Nenjahrsnacht eined Unglücklichen“ fie darauf Hinz wie noth es thue, die Zeit recht zu beugen und gefittet fich zu führen und wie doch für fie einft ein Tag der Rechen: ſchaft fomme und wie gar traurig es mit dem ftehe, der mit Reue auf feine durchlebten Zugendjahre zurückblicken e. it) Bei der Mehrzahl ihrer 144 Schüler, melche die Un: terrichtöftunden mehr oder minder zahlreich, je nach dem Bedürfniffe der Einzelnen (3. B. 142 bei dem Schönfchrei- ben, 48 beim Rechnen, 41 beim Zeichnen, 48 bei Sprech: unterricht und Erdfunde) befuchten, fanden die Lehrer gute Brüchte ihres Willens, Eiferd und Wirkens; daher denn auch 10 Älteren Schülern Ehrenpreife ertheilt werden konnten. Gewiß, wie es den Vorftchern, Mitarbeitern und Mit: gliedern des Gewerbvereind und der Gewerbſchule dort eine Freude fein muß (und eine Ehre ift), fo über ihre gemein: nüßige Anftalt berichten zu fünnen und berichten zu hören, fo ift’8 mir wie feit einer langen Reihe von Jahren, fo auch dießmal eine Herzenöfreude, in folcher Weife über un: Nachbar: und Schmwefter:Verein und fein und feiner Beſtehen, Leben, Treiben und Wirken berichten zu können. V. In Ronneburg haben fich die Verhältniffe des Hewerb-Bereins und der Gewerb: bez. Weber: Le inmittelft beſſer als früher geftaltetz doch find fie malen noch nicht ficher geftellt für die Folgezeit. I) Der Gewerb-Berein zählte 53 Mitglieder, bez. ehr als i. J. 18553. Den Vorſtand deijelben bildeten der Kauf. Richter und Kaufm. Sieber, Leinmweber ©. Lippmann, Fin.Konte. C. ©. Ulbrig (diefer als Schriftführer). Unter der 38 The. 10 Ng 9 Pf. betra⸗ genden Kaffen-Einnahme find 32 Thlr. 6 Nar: Beiträge der | Mitglieder begriffen; davon. warem 35 The 17 Nge: EPF. zu verausgaben, 2 The, 233 Ngr. 8 Pf. verblieben in Kaffe: Die VBereinsthätigkeit war lebhaft und zweckfördernd Sm den Verſammlungen ward die wünſchenswerthe Auf: hilfe: der Gewerbfchule berathen und angebahnt, ebenſo die inmittelft erfolgte Einrichtung einer Arbeitfchule, die Befchaf: fung von Beſchäftigung für fie, insbeſondere von Seiten der Zeug⸗ u. Lein-Weber; ein Vortrag über vorgezeigten ſogenann⸗ ten Bierftein, (v. Braumeifter Beck in Kahla?) über „Brod“ (nach Anleitung der Meyerfchen Volksbibliothek) über den Ban und die Befchaffenheit des menfchlichen Auges und über das Blut und feinen Kreislauf im menfchlichen Kör⸗ per (beide v. Brunnen-Arzt Dr. Becker⸗Laurich) ſpra⸗ chen: lebhaft an. Die merkthätigite Theilmahme aber fand der Vorſchlag: die am ftärfften dort vertretene Sande werks Innung für den regelmäßigen Befuch dev Ges merbfehule durch ihre Lehrlinge zu gewinnen, Superint - und Dberpfareer Günther trug zw einem gedeihlihem Beſchluſſe der Zünfte durch eine überzeugende Anfprache an deren: Vertreter, die Gewerb-Commiſſion aber durch) weitere Verhandlungen mit: derfelben wefentlicy bei, daher: mit Genehmigung der Landes-Regierung verfuchämeifeivon Pfingften an, wo dad neue Schuljahr beginnt , jeder Lehr⸗ ling: dort nicht eher: los- und. zum Geſellen geſprochen wer⸗ den Fan, er habe denm die Gewerbſchule gehörig: befucht.- Eine Anzahl Vereinsfchriften aus den Gebiete: der Vereinsthätigfeit wurden regelmäßig: im Umlauf’ gefebt: Eine: Ausftellung: von Gewerbserzeugnifjen bat‘ feit) 1854 nicht ftattgefundem, ift aber für: die —— — ind Auge. gefaßt: worden. 2). Die von’ dem Leinwebermeifter S: & Kraufe dort eingerichtete und Jahre lang: betriebene, bez. aus Staats: mitteln unterftüßte Flachsſpinnerei, hatı derfelbe — gegeben. 3) Den Vorſtand der Sewerbfänte bildeten: ‚Sup: und Oberpfarrer Günther, Finanz-Kontr. Ulbrig, Ger: ER Amts Aud, Nofenberg. Lehrer an derfelben. waren; Superint. ze. Günther, für Erklärung; bibliſcher Ab— ſchnitte; Kand. Wolf, für, Geographie; Archit. und: Maus rermeiſter Schnafe, für freied, Hand⸗ und Linien-Zeichnen; GL, Roſſen berg, für fchriftliche Aufſätze, Uebung in Periodenbaun, Berichtigung falſcher, am die Tafel ge— ſchriebener Sätze; Sem.Exrp. Kaifer, für Rechnen und Schreiben. 4 Su der Weberfchule untertwiefen, die Fabrikanten Maul und Baesler in einfacher und Kunftweberei, Ab ſetzen der Mufter von. Vorlegblättern, Schiirung und, Stuhl Vorrichtung überhaupt, ſowie Abzeichnung der hierbei ges wonnenen Ergebniſſe, ſowie fchriftlicher Darftellung der Stuhlvorrichtung bei einfachen Stoffen. Der Schulbeſuch war im Allgemeinen Befriedigend, das, Betragen, der Schüler, gut. Kaffe: Bei 44 Ih. 13 Ngr. 3 Ph Einnahme: . (A Ihr. 3 Ngr. 3 Pf aus Staatömitteln und3 Thlr. 10 Ngr. A und 49 Thlr. 29 Ngr. 4Pf. Ausgabe für Vergütung, Schriften des Zwickauer Volks-Schriften— ind, Heizung, Beleuchtung;, Bedienung. 2, ergab: ſich ein Sehlbetvag, von, 5 Thle. 16. Ngr. I Pf, welcher aus den frühern Kaffenbeftänden (61 The.) zu decken war, Iſt nun auch der gegenwärtige, Stand der Gewerb— ſchule ein; an, ſich erfreulicher und. fir. die Zukunft Hoffnung der, fo beunruhigt, doch den Verein, und insbefondere: feinen, Vorſtand die: Sorge, für, eben diefe Zukunft, in Hinz: E auf die, noch bereiten: wenigen, Geldmittel, Denn die erichule, dieſes wahre Kleinod für die daſigen We— Junungen mit ihren 100 Lehrlingen und. 250 Geſellen, bedarf einer beſſeren, geräumigeren und helleren, folglich aber theuerern Räumlichkeit und ebenſo ſind für teutſche Sprache, me Zeichnen, Schreib: und Nechnen-Unterricht je Kur für je 1 Klaſſe wegen. Ueberfüllung, der. leiten nothwendig. Das aber bedingt Verdoppelung der Lehrkräfte, Hei: / — ib — zung: und Beleuchtung = Aufwand, Und jchon jeßt kommt man, nach Obigem, mit der gewöhnlichen Ausgabe nicht and. Kommen, in Folge des obengedachten Zunftbefchluffes, von Pfingften an dreimal fo viel Schüler als bisher zur Schule, fo fteigert das den bezüglichen Aufwand verhält: nißmäßig; und die Weberei liegt jest darniederz der Armen giebts dort ohnehin genug, die einiger Maßen Bemittelten werden mehr al3 je tagtäglich anderweitig in Anfpruch ge: nommen. Wo nun die Geldmittel hernehmen, die da er: forderlich find zu der fo wünfchenswerthen Erhaltung, Fürs derung und Erweiterung der Faum wieder nenbelebten Gewerb⸗ und bez. Weberfchule?! Sn folcher Bedrängniß Klickt der Verein und feine Schule vertranend auf zu der mweifen und milden Staats: regierung und erhoffet von ihr Beiltand. Möge fie diefe vertrauend anrufen. Ronneburg weiß, daß es bei diefer Staatsregierung allſtets wohlmollende und Fräftige Förderung gefunden hat, wenn es galt, ein Ile bensfräftiges gemeinnüßiges Werk dort zu erhalten! Möge aber auch der edle Eifer dort für die oben bezeichneten Zwecke ein ausdauernder fein! Von ganzem Herzen wün— fehen wir unferm Ronneburger Schtwefter-Berein die beften Erfolge. vl. Sin Eifenberg gab fich I) bei dem Georgens Bereine zu Hebung und Belafjung des Gewerb— fleißes, nach dem Berichte feiner Vorfteher Super. und Oberpfarrer Klögner, Nektor Ludwig und Adv. Alwin Gerlach eine allgemach regere Theinahme an dem Ver: eine und feinen Zwecken, als eine Zeit lang leider der Fall’ gewefen, im erfreulicher Weife inmittelft fund, und Die Vereinsthätigkeit erhielt eine größere Belebung, hauptſäch— lich dadurch, daß die Vereindmitglieder, — jet 47 — um fich näher zu treten und Gegenftände aus dem Bereiche der Gewerbsthätigkeit zu beſprechen, von Zeit zu Zeit, ge⸗ wöhnlich alle 14 Tage, zuſammen kamen und daß eine zweckmäßige Zeitſchrift in Umlauf geſetzt ward. — 49 — Am 24. Juli v. J. feierte der Verein durch eine Feſt— figung fein 25jähriges Beftehen und Wirken. Die Kaffe: VBerhältniffe find vorzugsweiſe wohl— geordnet: bei 374 Thlr. 17 Ngr. 4 Pf. Einnahme (45 Thlr. 29 Nor. 7 Pf. Beitand, 69 Thlr. 20. Ngr. 8 Pf. aus Staatsmitteln, 41 Thlr. 2 Nor. 4 Pf. Zinsgewinn und 17 The. 18 Ngr. 5 Pf. Mitglieder:Beiträge) beträgt nach Abzug der Ausgabe jest der Baarbeftand 64 Thle. 24 Ngr. 72) Die Sonntagsfchule des Vereind ward von 30 bis 56 Schülern (6 bis 8 Gefellen, 48 bis 50 Lehrlingen Befucht. Sie empfingen Unterricht vom Rektor Ludwig in teutſcher Sprache mit Rechtſchrelbung, Abfaſſung von ſchriftl. Aufſätzen, Briefen u. f. w., immer mit Hinblick auf die religiöſe und ſittliche Bildung der Schüler; dann im höhe— ren Rechnen; (nur von den fleißigſten und gebildetſten be— ſucht), vom Architekt Bergner im Schonſchreiben (zahl⸗ reich), in Geometrie für Handwerker und im Zeichnen (am lebhafteſten beſucht). Leider wurden viele Schüler und gerade die an Kennt: niſſen ſchwächſten, am regelmäßigen Schulbeſuche angeblich durch ihre Lehrmeiſter gehindert, welche Arbeitvernachläſſigung daheim befuͤrchteten. * Ueberhaupt würde die Anſtalt weit zahlreicher beſucht en, wenn die Handwerkomeiſter allgemein den rechten n, die rechte Einſicht für eine denn doch nur der He: PAIR“, Standed getwidmete Angelegenheit hätten. | Mögen ſie endlich auch dort ein Beiſpiel nehmen an je ef in Schmölln und neuerdings in Ronneburg !! Lehrmeiſter, welche ihre Lehrlinge und Gefellen Gewerb— und Sonntagöfchulen nicht zuführen, fondern fogar fie da: von abhalten, jtehen noch auf einer tiefen Stufe Bürger: He und gewerblicher Bildung. Soll endlich die. Staats: tegierung fie zur Vernunft bringen, indem: fie anordnet, daß Fein Lehrling Gefell, kein Gefel Meifter werden könne, er id denn eine der bezeichneten Anftalten mit Erfolge be: o 4 = m ſucht? Das wäre eine Schmach, mindeftens fir Gewerbs— leute, welche fich Meifter nennen laſſen! Sn zweckmäßiger Weife, mit guter Anwendung da amügend vorhandenen Mittel belohnte der Verein einige ald befonders fleißig, gut und ftrebfam von den Lehrern bes zeichnete Schüler durch Preisgaben und ehrte hiernächſt einen (auch aus Staatämitteln hier bedachten) Schüler der Afade: mie der Künfte in Dresden in Anerfennung feiner Leiftungen und fonftigen Würdigkeit durch ein entfprechendes Gefchenf. VI Sn Roda behielt die Sonntagsjhule — ihre Vorſteher waren Kirchenrath, Super. und Oberpfarrer Streiher und Bürgermeifter Weſthoff — ihren bis— herigen guten Gang. Die Lehrer an derfelben waren: Mäd— henlehrer Schirmer für Geographie, Kirchner Geifrig für Naturlehre, Gefchichte, Rechnen in 3 bemefjenen Ab: theilungen, für teutfche Sprache mit Uebungen im Diftiven und in ©efchichtauffägen, ſowie, abmechfelnd mit dem vorigen Lehrer, im Schönfchreiben, Maurermeifter Franke im Zeichnen. Ihr Beftreben war fo auf Erweiterung der Kenntniffe und Fertigkeit der Schüler, wie auf Veredelung ihres Herz zens, auf Erweckung eines chriftlich frommen Sinned und Wandels gerichtet und nicht ohne Segen. Unter 42 Schülern waren 16 vom Lande; der Schul: befuch war im Allgemeinen gut; Verſäumniſſe waren be: fonderd auch durch Die drückende Zeit veranlaßt worden. Auch dort — wie in Meufelwig, ifenberg, Kahla und wohl auch noch fonft da und dort — die alte Klage über die Verblendetheit der Lchrmeifter, die ihre Lehrlinge von dem Beſuche der Anftalt durch Auferlegung von häus— lichen Arbeiten abhalten und darüber, dag andere Jüng— linge die Gelegenheit zu ihrer geiftigen und fittlichen Fort— bildung gleichgiltig an ſich vorübergehen laffen. Beiden entgegen zu wirken, waren in Roda ſtets Vorfteher wie Lehrer thunlichjt beftrebt. Bei der Haupt: prüfung den 29, Det. ward bei der tentfchen Gefchichte be: u — fonders die der Reformation Berückfichtigt; außerdem er: ftreefte fie fich bis auf Erdbefchreibung, namentlicy Amerika betreffend und Kopfrechnen; die vorgelegten Proben in fchrift: lichen Aufſätzen, Schön: und Nechtfehreiben, ſowie im Zeichnen befriedigten. Mehrere Schüler empfingen Preiſe. 133 Th. 2 Ngr. 7 BR Kaffe: Einnahme (ein- ſchließlich 69 Thlr. 20 Ngr. 3 Pf. aus Staatsmitteln) und 61 Thlr. 13 Ngr. 8 Pf. Ausgabe war der Kaffebeftand 71 Thlr. 18 Ngr. 9 Pf. Die Bücherſammlung der Schule ward fleißig bes mußt. - VIII. Sn Kahla 1) beklagt e8 der Stifter und Leiter der Herzog-Joſephs-Sonntagsſchule, Fabrikherr Eckardt, daß, während ſonſt dieſelbe von 80—90, fie im vorigen Jahre nur von 15—20 Schülern beſucht worden ſei, was er der ungünftigen Zeitrichtung und der Gleich: tigkeit der Handwerksmeiſter beimißt, welche ihre Lehr: ge nicht zum Schulbefuche anhalten. 9 Die Lehrer: Rektor Gruber in Geographie, Recht: und Schönfchreiben Schreiber Köllner, im Nechnen und Archit. und Maurermeiſter Jecke im Zeichnen erfüllen nach wie vor treu ihre Pflicht. Von 69 Thlr. 20 Ngr. 3 Pf. Beitrag aus Staats: mitteln wurden 20 Thlr. 16 Nor. 8 Pf. kleine Vergütuns gen den Lchrer gewährt. Der Bermögensbeftand der Anftalt ift nach umd nach auf 400 Thlr. angemachfen. 2) Die Ekardtfhe Beſchäftigung-Anſtalt (es wurden zeither in folcher Gewehrpfropfe und Holzfidibuffe gefertigt), Hat feit langer Zeit überaus thätig gewirkt, fo Manchem Verdienſt gewährt, aus der Noth ihm geholfen; möge fie, ſelbſt gegenüber vielen andern ähnlichen Unter: nehmungen namentlich in Strafanftalten und ungeachtet der ungünftigen Zeit überhaupt, auch ferner beſtehen Eünnen ! 8) Die Amalien-Stiftung oder die von Frau Eck ardt geleitete Stick- und Nähfchule zählt 63 lernbegie— 4* ei rige und fleifige Schülerinen. Mitlehrerinen find Fräu— lein Wilhelmine Schmidt, Fräul. Sophie, Amalie, Adel: heid. und Louife Efardt, fowie Frau Ger.-Dir. Weife- geborue Eckardt. Einige milde Spenden Einheimifcher und ein Geſchenk des Buchhändler Meyer in Hildburghauſen gewährten die nöthigen Mittel, um den Kindern eine kleine —— freude zu Bereiten. 4) Dem Gemwerb:Bereine, welder, i. J. 1944 * gründet, früher 63, ſeit dem Revoluzionjahre 11849 nur 26 Mitglieder zählte, gehören jetzt wieder 32. Mitglieder am, Seinen. Bedarf deckt er durch Fleine Sahresbeiträge. Seinen Vorſtand bilden Adv. Schindler ald Vorfikender, Hofapotheker Fiſcher, Poftmeifter Voigt, Braumeifter Beck, Raths-Aſſ. Grübner, Klempnermftr. Zwanziger. Gewerbliche Zeitfchriften wurden in Umlauf gefebt. In den wöchentlichen VBerfammlungen ward unter Anz derm verhandelt: über Verbreitung der geſchmackvoll und finnig gefertigten Solzarbeiten des Drechslermeifter Brand in Eifenberg und deren Nachfertigung in der Kahlafchen Gegend und über eine Kleinfinderbefchäftigung-Anftalt; nach Schorchts Handbuche wurden mifroffopiiche Prüfungen über die im Handel vorkommenden Gewebe angeftellt, belehrende Aufſätze über Neinigung des Glaſes, Über Anwendung der Soda gegen den Keffelftein und über die Schädlichkeit der erjteren dabei; über nenerfundene mechanische Backöfen, über verfchiedene Anwendung des Magnets, iiber Schmer: gelfeile aus Schmergel und Schellack, über Defen und poröſe Backjteine, über Dampffchraubenfchiffe und die Ar— chimedifche Schraube, über Minie: Büchfen , — nonen, Paraffir-Lichter u. ſ. w. Vorgezeigt wurden ein Metallbohrer mit archimebifcher Schraube, eine Mafchine zum Schmieden von Schrauben jeder beliebigen Stärke, ausgezeichnete und vervollfonmnete Kacheln, zu Berliner weißen Defen, Spiritus aus Säge: jpänen und eine ſchöne Preßſchraube, Alles dort gefertigt. u Mi Fürwahr, ein folcher Verein erfüllet feiner Zweck in ausgezeichneter Weiſe. Mögten nur die ——— ihm mehr und mehr werkthätig beitreten! IR. In Orlamünde verblieb I) die Sonntags: ſchule, nach dem Berichte ihres Vorftchers, des Dber: pfarrer Knauth, in dem früheren Gange. Der Kirchner Müller ertheilte nach wie wor Unterricht in derfelben und an die Stelle des um fie fehr verdienten, im Jahre 1854 verftorbenen Kantors Voigt trat der jeßige Kantor Mer: fel. Die Schule ward von 23 Bis 25 Schülern befriedi: gend befucht und die VBücherfammlung vermehrt, weil die Schüler fie fleißig benutzten. Die Kaffeverhältniffe find in Ordnung; die Schul anftalt hat bereits einen aus den bisherigen Staatsbeiträgen (34 Ihr. Ngr. 5Pf. jährlich) nach und nach erübrigten Ver⸗ mögensſtock von 113 Thlr. 4 Ngr.Ippf. Die Strid: und Nähſchule hatte, geleitet von Fräulein Schindler, ihren guten Fortgang. ON. In Uhlſtedt ward zwar die vom Pfarrer Sahl geleitete Kortbildungsfchule von weniger Schülern ala früher Gefucht, diefe aber famen um fo regelmäßiger une waren des Zweckes derfelßen eingedeuf. Die Bücher : Sammlung ift vermehrt und fleißig 5 uutzt worden. m So erſehen wir denn aus dem über das Beftehen und Wirken unfrer Schwefter: Vereine im lieben Heimathlande vorſtehend Mitgetheilten, daß die gemeinfame gute Sache im Laufe des abgewichenen Jahres nicht nur. ihren Fort: gang behalten, fondern auch da und dort mehr oder we— niger Aufſchwung gewonnen hat, Geben wir immerhin der frohen Hoffnung uns hin, daß das auch ferner fo ar fein, daß allenthalben ein reges Leben in der Sache walten und unbemerkbar werden und daß da, wo, wie neuerlich in Nonne: burg, wieder einmal ein lebhaftes Feuer für das, mas noth thut, auflodert, diefe Flamme eine ausdauernde, erfolgreich wohl— thätige fein möge. Von großer Wichtigkeit würde es jer denfalls fein, wenn der nach Obigem in Ronneburg ge: faßte Beſchluß und die diesfallfige ortobrigkeitliche und höhere Anordnung in Betreff der Nothwendigkeit des Ge: merbfchulbefuchd den gewünſchten und erwarteten günftigen Erfolg dort haben follte, wie in Schmölln die freie ver: ftändige Ueberzeugung ihn bislang gewährt hat; denn ein folder Erfolg dürfte dann zu dem Verſuche berechtigen, auch anderwärtd unverftändige Meifter, Gefelleu und Lehr: linge zum Guten zu nöthigen. Und fo empfehlen wir denn unfere gemeinfame Sache und ihre Anitalten vor Allem dem ferneren Schuße des All- ° mächtigen, Allweifen und Allgütigen, daß er fie gedeihen | laffe im Lichte ded Friedens, denn nur in diefem reifen Saaten des Rriedend, und dann dem Wohlmollen unferes erhabenen und geliebten Herzogs und feiner Regierung! | Aus des Altvaterd Archimedes Bauhütte aber wieder: klingt dazu das Weihelied der Werkgenofjen; Kennt Ihr das Land, wo Treue wohnt Und Liebe warm die Liebe lohnt? Es ift ein Land voll teutſcher Kraft Und Wiflenfchaft, „Das Land ift Allen wohlbefannt Das Dfterland wird es genannt. D liebes Land! Hoch blüh’ der Schirmherr deines Bau's, Dein Sachfen=Herzog und fein Haus! Gott fet mit Dir, mein Vaterland! Blüh' frei und frölich fort! Ein frommes Herz und fleiß'ge Hand Sei unfer Lofungwort. „ ger zer — e— A Be PR 7 22202 — 55 — O leuchte in des Friedens Glanz Du edle Perl’ im teutfchen Be du liebes Ofterland. Wohl bift du reich an Golde nicht, Nicht groß, nicht weit begrenzt; Doch Lieb’ und Treue ift das Licht, Das Hütt’ und Thron umglänztz Bewahre diefen fchönen Ruhm Du Perl im teutfchen I Du ss Dfterland! o Hatte fen und lockre nicht Das alte heil'ge Band, Das teutſcher Sinn und Recht und Pflicht Volk und Krone wand; Geſund ſoll Stamm für Krone fein, Du ſchmucker Baum im teutfchen Hain, Sen * Du liebes INS: J Wis se u > Jr ie er NnYarı fs ! Par: . _ v Pritsi: j * IN f „ ‚) u Kai R 4 RT EN war? 17° 260 un x te — —— — T = über das 30. Fahr der Kunft: und Handwerksſchule, . erjtattet beim Stiftungsfefte des Kunſt- und Handwerksvereins den 5. Febr. 1855 von ihrem Hauptiehrer Ed. Lange. In der Medicin hat fich der alten, urſprünglichen feit Dippofrates beftehenden Schule- der Allopathen neuerdings die Eleine Schule der Homdopathen entgegengeftellt. Die llopathen feheinen den Menfchen mehr ala Glied des gro— Ben Naturganzen zu betrachten und geben feinem erfranften Körper, um das geftörte Gleichgewicht wieder herzuftellen, als Heilmittel vorzugsweiſe folche Stoffe, welche in ihm die den Krankheitsſymptomen entgegengefetten Erfcheinungen hervorrufen. Dadurch Hoffen fie, dem erkrankten Körper einen heilfamen Anjtoß nach einer andern Richtung hin zu geben und ihn in diefer allmählich zur Genefung zu führen. Die Homdopathen dagegen fcheinen den Menfchen mehr. ald abgefondertes Einzelweſen aufzufaffen und treten den Kranheitsſtörungen durch Eleine Gaben folcher Heilmittel entgegen, die im gefunden Körper ähnliche Störungen er zeugen. Sie rechnen dabei nicht auf die im Heilmittel ur: fprünglich und zumächft liegende Wirkſamkeit, fondern viel: mehr auf die Gegenwirfung der ihre Selbjtändigkeit gez gen folche äußere Einwirkungen eiferfüchtig wahrenden Na: tur und wollen durch ihre Medicamente diefe Reaction nur anregen und erweckeu. Beide ſetzen alfo die Möglichkeit eines erfolgreichen Einwirkens auf den erfranften Körper voraus; nur rechnen die Einen dabei auf den erften Stoß und die Dauer feiner Nichtung, die Andern dagegen auf den durch diefen umd durch die Elaſticität der Natur her: borgernfenen Gegenftoß. Aehnliche Anſichten ftehen einander, wenn auch nicht fo Scharf ausgeſprochen und ſo weit durchgebildet, auch im Erziehungsmefen entgegen und zwar nicht Bloß in der Er— ziehung der Jugend fondern auch in der Erziehung ‘der - Vlfer und der ganzen Menfchheit. Unzählige Mal wie— derholt fich in der Weltgefchichte die Erfcheinung, daß ir— gend eine entfchiedene Kraft die ihr entgegenftehenden Kräfte und Zuftände umkehrt und mit fich fortreift, Bis fie na allen Seiten hin in allen ihren Conſequenzen weithin Anerken- nung und Geltung gewinnt. Einem Gregor VI. folgt ein ab: ſolutes Papſtthum, einem Huß ein empörter Huffittenfchtvarn, einem Luther eine feftgefchloffene Bißelgläubigkeit, einem Lud- wig XIV. eine vorher nie gefehene Pracht und Ueppigkeit an allen Höfen, einem Rouffeau und Voltaire auch in der Politik die Herrfchaft eines alles Geltende anziweifelnden Kririeismus. Gehen wir aber einen Schritt weiter über Diefe ſolch neue Richtungen begründenden Perſönlichkeiten riet uud fragen wir nach den herrſchenden Zeitſtrömun— , Welche denfelben vorausgingen, fo finden wir wor Gregor VI. eitte in Simonie und taufend andere meltliche - Beftrebungen verſunkene Kirche, vor Huß und Luther die Kirche abermals ihrer Idee entfremdet und dabei in ihren Häuptern weder geneigt noch fähig, ſich von Innen heraus ſelbſt Air heilen, und wor Rouſſeau und Voltaire hauptſächlich ſeit Ludwig XIV. und den ihn vergötternden eitlen Schrift: ſtellern einen indusführbaren Zwiefpalt zwiſchen Lehre und Leben in den herrſchenden Claſſen, wornach entweder die Theorie als freche Lüge oder das wirkliche Leben als arge Todſünde erſcheinen mußte. Sp gingen die Anfänge dieſer neuen Zeitrichtungen gro— = ßentheils aus Reaction gegen das Bisherige hervor... In diefem Sinne kann man ſogar das Chriftenthum Betrachten ald die Reaction des Menfchenthums nach dem Bilde, Got: tes gegen das engherzige Juden- und das leichtfertige Griechenthum, den Proteſtantismus als Gegenmirfung ge gen die nicht das Chriftenthum fondern vor. Allen, ihre Herrfchaft vertheidigende Hierarchie, die franzöſiſche Revo— Iution ald den gewaltfamen Rückfchlag gegen Ludwigs XIV. fittenlofe und bigotte Alleinherrfchaft und das Auftreten unferes Schiller ald Dichter als Folge des Widerſtrebens gegen die Beengungen einer. nichts weniger ala Poeſie fördernden Schule. Die überrafchendften und fchlagendften Beifpiele diefer neue Richtungen begründenden Reaction find aber diejenigen, wo gerade die wärmften und eifrigften Anhänger des Bisherigen eben durch ihre Wärme und Hin: gebung zulest damit felbft in Widerjtreit gefeßt werden, wie der fromme, demüthige und für fein Seelenheil zitternde Auguftinermönch Luther gegen das Papſtthum und Klofter: mwefen oder wie der gewaltige Heidenapoftel Paulus, der als Saulus die Chriften verfolgte, gegen dad engherzige, ftarre und ausfchließliche Judenthum. Die Entwicklung der Menfchheit kann aber, wie die ganze Weltgefchichte zeigt, eben fo wenig die ftille, gleich: mäßige Durchführung der einer Zeit oder Nation zugemwies fenen Ideen und Aufgaben als die verjüngende und neue Richtungen begründende Reaction gegen den Abjolutismus abgelebter und erfchöpfter Richtungen und Zuftände ent: behren, und Beide Erfcheinungen haben von diefem Stand: punkte aus gleiche Berechtigung, obgleich die Reaction des innerlihen Wefens gegen eine dafjelbe allgemach durch allerhand Schmarotzergewächs verbüfternde und untergras bende Form äußerlich ftetd eine meit ſchwierigere Stellung haben muß und nur bei großem inneren Uebergewicht zus legt den Sieg gewinnen kann. So will es die göttliche Welt: ordnung, die auch noch da, wo fie Ben conferbas tiv iſt. U N Wr ii 00 — Fragen wir nun nach dem Standpunkte, welchen die Schule, dieſen Entwicklungen und Umgeſtaltungen gegen— über einzunehmen habe, ſo müſſen wir ihr nach Zweck und Weſen vorzüglich die treue Pflege und fortſchreitende Entwicklung der geltenden Prineipien anweiſen. Denn die Jugend muß zuerſt die Zeit und Welt, wie ſie ſind, verſtehen lernen, che fie die daraus ſich vielleicht ſpäter ent- wickelnden Zuftande würdigen und begreifen fann, und nichts verfchließt ihr den Weg zu tüchtigen Leiftungen und Entdeckungen fo feit und ficher ald der Dinkel, dem es zu gering iſt, das bereits Geleiftete gründlich Fennen zu lernen. Nur hüte man fich diefe Pflege und Entwicklung des Ge— gebenen mit trägem Refthalten des bereits Abgemorfenen und Ueberwundenen zu verwechjeln, meil diefes ferne Nach- hinken bei dem rafchen Fortfchreiten der Wiffenfchaft der Schule nicht minder widerspricht, ald grumdfäßliche Oppo— fition jelbft gegen die Grundlagen ihres eigenen Daſeins und Beftehens. Die erite Bedingung für jegliches erfolg: reiche Lernen ift Intereſſe für das zur Exlernende, und nichte vernichtet . diefes Intereſſe mehr als trockne und eintönige Starrheit. Nur. wo Leben und Bewegung ift, da mird der aufmerffame Blick ſelbſt des Säuglings unmillfürlich feftgehalten. or Wollte aber die Schule, ihre Aufgabe und Stellung verkennend, fich ala Schöpferin irgend einer durch fie exit zu begründenden Zukunft Hinftellen, fo würde fie das Leh— zen mit dem Herrfchen und das Linterrichten mit dem Re: ‚gieren verwechſeln und Etwas unternehmen, was weit über ihre Kräfte und Mittel Hinaus liegt. Die Stellung der Schule ift num eine vermittelnde zwiſchen der Wiffenfchaft und dem Leben, zwifchen dem Scharffinn der Korfcher und Entdecker und dem Fleiße der Arbeiter. Liegen doch felbft das Forſchen und das Lehren, das Entdecken und Erklä— ven gewöhnlich noch meit auseinander. Zwar mag ed auch unter den Lehrern einzelne Forfcher geben, bei denen es zu befagen wäre, wenn ihre Berufung als Lehrer zugleich die — 60 — Verzichtleiſtung auf ihren Forſcherberuf umfchlöffez aber wie nur wenige Forſcher zugleich gute Lehrer, ſo ſind gewiß noch weniger Lehrer zugleich unbefangene und glückliche Forſcher. Darum kann die Schule der Forſchung nie voraneilen, fon: dern ihr nur aufmerkfam und ungefäaumt folgen, und fie erfüllt ihren Beruf um fo beſſer, je fehneller und gründ— licher fie die Entdeefungen der Korfcher gemeinnüßig ze ma— chen verfteht. Eine derartige Vermittlung zwiſchen Wiſſenſchaft nnd Leben dürfte in Bezug auf das Gewerbsweſen die Aufgabe aller höhern gewerbtichen Unterrichtdanftalten fein, während die gewerblichen Sonntage: und Fortbildungs— fehulen,, zu denen auch unfere Kunft: und Handwerksſchule gehört, fich ihre Ziel weit enger feßen müſſen. Die be: ſchränkte Unterrichtszeit geftattet nicht mehr. Die Fortbil— dungsfchulen müffen ſchon zufrieden fein, wenn es ihnen gelingt, unter fortgefeßter Hebung und Pflege der gewöhn— lichen Scyul: Kenntniffe und Fertigkeiten in ihren Schulen den Sinn fir diefe höheren und meiteren Aufgaben offen und empfänglich zu machen und zu erhalten, und wenn ‘fie den fünftigen Bürger und Handwerker in den Stand fegen, die in feinem Gefchäfte vorkommenden Briefe und: Berech— nungen, Zeichnungen und Anfchläge felbft richtig anzufers tigen und ſich da, wo er deſſen bedarf, mit Umſicht und Klarheit aus Büchern oder fehriftlichen Mittheilungen ex: wünſchte Aufjchlüffe und Belehrungen zu verfchaffen. Die Fortbildungsfchule joll den jungen Handwerker ermuthigen nnd befähigen, fich ſelbſt allmählich zum Gemerbsfiinftler. bheranzubilden und ihm die Mühe und Anftrengung der täg— lichen Arbeit durch die Einficht in ihren Zufammenhang mit dem Ganzen und durch die Frende und dem Genuß ihres Gelingens verfüßen.. Gelänge und dieſes nur bei dev, Hälfte unferer Schüler, deren wir jetzt noch 79 und zwar 22 in der erſten, 42 in der zweiten und 15 in der dritten Elafje zählen, vollſtändig, wie ftolz und froh fünnten wir über diefen Erfolg fein! und doch wollen wir uns auch — Ten fchon darüber freuen, daß unter diefen 79 wohl faum Ei- ner oder einige Wenige find, bei denen die Schule gar Fei: nen wohlthätigen Einfluß bewährt. Die Hanptgegenftände des Unterricht waren auch in dieſem Jahre in allen 3° Claffen Freihand: und Linearzeich- men, Mechnen, Schreiben und Anfertigung Eleiner Aufſätze, ferner in 2 Claſſen Geographie und in der erften Claffe noch Naturlehre und Geometrie, wovon freilich auf jeden Gegenftand wöchentlich nur eine einzige. Unterrichtsftunde fan. Im Allgemeinen zeigten fih die Schüler aufmerffam, fleißig und gefittet, und in der Regel war eine ernfte Er: iunerung hinreichend, hier und da einmal auftauchende Leichtfertigfeiten und Unprdnungen zu Befeitigen. Doch ha: ben auch in diefem Jahre wieder einige Schüler entfernt werden müſſen und zwar hauptfächlich deshalb, meil fie, obgleich nochmals erinnert, die Eleinen Aufſätze nicht Liefer: ten, welche ihnen aufgegeben waren. ine andere Schul: ſtrafe kennen wir nicht. Selbſt Scheltworte find bei und nicht gebräuchlich. Wir fegen vielmehr voraus, daß wer fich um Aufnahme in umfere Schule bewirbt, auch den ernften Willen habe, darin Etwas zu lernen, und diefe VBorausſetzung und der gute Geist, welcher unfere beſſeren Schüler befeelt , it fchon ein ganz anderer Sporn zu Fleif und, Sittlichkeit, als wenn wir durch allerhand trüße Er: fahrungen entmuthigt, die jungen Lente, wer weiß, mit welcher andern trübfeligen Vorausſetzung empfingen. Er: weiſt ſich aber dieſes Bertrauen bei einem Schüler als durchaus falſch und bleiben unſere Erinnerungen und War: nungen vergeblich, jo halten wir es jeder Zeit für befjer, einen folchen Meuſchen in aller Ruhe auf fo lange aus der Schule zu entfernen, bis er in fie paßt und felbft weiß, was er in ihr will und foll. Unfere älteften Schüler gehören dem hiejigen Linien, bataillon an umd find der eine 24 und der andere 25 Jahre alt. Beide ftammen vom Lande und find den jüngeren Schülern um fie her anerfennenswerthe und mohlthätige — — Muſter eines geſetzten und achtbaren Verhaltens. Der Eine gehört unſerer Schule nunmehr faſt 3 Jahre an und hat in dieſer Zeit namentlich im Rechnen und im ſchrift— lichen Ausdruck recht erfreuliche Foxtſchritte gemacht, wäh— rend der andere, ein Sergeant, die Schule erſt ſeit dem November 1854 beſucht. Dagegen hat fich. die Zahl der vom Lande hereinfommenden Schüler etwas vermindert, vielleicht in Folge der Eröffnung unferer landwirthſchaft— lichen Winterfchule, weil diefe den jungen Landwirthen eine pafjendere und bequemere Gelegenheit, fich weiter fortzu- bilden bietet als unfere erſt Abends 8 oder 9 Uhr fchliegen- den Wochentagsftunden. Auch dürfte die dermalige Theuerung nicht ganz ohne Einfluß auf unfere jeßige etwas verminderte Schülerzahl geblieben fein, indem mancher Meifter fich dadurch veran— laßt gefehen hat, lieber einen fremden Gefellen zu entlaffen, und dafür den etwas hevangebildeten Lehrling etwas ſtär— fer in Anfpruch und ihn deßhalb auch jand unferer Schule zurück zu nehmen. Leider hat in Diefem Jahre wie noch nie feit mehr denn 20 Jahren der wiſſenſchaftliche Unterricht in den Abendftunden der Wochentage bei den beiden erſten Clafjen Ihon 2 Wochen hindurch ausfallen müfjen, meil der hier: für angeftellte Hauptlehrer durch eine noch immer nicht gany gehobene Krankheit verhindert war auszugehen. Der Be: richterſtatter kann das nur tief und jchmerzlich beklagen, würde aber undanfbar gegen Gott fein, wollte er nicht zugleich mit aufrichtigem Herzen anerkennen, welch große Gnade er ihm bisher, durch eine ftete Gefundheit und durch ftete Luft und Kraft zur Arbeit erwieſen hat. Und ſo laſſen Sie uus mit dankbarer Ergebung in feine Fügung —* ßen: „Der Name des Herrn ſei geprieſen!“ ——c — — ———— VI. Br Br Ins. Be D. Noctuae. RER Genus 1. Acronycta. ‚eporina Var. Bradyporina Aceris ‚Var. Gandelisqua phala hr. Nigrocephala, neu. : Alni. Stets ſelten. Seit ei⸗ nigen Jahren find die grim: migen Raupen mitunter von doneumouen und Fliegen augeſtochen. Ligustri. Selten. Tridens Psi’ Auricoma Rumicis Fortſetzung der Oſterländiſchen Lepidoptern-Faung. von M. Schlenzig. Eulen, Gen. 2, Diphtera, Coenobita. Bei Gera und in Thüringen. f Orion. Die Raupe häufig. Gen. 3. Bryophila. Glandifera. Gen. 4. Cymatophora. Nanthoceros Diluta Bipuncta Fluctuosa Octogesima Or Flavicornis Gen. 5. Episema. Coeruleocephala. 1354 | Stets felten, Für die — 64 Obſtbäume eine fchädliche Raupe, die felbit die jun- gen Früchte, vorzüglich Dirnen angreift. Gothica Graminis. Schädliche Gras: raupe. Nur einmal in den 30ger Jahren hier vorge: fommen. Gen. 5. Agrotis. Tritiei Suffusa Segetum Gorticea Exclamationis Cinerea. Selten. Tenebrosa. Stets felten. Gen. 7. Cocytia Nichts. Gen. 8. Amphipyra. Tragopoginis Pyramidea Typica Latens Lucipeta } Di en Gen. 9. Noctua. Augur Candelisequa. Sigma. Baja Brunnea. Die Raupe ift im April und Mai auf der Wald- oder Wiefenprimel (Primula elatior) zu fin: den. Selten. C-vigrum Bei Sena. Im Saalthal. Triangulum Ditrapezium Plecta. Gen. 10, Triphaena. Subsequa Var. Gonsequa Pronuba Var. Innuba Fimbria Janthina. Stets felten. Gen. 11. Hadena. Saponariae Perplexa Gapsincola a Cucubali. Die Naupe ift im Juli und Auguft zahlreich in verfchiedener Größe auf den fogenannten Feuerſtern⸗ chen, brennender Liebe oder Matheſerkreuz ( Lychnis chalcedonica) zu finden. Popularis Leucophaea Gespitis Dentina Var. Latenai | Marmorosa. Selten, Aernguiea Atriplieis Adusta. Nur einzeln. Thalassina Mit vielen Ab: änderungen. ver Achates. Hauptvarintät... Gemina en Var. Remissa ee Var. Submissa —J Genistae. | Contigua. Kommen auch 6; änderungen vor. Protea Gen. 12. Eriopus. Michte. Gen. 43. 'Phlogophora. Meticulosa Lucipara Gen. 14. Miselia. Comta. Selten. Albimacula Selten. Gulta. Bei Sena. Oxyacanthae Bimaculosa. Selten. Aprilina Gen. 15, Polia. Dysodea n Saliceti Advena. in frühern Jah— von häufig, jet ſehr einzeln. Tineta. In mäßiger Anz: zahl. - Nebulosa eulta Herbida. In mäßiger An- zahl. Gen. 16. Trachea. _ Praecox. Selten. Piniperda. Sehr einzeln, Gen. 17. Apamea. Didyma. Mit mehreren Ba: tietäten. Latruncula Strigilis Imirns Testacea seolunmsdu/ XIII. 65 — Basilinea .Infesta Gen. 18. Mamestra. Pisi Oleracea Ghenopodii Brassicae Persicariae . Var. Aceipitrina Gen. 19. Thyatira. Batis. Var. Mit Rofen. Derasa. Sehr mäßig. Gen. 20. Galpe. Libatrix Gen. 21. Mythimna. Turea. Selten. Gen. 22. Orthosia. aecimacula. Selten. Instabilis. Mit vielen Ab: Änderungen, Var. Contracta Rubricosa. Selten. Munda Ypsilon Lota. Sehr einzeln Gracilis Stabilis. Mit vielen Abän- derungen. Miniosa Gruda Laevis | Pistacina. Mit vielen. Ab: Änderungen. Litura weißen — Gen. 23. Garadrina. Morpheus Gubicularis Superstes Respersa Trilinea. | Bei Jena. Selten. Gen. 24. Simyra. Nichts. Gen. 25. Leucänia. Pallens Impura Öbsoleta Gomma L-album Lithargyria Conigera Gen. 26. Nonagria. Fluxa. Selten, , Gannae Typhae Var. Fraterna Gen. 27. Gortyna. Nichte. Gen. 23. Xanthia. Ochroleuca Rufina Ferruginea Citrago Croceago Aurago Var. Rutilago. Silago Gerago Var. Flavescens} Palleago ) , Sehreingeln. u. Gen. 29. Gosmias:: insel . Fulvago kernituo:) Retusa, rd Subtusa 5107 Diffinig Bei u. in Weißen: Affinis fels in den Ulm⸗ zaäunen. Pyralina. Einzeln. mit Gen. 30. Cerastis. Rubiginea fen: 4 Vaccinii. Mit ſeinen Va— rietäten. Erythrocephala. Sehr felten. Satellitia , Virens. den. Gen. 31. — Bart Vetusta a Exoleta —E Ritzblicha” »° 7 Van Gonformis FR Petrificata ® Oculata. Selten. “ Gonspicillaris. Stets ren Putris Scolopacina. Rurea Var. Gombusta Polyodon Lythoxylea Lateritia FIERE) Nur einmal aefun Selten. u sehe — Gen. 32. Aſsteroscopus. Cassinia iz Nubeculosa. Mit feinerbraus: _ IHZ nen und gang a "Barietät. Gen. 33: Cleophana. Pinastri —2 Hyperici | ‚ Selten. Perspicillaris Linariae Gen; 34. Gucullia. Abrotanıt Absynthii Artemisiae. Bei Naumburg. i Ein und diefelbe Umbra.: $ Urt, die Männ- tica. chen mit weißen, Lactu- dieWeibchen mit cae. ſchwarzgrauen Unterflügeln. Locifuga. Selten. * Asteris. Im Saalthal. Serophulariae Verbasci - Gen. 35. Abrostola. Triplasia * Asclepiadis. Selten. ‚Gen. 36. Plusia. Consona. Bei Naumburg „oft in ziemlicher Anzahl. Festucae. Selten. Cinmal gefunden. ‚Chrysitis Jota. Selten. Gamma Gen. 37. Anarta. Heliaca Gen. 38. Heliothis. Dipsacea 67 Scutosa "| Armigera Marginata Delphinii. Bei Naumburg. Gen. 39. Acontia. " Solaris ran Luctuosa | Im Spalbel. Gen. 40. Erastria. Sulphurea Unca Ä Argentula Fuscula Attratula Gandidula Gen. 41. Anthophila. Aenea Gen. 42. Ophiusa. Im Saalihal Uraccae Lunaris. Einmal gefunden Gen. 43. Catephia. Leucomelas. Im Saalthal. Alchymista. Gelten. Gen. 44. Mania. Maura '® Gen. 45. Gatocala. Fraxini Elocata Nupta Sponsa. Ich zog nur. eins mal eine VBarietät. Sie variirte bloß auf dem rech⸗ ten Oberflügel in auffal- lendes Braun, Promissa. Variirt mit ganz ſchwarzen Oberflügeln. Electa. Bei Penig. Gen48% Platypteriwou Paranympha. In fehr mäßi⸗ Spinufa. Hier ſehr einzeln, ger Anzahl. im Saalthal mehrfach. Durch Vermi— Gen. 46. Brephos. ' ſchung beider Parthenias. Variirt faſt ganz Sicula Arten ſind frü⸗ ſchwarz. Curvatula der bier Ba⸗ Notha. Bei Jena: ftarde gezogen worden. if Gen. 47, Euclidia. Hamula. Curvatula u. ‚Ha: Glyphica mula. Selten. | Mi Lacertula. (Fortfegung folgt.) Berichtigung | — der Druckfehler im Aten Hefte der Mittheilungen aus dem Oſterlande 1854. Sterns 255. fiehe unten nach XXVIII. zweite Zeile ftatt — — Schlenzi In * dritten Zeile, ftatt Bomgoet — Bombyces. Seite 256. Gen. 5. Orgyia der erſte Artname hatt Unigrum. — -V-nigrum. Der viertgArtname ftatt Fasoelina — Fascelina. Der fiebente Artname jtatt een — Gonostigma. Gen. 6. Pygäera der zweite Artname ftatt Reoluta — Reelusa. Der fünfte Artname Buoephala — Bucephala. Seite 257. Gen. 10. Endromis in der vierten Beile ſtatt Ziehung — Zeichnung. Gen. 1. Harpyia der fünfte Artname ftatt Vinulax — ‚Vinula. Gen. 14. Notodonta der fünfte Artname ftatt Dietaeyides — Dictaevides. Bei Gen. 15. fehlt der Gefchlehtename Euprepia, Bei dem Ba Artnamen Hera iſt Hinzuzufeßen: Varietät mit gelben Unterflügeln. Seite 258. iſt bei dem dritten Artnamen Hebe noch —— mit ſeinen bald ganz ſchwarzen, bald ſehr weißen Varietäten. — — — — 0% Bemerkenswerthes über ‚einige Vorkommniſſe in Bezug auf die Lepidoptern-Fauna des DOfterlandes im Jahre 1854. Bon allen Tagfaltern hat num wohl Vanessa cardui, der Diftelfalter, die Venus, die meifte und längſte Lebens⸗ kraft. In der Mitte Juli und im Auguſt Eriechen die Falter aus und diejenigen Eremplare, welche überwintern, trifft man noch oft zu Ende des Juni umd zu Anfange des Juli gegen Abend und bis ganz ſpät in Die Nacht hinein noch- rüftig und beweglich an Fichten Stellen der Landſtraßen an. Vom 23. Juni bis zum Juli 1954 tiaf ich dieſe lebensluſtigen Thiere Abends zwiſchen 3I—9 Uhr regelmäßig an den oben bezeichneten Stellen auf der Peniger Straße zwiſchen dem Dorfe Münſa und dem Laubmwald Leine in voller Be: weglichkeit am. Sie flogen raſch auf, kamen aber gleich wieder an Die ihnen zufagenden Stellen zurück. Hätte die: fer Tagfalter wicht feinen eigenthümlichen raſchen Flüg, man würde ihn cher fir einen Nachtfalter halten, noch dazu, da feine Farben gänzlich verloſchen find. Es ift dies fpäte Umhertreiben diefes Tagfalters um fo mehr zu bewundern, da alle andern Tagſchmetterlinge ſich ſehr zei: tig zur Ruhe begeben. Deshalb fcheint er den Na- — 0% — men „Venus“ nicht mit Unrecht befommen zu haben. Nicht unmwahrfcheinlich iſt es, daß er ſelbſt auf diefen Stel- len der Landſtraße die Nachtruhe halt. Won noch andern Tagfaltern, welche ebenfalls ein ziemlich langes Leben zu haben fcheinen, find aus demfelben Gefchlechte zu ermäh: nen, Van. Jo, Antiopa, Urticae, Polychloros, C-album, und aus dem Gefchlecht Golias die beiden Arten Hyale und Rhamni. Seiner aber von allen fliegt fo ſpät am Abende. In diefem Jahre flog abermals Colias edusa, der Fremdling um Altenburg, aber meiftentheild nur im männ: lichen Exemplaren In den Erdäpfelfeldern um die Stadt Altenburg Fam mehrfach die Todtenkopfsraupe Acherontia atropos vor. Da aber diefelben zu ſpät bemerkt wurden, mußte man fein Augenmerk auf die Buppen beim Ausgraben der Erd: äpfel richten. Eine ziemlich große Anzahl derfelben wurden gefunden und Famen im verfchiedene Hände. Leider ver: trocknen die meiften folcher aufgefundener Puppen und lie: fern keinen Falter. Aus 50—60 Buppen find wohl faum 8—10 Schmetterlinge zum Vorſchein gefommen. E3 Scheint, daß die Atropos- Puppe fehr empfindlich ift gegen alle Störung. und Angriffe aus ihrer: Erdhülfe, Doch auch jelbft in der Erde verborgen müffen die Puppen entweder vertroefnen oder fonft zu Grunde gehen, da fo Außerft fel- ten Schmetterlinge gefehen und gefunden werden. Nur ein Exemplar hat man diefen Herbft im Freien gefunden. Da— her läßt fih auch der Grund erflären, daß der Todten- fopffalter immer im Preife ſich erhält. Bon Apatura iris wurde eine prachtvolle Varietät Jole aus der Raupe gezogen, deren vier Flügel einen durchweg ſchwarzblauen Spiegel ohne durchſchimmernde weiße Binden und Flecke bilden. Bon feltenen Spinnern (Bombyces) wurden Puppen von Harpyia bicuspis und Raupen von, Euprepia matro- nula gefunden. Aus erfteren Frochen Anfangs Juni die Fal— ter aus, die der leßteren kommen erſt 1856 zum Vorſchein, a: Von den aufgefundenen.feltenen Eulen find zu bemer: fen, 1) die Raupe von Acronycta alni und 2) von Cate- phia, alchymista. Im Juni wurde ein Falter von Cat. alchymista gefangen. Die Raupe von Alchymista ift ſchwer zu ziehen, da fie nur die zarteften Blätter von den Spiken der Eichziveige frißt. "Ob von den 4 Stück gefundenen Naupen ein alter fich entwickelt wird, fteht zu erwarten. In fehr großer Anzahl war faft auf allen jungen und äl- tern Eichen die fchöne Naupe won Diphtera orion anzu: treffen. In Bezug’ auf die Verfümmerung oder das Fehlen des einen oder andern Flügels oder auch, beiver Flügel bei den Lepidoptern ift zu bemerken, daß ein derartiges Vor- kommen gar nicht zu den Seltenheiten gehört. Ich beſitze 1 Manu von Melitaea athalia mit einem ganz proportionirten um die Hälfte Eleinern linken Oberflügel, ferner Mann und Weib von Apatura iris mit auffallend breitgeſtreckten ganz ega— ben Vorder: und Hinterflügeln, forwie Männchen und Weib: hen von Apat. iris und ilia mit einem verkümmerten rechten Unterflügel. Bei Notodonta querna, Thyatira batis und bei Ca- tocala sponsa fehlt der linke Unterflügel. Am 27. Decbr. kroch ein Weibchen won Platypterix sicula aus, welchem ebenfalls der linke Hinterflügel fehlt. Dexartige Vorkomm— niffe würde jeder Entomolog aufweifen können, hielt ex dergleichen a und VBerfrüppelungen des Aufhebens * fi — a. Schlenzig. apa | TER mi PAZEE un Ju) mans 31 ET Misceilen. Das Welfen vieler fpäter Apfel: und Birnforten hat feinen: Grund darin, daß diefelben vor dem Abnehmen noch nicht völlig reif waren. Denn bei der Reife bildet fich auf ihrer Oberfläche ebenfo wie auf den veifen Kartoffeln eine ſehr dünne, Korfhaut, welche die fernere Verdunftung der wäſſrigen Säfte faft gänzlich verhindert. Ebenſo ſoll auch das naturgemäße Abfallen der Pflanzenblätter dadurch be: wirft werden, daß fich an der Stelle, wo diefe au. den Zweigen fißen, eine die Zweige verfehließende dünne, Korf- jchicht bildet, welche den, ferneren Austaufch der Säfte zwifchen Blatt und Stengel nach und nach verhindert, Einem Chemiker aus Solftein ift es gelungen, ganz rohes, frifches Rüböl in eine geruchlofe, veine Fett— maſſe umzuwandeln, die bei Speifen und. Gepäck die Butter vecht gut erſetzt. Man fol fie jelbit auf Brot ſtatt der Butter eſſen können. Bei Backwerk foll fogar eine ‚ges vingere —— dieſelben Dienſte thun, wie faſt doppelt ſo viel Butter. In Leipzig beſteht ſeit den I. Dechr, 1854 bereits eine ſolche Fabrik. Sie ſoll das Pd. Maiden Schmal⸗ zes fir 5 Ngr. 5 Pf. verkaufen. Die Weſpenweibchen, welche im Frühjahre in der Erde und in hohlen Bäumen die neuen Weſpenkolonien anlegen, deren Brut im Herbſt unſere Früchte benagt, gehen vor— zugsweiſe gern auf die Himbeerblüthen. Wer ſie da mit einem Schmetterlingsnetz wegfängt und zertritt, vertilgt in einer einzigen Weſpe Hunderte, die bis zum Herbſte aus den Eiern entftanden — würden, welche ſie befruchtet in ſich tragen. Auguſt, —— — Nachmittags 2achmittags 2 Ubr. t, — ———— Stand desi@tand des veölStand des Zuftand —X Thermo⸗— 7 |Shermo= des Tem. —o.| meters. | | meters. | Wetters. . 127, 40 22,0 wit +14,75 belle N. —— 1% 41 | 175 Iren BEE helle D. 17733 | 17,0 jet 15,5 Ihelle D. = 50 | 190 190 ni) 16,75 _ 16,75 _|helte D. ”7a7 ı: Im wi” 17,5 helle” helle N. - 62 | 70 beit | 15,75 helle N. = 6,2 14,0 Re | 14,0 |heleR. ®. wind. '; 53 | 170 je] 123,0 wie. N. W. is 74 | 200 wit] 10,25 tv. N. W. 1:57 7205 In BO mW 53 15,25 Res | 14,75 wit. N. : 74 | 16,75 [mit — — Pa» |__ 190 bei bei i 200 helle ©. W. 72 | 2,0 (ee 190 Mb. SW. : 58! 195 regn® 17,5 : 68 | 15,0 |belie| 21,25 helle =. = 7,1 | 16,25 wit. | 23,25 Ibelle ©. ®. | ee: 135 1b. 155 wie, ®. Is 73 14,0 tb. | 15,5 ub. W. 6,1 | __ 165 trb. | 19,75 jwif. ®. 57 19,5 _[wit."| 19,25 \wiE. 0. @. = 5,4 BE 20,5 Itrb. "| 12,25 12,25 \tb. N. e 50 15,5 wit. 1720 irb. W. : 73 16,0 irb. | 10,75 Ir. ®. » 61 15,0 wie.” — 85 |. W.Reg. 7 14,0 ran wie. W. - 10,2 14,5 — DENT - 95 | 160 Jwit. 12,25 J5eie ©. ae; 7° — tb. 7 145 helle ©. = 15,75 belle” BEN heile . BR ; 79 200 helle — "| Mittler > Wärmiter | BCHTITRER SORT aNG Meteorologifche Tabelle anf die Monate: —— Auguſt, ————— 2984, ‚von we : Bechftein. Erklärungen der Abkürzungen : N | Seal. x U Ta & ey vr inee Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Stan Seelen > Stand des a Se Stand deoleyanb de) Buftand |Gtand — En > IStand de * a Stand des Zuftand — Stand des! Zuftand * Bade: Stand bes Zuftand EEE Stand des Zuftand a —— Stand des Zuſtand ren bes Zuftand = — Thermo— des Chermo— des S& | Thermo— des meters, hermo: des Ba ererg des metses |tHermo:| des Temp. —0.| meters. Mettere. Temp. —0,| meters. Metters. Temp. —0.! meters. Metters, Temp, —0,| meters. | Wetters. Temp. —0,| metere. Wetters, |Temp.—o. meters. | Betters. 1127, 3,1 + 14,5 |trb. WM. Reg. 127, 3,6 |4 11,75 Rio, WM 1 127, 3,9 15,75 |regn. ©. ®. |27, 4,0 22,0 il. @, 1 127, 99 |+ 12,25 mit. N. 27,10,1 |+ 14,75 |belle N. 1212 64 14,0 |wif. ®. - 63 17,25 wit. ®. 2 3,9 | 17,0 |nıf. ©. » 41 175 tegn. © 3 ©: az 2] 109 10,75 |helle ©. - 112 | 150 Ihelle D. 3|- 57 | 1375 wi |; 55 | 16,75 wii. ®. 3) 39) 140 0.8. | 43 | 170 ne. — | 38, Qi 10,0 \bele S - 11,5 | 15,5 [helle D. —— 51 15,5 helle ©. : 42 | ee | 4|- 35 15,0 helle W = 50 | 190 mit. W. Nea. | 4 127,115 | 100 \beie ©. = 108 | 16,75 |bete D. | >|: 34 15,5 irb. ©. W. = 47 15,0 Reg. W. 31 58 13,0 |zegn. S® |- 57 15,5 wik. ©. >= 10,4 11,25 |bele ©. W. |= 10,2 | 17,5 belle N. 6|- 53 | 13,75 wi ®. = 51 | 1825 jwif. N. 28. 61: 65 13,25 |belie ©. 6,2 15,0 helle ©. 6 = 10,5 | 10,25 |trb. N. I= 96 | 1475 helle N. ZEN 7 Ro Er 16,5 Im. S.D.Reg| 7 | 60 12,25 tb. ©. 6,2 140 NN. | 7 |: 71 | II. WS. vegn. 7,1 14,0 |heleR.B. wind. BuEn32 14,75 Iron. R.®W. 24 15,0 |Rrg. N. 8 |= 54 | 13,75 jiegn. N. een 170 |wie N. Reg. | 8 |: 73 875 |. N.W. |= 69 | 12,0 'nif. N. W. I]: 4) BS5wLB 7); 44 6 —7 | 145 | RW > 7,4 20,0 wit. N. — 74 575 mE N.W. |- 72| WS m RW. | 10 |: 54 135 bie © ®. |- 5,7 150 |vIf. ®. 10 6) 15,5 |belle >. — 7 20,5 |mIE. ©. 10 |: 56 | 7235 |nl.©.W - 5 | 230 m. RW. 1): 59 | Wilke. W |; 58 15,2 jwit. ©. Il |= 46 15,0 |wif. © = 5,3 | 15,25 |NReg. RN. 11 |= 92 | 975 |helle ®. - 94 | 14,75 mir. R. 12 |= 41, 12,25 id. ©. eg. ı= 36 | 14,25 Iıb. DR. | 12 |, 73 a0 14,0 |irb. ab. N. 74 | 16,75 [wit N. 12 |; 91 95 |hele ©. |- 56 | I7W bee. 13 |: 39 135 I. W. 17 404 13,0 Jr. N.®. | 13] 79 13,75 belle ©. — 19,0 |helle ©. B3|7 81 11,5 belle S.W. |= 78 | 200 Ip ©. ®. 14 |= 47 | 135 Iregn. W. |: 49 16,0 |ttb. D. 14 |: 79 15,5 belle ©. D. 7,2 21,0 ee |1M|- 72) 450.68. |- 67 19,0 Ib. ©. ®. )5|- 57 | 140 a. ©. = 59 20,5 [wie N. 5 |= 56 | 13,25 helle ©. : 58) 195 egn. ©. 115 63 | 180 |ugn. 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W - 79 12,0 Im: W. 241 |: 87 | 1925 hele ©. = 52 24,5 wi.0. |24|- 79 | 150 Ihe © W. |- 73 16,0 Ib. ©. wind. | 24 |= 93 jmd. W. |: 795 \_ 10,75 |. ®. 35|- 73 | 2075 bie ©.2. |: 66 25,5 helle D. 23 |= 54 | 11,75 |Re. ©. = 6 15,0 [wie N. WW. | 25 |: 52 | B2 NER Fre Win BR EEE N. BRe.| 26 = 64 17,25 mN.W. |- 63 20,5 tb. N W. 26 s6 11,5 tb. W. - 87 14,0 rd. R. W. 26 1: 96 | 7,0 jwiE. W |: 99 | 115 jnit. W. 27 |= 72 16,0 wie N. =770.| 18,25 wie. N 27 |= 97 11,75 ol, R.@. = 102 14,5 wit. N. 27 |: 16 85 m.6© _ |- 15 | BSlmENW, E} 7,72. |) 1475 au N 77 150 RW 25 |= 10,0 | 11,0 regn. W. :- 95 16,0 |vt.R. [2% ]» 117 | 95 wit ©. ERBE 7 29 87 14,0 jwif. N. = 87 16,5 nik. W 29 |= 10,1 130 \irb. N. W 9,9 16,0 In: N. DW. 29 |= 95 7,75 |nie ©. _|= 50 _| 143 belle D. 30 |» #7 13,5 I: ©.®. |= 80 17,5_ belle O 30 | = 10,1 | 13,35 |teb. N. = 9,7 | 15,75 vie __|30 |» 80 | w|bele ©. |» 77 | 1545 (belle 26 312 64 | 16 ‚© \hele ©. 257 | 21,25 wie © st = 83 13,5 belle ©. ®. 79 200 Ipele N. W. | | | Hoͤchſter Barometerftand den 3. Septbr. — 28 0, 1", Mittler Barometerftand — 27," 7, 15" Tieffter Bargmeisthänd den. 8, Zuli = 27,2, 4u Mini a den 25. Suli = + 25, 5.0 trb. trube, holt, molfig, nebl, neblin, ML, Nebel, Tem earth, Ken —S Strm. Sturm, in Mirmit, 5 —— 2. En ©. Sid, W. Wert, N. Nor, San. Schnee, d. Ns. des Nachte, Saw, Semitter. abe bee Nahmi Nachmittags 2 Ubr. | — c— 1— S er Stand des Stand des Zuſtand | meters. Ah4727 Ther mo⸗ des eters. . Temp. — 0. My, —o. meters. Wetters. * 27,109 |F,,110 + 9m 5,5 wit. W. wind. “18 | 87 | Ey (rb. I. wind. öl 1,5 [tb DB. Reg — ” = < — BETEN tegn. W. BR. firm. : 44 — 25 helle W. —— 55 wit. W. ae B_ |: 375 |ntt. ©. : 89 — 3,5 hie ©. 8. _ U 15 con. ©. DB. |: 60 BR. helle ©. em: 38 BET rd. N. W. 3,9 — 5 Ipee ©. W. u 7,6 0,25 wie. ©. 1 20 team. on ©. BR 0 Reg. ©. A ER. — fg, ©. B_ : 08 2,5 belle N. : 08 77,25 \trb. ©. wind. 2. |: 42 BEER helle S. W 0 I — 7,75 helle ©. © 49 075 1.06. 26, 10,5 28 2,25 regn. S. ®. ftrm. 10,4 2,5 nit. RB. Sän. De TO jöelle R. W. a, 02 3,2 — — 'regn. ©. 3... N ER 4,3 5 \pelle le W. wind. RD I 30 MERKEN — I16. 8.8.2.0. © San. = 31 | 774 \— 075 Iirb. N. ch. 26, 69 | 113 | 175 Bel = 8 96 |+ 2,75 ww. ©. ®. 3,8 30 irb. N W. Reg. wind. a J “6 90 4 m, fen. ſtuͤrmiſch, ME, Les Mate, Bew, — Meteorologiiche Tabelle auf die Monate: Detober, November, December 1854, von W. 2. Bechitein. SEO unser. Xoyvyendbe m Dre re map Morgens 8 Ubr- Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. I; nr — —— — — — 2 Einer oem) en Buena | Eee msi Autumn (Ein Meier | Aeiermn mu] Bukanı |egsn acferem u une > |meters, | meters. > | meters. ae Be meters, Ybermo: bes ® | meters, Tbermo- bes meters, Thermo⸗ as Tem. —0o.| meters.| Wetters. Temp —o,| meters. | Wetters. Tem. —0.| meters. | Wetters. Iimp. Sô. meters. | Wetters. Temn.—0.| meters. | Wetters, |zomy,— u, meters. | Wetters. 1 j27, 92 |+ 975 irb. M. 27, 94 + 13,25 |teb. N. 1 [7 10,5 ‚0 |bele ©. WB. 127,10,9 |+ 9,75 helle 2. 1 j26, 96 + 3,0 jteb. ©. W. wind.]26,11,0 | DD |wif. 28. mind. 2|- 53) WO hbEkS.B |- 77| Böhleo.M. | 2,5 00 70 \ugn. ©. | 118 6,0 \trb. ©. 21127; 3. 1,75 \trb. ®. 27, 27 | 375 |\irb. @. wind, 3|= 43 | __105 ibelle ©. |= 238 | 1725 jer.e.8.win.un.| 3 27, 75 | 60 helle ©. W. |- 60 7,9 tb. ©. ®. 3)|= 48 1,75 |trb, ®. Shn.| = 3,1 1,5 \trb. W. Reg. 4 5 49 | 7,75 ji. @. = 50 | 875 tb. ®. 4|- 58 5,5 \irb, W ers5Bn 55 we.®. | 4. 15 | 45 RW. |: 7 4,75 |tegn. W. frm. > |= 36 | 1075 |. ©. |- 33 | 1475 jett.o.@. fm) 5 |- 42 40 [rg W | 44 | 45 rm | 5|= 55 3775 16. | BE 425 |helle W == = 3 13,25 |regn. ©. @. | - 34 16,0 Ib. S, wind. 6 |: 40 Reg. W. : 5,4 45 wi N. Gele 1,L 32 hl WW. |: 15 | 55 wır. ®. 2 7 |: 38 | 13,25 nit. S. ®. win. z 55 |__ 825 Reg. N. 7 |» 101° 29 wii. WW. |: 83 3,0 |trb. N. MW. 7|= 43 2,0 Ihelle W. 3,75 vit. 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Dctobw — 28" d, 5, Mittler Barometerſtand = 27," 4, 75 | Tiefſter Barometerftand Den 29. November — 26," 6, 9, Kältefter Tag den 14, November — — 5, 25.° Ertlärungen der Abkürzungen: trb, trübe, wik, wolfig, nebl. meblig, Nbl. Nebel, regn. regneriſch, Reg. Regen, Strm. Sturm, ſtem. ſtirmiſch, wind. windiz, 9. DA, S. Sid, W. War, N. Nord, Schn. Schnee, d. NE tes Nachts, Gew, Gewitter. IX. Bericht über das 38. Jahr des Kunſt- und Sandmerfövereind zu Altenburg, erftattet am Stiftungsfefte den 4. Febr. 1856 von feinem Schriftführer Ed. Zange, Das Leben der civilifirten Völker gleicht einem Strome, der die Völker wie die Einzelnen mit ummiderftchlicher Ge: walt vorwärts treibt. Aber während ein Strom um fo ruhiger und gleichmäßiger dahin fließt, je weiter er fich von dem wilden Hochlande entfernt, in welchem er ent: fpringt, eilen die Wogen unferes europäifchen Völkerſtro— mes um fo raſcher dahin, je weiter fein Lauf in den volf- reichen Ebenen der Neuzeit vorwärts dringt. Es gab eine Zeit — umd fie tft für manche entfernte Völker des innern Afrika noch nicht worüber —, wo fich Jeder feinen befcheidenen Bedarf von allerhand Geräth: ſchaften ſelbſt anfertigte. Weil aber Bei längerem ruhigen Zufammenwohnen der Eine das Metall, der Andere das Holz, der Dritte die Thierhäute, der Vierte den Thon beifer Bearbeiten lernte, als die meiften Andern, fo taufchten diefe Letzteren bald ihren Bedarf an dergleichen Gegenftän- den bon Jenem ein, und fo Bildete fich allmählich neben den Viehzüchtern und Ackerbauern, wie neben den Kriegern und Brieftern auch ein Stand der Gewerbtreibenden hervor. Das war die erſte Periode des Gewerbsweſens, die Beriode der rt natürlichen, imgeregelten bi Yale u Als nun aber die ftändifche Gliederung den Ritter mit feinem Knappen immer mehr von feinen Sinterfaffen und von den handel: und gewerbtreibenden Städtern abfonderte, und ald nun die Gleichgeftellten zu Schub und Truß in engere Verbindungen traten, gewannen diefe Cinigungen oder Innungen bald einzelne beſtimmte Nechte und Frei: heiten, über deren Aufrechterhaltung fie mit Eiferfucht wachten, und für deren Erweiterung und Vervollſtändigung fie gemeinfam forgten. So befam jede folche Vereinigung von Gewerbsgenoſſen mit der Zeit ihr beſtimmt abgegrenz- te8 Arbeitsgebiet und in ihren Lehrlingen, Geſellen und Meiftern ihre twohlgeordneten Stufen der Berechtigung und Heranbildung zum felbftändigen Betriebe. Da maren die Zünfte der gewerbtreibenden Bürger ein wefentliches Ele: ment in der ganzen Verwaltung der Städte, und felbft hochgeftellte und angefehene Glieder dev edlen Gefchlechter fchloffen fih ihnen an, um als Vorkämpfer und Befchüßer derfelben zugleich felbjt noch mehr Macht und Anfehen zu gewinnen, Das war die Zeit innungsmäßiger Gewerbe: ordnung, Die Zeit felbjtändiger Entwickelung der einzelnen Glieder im europäifchen Staatenbau, aber auch zugleich die Zeit des beginnenden und fortfchreitenden Zerfalld des mäch— tigen und angefehenen deutfchen Reichs. Während nun fo die. biöherige Einheit Deutfchlands fich lockert und löſt, überwältigt in Frankreich umgefehrt die einheitliche Herr: fchergewalt das Widerftreben der nach ähnlicher Selbftän- digkeit und Ungebundenheit trachtenden Glieder, und mit der Macht des Neichdoberhaupts fteigt Dort, wie in Eng: land, die Größe und Berwohnermenge der Hauptftadt, und Reichthum und Luxus, Handel und Verkehr erreichen bier: durch eine vorher nie gefehene Höhe und Ausdehnung. Neben dem Großhandel wächſt wie, von felbjt das Groß: gewerbe ‚empor und beide, fprengen bald die beengenden Schranken, in welche fie dad Innungsweſen mit feinen mehr für. das SKleingewerbe berechneten mancherlei Privilegien einzufchließen trachtet. Die Menge, der gewerblichen Pros Blei, ducte und dev Wunfch, ihren Abſatzkreis durch immer wohl- feilere Erzeugung und immer beſſere Verfehrömtttel zu erweitern, führt eine neue Theilung der Arbeit herbei und zwar nicht wie bei den Innungen nach den Rohſtoffen und Dearbeitungsmethoden, fondern lediglich darnach geordnet, daß eine Hand nach der andern und zwar jede als geübte und durch Leberlegung und Erfahrung geregelte Mafchine das Nohmaterial von Stufe zu Stufe mit der größten Schnelligkeit und Sicherheit: weiter vervollfommne, bis es der das ganze Getriebe der Hände und Hilfsmaſchinen be- herrſchende Unternehmer und Leiter als fertiges Gewerbs— product in dem weiten Kreife feiner Abnehmer verbreitet. Wie num feit dem Auffchwunge des Weltwerfehrs ein- zelne Gegenden der Erde vorzugsweiſe Gewürze, andere Zuder, Kaffee, Thee, Reis, Tabak, Baumwolle u. f. w. für einen großen Theil der übrigen eiwilifirten Welt in gro: Ber Fülle, Güte und Wohlfeilheit erzeugen, jo bilden fich num auch gewerbliche Mlittelpunkte für Seiden-, Baum: wolle, Leinen, Woll-, für Eifen:, Stable, Meffing-, Thon: und Glaswaaren, und fo wachen immer mehr neben den starken Mittelpunkten politifcher Macht auch eine Menge Mittelpunfterdes Handels und der gewerblichen Production empor. Das ift die dritte Periode der induftriellen Entwick lung, die Zeit der modernen Gewerbefreiheit, deren Herr— ſchaft fich jett immer fefter begründet und immer weiter verbreitet. Demm mögen auch die Sandwerfsinnungen in allen Eleineren Staaten Deutfchlands noch gefeglich fortbe: ftehen, jo haben fie fich doch überall dem Einfluffe des Großgeiwerbes mit feinen Mafchinen und Fabrifen fo wenig entziehen können, daß jetzt in vielen wichtigen Gewerbe: zweigen die Meifter, ftatt von ihrer eignen gewerblichen Production zu leben, nur noch die Vertreiber umd Ver: käufer der Fabrikproduete find, welche in das von ihnen nur noch um der gefeglichen Form und Berechtigung willen innungsmäßig erlernte, aber praktifch nicht mehr ausgeübte Gewerbe einfchlagen. Und fo nimmt die Zahl bet Innungen, 6 = u welche nicht blos zu Recht, fondern zugleich in der That und Wahrheit fortbeftehen, immer mehr ab. Sie unter liegen dem Großgewerbe, für das die Lebermacht der ihm dienjtbaren Geld- und Mafchinenkräfte im Bunde mit: den vervollfommmeten Verkehrsmitteln fiegreich kämpft, mit derjelben Nothivendigkeit, wie einit das Ritterthum mit feis nen Schwerfälligen Rüftungen und feinen ehedem feften Bur— gen der neuen Kriegsfunft mit ihren Fenerwaften und ihren zahlreichen, nach dem Willen eines Dberbefehlshabers ge: lenften Streitermafjen hat unterliegen müffen, Hat denn aber der vedliche und geſchickte Handwerker gar fein Mittel, den Kampf mit der modernen Fabrikin— duftrie ehrenhaft zu beftehen? Dean rühmt die Affociation als ein folches und räth den Handwerkern, durch gemeinz famen Einfauf der nöthigen Nohftoffe und durch gemein: famen Berfauf der fertigen Gewerbserzeugniffe ſowohl in bheimifchen Berfaufshallen, als an den befuchteften Meß— plägen die Spefen und die Zeitverſäumniß zu vermindern und den Abſatz und die Vollſtändigkeit des Aſſortiments zu vermehren; und es iſt diefes Miittel auch bei uns nicht ganz unbeachtet geblieben. Aber wenn es fchon erfahrungse mäßig fehr schwer ift, eine Anzahl Kleinftaaten in ihrem gemeinfchaftlichen Intereſſe ſo zu vereinigen, daß ſie der Macht eines mäßigen Großſtaats gegenüber eine ſelbſtän— dige Politik wie dieſer verfolgen können, wie viel weniger mag es vollends gelingen, eine Anzahl oft ſchon von der Noth und dem Mangel bedrängter kleiner Handwerker ſo feſt und dauernd zu verbinden, daß ſie alle bisherige Eiferſüch— telei vergeſſen und ſich durch keinen Brodneid und feine fal— ſchen Vorſpiegelungen in ihrem Zuſammenhalten ſtören laſſen? Ein zweites Mittel iſt die Vereinigung nahe verwandter Innungen zu einer einzigen, oder vielmehr die Aufhebung der bisherigen, vielfach ſtreitigen Arbeitsbefugnißgrenzen zwiſchen beiden, ſo daß in Zukunft jede derſelben auch die Arbeiten der andern Innung anfertigen und liefern darf. Es iſt dieſes Mittel neuerdings bei den hieſigen Riemern — ı und GSattlern in Anwendung gebracht und dadurch ein Verhältniß begründet worden, wie es an vielen andern Orten von jeher bejtand. Durch diefe Mafregel werden nicht allein eine Menge verderblicher und koſtſpieliger Pro— ceffe über Die durch jede neue Erfindung und jeden Wechfel der Mode von Neuem ftreitigen Arbeitsbefugnißgrenzen der betheiligten Innungen gleich im Voraus abgefchnitten, fon: dern es erhält auch das thätige und unternehmende Mit: glied jeder folchen Snnung noch mehr ala Bisher Gelegen: heit, fein Geſchick und feinen Fleiß fich felbft und dem Ge: meinweſen müßlich zu machen. Es verdient daher dieſes Mittel auch in Zukunft gewiß alle Beachtung, fo mie wir daffelbe auch der Gewerbscommifjion in Eifenberg in Be— zug auf einen derſelben zur erftinftanzlichen Entjcheidung vorliegenden Streit zwifchen den dortigen Poſamentirern und Zeugmachern über die Berechtigung zur Anfertigung der neuerdings viel gefuchten Schuhblätter in unferm des: halb begehrten Gutachten als Billig und zweckmäßig em pfohlen haben. Vielleicht hätte fich daſſelbe auch bei dem von unferm Vereine begehrten Gutachten über die ftreitigen Befugniggrenzen der hiefigen Bäder und Conditoren berück— fichtigen laſſen, wenn nicht die Verſchiedenheit ihrer Back: öfen und der Umftand, dag die Bäder eine altberchhtigte Innung bilden, während die Conditoren in ihrem: Gewerbe nur durch eine Befchränfte Conceſſion gefchügt find, den Ausweg einer beftimmten Abgrenzung beider Gewerbe hätte räthlicher erfcheinen laffen. Endlich ift auch in unferer Mitte neuerdings noch von einem dritten Wege, den Handwerkern die Concurrenz mit den Fabriken zu erleichtern, die Rede geweſen. Doch hat man demfelben Bis jest mohl eine wiederholte Erwägung, aber Feine praftifche Anwendung zugewendet. Es wurde nämlich die Frage aufgeworfen, ob es nicht denn Hand— werfer bei Anfertigung folcher Gegenftände, zu deren Voll— endung das Zufammenmirfen mehrerer Handwerke gehöre, vortheilgaft fein würde, wenn er dazu nach Art der Fabri: a Ba kanten auch‘ Gefellen der andern beteiligten Handwerke in Arbeit nehmen dürfte. ALS Beifpiel wurde die Wagen: macherei angeführt, bei welcher Stellmacher, Schmidt und Sattler zufammen zu wirken haben, fo daß jeder in feinen Erfolgen von den Andern abhängig und dadurch oft auch beeinträchtigt und behindert if. Dürfte aber nach unſerm Borfchlage jeder Meifter diefer drei Innungen, vielleicht gegen eine mäßige Abgabe an die beiden andern betheiligten Innungen, Gefellen derſelben zum Wagenbau in feine Arbeit nehmen, fo wäre den unternehmenden und nicht ganz unbemittelten Meijtern ivgend einer diefer drei Innungen ohne großes Riſiko und ohne viele Umftände die Bahn eröffnet, Wagenbauer zu werden und ihnen doch zu gleicher Zeit die Möglichkeit offen erhalten, nicht allein ihr. bis- heriges Gewerbe noch eine Zeit lang nebenher zu betreiben, fondern auch, wenn die Erfolge nicht die gewünfchten wären, ganz wieder zu demſelben zurüczutreten. Gewiß verdienen alle diefe Mittel veifliche Erwägung und bei vorkommenden Streitigkeiten oder Reformen um: fihtige Berückſichtigung. Denn hat unfere Stadt auch das Glück, von einer zahlreichen und wohlhabenden ländlichen Bevölkerung umgeben zu fein, der ihre Bodenerzeugniffe immer neue Mlittel gewähren, um die Erzeugniffe der In— duftrie Gewinn fpendend aus der Hand des Städters ein- zutaufchen, fo ift doch auch bei ihr ein gewiſſer Stillftand, ja dem Aufſchwunge einiger Nachbarftädte gegenüber felbft ein gewifjes Zurücgehen nicht zu verkennen. Aber laſſen wir hierüber lieber Zahlen reden! Vor 20 Jahren zählte Leipzig 44,800 und jest zahlt und nährt es — won der hoch gefteigerten Volksmenge aller umgebenden Drtfchaften ganz abgefehen — 69,900 Bewohner. Vor 12 Jahren hatte Zwickau noch nicht “ganz 11,000 und jett hat es 15,900 Bewohner, und Crimmitfchau hatte 1832 nur 3556, dagegen ſchon 1852 8250 Bewohner. Linfer Altenburg da: gegen hatte vor 20 Jahren 13,500, vor 12 Jahren 14,723 und jest 16,232 Einwohner: Wahrend alfo die Bevölke— — — — 99 — rung Leipzigs in 20 Jahren um 56 Procent, die Crim— mitfchau’s in 20 Jahren fogar um 146 Procent zunahm, erhöhte fich die Bevölkerung unferer Stadt in 20 Jahren um 17% Procent, und während die Bewohnerzahl Zwickau's in 12 Jahren um 45 Procent ftieg, betrug die ganze Ver: mehrung der unfrigen in den leßten 12 Jahren nur 10 Pro: cent. Daher kommt es auch, daß die Häufer in den ge: nannten Nachbarftädten in ihrem Werthe fteigen und dadurch zugleich der Wohlftand der anſäſſigen Bürger und der Ver: dienft der Baugewerken fich erhöht, anftatt daß Bei uns der Preis der vorhandenen Häufer, da3 Vermögen der Hausbefiger und der Nahrungsftand der Baugewerken cher zu finfen fcheint, da auf Neubauten verwendete Capital aber nur in feltenen Fällen fih nicht ganz ungenügend verzinft. Mögen nun auch die Urfachen diefer Erfcheinungen liegen, wo fie wollen, immer wird doch Der, weldyer unferer Bevölkerung lohnende und nährende Arbeit vwerfchafft und die natürlichen oder Fünftlichen Hinderniffe, folche zu finden, befeitigt, fich um unfer Gemeinwefen und die jeßige und künftige Bevölkerung defjelben wohl verdient machen. Wie über das Innungswefen und feine Neform, fo haben wir auch wiederholt über die anhaltende Theuerung der Nahrungsmittel und ihre Urfachen verhandelt, ohne darüber und namentlich über das gefürchtete Kornwucher: gefpenft zu einer völlig übereinftimmenden Anficht zu ge: langen. Aber fchon das dürfte ald ein Gewinn für das bürgerliche Leben zu betrachten fein, daß die entgegenftehen: den Anfichten vor denfenden Zuhörern entwicelt und be: gründet worden find. Auch zeigte Ihr gegenwärtiger Be: tiehterftatter eine von ihm erzogene chinefifche Batate oder VYamsmurzel, welche neuerdings als Erfaßpflange fir die noch immer der Krankheit unterworfene Kartoffel vielfach angepriefen mird, ob fie ihr gleich ſowohl an Stärkemehl- gehalt ala in der Bequemlichkeit des Anbaues und der Einerntung nachfteht, jo weit fie auch die früher gleichfalls lebhaft empfohlene Ullukpflanze hinter fich zurückläßt. _ u Lafjen Sie mich hieran gleich die Vorzeigungen. von Kunftgegenftänden reihen, durch welche und beſonders Herr Geh. Regierungsrathb Dr. Bad und Herr Mechanifus Schönkopff erfreut haben! Herr Dr. Back legte und unter Anderm eine ziemliche Anzahl Rahlfche Kupferjtiche, Wiener Hochdrucke, Chemietypien, und eine wahrhaft filberglängende Pariſer Glasfchleiferei zur Betrachtung vor, während Herr Schönkopff einige Photographien und verfchiedene Chemie— typien vorzeigte und das Verfahren bei Herftellung der leßtern Eurz erläuterte. Ein ander Mal zeigte und erklärte und Herr Schönfopff eine von. ihm gefertigte Schublehre, deren fih Mechaniker und Mafchinenzeichner zum Abnehmen und Auftragen von Dicken verfchiedener Mafchinentheile be: dienen, und gab dadurch auch den andern zahlreichen Prakti- fern unter unfern Mitgliedern ein, leider wenig befolgtes, ſchätzenswerthes Beifpiel, fih im Vereine den Mitgliedern lehrreich und nüßlich zu machen. Ebenfo belehrend war auch ein Vortrag defjelben über einige das Del erfegende Leuchtftoffe der Neuzeit, namentlich über Gasäther, Kamphin, Mineralöl und Photogen oder rectificirtes Theerdl unter Vorzeigung und Erklärung einer für das Lebtere eingerichteten, aus Weimar. jtammenden Strafenlampe. _ Endlich bejchrieb derſelbe auch noch ‚Die weſentliche Einrichtung einer Gentrifugalmafchine, Deren Um: drehung unter Anderm auch durd) zwei zahnlofe, ſich blos gegen einander reibende Eonifche Räder beimirkt wird. Möge uns diefes thätige Mitglied, in welchem wir zugleich unſern erften Vereinsvorſteher“) zu verehren haben, noch recht oft durch folche Vorzeigungen und Belehrungen erfreuen! Auch Herr Graveur Saferoth gab dem Vereine wiederholte De: weiſe feiner fchägenswerthen Anhänglichkeit und Hingebung *) Unfer Directorium bilden dermalen folgende Vereinsmitglieder: Kaufmann Ernft Aug.Beffer I. Director, Niemermeijter Joh. Heinr. Schneider. Director, Mehanifus Wilh. Schönkopff I. Vorfteher, Kaufmann Suftav Schmidt IE. Vorfteher und Profefjor Eduard Lange Serrstait, u für feine ehrenmwerthen Zwecke, indem er ung nicht allein durch feine. in Bapier gepreßte Neliefdarftellung des herzog— lichen, Reſidenzſchloſſes erfreute, fondern auch öfters be: Ichrende und anregende, technische Mittheilungen machte, 3 B. über das Schwarzfärben der Perlmutter, über eine fchon feit längerer Zeit hier und da benußte Nachahmung ded Bimsſteins und über eine Mafchine zur Darftellung von Hautreliefs in Holz, und zwar dem Original gegenüber fowohl in vergrößertem als verfleinertem Maßſtabe. Endlich fuchte auch Ihr heutiger Berichterftatter Durch einige Mit: theilungen über die Gewinnung, Eigenthümlichkeit und tech- niſche Benugung des Platins, über, das Deville’fche Ber: fahren zur Gewinnung des Aluminmetalls und über, die SHauptarbeiten bei Gewinnung und Neinigung des Baraffins feine Theilnahme an den Vereinszwecken zu bethätigen, Herr Kaufmann Schmidt aber gab durch gleichzeitiges Brennen von Baraffinz und Stearinferzen die, beite Ge: legenheit, die eigenthämlichen Vorzüge beider Leuchtitoffe zu vergleichen, und zu gleicher Zeit die vielen weitläufigen Läuterungsarbeiten begreiflich zu finden, welche erforderlich find, um aus der übelviechenden braunen paraffinhaltigen Maſſe, welche und vorgezeigt wurde, Die ſchönen durch fcheinenden Kerzen anzufertigen, welche uns leuchteten. Die braune, paraffinhaltige Maſſe aber war in Meuſelwitz aus fogenannteu Braunkohlenſchlacken gewonnen worden, woher unfer Verein ſpäter auch durch Seren Pfarrer Krabfch dan— kenswerthe Mlittheilungen über Die bisherigen Erfolge der Seidenraupenzucht des Herrn Kranfe erhalten hat. Möchten nur dieſe beiden Unternehmungen mit Umficht und Beharr- lich£eit weiter verfolgt und die bisher denſelben gebrachten Opfer dadurch erſt wahrhaft erfolgreich gemacht werden! Auch an mancherlei Geſchenken hat es unferm Vereine nicht gefehlt. So gab und Hergogliches Miniſterium durch den Katalog und durch den Bericht der Beurtheilungs— ommifjion über die 1854 in München veranftaltete deutfche Induſtrieausſtellung, forwie durch den vom Großherzoglich — m und Hergoglich Sächfifchen Commiſſarius Miller über Diefe Ausſtellung abgejtatteten fchriftlichen Bericht Stoff und Anlaß zu mancherfei wichtigen Erwägungen und Befprechungen, deren Ergebniffe ich ebenfo wie die Hauptpunfte eines klaren und unparteiifchen Vortrags über die drei Entwickelungs— ftufen unferes Gemerbötwefens, womit und Herr Tuchmacher Winkelmann überrafchte, dem Eingange meiner heutigen Berichterftattung einzuflechten verfucht Habe. Die Anleitung zum Seidenbau von Seidenbauverein zu Merfeburg, welche wir dem Wohlwollen Herzoglicher Landesregierung zu ver— danfen hatten, glaubten wir zunächſt nicht zwecfmäßiger ala durch fofortige Ueberfendung an Herrn Kraufe in Meuſelwitz benugen zu fünnen, während wir die reichen, mehrere Bände umfaffenden Mittheilungen Der Faiferlichen freien ökonomi— ſchen Gefellfehaft in Petersburg (Sahrgang 1854), ſowie einige Eleine Wiener Drudfchriften über den Anbau vor Flache und Hanf und über verbefferte Zurichtung ihrer Faſern ohne Weiteres in unfere, allen Mitgliedern zugäng- liche Bereinsbibliothef aufgenommen haben. Mögen die wohlwollenden Geber fich unfered Dankes verfichert Halten! Der Stand unferer inländischen Mitglieder hat ſich im Ganzen um 6 vermehrt. Wir verloren nämlih 2 Mit: glieder, den Kammerheren und Oberforftmeifter von Hepff- garten und den Buchhändler Stauffer, durch den Tod und 2, nämlich Herrn Gajtgeber Tritfche und Herrn Schuh: macher Weber, durch freiwilligen Austritt, hatten aber da— gegen die Treude, 10 neue Mitglieder *) in unfern Berein aufnehmen zu fünnen. Die ganze Zahl unferer gegenmwär- tigen inländifchen VBereinsmitglieder beträgt 189, von denen nicht weniger ala 166 in der Stadt Altenburg felbft wohnen. *) Es find dies die Herren: 1) Defonom Adam Diekmann, 2) Bäder- meifter Rob. Friedrich, 3) Gefellfhaftsöfonom Guftav Grau, 4) Advofat und Lantfchaftsfyndifus Große, 5) Buchhändler Dito Hager, 6) Bude händler Joh. Heinr. Jakob, 7) Schreiblehrer Eduard Köhler, 8) Advokat Franz Schadewig, Ziegeleibefiger Rob. Schadewig, 10) Braumeifter Ehrift, Friedr. Ulrich. u u Unfere Cafjenverhältniffe find wohl geordnet, indem das baare Vereinsvermögen, ohne die Bibliothek und die Modell: fammlung, über 1300 Thlr. beträgt. Der Befuch unferer Bereinsverfammlungen nahm etwas ab, indem die Durch- fchnittszahl dev Anweſenden von 20 auf 17 herabfanf. Da: gegen waren die der freien Unterhaltung gewidmeten Wochen: verfammlungen etwas ftärker befucht als im vorigen Jahre, und mehrere Mitglieder fcheinen am dieſen freieren Be: fprehungen mehr Wohlgefallen zu finden als an den ftrenger geordneten und fürmlicheren Sanptverfammlungen des Dereind. Doch möchte auch hier der gute Nath gelten, der bei vielen lobenswerthen Unternehmungen feinen Plat findet: Das Eine thun und das Andere nicht laſſen! Unverfennbar aber bejitt unfer Verein in feinen wöchent— lichen Zufammenfünften ein Mittel zum Austaufch von Ideen und Erfahrungen, das wohl auch den andern hiefigen wifjenfchaftlichen und gemeinnügigen Vereinen zu gönnen und zu empfehlen wäre, weil auch folche Vereine ihre Mit: glieder erft wahrhaft vereinen, wenn diefe auch gefellig ein: ander näher rücken und fich gegenfeitig ſchätzen und ver trauen lernen. Träten vollends nach und nach felbft die Mitglieder der verfchiedenen wifjenfchaftlichen und gemein: nüßigen Vereine durch folcye freie Unterhaltungsabende ein- ander mit der Zeit näher und forgten fie dann zugleich auch für wöchentliche, allen Mitgliedern zugängliche Ichr: reiche Vorträge über die intereffanteren Erfeheinungen und Fortſchritte in den einfchlagenden Wiffenfchaften, fo wäre damit meiner Anficht nach ein großer Schritt gethan, um die Fortſchritte des Wiſſens allen dafür Empfänglichen leicht zugänglich und die zahlreichen gemeinnügigen Vereine unferer Stadt durch ihr Zuſammenwirken erſt recht gemein: nüßig zu machen. X. Bericht über das 31. Jahr der Kunſt- und Handwerksſchule zu Altenburg, erſtattet beim Stiftungsfeſte des Kunſt- und Handwerksvereins den 4. Febr. 1856 von ihrem Hauptlehrer Eduard Lange. Als ich vor einigen Tagen einen Actenband hervorzog, fand ich hinter demſelben die Puppe eines Schmetterlings. Ein Kohlweißling Hatte fich Hieher vor Näffe und Kälte und vor den Nachitellungen infectenfreffender Vögel zurück: gezogen, und harıte nun Hier feiner Ausbildung zum ges flügelten Inſeet ruhig entgegen. Ohne Nahrung und Außere Deeinfluffung entwickelt fi) hier in der Buppenhülle der Schmetterling ganz von felbft, und Faum hat er diefe, wenn feine Zeit. gefommen ift, durchbrochen und verlaffen, fo wachſen ihm zufehends die beftaubten Flügel, mit denen er fi) dann ohme Unterweifung und ohne mühfame Vorübung gar bald in die Lüfte ſchwingt. Mit gleich wunderbarer Sicherheit erfüllt das bewußtlofe Thier dann auch feine lebte Lebensaufgabe: die Fortpflanzung feines. Gefchlechts. Es ftehen Taufende von Pflanzen vor ihm, und er läßt fich bald auf diefe, bald auf jene Blume nieder. Sobald aber die Zeit gefommen ift, feine Eier zu legen, verlieren für ihn alle Diefe Blumen ihre Anziehungskraft. Er fucht nun eine andere Pflanze und Fennt fie ohne Weiteres aus - Tauſenden heraus, indem er feine gelben Eier an die Unter: — — ſeite ſaftiger Kohlblätter heftet. Er kennt dieſe mit zwei— felloſer Gewißheit. Seine Botanik hat wie ſeine Sorge für die Erhaltung ſeines Geſchlechts die unmittelbare Ge— wißheit des Inſtinets. Nicht anders iſt es bei ſeinen Feinden, den inſeeten— freſſenden Vögeln. Sie ſahen nicht, wie ihre Eltern einft das Neft bauten und die Eier erwärmten, aus denen fie, die Nacyfommen jener, dann Hervorfihlüpften und von jenen gepflegt und ernährt, vafch emporwuchfen. Sie er: lebten noch nie einen nordifchen Winter. Aber che diefer über unfere Gefilde hereinbricht, treibt fie doch ſchon die Unruhe des Inſtinets, aus ihrer Heimath fortzumandern in noch nie gefehene wärmere Länder, wohin fie wunderbar fehnell und ficher gelangen. Sie haben feine Zeitrechnung und erhalten feine telegraphifche Depeche von der Ankunft des erjehnten Frühlings in ihrem alten Seimathlande; und gleichwohl werlaffen fie ihre warme gaftliche Zufluchtjtätte wieder zur rechten Zeit, um zu und zurück zu Fehren und ſich im alten Baterlande anzufiedeln. Wer gibt ihnen nun Anmeifung über Ort und Art, über Maßſtab und Zeit für den Bau ihres erjten Neftes? Sie bedürfen einer folchen nicht. Sie fünnen und wiſſen das Alles von felbit. Detrachten wir nun Diefen unvernünftigen Thieren ges gemüber den jtolzen Menfchen, die Spitze und Krone der Erdenfchöpfung!: Während viele junge Thiere gleich den eriten Tag umberlaufen, reicht bei ihm kaum ein volles Jahr Hin, um nothdürftig laufen zu Lernem Der Vogel fingt frei und fröhlich feim Lied ohne Schule und Unter meijung. Der Menfh muß das Sprechen erſt langfam und umftändlich lernen. Die Bienen und Wefpen bauen ihre Zellen ohne Baurig und Winkelmaß in immer gleich- mäßiger Zweckmäßigkeit und Vollfommenheit, der Mienfch lernt feine Hütte und fein Haus erjt nach und nach und unter mancherlei Fehlgriffen errichten. Die Thiere kennen die Pflanzen, von denen fie und ihre Nachkommen leben follen,, ohne Weiteres won ſelbſt, der Menfch Ternt feine \ u Botanik erſt aus vielen einzelnen Beobachtungen und Vers fuchen und ift dabei vielen Irrthümern und Fehlgriffen unterworfen. Die Thiere fühlen das Herannahen des Win- terd voraus; der Hamſter füllt feine Gruben mit Vorrä— then und der träge Engerling gräbt fich tiefer in die Erde, ehe es ihm die erftarrende Kälte unmöglich macht: Der Menfh mug dem Wechfel der Jahreszeiten erſt aus der Erfahrung abnehmen und ftellt feinen Kalender exit nach und nach und unter manchen, oft erſt nach Jahrhunderten entdeckten Irrthümern zufammen, um nach ihm den Wechfel der Zeiten mit Vorſicht zu bemejjen. Und gleichwohl hängt mit dieſer Dürftigkeit der Austattung, mit diefer Mangel— haftigkeit und Unficherheit des unmittelbaren Wiffens der große Vorrang des Menſchen vor allen Geſchöpfen dieſer Erde innig zufammen: Er kann und er muß lernen. Das erdffnet ihm eine weite, unabfehbare Bahn. Während da= her die Thiere in jeder Generation immer wieder denfelben Kreislauf des Lebens wiederholen und diefelben Künfte mit derfelben angebornen Gefchielichkeit üben, wachfen die Ge- jchlechter der Menfchen zur Menfchheit zufammen, indem die jpätern Generationen ihr Werk auf den Erfahrungen der früheren weiter fortbauen, Was ift die Kraft des Lö— wen oder Elephanten gegen die Gewalt einer Dampfma: fehine, über welche der ſchwache Menfch dev Neuzeit gebietet! Was ift der inftinetmäßige Flug der Zugvögel über das Mittelmeer gegen die gefliffentlichen Entdeefungsreifen der Menfchen durdy alle Länder und. Meere der Erdfugel! Aber während bei den Thieren jedes denfelben Kreislauf de8 Lebens wieder an derfelben Stelle beginnt, liegt bei den Mienfchen der erfte Ausgangspunkt des felbitthätigen Wirkens und Schaffens um fo höher, je cultivirter das Volk ift, in welchem er geboren ward. Co ift die Natur- gefchichte der Thiere mie der Pflanzen nur eine nach und nach vervollftändigte und berichtigte Befchreibung ihres ſich gleich bleibenden Thuns und Treibend, während die Mens _ ichengefchichte die Darftelung einer fortſchreitenden Ent— ale A wicklung ift. Die Weit der Thiere gleicht einer Menge einzelner Pflanzenzellen, von denen eine immer auf Koften der andern lebt, aber die Menfchheit ift cin aus Millionen einzelnen Zellen zufammengefeßter Baum, der ſich von der Muttererde zum Simmel erhebt. Und wie der Baum in der Erde wurzelt, jo hat die menfchliche Freiheit und Bil dungsfähigkeit Die unfreie Natur zu ihrer Grundlage und würde bei jedem Hin- und Herfchwanfen ihrer Gefege Halt und Stützpunkt verlieren. Aber die Natur ift uns nicht blos die Grundlage, fon: dern in ihrer von Gott geordneten Geſetzmäßigkeit fogar Borbild und Mufter für unfer Wirken und Schaffen. Der Staat der Bienen und Ameifen mit ihrer Theilung der Arbeit, mit dem feiten und unverbrüchlichen Zufammen: halten aller ihrer Zugehörigen und die Sorge der Snfecten für die Ernährung und Erhaltung ihrer Nachkommenſchaft, die ihr Leben gewöhnlich exit beginnt, wenn ihre Erzeuger bereit3 geftorben find, verkünden dem denfenden Menfchen eim ewiges, auch für ihn giltiges Weltgefeß, das er um fo leichter verfteht, je reiner und Fräftiger in ihm zugleich auch die Gottesftimme der Liebe erklingt. Wie den Schmet: terling, fo treibt fie auch ihn, für feine Nachkommen zu forgen. Doch begnügt er fich dabei, feiner höhern Stel: lung eingedenk, nicht Damit wie jener, feinen Nachkommen nur die. Möglichkeit der erjten Ernährung zu gewähren, fondern er fichert ihnen auch die ihnen eben fo unerläfliche geiſtige Vorbildung. Denn durch die menschliche Freiheit find für und beide ungertvennlich. Ja, wir warten mit der letern nicht einmal, bis die Jugend nach ihr wie nach der Leibesnahrung hungert, fondern halten die jungen Erz denbürger ganz gefliffentlich zu derfelben an, damit fie ih: nen mit der wachſenden Selbſtändigkeit und Reife eben fo bereit zur Verfügung ſtehen, wie dem aus dem Eie her- vorſchlüpfenden, ganz auf fich ſelbſt angemwiefenen Inſect die erſte erforderliche Nahrung. Denn da wir alle unfern Lebensweg nicht an dem Punkte, won welchem einft die —— erften Menfchen ausgingen, fordern vielmehr da, wo die Menſchheit und in ihr unfer Volk jegt fteht, zu beginnen haben, fo müſſen wir auch alle, bevor wir mündig und ſelbſtändig werden, durch Bildung und Unterricht auf diefen Ausgangspunft gehoben werden. Deshalb habeu jich auch die Schulen und Bildungsanitalten mit den wach— fenden Leiftungen der Völker immer mehr vervielfältigt und die Jugend zugleich auch immer länger in Anfpruch ges nommen, und deghalb kann auch bei keinem wahrhaft fort: fihreitenden Volfe das Maß der Schulen, welches vor einem Menfchenalter noch vollkommen genügte, auch noch jest fin das heranwachſende Gefchlecht dieſelbe Befriedigung ges währen. Ganz befonders ift dies beim Gemerböwefen der all, für welches das letzte Menfchenalter eine folche Fülle des Wiffens und Könnens zu Tage gefördert und fir den erfolgreichen Betrieb vieler Erwerbszweige wahrhaft une erläßlich und unentbehrlich gemacht hat, daß ſchon die Zeit bis zum vierzehnten Jahre unmdalich dazu hinreicht, ſich dafjelbe nur mit einiger Sicherheit und Klarheit angueignen. Sch Brauche nur an die unzähligen Entderfungen im der Chemie zu erinnern, um jeden Kundigen zu überzeugen. Hierfür reichen beſſere Unterrichtsmethoden und der, voll endetfte chriftlich erziehende Unterricht allein niemals aus, und unfer Gewerbswefen wird troß allen Tleißes, aller Ge: fchieflichkeit und Nechtichaftenheit unferer Gewerbtreibenden in Zufunft mehr und mehr Fränfeln und den Leiftungen unferer beſſer bedachten Nachbarn gegenüber beengt und gedrückt erfcheinen, fo lange unfere gewerbliche Jugend nicht ebenfo wie anderwärts in den Beli der Kenntniffe und Hilfsmittel geſetzt ift, über melche die jungen Gewerb: treibenden auderwärts frei und ficher verfügen lernen. Kurz, wir bedürfen einer Realfchule, welche ihre Zöglinge nicht blos bis zum vierzehmten Lebensjahre in den unerläßlichen Grund: und Hilfömifjenfchaften der Technik unterweiftz ja, eine folche war für unfere Stadt umd unfer Land fchom . lange ein jet nur immer dringender werdendes Bedürfniß, u Sollte mir aber Jemand einwenden, daß wir ftatt einer folchen ja längft unfere Kunft: und Handwerfsfchule Haben, “ fo muß ich erwidern, Daß die Unterweiſung diefer Anftalt, bei hinreichender VBorbildung fleißig benußt und cifrig fort: gefeßt, wohl auch noch jet die erforderliche Vorbildung zum ehrenhaften und erfolgreichen Betriebe eines Klein: gewerbes gewähren könne, daß aber eine derartige Feier: abend: und Sonntagsfchile, ganz feltene Ausnahmefälfe ab- gerechnet, niemals diejenige Vorbildung gewähre, welche ein auf dem Weltmarfte wahrhaft coneurrenzfühiges Groß— gewerbe unbedingt erfordert. Was Fam, frage ich, in wöchentlich einer Treihand: und in einer Linearzeichenftunde geleiftet werden, um, ich will nicht fagen, den Fünftlerifchen, fondern nur den Geſchmacks- und Verftändniganforderungen der Selstzeit zu genügen? Ganz daffelbe iſt es in der Mathematik und ihrer freien und fichern Anwendung auf das gewerbliche Meſſen und Nechnen, in den gemeinnüßigen Kenntniffen aus der Geographie und Gefchichte, aus der Naturlehre, der Chemie und der Gewerbfunde und in der Rechtichreibefunft oder im freien fchriftlichen Ausdruck, Was - find für alle diefe Fächer oder vielmehr abwechfelnd das eine Jahr für diefe, das andere Jahr für jene wöchentlich einige wenige Abendftunden? Und doch machen manche fleigige und ordentliche Schüler noch immer vecht erfreuliche Bortfchritte und beweiſen Dadurch am beften, wie viel für fie diefe Gelegenheit, neben ihrer praktifchen Ausbildung auch ihre Schulfenntniffe und Fertigkeiten zu wermehren und zu vervollftändigen, werth ift. Aber wer von allen diefen fpärlichen Uebungen und Unterweifungen entfchiedene und durchgreifende Erfolge für Hervorrufung eines blühenden Gewerbsbetriebes erwarten wollte, wiirde fich nicht minder täufehen, als mer von Dilettanten, die wöchentlich einige wenige Feierſtunden irgend einer Kunft oder Wifjenfchaft widmen fönnen, ganz diefelben Leiftungen in Anfpruch nehmen wollte, wie von Denen, die demfelben Fache ihr ganzes Leben widmeten. Auch im Wettkampfe der CEoneurrenz — 4 ww RR wird fir unſere gewerbtreibende Jugend der Göthe'ſche Ausſpruch ſeine Wahrheit behalten: Geh! Gehorche meinen Winken, Nutze Deine jungen Tage, Lerne zeitig klüger ſein: Auf des Glückes großer Wage Steht die Zunge ſelten ein; Du mußt ſteigen oder ſinken, Du mußt herrſchen und gewinnen, Oder dienen und verlieren, Leider oder triumphiren, Ambos oder Hammer fein. Soll nun, frage ich, unfere gewerbtreibende Jugend, die in ihrer Harmloſigkeit dieſes ſtrenge Weltgefeß der Eon» eurrenz noch nicht überficht, der anderwärts beſſer vorgebil- deten Jugend gegenüber, bei fonft gleicher Befähigung und Regſamkeit, Tediglich wegen ungenügender wiffenfchaftlicher Vorbereitung, gleich von vornherein dazu verurtheilt fein, jener immer nur al3 Ambos zu dienen? oder ift es nicht vielmehr Die Pflicht und das Necht der Führer unferer ' öffentlichen Angelegenheiten, unſerer forglofen Jugend die - Gelegenheit zum fiegreichen Beftehen des unausbleiblichen künftigen Wettfampfes zu gewähren? Türwahr, wir thun damit auf dem Gebiete der Menfchheit nur dafjelbe, was in der bewuptlofen Thierwelt der Schmetterling und der Fiſch für ihre Nachkommen zu thun pflegen. Doch genug von Dem, was zu thun fein dürfte, um noch einiges Wenige von Dem zu reden, was bereitö gethan und ausgeführt worden ift! Unſere Kunſt- und Handwerks: fehule zählt gegenwärtig in 3 verjchiedenen Klaſſen zuſam— men 78 Schüler, von denen 26 auf die erfte, 38 auf die zweite und 14 auf die dritte Klaffe kommen. Alle diefe Schüler befuchen nicht blos, wie das anderwärts geftattet it, einige beliebige Unterrrichtsftunden diefed oder jenes Baches, fondern ſämmtliche ihrer Kaffe und Bildungsftufe zufommenden Unterrichtöftunden. Auch Befucht fie die Mehr: nam | | f ı l l | ( j 1’ Zr zahl derſelben fleigig und, ordentlich, und Diefe machen auch je. nach, dem verfchiedenen Maße ihres Eifers und ihrer Fähigkeiten mehr oder weniger fichtbare Fortſchritte. Doch haben wir bei Einzelnen auch nicht ganz felten. mit jugend- lichen Leichtſinn zu kämpfen, und fo find auch in. diefen Jahre einige Schüler wegen wiederholter Nachläffigkeit im Abliefern der aufgegebenen ſchriftlichen Arbeiten aus der Schule entfernt worden. Auch tritt diefer Leichtfinn nicht felten als ftörende Plauderhaftigkeit auf und verlangt öfters ernfte Mahnungen und Erinnerungen. Ich führe das ab— fichtlih an, um chen fo wahr als freudig Hinzufügen zu können, daß weiter. gehende Vergehungen auch in diefem Sahre bei uns nicht vorgefommen find. Außer den von allen Schülern zu Befuchenden Unter: richtsſtunden der drei verfchiedenen Klaſſen dauerte uicht allein, der Unterricht im Franzöſiſchen für Die, welche daran freiwillig Antheil zu nehmen wünfchten, in 2 von 6 Schü— lern befuchten wöchentlichen Unterrichtöftunden fort, fondern es wurde audy noch durch Heren Prof. Hefe au 6 Schüler, welche fi) um Zulafjung hierzu bewarben, Unterricht in Modelliven ertheilt. Der Schulvorftand genehmigte diefe werthvolle Unterrichtsvermehrung um fo Bereitwilliger, da - die Mittel hierzu durch das unſerer Schule ausgeſetzte Vermächtniß des hochverdienten Staatsminiſters v. Lin- denau geboten, und da eine foldhe Verwendung zugleich den Sinne des edlen Stifterd ganz zu entjprechen fehien. Denn da ein großer Theil der die Lindenau: Zachfche Kunft: ſchule befuchenden Miodellirfchiiler aus unferer Schule her: vorzugehen pflegt, fo nimmt unfere Schule in dieſem Fache nunmehr zugleich die Stellung einer Vorbereitungsanftalt für jene ein. Auch fpricht fi) Here Prof. Hefje über den Eifer und die Fortfchritte unferer 6 Modellirſchüler im Ganzen recht zufrieden aus. * Die Lefebibliothek unferer Schule ift auch in dieſem Jahre wieder mefentlich vermehrt und vou den Schülern vielfeitig und eifrig benußt worden. Sie ae bereits = ee & etwas über 550 Bände. Eben fo find auch die Vorlege— blätter, befonders im Linearzeichnen, theils durch Ankäufe, theils durch ein werthvolles Geſchenk der Herzogl. Bauge⸗ werffchule in Holzminden vermehrt worden. Xroß aller diefer Aufwände aber hat fich das baare Vermögen unferer Schule nicht vermindert, fondern ift bereits bis über 5000 Thle. angewachfen. Freilich find auch zugleich mit den wachfenden Mitteln unfere Aufwände durch Erweiterung des Unterrichts fortwährend geftiegen, fo daß immer nur ein Kleiner Theil der uns zufliehenden Zinfen und öffent— lichen Unterftügungsgelter zur allmählichen Vermehrung unferes Capitals verwendet werden kann. Doch glauben wir, auch in dieſem Punkte als gute Haushalter eben jo gewiſſenhaft den Bebürfuiffen der Gegenwart, als den Anz forderungen der ungewiſſen Zukunft gerecht zu werden. Wir folgen Hierin dem Beifpiele der erſten Gründer und Erhalter unferer Anftalt und zugleich einem weiſen Gefebe der Natur, die in einem gefunden Baume ftets um fo mehr vorräthige Nahrungsftoffe für den nächften Jahrestrieb an fammelt, je weiter derjelbe nach und nach feine Krone und feine Wurzeln ausbreitet. XI. Geſammt - Bericht über das Beftchen und Wirfen der Kunft: und Hand: werks-Vereine, Kunft:, Gewerb- und Sonntag®: Schulen in den Schwefterjtädten des Landes, 1.3.1855; erjtattet durch den Geheim. Neg.-Nath Dr Bad in Altenburg, Schrift: führer der daf. Kunft» und Handwerfs-Schule, Ehrenmitgliede des Gewerb- Vereins in Kahla u. f. w. A. Das Wefentlichfte von dem, was nachjtehend über den aufjchriftlich bezeichneten Gegenjtand veröffentlicht wird, ift in der Feſtſitzung am 4. Tebr. d. 3. — 1856 — den im Fr. Mr. Logenhaufe Hier in Altenburg Verfammelten in freiem Vortrage mitgetheilt, bez. dort durchgefprochen worden. Die Füglichkeit dazu haben die zufchriftlichen Unterlagen gegeben, welche dem obgenannten Berichterftatter, auf feine diesfallſige Bitte, wie in den Jahren daher — bez. feit 1838 — fo auch für das Jahr 1855, die verchrlichen Vorftände und bez. Schriftführer «der gen. Vereine mitzutheilen, die dankbar hiermit anerfannte Güte gehabt haben, Von Morgen aus gegen Abend unſers Heimatlands wandernd, finden wir J. Im Dſtkreiſe: H in Lucka die Sonntagsſchule, beſtehend und wirkend. Nach den Berichte des Inſpectors und Oberpfar: rers Becker-Laurich, Hat fie i. J. 1855 einigen Auf: ſchwung gewonnen. Denn der Ger, :Amtm, und Bürger: meifter Weber, hat die Meifter daſ., welche Lehrlinge ir haben, verfammelt, ihnen die Pflicht an das Herz gelegt, diefe ihre Lehrlinge an dem Segen, welche jede Sonntags: ſchule mittelbar fpendet, mit Antheil nehmen zu laffen und von ihnen das unterfchriftlich betätigte Verfprechen entgegen genommen: diefer Pflicht genügen zu wollen. Seitdem — von DOftern und bis gegen Weihnachten 1855 — ift die Schule von 42 jungen Leuten ziemlich regelmäßig befucht worden. Die fleiigften Schüler haben Preisgefchenfe empfangen; was Andere aufmuntern, anregen wird. Lehrer find: Kantor:Subft, Dertel und Mädchenfchull. Gerold bez. im Schön = u. Nechtfchreiben, fehriftl. Aufſätzen und Rechnen. Die Kaffe: Verhältniffe gehen in Ordnung. Den Behörden, den Lehrern und Ortseinwohnern ift die fragl. Anftalt zu fernerweiter Förderung angelegentlich zu empfelen. 2) In Meufelwit hat, nad) dem Berichte des Ober: pfarrers Kratſch: a) die Sonntags:Schule, mit 6— 10, danı nur 3—4 Schülern, ‚ihren Fortgang gehabt. Das allein aber genügt nicht, zumal wenn man auf Luca und Gößnitz, mit ziemlich gleicher Bevölkerung, Hinblickt. Wenn irgendivo, fo ift in dem gewerbfleigigen Meufehviß, welches mit befannten bez. erfarenen und rüftigen geiftigen Kräften mancherlei Art bedacht ift, etwas Tiichtiges auch in diefem Zweige der Volkswirthſchaft zu erreichen. Der nächſte Jahresbericht wird Hoffentlich eine lebhaftere Teilname, ein Fräftigeres Leben und Weben dort Fund geben, als zeither. b) Die Näh- und Stridfchule dort gedeihet unter der Leitung von Fräul. Födiſch. c) Die Elifaberhftiftung — Kleinkinder: bewahranftalt — von durchfchnittlih 34 Kindern täg— lich bejucht, — hat ihren fegensreichen Kortgang. 3) Der Pfarr⸗-Subſt. Hempel in Gößnitz theilt über die dortige Wagners: Sonntagsfchule, welche er leitet, das Erfrenliche mit, dag 50 junge Leute, größten: theils Lehrlinge, im J. 1855 fie faft regelmäßig befuchten, _ daher denn auch die Dffentliche, von den dortigen Bürgern Da Cr zahlveich bejuchte Prüfung derfelben, ein zufriedenſtellendes Ergebniß lieferte. Die Kaſſe⸗Verhältniſſe gingen in Ordnung. Vom Amtskommiſſar Schumann zuſammenberufen und über den diesfallſigen Zweck freundlich verſtändiget, haben ſämmtliche Innungen dort den fie ehrenden Beſchluß gefaßt und zum Teil in ihre Zunftbriefe eintragen laſſen: daß alle Lehrlinge zum regelmäßigen Beſuche der Sonntagsſchule verpflichtet fein, und diejenigen, welche fie nicht fleißig be— fuchen, nach dem. Ermeffen der Zunftbehörde über die fonft ordnungmäßige Lehrzeit hinaus in der Lehre zu ſtehen haben jollen. Das ift nun freilich eine ind Fleifch mancher Lehr: linge und Lehrherrn möglicher Weife empfindlich einfchneis dende gründliche Empfelung bez. Oktroirung der guten Sache, Möge der Erfolg der Abſicht andauernd entfprechen. An die Stelle des Leider verftorbenen Zimmermeijters Gentſch iſt der Dekorazionmaler B. Schneider als BZeichnenlehrer und an die des langjährig treuen Lehrers in andern Lehrfüchern, des Organiften Pilling, der der- zeitige Schulamtsverwejer Mehnert getreten. Beide be grüßt der Vorftand mit Vertrauen und Hoffen. 4) Bon den Leiftungen ded Gewerb-Vereins und der Gewerbfchule in Schmölln fpricht, die bezüglichen Mittheilungen darüber einleitend, der Vorftcher des erftern, Ger. Amtm. Klötzner, in einer befcheidenern Weile, als die vorliegenden Jahresberichte bedingen; denn diefe befun- den, daß, wie in den früheren Jahren, jo auch i. 3. 1855 Berein und Schule ihre gewonte gemeinmügige Thätigfeit andauernd und mit entjprechendem Erfolge bewieſen und ihren ehrenvollen Platz in der Reihe gleicher oder Ahnlicher Anftalten des Landes fich gewahret haben. Darum gedenfet auch der Bericht des Schriftführere des Gewerb- Vereins, Bürgermeiſter und Adv. Hafe, vor Allem der Gewerbſchul⸗ mit Liebe und Anerkennung, Kelobt 3, daß die dortigen Snnungen — Dank und Ehre ihnen dafür! — je mehr und mehr darauf fehen, daß die dortigen = ii Handwerkslehrlinge diefelbe gehörig bez. beffer ala anderwärts befuchen, hebt hervor, daß bei der lettjährigen Prüfung 11 derfelben mit Breisgefchenfen erfreut werden Eonnten, ges denft mit Bedauern des Verluftes, welchen die Schulanftalt durch den plößlichen Tod des vieljährig trenen Schreibleh: rers Golle erfahren, fpricht jedoch auch die Zuverſicht aus, daß der Schulfollab. Schmidt die Stelle des Heim: gegangenen würdig ausfüllen werde. a) Tie Gemerbvereind: Berfanmlungen find in der Negel gut, durchfchnittlich immer von 30 Mitgliedern befucht und zu Durchiprechung allgemein wichtiger, dem Gebiete des Gewerbslebens angehörender Gegenftände zweckmäßig vertvendet worden; Dies gilt z. B. von der durch Geßner in Aue nenerfundenen Mafchine zum Appretiven der Tuche, gegenüber der in Belgien erfundenen neuen Appretir- und Rauhmaſchine, der ſog. „Appreteuſe;“ von der Korkfabri: kazion (gar fehr Beachtlich!), von der Stuttgarter Brod- fabrif, won der waterländifchen Gewerbthätigfeit, von dem Stande der Gewerb-Bereine und Schulen in den Schweſter— ftädten, nach Maßgabe des vorjährigen Gefanımtberichtes, von der Pariſer Weltausftellung und der Betheiligung bez. Preisbemwerbung der Gebr. Wil. und Ed, Geier in Eifenberg bei derfelben mit ihrem rühmlich bekannten Leder zur Belederung der Snftrumentshämmer, von dem Nuben der Induſtrie-Ausſtellungen überhaupt u. f. w. Auch die gefrönte Preisfchrift des Adv. Böhnert „Briefe zweier Handwerker,” in welcher zwei junge Handwerker ihre einander gegemüberftehenden Aufichten über den Nuben oder Schaden des Maſchinenweſens gegenfeitig bekämpfen, befchäftigte die VBerfammelten angenehm und belehrend. Selbft der Polizei: Anzeiger gab durch einen Auffag über die Schiwindeleien, welche jelst hauptfächlich auf dem Ge— Biete der Induſtrie betrieben würden, guten Anhalt zu einer diesfallſigen zweckmäßigen Beſprechung. In beſondern Vorträgen ſprach der Maurermeiſter Rei— chelt über den Einfluß des Landwirthſchaftbetriebes auf das u Me ; Gewerbsleben der Stadt, während der Apotheker Buchner die Beſtandtheile und die Verwendbarkeit des nenerfundenen Me: tall3 Aluminium in klarer Weiſe darlegte und Verfuche mit dem auf das gedachte Metall in Bezug gebrachte Kalium anftellte. Die Mitgliederzahl beträgt dermalen 152, zwei mehr als im vorigen Jahre. Der Lefefreis für Zeitfchriften beftcht nach wie vor und der Umlauf — nicht immer eine leichte Sache — iſt bis auf eine einzige Abtheilung, die wol auch nun ein Einfehen haben wird, im Uebrigen in guter Ordnung. b) Der erſte Lehrer der dortigen Mädchenfchule F. 2. G. Schumann, zugleich Vorfteher der dafigen Gewerb: Schule, leitet feinen Jahresbericht über die letztere ein mit einem allgemeinen Hinblide auf die Flüchtigkeit der Zeit, welcher auch der Menfch fich nicht zu entziehen vermag, er - deutet aber zugleich Hin auf die Unvergänglichkeit des Gei- ftes, auf den Samen des Guten, der, bier ausgeftrenet, neue Sprofjen, neue Blüthen, neuen Samen zur Yortbil dung und Veredlung des menfchlichen Gefchlechtes treibt. In diefem Sinne, von folher Hoffnung ermuthigt, haben die Lehrer der Gewerb-Schule ihren Unterricht fortgeſetzt und ihr Wirken gefegnet gefunden, wenn auch nicht gleiche mäßig bei allen Schülern; und wenn Einzelne in Kenntniffen und Fertigkeiten zurückblieben, fo wurde doch ihr Gefühl für das Beſſere, für das Schickliche geweckt und angeregt. Schärfung des Geiftes, Vervollkommnung in müglichen Kennt: niffen und Veredlung des Herzens der Schüler, waren. das Streßziel der Lehrer. Und mit Erfolge. Darum Preis: vertheifung an 11 der Fleigigiten und Gefchiekteften. Mit fchmerzlicher Theilnahme Hat der Berichterftatter des heimgegangenen Mitarbeiters, des älteften und thätig- ften, des Schreißlehrers Golle gedacht und ihm einen herzlichen Nachruf und eine im Geifte der Liebe, der An: erfennung, der Verehrung gehaltene Lebensgefchichte, ges widmet, welcher wir den altehrwürdigen Schluß geben mögten: „have pia anima!“ u u Des Heimgegangenen Schulberuf Hat der Kollaborator Schmidt übernommen ; Vertrauen empfing ihn, Vertrauen Begleitet ihn. Bon den 121 Schülern benutzten 107 den vom Kollab. Schmidt erteilten Unterricht im Schreiben. Diefer Befteht, mit fireng wiffenfchaftliher Grundlage, m: Kurrent- und Inteinifcher Schrift, Zerlegung der ſchwierigſten Buchftaben in ihre einzelnen Zeile, an der Wandtafel, Korrigiven im Buche und in Der Behaufung, Verbindung der Ans ſchauung mit praftifcher Unterwweifung, Fortbildung zu und in der höheren Schönſchreibkunſt, der Gothifchen, der Kno— hen = und der römischen oder Lapidar: Schrift. Rektor Nitzſche unterrichtete 23 Schüler in der teut: ſchen Sprache und Erdfunde, verbunden mit Gefcichte. Der Maler Pfitzner unteriwies 45 Schüler im Zeich- nen von Blumen, Landfchaften, Figuren, Möbeln, Thier- ſtücken. Des Mädchensſchullehrers Schumann Rechnenunter: richt benußten 52 Schüler in drei Abtheilungen: Buch: rechnung bis zur Negeldetri, dann gerade und umgekehrte Negeldetri, Negelquingue und Kettenrechnung, zulett kauf— männifches Rechnen, Flächen- und Korperberechuung, be züglich des erjtern: Zins-, Nabatt: und Tararechnung, MWechfelbriefe; bezüglich der andern: Dreiecke, Nechtede, Quadrate, Trapeze, Kreisflächen, Sohlgefäße fir Fubifches Maad. Mit den Erfolgen wuchs und wächft der Lehrer Luft und Trieb für ihre Sache. 5) a) Nach dem von dem derzeitigen Vorſtande des Kunft: und Handwerks-Vereins in Ronneburg — Finanz⸗Kontr. Ulbrig, Dr. Becker-Laurich, Uhrmacher Feller — erftatteten Berichte zählt der Verein 56 Mit: glieder, einfchlieglich dreier Ehrenmitglieder. Aufer dem obengen. VBorftande hat das Amt des Schrift führers der Amts: Kopift Hopfe, das des Kaffirers der —— Mühlenbeſitzer Thurm und das des Bibliothekars der Buch: bindermeifter Meyner übernommen. Der Stand der Vereins : Kaffe ift Befriedigend. An den acht ordentlichen Situngen nahmen zwiſchen 10 und 23 Mitgliedern Theil, In freien Vorträgen fprachen: Dr. Beder:Lauric: über Verdauung: Kaufe. Richter über Elektrizität und Magnetismus, bez. mit Verfuchen. WVorleſungen mit Erläuterungen wurden gehalten: über des Dr. Bad in Altenburg vorjährigen Gefanmtbericht, über die Schwefter: Vereine und Schulen, über Elektrizität und Magnetismus, über das Zentralfeuer der Erde, ſowie über in Faden farbig gemifchtes Garn; von wem fagt der Bericht nicht. Berathen wurde ein Entwurf zu den Satungen für die Geiwerb: Schule, ein Geſuch an die Landesregierung in Betreff der dringend nöthigen und zuverfichtlich ge: hofften Ethöhung des Zufchuffes für die Gewerb- Schule aus Landesmitteln und über die Befchaffung von Mitteln zum Cinfaufe von Preisgefchenken für fich auszeichnende Gewerbſchüler. Souſtige Vereinsgeſchäfte nahmen mehr oder minder Arbeit in Anfpruch. Ein Stifrungfeft und eine Austellung gewerblicher Gegenftände dabei getattete die herrſchende Theurung nicht. Zeitſchriften wurden fortgehalten. Die Vereinsſitzungen waren, wenn nicht regelmäßig, doch, in Hinblick auf die Zeitverhältniſſe befriedigend, beſucht. 6) Die Gewerb: Schule, deren Vorſteher Superint. Günther und Finanz -Kontroleur Ulbrig find, hat, in Folge der im vorführigen Geſammtberichte angedeuteten Zunftbefchlüffe und obrigkeitlihen Verfügungen, an Schü— bern fo fehr zugenommen, daß die Lehrer, deren Zahl ine: gen befchränkter Kaffe Mittel nur um einen vermehrt wer: den konnte, lange Zeit nur mit größter Anftvengung durch, — 100 — kommen konnten. Teilung der Klaffen ift nothwendig, fo für die Schule wie für die Lehrer. Die Schülerzahl war Anfangs 136, ſchmolz aber durch Abgang, Vegbleiben u. dergl. bis auf 50 am Jahresſchluſſe. Die Gewerb :Kommiffion veranlafte die Umarbeitung der Sabungen der Anftalt. Tür die leßtere war die Verſetzung des Notars Nofen: berg nach Altenburg ein wefentlicher Verluſt. An feine Stelle trat Konrektor Hilbert. . Zum eriten Male feit dem Beſtehen der Anftalt (5. Sul, 1828) fand eine öffentliche Prüfung mit 66 Schülern der Gewerbſchule und eine Preisvertheilung ftatt; Die nöthigen Geldmittel wurden durch Einfammlung milder Beiträge befchafft. Euperint. Günther eröffnete dieſe Feierlichkeit mit der Anfprache: was, two, und iwie hat der Herr Chriſtus gelehret? Hierauf folgte die Prüfung felbjt; fie verbreitete fich: Durch Kand. Wolf: über Teutfchlands Berge, Flüffe, Hanptftädte und Erzeugniffe; durch Notar Rofenberg: über Bildung von Perioden aus gegebenen Sätzen, Aufitellung aleichfinniger teutfcher Worter u. |. w.; durch Seminar-Ex— fpeft. Kaifer: über Kopfrechnen; durch Fabrik. Maul: über Vorrichtung des Weberftuhls. — Das diesfallfige Ergebniß war befriedigend. Tür den abgegangenen Semin. Kaifer ift nachher Sem.: Erip. Hafe eingetreten. Der Schulbefuch ift zwar Fein regelmäßiger geweſen, weil man z. Z. ernfte Mittel gegen Verſäumniſſe noch nicht eingeführt Hat, doch find die Lehrer mit dem Fleife und dem Detragen der Schüler im Ganzen zufrieden. Die Kaffe: Kräfte find unzureichend: 43 Thlr. 3 Ngr. 3Pf. (41 Thlr. 3 Ngr. 3 Pf. aus Landesmitteln, 2 Thlr. Aufnahmegebüren von ſechs Schülern) stehen 69 Ihr. _ 16 Nor. 8 Pf. Ausgaben (für Lehrer- Befoldung, Heizung, Beleuchtung, Herftellung des Schulwebſtuhls, Klempner: und Buchbinderarbeit, Bedienung u. |. w.) gegenüber; fomit tritt. ein Tehlbetrag von 26 Thlen, 13Ngr. 9 Pf. hervor, welchen das in beſſern Zeiten Erfparte, was fomit immer weniger wird, decken mußte. Indes fteht eine wefentliche Vermehrung des Beitrags aus Staatsmitteln in Ausficht. Was von Seiten der Stadtgemeinde als ſolcher, bezügl. durch Die Raths— kämmereikaſſe und was von Seiten der Innungen für Diefe doch fast lediglich zum Beſten des bürgerlichen und gewerb⸗— lichen Gemeinweſens gejtifteten und erhaltenen Anftalten ge: ſchieht, liegt nicht vor. | Noch möge hier bemerkt werden, daß in Nr. 7 des diesjährigen Nonneburger Nachrichtblattes eine von dem Superint. Günther verfaßte Anfprache zu leſen ift, welche mit den Worten: „Wache auf, der du fchläfft!” be: giunt und fchließt, und in welcher er mit der ihm eigen: thümlichen Klarheit, Wahrheit, Würde, Kraft, Wärme und Beredtfankeit feine Ronneburger an ihre Pflicht gegen ihre Gewerb⸗ (inäbefondere auch Weber:) Schule erinnert. Möge feine Mahnung das rechte Gchör, die rechte aus: dauernde Folge finden! Nur Fein Steohfener! U. Sm Weftkreife: 1) a) Der Georgen: Verein für Kunft: und Ge: werb: Fleiß in Eifenberg, welcher eine Zeit lang die der Größe der Stadt, den geiftigen Kräften dort und feinen ‚Kaffe: Mitteln entfprechende Stellung unter den Schwefter: Vereinen des Landes nicht zu behaupten fchien, bat fie, was fehr erfreulich ift, feit einigen Jahren wieder ein: genommen und einen neuen Aufjchwung gewonnen, Nach den bezüglichen Mittheilmugen des Vorftands des Bereind und der Schule, für erftern Superint. Klößner, Borfteher, Bürgermeifter Hafe Schriftführer, für letztern Rektor Ludwig, Hat fih die Teilmame für die Vereins: und Schulzwecke durch lebhaften Befuch der alle 14 Tage ftattfindenden VBerfammlungen, durch Beſprechung gewerb⸗ licher Gegenftände, Vorlegung guter Zeichnungen und ge: lungener Arbeit, durch Sinn der dem eigentlichen Hand— werkerſtande angehörenden Mitglieder für dergleichen und durch eigene Mittheilungen derfelben in erfteulicher Weiſe kundgegeben. Einige geeignete Zeitſchriften, zum Theil von hiereus dorthin mitgetheilt, wurden gern benutzt. Freilich hat der Vorſtand eine weſentliche Wirkung des Vereins der Ge— werbthätigkeit der Stadt z. Z. nicht wahrgenommen, Es ſcheint ſomit der Mehrzahl der Gewerbtreibenden dort, wie leider auch anderwärts, am genügendem Unternehmungs— geiſte und an Strebſamkeit zu fehlen. Die Mitgliederzahl ift jetzt 44 Die Kaſſeverhältniſſe ſind wohlgeordnet. "Sollte man nicht vielleicht allzuviel ſparen? Denn es liegt nicht nur ein baarer Beſtand von 55 Thlru. 27 Ngr. 4 Pf., ſon⸗ dern auch ein zinswerbendes Vermögen von 1225 Ihlen. vor. b) Sin der Sonntagsfehule, befucht von 55 Schü— lern, theils Geſellen, theils Lehrlingen, wirken ferner mit alter Luft und Liebe Neftor Ludwig, welcher im Nechnen, teutfcher Sprache, Rechtfchreibung, Anfertigung von Briefen, Gefuchen, Quittungen u. dergl. unterweifet und Dabei ftets auf chriftlichsfittliche Führung hinweiſet; Archit. und Maurer: meifter Bergner, welcher im Zeichnen, Schönfchreiben und anfänglich auch in der Geometrie Unterricht evtheilt ; der legtere Lehrgegenftand hat jedoch theild wegen Mangels an den nöthigen Borkenntniffen, theild wegen Mangels an Sinn, Fleiß und Ausdauer der Schüler wieder aufgegeben werden müſſen. Der Schulbefuch war, zum Theil deshalb, weil, Be klagenswerther Weife, noch viele der rechten bürgerlichen Bildung leider noch entbehrende Meifter, die Wichtigkeit ud Wohlthätigkeit der Sonntagsfchule nicht würdigend und unterftüßend, öfters ihre Lehrlinge lieber zu häuslichen und Handiwerfsarbeiten verwenden, als dieſelben im Geifte eines umfichtigen, wohlgefinnten und pflichtgetrenen Bürgers, Meifters und Lehrherrn in die Schule fchiefen, wohin fie zu ihrer Fortbildung gehören. Die übrigen 25 bis 30 Schüler haben die Anftalt gut. benußt und erfreuliche Fortſchritte gemacht, Daher iſt deun — 10 — auch 8 derjelben je 1 bis 3 Th. ald Preisanerkennung geipendet und theilmeife für fie in die Sparkafje eingelegt worden. Als einer erfreulichen Erſcheinung im Gewerbsleben Eiſenbergs möge hier zugleich der Auszeichnung gedacht werden, welche wie früher bei anderwärtigen Ausſtellungen, fo auch Bei der Weltausftelung in Paris im Jahr. 1855, den Gebrüdern W. u. E. Geier in unferm Eifenberg durch Zuerfennung und Zufendung der filbernen Preis: Medaille I. Klaffe für ihr weltberühmtes Inſtrumentleder wohlverdienter Maaſe zu theilgeworden if. Das Nähere darüber ift aus inländiſchen und ausländischen Bffentlichen Blättern befannt. 2) Die Sonntagsfhule in Roda „hat num ihr zweites Jahrzehent mit Gottes Hilfe glücklich vollendet und mancher ihrer ehemaligen Zöglinge, jebt zum Manne ge reift, zum Meifter ernannt und im bürgerlichen Leben eine ehrenwerthe Stellung einnehmend, legt hinreichendes Zeug: niß ab dafür, daß diefe Anftalt nicht ohne Segen gewirkt hat.“ So fagt mit Recht ihr Vorftand, Kirchenrath und Super. Dr. Streicher und Bürgermeifter Wefthoff. — Nach Ausweis des Einfchreibebuches der Schule find während ihres Beſtehens 804 Schüler in diefelbe aufgenommen worden, von welchen ihr jest noch Al angehören; darunter 26 aus der Stadt, 15 aus den benachbarten Dörfern. Das iſt wohl rühmenswerth! „Won, wenn nicht allen, doch von den meiften Schülern, kann gefagt werden, daß fie insbeſondere im verfloffenen Schuljahre die Anftalt mit Fleiß und Eifer be- mußt und das in ihren Vorfchulen angefammelte Kapital ihres Wiffens und Könnens unvermindert und zinfentragend erhalten Haben und daß, was ganz befonders erfreulich ft, die Sonntagsfchiiler rückfichtlich ihrer fittlichen Haltung und ihrer Kirchlichkeit zu den Beffern ihrer Jugendgenofjen gehören.” Mehrere der Fleißigſten unter ihnen empfingen bei der jüngften Hauptprüfung Preisgefchenfe, Andere im Laufe des Schuljahres Schreib: und Zeichnenmittel, — MM — Die vom Kirchner Geifrig geführte und abgelegte Jahresrechnung ergab bei 145 Then. 14 Ngr. 3 Pf. Ein: nahme (darımter 69 Thlr. 20 Ngr. 2 Pf. aus Landes: mitteln) und 72 Thlr. 2I Ngr. Ausgabe, 72 Thlr. 14 Ngr. I Pf. Baarbeftand neben 100 Thlen. werbendem Vermögen. Somit ward es füglich, den Lchrern eine Fleine Vergütung zu gewären und die Lehrmittel und die Leſebücherſammlung fir die Schüler zur vermeren. Gut das! 3) a) Ueber die Herzog Joſephs-Sonntags— Schule in Kahla liegt nur eine Eurze Nachricht ihres Stifters und Vorftchers, des Fabrikherrn Eckardt vor; nach welcher dieſelbe ziemlich in gleicher Weiſe wie das Jahr vorher fortbeſtanden hat. Daſſelbe gilt von der Eckardt'ſchen Beſchäftignug Anſtalt und von der Strick-, Näh— und Häkel— Freiſchule der Seinigen. Es ſteht von den anſcheinend bevorſtehenden beſſeren Zeitverhältniſſen auch ein beſſeres Gedeihen der genannten Anſtalten zu erhoffen. Und das walte Gott! d) Der Gewerb-Verein dort hat ſich, nach dem Berichte feines Vorftehers, Adv. Schindler, eine Zeit lang lebhaft mit der Waldivolle: Trage befchäftigt, auch insbefondere Verſuche aller Art in diefer Beziehung ans gejtellt, weil man fich Dort wie anderwärts der Hoffnung hingegeben hatte, daß durch Bereitung der Waldwolle den Armen eine zweckmäßige Arbeit, fomit Hilfe befchafft werden könne. Das aber ift leider nicht zu erreichen gewefen. Eine zweckmäßige Brieffopier-Mafchine aus der Zwanziger: ſchen Mafchinenbau: Fabrik, Verfuche, eine ſpiritusähnliche Flüffigkeit aus Holzſägeſpänen zu gewinnen, vorzügliche dort gearbeitete, Saffian- und andere Leder, darunter eine Art goldbronzirte nach amerifanifcher und Pariſer Art, bie Entftehung des fogen. Barifer Blau, die Wirfung der mit Zalgerde gefchtwängerten Maffe und verfchiedener Körper, Stenographie in ihrer Ausübung, Butter aus Rüböl ge: . wonnen, Telegrapbie, mifroffopifche Beobachtungen über die — MW — zu Waldwolle vorgerichteten Fichtennadelu und Mittheilungen aus geeigneten Zeitfehriften, feifelten die Aufmerkſamkeit der Bereinsmitglicder in erfreulicher Weiſe. Der rechte Bür; ger: finn für die gute Sache waltet auch dort unverkennbar. 4) Die Sountays:Schule in Drlamünda hatte den bisherigen Fortgang; doc waren dev Schüler weniger als im Jahre vorher; nur 16, obgleich der Schulvorftcher, Dberpfarrer Knauth, fich bemühet hat, in den jungen Leuten den Sinn für diefe Anftalt zu wecken. Die alten Herren, zumal die Gewerbsmeiſter, müſſen da angeregt werden und ein Einfchen Haben, da ja ohnehin die Staats: Eafje allen erforderlichen Aufwand überträgt (daher denn auch) die Sountagsſchulkaſſe mit 112 Thlrn. 7 Ngr. 2 Bf. Guthaben in Ordnung geht) und die Lehrer guten und un: eigenmüßigen Willen genug haben. Des Superint. Günther zu Ronneburg Zuruf: „Wache auf, der du fchläfft!” gilt auch den Bewohnern der alten Grafenftadt Orlamünda. 5) Während der Wintermonate Hat auch in Uhlſtädt die Bortbildung- Schule unter des Pfarrer Stahl freundlicher Zeitung ihren Unterricht mit zufriedenftellenden Erfolge fortgefeßt; die Schüler find fleißig gewefen und haben Fortfchritte gemacht, fo dag ihnen Preisgefchenfe Haben gefpendet werden können. Die Bücherſammlung der a iſt vermehrt und ſtets gut Be worden. Das Gefammt-Ergebniß von allem Dem ift:- die früheren bez. bisherigen Vereine und Schulen beſtehen fort: bin; ; die Vorftcher und Lehrer derfelben find nicht ermüdet in ihrem Eifer fir die Förderung des gemeinfamen Zweckes; ihre Beftrebungen haben zumeiſt günſtigen Erfolg gefunden; da und dort jedoch iſt ein ſolcher zweifelhaft, mindeſtens nur gering; letztern Falls und ſelbſt dann dort, wo der Erfolg an ſich beftiedigend war, weil Vorſteher und Lehrer ihn bemöglichten, fehlte es an dem rechten und ächten bürger— PR ee nme, Einfehen und PER: von Seiten 4 = Me Derer, für welche ja eben diefe Anftalten geftiftet worden find, bezügl. erhalten werden. Im Allgemeinen und zumeift fteht es gut, ſteht e8 beffer als früher um unfer gemeinfames Vereind: und Schul: Strebziel, aber e8 muß von Jahr zu Jahr noch beſſer ftehen und gehen Ternen. Wache auf, der du fchläfft! Vorwärts in allem Guten! XI. Bei dem Kunft- und Handwerksverein betrug im Sahre 1854; Der Eafjenbeftand vom Jahre 1853 1598 Thlr. 17 Ngr. — Pf. Das Eintrittägeld neu aufgenom— mener Mitglidr . . 2... — — Die Beiträge der Mitglieder. . 23 „ — u —n‘ Die Beiträge aus Staatscafien 14 „ I, —, Die Zinfen. der en ö Aetiveapitalien . . » — | = ER Die Einnahme insgemein .. 16,5 ,„ —,„ Die ganze Einnahme 674 Thlr. 25 Ngr. — Pf. Die Ausgabe: | Nicht eingegangene Nefte . . . 10H. I5 Ngr. — Pf. Bücher und Zeitfchriften . » - 16 „, 3 „ —n. Druckkoſten, Copialien und vor: züglich Buchbinderlöhne (für das Broſchüren der umlaufen⸗ den Zeitſchriften und das Eins Binden der in die Bibliothek * kommenen Bücher) . » - 164 „ 27. :8,5) Zum eßerkrag 282 Thlr. 5Ngr. 8Pf. — 107 Uebertrag * ante der Mitthei⸗ lungen aus dem Dfterlande . Erleuchtung, Heizung und Nein gung des VBerfammlungslofals Befoldungen und Remunerationen (hauptfächlich für die Circula— tion der Zeitfchriften und han Bereinsdinen) . . + Poſtporto und Botenlöhne. Ausgelichene Aetiv = Eapitalien (bauptfächlich Einzahlungen fir die 4 Netien zur Gasbeleuch— tungögefellfchaft) . a Indgemein Chaunfüct zum Stiftungsfefte) .. N Daraus folgt ein Vorſchuß Des Nechnungsführers von . . Zieht man diefen ab vom Activ— — vermögen des Vereins, d. i. von 1376 to bleibt ein reiner Vermögens: überſchuß von Bei der Kunſt · und Handwerksſchule betrug 1854 die Einnahme: Beſtand vom Jahre 1853. Die für die gewerblichen Schulen des Landes verwilligten Bei— träge aus Staatömitteln . Vermächtniß St. Excellenz des 282 Thlr. 5 Ngr. 8Pf 53 „ 4 „ 9 „ 11 n 10° » 75 7 5 n. Um 2 u 14 7 7 ” 183 " 13 „ 8 ” 103 ., 24 „. 4 * 70 Thlr. 18 Ngr —— 36 Thlrn. 23 Kar. opf. — [2 — Thlrn. 20 Ngr. 2Pf. 293 Thlr. 24 Ngr. 4Pf. 689 [2 Staatöminifters dv. Lindenau 1000 „, n Zum lebertrag 1983 Thlr. 20 Ngr. 9Pf. 8* „ „ — 108 — Uebertrag 1983 Thlr. 20 Ngr. 9Pf. Zinfen von ausgeliehenen Activ- capitalien . . « ‚15, 2 „—,„ Eintrittögelder neu aufgenoninte- ne Schüler . .. .. 83, 20 ,,—,„ - 2163 Ihr. 2Ngr. IPf. Die Ausgabe: Ausgezahlte Beiträge fir die aus⸗ wärtigen gewerblichen Schulen 386 Thlr. 19 —— Ausgeliehene Activcapitalien . . 1000, "„—n Für Bücher zur Lefebibliothef, für Borlegeblätter und Prämien . 2 „ I, —u Druckkoſten, Lithographien, — binderarbeit ir. 207 Geräthſchaften und Anventarien: flüde. . 0 + - — 15 — Zeichen⸗ und Schreibmaterialien u Heizung, Beleuchtung und Reini: gung des Schullofad ... 9 u Tu —m Befoldungen und Remumerationen 312 „ 3 u du Snögemein . nr „IB u —y 1794 Thlr. 1Ngr. IP. Alfo der Caffenbeftand: 369 Thlr. 1Ngr. — Pf. Das ganze Activvermögen der Schule beträgt: 5119 Thlr. 8 Near. X. Der Altenburger Iandwirthfchaftliche Verein bat von 1841 bis 1855 verwendet: 1) Auf Bücher, Zeitfchriften und andere Druckſachen . . . 1869 Thlr. 6 NK. 9Pf. 2) Für Dienftleiftungen, Sefon- ders für den Lefeboten . . 163 „ 29 ,„ 1, 3) Für Buchbinderarbeit und | Eopialin. . . 1 1 pn > A 4) Tür Mafchinen und Ale Kara aa geräte - . 889°, 29 7,3, 9) Für Getraide und andere Si — mereien .. 6) Für Rindvieh und Pferde . 4449 „ 12 , 1 7 7) Für zuerkannte Breife . . 1202 ,„, — „—,„ 8 Für Düngjftoffe, Befonders Sum .. 293 „23 — 9) Für angefaufte Verloofungs- gegenſtände, Decorationsfachen- m J9 Feſtausgaben 2313 8 „ 3, 10) Snögemein . » »..... 189 „ 20 „ 3 Zufanmen 17188 Thlr. 6 Ngr. 2Pf. XIV. Die Zuſammenlegung der Grundſtücke. Mitgetheilt aus den Verhandlungen des Altenburger landwirthſchaft⸗ lichen Vereins von deffen Schriftführer Ed. ange. Auf die Frage: „Welche Vorteile und welche Nachtheile find mit der Zufammenlegung der Grundſtücke verbunden ?” wurden beim Landwirthfchaftlichen Vereine zu Altenburg zuerft folgende Bortheile hervorgehoben. Die Bewirth- Haftung und Venutzung des Bodens wird dadurch freier und wohlfeiler gemacht, fei c8 zum Behuf des Uebergangs aus. der Dreifelderwirthſchaft in ein anderes Wirthſchafts⸗ ſyſtem, fei e8 durch den dadurch Herbeigeführten Wegfall laͤſtiger Servituten, z. B. der Ueberfahrten und Uebertriften oder der Beſchädigungen, Aergerniſſe und Streitigkeiten, wozu um ſo mehr Veranlaſſung iſt, je mehr Grenzen und Grenznachbarn man hat, ſei es durch die Erleichterung von Drainirungsarbeiten und andern zweckmäßigen, auf die Verbeſſerung des Bodens gerichteten Anlagen. Sodann wird duch das Wegfallen einer Menge Naine nicht nur für alfe Betheiligte nußbares Land gewonnen, ſondern auch dem Unkraut und dem Ungeziefer eine Menge Zufluchts: und Ausgangsftellen entzogen. Endlich wird auch die Auf: fihtsführung um jo mehr erleichtert, je weniger einzelne Parzellen zu beauffichtigen find. As Nachtheile der Zufammenlegung wurden aufgeführt I) die damit werbun: - denen Koften, welche für Einzelne fogar alle ihnen daraus — 41 — erwachfenden Vortheile aufiwiegen könnten; 2) die Störung, welche fie in die bisher gewohnte Berwirthfchaftung und in die Anhänglichkeit an den vielleicht feit vielen Jahren bes bauten Boden bringe, defjen gezwungene Aufgebung und Bertaufhung immerhin etwas Hartes habe, zumal da Feine menfchliche Gewiffenhaftigkeit Hinreiche, Die Werthe des abzutretenden und des zu übernehmenden Landes fo genau abzumwägen, daß nicht auf der einen oder andern Seite kleine Einbußen ftatt finden follten, welche jeder Zeit weit mehr ärgern und ſchwerer verwunden und vergeffen werden, als ein etwaiger Gewinn auf einer andern Seite zu erfreuen vermag, Auch werden 3) Hagelwetter ihre Befchädigungen nach der Zufammenlegung in der Regel um fo mehr auf einzelne Beſitzer concentriven, je mehr der Grundbejig con: centrirt iſt. In der Zeit der Ungewißheit und des Ueber: gangs aber — und dieſe ijt deshalb fo viel ald nur mög- lich abzufürzen — wird ein, Stocken und oft felbit ein gänzliches Unterlaffen aller weit ausfehenden Bodenver- befferungen um fo entfchiedener eintreten, je tweniger der Einzelne verfichert fein kann, auch die Früchte diefer Ver: befferungen noch felbft zu ernten. Einige diefer Bedenken und Befürchtungen wurden fo- fort duch die Herren Oekonomierath Glaß und Gutöbe- ſitzer Heinde aus Cosma widerlegt, und fo fprach fih dann die Verſammlung, ald der Herr Vorſitzende ihre die zweite ‚Frage zur Abftimmung vorlegte: „St die Durchführung der Zufammenlegung Bei und wünſchenswerth? mit 35 ‚gegen 4 Stimmen für die Bejahung diefer Trage aus. Bei der dritten Frage endlich: „Welche Punkte dürften bei Anordnung und Ausführung der Zufammenlegung bei und borzüglich zu beachten fein?” wünfchte der Herr Vorfigende, Kammerherr und Forſtmeiſter v. Beuſt auf Reichſtädt, gleich ein Vorfluthengeſetz mit dem Zuſammenlegungsgeſetz ver⸗ bunden zu ſehen, damit die durch das Letztere gewährte Erleichterung für das Drainiren auch erfolgreich und voll⸗ ſtändig werde. Herr Dekonomierath Glaß erwiderte: Ein — 112 — folches Waffergeje werde dem Zuſammenlegungẽgeſet we⸗ nigftens bald folgen, Auch trug derſelbe in einer ſpäteren Berfammlung die Prineipien vor, welche bei einem ſolchen Waffergefege ind Auge zu faſſen und durchzuführen fein würden, wodurch den Verſammelten zugleich die großen Schivierigkeiten Elar wurden, welche hierbei zu überwin den ſind. XV. Aufmunterung zu erlaubter, vernünftiger Schatzgräberei, von E. v. Otto in Poſſendorf bei Dresden, eingefendet am 12. Februar 1856. ı Ein Land, in welchem Landwirthſchaft, Gewerbe und Bergbau blühen, it gewiß ein wohlhabendes, wird es wenigſtens bald, reichen fich, fich gegenfeitig unterſtützend, dieſe drei Ziveige der Rational⸗ Dekonomie ausdauernd die Hände. Die Regierungen haben dieß ſchon längſt erkannt ib nach Kräften zum allgemeinen Heben derfelben — und gewirkt. In Bezug auf Landwirthſchaft und Gewerbe haben auch Gebildete im Volke den von den Regierungen an— gefangenen Faden, wo dieſe ihn nicht mehr fortſpinnen konnten, wieder angeknüpft, und ſich beſtrebt, ihn durch ſich einander ſelbſt belehrende Vereine zum Nutzen der Volks— wohlfahrt immer länger zu ſpinnen; und ihr edles Streben hat ſchöne Früchte getragen. — 13 — Sie fahen fehr wohl ein, daß die landwirthfchaftlichen und gewerblichen Lehranftalten, in welchen Hauptfächlich nur Theorie gelehrt wird, und welche nur von fehr Wenigen befucht werden Fünnen, nur immer einem Kleinen Theile des Volkes Nuten zu bringen im Stande feien, deßhalb errichteten fie die Vereine. Diefen kann num ſelbſt der Unbemitteltfte beitreten, in ihnen berrfcht das „docendo discimus“, denn durch die allgemeinen Befprechungen nach jedem Vortrage lernt nicht nur der Praktiker von dem Theoretifer, fondern letz— terer wird fehr oft Durch die vicljährige Erfahrung der reinen Praktifer auch belehrt; Hier gehen Theorie und Praris Hand in Hand einen wohlthätigen Ziele zu. Der gewöhnliche Gewerbtreibende wie der fchlichte Land— mann haffen jehr oft noch die fogenannte „Bücherweisheit“ und hegen häufig noch gegen den wiffenfchaftlich Gebildeten eine wahre Scheu, ein fürmliches Mißtrauen, Diefe ſchwin— den aber in den Vereinen. Man lernt fich genauer kennen, an die Stelle des Mißtrauens tritt Vertrauen; man überzeugt fih, dag das Wiffen immer weiter vorfchreitet, daß es Lehren und Er: fahrungen giebt, welche noch nicht Bid zur Kenntnißnahme der untern Klaffen gelangen konnten; man Hat zu den Vor- tragenden Vertrauen fafjen gelernt, man hört auf fie, man glaubt ihren Worten umd NAusfprüchen, man bekommt Neigung zu Verfuchen, man ftellt Verſuche au, welche meiſt glückliche Reſultate bringen. Die Nachbarn werden auf des Nachbars neues Han— deln und Schaffen aufmerkſam und ahmen ihm nach, er— zielt ex dadurch ſchöne Erfolge. So hat ſchon ſehr oft ein einziges. Vereinsmitglied unabfichtlich alle feine Nachbarn im Städtchen, im Dorfe zu deren Vorteil nur durch fein Deifpiel belehrt und zum befjern Neuen befehrt. Ganz anders geftaltet fich ed mit dem Bergbau. Dlüht der Bergbau im engern Sinne des Wortes auch meift in Deutſchland, liegt derfelße, im weitern Sinne ge: — 14 — nommen, Doch noch fehr im Argen. Was für Schäße liegen nicht noch ungefannt, unerfchloffen in dem Schooße der Mutter Erde, welche fehr oft den Werth der ſie decken— den urbaren Scholle fehr bedeutend überfteigen? Wie fo mancher unfchuldig verfchuldete Landwirth könnte fih und die Seinen nicht durch fie vom materiellen Ruine retten, ahnete ex ihr Vorhandenfein, ihren Werth? Welch großes Betrieböfeld fir die Gemerbthätigkeit würde nicht oft Durch ihe Auferftehen von dem Tode eröffnet werden? welchen großen Nuten würde dafjelbe nicht der materiellen Volks⸗ wohlfahrt verſchaffen? Woran liegt das nur? hören wir fragen; die Antwort darauf iſt leicht. Hauptſächlich liegt das Uebel darin, dag mineralogiſch⸗-geognoſtiſche Kenntniſſe noch gar nicht bis ins Volk drangen, daß fie leider nur noch das Eigen- thum der Gelehrten, Bergbau: Beflifjenen und weniger Dilettanten find. Bon den drei Naturreichen ift das Stein: reich im Volke am iwenigften gekannt. Der gemeine Mann Fennt Daher den Gebrauch, den oft großen Werth der meiſten Foſſilien noch nicht; er unter⸗ fchätt den Werth derſelben und denkt deßhalb ſehr häufig, entdeckt er deren: „mögen ſie lieber begraben bleiben, ehe ich mir durch ihren Abbau mein Grundſtück xuinire oder ruiniren laſſe.“ Wie oft erſchließt der Landmann nicht Durch das Aus— graben von Drains, Kellerräumen, Mauergrund, Jauchen- behältern, Brunnen, durch Abgrabungen. Einebnen, Durch⸗ ſtiche, Steinblöd- Gätferhen; duch Stockroden u. f. mw. reichlichen Gewinn bringende Poffilien? fragt er Jemand nach ihrem Werth? nein, ev vermuthet ihn nicht, und ver— ſchüttet fie meiftens wieder ohne ihr Daſein Sochtundigen mitgetheilt zu haben. Dadurch entziehen ſie ihren oft wichtigen Fund der Kenntnißnahme der Mineralogen und Geognoſten von Fach. Sie kennen wohl die aufgeſchloſſen bleibenden Mineralien und Geognoſilien, aber die wieder verdeckten können fie —- 15 — nicht kennen lernen, es wäre denn, der Zufall Brächte fie auf ihren Ereurſionen gerade dazu, wenn ein in der Gegend noch nicht vorgekommenes Foſſil aufgedeckt wurde. Ihnen kann kein Vorwurf werden. Ein zweiter Grund des Uebels iſt, daß der Land— mann zu wenig Kenntniſſe von den beſtehenden Berggeſetzen beſitzt, und deßhalb in der Meinung ſteht, dergleichen Ge- winn bringende Foſſilien würden ſofort von der Regierung beanſprucht und der Beſitzer des Grundſtückes, unter welchem ſie ſich befänden, hätte nur Unbequemlichkeit und Schaden —F ihren Abbau zu erwarten! Ein dritter Uebelſtand beſteht in den bittern Er— fahrungen, welche manche Landleute ſchon machten, und in dem daraus hervorgegangenen Miftrauen gegen Berg: Bon felbft und Bergbautreibende. Wie oft haben nicht ſchon unwiſſende und betrügeriſche Bergleute Diefem und Jenent vorgefpiegelt, «8 lägen bie und jene großen Gewinn bringende Foſſilien unter feinem Grundſtücke, und ihre Behauptungen auf den Ausfpruch der Teider noch fehr im Anfehn ſtehenden Wünfchelruthe ge- ſtützt, nur, um fi auf längere Zeit einen einträglichen Verdienſt zu verfchaffen? Willig und gern opferte da Mancher, anf die Untrüglichkeit dev Wünſchelruthe bauend, fein halbes, fein nn Vermögen, und erkannte den ihm geſpielten g erft dann, als er fich und feine Familie dadurch an den —— gecbracht hatte. Wir laſſen einige uns bekannte betrübende Beiſpiele fetg en. Eben ſolche arbeitsloſe Bergleute hatten einem Bauer Vorhandenſein von Steinkohlen unter feinen Feldern, * nach geognoſtiſchem Ermeſſen gar keine liegen „vorgelogen. Das koſtſpielige Teufen begann, man te aber auch noch fort, als ſchon Urkalk, Kieſelſchiefer u Urthonſchiefer durchſunken waren; der feptonge Kiefel: ſchiefer glich ja der Farbe der Steinkohle, er wurde fr fo: genannte Kohlenmutter ausgegeben. Der Bau blieb erſt — ie liegen, ald man auf dem Gneiß ſaß. Der Bauer war finanziell ruinirt und tobte auf die tückiſchen Berggeifter. Ein eben nicht fehr bemittelter Beſitzer eines Sandftein: Gruches (unterer Quader) hatte Häufig in feinen Quader⸗ bänfen und den diefe mehrmals trennenden Schieferthonlagen Kohlenbrocken bemerkt. Er fragte nun nicht einen Geognoſt, nein, einen folchen vacirenden Bergmann, Efierer würde ihm nun ſofort gerathen haben, von jedem Verſuche auf Kohlen abzuſehen, da erſichtlich dort der Quaderſandſtein unmittelbar auf Gneiß abgelagert iſt, er würde ihm aber auch mitgetheilt haben, daß er im glücklichſten Falle Etwas Quader-Kohle finden könne und, daß dieſe noch nirgend bauwürdig befunden worden ſei, theils ihrer zu geringen Mächtigkeit wegen, theils weil ſie in der Regel zum Brennen untauglich wäre. Der Grundſtücksbeſitzer traute aber dem liſtigen Vaga— bundus. Dieſer, die Fliege in feinem Netze gewahrend, umſpann ſie mit Hülfe der Wünſchelruthe und ſaugte ſie tüchtig aus. Man bohrte nämlich, der ſchwärzliche Schiefer thon gab ſcheinbar die ſchönſten Hoffnungen, man bohrte aber auch immer noch mehrere Lachter tief im normalſten Gneiße fort, die dunklen Glimmerblättchen im Bohrmehle für Kohlenbröckchen ausgebend. Endlich ſchwanden die finanziellen Kräfte des Bauherrn, der Bergmann ging heim: lich weg, und nun erfah -erfterer exit, daß ev betrogen fei. Unter dem Bergbau im meitern Einne, von welchen wir oben fagten, er läge in Deutfchland noch fehr im Argen, verftehen wir die Tagbaue und nicht fehr. tiefen Abbaue von folgenden Toffilien. Kohlen aller Art, Torf, Kalk zum bauen und düngen, Mergel, Gyps, Thon, vom Töpferthon bis zum plaftifchen, Feldſpath, Porcellanerbe, Gelb— erde, Walkerde, Wundererde, Bolus, Dach-, Zeihnen-, Web: Schiefer, Serpentin, Thon: und Nafeneifenftein, reiner Kiefelfand, Bau: und Straßeniteine ıc. — 17 — Welchen reichen Gewinn bringen nicht Gruben von reinem Sande in fand» und fluß= armen Gegenden, welchen großen Werth Haben nicht Thon» Gruben in fandigen, - Bau: und Straßen» Steinbrüche in ſteinarmen Auen? nicht immer liegen fie entblößt zu Tage, würden aber bei nur einiger Aufmerkſamkeit viel Dfterer, als es der Tall ift, bei landiwirthfchaftlichen Erdarbeiten erfchloffen werden. Wie oft Bleiben nicht zufällig aufgeſchloſſene, faſt bis zu Tage ausftreichende Kohlen unbeachtet, weil man da feine Kohlen vermuthet, ja fie fogar oft nicht Fennt, da die wirklichen Steinfohlen= und Braunkohlen: Formationen in diefer Gegend gänzlich fehlen? Sind denn aber die Koh: len der Dolith=, Lias-, Keuper-, Wealden: Formation nicht auch Gewinn bringend? merden fie nicht häufig ab: gebaut? wäre es auch nur zur Vitriol- Gewinnung. Wie groß die Unkenntnig in Bezug der gewöhnlichiten Mineralien und Foffilien auf dem Lande noch) ift, mögen ‚folgende Beifpiele verfinnlichen. Es wurde zeitungsfundig, daß vor wenig Jahren die Bauern eines Dorfes in Sachfen in einer Kiesgrube Gold in Menge gefunden zu haben glaubten und luſtig ſchon auf ‚den nahen Gewinn in Saus und Braus ihr Geld ver: praßten. Sie gewahrten ihren ftarfen Irrthum erſt, als man ihnen fagte, fie hätten Katzengold, folglich gelb: lihen Slimmer gefunden. Kanten fie auch feinen Na: men nicht, mußten fie ihn doch ald Gemengtheil ae a sang = ya ihrer Gegend gefehen Haben. Ein Bauer, der ſich neue, große Kellerräume aus: ——— hatte, ſtand eben im Begriff, mit dem ausgegra⸗ benen Boden Hohlivege auszufüllen, als wir ihn darauf aufmerkſam machten, es ſei dieß für ihn doch ein großer Verluſt, da er ja den ſchönſten, reinſten Töpferthon aus— gegraben habe. "Er trug nun Proben an die nächiten Töpfer ‚und verhandelte ihn fofort um ſchönen Preis an diefe. Er gewann dadurch nicht nur das Ausgrabelohn feiner Keller: räume, fondern auch einen fchönen Beitrag zu den Steinen - Wi für Die Keller. Es wurde ihm aber auch dadurch eine er- Fleckliche jährliche Einnahme fir die Dauer; denn, auf: merffam geworden, unterfuchte ex fein an das Gehöfte grenzended Teld, welches Näffe wegen fehlechte Ernten gab, fand unter der Ackerkrume denfelben Thon und legte dort eine Thongrube an, welche ihm alljährlich eben fo viel ein: brachte, ald oft das ganze Feld. Haben wir num jetzt dargethan, daß das Uebel nicht wegzuleugnen fei, und die Urſachen deſſelben nachgeiwiefen, wollen wir nun die Mittel befprechen, welche nach unferm unmaßgeblichen Ermeſſen geeignet erjcheinen, dafjelbe nad und nach möglichſt zu heben. Zuerſt gilt es jedenfalld, die Grundſtücksbeſitzer auf ihre nicht geahnten unterirdifchen Schäße aufmerffam zu machen. Die darf aber durchaus nicht von Negierungen und - Dbrigfeiten ausgehen, weil man in diefem alle fofort argwöhnen würde, es fehlummere eine höhere Beſteuerung im Hintergrunde. Als Beifpiel diene die lebte Volkszählung im Königreich) Sachſen. Die dabei vom ftatiftifchen Bureau ausgegebenen landwirthfchaftlihen und gewerblichen Brage: bogen brachten, troß aller gedruckten Gegenverficherungen, das Mißtrauen bei der großen Mehrzahl im Volke fo in Schwung, daß nur ausnahmsweiſe die reine Wahrheit au: gegeben worden fein dürfte, Wir glauben, die Nedactionen der auf dem Lande meiſt gelefen werdenden Volks: und Wochenblätter wären am bejten dazu "geeignet, dieſem Oegenftande erfolgreich ihre Spalten zu öffnen! Sie haben fich Vertrauen unter den Landleuten erworben, Hinter ihren Anregungen kann fein Steuer-, Fein Privat: Zwed liegen. Erzählten fie nun dann und waunn in ihrer populären Manier, wie hier und da ein armer Landwirth ſich durch den Abbau eines gewwinnbringenden Foſſiles finanziell bedeutend gehoben habe, daß es folcher Schäbe faft in allen Gegenden noch ſehr viele zu heben gäbe, würden fie fich gewiß um das Allgemein: > wohl werdienter machen, als wenn fie dem-fchlichten Manne oft imverftändliche politifche Leitartikel Bringen, oder No: vollen und Gefchichtehen auftifchen. Sie müßten auf Ge— winn bringende Boffilien, fie befchreißend und nennend auf merkfam machen, mittheilen, daß zu ihrem einfachen Abbau feine Eoftfpieligen Vorrichtungen, Feine großen Summen nöthig feien; fie müßten hierher gehörige Paragraphen aus den Landes: Berggefeßen erklären, und ficher würden ihre Worte nicht als leere verflingen. Stoff dazu könnte den meift in größern Städten chenden Nedacteuren bei nur - einiger Bemühung darum gewiß nicht mangeln, und fie würden zu dieſem guten Zwecke gewiß von Fachmännern und den betreffenden Behörden unterſtützt merden. Iſt nur einmal Lärm gefchlagen, dann wird fich ficher Wißbegierde, wenn auch nur fpeculativ = Iufrative, nad größerer Belehrung fehnen. ‚Zu folcher Belehrung, qualifizivten fich am beſten die ſchon beftehenden landwirthfchaftlichen Vereine. - Rationelle Landwirthſchaft kann ohne Bodenfunde nicht beftehen, Teistere nicht ohne Geſteinslehre. Der rationelle Landwirth muß nothwendig wiſſen, aus welchen Gefteinen feine Ackerkrume fich bildete, aus was für Steinen und Schichten ihr Untergrund befteht, und um dieß zu ergründen, muß er Geſteinslehre kennen. Zeder nur einigermaßen Wohlhabende, der ſich der Landwirthſchaft widmet, und größere Güter als Beſitzer, Pachter oder Verwalter zu bewirthſchaften Willens iſt, wird ſich dazu in einer bffentlichen oder privaten Lehranſtalt aus: Bilden lafjen. Dort muß er Boden» und Gefteins: Kunde „betreiben, folglich wird es in den landwirthſchaftlichen Ver⸗ einen auch nicht an Perſonen fehlen, welche darüber zu en, zu belehren befähigt find. Profefforen der Geognofie und Geologie find zu dieſem einfachen Zweck nicht erforderlich. Wollte man einhalten, dieß gehöre zur Technik, nicht zur reinen Landiwirthfchaft, fo fragen wir, find Spinnz, Flecht-, Klöppel: Schulen, welche alle ſchon von landwirth— — 20 — fchaftlichen Vereinen errichtet wurden, find Brennereien, Brauereien, Ziegeleien ze. nicht ebenfalls der Technik zu- zuzählen? heben nicht Kalk, Mergel, Gyps die Agricultur? bedarf der Landwirth Fein Feuerungsmaterial? Man Elagt fehon Häufig, und wohl nicht ohne Grund, die erſt fo rege Theilnahme an den landwirthſchaftlichen Vereinen fei hier und da recht lau geworden; wäre der Grund davon nicht vielleicht darin zu fuchen, dag man mitunter landwirthfchaft- liche Theorien auf zu hohe Stelzen ftellte, auf welchen zu gehen nicht Jeder befähigt it? Trüge man nun mitunter in diefen Vereinen etwas Geſteinslehre vor und verfinnlichte fie durch Vorzeigung von remplaren der Ketreffenden Gefteine, käme etwas Neues und dadurch Jutereſſantes in die alte Ordnung und die vegere Theilnahme würde wieder erfichen. Der Wahlſpruch jedes Vereines heißt: „viribus unitis“, demnach würde e3 ein Leichtes fein, in jedem Bereine eine Sammlung der gewöhnlichiten Geſteins- und Erdarten aufzuftellen, um fo mehr, ala man jet für wenige Thaler fchon anfehnliche Suiten der gewöhnlichiten Geogno— filien exfaufen kann. Es würde dann jedes Mitglied durch Anſchauen diefelben richtig kennen lernen. Solche Eleine Sammlungen in Verbindung mit prakti- fehen, populären Büchern (4. B. Bernhard Cotta's Gefteinslchre, Treiberg, 1855) würden fchon won großem Nuten fein. Ueberhaupt wären kleine Fachbiblio— thefen bei den meiften Landiwirthfchaftlichen Vereinen, wie wir, ſelbſt drei Jahre Vorftand eines ſolchen, uns genügend überzeugten, noch fehr zu wünfchen. Deshalb Haben wir bei Beurtheilung des Werkes „die kleinen Feinde der Sandwirthfhaft v. Nördlinger” im Literaturblatt d. 7. St. d. allgem. deutfch. naturhiſtor. Zeitung d. Iſis in Dresden 1855 auch deffen Ankauf den landwirthſchaft— lichen Vereinen aus voller Ueberzeugung anempfohlen. Würden die landwirthſchaftlichen Vereine Diefe neue Branche mit Eultiviven, wäre fin die Gegenwart fchon viel gewonnen, — 11 — Um aber dauernd, befonders fir die Zukunft, einige Kenntnif über Sefleine, deren Werth und Benutzung unter das Volf zu bringen, glauben wir, es fei der wür— dige Stand der Elementarvolkoſchullehrer dazu am meiſten geeignet. Er ift nicht nur im ganzen Lande fehr verbreitet, und wäre jehr leicht dazu zu befähigen, fondern er kann ichon Intereſſe für, und Belehrung über die nützlichen Ge⸗ ſteine und Erden dem Gedächtniß der Kinder einprägen. Es ſoll dadurch aber keineswegs den Pädagogen eine neue Laſt des Wiſſens aufgebürdet werden, nein, man ſoll ihnen fpecielle Naturgeſchichte nur über die gewöhnlichſten und nützlichſten vaterländiſchen Vorkommniſſe vortragen und ſie i in dieſer Wiſſensbranche auch nur über die letzteren erami- niren. Wer von diefen jungen Männern fpäter Luft und Muße hat, fih in der Naturgefchichte weiter zu berboll- kommnen, der wird ſich ſchon ſelbſt aufſchwingen, wie uns der —— Beiſpiele viele wiſſend find. Geſteinslehre iſt nur in Verbindung mit Sammlungen mit Vortheil vorzutragen, während in der Pflanzen- und Thierkunde gute Abbildungen dieſelben entbehrlicher machen. Man ſtelle deßhalb in den Seminarien kleine Samnı- lungen von den gewöhnlichſten und nutzbarſten vaterländi— ſchen Geſteinen und Erdarten auf; gewiß werden die be— treffenden hohen Miniſterien im Intereſſe der Volkswohlfahrt dazu willig die Hände bieten. Iſt nun der Seminariſt in das Amt gelangt, verfahre er in Bezug auf Naturgeſchichte mit ſeinen Schulkindern ebenſo; er behandele nur das nahe Vaterländiſche ſpeeieller. Damit aber nun die Kinder die Geſteine auch ſelbſt kennen lernen, veranlaſſe fie der Lehrer, alle. ihnen auf— fälligen Gefteine und Erdarten ihm zu Bringen. Dadurch und durch Austaufh von Doubletten mit feinen Collegen wird fih nach und nach -in jeder Schule eine Kleine Samm: | lung ohne alle Koften herſtellen laſſen. Nennt nun der Lehrer die eingebrachten. Steine den Kindern von Zeit zu | Zeit und belehrt fie über ihre Benußung , über — Werth, | XI. | | — 12 — jo wird doch wenigſtens bei jedem der Kinder Etwas fich im Gedächtniß verhalten, was durch feine Verſchiedenheit bei den verfchiedenen Kindern, find Diefelben fpäter er mwachfen, ſchon em leidliches Ganze in einer Gemeinde bilden kann. Wir mollen die große Mehrzahl im Volfe ja nicht zu Mineralogen und Geognoften gemacht wiffen, wir wünſchen nur, daß zuvor ihre Aufmerkfamkfeit auf die oft fo oft: baren unterirdifchen Schäße gelenkt werde, und daß dabei diefelbe nur eine oberflächliche Kenntniß von denjelben er: lange. Iſt fie mur einmal aufmerkffam geworden, dann wird fie, findet fie bei ihren Berufsarbeiten in der Gegend ungewöhnliche Geognofilien, und reicht ihr Wiſſen fie zu erkennen nicht zu, fich über deren Wefen und Nuben ſchon weiter befragen. Möchten diefe unfre wohlgemeinten Worte nicht un— berückfichtiget erklingen. XV. | Fortfegung der Diterländiichen Lepidoptern - Fauna von M. Schlenzig. Geometrae. Genus:}. Ennomos. Flexularia, fehr einzeln. Lituraria. Signaria Notataria Amataria Emutaria Emarginaria Parallelaria, mäßig. Apiciaria, felten. { Advenaria Dolobraria. Crataegata Prunaria,mit vielen®arietäten Syringaria Lunaria Ilustraria Nlunaria. Evonymaria Angularia Erosaria rang ang beiden Span- Tiliaria Iner hat man neuer: Spanner. dings mit einander ver— mechfelt. Der ganz ge— - möhnliche Lindenfpanner fommt bei uns faft nur auf Linde vor und verdient den Namen tiliaria mit Recht; alniaria dagegen fommt überall nur fehr - mäßig vor. Ich fand ihn hier mitten unter Erlen, daher der Name alniaria ihm ebenfalls mit: Recht gebührt. Gen. 2. Acaena. Sambucaria Gen. 3. Ellopia. Margaritaria Fasciaria Var. prasinaria Gen. 4. Geometra. Putataria Aeruginaria Viridata Vernaria Bupleuraria Bajularia Papilionaria ‘ythisaria Gen. 5. Aspilades. Rosearia. Auch) diefer Span: ner wird mit auroraria ver⸗ mwechfelt. Während rosearia die wirkliche Farbe einer dunfeln Rofe hat, ift bei auroraria auch nicht das Mindefte zu jehen. Vespertaria Gilvaria Palumbaria Gen. 6. Timia. Nichts. Gen. 7. Crocallis. Elinguaria, felten. Pennaria Gen: 8. Guophos. Furvata Punctulata Gen. 9. Boarmia. Cinctaria Crepuscularia CGonsonaria Roboraria, mit einer jeltenen Varietät. Abietaria Repandaria Var. conversaria Rhomboidaria Extersaria Sociaria ‚Hirtaria u — Lichenaria Carbonaria. Sn dem Gen. Boarmia giebt es noch viel zu berichtigen, es herrfcht darin der größte Wirrwarr. | Gen. 10. Amphidasis. Betularia Prodromaria Pilosaria Hispidaria,, felten. Pomonaria. Die Puppe von diefem Spanner fcheint meh: rere Jahre liegen zu bleiben. Am zahlreichiten kommen diefe Spanner allemal auf einem Haue vor, auf wel: chem Bäume ſtehen geblieben find. Die Urfache liegt ver- muthlich darin, daß die Sonnenmwärme beffer in den Erdboden dringen Fann, als es im Hochwalde gefchieht. Gen. 11. Psodos, Nichts. Gen. 12. Fidomwia Hepararia Pinetarıa Piniaria Diversata, felten. Atomaria Glarearia Glathrata Dilectaria, fehr jelten. Immoraria Wawaria Plumaria Pulveraria Aurantiaria Defoliaria Progemmaria Aceraria Bajaria ‚ Leucophaearia Var. nigricaria Aescularia Gen, 13. Bhesige Juniperata Variata Obeliscata Gen. 14. Gabera. Pusaria Punctata Exanthemaria Sylvestrata Strigillaria Punctaria Poraria Omicronaria Pendularia Gen. 15. Acidalia. Ochrearia Decolorata, nur einmal in 4 Exemplaren gefunden. Luteata Scabraria Elutata, mit vielen Abände: rungen. Impluviata Brumata Dilutata 125 — Gandidata Osseata Lobulata Hexapterata Sexalata Rivulata Blandiata Undulata Bilineata Rhamnata Certata Gen. 16. Larentia. Gervinaria Mensuraria Badiata Plagiata Bipunctaria Psitticata Rectangulata Sobrinata Pimpinellata Centaureata Gen. 17. Cidaria. Quadrifasciaria Ferrugaria Ligustraria Ocellata Galiata Populata Achatinata Marmorata Pyraliata Moeniaria Fulvata Berbereta — 176 — Rubidata, ſehr felten, vor Taminata. Diefer Spanner 2 Sahren I Eyemplar gee hat erſt feit einigen Jahren fangen und in diefem Jahr fich hier eingefunden. Frü— I Exempl. gezogen. her erhielt man ihn aus Russata Ungarn. Durch die Eifen- - Picata, felten. Ueberaus mild bahnen, auf welchen wer und flüchtig. fehiedenes Material meiter Ruptata N befördert wird, ift fehon ' Montanaria manche Art in Gegenden. Alchemillata verpflangt worden, die fonft Hastata nicht zu finden war. Tristata Gen. 19, Minoa. . Euphorbiata Gen. 18. Zerene. —— 20 Ta Fluctuata Vibicaria, immer ſelten. Rubiginata Aversata, mit 1. Varietät. Adustata Remutata, Sinuata Incanata Albicillata Immutata Marginata, mit vielen Ab- Ornata änderungen, Bisetata Maculata, hier felten. Scutulata Grossulariata | Moniliata Ulmaria Laevigata. XVII. Bemerkenswerthes aus der Oſterländiſchen Fauna im Jahre 1855. Aus dem Gefchlecht Limenitis wurde von populi eine äußerft intereffante männliche Varietät aufgefunden. Auf den erften Anblick könnte man fie für eine ausländifche Art halten, denn auf ihren Oberfeiten fieht man auch nicht das Mindefte von der gewöhnlichen Eißvogelzeichnung. Erſt wenn man den Schmetterling auf der untern Seite be trachtet, Fommt man zu der Ueberzeugung, daß es ein Eisvogel ift. Da die Befchreibung von der Varietät tre- mula auf fie nicht paßt, fo ift diefelbe mit einem andern Namen zu belegen. Schade, daß der linfe Unterflügel ein wenig Fleiner und verfrüppelt ift. Die Vorderflügel find ganz ſchwarz mit kaum zu er: Eennender bloß durchfehimmernder brauner Nierenmafel, die Unterflügel find ebenfalls fchrwarz mit dem den Eisvögeln eigen: thümlich dunkeln Stahlgrün an dem Außenrande der Unter: flügel. Die untere Seite zeichnet fich aus duch eine auffallend dunkelrothbraune Grundfarbe, an den äußern Rlügehrändern zieht fich eine fchmuzig weißgrünblaue Kante Hin, die bei den Oberflügeln ſchmal, bei den untern Breit ift und welche von einem fehr fchmalen ſchwarzen und ſilberweiß gefäumten Rande begrängt wird. Die Größe diefer Varietät ift die gewöhnliche eines nicht großen Eisvogelmännchens. Das merkwürdige Gremplar befindet fich in der Sammlung deö Heren Friſeur Lord hier. — 12383 — Apatura iris — der ſchwarze — und ilia — der braune Schiller — kamen im vergangenen Jahrein fo ungeheurer Menge vor, wie ich fie noch nie fah. Sn großen Klumpen zu Hunderten faßen fie auf den durch den Wald führenden feuchten Straßen. Selbft die Bervohner in der Nähe des Waldes hatten diefe Prachtfalter noch nie in folcher Mienge gejehen. Ging man auf einer diefer Straßen, fo wurde man von diefen Sulifindern vielfach umflattert, ja fie fegten fich auf Hut, Stock, Hofe, Stiefeln und fogar auf die Hände, und fogen von legtern den Schweiß auf. Ich nahm einige ganz ruhig von der Hand weg, ohne fie zu verlegen. Und trotz diefes mafjenhaften Vorkommens ift weder eine Varietät gefehen, gefangen oder gezogen worden. Diefe Schillerfalter follten aber ihren eigenthümlichen Glanz nur kurze Zeit zur Schau tragen. Am 8. Juli, an welchem Tage fie in ihrer Neinheit auf allen Straßen, ja fogar auf den nahen Feldern fo zahlreich zu fehen waren, traf gegen 4 Uhr ein Schloßenwetter mit einem großen Sturme den Wald und fehlug viele Schiller: falter todt und was übrig blieb, war meift über und über befhädigt worden. An den Darauf folgenden Tagen fah man nur einzelne Eleine Gruppen und alle diefe übrig ge— bliebenen Schillerfalter Hatten ein kurzes Leben. Ob daher in diefem Sahre 1856 viel Schillerfalter zu erwarten find, möchte wohl in Abrede zu ftellen fein. Unter diefen Maſſen von Schillerfaltern mar clytie wiederum nur fehr ſparſam anzutreffen, ein Beweis, daß es mit diefem Walter eine be fondere Bewandniß hat. Faſt noch mehr als die beiden borigen Arten fam Hipparchia hyperanthus vor. Ging man durch Grasſtrecken, fo flogen fie zu Hunderten auf. Auch unter diefer Unzahl fand man die weiße Varietät nicht. Bon den Spinnern wurde zum erften Mal in Alten: burg die ſchöne und Eomifch geftaltete und von Schneumonen verfchont gebliebene Raupe von Harpyia milhauseri auf einer kaum 6 Fuß hohen jungen Eiche gefunden. Sch wollte fie photographiren laffen, was aber nicht gefchehen Eonnte, da ſich Die Raupe unter Nachts verpuppte. Daß Diefe DH — 19 — Raupe jo jelten gefunden wird, liegt wohl darin, daß das Weibchen feine Eier gewöhnlich Hoch an die Eichfpigen, an welchen das zartefte Laub fich befindet, ablegt. Die wenig- ften Raupen kommen zum Berpuppen herimter an den Stamm, wohl am meiften gefchieht dies hoch oben entweder am Stamme oder an den ftarfen Ueften, wo Niemand das befchiwerlihe Suchen unternimmt. Es wird daher immer ein äußerſt feltener Fall fein, ein ansgefchlüpftes Eremplar zu finden. Außerdem find die fo leicht zu jehenden Buppen- hüllen den Spechten auägefeßt, welche auf dem Herbſt- und Frühjahrszuge diefe und ähnliche Vorrathskammern gut zu finden wiffen. Auch ift diefe Raupe mie die der Harpyia fagi den verfchiedenen Schlupfiwespen zu fehr ausgefeßt. — Aglia tau und Endromis versicolora, die man jeit meh: reren Jahren fait für auägeftorben hielt, Famen wieder in Mehrʒahl vor. ‚Eine ziveite Merkwürdigkeit bot die Raupe von Cossas terebra, Ein Herr hatte im Januar vorigen Jahres vor einem Haufe am Schloffe, an welchem aspene Scheite ge- fügt und gefpalten worden waren, eine Raupe riechen ſehen. Er brachte fie mir und ich that dieſelbe in ein Glas mit feifchen Sägefpänen. Die Raupe blieb aber nicht darin, fondern lag immer oben darauf. Ich trug jie aus der Stube in die Kälte, wo fie erftarrte. Nach einiger Zeit fah ich mie: der nach ihr und fand fie noch mehr erftarıt. Sch trug fie wieder in die Stube und kaum nach einer halben Stunde lag die Raupe wieder munter und friſch oben auf den Säge— fpänen. Ich erhielt nun aus dem Walde Gipfelſchragen, unter welchen viel aspenes Holz ſich befand. Ich nahm = armdickes Stück Aspenholz, bohrte ein Loch in daſſelbe * die Raupe hinein. Das Stück Holz legte ich Glas, worein ich friſche aspene Sägeſpäne that. Raupe fpann bald das Loch zu und logirte fortwährend in dem Stüc Aspenholze. Im Juni Hatte die Raupe in die obere Seite ein Loch aebiffen. Durch diefed Fam die Puppe zum VBorfchein, aus welcher am 14. Juni ein — 1230 — ſchöner fehlerfreier Terebra- Falter zum VBorfchein kam und der noch jeßt in feiner vollen Reinheit fich erhalten hat. Es ift das erfte vollfommen gezogene Eremplar in Altenburg. Die Raupe und den Schmetterling von Liparis mo- nacha, der Nonne, fanden wir ziemlich zahlreich am Laubholze, obgleich das Nadelholz daneben ftand. Wer: den fie nicht einmal diefes koſten? Das wird eine theuere - Koft! 1855 verwüſtete die Nonnenraupe im Gouvernement Gumbinnen große Nadelwaldſtrecken. Siehe Leipz. illuftr. Zeitung vom I. Septbr. 1855. Acherontia atropos hatte diesmal das liebe Ofterland um- gangen, troßdem, daß das Kartoffelkraut fo fett und einladend ivar. Es ift nun wohl nicht in Abrede zu ftellen, daß bis— weilen der Todtenfopfsfchmetterling hie und da, namentlich in Ungarn, in die Bienenftöcke mit einem großen Ausflugs- loche zu dringen fucht, um Honig mit feinem Rüffel einzu: faugen. Daß ex aber feine Eier hineinlege und die darans ausgefchlüpften Raupen eine Bienenſtocksplage oder viel- mehr Bienenftocfözerftörer dafelbft feien, muß ganz in Ab- rede geftellt werden, wer nur einigermaßen die Lebensweiſe diefer Raupen Fennt, die nur von Pflangenblättern leben. Die den Bienenſtock zerftörenden Naupen find einzig und allein die der Galeria cerella, der Wachsmotte, Wachs: fihabe, Auch möchte zu bezweifeln fein, daß der Todten⸗ fopföfalter der einzige Schmetterling wäre, der nach Honig ginge. Alle Abend= und Nachtfalter haben einen as feinen Geruchsſinn, vermöge deifen fie die Blumen weit un breit aufzufuchen willen, im welchem Nectar für fie zu finden ist, Wie fchlimm wären auch diefe Thiere daran, wenn fie nicht von dem Geruchsfinn fo ficher nach den Blüthenkelchen und fonftigen Futterftätten geleitet mürden! Gefchähe es, daß die Incker ein wachfameres Auge auf ihre Bienenbeftände richteten, fie würden manchen andern Näfcher aus der alter: welt ertappen, der, wenn er auch nicht geradezu in den Bienenſtock zu gelangen fucht, doch aus Ritzen an dem einen oder andern Stoce vielleicht etwas Honig mit feinem langen Rüſſel herauszuholen weiß. Hätte das Ausflugs— loch jedes Bienenſtocks die nach jebiger Konftructur ange: gebene engere Menfur, fo könnte auch ein fo diefer Todten: fopfsfalter in feinen Bienenſtock eindringen. _ Uebrigens "Snefer, Bienenzüchter. — 131 — glaube ich, daß der Todtenfopfafalter wohl meiftenethils fein Leben in dem fo warmen Bienenftocde einbüßt und er von dem überaus ftarfen Honiggeruche betrunken auf den Boden füllt, oder daß der bei dem Zerbrechen der Waben an feinen Körper und feine Flügel gebrachte Honig ihm auch das Herauöfchlüpfen wenigftens erfchwert, Dem am ganzen Körper mohlverwahrten ZTodtenfopfsfalter können die Dienen mit ihren Stichen allerdings auf Feine Art bei: kommen und daher feheint er die Angriffe in Maffe mit feinen Flügeln zurüczufchlagen. Es folgen nun die näheren Berichte über das Ein: dringen des Todtenkopffalterd in die Bienenſtöcke. Siche Dienenzeitung Nr. 3. 15. Februar 1856. Seite 32 u. 36. Der emeritirte Pfarrer, Herr Stofmann in Sala: Apathi, berichtet vom 8. Dezbr. 1855, daß er hinter dem Kammfchieber eines Dzierzonſtockes einen großen Abendfalter, der mit dem Kopf und den Vorderfüßen zwifchen der Falzleiſte und dem erften Stifte des Schiebers hervorragte, feineshintere gewichtige Perſönlichkeit aber nicht durchzwängen fonnte, entdeckte. Sch nahm ihn heraus, zerdrückte ihn und befam einen Eleinen Kaffeelöffel voll reinen Honig; aus einem zweiten, der im Innern defjelben Stockes lag, befam ich ebenfoviel. . Ein Ungenannter berichtet, wie er bei dem Blinden Naturforfcher Kranz Huber in Genf (+ den 21. December 831, 81 Jahre alt) den Todtenkopfsfalter in einem Bienen- ſtocke beobachtet Habe. Den blinden Huber unterftüßte ein gewiſſer junger Mann, Burnens mit Namen, bei feinen Bienenſtöcken und bei allen andern Naturforichungen, er war defjen for: Shi Ange. Als ich einst (erzählt der Ungenannte) in ıftrag Euvier’3 bei dem Blinden Huber zum Befuch war, fagte er zu mir: Sie werden heute Abend etwas ſehen, was Wenige gefchaut haben. Wir nebit den Familiengliedern Huber’3 festen uns ſchweigend um einen Bienenforb herum und bald bemerften wir einen Nachtfalter. Es war ein Todtenfopf. In immer en: erem Kreife umfchtwirrte er den Bienenforb; plößlich ließ er Boa denfelben nieder, fuchte die Ausflugsſtelle, machte ſich 8 Elein als möglich und Eroch hinein troß den Angriffen der Dienen, die ihr Haus vertheidigten. (Beiläufig muß ev: wähnt werden, dat dies ein Bienenkorb von Glas war.) Durnend dffnete nun einen Schieber im Bienenkorbe und wir Fonnten fehen, wie der Räuber mit Flügelſchlägen — 132 — die Bienen bei Seite warf, geradeswegs nach den Warhö- waben vordrang und die Zellen zerbrah, um Honig zu verzehren. Er verfchonte nichts, ja er fchien mehr noch muthwillig zu verwüſten, als fich fättigen zu wollen, und ea währte ziemlich lange, ehe ex fich auf den Rückweg machte. | Shretmegen, fagte Huber zu mir, haben wir den ges _ flügelten Räuber fein Werk der Zerſtörung vollenden laffen, damit Sie eine Thatfache felbft fehen, welche von der Willen: Schaft beftritten wird; aber wiederholen foll ex feine That nicht. Und der Zodtenkopf wurde bei feinem Austritt gefangen, Dei Roda hatte Deilephila galii den gewöhnlichen Schotenmweiderich beſchmeißt, ſo daß die Raupen zahlreich gezogen werden Eonnten. Seit 1834 hat fich diefer Schwär— mer bei uns in Mehrzahl nicht wieder fehen laffen und es wurde Daher nur felten.eine einzelne Raupe aufgefunden. Bon den Eulen fand man Polia herbida in auffallen: der Anzahl. Diefe Eule war von jeher ftet3 nur fehr felten anzutreffen und man hielt fie jedesmal für einen guten Fund. Doch in dem vergangenen Jahre Fonnte, man fie in großer Anzahl erlangen. Faſt von jedem Bufche, jedem jungen Baume flogen fie herunter, wenn man daran rüt- telte. Gleich nach dem Ausfchlüpfen ſaßen fie auf der fin- ftern Seite der Stämme. Die Raupen zehrten fehr früh ſchon an der Waldprimel, und es hielt nicht ſchwer, Schach: teln voll davon zu finden. Im Herbfte waren faft alle niedrigen Pflanzen von Raupen wie befüet, und fommt diefes Naupenheer gut durch den Winter, jo wird Die Herbida-Erute Zegion.* Ich Fann mir nicht anders erklären, als daß diefer Falter zu den wandernden Nachtfaltern gehört. Wie viele Jahre er fich hier aufhaltenwird, ſteht zu erwarten. Unter den zahlreich, gezogenen Eremplaren der herbida konnte man eine Menge Varietäten herausftellen. Diefen allen aber Namen geben zu wollen, wäre in der That höchſt überflüffig. Mache man es doc) lieber wie bei Sme- rinthus tiliae und populi, die ebenfalls fo fehr variiren. Diefe ftedt man nah der Färbung zufammen, erit die lichten, dann die dunfeln Eremplare. Das überhand ge- nommene heutige VBarietätenmachen ift ein fchlimmes Hand- werk, bei welchem mancher Käufer verlockt wird. Varie— N | ni *) Die meijten Herbida-Raupen hat der Winter getüdtet, wie es fih jeht (April 1856) zeigt. — 133 — täten müffen aber auch Varietäten fein, und fich gleich bei dem erften Anblik als folche Herausftelen. Von Polia herbida ift fein Eremplar dem andern gleich. Gatocala fraxini wurde in ziemlicher Anzahl erbeuter, und ziwar in fchönen großen, bald lichten, bald dunfeln Sremplaren. Obgleich die größte unferer Eulen ziemlich gemein ift, fo erhält fie fich doch immer wegen ihrer Größe umd ſchönen Färbung in Anfehen und wird gern gefucht umd genommen. M. Schlenzig. Die landwirthſchaftliche Winterfchule zu Altenburg. Vom bisherigen Hauptlehrer derſelben Eduard Lange. e } Unſere vom landwirthfchaftlichen Vereine zu Altenburg errichtete landwirthfchaftliche Winterfchule wurde Anfang November 1854 eröffnet und bis Ende März 1855 die erften yet Monate vom 21. und die darauf folgenden 3 Monate von 20 Bauersſöhnen befucht. Diefe Handen in einem Alter von 15 bis zu 25 Jahren und hatten ihren früheren Schulunterricht theild in verfchiedenen Dorfſchulen, theils bei verfchiedenen Privatlehrern, theils in der Matthiäſchen Re Kappel, theild in den untern Claſſen des Gymnafiums u Altenburg genoſſen. Aber troß ihrer ſehr ungleichen. orbildung Fonnten und mußten diefelben in einer und derfelben Claſſe unterrichtet und vorwärts gebracht werden, wenn auch das Maß ihrer Leiftungen immer ſehr verfchieden blieb. Um die Schüler den ländlichen Eitten durch die ar: in Feiner Weiſe zu entfremden, wurden die 4 wöchent— lichen Unterrichtftunden fümmtlich an einem einzigen Tage und IR Mittwoch früh von 10 bis 12 und Nachmittag von I bi8 3 Uhr gehalten, fo daß jelbit die noch mehr ale 2 Stunden entfernt wohnenden Schüler, ohne in der Stadt übernachten zu müffen, früh won ihrer Heimath aus noch zur rechten Zeit die Schule erreichen und Nachmittags nad) dem Schlufje der Stunden noch rechtzeitig nach Haufe zurückkehren konnten. Die Unterrichtsgegenſtände waren: M praktiſche Geometrie, nicht auf mathematiſche Beweisführung, ſondern vielmehr auf das Ausmeffen und Berechnen der verfchiedenen Flächen und der regelmäßigeren Körper gerichtet; 2) Zeichnen, um die Schüler dadurch nach und nach in den Stand zu jegen, einen Bauriß und die Zeichnung einfacher landwirth— — ſchaftlicher Geräthſchaften und Maſchinen zu verſtehen. 3) Pflanzenbau und 4) Thierkunde mit vorzüglicher Berück— fichtigung der für die-Landwirthfchaft und das Hausweſen befonders nüßlichen oder fehädlichen Inſeeten. Für Die häusliche Thätigkeit wurde in der Geometrie nach jeder Stunde gewöhnlich die Ausrechnung einer oder zweier Flächen oder Körper aufgegeben, während der Pflanzenbau und die Thierkunde zugleich zu Uebungen im schriftlichen Ausdruck benußt wurden, Es wurde deshalb mit diefen beiden Fächern fo abgewechfelt, daß in der einen Woche 14 bis 2 Stunden Pflanzenbau und in. der andern Woche 14 bis 2 Stunden Thierkunde vorgenommen und dann jedes Mal die Haupt: fache des Vorgetragenen von den Schülern zu Haufe in Beantwortung aufgegebener Fragen fehriftlih wieder zu: fammen geftellt wurde. Dieſe Niederfehriften über. das Penſum der legten Stunden wurden dann von dem Lehrer zu Haufe im Ausdruck und in der Rechtfchreibung verbeſſert und die orthographifchen Verbefferungen von den Schülern zur Hebung im Rechtfchreiben ftet3 bei der neuen Ablieferung dieſes Heftes jede 4 Mal richtig abgefchrieben vorgelegt. Auf diefe Uebungen im Rechtfchreiben haben wir dabei ftet8 nächft der richtigen Auffaffung und Darftellung der Sachen fel6ft das größte Gewicht gelegt, weil wir überzeugt find, daß viele verftändige und erfahrene bäuerlichen Landwirthe ihre Wirthfchaften noch beſſer und wortheilhafter betreiben und ebenfo auch ihre Gemeindeangelegenheiten befjer ordnen. und verwalten wirden, wenn ihnen der richtige Gebrauch der Schriftfprache nicht fo ungewohnt wäre, wie dies noch jeßt bei den wenigen Veranlaffungen, die Uebungen in der Schriftiprache nach vollendeter Schulzeit fortzufeßen, bei der Mehrzahl der Tall ift. Auch Haben die Schüler dieſer Anz forderung größtentheild fleißig und ovdentlich - entfprochen, und es find nır wenig Niederfchriften über das in den legten Stunden Vorgetragene deshalb unverbeffert zurück: gegeben worden, weil die Schüler die 4 malige Adfchrift der vorigen Verbefferungen unterlaffen hatten. Der Aufwand für den Linterricht ſowie für Heizung und Reinigung ded und unentgeltlich überlaffenen Unter richtölofals betrug in diefem erften Schuljahre, da der Lehrer für den gefammten witjenfchaftlichen Unterricht für dieſes erſte Verſuͤchsjahr ein Honorar ablehnte, nur 22 Thlr. IH Ngr., fo daß von den 41 Thlr. Schulgeld der Schüler 18 Thlr. 15 Nor. Ueberfchuß in die Kaffe des landwirthichaftlichen — 15 — Vereins eingezahlt werden konnte. Ueber Fleiß und Be: tragen der Schüler fprachen die beiden Lehrer fich durch: gehends zufrieden aus. — Das war das erfte Jahr unferer landwirtbfchaftlichen Winterfchule. Der zweite Curfus wurde Anfang November 1855 er: öffnet und zwar mit 27 Schülern, won denen aber nur 15 Neulinge in der Anftalt waren, indem 12 vorjährige Schüler auch dieſen Winter wieder an dem Unterrichte Theil nahmen. Der Altefte Schüler ftand dies Mal bereits im 30. Jahre und die beiden entfernteften hatten zur Schule einen Weg von nicht weniger als 3 Stunden zuriick zu legen. Doc) erkrankte einer der LZebtern noch vor Weihnachten, worauf beide Brüder mwegblieben und die Schülerzahl jo auf 25 herabfanf. Die ganze Einnahme aus dem Schulgelde be- trug das Mal von Anfang November bis Weihnachten 1855 im Ganzen 27 Thlr. und von Neujahr bis Oſtern 1856 im Ganzen 25 Ihlr. zufammen alfo 52 Thlr. Dagegen erhöhte fich der Aufwand nicht allein um 50 Thlr., welche der wiſſenſchaftliche Hauptlehrer und Leiter der Anftalt er: hielt, fondern auch noch um 25 Thlr., womit der Lehrer im praftifchen Teldmefjen Honorirt wurde. Der Zeichen: lehrer wurde wie im vorhergehenden Jahre mit 12 Thlr. honorirt, und der ganze Aufwand ftieg in dieſem Sabre auf 101 ae 25 Ngr., fo daß der diesmalige Zufhuß aus der Kaffe des landwirthfchaftlichen Vereins 49 Thlr. 25 Nor. betrug. Ziehen wir hiervon den vorjährigen in bie Vereins: kaſſe eingezahlten Ueberfchuß von 18 Thlr. 15 Ngr. ab, fo hat die Vereinskaſſe in beiden Schuljahren zufammen im Ganzen 31 Thlr. 10 Ngr. zum Unterhalt der Schule beigetragen. Die Schulftunden wurden in diefem Jahre wegen der praftifchen Feldmeßübungen eine Zeit lang auf > vermehrt‘ und Beftanden in I St. Zeichnen, 1 St. Ackerbaulehre, I ©t. gemeinnüßige Kenntniffe und 2 St. Feldmeſſen. Mit der Aderbaulehre und den gemeinnüßigen Kenntniffen hauptfächlich aus der Gewerbfunde wurde, wie im vorigen Jahre mit dem Pflanzenbau und der Thierfunde, wöchentlich abgewechſelt, das Vorgetragene von den Schülern jedes Mal nach dietirten Fragen ausgearbeitet und diefe Nieder: ſchriften von dem Lehrer daheim verbeffert und die gemachten — Verbeſſerungen dann das nächſte Mal von den Schülern je 4 Mal abgeſchrieben. Auch bei den Feld— meßübungen war der Hauptlehrer regelmäßig zugegen, ſowie er auch ſtets an dem Aufzeichnen und Ausrechnen der ge— * — 136 — meſſenen Felder und Wieſen Theil nahm. Im Allgemeinen leiſteten hierin diejenigen Schüler das Meiſte, welche ſchon voriges Jahr dem Unterricht in der praktiſchen Geometrie beigewohnt hatten, wiewohl auch einige Neulinge recht wacker Schritt hielten. Doch trat die Ungleichheit der Vor— bildung hierin oft recht entſchieden zu Tage, zumal da die fortgeſchrittenen Schüler nicht ſelten um neue, ſchwierigere Ausmeſſungen baten, während die Schwächeren dabei an der Möglichkeit, gehörig mit fortzukommen mehr und mehr verzweifeln mochten. Dazu erfchwerte die Winterfälte dieſe überaus nüßlichen Uebungen nicht wenig, und e8 gehörte in der That der ganze Eifer der Lehrer und der Schüler dazu, dieſe Meffungen troß aller diefer Schwierigkeiten be- barrlih fortzuführen und nur ausnahmsweiſe mit gemeittz ſchaftlichen Ausrechnungen bereits gemefjener Flächen. zu vertaufchen. Denn in der Regel wurden die Aufzeichnungen und Ausrechnungen der gemefjenen Stücke von den Einzelnen daheim gemacht und nur da, wo die Refultate nicht zu: ſammen jtimmten, zur Entſcheidung der ſtatt findenden Zweifel in der Schule an der Tafel wiederholt. Die letzten Stunden jeden Schuljahres wurden einer Anleitung zur Anzıccht und Veredlung der Obſtbäume ge: widmet und dabei zugleich eine große Anzahl Edelreiger empfehlenswerther Obftforten unter den Schülern vertheilt, deren mehrere mit Rreuden berichteten, daß ihnen ihre vor: jährigen Veredlungsverſuche wohl gelungen feien. Können wir nun nach alle Dem niemals behaupten, daß umfere landwirthfchaftlihe Winterfchule Großes und Entfcheidendes gelciftet habe, fo glauben wir uns doch auch) zu der Ueberzeugung berechtigt, daß diefelbe auch ſchon jebt manches Erfreuliche und Grmuthigende zu Tage gefdrdert habe, und daß die fernere Fortfegung derfelben, jo lange wenigftens eine umfafjendere und vwollftändigere Bildungs: anftalt für junge praftifche Landwirthe bei und nicht da ift, dem landwirthſchaftlichen Vereine angelegentlih em: - pfohlen werden fünne. Doch können wir demfelben auch nicht bergen, daß hierzu auch in Zukunft Geldopfer aus feiner Kaffe unentbehrlich fein werden, fo lange mwenigftens diefer Schule Feine anderen Geldmittel ala das Schulgeld der Schüler zu Gebote ftehen. tar, Febri a ER Nadımittags 2 Uhr. nr ———— Stand des Zuſtand meters. Thermo— des Temp. —0.|'meters, | Wetters. + 5,0 jfib. ©. 3,75 |woll. ©. 50 tb. ©. ®. 4,5 wolf, NW 3. 80 itrb. N. — 05 |Shn. RN — 02 trb. N. ra 1,75 |helle ®., | 1,25 Itrb. ©. 75,5 |woll, &.8.©4, 72,25 Itıb. N. ®. 3 wolk. RN. W. —575 wolt. S.B.wind. I 75 wi WW, \ 6,5 hell W. firm —_40 tb, ©. er} 2,9 trb. W. Er je 9 || 475 (elle D. +8,75 wolk. ©. — 975 |helle WB. +! 6,75 |tb.N.®. _ 6,5 irb N. 13 1,75 \trb. N » * | “ u pn De) “ “ — N \% — D — 5,5 wolf. ı. : 6,6 !—-[ 2,75 Itrb. N. 13,2 wolf. N. O. trb. M, wolf. D. —n— 0,75 — 4,75 Meteorologifche Tabelle auf die Monate: Januar, Februar, März 1855, von W. 2. Bechitein. Höchfter Barometerftand den 7. Januar — 28," 0,5", Tiefiter Barometerftand den 23. März — 26," 6, 8". Kältefter Tag den 19. Februar — — 17,0,". Sand Ri Bea et. ee Ar Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens S Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. * a — 2 (Stand desl@tand des] Zufand |Stand desia,unn ve Zuftand * —— des Stand des] Zuftand Stand des Sand desl Zuftand © Stand desistand des] Zuftand Stand deeſerand des Zuſtand 2 8 ar Thermos . des en Thermo- des a meterei Thermo-= des —— Thermo— des Z wie Thermo= des Baro> Thermo= des x Izemy. —=0. meters. Wetters. Temp. —0.| meters, | Wetters, Temp. —0.| meters. Wetters, Temp. —o.| meters. Wetters, ; Temp. —0.| meters. | Metters, —— meters. Wetters. 1127, 12 |+ 5,0 |trb. WM. wind. Wſnm.127, 2,2 |— 7,75 Schn. N, 127, 39 |— 7,75 |Schn. N. 1 127, 51 |+ 15 |ttb. ©... 127,42 + 5,0 |teb. ©. 2] : 0,0 1,0 |bt.N. W. wind, 27, 1,3 0,75 Sn. R.Btem]| 2) 90 10 helle N. = 91 10,5 helle ©. 2|- 43 3,0 Ihele S.W. |: 35 5,75 I|molf. ©. 3|- 55 0,5 |Sän R.B.fm| : 66 1,75 |fb. N. _3|- 74 | 25 helle O0. |: 64 | 7,0 \hele N. 3 26, 11,6 5,0 \trb. ©. 26,118 30 I.S.®. — 77 30 m. n.W. |: 84 45 \belle W 4|- 26 | | 1: 34]= 0, |kb ©. 427, 39 | 30 (heile ©. ©. 37, 3,7 5,5 |trb. N. W. 5l= 99° 35 t6.©.W. |- gi 4,5 tb. ©.W. 5 26,119 |+ 0,5 tb. ©. ®. 26,113 + 20 Ne. ®. >|: 44 2,0 tb. N. I 58 | 45 mol 2 | — 356.688. |- 98 45 tb.©W. | 6 - 113 | 10/5. ®. 127, 0,0 35 Schn.Rege.W@.| 6 |- 67 — 0,5 jhelle ©. 767 40 Ihele N. OD. 723, 04 45 |ttb. ©. @. |28, 0, 55 It. W | 7127, 236 — 190 tb. R. : 4 |= 0, Ir. ®. 7|= 46 |F 15 tb. N. = 48 3,0 |trb. N. 5/7 03 5,5 Itegn. ©. ®. |- 02 40 \trb. W. 8|- 63 3,0 tb. N = 65 |— 250. 9, 8 41 1,0 \regn. N. Schn. = 43 — 05 Shan. Rn. 9 127,100 40 |trb. W 27, 91 3,75 |ixb. ®. 9 7,4 50 wif. 9 zu 8,5 [helle ©. 9|= 4 05 te |» 47 + 05 | N | 10 |= 114 0,75 |hele RN. W. | = 11,9 1,75 |ttb. N. ©. 10 |: 53 13,0 |helle N : 47 10,0 |. N. 10 |: 42 |— 1,75 (tb. © : 40 1,75 |\trb. N. 11 38, 0,2 1,0 |tb.N.B.Schn.| = 11,9 0,5 reg. NM. | 11 |; 29 100 helle ®. |= 2,1 2,0 |helle W. 1 = 34 1,25 |Schn. N. W.|- 3,0 175 he W, 12 27,106 | 0,5 |\tegn. ®. - 10,0 1,75 |fr6.N.®.wind.| 12 |= 04 | 5,75 Ittb. ©. 26, 11,8 5,0 |trb. ©. 12 |26, 11,7 4,75 \helle ©. 236, 94 | 1,25 Itb. ©. Bl: 96 = 0, |tb. N. = 88 |— 0,25 [irb. N. 13 | = 04 6,0 Shn. N. 127, 0,0 4,75 16.0.9. |B|- 8 + 15.6 |; 87 5,5 |: 88 |< 236 |wiE. N. = 90 | 2,25 \wif. N. 14 26, 98 | 70 tb. R. 9. 26, 9,0 6,75 |tb.N.D.Schn.] 14 127, 2,0 0,25 |ttb.W. 127, 31 2,25 Itıb. N. ®. 5|= 96 7,0 |belle ®. : 82 35 |Schu.N.®. | 15 | = 11,4 6,0 Shan. W. 127, L,1 2,25 irb RWeſchn 15 | = 44 |— 10 Ihe. W. |- 49 3,0 mot. N. ®. 16 1= 86 80 Itb.S.W. |- 83 5,25 tb. W. 16 127, 60 65 bee. = 69 5,75 |hele N. 16 |= 47 | 05 |helle ©. = 37 5,75 |wolt. S.B.wind. — 9,0 helle W. — 6,75 helle N. 17 |= 49 | 1475 helle ©. = 47 | 8O0\hteN.o. | 17|= 58 3,25 helle W = 62 75 wol... | I 76 9,0 tb. DO — 80 te D. 18 3,8 9,25 tıb. N. 6,7 5,0 lirb. R. 183 |= 24 5,25 ivegn. S.M. |- 5,0 6,5 hei. W. firm 119 |-= 70 | 1125 helle O. = 61 1 925 |befle ©. 19 |- 79 | 170 Ihe ©. - 84 9,0 |bele &.W. | 19 3,9 3,75 tb. ®. - 48 40 tb. ©. 20 |= 49 8,25 tb. D. — 5,0 t6.2.0.0.Sgn.| 20 | = 68 9,0 \helle ©. 51 | 525 (he ©. 9. | 20 |= 51 2,0 tb. W. «= 46 2,5 |tib. W. 7 21|= 45 375 NM. |- 55 3,0 helle ©. 21 3/7 5,25 tb. ©. O 45 2,75 11.6 21 |= 27 | 0,25 |helle D. - 13 4,75 |helle 2. |22|: 82 9 tw. |= 81 | 60 It. M. 22 |= 61 35 Id. ®. = 59 + 05 m. m. 12226, 9ı 2,775 \belle €. 126, 7,9 8,75 wolf. ©. 2317 81 0 m.©2 - 3) 151.9 1237: 66| 75 he©.W |- 67 - 15 m.n.m [23|- 68 50 |bele SW. |» 71 | belle W 24|=- 61 S.2. |: 59 = 0, tb. © 9 4|=- 68 3,5 Ib. ©. = 70 + 1,5 |trb. ®. 24|= 96 5,0 \tegn. W. = 10,8 __6,75 irb N. @. 3|=- 61 . ©, 60 = 10 Ir ©@. 3|- 31 + 5 m.&®. 1,8 30 Itb.S:W.wgn.| 23 | = 10,4 1,5 jnebt. N. : 10,4 6,5 tb. N. 236|- 51 .®. 3,1 20 tb. N. W. | 26 L1 3,25 Ittb.©.®. |- 13 50 |t0.©. ®. | 26 27, 18 1,25 |teb.N.®. 127, 23,3 1,75 trb. R 271 E65 .®. 65 275 0. Nn.®. |27|- 39 0,25 Schn. N. = 48 5. |27|= 42 a,51tbr. D = 46 55 wol. N. 3|- 55 .©. - 49 3,0 |helle ©. 23 |= 61 - #0 Ne N. D. 66 = 05 |helle N. 23] - 64 2,75 |trb. N. 7,6 2,75 |trb. N. 3= 351) 375.88 |; 30 | 7 10 j|e0n.@. 29 |= .99 | 1,25 |teb. RD. |- 97 35 molE N. D 30|= 37 320 m.©o.®. - 5| 050. 30 | = 10,3 — 0,75 |trb. N. D. 10,3 0,75 irb. N. an]l=w527] 55 |helle D. — 5,0 |heil. ©.0.0.Schn "st |= 105 IF 0,57 belle ©. 2. |= 10,5 | 4,75 wolf. 2. Mittler Barometerftand — 27,7 5,97". Erklärungen der Abkürzungen : trb, trübe, If. wolkig, nebl. neblig, Nbl. Nebel, regn. regnerifh, Reg. Negen, Strm. Sturm, ſtrm. ſtuͤrmiſch, wind, windig, D. Dit, ©. Sid, MW. Weit, N. Nord, Schn. Schnee, d. Ne. des Nadte, Gew, Gewitter. Ma hmittags 2 Uhr. Zuftand Stand des) Zuftand des Thermo-= des Betterg, ): meters, | Wetters. N. EN. ©. ea —— =, IN. MR. W. 19 Bata sis? Zi —— NW. 13,75 Ivegn. ®., EN. D. 14,75 |belle N, 8. ED. | 165 |. D. © W. em helle R. — fe‘. 5 |helle O 1. ©. 9. 7," 10,8 6," 8,2 23,75 20,6 21,25 20,5 23,25 20,25 _ 17,75 \bel.S.W,wind, 1135 Itegm ©. m 13,75 Itıb. @. 15,75 |wolf. N. DS, 80 Ne. N + 19,25 |helle R. __ 20,0 |H1.O. wind. Gm, 20 |wolf. N. Gen. 20,0 wolf. &. W. 19,5 bee ©. 20,5 bee 9. — belle 9. bee 9. tb. N. ©. belle R.S, wol. 0. | woſf belle 9. wolf. ®. firm 21,0 190° 15,0 wolf. ©. W. 10,0 |Reg. N. 14,5 Itrb. tb. ©. Bw 15,0 'wolf, R, 9,0 Reg. W. ſtrm. - 1425 voll. 8 Naht DARsm Maomiltae Meteorologifche Tabelle auf die Monate: April, Meat, Stunt 1855, von W. 2, Bechftein : J ; 3 E > a Mai Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr, Q : i En Br Be Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr * ee Stand des Zuftand Stand dead dee) Zuftand " eaaeler. iS en ee re J Be. ee Ä & —— Thermo— des a Ehermos Be & Baro- or Ein en Se des| Zuſtand * ——— Stand des] Zuftand — deeſee des] Item. —0.| metere. | Wetters. |zomy. —o.| meters. | Wetters. \ Senn metere. | Wetters mn oe ZN ec 8 = mer en 2 meters, |hermo- des 1 127, 93 |+ 2,0 |helle. D. wind.]27, 85 |+ 6,5 [belle D. ſtrm more 1: ann — ers. Temp. —0,| meters. Wetters. emp —0. meters. Wetters. — — — — — “ ’ G art . . N N S 2 7 € F * 2]: #7 55 tb. ©. 265 50 Ib. ©. o ——— —— a n Be En Ber — — 155 [elle 8. 127, 64 IE 1923 jhele m. 3]= 64 | #75 Jade 8. 59 70 16.0.0. | 3]: 30 70 bene. — 25 mol, 6— ⏑ 4|= 3 50 Ion. ©.®. = 35) 65 wm | ae 3 [= 51) 160 mo N. © |. 48) 210 mol. N Gm, TalE 50 4,0 |nebı. N. - 59 3,75 \ugm. m. Se 57 EG L — N 18,5 |belle ©. @. 217 70 | 1685 ee ©. ©. |; 74 200 mi. &.@. 50 40 tb. 9.9. |= 82 5,0 |tt. 9. 6 = 36 50 = de ——- 2 a z 5 >|: 83 160 [elle ©.©. |- 801 195 beile D. | Zu E72 40 16.8.8. | = 64 725 Neo. ®. 7 | 59 875 nn Tr 5 ir = a — — IE 26 17,5 helle ©. — 0 205 helle ©. 8]: 43 | 3,775 kb. ©. Reg. | = 34 75 Na.nhm| 8|= 420 En = ——— 70 Reg. N. 7 |= 67 18,5 |belle ©. = 64| 210 bed. | J == = : —; Do A Y 5,75 \teb. . fiım. |= 29 | 110 Neg. ©. W. — 18,25 ihelle ©. 61 23,75 bel — oe ZEN 4,25 |Schn. weg. W.| 9 |= 59 6,0 voll, W. = 68 90 wolt, N 9 = 7,4 | 15,5 (6. N B De 10 |26, 82 7,75 \irb. 28. Neg.ftum. 26, 8,4 6,25 |trb. I. WNeg. 10 5,7 70 \of S-um|- Al n fr N en m = Zi 3.9 tb, N, ae 19,0 |trb. N. ®. 1 |- 97 10 |1,©.®. |. 102 le 3 hr u . ©. — ib. = wind. 93 17,0 helle N. » 88 20,6 belle N. D, "12 1327 24 40 wol 8 37, 31 875 Se 2 * ẽ v > n zn 9. zZ) 120 reg. SW. 6m.| II |: 84 16,75 wolf. N. ©. |- 7,71 21,25 wolf — I = Sr Zee SIE Sb 3 ‚25 |bellt ©. = 25 13,0 \volf. ©. 12 1277 1675 vo, R Se | Se en 13 |: 40 60 It. SW. | = 42 11,0 helle ® 13027745 75 vb | : ! —— » 20,5 wolf. ©. 14 |- 50 8,25 \molE. ©. = 29 1 ER; er z an ara un — — rn. nn En: n = = P .n 19,0 belle ©. ®. |- 44| 23,25 bee DO. 15 |- 92 10,0 |wolt. N. : 8: yoga | |) * ul mr — — 20,0 woll, 8. | 36 | 20,25 wolk. W. fiem | mn een SE LI LEBE 5 ER a a me U a ———— b 9 DM. = 9 4,0 wit. W. 0 V Reg. ©. = 10 11.75 irb. ©. 16 |» 21 5 — — ———— Ir 2 N 10,0 |trb. N. 17 |= 30| 105 1.9.8. |= 50 30... 117), 40 dr Den H Br Bo = = PS, 6,0 helle N. D. = 10,9 7,75 wolf. %. D IS2l2087763 90 ib, R 50 * = — | — f [el — — ehe 2 ©. 3%. = . — See io = Ü EN Bl 8 11,5 wolf. M. 18 |- 74 12.25 \trb. W 7 a nn = 78 | 130 | 192 86 8,5 wolf. N. = 79,| _ 105 tb. m. 19 = 7 25 m B i- Er — Do) z = au nn belle ©. W. |= 59 15,0 \Heit.N.W.wind.| 20 |» 4,5 6,75 Reg... |: 39 80 Ib. ®. Ele En ans — ). ‚23 \ .S > —88 5,35 irb We ) 2 = 46 | D = E ir — zZ — SL 2 8 E J NM. — nn — SA SEE 025 —— = 46 eu heile ©. W. |- 45 16,5 helle ©. 21 |. 74 9,75 |trb. W. = 79 10,9 |Reg. N. W. 23 108 25 Helena — Se | = 44 | 17,75 wetn. D0m.| 22 [7 54 | 105 Rp. ©. W. |» 62| 145 8 a 0 ae 2 ul 55 \woit. R. 8. [23 = 54 | 11,75 vol. ©. |= 58 | 1325 wo. [3]: 55 | 13,0 moto. |r 48 150 Noll, W 3]: 70] 275 60.® |- 59] #75 NW. ar Non | an Pyssn en fe m or se ao Ren 23= Seal 50a m. |» a7 |] 275 BSD — 70 | 150 |belie 9. ©. | 25 = 81 | 1025 lei 8. 801025 im > Da a ne 7a || ER 36 |= 73 1475 heim. m. |> 78 | 175 heie m; 26 80 1385 not. |» 83] 13,75 \kean. ®. — : — an trb. R. : 79 6,25 tb. N. 27|: 60 13,0 bie N. DO. |- 32 17,0 helle D. wind. NG or 15 NR. 8. |; 100 1175 Delle 3. 1 — 72 2 * * W. ⸗69 ‚ER ‚90 trb. W. = = en 14725 belle D. = 36 18,25 wol N. Neo. 23:17 91 14,0 ib. ©. ©. — — * 2 a = 22 Ba “ u E 2 ⸗ 12,75 tb. SW. | = 35 del vegu. N. W. 2 = 9,2 | 14,25 Joele N. ® -; 87| 18% dee N. DO. — — Dh = 82 6,5 Ib. N. D. L z = en nn N. : 43 17,75 |helle R. 9. | 30 |: 86 16,0 helle ®. - 851 19,5 |helle ©. 3l j= 34 15,25 Nel. ©. 2. |= 2,8 22,5 |111.5.8..1028.Cn. Hoͤchſter Barometerſtand den 23. April = 27," 10,8". Mittler Barometerftand — 27,7 9,41". Tieffter Barometerftand den 10, April — 26," 8,2. Waͤrmſter Sag den 8. Suni — — 23,70, Erklärungen 2 n r — — — Zub sn r ser —— - — gen der Abkürzungen: trb, tübe, wif, wolkig, nebl, neblig, NEL, Nebel, vegn. veguerifh, Neg, Negen, Stm. Sturm, ſtrm. ſtürmiſch, wind, windig, D. If, S. Sid, W. Wet, N. Nord, Schw, Schnee, d. Ns. des Naqhte, Gew, Gewitter, Juli, 1000 chmittags 2 Uhr. Zuſtand Stand des Zuſtand des Thermo— des Wetters. —d meter. | Wetters. e ©. Bir 18,0 wolf. NM. N. 1 1425 It. 9. N. 16,0 helle ®, NR. VB. | 875 | Ng N W. wind! 10,75 wol. N, ®. 35 wol wm. "1 13875 iv. — 16,75 |heue < SW. 46,5 wolk. wolf. ©. Di _ 170 wolt. I. ‚em "575 75 helle N.W | 1875° belle %. OS 19,6 helle ©. 13,5 Ihen. N. 10,0 wolf, olk. N. 10,5 beile & S, -. en. lee Q 56 W. Fr __ 130 ibelle ©. . 1,0 lie & a SER Meteorologifche Tabelle anf die Monate: Juli, Auguſt, September 1855, von W. L. Bechſtein. Seel ae umso uselt: SE tra Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens S Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. ST — —— — — — — — — — — — — — — * — Stand del Zuftand — des Gan des Zuſtand * Sand deslStand desl Zuftand Stand des Stand des| Zuftand a Gen des Stand des) Zuftand (Stand desſStand des) Zuftand ® |meters, Thermo⸗ des ee Thermo— des ee Thermos des ——— Thermo— des S — Thermo- des — Thermo= des Temp. —o,| meters. | Wetters. |Temy. —o.| meters. Wetters. mp. 0, meters. | Wetters, Temp. — 0.| meters, Metters, Temp. —0,| meters. | Wetters. Temp —0,) meters. | Wetters. 1127, 89 |+ 16,0 |belle ©. W. 127, 8,9 |+ 20,0 |belle N. D. 1 127, 62 |+ 17,0 Ihelle ©. 27, 6,1 |+ 21,75 |hele ©. ®. 1 127, 80 |+ 13,5 |ttb. N. 27, 79 (+ +_130 wolf, N. 2] 93 | 16,25 voll. @. — volk N. — ———— 15,5 [belle 8. = 6,7 | 24,25 |helle W 2], 7727| 320.2. 1. 7276| 155 hellen. do. —AA 155 |wIf. ©. FE 20,25 wolk W. Neg. DROHEN 20,0 |hele © |- 60 23,25 |wolt.-N, ®. Be N 12,0 irb. 9. PR) 13,5 Reg. ©. 4|= 79 | 13,25 |ıgn. N. 68 14,0 \Rog. N. 4|=- 42 18,5 wolf. W. a] 21,0 we N.W. | 4)- 61 | 12,5 Net.R. |: 57) 16,75 tb. M. —— 125 m. ®. - 68 17,35 \wolf. ®. |: 52 15,0 |trb, W. = 54 | 17,0 tb. ®. — ee WB3838 17,0 \wolt. N. 6 |: 63 125 |trb. ®. » 64 | 1725 wolf. ®. 6|- 78 14,0 wolf. N. W. |= 7,8 | 160 \wolt. 2. @. | 6 |: 54 | 11,2 Hb.N.W. |; 60) 13,5 wol. N. MW. — — 12,25 wolf. WReg 6,6 15,0 |wolf. W. Reg.| 7 | = 7,2 130 hie © |- 61 13,0 woſt & D. 7 |= 110 7,25 |belle N. - 115 12,0 wolf. N. D. Bl 64 13,0 Ib. ®. = 59 | 16,25 wolf. 8. 8 |: 50 16,0 |wolt. @. |- 48 19,75 \ttb. ©. fm. | 8 |» 118 70 bie S. |: 1091| 13,25 Ihele ©. ®. 9: 52 | 55 Heel. |- 45 19,5 helle ®. 9: 52 15,0 |irb. ©. - 40 | 150 |Regn. ©. 9|;: 807925 tb. ©.W. |- 72 16,5 |wmif. ®. 10 |: 45 17,0 helle ©. 9. |= 39 21,0 \rb. O 10 |: 62 15,25 wolf. N. = 66 16,25 tb. ®. 1012. 27/4 11,0 wolf. ®. —7 14,0 belle ©. W. 11 |» 22 155 Reg. ©. ®. |: 27 150 |t.®. _jıl|- 83 135 |rb.U.W. Reg » 87 | 150 (ir. N. N E72 90 heile ©. W. | - 68 | 1475 helle.D. 12 |-, 3,7 15,0 mit. ıR. = 48 15,0 wol. N.®. | 12 |; 87 | 13,25 Ihelle N. eh 18,5 wolf. N. 12 |; 85 9,0 helle W. = 7,72 | 14,25 |teb. I. 13 |: 70 15,5 |ftb. ®. 2776 20,0 |helle N. 13]- 64 14,0 Reg. N. - 62 14,0 |Reg. 131 FE 375 he S.®. - 70 16,0 helle. 14 |= 82 | 16,75 |hele ©. - 80 | 22,75 belle ©. 14|- 70 | 125 |= 69 155 wo NW. | 14 | = 51 | 105 em 5 5 Sr | 135|=: 65 18,5 \wolE. ©. :- 63 325 tb. W. Neo. | 15 | = 6,6 11,75 |tib. ®. wind. = 6,6 155 tv W. um. | 15 = 61° 50 He N.W. | = 71, 10,75 wol. N. @. | 16 |: 54 17,5 wolf. ©. : 4,1 22,0 wolf. D Neriemm77 11,25 !ird. ®. za, 155 It... [16 |; 82 85 wolf. ©.W. |- 81 13,5 \woll. @. E32 15,0 wolf. &.8. | = 34 | 135 N: ©. 17 |= 86] 12/25 tb. ®. : 84 13,0 |teb. I. W. | 17 |- 72 | 10,25 Iren. W. « 72) 13,75 ti. 18 |: 30 11,25 Reg. |- 36 13,0 \teb. 38. rm. | 18 | 91 12,5 |trb. MW. = 91 15,25 |teb. N. ®. 7 13,0 hele ©. : 69) 16,75 heile ©. ©. 19 |- 51 13,75 Ib. 28 = 49 15,0 welt. NW. wind. 19 |» 8,3 11,75 belle ©. ZB 19,25 helle ©. 19 |= 68 10,0 helle ©. = 67 16,5 well. ©. D. 20 |= 34 13,0 |Rg. ©. W. |: 36 16,0 |Gm.©.9.ftm.| 20 |; 6,1 140 N. ©. |- 6,1 | 16,75 Itb. W. 20 |». 7,4 125 tb. W. » 7275| 170 we 21 |= 50 | 12,25 Ib. ©. Zen 15,0 tb. ®. 21 |= 63 | 15,75 |hel.S.B.fem|- 60| 1875 wit.S.W.ftm.) 21 |» 97 11,75 |trb. ®. = 98 | 15,75 [helle N. W. 22 |: 63 | 12,75 Itegn. W. = 6% 12,5 |Nteg. 2 |- 69 14,0 \woıt. ®. » 7,2| 18,35 wolf. ® 22 |: 10,5 10,0 |belle ©. ©. |= 10,1) 18,75 belle N. DO 23|: 60 13,0 Reg. ©. W. |- 5,0 190 .©W. |233|j- 73 | 13,25 [belle ©. 6,7 20,0 belle ©. 23 | = 102 12,5 Ibele WB. |=- 9 19,6 belle D. 24|- 59 14,5 [belle ©. z 60 130,0 helle ©. ®. | 2417 57 | 15,75 \hene ©. = 56 | 23,75 helle .W. |24 |; 85 115 He. |: 57 | 135 — N. 3|- 50 17,0 \belle ©. : 5 25 wol. n.®. |235|- 69 15, belle ©. = 69, 210 |Gew. N. 251 I1,1 | 825 |teb. Rn. 7]: 11,2 10,0 jwolt, N. 26|=- 54 140 |- 57 16,0 |ttb. ©. ®. 2 E70 16,0 |nb. WM. = 12 19,5 wolf. N. D. | 26 |. 11,9 45 |belle ©. [| 116 | 105 bie O0. 27 |= 64 145 wolf. ©. ®. | = 62 16,25 |Reg. ©: ®. | 27 |= 82 14,75 wolf. N. ®. | - 82 18,5 \wolt, N, | 27 - 96 | 45 ıbelle ©. W. |- 87 13,0 ibelle ©. i 2331: 63 15,0 Ib. ©. - 63 19,0 |teb. ®. ——— 7 14,25 wolf. ©. 278 18,25 !helle ©. D. FEN ZN | 5,25 helle ©. TE 15,0 belle ©. W. 3): 67 | 1375 bie ©.®. |- 63 | 18,75 Iwolt. ®. 29\= 72 15,0 |helle ©. Zn 21,0 |belle O. 291 Sen 9 RS} 49 | 17,0 |belle ©. 30 |= 59 13,75 |hele S.®. |- 56 | 19,25 |wot. S.®. | 30|- 83 15,0 |hb. N. : 86 18,0 trb. N. 30 |: 50 | 875 |hb. © 3,9 15,0 |belle ©. ‚31 | = 59 | 14,25 (belle ®. = 60 | 19,25 |pede N. ar l= 92 | 13,75 |. N. = 88 | 150 mitm 1. _ Ne er Bere Mittler Barometerftand — 27, 5,91". . Höchfter Barometerftand den "26. Zuli — 27," 11,9. Tieffter Barometerftand den II, September — 27," 2, 2. Waͤrmſter Tag den 2, Auguſt — * — 7 Inne Schnee N & 5 n Erklärungen der Abkürzungen: trb, trübe, wit wolfig, nebl, meblig, Mol, Nebel, vegn. vegnerifch, Nez, Negen, Strm. Sturm, ſtrm. ſtuͤrmiſch, wind, windig, O. Dit, ©. Sud, W. Welt, N. Nor, Schu. Schnee, d. Ns. des Nachts, Gew, Gemitter. v e e Ve achmittags 2 Uhr. — — — Zuſtand des Stand des Zuſtand des Thermo⸗ des Wettero. meters. Wetters. B E 1,0 wolf. N. 8. an. ©. I | - 65 tb. ©. O. hm. Reg. i 7,5 helle D. — 5, |belle ©. wind. ‚© % ?» N. O. —S e.©. ©. > m. 2 | . ©. : O ST T8T° es pi + e ” Meteprologifche Tabelle auf die Monate: October, November, Dezember 1855, von W. 2. Bechſtein. = Ve re 2 DD e.3.e€ Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Ubr. Morgens 8 Ubr. Nachmittags 2 Uhr. — — — — — — — Stand bes] Zuftand Stand des) Stand des Zuftand BD Au) x dee ; |Thermo-| des Thermo— des 3 | meters, Tbermo⸗ des Baro— Thermo— des meters, Thermo⸗ des — ———— ee: une Temp. —0,| meters.| Wetters. |zmp. —o.| meters Wetters. Tem. —0. meters. | Wetters. Temp. —o.| meters. Metters. Temp. —=0.| meters. | Wetters. [Fey —o. meters. Wetters. 27, 29 + 10,0 jwolf. ©. ®. 27, 35 |+ 140 noll. ©. 12|+ 0 ti. ©. ®. 27, 13 [Fr 100 bee ©. TR — — — 9,25 5 = 32 | 140 wol. ©. p 7,25 |vcan. ©. |= 41 85 In. ©. ®. — 5 |ttb. ©. 43 105 ir. ©. ®. | - 46 13,5 |molf. W. 3,0 [Shn. Reg. 2. 64 | 35 Ibelle ©. A 5 helle ©. oA 75 > belle DO. 49 |7 10,775 i 4,3 16,5 |wolt. ©. B 2,75 |ttb. ©. 66 | 3,25 Ib. D. - 63| Ab jbele © |»: 54 | 5,5 belle ©. wind. 2 13,5 . ©. 43 15,0 |vegn. ©. W. * 4,0 Ittb. ©. — 55 Inb. ©.D2. = m 3,25 irb ©. wind. 126, II2ı 2,25 |Shn.S.m.nind, 3534| 100 —— 16,0 \mit. ©. 5 |ttb. N. ©. 95 30 reg. N. OD. | 6 3 30 wolf. ©. W. 33 | 11,75 |bele ©. = 29 | 18,25 hei ©. 7 |; 23 | 45 Inden. 6,6 ttb. D. ; ; © - 115 ,— 0,75 |Schn. ©. 2,9 | 12,25 Itrb. ©. 3,3 14,0 \beile ©. | 68 4,0 |ttb. ©. 6,3 belle ©. — — 35 ib W27 33 Mio | 32 | 10,25 helle ©. ®. 2,4 14,5 net. SB.min.| 9 |, 78° 20 he. |; 76 ‚75 belle ©. ®. 25 tb. ®. 0 | 35 [eb m 26, 11,4 9,5 |Rg.S.W.wind.|26, 11,6 7,5 |ttb. W. firm. 2,5 wol. ©. 7,1 ERBE 27, 2,9 6,5 Itrb. W. wind. 2,9 790 irb. ©. ftrm. 1 2,25 Iirb. W. 9,9 0,9 8,75 Reg. W. 20827 10,5 |helle ©. ®. — ‚75 belle ©. Zus 9,0 \regn. ©. 3,0 10,25 regn. W. | B trb. DO. 6,6 .D. 32 8 : . ®. Er 2,25 Schn. N. W. 90 |. ©. D. 3,4 11,0 |tegn. ©. j tb. D. 6,0 NSsDe BAER belle ©. : wollt. ©. 10 | 11,75 jwolt, © |: 10) 130 It. ©. DIENTEN tean. ©. Ss | NR. 5; 0,75 tb. N. len Nm 8,5 helle W. 5,0 10,0 mot. W. - 5 Net N. 1 N. ) ; trb. ® 5,0 helle ©. 5,9 11,0 helle ©. BET irb. D. B > helle N. b wolf. ®. a 8,0 |ttb. ©. 49 | 135 Itrb. ©. Ei nebt. N. D©. 225 tb. N. Do. II 5 5 |öeleN. |= 11: Schn. N. | 9,25 wolf. ©.W. |- 7,7 10,5 helle W. e 2,0 (trb. ©. kb. N. 9. [19 |: y belle ©. 2} belle ©. 70 helle © ®. |: 92° 11,75 wiE. @R. 7 25 wolf. N. ©. j heile N. 9. | 20 |- 2,0 |helle ©. 27,115 | helle DO 8,5 helle ©. W. | - 86 | 12,25 helle W E 0 nel. N. inebl. N. E 3,0 |th. ©. D. E 0 molt, N. 9,0 |Nteg. W = 91 | 10,75. = 68 2,5 Helle ©. no. 6 | 2 3,0 tb. ©. 5, 70.1. ©.9. 90 |belle ©. N en belle ©. 23 |: 6 1,25 \ttb. ©. tb. ©.9. | 2 E belle ©. :« 78|= 0, jwi.®. 11,0 |ttb. ©. 57 | 12,75 Im.©&.@. |: b 1,0 tb. ©. 4 2 ib. N. = 58 25 |tb. ©. » 6» 3 tb... 7,0 \vele ©. ®. | - 80 * helle W. | 5,6 ‚D_|jteb. N. : tb. N. i 5 helle ©. - 64 7,25 helle ©. 28 | 12,0 |bell.S.W.ftem | 26 |» 9,7 0,5 Itrb. N. ®. trb. W. 3 DB SH VER 9,75 |wolf. ©. 10 | 150 bee ©. ©. | 27 3,6 0, Sin. ®. i vn. W. |2 7 wolf. ©. 65 ‚>= 5,5 NL. W ar 8,5 trb. N. 28 |: 0,75 |tb. N. ®. - belle N. ®. helle ©. 7,5 he 65 R0 30 1.0.0. [29 =, mom = MR — - F belle ©. a E25 0 126, 9,8 9,0 |helle ©. 26, 10,7 ° 120 |helle W 30 |= 33 + 230 |hb. ©. ‚> |vegn. W. [= 10,1 |- zer belle ©. 10,0 4,5 27, 10 | 8,0 Iteb. N. 27, 0,3 9,5 Itrb. N. ; IT| tb. W 11,4 3,0 It. N. ®. Bor, — — — — — — — — |. —— — — — — — — — Stand des Stan F Zuſtand Stand A Stand Bes] Zuftand Stand Ri deslStand des Zuftand Stand 440 des Zuftand Al w gel Höchfter Barometerftand den 19. December — 28," 2, 6. Mittler Barometerftand — 27, =: 5, Tieffter Barometerftand den 30. October — 26," 9, 8". Kältefter Tag den 21. December — — 13,0°. Erklärungen der Abkürzungen: trb, trübe,wlf. wolkig, nebl. neblig, N6l. Nebel, regn. regnerifh, Reg. Regen , Stem. Sturm, ftrm. ſtuͤrmiſch, wind, windig, D. If, S. Sid, W. Welt, N. Nord, Schn. Schnee, d. Ne. des Nachte, Gew. Gewitter. un . _ _ a 9 XIX. 19 it a Worte, zur. La der Feitfigung des Kunfts umd Sant» Be werksvereins, a. re den 9. Februar 1857, * in gefprochen wann.‘ von deſſen Director dem Herrn Yuftizrath Dr. Schmid, Geehrtefte VBerfammlung ! Der Kunft: und Handiverföverein, welcher mir die Ehre erzeigt hat, mich von jet an an der Leitung feiner Angelegenheiten Theil nehmen zu laffen, feiert mit dem heutigen Tage fein neun und en Beftehen. — Wie im Leben des einzelnen Menfchen, fo ift auch für Bereine zu gemeinfamem Zweck die Wiederkehr des Geburts, tages ein Feſt, welches den Blick auf die Vergangenheit zurücklenkt, und die Bruft mit Wiünfchen und Hoffnungen für die Zukunft erfüllt. Unfer Verein darf auf den Jangen Zeitraum feines Beſtehens mit Freude und Befriedigung zurückſchauen. Mit Freude — indem er des ihm von Seiten der gnädigſten Landesherrſchaft gefchenkten Wohlwollend, der ihm von’ Seiten. des hohen Gouvernements zu Theil ges wordenen Unterftügung und Förderung dankbar gedenkt, em eine fichere Bürgichaft‘ MR, Lebenskraft N und feiner Blüthe in künftigen Tagen erblickt. Aber auch mit Befriedigung darf unfer Verein auf feinen Bid: herigen Lebenslauf zurückblicken. Mannigfache nüßliche, den Gewerbfleig fürdernde Kenntniffe find durch ihn unter den Mitgliedern felbit ver- Breitet und gepflegt, mannigfache Mittel zur Hebung und Vervollkommnung der einheimifchen Induſtrie find durch ihn angeregt, der heranwachſenden Generation insbefondere iſt die unfchägbare Wohlthat des Fortbildens in den zum Berufe dienenden Fertigkeiten und Kenntnifjen zugewendet worden; dem Verein ift es endlich gelungen, ein anfchau: „liches, zugleich ein wahrhaft erfreuliches ‚Bild der einheimi: hen Kunft, des heimathlichen Gewerbfleiges durch) wieder: holte Ausftellungen zur Deffentlichkeit zu bringen. Der Berein darf daher — defjen find wir überzeugt der Zukunft zetroft entgegengehen und fein Werk mit dem Bewuftfein, daß es feit Perg — den künftigen Tagen überlaſſen. xx. 8* Bericht über das 39. Jahr des Kunft= und — — erſtattet den 9, Februar 1857 von feinem Schriftführer Eduard Lange, Nur wenige Gewerbvereine beftehen, wie unfer Kunft: und Handwerksverein, bereits 39 Jahre, und doch über: ‚Bieten ihn wohl manche feiner jüngern Brüder im ihren Reiftungen. Das Fünmen wir ohne Erröthen geftehen. — 1239 — Denn haben wir auch nicht alles Mögliche geleiftet, fo Hat es und doch wenigſtens nicht an dem guten Willen gefehlt, die und zu Gebote ftehenden Kräfte und Mittel getreulich fir den gewerblichen Fortfchritt anzuwenden. Freilich würde e8 aber mit unferer Wirkſamkeit und mit unferen geiverb: lichen Leiftungen noch ganz anders jtehen, wenn wir ftatt der Männer, denen ihr praftifcher Lebensberuf nur dann und warn einige Stunden für allgemeinere Intereſſen übrig laßt, in unferm Vereine und befonderd an feiner Spike mehrere fo Hoch und frei geftellte Freunde und Kenner des Gewerböwefens hätten, daß ihrer Aufmerkfamkeit nicht leicht irgend eine anwendbare auswärtige gewerbliche Erfindung oder Verbefferung entgehen könnte, während zugleich ihre Bekanntſchaft mit den hieſigen Verhältniffen und Perſön—⸗ lichkeiten für jede den rechten Mann zu finden wüßte, um diefe Erfindungen prüfen und einführen zu laſſen. Gewiß, folche Fundige Gönner des Gewerböwefens würden in jeder guten Werkſtatt mwilfommen und durd ihre Theilnahme und Ermunterung ganz beſonders geeignet und berufen fein, unfere praftifchen Gewerbtreibenden auch zur Mitthei: bung ihrer Beobachtungen und Erfahrungen und zur Vor: zeigung und Erläuterung ihrer neuften Arbeiten zu ex: muthigen, woran ed unter und von manchen Seiten noch fo oft fehlt. Sie würden ein lebendiges Band der praftifchen Gewerbsmänner fein und das Imeinandergreifen, das Zur: ſammenwirken und gemeinfame Emporwachfen unferer ver: fhiedenen Gewerbszweige vermitteln, wodurch fchon manche Stadt in ihrer gewerblichen Production wichtig und bedeu— tend geworden ift. Selbft der Vortheil, durch tüchtige, wenn auch ander: wärts fohon in Anfprucch genommene Theoretiker (mie deren ſich vorzugsweiſe unfere Univerfitätsftädte und die Site höherer Gemwerbfchulen zu erfreuen haben) mancherlei An: regung zu gefteigerten Leiftungen und mancherlei wichtige Aufſchlüſſe und Rathſchläge ſchnell und unmittelbar erhal- ten zu können, geht unfern Gewerken ab, und wir ftehen 10* — 140 — ‚hierin fogar gegen manche Eleinere und vielleicht auch ärmere Stadt zurück. Das ſind die Urſachen, weßhalb trotz der belebenden Wärmeſtrahlen, welche die Gunſt eines wohlwollenden Fürſtenhauſes auch unferm Gewerbsweſen zuwendet, und trotz des nährenden Bodens, welchen eine zahlreiche und wohlhabende ländliche Bevölkerung demſelben darbietet, gar mancher Keim des gewerblichen Fortſchrittes bei uns unentwickelt geblieben iſt, der unter anderen Verhältniſſen bereits zum reichen Sruchtbaume emporgewachſen fein Fonnte. Mag und aber daB Gefühl der Unzulänglichfeit unfe: zer Mittel. und Leiftungen immerhin zur Befcheidenheit fimmen, ſo foll e8 und doch nimmermehr zu unthätiger ‚und verzweifelter Nefignation verleiten. Wir wollen uns ‚vielmehr auch fernerhin bemühen, das und Fehlende durch treues Zufammenhalten und unverdroffenes Zufammentir: Zen fo.viel ald möglich zu erfeßen. Denn wenn wir ald treue Bürger unferer Stadt und ald unverdrofjene Freunde jedes gewerblichen Fortſchritts dieſem unfere wenige Zeit umd Kraft vereinigt widmen, fo wird der Erfolg gewiß nicht ‚ganz ausbleiben. Wenn ferner Seder von und das auch für Andere Wichtige, was er in feiner Berufsthätigkeit ge: lernt und erfahren hat, oder was er in unſeren zahlreichen gewerblichen Zeitſchriften auffindet, zum Gemeingute auch der übrigen Vereinsgenoſſen zu machen ſucht, wenn Jeder noch mehr, als es bisher geſchehen iſt, ſeine Bekannten und. Freunde zur Vorlegung ihrer Arbeiten und zur Prü— fung und Befprechung der neuften Fortſchritte ihres Faches anregt und ermuthigt, jo kann zuleßt doch durch unfer Zufammenmwirken die Thätigkeit der uns fehlenden Theore: tiker wenigftens in mancher Beziehung erſetzt werden, und der Spruch: „Vereinte Kraft macht ſtark“ wird fich auch unter und immer. mehr bewähren, - Jede Woche kommen Jedem von uns in unfern unlan- fenden gewerblichen Zeitfchriften neue gewerbliche Mitthei- Jungen und Ideen zu. Schen wir num zu, was wir daraus für 21... er — 141 — uns oder für unſere Bekannten gebrauchen und benutzen können! Jede Woche ſind uns einmal einige Abendſtunden zu freier Unterhaltung mit mancherlei Strebegenoſſen ge— boten. Laſſen wir auch dieſe für die Erſetzung der uns fehlenden theoretiſchen Techniker nicht ungenutzt! Und wenn endlich nach Verlauf einiger Wochen unſere Hauptverſamm⸗ fung wiederfehrt, fo laffen Sie uns Alle fuchen und fin- nen, was wir, ein Jeder aus feinem Bereiche, zur Etrei chung des gemeinfamen Zieles etwa beizutragen vermögen! Sa, fehen daß recht Viele anweſend find und fir alles Förderfame Sinn und Theilnahme zeigen, ift ald ein Bei— trag für das allgemeine Befte zu betrachten. Denn die Theilnahme ermuthigt, und der Widerfpruch Hält minde: ftens wach, während unter dem Drucke der Gleichgiltigkeit zuletzt jede Kraft erfchlafft.. Sorgen wir daher insgeſammt, ver es nur mit unſerm Vereine und feinen Zwecken gut meint, daß zuvörderſt die diefes Jahr eher im Rück- als im Vorſchreiten begriffene Durchfchnittszahl von 18 bis 19 Anweſenden in unſern Hauptverfammlungen eine anfehn: lichere werde! Sorgen wir aber auch zugleich Alle dafür, daß die Verſammelten ſämmtlich auch das nächfte Mal wieder gern zu unſerer Situng zurückkehren! Denn fo viel Gericht wir auch auf die gemeinfame Anfchaffung und den Umlauf der technischen Zeitfchriften und auf die bisweilige Beranftaltung geiverblicher Ausſtellungen legen mögen, fo bleiben doch die Vereinsverfanmlungen mit ihren Beleh— rungen, Berathimgen und Befchlußfaffungen jeder Zeit der lebendige Mittelpunkt unferer ganzen Vereinsthätigkeit Und fo fchäßbar uns auch der Beitritt jedes neuen Mit— gliedes fein mag, wie wir derer in diefem Jahre nicht weniger als 15*) gewonnen haben, fo gehören doch nur *) Es find die Herren: 1) Uhrmacher Herm. Bartnid. 2) Tiſchlet⸗ meifter Herm. Bauer. 3) Zeug: und Sägefhmidt Zul. Börner: 4) Seilermeiſter Louis Friefer. 5) Bädermeifter Karl Gehlauf. 6) Arkhis — 112 — die dem Vereine ganz und mit voller Wirkfamkeit an, welche auch, in feinen DBerfammlungen an dem Vereins— leben thätigen Antheil nehmen. Man iſt bisweilen unzufrieden mit der Berormundung, welche öffentliche Behörden über Das und Jenes ausüben, und wünſcht gar Manches mehr als bisher feiner innern freien Triebkraft überlaffen zu fehen. Nun wohlan! Hier it ein freied Zeld zu gemeinnüßiger Wirkſamkeit gegeben, bei deſſen Debauung der Batriotismus fich ungehindert und ungegängelt bewegen kann. Der follte hier derfelbe Man: gel an thätigen Republifanern, d. h. an gemeinmüßigen Männern herrſchen, über den nicht allein die fogenannte Gelehrten-, fondern auch manche nicht gelehrte Republik zu lagen hat? Sollte die fich Fundgebende Theilnahme au den Dffentlichen Angelegenheiten, wie man hier und da be: bauptet, mehr im Kritifiven der nur oberflächlich gefannten öffentlichen Maßnahmen ald im thätigen Mithelfen beim Aufbane des öffentlichen Wohlftandes beftcehen? Ohne eine Antwort auf Ddiefe Frage zu wagen, füge ich nur noch zum Deweife der Freiheit, welche man und in mus fern gewerblichen Beſprechungen und Berathungen- läßt, und des Gewichts, welches man auf diefelben legt, Hinzu, dag die öffentlichen Behörden unfern Verein auch in die: jene Jahre wiederholt zu unparteiiſcher Begutachtung ein: zelner gewerblicher Tragen aufgefordert und unfere darauf abgegebenen Erwiderungen jtet3 einer eingehenden Prüfung gewürdigt haben. Dieſe Gutachten betrafen im legten Sabre zuerft einen von auswärts her gemachten Vorjchlag zur Unfchädlichmachung des Negen: und Schneewaſſers in tet und Ziegeleibefiger Guft. Hager. 7) Buchbindermeifter Louis Henks. 8) Kaufmann Fror. Anaftafius Kaphan. 9) Peinwebermeifter Chriſtian Goitlieb Köhler. 10) Handfhuhfabrifant Herm. Köhler. 11) Gas infpertor Joh. Frdr. Malz. 12) Gaftwirt) Guft. Meyer. 13) Kauf: mann Seinrih Rothe. 44) Korbmacher Zul, Springer. 15) Architekt Bernd. Karl Borepfch, fänmtlih in Altenburg wohnhaft. — 13 — Dachſchlippen, ſodann die Berechtigung eines hieſigen Tuch macherd zur Anfertigung warmer Schuhe aus den von ihm gewebten Tuche und endlich die nen vorgefchlagenen Meifterftücksaufgaben für die Weberinnung in Gößnitz Lediglich für den Verein felber aber fprach fich deſſen Vice director, Herr Niemer Schneider, gutachtlich über das von und bezogene Pfullinger Mafchinenleder dahin aus, daß diefed zu XTreibriemen nicht genug Körper habe, dagegen aber zu Schnürviemen für derartige Mafchinenriemen ſich ganz vorzüglich eigne. Aehuliche gewerbliche Mittheilungen erhielten wir auch noch von mancher andern Seite. Bor Allem habe ich hier dankbar des Amtlichen Berichts über die allgemeine Aus: ftellung deutſcher Induſtrie- und Gewerbserzeugniffe in München (1854) zu gedenken, welchen Serzogliches Hohes Miniſterium unferm Vereine zum Geſchenke machte. So— dann habe ich die thätigen DVereinsmitglieder an Das zu erinmern, was unſer biöheriger DVereinsdirector*), Herr Beſſer jun., von der Marchichen Thonwaarenfabrik in Chars lottenburg uns zeigte und erzählte, und was er gleich dar— auf über die neuen Vorrichtungen mittheilte, um Berlin mit filtrirtem Flußwaſſer zu verforgen, oder was derfelbe ein ander Mal über die Vorzüge der hiefigen Gaskoaks berichtete, die man nur darans erklärlich faud, daß fie, wenn gleich mur als Nebenproduct, doch immerhin aus einem vorzüglicheren NRohmaterial gewonnen werden, al® die gewöhnlichen Zwickauer Koake. Hiermit ſtehen auch einige Vorzeigungen und Mittheir ungen unſeres abermald wieder erwählten erſten Vereins— vorſtehers, des Herrn Mechanikus Schönkopff, in Verbindung, namentlich diejenigen über den im Königreiche Sachſen kürzlich patentivten amerifanifchen Gasbrenner, deſſen in: nere Shwihpug der Herr Vortragende dabei wait; und *) An feine Stelle wurde in der Tegten en nut. ie Starts gerichtädirector Juſtizrath Dr. Schmid gewählt. — Mi — erläuterte, ſowie die ſpäteren Auseinanderſetzungen deſſelben über die große Lichtſtärke, welche eine beſtimmte Gasmenge dann zu gewähren vermag, wenn fie nicht durch einen ein: fachen, fondern durch einen fogenannten Zwillingsbrenner zur Verbrennung gebracht wird, indem hier die zwei vereinig— ten Flammen fich gegenfeitig erhigen und dadurd das Er: glühen ihrer fich ausfcheidenden Kohlentheilchen bis zur hellen Weißglühhitze fteigern. Sodann berichtete ung Herr Bernd. Bechftein über einen in Hannover patentirten Kaffee: brenner aus Glas und über die weitere Behandlung des darin gebrannten Kaffee’3, der gemahlen, mit Stärkegummi in Tafeln geformt und durch eine Gelatinedecke gegen die Verflüchtigung feines Aroms gefehüßt, in den Handel ge: bracht wird. Schr intereffant war uns auch ein Vortrag des Land: tagsabgeordneten, Bürgermeifters und Hofapothefers Fifcher aus Kahla über die Benutzung des Faferjtoffs der Wollen: lumpen und Wollabgänge zu Garn und zu Geweben, wo: bei uns derfelbe gleichzeitig eine Menge folcher Wollproben, fowie daraus gefertigtes Garn und aus diefem geſtrickte Strümpfe vorlegte, welche Proben ſämmtlich unfere Er— wartungen weit üibertrafen und uns um fo angenehmer überrafchten, weil wir diefelben dem Unternehmungsgeifte, der Veharrlichfeit und Gefchieklichkeit eines Landomannes, nämlich des Papierfabrifanten Lehmann in Kahla, J ver⸗ danken haben. Noch früher hatte uns Herr Schönkopff auf eine neue Mafchine aufmerkſam gemacht, welche unfer geehrtes Mit: alied, Herr Hutfabrifant Schatte, zur Reinigung und Vor- Gereitung der Haare fiir die Hutfabrifation angefchafft und in Anwendung gebracht hat, fo wie er und auch in einer fpätern Sitzung unter Vorlegung einzelner weſeutlicher Mafchinentgeile und verfchiedener Fadennudelproben von der neu errichteten Fadennudelfabrik des Herrn Albanus hier in Kenntniß ſetzte Gegen Ende des Vereinsjahres endlich theilte uns derſelbe nicht allein einige Recepte zum; — 15 — Anfertigung der Alttarintinte, zur Darſtellung flüffigen Leims und zur Entfärbung der Harze mit, fondern zeigte uns auch eine Menge Platten galwanijcher Ablagerungen von allen feit der ältejten Zeit 6i8 herauf in diefes Sahrs hundert geprägten ruffifchen Münzen, welche zur Anfertiz gung genauer Abdrücke fir ein numismatifches Werk bes ſtimmt find. Durch alle dieſe Mittheilungen erwarb fich Herr Schönkopff auch in diefem Vereinsjahre unfern wie— derholten Dank und bewährte fich abermals als eines der tGätigften und fenntnigreichiten Mitglieder unſeres Vereins. Auch Here Grave Haſeroth bewahrte dem Vereine feine bereits früher bewieſene anerkennungswerthe Theil— nahme und Unterſtützung, indem er nicht nur auf die Wirk— ſamkeit dev Vorſchußvereine und gewerblichen Afjociationen nach dem Schulze = Deligfchen Vorgange, fondern auch auf einen meuerfundenen Mechanismus an Portepiano’s, um die darauf gefpielten Tone fogleich in einer in Noten über: tragbaren Zeichenfchrift zu firiven, und auf eine Gopir: mafchine aufmerkſam machte, welche letztere der Hauptfache nach aus einer präparivten Kupferplatte beſteht, die, ähnlich wie beim lithographifchen Ueberdruck, Lie mit einer eignem Tinte gefchriebene Schrift aufnimmt und nun zu einen wiederholten Abdruck derjelben benugt werden Fann. End: lich machte derſelbe auch noch auf die Erfindung einer Scheere zum Glasfchneiden in freier Luft aufmerkſam, die jedoch) nur gerade und convere, niemals aber coneave Glab⸗ ränder liefere und hierin alfo gegen die Sprengkohle zus Auch Here Geheime Negierungsrath Dr. Back fchenfte dem Vereine feine fortgefegte wohlwollende Unterftüßung, indem er demfelben unter Anderm ein Eunftwolles aus Seide gewebtes Bild, den Präfidenten Taylor vorftellend, und eine Fülle von Abbildungen der gothifchen Rofetten vorzeigen ließ, welche zur Verzierung der Kirche in Dobbe— ran in Ausführung gebracht jind. Ebenfo erwarb fich auch Herr Kaufmann Guſtav Schmidt noch in der legten Sikung We den Dank des Vereins durch Vorzeigung eines Klingel: zugs und eines Damenkorbes aus gepreßtem Leder, welche geſchmackvolle Arbeiten von der verwitweten Frau Dr. Neus Bert in Leipzig verfertigt waren. Werner machte und Herr Hofbuchbinder Graf mit dem Wafchpapier von Delius in Berlin und der dazu gehörigen Tinte und Stahlfeder be: Fannt, welche in den Schulen die Schiefertafeln und Schie— ferjtifte erfeßen jollen, und Here Uhrmacher Bartnick theilte und in der darauf folgenden Situng die Ergebnifje feiner hiermit auf Heren Graf? Veranlaſſung angeftellten und die gemachten Verheifungen im Ganzen bewährenden Ber: fuche mit. Mehr theoretifcher Art und darum minder intereffant und weniger in das praftifche Leben felbit eingreifend waren endlich die Vorträge und Mittheilungen Ihres gegenwär- tigen Berichterftatterd über die Anfertigung der neuerdings wegen geringerer Benergefährlichkeit empfohlenen Antiphos: phorzündhölzchen, über den Seidenbau in Preußen, über die erjte Anwendung und die jeßige Ausbeute und Bedeu: tung der Steinfohlen in England, über die dermalige Gold: ausbeute in Californien und Auftralien, über die fteigende Ausfuhr von Thee und Seide in China und die Rückwir— fung derfelben und der vielen neuen Banken auf unfere Geldverhältniffe und über die Gefchichte der Erfindung unſeres Porzellans, ſowie über die Anfertigung und die Eigenthümlichkeiten deijelben im Vergleich mit andern igen mehr oder weniger verwandten Thonwaaren. In unſern der freien Unterhaltung gewidmeten Wochen: verfammlungen hörte mit dem Sinfen der Getreidepreife dad frühere Verhandeln und Streiten über den fogenaun: ten Kornmwucher und über die Räthlichkeit oder Unräthlich- keit, den hiefigen Konfumenten an den Markttagen eine Zeit lang den Vorkauf vor- den fremden Auffäufern zu fichern, mehr und mehr auf; aber die Befürchtungen der Hand: werfer, den ftadtifchen Mittelitand mit der Zeit immer mehr von der wachfenden Uebermacht der mit wirklichen und finz — 1417 — girten Geldmitteln reichlich ausgeftatteten Großgemwerbe un: terdrückt zu ſehen, erhielten fich in ungeſchwächter Stärke. Und gewiß, diefe find nicht ohme Grund. Nur iſt es leich: ter, dad heranrücdende Gewitter zu erkennen, ald die Zer: förungen, welche feinen befruchtenden Negen zu begleiten drohen, abzumenden. Aber warum wolen wir es bei den nothiwendigen Entwicelungen des Gewerbsweſens nicht gerade fo machen , wie bei den Entwickelungen in der Nas te? Warum wollen wir nicht das Unvermeidliche ald gött— liche Fügung hinnehmen und feine Härten uns durch unfere ſchützenden Borkehrungen fo erträglich ald möglich zu machen fuchen? Auch hat die Gefchichte Schon ähnliche Ummwandlungen auf andern Gebieten aufzuweiten. Sp hat die Erfindung der Schießgewehre das frühere ritterliche Kriegshand— werk nach und nach auf die Seite gefhoben und der mo: deinen Kriegöfunft mit ihren vervollkommneten Kriegs: mafchinen und ihren geordneten und einem einzigen Willen unterworfenen Streitermafjen Plab zu machen gezwungen. Aber wie Tapferkeit, Beharrlichkeit und Geiftedgegenwart troß der vervollfommmeten Krieggmafchinen und der die Mafjen Geherrfchenden Taktik auch jest noch ein entfcheis dender Factor für Erringung des Siegs ift, fo werden auch Geſchmack, Geſchick und Gefchäftstüchtigkeit im Gewerbs— weſen troß Fabriken, Mafchinen und Gapitalien ftetd eine große Geltung und Bedeutung behalten. Freilich wird das Gefchäft nicht mehr vorzugsmeife in zahlreichen, unab- hängig neben einander bejtehenden, patriarchalifch abge: fchlofjenen Arbeiterfamilien, fondern vielmehr durch große, eoncentrirte, hierarchiſch geordnete Arbeiterheere betrieben werden. Aber dieſe friedlichen Heere werden der Führer und Aufjeher eben fo wenig entbehren können, als die Kriegäheere der Dfficiere. Der einzelne Arbeiter aber wird es bei einer zweckmäßigen Drganifation diefer modernen Produetionsweiſe keineswegs fchlechter Haben, als der unter: geordnete Arbeiter jegt oder früher, fo wie der einzelne — 1483 — Krieger jebt auch nicht fchlimmer daran fein dürfte, als im vielbelobten und viel geſchmähten Mittelalter. Zu einer folchen zweckmäßigen DOrganifation des Sa: brikweſens rechne ich vorzüglich auch vorforgliche Vorkeh— ungen für invalid gewordene Arbeiter und ihre nächften Angehörigen. Hierzu fünnten vielleicht die bereit3 beftehen: den Kranfen= und Sterbefaffen derfelben fortgebildet und erweitert werden, zumal wenn zu denfelben nach dem Vor— gange Preußens, fofern es diefe Anordnung wirklich durch: geführt Hat, nicht allein die Fabrikarbeiter, ſondern auch mit einem nach dem Geſammtbeitrage diefer Leltern be: meffenen PBrocentfage die Fabrikherren geſetzlich beitrags— pflichtig find. Man kann hiergegen einwenden, daß diefer Beitrag der Fabrikherren von diefen doch immer nur verlegt und zulegt doch unmittelbar von den Yabrifarbeitern ges tragen werben müffe, weil der Fabrikant das Arbeitslohn um fo niedriger anfegen müffe, je größer die übrigen Ges fchäftsunfoften, wozu auch diefer Procentbeitrag zur Ars beiterunterftübungsfaffe gehören würde, fich herausſtellen. Das mag feinen guten Grund haben; aber die Wohlthat eines jetzt gar oft fehlenden Nothpfennigs für werdienft: loſe Fabrifarbeiter wird meiner Anficht nach nicht Eleiner, wenn fie fich denfelben nicht Glos, wie es bei oberflächlicher Betrachtung fcheint , zum größern Theile, fondern vielmehr in feinem ganze Betrage in den Tagen. der. a Kraft und Arbeit felbft erfpart haben. Doch können dergleichen Anordnungen nicht füglich von vereinzelten kleinen Staaten ausgehen, fo wie ſich bie: felben überhaupt in ihrer Gewerbes und Handelöpolitit nie ungeftraft von ihren größern Nachbarftanten abſondern dürfen. Denn im Handel und Verkehr find die Intereſſen weit iiber die Eleinen Staatengrenzen: hinaus zu innig ver: kettet und verfehlungen, ald daß hierin jedes Kleine Gemein- weſen feinen eignen Weg gehen könnte. Bertrauen wir darum unferer auch über nnfere: 96 werblichen Intereſſen mit Umficht wachenden Staatöregie:, 2 Ben = wu rung, daß fie die Gewerbtreibenden und (mas damit nahe zufammenhängt) die Städte unferes Landes in ihren In— tereffen zeitgemäß fürdern und fchügen und die Störungen, welche der Lauf der Zeiten in einzelnen Ziveigen herbeiführt, fo viel als möglich mildern werde! Thun wir aber dabei auch redlich das Unſere! Halten wir das Kleingeiwerbe, das bei der großen Meannigfaltigfeit unferer Anfprüche und BDedürfniffe und bei der Einfürmigfeit, welche aller Ma: fchinenarbeit eigenthümlich. ift, niemald ganz verdrängt und befeitigt werden kann, mit Verftand und Geſchick aufresht! Aber erkennen wir e8 auch dankbar an, wenn in den Fä— bern, wo das Kleingemwerbe nicht mehr im Stande ift, den Wettlampf dauernd zu beftchen, unternehmende Männer lieber bei und als in der Ferne Fabriken gründen, die un: fern Arbeitern lohnende Befchäftigung und unjern Urprodu: centen zugleich nahe und fichere Conſumenten verfchaffen! Denn Fabriken und Mafchinen find an fich durchaus Fein Unglück, wenn fie auch für manche Perfonen und DVerhälts niffe bisweilen ftörend und läftig werden können, und bis jeßt Hat wohl gar oft der neue Bahnen eröffnende Unter: nehmungsgeift, niemals aber die Bequemlichkeit und der gewohnte Schlendrian ein Gemeinweſen groß und blühend gemaht. | Daß aber unfer Altenburg blühend und mohlhabend werde, in diefem Wunfche find wir hier Alle einig, fo fehr ſich auch umfere fonftigen Intereffen und Wünfche durch: kreuzen mögen. sonn‘; — 150 — XXI. Bericht über das Beſtehen und Wirken der Kunſt- und Ge— werbvereine, ſowie der Fortbildung- bez. Gewerb- und Sonntags-Schulen in den Schwefterftädten des Landes, außerhalb der Haupt- und Refidenzitadt Altenburg, im Sahre 1856; erftattet durch den Geheimen Neg.-Rath Dr. Bad, . Schriftführer der Altenb. Kunſt- und Handwerks-Schule, Ehrenmitglied des Gewerb-Vereins in Kahla und anderer in- und ausländiſchen wiſſ⸗ en⸗ ſchaftlichen und gemeinnützigen Vereine. Zur Bethätigung der in der Stiftung-Feſt-Sitzung, den 9. Febr. 1857, gegebenen Zuſage, berichte ich hiermit zur weitern Ausführung des dort in freiem Vortrage An: gedeuteten, einmal auf Grund langjähriger Beobachtungen und Erfahrungen und dann nad) Maßgabe neuerlicher ge: fälliger Mittheilungen von Seiten der betreffenden Vor- ſtände, Nachſtehendes. J. Ueber Fortbildung-Schulen im Lande überhaupt. 1) Fortbildung-Schulen für die (aus der gewöhnlichen Elementar- Schule mit dem 14. Lebensjahre entlaſſene männliche) Jugend beftehen im Herzogthume Sachfen-Alten: burg nicht als allgemeine, vom Staate oder von den Ge: — 151 — meinden und deren Behörden ausgegangene Einrichtungen und Anftalten, fondern nur unter gewiffen den allgemeinen ſowie drtlichen Berhältniffen entfprechenden Vorausſetzungen, in Altenburg feit 1817 ala Kunft: und Handwerksſchule und außerdem feit 1854 als landwirthichaftliche Kortbildungfchule (Winterfchule), in Schmölln feit 1836 ald Gewerbſchule, in Ronneburg feit 1828 ala Gewerb- und bez. feit 1849 als Weberfchule, in Luca feit 1832, in Gößnitz feit 1837, in Meuſelwitz feit 1840, in Eifenberg feit 1830, in Roda feit 1835, in Kahla feit 1831, in Orlamünda feit 1838 und in Uhlſtädt jeit 1849 als Sonntagsfchule, Dieſe Schulanftalten insgefanmt find von Vereinen ‚oder Einzelnen gegründet worden und jtehen noch jet un: ter deren Zeitung, werden auch von diefen, bez. mit Unter: flügung aus Landes: und Gemeindemitteln — f. weiterhin unter 7. — erhalten, und ftehen unter der Oberaufjicht der ‚Landesregierung ald oberer Verwaltungbehorde, bez. unter der des Herzoglichen Minifterium. Geiftliche Behörden find, als folche, hierbei nicht betheiligt. 29) Der Zweck der fraglichen Anftalten ift Fortbildung der (männlichen) Jugend, bez. Befeftigung und Ergänzung derfelben in dem, was die Schüler in den gewönlichen Ele: mentarfehulen oder in fonftigen anerkannten Unterricht: anftalten gelernt haben, bez. Anleitung derfelben zu Arbeis ten und Befchäftigungen, welche für ihren künftigen Lebens— beruf fich eignen, bez. demfelben förderlich find. a Zuunächſt deutet der Name der Anftalt die mefentliche Richtung derfelben an, doch kann man diefelbe und ihre Aeußerung dahin näher bezeichnen, daß in den Kunſt- und ‚Handwerks, bez. Gewerbfchulen, vorzugsweife in der Stadt Altenburg’fchen, mit fich allınälig hebenden Anfprüchen an die Schüler, im freien und bez. architeftonifchen Handzeich— nen, im bez. Höhern Rechnen, im Fertigichreiben, im Abfaffen fehriftlicher Aufſätze, Unterricht, auch, in Altenburg Handwerks⸗ geſellen behufs zweckmäßigen und ungeftörten Wanderns Delchrung ertheilt, in der Weberfchule in Ronneburg Anlei: ——— leitung zu Einrichtung von Weberſtühlen und Muſtern, bez. mit Anwendung von Weber-Muſterſtühlen gegeben, in den Sonntagsſchulen, mit gemäßigten Anſprüchen an die Schüler, im Zeichnen, Schön- und Rechtſchreiben, Ab- faffen von Auffägen für das gewöhnliche bürgerliche Ge: fchäftsleben, im Rechnen u, f. w. unterwieſen, in der land» wirthſchaftlichen Forbildungſchule (Winterfchule) neben dem, was im den Sonntagsjchulen getrieben zu werden: pflegt, auch Anleitung zum Feldmeſſen ertheilt und dies in den Fluren geübt, auch in der landwirthſchaftlichen —— kunde unterwieſen wird. 3) Sn allen Schulen der fraglichen Art werden (männ- liche) junge Leute angenommen, welche der gewöhnlichen Elementar:Schule nicht mehr angehören, oder fich fortzubilden wünfchen, daher denn auch ab umd zu Lehrlinge, Geſellen, Gehilfen, Meiſter und Arbeiter aller Art in einem Alter von 14 bis 20, ja bis 30 Jahren ſich in denſelben befin⸗ den; keinerlei Lebensberuf iſt ausgeſchloſſen. Als Vorbildung erheiſcht man eine genügende, minde⸗ ſtens leidliche Kenntniß von dem, was in den gewönlichen Elementar-Schulen gelehrt zu werben pflegt; der Schüler muß wenigſtens einigermaßen befähigt und bildſam er— ſcheinen. 4 Zwang zum Eintritte in die fraglichen Säulen findet von Seiten des Staates nicht Statt, die meilten Handwerks- Innungen und Zunftbehörden haben, fi) da: gegen ausgeſprochen, als ein darauf bezüglicher Vorſchlag zur Erbrterung kam. Doch haben da und dort Innungen mit zunftbehördlicher Genehmigung die fr. Eintrittspflicht bezüglich ihrer Lehrlinge eingeführt. Preisertheilungen an die Schüler, Rückſichtnahme bei Geſuchen um Erlaß der Wanderpflicht und um Unterſtützung aus Staatsmitteln zu weiterer Fortbildung auf höheren techniſchen Anſtalten und dergleichen fördern mittelbar den Beſuch und die Be: ’ nutzung der fr. Anftalten, — 13 — 5) Der fragliche Unterricht wird im den gedachten Schulen Sonntagd nad) dem Vormittags: bez. Nach: mittags Ootteödienfte, außerdem bei den Kunſt- und Hand- werks-, bez. Gewerbſchulen, je nach dem Bedürfnifje fo: wie der Füglichkeit der Lehrer und Schüler, an mehreren Wochentagen Nachmittags und Abends ertheilt. Die Sonn: tagſchulen Halten ihre Unterrichtftunden zumeift früh vor dem Gottesdienfte, dann Mittags zwifchen den Kirchen oder nach bollendetem Nachmittagsgottesdienfte, einzelne folcher Anftalten wählen noch Wochentags:Abendftunden. Der inter: richt in allen dieſen Anftalten wird das ganze Jahr hin: durch — abgefehen von befchränkter Ferienzeit — ertheilt, mit alleiniger Ausnahme der landwirthfchaftlichen Fortbil— dungfchule, welche nur in den eigentlichen Wintermonaten November, Dezember, Januar und Februar, nach Befin- den auch noc im Monat März in jeder Woche au einem Diarkttage, Vormittags und Nachmittags in je 2 und bez. 3 Stunden, gehalten wird, 6) Die Lehrer finden fich freiteilfig, je nach dem Lehr: gegenftande, aus allen Ständen: Geiftliche, Kandidaten, Schullehrer, Schreib: und Zeichnenlehrer, Maler, Architek: ten, Zechnifer, junge Juriſten, Auditoren , Rechtsanwalte, Beamtete, Kaufleute, Handwerker und Gewerbtreibende jeder Art, überhaupt Leute von fchuhviffenfchaftlicher Bildung und fonftiger Lehrbefähigung. Geiftliche pflegen zeitweilig hriftliche Sittenlehre oder auch fonjtige Lehrfächer zu wäh: len; gejeßlich verpflichtet zur Betheiligung bei den frag: er Schulen find weder fie, noch andere dabei befchäftigte ver. 7) Die fraglichen Anftalten werden durch die betreffen: den aus freiwilliger Vereinigung won Einzelnen gebildeten, jedoch unter Obhut der Landesbehörden, ftehenden Vereine — Kunft» und Handmwerks:, Gewerb: und Sonntagsſchul⸗ Vereine — erhalten, inſoweit dies noch erforderlich iſt, da bei dem mäßigen Aufwande, welche die fragliche Erhaltung re zumeift das ausreicht, ja mitunter nicht einmal 11 ws verbraucht, vielmehr theilweiſe fir einen ettwaigen ſpätern Mehrbedarf werbend angelegt wird, mas die Staatsfaffe dazu augewieſen hat und alljährlich ausfolgt.*) Die anſehnlichſte Unterftüßung empfängt Die ftadtaltenburgifche Schulanftalt, deren Vorſteher und Hauptlehrer, jebt zugleich Direktor der ftädtifchen Anabenfchule, auch einen feften Sahresgehalt bezieht. Freiwillig haben zumeift die betreffenden Stadt: gemeinden, insbefondere die Altenburgifche, auf gegebene Beranlaffung, entweder als folche oder mittelft freiwilliger Beteiligung Einzelmer aus ihrer Mitte, dircch Gewährung von Schulräumen, Feuerungmitteln, Lehrmitteln und fon: ftigen Gaben, neben den betreffenden nöthigenfalls obfor- genden Bereinen die Begründung und das Beftchen der fraglichen Anftalten gefördert; Die Lehrer an derfelben, mit Ausnahme Des hieſigen Schulvorſtehers und Hauptlehrers, erteilen entweder ganz unentgeldlichen Unterricht oder er- halten alljährlich eine nach den betreffenden Kaſſekräften be meffene Vergütung, welche oft eben nur ein Erſatz ge legentlicher Verläge itt. Schulgeld wird, mit Ansnahme der auf Koften des landwirthſchaftlichen Vereins in Altenburg beftehenden lands wirthfehaftlichen Fortbildung: Schule, bei den übrigen frag: lichen Schulen nicht erhoben, doch da und dort, 3. DB. in Altenburg, ein mäßiges Eintrittögeld, welches jedoch nach Befinden auch erlaffen wird. 8) Im Allgemeinen und an fich Hat fich die fragliche Ein: richtung überall mehr oder minder erfolgreich bewährt, doch, ſelbſtverſtändlich, wechſelnd von Zeit zu Zeit, je nach den Eigenfchaften der Lehrer und der Schüler, bez. auch nach *R Altenburg. Berein: 154 Thlr.5 Ngr. Schule: 195 Thlt. 8 Ngr. 3 Pf. Hauptlehrer: 508 Thlr. 10 Ngr.; Luka, Sonnt.-Schule: 20 Thlr. 16 Nor. 7 Pf; Meuſelwitz. S.-Schule: 20 Thlr.; Gößnik. S-Schule: 20 Thlr. 16 Nor. 7 Pf; Schmölln. Gew.-Schule: 41 Ihe. 3Ngr. 3PF.; Nonneburg. Gew. u. Weberſchule: 100 Thlr.; Eifenberg. S,-Schule: 69 Thlr. 20 Ngr. 8 Pf; Noda. S.-Schule: 69 Thlr. 20 Nor. 3Pf.; Kahla. S.Schule: 69 Thlr. 20 Nor. 3Pf.; Orlamünda. S-Schule: 34 Thlr. 8 Nor. 5 Pf.; Uhlitedt. Fort bild.“Schule: 15 Th, — 155 — den Zeitberhältniffen, Bez. je nach der Verftändigfeit oder Unverftändigkeit oder Gleichgiltigkeit, mit welcher Eltern, Vormünder, Lehrmeifter, Innungen, Gemeinden und Be: hörden die Sache felbft auffaßten. Die entfchiedenften und befriedigendften Erfolge find von jeher bei der Kunſt- und Handwerksſchule in Altenburg, allerdings der ausgebildetſten, zweckmäßigſten und Bemitteltiten folchyer Anjtalten im Lande hervorgetreten, faft ſtets fich gleichbleibend bei ziemlich ſtän— digen Lehrern. Aber auch die übrigen Gewerb- und Sonntagsfchulen haben minder großen Anfprüchen genügt, mad aus den feit einer langen Reihe von Jahren gegebenen bez. im Drucke veröffentlichten berichtlichen Weberfichten über das Beſtehen und Wirken der fraglichen Anftalten in den Städten ded Landes außerhalb Altenburg, welches fie weranfchaulichen, zu erkennen ift. I. Ueber die Kunſt- und Gewerb-Bereine, bez. Bortbildungfhulen im Lande, außerhalb der Stadt Altenburg, insbefondere. I) Der Vorfteher der Sonntagsſchule in Lucka — Inſp. ꝛc. Becker-Laurich — berichtet kürzlich, daß dieſelbe gedeihlich beſtehe, Kantor-Subſtitut Dertel und Mädchenlehrer Gerold mit Fleiß und Sorgfalt im Jahre 1856: 16 Schüler, die jedoch nicht Alle regelmäßig gekommen, in Rechnen, Schön: und Rechtſchreiben und in ſchriftlichen Aufſätzen unterwieſen haben und daß die Kaſſev erhält: niffe mwohlgeordnet find. Sie beſitzt ein zinswerbendes Vermögen von 100 Thlen. Es ift zu wünſchen, daß auch dort ein Verein einfich- tiger und mohlmollender Männer ſich Bilde und die der mweitern Entwickelung fähige und bedürftige * in die Hand nehme. 2)a. Der Oberpfarer Schneider in Denfelwit hat im Vereine mit dem Amts-Akt. Vater dort bie Keubeleb- 11 = us ung und Umgeftaltung der dafigen faft erlofchenen Sonn: tagsſchule mit Feuereifer begonnen, mit Einficht verfolgt und mit gutem Erfolge bewirkt. Die dafigen Innungen haben weſentlich mit geholfen, indem ſie ihre Lehrlinge zum Schulbefuche anhalten und, höhere Genehmigung voraus: gefeßt, fie Hinfünftig nur dann losfprechen wollen, wenn fie die Sonntagsfchule befucht Haben. Oberpfarrer Schnei: der felbft, dann Kantor Benkert, Diganift Kirchhof und lementarlehrer Bergter unterweifen in teutfcher Sprache, Rechnen, Schreiben und Zeichnen. Mit 30 Schülern ward die neubelebte Anftalt eröffnet; jezt zählt fie deren 52, darunter viele eifrige. — Die Ein: nahme der Anftalt, 20 Thlr. aus Staatömitteln, wer: den, bei zweckmäßiger Ausbildung der Anftaly, ſchwerlich die nothivendigen Bedürfniffe decken können; es wird da— her eine diesfallſige Berwendung für Erhöhung des Staats— kaſſebeitrags wol gerechtfertigt erſcheinen. b. In der Strickſchule — geleitet und bez. beaufſich— tigt von Frl. Fötiſch und Frau Pfarrer Schneider — erhalten 8 Schülerinnen Preiunterricht. 3) Die Wagners: Sonntagsfehnle in Gößnitz, wel- cher feit 1839 ihr Miitftifter, der fel. Inſp. Bartholomai dort, mit Einficht und Eifer vorſtand — nur in den Tetten Lebensjahren war feine Kraft gebrochen, doch noch auf dem Kranfenlager gedachte er der Anftalt mit lebhafter Theilnahme — hat unter de8 Pfarr :Subftituten Hem— pel zweckmäßiger und fachergebener Leitung im J. 1856 fich nicht blos gehalten, fondern auch gedeihlich entwickelt, gefordert durch das treneifrige Zuſammenwirken der Lehrer — Schulamtskand. Mehnert (zeitweilig, dann) Hilfe: fohreiber Kirmſe für Rechnen, Schönfchreiben und Teutſch in I. KL, Pfarrſubſt. Hempelund Kant. Girbert nl KL, Deforationsmaler Schmieder für Zeichnen — und die gute Führung und der Fleiß der Mehrzahl der 60 Schüler machten die Anftalt fröplich gedeihen, deren nothivendigen Beſuch von Seiten aller dortigen Lehrlinge die Schuler felbft überwachten. — 17 — Die Kaffeverhältniffe find geordnet, die Beihilfe aus Landesmitteln reicht aus. Es ift Ausſicht da, daß, fobald die ftädtifchen Verhältniſſe dort überhaupt geregelt fein werden, auch ein Gewerb-Verein fich daſelbſt bilden wird. 4) a. Der Vorſtand des Gewerb-Vereins in Schmöllu war im J. 1856 folgender: Dir.: Gerichts-Amtm. Klötzner, Sekr.: Bürgerm. Adv. Safe, Vorfteher Super. Hempel und Rathsafjeffor Kühn, Kaffirer: Schenfw. Rothe, Bibliothekar: Kirchenvorfteher Greller. Der Kaffeftand war mit 177 Thlrn. 1 Ngr. 3 Pf. Einnahme, 152 Then. 23 Ngr. 7 Pf. Ausgabe, 24 Thlrn. 2 Ngr. ö Pf. Beſtand, 128 Thlen. 25 Ngr. 8 Pf. Vereins: und 90 Thlrn. 18 Ngr. 7 Pf. Schul-Vermögen ein befrie— digender bez. ſicherſtellender. | Beim Stiftungfejte des Jahres wurden 10 Thlr. 5 Ngr. zu Preisgefchenfen für gute Gewerbfchüler eingefammelt. Bei einen ihnen nachgelafjenen fchlichten VBogelfchiegen un— ter Aufficht der Lehrer und bei den diesf. der eriwachfenen Jugend entfprechenden Luftbarkeiten betheiligte fich die Mehrzahl der Vereinsmitglieder. Der Verein hat jetzt 167 Mitglieder — 14 mehr ala im Sahre vorher; die Verfammlungen waren zahlreich be: ſucht; Das ift, zumal im Vegleiche mit andern Städten, ſelbſtredend, bez. erfreulich. Apotheker Buchner und Klempner Nichter hielten belchrende bez. veranfchau: ligende VBorlefungen über Paraffin und Photogen, Maurer: meifter Neichel über verfchiedene Arten der Bedachungen, namentlich Zinf und Steinpappez man entfchied fich dem gegenüber für Ziegelbedahung. Den längeren Vorträgen des farhverftändigen Tuchfabrif. Fleck, des Kirchenvorft. Leinwebermſtrs. Greller und des Zeugmacherniftre. Mei- ner in Vetreff der fo wichtigen Frage über den Zuftand der Weberei dort und über die Mittel zu Hebung der Dabei wahrgenommenen Mängel werde Folgendes entnommen: . Zur Beantwortung der erften Frage diene zunächſt die nachfolgende Ueberſicht: — 158 — Dermalige Zahl der Meifter; _Gefellen, Zebrlinge, Arbeitftühle. Bei den Tuchmachern 52, davon arbeiten für fich 15. 28 6 | etiva 75 Dei den Zengmachern 110, davon arbeiten ‚fir fi — | 35 36 | =: 165 außer 10, die nicht mehr arbeiten. Bei den Seinwebern 97, davon arbeiten fir fich 2. 64 21 : 115 Sa. 219, von — In melien die ve arbeiten 17 . 57 etwa 355 Es iſt mithin ungefähr der dritte Theil ſämmtlicher ſtimmfähiger Bürger dort Stuhlarbeiter; doch arbeiten nur 15 Tuchmacher und 2 Leinweber für ſich; die übrigen und namentlich alle Zeugmacher ſind Lohnweber, während vor 25 Jahren die Mehrzahl der Meiſter auf eigene Rech— nung arbeitete, wenn auch viele darunter nur ſchwach, was namenllich bei dem Zeugmacherhandwerke der Fall war. Bei dieſer Innung iſt es inſofern beſſer geworden, als jetzt auch ein armer Zeugmachergeſell Meiſter werden und, wenn er ein fleißiger und geſchickter Arbeiter iſt, ſich und die Seinen leidlich ernähren kann, wärend vor 25 Jahren nur derjenige ans Meiſterrecht denken konnte, der hinrei— chende Mittel beſaß, ſelbſt anzufangen, namentlich Wolle und Garn einzukaufen. Arbeit ift gegenwärtig für alle Stuhlarbeiter vorhanden, doch ift der Lohn durchſchnittlich geringer, als früher. Im Allgemeinen würde fich ein dor: tigev Weber, wenn er wicht Durch das Holen de3 Garnes umd durch das Kortfchaffen der Arbeit in eine andere Stadt zu viel Zeit verſäumen müßte, bejjer ftehen, als die mei: jten Weber in Erimmitfchau und Meerana, weil in Schmölln jeder Meifter Geſchirr, Stuhl und Meufter felbft verrichten muß, woher auch der gute Nuf der dafigen Weber im Allgemei: nen, wärend in den vorgenannten beiden fächfifchen Städten die Mehrzahl der Webermeifter die fr. Vorrichtung durch befonderd Dazu angenommene Leute machen laſſen muß. Gefertigt werden in Schmölln faft alle Stoffe, die auf dem Stuhle gewebt werden : wollene, halbwollene, Teinene und — 159 — hafbfeidene, und zwar fir Fabrikanten dafelbft, ſowie in Gößnitz, Meerana, Crimmitſchau und Einige in Gera. BZeugmachermeifter Meiner zeigte wiederholt, nament: lich auch bei Dem Stiftungfefte, dev Vereins = Berfammlung eine große Anzahl Muſter von in Schmölln gewebten Stoffen wor und“ ſuchte Die Verfertigung derfelben deutlich zu machen. „Was uun die Mängel bei der dortigen Weberei an— langt, fo ſieht Mſtr. Meiner den Hanptfächlichften darin, daß dort im Verhältnig zu der großen Zahl der Kohn: tweber zu wenig Fabrikanten feien, die für diefelben Arbeit geben können, und daß ſich Diefelben auf Fertigung gewiſſer beftimmter Waaren befchränften, während die Fabrifanten in den Nachbarftädten viel mehr Arten von dergleichen fer: tigen liegen. Dephalb fühen fih die Meijter in Schmolln ‚genöthigt, auswärts Arbeit zu fuchen, wodurch der Uebel: ftand entjtehe, daß fie zu viel Zeit auf das Holen und Forts fchaffen der Arbeit verwenden müßten, welche Zeitverfaum wiß bei einem Meifter, der nur 1 Stuhl habe, ſchon auf 7 Wochen alljährlich angefchlagen werden könne.“ Tırchfabrifant Fleck vechnet zu dieſen Mängeln noch den hinzu, daß man fich dort nicht mit dem nöthigen Weber: handwerkszeug verfehen, namentlich Jaquard-Maſchinen und ſogen. Wechfelladen nicht bekommen könne, ja fogar den Blattbinder und Gefchirrmacher entbehre. Auch ver: mißt derfelbe Dort die Selegenpeit zum Erlernen de3 Aus: nehmens, BZeichnend und Berechnend der Mufter für die Gefellen und Lehrlinge und empfiehlt deshalb die Anftel- lung eines fachfundigen Mannes, deren es dort mehrere ‚gäbe, bei Der dafigen Gewerbſchule als Lehrer in dieſem Zweige der Gewerbsfunde. "Bei Deantivortung dev dritten Frage find die obge: genannten drei Sachverftändigen darin einverftanden, daß die Weberei dort nur dann gehoben werden Fünne, wenn eben dort mehr Arbeit an die Lohnweber ausgegeben würde, indem ſich mehr Fabrikanten daſelbſt niederliehen, oder fich — 160 — unter den dafigen Einwohnern bez. Webermeiftern ein Verein bildete, durch welchen die Yabrifazion dort in grö— Bern Schwung gebracht werden Eünnte, wobei e8 freilich faft nothwendig werden dürfte, daß von Seiten des Staat? einige Beihülfe, vielleicht Durch Darleihung eines Vorſchuſſes, geleiftet würde. Was namentlich Hinfichtlich der Fabrikazion des Tuchs, Buckskin und Caſſinets anbetrifft, ſo ſagt der Fabr. Fleck: „Die Tuch-, Buckskin- und Caſſinetfabrikazion, wie ſie von dem größten Theile der für eigne Rechnung arbei— tenden Meifter betrieben wird, leidet an einem Haupt: übel, nämlich daran, daß fie einer eigenthümlichen Spin- nerei und Appretur und aller der Erforderniffe entbehren, die zur vollftändigen Fabrikazion der Stoffe gehören. — Dadurch, dag man die verfchiedenen Arbeiten an Andere verlohnen muß, wird zulett das fertige Fabrikat theurer und es ift ſchwer, gleichen Schritt zu Halten mit anderen Vabrifftädten, welche immer den Nuben voraus haben, den ihnen der Befit der erforderlichen Mafchinen gewährt. Der wenige Berdienft, der bei der theuern Fabrikazion übrig bleibt, wird noch gefehmälert von den ungünftigen Konjunf: turen, die feit einer Reihe von Sahren hinzugekommen find; alle verwendbaren bez. erforderlichen Rohftoffe, fie mögen beißen wie fie wollen, ftehen in bedeutend höherem Preife, theuere Lebensmittel und weniger Abſatz auf den Meſſen und anderen Verkaufsplätzen haben dazu beigetragen, daß diefer Fabrikazionzweig zurückgegangen it, fo daß fich, follte Eeine Aenderung eintreten, befürchten läßt, daß der: ſelbe nach und nah faft ganz, oder doch größtentheils aufhören werde. Anders würde es fich geftalten, wenn die noch jet auf eigne Rechnung fabrizirenden Meifter fich vereinigten, die dazu gehörenden Mtafchinen gemein: fchaftlich anzufchaffen, desfall® würden fie billiger und beffer faßriziven können, fie würden ihre Waaren beſſer ab: feen, weil gleichmäßigere Waare und größere Duantitäten zufammen kämen. — Daß dies recht gut ins Werk geftellt — 161 — werden kann, beweiſen die Nachbarftädte Crimmitſchau und Werdau, wo mehrere folche Vereinigungen (Affozia- tionen) ins Leben getreten find, bei welchen die einzel: nen Mitglieder fich fehr wohl befinden, indem auch dem ärmſten Mitgliede die Mittel dargeboten find, mit Jedem zu konkurriren.“ „Die Sauptfrage ift num allerdings die: woher follen die Mittel befchafft werden, welche erforderlich find, um die Sache ins Werk zu ſetzen? Es würde dies allerdings ſchwer halten, wenn folche von den dabei Betheiligten aus ihrer Anlage entnommen werden follten; denn auf folcye Weife würde das Betriebsfapital geſchwächt (mas eher erhöht werden muß) und ed würde Manches nicht angefchafft werden, was unbedingt zum Ganzen gehört. — Zweckentſprechender dürfte ed fein, wenn die Regie- rung vermittelnd einträte und den bedirflichen Vor: ſchuß zum Aufbaue der erforderlichen NRäumlichkeit, und zu Anfchaffung der betreffenden Majchinen unter billigen Bedingungen gewährte, Gilt e3 doch, einen Fa- brikazionszweig zu erhalten, der nun bald drei Jahr: hunderte hindurch dem Lande von Nuten geweſen ift. Irgend ein VBerluft dürfte kaum zu befürchten fein, denn unter gewiſſenhafter Leitung des fr. Gefchäfts würde fchon nach wenigen Jahren diefer Gewerbzweig bemerkbar "auf: blühen. Bittgewähr Seiten der Regierung würde in Teutſchland nicht vereinzelt daftehen, denn in faft allen teutfchen Ländern werden Handel und Fabrikazion da, wo es zweckdienlich erfcheint, unterftüßt, von England, Branfreih und Rußland gar nicht zu reden, wo Millio— nen aufgeiwendet werden, um auch nur einen einzelnen Vabrifazionzweig in die Höhe zu bringen oder zu er: halten. Died gilt auch von Preußen, welches vorzüg— lich die Tuchfabrifagion durch feine Unterftügung zu ihrer gegenwärtigen Höhe gebracht und dadurch fich felbft eine große Steuerkraft erzielt Hat.’ „Der Nuben, den eine Fabrikſtadt dein Staate ge: — 4162 — währt, ift übrigens zu augenfcheinlich, ala dag er nicht eingefehen werden ſollte. Der Erlös für die Waaren, "welche zumeift ins Ausland verkauft werden, bleibt doch größtentheils für Arbeitslöhne und fonftige Erforderniſſe im Lande, überhaupt gewinnt die betreffende Stadt in allen ihren Theilen. Daß Schmölln fich für den fr. Fabri— kazionzweig eignet, ift Hinlänglich bekannt. Vor Allen ift das vortreffliche Wafjer zu berüdfichtigen, welches, ſo— wohl zum Färben, wie zur Wäſcherei gleich vorzüglich verivendbar if: An guten und tüchtigen Arbeitkräften fehlt es Auch nicht, und wenn fich mehr Bedürfniß her— auöftellte, würden genug auswärts herkommen.” Als Beweis für das Zurückgehen der Zuchfabrifa- zion dort iſt hiernächft angeführt worden: nach den Handiwerfsbüchern belief ſich vor 25 Sahren Die Zahl der Meifter, welche für eigene Rechnung arbeiteten, auf 46 und die Geſammtzahl der Meifter überhaupt auf 64, die der Gefellen auf 53 und die der Lehrlinge auf 15. Die jetzige Gefammtzahl dev Meifter beläuft fi nach Dbigem auf 51, von welchen 15 für eigene Rechnung arbei— ten, 3 derfelben fogenannte Meeranſche Waaren fertigen, 19 Lohnmeifter find, Die übrigen aber ſich mit andern Arbeiten befchäftigen. Die Zahl der Gefellen beträgt 28 und die der Lehrlinge 6. Die Zahl der Stühle, welche von Meiſtern auf eigne Rechnung befchäftigt werden, beläuft fich dermalen auf ungefähr 40, welche Zahl bald größer, bald Kleiner ift. Bei den Lohnmeiftern find etwa 30 und Einige be: fehäftigt, diejenigen mit eingerechnet, welche von Tuch: fabrifanten befchäftigt werden. Der Verein wird demnächſt in Erwägung ziehen, ob an der Sonntagsfchule ein Lehrer für das Aufnehmen, Zeichnen und Berechnen der Mufter anzuftellen fein diirfte. Außerdem find noch viele andere Eleinere Mittheilun gen gemacht worden, welche dem Vereinszwecke angehörten, 3. B. aus Dr. Perthes in Bonn Schrift „über Handwerks: — 163 — weſen der Wandergefellen’’; über Induſtrie-Ausſtellungen; über Korkfabrifazion im Eifenacyer Oberlande; über Stants- dienst und Induſtrie im Allgemeinen; über den Verlauf der Meffen u f. w, Der Leſekreis und die geſammte Vereins— Verwaltung überhaupt iſt in beſter Ordnung. b. Die Ausführlichkeit, mit welcher die ſo wichtige Webereifrage vorſtehend behandelt worden iſt, gebietet nun eine diesmal gegen früher gedrängtere Mittheilung über die Gewerbvereins-Schule. Voraus gehe immerhin die Bemerkung, daß auch ſie im Jahresverlaufe in frölichem Gedeihen friſchgrüne Blätter, freundliche Blüthen und gute Früchte gezeitiget hat. Denn die Lehrer leitete der Wahl: und Wahrſpruch: „Laſſet uns wirken, fo lange es Tag ift, denn es kommt die Zeit, da Niemand wirken kann.“ Bon den 122 Schülern befuchten 22 den Unterricht des Rektors Nitzſche — Uebung im fchriftlichen Ge— dankenausdrucke, Aufſätze aus dem Gebiete des geſelligen Lebens, mündliche Uebung im Bilden und Zerlegen der Sätze u. f. w., teutſche Gefchicht: und Landfunde — regel: mäßig und mit. Erfolge, Den Schreibunterricht des Kollab. Schmidt m Kur- rent-, Jateinifcher und Kunftfchrift brauchten 120 Schüler. Nicht völlig zufrieden mit den Leitungen vieler Schüler, denen es au Fähigkeit mangelte oder an Fleiß, entſchloß fih der Lehrer, noch einmal die Elemente der Schreißfunft zu lehren, und der Erfolg war ein befriedigender; nächft der Uebung förderte insbefondere auch die Anfchauung — die Zerlegung der einzelnen Linien der Buchſtaben mittelft Zeichnen auf die Wandtafel — den Zweck. Im Zeichnen bon Blumen, Geräthfhaften und Thierftücen unterwies Maler Pfübner 42 Schüler mit befriedigendem Erfolge, wie die ausgelegten Probezeichnungen nachtwiefen. Dei dem von dem Vorſteher der. Gewerb- Schule Mädchenſchullehrer Schumann ertheilten Nechnen:Unter: richte — zwei Abtheilungen — beginnend mit Bruchrechnen — 164 — und fortgehend bis zur Negeldetri, dann Faufmännifchen Rechnen, Flächen: und Kürperberechnung u. f. w. war der Lehrer zufrieden mit dem aus Probeberechnungen er: hellenden Erfolge. Ueberhaupt erklären alle Zehrer mit der Führung und den Fortſchritten der Mehrzahl der Schüler ſich im Allge— meinen befriedigt. 5) a. Der Saeolt boerein in Nonneburg zählte am Jahresſchluſſe 1856: 64 Mitglieder — einſchl. 3 Ehren: mitglieder —; den Vorftand bildeten, als Direktor: Fin.» Kontr. Ulbrig, I. Vorft. Dr. Becker-Laurich, I. VBorft. Uhrmacher Feller, Schr. A.“Kop. Hopfe, Kafl. Müh— lenbeſ. Thurm, Bibl. Buch. Meyer. ; Feſt- und ord. Sikungen, eine Fleine Ausſtellung und ein Ausflug im Vereinszwecke nah Zwickau bezeichneten Die Dereinsthätigfeit; 13 Situngen befuchten zuf. 222 Mit: glieder — 29 Mitgl. die Meiftzahl, 10 die Minderzahl — dabei wurden außer Eleineren Befprechungen 6 Vorträge — F.-Kontr. Ulbrig: Anſprache bei feinem Antritte als Vereins-Dir., und über „Handwerk hat goldnen Boden’; Kfm. Richter: über Wafjergas und Beleuchtungs » Mlittel; Dr. Becker-Laurich über den Nuten einer Eifenbahn für Ronneburg; A.Kop. Hopfe über die VBereinsthätigkeit überhaupt — gehalten; e8 erzählte Dr. Becher: aurich feine Reife nach Defterreich, Kärnthen und Steyermarf, dann eine folche nach Wien; der Dir. Ulbrig befchrieb den Ausflug von 14 Mitgliedern und 4 Gäften nad) Zwickau und las außerdem gleich dem Superintendent Günther und dem Dr. Becker-Laurich manches Unfprechende aus Druck: ſchriften vor. | Dem feit 1851 ausgeſetzten Stiftungfefte 1856 ift- eine von 28 Ronneburgern und I Altenburger, mit zuſammen 400 Nummern befchickte Ausftellung gewerblicher Gegen: ſtände vorausgegangen, in der Feſtſitzung find die letzten drei Vorträge gehalten worden und c8 hat fich ein zahlreich befuchtes und Heiterbelchtes Feſtmahl angefchloffen. — 15 — Ausgeftelt waren: ſchöngewebte Tücher und Kleider in Prachtfarben und neuen geſchmackvollen Muftern, vor: zügliche Gürtler =, Klempner-, Tiſchler-, Nadler-, Buch: Binder: und Zinngießerarbeiten, Chofoladen, Parfümerien, , ſowie die jezt in Steindruck erfchienene Falligraphifche Ar: beit: „der trenefte Führer in der Noth“. Die von 4 Mitgliedern geleitete Ausftellung ward 4 Tage hintereinander zahlreich befucht. Bei der dann veranftalteten, von Seiten de3 Alten: Burger und de3 Schmöllnfchen Vereins durch Unterbringung und auch höchften Drts durch Abnahme vieler Loofe unter: ftügten Ausloofung fielen auf 550 Looſe 123 Gewinne. Dei dem Ausfluge nah Zwickau befuchte man die Glasbläferei, den Bürgerfchacht Vereinsglück, Neudörfel, das Muldenthal mit all feinem Leben und Treiben und An- ftalten ; die Eifenbahn auf fehiefer Ebene, die Treibgärten zu Planis (auf dem Brande), Königin: Marienhütte mit ihren Koaks- und Hohöfen, Mollerhaus, Gebläfe, Walzwerk, Schmiedewerkitatt, Keſſelhaus u. ſ. w., die. Eifenbahnbriücke über die Mulde, die im gothiſchen Stile erbaute Kirche zu Bockwa, Schedewitz, Zwickau ſelbſt (mit feinem ſchmackhaf— ten Biere), die Marienkirche, die Trillerbierbrauerei, die Porzellanfabrik. Die Reiſekoſten find durch eine ſehr zweck⸗ mäßig eingerichtete Reiſekaſſe beſtritten worden. Außerdem hat man für die Abgebrannten in Eiben: ſtock, Lengefeld und Schöne eingefammelt. _ Der fehriftliche Verkehr mit Behörden, Vereinen und Einzelnen war — dem Berichte zu Tolge — fehr lebhaft, der Lefekreis in Ordnung. Die Kaffeverhältniffe ftehen befriedigender als oft früher. b) Die Gewerbfchule, welche im J. 1855 große Sorge um ihre Erhaltung gehabt Hatte, ift mit ihren 100 und mehr Schülern im J. 1856 dadurch erhalten und ge— fördert worden, daß die frühere Unterftüßung von jährlich Al Thlen. 4 Ngr. 3 Pf. aus Staatsmiteln, durch Tandeswäter: liche Genehmigung und Berfügung auf 100 Thlr. erhöhet, von — 16 — der Stadtgemeinde aber der Verheizungaufiwand für die Schulräume übernommen worden iſt. Der Schulvorſtand — Superint. Günther, Dr. Becker-Laurich und Fin— Kontr. Ulbrig beſchloſſen, für die Anſtalt Lehrer aus den Bürgerfchulen zu gewinnen, das Vewaltungweſen dem Vor- ftande, die Leitung der Schule aber dem I. Lehrer und dem Schuldiveftor zu überlaſſen. Demgemäß wurden die Satzun— gen für die Anftalt umgearbeitet und Genehmigung derfelßen von Seiten der Gewerbfommiffion bei der Landesregierung angeftrebt; deren ift man nun gewärtig. Immittelſt ift jedoch eine weſentliche Veränderung unter den Lehrern eingetreten, denn im Dezbr. 1856 ift Superint. Günther ausgeſchie— den, bald darauf Kand, Wolf nach Ganern als Pfarrer verfeßt worden. Gemin.: rpeft. Haas hat die Lehrer: laufbahn werlaffen und der an feine Stelle eingetretene vor- mal. Gymnaſiaſt Rudolph Günther gleichfalld nicht mehr Lehrer an der Gewerbfehule Der Austritt des Superint. Günther und des Pfarrer Wolf werden fehr bedauert; an des Erftern Stelle iſt Fabrik. Maul gewählt worden, Kon. Hiller ift als I. und Lehrer Bauer als II. Leh— rer der Gewerbſchule eingetreten. Der Zunftbeſchluß in Betreff des Befuches der Ge- merbfchule von Seiten der Lehrlinge wird bei der nächiten Zunftverfammlung Behufs des Losfprechens derſelben ftraeklich geltend gemacht werden. ec) Die Weberſchule fteht als befondere Fortbildung— anftalt unter dev unmittelbaren Aufficht des Gewerbvereins. Zeugmachermeifter Lorenz iſt ald Lehrer angeftellt für praftifche Weberei — Zerlegen einfacher Webereimufter — Abſetzen — Schnürung und Stuhlvorrichtung. Fabrikant Maul: Kunftweberei — Mufterzeichnen, Abfegen nach Borlegeblättern ꝛc. Die Führung der Schüler war vor— herrſchend lobenswerth, der Schulbefuch bisweilen unter brochen, die Schülerzahl Ende Januar 80, Die Kaffeverhältniffe — Einnahme 164 Thlr. 6 Ngr. 7 Pf, nämlich 59 Thlr. 26 Nor. 7 Pf. nachträglich — 167 — fir 1855 und 100 Thlr. fir 1856 aus Sandesmitteln und 5 Shle. 10 Nor. Aufnahmegeld von 16 neuen Schülern und Ausgabe 86 Thlr. 12 Ngr. 4 Pf. — waren fomit bes ruhigender als jemals früher geordnet. Der Voranſchlag für das laufende Rechnungjahr befaßt 105 Thlr. Einnahme und gleichwiel Ausgabe, einfchlicglich Terdlicherer Vergütung der Mrühewaltung und der mancherlei Fleinen Verläge der Lehrer, ſowie der 18 Thlr. Miethzins fir die Weberſchule. Gern theilte ich aus dem gründlichen und anfprechen: den Berichte des Vorftandes noch mehr mit über die dor: tigen fr. Verhältniſſe, allein die mir für diefe Gefammt- überficht geftecften Grenzen geftatten e8 nicht, Yon Herzen wünſche ich mit dem Berichterftatter — Fin.Kontr. Ulbrig: „Der Himmel gebe der glücklichen Weiter-Entwickelung und dem fegensreichen Fortbeftande dieſer Anftalt Seinen Segen!" — füge aber den fernern angelegentlichen Wunſch hinzu, daß auch. die Ronneburger ſelbſt durch beharrliches Sefthalten an dem erfannten Guten und durch thätige Mit: wirkung dabei das Ihrige zu Erfüllung der Bitte um Segen von Dben beitragen mögen! 6) a) Der Georgenverein für Hebung und Be lebung des Gewerbfleiges in Eifenberg hat, geleitet von feinem Vorftande, Super. Klötzer und Bürgermei- fer Safe bez. Rektor Ludwig, fein zweckentſprechendes Wirken fortgefett durch fleißig Befuchte Verſammlungen mit anregender Befprechung gewerblicher Gegenftände, Vor: legung gelungener Arbeiten und Zeichnungen aus dem Handwerferftande, Umlauf guter Echriften, und durch Be: bung und Preisertheilung an würdige Gefellen und Lehrlinge. ; “Der Mitglieder find jetzt 53 — immerhin, fagt der Verelnsbericht mit Necht, nicht genug in Vergleich mit der Größe und den gewerblichen Verhältnifien der Stadt. DaB Rechnungweſen iſt in der beiten Ordnung. Rektor Ludwig ſchloß bei 185 Thlen. 16 Ngr. 8 Pf. Ein: nahme und 129 Thlru. 26 Ngr. 1Pf. Ausgabe, mit — 168 — 55 Thlrn. 20 Nor. 7 Pf. Baarbeftand und 1245 Thlrn. zinswerbendem Vereinsvermögen ab. Sollte nicht der Vor: ftand eine wenigſtens theilweife anderartige als zinswerbende, vielmehr gewerbhebende Anlegung diefes anfehnlichen Stocks dem Vereine vorzufchlagen haben? Es liche fich wol an dies und das denfen, 3.8. a. Vereindunternehmungen, — zu Hebung des kleinen Gewerbes u. ſ. w. b) Die von Rektor Ludwig geleitete Sonntags: ſchule Haben von Dftern bis Michaelis 1856 48 bis 56, dann aber zumeift nur 12 bis 15 Schüler regelmäßig befucht, theils wol, weil in Folge des günſtigen Ausfalls der Leip— ziger Michaelis-Meſſe die gewerbliche Arbeit zugenommen hatte, theils, weil leider noch immer ſo manche Meiſter aus Eigennutz, aus Grillenhaftigkeit, aus Unverſtand ihre Kin: der und Lchrlinge vom Beſuche der Schule und inöbe: fondre vom teutfchen Unterrichte zurückhalten. „Ei was’ — fagen oder denken fie — „wir haben als Zehrjungen und Gefellen nichts von derlei Schulen gewußt und find doch Meifter geworden, und was für welche!” Der Vorſtand des Georgenvereind erwäget nun, ob da wol — wie an manchen andern Orten — ein gelinder Zwang dem mangelnden guten Willen oder Einſehen beikommen könnte! 7) Die Sonntagsſchule in Roda hat von Jahr zu Jahr und fo auch im 3.1856 ihren Zweck: unentgeltliche Er: theilung des ihren Zöglingen zur Förderung ihres weitern Fortkommens nöthigen Nachhilfunterrichtes und möglichft _ erfolgreiche Einwirkung auf die ſittliche Ausbildung und Kräftigung derfelben verfolgt und erſtrebt. Dennoch wünfcht fie eine noch forgfältigere Benußung derfelben von Seiten Derer, für welche fie vorhanden iſt. Ihr Vorftand ift Kir- henvath und Super. Dr. Streicher und Bürgermeiſter Weſthoff. ES unterweifen Maurermeifter Franke im Zeichnen; Kirchner Geifrig im Rechnen bez. Geome— trie, im Rechtfehreiben bez. Geſchäftsaufſätzen; Mädchen: lehrer Schirmer in Geographie mit technologifchen De: merkungen; letztere Beide wechſelsweiſe im Schöünfchreiben. — U — Die reichliche Kaffehilfe aus Landesmitteln bemög⸗ lichte es, daß das Inventar, insbefondre auch die fleißig be- nutzte Leſebibliothek der Schule, erweitert, die Vorzüglicheren unter den überhaupt ſich gut führenden und fleifigen Schüs lern am Schluffe dev ftattgefundenen Sauptprüfung durch Kleine Preisgeſchenke ausgezeichnet: werden konnten, und daß die Iahreörechnung mit 156 Thlrn. 22 Ngr. 6 Pf. Einnahme, 56 Thlen. 12 Ngr. 5 Pf. Ausgabe, 70 Thlen. 10 Ngr. 1 Pf. Beftand und 100 Thlen. zinswerbendem Vermögen abjchloß. Ba. Der Gemwerbverein in Kahla Hat auch im J. 1856 unter der Vorfteherfchaft des Nechtsanwaltes Schind- ber feine frühere nüßliche Thätigkeit fortgefeßt bez. weiter ent= wickelt. Als Unterlage und Anhalt für die Vereinsverhand: ‚lungen ift vielfältig das befannte polytechnifche Notizblatt bes nutzt, es find aber auch felbftändige Vorträge gehalten worden: über die Bucherfchen neuerfundenen Feuerlöfchpatronen, über Glühhike- Verbreitung, über Bereitung und Beftandtheile der Potafche, über Holzerhaltung, über Vorfchläge und Ver: fuche um zu erfahren, ob in einem neuen Gebäude Feuch— tigkeit enthalten jei, über das Waſſer ald Brenz und Leuchtftoff, über Bildung und verfehiedenartige Gewinnung des Salpeters, über dad Bohren artefifcher Brunnen, über unterfeeifche Telegraphen, über Wärmetechnif u. f. w. Es wurden auch verfchiedene Proben von regenerirter Wolle aus ‚ dev Lehmaunſchen Fabrik vorgezeigt. - Bei Errichtung der Fabrik jelbjt Hat der dortige Techniker Looſe mitge: wirkt; man verspricht fich won ihr gute Erfolge. Dezüglich der Kaffeverhältniffe ift auf den Jahres— bericht 1855 zurückgeiwiefen worden. Der Verein felbit wirft offenbar wortheilhaft ein auf feine Mitglieder fo in wiffenfchaftlicher, wie in gefelliger bez. fittlichee Beziehung und ftrebt, dem rechten Manne gleich, ohne Auffehen, doch unermüdet, feinem guten Ziele zu. © -b) Die 9. Iofeph3:Sonntagsfchule dort, welche im en der Kaufmann Eckardt er einrich⸗ 1 — 10 — tete und welcher er feitdem längere Zeit mit eigenen Opfern vorſtand, hat derfelbe bedauerlicher Weife in neuerer Zeit aufzugeben fich gendthigt gefehen, da feine Fabrikgebäude, in welchen die fr. Schule 25 Jahre lang ihre Zuflucht- ftätte hatte, in frenide Hände übergegangen ift. Indeß hat der Unterricht nicht geradezu geftockt, denn der Rektor Gruber ift mit etwa 30 Somntagsfihülern in die Knaben: ſchule übergefiedelt und Hat die einftweilige Leitung der An- ftalt, welcher er bereit3 viele Jahre lang als Lehrer ange: hört, willfährig übernommen, Die Führung der Schüler, ihr Fleig im Schulbefuche, ihr erfreuliche VBorfchreiten wird belobt; dies gilt beſon— ders auch von denen vom Lande. Unterwiefen haben Rentamtsfchreiber Keller in Rech— nen, Maurermftr. Jecke im Zeichnen, Rektor Gruber in der Erdkunde und, nachdem Hoforganiſt Gro fe geftorben und der Eckard ſche Hauslehrer abgegangen war, auch im Schreiben und in teutfcher Sprache. Es ift Ausficht da, den Werfführer Loofe in der vorhingedachten Zwan: zigerfhen Fabrik für den Unterricht in der —— — 4— und der Mechanik zu gewinnen. Die Lehrmittel werden, da ſie abgenutzt und zum Theil abhanden gekommen ſind, neu angeſchafft werden müſſen; die Kaſſekräfte geſtatten das, da ja 69 The. 20 Nor. 8Pf. alljährlich aus Landesmitteln fir die Anftalt ange— iwiefen find. Davon find daher, im Einvernehmen mit . dem Bürgermeifter: Bifar Pleifner, 20 Thlr. zur Spar: kaſſe neu eingelichen, das Uebrige aber ijt für den Lehr— zweck verwendet worden. 9) a. Den gewöhnlichen von den bisherigen Lehrern ertheilten Unterricht in der Sonntagsſchule zu Orla— münda haben, nach dem Berichte des Oberpfarrers Ad- junft Knauth, dort von 53 Schülern, darunter mehrere von Zande, fleigig befucht. Bei 159 Then. 21 Ngr. 4Pf. . Einnahme, einfchlieglih 119 Thlru. 13 Ngr. Aupenftand, 34 Thlen, 8 Ngr. 5 Nor: and Landesmitteln und 5 Thlens | — 171 — 29 Nar: 9 Pf. Baarfchaft und 27 Thlen. — Nar. 9 Pf. Ausgabe, ift mit 132 Thlen. 20 Ngr. 7 Pf. Kaffebeftand, bez. Gewährfchaft (119 Thle. 13 Nr. bei der Sparfaffe in Kahla und 13 Ihr. 7 Nor. 9 Bf. Baarſchaft abge: fchloffen worden. Sb. Auch die Strick: und Nähfchule, Welche Fel. Schindler leitet, Hat guten Fortgang gehabt. 10) Bei der Kortbildungfchule, melche der Pfarrer Sahl in Uhlſtedt geftiftet hat und Teitet, hat im J. 1856 derfelbe in fchriftlichen Aufſätzen, in der Erdkunde und der Gefchichte unteriwiefen, wärend der Knabenſchul— lehrer Gerhard und der Mädchenfchullehrer Heßner im Rechtichreiben, Schönfchreiben, Rechnen und Gefang unter: richtet hatz dies zwar mit Freudigkeit, da die Schüler Luft und Eifer und günftige Erfolge gezeigt haben. Die jährlichen 15 Thlr. aus Staatsmitteln müſſen zu Bedeckung der Ko: ften der Verheizung und Beleuchtung der Schulräume und fogar zu einigen Fleinen Preisgefchenfen an ſich auszeich— nende Schüler bei allerdings fehr befcheidenen Anfprüchen nun eben zureichen; dem Vorfteher der fr. Anftalt dürfte es indes ficherlich nicht verargt werden, wenn er höhern Orts um einige Aufbefferung der in Hinbli auf die Mittellofig: Feit des Mehrtheils der Ortsbewohner nicht zu entrathen: den Beihilfe aus Staatsmitteln zu weiterer Entwicklung . feiner Fortbildungfchule nachfuchen wide. Sind doch ſämmtliche ähnliche Anftalten im Lande Tandesherrlicher Ge: nehmigung bez. Verfügung zu Folge in nn Weile > Landesmitteln bedacht worden ! Die Lefebiher-Sammlung der Schule wird En se gnodeurfpren® benutzt. and) 127 Im NER) Be Beabfichtigte wengnich⸗ Darſtellung des Lebens und Wirkens der verſchwiſterten zweckverwandten Vereine und Schulanſtalten iſt hiermit zu ihrem Ende —2* Das diesf. Ergebniß iſt ein im Ganzen N — 12 — erfrenliches. Iſt da und dort nicht Alles fo wie 8 fein follte, fein könnte, immerhin! der Feind des Guten ift oft das Befte! Streben wir nur beharrlich, das Lnerreichbare mit geiftigem Auge fuchend und vor uns in feinem lange ers bliefend, dem Erreichbaren zu. Das Beſte gewollt, das Gute erlangt zu haben, erfreue, belohne, ermuthige uns für ſolch treues menfchenfreundliches Streben und Wirken, Und zu folchem Baue an dem gemeinfamen Werfe für unferer Mitmenfchen Wohl gebe Gott, der —*— Baumeiſter der Welten, Seinen Segen! XXU. Bericht über das 32. Jahr der Kunſt- und aa ki Altenburg, erftattet „am Stiftungsfeite des Kunft: und Handiverfövereind den 9. Februar: 1857 von dem Hauptlehrer derfelben Eduard Range, „Was der Menfch füet, dad wird er ernten.‘ So lautet das Thema eines Auffabes, den ich erft vor Kurzem den Schülern unferer Kunſt- und Sandwerköfchule aufgab. Das ift ein Ausfpruch, der fich ebenfogut an den Einzel: nen und an ihren Familien als an ganzen Staaten und Nationen bewährt. Wir ſäen und ernten täglich, und zwar ernten wir. die Früchte nicht nur unferer eignen Saaten, fondern auch als mitberechtigte und mitverpflichtete Erben die Früchte der Saaten, welche unfere Vorfahren einft ftreu: — 1 — ten. Wir Haben die Bäume, die und befchatten und durch ihre Blüthen und Früchte erfreuen, wir haben die Häufer, die und ein fichered Obdach gewähren, wir haben die Ort- fchaften, in denen wir unfere Heimath lieben, mir haben die Gefeße und Einrichtungen, welche unfer Leben vegeln und ftüßen, größtentheils unfern Vorfahren zu danken. Wir ernten nur den Segen, den jene gepflanzt haben. Selbſt unſere Schule ift eine folche Erbſchaft, indem die Mehrzahl ihrer Gründer bereits heimgegangen find und fie uns als ein thenres Vermächtniß Hinterlaffen haben, das wir erhal: ten, pflegen und meiterbilden ſollen. DE wir das gethan haben, und wie meit uns diefes gelungen fei, das iſt die Frage, die und heute gewiſſenhaft zu beantworten obliegt. Das Einſchreibe- und Cenfurbuch unferer Kunſt- und Handiverföfchule enthält die Namen von nicht weniger als 1579 Schülern, welche in diefe Anftalt nach und nach auf: ‚genommen worden find, und von denen wir gegenwärtignoch 64 die unfern nennen, Davon gehören in dem wiffenfchaft- lichen Unterricht, welcher in den Abendftunden der verfchie: denen Wochentage ertheilt wird, 25 der erſten, 27 der zwei— ten und 12 der dritten Claſſe an. Dabei find aber nur diejenigen Schüler gerechnet, welche alle Schulftunden ihrer Claſſe befuchen, fo daß alfo die wenigen jungen Handiverfer, ‚welche ausnahmsweiſe nur noch eine oder einige Schulftun: den, 3. B. das Zeichnen oder das Schönfchreiben oder das Franzöſiſche Befuchen dürfen, gar nicht mehr als eigentliche Schüler, fondern nur als Extraneer Betrachtet werden. Es weicht alfo unfere Zählweiſe und die Anfprüche, die wir an unfere Schüler machen, mwefentlich von der Zählweife und den Anforderungen, welche anderwärts an die Schüler gemacht werden , entfchieden ab, und die Zahl der Schüler ftellt fich in Folge davon anderwärts weit größer heraus, als fie nach unſerer Art zu zählen erfcheinen würde, Viele von unſeren früheren Schülern jind bereits längſt felbftändig in das bürgerliche Leben eingetreten und nehmen, mehrere auch als eifrige und treue Mitglieder unferes Kunft: — Hin und. Handwerksvereins, unter, den Bürgern und Gewerb⸗ treibenden Altenburgs eine chrenhafte Stellung ein. Ein- zelne haben fogar über. igre früheren Plane und Erwartun— gen hinaus andere einflußreichere Lebensftellungen gewon⸗ neu, einige z. B. als öffentliche Lehrer an techniſchen Bil: dungsanftalten und einer ſogar als Forfchungsveifender im fernen Afrifa. Tr Auch Hat unjere Schule, getragen und gehoben duch die vieljährige Gunft unfered erhabenen Fürſtenhauſes und gefördert und unterftügt von dem öffentlichen Behörden un feres Herzogthums und unferer Stadt, durch ihr Beſtehen und Gedeihen wefentlich zur Gründung. ähnlicher Bortbil- dungsfchulen ‚nicht allein in den, Schweiterjtädten unſeres Herzogthums, fondern auch für die andern Lebensfreifen augehörige Jugend beigetragen. Dafür ift ung nicht allein der eben vernommene Sahreöbericht über die auswärtigen Sonntags- und gewerblichen Fortbildungsſchulen, fondern auch. das nunmehr ſchon dreijährige Beſtehen der hiefigen MWinterfchule für junge Landwirthe und die Gründung der noch im Entftehen begriffenen Schmöllnfchen Winterfchule ebenfalls für junge Landwirthe ein hinreichender Beleg. Selbft für junge Kaufleute, war. fchon vor vielen Jahren einmal. eine Ähnliche Wortbildungsichule in Anregung, - ohne jedoch (mas doch in vielen, ſelbſt kleineren Städten gelungen ift) zur Ausführung gekommen zu fein, Gehen wir nun von dieſer blos mittelbaren Wirkfam- feit unſerer Schule zu ihrer unmittelbaren Wirkfamfeit an ihren gegenwärtigen Schülern über, jo zeigt ſich ung Dies felbe in der Hauptfache als eine zweifache. Sie bewahrt nämlich ihre Schüler vor mancherlei Verluſten und bringt ihnen auch zugleich, fo lange fie wenigftens ihre Schuldig- £eit thun, in Dem und Jenem pofitive Vortheile. Nach einem 7= oder Bjährigen Schulbefuche treten um: | fere zukünftigen Handwerker, gewöhnlich. gleich nach ihrer Gonfivmation, ihre. Lehrjahre an. Welch’ eine plößliche Umwandlung verfehrt da auf einmal ihre ganze. bisherige — ee une — 15 — Lebensweiſe! Statt des trauten Vaterhauſes und der Ge— ſchwiſter, ſtatt der Schulſtube und der Mitſchüler, ſtatt der Spielplätze und der gewohnten Kameraden ümſchließt fie nun auf einmal die ungewohnte Werkſtatt des Lehrherrn mit ihren wenigen durch Alter und Bildung ihnen fern ſtehenden Geſelſen und älteren Lehrlingen. Statt des erwünſchten, im der Regel nur nach Stunden zählenden Wechjels von Schule oder Arbeit und Spiel macht ſich auf einmal Die nur von kurzen Paufen unterbrochene ftrenge Tagesarbeit geltend. Wohl Hilft den daran gewöhnten befferen Neu: lingen der Gehorfam gegen die Eltern und den Meifter und das Beifpiel der Gefellen und älteren Lehrlinge nad) und nach die Schwierigkeiten ihrer neuen Stellung ber: winden, und wo ſonſt der Kern gut war, iſt jchon oft nach kaum einem halben Jahre aus einem wilden, unfteten Jun— ‚gen ein fleifiiger, ſtrebſamer Lehrling geworden. Aber mit den lauten, lärmenden Kinderfpielen werden gar häufig auch die Kenntniffe und Pertigkeiten "der. Kinderfchulen in die num einmal abzulegenden Kinderfchuhe Hineingefchoben und, um jede ftörende Einwirkung im die fo weränderte, ernfte Gegenwart abzuwehren, faſt gefliffentlich vergeſſen. Sp geht mit der Luft und dem glücklichen Leichtfinn der Kinderjahre zugleich ein großer Schatz für Geift und Herz unaufpaltfam zu Grunde oder. bleibt wenigſtens, ungenützt und vom Wurme der Zeit benagt, lange Jahre im — tuche vergraben liegen. Nicht die Mängel der Schulen, ſondern der ſelbſt auf die Schulen nachtheilig zurückwirkende Mangel geiftiger Bortbildung ift vorzüglich daran Schuld, daß unfere Kin: derfchulen für das praftifche Leben nicht mehr Erfolge ge: währen. Wie wäre es fonft möglich, daß unfere viel- geſchulten Deutfchen an praktiſcher Tüchtigkeit und Branch: barkeit oft Hinter Nationen zurücfftehen, Deven Kinder kaum ein Viertel von Dem lernten, was bei und das gewöhnliche Map iſt? Ja, es ift die Frage, ob es nicht zweckmäßiger wäre, unfern ganzen Schulzwang aufzugeben, jo lange — 176 — wenigftend das Gelernte fo wenig fortgepflegt und ſo ge— fliffentlich in die Rumpelkammer gefehleudert wird: Wir ſäen, wir pflanzen, wir gäten, wir begießen und zeigen oft mit ſtolzer Selbftzufricdenheit die fich entfaltenden, hoffnungs⸗ reichen Blüthen; aber kaum ift diefe Schaulftellung vorüber, fo wird der fchügende Sag mit der Entlaffung aus der Schule plöglich niedergeriffen und die blühende Saat zer: treten, ehe fich Frucht anfegen Fonnte. So kann die Schule nichts Durchgreifendes für das wirkliche Leben wirken, meil ihre Ausfaat im Gewühl deffelben fo oft ſchutzlos zu Grunde geht. Das ſucht aber unfere Kunft: und Handwerksſchule bei ihren Zöglingen zu verhüten und ift in diefer Beziehung für fie zunächſt eine treue Pflegerin und Bewahrerin Deffen, was die Knabenfchule gepflanzt hat. Sie bt nicht allein ihre mit der zunehmend fchiverern Arbeit zugleich ſchwerer werdende Hand, fondern zugleich auch ihr die Wichtigkeit gefehmasfvoller Formen nun immer beſſer würdigendes Auge. Sie fordert und übt eine wohlgefällige, wichtige Handfchrift, fie pflegt und übt die Kunft des richtigen und ‚angemeffenen Ausdruckes ebenfo bei mündlichen mie bei fchriftlichen Mittheilungen. Sie fördert endlich auch die Fertigkeit im Nechnen, das zu einem ehrenhaften Fortkom— men im gewerblichen Leben ebenfo unentbehrlich ift, als bie geſchmackvolle Form und defjen Kunftgriffe die Kinder gar oft anwenden, ohne es zu brauchen, während die Männer es oft brauchen, ohne jene zu beherrfchen, Fürwahr, wenn unfere Anftalt und die verwandten Fortbildungsſchulen weiter nichts thäten, als die aus den Kinderfehulen in die Lehrlingsjahre mit herüber gebrachten Kenntniffe und Fertigkeiten ihrer Schüler vor der noch im: ner jo häufigen Verwüftung zu bewahren, und fo lange friſch und Iebendig zu erhalten, bis das Bedürfniß des praf- tifchen Lebens und die reifere Einficht in das, was diefem - nüßlich und heilſam ift, fie in ihren Schuß nehmenz fie würden der Zukunft damit fchon einen wefentlichen Dienft ————— — 17 — erweifen. Aber fie verhindern nicht allein das Verlernen, ‚sondern fie fügen auch zu dem Bereits angefammelten gei: ſtigen Kapitale die alljährlich wachfenden Zinfen, und wenn die Schüler ihre Schuldigkeit ernftlich und mit Eifer thun, auch manche neue werthvolle Kapitaleinzahlung hinzu. So wirken fie für die geiftigen Zuftande unferer Zufunft, wie ‚die Sparfaffen für die materiellen: erhaltend, ſammelnd, ver: mehrend. Wer aber in ihnen das geiltige Sammeln recht gelernt und daran wahrhaft Geſchmack gewonnen hat, vor deſſen Seele erweitern fich allmählich die engen Schulräume immer mehr, und das Leben felbft wird allmählich zur lehr— reichen Schule. Theorie und Praris wachen wie Wurzel und Edelreis zu einem einzigen Eräftigen Rruchtbaume zu: fammen. Die Schule wird Leben und das Leben, wird zur Schule der Zukunft. Ich weiß es wohl, daß wir diefes Ziel nur bei weni: gen gereifteren Schülern erreichen, aber es ift gewiß werth, ihm bei allen nachzuftreben und die Hoffnung feftzuhalten, daß es Später auch noch manchen von denen Elar werden könne, deren jugendlicher Leichtfinn das jet noch nicht zur erfennen vermag. Denn mern auch der Verſtand nicht allemal mit den Jahren kommt, fo Fommt ev doch und zwar ‚oft felbit zu unferm Heile nur Außerft felten vor den Jah— ven, und der Unterfchied ift bei ſonſt gleich Befähigten dann nur der, daß der gereifte Verſtand Fortgefchulter einen Schatz von Kenntniffen und Fertigkeiten zur Verfiigung bat, während er bei Andern nicht einmal über das Noth- dürftige ficher gebietet. AB ſolche Mitgabe der Schule für das Leben Betrach- ten wir zunächſt den unverlierbaren Schat eines gebildeten, an klares Denken gewöhnten Geiftes, der zur richtigen Auf: faſſung und Beurtheilung des Lebens und der bürgerlichen Berhältniffe unerſetzlich und unerläßlich iſt, einen geläuter— ten, das Schöne in den verſchiedenen Formen und Geftal- tungen der Mode leicht herausfühlenden Geſchmack, wel— hen nicht einmal ein erfolgreicher Handelskram, gefchiweige — 178 — denn irgend ein produeirendes Gemerbe ohne Nachtheil ent: behren kann; fodann. diejenige Geläufigkeit im mündlichen oder fihriftlichen Gebrauche dev. Mutterfprache, welche nicht allein das von Andern Gefprochene oder Gefchriebene Elar und richtig auffaßt, fondern auch felbft mündlich und ſchrift⸗ fich die rechte und paffende Ausdrusfsform zu finden weiß, und endlich diejenige Beholfenheit und Sicherheit im Neck: nen, deren jet auch der Handwerker zur Führung feines Geſchäfts mehr und mehr bedarf. Das find die hauptfächlichen Beziehungen, nach wel⸗ chen Hin wir unſere Schüler zu üben umd weiter zu bil— den fuchen. ! ” Unfere hierauf berechneten Unterrichtsſtunden und die Behandlung der vwerfehiedenen Lehrfücher find im Ganzen die bisherigen geblieben. Nur habe ich in der. Gemerb: Funde dies Jahr infofern eine Aenderung eintreten laſſen, als ich das Hauptfächlichite des Vorgetragenen nicht mehr zum Anhalt für das Gedächtnig kurz zufammengefaßt Dietire, fondern es die Schüler der erſten Claſſe ſogleich jeden mit feinen eignen Worten niederfchreiben und mir dann von einigen (bald von dieſem, bald von jenem) vorleſen laſſe. Allerdings fällt Diefe Niederfchrift weniger präeis und cor- vect aus, als wenn ich fie dictirt hättez aber diefer Nach: theil dürfte veichlich durch den Vortheil aufgemogen werden, dag die Schüler der mündlichen Auseinanderfeßung aufmerk- famer folgen und fich noch mehr als bisher im felbjtändi- gen und verftändlichen. Niederfchreiben des Gehörten und Erfaßten üben müflen. Das Leben verlangt hierin offen: bar von dem felbftändigen Gefchäftömanne immer mehr eine gewiſſe Geläufigkeit, zu deren Erwerbung die von mir noch immer beibehaltene Anfertigung freier Aufſätze, deren Ablieferung und Correetur mit der Correetur von Dietaten fortwährend. wechfelt, nicht ausreichen dürfte, fo ernſt ich auch die Schüler zur Ablieferung diefer Aufſätze anhalte und wiederholt Nachläffige deßhalb fehon öfters aus der Schule entlaſſen habe. Um nun aber auch den mündlichen: Aus— — 179 — druck nicht zu vernachläffigen, fo laffe ich zu Anfang jeder Stunde einen oder einige Schüler mir das Wichtigfte des in der letzten Stunde VBorgetragenen und Niedergefchriebe- nen, two möglich ohne viele Zwifchenfragen, mündlich wie— derholen, wechsle hierbei jedoch gern im Gange der Dar: ftelung ab, um die Schüfer mehr und mehr an eine freie Deherrfchung des Erfaßten zu gewöhnen. ' Aber bei allem Wechfel in der Darftellung und Be- handlung ihrer: Untertichtägegenftände hält unfere Schule doch unwandelbar daran feſt, daß die erfte und wichtigite Lebensaufgabe unferer Schüler nicht in der Schule, fondern vielmehr in der Werktatt ihren Meittelpunft habe. Und warum follten wir nicht hoffen dürfen, daß die jungen Hand— werker, melche fich die Hilfsfenntniffe ihres Finftigen Be— rufs mit Luft, und Liebe zu erwerben fuchen, noch viel eifriger fich bemühen werden, den Hauptanfprüchen defjelben zu genügen? Sa, wie würden unfere Schuleinrichtung für verfehlt und einer durshgreifenden Reform bedürftig erach- ten, wenn fie das gewerbliche Fortfchreiten ihrer Schüler irgendwie verhinderte gder erfchiverte. Denn wenn der Menſch auch nicht von Brot allein lebt, fo kann er doch auch nicht ohne Brot leben, und das foll das heranreifende Geſchlecht ſich wor Allen rechtichaffen verdienen lernen. — 180 — XXI in Stiftern des Vereines, Feſtſpruch. Von Dr. Back. „Lichtwelt ſel'ger Geiſter! Oeffneſt Du Dein Thor, Tritt der alten Meiſter Heil'ge Achtzahl vor. Die manch lebend Auge Unter uns einſt ſah: Sind mit geiſt'gem Hauche Unſerm Kreiſe nah.“ Welch' ſel'ge Geiſter könnten es wol fein, meine Freunde! welche in dieſem Augenblicke herauſstreten dürften aus dem Thore ihrer Lichtwelt, um mit ihrem Hauche denen, die wir ſie einſt unter uns wirken ſahen, und denen, welche nur durch uns ihre verdienſtlichen Namen kennen gelernt haben, zu nahen? Wer anders könnte es fein, als die kleine Schaar Derer, welche vor nun 40 Sahren zufammentraten in unferm Altenburg und in fchlichter, anfpruchsfofer Weiſe den Grund legten zu der Anftalt, welche der Kunft: und Handwerksverein heißt! Nahlmann, der ehrwürdigſten teutfchen Sänger Einer, beginnt eine feurige Ansprache an die Geifter edler Heim: gegangener mit der Frage: „Was ijts, das unfterbliche Geis - jter entzückt, wenn fie niederblicken zur Welt?’ Wir haben darauf unfre Antwort, ihrer würdig: es ift das Gedeihen — BI — des Werkes, welches jene Heimgegangenen unter und grün: deten, es ijt die Anerkennung der Verdienftlichkeit der erften Meifter und Gehilfen an dem Vereinsbaue! Der Kunft: und Handwerksverein ift im Laufe feines nun jährigen Lebens ftetd dankbar eingedenf geweſen der Berdienfte feiner Stifter, fo der lebenden wie der heim: gegangenen. Wolan! er iſt e8 auch heut; er begrüßet darum mit Ehrerbietung. und Dank die geweihete Achtzahl der heimgegangenen Meiſter; er ift aber auch wohl: und danf: bar eingedent: daß eine Neunzahl von Mleiftern es war, welche den Verein gründete, deſſen Wet wir heut feiern; er freuet fich innig, daß mindeſtens Ein Meiſter dieſer Neunzahl noch im Leben uns angehört, und er vereiniget daher die Anerkennung der Verdienſte ſeiner Stifter in dem Sprucher den acht Meiftern, die aus der Lichtivelt ſel'ger Geifter “freundlich herabblicken auf ihren Verein und den neuns tem Mitftifter, der Gottlob noch der Unſere ift, unfre freudige, herzliche, dankbare und ehrende Anerkennung; ihm aber, dem noch lebenden, uns treu angehörenden Mit: ſtifter, unferm braven Mitbürger und Freunde und Dereinsgenofien, dem Hofzimmermeiſter Vater Voretzſch, unſern freundlichiten Gruß, unfre Herzlichiten Wünfche! se ME XXW.. Bor te, zum. Schlufje. der Feſtſitzung gefprochen von _ Heren Juſtizrath Dr. Schmid. _ Beim Beginn unferer Feſtſitzung fprach ich die Leber: zeugung aus, daß unfer Verein mit Freude und Befriedi- gung auf fein zeitheriged Wirken zurückzublicken berechtigt ſei. Geftatten Sie mir nun, zum Schluß. noch unfere, Em- pfindungen, Wünfche und Hoffnungen am heutigen Feſttage anzudeuten. - dee Sch glaube im eigenften Sinne des Vereins zu veden, wenn ich. denfelben. vor Allem der fortdauernden. Huld Sr. - Hoheit de3 gnädigſt regierenden Herzogs, und unſeres edeln Proteftord, Sr. Hoheit des Herzogs Joſeph, ‚chrerbietigit empfehle, wenn ich das vom hohen Gouvernement dent Berein biöher gewidmete Wohlwollen für denfelben auch fernerhin vertrauensvoll erbitte. Sch glaube der allgemeinen Stimme des Vereins zu begegnen, wenn ich meinem gecehrten Vorgänger im Amte des erſten Directors für defjen treue, wohlwollende und um— fichtige Leitung der Vereinsangelegenheiten unfern herzlich ften und wärmften Dank hiermit darbringe, wenn ich wiünfche, daß die gechrten Mitglieder, deren Thätigkeit der Verein bis— ber den beften Theil feiner Lebensthätigkeit verdankt, in ihren patriotifchen Eifer nicht exkalten, ihre Neigung zum Vereine nie erſterben lafjen wollen; wenn ich endlich diefen Wunfch, dieſe Bitte vorzugsweife dem Manne ans Herz lege, deſſen — 1 — Name, auch ungenannt, von Shen leicht errathen wird, da über feine befonderen Verdienſte um den Verein unter und Fein Zweifel herrſcht. Unter folhen Aufpieien wird unſer Verein ſtets mehr und Mehr wachfen, blühen und gedeihen, und diefe frohe Hoffnung wolle unter Gottes Schuß in Erfüllung gehen! XXV. Bei dem Kunſt- und Handwerksvereine | R betrug im Jahre 1855: das Eintrittögeld neu aufgenom- mener Mitglider. . 2. ...10 — — Near. — Pf. die Beiträge der Mitglieder . . 288 — — die Beiträge aus Staatscajien . 154 6 — = die zurückgezahlten Activcapitalien 150 = 26 = 3 - die Zinfen von ausgelichenen Actin: capitalien u Art NM =: — ⸗ — ⸗ * Einnahme insgemei 7 = | die ganze Einnahme: 660 Thlr. 1 Inn. 3 Wi Der Vorſchuß des Rechnungsführers aus der Rechnung von 1854:. 36 Th. 23 Ngr. 6 Pf. nicht eingangene Refte. . - I 2 — der Aufwand für Bücher und Zeik fchwiften ©... 6: u. 5. für Druckkoſten, Gepiakien — Buchbinderlöhne 109 = 27 22 für Herausgabe der Mittheilungen aus dem Dfterlande. . 30 2u.0:°78 - Latus :349 Sn. 4Ngr. 1Pf. — Mh | Transp. 349 Thlr. 4 Rn); 1 1Bf | für Geltung dehang und Reis | nigung des Berfammlungsloeals Ms Befoldungen und Nemunerationen 79 2.9. 2. 2 | Bojtporto und Botenlohne 2.2 2 Bd. 8 = an ausgeliehenen Xetiveapital 2.03. 2.27.2380: Insgemeii 2113 Die ganze Ausgabe: 507 Thh. 23 Ngr. 8 Pf. Der Gaffenbeftand: 152 Th. SNgr. I Pf. Das ganze Activvermdgen ded Vereins 1378 The; 2 Ngr. 8 Pf. Bei der Kunft= und Handwerfafchule 5 betrug im Jahre 1859: R der Caſſenbeſtand vom Jahre 1854 369 Thlr. INgr. — Pf. die verwilligten jährl: Beiträge 699 = 26 = 59 = die Zinfen von auögelichenen Nctiveapitalin .. „170 die Neceptiondgelder neu aufgeiton- mener Schüler . made 10 = He Sid Insgemein. . : —J 6 =: — ⸗ aid Die ganze Einhafmie: 1258 Thlr. 29 — Die ausgezahlten Beträge für die F Gewerb- und Sonntagsſchulen in den übrigen Städten des J Herzogtfums . 36 Thlr. Ngr. — Pf. Für Bücher und Vorlegeblätter.. 13 — = .d8 - Zür Zeichen: u. Schreibmaterialien IL = or — —— Heizung, Beleuchtung und Rei— nigung der 3 Schulzimmer . 70 ⸗18 = Defoldungen und Remunerationen 333 - 13% ndgemen . . 3 2 = Die — Ausgabe: 819 She 12 Ngr. ET Mithin der Caffenbeftand: 469 Thlr. 16 Ngr. SP. Das ganze Aetivvermögen der Schule beträgt: 5219 Thlr. 16 Ngr. 8Pi 22 w “ Br wenn — 185 — XXVI. Jahresbericht der Naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes, vorgetragen am 15. September 1855 vom Secretair. Als im Herbſt vorigen Jahres die Naturforſchende Geſellſchaft des Oſterlandes die Feier ihres Stiftungsfeſtes gemeinschaftlich mit dem Feſte der Pomologiſchen Gefell: schaft zur Feier ihres 50jährigen Beftehend und Wirkens ‚beging, hatte bereits die Gefellfchaft ihren erhabenen Pro: teetor durch den Tod verloren. Vertrauensvoll wendete ſich die Gefelfchaft an Se. Hoheit den gnädigft regierenden Herzog Ernft und hatte die Freude, ihr Geſuch gnädigſt anfgenommen zu fehen. In demfelben Jahre aber ftand ung noch ein fchmerzlicher, fchiwerer Verluft bevor: unfer gelehrt: teſtes und treueftes Mitglied verloren twir, in Herrn v. Lin: denau. Was er und und was er der Naturwiljenfchaft geweſen, noch einmal vecht eindringlich vor die Seele zu ‚rufen, ‚hielt die Gefelfchaft für eine Heilige Pflicht, und fo wurde am 20. Juni eine eigens zum. Gedächtuiß des er habenen Mannes angeordnete Sitzung abgehalten, deren Protokoll dem lebten Hefte der Mittheilungen aus dem Dfterlande bereits einverleibt iſt. Das Leben der Gefellfchaft im verfloffenen Jahre mar ein Tiacasakie Monatöfisungen wurden TB, in — u — denen Gegenſtände der vwerfchiedenften Art theils zur freien Deiprehung, theils zum Vortrag kamen. Unter Andern ſprach Herr Profefjor Ape über die von den Gebrüdern Brehm in Afrika gefammelten Käfer, womit Demonftratio: nen verbunden waren, und auch die von Herrn Brofeffor Apetz den beiden Brüdern zu Ehren benannten Käfer, Siagona Alfredi und Orectocheilus Oscari, vorgelegt wurden. Herrn Geheimen Nath Ere. v. Braun verdanfen wir die Fortſetzung einer ſchon am Stiftungsfefte theilweife mit: getheilten jehr umfaffenden Arbeit über, Seneca's phyſ. Anfichten, und zwar diesmal vom Blite, vom Wetterleuch- ten, dem Donner und von den Urfachen der periodijchen Anfchwellungen des Nilfluffes. — Berner überreichte Herr Gcheimerath der Gefellfchaft eine höchſt verdienftwolle Ar: beit, enthaltend eine überfichtlihe Darftellung der wichtig: ften Vorgänge unferes Geſellſchaftslebens feit der Grün: dung 1817 bis zum Sahre 1851, welche unferen Mitthei- lungen fpäter einverleibt werden wird. Unfer Ofterland fpeciell intereffirten der Vortrag. des Gutsbeſitzers Herrn Kratfch von Kleintauſchwitz ber einen in der Nähe von Gimmel erlegten Steinadler, über: welchen auch eine Notiz in unſere Mittheilungen aufgenommen worden; ferner die Auffindung foſſiler Rhinozeroszaͤhne in Paditz, worüber noch Herr Rath Zinkeifen nähern — halten wird. Berichterſtatter theilte einige Notizen mit über Studien, die durch Die Forfchungen des Baron v. Müller über die Eriftenzg des Einhorn angeregt worden waren, fich auf nod) andere fabelhafte Thiere erſtreckten, und zugleich feine Anficht von der Entjtehung des Nattenfönigs enthielten, daß nämlich die Franfhafte Verwachſung der Schwänze nicht Volge der Verwicklung derfelben, fondern daß umgekehrt der Grund der Verwicklung in der Erkrankung jener Theile zu juche ſei, die Thiere dadurch genöthigt würden, ſich an einander zu veiben und fo mit den Schwängen zu ver- — 197 — wickeln, um Nachtraglich durch das Krankheitsproduet zu veriwachien. Bei einer andern Gelegenheit regte Berichterftatter Die Schon manchmal aufgetauchte Idee der Bereinigung der fämmtlichen verwandten Vereine Altenburgs an, indem darin nur die Ausficht auf neue Belebung zu finden fei, und theilte auch die Grundzüge mit, mie fich eine ſolche Vereinigung zu bewerkſtelligen denken laſſe. Die Mitgliederzahl mehrte ſich um 5. Zu einheimi— ſchen ordentlichen Mitgliedern wurden aufgenommen Herr Dtto Hefekiel, Director der Carolinenfchule, und Herr Adjutant Noderich v. Beuft hier. Das Diplom correſp. Mitglieder ertheilte die Geſell⸗ ſchaft den Herren Anton Hron Edler v. Leuchtenberg, K. K. Haupt: mann, d. 3. zu Neuſohl, Prof. Dr. Carus zu Leipzig, Dr. Calwer zu Stuttgart: Den alten, bewährten Verbindungen mit den ange: fehenften. verwandten Gefellfihaften in und außer Deutjch- land bis in die neue Welt verdankt Die Gejellfchaft auch in diefem Jahre wichtigen Zuwachs ihrer Bibliothek und auch) aus Brivathänden famen und dankenswerthe Gaben zu, unter anderen durch Herrn Prof. Dr. Carus, Stud. Apetz und Prof. Geinitz in Dresden. Bor allem aber freudig wurde Die Gefell: schaft durch eine ſehr werthvolle Weihnachtögabe Sr. Exc. Herrn Geh. Raths v. Braun überrafcht. In dem Bücher: legat unſeres feligen Waiz befand fich nämlich ein Exem— plar der foftbaren Sturmjchen Flora, jedoch unvollitändig. Herr ‚Geh. Rath v. Braun überreichte der Geſellſchaft die ‚Bortfegung vorläufig in 40 Heften zum Geſchenk, zugleich mit der Zufage, dad Werk nach und nach bis zum gegen: ‚wärtig Erfchienenen aus eigenen Mitteln zu completiren. Es iſt mir, eine angenehme Pflicht Hier nochmals den Danf der. Geſellſchaft öffentlich auszufprechen. o . — 18 — Unfer Kabinet ift in dem vergangenen Jahre weſentlich bereichert worden. Die beim vorigen Stiftungsfeft im Balge vorliegenden Condore zieren, prächtig geftopft, unfere Sammlung, und von Sr. Hoheit dem regierenden Herzog Ernft, unferm gnädigen Protector, wurde ihr ein wunder: ſchöner Wolf einverleibt, den Se. Hoheit Höchfteigenhändig in Rußland erlegt hatte, was den Werth des Geſchenkes fowohl für den Hohen Geber ald auch für uns noch erhöht. Nachdem wir durch ein Legat des Herrn v. Lindenau in Stand gefet worden waren, das früher ſchon von Herrn Alfred Brehm gemachte, damals aber aus Mangel an Mitteln zurückgewiefene Anerbieren zum billigen Ankauf ſchöner Vögel aus Afrika wieder aufzunehmen, wurden. für die Summe vom ungefähr 100 Thalern eine Suite aus: erlefener Eremplare für das Kabinet acquirirt, die zum Theil bereitd geftopft hier aufgeftellt oder noch unter den Händen unſeres Präparateurs find. Unfere Sinfeetenfammlung erhielt einen bedeutenden Zuwachs an Käfern und Schmetterlingen der füdamerifani: {hen Fauna und zwar durch Herrn Biedermann, einen Xctien- reifenden in Venezuela. Die Sendung enthielt aber mehr ald das Dreifache der Durch unfere Actien ausbedungenen Eremplare, 450 Stück Schmetterlinge nämlich und 220 Stück Käfer und nebenbei noch eine Sammlung von Inſeeten aus den verfchiedenen andern Klaffen. Sie ſämmtlich wurden wegen ihrer ausgezeichneten Schönheit für 53 Thlr. 20 Ngr. angefauft, Welche Summe nach Abzug des von der Geſell⸗ ſchaftskaſſe bereits verwilligten Aetien-Betrags von 10 Thlru. durch freiwillige Zeichnungen zufammengebracht wurde, wo— gegen, foweit es gewünſcht wurde und der Vorrath reichte, Doubletten abzugeben verfprochen wurde. Einen Theil der: felben Acquiſition bildeten 16 Stück Vögel, die zum Theil werthvoll und ſchön ausgeftopft im Nebenzimmer aufge: jtellt find. Eine weitere Aetie auf Schmetterlinge nahm — 1891| — die Gefellfhaft in Gemeinfchaft mit Herrn Appellations: gerichtäpräfident Dr. Schenf. Es würde zu weit führen, alle die mancherlei Bereiche: rungen unferer Sammlung einzeln aufzuführen; die Pflicht der Dankbarkeit gebietet aber, mwenigftens die Namen jener Herren zu verzeichnen, die unferer freundlich gedachten; ich nenne Seren Dr. Calwer zu Stuttgart, Herrn Kfm. Beffer hier, Herrn Porftgehilfen Armack, Herrn Förfter Roth in Mörsdorf, Herrn Richter in Ronneburg und Herrn Geh. Juſtizrath Wagner hier. Sie fehen, meine Herren, daß wir auch in diefem Jahre das uufere gethan; und find es auch nur Scherflein, die wir fammeln, nach Kräften gehandelt zu haben, das tröftet und ermuthigt; und fo lafjen Sie und denn für ein ande: res Jahr mit alter Luft und nener Kraft fortfahren. — 190 — XXVII. Jahresbericht der Naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes, vorgetragen am 17. September 1856. Blicken wir noch einmal auf das heute abzuſchließende Geſellſchaftsjahr zurück, fo geſchieht dies nur, um einer Pflicht zu genügen und nicht weil wir Auferordentliches zu berichten haben. Unfere Sammlung bedeutend zu erweitern, verbietet fich durch den engen Raum, in welchen wir und leider gebannt fehen, fo lange der projectivte Bau eines Muſeums noch nicht zur Wirlichkeit wird. Aber auch den eifrigften Gliedern des Vereines hätte der Muth zeitweilig finfen mögen, in: dem noch einmal, wie voriges Jahr fehon, ſich in Ausficht ftellte, uns mit fammt unferen fhönen Sammlungen, dem nunmehrigen Staatdeigentpum, in ein noch weit engeres und noch dazu ganz unzweckmäßiges Local veriwiefen zu fehen. Glücklicher Weife hat die Gnade unferes hohen Protectors foldyes von uns abgewendet, was vielleicht das - Derderben der Sammlung und der Gefellfhaft geworden wäre. Dennoch aber kann es nicht anders fein, als daß wir unfer zeitheriges Lokal räumen müfjen, und hat fich leider der Umzug nicht anders ermöglichen laffen, als daß unfere Sammlungen nunmehr in 2 getrennten 2ocalen, im ehemals Staufferfchen Haufe am Kornmarft in der zweiten Etage und im Parterrelocal'des Nath Zinkeifenfchen Hauſes in der Langengaffe vom Staate untergebracht werden. — 11 — Der Muth der Wenigen, die fin die Sache Opfer Grin: gen und Opfer gebracht haben, mag diejenige Energie be: wahren, welche wenigſtens zur Erhaltung der Sammlung, Erhaltung der Gefellfchaft und deren Geiftes nothivendig ift. Nun wir hoffen auf bejjere Zeiten! Taffen Sie uns fo lange muthig ausdanern! Was fiir unfere Sammlung geſchah, war Folgendes: Die Vögelſammlung wurde bereichert durch Ausſtopfen und Aufftellung einer Suite Bälge der Alfred Brehmfchen Er: pedition nach Afrika. Ferner erhielten wir durch die Güte des chen aus Californien zurückkehrenden Herru Winkler von Lohma ein Baar prächtiger Californifcher Rebhühner. Eine Sendung Pflanzen verdanken wir Seren Dr, Senoner in Wien. Unſere ſchöne unter den Händen des Verichterftatters befindliche Sammlung von Land uud Süßwaſſerconchylien erhielt einen Zuwachs ſeitens des. Sohnes des Herrn v. Huber in Klagenfurt durch Vermittlung des Herrn Prof. Apeb. | Mineralien kamen uns zu von Herrn Fallou in Wald» heim; ferner, Petrefacten von Seren v. Otto und Paſtor Mackroth und. von unferem Landamanır, dem Ingenieur Zetzſche, eine Suite Conchylien aus der Tertiärformation der Umgegend von Wien. nit an ©, Der Bibliothek wurde theils durch Taufch, theils durch Ankauf, theils durch Gefchenfe manche Bereicherung zu Theil. Und vor Allem ift wiederum Se. Ere, Herr Geh. Rath v. Braun zu mennen, durch deſſen Gnade die fchöne Sturmfche Flora mit 23 Heften Bis auf das Laufende er— gänzt wurde. Ferner neunen wirndanfbar die Herren Jug— ler in Hannover und unfern Landsmann Dr. Meyer. Außer den ſchon eingeleiteten Verbindungen mit andern verwandten Vereinen knüpften wir noch mitder lit.-philoſ. Geſellſchaft zu Manchefter, dem Augsburg. naturhift. Verein, der Kaiſerl. Gefellichaft der Naturiw. zu Cherbourg und der — 112 — Oberlauſitzer Gefellfchaften der Wiffenfchaft zu Görlitz Ver⸗ bindung zum Zweck des Schriftenaustaufches an. Die Zahl unferer Mitglieder, wenigftens der einhei⸗ mifchen, wuchs nicht, indem für den anötretenden Herrn Oberlieutenant Roderich v. Beuft Herr Banquier Dtto Lingfe eintrat und Herr Dr. Weber, Euftos der botan. Sammlung, auch ſchon wieder Altenburg verlafien hat. Unter unfern Chrenmitgliedern hatten mir vorzugs— tweife den Tod des Herren Geh, Nath v. d. Becke zu bes Elagen; dagegen wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt: Herr Dr. Heinrich Schäffer in Regensburg und die Herren Pros: fefforen Vidal und Arigo in Madrid. | Zu correfp. Mitgliedern nahm. die Gefellfchaft an Herrn Dr, Senoner in Wien, Herrn v. Otto in Poſſendorf und Heren Stud. Günther : Lorenz in Jena. Noch dürfte die ehrenvolle Creirung des Herrn Geh. Rath Zinfeifen, des Herrn Prof. Dr. Apetz und des Herrn Landes Juftiz: Präfidenten Dr. Schen zu correfp. Mitglie: dern der F. geolog. Reichsanſtalt zu Wien zu erwähnen fein. Die regelmäßig abgehaltenen Veonatöfigungen wurden mit Befprechungen mancherlei Art und verfhiedenen Vor: trägen ausgefüllt. So gab Se. Er. Herr Geh. Rath v. Braun eine umfaffende Abhandlung über das Trinkwaſſer zum Beften. Herr Dr. Weber ſprach in 2 Situngen über die poetifche Naturanfchauung in Göthe's Fauft. Um unfere Sammlungen dem Publifum zugänglich zu machen, wurde befchloffen, die Sommermonate hindurch all wöchentlich Mittwoch von 4— 6 Uhr freien Zutritt zu geftatten, wovon zu unferer Freude recht fleißig Gebrauch gemacht wird. So fah e8 in dem gegenwärtig verfloffenen Jahre aus, hoffentlich RR uns die Zukunft günftiger fein. Dr. © — 198 — XXVIN. cher das Meckern der Becaffine, Scol. gallinago, Linne. Wer im Frühlinge fich mit der Jagd von Becaffinen befchäftigte, oder wer fonft Gelegenheit hatte, diefe intereffan- ten Vögel am Brutorte zu beobachten, dem find gewiß auch jene fonderbaren Töne zu Ohren gefommen, die den Züs gern und Ornithologen unter den Namen des Med erns der Becaſſine bekanm find, und die dem Vogel den Namen „Himmelsziege” gegeben haben, Ich felbft kannte fie — wie mancher andere Ornitholog — lange nur vom Hören: fagen,, da die Sumpffchnepfe Gegenden wie die unfrige, wo es an moorigen Niederungen und Brüchen fehlt, höchſt ſelten zu Brutorten benutzt, und auf dem Frühlingszuge nur einzeln angetroffen wird, und meine ornithologiſchen Exeurſionen in die preußiſche Lauſitz, auf denen ich mich vorzugsweiſe mit der Jagd und dem Beobachten von Be: caffinen beſchaͤftigte, meift in Zeiten fielen , in denen man jene Töne nie zu hören befommt, da fie nur vor und einige Zeit nad) der Begattung zu- vernehmen find. Da aber Brehm in feinem „Handbuche der Vögel Deutſch— lands“ yon der Sumpffchnepfe fagt, daß fie zur Paarungs⸗ zeit Abends mit einem meckeruden „Geſchrei“ in der Luft herum fliege, wovon fie den Namen Himmelziege erhalten babe, umd ich da, wo ich nicht ſelbſt beobachten Fonnte, ihm den umbedingteften Glauben ſchenkte, jo nahm ich als aus— gemachte Sache Hin, daß jene fraglichen Töne durch das Stimmorgan des Vogels hervorgebracht würden. Ca — 1M — mochte jedoch Hierbei unferm guten Brehm ergangen fein wie mir: er hatte die Becaffine nie felbft zu beobachten Gelegenheit gehabt, fonft wäre nicht zu begreifen, wie der Altmeifter jene Töne als „Geſchrei“ — alfo durch die Stimme hervorgebracht — hätte bezeichnen können. Denn daß fie auf ganz andere Weife erzeugt werden, ift ficher ausge— macht. Wie freilich, und modurch? ijt eine Frage, die bisher noch nicht genügend beantwortet werden konnte, und die — felbft noch in der Neuzeit — die fonderbarften An— fichten zur Tage gefordert hat. Daß das fragliche Meckern nicht aus der Kehle des Vogels komme, wie Bechftein, Brehm u. A. annehmen, wird ſchon durch Voftferretär Pralfe (Naum. II. 1. pag. 24) dargethan, der während deffelben bei einer Beobachtung am hellen lichten Tage — Scol. gallinago meckert größtentheils in der Dämmerung und erfehtwert dadurch die Beobachtung — den wie Gitta — gitta klingenden fogenannten. Ge— fang der Becaffine vernahm, ſo daß alfo nicht beides zu— gleich, ein Erzeugniß der Stimme fein fonnte. Er behauptet vielmehr — und zwar angeblich in Uebereinſtimmung mit Naumann, doch auf ein leichtfinniges Citat in Zieglers „Federwildjagd“ ich ftügend, in welchem ftatt „Schwing: federn” „Schwanzfedern“ geſetzt worden» ift — der Ton würde durch eine wirbelnd [hnurrende Bewegung der Schwanzfederfpigen hervorgebracht: ‚eine Anficht, die allerdings wiederum. in Zweifel gezogen werden mußte, felbft als angebliche Anficht Naumanns, da Schwanziwirbel und Schwanzmuskeln eine ganz befondere Ausbildung haben müßten, um fo gefehwinde und heftige Bewegungen. her vorzußringen, eine Ausbildung, die phyſiologiſch und zooto- miſch am Vogel nicht nachzumeijen ift. Eine andere Anficht über den Gegenftand machte fich in der „Allgemeinen Forft: und Jagdzeitung 1854 ©. 432 geltend, dahingehend, daß jene Zone urfprünglic ein ein: facher Stimmlaut fein, der aber. durch, die ihn ſtets begleitenden heftigen Blügelbewegungen in ein Tremu: — — liren oder ruckweiſes Erklingen verwandelt würde, ganz in dem Tacte erſcheinend, im welchen die Schläge der Schwingen in die Luft oder auf den Bruftkaften erfolgten. In der That eine jehr einfache Erflärungsweife, aber ficher nicht Die richtige, denn fonjt müßte analog auch bei andern Bögeln, die im flatternden Fluge ihren Gefang erfchallen laffen, insbeſondere bei unferer Yeldlerche, dieſer tremuli: rende Gefang wahrgenommen werden. ‚Nach der Erflärungsweile ded Dr. Altum endlich — der neueften Theorie über obberegten Gegenftand — follte die Becaffine Das unyfteriöfe Meckern hervorbringen, indem ſie den fäch erförmig ausgebreiteten, gleichfam in eine Aeolsharfe umgewandelten Schwanz bei der ſeitlichen Herabbewegung die Luft durchſtreichen ließe, ſodaß jede zwiſchen 2 Steuerfedern eutſtandene Ritze einen Ton gäbe, und die raſche Aufeinanderfolge dieſer Töne das Me: dern ausmachte. Nur wer das gaufelnde Spiel der Sumpffchnepfe zur Baarungszeit beobachtet. und jene fonderkaven Tone dabei vernommen hat, iſt im Stande, die oben dargelegten fo divergirenden Anfichten zu beurtheilen. Für mich waren fies Beranlaffung genug, wiederum Grenrfionen nach der Laufig zw unternehmen, auf deren einer mich Herr Krasich begleitete und alſo meine Beobachtungen theilte. Es war den 17. Mai 1853 Nachmittags, ala ich mich auf einer feuchten Wiefe dafelbft befand. Sch war! eben im Begriff, das Gewehr zu laden, ala ich zum erften Male die fonderbaren Töne vernahm. Da die Banrungszeit der Becaſſinen längſt vorüber war, fo war. ich weit entfernt, den in Rede jtehenden Meckerlaut darin zu finden; aber noch entfernter, an das Gefchrei einer Ziege erinnert: zur werden, mit dem er doch täufchende Aehnlichkeit Haben follte. Sch drehte und wendete vielmehr das Gewehr nach allen Seiten, weil ich glaubte, der Ton würde durch einen zit: ternden Luftſtrom hervorgebracht, der über die Mündung des Rohrs dahinglitte; denn es war nicht der Stimme Ton, — — was ich vernahm, es war das Sauſen eines Luftzugs, der ſich an einem Gegenſtande bricht. Erſt als ich mit prüfen— dem Auge meine ganze Umgebung gemuſtert, aus der doch die fo eigenthümlich charakteriſtiſchen Töne zu kommen ſchie— nen, ließ ich den Blick in größern und größern Bogen um mich ſchweifen, bis ich endlich im ziemlicher Berne einen Vogel Hoch in der Luft ſich tummeln und die fonderbarften Evolutionen ausführen ſah, den ich fchlieglich als den Concertgeber betrachten mußte, da die Mufif regelmäßig bei gewiffen Bewegungen erfcholl und wieder verhallte. Es war das Medern der Becaffine, was ich vernahm. Seit diefer Zeit hatte ich oft Gelegenheit, daffelbe zu hören, befonderd im darauf folgenden Sahre, wo ich mich in Ge: fellfchaft des Herrn Kratzſch zeitiger auf den Weg nach der Zaufig machte. Obſchon das Meckern vorzugsmeife in der Abenddämmerung vernommen wird, was — wie fehon erwähnt — die Beobachtung erfcehwert, da zu richtiger Be: urtheilung Hören und Sehen zugleich erforderlich find: fo hatten wir beide, vom herrlichiten Frühlingswetter begün: ftigt, doch Gelegenheit, es öfters ſchon in den zeitigen Nachmittagsftunden, ja fogar mehrere Male Vor: mittags zu vernehmen, nachdem der Vogel dicht vor um: fern Füßen herausgeftiebt war; freilich nur auf einige Mi: nuten, da er in kurzer Diftanz wieder einfiel, während er in der Abenddämmerung halbe Stunden lang fein tolles Spiel treibt. 157 Es ift, wie ſchon Naum. Jahrg. 55. Quart. III. pag. 362 ff. dargethan wird, das fragliche Meckern nichts andres als eine mechanifche Folge der geſchlechtlichen Efftafe des Becaffinenmänndend, bei melcher, mie beim Balzen gewiffer Hühnerarten, die animale Vi— talität bis zur höchſten Potenz fich fteigert, und fich in den fonderbarjten Grimaſſen Luft macht, nur mit dem Unterfchiede, daß diefe vom plumpen Birkhuhn auf dem Bo: den vollführt werden, während die leichtbefchtwingte flüchtige Decaffine in der Luft fich tummelt. Der Ton wird nicht — 17 — hervorgebracht durch ein Heftiges Reiben der Steuerfedern oder durch die fächerfürmige Haltung des Schwanzes, fondern durch ein frampfhaftes, rapidesSchwingen der Flügel, durch einen heftigen Druck derfelben gegen die Luft. Der Flug — und nur während dejjelben ift er ja vernehmbar — ift dabei ein beftändiges wellenförmiges Auf: und Niederwogen, ein ſtetes Hinauf= und Herabdrängen ; und während bei eriterem die Slügelbewegung eine ziemlich regelmäßige ift, geht fie beim Herabftürzen, das ftetd unter feitlicher Körperhaltung erfolgt, in ein heftiges Flattern über. Mit Eintritt deſſelben erfchallt die Muſik, und die Töne jelbft werden höher und Höher und gehen aus einem erescendo in ein decrescendo über, ſowie die Flügelſchwin— gungen kleiner und Eleiner werden, und fie verftummen end: lich, wenn der Vogel fich wieder zu heben beginnt und eine normale Bewegung der Schwingen eintritt. Auch gewahrt man deutlich, daß das Tempo der Tlügelbewegung mit dem der tremulivenden Muſik genau übereinftimmt. - Allerdings find ſolche Wahrnehmungen nur am helfen Tage und bei ſcharfein Auge möglich, Bedingungen freilich, deren feltenes Zufammentreffen die Beobachtungen vom Spiele des glück lichen Zufalls abhängig macht. Eine entfernt ähnliche Muſik Bringt übrigens auch der Flug anderer Vögel hervor, fodaf; ein geübtes Ohr fchon hieran das Genus, felbft die Species zu beſtimmen im Stande ift, ohne die Vögel felbft zu fehen. ‚Etwas iſt allerdings am Mleckerlaut dev Becaffine Höchft charakteriſt iſch — die dDurhdringende Schärfe und weite Bernehmbarkeit; fo dag man felbft am Tage den Urheber oft vergeblich zu erfpähen fucht, während doch die Töne ganz in ummittelbarer Nähe erfchallen.. Doc . hatte ich, wenn ich an den umfangreichen Wafferflächen der Lauſitz ſtill Iaufchend dem muntern Thun und Treiben der Waſſervbgel zufahe, im Wuchteln unferes Kiebikes eine ‚analoge Erſcheinung; denn ich vernahm daſſelbe plößlich fo deutlich, daß ich den Vogel unmittelbar iiber meinem Haupte mwähnte, während er Beim Aufſchauen in beträchtlicher Höhe — 18. — erblickt wurde. Aber gerade diefe Wahrnehmung ſpricht für die Hervorbringung der Töne mitteljt der Flügel, durch deren fräftige nach unten gerichtete Schläge fie, wie die in ein Sprachrohr geftoßenen und durch die Wände dejjelben zufammengehaltenen Worte weit durch die Luft Hin, gleich: ſam gefchleudert werden. Man hat zwiſchen dem Wuch— telm des Kibikes und dem Meckern der ‚Becaffine, dah. zwifchen dem Toncharakter beider Laute, einen Unterfchied gefunden, und darum auch werfchiedene. diejelben hervor— bringende Urfachen annehmen zu müfjen geglaubt. Er: folgten jedoch die das Wuchtehr erzeugenden Flügelichläge unferedö Vanellus im Xempo der ſchnurrenden Ylügel, bewegung der Becaffinen, und wäre die Conftruetion der Flügel deffelben dem Becaffinenflügel gleich, fo würde man ficher anftatt jenes Wuchtelns auch vom Kiebig ein Meckern vernehmen; daß aber je nach den verfchiedenen Modificativ: nen der Flügel auch die Tone fich modificiren müfjen, ift natürlich. Soviel wird jedoch dem unbefangenen Beurtheiler aus obigen Beobachtungen Flar werben, daß das Meckern der Becaffine nicht durch das Stimmorgan des Vogels her: vorgebracht wird. Wer dies dennoch glauben follte, würde von feiner Annahme, mie ich, zurückkommen, fobald ver nur ein einziged Mal den Vogel genau zu beobachten Gelegen: heit hätte. Das eigenthümliche Säufeln des Tones weiſt auf ganz andere Factoren hin. Schon das ungeübte Ohr vernimmt, daß die Luft eine Hauptrolle hierbei fpielt, felbft wenn dad Auge die correfpondirenden Flügelbewegungen nicht wahrzunehmen im Stande ift. Daher zerfallen denn auch die Behauptungen derer in nichts, die den Ton vom figenden Vogel vernommen haben wollen, was ficher auf optifcher Täuſchung beruht, die ſehr Leicht moglich iſt, bes fonders in der Dämmerung, wo Unfundige einen in der Nähe ſitzenden Vogel als den Urheber der Tone betrachten, während der Mufifant in weiter Ferne zu Fuchen ift. Und fo hat denn unfer verehrter Naumann, diefer ge: — diegene Beobachter, wohl auch hier das Richtige getroffen; denn obige Annahme iſt ſeine Anſicht, und vorſtehende Beobachtungen eine Beſtätigung derfelben. Schade, daß feine Kraft gebrochen , feiner Wirkfamkeit im Dienfte der vaterländifchen Drnitholsgie eine Grenze gejeßt ift. Wer jedoch die Wiffenfchaft förderte wie er, lebt ficher fort in Ben ‚Werfen. Rußdorf, im Septemper 1856. Friedr Schach. XXIX. Veobachtingen über einige Apqhe— Arten. In Beziehung auf die Naturgefegichte diefe8 Genus —* Lepidopteren hat es von jeher viele Fragezeichen gegeben. Schon hinter die Benennung ſelbſt möchte ich eins ſetzen. Warum hat man gerade dieſes Genus mit den unfchein: ‚baren, meift ruhigen Schmetterlingen Pfyche genannt? Weil die Geftalt einiger Arten, wie Graminella und Pulla jener allenfalls entfpricht, die man auf Gemmen und mythologi- ſchen Abbildungen aus dem’ grauen Altertfum der Pſyche in der schönen Mythe von Amor und Pſyche gegeben. Der liegt ein tieferer Sinn in diefer Benennung? Hat man daran gedacht, daß die menfchliche Pſyche bis zu ihrer ‚Entpuppung auch einen Sad, den Körper, mit herumſchlep— pen muß, der ihr fo oft hinderlich ift, fie fo häufig wieder auf die Erde herabzieht, wenn fie auch einmal einen küh— nern Aufſchwung nehmen will? Oder hat man diefen Nas — 20 — men gewählt, weil Poxyn überhaupt ,, Schmetterling‘ als Symbol der Seele bedeutet, oder weil dadurch auch eine heftige Begierde und Wildheit bezeichnet wird? Diefe Trage: zeichen gehören allerdings hier nicht zur Sache, aber es ſchadet wohl nichts, wenn man fich über Alles recht Elar zu werden fucht. Ein anderes Fragezeichen möchte ich hinter die Tren— nung der Sackträger und hinter ihr Einrangiren theils. unter die Zepidopteren, theild unter die Microlepidopteren fegen. Sollten Größe und Geſtalt des Schmetterlings, oder der glatte oder rauhe Sad der Raupe allein diefe Trennung rechtfertigen? Sprechen nicht theil® der dieſen Thieren eigenthümliche Sad, theild die gleiche Bildung und Lebensweiſe der Raupen, theild der nur geringe Unterfchied in der Formation und dem Laufe der Flügeladern bei dem ausgebildeten Snfeet dafür, alle Sadträger, wenn auch in Unterabtheilungen, unter Ein Genus zu vereinigen? Nun, lajjen wir auch diefes dahingeſtellt ſein; es giebt der Frage— zeichen noch mehr, wenn wir die Naturgeſchichte dieſer merk⸗ würdigen Thierchen näher in's Auge faſſen. Viele Sterne erſter Größe am — — wie Reaumur, Schiffermüller, Kühn, Pallas, Schrank, Ochſenheimer, Zinken, Fiſcher, Edler von Röslerſtamm u. A. m. haben ſchon Licht über manches Dunkel verbrei: tet, manche Frage beantwortet; aber dennoch blieb jo Man- ched bei den Piychen väthfelhaft, manche Behauptung war blos Hypotheſe. Das meifte Kopfzerbrechen aber verurfachte den Ento: mologen die Art und Weife der Begattung und Fortpflan: _ zung der Sarkträger, deren Weiber den Sack der Raupe nicht verlaffen. Früher fabelte man von einer felbftjtändigen Befruchtung der Weiber, und ald man diefen Irrthum erkannt, fragte man, an welchem Theile des Körpers das madenförmige, faft unbewegliche, Bis nach Entleerung von den Eiern im Naupenfacke bleibende und zum Umdrehen in demfelben zu ungeſchickte Weib befruchtet werde, und vermuthete die Ge: * — — nitalien hinter dem Kopfe, da der männliche Leib zu kurz ſei, im weiblichen Sacke bis an das Ende des weiblichen Leibes zu reichen. Auch die Vermuthung iſt ungegründet. Ob und in wie weit man nun in neuerer Zeit die Wahrheit entdeckt hat, iſt mir unbekannt geblieben; deshalb nahm ich mir vor, ter Sache ſelbſt, fo gut als möglich, auf den Grund zu kommen. Möglich, dag ich mandhem Entomo— logen durch das Folgende nichts Neues biete; nun, fo mag es ihm wenigſtens zur Betätigung defjen dienen, was er durch eigne Anſchauung, oder aus Büchern erfahren hat. — Sch ‚wählte zu meinen Beobachtungen die größte unferer Pfychen, Graminella, welche ich mir in Menge von den Chauſſee— pfählen in der Leine holte. Die gewöhnliche Raupe mit ihrem großen, aus Blattſtücken zuſammengefügten Sacke, wie den Schmetterling ſelbſt, habe ich nicht möthig zu beſchreiben. Eine ſehr gelungene Abbildung dieſer Pſyche, in allen Ständen, befindet ſich in: „Abbildungen zur Berichtigung ꝛc von J. E. Fiſcher Edler v. Röslerſtamm“. Nebenbei nur ſei bemerkt, daß der berühmte Verfaſſer jenes Werkes in der Erklärung der, von Harzer gefertigten, Kupfertafel dieſen tadelt, weil ex dem weiblichen, madenförmigen Schmet⸗ terlinge aus Verſehen Füße oder Krallen gegeben habe, die in der Natur nicht beſtehen. Harzer aber hat ſich nicht verjehen, jentern 8. v. N. die weibliche Puppe jedenfalls für den Schmetterling felbit gehalten, denn der. Unterfchicd iſt fehr unbedeutend, und das ausgebildete Weib hat wirl⸗ lich 6 kurze Füße. Unter den vielen Säcken, welche ich eingetragen, befan- den ſich aber nur 2 weibliche, welche, länger geſtreckt als die männlichen, nur aus Fleineren Dlattjtücken zufammen: gejebt find. War mir nun auch der ſtarke Gefchlechtstrich der Männer wohl bekannt, fo wußte ich doch aus Erfah: rung, daß fich diefer in der Gefangenſchaft bei ihnen nicht äußert. Deshalb ſetzte ich Gacefenfter ein, daß der freie Luftzug an die hinter ihnen ſtehenden Blumenäſche unge— ua deingen Fonnte, und fobald die erſten Männchen II. 14 — 202 — ansfrochen, am 3. Juli, befejtigte ich einen weiblichen Sad, in welchen ich Leben verfpürte, an einem Roſenſtock und brachte die, eben erſt andgebildeten Männer in die Nähe jenes Sackes. Bevor ich diefen aber befeftigte, fehmitt ich ihn mit einer feinen Scheere von vorn, der Länge nach, auf; theil8 um gewiß zu fein, daß ich ein Weib vor mir habe, theil3 aber auch, um in dem ſchon geöffneten Sacke, der übrigens auch mach, dem Auffchneiden wieder ziemlich feft zufammenfchloß, leichter Beobachtungen anftellen zu Eönnen. — Im Sacke lag ein dickes, madenförmiges Geſchöpf, an welchem man aber deutlich den Kopf mit 2 dunkeln Augen und einen Mundflecken erkannte; übrigens war es ganz glatt, ohne Füge und mit einem Äuferft feinen Häutchen umgeben. Nun merkte ich wohl, daß ich blos die Puppe, nicht aber, den Schmetterling vor mir hatte, glaubte _ aber daß die Zeit. feiner vollftändigen Entwickelung nicht fern fein könne, und da hier Nichts zu lädiven var, Fam ich mit feinen Snfektennadeln der Natur zu Hülfe und fehälte das Weib aus feiner Hülle. ES war durchgehend fleifehfarben, hatte 6 ganz Eleine Bruftfüge und auf jedem Gliede am Bauche, in der Mitte, ein braunes, rundes led: chen mit weiglicher Pupille. Beim Ausſchälen hatte ich das fehr zarte Weib mit der Nadel Hinter dem Kopfe verwun— det, fo daß, durch. die Loupe befehen, ganz Deutlich ein Darın heraustrat. Dennoch gab das Thier Durch Feine Be: wegung ein Lebenszeichen von fich und ich legte es wieder in den Sack, den Bauch nach unten, während der Sad ſelbſt oben aufgefchnitten war. Und fo faß ich, wie weis land Ritter Toggenburg, viele Stunden, im Anfchanen Der Fräulein Pfyche verſunken, und die trägen Männer ſaßen eben fo ruhig als ich. _ Endlich brachte ich einen Mann an die vordere Deffnung des Sackes, und cr befam Leben, kletterte unruhig daran herum, schlug heftig mit den Flügeln und fuchte wahrſcheinlich Die enge Deffnung des Sackes, welche ich leider abgeſchnitten hatte, bohrte aber zuletzt doc feinen Leib in den Sack hinein, fo daß er unter das Weib zu — 205 — liegen kam, welches nun auch lebendiger wurde und fich madenförmig von hinten nach vorn bewegte. Der Mann hatte den ganzen Körper bis an die Bruft eingebohrt, drehte fich dann herum, fo dag er. fich mit den Füßen auf der Dberfeite des Sades feſthalten Fonnte, und lich die Flügel hängen. Nachdem er einige Zeit fo ruhig gefefjen, glaubte ich, ter Coitus Habe Begonnen, und ſchnitt mit einer Scheere den Mann hinter der Bruft fchnell Durch, nahm den Sack ab, breitete ihn aus einander und fand unter dem Weiße eine lange Nöhre, nach hinten fich verdünnend, fleifchfarben, mit ſchmalen, ſchwarzhaarigen Ningen. Für den erſten Augenblick jtußste ich und wußte nicht gleich, was ich vor mir hatte, merkte aber auch fogleich, daß diefe Röhre der an fich fo furze Leib des Mannes war, welcher fich in 7 Gliedern nach der ganzen Länge des weiblichen Körpers ausgedehnt Hatte und bereits bis zum After worgedrungen war. Hätte ich noch kurze Zeit. gewartet, ‚fo würde ich Mann und Weib-in copula gefunden haben. Der Leib des Mannes ſchob fich fpäter wie ein Perfpectiv zufammen. Aus dem aber, was ich gefchen, geht doch wohl deutlich ‚genug hervor, daß die Genitalien bei den Weibern der Pſychen nirgends anders, als am After zu fuchen find und daß fie fich ebenfo wie andere Schmetterlingsarten Gegatten. Obgleich das ausgefchälte Weib noch über STage Ichte, wollte mir Doch kein fernerer Berfuch mit einem andern Manne glücken. Das zweite Weib, welches ich eingetragen, hatte fich am 3. Auguft entwickelt und fah häufig aus dem Sade heraus, ſchaute fich mwahrfcheinlich nach Männern um, von welchen leider fat alle ausgekrochen waren; bei dem ge: ringſten Geräuſch zog es ſich in den Sack zurück. Ich ließ es einige Tage ungeſtört und ſchnitt dann den Sack wieder auf. Hier fand ich nun, daß das Weib die feine Puppenhülle nur ſoweit durchbrochen hatte, daß der Kopf und die Beiden erften Glieder, welche ebenfo dunkel gefärbt find, wie der Kopf, unten aber die gelbe Farbe des übrigen Leibes annehmen, frei waren. Weiter kommt das Weib 14 — — jedenfalls auch nicht ans der Puppenhülle heraus, denn es hat gar feinen Plat in dem engen Sacke, fie gänzlich ab- zuftreifen, und würde das Gefchäft der Entpuppung, wozu andre Schmetterlinge kaum Minuten brauchen, doch wohl in inehreren Tagen vollftändig beendet haben. Bon den Füßen an find deutlich 7 Ringe oder Glieder zu unterſcheiden, von denen jedes in der Mitte auf der Unterfeite einen dunfeln Punkt führt. Die Haut ift fo fein, daß man die Eier Deutlich Darunter liegen ſieht, aus denen wohl das ganze Innere des Weibes beftehen mag, obgleich unter den Füßen ein dunkleres Eingeweide Hindurchfchimmert. Die Puppenhülle ift hinten abgerundet und etwas ftärfer und fefter als vorn, jedoch ohne Häkchen, und dennoch fchiebt fich das Weib fo weit vor, Daß es zum Sarfe herausfehen Fann, und zieht ſich bei Geräuſch oder Berührung wieder in den Hintergrund zurück, was ich deutlich beim Aufſchneiden des Sackes ge: wahrte, denn, obgleich ich diefen fenfrecht hielt, Tag doch das Weib am oberften Ende. Es beiwerfftelligt das Port: rücfen des Körpers durch die fchon erwähnte wurmfürmige Bewegung, welche theils vom Kopf, theils vom After aus— geht. Will das Weib fich zurückbewegen, fo neigt e8 den Kopf mit dent Bruſtſtück nach vorn, dadurch entſteht auf dem nächjtfoigenden Gliede ein Einſchnitt, dieſer füllt fich aber fegleich wieder aus, und der Einfchnitt mit nachfol: gender Ausfüllung rückt weiter nach Hinten bis an den Af: ter; Bann aber ficht das Weib wie ein gefüllter Sack aus, obgleich es früher nach Hinten dünner war. Nun wird das Neigen des Kopfes u. f. w. wiederholt, wodurch das Weib allemal ein Stück rückwärts kommt. Will es nach vorn, fo neigt fich zuerſt das Afterglied. Ich nahm auch diefes Weib aus feiner Puppe und bemerkte, daß die feine Hülle nach innen, von dem aufgefprungenen Theile bis ungefähr in die Mitte des Leibes, mit fehr feiner Wolle ausgepolftert war, wie fie fich auch inwendig im Sade befindet. Da num die Buppenhülle, welche das Weib nicht ganz ablegt, am After viel ftärfer und zäher ift, ala vorn, fo müßte der Mann verhältnißmäßig eine ſehr bedeutende Kraft befiten, um fie bei der Begattung mit dem Penis zu durchbrechen. Ich vermuthe daher, daß, nachdem er den Leib in den weib— lichen Sack gebracht, cr ihm an der Stelle, wo die Puppe zerbrochen ift, unmittelbar an dem Leibe des Weißes, und alfo zwifchen dieſem und der ihn umgebenden Puppenhülle, bineinbohrt, bis er zu den Oenitalien gelangt. Macht fih aber das Weib von der Puppe nicht ganz frei, fo kann es natürlich auch feine Eier nicht in den Sad legen, und ich bin der feften Ueberzeugung, daß es feine Eier überhaupt gar nicht legt, da es überall an Pla Dazu fehlt, fondern daß dieſe in der Mutter bleiben, die jungen Näupchen darin aus fchlüpfen und dann das ganz feine Häut- chen des mütterlichen Leibes durchbrechen, die vorhin erwähnte feine Wolle aber im Junern der Puppenfchale, Durch welche jie Friechen müſſen, wenn fie in Die Welt gelangen wollen, zur Bertigung ihrer erjten Säcke benutzen und fo, ſchon beſackt, durch die äußere Definung des mütterlichen Sackes herausfriechen. In dieſer Vermuthung Beftärft mich Fol: gendes: Sch Hatte einen wahrfcheinfich vorjährigen weib— lichen Sack mit eingetragen; da fich aber feine Spur von Leben in ihm zeigte, ſchnitt ich ihn auf, und fand darin, obgleich der Sack übrigens unverſehrt war, nur. die hintere Hälfte der Puppenhülle, welche aber am Ende nicht durchbrochen war; alje hatten Die jungen Räupchen ihren Ausgang vorn gefunden Wie bei Graminella verhält es fich aber wahrfcheinlich bei al’ den Pſyche-Arten, deren Weiber den Sad nicht verlaſſen. Weniger glücklich war ich in der Beobachtung des Freſſens der Pſyche-Raupen. Für Graminella habe ich die verſchiedenſten Grasarten geſammelt, es auch au Agrostis vols, nicht fehlen laſſen, aber doch nie geſehen, daß die Nanpen gefrejfen hätten, obgleich ich fie in Zuckergläſern ftetö vor mir hatte, Wollte ich nun auch annchmen, daß gie nur in der Nacht freffen, fo ift nic in meinen. Naupenz — 206, — gefäßen doch auch nie ein angefreffenes Blatt, oder ein be: nagier Stengel vorgekommen. Dennoch Habe ich große und vollkommene Exemplare gezogen. Psyche Calvella. In Heft IV. Bd. XU. der Mitthei- lungen aus dem Dfterlande ſchreibt M. Schlenzig in feiner Fauna, daß außer Pulla und Graminella noch eine 3. Art Pſychen, vermuthlich eine nova species, in der Leine vor: fomme. Sch habe fie dort ebenfalls, ſowie in meiner Gegend faft an allen Arten von Waldbäumen gefunden und die Schmetterlinge gezogen. Es ift Ps. Calvella. Der Kopf der Raupe, ſowie die erften 3 Glieder, find gleich gefärbt, dunkel und glänzend braun, mit marmorartigen, feinen Zeichn: gen. Der Kopf ift, in der Nude, in das crfte Glied, die: fes in das 2,, diefes in das 3. eingefchoben. Auf der Mitte des J. und 2. Gliedes cin gelblicher Längsſtrich und an jeder Seite deffelben ein ihm Ahnlicher; auf dem 3. Glicde blos die beiden Seitenftreifen, an der Stelle des Mittel: ftreifen Die hellbraune Farbe des übrigen Körpers, welche fih beim Kriechen auch zwiſchen den erjten Ringen und am Halfe zeigt. In der Mitte der 7 folgenden Ringe cine Feine Narbe; die Beiden lebten, beſonders der lebte Ring, dunkler. Vauchfüße fehlen, aber 2 Afterfüge find vorhan— den, mit welchen die Naupe in das feine Gefpinnft eingreift, womit der Sack inwendig befleidet, und fich dadurch ziem: lich feit im Sacke Hält. Mit ganz feinen Härchen befebt. Bei einem größern Exemplar, vielleicht Weib, waren die fonft gelblichen Streifen mehr weiß und ftand in jedem der Seitenftreifen vorn ein fehwarzer Punkt. Vom vierten Gliede an in den Seiten eine fleifchige Wulft. Den gänzlich anfgefchnittenen Sack reftauriven die Naupen in fehr kurzer Zeit. Die hellbraune Puppe liegt ganz hinten im Sacke und hat an ihrem Ende 2 Spiben, welche mit dem Körper ziemlich einen rechten Winkel bilden, indem fie nach vorn ftehen. Che der Schmetterling auskriecht, fehiebt fich die Puppe vermöge der Häkchen zur Hälfte aus dem Safe; jo Hängend erfolgt die Entwickelung des Schmetterlings. 207 — Sie überwintern theils als Raupen, theils als Puppen. Obgleich ich ihnen Baumrinden mit Flechten aller rt, und all die Futterkräuter gegeben, worauf ich fie gefunden, Habe ich doch nie eine freffen fehen, oder Raupenfraß entdeckt. Psyche Pulla, Unter den vielen im Juli eingetragenen Säcken diefer Pſyche war Fein einziger männlicher. Die Weiber Frochen alle aus; kleine ſchwarze, madenartige We— fen, mit einem Legeftachel, welche an der Deffnung des Sackes ſitzen blieben und der Begattung entgegenfahen. Trotz des Legeftachel3 Gefeftigen fie aber ihre Eier nur auf oder in dem Safe. Einer der geſammelten Säcke gab Fein Weib, dafür aber fand ich am 23. Juli den ganzen Sack und feine Umgebung mit, Eleinen, einige Linien langen, glatten Säcken befeßt, welche au dent feinen Gefpinmft und darin eingewebten Bejtandtheilen des. mütterlichen Sackes zu: fannmengejeßt waren und eine gelbliche Farbe Hatten. Die eingewebten Theile waren fo fein wie Mehl. Die Säcke felbft waren eylinderfürmig und Hatten Hinten und vorn gleich weite Deffnung. Der Kopf der Näupchen und die erften 3 Glieder waren braun, ziwijchen den Ningen gelb: lich. Die Kleinen Säcke bewegten ſich ſehr ſchnell und rich: teten fich bei dem geringften Geräufeh in ihrer Nähe augen: blicktich in die Höhe, fo daß fie perpendikulair, wie Kleine Thürnichen, daftanden. In dem geöffneten mütterlichen Sacke lag die Terre Puppenhülle. nr Idch legte Die jungen Nänpchen auf zarte Eichen + und Haſelnußblaͤtter, konnte aber wiederum nicht bemerken, daß fie die geringſte Nahrung zu ſich nahmen, deshalb gab ich nach wielen vwergeblichen Verfuchen Die Zucht und weitere Beobachtung auf, fand aber noch am 3. Auguſt auf den längft vertrocknelen Blättern lebende Räupchen. Sb und in wie fern ich nun Durch dieſe Mittheilungen dem geneigten Leſer etwas Neues gegeben habe, weiß ich nicht, glaube aber mit Beſtimmtheit, daß in Beziehung auf das Genus Pſyche noch manches Dunkel aufzuhellen md die Wiſſenſchaft zu bereichern iſt. Sollte nun aber durch — 208 — Borftehendes cin oder der andere Freund Der Entomologie veranlaßt werden, weitere und grimmdlichere Beobachtungen über die Pſychen anzuftellen und diefe zu veröffentlichen, fo wäre der Zweck diefer Zeilen vollkommen erreicht. Oſſa, im December 1856. NH. Winkler, Paſtor. XXX. Entomologifche Notizen aus dem Jahre 1856 von M. Schlenzig. Das Jahr 1856, welches mit feiner rauhen und falten Witterung felbft noch ein Stück in den Juni hinein langte, war für die lepidopterologiſchen Vorfommmiffe, die oft im Februar ſchon Beginnen, im März und April aber regel: mäßig nach einander erſcheinen, höchſt ungünftig geweſen. Manche Arten erfchienen gar nicht, oder lockte ja ein etwas wärmerer Tag ein umd die andere Art heraus, fo tödtete die Falte Nacht die jungen Frühlingskinder. Dies gefchah mit Cymatophora flavicornis, Asteroscopus nubeculosa und Brephos parthenias. Durch dieſe anhaltend Falte Witterung traten auch auffallende Unregelmäßigkeiten cin, fo daß Ar— ten, die jedesmal im Laufe des März und April erfcheinen, erft in oder nach der Diitte Mai fich ſehen liegen, und dies nur in fehr einzelnen Eremplaren und nicht in der gewöhn— lichen Reinheit und Schönheit, ja manche Arten wurden in der Puppenhülle getödtet oder haben bis 1857 darin zu — . 0% — verweilen. Ja, felbft die Maikäfer verfchumppte die Falte Witterung, fo dag fie bedeutend später erfchienen, als es gewöhnlich der Fall ift, und viele Leute ſchon annahmen, dag fie. gar nicht zum Vorſchein kommen würden. Doch diefe Maipaffiften warten in. ihren Erdröhren geduldig den Teniperaturpunft ab, der danıı das Zeichen zum Aufbruche gibt. Und dies geſchah an einigen warmen Tagen, trotzdem, daß jpäter wieder anhaltend rauhe Witterung eintrat. Sie waren aber nicht fo frohlich und brummfelig, wie in anz- dern Jahren, und zehrten nicht fo fichtlich den fehen eiwas hart gewordenen Blätterfehmuf ab. Tür das fpätere Er: fcheinen aber blieben viele Maikäfer defto länger am Leben denn man fand deren noch bis Ende Suli. Die Falterärnte in den Frühjahrsmonaten war Daher ſehr gering und ärmlich und eine Migärnte zu nennen. Um jo mehr fetten die Lepitopterologen ihre Hoffnung auf eine reichere Sommerausbeute, um ihre leeren Gefäße dann voll mit nach Haufe bringen zu können. Waren aber die Sammler früher fo zu jagen in den April geſchickt, d. he mit erſtarrten Händen, und leeren ‚Gefäßen heimgewieſen werden, fo famen fie in den Sommermonaten öfters im buchjtiblichjten Sinne aus dem Negen in die Traufe, Die Armuth in dem Erſcheinen der alter ging fort, Denn ſelbſt die allergewöhnlichiten Tagfalter waren nur ſehr fpärlich zu finden, z. B. die Berimutterarten, welche in.den- vorher: gehenden Jahren in Unzahl fich herumtummelten. Da alfo Mißärnten auch in der Falterwelt eintreten, fo. ift jedem Lepitopterologen anzurathen, fein Augenmerk auch auf die übrigen Juſectenklaſſen zu richten, um nicht Langeweile bei feinen Exeurſiouen zu haben und verdrieglich heimzukehren In der Inſectenwelt Hat einmal diefe das andere Mal jene Claffe im Jahre die Oberhand. Nichtet daher der. Entomolog fein Augenmerk auf alle vorkommenden Glaffen der Inſeeten, fo kann nie von einer völligen Mißärnte die Rede fein, In dem Jahre 1856 waren es die Schlupf weöpen, die fehon 1855 die Erwartung gaben, daß fie 1856 — 210 — mit weit zahlreicheven Heerfchaaren auftreten und die Larven der Lepidopteren mit Eiern befchenfen würden. Das ge ſchah. Am ſchlimmſten erging e8 den Spinnerranpen, die, mochten es nackte oder behaarte fein, entweder frei oder ver: borgen leben, von dem ausgezeichneten Spürfinn und der eigenthümlichen, außerordentlichen Beweglichkeit der Schlupf: wespen aufgefucht und mit Eiern Befchenft wurden, die fie ſchnell und feſt in die Haut einzufchieben verftehen, aus denen nach einiger Zeit die Schlupfwespen-Larven fehlüpfen, welche dann die Lepidopternraupen am Iebendigen Leibe auffrefien. Die Naupen von Pygaera anastomosis (Aspen— ſpinner) Hatten fich feit einigen Jahren in der Leine fo ge: waltig vermehrt, daß hohe uud niedere Aspen in großer Anzahl von denſelben zweimal im Jahre abgefreifen wur: den, da von diefem Spinner jährlich zwei Generationen vorfommen. Stand man unter Aspen, fo vernahm man einen fortwährenden feinen Ererenentenregen wie bei den . Maikäfern in Schaltjahren. 1856 wurden faft alle Diefe Raupen, die ganz munter und frifch Durch Den Winter ge kommen waren, von mehreren Schlupfiweöpenarten ange: ſtochen und vertilgt. Konnte man in dem Sahre 1855 diefe Falter zu Tauſenden auffinden und ans Raupen zie: ben, fo gehörten fie 1856 zu den Seltenheiten. Hier ſehen wie alfo die Gegenanftalten in der Natur, durch welche ein Feind von dem andern in Schach gehalten wird md die außerordentliche Vermehrung daher nur bis zu einem gewiffen Punkte gehen Fanın. Ebenfo erging es den behaarten bunten Eulenraupen von Diphtera orion (Drionenle), die man in den Jahren 1854 und 1855 in Menge von den Eichen ſchütteln konnte. Im vorigen Jahre fcheinen fie- fat von den Schlupfivespen aufgerieben worden zu fein. Band man nadte Spinner raupen, fo waren fie fehr oft mit Schlupfivespeneiern faft bedeckt. Eben Dies war auch bei den Tag, Schwärmerz, Eulen =: und Spannerfalter:Naupen oft der Fall. Bon den a — Berfolgungen der Schlupfwespen blieben Die Raupen von Platypterix sicula verfchont, da theild die Echlupfivespenzeit vorbei it, wenn die Sieula- Raupen. hervoriwachten , theils diefe Raupen ſich gut zu wahren verjtehen. Es möchte wohl gut. fein, den Herren Zepidoptern anzurathen, die Hoffnungen auf eine reiche Falterärnte im Jahre 1857 in etwas zu beſchränken. Was ich in meinem letzten Berichte über die Schiller: falter ausſprach, ift in Erfüllung gegangen. Das Schle- fenwetter vom 8. Juli 1855 hatte allerdings die meiften Schillermännchen getödtet, und vorzüglich die weiblichen Puppen, aus denen wohl zum größten Theil die Falter noch nicht ausgefchlüpft waren, zerfihmettert. Das Er: fcheinen dieſer Prachtfalter im Fahre 1856 war daher ein nur fehr mäßiges, und da zur Zeit. ihres Ausſchlüpfens nicht günftige Witterung eintrat, fo hatte man von Glück zu fagen, wenn man nur einige Eremplare in ihren Hoch- zeitsglanze zu fehen befam. Weder die Tags, noch die . Abende und Nachtfalter boten alfo im Jahre 1856 eine befrie: digende Aernte, und hätte nicht Euprepia matronula einigen Erſatz gegeben, fo Fonnte die übrige Ausbeute den Nache ı ferfchungen nicht entfprechen. Doch nicht blos im Dfter: lande war diefe Klage über Falterarmuth zu hören, man vernahm fie auch aus andern Ländern, ſelbſt aus füdlichen. Blos die Alpen follen eine veiche Ausbente gegeben haben. An Pontin brassicae (Kohliweigling) war allerdings fein Mangel, das bewieſen die abgefreffenen Krautäcker in der Nähe der Dörfer und Städte, oder die font eine vor fcharfen Winden geſchützte Lage hatten, und da die Kohl: weißlings-NRaupen auch im Jahre 1857 das Mögliche wie: der leiften werden, zeigen fattfam die Menge Puppen, Die man au Mauern, Planen, Stadeten und Bäumen hängen ficht, welche mit leichter Mühe und geringen Koften geſam— melt werden könnten, fehlöffe man nur ein einziges Mal die Augen ordentlich auf. Es wird aber wie gewöhnlich Beim Alten bleiben, man wird viel Zeit, Arbeit und Geld an die B Vorrichtung und Bepflanzung der Krautäcker wenden und — Blattrippen und Krauiſtrünke ärnten; man wird klagen über den ſchrecklichen Schaden, dabei aber den Butterpreis ſo zu ſtellen wiſſen, daß ganz Andere und Unſchuldige den Schaden tragen müſſen. Gar— tenbeſitzer werden, wenn ſie nicht raupen, geſtraft, Feld— beſitzer gehen frei aus. Von den Spannern Fam im Jahre 1856 eine ſeltene Art vor, fie heißt Fidonia dilectaria. Sch fand diefen fein gezeichneten graubraunen Spammer das erfte Dial im Jahre 1831 auf dem Gänfeeichenhau der Leine, wo die abgehackten Lindenbüfche wieder fette Schöflinge getrieben hatten. Hier faß er ausgebreitet auf den maftigen Blättern. Ich fand aber nur drei Exemplare. Seit einer Reihe von 23 Jah— ven ließ er ſich nicht wieder auffinden. 1855 erlangte ic) ein Eremplar. 1856 war dieſer vornehme Spanner nicht nur in einer Schneuße zahlreich zu finden, fondern ex kam wohl auch jo ziemlich durch die ganze Leine in einzelnen Eremplaren vor. Ob er 1557 fo zahlreich oder überhaupt fich mieder zeigen wird, ift in Ruhe abzumarten, Liparis monacha, die Nonne, Die wieder in einem ſchleſiſchen Landesjteiche ungeheure Verwüſtungen in Nadel: waldungen angerichtet hat, zeigte fich während des Som: mers in jeder Allee und auch in der Leine, nur day deren Raupen und Puppen meift ame an Eichen anzutreffen waren. Wird der Echmetterling aber einmal feine Eier an das Nadelholz ſchmeißen, fo möchten die daraus aus: fchlüpfenden Naupen, dieſe Nadelholzkoftgänger, dem Forjt: amte viel Mühe und Arbeit mıd der Forſtkaſſe eine große Ausgabe verınfachen. Man wolle ja nicht glauben, daß Miſchholz genug ſchützt. Der Laubwald Hat keine folchen Verwüſtungen abzuhalten. Schon feit 18554 traten Die Raupen von Spinx pinastri, Bombyx pini und monacha in Schlefien und Preußen als große Nadelwaldverderber auf. B. monacha hatte 1655 Flächen von 20,000 Morgen anf einem Punfte wer: wüſtet. Im Forftrebier Poppelau trat neben der Raupe von B monacha auch die von B. pini in verheerender Weiſe auf. Ende October und Anfang November 1855 fliegen Milliarden Raupen von B. pini von den Bäumen ins Win: terlager, in Die anf dem Boden um die Diume liegenden Nadeln herab, und zivar von 6 bis zu 120 Stück von einem Damme, fo daß auf einen Morgen, wo nur 300 Stämme ftehen, auf jeden Stamm 30 Naupen kommen, welche 1356 alle Nadeln vwerzehrten und ſomit den ganzen Nadelwald- Beſtand tödteten. Die Raupe von B. pini frißt nämlich die Natel bis auf Die Bis ins Mark des Zweiges gehende Blatt— fheide, wodurch jedes Mal cin Ausfluß des Harzes und dadurch der Tod des Baumes herbeigeführt wird. 1856 waren über 100,000 Morgen mehr oder minder von diefen argen Friffern Gefallen. Wenn auch für da3 Sammeln der Raupen im Winterlager viel gejchicht, fo ift cine völlige Befeitigung Des Uebels dadurch nicht zu erwarten; denn ungünftige Witterung, fehiwieriges Suchen, Größe der be- fallenen Flächen, Unverftand und Indolenz der Sammteln: den, Nichtfenntnig der Orte, wo die Naupe zu finden ift, Mangel an Geld zur Bezahlung der Schaaren von Rau: penſammlern 1. ſ. w. hindern oder mindern Die nothwen— dige Ausdehnung und Vollftändigfeit des Vertilgungsmit: tels, und die Gefallenen Wälder gehen fomit einer traurigen Zukunft entgegen. Im Kreife Oppeln, im Nevier Dombrowska, ließ man die Eier von B. monacha fammeln, die Gefanntlich nur die Größe von Mohnförnern haben. Bei einer einzigen Abnahme wurden vier Scheffel abgegeben. Da Die Verheerungen auf ſolchen Waldſtrecken von dieſen Raupenhorden im großartigſten Maßſtabe angerichtet werden, fo würde zuletzt alles Anpflanzen von Nadelholz nichts mehr helfen, träte nicht die Natur mit ihren Fräf: tigern Gegenmitteln diefen Verwüſtern ſelbſt entgegen. Selten üserleben diefe fo fchädlich auftretenden Herden ein — 214 — Triennium; entweder vernichten Krankheiten fie maffenweife, oder. es heißt: wo cin Aas iſt, ſammeln ſich die Adler, d. h. die Ichneumonen (Schlupfivespen), welche. ißre Eier an die Nanpenleiber legen, die dann von den ausfchlüpfen- den Schlupfiwespenraupen lebendig aufgezehrt werden. Auch ziehen fih Schaaren von Raubkäfern, Naubfliegen an diefe Gefallenen Waldſtrecken und fuchen die Puppen unter oder an den Stamme auf. Auch Vögel und Amphibien tragen das Ihrige zur Vertilgung bei. (Siche 33. Sahresbericht der Schlefifchen Gefellfchaft für vaterländifche Kultur vom Jahre 1855 ©. 113 und 114.) Ein großer Feind an den herauswachfenden jungen Nadelholzpflanzungen in Der Leine ift der Fichtenblattfloh, Chermes abietis. Er legt feine Eier an die zarten Sproffen der jungen Kiefern, an welchem Orte, fobald die Larven ausfriechen und die Sproffen verwunden, Gallen in Form von Kiefernzapfen entftehen, in welchen die weißgepuderten Larven leben und fo lange bleiben, bis fie Flügel bekom— men, zu welcher Zeit dann die Gallen fich überall öffnen und den muntern Dlattflöhen freien Austritt geftatten. Da two eine folche Galle fich bildet, verfrüppelt und verkrummt der Ziveig, fo daß viele Fichtenftämmchen ausfehen, ala wiüchfen die Ziveige verkehrt, alfo nicht nach oben, fondern nach unten. Viele Ziveige werden fpäter auch dürr. Da, in einer Galle cine ziemlich große Anzahl Blattflöhe fich entwickeln, fo können fie bei ihrer außerordentlich großen Vermehrung dem jungen Nadelholze noch beträchtlichen Schaden zufügen. Gegenmittel find hier wohl nicht gut anzuwenden; denn die Gallen im uni herauszufchneiden und zu verbrennen, möchte nicht zu empfehlen fein. Uebri— gend glaube ich, dag die Fräftig emporwachfenden Fichten nach und nach ihren Feind felbft bewältigen. XXXI. Die Erträge unſerer Nindviehzucht. Aus den Verhandlungen des Altenburger landwirth— ſchaftlichen Vereins mitgetheilt von Ed. Lange. Die Preiſe der Brotfrüchte find gefallen, aber die Er— zeugniſſe der Vichzucht: Fleifch, Butter und Hänte, find nocy fo thener wie vorher. Die Biehftände müſſen erſt er: gänzt und die Futtermittel im Verhältniß zum Getreide wohlfeiler werden. Aber wenn dies auch gefchehen fein wird, dennoch dürfen wir auf die früheren niedrigen Preife - hierin wohl am wenigften rechnen. Die Abnehmer find zu zahlreich umd die Erzeugungsfoften der Viehzuchtsproducte find zu Hoch. AS Beleg für Diefe letztere Behauptung mögen hier 2 von anerkannt tüchtigen und denkenden bäuer: lichen Landwirthen Kürzlich beim Altenburger landwirth— ſchaftlichen Vereine aufgeftellte Berechnungen Pla finden, zu Denen fch mir am Schluffe nur noch einige wenige Be: merkungen erlauben werde. Beide gehen von verfchiedenen Standpunften aus und führen doch im Wefentlichen zu demfelben Ziele: daß dem Landiwirthe auch Bei den jeigen hoben Preiſen der Vichzuchtöproducte der zum erfolgreichen Detriebe der Landwirthfchaft erforderliche Dünger noch im: mer fehr Hoch zu ftehen komme, weil die übrige Viehzuchts— nutzung die Koften der Vichhaltung noch lange nicht dedkt. Deide Berechnungen waren hervorgerufen Durch die Frage: — — „Wie hoch kommt bei den jetzigen Preisverhältniſſen ein Fuder gewöhnlicher Rindviehdünger dem hieſigen Landwirth zu ſtehen? Die erſte, welche wir Herrn Gutsbeſitzer Kreſſe aus Dobraſchütz zu verdanken haben, lautet fo: „Zur Beant: wortung Diefer Frage wird der Berechnung eine Kuh von 800 Pfund lebenden Gewichts mit einem durchſchnitt— lichen Autterguantum ven täglich 25 — Heu— werth zu Grunde gelegt. Die Fütterungsmittel ſollen beſtehen in den 6 Eom: mermonaten aus verſchiedenem Grünfutter, in den 6 Win: termonaten aus Kartoffeln, Runkelrüben, Oelkuchen, Klee— und anderem Heu, Siede und Abgerechtem, Gerſtenſchrot und Gerſtenſtroh, wozu noch das tägliche er zu rechnen fein wird. S .. “ » 0 uvnevunaano uonuuoan b6s6l ee | care I | — Vygel tm “un "Ins aag bunzavaigg — ck 0613 38 2 u cgg un In? 1 Ich © ‘doulnaylng "Qlck 9 Enz 1-19 002 ak 1ozı "Int Sol s/r "ach v goyluslag "alck 9 pıBuz — 6 01 | osı Talk zer ind: che’ alck w/naades 'n garporadgr "ck g jby 6 In or Lalsgchr mis eie’z dicke noguolagz co ⸗dojg alkspıPvt z Isıe LE. 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Der Reft der ART Miilch gibt auf I Kanne 1,0s Käſe, alfo 1800 Kannen 1890 Käfe i oder 314 Schod, wovon LShod Bon 10 Nor. gilt, zufammen . . 10 = 5 = — » Zu 257 Stückchen Butter find Fl ebenfo viel Kannen Rahm nöthig, 4 davon wird durch die But— ter Wweggenommen; es bleiben alfo noch 193 Kannen Butter: mild, die Kanne zu SB. = 1 : 27. 19% Bon den verbleibenden 1543 Kan — nen abgerahmter Milch wird 4 der Diaffe durch die Käfe —* genommen, fo daß 1157 Kan- nen Molken bleiben, jede zu | 12. = 34: Be - 47 - Eine Kuh bringt fährlich 1 Kalk = 4 : WM: : — ⸗ Summa 55 Thlr. I Ngr. 6 Pf. — — — Es bleiben alſo von 93 Thten. 29 Ngr. 5 Bf, Auf: wand 38 Thlr. 27 Ngr. I Pf. ungedeckt und müſſen durch den Dünger gedeckt werden, Dei der Miftberechnung werden erfahrungsmaßig Heu, Stroh und Körner nach ihrem wirklichen Gewicht in An: ſatz gebracht, alles faftige Futter hingegen auf trocknes Gewicht (Heu) redueirt. Die fo gefundene Gefammtfumme der aufgeiwendeten Futter- und Streumittel gibt verdoppelt = 2» = das Geſammtgewicht des Miſtes in gegohrnem, aber nicht verrottetem Zuſtande. Hieraus ergeben ſich folgende Zahlenſätze: Trockengewicht. Trockenſubſtauz. 20587 FR. Srünfutter geben wopid —100Pfd. 4575 PR. 1092 . Kartoffeln... =: 400.: —100 : 273 ;: , 72,8, Oeltuhen = 100 : —100 - 728: 2730 : Runfelrüben = 450..: —=100 = 607 : 482 = Gerjtenfchrot = 100 =: =100 :» 182 : 1456 = Klee u. Wie: fenheu > =. 100 = —=100.: 1456 1092 , - Eiede umd Acbgerechtes⸗ 100 - —=100 : 1092 - 1201 - = Gerftenftroh = 100 = —=100 : 1208 : 2190 = KEinftreuftecoh = 100 = —100 - 2190 - 30602,8 Pfd. 11648,8 Pfd. oder 2 23297,6 Bio. Miſt. Da nun 23297 Pfd. Miſt 11,722 Fiden Dünger, das Fuder zu 18 Cturn. geben und zuſammen 38 Thlr. 27 Ngr. IP zu Stehen kommen, jo kommt I Fuder 3 Thlr. I Ngr. 8 Pf. Bei diefer Berechnung iſt außer Anſatz —* daß die Kühe eine Zeit des Jahres auf die Weide gehen, wo— durch ſich der Miſtertrag vermindert. Dieſer Umſtand gleicht ſich aber eben ſo gut aus durch die Jauche, welche außer Anſatz geblieben iſt, wie ſich ausgleicht der Verkauf des Märzviehs eines Viehſtandes mit den Zinſen des An— kaufspreiſes zum Erſatz deſſelben oder zur Anzucht, welche ebenfalls nicht in Die Berechnung gezogen find. Dobraſchütz, den 17. Februar 1857. 3. areſſe u“ “ — 220 — Unfere zweite. Berechnung läßt einige dieſer wiſſen— ſchaftlichen Annahmen bei Seite und hält ſich dafür an die in der eignen Wirthſchaft im Ganzen erfahrungsmäßig ge: wonnenen Erträge. Sie ſagt: „Auf einem Gutscomplexe von 70 Ackern Feld und 8 Ackern Graswuchs ſind 597 zweiſpännige Fuder Miſt, das Fuder von 20 Etnrn. erzeugt worden. Auf dieſer Fläche wurde 1855 folgender Ernteertrag gewonnen und in der Viehwirthſchaft verwendet: Thlr. Ngr. A, Waizen, 100 Schock, gab 27 Schock Stroh, die Schütte zu II Pfd., das Schock 4 Thlr. 20 Ngr.; zufammen. . . 126. Noggen, 210 Schod, gab 70 Shot Stroß, * die Schütte zu 20Pfd., das Schocks Thlr.; zuſ. 350. — Gerſte, 70 Schock, gab 46 Schock Stroh, Be welches den Kühen als Futter gereicht wurde, mithin als Futter in Anſatz kommt. Hafer, 110 Schock, gab 738 Schock Stroh, das Bund 13 Pfd., das Schock 3 Thlr.z zuf. 234. — Wirken, 15 Schock, gaben 5 Schock Stroh, das Bund 10: Pfd., das Schock 3 Thlr; zuſ. 15. — Naps, 15 Schof, gab 4 Schock Stroh, das — Schock 2 Thlr.; zuſ. .. u Zugekauft wurden von der Ernte. 1854 Pr Schock Roggenſtroh, die Schütte zu 28Pfb., das Schock 3 Thlr. 15 Na; uf. » 2.087015 B. An Rindvich wurden gehalten: 21 Stück | Milchkühe, 1 Zuchtbulle und 14 Stück Jungvieh von verfchiedenem Alter. Die Fütterung beftcht aus grünem Klee, Wick— futter, Mais, Kraut, Runkeln, Kartoffeln, Kleien, Delkuchen, Klechen, Feldheu, Wie: fenheu, Grummet, Stroh, Siede und Ueber: Echr und beträgt auf jedes erwachſene Nind Latus 820. 12 m 2 OO Thlr. Nar. x: Transp; 820. 15 u täglich 26 Pfd. Heuwerth oder in 365% > Tagen in 86 Etnen, 30 Pfd. Heuwerth, de i⸗ den Gentner zu 18 Ngr. gerechnet, für vH The. 23 Ngr. auf jedes Stüd, fo daß 22 Stück Rindvieh in 1 Jahre 1898 Etar. ni Heu oder Heuwerth verzehren, er Bent ;g Centner zu 18 Ngr., für ou 1138.24 14 Stick Jungvieh verzehren in 1 Jabte: jedes durchſchnittlich 40 Ctur. Heuwerth, zuſammen alſo 560 Ctur., zu 18 Nar., für '336. — O. Zur Milchwirthſchaft und zur Verpflegung der Thiere find 4 Frauensperſonen noth⸗ wendig, die jede in Lohn und Koſt jährlich +80 Thle. zu unterhalten often, zufanımen 320. * ——— Futter vom Felde in den Stall zu ſchaffen find-3 Perſonen nothiwendig, zu: ſammen täglich für 4 Ngr., alſo indem ©; 26 Wochen des —— — mr 4% Geſammtanfwand u 17 HB Stück Milchkühe gaben 5624 Stück But⸗ ter, daB Stück zu 4 Ngr.; zuf. 749. 26 ron 6 Scyork Eleine mr das Sind | zu I11 Ngr.; zuf . 224. k Ber ‚Kälber zum Verkauf f das Stie durch ſuiuuich 3 gl EN. er Sefoumteinnaßme: 10688 Bibi‘ Behlieieng: 1577. 6 N; m Diefer Feflßetrag ift auf der Dünger zu werfen; von welchem jedes der 597 zweifpännigen Fuder wor 20 Einen. 2 Thlr. 194 Ngr. zu stehen kommen würde. Doch dürften noch 92000, Quart Jauche (das Quart zu 2 Pfd.), welche vom ganzen Rindviehſtande in Jahre erzeugt wird, in Anſatz zu bringen ſein. Nach Profeſſor S—ockhardi in - m — Tharand haben 4000 Duart Jauche (Urin) einen Geldwerth von 18 Thlen. Das würde auf 92000 Quart 414 Thlr. ergeben, und die Dingererzeugungstoften würden fich um 414 Thlr. ermäßigen, fo dag nun ein Fuder Mift von 20 Gentnern 1 Th. 28 Ngr. 4 Pf. zu ſtehen Fame. Offenbar beruht der Unterfchied der beiderfeitigen Re: fultate unferer beiden Praktiker hauptſächlich in den ver: fchiedenen Anfäben, welche diefelben für den Centner Heu oder Heuwerth angenommen‘ haben, den Herr Kreffe zu 25 Nor. beim Grünfutter und Heu, zul Ihr. 3 Ngr, beim Gerſtſtroh und zu 1 TIhle. 17 Ngr. 5Pf. bei den Kartoffeln in Anſatz gebracht hat, während bei der zweiten Berechnung der Centner Heuwerth durchgängig nur zu 18 Ngr. angenommen iſt. Sollte auch dieſe Annahme nach den gegenwärtigen Futterpreiſen etwas zu niedrig ſein, ſo dürften die letzteren doch kaum die Höhe der erſtern Anſätze erreichen. Dagegen ſind die Verpflegungskoſten bei der zweiten Berechnung entſchieden höher als bei der erſten und gleichen ſo die niedrigen Anſätze der Futtermittel wie— der einigermaßen aus, indem die Koſten der Herbeiſchaffung derſelben in dieſe Rubrik fallen. Von dieſem Geſichtspunkt aus Hat der Anſatz von 24 Thlru. 8 Ngr. für die Arbei— ter, welche das Futter herbeifchaffen, feine Begründung. Doch follten dem entfprechend dem Nindvich nicht Die gan: zen 320 Thlr. Unterhaltungskoften für 4 mit der Vieh: wirthfchaft der Hauptſache nach befchäftigte Trauensper: fonen, fondern nur etwa mit 240 Thlen., d. i. mit 2 ihres Betrags, zur Laſt gefchrieben werden, weil-diefe Srauensper: ſonen auch im Hausweſen (Küche, Wäſche, Brotbacken) und bei der Feldarbeit (Ernte, Krauthacken ꝛc.) Dienſte zu leiſten haben, welche nicht lediglich der Viehwirthſchaft zu Gute kommen. Dieſe Betrachtungen veranlaſſen mich zu der Anſicht, daß der Centner Rindviehdünger dem hieſigen Landwirth nahe an 4 Ngr. zu ſtehen komme. Es würde demnach der Ceutner Trockenſubſtanz in demſelben ſich auf 8Agr . — 23 — berechnen, mithin 40 Procent oder 3 fo wiel koſten als der Gentner Heuwerth, welcher ala das Hanptfutter zu deffen Erzeugung betrachtet werden muß. Dann würden > Gent: ner Rindvichdünger fo viel Eoften ala 1 Centner Heu oder als 44 Centner Grünfutter. Ferner würden 2 Fuder Mift dem hiefigen Landwirthe ungefähr fo viel Eoften als A Gentner Guano. Wenn nun aber, wie man annimmt, 1 Gentner Guano fo viel wirft, als 65 Centner Stallmit, das iſt mehr ald 3 Fuder, fo würde der Guano bei glei: cher Wirkung noch immer nur 3 fo viel koſten als der Mitt. Freilich find bei dergleichen Berechnungen willfür: liche Anfäte nie zu vermeiden. Sie bleiben darum aber immer fehr dankenswerth und geben dem denfenden Land: wirth nicht allein, wen e8 fich um den Anfauf von frem:- den Düngftoffen handelt, fondern für die ganze Anordnung feiner Wirthfchaft gewiß manche beachtendwerthe Fingerzeige. TER ka m ee N — *— ee 5 er = immsansnge ———— — sur er: * Te che De N recr —S Free En wen De rn Be tr. or ee ai KOrEEaL 72 8 nr n n er a ie 9 an ee TEE RT hen 5 * N I 0 eg — it sh u a —— — — Ze Ra — IR OPEN gie 2ier. | a Be u 7 FR —— Rigu rind, a. ee Ahr sah wBRRs RN Bee RE 07"; Ben, ee ar * era PIE dieſe Fraıtenapeet 3 ki Bram A HF are e⸗ſ SR ae j % j Be EG —— et — ‚inte FZE n Auer — Ink * Kr Men Br eich — ae N —F Beier "er; ee J x L; er N > ri 2 — —⏑—— ... „,*‘ Wr » x J Pr nn — re r — — —— — — 1-1 f In . Fee Ver EEE 1 RTSEHı. 1m wen ya. Meteprologifche Tabelle auf die Monate: Jannar, Februar, Marz 1S5B, von W. 2. Bechftein. Hoͤchſter Barometerftand den 13. Januar — 28,” 1,9", Tieffter Barometerftand den 8. Januar — 26, 7,7". Mittler Barometerftand — 27, 6,24", Kältefter Tag den 4, Februar — 10,50. RI ei Se Dev Eco Morgens 8 Ubr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens S Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. * — = — — —— G rr — — — = a Stand dei Zuftand |Stand bes Stand del Zuſtand ea un SER Stand del Zuftand Stand des Stand bee Buftend. a ISfand des Zuftand (Stand desſStand des) Zuftand ® |meters, |Xhermo= des —— Thermo— des = meters. |Xbermo- des — Tbermo⸗ des = en Thermo= des — 5 — des Temp. —O. meters. Wetters. Temp. —u,| metere. Wetters. Temp. —0.| meters. Wetters. Ion mp.—0, metere. | Wetters. Temp. 0. meters. Metters. — ——— + 125 ſirb. 0. 127, 90) 3,0 ib. O. 27, 33 — Schu. N. W.|27, 33 — 1,0 Shn-tm RW 1 27, 110 | 22» (regn. N. WB. \27, 112 + 3,5 1b. MB. = 0, moll. ©.9. |» 68 | 2,25 |heie & Re ShnwindRB. 49|+ 10 wol, R. W| 2|- HI 30 gm. W. | 95 35 irb M. — 35 [belle ©. = 60 | 05 elle © » 83 |— tb. ©. ®. i 5 belle N. W. au ara 2,29 trb. N. W. |» 100 4,25 wolf. N. W. 3,0 belle ©. - 6,1 | 17,75 |bele ©. ga belle ©. 3 bee & | #5 107) 0,75 he @. = 104 | 1,75 ji. 50 bie. |, 51 |+ 025 bee ©. 83 BE I wol. © ®. | 5 - 850 125 tb.N MW. |; 65 2,0 |trb. W 2,5 |belle ©. 702527] 3,0 wolf. ©. ERNORIEE tb. © ®. |: belle ©, 6 49 30 |vegu NW. | 65 — 1,0 |tı6. R. Sin. 0,5 |belle ©. 36, 11,1 2,25 wolf. N. W. - 5,6 tb. ©.®. |- ttb, S©. ®. 7 |» 95 — 3/75 [helle D. - 10,0 15 |wot. N. =9I, meoW - 77 50 ©}. 2 nb. ®. E tcb. 38. Neg. | 8 |» 92| 175 he. |, 80|+ 35 Ir. W. F 10 Ron. Zn 05 Rebt. D. — eos. | belle ©. W. | 9 82 | 235 tb. W. » 74 5,0 Ind. ©. ®. 1,0 wolf. ©.D. |- 119 | 23,25 |Reg. ©. — belle ©. tb. ® 10 |= 57 | 30 vg. @. |; 59 3,75woit. N. W. — 65 Schu. NW. 27, 34 + 10 16. N. ©. : 62| 5,0 |trb. ®. [72 ttb. W. 11 73 |+ 10 |ple®W. Schu. |; 77 | 2,5 |wolt, N. I. 40 tb. N. 784 |— 425 tb. N. @. ® 71 5,25 regu. W. = x wolf. W. 12) = 5,1 | — 1,0 |helle W. |= 55|+ 10 San. NM. | 3,75 Iteb, I. 2, 19 4,25 belle MW. ERBE: TE CHEN ET, 0 |. N.W. |13 |; 89, 275 belle D. wind 9,0 1,5 |helle ©. wind. 8,75 belle N. 27, 1198| 35 been. = 58, 75 gm... |- 5,8 3 tb. WB. 14 2 108 15 (helle ©. Arm |% 109 | _175 |heile D. mind, 90 belle N. - 61 30 = 52 | 5,25 tb. 2. 49 30 NW Reg] 15 = 112 05 Ib. ©. — 50 |helle ©. = 0 bieS.W. |: 59 |+ 23,75 ton. ©. @ [ib |- 50 | Hofe |; 54 70 \.R.B [16 ,» 115 1,0 belle O©. = 114 50 helle DO. + 1,25 |Ittb. ©. ®. 6,0 20 helle ©. ®. Sr — 25 mb. D. 21266) 75 ot 17 128, 0,2 + 05 belle ©. firm. 128, 0,0 5,0 belle D wind.!R | 30 m.©. |: 35 5,0 wolf. ©. - 6,6 3,5 |belle DO = 59 |+ 05 |im.o.v.nagohn.| 18 27, 11,3 2,25 helle D. wind.'27, 10,4 6,75 helle D. wind 30 ber &©.W. |= 233 7,5 wolf, ©. ®. 51 = 0 |nb. ©. OD. 21.50 25 |Shn. ©. 19 8,3 2,25 |belleS.D.wind.| = 7,6 7,5 hell. S.O wind 50 wo. ©. 2 45 + 1,25 tb. © 743) | 7175 6.00 64 20 tee ©.D0. > 68 7,0 \belle ©. D. 5,0 wolf. ©. 26, 10,4 75 wol. ©.®. | 1 | = 4ı| 05 m. ©. - 39 |— 05 |t6.N. © » 56 | 5,0 |tb. ©. Reg |; 58 | 10,0 wolt Ne —— — volt. ©. 2 |: 48 — 15 |trb. N. = 083 1,5 |wiE NW. Sch. = 68 | 525 77 7,5 \tıb, © > 55 0.8 37, 12| 65 .© = 372 1+ 05 tb. W = 40 + 30 |molt. W. = 68 | 45 NEN W |- 738| 325 In. WM. > 35 bel. ©. en 5 me 5. wind. Reg, - 78 |— 05 helle W = 91 45 wolf. W 238 3,0 tb. N. ®. | 45 helle N —575 [|t.© 6,108) 375 reg. ©. JJ ERST EEE SE 4,0 tb. W 25 2,25 |belle ©. = 58 30 (helle N. 2,25 wolf. ®. 27, 25| 47 jtrb. SO 97 | 2,25 |vegn. ®. : 84 4,25 |trb. W. 7,2 — 095 |trb. N. » 79 2,5 |wolf. D. 2,25 |bele ©. 2,7 5. - 90, 0 tb. W = 91 45 tegu. W. «= 73 | 10 helle Do. 64 475 (helle d. 30 tb. m — 2,5 won. ®. - 11,6 2,5 |trb. N. W 11,6 6,0 wolk. W. —40 0,75 belle N. BD. = 39 42 helle N. W. 1,75 |Schn. ©. 1939| 225 Itrb. ®. = 10,6 30 |trb. W. |. 108 5,0 |teb. N. £ = 20 |Schn. N.bel.| =» 99 = © |wolt. N. 30 bee ©. 20 0,75 irb. W. » 97 125 belle W = 96 + 35 0 W 5 4 05 30 |= San 9,8 | 25 trb. W. =. 97 5,0 \belle DO. Erklärungen der Abkürzungen: trb; trübe, wit. wolkig, nebl, neblig, Nbl. Nebel, regn. regneriſch, Reg. Regen, Strm. Eturm, firm. ſtürmiſch, wind. windig, D. Dft, ©. Sud, W. Weſt, N. Nort, Schn. Schnee, d. Ne. bes Nachte, Gew. Gewitter. * 7 D f RTEH II. I wer * SALE — a lage 5 Meteorolvgifche Tabelle auf die Monate: April, Mai, Juni 1856, von W. 8. Bechſtein. Ma i. 8 Morgens 8 Uhr— Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. — 2Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2Uhr. Tr en N — — En AT S mn _ — — ee — _— = u ——— — — Stand des Stand desl Zuftand Stand des Stand be Zuftand ; |Stand des Stand des! Zuftand tand desl@ Stand bei Zuftand 4 ‚Stand des Stand des| Zuftand u dee Stand dee Zuftand ——A Baro— aro⸗ 9— Baro-— — Baro— Thermo— des need Thermo⸗- des 2 | metere. Thermo>| des Zhermo: des | meters, Thermo— des meter Thermos des —J——— meters. Wetters. Iyemp. —u, meters. Wetters. meters. | | | m “ Dee meters. N Temp. meters. Wetters. Temp meters. etters. Ten. —0.| Meters. | Wetters. Temp. —o. mefers. Wetters. Yu 4 2,0 |helle 2% 3,7 8,25 belle ©, 8. | P P 95 wolf, ©. MW. |2 ‚6 25 Reg. W. 77 375 ibelle \ 10,5 Ibelle ©. 2 25 von. N. WM. = 3 75 ub. W. 71 5,75 bille belle W. moi M, } 25 woſt N. M. 6,7 I belle wolf. ©. ®. > helle ©. MW. |=- 5 5 wolf. ®, 46 fib. vegn. DO. a 5 75 RD elle wolf. W. € tb. N. helle belle O. = % 2,25 welf. ©. O. \belle | vogn. 9 — 11,5 ji. N. wolf. ©. ®. ; 14,5 ınb. W ib 147 75 inoit. W Dig. TCH\ETER 2,25 helle ©. : 52 | 1525 ib. D. wolE. N. @. |: - ; 5 wolf. W. ®. welt. © 1,6 | 10,75. eu =. Reg. — 13,25 welt, DO. 14,0 |mw. 8. Az ;,0 belle ©. Dir 20,5 wolf. W. I nd. — — | 110 | wolE. W. Reg. = 30 ‚75 \tegn. D. ——— 14,5 wol. DO. 760 5,0 Itrb. N. i ; 19,0 \molf, N. wolf. | ‚0 \wolt. SM. |: | 34 | 75 well. D. 31 16,0 helle D. 2|- 3,3 55 belle ©. gr j 21,0 |bele © W. I trb. ©. — — molf. ©. 1 |- 38 | 20 helle ©. | : 3, | 17,5 voll. Ss.» |13 | = 6% all: > helle ©. Neg-| = 6, 223,5 wol. W. DUB a 75 wolf. N. ©. - 2 | > |tegn. | — In 1: 4 4,5 (helle ©. i 75 wolf N. ®. j eg. R.D. wind. B DO Iran RD. tm] 15 | 4: (0,5 \hell, © ] wolf. Nele 40 |trb. N. 6 tb. N, tb. RD. fan.» 64 | 725 wieNDwind| 16 | - 6 tb. ©. 26, 11,5 3,75 |ttb. n. TE MON 34 5, \nb. N, 2,5 Ib. N. D. helle N. D. 157 3 helle N. DO. 17 ; 3,75 |vegu. W. | I | 12,0 wolf. W | JB 3,5 | ı0.©.W. |- _ 15,25 |beleN.D. Gem. if belle W — belle N. 18 = 47| 5 beile © W. |; 50 150 Imolf. ®. 3 | A: 3,25 \regn. N. ; 2,25 |trb. N. Meg. — — > nolk. N. 19° 7 5 eg. W. rn. > 12,0 Inb2&.W.ftrm 50% 5 Imoll. ©.®. |- 4; 5,5 |belle ©. Reg. |F helle WB. 7 780 > helle W wind. 2 ie 95 (belle W. B 2| 13175 wole N, W. |: = i 5,5 |tb. ©. — ‚0 wolf. SW. Reg. h 1b. N. 7 8060| 975 ib. N.W. |: 5 \voıf. W. 70 | 140 [21 | = 5 35 helle W. sul wolf. ®. belle D. | 58 | 25 helle N. 227] £ bee © | 461655 helle D. DS UT 3,25 belle ©. ®. trb. W. ) belle N. |x> ‚| 15,0 bie N. ©. |23 |: 36 | 2, 25 zegn. W. = 3,6 16,25 tb. W. 2312776 2,75 |Regn. W = 5,6 35 Na. W. bele ®. | 5,0 5,75 helle N.O©. |: mas wolf, ©. 5 17,75 \wolf. W "24 | — belle W > wolf. W bee ©. | 15 | 1625 mot, W. | 25 3% = 381 130 Helen. 25 = 6 10,0 |Regn. W 5 375 60 mol, ©.W. | - 32 5,5 voll... ©. 8. |26|- 4 BUT: & = 5,0 | 11,5 |. N. ©. 26 |- 2,25 \tegn. N. W. |, 7; 35 6. W. Reg helle ©. 18 Zum wolf. &.W. | 2 52 23 tb. ©. ®. 7z| 150 ©. ®. mol. |27 |: 86 3,5 wolt N. ®. 5,25 woll. N. Ey rb, ®. |_1875 |volt.n. ||, 3; 2,25 Reg. ©. 29 | 1651.88 |8|: | 55 hee |. 225 |bel.S.8.Gm.N 1 29 126, 11,0 | 770,25 veam. MO 36 116) | _ 95 IRegn. Ro 8. | 29 |= 58 | 13775 |Iregn. ©. DE 16,5 mb. N. Weg. | 29 | = 3,25 WE NW fern. | > # 5,0 wiEN.W.mind. |} 30127, 3,3 | 7,5 che ©, 27, 35 | 120 vol. @. | 30 | 5 vegn. D. = 60 | 10,0 \vegn. N. 30: 2,0 |bille ©. JR 17,0 bele W. - z — — 31 2.0 |trb. D. i 14,75 |\hb.N.O. Gew. Höchfter Barometerftand den &. Juni — 27," 9,6, Mittler Barometerftand Sr Tieffter Barometerftand den 29. April 26, 11,0", Wärmfter Tag den 13. Juni — 22,5 helle &.W. 127, 5,8 |+ 16,25 |belte S. W. belle ©. 8 | 20,25 belle 0 5 wolf. ©. 56 | 22,25 (belle ©. W. belle S. Gew. 20,75 wIi.S.0.6m. esta) 3,75 |wolf, N. Reg. 5 Neg N. D. h „5 trb. N. mb, N. ENIR 2 — 8 won [ a] Dr >| wu 1 DS a! 9 ‚DıS I |! Elan au er N]— r a a al al ER [oe a Erklärungen der Abkürzungen: trb. trübe, wif. wolkig, nebl, nebllg, Nol. Nebel, regu. regneriſch, Reg. Negen, Strm. Sturm, ftrm, fürmifh, wind, windig, D. Oſt, S. Sid, W. Wert, N. Nor, Schn. Schnee, d. Ns. des Nachte, Gew, Gemitter. A: er Meteorologifche Tabelle auf die Monate: Juli, Augnſt, September 1856, von W. 2. Bechftein. Höhfter Barometerftand den 31. Juli — 27," 9,8, Tiefſter Barometerftand den 19. Auguft 26,” 10,1’. Mittler Barometerftand — a7, 5, man, Waͤrmſter Tag den 14. Auguft = + 26,0°. 3 url Auguf. Sr cap, dee m Dreier. Morgens 8 Uhr: Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Ur. == — —— r — — —— — — * Sm desl Stand del Zuftand a des Stand des) Buftand * Stand deslStand desl Zuftand — so Stand desil Zuftand a Stand de deslStand desl Zuftand Stand desſStand desl Zuftand ®& |meters, |Ebermo- des meters, Thermo⸗ dee ® | meters, |Ebermo- des meterz, Uhermo- des Se netere |Übermoz des zan- Thermo- des IZem.—o,| meters.| Wetters. |Temy. —o.| meter. Wetters. Temy.—0.|meters. | Wetters. Jon —o.|meters. | Wetters. Temy.—0.| meters. | Wetters. |zemp. —o, meters. | Wetters. = 27, 6,9 + 11,25 |belle N. W. |27, 7,0 | 13,75 |wolf, 28. wind, 4127, 9,4 |+ 16,5 |helle ©. 27, 9,2 |+ 22,25 |hele N. D. 1 27, 5,9 14,5 |helle ©. W. 127, 5,1 |+ 20,5 |wolf. ©. Gew. 2|= 69 11,0 |wolf. W = 69 13,0 |wolf. W. BEE) 16,5 |hele N. DO. |» 84 22,0 vbelle F2)- 41, 1475 tb. . = 48 16,0 irb. ®. 3|=- 81) 1125 wo. N.W. |= #2 | 13,25 |trb. W. 3|= 7278| 16,75 Idee N. ©. |; 70 22,5 [belle DO. 31% 78 10,5 \trb. W. Reg. |= 7,7 12,0 t6.N.W.Neg. Allan 7 10,5 voll, ©. = 68 14,5 |wolE. N. 4200770 170 hele N. W. |: 65 | 22,75 wie.N.W.Gm| 4 8,9 I NW |- 82 11,5 |trb. N. Reg. 5l- 65 | 120 wort. N. 65| 15,75 me | 5» 76 | 12,75 Iteh. N. : 50 16,5 wolf. N. 5 6,6 | 10,75 tb. N.0. |» 68| 125 |tb.R.W. 6|- 76 20 he ©.M. |- 74| 535 kb... | 6 8,0 130 helle N. D. |= 71 16,75 wolf. N. EillzE5B 115 |m.9. |- 56| 170 |wieN. Do. 7: 60 | 590 wolf, © ®. |: 52 15,5 |wol.S.D.Neg| 7 |= 60) 13,25 voll. ®. » 572| 16,75 wolf. ®. 7|- 52 | 1125 vll. & ©. |» 50| 180 |sele ©. 2. 81: 28 | 14,75 wolf. ©. Reg|- 21 17,5 [belle ©. Reg | 8 |= 52 | 140 |ub. ©. :» 48 | 21,25 mwole. ®. Gew| 8 |- 42 | 12,25 nel. DO » 45 | 15,75 molf. N. Reg. SET 138 11,5 |trb. ®. = 43 16,5 |wolf. W. 9|-: 33 14,5 \tb. ©. ZT 170 wolf. N. ®. | 9 |= 62 13.0 \nebt. N.®. | = 6,1 | 17,25 belle D. 10 |- 56 75 tb.N.®. |- 57 140 |. N.®. |10|- 54| 1775 heile ®. 3 59 22,5 wo ©. |10 |; 66 | 11,25 vol ©. = 6686| 16,75 \belle N. 11), 72] 11,25 helle ®. 72 | 16,25 heleN.®. |11 |: 60| 177 helle W. |; 56 23,0 \volt. ©. ®. |ıl | - 6,7 | 10,75 belle W. = 67 | 15,0 \volt N. 12 |, 61| 1375 16.6®. |- 57| 175 |tb. ®. 12. 5,6 185 bee © |: 62 220 hele®. |12 |; 76 | 1025 joe. N. ©. |» helle 13|=- 48| 1375 Itrb. ©. Reg. 49 15,25 irb. W. Gm. | 13 — — 179 wolt B55 220 hie N.O. |13|- 75 8,75 Ihelle ©. - 70| 13,5 jmoll. ©. 14 69 | 12,25 helle ©. : | 85.8.8. |14|- 64 20,0 helle ©. DO. |= 59 26,0 woll. ®. 14 |, 69 80 bele |= 71| 1325 een — 15 |- 89 14,5 helle ©. - 86) 1875 helle ©. |15 | = 72 | 16,25 wolf. M. szl 21,5 wolf. W 15 |, 90) 70-|helle ©. : 88 13,5 Ihe D. | 16)- 73 15,0 helle O. : 63 20,5 |helle DO 16 |= 65 | 1525 Ihelle ®. = 61 190 ke R.®. |16 |; 63 05 b.©.W. |= 57 13,5 |Regn. N. ®. 17 7727| 1425 tıb. ®. 17 17,5 |belle ®. 17 |- 44 | 1425 helle O©. = 30| 22,25 hleN. ©. |17 |, 70 95 |n.S.W. |» 64| 13,25 mol... — 18|: 82 14,0 belle N. W. |- S1| 17,25 wol. N. @. |18 |- 02| 15,75 It. ©. 26, 11,5 | 20,25 Inb.N.W.Gm| 13 |: 44 | 12,25 It. ©. MW. |- 43 | 1525 Ib.S.W. eg. 19|= 67 1475 |tb.6.W. Nee.) =» 6,1 | 16,75 |Reg. ©. W. | 19 126, 10,1 16,0 Ittb. W. Reg. | = 10,1 175 tb. ®. Reg. | 19 |- 34 90 Reg W. |» 37| 1125 Im. W. 20 |- 45 13,0 wolf, ®. : 40 150 vol. ®. 120127, 24 | 130 .0.®. 17, 35| 150.8. |201, 41) 7,0 tb. @. Reg |» 49 95 | N.W. 2 E52 10,5 tb. ®. - 57| 13,25 |ith. ©. 21 |= 37 15,0 helle ©. : 38 | 19,75 wolf. ®. 217, 59 8,0 wol. S©.W. |- 52 10,5 wold, W. 22|- 64| 123,235 It... |- 61 165 |wolf. ®. 2|- 25 13,25 |tth. ®. „25 16,0 wolf. ©. 2|. 58 8,75 wolf. ©. = 47 12,0 wolf. ©. ®. 23|- 62| 1475 wol. ©. ®. |=- 58 | 22,0 wol. ®. 123|- 34 13,5 |ttb. W. Reg. |= 48 | 13,75 m. 0.®. |23|,. 19 975 kb. ©. fim |» 25| 1223,75 |0.68 24 = 5,7| 17,75 |helle ©. = 56 23,5 |belle ©. 24|: 83 135 wol. N.®. |; 81 13,5 wol. NR. @. | 24 |; 24 | 11,75 |tb. ©. — 135 \wolf. ©. ®. SB 18,5 wolf. ®. - 52| 17,75 |Gew. N. DO. Reg] 25 |= 79 12,0 helle ©. EZ 18,0 |yelle W. "25 0,6 12,0 ni. S.Wig| >» 1,1 | 12,25 irb. ©. ſtrm. 26 |- 71 14,0 tb. ®. - 76 17,5 \belle ®. 26 |= 47| 13,25 Iregn. ©, wind: 44 135 \vcan. ©. 261 E37 10,0 wol. ©. ®. |- 43 13,5 welt. ©. ®. 27 |» 85 140 bee © 8,6 15,5 helle 27 5,3 120. ©.®. |- 49| 1475 In. ®. 1277 4,6 8,25 |hele ©.D. |- 3 15,5 wolf. D. 23 7,7 | 150 belle ©. = 72) 21,0 |molf. ®. 23|- 40) 120 Reg. ®. |; 5060| 05mm || 1716| 110 «» 15 |__150 (helle B. 29 |= 86| 16,0 [helle W 87 | 20,5 |wolk. N. 239 |- 37) 975 jo. |= 45) 15,75 Ir. ®. 29 3,0 | 10,75 helle ©. - 3,4 15,0 wol. ©. 30 |» 97 16,5 belle S 95 21,5 helle N. 30 |- 7277| 1075 wol. ®. 56 | 3,75 vol. R.®. 130 |: 46 10,5 wolf. W - 5,0 16,0 wol. W. 31 98 | 16,75 helle N. - 96 21,5 wol. N. = 75 | 10,25 |hele ©. 19,0 helle © @. |: Erklärungen der Abkürzungen: trb. trübe, wik. wolkig, nebl. ueblig, NE. Nebel, regu. regnerifh, Reg, Negen, Stem. Sturm, ſirm. ftürmifh, wind. windig, D. Oft, ©. Sid, W. Wet, N. Nord, Schn. Schnee, d. Ns. des Nachte, Gew, Gemitter. Fe Den * — 0. Meteorologifehe Tabelle anf die Monate: Detober, November, December 1856, von W. L. Bechitein. | Do he 0 ve A SS Remo. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Ubr. — — — — RE on ea = — — — — Stand deslStand del Zuſtand Stand des Stand des Zuſtand 7 Stand des Stand des uftand Stanz veelorann ne] Sunane Stand — — —— De — mn |" Izemv.—o, meters. | Wetters. T. meters.| Wetters, " |Temw.—o.| meters. | Wetters. Tem. —o. metere. | Wetters. 5 — meters. Wetters. ER meters, | Wetters — Bai.©. G6TF 185 | TTE7 IDEE TO helle ©. 27, 11,4 |+ 7,75 [belle D. 3,0 |= 2,25 |trb. N. 2 ‚ I— 235 |Schn. I. 2|, 30 10,0 |ttb. N. - 40| 11,25 ji. W. | 2138, 0,0 2,25 helle W = 11,6 2,5 wolf, W, 2 |: 34 45 tb.S.W.Shn» 9 35 Schn. W 31: 63| 975 Ivon. ®. -» 74| 12,25 |teb. ®. 3.27, 110) 40.16.68. |: 06 | 506.88. | 3. 59 55 50 30 |Shn. & u 82 nee = 75 | 150 |wolt. ©. 4 3 Bo |> 80 37510 | A: 6 2, 78 6 517 70 10,7 — - 67| 175 mlt ©. W. | 5|= 112 | 075 wo. = 11,3) 0,75 j6en. | 5 |: 6% 40 bee ©. |- 59 - Oo Mm.e 6, 7571225 belle ©. 8 17,0 belle W. 6 28, 0,0 1,25 |ib. R. 28, 0,0 0,5 tb. RW. | 6, 42|+ 35 eg. © |+- 48 |+ #5 ke © 71, 8411,25 |nebl. DO. - 80| 146 belle ©. 7 27, 10,3 1,5 |tegn. W 27, 10,2 #25 |tegu. 2. WB. | 7 |» 5,0 8,0 Init.S.W.ftem.| «= 5,6 | 10,5 b.&. 28. fm, ae 72 120 ib. ©. = 65 180 wolf. W. Bil 9,6 1,75 tıb. W. —— 82 — trb. W. us ., 64 70 wolf, ©. ⸗ 64 10,0 wolf. ©. 917 75) 115 |kb..e. - 77 | 17,0 wol. N.®. | 9 |; 53) 3,75 |fteg. ®. = 47 30 ng m. | 9|- 66, 5,75 ee & « 70 95 bee ©. W. | _10 |» 100 120 |molt, ©._ 17100) 155 Ib. ©. 10 |: 20| 335 |k6.© |: 06| 3/75 tb. ©. 10 |» 50) 45 vbele |: 44 9,0 helle ©. i 11 = 85 1125 |woll. ©. - 77 | 16,25 belle ©. 11 26, 110° 35 |tb. ©. DO. 126, 108 7,0 wolf. ©. |: 52) 20 6Rr©®. |, 46 60er S 121; 74,100 kb. ©.’ - 7838| 145 jmoill.©.® | 12 127, 00 1,75 ©. : 112 | 3,25 Itib. ©. 12 |: 26 | 3,75 \ten. ©. — 6,0 hele ©. 3], 89 110 Reg. ©.®. |; 86| 110 Itegn. ©. 13 |» 19) 17 |Sın® 7, 29 | 2,25 welt. ©. ®. | 13 36, 114 50 bee ©. 2%, 108 7,0 \wolt. ©. ®. 14 |, 79, 10,75 Inch. N. ©. |» 70) 13235 1. N.o©. |14|- 10 2,0 |tb. ©. Shn.|» 10| 2,25 wolf. W 14): 82, 5,75 |helle ©. Sn 5,0 |t6.S.W. Reg. 5|, 63 7,75 \wolf. ©. - 60 13,0 belle © ®. |5 | = 1 1,0 |trb. W. Schn. | = 40 1,25 |Schn. W 15 27, 3,9 3,5 tb. W. Reg. |27, 5,9 2,0 tb NW. Reg. 16; 71) 95 Re. ©.®. |- 75| 15 wi.® |16|- 47| 10 Sin©.®.|: 54 - 05 ib. R. 16 8, 01 | 125 fe. |28, 10) 05 |tb. ©. 17 |; 108 70 belle ©. = 10,9 120 helle 2. |17 |= 97 — 40 helle ©. = 80 1,0 |helle ©. ®. |17 |» 00 — 25 hie ©. 137,106 = 0 helle ©. 18 |7 168 6,0 bee &. ©. |: 104 | 11,5 bee N. |.» 76 + 09ltb.6.8. |, 77 1,0 Sin. © ®.| 18 27, 70 135.68 |, = O0|tt. ©. 19 |2 105 60 her D. = 103 | 11,75 |beie ©. 1939|, 80 0,5 tb. ©. a 15 |ttb. © 19 77 + 1,25 tb. ©. : 82 + 15 |tb.6.®. | 20 |, 10,6 5,0 helle ©. - 10,4 11,0 helle ©. 20 -» 73\- 07wolf. &.®. |: 62 1,25 helle ©. 20 | = 97 2,5 Itıb, ©. B |» 100 3,5 irb. W. 21 |= 104 6,25 bee ©. DO. |= 10,4 | 12,75 belle ©. 2. |21 | = 71 1,25 \woll.S. |: 81 1,75 bee ©. |21|- 97 5,0 |trb. W : 95 4,75 |ttb. ®. 221; 11,0 | helle ©. - 110 11,5 belle N. 2: 9=' O|kb.e. Em 1,25 \n6.S.Schn. ng 22 |, 68 3,75 |trb. @. : 55 425 kb. B 2335 00 9 irb. ©. ®. ZB) 100 m. n.®. |3|- 47 + 325 Reg ©.®. | - 35 5,25 Reg. ©. W. PEN 10 It. N... |» 39 — W Schu. N. B_ 217.106 775 Inc. ®. _ 127,100) 50 Inoit.n. m. |241-00| 75 Re. 6,112 7a. [24 > 35 — 1,5 |. ©. u 25 |- 119 1,0 |belle ©. @. |38, 0,0 675 helle N.®. | 25 26, 110 1,0 |tr6.%. 3. Schn.)27, 0,0 = 0 |Schn. NR. W. 25 26, 83 + 235 I. ©. 126, 82 |+ 3,25 Itb. ©. 26 28, 0,0 6,0 It. N. W. |27, 11,6 65 tb. N.W. | 26 27, 25 25 6 San. ED |: 43 — 55 helle N. W. 126 |: 54|= ſirb W. Schr» 5,6 1,75 |tb. ©. @. 27 127,115 2,75 belle ©. : 113 | 735 hien.®. [27 | - 51 12,0 helle ©. je 7,9 helle ©. 27 |: 90 — 05 hle©. |: 98 0,75 \belle ©. Schn. 231. 113 | 1,5 [bee ©. : 1838| 78 me. |238|- 27 55 Sch. ©. » 19 2,0 |trb. ©. 2327 09 = 0O|wil© _)7, 10= 0 ſſelle ©. 29 | 10,6 | 1,75 belle ©. = 102) 7,75 |belle ©. 291, 16 | 0,75 hele ©. - 16 05 heile ©. ®. [29 |- 3,3 — 5,0 helle ©. = 52 |— 1,25 belle ©. 30 7 107 1,75 belle ©. = 105 75 helle ©. 30 |- 2,4 1,0 trb. S » 2,6 0,25 |ttb. ©. U|- 85 — 0, helle ©. = 94|+ 1,25 jwll.S. N 31 = 107 | 1,5 bee ©. : 108 775 hellen. ©. | 31|- 90/+ 0,5 Itrb. ©. : 90 2,0 |trb. ©. — Hoͤchſter Barometerſtand den 16 December — 28,“ 1,0. Mittler Barometerftand — 27," 6,42, Se nn den 26 December 26,” 5,4". Kältefter Sag den 27 November = — 12,09. — Sen Er wolfig, nebl. neblig, Mbl, Mebel, vegn. vegnerifh, Neg. Negen, Strm. Sturm, ftrm. fürmifd, wind. windig, O. Oſt, S. Sid, W. Wert, N. Nord, Schn. Schnee, d. Ns., bes Nachte, Gew, Gemitter. Mittheilungen 9 ans dem Oſterlande. } Gemeinfhaftlih herausgegeben vom * Kunft- und Handwerks Vereine, von der Ratur— aerjeenden gefelifchaft und vom Landwirtäfchaft- (ichen Vereine zu Altenburg. — —— — Dreizehnter Band. Erſtes Heft, ‚ausgegeben im März 1855. ee eu — | Auf Koflen der drei Geſellſchaften. De — 950 — Bat Altenburg, 1855. Drud ver Hofbuhdruderei,. e (In Commiſſion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung.) 3 MA —— —— Sal —00 — —E SIT Fa EA — II. III. IV. VI. Inhalt des 1. Heftes: . Bortrag über die bei Padig im Februar 1854 aufgefundenen Rhinoceros- Zähne und Knochen und das Vorkommen foffiler Rhinoceros=Meberrefte im Allgemeinen, gehalten beim Stif- tungsfefte der naturf. Gefellfhaft d. Dfterl. am 15. SER 1854 vom Rath Zulius Zinfeifen. i Ueber das Borfommen der Calamoherpe locustella im Al- tenburgifchen. Vortrag in der Feftfigung der naturf. Gejell- ſchaft d. Oſterl. zu Altenburg am 15. N 1854 von Chr. Friedrich Schad,. ; Bericht über das 37. Zahr des Kunft- und Handwerksver— eins zu Altenburg, erftattet am Stiftungsfefte den 5. ar 1855 von deffen Schriftführer Ed. Lange. } Bericht über das Beftehen und Wirken der Kunft- und Ge- werb=-Bereine, der Gewerb- und Sonntags »- Schulen in den Schwefterftädten des Landes im J. 18545 erftattet durch den Geh. Negier..Rath Dr. Bad in Altenburg, Schriftführer der daf. Kunft- und Handwerfs-Schule, Ehrenmitglied des Ger werb- Vereins in Kahla und anderer wiffenfchaftl. u. gemein- nüßiger in» und ausl. Vereine. . . ; : . Bericht über das 30. Zahr der Kunſt- und Handwerfsfchule, erftattet zum Stiftungsfefte des Kunft- und Handwerksvereins den 5. Febr. 1855 von ihrem Hauptlehrer Ed. Lange. ——— der Oſterländiſchen as — Von M. Schlenzig. Bemerkenswerthes über einige Vorkommniſſe in Bezug auf die Lepidoptern⸗Fauna des — im Jehre 1854. Von M. Schlenzig. Miscellen. Mit 2 meteorologiſchen Tabellen. Seite 21 29 41 94 63 69 72 Mittheilungen ST ans dem Ofterlande. Gemeinihaftlih herausgegeben vom Runſt- und Handwerks Vereine, von der Natur- forfchenden gefelfchaft und vom Landwirtöfchaft- fichen Vereine zu Altenburg. —— * Dreizehnter Band. Zweites Heft, ausgegeben im April 1856. Auf Koflen der drei Sefellfyaften. — Ha —— Altenburg, 1856. Druck der Hofbuhdruderei. (In Commiſſion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung.) SIR IX. XI. XII. XIII. XIV. XV. XVI. Inhalt des 2. Heftes: Bericht über das 38. Jahr des Kunft- und Handwerks— vereing zu Altenburg, erfattet am Stiftungsfefte den A. Febr. 1856 von feinem Schriftführer Ed. Lange. Bericht über das 31. Zahr der Kunft- und Handwerks— ſchule zu Altenburg, erftattet beim Stiftungsfefte des Kunft- und Handwerfsvereins den 4. Febr. 1856 von ihrem Haupts lehrer Eduard Lange. — Geſammt⸗-Bericht über das Beſtehen und Wirken der Kunſt⸗ und Handwerfs-Vereine, Kunft-, Gewerb- und Sonn: tags» Schulen in den Schwefterftädten des Landes, i. J. 1855; erftattet durch den Geheim. NReg.-Rath Dr. Bad in Altenburg, Schriftführer der daf. Kunft- und Handwerks⸗ Schule, Ehrenmitgliede des Gewerb-Vereins in Kahla u, ſ. w. Ueberfiht der Einnahme und Ausgabe bei dem Kunft- und Handwerfsverein und der Kunft- und Handwerfsfchule im Seite 73 84 93 Sabre BA. N N ei Ueber Verwendungen des Altenburger Tandwirthfchaftlichen Vereins von 1841 bis 1855. 25 RE Die Zufammenlegung der Grundftüde. Mitgetheilt aus den Berhandlungen des Altenburger Iandwirthfchaftlihen Vereins von defien Schriftführer Ed. Lange. Bu Aufmunterung zu erlaubter, vernünftiger Schagräberei, von E. v. Dtto in Poffendorf bei Dresden, ir am 12. Februar 1856. b i : : Fortfegung der a Zepidoptern- Fauna von M. Schlenzig. BR er XVII. Bemerfenswerthes aus der Ofterländifchen Fauna i. J. 1855. XVIII. Die landwirthſchaftliche Winterſchule zu Altenburg. Yom 133 4 bisherigen Hauptlehrer derfelben Eduard Lange. Mit A meteorologifhen Tabellen. ae . 109 .10 .112 4 123 127 Ns, — Mittheilungen aus dem Oſterlande. Gemeinſchaftlich herausgegeben Er» er a EZ Fr * vom —S Runſt- und Handwerks-VPereine, von der Ratur— forfchenden gefelfchaft und vom Landwirtäfchaft- (ichen Vereine zu Altenburg. E 4 = h IL, — — — Dreizehnter Band. Drittes und viertes Heft, ausgegeben im Mai 1857. Auf Koſlen der drei Geſellſchaften. Altenburg, 1857. Drüd ver Hofbuhdruderei. (In Commiſſion der 6 Inhalt des 3, und 4. Heftes: Seite XIX. Worte zur Einleitung der Feftfikung des Kunft- und Handwerksvereins. Von Dr. Shmid . . . . . 437 XX. Bericht über das 39. Jahr deffelben. Bon Ed. Lange. 188 XXI. Bericht über die gewerblichen Vereine, gewerblichen und Fortbildungsfohulen in den Schwefterftädten des Landes. Vom Geh. Neg.-Nath Dr. Bad . . . .» ..2.. 150 XXII. Bericht. über das 32. Jahr der Kunft- und Handwerks— fhule zu Altenburg. Bon Ed. Lange. . . . . 172 XXI. Den Stiftern des Vereins. Feſtſpruch von Dr. Bad 180 XxIv. Worte, zum Schluffe der arg — Es von 2 Br SHnlr. ‘9. 182 XXV. Einnahme und Ausgabe des Kunft- und Handwerks— vereins und feiner Schule 185... 2.2... 18 XXVI. Sahreshericht der Naturforfchenden Geſellſchaft des Ofter- | landes, vorgetragen den 15. Sept. 1855 . . . . 185 XXVII. Sahresbericht derfelben —— — den 17. Set. 1850 $ — A XXVIII Ueber das Medern der Becaffine. Bon Fror. Shah 193 1 XXIX. Beobachtungen über einige Ki Bon: R. | BCHITer... en N XXX. Entomologifhe Notizen aus * — 1856. Von M. } Shlenzig ..». : XXXI Die Erträge unſerer Rindviehzucht. Aus. den Verhand— lungen des Altenburger Tandwirthichaftlichen Vereins mitgetheilt von Ed. Lange. . 2.2.2... * — — Dr Vier meteorologifche Tabellen. ice EI 3400 2 —— — a a. 2 2 ELITE END ne kn _ a Mittheilungen aus dem OÖfterlande. Gemeinfchaftlich herausgegeben vom Kunft= und Handwerks - Vereine, von der Nalur- forfchenden Hefelfchaft und vom Landwirtäfchaft- (ichen Vereine zu Altenburg. Auf Koften der drei Geſellſchaften. nn gar Altenburg, 1859, Drud der Hofbuhdruderei. (In Commiffion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung.) % “ 1 re a ae er en a At 5 “auliiäneg: 4 ar. nn E 4 EV — N a no ‚rear a mi, — — — ——— iso — zu. B, Pr — vi — — ae das ” m 4 de " J— h naht 2 RE — ug Brise —— ae na bect ur BE) —— — md BE tz auc ai BT NSDERTETI EZ ER Er nn aigsn® 196 Anfıslm ‚adrat Mid na . ) Bere Eos — ie na ui R je! — it u u 1 De —— Si J dia Mi * autor, FERN ai. —— Ren. EL FRE ve Tasl Kr. c — oa + ⸗ — — — — mi aut. Deun, U. ul. IV. VII. = VEI Inhalt des vierzehnten Bandes. Bericht über das 40. Jahr des Kunft- und Hand: werfsvereing zu Altenburg, erftattet am Stiftungs- fefte den 4. Februar 1858 von deffen Schriftführer Ed. Lange ER © (TEE Bericht über das Beflehen und Wirken der Kunſt⸗ und Gewerbvereine, fowie der Fortbildung», bez. Gewerb= und Sonntags » Schulen in den Schwefter» Städten des Landes, außerhalb der Haupt- und Nefidenzftadt Altenburg im Jahre 1857, erftattet dur den Geh. Reg.⸗Rath Dr. Bad Bericht über das 33. Jahr der Kunft- und Hands werköfchule zu Altenburg, erftattet von ihrem Haupt- lehrer Ed. Lange —— Auszeichnungen und Preiſe, welche aus Anlaß der im Septbr. 1857 veranſtalteten Ausftellungen er—⸗ theilt worden find — RE Einnahme und Ausgabe beim Altenburger land- wirthſchaftlichen Bereine von 1857 Ein Jahr in Sudahn. Zwei Vorträge, gehalten am 28. und 30. Novbr. 1857 zu Altenburg von Dr. 4. €. Brehm ——— Libay's Reiſebilder aus dem Orient Vom Herrn Rath Zinkeiſen eingeſandt Seite 12 25 34 46 49 93 95 IX. XI. XII, — — Bericht über das 41. Jahr des Kunſt- und Hand— werksvereins zu Altenburg, erſtattet am Stiftungs— feſte den 7. Februar 1859 von deſſen — Ed. Lange Bericht über das Beftehen und Wirken der Kunft- und Gewerb- Vereine, fowie der Fortbildung, bez. Gewerb > und Eonntags = Schulen in den Schwerter: Städten des Landes, außerhalb der Haupt» und Refidenzftadt Altenburg, im Jahre 1858, erflattet dur den Geh. Reg.» Rath Dr. Bad Bericht über das 34. Jahr der Kunſt- und Hand» werfsfhule zu Altenburg, erftattet den 7. Februar 1859 von ihrem Hauptlehrer Ed. Lange . Vortrag über das Nordlicht, von wirkt. Geh. - Rathe Edl. von Braun Ba: : Die Raubvögel und ihre Bedeutung im Haushalte der Natur, vom Gantor F. Shah in Rufdorf Acht meteorologifche Tabellen vom Januar 1857 bis December 1858. Seite 97 .111 . 133 . 140 177 l. Bericht über das 40. Jahr des Kunft- und Handwerfsvereins zu Altenburg, erftattet am Stiftungsfefte den 4. Februar 1858 von deſſen Schriftführer Eduard Lange. Das 40. Jahr unferes Kunft: und Handwerfövereins, welches wir. heute befchließen, war in mancher Hinficht von hervorragender Wichtigkeit. Vor Allem müſſen wir die Kunft: und Gewerbeausftellung hervorheben, welche wir in der zwei: ten Hälfte des September nad) einer jährigen Paufe unter: nahmen, und bei welcher im Bergleih mit den früheren Ausftelungen das Großgewerbe gegen das eigentliche Hand: werk mehr als fonft in den Vordergrund trat. Selbſt bei den Handwerf3erzeugniffen fchienen die Gefchäfte, welche auc) für den Verkauf in Magazinen und offenen Läden arbeiten, gegen die, welche lediglich auf Beftellung arbeiten, durch die Fülle ihrer Ausftellungsgegenftände entfchieden den Vorrang zu haben, troßdem daß die Letztern ebenfalls von anerfannt geſchickten Meiftern vertreten waren. XIV. 1 Pen) u“ Es ift diefes ein Zeichen der Zeit, das unfere Handwer— fer, und befonders die jüngeren, nichtunbeachtet laſſen dürfen. Sie müffen ſich immer mehr darauf einrichten, nicht blos auf Beftellung, fondern auch auf Vorrath zu arbeiten. Denn da ed nicht in ihrer Hand liegt, die an fie überhaupt gelangen: den Beftellungen gleichmäßig über das ganze Sahr zu ver- theilen, und da fich Fein Befteller gern eine hierauf abzweckende lange Verzögerung gefallen läßt, fo müſſen fie in beftellungs: armen Zeiten entweder ihre eingerichteten Arbeiter halb müßig gehen laſſen oder verabfchieden, während fie oft bald darauf bei fich häufenden Beftellungen fich felbft und die nun ohne große Auswahl ſchnell angenommenen Gehilfen übermäßig anftrengen müffen und dabei doch noch immer nicht für die durchgängige Güte der Arbeit und die rechtzeitige Lieferung einzuftehen vermögen. Und fo müffen fie troß aller Gefchid- (ichfeit und alles Fleißes entweder theurer oder verhältniß- mäßig fchlechter arbeiten al3 diejenigen ihrer Concurrenten, welche ihren bewährten und eingerichteten Arbeiterftamm durch Arbeit auf Vorrath nicht allein zu behalten, fondern auch in voller Zhätigfeit zu erhalten vermögen. So drängt ber Gang der Zeit felbft das fchlihte Handwerk immer mehr zum fabrifartigen Betriebe hin, und felbft die, welche hierüber klagen, tragen hierzu, wenn auch abfichtlos und unbewußt, bei. Auch fie wollen ihre Beftellungen bei Andern bald und wohlfeil ausgeführt haben, was doch bei ausfchließlicher Arbeit auf Beftelung nicht möglich ift. Unfere Ausftelung wurde von dem herrlichften Wetter begünftigt und befonderd während der legten Tage, an welchen die Ausftellungen des landwirthfchaftlichen Vereins und der pomologifchen Gefelfchaft eine Menge Schauluftiger in uns fere Stadt zogen, fehr ſtark befucht, und die Actien zu der mit diefen Ausftellungen verbundenen Ausloofung fanden mehr Abnehmer, ald wir gehofft hatten. Es mußte deshalb noch vor dem Schluffe der Ausftelung die Ausgabe der Loofe ein- geftellt werden, um derer nicht in einem größeren Betrage auszugeben, als wofür Gewinne ausgewählt und vorhanden En waren. Die Zahl aller ausgegebenen Loofe (zu 4 Thlr.) be trug 6160. Der Erlös dafür 2053 4 Tihlr., während ber baare Ankaufspreis der Gewinne 2044 Thlr. 21 Ngr. 6 Pf. betrug. Hierzu müffen wir aber noch 25 Pfund wollenes Garn im Preife von mindeftens 25 Thlrn. rechnen, welche unfer Berein von den Ausftellern deffelben, den Herren J. ©. Schmidt jun. Söhne, geichenft erhalten hat. ES hat alfo unfere Vereinsfaffe bei der Auslooſung Feinen Gewinn ge macht, fondern (auch abgefehen von den Ausloofungsfoften und Mühen) durch Hinzufügung diefes Gefchenfs fogar einen größern Geldwerth in den Gewinnen geliefert, als der Ge ſammterlös aus den verkauften Loofen betrug. | Noch erfreulicher als das Gelingen der Ausloofung war für den Verein das Gelingen der Ausftellung ſelbſt. Denn waren auch gar manche wichtige und tüchtige Gefchäfte un- ferer Stadt und unferes Landes auf derfelben nicht vertreten, fo waren doc die uns von der verehrten Freimauvergefell- ſchaft mit gewohnter Liberalität zur Ausſtellung überlaſſenen Räumlichkeiten fämmtlich gefüllt, fo daß uns eine wefentliche Vermehrung der Ausftelungsgegenftände zulegt wohl gar wegen zwedmäßiger Unterbringung und Aufftelung derfelben in Ver— legenheit hätte ſetzen müſſen. Für die Tüchtigkeit der ausgeſtellten Gegenſtande ae h ben dürfte die Menge der von unferm Preisgeriht in Bor: ſchlag gebrachten und von dem Vereine ohne irgend eine Abänderung vertrauensvoll genehmigten Auszeichnungen und Preife einen Maßſtab abgeben. Es find aber in Folge diefer Ausftellung 8 filbene und 7 bronzene VBerdienftmedaillen unferes Vereins und 25 Geldpreife, im Betrag von 74 Sriedrihsd’or, zur Vertheilung gekommen und außerdem noch 6 Ausfteller der ſchon früher erhaltenen filbernen, 2 der fchon früher erhaltenen bronzenen Berdienftmedaille abermals und 15 andere Ausfteller einer belobenden Anerkennung würdig erklärt worden. Auch beehrte unfer gnädigft regierender Her- zog mit den übrigen hohen Gliedern des Herzogl. Haufes nicht 4* Sa allein unfere fowie die übrigen Ausftelungen, fondern auch die öffentliche Preisvertheilung durch feine Gegenwart. Das war der Glanzpunft unferes diesjährigen Vereins: lebens; der Lichtpunkte aber hat es noch mehrere geboten. Zu diefen rechne ich zunächft unfern durch Herrn Geh. Re gierungsrath Dr. Bad angeregten und vorbereiteten, von einer ziemlichen Anzahl Vereinsmitgliedern, ausgeführten Ausflug nach Zwidau, wo ed uns durch die Liberalität ihrer Befiker und Vorſteher vergönnt war, einige der intereffanteften und großartigften gewerblichen Anftalten diefer über der unterge— gangenen Flora der Vorwelt raſch emporblühenden Nachbar: ftadt zu befichtigen. Ueberall trat uns die wohlthätige Macht des Feuers, benust und bewacht von unternehmenden und fundigen Männern, entgegen, und der Wunfch, folche Un ternehmungen auch in unferer Stadt begründet und fo er: folgreich fortfchreiten zu fehen, hatte Faum Zeit, fich durch die Fülle des Gefehenen zum Bewußtfein empor zu arbeiten. Ein anderer Lichtpunkt ift der vermehrte Beſuch unferer Vereinsverfammlungen. Wir haben derer dies Sahr im Ganzen 11 gehalten, bei denen die Zahl der Anwefenden nie unter 20 herabfanf und durchfchnittlic 29 betrug, Einmal, nämlich bei der Berichterftattung unferes Preisgericht über die in Folge der Ausftelung zu vertheilenden Anerfennungen und Preife, waren fogar 43 Mitglieder zugegen, fo daß wir feit Langer Zeit zum erften Male deutlich fahen, daß das von ber verehrten Freimaurergefellfchaft uns eingeräumte Verfamme lungslofal eben fo wenig hinreiche, alle unfere gegenwärtigen Mitglieder, wie die Ausftellungslofale, Gegenftände von allen Künftleen und Gewerbtreibenden des Landes aufzu: nehmen. | Auch die Zahl unferer Mitglieder ift in erfreulichem Stei- gen begriffen, indem wir gegen A Mitglieder‘), welche wir *) 1) Profeffor, Maler Heinr. Son. Finde, 2) Factor Goldſtein. 3) Kaufmann Schneider hier und 4) Rath, Nentamtmann Klögner in &ifenberg +. m 63 — theils durch freiwilligen Austritt, theils durch den Tod ver— loren haben, 17 neue Vereinsmitglieder gewannen, von denen jedoch nur die Iekten 8*) unſerm im April 1857 neu abgedrudten berichtigten Mitgliederverzeichniffe beizufü- gen find. Eine Folge der Vermehrung unferer ftädtifchen Mit: glieder ift die Errichtung eines 4. Leſezirkels gewefen, welche ebenfalls in diefem Vereinsjahre erfolgt ift. Gleichwohl ift die Durchfchnittszahl der Leſer in den 4 Leſezirkeln noch immer 46, fo daß die einzelnen Zeitfchriften ungefähr ein Jahr brau: chen, ehe fie bei dem wöchentlichen Wechfel derfelben ihren Umlauf vollendet haben. An Vorzeigungen waren unfere VBerfammlungen wenig ſtens in der erſten Hälfte diefes Vereinsjahres ziemlich reich, und wir könnten es gewiß als eine fehr erfreuliche Erfchei- nung begrüßen, wenn diefe ebenfo anregenden als befehrenden Bemühungen der Mitglieder noch ferner jugenommen oder doch erwünfchte Dauer gehabt hätten. Gleich in der erften Monatsfikung verſetzte und Hr. Geh. Negierungsrath Dr. Bad durch eine Menge photographifcher Darftellungen intereffanter Ge: bäude, Kunftwerke und Landſchaften aus Italien, welche Se. Hoheit Prinz Moris von feiner Neife nach dem Drient und Stalien mitgebracht und dem Vorzeigenden hierzu gnädigſt überlaffen hatte, nach jener fchönen, von der Natur und Kunft reich ausgeftatteten und dennoch in vieler Hinficht nicht eben glüttichen Halbinfel. Etwas fpäter gab uns Hr. Karl Höppner durch Vor: ven und Erklärung feiner größern Nähmafchine Gelegen: die Schnelligkeit, Sicherheit, Dauer und Gleihmäßig- ki mit welcher diefe arbeitet, zu bewundern und zugleich Ten! Er +) 1) Buchhändler Oet Bonde. 2) Hofſchneider Louis Fritzſche. Herm. Heidner. 6) MWolfimmerei: und Spinnereibefiger Saupe. 7) Gold- und Silberarbeiter Eduard Seybold, ſämmtlich in Altenburg, und 8) Architeft und Nittergutsmitbefiger Dtto Nordmann in Treben. a en zu ermeffen, in welchen Fällen die Anfchaffung und Be nutzung diefes Mechanismus vorzugsweife räthlich erfcheint. Mit Intereffe fahen wir ferner eine verhältnißmä- Big mwohlfeile- und zwedmäßige Bausleinwand, welche Herr Voretzſch II. uns vorzulegen die Güte hatte, fo wie einige Dronceproben, welche Herr Haferotb auf Gußeifen durch Reiben defjelben mit einer meffingenen oder fupfernen Kraß: bürfte erzeugt hatte. Später machte uns derfelbe auf einige feine und gleichartige Meffing- und Eifen: Drahtgewebe- auf: merffam, welche ald Mufter in der fächfifchen Gewerbezeitung enthalten waren. Gegen Ende des VBereinsjahres endlich ließ uns Herr Geh. Regierungsrath Dr. Back einige Tafeln trodnen ge: preßten Gemüfes (Wirfing und Spinat), wie daffelbe. jest in Würzburg und Frankfurt a. M. fabrifmäßig bereitet wird, vorzeigen ımd die Darftellung und Anwendung: defjelben er: läutern. So lernten wir ein Produft auch nad) feiner äußern Erfcheinung kennen, für welches Herr Mechanifus Schön: kopff fchon vorher unfere Aufmerkfamkeit und Theilnahme ge wonnen hatte. Veberhaupt hat fich Herr Schönfopff auch in diefem Sahre um die Belebung unferer Berfammlungen und die Unterhal: tung und Belehrung der Mitglieder durch diefelben vielfach ver- dient gemacht. So zeigte und erläuterte er uns eine im Württem— bergifchen patentirte Wächtercontroleuhr, durch welche nachge: wiefen werden Fann, ob ein Nachtwächter die vorgefchriebenen Punkte zur gehörigen Zeit und in der vorgefchriebenen Reihen: folge befucht habe. Ein anderer Vortrag Herrn Schönkopff war. der Pho- tometrie gewidmet, die durch Verbreitung der Gasbeleuchtung und durch die Entdedung neuer, fowie durd die anhaltend hohen Preife aller Leuchtftoffe auch für das größere Publitum immer mehr Werth und Bedeutung gewinnt. Iſt doch der Lichtlurus gewiß einer der beften und der Wunſch, ein un- parteiifches Maß für die Leiftungen rivalifirender Beleuch— tungsmittel zu befißen, gewiß berechtigt. Wie die Leuchtftoffe, A 1000 fo-haben auch die Mittel, Licht zu gewinnen, in der neuern Zeit eine große Vervielfältigung und Vervollkommnung erfah: ren. Das ſetzte uns ebenfalls Herr Schönfopff im Anhalt an. eine recht gute Abhandlung in der Wilfenfchaftlichen Bei: lage zur Leipziger Zeitung über den gegenwärtigen Stand der Streichzündhölzchenfabrifation klar und einfach aus einander. Endlich belehrte ‚uns derfelbe auch noch in einem ausführlichen Bortrage Über das Vorkommen, das Wefen und die Gewinnung des Silberö, deſſen Ausbeute in dem benachbarten Sachen in. anhaltend erfreulicher Zunahme begriffen ift. Einen mehr ind Gebiet der Kunft und der vaterländifchen Geſchichte einfchlagenden intereffanten Vortrag hatten wir dem Herrn Profeffor Finde zu danken. Er war der Reftauration von Delgemälden gewidmet und Enüpfte feine Betrachtungen zunächft an einige. der heimischen Geſchichte angehörende Del: bilder an, welche neuerdings von dem Herrn Profeflor reſtau⸗ rirt worden ſind. Auch Herr Theodor Höpfner bot uns einen Kunſtgenuß, aber nicht aus der Heimath und nicht aus der Borzeit, auch nicht in Geftalten und Farben, fondern in einem anfprechenden Gedichte, mit welchem ein Drechölergefell die Eröffnung der. fchlefiihen SInduftrieausftelung in Breslau begrüßt hatte. Was ferner. derfelbe Herr Höpfner aus der vergleichen: den Zufammenftellung des Ritters Leplay über den Arbeits: verdient und. den. Haushaltungsbedarf verfchiedener Gewerb: treibender .in. verfchiedenen Ländern und Städten Europas und was unfer bisheriger und wieder neu erwählter*) zweiter Di: rector, Herr Riemer Schneider, über den Entwurf einer neuen Gewerbeordnung für das Königreich Sachſen in einigen nad) einander folgenden Vereinsſitzungen mittheilte, das gehörte borzugsweife der Volkswirthſchaft an, welche neuerdings immer mehr Wichtigkeit und Bedeutung gewonnen hat. Nur ift das *) Auch der zweite Borfteher Herr Guftav Schmidt und der Schrift: führer Profeffor "Lange wurden für diefelben Wemter wieder neu er— wählt, re 55 Intereſſe für ihre Lehren, welche unter Anderm auch die Be: fig: und Erwerböverhältniffe betreffen, gar oft mehr ein praf: tifches und felbft ein eigennütziges als ein wiffenfchaftliches und patriotifched. Bei uns jedoch ift auch bei diefen Gegen: fländen der Standpunkt ruhiger, unparteiifcher Erwägung durchaus nicht verlaffen worden, zumal da die letzten Conſe— quenzen der angeftellten Betrachtungen kaum ins Auge ge: faßt wurden. Dagegen war Das, was Herr Kerften über den franzö— fifchen Quellenfinder Gautherot und was Ihr gegenmärtiger Berichterftatter über die almählichen Fortfchritte in der Ge: winnung und Erzeugung der verfchiedenen. Zuderarten vor: trug, fehon an fich ganz harmlofer Natur und konnte zu par teiifcher Theilnahme Eeinen Anlaß geben. Weit eher wäre dieſes bei der Frage möglich gewefen, ob ein gefeßlicher Zwang zum Befuche der Fortbildungsfchulen für die jungen Gewerb- treibenden räthlich fei oder nicht. Denn wird diefe Frage, wie die in diefer Hinficht ergriffenen Maßregeln deutlich zeigen, felbft von den öffentlichen Behörden unferes großen gemein: famen Baterlandes fehr verfchieden beantwortet, fo ift es gewiß nicht zu verwundern, wenn über diefelbe auch denkende und wohlmeinende Privatmänner nicht gleicher Meinung find. So war es auch unter und, wenn auch die Partei, welche hierfür gar nichts gethan zu fehen wünfchte, nicht fo offen heroortrat, wie die, welche es für das Zweckmäßigſte hielt, Meifter und Lehrlinge gefeklich zur Benukung diefer Anftalten von Seiten der Lehrlinge zu verpflichten und im Weigerungs- falle felbft zu zwingen. Sie fanden diefes bei unferm allge meinen Schulzwange für die unerwachfene Jugend nur con= fequent und glaubten, daß der Hang zur Ungebundenheit und Zrägheit von Seiten gewiffer Lehrlinge und der Eigennutz geroiffer Meifter nur durch einen folchen gefeßlichen Zwang für die Zukunft des Handwerksftandes unſchädlich gemacht werden könne. Hierin Eonnte fie felbft. die Bemerkung, daß wir hier in Altenburg bei unfern jetzigen Räumlichkeiten, für welche wir doch alle Urfache haben, von Herzen dankbar zu MM = fein, und bei 'unfern dermaligen Lehrerfräften gar nicht im Stande fein würden, die ganze Menge der vorhandenen Kehr: linge ſchulmäßig fortzubilden, nicht fchwanfend machen, indem die Antwort nahe lag, daß dann eben für mehr Raum und mehr Lehrer würde geforgt werden müffen. Etwas bedenk— licher fchien dagegen der Einwurf, daß unfere Handwerfsfchule durch folchen Zwang gegen Meifter und Lehrlinge moralifch fehr herabgebrüdt werden würde. Denn während es jet unfere größte, ja felbft unfere einzige Schulftrafe ift, wenn ein Schüler aus unferer Anftalt ausgewiefen wird, würde bei allgemeinem Zwange zum Befuche derfelben die Ausftoßung daraus zugleich die Zurückgabe der vorher gefeglich entzogenen Freiheit, mithin das geheime Strebziel für alle Die fein, welche des Schulbefuchs aus irgend einem Grunde überdrüffig wären. Man würde deshalb nothmwendiger Weife andere Schulftrafen einführen müffen. Diefe würden aber wohl faum ganz frei von der Herabwürdigung und dem Schimpfe bleiben können, welcher von polizeilichen Beftrafungen diefer Art untrennbar ift. Endlich genügt es auch nicht, daß die jungen Leute in die Schule gehen; es kommt vielmehr Alles darauf an, was fie aus der Schule mit nach Haufe bringen. Das Letzte läßt fi) aber nicht ohne Weiteres erzwingen; das Erfte allein aber ift des Zwangs und des Kampfs mit widerfpenftigen Meiftern und gleichgiltigen Lehrlingen nicht einmal werth. " &o erfreulich "und ehrenwerth es daher jeden Falls fein würde, wenn einzelne und zwar recht viele einzelne Snnungen durch freiwillige Entfchließung ihrer Meifter für alle ihre Genoffen die Verpflichtung aufftellten und durch angemefjene Innungsftrafen aufrecht erhielten, daß künftig alle bei ihnen anzunehmenden Lehrlinge die Fortbildungsfchulen regelmäßig zu befuchen haben, fo wenig würde ein behördlicher Zwang räthlich und erfprießlich fein. Das Einzige, was von Seiten der öffentlichen Behörden ebenfo wie unter deren Genehmi- gung von Seiten der einzelnen Innungen gefchehen könnte, würde die Anordnung fein, daß hinfünftig jeder Lehrling beim Gefellwerden und jeder Gefel beim Meifterwerden na) An— ra Wert fertigung feines Gefellen: oder Meifterftüds auch "einen Be weis davon zu geben habe, daß er die bei jedem Handwerke und bei feinem insbefondere vorfommenden Schreibereien und Rechnungen gehörig zu liefern im Stande fei, mag er das hierzu Erforderliche nun gelernt und geübt haben, wo er will. Würde eine folche Anordnung mit Feftigkeit durchgeführt und die gelieferten Beweisftücde der von den Einzelnen gewonne: nen Gefchidlichfeit und Fertigkeit‘ den Innungen und den nächften Auffichtsbehörden vorgelegt und eine Zeit lang auf: bewahrt, fo würde fie gewiß nicht allein den erfolgreichen Befuch der Fortbildungsfchulen mittelbar fördern, fondern auch diejenigen Lehrlinge, denen ein folcher aus irgend einem Grunde nicht möglich wäre, anhalten, fich daheim für fich felbft in dem fortzuüben, was von ihnen jeßt oft mit unverzeihlicher Geringfhäsung und gewiß nicht zum Bortheile des ehren: werthen Handwerferftandes vernachläffigt und hintan gefeßt wird, Eine folhe Maaßregel würde aber gerade jekt um fo zwedmäßiger fein, je mehr fich die heranreifende Jugend von der Erlernung nicht weniger nüßlicher Handwerfe zurüdzieht und je mehr die Meifter dadurch gezwungen find, auch ganz ungenügend vorgebildete Knaben, die fie früher jeden Falls zurücgewiefen haben würden, als Lehrlinge anzunehmen und zu behalten. Denn follte diefer Zuſtand dauernd und allge mein werden, fo find Gegenmaßregeln ganz unerläßlich, da— mit der Handwerferftand nicht mit der Zeit zuerft geiftig und fittlich, dann aber auch unfehlbar materiell und gefellfchaftlich herabſinke. Das waren die Erwägungen und Discuſſionen, welche der Errichtung unferer Sonntagszeichenfchule, worüber ich in meinem Schulberichte noch weitere Mittheilung machen werde, in unferm Kunft: und Handwerfövereine vorausgingen. Bevor ich fchliege, erlauben Sie mir nur noc) zweier Gutachten zu gedenken, welche wir im Laufe dieſes Vereins— jahrs abzuftatten gehabt haben! Das erfte hatte Herzogliche Landesregierung erfordert über eine Vorrichtung des Mecha- nikus Kluge zum Zählen der auüs Bergwerköfchachten heraus: A. ee A gefchafften vollen Kübel, während das zweite an den hiefigen Stadtrath abzuftatten war und die Einführung eines gleich: mäßigen Schraubengewindes an den Sprigen und Sprißen: fchläuchen betraf. Wenn ich, verehrte Gönner und Freunde, der Ehre und Auszeichnung, womit mic) dad Wohlmwollen unferes Vereins: vorftandes fowie meiner Mitlehrer und Schüler bei der Kunft- und Handwerköfchule den 30. April 1857 überrafcht hat, noch mit feinem Worte gedacht habe, fo hat dies feinen Grund nur in der Ueberzeugnng, daß dergleichen perjönliche Aus: zeichnungen und Ermuthigungen den Angelegenheiten des Ver— eins felbft jeder Zeit nachftehen. Dazu fommt noch die Scheu, den Schein zu erweden, als ob ich mein befcheidenes Wirken an diefen beiden Anftalten wegen feiner nunmehr faft 26 jäh: tigen Dauer irgendwie überfchägte. Nein, ich weiß es recht gut, wie fehr alle meine Zeiftungen hinter dem zurückgeblieben find, was ich fo gern im Gefühle meiner Pflicht ‚für diefe beiden engverbundenen Anftalten hätte thun mögen, und wie nur Liebe und Gunft einer wenn auch immerhin 25jährigen Wirkfamfeit Gewicht und Bedeutung geben Fonnte, bei der der rechtichaffene Wille und die gewifjenhafte Treue ſtets die Hauptfache bleiben mußten. Man fagt immer: Gott fehe das Herz an, während die Menfchen nur das Thun und Boll bringen ins Auge faßten. Aber Ihre Liebe und Nachficht ift hinausgegangen über das Vollbringen und hat auch das Herz mit auf die Waagfchale gelegt und diefem noch zur Unter: ſtützung die Fülle des eignen Wohlwollens und Vertrauens beigefügt. Das möge Shnen Allen, Allen Gott vergelten! 1 1. Bericht über das Beitehen und Wirken der Kunſt- ud Ge werb-VBereine, fowie der Fortbildung- bez. Gewerb- und Sonntags-Schulen in da Schwefter- Städten des Landes, außerhalb der Haupt- und Nefidenzftadt Altenburg, im Jahre 1857; erftattet durch den Geheimen Neg.-Rath Dr. Bad, Mitglied des Kunft- und Handwerks-Vereines und Schriftführer der Kunft: und Handwerks-Schule in Altenburg, Ehrenmitglied des Ge— werbe-Bereind in Kahla und anderer in= und ausländifcher wiffenfchaft- licher und gemeinnügiger Vereine und Anitalten. . „Ber fol Meifter fein? Mer was erfann! Mer foll Gefelle fein? Mer was Fann! Wer foll Lehrling fein? Jedermann!“ Der Berichterſtatter hat ſeiner überſichtlichen Darſtellung der Verhältniſſe der aufſchriftlich bezeichneten Anſtalten i. J. 1856 eine möglichſt genaue Kennzeichnung der betreffenden Fortbildung: Schulen im Herzogthume S.-Altenburg vorausge⸗ ſchickt. Der gegenwärtig vorliegende Bericht ſoll nun dar— thuen, ob und in wie weit die betreffenden Landes-Vereine der gedachten Kennzeichnung im Laufe des —— Vereins⸗ jahres entſprochen haben. RO NR Der Berichterftatter danket vor Allem feinen auswärtigen Bereinsgenoffen für ihre Mittheilungen aus dem Vereinsleben ihres Bezirkes, welche allein den nun vorliegenden Geſammt— bericht ermöglichen konnten. Hiernächſt geht er, wie feit vielen Sahren, fo auch diesmal, von Morgen nach Abend, von Luda nad Uhlſtädt. 1. Dſtkreis. 1) Lucka: Sonntags:Schule; feit 1832. Vorſteher: Adj. und Inſp. Pfr. Beder-Laurich; Lehrer: Kantorats- Subft. Dertel, Mädchenlehrer Gerold für Schön- und Rechtichreiben, gemeinnüßige Kenntniffe und Fertigkeiten; regelmäßig benußt von 9 unter 15 Schülern, deren einigen kleine Preisgefchenke ertheilt werden Fonnten; für den Zeich— nenunterricht fehlte es gänzlich an folchen. Kaffeverhältniffe in Ordnung. Bon einem beabfichtigten Gewerbvereine verfpricht man fih dort den günftigften Einfluß auf die Sonntags: Schule. Nun fo thue denn Jedermann dazu das Seine und laffe dann Gott weiter walten! 2) Meufelwig: Sonntags:Schule; feit 1840. Vor: ftand: Pfr. Schneider, Geh. Rath x. v. Sedendorff, Gerichtsamts-⸗Akt. Vater und 2 Zunftmeifter. Lehrer: Kan tor Benkert, Organiſt Kirchhoff, Elementarlehrer Berg- ter, Pfr. Schneider bez. für Nechnen, Schönfchreiben, Zeichnen, teutiche Sprache. Schülerzahl 60, auf und ab; zeitweilige Lauheit und Unordnung unter ihnen; allmälig durd) den Borftand und die Lehrer befeitigt oder doch gemäßigt. Eiine wefentliche Aufbefferung der Einnahme-Verhältniffe fieht aus Staatömitteln bevorz fie ift unentbehrlich für die Erhaltung und Entwidelung der Anftalt. Eine Näh- und Strid-Schule — unter der Obhut von Ft. Pfr. Schneider und Frl. Foedſch — hat ihren ungeftör- ten Fortgang. Gleichermaßen. eine Kleinfinderbewahranftalt — für 30 und mehr Kinder — Elifabethfliftung — gefichert durch Geh. Rath v. Sedendorff, deffen Gattin fie fliftete, gefördert durch freiwillige Beiträge der Orts-Einwoh— ner. Werdienftlih wirken dabei die Pflegerin Frau Land: mann, Lehrer Baumgarten von Mumsdorf, Apotheker Stoy und Gattin. Sonft noch befteht dort unter jungen ftrebfamen Meiftern — den Herbften und Andern — ein fogenannter Leſe-Ver— ein zu 'gegenfeitiger Fortbildung. Ein gleicher DBerein in Mumsdorf unter des Lehrers Baumgarten Leitung, für die Mehrzahl der Bauern dafelbft und der angrenzenden preußifchen Dörfer. 3) Gößnitz. Wagners: Sonntag3:-Schule; feit 1837. Borftand: Amtskommiffar Schumann; Kehrer: Pfarrfubft. Hempel, Kantor Girbert, Hilf: Kopift Kirmfe, Defora- tion-Maler Schmieder;z für 70, theilweife durch Preis: Ge: fchenfe ausgezeichnete Schüler in 2 Klaffen. Die Kaffeverhältniffe find wohlgeordnet. Sn gleicher Weife verhält es fich mit der Verwaltung der Anftalt überhaupt, wie die Kreishauptmannfchaft neuerdings anerkannt hat. 4) Schmölln. Gerwerbverein und Gewerbfchule; feit 1835. | a) Gewerbverein: Vorſtand: Ger.-Umtm. Klößner, Raths-Aſſ. Kühn, Super. Hempel, Bürgermftir. Hafe, Kirchvorft. Grelle, Schenkwirth Rothe als bez. Direktor, I. und II. Vorfteher, Sefretair, Bibliothekar und Kaffirer. Ueber dad Bereinsleben ift jeßt wie früher nur Erfreuliches zu berichten. Er vereint in fich den Kern des Handwerker ftandes, der Gewerbtreibenden bez. der Kaufleute, Fabrikanten, Künftler, Aerzte, Rechtsanwälte, Beamteten aller Gattungen zu einem ſchönen lebensfräftigen und lebensfrohen, grundeini- gen und werfthätigen Ganzen, welchem fich je mehr und mehr neue gute Kräfte anfchließen; daher jest 170 Mitglie: der, zahlreich befuchte Verfammlungen, mannichfache Beſchäf— tigung darin, faft in einer jeden derfelben ein felbftändiger Vortrag eines Mitgliedes, 5. B. vom Rathsmaurer-Mſtr. = M = Reichert über Baufapital und deffen Verzinfung durch die Miethpreife, Über den Hausihwamm, deſſen Schädlichkeit, Ber: meldung und Befeitigung; Fabrifant Füchfel Über Verwen— dung von wollenen Lumpen, VBerwerthung der Scheerhaare und Wollabfälle; Apothefer Buchner über die chemifchen Prozeſſe bei der Gährung (mikroſkopiſch veranschaulicht); Superint: Hempel über Eifenbahnen= Vermehrung, Steiger rung des Verkehrs und Fortfchritte bei dem Baue und Be triebe derfelben, Fabrifant Fleck über die Leipziger Meffe; Schneivermftr. Diese über feine, zugleich vorgezeigte und erklärte Nähmaſchine; Bürgermſtr. Hafe über den Entwurf der neuen Fönigl. fächf. Gewerbe: Dronung. — Abwechfelnd Borlefungen aus Zeitfchriften, z B. über Alumin, Speifean: ftalten, Hebung des kleinen Gewerbes, Gewerbefreiheit und Zumftwefen; über den Einfluß der noch jest nicht befeitigten Klemme und Bedrängniß in Handel und Gewerbe. Das Ergebniß der Erörterung diefer insbefondere auch für Schmölln hochwichtigen Frage war etwa diefes: Weberlohn geringer als im Sommer, wegen niedrigen Waarenpreifes; Arbeitman: gel gerade nicht vorwaltend, doch erhalten die Weber nicht mehr vollauf Garne und müffen langfamer arbeiten, fchlechte Arbeiter erhalten den Abfchied. — So Mitte December v. J. Seitdem eher fhlimmer als beffer, immer mehr flilftehende Stühle. Doch waltet die Hoffnung vor auf eine vielleicht nahe beffere Zukunft. . Gewerbefhule Der Berichterftatter anerkennt deren befriedigende VBerhältniffe, ald eine Folge der Verdienftlichfeit der Lehrer um fie; daher auch immer mehr fich fteigernde Theilnahme für diefe gemeinnüßliche Anftalt, insbefondere auch für eine beabfichtigte Einrichtung einer Weberfchule, für welche fich der hierzu wohlberufene TZuchmachermftr. Ramm: ler als Lehrer zur Berfügung geftelt hat, wie denn auch feit Oſtern v. 3. mit Ausnehmen und Zeichnen der Mufter einft: weilen begonnen worden iftz bei der großen Anzahl der hierzu fi) meldenden Gewerbſchüler haben viele derfelben nicht zu: gelaflen werden können; nunmehr fol aucd die Vorrichtung — der Stühle gelehrt werden. Die Deckung des mit alle dem erhöheten Aufwandes wird bemöglicht werden, da die Erhöh— ung des jährlichen Beitrags zum Verwaltungsaufwand, von 41 Thlrn. 3 Ngr. 3 Pf. auf 60-70 Thlrn. aus Staatsmitteln in guter Ausficht fleht. b) Dem Berichte des Vorftehers der Gewerbſchule ſelbſt, I. Mädchenfchullehrer Schumann, werde noch Fol— gendes entnommen: 124, zumeift fleißige und gefittete Schüler befuchten fie mit gutem. Erfolge; Lehrer und Mitglieder er kannten das, befriedigt, an, daher 10 der vorzüglichften Schü: ler von den am Stiftungfefte eingefammelten Spenden Preis: gefchenfe erhalten Fonnten. — Dankbar würdigen hierbei die Lehrer die wefentliche Unterftüßung der Schule durch den Bereind-Vorftand; insbefondere auch bei der Weberfchul-Ein: richtung, bei welcher außer dem obengenannten Zuchmacher: meifter Rammler auch der Zeugmachermeifter Meinert 14 befähigte und fleißige Schüler unterwiefen haben. Die Lehrer befolgten hierbei den richtigen Grundfaß: vom Leichte: ften, Stufe für Stufe, zum Schwereren überzugehen. Es unterwielen Rektor Nitzſche: im Bilden und Zer: - legen einfacher und zufammengefeßter Säße, bez. in der Ab— faffung größerer fchriftlicher Auffäße, mit Anwendung der Sprachregeln, mit Hinweifung auf die öfterreichifchen und preu- ßiſchen Staaten Zeutfchlands und auf die gefchichtlichen Er- eigniffe einzelner Orte; Kollab. Schmidt im Schreiben, bez- mit VBorfchriften an der Wandtafel, von des Lehrers Hand, anftatt der gewöhnlichen bez. ungenügenden Steindrudfchriften, freilich eine mühevolle Arbeit für. den Lehrer; Maler Pfüger: im Zeichnen von Figuren, Blumen, Thieren, Frucht— ſtücken, landwirthfchaftlichen Geräthfchaften und dergl. Schul- vorfteher Schumann: im Rechnen, in zwei Klaffenz eine allein genügte bei der großen Anzahl und Verſchiedenartigkeit der Schüler nicht. Der Schulvorfteher fagt ſchließlich: „Trugen auch die Be mühungen und ausgeftreuten guten Lehren nicht bei allen unfern Schülern hundertfältige Frucht, fiel wohl auch der ausgeftreute — Same der Lehre bei Einigen auf ſteinigen Boden, ließen ihn Andere erſticken im Leichtſinn der Jugend, ſo brachte doch auch dieſes Jahr manch ſegensreiche Früchte. Hiernach allenthalben ſteht es in Schmölln gut bei Verein und Schule. 5) Ronneburg, Gewerbe-Verein und Gewerbe-Schule ſeit 1834 und 1828. Der Vorftandsbericht von da ift reih an Mittheilungen über die dortige Thätigkeit für die gemeinfame und gemein: nüßige Sache. Die Grenzen jedoch, welche der gegenwärtigen überfichtlichen Darftellung für den Druck verfelben zu. feßen geweſen find, geftatten nur eine bejchränkte Mittheilung, wäh— rend alles Uebrige dem mündlichen Vortrage im Altenburger Bereine jelbjt vorzubehalten geweſen ift. a) Gewerbverein:-Vorftand: Fin «Kontr. Ulbrig, Dr. Beder-Laurich, Uhrmachermftr. Heller, Amtskop. Hopfe, Mühlenbef. Thurm, Buchbindermfir. Meyner als .bez. Direktor, I. und II. Borft., Sekr., Kaffir. und Bibl. Mit: glieder: 71, einjchl. 4 Ehrenmitglieder. — Der Berein be Eagt herzlich den. Verluſt feines greifen Ehren: Atmeifters Hofrat Klein, der viele Jahre lang um Verein und Schule ſich hochverdient gemacht. — Die Thätigfeit des Vereins bekun— deten: 12 Hauptfißungen, eine Prüfung der Gewerbichüler, dabei Preisvertheilung, die Begutachtung des kön. ſächſ. Ent: wurfs einen neuen Gewerbeordnung und des gewerblichen Ber: hältnifjes der Nadler und Gürtler dort, die Feftftellung der Ge werbſchul⸗Satzungen, Die Bildung eines Vorſchußkaſſevereins, ein Ausflug nach Gera, Kroſſen und Köſtritz. Die Hauptjigung befuchten regelmäßig 12 - 15 Mitglie- der. Darin wurden Vorträge gehalten: von Konteft. Hilbert über den befürchteten Weltuntergang, von Fin.-Kontr. Ulbrig über die obged. Gewerbeordnung und Vorſchußkaſſe, bez. mit Rüdficht auf die Vorſchußkaſſen in Preußen nah Schulze Delitzſch; von Fabrif. Maul über den Einfluß der. mehrgedach- ten. Gewerbeordnung auf unfer Land und über ihre Anwend- barkeit auf das leßtere im eintretenden Falle; von Kaufmann XIV. — * ME Richter über die Bucherſche Feuerlöfchpatrone, von Uhrm. Feller über die Nadler- und Gürtlerverhältniffe dort. Sonſt noch fam zum Vortrage und zur Befprechung des Direktors Mittheilung über den vbengedachten Ausflug nach Gera und des Dr. Bad vorjähriger Gefammtbericht. — Durch frei: willige Beiträge von Mitgliedern ift die Füglichkeit gegeben worden, Preisgefchenfe an gute Gewerbfchüiler zu fpenden. Die Verhandlungen über einen Vorfchußfaffeverein dort und über den fehr unterhaltenden und ſehr belehrenden Aus- flug nach Gera u. f. w. gehören vorzugäweife den dortigen Ortöverhältniffen an, dagegen werde dem gedachten Vereins— berichte die nachfolgende Anfchauung entnommen: „Nach unferer Anficht erfcheint die baldigſte Einführung einer neuen Gewerbeordnung als von den Zeitverhältniffen dringend geboten. Der Gang der allgemeinen Bölferentwide- lung hat auf die verfchiedenen Inftitutionen, auf das Herkom— men und die Gebräuche der einzelnen Stände und Gefellfchaf: ten einen großen Einfluß ausgeübt und es find diefelben nach dem Stande der erfteren in natürlicher Folge geregelt worden. Nur die vor 100 und mehr Sahren gefchaffenen und den damali— gen Zeit: und Verkehrs-Verhältniſſen angepaßten Zunft-Gefege find geblieben, wie fie urfprünglich waren; fie find mit der allgemeinen Volks- und VBerkehrsentwidelung nicht fortgegan- gen und tragen daher etwas Unnatürliches an fih, was mit. dem immer vorwärtöfchreitenden Zeitgeifte nicht in Einklang fteht. — Die Inftitutionen verbrüderter Stände haben fich mit der Zeit ganz anders geftaltet. — Der Landmann tft im Wege der Ablöfunggefeßgebung von Frohndienſten und Zehn: ten, von der Lehn- und Zinsverpflichtung entbunden und da— duch zum freiern Bewirthichafter feiner Beſitzungen gewor- den; der Kapitalift kann mit feines Gleichen zu großartigen Atienunternehmungen, die zumeift von den Staatsregierungen genehmigt worden find und beziehentlich fogar unterftüßt werden, zufammentreten und zieht auf diefe Weife, durch hohe Zinfen, Dividenden, hohe Befoldungtragende Vereins: Aemter und dergleichen, Vortheile und Gewinn. we Nur der Handwerker hat feine veralteten Innunggefeße noch. Und doch wird fein Stand von einem gefährlicheren Rivalen als diefer, von der immer nur Neues und Vollkom— meneres jchaffenden Induftrie, bedroht. Es gilt, die Zeit zu begreifen, mit dem Strome der Zeit fortzufchwimmen, und das rechte Fahrwaffer zu halten. Wer diefes nicht hält, der geht unter oder wird aus dem Strome auf Sand geführt. Nach unferm unmaßgeblihen Dafürhalten dürfte eine wefentliche Verbeſſerung des Handwerferftandes herbeigeführt werden: 1) wenn der angehende Handwerker durch üffent liche und aus Staatsmitteln fundirte Bildungsfchulen in die dem Gewerbfache verwandten Wiffenfchaften eingeweiht und dadurch der praftifche Handwerker ungleich gefchieter gemacht wird; 2) wenn verwandte Innungen zu Einer vereinigt wer: den und dadurch einerfeitS dem gefchidten Arbeiter ein grö- Beres Feld geöffnet wird, andererfeit3 aber eine Menge Zunft: ffreitigfeiten befeitigt werden; 3) wenn den einzelnen Innungen und gewerblichen Körperfchaften das Recht eingeräumt wird, die in ihe Fach einfchlagenden Rohprodufte im Ganzen einkaufen und damit handeln zu dürfen; — 4) wenn dem einzelnen Hand- werfer oder einzelnen Innungen durch Errichtung von Vor: fehußbanfen (nach der Anficht von Schulze in Delisfeh) Mittel zu Gebote geftellt werden, ihre Gejchäfte zwedmäßiger zu be treiben und zu erweitern und dadurch das moralifche Bewußt⸗ fein eigener, freier Celbftftändigfeit mehr gehoben wird. Man fäume nicht mit der Aufhilfe des bevrängten Handwerferftan- des bis zu der kurzen Spanne Zeit, wo die Induſtrie in ihrem unaufhaltfamen Vorwärtsſchreiten alle gewerblichen Inftitutionen überflüffig gemacht und dem Handwerkerſtande alle Lebensfähigfeit aus der Hand gerungen haben wird! — ıc. Der Innungftreit zwiſchen der Gürtler- und Nadler: Innung hier giebt den beften Beweis dafür, daß die Zunft: gefege beider veraltet und nicht mehr zeitgemäß find. Die eine Innung darf danach z. B. weich und hart, die andere blos weich löthen, und gleichwol bringt die Snduftrie faft jede Meffe neue Artitel auf den Markt, an welchen entweder bei- 2* — — derlei Löthung vorhanden iſt, oder an denen die Erkennungs— merfmale zwifchen harter oder weicher Löthung felbft vom Manne von Fach mur ſchwer zu erkennen find, Unter folchen Umjtänden ſprach man fich daher bei dem Gewerbvereine für eine Vereinigung der beiden Innungen aus, als derfelbe von der Hohen Landesregierung zu Abgabe eines fachverfländigen Gutachtens unlängft veranlaßt wor: den war. Der Stand der Vereinskaſſe ift jet zufriedenftellend, ungleich mehr als früherhin. b) Gewerbfchule: Borftand: Fabriftant Maul, Dr. Becker-Laurich, Fin.Kontr. Ulbrig. Die neuen Sakun- gen find, mit Genehmigung der Landes-Regierung, vom Stadt: vathe bejtätigt und ein Schuldireftor, Konr. Hilbert, ein geführt worden, welcher denn auch alle Schulangelegenheiten, die der Weberfchule ausgenommen, mit Eifer und fleter Sorg- lichfeit ordnet und entjprechende Erfolge findet. Lehrer: Konr. Hilbert, Lehrer Brauer, Archit. und Maurer-Mitr. Schnafe, Amts:Kop. Hopfe, bez. für Teutſch, Rechnen, Schreiben, Zeichnen, Naturlehre, Erdkunde, Ge: ſchichte. — Schülerzahl 177; die Schüiler der I. Abth. mach: ten erfreuliche Fortichritte, doch erheifchte das Betragen Ein- zelner wiederholt ernfte Rüge; die der II. Abth. Famen weni- ger vorwärts, betrugen fich aber befriedigender. Weberfchule: Fabrifant Maul, Lehrer in wiffenfchaft- lichen Vorträgen über Kunftweberei, Mufterzeichnen, Abfeßen nach Borlegblättern u. f. w. und Zeugmacher-Mſtr. Lorenz, Lehrer der praftifchen Weberei in Zerlegen einfacher Weberei, Mufterabfegen, Scheerung und Stuhlvorrichtung, unter Be nußung des Schule Webftuhls. Schülerzahl 39, mit durch— gehends erfreulichen Fortſchritten und lobenswerther Führung. Die öffentliche Prüfung der Schüler war befriedigend und mit einer Preisvertheilung an 15 derſelben und mit Be— lobung von 6 andern verbunden. Die vom Zeugm.⸗Mſtr. v. d. Werth verwaltete Schul: kaſſe lieferte, freilich unter Beihilfe von 200 Thlrn. als ftän- io diger Zufhuß aus Landesmitteln auf die Jahre 1856 und 57, ein wefentlid günftigeres Ergebniß als früher, daher denn auch als Schulvermögen bei der Sparfaffe 155 Thlr. 27 Nor. 2 Pf. zinswerbend haben eingeliehen werden fünnen. Aus den im frühern Vorſtandsberichte enthaltenen Darftellungen und gegebenen rechnerifchen Ueberfichten erhellet offenbar, daß die Leitung und Verwaltung des Vereins, der Schule und der Kaffe eine durchaus zwedmäßige und daher befriedigend er folgreiche ift, eine Wahrnehmung, deren Ausdauer angelegent- lich zu wünſchen bez. zu erſtreben ift! II. Weſtkreis. 6. Eifenberg: Georgen= Verein zu Hebung und Be lebung des Kunſt- und Gewerbfleißes feit 1829 und Sonn: tags:Schule feit 1830. a) Georgen: Berein: Vorſtand: Super, Klößner, Bürgermeifter Hafe, Rektor Ludwig, bez. ald Direktor, Sefretair und Nechnungführer. Da die Berfammlungen von 59 Ber. - Mitgliedern nur fehr fpärlich befucht worden find, namentlich nur von einer fleinen Anzahl von eigentlichen Gewerbtreibenden, fo hat man fie auch nur felten gehalten; doch ift dabei manches Beleh: ende zur Sprache gefommenz; auch der Leſekreis fleißig be nutzt worden. — Lebhafte Betheiligung hofft man bei einer Ausftellung von Gewerb-Erzeugniffen, welche bei dem im Herbſte d. 3. bevorftehenden landwirthchaftlichen Fefte des Kreis⸗Haupt⸗Vereins der 3 Vereine der Amtsbezirke Eifen- berg, Roda und Kahla mit Drlamünda beabjichtigt wird. Das gedachte Feft wird verbunden werden mit der Verſamm— lung, welche der thüring. landwirthichaftliche Wander : Verein der Stadt zugedacht hat. Das Kaffewefen geht wie bisher in Ordnung. Kaffe: beftand 133 Thlr. 29 Nar. einfchl. 1276 Thlr. 26 Nar. 6 Pf. zinswerbendes Vereind-VBermögen, welches hoffentlich theilweife für die obged. Ausftellung flüffig und nugbar gemacht wer: den wird. | R | b) Sonntagsfchule: Vorfteher: Rektor Ludwig, Mitlehrer Architekt und Maurer-Mftr. Bergner; für Schön: jchreiben, Zeichnen, Geometrie, teutfche Sprache, mit Be rüdjichtigung des bürgerlichen Lebens und der Rechtfchreibung, wobei man denn leider hat wahrnehmen müffen, daß die Schüler bei dem Eintritt in die Schule in der Rechtſchreibung und in. der Fähigkeit, ihre Gedanken fchriftlich auszudrüden, auf fallend zurück geweſen find. Eine andere unerfreuliche Erfahrung ift die gewefen: von den Schülern — zwifchen 29 und 61 — hat ein großer Theil die Schule nur unregelmäßig befucht; nun ernftlich zur Ordnung angehalten, find diefe vermahnten Schüler wegge- blieben, was an fich der Anftalt — den verbliebenen 29 oder 30 Drdentlihen — zum VBortheile gewefen, immerhin aber zu beflagen ift, da e3 deutlich zeigt, daß auf Seiten mancher, ja vieler Schüler und zugleich ihrer Lehrmeifter und Ange: hörigen, das rechte Verſtändniß hierunter noch fehlt. Zwei befonders gute Schüler empfingen Preisgefchenke. 7) Roda: Sonntagsfchule feit 1835; Vorſtand: Geh. KirchRath Dr. Streicher, Bürgermſtr. Wefthoff; Schü: lerzahl 44, theilweife aus Nachbardörfern; Schulbefuch regel- mäßig, mit Fleiß, Aufmerkſamkeit, Fortfchritten und gutem Betragen, daher mehre der Beften bei der Hauptprüfung mit Preisgaben bedacht worden find. — Die Bücher: Sammlung der Schule ward fleißig benußt. Lehrer: Mädchenlehrer Schirmer, Kirchner Geifrig, Maurer-Mftr. Franke, für Erdkunde und Gefchichte, Nechtfchreibung, Fertigen fchriftlicher Auffäge, Rechnen, Naturlehre, Schönfchreiben, freies Hand: und Zinearzeichnen. Die Jahresrechnung ergab einen guten Kaffebeftand neben 100 Thlen. zinswerbendem Außenftande. 8) Kahla. Gewerb-Berein feit 1844: Sonntagdfchule ſeit 1831. a) Gewerb:Berein: Borfteher Adv. Schindler Die früheren bez. guten Berhältniffe haben fortgedauert, an den wie zeither nur in den Wintermonaten gehaltenen Vereins: Verſammlungen hat die Mehrzahl der VBereinsmitglieder regen Theil genommen. Das politechnifche Notizblatt hat reichen Stoff zu Vorträgen und Befprechungen gegeben, Papier-Fabr. Lehmann hat über Vervolllommnung der Verfahrungsweife bei der von ihm gefertigten f. g. regenerirten Wolle gefprochen; das Wafferglas, die praktische Anwendung des mathematifchen Grundfages der Gleichheit der Parallelogramme von ‚gleicher Höhe und gleicher Grundfläche, namentlich bei dem Seßen der Holzklaftern, die verſchiedenen Einwirkungen der Kälte auf das Waffer, Über Fertigung von Waſſer- und Gasleitung- Röhren von Holz, mit Kohlentheerpech- Imprägnirung, Über Trocknen der Breter, über Zubereitung des Hornes als Er: faßmittel für Fifchbein, über Leim und Aaun, über Ber: fittung der Waſſerſärge u. f. w. haben angenehme und nüß: - liche Unterhaltung gewährt. b) Sonntagsfehule; Vorfteher: Superint. Perthel; Lehrer: Rektor Grubert, Maurer-Mſtr. Sede, Amts-Kop. Kellner, Zehn. Loofe, für teutfche Sprahübungen in Auffägen, Briefen, Rechnungen; für Schönfchreiben, freies Hand: und architektonifches Zeichnen, Rechnen von den ſ. 9- 4 Spezied an bis zur Zins und Gefellfchaftsrechnung bez. regula quinque, Geometrie bez. Winkel, Dreied, Körperrech- nung, Slächenrechnung, Buchftabenrechnung. Die Schule verfolgt beharrlich ihren rechten Zweck: ‚junge Leute, nach ihrer Entlaffung aus der Schule unmittel- bar auf den gewählten Beruf vorzubereiten; fie will nicht blos die Hand, fondern auch den Geift des angehenden Hand: werfers und Künftlers üben und bilden, fo daß er feine Ar- beit leichter, vortheilhafter und gewiffermaßen von einem höhe: ren Standpunkte aus verrichten kann; fie befchränft fich daher nicht auf die Unterrichtsgegenftände der gewöhnlichen Schulen, fondern fügt denfelben auch folche bei, welche unmittelbar in die Praxis hineinführen;” wie dies denn auch aus den oban- gedeuteten Unterrichtsgegenftänden erhellet. Die Schüler — zwifchen 20. und 30 — theilweife vom &ande, flundenweit herfommend bez. bei ungünftigem Wetter ausbleibend, haben — ihre Lehrer zufriedengeftellt, ur 2 ausgenommen. Durch nachträgliche Erhebung von 139 Thlen. 10 Nee: 6 Pf. feit 1856 unerhobener Unterftügung aus Staatsmitteln wird die Schulfaffe die Folgen des bei einem befannten fehr betrüblichen Gantweſen leider erfahrenen VBermögensverluftes von 215 Thlrn. mindeftens einigermaßen zu fehwächen und neben einiger Auf: befferung der ohnehin geringen Vergütung der Lehrermühen, nothwendige Schulgeräthe und Lehrmittel an Schiefertafeln, Stiften u. dgl. zu befchaffen, auch den beiten Schülern wieder einmal einige Preisgefchenke werabreichen Eönnen. 9 DOrlamünda. Sonntagsſchule; feit 18415 zur Fort bildung der aus der gewöhnlichen Schule entlafinen jungen Leute im Rechnen, Schreiben und Zeichnen. Diefen Zwed haben ‚bislang der Vorfteher Ober: Pfarrer Knauth, Mäd— chenlehrer Müller, Kantor Merkel und Tiſchler-Mſtr. Schmeißer im Auge gehabt, bez. bei 34, darunter etwa 20 ausdauernden Schülern, von welchen die beften kleine Preis- geſchenke erhielten. Die Bücherfammlung der Schule ift flei— Big benußt worden. Die Kaffeverhältniffe find in Drdnung bez. mit 136 Thlrn. 7 Nor. 2 Pf. werbendem Vermögen der Anftalt. Auch die dortige von Frl Schindler geleitete Strid- und Nähfchule hat ihren guten Fortgang. 40) Uhlſtädt. Fortbildungfchule feit 1849. Vorſteher: Pfarrer Sahl. Lehrer: Pfarrer Sahl, Knabenlehrer Ger: hardt, Mädchenlehrer Häßner für Anleitung zu fchriftlichen Auffägen, Erdkunde und Gefchichte, Nechnen und Schön: ſchreiben. Den für Licht, Verheizung, Lehrmittel und kleine Ver— gütung der Mühen und Verläge der beiden letztgenannten Lehrer, ſowie für kleine Preisgaben an die beſten Schüler, erforderlichen Aufwand deckt der aus Staatsmitteln verwilligte kleine Zuſchuß, welcher billig verſtärkt werden könnte. Was iſt nun das Gefammt-Ergebniß dieſer Geſammt— Ueberſicht? Nirgends im Lande iſt eine der fraglichen Fort: —— bildung⸗ Anſtalten eingeſchlafen oder auch nur zurückgegangen, kaum iſt irgend eine ſtillſtehen geblieben; es ſind vielmehr die überwiegend meiſten derſelben in erfreulicher Weiſe thätig ge- weſen bez. vorwärts gegangen. Und ſomit iſt denn der im Eingange durch dieſe überſichtliche Darſtellung angeführten Kennzeichnung mit des allmächtigen und allgütigen Baumeiſters der Welten allein gnädiger Beihülfe in ſoweit volle Genüge gethan worden, als dies nach Menſchenweiſe geſchehen mag. Er, der HERR aller Herren, gebe auch zu dem Fortgange diefes unſers menfchenfreundlichen Fortbildungwerfes SEINEN allmächtigen allein auslangenden Segen. Das walte Gott! Il. Bericht über das 33. Jahr der Kunſt- und Handwerksſchule zu Altenburg, erftattet von ihrem Hauptlehrer Eduard Lange. Es war den 29. April des Sahres 1825, als vor dem verfammelten Kunft: und Handwerfövereine die erſten Schüler in unfere Kunft: und Handwerfsfchule feierlich aufgenommen wurden. Man hatte die Zahl derfelben aus Rückſicht auf den vorhandenen Lehrraum auf 20 beftimmt. Da fich aber mehr gemeldet hatten und die Hälfte der aufgenommenen 20 hier den Unterricht im Freihandzeichnen, worin fie durch ander: weitigen Unterricht bereit ziemliche Fortfchritte gemacht hatten, wohl füglich entbehren Fonnte, fo nahm man ftatt ihrer noch 10 andere fogenannte Erfpectanten einftweilen zum Unterricht im Freihandzeichnen auf. Die Zeichen: und Schreibeftunden waren auch damals de3 Sonntags, während für den Unterricht in Sprache und Stylübungen und in der NRechenfunft und Geometrie die Abendftunden des Montag beftimmt waren. Das Alles erzählt und der erfte Jahresbericht des um unfere und dann auch um die Ronneburger Handwerksfchule hoch verdienten Hofrath Klein, den der Herr über Leben und Tod erft im Laufe des heute ſchließenden WVereinsjahres aus diefem Erdenfaatfelde abgerufen hat. Nach feinem Berichte mußte fchon in jenem erften Schuljahre dem fchlechten Schul- befuche entgegen gewirkt und ein Schüler deshalb fogar aus: gefchloffen werden. Aber unmittelbar an diefe Mittheilung reiht diefer ehrwürdige VBerichterftatter noch die Worte: „Mehr war der Anmaßung entgegen zu treten, nur von gewiffen Unterrichtsftunden Gebraudy machen zu wollen. Dem hat aber felbft durch Nüdfprache mit Lehrherren und Vätern be gegnet werden müfjen, da der vorgefeßte, gewiß nicht zu hoch geftelte Zweck einfeitige, unharmonifche, nur Auge und Hände in Anfpruch nehmende Bildung nicht geftattet.‘ Die hier ausgefprochene Anfiht hat unfer Schulvorftand und die Lehrerfchaft bis zu diefem Jahre unwandelbar feft- gehalten, troßdem daß eine Menge größtentheils fpäter ent: ftandene Fortbildungsfchulen ihren Schülern die Wahl der Unterrichtöftunden, welche fie befuchen wollen, frei gab. Da: mit aber unfere Schüler bei dem wiffenfchaftlichen Unterrichte nicht zu Unterweifungen und Uebungen gezwungen werden, die für ihre Kräfte und Leiſtungen entweder zu hoch. oder zu niedrig find, haben wir gar bald zu der anfänglichen einzigen Glaffe noch eine zweite höhere und dann auch eine. dritte niedrigere Glaffe hinzugefügt und reichen mit diefen 3 Stufen für unfere Schüler vollftändig aus, zumal da diefe 3 Glaffen, wo ed nöthig ift, z.B. im Rechnen, wieder in Unterabtheilun- gen zerfallen. In noch fleineren Städten ‘ließe fich auch fchon mit 2 Claſſen recht gut auskommen; aber eine einzige ift bei ber großen Berfchiedenheit der Leiftungen der eintreten durchaus nicht mehr geftatten. Denn es ift gleich hart, die fleißigften und fortgefchrittenften bisherigen Schüler der: öffent: lichen Schulen, ‚die e3 doch fo fehr verdienen, nach ihrer Con- firmation ohne weitere zweckmäßige Fortbildung zu laffen, wie die früher in der VBolfsfchule zurück gebliebenen oder jpäter zurück gegangenen jungen Handwerker, die nun bei befferer Einficht das ihnen Fehlende noch fo viel: al& möglich nachzuholen wünfchen, und die diefes fo dringend bedürfen, bierin nicht wohlwollend und entfprechend zu unterftügen. Das ift aber nicht möglih, wenn man ihnen nur. einen Unterricht bietet, der wohl für Schüler von mittlern oder höheren Leiſtungen, Feineswegs aber für zurüdgebliebene be- rechnet ift. Und doch find auch unter diefen noch Leute, aus denen etwas Ordentliches werden kann. Hiervon habe ich mich noch vor wenigen, Wochen zu meiner großen Freude recht augenfcheinlidy überzeugt. Es befuchte mich nämlich ein ehemaliger Schüler unferer Anftalt, der Sohn eines ländlichen ZTagelöhners, der vor nunmehr 20 Sahren, obgleich bereit3 22 Jahre alt, dennoch wegen feiner ‚geringen Leiftungen nur in die dritte Claſſe unferer Kunft= und Handwerksfchule aufgenommen. werden Fonnte. Er war aber fleißig und befähigt und wurde 1 Jahr fpäter in die 2. Glafje verfeßt, aus welcher er dann abging und fid) num mit rühmlichem Eifer in mehreren größeren Städten Deutichlands und des Auslands weiter zu bilden fuchte. Dies ift ihm nun auch eben fo gut gelungen wie fpäter die großartigften und gewinnreichiten Unternehmungen. Hierbei bat er unfere Schule aber nicht vergeffen, die, wie er felbft dankbar ausfprach, den Grund zu feinem. jegigen erfreulichen — 28 — Wohlſtande und zu feiner viel umfaſſenden Wirkſamkeit ge: legt hat. Hierbei gedachte er auch ganz befonders des Rech— nend, das ihm für feine fpäteren Berhältniffe fo überaus nüßlich gewefen fei und das er in unferer Schule erſt mit Berftand und Ueberlegung zu treiben gelernt habe. "Allerdings ift das nur ein einzelnes Beifpiel, aber das einzige ift e5 doch keineswegs, wenn auch die an mehrern Andern gemachten erfreulichen Erfahrungen nicht fo glänzend und auffallend erfcheinen. Ja, ich will felbft von den äußern Erfolgen für Wohlftand und Erwerb ganz abfehen, und doch zweifle ich keinen Augenblid, daß unter 2 Arbeitern, welche diefelbe Arbeit mit derfelben Gefchidlichfeit und mit demjel- ben Verdienſt verfertigen, derjenige — alles Uebrige gleich geſetzt — der Glüdlichere und Geachtetere fein werde, der den Andern in feinem Wiffen, in feiner Theilnahme für alles Wiffenswürdige, kurz an Geiftesbildung übertrifft. Dex wahre Lebensgenuß hängt nun einmal weit weniger von den materiellen Gütern, die wir doch jedenfall3 einmal hier zurücklaſſen müſſen, als von dem Sinne und Geifte ab, mit welchem wir biefel- ben zu gebrauchen und für uns und Andere nüßlich zu machen verftehen. ’ Sollte nun aber irgend einer der verehrten Anweſenden im Andenken daran, wie bereitwillig ich zur Errichtung unferer feit dem November 1857 beftehenden Sonntagszeichenfchule die Hand bot, als unfer dermaliger Herr Vereinsdireftor in Folge einer bereits im Bereinsberichte erwähnten Verhandlung eine ſolche für räthlich erklärte, meinen, ich habe hierbei mehr meinen fehuldigen Gehorfam als meine freie Ueberzeugung bethätigt, fo beruhigt mich auch in der legten Beziehung das Bewußtfein, hierdurch den wohlbegründeten Standpunkt der erften Gründer unferer Schule Feineswegs verlaffen zu haben. Es wirkte nämlich der Mangel an Arbeitern in dieſem Zahre gar nicht felten auch auf unfere Schule ftörend zurüd, indem in derfelben nicht allein Schulverfäumniffe wegen drin: gender Berufsarbeiten, fondern auch Abgänge bisheriger Schüler aus demfelben Grunde häufiger vorkamen als fonft umd auf — — der andern Seite namentlich nach Michaelis die Anmeldungen zum Eintritt in dieſelbe ſo ſpärlich erfolgten, wie noch nie. Der nothwendige Beſuch der dem wiſſenſchaftlichen Unterrichte gewidmeten Abendſtunden in den Wochentagen war haupt: fächlich das Hinderniß, welches die vielbefchäftigten Arbeiter von dem Eintritte in unfere Anftalt zurüchielt. Sollten wir fie nun auch mit ihrem Wunfche, mindeftens zeichnen zu ler nen, abweifen, troßdem, daß eine Füglichfeit hierzu vor der Hand fogar ohne wejentliche Geldopfer zu gewinnen war? Gewiß nicht. Vielmehr haben wir gerade fo, wie die erften Gründer unferer Schule troß ihrer Abneigung gegen einfeitige Bildung dennoch 10 Erfpectanten lieber einjtweilen nur in den Freihandzeichenunterricht aufnahmen, als gänzlich zurück— wiefen, feit dem Herbſt 1897 einigen jungen Handwerkern lieber bloßen Zeichen = als gar feinen fortbildenden Unterricht gewährt. Dabei halte ich jedoch die Hoffnung feft, daß die Väter und die väterlich gefinnten Meifter unferer Schüler fich in gewöhnlichen Zeiten und bei normalen Arbeiterverhältniffen auch Fünftig nicht durch) den vom Beſuche unferer Schule veranlaßten Verluſt einiger weniger abendlicher Arbeitsftunden abhalten laſſen werden, für eine möglichft vollftändige und allffeitige Fortbildung der ihnen anvertrauten jungen Hand— werfer zu forgen; fowie ich auch in diefem Schuljahre, ſelbſt in der drangvollften Zeit, mit großer Freude wahrgenommen habe, daß unfere Schule von den Schülern aus gewilfen Werkſtätten immer ganz regelmäßig befucht worden ift. Hätte es noch eines Zeugniffes bedurft, wie guf die jun: gen Leute gerade bei diefen Meiftern aufgehoben find, fürwahr, fo wäre es die Dankbarkeit und Treue gewefen, mit welcher diefe dem Haufe ihrer Meifter anhingen, vielleicht felbft ohne es daheim mur auszufprechen. Ueberhaupt ift die ftumme Dankbarkeit gar oft größer und nachhaltiger ald die Taute, worfreiche, die wir gar häufig viel zu hoch anfchlagen, ohne zu bedenfen, daß uns felbft der Danf, den wir zu beweifen nie eine Gelegenheit fanden, viel näher am Herzen liegt, als ‘ — 30 — der, mit welchem wir unfere Schuld gar fihnell und leicht abtragen Fonnten. Es ift aber nicht blos das väterliche Wohlwollen, was die Handwerksmeifter veranlaffen follte, ihre Gefellen umd Lehrlinge aufzumuntern, fich in Wiffenfchaft und Kunft recht tüchtig fortzubilden, fondern es follte fie auch die Anhänglich- feit an ihren Stand und der Sinn für Erhaltung der wahren Standesehre hierzu antreiben. Denn Bildung ift Macht; und wollen die Handwerker beim Drange nach Geltung und Sortjehritt in allen Volksſchichten und bei der noch immer wachfenden- Bedeutung des Fabrifwefens nicht allmählich auf die Stufe bloßer Handarbeiter herabfinken, fo müffen fie diefes auch durch ihre höhere allgemeine Standesbildung verhüten. Denn kein Stand gilt blos wegen feiner früheren Stellung jest mehr, als er werth ift, und unfere Stellung in der bür- gerlichen Gefellfchaft hängt nicht fowohl davon ab, was wir arbeiten, al$ vielmehr davon, wie wir arbeiten, leben, denken und handeln. Es ift aber immer ein Zeichen des Rüdganges und Verfalls gewefen, wenn irgend ein Stand, eine Stadt oder eine fonftige Gemeinfchaft gegen diefe gemeinfame öffent: liche Ehre ſtumpf und gleichgiltig wurde. Wie follten auch Andere dazu fommen, und und unferm Stande in der Ge: jellichaft eine höhere Stellung anzuweifen, als wir felbft durch unfer Thun und Streben thatfächlih in Anfpruch nehmen? Am wenigften aber haben Neid und Mißgunſt gegen glüdliche Nebenbuhler oder thatenlofe Unzufriedenheit mit dem unauf- haltfamen Gange der Weltentwidlung jemals die Lage. eines einzelnen Menfchen oder irgend eines Standes gehoben und verbeffert. Nicht blos die Großen und Mächtigen diefer Erde, wie jo Viele in thörichter Sicherheit meinen, fondern wir Ale haben unfere Schmeichler d. h. unfere falfchen, fchwachen und bethörten Freunde, die uns, weil uns das fchmeichelt, in unfern Vorurtheilen beftärfen, gegen unbequeme Wahrheiten blind und gegen unvermeidliche und von uns Opfer bean- fpruchende Neuerungen halsftarrig machen. Sa, wir geben uns ſolchen Einflüfterungen nicht felten gerade dann am un: - #1 — vorfichtigften und blindeften hin, wenn wir. unfere bisherige Lebensftellung irgendwie bedroht und uns in unfern Gewohn- heiten unangenehm geftört fehen, während dergleichen Ver— hältniffe uns doch gerade zur größten Behutjamfeit und zur angeftrengteften Thätigkeit auffordern follten. Möchte es doch dem Handwerferftande in feiner gewiß vielfach geftörten und bedrohten Lage nicht an der nöthigen Umfiht, Tätigkeit und Einigkeit fehlen! Er würde dann gewiß, um feine bürgerliche Stellung ehrenvoll zu behaupten, auch väterlich für die rechte Bildung feiner beranreifenden Genoffen forgen, er würde mit der Zeit beffere, hoffnungs- vollere Lehrlinge befommen und fich in feinen einzelnen Gliedern manche gerechte und doch vergebliche Klage erfparen. Wenn dagegen ein Meifter feine jungen heranzubildenden Gehilfen in der That ſelbſt nur als Lohnarbeiter betrachtet, deren Dienfte er täglich eine beftimmte Anzahl Stunden zu benußgen hat, und wenn er nun über das unverfürzte Einhal- ten dieſer Arbeitsftunden mit weit größerer Strenge wacht als über die Arbeitsleiftung felbft oder über das gewerbliche, geiftige und fittliche Fortfchreiten der ihm anvertrauten jungen Berufsgenofjen, fo fchadet derfelbe der Ehre und dem Auf: blühen des Handwerferftandes mehr als jelbft offenbare äußere Feinde. Denn die jungen Leute fühlen es fat inftinftartig heraus, daß hier nicht vedlicher Drdnungsfinn, fondern Eigen: nuß das Regiment führt, und werden nun, wenn der böfe Geift des Mißtrauend die Oberherrfchaft gewinnt, ftatt dem Meifter ald willige, treue, lernbegierige und gehorfame Ge: nofjen zur Seite zu ftehen, zu ihrem eignen Verderben und zum ewigen Aerger des Meifterd nun erft recht widerfpenftige, träge und lügnerifche Zwangsarbeiter. Es ift wahr: Zucht und Ordnung ift für uns Alle, ganz befonders aber für die Jugend, umerläßlich, und der: ift ein jchlechter Freund der Jugend, der ihr diefelbe erlaffen will. Nur hüte man fich ihr gegenüber vor unbegründetem Miß- trauen und fuche das Vertrauen zu ihr fo lange als nur möglicdy aufrecht zu halten! Denn wenn auch das wachfame u Su Sr Miptrauen hier und da eine Schlechtigfeit verhindern mag, fo kann es doch niemals tüchtige und zuverläffige Charaktere bilden. Solche wachfen vielmehr nur im Sonnenlichte des Bertrauens empor. Diefes hat nicht nur unfere Schulräume bisher faft wunderbar von allerhand Schlechtigkeiten rein erhalten, fon: dern es verfcheucht auch aus manchem fchlichten Bürgerhaufe und aus mancher befcheidenen Werkitätte die finftern Geifter, welche anderwärts Feine Kunft und Feine Wachfamkeit ficher zu bannen vermag. Und darum hat fich unſere Schule auch ftetS bemüht, ihre Schüler im Vertrauen zu ihren Meiftern zu befeftigen, weil ohne dajfelbe eine glüdliche und erfolgreiche Lehrzeit ganz unmöglich ift. Möchte es uns nur überall recht gelungen fein! Was den gegenwärtigen Stand unferer Schüler anlangt, ſo bejigen wir derer in der erſten Claſſe 22, in der zweiten 26 und in der dritten 16, wozu noch 15 Schüler in der neu errichteten Sonntagszeichenfchule fommen. Won diejfen 79 Schülern ftammen 39 aus der Stadt Altenburg und 40 aus andern Orten des In- und Auslandes. Die Unterrichtögegenftände, worin die Handwerksichüler in diefem Jahre in 3 verfchiedenen Claffen unterrichtet wur: den, find: Freihand: und Linearzeichnen, Schönfchreiben, Rechnen, Stylübungen, Rechtfchreiben, Geographie, Geometrie und Gewerbfunde, wovon jedoch die beiden lebten Gegenjtände nur in der erften Claffe vorgetragen wurden. Die 11 Lehrer blieben bis auf den Zeichenlehrer Herrn Kühn, der an Die Stelle des Herrn Fötfch getreten ift, die bisherigen, ſowie auch der Fleiß, die Fortfchritte und das Betragen der Schüler wie bisher unfere Zufriedenheit erwedte, und der ganze Zu: ſchnitt der Unterrichtsftunden fo blieb, daß an den häuslichen Fleiß außer den Schulftunden felbft nur fehr mäßige Ansprüche gemacht wurden. Denn auch hierin haben wir Maaß zu halten, wenn die Schule die Mehrzahl ihrer Schüler nicht drüden, fondern vielmehr geiftig heben und fördern fol, Und das fol fie nicht allein unmittelbar durch den in ihr ertheilten Unterricht, ſondern auch mittelbar durch Die Benutzung ihrer Lefebibliothek, aus welcher unfere Schüler, fo oft fie es wün— fchen, jeder ein Leſebuch mit nach Haufe nehmen dürfen, wovon diefelben in der That auch häufiger Gebrauch machen ald unfere Vereinsmitglieder von der ihnen gleicher Weiſe offen ftehenden WVereinsbibliothef. Die Zahl der Bände un- ferer Schulbibliothef beträgt jest 580. Doc find hiervon einige wenige durch einzelne nachläffige und unordentliche Schüler verloren gegangen oder unbrauchbar geworden, fo daß die wirklich vorhandene Bändezahl nur gegen 570 beträgt. Der lebte in unfer Hauptbuch eingetragene Schüler aber führt bier die Nummer 1625. Zum Schluffe ‚geftatten Sie mir, hochverehrte Anmwefende, noch eine kurze Ueberſicht deſſen, was von uns dermalen für die Bildung der heranwachſenden gewerblichen Jugend ge⸗ ſchieht. Wir laſſen 1) 9 fleißigen und befähigten Schulfnaben zur Vorbereitung für ihre fpätere Lehrzeit auf Koften unferer Schulfaffe durch Herrn Moßdorf wöchentlich je 3 Stunden Unterricht im Freihandzeichnen ertheilen, 2) erhalten die 64 Schliler unferer Kunft: und Hand⸗ werksſchule in 3 verſchiedenen Claſſen den bereits oben ange: führten Unterricht, 3) haben von diefen 6 Freiwillige auf Koſten unferer Anftalt wöchentlich 2 Stunden Unterricht im Franzöſiſchen und +4) 4 wöchentlich 2 Stunden Unterricht im Modelliren, und endlich erhalten 5) die 15 Schüler unſerer neu errichteten Sonntags⸗ zeichenſchule ebenfalls auf Koſten unſerer Schulkaſſe wöchent- * je 2 (Freihand⸗ und Linear⸗) Zeichenftunden. Das. Alles aber würde und, da jest ſämmtliche Lehret, wenn auch die Mehrzahl nur mäßig, beſoldet find, ganz un: möglich fein, wenn unfere Schule nicht von Seitem des Her- zoglichen Hauſes, des Staats und der, Stadt, ſowie auch - durch einzelne patriotifche Privatmänner von jeher auf das Großmüthigfte unterflügt worden wäre, wofür, je auch heute XIV. —— unfern herzlichen Dank nicht unterdrücken wollen. Dieſe Dankbarkeit auch durch die That zu beweiſen, wird ſtets das Ziel unſerer Bemühungen ſein, und Gott, der Herr, wird uns dazu feinen en an dem Alles gelegen ft, * verfagen. ‚oc Auszeichnungen und Preije, welhe aus Anlaß der im September 1857 veran: jtalteten Ausftellungen ertheilt worden find. A: Vom Hunft: und Dandwerksvereine zu BERG find zuerkannt worden: I. Die filberne Berdienftmebaille des Vereins 1) dem Profefjor Franz Kiefling bier für die von ihm unter Nr. 1 a und 245 auögeftellten, mit guter Empfin: dung und anerfennenswerther Sorgfalt und Treue ausgeführ: ten Driginal-Portraits; 2) dem Profeffor H. 3. Finke bier für die von ihm unter Nr. 2, 3 und refp. ımter Nr. 6—9 auögeftellten,mit gutem Effekt gemalten Original-Portraitd und von guter technifcher Bertigkeit zeugenden Kopien; 3) den Kaufleuten und Fabrifanten Schulze & Comp. bier für die von ihnen unter Nr. 207 ausgeftellte, von aus: gegeichneter Vollkommenheit des Fabrikats zeugende fuftema- tifche Folge der Wollgarnfabrikation; 4) dem Kaufmann und Fabrikanten Guftav Schmidt bier für das von ihm unter Nr. 214 auögeftellte, in Facon, - Berpadungsweife und Glite audgezeichnete Sortiment Cigarren eigener Fabrik; — — 5) dem Fabrikanten Moritz Zwanziger in Kahla für die von ihm unter Nr. 78 ausgeſtellte Zylinder-Feinfpinn: mafchine für Streichgarn, und zwar als Anerkennung für die Errichtung der erften MafchinenbausAnftalt im ande und für den: bei Herftellung der ausgeftellten Mafchine bewiefenen aus: dauernden Fleiß. Vergl. unter III C. Nr. 6. - 6) dem Hofbüchfenmaher Gmeiner hier für die von ihn unter Nr. 273, 274 und 275 ausgeftellten, ausgezeichnet gearbeiteten und geſchmackvoll audgeftatteten Gewehre und Piftolen; 7) dem Holzichneider G. Gleits mann in Langen: leuba:Niederhain für die von ihm unter Nr. 79 bis mit 85 ausgeftelten, mit lobenswerther Stileinheit und vorzüglich gut, rein und tief gefchnittenen Holzfchnigarbeiten ; _ 8) den Mafchinen- Wollkammerei⸗ Beſitzern Dörſtling & Saupe bier für das von ihnen unter Nr. 233 ausgeftellte, als jehr vollfommenes Fabrikat ſich auszeichnende Quantum mit Mafchinen gewafchener und gefämmter Wolle. ‚ Ferner: an Stelle der filbernen Be thienfmeitaslit; —* ihnen früher ſchon ertheilt worden iſt, wiederholt rühmende Anerkennung: 9 dem Maler Hermann Fötſch hier für den von ihm ‚unter Nr. 13 ausgeſtellten, in vorzüglichem Sue und: Bo Harmonie ausgeführten Studienkopf; 10) den Kaufleuten und Fabrifanten 3. G Sqhmidt jan. Söhne hier für die von ihnen unter Nr. 206 ausge⸗ ftellten, in ſchon vielfach anerkannter ausgezeichneter Voll: kommenheit fabrizirten rohen und gefärbten wollenen —8 und Pofamentir-Garne; 11) dem Hofbuchbinder 9. Graf bier für dien * ihm unter Nr. 142 ausgeftellten, in ausgezeichneter: Schönheit und befannter vorzüglicher Güte gefertigten Buchbinder⸗ und SEVEN er —— 5.32) der Pier er ſchen Verlagsbuchhandlung und: Hofbuch⸗ druckerei hier für die von ihr unter Nr. 253— 255 ausge⸗ ſtellten, mit anerkannter großer Präciſion und — heit ausgeführten Druckproben; 13) dem Handſchuhfabrikanten Auguſt —— hier für die von ihm unter Nr. 151 und 152 ausgeſtellten, in jeder Beziehung ſich als ausgezeichnete Fabrikate erweiſenden Sortimente Handſchuhleder und fertiger Handſchuhe; 14) dem Bürſtenfabrikanten J. Auguſt Meuſchke hier für die von ihm unter Nr. 204 und 205 ausgeſtellten, in höchſt anerfennenswerther Vollkommenheit und anerkannter Güte gearbeiteten Bürften und Pinfel. y II. Die bronzene Verdienſtmedaille des Vereins: 1) dem Maler und Zeichenlehrer Friedrich Rößler bier für das von ihm unter Nr. 23 audgeftellte, in Färbung und Erfindung lobenswerthe Abbild: Chriftus am Kreuz; 2) dem Kaufmann Albanus bier für das von ihm unter 213 auögeftellte Sortiment Nudeln, die fich als bisher bier noch nicht erzeugtes Fabrikat und durch ihre „Güte auszeichnen; 3) dem Saffianfabrifanten Kellner in Kahla für das von ihm unter Nr. 176 ausgeftellte, in Färbung und Gerberei fehr gelungene Sortiment Saffian; f 4) dem Färber Juſt hier für die von ihm unter Nr. 208 ausgeftellte, fehr gut und anerfennenswerth gefärbte Quantität geflammten Garnes; 5) dem Gürtlergehülfen Ludwig Schmidt in Eiſen⸗ berg für. die. von ihm unter Nr. 47 und 48: auögefteliten, . durch die reſp. mit dem Modelliven der Form verbundene Schwierigkeit und durch guten und fauberen Guß ausgezeich⸗ neten Kompoſitionsgußgegenſtände; 6) dem Buchbindermeiſter Louis Henks hier für die von. ihm unter, Nr. 241 ausgeftellten, vorzüglich * und praktiſch gearbeiteten Kontobücher; ME 7) dem Zöpfermeifter Heidner sen. hier für die von ihm unter Nr. 119 und 120 ausgeftellten, in Thon gebrann- ten, fehr gut gelungenen koloſſalen beiden Löwen. © Ferner: an Stelle der bronzenen Verdienfimes baiike; die ihnen ſchon früher zuerkannt worden, “nn wiederholte rühmende Anerkennung: 8) dem Riemermeifter H. Schneider hier für die von ihm unter Nr. 145—150 ausgeftellten, von befannter Schön: heit, Güte und Tüchtigkeit zeugenden Riemerarbeiten; 9) dem Riemermeifter Sohann Meier bier für. die von ihm unter Nr. 222— 226 ausgeftellten, vorzüglich fchön, gut und tüchtig gearbeiteten Riemerarbeiten. III. Geld-Prämien - und zwar A. Eine Prämie von fechs Friedrichsd'or: 1) dem Pianofortefabrikanten Karl Rofen bier für das von ihm unter Nr. 99 ausgeftelte, durch vollen, fräftigen Ton befonders ausgezeichnete Pianino. 2) den Handfchuhfabrifanten 3. F. Kahnt & Comp. bier für die von ihnen unter Nr. 154— 160 ausgeftellten, vorzüglich gut gegerbten, aeg und geatbeiteten ledernen . Handfchuhe ; — 3) dem Shuhm chermeiſtet Guſtav Günther hier für die von ihm unter Nr. 169173 ausgeſtellten, rückſicht⸗ lich der Arbeit und des Materials zu den vorzüglichſten Leiſtungen des Faches gehörenden Schuhmacherarbeiten, und ſoll die Prämie als ein Erfaß für die dem Ausfteller früher ſchon verliehene, wiederholt verdiente bronzene Verdienſtme⸗ daille gelten. B. Eine Prämie von — Friedriche’or: —M dem Porzellanmaler Auguſt Nothnagel hier fiir dad von ihm unter Nr. 28 ausgeftellte, nach Volz gut — 38 — und harmoniſch gemalte ——— „Des ER Fluch”; 2) dem ‚Pianofortefabrifanten Emil Sörfter bier für dad von ihm unter Nr. 97 auögeftellte, durch vollen, Eräftigen Ton und elegantes Aeußere- fich auszeichnende ee Pianoforte; - 3) den Schneidermeiftern und Kleidermagazin-Snhabern Süngling und Weber hier für die von ihnen unter Nr. 192 ausgeftellte, durch befonders faubere Behandlung und affurate Ausführung fich empfehlende weiße Uniform; 45) dem Mechanifergehülfen Balduin. Bechftein hier für das von ihm unter Nr. 7Z ausgeftellte, höchſt fauber und genau gearbeitete Modell einer Balangier-Dampfmafchine; 5) dem Goldarbeiter Bernhard Dietrich bier für die von ihm unter Nr. 56 ausgeftellten Gold- und Silberarbeiten, insbefondere für die über einen Naturabdruck höchft Tauber und gelungen in Silber gegoffene Eidechfe und für die fehr gut gegoffenen maffiven verzierten goldenen Ringe. tb. Eine Prämie von drei Friedrichsd'or: I) dem Hoffhuhmaher Wilhelm Werder hier für die von ihm unter Nr. 165—168 auögeftellten, anerkennen: werthen, eine lobenswerthe Strebfamfeit nach Vervollkomm— nung befundenden Leiftungen feines Fachs; \ 2) dem Schuhmachermeifter Sulius Oberröder in Schmölln für die von ihm unter Nr. 227 und 228 aus geftellten, als fehr anerfennenswerthe Leiftungen ſich auszeich⸗ nenden Schuhmacherarbeiten; 3) dem Tiſchlermeiſter Tuch bier für den von ihm unter Nr. 102 ausgeſtellten, als vorzügliche Arbeit anzuer— kennenden Schreibtiſch; 4) dem Schuhmachermeifter eg Pfeifer in Meufelwisg für die von ihm unter Nr. 174 und 175 aus: geftellten, fehr zu lobenden Schuhmacherarbeiten; 9) dem. Schneidermeifter und Kleidermagazin=Inhaber Karl Höppner hier für die von ihm unter Nr. 197,198, 201 und 202 ausgeftellten, durch gefhmadvolle und moderne Form fich auszeichnenden Herren: und Damentleider; 6) dem Ingenieur Loofe in Kahla für die. Verbeſſe— rung der Konftruftion des Ginlegens des Zählerwerks und für den Erſatz der hängenden Lager durch flehende Lager an der von Morik Zwanziger in Kahla unter Nr. 78 aus: rn Rntinbeneiofohnnmnefhine D. Eine Prämie von zwei Friedrichsd'or: 1) dem Porzellanmaler Lippold hier für das von ihm unter Nr. 301 auögeftellte, forgfältig gemalte Porzellange: mälde: „Die heilige Eäcilie”; _ 2) dem Bürftenmachermeifter und Berfertiger mufifali- fcher Inftrumente Julius-Vollrath. sen. hier für das von ihm unter Nr. 100 ausgeftellte, mit vollem, Fräftigem Ton begabte und befonderes Gefchid des Verfertigers befundende Gello; 3) dem Bürfienmachergehülfen und Verfertiger muſika⸗ liſcher Inſtrumente Robert Vollrath jun. hier für die von ihm unter Nr. 101 ausgeftellte, mit befonderem Lobe zu erwähnende Violine; 4) dem Schneidermeifter Theodor Höpfner hier für den von ihm unter Nr. 237 ausgeftellten, wegen feiner ge fungenen Form und fehönen Arbeit zu lobenden Herbft- überzieher; 5) dem Glafermeifter Anton Wiedemann in Orla: münde ‚für die durch die unter Nr. 231 und 232 auöges ftellten, felbit gewonnenen Rohfeide-Erzeugniffe an den Zag gelegten Fortfchritte in diefem Kulturzweige; or 6) dem Zifchlermeifter Kahnt bier für den von ihm unter Nr. 220 ausgeftellten, gefhmadvoll und folid gearbeites ten Nußbaum-Schreibfefretair; 7) dem Zifchlermeifter Otto Fifher zu Gerſtenberg für den von ihm unter Nr. 221 ausgeſtellten, gefhmadvoll und’ gut gefertigten Rabe ee ‘BE. Eine Prämie von einem Frievrihsdrori 1) dem Tuchmachermeifter $. Winkelmann hier für die von ihm unter Nr. 238 ausgeftellten Bigogne: Kaffinets, insbefondere für die für Fertigung diefes Hier nicht weiter fabrizirt werdenden Artifels bewiefene Tchätigfeit und fir deſſen fchon erlangte Vervollkommnung 2) dem Strumpfwirfermeifter Karl Drefcher hier für die von ihm unter Nr. 250 — 252 ausgeftellten, auf dem Strumpfftuhle gearbeiteten wollenen: Strumpfwaaren; 3) dem Tifchlermeifter Sohann Gotth. Zſchunke in Schömbach für den von ihm unter Nr. 109 ausgeftellten, lobenswerthe Strebfamkeit an den Tag legenden Damen⸗ Arbeitstiſch; 4) dem Drechslermeiſter Auguſt Heu hier für vie von ihm unter Ne. 234 ausgeſtellten, gut fagonnirten und. art beiteten 2 Stüd ftählerne Kiel IV. Belobende Anerkennung: 1) dem Pianofortefabrifanten Ed. Adelin Freitag bier für das von ıhm unter Nr. 98 ausgeftellte, durch einen angenehmen Zon fich auszeichnende Pianino; 2) dem Architekt Nordmann in Zreben fir —* von ihm unter Ne. 258266 ausgeſtellten, ſehr fleißig gearbeite⸗ ten und mit gutem Geſchmack gewählten — — —— und Skizzen; 8) dem Harmonikafabrikanten Pitſchler hier für bie von ihm unter Nr. 280 ausgeftellte Harmonika, welche den Anfprüchen vollfommen entfpricht, die der gegenwärtige — punkt der Fabrikation dieſes Artikels erheiſcht; Asp Ay den Beutlergehülfen Feft hier für das unter I. 161 ausgeftellte, mit vielem Fleiß gearbeitete, Paar geſticte Hoſen⸗ —— von ſeidenem Stoff; den Fabrikanten Lehmann & Sohn in Kahla Fü von ihnen unter Nr. 283 und 284. ausgeftellten Sor- timente Pappen und Proben von Kunftwolle, wegen der Güte — 41 — 4 der erften und ald Anerkennung des Strebens für Einführung des zweiten im Lande noch nicht befannten Artikels; 6) dem Leinwebermeifter Köhler hier, Firma: 3. M. Müller hier, für die von ihm unter Nr. 164 ausgeftellten, preiswürdig gearbeiteten Handtücher; 7) dem C. A. Löffler in Kahla für die von ihm unter Nr. 215 ausgeſtellten, von ſelbſt gebautem, eine ſorg— fältige Behandlung kundgebenden Tabak fabrizirten Zigarren; 8) ven Poſamentirermeiſter Eduard Fiſcher hier für - die von ihm unter Nr. 281 ausgeftellte, vorzüglich gut ge . arbeitete, filberne Schärpe; 9 dem Zivilingenieur Alerander Ranniger in Ber- fin für das von ihm unter Nr. 76 auögeftelfte, lobenswerth und mit Fleiß gearbeitete Modell zu einer Lokomotive; 10) dem Militär-Chirurg und Zahnarzt Julius Ittner hier für die von ihm unter Nr. 230 ansgeftellten, gut und fauber gearbeiteten Proben fünftlicher Zähne; 11) dem Gürtlermeijter Herrmann Köhler Hier. für den unter Nr. 271 ausgeftellten, in bekannter Güte und. mit großem Fleiß gearbeiteten Bronze:Zifch; 12) dem Mefferfchmied Karl Bilger hier für die von ihm unter Nr. 300 auögeftellten, fehr gut gearbeiteten Bee fehmiedewaaren; 13) dem Fabrifanten 9. 5. Dürr in Goßnitz für die won ihm unter Nr. 307 ausgeſtellten, anerkenuenswerth gearbeitenm Mafchinen-Nägel und Stifte; 14) vem Brameifter Albert Kofel in Ehrenberg für das von ihm zur Ausftelung gebrachte, in der Brauerei zu Ehrenberg ausgezeichnet gelungene und —* würbige Porter⸗Bier; 165) dem Buchbindergehuülfen Wilhelm Süß hier für die von ihm unter Nr. 144 audgeftellte, wegen guter und geſchmackvoller Arbeit zur lobende Oktav-Bibel. © — 42 — 4 B. Vom Landwirthichaftlihen Vereine zu Altenburg haben ' I. Allgemeine Preife Folgende erhalten: 1) Die Mädchenarbeitsfhule in Altenburg 25 Thlr. und die Arbeitsfhule in Ronneburg ebenfalls. 25 Thlr. wegen eu der Sugend an Arbeit und nüßliche Thätigkeit. In Betreff der Verdienfte mehrerer Landgemeinden um Beichäftigung ihrer Ortsarmen, als worauf unfer ausge: fchriebener Preis gerichtet war, fehlte es dem Preisgericht an den nöthigen Unterlagen zu einer Preisertheilung. Doch hat daffelbe die Bemühungen der Kirchfahrt Treben für ie Zweck ehrend und dankbar anerkannt. 2) Den Grundſtücksbeſitzern der — Göh— ren, welche an der alten Geraiſchen Straße mittelſt Geſell— fhaftövertrags eine bedeutende Kirſchbaumallee gemeinfchaft- lich angelegt haben, ift hierfür ber hierauf gefeßte Preis von 30 Zhlen. zuerkannt worden. Andere Ehrenpreife haben erhalten: 3) Der Gutöbefiger Sebaftian Kipping in Serbitz für eine mit Erfolg ausgeführte Drainirung mittelft Verſenkung des Drainirungswaffers. 4) Der Forftmeifter von Brandenftein auf Hain und Roſchütz für eine Eunftgerechte Wiefenbewäflerung. 5) Die Gebrüder Nordmann auf Treben für Be nußung unſers Thons zu Chamottefteinen. | 6) Der Bürger und Hausbefiger Fleifher in Alten: burg für Bereitung eines dem Guano ähnlichen Düngeftoff3. 7) Der Seilermeifter Kretfhmar in Brenfelreie w mannichfache landwirthſchaftliche Meliorationen. 8) Der Ziegler Jahn in Pöſchwitz für vorzüglich * Dachziegel. 9 Der Ziegler Hietſchold in Altenburg — * neu conſtruirte Dachziegel. 43 ’ H. »Preife für ihre ausgeftellten Feld: und Gartenerzeugniffe haben erhaltene ©" 1) Der Gutöbefiger Meuche in Simmel wegen feines fhönen und reichhaltigen Sortiments von Kartoffeln, Getraide und andern landwirthſchaftlichen Nußpflanzen. 2) Der Profeffor Lange in Altenburg: wegen: feines reichhaltigen und nad) Lucas’ Spfteme geordneten Sortiments Aepfel und Birnen. 3) Der Gärtner Pöhnert:in Poſchwitz wegen ie reichhaltigen Obft- und Getraidefortiments. 4) Der Gärtner Bretfohneider in Altenburg wegen feines ſchönen und reichhaltigen Sortiments iorinin und Georginen: 5) Der Bärtner Walther im Befferfben Garten zu Altenburg wegen der vorzüglichen — ſeiner richtig beſtimmten Obſt- und Weinſorten. 6) Der Gärtner Kunze in Kitenburg wegen feines ausgezeichneten Sortiments von: Blattpflanzen. 7) Der Advokat Adam in Altenburg wegen feiner gut cultivirten, hier größtentheild neuen Kernobftfrüchte. 8) Der Gutöbefiger Köhler in Fihtenhainden wegen feiner fomparativen VBerfuche im Anbau von verfchiedenen ausgeftellten Waizenforten und wegen feines zahlreichen Obſt⸗ ſortiments. 9, Der Mühlenbeſitzer Kreffe in Schelchwitz BURN feines ſchönen und reichen Obftfortiments. Ehrendiplome haben, erhalten: 1) Der Gärtner Meyner in Altenburg wegen feines ausgeftellten Lobenswerthen Gemüfefortiment3. Der Gärtner Kahnt in Oberlödla wegen feiner gut cultivirten Obft- und Gemüſeſorten. 3) Der Gutsbeſitzer Kratzſch in Gimmel wegen feines gen Sortiments landesüblicher Obſtſorten. - 4) Der Hofgärtner Döll in Eifenberg wegen fine reichhatigen, ausgezeichneten NRofenfortiments. 3 5) Der Gaftwirth Kratzſch in Rolika wegen feines ausgezeichneten Roſen⸗ und Hahnefamm-Sortiments. II. Preife für ihre ausgeftellten landwirth: fhaftlihen Geräthe und Maſchinen haben erhalten: 1) Der Mafchinenbauer Bernftein in Gößnik für fhön und folid gearbeitete Iandwirthfchaftliche Mafchinen. 2) Der Schmiedemeifter Seidel in Heiligenleihnam für einen neu Eonftruirten eifernen Pflug nebft Kraftmeffer. 3) Der Schirrmacher Peitfh in Fichtenhainchen für mannichfache landwirthfchaftliche Geräthe und Mafchinen. 4) Der Schmiedemeifter Liebmann in Ehrenberg für einen Stadenpflug und ein Sortiment Yufeifen. 5) Der Kupferfchmiedemeifter Wagner jun. in Alten: burg für eine verbefferte eiferne Hädfelmafchine. 6) Der Mafchinenbauerr Weidner in Krebitfhen für eine Hädfelmafchine. 7) Der Schirrmacher Löſche in Kosma und der Schmiedemeifter Ddrih in Bornshain für gemeinfam ge: fertigte Aderinftrumente. 8) Der Schmiedemeifter Bonin in Unterlödla für mannichfache Aderinftrumente. 9 Der Schiremaher Müller in Schelditz fir einen Stavenpflug. 10) Der Schirrmacher Berthel in Gnadfchütz für eine Getraidereinigungsmafchine. 11) Der Klempner Flach in Kitenburg und der Zeugfehmied Kolbe in Gößnitz für eine Mäufevertilgungs: mafchine. Ehrendiplome haben erhalten: 1) Der Mafchinenbauer Weiß in Eilenburg für feine ſchön und zweckmäßig gearbeiteten Adergeräthe und Mafchinen. 2) Der Mafchinendauerr Müller in Zöpen für eine Dreſchmaſchine mit Göpal. 3) Der Maſchinenbauer Müller in Eſchefeld in verſchiedene Landwirthfehaftliche Maſchinen u 4) Der Mafchinenbauer Schaarfhmidt in Eſchefeld für Häckſelmaſchinen. IV. Preiſe für ihre ausgeftellten Thiere haben erhalten: A. Für ausgeftelltes Rindvieh: 1) Der Kammerherr von Beuſt auf Reihftädt für einen Stamm Rindvieh Simmenthaler Race. 2) Der Domainenpachter Beißig in Wilchwitz für einen Stamm Landpieh, gekreuzt mit Holländervieh, 3) Die Gebrüder Nordmann auf Treben für einen Stamm Rindvieh Holländer Race. . 4) Der Gutäbefiger Meinert in Remfa für einen dreijährigen Bullen Allgauer Rage. 5) Der Gutsbefißer Esold in Oberlödla für eine Schweizerfuh. 6) Der Gutsbefiker Fröhlich in Alt-Poderfhau für eine Kuh, Kreuzung von Schweizer: und hiefiger Landracçe · 7) Der Rittergutsbeſitzer Hager auf Hainichen für eine Kuh, Kreuzung von Tyroler und Voigtländer Race. 8) Der Kammerherr von Brandenftein aufSchwan- ditz für eine Kuh, Holländer und Oldenburger Kreuzung. 9 Der Gutäbefißer Mel. Pohle in Simmel für eine Kuh reiner Landrace. 10) Der Gutöbefißer Köhler, in Knau für 2 Kühe, Kreuzung von Berner und hieſigem Landvieh. B. Für ausgeftellte Pferde: 1) Der Gutsbefiger Kreffe in Großröda für einen 13 jährigen Schimmelpengft. —i— — 7 32) Der, Rittergutsbeſiher Hager auf Hainicen für einen, Hengſt „und eine Stute. a | 3) Dex Gutöbefiger Kröber in Pofa für eine Mutter: ſtute mit Fohlen, - — 008 4) Der Gutsbeſitzer Kornin Göhren für einen brau nen Zuchthengſt. 434 % — — 5) Der Pachter Bernſtein in Wintersporf. für eine braune Stute. 6) Der Gutsbefiger Yarb: in Knau für einen Schim- melhengft. 7) Der Gutsbefiger Paul in Raitz hain für ein Fuchsfohlen. C. Für ausgeftelltes Kleinvieh: 1) Der Kammerherr von Beuft auf Reichſtädt für ein fettes Yorkfhire- Schwein. NB. Auf diefen Preis wurde von dem Empfänger verzichtet. _ 2) Der Gutöbefiter Kratzſch in a für fremde Hühner. 3) Der Schirrmaher Gräfer in Bay 6 für Cochinchinahühner. J. Beim Altenburger landwirthſchaftlichen Bereine ‚ betrug 1857 in Eaffe A;, welche die aus Staatömitteln dem Vereine gnädigft verwillig- ten Unterftügungsgelder enthält, die Einnahme | 650 Thlr. — Nor. — Er Kapitalfaffenbeftand und IRRE baarer Lebertrag vom Sahre 1856. 32 — Zinſen von obigem Kapital bis 22. Septbr. 1857 und 200 - — — aufdas Sahr 1857, aus Staatd- mitteln erhalten. 894 Thlr. 4 Nor. 8Pf. Summe. a die Ausgabe I 9 Thir. 24 Nor. 8 Pf. für bezogene Sämereien im Früh jahr 1857, 10 = 10 = 2 :- für 200 Stüd — ge⸗ fertigt in München, 661 15 = — ausgeſetzte Preiſe, * 6 = — = — » Re“emuneration den Ackerleuten a beim Probepflügen, 1 = — =: — = dergl. dem Schreiber des Preis⸗ gerichts, 8: — ⸗ — 2 für Herftellung. einer Treppe zur Preistribune. 2 = 415 = — +70 Preispiplome zu unterfiegeln. 829 Th. 5 Nor. - — Pf. Summa. Bilance. 894 Thlr. 4 Nor. 8 Pf. Summe ke Einnahme, 829 = 5 :.— ⸗ ⸗ Ausgabe, 64Thlr. 29 Ngr. 8 Pf. Kaffenbefland, Diefer wird ge: währt: 50 Thlr. — Ngr. — Pf. A. Lit. K. Nr. 1,009 d.h. an: desbanf incl. 3 Ngr. Eileen 14 = 26 = .,..8. = baarer Kaffenbeftand. uts. — den 1. Febr. 1858. M. Hager. Heäningsaikinn von Caſſe B. des hiefigen landwirthfchaftlichen Vereins vom ‚Jahre 1857. Einnahme. 1650 Thlr. — Ngr. — Pf. Kapitalbeftand Ende 1856, 78 : 4 = — : an baarem Kafjenbeftand, 150 = — = — = SFahresbeitrag der Münch.Aachn Feuerverficherungsgefellichaft, 1878 Thlr. 4 Nor. — Pf. Latus. — 1 — 1878 Thlr. 4 * — Transp. 64 = 25 — Zinſen von obigen 1650 Thlrn. Kapital, 34 = 2% = — ». Aufnahmegebühren von 19 neuen Mitgliedern, 255 = 15 = — : Üuartalbeiträge auf das Jahr — 1857, 4 5 =: — - Ueberſchuß vom landw. a, 2237 Sir 14 Ngr. — Pf. Summa. Ausgabe. 39 Thlr. 12 Ngr. 5 Pf. Zuſchuß zur Tandwirthfchaftlichen i Winterfchule hier, 6 = — ⸗ — = Gehalt dem Bibliothefar und Borfteher der Lefegirkel, - 95 = 20 = — = für 12 Umgänge dem Lefeboten, ve BE 6 = für Zeitfchriften und Bücher, 16: rd re Aufbewahrung der, Aderge: geräthe u. f. w. 292 hir. 2 Nor. 8 Pf. Summa. Bilance. RE 2237: Thlr. 14 * — pf. Summe der Einnahme, —— warn wi : = Summe der Audgabe, Bi 195 : BVermögensbeftand. Diefer wird gewährt 19% = — = — = in Dokumenten, - 20.2, A4l = 2 = in baarem Gelde als Saffen- beftand. uts. Altenburg, den 1. Febr. 1858. zZ M. Hager. VI. Ein Zahr im Sudahn. Zwei Vorträge, gehalten am 28. und 30. November ! 1857 zu Altenburg von Dr. X. € Brehm. . Wenn ich jetzt, nachdem feit meiner Rückkehr nad) Europa fünf volle Jahre verftrichen find, der Erinnerung geftatte, mir ihre Bilder vor die Seele zu zaubern, kommen diefe mir felbft oft genug wie Traumbilder oder Gebilde meiner eigenen Phantafie vor. Wieder eingewohnt und eingelebt im deut-⸗ {hen Vaterlande, find jene Bilder auch mir zu fremden ge worden; und wenn die Erinnerung nicht gar zu deutlich und beftimmt zu fprechen wüßte, ich wäre verfucht zu glauben, daß nimmer unter mir eine Barfe den Spiegel des heiligen, göttlichen Stromes durchfurcht, nimmer ein Kameel von mir gezügelt, das ungeheuere Sandmeer durchfreuzt, nimmer mir in der nächtlichen Stille und im nächtlichen Stimmengewirr des Urwaldes der Donner aus der Löwenbruſt in die Ohren geklungen habe. Und dennoch war das Alles und noch weit Mehr gewiß und wahrhaftig der Fall; dennoch find die Bilder meiner Erinnerung feine Traumbilver, Fein geträumter, fondern ein wirklicher Scha meines Innern, welchen ich fo gern unter ihnen vertheilen möchte, — wenn ich das könnte! Es ift eine eigene Sache um alles Reifen in Afrika, _ eine eigene zumal um das Reifen im tieferen Innern. Von Jahr zu Jahr mehrt fich das Heer der Zouriften, welches zur Winterzeit einige Monate in Herodots Wunderlande ver: träumt, und in Egypten Erinnerungsfchäße für fpätere Zeiten XIV. 4 u Wi - zu fammeln fi) bemüht; ihre Namen find bereits unzählbar; ihrer Werfe find faft eben fo viele, als ihrer Namen: aber noch immer fcheint diefen Leuten der zweite Kataract in Nubien die Grenzmaner zu fein, an welcher fie umkehren, welche fie nicht zu durchbrechen wagen, wie es der ewige Nil gewagt. Diefe chinefifche Mauer fchließt das heilige Neich der nie erlebten Abenteuer, intereffanten Namens=, Orts: und Volks: Berwechfelungen, tiefgründlicher Entdeckungen einzelner, vom genialen Lepſius als unbrauchbar zurücgelaffener Steine und anderer ähnlicher Sachen, von denen in gewöhnlichen Reife: berichten zuweilen viel Ergößliches zu lefen: von den dun— fein Ländern hinter der Mauer ſchweigt die Gefchichte. Mir ift das recht wohl erflärlich. Hinter der Mauer endet das gemüthlichfte, luftigfte und bequemfte Reifen der Welt, die Eöftliche Barkenfahrt auf dem Nile und beginnt das lebendige Schiff der Wüſte feine Wirkfamkeit. Hinter der Mauer hört man au) die Worte Beduine, Wüftenfand, Samuhm, Waſſer— mangel, Verſchmachten, Hyäane, Löwe, Nilpferd, Krokodil und andere, welche gleihfam als Stichworte oder Titel ganzer, regelmäßig tragifch endender Gefchichten hinge— worfen werden, häufiger: und begreiflich iſt es nicht Seder- manns Sache, die Wahrheit oder Unwahrheit befagter Gefchich: ten zu erproben. Deshalb Fehren die Chinefen um, wenn fie an die große Mauer ihres Reiches Fommen. Sh muß Sie jedoch bitten, mit mir wohl oder übel, troß Beduinen und Krofodile, die Mauer zu überfpringen, zumal ich Shnen die Garantie zu leiften im Stande bin, glüdlicy und wohlbehalten wieder zurückkehren zu Fünnen. . Der Neifende in den Nilländern, ſüdlich des zwanzigften Grades der nördlichen Breite, findet gewöhnlich blos das eine gute Gafthaus „zum blauen Himmel und zur lieben Mutter Erde‘ zu feiner Einkehr geöffnet; höchftend dann und wann kann er eine erbärmliche Barade jenem vortrefflichen Haufe fubftituiren. Es ift deshalb nothwendig, daß er fich zu fei- ner Neife und feinem fpäteren Aufenthalte im „Lande der Schwarzen”, wie wir den „Belled el Sudahn ‘im Deut: I = m. fehen nennen müffen, nach Möglichkeit: mit allem ihm Nö— thigen verfehe. Was unter diefem „ihm Nöthigen” zu ver- ftehen fei, erläutere ich Ihnen am Beften dadurch, daß ich Shnen einen Blid auf die Vorräthe eines wohlausgerüfteten Keifenden, welcher mehr als Sahresfrift im Innern zu ver weilen gedenkt, werfen laſſe. Hier fehen Sie unter Anderem: Aexte, Beile, Hämmer, Sägen, Rabehaden, Meifel, Bohrer, Hobel, Holzfchrauben, Nägel, Drahtftifte, Drahtrollen, Feilen, Draht: und Kneipzangen, Löthkolben, Blechtafeln, Glasſcheiben, Zollftäbe, Winfelmaße ıc. Hier finden Sie wiffenfchaftliches Material: „Bücher, Landkarten, Thermometer, Barometer, Bouffolen, einen Sertanten, Taſchenkompaſſe, Schröpffchnepper, Ranzetten, Schröpfföpfe, Binden und Bandagen, Arzneien, Flaſchen, medicinifche Waagen und Gewichte, Skalpelle, Kno— henfägen, Papier, Stahlfevern, Zinte, Oblaten, Briefcouverts, Zahlenftempel, Blechkaften, Inſektennadeln, krumme und an- dere Nähnadeln, Arfenifpulver, Kampfer, Gyps, Spiritus, einen Tiſch, einige Stühle ꝛc. In der Abtheilung ©. Küche bemerken Sie Pfannen, Töpfe, Keffel, Feuerhaken und Zangen, Mefier, Gabeln, Löffel, Zeller, Schüffeln, Taſſen, Kaffeefannen, Salzfäffer, mehrere Gentner Reid, 1 Ctnr. Zuder, 4 Ctnr. Kaffee — der fpäter nothiwendig werdende wird aus Abyffinien bezogen — mehrere Gentner Schiffszwieback, Wein, Efjig, Branntwein in großen, Del in Eleineren Flaſchen, Salz, Sräupchen, Gries und dergleichen mehr zu Suppen, Pfirfichen ‚und Aprifofen zum Polou oder fteifen Neisbrei, und anderes- Nüsliche mehr. Die Abtheilung D. bezeugt Ihnen, daß der Reifende auch an den Haushalt und die oft wirklich unum— gänglich nothwendig werdende Bequemlichkeit gedacht haben muß. Sie enthält: Teppiche, Matragen, Deden, theils ſchon mit Baumwolle gefüllte, theils noch ungefüllte Kiffen, Stride, Bindfaden, Garn, Zwirn, Nähfeide, Betttücher, Servietten, Handtücher, vorräthige Kleider, Schaaffelle; fie enthält fer: ner: Wafferpfeifen und Tſchibukaht — lange türkifche Pfeis fen — Tabak, Gigarren, Stahl, Stein und Feuerſchwamm, Zündhölzchen und dergleichen; auch Reifezeug gehört zu ihr, 4* 3. B. Sättel, Schläuche, Trinkſchläuche, Kameelzügel, Baft- ftride, ein Zelt, Kiften und Kaften. Die Abtheilung E. be greift die Schuß: und Trußwaffen im weiteften Sinne in fih. Zuerſt bemerken Sie ein Paar prächtige, langhaarige, große, ſtarke und fehr biffige Hunde aus Arment in Oberegypten, fodann Waffen: Büchfen, Piftolen, Doppel: und lange einfache Gewehre, Säbel, Dolche, Jagd: und Wald: meffer, und dann die Munition dazu: 4 Etnr. Schießpulver, mehrere Gentner Schrote, Kugeln, Bleibarren, viele Taufend Zündhütchen und Gieplöffel, Kugelformen, fogar die Eleine Kanone müfjen wir zu ihr zählen. Die Abtheilung F. end - lich jchließt das noch Fehlende in fih: Zweitauſend Piafter oder 1334 Thlr. unferes Geldes in Fünfpara- oder Dreier- ftüden, 1000 Piafter in ganzen oder halben Piaſterſtücken, nad unferem Gelde etwa in 1- und 2 Grofchenftüden, 3 bis 4000 Piafter in Glasperlen, Spiegeln, Bilderbogen, Bern: fteinfchnuren, muhamedanifchen Roſenkränzen, Heiligenbildern, — wenn auch diefe unter den Negern, für welche fie beftimmt find, den heiligen Geruch und die beabfichtigte Wirkfamfeit verlieren — und andere glänzende und gligernde Dingerchen mehr. Ich finde es fehr natürlih, daß Sie im Stillen die Frage fich und mir vorlegen werben: „Aber um Gottes Wil- len, warum muß denn der Reifende in Afrika das Alles bei fid führen? Darauf Fann ich Shnen mit gutem Gewifjen ant- worten: ‚weil er es nicht, oder nur zu enorm hohen Preifen finden Fann, wenn er e3 braucht; und daß er es braucht, daran dürfen Sie nicht zweifeln. Würden Sie mich z. 8. fragen, was er mit den Werkzeugen und Materialien meh— rerer Handwerker anfangen wolle, fo würde ich Ihnen eben nur erwidern Fönnen: daß er gewiß und wahrhaftig oft genug in Lagen kommt, in welchen er behauen, fägen, hämmern, nageln, bohren, löthen muß, und es recht fehr gut wäre, wenn er ein ganzes Dutzend und mehr Handwerfe aus dem Grunde verftände. Fragten Sie mich ferner, zu was ein Reifender, welcher in feinem früheren Leben die edle Arznei— —— wiſſenſchaft ruhig und zuverläſſig in der ſichern Hand des Arztes ruhen ließ, mediciniſche Inſtrumente und Arzneien bei ſich führe, ſo würde ich Ihnen antworten: daß er ſich ſelbſt oder Anderen trotzdem im Nothfalle eine Ader öffnen, Schröpf— köpfe ſetzen, Arzneien abwiegen und miſchen, ja dieſe ſogar einnehmen müſſe. Und wenn dieſe ihm Schaden bringen ſollten?! Nun, es iſt immer noch anzunehmen, daß ſchwefelſaures Chinin gegen Wechſelfieber, Opium oder Hoffmannstropfen gegen Kolik, Reisſchleim und Brechwurz gegen Ruhr, ſchwe— felſaures Zink gegen Augenentzündung, ſelbſt von unkundiger Hand abgewogen, mindeſtens ebenſoviel nützen werden, als die zu heiligen Worten verbrauchte Tinte, mit welcher ein arabiſcher Khoranverſtändiger und Heilunverſtändiger uns, wenn wir krank werden ſollten, unter entſetzlichem Mißbrauch der Namen Allahs und feiner Heiligen, den Teller befchrei- ben würde‘, von dem wir unfere Suppe efjen follen — um zu gefunden, oder zu fterben — wie es eben Gott der Barm- berzige, oder fein Gefandter Mahomed — der Friede des Wlerbarmers über ihn! — befchloffen haben follte. Auf alle Fragen würde ich Shnen eben nur die eine Ant- wort geben können: der Neifende wird diefes oder jenes Werkzeug zu benugen, diefes oder jened Handwerk zu betrei- ben, diefe oder jene Miffenfchaft auszuüben wiffen, weil er es muß. Die Noth ift ein ganz vortrefflicher, fo recht eigent- lich praftifcher Lehrmeifter, welchem blos etwas mehr Theorie zu wünfchen wäre. Doch nun zum Aufbruche nad) dem Sudahn. Bor dem Reifenden liegt die Wüſte; er mag einen Weg nehmen, welchen er will. Sch will Sie der langweiligen Unterhandlungen mit dem Afchiah oder Vorfteher der Ka- meeltreiber überheben, Ihnen nicht zumuthen, ein halbes Dutzend Pfeifen Tabak mit dem Manne zu rauchen, ehe er die Perlen Ihrer Worte in der Mufchel feines Ohres an- reiht, bezüglich einfieht, daß er einen mit Geleitsbriefe Seiner ‚großen Herrlichkeit, dem Vizekönige, verfehenen Reifenden — 54 — nicht in eben derſelben Weiſe zu prellen wagen darf, als einen armen Kaufmann aus dem Sudahn; ſondern ich will Ihnen lieber die Kameele gleich geſattelt und gezäumt, mit Kiſten und Waſſerſchläuchen beladen, vorführen. Beſteigen Sie die Reitkameele mit mir, und zürnen Sie der guten Mutter Erde nicht, wenn Sie dieſelbe beim Beſteigen der Wüſtenſchiffe noch einige Male zu innigen Umarmungen an ihre Mutterbruſt zurückruft —: es geht Keinem anders, der ſich zum erſten Male auf dem himmelhohen Sattel feſtſetzen will. Zuletzt gelingt das auch, und munter, vergnügt und heiter reitet die ſtattliche Karawane in die Wüſte hinaus. Scharf traben die Reitthiere, ihr Gang iſt hart und des Rei— ters Knochen ſcheinen zu knacken, aber es giebt Fein Aufhal—⸗ ten. „Vorwärts“ iſt das Looſungswort, ob es die Rück— erinnerung an die genoſſenen Freuden und Herrlichkeiten der Nilreiſe auch oft gar gern in „Rückwärts“ verkehren möchte. Gluthvolle Tage mit brennendem, nicht zu ſtillendem Durſte, gräßlich ſchmeckendem Schlauchwafler zum Trank, ſchmaler Koft und wirklich ausgezeichneten Beſchwerden, welche im eigent- lihen Sinne des Wortes zerfchlagene Glieder unausbleiblich zur. Folge. haben, wechfeln mit himmlifch friedlichen Nächten voller Frifche, Zartheit, Leben, Liebe, Luft, voller Wonnen und Freuden, vol magifchen Sternenlichts und zauberifcher Ruhe und Stille; wie Schade, daß alle Mitglieder der Karawane von des Tages Laft und Hige fo gar fehr niedergefchmettert find und faum Zeit haben, ehe der Schlaf fich bleiern aufs Auge fenkt, in flüchtigen Augenbliden al’ das Schöne, Erhabene einer Wüſtennacht genugfam zu empfinden, gefchweige denn zu genießen, dennoch aber fühnt die erquidende Nacht taufend- fach Alles, was der böfe Tag verfchuldet. Die mwohlgewählte Jahreszeit, der Herbft nach unferen Begriffen, iſt der beſte Schuß gegen Samuhm und Ber- fhmachten; ungefährdet erreicht die Karawane die lebendigere Steppe, durchreiſt fie und langt wieder an der großen Puls- ader alles Lebens, dem heiligen Nile, an. Ich nenne diefen Strom nie anders, als heilig, er iftes, er iſt göttlich. Denn z wie die Gottheit Leben und Gedeihen fpendet, wie fie er: fchafft und erhält, fo auch diefer Strom. Ohne ihn wäre das ganze Nilthal diefelbe unwirthbare Einöde, ald die Wü— ſten es find, welche es auf feinen beiden Seiten umgeben. Ohne ihn wären Aegypten und Nubien namenlos, uns befannt, unbewohnt. Er hat Länder erfchaffen, Völker ge: boren, er ift ein Gott, ein Schöpfer! Und wie zeigt er fich hier im füdlichen Nubien! Eine neue Welt, fo meint der Neifende, habe ſich ihm eröffnet; eine neue Welt, fo glaubt er, nähme ihn auf. Alles Hei: mifche, Bekannte iſt verfehwunden; Alles, was er vor Augen ſieht, ift ihm neu und fremd. Die Tropen, deren Gluth ohne Frifche er bisher empfinden mußte, grüßen ihn jest mit ihrer Pracht, geben ihm einen Vorgefchmad von Dem, was feiner wartet. Seine ganze Seele öffnet fich, das Herz wird ihm weit in der Bruft, da es fo Vieles in fih aufnehmen fol; alle Befchwerden der Neife hat er vergeffen, ja fie find ihm zur föftlichen Erinnerung geworden, er athmet mit vol: den Zügen die neue Luft, er fendet beglüdt fein Auge dem tiefblauen Himmel zu, ohne daran zu denken, daß diefe Luft, dieſer Himmel ihm vielleicht das Verderben, Krankheit — ja ſelbſt den Tod bringen kann. Wer blickte wohl trübe in die Zukunft, wenn ſein ganzes Selbſt mit der Gegenwart be— ſchäftigt iſt?! Gewiß, die Tropen ſind tückiſchen, gleißneriſchen Giftſchlangen zu vergleichen; ihre Luft wird zum giftigen Hauche, ihr Licht ſelbſt bereitet das Verderben; aber wie der gleichſam bezauberte Vogel feine Blicke nicht von der ſchil— lernden Schlange abzuwenden im Stande ſein ſoll, deren hohler Giftzahn ſchon zum todtbringenden Biſſe für ihn ge: hoben iſt, fo kann auch der vom tückiſchen Fieber gepackte Fremdling in jenen in der ganzen Fülle, Pracht und Erhaben- heit der Natur fehwelgenden Neichen, felbft fterbend noch fein - geiftiged- Auge nicht von jener Pracht abwenden, wenn ihm auch die füße milde Heimath wie das Paradies erfchel: nen mag, welches wir uns fo herrlich ausmalen und doch fo ungern. betreten. \ - zu Se Beide Ufer des Nil dedt hier, wo ihn die aus der Steppe herausfommende Karawane wieder erreicht, ein hoher prächtiger Mimofenwald, obgleich er noch immer blos ein fchwaches Bild des eigentlichen Urwaldes ift. Alle Bäume leuchten golden in der Pracht ihrer rofenähnlichen Btüthen. Ein würziger Duft füllt den Aether; man glaubt in einen - jener lieblichen Gärten des Südens verfest zu fein, in denen im dunfeln Laub die Goldorange glüht. Ueber die Kronen der alten Mimofen legt die Schlingpflanze ihr reiches farben- prächtiges Blüthendach: fie erfcheint Ihnen wie dad Mähr: chen, deffen Bild fie if. Denn wie fie mit der floffgebenden Erde nur mittelbar verbunden, allen Boden zu verlieren und in der Luft zu fußen fcheint, aus dem Aether ihre Nahrung faugt und dennoch ihre Nanken von Baum zu Baum fchleu: dert, um auf deren Wipfel ihre Blüthen zu entfalten: fo fußt auch das Mährchen meift auf ſchwachem Grunde und fendet feine Poefie wie grüßend hinaus in die Welt, bis es ein Herz findet, welches diefe in fih aufnimmt. Eine einzige Schling- pflanze ift fähig, das Zauberneß über den nordifchen Fremd: ling zu werfen, in- welchem er fich verftrict fühlt. Allein e8 giebt noch Mehr zu fehauen. Auf dem Wipfel der Mimofe, welche das ſpitze Kegeldach der Strohhütte des Eingeborenen befchattet, und dem Moofe auf ihm durch den gewährten Schatten das. Leben erhält, haben fich Eleine ſchwarze Störche angefiedelt, gleich ein Dußend Pärchen vereint und grüßen heimathlich mit traulichem Schnabel: geklapper; von anderen Bäumen herab nicden poffirlich phan— taftifche Nashornvögel und rufen und fchreien; durch das Gebüfch jagen prächtige Täubchen, wie Papageien ge ftaltet und faft ebenfo fchön gezeichnet; an den Wegen läuft ein kohlſchwarzer Nabe mit blendend weißem Halsbande umher; auf Felfen im Strome fonnt der Schlangenhals: vogel fein Gefieder und breitet die Schwingen mit den filbergefäumten Federn; Pelifane fiihen im Strome und Shot, ber heilige Bote der uralten Götter Iſis und Oſi— vis, welcher vor dem Unglauben unferer Zeit bis hierher — 2 zog, wadet mit dem vofenvothflügeligen Nimmerfatt am Ufer herum, während auf den ſchwankenden, biegfamen tiber dem MWafferfpiegel hängenden Zweigen der Mimofen, welche fein fünftliches Haus tragen, der goldige Webervogel fein einfaches Liedchen fingt. Gravitätifch ftolzirt ein Ma: rabu, der Erzeuger jener Foftbaren Schmudfedern, am Ufer auf und nieder; pfeilgefehwind hufcht ein Eich hörnchen in feinen unterirdifchen Bau, ohne fih viel um den lang— gefhwänzten Nachtfehatten zu fümmern, welcher mit ihm unter demfelben Bufch feinen Aufenthalt nahm. Man darf gar nicht genauer auf diefe bunte Welt fchauen, weil man fonft wirklich fein Ende finden würde, zu bewundern; noch weniger darf man jegt fehon auf die vielen Stimmen und Töne achten, welche man hört. Der breite Weg zieht fich ziemlich gerade bu dh Uferwald dahin, bald dem Strome fi) nähernd, bald wieder ſich von ihm entfernend. Eingeborene des Landes begegnen dem Neifenden, ihr Erfcheinen tft ebenfo fremdartig, als alles Uebrige. Im malerifchen Faltenwürfen umfchließt ein langes graues Tuch mit blauen oder rothen Enöftreifen die ſtämmi— gen Körper der dunkelbraunen Männer, welche niemals die lange zweifchneidige Lanze aus der Hand legen, die von den freien Negern des blauen oder weißen Fluffes gefchmiedet, ihnen durch Zaufchhandel ward. “Diefe Lanze ift unzertrenn- lid) von dem Bilde des Mannes im Sudahn und verleiht ber Geftalt eine eigene Würde. Außer ihr fieht man leichte Lederfandalen an feinen Füßen und um den Hals die Riemen einer felbftgefertigten Brieftafhe, am linken Ellenbogen ein eigenthümliches Meffer, am andern Arme ein Amulet: eine Zederrolle, welche ein Papier einfchließt, auf welches ein Khorankundiger einige Worte aus dem Munde des Gott: gefandten Mahomed — der Friede des‘ Allbarmherzigen fei über ihm! — gefchrieben. Der Mann des Sudahn erinnert Sie an eines der Bilder, welches fich die Findliche Phantafie des jugendlichen Bibelleferd von einem der Patriarchen des alten Zeftamentes erſchuf. — Hier und da fieht man ein Dorf: Hunderte von runden Strohhlitten mit Eegelförmigem Dach, auf deffen Spise Straußeier glänzen. Wie träumend zieht der Neifende dahin. Einige Tage lang ſetzt er die Keife fort. — Endlich erreicht er wieder den Nil — aber nein, er fteht an einem Fluffe mit trüben graulichem Waffer, welchem von Oſten her ein anderer, faft ebenfo gewaltiger, feine helleren Fluthen zumwälzt. Und an diefem, ungefähr eine BViertelftunde von der durch beide Ufer gebildeten Landfpige entfernt, breitet fich eine mittelgroße Stadt, aus‘ welcher hier und da eine Palme ihr Fönigliches Haupt Uber die Maffe der niederen grauen Häufer erhebt. Die Stadt ift Char: tum, die Hauptftadt Oft: Sudahns; der Strom, an welchem fie liegt, der blaue Fluß, und der, an deffen linfem Ufer der Reifende fteht, der weiße — und eben erhebt ein riefiges Krokodil fein gepanzertes Haupt aus feinen Sluthen, als wolle es dem Fremdlinge ein Willfommen zurufen: er ift im Sudahn. Wollen Sie mit mir einen Gang durch diefe Stadt machen, nachdem der läffige Fahrmann das Gepäd und die Mitglieder der Karawane and andere Ufer gebracht haben wird? Sch kann Ihnen verfichern, daß diefe erfte Stadt des innern Afrifa, bis zu welcher der Pulsfchlag der Civilifation feine legten Wellen trieb, die Nefidenz eines Vicekönigs im wahren Sinne, der Wohnfik einiger Europäer und jest fogar der Knotenpunkt einer Miffion, welche die noch glüdlichen, weil freien, unbezwungenen Neger zu unglüdlichen Chriften, welche niemals den Geiſt des Chriftenthums erfaffen, zwin— gen foll, die Empore des Handels jener Länder, Ihnen man- ches Intereſſante bieten wird. Kothige oder flaubige Stra: gen, in denen fich unleidlicher Geftank und unerträgliche Gluth ftreiten, nehmen Sie aufz fie find eigentlich weiter Nichts, als Mauern aus Nilfchlamm, in welche größere oder Eleinere Löcher eingebrochen find, die Fleineren vergittert und Fühnlich Fenſter genannt, die größeren mit Bretterthüren verfehen, und Thore vorftellend. In dem kaum minder fchmusigen Hofraum ftehen Gebäude, welche hier Häufer genannt werden und zu Wohnungen für Menfchen dienen. Auch fie find aus Lehm⸗ oder Nilſchlammſtücken aufgebaut und anflatt eines KRalküberzuges mit einem Gemifh aus Schlamm, Stroh und Nindermift überzogen, ohne Thüren oder Fenfterladen, weil dem Winde und Staube doch der freie Einzug nicht, verwehrt werden darf; fie find ftalähnliche Räume mit fißartigen Mauern aus Schlamm — den Bänfen, oder in einem diefer Räume einen größeren Schlammhaufen, dem Heerde. Aber man muß fchon glüdlich fein, wenn man nad) tagelangem Umberirren ein folches „Haus“ zur Miethe befommen will. Es wird ohne alles und jedes Hausgeräth übergeben und num erſt erlangen die mitgebrachten Vorräthe des Reiſenden ihren wahren, das heißt zehn, hundertfachen Werth. Er beginnt feine Wohnung ſich einzurichten, denn Chartum muß fein Standpunkt bleiben; wollte er fich einen andern erwählen, dann müßte er fich auch das Haus felbft vorher erbauen. Hier hat er es fchon bedeutend beffer, er braucht feine Woh— nung, bevor er fie bezieht, blos zu fäubern, — und ift dann “eingerichtet, vortrefflich eingerichtet, weil nur der Vicekönig und wenig andere anſäſſige Reiche beffer wohnen. ine forg: fältige Säuberung der Behaufung ift jedoch unumgänglich nothwendig. Jedes Haus nämlich, welches nur kurze Zeit unbewohnt ftand, ift von einer Sippfehaft in Beſitz genom: men worden, mit welcher fich zu vertragen ein Chriften: und anderer Menfch noch nicht gelernt hat. Vipern und Scor: pionen heißen die Hausbewohner, die ſich als Genoffen des Menfchen aufdrängen, der Fledermäuſe und Nachteidech: fen, welche man ohne Anftand duldet, gar nicht zu gedenken, Das diefe giftzahnige und giftftachelige Geſellſchaft nicht zu der angenehmften gehört, darf ich Ihnen aus Erfahrung ver: fichern; ich darf Ihnen auch eingeſtehen, daß ich, wenn auch an eigene Reiſegeſellſchaft gewöhnt, denn doch ganz ordentlich erfehroden bin, als ich auf eine Viper trat, welche, wie es fhien, zu ihrem Bedauern eben mit Verfchlingen einer mei: ner Hausfchwalben befchäftigt war und mir das ihr zugefligte —— Leid nicht mit einem tüchtigen Biſſe vergelten konnte; ich brauche mich ebenſowenig zu ſchämen, wenn ich Ihnen erzähle, daß ich mich gefürchtet habe, im ſolch ungeſchliffener Genoffen- “ Schaft ferner zu leben, nachdem mir mein ſchwarzer Bedienter treuherzig erzählte, beim Wegräumen meines Lagers einen Hund und Hundefohn gefunden und getödtet zu haben, welche unter meiner Matrage die Wärme gefucht haben mochten, und mir unter dem genannten Zitel eine der giftigften Schlan: gen triumphirend überreichte. Der Scorpionen und Ta— ranteln, welche ich während meines Aufenthaltes gefunden und getödtet habe, will ich gar nicht Erwähnung thun; ich Fönnte aber auch) von ihnen ganz hübſche Gefchichten erzählen, wäre ich nur im Stande, etwas mir alltäglich Gewordenes in pifanter Weiſe darzuftellen. Nach diefer Säuberung fährt der Reifende in feiner Ein- richtung fort und genießt num auch die Früchte feiner Arbeit. Der Hausherr erfcheint in der Thür. „Das Heil mit Euch,” grüßt er beim Eintreten. „Mit Dir das Heil und die Gnade Gottes und fein Segen.’ Kaffee. Pfeifen, „Befindet Du Dich wohl?” „Dem Geber aller Gaben fei Dank!’ „Nicht wahr, das Haus gefällt Dir jest? „Sa wohl.” „Es tft das befte in der ganzen Stadt, geräumig, luftig, hell, gut gelegen, geſund.“ „Sa, aber wir haben wohl ein Dugend Scorpionen gefangen und die Horniſſen kommen noch immer zu Hunder- ten hereingeflogen, um nach ihrem Nefte zu fpähen, und Nachts quälen uns die Musquitos entjeglich; auch pfeift der Wind überall zu. Thüren und Fenftern herein.” „Aber bei Gott dem Allmächtigen, Herr, was willft Du denn mehr? Luftzug muß ja fein wegen der Hiße, und wegen der Horniffen und Mus: quitod werde ich Dir ein Amulet fehreiben laſſen, dann blei- ben fie weg. Und die Scorpionen, diefe Kinder des Teufels » — bewahre uns der Herr vor ihm! — fängft Du fehon nad) und nah, wenn Du Abends die Laterne auf den Boden ftellft, fie laufen nach dem Lichte, weil fie dem höllifchen Feuer entſtammt find. Sch verfichere Dir, das Haus ift. vorzüglih! Mafchallah! Der Herr ift groß! Wenn Du es — — nicht geweſen wäreſt, welcher es gewollt hätte, ich hätte es gar nicht vermiethet!“ Neue Gäſte verſichern daſſelbe ſo be— ſtimmt, mit ſo viel Ueberzeugung, daß der Fremde zuletzt ihren Worten unbedingten Glauben ſchenken und ſich, von ſolchem Glauben geſtärkt, ſchließlich in einem Hauſe Chartums wohl und heimiſch befinden muß. Dennoch treibt es ihn bald hinaus, um das merkwürdige Land zu durchſtreifen; denn die Hauptſtadt ſelbſt kann und wird er noch hinlänglich kennen lernen, wenn ihn die Regen— zeit gewaltſam an fie feſſeln wird Ein Mann, welcher der Wiffenfchaft zu Liebe das innere Afrifa bereift, darf fih auch an feinem Drte allzulange feftfeßen; fein Aufenthalt im In— nern muß ein fortwährendes Reifen fein. Und dabei muß er die Jahreszeit wohlweislich zu benußen wiffen. Jetzt ift die Negenzeit eben vorüber, aber ihr Einfluß noch nicht durch die ihr todtfeindlichen Gewalten der Zeit der Dürre aufgehoben. Der October und November find es, in welchen der Himmelsthau, der Regen, Früchte bringt. Der October ift eine Eöftliche Zeit zu einem Befuche der Nomaden der Steppe. Weder die Gluth der Zeit der Dürre, noch die Regengüffe des Charief, wie der Sudahnefe feine Negenzeit nennt, werden der Reife hinderlich fein. Vorher muß ich Sie jedoch einen Blick auf die Steppe oder Chala der Sudahneſen thun laſſen. Sie iſt das Bindeglied zwiſchen der Wüſte und dem Urwald; zwiſchen beiden ſteht ſie mitten inne. Hier und da erinnert ſie noch recht ſehr an die erſtere, an einzelnen Stel— len wiederum an den letzteren. Sie beginnt wenige hundert Schritte von der Hauptftadt auf dem zwifchen beiden Strömen liegenden Lande, der Infel, wie es der Eingeborene nennt, oder unmittelbar hinter den Wäldern des Linken Ufers des weißen oder denen des rechten Ufers des blauen Fluffes. Gemeiniglich ift fie eben, höchft felten erheben fich in ihr wilde und fchroffe Gebirge der erften Periode, wohl aber reihen fich wellenför- mige Hügel an einander, oder verfchlingen fich zu wunder: baren Negen, zwifchen fich Fegelförmige Gruben oder Keffel — 62 — einſchließend. In den tieferen Niederungen bilden ſich durch das Zuſammenſtrömen des Regenwaſſers Teiche, in anderen Eleineren füllt diefes wenigftens die tiefen Brunnenfchachte an, aus welchen der Nomade feinen Heerden das nöthige Trink— waſſer fchöpft. Die Steppe ift lebendig. Ueberall dedt ein hoher Graswald den fandigen Boden; dazwifchen erheben’ fich einzelne Bäume, welche, hier und da zufammentretend, dünn beftandene Wälder bilden. Diefes „Gras“, wie ich, in der Pflanzenkunde unbewandert, es nennen muß, ift prachtvoll, mehr als mannshoch und fo Enotenarm, daß der freie Neger aus ihm allerliebfte Strohmatten zu flechten weiß, welche wegen ber Glätte, Geradheit und Gleichmäßigkeit der einzelnen Halme anderen, weit Fünftlicheren Slechtereien nicht nachftehen. Leider drängen fich zwifchen diefen hohen Halmen andere Pflanzen bervor, welche es ordentlich darauf abgefehen zu haben fcheis nen, fo ein armes Menfchenfind auf das Entfeklichfte zu quälen. Ihre Samenfapfeln oder Aehren hängen fich Eletten- artig an alle Kleider und verfuchen auf die zubringlichfte Meife ihre ungemein feinen und ſpitzen Stacheln dur die Kleider hindurch in die Haut zu ftechen. Sie machen jeden Schritt zur Dual. Und diefer wogende Wald hat auh noch in anderer Hinficht einen ächt afrikanischen Charakter; hinter feinem glatten Ausfehen birgt er die Tüde. Der Säger, welcher durch ein ftarfes Rudel unfchuldiger An: tilopen, deren eigentliche Heimath die Steppe ift, ver: fucht wurde, in den Graswald einzubringen, mag immerhin alle Vorficht bewahren. Denn unter den unfchuldigen Ans tilopen, Trappen, Läufern, Nachtfchatten, den über: aus merkwürdigen Ameifenbären, Schuppenthieren und Stadhelfcehweinen, deren Baue man hin und wieder antrifft, unter Giraffen und wilden Efeln, einem ganzen Heere von prächtig fchillernden, allerliebften Eidechſen und anderen Thieren, zu deren Aufzählung ic) Ihre Geduld all- zufeht beanfpruchen müßte, wohnen darin gewaltige ober tüdifche Feinde. Hier hat zu Zeiten der königliche Löwe fein Heerlager aufgefchlagen und jagt, von keinem Sterblichen an gefochten, durch fein großes weites Weich; bier wohnen der Panther, Gepard und Luchs, die Hyäne, der gemalte Hund, Schafale, Wölfe, Füchfe, Kaben, Ichneumone und anderes ehrliches Raubzeug; aber auch Hunderte von Giftfchlangen, mit ihrer furchtbaren Königin, der Brillenfchlange, find un: umfchränfte Herren des Gebietes. Diefes giftige Gewürm ift es, welches die reiche Jagd fo oft verbittert, welches den aden mit zu dem Entfchluffe zwingt, die reiche Steppe vor der Regenzeit anzuzünden. Denn die von der Natur bes flimmten Feinde des tüdifchen Gezüchts find nicht zahlveich, nicht mächtig genug, einer gefährlichen Vermehrung deffelben zu fteuern. Zwar find fie emfig befchäftigt, daffelbe auszu— rotten, und wohlverfehen mit fcharfen Waffen, aber die er: zeugende Kraft der Steppe ift gewaltiger, ald die vernichtende. Aber gerade diefe Schlangenvertilger find jedem Menſchen, welcher fie fieht, von jo hohem Intereſſe, daß ich mir nicht verfagen Fann, Shre Blicke auf einen derfelben zu richten, deffen Geftalt und ganzes Weſen und Sein ich ein phantaftifches Gedicht nennen möchte. Ich erlaube mir hier die Furze Schil: derung eines Vogels einzufchalten, wie ich fie für andere Zwecke entworfen habe. „Wenn das Leben der Morgenfrifche des Urwaldes fchon Wenigen vernehmbar geworden, wenn die Schreier und Säns ger auf Raub und Nahrung ausgezogen und die Sonne höher berauffteigt im Often, Fräftiger fich durch das Laubwerf des hehren Domes bricht, in dem Du wandelft, Schüg im Ur: wald, dann wirft Du wohl auch hoch in den Lüften einen Föniglichen Vogel gewahren, bald toll dahin jagend, wie ein deö Baumes lediges junges Roß, bald ſtill fich wiegend im blauen Aetherduft, ohne Flügelichlag, ohne ſichtbare Bewegung, bald in der Höhe ſich verlierend, bald näher zu Dir herab: ſteigend. Dir wendet er die glänzendſchwarze Bruſt, die ſilberweißen Schwingen zu; jetzt dreht er ſich, Du gewahrſt brennende, glühende Farben, welche feinen phantaſtiſchen Kör⸗ per ſchmücken; — Eennft Du den ftolzen Gefellen? Lege das leichte Iagdrohr bei Seite, nimm die kurze Büchfe, aber ziele - — gewandt und ficher! Des Waldes Echo halt den Donner _ Deines Geſchützes wieder — der Vogel ift verfchwunden, aber Du haft ihm nicht erlangt. "Sieh, dort. in weiter Ferne, zu der fih Dein Blick durch jene Lichtung ftiehlt, fchwebt, tau— melt, tanzt er, lacht er Deiner — Schütz, Du mußt beffer treffen! Oder glaubft Du getroffen zu haben und nur ein Gebilde Deiner Phantafie habe Dich genedt? Ich glaube es auch! Doch nein, der Vogel lebt, eriftirt wirklich, ift ver wundbar, fterblic wie Du. Geh hinaus in die weite, vom Urwalde und der Wüſte begrenzte Steppe,‘ befchaue die ein- zen ftehenden mächtigen Bäume, die noch nicht der Termite gefräßiger Schwarm zum Opfer auserforen, dort, fteht fein Haus, dort wirft Du ihn wieder finden. Dort glaubft Du zu hören, wie er Dir zuruft: \ „Ich feige zur Sonne Mit keckem Muth, y, Und fauge voll Wonne Die himmlifche Gluth, Und wiege mich droben Im goldenen Schein; Es winken nad) oben Die Flächen ſo Elein. Da ſchaͤu ich hernieder Zum Erdenfchoos, Und fihaue wieder Und fühle mich groß. Ah, währte doch immer Das folge Glück! Ach, müßt’ ich doch nimmer Zur Erde zurüd! a, müßte er doch nimmer zum Lande zurüd. Könnteft Du ihn ftundenlang, tagelang, wenn auch nur mit den Blicken verfolgen!'Doch nein! Du würdeft bedauern, ihm nicht folgen zu Eönnen; Du würdeft wünfcen, daß Dir die geiftigen Schwingen, die Dir ſchon längſt geworden, zu wirklichen würden, Dich ihm nach in die Lüfte zu tragen. Aber zur Erde muß er nieder, dort nur kann er ſein Werk verrichten. Verfolge ihn nicht mit Mordgedanken, wenn —— er Dir ſich wieder naht; zu Deinem, zu Deiner Mitgeſchöpfe Wohl fenkt er fich zur Erde nieder. Dem Dir gefährlichen, unheimlichen Gewürm, den Schlangen, die mit Dir Deine Behaufung zu theilen, fich erfrechen, die fich Dir unter Dein Lager drängen, wenn Du es aufjchlägft in ihrem Gebiete, die Dir den Fuß mit giftigem Zahne verlegen, wenn er ohne Abficht fie ‚berührte, gilt fein Kampf und er bleibt immer. Sieger. Der Bogel, den ich meine, und der in meiner Erinne- rung noch fo mächtig Lebt, ift der Gaufler, wie ie) ihn mit Le Vaillant und Wiegmann nenne: Helotarsus ecaudatus, Smilh. Er iſt in der That eine phantaſiereiche Erſcheinung Es iſt, als habe der Schöpfer einen Prachtvogel bilden wol— len, und ſich in der Ordnung vergriffen. Als Adler ſteht der Gaukler einzig in ſeiner Art daz er übertrifft durch ſeine Geſtalt die kühnſten Gebilde der Phantaſie, durch ſeinen Flug Alles, was Fliegen heißt. Die Pracht ſeiner Farben, die merkwürdige Befiederung wird durch das glühende Kolorit feiner nackten, beſchuppten oder behäuteten Stellen gehoben ; fein Betragen ift ebenfo ‚auffallend, als feine Färbung; feine Erfcheinung gleicht feiner merkwürdigen. Geftalt. Ich habe oben ungefähr die Gefühle wiedergegeben, welche mich be- wegten, als ich den Prachtvogel zum. erften Male. erblickte; nicht der Naturforfcher allein aber. ift es, welchem der Gauf- ler. ‚vor allen andern Vögeln: beſonders auffällt, ‚auch, der Nomade ‚der Steppe, der Bewohner des Walddorfs empfindet dafjelbe. Und weil der rege Dichtergeift des ungebildeten Volks feiner. Heimath alles das, was für ihn ungewöhnlich oder unbegreiflich, in das Gewand der Sage hüllt, und in dieſem ſo der Nachwelt vorführt, lebt auch, der Gaufler in Wort und Lied unter ‚den Araberhorden. des Oft: Sudahn,, deren Gruß Poefie, deren - Wort dichteriſch, deren Abſchiedsgruß nicht ſelten rhythmiſch iſt, Die Lieblingskinder der Phantaſie des Arabers ſind die Sagen und Mährchen; ſie ziehen ſich XIV. 5 ” — 1— — durch das ganze Leben der Leute hindurch, ſind nicht der Kinder Schlaflied, ſondern der Männer Unterhaltungsſtoff am nächtlichen Feuer, verbreiten ſich traditionell von Geſchlecht zu Gefchleht und gewinnen dadurch für uns noch befonders an Werth, daß ihnen gewöhnlich etwas Pofitives zu Grunde liegt. „Die Gnade des Allbarmherzigen”, jo fagt das Mährchen, „ſtattete alle Thiere der -Erde mit befonderen Gaben aus, die fie fo lange behalten werden, als fie fich diefer Gnade würdig zeigen. Wehe dem, der Allah's, des Gerechten und Heiligen, Strafgericht auf fich ladet; ihm wird es gefchehen, wie jenen Menfchen, die jet des Teufels — vor dem uns der Herr fchüken möge — und des Adamfohnes Antlik in wunderlicher Bereinigung zur Schau tragen, und Affen hei- fen, wie dem Strauß, der ob feines Hochmuthes die Schwin- gen verlor; aber wohl denen, die „feiner Gnade fich freuen.” In der weiten Steppe gewahrft Du einen Falken, den Allah, der Höchfte und Erhabenfte, mit hoher Weisheit audgeftattet, den „Sufher el Hakihm“ (Arztadler). Er ift ein Arzt unter den Vögeln des Himmels, kundig den Krankheiten, die die Gefchöpfe des Herrn treffen, aber auch Fundig der Kräu- ter und Wurzeln, fie zu heilen. Aus weit entlegenen Län— dern fiehft Du Wurzeln mit feinen Zehen herbeitragen. Du wirft Dich vergeblih bemühen, willft Du ergründen, wohin er gerufen worden, um Kranke zu heilen. Ihre Wir ung ift unfehlbarz ihr Genuß giebt Leben, ihr Verachten Tod; fie gleichen dem „Hedjahb“ (Amulet), den des Gottgefandten Hand geſchrieben — der Friede des Allbarmherzigen ſei über ihn — einem Gebete Mahommeds, des Propheten, den wir in Demuth preifen. Dem ‚Armen vor der Gnade des Herrn,” dem Adamfohne ift es nicht verboten, ſich ihrer zu bedienen, Sei achtfam, wo der Arztadler fein Haus gründet, hüte Dich feine Eier zu verlegen, warte bis die Federn feiner Kinder kein Blut mehr fließen laffen, dann gehe in des Adlers Haus und ſchädige eines feiner Kinder an feinem Leibe. Alsbald wirft Du gewahren, daß der Vater gen Morgen fliegt, wo— u hin Du Dich wendeſt im Gebet, warte bis er zurüdfommt, harre geduldig. Er wird erfcheinen mit einer Wurzel in fei- nen Händen, erfchrede ihn, damit er Dir die Wurzel, überlaffe, ergreife, fie. ungefcheut, denn fie kommt vom Herrn, in deffen Hand das Leben ruht, und ift frei von Zauberei; dann gehe hin und ‚heile Deine Kranken: fie werden alle genefen, fo es ihnen alſo vom Allbarmherzigen beftimmt ift.“ In der That, der Vogel verdient es, poetiſch be ſchrieben zu werden, wie es die Araber gethan. Ich will hier noch Einiges über ſein Betragen mittheilen. Man kann ſich keinen ſchöneren Flug denken, als den des Gauklers; fein Flug iſt es, nach welchem man ihm dieſen Namen bei gelegt hat. Wenn das Kameel das „Schiff der, Wüſte“ ge nannt werben Fann, darf man den Vogel wohl mit größerem Rechte ein Schiff der Lüfte nennen; jenes ift nur mit einem ſchwerfälligen Laftfchlitten zu vergleichen, dieſer mit einem idealen Schnellfegler. Sein Flug ift fo, auffallend, dag man ihn in jeder Entfernung Fennt, ihn, wenn man den Vogel einmal gejehen, nimmer wieder verwechfeln kann. Das ift Fein Fliegen, das ift ein Tanzen, Schwimmen, Gau: feln, . Gapriolenmachen, Sichüberflürzen, Spielen, Poſſen— treiben in der Luft; jetzt durchfurcht der Gaukler gelaffen ohne Flügelſchlag die Bläue, jetzt poltert, flürzt er ſich kopfüber tief herab, dreht, wendet fich, daß er beinahe den Rüden nad - Unten kehrt, jest wirbelt er mit fröhlichen oh hir hi⸗hi“ wieder in die Höhe. Berfchwebend, Berfchwirrend Im Aetherduft — jetzt fliegt er mit regelmäßigen, fehr fchnellen Flügelfchlägen, ießt hebt er die Schwingenfpigen wie der Gleitaar hoch über feinen Körper umd jagt faufend erdab — jeden Augenblick wechſelt der Phantaſt, der Narr mit feinen Künften, Gr - tummelt ih nah feines Herzens Luft, ohne Regel, » ‚ohne Noth, ohne Sinn, aber mit Anmuth in jeder Bewe ung in der Luft herum; er fliegt, als ſei es nur des Br wegen, ae WERE nicht al3 müffe er auf Nahrung ausgehen. Es fcheint, als dächten alle Feinde der Naubvögel fo als ich; nie habe ich gefehen, daß die fchreiende Rotte der Krähen ihn verfolgt hätte, nie, daß ihn ein anderes Thier genedt. Gewiß, fie alle haben ihre Freude an dem Rufttänzer, dem närrifchen Kerl, der fie nur vergnügen, ihnen nie fehaden fann. Wohl ſchwimmt ein Adler majeftätifch durch die Luft, wohl freut fi) der Vögel Freund an dem Adel des Föniglichen Thieres, dem Gaufler gegenüber erfcheint der Edeladler unendlich plump; der Gaufler entreißt durch feine Tollheiten „dem Fürften der fliegenden Schaaren‘ die Aufmerkfamkeit feiner Berwunderer. Eigentlich befchreiben läßt fich der Flug des Vogels nicht; wer ihn gefehen hat, vergißt ihn nie wie: der, das ift die befte Befchreibung. Doch will ich noch be merken, daß der Vogel troß feiner Spielereien nie feine Sicherung vergißtz er bleibt ftet3 in ne Entfernung von den Menſchen. Seine Heimath find die Steppen des 16° nördlicher Breite: Belled Tahka, Sennahr, Kordofahn, Abefjinien (wo er höchſt bezeichnend ‚‚Hevei-Semmei — „Himmels: affe“ genannt wird), Dahr:el:Fuhr (Darfur) ꝛc. Hier baut er auf hohe Bäume einen flachen Horft, welcher nach "Aus: fage der Eingeborenen 2--4 große Eier enthalten fol. Er - frißt in der Freiheit nur Reptilien, vorzugsweife Schlangen, und wird dadurch zu einem wahren Wohlthäter der Menfch- heit. Seine flarfen, mit feften, großen und dien Schuppen befesten Füße, mit vortrefflichen, äußerſt fcharfen Krallen, find gegen den Giftzahn der Vipern (im weiteflen Sinne) binlänglich gefchügt und diefen gegenüber furchtbare Waffen; der dichte Federmantel — Dichter als bei allen übrigen Schlangenfreffern! — ſchirmt Bruft und Baudh. Die Fe: dern diefer Theile find fehr lang, hatt, höchſt elaftifch; ihre. Farbe iſt tiefſchwarz, ohne irgend einen anderen Farbenſchim⸗ mer; im Leben liegt, wie bei dem Königskeanich, ein grau⸗ licher Duft auf dem Gefieder. Sch glaube, Ihnen, fo flüchtig ich auch geweſen bin, genug gefagt zu haben, um zu beweifen, in welch interefjan- ter Gefelfchaft fich der Reifende bewegt, nachdem er die Steppe betreten hat. Und das, was den menfchlichen Be wohnen derfelben und fein reiben angeht, ift wohl kaum minder merfwürdig. Die Steppe enthält Dörfer und Städte, fefte Niederlaffungen und bewegliche Lager mit vielen Zau- fenden von Einwohnern und ungezählten Kameel:, Rinder>, Schaaf: und Ziegenheerden. Sie ift das Reich des Noma— den, wie die Wüſte das des Beduinen ift. Im Dorfe, wie im Lager wartet deffen, der es betritt, gar Seltfames. Sch will mir erlauben, Sie zuerft in ein Dorf zu ges leiten. Kaum überragen die Kegelfpigen der Strohs dächer feiner Häufer den Graswald. Man hat die ge ‚meinfchaftlichen Getraidefelder der Gemeinde gewöhnlich be— ‘ reits hinter fih, wenn man die Zuderhutipigen der Häufer am Horizonte wahrnimmt. Dieſe Felder nämlih find gewöhnlich gegen 4 Meile von dem Dorfe entfernt, damit dad Vieh eine Weide habe, welche bequem beauffichtigt werden Fann, während die Felder eben Feine Beauffichtigung bedürfen. Mit Beginn der Regenzeit zündet man den Gras⸗ wald an, welcher dort wuchert, ftößt in gewiffen Entfernun: gen Löcher in die Erde, ftreut einige Körner hinein, tritt die Löcher mit dem Fuße zu und läßt es num unter der Dbhut Allahs wachfen und gedeihen und reif werden, ohne fich in- zwifchen viel darum zu fümmern. Zur Erntezeit zieht Alt und Sung hinaus, bricht die Kolben der Durrah oder des Moorhirſes, drifcht fie auf im Felde felbft angelegten Ten: nen aus, reinigt die Körner und birgt fie in Erdſtellen, Silos. Das gefchieht Alles gemeinschaftlich; daher ift auch die. Ernte Gemeingut Aller. Aber mit den Heerden ift es anders. Sie find der Reichthum des Einzelnen: Fein Wun- der, daß er auf fie feine ganze Sorgfalt verwendet, fie gern. unter feiner Aufficht haben will und deshalb den Graswald der Steppe, melcher die Weide gibt, bis an feine Hütte heran mwuchern und wachfen läßt. _ — Beim Näherreiten zeichnen fich die Hütten fchärfer ab. Sie bemerken, daß viele durch eine Strohmauer mit einander verbunden find, das zeigt den MWohnfik einer wohlhabenden Familie an. In der Nähe des Brunnens ſteht der größte . Strohhlittenverband: die Behaufung des Schech oder Dorf: oberhanptes. Dicht daneben erftreckt fich eine große, runde, überaus dichte, zehn bis zwölf Fuß hohe Dornmaner: die Serteba, oder der gemeinfame Viehſtall. Auf das größere Gebäude lenken Sie den Lauf Ihres Kameeles. Die. Steppenbewohner vieler Gegenden Oſt-Sudahns find ein gemüthliches VBölkchen — nämlich bis zu einem ge wiffen Grade — fehr eigen in manchen Anfichten, fo dag wir dieſe vielleicht zuweilen unanftändig zu nennen verfucht werden dürften, etwas foctaliftifch, ja felbft communiftifch ges finnt, gaftfrei und luſtig; das zartere Gefchlecht pflegt im höchften Grade neugierig zu fein, wodurch es fich alfo von dem fchönen Gefchlecht unferes Landes wefentlich unterſchei— det. Uebrigens tft eine folche Neugier in einem von der gan- zen Welt abgefchloffenen Dorfe wohl zu entfchuldigen; ja fie hat fogar zuweilen ihr fehr Gutes. So find z. B. die Ka meele Ihrer Karawane längſt von wunderfchönen fhwarzen Augen bemerkt worden, und da diefe Augen fehr feharf find, weiß man bereitd im Dorfe, daß fich Fremde nahen.ı Fremde find aber bekanntlich überall und immer ein Gegenftand der vegften Theilnahme und bei den gaftfreien- Sudahnefen eine höchft willfommene Erfeheinung. Beim Näherreiten aus dem Dorfe entdeden Sie, daß Ihnen eine ganze Schaar von Frauen und Mädchen, großen und kleinen, alten und jungen, entgegen kommt. Den glänzend Faffeebraunen Körper um: giebt die Ferdah, ein langes Faltentuch, durchfichtiger, mehr gaceartig gewebt, als das, in welches die Männer fich Elei- den; die noch umverheiratheten Mädchen, alfo die Kinder unter 13 Sahren, tragen den Rahhad, welcher bei den Sudahnefen ein äußerſt zierliches. Lederſchürzchen ift, und den herrlich gebauten, niemald durch irgend ein Gebrechen verunftalteten Körper des unfchuldigen Kindes überaus gut ru Eleidet. Erſt bei den Negern wird der Rahhad zu jenen ge: fchmadlofen Gürteln, von denen ich Ihnen hier zwei verfchie: dene vorzeige, Die Fleinen Füße find mit Sandalen befchuht. Auch fie tragen Amulette. Singend und taftmäßig in die Hände fchlagend, kommt Ihnen der Zug entgegen; wenn Sie des Arabifchen genug: fam kundig find, verftehen Sie audy die Worte des Gefanges, in welchen fich wie gewöhnlich ein immer wieberfehrendes Wort einflicht. Gottes Frieden über Dich, Mahomed, Ueber Dich, den Gottgefandten und Prophet, o M.! Sei gegrüßet, Fremder, auf dem trabenden Kameele! ‘Heil Dir, drei Mal Heil, wo Dein Fuß geht-und fteht! o.M. Wolle Deiner Diener enge Wohnung Du betreten, Lenke ein‘ Dein Reitthier, denn der Gluthwind weht! o M. Frifches Waffer bieten wir Dir, würzige Neriefen. Laß Dein Thier bei und entfatteln, eh's zu fpät, o M. Zügle, Herr, Dein Auge, das zur Ferne raftlos fchweifet, Nimmer wird von ihm ein ander Dorf erfpäht! o M. Alle, welche vor Dir Famen, haben auch geraftet, Unfre Bitte ward von Keinem noch verfchmäht! o M. Sieh, ſchon neigt die Sonne fich zu abendlihem Scheiden, Sprich bei uns den Marheb und Dein Nachtgebet! o. M. Pforten, die fich gaftlich öffnen, fol der Wandrer ehren, Und fie achten; alfo will es der Prophet, o M. Gottes Friede über ihn, Mahomeo, Ueber den von Gott zu uns Gefandten, o Mahomed! Diefe Gefänge find jedoch nicht immer geiftlichen - In— halts, wie es eigentlich die Negel fein fol, fondern auch zu— weilen wahre Liebeölieder, mit welchen der Stamm der Hal: fanie, zu Deutfch der Schönen, den Fremden einladet. Unter ihm herrſchen jene merkwürdige Gebräuche, welche ich in mei: - nen Neifeffizzen aus Nordoſtafrika hinreichend befchrieben babe, und von denen ich Ihnen wohl blos zu fagen habe, daß fie Vieles mit denen unter den Heiligen Nordamerikas, den Mormonen, gemein haben. Unter VBorantritt der fingenden und taftfchlagenden Ge: fenfchaft gelangen Sie nun, das erfte Mal einigermaaßen verlegen, im Dorfe an. Gefchäftige Hände bemächtigen fich des Gepädes; die Männer führen die Kameele zur Tränke. Sie dürfen befehlen, wie ein Pafcha: die luſtigen Frauen machen fich eine Ehre daraus, Sie zu bedienen. Man bringt Ihnen Waffer und wäfht Ihnen nach altpatriarchalifchem Gebrauche die Füße. Sodann erfcheint der Wirth der Hütte, welche zu Ihrer Wohnung erkührt wurde, und bietet Ihnen nach alter Sitte „„Brod und Salz” zum Wilfommen und. Zeichen der vollftändig gewährten Gaftfreundfchaft an. Ein oder zwei Sklavinnen, denen das Ehrengefchäft obliegt, die Gäfte zu bedienen, bringen es auf künſtlich geflochtenen Stroh: dedeln in den Tokhul (die Strohhütte mit Fegelfürmigem Dach), welchen Sie bewohnen. Gleich darauf erfcheint ein großer Topf mit der beliebten Meriefa, einem bierähnlichen beraufchenden Getränk, welches jeder Neifende anſtatt des ges wöhnlich fehr fchlechten, oft fürchterlich falzigen Waffers der Brunnen der: Steppe zu feinem ausfchließlichen Getränk er— wählen ſollte. Man bringt Shen Alles, was man hat, freundtich uhd ohne Lohn zu Begehren, wenn man auch gern ein Gefchen? annimmt; man würde Sie, follten Sie erkran— fen, mit größter Freundlichkeit pflegen, wie man mic), ber ich blutfremd, aber Frank in eine Hütte trat, gepflegt hat. Die Tänze vor ihrer Hütte nehmen gar fein Ende und die Tarabufa, eine Art Trommel, ertönt Lieblich zwifchen das Geftampf und Taktfchlagen der Hände der Zanzenden. Im— mer neue Tänzerinnen treten vor, und wenn die Königin des Feſtes plößlich mit zurückgebeugtem Körper und entblößtem Bufen auf Sie zugeht, und Ihnen den ganzen Schwall der _ übermäßig mit Butter und Fett getränften Haare ins Geficht fchleudern follte, daffelde mit reicher Salbung begabend, dürfen Sie das nicht etwa fir eine Schmad) anfehen, fondern müſ— fen vielmehr die neidglühenden Augen der Jünglinge, welche auf Sie gerichtet find, betrachten, um überzeugt zu fein, daB Ihnen die höchſte Auszeichnung zu Theil: geworden tft, und = Mi 4 diefe Ehre dann auch recht zu verftehen trachten.: Kurz, die Gaftfreundfchaft des luſtigen Völkchens thut ihr Möglichftes ſich zu zeigen: ja, ich darf Ihnen gar nicht einmal fagen, wie weit fie geht. Ein folche Aufnahme wird Ihnen in allen Steppendör- fern, welche nicht in. der Nähe des Heerweges liegen, und über welche noch nicht der erfte Hauch der Civiliſation, wel- cher in Afrika, wenigftens gemeiniglich, zum Gifthauche wird, — iſt. Die Bewohner der Steppe Oſtſudahns find noch heute an vielen Orten einfältige Leute, im biblifchen Sinne. Glaube und Aberglaube mifcht fich in ihren Sitten und Gebräuchen merkwürdig untereinander; aber diefe vom Alter geheiligten Sitten find für den Fremden nicht nur vom höchſten Intereffe, fondern fie ſind ihm auch) ein wahrer Schuß feines Lebens und. Eigenthums. Im ihrem -einfachen Lebens: gange reiht fich ‚gleichförmig ein Lebenstag an den andern, daher ift ihnen alles Neue höchſt willkommen. Das einfachfte Ding, welches fie noch nicht gefehen haben, erregt ihre vollſte Bewunderung und wer diefe gelegentlich noch ein: wenig un⸗ terſtützt, kann Großes ausrichten. Ich möchte hier eine Feine Anektode einfchalten, welche die Einfachheit und Wundergläu- bigfeit des Volkes wohl charakterificen dürfte. Der Dreh: punkt der Gefchichte war ein Schächtelchen Streichhölzchen, welche der Handel damals wohl bereits bis nach "Chartum, aber noch nicht bis in die Steppe gebracht hatte. Im Dorfe el Hadjar hatte noch. fein Menfch diefe merfwärdigen Stüd: chen gefehen. Ich wohnte fchon feit mehreren Tagen beim Schech des Dorfes, um zu jagen. Namentlich Antilopen waren das Ziel meiner Wünfche. Die Gegend war reich an ihnen; aber der Schech, ein ſchlauer Burfche, hatte leider gemerkt, daß mir die Thiere viel werth waren, und verlangte hohe Preife - für jede Antilope, welche mir von ihm und feinen Leuten ge: liefert wurde. Eines Tages hatte ich glüdlich mit meinem Gaftfreunde gejagt und bat ihn, Feuer anzuzünden, damit mein Diener einen Kaffee Fochen möge. Unfer Mann ging zu einem nahen Strauche, fehnitt dort. einen ftärferen und - einen bünneren dürren Aft ab, bohrte in erfteren ein Loch, fpiste leßteren zu und drehte nun dieſe Spige in dem Loche quirlend hin und her. Nach Verlauf einer Minute fiel be— reits brandig riechendes Pulver aus dem Loche und diefes erhitzte fich bei fortgefegter Reibung fo, daß es bald zu glim: men begann und nun mit Hülfe dürren Grafes zum Feuer: ſchüren benußt werben konnte. Sch hatte diefem Beginnen mit höchfter Verwunderung zugefchaut, aber der Si I nun das Gleiche empfinden. Lieber Freund, fagte ich ihm, zündet Ihr immer auf diefe Weife Feuer an? — Sa wohl, Lieber Bruder, wie follten wir es anders thun? Allerdings habe ich auch ſchon fremdes Eifen und Steine benugt, allein das fremde Eifen iſt mir verloren gegangen und ich bin noch nicht wieder in feinen Beſitz gelangt, und unfer Eifen giebt feine Funfen. Sieh, antwortete ich ihm, da haben wir freilich beffere Mittel. Du haft mir neulich von Zauberern erzählt, welche bei Zage in Menfchengeftalt wandeln, Nacht3 aber durch den Zeufel, welchem fie verfallen find — Allah bewahre uns vor ihm, dem Gefteinigten — in Hyänen verwandelt werden: allein ich glaube, daß die Zauberer in unferem Lande, welche nicht zu folchen garftigen Verkleidungen gezwungen werden, die „Kimia“ dennoch beffer verftehen, als die Eurigen. Ein mir wohlwollender Zauberer meiner Erde hat mir diefe Schachtel überlaffen, welche reichere Schäße in fich birgt, als Alles, was Euere Zauberer verfertigen können, Liebeswurzeln, Liebestränfe inbegriffen. Siehe, wenn ich eines diefer trode- nen Aeſtchen in die Hand nehme und an einem Steine reibe, brennt es lichterloh. Hier haſt Du die Probe, daß ich die ‚ Wahrheit vede. Der Schech ‚ftarrte wie beraufcht vor fich Hinz er brachte - bios: Maschallah! und Aaus hillahi min el scheitahn el raihihm, Dann ſchwieg er lange,lange Zeit. Endlich begann er wieder: So wahr Gott lebt, die Zauberer Deines Landes verftehen die Kimia, die ſchwarze Kunft des Teufels! Wun- u derbar! Unglaublich! Aber was diefe beiden Augen fehen, das glaubt das Herz. Gott ift groß und allmächtig! Mein Bru- der, gieb mir diefe Schachtel mit den unübertrefflichen Zündern. Sch erinnerte mich an eine ähnliche Gefchichte mit einem Könige der freien Neger des weißen Fluffes, 'welcher beim Anblid einer Laterne ein fo großes Entzüden gezeigt hatte, ' daß fie ihm der Europäer, ‘welcher fie befaß, zum Gefchenf anbot, worauf er dann ſchon wußte, daß fie Sr. fchwarzen Majeftät bei einem feierlichen Aufzuge am hellen Tage bren- nend vorgetragen wurde, und wollte Antilopen; deshalb rich- tete ich meine Antwort nach der Gier unferes Schech ein. Du weißt, fagte ich ihm, daß Du mein Bruder bift; ich habe Deine Gaftfreundfchaft genoffen, Du bift meinen Wiin- ſchen willffährig gewefen, haft mir Antilopen geliefert und alles Uebrige, was ich brauchte, gegeben: verlange von mir, was Du immer wilft, ich werde Dir es gern fchenfen, allein dieſe Zauberhölzchen kann ich Dir nicht ablaffen. \ Beim Barte des Propheten — tiber welchen der Friede de3 Allbarmherzigen walten möge in alle Ewigkeit — bei dem Haupte meines Vaters — den-Gott begnadigen möge — Laß mir das Machwerk Euerer verfluchten Zauberer. Sch biete Dir eine große, ſchöne, lebende. Antilope zum reg gefchent. So wiffe, Du thörichter Mann, daß diefe Holzchen, welche durch jenes Zauberers Macht in meiner Hand uner⸗ ſchöpflich ſind, in der Deinigen verſiegen; wiſſe, daß ſie in wenig Tagen zuſammengeſchwunden ſein werden, wenn ich ſie Dir überlaſſe, da Dich doch der große Magier nicht be— fugt hat, ſie zu gebrauchen. Dem ſei, wie ihm wolle, Herr, möge alles Böſe ver- ‚dorren in meiner Hand, aber gieb mir das Sauberwerf; Du ſollſt zwei Antilopen haben. Ich rechnete und antwortete: Wohlan, es ſei; meinem leiblichen Bruder würde ich diefe Büchſe nicht gegeben ha- ben; allen Du, welcher mir wieder ein Zeichen feiner Frei: Pa ERS gebigfeit geben: will, ſollſt Befißer und Herr —— wer⸗ den. Aber meine Worte werden ſich erfüllen. Abends war große Volksverfammlung im Dorfe mit Verfuchen über die Zauberfraft der Hölzchen. in fehallen- des Gebrüll Fündete jedes Mal, wenn eines in Flammen ge: tathen war. Später war großer Phantafieball vor meiner Strohhütte, und am folgenden Abende erhielt nn die verab- redeten Antilopen. Sie können ähnliche Gefchichtchen in jedem Steppendorfe erleben. Und e3 wohnt ſich gut unter diefen Leuten. j » Die Tage gehen raſch vorüber, und wenn fich auch bie Tugend nicht auf den Stranßen: herumtummelt, welche Thiere gewiffenhafte Reifebefchreiber fchon mehrfach zu Neit- pferden der afrifanifchen Völkerſchaften abgerichtet gefehen haben wollen, es kommt indeffen etwas Ihnen Neues vor. Namentlich die Nächte bringen Abwechfelung. Der bei Tage ununterbrochen benußte Reibftein, auf welchem die Durrah zu Brodmehl zerkleinert wird, fleht dann leer. Die Jugend, ‚hauptfächlich die weibliche Jugend, ordnet fich zum Lanze, ° glühende Augen reden begehrend zu einander und die ohnehin erftaunlich weit gezogenen Schranken gewiffer Sitten fallen mehr und mehr. Aber auch das lärmendjte Vergnügen, und endlich felbft das Geblöf der in der Serieba eingefchloffenen Heerden verſtummt; es wird immer fliller. Der Nacht: fhatten läßt zuleßt auch nicht mehr feinen befannten, weil dem des unfrigen gleichen Nachtfang hören; hin und wieder belt ein Hund, hin und wieder tönt noch eine Men: fohenftimme: dann wird Alles todtenftil. Kein Lüftchen rührt fi), Fein Hälmchen regt fich. Die Sterne funkeln und gligern am ewig reinen Himmelsdome in einer, dem Norden gänz— lich unbekannten Helle und zwifchen ihnen 'treten die großen weltenleeren Räume de3 füdlichen Himmels dunkel hervor. Im Süden fendet das Kreuz, das Sinnbild unferes Glaubens, die milden Strahlen feiner 4 hellen Sterne herab. — nur ein Schlummerhaucd geht durch die flumme Nacht. Das * — MM = ift jenes würzige Duften, jenes taufendfahe Arom der Mit: ternacht, welches unter dem Drud der Sonnengluthverfchwin: det, und erft in der Kühle in der tiefften Stille ſich fanft und fchmeichelnd um des Schlafenden Sinne legt, fie zu be raufchen. Ein unendlicher Be fühnt des Tages Lärmen und Getreibe. Uber auch er wird geflört; auch die friedliche Nacht bringt Krieg, Morden und Kampfgebrüll. Mit der Mitter: nacht rüften fich ihre Räuber, welche verheerend, tödtend und plündernd in die ihnen gegenüber wehrlofen Dörfer fal: len. Das Eriechende und fchleichende Gewürm ift fchon mit dem Dunfelwerden aufgebrochen und wehe Dem, welcher ein Feuer: fcehürt, der großen Räuber zu wehren: er zieht das Giftzeug heran, weil es, wie und der Wirth unferes Haufes in Chartum fagte, dem höllifchen Feuer entftammt ift. Scorpio: nen, Saranteln und Vipern laufen fchaarenmweife jedem Feuer zu, fogar die Brillenfchlange thut dies. Diefes gefährliche Thier, die Haie der Araber, gleicht der Klapperfchlange an Furchtbarkeit; ihr Biß tödtet unfehlbar und in Fürzefter Zeit. Es ift diefelbe Schlange, mit welcher Mofes und Aaron vor Pharao traten und thaten, wie ihnen vom Herrn befohlen war. „Und Aaron warf feinen Stab vor Pharao und vor feine — und er ward zur Schlange. nm Da forderte Pharao die Weifen und Saxbeierit Und die ägpptifejen Zauberer thaten auch alfo mit ihrem Befchwören. Ein Jeglicher warf feinen Stab von ſich, da wurden Schlan: gen daraus, aber Araons Stab. verfchlang ihre Stäbe”. Noch heute Fönnen Sie Aehnliches in Aegypten fehen. Der ägyptiihe „ Haut” oder Schlangenbefchwörer (denn Haie heißt eben diefe Schlange) zähmt zu feinen Künften die Brillen: ſchlange, ‚nachdem er ihr forgfältig die Giftzähne ausgebrochen bat, und zwingt fie, durch Drücken und Befprigen mit Waffer ſich ſtarr und fteif, wie ein Stock, zu ftelen. Daß er heut: zutage feine Schlangen nicht die anderer Zauberer verfchlin: gen laſſen kann, mag daher fommen, weil ihm die Mofes von Gott gegebene Wunderfraft abgeht; die Schlangen aber find noch diefelben Thiere wie ehedem, diefelben, welche auf den. uralten Zempeln Aegyptens mit ausgebreitetem Hals ſchild, als ſogenannte geflügelte Schlangen, die. myſtiſchen Träger der Sonne oder des All, zu ſehen ſind. Dieſe giftigen Thiere ſind leider noch überall häufig genug und furchtbare Feinde der Menſchen. Allein fo gefähr- lich, und fo widerwärtig fie und alle Schlangen auch find, ein erhöhtes Lager, wie es hier allgemein gebräuchlich, fchüßt volfommen gegen. fie. Es giebt noch gefährlichere Gäfte, welche den Menfchen und feine gezähmten Thiere nächtlich heimſuchen. Urplötzlich erhebt ſich ein wildes Geheul vor dem Dorfe. Im Nu verlaſſen alle Hunde ihren Poſten, ſchlagen ſich in Meuten zuſammen und ſtürmen mit Jubelgeheul in die Steppe hinaus. Rufen, Schreien, Kampfgebrüll, Triumph: geheul — und Alles wird nach und. nach wieder fill Das war eine armfelige Hyäne oder ein Leopard, welcher fich in der Machfamfeit der Hunde verrechnet hatte: — „es if Nichts‘, wird ihnen der braune Diener fagen. Glücklich, wenn es fo iftz aber oft genug Klingt e$ auch anders. Die Erde ſcheint zu beben, ein König Fündet mit Donner feine Ankunft. Da fcehweigt das muthige Geläut der Meute; win: felnd verfriechen fich die fonft tapfern Hunde: dem Löwen mag feiner entgegentreten. Der holt fi) feinen Zribut troß aller Borfihtsmaaßregeln. Ueber die Umzäunung der Serieba fegt er, als wäre fie blo$ wenige Fuß hoch; in den Naden‘ eines Rindes fchlägt ex feine gewaltigen Pranken und mit ihm im Rachen fpringt er zurück und fchleift feinen Raub weit hinaus. in die Steppe, dort ihn in Ruhe zu verzehren. Es ift unmöglich den Aufruhr zu befchreiben, welchen ein Löwe bei feinem nächtlichen Einbruche in die Hürden erregt, er iſt gewaltig, großartig, Darauf deutet auch einer feiner arabifchen Namen: „denn „Aſſad“ heißt: „der Aufruhr-Erregende“; fein - zweiter „Sabar“ bedeutet: „Würger der Heerben.” Das mutbigfte Herz pocht an die Männerbruft, wenn der Löwe ı fo ‚recht feinen Donner ‚rollen läßt, und ich möchte e3 faft ⁊ ——— bezweifeln, daß dem nicht die Hand, mit der er die Büchſe faßt, etwas zittern ſollte, welcher dieſem gewaltigen Feinde zum erſten Male gegenübertritt. Und noch andere Feinde brechen über die Dörfer oder Lager der Steppe herein, wenn auch nicht in der Nähe der Hauptſtadt. Streifende Negerhorden erſcheinen plötzlich mit gellendem Kriegsruf, die ihnen eigenthümliche Kriegstrommel ſchlagend, gewöhnlich, um ſich zu rächen für erlittenes Un— recht, für Raub und Mord an ihren Kindern, an ihren Heer— den, ihren Weibern, und ihnen gilt es gleich, ob fie die Schulz digen oder die Unfchuldigen treffen. Dem nur ihrer riefigen Kraft nicht zu ftarfen Bogen entgleitet der gefürchtete Pfeil mit der eifernen Spitze voller Widerhafen, oder gar der mit dem unbekannten Pflanzenfafte getränfte Giftpfeil, deſſen hör— nene Spige noch durch ein Loch geſchwächt wurde, damit die. Giftfpige beim Rückſtoße leichter abbrechen und in der Wunde ſtecken bleiben möge. Faft gänzlich nadt ftürmen fie daher, ihre glattgefchorenen Scheitel dedt ein perrückenartiges Müschen, mit dem von ihnen befonders beliebten Röthel befhmiert, in der einen Hand tragen fie ein Fauftfchild, um die Streiche abzufangen, in der andern die Lanze oder die gewichtige Keule, das Zeichen der Herrichaft unter ihnen, zugleich auch das. Werkzeug, etwaigen mißliebigen Aeußerun— gen gegen ihre Unterthanen noch befondered Gericht zu ver leihen; auf gut Deutfch: mit der Keule fchlägt der Neger: könig ebenfogut feine VBafallen, als feine Feinde todt, falls ihm erftere fein Eönigliches Haupt dutch ihm verdrießliche Dinge beſchweren follten. Einige führen auch ihre fabelhaften Tabakspfeifen nebft Feuerzangen und Tabafsbeutel mit fich, um gelegentlich ein ſolches Pfeifchen entfeglich ſtar⸗ ten Tabaks zu rauchen, welcher jedech dem Neger noch im: mer micht ſtark genug ift, weshalb er den Rauch noch befon- ders durch narkotifche Kräuter, mit denen er das hohle Mundſtück feiner Pfeife vollgeftekt hat, gehen läßt. Am Halfe tragen die Schwarzen wohl auch noch eiferne Ringe, a an. denem ——— oder derartiger Schmuck hängen. Wenn eine ſolche * über ein Negerdorf hereinbricht, gilt es ſeine völlige Vernichtung. Der Widerſtand, welcher geleiſtet werden kann, iſt ſelten der Rede werth, zumal da der Angriff unerwartet kommt. Die Neger treiben ſoviel Vieh weg, als ſie können, und tödten das übrige, wie ſie die Menſchen tödten, deren ſie habhaft werden. Freilich machen es die Steppenbewohner, wenn ſie in einem Negerdorfe ein brechen, nicht anders. , Biele Dörfer Oft-Sudahns find durch die Neger zer- ftört und vernichtet worden, und noch heute ift der Friede nicht hergeftellt. Der Fluch jener, Länder ift die Sklaven- jagd und der Sklavenhandel, welche von der Regierung eben- fogut, als von jedem beliebigen Häuptling betrieben werben; an welchen Theil zu nehmen ſogar Europäer, Chriſten, ſich nicht ſcheuen. Die Sklavenjagden find und bleiben die einzige Urfache der Ueberfälle der Neger auf die Dörfer der Steppe und der Kriege gegen deren Bewohner. So haben auc diefe im Ganzen recht gemüthlichen Bölkchen ihre Kämpfe und Leiden zu beftehen, derer gar nicht zu gedenken, welche das Klima verurfacht. Nicht immer blaut der Himmel in fo unverwüftlicher Neinheit über der Steppe, ald zur jegigen Zeitz die Zeit der Dürre bringt den gifthauchenden Samuhm und abmagernde Heerden mit fi); das giftige: Gefchmeiß mehrt fich in entfeglicher Weiſe; es wird zur. Plage. Der Wind wirbelt den. Staub: emppr und jagt ihn mit fich herum; der Graswald ift vollſtändig dürre geworden und will feine Weide mehr ‘geben. Alles Ange: nehme ift verfchwunden, das Unangenehme blieb zurüd. Das ift. die Zeit, in welcher der Bewohner der Steppe deren Wald anzündet, damit das gefräßige Feuer alles unbrauchbar Gewordene zu fruchtbarer, das Neuerftehende düngenden Afche verwandele und. zugleich das Giftzeug nachdrücklich mit ver- tilgen helfe. Das ift eine trübe Zeit für den Steppenmann, - wäh 81 Pr er muß ausharren, während der Nomade mit feinen wandel: baren Häufern den waflerreihen Niederungen zuzieht. » Und auf diefe Zeit folgt dann eine kaum minder ſchwere, die Regenzeit. Jene erbrüdt durch ihre Dede, "ihren Tod, diefe bringt gar zu viel Leben mit fich. Nach den raufchen- den Negengüffen kommen des Satans Kinder, die Gelfen und Mücken um Menfchen und Thiere bis aufs Blut zu quälen; erſcheint das Fieber in ſeinen verſchiedenen Geſtalten in der Hütte des Dörflers. Während das Vieh feiſt und kräftig wird, welkt und fi net er dahin. Ich möchte Ihnen nicht rathen, die Regenzeit in der Steppe suzubringen; fie ver⸗ “wandelt diefe in einen lachenden Garten, aber in ihm gerade ſchläft das Verderben. Wenn Sie Ihre Ausflüge zu Kameele weit ee haben, find Sie jedenfalls auch einmal in ein Lager der Nomaden gefommen. Diefe find, weil fie niemals Aderbau treiben, fondern einzig und allein der Viehzucht ihre Kräfte widmen, hinreichend verfchieden von den Dorfbewohnern der Steppe. Sie werden auch von ihnen höchſt gaftfrei empfan— gen. Unfere Leute find womöglich noch einfacher und unge: bildeter, ald die Dorfbewohner der Steppe. Dagegen: halten fie ſtreng auf gute Sitte und find keineswegs jener Leichtfer⸗ tigkeit zugethan, mit welcher die a fanie@ —* Uni - treue. hingehen laffen. Das Lager der Nomaden fteht gewöhnlich in einer Nie: derung, deren Brunnen reich an Waffer find. Hier fieht man vom Nachmittag bis zum Morgen die Männer befchäf: tigt, diefes aus den Brunnen zu fchöpfen, um es in: ‚großen Vränfteichen für das Vieh auszuſchütten. Lebteres erfcheint Bormittags in ungeheueren Heerden, um getränkt zu werben. Sie können oft den merfwürdigen Anbli haben, 610000) Rinder vereinigt zu ſehen. Kameele finden fich in geringerer Anzahl ein, weil fie nicht alle Tage getränkt werden; doch fommen aud) von ihnen oft bis 500 Stück zuſammen. Von XIV. 6 en dieſen Brunnen und Tränfplägen ift das Lager felten weit entfernt; feine einzelnen Zelte liegen unter fchattigen Bäu— men, an denen die Niederungen reich find, zerftreut. Sede Familie befigt ein oder zwei Zelte für ſich und umgiebt fie mit einem Dornengehege. Beim Einreiten in's Lager werden Sie nicht mit Tanz und Gefang empfangen; wohl aber verfammelt fi) augen: blicklich das halbe Dorf um das Zelt, an welchem Sie Ihr Kameel niederlegen hießen. Trotzige hohe Geftalten, die der Männer, breite unfchöne, die der Frauen. Das Haupt der - Erſteren dedt ein reichlich mit Butter gefalbter Haarfilz, in welchem eine künſtlich gefchnißte lange Holznadel ſteckt, um da5 Heer der Schmaroger, das in dem fonderbaren Haupt- fhmud fein Wefen treibt, in Ordnung zu halten; das Haar der Weiber ift in Hunderte von Zöpfchen getheilt und in dieſe allerlei Meffingzeug, Ringe, Knöpfe, felbft Fingerhüte hinein geflochten. Beide Gefchlechter haben den Körper mit Butter gefalbt und zwar von Außen und von Innen — denn unfere Leute trinken täglich gefchmolzene Butter — und mit dem Ferdah umhüllt. Die Schönen haben fich geſchminkt und zwar mit Safran, was ihren ohnehin reizlofen Gefichtern eine unnennbare Farbe und noch weniger zu befchreibenden Ausdruck giebt. Buben und Mädchen bis zu 10 und mehr Sahren gehen nadt, oder befleiden fich fo gut als nicht, näm- lich blos mit einem Schurz, welcher kaum 1 Quadratfuß an Größe haben mag. Es herrfcht hier noch parabiefi ſche Un- ſchuld, daher paradiefifche Kleidung. Der Fremde wird alsbald von: diefer Gefellfchaft um: ringe und mach Herkunft und Reifezwed gebührend aus: gefragt: Doch gefchieht das einzig und allein, um die Neu: Hier zu befriedigen, und gerade diefe verfchafft ihm die Ge: neralüberficht über fämmtliche Bewohner des Dorfes. Wenn er Vergnügen findet, ſich mit diefen Adamsfindern in jeder Bedeutung des Wortes zu unterhalten, Fann er feinen guöß-: — A ten Spaß an ihnen haben. Dem Weißen ergeht es beinahe ebenfo al3 einem Schwarzen bei uns: er wird von Born und den Seiten, von Oben und Unten nach Herzensluft betrachtet und bedauert, daß er fo blaß und häßlich iſt; doch muß ich fagen, daß man ihn nirgends ſo pöbelhaft anfchreit, wie es laut eigenen Erfahrungen im hochgebildeten Europa mit Ne: gern zu gefchehen pflegt, wenn aud blos von der edlen Tugend der Straßen; man wird vielmehr bald überzeugt, daß man einen Menfchen in dem weißen Fremdling vor fi habe, und auch als folchen behandeln müſſe. Was man befigt, bietet man an, was man weiß, theilt man gern mit. Später bemächtigt fih der Scheh der Horde des Frem— den und ißt mit ihm das Brod und Salz der Gaftfreund: haft. Diefe und immer wieder diefe in ihrer edelften und angenehmften Geftalt ift es, welche auch den Europäer zu Freunden Diefer Leute gewinnt. Die Nomaden find tüchtige Naturforfcher, d. h. fie ken— nen ganz genau jedes höhere Thier diefes Landes, feine Le: bensweife, feine Nahrung, feinen Aufenthalt; fie erkannten Abbildungen von Vögeln, welche ich ihnen ‚zeigte, auf den erfien Anblid. Ahr Leben felbft beftimmt fie, aufdie Thiere zu - achten; denn heute noch werden ihnen die zu beftimmten Zei: ten erfcheinenden zu Merkmalen, das laufende Sahr zu run: den und zu zählen; man kann von ihnen hören, daß ein Kind fo und fo viele Störche alt fei, geradefo, wie der egyp- tifche und nubifche Bauer fagt: „Sch bin AO Stromfüllen alt, geworden‘ Die Nomaden Eennen auch die Sterne und ihren Stand zu den verfchiedenen Zeiten des Jahres, und theilen nach ihrem Auf: und Niedergange Beitabfchnitte und Strederi ein, welche fie bei Tage nach dem Laufe der Sonne, bezügs lich dem Stande derfelben zur Erde bemeffen. Aber in allen Künften und Gewerben find fie weit unwiffender, als die Neger, welche ganz hübfche Arbeiten aus Eifen, Holz, Thon, Baft und Baumwolle anzufertigen wiffen, während die 6* ‘ — — Weiber jener einzig und allein das regendichte Haartuch ihres Zeltes und ihre überaus einfachen Kleidungsſtücke zu weben verſtehen. Das ihnen nothwendige Getraide tauſchen ſie Im gegen Vieh ein. | Sie leben mit ihren Nachbarn, den Negern, und unter fih in beftändiger Fehde; erfteren rauben fie die Kinder und die Heerden, diefe den ihrigen einzuverleiben, jene, um fie als Sklaven zu erziehen. Unter Ihresgleichen gilt die Blutrache. Gegenwärtig ftehen fie unter einer gewiffen Botmäßigfeit der türfifch=egyptifchen Regierung, welcher fie gelegentlich einige Barken zu Grunde richten, Vieh und Sklaventransporte weg- nehmen und Soldaten todt fchlagen, und andere thatfächliche Belege ihrer Ergebenheit liefern. Dafür werden fie denn mit Krieg überzogen und ausgeplündert, alfo recht eigentlich nach dem alten Grundfake „Auge um Auge, Zahn um zahn beſtraft. Wenn ich annehme, daß wir uns bei unſerm Ausfluge 3—4 Monate in der Steppe verweilt haben, iſt es gerade Zeit geworden, nach wafferreicheren Gegenden aufzubrechen; denn in der gleichfam immer wafjerbedürftigen Steppe iſt im Februar oder März die Zeit der Dürre bereit3 eingetreten. Die. Felder find abgeerntet, d. h. die Kolben abgebrochen; die noch ftehenden Halme, oder befjer Stengel der Durrah und des Doffens dienen dem jet mehr und mehr abmagernden. Bieh zur Nahrung. Der Wind weht faft ununterbrochen aus dem Süden; oft genug wird er zum Gluthwind oder Samuhm, welcher den noch im Blattſchmucke prangenden Bäumen einen großen Theil ihres Laubes dörrt und entführt. Das Lebendige 'erftirbt oder rüftet fich zu todtenähnlichem Schlummer; was im Norden die ſtarre Kälte bewirkt, bringt im Innern Afrika's die übergroße Gluth hervor. ES iſt demnach beſſer, dieſe Zeit unſerem Winter zu vergleichen, als die Regenzeit, wie man gethan hat, weil letztere vielmehr uns. ferem Frühling, dem Alles ins Leben Rufenden, gleichfteht:.. nen Wie bei uns im Spätherbft, entfallen in Afrifa mit Beginn der Dürre den Bäumen die Blätter; ja viele von ihnen, wie der riefige Affenbrodbaum, einer der fabelhafteften Bäume der Erde, verlieren fie fchon wenige Monate nach der Regen: zeit. Sie flarren nur noch blos von den Dornen, mit denen fie. faft ſämmtlich verfehen find; an einigen, aber an fehr wenigen, fieht man. wohl auch Früchte. Afrika ift nämlich unendlich) arm an fruchttragenden Bäumen und hierin nicht mit Amerifa zu vergleichen. Die Ströme find auf ihren tiefften Stand gefallen, oder demfelben nahe gefommen, die Eleineren Zuflüffe find faft vollfommen verfiegt. Wo früher Waſſer flog, Elafft jegt die Erde in weiten Kiffen, felbft die Flußufer find öde geworden. Nur die Wälder zeigen noch einiges Leben. Zwar find ein großer Theil ihrer gefiederten Bewohner, welche am Meiften befähigt find, das Leben zu erweden, nach Süden. gezogen, und die andern durch die Maufer ftumm geworden; aber weil oben in der Steppe die Dürre noch viel weiter fortgefchritten ift, als hier, ziehen ſich viele Thiere nach den Flüffen hinab. Der Nomabe treibt feine Heerden dem Waffer zu, und der Löwe folgt ihm wie immer, er mag fich wenden, wohin er will. est hört man fein Gebrüll allnächtlih am Uferrande, aber auch andere Stim: men miſchen ſich darein. Der Panther kündigt durch eigen— thümliches, faſt Grunzen zu nennendes Gebrüll fein Vorhan— denſein; die Elephanten trompeten nächtlich hier und da; Hyänen heulen kläglich um die Wette; mehrere Hunde— arten laffen fi vernehmen; Nashorn und Büffel finden fi ein. Das Leben fucht die Kühle. Gerade zur Nachtzeit hört man jene eigenthümlichen Concerte erfchallen. Bei Tage geht es ftiller zu. Da tanzen blos ungezählte Affenfchaa: ven den Reigen auf fehwanfem Gezweig, und ‘geben unter mufterhaften Grimaffen prächtige gymnaftifhe Darftellungen umfonft. Sie find fo häufig, daß mein deutfcher Bediente das Land mit den Worten zu charakterifiren verfuchte: „Das ift aber ein merfwürdiges Land, da giebt ed ja mehr Affen Fr 86 — 3 ald Schaafe,”’ welcher Ausfpruh in der That die vollſte Wahrheit enthält. Auf allen Infeln im Strome fonnen fich zum Nachmittagsfhlummer Krofodile in Reihen, große und Eleine, oft wirkliche Riefen von 20—24 Fuß Länge. Wenn man auf einer folchen Sandbank hingeht, fpringen fie allefammt, wie bei uns die Fröfche, in's Waſſer; denn auf dem Lande find fie erbärmlich feig und greifen niemals einen Menfhen an. Das find fo die hauptfächlichiten Thiere, denen man zu diefer Zeit an Stromufern begegnet. Die Hite wird tagtäglich ftärfer und unverhältnigmäßig fühlbarer, weil oft eine entfeßliche, die Bruft wahrhaft been- gende Schwüle eintritt. Jemehr fie zunimmt, um fo grauen: hafter wird die allgemeine Vernichtung des Lebendigen. Selbft der Himmel ändert, fein bisher ungetrübtes Blau in fahlere Farben um, Oft verhüllt ein trodener Dunft die Luft, daß man felbft am Mittage die Sonne nicht zu fehen befommt, oft gewahrt man dichte Wolkenfchichten. Der Samuhm haucht feinen glühenden Odem über das Land; fogar die erquidlichen Nächte fehlen. Sie find ſchwül und trübe, für die Menfchen oft ſchlummerlos und deshalb um fo abfpannender. Wundern Sie fich nicht, wenn Sie alle Luft zur Arbeit verlieren, wenn Sie fih unwohl fühlen follten, ohne frank zu fein, d. h. ohne irgend ein Zeichen Ihres Unwohlfeins zu erkennen. Sie müffen dem allgemeinen Erfchlaffen, Einfchlafen folgen. Mit wirklicher Sehnfucht wünfchen Sie das Ende diefer traurigen Zeit herbei, jelbft wenn die neue das Fieber in allen Arten in feinem Gefolge haben follte. Aber bis zu ihrem Eintreten müffen noch viele, viele Tage vergehen und diefe verbringt der Europäer nirgends beffer, al$ in dem Uferwalde an einem der Ströme. In den Städten ift das Leben reizlos, wie immer. i Hier 3. B. wohnen Haffanie, Faffeebraune Männer und hellbraune Frauen, ja die Hautfarbe der lesteren ift oft nicht dunkler als die einer unfrer Ländlichen Schönen zur u - Sommerszeit. Unter diefen Leuten gilt der Communismus in noch ausgedehnterem Grade als unter den Bewohnern ‚der Steppe, welche wir befuchten; es dürfte Ihnen jedenfalls von Intereffe fein, diefen zu beobachten. Die Frauen des Stammes, unter melchem Sie weilen, gelten als die ſchönſten im ganzen Sudahn, die Abefjiniens felbfiverftändlich ausgenommen, denn diefe dürften, wenn man SchönheitSmängel auf beiden Seiten ftreift, felbft vielen Europäerinnen die Spiße bieten, Aber auch die Haffanie find ſchön mit ihren fengenden Augen, welche fchon fo manches Herz eines leicht entzündlichen. brau⸗ nen Sünglings in helllodernde Flammen brachten, und ihren fanft indigoblau gefärbten Lippen und den: Eleinen feinen Händen mit den mennigroth gefärbten Nägeln und den runs den Armen, welche durch das ewige Einreiben mit Fett fo fammtweich und zugleich fo duftig geworden find. — denn das Fett wird ranzig — und die tätowirten Stellen des Ge: fihtes ftehen diefen fchier eben fo fchön, als vor Zeiten den nordifchen Schönheiten die Pfläfterchen — ich werfichere Sie, diefe Frauen’ find wunderfchön — freilich nach ſudahne— ſiſchen Anfichten. Und vortreffliche Eigenſchaften befigen fie auch genug. Sie find eitel, fehr eitel, faft fo eitel ald Europäerinnen — ich will einmal fagen Spanierinnen, weil es die Deutfchen bekanntlich nicht find; die Zahnbürfte kommt den ganzen Tag nicht aus ihrer Hand, und felten aus ihrem Munde; umd um den Fünftlichen Bau des durch arabifches Gummi und. unausfprechlich duftende Talgpomade zuſammen gefleb- ten und gekleifterten, in Terraſſen und Zöpfchen aufgebauten Gelocks nicht zu verderben, nehmen fie zu einem noch viel beroifcheren Mittel ihre Zuflucht, als die Frauen aus der feligen. Perrüden- und Reifrodzeit, welche in Lehnftühlen ſchliefen; fie legen ihr Lieblich Haupt auf diefed Holzgeftel, welches eher einem Marterwerkzeuge, als einem Pfühle gleicht. Sodann - find fie faul, erftaunlich faul, alfo recht lobenswerth nach. fudahnefiichen Begriffen; fie figen den ganzen Zag im Schat- ten vor ihren Hütten, um fich ihre lichte Hautfarbe zu erhal- — — ten, und die Männer arbeiten und laſſen ſie gewähren in allen Dingen, nicht blos in ihrem Hange zur Faulheit. Sie ſind gar gute Eheherren, duldſam im höchſten Grade, faſt zu duldſam und nachgiebig. Glauben Sie mir, die Wohn: plätze der Haffanie find fchon von vielen, vielen Neifenden im Sudahn erfehnt worden, warum follte es nicht auch uns einige Wochen unter diefer verdrehten Gefellfchaft gefallen? Schon ihre Häuschen oder Hüttchen find in hohem Grade intereffant. Sie beftehen nämlicy durchaus aus Stroh- oder . . Holzgeflecht und ftehen auf Pfählen einige Fuß über dem Boden , damit das Waffer unten freien Abzug hat und nicht in die Hütten dringt, find mit allerlei Lederarbeiten, nament- lich) Kameelzügeln und Sätteln, welche von denen anderer Stämme durch die reiche und oft recht geſchmackvolle Mufchel: verzierung fich auszeichnen, behangen, und wirklich bequem und niedlich eingerichtet, wenn auch etwas eng. AnMeriefa fehlt es unter fo lebenäluftigen und lebensverftändigen Leuten auch) nicht und die Meriefa wird ihnen im Sudahn faft ebenfo als hier zu Lande ein gutes Bier. Darum kann man wohl werthooll, auch eine Zeit lang recht gut mit diefen Leuten leben; denn gaftfrei find fie wie alle Sean und fehen die. Fremden gerne. _ Jedoch ift die ſchöne Sahreszeit faft — ——— Die Süd: winde blafen von Tag zu Tag heftiger, fie haben die Nord- winde beinahe gänzlich befiegt. Im Süden ballen fich zu: weilen dunkle Wolfenfchichten zufammen, aus denen nächtlich Blige leuchten. Bis zum Monat Suni ift das der allgemeine Charafter der Witterung. Von nun an wird es aber anders. Wenn Sie neben dem Stromfpiegel in der Tiefe der Ufer: Elüfte Waſſer nad) Außen riefeln fehen, ift es Zeit, fich nad) einem möglichft guten Wohnorte umzufehen; denn ein folcher wird Sie für längere Zeit fefjeln. Wenn derfelbe einen Arzt hat, fo ift er jedem anderen vorzuziehen; in der nun kommen⸗ den Zeit brauchen Sie einen foldhen gewiß. Deshalb ift es ‚am Gerathenften, nad Chartum zurücdzufehren. Sie thuen = wohl eine Barke, zur Reife zu benugen, wenn Sie eine folche auftreiben können; der Südwind jagt diefe pfeilgefchwind einen der Ströme hinab, - während die: Landreife bei der jetzt herrfchenden furchtbaren Hitze kaum auszuhalten ift. Das Waffer der Ströme beginnt fich zu trüben und wird lebendig. Bereits rüden viele Vögel vom Süden ein und er- warten den erften Regen, um ihre Nefter zu bauen. Die Knospen der Bäume fchwellen. In der Steppe wüthet das Feuer. Allnächtlich fieht man den Himmel von den bei gün- fligem Winde Tage währenden Bränden des Graswaldes ge: röthet. Zumeilen hört man das Rollen des Donners. Die Hise hat ihren höchften Grad erreicht. _ In der Hauptftadt herrfcht eine allgemeine Zrägheit unter Menfchen und Vieh. Die übergroße Hitze und mehr und mehr zunehmende Schwüle entfräftet Beide. Sehr viele Thiere ftürzen entfräftet zufammen und verenden; am nächften Morgen ſenken fih die Geier auf das Aas herab. Auch unter den Menfchen zeigen fich Krankheiten, namentlich der Sonnenſtich und die Zahnfleifchfäule, wegen Mangel an fri: fher Nahrung. Die ganze Natur mit allen ihren Wefen ift auf der letzten Stufe der Entfräftung und theilweifen Ber: nichtung elaigt der Juni iſt zu Ende. Da ſchichtet ſich im Süden, Südoſten oder Südweſten eine flammende Mauer zuſammen. Sie glauben einen Wald- brand zu fehen. Glühende und dunkle Farben mifchen fich grell. Saufen und Pfeifen, Heulen und Raufchen tönt zu Ihnen herüber. Bei Ihnen rührt fich noch Fein Lüftchen. Aber jene Mauer nähert fich mehr und mehr. Der tief- ſchwarze Himmel über Ihnen eint fich mit ihr und plößlich hat Sie die Mauer, vom Sturm gebobener, dicht fliegender Staub mit der rafendften Windsbraut erreicht. Praffelnde Donner: fchläge tönen dazwifchen, alle Geräufche fcheinen fich verbun: den zu haben. Und nun flürzt der Regen hernieder, wolfen- FE bruchähnlich. Die Straßen werden zu Flüffen, die Plätze zu Zeichen und Seen. Alle troden liegenden Strombetten be: ginmen zu fließen. Die Ströme fteigen fichtbarlich. | Wenige Tage nach einem folchen Gewitter, das ih Shnen gern ausführlicher befchrieben hätte, wäre dies nicht an anderen Orten bereit von mir geſchehen, fprengen die Blätter ihre Hüllen. Mach einem zweiten Regenguffe ift Alles grün. Neue Vogelſchaaren Fommen gezogen; der Storch richtet fein Neft wieder, die Schwalbe fißt auf ihren Eiern, der heilige Ibis fchlägt fi zu Brütfolonien zufammen. Das erwachte Leben rührt fich gewaltig, Wochen im Sudahn gleichen Monaten bei und. In wenig Zagen find alle Ebenen mit dichtem Grafe bededt; die Bäume, blühen und die fabelhafte Adanfonie gleicht jeßt einem ungeheuern Bufche, welcher dicht mit weißen Rofen bededt ift. Die Nomaden mit ihren zahmen Heerden und den Löwen ziehen wieder in die Steppe hinauf; Elephant und Nashorn, Büffel und Wildfehwein folgen ihnen. ‚Der Edlihm oder männliche Strauß Fämpft mit anderen Männchen wüthend -um die Ribehda, das Weibchen (und zwar mit furchtbaren Waf- fen, mit feinen Füßen, mit denen er einem Schakale ohne Weiteres den Kopf einfchlagen Fann); die Straußin legt fo- dann ihre großen Eier. Wie vermöchte ich es, Ihnen alle die Namen der Thiere zu nennen, welche jest Sunge haben oder befommenz; wie, Ihnen das gleichfam potenzirte Leben zu befchreiben, welches herrſcht. Alle Thiere find luſtig und guter Dinge und freuen fih. Nur dem armen Menfchen ift diefer afrikanische Frühling eine böfe Zeit. Die noch immer große Hitze macht die Niederfchläge in unglaublicher Zeit ver: dunften, befördert aber auch in Verbindung mit der Feuchtig- feit die Verwefung und Fäulniß aller organischen Stoffe. Giftige Ausdünftungen verunreinigen die Luft; das Fieber und andere böfe Krankheiten find unausbleibliche Folge. Ein allgemeines Siechthum feheint auf die Menfchheit gefallen zu fein. Weder Alter noch Gefchlecht bleibt verſchontz die Ein- geborenen leiden ebenfo fehr, als die Fremden. Dieſe werden zwar leichter von den Krankheiten heimgefucht, überftehen fie aber auc weit beffer als jene. Plögliche Todesfälle, auf welche dann immer ein peinlich fchnelles Begräbniß folgt, find gewöhnlich und machen auf die Lebenden einen entfeb- lichen Eindrud. Ich ſelbſt rauchte eines Abends mit einem luftigen, gemüthlihen jungen Türfen meinen Tfhibuf und begegnete am andern Morgen feiner Leiche. Mit Ende der Regenzeit, d.h. Mitte oder Ende Auguft, athmet der Menfch leichter aufz dann find die fchlimmften Tage vorüber. Wollen Sie um diefe Zeit einen Ausflug in die Urwäl- der, aber fo recht in's Innere, in's Herz derfelben unterneh: men, dann werden Shnen dieſe ihre volle unendliche Pracht enthüllen. Diefe zu fchildern, wage ich nicht, da reichen Worte nicht aus. Ihre Augen, Ohren und Ihre Geruch werden zu gleicher Zeit fo befchäftigt fein, daß Sie nicht wiffen wer: den, wie Sie alles das großartige, herrliche, unglaubliche Leben und feine Aeußerungen erfaffen, in fich aufnehmen, verftehen follen. Anftatt aller Befchreibungen, welche ich früher zu geben wohl auch verfucht worden bin, möchte ich Shnen blos jagen: „Diefe Wälder find ein zauberhaftes Pa- radies, aber ein Engel oder Dämon mit flammendem Schwerte _ hütet es, und fein Schwert erreicht Jeden, der e3 wagt, -zur Zeit des größten Zaubers es zu ‚betreten. Nur, vielleicht mächtiger als die Seuche, welche der Paradieswächter gegen Sie herabfchleudert, ift Ihr Wille, ihm zu trogen, und Ihr Glaube an die einzig wahren Amulette, welche Sie bei fich führen: Ihre Arzneien. Und wirklich wird es fich mit jedem Tage befiern. Die Nordwinde, welche Ihr Schiff dem Wun- derlande zuführten, regen die Fittige bereits wieder und ftellen fi von .Zag zu Tage Eräftiger dem glühenden Südwinde entgegen. Das mit dem Tage Ihrer Ankunft im Sudahn be: gonnene Jahr neigt ſich zu Ende: es hat Ihnen unendlich Biel gebracht, hundert Mal mehr, ald ich Ihnen fagen Fonnte; das Leßtere, was es Ihnen bringt, wird das Schönfte fein. Dringen Sie alfo im Geifte ein in die Urwälder, laffen Sie Ihre Phantafie walten, wie fie will: alle ihre Bilder werden wahre fein. Ich aber muß Sie ziehen laffen und kann Shnen nicht länger Führer fein. m. Libay's Meifebilder aus dem Driente. Der junge Maler Herr Ludwig Libay, ein geborner Un- gar, machte im Jahre 1835 an der Seite feines Mäcens, des 1857 verftorbenen Grafen Breuner, eine wifjenfchaftliche Reife nah dem Driente. Er benußte fie für feine Studien und läßt feine Reifebilder in hromolithographirten großen Folio⸗ blättern erfcheinen. Bis jet find 24 Blätter, & IF. CM., befannt. Sie fchildern Egypten weder einfeitig vom ethnogra= phifch Tandwirthchaftlichen Gefichtspunft aus, noch bloß von dem archäologifchen, fondern geben Architektur und Landfchaft, Vergangenheit und Gegenwart, wie ſich diefe eben dem Rei— fenden felbft im bunten Wechfel darbieten. So fehen wir einen perfifhen Bazar in Cairo, einen andern in Benifouef, eine Schule in Esneh, den Tempel auf der- Infel Philä, die Refidenz des Berberfürften in Derr, den Zempel von Den: derah, von Edfu, die Nilufer bei Beni-Hatal, 4 Anfichten, das Innere der Mofchee Bargouf in Kairo, die Straße zu den Gräbern bei Sint, eine Fellah- Wohnung in EI Gazieh. In den erften 12 Blättern findet man „einen Palmenwald nächſt Kenneh, egyptifche und nubifche Schöpfbrunnen zur Bewäfferung der Felder, den Tempel von Cum Ombu, Ruis nen der Mamelufenfeftung Ibrum, die Katarakten ober Afjuan, die Mofchee des Sultan Kayd bei Kairo, die Nadel der Gleopatra in AWerandrien, die Anficht von Alerandrien vom Fort Buonaparte gefehen, die Felſenkegel am rechten Nilufer ober Spfambol ꝛc. Herrn Libays befonderes Verdienft bei diefem Werke — bekanntlich dem erften diefer Art, das von einem Ungar un: ternommen und durch die Munificenz des Grafen v. Breu: ner ins eben gerufen wurde — ift, daß Herr Libay die Mit: tel falfcher blendender Effefte vermieden hat, mit denen man: cher Künftler feine orientalifchen Neifeeindrüde anziehender zu machen verfucht hat. Am Schluffe des Werkes, welches aus 60 Blättern beftehen wird in der Größe von 19 Höhe und 254” Breite im fchönften Farbendrud — wird der Drientalift Herr Alfred v. Kremer einen erläuternden Text beifügen. vm. Vom Herrn Rath Zinkeiſen eingeſandt. Zum Zeichen, daß auch im fernen Ungarn die dortigen Naturforſcher ehrende Anerkennung finden, wird aus einem Schreiben eines der verfchiedenen Ehren= und correfpondiren: den Mitglieder der naturforfchenden Gefellfchaft des Oſter— landes hier aus Ungarn mitgetheilt, daß zwei diefer Mit: glieder, 1) der Direktor des ungarifhen National: Mufeums in Pefth, Herr Auguft v. Kubinyi, nach feiner Zurückkunft von einer größeren naturwiffenfchaftlichen Neife durch Sachfen, Preußen, Holland und Belgien nad) Frankreich ıc. in diefem Sahre von Sr. Majeftät dem Kaifer von Defterreih zum Kaiferl. Königl. Kämmerer ernannt worden ift, eine Aus: zeichnung, die nur felten einem Proteftanten in Ungarn zu Theil wird, und daß ferner 2) her Herzogl. Sachfen=Altenburgifche Rath Profeffor Dr. Andreas Zipfer in Neufohl, eines der thätigften aus- wärtigen Mitglieder der naturforfchenden Gefellichaft hier, ein unermüdeter Geognoft und Geolog bis in fein jeßiges hohes Alter von 74 Jahren, der in einem der erſten ungarifchen - * (Pefther) Blätter „der gelehrte Dr. Zipfer*), der Neftor der. ungarischen Naturforſcher“ genannt wird, von Sr. Majeftät dem Kaifer an Höchftdeffen Geburtstage (18. Auguft d. 3.) das goldene Verdienftfreuz mit der Krone feierlich übergeben erhalten hat. ⸗ Altenburg, den 10. November 1857. *) Einer fpätern Mittheilung des Herrn Rath, Zinkeifen zufolge ift derfelbe Herr Rath und Profeffor Dr. Zipfer in Neufohl auch durch den Danebrog=- Orden dritter Claffe von Sr. Majeftät dem Könige von Dänemark ausgezeichnet worden, Drud der Hofbucdruderei in Altenburg. (9. A. Pierer.) Februar, Mi ' ua r. Nachmittags 2 98 2 Uhr. Stand beöi@tand dee| | yes Zuftand megers, bermos| Imos des Tem. —0.| meterb, | rs. Wetters 2, 69 = 9» bEO Ich. I. 28 2,25 It, ni N. 2,5 be; ich. ©. D 1,25 It, hele s® 2,5 ber trb. N. WB. wind. 2 =. 0, au int. W. | 2,5 m} voll. ©. ®. 10 be I... 2,0 4 wolf. WB, wind. — — bei th. N. DM. | 25 wol. W. Schr. _ 0 I SH. W. — — Sn. reg, 5 helle ©. 7 108 11,4 11,2 3, 03 12 bern trb. N. ®. 3,0 ING, ib. S. Reg. frm., ‚ 95 _|belr 9 helle ©. D. wind. __6175 wo55 helle DO. wind. 7,75 wo bele D. wind. FA hel hel irb. DO. win! wind. STR, bez | er helle ©. O ©. —— 6,75 (He __ 5,75 |bel ‚0 |trb.N.D. Reg. 6,0 Ihe tegn. N. bei 9 regn. cegn. NM. 75 irb. R. 0 wolk. ©. O. 25 \voll, ©. W. ler Barometerftand Jeſter Zag den 1. vi: ia ee — — Meteorologifche Tabelle auf die Monate: Januar, Februar, März 1857, von W. 2. Bechitein. Tieffter Barometerftand den 12. Jan. — 26,’ 11,5,% « SI a Naar orgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Moraens 8 Ubr. 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März — 28,” 0,6," Mittler Barometerftand — 27, 6," 27," Kältefter Zag den 1. Febr. — — Il, 75,9 Erklärungen der Abkürzungen: trb, trübe, wIf, wolkig, nebl. neblig, Nbl. Nebel, vegn, regnerifh, Reg, Regen, Strm. Sturm, ftrm. fiürmifh, wind. windig, D. Dt, S. Sid, W. Welt, N. Nord, Schn. Schnee, d. N8. des Nahıte, Gew, Gewitter. mittags 2 Uhr. 1 F % Bestand des iR Bi Zuftand des Wetters. Thermos meters. wit. ©. ©. Reg. 5 wlk. W. 110 |tib. N. Reg. wife. N. BD. | ER wii. N. W. belle | EN. W. B., irbd. N. & id. N. 2: heleD. belle D. helle N. helle N. O. wolk. N. O. 21, —u ihele N. O. 21,0 Helle N. 21,5 hie. | 22,25 heile GERD. 24,5 helle W 26,0 —— —— 22,75 Br N. R. Reg ululwlwvwin]leainsin[» —JI — — Mittler Kaͤlteſte turm, ſtrm. ſſRachte, Gew. Gewitter. Meteorologifche Tabelle auf die Monate: April, Mai, Juni 1857, von W. 2. Bechitein. Apart vl: Mai Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. g 5) g * — — — — — — — Stand des ſerand bes Zuſtand ——— „ost Stand des Buftand x, |Stand des Stand des Zuftand [Sta des Stand des| Zuftand 8* Stand desistand des Zufkand Stand des Stand des] Zuftand un a Air Eimer u 1 Biter lepeemee) m | Be Berne) Sue | Bere een 2 Temp. —0o.| meter. | Wetters. |z..—o.| meters. | Wetters. " ITem.—0o.!meters. | Wetters. [yo —o. meters. | Wetters. Temp. —o.) meters. | Wetters. {Temp —0| meters. | Wetters. 4 |t+_7,25 |ttb. ©. 27, 20 + 10,251. ©. 2. 1% +60 fregn. RW. 127, 6,0 |+ 6,29 |teb. N. 28. 1127, 60 + 127, 527 + 130 wol. — 20 | 6,25 belle ©. a 130 \wolt.©.®. | 2|- 71 7,25 helle N.®. |- ZI 11,0 \trb. N. W. 2j- 57 | 105 He N.W. |- 56 15,0 wolf, N. W. 3,7 75 |ttb. ©. 439 12,0 |teg. NR. Gw.|‘3 |, 75 7,5 \wolt. ©. — 11,5 wol. 2.9. | 3]. 63 13,5 |wolf. ©. « 66 | 17,5 oil. ®. 4 5,5 8,25 |helle ©. Reg. |- 5,5 12,5 |woll.S.®. | 4 = 6% 85 | | ele TE, Sı 140 |nb. N... |= 81 | 17,75 jwolt. N. 8. 5|- 59] 7,25 heile ©. » 59 | 12,5 [belle ©. Falle 760725 [re zz 75 jet. R. 8. | 5|= 90| 15,75 ie. |- 89.) 19,0 oil. R. D. Gr 4,4 8,25 Itrb. O s 42 14,0 wik. N. DO EC en: 3,2 |belle N, - 81 9,0 helle NR. 6|= 90 16,5 helle S = 83 — belle D. — —— 80 tb. ®. = 54 | 1325 belle N. Reg.| 7|- 82 6,0 delle 9. : 80 105 wit. ©. 7» 73] 18,5 heile ©: «67 23,25 lie ©. — BI, 62 9,5 wolk. W. - 61 11,0 belle N. Suleme7;z 7,0 belle DO. 2 10,75 wik. NR. ©. Bulsı 53 19,75 helle W = 57 | 21,25 got | 9 |; 51 9,5 wol. ©.0. |=- 39 15,0 wolf. ©. ©. | 9 |; 65 7,5 \wWEN.O. - 61 12,5 |wiE. N. D. 917 52 14,25 1.6.8. |: 49 16,75 Reg ©. 8. 10 |7 30 80 m.©.9S. |: 12 | 130 bie. (101: 54 9,5 helle » 45 15,0 |hele N. ©. |10 |» 42 | 13,25 eg. ©. W. |: 40 120 |Nig. ©. _ 11, 04 85 Reg. ©. ®. |- 09 10,25 regn. W. 1l)= 46 | 10,0 belle N. «35 16,0 helle 2. ©. | 11 |» 40 12,5 |heleS.D.Reg.| = 45 — — u 9,0 tb. SIRa: EU 773 80 Regen. ©. W| 12 |: 61 9,0 irb. N. 16,2 12,0 helle - 12|, 69 11,25 wolk. W. SEID 12,5 wit. W. nn 0 ie : m 75 5 8 90 tb. N 1315 82 | 9,25 mie. RW. |: 79 | 110 |tb. N. Reg. 13 26, 10,9 3,0 belle ©. 26, 10,5 7,25 wolf. 8. W. Str.fteg 13 ⸗ 7,8 8,75 wolk. N, ⸗ 8,0 r . . za Ü ' m = 77 125 vi R R — 441, 16 5,5 |belle ©. ftm. 27, 0,5 80 \molf.S.Witem| 14 | = 85 85 helle N.D. | 85 12,5: ele. N. 2.912 | = u, BED EEE un | mn. 15 57, 38 5,0 helle S —3 „0.6. || - 10,0 \belle ©. - 85 | 15,25 |helle D. 5|: 69 10,0 helle 2. |» 6, 120 mb. N __ 16 1.69 7,0 |\vott. © - 7,2 | 101,75 |sit.6.8 |16|s 8, 120 heile ©. DO. | = 76| 180 been. |16|= 61 | 10,75 heile N. = 58 —— — — —— — —— | — — — 16,0 wi. N. 17): 65 | 30 bEN.®. |» %6 | 17,75 |yelle N. W. Vale 9,0 belle ©. = 76 11,0 Ib. &..®. |17 | = 67| 12,25 helle N. W. 66 £ { : — 83 170 m 8 =) 7 v 5,6 30 ; 19,0 wit. ®. |; 80| 135 Ihe N. 0. |» 8 0 tb. N. D. 18 [= 9, 7,0 |belle D. : 90.) 11,75 [heile D. 8 |=- 66| 130 6.68. |- 63 al ee , 5 — a 19 | = 825 hie ©. 9. |: 89 | 14,75 jeie ©.2. |I9 = 61 | 1425 Heel. |, 61 20 men a N 5 D 15 en — BE Di > 501, Tr — 7— 2% = 6 25 — 2 19,75 belle N. W. | 20 |= J ‚0 belle sd | aa — 20 * 10,25 |belle ©. - 82) 17,75 belle ®. 20|=- 67 14,25 helle | | 6, [ZB ieh - ee ar ar 8 | 100 Rn | 68 — ar je 0n 1. nienon le en - — 70. ———— 22 > 541 10 ©.W. > ⏑— — —7— nn Zn 23386 375 |Oinmamm 2 90| 525 Km mmag a > A| 180 bee Gi Bin 7 0 er — 28 15,0 rn N. 99 | 21,28 Jbcle N. D. 24 - 49 2,75 tb. N. D. 24 |» 26| 16,25 helle D. |» 2 I EBEDE 3 Ne ar. — = 17 IE 5 45 05 m N.0. |35|7 36 | 13,75 |volt. ©. @. |» 30 | 19,25 ll. ©. D. z £ ur an sin a2 E Dr a 2 - — — mn 7 Sonn — » 16) 205 1.0. 0m. |26 |= 9) mie nr 9 1,5_ helle N. 26 |: 34 | 1,25 |Schn. N. SEE 261229 | 22815 lESRDIE Sure 150 fin. 8. m. [27 = 85 | 16,75 hellen. ©. |; 79 | 2225 Ihe I. m. 27 |» 38, 275 San. R. am 45 (iR. RG. 27 |» 26 | 130 (gr. ©. : e nm ee —— 62 helle W 231: 50 35 there | Hl 45 N. 1233| - 40 14,0 |trb. D. 4 EB 5 1a ars mern ein Be nee: 291559 40 |. N 7581 67er. 50, 49| 140 k6.@.8. |, 491 185 si.©. = 40 a2 me Zn rn ——— N — irb. N. ©. 1301749 | 14,25 tb. ©. = 43 17,0 helle D. 30 |» 43 ‚0 |helle W. | } 2 a Re TE aan — — |kb. 9. | fi — 1 . terftand N 5,8" öchfter Barometerftand den 25. Juni — 27,” 10,8 Mittler Barome ! — ne — den 13. April — 26% 10,5% Kältefter Tag den 26. April — + 1,25 8 uͤrmi indi . Sid, W. Welt, N. Nord, Shn, Schnee, d. Ne. des Nachte, Gew, Gemitter. Erklärungen der Abkürzungen: trb. trübe, swIf. wolkig, nebl, neblig, Nbl. Nebel, regn. tegnerifch, Reg, Regen, Stem. Sturm, ftrm. ſtuͤrmiſch, wind. windig, D. Oſt, ©. Süd ft, ’ — — —IV—7— Reg. —V————— beile ©. "|2 50 |722 |moll. ©. ©. - | BC »757|° DibleS.2. - = 50 wit. N. Gew. 57 Plele©.dD. 57.70: RS tb. ©. @. - 73 Dbio.W. s 66| vit. ©. ®. » 5,3| 2P |Reg. NR. W. er — 731) Dh Ww FSYEWTZ er bie}, 1% 0737| Du W. wind. : 51 trb. N. wind. : 5,6 wie.N.D.wind. #771 irb. W. wind. » 78 WEN » 78 heile ©. ‚ 83| bie 0. s 9,1 wif. D. ES = 96 belle. ⸗ helle S. helle ©. DO. ⸗ 7,9 teb. ftrm. N. W. :s 82 belle D. Stand des Baro= meters. Temp. —0. Zuſtand des Wetters. Standes Nittler Barome Bärmfter Tag Ü Meteorologifche Tabelle auf die Monate: Zuli, Auguſt, September 1857, von W. L. Bechſtein. LE Se pt kin ben | Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens S Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr, Nachmittags 2 Uhr. nn — ⸗ —— — — — — — — — — — — — = — Stand bes] Zuftand Stand ———— 27 |Stand des Stand des) Zuftand |Stano des Stand desl Zuftand * Stand des Stand des Dann, Stand des Stand des Buftand & | meters, |Ehermo- des meterg, |Ubermo- des S | meters, Tbermo- des Baro- Iypermoe des & ee Thermo: des — Thermo: des | Tem. —0,.| meters. | Wetters, [sp —o.| meters.| Wetters. " Tem. —0.| meters. | Wetters. —— meters. Wetters. nn! meters, | Wetters, Be meters. Wetters. 4 127, 3,7 |6 15,2 |teb. W. 27, 3,9 |+ 16,28 |tb. WR. Weg. 1127, 7,6 |+ 15,5 |rean. 28. 27, 7,6 I+ 20,25 jwif. 28. 1 |27,° 6,7 |+ 15,25 |Neg. ©. 8. 127, 5,6 |+ 17,0 wit. 9. DO 2 |e 483 |_ 15,75 Reg. RB. |- 55) 110 6m ©.@. | 2|- 83 | 18,0 elle ©. = 81) 3,35 bed. 2- 48 | 1425 voll. ©. - 420 180 Wall, ©, 3|: 64 16,5 [mol N. | 66) 185 |helle N. D. 3|» 84| 1825 (helle ©.D. |» 79 26,0 |helle ©. ©. | 3|- 50| 13,75 wolf, ©. - Sl 20,5 wolf. ©, — — 16,0 hbelle ©. = 69 220 we. | 4|- 75| 205 jhle®. 7,4| 26,0 heile 2. —A bele |» 56. | 21,25 oil. ©. Sg BR z 6,6 17,75 wolf. S. Gew.) ; 6,4 20,0 irb. N. W. ANETTE) 21,0 helle ©. : 55 20,25 Gew. D. SallenE50 14,5 |belle ©. = 50 20,5 dee DI a a lee - 44 | 230 WE RW. | 6|- 50,195 helle m. = 50| 22,2 nmonsom| 6|> 63 | 1875 Ireg. W. - 63 | 185 wolf, ©. ©. 720043 155 |ttb. ©... |; 45 | 1825 wi. ®. 7|- 45| 165 |.6®. |» 47) 1925 |feg. MW. 7|» 64| 14,25 |tıb. ©. = 68 19,5 |tıb. ©. ®. 8|» 5,6. 1475 wolf. ©. Rey. = 5,2 17,0 |\wiE. ®. 8)» 53| 16,25. voll. ®. -|; 5727| 195 wie.W. | 8|- 64 | -13,25 [helle ©. » 59 | 190 helle ©. ©. 9): 60 12,5 \ıd.©.®. |- 58 17,0 |ttb. ®. ftım. | 9 | 6,2 16,0 In. @. — | 59 | 170 reg. N. @. 9 |: 54 | 16,0 Iregn. ©. W. |= 5,7 | 21,5 wii. N. Gew. 10 |= 63 13,0 |wlf. ©. :- 64 18,5 |wif. ®. 10|= 56| 15,25 |Reg. N. E57 19,5 wit. R. 10 |= 59 16,0 helle ©. : 5,6 20,0 ni. ©. D. 1|= 73 16,0 |Hele NR. W. |- 7,2 | 19,75 |wit. N. ı1|= 71 145 helle. |- 70 21,0 hele ©. | IT|» 40| 525.6. |- 40) 1975 |tb.©. ©. 121% #1 | 13,75 |teb. ®. - 81 17,5 \wif. R. 16,0 \6 le N.V. |» 73 21,5 |helle N. 2 |» 58| 1325 helle ©. ®. |» 5,9| 1925 wi. ©, W. 13|. 105 14,5 belle N. W. |; 105 200 be. ||, 70 16,0 helle » 66| 2125 helle D. 3|: 6,1 135 nid. ©. ®. |: 62 16,5 nik. ©. ®. 145 1%2| 182 Ihle©.®. |- 104 240 helle N. W. | 14 | - 59 165 Ihe &. |, 53| 21,75 |heleN.Oo. | 14|- 70 13,0 |Reg. W. : 7273| 11,5 |Reg. N. W. 15 |» 88) 190 hie ©. m | 49 1675 been. d. |» 4656| 2230 hbele ©. | 15) = 9] 135106 |, 96] 1875 Ib. 16 |= 60) 190 fe. ©. = 66| 170 Ren. mm. 16 = 39 | 1625 heile N. Do. | 3,1] 20,25 Ihele N. ©. | 16 |= 10,1 | 11,25 helle S.W. |= 101 | 17,25 Helle W. Erz — 155 Reg. N. W. |- 5,7 14,0 |Reg. W. 172 200272 14,5 rd. N. » 2,1 | 16,0 |Reg. ©. 17 \= 108 | 13,0 |hele ©. » 97 195 bele 18 |: 80 145 |teb. ®. : 81 15,0 tb. ®. 13|- 33 14,0 Reg. N.W. |- 3,7 130 Reg N. W. | |» 78 135 [heile ©. w. |» 64 |_ 19,25 (mit. W. wind. 19 |= 86 13,75 irb. W 86 17,0 itrb. N. W 43 14,0 |tegn. N. 3a! 16,75 \teb. N. Reg. | 19 |» 69 10,5 |ttb. 8. wind. | = 7,0 13,75 |tib. N. wind. 201. 73|7 16,25 |belle ©. ©. |- 7,0 | 20,75 jsunro..neom| 20 |)= 5,7 | 1425 |. N.W. |> 56| 160 [eb WW. | 20 | 10,0 7,5 |. 2. wind. | = 10,3 | 10,25 wit. RD wind. 21 |= 59 17,5 |belle 2. : 60| 1875 woe.Nn.®. |21|- 67 15,0 tb... ®. |; 71 | 19,25 |wiE. R, 21 |= 75 | 85 lb. ®. N 13,0 tb. W. wind. 2|- 58 15,0 \ttb. ©. a5 19,0 wolf. WB. Neg.| 22 | - 73| 165 heile N.D. |- 78 195 heile N. ©. | 22|» 67 11,0 |n6.®. |» 70 13,0 wi. N. ®. 232 754 12,0 |belle ®. : 5656| DBohwenWw. |23|- 73 14,0 belle ©. 78 15,0 Ihe ©. [3 |- 9 60 |hefle N. W. |» 95 10,0 \pelle ©. 24»: 60 13,0 |Reg. ®. - 63 17,0 \wif. ®. 24 |» 83| 12,75 Ibeled®. firm, |» 83 17,0 helle ©. ftrm. | 24 |- 10,8 4,75 helle O. |, Yıl 10,5 helle D. 3|- 66 17,0 |belle ©. : 60 235 wi. ©S®. ||» 9ı 13,0 [belle ©. - 91) 18,75 helle. ©. | 25 | - 80 6,25 helle ©. = 758 u wit. DO. 3 26|- 65 | 18,75 belle ©. - 67| 2225 WEN. W. |26|- 97 14,0 |belle ©. = 96 20,0 helle N. 26 |: 68 775 helle ©. .» 70 Be belle S. 327|- 69 19,0 helle © ®. |: 6,3 240 wii. ©. ©. |27|= 92 15,0 bele |» 87 | 2425 helle W 27 > 78 110 hele |» 73 >= belle ©. 23°| = 6,0 19,75 \bele &. |= 53 24,75 hele@.d.ns.Gew| 23 |- 7,6 | 12,75 Reg ©. D. |- 74 16,0 wilk. N. W. Regh 29 | = 613 ID helle |: Sl | 2 = ©. Fa 29 |» 77 15,0 |molf. N. 82 75 ERW. [390], 79 WöhenW |, 79) 1625 mit _|29 |. 50] 13,75 1b. MD. | = en — 309 14,0 |belle ©. 72 20,0 |wif. ©. 3017 83 12,5 heile ©. ©. |= 82 | 1775 |vele 0. 130 |» 89) 825 Iteb. ©. 1,® 12,5 helle D. 16,25 wit. R%. ®. |= 64 | 20,75 wie.R.@.Regl 31 |» 77 | 12,25 belle ©. » 19,25 |belle ©. — Hoͤchſter Barometerſtand den 17. Septbr. — 27, 10,8% Mittler Barometerſtand — Dan DIA, j Tiefiter Barometerftand den 47. Auguſt — 27," 2,1 Waͤrmſter Tag den 3. Auguft — +26, 0 8 A —— O. Oſt, S. Eid, W. Met, N. Nord, Schn. Schnee, d. Ns. des Nacte, Gew. Gemitter. Erklärungen der Abkürzungen: trb. trübe, wit. wolkig, nebl, neblig, Nbl. Nebel, regn. regnerifch, Reg. Regen Strm. Sturm, firm. ſtuͤrmiſch, wind. windtg, ember, Decembei ber , Nachmittags 2 Uhr. tags 2 Uhr. d des Stand des Zuftand hd des Zuftand ters. [übe v.—=0. ya + 823 8,25 helle ©. rmo= des rmo— des meterg, Metterdters, Wetters. v,5 [heile ©. 72 70 helle W. u 77% tıb. ©. 6,6 5,5 helle ©. DO. 6,9 helle ©. 59 | 10,0 Ib. &S. 6,75 jwll. ©. 7,1 9,5 wit. N. W.3,25 wi. 728|- :11,0 Ihelle ©. DO. 75 tegn. W. 8,6 9,75 |wif. NR. 2,5 |helle S 9,6 45 regn 35 It.W. | 10,3 35 10.9. 275 helle ©D. 0, 35 irb 125 helle 1,0 3,5 |teb. N. 3. 4,5 |ted. ©. 0,3 3,0 |tib. R. W.3,75 Iteb. N. W. 104° mo 1 9,6 5,0 helle ©. S 1,0 Itıb. ®. 108 | 1,255 belle N. 125 helle ©. | 91 —— — helle S ‚Sl 0% trb. W. 104) 45 he 0 HES.W. 0,0 0,5 delle N. D 35 (helle ©. ®. 03 = 0, helle N. Br75 Ihelle © 10,8 — 2,75 helle ©. Wr75 It... 109 = 0, helle ©. 3,25 helle ©. W. 98 + 05 Iyelle&. 8,75 regn. W. 4,9. 1,5 helle ©. fr 90 uegu. S. 1,5 5,0 irb ©. win 75 tb... 2,6 65 reg 8. 16,5 b. W. 1,9 30 6. 40 RW | 3,9 — 0, Sn. N. mPp,25 Reg. N. W. Schn. = 9, It. IVO we 78 + 05 tb. RN. ® 15 belle ©. W. 7,7 2,0 tb. ©. 12,0 ited. 8. ST Een EL RC “ er Barometerftand — er Tag den 19. Novbr. r=Pp- — nn Meteorologifche Tabelle auf die Monate: Detober, November, December 1857 ‚von W. 2. Bechftein. Die troep er, November Deremn Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Er nn SS N — — I | Tr I men > —— — — * — des Stand des Zuſtand |Stans des [Stand des Zuftand =) Stand des Stand des Zuftand Stand des Stand des Buftand * — des Stand des Zuſtand mr desistand des Zuftand ® Imeters, Thermo— des — Thermo des 2 | 805 Therme des — — des 8 | n21203 Chermo: des meters, |Tbermos des Zem.—0, meters. | Wetters. Im —ı.| meters.| Wetters, " IXemy.—o.| metere. | Wetters. Temp. —o, meters. | Wetters, Tem. —0.| meters, | Wetters [Tem — 0. meters, | Werters. _1 27, 27817 #,75 belle ©. 27, 73 + 175 elle I. 1 127, 99 > |helle ©. 127, 95 + 25 belle ©- — 0,» Me. © 27, 85 |+ 0,5 [belle ©. 2|- 73 11,5 [belle 8. - 75 | 160 jwif. 8. mind. 2]- 75 helle ©. 8. | = 72 70 helle W 2|._93 |+ 125 —.. Bine — 3 |: 73| 11,25 je ©. ®. |- 69 | 172 eie@.W. | 3), 69 belle ©. - 66 55 belle S.0. | 3|- 99 | 275 Ihele®. |. 94 6,5 helle 5. SAN 9,75 |belle ©. = 5,2 | 18,25 |beile W 41: 60 5 jit.&. .» |=759 10,0 |ttb. ©. 4, 56| 33 nit ©. 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Jahr unferes Kunfte und Handwerksvereins Haben wir zunächit der thenern Todten zu gedenken, welche unſer Verein in dieſem Jahre verloren Hat.) Sch nenne von ihnen nur zwei, welche mit feinem Beftehen und Gedeihen gauz be: fonderd eng und innig verbunden waren. Der erfte iſt der Hofzimmermeifter Voretzſch, der als edelherziger Menſch, ald rechtfchaffener und treuer Bürger und als geichiekter und unterncehmender Architekt allgemein geachtet, der einzige noch lebende Miitftifter unfered Vereins war, *) Meberhaupt verlor der Verein in diefem Jahre 7 Mitglieder: 1) Kaufmann Ernft U. Befjert, 2) Maurerm. Fiedler, 3) Bäderm, Friedrih, 4) Firmafchreiber Köhler, 5) Finanzhauptkaſſier Ludewig +, 6) Archidiaklonus Voigt dur feine Derfegung auf das Dberpfarramt Gößnitz, und 7) Hofzimmerm. Borepfh. F XV. 7 — en und der zweite ift der Kaufmann Ernſt Aug. Beffer, welcher unſerm Vereine bereit8 vor 14 Jahren beitrat und fich feit dieſer Zeit um denfelben in verfchiedenen Aemtern und vom 4. Febr. 1853 bis dahin 1857 fogar als erſter Direetor dejjelben fowie auch bis zu feinem auch für uns viel zu früh erfolgten Tode als Kafjier feiner Schule die entjchietenften Berdienfte erwarb. Schon von 2 Fahren lehnte “er in Folge feiner zunehmenden Leiden die Wieder: erwählung zum Vereinsdirector entfchieden ab; ala ihm aber im darauf folgenden Sommer die Molkenanftalt zu Kreuth und die Reize der großartigen Gebirgsnatur eine merkliche Linderung und Erkräftigung brachten, Dachte ges wig Niemand, daß er nur ein Jahr fpäter gerade da, wo er noch allein Geneſung zu finden hoffte, den Tod und mit ihm Genefung von allem Erdenleid finden werde. Neu eingetreten find in diefen Jahre in unfern Verein im Ganzen 12*), Mitglieder, theils praktiſche Ge: twerbtreibende, theils Freunde des Gewerbfleißes, fo daß ſich unfere Miitgliederzapl in demfelben abermals um 5**) vermehrt hat. Wir freuen und diefer Zunahme um fo niehr, je häufiger wir von andern Seiten gewiß nicht unbegrün- dete Klagen über die herrſchende Gleichgiltigfeit gegen die Zwecke wilfenfchaftlicher und gemeinnügiger Vereine zu ver: nehmen pflegen. Wir freuen uns darüber nicht blos um unfereö Vereines, jondern überhaupt auch um unferer Stadt willen. Denn diefe Fann der ermuthigenden Theilnahme für gemeinfame Fortfchritte nicht entbehren , wenn fie nicht troß der Gunft, welche fie als Herzogliche Nefidenz und *) 1) Zahnarzt Rob, Börngen, 2) Defonomieratb Glaß, 3) Advo- fat Iheod. Göpel, 4) Steindruder Rob. Hauptmann , 5) Eriminalge tichtöaffeffor Brun. v. Hopffgartens Heidler, 6) Zärber Sul, Juſt, 7) Gaftwirth Rob. Kirmſe, 8) Sattlerm. Friedr. Kurze, 9) Glaferm. Srledr. Nebrih, 10) Seilerm. Aug. Herm. Planer, 11) Garnfabrifant Karl Stein und 12) Notar Rud. Thienemann. **) Die Zahl der in Altenburg * wohnenden Vereinsmltglie⸗ der iſt 185, is Zu 2 A nn rn 9 j ‘ ‘ rg — — als Mittelpunkt einer fruchtbaren und wohlhabenden Land— ſchaft genießt, von ihren überaus regſamen Nachbarſtädten immer mehr überflügelt werden foll, Während fih nämlich die Bevölkerung Leipzigs feit 1832 von 43,189 bis auf 74,097, die Bevölkerung Chemnitz's von ungefähr 20,000 auf 40,691, und die Zwickau's von 6127 auf 17,892, durchfchnittlih alfe um mehr ala 91 Procent vermehrt hat, ftieg die Bevölkerung Altenburg’s von 12,568 nur bis 16,436 alfo nicht ganz um 314. In einem ähnlichen oder vielmehr in einem noch weſentlich höheren Verhältniffe dürfte zugleich auch der Werth von Häufern und Grundſtücken aller Art, ſowie überhaupt der öffentliche Wohlſtand diefer Städte geftiegen fein. Nun iſt zwar Wohlhabenheit nicht einerlei mit Glück: feligkeit, dennoch aber fchon als Mittel für höhere Zwecke ein allgemein erſtrebtes Ziel menfchlicher Thätigkeit, und feine Erreichung jeden Falls ein Beweis der Kraft und des Geſchickes Derer, welche Andere Hierin hinter fich zu: rückließen, und ſchon infofern könnte unfere Stadt von ihren Nachbarinnen gewiß mancherlei lernen. Es bedarf aber hierzu nicht einmal fo bedeutender und fo verkehrs— reicher Drte, fondern oft find felbft ganz kleine Städte ſchon beredte Zeugen Deffen, was Thätigkeit und Energie vermag. Hiervon bot und noch in unferer letzten Vereins: figung Holzminden im Herzogthum Braunſchweig mit feiner Baugewerkſchule ein recht fehlagendes Beiſpiel. Diefe wurde vor 26 Jahren mit 15 Schülern in engen und dürftigen äußern Verhältnifen eröffnet und beſitzt jetzt unter ihrem erſten Gründer, dem nunmehrigen Herzogl. Brauuſchweigiſchen Kreisbaumeifter Haarmann, nach einer fchriftlichen Mittheilung des Hrn. Geh. Regierungsrath Dr. Bas 30 Lehrer und 480 Schüler in 8 Claſſen. Sie würde aber noch weit frequenter fein, wenn fie alle 716 legten Herbft angemeldete junge Leute hätte aufnehmen, und beherbergen können, was fie bei den Aufgenommenen thut, und zwar gegen eine noch nicht einmal ganz 60 Thle. be: 7* — 10 — tragende Entſchädigung fir Unterricht, Wohnung und Unterhalt während eines Winters. Es ift alfo eigentlich) nicht der Drt, der fich Hebt, jondern es ift vielmehr die ver: ftändige Thätigkeit und der glückliche Unternehmungsgeift einzelner Menſchen das, was einen Drt emporbringt. Shut dann auch die übrige Bevölkerung das Ihrige umd unterftügt Jeder auch gern den Nachbar in feinen Zwecken und Unternehmungen, fo heben fich zulegt Ale und damit auch der ganze Ort zu erwünfchtem Wohlftande empor. Wo dagegen gemeinnüßige Beftrebungen ftatt nachbarlicher Bereitwilligkeit faft nur neidifcher Engherzigkeit begegnen, da kommen zuletzt alle, Schuldige wie Unfchuldige, zurück, weil fie troß ihrer hochgerühmten Vernunft im praftifchen Zuſammenwirken es doch nicht einmal dem Inſtinkt der Ameifen gleich zu thun werftehen. Laffen Sie ung darum, verehrte Vereindgenoffen, auch ferner uneigennügig zufam: menhalten und zuſammenwirken in treuer Liebe zu unfern Vereine und zu unſerer Vaterſtadt, ohne viel darnach zu fragen, ob dieſes auch von Andern anerkannt und belohnt wird! Denn den beiten Lohn erntet doch immer, wer kei— ned Lohns bedurfte, weil ein edles, reiches Herz ſchon felbft der größte Lohn iſt. Unfere gewerblichen Zuftände find, wie überall in Deutfchland, in einer gewiſſen Erregung und Unruhe begriffen. Das Alte hat feinen Zauber und damit fogar den Glauben an fein Fortbeftehen verloren, das fich heran drängende Neue aber gleichwohl bei der Mehrzahl der Be: theiligten noch Fein rechtes Vertrauen gewonnen. Die In: nungäbriefe, früher als ſtarker Nechtsfhug gegen Ent: mwerthung der Arbeit und gegen unbefugte Coneurrenz von Seiten fogenannter Pfufcher mit Eifer verfochten und mit gemeinfamen Geldopfern hartnäckig vertheibigt, haben der mächtigften und drückendſten Concurrenz, nämlich der Con: enerenz der Fabriken gegenüber, längft ihre Wirkung ver Ioren und erfcheinen nun immer mehr ald cine unnütze Reliquie, ja oft ſelbſt als läſtiger Hemmſchuh und als un: — Wi — 6 verfiegbare Quelle fruchtlofer Prozeſſe unter den verſchiede— nen Innungen ſelbſt, weil feine fich in der Herjtellung größerer zufammengefegter Gegenftände frei bewegen fan, fondern dabei immer wieder auf die Arbeit anderer In— nungen hingewieſen ift, die gar oft entweder nicht im der Güte oder nicht in der Zeit oder nicht zu dem Preiſe ge liefert wird, wie fie der Hauptunternehmer bei freier Be: wegung mit Hilfe tüchtiger Arbeiter wohl Hergeftellt Haben würde. Zu ſolchen Erfahrungen brauchte nur noch der ſchnelle Aufſchwung einzelner Fabrifanten und das raſche Aufblühen mancher, bisher gering geachteter Fabrikorte hinzu zu kommen, um den an ſich gewiß einfachen und ge— winnenden Lehren der tonangebenden volkswirthſchaftlichen Schriftſteller über die Vorzüge der Gewerbefreiheit vor dem Innungszwange ſowie des Freihandels vor den Schutzzöllen den empfänglichſten Boden zu bereiten. Es ſind daher in manchen Innungsländern, z. B. in den Kö— nigreichen Sachſen und Hannover, die Stimmführer der Gewerbevereine hierfür bereits ſo entſchieden gewonnen, daß fie gern auf ihre ganzen Verbietungsrechte und Innungs— privilegien verzichten würden, wenn die Innungen nur da— gegen noch einige Rechte und Freiheiten der Fabrikgewerbe zugeitanden erhielten. Die Menge der Zunftgenofjen aber, unzufrieden mit ihrer gegenwärtigen Lage und ohne Hoff— nung, diefe unter den beftchenden Berhältuijfen jemals weſentlich gebeffert zu fehen, ſtimmt diefen Führern jegt großentheild bei, follte e8 auch von Vielen nur in der traurigen Refignation gefchehen, dag es nach Einführung der Gewerbefreiheit jeden Falls mit ihnen nicht fchlimmer werden könne als jetzt unter dem erfolglofen, oft nur noch bemmenden und einengenden Zunftſchutze. Erinnert diefer Zuftand nicht an die Unruhe mancher Todkranken, die un— geduldig nach einem andern Lager begehren, nicht weil dieſes meicher und beffer, fondern nur deshalb, weil das Bisherige ihrer angftvollen Unruhe —— gewor⸗ den iſt? — 102 Gewiß fünnen tüchtige, geſchickte und zuverläfjige Hand» werfer auch unter der Gemerbefreiheit beftchen und ſich fo: gar noch fchneller ala bisher emporarbeiten ; aber der über: wiegenden Mienge der mittelmäßigen Handwerker wird Die: felbe neben einzelnen Vortheilen gewiß auch manchexlei Störungen und Unbequemlichfeiten und den gänzlich zuriick: gebliebenen und fchwachen den ihnen ohnehin bereits dro= henden Ruin nur noch fehneller und entfchiedener und mit diefem zugleich auch einen willfommenen Entfchuldigungss grund bringen. Denn ftatt des unheilbaren Hauptübels, der eignen Untüchtigfeit, werden Diefe nun Laut die neue Gewerbefreiheit ala die Urfache ihres „unverſchuldeten“ Zu: rücklommens anklagen und dabei in der ihnen ziemlich. nahe ftehenden Menge Faum mittelmäßiger Standesgenoffen in furzer Zeit ein zuftimmendes Echo finden, während Die verhältnigmäßig immer nur Eleine Zahl wahrhaft tüchtiger Handwerker in mohlverdienter Sicherheit fchweigen und thätig vorwärts freben wird, Man braucht Fein. Prophet zu fein, um diefes vorandzufagen. Denn feit der Begrün: dung der Gewerbefreiheit in Preußen ift diefes bereits Alles mitfammt den dadurch veranlaßten Rückwirkungen vor un: jern Augen vorübergegangen. Es ift im Gewerböwefen nicht ander als in den bür: gerlihen Verhältniffen überhaupt. Die Tüchtigfeit, Reg: famfeit und der Beſitz Haben in jedem geordneten Gemein: weſen vor der Untüchtigfeit, Trägheit und Mittellofigkeit einen durch Feine allgemeine Anordnung oder Gunft aus: zugleichenden Vorzug, und alle Mühe ift thöricht und er— folglos, welche dergleichen Unterfchiede aufzuheben trachtet, da fie wohl den tüchtigen Gewerbömann hemmen und ein: engen, niemals aber den unfähigen Stümper zu einem tüchtigen Handiverfer machen kann. Und das ift auch der Grund, weshalb die tüchtigen und umfichtigen Meiſter, welche unferm Bereine ald treue und thätige Mitglieder angehören, der gewerblichen Entwicklung der Zukunft ruhig und gefaßt entgegen fehen. Sie wiſſen, daß ihre Erfolge — ui ne — WW — auch in Zukunft, nicht von wechjelnden äußerlichen Eiu— richtungen und Anordnungen, fondern von der Regſamkeit und Thätigfeit abhängen, welche fie — jo Gott will — auch in Zukunft dauernd und beharrlich entwickeln werben. Wo aber Krafı und Mittel der Einzelnen nicht mehr außreichen, da rufen tüchtige Gewerbölente nicht gleich den Schuß und die Hilfe der Negierung an, fondern fie fuchen zunächft in ihrem Bereiche felbjt nach Mitteln, den Kampf der Concurrenz zu beftchen. Das nächte und einfachite ift, die ſchwachen Kräfte durch Vereinigung zu ftärken und zwar nicht durch eine immer nur die nächften Coneurren— ten verbindende und alle übrigen Gewerktreibenden aus: fchliegende Vereinigung, nach Art der bisherigen Innungen, fondern durch freie Affociation aller derjenigen, welche das Wohlthätige folcher Vereine einfehen und dazu Vertrauen, Muth und Entfchloffenheit beſitzen. Schon zwei Nahbarn , welche einander mit ihren Be: triebömitteln, in Bedarfsfällen vertrauensvoll aushelfen und diefe Betriebsmittel zugleich durch verftändige Sparjamfeit zu vermehren wiſſen, erhöhen durch dieſes nachbarliche Zufammenhalten ihre verfügbaren Mittel und die Erfolge ihred Gefchäftäbetriebd. Wenn aber Hundert und mehr Bürger einer Stadt mit fol nachbarlihem Vertrauen zu: fammen treten und einander in Bedarfsfällen unter wach— famer VBorficht gegen die immerhin mögliche Leichtfertigfeit und Unredlichkeit Einzeiner mit den von Jahr zu Jahr wachfenden Erfparniffen Aller gegen angemefjere Zinfen unterftügen, fo werden die Kräfte und Erfolge noch weit mehr gefteigert und wenigitend der Vortheil eines erhöhten Ereditd nun auch den Eleineren Handwerkern zugewendet. Das waren die Erwägungen, welche unfern Verein veranlaften, dem Winfe eined (das fagen wir mit danf: barfter Anerkennung) hochſtehenden Freundes der Gewerbe vertrauensvoll Folge zu Leiften und nach kurzer Prüfung der Sache mit. der Einladung zur Gründung eines Altenburgifhen Creditvereins nah Schulze: De: = — litz ſchem Syſteme hervorzutreten. Wie in Meißen, das und das nächſte, vielleicht zu wortgetreu feſtgehaltene Vor— bild unſerer Statuten lieferte, traten dieſem Vereine ſofort 126 hieſige Bürger durch Einzahlung von 2 Thlrn. Stamm⸗ antheil und 4 The. Beitrag zum Nefervefonds bei, wor: auf dann die alsbald erwählten Vereinsvorſtände gegen den Schluß des Jahres 1858 bei Herzogl. Landesregierung das Geſuch um Vermittlung der Genehmigung der Sta- tuten und der Ertheilung von Gorporationsrechten einreich: ten, unfer Kunfts und Handwerksverein aber feine - bis: herige einleitende und vorbereitende Thätigfeit für dem zu gründenden Creditverein als gefchlofjen erklärte. Hiermit ift nun allerdings ein erfrenlicher Schritt, durchaus aber noch nicht Alles gefchehen, um den dermaligen Bedräng: niffen unferer Handwerker zu begegnen, fowie ja überhaupt zum fröhlichen Gedeihen der einzelnen Yamilien wie des ganzen Gemeinweſens gar viele Factoren zuſammenwirken müffen. Wie aber bei fürperlichen Krankheiten alle Arge: neien vergeblich find, wenn die eigne innere Lebenskraft nicht zur Genefung mitwirkt, fo ift auch die Befeitigung der Leiden unſerer Gemerbtreibenden nur möglich, wenn dieſe felßft ein Seder in dem ihm angemwiefenen Kreife das Shrige dazu beitragen und, jtatt ſich von der Zeit unter Kampf und Widerftreben das Zeitgemäße abringen zu laffen, ihr lieber dieſes freiwillig im wohlverftandenen eig: nen Intereſſe entgegen bringen. Sit Shen die Verſchmelzung nahe verwandter In— nungen, wie eine ſolche bei uns neuerdings zwiſchen den Riemern und Sattlern ftattgefunden hat, infofern für beide ein Bortheil, als fich dadurch das Arbeitögebiet jedes Ein: zelnen erweitert und die Veranlaffung zu zeit: und geld: vaubenden Prozeſſen über die Fünftlich aufgerichteten Ar: beitöbefugnißgrengen wegfällt, fo würde ein Uebereinkom— men aller oder — um nicht allzufühn zu fein — dod) recht vieler Innungen, Fünftig alle bisherigen gegenfeitigen Verbietungsrechte unter fich aufzuheben umd — WI — jich fo unter einander ald Handwerksmeiſter ganz Diefelbe Breiheit zugugeftchen, welche die Fabrikanten in Folge ihrer Conceſſionen ihnen allen gegenüber fo vortheilhaft auszubeuten wiſſen, allen Handwerfsmeiftern noch weit größere Vortheile gewähren. Leider aber hat den Auf: ſchwung des Handiwerkerftanded in der neuern Zeit faft nichts fo durchgreifend gehemmt und erfchwert, ald der Fleinliche Sinn und der Brotneid der Handwerker unter einander ſelbſt. Wenn aber ein Neich unter fich ſelbſt un- eind wird, jo wird es wüſte. Hiermit aber genug von den zwei Hauptgegenftänden, welche und im Laufe dieſes Jahres ganz befonderd be: ſchäftigt und doch ihrer ganzen Natur nach ihre definitive Erledigung noch lange nicht gefunden Haben! Die übrigen Verhandlungsgegenftände waren mehr theoretifcher Art. Dahin rechne ich zunächſt die mancherlei intereffanten und belchrenden Mittheilungen unſeres leider noch immer kranken Vereinsvorſtehers Mechanikus Schönkopff z. 2. über die Erfindung eines in London lebenden Deutfchen Namens Bühring, die Holzkohle plaftifch zu machen, jo dag daraus Gießformen, Schmelztiegel und Kohlen: platten für galvanifche Batterien und zu Waſſerfiltern gez bildet werden können; fodann über einige neuerdings in Anregung gekommene Vorfchläge zu beſſerer Einrichtung der Waagen und Gewichte und endlich über einige neuere, nur noch durch das Mikroſkop bemerkbare Lei— ſtungen der Photographie, wie ſolche auch unſer zweiter Vorſteher, Herr Guſt. Schmidt, in Hamburg zu ſehen Ge: legenheit hatte, Auch die Holzſchneidekunſt Hat angefangen, fich die Photographie zu nuße zu machen, feitdem, wie uns Hr. Graveur Haferoth erzählte, man es dahin gebracht: hat, das zu Holzſchnitten beſtimmte Buchsbaumholz für die Aufnahme von Lichtbildern fo vorzubereiten, daß diefe Leg: tern dem Holzfchneider unmittelbar als Vorzeichnung dienen, — 16 — Ein in England vworfommendes fehr einfaches und wohlfeites Mikroſkop mit ungefähr zwanzigfacher linearer Bergrößerung wurde und in feiner Zufammenfeßung und Anwendung durch Hrn. Theod. Höpfner beſchrieben, deffen vielumfaffender Auffas über das Wohlthätige der Magazine fertiger Herrenfleider aus einer ge werblichen Zeitfchrift durch feinen Vetter Harn Karl Höppmer, welcher Lebtere auch eine von ihm felbft ver: fertigte, die Probe vollfommen beftchende Tafche mit Sicherung gegen Tafchendiebe vorzeigte, zur Kennt: niß unſeres Vereins gebracht wurde. Auch in diefem Auf— faße trat der Kampf der alten innungsmäßigen Betriebs— weite mit den von den Zeitverhältniffen gebotenen und von Hrn. Höpfner anerkannten neuen Gefchäftsformen zu Tage. So Flar es aber auch dem Unbefangenen und Unbetheilig: ten erfcheinen mag, daß fich die Producenten nach den. be: reits anderwärts berücfichtigten Wiünfchen und Bedürf— niffen der Confumenten zu richten haben, fo dürften doch auch hier unter den zumächft betheiligten Producenten gar viele fein, welche, wenn fie es nur durchführen könnten, auch jetst noch jeden Verkauf fertiger Kleidungsftüce wer: bieten würden. Sn diefen Kampf führte auch das ein, was unfer Herr Vicedirector, Niemer Schneider, über den Entwurf einer fächfifchen Gewerbeordnung und über bie Umänderungen, welche, deſſen Einführung in unfern ges werblichen Zuftänden hervorbringen würde, ſowie auch das, was Ihr gegenwärtiger Berichterftatter über die ge: genfeitige Stellung vortrug, welche eben diefer Entwurf den Handiverfern und den Tabrifanten neben einander an: weiſt. Hierbei fanden die umfaffenden Kenntniffe und die Gerechtigkeit und Billigkeit des Verfaſſers dieſer neuen ‚Gewerbeordnung wiederholt Anerkennung; damit Fonnte aber der Zweifel, ob es wohl räthlich fein werde, den jungen Wein der Gewerbereform in die alten, wenn auch einzeln durchgeſehenen und ausgebefferten Schläuche zu Mi füllen, niemald ganz bejchwichtigt werden. Ja, gerade die vielen mühfamen und Eünftlihen Ausbefferungen ſchie— nen dafür zu fprechen, daß es kürzer und einfacher gewefen fein würde, den jungen Wein lieber gleich nach den Anz forderungen der Gegenwart in neue Fäſſer zu bringen. Das ſcheint auch nach den Mitteilungen Herrn Schneiders die vorherrfchende Anficht der zunächit betheiligten Gemwerb: treibenden Sachfens, fowohl der Yabrifanten als der fort: gefchrittenen Handwerker, zu fein, obgleich die Menge der Handwerker der Natur der Sache nach nicht zu diefen fort: gefchrittenen gehören dürfte. Einen Beleg, wie jeßt die gewerbliche Thätigkeit überall auf Maffenproduction bindrängt, liefert unter Anderm auch das Papier und die Bappe, wozu die große Maſſe abgenußter Leinen: und Baumwollgewebe noch immer nicht genug Rohmaterial liefert, jo daß nun auch, nach einer Mittheilung des Heren G Schmidt, die bei der Runfelzuekerfabrifation übrig bleibenden, gewöhnlich zu Viehfutter, in gewiffen Fällen wohl auch zur Düngung verwendeten Treſtern nach einer einfachen Vorbereitung mit einem Zuſatz von Baummwoll: fafern zu brauchbarem Packpapier verwendet werden. Ucberhaupt nimmt der Verbrauch felbjt der cinfachiten und geringfügigften Artifel mit der Leichtigkeit, fich diefelben zu verfchaffen und fie anzumenden, auffallend zu. Das bemeifen auch unfere dermaligen Streichzündhölzchen, im Vergleich mit den Feuerzeugen der früheren Zeit, deren vorzüglichere Arten nach ihrer wefentlichen Einrich— tung und phyſikaliſchen Wirkjamkeit Ihr gegenwärtiger Derichterjtatter befchrieb und zugleich in ihrem Zu: ſammenhange mit der gleichzeitigen Einrichtung der Feuer: gemwehre erklärte. Hiermit ftchen die mit Schraubenwin— dungen verjehenen Spitkugelu in einigem Zufammenhange, welche nach einer Mittheilung Herrn Haferoths aus glatten Gewehren eben fo weit gefchofjen werden fünnen als fchraubenganglofe Spitkugeln aus gezogenen Gewehren, Auf die Maffenproducttion und den Maſſenverbrauch — 10 — wurde unfer Verein abermals durch das zurückgeführt, was Ihr gegenwärtiger Berichterftatter über die mwachfende Steinfohlenausbente der Umgegend von Ziviefau im Vergleich mit der Schlefiend und Englands mittheilte. Wie Fleinlih und unzweckmäßig erfcheinen uns jeßt die Bis 1823 in der Gegend von Zwickau althergebrachten wohlbe- meffenen Reiheverfäufe der Steinfohlen zu gemeinfam be: ftimmten Preifen, worin die Betheiligten früher den beſten Schul gegen die Herabdrüdfung der Preife erblickten, wäh: rend cin zweckmäßiger, fchwunghafter und geiwinnreicher Betrieb nnd eine vorher kaum geahnete Steigerung des Bodenwerthes in jener Gegend Doch erft feit Aufhebung diefer Armlichen Befchränkungen und feit der bald darauf erfolgten Vermehrung und Vervollkommnung der Verkehrs— mittel eirgetveten ift. Auch in diefen Erfahrungen feheinen Mahnungen und Winfe für die Fünftige Geftaltung unferer gewerblichen Verhältniſſe zu liegen, welche die Befangen: heit, die ängftlih am Gewohnten hängt, wohl noch eine Zeit lang abwehren, auf die Dauer aber wohl nicht mehr zurückweiſen Fan. Pie die Eifenbahnen und die Telegraphen unfern Verkehr faft unglaublich beſchleunigt haben, fo ift auch in alle unfere Zuftände und Verhältniffe neuerdings eine Gährung umd ein Drängen gefommen, wie wir es ſelbſt noch wor zwanzig Jahren Faum für möglich gehalten Hätten. Als daher zu Anfange diefes Jahres Wohllöbliher Stadt: rath an unſern Verein die Trage richtete, ob das erft 1842 nen eingeführte Meiſterſtück der hiefigen Satt: lerinnung, wie diefe beantrage, jeßt ſchon wieder einer Umänderung bedürfe, mußten wir dieſes nicht allein bes kräftigen, fondern fogar noch über die von der Innung deshalb gemachten Vorfchläge hinausgehen, indem wir Die Anfertigung eines nutzloſen deutſchen Sattelbaums lieber ganz aus den Meifterftücksaufgaben der Sattler megzulaf: fen umd dafiir beſſer einige zeitgemäße Aufgaben aus der Meubles-, Wagen: und Täfchnerarbeit aufzuftelen viethen, ERTTET DEAN it — â— ——— — EEE WELLE BINNEN —— — 1 — damit der, Meifterrechtsafpirant nach feiner eignen Wahl noch eine von diefen anfertigen möge. Auch in dieſem Jahre war die Kunft, welche die Gründer unfered Vereines vor 42 Jahren ſchon in feinem Namen als das Deredelnde und Höhere dem Handwerke voranſtellten, um neben ihrer Anhänglichkeit an das hand: werfömäßige Innungsweſen zugleich ihrer Abneigung ge: gen handwerksmäßigen Schlendrian einen beſtimmten Aus: druck zu geben, nur wenig vertreten, indem wir im unſern Berfammlungen außer einigen Bildern, twelche unferm Vereine ald Mlitgliede des Dresdner Kunftvereined zu: gingen, nur noch durch Heren Architekt und Zimmermeifter Voretzſch eine Anzahl wohlgelungener Statuetten aus unglaſirtem Borzellan zu betrachten Gelegenheit hatten. Ob aber der erft in unferer legten Vereinsſitzung durch denfelben Herrn Vorebfch in Anregung gebrachte Vorfchlag, und an irgend einen deutfchen Kunftverein zur bistweiligen Abhaltung von Kunftausftellungen anzuſchließen, einen praftifchen Erfolg, fei e8 in oder außer unferm Ver— eine, haben werde, das dürfte bei der Schwierigkeit, ein pafjendes Ausftellungslofal zu finden, gar fehr die Trage fein, fo fehe auch unfere Stadt der Anregung und Gr: bebung bedürfen mag, welche die öftere Anfchauung von Kunftiverfen vorzugsweiſe vermittelt. Auch die Wiffen: ſchaft follte ihr noch heller und vielſeitiger leuchten, und daß dies auch in unferm bejcheidenen Vereine immer mehr gefchehe, darauf find die Beſtrebungen unferes verehrten, bei der legten Neuwahl einjtimmig wieder erwählten *) Herren Vorfigenden unabläffig gerichtet gewefen, indem cr nicht allein unfere früheren drei Vereins-Leſezirkel um einen 4. vermehrt, fondern num auch noch die Errichtung eines 5. ftrenger technifchen Lefezivkeld in Anregung ge: *) Auch der erite Vereinsvorſteher, Herr Mechanikus Schönkopff, wurde für diefes Amt einjtimmig wieder erwählt. Bereinsdirertor aber iſt Hr. Juſtizrath Dr, Schmid, — 11 — bracht hat. Kämen hierzu noch etwa fo wie bei, der Na— turforfchenden Gefellfehaft, wenigftens während des Winter: balbjahres, anregende und belehrende wiſſenſchaftliche Vor— träge, fo würde diefes gewiß nicht allein für die Gewerb— treibenden, fondern überhaupt für unfere ganze Stadt für: derlich und heilſam fein. Vielleicht meint hierbei Mancher im Stillen, daß wir für dergleichen Kunft: und Wiſſenſchaftszwecke zuerſt einen Mittelpunkt, ein Mufeum, haben müßten, und ein folches würde bei und gewiß manchen jchlummernden Keim in's Leben rufen; allein es ift auch nicht zu verfennen, daß man fich mit mehr Muth und Vertrauen zur Errichtung eines Muſeums entfchliegen und Die erforderlichen Opfer für dafjelbe bringen würde, wenn bereits die Muſen bei und vecht heimisch und thätig wären, und nur noch des fhütenden Obdachs bedürften. Denn in der Negel erzeu— gen die Kirchen nicht den Gotteödienft, jondern der Gottes— dienft errichtet die Kirchen. Das glücklichfte und feltenfte Zuſammenwirken findet aber da ftatt, wo dem Bedürfniffe der Gläubigen die Freigebigfeit der Neichen, die Begeiſte— rung der Baumeifter und der Fleiß und die Gefchieklichkeit der Baugewerken einmüthig entgegenkommen. X. Bericht über das Beſtehen und Wirken der Kunſt- und Gewerb-Vereine, ſowie der Fortbildung-, bez. Gewerb- und Sonntagsſchulen in den Schweſter— ſtädten des Landes, außerhalb der Haupt- und Reſidenzſtadt Altenburg im I. 1858, erjtattet durch den Geh. Neg.: Nath Dr. Sad. Seit nun 21 Jahren habe ich Gelegenheit gehabt, und ftets gern benußt, öffentliche Mittheilung zu machen über die Thätigkeit Der dem Altenburger Kunft: und Handwerks— vereine und deſſen Schule zweckverwandten gleichen oder ähnlichen Anftalten im Lande, außerhalb der Stadt Altenburg. Ich habe dabei beabfichtigt: theils, befannt werden zu laſſen, wo im Lande und in welchem Umfange Anftalten der frag: lichen Art beftehen, theils zu erfaren, ob und in wie weit ihre Thätigfeit auch von den andern Schweftervereinen benußt wer: den könne und werde, theild aber auch, den hiefigen Hauptverein mit den Schweiter: Vereinen im Lande und diefe wiederum unter ſich mittelbar in Verbindung zu erhalten. Diefer Zweck feheint bislang erreicht worden zu fein; dieszwar in Folge der dankbar hiermit anerkannten Bereitwilligfeit, mit welcher — 112 — die Vorftände der Vereine und Anftalten durch offene und eingehende Mittheilungen über die Zuftände der von ihnen vertretenen Anftalten, mir freundlich entgegengefommen find. Wie in den Jahren daher von Morgen nach Abend, von Lucka nach Uhlſtädt gehend, Habe ich nachfolgende Städte und Drtfchaften ald ſolche in's Auge zu fallen, welche dem Gegenftande nahe ftehen, von welchem der vor— liegende Gefammtbericht Handelt. Ditfreis, I) Lucka. Sountagsfhule Vorſteher: Adjunft und Sufpekter Pfarrer Beer: Laurid; Lehrer: Kan: torat3-Subftitut Dertel, Mädchenlehrer Gerold; wie bisher treufleigig; gegen früher Feinerlei Veränderung in der Schulz Berfaffung; die Kaffeverhältniffe in Orb: nung; der beabfichtigte Gewerb- und Leſeverein unter den dortigen Meiftern ift leider noch immer nicht zu Stande gekommen; es fteht zu hoffen, daß der G.: Amtmann und Bürgermeifter Weber wmittelft eines zu bildenden Vereines gemeinfinniger Männer frifches und veges Leben in Die fraglichen VBerhältniffe Hineinzubringen wiſſen werde. 2) Meufelwig. Sonntagsfhule VBorftand: Pfarrer Schneider, Sch. Rath von Seckendorff, Landrichter Vater und 2 Vorſteher dortiger Zünfte. — Nach den von dort aus anher erftatteten Berichte hat der Borfteger Schneider viel Mühe mit der fraglichen Auftalt gehabt, der Landrichter Vater aber in anerkennenäwerthe: fter Weife ihn dabei unterftüßt. Zu Hagen iſt geweſen über die Unluft und theilweife Rohheit der größeren Zahl der Lehrlinge über die nur geringe Unterftüßung des Vor: ſtehers von Seiten der Meifter, die nach altem lieben Hand» werkögebrauche ihre Lehrlinge lieber daheim ausnutzen. — — 13 — Mit Genehmigung der Regierung ift der Schul. Be: fuch in der Weife ald Zwang erklärt worden, daß Fein Lehr: ling losgefprochen werden folle, der nicht auch ein Zeugniß über den gehörigen Befuch diefer Schule Beißrächte; dem: zufolge find Anfangs die Schulräumlichkeiten faft übervoll geweſen; gegen DOftern hin über 70 Schüler; dies hat den Unterricht erſchwert und die Flegeleien halbwüchſiger Durfche befördert, von denen die meiften ohnehin nur ungern gekommen waren; dagegen hat es auch faum Hilfe gegeben, denn, hätte der Vorſteher wegen jedes Sina: benftreiches das Aktuariat oder den Obermeiſter angehen follen? er wäre nicht fertig geworden. In Folge derartiger Verhältniſſe ift Leider fchon zu DOftern Kantor Bendert gänzlich vom Unterrichte zurück getreten, er hat auch nicht gehalten werden können; zudem haben die Burfchen gemerkt, daß es mit den Verſäumniſſen nicht fo gar ftreng genommen werden könne; denn wenn ed u. U. geheißen: „ich Habe heute für meinen Meifter Waare über Land tragen müffen,” oder, „ich mußte heute zu Haufe bleiben, weil wir noch recht nothwendig hatten,” was hat da der Schulvorfteher thun follen ? Eine andere fchlimme Sache ift e8 geivefen, daß viele Schüler ſehr unpünktlich erfchienen find; aber was hat auch da der Schulvorfteher thun follen, wenn der Schüler ge: fagt hat, „wir haben nicht eher Mittagsbrod gegeſſen;“ hat da der Schulvorftand die Meifter nöthigen Fonnen, früher zu effen® Oder Hat er verlangen können, daß die Lehrlinge ohne Mittagsbrod zur Schule gingen? Gewiß nicht. — Die Aufnahme neuer Unterrichtögegenftände und die Vermehrung der Lehrerzahl ift nun in's Auge gefaßt; Tiſchlermeiſte Heilmann für das Zeichnen, Yabrifant Oskar Herbft für den Rechenunterricht gewonnen worden; daher Vermehrung der Arbeitsftunden, theild durch Ver— legung auf Sonntags, theild auf Werkeltagäftunden; wie: derum erfolglos. — Da hat der Vorftcher cinen neuen Weg verfucht; der zwangsweiſe Beſuch follte von nun an Be rV, 8 — 1144 — nur für die zwei erften Lehrjahre gelten, ältere Lehrlinge aber felbftverftändlich noch immer willfommen fein; nun Hat fich das Schulzimmer raſch geleert, mindeſtens ift man fo der widerwilligſten und flegelgafteften Schüler los und ledig geworden; freitwillig find kaum Zwei geblieben; die Unterrichtsftunden find nun anderartig eingetheilt worden; Berfaumniffe und Spätfommen deshalb freilich nicht unter: Hlieben. Der Schulvorfteher will demnächſt mit feinen oben: genannten Beiftänden weitere zweckmäßige Anordnungen ermitteln. — Die Kaffeverhältniffe gehen in Orb: nung; die Stadtgemeinde hat einen fländigen Beitrag ver: willigt; die Lehrer begnügen fich uneigennüßig mit einer Eleinen Vergütung. Der Strid: und Nähunterricht für arme Mäd— hen geht unter Leitung der Gattin des Pfarrers in guter Drdnung fort. Nicht ohne Bedeutung ift der2efes Verein, welchen zumeift jüngere Meifter, landwirthſchaftliche und fonftige Drtdeinwohner z. B. die Tabrikanten ze. Herbft, der praftifche Arzt Dr. Apek und Andere angehören. Der Berein erſtrebt in allmöchentlichen Verſammlungen Durch Vorträge und gefelligen Verkehr gegenfeitige Fortbildung; er zählt jetst gegen 70 Mitglieder. " Die Klein-Kinder-Bewahranftalt, „Elifa: beth- Stiftung,“ erhalten durch die Freigebigkeit des Geheimerath v. Seckendorff und durch freiwillige Beiträge dortiger Ortseinwohner, gedeiht unter der Pflege der Witwe Landmann und des Lehrerd Kaiſer ſowie des Rechnungsführers, Apothekers Stoy, vortrefflich, zählt jest 30 Kinder und ijt der Liebling der Ortseinwohnerſchaft, da der Segen der Anftalt von Jahr zu Sahr fichtbarer wird. Bei dem jüngften Chriftfefte ift den Kindern faſt nur aus freiwilligen Beiträgen von dort und durch lebhafte Betheiligung tortiger Frauen und Mädchen eine hübſche und ftattliche Befcheerung bereitet worden. Noch ift zu bemerken, daß auch die Einlagen der Kinder, zwifchen 4 Pfennige — 15 — und 1 Neugrofchen, zur een der Anftalt mit bei— tragen. “ 3) Gößnitz. Der bisherige Vorſteher der Sonntags: Thule, Pfarrer: Bifav Hempel, jet Pfarrer in Hummelss hain — hat diefe Anſtalt treufleißig gepflegt bis zu ſeinem Abgange. Er hat das von den jungen Leuten dort früher Gelernte zu befeſtigen und zu vervollſtändigen und für das gewerbliche Leben ſie tüchtig zu machen ſich angelegen fein laſſen. Dies tft ihm denn auch zumeiſt gelungen, ob— fhon mande Schüler den Befuh der Schule als eine Deläftigung angefehen und den Lehrern das Unterrichten fomit erfchivert haben mögen, was wohl inöbefondere dann gefchehen wird, wenn der zwangsweiſe Befuch der Anftalt fih auf die ganze Lehrzeit ausdehnt, wobei die Schule wol an Zahl, aber nicht auch an eifrigen, fleifigen und jtrebfamen Sünglingen gewinnt. Der Schule haben 75 Schüler, 50 in erſter, 25 in zweiter Claſſe, angehört. Lehrer: Decorationmaler Schmieder, Kantor” Girbert, Schreiber Kirmſe bis Dftern, dann flat feiner Organift und Mädchenlehrer-Subſtitut Kreffe, Pf: Subft. Hem— pel und nach ſeinem Wegzuge Pfarrer wa Bisher Archidiakonus in Altenburg. Das Beftehen der Anftalt if, auch was die Koften der Erhaltung anbetrifft, vollfommen ficher geſtellt. Neben der Sonntagsfchule, deren Beſuch allen Lehr: listgen obliegt, beftcht feit 12. November 1856 eine Weber- ſchule, in welcher die Webergefellen Unterricht erhalten in Allem, was zur Weberei gehört, im Berechnen, Zeichnen und Zufammenftellen dev Muſter; wöchentlich 3 Unterrichts: ftumden;) 40 Schüler; Lehrer: Webermeifter Chregott Hey: nert. Zu Bedeckung des Aufwandes trägt jeder Schüler wöchentlich 5 Pfennige bei; die Innung einen Jahresbei— trag von zehn Thalernz fie hat auch einen Arbeitftuhl zu Bearbeitung der Mufter fir 10 The. 10 Gr. angefchafft. Der jährliche Aufwand beträgt gegen 70 Thaler; wünſchens—⸗ 8* — 116 — werth it es, daß von Staatswegen, fo bald e8 dort Lean: tragt werden follte, unterftügend mitgcholfen wird. Dergleichen Weberfchulen beſtehen faft in allen Städten des benachbarten Königreichs Sachfen, mo überhaupt We— berei Betrieben wird; in den größeren Städten hat ein Garnmeifter vor Zulaffung zur Meifterftücsfertigung eine Prüfung zu Beftehen, bei welcher ihm die Berechnung ver- fehiedener Mufter und dergleichen vorgelegt wird; dies be- abfichtigt man auch in Gößnitz. Wie die Sonntagsfchulen die angemeffenften Fortbildunganftalten find für die der Schule entlafjenen jungen Leute überhaupt, fo Bilden die Weberfchulen den Weber in feinem Gewerbe insbefondere aus und befähigen ihn zur felbjtftändigen Betreibung deffelben; der Nußen der Weberfchulen wird von allen Sachverftän: digen anerkannt, jo auch namentlich von der Gößnitzer Weber: Innung. Nach einer weiteren Mittheilung des Amts-Kommiſſar Schumann dort iſt die fragliche Weberſchule Anfangs durch freiwillige Vereinigung einzelner Webergeſellen ent⸗ ſtanden; dann Hat ſich die Innung ſelbſt der Sache ange— nommen, indem ſie mit höherer Genehmigung beſchloſſen hat, zur Meiſterſtücksfertigung nur ſolche Geſellen zuzulaſſen, welche mindeſtens 2 Jahre lang auswärts gearbeitet, wäh— rend dem fich molverhalten und die vorhandenen Gewerbes, Handwerfö- oder Sonntagsfchulen zu ihrer Fortbildung benutzt haben. Die Weberſchule und die Sonntagsſchule gehen neben einander; die Schülerzahl ift bei leßterer neuerdings auf 52 geſtiegen; es hat fich bei ihre das Bedürfniß heraus— geftellt, in der Höheren Rechnenkunft u. im fchriftlichen Ge— dankenausdrucke beſonderen übenden Unterricht zu erlangen, wozu aber freilich mie ſchon oben bemerkt worden ift, Bei: hilfe aus Staatömitteln exrheifcht wird. 4) Schmölln. Sowohl der Gewerbverein ala auch die Gewerbfchule dort find, wie bisher, in der beften Derfafjung. Den Vorftand bilden: Gerichts -Amtmann — 117 — Klötzner ald Direktor; Rathöaffeffor Kühn und Super: intendent Hempel als Vorſteher; Bürgermeifter Adv. Haſe ald Schriftführer; Maurermeifter Neichelt als Bibliothekar; Schenkwirth Nothe als Kaffırerz; 4 Mit: glieder des Ausfchuffes. Die Kaffeverhältnijfe gehen in befter Ordnung. Der Gewerbverein hat im fraglichen Bereinsjahre die erfreuliche Wahrnehmung zu machen gehabt, daß die Betheiligung der Einwohnerfchaft an feinen Beftrebungen lebendig geblieben und daß dem Vereinszwecke je mehr und mehr entfprochen worden if. Die Gefammtzahl der Mit: glieder ift 182. Sn den Vereins-Verſammlungen bethätigen viele ein- zelne Mitglieder ihren Sinn für den Vereinszweck durch mündliche bez. fchriftliche Vorträge. So z. B. ift gefprochen worden über Oewerbefreiheit und Zunftzwang, Affoziazions wefjen und dahin gehörende Vereine, über den teutfchen volföwirthfchaftlichen Verein und die beachfichtigte Ver- ſammlung der teutjchen Gewerbvereine in Frankfurt a. M., über den gegenfeitigen Vorſchußverein in NReichenberg in Böhmen; über Lehrzwang und Lehrlingämefen, über die Berfammlung teutfcher Gerber in Dresden, über die Arten der Dächer und deren Eindeckung, über die Leipziger Meſſen, über Kunft, Gewerbe und Manufakturen in Griechenland, über Appretirung der Gewebe, über den Kongreß der füch: fifchen Gewerbevereine in Breiberg, über Bauermeifters Zunft: und Gewerbefreiheit u. dergl. m. Als Vortragende werden insbefondere genannt: Sup. Hempel, ©. Amts: Akt. Lorentz, Kirchvorftieher Greller, Lohgerbermeifter Kirchner, Maurermeifter Reichelt, Tuchfabrikant Fleck. Die Vereinsſatzungen find in einigen, indeß nicht ab- fonderlich wichtigen, Beziehungen abgeändert worden. Der Lefekreid hat gedeihlich und bez. erweitert fortbe: ſtanden. Bon der Gewerb⸗ und der Weberfchule wird demnächft da8 Weitere mitgetheilt werden. Mh Es ift wol oft fehon dort geäußert worden? ‚Und wenn unſer Gewerbverein Keinen Zweck weiter verfolgte und erreichte ala den, daß er für das Beſtehen und Gedeihen der durch ihn in das Leben gerufenen Gewerb:-Schule forgte, fo würde in der That ſchon der Nutzen, den ex fchaffte, ein überaus großer, ein folcher fein, dem Niemand bie Anerkennung verfagen dürfte.“ Nun, der vorliegende Schul: bericht auf 1858 dürfte eine derartige Aeugerung vollfon- men rechtfertigen. Die Schule zählt gegenwärtig 138 Schüler, darımter fo Manche, welche ihre Theilnahme am Unter: richte fich, wenn auch nicht erkaufen, Doch aber durch einen weiten Weg vom Lande herein erlanfen müſſen. Jedoch die Menge der Schüler fpricht nicht allein für das Gedeihen der Schule, am meiften thut es nach dem Zengniffe des Schulvorſtehers Nektor Nitzſche und feiner Lehrergenoffen der Fleiß, der aufgeiwendet wird, die Fortfchritte, Die erzielt werden, der Geift überhaupt, der die Schüler beſeelt; dort vorherifchend; daß 2 Schüler ausgeſchloſſen wurden, zeugt für Die rechte Handhabung der Ordnung; daß aber eben nur Zwei fortzufchicken waren von 138, zeugt von dem weſentlich befjeren Sinne der bei weiten größeren Zahl der Anderen. Dies gute Zeugniß befräftigten die Probe arbeiten, das Schulfeft amı 8. Auguft, bei welchen nur Sinn für Ordnung, Geſetz und Wohlanftändigkeit "wor: herrſchte bis zum Schluſſe; dafür ſprechen die zu ertheilen geweſenen Preisgeſchenke, und das Schulleben überhaupt. — Als treufleißige Lehrer bethätigten ſich Rektor Nitzſche, Schulkollaborator Schmidt, Mädchenſchullehrer Röhr für Rechnen; Maler Pfützner für Zeichnen. In der vortrefflich gedeihenden bez. vorwärts ſchreitenden Weberfchule erfreueten die Lehrer Meiner und Ranım- ler fich des Fleißes, der Drdmmg und des "Fort: fehrittes ihrer 18 Schüler. „Ueberblicken wir,“ fagt der Schulvorfteher Rektor Nitzſche, „ſchließlich unfere Schule im Ganzen und Allgemeinen, fo können wir ſicherlich nicht anders fagen: als daß der Allerhöchſte mit feinen Segen > HE A auch im dem zurückgelegten Jahre über derſelben gewaltet hat.“ Und wir wünſchen mit ihm, daß Er, von dem aller Segen kommt, auch ferner diefem Vereine und diefer Schule freundlich fein, und das Werk der arbeitenden Hände dern möge. > Berein und Schule fchliegen ihren Bericht damit: daß ſie des Mannes gedenken, der über 20 Jahre lang mit Liebe, Eifer, Einſicht, Treue und Erfolge der Gewerbſchule angehört hat — des Mädchenſchullehrers Schumann, welcher im Laufe des vorigen Jahres plößlih durch den Tod aus feinem Wirkfungskreife abgerufen wurde. Verein und Schule widmen feinem Andenken die lebhafteſte, Die dankbarſte, die ehrendfte Anerkennung, innig wünfchend und betend, dag der Vergelter alles Guten diefem Ehrenmanne die. Treue und Gewijjenhaftigkeit, welche er hienieden be: wiefen hat, dort oben lohnen möge. 5) Ronneburg. Der Gewerb- Verein beſteht ge: genwartig aus 76 wirklichen und 4 Ehrenmitgliederu. Den Vorſtand bilden: Finanzkontroleur Ulbrig als Direktor; Dr. Becker-Saurich uud Uhrmacher Feller als VBorficher; Amtscopiſt Hopfe ald Schriftführer; Müh— lenbeſitzer Th ur m ald Kafjirer; Buchbindermeifter Meyner als Bibliothekar. — Der Verein hielt 12 ordentliche Si: ungen und eine Feſtſitzung, feierte fein Stiftungfeft, hielt eine Ausftellung gewerblicher Gegenftände und eine Ber: loofung dabei, machte einen Herbjtauäflug. — Die Sibungen find zuſammen von 294 Nlitgliedern befucht worden, durch— ſchnittlich von 23; am zahlreichſten beſucht, von 41, war die über Telegraphie, mit Apparaten; der am geringſten be— ſuchten wohnten 13 Mitglieder bei. — Gegenſtände der Vereins-Vorträge waren: Verjährungsrecht, Luftſtrömung, Telegraphie, Elektrizität, Magnetismus, Galvanismus, Eiſenbahn von Gößnitz über Schmölln und Ronneburg nach Gera, Landesgewicht, Gewerbskongreß in Gotha, Weſen und Nutzen der Aſſoziazion, namentlich der Darlehnskaſſen, Nothwendigkeit der baldigen Einführung einer neuen Ge— — 120 — werbeordnung, Thätigkeit und Wirken des Gem. Vereins und der Gewerb- Schule inäbefondere feit 1856; „mein Gefammtberiht auf 1857, zwei Sendfchreiben des Gemwerbvereind mit dem Aufrufe: ,, Dad ganze Teutfch- land fol es fein.” Vortragende waren vorzugsmeife: Dürgermeifter Hempel, Konreftor Hilbert, Kaufınann Sieber, Finanzkontroleur Ulbrig, Dr. Beder: Laurich. Sämmtliche Vortragsgegenſtände fanden ihre Berech— tigung in den Zeit- und Ortsverhältniſſen. Der Ge— werbskongreß in Gotha hat nachfolgende öffentliche Anſprache in dem Nachrichtblatte für Ronneburg und Schmölln, von Seiten des Ronneburger Gewerbevereins, zur Folge gehabt: „Schon feit längerer Zeit werden in Zeitfchriften und Broſchüren die Vortheile behandelt, die durch Affoziazion für die weniger Bemittelten, für die arbeitenden Klaffen und ins⸗ befondere für die Fleinen Gemerbtreibenden, deren Arbeit von den enormen *2eiftungen der, mit einem großen Kapitale in jeder Beziehung vortheilhafter arbeitenden Großinduſtrie von Jahr zu Jahr immer mehr zurücgedrängt wird, er: zielt werden. Auch bei dem vor Kırzem in Gotha ftatt- gefundenen Gewerbskongreſſe ift das Affoziazionmwefen zur Sprache gekommen, und ift alffeitig ala das Mittel erkannt worden, dad die Sleininduftrie vor dem gänzlichen Unter: gange nicht nur vetten, fondern mit verjüngter Kraft ans: ftatten und die ihr gebührende Stellung wiederzugeben ver: mag. Die über die Erfolge folcher Aſſoziazionen mitge- theilten Thatfachen und die Vernünftigkeit dev Organifazion derfelben find fo fprechend, daß der unterzeichnete Verein nicht umhin kann, auch der Einführung derartiger Ein: richtungen in unferer Stadt das Wort zu reden. Das Wort Affoziazion wurde Häufig gebraucht im Sabre 1848 und ff., u. hat einen unangenehmen Bei- Hang, weil damals Hinter dem Weſen der Affoziazionen — RI — ſich politische Wühlereien verfteckten und ihm zu Grunde lagen. Dem unterzeichneten Vereine liegen folche Neben: gründe zu fern, als daß feine Empfelung jene Erinnes - vungen wach rufen könnte, und gegenwärtige Zeilen haben den Zweck, nicht nur über die Frage, was Affoziazion ift, Auskunft zu geben, fondern auch den Nuten der Affo: ziazion vor Augen zu führen. Affoziazion, indem Sinne, der hier damit verbunden wird, iſt eine Berbindung, eine Bereinigung einermöglihit großen Zahl wenig Bemittelter und vorzugsweiſe der arbeitenden Klafje Anz: gehdrender, deren Streben dahin geht, Bei wirtbfhaftlichen Einrichtungen den einzelnen Eleinen und im gewöhnlichen Verkehre ver: fhwindenden Kräften, an Kapital und Arbeit, durh ihre Vereinigung fo viel als möglich die Bortheile einer Großfraft zu verfchaffen. Es ift allgemein befannt, daß der weniger Bemittelte bei feinen Heinen Einfäufen aus der zweiten oder dritten Hand und feinen Verkäufen an Ziwifchenhändler im Gegenüber zu den direkten Ein- und Verfäufen des En: gr08 » Händlers in nicht unbedeutendem Nachtheile fteht, und aus diefem ungünftigen Zuftande jenen zu erheben, dem: felben gleiche Vortheile, wie fie der Kapitalift genießt, zu verfchaffen, das ift Die Aufgabe und der Zweck der Affo- ziazion. Die Konkurrenz der Fabrik-Induſtrie, die Tediglich auf den Großbetrieb hingewieſen ift, verdrängt, Bei den er: wähnten Vortheilen, die Arbeiten und Leiftungen des Elei- nen Gcwerbtreibenden vom großen Markte und gefährdet fogar für die Folge geradezu defjen Eriftenz. Ein Entge: gentveten, ein Kämpfen gegen die Entwickelung der Yabrif- Induſtrie wäre, bei deren Verbreitung in der ganzen ziviliſirten Welt, geradezu lächerlich, und fühe aus, wie ein Verſuch, die gegenwärtige Zeit mit allen ihren heil: bringenden, großen Erfindungen um ein paar Jahrhun— derte zurückzufeßen. Soll aber mit diefem Yortfchritte der Snduftrie nicht zugleich Das Grab eines ftaatlich ſehr wichtigen Gliedes dev Benplferung gegraben werden, jo gilt es, Mittel aufzufinden, die die Gefahr unschädlich ma— chez die Erfolge der Groginduftrie müßten an ſich den Eifer und das angelegentliche Streben aller Kleingewerbtreibenden erregen, fich ſelbſt ſoviel als möglich allmälig die Verbin: dung der Fabrikinduſtrie zu verfchaffen, und in diefelbe ſelbſt überzugehen. Wie kommt es, dag wir ftatt folchen Eifers zeither die SKleingewverbtreibenden wol den Verluſt Des frühern Glanzes beklagen hörten, aber als ftumme Zus ſchauer der fie vernichtenden Entwickelung auf dem Gebiet der Industrie — fahen? Staunen über die gewaltige Er— fcheinung ſelbſt, engherzige, durch das Innungweſen groß: gezogene Abſchließung Jedes gegen Jeden, irrige Auf faffung polizeilicher Anordnungen tragen die Hauptſchuld folcher Erſchlaffungen. Das einzige Mittel zum Emporheben aus diefem Zu- ftande ift die Aſſoziazion; die Bereinigung dervielen einzelnen, Eleinen Kräftezu Einer Kraft. Die Affoziazion tritt in verſchiedener Weiſe aufz mir kennen diefelbe unter den Namen von Kredit: und Konſum— Bereinen zum. Ankauf von Nohprodukten, von Lebens: und Haushaltsbedürfniffen ze. und von. Darlehns: und Vor: fchußfaflen. Die Vortheile und der Nuten der Affoziazion find fo in die Augen fpringend, daß Aller Streben dahin gehen follte, jofort alle Arten derſelben einzuführen; theils treten folchen Beftrebungen aber auch hie und da Vorur— theile und hemmende Snnung = Privilegien entgegen, theils ift der Boden noch nicht genug vorbereitet, um in ‚allen Arten gedeihliche Früchte zu tragen. Für Nouneburg erachtet der unterzeichnete Verein zu: nächft die Errichtung einer Darlehuskaſſe als ein dringendes Zeitbedürfniß und derſelbe wird ſpäter eine Aufforderung für Bildung eines Darlehnskaſſe-Vereins — 13 — erlaſſen. Mit Gegenwärtigem beabfichtigen wir, alle, Die jenigen, welche fich für eine Darlehnskaſſe interefiiven, mit deren Wefen und Nuten näher bekannt zu machen. Der zu errichtende Darlehnafafjer Verein wird aus einer Anzahl won Gewerbtreibenden und Gewerbfreunden gebildet, und das Betriebskapital wird einestheils durch Einlagen der Mitglieder, anderntheild aber durch Aufnahme von, zum gewöhnlichen Zinsfuße zu verzinfenden Kapi: talien, für die der Verein natürlich garantirt, beichafft. Diefes Kapital wird dann in einzelnen, je nach Umſtän— den, größern oder Fleinern Beträgen auf Anfuchen an die Bereindmitglieder, und, unter Umftänden, auch an An: dere, Nichtvereingmitglieder, zur Unterftügung ihrer Han— del3: und Gewerbthätigkeit gegen gehörige Sicherheit (Ver— bürgung oder Unterpfand) und gegen höhere Zinfen, als die der Erborgung, auf kurze Zeit ausgeliehen. Der Dar: lehnskaſſeverein treibt ſonach, kurz gefagt, eine gewiffe Art Banquiergeſchäfte. Die Vereinsgeſchäfte werden durch den aus den Ver— einsmitgliedern gewählten Vorſtand, den Kaſſirer und Kaſ— ſekontroleur beſorgt. Die Einlagen der Vereinsmitglieder beſtehen in einem beſtimmten Eintrittsgelde (wielleicht 2 Thlr.), und im einer firen monatlichen Einlage ( oder 10 Ngr.), welche zu: fammen für ein Mitglied über eine beftimmte Summe (30 oder 40 There.) nicht hinausgehen darf, und die hier, der Kürze Halder, Normalbeitrag genannt werden fol. Theils die Zinfen von Ausleihung dieſer Normalbei: träge, theils die Höheren Zinfen von ſolchen Kapitalien, welche der Verein gegen gewöhnliche Berzinfung aufge: nommen hat, die die Anlehnsnehmer zu entrichten. haben, bilden nach Abzuge des nöthigften Verwaltungsaufwaunds und Abfegung eines Nefervefonds, den Gewinn oder Nußen; derfelbe wird alljährlich berechnet, und geht den wirklichen Bereinsmitgliedern nach Verhältnijfe ihrer wirklichen Ein— lagen in der Weife zu Gute, daß Diejenigen Mitglieder, — 124 — welche den Normalbeitrag bereits vollſtändig zur Vereins— kaſſe eingezahlt haben, die Dividende baar ausgezahlt er: halten, während jenen, die den Normalbeitrag noch nicht vollſtändig eingezahlt haben, die Dividende auf ihre Ein— lagen gut geſchrieben wird. Auf dieſe Weiſe wird die Dar— lehnskaſſe gleichzeitig für die einzelnen Mitglieder des Darlehnsfaffevereins eine Syarfaffe. Die Mittheilungen über den Gefchäftsverkehr folcher Vereine in Städten, die zum Theil geringere Einwoh— nerzahl haben ald Ronneburg, find ſtaunenswerth, und die Dividenden fo erheblih, daß die Vereine die auferordent: lichfte Ausbreitung finden; Verluſte find faft nie vorge: kommen, Dagegen den mittellofen, vedlichen Sewerbtreiben: den reicher Segen erwwachfen. Die Vortheile für den Ge: werbtreibenden, der nicht Kapitalift ift, wenn ihm zu größern Einfänfen von Rohproduften, die derfelbe zu ſei— nem Gefchäfte braucht, oder bei günftigen Konjunfturen zur Erweiterung feines Geſchäfts, die nöthigen Mittel zu ‚ Gebote ftchen, liegen auch zu fehr auf der Hand, um nicht fofort Jedermann klar zu werden, und der Vortheil wird noch größer, menn man bedenft, daß der Nuben, den der Anlehnsnehmer durch höhere Zinfen, die derfelbe der Darlehnskaſſe zahlt, auch ihm antheilig zu Gute geht, während diefelben oder höhere Zinfen außerdem den Zwi— fehenhändlern, Wucherern und dergl. zufließen. Cintracht macht ſchwache Kräfte ftark; ein Einzelner Bleibt ſchwach, mag er auch noch fo ftarf fein! Darum, gewerbliche Bürger Ronneburgs, wacker ans Merk und Gott wird helfen, daß das überhand nehmende Siechthum im Kleingewerbe durch ein neues, gejunded und Fräftiges Leben in demfelben verdrängt werde.’ Die Ausftelung haben 29 Einheimifche und ein auswärtiger Gemwerbtreibender mit etwa 140 verfchiedenen Segenftänden beſchickt; insbeſondere mit geſchmackvollen wollenen Stoffen, hiernächſt mit ſchön gearbeiteten halb— wollenen und anderen gewebten hübſchen Stoffen; gut aus— = Mm = geführten Kopien in Del, von Murillo’fchen Gemälden, Gürtler:, Nadler:, Klempner: und Bentlerarbeiten, gefchmark: voll gearbeiteten Schivmarbeiten, Stöcden mit Fünftlich ge- fchliffenen Griffen von Elfenbein, ſchönen Buchbinderarbeiten, geſchmackvollem Damenpuge, einer Kunftfchrift, guten Zeich— nungen von Gewerbfchülern, einem fauber gefertigten Fracke — Se. Hoheit der Herzog und Ihre Hoheiten die Tran Herzogin und die Frau Herzogin Mutter haben die Ausftellung mit Höchft: Ihrem Beſuche und mit Ankäufen beehrt. — Die Abfegung von 581 Loofen geftattete den Ankauf von 67 Ge; winnſtücken. Der Herbſtausflug von 16 Mitgliedern ging über Köſtritz, wo die vortreffliche Degen'ſche Gärtnerei geſehen ward, nach Eiſenberg zur Wander-Verſammlung der thüring'ſchen Land: und Forſtwirthe, mit welcher urſprüng— lich eine Gewerbsausftellung hatte verbunden werden follen, welche jedoch wegen der großartigen Ausftellung von Mas ſchinen und landwirthfchaftlichen Geräthichaften, von Vieh: und fonftigen Landeserzeugniffen, zurückzutreten gehabt hatte. Diefe Ausftellung, der überaus freundliche Schloßgarten, die in hochkirchlichem Geifte von Herzog Chriftian von ©. » Eifenberg erbaute Schloßkirche und der großartige Zuſammenfluß von Feftzäften befriedigten die Nonneburger Vereinsgenoſſen. Im Laufe des Jahres 1859 gedenken die Ronneburger gen Chemnitz zu ziehen; am liebſten im Vereine mit den Altenburgern. Der Leſekreis hat ſeinen guten Fortgang; die Kaſſe— verhältniſſe gehen in Ordnung, wärend ſie früherhin oft große Sorge verurſachten. Die äußeren Verhältniſſe der Gewerb- und Weber: Thule find nach der VBerficherung des Vorſtehers derſelben, Konreftor Hilbert, im jeder Hinficht befriedigend zu nennen. — Schülerzahl 183 — 89 der erften, 94 der zweiten Abth. angehörend. — Zur Weberfchule Halten ſich 65, nicht wenige zur Aufnahme ſich Meldende mußten zurück — 2316 — gewieſen, bez. anf fpätere Zeit wertröftet werden, weil die Schulräumlichfeiten es geboten. ; Der alte bewährte Unterrichtsgrundſatzt: „Wenig neben einander, Viel nacheinander,’ hat ungern, aber nothwendig verlaffen werden müſſen. — Auch hat leider nicht die für gedeihliched und anfprechendes Vorſchreiten erforderliche Lehrerzahl gewonnen werden fünnen. — Die Fortfihritte der Schüler find in Abth. Ta. erfreulich; in Abth. Ih be: friedigend; in Abth. 1. ungleich weniger zufriedenftellend gewefen. Der Schulvorftcher fagt: „Es erfüllt Einen mit einer gewiffen Art von Grauen und Bangen, wenn man in die Zukunft diefer Leute hinausblickt; in der Schule haben fie Nichts gelernt, fei e8, daß ihnen die Natur ein grdferes Maß von Gaben verfagt hat, fei es, das Schul- verfäumniffe und der fpäte Eintritt in die Schule Schuld daran find; in der Gewerbſchule will es auch nicht vecht vorwärts; dazu gehört, dag die Schüler faft ſämmtlich den ärmſten Bamilien angehören; nun, wer in unferer Zeit nichts Hat und nichts weiß, dem ift unfchwer das Progno— ftifon zu ſtellen: Proletarier zeitlebens!’ Der Schulbefuch ift im Allgemeinen, ohne polizeiliche Beihülfe, befriedigend; nur über Zuſpätkommen iſt zu Flagen geivefen. Die Schulordnung hat eingehalten werden En denn die alten Nuheftörer find zumeift abgegangen, die neu: eingetretenen Schüler wiſſen es nicht anders, als daß Ruhe die erſte Schülerpflicht iſt. Uebrigens wird mit Ernſt und Strenge die Schulordnung gehandhabt. Die von Schülern und Lehrern zahlreich beſuchte Schulprüfung hat ein günſtiges Ergebniß geliefert; auch ſind Preisgeſchenke vertheilt worden; andere. Schüler haben öffentliche Belobungen erhalten. Nach der anher erfolgten Mittheilung ſind als Lehrer vorzugsweife thätig gewwefen: Maler Oſchmann, Architekt Schnake, Konreftor Hilbert, Lehrer Brauer. In der Weberſchule unterrichteten Fabrikant Maul als deren Bor: fteher und Zeugmachermeifter Lorenz; der Erftere durch Vorträge über Kunftweberei, Mufterzeichnen, Abſetzen nach Borlegeblättern u. dgl., der Letztere durch Zerlegen einfacher Weberei, durch Mufterabfegen, Schnürung und Stuhlvor: richtung, unter Benutzung des * Anſtalt gehörenden Web⸗ ſtuhles. & Die Kaffewerhältniffe der Schule, insbeſondere * die der Weberſchule, befinden ſich in allermaßen *w⸗ der Ordnung. Mit Betrübniß ſieht der Verein * Schulvorftcher Konreftor Hilbert aus feinem bisherigen - Wirfungfreife dort in einen anderartigen, als Diafonus hier in Altenburg, übergehen. | IE. Weſtkreis. I. Eiſenberg. Da Georgenverein für Be lebung und Hebung des Gewerbfleißes dort (nicht zu verwechſeln mit dem andere mildthätige Zwecke ver folgenden Georgen » Hilfävereine) Hat im vorigen Jahre außer feiner Sommer = Hauptverfammlung faft Feine Ver: fammlung gehabt; ein Grund Hierfür mag, der uns vorlie: genden Mittheilung zufolge, darin zu fuchen fein, daß der Mitvorftcher, Bürgermeifter Safe, fowol zu Anfange als zu Ende des Jahres vorn dort abwefend, Hier zum Lande tage war; indeß nimmt man noch lebhaft Antheil dort für die Vereinszwecke; dies befundete insbefondere eine neuer: dings gehaltene zahlreich befuchte Verfammlung, in welcher die don mir dorthin mitgetheilten Gegenftände aus dem Gebiete der Kunft: und der Gewerbsfunde, der Kupfer: ftecherei, der Steindruckerei, der —— der Glas⸗ ſchleifer⸗ und Holzſchneidekunſt m. ſ. w. vorgelegt und er: läutert worden ſind. So auch * 3% Refefreis in voller — 128 — Tätigkeit geiwefen. Die nicht bezeichnete Zahl der Mit, glieder fcheint cher im Zunehmen als im Abnehmen ge- weſen zu fein. Bei Gelegenheit der im Laufe des letzten Herbjtes ftattge: fundenen landwirthſchaftlichen Zeftverfammlung hat die an: fangs beabfichtigte Ausftellung von Gewerbögegenftänden aufgegeben werden müſſen; fie würde gegenüber den groß: artigen Ausjtellungen des Tandwirthfchaftlichen Vereines unbedeutend erfchienen fein. Borfteher find Superint. Klötzner, Rektor Ludwig und Bürgermeifter Hafe. Die Kaffeverhältnifje find in fo guter Drdnung, daß ein Vereinsvermögen von nahezu 400 Thalern(!!) vor liegt. Die von Georgenvereine geftiftete Sonntagsfchule wird von ihm, unter Benußung der bezüglich nicht umbeden- tenden Beihülfe aus Staatsmitteln, erhalten. Lehrer find: Nektor Ludwig und Maurermeifter und Architekt Berg: ner. Das Lyceum gewährt die erforderlichen Räumlich— keiten; es Befuchten die Sonntagsfchule 50 bis 60 Schüler. Strenge Handhabung der Schulordnung brachte eben diefe Drdnung zur Geltung. Bei den für ſolche Schulanftalten erforderlichen Lehrgegenftäanden ward insbeſondere auch eine dem Lyzeum und der Sonntagdfchule gemeinfam ange: hörende Electrifirmafchine benutzt. So auch eine Samm: lung ausgeſtopfter Vögel. Für Zeichnen und Schönfchreib- unterricht ift eine veiche Sammlung guter Vorlegeblätter vorhanden. Fleißige und überhaupt gute Schüler empfin- gen Preisgaben. Die Bücherſammlung der Schulanftalt ift fleißig benußt worden. Rektor Ludwig hat mir neuerdings mitgetheilt: „Mit unferer Sonntagsfchule gehts beffer als je, und vor Kur: zem haben auf Veranlaffung des G.⸗ Amtmann Dr. Hefe die Innungen befchloffen, daß alle Lehrlinge fie befuchen müffen. Desfalls werden aber auch mehr LEchrfräfte er: heiſcht.“ — 2. Roda. Die Sonntagsfchule, der Fortbildung junger Handwerker inöbefondere gewidmet, ift nach der dies- fallfigen Mittheilung ihres Vorſtandes — Geh. Kirchen» rath Dr. Streicher und Bürgermeifter Back — auch im vergangenen Jahre gedeihlich fortgegangen. Eingedenk ihres Zweckes, jungen Leuten in den im Gefchäftäleben, nach den Borderungen der Zeit, unentbehrlichen Kenntnifjen und Fer tigfeiten weiter fortzuhelfen, hat ihr daneben auch ganz be— fonder8 noch am Herzen gelegen, den religiöfen Sinn und die fittliche Haltung ihrer Schüler durch Nath und That zu fordern, und ihr Streben ift nicht wergeblich geivefen; die Mehrzahl ihrer Zöglinge, 44, darunter IH aus benach— barten Dörfern, hat fich durch Fleiß und Sittlichfeit aus— gezeichnet. Als Lehrer find trenfleigig befchäftigt gewefen: Maurermeiter Franke, Mädchenlehrer Schirmer, Kirchner Geifrig. Dei der Jahresprüfung haben den wiürdigiten Schülern Preisgaben ertheilt werden Fünnen. Die Kafjeverhältniffe gehen in guter Ordnung; neben 87 Thalern werbendem Vermögensſtocke ift der letzte Baar— beftand 67 Thlr. II Ngr. 3 Pf. gewefen. Den Lehrern bat man eine Eleine Vergütung gewährt und die Bücher: ſammlung hat vermehrt werden können. 3. Kahla. Der Borland des Gemwerbvereing, Advokat Schindler, hat anher mitgetheilt: „der Gewerb- verein habe im Jahre 1858 und bis jetzt Feine Sitzung gehalten; die Theilnahme für den Verein habe ſich ge mindert, feitdem die für Neorganifation der ftädtifchen Be: _ hörden im Steigen begriffen gewefen feiz die neue Ord— nung in den fädtifchen VBerhältniffen werde, fo hoffe man fehnlichft, neues und gedeihendes Leben und neue unge: theilte Kraft auch für den Gemerbeverein und fein ferneres Beftehen bringen.” Der VBorfteher der Sonntagsfchule, Superintendent Perthel, hat über diefe, der Fortbildung junger Leute in den dem Leben gewidmeten Wiffenfchaften zugeiviefene Anftalt XV, 9 — B0 — mitgetheilt: „daß fie nach wie vor gediehen, daß leider der Techniker Loofe als deren Lehrer audgefchieden, daß in Folge der ftattgefundenen Prüfung der Zöglinge einige derfelben durch Preisgaben auszuzeichnen geweſen, daß bei diefer Prüfung nur zwei Bürger als Zuhörer fich eingefunden, daß aber nichts deftoweniger auf Diefelbe Werth zu legen fei, weil fie auf die Schule felbft vortheilgaft eingewirkt Habe; denn nicht genug, daß die Schüler vor der fraglichen Prüfung wol mit in Erivartung von Preisgaben die Stunden fleißig, befucht und überhaupt tadellos fich betragen Hätten, fo fei ihre Zahl auch nachher noch geftiegen und während des Winters der Schulbefuch zahlreicher und regelmäßiger als früherhin geweſen.“ Die Schulfaffe ift in gutem Zuftande und darum wird beabfichtigt, Die bereits angelegte Sammız ' lung guter Zefebücher fortzufeßen, bezüglich zu vermehren. 4. Orlamünda. Der Vorfteher der Sonntags— ſchule, Pfarrer KRnauth, hat den Beſtand der Kaffe der gedachten Anftalt angezeigt; darnach geht diefe in Drdnung und ift für den Nothbedarf ein mwerbender Vermögensſtock vorhanden. Auch Hat er Fürzlich bemerkt, daß die Unter: richtögegenftände und die Lehrer die frühern geblieben feien, und daß die Schule von Weihnachten bis zum Sommer von etwa 283 Schülern — darunter 7 auswärtige — den Sommer und Herbit dagegen nur von I — darunter nur 1 auswärtiger — beſucht worden fei. Die Stricd: und Nähſchule Hat ihren * —— gang gehabt. Nach den bisherigen Erfahrungen und nach mündlichen und ſchriftlichen neuerlichen Mittheilungen von achtbaren und mit den Verhältniſſen des Ortes und der Umgegend allermaßen vertrauten Männern erſcheint es dringend nothwendig, daß die Sache der Sonntagsfchule dort, einer gemeinnügigen, vom Staate feit Jahren mit Geldmitteln unterjtüßten, in gemein: fihaftliche, Eräftige Hände, namentlich in die der Drtögeift- lichkeit, ded Lehrerftandes, des Stadtrathes, des Bürger: vorftandes und aller fonftigen Wohlgefinnten genom— — BI — men werde und dag der Antrag dazu vom dafigen Stadt vathe ausgehe. Es genügt nicht, daß die Anftalt beſtehe und mwerbended Vermögen hinterlege, fondern es ift darauf Bedacht zu nehmen und darnach zu ftreben, daß fie nach der Staatöbehörden Wunfche zum allgemeinen Beften ges fördert werde und gedeihe. Das altehrwürdige, leider jet fo arme Orlamünda verdient wahrlich, daß frifche Kräfte gerade an Ort und Stelle jich feiner annehmen, und auch namentlich die Sonntagsſchule kann, von einem Vereine einfichtiger und twohlgemeinter Männer geleitet, mit dazır beitragen, daß mindeftens der Zukunft in allem Guten in die Hände gearbeitet werde. 5. Uhlſtädt. Die Fortbildungſchule hat ſeit 1849 bald einer größern, bald einer geringern Theilnahme ſich zu erfreuen gehabt; im vorigen Jahre hat die Schülerzahl ſich auf 30 gefteigert und der Schulbefuch ift zumeift regelmä— Big gewefen. Lehrer: Pfarrer Saal, Mädcheulehrer Häß— ner, Knabenlehrer Gerhardt. Unter den Schülern find bei gar Manchen vecht erfreuliche Fortſchritte, auch in fitt- licher Hinficht ein wohlthätiger Einfluß der Schule bemerkt worden; Die Biücherfammlung hat fich verſtärkt. Mit Hülfe eines Beitrages aus Staatsmitteln — 15 Thlr. — erhält fich die Anftaltz fie bedarf freilich zu größerer Ausbildung größere Geldmittel. Die vom Pfarrer Saal geftiftete Zweigfparkfaffe der Kahlaifchen Haupt-Sparkaſſe erfreuet fich eines gebeih: lichen Bortganges; die Uhlſtädter Einlagen betragen bereits über 4000 Thaler. Vergleichen wir die hier vorliegenden Ergebniffe mit meiner ©. 150 ff. des XI. Bandes der Mittheilungen aus dem Ofter« lande, und dann auf gegebene Veranlafjung auch ala Son- derabdruck erfchienenen und nach vielen Seiten hin verbreiteten Abhandlung „Ueber Fortbildungfchulen ꝛc.“, fo fünnen wir nicht verfennen, daß die erfleren dem in lehterer angenom- menen Verhältniſſe in der Hauptfache entfprechen. Mit der Einficht in das Wefen der Sache und der Wahrnehmung 9* — 12 — des Erfolged ta und dort wächſt das Vertrauen zu der: felben überall und begründet fich um defto ficherer bie zu- verfichtliche Hoffnung auf freudiges Gedeihen in der Zu: kunft. An das Gebet zu Gott, dem großen Baumeiſter der Welten, um Segen auch für unſre kleinen Vereins- und Schul⸗Bauwerke, reihe ſich unfer herzlicher Dankesgruß an die Vorſtände, Lehrer und Förderer unſerer Fort— bildung-, Vereins⸗ und Schulanſtalten für Liebe, einſichtigen Eifer und treue Ausdauer am Werke bislang, dabei aber auch die Bitte an Jeden von ihnen um fernere Betheiligung dabei, ſo lange dazu Gott Leben und Ge— ſundheit des Geiſtes und des Leibes giebt, und nicht ander: artige Zebenspflichten abrufen. | Beribt | über das 34. Jahr der Kunſt- und Hand- werksfchule, erftattet den 7. Febr. 1859 von ihrem Hauptlehrer Eduard Lange. Es gilt oft als Zeichen eines guten Haushalts, wenn von ihm im Publikum nicht viel geſprochen wird, und die glücklichſten Zeiten der Völker ſind in der Regel diejenigen, von denen die Weltgeſchichte das Wenigſte zu erzählen weiß. Denn die Natur liebt es, ihr friedliches und ruhiges Schaffen, ihr Keimen und Wachfen mit heiliger Stilfe zu umgeben, fowie fich auch gar viele große Männer in ftiller Zurücgezogenheit fir ihr erſtes Auftreten und Wirken vor: bereitet haben. ' - Auch die Schule, deren Wirken nicht in kühnen Sprüngen erfolgt und fich erft im fpätern Leben ihrer Zög— Iinge bewährt, foll auf dem lauten Markte des Lebens nicht viel NRedend von fich machen und, unbefümmert um das Schnell verhallende Lob des Tages, ihr — Bildungswerk in ſtiller Hoffnung treiben. — BA — Hiermit vede ich durchaus nicht der verfommenen Ob— feurität das Wort, fondern ich erkläre mich blos gegen die oberflächliche Nafchheit, Die den Werth und die ganze Wirk: ſamkeit der auf den innern Meenfchen gerichteten Bildungs: anftalten nach den Außerlichen Erfolgen und dem blenden- den Glanze beurtheilt, welchen etwa die Schauftellungen der öffentlichen Prüfungen verbreiten. Denn dergleichen Lehrerkünfte haben ihren Lohn in der Negel fehon mit der Prüfung dahin, mährend die treuen und anfpruchlofen Dienfchenbildner noch lange ſtill und getroft hinaus in die Zukunft blien, in der allein die beſten Früchte ihrer Arbeit und ihrer Treue zur Reife gedeihen fünnen. Es ift hierin mit den Schulen fo wie mit den Predigten, deren Wirk: ſamkeit nicht darin befteht, daf die Zuhörer mit der Aner: fennung: „Er hat e8 vecht hübfch gemacht!” nach Haufe zurückkehren, fondern daß in ihnen Gedanken, Gefühle und Vorſätze rege geworden find, die ihnen bald in Noth und Kummer, bald in Luft und Freude, bald am Sterbebette theurer Angehörigen, bald im Gewühle betäubender Ge: felligkeit mit ftilfem Ernſte nahe traten und fie nach und nach beſſer, ruhiger und zufriedener machen. Wie in der Predigt das lebendige Wort, fo foll die Unterweifung, Zucht und Ordnung der Schule die Herzen der Schüler zugleich erweichen und Eräftigen, das Gedächtniß bereichern und üben, den Berftand fchärfen und Elären, den Willen veredeln und ftärfen, furz in das ganze Denken und Thun der Schüler einen Zug nach dem Höheren bringen, deffen VBorhandenfein und Kraft nicht die Dffentlichen Prüs fungen, fondern nur das ganze fpätere Leben der Schüler nachzuweifen vermag. Erft diefe nachhaltige Wirkung Fann beweifen, ob die Schule für die Schüler blos eine zeitweilige Uebungs: und Bemwahranftalt oder in der That eine nach haltige Bildungsftätte für's ganze Leben geweſen fei. Daß aber eine Schule diefes für recht viele ihrer Zög⸗ linge auch wirklich werde, dazu ift die Zweckmäßigkeit ihrer Einrichtung, der Eifer und die Treue ihrer Lehrer allein — — noch nicht hinweichend, fondern es muß auch dev empfäng— liche und ‚regfame Sinn der Schüler das Seine dazu bei- tragen. Ja, diefer aufjtrebende Sugendfinn wirft oft ſelbſt noch, mehr als der Eifer und das Geſchick der Lehrer. Denn die Jugend fchließt ſich Teichtev und hingebender an Jugend: ‚genofjen an als an ältere, in ihren Gedanken, Gefühlen und ‚Erfahrungen ihr minder nahe jtehende Lehrer. Treue Lehrer konnen ihr wohl den rechten Weg zeigen und empfehlen, aber’ ſtrebſame Sugendgenoffen ‚gehen auf Ddiefem auch frischen Muthes mit ‚einander vorwärts; die Lehrer er: muntern ſie wohl zur Beharrlichfeit im Guten, aber ihre jungen Freunde üben dieſe ſogleich tapfer mit ihnen aus; die Lehrer können ihrer Treue und Ausdauer wohl zuletzt erfreuliche Erfolge verheißen, aber die wackern Jugendge— noſſen erringen dieſe zuſammen in frohem Vereine. Darum glücklich der Vater, deſſen Sohn brave und ſtrebſame Ge⸗ noſſen zu Freunden hat! Denn in dieſer natürlichen und praktiſchen Schule des gegenſeitigen Unterrichts und der thätigen Selbſte rziehung wird ſein Sohn am ſicherſten und beßten zum rechtſchaffenen Jünglinge und zum braven Manne heranreifen. Auch wir Lehrer der Kunft: und Sunäwerfäfchufe haben Diefeb- gemeinſame Emporftreben. unter unſern beſſern Schülern oft mit Freuden wahrgenommen; doch haben wir daneben immer auch andere Schüler gehabt, die kein höheres Ziel als unterhaltenden Zeitvertreib zu verfolgen ſchienen und an denen alle Bemühungen, fie fir Beſſeres und Höheres zu gewinnen, wergeblich waren. Doch dürfte auch, von diefen noch manchem später ein beſſerer Sinn: aufgegangen fein. Aber ſelbſt angenommen, daß diefed bei Einzelnen. niemals ‚gefchehen wäre, fo iſt doch auch dieſen unfere Schule immer noch nicht ganz ohne Nutzen gewefen, indem fie durch dies felbe ihr Wiſſen und Können noch immer hier und Da. vers vollftändigt haben. Auch in den Ansprüchen auf unſere ‚Erfolge müfjen wir Lehrer e8 lernen, befcheiden zu fein, wenn und die erfreulichen nicht, ala fich von ſelbſt verjtehend, Falt laffen und die minder genügenden nicht Hart und — lich machen ſollen. Das gilt nicht allein von den Lehrern der Säule: ſondern auch von den gewerblichen Lehrmeiftern, die gleich und oft lange Jahre mit Findifcher Unreife und Gleichgil: tigkeit zu kämpfen haben, ehe ihre, Lehrlinge es einiger: maßen fühlen und. begreifen, was zu ihren Beften dient, und denen die 4 oder 5 Lchrjahre oft noch länger werden als den ungeduldigen und doch zunächft nur den: Gefellen- namen md. nicht die Sefelenleiftung ins Auge faſſenden Lehrlingen ſelbſt. Denn oft vergeht ein großer Theil und felbft die ganze Zeit der Lehrjahre, che aus dem Findifchen Lehrjungen ſich ein ſtrebſamer Lehrling entwickelt, Und mit dieſer geiſtigen und ſittlichen Unreife geht AR auch⸗ eine körperliche Hand in Hand. Die meiſten Lehrlinge ſind in der erſten Zeit zu an— dauernder Arbeit noch offenbar zu ſchwach, was nicht nur für ihre körperliche Entwickelung, ſondern auch für ihre Gewöhnung zu gleichmäßiger Arbeit im der Regel nach— theilig iſt. Denn die Unſtätigkeit im Arbeiten, welche Anfangs eine natürliche Folge ihrer jugendlichen Unreife war, bleibt ſpäter als angenommene Gewohnheit leicht auch dann noch, wenn der Körper längſt feine volle Kraft und Reife gewonnen Hat. Und fo wenig ich auch dem Miß— Branche, die Lehrlinge als Lanfburfchen und felbit als Dienft- boten zu benutzen, das Wort reden mag, fo findet diefer doch in der Unreife, mit welcher unſere meiften Zehrlinge ihre Lehrzeit beginnen, eine ftarfe Entfehuldigung und kann ſogar für, ihre körperliche, geiſtige und gewerbliche Ent: wickelung wohlthätig wirken, weun dieſe geſchäftlichen Gänge und häuslichen Verrichtungen auf die erſten Jahre beſchränkt bleiben und ſtets in wohl BT —— mit den gewerblichen Arbeiten erfolgen. tools 1 sro Ob aber diefer frühe Beginn und die —* — hängende lange Dauer unſerer gewerblichen Lehrjahre über⸗ haupt zweckmäßig und für die gewerbliche Tüchtigkeit un— — 17 — fered Volkes günftig fei, oder ob eine andere den Lehr jahren vorausgehende Beschäftigung der männlichen Jugend diefe noch beifer an Arbeitfamkeit zu gewöhnen und zu einer kürzeren und zugleich erfolgreicheren Lehrzeit geſchickt machen würde, das dürfte jeden Falls recht veiflich und allfeitig zu erwägen fein, wenn unfere gewerblichen Zuftände und Ein- richtungen einmal einer gründlichen Reform unterworfen werden follten. Darüber aber, daß eine Fortfeßung der Hebungen und Unterweifungen der Schule auch während der praftifchen Lehr: und Fortbildungsjahre auf unfern Handiverferftand hebend und bildend wirke, bin ich bisher niemals in Zweifel gemefen, fo ſehr es auch zu allen Zeiten einzelnen Schülern an dem nöthigen Ernft und Fleiß Hierzu gefehlt hat. Ders gleichen Buben fünnen ja, wenn alle Ermahnungen ver: geblich find, aus der Schule fortgefchieft werden, bis fie es ſelbſt einfehen, daß ihnen die Kinderſchuhe nicht mehr pafjen. Diefe Ausfchliegung ift noch immer unſere einzige Schul: ftrafe, und wir fommen mit derfelben vollftändig aus und erhalten ſelbſt die kleinen Auffäge und die wenigen andern - fchriftlichen Arbeiten der Hauptfache nach ordentlich und zu rechter Zeit abgeliefert, Die man anderwärts oft gar nicht in Anfpruch nimmt, um nicht etwas ———— zu —— Die Zahl unſerer gegenwärtigen Schüler beirigt in der Kunſt⸗ und Handwerksſchule 76 und in der Sonntags⸗ zeichenfchule 22, im Ganzen alfo 98. Hiervon ftammen 48° aus der Stadt Altenburg felbjt und 50 aus andern Ort— fehaften des «Sins roder Auslandes. Bei der Kunſt- und Handwerksſchule ſtammen von den Schülern ihrer oberſten Claſſe nur 6 oder + nicht aus unferer Stadt, won den 25 Schülern der zweiten Claſſe aber schon 13, alfo die Hälfte, und von den 22 Schülern der unterften jogar 16 d. i. über 3 nicht aus der Stadt Altenburg, jo wie auch "unter den wiffenfchaftlich zum großen Theil nicht weit fortgefchrittenen 22 Schülern der Sonntagszeichenfchule 19 nicht aus Altenz — 138 — burg gebürtig find. Mir ſcheinen diefe Zahlen die von mir auch aus andern Wahrnehmungen gewonnene Ueber zeugung zu, befräftigen, daß unfer ſtädtiſches Schulwefen troß aller feiner Mängel gegen das Dffentliche und Private ſchulweſen um uns her noch immer Feineswegs zurückiteht. Der Unterricht unferer Sonntagszeichenfchüiler befchränft fich Tediglich auf das Zeichnen, während die Schüler unferer Kunft: und Handiwerföfchule außerdem auch noch beſonders in verfchiedenen Wochentagsabendftunden, im Schön= und Rechtfchreiben, im Rechnen, im fehriftlichen Ausdruck und in mancherlei andern müglichen Gegenftänden, 3. B. in der Geographie, Gefchichte und Gewerbfunde, Unterricht er: halten. Die Zahl fümmtlicher bisher feit 34 Jahren in die Kunſt- und Handwerksſchule aufgenommenen jungen Leute beträgt 1683. Unfere ſämmtlichen 11 Lehrer erhalten eine Vergütung für ihren Unterricht, die den gebräuchlichen, meift nur küm— merlichen Lehrergehalten gegenüber zwar nicht gerade fpär: lich, an fich aber, bei der meiftens ſehr unbequemen Zeit, in welcher unfere Unterrichtsftunden aus Eirchlichen und ges werblichen Nückfichten zu ertheilen find, auch keineswegs reichlich zu nennen find. Doch würden wir troß des gün— ftigen Standes unferer Schulfafje noch nicht einmal dieſe mäßigen Honorare zu ertheilen im Stande fein, wenn wir nicht alljährlich vom Staate und von der Stadt wefentliche Unterftügungen erhielten. Möchten num auch unfere Schüler, die aufer einem Eintrittögelde von 1 Thlr. 10 Nigr., das den Bedürftigen noch dazu auf ihr Anfuchen erlaffen wird, durchaus nichts für den Unterricht und die Benutzung unſerer bis auf 594 Bände angewachjenen Lefebibliothek zu entrichten haben, dieſe Opfer recht würdigen und dankbar zu vergelten fuchen! Es würde diefes zugleich für fie ſelbſt eine neue große Wohlthat fein. Uns aber, die Lehrer und Freunde derfelben, würde eine folche Geſinnung in der Hoffnung beftärken, daß fie einst, zu Männern herangereift, durch die Tüchtigkeit ihrer Leiftungen, durch die Ehrenhaf: — 19 — tigkeit ihrer Gefinnung, durch die Verftändigkeit ihrer An: fichten, durch die Reinheit und Gemeinnützigkeit ihrer. Be: ſtrebungen und durch die Treue und Rechtfchaffenheit ihres ganzen Lebens dieſer Anftalt und ihren Gründern, auch wenn diefe fchon im Grabe ruhn, nech Ehre machen werden. XILoo Vortrag über dns Nordlicht, in der naturforſchenden Gefellfeyaft des Dfterlandes gehalten vom wirklichen Geheimenrathe Edler von Drann. Ein Nordlicht,, wenn es fich wollftändig entwickelt, ge: hört zu den fchönften aller Naturerfcheinungen. Beſchrei⸗— bungen: beobachteter Nordlichter ‚geben zwar nur eine un: vollſtändige Vorftellung von den wundervollen Schaufpicle, welched dieſes prachtvolle metenrologifche Phänomen vor Augen ſtellt, zumal an jenen Drten des hohen Nordens, two dafjelbe am häufigsten uns in Begleitung der dem Eig- meere und: den ſchneebedeckten Erdſtrichen eigenen groß: artigen Szenerie des Himmels- und Erd⸗Horizontes auf: tritt, den Beobachter zum Entzücken und zur andachtsvollen Erhebung des Gemüthes hinreigend.. Wer unter uns jedoch nicht fo, glücklich geweſen ft, im Laufe »der Jahre ein Nord: licht der größeren Claſſe felbft erlebt und geſehen zu haben, dem wird es Bedürfniß fein und muß es wohl genügen, aus den nachſtehenden Schilderungen ſich ein Phantafiebild des wundervollen Anblicks zu geftalten, den der Hohe Norden bei jener, Naturerſcheinung darbietet. So leſen wir, ) daß Cottin auf einem meteorologifchen Obſervatorium zu Voſſekop auf der Küſte von Weſtfinn⸗ *) Charakterbilder aus dem Geſammtgebiete der, Natur: „für Schule und Haus“ von Lampert, Lehrer an der Kreis-Landwirthſchafts- und Gewerb: Schule zu Würzburg, Mainz 1854. ©. 41. —- WU — marken, während eines achtmonatlichen Aufenthalts dafelbft, Nordlichter in ihrer ganzen Pracht in folgender Weife Hat entjtehen und fich ausbilden gefehen: „Des Abends ziwifchen 4 und 8 Uhr färbt ſich der obere Theil des leichten Nebeld, welcher faft be: ftändig nach Norden Hin in einer Höhe von 4 bis 6 Grad herrſcht; Diefer Lichte Streifen nimmt allmälig die Geftalt eines Bogens von blaßgelber Tarbe an, deffen Ränder verwaſchen erfcheinen und deſſen Enden fih auf die Erde ftüßen. Almälig fteigt dev Bogen in. die Höhe, während fein Gipfel ftet3 nahe in der Richtung des magnetifchen Meridiand bleibt. Bald erfcheinen fehwärzliche Streifen, welche den lichten Bogen trennen, und fo bilden fich Strahlen, die fich bald vafch, bald langfam verlängern oder verfürzen. Der untere Theil derfelben zeigt immer „ben: lebhafteften Glanz und bildet einem mehr oder weniger regelmäßigen Bogen. Die Länge der Strahlen iſt ſehr verfchieden, fie neigen fich aber nach einem Punkte des Himmels, welcher durch die Richtung des Südens der Neigungsnadel angedeutet ift. Manchmal verlängern fich die Strahlen bis zu diefem Punkte und bilden fo ein Bruchſtück eines ungeheueren Lichtgewölbes — Der Bo: gen führt fort gegen das Zenith — den Bunft am Him- ‚mel über unferem Scheitel — hinzuſteigen. In feinen Glanze zeigt fich eine wellenförmige Bewegung, ſo daß der Glanz der Strahlen der Reihe nach wächſt von einem Fuß zum andern. Diefe Art Lichtftrom zeige fich oft mehrmals Hintereinander, aber häufiger von We: ſten nad) Djten als in entgegengefegter Richtung. Auch in horizontaler Richtung zeigt der Bogen eine Beine: gung, welche den Wellen eines vom Winde beivegten Dandes oder einer Fahne nicht unähnlich ift. Manch: nal verläßt einer der drei Füße oder felbft Beide den Horizont, dann werden dieſe Diegungen zahlreicher und deutlicher, der Bogen erſcheint nur als ein — MR — langes Strahlenband, welches ſich entwickelt, ſich in mehrere Theile trennt und grazibſe Windungen bildet, welche ſich faſt ſelbſt ſchließen und das bilden, was man die Krone genannt hat. Alsdann ändert fich plößlich die Lichtftärfe der Strahlen, fie übertrifft die der Sterne erjter Größe; die Strahlen ſchießen mit Schnelligkeit, die Biegungen bilden und entwickeln fich wie Die Windungen einer Schlange; nun färben fich die Strahlen, die Bafis ift roth, die Mitte grün, der übrige Theil behält fein blaßgelbes Licht. Die Farben behalten immer ihre gegenfeitige Lage und haben eine bewunderungswürdige Durchfichtigkeit. Das Roth nähert fich einem hellen Blutroth, da8 Grün einem blaßen Smaragdgrün. — Ein Wehhſel tritt ein, der Glanz nimmt ab, die Farben verſchwinden, Die ganze Erſcheinung erliſcht entweder plößlich, oder fie wird nach und nach fchwächer. — Einzelne Stücke ded Bo— gens erfcheinen hierauf wieder, er bildet ſich von Neuem, er fest feine auffteigende Bewegung fort. Es Bilden ſich neue Bogen am Horizonte; fie folgen einander, indem alle fait diefelben Phaſen durchlaufen und in bejtimmten Zmifchenränmen von einander Blei- ben; man Bat deren bis zu 9 gezählt, Lichtſtröme fol: gen einander, und zuleßt erfcheint da8 ganze Him— melögewölbe wie eine ungehenere prächtige Lichtkuppel. Diefe ift über einen mit Schnee bederften Boden aus— gebreitit, oder bildet einen blendenden Nahmen für das ruhige Meer, melches dunkel ift, „wie ein Asphaltftein, und fo vollzieht fi) Das größte Wunder des Nor: dens.“ Die Herrlichkeit einer nordiſchen Nacht mit Nordlich⸗ tern ſchiwert und ein ſchwediſcher Neifender*) wie folgt: *) Matthias Alexander Caftren ; Reifen im Norden, aud dem Schwedifchen. überfegt von Henrik Helm. Leipzig b. Avenarius und Mendelsfohn 1853. ©. 119, — 13 — „Sp weit das Auge reicht, bemerkt man an jedem Punkte der unermeflichen Schneedecke eine eigenthüns ‚liche, unbedeutende Bewegung, ein feined Zittern, das + fo bezaubernd. ift, daß unſer Weſen bei dem Befchauen deſſelben dahinzufchmelzen droht. Nichtet man mieder: ‚um den Blick auf die Pelfengipfel, jo findet man dieſe von einem flacfernden Schein umhüllt, der ſich dem Auge darftellt, als erhebe er fi) aus den Felfen felbft, wie die Flammen aus dem Krater eines feuer: fpeienden Berges. Diefer Schein verbreitet fih über den ganzen Himmel, flacert einige Zeit und ver findet, um fich nach einer Weile wiederum auf dieſelbe Weife zu erheben — und nochmals zu ver- ſchwinden. —“ Unſer gelehrter deutſcher Landsmann, Alexander von Humboldt, der die beſten Beobachtungen über das Nord— licht gefammelt hat, giebt über die Entwicklung dieſes Phänomens Aehnliches an, mit einigen —— Zuſätzen.) „Je intenſiver die magnetische Entladung ijt, mit deſto lebhafteren Farben, violetten, blauen, grünen, purpurrothen, fpielen die Strahlen. Die Fenerfäulen ſteigen bald nur aus dem Lichtbogen auf, oft mit Schwarzen vauchähnlichen Säulen vermifcht, bald zu: gleich von verfchiedenen Punkten am Horizonte, und vereinen fich dann zu einem zitternden Flammenmeere. Die Bewegung trägt dazu bei, die Sichtbarkeit zu vergrößern. Zuweilen treiben vor ftarfen Winde 8 dünne Wolken im das Nordlicht hinein, und dieſe werden dann ſelbſt leuchtend. Die Strahlen ſammeln ſich in der Krone des Nordlichtes, die man wie einen dunkeln Fleck mit einem leuchtenden Ringe, oder wie ein glänzendes Licht mit einer daſſelbe umgebenden *) „S. Die Natur, Zeitſchrift von Dr, Otto Ule und * Carl Müller, Jahrgang 1856. Daſ. 42. ©, 330, — Wi — Glorie ſieht. Selten bildet fich die Krone vollſtändig wenn es gefchieht, fo ift das Phänomen bald vorbei, die Ausftrahlungen werden feltener, kürzer und farb: lofer. Später fieht man nur zerftvente, bleiche und unbewegliche Flecke, und zulest nur den dunkeln Zir- kelabſchnitt. Zuweilen bemerkt man nach Nordlichtern Eleine feine, weiße, runde Wolken, die fogenannten Lämmerwolken (Circo-cumuli). Die Intenfivität des Nordlichts kann fo ftark fein, dag man es am Tage ſieht.“ — Der nordamerifanifche Naturforfcher, deſſen in die wiffenfchaftliche Sammlung ded großen Smithſonian-In⸗ jtitut3 zu Wafhington aufgenommene Abhandlung über die neuefte große Periode von „Erfeheinungen des Novdlichts, aurora borealis‘‘ uns zu diefem Vortrage den nächiten An: laß und ungemein reiches Material giebt,*) Mer. Denifon Dimfted, Profeffor der Naturwiffenichaft und der Aftre- nomie im Dale College, Hat jich die Mühe gegeben, aus einer großen Maſſe von Verdffentlichungen in amerifani- ſchen Zeitungen, aus Privatberichten, und aus eigenen genauen Beobachtungen, fehr ausführliche Schilderungen der bedeutendften Phänomene diefer Art, melche in dem laufenden Jahrhunderte zwifchen 1827 und 1848 in jenem transatlantifchen Continente beobachtet worden find, zus fammen zu tragen. Um eine befjere Leberficht in diefe Mafje von Thatfachen und in feine daraus gefolgerten „Geſetze der Bildung und Entwidelung desNord: licht 8“ zu bringen, theilte er die verfchiedenen Formen, unter denen dieſes Phänomen aufzutreten pflegt, je nach der größeren oder geringen Vollſtändigkeit ſeiner Pak nungen, in folgende 4 alien ein: *) Smithsonian Contributions to knowledge, Vol. VIIL 1856, eine 52 Seiten umfafjende Abhandlung. — A „Erite Claſſ e. Dahin gehören diejenigen Er— ſcheinungen des. Nordlichis, bei Denen mindeftens 3 von den vier prachtvollften Formen diefes Phänomens zum Vorſchein fommen, nämlich won Bögen, Licht: ‚ftrömen, Kronen, Lichtiwellen. VBefonderd die Bil "dung der Krone ift das charakteriftifchite Merkmal dieſer Claſſe; nur, wenn zwar dieſe wohl ausgebildet vorhanden iſt, aber nicht zugleich Nordlichtbögen, oder Lichtwellen, oder graudunkle Dampfſäulen, iſt das Phänomen doch nicht als eines der erſten Claſſe zu betrachten. Zweite Claſſe. Wenn 2 oder mehr der Haupt: kennzeichen der erſten Claſſe fich vorfinden, die ande: ren Merkmale aber fehlen, z. B: Lichtbögen und Licht: ‚ftrahlen in ausgezeichnetem Glanze, nebft der Krone, wäãhrend Umdulationen und graudunfle Säulen: fehlen, . oder aud Lichtftrahlen nebft der Krone oder Licht: om bögen allein‘ ach; ro Krone, — * ohne Säulen. m J Dritte Elaffe. Wenn blos * ee einer glängenderen Erſcheinung vorhanden ift, keine Krone fich: — * nur — — des Glanzes. u she Biete Slaffe Sie, umfaßt die geringeren ge: yo wöhnlichen Fälle, wo zu B nur als Dämmerungs- Schein, oder mit: — Teer * — — au erblicken ift. m Es lohut ſich der Mühe, Dr mit einer der zahl- — Schilderungen des Verfaſſers bekannt zu machen, um insbeſondere auch daraus zu erſehen, in welchen Stun—⸗ den des Abends und der Nacht das Phänomen fortſchreitet and ſein Ende erreicht. Wir wählen‘ dazu die am 22. April 1836, vom Profefjor Olmſtedt ſelbſt im Yale Eollege gemachte und folgendermaßen aufgezeichnete Beobachtung eines großen Nordlichts der erſten Claſſe: va Si 1836 nahm die Zahl der efeinende — 16 — Nordlichter außerordentlich zu, fie belief fich Bis zu 61. — Der Monat April machte fich darin befonders bemerflich, indem am 8,11, 12.,19., 20.,21., 22., 23. und 24. Nordlichter erblidt wurden. Dasjenige am 22. April, der erſten Claſſe zugehörig, verlief in fol- gender Weiſe. Bald nach 7 Uhr Abends, fait am Schluffe der" Abenddämmerung, fah man zunächſt eine dicke Dede von Nordlicht bildenden Dünften über die nördliche Hemifphäre ausgebreitet, begleitet mit blaffen Undulationen, melche alle gegen den Bol der Neigungs⸗ nadel als ihren gemeinfchaftlichen Foeus ‚hinaufftrebten. Die Färbung des Nordlichts war in diefer Periode ein matted Gelb, mit einer geringen Miſchung von Roth; fpäter, beim Vorrücken der Erfcheinung, wurde rothe Färbung vorherrfchend. Das Nordlicht machte langfame Fortfchritte, das ganze Firmament aber war fchon überaus Herrlich anzufehen, Hauptfächlich im Weſten; da erfchienen der Planet die Venus, bereits dem Maximum ihres Olanzes nahe, der Planet Ju: piter, und der Mond, im erften Viertel fait ftehend, einer über den andern längs des Thierkreifes, während das große Sternbild Drion, mit dem Sirius und Procyon im Gefolge, eine Verzierung des mweftlichen Himmels darbot. Im Südweſten glänzte gleichzeitig der Saturn hervor. Gegen halb 11 Uhr begannen wallente Wogen des Nordlichts, die überhaupt in diefer Nacht fehr bemerklich blieben; dies nahm zu bis I1 Uhr; von da an trat in diefen eine erftaunliche Activität ein, faft die ganze Nacht Hindurch, und rafche Undulationen fliegen nun nach dem magnetifchen Tocud aufwärts, fo daß in etwa einer halben Se: eunde beinahe ein halber Duadrant davon-durchzuckt wurde. Fünf Minuten nach 11 Uhr zeigten fich auf der öftlichen und auf der meftlichen Seite des Phäno— mens eine Anzahl Breiter Lichtftreifen in Silberweiß, alle in derfelben Richtung nach dem Focus hinauf. — MT — Bald darauf“ traten am deren Stelle plattenförmige grane Lagen auf, unterwärts in einer Breite von 8 bis 10 Graden, nach oben in Spitzen auslaufend. Die: ſelben durchkreuzten nach Welten hin das Sternbild des Löwen. Deftli war ein Gegenſtück, doch von etwas geringerem Glanze, aufgeftellt. Nicht lange nachher verfloffen dieſe breiten Lagen in fehlangenar- tige Windungen, und auf jeder Seite erhob fich das Phänomen mit erftaunlicher Geſchwindigkeit den mag: netifchen Pole zu, am allergedrängteften von Nord: weit gegen Nordoſt. An den äußeren Gränzen fpielte in Franfen ein beſonders mildes weißes Licht. Man erblickte, wie graufchimmernde Wogen, eine von der andern durch horizontale Linien gefchieden, übrigens dem Zenith zurollend. Während der 15 Minuten, da man die grauen plattenförmigen Lagen ver Augen hatte, ſpannten fih nun 2 parallel laufende Bögen über den füdlichen Himmel hin aus, von Denen Licht: ſtrahlen ausliefen, Der untere in einer Höhe von 30 Sraden über den Horizont. Bon Halb 12 Uhr an überwwogen diefe Nordlichtwellen allenthalken, da fie in blaſſen faltigen Ausläufern, längs den Lichtſtrahlen bin, jedoch dem Anfcheine nach tiefer ala diefe, nach dem Zenith hinwallten, mit einer im Auffteigen immer zunehmenden Gefchwindigfeit. — Der Forud verän- derte zu werjchiedenen Zeiten feine Stellung nur we: nig; anfänglich ging ev nordwärts, fpäter wieder zur rück. Das Barometer blieb die ganze Nacht Hindurch beinahe ohne alle Veränderung; das Thermometer fiel nur nach Mitternacht um 2 Grade, vom 32, zum 30. — Um Halb 3 Uhr zogen Cirro Stratus Wolfen ‚auf, über einen großen Theil des Himmels zerftreut. Der Mond war ziwar umntergegangen, Doch war die ‚Helle noch fo ftark, daß man die Nachtftunde auf der Uhr fehen konnte.“ — In einer andern Schilderung des nämlichen Nord» 10* — 15 — fichtes, wie es in Maryland vom Brofeffor M’Eaffrey beobachtet wurde, finden wir noch beſtimmter hervorge— hoben: die fänlenartigen Geftaltungen, das Webergehen der Lichterfcheinungen in Blaßgrün, Drange, und bläulich Weiß; auch wurde dort die Krone, als der ovale Punkt der Vereinigung aller Strahlen, in großer Pracht gefehen, einmal gleich einem See von Blut gegen 15 Grade um: faffend, ein Anblick, der durch feine Erhabenheit den Beob— achter zur Andacht jtimmte. — Laſſen Sie und nun einen flüchtigen Blick werfen auf die XI. Bolgefäte, die Profeffor Olmſtedt aus den eigenen ‚und. aus fremden Beobachtungen ableitet, von ihm, weil fie die Regelmäßigkeit gewiſſer Phafen des wundervollen - Phänomens conftativen, „Laws of the Aurora Bo- realis“ — Gefeße der Bildung und Entwicklung Des Nordlichts — benannt. Dabei können wir uns auf Ueber: tragung der Hauptfäte ſelbſt und einiger Erläuterungen füg— lich befchränfen, indem wir die fehr in's Einzelne gehende Beweisführung und Eremplificirung den Männern vom Bach zu überlaffen Haben, welchen behufs der Anerkennung oder Widerlegung diefer Anführungen controlivende Beobad)- tungen alter und neuerer Zeit etwa zu Gebote ftehen. E8 leuch: tet übrigens ein, daß in diefem Haupttheile der vorliegenden nordamerifanifchen gelehrten Arbeit ein bedeutender Vorzug liegt,den fie vor allem übrigen uns zugänglichen Material in dentfcher Sprache voraus hat. Die fraglichen II Gefeße lauten wie folgt: J Der apa: Ein Nordlicht der erſten Clafje be: ginnt gewöhnlich um das Ende der Abenddämmerung : in der Geftalt eines dem Morgenroth gleichenden Sichts am nördlichen Horizent. "Zudem ereignet fich der Anfang des Phänomens an verſchiedenen Plätzen, die in weit auseinanderliegende Längengrade fallen, den— noch faſt in demſelben Momente. (Das ausgezeichnet weit verbreitete Nordlicht vom 17. Nov. 1848 ent⸗ wickelte Anfang und Maximum ſeiner Erſcheinung im weſtlichen Aſien, in Europa und in den vereinigten IV. 1. nordanmrifanischen Staaten, bis zu den Küften von Galifornien hin, allenthalben beinahe in einer und der: jelben 2ocalftunde der Nacht, Das Marimum.. Ein Nordlicht der erften Klaſſe erreicht in der Negel das Marimum feines Glanzes an allen Pläben feines Sichtbariwerdeus zwiſchen 10 und 11 Uhr Nachts, ja am häufigſten ganz kurz wor 11 Uhr. In manchen Fällen ſtellt ſich nach den Werhfels fällen des Meteors ein zweites Maximum in einer ſpäteren Nachtſtunde, zwiſchen I und 3 Uhr, ein. Das Ende Nordlichter geringerer Art enden gemei- niglich vor Mitternacht, die der erften Klaffe dagegen dauern Häufig Die ganze Nacht hindurch, Bei folchen find ed nad Mitternacht die twallenden Wogen, die an dem Phänomen am auffallendften werden, fie dauern ſelbſt mach dem Verſchwinden der Krone in einem großen Theile der Nacht fort. Die Ausdehnung. Nordlichter der bedeutenderen Art find gewöhnlich fehr tweit verbreitet. So war das ſchon erwähnte vom 17. November 1848 über eine Strecke von 150 Graden der Länge, von Odeſſa ab bis St. Francisco, zu fehen. In einigen der auffallend: ften Fälle zeigten fi) nur in ſehr von einander ent: fernten Drten einzelne Bejtandtheile der Erſcheinung minder vollfommen. Nordlichtdünſte. Ehe ein großes Nordlicht. auf: tritt, ruht am nördlichen Horizont eine breite Wolfen: bank auf, aus Dünften ganz befonderer Art beſtehend, in der Negel von milchweißer, manchmal aber mehr von dunkler Färbung, wie Nauch, oder auch nach einer Mifchung von Beidem ausfehend. Dem Anjcheine nacı ift in diefen Dünften die Materie für die. Ausbildung des Nordlichtes enthalten; denn, fehlt dieſe Nebelbant oder ift fie nicht veichlich, fo wird das Phänomen fel- ten von erheblicher Art oder dauert nicht lang. Daß die Nordlichtdünfte von ungemein ſchwacher Dichtigfeit v1. — 10 — find — weniger dicht wie der hHelljte Erdennebel — folgt einleuchtend ans dem Umftande, dag man die Sterne mit geringer Abnahme ihres Scheins hindurch— blicken ſieht. Zuweilen indeffen ift diefer Novdlicht- nebel fo ſtark und fo felbftleuchtend, dag Dann das Sternenliht allerdings beeinträchtigt wird, oder namentlich Sterne der geringeren Größe nicht ficht: bar werden. Nordlihtwallungen oder Wogen. Sind dieſe Wogen von befonderer Größe, fo ftellen fie. fich Breiter dar als die Lichtftrahlen und Bögen des Nordlichts, ja in der Negel breiter ala die Krone; auch dauern fie tiefer in die Nacht hinein fort, öfters auch dann, wenn die anderen Haupterfcheinungen des Nordlichts vorüber find, einen ganz exrhabenen Anblit gewährend. Sie erfcheinen in einer tiefer als die füulenartigen Geftal- tungen liegenden Ebene. Tie Geſchwindigkeit ihrer Ber wegungen feßt in Erftaunen. Es ift Diefe Bewegung immer mehr eine undulivende als eine anhaltend fort: fchreitende; fie gleicht dem Wogen einer mit dünnem, feinem Graſe bemwachfenen Fläche, wenn der Wind darüber hinftreicht. VI. Des Nordlihts magnetifhe Wirkungen. Das Nordlicht ift immer Begleitet mit bemerkbaren magnetifchen Phänonten. Während der Dauer großer Nordlichter zeigen fih am der magnetifchen Kompaf: nadel, welche als Neigungsnadel geftellt ift, fehr auf fallende Einflüffe. Auch die Richtung der Lichtftröme nach dem magnetifchen Meridian, und die Stellung des Mittelpunfts der Krone im Pole der Neigungs: nadel wird bei allen Nordlichtern ftets wahrgenommen. Nach Eapitain Parrys Ausfage zeigte ſich aber Inner: Halb des Polarkreiſes in den drei Wintern, die er dort zußrachte, Fein Einfluß der Nordlichter auf die magne— tifche Nadel. — — Es ſei erlaubt, hier in gedrängter Kürze einzu: falten, was wir, um den Inhalt diefes 7, Gefetes zu verſtehen, bezüglich des Erdmagnetismus und der Magnetnadel des Kompaffes uns in's Gedächt: niß zu rufen haben. Dekanntlich ift die Erde felbft magnetiſch, und ihre magnetifcken Kräfte fcheinen bauptfächlich won zivei Stellen oder Polen auszuge: hen, Die jedoch nicht mit dem gengraphifchen Nord: und Südpol der Erde zufammenfallen, fondern nur in ihrer Nähe liegen Alle Niagnetnadeln auf der nördlichen Halbfugel der Erde zeigen gegen den nord: magnetifhen Bol der Erde, alle Magnetnadeln auf der füdlichen Halbkugel der Erde gegen den ſüdmag⸗ netiſchen. — Die mit der Füglichkeit zu freier Bewe⸗ gung nach den Eeiten horizontal aufgehängte Mag- netnadel wird Declinationss oder Abweichungsnadel genaunt; ſie iſt bekanntlich der Hauptbeſtandtheil des Kompaſſes. Wie viel eine ſolche Nadel an einer be— ſtimmten Stelle der Erde — in Europa durchſchnitt⸗ lich nach Weſten hin — ſeitwärts von dem geogra⸗ phiſchen Norden zeigt, das nennt man die magne⸗ tiſche Declination oder Abweichung des Ortes, welche nach Graden, Minuten und Secunden gemeſſen wird. — Wird eine Magnetnadel in ihrem Schwer⸗ punkte aufgehängt, ſo daß ſie ſich auf und nieder bewegen, kann, fo wird fie nicht wagrecht Liegen, fondern eine fehräge Stellung einnehmen. Eine folche Nadel wird eine Suclinations: pderNieigungs- nadel genannt. Die Inclinationsnadel nun ftellt ſich überall in den magnetifchen Meridian, worunter man. eben eine Ebene verfteht, die man fi) lothrecht durch die, Richtungslinie der Declinationsnadel ge: legt denft. Es ſenkt ſich z. B. in Berlin das Nord- ende der Sinclinationdnadel fo viel, daß die Nadel zur Zeit einen Winkel von 670 35° mit dem Hori: zonte bildet. Die Größe der Neigung nimmt gegen — 12 — Norden gerade Bis zum magnetifchen Nordpol (der ſich im Jahre 1631 unter 70% u. B. und 960 weſtl. Länge von Greenwich befand) immer mehr au, bis fie im magnetifchen Nordpole lothrecht (perpendifu: lair) ſteht; deshalb wird bei ee der Kompaß zulegt unbrauchbar. Auch in den und vorliegenden beucſchen Abhand⸗ lungen über das Nordlicht wird’ über die in dieſem 1. Gefeße behaupteten Einflüffe diefes Phänomens auf die Magnetnadel viel Merkwürdiges berichtet. So beobachteten Hanſteen in Tornau und Arago in Paris im Auguſt 1825 eine ſehr bedeutende Einwir⸗ kung auf die Nadeln, während ſich gleichzeitig ſtarke Nordlichter in Chriſtiania zeigten; hier erſtreckte ſich alſo die Wirkung über 300 Meilen. In Dänemark wird gewöhnlich angegeben, daß das Südende der Neigungsnadel der Krone des Novdlichts folgt, und daß die Mitte des Lichtbogend und das Nordente der Abweichungsnadel fich in entgegengefegten Nich: tungen bewegen; wenn fie einander gerade gegen: überftehen, fo beobachtet man nur ftarfe Schwingun: gen.*) Die Schwankungen find oft jo groß, daß die Nadel erſt nach Stunden, ja felbft erſt nach Ta- gen und Wochen wieder zur Ruhe gelangt. Alle diefe Erfcheinungen find Bis jetzt jedoch nur That- fachen; eine Einficht in den Zufammenhang ift noch nicht gemwährt.**) vn. he ent Berhältniffe. Die Erfeheimme gen des Nordlichts kommen in dem ‘Polarkreife am häufigſten vor. Blos in der Zeit der periodifchen Wic- derfehr großer Nordlichter zeigen ſich diefelben bis zum 40. Grad nördlicher Breite herab, und zwar im weft: lichen Gontinent der Erde tiefer hinab als im öſtlichen; *) Die Natur 1. c. , ”*) Lampert I. c. ©. 56 und 57. — 13 — auch kommen fie mehr vor in der nördlichen Halbkugel als in der füdlichen, woſelbſt fie Südlichter zu nennen find. Diefe letztgedachte Angabe fcheint jedoch Prof. Dimftedt felbft noch nicht für ausgemacht anzufehen, weil wohl die feltnere Seefahrt in den Negionen des Südpols und die dort überaus dichten Nebel als Ur: fachen einer geringeren Zahl von Beobachtungen an: zufehen fein mögen. Von den Südpolar-Erpeditionen find Hinfichtlich der magnetischen Beobachtungen die merfwürdigjten, welche von James Elarfe Roß im Jahre 1839 und von Dumont d'Urville in den Jahren 1837 6i8 1840 unternonmen twurden. *) In unferen deutſchen Quellen finden wir diefe An: gaben betätigt. Hiernach find im der Gegend von Aequator bis an die Grenze der gemäßigten Zone die Nordlichter ganz- unbefannt, während dann die Zahl derfelben mit dem Vordringen nach Norden, wenigftend bis zum 66. Grade, fortwährend auffallend wächſt. Schon auf den Shetlands-Inſeln, jenfeit3 der Nord: küſte Großbritanniens, find fie ſehr Häufig. Die außer: ordentliche Beweglichkeit, das vielfache Zucken und ſchnelle Hervorfpringen der Strahlen haben ihnen hier den Namen „merry dancers,‘“ luſtige Tänzer, zuge: zogen: Auf Grönland und Ysland zeigen fie fich faft im jeder hellen Nacht. Da nad) gewichtigen Nachrich: ten jenfeits der angegebenen Grenze, alfo bei größerer Annäherung an die Pole, die Erfcheinung nicht mehr fo häufig auftritt, fo fcheint die Gegend zwiſchen dem 60. und 66. Grad der Hauptfiß der Nordlichter zu fein. **) Sin unſeren mitteleuropäiſchen Breiten find fie felten, Zahlreiche Beweife liegen dafür vor, dag das Nordlicht über einen großen Theil der Erde fich ver: breitet und an vielen Drten gleichzeitig gejehen werden *) Natur, ©. 330. **) Lampert, ©, Ab. IX. Kann. So wurde ein am 17. September 1769 zu Montmorency in Fraukreich wahrgenommenesd Nord: licht von befonderer Schönheit gleichzeitig auch im Pe: fing gefehen. Die außerordentlich lebhaften Nordlichter vom 19. Dftober 1726 und 7. Januar 1831. erftreckten fih über ganz Europa.*) Das Vernehmen eines Getönes bei Nordlichtern ift mohl zu bezweifeln. Prof. Olmſtedt verfichert, Bei feinen vielen Beobachtungen auf das Schärfite auf folche Töne aus dem höheren Luftraume gelaufcht und nie etwas der Art gehört zu haben. Als einſt feine Zöglinge während eined Nordlichts ein Tönen gehört zu haben behaupteten, wermuthete er, daß die Urfache davon darin gelegen, dag in tiefer Nachtftille bei der gelpannten Aufmerkfamkeit des Ohrs weither aus der Natur fich fortfegendes geringes Geräuſch zu hören iſt; er fand diefe Vermuthung am nächiten Tage, wo fein Nordliht am Himmel war, dadurch bejtätigt, daß jene jungen Leute einbefannten, wiederum daſſelbe Geräufch wie in der Nacht zuvor zu vernehmen; Die gewichtig- ſten wifjenfchaftliben Beobachter wollen von dieſen Tönen während des wundervollen Phänomens, mas von Anderen mit dem Niefeln eines Baches über Fleine Steine verglichen, wie der Flügeljchlag eines Vogels u f. w. bejchrieben wird, durchaus nichts willen. Des: halb bemerkt unfer Humboldt wißig: „die Nordlichter ſeien ſtummer geworden, feitdem man begonnen hat jie genauer zu beobachten.’ **) Indeſſen wird von Schiff: fahrern das Tönen ftandhaft behauptet. : Die Höhe. Die Erfcheinung und Entwicklung des Nordlichts geht im bedeutender Höhe über der. Erde vor fich, bald mehr bald weniger hoch. Nach Dimftedts Angabe differiven die Aufichten dev Beobachter hierüber *) Lampert, ©. 45. +) Die Natur, ©. 338. - 15 — dergeftalt, da namentlich Farquharfon, Barry und Nichardfon dies Phänomen in die Höhe der Wolken: region verfegen; Andere aber, darunter Dalton, ja die Mehrheit der Naturforfcher, annchmen, es gehe in einem Theil der Erdatmofphäre vor, die im einer Höhe von nicht unter 100 Meilen von der Erdoberfläche entfernt liege. Nach einer ausführlichen Darlegung der ver fehiedenen Meſſungen und insbefondere eines Verfah— rens dreier gelehrter Beobachter bei Nordlichtern im Mai und Auguſt 1836, an welchem Verfahren er ſelbſt Antheil nahm, gelangt Prof. Dimftedt zu der Behaup-: tung, die in den Nordlichtern fichtbaren Lichtbögen ‚mögen felten, wenn je, nicht unter der Höhe von 70 Meilen, und nicht über 160 Meilen Hoch über der Erde ſtehen — eine Meſſung, die freilich zwiſchen der geringften und bedeutendften Erhebung über die Erd: oberfläche einen enormen Zwifchenraum ftatuirt. Unſere deutjchen Quellen ſehen wohl mit Recht dergleichen Höhenangaben, in Betracht der ausnehmenden Schivie- rigkeiten, eine oft jo unbeftimmte, formlofe Maffe und ein bei fteten Veränderungen jedem Beobachter einen andern Anblick gewährendes Phänomen zu meſſen, als ſehr ungewerläffig an. Ganz abweichend von Obigem wird hier ald Annahme der Naturforſcher vorgetragen, daß die Nordlichter fich nicht über 4 Meilen hoch er: heben, Tiefe Höhe jedoch nur felten erreichen, und daß ſie von da aus ihr Licht in die Wolkenregion verbrei: ten, welche überhaupt für den Sit der meiften Erfchei: nungen gilt. Gegen eine größere Entfernung ftreite ſchon die Lichtſtärke, geſchweige denn das zu verneh— mende Geräufch, wofern es mit diefem feine Richtige keit hätte. *) Xl. Die Beriodicitätder Nordlichterfcheinungen. Auf diefe legt der Amerikaner das allergrößte Gewicht. *) Lampert, ©. 50, — 156 — Er umterfcheidet ein periodifches Gebundenfein des Phä— nomend an Tagesftunden, an Monate im Jahre, an Sahrzehnte im Sahrhundert. I. Wie Schon angeführt worden, fällt der Beginn des Phänomens in der Kegel in die Schlußzeit der Abenddäinmerung, das Marimum: der Entwickelung zwifchen 10 und II Uhr Nachts, das Ende bei großen Nordlichtern weit nach Mitternacht, bei geringeren vor Mitternacht. 2. Bezüglich der Monate im Fahre läßt ſich aus Olmſtedts Vergleichungen zwiſchen früheren Perioden des 18. Jahrhunderts und der des jetzigen zwiſchen 1832 und 1848 ein — OR Ergebniß nicht ausziehen. Früher: Neneftens: In Wintermonaten 71 51 „Frühlingsmonaten 70 74 ‚, Sommermonaten 18 - 69 „Herbſtmonaten 74 71 Bezüglich der intenſiven Bedeutendheit des Phäno— mens fällt die größte Zahl in den September und November, faſt ganz fehlen Nordlichter im Juni. Nach unſeren deutſchen Quellen wäre eine Behauptung Mairan’s, daß die Erfeheinung des Nordlichts um die Zeiten der Tages: und Nachtgleiche häufiger fei, im Zufammenhang mit der zu jener Zeit ftattfindenden Erwärmung oder Abkühlung der Polargegenden als wahrfcheinlich anzufchen. Daß man im Winter häufiger Bolarlichter beobachte ald im Sommer, wäre eine natürliche Folge der im Winter herrfchenden längeren Nächte, welche wegen ihrer Dunkelheit verftatten, daß auch die weniger hellen Phänomene diefer Art wahr: genommen werden fünnen.*) 3. Was die Wiederkehr gehäuften Auftretens der *) Rampert, ©. 52. — 17 — Nordlichter in den verfehiedenen ‚Jahrhunderten an— langt — von Olmſtedt „secular Periodieity“ bes nannt, — fo entnimmt diefer Gelehrte aus feiner reichen Ueberficht von Nachrichten den Erfahrungsfaß: „dieſe periodifhe Wiederkehr liegt in der Regel 60 bis 65 Sahre auseinander, und eine folche Periode hat dann eine Dauer von 20 bis 25 Fahren. Es wird uns gemügen, aus den genauen Nachweis fungen zu übertragen, wie er berechnet: 1837 — 65 führt auf 1772 zurück, d. i. von der Miitte der neueften Periode gehäufter Nordlichterfcheiz nungen, zwiſchen 1827 und 1852, bis auf die Mitte der lebten Beriode, die im 18. Jahrhun—⸗ dert fichtbar war, jind 69 Sabre. 1772 — 65 deutet auf 1707, eine der von Mairan hervorgehobenen Neprifen. - 1707 — 2 x 65 (zweimal 65) führt auf 1577, die Mitte einer Periode, aus —— uns Kunde zugekommen iſt. In unſeren deutſchen Quellen * wir zwar ſogar von 24 Perioden, welche von 502 vor Chriſti Geburt an der Aſtronom Hanſteen ermittelt haben wollte, Notiz gegeben, auch ebenfalls beſtätigt, daß in den erſten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts eine Pauſe einge- treten war und erſt mit den 20er Jahren eine Häufig: keit miederfehrte, mit der die neuefte Periode beginnt; indejjen wird zugleich nicht ohne Grund darauf hinge- wiefen, daf wohl auch in dem Erkalten des früheren Eifers für meteorologifche Beobachtungen, wie fie de Lue, Sauffure und die meteorologische Geſellſchaft zu Mannheim gegen Ende des vorigen Jahrhunderts hervorzurufen wußten, mit ein Erklärungsgrund für die verminderte Angabe von Nordlichtern in den erſten Decennien des 19. Säculi zu ſuchen fein möchte. Wenn auch ein Wechfel in der Erfcheinung in den Gegenden Europas, wo man fic) vorzüglich mit den Wiffenfchafs — 1585 — ten befchäftigt, feftzwitehen fcheine, jo jeien Doch dieſe Unterbrechungen mehr für ein Nachlaffen in der Stärfe als für ein gänzliches Ausbleiben des Meteors zu achten, Die Entfcheidung der intereffanten Perindici- täts-Frage fei eine der vielen Aufgaben, welche die auf Humboldts Betrieb, namentlich mit Hilfe der englifchen und ruffifchen Regierung gegründeten, über die ganze Erde verbreiteten meteorologijchen Stationen zu löſen haben. *) - Sn den voraugeführten Grörterungen des nordameri— kaniſchen Naturforfchers vermißt man eine Betrachtung Des eigenen Lichtes der vorliegenden großartigen Naturerſchei— nung, durch welche, wie der mehrfach hier angezogene Ar: tifel in der Zeitfchrift „die Natur“ S. 359 ſich ausdrückt, die Erde felbjtleuchtend wird. Die Jutenſität des Lichtes fei freilich nicht fehr ſtark, uur ungefähr dem Mondlichte im. evften Viertel gleih. Es wird angegeben, daß man bei einem Nordlichte, welches jich am 7. Sjanuar 1931 zeigte, lefen konnte. Man hat Ähnliche eigenthümliche Lichtent: wickelungen auch an der Venus zuweilen bemerft, deren von der Sonne nicht beleuchtete Theile mehrere Male mit einem phosphorartigen Scheine leuchtend gefehen worden find. Es ſcheint diefe Erklärungsweife des Leuchtens der Torblichter, die von dem Dänen Eigil Schjern herrührt, in Deutfchland noch Feine überwiegende Anerkennung zu be: figen. Eine andere ältere Anficht, von der Achnlichkeit des KNordlicht3 mit der Morgen- und Abendröthe und den Ge- fegen der Lichtbrechung ausgehend, nahm an, daß das ur— fprünglich ald weiß zu bezeichnende Licht des Nordlichts, — befanntlih als weiß ein Gemifch der. fogenannten Res genbogenfarben, — bei feinem Durchgang durch die At: mofphäre zerlegt werde, indem dieſe vorzugsweiſe die vothen *) Lampert, S. 51 und 52, — 19 — und gelben Strahlen durchlaffe, den Blauen aber den Durch: gang erſchwere. Hierbei erflärte man fogar das, feltener doch zumeilen auftretende, Grin in diefer Fenererfcheinung für eine fubjective Farbe, als durch die Affeetion,” welche das oft fehr lebhafte Noth auf das Auge des Beobachters übe, erzeugt. In nenerer Zeit if eine wefentlich modificirte Erklä— rung des Phänomens zu geben unternommen worden, zu welcher eine zu Anfang des Jahrs 1838 von dem eng: liſchen Phnfifer Forbes an dem Dampfe, dem er aus dem Sicherheitöventil eines Dampfiwagens nach der Sonne zu ausftrömen fah, gemachte Wahrnehmung den Anftoß ge geben hat. Einige Ellen über dem Sicherheitsventil war die Farbe des Dampfes fir durchgehendes Licht tief orangenroth; in größerem Abftande, wo der Dampf voll- ftändig verdichtet war, hörte die Färbung ganz auf. Die von Forbes angeftellten Verſuche führten zu der Annahme, dag Die Urfache der Färbung ein eigenthümlicher Zuftand fei, in melchem ficy der Dampf befinde, der mitten inne ftehe zwifchen der Gasform und der tropfbar flüffigen. So mag alfo bei der Abendröthe, deren Färbung am jtärf: jten bei wolfigem Himmel auftritt, das Licht der Sonne durch Wolfen gehen, in denen fich der Wafjerdampf in diefem BZuftande befindet. — Nach Torbes zeigte auch Clauſius, daß die Morgen: und Abendröthe nicht werur: facht werde durch Neflerionen bei dem Durchgange des Lichts durch die Luft, fondern durch Die Beugung, welche das Licht beim Durchgange durch fehr feine Dampfbläschen erleide. Wir dürfen indeffen hier von dem abfehen, was weiter zur Verdeutlichmachung diefer Theorie zu lefen ift, weil und doch Nachrichten iiber deren Aufnahme bei umfe- ren dentjchen Forſchern nicht zu Gebote ftehen.*) Daß diefe Auslegung der Licht: und Farben: Erfcheinungen am Nordlichte ſinnreich ift, und in dem Zufammenhange diefes *) Lampert ©. 47—49. — he — Phänomens mit eigenthimlichen Nebelbildungen viel für ſich hat, mögen wir nicht verfennen. Wir fonımen nun auf die intereffantefte und doch noch am wenigſten feſt entjchiedene Frage: find Nordlichter, ihrem Urfprunge nach, wirklich ein meteorologifches d. i innerhalb der Erdatmoſphäre entftehendes Phänomen, wie Blit und Donner, Negen und Schnee? oder find fie kosmischen Urfprunges, D. i. durch Vorgänge im Welten: raume und deren. Berührung mit der Bahn unferer Erde um die Sonne zuerſt bedingt und herbeigeführt? — Wir haben uns damit längere Zeit zu: befchäftigen, indem in der uns aus Amerika zugefommenen gelehrten Arbeit die letstgedachte Alternative bejaht wird, und ftattliche Gründe für die Annahme des kosmiſchen Uranfangs des wundervollen Phänomens aufgeftellt werden, wodurch denn Brof. Olmſtedt in Gegenſatz geräth mit der Mehrheit aller neueren Anfichten über dieſe ragen. Denn ſeit Yaraday Lichtphänomene entdeckt hat, die unmittelbar durch Magne— tismus hervorgebracht werden, fcheinen mehrere Naturfor: ſcher Enropa’s zu der Anſchauung übergegangen zu fein, dag die. Nordlichter ein magnetifches Phänomen feien. Der weltberühmte Koriphäe der jet lebenden Naturfor: ſcher, unfer Alerander von Humboldt, betrachtet die Sache auf folgende Weife: Wenn das Gleichgewicht in der Ver: theilung des Erdmagnetismus gejtört wird, fo. giebt fich dies zu erkennen, indem die. Magnetnadeln unruhig wer» den, fogar » bevor die Nordlichter fich zeigen, und das Gleichgewicht: wird erſt wieder hergeftellt, wenn eine Ent- fadung von Magnetismus unter Lichtentwicklung ſtattge⸗ funden hat, ſo daß das prachtvolle, farbige Polar⸗ (oder Nord⸗) licht als der Schluß eines magnetiſchen Gewitters betrachtet werden muß, der das geſtörte Gleichgewicht in der Vertheilung der Electricität wieder herſtellt. Es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß beide — das eleetriſche und das — 161 — magnetifche Gewitter — das gemeinfchaftlich Haben, daß die Entladung auch zuweilen ohne Lichtentwickelung ftatt- finden kann. Bei dem magnetifchen bemerft man alsdann nur die Einwirkung anf die Magnetnadeln. Ein weſent⸗ licher Unterſchied verbleibt jedech zwiſchen dieſen beiden Arten von Gewittern, indem das electriſche auf einen klei— nen Raum befchränft ift, wogegen das magnetifche fich über Continente erſtreckt. Ob die magnetifche Entladung in Dunftblafen gefhieht, oder zwifchen ihnen überfpringt, muß unentfchieden bleiben. Man hat fcharfjinnig, die auf fchiegenden Strahleneylinder mit der Flamme verglichen, welche in einer gefchloffenen Volta'ſchen Säule zwifchen zwei weit von einander flehenden Kohlenfpigen entjteht, und die vom Magnete angezogen und abgejtoßen wird.’ Durch diefe Betrachtungsiweife werben übrigens viele Phänomene bei den Nordlichtern immerhin umerWärt ge: lafien.*) Eine andere, mehr auf den Zufunmenkiang-a mit efec= triſchen Strömungen hinweifende, Hypotheſe hat mit der vorigen Betrachtungsweiſe die Erklärung des Nordlichts für eine terreftriich = meteorologifche Erſcheinung gemein. De la Rive nämlich hat hierüber Folgendes aufgeftellt: „Da überhaupt in Körpern, die an einem Ende erhigt, am an— dern‘ erfältet werden, nach dem Geſetze der Thermoelectri- cität ein Strom poſitiver Electricität von der warmen zur kalten Seite geht, fo gilt dafjelbe von der über den Arqua- torialgegenden an ihrer unteren Seite ſtark erwärmten Luftſäule, deren obere Schichten Folglich immer mit poſi⸗ tiver Electricität angefült find. Diefelbe wird theils durch die Niederfchläge auf die Erde abgeleitet, theils wird fich die Spannung beſtändig dadurch ausgleichen, daß in den. hohen luftverdünnten Regionen die Clectrieität vom Aequa⸗ tor nach den Polen ftrömt und von da unter der Erdober- fläche nach dem Aequator zurückkehrt. Inſofern nun die ”) Die Natur, I. c. ©. 339. XV. 1 — 162 — Stärfe diefer Ströme fir Tag und Nacht twechjelt, find fie Die Urfache der täglichen magnetifchen Variationen; fie find aber auch die Urſache des Nordlichts, wenn die ſich ausgleichenden Eleetricitäten in der, durch ſchwebende Eistheilchen halb durchfichtigen, äußerſt dünnen Luft, oder in den aus Eisnadeln beftehenden Federwolken unter Licht⸗ erſcheinung zu einander überfträmen.*) Brofeffor Dimftedt nun verbreitet fi) von ©. 39 bis 52 feiner ſchätzbaren gelehrten Abhandlung ſehr ausführlich über die rückſichtlich des Urſprungs und der Grundurſachen des Nordlichtes ſeit dem Anfange des 18. Jahrhunderts in der gelehrten Welt aufgeſtellten Anſichten und Hypotheſen. Hiernach iſt es der berühmte franzöſiſche Akademiker Mairan geweſen, der in einem 1733 herausgegebenen Werfe zuerſt von einem kosmiſchen Urſprunge des Nordlichtes ſprach, ins dem er daſſelbe mit dem Zodiacallichte des Himmels, welches damals gemeiniglich für die Sonnenatmoſphäre an— geſehen wurde, in Zuſammenhang brachte. Seiner Hypo— theſe nach gerathe nämlich unſere Erde auf ihrer Bahn um die Sonne in gewiſſen Perioden in die äußerſten Regionen des Zodiaeallichts, ziehe da Die dieſes bildende Materie des Weltraums am ſich; diefe Materie vermiſcht ſich dann mit der Erdatmoſphäre, und dort erzeuge ſie die verſchiedenen Phänomene des Nordlichts. Es iſt begreiflich, daß dieſe Hypotheſe ſpäter wenig Beifall fand, da man auf Seiten der Aſtronomen aus mathematiſchen Gründen geneigt ge— worden, die Annahme, das Zodiacallicht ſtehe mit.der Son: nen-Atmofphäre in Berührung, als unzuläffig zu betrach— ten. Nach Littromw (in feiner populairen Aſtronomie: „Die „Wunder des Himmels“ 1837. ©. 606) erſtreckt ſich das Zodiacallicht, eine der Milchſtraße ähnliche , aber heller leuchtende Stelle am nächtlichen Himmel, in der Geftalt eined Kegels, deſſen Bafis die Sonne ift, und deſſen Achfe in der Ekliptik liegt, noch weit über die Erdbahn hinaus. *) Supplemente zu Pierers Univ.⸗Lex. 1852. 4. Bd. S, 309 u.310, — 9 — Man ficht es am deutlichiten, Befonders in den Tropen: ländern, in den Monaten April und Mai gleich nach Son: nenumtergang, und im September und Oftober kurz vor Sonnenaufgang. "Vielleicht, — fo drückt der genannte große Aftronom fich aus — beſteht daffelbe blos in dem durch die Nähe der Sonne verdichteten Aether, an deſſen Dafein im Weltenraume man jeßt nicht wohl mehr zwei⸗ feln kann; vielleicht ift diefes Licht ein Ausfluß, eine Sammz fung von Kometenmaterie, die bei dem Durchgange der Kometen durch ihr Perihelium (ihre Sonnennähe) abgeſetzt wird umd fich um die Sonne lagertz vieleicht ift e8 ein eigenthiimlicher, fchtwacher Nebel, in melden die Sonne eingehüllt ift, fo daß dann diefe ſelbſt su den Nebelfternen gezählt werden müßte. immer ſcheint e8, daß wir’ die nähere Unterſuchuug diefes räthfelhaften Gigenftonden u Nachkommen überlaffen müfjen.” Nachdem Olmſtedt, gleich Humboldt, die Bezugnahme auf elektrifche Grundurfachen des Nordlicht - Phänomens verwirft, weil man bei den neueren bedentenditen Beobach- tungen nicht im Stande geiwefen ift, auch an fehr empfind- lichen Efeetrometern irgend eine Veränderung während der Nordlichter wahrzunehmen, kommt der Verfaſſer wohl auch auf die in nenefter Zeit vorherrfchend gebliebene Erflärungs- weife, wornach inagnetifche Entladungen die Phänomene des Nordlichts zunächſt verurfachen follen. Er gibt hier zwar den unbeftreitbaren engen Zufammenhang diefer Pha⸗ nomene mit dem Erdmagnetismus zu. „Allein,“ jagt er, „ob dieſer Zuſammenhang von uns als Urſache angeſehen wer: den kann, oder eine Wirkung des Nordlichts iſt, das möchte noch ganz unentfchieden fein. Alle thatſächlich wahrgenom— menen Einflüffe auf die Magnetnadel berühren gar nicht direct den Urfprung des Nordlichts, mehrere davon Fünnen Platz greifen, es mag diefer ein tervejtrifcher oder kosmi⸗ fcher fein. Wie die Grundmaterie des Nordlichts, der Dunftnebel, entftcht, dariiber geben jene Thatfachen Feinen Auffchluß, fie beweiſen alle los, daß dieſer Dunftnebel 11* — Mh magnetiiche Eigenfchaften Hat Sogar Humboldt, welcher, wie man annimmt, ganz befonders zu Gunften der Hypo- thefe der Ableitung des Nordlichtphänomens ans dem Erd- magnetismus geſtimmt hat, indem cr das Phänomen zuerft geradezu ein magnetifche8 Gewitter nennt, dentet in feiner neueften Veröffentlichung über diefen Gegenftand nicht um- deutlich an, dag er an den fosmifchen Urfprung han Grund; ftoffs der Nordlichter glaubt.‘ Diefe von Ofmftedt aus dem 3. Theil von Humboldis Kosmos (S. 41 einer engliſchen oder 52 der deutſchen Aus⸗ gabe von 1850) entnommene Stelle lautet wie folgt — wobei wir, was Olmſtedt unterlaſſen Hat — uns verpflichtet fühlen, den ganzen Hauptfaß, von welchem fie nur ein klei⸗ ner Theil ift, herauszuſtellen: „Mit der Trage von der Exiſtenz eines —— Fluidums, welches die Welträume füllt (eine Frage, die in den voranſtehenden Erörterungen doc) meiſt be- jahend behandelt ift), hängt auch die, von Wollaften fo lebhaft angeregte, iiber die Begrenzung der: Atmo- Sphäre zufammen: eine Begrenzung, welche in Der Höhe ftattfinden muß, wo die fpecififche Elaſticität der Luft mit der Schwere ins Gleichgewicht kommt. Fara⸗ da y's fcharffinnige Verfuche über die Grenze. einer Queckſilber-Atmoſphäre (über die Höhe, welche an Goldblättchen niedergefehlagene Queckſilberdämpfe in luftvollem Raume kaum zu erreichen fcheinen) haben der Annahme einer beflimmten Oberfläche des Luft: kreiſes, „gleich der Oberfläche des Meeres’, ein größe⸗ reg Gewicht gegeben. — Kann aus dem Weltraume ſich etwas Gasartiges unſerm Luftkreiſe beimiſchen und meteorologiſche Veränderungen hervorbringen? Newton hat die Frage meiſt bejahend berührt. Wenn man Sternſchnuppen und Meteorſteine für plane— tariſche Aſteroiden Hält, fo darf man wohl die Vermuthung wagen: dag mit den Strö— men desfogenannten November- Phänomens, — 165 — wo 1799, 1833 und 1834 Myriaden von Sterns Ihnuppen das Himmelögewölbedurdfreug: ten, ja Nordlicht : Erfheinungen gleichzeitig be: obachtet wurden, der Luftfreiß etwas aus dem Weltenraum empfangen hat, das ihm fremd war und electromagnetijhe Prozeſſe anregen konnte.“ Wir jehen, daß hier doch blos ſehr Bbeiläufig vont Nordlichte die Nede ift, und ob es Humboldts Abficht fein fonnte, durch dieje wenigen Worte eine Aenderung feiner früheren Erklärung über die Entftchung diefes Phänomens zu erkennen zu geben, Eünnte und zweifelhaft erfcheinen, Blifen wir auf die Stelle S. 45 in dem nämlicyen erften Abfchnitte diefes 3. Bandes feines Kosmos zurück, wo wir, bei Erwähnung einer Hypothefe Herfchels, dag die Sonne ſelbſt fih im Zuftande eines perpetuirlichen Nordlichts be: finde, in Parentheſe zu leſen bekommen: („ich würde fagen, eines electromagnetifhen Gewitters),” was ja auf Humboldt3 bekannte Gleichjtelung des Nord. lichtphänomens mit einem Gewitter magnetijcher Strös mungen, im Gegenüber des gewöhnlichen Gewitters electri⸗ ſcher Eutladungen, hinzuweiſen ſcheint. Des nordamerikaniſchen Forſchers Hypotheſe, daß der Urſprung des Nordlichts ein kosmiſcher iſt, in— dem der Grundſtoff, aus welchem dieſes Phäno— men zuſammengeſetzt ſei, aus den planetari— ſchen Himmelsräumen herſtamme,“ geht von fol genden Poſtulaten aus. Eine Theorie muß ſich als Ab: leitung ihres Inhalts aus feftjtchenten Wahrheiten empfeh: len; von einer Hypotheſe kann man fordern, daf fie die hauptſächlichſten Thatumſtände erklärlich mache, und daß fie nicht amvereinbar ſei mit einigen kündbaren Thatſachen, wenn gleich immerhin die Anwendbarkeit der Hypotheſe auf gewiſſe Fälle nicht gerade leicht wahrnehmbar ſein mag. In beiderlei Hinſicht erſcheinen dem Profeſſor Olinſtedt die bisherigen Erklärungsweiſen nicht zutreffend und unbefrie— — 666 — digend. Seine Erklärungsweiſe dagegen, glaubt er, ver: einige die Merkmale Beider, einer Theorie und einer. Hypo— thefe, infofern fie eines Theils aus anerkannten Wahrhei— ten Folgeſätze ableite, anderen Theild für alle Haupterſchei— nungen eine pafjende Löfung verichaffe. So möge fie denn vertrauenspoller Aufnahme würdig. erfcheinen, jo lange bis man im Stande fein wird, mit einer noch bejjeren hervor: äutreten. Hören wir feine Gründe: 1) es fpreche die auönchmend große —— des Phänomens über die Erdkugel für deſſen kosmiſchen Urſprung. Hat es denn einige Wahrſcheinlichkeit, daß eine ſo enorme Maſſe von Nordlicht-Nebeldunſt alle auf ein Mal von der Erde ſelbſt ausſtrömen konnte, oder durch Niederſchläge aus der Erdatmoſphäre, gleich Schnee: und Eistheilchen, entſtehen konnte; oder auch daß das electrifche oder das magnetiſche Gleichge— wicht fo in demſelben Augenblicke, oder innerhalb doc) nur weniger Stunden, über einen fo weiten Theil der Erdoberfläche Hin gleichzeitig follte geftört worden fein? Geſetzt auch, es könnte hieraus. eine folche Ausdehnung de3 Nordlichts in die Länge und Breite entftchen, fo fragt ſich doch, ob irgend eine bekannte Ausathmung des Erdkörpers, irgend ein Niederfchlag des. Erd-Luft- Freifes je gefunden worden, als fo in die Höhe hinauf: jteigend, wie man den Nordlichtftoff zumeilen, wenn nicht jederzeit, über die Erde eine Höhe erreichen fieht? Sp dürfte wohl keine terreftrifche Uxfache, fondern die: ſelbe nebelartige- Materie, die wir aus dem Zodiacal: licht und aus den Sternfchnuppen als in den- planeta⸗ riſchen Himmelsräumen befindlich kennen, das Nordlicht ‚bilden, dort in hinlänglicher Maſſe verbreitet, um die große Ausdehnung der Nordlichterſcheinung möglich zu machen. Es ſpricht übrigens ein vernünftiger Grund dafür, daß der nebelhafte Körper, der den Nordlichtſtoff der Erde zuführt, in Wirklichkeit nicht über der ganzen Fläche der Erſcheinung des Phänomens im Himmels- — 167 raume ſteht, ſondern daß durch die Umdrehung der Erde um ihre Uchfe es erzeugt wird, daß nach einander folgend die Abſchnitte der Erdoberfläche unter jenen himmliſchen Körper zu ftehen Kommen, oder chen unter deffen den Nordlichtftoff Herbeiführenden Bortienen. Dieſe Anſicht verträgt fich wohl mit der Thatſache, daß übrigens der Sitz der Nordlichterfcheinung im Luftkreiſe der Erde ſich entwickelt; denn ed kommen die Etoffe dazu wohl aus den planetarifchen Himmelsräumen, fie werden aber. ‚einzig bei ihrem Durchſtreichen der Erdatmoſphäre ae ſichtbar. 2) Es ſpricht ferner dafür der daß an ver⸗ ſchiedenerlei Orten, die durch viele Längengrade aus— einander gelegen ſind, die verſchiedenen Hauptſchauſtücke des Nordlichts (ſein Anfang, ſein Maximum, ſein Ende) in der gleichen Nachtſtunde ſichtbar werden. Wäre die Entwicklung des Phänomens einer gleich— zeitig über den ganzen Zwiſcheuraum hin wirkſamen Urſache entſproſſen, ſo müßte ſie, eutſprechend der Läu— genlage der Orte, zu verſchiedenerlei Nachtſtunden ein— ‚treten. So müßte es auch bei terreſtriſchen Eutſtehungs— urſachen ſich nothwendig zutragen. Wenn dagegen, wie hier angenommen wird, die Quelle des. Nordlichts außerhalb liegt, eben in Bortionen eines nebelhaften Körpers, den die Erde dann anzieht, wenn und tie fie fih nach und nach demfelben am meiſten nähert, ſo kommt wirklich einer der in Läugengraden auseinan— der liegenden Orte nach Dem andern unter dem gedach: ten Himmelspunkte an, und empfängt feinen Antheil ‚an dem Nordlichtftoff, und zwar der Zeit entiprechend, die. aus der täglichen Umdrehung fih für ihn ergibt, nemlich fomit allenthalben in derſelben Loealſtunde, aus derſelben Urſache, wie an jedem Orte, je nachdem er nach andern unter die ala Baker font, es Mit: tag wird. | J — Di = 3) Auch die außerordentlihe Geſchwindigkeit, mit welcher die im Nordlichte fichtbaren Bewegungen vor fich gehen, fpricht gegen den terreftrifchen Urfprung de8 Phänomens. Man kann nicht Hier von Bewegung des Lichtes, oder der Electricität, oder des Magnetis- mus fprechen, weil dieſe Agentien im Nu fich bewe—⸗ gen, während bei den Bewegungen des Nordlicht-Phä— nomens eine progreſſive Ortöveränderung ftatt hat. Wo begegnen wir nun einer der Erde angehürigen Kraftwirkung, welche mit einer Gefchwindigfeit wie die der Nordlicht:Bewegungen zu jo bedeutender Höhe fortfchritte? Auch das undulivende Wallen der Nord: lihtiwogen ift mit Feiner ſonſt befannten Undulation gleich zu ftellen. Wohl aber ijt es zu begreifen, daß Portionen eines himmlischen Nebels, unter oder durch) welchen die Erdfugel vorbeiläuft, in einer relativen Ge: ſchwindigkeit im Verhältniß zur Exde ftehen, innerhalb der dem Stoffe des Nordlichts gezogenen . Grenzen. Darum iſt anzunehmen, daß diefer aus einer außer: halb der Erdregion liegenden Simmelsregion komme, welche mit der uns bekannten Bewegungs⸗Geſchwin⸗ digkeit aller um unſere Sonne ſich in ihren Bahnen drehenden Körper, ſeien ſie feſte oder nebelhafte, aus— geſtattet iſt. 4) Ein wichtiger Umſtand, der für den fosmijchen Urs prung fpricht, ift die Beriodicität der Nord: lichterfcheinungen, befonders ihr periodifches ge— häuftered Auftreten innerhalb eines Jahrhunderts. An den terreftrifchen Naturkfräften, die man als Quelle der Nordlichter anfieht, 3. B. an der Electrieität, am Magnetismus, bemerkt man doch nie eine fo auffalfende Periodicität, vielmehr einen conftanten Wirkſamkeits⸗ ftand. Selbſt die feinften Inſtrumente lajjen feine entjprechend jo langen Perioden von Ruhen und Wie: derkommen diefer Agentien angezeigt tverden. Dahin— gegen mag wohl ein um die Sonne freifender Nebel: — 19 — förper feine Perioden haben in gewiſſer Gleichmäßig— keit des Standes zu Perioden auf Erden, jo daß jener und der Erdförper eine längere Zeit in gewiſſer Nach: barſchaft zu einander verweilen, dann wieder allmählig fich trennen von einander, und erft nach einem Cyklus von Jahren wieder in diefelbe Position gegen einander zurückkehren. Man kann in der That dem gedachten Nebelkörper jogar eine Kreisbahn zufchreiben, mit wel: her er, wie dies vom Zodiacallicht als Thatſache vor: liegt, immerdar in der Nähe der Ebene der Erdbahn verweilt, auch dabei cine folche Ausdehnung des Nebel: körpers jich vorftellen, bei welcher äußerſte Portionen deifelben zu mancher Zeit in die Erdatmoſphäre herein: treten, und Nordlichter erſcheinen laſſen, während die nur nach gewiſſen Jahrescyklen ſtatthabenden eigen: thümlichen Poſitionen des Hauptkörpers zur Erde eben weſentlich erforderlich ſind, um die Erſcheinungen höherer Art dieſes Phänomens herbeizuführen. Dies die Hauptgründe für Olmſtedts Glauben an den kosmifchen Urſprung des Nordlichts. Dieſer Gelehrte be: ſchäftigt ſich hierauf weiter mit Aufſtellungen über die Be— ſchaffenheit des Stoffs, der zur Bildung des Nordlichts Anlaß geben mag: H ihm nach iſt derſelbe eiſenhaltig, wie auch Dalton dafür hielt. Nicht allein ſei bekanutlich Eiſen durch hohe Hitzgrade zu einer ganz außerordentlich verdünnten Gas: form zu bringen, fondern es find ja auch andere aus dem Weltraum kommende Stoffe, wie namentlich Me: teore, eifenhaltig, was man auch von den Kometen: fchweifen behauptet. So lange alfo das Gegentheil nicht evident nachgewieſen iſt, darf immerhin jene Er klärung, die zugleich mit den magnetiſchen Vorkomm⸗ niffen Leim Nerdlichte gut zufammenftimmt, als die natürlichſte gelten. 2) Das Leuchten des Nordlichts ficht Olmſtedt als bei Gelegenheit des Uebergangs des Stoffs in und durch = — die Erdatmoſphäre ſich entwickelnd an, indem zumal bei der enormen Geſchwindigkeit der Bewegung die große Luftverdichtung leuchtend werde, wie ein aus einer Kanone geſchoſſener Propf durch die vermittelſt der Luftverdichtung erzeugte Hitze ſich fenriglenchtend entzünde oder mindeſtens rothglühend werde. 3) Daß der Stoff eine nebelhafte Materie benannt werde, fei ein Nothbehelf, der indejfen auslangen möge, da man ja in allerlei Iheilen des Himmelraumes Körper zerftrent findet, die und als Nebel erfcheinen. 4) Olmſtedt neigt entfchieden Hin zur Wiederaufnahme de8 don Mairan behaupteten Zufammenhangs der Norblichtguelle mit dem Zodiacallichte felbft. Denn, fagt er, auch Leisteres liegt in der Nähe der Ebne der Erdbahn; e8 ift, jo weit wir darüber urtheilen können, von correfpondivender Zufammenfegung, gleich dem Nordlichtdunfte, fein Volumen ift unermeßlich groß; auch Fennt man wechſelnde Erſcheinungen größerer und glängenderer Art im Zodiacallichte, die alfo im Nord: licht: Phänomen die Erfeheinungen der größten Art zum Gefolge Haben mögen. Am Schluffe feiner Abhandlung — — nord⸗ amerikaniſcher Forſcher die von ihm aufgeſtellten Fragen, nebſt deren Löſungen, wie er ſie zu geben ſich gedrungen fühlte, dabei unter Anderem einbekennend, daß es nicht leicht, ja gar nicht möglich ſei, alle die wechſelnden Bewe— gungen, die bei Nordlichtern wahrgenommen werden, er— klärlich zu machen. In Allem, was wir hier leſen, iſt ein ſtarkes Gepräge feſter Ueberzeugung des Verfaſſers von der Vorzüglichkeit ſeiner Erklärungsweiſe eingedrückt, und ge— wiß haben wir Urſache, mit hoher Achtung von dem Ver— faſſer und feinem Werke zu ſcheiden. Können und wollen wir aber dieſe Ueberzeugung des Nordamerikaners zu der unſerigen machen? Dürfen wir — MN — uns ſchon jet geneigt finden, Dagegen die von unferm großen Landsmanne Alerander von Humboldt, wie e8 fcheint, noch jeßt im Hohen Greifenalter feitgehaltene Anficht, daß terreftrifche Urfachen die Nordlichter erzeugen, gleichſam ald magnetifche Gewitterjtürme, fallen zu laſſen? Darauf zu antworten möge jedem der verehrten Zus hörer diefes Vortrags überlaffen bleiben. Referent findet in der beten feiner deutjchen Quellen die beſcheidene Be⸗ merkung niedergelegt: „Aller Verſuche ungeachtet vermag die Wiſſ enſchaft noch nicht dieſe prachtvolle Erſcheinung ganz in allen ihren Einzelheiten zu erklären ꝛc. Luftſchlöſſer, denen ein ſicherer Boden fehlt, darf die Wiſſenſchaft nicht bauen, und ſo wartet ſie denn in Ruhe die Reſultate der Beobachtungen ab, die über einen großen Theil der Erde zerſtreut angeſtellt werden.“) Hiernächſt wird Neferent vor der Hand von der Bejahung der ganzen Zweifelfrage im Sinne de3 gelehrten Nordamerifanerd Dadurch abgefchredt, daß in deſſen Hypo— thefe Doch in der That ein geiwagtes Binausgreifen liegt, aus der Sphäre der den Erdenbewohnern erfennbaren Nas turkräfte in die höchften Himmels- und Weltenräume, in welchen die Gelehrten wohl mathematisch zu mefjen im Stande find, von deren phyfifalifcher Befchaffenheit aber ihr Wiſſen mehr als irgendwo bloßes Stückwerk iſt. Doch iſt, wie geſagt, die von uns ſkizzirte Abhandlung eine ſehr beachtenswerthe und bedeutende Literatur-Erſcheinung. Altenburg im Dezember 1857. E. von Braun. ya *) 2ampert, 1. c. S. 58 und 59. Nachbemerkung vom Detober 1858. Vorſtehender Vortrag über das Nordlicht ijt im lau: fenden Jahre im Druck erjchienen, wiewohl in einer zu dem Behufe gefertigten abgekürzten Faſſung, als der „natur: hiſtoriſche Verein zu Nürnberg,” deſſen Mitglied zu fein der Referent die Ehre hat, denfelben in feine neueſten Ver- öffentlichungen aufzunehmen winfchte. In ſolcher Geftalt hat derfelbe hierauf dem Herrn Profefjor Spilfer zu Poſen, der am dortigen Fatholifchen Gymnaſium Lehrer der Phyſik und der gelehrten Welt durch mehrere Schriften in diefem Fache bekannt ift, vor Augen gelegen. Dem Referenten ift Hierauf von Seiten diefes Gelehrten eine Intereffante Beleuchtung des Gegenftandes zugekommen, in welcher der terreftrifche Charakter der Nordlicht: Erfcheinung auf eine, dem Anfcheine nach, ſehr treffende Weiſe zu erklären gefucht wird. Wiewohl zu wünſchen wäre, dag der ge— nannte Gelehrte nicht blos durch Diefe indirecte Entkräf— tung, fondern mitteljt Angabe dirccter Öegengründe die Anz ficht des Amerifaners, welche Referent der naturforfchenden GSefellfhaft Bekannt zu machen für der Mühe werth hielt, ohne ihr entſchieden beizutreten, förmlich widerlegt hätte, fo mögen wir doch nicht unterlaffen, die Spillerſche Hypo— theje, mit Zuſtimmung ihres Urhebers, im Anhange hier: mit zu veröffentlichen. Sie lautet wie folgt: „Die Anficht des Amerikaners über das Polarlicht ift ungichtig und läßt fich in dem meiften Bunften durch ſich felßjt widerlegen. Es ift feine fosmifche, ſondern eine terreftrifche Erſcheinung. Ich will hier nur kurz meine Anficht anführen, welche, wie ich glaube, allen Umftänden Rechnung trägt. Durch den Temperaturwechſel bei der täglichen Ro— tation und der jährlichen Nevolution der Erde eutſte— — 173 — hen um fie fogenannte thermoelectrifche Ströme, die ihren Einfluß in der täglichen und jährlichen Variation der Magnetnadel entfchieden und deutlich zeigen. Die Jutenſität diefer Etröme Hält gleichen Schritt mit den täglichen und jährlichen Temperaturdifferenzen in den verfchiedenen geographifchen Breiten und muf demnach im Allgemeinen nach den Polen zu wachſen. Da der poſitiv eleetriſche Strom mit der Wärme von Dſten nach Weſten geht, ſo erzeugt er in dem Erdkörper nach dem aſtronomiſchen Norden hin an der Grenze der electriſchen Erregung den Minus-Magnetismus, Die Richtung der Snelinationsnadel an einem beftimmten Drte zeigt dort die Richtung der electrifchen Strömun⸗ gen au, die nach electromagnetiſchen Geſetzen mit ihr parallel ſein müſſen. — In der That haben die Nord: lichtſtrahlen fat durchgängig diefe parallele Richtung, ‚welche allerdings durch die große Beweglichkeit ihres Trägers bisweilen geändert wird. Weil das Feſtland durch die beiden großen weit nad) Norden einfchneidenden Ozeane, den atlantijchen und ſtillen, und durch fie auch die thermoclectrifchen. Ströme unterbrochen werden; fo gibt es zwei erdimagnetifche ‚ Pole in der Nordälfte, zwifchen denen unfere Declina- tiondnadel die ſekularen Ofzillationen macht. Alle Um: fände, welche einen oder deu andern diefer beiden Bole abſchwächen, erhöhen die relative Wirfung des anderen ‚und bewirken in einer davon auch weit entfernten De elinationdnadel die Unruhe, wie man fie bei Nordlich— tern bemerkt. (Dei der Abjchwächung des Weft- oder des Oftpoles geht das Nordende der Nadel beziehungs⸗ ‚weile nach Oſten oder Weſten und um fo mehr, je ſtärker das Nordlicht ift; in der Region der Nordlichter ſelbſt kann die Schwanfung weniger regelmäßig fein, da die Richtung der Nadel das Reſultat der Geſammt⸗ wirkung der thermoeleetriſchen Ströme iſt.) — 11 — Diefe Abſchwächung der Magnetpole der Erde kann nur durch mehr oder minder bedeutende Befeitigung der fie hervorbringenden Urfache, nämlich der electris fchen Ströme, in ihrer Nähe gefchehen. Es muß alfo das Nordlicht in einer electrifchen Ausgleichung in der Nähe der magnetifchen Pole beſtehen, wobei eine größere oftweftliche Ausdehnung nicht ausgefchlof: fen ift. Ein locales Gewitter in unferen oder ſüdliche— ren Breiten kann unfere Mlagnetnadel nicht affiziren, meil es auf beide Pole der Nadel gleichmäßig wirkt, die Polaritat des Erdmagnetismus aber gar nicht ändert, Wenn nun X. v. Humboldt das Nordlicht ein „magnetifches Gewitter” nennt, fo ift der Ausdruck nur in fo fern zuläffig, ald man darunter ein auf die Magnetnadel influirendes wirkliches Ge- witter verfteht, welches den einen oder den andern Magnetpol der Erde abſchwächt. Damit hat e8 fol- gende Bewandtniß. Die Wärmedifferenz zwifchen der Aequatorialzone und den Polargonen bewirkt in der Atmofphäre die befannte Doppelftrömung: eine oben vom Aequator nach den’ Polen, die andere unten in beiden Halb: kugeln nach dem Aequator gerichtet. Das feitliche Zu: fammentreffen der beiden unteren aus beiden Halb: fugeln bringt in der Region der Kulmen die faft täg⸗ lich Nachmittags erfolgenden heftigen electriſchen Ent: ladungen hervor; die nach den Erdpolen gerichteten oberen Luftſtrömungen erzeugen bei ihrem Herabſinken in ähnlicher Weife eine Abgleihung der vorzüglich durch die Bewegungen der Luft hervorgebrachten electrifchen Spannung, die, weil fie in höheren, luftdünnen Re: gionen der Atmofphäre ftattfindet, fich nicht als Blitz, fondern als ein weit verbreiteter Lichtfchein offenbart, der fi) um fo mehr von dem Pole nad) Süden zu entfernt zeigt, je weiter die untere kalte Luftſtrömung = A in- geringere Breiten dringt und um fo höher erfcheint, je mehr eo nach Süden kommt. Die Nordlichter und Gewitter fehliegen einander aus: wo die einen ftatt: finden, find die anderen nicht vorhanden. Nur aus: nahmsweiſe find einerſeits an der Grenze der Region der Polarlichter Blitze ohne Donner, theild wegen der Höhe der Erfcheinung, theils wegen des Mangels an Wolkengruppen in diefen Negionen, und andererfeits zeigen die in hohen Regionen vorhandenen und von größerer Entfernung aus beobachteten Gewitter bis— weilen lange anhaltende, nach der dünneren Luft darüber ausftrömende Lichtfäulen. Bon den Polarlichtern felbft- dringt nur bisweilen, wenn fie tief genug in etwas dichteren Schichten der Atmoſphäre find, ein gleichmäßiz ges Geräufch Bid zu dem Beobachter. Der Blitz des gewöhnlichen Gewitter zeigt Die Ab: gleichung der eleetrijchen Gegenſätze durch eine relativ trockene und dichtere Luftfchicht nach mehr verticalen Nichtungen zwifchen horizontalen Wolkenfchichten (oder einer Wolfenfchicht und der Erdoberfläche); das Nord: licht aber ift ein thermoelectrifhe8 Glimmlicht, welches an jich ſelbſt ruhig nach den wärmeren und feuchteren Schichten der Atmofphäre auöftrömt, aber durch die unter ihm unruhig wogende Atmofphäre ſchwankend und bisweilen wellenförmig erfcheint, wenn nämlich die darunter befindliche Dunftfchicht, durch deren Nefraction das Licht verfchiedene Farbentöne an— nimmt, in wogender Bewegung iſt. — Die bogenfür: mige Geftalt und nach oben fich zeigende Konvergenz ift eine optifche Erſcheinung, deren Grund in der fcheinbar fphärifchen Formation des Himmelsgewölbes liegt. Eben fo nothwendig ift e8, daß die Bafis des Nordlichtes, meift durd eine leichte Dunftfchicht ange: zeigt, in einem um fo flacheren Bogen erfcheint, je — 116 — weniger fie fich über den Horizont des Beobachtung: ortes erhebt und je audgedehnter fie ift. NB. Sn der zweiter Auflage meiner Phyſik habe ich mic noch nicht umftändlicher über dad Nordlicht aus: gejprochen. Poſen, den 28. April 1858. BP. Spiller. XIII. Die Naubvögel und ihre Bedeutung im Haushalte der Natur. *) Menn ich, hochgeehrte Anweſende! mich unterfange, Heute von der Stelle zu Ihnen zu fprechen, welche wor mir fo oft von Männern eingenommen wurde, die wir mit Recht als Koryphäen der Naturwiffenfchaft betrachten: fo muß ich mir Ihre freundliche Nachſicht um fo mehr exbitten, als ich — auf einem einfamen Dörfchen wohnend — bie: her noch nie die Ehre hatte, von einer fo zahlreichen und intelligenten Zuhürerfchaft mich umgeben zu fehen. Der Gegenftand, über welchen zu Ihnen zu fprechen ich mir erlauben wollte, betrifft denjenigen Zweig der Na- turmiffenfchaft, den man Ornithologie nennt, und der fi) mit der Kenntniß der befiederten Gefchöpfe — unferer lieben Vögel — befchäftigt. Sch fürchte nicht, daß Sie den Gegenftand als einen gefuchten Betrachten. Sind e8 unter allen lebendigen Ge: fchöpfen doch vorzugsweiſe die Vögel, mit welchen der Menſch im Freien in Berührung kommt; find fie e8 doch vornehmlich, welche uns die Natur jo reizend erfcheinen lajjen, und uns den Aufenthalt im Freien fo angenehm machen. . Oeffentlicher Vortrag, gehalten am 15. Januar 1859 in Alten: burg von Gantor Friedrich Schach zu Nußdorf. XV. 12 Zi Was wären uns auch unfere Gärten ohne den philo: fophifchen Staar; was die wogenden Saatfelder ohne die fingende Lerche; ja, was die dDuftenden Wälder ohne die flötende Nachtigall? Da treten wir hinaus in die winterliche Flur; mir ſetzen unfern Fuß in den ſtill-ernſten Wald, wo eben das Licht des jungen Morgenftrahles taufendfach gliernd in den eifigen Fryftallifchen Gebilden fich bricht: welch’ eine Pracht zwar, welch hehre Majeftät! Ein Teenpalaft feheint unferm Ange erfchloffen. Doch beengend wird uns bald feine heilige Stille, und hinaus treibt e8 und wiederum ins Freie; denn es fehlt ja dem Walde das belebende Element — das Chor der muntern Vögel; und ohne fie ift er todt, das ftarre, winterliche Bild eines Stereoſkops! Und wölb— ten im Sommer feine fehattigen Aeſte und Zweige ſich noch fo hehe zum viefigen Dome: fein erfrifchendes Grün, Die Mannichfaltigkeit feiner Farben-Nuançen vermöchte und nicht zu fefleln, hüpfte nicht die befiederte Schaar munter von Zweig zu Zweig, und ergoßend durch ihrer Farben Pracht, durch ihrer Tone Zauber. Und welchen Einfluß auf unfere Gemütheftimmung übt — außer ihrem muntern, forglofen Wefen, auf das uns ſchon die Schrift verweiſt — nicht ihr im ewigen Kreis: laufe fich beiwegendes Kommen und Gehen! Mer hätte fich nicht fchon erhoben, wer die Bruft nicht höher Schlagen gefühlt, wenn er beim wiederkehrenden Früh— linge den Pfiff des erſten Staares, den Gefang der das Frühlingdevangelium verfündenden Lerche vernahm! "Wen hätte nicht ſchon ein ſtilles Weh befchlichen, wenn im Herbſt _———— — die Schwalben heimmärts ziehn, und Wenn der Nachtigall Gefang mit der Nachtigall verflang ! Wer wäre nicht. wenigftend im Geiſte mit ihnen ge: flogen über Land und Meer, wenn e8 die leichtbefchwingte Schaar fort uud forttreibt, hinüber nach teopifchen Gefilden, = — uns armen an die Scholle Gebannten noch einen Scheide: gend zurufend! Doch daß ich weiter gehe: wie find fie auch dem Men— fchen verwandt und wohlberechtigt, in der Stufenleiter der Geſchöpfe die erfte Stelle nach ihm. einzunehmen durch das enge Zufammenleben mit ihres Gleichen; durch ihre eheliche Treue, von welcher es jo rührende Beiſpiele giebt; durch die gemeinfchaftliche Pflege, welche beide Gatten ihren Sun: gen angedeihen laſſen; wie durch den Umfang und die uns gemeine Biegfamkeit ihrer Stimme, durch welche fie Freude und Schmerz, Zärtlichkeit und Aufregung in einem Grade auszudrücken vermögen, wie fein anderes Geſchöpf! Und verdienen fie endlich — um praftifch zu werden — nicht auch unſre Beachtung hinfichtlich ihres Einfluffes auf unſere Beichäftigungen, insbefondere auf Land: und Forſt— wirthichaft? Doch nicht das Chor der Vögel in feiner Gefammt- heit iſt e8, über welches ich zu Ihnen fprechen wollte, viel: mehr nur eine einzelne Gruppe derfelben; eine Gruppe, bisher vom Nichtornithologen wohl am wenigſten gekannt, aber deftomehr verkannt, gehaßt und augefeindet: ich meine die Drdnung der Naubvogel. Naubvögel! Kein Wunder, wenn fchon ihr Name fie den Menfchen verhaßt macht. Erinnert und doch das Wort Naub an grobe Eigenthumsverlegung und audere Tod— fünden. Da. nun überdies einzelne Arten der Gruppe — die menfchlichen Begriffe von „Mein und Dein’ nicht: thei: lend — ihm wirklich mehr oder weniger nachtheilig werden: fo hat er dem ganzen Stande den Krieg erklärt, obgleich viele Glieder deſſelben mit den eigentlichen Räubern kaum mehr gemein haben, als Namen und Kleid, Schen wir und unfere in Nede ftehenden Feinde, Die Sie hier würdig repräfentivt finden, etwas genauer an. Durch ihren Typus, ihr ganzes äußeres Gepräge werden fie vor allen andern Vögeln gehörig gekennzeichnet, und bilden jo eine fiveng abgegrenzte Sippe. 12* — 10 — Bei allen finden wir einen verhältnigmäßig kräfti— gen Bauz — außerordentlich ſcharfe Sinne, und darum vollfommen ausgeprägte Sinneswerkzeuge; — fange, theil8 abgerundete, theils zugeſpitzte Flügel, Schwebe- oder Stofflügel, welche fie in den Stand fegen, ihre Nahrung im weitem Umkreiſe zu ſuchen; — ftarfe, mit fpitigen, gefrümmten Nägeln verfehene Füße, Hänge ge nannt, mit welchen fie ihre Beute eben fo geſchickt ergreifen, als feſthalten; und endlich einen gekrümmten, mit ſcharfem Hafen verfehenen Schnabel, der ihnen beim Zerftückeln derfelben die trefflichften Dienfte leiftet. Ihre Speiferähre erweitert fich vor dem Eintritte in das Gabelbein theils zu einem häutigen Sacke — dem Kropfe, theils find fie kropflos. Sie befigen einen ſehr ſcharfen Magenfaft, der auch fefte Theile, wie Knochen ꝛc., auflöftz und das Unverdauliche ihrer Nahrung, wie Federn, Haare ꝛc, fpeien fie nach einiger Zeit in runden Ballen — als Gewölte, wieder aus, | Aber wozu diefe Einrichtung? Welchen Zwed, welche Bedeutung im Haushalte der Natur haben fie? Suchen wir und deren klar zu werden. Ueberall im großen, weiten Neiche der Natur herrſcht die außerordentlichfte Harmonie, die bewundernswürdigſte Uebereinftimmung. Nicht nur die Naturfräfte find mit größter Weisheit gegenfeitig abgewogen, fondern auch unter den Gefchöpfen ſelbſt; und in ihren gegenfeitigen Beziehun: gen und Verhältniſſen herrſcht Ebenmaaß und weiſe Be: rechnung. Und auf dieſer Harmonie der Natur beruht das dauernde Beſtehen des Ganzen wie das Wohl des Einzelnen. Daher beſtrebt ſie ſich, dieſelbe zu erhalten; und daher traf ſie die umfaſſendſten Vorkehrungen zu ihrer baldigen Wiederherſtellung, falls fie durch zufälliged Zufammentreffen günftiger oder ungünfti- ger Umftände geftört werden follte. So befitt denn die Natur für ihre Uebel * die yaf: fendften Heilmittel, und weiß — ohne Beihilfe des Men— = Me ſchen — entſtandene Lücken fofort zu ebenen, ungefeßliche Ausschreitungen wieder in ihre urfprünglichen Grenzen zu: rück zu weifen.. Haben fich durch günftige Witterungsverältnie Rau: pen, Käfer und andere fchädliche Inſekten in Wäldern und Fluren gefahrdrohender Weife vermehrt: was vermag da der ſchwache Menfch zu ihrer Bekämpfung? Alle von ihm erfonnenen „ünftlichen Mittel” zum Schube der von Bor: kenkäfern angegriffenen Forſten, von gefräßiger Raupen— ſchaar in Beſchlag genommenen Krautfelder bewieſen ſich bisher nichtig und wirkungslos. Und in Anbetracht der über alle Begriffe gehenden Vermehrungsfähigkeit jenes Ungeziefers: welche Ausſicht in die Zukunft! Und doch iſt von den zu erwartenden Mil: liarden defjelben im nächften Jahre nicht eine Spur vor: handen. Die Natur wußte fich deſſen bald und ficher zu entledig en; denn mit ihm zugleich vermehrte fich auch ein Shmarokerinfett — die Schlupfivefpe, deren ges fräßige Larve — in den Leibern der Raupen zur fichern Entwidelung gekommen — ihnen gar bald den Un— tergang bereitete, während die Schaar der Fleinen Vögel auch ihre Brut zerftörte u Aber wie nun, wenn unter den höhern Thierklaffen, unter Säugetieren, Vögeln und Amphibien folche abnorme Zuftände eintreten, wenn Mänfe und andere warm- oder Faltblütige Thiere zur Landplage werden und dem Mens ſchen das tägliche Brod ſtreitig machen? Gegen ſie ver— mögen Ichneumonen und Singvögel nichts, und auch ihnen gegenüber ijt der Menfch ohnmächtig. Sier iſt es nun chen, wo nach dem Willen des meifen Schöpfers die Thätigkeit Der Raubthiere, inäbefondere der Raubvögel, zu Beginnen hat. Eine bewaffnete Macht der Natur zur Aufrechterhaltung. ihrer Drdnung und Gefebmäßigkeit, find. fie vorzugs— weiſe berufen, das Gleichgewicht unter den höhern — WW = Thierklaffen zu überwachen, und — ift es ges ftört, — dasſelbe wieder herzuſtellen Welchen unberechenbaren Nuten fie dadurch dem Men— ſchen — indbefondere dem Land: und Forſtwirth — fchaf fen, leuchtet bei genauer und umbefangener Beobachtung fogleih ein. Es ift ausgemacht und durch taufende gewiſſenhaf— ter Unterſuchungen beſtätiget, daß Buſſarde, alle Arten unſerer Eulen mit Ausnahme des Uhu, ſowie verſchiedene Falkenarten ſich ausſchließlich von Mäuſen und anderem Ungeziefer nähren. Welche Verheerungen ſie aber unter dieſen anrichten müſſen und welche weſentlichen Dienſte ſie dadurch dem Menſchen erweiſen, wird begreiflich, wenn man erwägt, daß ſich der Nahrungsbedarf eines einzigen Eulen: oder Falkenpaares mindeſtens auf 6— 8000, der eined Bufjardpaares auf 12 — 16000 Stück dieſes Unge— zieferd beläuft. Welche Mühe und Arbeit würde die Ver— tilgung einer gleichgroßen Zahl dem Menſchen machen! Und doch bereiten die nützlichen Vögel jenen Nagern in Wirklichkeit noch weit empfindlichere Niederlagen, da obiger Nahrungsbedarf fchon bei einer durchfchnittlichen Schätzung von täglich 8-16 Stück pr. Kopf fich heraus: ftellt, während man im Kropfe und Magen eines einzigen Buffards ſchon 20—30 Stück herauszählte; da ferner bei obiger Schätzung auch der Bedarf der Brut nicht in Des tracht gezogen ward. Daß aber auch Diefer nicht außer Acht zu laffen fei, mag Ihnen folgende Thatfache be: ftätigen. „m Sahre 1844 — erzählt Graf Wodzicki, ein Or: nitholog Galiziens — „‚niftete in meinem Hauſe ein Steins kauz“ — eine fleine Eule, die auch in der Umgebung Altenburgs ziemlich häufig vorkommt, und in den hie: figen Linden fichere Verfterfe findet. — „Als ich‘ — fagt er — „das Neft befuchte, Kat mich die dort gefundene Menge von Mäuſen wahrhaft in Erſtaunen gefegt. An — 198 — einem einzigen Juni-Abende zählte ich IL Stück, welche die Eltern den Jungen zutrugen.“ Daß die nüßlichen Vögel in Ermangelung von Mäu— fen aucy mit anderem Ungeziefer fürlieb nehmen, muß ihren Werth in unfern Augen nur erhöhen, So überſandte mir im Laufe des verfloſſenen Som⸗ mers ein im Amte ergrauter Forſtmann ein Paar am Horſte erlegter Mäuſe-Buſſarde, die ihm, nach feiner Meinung, nicht unerheblichen Schaden zugefügt haben folten. Von diefem Schaden werden fich die geehrten Anweſenden einen Begriff machen, wenn ich bemerfe, daß die fogleich vorgenommene Section — 9 Dttern ergab, welche theilmeife noch in ihren Kröpfen gefunden. wurden. Eben fo befannt ift es von mehreren Arten unferer Eulen, daß fie — in Ermangelung von Näufen — Rau: pen, Nachtfehmetterlinge und andere fchädliche Inſekten vertilgen; ja unfere nüßlichen Ihurmfalfen follen — nad Brehm's Mittheilung — im Sudan faft ausfchließlich von Heuſchrecken leben und unter deren Schwärmen furcht: bare Verheerungen anrichten. Aber wie im Zwecke ihres Dafeins zeigt fich die Weis— heit und umfichtige Fürſorge des Schöpfers auch in Be— treff von Zeit und Drt, melche diefen nüßlichen Vögeln zum Wirken angemwiefen find. Da gewähren weder Tag noch Nacht den Befchädigern und Berderbern des menschlichen Eigentums Schuß und Sicherheit vor jener fcharffichtigen, Alles auswitternden Polizei; da haben Felder und Wieſen, Wälder und Gär— ten ihre beficderten Befchüger. Denn obgleich die leicht befchwingten Raubvögel — im Gegenfaße zu den vierfüßi- gen Raubthieren — im Allgemeinen ein ſehr bewegliches Leben führen, fo find unter ihnen doch vorzugsweiſe die fheuen Buſſarde auf die Säuberung der Felder hinge— iwiefen, während Ohreulen, Baum- und Nachtkäuze im Dunkel der Wälder ihre Wefen treiben; und die kurzöhri— gen Eulen auf Wiefen und Nieden, die zutranlichen Thurm— — WE falfen, die Stein und Schleierkäuze mehr in der Nähe menfchliher Wohnungen ihre Jagden Halten. Selbft der Umſtand, dag ſämmtliche Naubvögel zu den Wander: oder Strichvögeln gehören, ift eine weile Einrichtung der Natur, und fir uns nicht ohne we— fentliche Bedeutung. Denn dadurch werden fie den ver: fihiedenften Gegenden, und alſo nothivendigerweife auch) folden zugeführt, die ihrer am meiften bedürfen, Und — echte Communiſten — ſprechen ſie überall ſogleich als Gäſte ein, wo die Natur ihnen einen gedeckten Tiſch bietet. Daher das Häufige Exfcheinen derjelben zu manchen Zeiten und an manchen Orten, während De in andern wieder überaus felten find. ALS ich vergangenen Winter — in Geſeuſchaft meines Freundes, des Dr. Brehm — ein Dickicht unſerer Ritter— gutswaldung durchſtreifte trafen wir auf einem einzigen Fichtenſtämmchen 9 Stück unſerer Waldohreule; und die Maſſen des am Boden liegenden, aus den Fellen der ver— zehrten Mäuſe beſtehenden Gewölles ließen noch eine weit größere Anzahl vermuthen, während mir im — 4— Winter noch nicht 1 Stück vorgekommen iſt. Während die auf der Wanderung begriffenen Raub⸗ vögel bei Mangel an Nahrung in raſchem Fluge eine Ge- gend Durcheilen, verweilen fie Längere Zeit in ihr, und ihre Zahl wird täglich durch neue Aufönimlinge ver: mehrt, wenn ſich Nahrung für ſie in reichen Maaße bietet. Mit Abnahme des Ungeziefers mindert ſich dann auch die Zahl der Naubvögel, und fie eilen andern Ge- genden zu, um von der Natur dafelbft — in Dienſt genommen zu werden. So wirken fie — jede Art in ihrer Weife und am rechten Orte — alle ald nothwendige Glieder in der Kette des großen Ganzen; — alle ald lebendige Zeugen der bewundernswürdigen Weisheit deffen, der alten Ge ichöpfen ihr Dafein gab, und der ein jegliches fchuf, „daß es zu Etwas nütze.“ — 185 — Wollte doch der kurzſichtige Menfch dieſe erhabene Weisheit allenthalben verftehen und ehren! Wollte er doch die Winke ſattſam vernehmen und beherzigen, die ihm über Zweck und Beſtimmung der verfchiedenen Geſchöpfe — von, der Natur eindringlich genug gegeben werden. Egeiftifch aber, wie er ift, beliebt er den Werth feiner Mitgefchöpfe nur zu oft nach dem Nuten zu beurtheilen, den fie unmittelbar ihm bringen, und findet voreilig fogleich alles für unmüg und überflüffig, deſſen Nuten’ feinen rn Augen nicht unmittelbar zu Tage liegt. 2 Daher zerftört und vernichtet er fo oft, wo er fehonen und pflegen follte. Daher verfolgt und beſehdet er auch ſyſtematiſch die Raubvögel. Wo Hätte man darum nicht ſchon dieſe nüblichen Freunde der Land- und Forſtwirthſchaft“ an Thor und Thür genagelt, wo einen Jäger geſehen, der nicht das tödtende Rohr angefchlagen, ſobald ein Raubvogel ſchuß⸗ recht anzukommen ihm Hoffnung machte Wurde er ja dafür vielleicht prämiirt, und bildete dies —— einen weſentlichen Theil ſeiner Einnahme NMrur hier durch iſt es wohl zu erklären, wenn man ech im Frühlinge 4855 in. der unmittelbaren Nähe von k Gotha binnen 3: Wochen 400 der müglichen Buffarde auf der Krähenhütte, erlegen, und mie: man im Jahre 1856 N ‚allein im der Dfterreichifcehen Provinz Mähren 73,000 erlegte Y. Raubvögel in den Schußliſten nachweifen konnte. Braucht man ſich nun noch zu wundern über mehr und mehr überhandnehmende Ungezieferſchäden und 5 Mänfefrap? Laut eines Berichts in der, Naumannia‘ { berechnete ihn im Sahre 1856 ein einziger Nittergutöbe: i ſitzer im Anhaltifchen auf 15,000 Thlr., während einem Eleinern Grumdbefiser daſelbſt von feiner ganzen Ernte mir 4 Scheffel Roggen verblieb. Bei einer ebendaſelbſt angeftellten Mäufeja gd wars den ihrer 2 Scheffelfürbe — über 2000 Stück erlegt; wäh: vend auf einem größern Gute bei Breslau (lt. eines — Sitzungsberichtes des dortigen landw. Vereines) in 2 Mo— naten über 100,000 Stück gefangen wurden. | Welche Arbeit in dieſem „Mäuſekriege“ hätten jene 400 Buſſarde dem Menfchen nicht fparen Fünnen! Bei der geringen Durchfchnittszahl von 6000 Stück pr. Kopf jährlihd — würden fie 24 Millionen vertilgt haben. Und jene 73,000 in Mähren exlegten? Rechnet man auf die zwei Drittheile der nüßlichen unter ihnen — denn es gibt allerdings auch ſchädliche Arten, denen hier nicht da8 Wort geredet werden foll — ich fage: vechnet man auf Die 46,000 der nützlichen unter ihnen auch nur 3000 Stück pr. Kopf — und fo viel Brauchen felbft die Fleinften: fo gibt dies eine Zahl von beiläufig 138 Millionen; und fo vielen Mäuſen wurde durch den Tod jener Raubvögel das Leben gerettet, noch nicht zu gedenken ihrer zu erwartenden zahlreichen Nachkom⸗— menfhaft. Die Nachtheile der thörichten Verfolgungsfucht gegen die nüßlichen Naubvögel leuchten — wenn irgend Zahlen fprechen — ein. Sie würden aber noch weit empfind- licher fein, Hätte die weife Natur für die Folgen folcher Thorheiten nicht die nöthige Fürſorge getroffen. ) Dffenbar aber beftrebt fie fich, die vom Menfchen be: gangenen Fehler wieder gut zu machen, indem fie dann eine ftärkere Kortpflanzung mancher Naubvögelarten ftattfinden, und auch folche Arten bei und ihre Bruten machen läßt, die eigentlich andere Gegenden bewohnen. So brütete in den jüngft verfloffenen Jahren die dem Norden angehörende und nur in manchen Herbiten auf der Wanderung zu uns kommende Sumpfeule in. den Elb— niederungen außerordentlich Häufig, während fie fonft hier faft nie brütend Beobachtet wurde; ja fie, wie die Schleier: eule, machte jährlih 2 Bruten und ihre Eierzahl war eine Doppelt große, während fonft alle Raubvögel jährlich nur 1 Dial brüten. Sollten nun auch die nützlichen Vögel, und namentlich = W'= die größern unter ihnen — die Buffarde — bei ihrem Eifer, dem Menfchen zu nützen, fich einmal vergreifen, und im Brühlinge ein noch nicht gehörig verftecftes Häslein, im Winter ein ermattetes und ohmehin vielleicht dent Tode verfallenes Huhn erbeuten — und das mögen fie, von Hunger getrieben, und alles menfchlichen Unterfcheidungs: vermögens baar — zumeilen wohl thun: haben fie des— wegen das Leben verwirft? Werden und nicht auch von unfern Hausthieren Eleine Nachtheile bereitet, ohne daß wir daran denfen, fie mit dem Tode zu beftrafen? Die Verfolgung der Raubvögel wird aber um fo ver: derblicher, ald gerade die nützlichen unter ihnen — gleichfam im Bemwußtfein ihrer Unfchuld — ihr am we— nigften zu entgehen fuchen, und gewöhnlich ohme alle Mühe auf Schufweite fich nahen laſſen, während die eigentlichen Sünder in Zeiten fih allen Nachſtellungen entziehen. Eher wird es daher — wird man nicht vom Zufall begünftigt — gelingen, 100 Eulen oder Thurm: falfen zu erlegen, als einen Wanderfalfen, einen Adler in feine Gewalt zu befommen. Aber auch dieſe und überhaupt alle jetzt ſch üblichen Raubvögel waren uranfänglich nothiwendige und wüßliche Glieder ded großen Schöpfungs:Ganzen, und find und erft in Laufe der Zeit und Durch allmälige Umgeftaltung der ursprünglichen Naturverhältniſſe zu fhädlichen geworden, Heute noch wirden wir daher die gefährlichen Adler, die fchädlichen Taubenhabichte und Wanderfalfen als Freunde und Wohlthäter begrüßen, fähen wir uns durch Erfindung des Schiefpulwerd umd der Feuergewehre nicht in den Stand gefeßt, der übermäßigen Vermehrung des Wildes in Wald und Flur ſelbſt die nöthigen Schranken fegen zu können, und verſtänden mir jest nicht meifterlich, auf Vogelheerden eigenhändig die nüßlichen Singvögel zu vertilgen. Allerdings giebt es ımter den Naubvögeln, feitdem der Mensch ihre Aunctionen zu verrichten begonnen, manche fehr ſchädliche Arten, deren Bertilgung oder möglichſte — WE Beſchränkung ihm — da er in ihnen mächtige Rivalen findet — als Nothiwendigkeit erfcheinen muß. Doch ehre und beivundere man auch hinfichtlih ihrer” die Weisheit der Natur, die die wirklich ſchädlichen Arten auf dem Erdenrund höchſt meife vertheilte, fo dag ihr Auftreten im Berhältnig zu den müßlichen überall ein ſparſames ift. Bon den an einem Drte beobachteten oder erlegten Raub- vögeln werden daher immer & den müßlichen an: gehören. j J Die Natur ſelbſt wußte der übermäßigen Vermehrung der fchädlichen die nöthigen Schranfen zu fegen, und forgte fo dafür, daß fie dem Ganzen nicht verderblich würden. Daher find Bei ihnen die Gefchlechter nicht an Größe ſich gleich, wie bei vielen andern Vögeln, fondern die Weibchen erreichen nur 3 der Größe der Männchen; und dies ift auf ihre Sruchtbarkeit ſichtlich von Einfluß, da ihre Eierzahl immer eine geringe ift und die Zahl 4 nur in feltenen Fällen über⸗ fteigt; die vollen Gelege überdies felten zur ———— Entwickelung kommen. Auch tritt bei den Vögeln die Fortpflanzungofuͤhigkeit in der Regel erſt mit vollſtändiger Ausfärbung des Ge— fieders ein; dieſe aber gerade geht bei den Raubvögeln, namentlich den ſchädlichen Arten, ſo langſam von Staaten, daß hierzu ein Zeitraum won 2 — 8 Jahren erforderlich ift, während die Sänger u. U. ſchon im no er dag Kleid der Eltern tragen. So iſt e8 3. B. unferm Altmeifter Brehm nur 2 Mal, mir 3 Mal — und zwar an ein und demfelben Sorjte — vorgefonmen, daß unfer Hühnerhabicht im —— brütend erlegt ward. Endlich können auch die Raubvögel, und namentlich die ſchädlichen Arten unter ihnen — da auch bei ihnen jeder Tag wohl Stelltag, aber nicht immer Fangtag iſt — außerordentlich lange ohne Nahrung dauern; und ein altes Seeadlerweibchen, das lebend in den Beſitz des Herrn von Homeyer in Pommern Fam und beharrlich alle dargereichte — 189 — Speife verweigerte, ftarb erft, nachdem es in einem ver: fchlofjenen Stalle 45 Tage ohne Nahrung verbracht hatte. Geftatten Sie mir, verehrte Anweſende! nach Ddiefen allgemeinen. Bemerkungen über die Raubvögel in aller Kürze auch einen Bli auf die einzelnen Arten derfelben, Zur leichtern Ueberficht find fie — die Schafe von den Böcken gefhieden, und die nüßlichen zu meiner Rechten, die fchädlichen zur Linken aufgeftellt und zwar in der MWeife, daß Sie oben die ſehr müslichen und. dabei oft bier vorfommenden finden; unten die nüßlichen und * ſeltneren; eben ſo bei den ſchädlichen. Selbſtverſtändlich kann dabei nur von — ch en Arten die Rede fein. Wohl aber hat es mit dieſen „deut— fchen’ Arten eine eigene Bewandtnif. ‚Die deutfchen For: fcher find Hierbei — wie überhaupt. der Deutfche gegen den Ausländer — etwas cordial, und ertheilen jedem Vogel, der fich innerhalb der Grenzen unfered Vaterlandes blicken läßt — gleichviel, ob freiwillig oder unfreiwillig. — fofort das deutfche Bürgerrecht; jo daß alfo unter „deutſchen“ Raubvögeln nicht blos in unferm Vaterlande hHeimifche, fondern in Deutfchland überhaupt ein Mal heabag tate Vögel zu verſtehen find. Die Raubvögel zerfallen — nad der Zeit, in welcher fie auf Beute ausfliegen — in Tag: und Nahtraub- vögel, Doc find — wie überall in der Natur — die Gegenfäge auch hier vermittelt, indem, einige Arten . der legtern auch fehon am Tage ihrer Nahrung nachgehen. Faſt alle Nachtraubvögel find nüsliche Vögel, wäh: vend die Tagraubvägel auch verſchiedene ſch —W Arten umfafjen. Unter den Tagraubvögeln nehmen. die Geier — die anſehnlichſten unter allen — die. erſte Stelle ein. Ob: wohl der Unkundige, und das ſind leider auch oft Leute von Fach — niedere Forſtbeamte und Revier-Inhaber — mit dieſem Namen ſehr freigebig iſt, und jeden Raub: vogel zum Geier jtempelt: jo find Doch die eigentlichen — 19% — Seien in unſern gemäßigten Klimaten fo felten, daß bei uns noch Feiner beobachtet wurde, Bewohner des tro: yifchen Klima's — infonderheit Afrika’s — fommen einige Arten nur in den gebirgigen Theilen des jüdlichen Deutſchlands vor. Ale find Vögel von häßlicher Gejtalt: ihr Hals iſt nadı, und nur in der Jugend mit kurzem Flaum bedeckt. Aus ihrer Nafe fliegt eine übelriechende Flüſſigkeit, und der widerliche Geruch verliert fich felbft bei getrocdfneten Vögeln nicht. Aber trogdem find fie — wie wir ja jo oft in der Natur das Nützliche mit dem Unanfehnlichen wermählt fin: den — die nützlichſten Gefchöpfe der Welt, vorzugsweife beftimmt, durch Verzehren des Aafes die tropiſche Luft vor Verpeftung zu ſchützen. Und als folche werben fie vom Muſelmann mehr gefchont, ald anderer Orten die müßlichen Raubvögel von Chriften. Die Schilderungen Brehms über die Vögel find hinlänglich be: fannt, und daher weitere Bemerfungen hier überflüffig. Deutfche Vögel, d.h. fich zuweilen nach Deutfchland ver: irrend, find blos der braune und graue Geier, die Sie hier aufgeftellt finden; vielleicht auch die Aasgeier. Auf diefe folgen die Geieradler, zu den Folgen— den den Uebergang bildend, und gewöhnlich Lämmergeier — wegen ihrer fteifen Bartborften auch Bartgeier genannt. Sn Deutfchland überall eine Seltenheit, Haufen fie einzeln in den hohen Gebirgen des Süden, und Brehm traf fie in Spanien und am Sinai. Muthig und kühn, liſtig und verfchlagen fuchen fie ihre Beute — Schafe, Gemfen und Steinböcke — in die Tiefe zu flürzen, und greifen Kin: der, am Horſte felbft Erwachfene mit Erfolg au, Uller- dings mag ihnen hierbei mitunter auch ein Miß geſchick begegnen, wie und die Tyroler Schügenzeitung erzählt: „Glücklich Hatte‘ — fo berichtet fie — „ein Lämmer— geier eines der ſchweren, dickwolligen Schafe, mie fie Die rauhen Gegenden der dortigen Gebirge beweiden, über den Rand einer Felſenwand in den Abgrund gejtoßen; aber die — 191 — Fänge hatten fich dabei fo feſt in das dicke, filzige Vließ des Opfers vergriffen, daß der Vogel nolens volens dies: mal am der Luftfahrt theilmehmen mußte. Die fallfchirm: artig ausgebreiteten Flügel des Vogels hatten Roß und Reiter vor den gefährlichen Folgen des Sturzes bewahrt, und das Schaf eilte — unten angefommen — fogleich fei: nem Stalle zu, wobei der Vogel gefangen wurde. Wir kommen nun zu den eigentlichen Adlern. Kaum konnte ihr Name bezeichnender fein. Gefchöpfe von pla= ftifcher Vollendung — ift ihre Haltung edel, ihr Flug ma- jeftätifch, jede ihrer Bewegungen voll Wide. Thronend auf der Felfen Iuftigen Warten, fuchen fie — Beind gegen Feind — nur offenen Kampf; feige Nachftellung, ge— meine Ueberliftung find ihnen fremd. Sie verbinden mit der Ausdauer im Fliegen, mit der Pertigfeit im Stofen und Ergreifen ihrer Beute einen Muth und eine Gewandt- heit, wie fie nur in der Familie der Balken einen Nach: Hang findet. Nicht aber find fie durchgehends Gefchöpfe von rieſi— gem Körperbau, wie fie fo gern die PhHantafie dem Laien Ichafft, indem fie — nach dürftigen Zeitungsberichten über erlegte Adler von I und mehr Fuß Flugweite — Vögel bildet, wie fie in Wirklichkeit nicht eriftiren. Es giebt Adler, welche Faum die Größe der Mäufes buſſarde erreichen; und felbft die anfehnlichften Arten unter ihnen zeigen ihre wahre Größe erſt dann, wenn fie in majeftätifchem Fluge die Lüfte durchjegeln. Untrüglich unterfcheiden fie fih von allen andern NRaubvögeln durch die zugefpigten Nackenfe dern, und theilen fich in vauchfüßige und glattfüßige Adler. 3 Die glattfüßigen oder Seeadler — als die an: fehnlichften unter allen — bewohnen paarweife die See: füften und großen Gewäſſer des Norden, wo fie in Waſſervögeln und Rifchen reichliche Nahrung finden. Von bier aus aber beſuchen fie einzeln and) die Ebenen Mittel: deutſchlands, namentlich die nichtbeiwaldeten, nur mit = ——— Eleinen Feldgehölzen befeßten, wo fie durch vorheriges Er: müden fich ihrer Beute leicht bemächtigen können. Zwei in hiefiger Gegend‘ exlegte Exemplare — alt und jung — befinden ſich in der Sammlung: des: Gaftwirth Kratzſch in Rolika; ein drittes ward am 29. November 1853. in Breefen bei Altenburg von einem Planken herabgeſchoſſen. Ruhig ausharrend — ließ es den Schützen — einen dortigen Gutsbeſitzer — fogar erſt ein Gewehr herbei holen, was, wenn der Vogel: die Verdauung abwartet — Doch, auch nur in dieſem Zuſtande — Feine Seltenheit iſt. Ein viertes. Exemplar ward Mitte Novembers 1854 bei Eſchefeld erlegt. Das Jugendkleid des Seeadlers ift, ein braunes— — wie Sie an dem hier aufgeſtellten Exemplare ſehen. Die Farbe an Kopf und Schwanz wird aber von Jahr zu Jahr lichter, bis letzterer endlich, im ausgefärbten Kleide, das aber erſt nach 8 Jahren angelegt wird, rein weiß er— ſcheint, was dem Vogel den wiſſenſchaftlichen Namen albicilla — Weißſchwanz — verſchafft bat, im. Gegen: fage zum weißföpfigen Seeadler, der in Amerika lebt. Von den rauchfüßigen len, zu denen wir num übergehen, fteht — dem Vorigen an Größe nahe — ber Steinadler obenan. Auch ex Fam ſchon — zum Glück für die hiefigen Jagdreviere aber noch feltener — in der Umgebung Altenburg3 vor. Das hier jtehende prächtige Eremplar wurde am 31. Dezember 1853 auf einer Treibjagd Bei Gimmel „von unferm wackern Ornithologen Kratzſch in Kleintauſchwitz erlegt. Ein furchtbarer Räuber — ſchon ſeine Fänge bezeu— gen dieß — hauſt er in den großen Eichenwäldern Nord- deutf lands, von wo aus er im Winter einzeln die Ebenen Mitteldeutfchlands beſucht. Seine bis auf die Zehen befiederten Füße unterfcheiden ihn felbft im Jugendfleide leicht vom Seeadler, mit dem er vom Laien oft verwechfelt wird. — 19 — Zwei andere vauchfüßige Adler gehören bei und noch mehr zu den Seltenheiten. Der Schreiadler — um „kleiner als der Vorher: gehende, und wie diefer im Alter dunkelbraun — ent fernt fich mie weit won der Seeküſte, und empfing feinen Namen von den Klagetönen, die von ihm während der Paarungszeit ausgeſtoßen werden. Ein lebendes Eremplar befindet fich zur Zeit im Befike des Rittergutsbeſitzers Herrn Rothe auf Nufdorf. Der Zwergadler — der Fleinfte und feltenfte unter allen — erreicht Ffaum die Größe des Mänfebuffards, und das einzige in Deutjchland — an der Drla — gefchoffene Exemplar befindet fih im der Sammlung des Herrn P. Brehm. Da erjterer großentheild von Amphibien letzterer von Inſecten ſich nährt, ſo ſind beide mindeſtens zu den un— ſchädlichen Raubvögeln zu rechnen. Wir kommen nun zu einem Sonderling unter den Raubvögeln, denn die Natur gefällt ſich zuweilen im ı Pa: radoren! Ein Naubvogel mit blauer Wachs: und Fußhaut, ftatt der fonft üblichen gelben; mit rauhen, fat ſtache— ligen Sohlen an den Füßen, und runden gefrümmten Nägeln, ftatt der fonft eckigen; mit einer Hinterzehe, die fich bequem auch nah vorn wenden läßt, wie ed dem Vo— gel nun eben paßt; endlich gar mit wajferdichtem, dem der Schwimmmngel ähnlichen Gefieder: mer follte diefe Einrichtung — oberflächlich Betrachtet — nicht fon- derbar finden? Und doch ift fie der Beſtimmung des Vo— gels, der nur auf Fische angewieſen ift, und darum Fiſch— adler heißt, höchſt entſprechend. j Seinen Aufenthalt immer in der Nähe füßer Ge: wäſſer nehmend — macht ex hier ausſchließlich Jagd auf hochgehende Fiſche, und fein fettiges Gefieder, — die fpißigen Nägel feiner unbehosten Fänge, mit welchen er XV. 13 — 14 — tief ind Waffer greifen kann, und die rauhen Sohlen an denfelben leiften ihm beim Ergreifen feiner fchlüpfrigen Beute die trefflichften Dienste. Längere Zeit über ihr vüttelnd, ftürgt er fich plößlich auf fie, um fie dem nahen Walde zugutragen, oder — ift fie zu ſchwer — von ihr in die Tiefe gezogen zu werden. Wenn auch hier nicht brütend, wurde der. gefähr- liche-Vogel doch auf dem Zuge. — namentlih an den fiichreichen Zeichen Haßelbachs öfter beobachtet. — Der überall in Europa feltne Schlangeuadler endlich, der durch die lichte Färbung feines Unterkörpers und feine rauhſohligen blauen. Füge an den Fiſchadler erinnert, Lebt von Neptilien. rweislichermaßen kam er bei uns nur 2 Mal vor; 1 Eremplar ward vor einigen 20 Jahren bei Greiz gefangen, ein anderes fand ich in einem meiner Nachbardörfer an ein Thor genagelt — noch zu vechter Zeit, um es fr meine, Sammlung retten zu fonnen. Unter den Bufjarden, zu denen wir nun übergehen, fchliegen fih die Rauchfußbuſſarde hinfichtlich ihrer be⸗ fiederten Füße an bie Rauchfußadler an. Sie bewohnen den Norden und Fomnten nur in manchen Herbften zu ung, um bier ihre Vettern, die bei uns brütenden Mäufe- buffarde, in Vertilgung des Ungeziefers zu unter: ftüßen. Die Weöpenbuffarde, die feltenften aller Buſſarde — obwohl im Altenburgifchen einzeln brütend — Tieben ale Leckerei ftechende Snfecten, und graben mit bewunderns— würdiger Geduld deren Nefter — beſonders die der Hum— meln und Wespen — aus, um fie isren Jungen zus zutragen. * — Ale Buſſarde find in Farbe und Zeichnung ungemein variabel. J Wir kommen nun zur Familie der Falken, außer den Adlern den edelſten und ſchönſten aller Raubvbgel, und dieſen nur an Große nachjtehend. — Bu — Ihre ganze Haltung Hat etwas Vornehmes; jede ihrer Beivegungen zeugt von Sicherheit, von Bewußtſein ihrer Kraft. Ihr Herrliches großes Auge ift ſprichwört— lich geworden. Sie find fo ſchnell und kühn, ihr Flug iſt ſo raſch und ſicher, daß ſie ſelbſt die ſchnellſten Vögel im Fluge ergreifen, weßhalb die meiſten zu den gefaͤhr— lichſten Räubern gehören. Ein Zahn oder ſägeartiger Einſchnitt vor der Spitze des Schnabels macht ſie vor allen andern Raubvögeln kenntlich. Die herrlichen Edel: oder Jagdfalken, welche aus— ſchließlich die felfigen Seeküften des Norden bewohnen, und ihrer ungemeinen Klugheit und Gelehrigkeit wegen früher zur Jagd oder Daize abgerichtet wurden, nehmen un— ftreitig die erfte Stelle ein. Bei uns kommen jie jedod) nicht vor. | Auch der wenig Fleinere und öſtlich und ſüdöſtlich won uns wohnende Würgfalke ift bei uns die größte Selten: heit umd foll nur in Böhmen zuweilen worfommten. Defter werden unfere Jagdreviere von einem andern gefürchteten Räuber heimgefucht, der zwar hier nicht brütet, aber doch aus dem Norden zu uns herüber wandert, um hier im Herbſt und Winter feine Jag den zu halten. Sch meine den Wanderfalfen. Leider ift ihm, fo dreiſt er auch it, bei, feiner übergrogen Klugheit jelten beizu— kommen. Auf den ihm in der Umgebung Altenburgs überall ge: jtellten Eiſen finden Leider auch viele nüßliche Raubvögel, namentlih Eulen, den Tod, wenn man nicht Die Vorficht gebraucht, fie über Nacht einzuftellen. Der, ob auch Fleinere aber doch eben fo gewandte Daumfalfe wird und mehr imdireet — durch Vertil- gung der müßlichen Singvögel — fehädlich. Doch richtet er ſammt feinen Genofjen unter ihnen noch lange nicht die Verheerungen an, wie die Menfchen felbit. An den fchilfreichen Teichen meines Wohnorts habe ich 13* — 19% — ihm im Herbſte oft — namentlich in den Abendjtunden — Jagd auf die Taufende von Schmalben machen fehen, die hier Bid zum Aufbruche nach dem, Süden ihr Nachtquartier nehmen, und die, er bei ihren Flugmanbvern mit wafender Schnelligkeit ergreift, indem er zunächſt im Flatterfluge über die Schwärme fich erhebend, und fcheinbar gar nicht um fie ſich fümmernd — plötzlich aus ‚der Saba ‚feine rapiden Stöße auf fie wollführt. Der Eleinfte aller: deutfchen Falken: — der Sina. fal&e, der vom Unfundigen leicht mit dem Sperber ver: wechfelt werden kann, hat. die Nahrung mit, dem vorigen gemein, ift aber bei und eine Seltenheit. gi Zwei nüsliche Falken Bleiben min noch zu erwähnen übrig, von denen nur Der Zhurmfalke bei uns. heimiſch iſt. Sein Lieblingsaufenthalt auf den Spitzen der Thürme hat ihm den Namen verſchafft. Die mangelhafte Ausbil duug feiner Faugwerkzeuge geftattet ihm nur, feine Nah: rung — Mãuſe und anderes Ungeziefer — vom Boden aufzunehmen, und wegen des vorherigen Nüttelns oder Flatterns über derfelben, um fie fiher aufs Korn zur neh⸗ men, wird er auch Nüttelgeier genannt. Seine glocken⸗ helle Stimme macht ihn weithin kenntlich. Der Rothfußfalke endlich, der ſich faſt ausfchlief- lich von Inſekten nähıt, bewohnt das Bitliche Europa, und fommt in Deutſchland nur fehten, Bei und. gar nicht vor. Wir Fonımen jeßt zu * 9 —— — Raubybgeln unſerer Gegend, — zu den Habichten. Nicht nur find ihre Fan gwerkzeuge außerordentlich, ausgebildet, ſondern ſie verbinden auch mit übergroßer Mordluſt eine unverſchämte Dreiſtigkeit, die ſie die Haustauben bis in die Gehöfte verfolgen läßt. Ihre Mordgier geht fo weit, Daß ſie ſelbſt ihres Glei— chen nicht fchonen, Sp wurden von zwei einem meiner Bekannten lebend überſandten einer als Leiche aus dem 197° — 197 — Sacke gezogen. Während des Tnansports Hatte ihn der andere erwürgt und — halb verzehrt. Ihr Hleinerer Verivandter, der Sperber, giebt ihnen an Mordluſt und Dreiftigkeit nicht mach. Doc hat er e8 mehr auf Fleinere Vögel abgefehen und ift gewöhn— lich der Schrecken der Sperlinge. Er trägt — wie der Borige — am Unterkörper ſtets ein geflecktes, im der Jugend mit Längeftrihen, im Alter mit SENT LIN ER re — oder gefperbertes Kleid. Wir kommen jetzt zu den beiden lehten Gruppen unter den Tagtaubvbgelu —den Gaßelwelgen, und a Nuben und — dürften fh bei ihnen fo glentich ausgleichen, da fie bei Ihren, Räubereien auch. vieles Ungeziefer mit vertilgen. Die Gabelweihen, find durch ihren Gabelſchwanz von allen andern Raubvögeln ſicher zu unterſcheiden, und. kommen bei uns nur ſehr ein— zeln auf dem Zuge, vor. Der rothe oder. Königs- nilan, fo genannt, weil ex früher geſchout und mit Fal⸗ ken gebaizt wurde, wird bei uns noch am öfterften Be- obachtet. Der braune, mit dunflerem Gefieder und we = niger großer Schwanzgabel iſt der ſeltenere. Doch brütete von ihnen mehrmals ein Paar in der Leine, Nies drig über Felder und Wiefen hinſtreichend — nehmen die Milane ihre Nahrung — Mänfe, Maulwürfe, junge Hafen und Hühner, Amphibien und Würmer nur vom Boden auf; auch fifchen fie gern; während der Schma- roßermilan, der den Süden bewohnt, feine Beute fich vom Wanderfalken fangen läßt. *) BIER! 93H In —* * } *) Am Menzaleh — erzählt Brehm — habe er oft gefehen, wie ein Wanderfalfe aft 8—10 Schmarogermilane befriedigen mußte, ehe er an fich felbit denken durfte. Kaum hatte er fich eine der dort zahlreich fiſchenden Enten zur Beute erforen, als auch ſofort die fehreiende Rotte ihn zu Verfolgen begann, bis er, um die Quälgeifter los zu Zi > Die Weinen find Hinfichtlich ihres Aufenthaltes und ihrer Lebensweife den Gabelweihen verwandt, lieben ebene, mwafferreiche Gegenden und Horften auf dem Boden. Gern plündern fie auch die Nefter der Waſſervögel und trinken ihre Eier aus. Die Roſt- oder Rohrweihe horftet im Rohre und lebt großentheils von Waſſervögeln, die Korn: und Wieſenweihe horſten in Getreidefeldern und im Grafe. Bei uns kommen alle drei nur. fehr ein- zeln auf dem Zuge vor. | Geftatten Sie mir, geehrte Anweſende, fch! ichlich och ‚ einige Bemerfungen über die Nachtraubvögel oder Eulen, unftreitig die merfwürdigften aller Raubvögel. Kinder der Nacht — find fie im ihrer ganzen Gr: fheinung magiſch und myſtiſch, wie die Nacht, die fie geboren. Selbft ihr Flug iſt geiſterhaft; plötzlich find fie da, und man weiß nicht, woher fie famen und wohin fie gehen; felbft em Raufchen vernimmt man nicht. Kein Wunder, daß ihnen das Mlährchen won jeher fo wichtige Rollen zutheiltez Fein Wunder, daß fie Heute noch — felbjt im hochgebildeten Deutichland — einen Gegenftand des Aberalaubend abgeben, und dag man fie — als Unheil und Tod verfündende Unholde — zum Gegenftande der Verfolgung macht. Zwar Unheil ver» fünden fie, wenn man es auf Mäufefrag und Un- gezieferfchäden deutet; auch — wenn man will — den Tod; nicht aber den von Menfchen, fondern den der Befchädiger und Verderber des mienfchlichen Eigenthums — der Mäufe Und darum folten fie dem Landmann ſtets willfommen fein. Es iſt wahr, ihr Weſen und ihre ganze Einzichtung find — oberflächlich betrachtet — fonderbar und räthfel: werden, ihnen die Beute zu überlaſſen fih genöthigt ſahe. — Erit wenn er alle Anwefenden befriedigt hatte, geftattete man ihm freien Abzug. — — 199 — haft. Und doch zeugen ſie bei genauerer Betrachtung von bewundernswürdiger Weis heit. Ihre Sinne — namentlich Geſicht und Gehör—haben eine Vollendung, wie vielleicht bei feinem andern Vogel. Die Augen find dabei nicht feitlich, wie bei den Tagraubvögeln, ſondern nach vorn gerichtet: dem Men⸗ ſchen Fingerzeig genug, daß fie Hinterlift und Nachftellung nicht zu fürchten haben jollen. Ihr O Hr bildet äußerlich eine Art Mufchel, entfernt der des Menjchen ähnlich, und dieſe Ginrichtung ſetzt fie in den Stand, felbft im Dunfel der Nacht ihre Nahrung zu finden. Ihr leichter, fchattenähn- licher Flug, der ihnen in Folge der auferordentlichen Weich— beit ihres Gefieder möglich wird, kommt ihnen bei Ueber: raſchung ihrer Beute trefflich zu Statten, und die auf fallend dichte Befiederung ihrer Füße ſchützt fie vor den ap derfelben. Sie zerfallen in Ohrenlem und glattföpfige oder ‚Känze. Bon den Ohreulen fommen in UHR bier Arten vor, don denen aber nur die größte — der Uhn ale ſchädlich zu betrachten ift, da er auch ja adbare Thiere erbeutet. Doch hauſt er nur ſehr einzeln in Gebirgs- wäldern, und fommt Bei und nur gezähmt — auf der Krähenhütte vor, wo er — den meiften Vögeln ein Gränel — zur Herbeilodung anderer Raubvögel dient. Seinen Namen verdankt er feinem nächtlichen Gefchrei Bon den nüglichen Ohreulen iſt nur die gemeine oder Waldohreule bei und heimisch, Die ihre Bruten in verlajfenen Krähenneftern macht. Sie ift ihred großen Nutzens wegen nicht genug zu ſchätzen; und ihre Verfol—⸗ gung iſt um fo ftrafbarer, als jie nicht auf Verwech— felung mit andern ſchädlichen Raubvögeln beruhen Faun, und folglich ala bloßer Muthwille erfcheinen muß. Allerdings find diefe nüglichen Vögel in manchen Ge: — genden Dadurch in ihrer Wirkſamkeit gehindert, daß es ihnen — bei der ſyſtematiſchen Vertilgung der Wälder. — mehr und mehr an fichern Verſtecken fehlen lernt. So wurden einft — Herr Kratzſch machte mir dieſe Mit theilung — auf einer Jagd Bei Schmölln 33 Stück unferer Dhreule auf einer einzeln ftehenden Fichte ange: troffen, die ohne diefe einzige Zufluchtöftätte vielleicht zum MWeiterzug genöthigt gewefen wären. Yaft märe da vor Eulengefichtern fein Zweig zu fehen geweſen, und die hand- hohen Schichten des ausgeworfenen, aus den Fellen der verzehrten Mäuſe beſtehenden Gewölles bezeugten ihren längern Aufenthalt allhier und ihre nüßliche Wirkſam— keit. — Dennoch, und troß_ ihrer durch Gefichterfchnei- den ausgedrücten VBerwunderung, tro& aller Lift, fih durch Strecken in die Länge das Anfehn eines leb— lofen Gegenftandes zu geben, Fonnten fie fich nicht wor einer Kanonade ſchützen, die mehrere, todt nieder- ſtreckte. Die kurzöhrige oder Sumpfeule, die — wie die Weihen — auf dem Boden horſtet, gehört dem Norden an, und beſucht uns nur in ſolchen Herbſten, wo es Arbeit für fie giebt. Die Zwergohreule endlich — die. Eleinfte der Art — lebt in den Gebirgen Süddeutfchlands und kommt bei und nicht vor. Unter den glattföpfigen Eulen oder Käuzen nimmt die Schöne Schneeeule die erſte Stelle ein. Sie gehört dem Norden beider Welten — befonderd dem Amerifa’s an, wo fie fchon am Tage ihre Nahrung — Eleine Säugethiere und Vögel erbeutet. Dennoch wurde — ald außerordentliche Seltenheit — vor circa 40 Jahren ein Stüf bei Schmolln gefangen, das — irre ich nicht — ausgejtopft heute noch im zoologifchen Miufeum zu Gotha fteht. Ein zweites Exemplar — ein altes yprächtiges Weib: chen, wurde vor vier Wochen bei Mannichswalde erlegt und mir zur Präparation überbracht. Auch ihre Landsmännin — die feltene Sabichtdeule, die in Flug und Zeichnung Manches mit den Sperbern gemein hat, ward einige Male im Altenburgifchen, z. B. bei Mannichswalde und Ronneburg erlegt. Dagegen ziemlich gemein bei und find die außerordent- lich Tichtfcheuen, Durch ihr weithin ſchallendes nächtliches Geheul kenntlichen Baumkäuze, von denen nur die eine langſchwänzige Art — uraliſche Baumkauz, eine Seltenheit iſt. Bekannter noch ſind Ihnen Allen wohl zwei Eulenarten, die mehr in der Nähe menſchlicher Wohnungen ſich auf halten. Ich meine zunächit den Schleierfaug, der fi durch Schönheit und Zartheit des Gefieders augzeichnet, und — auf Thürmen und den großen Gebäuden der Städte und Dürfer lebend — als gefchiefter Natten: und Maul: wurffänger ſich verdient macht. Seine langen unbefieder- ten Füße kommen ihm dabei trefflich zu Statten, und feßen ihn in den Stand, feine Beute fogar aus ihren Ver— ſtecken hervorziehen zu können. Oft findet man mit den Bellen derfelben feine Schlupfiwinkel fürmlih austapezirt. Die andere hingegen — das niedlihe Steinkäuz— hen — fucht mehr Schuß in den hohlen Bäumen der Gärten und Felder — bei Altenburg in den Linden — und wird, da ed nach dem Lichte fliegt, Heute noch vom Überglauben ald Todtenvogel gefürchtet. Bei den Griechen war es der Minerva gewidmet, welchen Umftande es feinen mwiffenfchaftlichen Namen Athene verdankt. Don zivei andern Fleinen Käuzen, die ſchließlich Hier noch zu erwähnen find, ijt der Nacht: oder rauchfüßige Kauz dem vorhergehenden außerordentlich ähnlich; nur feine dichte Fußbekleidung und fein Aufenthalt in den Dieihten der Nadelwälder unterfcheiden- ihn. Troß feiner Seltenheit — im Allgemeinen, wie in 13** — 202 — hiefiger Gegend — wurde vor Kurzem doch ein Stück bei Steinwit gefangen, . Noch) feltener aber als diefer ift unfer Eleinftes Käuz— chen — der Zwergkauz, der kaum mehr als die Größe de Sperlings erreicht, und nur in den deutfchen Ge— birgswäldern fehr einzeln vorkommt. Hiermit glaube ich, über das mir geftellte Thema Ihnen das Wichtigfte mitgetheilt zu haben. Erſchöpfend Fonnte ich — bei der Kürze der Zeit und der Reichhaltigkeit des Materiald — nicht fein. So hätten wir denn Heute, hochgeehrte Zuhörerſchaft! eine Art Criminal-Prozeß verhandelt, und zwar. felbjt- verftändlich gemäß den Anforderungen der Zeit und im modernen Style: bei Deffentlichkeit und Mündlichkeit. Auf der Auklagebank befanden fich die Raubvögel, gegenüber ihrer Anklägerin — der öffentlichen Meinung. Ich habe dabei ald deren Anwalt fungirt; und was ich als folder gefagt, beruht auf Wahrheit und Leberzeugung. Soll ich jet — kurz reſumirend — einen Schluf- antrag formuliren, fo wiederhole ich: „Die Raubvögel find im Allgemeinen müßliche Vögel; und Vieles, was man ihnen zur Laſt gelegt, beruht auf Unfenntnig und Vorurtheil. Nur ein Theil der: jelben ijt in Wirklichkeit ſchädlich, und für diefe aller: dings will ich nicht geiprochen haben. Mögen fie das Leben verwirkt haben. Möge man fie zu Pulver und Dlei begnadigen. Bei vielen indeß dürfte es nur in contumaciam gefchehen können. Diefe aber hier — zu meiner Rechten find unſchul— dig umd haben Nichts auf ihrem Gewiſſen; und ich beantrage daher, fie in Ermangelung gegründeten Ver— dachts von der Anklage freizufprechen.‘ An Ihnen, verehrte Anivefende — als Gefchworenen — iſt es nun — Necht zu fprechen. An Ihr Gerechtigfeite- gefühl appellivend Hoffe ich, dag es zu Gunften meiner Clienten geidepe! 24 # Drud der Sofbugdruderei in in Altenburg. En Di: ER (5. A. Bierer.) 6) >. d bes Stand ri Eherm ‚meter II+ ein — © + = | hi — — ”.81 Di, + * * md LET, LI | + IF nn Meteorologifche Tabelle auf die Monate: Januar, Februar, März, 1S5S, von W. ©. Bechſtein. rt. oe me | Mean , | Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. NET 2 Uhr | & — an — Baron Stand bes] m * — nes Sa foren ne Annan * a De Stand des Auen | — dee] Stand es Zuſtand > |meters, _ ermo= e & - Ther mo⸗ des — & = = Zu — — — — meters, Wetters. en a] | Wetters. A >| — ke 2 a en ne — N m 125, 07T 25 tb. ©. 8 28, 0,1 )+ 3325 |tıb. ©. W. 1 27, 14 |)+ 10 | ©. %@. 127, 0,4 I+ 2,25 |ırd.S.W. jtım] 1 127, 29 1— 06,25 elle I 227g] 2,0 |trb. N. 27, 119| 075 NbL N. 2- 26 = 35 he ©.@. |- 26 = 07% 0.6.0 min| 21, 52 EEE ET: 3,755 rn r — = en 2 pe L ’ —— 3128, 0,0 |__0,75 |RdL. N. 30,0 0 |wiS. | 3]. 60 23,0 tb ®. - EOS m ale a8 70 |vrue 9. — u Ss S EB — E — Sr a = a a2 — 875 |belle ©. min. | 4)» 76 20 ee. |= 69 20 belle |A+|, 55| 675 nee ©. 39 |— 1,25 helle ©. ZN Sal D. 27 10,3 5,25 |belle ©. > 66 + 206. |- 77 40 \trb. W. 5): 3,25 helle ©. : 00 1,0 \ttb. M. J 6102 3,0 belle ©. D. |; 106 = 0, [helle ©. 9. 6|- 102 1,5 |irb. ©, - 104 | 1,75 |tb. © 6 26, 89 1,0 |vl©.W.wind. 26 66 |+ 0,5 Ib. ©, firm 7 |» 102 40 |vele ©. 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Gewitter. entf, entfernt Wärmfter Tag den 17 — = * 24, 25 9 Erklärungen der Abfürzungen: trb. trübe, w RE — — — — * none 2 i — DIET m EEE EEE FT EEE, . z a . * * 3 Meteorologifche Tabelle auf die Monate: Zuli, Muguft, September, 1858, von W. 2. Be chſtein ’ ’ + + in. Sa A : alt Morgens 8 Uhr. Nachmittags 9) Ubr. Moraens 8 Uh en» tem base & — — > u 9 5 Uhr. Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr. Nachmi | Baro- Stand des) Zuftand Stand des Stand des Zuftand 5 een — nn — — —— achmittags 2WUhr. = Imeters, Thermo— des Baro⸗ Stand bes; Buftand Stand desiStand des| Zuſtand 2 Stand desis —— ne er | Tem. —0.| meters. | Wetters 1 Fe: — Ther mo⸗ des eg Thermoel des & | Baro=- | at Stand deelStand deal Bufkand 127 6 - - my —U. 2 5 Tom. —0.| meters. | Wetters. 4 " > | metere. a es — — — an a 27, 5,6 |+ 14,75 |mb. 3. Vteg. | 1 — 35 |+ 10,5 — n. R = 37 — | Ixem.—0.| meters. | Wetters. 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Erklärungen der Abkürzungen: trb. trübe, wik, wolkig, nebl. neblig, Nol. Nebel, regt. regnerifch, Reg. Ne z z z w W “ AV n K\y mM i : er eteorologifche Tabelle anf die Monate: ‚Detober, November, December, 1858, von W. 2. Bechitein. O — KR Nord 5 b e m 2 Morgens 8 Uhr. Nachmi —— DeRemben achmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uh e Bus Eile Nachmittags 2 Uhr. Morgens 8 Uhr Nachmi * es Stand des a — — achmittags 2Uhr. = | Baro- Zuftand tand desisgand des 3 R Stand beeie En ie 3 Imeters, Thermo⸗ des Baro= | uftan * Bu Stand des Zuſtand Stand des Sand des| ZBuftand * SETS Ten en en | Tem. —0. meters. Metters ee) m er S ae Ther mo⸗ des — Thermo- des |& | Baro- ee Sem en Stand des Zuftand n - * Temp. —0.| me . etters. —— _meters. za I? Imetere 4 des 9 — = — 27, 5,4 + 13,25 |trb. 8. 27, 6,1 + 1325 elle I. : en Zee mn, 0. meteet, Wetters. | en meters. | Metters, Innen — en — 69 185 belle. 70 Bam — 27, 1 IE 15 Tieb N. Rh | 12 SIE 320 jeb©, 7, 51 \t 0 nd. © _3|: 76) 100 6kSW. |. 76 5 ar SER EEE EINE 05 |. 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Nord, © HMlittheilungen aus dem Ofterlande, Gemeinſchaftlich herausgegeben vom Kunft= und Handwerks Vereine, von der Natur- forfeenden gefellfchaft und vom Landwirtäfchaft- lichen Vereine zu le —[J — — Dierzchnter Band. Erftes u. zweites Heft, ausgegeben im April 1858. Auf Koflen der drei Geſellſchaſten. Ra — Altenburg, 1858. | Drudkder Hofbuhdruderei. (In Commiſſion der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung.) en Yes ER. — SON >; = & TG Fa Se JJ eg —* Er Bee Pr 1) y en Ir: 3 faeg. Inhalt des 1. u. 2. Heftes: I. Bericht über das 40. Jahr des Kunſt- und Handwerks- vereind zu Altenburg, erftattet am Stiftungsfefle den 4. Februar 1858 von deffen Schriftführer Ed. Lange ll. Bericht über das Beftehen und Wirfen der Kunſt- umd Gewerb » Vereine, ſowie der Fortbildung » bez. Gewerb⸗ und Sonntags» Schulen in den Schweiter- Städten des Landes, außerhalb der Haupt» und Nefidenzftadt Alten- burg, im Jahre 1857; erftattet durch den Geh. Reg.- Rath Dr. Badia RE rer ae ee III. Bericht über das 33. Jahr der Kunft= und Handwerksſchule zu Altenburg, erftattet von ihrem Hauptlehrer Ed. Lange IV. Auszeihnungen und SPreife, welde aus Anlaß der im September 1857 veranftalteten er ertheilt worden find V. Einnahme und Ausgabe beim Altenburger landwirthfchaftlichen Bereine von 1857 VI. Ein Jahr im Sudahn. Zwei Vorträge, gehalten am 28. u. 30. Novbr. 1857 zu Altenburg von Dr. U. E. Brehm VII. Libay“s Neijebilder aus dem Orient VIII Bom Herrn Rath Zinkeiſen eingefandt Bier meteorologifche Tabellen. — — Er — — — 7 Mittheilungen aus dem Ofterlande, Gemeinſchaftlich herausgegeben vom | Kunft- und Handwerks -Bereine, von der Natur- forfchenden gefelfchaft und vom Landwirtäfchaft- | lichen Vereine zu Altenburg. mus Dierzehnter Sand. Drittes u. viertes Heft, ausgegeben im April 1859. — — Auf Koflen der drei Geſellſchaften. Altenburg, 1859. Druck der Hofbuhdruderei. (In Commiſſton der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung.) —* A X —* * — ——— * — — — Inhalt des 3. u. 4. Heftes: vereind zu Altenburg, erftattet am Stiftungsfefte den * 7. Februar 1859 von deſſen Schriftführer Ed. Lange X. Bericht über das Beſtehen und Wirken der Kunſt- und Gewerb-Vereine, ſowie der Fortbildung =, bez. Gewerb- und Sonntags» Schulen in den Schwefter- Städten des Landes, außerhalb der Haupt- und Nefidenzftadt Alten- burg, im Sahre 1858, erftattet durch den Geh. Neg.- " Dr. Bad — —— XI. Bericht über das 34. Jahr der Kunſt- und Handwerksſchule zu Altenburg, erſtattet den 7. Februar 1859 von ihrem Hauptlehrer Ed. Lange — J XII. Bericht über das Nordlicht, vom wirkl. — Hatte Edi. von Braun. * sa = XIII. Die Raubvögel und ihre Bedeutung im Haushalte der Natur, vom Cantor F. Shah in Rußdorf . . ... 177 Mit 4 meteorolog. Tabellen: Januar bis Devember 1858. — HERE — . * * * * in ’ * * - 4 u — 4 w —— bc ach ah Auf he dd A dd ET | A 7 - „Ns H ⸗ | ——— Mn IMWMESSSN — — —** — — —— x v vw % Yyuv alle INIUUNTIEN — * * — LITER Vi * J v TER | T ——— —A —,— * — —9— ey VRR . * Ir { v vruv AA v vuvvur ’ UUIUCUES UGS 3 J | h — —J— F —*5— * —— ——— — — ————— ING z yuyTE U —— ULLI IL vuyv —— Vu WWW yys NERESUUEBESE Wu UWE. Rn ⸗ us BEBBUUUTT nn de ut DLVIOHBRSTSRORZISI IC) _ — AH gar 7 yP VO VE ES VS Y EI II UDEy INS dyvyuyyPV ms - VRKLUID EIS ISUD Yun Ver ad YMuerYYYD TErWIWEUEEN YLSIUUTN Yyyur — SITES SYNNIEHIENEEIS N: x To - f AA ü — — in — Eyy BR a ee i — — — en ‚vwwWwN ng Vrwiweu AdAAS- DOSE YYrubuuvii veruMSYIS5 w we Yubyy 2427177 MI ALOE, ‚wuver vr. vw wo v he vv. IE RTL 70 * u SEO Fyuu® — —— — —W ah ——— DEI ESS YWsur —9— Wu * ——— At e 2 Ta FRLT., v2 UYEUUNLILE AR WI A —— — A ——— — ENGEN BR LFA PER —* * —— x 2 : - ee?! ISSN Zu — ——— =. 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