OAK ST. HD Sr UNIVERSITY LIBRARY UNIVERSITY OF ILLINOIS AT URBANA-CHAMPAIGN The person charging this material is responsible for its renewal or return to the library on or betöre the due date. The minimum fee for a lost item is $125.00, $300.00 for bound journals. Theft, mutilation, and underlining of books are reasons for disciplinary action and may result in dismissal from the University. Please note: self-stick notes may result in torn pages and litt some inks. Renew via the Telephone Center at 217-333-8400, 846-262-1510 (toll-free) or circlib@uiuc.edu. Renew online by choosing the My Account Option at: http://www.library.uiuc.edu/catalog/ \ / \ \ X littheilungen aus dem Neu -Vorpommern und Rügen. mul Dr. Marsson Erster Jahrgang1. Mit 3 Steindruck-Tafeln. Merlin. Verlag von Rudolph Gaertner. 1869. Inhalt. Seite Verzeichniss der Vereins-Mitglieder. Ueber Baianus improvisus Darw. var. gryphicus Münter. Beitrag zur carcinologischen Fauna Deutschlands von Prof. Dr. Jul. Münter und Privat -Docenten Dr. Buchholz in Greifswald Die Miescher’schen Schläuche. Von Prof. Dr. Fürstenberg in Eldena . Ueber die in Neu-Vorpommern und Rügen bis dahin beobachteten Fälle von Trichinen-Erkrankung beim Menschen. Von Prof. Dr. L. Landois . Aus dem Thierleben. Von Dr. L. Hoefer . Zur Statistik und Verbreitung der phanerogamischen Pflanzen von Neu-Vorpommern und den Inseln Rügen und Usedom. \ on Dr. Th. Fr. Marsson in Greifswald . Beiträge zur Geognosie von Pommern. Von Dr. Scholz in Eldena . Das Magnetfeld des galvanischen Kreisstromes von Prof. Dr. Frei¬ herr v. Feilitzsch in Greifswald . 1 41 56 63 64 75 ‘>fl> 100 g «■ 4 - Dn^eidjnif der Mitglieder des naturwissenschaftlichen Vereins von Neu- Yorpommern und Rügen. $or|tanir. Prof. Fürstenberg in Eldena, Prof. Limpricht und Dr. Marsson in Greifswald. ^titglteüer. Babikow, Landräthlicher Secretair in Demmin. Baier, Dr., Prof, in Greifswald. Baumann, Kämmerer in Demmin. Baumstark, Dr. , Privat -Docent in Greifswald. Bengelsdorf, Dr. in Greifswald. Buchholz, Dr., Privatdocent in Greifs¬ wald. Budge, Dr., Prof., Geheimer -Medi- cinalrath in Greifswald. Dotzauer, Tnspector des botanischen Gartens in Greifswald. Eichstaedt, Dr., Prof, in Greifswald. v. Feilitsch, Freiherr, Dr. , Prof, in Greifswald. Fintelmann, Inspector des botanischen Gartens in Eldena. Frauenstein, Mechanikus in Greifs¬ wald. Fürstenberg, Dr., Prof, in Eldena. George, Dr., Prof, in Greifswald. Grohe, Dr., Prof, in Greifswald. Haeckermann, Dr. , Königl. Kreis- Physikus in Greifswald. Haussmann, Berg - Assessor derzeit in Greifswald. Hoefer, Dr. in Greifswald. Holst, C. in Ladebow. Holtz, Ludw., Rentier in Barth. Jessen, Dr., Prof, in Eldena. Kessler, C., Fabrikbesitzer in Greifs¬ wald. Köhnk, Dr. in Greifswald. Königsberger, Dr., Prof., jetzt in Heidelberg bisher Greifswald. Krabler, Dr. in Greifswald. Krause, Gymnasiallehrer. | Kunstmann, Apotheker. Labahn, Fabrikbesitzer in Greifswald. ; Landois, Dr., Prof, in Greifswald. Langguth, Dr., Realschul -Director in Iserlohn früher Greifswald. Laurer, Dr., Prof, in Greifswald. Limpricht, Dr., Prof, in Greifswald. Loose, Dr., Lehrer in Greifswald. Lüder, Stud. in Greifswald. Marsson, Dr. in Greifswald. Mosler, Dr., Prof, in Greifswald. Müller, Akadem. Baumeister in Greifs¬ wald. Miinter, Dr., Prof, in Greifswald. Otto, Dr., Priv. -Doc. in Greifswald, i Pernice, Dr.,Prof., Geli.Medicinalrath in Greifswald. I Pistor, Dr. , Königl. Kreisphysikus in Demmin. I Pogge, C. F., Kaufmann in Greifswald. Pütter, Dr., Prof, in Greifswald. Rohde, Dr., Oekonomierath in Eldena. Schenk, Apotheker in Greifswald. Schirmer, Dr., Prof, in Greifswald. Schmurr, Apotheker in Wollin. Scholz, Dr., Priv.-Doc. in Eldena, v. Schulz, Rittmeister in Greifswald. Schwanert, Dr., Prof, in Greifswald. Segnitz, Dr., Prof, in Eldena. Sommer, Dr., Prof, in Greifswald. Trommer, Dr., Prof, in Eldena, v. Vahl, Rechtsanwalt in Greifswald, i Werner, Lehrer der Landwirthschaft, jetzt in Proscau. Westphal, Kreis-Baumeister in Greifs¬ wald. Wiese, Akademischer Forstmeister in Greifswald. Digitized by the Internet Archive in 2018 with funding from University of Illinois Urbana-Champaign https://archive.org/details/mitteilungenausd1418natu Ueber Balaiius improvisus Darw. var. gryphicus Munter. Beitrag zur carcinologischeu Fauna Deutschlands von Prof. Dr. Jul. Miniter und Privat - Docenten Dr. Bucliliolz in Greifswald. Erste Abtheilung. Die durch ihre vielgegliederte maritime Nordgrenze besonders begünstigte Fauna Neu Vorpommerns und Rügens (Reg.-Bez. Stralsund) ist bisher nur rücksiclitlieh der Wirbelthiere und Endozoen einer exacten systematischen Zusammenstellung unter¬ zogen und durch die Publicationen Hornschuch’s, Schilling’s, v. llomeyer’s, Creplin’s weiteren Kreisen, so wie durch die im Manuscripte noch vorliegenden Preisarbeiten Landois’ und Herre’s engeren Kreisen zugänglich gemacht worden. Die Fauna der wirbellosen Tliiere des betreffenden Ge¬ bietes blieb bisher — systematisch nicht zusammengestellt monographischen Arbeiten anheim gegeben, von denen nur erst der kleinere Theil den Weg in die öeffentlickkeit ge¬ funden hat, an denen sich die Herren Schultze (Vater und Sohn) Fr. Müller, Karsch, Burmeister, Landois, Plötz, die Verfasser dieses u. A. hetheiligten , während der bei weitem grössere Theil in den nicht unbeträchtlichen Sammlungen des zoolo¬ gischen Museums hiesiger Universität niedergelegt ist und unter geeigneten Umständen seiner Bearbeitung entgegen sieht. Mitthoil. a. d. naturwissensch. Verein v Neu-Vorpommern u. Rügen. I. 1 2 Zur letzeren Categorie gehört zur Zeit noch die, wie auch immer durch die benachbarte Seeküste begünstigte Classe der Crustaceen. Ausser dem überall in den Süsswassern Deutschlands, insbesondere auch Pommerns, reichlich sich findenden Astacus fluviatilis X., welcher sogar Exportartikel für die Restaurants von Paris geworden ist, kommt in der flachen sandig-kiesigen Strandregion unter den langschwänzigen Decapoden häufig: Cr ang o7i vulgaris Fahr., seltner Palaemon sqnilla P., vor. Als Repräsentant der kurzscliwänzigeu Decapoden findet sich am Aussenstrande der Insel Hiddensee nur: Carcinus 7naenas X. — Die Zunft der Stomatopoden vertritt das Genus: Mysis Patr. durch die Species: spinulosa Peach und vulgaris Tliomps., während Pu cif er Thomps* ( nicht Peucifer Tliomps. , wie meistens diese Gattung irrthümlich genannt wird) bisher nicht gefunden ward. — Aus der Ordnung der Ampliipoden sind bis jetzt nach¬ gewiesen: Gammarus Pocusta Fahr., G. fluviatilis Edw. (pulex X.) und G. ambulans Fr. Müller; ferner Cor ophium longicorne Patr. Talitrus saltator Milne Edw., Orchestia Eu- chore Fr. Müller, 0. Gryphus Fr. Müller und Peptocheirus pilosus Zaddach. Eine interessante Vertretung ergiebt sich für die Ordnung der Isopoden. Idothea Entomon Bose • (welcher sich bekanntlich auch in dem rein süsswasser -haltigen Wettern-See Schwedens findet,) wurde an dem Aussenstrande der Insel Hiddensee gesammelt, während Idothea. tricuspidata P)esm. in 5-8' Tiefe häufig und zwar während aller Monate des Jahres im Brack¬ wasser gefunden wird. Seltner kommt dagegen 7. pelagica Peach x or. — Asellus aquaticus X. lebt in süssem und brackigem Wasser gleich häufig. Seltner kommt im Letzteren: Anthur a gracilis Lea eh vor. — Fr. Müller sammelte im Greifs wa lder Bodden auch Tanais spec. In Wässern des Eldenaer Wal¬ des lebt eine Species von Ttea, vielleicht laevis Zaddach. — Jaera Kröyeri Edw. findet sich ziemlich häufig an flachen Küsten unter Steinen. Dagegen Pigidium Personii Brandt 3 in Waldwässern. Aus der Gatt.: Oniscus L. wurden bis jetzt nachgewiesen : murarius Cuv.f scaber Tjatr., pictus Brandt. Die Gattung Spliaeroma Datr. endlich ist durch Sph. serratum Leach und eine noch nicht hinreichend sicher festgestellte Art vertreten. — Die Ordnung der Braiicliiopoden weiset aus der Familie der Trilobiten nur erst einen, in gesprengten erratischen Blöcken aufgefundenen Repräsentanten nach, nämlich Asaphus arma- dillo Dalmer; dagegen findet sich aus der jetztweltlichen Fauna in den bereits concentrirten Gradirwassern der Greifs- walder Saline: Brauch ipus (Artemia) salinus L., dagegen nur in süssen Wassern Br. pictus Creplin ( Grubii v. Dubowski). Ausserdem sind Apus produtus Bose, und A. cancriformis Schaff, sowie Tjimnadia Herrmanni Ad. Brongn. und himrletis brachyura Loren zur Genüge nacligewieseu. Aus der Familie der Cladocera ist das Genus Daphnia vertreten durch: IJ. pidex Müll., D. longispina Müll., D. quadrangula Müll., D. mucronata Desm., D. angulata Crepl. D. reticulata Desm., und D. sima Müll. — Von T^ynceus ist nur erst sphaericus Müll, nachgewiesen. — Die Familie der Ostracoden ist bis jetzt durch folgende Arten der Gat¬ tung Cypris vertreten, nämlich: C. candüla Müll., C. bistrigata Tjesm. , armcita Crepl. , pubera Müll. , ovata Desm. , ovnm Desm. , fuscata Desm., conchacea Desm. — Unter der Ordnung der Entomostraca ist zunächst die Gruppe der Copepoda M. Edw. repräsentirt durch: Dia- ptomus castor dar. (welcher zur Frühjahrszeit den Magen und Blinddarm der Häringe fast ausschliesslich erfüllt), sodann Cyclops quadricornis Midi., C. rnbens Müll., und endlich Ca nthocamptus minutus Müll. — Die Gruppe der eigentlichen Parasiten ( Siphonostoma Latr.) vertreten : Ar gulus foliaceus an den Kiemen des Stichlings; ferner: Ach th er es Cer¬ carum Nordm., an den Kiemen des Barsches und des Zanders; Tj er n a e o c er a cy prinacea. Nordm., a \\{ ( 'ottus gobio\ Tjtrruaeo- poda Carpionis Krdy., auf Kiemen des Lachses; Ergasilus gib/ms Nordm. auf Kiemen des Zanders; Ergasilus Siebold U Nordm., auf Kiemen des Cyprians Jeses; Lern ne a bronchial is Tj., auf dem Dorsche; Basanisles salmoneus Milne-Edw., aut 1* 4 Kiemen des Schnepels; Iracheliastes maculatus Kollar , auf Brachsenkiemen; Tr. polycolpus Nordm., auf Kiemen des Cypr. JBlicca. Ein Blick auf vorstehendes erstes, aber keineswegs er¬ schöpfendes Verzeichniss der in Neuvorpommern und Rügen bis dahin beobachteten 37 Crustaceen-Genera ergiebt wenigstens, dass mit Ausschluss der selbstverständlich unvertretenen Poeci- lopoden, alle wesentlichen Ordnungen der Klasse der Krebse in dem kleinen Reg.-Bez. Stralsund repräsentirt sind, mit alleiniger Ausnahme der Ordnung der Cirripedia, welche doch in Norwegen weit nach Norden hinauf und selbst in der Ostsee, ihre sicher nachgewiesene Verbreitung, wenigstens durch das Genus Baianus L. gefunden hat. Seit Jahren war daher der Erstgenannte dieser Mono¬ graphie bemüht, Balanen an der neuvorpommerschen Küste aufzufinden. Allein alles Suchens ungeachtet, gelang deren Auffindung nicht, während an der Küste Ostpreussens (bei Dan¬ zig), sodann an der Küste Hinterpommerns (bei Colberg) und endlich in der Kieler Bucht und zwischen Fünen und Seeland Balanen erkannt und nachgewiesen wurden. — So erwähnt v. Sie hold in den Neuen preussischen Provinzial blättern VII, pag. 177 eines Baianus pusillus Thomps.; die Herren H. A. Meyer und K. Möbius gedenken in ihrem Prachtwerke: Fauna der Kieler Bucht, Leipz. 1*65. 4" pag. XIII, des auf Schalen von Cyprina islandica L. und Mytilus exlulis B. vorkommenden Baianus crenatus Bi'nyuiere, sowie (1. c.) pag. XIX, des zwischen Fünen und Seeland aus 14 Faden Tiefe heraufgezogenen Baianus porcatus da (’osta. Endlich bemerkt Girs ebner in seiner Schrift: Die Ostsee und die Seebäder ihrer deutschen Küste. (Colberg und Dram- burg 1868 pag. 115), dass zwei Meilen in See beim Dorfe Funkenhagen, unweit Colberg, auf Steinen zwischen Fuchs vesi.eulosus L. Meer eich ein von der Grösse einer Erbse bis zu einer Haselnuss Vorkommen, die er vorläufig Baianus miser nennen zu müssen glaubt. Was es nun auch immer mit der Artenbezeichnung für T* o eine Bewandniss haben mag, jedenfalls war doch durch diese definitiven Angaben erwiesen, dass Balanen sich auch in dem Ostsee hecken angesiedelt finden und dass es mithin geboten erschien, deren Vorkommen im Rügen’schen Archipel fernerhin aufmerksam im Auge zu behalten. In der That gelang es denn auch dein erstgenannten Mitverfasser dieser Mittheilungen am 28. März 1867 an der untern Fläche eines aus dem Rykflusse an Land gezogenen Fährbootes die leeren Gehäuse eines Baianus aufzufinden. In Ermangelung des Darwinschen Werkes über Balaniden (A monograph on the sub-class Cirripedia. London 1854. 8") glaubte Verfasser zunächst eine Form des Baianus balanoides (L.) Darw. vor sicli zu haben, allein nachdem endlich der betr. Band auf der hiesigen Universitäts-Bibliothek angekommen war und zahl¬ reiche Gehäuse in besser conservirtem Zustande auf einjäh¬ rigen Halmgliedern von Pliragmites communis />., an Holz- pfählen, an der Aussenfläche des eisernen Dampf baggers (der¬ selbe dient ausschliesslich für das Fahrwasser des brackigen Rykflusses), ausnahmsweise auch an einem Steine gefunden waren, ergab sich mit Evidenz, dass der in fast süssem Wasser vorkommende hiesige Baianus , eine Varietät des Darwinschen Baianus improvis us Dane. (I. c. p. 250) war, welcher ausser an englischen Küsten, von continentalen europäischen Küsten bis jetzt wenigstens nicht mit Sicherheit bekannt war. Allein da sich im Jahre 1867 nur leere Gehäuse fanden, die zuvor indess von hiesigen Zoologen nicht gesehen zu sein schienen, so lag der Gedanke nahe, dass die betr. Gehäuse wahrscheinlich von einer im Jahre zuvor vielleicht stattge¬ habten Importation herrührten, die im Laufe des Winters wieder untergegangen sein konnte. Dieser Vermuthung stand indess die Erfahrung ortsangesessener Seeleute entgegen, welche, nachdem ihnen die Gehäuse gezeigt waren, die Meinung äusserten, dergleichen „ Seepocken u schon lange an ihren Booten gesehen zu haben. Der zufällige Umstand, dass Verfasser dieses, von einer länger andauernden Krankheit genesen, sich zum Gebrauche von Bädern im Eldenaer Seebade aufgefordert fühlte, machte es, dass endlich auch arn 19. August 1868 das an Pfählen 6 der BadebUtten angesiedelte lebende Tbier aufgefunden und biedurcb die Heimatbsberecbtigung des Baianus im- provisus Däne, über allen Zweifel erhoben wurde. Sofortige weitere Recherchen an Baggerbooten, Uferpfosten u. dgl. durch den Gehülfen des zoologischen Museums, Fink, ergaben, dass die Verbreitung der lebenden Tbiere von Greifswald bis Wiek, d. b. durch den ganzen — Brackwasser führenden — Ryk- fluss, incl. der im Greifswalder Bodden aufgestellten Eldenaer Badeanstalt nachweisbar war und die fast süssen Ryck- wasser den B. improcisus zu Dimensionen heran zu erziehen vermochten, wie sie von Darwin nur am Ausflusse des Rio de la Plata bei Montevideo beobachtet waren. Die nunmehr mit lebendem Material ausführbar gewor¬ dene makro- und mikroskopische Untersuchung der Organisa¬ tion ergab, dass die Individuen sich in dem günstigsten EnU Wickelungstadium befanden. Die männlichen und weiblichen Keim-bereitenden Organe strotzten von Zeugungsstoffen, Sper- matoiden und Eiern und zudem fand sich, dass ein Theil der jungen Brut bereits aus der Eischale herausgetreten war und lebhaft umherschwamm; somit das zweite oder Nauplius- Stadium darstellend. Unglücklicherweise abermals erkrankt, sah sich Referent leider nicht in der Lage, das reiche vorliegende Material zu Nutz und Frommen der Wissenschaft auszubeuten. Um aber doch die günstigen Momente nicht ungenutzt zu verlieren, er¬ suchte er daher den Herrn Privatdocenten Dr. Buch holz, nach¬ dem er demselben von allen bereits gewonnenen Tliatsachen Kenntniss gegeben hatte, sich der dctaillirten Untersuchung der Entwickelungsgeschichte hinzugehen und die also gewonnenen Ergebnisse gemeinsam mit dem Referenten zu veröffentlichen. Herr Dr. Buchholz ging bereitwilligst auf den Vorschlag ein und lieferte dem entsprechend die zweite Abtheilung dieser Mittheilungen nebst den vortrefflichen Abbildungen. Die Gattung Balaims zerfällt nach Darwin (l. c.pag. 193 ) in sechs Sectionen: Bei der ersten (mit B. tintinnabulum Clienu etc.) sind Basis, Parietes und Radii mit Poren-Canälen durchsetzt. Bei dem Baianus des Ryk fehlt die Durchbohrung der 7 Radii, daher ist derselbe der ersten Darwinschen Section nicht zu subsumiren. Die zweite Section ist nach Darwin dadurch charac- terisirt, dass Basis und Parictes zuweilen von Poren- Canälen durchsetzt, zuweilen nicht durchsetzt, die Radii aber niemals von Poren durchsetzt sind, während ausser¬ dem die nachenförmig gestaltete Basis an Gorgonien oder Milleporen angeheftet sein soll. Beides traf für die in Byk lebende Balanusspecies nicht zu. Bei der dritten Section sind Basis und Parietes, nicht aber die Radii von Poren-Canälen durchsetzt. Dies traf die Rykform, während die Charactere der vierten, fünften und sechsten Section wiederum nicht nachweisbar waren, bei der vierten sind nämlich Basis und Radii nicht von Poren durchzogen; bei der fünften ist die Basis membranös und bei der sechsten sind Pa¬ rietes und Basis nicht durchbohrt. Der dritten hier massgebenden Section aber gehören die Darwinschen Species Nr. 14 — 24 an, von denen cormgatus Dane. fossil, andere, wie z.B. ampldtrite Dane., trigonus Dane., poec ilus Dane., nubilus Dane., concavus Bronn ausschliesslich der tropischen oder subtropischen Zone angehören, so dass mithin nur wenige Arten: spongicola Dane., laevis Drug., perforatus Bruguiere , eb urne-us Gould und impro visus Dane, in Betracht kommen konnten. Die gezähnte Mündung, die schmalen gefältelten Parietes, sowie das Vorkommen an Schwämmen sprach gegen die Subsumtion des fraglichen Baianus unter die Species spongi- c ola Dane. Die tiefe und breite Furche im scutum bei B. laeeis Bmg. findet sich bei der fraglichen Art nicht. Die blassrothe Färbung der Parietes bei B. perforatus Bmg. sowie die Form des tergum stimmten ebenfalls nicht für die fragliche Art. Dagegen sprach für die Bezeichnung: eburneus Dane. dessen Vorkommen in Brackwasser und die gelblich weisse Farbe des Gehäuses; allein der so stark ausgehöhlte basi- carinalrand des tergum stimmte durchaus nicht mit der frag- 8 liehen Form, so dass die Bezeichnung eburneus Darw. nimmer zu rechtfertigen gewesen wäre. Somit blieb nur noch improvisus Darw. übrig, mit weissem Gehäuse, schmalen Radiis, deren oberer Rand glatt, scharf und sehr abschüssig ist, während das tergum eine zarte Längsfurche besitzt und dessen Sporn an dem freien untern Ende abgerundet ist. Diese Art fand Darwin in England (Kent), Schottland, Belgien (?), Nova Scotia, Vereinigte Staaten, West- Indien, Südpatagonien, aber auch in Guayaquil und West-Columbia,; vorwiegend an Holz, doch auch an Muscheln, Felsen, Schiffs- gefässen etc. von der seichten Fluthlinie bis zu 20 Faden Tiefe, bei Montevideo an Steinen eines Süsswasserflusses, dem zur Fluthzeit Salzwasser beigemischt wird. Er ist neben eburneus der einzige Baianus, welcher durch Brackwasser, das den Balaniden ein tö dt lieh es Gift ist, nicht nur keinen Schaden leidet, sondern vortrefflich gedeiht! Dies Vorkommen stimmte sowol in Rücksicht des brackigen Wassers des Rykflusses, als auch rücksichtlich der vorwie¬ genden Anheftung an Holz so sehr, dass die Ansicht, in der fraglichen Art den improvisus Darw. vor sich zu sehen, hie¬ durch schon eine gewisse Begründung fand, wenn freilich die eigenthümliche geographische Verbreitung und das fast gänz¬ liche Fehlen der Art an den Küsten des europäischen Con- tinentes, eine Contraindication abzugeben schien. Allein die Beschreibung des Gehäuses, der seuta und terga, sowie sie sich 1. c. p. 250 und fgd. findet, nebst der etwas rohen Abbildung der inneren Oberfläche des scutum und der äussern des tergum (pl. VI. fig. la lb 1 c) gaben doch so sichere und gute Criterien an die Hand, dass es vollkommen gerechtfertigt schien, im fraglichen Ryk-balanus den Baianus improvisus Darw. zu sehen und anzunehmen, auch wenn es der Greifswalder Form an „numerous transverse septau in den Wandcanälen fehlt und die Zahl der Glieder in den Cirren des ersten Fuss- paares 16 + 14 statt 15 -f- 12 beträgt. Eben diese Abwei¬ chungen aber berechtigen zur Aufstellung einer von Darwin nicht aufgestellten Varietät, die, weil sie Greifswald so 9 recht im eigentlichen Sinne des Wortes angehört, den Namen grypliicus Mtr. führen möge. Nach genauester, auch die kleinsten Details eingehend berücksichtigender Vergleichung stellt sich nun ferner heraus, dass Königsberger (Samländer) Balani, deren Untersuchung ich Herrn Möbius in Kiel verdankte, sowie namentlich auch die sehr kleinen zierlichen Balani , welche von Sieb old als „ pusillus Thomas“ in seinem Nachtrage zum Zaddach- schen Synopseos crustaceoi'um prussicorum proclromus Regiom. 1844 aufführt, (deren Untersuchung Herr Z ad dach möglich machte), durchaus nur zu dem Darwinschen Baianus impro- visus gezogen werden können, so dass die ohnehin schon höchst fragliche Bezeichnung pusillus für die ostpreussischen Baianusformen fernerhin nicht mehr als zutreffend angesehen werden kann. Dazu kommt, dass in den Zoological re- searches and illustrations von John V. Thomp son selbst nur auf pag. 78 einmal eines B. pusillus Pennant Erwähnung ge¬ schieht; Thompson selbst ihn also gar nicht beschrieben und Darwin vielleicht desshalb auch den Namen nicht in sein Balanenwerk (auch nicht einmal als Synonym!) aufge¬ nommen hat! Da nun auch nach brieflichen Mittheilungen Girschner’s der Colberger Baianus ohne Benutzung des Darwinschen Fun¬ damental-Werkes zum Namen „ miser “ gekommen ist, den Dar¬ win nur noch für eine fossile Art gelten lässt, so bleiben vor¬ läufig nur die von Meyer und Möbius aufgefundenen B. cre- natus Brugui'ere, B. porcatus Km. da Costa aus der vierten Darwinschen Scction und B. improvisus Barw. var, gry- phicus Mtr. aus der dritten Darwinschen Scction als that- sächlich für das Ostseebecken erwiesene Repräsentanten des Genus Baianus L. Auch der Colberger Baianus, den ich wäh¬ rend des Druckes dieser Mittheilungen in trocknen Exemplaren erhielt, scheint dem Crenatus angehörig; bedarf jedoch noch näherer Prüfung, namentlich rücksichtlich der Basis! Die Schalengerüste sitzen meistens einzeln, seltener ge¬ häuft, dicht neben einander, auf allen möglichen Unterlagen. Auffallend ist das massenweise Vorkommen auf der dicken, oft noch sehr frischen Theerschicht, mit welcher Schiffsgefässe 10 bestrichen zu werden pflegen; desgleichen ihr Vorkommen auf einem mit Mennige und Arsenik versetzten frischen Oel- anstriche der Badetreppen des Eldenaer Seebades. Die einzeln sitzenden Schalengerüste steigen von einer länglich -rundlichen Basis meistens kegelförmig empor. Die gehäuft beisammen entstandenen Schalengerüste besitzen eine vorwiegend stumpfeckige prismatische Form. Maasse von 7 Schalengerüsten. No. Durchmesser der Basis. grösster, kleinster. Höhe des Schalen- Geriistes. Durchmesser der oberen Apertur. grösster. | kleinster. 1 tu 7,5 tu 7,0 tu 3,7 tu 3,8 tu 2,8 2 6,5 5,5 3,0 o CO 2,2 3 6,0 3,7 3,5 3,0 2,2 4 5,5 5,0 2,8 2,5 2,0 5 5,0 4,0 2,0 2,0 1,8 6 5,0 Al 4,0 4,0 4,0 7 3,8 3,8 5,0 3,0 3,0 Die ersten 5 Schalengerüste waren von conischer, die letzten 2 von vorwiegend stumpfeckig-prismatischer Form. Die Farbe der Schalengerüste ist vorwiegend weisslich, selten sind die untern Theile der parietes hellröthlich gefärbt. Obschon die Oberfläche leerer Schalengerüste glatt, glänzend und nur von zahllosen feinen concentrischen Linien umzogen ist, welche von der Basis bis zur Kegelspitze mit Hülfe der Loupe nachweisbar sind, so dürfte den mit lebenden Thieren versehenen Schalengerüsten doch eine zarte Membran auf der Aussenfläche nicht abzusprechen sein, welche absichtlich oder unabsichtlich daran angebrachte färbende Körper ziemlich fest haften machte, so z. B. gelbe Oelfarbe, Theer oder aber ge¬ färbter detritus, wie er sich in brackigen Wassern in Menge findet. — Das Mauerblatt des Schalengerüstes besteht aus 6 Stücken und wird von einer kalkigen strahlig gebauten Basalplatte unten geschlossen, während als Verschluss ( oper - culum) der oberen Apertur zwei acuta und zwei terga fungiren. 11 Die fernen strahlig gestellten Canäle in der Basalplatte gehen von einem gemeinsamen, keineswegs aber im Centrum der Platte befindlichen Ausgangspunkte aus. Die Basalplatte ist auch keineswegs stets eine genau horizontale Kalk- platte, dieselbe accomodirt sich vielmehr je nach der Be¬ schaffenheit der Oberfläche, auf welche sie angelegt ist, den Oberflächenverhältnissen der Grundlage. Auf Phragmites- halrnen legt sie sich um das cylindrische Internodium; auf buckligen Theerflächen ist sie erhaben und vertieft, je nach Umständen. Von dem häufig excentrisch gelegenen Ausgangs¬ punkte aus, wo die Basalplatte am dünnsten und brüchigsten ist, nimmt die Platte nach der Peripherie hin an Dicke zu, indem die radial gestellten Canäle sich trichterförmig im centrifugalen Sinne erweitern. Es scheint, als ob die Wachsthums - Zunahme der Platte an der Peripherie selbst stattfindet, wie es denn auch den Anschein nimmt, als ob das Mauerblatt des Schalengerüstcs an der Basis seinen Zu¬ wachs erhält. Die sechs Stücke des Mauerblattes bestehen aus dem rostrinn , zwei Lateralstücken, zwei Carino- Lateral¬ stücken und einer carina. Das rostrnm gleicht einem Dreiecke mit mehr oder we¬ niger geradliniger Basis und zwei in einem Winkel conver- girenden bogenförmigen Seitenlinien. Diese Rostralplatte ist aussen schwach convex; innen concav. Im obersten Drittel der inneren Oberfläche laufen von der Spitze zu einer hervor¬ ragenden Querwulst zwei nach abwärts divergirende Leisten herab. Zwischen diesen beiden Leisten findet sich eine vertiefte Kinne, in welcher bogige, einander parallele, von rechts nach links ziehende feine Furchen und entspre¬ chende Erhabenheiten verlaufen. An die Ränder der diver- girenden Leisten legen sich durch Bandmasse verbunden die Ränder der alae der Lateral-Stückc. Die beiden unteren Drittel der inneren Oberfläche des rostrnm sind gerippt und von Canälen durchzogen, welche nach abwärts sich trichter¬ förmig erweitern. Die bogenförmig convergirendcn Seiten¬ linien des dreieckigen rostrnm s werden durch sein* schmale radii gebildet; der freie Rand dieser radii ist auf der Innen- 12 fläche sehr fein quer gerippt, so dass diese Rippchen senk¬ recht auf die von oben nach unten verlaufenden Canalrippen gerichtet sind. — Ein kräftig entwickeltes Rostrum war z. B. 5'" lang, an der Basis 3'" breit, am Schlüsse des obersten Drittel 2'" breit. — Nächst dem rostrum sind die Lateralplatten, (da der allgemeinen Annahme entsprechend die eigentlichen Rostro- Lateralplatten bei Baianus fehlen), die grösseren Stücke des Schalengerüstes. Zwei Lateralplatten desselben Thiers, von welchem die Dimensionen so eben angegeben, waren nur 0,1'" kürzer, aber an der Basis ebenfalls 3"' und 1"' vom obern Rande entfernt 2,7"' breit. Die alae sind in ver¬ schiedenen Individuen ungleich lang, die raclii aber stets sehr schmal, meist kaum 0,5"' breit. Die Lateralplatten sind aussen schwach convex, innen schwach concav; ihre Basis ist nahezu geradlinig, der nach der Basis zu quergerippte Radial¬ rand bogenförmig gekrümmt, der scharfe, nicht gerippte Alar- Rand ausgeschweift und von der ala überragt, deren äusserer freier Rand selbst aber geradlinig begrenzt ist. Auf der inneren Oberfläche des oberen Drittels laufen feine Horizontal¬ linien, die nach der ala zu, plötzlich rechtwinklig aufsteigen und dem geradlinig- begrenzten freien Rande der ala parallel verlaufen. Unter diesem zierlich liniirten obern Drittel be¬ findet sich auf der Innenfläche eine bogig-überwölbte Höhlung, von welcher aus bis zur Basis stärkere Rippen senkrecht herablaufen. Diese Rippen bilden wie heim rostrum die Längsscheidewände der trichterförmig sich erweiternden Poren¬ canäle. Die den Lateral - Platten sich zunächst anschliessenden Ca r Ozo- Lateral -Platten sind die schmälsten unter allen Stücken des Mauerblattes. An der Basis 1"' breit, sind sie an der Spitze (incl. der ala selbst) 1,5'" breit (die Maasse beziehen sich auf Platten desselben Individuums, von welchem die Maasse des rostrum und der Rostro - Lateralplatten oben angegeben wurden). Die Region des obersten Drittels nimmt fast allein die ala ein, von welcher eine hervorragende Leiste sich über die innere Oberfläche zum Rostralrande erstreckt* 13 Unter dieser hervorragenden Leiste befindet sich eine seichte Aushöhlung, von welcher ans einige wenige geradlinig herab¬ laufende Rippen (die Scheidewände der wenigen Porencanäle) verlaufen. Der Radialrand ist von feinen kurzen Querfurchen, die der Basis parallel laufen, gerippt; der A/ar-Rand ist zu¬ geschärft. Die Ala ist an ihrem freien Ende selbst aber geradlinig begrenzt und legt sich dieser Rand, durch Band¬ masse befestigt, an die innere Oberfläche der Lateral-Platten, während sich die alae der carina an entsprechende Theile der Carino- Lateralplatten anlegen und diese Stelle sich an dem obersten Drittel durch eine kleine senkrecht absteigende Leiste markirt. Zwischen dieser Leiste und dem freien Rande der ala findet sich eine rechtwinklig geknickte feine Liniirung. Die carina endlich ist bei verschiedenen Individuen ver¬ schieden gefärbt. Entweder stellt sie eine länglich viereckige Platte dar, oder ihre Seitenränder spreizen im untern Drittel bis zur Basis hin, auseinander. Aussen schwach convex, ist die carina innen entsprechend concav. Auf der innern Ober¬ fläche der zwei untern Drittheile laufen von oben nach unten Rippen wie bei allen übrigen Mauerblattstücken. Das obere Drittel besitzt aber eine sehr charakteristische, von allen übrigen Mauerblattstücken abweichende Construction, nämlich zwei, eine tiefe Rinne begrenzende alae. Auf der innern Oberfläche dieses A/ar-Theiles laufen von rechts nach links parallele Linien, die sich auf der innern Oberfläche der alae selbst plötzlich im rechten Winkel nach aufwärts wenden. — Dieses zierlich construirte oberste Drittel der carina setzt sich im stumpfen Winkel stark von den zwei untern Dritteln ab durch eine auf der innern Oberfläche stark prominirende dünne Querplatte, welche eine kleine Aushöhlung unter der¬ selben erkennen lässt. Der Längsdurchmesser der carina des¬ selben Individuum, von welchem die Maasse oben angegeben sind, betrug 4,5"', die Breite von der Basis 2,5"', ebenso die Breite der J/w-Region. — Die Deckelstücke der oberen Apertur ( operculnm ) be¬ stehen aus 4 beweglich mit einander verbundenen, jedoch trennbaren Platten; den beiden scuta und den beiden terga. 14 Das scutwn hat nahezu die Form eines rechtwinkligen Dreiecks, ist fast plan, aussen gerippt, die Rippen laufen jedoch der Basis parallel und werden mithin, der Spitze sich nähernd, kürzer. Auf der innern sonst glatten Oberfläche markiren sich dicht am Tergalrande 2 von der Spitze nach abwärts laufende schwach nach innen gewölbte Hervor- ragungen mit Vertiefungen unter denselben für die musculi adductores Sf depressores. Das tergum besitzt ebenfalls eine dreieckige Gestalt, jedoch überragt den untern Basalrand ein an der Spitze abgerundeter sogenannter Sporn. Die innere Oberfläche zeigt nach aussen vom Sporn Längsrippen, die sich dem Carinalrande parallel von der Spitze zum Basalrande erstrecken und an demselben sich zu hervorragenden Zähnehen gestalten. Die Aussen fläche des tergum zeigt einen von der obersten Spitze desselben zum Sporn herablaufenden feinen sulcus , in welchem die feinen Querrippchen fast rechtwinklig von beiden Seitenrändern her Zusammentreffen. Zwischen dieser Furche und dem Scutalrande ist das tergum am schmälsten, während der zwischen Furche und Carinalrand gelegene Theil doppelt so breit ist. Mtr. Zweite Abtheilung'. Entwiekelungsgeschichte. Die Entwickelung /,. 2. Ein blindes Ende eines solchen stärker vergrössert. 200/,. a. Junge Eizellen. b. Keife Eier. 3. Ein eben solches * mit Eiern in verschiedenen Entwicklungs- Stadien. 200/, . a. Junge Eizellen. b. Etwas vergrössertes Ei mit beginnender Dotter¬ ablagerung. c. Reiferes Ei. 4. Reifes Ei aus denselben Schläuchen isolirt. 200 /,. 5. Ei unmittelbar vor der Furchung, aus den Eilamellen. 300/,. 6. Ei im ersten Furchungsstadium mit zwei Furchungskugeln. 300/,. 7. Ei im dritten Furchungsstadium, mit vier kleineren Furchungs¬ kugeln an dem einen und der grösseren primären Furchungs¬ kugel am anderen Pole. 3oo/,. 8. 9. Eier nach beinahe völliger Umwachsung der primären Furchungs¬ kugel. 300/,. 10. Ei nach beendeter Furchung und mit völlig eingeschlossenem Bildungsdotter. 300/, . 11. 12. Eier mit in zwei Theilo getheiltcn Nahrungsdottcr. 3oo/, . 13. Ei nach der Theilung des Nahrungsdotter in vier Theilc. 300/,. 14. Dasselbe nach völliger Zerklüftung des Nahrungsdottcr, mit beginnender Segmentiruug. 40 Figur 15—22. Eier in verschiedenen Stadien der Embryonalbildung. 300/1# a. Vorderer 1 b. Mittlerer \ Extremitätenhöcker. c. Hinterer 1 d. Abdominalwulst. e. Kopfkappe. 23. Ei mit fast ausgebildetem Embryo. 300/1. 24. 25. Ei kurz vor dem Ausschlüpfen mit völlig ausgebildetem Em¬ bryo von der Seite und von der Ventralseite. 300/t. 26. Larve nach dem Auschlüpfen aus dem Ei, im ersten Sta¬ dium. 35(yu 27. Larve im zweiten Entwickelungsstadium von der Dorsal¬ seite. 400/! . a. Antennen. g. Gehirnganglion. 28. Dieselbe Larve von der Ventralseite. 400/!. 29. Dieselbe im Profil gesehen. 400/1. o. Mundöffnung, ce. Oesophagus. m. Magen, i. Darm. r. Rectum. * a. Afteröffnung. h. Seitenhorn des Panzers, d. Dorsalstachel. v. Gabliger Abdominalanhang. p. Vorderstes Fusspaar. mk. Mundkappe. 30. Das Gehirnganglion, und die in der Mundkappe liegenden Theile stärker vergrössert. soo/i. р. Pigmentfleck des Auges. n. Sehnerv. h. Hemisphären, h'. Innere Lappen derselben. с. Gehirncommissuren, oe. Oesophagus. o. Mundöffnung. m. Muskelansätze in der Mundkappe. Die Miesclierschen Schläuche. Von Professor Dr. Fiirstenberg in Eldena. Die Beobachtungen , welche seit einer Reihe von Jahren über die Miescher’schen oder Rainey’schen , in neuester Zeit auch Psorospermien- Schläuche genannter Kolonieen von klei¬ nen , ihrem Ursprünge nach unbekannten Individuen ge¬ macht worden sind, betreffen der grössten Zahl nach nur solche Fälle, in welchen bald geringere, bald grössere Men¬ gen dieser Kolonieen innerhalb der Muskelfasern gesehen wor¬ den sind. Miescher fand sie im Jahre 1843 zuerst in den Muskelfasern der Mäuse. Hessling sah sie 1853 in den Muskelfasern des Herzens vom Schaf, Rind und Reh. Rainey war der erste, welcher sie in den Muskeln des Schweines nachwies. Später beobachteten Leuckart, Virchow, Manz und andre diese in den Muskelfasern gelegenen Schläuche. Berichte von Fällen jedoch, wo sämmtliche Muskeln des Kör¬ pers mehr oder weniger mit dergleichen Kolonieen sich besetzt fanden, oder wo an einzelnen Körpertheilen Anhäufungen einer grossen Zahl von Schläuchen in Form von Knoten angetroffen wurden, sind nur in geringer Zahl der Oeffentlichkeit übergeben worden. Den ersten Fall, wo eine so bedeutende Menge dieser Schläuche in den Muskelfasern vorhanden war, dass die Be¬ wegungen der Extremitäten nicht frei ausgeführt werden konn¬ ten, ja das Thier nach einem kurzen Marsche so ermüdete, dass es zur weiteren Fortsetzung des Weges auf einen Wagen geschafft werden musste, theilte Gerlach in seiner Schrift „die Trichinen Hannover 1860, mit. Ueber das Vorkommen von Knoten, die aus einer bedeu¬ tenden Zahl solcher Schläuche bestanden, berichtete zuerst Leisering (Bericht über das Veterinärwesen im Königreich 42 Sachsen für das Jahr 18G5) und Dam mann (Virchow’s Ar¬ chiv, Bd. 41, pag. 283. 1867). Die beiden Letzteren haben diese Bildungen hei Schafen beobachtet. Ich habe in den letzten beiden Jahren wiederliolentlich Gelegenheit gehabt, diese Parasitenkrankheit bei Schafen zu untersuchen, und werde in Nachstehendem die Ergebnisse der Untersuchung mittheilcn. Obschon in hiesiger Gegend nicht selten die Miescher’- sclien Schläuche bei Schweinen gefunden werden, so ist die Menge derselben hei einem Individuum in keinem Falle eine bedeutende zu nennen gewesen. Gelegenheit zur Wahrnehmung des Vorkommens Bietet mir die Untersuchung des Schweine¬ fleisches w£gen der Trichinen. Ich finde in 10 Fällen 8 mal die Schläuche in den Muskelfasern und zwar in der Mehr¬ zahl der Fälle, ähnlich wie hei den Trichinen, in den Augen¬ muskeln; selten fehlen sie in den Fasern dieser Muskeln, wenn sie in denen des Zwerchfells oder des Psoas angetroffen werden. Die Grösse dieser Schläuche ist eine sehr verschie¬ dene, der Inhalt derselben jedoch stets von gleicher Be¬ schaffenheit. Die Untersuchung von Schafen auf diese Parasiten hat ergehen, dass die in hiesiger Gegend gezogenen selten dieselben in ihren Muskelfasern bergen, dass dagegen die von Frankreich importirten Schafe des Rambouillet-Schlages enorme Mengen derselben besitzen, und dass ferner hei ihnen die Kolonieen dieser Parasiten an verschiedenen Körpertheilen sich so anhäufen, dass durch sie Knoten gebildet werden, eine Bildung, die bis jetzt bei keinem anderen Thiere beobachtet worden ist. Das Verhalten eines Schaf bockes gewährt insofern ein Interesse, als es darzuthun scheint, dass durch eine grosse Zahl in den Muskelfasern und im Bindegewebe der Muskeln eingelagerte Kolonieen die Ernährung des Körpers in so hohem Grade leiden könne, dass die betreffenden Thiere an Er¬ schöpfung zu Grunde gehen. Der in Rede stehende Schafbock war mit einer grösseren Zahl von Schafen, anscheinend gesund, aus Frankreich hier¬ hergebracht, und gelangte durch Kauf in die Hände eines Gutsbesitzers hiesiger Provinz, um als Zuchtthier verwendet 43 zu werden. Einige Zeit nach der Uebersiedclung begann das Thier in seinem Ernährungszustände zurückzugehen, obschon dasselbe eine sehr kräftige Körnernahrung mit grossem Appe¬ tite verzehrte, es zeigte sich matt, und wurde, da der Zu¬ stand sich nicht besserte, der Bock vielmehr an Körperumfang ahnahm, dem Verkäufer zurückgegeben. Dieser liess ihn zu¬ nächst nach Eldena schaffen, wo seine übrigen Zuchtthiere aufgestellt waren und suchte durch kräftige Nahrungsmittel das Thier in einen besseren Ernährungszustand zu bringen. Da diese Vornahme sich als eine vergebliche erwies, der Bock immer mehr abmagerte, so wurde derselbe getödtet und mir zur Untersuchung und Feststellung des Leidens übergehen. Die Obduction ergab eine vollständige Abmagerung und eine nicht unbedeutende Schwellung der Mesenterial- und der Lymphdrüsen. Das Blut zeigte die normale Zahl der weissen Blutkörperchen. Das Herz und die Lungen sowenig, wie die Organe der Bauchhöhle zeigten pathologische Veränderungen. • Am Schlunde, und zwar vom Schlundkopf herab bis zum Ma¬ gen fanden sich bald grössere, bald kleinere rundliche, gelb¬ lich weiss gefärbte Geschwülste von der Grösse einer kleinen Erbse bis zu der einer kleinen Bohne, deren Durchmesser zwischen -Jr bis i Zoll variirte. Diese Geschwülste waren von geringer Consistenz und lagen theils in der die Oberfläche des Schlundes umgebenden Bindegewebshülle, theils tiefer zwischen den Bündeln der Muscularis des Schlundes. Einzelne kleinere etwas längliche Geschwülste fanden sich in dem zwischen der Muscularis und der Schleimhaut gelegenen Bindegewebe. Ausser am Schlunde wurden dergleichen an und zwischen den Kehlkopfsmuskeln, den Muskeln des Schlundkopfes und des Gaumenseegels gefunden, auch diese hier gelegenen zeig¬ ten eine rundliche Form, dagegen waren die in den anderen Muskeln des Körpers vorhandenen derartigen Geschwülste von länglich rundlicher Gestalt und von t Zoll Länge und i Zoll Dicke. Es zeigten sich diese Gebilde in den Halsmuskeln, in den gemeinschaftlichen Muskeln des Kopfes, Halses und Armes ( Muse, deltoideus et cleudo-mastoideus), den Brustmus¬ keln, Zwischenrippenmuskeln, im Zwerchfell und in den Bauch¬ muskeln. 44 Diese Geschwülste, umgeben von einer feinen Bindege¬ webshülle, welche nach dem Innern der Geschwulst eine Menge von feinen Fortsätzen absandte, zeigten sich als Agglo- merate einer enormen Zahl von Rainey’schen Schläuchen der verschiedensten Grösse und Form. Die Untersuchung der Muskeln ergab die Anwesenheit von Schläuchen in den Mus¬ kelfasern, diese waren so zahlreich vorhanden, dass in dem kleinsten Partikel des Muskels sich stets mehrere derartige Gebilde wahrnehmen Hessen. In den Fasern der Muscularis des Schlundes fanden sich hei diesem Bocke keine Schläuche, obschon die kleinen Geschwülste oder Knoten an diesem Or¬ gane in bedeutender Menge vorhanden wraren. Die Herzmus¬ kulatur barg auch Rainey’sche Schläuche, die Zahl der hier gelegenen war keine bedeutende. Mehrere andere der Rambouillet -Race angehörende und ebenfalls von Frankreich importirte Schafe, welche wegen ihres Alters ausgemerzt und geschlachtet wurden, sind von mir wegen des Vorhandenseins Rainey’scher Körperchen unter¬ sucht worden; in zwei Fällen waren unbedeutende Mengen von kleinen, aus solchen Schläuchen bestehenden Geschwülsten am Schlunde vorhanden, sie erstreckten sich vom Pharynx hinab bis zum Magen und waren auch bei diesen Individuen am oberen Ende des Schlundes von bedeutenderem Umfange und in grösserer Zahl vorhanden als am unteren Theile des Organes. Mit Ausnahme der an dem Kehlkopfe gelegenen Muskeln fanden sich sonst zu Geschwülsten vereinigte Schläuche nicht vor ; dagegen waren sie in den willkürlichen Muskeln der übrigen Körpertheile in eben so grosser Zahl in den Muskelfasern einzeln gelegen vorhanden, wie bei dem Bocke. Bei den Schafen, die nicht alles Fettes baar waren, be¬ merkte man in der den Schlund umgebenden Bindegewebs¬ hülle, wie bei den nur in einem mässig guten Ernährungszu¬ stände befindlichen Thieren, kleine rundliche Fettanhäufungen, die in ihrer Form und Grösse den in Rede stehenden Agglo- meraten Rainey’scher Körperchen sehr ähnlich waren, sich aber nach dem Festwerden des Fettes sehr leicht von jenen durch ihre grössere Festigkeit unterscheiden lassen. Trotz der enormen Masse von mikroskopischen Schläuchen 45 in den Muskelfasern zeigte das Fleisch des Bockes sowenig, wie das der Schafe eine Farbenveränderung, es erschien so roth, wie das der gesunden Thiere. Die Bewegungen, welche die in so hohem Grade von Schläuchen durchsetzten Muskeln der Thiere bewirkten, waren hei den Schafen sehr energisch, auch selbst der Bock war, trotzdem er in seinem Ernährungs¬ und Kraftzustande den Schafen so bedeutend nachstand, doch im Stande, dem ihm angethanen Zwange einen kräftigen Widerstand entgegenzusetzen. Diese Kraftäusserungen durch die Muskeln können nicht befremden, da bei der Lage der Schläuche in den Muskel¬ fasern der grösste Theil der Fibrillen in denselben intact und die Schläuche derartig beschaffen sind, dass sie den Zusam¬ menziehungen der Muskelfasern kein Hinderniss bereiten. Bei den Trichinen sehen wir die Muskelfasern, in welche die Trichinen eingewandert sind, vollständig als solche zu Grunde gehen, und werden daher die Muskeln, deren Fasern grüssten- theils von Trichinen bewohnt sind, functionsunfähig. Während hei dem jungen Schafhocke die bedeutende Zahl von Parasiten dem Körper so viel Ernährungsmaterial entzog, dass ein allgemeiner Schwächezustand herbeigeführt wurde, war bei den anderen Thieren, Mutterschafen von 8 bis 10 Jahren bei einer fast gleich grossen Einwandung dieser Parasiten, die Ernährung des Körpers so wenig beeinträchtigt, dass an den verschiedenen Körpertheilen noch eine Fett¬ ablagerung stattgefunden hatte. Man könnte hieraus den Schluss ziehen, dass junge in der Entwicklung begriffene Thiere, die Einwanderung dieser Parasiten, wenn sie eine gewisse Grenze überschreitet, weniger gut ertragen können, als im Alter etwas vorgeschrittene Individuen. Bei der Ein¬ wanderung der Trichinen sehen wir etwas Aehnliches, auch hier wird durch dieselbe bei jungen Individuen leicht ein Siechthum herbeigeführt, wie ich bei den Versuchen mit Läm¬ mern, die ich trichinisirte, in Erfahrung gebracht habe. Der von Gerlach aufgeführte Fall, wo ein junges Schwein, wahrscheinlich in Folge der Einwanderung einer enormen Zahl der Schmarotzer, in einen Kranklieits-Zustand verfiel, spricht auch dafür, dass unter gewissen Umständen das Leben der 46 Individuen durch die in Rede stehenden Parasiten gefähr¬ det wird. Leise ring gieht hei der Aufführung der Untersuchungs¬ ergehnisse eines vom Kgl. Departements -Thierarzt Winkler ihm übersandten Schafschlundes, welcher mit aus Rainey’- schen Schläuchen bestehenden, höhnen- und erbsengrossen Ge¬ schwülsten besetzt war, an, dass nach den ihm gewordenen Mittheilungen im Jahre 1864 hei einer Menge von Schafen, die gewöhnlich plötzlich gestorben wären, im Verlaufe des Schlundes diese eigentümlichen Geschwülste gefunden wor¬ den seien. Da mm an beobachtete einen Fall, in welchem in Folge eines Oedems des Kehlkopfes ein 9 Jahr altes Negretti- Mutterschaf eingegangen ist, hei welchem eine grosse Zahl von Agglomeraten Rainey’scher Schläuche an der Schleim¬ haut des Velum und Pharynx gelegen gewesen, und diese muthmaasslich die Veranlassung zu dem Oedem gegeben hätten. Dass jedoch nicht in allen Fällen, wo an den zuletzt erwähnten Theilen die Agglomerate Rainey’scher Schläuche sich finden, ein Oedem des Kehlkopfes und Erstickung auf- tritt, beweisen die von mir beobachteten Fälle. Das Aufgeführte ergiebt, dass noch weitere Beobachtun¬ gen dieses Leidens gemacht werden müssen, um Aufschluss darüber zu erhalten, in wieweit diese Parasiten zu solchen Krankheitszuständen Veranlassung gehen können, welche den Tod der Thiere herbeizuführen im Stande sind. Im Grossen und Ganzen verhalten sich diese Parasiten wie die Blasen¬ würmer und Trichinen, die unter gewissen Umständen durch ihre Anwesenheit Leiden herbeiführen , welche den Tod zur Folge haben, unter gewissen Verhältnissen jedoch durchaus keine Störungen des Allgemeinbefindens hervorrufen. Ich lasse nun die Beschreibung der Rainey’schen Schläuche und der durch Anhäufung derselben an einzelnen Stellen her¬ beigeführte Agglomerate, Geschwülste oder Knoten folgen. Die einzelnen Schläuche finden wir stets innerhalb der primitiven Muskelfaser, zwischen dem Sarkolemma- Schlauche und den die Faser bildenden Fibrillen gelegen. Ihre An¬ wesenheit übt nicht einen solchen destructiven Einfluss auf die letzteren aus, wie dies bei den Trichinen der Fall ist, 47 nach deren Einwanderung in die Faser, die Fibrillen sehr bald zu Grunde gehen. Es folgt hieraus, dass das Verhalten beider Parasiten nach ihrer Einwanderung in die Muskelfasern ein verschiedenes sein muss. Die ein wandernden Individuen beider zeigen sich nicht nur verschieden an Grösse und Körperbeschaffenheit , sondern auch ihr Verhalten nach dem Eindringen in die Faser ist und muss auch dadurch schon von verschiedener Wirkung auf die in dem Sarkolemma- Schlauche befindlichen Formelemente sein, als die Trichinen, ehe sie sich einkapseln, sich lebhaft in der Faser auf und ah bewegen, und hierdurch von Anfang an den inneren Zu¬ sammenhang und die Ernährung der Theile stören, die Indi¬ viduen der Rainey’schen Schläuche dagegen keine derartige lebhafte Bewegungen ausführen. Ferner müssen die Wachs¬ thumsverhältnisse verschiedene sein. Von den Trichinen wissen wir, dass in kurzer Zeit ihre Kapseln die Grösse erreichen, die wir hei ihnen seihst lange Zeit nach der Einwanderung wahrnehmen, und diese müssen, da sie einen bedeutend grösse¬ ren Durchmesser als die Muskelfaser besitzen, die sie hin¬ dernden Formelemente der Faser zum Schwinden bringen. Wie schnell die Bildung der Rainey’schen Schläuche vor sich geht, wissen wir nicht, ich glaube jedoch annehmen zu dürfen, dass dieselbe eine viel langsamere ist, als die der Trichine und ihrer Kapseln. Die Schläuche erreichen eine sehr verschiedene Länge, oft beanspruchen sie nur einen kleinen Theil des Innern der Muskelfaser, in anderen Fällen erstrecken sie sich, an einer Seite der Fibrillen gelegen, von dem einem Ende derselben bis zum anderen. Wir dürfen aus der bedeutenden Verschie- • denlieit in der Länge dieser Gebilde wol auf eine langsamere Entwickelung der Schläuche als der der Trichinen schliessen. In allen von mir beobachteten Fällen fand ich diese Schläuche glcichmässig mit den darin befindlichen Individuen erfüllt. Die Form der in den Muskelfasern befindlichen Schläuche ist durch den Sarkolemmaschlauch bedingt, sie muss eine läng¬ liche werden, da der letztere der seitlichen Ausdehnung ein bedeutendes Ilinderniss zu bereiten scheint, dem Läugenwachs- thum ein solches, jedoch nicht störend in den Weg tritt. Wir 48 sehen ja, dass der Durchmesser der jene Schläuche enthalten¬ den Fasern kein wesentlich stärkerer ist. Ursprünglich sind die Schläuche von rundlicher Form, hierfür sprechen die zu Agglomeraten vereinigten Schläuche, die nur vorübergehend durch das Anliegen benachbarter Schläuche polyedrisch sind, denn sobald der Druck auf die Oberfläche von ihnen fern ge¬ halten wird, zeigen sie eine runde Gestalt, wie die Abbildung I und h dies veranschaulicht. I. Ein sehr kleines Stück einer aus Rainey- schen Körperchen be¬ stehenden Geschwulst, a einzelne Rainey’sche Körperchen. Vergrösse- rung 90/,. b. Ein einzelnes Rai- ney’sches Körperchen der Geschwulst. Vergrösse- rung 270/, . c. Ein scheibenför¬ mig erscheinendes Indi¬ viduum aus dem Rainey’- schen Körperchen, d. halbmondförmig gestal¬ tete, auf der Seite lie¬ gende Individuen, e ein solches von elliptischer Form, auf dem Rücken liegend, f zwei mit dem gewölbten Rande nach oben stehende und g ein beinahe vollständig ge¬ strecktes, aufrecht ste¬ hendes Individuum. Ver- grösserung 600/,. Die in den Muskelfasern gelegenen Schläuche besitzen zuweilen an den Rändern ein streifiges Ansehen. Es ist dies nicht durch Wimpern oder Cilien herbeigeführt, wie von eini¬ gen Forschern behauptet wird, sondern es ist die Folge einer Faltenbildung, die an dem Schlauche entschieden statt¬ haben muss und statthat, wenn die Muskelfaser, in welcher das Rainey’sche Körperchen gelegen, und so lange es sich 49 darin befindet, contrahirt wird, da diese Streifen sehr kurze Zeit , nachdem der Schlauch aus den Fasern hinausge¬ fördert ist, verschwinden. Bei den die Geschwülste bilden¬ den Schläuchen ist von einer solchen Streifung keine Spur vorhanden. Die zuweilen an den in den Muskelfasern ge¬ legenen Schläuchen beobachteten Fäserchen , die Reste zu Grunde gegangener Fibrillen, finden wir an den die Ge¬ schwülste bildenden Schläuchen nicht. Der Inhalt der Schläuche besteht aus einer proteinhalti¬ gen Flüssigkeit, die, wenn man die aus den Verletzungen der Knoten hervortretende Masse betrachtet, durch die darin sus- pendirten Körperchen, Fettpartikelchen und anderen Moleküle trübe, etwas milchig erscheint; die unverletzten Schläuche zei¬ gen dagegen an ihren von den darin enthaltenden Kör¬ pern freien Rändern oder Stellen eine klare durchsichtige Flüssigkeit. Betrachtet man einen nicht geöffneten Schlauch durch das Mikroskop genauer, so findet man, dass derselbe von rund¬ lichen, fast scheibenförmigen und länglich runden, fast ellipti¬ schen Körpern, von denen die letztem, auf der hohen Kante stehende Körperchen sind, erfüllt ist, die in der Mitte eine hellere Stelle wahrnehmen lassen. Wir sehen die ersteren, wie die mit c, und die letzteren, wie die mit e und f in der Abbildung bezeichneten Körperchen. Die fiachliegenden, als runde Scheiben erscheinenden Individuen lassen bei genauer Einstellung des Mikroskopes gewöhnlich eine ganz seichte Einkerbung an der Seite erkennen. Deutlicher als die in den geschlossenen Schläuchen befindlichen, zeigen die aus den Schläuchen hinausgetretenen Körperchen die erwähnte Ein¬ kerbung. Wird durch Druck das Bersten des Schlauches lierbei- gefiihrt, so treten die in ihm enthaltenen Körperchen aus der Oeffnung hervor, und verändern sehr bald durch Streckung ihre Gestalt. Wir können bei dieser Vornahme beobachten, wie aus den rundlichen scheibenförmigen Körpern sich da¬ durch, dass die an der einen Seite gelegene Einkerbung grösser wird, diese nach und nach die bekannte halbmond¬ förmige Gestalt annebmen. Bei dieser Gestaltveränderung, die Mittheil. a. <1 naturwissensch. Verein v. Neu- Vorpommern u Rügen. I. 4 50 durch das Strecken der Enden veranlasst wird, bewegen sich die Körper und zeigen sodann je nach ihrer Stellung eine verschiedene Form. Einzelne aufgerichtete, auf dem einen Ende stehende, erscheinen wie kleine runde Zellen mit einem, einem Kerne ähnlichen dunkeln Punkte in der Mitte, g in der Abbildung, andere auf der hohen Kante stehende, wie die mit e und f bezeichneten , wo der convexe Rand nach oben gerichtet ist, erscheinen wie die mit f; ist hingegen der con- cave Rand nach oben gekehrt, so zeigen sie eine Gestalt, wie die mit e bezeichneten Körperchen veranschaulichen. Bei den halbmondförmig gestalteten Individuen, die flach auf der einen Seite liegen, sehen wir, dass die beiden Körperenden spitz sind, und hier einen kleinen rundlichen, etwas durchscheinenden Inhalt bergenden, einer kleinen Zelle ähnlichen Körper wahrnehmen lassen. An die eine Seite derselben grenzt ein grösserer, heller, rundlicher Raum, welcher von hier aus sich bis über die Mitte des Körpers hin erstreckt. Dieses zellenartige Gebilde, welches wir bei der verschieden¬ sten Lage und Stellung der Körper, wenn auch anscheinend verschieden gestaltet, wahrnehmen können, ist von einigen Forschern bei den auf der hohen Kante stehenden Körperchen als Vacuole bezeichnet worden. An dieses Gebilde stösst ein beinahe ebenso grosser mit einem von dunkeln Molekülen ge¬ trübter Inhalt versehener Raum, und zwischen diesem und der am Ende befindlichen kleinen Zelle liegt ein zellenartiges Organ, welches fast stets einen durchsichtigen Inhalt beher¬ bergt. Es enthält somit der Körper jedes Individuums, inclu¬ sive der Terminalzellchen , fünf deutlich abgegrenzte Räume. Die eben beschriebenen Körperchen, weiche durchschnitt¬ lich eine Länge von 0,0143 und eine Breite von 0,0028 Milli¬ metern besitzen, strecken sich nie so bedeutend, dass sie graden rundlichen, an beiden Enden zugespitzten Stäbchen glei¬ chen, stets behält das Ganze eine etwas gekrümmte Gestalt. Die anscheinende Verschiedenheit in der Gestalt, welche diese Körperchen nicht nur wenn sie noch in den Schläuchen sind, sondern auch, nachdem sie aus denselben hinausgetreten, in der proteinhaltigen Flüssigkeit sich befinden, darbieten, Hessen mich zuerst dieselben als verschiedene Entwich elungs- 51 stufen betrachten; bald jedoch überzeugte ich mich, dass ein und dasselbe Körperchen die verschiedenen Gestalten an¬ nehmen kann, und dass die anscheinende Verschiedenheit der Form durch eine Aenderung der Lage jener Körperchen, durch die in der Flüssigkeit stets statthabenden Strömungen veran¬ lasst, herbeigefithrt wurde. Schon Gerl ach hat das verschie¬ dene Erscheinen der Körperchen sehr gut auf der seinem Werkchen über Trichinen beigefügten Tafel VI. und Fig. 5 abgebildet. Die Agglomerate von Rainey’schen Schläuchen, wie wir sic bei den Schafen am Gaumenseegel, Kehlkopf und Schlund oft in sehr bedeutender Zahl, und in geringerer an dem Zwerchfell etc. finden, sind gelblich weisse, verschiebbare Knoten von weicher Consistenz und von verschiedener Grösse. Die Zahl der sie bildenden Schläuche ist eine sehr grosse, nicht einmal annähernd zu schätzende. Zu der Herstellung der Abbildung I ist ein sehr kleines, noch nicht die Grösse des vier¬ ten Theils eines kleinen Nadelkopfes erreichenden Partikelchen eines solchen Gebildes verwendet worden, und besteht aus etwa 40 solcher Schläuche. Die Hülle der Agglomerate bildet eine sehr dünne, aus feinen Bindegewebsfäden bestehende Membran, von der Fortsätze ins Innere der Geschwulst sich begeben, um liier die einzelnen Läppchen zum Ganzen zu vereinigen. Wir finden daher zwischen den Schläuchen Binde- gewebsfiiden. bald in etwas grösserer Zahl vereint, bald ein¬ zelne Fäden derselben. Während die einzeln vorkommenden Schläuche in den Muskelfasern gelegen sind, haben die Agglo¬ merate ihre Lage ausserhalb derselben in dem die Muskel¬ bündel umgebenden Bindegewebe. Ob die erste Anlage zu derselben innerhalb der Muskelfasern stattgehabt, und erst nachher bei fortschreitender Entwickelung der Schläuche diese durch Schwinden des Sarkolemmaschlauches in das dieselben umhüllende Bindegewebe getreten sind, ist bis jetzt unent¬ schieden. Ich glaube annehmen zu dürfen, dass die Bildung der Agglomerate von Anfang an dadurch im Bindegewebe er¬ folgt, dass die Keime oder Embryonen an den betreffenden Stellen verharren und hier ihre weitere Entwickelung eintritt, und dass, wenn zur Entstehung eines Schlauches ein Em- 4* UBRAftt UNWERSVW OF 52 bryo die Veranlassung giebt, zur Bildung eines Agglomera- tes eine bedeutende Zahl solcher nothwendig ist. Wir können somit diese Geschwülste als aus Kolonien von Keimen uns bis jetzt noch unbekannter Individuen kervorgegaugen be¬ trachten. Der Annahme, dass jeder einzelne Rainey’sche Schlauch seinen Ursprung einem Embryo oder einem Keime verdankt, steht der Analogie zu Folge wohl Nichts entgegen. Ich glaube daher annehmen zu können, dass die in den Muskel¬ fasern gelegenen einzelnen Schläuche durch die Einwande¬ rung eines Embryo in die ersteren hervorgerufen worden sind, dass dagegen die Geschwülste oder Agglomerate von derarti¬ gen Schläuchen, welche wir stets in dem Bindegewebe der Muskelbündel gelegen antreffen, Kolonien von Embryonen ihren Ursprung verdanken, die in dem betreffenden Bindegewebe ihren Wohnsitz aufgeschlagen, nicht erst in die Muskelfasern eingedrungen, und nach Zerstörung dieser in das Bindegewebe gelangt sind. Sollte die Einwanderung zunächst in die Muskelfasern stattgefunden haben, so müssten wir bei der grossen Zahl von Embryonen, die eine selbst sehr kleine Ge¬ schwulst zu bilden von Nöthen waren, die Spuren der Muskel¬ zerstörung in allen solchen Fällen wahrnehmen können. Das ist jedoch weder bei dem am Schlund, im Velum etc. gelege¬ nen, noch in den am Zwerchfell, Brustmuskeln etc. gelegenen nachzuweisen. Ueber den Ursprung dieser Schläuche, ob dieselbe dem Pflanzen- oder dem Thierreiche entstammen, sind die Ansich¬ ten verschieden. Das Verhalten der eingewanderten Embryo¬ nen und die Entwickelung der aus denselben hervorgehenden in Schläuchen oder Cysten enthaltenen, geschlechtlich unent¬ wickelten Individuen sprechen dafür, dass die Keime von In¬ dividuen stammen, welche dem Thierreiche angehören. Wür¬ den die Keime von Pflanzen herrühren, so würden wir an den Stellen, wo dieselben ihren Wohnsitz aufgeschlagen, bei dem reichen Ernährungsmaterial, welches ihnen hier zu Gebote steht, arge Zerstörungen der von ihnen bewohnten Körpertheile wahrnehmen, auch würden diese Zerstörungen sehr schnell nach der Einwanderung erfolgen. Das schnelle Vernichten 53 der den pflanzlichen Parasiten als Substrat dienenden Körper¬ teile sehen wir ja so häufig hei den verschiedenen durch sie hervorgerufenen Krankheiten auftreten. Das an pflanzlichen Parasiten eigentümliche Zerstören der Weichtheile des Wohn- thieres ist aber noch nie bei der Anwesenheit von Rainey’- schen Schläuchen beobachtet worden, im Gegenteil, es ist nur ein , so zu sagen , friedliches Zusammenwohnen beobachtet worden. Die Ansicht, dass die in Rede stehenden Schläuche dem Pflanzenreiche angehören dürften, ist von Kühn*) auf¬ gestellt worden, er hält sie für Individuen, welche der Gruppe der Mycophyceten angehören, besonders mit den Chytridien übereinstimmen, und am nächsten der Gattung Synchytrium • _ de Barys stehen. Kühn sagt in Betreff der Bezeichnung die¬ ses Organismen: „Bis zur vollständigen Aufklärung der Natur¬ geschichte der in Rede stehenden Gebilde möchte ich daher Vorschlägen, sie der genannten Gattung anzuschliessen und nach ihrem ersten Entdecker als Synchytrium Miescherianum zu bezeichnen. “ Eine den aufgeführten Ansichten entgegenstehende ist die von Roloff im Centralblatt für die medicinischen Wissen¬ schaften 1868 No. 21 in einer vorläufigen Mittheilung und jetzt eben in einem Aufsätze „die Miescherschen Schläuche oder Rainey’schen Körper“ in Virchow’s Archiv Bd. 46, 4. Heft, pag. 437 veröffentlichte. Roloff hält diese Gebilde für Hau¬ fen von Ly mphkörperchen, die sich mit einer Mem¬ bran umgeben haben, und führt zum Beweise hierfür die Ergebnisse von Untersuchungen, die er bei Schafen, Rindern und Schweinen gemacht hat, an. Er hat diese Miescherschen Schläuche bei Schafen gefunden, die sich längere Zeit hin¬ durch schlecht futterten und schliesslich an Abzehrung, mei¬ stens unter den Erscheinungen der Lungenschwindsucht zu Grunde gingen und bei deren Obduction sich krankhafte Ver¬ änderungen vorfanden, welche die Krankheit als Leukaemie, beziehungsweise ein Pseudoleukaemie, charakterisirten etc. Bei einem Thiere fanden sich an der Lunge, Leber noch die *) Mittheilungen des landwirtschaftlichen Instituts der Universität Halle. Jahrgang 18U5. 54 Lymphdriisen augenfällig erkrankt, und bei den meisten Thie- ren konnte während des Lebens eine Zunahme der farblosen Blutkörperchen constatirt werden. Die Untersuchung der Mus¬ keln von Rindern ergab, dass auch hier die in Rede stehen¬ den Schläuche Vorkommen, und besonders häufig bei denen, welche mit der Perlsucht behaftet waren. Wir können aus den Angaben Roloffs nicht, wie es von ihm geschehen, schliessen, dass die Rainey’sclien Schläuche Lymphkörperchen des betreffenden Individuums sind, ferner können wir ihm nicht darin beistimmen, dass die Schafe, welche Rainey’sche Schläuche beherbergen, sowenig diejenigen, welche nur eine geringe Zahl in den Muskeln besitzen, wie diejeni¬ gen, die zu Knoten oder Geschwülsten vereinigte derartige Schläuche in ihrem Körper wahrnehmen lassen, leukämisch sind, wir haben in keinem Falle, trotzdem das Blut der Thiere hierauf untersucht wurde, ein Pracvaliren der weissen Blut¬ körperchen constatiren können. Wir können auch nicht, weil Rainey’sche Schläuche bei an der Perlsucht leidenden Kühen beobachtet worden sind, eine Krankheit, deren Producte von Virchow den Lymphomen beigezählt worden, diese Gebilde für der Perlsucht eigenthümliehe betrachten, sondern wir können nur sagen, dass sie bei den verschiedenen Thier¬ arten verschieden häufig Vorkommen, sowohl bei ganz ge¬ sunden, wie auch bei den an den verschiedensten Krankheiten leidenden. Es scheint mir ferner nicht gerechtfertigt, einiger Ähn¬ lichkeiten im äusseren Erscheinen wegen nicht zusammen¬ gehörige Gebilde als gleich zu beanspruchen, wie dies von Roloff geschehen. Während die Purkin je’schen Körperchen oder Fäden zellige Elemente enthalten, die den Embryonal¬ zellen vollständig gleichen, und ich nach den von mir ge¬ machten Beobachtungen der Ansicht bin, dass es sich hier um dergleichen zellige Elemente handelt, so sind dies doch andere Bildungen, als die Raincy’schen Körperchen. Die an vielen Stellen des Körpers auftretenden Neu¬ bildungen bei der hochgradigen Perlsucht der Rinder, Bildun¬ gen, die stets im Bindegewebe ihren Sitz haben, (dasselbe mag das zwischen den Muskeln gelegene oder das die einzelnen 55 Theile edler Organe zusammenfügende Bindegewebe, oder end¬ lich das in dem Hohlraum der Knochen sich befindende sein) und welche, sie mögen aufsprossen, wo sie wollen, ihren aus verschieden gestalteten zelligen Gebilden, — bald zu Haufen, reiner Zellen verschiedener Form, bald derartiger von Binde- gewebsfäden durchsetzt — bestehenden Bau wahrnehmen lassen, sind durchaus anderer Natur, und zeigen sich ganz anders als die Rainey’schen Schläuche mit ihrem Inhalt, wenn sie auch im Perimysium, neben den letzteren, oder in den Muskelfasern selbst gelegenen Vorkommen. Die Lebensdauer dieser Parasiten scheint eine ähnliche zu sein, wie die anderer in das Bindegewebe etc. einwandern¬ der. Wir finden in einzelnen Fällen die die Schläuche be¬ wohnenden Individuen abgestorben, und der fettigen Meta¬ morphose erlegen, wie dies bei den Skoleces der Bandwürmer etc. auch beobachtet wird; die Schläuche sind dann mit klei¬ nen Fettmoleculen etc. erfüllt. Dieser fettigen Metamorphose kann auch die Verkalkung folgen, wie ein Fall bei einer Ziege darthut, über welchen mir mein Freund Roloff gütigst brieflich Mittheilungen gemacht, in welchem Falle ein Theil der aus solchen Schläuchen bestehenden Geschwülste, sich ver¬ kalkt zeigte. Was nun endlich die Verbreitung dieser Parasiten an¬ betrifft , so ist diese eine ziemlich grosse. Es giebt, ganz so wie wir dies bei den anderen Parasiten finden, Gegenden, in welchen sie in sehr grosser Zahl vorhanden sind und in grosser Zahl in die verschiedenen, rohe Nahrungsmittel auf¬ nehmenden Thiere einwandern. Nach den bis jetzt vorliegen¬ den Mittheilungen sind als Heerde zu betrachten der Marien¬ werder Regierungsbezirk, die Provinz Sachsen, Hannover, vielleicht auch ein Theil von Oberschlesien , und ferner der Theil von Frankreich, aus welchem wir Rambouillet- Schafe beziehen. Nächst dem letzteren scheinen den Angaben Roloffs zu Folge. in der Provinz Sachsen diese Parasiten die grösste Verbreitung zu haben. 0 Ueber die in Neuvorpommern und Rügen bis dahin beobach¬ teten Fälle von Trichinen - Erkrankung beim Menschen. Von Professor Dr. L. Landois. I. Den ersten Beweis für das Vorkommen der Trichinen heim Menschen im pommerschen Gebiete lieferte die Leiche einer alten Frau, welche von Stralsund her dem anatomischen In¬ stitute zu Greifswald im Winter 1858 übersandt worden war, zu einer Zeit also, in der man weder über die Art der In¬ vasion dieser Parasiten, noch auch über die Symptome der dadurch bedingten Erkrankung irgend wrelche Aufklärung be- sass. Die Muskeln der Verstorbenen, welche im Uebrigen ein normales Aussehen gewährten, waren von Tausenden von stark verkalkten Trieb inenkapseln durchsetzt, so dass das Fleisch äusserlich wie mit feinen Sandkörnern bestreut zu sein schien. Unter dem Mikroskope konnte man sich noch deut¬ lich von dem Leben der Würmer überzeugen. II. Im Anfänge des Jahres 1861 gelang es, aus den Sympto¬ men eine Trichinen-Endemie zu constatiren, welche auf Rügen und zwar auf vier Gütern auftrat, welche einer und derselben Familie angehören. Die Erkrankung zeigte sich zuerst auf dem Gute Vorwerk auf Jasmund, wo unmittelbar vorher eingeschlachtet worden war, es erkrankten die Herrin und zwei Dienstboten. Die erstere reiste sodann nach dem zwei- 57 ten Gute Plüggentin und durch den Genuss des mitgenom¬ menen Fleisches wurde hier der Herr und die Tochter und in sehr geringem Grade wurden einige Domestiken inficirt. Der Wechselverkehr mit den beiden anderen Gütern Muhlitz und Berglase bewirkte es, dass auch hier Erkrankungen vorkamen, auf ersterem Gute wurde der Herr und dessen Ge¬ mahlin, auf letzterem der Herr befallen. Die Zahl der Er¬ krankten ist auf mindestens 10 im Ganzen anzugehen: Die Symptome der Krankheit waren so charakteristisch, dass ein Zweifel an der Trichinen-Invasion auch nicht im Mindesten Statt haben konnte. Es gehört diese Endemie von 1861 mit zu den ersten, welche nach der berühmten Entdeckung der Trichinenkrankheit durch Zenker aus den Symptomen er¬ kannt wurde. *) III. Umfangreicher und verderblicher wurde eine zweite En¬ demie, welche in der Mitte des Monats December 1862 eben¬ falls auf Rügen und zwar auf dem Schlosse Spycker auf der Halbinsel Jasmund zum Ausbruch kam. Es gelang mir damals, die Trichinen in der Mettwurst, die mir durch die Güte des Herrn Collegen Dr. Wentzel in Bergen zuge¬ schickt worden war, mikroskopisch nachzuweisen und dadurch die Diagnose der Krankheit zu sichern. Mein verehrter Col¬ lege Herr Dr. Hohn bäum -Hornschuch, der die ärztliche Hülfe zum grössten Theile geleistet hatte, hat mich über diese Endemie mit manchen interessanten Daten erfreut. Aus der brieflichen Mittheilung desselben ersehe ich, dass in Spycker nach und nach 19 Personen erkrankten, darunter 7 Männer. Zwei Frauen, die Hausfrau und die Schwester derselben, beide bei der Bereitung der Mettwürste vornehmlich beschäftigt, er¬ lagen der Krankheit, erstere nachdem noch eine Ohrspeichel- drüsen-Entzündung hinzugetreten war, letztere unter den Zei¬ chen einer heftigen Bauchfellentzündung. Auch die Kranken¬ wärterinnen und der Arzt erkrankten. Die Patienten waren indess verschieden schwer von der Krankheit ergriffen: so haben die Inspectoren und die Wirthschaftslehrlinge immer *) Landois, Deutsche Klinik 1863 N. 4 und 8, pag 29 und 79. 58 nur tageweise das Bett gehütet; der Krankheitsprocess selbst dauerte aber bei allen Patienten ziemlich gleich lange, nämlich 7 — 8 Wochen. Grosse Muskelschwäche war bei allen das nachhaltigste Symptom. Besonders interessant war es, dass die Leute, welche am sog. „Leutetisch“ gegessen hatten, nicht erkrankt waren, weil sie das Schweinefleisch stark durchge¬ kocht im sog. „zusammengekochten Essen“ verzehrt hatten. Dagegen erkrankten alle, welche vom „Herrentisch“ genossen und vom sog. „Beitisch“: die Herrschaft, die Zofe, die Haus¬ mädchen, der Gärtner, die Inspectoren und Wirthschaftslehr- linge; alle diese hatten frische Mettwurst und leicht geröste¬ ten Braten verzehrt. *) IV. Im Winter 1864/65 sollte Rügen der Schauplatz einer dritten Trichinen-Endemie werden, die jedoch in beschänkte- rem Maasse und weniger heftig auftrat und nur wenige In¬ dividuen befiel. Es war in Ueselitz, woselbst namentlich der Pächter und dessen Frau sich durch den Genuss von rohem Schinken inficirten, in dessen Fleische von den Herren Collegen Dr. Grünberg und Hecht in Stralsund die Tri¬ chinen mikroskopisch nachgewiesen werden konnten. Todes¬ fälle sind nicht vorgekommen. Die Nachricht über diese kleine Endemie verdanke ich den gefälligen Mittheilungen der Herren DDr. Grünberg, Hecht und Hohnbaum - Hornschuch. Aus eben denselben Mittheilungen dieser Herren Collegen ersehe ich ferner, dass es denselben wiederholt gelungen ist, in dem Muskelfleische rügenscher Schweine reichliche Trichi¬ nen zu entdecken und so durch frühzeitige Befunde an den Schlachtthieren die Ausbreitung neuer Trichinenerkrankungen beim Menschen zu verhüten. V. Im April 1865 zeigte sich in Greifswald (in der Praxis des Herrn Collegen Dr. Köhnk) eine auf eine einzige Fa- *) Dieser Umstand gab anfangs zu dem Gerüchte Veranlassung, es sei eine Vergiftung vorgekommen und zwar mit Bleizucker. Ich habe die Wurst auf Blei untersucht und darin auch nicht eine Spur entdecken können, wohl aber war sie stark trichinenhaltig. 59 milie beschränkt gebliebene Trichinen-Endemie. *) Die sämmt- lichen Mitglieder der Familie, sechs an der Zahl, hatten rügen- schen rohen Schinken verzehrt und alle zeigten bald darauf die unzweifelhaftesten Symptome der Trichinenkrankheit. Bei weitem am schwersten ergriffen von der Krankheit waren die Eltern, am wenigsten ein eilfjähriger Knabe; — Todesfälle waren nicht zu beklagen. VI. Zu Schlagtow, einem Gute nicht weit von Greifswald entfernt, wurde am 31. December 1865 in der Försterfamilie ein selbstgezüchtetes Schwein geschlachtet. Die Familie, welche aus dem Manne, der Frau und sechs Kindern bestand, genoss von dem frischen, aber gut durchgekochten Fleische und blieb zunächst gesund. Es war aber auch Mettwurst angefertigt worden und diese war zunächst 14 Tage lang in den Rauch gehängt. Alsdann wurde sie von den Eltern und den drei ältesten Kindern verspeist, die drei jungem assen nicht da¬ von: — nur die fünf Personen erkrankten, welche von der Wurst gegessen hatten, die drei kleineren Kindern jedoch nicht. Der Vater, welcher etwa 1 Pfund Wurst genossen hatte, erkrankte am 18. Januar 1866, der Verlauf der Krank¬ heit war massig schwer, die Reconvalescenz nur langsam. Die Frau, die nur \ Pfund Wurst zu sich genommen hatte, erkrankte 8 Tage später; der Krankheitsverlauf war sehr schwer, die Reconvalescenz äusserst langsam. Die 19jährige Tochter hatte nur ein kleines Stückchen Wurst vor dem 18. Januar gegessen, sie erkrankte leicht Anfangs Februar, zeigte 2 Tage lang Schwellung der Augenlider und war am 9. Fe¬ bruar vollkommen gesund. Der 16jährige Sohn und die 6jährige andere Tochter, die gleichfalls nur kleine Mengen Wurst genossen hatten, waren Ende Januar nur 1 — 2 Tage lang krank. Die drei anderen Kinder, welche nur gekochtes Schweinefleisch, aber keine Wurst genossen hatten, blieben von der Trichinenkrankheit verschont. — In der Wurst und in dem Pökelfleische von dem geschlachteten Schweine fan- *) Mos ler, Virchow’s Archiv, Bd. 33. 60 den sich Trichinen in sparsamer Menge vor. — Die vor¬ stehenden Mittheilungen verdanke ich der Güte meines Colle- gen, des Herrn Privatdozenten Dr. Krähler, welcher die Be¬ handlung der kleinen Endemie geleitet hat. VII. Weitaus die grösste unter allen pommerschen Trichinen¬ endemien kam im October 1866 in Greifswald zum Aus¬ bruch. *) Man greift gewiss nicht zu hoch, wenn man die Zahl aller damals Erkrankten auf ungefähr 140 angiebt, von denen Ein Mann der Parasiten-Invasion erlag. Das Schwein, welches die Krankheit veranlasst hatte, war in einem hiesigen Schlächtergeschäfte ausgeschlachtet und war vorwiegend zu Mettwurst verarbeitet, welche nach einer 5 — 6 tägigen Räuche¬ rung in den Handverkauf gelangte. Fast alle Patienten hatten von dieser Wurst gegessen, welche sie theils direct aus dem Schlächterladen gekauft, theils in Familienkreisen und Wirths- häusern genossen hatten, welche letztere sie ebenfalls dorther entnommen hatten. Bei der nach dem Ausbruche der Endemie veranstalteten Nachsuchung unter den Fleischsorten des Ge¬ schäftes fand sich, dass fast das ganze Schwein im Handver¬ kaufe ausgeboten war, nur Ein Stück fand sich noch einge¬ salzen als durchwachsener Speck, in dessen Muskellagen die Trichinen in ungewöhnlicher Massenhaftigkeit angetroffen wur¬ den. Ausser in Greifswald selbst kamen auch einzelne Fälle vor in einigen umliegenden Gütern und Dörfern; ein Mann aus Stralsund ferner hatte sich bei einem Besuche hierselbst inficirt und erkrankte später in Stralsund, ein junger Mann in Berlin endlich hatte von der fatalen Mettwurst ein Danaer- Geschenk zugeschickt erhalten und erkrankte gleichfalls. VIII. Im Jahre 1866 beobachtete Herr College Dr. Hecht, dem ich diese folgende Mittheilung verdanke, in Stralsund eine kleine Trichinen-Endemie, welche nur auf eine einzige Familie beschränkt blieb. Sämmtliche Glieder des Hausstan¬ des: Mann, Frau, Lehrling und Dienstmädchen erkrankten * *) Grolle und Mosler: Berliner klinische Wochenschrift. 1866. N. 50. 61 nach dem Genüsse von wenig durchgebratenen Klössen ge¬ hackten Schweinefleisches, welches einem Stralsunder Schlächter¬ geschäfte entnommen war, an den unzweifelhaftesten Zeichen einer Trichinen-Invasion. Die Krankheit trat leicht hei der Frau und dem Lehrling, schwerer hei dem Dienstmädchen, sehr heftig hei dem Manne auf, der etwa 6 Wochen schwer darniederlag und erst nach langer Reconvalescenz genass. Von dem Fleische war zur mikroskopischen Untersuchung nichts mehr zu erlangen, da der Schlächter behauptete, von dem dieser Familie verkauften Fleische nichts mehr vorräthig zu \ haben. IX. Eine ebenfalls nur auf eine einzige Familie beschränkt gebliebene Endemie kam im Januar 1868 gleichfalls in Stral¬ sund zur Beobachtung. Herr College Dr. Hecht, der als behandelnder Arzt die Kranken beobachtete, theilt mir brief¬ lich darüber Folgendes mit. Zur besagten Zeit wurde ich zu dem Zimmermann K . . . gerufen, der mit seiner Frau und seinem Sohne unter Erscheinungen erkrankt war, welche den Verdacht einer Trichinen -Einwanderung rege machten. Die augestellten Nachfragen ergaben, dass von einem, acht Tage vorher geschlachteten Schweine wiederholt Fleisch genossen worden war und dass namentlich die Frau heim Bereiten der Mettwürste oftmals das rohe Fleisch gekostet hatte. Ich untersuchte sofort das Fleisch und fand es in hohem Grade trichinenhaltig. Da die Erkrankung des 4 Jahre alten Kua- ben nur unbedeutend war, so Hess ich nur die Eltern in’s Stadtlazareth bringen, aus welchem sie am 16. Februar beide geheilt entlassen wurden. Das Schwein war am 7. Januar geschlachtet und von den Leuten seihst gemästet, es soll stets ein durchaus gesundes Aussehen gehabt haben; die ersten Krankheitserscheinungen nach dem Genüsse des Fleisches zeigten sich am 15. Januar. Aus den vorstehenden Mittheilungeu erhellt, dass in Neu- vorpommern und Rügen die Trichinen gewiss nicht zu den Seltenheiten gehören, vielmehr erscheint unser Gebiet im Ver¬ gleiche mit anderen Gegenden Deutschlands als eines der am 62 meisten durchseuchten, welches vielleicht nur der Harz-Gegend in dieser Beziehung nachsteht. Es resultirt hieraus für die Vorgesetzten Behörden die strenge Pflicht, durch geeignete Massnahmen weiteres Unglück zu verhüten, damit nicht den bis dahin bekannt gewordenen etwa 190 Erkrankten und 3 Todten noch neue Opfer hinzugesellt werden. Als solche geeignete Massnahmen müssen gelten : zu¬ nächst die stets zu wiederholende Belehrung in den Schu¬ len, in den Gemeinden und durch die öffentlichen Blätter, dass der Genuss des Schweinefleisches unter allen Umstän¬ den nur dann völlig gefahrlos sei, wenn dasselbe durch und durch gekocht oder gebraten ist, eine Angabe, die jeder Hausfrau oder Köchin verständlich ist. Selbst stark trickini- ges Fleisch ist in diesem Zustande gefahrlos, da die Siede¬ hitze die Würmer tödtet, wie die Endemie auf Spycker zeigt. Herr College Dr. Hohnbaum -Hornschuch theilt mir mit, dass er durch die Untersuchung einer rügensehen Fleisch¬ probe das Trichinigsein eines Schweines constatirte; das Schwein wurde auf seinen Rath ganz und gar eingekocht und ohne jeden Nachtheil verzehrt. Als fernere Massregel zur Abhaltung neuer Erkrankungen ist zu betrachten die obligatorische Fleischschau bei allen Schlächtern und Privatleuten**) Nur wenn das Schwein durch Sachverständige als nicht trichinenhaltig befunden ist, kann man den Genuss nicht gesottener Fleischspeisen: Mett¬ wurst, Schinken, Räucherwaaren etc. gestatten. Eine unbe¬ dingte Sicherheit kann jedoch die Fleischschau nicht gewäh¬ ren; wer daher unter allen Umständen sicher gehen will, der verzehre Schweinefleisch nur, wenn dasselbe auf dem Feuer durch und durch der Siedehitze ausgesetzt gewesen ist. *) In Rostock ist auf Veranlassung des Herrn Polizeidirektors Dr. Blank die obligatorische Fleischschau eingeführt. Es wurden in der Stadt in 10 Monaten vom Mai bis December 1868 im Ganzen 4052 Schweine untersucht, unter welchen 4 als trichinig erkannt wurden. (Virchow’s Archiv, 1869, Bd. 45, pag. 523.) Aus dem Thierleben. Von Dr. L. Hoefer. Paludina vivipara. Dass die Sumpfschnecken auch in der Gefangenschaft während der Sommernate mit Zwischenräumen von 14 — 21 Tagen jedesmal 1 — 2 Junge gebären und bei gestorbenen Exemplaren dem entsprechend der Eiersack von verschieden weit entwickel¬ ten Embryonen oft vollgepfropft gefunden wird, ist bekannt und mehrfach bewiesen; dass aber die aus dem Leibe der 2 Tage todten Mutterschnecke herausgeschnittenen Jungen, in laues Regenwasser gesetzt fortzuleben und sich fortzuentwickeln im Stande sind, obgleich sie sich in verschiedenen Entwickelungs¬ stadien befinden, dürfte neu und bisher unbekannt sein. Die hierher einschlägige Beobachtung betrifft ein weib¬ liches Exemplar der Paludina vivipara acliatina, die, nachdem sie am 9ten und 29sten Juni jedesmal 2 Junge zur Welt ge¬ bracht, zu kränkeln anfing und starb. Ungefähr 48 Stunden nach dem Tode öffnete ich, nachdem das Thier behutsam aus der Schale genommen, vorsichtig mit Schere und Pinzette den Eiersack, der, auch hier vollgepfropft von in verschiedenen Entwickelungsstadien begriffenen Embryonen, in eine darunter stehende Schale mit lauem Regenwasser eine Menge von kleinen Schnecken entleerte, von denen 8 — 9, allerdings nur die grösseren, wenn auch nicht alle gleichweit entwickelt, nach einer Zeit von ca. 10 Minuten die Deckel öffneten und munter umherzukriechen anfingen. 3 — 4 Monate habe ich diese denn auch lebend erhalten und wenn sie auch zusehends wuchsen, gingen sie später doch durch den bisher im Aquarium für unschädlich gehaltenen Asellus aquaticus zu Grunde, in 64 der Sitzung des naturwissenschaftlichen Vereins vom 4. Decem- her 1867 habe ich den anwesenden Mitgliedern die ea. 2 Monate alten Schnecken lebend vorzeigen können. Hyla viridis. Der Laubfrosch, der meistens, wenn wir ihn den Winter über im warmen Zimmer halten, bald zu kränkeln anfängt und stirbt, weil ausser dem Winterschlafe lebende Insecten, Fliegen u. s. w. zu seiner Nahrung fehlen, lässt sich den Win¬ ter wie den Sommer über sehr gut mit todten (getrockneten) Fliegen erhalten und gedeiht hei dieser Nahrung vorzüglich. Dasselbe beobachtete ich hei Rana bombina s. Bombina ignea. Salamandra maculata. Der gefleckte Erdsalamander ist nicht, wie bisher behaup¬ tet wurde, stumm, sondern gibt häufig, selbst im Winter, wenn er in einem frostfreien Zimmer gehalten wird, einen Laut von sich, der wie U — ik klingt. Zur Statistik und Verbreitung der plianerogamischeu Pflanzen von Neu- Vorpommern und den Inseln Rügen und Usedom. Von Dr. Th. Fr. Marsson in Greifswald. In dem hiesigen, einen Flächenraum von 87^ DMeilen um¬ fassenden Florengebiete sind bis jetzt,*) 1126 Arten mit Einschluss der eingeschleppten und wichtigsten Cultur-Pflanzen beobachtet worden, worunter 835 Dicotyledonen und 291 Mouo- *) Flora von Neu-Vorpominern und den Inseln Rügen und Usedom von Dr. Th. Fr. Marsson. Leipzig. Verlag von Wilh Engel mann 1869. 65 cotyledonen. Hierzu kommen noch 24 Bastarde, die zum Tlieil von manchen Botanikern als Arten angesehen werden. Es ist demnach das Verhältniss der Monocotyledonen zu den Dicotyledonen 1 : 2,9 während es für ganz Deutschland mit der Schweiz 1 : 3,8 beträgt. Unter den hiesigen Pflanzen befinden sich als für unsere Küstenflora characteristisch 20 Arten ausschliessliche Strand¬ pflanzen, die nicht im Binnenlande Vorkommen, nämlich: Cakile maritima Scop., Crambe maritima L., Cochlearia angliea L., C. danica L., Sagina maritima Don, Honckenya peploides (L.) Ehrh., Orohus maritimus (L.) Rclib., Eryngium maritimum L., Statice Limonium L., Atriplex litorale L., A. Bahingtonii Woods, Juncus halticus Willd., J. maritimus Lmk., Ruppia spiralis Dum., Zostera marina L., Carex extensa Good., Festuca thalassica Knth., F. procumhens (Curt.) Knth., Triticum junceum L., Lepturus filiformis (Roth.) Trin., und noch drei nur dem Meeresstrande angehörende Bastarde: Ammophila baltica, Triticum acutum u. T. strictum. Ausserdem kann man noch 42 Arten unterscheiden, deren Vorkommen wegen des zu ihrer Entwickelung mehr oder weniger nothwendigen Salzgehaltes des Bodens oder Wassers durch die Küste bedingt ist, welche jedoch an ähnlichen Lokalitäten auch im Binnenlande hier und da angetroffcn werden. Hierzu gehören: Ranunculus Baudotii Godr., Lepidium latifolium L., L. nulerale L. Coronopus Ruellii All., C. didymus (L.) Sm., Althaea officinalis L., Spergula halophila Marss., Silene viscosa (L.) Pers., Melilotus dentatus (W. KJ Pers., Tetragonolobus siliquosus (L.) Rth. , Trifolium fragiferum L., Bupleurum tenuissimum L. , Apium graveolens L., Oenanthe Lachenalii Gm., Aster Tripolium L., Artemisia maritima L., Taraxacum paludosum (Scop.) Crep., Odontites litoralis Fr., Glaux maritima L., Samolus Valerandi L., Erytliraea litoralis (Sm.) Fr., Plantago Coronopus L., P. maritima L., Rumex mari¬ timus L., R. paluster Sm., Suaeda maritima (E.) Dum., Sali- cornia herhacea L., Salsola Kali L., Ohionc pedunculata (L.) Moq., Atriplex calotheca (Rafn) Fr., Ruppia rostellata Koch, Triglochin maritima L. Scirpus maritimus L. , S. Tahernae- montanus Gm., S. rufus (Huds.) Schrd., S. parvulus R. u. S., Mittheil. a.d.naturwissenMoh. Verein v. Neu -Vorpommern u. Rügen. 1. 5 6G S. pungens Vahl, Alopecurus arundinaceus Poir.,Festuca distans (L.) Knth, Ammopliila arenaria (L.) Lk., Hordeum secalinum Schrb. H. arenarium (L.) Ascb. Die artenreichsten Familien sind die folgenden 11, welche zusammen über die Hälfte der vorhandenen Phanerogamen enthalten. Compositae mit 114 Arten. Gramina 104 - Cyperaceae - 70 - Papilionaceae 65 - Cruciferae 57 - Rosaceae 44 - Scrophulariaceae 42 Lahiatae 41 - Umhelliferae 29 - Alsinaceae 2G - 592 Arten. Die den physiognomischen Charakter der Flora haupt¬ sächlich bestimmenden Familien sind die Coniferae und Arnen- taceae (im weiteren Sinne) als die Wälder bildenden Bäume, besonders durch Pinus, Fagus, Quercus und Betula vertreten, dann die Gramina und Cyperaceae als die überwiegenden Bestandtheile der den bei weitem grössten Theil des Bodens einnehmenden Aecker, Wiesen, Triften und Sümpfe. Diesen schliessen sich die Papilionaceae, Solanaceae und Cruciferae an, hauptsächlich aber nur durch die Culturfelder von Trifolium, Pisum, Vicia, Lupinus, dann von Solanum tuberosum und Brassica, mit denen oft manche Arten der Compositae massen¬ haft vermischt sind, so dass die Felder oft blau von Centaurea Cyanus L. oder gelb von Chrysanthemum segetum erscheinen. In einem besonders artenreichen Verhältnisse steht bei uns die Familie der Orchidaceae. Wir zählen 29 Arten, so dass auf 40 Pflanzenarten schon eine Orchidaceae kommt, während im ganzen Deutschland mit der Schweiz (die Zahl der Arten zu 3200 angenommen) erst auf 58 Arten eine Orchidaceae kommt. Vergleichen wir unsere Nachbarfloren mit dem hiesigen Gebiete, so treten auch dort die Orchidaceen zurück. Mecklen¬ burg hat nur 2G, also 3 Arten weniger, ebenso das übrige 67 Pommern, Ost- und Westpreusseu. Einen wesentlichen Antlieil an diesem Orchidaceen- Reichthum hat die Insel Rügen mit ihrer Kreideformation, die allein 3 Arten hervorbringt, welche in dem übrigen Gebiete nicht gefunden sind, nämlich Orchis purpurea Huds., Cephalanthera grandiflora (Scop.) Bab. und Cypripedium Calceolus L. , ausserdem hat Rügen nur allein Listera cordata (L.) R. Br. und noch 3 andere Arten, welche nur die Insel Usedom mit ihr gemeinschaftlich besitzt, wie Epipogon aphyllus (Schm.) Sw., Epipactis rubiginosa (Crtz.) Gaud. und Microstylis monophylla (L.) Lindl. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Rügen nicht allein sännntliche Orclii- daceen Pommerns besitzt , sondern noch einige mehr, wie vermuthlich Orchis ustulata L. und Anacamptis pyramidalis Rieh., die noch nördlicher auf den Rügen so ähnlichen däni¬ schen Inseln gefunden sind. Als noch nicht weiter in Deutschland gefunden sind 4 Arten zu bemerken: * Atriplex Babingtonii Woods, eine interessante hier in 2 Formen auftretende Strandpflanzen, die sich nur auf die Aussenküsten Rügens und die Nordspitze Usedoms zu beschränken scheint; dann ferner zwei als neu unterschiedene Brombeerarten, Rubus Münteri und R. macran- thelos Marss, die bis jetzt nur bei Wolgast beobachtet, aber ohne Zweifel weiter verbreitet sind. Hierzu kommt noch eine Brombeerart, welche schon 1813 von Hayne als R. nemorosus aufgestellt, aber bisher stets verkannt wurde, so dass sie hier gewissermaassen als neue Pflanze erscheint, welche aus Deutschland mit Sicherheit noch nicht bekannt ist. Die Gat¬ tung Rubus ist durch 17 Arten im Gebiete vestreten, welche Zahl sich bei fortgesetzter Beobachtung dieser schwierigen Gattung noch vermehren dürfte. Noch 3 andere Pflanzen Ranunculus Baudotii Godr-, Taraxacum erythrospermum Andrz. und Alopecurus arundi- naceus Poir. sind im übrigen Deutschland bisher meist über¬ sehen worden und mit Sicherheit auch nur aus dem hiesigen Gebiete bekannt. Wenn nun auch die Bodenbeschaffenheit unsers Gebietes ganz ähnliche Verhältnisse bietet, wie sie in den benachbarten Provinzen der norddeutschen Ebene, der die reiche Ab- 'o 68 wecliselung eines Gebirgslandes fehlt, Vorkommen, so sind doch auch hier manche Pflanzen für einzelne Gebietstkeile characteristisch und fehlen in andern Theilen, ohne dass man bis jetzt im Stande wäre, die Ursachen dafür anzugeben. So hat das südliche Peenegelnet: Sanguisorha officinalis L., Utricularia intermedia Hayn., Veronica longifolia L., Ophrys muscifera Huds., Carex Buxbaumii Whnhg., Grapke- phorum festucaceum (Willd.) A. Gray allein, gemeinschaftlich mit den Recknitz- und Trehel- Wiesen dann noch Pedicularis Sceptrum L., Sweertia perennis L., Betula lmmilis Schrnk., und Sclioenus ferrugineus L. Ganz isolirt an einzelnen Punkten sind bis jetzt bei Demmin Seorzonera purpurea L., Orobancke Epithymum DC., Allium fallax Schult., hei Anclam Daphne Mezereum L. und hei Trihsees Digitalis ambigua Murr., Pulmonaria angustifolia L. und Viola epipsila Led. beobachtet. Die Umgegend von Barth hat nur allein: Malva pusilla With. noch bis Hiddensee vordringend, Vicia tenuifolia Rtk., Orobanche elatior Sutt., welche seltene Pflanze an ihrem ein¬ zigen Standorte nur immer in wenigen Exemplaren und oft in einer Reihe von Jahren gar nicht erscheint, Narcissus Pseudo-Narcissus L. und Gagea minima (L.) Schult. Bei Grimmen finden wir bis jetzt nur Cnidium venosum (Hoffm.) Koch und hei Loitz allein Melampyrum cristatum L. und Scirpus radicans Schk. In der Umgegend Stralsund’s finden wir bisher nur: Cochlearia anglica L., Potentilla supina L. , Epilohium adnatum Grisb., Cirsium lieterophyllum (L.) All., Centaurea solstitialis L., Crepis setosa Hall., Orchis mili- taris L., Carex chordorrhiza Ehrh. und C. strigosa Huds. Nur allein bietet uns die Umgegend Greifswalds: Fumaria capreolata L., F. densiflora DC., Geranium pratense L., Valerianella carinata Loisl., Galinsoga parviflora Cav., Senecio sarracenicus L., Linaria Elatine (L.) Mill., Orobanche pallidi- flora W. Gr., welche nur erst in wenigen Exemplaren gefunden wurde, Juncus filiformis L., Setaria verticillata (L.) P. B. Um Wolgast finden wir: Cardamine birsuta L., Dianthus arenarius L., Rulms Münteri Marss., R. vulgaris W. u. N., R. macrantkelos Marss., R. maximus Marss., R. nemorosus 69 Hayn., letztere Beide sich noch im Küstengebiete Usedoms verbreitend, Galium silvestre Poll., Taraxacum erythrospermum Andz., Mentha silvestris L., Polygonuni mite Schrak., Juncus Tenageia Ehrh., Potamogeton praelongus Wulf., Festuca pro- cumbens (Curt.) Kntli. , F. Pseudo -Myurus Soy.-Will., F. sciuroides Rth., F. heterophylla Lmk. Die Insel Rügen hat eine grössere Anzahl eigentümlicher Pflanzen, wovon gewiss aber noch mehrere in dem benachbar¬ ten Pommern gefunden werden. Als Pflanzen der Kreide¬ formation und daher vorzugsweise auf Jasmund treten auf: Viola mirabilis L., Aquilegia vulgaris L., Dentaria bulbifera L., Cardamine impatiens L., Inula Conyza DC., Crepis prae- morsa (L.) Tsch., Orchis purpurea Iiuds. , Cephalanthera grandiflora (Scop.) Bab. , Cypripedium Calceolus L., Carex pendula Huds., auserdem unabhängig von der Kreide: Poten- tilla recta L., Chrysosplenium oppositifolium L., Petasites all)us (L.) Gaertn., Verbascum Lychnitis L., Myosotis silvatica (Ehrh.) Hoffm., Teucrium Scorodonia L., Tithymalus Esula (L.) Scop., Listera cordata (L.) R. Br., Deschampsia discolor (Thuill.) R. u. S. ; ferner auf Mönchgut Tetragonolobus siliquosus (L.) Rth. und Lepturus filiformis (Rth.) Trin. ; mehr im westlichen Theile der Insel und auf Hiddensee: Corydalis pumila (Host) Rchb., Silene viscosa (L.) Pers., Cochlearia danica L. , Lepi- dium latifolium L., Ulex europaeus L., Festuca inermis (Leyss.) DC. und Statice Limonium L., letztere bis zum Dars verbreitet gleich wie Crambe maritima L. Auf der Insel Usedom finden wir nur allein: Elatine Hydropiper L., Rubus Chamaemorus L., Rosa sepium Thuill., Epilobium chordorrhizum Fr., Eryngium planum L. , Pirola media Sw., Atriplex roseum L., Allium acutangulum Schrd., Potamogeton rutilus Wolfg. , Cyperus flavescens L. , Scirpus pungens Vahl. Dann hat die Insel noch mehrere Pflanzen mit Rügen gemeinschaftlich, welche noch nicht in Neu- Vor¬ pommern gefunden sind, wie Orobus maritimus (L.) Rchb., Libanotis montana Crtz. , Arctostaphylos Uva ursi (L.) Spr., Koeleria glauca (Schk.) DC., Hippophae rhamnoides L. , Salix daphnoides Vill. , Epipogon aphyllus (Schm.) Sw., Epipactis rubiginosa (Crtz.) Gaud., Microstylis monophylla (L.) Lindl. 70 Die beiden kleinen Inseln Oie und Vilm besitzen aus¬ schliesslich das Allium ursinum L. Bis jetzt allein in der Peene zwischen Lassan und Wol¬ gast wurde die schöne Wasserpflanze Limnanthemum nymphae- oides (L.) Lk. beobachtet. Von besonderem Interesse ist noch eine Anzahl Pflanzen, die in unserem Gebiete, soweit die bisherigen Beobachtungen reichen, nach irgend einer Richtung hin die Grenze ihrer Ver¬ breitung für Deutschland oder Europa finden. I. Es erreichen bei uns die Westgrenze: Silene viscosa (L.) Pers. an der Nord Westküste Rügens und auf der Insel Hiddensee. Erscheint in Deutschland erst wieder wenn gleich sehr selten in Böhmen und verbreitet sich von hier östlich nach Russland. Kommt auch in Schweden und Dänemark vor und geht hier nur ein wenig westlicher bis nach Jütland. Dianthus arenarius L. bei Wolgast in einer Linie, die vom Cisaberge nördlich bis Spandowerhagen verläuft. Geht sonst östlich über Usedom durch Pommern, Preussen nach Russland. In Schweden nur in Gothland und kaum west¬ licher als hei uns, fehlt aber in Dänemark. Eryngium planum L. an der Swine bei Swinemünde, fin¬ det sich östlich im Oder-, Warthe- und Weichselgehiete. Microstylis monophylla (L. ) Lindl. erreicht an der Ostküste Rügens die nordwestlichste Grenzlinie im nördlichen Deutsch¬ land; südwestlich von diesem Standorte nur auf dem Hengster in der Wetter an. II. Die Ostgrenze erreicht hier eine weit grössere Anzahl von Pflanzen, nämlich: Pulsatilla vulgaris Mill. auf Rügen, erreicht die Peene nicht mehr, dringt aber von Schlesien an südlich wieder gegen Südost vor. Althaea officinalis L. am Ausfluss der Peene bei Peene¬ münde, an der deutschen Küste nicht weiter östlich beobachtet. Crambe maritima L. auf der Ritgenschen Halbinsel Jas- mund, nördlich noch in Scandinavien, erscheint südöstlicher erst wieder am Schwarzen Meere. Cochlearia anglica L. im nordöstlichen Küstenwinkel von 71 Neu- Vorpommern bei Wendisch-Langendorf ihre östlichste Ab¬ weichung in Europa erreichend. Cochlearici danica L. hier häufiger als die vorige Art, an der Westküste Rügens und an der Südküste bis zur Halbinsel Drigge vordringend; in Deutschland nicht weiter östlich, in Schweden nur wenig unsern Meridian östlich überschreitend. Lepidium latifolium L. auf der Insel Ummanz an der Westküste Rügens; an unserer Küste nicht weiter östlich, sonst vereinzelt an Salzstellen des Binnenlandes. Sagina maritima Don noch auf Usedom und Wollin, über¬ schreitet vielleicht noch die Odermündungen und dringt nach der hinterpommerschen Küste vor. Ist wohl wegen der Klein¬ heit oft übersehen. Ulex europaeus L. hei Gingst auf Rügen die Nordost¬ grenze erreichend, dringt etwas südöstlicher vereinzelt noch bis zur Oder bei Pölitz vor; in Scandinavien nur sporadisch durch Schiffsballast eingeschleppt und meist westlicher als unser Standort. Apium graveolens L. dürfte die Odermündungen nicht mehr weit überschreiten, die Diwenow -Mündung ist bis jetzt der östlichste Standort an unsrer Küste. Fehlt in Preussen. Bupleurum tenuissimum L. ist östlich von Usedom noch nicht gefunden, ebenso wie Oenanthe Lachenalii Gm., die bei Swinemünde noch häufig vorkommt; beide erreichen wohl nicht mehr die hinterpommersche Küste. Galium saxatile L. findet sich im mittleren Deutschland zwar noch in Schlesien, scheint aber gegen die Küste östlich von der Peene nicht weiter vorzudringen. Pulicaria dysenterica (L.) Gaertn. auf dem nördlichen Usedom; überschreitet die Odermündungen wahrscheinlich nicht mehr. Artemisia maritima L. an der Westküste Rügens, an der Ostkiiste nicht mehr beobachtet; findet sich sonst noch an einigen Salinen Thüringens, doch nur westlich von unserem Standorte. Ilex Aguifolium L. Die Insel Greifswalder Oie, südöstlich von Rügen ist der östlichste Standort, bis zu welchem dieser für unsere Flora einzige immergrüne Strauch aus dem west- 72 liehen Deutschland sich durch Mecklenburg, den nördlichen Tlieil Neu -Vorpommerns und Rügens verbreitend, vordringt; er fehlt schon südlich von der Peene, sowie der Mark und dem ganzen östlichen Deutschland. Teueriicm Seorodonia L. hat im südöstlichen Theile Rügens die östlichste Grenze seiner Verbreitung im nördlichen Deutschland. Statice Limonium L. an der Nordwestküste Rügens: fehlt schon der Südostküste. Plantag o Coronopus L überschreitet noch die Oder- miindungen bei Divenow und dringt vielleicht noch etwas weiter in Hinterpommern vor. Fehlt in Westpreussen und wird nur zuweilen durch Schiftsballast eingeschleppt. Eine ähnliche Verbreitung zeigen Suaeda maritima (L.) D um. und Salicornia herbacea L. Obione pedunculata (L.) Moq. hat bei Greifswald in Deutschland ihre östlichste Abweichung, findet sich dann aber wieder östlicher in weiterer Ferne an Salzstellen Russlands. Ruppia rostellata Koch ist bis jetzt auch nicht östlich von Swinemünde gefunden. Junens maritimus Lmk. scheint am Ausflusse der Peene auf Usedom schon seine östlichste Abweichung zu erreichen, jedenfalls überschreitet er die Odermündungen nicht mehr. Car es: extenso, Good. erreicht auf der Nordspitze Usedoms ihre östlichste Abweichung. Car ex strigosa Huds. überschreitet die Oder nicht mehr, und bilden Abtshagen bei Stralsund und Hökendorf bei Stettin die beiden äussersten Punkte ihrer östlichen Grenzlinie. Car ex pendula Huds. erreicht auf Rügen in den Ufer¬ schluchten der Stübnitz ihre nordöstlichste Verbreitung, geht südöstlich noch nach Schlesien. Seirpus parvulus R. S. hat auf der Nordspitze Usedoms am Peenemünder Kölpinsee seinen östlichsten bis jetzt bekannten Standort in Deutschland, findet sich dann aber wieder in Liefland, daher wahrscheinlich auch in Hinterpommern und Preussen vorkommend und nur der Kleinheit wegen übersehen. Phleum arenarium L. hat aul der Insel Hiddensee den östlichsten Standort an der deutschen Küste. 73 Deschampsia discolor (Thuill.) R. lind S. Bei Golm an der Nordostküste Rügens ist der ziemlich vereinzelt stehende Standort ihrer östlichen Abweichung. Ist bisher weder in Mecklenburg noch in der Mark noch im südöstlichen Deutsch¬ land gefunden. Feduca thalassica Knth. am Ausfluss der Peene; mit Sicherheit östlicher in Deutschland nicht gefunden. Festuca Pseudo- Myurus Soy.-Will. bei Wolgast; im Küsten¬ gebiete östlicher nicht beobachtet. Festuca sciuroides Rth. auf der Insel Usedom; im Küsten¬ gebiete noch nicht östlicher gefunden. Ueher die Verbreitung des Ranunculus Baudotii Godr. und Alopecurus arundinaceus Poir lässt sich bis jetzt nichts Sicheres angeben, weil die Pflanzen mit ihren Verwandten stets verwechselt wurden. Nach der Häufigkeit ihres Vor¬ kommens im hiesigen Gebiete kann man annehmen, dass sie an den deutschen Küsten weiter verbreitet sind. Der Alo¬ pecurus kommt im ganzen Norden und in Russland vor und könnte möglicherweise hier seine westlichste Grenzlinie erreichen. Bei dem Ranunculus findet vielleicht der umge¬ kehrte Fall statt, so dass er hier etwa seine östliche Grenz¬ linie findet. III. Die folgenden Arten fehlen nördlich auf der dänischen Insel Seeland und in Scandinavien, erreichen daher für die Meridiane unsers Gebiets hier die Nordgrenze, wenn auch die eine oder andere Art westlicher durch die Elbherzogthümer oder östlicher durch die Russischen Ostseeprovinzen etwas nördlicher geht. Ranunculus lanuginosus L., Diantlms Carthusianorum L., Silene Otites (L.) Sm., Astragalus Cicer L. Coronilla varia L., Potentilla supina L., P. recta L., Laserpitium prutenicum L., Valerianella rimosa Bast., Inula Conyza DC., Senecio ver- nalis W. K., Centaurea paniculata Jacq., Tragopogon major Jacq., Scorzonera purpurea L. , Chondrilla juncea L., Crepis virens Vill., Hieracium echioides Lumn., Limnanthemum nynq)haeoides (L.) Lk., Sweertia perennis L., Veronica latifolia L., Digitalis ambigua Murr., Orobanche caryophyllacea Sm., 0. Epithymum DC., Stächys recta L., Juncus Tenageia Ehrh., 74 Potamogeton rutilus Wolfg., P. trichoides Cham-, Cy perus fia- vescens L. , Scirpus pungens Vahl, S. radicans Schk., Carex pendula Huds., C. strigosa Huds., Panicum sanguinale L., Setaria glauca (L.) P. B., Festuca procumbens (Curt.) Knth., 9 F. Pseudo -Myurus Soy.-Will., F. sciuroides Rth., F. hetero- phylla Lmk. IV. Die Südgrenze ihrer Verbreitung erreichen hier fol¬ gende Arten. Juncus balticus Willd. und Alopecurus arundinaceus Poir. aber dieser nur für Deutschland und der Bastard Ammophila baltica Lk. Noch einige Pflanzen will ich erwähnen, die im nörd¬ lichen Deutschland schon mehr verbreitet sind, unser Gebiet aber nur an der Südgrenze in der Nähe der Peene erreichen und weiter nördlich in unserm Gebiete noch nicht bemerkt wurden. Es sind: Helianthemum Chamaecistus Mill., Salvia pratensis L. und Verbascum thapsiforme Schrd. L. Schliesslich möchte ich die Aufmerksamkeit noch auf ein Paar Pflanzen lenken, die früher bei uns häufiger waren, jetzt aber immer mehr vershwinden und vielleicht ganz untergehen. Es ist zuerst die Eibe Taxus baccata L., ein vor Jahr¬ hunderten durch ganz Deutschland verbreiteter kleiner Baum oder Strauch, der den Schatten liebt, durch die Waldcultur jetzt fast ausgerottet ist und sich nur noch an den der Cultur unerreichbaren, steilen Kreideufern Jasmunds hält. Dass sie bei uns früher gar nicht selten war, beweisen die noch erhal¬ tenen Namen „Ibenhorst, Ibenbruch“. Auch soll der Name zweier Rügenscher Halbinseln „Thiessow“ auf die Eibe Bezug haben. Auf dem Dars muss sie noch im vorigen Jahrhundert häufig gewesen sein, und noch jetzt finden sich in den Brüchen alte Taxusstubben, die wegen ihres harten, schwer ver¬ gänglichen Holzes sich wohl Jahrhunderte zu halten im Stande sind. Eine zweite Pflanze, die dem Untergänge bei uns geweiht zu sein scheint, ist Parietaria officinalis L. Vielleicht ursprüng¬ lich in Deutschland nicht einmal wild, war sie doch allgemein verbreitet auf Schutt, an alten Mauern, z. B. sehr häufig an der nördlichen Stadtmauer von Greifswald und Stralsund, an 75 Steinmauern bei Wolgast. Mit dem Abbruche dieser Mauern verschwindet sie auch jetzt immer mehr und scheint nur noch in wenigen Exemplaren vorhanden. Auf der andern Seite muss ich noch einiger eingewander¬ ter Pflanzen gedenken, die in neuester Zeit so zahlreich auf¬ getreten sind, dass man sie für wirklich einheimisch halten könnte, wenn nicht eine vieljährige Beobachtung das Gegen- theil bewiese. Erigeron canadensis L. war vor einigen 20 Jahren noch eine seltene Pflanze, während sie jetzt zu den sehr häufigen gehört. Psilonema (Alyssum) calycinum (L.) Mey. noch vor einem Decennium selten, findet sich jetzt fast auf allen Kleeäckern, die überhaupt uns immer mehr Fremd¬ linge durch den Schlesichen Kleesamen zuführen. Der merk¬ würdigste Fremdling, den wir diesem Kleesamen verdanken, ist jedenfalls Senecio vernalis W. K. Früher selbst in Schlesien selten, ist diese Pflanze des mittleren Russlands immer w stlicher gewandert. Die ersten vereinzelten Exem¬ plare bemerkte ich im Jahre 1854 auf einem Kleeacker bei Wolgast, jetzt ist die Pflanze so massenhaft verbreitet, dass im Frtihlinge oft manche Aecker gelb durch sie erscheinen und die Befürchtungen der Landleute für eine Beeinträchtigung ihrer Culturpflanzen nicht ohne Grund sein dürften. Beiträge zur Geognosie von Pommern. Von Dr. Scholz in Eldena. Die Zahl sowohl älterer als neuerer Geognosten, welche Untersuchungen über Pommern angestellt haben, ist bekannt¬ lich nicht gering; jedoch sind diese Untersuchungen entweder ganz allgemeiner Natul\ oder sic erstrecken sich auf einzelne Punkte anstehenden älteren Gebirges, wie der Kreide (von Hagenow), des Tertiärgebirges oder des pommerschen Jura. 76 Gerade das Diluvium, wurde nicht nur bei uns, sondern in der norddeutschen Ebene überhaupt, obwohl die vorherrschende Bildung, noch bis in die neueste Zeit hinein als eine in ihren einzelnen Theilen kaum in Zusammenhang zu bringende, un¬ regelmässige Ablagerung der Zertrümmerungsproducte älterer Schichten betrachtet und demgemäss behandelt, bis nach dem Vorgänge von v. d. Borne für Pommern (Zeitsehr. der deutschen geol. Ges. Bd. 9), Berendt (die diluvialen Ablagerun¬ gen der Mark Brandenburg, 1863) aus der Potsdamer Gegend grössere Gesetzmässigkeit in der Reihenfolge der Diluvial¬ schichten nachwies *). Diese Gesetzmässigkeit wird von v. Ben- ningsen-Förder in seinem „Nordeuropäischen Schwemmland“ in etwas anderer Auffassung und für das von ihm behandelte Gebiet bei dem Mangel an Specialforschungen vielleicht noch zu zeitig, für den ganzen Norden beansprucht. Vor Kurzem hat wiederum Berendt und mit ihm Zaddacli (vergl. Verhandlun¬ gen der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg, Band 7 und 8) auch in O stpreus sen eine bestimmte Gliederung der Quartärformation festgestellt, welche mit der in der Mark Brandenburg in guter Uebereinstimmung steht. — Da v. d. Borne, der hauptsächlich Hinterpommern ins Auge gefasst hatte, in seinen Untersuchungen im Allgemeinen keine von jenen ab¬ weichende Resultate erlangt hat, so war auch bei speciellen Diluvialaufschlüssen Vorpommerns das Gleiche zu erwarten. Abgesehen von ihren wissenschaftlichen Resultaten schienen Untersuchungen solcher Punkte schon im Interesse einer vor¬ herrschend ackerhautreihenden und daher auf genaue Kennt- niss der oberen Bodenschichten angewiesenen Bevölkerung zu liegen. — Küstenpunkte sind in den meisten Fällen zu der¬ artigen Untersuchungen am geeignetsten, weil die See mit Mitteln, welche der Natur im Binnenlande nicht in dem Grade zu Gebote stehen, fortwährend Profile ausmeisselt, welche durch Vergleiche mit den Einschnitten der Flussthäler die Controlle für die Beobachtung im Innern des Landes gewähren. *) Vergl. auch Behm, Bildung des untern Oderthals, Ztschr. d. d. geol. Ges. Bd. 18. p. 777 ff. 77 Eine der vorgeschobensten und am meisten den Einflüssen der See ausgesetzten Parthieen der zwischen Oder und Elbe belegenen deutschen Ostseeländer ist die Insel Rügen, daher lag der Gedanke nahe, an ihren Uferwänden Einblicke in den geognostischen Bau der Provinz zu gewinnen. Am mächtigsten erscheinen die quartären Bildungen im nördlichen und nordöstlichen Theile von Rügen entwickelt, die zugleich den Zusammenhang und die Aehnliclikeit mit der dänischen Nachbarinsel Mön deutlich hervortreten lassen. — Eine Schilderung der geognostischen Verhältnisse jener Theile, insbesondere der Halbinsel Wittow und der als ihr Pertinens zu betrachtenden Hiddens-T)e möge einige Beläge für die Aelmlichkeit unseres Quartärlandes mit dem von Hinter¬ pommern, West- und Ostpreussen, also für die Gleich¬ artigkeit der jüngern Schichten am südlichen Ufer der Ostsee überhaupt beizubringen versuchen. I. Wittow, der nordöstlichste, haihinselartig vom Haupt- theile Rügens abgetrennte, ca. l\ DMeilen grosse Theil der Insel, steigt im Vorgebirge Arcona bis zur Höhe von ca. 200 Fuss rli. an und fällt von da nach S. W. und W. zu allmählich ab, bis es unter Sandablagerungen im Meere verschwindet. Von der Schabe oder Wittower Heide, dem schmalen Dünen¬ striche, welcher Wittow mit der Halbinsel Jasmund verbindet, — bis fast zum Beginne des Bug’s, dem südwestlichen Ende von Wittow, ist nach Norden und Osten zu die Küste fast überall in ziemlich steilen Abstürzen aufgeschlossen. Der grösste Theil der Binnenufer dagegen ist flach und sandig. — Der ehenerwähnte nördliche Theil von Wittow ist nach NO zu abgestumpft, so dass sich von Arkona bis in die Gegend von Littlow Liet die Küste in ziemlich gradcr, nur wenig durch unbedeutende Einbuchtungen abgeänderter Linie hinzieht. Diese Linie giebt im Allgemeinen das Streichen der Wittower Schichten an. Zieht man ihr Paralellen über die südlicher belegenen Theile von Rügen und von Iliddens-Oe, so ergiebt sich, dass die steilsten Abfälle der zweiten Rügenschen Halb¬ insel, Jasmund, das noch südlicher belegene nordöstliche Ufer von Mönchsgut vom Granitzcr Ort bis zum Göhrenschen Höwt, endlich ein Theil des Dornbuschs und der Entendoru 78 auf Hiddens-Oe dieselbe Richtung einhalten, wie die Wittower Nordostküste, und dass sogar die steilen Nordostufer von Mön (Mönsklint) und Seeland (Stevensklint) mit ihr zusammenfallen. Es stehen also die überall die Basis, wenn auch zum Theil versteckt, bildenden Schichtenköpfe der Kreide in paralellen Linien und werden auch in solchen Linien allmählich von NO. nach SW. von der See zurückgeschoben. Daher ist es haupt¬ sächlich die nordöstliche, weniger die nördliche (nur Hiddens-Oe macht tlieilweise eine Ausnahme) Seite der Insel, welche dem Meere anheimfällt. Der südliche Theil von Wittow, soweit er durch eine von Breege (an der Schabe) bis Wiek (an der Westküste) gezogene Linie abgegrenzt wird, zeigt etwas leichteren Boden, als der nördliche, — bedingt durch stärkeren Gehalt an Quarzsand. Diese Beimischung zum Wittower Lehmboden rührt von alten dünenartigen Ablagerungen her und tritt in der Schlucht, an welcher Breege liegt, besonders hervor. Die hier beginnende Ansatzstelle der sg. Schabe, einem auf Geröllschichten lagernden Dünenstreifen, welcher als jüngste Quartär- (Alluvial-) Bildung die Halbinseln Wittow und Jas- rnund verbindet, war früher jedenfalls vom Meere bespühlt und machte Wittow zur vollständigen Insel. Diese Ansatz¬ stelle markirt sich nach Norden zu his in die Höhe von Reider vitz, wo das bisher niedrigere, mit Dünen besetzte Ufer steiler zu werden beginnt. Eine feste Grenze zwischen dem consistenten Terrain von Wittow und den alluvialen Bildungen an der Schabe ist nicht zu erkennen, jedoch liegt das Wäldchen Juliusruh, nördlich von Breege, wahrscheinlich schon auf älterem Terrain, wie seine Laubholzflora andeutet. Von Reidervitz gegen Norden zeigen sich gelber Lehm und einzelne graublaue Thonmassen, beide mit Kreidetrümmern. Der Strand besteht nicht mehr aus Dune, sondern, wie von hier ab auf der ganzen nördlichen Seite der Halb¬ insel, aus Flintbrocken und nordischen Geschieben. Eine be¬ stimmte Reihenfolge in den das Ufer bildenden lehmigen, merglichen und sandigen Massen lässt sich wegen vielfacher Ueberschlämmung nicht feststellen, jedoch zeigt sich ihr grösserer Sandgehalt an der geringen Berasung der Abhänge, 79 welche nicht so fest sind, wie an der Küste von Arkona bis Varkewitz, wo der Mergel mehr „steht“ und daher der Vege¬ tation, wenigstens an den Einschnitten der Schluchten, längere Zeit zur Entwickelung gewährt. Blaugraue Thone kommen öfter zum Vorschein, bei dem Dorfe Goor auch einmal rother Mergel, nahe dabei eine 20 Fuss mächtige Schicht weissgelben feinen Quarzsandes. Nach Vitte zu lagert unter der Acker¬ krume Sand, der allmählich merglich wird, und unter diesem ein sehr geschiebereicher, grauer Thonmergel. Vor Vitte, wo die Küste nach Nordwest umbiegt, wird der Thon mächtiger, eine kalkige Lehmschicht dagegen, ähnlich wie an der Nord¬ küste über diesen Thonen, fehlt hier, wie überall an der süd¬ lichen Küste oder ist durch sandigen Lehm und Sand ersetzt. Bei Vitte selbst tritt die Kreide zum ersten Male zu Tage. Die über ihr lagernden, zum Theil braungefärbten, plastischen Thone erreichen hier eine Mächtigkeit von 40 — 50 Fuss, werden späterhin durch Ueberschlämmung undeutlich und weisen an einer Stelle grünlich graue, thonige, zum Theil schiefrige Kalke auf, die auf oder zwischen ihnen lagern, versteinerungsfrei zu sein scheinen und wenigstens auf Wittow nur an dieser Stelle sich finden. Schon in der Nähe der Swantewittburg auf Arkona zeigen sich an Stelle der gröberen Sandschichten des südöstlichen Ufers feine Dünensande von 12 — 20 Fuss Mächtigkeit, welche erst nachträglich durch Ueberwaschung dahin gelangt zu sein scheinen. Sie reichen binnenwärts einige tausend Fuss bis in die Nähe von Putgarten, und sind bei der Strandkapelle deutlich aufgeschlossen. Das Vorgebirge Arkona selbst ist die einzige Stelle auf Wittow, wo die weisse schreibende Kreide in mächtigeren Schichten zu Tage tritt. Man kann dort drei grössere klippenartige Hervorragungen derselben unterscheiden: zwei südliche, welche durch eine mit feinem Sand ausgefüllte Schlucht getrennt werden und von denen die höhere den Rest der seit dem 13. Jahrhundert allmählich in die See hinab¬ stürzenden Swantewitt- Burg- Wälle trägt, — und eine nörd¬ liche, wenige hundert Schritt vom Hauptthurm entfernte. Arkona bildet daher recht eigentlich in seiner dreieckigen 80 Form die Zuspitzung der die Halbinsel bildenden Schichten, welche von seinem Rücken aus nach Südwest zu sich aus- breiten und allmählich abflachen. Der gemeinschaftliche Kreidefuss des Vorgebirges hat aus den heruntergestürzten Massen gewaltige Schuttkegel angehäuft, welche durch ober¬ flächliche Wasserrillen in fast regelmässige Abtheilungen zer¬ legt sind. An der Stelle, wo das Vorgebirge sich von SW. allmählich nach NO. umbiegt, liegt oben eine 20 — 30 Zoll mächtige Diluvial-Sandschicht, auf diese folgt nach unten zu eisenschlüssiger Sand mit grossen Geschieben und darunter blaugrauer Thon-Mergel, von Grandsand unterteuft, der wahr¬ scheinlich das Hangende der Kreide bildet, in seinen untern Theilen aber unter Geröll versteckt ist. Dieser obere Sand ist ziemlich feinkörnig und besteht aus Quarz mit Feldspath- trümmern, ein Beweis seines diluvialen Ursprungs. Der Durch¬ messer der Körner beträgt 0,3 MM., Kreidebrocken scheinen in ihm nicht häufig vorzukommen. Vergleicht man ihn mit den übrigen bei Arkona zwischen den Klippen vorkommenden Sandablagerungen, von denen die eine fein-, die andre grobkörnig ist, so steht er in Bezug auf Grösse des Korns zwischen beiden. Letztere scheinen sich aus dem innern Theile von Arkona in die Schlucht hineingewaschen zu haben. Der höher lagernde ist schwach gelblich, dem Dünensande ähnlich, be¬ besteht fast nur aus Quarz von 0,16 Durchmesser ; der tiefere bildet den Uebergang zu Grand, enthält Quarz von 0,30 — 0,90 Dm., — Kieselschiefer, erbsengrosse Brocken von Granit, Porphyr, Thonschiefer und Körne;’ von Glaukonit. Von ganz ähnlicher Beschaffenheit, wie der erwähnte feinere Sand von 0,16 MM. Durchmesser ist ein nordwestlich von Arkona am Varnkewitzer Ufer unter Mergel und grösseren Kreidetrümmern anstehender Sand; die sonst noch in dieser Gegend vor¬ kommenden Sande sind grandartig. Von allen diesen, — an¬ stehenden — Sauden sind immer die durch Sturm und Bran¬ dung bewirkten alluvialen Sandanhäufungen wohl zu unter¬ scheiden, welche oft bis zu einer Höhe von 30 — 40 Fuss hinaufreichen und 2 — 3 Fuss und darüber mächtig werden. Der Nordküste von Wittow entlang haben die Schichten eine regelmässige Reihenfolge. Am schönen Profil der 81 Swantewitburg zeigt sieb ol)en gelber Lehm, der mehr nach N. zu kalk- und stärker tlionhaltig wird. Darunter blaugraue Thonschicht, unter dieser Kreide. Die Thonschicht verschwin¬ det nach S. zu allmählich unter dem Lehme des Burgwalls, ist aber dort wohl nur durch herabgerutschte Lehmmassen versteckt, da sie an der südwestlichen Seite der sg. Burg wieder aufzufinden ist. Der Verlust an Küste durch die See und Tagewasser, an diesen Stellen am bedeutendsten auf Wittow, wird für Arkona auf jährlich \ — 1 Fuss veranschlagt, an den übrigen Ufer¬ stellen nur auf 1 — 2 Zoll. Nach Boll (Geognosie der deut¬ schen Ostseeländer) sind diese massenhaften, lokal natürlich auch grössere Uferblöcke betreffenden, Ablösungen durch das Schlüpfrigwerden von eingelagerten Thonschichten und das Herabrutseben der darauf liegenden Parthieen bedingt. Da jedoch grade an der Küste von Arkona bis Breege, welche mehr Thon resp. Lehm aufweist, als die Nordküste, — die aus festeren Massen (Kreide) zusammengesetzt ist, — nicht so bedeu¬ tende Zerstörungen stattfinden, als an letzterer, so ist die Uferzerbröckelung tbeils in einer Unterwaschung des Fusses durch die See, tbeils und hauptsächlich durch Absprengung während des Winters durch gefrierendes Wasser zu erklären. Sind einmal Spalten gebildet, und durch Naclifliessen des Kegenwassers ausgeweitet, so mag allerdings die Beschaffen¬ heit der Unterlage beim Hinabschieben der abgegränzten Blöcke von Einfluss sein können. — An der Nordküste von Wittow werden solche Absprengungen durch Eis all jährlich als ganz regelmässige beobachtet, und zwar soll sieb dort in jedem Frühjahr an kahlen nicht bewachsenen Stellen eine dünne Kruste von etwa 0,5 Zoll Dicke ablösen. Dadurch ist das Hinunterstürzen grösserer Uferstücke nicht ausgeschlossen. Mit den herabstürzenden Erdmassen gelangen auch die in die¬ selben eingelagerten Geschiebe und Gerolle etc. zu Thale und bilden die schmale, zuweilen wallartig werdende Strandzone von Blöcken nordischer krystallinischer Gesteine, paläozoischer Geschiebe und Feuersteine, welche Wittow umsäumt. Die See, als gegenwärtiges Transportmittel, hat daran keinen oder nur untergeordneten Antheil. Reihen grösserer Geschiehe- Mitlheil. a.d. naturwissensch. Verfin v.Neu-Vorpommornu. Rüg^n. 1. 0 82 blocke, auf der v. Hageno w’schen Specialkarte von Rügen als „blinde Steine“ bezeichnet, ziehen sich in zwei Linien von Arkona radienartig* nach NG. in die See hinein und deuten, als Reste längst weggewaschener Theile von Rügen, die Richtung alter Diluvial - Strömungen an , welche die von ihren Eismassen transportirten Steine in den Schlamm der damaligen Gewässer einbetteten, als deren Grund sie später wieder gehoben wurden. Sie können aber auch alte Gletscher- Moränen sein, deren kleinere Schutttheile unter der See nicht mehr sichtbar sind und würden dann die äussersten nördlichen Reste einer von Wittow weggewaschenen, auf Hiddens-Oe noch sichtbaren Grand- und Geschiebedecke bilden. Verfolgt man die Kreideschichten von Arkona, welche bei der angegebenen Höhe des höchsten Punktes von 174 Fuss hier in einem Winkel von etwa 10 — 15° nach Südwest ein¬ fallen, weiter nach Norden bis zur westlichen Biegung der Küste, so zeigt sich auf ihnen eine ziemlich gleichmässig mächtige Decke von gelblichem Lehmmergel, (Löss), dem Prototyp des über ganz Wittow verbreiteten, in den obersten Theilen einen so vorzüglichen Ackerboden gewährenden schweren Bodens. Die vorher genannten, der Kreide bei Arkona auflagernden blauen Thone fehlen anfangs, treten aber wieder auf, sobald man die eben genannte Biegung umschritten hat und damit die seitliche Ansicht der auf Arkona von der durchschnittenen Vorderseite sich darstellenden Schichten erhält. Es folgen von oben nach unten liumose Schicht 4', — Löss (d. h. kalkhaltiger Lehm) ca. 20 Fuss, — sandiger Lehm mit Einlagerungen von Sand 20 Fuss, Kreide ca. 40 Fuss, darunter blaugrauer, 20—25 Fuss mächtiger Thon, dessen Liegendes nicht zu Tage tritt. Die Kreide über dem Thon ist in. E. nur ein Triimmerflötz , wie sie sich mehr¬ fach in der norddeutschen Ebene finden, besonders in Holstein und Mecklenburg (vergl. Girard, nordd. Ebene p. 58) im Pommerschen Festlande z. B. bei Finkenwalde *) (Stettin). *) Die im Greifswalder Kreise vorkommende Kreide (bei Gustebin lind, neuerdings erbohrt, im Bahnhofe von Greifswald) ist, soweit bis jetzt ermittelt, anstehend. 83 — Die Schluchten (Lienten) der Nordküste gehen weitere vortreffliche Aufschlüsse in der Richtung des Fallens. Löss und Thon zeigen nicht selten Sandeinlageruugen, dgl. finden sich solche zwischen Thon und Kreide. Schwefelkies¬ nieren kommen häufig vor. Die Mächtigkeit des Löss ist oft schwer zu ermitteln, da seine heruntergeschlämmten Theile untere Schichten verdecken und als Lössschicht erscheinen lassen. Bei Varnkwitz z. B., wo der Löss ca. 100 Euss mächtig zu sein scheint, sind im vorigen Jahre infolge eines Absturzes Kreideschichten in der Höhe von 60 Fuss zu Tage gekommen. Mindestens Lis in diese Gegend steht also Kreide noch an, wenn sie nicht etwa auch nur ein Bruchstück bildet. Die Höhe der Küste sinkt von hier allmählich bis zu etwa 10 Fuss (bei Dranske.) Vermuthlich durch Ueberwehung mit Seesand, ist zwischen Schwarbe und Lanken eine mehrere 1000 Schritt breite Sandzone gebildet, — mit Ausnahme eines schmalen Strichs bei Vitte das einzige unfruchtbare Terrain auf Wittow. Unter der Ackerkrume vor diesem übersandeten Gebiete, in welcher zuweilen Bernstein gefunden wird, liegt eine dünne Schicht eisenschüssigen Sandes („fuchsiger Sand“) die zuweilen durch stark eisenhaltigen Lehm ersetzt wird und nach unten zu in ächten Wittower Löss übergeht. Am Strande kommen hin und wieder als Auswaschungsproducte aus dem Löss, Ansammlungen gelben Sandes vor. Oestlich vor dem sg. Bakenberge, — einer unbedeutenden oben dünenartigen Anhöhe am Ufer, stehen unter sandigem Mergel mit Thon- Einlagerungen und Flintgeschieben feiner, stark eisenschüssiger, darunter gröberer, grandartiger Sand an. Der Bakenberg seihst zeigt unter seinem, die eigentliche Erhebung bildenden Dünensande sandig thonige Schichten mit plattenförmigen Einlagerungen von festen, glimmerreichen Saiulschmitzen. Darunter etwa in derselben Höhe wie bei Schwarbe blauer Thon mit einzelnen, wenige Fuss mächtigen Parthien eines festen, rothen, geschiebeführenden Mergels, welcher dem Mer¬ gel bei Goor (siehe oben) zu entsprechen scheint. Kreide ist hier nicht sichtbar. Westlich vom Bakenberge steht Lehm und blauer Thon an, bei Kreptitz liegt Uber ersterem gelber Sand, — während 6* 84 letzterer Flint, Kreidebruchstücke und nordische Geschiebe führt. An mehreren Stellen zeigt sich unter der oberen Humus- (Krumen-) Schicht eine von dieser durch mehrere Fuss mächtigen Dünensand getrennte zweite Humusschicht als ursprüngliche, vom Sande überwehte und unter ihm be¬ grabene. Je weiter nach Westen, und je mehr das westlich vom Bakenberge niedrig werdende Ufer wieder ansteigt (bei Lanken etwa auf 40 Fuss) — desto mächtiger werden oberer Sand und Löss, unter denen überall blauer Thon hervortritt. Letzterer senkt sich allmählich nach Westen zu ein, ent¬ sprechend dem generellen Fallen der Schichten und zeigt zu¬ letzt deutlich wellige Biegungen. Bei Dranske endlich, einem am südlichen Ende des westlichen Zipfels von Wittow gelegenen Stranddorfe, in der Nähe kleiner Strandwiesen, verschwinden die Diluvialschichten unter der See und gehen allmählich in die alluviale Bildung des sg. Bug über, einer die südwestliche Fortsetzung von Wittow bildenden, von Sand und moorigen Wiesen gebildeten Landzunge. An den Bug nach Süden zu schliesst sich die wandernde Insel Neu- Bessin an, welche nach Boll im N- und NW. in Folge an- stossender Strömungen abnimmt und dafür nach Süden zu wieder Land ansetzt. Die Binnenufer von Wittow, welche auf der Westseite den Wiecker Bodden und Rassower Strom, auf der Ost- und Südseite den Breeger und Breetzer Bodden begrenzen, — sind niedrig, sandig und ohne geognostisches Interesse- Der von ihnen eingeschlossene südliche Tlieil von Wittow hat zwar lehmig -merglichen, aber doch leichteren Boden, vielleicht in Folge öfterer Sand-Ueberwehungen, als der Nordosten. — Vergleicht man mit vorerwähnten Küstenaufschlüssen die Oberfläche und die innere Beschaffenheit des Wittow’- schen Landes, — so macht sich zunächst die ziemlich gleich- mässige Decke von kalkhaltigem Lehm (Löss) bemerkbar, welche mit zahlreichen Kreidetrümmern, Kreidepetrefacten, Flint- und nordischen Geschieben versetzt ist und Wittow seinen bekannten Ruf als Kornkammer verschafft hat. Den höchsten Thongehalt und schwersten Boden besitzt die Gegend von Arkona, — Putgarten z. Th., Varnkewitz und Matchow, — 85 etwas leichteren Boden, wie schon angedeutet, die südliche Hälfte und zwar die südöstliche mit einem Theil der Pnt- gartener Feldmark und der von Vitte, Goor, Nobbin, Wollin, Presenske, Altenkirchen, Reidervitz, Breege und Lobkewitz. Der nordwestliche Zipfel der Halbinsel mit Lancken, Gramtitz, Kreptitz, Nonnevitz besitzt , den früher erwähnten Haidestrich zwischen Schwarbe und Kreptitz ausgenommen, sg. guten Mittelboden, also wohl Wittower Normalboden, die südliche Zunge dagegen, bis Wieck hinauf, einen ziemlich sandigen, dabei feuchten Boden mit schwacher Krume. In den höheren Gegenden hat die Ackerkrume überall eine Mächtigkeit von 3 — 4 Fuss, und unter derselben liegt in der Pegel die oben schon erwähnte „Fuchserde.“ — An einzelnen Orten sind Spuren alter, ausgetrockneter Wasserbecken vorhanden. So erwähnt schon Chamisso („Untersuchung des Greifswalder Torf- Moores und Blick auf die Insel Rügen“ 1805) das Vorkommen von Helix complanata, Planorbis spirorbis, Lymnaeus stagnalis und L. elongatus in einer Lehmschicht am Fusse des Swantcwittwalles. Mir selbst sind in der Nähe von Varnkewitz die nicht mehr bestimmbaren Reste einer Lymnaeus- Art und eine Planorbis in einer Tiefe von ca. 2 — 3 Fuss von Herrn Kühl in Varnkewitz gezeigt worden. ') Derartige später wieder zugefüllte Wasserbecken haben jedoch in den meisten Fällen schon der Alluvialzeit angehört. — Sic sind vielleicht alich z. Th. alte Mergelgruben, die auf Wittow nicht fehlen, — und deren Inhalt zur Erhöhung des schon ziemlich be¬ deutenden, aber zur physikalischen Verbesserung (Lockerung) immer noch nicht ausreichenden Kalk-Gehalts der obersten (Cultur-) Schicht benutzt wurde. — Das vollständige Fehlen der Bäche auf Wittow ist durch die Festigkeit seiner Lössdecke bedingt, welche, gleichmässig nach SW. zu sich senkend, keine länger dauernde Wasseransammlung auf sich duldet, — auf der daher das Regen- und Schnee-Wasser seiner Hauptmenge nach ohne Aufenthalt auf breiter, dachförmiger Fläche der Senkung folgt, über die westlichen und südlichen Uferränder abläuft oder von den Sandlagern derselben aufgesogen wird, um dann hin *) Wahrscheinlich L auricularius und dann diluvial. 86 und wieder an den Abhängen in Form unbedeutender Quellen zu Tage zu treten. Die Wasserläufe in den Schluchten des nördlichen und nordöstlichen Ufers haben nur temporär, z. B. im Frühjahr, Wasser. Natürliche Aufschlüsse sind sonach im Innern von Wittow nicht vorhanden, dagegen bieten die künstlichen Ein¬ senkungen der meist sehr tiefen Wittower Brunnen manche Beweise für die Uebereinstimmung der Uferschichten mit den innern Ablagerungen. Von den beim Brunnengraben aus¬ geschachteten Massen war nichts mehr aufzufinden; die nach¬ stehenden Zahlen- und sonstigen Angaben über die Brunnen sind den Mittheilungen zuverlässiger Männer entnommen. Danach habe ich Folgendes ermitteln können: Der Brunnen 1) von Wieck (niedrige Westseite von Wittow) ist 20 Fuss tief, steht im Sande. 2) Von Altenkirchen (ziemlich in der Mitte von Wittow) a. beim Gasthofe 42 Fuss tief, oben Mer¬ gel (Löss) nach unten „schwarzer“ (humoser?) Thon mit 5 — 6 Fuss gewöhnlichem Wasserstand. Eine Sandschicht nicht erreicht, b. Im Pastorhofe, — 60 Fuss tief, dieselbe Schichtenfolge, 18 Fuss Wasserstand. 3) Brunnen von Lancken (nordwestlicher Theil von Wittow: Löss, blauer Thon, Sand. Tiefe? 4) von Varnkewitz (Nordufer von Wittow) hochgelegen, 126 Fuss tief. Löss, blauer Thon, Sand. 5) von Matchow, V4 Stunde südlich von Varnkewitz, — 98 Fuss tief, dieselbe Schichtenfolge. 6) Von Putgarten (unterhalb Arkona) 80 Fuss tief. Schichtenfolge nicht bekannt. 7) Von Wollin (Südostrand) 70 Fuss dsgl. 8) Von Arkona: ca. 40 Fuss tief, Löss, dann Kreide. Giebt wenig Wasser. — Die Brunnen selbst bringen sonach alle in um so geringerer Tiefe Wasser, je mehr sie sich dem (flacheren) westlichen oder südwestlichen Theile von Wittow nähern. Die meisten beziehen ihr Wasser aus einer Sandschicht, deren Lage jedoch nicht dem Einfallwinkel der Schichten, wie er sich an den nördlichen und nordöstlichen Aufschlüssen zeigt, entspricht, sondern eine sehr schwach geneigte, fast horizontale zu sein scheint. Die einzelnen Schichten scheinen sonach, nur an den Rändern stark aufgebogen, das Innere von Wittow mehr horizontal auszufüllen. Aber auch durch die Brunnen ist 87 die Reihenfolge von Löss, — blauen Thon, — Sand, — nach¬ gewiesen. Der Wiecksche Brunnen (No. 1) steht in einer oberen Sandschicht. — Da die Lössdecke sehr undurchlässig ist, kann man eine Speisung der Brunnen durch Tagewasser kaum annehmen ; entweder also beziehen sie ihr überall süsses Wasser aus der See, welche ihren Salzgehalt in Folge chemi¬ scher Absorptionserscheinungen an die durchsickernden Boden¬ schichten abgiebt, — oder sie erhalten aus untermeerischen Schichten, die sich nach dem Festlande hinein fortsetzen, — süsses Wasser. Spezialuntersuchungen der Festlandsküste werden darüber Aufschluss geben. Die im Westen von Rügen belegene Insel Hi d den, — nach der schwedischen Bezeichnungsweise, welche den Aus¬ druck Oe-Insel anhängt, Hiddens-Oe (fälschlich Hiddensee) genannt, ist 21/ 2 Meile lang, an der breitesten Stelle lh Meile, an der schmälsten 800 Fuss breit. Sie gliedert sich in zwei Theile, von denen der nördlichere (6000 Fuss lang und ca. 4000 Fuss breit) sich von NO. nach W. erstreckt, gebirgige Natur besitzt und im Bakenberge (einem Theile des durch das Seegefecht von 1864 bekannten Dornbusch’s) eine Höhe von 237 Fuss rb. erreicht. Der südliche Theil, wiederholt von Sturm- fluthen durchbrochen und jetzt dadurch, wie es scheint, dauernd, in 2 Abtheilungen geschieden, bildet, ganz ähnlich, wie der Bug, eine langgestreckte sandige Landzunge alluvialen Ursprungs, wel¬ cher der blockartige diluviale Nordtheil der Insel zum Stützpunkt dient. Bekannt ist das häufige Vorkommen von angeschwemm¬ tem Bernstein an dieser Küste. Der zuweilen behauptete frühere Zusammenhang von Hiddens-Oe mit Rügen durch die sg. Fähr-Insel und den Stolper Haken ist nach Boll *) wenig¬ stens für historische Zeit nirgends nachzuweisen. Eher ist das Zustandekommen einer solchen Verbindung durch Vereinigung der südöstlich sich an den hohen Theil von Hiddens-Oe an¬ schliessenden, sandigen und alluvialen Landzunge Altbessin mit dem ihr geognostisch ganz gleichem Bug zu erwarten- *) A. a. 0. und in „Die Insel Rügen, Reise-Erinnerungen.“ 1858 88 sobald der Bagger die dort fortwährend stattfindende Ver¬ sandung des äusserst schmalen und an einer Stelle nur 6 Fuss tiefen Fahrwassers nicht mehr zu bewältigen vermag. — Ackerbau kann nur an den südöstlichen Abhängen der nach NW. ansteigenden Nordinsel getrieben werden, weil die höheren Theile von einer fast nur als Weide benutzbaren schwach überrasten Sandschicht überdeckt sind. Auf dem bebauten Theile dagegen findet sich ein merglich-sandiger Culturbodeu, auf dem Rübsen und Roggen noch trotz der Rauheit des Klima’s gut fortzukommen scheinen. Bäume hat das Ländchen noch weniger als Wittow, welches früher ebenso baumreich gewesen sein mag, wie Jasmund. Wenigstens scheint der Boden von Wittow nicht ungeeignet für Baum- cultur, wie lokale Anpflanzungen beweisen, die selbst auf Wittow den sehr heftigen Nordost-Stürmen dauernden Wider¬ stand leisten. Nach NO., N. und zum Theil NO. fällt das Land des nördlichen Inseltheils sehr steil in die See ab. Von den ge¬ nannten drei Seiten, hauptsächlich von der Nord- und Nordost- Seite wird das Ufer in einer so rapiden Weise von See, Wind und atmosphärischen Niederschlägen zerstört, dass die Jahre der Insel bald gezählt sind. Selbst Wittow geht seinem Untergange nicht so schnell entgegen, als dieses sein Nachbar- ländchen. Der hügelige Rücken von Hiddens-Oe unterscheidet sich im seiner äussern Configuration wesentlich von der flachen, dachartigen Oberfläche Wittow’s, dessen geognostische Carri- catur Hiddens-Oe in manchen Beziehungen darstellt. Die vielen Hügel deuten auf die wechselnden, mannigfach geboge¬ nen Bodenlagen im Innern der Insel, wie denn überhaupt in dieser ganzen Gegend, was schon Boll betont, kein Terrain gefunden wird, welches auf so kleinem Raume so viele Boden¬ erhebungen vereinigt. Es sind deren nicht weniger als drei- unddreissig auf einer Fläche von den vorhin angegebenen Dimensionen. Die höchsten dieser zahlreichen kleinen Er¬ hebungen, deren gemeinschaftliche Basis an der Westseite 150 — 200 Fuss hoch über dem M.-Sp. liegen mag, befinden sich an der NW.- und N.-Kitste und gipfeln in dem bereits 89 genannten Bakenberge mit der durch frühere Messungen festgestellten Höhe von 257,5 Fuss, die freilich bei der be¬ ständigen Veränderung der Küste jetzt eine andere geworden sein kann. Sämmtliche Hügel ziehen *) in zwei ziemlich paral¬ lelen Reihen von NO. nach SW., entsprechend zwei Faltungen, welche dem allgemeinen Einfallen der Schichten dieser Gegend correspondiren. Die östliche Reihe läuft nach der Rügen’schen Seite hin in schwach geneigte, dem Ackerbau zugängliche Abhänge aus. Wie es dem Charakter der Diluvialschichten entspricht, sind die Hiddens-Oe’er Hügel sanft abgerundete, nir¬ gends sehr steile Erhöhungen, nur an der Wetterseite bilden sie in Folge der Unterwaschung steile Absürze nach der See zu. An der südwestlichen Seite der Insel, gegenüber dem östlich belegenen Dorfe Kloster, zeigen sich, wenn man von hier aus die Küstenaufschlüsse betrachtet, unter einer unbe¬ deutenden Humusdecke Sandschichten von 60 — 70 Fuss Mächtigkeit, unter denen einzelne Parthien gelben Lehms sichtbar werden. In beiden Schichten grosse Geschiebeblöcke, Flint- und Kreidebrocken. Von der nordöstlichen Biegung an nach Norden zu beginnen die gewaltigen Erdstürze, welche der Existenz der Insel so nachtheilig werden. Hier geht der Lehm stellenweise in Mergel über und hier zeigt sich auch das erste Auftreten von blaugrauen, kalkführenden Tlionen (dem Aecptivalent der Wittower Tlione) mit Flint- und nor¬ dischen Geschieben, — überhaupt oft Thon, wogegen die an der Südwestkante herrschenden Sandlager hier fehlen. Ueber den Tlionen, jedoch iu einer Höhe von etwa 80 Fuss über dem Meere, herrscht völlige Dünenbildung in Form lockerer, welliger Anhäufungen des bekannten feinen Quarz- Weh -Sandes. Die Geschiebeeinschlüsse charakterisiren die Tlione als diluviale. Der Lehm zeigt zuweilen Einlagerungen von Grand. Die Schichten im Allgemeinen fallen von NO. nach SW. in einem Winkel von etwa 10° und streichen, wie auf Wittow, von NW. zu SO. Hervorzuheben in Bezug auf *) Wie schon Schultz in seinen „Grund- und Aufrissen“ Thl. I. p. 40 bemerkt. 90 landschaftliche Schönheit ist eine Stelle am sg. Dornbusch, wie von den Bewohnern eigentlich der ganze höhere Theil von Hiddens-Oe nach den Crataegusbiischen, die er früher trug, genannt wird, wo durch die wildeste Zerstörung der durch einander gestürzten Diluvialmassen in äusserst malerischer Scenerie sich Terrassen, Kessel, Schluchten und Klippen in¬ nerhalb einer Strecke von etwa 1000 Fuss Länge gebildet haben. — Die oberen Lagen dieses Berges bestehen, wie überall auf Hiddens-Oe, aus Sand, der sich treppenartig nach unten abstuft, darunter graublaue, thonigkalkige Schichten, in denen eine grosse Menge grösserer und kleinerer nordischer Geschiebe stecken. Der nordöstliche Theil von Hiddens-Oe (Dornbusch z. Th. und Entendorn) besteht in seinem Kern aus einem festen, gelblich weissen bis grauem Thone, mit Kreide¬ trümmern und Stücken blauen festen Kalks, Flint und nordischen Geschieben. Am Strande oft Schwefelkiesknollen und Thon- Eisenstein. Diese Nordostecke ist zwar den Angriffen der See und im Frühling des Windes am meisten ausgesetzt, leistet aber durch die grössere Festigkeit ihres Gesteins länge¬ ren Widerstand, als die Sand und Lehmmassen des westlichen Ufers. Ihre Unterwaschung wird theilweise durch die am Strande sich anhäufenden Geschiebeblöcke verlangsamt. Ueber dem Mergelkern lagert auch hier feiner Sand, der allmählich zur See herabgewaschen wird, — unter ihm blauer, sehr kalkreicher Thon. Nach einer gütigen schriftlichen Mittheilung des Herrn Dr. Plettner zu Stralsund hat derselbe vor etwa 12 Jahren an der Stelle, wo der Dornbusch sich allmählich nach Süden zu abflacht, am Strande in Thonanhäufungen Bruchstücke von Nucula Deshayesiana gefunden, welche das Vorkommen von Septarienthonen , vermuthlich als Basis der blauen Thone, constatiren würden. Jetzt ist von dissern Vor¬ kommen Nichts mehr aufzufinden und die Grenze des blauen Thons nach unten zu völlig verwaschen. — Ebenso scheint die von Boll nicht näher bezeichnete Fundstelle der nach ihm auch auf Hiddens-Oe anstehenden Kreide unter dem Trümmer¬ gemenge des Dornbuschfusses versteckt zu liegen, da von ihr an den aufgeschlossenen Stellen nicht das Mindeste zu ent¬ decken war. — 91 Ist man um die Nordküste der Insel herumgelangt und folgt nun auf der Binnen- (Rügen-) Seite der Biegung der¬ selben nach SO. zu, so beginnen die Schichten deutlich wellen¬ förmige Lagerung zu zeigen. Der Mergel wird weniger mäch¬ tig und die Ufer niedriger, zuletzt nur noch 20—30 Fuss hoch. Oben auf und in die Mulden des Mergels eingebettet, liegt Grand, der zu dem obern Grand Hiddens-Oe’s gehört. Auf Hiddens-Oe zeigt sich sonach auch eine Folge von Lehm oder Löss einer im Vorstehenden, weil kalkreicher, als der Wittower Löss, öfters als Mergel bezeichneten Schicht von blauem Thon. — Eigentümlich ist ihm die Decke von groben Sand (Grand). Die 8 — 30 Fuss tiefen Brunnen stehen im Lehm oder Sand und geben keine Aufschlüsse. — Die Grand -Decke spricht nach Boll mit Recht dafür, dass Hiddens-Oe später gehoben ist, als Wittow, und letzterem, wenige Fuss unter dem Meeresspiegel befindlich, riffartig Vor¬ gelegen hat. In Bezug auf den petrographischen Charakter der Wittow-Hiddens-Oe’er Schichteu zeigt 1) die Kreide (Basis der¬ selben,) völlig die Eigenschaften der weissen schreibenden Kreide. Sie führt Feuerstein und die bekannten Petrefacten, die v. Hagenow im Wesentlichen schon vor einer Reihe von Jahren geschildert hat. Im Allgemeinen ist der Strand von Wittow arm an Versteinerungen, da die stärkere See deren viele hinwegspühlt. 2) Unterer Sand (stellenweise Basis des blauen Thons hei Arkona, vergl. oben) ist entweder weiss- licher oder gelblicher Quarzsand, fast rein, aber stets etwas Feldspath und Glimmer führend (Spathsand und Diluvial- Glimmersand Berendt’s) oder noch Kieselschiefer, Augit, (viel¬ leicht auch Titan-Eisen), Thonschiefer, Kalk, Flint in mehr oder weniger grossen Partikeln beigemischt enthaltend, — je nach den einzelnen F undstellen von nicht völlig gleichem Habitus, wie überhaupt das Diluvium eine grosse Scala von Sanden nach Korn und Gemenge enthält, welche auch hei sonstiger Aequivalenz, ihre petrographischc Verschiedenheit 92 lokalen Schlämmprozessen und lokalen Verwitterungsfactoren ver¬ danken. Ein und dieselbe primitive Sandschicht vermag daher durch allmähliche Auswaschung (Abschlämmung) zwei ganz ver¬ schieden aussehende Schichten zu bilden , eine Grand- und eine Flugsan dschicht. Die grösseren Gesteinstrümmer, welche sich nicht bloss im unteren Sande, sondern auch in den übrigen Diluvialsehichten finden, repräsentiren dieselben krystallinischen, thonigen und sandig- kalkigen Gesteine, wie überall in der nord¬ deutschen Ebene. Die gesammten Diluvialschichten sind weiter Nichts, als dasVerwittterungsproduct dieser Gesteine. 3. Blauer Thon, plastisch. Für seine diluviale Stellung spricht das Vorkommen einzelner silurischer Geschiebe, z. B. Orthoceras regularis, 0. vaginatus, — Rhodocrinus sp., Cyathophyllum ceratites, C. caespitosum, — Rhynchonella nucula, — Orthis sp. etc. — Er enthält ausser Thon selbst und einzelnen mikros- copischen Glimmerblättchen feinen Quarzsand, zuweilen Feld- spath und grüne, chloritische Körner, und stets kohlensauren Kalk in feinen, nur mikroskopisch bemerkbaren Partikeln oder in erbsen- bis nussgrossen Stücken. Nordische Geschiebe führt er wenig, zuweilen wird er ganz geschiebeleer, zuweilen wenn auch selten, jedoch auch reich daran. Hin und wieder tritt ein Gehalt an grandartigen Sandbestandtheilen auf. Der Kalkgehalt Hess sich wegen des zu häufigen Wechsels in der Grösse der Kalkgemengtheile nicht hinlänglich sicher bestimmen. Von einzelnen Fundstellen zeigte: 1. Thon von Arkona: 0,15 MM. mittl. Durchmesser der Thontheilchen, der bei¬ gemischte Quarzsand 0,3 — 0,5 MM. Eisenhaltig; mit Säure wenig brausend. 2. Thon aus der Telegraphen Schlucht, nordwestlich von Arkona: feinen abgerundeten Quarz von 0,02 MM. DM. Eisenhaltig, wenig brausend. 3. Von Vitte (Habitus von Nro. 2): Thonbrocken sehr fein, Quarz 0,01 DM. Stark brausend. 4) Von Kreptitz: Aeusserst feine Thon¬ partikeln (c. 0,015 MM. DM.), sehr wenig Quarz (0,02 MM.) Beimischung schwarzer Körner; braust stark mit Säure. 5. Vom Bakenberge: Thongelialt unbedeutend, Quarz von 0,015 — 0,02 MM. DM. Thontheilchen nicht zu messen. 7. Hiddens-Oe, Dornbusch: Thontheilchen nicht messbar, kein Eisenoxyd, kohlensaurer Kalk in feinster Vertheilung, 93 erscheint zum Tlieil als Ueberzug über Feldspath und Quarz- . körner, letztere von 0,15 DM»; Glaukonit. 8. Hiddens-Oe, Entendorn (NO.-Seite) Mergel: Kein Eisenoxyd , Quarz 0,015 bis 0,05. Kalkgebalt schwankend, b. Thon: Thonpartikeln nicht messbar, Quarz 0,04 — 0,12, Feldspath 0,10. Augit, schwarzer Glimmer, Oktaeder ähnliche Krystalle (vielleicht Magnet-Eisen). — Die nach A. Erdmann (Leonh. u. Bronn, N. Jalirb. f. Min. 1859, p. 257 ff.) in Schweden vorkommenden, 20 — 40 Fuss mächtigen, zuweilen in Mergel übergehenden diluvialen Thone sind den unsrigen ähnlich, verdanken aber ihren Kalkgehalt nach Erdm. sibirischen Kalkfelsen, die durch darüberrückende Gletscher zerrieben wurden. — 4. Lehmmergel (Löss). Die über den blauen Thonen befindliche, als Löss zu bezeichnende Schicht besteht ihrer Masse nach aus Quarzsand, Thon und Eisenoxydhydrat, welcher in wechselnden Mengen kohlensaurer Kalk, hin und wieder auch Gyps beigemischt ist. Stellenweise nimmt der Sandgehalt zu, (südöstl. Ufer, Breege, Goor und Vitte) — anderwärts wieder der Kalk (z. B. bei Varnkewitz) — letzterer ausser iu feiner Vertheilung auch in Form von Brocken vorkommend. An mehreren Stellen endlich herrscht unter Zurücktreten des Kalkes Thon vor und der Löss geht in gelbgefärbten Lehm (jedoch keineswegs ohne allen Kalk¬ gehalt) über (Gegend der Schabe, Reiderwitz, auch Lancken), — lauter Variationen, die sich nicht bloss an den Küsten¬ rändern zeigen, sondern auch oben in der Ackerkrume ver- rathen. Berendt unterscheidet generell (und mit ihm auch v. Benningsen-Fürder) — eine obere Lehmschicht und eine untere Mergelschicht, und meint mit v. d. Borne, jedoch im Gegensatz zu v. Bcnningsen, dass beide ursprünglich ein und dieselbe Bildung seien und sich nur allmählich der Kalk aus der obern Schicht in die untere (nach erfolgter Lösung durch Kohlensäure) hineingewaschen habe, — in Folge dessen man überall unter dem Diluviallcbm auch Mergel linden mlisse. Dieses Verhältniss macht sich auf dem pommerschen Festlande, soweit ich cs zu beobachten Gelegen¬ heit hatte, überall geltend. Zuweilen kommt liier Grand (sg. Kies) unter Lehm vor. Auf Wittow dagegen ist die Trennung von ausgelaugtem Lehm und von noch stark kalk- 94 haltigem Thon (Mergel) nur an wenigen Punkten zu beobach¬ ten, wo die Atmosphärilien grossem Einfluss ausgeübt haben. — Die ganze Lössschicht ist gelb bis weisslich gefärbt, zuweilen braun, aber niemals bläulich und dadurch von den Thonen scharf getrennt, vcn letzteren, nur wenig Geschiebe führenden, auch durch ihren Reichthum an diesen, die oft bedeutende Grösse besitzen, unterscheidbar und. wegen ihrer Consistenz auf Wittow oft als Steinmergel bezeichnet. Die Geschiebe sind sg. nordische, krystalliuische, silurische und Kreide¬ geschiebe, von letzteren namentlich galerites vulg. und belem- nitella mucr. in zahlreichen Exemplaren. Auch Schwefelkies und Thon-Eisenstein kommt häufig in ihm vor. — An einzel¬ nen Stellen finden sich Sandeinlagerungen in ihm, besonders auf Hiddens-Oe, zuweilen wahrscheinlich durch Auswaschung der Thontheilchen entstanden, öfters aber als secundäre Ab¬ lagerung, was sich durch den im Verhältniss zum Löss stark zurücktretenden Gehalt an Flint und Kreidepetrefacten kennt¬ lich macht. — Da der blaue Thon wenig fremde Einschlüsse enthält, so haben sich vermuthlich die Kreideschichten, welche ihre Trümmer als Einlagerungsmaterial für den Löss her¬ gegeben haben, erst nach hauptsächlicher Ablagerung des Thones stellenweise durch Hebungen freigelegt und dadurch dem Wasser Angriffspunkte geboten. 5. Oberer Sand (Grand). Ueber der Lössschicht, sowohl von den in diese eingelagerten, als von den alluvialen, meist aufgewehten Sand¬ schichten wohl zu unterscheiden, findet sich eine auf Wittow fehlende, auf Hiddeus-Oe und Mön vertretene Ablagerung, die sich schon äusserlich durch ihr gröberes Korn und durch zahl¬ reiche grössere Gesteinstrümmer, sowie durch Flintbrocken von eigenthümlich porzellanartigem Aussehen auszeichnet. Boll deutet sie als alte Strandbildungen, entstanden, als WittowT schon gehoben war. Cfr. darüber auch oben. Es sei mir schliesslich noch eine kurze Vergleichung vorstehend geschilderter Nord-Riigeusclier Ablagerungen mit denen der Nachbariusel Mön und den an andern weiter ent¬ fernten Diluvialaufschlüssen beobachteten Lagerungsverhält- 95 nissen gestattet. Vorausbemerken will ich , dass auch die übrigen, südlicheren Theile von Rügen ähnliche Verhältnisse wie Wittow zeigen, nur dass in ihnen vorherrschend obere diluviale Bildungen Vorkommen, — andrerseits aber auch lokal Tertiärschichten anzustehen scheinen. So hat z. B. vor einer Reihe von Jahren Herr Dr. Plettner auf Mönchsgut an einer Stelle des Oststraudes Septarien gefunden, und so, ist ferner das Vorkommen tertiärer Schichten auf oder in der Nähe der Greifswalder Oie nicht unwahrscheinlich, die ja geognostisch zu Rügen gehört. Die in Angriff genommene Spezial-Unter¬ suchung dieser Gegenden wird darüber Aufklärung verschaffen. Bei den Bohrungen an der Greifswälder Saline (vergl. Hiihnefeldt im Journal f. Techn. und ökon. Chemie Bd. VI. p. 254 *) ist im Allgemeinen Sand mit Thon (bis zu 28 Fuss Tiefe), bläulicher Thon mit Sand bis 40 Fuss, grober Sand (worin die So Ölquelle) bis 42 Fuss, grober weisser, darauf feiner grauweisser Sand (bis 106 Fuss) (erweist sich nach den vorhandenen Proben im hiesigen min. Museum durch seinen Feldspathgehalt noch als Diluvialsand), endlich schwärzlich grauer sandiger Thon, darunter grauer zäher Thon bis 132 Fuss, der Sohle des Bohrlochs, durchteuft werden. Letzterer zeigt nach einer Bohrprobe keine Spur Kalk, ist daher wohl nicht mehr diluvial. Der bis 40 Fuss gefundene bläuliche Thon dagegen correspondirt wahrscheinlich mit dem blauen Wit¬ tower Thon. — Auf Mön (vergl. Puggard, Geologie der Insel Mön, 1852.) ist die Schichtenreihe an Mönsklint, dem aufgeschlossensten Theile, von unten nach oben folgende: 1. Kreide mit Flint. 2. Zerbrochene Kreide mit scharf¬ eckigem Flint. (Auf Wittow nicht deutlich). 3. Oliven- grüner oder bräunlich sandiger Lehm oder unreiner thoniger Sand, häufig Spalten und Vertiefungen in der Kreide ausfüllend. Auf Wittow am Bakenberge, bei Vitte. 4. Weisser und gelber Sand, meist sehr fein, mit gelblichem Thon zuweilen wechselnd, nach unten meist in Grus mit handgrossen Geschieben übergehend (Arkona, Baken berg, Hiddens-Oe), *) Man vergl. auch v. Oeynhausen, Bemerkungen u. s. w. in Kar¬ stens Archiv f. Bergb. und Hütten w., Bd. 14. p. 227. ff. 96 Aequivalent des unteren Sandes, welcher die wasserführende Schicht der Wittower Brunnen bildet. 5. Plastischer Thon, blaugrau oder blauviolett, feucht oder zuweilen schwarz, ge¬ wöhnlich fett, oft merglich, mit wenig oder keinen Gerollen, nicht geschichtet. Ueberall auf Mün und unzweifelhaft die¬ selbe Bildung, wie der Wittower blaue Thon. 6. Gelber Sand. Auf Wittow lokal, z. B. von Reidervitz bis Vitte, — hei Kreptitz, Lanken. 7. Sandiger Lelnn, gelb, auch grau, mit vielen und grossen Gerollen, bis 40 Fuss mächtig, ohne Schichtung. (Hiddens-Oe, besonders am Höwt. Aequivalent des Wittower Löss. 8. Sand und Kies, wechsellagernd, mit Geschiebebänken und Flint, zuweilen 100 Fuss m., zuweilen fehlend. Obere Schicht auf Hiddens-Oe. Auch die Südküste von Mön zeigt ähnliche Schichtenreihe wie Wittow. Wenn man in Betracht zieht dass diese offenbar aus einer gemeinsamen Ablagerung stammenden Schichten sich auf der Ostseite Möns, wie dies die Profile Puggaards angehen, ab¬ senken, dass Hiddens-Oe nach Rügen zu geneigt ist und Wittow wieder nach Hiddens-Oe sich senkt, so gelangt man zu der Ansicht, nicht dass eine Aus wascliung das ursprüng¬ lich gleiehmässig auf der Kreide abgelagerte Gesammtgebiet der dänisch-deutschen Ostseeinseln in seine heutigen Bestand¬ teile zerrissen, d. h. das ganze Land zwischen dem heutigen Jasmund, Wittow, Hiddens-Oe, Mön und Seeland weggespühlt hat, — sondern dass die jetzige Landesbeschaffenheit lediglich die Folge von Depressionen zwischen den genannten Inseln ist, d. h., dass das Gesammtterrain sich in Folge eines von dem sich liebenden scandinavisclien Continente ausgeübten seitlichen Druck sich gefaltet hat. Den Rücken dieser Faltungen bilden die genannten Inseln, deren ursprüngliche Form allerdings nachträglich durch das Wasser einigermaassen verändert worden ist. Hiddens-Oe bildet demnach das Ende eines Sattels, dessen vorderer, nördlicher Tlieil, entsprechend der Verlängerung des Dornbuschs resp. Entendorns, früher in gleicher Linie mit Arkona und Mönsklint gelegen hat. In Bezug auf die Verhältnisse unseres Wittower Diluviums, welche, wie sich aus Vorstehendem ergiebt, mit dem von Mön als völlig gleich gegliedert bezeichnet werden können, — zu 97 den übrigen, bereits durchforschten Diluvialablagerungen in der norddeutschen Ebene und selbst im südlichen Schweden, ist als festgestellt zu erachten, dass sich jenes an die Gliederung dieser völlig anschliesst. Man unterscheidet jetzt bekanntlich im Diluvium zwei Abtheilungen, eine obere und eine untere, bei denen von der oberen der wahrscheinlich alluviale „Decksand“ Berendts abzuzweigen ist (derselbe fehlt auf Wittow und Hiddens-Oe), so dass noch oberer Lehm (oder Löss, d. i. oberer Diluvial- Mergel Berendts, Lehm und Lehm¬ mergel v. Benningsen-Förder’s, oberer Geschiebethon v. Könens, oberer Lehm Kuhnt's) übrig bleibt, welche seine Zweigliederung in Lehm und Mergel bei uns nur stellenweise aufweist. Ausser Lehm kommen in dieser Abtheilung Sand und Gerolle vor. — Die untere Abtheilung zerfallt in Diluvialsand, in den unteren Diluvial-Mergel Berendts (Thon-Mergel v. B. F., unterer Geschiebethon v. Könens, — unterer Lehm Kuhnts, — ) in Diluvialthon (Glindower Thon) und unteren Diluvialsand. Für Wittow ist die Trennung von unterem Mergel und unterem Thon kaum durch zuführen , weil der durch die Nähe der unterlagernden Kreide vermittelte hohe Kalkgehalt beider grosse Aehnlichkeit und vielfache Uebergänge zwischen ihnen herbeiführt; möglich, dass die in jedem Jahr durch die See erzeugten neuen Aufschlüsse schärfere Grenzen zu Tage för¬ dern, als gegenwärtig zu beobachten sind. Ich habe desshalb nach der vorherrschenden Färbung die Bezeichnung: blauer Thon beibehalten. Auf Hiddens-Oe tritt der Unterschied wenig¬ stens stellenweise besser hervor. Für das Festland sind noch speziellere Aufschlüsse aufzusuchen, als augenblicklich vor¬ liegen. — In der nachstehenden Tabelle ist der Versuch gemacht, die Schichten einiger bis jetzt näher untersuchter Lokalitäten, tiir deren Bezeichnung bis jetzt leider noch keine Einheit herrscht, mit einander zu vergleichen. 7 98 99 Auf Grund späterer, namentlich diesjähriger Untersuchun¬ gen ist nachträglich noch hervorzuheben, dass auf Wittow und Hiddens-Oe sowohl, wie an andern Stellen Rügens, und meisten¬ teils in direct er Unterlagerung unter den oberen Diluvial- Mergel ein blaugrauer steinartiger Mergel sich vorfindet, welcher, besonders in feuchtem Zustande, dem plastischen Thon äusserlich ähnlich wird, jedoch geringere Elasticität besitzt und grosse Geschiebe führt. Derselbe entspricht m. E. dem ostpreussischen „Schluffmergel.“ — Unter den oben bei den Messungen als plastischen Thones angeführten Namen „Thonpartikelchen“ sind diejenigen fein¬ sten Mineraltrümmer zu verstehen, welche bei den Schlämm¬ analysen in der Regel die Bezeichnung Thon führen und das feinste Schlämmproduct bilden. Auf Hiddens-Oe sind in die auf den oberen Lehm-Mergel aufgelagerten Sande, die zum Theil sehr feinkörnig und keines¬ wegs bloss grandartig sind, schiefrige, glimmerhaltige Sand Mergel eingelagert, desgleichen waren im Sommer d. J. (18G9) die früher überschütteten grünlich-blauen plastischen Tlionc am Dornbusch wieder aufgeschlossen, welche Herr Plettner zu den Septarientbonen rechnet und welche den Mönchsgut’er Braun¬ kohlen führenden Thonen entsprechen. Es stellt sich endlich, je mehr Proben der oben öfters als „Lehm“ bczeichneten Schicht zur näheren Untersuchung gelangen, heraus, dass von dieser Bezeichnung für Rügen nur sehr vorsichtig Gebrauch zu machen sein wird, weil der durch die Nähe der Kreide bedingte höhere Kalkgehalt des obern Diluvial -Mergels nur an wenigen Stellen durch die Verwitte¬ rung völlig entfernt ist und den ächten „Lehm“ zurück- gelassen hat. 7* Das Magnetfeld des galvanischen Kreisstromes von Prof, Dr. Freiherr v. Feilitzsch in Greifswald, Ilierzii eine Fignrentafel. Die Wirkungen eines galvanischen Stromleiters auf einen Mag¬ neten oder auf unmagnetisches Eisen oder Stahl sind bekannt. Sic kommen alle darauf hinaus, 1) dass jedes Element des Leiters bezüglich zur Stromesrichtung den Nordpol nach links, den Südpol nach rechts von der das Element und den Pol enthaltenden Ebene, der Wirkungsebene, ablenkt; 2) dass die Grösse der liier thätigen Kraft der Anzahl von Strom¬ einheiten im Element, der Anzahl von magnetischen Einheiten im Pol und der Projektion des Elementes auf die Normale zur Verbindungslinie zwischen ihm und dem Pol direkt pro¬ portional und 3) dass sie dem Quadrate des Abstandes bei¬ der umgekehrt proportional ist. Ein polarer Magnet wird dadurch meist aus seiner Richtung allgelenkt oder erfährt eine Ortsveränderung, wenn er vollkommen frei beweglich ist; in einem magnetisirungsfähigen Körper geschieht aller zuvor eine magnetische Vertheil ung und dann erst verhält er sich wie der polare Magnet. Der Gegenstand der folgenden Abhandlung ist eine Unter¬ suchung des Einflusses, welchen ein kreisförmig gebogener Stromleiter auf einen Magnetpol ausübt. Der Raum, in welchem dieser Einfluss noch wahrnehmbar ist, heisse das Magnet¬ feld des Kreisstromes. Der Kreisstrom liege in der A V Ebene eines rechtwink¬ ligen Koordinatensystems XYZ der Nebenfigur auf der Tafel und sein Mittelpunkt im Koordinatenanfangspunkt. Die Koor¬ dinaten eines Punktes des Kreisstromes seien xy , die des 101 Magnetpoles xxyxzx. Die Verbindungslinie zwischen xy und xxyxzx werde mit r, die zwischen dem Kreismittelpunkt und xxyxzx mit rx und der Kreishalbmesser mit q bezeichnet. Nach bekannten Grundsätzen ist die Wirkung eines Strom¬ elementes ds gleich der Summe der Wirkungen seiner beiden Komponenten dx und dy. Werden diese als feststehend, der Magnetpol als beweglich betrachtet, so ist nach Obigem der von dx auf letzteren ausgeübte Bewegungsantrieb gegeben durch dx . / \ dwx = ya — sin \rx), r wo [i die Anzahl der im Bol enthaltenen magnetischen Ein¬ heiten, (j die Anzahl der in dx sich bewegenden Stromeinhei¬ ten und rx die Gradzahl des Winkels zwischen r und dx bedeutet. Setzt man für sin (rx) seinen Werth ein, und be¬ zeichnet man der Kürze halber yx cos nmo = - idx Q/1 - y) Z 7 gleich sein, so muss sie der XZ Ebene parallel liegen, darf also keine Komponente parallel zur Y Axe besitzen, während die Komponenten doj/ und dt»/ parallel zur Z und zur FAxe die folgenden Werthe erhalten: 727 i idy (xi — x) = di»? cos n mo = — = — - - r dwy* dojy sin nmo — - i . dy . (3. (4. Werden die Summen der Komponenten der von dx und dy herrührenden Bewegungsantriebe nach den Axen der ZYX durch dZ , dY , dX bezeichnet, so ist dz = dm' + d< = i ^fa-»)-«fe(yi-y) dY=dwxy=i y dx . dX = d^j— — i . dy . Z\ r (5. Die Resultirende von dX dY dZ ist nun der Bewegungs¬ antrieb, welchen der Magnetpol vom Kreiselement ds erfährt. Doch ist diese von geringerem Interesse, als eine Unter¬ suchung derjenigen Gesammtwirkung, welche der ganze Kreis auf den Magnetpol parallel zur Z Axe ausübt, d. i. derjenigen Kraft, mit welcher ein irgendwo gelegener und blos in der Richtung senkrecht zur Kreisebene beweglicher magnetischer Nordpol sich dieser Ebene annährt oder von ihr entfernt. Dieser Wertli ergiebt sich durch Integration von dZ , ist also gleich . Jdy (a’i ~ x) ~ dx (y{ - y) r (6- wenn man hierin die für den Kreis sich ergebenden Werthe von x , dx , y , dy und v einsetzt und das Integral auf den ganzen Kreisumfang ausdehnt. Bezeichnet man zu dem Ende den Winkel zwischen dem zu xy führenden Kreishalbmesser und der Projektion von i\ auf die X Y Ebene mit

und setzt voraus, dass sich der Strom im Sinne der wachsenden (p bewege, so ist y — g sin (\ (9. Dieses Integral ist nicht in geschlossener Form darstellbar. Behufs Entwickelung desselben in Reihen möge zunächst g2 - g \n2 - Zy COS (p = \ ! ( Vy 4~ g2 - 2g \vy ~ Zy COS ‘‘d(p+--raj cos g>,dg>+... o ö o o 2/T 2TI 2 TT ■f ( f-p2~Z !2 (e2+;>+V) in , J + 5 . V2 ä

i(2 + 8 “ +128‘4 o, + . • . . 35 3 fp _ ryp _ ~ 1 a * i _ ~'1 , O i fC 1_ 2 . Q (e2+ 2+zJ). r + <1-8a + • • 128 ’ 4 . ~r ci - . (13. Es wurde vorausgesetzt, dass sich in m ein Centrum nord- magnetische Kraft befände und dieses wurde mit positiven Vorzeichen versehen. In Uehereinstimmung mit der Erfahrung wird nun gemäss dem negativen Vorzeichen auf der rechten Seite von 13 der Raum zwischen m und dem Stromkreis im Allgemeinen vermindert, der Nordpol wird also angezogen, wenn er sich in geeigneter Weise vor dem Kreise befindet, in welchem der Strom im Sinne der Bewegung eines Uhr¬ zeigers umläuft. — Wird aber p1 -f z2 > £2, so kann unter leicht Übersehbaren Umständen das Vorzeichen von Z positiv werden, und es stimmt ebenfalls mit der Erfahrung, dass der Nordpol seitlich vom Stromkreise abgestossen wird. — Zwischen den Orten der Anziehung und denen der Abstossung muss es einen Ort geben, in welchem der Stromkreis gar nicht auf den Pol wirkt, für ihn istZ=0. Die Reihen der Gleichung 13 werden immer weniger konvergent, einen je näheren Punkt am Stromkreis mau in Betracht zieht. Befindet sich der Magnetpol im Stromkreise selbst, wird also z\ — 0 und p = (> , dann verlieren die Reihen 105 ihre Konvergenz vollständig. Unter diesen Umständen ver¬ wandelt sich Gleichung 9 in 2 n 2TT () ’2o- - 2 q- cos ff) J-f * o «/ • tff — GO. (14. Wenn also der Magnetpol im Stromkreise seihst liegt, dann wird die /^Komponente unendlich gross. Nach der Formel 13 wurde nun die /^Komponente der elektromagnetischen Kraft des Stromkreises für si = 0, = 0,1 = 0,2a, - 0,4o, = 0,G(> u. s. w. his z{ = 1,8{> und jedes Mal für /? = 0,lo, =0,2 o .... = 1,8(> berechnet. In der Nähe des Stromkreises und zwar bis zu einem Abstand = 0,3^ von demselben gal) die Rechnung wegen zu geringer Kon¬ vergenz der Reihen keine brauchbaren Resultate mehr, ob¬ schon sie bis zur hundertsten Potenz von a fortgesetzt wurde. Die brauchbaren Zahlen jedoch stimmten mit grösster Genauig¬ keit zu den Resultaten von direkten Messungen, welche nach einer hei einer andern Gelegenheit mitzutheilenden Methode angestellt wurden. So war eine gegenseitige Kontrolle zwischen Rechnung und Beobachtung gewonnen, und es konnten die durch die letztere gefundenen Zahlen auch für diejenigen Orte als zuverlässig betrachtet werden, für welche die Rechnung nicht mehr ausreichte. Die Tafel giebt nun eine graphische Darstellung dieser Ergebnisse. Sie ist in horizontaler wie in vertikaler Rich¬ tung in IS gleiche Theile, entsprechend den /> und den z{ eingetheilt. Der Punkt 0 in der linken und unteren Ecke ist der Mittelpunkt des Stromkreises und letzterer durchschneidet aufwärtsgehend beim horizontalen Theilstrich X die Ebene der Tafel, während seine Ebene senkrecht auf dieser steht. In die Durchkreuzungspunkte dieses Koordinatennetzes wurden die durch Rechnung und Beobachtung gewonnenen Zahlen eingetra¬ gen. Dann wurden durch ein einfaches Interpolatiousverfahren 106 für die Abscissen sowohl wie für die Ordinaten die Punkte eines jeden vollen Zehntels der mit den konstanten Koefficienten in - — zu multiplicirenden Intensität ermittelt, und endlich wurden diese letzteren Stellen gleicher Intensität durch die mit 0, 0,1, 0,2 u. s. w. am Rande bezeichneten Linien verbunden. Die Tafel ist also ein Bild von der elektromagnetischen Verthei- lung in einem Quadranten des Magnetfeldes von dem näher bezeichneten Kreisstrom. Es erübrigt noch, auf einige Folgerungen aufmerksam zu machen. Zunächst fällt ins Auge, dass alle Kurven in ihrer Verlängerung nach dem Kreisstrom sich bewegen. Wenn nun auch in dem Strom selbst die Kraft unendlich gross ist, so sind doch in seiner nächsten Nähe alle Werthe bis zu Null vertreten. Ferner stellt der geometrische Ort ohne Wirkung eine ungeschlossene Kurve dar, während die Orte der positiven wie negativen Wirkung sich unter Zuziehung der übrigen Quadranten als geschlossene Kurven zu erkennen geben. — Ebenso erklären sich unschwer die an der Tangentenbussole beobachteten Anomalien, diejenigen nämlich, dass eine in dem Mittelpunkte des Stromkreises aufgehangene Magnetnadel die Stromstärken zu gering, eine in der Axe und in grossem Ab¬ stand vom Mittelpunkt aufgehangene Nadel dieselben aber zu gross angiebt, wenn man sie nach den Tangenten des Ab¬ lenkungswinkels berechnet; wohingegen nach den Beobach¬ tungen von Gaugain in Uebereinstimmung mit den Berech¬ nungen von Bravais die Stromstärken mit grösster, wenn auch nicht mit absoluter Genauigkeit den Tangenten der Ab¬ lenkungswinkel proportional sind, sobald der Abstand des in der Axe des Kreises liegenden Mittelpunktes der Nadel vom Mittelpunkt des Kreises hall) so gross ist als der Radius des Stromkreises. Druck von Trowitzsch und Sohn in Berlin. Miltheiliingen a.inaturwifs. Verein v. Neu \ f W&SMM I F# 2 i> ^sSÄ!> O o Ö imtdt- litfr. BiukJiolx cut not. del. Fig 19 BiuhJiölx ad not. del. Cp Schmidt/ LUh Mitllieihmgen a.d.naliirwifs Verein v. Neu Vorpommern u. Rügen l. v Jhcchkok. ad neu dsi Tal* 1. C. KSctonicte P'Ü « 1 littheilungen aus dem von Neu- Vorpommern und Rügen. - - «o> - Redigirt von Prof. Frli. v. Feilitsch, Prof. Limpricht und Dr. Marsson in Greifswald. Zweiter Jahrgang Mit 1 Steindruck-Tafel. Berlin. Verlag von Rudolph Gaertner. 1870. littheilungen aus dem von Neil-Vorpommern und Rügen. Redigirt von V • Prof. Frb. v. Feilitsch, Prof. Limpricht und Dr. Marsson in Greifswald. Zweiter Jahrgang. Mit 1 Steindruck-Tafel. Berlin. Verlag von R u d o 1 p li Gaertner. 1870. / Inhalt. Seite Verzeichniss der Vereins-Mitglieder . 1 Rechnungs-Abschluss für das Jahr 1869 . 3 Sitzungs-Berichte . 4 Verzeichniss der vom 15. Juli 1869 bis dahin 1870 beim Vereine eingegangenen Druckschriften . 8 August Edmund Segnitz. Ein Lebensbild von Prof. Dr. Frhr. v. Feilitzsch in Greifswald . 10 A. Verzeichniss der Druckschriften von Prof. Dr. E. Segnitz. 19 B. Verzeichniss der ungedruckt hinterlassenen Schriften . . 21 Die Insel Gottland und ihre Vogelwelt von Ludwig Holtz . . 23 1.**. Ein Beitrag zum Kapitel über Pllknzeneigenwärme von Dr. J. Römer . r ' . 51 Die Krätzmilben von Prof. Dr. Fürstenberg in Eldena ... 56 ■ . " * Vereins- An gel egenlieiten. i. Yerzeichniss der Mitglieder. Andershof: Herr Dr. Kämmerer. Barth: ,, L. Holtz, Rentier. Bergen a. Rügen : „ v. Platen, Landratli. Bohlendorf a. Rügen: Herr Freiherr v. Bohlen, Erbkämmerer im Fiirstenthum Rügen. Bonn : Braunschweig: Divitz : Eldena: Herr Dr. Troschel, Professor. Dr. Otto, Professor. Graf v. Krassow. Fintelmann, Insp. des botan. Gartens. Dr. Fürstenberg, Professor, Dr. Jessen, Professor, Pietrusky, Lehrer, Dr. Rohde, Oekonomierath u. Professor, Dr. Scholz, Privat-Docent, Dr. 'frommer, Professor. Dr. Baier, Professor, Dr. Baumstark, Privat-Docent, Dr. Bengelsdorf, pract. Arzt, Dr. Buchholz, Privat-Docent, Dr. Budgc, Professor, Geh. Mediz.-Rath, Dotzauer, Insp. des botan. Gartens, Dr. Eichstaedt, Professor, „ Dr. v. Feilitzsch, Freiherr, Professor, Mittheil. a. d. naturwissensch. Verein v. Neu- Vorpommern u. Rügen. II. Greifswald : n n n 11 11 11 11 11 0 11 11 11 11 11 11 11 11 2 Greifswald : Heidelberg: Iserlolm : Herr Frauenstein; Mechanikus, ,, Dr. Fuchs, Professor, ,, Dr. George, Professor, ,, Dr. Grohe, Professor, ,, Dr. Haekermann, Prof. u. Kreis-Physikus, „ Haussmann, Berg-Assessor, ,, Dr. Hoefer, pract. Arzt, ,, Kessler, Fabrikbesitzer, ,, Kirchberg, Mineralwasser-Fabrikant, ,, Dr. Köhnk, pract. Arzt, ,, Dr. Krabler, pract. Arzt u. Priv.-Doc., ,, Krause, Gymnasial-Lehrer, „ Kunstmann, Apotheker, ,, Lababn, Fabrikbesitzer, „ Dr. Landois, Professor, „ Dr. Laurer, Professor, ,, Dr. Limpricbt, Professor, ,, Dr. Loose, Lehrer, „ Ltider, Stud., ,, Dr. Marsson, ,, Dr. Mosler, Professor, „ Müller, akadem. Baumeister, ,, Dr. Münter, Professor, ,, Dr. Pernice, Professor und Geb. Medi¬ zinal -Rath, ,, Pogge, Kaufmann, „ Dr. Pütter, Professor, ,, Dr. Quistorp, pract. Arzt, „ Schenk, Apotheker, ,, Dr. Schirmer, Professor, ,, v. Schulz, Rittmeister, „ Dr. Scliwanert, Professor, ,, v. Vahl, Rechts-Anwalt, „ Westphal, Kreisbaumeister, „ Wiese, akadem. Forstmeister, ,, Dr. Weitzel, Gymnasial-Lehrer. ,, Dr. Königsberger, Professor. „ Dr. Langguth, Realseh ul-Director. 3 Ladebow : Prerow a. Dars. : Proskau: Pyritz : Ranzin: Schmoldow: Stralsund : Weitenhagen: Wolgast: Wollin : Herr IIolst7 akadem. Pächter. „ Diesing, Apotheker. „ Werner, Lehrer der Landwirthschaft. „ Dr. Römer, Stabs-Arzt. „ v. Homeyer, Rittergutsbesitzer. „ v. Belir, Königl. Kammerherr u. Ritter¬ gutsbesitzer. „ Graf von Behr-Negendank, Regierungs¬ präsident, ,, Dr. Passow, Realschullehrer, ,, Dr. Plettner, Dir. d. Prov.-Gewerbesch., „ Dr. Rollmann, Gymnasial-Lehrcr, ,, Dr. Schütte, Gymnasial-Lelirer, ,, Wellmann, Wasserbau-Inspector. „ Dr. Hofmeier, Pastor. ,, Niz, Pastor em., „ Roth, Lehrer. „ Schmurr, Apotheker. V orstand. Nach den Statuten schied am Schlüsse des verflossenen Jahres Herr Prof. Fürsten berg aus dem Vorstande aus und wurde für denselben Herr Prof. v. Feilitzsch gewählt. Der gegenwärtige Vorstand besteht demnach aus den Herren: Dr. y. Feilitzsch, Professor. Dr. L impricht, Professor und Dr. Marsson. II. Rechnungs-Abschluss für (las Jahr 1869. Ein nah me. Kassen-Bestand aus dem Jahre 1808 82 Thlr. 28 Sgr. 6 Pf. Jährl. Zinsen von 82 Thlr. ä 4 pCt. 3 .. 8 Jahres-Beitriige der Mitglieder . . 57 11 11 11 11 5 n n Summa 143 Thlr. 0 Sgr. 11 Pf. r 4 Ausgab e. Porto . . . An den Buchdrucker Kunike für In- 9 Thlr. 9 Sgr. 9 Pf. sertionen u. kleinere Drucksachen r* ( n 20 n G 11 Für ein Rechnungsbuch .... 1 n 7 n 6 11 An den Vereinsboten . An den Buchdrucker Trowitzscli und Sohn in Berlin für den Druck der 10 n 11 11 Mittheilungen . Für Herstellung der Tafel und Holz- 70 11 17 11 10 11 schnitte . Für Druckpapier und Heften der 11 10 h — 11 Mittheilungen . 30 11 13 11 8 11 Summa 180 Thlr. 19 Sgr. 3 Pf. Einnahme . . . 143 Thlr. 6 Sgr. 11 Pf. Ausgabe . . . 180 ,, 19 ,, 3 ,, Bleibt Mehr- Ausgabe 37 Thlr. 12 Sgr. 4 Pf. Durch freiwillige Beiträge der Herren Mitglieder flössen zur Deckung des Defizits in die Kasse 45 Thlr. 5 Sgr., so dass der Kasse für das Jahr 1870 noch 7 Thlr. 22 Sgr. 8 Pf. gut geschrieben werden konnten. Der Vorstand. III. Sitzungs-Berichte. Im verflossenen Jahre fand den Statuten gemäss all- monatlich mit Ausnahme der grossen Universitätsferien je eine Sitzung statt. Dieselben wurden mit geschäftlichen Mittheilun¬ gen und Vorträgen der Vereinsmitglieder ausgefüllt. Was die letzteren betrifft, so heben wir die folgenden hervor. Professor v. Feilitzsch erläuterte einen von ihm kon- struirten Apparat, mittelst dessen man die Wärmekapacität 5 der Gase bei constantem Volumen leicht messen kann, wenn die bei constantem Druck bekannt ist. — In einer anderen Sitzung zeigte er eine Zusammenstellung verschiedener Apparate vor, betreffend die strahlende Wärme und erläuterte deren Ge¬ brauch durch Versuche. — Ferner wurde von ihm eine Samm¬ lung von phosphorescirenden Substanzen vorgezeigt, die na¬ mentlich dann, wenn sie mittelst des elektrischen Funkens oder mittelst Magnesiumlichtes beleuchtet waren, in verschie¬ denen Farben-Nuancen nachleuchteten. Professor Fürstenberg zeigte Zähne von vorsündflut- lichen Schweinen vor, welche auf Wittow und Hiddensö im diluvialen Sande gefunden worden waren. — Derselbe machte Mittheilung über seine Untersuchungen, betreffend eine in den Ohren von Kaninchen vorkommende Krätzmilbe und erläuterte durch mikroskopische Präparate die anatomischen und physio¬ logischen Verhältnisse des Thieres. Berg-Assessor Hausmann sprach in mehreren Vorträgen über neuerworbene Mineralien, Petrefakten und in hiesiger Um¬ gegend aufgefundene alte Geräthe. Anlangend I. die Mine¬ ralien, so legte er die folgenden vor: Bernstein von Warbende bei Strelitz; Honigstein von Artern; Anthracit von Wüste- Giersdorf bei Waldenburg; Zinkblende von Langenberg bei Aachen; Galmei von Monteponi in Sardinien; Bleiglanz von Trier, krystallisirt mit geflossenen Oberflächen; phosphorsaures Blei, krystallisirt von Friedrichshagen hei Oberlahnstein; Blei¬ vitriol, ebendaher; Weissbleierz, ebendaher; Flussspath vom Riesengrund in Schlesien; Arsenikkies von Aupagrund in Schlesien. — II. Petrefakten: Eckzähne von Ursus spelaeus aus den Belverhöhlen in Westphalen; Zähne einer ausgestor¬ benen Schweinegattung, die auf Rügen gefunden worden; Otodus appendiculatus aus dem Pläner in Westphalen; Arau- carites Schlotheimianus (Göpp.) aus Radowenz in Schlesien; dieselbe Species kommt im Rothliegenden in Thüringen vor, und Ref. beschrieb einen beim Kyffhäuser von ihm gefundenen Stamm von 37 Fuss Länge und 42 Zoll im Durchmesser. III. Alterthümer: am Galgenberg Lei Koitenhagen waren ge¬ funden: ein Schmalmeissel aus gelbem Feuerstein; eine Bronce- Nadel; ein Schädel, Rückenwirbel und Rippen eines etwa 6 40jälirigen Menschen; hei Pustow an der Schwinge waren in einem Steingrabe gefunden: zwei broncene Schwerter und ein roh bearbeiteter Steinkeil von gelbem Feuerstein; nahe von Zarrentin hei Loitz war ein sauber geschliffener Feuerstein aufgefunden worden, hei Loitz ein Feuersteinkeil, auf Wittow unweit Bohlendorf ein gelbes scheibenförmiges Feuersteingeräthe, auf Hiddensö ein Steinkeil ohne Loch von Syenit, bei Malzin auf Zudar ein Steinkeil von quarziger Grauwacke und eben¬ daselbst ein Steinkeil mit Loch auf der breiten Seite von chloritischem Sandstein. Ludwig Holtz aus Barth verbreitete sich in einem aus¬ gedehnteren Vortrag über die geschichtlichen, geographischen und ethnographischen Verhältnisse der Insel Gottland, nament¬ lich aber über die dort einheimischen Vögel. Dieselben sind dort gegen Skandinavien und Norddeutschland überwiegend reich vertreten, viele brüten daselbst, welche sich in Pommern nur zur Herbst- oder Winterzeit aufhalten, andere haben eine von der hier gewohnten ganz verschiedene Lebensweise. Durch Vorlegung einer reichen Sammlung dortiger Nester wurden die Mittheilungen erläutert. Professor Jessen sprach über die Art, wie eigenthüm- liche Formen von Geschieben, deren eines von Assessor Hausmann vorgezeigt worden war, zustande kommen, wenn sie längere Zeit der Bewegung durch die Meereswogen und gleichzeitiger Abreibung durch benachbarte Stein- und Sand- partieen ausgesetzt sind. — Bei einem anderen Vortrag han¬ delte er von einem wahrscheinlichen Kreislauf des Wassers in der Ostsee. Der Salzgehalt und die Standorte von Salz¬ wasser- und Brakwasserpflanzen deuten auf ein Einströmen durch den Sund und ein Ausströmen des Wassers durch die Belte, das dann mittlerweile auf einem nicht näher zu be¬ stimmenden Wege umherkreist und die Küsten von Neuvor¬ pommern, namentlich aber von Rügen von der Ostscite her stärker benagt als von der Westseite. Professor Landois machte Mittheilungen über einen von ihm konstruirten Pulsmesser, welcher aus einer flexibeln Leitungs¬ röhre für Leuchtgas besteht, so eingerichtet, dass, wenn sie auf die Stelle einer Pulsader aufgelegt wird, diese einen Thcil 7 der Wände vertritt. Wird an einer Düse das Leuchtgas ent¬ zündet, so hebt und senkt sich die Flamme nach Massgahe der Pulshewegung. Namentlich ist das Vorhandensein des sog. Nachschlages auf diesem Wege unzweideutig dargethan worden. Professor M Unter berichtete über eine von ihm angestellte Untersuchung, betreffend das Aussterben von Säugethieren und das Vorkommen subfossiler Säugethierknochen in Neuvorpom¬ mern und Rügen. Anknüpfend an die Untersuchungen des Herrn Prof. Schmidt in Stettin über Wolf, Bär, Luchs, Wild¬ katze, wurden Beweise dafür beigebracht, dass ein völliges Verschwinden der Fischotter und des Nörz aus dem Vereins¬ bezirk bald zu gewärtigen sei, wogegen die zukünftige Existenz des Dachses, obschon durch subfossile aufgefundene Schädel schon für die älteste Alluvialperiode nachweisbar, infolge des neuen Jagdgesetzes als gesichert angesehen werden könne. — Imgleichen wurde das in der neuesten Zeit stattgehabte Vor¬ kommen der hier schon ausgestorben geglaubten schwarzen Ratte (Mus rattus) nachgewiesen. — Dagegen ist nach Kautz ow’s Bericht das Wild -Pferd in Pommern verbreitet gewesen, und als Beweis für die Richtigkeit dieser Nachricht wurden eine Reihe subfossiler Pferdezähne und zwei Schädelfragmente vor¬ gelegt, welche sich durch ihre auffallende Kleinheit und ihre hervorragenden Joehbogen von den Skeletten der zahmen Pferde unterscheiden. — Vom Ur besitzt das hiesige zoolo¬ gische Museum ein schönes Schädelfragment; ein anderes, in hiesiger Gegend gefundenes wurde vorgelegt, ausgezeichnet durch besonders breite Stirn und sehr starke Hornzapfen. — Ebenso bewies ein subfossil bei Gammin gefundener Horn¬ zapfen das dereinstige Vorkommen des Wisentes , welches überdies durch ein in Cammin aufbewahrtes Horn von dem durch Wratislav V. 1347 erlegten letzten pommerschen Wi¬ sent bestätigt wird. — Die zahlreich in den Torfmooren vor¬ kommenden Elenngeweihe, von denen drei schön erhaltene Exemplare vorgelegt wurden, dessen rücksichtlich der einstigen Existenz und weiten Verbreitung dieser grossen 1 1 irschart keinen Zweifel bestehen. — Desgleichen thaten vorgelegte Geweihstücke das dereinstige Vorkommen des Rennthieres zur Genüge dar. 9 8 Dr. Römer brachte eine Untersuchung über die Wärme¬ entwickelung der Pflanzen beim Befruehtungsprocess zum Vor¬ trag, der im Nachfolgenden in grösserer Ausführung mitge- theilt ist. Dr. Scholz legte die ersten drei Sektionen der von Dr. Behrendt herausgegebenen geognostiseken Karte von Ostpreussen vor und gleichzeitig eine von ihm auf Grund sei¬ ner bisherigen Untersuchungen entworfene geognostische Karte von Bügen im Massstabe 1 : lOO'OOO und in vier Blättern. Die Aeknlichkeit des ostpreussischen und pommerschen Diluviums wurde nachgewiesen und die auf der letzteren Karte zusammen¬ gestellten Untersuchungen ausführlicher erörtert. Da jedoch noch im Laufe dieses Jahres das Erscheinen dieser Karte in Aussicht steht, mag es unterlassen werden, an dieser Stelle durch ein detaillirteres Referat vorzugreifen. Verzeichnis« der vom 15. Juli 1869 bis dahin 1870 beim Vereine eingegangenen Druckschriften. 1. Korrespondenzblatt des zoologisch-mineralogischen Vereins zu Regensburg. 1869. 2. Zeitschrift der deutschen zoologischen Gesellschaft zu Berlin. Bd. 21 Hefte 2—4 und Bd. 22 Heft 1. 3. Mannheimer Verein für Naturkunde. 34. u. 35. Jahrg. 4. Bericht der naturforsch. Ges. zu Bamberg. 6. — 8. Bericht 1861—1868. 5. Verhandlungen des naturhistor. Vereins zu Heidelberg. Bd. 3 Hefte 2—5: Bd. 4 Hefte 2—6 und Bd. 5 Hefte 1—3. 6. Abhandlungen des naturw. Vereins zu Bremen. Bd. 2 Hefte 1—2. 7. Bericht der oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. 1855/57 Berichte 5, 6 und 1859/69 Berichte 7, 9, 10, 11, 12, 13. 8. Verhandlungen des botanischen Vereins für die Provinz Brandenburg, red. v. As cherson. Jahrg. 10, 1868. 9. Mittheilungen aus dem Osterlande, herausg. von Alten¬ burg. Bd. 19 Hefte 1—2. 1869. 9 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. Sitzungsberichte der naturw. Gesellschaft Isis zu Dresden, red. von Bley. 1869. Verhandlungen des naturhistor. Vereins für Anhalt zuDessau. Berichte 27 und 28, 1868/69. Denkschriften der kgl. bairischen botan. Gesellschaft zu Regensburg. Bd. 5 Heft 1 doppelt. Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt zu Wien. Jahrg. 1869 Bd. 19 Hefte 1—4. 1870 Bd. 20 Heft 1. Verhandlungen der k. k. geol. Reichsanstalt zu Wien. Jahrg. 1869 Nr. 1—18. Kaiserl. Akad. der Wissenschaften zu Wien. Sitzungber. der mathem. naturw. Klasse. Jahrg. 1870. Nr. 1 — 17. van d. Mensbrugghe, sur la tension superficielle des liquides. Bruxelles 1869. Ie. Mem. 1869. Kleine Schriften der naturf. Gesellsch. zu Emden. Heft 14 1869. Verhandlungen der zoolog. -botan. Gesellschaft in Wien. Jahrg. 1869 Bd. 19. Carol. Hasskarl, Connnent. Indicae, imprimis archipelagi Indici. Wien 1870. Beilage zu den Vorigen. Berichte über die Verhandlungen der naturf. Gesellsch. zu Freiburg im Br. Bd. 5 Heft 2, 1869. Mittheilungen der k. k. mährisch -schles. Gesellschaft in Brünn. Red. II. E. Weber. Jahrg. 1869. Notizblatt der histor.-statist. Sektion der k. k. mährischen Gesellsch. zu Brünn. Red. Chr. Ritter d' Elvert. Weitere Folge v. 1865 — 1869. Termeszettudomanyi Közlöny vom k. ungarisch, naturw. Verein zu Pest. Jahrg. 1869. Monatsbericht der k. preuss. Akad. der Wissenschaften zu Berlin. 1*7<). Jan., Febr., April, Mai. Korrespondenzblatt des Naturforscher -Vereins zu Riga. Jahrg. 17, 1869. Sitzungsberichte der physikal.-medic. Gesellsch. zu Würz¬ burg. 1866—1869. Verzeichniss der Bibliothek zu Würzlmrg. 1869. der physikal.-nied. Gesellsch, 10 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. Bulletin de la societe d’hist. naturelle du Depart. de la Mosel le. Metz. Cahier 12, 1870. van der Mensbrugghe, sur la viscosite des lamcs de Solution de Saponine. Bruxelles, 1870. Memoires de l’acad. des Sciences, helles lettres et arts de Lyon. T. 17 (1879—70). Jahrbücher des nassauischen Vereins für Naturkunde in Wiesbaden. Jahrg. 21 u. 22. 1867 u. 68. Verhandlungen des naturhistor. Vereins der preuss. Rhein- landc und Westplialens. 26. Jahrg. 1869. Schriften der k. physikal. -Ökonom. Gesellscli. zu Königs¬ berg. Jahrg. 1860 — 1869. Zeitschrift des Akklimatisations -Vereins zu Berlin. Her. y. Buvry. 8. Jahrg. 1870, Nr. 1 — 6. Sitzungsberichte der k. böhmischen Gesellsch. d. Wissen¬ schaften zu Prag. 1869. Jan. — Dec. Abhandlung der k. böhmischen Gesellsch. der Wissensch. zu Prag. 6. Folge Bd. 3 1869. Repertorium sämmtlicher Schriften der k. böhmischen Ge¬ sellsch. d. Wissensch. zu Prag. 1769 — 1868. August Edmuutl Segnitz. Ein Lebensbild. von Prof. Dr. Frhr. v. Feilitzsch in Greifswald. Im verflossenen Jahre hatte unser Verein den schmerz¬ lichen Verlust eines treuen Mitgliedes zu beklagen, des Pro¬ fessor Dr. Segnitz, ersten Lehrers der Landwirthschaft an der Akademie Eldena. Wir durften ihn insofern als das älteste Mitglied betrachten, weil er die erste Anregung zur Begründung des früheren physikalischen Vereines gab, aus welchem unsere jetzige Genossenschaft hervorging. Seine gleich 11 scharfsinnigen wie belehrenden Vorträge über verschiedene in unsern Studienbereich gehörige Tagesfragen, seine Mittheilungen über selbstständige Forschungen, seine stets treffende Bethei¬ ligung an den Diskussionen bleiben denen, die theilnehmend unsern Verkehr verfolgten, in dauernder Erinnerung, und ihnen zunächst dürften die folgenden seinem Andenken gewidmeten Blätter willkommen sein. Wird sich aber auch kein heiteres Lebensbild entfalten, so werden doch auch Fernerstehende Interesse finden an dem Thun und Treiben, an dem Wirken und Streben eines selten begabten Mannes von der ernstesten Ausdauer, von der umfassendsten Gelehrsamkeit und von einem ungewöhnlichen Gedankenreichthum, dem jedoch nie im Leben das Schicksal eine freundliche Seite zuwandte, bis ein er¬ greifendes Ende seine Laufbahn beschloss. August Edmund Segnitz war am 3. Juni 1811 in Dresden geboren. Der Vater wird als kenntnissreicher, geistvoller und im ganzen Sinne des Wortes biederer Mann geschildert. Der¬ selbe war damals Sekretär im höheren Staatsdienst und be¬ kleidete bis zu seinem 1840 erfolgten Tode die Stelle eines geheimen Kriegsraths. Seine Gattin, die Tochter des Justiz¬ amtmanns Scheibner in Stolpen, soll an Begabung und Bil¬ dung dem Vater ebenbürtig gewesen sein. Ausser dem Sohne hatten sie noch eine Tochter. — Unser Segnitz erhielt die erste Schulbildung in dem zu jener Zeit besonders in Aufnahme stellenden langguth’schen Institut. Dann besuchte er 1S24 bis 1820 die Krcuzschule, verliess jedoch dieselbe nach ab- solvirter Sekunda, um auf der königlichen Akademie der Künste die Bauwissenschaften zu erlernen. Nachdem er von der Archi¬ tektur soviel entnommen hatte, als ihm wünschenswcrtb er¬ schien, ging er zur Landwirthschaft über und lebte tbeils als Lehrling, tbeils als Volontair zunächst auf der königlich säch¬ sischen Domäne Lohmen und dann auf den Gütern Gersdorf und Gross-Schirma. Auffallend ist dieser rasche und vielleicht sogar unstüte Wechsel in den verschiedenartigsten Lebensrichtungen und wohl mögen die vielseitigen Anregungen, die Segnitz im elterlichen Hause erfuhr, heterogenere Interessen erweckt haben, als der jugendliche Geist zunächst zu bewältigen vermochte. Aber 12 wenn auch der daraus hervorgegangene Drang, sich mit vielen Zweigen des Wissens bekannt zu machen , vorerst einem rascheren Fortkommen hindernd in den Weg trat, ja sogar gefahrdrohend werden sollte, so haben sicli doch später, und namentlich bei seiner schriftstellerischen Thätigkeit, die Vor¬ theile der gewonnenen Vielseitigkeit durch originelle Concep- tionen und durch eine erfreuliche Emancipation von den Re¬ geln und Axiomen herkömmlicher Schulweisheit ganz entschieden bewährt. Mittlerweile drängten jedoch die vorgerückten Jahre bei keineswegs glänzenden Vermögensverhältnissen zum Ent¬ schluss über einen definitiven Lebensberuf. Dem gegenüber standen die unvereinbaren gleich lieb gewordenen Bescbäfti- gungskreise. Dieser Konflikt, nicht minder als manche trüben Ereignisse, zu denen u. a. der Hingang seiner geliebten und talentvollen Schwester Klara gehört haben mag, sowie aller¬ hand Anstrengungen und Unzuträglichkeiten, die bei seiner letzten Thätigkeit unvermeidlich waren, machen es bei immer¬ hin schwächlicher Körperbeschaffenheit erklärlich, dass der sonst sehr geweckte 21jährige Mann ohne Anzeichen eines organischen Leidens in tiefe Schwermuth verfiel, die rasch in ein schweres, von den Aerzten als Drüsenleiden aufgefasstes Siechthum ausartete. Die Liebe seines trefflichen Vaters that Wunder der Selbstaufopferung, um das tlieure, fast von Jeder¬ mann aufgegebene Leben zu retten. Mittel und Zerstreuungen aller Art, von denen er glaubte, sie würden auf den Gemüths- zustand des Kranken wobltkätig einwirken, wurden von ihm, meistentheils unter seiner persönlichen Theilnahme, mit einer seltenen Ausdauer angewendet. So verging mehr als ein Jahr, bis das kaum zu Hoffende gelang: durch geistige Ruhe und wohlthätige Erheiterung begann die gesunkene Lebensthätig- keit sich wieder zu heben, der Sohn genas nach und nach und vermochte sich wieder zu beschäftigen, wenn auch Spuren aus dieser traurigen Periode bis an sein Lebensende zurück¬ blieben. Nachdem unser Segnitz so dem Leben wieder¬ gegeben war, nahm er zwar noch einmal für kurze Zeit eine Stelle als Volontär auf dem Kammergute Struppen bei Pirna an, beschloss jedoch die praktische Landwirthschaft zu ver¬ lassen, und sich der Theorie derselben zuzuwenden. 13 Er vollendete bald privatim seine Schulstudien und bezog- dann 1835 für l'/o Jahre die Universität Heidelberg und da¬ nach bis 1837 die Universität Berlin, um Kameralia und Natur¬ wissenschaften zu studiren. 1838 wurde er bei der königlich sächsischen Grundsteuer -Regulirung als Specialkommissar an¬ gestellt, welche Behörde aus dem geheimen Finanzrath Schnei¬ der und den Kommissionsräthen Dr. Runde und v. llorne- mann bestand. Er hatte, je nachdem er dazu Auftrag er¬ hielt, namentlich im Voigtlande, in der Lausitz und im Erz¬ gebirge Bodenabschätzungen zu besorgen. 1831) verheirathete er sich mit Fräulein Julie Waltz aus Heidelberg, zog mit derselben nach Dresden und wohnte in nächster Nachbarschaft von seinen Eltern. Im darauf folgenden Jahre hatte er den Verlust seines Vaters zu beklagen; das Leben seiner Mutter wurde ihm bis 1857 erhalten. Im Jahre 1840 wurde er Mit¬ glied der ökonomischen Gesellschaft im Königreich Sachsen, in welcher Eigenschaft er sich in Dresden durch schätzens- werthe Vorträge bekannt machte. Die Arbeiten der Grundsteuer-Regulirung waren 1843 be¬ endigt und die Kommission wurde aufgelöst. Infolge dessen nahm Segnitz eine Anstellung an der mit dem Tode des Be¬ gründers wieder eingegangenen Vorhercitungs- Anstalt für zu¬ künftige Land- und Forstwirthe des Dr. Bruhn in Dresden an und docirte daselbst Chemie, Physik, Botanik und Landwirth- schaftslehre in 8 — 10 Wochenstunden. Ausserdem gab er noch Stunden in der Mathematik und soll auch an dem langguth- schen Institut, wo er früher Schüler gewesen war, thätig ge¬ wesen sein. 1846 erwarb er sich bei der philosophischen Fa¬ kultät zu Leipzig den Doctorgrad durch die umfangreiche Dissertation „De arte observandV (Dresdae e. o. Teulmcri, 1840, 8°, 56 S.). Die spärliche Müsse, welche ihm die zeitraubenden Unter- haltsarheitcn Hessen, verwandte er zu einer erfolgreichen lite¬ rarischen Thätigkeit, die i Im in den weitesten Kreisen bekannt machte. 1 ntor Anderem veröffentlichte er den ersten Band seiner „Dreissig Bücher über Landwirtschaft/1, welches Werk wesentlich zu einer Berufung an die staats- und landwirt¬ schaftliche Akademie Eldena beitrug. Im Frühjahr 1848 14 verliess er Dresden und trat am 1. April seine Thätigkeit in Eldena an. Im Jahre 1852 wurde er Sekretär des „baltischen Ver¬ eins zur Beförderung der Landwirthschaft“, verlor aber schon 1857 diese Stelle wieder, als sich der Verein auflöste. Der Verlust war um so empfindlicher, als mit dieser Stelle eine 0 “ Jahreseinnahme von 300 Thlr. verbunden war, und er sich fortan mit dem Gehalt als Lehrer von 900 Thlr. begnügen musste. Am 2. Juli 1852 erhielt er den Professortitel und 1856 den rothen Adlerorden vierter Klasse bei Gelegenheit des vierhundertjährigen Jubelfestes der Universität Greifswald, zu dem er eine, wegen ihres reichen Inhaltes und wegen der umfassenden mathematischen Behandlung, sowie wegen der geistvollen Auffassung des Gegenstandes auch für Nichtland- wirthe höchst interessante Schrift „Beiträge zur mathematischen Theorie des Pfluges“ als Festgabe veröffentlichte. Es ist üblich, dass die Ausstellungen und Wanderver¬ sammlungen von den landwirtschaftlichen Lehranstalten be¬ schickt werden, und so hatte Segnitz die eldenaer Anstalt auf dem land-, und forstwirtschaftlichen Versammlungen zu Nürnberg 1853, zu Würzburg 1862 und zu Pest 1868 zu vertreten. An die letzte Sendung reihte sich eine Heise nach den Theissniederungen zum Studium der dortigen berühmten Flussregulirungsarbeiten, sowie nach dem nördlichen Italien an. Die umfassenden Sprachkenntnisse, so hier des Unga¬ rischen und des Italienischen fanden dabei treffliche Ver¬ wertung. Diese Reisen boten die einzigen Lichtblicke in der trüben Atmosphäre, in welcher Segnitz zu leben gezwungen war. Häusliche Sorgen und amtliche Missverhältnisse verkümmerten ein Leben, das unter anderen Umständen bei so reicher geistiger Begabung und bei dem unermüdlichsten Fleisse die glän¬ zendsten Früchte hätte tragen müssen. — Segnitz hatte 2 Töchter und 2 Söhne, welche letztere Zwillinge waren. Einer derselben litt von Jugend auf an Epilepsie, bis er im Mai 1866, 15 Jahre alt dieser Krankheit erlag. Der andere war ebenfalls von sehr schwächlicher Konstitution, siechte mehr und mehr und starb fünf Tage vor dem Tode des Vaters 15 neben dessen Sterbelager, als dieser schon aufs äusserste er¬ schöpft wohl kaum mehr den endlichen Verlust fassen konnte, und während die Mutter und beide Schwestern an den Masern schwer erkrankt danieder lagen. Lange Jahre Zeuge so hoffnungsloser Leiden zu sein musste um so zehrender wirken, als das Gemüthsleben unseres Freundes einzig in zärtlicher Sorge für die Seinen aufging. Dem gegenüber konnte nur die angestrengteste Arbeit den Verlust des Gleichgewichtes verhüten, und diese gehörte ja von jeher zu den Bedingungen eines Lebens, das für die Ein¬ kehr des Glückes verschlossen gewesen zu sein scheint. Aus seiner Universitätszeit finden sich nicht allein detaillirte Aus¬ arbeitungen seiner Fach Vorlesungen vor, zu denen die mathe¬ matischen, naturwissenschaftlichen, technologischen, landwirt¬ schaftlichen, nationalökonomischen Doctrinen zu rechnen sind, sondern ebensowohl umfangreiche Bearbeitungen von philoso¬ phischen, medicinischen und namentlich juristischen Vorträgen in deutscher und lateinischer Sprache. Alle tiefte sind sorg¬ fältig mappirt, paginirt und mit Register versehen. Diesen folgen die vielfach mit sehr genau ausgeführten Zeichnungen versehenen Hefte für die eigenen Vorlesungen, sowie die am Schlüsse dieser Mittheilung verzeichneten , theils durch den Druck veröffentlichten theils ungedruckt hinterlassenen Manu- scripte. Nebenher gehen umfassende Excerpte, oft in der Sprache der Originale, sowie ein fortlaufendes Tagebuch, be¬ stehend aus einem 1 ? Fuss hohen Stoss von Quartheften, die fast ausschliesslich mathematische Untersuchungen, doch meist ohne Angabe des Zieles enthalten. Nur bisweilen finden sich auch liier Zeichen desjenigen Humors vor, den er sich nament¬ lich im Umgang bis gegen sein Lebensende erhielt, und durch welchen er sieb mit den Trivialitäten des täglichen Lehens und Verkehrs zu versöhnen suchte. Diese Hinterlassenschaft, seine ausgewählte, umfangreiche und wohlerhaltene Büchersammlung nicht minder als sein im Umgang, in den Druckschriften und in den Vorträgen sich kundgebender Ideengang bezeugen, dass er stets die Erschei¬ nung auf Maass und Zahl zurlickzufüliren suchte, und dass das Ringen nach mathematischer Klarheit und Wahrheit sein Wesen 10 beherrschte. Nur solche Vorstellungen, welche zu einem widerspruchslosen Ergebniss führen, konnte er in den Kreis seiner Betrachtungen einführen. Wie es dagegen zugeht, dass mittelst widersprochener Widersprüche manche und oft grade die glänzendsten Ziele am leichtesten erreicht werden können, war ihm unerklärlich, und dass die überwiegend grösste An¬ zahl der Menschen und somit auch seiner Zuhörer der Evidenz und der sichern Basis denkscheu entfliehen, um sich in erlernten Regeln und wohlregistrirtem Material vollkommen befriedigt zu fühlen, konnte bei jener Richtung keine Entschuldigung finden. So kam es, dass sein Leben zu einem Kampf zwischen Wahr¬ heit und Wirklichkeit wurde: er hat ihn gekämpft bis zum letzten Athemzuge, er konnte Entbehrungen, Kummer, Nahrungs¬ sorgen ertragen, von seiner Richtung vermochte er nicht abzuweichen. Gegenüber solchen Grundsätzen wird man wohl schwer¬ lich das Geschick ein günstiges nennen , das unserem ver¬ storbenen Freund den Beruf zuertheilte, an einer landwirth- schaftlichen Lehranstalt zu wirken. Schon 1850 sagt er in der Vorrede zum zweiten Theil seiner „dreissig Bücher über Landwirtschaft“, dass die ersten in diesem seinem neuen Wirkungskreis zugebrachten anderthalb Jahre bei weitem die trübsten seines Lebens gewesen seien und dass er noch nicht viel mehr als die beruhigende Ueberzeugung erlangt habe, wie es nur zum kleinsten Theil an ihm gelegen, wenn seine Wirk¬ samkeit so weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei, mit denen er den Beruf angetreten habe. Ausführlicher be¬ handelt er die Gründe bei Gelegenheit einer Diskussion über die 1862 für die Versammlung zu Würzburg gestellte Frage: „Erfüllen die bestehenden landwirthschaftlichen Akademien in ihrer jetzigen isolirten Stellung die ihnen zukommende Auf¬ gabe? In welcher Weise könnten verneinenden Falles die bisherigen Einrichtungen einen zweckentsprechenden Ersatz finden?“ Genauer würde sich die Alternative präcisireu in: Fortbestehen oder Vereinigung mit den Universitäten. Als Lehrer einer landwirthschaftlichen Anstalt fühlte sich Segnitz wohl bewogen für das Fortbestehen in der isolirten Stellung Partei zu ergreifen, doch hat nur der eine Grund einen Schein 17 von Bedeutung, der nämlich, dass es bei manchen Universitäten schwirig sein würde mit dem theoretischen Unterricht auch die praktische Unterweisung zu verbinden. Nicht dasselbe gilt von den weiteren Motiven, dass die diese Anstalten be¬ suchenden Zöglinge in den meisten Fällen mit ungenügender Vorbildung an das Studium der Landwirtschaft herantreten, und dass sie meist nur eine möglichst kurze Zeit für ihre theoretische Ausbildung zu verwenden pflegen. Sollen aber diese kostbaren Anstalten mehr sein als Zufluchtsstätten für solche, welche in wenigen Semestern die mühelose Erlangung eines Anfluges von Wissenschaftlichkeit für wünschenswert erachten , sollen sie vielmehr die Förderung der landwirt¬ schaftlichen Wissenschaften verfolgen, so sind gleichmässig die Bedürfnisse der Lehrer und derjenigen Studirenden ins Auge zu fassen, welche sich wirklich schon die Fähigkeit erworben haben, den ganzen Ernst der Wissenschaft zu be¬ greifen. Die Lehrer haben ausser dem Unterricht den wesent¬ lichen Beruf, die Wissenschaft zu erweitern, dazu gebricht es ihnen hei den bestehenden Einrichtungen zwar nicht an Zeit, wohl aber in vielen Fällen an den nötigen Hülfsmitteln, sie auszubeuten ; ingleichen fehlt es ihnen an derjenigen Selbst¬ ständigkeit und freien Bewegung, welche zum Gedeihen aller Wissenschaft nun einmal notwendig ist. Dann fehlt die An¬ regung des Unterrichts, in dem sie ihre Vorträge stets auf das niedrigste Niveau mangelhafter Vorbildung ihrer Schüler herab¬ stimmen müssen. Und endlich haben sie hei mässigem Ein¬ kommen alle Nachtheile der städtischen und ländlichen Existenz gleichzeitig zu bestehen, und wegen der grossen und kleinen Sorgen des Lehens sind sie nicht im Stande sich diejenige Heiterkeit des Gemütes zu bewahren, ohne welche nament¬ lich der Lehrer der Jugend nur wenig zu wirken vermag. Nach solchen Erwägungen kann Segnitz auch nur zu dem Schluss kommen, dass man noch einige Zeit Geduld haben, und die grossen ( )pfer nicht scheuen möge, um die bestehenden Anstalten nicht in einem Zustande zu lassen, in welchem sie ihre Aufgabe nicht zu lösen im Stande seien. Andern Falles verdiene es gewiss den Vorzug, den theoretischen Unterricht Mittheil. a. d. naturwisaensch. Verein v. Neu-Vorpoinmern u. Rügen. II. 2 18 den Universitäten, die practische Unterweisung der Privat¬ industrie zu übergeben. Mittlerweile haben die glänzenden Erfolge der mit Univer¬ sitäten, namentlich mit der zu Halle verbundenen landwirt¬ schaftlichen Institute entschieden, und es kann nur noch eine Frage der Zeit sein, dass jenen Beispielen allgemeine Folge gegeben und den augenscheinlichen Vortheilen Rechnung ge¬ tragen werde. Was sich aber von den landwirtschaftlichen Lehranstalten sagen lässt, gilt mit geringen Modifikationen auch für alle diesen koordinirten höheren technischen Institute. Dass man jedoch überhaupt noch Bedenken trägt, diese Insti¬ tute den Universitäten zuzuweisen, kann seine letzte Begrün¬ dung nur in derjenigen Zähigkeit finden, mit welcher man an dem mittelalterlichen Zuschnitt unserer Gymnasien festhält. Der Widerspruch, in welchem diese sich schon lange mit den Anforderungen der Zeit befunden haben, machte die Errichtung von Realschulen nothwendig, und so entstand eine Zerspaltung des gesammten wissenschaftlichen Publikums in zwei geson¬ derte Klassen, deren eine von Jugend auf nichts von den unentbehrlichsten, die andere nichts von den am meisten in Ansehen stehenden Bildungsmitteln erfährt; die Genossen beider begegnen sich im späteren Leben nur noch als soge¬ nannte Sachverständige, deren Aussprüche häufig genug den Charakter eines Beweismittels mit dem eines Evangeliums ver¬ tauschen. — Die Universitäten würden dagegen mit der ausser¬ ordentlichen Gestaltungsfähigkeit ihrer Einrichtungen leicht die Mittel zeigen, oder würden sie vielmehr ebenso wie bei dem erfolgreichen pharmaceutischen Studium von selbst darbieten, um den Nutzen den die jetzigen isolirten Anstalten bringen, dem Einzelnen ungeschmälert zu lassen, der Gesammtheit aber durch allgemeinere Zugänglichkeit, durch Gleichstellung und Zusammenwirken der Lehrer und durch wesentlich verminderte Kostbarkeit zu erhöhen. * Unser Segnitz sollte eine neue Aera seiner Wissenschaft und seiner Existenzbedingungen nicht erleben : er starb am 6. Oktober 1869 also im 58sten Jahre. Die Seinen konnten ihm den letzten Scheidegruss nicht zuwinken, seine Freunde und Kollegen folgten ihm zur letzten Ruhestätte. Alle fühlten 19 das Ergreifende dieses Ausganges, Einer gab ihm Worte, und eine Handvoll Erde war das Zeichen zum Schliessen der Gruft. — Allen denen, die durch freundliche Mittheilungen über das Leben unseres Freundes die Abfassung dieser Erinnerungs¬ blätter unterstützten, sei ein Wort herzlichen Dankes gesagt. Um das Bild des thätigens Lebens zu vervollständigen, mag endlich noch eine Zusammenstellung der Schriften unseres Freundes versucht werden. Sollten sich darinnen Lücken oder Unvollständigkeiten vorfinden, so werden darauf bezügliche Mittheilungen vom Vereine dankbar entgegengenommen, und im Jahresbericht veröffentlicht werden. A. Verzeichntes der Druckschriften von Professor Dr. E. Segnitz. Dissertatio de arte observandi. Dresdae e. o. Teubneri 184G. Dreissig Bücher über Landwirtschaft. Ein encyklopädisches Handbuch. Dresden und Leipzig bei Arnold. Bd. 1. Pflanzen- und Thierproduktionslehre nebst Anhang über die landwirthscliaftl. teclin. Gewerbe (1847). Bd. 2. die landwirtschaftliche Betriebslehre, u. d. Betrachtung der Landwirtschaft vom Standpunkte der politischen Oekonomie. (1851). Bd. 8. Geschichte und Statistik der Landwirtschaft. (1851). Piesultate der ockel’schen Versuche über das Ernährungs-Verhältniss der Schafe nach der Methode der kleinsten Quadrate berechnet: v.Lengerke’s Ann. d. Landwirtschaft in Preussen. Bd. 12. S. IGO. (1848). Ueber die Beziehung zwischen dein Alter und dem Werth der Gebäude. Crelle’s Journal für die Baukunst. Bd. 28. (1849). Ueber den Einfluss der Bewegung auf die Intensität des Schalles. Poggen- dorff’s Annalen der Physik und Chemie. Bd. 85. S. 384. 388. (1852). Ueber Torsionswiderstand und Torsionsfestigkeit. Crelle’s Journal für Mathematik. Bd. 43. S. 340-G4. (1852.) Verhandlungen des baltischen Vereins zur Beförderung der Landwirt¬ schaft, redigirt v. Segnitz 1852 — 54. Versuche mit Küpp’s Saainen- Düngungs-Mittel (Compound Manure) Jahrbücher der Akad. Eldena. Bd. 3. S. 47. (1853). Das Buch der Fortschritte auf dem Gebiete der Landwirtschaft während 2* 20 der letzten 10 Jahre. In Verbindung mit andern Männern vom Fach bearbeitet. Bd. 1. Berlin bei Wiegand und Grieben. 80 1852. und Bd. 2. (1854). Ueber die gegenwärtige Höhe der Getreidepreise, Lüdersdorff’s Annalen der Landwirthschaft in Preussen. Bd. 26. S. 292. (1855). Comparative Versuche über die beste Zeit zur Unterbringung des Düngers; Lüdersdorff’s Ann. d. Landw. in Preussen. Bd. 27. S. 335. (1856). Beiträge zur mechanischen Theorie des Pfluges. Crelle’s Journal. Bd. 52. S. 152—174. (1856). Auch gesondert als Festschrift zum 400jähr. Jubil. der Universität Greifswald. Greifswald (1856). Das landwirthschaftliche Ingenieurwesen, v. Salviati’s Annalen. Bd. 36. S. 522. (1860). Zur Theorie der Ackerwalze; Dingler’s polytechnisches Journal. Bd. 157. S. 97—103. (1860). Literaturbericht über Liebig’s chemische Briefe. 4. Aufl. ; Stöckhardt’s Zeitschr. für Landw. Heft 11. S. 341 —350 und Heft 12. S. 272 bis 378. (1860). Einige Betrachtungen über Maasse und Gewichte, sowie über die Uebel- stände, welche mit einer Abänderung derselben verknüpft sind; Rau’s Zeitschr. für die ges. Staatswissenschaft. Bd. 17. S. 339—356. (1861). Bemerkungen über den Ausfluss der Gase aus kleinen Oeffnungen in dünner Wand. Poggend. Ann. Bd. 111. S. 474 — 81. (1860). — Presse scientitique des deux mondes. Paris. 1861. Bd. 2. S. 34 — 35. Einige Bemerkungen über die Berechnung der sogenannten Mittel und deren Anwendung in der Erfahrungswissenschaft. Schlömilch’s Zeit¬ schrift für Mathematik und Physik. Bd. 7. 2. S. 65 (1862.) Ueber die sogenannten Futteräquivalente. Stöckhardt’s Zeitschrift für die Landwirthschaft 13. Jahrg. S. 268. (1862). Einfluss der Körpergrösse auf die Nutzbarkeit der Hausthiere. v. Salviati’s Annalen der Landwirthschaft. Bd. 40. S. 102 und 186. (1862). Erwiderung, die unterbliebene Diskussion der Unterrichtsfrage auf der Versammlung der Land- und Forstwirthe zu Würzburg betreffend; Hamm’s agronomische Zeitung 1862 No. 51. Beitrag zur Lehre von der Erhaltung der lebendigen Kraft. Poggend. Ann. Bd. 117. S. 46—57. (1862). Zur landwirtschaftlichen Unterrichtsfrage. Landwirthsch. Zeitung für Nord- und Mitteldeutschland. No. 16. (1863). Ueber die zur Bewässerung der Wiesen erforderliche Wassermenge, Land- wirthschaftl. Zeitung für Nord- und Mitteldeutschland. No. 2. 193 und No. 3. 233. (1863). Sur le mouvement de l’eau dans un cas particulier de l’e'coulement. Comp- tes rendus des se'ances de l’Acad. de Paris V. 63. p. 265 et 1140. (1866). Ueber die chemisch-physikalische Klassifikation des Bodens und nament- 21 lieh des Ackerbodeus; v. Salviati’s Annalen der Landwirthschaft. Bd. 50. S. 39—60. (Juli 1867). Ueber die Werthberechnung der Dünger- und Futtermittel; Janke’s schle¬ sische Landwirthschafts-Zeitung (1867) No. 36. S. 141. Ueber die Gewichtsverminderung, welche ein Körper an der Oberfläche der Erde durch die Anziehung des Mondes und der Sonne erfährt; Grunert’s Archiv für Math, und Physik. Bd. 48. (1868). Zwei Vorschläge zur Verminderung des durch Insekten, Unkräuter oder Pflanzenkrankheiten an den Feldfrüchten angerichteten Schadens; v. Salviati’s Wochenblatt No. 51. (1868). B. Yerzeiclmiss der ungedruckt hinterlassenen Schriften. Die Axiome der Mechanik. (Dat. 29. März 1858.) Ueber die Integrale einer in der Mechanik und mathematischen Physik häufig vorkommenden partiellen Differentialgleichung. (Dat. Decem- ber 1858.) Die Grundzüge der Mechanik in logischer und didaktischer Beziehung beleuchtet. Beendet 7. Febr. 1861. Note sur un paradoxe de mecanique, suivi de quelques considerations sar la nature du frottement, qui peuvent servir ä expliquer ce para¬ doxe apparent. Convient- il d’exposer, comme on l’a fait jusqu’ici, en commencant avec la the'orie de l’equilibre , ou est il preferable que les notions du mouvement pre'ce'dent celles de l’e'quilibre. Die Grundzüge der Mechanik in logischer und didaktischer Beziehung beleuchtet. (Dat. 7. Febr. 1861.) Ueber das sogenannte Perpetuum Mobile. Vortrag vor gemischtem Publi¬ cum am 9. Jan. 1862. Versuch zur Lösung der Aufgabe: „Wie vertheilt sich ein gegebener Druck auf mehr als drei in einer Ebene, oder mehr als zwei in einer graden Linie liegende Stützpunkte?“ Theorie des patentirten Distanzmessers von Harris. Considerations sur nn Systeme de corps celestes, qui s’attirent en raison directe de leurs distances. Mittlere Entfernungen der regelmässigen Polygone von ihren Mittel¬ punkten. Wieviele Kugeln von 1 und \ Centimeter Durchmesser gehen in ein würfelförmiges Gefäss von 1 Kubikmeter Rauminhalt? Ueber die permanente Bewegung des Wassers bei seinem Ausfluss durch kleine kreisförmige Oeffiiungen in dem horizontalen Boden runder Gefässe. (Datirt vom 10. Februar 1862.) Vortrag im phys. Verein über dens. Gegenstand 24. Jan. 1865, 22 Note sur le mouvement de l’eau dans un cas particulier de Tecoulement. (dat. le 3 Juin 1866). Deux notes comple'mentaires an memoire sur le mouvement de l’eau (dat. le 17. Dec. 1866. Pre'sente'es a l’Acad. des Sciences de Paris dans sa seance du 31. Dec. 1866). Mehrere Abhandlungen über Hydraulik in deutscher und französischer Sprache, ausser den schon genannten. Namentlich Essai de de'duire de vues theoriques le coefficient de contraction pour l’e'coulement de l’eau par de petits orifices en mince paroi et modification de la formule pour l’ecoulement des gaz. Ueber Entwerthung des Geldes. Noch ein Wort zur Grundsteuerfrage. Ueber eine rationelle Methode zur Vergleichung der Küstenlänge ver¬ schiedener Länder. Notizen über die Leistungen verschiedener Motoren und deren Kosten. Ueber die mechanischen Leistungen belebter Motoren. 3 Hefte. Ueber die zweckmässigste Gestalt der zu Bodenuntersuchungen dienenden Schlämmgefässe. Ueber die am 22. und 23. März 1860 zu Greifswald abgehaltene Thier¬ schau. Das sogenannte „Minderungsfutter“ betreffende Bemerkungen (datirt vom 5. April 1862). Notizen über die Versammlung der Land- und Forstwirthe zu Würzburg (dat. Eldena 28. Okt. 1862). Ueber V. Jacobi’s Schrift: „Frh. v. Liebig als unberechtigt zu ent¬ scheidendem Urtheil über Praxis und Unterrichtswesen in der Land- wirthschaft. Leipzig 1862V Notizen betreffend das landwirthschaftliche Versuchswesen. Ueber Prüfung und Prämiirung landwirthschaftlicher Maschinen und Gerätlie. Ueber die periodische Wiederkehr der Maikäfer in mehr als gewöhnlicher Anzahl. Kann die Fruchtwechselwirthschaft vor Erschöpfung des Bodens sichern? 23 Die Insel Gottland und ihre V ogelwelt von Ludwig Holtz. Die nachstehenden Aufzeichnungen entsprechen den Be¬ obachtungen, welche ich auf der Insel gemacht. Ich war auf derselben im Jahre 18(3(5, vom 6. Mai bis 6. Juli, und im Jahre 1867, vom 19. April bis 4. Juli, also im Ganzen circa 5 Monate; und habe während der Zeit Moore und Wälder, sowie andere Lokalitäten, im Norden und Süden, Westen und Osten, sowie im Innern der Insel belegen, und ausserdem noch 20, theils kleine, tlieils grössere benachbarte Eilande besucht und durchforscht. Schlägt man, um nach Gottland zu gelangen, den ge- wohnlichen Seeweg, nämlich von Malmö über Calmar ein, hat den Sund von Calmar passirt und ist bei der westöstlich¬ sten Spitze von Oeland vorbeigesegelt, so erblickt man, bei klarem Wetter, am nordöstlichen Horizonte die weissschim- merndeu Küsten der Insel Gottland. Nach längerer Fahrt treten zwischen uns und jenen Küsten die, vielleicht 2 Meilen von der Küste und von ein¬ ander entfernten, nicht grossen, aber mit steilen, bis 400' hohen Ufern versehenen Kalksteinfelseninseln Lilla- und Stora- Karlsö hervor. Wir lassen dieselben rechts liegen, nähern uns immer mehr den Küsten Gottlands, an welchen wir, dieselben zur Rechten habend, dann in einer Entfernung von circa ‘/2 bis 1 Meile entlang segeln. Ein romantisches Küsten-Panorama bietet sich nun längere Zeit unseren Blicken. Da wechseln grau und weissschimmernde kahle, steile Ufer mit bewachsenen, grlinschimmernden Ufereinschnitten, kahle und bewachsene Kuppen, Hafenplätze, Häuser und Höfe, unter welchen der, in einem Einschnitte, inmitten Bäumen belegcne, mit Gebäuden im Schweitzerstielc versehene Sommer- 24 sitz der Prinzess Louise von Schweden, Friedhem, über welche hin und wieder schlanke Kirchthürme hervorragen. Lassen wir den Blick vorweg schweifen, so sehen wir auf einer Stelle des Ufers eine Menge Häuser sich erheben und darüber grauschimmernde burgzinnenartige Baulichkeiten sich erheben. Es ist Wisby, die Hauptstadt der Insel. Bald sind wir im Hafen. Terrassenförmig vom Ufer bis zur Kuppe ziehen sich die weissschimmernden Häuser hinauf, zwischen welchen hier und da alte Buinen hervorschauen, und welche ringsumher mit einer, circa l/2 Meile langen und circa 40' hohen Mauer umgeben sind, die in nicht sehr weiten Intervallen durch 60 bis 70' hohe Thürme gekrönt ist. Der Dampfer landet und wir betreten eine Stadt, welche mehr als fünf Jahrhunderte hindurch eine bedeutende Bolle in der Handelswelt gespielt hat; ja während dieser Zeit als Metropole des ganzen nördlichen Handels bezeichnet werden kann. Ich werde einige kurze Notizen darüber geben, welche dem Mayerschen Lexikon entlehnt sind. Wisby nämlich war einst der Stapelplatz der indischen, überhaupt asiatischen Waaren, welche zum Verkehr mit dem Westen Europa’s bestimmt waren. Diese gingen auf Seen, Flüssen und Kanälen, auf der Wolga, dem Ladoga-See, dem Finnischen Meerbusen nach Wisby. Im Ilten und 12ten Jahrhundert waren oft in Wisby auf einmal 12000 Kaufleute versammelt, aus damaliger Zeit stammt auch die grosse Mauer, welche die Kaufleute zum Schutz gegen die andrängenden Eingeborenen aufführten, so wie auch das Wisby’er Seerecht, welches noch heute zuweilen bei zweifelhaften Fällen angezogen wird. Achtzehn Kirchen, meist im reinen, gothischen Stiele er¬ bauet, zierten damals die Stadt, heute kann man nur noch von 13 und zwar von 10 derselben ziemlich gut erhaltene Buinen erblicken. Gegen Ende des löten Jahrhunderts erhielt indess der Venetianische Handel das Uebergewicht, die Bedeutung 25 Wisby’s ging verloren , und heute hat die Stadt vielleicht nur 6000 Evv. Anerkennenswerth ist es, dass die Schwedische Regierung eine Summe ausgeworfen hat, welche jährlich zur Konser- virung der auf Gottland vorhandenen Denkmäler verwandt wird. Ich muss gestehen, dass ich den Boden Wisby’s stets mit einer gewissen Ehrfurcht betreten habe, wozu mich wohl die Erinnerung an die Zeit ihrer ehemaligen Grösse bewogen haben mag; dass ich nie die Stadt verlassen, ohne einer oder der anderen Ruine noch meine besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Ich glaube gewiss, dass in keinem Lande der Welt eine Stadt oder ein Platz vorhanden, wo sich auf einer so kleinen Fläche so viele Ruinen von Kirchen befinden. Betrachten wir nun die Insel. I. Lage, Länge, Breite, Grösse, Einwohnerzahl, Klima. An der schmälsten Stelle 10 Meilen von der Ostküste Schwedens entfernt, zwischen dem 56. und 58. Breiten¬ grade und dem 35. und 37. Längengrade liegend, hat sie eine Länge von 16 Meilen und eine durchschnittliche Breite von 1 bis 7 Meilen, einen Flächeninhalt von 42 Quadrat- Meilen und gegen 50,000 Ew. Der Boden, wo der Stein nicht zu hoch steht, ist frucht¬ bar, wesshalb Gottland auch die Kornkammer Stockholms ge¬ nannt wird. Das Klima ist gemässigt und gesund. Die Winter sind freilich ziemlich lang, aber nicht zu kalt, die Sommer kurz und oft sehr warm, indess durch oft wiederkehrende starke Seenebcl angenehnj. temperirt. In einzelnen Jahren sollen sogar die Trauben im Süden der Insel reif werden. Die Sommertage sind sehr lang, die Nächte, dem entspre¬ chend, kurz; die Beleuchtung beider so in einander überge¬ hend, dass ich im Juni um Mitternacht Kukuk und Waldkauz (Strix aluco) wechselsweise habe rufen hören. 26 2. Grundbestandtheile. Die Grundbestandtheile der Insel sind Felsen, welche den Uebergangsgebilden angeboren. Der Kalkstein tritt theils in horizontalen, theils geneigten Geschieben auf und wird theils als Baustein benutzt, theils zu Kalk verbrannt; sogar als Marmor gebrochen und geschliffen auf Stora-Karlsö. Auch der Sandstein wird gebrochen und als Schleifstein verwandt, und er, sowie der Marmor und der gebrannte Kalk bilden Ausfuhrartikel der Insel. Die Gesteine führen eine Menge Versteinerungen mit sich, als Trilobiten, Encriniten, Ecliiniten, Ammoniten, Spongiten und andere Polypenstöcke, von welchen die Trilobiten jeden¬ falls zu den interessantesten zahlen. 3. Gestalt. Werfen wir einen Blick auf die Karte, so sehen wir, dass die Insel eine vielgestaltige Form hat. Vorgebirge (Klint) und Meeresbuchten, (Vik) Landzungen und Landengen wechseln entweder mit einander oder grenzen aneinander; hier und da befinden sich Eilande (Holm) durch Meeresengen vom Lande getrennt, welche ersteren wir hier gleichfalls als Anhängsel der Insel Gottland in Betracht ziehen müssen. 4. Küsten. Die Küsten sind von sehr verschiedener Beschaffenheit. Die nordwestliche Spitze und zum Theil auch die westliche Seite, sowie die südwestliche Spitze haben die höchsten, wohl bis zu 400' und darüber sich erhebenden Küsten aufzuweisen. Die anderen Küsten sind weniger hoch, erheben sich in- dess an einigen Stellen im Osten, wie z. B. Oestergarnsholm gegenüber, auch zu ganz respectablen Höhen. Theils bespült nun das Meer den Fuss der Küste, theils ist aber auch zwischen diesem und dem Meere noch eine Strandfläche vorhanden. Die hier und da senkrecht abfallenden, hier und da aber 27 wieder mit Einschnitten versehenen oder terrassenförmigen Küstenfelsen sind zuweilen ganz kahl, zuweilen aber auch vom Fusse bis zur Kuppe mit Pinus silvestris und Pinus Abies Bäumen bewachsen. Die sich ins Meer hinaus erstreckenden Landzungen, auf Kalksteinfelsen ruhend, sind im Laufe der Jahre durch ange- spiilte Kiesel und abgelagerten Sand gebildet worden. Die Uferfelsen der östlichen und südlichen Küsten sind am meisten zerklüftet, auch laufen an diesen Küsten die Felsen hin und wieder, weit ins Meer flach unter dem Wasser¬ spiegel fort, für den Schiffer gefährliche Riffe bildend. 5. Die Oberfläche. Ebenso vielgestaltig, wie die Küsten der Insel sind, ist auch ihre Oberfläche. Wenn dieselbe auch in ihrer Gesammtheit den Charakter einer grossen Ebene an sich trägt, so wechseln doch oft genug Moore und Gewässer, Weiden und Waldungen, Ackerland, Steinbrüche und weite unbebaute oft sehr kahle, mit Kalk¬ steinplatten bedeckte Ebenen. Fast allenthalben begleitet uns der Kalkstein. Auf den Weiden, den Aeckern, den Ebenen, in den Wäldern tritt er häufig zu Tage, bald in grossen einzelnen Blöcken, bald in Terrassen, welche eine Höhe bis zu 10' und darüber haben, grösstentheils aber in Platten. Betrachten wir nun die verschiedenen Gestaltungen der Oberfläche und das, was zum grössten Theile ihr angehörend, nicht von ihr getrennt werden kann. a. Boden, Acker. Die Bestandtheile des Bodens sind Lehm und Saud, ge¬ schwängert mit aufgelösten Kalktheilen. Die Stoffe treten zum Theil fast rein, zum grösseren Theile aber in Gemengen auf, in welchen bald der eine, bald der andere vorwiegend ist, hier und da zuweilen mit wenigen, zuweilen sehr vielen kieselgrossen Kalksteinen gemischt, meistens zu Tage stehend, off aber auch, und zwar in der Nähe der Moore, von einer Humusschicht bedeckt. 28 Der, den Rändern der Moore nahegelegene Acker ist ge¬ wöhnlich der fruchtbarste, weil er eine tiefe Krume hat, dess- halb auch am längsten die Trockenheit ertragen kann, während auf den höher gelegenen Aeckern, besonders wo der Stein nur flach steht, bei trockner Zeit das Korn gar leicht verdorrt. Man kann annehmen, dass nur ein Drittel der ganzen Inselfläche zum Kornbau benutzt wird. b. Moore. Die Moore (Myr) sind ziemlich gleichmässig über die ganze Insel vertheilt und nehmen eine grosse Fläche der¬ selben ein. Entstanden in den umschlossenen, muldenförmigen Ein¬ senkungen der Kalkfelsen durch feuchte Niederschläge, An¬ wachsen und Vermodern von Pflanzen, durch Hinzuführung erdiger Stoffe durch Regen, hat sich im Laufe der Zeiten auf denselben eine Grasdecke gebildet, haben sich hier und dort Bäume und Sträucher angesaamt, unter welchen letzteren Myrica Gale und Salix repens als Repräsentanten hervorge¬ hoben werden können. Theils sind nun diese Moore sehr feucht, weil sie oft gar nicht, oft nur mit sehr grossen Kosten trocken gelegt werden können, und dann gewöhnlich mit sauren Gräsern, als Carici- neen und Moosen, als Sphagnum bewachsen; theils sind sie aber öfter durch Kanäle und netzartige Grabensysteme ent¬ wässert, aber dann auch zuweilen wieder so trocken, dass man im Sommer fusstief durch die poröse, sehr junge Torf¬ erde steigen muss, auf welcher nur hier und da Agrostis, Rumex und einige andere Phanerogamen, am häufigsten aber Moose, und unter diesen besonders Ceratodon purpureus in den klaffenden Spalten wachsen. Auf diesen Moorflächen sehen wir, theils am Rande, theils inmitten belegen, kleine und grosse Wasseransammlungen (Träsk) welche sich entweder über Modertorf oder über Moder¬ kalk befinden, und hier und da auch wieder tauchen aus denselben oasenartige Baumansammlungen empor, welche meistens von geringer Grösse sind. Auf dem porösen moosigen Grunde dieser letzteren finden 29 sicli Calluna vulgaris, Empetrum nigrum, Vaccinium Myrtillus, Anemona nemorosa, Hepatica nobilis, Pyrola rotundifolia und andere kleine Pflänzchen, sowie von Bäumen und Sträuchern Pinus silvestris in alten verkrüppelten, Pinus Abies in ge¬ sunden jugendlichen Stämmen, Betula alba verkrüppelt, bis 10' hohe und 8" starke Stämme von Juniperus communis, hin und wieder auch Stämme von Sorbus aucuparius, Sorbus scandica, var. fennica, Rosa canina, und wo sich etwas erdiger Grund befindet auch Wurzelausschläge von Taxus baccata. Kleinere oder grössere Bäche führen aus diesen Mooren das überflüssige Wasser dem Meere zu, unter welchen grösseren auf der Ostküste die Gothems, auf der Westküste der Lummelund, welcher letztere i Meile unter Felsen unsichtbar fortläuft. Es liegen aber theils die Moore so tief, dass sie keine natürlichen Abflüsse haben, und um diese zu erhalten, haben oft auf längeren Strecken sehr kostspielige Sprengungen des hemmenden Gesteins vorgenommen werden müssen; so in Betreff des Rone Myr’s im Südwesten und des Elingliem Myr’s im Norden. c. Wälder. Hinsichtlich der Wälder unterscheiden wir Nadelholz- und Laubholzwaldungen. Die Nadelholz Waldungen werden durch Pinus sil¬ vestris und Pinus Abies gebildet, zwischen welchen hin und wieder Stämme von Quercus, Fraxinus, Betula, Ulmus, Sor¬ bus u. a. eingesprengt sind. Sie beginnen an den Säumen der Moore, mehr aber noch der Aecker, und nehmen besonders die bedeutend grossen Flächen ein, wto theils das Gestein nur von einer geringen Erdschicht bedeckt wird, theils dasselbe fast allenthalben zu Tage tritt. Sie haben übrigens in den humusreicheren Einsenkungen nicht selten sehr schöne Bestände und in denselben bedeutend starke Repräsentanten aufzuweisen, werden indessen von Jahr zu Jahr mehr gelichtet. Die Laubholzwaldungen (Äng) sind von keiner grossen 30 Ausdehnung und befinden sieh auf feuchten, hier und da durch Bäche bewässerten, humusreichen Boden. Sie bestehen aus Repräsentanten der Gattungen Quercus — oft sehr alt und stark — Fraxinus, Ulmus — beide meist krüppelhaft, weil im Herbste ihrer Zweige und Blätter zum Winterfutter für Schaafe beraubt — Betula, Pyrus, Sorbus und den Unterholzsträuchern Corylus, Crataegus, Rosa u. a. Unter und zwischen den, meistens hier nicht gedrängt stehenden Bäumen und Sträuchern befinden sich üppige Weiden, welche theils zu Heu benutzt, theils abgehütet werden, und die, durchwirkt mit unzähligen Blumen, den Anblick eines prachtvollen Teppichs gewähren. Da blühen, als Charakterpflanzen, im bunten Farbenflor: die gelben Compositen, die rosafarbene Primula, die blauen Campanulaceen und dann besonders die fleischfarbenen Orchi¬ deen in einer Ueppigkeit, welche Staunen erregt. Doch wer könnte sich wohl hier über eine solche Ueppig¬ keit wundern! Vier stark treibende Factoren haben sich hier vereinigt den Blüthenteppicli zu weben: Kalk und Humus, Wasser und lieisser Sonnenschein. d. Steinebenen. So erquickend nun auch der Anblick dieser Laub Waldun¬ gen ist, so trübe und eintönig ist der Anblick der kahlen Steinebenen. Es sind Flächen von theils geringen, theils weiten Aus¬ dehnungen, auf welchen der Kalkstein zu Tage liegt, auch hin und wieder gebrochene Kalksteinplatten und Geröll sich befinden. Zwischen den Spalten, wo sich mit den Jahren etwas Erde angesammelt, haben Repräsentanten von Pinus silvestris und Juniperus communis ihre Wurzeln eingescblagcn und fristen verkrüppelt ihr kümmerliches Dasein; auf den Platten selbst, wo nur irgend etwas Staub sich abgelagert, wachsen zwischen Moosen, Flechten und einigen Gräsern auf den feuchteren Stellen: Hutcliinsia petraea, Saxifraga tridactylites, Sedum album, auf den trockenen: Gnaphalium dioicum und Sedum acre; welche als Charakterpflanzen dieser Ebenen be¬ zeichnet werden können. 6. Inseln. Endlich haben wir noch die, Gottland benachbarten Inseln zu betrachten. Die grösste derselben ist Färö, nordöstlich von Gottland belegen, von dieser durch den tiefen Färösund getrennt. Sie bietet uns, hinsichtlich ihrer Küsten und des Inneren, ganz dasselbe bunte Bild, wie Gottland, soll aber auch an der östlichen Küste Sanddünen aufzuweisen haben, welche in Augenschein zu nehmen, ich leider! keine Gelegenheit gehabt habe. Die übrigen Inseln theilen wir, ihrem äusseren Charakter nach, in zwei Abtheilungen und unterscheiden: a. stabile Inseln und 1). veränderliche (wachsende) Inseln. a. stabile. Ich zähle zu den stabilen diejenigen Inseln, von welchen man annehmen kann, dass sie im Laufe von Jahrhunderten ihre Gestalt nur wenig verändert haben. Ein sehr spärlich bewachsenes, kurzberasetes, bald niedrig, bald hoch über dem Wasserspiegel liegendes Plateau, auf welchem fast allenthalben der Stein, theils in Kieseln, theils in horizontalen oder geneigten Geschieben zu Tage tritt, am Fusse der das Plateau stützenden Felsen ruhende mächtige Blöcke oder Platten, ein von kleineren oder grösseren Kieseln gebildetes Geröllufer, charakterisiren diese öden Felseninseln. Von denen, welche ich besucht, gehören hierher: 1) im Westen: Westergarnsholm, Lilla- und Stora Karlsö; 2) im Süden: Heligholmen; 3) im Osten: Oestergarnsholme, vor Slitehamn: Maigö, Gründet, Karlstens Fästning, Asund — auf welcher letzteren sich jedoch, an der dem Lande zugekehrten Seite* , schon ein kleines Vorland gebildet hat; vor dem Hafen von Kylley: Clasen und Fiaugen; vor dem 32 Hafen Lergraf: Furillen, welche Insel jedoch ganz bewachsen ist; und 4) im Norden: bei dem Hafen Lutterhorn: Marpesholm. b. veränderliche. Zu den veränderlichen (wachsenden) Inseln zähle ich diejenigen, deren Gestalt im Laufe von Jahrhunderten Ver¬ änderungen unterworfen worden ist. Grüne Rasendecken mit grösstentheils sehr üppigem Gras- wuchse, zwischen welchen hin und wieder einzelne Steinblöcke hervorschauen, charakterisiren diese freundlichen Eilande. Der Untergrund besteht aus Kalksteingeschieben, über welchen sich nach und nach die Decke gebildet hat. Vom Meere ausgeworfene Fucaceen, gefestigt durch her¬ vorragende Steinplatten oder vom Eise aufgeschobene Blöcke haben wohl den ersten Grund gelegt. Im weiteren Verlaufe haben dort, theils von den Winden, theils vom Meere herange¬ führte Saamen einen Halt gefunden, und durch oftmaliges Kommen und Gehen der dort wachsenden Pflanzen und neue Auswerfungen hat sich nach und nach die Rasendecke, die Humusschicht, der üppige Graswuchs gebildet. Auf einzelnen Inseln befinden sich mit den, dem Meere zugekehrten Ufern parallellaufende, dünenartige Erhöhungen und zwischen denselben muldenförmige Einsenkungen, beider¬ seits berast, welche verschiedene Anschwemmungsperioden erkennen lassen. Dass diese Bildungen zuweilen wohl keines langen Zeit¬ abschnittes bedürfen, können wir möglicherweise aus Folgen¬ dem schliessen. Auf der Karte von Gottland von 1805, welches die neueste ist, sind südlich vom Hafen Ronehame nur die Eilande Grött- lingboholm und Ytterholmen verzeichnet, während jetzt in Verlängerung dieser und parallel mit der Küste, sich ausser¬ dem noch zwei kleine, zum Theil beraste Eilande — Kagen genannt — dort befinden. Dieselben sind also möglicherweise zu der Zeit, wo die Karte entstanden, noch nicht sichtbar gewesen. Alle hierher gehörigen Inseln, welche ich besucht, sind % 33 auf der östlichen Küste belegen, wo die, zum Theil sich weit ins Meer erstreckenden, flach unter dem Wasserspiegel liegen¬ den Felsen allerdings dazu angethan sind, das Anwachsen zu befördern; und zwar sind es folgende: Vor Ronehaum: Ytterholmen und die beiden Kagen, vor dem Hafen Ljugarn : Storholm, Gräsholm und Skarpliolm, vor dem Hafen Lergraf: Skeneholmen. Erwähnen will ich hier noch, dass die Insel Gottland, theils für sich, theils in Verbindung mit benachbarten Eilanden eine Menge Häfen und zwar zum Theil sehr gute aufzuweisen hat. So die Häfen von Wisby, Klintehamn, Bursviken, Rone- hamn, Ljugarn, Katthammarsvik, Slite, Lergraf, Färö und andere, welcher letztere Tiefgang für Handels- und Kriegs¬ schiffe hat. Dieses Land nun, in welchem schon vor mehreren Jahr¬ hunderten Handel und auch Kunst bliiheten, wovon noch manche im reinen gothischen Stiele erbauete Kirchen unter den 80 bis 90, welche sich auf der Insel befinden, Zeugniss ablegen, wurde erst vor 129 Jahren der Wissenschaft er¬ schlossen. Im Sommer 1741 nämlich durchforschte Linne auf Kosten der Stände des Königreichs das Land und verzeichnete in seinem Reisejournal die mineralogischen, botanischen und ornithologischen Schätze, welche sich auf diesem kleinen Tkeile der Erde zusammengehäuft vorfinden. Betrachten wir denn nun die Vogelwelt, insbesondere aber die Brutvögel, deren Heimath die Insel ist. Der, dem Vogel innewohnende Naturtrieb bringt den¬ selben, unter normalen Umständen, stets in die Zonen wieder hinein, für welche er, bezüglich seines Körpers und der dem¬ selben innewohnenden Eigenschaften, bestimmt ist; aber inner¬ halb dieser Zonen ist er auch eben so wählerisch, wie der Mensch. Denn sowie manche Menschenkinder sich gerne in die besten Pfründen hineinsetzen und sich dann in beschaulicher Ruhe auf den fettsten Weiden lagern mögen, so siedelt sich auch der Vogel am liebsten da an, wo er seine Nistplätze Mittheil. a. d. naturwiBsenacb. Verein v. Neu-Vorpommern u. Kügen. II. 3 34 nach Belieben auswählen kann , möglichste Ruhe geniesst, möglich reichste Nahrung findet. Wo diese Bedingungen sich vorfinden, da ist also auf eine reiche Vogelfauna zu schliessen. Sehen wir, wie dies, bezüglich Gottlands zutrifft. Würden wir die einzelnen Arten oder Familien der auf der Insel wohnenden Vögel durchgehen, würde es zu speciell werden; wir wollen desshalb nur die Ordnungen und zwar die 6 Ordnungen des Graf Keyserling- und Blasius’schen Systems zur Vergleichung heranziehen. I. Ord. Bapaces. Nistplätze: zahlreich und vorzüglich in den ausge¬ dehnten Waldungen und unzähligen Felsenklippen; Nahrung: reichlich an Fischen und Wasservögeln; Ruhe: fehlt. Das alte Jagdgesetz, welches im Jahre 1864 einem schärferen hat weichen müssen, hatte jeden, noch so unschul¬ digen und nützlichen Vogel dieser Ordnung zum Tode ver- urtheilt und Prämien auf dessen Habhaftwerdung gesetzt. Nach dem neuen Jagdgesetze ist nun doch eine Sichtung der nützlichen und schädlichen, sowie der unschuldigen Raub¬ vögel eingetreten. Gottland hat nur 14 Allen, verhältnissmässig wenig gegen Scandinavien mit 27 Arten. II. Ord. Scansores. Nistplätze: viel und vorzüglich in den ausgedehnten Nadelwaldungen, sowie auch in den, zum Theil alten, mit Löchern versehenen Laubholzbäumen ; Nahrung: reichlich an den, in den Wäldern wohnenden Coleopteren, Hymenopteren und deren Larven ; Ruhe: genügend. Gottland hat 9, Scandinavien 14 Allen. III. Ord. Oscines. Ni st plätze: viel und vorzüglich in den, den Wäldern und Mooren angränzenden Ängen; 35 Nahrung: reichlich auf den Feldern, in den Wäldern und auf den Mooren an Fliegen und Mücken; Ruhe: genügend, es wird denselben wenig nachgestellt. Gottland hat 57, Scandinavien 89 Arten, welchen letzteren indess manche Arten der Gattungen Emberiza und Fringilla angehören, deren Brutzone nur im höchsten Norden Scandi- naviens liegt. IV. Ord. GaUinaceae. Nistplätze: viel und vorzüglich in den Feldern, Lauh¬ und Nadelwaldungen und angränzenden Mooren; Nahrung: reichlich auf den, zwischen den Wäldern sich befindenden Kornfeldern, auf den Mooren an den Beeren von Em petrum, Vaccinium und anderen. Ruhe: genügend. Gottland hat 4, Scandinavien 9 Arten. Die geringe Zahl darf nicht in Verwunderung setzen, da die meisten Arten dieser Ordnung überhaupt den südlichen Zonen, den Steppen und Wüsten angehören. Ar. Ord. Grallatores. Nistplätze: viel und vorzüglich in den, theils innerhalb der Wälder liegenden, theils denselben angränzenden Mooren, den Landzungen und Eilanden; Nahrung: reichlich an Coleopteren, liymenopteren, Dipte¬ ren und Mollusken. Ruhe: genügend auf den weiten Strandflächen. Gottland hat 20, Scandinavien 44 Arten, welchen letzteren indess manche Arten der Regenpfeifer und Schnepfen ange¬ hören, deren Brutzone im höchsten Norden Scandinaviens liegt. VI. Ord. Natatores. Ganz dieselben günstigen Verhältnisse, wie bei der V. Ordnung. Die Anzahl der dieser Ordnung angehörenden Vögel ist so zahlreich, dass das Korn gehütet werden muss, wenn es geschnitten worden, weil sich sonst ganze Schwärme derselben auf die Schwaden niederlassen und arge Verwüstungen 3* 36 anrickten, welchen Schwärmen indess auch wohl manche aus dem Norden kommenden angehören mögen. Gottland hat 29, Scandinavien 55 Arten, welchen letz¬ teren indess manche Arten der Gattungen Anas, Anser, Fuli- gula, Lestris, Colymhus angehören, deren Brutzone im höchsten Norden Scandinaviens liegt. Wir sehen hieraus, dass die Bedingungen einer reichen Brutvogel - Fauna für Gottland vorhanden s i n d. Das wirkliche Vorhandensein derselben wollen wir weiter nachzuweisen suchen. Vergleichen wir desshalb die Faunen von Scandinavien, Norddeutschland, Pommern mit der von Gottland, für deren Vergleichung mir Vorgelegen haben: 1) Brütezonen, innerhalb Scandinaviens von H. D. J. Wallengreen ; 2) Svenska Foglarna von Prof. Sundevall; 3) Vogel -Fauna von Norddeutschland von Dr. Bernard Borggreve ; 4) Eug. v. Homeyers systematische Uebersickt der Vögel Pommerns und , 5) Die Vögel Gottlands von H. D. J. Wallengreen (Nau- mannia Jakrg. 53, 5.) und zu welcher ich noch die mir bekannte, einschlägliche Tages- litteratur herangezogen; so weist nachstehende Tab. I. Folgen¬ des nach. Tab. I. Uebersichts-Tabelle der Verbreitung der Vogelarten, als Brutvögel, Zugvögel, Gäste. Namen der Ländergebiete. Geographische Lage des Gebietes. Grösse. Zahl Davon sind: Brutvögel kommen auf: Nörd¬ liche Breite. Oestliche Lange von Ferro. □ H. aller Arten. 1 Brut- Zug¬ vögel. vögel Gäste. □ *i. Ar¬ ten. Europa . 36 11. 71 8u. 78 180,731 500 425 25 50 425 i Scandinavien . . 55u. 71 23 u. 50 24u. 36S.0. 13,823 275 233 6 36 59 1 Norddeutschland 50 u. 55 24u.40N.0. 7,534 340 211 48 81 36 1 Pommern . . . . 53 u. 55 30u.36 575 273 176 67 39 3 1 Gottland .... 56 u. 58 35u. 37 42 193 133 47 13 1 3 37 Wenn nun auf einem kleineren Flächenraume, der natür¬ lich immer eine, für die Ausbreitung nicht zu enge Begrenzung haben darf, sich verhältnissmässig mehr Arten vorfinden werden, besonders wenn derselbe noch eine natürliche Begren¬ zung von Gebirgen oder Gewässern hat, so haben wir nach der obigen Vergleichungstabelle doch Grund anzunehmen, dass die Brutvogel-Fauna Gottlands wirklich eine sehr arten¬ reiche ist. Dass sie aber auch reich an Individuen ist, besonders, was die Arten aus den Ordnungen der Water- und Schwimm¬ vögel betrifft, erfahrt der zu Genüge, der die Insel Gottland besucht. Auf den Mooren wird man von zahlreichen Exemplaren der dortigen Brutvögel, als Vanellus cristatus, Totanus calidris und glottis, Tringa pugnax, Scolopax gallinago, Nemenius arquata unaufhörlich verfolgt und stets beobachtet von den auf den dortigen Wasseransammlungen schwimmenden Anatiden, als Anas boschas, acuta, crecca u. a., auf den Inseln stets umschwärmt von Larus canus, ridibundus, fuscus, argentatus, Sterna macroura, Pelidna alpina, zu welchen noch auf den stabilen, mit hohen und steilen Felsenklippen versehenen hinzukommen: Alca torda, Uria grylle, Hringvia und Lomvia; und an warmen stillen Sommerabenden am Rande eines Moores stehend, habe ich Alauda arvensis oft im hundertfachen Chore singen hören. Freilich, was wir hier Reichthum nennen, verschwindet, wenn wir aus Dr. A. J. Malmgreen’s neuen Aufzeichnungen über Spitzbergen, aus dem Jahre 1864 (Journal für Ornitholo¬ gie, Jahrg. 1865, Heft IV, pag. 263 und 264) Folgendes er¬ fahren. Er hat auf der Fahrt nach Spitzbergen, auf Becren-Island, Alca troile so zahlreich angetroffen , dass die Felsenseiten in einer Länge von 1 Meile (= ll/a deutsche Meilen) und von etwa 5 Faden bis 3 und 500' hoch über dem Meere, im buchstäblichen Sinne des Wortes, mit brütenden Vögeln be¬ deckt gewesen sind, dass der schwarze Berg gleichsam Uber¬ säet von kreideweissen Punkten gewesen sei, weil die weiss- brüstigen Vögel so dicht an einander gesessen hätten. 38 Ferner erzählt er, dass während einer 5 ständigen Boots¬ fahrt, welche er in Begleitung des Prof. Nordenskjöld ge¬ macht, sie während der ganzen Zeit von Vogelschaaren in so unglaublicher Menge umschwirrt gewesen seien, dass ihre Anzahl sich nur mit den Schneeflocken während eines Schnee¬ gestöbers vergleichen liesse, und dass die Luft, in der Nähe und Ferne, so zu sagen „dick von Vögeln“ gewesen sei. Wie sich nun die in den vorhergenannten Ländergebieten gefundenen Arten, bezüglich der, den systematischen Ordnun¬ gen angehörenden Arten der Brut- und Zugvögel, sowie der Gäste vertheilen, mag nachstehende Tabelle II. zeigen. Tab. II. Uebersichts-Tabelle der Verbreitung der Arten der Brutvögel, Zugvögel, Gäste, bezüglich der VI systematischen Ordnungen nach Graf Keyserling und Blasius. Rapaces. Scansores. | Oscines. Gallinaceae|Grallatores. Natatores. Namen der Ländergebiete. Total-Summa aller Arten. Summa. r— H a> bo :0 > CO Zugvögel. £ -4-2 CD :Cä O Summa. 'S CO Zugvögel. Gäste. Summa Brutvögel. Zugvögel. -4-2 CD :C3 CD Summa. Brutvögel. Zugvögel. [Gäste. Summa. | Brutvögel. [Zugvögel. |Gäst.e. Summa. |Brutvögel. | Zugvögel. | Gäste. Scandinavien . . . 275 21 26 0 1 16 14 0 2 114 88 0 26 12 9, 0 3 46 42 2 2 60 54 4 2 Norddeutschland . 340 42 25 4 13 17 14 3 0 120 93 5 22 18 13 0 5 tO 35 11 14 83 31 25 27 Pommern . . 273 30 25 1 4 16 14 1 1 102 80 15 7 8 7 1 0 1 57 29 20 8 60 21 29 10 Gottland . 193 19 14 3 2 10 9 1 0 73 57 12 4 5 1 0 1- 4 38 20 15 3 48 29 16 3 Betrachten wir nun noch einige Brutvögel. I. Ord. ßapaces.*) Haliaetus albicilla Borap. Ich habe nur einen bewohnten Horst des weissschwänzigen Seeadlers gefunden und zwar belegt mit 3 Eiern, der Aus¬ nahmezahl, da die Normal zahl 2. Die Eier sind bedeutend kleiner, als die hiesigen. *) Anmerkung. Die näheren Notizen über die nachfolgenden Arten sind im J. f. 0. Jahr 1866, Heft V, pag. 289 bis 305, Heft VI. pag. 361 bis 386, sowie Jahr 1868, Heft II, pag. 100 bis 131 enthalten. Der Verfasser. Höhe und Weite des Horstes, 4 und 3' circa, stimmen mit den hiesigen überein, nur bezüglich der Ausfütterungs¬ materialien des Horstes findet eine Abweichung statt. Der Horst fand sich ansgefüttert mit Kiefernzweigen, Moosen (Sphagnum) und etwas Fncus vesiculosus, während die Aus¬ fütterung der hiesigen, wie ich bei mehr als 20 Horsten zu beobachten Gelegenheit gehabt, meistens aus Blättern von Caricineen, Halmen von Gramineen, und etwas Laub besteht, dem nur in einem Horste etwas Zostera marina beigemengt war. Falio peregrinus Cimel. Der Wanderfalke, welcher hier zum Bau gewöhnlich die Horste anderer Raubvögel benutzt, horstet auf Gottland meistens in den schwer- oder unzugänglichen Strandklippen. Denselben Bau, in den steilen und hohen Felsenklippen des Vorgebirges Hoburg, im Süden Gottlands, den schon Wallengreen 1853 (Kaum. Jahrg. 1853), sodann W. Mewes 1858 (Naum. Jahrg. 1858, pag. 111 etc.) anführen, fand ich gleich¬ falls am 6- Juni 1866 besetzt. Uebrigens, wenn ich mich recht erinnere, so hat mir auch schon vor mehreren Jahren der Herr Oberförster Fickert auf Jasmund erzählt, dass ein Horst von Falio peregrinus sich in den Kreideklippen zwischen Stubbenkammer und Sassnitz befinde. Cerchneis tinuncola Boie. Während der Thurmfalke hier auf Kirchenthürmen oder Bäumen horstet, stellt er auf Gottland seinen Horst meistens in Felsenklippen auf. Astur palumbarius Bechst. Dieselbe Scheuheit, ausser dem Brutgeschäfte, dieselbe Blindheit während desselben, welche den Hühnerhabicht hier charakterisirt, sind ihm auch auf Gottland eigen. Ich habe daselbst drei belegte Horste gefunden, welche bedeutend grösser als die hiesigen sind. 40 II. Ord. Scansores. Caprimulgus europaeus L. Die Nachtschwalbe ist auf Gottland sehr zahlreich ver¬ treten. Cuculus canorus L. Ich habe den Kukuk auf Gottland schon am 10- Mai gehört. Cypselus apus lllig. Der Mauersegler, welcher hier gewöhnlich an Thürmen, alten Mauern, unter Hausdächern nistet, schlägt auf Gottland seine Wohnung theils in hohlen Bäumen, theils in Staarkästen auf, welche letzteren er gewöhnlich, da er spät ankommt, dann bezieht, wenn die jungen Staare ihre Wohnung geräumt. Die Fluglöcher, welche zu den Bauen in hohlen Bäumen führten, habe ich in Höhe von 6 bis 25' angetroffen. m. Ord. Oscines. Cannabina sanguinea Landbeck. Der Hänfling bauet auf Gottland gewöhnlich in Juniperus- Sträuchern. Wie rasch der Vogel sein Nest bauen kann, habe ich bei einem Pärchen dieser Art gesehen. Am 20. Juni fand ich wenige Halme in einem Strauche, so dass es sehr zweifelhaft war, ob überhaupt ein Vogel dieselben dahin getragen. Am 23. Morgens lag schon 1 Ei in dem unterdess fertig gebaueten Neste und am 27. Mittags nahm ich 5 Eier aus demselben; also in 8 Tagen war das Nest fertig geworden und die voll¬ ständige Eierzahl gelegt. Es war freilich ein sehr schlechter Bau, abweichend von den, gewöhnlich mit grosser Sorgfalt gebaueten Nestern dieses Vogels. Carvus corax L. Der Rabe horstet auf Gottland gerne in den Küstenklippen, und da er ein grosser Eierräuber ist, wenn möglich in der Nähe der Brutkolonien der Meervögel. 41 Ich beobachtete denselben auf der circa 2 Meilen vom Festlande Gottlands entfernten, mit hohen und steilen Ufern versehenen Felseninsel Lilla-Karlsö. Ich fand nämlich daselbst auf mehreren Stellen, und zwar auf einer oft bis zu 20 und mehr Eier von Larus canus, argen tat us, fuscus, Anas mollissima, Mergus merganser zer¬ nichtet und ihres Inhalts entledigt. Es war mir auffallend und ich glaubte zuerst, dass Fischer dieselben verspeist hätten, wurde aber von meinem Gottländer durch das Wort „Korp“ belehrt, dass der Rabe der Urheber dieses Vandalismus sei, dessen Horst ich auch bald in einer der unzugänglichen Felsenklippen observirte. Sturnus vulgaris L. Der Staar ist der Lieblingsvogel der Gottländer, der ihn mit derselben Pietät behandelt, welche man hier früher dem weissen Storche zukommen liess. In den Gärten, auf den Höfen, vor kleinen einzeln stehenden Häusern sind ihm von den Bauern und Tagelöhnern, tbeils an Bäumen, theils an niedrigen und höhern Pfählen befestigte Kästen dargeboten. Anthus arboreus Bechst. Der Baumpieper hält sich gerne in lichtem Laubholz- Terrain auf. Anthus campestris Bechst. Liebt die kahlen, hin und wieder mit einzelnen Juniperus- Sträuchern bewachsenen Steinebenen. Turdus musicus L. Die Singdrossel brütet einzeln. Sie bewohnt bei uns immer den Laubwald, liebt auf Gottland das lichte, steinigte, mit kleinen und grossen Stämmen von Pinus silvestris und Pinus Abics und dazwischen sich be¬ findlichen Juniperus-Sträuchern bewachsene Waldterrain. Während sie hier theils auf Corylus oder Crataegus- Sträuchern, tbeils auf den Wasserreisern der Eichen, in einer Höhe von G bis 12' ihr Nest, bauet, stellt sie es auf Gottland 42 in Pinus silvestris und Pinus Abies- Bäumchen, so wie in Juniperus-Sträucher in Höhe von l!/2 bis 3' auf. Sie verwendet daselbst zum Bau desselben Kiefernreiser und Halme von Gramineen, hin und wieder mit Lichenen durchflochten, schmiert es mit vermodertem Holze und Sphag¬ num aus, ohne es auszufüttern. Brutzeit: Anfang Mai. Turdus pilaris L. Die Wachholderdrossel kommt auf Gottland sehr zahl¬ reich vor. Sie nistet gesellschaftlich, in Kolonien von vielleicht 6, 8, 10, 12 und mehr Paaren, zuweilen auch einzeln, gerne an den Säumen grösserer Wälder, in den Laub Waldungen, Feld¬ hölzern, ja oft nahe den Dörfern. Sie benutzt zur Aufstellung ihres Nestes jeden Nadel- und Laubholzbaum, auch sogar Sträucher. Ich habe ihre Nester in Höhe von 2 bis stufenweise] 60' angetroffen, theils in der Stammgabel, theils auf den Neben¬ zweigen; doch wird in einer und derselben Kolonie so ziem- lieh der gleiche Höhenstand der Nester festgehalten, mögen sie auf Nadel- oder Laubholzbäumen sich befinden. Die Brutzeit fällt Ende April und Anfang Mai; doch habe ich am 24. Mai in einer Kolonie Nester mit grossen und kleinen Jungen, stark und wenig bebrüteten Eiern, ja sogar Nester, die eben erst fertig geworden waren, angetroffen. Am 7. Juni wurde von mir eine völlig flügge Wachholder¬ drossel mit grosser Mühe ergriffen. Sie bauet ihr Nest aus Grashalmen und feuchter Erde wechselsweise auf, schmiert es dann mit feuchter Erde innen glatt und füttert es sehr schön mit feineren Halmen aus. Man trifft Nester an, welche an den Wänden keine Aus¬ fütterung haben. Es sind diese schon von den Jungen ver¬ lassen worden, von welchen die Ausfütterung niedergetreten. Turdus viscivorus L. Die Misteldrossel nistet, sehr vereinzelt, in lichten, hin und wieder mit einigen Laubholzbäumen bewachsenen Nadel¬ holzwaldungen. Sie nistet sehr zeitig, ich habe am 11. Mai Eier mit sehr grossen Embryonen, am 24 Mai völlig flügge Junge ange¬ troffen. Sie bauet ihr Nest aus feinen Reisern von Calluna vul¬ garis, Wurzeln von Caricineen und feuchter Erde, umflechtet dasselbe mit Lichenen und besonders Usnea barbata, welche Flechte daselbst auf allen Bäumen schmarotzt, schmiert es mit vermodertem Holze innen glatt und füttert es dann mit einer dicken Schicht von Halmen und Blättern von Gra¬ mineen aus. Bei den von den Jungen verlassenen Nestern findet man gleichfalls die Ausfütterung niedergetreten, die Seitenwände glatt. Merula vulgaris Bonap. Die Schwarzdrossel, welche hier ihr Nest gewöhnlich auf die Wasserreiser der Eichen, in Höhe von 8 bis 10' und mehr aufstellt, benutzt auf Gottland ganz andere Lokalitäten, wozu sie gezwungen ist, weil den Laubholzbäumen daselbst die üppige Wasserreiserbildung meistens fehlt. Sie bauet ihr Nest auf Gottland an der Erde, theils an der Seite eines mit Calluna und Moosen und Flechten be¬ wachsenen Erdhaufens, theils zwischen den Wurzeln umge¬ stürzter Bäume. Das Baumaterial zum Rohbau besteht aus Reisern von Calluna und Pinus, aus Hypnum, Sphagnum, Pteris aquilina, die Ausfütterung aus einer starken Schicht von feinen Gras¬ halmen. Sie bauet einzeln, sehr versteckt, und hält sich gewöhn¬ lich im Unterholze oder an der Erde auf. Brutzeit: Anfang Mai. Turdus iliacus L. Es ist mir nicht gelungen, ein Nest der Weindrossel zu finden und habe ich nur zweimal Gelegenheit gehabt, sie be¬ obachten zu können. Die Bewegungen der Weindrossel sind sehr rasch und gleichen denen des Troglodytcs parvulus, die Töne des Schreckens und der Warnung gleichen denen der Merula vul¬ garis, sind aber leiser. 44 Sylvia philomela Bechst. Von W. Mewes zuerst 1858 im Süden, im Oe ja. Kirch¬ spiel, in einem Umkreise von nur 3/4 Meilen beobachtet, (Naum. Jahr 1858, pag. 114 und 115) ist von mir gleichfalls nur dort im Jahre 1866, am 5., 6., 7. Juni gehört worden. Die dortige Gegend ist ein sehr liebliches, mit grünen Weiden und fliessenden Bächen ausgestattetes, lichtes Laubholz - terrain. Vitiflora oenanthe Boie. Der graurückige Steinschmätzer ist einer der Charakter¬ vögel der Insel. Wo sich nur der Stein zeigt, zusammengeworfen, ge¬ schichtet oder in Platten, sowohl auf Gottland wie auf den benachbarten Eilanden, zeigt sich auch der Vogel und belebt die oft weiten, kahlen Strecken. Saxicola rubetra L. Der braunkehlige Steinschmätzer dagegen liebt das, an den Mooren belegene, lichte Waldterrain; und stellt sein Nest sehr versteckt unter einem Busche auf. Butalis grisola Boie. Der graue Fliegenfänger ist zahlreich auf Gottland ver¬ treten. Muscicapa albicollis. Temm. Der Halsbandfliegenfänger, welchen Eug. von Homeyer schon 1887 für Pommern nistend aufführt, welchen Dr. B. Borggreve indess nicht zu den Brutvögeln Norddeutsch¬ lands zählt, nistet auf Gottland ziemlich häutig und zwar in hohlen Bäumen. Ich habe das Flugloch in Höhe von bis 30' gefunden. Das Baumaterial besteht aus Kiefernrinde, Baumbast mit Ausfütterung von feinen Halmen und sehr wenig Wolle. Er liebt ein lichtes, gemischtes Waldterrain, ist ziemlich still und hält seine Nistplätze sehr fest. Wie mir W. Mewes 1866 schrieb, hat er den Vogel 1846 zuerst auf Gottland gefunden. Er giebt an als Brüteplatz: 45 Tingstäde, alte, alleinstehende Eichen, in der Nähe eines Baches. Wallengreen hat ihn 1853 daselbst wieder gefunden, und ich habe ihn 1866 auch wieder an derselben Stelle beobachtet; jedoch auch noch an anderen Stellen. Hirundo urbica L. Die Hausschwalbe nistet auf Gottland gesellschaftlich, an den steilen Wänden der im Norden, Süden und Westen belege- nen Ufer, in Höhe von 10 bis 50'. Gleicherweise nistend soll sie auch bei Stubbenkammer schon gefunden worden sein. IT. Ord. Gallinaceae. Columba oenas L. Die Fluglöcher der Baue der Hohltaube habe ich in Höhe von 4 bis 50' angetrotfen. Das eine Nest derselben sass 2' unter dem Flugloche, so dass sich also im Baume die Taube erst 2' hinauf arbeiten musste, um den Baum ver¬ lassen zu können. Syrrhaptes paradoxus lllig. Wenn gleich das Fausthuhn, Wüstenhuhn nicht zu den Brutvögeln gehört, so will ich desselben doch hier als Gast Erwähnung thun. Im Jahre 1863, in welchem die, fast in ganz Europa erschienenen seltenen Gäste die Ornithologen gewaltig auf¬ regten, sind auch auf Gottland zwei Flüge derselben beobachtet worden, und zwar im Norden und Süden. Von den aus diesen Flügen geschossenen Vögeln ist frei¬ lich nur ein Exemplar erhalten worden, ein welches ausge¬ stopft sich auf der Schule zu Wisby befindet. Meines Wissens haben wir von keinem nördlicheren Funkte ihres damaligen Erscheinens Nachricht. Y. Ord. Grallatorcs. Vanellus cristatus Meyer et Wolf. Der Kibitz ist gleichfalls Charaktervogel der Insel; er 46 belebt die Moore, Ackerflächen, sowie die benachbarten ver¬ änderlichen Eilande. Totanus glottis Bechst. Den grünfüssigen Wasserläufer habe ich auf Gottland vielfach auf den von Wald umgebenen Mooren beobachtet; indess nur einmal sein Nest gefunden, und zwar an einer Lokalität, wo ich es nie erwartet, nämlich in einer ziemlich ausgedehnten, lichten, mit kleinen und grossen Pinus silves- tris und Pinus Abies-Bäumen bewachsenen Waldung, in welcher vielfach der Kalkstein zu Tage getreten war. Ganz frei, auf einer circa 8' hohen Terrasse, zwischen zwei Platten, in einer geringen Vertiefung der darauf be- flndlichen Erdschicht, befand sich das Nest, welches nur aus wenigen Kiefernadeln und zerkleinerten Reisigstücken bestand. Eine Viertelstunde vom Nistplatze befanden sich Moore. Totanus ochropus Temm. Das Brüten des getüpfelten Wasserläufers in Nestern anderer Vögel, besonders der Drosseln, ist bekannt. Ich habe auf Gottland zwei Gelege gefunden und zwar das eine auf dem alten Bau einer Eichkatze, das andere aber auf einem Original-Bau. Der letzte stand auf einer kleinen Kiefer, circa 10' hoch auf einem Nebenzweige, dem Hauptstamme sich anlehnend. Den Rohbau bilden feine Reiser von Calluna, welche mit Sphagnum und vermodertem Holze zusammen verbauet sind, die Ausfütterung besteht aus einigen Kiefernadeln , etwas Hypnum, einigen trockenen Holzstücken und Federn. Der Rand des Nestes bestellt aus Reisern von Calluna und feinen Wurzeln. Es ist ein vollkommener Flachbau. Scolopax rusticola L. Die Waldschnepfe, welche hier hin und wieder brütet, betrachtet Gottland als ihre Heimath. Trotz der grössten Mühe, welche ich mir gegeben, Eier zu erhalten, ist es mir nicht gelungen. Zweimal habe ich 47 Junge in Gemeinschaft der Alten angetroffen, und zwar am 22. Mai 3 fast flügge Junge. Sie muss demnach sehr zeitig brüten. Numenius arquata Lath. Der grosse Brachvogel brütet auf den Mooren, sowie auf den Rasenflächen der Inseln, doch findet man, auch auf weiten Flächen, selten mehr als 2, 3 oder 4 Paare. VI. Ord. Natatores. Anser cinereus Meyer et Wolf. Die Graugans, welche hier grade nicht selten nistet, ist von mir erst im Jahre 1867 der Zahl der Brutvögel Gottlands hinzugefügt worden. Ich fand sie brütend auf einer der benachbarten Eilande, und zwar stand das Nest auf einer der weiten, herasten, nur hin und wieder mit einigen Juniperus-Sträuchern bewachsenen Flächen, inmitten derselben, zwischen einigen Juniperus- Sträuchern und einer kleinen Wasseransammlung. Anas fusca L. Von der Sammt- Trauerente habe ich nur ein Nest auf einer der beraseten Inselflächen unter einem Juniperus-Strauch angetroffen. Es bestand erst aus einigen trocknen Halmen, die 3 darin liegenden Eier waren mit wenigen Halmen bedeckt. Anas mollissima L. Die Eidergans brütet ziemlich häufig auf Gottland be¬ nachbarten Inseln, z. B. Ulla- und Stora-Karlsö, Asund, Skeneholmen und zwar an sehr verschiedenen Lokalitäten. Auf Skeneholmen steht das Nest gewöhnlich unter Junipe¬ rus-Sträuchern oder auch inmitten des üppigen Grases, von Umbelliferen umgeben, auf den stabilen Inseln theils am Fasse der das Plateau tragenden Uferfclsen, theils in Höhlen, welche sich in den Uferfelscn befinden, theils auf den, oft bis 300 und mehr Fass hohen Plateaus zwischen Kalksteingcschieben. i 48 Die Unterlage des Nestes besteht theils aus Moos, theils aus Fueus vesiculosus, die Ausfütterung aus den bekannten Dunen des Vogels, welche während der Legezeit nur in ge¬ ringer Zahl vorhanden sind, mit welchen es erst während der Brutzeit vollkommen ausgefüttert wird. Die Eidergans sitzt sehr fest auf den Eiern. Anas tadorna L. Die Fuchsente, Höhlenente oder Grabgans, welche hier gewöhnlich die Fuchsbaue zum ihrem Wochenbette erkiest, brütet auf Gottland unter grossen zusammengewürfelten Stein¬ platten, unter Felsplatten in Uferhöhlen; auch habe ich ihr Nest unter den Fundamentsteinen eines alten Heuschuppens auf einem der Eilande gefunden. Der Gang nach einem solchen Bau hat oft 6, 8 bis 10' Länge. Mergus merganser L. Den Gänsesäger habe ich brütend auf der stabilen Insel Lilla-Karlsö , sowie auf der veränderlichen Skeneholmen ange¬ troffen. Auf ersterer befanden sich die Baue in hohlen Bäumen, mit Fluglöchern bis 2' Höhe, auf der anderen, nahe den Bauen zweier Pärchen von Anas tadorna, unter den Funda¬ mentsteinen eines Schuppens. Der Gänsesäger soll nach Angaben von Wiese und Holland auch auf Rügen benachbarten Inseln brütend Vorkommen, was Dr. B. Borggreve bezweifelt, und welchem ich mich an- schliesse. Mergus serrator L. Den mittleren Säger, der auf Rügen benachbarten Inseln und zwar gewöhnlich unter einem kleinen Strauche, brütet, habe ich auf Gottland nur einmal brütend angetroffen, und zwar unter und inzwischen mächtiger Steinplatten, welche vom Ufer abgelöst, nahe dem Meere lagen. Larus fuscus L. Die Heringsmöwe brütet gesellschaftlich auf den Gottland benachbarten stabilen und- veränderlichen Eilanden. 49 Auf den stabilen stellt sie sowohl auf den niedrigen als hohen Plateaus ihr Nest auf, ebenso auf den am Strande liegenden Felsblöcken ; auf den veränderlichen inmitten der üppig beraseten Flächen, einer zu Tage liegenden Platte oder einem Felsblocke angelehnt. Das Nest besteht aus Moos oder Fucaceen als Unterlage und einigen Halmen und Federn als Ausfütterung. Interessant ist das kleine stabile Eiland Marpesholm, im Norden der Insel Färö. Es brüten daselbst über 50 Paare. Das Eiland gehört zwei Familien, welche während der Brutzeit jeden Morgen hinüberrudern, um die Eier für ihren Haushalt zu holen. Dieselben verfahren jedoch conservirend, indem sie ge¬ wöhnlich die zwei ersten Gelege den Möwen nehmen, das dritte aber von denselben ausbrüten lassen. Sie kennen ge¬ nau jedes Nest. Larus argentatur L. Die Silbermöwe brütet gesellschaftlich, wenn auch nicht zahlreich auf den Gottland benachbarten Eilanden. Hin und wieder finden sich auf den niedrigen stabilen, sowie auf den veränderlichen Inseln einzelne Paare; indess bewohnt sie zahlreicher die Eilande Lilla- und Stora - Karlsö, wo sie in einzelnen Paaren auch auf dem Plateau, doch meistens auf den unzugänglichen Absätzen der Felsenklippen, hin und wieder auf grossen, am Meere liegenden Platten brütet. In einzelnen Paaren brütet sie auch auf dem Festlande Gottlands, auf unzugänglichen Klippen des Vorgebirges Hoburg. Das Baumaterial besteht meistens ausMoos, selten Fucaceen, welchen als Ausfütterung Wurzeln und Halme, sowie einzelne Federn hinzugefügt sind. Sterna caspia L. Ich habe 2 Paare der Riesenseeschwalbe beobachtet, aber nur von einem ein Gelege erhalten. Das Nest befand sieb, inmitten der Brutkolonie von Larus fuscus auf Marpesholm, es bestand in einer kleinen Vertiefung der auf dem Felsen ruhenden geringen Erdschicht, nur mit we¬ nigen zerkleinerten Pflanzenstengeln und Fischgräten ausgelegt. Mitth. a. <1. naturwisoensch. Verein v. Neu-Vorponunern u. Rügen. II. 4 50 Chroicocephalus ridibundus Eyt. Die Lachkappenmöwe, welche ich hier nur auf schwim¬ menden Raupen morastiger Stellen der Seen brütend gefunden, habe ich auf Gottland auf den festen, reichberaseten Flächen der Insel Storholm brütend angetroffen. Nach Aussage von Chrysanthus Sternberg soll sie indess seit 1807 auf der Insel Lieps bei Ummanz ähnliche Brut¬ stellen bezogen haben.*) Uria grylle Lath. Die Gryll- Lumme brütet nicht allein auf den stabilen Eilanden Lilla- und Stora-Karlsö, sondern auch im Süden und Osten Gottlands auf niedrigen Inseln, welche jedoch immer den Charakter der Felseneilande, — theils steile Felsenküsten, tkeils Ufer mit mächtigen Felsblöcken versehen — haben müssen. In den Spalten, bis 6' und darüber in den Fels hinein, legen sie ihre Nester, ohne weitere Unterlage, au. Uria Hringvia Brünnich, Uria Lomvia Brünnich, Alca Torda L. Brutvögel der Inseln Lilla- und Stora-Karlsö, welche auf den schwer- und unzugänglichen Absätzen und in den Höhlen der steilen Felsenklippen bauen, habe ich, leider! nicht genug beobachten können, um Notizen darüber zu geben. Wir haben nun aus dein Vorangegangenen gesehen, dass Gottland die Heimath mancher seltenen und interessanten Vogelart ist. Man hat die Befürchtung ausgesprochen, dass die Zeit wohl nicht ferne sei, wo manche der seltenen Arten von der Insel verschwinden würden, weil einestheils die Moore vielfach trocken gelegt, anderentheils die Wälder sehr gelichtet würden. Ich theile diese Befürchtungen nicht. Mag auch manches Moor trocken gelegt und mancher Wald gelichtet werden, Gottland besitzt jene in reicher Fülle und des steinigten *) Bei meiner Anwesenheit im Mai 1870 die Aussage bestätigt ge¬ funden. Der Verf. 51 Termins genug, auf welchen doch nur Waldwirtschaft, höch¬ stens verbunden mit etwas Weiden Wirtschaft betrieben wer¬ den kann. Sowie ich die Brutstätten noch besetzt gefunden habe mit den Vogclarten, welche W. Mewes und H. D. J. Wallen- green vor mehr als 20 Jahren aufgezeichnet, so glaube ich, dass auch noch lange nach mir, Ornithologen, welche Gott¬ land besuchen, auf den von mir angegebenen Brutstätten, die von mir verzeichneten Vogelarten antreffen und sich über die Insel Gottland und ihre Vogelwelt freuen werden. Ein Beitrag zum Kapitel über Pflaiizeiieigenwärme von Dr. i. Römer. Durch einen glücklichen Zufall war ich im Sommer 1858 gelegentlich eines Vortrages über Pflanzeneigenwärme in den Stand gesetzt, mehrere Blüthen des Philodendron pinnatifidum Schott (Caladium pinnatifidum Ventenat) im botanischen Garten zu Greifswald mittelst des thermoelektrischen Multiplicators auf ihre Eigentemperatur zu untersuchen. Bis dahin ist diese Aroidee, obgleich ein wahres Probe- Exemplar zur Demonstration der Pflanzeneigenwärme, nur von C. H. Schulz, wie Göppert*) anführt, und Vroolik und Vriesc erinnern, mit dem Thermometer gemessen worden. Indem ich in meinen Beobachtungen die Methode Du- trochet’s acccptirte, welcher zuerst zur Bestimmung der Pflan¬ zeneigenwärme den thermoelektrischen Multiplicator anwendete, aber, anstatt die ausstrahlende Wärme zu messen, die soge- *) Ueber die Wärme-Entwickelung in «len Pflanzen u. s. W. Max und Comp. 1830. S. 185. 4* 52 nannte thermoelektrische Nadel construirt hatte, bediente ich mich eines von Prof. v. Feilitzsch aus Eisen- und Kupfer- Draht hergestellten derartigen thermoelektrischen Elementes. Eine Löthungsstelle desselben wurde in den betreffenden Pflanzentheil, dessen Temperatur bestimmt werden sollte, ein- gestossen, während die andere in ein Gefäss mit Oel tauchte, welches die Lufttemperatur repräsentirte, aber nicht solchen Schwankungen wie diese unterworfen war. In dem Gefässe hing ausserdem ein feines Celsius’sches Thermometer, dessen einzelne Grade noch in Zehntheile eingetheilt waren. Die Reduction der Multiplicatorgrade auf die des Celsius’schen Thermometers vollendete ich mit besonderer Unterstützung des Herrn Prof. v. Feilitzsch. Die erste Blüthe öffnete sich den 9. Juli. Ihre Länge betrug 74- Zoll.*) Der Einstich mit der thermoelectrischen Nadel reichte bis in das Innere des spadix in ^ Zoll Entfer¬ nung von der Spitze desselben, also in dem oberen Theile der Ausbreitung der Antheren. Die grösste Breite der Spatha betrug 7L Uhr Abends 2% Zoll. Um 9-f Uhr Abends zeigte der Multiplicator die grösste Abweichung der Magnetnadel, 7,8° C. über der Lufttemperatur. Die Einzel -Resultate der Beobachtung an diesem Tage giebt folgende Tabelle. I. Blüthe 1. Tag (9. Juli). Beobachtungs- Zeit. Lufttempe¬ ratur Temp. der Blüthe nach dem Celsiusschen Thermometer. Uhr Nachmittags. 19,9° 19,90 7 >> 19,8 19,8 7^ » )’ \ 20,0 7f V V 19,6 20,5 >> » ) 21,5 9 „ 19,4 23,2 9| „ 19,2 27,0 Als die Temperatur das Maximum erreicht hatte, begann *) Diese und die folgenden Maassangaben beziehen sich auf Duo- deciinalmaass. 53 sie langsam zu sinken, war aber den zweiten Tag (am 10. Juli) 7 Uhr Morgens schon wieder auf 20,0° bei 18,6° Lufttemperatur gestiegen. Um 9 Uhr Morgens betrug die Breite der Spatha 2| Zoll, die Entwickelung der Blütke war also vorgeschritten. Das Maximum der Temperatur war diesen Tag um 9 Uhr Abends 15,2° über der Lufttemperatur; um 9-$" Uhr begann sie allmälig abzunehmen, bis sie am Morgen des dritten Tages der Lufttemperatur gleich war, womit das allmälige Schliessen der Spatha gleichen Schritt hielt. Das Genauere zeigt nachstehende Tabelle. I. Blüthe 2. Tag (10. Juli). Beobachtungs- Zeit. Lufttempe¬ ratur Temp. der Blüthe nach dem Celsius’schen Thermometer. 7 Uhr Morgens. 18,60 20,0° 9 ,, v 20,5 10 „ j 19,0 21,2 11 „ 21,5 12 „ Mittags. j 19,2 22,1 1 ,, Nachmittags. 19,4 22,1 2 >» >1 19,0 22,5 3 ,» ,, \ 22,7 4 „ f 22,9 5 ,, >, > 19,2 23,8 6 ,, ,, ) 25,2 7 „ Abends. 19,0 23,8 8* „ tt 18,8 27,0 9 ,, tt j 34,4 9* „ 1 32,8 10i „ 19,2 30,0 10* „ ) 29,6 Die Beobachtung der zweiten Blüthe fällt auf den 16. und 17. Juli. Am 16. begann die Spatha bereits zwischen 11 und 12 Uhr Vormittags sich zu öffnen, bis sie um 4 Uhr Nach¬ mittags eine Breite von 2 Zoll und um 7 Uhr Abends, wo der Multiplicator den Beginn der Temperaturerhöhung anzeigte, eine Breite von 2-J- Zoll erlangte. Dies Mal suchte ich die Temperatur der Antheren und zwar am oberen Tlieile des Spadix zu bestimmen, indem ich nämlich die thermoelektrische 54 Nadel nur so weit in die Oberfläche einsenkte, dass sie nicht mit dem Spadix in unmittelbare Berührung kam. Die grösste Ausweichung der Magnetnadel zeigte um 11 Uhr Abends 6° C. über der Lufttemperatur an, von wo ab die Temperatur der Blüthe wieder abzunehmen anfing. II. Blüthe 1. Tag (16. Juli). Beobachtungs- Zeit. Lufttempe¬ ratur Temp. der ob. Antheren nach dem Celsuis’schen Thermometer. 6 Uhr Nachmittags. 20,70 20,70 7 1 79 77 20,6 21,5 8 ,, Abends. 20,4 22,2 9 „ „ 1 20,2 23,0 10 „ ) 25,4 11 „ 20,0 26,0 Den 17. Juli 9 Uhr Abends begann die Ausscheidung des Pollen: der Multiplicator zeigte die grösste Abweichung, 6,6° C. über der Lufttemperatur. Die übrigen Temperaturverhältnisse der Antheren am oberen Theile des Spadix am 17. Juli, an derselben Stelle wie am vorhergehenden Tage, giebt die nach¬ stehende Tabelle. II. Blüthe 2. Tag (17. Juli). Beobachtungs- Zeit. Lufttempe- iTemp. der ob. ratur I Antheren nach dem Celsius’schen Thermometer. 9 Uhr Morgens. 10 >> 11 )> 9 7 12 15 Mittags. 1 77 Nachmittags. 2 97 77 3 97 79 4 9t 77 5 79 77 6 17 77 7 79 Abends. 8 77 77 9 77 77 20,20 20,40 20,6 20,8 21,0 20,8 20,6 22,8 23,0 j 23,2 23,4 23,6 23,2 23,6 23,9 24.1 27.2 55 Die Temperatur der Antheren in der Mitte des Spadix an der zweiten Blütlie betrug den 17. Juli Abends 7 Ubr 24,9° C. bei einer Lufttemperatur von 21,0°, und bei einer Lufttemperatur von 20,6° selbst noch um 9£ Uhr Abends 29,0° ; sie war also höher, als die der Antheren im oberen Theile des Schaftes. Um nun die Temperatur des Schaftes auch an dieser Bliithe zu untersuchen, wurde nach Vollendung der angeführten Beobachtungen die Nadel um 9J Uhr Abends im mittleren Tbeile desselben bis mitten in das Mark eingestochen: bei 20,6° Lufttemperatur war die Eigenwärme des inneren Tlieils des Schaftes 31,6°, welche er selbst dann noch eine Zeitlang beibehielt, als um den Einstich die Antheren abgelöst und er somit blosgelegt wurde. Ungefähr fünf Minuten aber nach diesem Insulte fiel die Temperatur des nackten Schaftes von 31,6° auf 27,2° und dann schnell weiter fort, während die Lufttemperatur dieselbe blieb. An einer dritten Bliithe, deren Entwickelung den 20. und 21. Juli ihren Ablauf nahm, suchte und fand ich die Bestäti¬ gung der angeführten Beobachtungen. Ausserdem untersuchte ich hier noch besonders die Wärme der untersten Antberen: ihr Maximum war um 9 Uhr des zweiten Abends bei 21,4° Lufttemperatur, als die oberen, den Pollen ausschieden, 20,2°, während die am oberen Theile des Schaftes bei derselben Lufttemperatur eine Wärme von 27,3° C. zeigten. Zuletzt wurde der Kolben in der Mitte durch einen Quer¬ schnitt getheilt und die thermoelektrische Nadel in das Mark eingestossen. Sofort wies der Multiplicator eine Temperatur¬ erhöhung bis auf 28,9° bei der vorerwähnten Lufttemperatur nach, welche aber nach wenigen Minuten auf 28,2° und dann weiter sank. Aus dem Vorstehenden resultirt, dass die Eigenwärme des Blüthenschaftes von Philodendron pinnatifidum viel grösser ist, als C. II. Schulz angiebt. Auf dem Culminationspunkte ist sie sogar einem angelegten Finger deutlich fühlbar, wovon sieb ausser Herrn Prof. Muenter, dem ich für die Anregung zu dieser Arbeit und für die freundliche Unterstützung bei 56 derselben hiemit nochmals meinen Dank ausspreche, ver¬ schiedene Personen wiederholt überzeugten. Die stärkste Wärmeentwickelung fand im Innern des Spadix statt. Niedriger war die Temperatur der Antkeren, welche wieder in der Mitte ihrer Ausbreitung relativ am höch¬ sten war und nach der Spitze und den Stempeln zu abnahm. Gar keine Temperaturerhöhung war an den weiblichen Sexual¬ organen und dem untern Theile des Schaftes überhaupt wahrzunehmen. Die niedrigere Temperatur der Antheren dürfte die von van Beek und Bergsma gemachte Beobachtung, dass die Wärme an der Oberfläche der Pflanzen — wie bei den thierischen Organismen — geringer sei, als im Inneren, bestätigen. Die Krätzmilben der Hühner von Professor Dr. Fürstenberg in Eldena. Durch Milben werden bei verschiedenen Thiergattungen Erkrankungen der Haut veranlasst, die je nach der Milbenart und der Beschaffenheit der Haut in ihrem äusseren Erscheinen Verschiedenheiten darbieten. Auf den Vögeln leben verschiedene Milbenarten, von welchen bis jetzt nur einzelne wenige als Krätze hervorbrin¬ gend erkannt worden sind. Sehr häufig begegnen wir auf Hühnern und den in Käfigen gehaltenen Zier- und Singvögeln den Dermanyssus avium, ohne dass hier ein der Krätze nur annährend ähnliches Hautleiden hervorgerufen wird. Diese Milbenart entzieht den Thieren Blut und führt theils hierdurch, thcils durch die Störung der Ruhe während der Nachtzeit, da sie diese letztere zur Aufnahme der Nahrung vorzugsweise ver¬ wendet, einen gesteigerten Verbrauch von Stoffen herbei, wel¬ cher im Verein mit der Blutentziehung die bedeutende Schwä- 57 chung der mit ihr besetzten Individuen herbeiführt. Diese Milben leben aber nicht ständig auf der Haut der bezeichneten Individuen, sie entfernen sich vielmehr zur Tageszeit von den Wobntbieren und erst zur Nachtzeit suchen sie dieselben wieder auf, um sich mit ihrem Blute zu sättigen. Sie haben somit keine Veranlassung sich Wohnplätze auf oder in der Oberhaut, der Epidermis, der Wolmthiere herzurichten, und stören somit die Function der Haut weniger als die Krätzmilben. Fast auf jeder Vogelart wohnt eine besondere Milbenart, welche theils in den Federn sich aufhält, theils in den Nestern der¬ selben sich verkriecht, nachdem sie den Vögeln Blut ent¬ zogen hat. Krätze hervorrufende Milben finden wir dagegen in beschränkter Zahl bei den Vögeln. Die letzteren unter¬ scheiden sich dadurch von den erwähnten schmarotzernden Milben, dass sie nicht vollständig von der Haut der Thiere Besitz ergreifen und keine Brutstätten auf und in derselben errichten. Bis jetzt kennen wir einen Sarkoptes, welcher bei ver¬ schiedenen Vögeln an bestimmten Theilen des Körpers sich in der Haut einnistet, und eine dem Dermatokoptes und Dermatophagus ähnlich lebende Milbe, welche ich bei einer Ente gefunden habe, und welche Krätze hervorrufen. DieLetztere schlägt ihren Wohnsitz auf der mit Federn besetzten Haut auf und versetzt die Haut hier in einen ähnlichen Zustand, wie die beiden genannten Milbenarten es auf der mit Deckhaaren besetzten Haut verschiedener Wirbelthiere, wie beim Pferd, Schaf etc. thun. Die Krätze, wie wir sie hei Hühnern auftretcn sehen, und die wir mit Fusskr ätze oder Fussräude bezeichnen wollen, kommt nicht allein bei dieser Vogelgattung, sondern auch hei Individuen anderer Gattungen vor. Wir haben sie bei den Thieren der verschiedensten Vögelgattungen, welche in eine und derselben Lokalität sich befanden, beobachtet, sowohl bei Papageien, wie bei Drosseln, Krähen etc. ; stets sahen wir hier die Beine besonders afficirt, nur selten begaben sich die Milben auf den Kopf, wohin sie sehr leicht beim Kratzen desselben mit den Krallen der von der Krätze befallenen Flisse, auch heim Benagen der Flisse vermittelst des Schnabels gelangen 58 konnten. So oft ich dies Leiden bei Vögeln auch wahrge¬ nommen, war es mir jedoch nicht vergönnt, der dieses Leiden hervorrufenden Milben ansichtig zu werden, und sie einer näheren Untersuchung zu unterwerfen. Durch die Güte meines Freundes Leisering in Dresden erhielt ich Theile eines krätzigen Hühnerfusses, an welchem die Milben arge Zerstörungen angerichtet hatten, und wurde ich so in den Stand gesetzt die schon längst gewünschte Unter¬ suchung auszuführen. Das Leiden an den von der Krätze befallenen Theilen, die die Tibia und Zehen bedeckenden Fussschienen, ist leicht wahrzunehmen, wenn es einen gewissen Grad erreicht hat. Die Beschaffenheit der Haut ist je nach der Dauer der Krank¬ heit eine verschiedene. Zuerst sehen wir, dass Theile der das untere Ende der Tibia und der Zehen bedeckenden hornigen Schienen sich loslösen, ferner dass ein anderer Theil von weissen, kleinen Schuppen bedeckt ist, und dass diese durch ein geringes Reihen entfernt werden können. Unter diesen weisslichen Schuppen fanden wir meist schon eine aus feinen Molekülen bestehende gelbliche Masse, die durch eine Vermischung von Lymphe und Hornmassen herbeigeführt ist, und zahlreiche Gänge der Milben enthält. Die gelblichen Massen werden je länger das Leiden dauert um so höher, und stellen schliesslich Krusten von der verschiedensten Stärke, die von einer oft bräunlich gefärbten, ziemlich festen Masse bedeckt sind, dar. Ihre Gestalt ist ebenfalls eine sehr verschie¬ dene, bald bilden sie rundliche, in Grösse zwischen der einer Linse und einer Nuss variirende Körper, bald erheben sie sich zu mehr spitzigen Körpern. Die Thiere bekunden dadurch ein juckendes Gefühl an den von den Milben bewohnten Stellen, dass sie dieselben mit dem Schnabel benagen. Ob¬ schon die von der Krätze befallenen Füsse bei den ver¬ schiedenen Vögeln im Allgemeinen ein gleiches Aussehen haben, so sind die Erhabenheiten oder Krusten bei den Hühnern von bedeutenderer Grösse, als bei den anderen Vögeln, bei welchen ich dieselben beobachtet habe. Wahrscheinlich bedingt die Grösse des Wohuthieres auch die Grösse der Krusten. Die Krankheit überträgt sich leicht von einem Vogel auf 59 den andern, dies bestätigt besonders die Wahrnehmung, welche man in den Volaillen macht, wo die Vögel der verschiedensten Gattungen in die Krankheit verfallen, so bald sie in solche Käfige untergebracht werden, in welchen mit der Fusskrätze behaftete Individuen sich kurze, oder einige Zeit vorher be¬ funden haben. Ebenso verfallen gesunde, zwischen die mit der Krätze behafteten Hühner gebracht, sehr bald in die in Rede stehende Krankheit. Mittheilungen über die Hühnerkrätze sind von Reynal und Lanquetin gemacht worden, und zwar haben dieselben in der Seance vom 21. Juni 1859 der Academie de Medecine einen Vortrag gehalten , dessen Hauptinhalt in Nr. 2G p. 407 der Gazette medicale de Paris in dem Maladie parasitaire des Oiseaux de hasse -cour transmisible ä l’homme et ä cheval par M. Reynal et Lanquetin überschriebenen Referate gegeben wird. In diesem führen dieselben als die Krätze docu- mentirend ähnliche Symptome, wie die von uns weiter oben angegebenen auf, und theilen gleichzeitig die Ergebnisse der von ihnen ausgeführten Uebertragungsversuche auf Menschen, Pferde und Hühner mit, wobei sie bemerken, dass die Ueber- tragung von ihnen leicht bewirkt worden ist. Die in Folge der Einwirkung der Krätzmilben auf die inneren Schichten der Epidermis vor sich gehende Bildung von Krusten lässt die Fussräude der Vögel der bei den anderen Thiergattungen auftretenden Krustenräude beizählen. In den Krusten der Krätze der anderen Thiere finden wir Gänge, welche in den verschiedensten Richtungen ver¬ laufen, und in diesen Milben von verschiedener Grösse, theils männlichen, theils weiblichen Geschlechts und Eier in grosser Zahl. Die Eier liegen in der Nähe der blinden Enden der Gänge etwas vor der weiblichen Milbe, welche dieselben abge¬ legt hat. Die Letztere hat am Ende des Ganges ihren Wohn¬ sitz aufgcscldagen. Untersuchen wir ein kleines Stückchen der von den Extremitäten eines an der Fussräude leidenden Huhnes ent¬ nommenen Kruste, so finden wir die Mehrzahl der Gänge mit Milben von geringer Grösse, namentlich Obeinigen Larven, besetzt; zwischen diesen, ebenso wie die kleinen am Ende eines Ganges 60 gelagert, grosse weibliche und hier und dort vollständig aus- gebildete männliche Individuen; Eiern, die wir, wie oben ange¬ geben, in grosser Zahl in den von erwachsenen weiblichen Milben anderer Gattungen, wie z. B. der der Gattung Sarkoptes, bewohnten Gängen antreffen, begegnen wir in den von den Fussräudemilben angelegten Gängen jedoch nicht. Diese Abwesenheit von Eiern veranlasste mich, die genaueste Durchsuchung der Krusten auszuführen, sie bestimmten mich ferner, besonders die grossen weiblichen Milben speciell dahin * zu untersuchen, ob nicht Eier bergende Milben, wie bei der Krätze anderer Thiergattungen aufzufinden seien. Es ist mir nicht gelungen weibliche Milben mit Eiern von der Beschaffen¬ heit und an den Stellen des Hinterleibes aufzufinden, wie wir sie leicht bei den tragenden Krätzmilben der Menschen, Hunde etc. wahrnehmen. Bei der genauen Besichtigung der grossen weiblichen Milben gewahrte ich nur an bestimmten Stellen des Körpers fein gezeichnete Chitingerüste, welche bei näherer Untersuchung sich als den Körpern kleiner, sechsbeiniger, in dem Uterus¬ schlauche gelegenen Milben angehörend, ergaben. Das Auf¬ linden dieser Milbenlarven im Hinterleibe der Muttermilben ist nicht ganz leicht, und muss man erst eine grössere Zahl der¬ gleichen in der Lage gesehen haben, ehe man dieselben bei jeder dazu sich eignenden Milbe wahrnimmt. Nachdem man die natürliche Lage und die Körperstellen, wo die jungen Milben ständig sich entwickeln, kennen gelernt hat, bereitet das Auffinden derselben bei den tragenden Milben keine Schwierigkeit, wenn letztere durchscheinend genug sind. Milben, bei welchen die Eier im Uterus auf den ersten Stadien der Entwickelung sich befinden, sind so undurchscheinend in Folge von Fett- und anderen Molekülen, dass von den inneren Theilen, namentlich von den Eiern nichts wahrgenommen werden kann. Man gewahrt bei diesen höchstens dunkel ge¬ färbte Kothballen in dem hintersten Theile des Darmes. In den von solchen, eine oder mehrere junge Milben bergenden grossen Mutterthieren bewohnten Gängen finden sich weder Eier, Eihüllen noch junge Milben, sondern nur Faeces. Die Milbe der Fusskrätze der Hühner unterscheidet Gl sieb von den ähnlich, wie diese in Gängen lebenden Krätz¬ milben, den Sarkopten, erstens, durch das Ausbrüten der jungen Milben im Uterusschlauche und das Gebären lebendiger, junger sechsbeiniger Milbenlarven; ferner zeigen sie in ihren Skelettbeilen, Hautanhängen und in der Anordnung der Am- bulacren solche Eigentümlichkeiten, dass sie nicht als Species einer der bisher bekannten Krätzmilbengattungen betrachtet werden können, sondern eine besondere Gattung zu bilden, , berechtigt sind. Diese neuere Gattung habe ich in Anbetracht ihres Wohnortes und ihrer Lebensweise Iv n e mi d oko p t es (xvrj/ncg und xo7tT(o)y und die Art, da die Milben lebendige Jungen gebären, Knemidokoptes viviparus benannt. Die Literatur über diese Milbengattung ist nicht umfang¬ reich. Ich habe nur eine Mittheilung von Lanquetin und Robin gefunden, in welcher sie die Ergebnisse ihrer Untersuchungen der Milben, welche in den von Reynal von den Hühnerfüssen entnommenen Krätzekrusten enthalten waren, niedergelegt haben. In meinem Werke: „die Krätzmilben des Menschen und der Thiere. Leipzig 1861, “ habe ich pag. 163 et seq. das von den genannten Herren Beobachtete aufgeführt. Die Milben wurden von ihnen der Gattung Sarkoptes als Sarkoptes mutans einverleiht. Die Merkmale, durch welche sich die in Rede stehende Milbenart von den anderen Krätzmilben unterscheidet, geben jene Forscherin den Comptes rendus Tome XL1X No. 21. pag. 793 wie folgt an: „Le Sarcoptes mutans se distingue au premier coup d’oeil des Psoroptes par ses mandibules dentees et non disposees en lancettes; des Symbiotes par la longueur et la gracilite de ses ambulacres de ses soies et poils chcz le male et la nymplie et par leur absence chcz la femelle. Ce dernier caractere le distingue aussi de tous les Sarcoptes commes jusqu’ä ce jour. (S. scabiei Latr. , S. cati Hering etc.). Le male et la nymphe se distinguent de ceux des autres especes par l’existenee d’ambulacrcs a toutes les pattes; chcz la femelle, les depressions laterales du corps disparaissent lorsque celui-ci est distendu par la presence des oeufs, au nombre de quatre a six. On voit frequement la nymphe completement 62 developpee se mettre ä marcher aussitöt que l’on brise la coque de l’oeuf qui la renferme, apres avoir ecrase la mere, d’ou on peut conclure que cette espece est ovovivipare tan- disque le developpement ovulaire s’opere apres la ponte cbez les autres especes.“ Bei der Beschreibung der einzelnen Tbeile der Milben ist ein sehr in die Augen fallender Skelettheil von Lanquetin und Robin, so weit mir ersichtlich, gar nicht erwähnt worden. Es ist ferner das Lebendiggebären der Milbe von ihnen nicht, festgestellt worden, sie geben nur an, Milben zerdrückt, und die hierbei nach Aussen geförderten in einer Hülle befindlichen Larven durch Sprengen der Hülle in Freiheit gesetzt zu haben. Ob die von jenen Forschern beobachtete Milbe mit der von mir untersuchten identisch ist, lasse ich unerörtert, und um so mehr, da es mir unmöglich gemacht wurde, der von Lanquetin und Reynal aufgefundenen Milbe weder in natura noch in der Abbildung ansichtig zu werden. Bald nach dem Erscheinen jenes Berichtes in den Comptes rendus wandte ich mich mit der Bitte an Reynal, mir einige Exemplare der Milben oder Krätzekrusten zugehen zu lassen, eine Bitte, auf welche mir nicht ein Mal eine Antwort wurde. Da mir nun auch keine Abbildung jener Milbe zu Gesicht gekommen ist, so^hin ich, wie angegeben, ausser Stande, eine Vergleichung jener mit der mir durch die Güte meines Freundes Leisering zugegangenen anzustellen. Die Milbe, welche die Fusskrätze der Hühner veranlasst, gehört zu der 5. Familie der Milben, „den Lausmilben“, und bildet hier in Folge ihrer Körperbildung die zweite Gattung, K nemidokoptes. Knemidokoptes. Körper rundlich, wenig länger als breit, mit Einbuchtun¬ gen an den Seitenwänden; Haut mit Rillen versehen; mittler Theil des Rückens mit rundlichen, nicht genagelten Hautver¬ längerungen. Kopf vom Rumpfe abgesetzt, mit 4 Kieferpaaren und zwei starken dreigliedrigen Palpen. Beine 8, fünfgliedrig, beim zeugungsfähigen Weibchen mit rudimentären, beim Männchen mit vollständig ausgebildeten, auf ungegliedertem 63 Stiel stehenden Haftsclieiben. Auf den Rücken einen, mit den Skelettheilen des Kopfes gelenkig v erkunden, grossen, starken, länglichen Chitinbügel. Epimeren beim Weibchen jede ein¬ zeln, beim Männchen die des ersten Fusspaares zu einer ge¬ stielten Gabel vereinigt. Die Larven mit sechs, gestielte Haft¬ scheiben tragenden Beinen entwickeln sich im Uterusschlauche und werden lebendig geboren. Knemidokoptes viviparus. 1. Weibchen. Körper rundlich, weniger breit als lang; Rillen in der Haut, welche theils von einem Seitenrande des Körpers zu dem anderen verlaufen, theils einzelne Körper¬ teile umziehen. Der mittlere Theil des Rückens mit rund¬ lichen Hautverlängerungen besetzt, zwischen welchen sich einzelne, nicht ganz über den Rücken verlaufende Rillen finden. Sämmtliche Beine sind kurz, konisch, wenig über den Kör¬ perrand hervorragend, an ihrem freien Ende 2 Krallen, eine grössere und eine kleinere, und das Rudiment des Haftschei¬ benstieles tragend, Borsten fehlen. Epimeren eines jeden Fusses für sich, an die die Bauchfläche des Körpers bedeckende Haut befestigt. Rückenbügel, mit dem Kopfskelet gelenkig verbunden, reicht bis zur Grenze des dritten Thoraxringes hinab. Uterusschlauch ein bis 4 junge Milben enthaltend. 2. Männchen. Körper länglichrund, schildkrötenförmig; Rillen der Haut auf der Rückenfläche grösstentheils in der Richtung von vorn nach hinten verlaufend, an der Bauchfläche die einzelnen Körpertkeile umziehend. Auf der Mitte des Rückens einzelne, kleine, abgerundete Hautverlängerungen. Sämmtliche Beine mit gestielten Haftscheiben und Borsten versehen, ragen über den Körperrand hervor. Die hinteren Extremitäten tragen an ihren Endgliedern ausser anderen eine sehr lange starke Borste. Die Epimeren des ersten Fusspaares sind zu einer gestielten Gabel verschmolzen, die des zweiten er¬ strecken sich beinahe bis zu dem in der Mitte des Körpers quer über die Bauchfläche verlaufenden Chitinstreifen. An letzteren legen sich die Epimeren des dritten und vierten Fusspaares und ausserdem der Stiel des hufeisen-, oder glockenförmigen Chitingestelles der Geschlecbtstheile an. Auf dem zweiten 64 Tkoraxringe stehen die beiden ziemlich langen Schulterborsten, und zwei kleine dem Rande näher stehende Haare; auf dem dritten Thoraxringe zwei grosse, über die Seitenwände des Körpers hervorragende Borsten, und an den Ecken des quer¬ verlaufenden hintern Körperrandes treten aus starken Papillen die beiden starken langen Hintertheilsborsten hervor. 3. Larven. Der Körper der männlichen, wie weiblichen Larven ist in seinen Umrissen dem der erwachsenen männ¬ lichen Milben sehr ähnlich, somit länglich rund, unterscheidet sich von dem der letzteren durch das weniger deutliche Her¬ vortreten der Einbuchtungen an den seitlichen Körperrändern und durch den ein wenig abgerundeten hinteren Körperrand. Beine 6, jedes mit Haftscheibe und Borsten versehen. Epime¬ ren des ersten Fusspaares bei weiblichen Thieren so aneinander gelagert, dass das hintere Ende derselben einen kurzen Stiel bildet; bei den männlichen Larven zu einer gestielten Gabel vereinigt. Rückenbügel, stark entwickelt, erstreckt sich über die beiden Schulterborsten hinaus nach hinten. Am hinteren Körperrande zu beiden Seiten des Afters eine auf einer Papille stehende starke lange Borste. Bei männlichen Larven auf der Bauchfläche ein quer über letztere verlaufender feiner Chitinstreifen, mit welchem die Epimeren des dritten Fuss¬ paares in Verbindung treten. Die Milben leben in Gängen und legen dieselben nur an den Theilen des Körpers an, deren Haut mit einer starken Epidermis versehen, und beinahe oder ganz frei von Federn ist. Nachdem durch ihre Anwesenheit an diesen Körperstellen sich Krusten gebildet haben, schlagen sie auch in diesen ihren Wohnsitz auf. Bei der Untersuchung der Krusten und kranken Haut¬ stellen finden wir eine sehr grosse Zahl von kleinen sechs- beinigen Milben beiderlei Geschlechts, eine geringere Zahl von erwachsenen weiblichen, sogenannten Muttermilben und eine diesen in Zahl fast gleichkommende Menge von männlichen Milben. Die Grösse, welche die weiblichen erwachsenen, fort¬ pflanzungsfähigen Milben erreichen, ist eine sehr verschiedene, wir finden solche, welche eine Körperlänge von 0,203 und 65 eine Breite von 0, 18 Millimeter besitzen und solche, welche 0,445 Mill. lang und 0,364 Mill. breit sind. Die Mehrzahl der weiblichen tragenden Milben hat eine Körperlänge von 0,314 bei einer Breite von 0,307 Millimetern. Der Kopf, welcher beinahe quadratisch ist, nur an seinem freien Ende eine geringe Abnahme des Durchmessers wahrnehmen lässt, zeigt in Bezug auf seine Grösse geringe Schwankungen. Seine Länge variirt zwischen 0,046 und 0,053 Millimeter. Die Breite an der Basis schwankt zwischen 0,073 und 0,096, und in der Gegend des oberen Endes des ersten Palpengliedes zwischen 0,058 und 0,077 Millimeter. Die Seitentheile des Kopfes bilden zwei dreigliedrige starke Palpen, welche an ihrem vorderen Ende von den durchscheinenden, etwas aufgeblasenen Backen, welche den ganzen vorderen Theil des Kopfes umziehen, bedeckt sind. In der Mitte dieser Umhüllung liegt die Mundöffnung, aus welcher zuweilen die Spitzen der Kiefer hervorragen. Die Kieferstücke sind kegelförmig und reichen von dem Scheitel, Schild etc. des Kopfes bis zu dem Ende der Palpen; ihre Länge beträgt 0,028 und ihre Breite an der Basis 0,012 Milli¬ meter; an dem freien Ende sind sie 0,003 Mill. breit. Die scheercnförmigen Kicfertheile, welche frei an jedem der Kiefer¬ stücke liegen, sind 0,01 Mill. lang. Zu beiden Seiten des Kopfes, von ihm durch einen Ein¬ schnitt getrennt, liegt das erste Fusspaar, und neben diesem ebenfalls durch eine Einbuchtung des Körperrandes von ihm geschieden, das zweite Fusspaar. Die Beine sind bei diesen grossen Milben kurz und ragen nur unbedeutend über den Körperrand hervor. Keins der Glieder ist bei den alten Milben mit Borsten besetzt; bei jüngeren achtbeinigen Milben finden sich zuweilen an den Endgliedern zwei und vier kleine, sehr kurze feine Härchen. Das Endglied trägt bei den alten 2 rundlige; zugespitzte Krallen, deren grösste 0,0057 bis 0,0064 Millimeter lang und 0,0038 an der Basis breit ist. Zwischen den beiden Krallen, aus der Mitte der Endfläche des letzten Gliedes hervor¬ tretend, sehen wir das Rudiment des llaftscheibcnstieles. Die Extremitäten sind mit den Epimeren gelenkig verbunden und haben hier eine Dicke von 0,046, am freien Ende des fünften Gliedes eine solche von 0,0077 Mill. Die Länge der Beine Alitthcil. a. d naturwissonscli. Voroin v. Neu-Vorpommerti u. Tti'igon. TI. ■) 66 beträgt 0,0575 Mill. Etwas kürzer als die vorderen Beine sind die des 3. und 4. Paares, deren durchschnittliche Länge 0,0421 Mill. beträgt. Das erste Glied hat einen Durchmesser von 0,0268 und das letzte am freien Ende einen von 0,0115 Mill. Letzteres ist, wie das des 1. und 2. Paares, mit zwei Krallen und einem Haftscheibenstiel -Rudiment versehen. Die beiden Paare der Hinterextremitäten sind derartig an das Abdomen befestigt, dass sie nicht über den Körperrand hervorragen. Zur gelenkigen Verbindung der Extremitäten mit dem Körper dienen die Epimeren, welche bei diesen Milben stark entwickelt, und bräunlich gefärbt erscheinen; besonders stark sind die der beiden ersten Fusspaare. Die Epimeren der ersten beiden Beine sind 0,069 Mill., die des 3. und 4. Beines 0,077 Mill. lang und 0,076 Mill. breit, die der hinteren Extremi¬ täten 0,0421 Mill, lang und 0,0038 Mill. breit. Der After oder die Cloakenöffnung, welche hinten am Körperrande unten an der Bauchfläche und zwar in der Mittel¬ linie des Körpers ihre Lage hat, ist von einem feinen Chitin¬ gestell, an welchem die beiden Lefzen der Oeffnung befestigt sind, umzogen; die zwischen den Letzteren gelegene Spalte ist durchschnittlich 0,052 Mill. lang. Dicht hinter dem Kopf, auf dem Rücken, gewahren wir den dieser Milbengattung eigentlitimlichen biigelförmigen Stütz¬ apparat des Kopfes, den Rückenbügel, welcher an den an der Basis des ersten Palpengliedes verlaufenden Chitinstreifen her¬ antritt und mit diesem eine gelenkige Verbindung eingeht, ganz so wie an der unteren Seite des Körpers dies von Seite der Epimeren geschieht. Der bezeichnete Chitinkörper erstreckt sich vom Kopfe bis zum hinteren Rande des zweiten Thorax¬ ringes, und zwar geht von jedem Palpengliede ein Chitinstreifen nach hinten, und sendet, an der Grenze des bezeichneten Tho¬ raxringes angekommen, einen schwachen nach dem Körperrande zu, und einen stärkeren nach der Mittellinie des Körpers sich begebenden Chitinstreifen ab. Der letztere vereinigt sich mit dem von dem Basalstreifen des Palpengliedes der anderen Seite abgehenden Fortsatz zum biigelförmigen Stützapparat. Die beiden Aerme des Bügels sind 0,077 bis 0,09 Millimeter lang, durchschnittlich 0,067 Mill. von einander entfernt, und 67 haben an ihrer breitesten Stelle einen Durchmesser von 0,007 Millimeter. Aehnlich wie bei den anderen Milbengattungen, verläuft bei den Knemidokopten die Bauchfläche des Körpers. So weit die Epimeren nach hinten sich erstrecken, ist dieselbe flach. Von dem Ende derselben ab nach hinten, tritt sie mehr nach unten hervor, ohne dass sich an der Grenze des 2. und 3. Thoraxringes eine so tiefe Einkerbung wie bei den Sar- kopten bildete. Am stärksten ist das Abdomen bei den tragen¬ den Milben nach unten gesenkt, und gewahren wir bei diesen die in dem Uterusschlauche gelegenen, sich hier vollständig entwickelnden Milbenlarven. In der Regel liegt an jeder Seite des Abdomens eine solche, wie wir in Fig. II. dieselben abgebildet haben. Der Kopf der Larven ist nach der Cloaken- öffnnng zu gerichtet und reicht bis zum Ende des ersten Gliedes des 4. Fusspaares. Bei einer grösseren Zahl von Embryonen im Abdomen der Weibchen finden wir gewöhnlich einen der¬ selben weiter nach vorn, bis an das hintere Ende des 2. Fuss¬ paares reichend, an der rechten Seite des Körpers gelagert- Die Männchen sind nicht nur bedeutend kleiner als die Weibchen, sondern sie zeigen auch in den Körperumrissen bedeutende Abweichungen von jenen. Die Länge des männ¬ lichen Milbenkörpers variirt zwischen 0,210 bis 0,249, die Breite zwischen 0,153 und 0,177 Millimeter. Der Kopf, welcher in Bezug auf Form und Anordnung der Theile keine Abweichung von den der weiblichen Individuen wahrnehmen lässt, ist durchschnittlich 0,042 Milk lang und am Grunde des 2. Palpengliedes ebenso breit; am Basaltheile des 1. Pal¬ pengliedes ist der Durchmesser etwas stärker. Die Beine des Männchens sind gewöhnlich länger, als die des grössten Weibchens; die des ersten und zweiten Paares haben durchschnittlich eine Länge von 0,052 und unten am Schultergelenk eine Dicke von 0,0268 Millimeter, am freien Ende des Beines, an der Basis der Kralle beträgt der Durch¬ messer 0,0077 Millimeter. Das längste Fusspaar, das dritte, misst von der lltifte bis zur Basis der Kralle 0,066 Millimeter, die Dicke an der lltifte zeigt sich = 0,023 und an dem freien Ende 0,0057 Millimeter. Das vierte, oder innere hintere 5* 68 Fusspaar steht dem vorigen an Länge nach, ist aber hierin so wie in der Stärke der einzelnen Glieder dem 1. und 2. Fusspaare gleich. Es zeigen somit die männlichen Milben eine gewisse Uebereinstimmung in der Bildung des dritten Fuss- paares mit den Dermatokopten und Dermatophagen, hei welchen das 3. Fusspaar auch das längste ist. Jedes Bein ist an ver¬ schiedenen Stellen mit Borsten besetzt, und zwar trägt das 1., 2. und 4. je eine, das 5. Glied 3 Borsten von verschiedener Länge. Die Krallen sind wie bei dem Weibchen an jedem Beine 2 und zwischen ihnen tritt aus der End- oder Sohlen¬ fläche der Haftscli eibenstieb welcher an seinem freien Ende eine Haftscheibe oder Ventouse trägt, hervor. Der Haftschei¬ benstiel ist von einer Röhre durchsetzt, welche eine Fort¬ setzung des in dem Endgliede der Extremität gelegenen ampullenförmigen Körpers ist, und bis zur Haftscheibe verläuft, wo sie frei mündet. Der Haftscheihenstiel ist an seiner Basis 0,0038 Millimeter stark, nimmt in seinem Verlaufe nach der Haftscheibe zu an Durchmesser etwas ab, so das derselbe unten an dem Insertionspunkte der Haftscheibe nur noch 0,0029 Millimeter beträgt. Die Haftscheibe selbst ist rund und hat einen Durchmesser von 0,006 Millimeter. Der Haft¬ scheibenstiel besitzt eine durchschnittliche Länge von 0,0192 Milli¬ meter, ist somit kürzer als bei den Sarkopten. Die Skelettheile des männlichen Milbenkörpers weichen insofern von den der Weibchen ab, als hei den Männchen die Epimeren des ersten Fusspaares zu einer gestielten Gabel verschmolzen sind, die des zweiten Paares beinahe bis zu den auf der Bauchfläche verlaufenden Chitinstreifen reichen, und die der hinteren Fusspaare mit letzteren verbunden sind. Die erwähnte gestielte Gabel ist 0,0383 bis 0,049 Millimeter lang, die einzelnen dieselbe bildenden Chitinstreifen sind 0,007 Milk breit. Die Epimeren des zweiten Fusspaares sind etwas länger als die des ersten = 0,05 Millimeter, jedoch ebenso breit wie jene , und verlaufen in einem Bogen von vorn nach hinten das hintere Ende ist nach dem Körperrande zu gebogen. Die mit dem quer über die Bauchfläche verlaufenden Chitinstreifen verbundenen Epimeren der hinteren Extremitäten zeigen die¬ selben Dimensionen wie die des 2. Fusspaares. 69 Dem Männchen eigentkümlick, ist ausser dem erwähnten quer über die Bauchfläche verlaufenden Chitinstreifen, der mit demselben fest verbundene in der Mittellinie des Körpers ge¬ legene Stützapparat der Geschlechtstheile, welcher aus einem Stiele und dem daran befindlichen huf eisen- oder glocken¬ förmigen Körper besteht. Der Letztere ist aus mehreren, unter¬ einander fest verbundenen, schmalen Chitinstreifen zusammen¬ gesetzt, welche mit den in der Mitte gelegenen etwas dunkel¬ bräunlich gefärbten Chitinring verbunden sind. Der Stiel des Apparates ist 0,02 und jeder der die Glocke bildenden Streifen 0,02 Millimeter lang. Der Durchmesser der Glocke beträgt 0,015 Mill. Der erwähnte in der Mitte gelegene Ring um¬ zieht die Genitalöffnung, an welche sich 2 lappenähnliche Hautfalten anlegen. Der bügelförmige Stützapparat des Kopfes ist bei dem Männchen durchschnittlich 0,0612 Millimeter lang, und die ihn bildenden 0,006 Mill. breiten Chitinsreifen 0,035 Mill. von ein¬ ander entfernt. Die Bauchfläche verhält sich in Bezug auf ihren Verlauf ähnlich wie bei den weiblichen Milben, nur tritt das Abdomen nicht so tief herab, wie bei den tragenden Individuen, die Rillen der Haut verlaufen an diesen vom Körperrande nach der Mittellinie des Körpers zu, hierbei die einzelnen über die Oberfläche hervortretenden Tkeile umkreisend. Ausser der Genitalöffnung ist von der Bauchfläche, und zwar hinten an dem quervorlaufenden Körperrandc, noch die Afteröffnung, welche von einem feinen Chitinstreifen umzogen ist und an welchen sich die dieselbe schliessenden Ilautfalten oder Lap¬ pen befestigen. Die Analöffnung ist 0,02 Mill. lang und 0,004 Mill. breit. Auf der Bauchfläche gewahren wir ver¬ schiedene, auf kleinen Papillen stehende Haare; zwischen dem Körperrande und den Epimeren des 3. Fusspaares und zwischen dem Letzteren und dem Stiele des glockenförmigen Stütz¬ apparates der Geschlechtstheile befindet sich ein grösseres Haar, unterhalb der Genitalöffnung stehen 2 kleinere und auf dem hinteren Körperrande sehen wir 2 Papillen, aus welchen die grossen starken Hintertheilsborsten von durchschnittlich 70 0,192 Millimeter Länge hervortreten; die Dicke an der Basis der Borsten beträgt 0,004 Mill. Die Rückenfläche steigt vom Kopf ab nach hinten in die Höhe, erreicht in der Mitte des Körpers ihren Höhepunkt, von wo aus sie allmälig bis zum hinteren Körperrande sich wieder senkt. Ein quer über den Rücken verlaufender, wenig ge¬ färbter Chitinstreifen bildet die Grenze zwischen der vorderen und hinteren Körperhälfte. Der Rücken flacht sich hinten, nach den seitlichen Körperrändern zu, etwas ab und ist ausser¬ dem bei jedem der hinteren Fusspaare eine Einbuchtung wahr¬ zunehmen. Auf der Rückenfläche steht über dem 2. Fuss¬ paare, unweit des Körperrandes, auf jeder Seite ein Haar; mehr nach der Mittellinie des Körpers zu erheben sich, auf Papillen ruhend, 2 starke Schulterborsten, und endlich ge¬ wahren wir noch auf der hinteren Körperhälfte unfern den Seitenrändern an jeder Seite über dem 3. Fusspaare ein län¬ geres Haar. Die Larven. Die sechsbeinigen Milbenlarven, es mögen weibliche oder männliche Individuen aus ihnen hervorgehen, zeigen einige Aehnlichkeit mit den männlichen Milben. Die¬ selbe wird herbeigeführt, durch die mit gestielten Haftscheiben und Borsten versehene Beine, durch die langen am hinteren Rande des Körpers hervortretenden Borsten, und durch das dichte Aneinandergefügtsein der Epimeren des ersten Fuss- paares, wodurch ein gabelähnlicher Chitinkörper gebildet wird. Die Larven, aus welchen weibliche Milben hervorgehen, kurz als weibliche Larven bezeichnet, besitzen eine Körper¬ länge, welche zwischen 0,146 und 0,165, und eine Breite, die zwischen 0,096 und 0,133 Millimeter variirt. Die Epimeren des 1. Fusspaares sind zwar dicht an einander gelagert, je¬ doch lassen sich die Grenzen beider deutlich erkennen; durch dieses Aneinanderliegen wird die erwähnte gestielte Gabel ge¬ bildet. Die Epimere eines jeden des ersten Fusspaares ist 0,03, die des zweiten 0,038 und die des dritten 0,034 Milli¬ meter lang. Die vorderen Beine besitzen eine Länge von 0,0268 und oben am Schultergelenk eine Dicke von 0,023 Milli¬ meter. Die hinteren Extremitäten sind durchschnittlich 0,042 Mill. lang und an der Hüfte 0,017 dick. Das Endglied sämmtlicher 71 Beine hat an seinem freien Ende einen Durchmesser von 0,0067 Millimeter. Sämmtliche Beine tragen gestielte Haft¬ scheiben, welche durchschnittlich 0,0157 Mill. lang sind, und deren Stiel am Fussende einen Durchmesser von 0,00219 Mill. besitzt, ausserdem an den Gliedern dort Borsten, wo wir der¬ gleichen bei den erwachsenen männlichen Milben linden. Der auf dem Bücken befindliche bügelförmige Stützapparat des Kopfes besteht auch bei den Larven aus 2 hinten vereinigten Chitinstreifen, deren Länge zwischen 0,046 und 0,057 Milli¬ meter und deren Entfernung von einander zwischen 0,027 und 0,03 Millimeter variirt. Der Kopf hat dieselbe Gestalt wie bei den erwachsenen Milben, er ist durchschnittlich 0,024 Mill. lang und unten an der Basis 0,0306 Mill. breit. Die Rückenfläche sowohl wie die Bauchfläche sind flacher als bei den erwachsenen Milben, auch sind die Einkerbungen an den Seitenrändern des Körpers sehr schwach, ja bei vielen Individuen gar nicht sichtbar, so dass dieselben eine längliche runde Körperform zeigen. Auf der Rückenfläche stehen 2 Schulterborsten und am hinteren Körperrande zwei 0,146 Millimeter lange und am Grunde 0,0019 Mill. dicke Borsten. Hautverlängerungen sind auf dem Rücken nur einzelne von geringer Grösse vorhanden. Die männlichen Larven erreichen fast nie die Körper¬ grösse der weiblichen, ihre Länge beträgt durchschnittlich 0,130 und die Breite 0,107 Millimeter. Die Epimeren des ersten Fusspaares sind fast zu einer gestielten Gabel von 0,027 Mill. Länge vereinigt. Die Epimeren des zweiten Fusspaares reichen beinahe bis zu dem Querstreifen nach hinten und sind 0,05 Mill. lang und 0,0038 breit. Die der Hinteren Extremitäten sind wenig kürzer als die des zweiten Fusspaares und mit dem an der Bauchfläche befindlichen chitinigen Querstreifen fest verbunden. Die sechs Extremi¬ täten sind fast von gleicher Länge, dieselbe beträgt 0,27 Mill., die Dicke des ersten Gliedes 0,01 und die des letzten Gliedes dort, wo die Krallen und der Haftscheibenstiel hervortritt, 0,007 Millimeter. Der verhältnissmässig starke Kopf ist durch¬ schnittlich 0,031 Mill. lang und unten an der Basis des ersten Palpengliedes 0,038 breit. Die Kiefer erreichen eine Länge 72 von 0,015 und eine Breite von 0,008 Mill. Jeder der den bügelförmigen Stützapparat bildenden Chitinstreifen ist 0,038 Mill. lang; beide werden hinten durch ein 0,027 Mill. langes Chi¬ tinstück miteinander verbunden. Die Körperumrisse sind etwas markirter als bei den weiblichen Larven, namentlich tritt die vierte Einkerbung, die ziemlich in der Mitte des Körpers gelegen ist, deutlich her¬ vor, und verläuft von hier aus der Körperrand weniger ge¬ bogen, beinahe gradlinig von dem breitesten Theile des Körpers zu dem schmälsten, zwischen den beiden auf dem hinteren Querrande gelegenen Papillen, aus welchen die grossen Hinter¬ leibsborsten hervorkommen. Die letzteren erreichen eine Länge von 0,125 Mill., und haben am Grunde einen Durchmesser von 0,004 Mill. An der äusseren Seite der Endglieder des dritten Fusspaares, dicht über der Kralle, tritt eine sehr starke, 0,096 Mill. und darüber messende lange Borste hervor. Die männlichen Milbenlarven unterscheiden sich somit von den weiblichen hauptsächlich durch den auf der Bauchfläche verlaufenden schmalen Chitinstreifen, mit welchen die Epi¬ meren vereinigt sind, durch die an dem Endgliede des dritten Fusspaares hervortretenden langen Borsten, und endlich durch die geringere Körpergrösse und die dem erwachsenen Männchen ähnlichen Körperumrisse. Was nun die im Uterus gelagerten Fötus anbetrifft, so erreichen dieselben durchschnittlich eine Länge von 0,1532 und eine Breite von 0,096 Millimeter. Im übrigen lassen die Körper derselben ganz so geformte Chitintheile, wie die sechs- beinigen Milbenlarven erkennen. Auch die Einbuchtungen an den Seitenrändern, die Borsten etc. sind bei den Fötus, welche in kurzer Zeit den Uterusschlauch verlassen, ziemlich deutlich wahrzunehmen. Die Eihüllen liegen fast immer sehr dicht an den Milbenkörper an, sind sehr dünn, und entziehen sich in Folge dessen sehr oft der Wahrnehmung. Jede Veränderung der Körperform, wie die Vermehrung der Extremitäten von sechs auf acht etc., kann nur während des Häutungsprozesses, welchen jede Milbe viermal vollzieht, erfolgen. Bei den Knemidokopten sehen wir, wenn die weib¬ lichen Milben aus der letzten Häutung vor ihrer Begattung 73 hervortreten, dass die vor der Häutung mit Borsten und Haft¬ scheiben versehenen Extremitäten jetzt ohne dergleichen sind, dass ferner, mit Ausnahme der beiden Hinterleibsborsten, welche jedoch viel kleiner und dünner, als bei der sechsbeinigen Larve sind, sämmtliche auf der Rücken- und Bauchfläche vorhanden gewesenen Haare und Borsten, nach Vollziehung dieser Häu¬ tung fehlen. Das Unterbleiben von Bildung dieser Organe mag wohl mit der bevorstehenden Entwickelung von Eiern und mit der später im Uterusschlauche vor sich gehenden Ent¬ wickelung von jungen Tkieren im Zusammenhänge stehen, die Nährstoffe zur Verfolgung dieses Zweckes aufgespeichert werden. Für diese Aufspeicherung von Stoffen im Innern des Körpers spricht die durch Fett etc. Moleküle herbeigeführte Undurchsichtigkeit des Milbenkörpers in der Periode, wo die Bildung von Eiern und die Entwickelung der Fötus in diesem bevorsteht, oder vor sich geht. Die von den Milben gegrabenen Gänge sind cylinder- förmig und haben einen die Körpergrösse der Milben nur wenig überschreitenden Durchmesser; ich fand dergleichen, Männchen enthaltende Gänge von 0,153 — 0,180 Durchmesser. Sie sind im Allgemeinen sehr nahe aneinander gelagert und enthalten tlieils lebende Milben und Reihen von dunkelgefärb¬ ten Faeces, thcils letztere und abgeworfene Häute. Die Milben, so wie die Milbenhäute liegen stets am blinden Ende der Gänge, die Reihe der Kothballen fangen dagegen an der Aus¬ gangsöffnung der Gänge an, erstrecken sich jedoch nicht bis zu dem hintersten Theile derselben. Die Kothballen der weib¬ lichen Thiere sind etwas grösser, als die der männlichen. Die ersteren zeigen einen Längendurchmesser von 0,069 0,076 Milk und einen Breitendurchmesser von 0,031. Bei dem männlichen Thiere besitzen die im hintern Theile des Darmes gelagerten Kothballen eine Länge von 0,0153 und eine Breite von 0,0115 Millimeter. 74 Erklärung der Abbildungen. Figur 1. Weibliche Milben von oben gesehen. Vergrösserug noq. a. Bügelförmiger Stützapparat des Kopfes, Rückenbügel. b. Backen. c. Dreigliedrige Palpen. d. Kiefer. 2. Weibliche tragende Milbe von unten gesehen. Vergr. 27 o/x Im Abdomen befinden sich zwei Fötus in situ. 3. Männliche Milbe von oben gesehen. Vergrösserung 270/x a. Der bügelförmige Stützapparat des Kopfes. 4. Männliche Milbe von unten gesehen. Vergrösserung 27%. a. Die zu einer gestielten Gabel vereinigten Epimeren des ersten Fusspaares. b. Epimeren des zweiten Fusspaares. c. Der quer über die Bauchfläche verlaufende Chitin¬ streifen. d. Chitingerüst der Geschlechtstheile. 5. Weibliche Milbenlarven von oben gesehen. Vergr. 270/i. 6. Weibliche Milbenlarve von unten gesehen. Vergr. 270 jlm Druck von Trovitzscli und Solin io Berlin. Zu/. / / Fürste niery x Redigirt Prof. Frb. v. Feilitzsch, Prof. Limpricht und Dr. Marsson in Greifswald. Dritter Jahrgang. Berlin. Verlag von Rudolph Gacrtner. 1871, Inhalt. Seite Verzeichniss der Mitglieder . 1 Rechnungsabschluss für das Jahr 1870 . 3 Sitzungsberichte . 4 Verzeichniss der vom 15. Juli 1870 bis dahin 1871 beim Vereine eingegangenen Druckschriften . 9 Nachträge zu dem Druckschriften- Verzeichnis des Prof. Dr. E. Segnitz im 2. Jahrgang dieser Mittheilungen S. 19 — 22 . . 11 Die Raubvögel Neu- Vorpommerns und der Inseln Rügen, Usedom und Wollin. Von Ludwig Holtz . 12 Ueber die Raben Neu- Vorpommerns und Rügens. Von Wilhelm Lüh der . . . . 40 Beiträge zur Geognosie von Pommern. Von Dr. Scholz. . . . 52 Die Rinderpest im Regierungsbezirk Stralsund im Jahre 1870. Von Prof. Dr. Fürstenberg . 76 Eine neue Fallmaschine. Von Dr. W. Rollmann . 85 Ersticken der Fische in strengen Wintern. Von W. Lüh der . . 86 Y ereins - Angelegenheiten. i. Verzeichntes der Mitglieder. Cöslin: Divitz : Eldena: Andershof: Herr Dr. Kämmerer. Bartli: „ L. Holtz, Rentier. Bohlendorf a. Rügen: Herr Freiherr v. Bohlen, Erbkämmerer im Fürstenthum Rügen. Bonn: Herr Dr. Troschel, Professor. Braunschweig: „ Dr. Otto, Professor. Wellmann, Bau-Inspektor. Graf v. Krassow. Freiherr Dr. v. Cannstein, Fintelmann, Insp. des botan. Gartens, Dr. Fürstenberg, Professor, Dr. Jessen, Professor, Dr. Pietrusky, Lehrer, Dr. Rohde, Oekonomierath u. Professor, Dr. Scholz, Privat-Docent, Dr. Trommel*, Professor, Dr. Baier, Professor, Dr. Baumstark, Privat-Docent, Dr. Bengelsdorf, pract. Arzt, Dr. Buchholz, Privat-Docent, Dr. Budge, Professor, Geh. Mediz.-Rath, Dotzauer, Insp. des botan. Gartens, Dr. Eichstaedt, Professor, Dr. v. Feilitzsch, Freiherr, Professor, Greifswald : n 11 17 17 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 »1 Mittheil. a. d. naturwinsensch. Verein v. Neu-Vorpommern u. Rügen. III. 2 Greifswald : Heidelberg : Ladebow : Herr Frauenstein, Mechanikus, ,, Dr. Fuchs, Professor, ,, Dr. George, Professor, „ Dr. Grohe, Professor, „ Dr. Haekermann, Prof. u. Kreis-Pkysikus, „ Hausmann, Bergamts-Assessor, „ Dr. Hoefer, pract. Arzt, „ Kessler, Fabrikbesitzer, „ Kirckberg, Mineralwasser-Fabrikant, „ Dr. Kölink, pract. Arzt, „ Dr. Krabler, pract. Arzt u. Priv.-Doc., ,, Krause, Gymnasial -Lehrer, „ Kunstmann, Apotheker, ,, Labahn, Fabrikbesitzer, „ Dr. Landois, Professor, „ Dr. Laurer, Professor, „ Dr. Limpricht, Professor, „ Dr. Loose, Lehrer, „ Lüder, Stud., „ Dr. Marsson, „ Dr. Mosler, Professor, „ Müller, akadem. Baumeister, „ Dr. Münter, Professor, „ Dr. Pernice, Professor und Geh. Medi- zinal-Rath, „ Pogge, Kaufmann, ,, Dr. Quistorp, pract. Arzt, „ Schenk, Apotheker, „ Dr. Schirmer, Professor, ,, y. Schulz, Rittmeister, ,, Dr. Schwanert, Professor, „ Dr. Sommer, Professor, „ y. Yahl, Rechtsanwalt, „ Westphal, Kreisbaumeister, „ Wiese, akadem. Forstmeister, ,, Dr. Weitzel, Gymnasial-Lehrer. „ Dr. Königsberger, Professor. „ Holst, akadem. Pächter. 3 Prerow a. Dars: „ Pyritz : „ Ranzin: „ Schmoldow: „ Stralsund: „ » )> V V Weitenliagen : „ Wiek b. Eldena: „ Wolgast: „ Wollin : ” Diesing, Apotheker. Dr. Römer, Stabs-Arzt, v. Homeyer, Rittergutsbesitzer. y. Bebr, Königl. Kammerberr u. Ritter¬ gutsbesitzer. Graf von Bekr-Negendank, Regierungs¬ präsident, Dr. Passow, Realsckul-Lelirer, Dr. Plettner, Dir. d. Prov.-Gewerbeschule, Dr. Rollmann, Gymnasial-Lebrer, Dr. Schütte, Gymnasial-Lebrer. Dr. Hofmeier, Pastor. Schlitze, Pastor. Niz, Pastor em., Roth, Lehrer. Schmurr, Apotheker. Vorstand. Nach den Statuten schieden am Schlüsse des verflossenen Jahres die Herren Prof. Limprickt und Dr. Marsson aus und wurden für dieselben wiedergewählt Herr Prof. Fürstenberg und Prof. Schwanert. Der gegenwärtige Vorstand besteht demnach aus den Herren: Dr. v. Feilitzsck, Professor, Dr. Fürstenberg, Professor und Dr. Schwanert, Professor. II. Reclumngs - Abschluss für (las Jahr 1870. Einnahme. Kassen-Bestand aus dem Jahre 1869 7 Thlr. 22 Sgr. 8 Pf. Von der Verlagshandlung R. Gaertner in Berlin für verkaufte Vereins¬ schriften . 5 „ 25 ,, „ Beiträge der Mitglieder . . . . 75 ,, — ,, — „ Summa 88 Thlr. 1 7 Sgr. 8 Pf. 1* 4 Ausgabe. Porto . An den Buchdrucker Kunike für In¬ sertionen u. kleinere Drucksachen An den Yereinsboten . An den Buchdrucker Trowitzsch und Sohn in Berlin für den Druck der Mittheilungen . Für Herstellung der Tafel . . ./ Für Druckpapier und Heften der Mittheilungen . : _ ._ Summa 97 Thlr. 4 Sgr. 11 Pf. Einnahme ... 88 Thlr. 17 Sgr. 8 Pf. Ausgabe . . • . 97 „ 4 „ 11 „ Bleibt Mehr-Ausgabe 8 Thlr. 17 Sgr. 3 Pf. Zur Deckung dieses Defizits kamen durch freiwillige Beiträge der Herren Mitglieder zusammen 12 Thlr. 27 Sgr. 6 Pf., so dass noch ein Ueberschuss von 4 Thlr. 10 Sgr. 3 Pf. der Kasse für das Jahr 1871 gut geschrieben werden konnte. Der Yorstand. 5 Thlr . 12 Sgr. 5 Pf. 5 n 22 "ii 6 i* 9 ii ii n 45 ii 5 ii ii 19 i> 10 ii — ii 12 ii 15 ii • - ii III. Sitzungs - Berichte. Wie früher so wurde auch in diesem Jahre allmonatlich mit Ausnahme der akademischen Herbstferien eine Sitzung abgehalten, zum Zweck geschäftlicher und wissenschaftlicher Mittheilungen. Anlangend die letzteren mag Folgendes her¬ vorgehoben werden. Dr. Buchholz machte ausgedehntere Mittheilungen über seine Erlebnisse und über seine die Fauna der arktischen Regionen betreffenden Beobachtungen bei der deutschen Nord¬ polarexpedition von 1869 — 70 auf dem Schiffe „Hansa.“ Der Inhalt ist zu reichhaltig als dass sich hier eine auszugs¬ weise Darstellung ermöglichen liesse. 5 Die in diesem Jahre besonders häufig stattgehabten Nord¬ lichter gaben zu mehrfachen Diskussionen Anlass. Namentlich th eilte Prof. v. Feilitzsch eine ausführlichere Beobachtungs¬ reihe über den Stand des Magnetometers bei dem Nordlicht vom 25. Oktober 1870 mit. Die aus je zwei Beobachtungen grösster Ausweichung einer Deklinationsnadel von 11 Sekun¬ den Schwingungsdauer berechneten Gleichgewichtslagen waren von 7 Uhr 45 Minuten an die folgenden: 7504 7429 7339 496 19 43 485 02 46 72 387 55 65 376 63 57 69 65 52 64 65 46 60 60 43 56 51 37 46 — Die Zahlen geben unmittelbar den Stand des Magneto- meters an einer in Millimeter getheilten Scale. Es zeigte sich also eine Abnahme von i 7504 bis 7339, dann wieder eine Zunahme bis 7365 und dann eine abermalige Abnahme. Tags darauf war von Mittags 12 Uhr 20 Minuten der Stand dessel- ben Magnetometers der folgende: 7166 7168 7176 67 72 76 67 72 77 70 73 77 69 72 79 66 72 78 Die erste Reihe zeigt einen wesentlichen Rückgang des Nord¬ endes der Nadel nach Westen, wie auch die Erscheinung nach Beendigung der Beobachtung wesentlich schwächer geworden war. Im Vergleich mit den letzteren Zahlen ergiebt sich, dasg der Magnetometer während der Dauer der ersten Beobach¬ tungsreihe beträchtlich mit seinem Nordende nach Osten ab¬ gewichen war. Der grösste Unterschied der beiden Reihen 6 giebt 33,8 Millimeter oder in Winkel ausgewerthet, 23 Minu¬ ten 5 Sekunden östliche Abweichung gegen die Ruhelage des anderen Tages. Würde dieser Umstand von elektrischen Strömen in den oberen Luftschichten hervorgerufen worden sein, so müsste deren positive Elektricität eine Bewegung von Nord nach Süd gehabt haben. Am Morgen des 25. Oktober war der Wind Süd und dann Südwest. Würde man nun das Phänomen herleiten wollen aus einer Fortführung von Elek¬ tricität durch die statthabende Luftströmung, so müsste die Luft mit negativer Elektricität geladen gewesen sein. Bei einer andern Gelegenheit zeigte Prof. v. Feilitsch eine von dem hiesigen physikalischen Universitätsinstitut er¬ worbene und von Herrn Mechanikus Borchard in Berlin konstruirte vortreffliche Holtz’sche Influenzmaschine vor, er¬ örterte deren Theorie und stellte einige wesentliche Versuche mit derselben an. Professor Fuchs trug über die Neumann’schen Unter¬ suchungen, betreffend die specifische Energie eines Gemisches von Schwefelsäurehydrat und Wasser vor. Wir unterlassen es jedoch, hier eine ausführlichere Mittheilung zu geben, da der Inhalt auf anderem Wege zugänglich ist. Berg- Assessor Hausmann sprach in verschiedenen Vor¬ trägen über mineralogische, geologische und antiquarische Gegenstände. Anlangend erstere, so handelte er über ver¬ schiedene Bildungen von Pseudomorphosen im Mineralreich und über verschiedene Petrifikationen organischer Reste in den Ge- birgsschichten. Unter anderem legte er einige Belagstücke vor, welche am Hohenhagen bei Göttingen gesammelt waren und aus denen die Umwandlung des Triaskalksteins in Jaspis ersichtlich wurde. — Ferner zeigte er einen wasserhellen Flussspathkrystall von Würfelform mit Oktaeder vor, der in seinem Innern einen andern vollständig ausgebildeten rötk- lichen, blos würfelförmigen Flussspathkrystall trug. — Dann sprach er über die Krystallform des Eisenoxydulsilikates als Puddelschlacke, und zeigte zwei chemisch etwas verschie- • den zusammengesetzte, ausgezeichnet krystallisirte Stücke vor, von denen das eine aus der sog. Stahlhütte bei Braunschweig, das andere von Eschweiler bei Aachen stammt. Das erstere 7 hat einfache Krystalle nach der Form des Chrysolith und Hyalosiderith, das ander hat treppenförmig aneinander gereihte Zwillings- und Drillingskrystalle des orthorhombischen Systems. Von Alterthümern zeigte derselbe vor: eine wahrschein¬ lich orientalische Goldmünze, 2 Dukaten schwer, von fast 24karätigem Metall und gegossen, deren Avers Sonne, Mond und Sterne zeigt, während sich auf dem Revers ein undeut¬ licher Kopf befindet; eine bei Wackerow unweit Greifswald aufgefundene Aschenurne; einen Breitkeil von Feuerstein, bei Thurow gefunden; eine bei Kemnitzerhagen gefundene Stein¬ axt von glimmerreichem Gneiss mit einem von beiden Seiten unvollständig eingebohrten Schaftloch; eine bei Demmin ge¬ fundene Streitaxt von schwarzem Hornblendegesteine sauber bearbeitet, deren Schaftloch ebenfalls unvollständig durchbohrt ist; eine grössere Anzahl verschiedener alter Feuersteingeräthe; eine bei Koitenhagen gefundene Bronzenadel; einen daselbst gefundenen Schmalmeissel , und einen ebenfalls daselbst ge¬ fundenen weiblichen Schädel mit abnorm gestalteter Schuppe. Professor L im p rieht erörterte die neuere Theorie der Chemie über die chemische Konstitution der Körper und er¬ läuterte den Vortrag durch eine grosse Anzahl von Versuchen mit den von H offmann angegebenen Apparaten. In einem anderen Vortrag besprach er die Erscheinungen der Gasdiffu¬ sion und stellte sie dar mit einer von Wöhler angegebenen Vorrichtung, bestehend aus einer in ein grösseres poröses Thongefäss gekitteten Glasröhre. Wird letztere mit dem offenen Ende in Wasser gestellt, wird das Thongefäss mit einem weiten Becherglas bedeckt und unter dieses Wasser¬ stoffgas geleitet, so tritt die atmosphärische Luft in grossen Blasen aus dem Wasser hervor. Wird dann das Becherglas fortgenommen, so steigt das Wasser in der Röhre bis auf 1 Meter und mehr empor. Im ersten Fall diffundirt das Wasserstoffgas durch die Thonwände und vertreibt die atmos¬ phärische Luft, im andern diffundirt es zurück in die freie Atmosphäre und lässt einen luftverdünnten Raum zurück. Ltider sprach über das Brüten der Reiher und Kormo- rane und theilte seine Beobachtungen in einer bei Warsin befindlichen Kolonie von etwa 200 Horsten mit. — In einem 8 andern Vortrag behandelte er die Familie der Raben und zeigte von den verschiedenen Arten ausgestopfte Exem¬ plare vor. Ludwig Holtz aus Barth sprach über die Raubvögel von Neu - Vorpommern, Rügen und die benachbarten Inseln und zeigte von den meisten Species ausgestopfte Exemplare vor. Eine weitere Mittheilung hierüber mag an dieser Stelle unterbleiben, da sich eine ausführlichere Abhandlung im Nach¬ folgenden befindet. Professor Münte r sprach über Dracocephalus thymiflorus und machte die weiter unten ausführlicher wiedergegebenen Mittheilungen. Oberlehrer Rollmann aus Stralsund brachte die Be¬ schreibung einer Verbesserung der Atwood’schen Fallmaschine zum Vortrag. Während die gewönliche Fallmaschine nur das Ende des Falles durch Aufschlagen des Gewichtes auf einen im Voraus fixirten Tisch signalisirt, ist ist Abänderung so ge¬ troffen, dass der Ort, wo sich der fallende Körper nach jeder beliebigen Zeiteinheit, etwa der Sekunde während der Fall¬ zeit befindet, markirt wird. Eine ausführlichere Mittheilung folgt später. Professor Schwanert theilte Näheres über die Zusammen¬ setzung und die Bereitungs- und Wirkungsweise des im letzten Kriege so viel genannten Nitroglycerins mit, und erörterte die Anwendung desselben sowohl in reiner Gestalt, wie auch in seiner unter dem Namen Dynamit bekannten Mischung mit Kieselguhr. Durch Vorzeigung verschiedener Präparate wurde der Vortrag erläutert. — In einem anderen Vortrag führte derselbe die interessanten Veränderungen vor, welche das Material des Hildesheimer Silberfundes in der langen Zeit er¬ litten hatte, während der es im Boden vergraben den Einflüssen des Wassers ausgesetzt gewesen war. Die Spuren von Koch¬ salz, welche die Bodenfeuchtigkeit enthält, sind es namentlich, welche das Silber brüchig gemacht und in der obersten Schicht in Silberchlorid und in den tieferen in Silberchlorür verwandelt hatten. Unter diesen Schichten hatte man eine Schicht von schwarzem Goldpulver beobachtet, und erst die innerste Schicht war noch unverändert geblieben. Sie bestand aus einer 9 Lage von 94 — 95 Procent reinem Silber, IV2 — 3 Procent Gold und im Uebrigen aus Kupfer. Verzeichntes der vom 15. Juli 1870 bis dahin 1871 beim Vereine eingegangenen Druckschriften. 1. Korrespondenzblatt des zoologisch-mineralogischen Vereins zu Regensburg. 24. Jahrgang. 1870. 2. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft zu Berlin. Bd. 22 Heft 2, 3, 4. 3. Sitzungsberichte der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis in Dresden. 1870. Januar bis März, April bis Juni. 4. Verhandlungen des naturhistorischen Vereins für Anhalt in Dessau. 1870. 5. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien. 1870. Bd. 20, Bog. 2—4. 6. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt zu Wien. 1870. Nr. 1—18. 7. Kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien. Sitzungs¬ berichte der mathem. naturwissen sch. Klasse. 1870 u- 1871. Nr. 1—17. 8. Verhandlungen der zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. 1870. Bd. 20. 9. Mittheilungen der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft in Brünn. 1870. 10. Monatsberichte der k. preuss. Akad. der Wissenschaften in Berlin. 1870 Schluss u. 1871 Jan. bis Mai. 11. Korrespondenzblatt des naturforschenden Vereins zu Riga. Jahrgang 18. 1870. Nebst Denkschrift zum 25jährigen Bestehen. 12. Sitzungsberichte der physikal.-medic. Gesellschaft zu Würz¬ burg. 1870. I.— XXXI. 13. Zeitschrift des Akklimatisations - Vereins zu Berlin, v. Buvry. 1870, Nr. 7 — 12; 1871 Nr. 1 — 6. 10 14. Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. Herausgeg. v. Wich mann. 1870 u. 1871. 15. Jahresbericht des physik. Vereins zu Frankfurt am Main. 1868-1870. 16. Verhandlungen der schweizerischen naturforschenden Ge¬ sellschaft in Einsiedeln. 1868. 17. Verhandlungen der schweizerischen naturforschenden Ge¬ sellschaft in Rheinfelden. 1867. 18. Mittheilung der naturforschenden Gesellschaft zu Bern. 1865 bis 1869. Nr. 580—711. 19. Verhandlungen der schweizerischen naturforschenden Ge¬ sellschaft in Solothurn. 1869. 20. Ofversiclit af Finska Vetenskaps - Societetens Forhand- lingar, Helsingfors. 1869 — 1870. 21. Bitrag tili Kiihnedom of Finlands Natur och Folk Finska Vetenskaps-Societeten. Heft 15 — 16. 22. Oversigt over det Kongelig e Danske Videnskabernes Selskahs forhandlinger, af Steenstrup. Kjöbenhavn 1868 bis 1869 bis 1870. 1—2. 23. Jahresbericht der naturf. Gesellschaft zu Emden. 1869. 24. Bericht des naturhistorischen Vereins zu Augsburg. 1869. 25. Sitzungsberichte der Dorpater naturforschenden Gesell¬ schaft. Bd. 3, Heft 1. 1869. 26. Arehiv für Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands. I. Ser. Bd. 4 u. Bd. 6, Heft 1; II. Ser. Bd. 7, Heft 1—2. 27. Bericht über die Thätigkeit der naturw. Gesellschaft zu St. Gallen. Red. Wartmann. 1868 — 1869. 28. van der Mensbrugghe. Principes de Statique Mole- culaire par Lüdtge. Bruxelles 1870. 29. Jahresbericht der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Dresden. Juni 1869 bis Mai 1870. 30. Denkschrift des naturforschenden Vereins zu Riga in An¬ lass der Feier seines 25jährigen Bestehens. 31. W. v. Gut zeit. Geschichte der Forschung über die Phosphorite des mittleren Russlands. Riga 1870. 32. Friedr. Roth. Verschiedenheit der Erwärmung der nördl. und südl. Erdhälfte. Programm der Wilhelmsschule zu Wolgast. 33. Verzeichntes der Abhandlungen der k. preuss. Aäademie der Wissenschaften zu Berlin v. 1710 — 1870. Berlin 1871. 34. Bericht Uber die Senkenberg’sche naturf. Gesellschaft zu Frankfurt a. M. Jahrg. 1869 — 1870. 35. Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft Grau- bündens (Chur). 1864 — 1865 u. 1869 — 1860. 36. Publications de 1’Iinst. royal grand ducat de Luxembourg. T. XI. 1869—1870. 37. Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle. Bd. 11, Heft 2; Bd. 12, Heft 1—2. 38. Zeitschrift für die gesummten Naturwissenschaften. Red. y. Giebel u. Sie wert. Halle 1870. Bd. 1. 2. 39. Sitzungsberichte des naturw. Vereins zu Magdeburg. 1870. 40. Abhandlungen des naturw. Vereins zu Magdeburg. Heft 2. 41. Verhandlungen des naturhist. Vereins der preuss. Rhein¬ lande und Westphalens. Jahrg. 1858 — 1862. Geschenk des Herrn Geh. Rath Prof. Biulge. Nachträge zu dem Druckschriften- Verzeichniss des Professor Dr. E. Segnitz im 2. Jahrgang dieser Mittheilungen S. 19 — 22. Veranlasst durch die auf S. 19 des vorigen Jahrganges unserer Mittheilungen ausgesprochene Bitte, sind uns von zwei Seiten Ergänzungen und Berichtigungen betreffs der dort ge¬ gebenen Nachrichten über das Leben und Wirken des ver¬ storbenen Professor Dr. Segnitz zugegangen, die wir nicht verfehlen hier folgen zu lassen. Im dem „Dresdener naturwissenschaftlichen Jahrbuch, w auch unter dem Titel: Populäre Vorlesungen über Natur¬ wissenschaft, gehalten im Jahre 1844 — 1845 in den allgemer neu Versammlungen der naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Dresden, Leipzig bei Lorck 1845,“ finden sich folgende Abhandlungen von Segnitz: 1. Ueber specifisches Gewicht. Bd. I. S. 131 —150. 2. Ueber hydrostatischen Auftrieb. Bd. II. S. 8 — 20. 3. Ueber die Sinne und ihre Bedeutung für die Naturwissen¬ schaften. Bd. II. S. 86 — 167. Ferner findet sich in der „landwirtschaftlichen Zeitung, herausgegeben von dem landwirtschaftlichen Hauptverein für das Königreich Sachsen,“ I. Jahrg. 1845 S. 56 — 61 und 141 — 148, sowie Jahrg. 1846 S. 141 — 145 eine 4. Ausführlichere Behandlung und Uebersicht des wesent¬ lichen Inhaltes von Dr. Alexander Petzholdt’s Agri¬ kulturchemie in populären Vorlesungen. Leipzig bei Lorck 1846. II. Aufi. Die Raubvögel Neu- Vorpommerns und der Inseln Rügen, Usedom und Wollin von Ludwig Holtz in Barth. Befinden wir uns im Sommer einmal in einem zoologi¬ schen Garten, und gehen an den Käfigen der Vögel entlang, so werden wir meistens immer bemerken, dass sich vor denen, welche die Raubvögel beherbergen, mehr schaulustige Besucher befinden, als vor denen der übrigen befiederten Bewohner. Was ist es denn, dass jene dort mehr als anderswo fesselt? Es ist einesteils die ansehnliche Grösse der meisten Raubvögel, anderenteils aber auch die Stärke, welche sich in dem Bau derselben überhaupt offenbart; der gebogene, scharfe, spitze Schnabel, die starkbeballte Kralle mit den meist langen, spitzen, scharfen Zehen. Es ist die Kraft, welche sich besonders dann zeigt, wenn der Vogel auf die, ihm vorgeworfene Nahrung zustürzt, die¬ selbe mit den Krallen packt, sie in den Krallen haltend, einige Schritte abwärts hüpft, die Flügel ausgespreizt nach vorwärts 13 richtet, als wollte er die Beute schützen und dann mit dem wuchtigen Schnabel Stücke von derselben abreisst und ver¬ schlingt. Es ist aber auch wieder die imponirende Ruhe, mit welcher er, auf einem Baumstamme hockend, seine Gefangen¬ schaft zu ertragen scheint, der, bei manchen Raubvögeln ruhige, bei anderen wieder ruhelose, bei den Eulen halbver¬ schleierte, glotzende; aber bei allen ohne Ausnahme immer fest das Ziel im Auge behaltende Blick, mit welchem die¬ selben den Besucher anschauen. Befinden wir uns dann ferner mal im Frühjahr in Wald und Flur und haben Gelegenheit zu beobachten, mit welcher Geschwindigkeit und Geschicklichkeit Astur palumbarius — der Taubenhabicht — oder Falco peregrinus — der Wander¬ falke — eine Taube, Nisus communis — der kleine Sperber eine Lerche oder wohl gar ein, ihm an Grösse weit über¬ legenes Feldhuhn verfolgen, mit welcher Ausdauer Buteo communis — der gemeine Bussard — auf einem im freien Felde befindlichen Strauche sitzend, auf eine Maus, Ratte, ein Wiesel oder einen Maulwurf lauern kann, so müssen wir erstaunen. Und sehen wir endlich im Frühlinge oder Herbst zwei oder drei Schreiadler oder soviel Weihen, entweder in tändeln¬ den Liebesspielen begriffen oder im Fluge sich übend, in bald engen, bald weiten Kreisen , im blauen Aethermeere schwim¬ mend dahin gleiten, so fesselt uns gewiss eine Zeitlang die Eleganz der Bewegungen dieser Raubvögel. Nun, Stärke und Muth, Schnelligkeit und Geschicklich¬ keit, Ausdauer und Eleganz, diese, freilich in einer oder der anderen Species mehr oder minder ausgeprägten, aber sich doch immer wiederholenden hervorragenden Eigenschaften, ver¬ bunden mit einer hier und da wohl etwas abweichenden, aber doch immer wieder herauszuerkennenden eigenthümlichen Körperform, werden es leicht erklärlich finden lassen, dass die zoologischen und speciell ornithologischen Systematiker für ihre Systeme aus den Raubvögeln stets eine eigene Ord¬ nung bildeten und meistens diese den anderen als erste voran¬ gestellt haben. 14 Es ist eben durch ihre schlagende Charakteristik eine natürliche ausgezeichnete Ordnung , reich an Gattungen und Arten und in diesen wieder durch Individuen zahlreich vertreten. Aus dieser Ordnung werden uns nun speciell die Raub¬ vögel beschäftigen, welche Neu - Vorpommern und Rügen, Usedom und Wollin theils bewohnen, theils als Strichvögel jährlich durchwandern oder periodisch als Gäste erschienen sind, und werde ich besonders das Brutgeschäft der Bewohner berücksichtigen. Zum besseren Verständniss des Folgenden und auch um Wiederholungen zu vermeiden, will ich, bevor ich speciell auf die Arten der Raubvögel übergehe, einige Erörterungen bezüg¬ lich des Horstes der Vögel machen. Hinsichtlich desselben unterscheide ich: 1. den Hochbau, und 2. den Plattbaii. Beide sind bedingt durch den Stand, welche die Horste auf den Bäumen einnehmen, indem der Horst entweder 1. in der Stammgabel — Gabelstellung, oder 2. auf einem Nebenzweige — Zweigstellung, sich befindet. Selbstverständlich bedarf nämlich der Vogel, wenn er / seinen Horst in der Stammgabel, d. h. da, wo der Stamm sich in aufstrebende Aeste theilt oder diese sich wieder in solche theilen, anlegen will, einer grossen Masse Baumaterials um den Grundbau herzustellen, welchen er theils zur Festigung seines Horstes, theils überhaupt nöthig hat, um erst diejenige Höhe in der Gabel zu erreichen, wo die ihm zusagende Weite für den Horst vorhanden, wodurch von Natur ein hoher Bau — Hochbau — geschaffen wird, während die Stellung auf einem mit Seitenzweigen versehenen Nebenaste, der zum grössten Theile eine mehr oder weniger horizontale Richtung hat, eines viel geringeren Grundbaumaterials bedarf, wodurch ein platter Bau — Plattbau — hergestellt wird. Man könnte jenen — den Hochbau — einen Bau mit Fundament, diesen — den Plattbau — einen Bau ohne Fun¬ dament nennen. 15 Ferner will ich noch bemerken, dass ich unter Nest¬ standshöhe die senkrechte Entfernung von der Erde bis zum Grundbau des Horstes verstehe. Innerhalb der Ordnung Rapaces unterscheiden wir nun zwei Unterordnungen : I. Accipitres diurni, Tagraubvögel — Augen seitswärts stehend, Gesicht mehr ausgebildet als das Gehör — und zwar: a. Vulturiclae , Geierartige — Schnabel mehr ausgebildet als Kralle, Aasfresser. — b. Falconidae , Falkenartige — Kralle mehr ausgebildet als Schnabel, die frische Nahrung sich er¬ jagen müssen und nur durch die Noth getrieben, Aas angehen. II. Accipitres nocturni, Nachtraubvögel — Augen nach vorne stehend, Gehör mehr ausgebildet als das Gesicht, und zwar: c. Strigidae , Eulenartige, und gehen nun zu den ein¬ zelnen Arten über. I. Accipitres diurni. a. Yulturidae. I. Vultur fulvus Briss. Der weissköpfige Geier wurde vor längeren Jahren in der Umgend von Greifswald in einem jungen d*, von Land¬ leuten ergriffen, die ibn aus der Luft hatten fallen sehen, ist noch über 3 Jahren lebend beim Museum in Greifswald ge¬ halten worden und ziert präparirt jetzt das dortige ornitholo- gische Museum. Es ist der einzige mir bekannte Fall, wo derselbe sieb nach dem Gebiet verbogen, ein seltener Gast. 2. Haliaetus albicilla Bonap. Der weissschwänzige Seeadler ist Brutvogel im Gebiete, hält sich aber auch während des Winters in einigen Exempla¬ ren, besonders jungen, bei uns auf. Er horstet in den, dem Meeresstrande oder Binnen¬ gewässern naheliegenden Forsten, am liebsten der Inseln und Halbinseln, seltener des Festlandes, und bedient sich zur Auf¬ stellung seines Hortes in den meisten Fällen der Stammgabel, bin und wieder auch eines übergebogenen Gipfels von hoben 16 Pinus silvestris- Bäumen, zuweilen aber auch der Stammgabel von Quercus. Die Neststandshöhe beträgt zwischen 40 und und 80 Fuss*). Der Horst ist in den meisten Fällen ein Hochbau und sind die durchschnittlichen Dimensionen desselben folgende: äussere Weite: 1600 Mm., innere Weite: 400 Mm.; äussere Tiefe: 850 Mm., innere Tiefe: 150 Mm. Ich kenne sogar einen Horst, der 6 bis 7 Fuss Höhe hat. Das Rohbaumaterial des Horstes besteht aus starken, zolldicken Aesten und Zweigen, die Ausfütterung meistens aus Blättern von Caricineen, etwas Laub, einigen grünen Pinus silvestris - Zweigen, zuweilen etwas Zostera marina, Fucus vesi- culosus, Moos und einigen Dunen. Der zweite Brutvogel des Jahres legt er gemeinlich schon in der ersten Hälfte des März, oft schon früher. Die Normalzahl eines Geleges sind 2 Eier, doch finden sich auch 3, seltener 1. Bei bebrüteten Eiern desselben Geleges werden verschie¬ dene Brutstadien beobachtet. Das Brutgeschäft besorgt das 9> doch soll nach Pastor L. Brehm — J. f. Ornithologie, Jahrgang 1855, pag. 496 — Dr. Kriiper in Pommern das cf, als es von den Eiern abflog, geschossen haben ; sowie er gleichfalls die Meinung ausspricht, dass „die männlichen Raubvögel zuweilen brüten, wenn es auch nicht Regel zu sein scheint.“ Ebenso erwähnt auch Forstmeister Wiese — J. f. Orni¬ thologie, Jahrg. 1855, pag. 510 — dass das cf geschossen worden, als es vom Horste abstiebte, in welchem bebrütete Eier lagen. Dagegen trägt während der Brutzeit das cf dem 9 die Nahrung in den Horst, wo dann Liebkosungen stattfinden, Töne der Freude ausgestossen werden, bis das cf wieder da¬ von fliegt. Der Seeadler ist sehr scheu. Nahet man seinem Horste, verlässt er in den meisten Fällen ausser Schussweite denselben Anmerkung. Die Horstmaasse sind nach dem Metermaase, andere Maasse, wo nicht anders bemerkt, in preussischen Fussen angegeben. 17 schon, und während der Ausnahme der Eier umkreisen ge¬ wöhnlich beide in ziemlicher Entfernung den Horstplatz, selten einen Schrei ausstossend. Sie halten sich gewöhnlich einzeln oder zu Paaren, doch trifft man zuweilen im Herbste, wenn die im Norden ausge¬ brüteten Jungen auf dem Zuge nach dem Süden sind, Schaaren von 40 bis 50 Stück und mehr an, welche an den Abenden einen gemeinsamen Schlafplatz in den Gipfeln benachbarter Bäume beziehen. Der Seeadler nährt sich meistens von Fischen, stösst aber auch auf Geflügel, besonders Enten; doch gelingt es ihm nicht oft, solche zu erhaschen, da er ein schlechter Flieger ist. 3. Aquila naevia Briss. Der Schreiadler ist gleichfalls Brutvogel im Gebiet, er¬ scheint gewöhnlich um die Hälfte des März und verlässt uns um die Hälfte des September wieder. Er horstet meistens in einsamen, stillen, theils kleineren, theils grösseren Waldrevieren gemischten Bestandes oder auch reinen Laubwaldes, welche aber an Wiesen grenzen oder von feuchten Brüchern durchsetzt sein müssen. Er bedient sich gewöhnlich des Horstes eines Bussards, auch anderer Raubvögel, welchen er aber nach oben ziemlich erweitert, so dass der Aufsatz einem Platthau gleichkommt. Er sucht dazu solche aus, die auf Fagus, Quercus, Fraxi- nus und Betula, in einer Höhe von 25 bis 70' stehen, von welchen er aber die in Höhe von 40 bis 50' vorzieht; wohin¬ gegen ich nie einen Horst auf Pinus angetroffen habe. Die durchschnittlichen Dimensionen des Horstes sind fol¬ gende: äussere Weite: 750 Mm., innere Weite: 2G5 Mm., äussere Tiefe: 515 Mm., innere Tiefe: 120 Mm. Die Ausfütterung des Horstes besteht gewöhnlich aus trockenen Gräsern, Moos, Schilf blättern, einigen Dunen, und wird der Rand des Horstes meistens noch zuletzt mit einigen grünen Zweigen von Pinus silvestris , Fagus oder Hedera verziert. Die Legezeit fällt zwischen den 8. und 15. Mai, welche der Adler unter normalen Umständen stets innehält. Mittlioil. a. «1. naturwissenscli. Verein v. Neu -Vorpommern u. Bügen. III. 2 18 Die Normalzahl der Eier eines Geleges beträgt 2, von denen das eine immer bedeutend kleiner wie das andere ist, zuweilen aber ist auch nur 1 Ei vorhanden! So fand ich im Jahre 1868 alle Horste und zwar 4 nur mit je einem Ei belegt. Es war ein trockenes Jahr, und da in einem trockenen Jahre die Anzahl der Frösche auch geringer ist, wie in einem normalen oder nassen Jahre, so stehe ich nicht an, da die Frösche Hauptnahrung des Schreiadlers sind, aus diesem Um¬ stande eine Folgerung für die geringe Productivität im Eier¬ legen herzuleiten. Bei bebrüteten Eiern desselben Geleges werden verschie¬ dene Brutstadien beobachtet. Seine Nahrung besteht ausser Fröschen, wie vorher er¬ wähnt, auch noch aus Fischen und Käfern, und habe ich auch schon auf dem Horste die Haut vom Erinaceus gefunden. In der Balzzeit durchstreicht der Schreiadler mit einem bellenden Schrei den Wald, während des Brutgeschäftes ist er still und verlässt meistens den Horst erst, nachdem am Horstbaum geklopft worden, wo er vielleicht noch ein oder zwei Mal lautlos ziemlich nahe kommt und sich dann nicht weiter sehen und hören lässt. Nach Wiese — J. f. 0-, Jahrg. 1855, pag. 510 — brütet auch zuweilen das cf, mir fehlen die Beobachtungen darüber. 4. Pandion Haliaetus Cuv. Der Fischadler ist gleichfalls Brutvogel im Gebiet, kommt Mitte April an und zieht gegen Ende des September oder im Anfänge des October wieder fort. Er horstet in kleineren — doch nicht zu kleinen — oder grösseren, aber immer in der Nähe fischreicher Flüsse, Seen oder Binnengewässer belegenen Waldrevieren. Der Horsthaum, welchen er wählt, steht stets an einer Waldwiese, oder freien Stelle oder nahe den angrenzenden Ackerflächen, so dass ihm immer eine freie Aussicht ver¬ bleibt. Alle Horste, welche ich hier kenne, stehen auf Eichen, bis auf einen, der sich in einer hohen Buche befand. 19 Die Spitzen der Horstbäume sind gewöhnlich trocken und wird vielerseits behauptet, dass der Adler seinen Horst auf solche Bäume stelle, deren Gipfel schon vorher trocken sind, welchem ich mich indess nicht anschliessen kann. Es sind mir z. B. zwei Horstbäume bekannt, deren einer noch keinen trockenen Gipfel hatte, als der Horst in dem¬ selben stand, während der andere, auf einer vollkommen ge¬ sunden, mit grünem Gipfel versehenen Eiche erbaut wurde. Ich glaube, dass von den ätzenden Excrementen des Vogels erst die in der Nähe des Horstes sich befindenden grünen Gipfel absterben. Die alten Horste werden von den Vögeln fast immer wieder bezogen, und ist mir unter anderen, weniger alten, einer schon seit 30 und mehr Jahren bekannt, auf welchem nie ein Paar fehlt. Der Fischadler hält überhaupt an seinem einmal gewählten Wohnplatze sehr fest. So kenne ich einen Horst auf einer Eiche, welche in nicht sehr weiter Entfernung von einem Walde und Hofe auf einer hin und wieder noch mit einigen grossen Eichen bestan¬ denen Ackerfläche sich befindet, und der, trotzdem die den Horstbaum früher umgebenden Waldflächen schon seit mehreren Jahren ausgerodet, doch noch hin und wieder bezogen wird. Auch in Jahren, wenn er nicht brütet, behauptet er doch seinen Horstplatz, indem er den Horst als Ruhestand benutzt. Die meisten Horste, welche eine respectable Grösse haben, befinden sich in der Stammgabel; da sie aber auf den äusser- sten Gipfeln angelegt, wo die Gabel und Zweige schon eine mehr horizontale Richtung haben, so können sie fast eher dem Platt- als dem Hochbau zugerechnet werden. Einige Horste befinden sich auf Nebenästen, meist nahe, zwei ziemlich weit vom Stamme entfernt, von welchen beiden letzteren einer von Milvus annectirt zu sein scheint, der an¬ dere ein Originalbau ist, den ich habe aufführen sehen. Die Neststandshöhe beträgt zwischen 32 und 85', von welchen die zwischen 50 und 60/ die allgemeinere ist. Die durchschnittlichen Dimensionen des Horstes sind fol¬ gende: äussere Weite: 940 Mm., innere Weite: 320 Mm., äussere Tiefe: 8GO Mm., innere Tiefe: 180 Mm. 2* 20 Die Ausfütterung besteht aus Rasenstücken, Blättern und Wurzelschopffasern von Caricineen, Blättern von Typhaceen und Gramineen, Wurzeln, Moos und gewöhnlich etwas strohi¬ gem Dung, welcher den nahen bediingten Feldern entnom¬ men ist. Die Legezeit fällt gemeinhin zwischen den 27. April und 6. Mai und wird unter normalen Umständen beharrlich fest- gehalten. Bei den bebrüteten Eiern desselben Geleges werden ver¬ schiedene Brutstadien beobachtet. Die Normalzahl eines Geleges beträgt 3 Eier, doch kom¬ men, freilich selten, auch 4, hin und wieder 2 vor. Der Fischadler verlässt seinen Horst nicht leicht, wenn er auch beim Brutgeschäft gestört sein sollte. So liess ich im Jahre 1869 am 28. April einen Horst nachsehen, in welchem nur erst 1 Ei lag, was liegen blieb. Am 1. Mai wurden 2 Eier, am 7. Mai bei der letzten Besich¬ tigung noch ein drittes aus demselben genommen. Ein anderer Horst wurde am 27. April und 1. Mai er¬ stiegen, wo noch keine Eier vorhanden waren; am 7. Mai wurden 2, am 15. Mai noch einmal 2 demselben entnommen. Wenn man noch in ziemlicher Entfernung vom Horst¬ baume sich befindet, erheben sich die Vögel schon vom Horste und flattern unruhig und schreiend während der Besichtigung darüber fort. Die Nahrung des Fischadlers besteht aus Fischen, welche er, nachdem er eine Zeitlang rüttelnd über den Gewässern gestanden, sich plötzlich auf die Wasserfläche fallen lassend, mit seinen Krallen ergreift und so mit der Beute dann dem Horste zueilt. 5. Circaetus gallicus Vieillot. Ein Exemplar des Schlangenadlers, mit der Bezeichnung Aquila brachydactyla und der No. 1811 versehen, steht im Greifswalder Museum. Der Katalog besagt: dass derselbe am 4. Mai 1832 von v. Sodenstern geschenkt sei. Da derselbe in Carnin gewohnt, also im Gebiete, so führe ich den Schlangenadler als Gast hier an. 21 Da er iii den Wäldern zwischen Anklam und Stettin als Brutvogel vorkömmt, so möchte man ihn auch hier wohl als Brutvogel finden. Ich habe ihn hier nie beobachtet. 6. Buteo lagopus Hemprich. Der Rauchfass- Bussard kommt aus den nördlichen Län¬ dern im Winter zu uns und geht im Frühjahr wieder zurück. Nach Wiese soll er hier schon brütend gefunden wor¬ den sein. 7. Buteo communis Boie. Der gemeine Bussard ist im Gebiete ein häufiger Brut¬ vogel, der Anfang März, oft schon Ende Februar kommt, und mit Ausnahme mancher, die hier auch überwintern, gegen Mitte des November weiter südwärts zieht. Er stellt in den meisten kleinen und grossen Waldrevie¬ ren auf Waldbäume aller Art seinen Horst auf, ohne gerade wählerisch in Betreff der Lokalität zu sein. Als sehr abnormer Horstplatz muss eine von Kopfweiden begrenzte freie Wiesenfläche gelten, wo ich den Horst auf einer Kopfweide, in Höhe von 8' und zwar mit 4 Jungen antraf. Der Horst ist ein Hochbau, da er für denselben die Gabelstellung lieht, doch bezieht er, wenn irgend möglich, am liebsten einen alten. Die Horststandshöhe liegt zwischen 15 und 90', die ge¬ bräuchlichste zwischen 40 und 50'. Die durchschnittlichen Dimensionen des Horstes sind fol¬ gende: äussere Weite: 010 Mm., innere Weite: 250 Mm., äussere Tiefe: 390 Mm., innere Tiefe: 110 Mm. Zur Ausfütterung des Horstes nimmt er Stroh, Kiefern¬ nadeln, Moos, Gras, Laub, Schilfblätter und verziert zuletzt den Horstrand gewöhnlich noch mit einigen grünen Zweigen von Pin us silvestris oder Hedera Helix. Die Legezeit fällt unter normalen Umständen gewöhnlich von Mitte bis Ende April. 22 Die Normalzahl eines Geleges besteht aus 3 Eiern, doch kommen fast ebenso oft nur 2 vor, sehr selten mal 4. Bei bebrüteten Eiern desselben Geleges beobachtet man verschiedene Brutstadien. Der brütende Vogel streicht sehr zeitig lautlos vom Horste, selten erst nach Anklopfen am Horstbaum. Beide Horstvögel halten sich dann gewöhnlich in den Gipfeln nahe¬ stehender Bäume auf, ab und an mal heranstreichend, hin und wieder schreiend. Der Bussard variirt sehr in seiner Färbung, so dass die helle Varietät schon mal unter dem Namen Buteo albidus als eigene Art aufgestellt worden ist. Ich habe diese Varietät für sich und auch mit den Vögeln der gewöhnlichen dunklen Färbung gepaart angetroffen. Die Hauptnahrung des Bussards besteht aus Mäusen. Nach Dr. Gloger — die nützlichsten Freunde der Land- und Forstwissenschaft, pag. 27 — soll der jährliche Nahrungs¬ bedarf eines Bussards, mindestens 6 bis 8000 Mäuse be¬ tragen. Ich habe in dem Horste aber auch schon die Hinterläufe eines frisch geschlagenen jungen Hasen gefunden. Nach Wiese brütet auch das zuweilen, da er — J- f. 0., Jahrg. 1855, pag. 510 — beide Alten geschossen, wenn sie während des Brütens von dem Horste flogen. 8. Pernis apivorus Cuv. Der gemeine Wespenbussard soll gerade nicht selten, aber auch nicht gewöhnlich, vom April bis September hier Vorkommen und in Laubwäldern erst Ende Juni horsten. Mein Freund Alexander v. Homeyer hat selbst in den ersten Tagen des Juli wenig angebrütete Eier einem Horste entnommen, auch Forstmeister Wiese mir erzählt, dass er mehrmals den Vogel brütend im Gebiete beobachtet. Die Nahrung des Wespenbussards besteht aus Insekten. Nach Pastor L. Brehm — J. f. 0., Jahrg. 1855, pag. 496 — soll auch das Pommern. Der Catalog zeigt, dass beide den 24. und 26. März 1836 erworben. 2) 1 Expl. unter No. 1919, nach dem Catalog im April 1833 erworben. 3) 1 Expl. mit dem Fundort Grubenhagen. Mittbeil. a. <1. naturwissenseb. Verein v. Neu- Vorpommern u. Rügen. III. 3 34 Da cf und 9 innerhalb 3 Tagen erlegt worden und zwar im März, so hätte man alle Ursache anzunehmen, dass auch der Tengmalms-Waldkauz Brutvogel des Gebietes sei. Indess so lange keine Gelege im Gebiete gefunden, kann man ihn nur als Gast betrachten. 24. Bubo maximi Susbbald. Dass der Uhu jetzt noch als Brutvogel im Gebiete vor¬ kommt, ist mir nicht bekannt. Es lässt sich indess wohl erwarten, da ich ihn Bei der Balzzeit bei Tage auf der Insel Wollin habe rufen hören. Bekannt ist es, dass er in dem benachbarten Gebiete’, in den, dem kleinen und grossen Haff naheliegenden grossen Forsten noch als Brutvogel, wenn auch in sehr vereinzelten Paaren angetroffen wird. Er horstet theils in Bäumen, theils auch an der Erde, unter den Wurzeln umgestürzter Bäume. Der Uhu ist ein sehr starker Raubvogel, welcher der Jagd vielen Schaden zufügt. 25. Syrnium aluco Cuv. Der gemeine Nachtkauz, auch grosser Waldkauz genannt, ist Brutvogel im Gebiete. Er hält sich meistens in Waldungen, zuweilen auch in Gebäuden auf. Er horstet in hohlen Bäumen; doch habe ich ihn schon einmal in einem Haliaetus albicilla-Horst brütend angetroffen, in welchem stattlichen Bau er sich, von der Seite zu, eine sehr gemüthliche Wohnung eingerichtet hatte. Die Ausfütterung besteht aus dürrem Grase und einigen Dunen. Die Legezeit fällt in die Mitte des März. Die Normalzahl eines Geleges sind 5 Eier, doch werden auch 6 gefunden. An den bebrüteten Eiern desselben Geleges sind sehr verschiedene Brutstadien beobachtet worden. Der brütende Vogel sitzt sehr fest und entschlüpft ge¬ wöhnlich erst seinem Bau, wenn der Steiger nahe. 35 Hat der grosse Waldkauz Junge, ist er sehr böse, und fliegt häufig gegen denjenigen, der ihm die Jungen nehmen will, verletzt denselben auch zuweilen mit seinen Krallen. Seine Nahrung besteht zum grössten Theile aus kleinen und grösseren Nagethieren und Käfern, weniger Vögeln. Nach Dr. B. Altum — Bericht etc., pag. 31 und 32 — fanden sich in 210 Gewöllen: 1 Mustela erminea — Hermelin, G Mus decumanus — Ratte, 42 „ musculus, silvaticus, minutus — Hausmaus, Waldmaus, Zwergmaus, 19 Hypudaeus glareolus — Waldwühlmaus, 11 „ amphihius — Mollmaus, 254 Arvicola arvalis — Feldmaus, 12 „ agrestis — Ackermaus, 1 Sciurus vulgaris — Eichkatze, 5 Crossopus fodiens — Wasserspitzmaus, 3 Crocidura arancus — Weisszahnige Spitzmaus, 20 Sorex vulgaris — Gemeine Spitzmaus, 5 „ pygmaeus — Zwerg- Spitzmaus, 48 Talpa europaea — Maulwurf, 1 Certhia familiaris — Baumläufer, 1 Emberiza citrinella — Goldammer, 1 Motacilla alba — Weisse Bachstelze, 15 kleine unbestimmbare Vögel, 15 Carabus granulatus — Grosser Laufkäfer, 4 Harpalus sp.? — Kleine, schwarze Laufkäfer, 9 Ditiscus marginalis — Grosser Wasserkäfer, 14 Scarabaeus stercorarius — Grosser Mistkäfer, 1 „ silvaticus — Wald-Mistkäfer, Mclolontha vulgaris in grosser Masse, so dass ein¬ zelne Gewölle aus lauter Maikäferresten bestanden, 1 Elater sp.? — Springkäfer, 1 Silpha rugosa — Grabkäfer, 3 andere unbestimmbare Käfer. Nach grösseren Gruppen zusammcngestcllt, so enthielten die 210 Gewölle: 1 Hermelin, 3* 36 48 Mäuse, 296 Wühlmäuse, 1 Eichhörnchen, 33 Spitzmäuse, 48 Maulwürfe, 18 kleine Vögel, 48 meist grosse Käfer, ohne die unzähligen Maikäfer. Man hat auch im Magen eines Waldkauzes viele Raupen gefunden. 26. Otus silvestris Brehm. Die Waldohreule, auch kleiner Waldkauz genannt, ist Brutvogel des Gebietes und horstet vornehmlich in Nadelholz¬ waldungen. Zum Horsten bedient sich der kleine Waldkauz gerne eines alten Horstes von Corvus cornix, welchen er mit Wurzel- schopffassern von Caricineen, Haaren und Federn ausgefüttert. Die Legezeit fällt in die Mitte des April. Die Normalzahl eines Geleges beträgt 4 Eier. Der brütende Vogel sitzt sehr fest, so dass er selten früher den Horst verlässt, bis der Steiger halb zur Höhe ge¬ kommen. An den bebrüteten Eiern desselben Geleges sind sehr verschiedene Brutstadien bemerkt. Die Nahrung des kleinen Waldkauzes besteht aus Mäu¬ sen und kleinen Vögeln. Nach Dr. B. Altum — Bericht etc., pag. 33 — befanden sich in 25 Gewöllen: 6 Mus silvaticus und minutus — Wald- und Zwerg¬ maus, 33 Arvicola arvalis — Feldmaus, 2 „ agrestis — Ackermaus, 2 kleine Vögel, wahrscheinlich Meisen. Spitzmäuse und Käfer fehlten gänzlich. 27. Otus palustris Brehm. Die Sumpfrohreule ist meistens Strichvogel, doch hat man sie im Gebiete auch schon brütend angetroffen. 37 Auf dem Zuge trifft man sie meistens auf Wiesen- und Weideflächen, welche hin und wieder mit kleinen Sträuchern bewachsen sind, während man sie im Winter oftmals im Walde und zwar in jungen Pinus silvestris - Schonungen und Elsenbrüchern aufjagt. Ihre Nahrung besteht aus Mäusen und Käfern. Dr. B. Altum fand — J. f. 0., Jahrg. 1863, pag. 219 — in 7 Gewöllen: 1 Mus silvaticus — Waldmaus, 3 „ minutus — Zwergmaus, 1 Hypudaeus glareolus — Waldwühlraaus, 16 Arvicola agrestis — Ackermaus, 1 Sorex vulgaris — Gemeine Spitzmaus. Ich habe im Magen einer geschossenen Eule mehrere Exemplare von Scarabaeus stercorarius — : grosser Mistkäfer — gefunden. 28. Strix flammea Lin. Die gemeine Schleiereule, auch Perleule genannt, kommt im Gebiete als Brutvogel sehr häufig vor. Sie findet sich allenthalben in den Städten und Dörfern, in Thürmen und Gebäuden derselben und legt ihren Bau an in Mauerlöchern, auf Balken und Brettern, ja sogar in einem Bund Stroh. Die Ausfütterung besteht aus zerhacktem Stroh und Mäuse¬ fellen. Als Normalzahl eines Geleges glaube ich 6 annehmen zu dürfen, obgleich sie auch 7 und mehr legt. An den bebrüteten Eiern desselben Geleges sind sehr verschiedene Brutstadien beobachtet worden. Die Legezeit ist bei dieser Eule schwer zu bestimmen, man kann sie von Ende März bis Anfang des Mai annehmen, ja in mäusereichen Jahren macht sie noch eine zweite Brut, so dass oft im November die Jungen dieser noch nicht die Flaumfedern alle verloren haben. Ihre Nahrung besteht meistens aus Mäusen, Fledermäu¬ sen, hin und wieder auch Vögeln. 38 Dr. B. Altum fand — Bericht etc., pag. 30 und 31 — in 706 Gewöllen dieser Eule: 1 Plecotus auritus — Langöhrige Fledermaus, 11 Vesperugo pipistellus — Zwerg-Fledermaus, 1 Vesperus serotinus — Spätfliegende Fledermaus, 3 Mus decumanus — Ratte, 237 „ musculus, nebst einige sivaticus und minutus — Haus-, Wald-, Zwergmaus. 34 Hypudaeus glareolus — Waldwühlmaus, 23 „ amphibius — Mollmaus, 588 Arvicola arvalis — Feldmaus, 47 „ agrestis — Ackermaus, 1 „ campestris — Feldmaus, 76 Crossopus fodiens — Wasserspitzmaus., 349 Crocidura araneus (einige leucodon) — *Weisszäh- nige Spitzmaus, 1164 Sorex vulgaris — Gemeine Spitzmaus, 1 „ pygmaeus — Zwergspitzmaus, 1 Talpa europaea — Maulwurf, 19 Passer domesticus — Haussperling, 1 Chlorospiza chloris — Grünfink, 2 Cypselus apus — Mauersegler. Nach grösseren Gruppen vereinigt, fanden sich also in 706 Gewöllen: 16 Fledermäuse, 240 Mäuse, 693 Wühlmäuse, 1580 Spitzmäuse, 1 Maulwurf, 22 kleine Vögel. Mit dieser Eule ist die Reihe der Nacht -Raubvögel ab¬ geschlossen. Endlich wollen wir die, im Gebiete vorkommenden und vorgekommenen Raubvögel, in ihrer Eigenschaft als: Brut¬ vögel, Strichvögel und Gäste, zur besseren Uebersicht in nach¬ stehender Tabelle noch mal aufführen. 39 Namen der Vögel. Brnt- Vögel. Strich- Vögel. Gäste. Lfd. No. I. Accipitres diurni — Tag-Raubvögel. Lfd. No. Lfd. No. Lfd. No. 1. Vultur fulvus — Weissköpfige Geier .... — — 1 2. Ilaliaetus albicilla — Weissschwänziger Seeadler 1 — — 3. Aquilci naevia — Schreiadler . 2 — — 4. Pandion Ilaliaetus — Fischadler . 3 — — 5. Circaetus (jallicus — Gemeiner Schlangenadler — — 2 6. Buteo lagopus — Rauchfüssiger Bussard . . — 1 — 7. Buteo communis — Gemeiner Bussard . . . 4 — — 8. Pemis apivorus — Gemeiner Wespen-Bussard 5 — — 9. Astur palumbarius — Taubenhabicht .... 6 — — 10. Nisus communis — Gemeiner Sperber . . . 7 — ■ — 11. Cerchneis tinnuncula — Thurmfalke .... 8 — — 12. Falco aesalon — Zwergfalke . — 2 — 13. Falco subbuteo — Baumfalke . 9 — — 14. Falco peregrinus — Wanderfalke . 10 — — 15. Milvus regalis — Rothe Gabelweihe .... 11 — — 16. Milvus nigei' — Schwarzbraune Gabelweihe . 12 — — 17. Circus rufus — Rohrweihe . 13 — — 18. Circus cineraceus — Wiesenweihe . 14 — — 19. Circus cyaneus — Kornweihe . 15 — — 19. 15 2 2 II# ACCi|ull OS liöCtül lil TS cidlt“Iv A lil) V 1. Surnia hudsonia— Gemeine Sperbereule . . — — 1 2. Nyctea nivea — (gemeiner Schneekauz . . . — — 2 3. Athene noctua — Gemeiner Steinkauz . . . 1 — — 4. Nyctale Temgmalmi — Tengmalms- Waldkauz — — 3 5. Bubo maximus — Uhu . — — 4 6. Symium aluco — Grosser Waldkauz .... 2 — — 7. Otus silvestris — Kleiner Waldkauz .... 3 — — 8. Otus palustris — Sumpfohrcule . 4 — — 9. Strix flammea — Gemeine Schleiereule . . . 5 — — 9. 5 — 4 28. 20 2 1 6 40 Ueber die Raben Neu ■ Vorpommerns und Rügens. von Wilhelm Lühder in Greifswald. Der Name Raben umfasst eine Vogelfamilie, die durch ihre hohe Klugheit, ihren ausgebildeten Verstand uns besonders an¬ zieht. Es giebt Glieder dieser Familie, deren geistige Fällig¬ keiten sich der vielgerühmten Klugheit mancher Papageien- und Falkenarten dreist an die Seite stellen dürfen. Sie wer¬ den deshalb von Liebhabern häufig in Gefangenschaft ge¬ halten und würden noch viel mehr gehalten werden, wenn nicht eine unangenehme Eigenschaft, auf die ich noch zurück¬ komme, Manchen davon abschreckte. Jung aus dem Horste genommen, lernen alle Raben einzelne Worte nachspreclien, ohne dass man ihnen deshalb am Zungenbande herum zu schneiden brauchte. Ihre Sprache wird in Folge ihrer starken Bassstimme viel klarer und der menschlichen ähnlicher, als die der Papageien. Die Nahrung anlangend sind alle Raben Omnivoren ; sie sind, wie Naumann sehr treffend bemerkt, die Schweine unter den Vögeln, womit jedoch durchaus nicht ge¬ sagt sein soll, dass sie nicht meistens, wenn sie es haben können, animalische Kost der vegetabilischen entschieden vor¬ zögen. Fast allen Vertretern der Famftie wohnt eine grosse Neigung zur Geselligkeit inne, die sie namentlich in der kal¬ ten Jahreszeit oft in immense Schaaren zusammenbringt. In unserem Gebiete kommen acht Rabenarten vor, und zwar sechs eigentliche Raben und zwei Häher. Ich will sie der Reihe nach abhandeln und mit kurzen Worten ihre Lebens¬ erscheinungen, besonders ihr Brutverliältniss zu schildern suchen. Was der Steinadler unter den Raubvögeln, ist unter den Raben der Kolk- oder Edelrabe, Corax nobilis. Er er¬ reicht eine Länge von 2' bei einer Flugbreite von mehr als 4|'. Der ganze Vogel ist tiefschwarz mit prachtvoll stahl¬ blauem, stellenweise kupferigem Glanze. cT und 9 sind hier 41 wie bei den übrigen sehr wenig verschieden und fast nur dann auseinander zu halten, wenn man beide Geschlechter vor sich hat. Die Verbreitung des Edelraben ist eine sehr grosse: von Grönland bis Nordafrika, von Kamtschatka bis Nordamerika ist er überall zu treffen, und in unserem Gebiete findet man in jedem grösseren Waldrevier ein Pärchen. Den Winter über streift der Rabe in Gesellschaft seiner Verwandten in der Gegend umher und kommt dann bis in die Nähe der Gebäude, aber schon in der zweiten Hälfte Februar, wo bei uns die Natur oft noch von Eis und Schnee starrt, trennen sich die Paare von den Schwärmen und schreiten zur Fortpflanzung. Der mehrfach benutzte Horst (Standhorst) wird ausgebessert oder ein neuer errichtet und in der ersten Hälfte März mit 4—7 Eiern belegt, die, klein im Verhältniss zum Vogel, auf hlassgrltnlichem Grunde mit grauen und grünlich braunen Flecken und Punkten mehr oder weniger dicht bedeckt sind. Die gewöhnliche Zahl der Eier ist fünf, sieben dagegen eine abnorm hohe, nur selten und bei ganz alten Vögeln vorkom¬ mende. Ein solches Pärchen dessen 9 stets 7 Eier legt, hat seinen Standhorst in den Wampener Eichen bei Greifswald; nimmt man diesem Pärchen das Gelege, so legt es noch ein¬ mal die hohe gleichfalls nicht häufige Zahl von G Eiern. Die allgemeine Annahme, die auch in das „Thierleben“ über¬ gegangen ist, dass der Rabe stets auf unersteiglichen Bäumen oder Felsen horste, trifft für unsere Provinz wenigstens nicht zu. Ich habe noch jeden von mir gefundenen Rabenhorst er¬ steigen können, ja ihn in einigen Fällen kaum 30' hoch ge¬ funden. In der Regel steht der Horst allerdings 60 — SO' hoch in der Spitze eines alten Baumes oder ihr doch sehr nahe. Er ist aus dürren Zweigen erbaut, inwendig mit tiefer Mulde, wie bei allen hierher gehörigen Vögeln, und mit Moos und Thierhaaren weich ausgefüttert. Die Eier werden in drei Wochen ausgebrütet und die einige Tage lang blinden Jungen zuerst mit Insekten, später mit Fleisch gefüttert, ln dieser Zeit sind die Alten besonders schädlich, indem sic alles, was sie von gesunden und kranken Thieren bewältigen können, abwürgen und den gefrässigen Jungen zuschleppen. Sobald die Jungen flügge sind, gehen sie mit ihren Eltern aufs Feld, 42 lassen sich aber noch lange unter zitterndem Flügelschwingen und bittendem Geschrei von ihnen füttern. Wird das Brutpaar nicht gestört; so wird während des Sommers bei uns nur eine Brut gemacht. Es ist behauptet worden, dass in der Nähe eines besetzten Edelrabenhorstes keine Krähen nisteten, indess mit völligem Unrecht, wie man in unseren Wäldern, besonders in den Wampener Eichen, zur Genüge sehen kann. Die grosse Vorliehe aller Rabenvögel für glänzende Dinge ist bekannt; sie ist sprichwörtlich geworden und der Haupt¬ grund, aus dem sich Viele vor dem Gefangenhalten von Raben scheuen. Beim Volke hat diese Eigenschaft die ungeheuer¬ lichsten Ideen erregt von Schätzen aller Art, die in Raben¬ horsten zu finden sein sollten. Ich will nicht in Abrede stellen, dass man mitunter dergleichen finden könnte, mir ist aber, obwohl ich doch schon eine ziemliche Anzahl Rahenhorste untersuchte, ein solches Glück noch nie zu Theil geworden. Ueberliaupt kann ein derartiges Vorkommen nur Gegenstände betreffen, die auf der Landstrasse verloren wurden, weil der Edelrabe, bei uns wenigstens, viel zu scheu und vorsichtig ist, als dass er sie von den menschlichen Wohnungen weg¬ holen sollte. Bei der Elster, die sich stets in der Nähe der Häuser aufhält, sind solche Fälle schon eher denkbar. Bei Gefangenen wird diese Neigung zu blanken Sachen selbst¬ verständlich recht lästig, ist man aber aufmerksam, so lernt man bald die Stellen kennen, wohin sie ihren Raub mit Vor¬ liebe tragen und darf dann vorkommenden Falls nur diese naeksehen, um das Verschleppte wiederzufinden. Wenn ge¬ sättigt, verstecken sie auch Nahrungsmittel in dieser Weise, glauben sie sich aber beobachtet, so wird alles schleunigst wieder hervorgeholt und anderswo versteckt, oder auch noch über den Appetit verzehrt, damit es ihnen nur ja nicht ver¬ loren gehe. Die Jagd auf alte Raben ist sehr schwer; selbst wenn man bei einem Aase gut gedeckt sich aufstellt, werden die Vögel, weil sie den Ort vor dem Niederlassen erst einigemal umkreisen, durch ihren scharfen Geruch oft noch rechtzeitig von der Gegenwart des Menschen unterrichtet. Am leichtesten N 43 gelangt man zum Ziele, wenn man die Vögel bei einem Düngerhaufen hinter einem Kornfelde anschleichen kann. Der Nutzen des Kolkraben durch Vertilgen von Schnecken, Insekten, Mäusen verschwindet gegen den Schaden, den er uns namentlich in der Fortpflanzungszeit zufügt : er kann dann rücksichtlich der Schädlichkeit dem Hühnerhabicht an die Seite gestellt werden. Die Stimme des Raben ist allbekannt, und will ich nur bemerken, dass man, wenn die Vögel bei schönem Wetter über dem Horste Kreise ziehen, oft einen Laut von ihnen hört, wie man ihn beim Oeffnen einer Champagnerflasche ver¬ nimmt. Dem Kolkraben in der Färbung durchaus ähnlich, nur beträchtlich kleiner, ist die Rabenkrähe, Corvus corone. Bei einer Flugbreite von er. 3' ist sie etwa \\l lang. Von dem Verbreitungsbezirk des Kolkraben nimmt sie die unge¬ fähre südliche Hälfte ein; so ist sie in unserer Provinz selten, weil wir an der nördlichen Grenze ihres Vorkommens wohnen. An dieser Nordgrenze paart sie sich mit der Nebelkrähe, wo¬ von wir die in der Färbung zwischen beiden Eltern stehenden Bastarde mitunter auf unseren Feldern sehen. In ihren Eigen¬ schaften hat die Rabenkrähe mit dem Raben sowohl, wie be¬ sonders mit der Nebelkrähe grosse Aehnlichkeit , so dass es genügen wird, über letztere zu sprechen. Die Nebelkrähe, Corvus cornix, ist in der Grösse der vorigen gleich; der Kopf, die Oberbrust, der halbe Unter¬ schenkel über der Ferse, Flügel und Schwanz sind schwarz, die oberen Theile stahlglänzend; das übrige Gefieder ist asch¬ grau mit meistens schwarzen Schaftstrichen; Schnabel und Ftisse sind schwarz. Sie bewohnt die nördliche Hälfte vom Gebiete des Edelraben, ist bei uns Stand- und Strichvogel, kommt aber nach Süddeutschland nur im Winter als Zugvogel aus dem hohen Norden. In unserem Gebiete treibt sie sich in grossen Gesellschaften mit Raben und Dohlen zusammen während des W inters auf den Feldern, in Dörfern und Vor¬ städten herum, überall da sich einstellend, wo etwas Geniess¬ hares ausgeworfen wird. Dieses Vagabundiren währt von Be¬ endigung der Herbstmauser bis spät ins Frühjahr hinein. 44 Gegen Mitte April suchen sich die Pärchen eine geeignete Niststelle am Rande der Gehölze, in Gärten, Alleen u. a. 0., und legt das $ in den neugebauten oder aufgebesserten Horst 4 — 6, gewöhnlich 5 Eier, die denen des Raben und der Raben¬ krähe in der Färbung ganz gleich sind; von den Rabeneiern sind sie aber, ausser durch die geringe Grösse, durch das fei¬ nere Korn der Schale leicht zu unterscheiden. Das Nest ist ebenso gebaut wie das des Kolkraben, nur ist es entsprechend kleiner und unter der Muldenausfütterung manchmal mit einer Erdschicht versehen. Es steht in allen Höhen von 4 — 80', stets aber in der Nähe von Feld und Wiese. Die Eier werden von beiden Eltern in drei Wochen gezeitigt, und die anfangs blinden Jungen mit Würmern, Insekten, Mäusen etc. aufgezogen. Haben die Alten ihr Heim in der Nähe ländlicher Gehöfte aufgeschlagen, so nehmen sie nicht selten auch junge Hühner^ Enten, ja selbst junge Gänse zum Füttern ihrer Brut weg. Nach dem Ausfliegen der ersten, schreiten die Alten sofort zu einer zweiten Brut. Die Nebel- und Rabenkrähen brüten zwar nicht colonieweise, aber gewöhnlich mehrere Pärchen nahe beisammen. In ihrem sonstigen Verhalten, sowie im Ge¬ fangenleben, stimmen beide Krähen mit dem Edelraben ziemlich überein, nur macht sich der Schaden bei ihnen lange nicht in dem Grade wie hei letzterem bemerkbar. Die Landleute sind gewöhnlich sehr gegen die Krähen eingenommen, aber mit Unrecht. Die Leute sehen nur den angerichteten Schaden, haben aber oder wollen doch für den gestifteten Nutzen kein Auge haben. Wägt man Nutzen und Schaden der Krähen vorurtheilsfrei ab, so muss man sie für vorwiegend nützliche, der Schonung werthe Vögel erklären. An Orten, wo sie absolut schädlich werden sollten, bleibt es den Menschen ja stets unbenommen, ihnen Schranken zu setzen. Der nützlichste Vertreter der Familie ist die Saatkrähe, Frugilegus segetum. Ihr Körperbau unterscheidet sich wesent¬ lich von dem der vorigen Arten; sie ist in allen Theilen viel schlanker, daher bei der Länge und Flugbreite der Nebelkrähe bedeutend leichter von Gewicht. Von Farbe ist der ganze Vogel durchaus schwarz, aber mit einem so prächtigen stahl- 45 blauen und violetten Glanz, wie ihn keine andere einheimische Krähe aufweist. Ausser Europa kommt diese schöne Krähe nur im südlichen Sibirien vor, ist bei uns Zugvogel, der in Südeuropa überwintert; einzelne Exemplare jedoch bleiben in jedem, selbst dem strengsten Winter in unserer Provinz zurück. Ende Februar oder Anfang März treffen die Weggezogenen bei uns ein und machen sofort Anstalten zur Brut. Die Saat¬ krähen brüten nur in Colonien, oft zu vielen Hundert Pärchen beisammen. Die Nester bestehen in ihrem Unterbau aus einem rohen Klumpen dürren Peisigs, sind in der Ausfütterung aber denen der übrigen Raben völlig gleich. Die Stellung der Nester ist eine höchst wagehalsige: auf den äussersten Spitzen der Wipfel und Aeste sind sie errichtet und scheinen manch¬ mal fast frei in der Luft zu schweben. Beim Nestbau giebt es, wie überhaupt immer, viel Zank und Streit in einer solchen Colonie, theils um die Niststelle, tlieils um das Material. Ent¬ fernt sich eine bauende Krähe von ihrem Neste, so darf sie sicher darauf rechnen, bei ihrer Rückkehr keine Spur von dem¬ selben wieder zu finden. Aus diesem Grunde sieht man ge¬ wöhnlich einen der Gatten bei dem Bau Wache halten, wäh¬ rend der andere zuträgt. In der zweiten Hälfte März findet man das Gelege von 3 — 4 Eiern, die denen der Nebelkrähe ganz gleich gefärbt, aber bedeutend kleiner sind. Sie werden in drei Wochen ausgebrütet, und die auch hier zuerst blinden Jungen vorzugsweise mit Insektenlarven aufgefüttert. Kurz vor dem Ausfliegen werden von den Jungen viele zum Braten weggeschossen, und soll das Fleisch derselben, wie mir von verschiedenen Seiten versichert wurde, dem junger Tauben völlig gleich zu achten sein. Die Saatkrähen brüten bei uns einmal im Jahre, nur wenn Eier oder Junge weggenommen wurden, entschliesst sich das betreffende Pärchen zu einer zweiten Brut. Der Nutzen der Saatkrähen ist, wie ich schon andeutete, ein ganz beträchtlicher. In wahrhafter Unzahl vertilgen sie Schnecken, Regenwürmer und Käfcrlarven, vorzugsweise En¬ gerlinge, und reiben sich durch das fortwährende Bohren nach diesen in der Erde lebenden Thieren die Borsten an der Schnabelbasis und die Stirnfedern so vollständig ab, dass sie 46 in der Ferne wie graugeschnäbelt erscheinen. In steinigem Boden wird auch die Haut noch durchgerieben, und bilden sich grindige, dick aufliegende Krusten. Der denkende Landmann lässt deshalb diesen Vögeln völligen Schutz angedeihen, der unver¬ ständige dagegen verfolgt sie mit der grössten Wutli, weil sie ihm auf dem Felde viele Getreidepflänzchen ausziehen, um nach seiner Meinung zu dem noch an der Wurzel sitzenden Samenkorne zu gelangen. Untersucht man die auf einem Ackerstücke von einer Saatkrähen schaar etwa ausgezupften Pflänzchen, so wird man finden, dass das Samenkorn in den meisten Fällen nach wie vor daran sitzt: die Krähe zog die Pflanze eben nur aus der Larve wegen, die bereits an der Wurzel sass und den Tod der Pflanze unbedingt herbeigeführt haben würde. Was die nützlichen Thiere nicht in Larvenform vertilgen konnten, dem setzen sie in seinem vollkommenen Zustande nach: schaarenweis kann man sie die Alleen planmässig nach Maikäfern abtreiben sehen, planmässig in so fern, als eine Abtheilung die Käfer von den Bäumen abliest , eine an¬ dere die herabgefallenen vom Boden aufnimmt. Freilich fressen die Vögel auch mitunter die jungen weichen Triebe der Sommersaat oder gehen an Korn, was in Schwaden liegt und noch nicht hart ist ; aber selbst wenn man ihnen dies als Schaden in Rechnung stellen will? so ist derselbe doch so gering, dass er gegen den Nutzen garniclit in Betracht kommen kann. Wo man so kurzsichtig gewesen ist, die Saatkrähen zu vertreiben, hat man noch stets seine That nachher bitter zu bereuen gehabt. An Klugheit darf sich diese Krähe mit ihren Familien¬ verwandten nicht messen, auch wohnt ihr nicht der Grad von Muth inne, so dass sie Raubvögeln, wie dem Wanderfalken und Hühnerhabicht, viel leichter zur Beute fällt. Ihre Stimme ist ein tiefes „Koarock“, welcher Laut ihr in unserer Provinz ihren Namen gegeben hat. Der lebhafteste und gewandteste unserer Rabenvögel, der eleganteste und schnellste Flieger unter ihnen, ist die Dohle, Monedula turrium. Sie hat ungefähr die Grösse einer Feld¬ taube, ist auf der Oberseite schwarz, auf der Unterseite schwarz¬ grau gefärbt ; Schnabel, Fiisse und Scheitel glänzen tiefschwarz ; 47 Wangen und Ob erb als sind aschgrau. Europa und Westasien bilden den Verbreitungsbezirk unseres Vogels, der in Pommern zu den gemeinsten Vögeln überhaupt gehört. Tn grossen Wäldern darf man aber die Dohle nicht suchen; sie ist viel¬ mehr ihrer Nist weise wegen nur in der Nähe der Ortschaften, die alte hohe Gebäude haben, zu finden. Bei uns sind die Dohlen Stand- und Strichvögel, die uns selbst in den streng¬ sten Wintern nur in geringer Anzahl verlassen. In Schaaren von vielen Hunderten streifen sie in der kalten Jahreszeit mit Krähen zusammen in der Nähe der Städte und Dörfer umher, gehen aber .zur Nachtruhe nicht gern wie die Krähen in die Wälder, sondern suchen hierzu Gebäude, am liebsten Kirchen auf. Ihre bekannten vielfach modulirten Rufe lassen sie bei solchen Streifereien, überhaupt immer, fleissig hören. Die Brutzeit der Dohlen fällt auf Ende April oder Anfang Mai, ganz nach der Witterung; sie nisten stets colonieweise an alten Schlössern, Ruinen, Kirchen etc. Mir sind nur zwei Fälle des Nistens in hohlen Bäumen aus eigener Anschauung bekannt, nämlich im Berliner Thiergarten und in den tausend¬ jährigen Eichen des Ivenacker Schlossparkes; es kommen aber gewiss viele derartige Fälle vor. Das Nest wird in Mauerspalten, Russlöcher oder auf das Sparrwerk der Böden ge¬ stellt und ist dem der vorher beschriebenen Arten ganz analog gebaut. Es enthält 4 — G, selten 7 Eier, die sich durch hellere Grundfarbe und sparsame Fleckenzeichnung von denen der anderen Raben unterscheiden. Sie werden in 18 — 20 Tagen ausgebrütet und die Jungen mit Würmern und Insekten erzogen. Sind die Jungen flügge, so kommen die Alten mit ihnen in die Obstgärten, wo sie am Frühobst oft merklichen Schaden anrichten, weniger durch das Verzehren, als durch des Herab- werfen und Verderben der Früchte. Dieser Schaden wird aber durch das Vertilgen vieler schädlicher Insekten, deren Larven, Schnecken, etc. mehr als ausgeglichen, zudem sind die Vögel so zutraulich, munter und klug, dass man sic gern haben muss und mit Recht schont. Der letzte der eigentlichen Raben in unserem Gebiete und nächst dem Kolkraben zugleich der schädlichste und klügste, ist die Elster, Pica caudata. Die Grösse ist die der Dohle; 48 der bei alten Vögeln gegen 11" lange Schwanz lässt sie aber meist etwas grösser erscheinen, als sie wirklich sind. Die Farben der Elster sind einfach, doch die Zeichnung schön: die Unterbrust, sowie die Schultern und Innenfahnen der Hand¬ schwingen sind schneeweiss, der übrige Vogel schwarz, auf den Flügeln und dem Schwänze mit schön grünem, gegen die Schwanzspitze hin kupferigem Schiller; die äussersten Spitzen der in ihrer Länge stufenweise auf einander folgenden Schwanz¬ federn glänzen stahlblau. Die Verbreitung der Elster ist der des Kolkraben etwa gleich, und ist sie in unserer Provinz in der Nähe der Städte und Dörfer überall anzutreffen. Ein Standvogel im strengsten Sinne des Worts, entfernt sie sich selten auf eine Stunde weit von ihrem Geburtsort. Eigentlich gesellig kann man die Elster nicht nennen; zwar vereinigt sie sich mit ihren Artverwandten mitunter gegen den Herbst hin zu kleinen Flügen, mit den übrigen Haben sieht man sie aber nie recht gemeinschaftliche Sache machen. Im Winter trifft man sie mit Raben und Krähen zusammen an, stets aber hält sie sich abseit von der Schaar und geht für sich ihrem Nahrungserwerbe nach. Ausser dem rauhen Scliackern ver¬ nimmt man zur Paarungszeit von der Elster einen angenehmen pfeifenden Gesang, der aber, wie ich glaube, nicht häufig er¬ tönt, da ich ihn erst ein Mal vernommen, obwohl ich doch seit vielen Jahren täglich Elstern zu beobachten Gelegenheit habe. Zu der Zeit, wo der Kolkrabe brütet, thut dies auch die Elster. Ihr Nest ist ein grosser sperriger Klumpen von Reisig, die Mulde mit Lehm ausgeschmiert und mit Thierhaaren gefüttert. Oben hat das Nest eine sperrige Dornendecke, durch die von der Seite ein Flugloch hineingeht. Erst ein Mal habe ich das Nest ohne Lehmschicht und Decke gefunden. Die Standhöhe über der Erde fand ich von 7 — 70', hier in einer Dornenhecke, da im Wipfel einer hohen Spitzpappel. Das Gelege besteht aus 5—7 Eiern, die gegen 20 Tage bebrütet werden. Die Färbung der Eier ist oft der der Dohleneier ganz gleich, in der Regel sind sie aber dichter gefleckt und haben auch eine etwas gestrecktere Form. Die Jungen werden anfänglich mit Würmern und Insekten, später mit jungen Vögeln und dgl. ge¬ füttert, wodurch die Alten den Bestand an kleineren Vögeln 49 in der Nähe ihres Nestes sehr decimiren und so äusserst schädlich werden. Es ist daher Sache jedes Vogelfreundes, der Elster entgegen zu wirken und sie womöglich zu verdrängen. Hierzu ist aber ein ziemlicher Grad von Geschicklichkeit und grosser Geduld erforderlich, weil die Elster vermöge ihrer hohen Klugheit und Verschlagenheit gewöhnlich den vielfachen Nachstellungen geschickt auszuweichen weiss. Wurden die brütenden Vögel nicht gestört, so wird nur eine Brut gemacht. Bemerkenswerth ist, dass die Elster, wenn sie das vorjährige Nest nicht wieder annimmt, doch gewöhnlich das Material des¬ selben beim Aufbau des neuen verwendet. Es bleibt alsdann an der Stelle des alten Nestes nur der Lehmballen der Nest¬ mulde zurück, den die Vögel natürlich nicht weiter verarbeiten können. Als Curiosum will ich noch erwähnen, dass man in Pommern allgemein glaubt, eine zwischen Weihnacht und Neujahr ge¬ schossene Elster sei das beste Mittel, im Sommer aus den Viehställen die lästigen Fliegen fern zu halten. Ich erinnere mich, dass vor einer Reihe von Jahren ein Nachbar mit einer alten Muskete bewaffnet in der vorgeschriebenen Zeit tagtäg¬ lich der Elsternjagd oblag, ohne jedoch seinen Zweck zu erreichen. Die Häher sind als das Bindeglied zwischen den eigent¬ lichen Raben und den Würgern anzusehen. In ihrem Betragen den kleineren Raben, besonders den Berg- und Steinkrähen, sehr ähnlich, erinnern sie in ihrem Habitus, sowie in einzelnen Zügen ihres Charakters an die Würger. Von den beiden in unserem Gebiete vorkommenden Arten ist — der Tannen- oder Nusshäher, Caryocatactes nucifraga, durch seine auffallende Schnabelbildung merkwürdig. An Grösse kommt der Vogel kaum der Dohle gleich; dabei ist sein Schnabel stark 2" lang und fast ganz gerade p friemen- förmig, eine Bildung, wie wir sie sonst bei keinem unserer Raben wiederfinden. In der Färbung ist der Nusshäher am Oberkopf und Nacken einfach braun , braun mit weissen Tropfenflecken am übrigen Körper, mit Ausnahme der schwar¬ zen Schwing- und Schwanzfedern, weiss an den unteren Schwanz¬ deckfedern und der Schwanzspitze. Die kräftigen Füsse und Mitth. a. d. naturwissensch. Vorein v. Nen-Vorporamem u. Rügen. ITT. 4 50 der Schnabel sind glänzend schwarz. Der Vogel ist über den ganzen Norden von Europa und Asien, sowie über einen grossen Theil von Nordamerika verbreitet, bewohnt in Deutschland nur die Hochgebirge und erscheint in unserer Provinz nur im Winter auf dem Durchzuge aus dem hohen Norden. Solche Besuche wiederholen sich aber nicht regelmässig, es kommt vielmehr, dass der Vogel in mehreren Jahren garnicht erscheint, dann bald sehr spärlich, bald in grösserer Anzahl, eine Er¬ scheinung, die aus dem Vorhandensein oder Fehlen seiner Nahrung (Nadelholzsämereien etc.) im Norden zu erklären ist. Das Volk sieht in dem zahlreichen Erscheinen dieses Vogels etwas Unheilvolles und glaubt daraus auf Krieg, Theuerung, P’est und dgl. tri. sehliessen zu müssen. Der Vogel brütet in den Wintermonaten und legt Eier, die denen der Elster fast ganz gleich sind; das ganze Brutgeschäft ist aber, trotzdem eine Menge Beobachtungen darüber vorliegen, noch keineswegs klar gelegt. Die Eigenschaften des Nusshähers sind so ziem¬ lich denen des Eichelhähers gleich, seine Stimme aber ist, wenngleich schwächer, der der Nebelkrähe sehr ähnlich. Der bunteste Vertreter der Babenfamilie ist der Eichel¬ häher, Garrulus glandarius. Er hat wie der Stieglitz aus allen Farbentöpfen etwas abgekriegt. Die langen zu einer Plolle aufriclitbaren Scheitelfedern sind weiss mit schwarzen Mittelflecken; die Augengegend gelblich, die Iris selbst perl- blau. Vom Mundwinkel geht an der Seite schräg nach hinten ein zolllanger tiefschwarzer Fleck herab, zu beiden Seiten die weisse Kehle begrenzend. Der Hinterkopf, Hals, Oberbrust und Rücken sind schmutzig hellpurpurfarben mit graubläulichem Anflug; die Handschwingen braunschwarz mit weissen Aussen¬ kanten, die ersten Armschwingen an der Basalhälfte schnee- weiss, an der Spitze schwarz, die hinteren Armschwingen ganz schwarz, die letzte mit grossem dunkelrothen Fleck. Die Schwanzfedern sind schwarz, an der Wurzel grau mit bläu¬ licher Querstreifung. Die Brust und der Flügelbug sind hell- rothbraun, der Bauch und die unteren und oberen Schwanz¬ deckfedern weiss. Am schönsten gefärbt sind-die Deckfedern, der Hand- und vorderen Armschwingen; sie sind auf der Innenfahne schwarz, auf der Aussenfahne schön lasurblau mit 51 schmaler weis sei* und dunkelblauer Querstreifung. Der Schnabel ist schwarz, die Ftisse bräunlich fleischfarben. Das ganze Ge¬ fieder ist locker und weich. Das unterscheidet sich vom $ nur durch die längere Holle und einen etwas lebhafteren Farbentou. In der Grösse ist der Eichelhäher dem Nusshäher gleich, erscheint aber durch den fast 1“ langen Schwanz etwas grösser. Im nördlichen und mittleren Europa und Asien ist dieser Vogel überall zu finden und in unserem Gebiete unter dem Namen „Markwart“ allgemein bekannt. Bei uns ist er Strich¬ vogel, im Norden Zugvogel, der im Herbst und Frühjahr in grossen Schaaren bei uns durchzieht. Er liebt weniger den tiefen Hochwald, als vielmehr Feldhölzer und höhere Scho¬ nungen, falls sie mit Stangenholz Zusammenhängen. An solchen Localitäten findet man Mitte April sein Nest, welches in seinem Grundbau aus feinen Reisern, im Oberbau aus Gras¬ halmen und feinen Würzelchen besteht, womit auch die tiefe Mulde zierlich ausgeklcidet ist. Die Stellung des Nestes ist sehr verschieden: bald auf der Spitze des Baumes, bald tiefer am Stamm, bald weit vom Stamm auf einem Ast, in Höhen von 10 — 20' gewöhnlich, doch habe ich es einmal auch schon 50' hoch auf einer alten Eiche gefunden. Das Gelege besteht aus 5 — 7, selten 8 Eiern, die meist so dicht graubraun oder graugrün bespritzt sind, dass von der hellgrünlichen Grund¬ farbe garnichts zu sehen ist. In der Regel haben sie einige schwarze Haarzüge. Sie werden in 17 Tagen ausgebrütet, und die Jungen mit Raupen, Schnecken, Käfern, später mit jungen Nest vögeln und dgl. ernährt. Der durch das Ver¬ füttern junger Vögel angerichtete Schaden wird noch durch den Umstand vergrössert, dass der Häher, wenn auch gesättigt, noch weiter mordet und sollte er auch nur das Gehirn der Vögel, seinen Ilauptleckerbissen, verzehren. Ausserdem richtet er in den Pflanzungen dadurch Schaden an, dass er die gelegten Samen aushackt und verzehrt. Es muss deshalb seine Ver¬ mehrung etwas in Schranken gehalten werden, wozu auch der Hühnerhabicht nicht den kleinsten Theil beiträgt. Im Uebri- gen macht der Eichelhäher dem Beobachter viel Vergnügen durch sein munteres keckes Wesen, sein Talent, alle möglichen 4* 52 Thierstimmen und sonstigen Laute nachzuahmen und seine hohe Zähmbarkeit. Den jpürschenden Jäger dagegen bringt er oft gerade durch dies muntere aufmerksame Wesen sehr gegen sich in Harnisch, indem er nämlich durch seine schnar¬ renden Warnrufe das zu beschleichende Wild aufmerksam macht und häufig genug dessen Flucht veranlasst. Beiträge zur (»eogiiosie von Pommern. Von Dr. Scholz in Eldena. II. Bereits im ersten Jahrgange dieser Mittheilungen wurde versucht, aus dem Baue des nördlichen Rügens die Ueber- einstimmung in der Reihenfolge der Quartärschichten mit denen der norddeutschen Ebene im Allgemeinen nachzuweisen. Im Nachstehenden sind einige Resultate der in anderen Theilen von Rügen gemachten Beobachtungen mitgetheilt und zwar zunächst aus Mönchsgut. Der südöstlichste Theil der Insel ist ein durch die Mäch¬ tigkeit der auf ihm entwickelten Diluvialbildungen, sowie durch seine eigenthümliche Gestalt in vielen Beziehungen in¬ teressanter Landes-Abschnitt. Dieses, in früheren Jahrhunder¬ ten als damaliges Eigenthum des Klosters Eldena auch poli¬ tisch vom Haupttheile von Rügen abgezweigte Eiland, hängt nur durch eine schmale, etwa eine Viertel Meile breite Land¬ zunge mit dem nördlichen Vorlande zusammen, und ist nicht blos von Rügen, sondern auch wahrscheinlich an der ganzen norddeutschen Küste der vielgliedrigste Landestheil. — Nicht weniger als sechs verschiedene, meist langgestreckte Theile, untereinander nur durch niedriges, temporär an einzelnen Stellen von der See überspültes Land miteinander verbundene 53 Einzeltheile, fallen sowohl von der &ee, als von den Höhen¬ punkten Mönchsguts und der Granitz aus in die Augen und zeichnen sich durch gemeinschaftlichen geognostischen Bau, sonst aber durch inselartige Abgrenzung von einander aus. Während im Norden die Baaber Haide mit dem gegenwärtig nur noch wenig auffälligen „Mönchsgrabenu als nördlichster Theil in politischer und selbst geognostischer Beziehung den Abschluss bildet, erstreckt sich im Süden derselben, über sie erhoben, quer durch das Land und seine grösste Breite darstellend ein Höhenzug. Dieser wird im mittleren Theile niedriger und zerfällt dadurch in zwei Theile, welche beide in ihren Endigun¬ gen steil in die See abstürzen, den westlichen der Reddevitz und den östlichen des Grossen Peerd oder Göhren’schen Höwts mit seinen Vorbergen. Die übrigen vier südlicheren Erhebun¬ gen des Landes liegen fast schachbrettartig hinter dem ge¬ nannten Höhenzuge vertheilt als die Hügel von Lobbe, Gross- Zicker, Klein-Zicker und Thiessow. Die grösste Breite Mönchsguts beträgt (im nördlichen Höhen zuge) von West zu Ost 2^ Meile, die Länge vom Mönchsgraben bis zur Spitze von Thiessow ca. 2^ Meile, der Flächeninhalt des zerrissenen Landes, — bis jetzt noch nicht genau festgestellt, — etwa 2 Quadratmeilen. Der Charakter der Mönchsguter Landschaft ist ein sehr einförmiger. Auf den sterilen Sandhügeln der Höhen, wie auf den torf- und dünenreichen, nur wenige Fuss über dem Meere liegenden Niederungen findet sich nur wenig Gehölz, z. B. an den steifen Nordabhängen der einzelnen Höhenzüge, eigentlicher Wald fast nur am Grossen Peerd und auf der Baaber Haide. Viehhutung und Torfmoor, letzteres jedoch nur an wenig Stellen, z. B. bei Middelhagen, abgebaut, herr¬ schen in der Niederung vor, und von den meist beackerten Höhen und Plateaus sind nur Reddewitz und die nördliche Umgebung von Middelhagen, sowie die westliche von Göhren besserer Beschaffenheit. Eine Schilderung der einzelnen orogra- phischen Abtheilungen von Mönchsgut wird deren innern Bau zu erläutern versuchen. Die Höhe von Thiessow ist der am weitesten nach Süden vorgeschobene Posten Mönchsguts. Sie erhebt sich in 54 einem Ansteigen von ca. 15° von West zu Ost und stürzt in Ost in einer Maximalhöhe 44,28 Meter*) steil zur See ab. Die Structur seines „Höwts,“ d. h. des steilen in die See ab¬ fallenden Ostvorsprungs giebt das erste Bild von der geog- nostischen Zusammensetzung Mönchsguts überhaupt. An der NO Seite erhebt sich auf blaugrauem, unterem Diluvial -Lehm- Mergel, der, wie auf ganz Rügen, nur kuppenförmig aus der Tiefe heraufragt, meist aber unter Schutt versteckt ist, — ein das Massiv des Berges bildender Block von weissgelbem, feucht braungrauem, geschicbe- und geröllreichem Lehm-Mergel — auf den blauen scharf aufgelagert und seinerseits von fein¬ körnigen, fast plastischen, wie er selbst stark aufgerichtetem schiefrigem Mergelsande bedeckt, an welchen südlich eine Geröll-, nördlich eine Schicht sandigen, schwach kalkhaltigen Thons angelagert erscheint. Die Südostseite des Höwts zeigt auf dem genannten Mergelsande eine fast horizontal liegende Geröllschicht und über derselben gelblichen Spathsand, — auf der Südseite endlich über hellem , etwas reicheren Lehm-Mer¬ gel, der ca. 5 Meter hoch ansteht, humosen Sand, der als allgemeine Decke in verschiedenen Feinheitsgraden und mit einzelnen Gerollen durchsetzt, sich überall auf der Oberfläche von Thiessow vorfindet. An einer Stelle in der Nähe der Lootsenwache zeigt dieser Sand lehmige Massen, vielleicht eine heraufragende Kuppe des gelben Lehm-Mergels. Die petrographische Beschaffenheit der obersten Schicht bedingt den geringen Werth der auf Thiessow befindlichen Ackerböden. Dieselben sind nur schwach humos mit etwa 8 CM. starker Krume und, was namentlich bei den aus etwa 0,3 Meter tief entnommenen Untergrundsproben hervortritt, häufig wechselnd in Korn und Farbe des ihn bildenden San¬ des, welcher stellenweise ortsteinartig und „fuchsig“ wird und weiter nach der Höhe zu, dort kleineren Kornes, — unter den Angriffen des Vertiefungen reissenden Windes sich in Wehsand verwandelt und dadurch einzelne Flächen der Cultur unzugänglich macht. — In Folge der starken Einwirkung der *) Die angegebenen Höhen habe ich mit einem zu diesem Zwecke construirten Kraft’schen Aneroid-Barometer bestimmt. 00 Winde ist am Südstrand von Thiessov die Anlage unter¬ einander parallel laufender, senkrecht auf die Küste gerichte¬ ter Steindamme nöthig geworden, zwischen denen sich allmäh- lig Seesand ansammelt, den man durch Strandgräser zu be¬ festigen und dadurch Vorland zu schaffen sich bemüht. Doch findet hier trotzdem ein beständiger Wechsel der Wasser¬ grenze statt und während die Westwinde Land, d. h. Sand, zubringen, holen es die Ostwinde wieder fort. Die äusserste südliche kleine Landzunge von Thiessow verändert deshalb beständig ihren Platz und wandert je nach der Windrichtung bald östlich, bald westlich, ohne jedoch ganz zu verschwin¬ den. — Die südwestliche Kante von Thiessow ist unter dünen¬ artigen Sandanhäufungen versteckt, der eigentliche Meeres¬ grund entlang der Küste aber besteht aus „blauem Thon,“ wahrscheinlich unterem Diluvial - Lehm - Mergel, welchen der das Fahrwasser regulirende Dampfbagger überall zu Tage fördert. Als eine Art westlicher Abzweigung von Thiessow ist die Halbinsel von Klein -Zick er zu betrachten, die mit jenem durch eine niedrige, aus Seesand bestehende, mit ca. 0,3 bis 0,5 Meter mächtiger torfiger Rasenschicht bewachsene Land¬ zunge in Verbindung steht, auf der man in einigen Stellen Ansätze zu kärglich lohnendem Ackerbau gemacht hat. Un¬ mittelbar vor dem Dorfe Klein-Zicker überspühlt die See nicht selten diese Landzunge, so dass für die Zukunft bei einer Sturmfluth ein dauernder Durchbruch und somit eine Abtren¬ nung dieses Landtheils von Mönchsgut zu befürchten stehe. Diese kleine, etwa 1 Meile im Umkreise haltende Halb¬ insel hat in ihrem mittleren Theile die stärkste Erhebung (42,74 Meter), fällt nach allen Seiten hin in steilen, 1 — 10, am (westl.) Ilöwt 12 Meter hohen Ufern zur See ab und endigt nach N. in eine sandige, als Viehhutung benutzte Landzunge. Die Lasis bildet auch hier blaugrauer steinerfüllter und sehr harter Thon-Mergel, der augenblicklich jedoch nur am Ilöwt zum Vorschein kommt und dort in den gelblichen, platti¬ gen Lehm-Mergel nicht blos kuppenförmig hineinragt, sondern auch in einzelnen schmalen Aesten in ihn einzugreifen scheint. Dieser auflagernde gelbe Mergel führt grössere Geschiebe, ist 56 auf den Verwitterungsflächen brau gefärbt, — mit transver¬ saler Schieferung versehen und mit Spathsand bedeckt. Sowohl an der Nord- als an der Südküste verschwindet allmählig die transversale Schieferung und er wird weniger hart, so dass hier die Möglichkeit nicht ausgeschlossen ist, dass diese, gleichwie in Thiessow, weichere Varietät dem festen Kern nur angelagert ist und dem oberen Diluvium angehört. Die oberste Sanddecke von Klein -Zicker ist durch Ein¬ lagerung braunen Sandes im Profile wellig gestreift. Bei der Austrocknung verliert der hellere und feinkörnige Theil des Sandes seine Consistenz und wird ausgeweht, während die braunen Massen, von etwas gröberem Korn und miteinander verkittet, in simsähnlichen abgerundeten Schichten hervor¬ stehen. — Nach oben zu, häufig scharf abgegrenzt, geht der Sand in die durch Humusbeimischung graugefärbte, c. 1 Meter mächtige Vegetationsschicht über. An einigen Punkten ist die allgemeine Sanddecke von mergligen Massen durchbrochen, z. B. in der Nähe des Höwtes nach NW. zu, und ruft dadurch sofort eine von der gewöhnlichen Sterilität des Mönchsguts abweichende Beschaffenheit des Ackerbodens hervor. — Als eine derartige Aufragung des Mergels ist ein Theil des Nord¬ ostabhanges zu bezeichnen, der jedoch in Folge mangelhafter Bearbeitung nur wenig in Cultur steht. Quellige Stellen am Nordabhange der Halb-Insel bezeugen auch da, wo die Oberfläche mit Sand bedeckt ist, die Unter¬ lage undurchlässiger, thoniger Schichten, d. h. das Vorkommen des Lehm-Mergels. In den auf dem gelben Mergel liegenden Sandschichten des .Höwts kommen, ein Beweis für den Zu¬ sammenhang beider, zahlreiche orgelpfeifenähnliche, zuweilen mauerförmig abgesonderte Kalkconcretionen vor, deren Ein¬ schlüsse von Pflanzenfasern darthun, dass auch Wurzeln zu ihrer Bildung mitgewirkt haben. Die Ufer von Klein -Zicker sind hauptsächlich von der Binnen-, d. h. Westseite, den Angriffen der See ausgesetzt, da¬ her sich an ihr, wie bei Gross -Zicker und der Reddevitz, ein Kranz grosser Geschiebe vorfindet. Letztere bilden nicht selten die Ansatzpunkte für neues Land, d. h. für Sandanschwem- piungen, am Grossen Peerd sogar in nicht unerheblichem Grade 57 und für längere Zeitdauer, da sich dort auf dem zwischen den grossen Steinen angehäuften Sande, bereits eine kräftige Gräser- Vegetation entwickelt hat. Bei Klein -Zicker findet ein solcher Ansatz in der südwestlichen Ecke des Zickersees statt, deren Geschiebeablagerungen das Vorkommen früherer, jetzt durch die Thiessower Landzunge verhinderte Uferabsptilungen documentirt. — Die Halbinsel Gross-Zicker liegt nordöstlich vor Klein- Zicker und ist mit letzterer und dem übrigen Mönchsgut durch torfige Wiesenniederungen verbunden. Ihre Höhenzüge sind nach SO. zu hakenförmig umgebogen und gehören mit zu den bedeutendsten des Landes, da der höchste Punkt, der Baken¬ berg, 74,12 Meter, das Höwt 33,31 Meter hoch ist. Bei einem in NO. beginnenden und westlich um das Höwt herum nach S. und SO. fortgesetzten Umwanderung des Landes, sieht der Beobachter zuerst bei dem am N.- Abhänge belegenen Dorfe Gager diesen Abhang von gelblichem, feldspathfükrenden Sande bedeckt, unter dem, den verschiedenen am Westende des Dorfes belegenen, von der Höhe herabkommenden Wasser¬ läufen nach zu schliessen, undurchlässige Schichten nicht sehr tief anstehen. In der That wird der Boden nach Westen zu bindiger, und der gelbe harte Lehm-Mergel tritt allmählig zu Tage. Am Langdahl ist derselbe von kalkhaltigem Spatlisand überlagert und wird von diesem und einer die Oberfläche des Plateaus bildenden rostgelb gefärbten Sandschicht durch eine Lage grobkörnigen Sandes (Grand) getrennt. Auch vor dem Stappendahl tritt unterer Spatlisand, der hier bis zur See zu reichen erscheint, wofern er nicht von oben abgerutscht ist, auf, er¬ scheint jedoch hier fast horizontal geschichtet, führt Kalkstreifen und kleine Geröllschichten und geht nach oben zu in einen brau¬ nen, in würfelähnlichen Stücken abbröckelnden, fast 1 Meter in. Lehm -Mergel über, auf welchen Sand und Humusschicht folgen. Wenig weiter westlich sieht man die Kuppen des grau-blauen, bedeckt von den Massen des gelben Lehm -Mergels anstehen, der aufliegende Sand aber gliedert sich, von unten nach oben in lehmigen, grandigen mit sehr ungleichem Korn, feinkörnigen mit rostgclben Streifen obersten humosen Sand. Der grau-blaue untere Lehm-Mergel istgegen den gelben scharf 58 abgegreuzt. Der letztere hat braune Streifung, welche jedoch mit den wellenförmigen Biegungen des unteren Mergels nicht correspondirt. Eine Geröllschicht trennt jenen, der etwa mit 15° Grad von 0. zu W. einfällt, von aufgelagertem Spath- sand, wie sich denn überhaupt an der oberen Grenze, zwischen gelbem Lehm-Mergel und Sand, Geröllschichten so häufig finden, dass man eine durchgehende Geröllahlagerung zwischen beiden anzunehmen geneigt sein könnte. — Das Höwt von Gross-Zick er, mit fast senkrechten Wänden und einer Schuttböschung von ca. 30° am Fasse, ist durch eine vom Eise bewirkte Anhäufung mächtiger, aus dem Ufer stammender Geschiebeblöcke vor allzuheftigen Angriffen der See einigermassen geschützt. Sein Massiv bilden die beiden unteren Mergelarten, der helle mit Einlagerungen eines feinen, kalkhaltigen Spathsandes. Ueber demselben liegt der dem Thiessower sehr ähnliche, schiefrige und plastische Mergel¬ sand, darüber glimmerreicher feiner Spathsand und humoser Sand. Die beiden letzten sind leicht beweglich, daher die ganze Höwt - Oberfläche durch Wehsand ausser Ackercultur gesetzt ist. Da das Höwt einen westlichen Verticalschnitt der generell von NO. zu SW. streichenden Diluvial-Sckichten repräsentirt, so giebt dasselbe ein Bild der allgemeinen Schichtenfolge. Südöstlich von ihm, in der quelligen Ein¬ senkung des sg. Griepel, tritt, weil der harte Lehm - Mergel hier nahe unter die Tagesoberfläche steigt, plötzlich eine ziemlich üppige Vegetation von Eichen und Buchen auf, und nicht weit davon ist derselbe wieder in mächtigen stark zerklüfteten Wänden aufgeschlossen. Er springt hier in ein¬ zelnen zahn- und nacktartigen Absonderungen hervor, ist, was auch die lokale Verwitterungsform des grau-blauen Mergels bildet, mitunter wollsackförmig abgerundet und besitzt Stellen, an denen sich ein sehr feiner, weisser Spathsand einlagert, der oben durch den Wind ausgeweht, am Fusse aber von der See ausgewaschen wird und tiefe, höhlenförmige Löcher, mitunter von Mannshöhe zurücklässt. Aehnlicker Spathsand bildet von hier aus weiter nach S. zu in übergreifender Lagerung die Decke des Lehm-Mergels und wird von der obersten humosen Schicht durch eine schmale rothbraune Sandschicht getrennt, 50 deren Stelle nicht selten der häufig vorkommende, völlig braim- gestreifte Sand vertritt. — Am südlichsten Vorsprunge vonZicker, da wo das Land allmählig wieder nach NO. umbiegt und sich in die Alluvial-Ebene ahsenkt, ist der untere grau-blaue Mergel noch einmal ziemlich mächtig, bis zu 5 — 6 Meter Höhe entwickelt. Die vom inneren Bogen des hufeisenförmig gekrümmten Berg¬ walles umschlossene kleine Niederung, eine Art Bucht, hat sandighumose Ackerkrume mit mergligem Untergrund, in der NO Seite Torf, ist in feuchter Lage und setzt am Strande bei Westwind allmählig etwas Sand an, im Jahre ungefähr 0,5 Meter. In dieser Bucht gedeiht Weizen und Gerste. Die Oberfläche von Gross-Zicker ist, wie sich aus Vor¬ stehendem ergiebt, fast ausschliesslich sandig, und liefert nächst Thiessow die schlechtesten Ackerböden. Nur an einigen Stellen durchbricht, wie auf Klein-Zicker, der Mergel die leichte Sand¬ decke; z. B. auf der Anhöhe nördlich von dem „Kamink“ be- zeichneten südlichen Theile der Küste, desgleichen auf dem Bakenberg und seinen Nachbarhügeln, auf deren einem eine grosse Menge von Feuerstcinsplittern, vielleicht die Existenz einer vorhistorischen Messerfabrik andeutet, ohne dass ich mir hier ein definitives Urtheil über die künstliche oder natürliche Entstehung der Splitter erlauben, vielmehr nur den Fundort derselben constatiren will. Endlich liegt Lehm-Mergel in der genannten fruchtbaren SO. -Bucht. Sonst herrscht 7te und 8te Ackerklasse vor. Der Mergel auf der Höhe des Bakenberges macht die¬ selbe zu Anbauzwecken nicht gecignctet. Wenigstens ist diese Stelle wüst geblichen, vielleicht mit in Folge der hohen, un¬ geschützten Lage. Nordöstlich vom Bakenberge giebt es in der Einsenkung wieder fruchtbares Land mit Lehmuntergrund, immerhin aber nur ausnahmsweise, da sonst die Ost-Abhänge mit tiefem Sande bedeckt sind. Die ganze Nordseite des Höhen- zuges, an Giddens -Oe erinnernd, ist in steile Kuppen ge¬ gliedert, bildet tief kesselförmige Thälcr und fällt stark nach Norden ab, wogegen die Südseite platcauartig sich absenkt. Zahlreiche kleine Gerolle, darunter viel Flint, liegen überall aul der Oberfläche verstreut, grössere Geschiebe desgleichen, 60 letztere jedoch allmählig selten geworden, weil mit Vorliebe zu Bauzwecken benutzt. Das Kirchdorf Gross-Zicker selbst liegt am östlichen Ende der Südseite. Unmittelbar vor ihm, nach Osten, findet sich eine Reihe von Aufschlüssen am Fusse des hier ziemlich steilen Gebirges, in welchen die verschiedenen Sandarten des Diluviums beobachtet werden können, von gewöhnlichem Bryo- zoensande bis zum feinkörnigen, zur Verwehung geneigten Glimmersande und dem plastischen Schiefer -Mergel. In der Sandgrube, einige 100 Schritt oberhalb des Pastorhofes, liegen diese Sande ebenfalls und zwar kann man dort unterscheiden: a. braungefärbten Sand von uugleichem Korn, theils locker, theils in Schollen brechend, durch Auswaschung kuppig aus der Bergwand hervor stehend, die scholligen Massen kalk¬ haltig, die losen fast kalkfrei; b. schiefrigen Mergelsand, trocken, staubfrei und mehlig, in Schichten gelagert und mit plattenförmiger Ab¬ sonderung, ähnlich dem harten gelben Mergel; c. gewöhnlichen Spathsand, stark kalkhaltig, mit plattigen Einlagerungen von steinhartem, geröllführendem Lehm- Mergel ; d. Grand, als Ein- und in Ueberlagerung mit a , kommt nur an der Höhe der Grubenwand, etwa 1 Meter unter der Oberfläche vor und ist von feinem, schwach humosen, 0,6 Meter unter der Oberfläche mit Grund durchmischten Spathsand be¬ deckt. — b, c und d liegen in wechselnden , vielfach ver¬ worfenen, oder wenigstens überschütteten Schichten, in deren oberen Theil, selbst bis nach a hinein, Kalkstreifen sich ziehen und als säulenförmige, Pflanzenwurzeln einschliessende Gebilde im feinem Sande stehen und nach dessen Verwehung in den zierlichsten Verästelungen übrig bleiben. Alle drei Schichten sind stark kalkhaltig und netzartig mit einer Menge 3 — 4 CM. breiter Klüfte durchzogen, welche von einem ebenfalls braunen Sande ausgefüllt sind, der jedoch andern Habitus als a besitzt, wenig oder keinen Kalk, dagegen etwas Thon führt, zuweilen selbst liumos erscheint, and, weil er beim Auswehen ebenfalls stehen bleibt, fast an die Structur des Zellquarzes, in grösseren 61 Massstab übersetzt, erinnert. — Tn c finden sich spärlich Bryo- zoenbruchstücke. Der untere gelbe Mergel tritt noch einmal links von der von Gross-Zickcr nach Lobbe führenden Strasse, an der Ost¬ seite des Gebirges, in Aufschluss, jedoch in einer sandigeren Ausbildung, welche auch den anliegenden Aeckern lockere, flugsandartige Beschaffenheit verleiht und der dem des schiefrigen Mergelsandes nahe kommt. — Die Brunnen im Dorfe Gross- Zicker stehen nach Angabe des Brunnenmachers meist in Idauem, sandigen „Thone,“ d.h. wohl im untern des Lehm-Mergel, z. B. der beim Gasthofe, und zwar durchteufen sie zuerst eine 5 — 6 Meter m. Sandschicht. Der blaugraue „Thon“ findet sich, wie bei Thiessow, längs des ganzen Strandes un¬ ter dem Wasser und wird durch Graben und Baggern unter dem bläulich gefärbten Haffsande überall aufgeschlossen. — Proben desselben habe ich z. Z. noch nicht erhalten können, sonst würde sich bestimmen lassen, ob nicht auch hier, wie beim „Schluff“ die graue bis blaue Färbung die gemeinschaft¬ liche Hülle und Bezeichnung abgeben muss. Südöstlich von Zickel* schliessen sich an die eigentlichen Niederungs wiesen, die über Haffsand eine 10 bis 20 CM. starke Torfschicht haben, — schwachbewachsene Sandanhäufungen in Form einer langgestreckten Landzunge an. — Man benutzt sie zur Hutung. Sie sind öfteren Ueberfluthungcn ausgesetzt, so dass sich in ihrer Mitte allmählig ein etwa 0,5 Meter hoher Wall gebildet hat. In den ca. 5 CM. mächtigen Wiesenhumus der niedrigsten dieser Stellen, wühlt die See nicht selten Löcher aus, in denen sich als jüngstes Alluvialproduct eine dünne nur wenige MM. starke Schicht Schlamm absetzt , der sich als Haffschlamm bezeichnen lässt. — An der Spitze der ganzen Landzunge wird ebenfalls neues Land angesetzt. Die durch die See fast dreieckig ausgcmeisselte Höhe von Lobbe, gewöhnlich der Lobber Haken genannt, er¬ streckt sich von 0. zu W. mauerartig quer durch das Land, ist im westlichen Theile, als „Lobber Ufer“ flach, etwa 3 Meter hoch und durch die Einsenkung, in welchen auf Torfschichten und Seesand Dorf Lobbe liegt, vom höheren östlichen Theile getrennt. Jener Theil besteht ans sandigem, schwach kalk¬ haltigem Lehm -Mergel, der nach der Hagen’schen Wiek zu lehmig wird und, von humosem Sande bedeckt, leidlich frucht¬ bar ist. — Die östliche Erhebung, anfänglich sanft nach SO. ansteigend, fällt am Lobbcr Haken fast senkrecht zur Sec ab und zeigt, in der Nähe des Abfalls fast plateauartig ab- geflacht, in ihrer Hauptmasse den untern gelben Lehm-Mergel in ausgezeichneter Ausbildung. Nach N. zu verschwindet er allmäklig unter den von Göhren her streichenden Dünen und ist an diesen Stellen sandiger, lockerer, von geringerem Kalk¬ gehalt und an der Oberfläche zu Lehm verwitternd. Nach S. zu wird er fester, plattiger, mit rhomboidaler Absonderung und regelmässigen, parallelen und sieh senkrecht schneidenden Lagerungen und Klüften. Niemals fehlen kleinere und grössere Geschiebe und Gerolle, namentlich haselnussgrosse, ebenso Ein¬ lagerungen von feinem, kalkhaltigen Dil. - Glimmersand , zu¬ weilen mit stecknadelknopfgrossen, punktförmigen Einlagerun¬ gen von Braunkohlen- (?) Theilclien. Nach oben hat er an der Ostkante des Höwts keine Sanddecke und wird in seiner obersten Lage unmittelbar als Ackerboden benutzt, ist dort auch durch eine (alte) Mergelgrube aufgeschlossen. Nach S. und W. zu dagegen ist er von wellig-braunstreifigem, 1 Meter mächtigem, fast horizontalliegendem Sande bedeckt, über welchem die niefehlende graue, d. h. huinose Krumenschicht liegt. Diese leichtbewegliche treibt der Wind hauptsächlich NW. zu, planirt oben allmählig und erniedrigt den Berg, der in seinem höchsten Punkte 18,56 Meter hoch ist, während ihn die See unten am Fusse in anderer Richtung abnagt. — Auf dieser Höhe hat vor zwei Decennien eine Lootsenstation gestanden. Den interessantesten Punkt des Lobber Hakens bildet seine SW.-Ecke, an welcher sich im grau-blauen Diluvial-Mergel plötzlich ein Braunkohlenschmitz zeigt- Dasselbe fällt mit c. 40° nach NO. ein, keilt sich nach oben zu allmählig aus und wird nach unten, wo es unter dem Ufersclmtt bei etwa 4 Meter Höhe verschwindet, bis zu einem halben Meter breit. — Da sich das untere Ende nicht linden lässt, so ist cs zweifelhaft, ob die ganze Einlagerung, wie ihre Lage zwischen Diluvial- Mergel andeutet, nicht blos ein Geschiebe ist. Die Braunkohle, eine 63 Art Knorpelkohle, ist flockenartig in hlausckwarzen, plastischen Thon eingebettet, der zahlreiche Bruchstücke eines Zweisclia- lers, soweit zu erkennen, Nueula Deshayesiana , enthält, also Septarienthon, ist. Herr Plettner hat im J. 1856 in diesem Tlione auch Gypskrystalle gefunden. Jetzt ist die Haupt¬ masse des Gebildes längst weggespühlt. Bohrungen, welche in jenem Jahre durch den Baumeister Kühn auf dem Plateau des Hakens gemacht wurden, trafen nur gelben Lehm-Mergel. In der Strandsohle, wo sie vielleicht eher Resultate ergeben könnten, sind sie der vielen pflasterartig aufgehäuften Geschiebe- blocke wegen zu sehr erschwert. — Die einzige Stelle, die durch das Vorkommen ähnlicher Thone noch an die von Lobbe erinnert, befiudet sich auf Hiddens-Oe. Sie ist dort wegen beständiger Uferabstürze schwer zu finden. Ausserdem ragen bei Neu - Reddevitz auf dem Gobbiner Haken grünlich¬ gelbe, plastische, sand- und steinfreie, sowie versteinerungsleere Thone aus dem bedeckenden Diluvial -Sande auf und werden auch abgebaut. Durch ihren Gehalt an zollgrossen Gyps- krystallcn zeigen sie eine Abweichung von den ihnen sonst ähnlich sehenden, plastischen unteren Diluvialthoncn. Etwas nördlich vom Lobber Septarienthon- Vorkommen, an demselben Haken, liegt über dem blaugrauen Mergel eine dünne Schicht grauen, plastischen, bröcklichen Thones, welcher eine horizontale Kluftausfüllung des Mergels zu bilden scheint und sich zwischen und unter einer Schicht rothgclb gefärbten, fest¬ verkitteten Sandes hinzieht. — Am Strande liegen an dieser Strecke grosse Blöcke von raseneisensteinähnlichem, aus dem Ufer herabgefal lenen Gestein, welches sich jedoch durch sein schnelles Mürbewerden und Zerfallen unter Wasser als eisen¬ schüssiger thouiger Sand zu erkennen giebt. Die Südseite des Lobber Hakens, wird, wie oben schon angedeutet, von mächtigen kalkhaltigen Diluvialsandschichten gebildet und geht allinählig' wieder in niedrige Düne über. Wir haben schliesslich noch einen Blick auf den nörd¬ lichsten Gebirgszug Mönchsgut zu werfen. Durch die Einsenkung zwischen der östlichsten Erhebung der Reddevitz und den Ausläufern des Göhren’schcn llöwts 64 (Nord-Peerd oder grosses Peerd), etwa \ Meile östlich von der sich nach N. ziehenden Landstrasse lind ungefähr markirt durch den aus der Baaber Haide nach Mariendorf führenden Weg; wird dieser Höhenzug in zwei ziemlich gleichlange Theile zerlegt; die sich von West nach Ost erstrecken. Der westliche Theil wird durch die ca. \ Meile lange, nur etwa 700 bis 1000 Meter breite Landzunge der Reddevitz gebildet, die beim Dorfe Alt-Reddevitz sich im sog. Bakenberge zu 23,36 Meter erhebt, dann nach Westen zu niedriger wird, im „ Höchstberge “ wieder bis zu 39,12 Meter ansteigt und in dem ca. 12 Meter hohen Höwt endigt. Im niedrigeren Theile derselben liegt theilweise sehr leichter, sandiger, theil- weise besserer Acker, die Höhen werden von einzelnen Mergei- kuppen durchragt, und besitzen dadurch recht gute Böden. Auch auf der Reddevitz sind die Nordabhänge steiler als die südlichen, die Ufer hoch und vielfach durch Abstürze auf¬ geschlossen. Geht man auf und an ihr von Ost nach West, so findet man zunächst auf dem Baken berge heim Dorfe Alt -Reddevitz braunen, steinfreien Sand, in dessen unmittel¬ barer Nähe jedoch grössere Geschiebe umherliegen. — Nach W. zu, in der Gegend einiger einzelnliegender Bauernhöfe, wird der Boden, oben noch sandig, nach unten schwachlehmig. Auf der Haupterhebung, dem Höchstberge, steht der untere gelbe Mergel mit Spathsand-Einlagerungen zu Tage, wieder kuppenförmig aus dem jüngeren Diluvium herausragend, welches letztere sich am Nord- und Süd -Abhang in Form von Deck¬ sand anlagert. — Diese Höhe ist oben plateauartig abgeflacht und die ihr sich anschliessenden westlichen Hügel sind schon wieder mit kalkfreiem Sande bedeckt, der noch bei 1,5 Meter Tiefe ansteht, jedoch nach unten zu lehmig wird. Aehnlich verhält es sich am Stidabhange des Höchstberges und wahr¬ scheinlich ist dieser Lehmuntergrund die oberste Verwitterungs¬ schicht des gelben Mergels. Beim Brunnengraben z. B. in den genannten Bauernhöfen, wird ebenfalls „LelmU in der Tiefe weniger Fuss getroffen. Der gelbe untere Mergel ist an vielen Stellen des Steil - Ufers zu beobachten, vielfach jedoch von Sand überschlämmt. Etwa 600 Schritt westlich vom südlichen Hofe liegt oben an der steilen Uferkante feinkörniger, brauner 65 Sand mit Kalkschmitzen, darunter sandiger, fast kalkfreier Thon von milderer Beschaffenheit als der gewöhnliche harte Mergel. Vielleicht gehört derselbe schon zum oberen Diluvium. Unter ihm liegt abermals braunstreifiger Sand, der einige Schritte weiter vom gewöhnlichen gelben Mergel abgelöst wird. — Am Anfänge der sg. Kuhle, einer Einbuchtung des Süd-Ufers der Reddevitz kurz vor dem Höwt, sieht man auf den obersten Platten des gelben Mergels dünne Ablagerungen eines rost¬ braunen, kalkfreien Sandes mit braunen Streifen, von denen die dunkleren aus Lehm bestehen und zuweilen durch kleine Gerölllagen ersetzt sind. Dieser allmählig in die oberste, humose Schicht übergehende Sand führt auch einzelne grössere Gerolle. Die braunen Streifen sind unregelmässig wellig in ihm verbreitet. Am Westende der Kuhle tritt blaugrauer Diluvial -Mergel mit aufgelagertem Sande auf. Hier hat eine grosse Abrutschung fast \ Morgen, mit Bäumen bewachsenes Land nach unten gebracht. — Das Reddevitzer Höwt, nur etwa 10 Meter hoch, be¬ steht vorherrschend aus feinkörnigem, schiefrigen Mergelsand, der äusserlich ganz den Habitus des unteren gelben Mergels besitzt und ohne nähere Untersuchung mit ihm verwechselt werden kann. Gerolle sind in ihm wenig bemerkbar. Feucht ist er plastisch, — trocken hat er transversale Schieferung. — Kurz vor Biegung der Küste nach N. zu beginnt, ohne dass unter dem überwallenden Spathsande die Uebergangsstelle zu er¬ kennen wäre, der eigentliche gelbe Mergel wieder, der, zu¬ weilen in Abwechselung mit gewöhnlichen Diluvialsand, an einzelnen Stellen, z. B. beim Comet-Bauer, von blaugrauem Mergel unterlagert ist und im Osten den mächtigeren, jüngeren Sandablagerungen allmählig ganz Platz macht. Nach einer einzelnen, beim Brunnengraben an der Süd¬ seite der Reddevitz gemachten Beobachtung soll sich unter dem blaugrauen Lehm-Mergel, der tiefsten auf Mönchsgut über Tage befindlichen Diluvialschicht, ein gelber, wasserführender „Wellsand“ gefunden haben. Ob derselbe unterster Diluvial¬ sand ist, konnte, da keine Proben mehr zu erlangen waren, nicht festgestcllt werden. Beim Dorfe Alt-Reddevitz sendet der Höhenzug der Land- Mittheil. ». d. naturwiaaenacli. Veroin v. Nou- Vorpommern u. Rügen. III. 5 66 zunge einen Zweig nach SO, der seine grösste Höhe in dem 35,35 Meter hohen Schafberge bei Mariendorf erreicht. — Auch hier in der Basis blaugrauer Mergel, darauf der bekannte gelbe, über diesem Sand mit Bryozoen, dann Grand mit kleinen Gerollen und vielen Kalkstückchen, ganz oben endlich fein¬ körniger, kalkfreier Decksand. — Der westliche Theil dieses kleinen Höhenrückens ist durch die NW stürme förmlich hohl¬ wegartig ausgeweht und die durch allmählige Abnahme der obersten Sandschicht eingerissene Kluft “reicht bis in die Schichten des Bryozoensandes hinein. Am Ost-Fusse des eigentlichen’Schafberges tritt eine dünne Lage grünlichen, mit braunen Parthien durchsetzten, plastischen, schwach kalkigen Thones auf, — in der Nähe desselben eine alte Sandgrube mit grossen Geschieben. Unmittelbar in der Nähe des Thones und höher als er, liegt gelber, harter Mergel und eine braune Sandschicht mit kleinen Gerollen und Decksand. — Die nordöstliche Fortsetzung der Reddevitz gipfelt in dem nördlich von Middelhagen liegenden Teschenberge und dem sg. Leistein (?). Der letztere ist eine Anhäufung von ungleichkörnigem merglichen Sande mit Geröll, 15 CM. unter Tage eine braune, fuchserdeähnliche Schicht eisenschüssigen Sandes, - — für den Anbau wenig geeignet und nur mit dürftigen Kartoffeln, Lupinen und Hafer bestellt. Diese ganze Parthie, welche nach der Baaber Haide zu ziemlich steil abfällt, gehört zu den schlechtesten Ackerböden der Insel und insbesondere auf dem mit Wehsand bedeckten Nord- Abhange. Die einzelnen Gruben aufgeschlossenen, wahrscheinlich ober-diluvialen Mergels vermögen sie nicht zu verbessern. Der benachbarte, vom „Leistein“ südöstlich belegene Teschenberg, 35,20 Meter hoch, — besitzt ganz anderen Charakter. Auf seinem Gipfel ist er des armen Sandes wegen ebenfalls nicht angebaut. Seine Ostseite ist durch eine grosse Sandgrube aufgeschlossen mit a. 0,5 Meter kalkfreiem Sand, b. 1 Meter humosen Sand, dunkler als a , obwohl unter ihm liegend, c. ungleichkörnigem Sande mit Grand und Gerollen, Kalkstücken und Kalkadern, sowie mit braunen Streifen. Nach Westen zu werden diese durch die Sandgrube aufge¬ schlossenen Schichten, wie sich beim Aufgraben des nun sein* 67 fruchtbaren Ackers ergiebt, von grünlich -grauem, fetten in seiner Mächtigkeit nicht bekanntem kalkigen Thone, wie es scheint unter lagert, der mit dem ihm gleichenden am Fusse des Schafbergs zusammenhängt. Dadurch wird die ganze Umgebung des Teschenbergs, sowohl an der Nordseite, bis zu dem Sande des „Leisteins“, — als besonders am Südabhange nach Mariendorf und Middelhagen, überhaupt das ganze nörd¬ lich und westlich von Middelhagen sich erstreckende Plateau zu einem sehr fruchtbaren Landstriche, der auf Mönchsgut in der That überrascht. Im Dorfe M. ist beim Brunnengraben mehrfach „Lehm“ gefunden worden, vermuthlich des Teschen- berges, — aber auch „blauer Thon,“ darunter, der des ersteren geognostische Stellung illustriren würde. Dieser zieht sich bis nach Göhren hin. Für die westliche Hälfte unseres Höhenzuges, vom Baabe- Mariendorfer Wege bis zum Grossen oder Nord-Peerd, gelten ähnliche Verhältnisse, wie auf der Reddevitz. Aufschlüsse kommen nur an der Ostseite, am Peerd vor, der, wenn man ihn von Süden nach Norden zu umgeht, folgenden Bau zeigt: An der südöstlichen, unter Alluvial -Seesandschichten versteckten Erhebung sandiger Lehm, allmählig in Lehm - Mergel über¬ gehend, — oben, auf 1 Meter mächtigem Decksand 0,3 M. humose (Waldboden-) Schicht. Nach 0. zu wird die Sandschicht mächtiger, ist oft braungestreift, die Streifen wieder wellig gebogen und consistenter, als der zwischen ihnen liegende feine Sand. In der Gegend der Schwedenbrücke, einer alten Landungsbrücke für Kriegsfahrzeuge, beginnen die Schichten des untern gelben Mergels, die nach dem Ilöwt zu immer mehr ansteigen. Sie sind mit Geröll und gelbem Spathsand be¬ deckt, stellenweise findet sich ein geschichteter, sehr feinkörniger, kalkhaltiger Spathsand mit braunen Adern und schiefrig- werdendem Sande, über diesem einmal in der Nähe des llöwts ungeschichteter, weicher Lehm. Das Ilöwt selbst besteht fast ganz aus Schichten blaugrauen, zuweilen gelblichen, sehr festen und mit Geschieben, namentlich kleineren, erfülltem Lehm -Mergels, der in wollsackähnlichen, an anderen Stellen wieder pfcilerartig - scharfkantigen Formen verwittert, in welchen sich kein sehr scharfer Uebcrgang in den Färbungen 5 * 68 erkennen lässt. Nack unten zu scheint er sandiger zu werden und ist entschieden dunkel gefärbt. — Plastischer Thon war auch heim Bohren in der Strandsohlc nicht zu finden. — Auf den erwähnten felsigen Mergelmassen lagert horizontal eine hraunweissgestreifte Sandschicht, die Streifungen jedoch nicht gebogen, und über dieser wieder der gewöhnliche feinkörnige Sand der Oberfläche. An der nordwestlichen Kante des Höwt tritt, unter dem Sande der Düne fast versteckt und vielleicht von oben ab- gerutsclit (es ist in dieser Gegend vor ca. 15 Jahre ca. \ Mor¬ gen Waldboden'“ mit Bestand nach unten gerutscht und dort allmäklig wieder 'festgewachsen) ein sandiger brauner Lehm auf. — Geht man an der Nordseite des Peerd weiter, bis zu dem links nach Göhren abliegenden Wege, so fällt die üppige Laubholz -Vegetation auf, welche in der That durch das Hervor¬ treten eines weichen Mergels, der zum Theil in Lehm über¬ geht, bewirkt ist. Vermuthlich derselbe Mergel bildet den Untergrund der westlich, dicht am Dorfe belegenen guten Aecker, auf denen Weizen gebaut wird, und geht erst all- mäklig nach Süden zu unter mächtiger werdenden Sandschichten in die Tiefe. Es war vorerst nicht zu ermitteln, wie weit er den Middelhagener Lehm-Mergelböden verwandt ist. und ob er nicht auch dem oberen Diluvium angehört. — Die Brunnen im Dorfe Göhren, bis zu 12 jMeter tief, treffen bei etwa 4 Meter Sand und sandigen Lehm, darunter fast stets blaugrauen, steinigen Lehm -Mergel (die Basis des Gebirgszuges !) , in welchem eingelagerte Geröllstreifen die Wasserzuführung vermitteln. Auf der Höhe des Peerd steht Laubwald auf Decksand, der noch bei 1,5 Meter Tiefe anstand. Nach W. ist der Boden in sandigen Acker von geringer Güte umgewandelt. Nur auf der höchsten Erhebung des Peerd, 66,44 Meter über dem Meere, in der Nähe der Signalstange, kommt ein nach oben zu lehmig werdender, steifer Thon- Mergel vor, auf welchem Weizen gebaut wird. Alle übrigen Höhen in diesem Theile von Mönchsgut sind mit Sand bedeckt, nur am sg. Plansberge, 50,35 Meter hoch, dem anerkannt schlechtesten Ackerlande der Göhren’ sehen Feldmark, habe ich beim Bohren in ca. 0,6 Meter Tiefe eine Lehmschicht gefunden. 69 — Auch in der westlichen Fortsetzung des Peerd, in den An¬ höhen nördlich vom Middelhagener Plateau und südlich der Baaber Haide, die mit fiscalischen Waldungen (Laubholz, an der Niederung Nadelholz) besetzt sind, steht nur Sand zu Tage, meist gelblich gefärbt, am Fusse der Abhänge feuchter und humoser werdend und ällmählig vom alt-alluvialen Sande der Baaber Haide überlagert. Dieser letzte, charakteristische, mit Kiefern bestandene Theil von Mönchsgut schliesst das letztere nach N. hin ab und besteht aus fast horizontalen Ablagerungen mächtiger Schichten umgelagerten Diluvialsandes, welche in ihren obern Lagen durch Calluna und Vaccinium humos sind, bei ca. 1 Meter Tiefe eine Schicht von sg. Ortstein (Ur, Fuchs) d. i. Sand, der durch humose Bestandtheile zu undurchlässiger Schicht verkittet ist, bilden. Dieser Ortstein ist besonders schön im Dorf Baabe durch Verwehung biosgelegt, — von schwarzer bis gelber Färbung und an der Luft ällmählig zerfallend. Moos¬ schichten, wie sie Herr G. Berendt in Ostpreussen im Haide¬ sand unter Ortstein gefunden hat und in denen das jetzt nicht mehr in Deutschland, dagegen in Schweden vorkommende Hypnum tergescens erkannt worden ist, scheinen in der Baaber Haide nicht vorzukommen, sind wenigstens beim Brunnen¬ graben auch hei 4 Meter Tiefe noch nicht entdeckt worden. Im Westen geht die Haide in die auch im übrigen Mönchsgut vorkommende, auf Seesand lagernde jung -alluviale Wiesen¬ bildung, nach Osten in die Dünen des Strandes über. Im Norden, ungefähr am Mönchsgraben, hebt sich all- mählig das Terrain, verliert den Haide-Charakter und zeigt in einzelnen Gruben am Westabhangc der Uferberge (Hocli- Würlitzer Tannen) Mergel mit Geröll, welche sich nach der Granitz hinziehen und meist mit mäcktigeu Diluvialsandschichten bedeckt sind. — Auch auf der Ostseite, der Altcnziener Halb¬ insel giebt es eine Zone besseren, merglichen Boden, dessen Untergrund, der im Scllincr Sec liegenden Insel Werder gegen¬ über, als unterer gelber Mergel aufgeschlossen ist. Ebenso ist die nähere Umgebung von Lanken lelimig-mcrglich, wogegen der Gobbiuer Haken im Wesentlichen noch den Mönchsguter Charakter trägt. Was nun die Zusammensetzung der ebenen 70 und niedrig liegenden Tbeile von Mönchsgut betrifft, so ergiebt sieb, mit Ausnahme der eben besprochenen Haidegegend, grosse Uebereinstimmung. An der Aussenseite, nur durch die Peerds und den Lobber Haken unterbrochen, gehen die Dünen, welche das Land vor Ueberfluthung nothdürftig schlitzen. Nach Innen zu, als allgemeine, alluviale Basis, (bis 1 M-M. D-M.) mittelfein¬ körniger Seesand, der gewissermassen die fünf Lehmmergel- Inseln Mönchsguts umspühlt und mit einer mehr oder weniger mächtigen Decke von Wiesenhumus versehen ist, welcher seine Extreme in dem schweren Middelhagener Torf (ca. 3 — 4 M. mächtig) und andrerseits in der wenige C-M. starken Vege¬ tationskruste der Hütung und der Düne findet. Durch ein¬ zelne Wasseransammlungen und Kanäle ist die östliche Weide fläche etwas belebt, so durch die Lobber-Seen, die Zickernisse etc. An einigen Stellen, z. B. östlich von Gager, bei Klein- Zicker, früher auch bei Middelhagen, ist ihre Existenz durch die Angriffe der Westsee lebhaft gefährdet. Ueberhaupt frisst sich die See von der Westseite aus immer mehr ins Land, nagt die torfigen Ufer aus, indem sie den Untergrundssand wegspült und vergrössert die bereits vorhandenen Wasserrisse. Wir sehen demnach Mönchsgut, wofern man nicht durch baldige Anwendung künstlicher Mittel bessere Erfolge, als auf dem jetzt zweigeteilten Hiddens-Oe erzielt, allmählig wieder seiner früheren Gestalt, der einer Inselgruppe, entgegengehen, ohne dass dazu seculäre Bodenschwankungen nöthig wären, wie sie zur Zeit des obern Diluviums und vor Bildung der Mönchsguter Ebene, erfolgt sein müssen. In Bezug auf den petrographischen Charakter der Ge¬ steine des im Vorstehenden geschildeten Gebietes ist schliess¬ lich noch Folgendes hervorzuheben: Wenngleich am Lobber Haken sich Spuren von Tertiär¬ schichten in Form von Septarienthonen mit eingelagerten Braunkohlentheilen vorfinden, wenn ferner auch die Gypsthone des benachbarten Gobbiner Hakens vielleicht tertiärer Natur sind, so ist die Tertiärformation an diesen Punkten doch in so geringem Grade vertreten, und das Lobber Vorkommen doch wohl nur das eines Geschiebes, dass man der Tertiär- 71 bildung keine grosse tcclinisclie Wichtigkeit für Rügen bei¬ legen kann, selbst wenn sich herausstellen sollte, dass auch der in der Nähe der Küsten, z. B. beim Baggern gefundene „blaue Thon“ ebenfalls Septarienthon sein sollte. Diese Septarienthone sind, wo sie sich vorfinden, allerdings in grosser Mächtigkeit entwickelt, die ersehnte Braunkohle findet sich jedoch in bauwürdigen Lagern nicht in, sondern erst un¬ ter ihm. Noch weniger, als tertiäre, sind die Schichten der weissen Kreide bis jetzt auf Mönchsgut zu finden, da Alles, was von dieser Formation bis jetzt dort vorkommt, zu den Geschieben gehört. Man muss Mönchsgut daher lediglich als diluviales und alluviales Terrain bezeichnen, von welchen jedoch die Schichten des untern Diluviums am bedeutendsten entwickelt sind. Von den auch anderwärts unterschiedenen Ablagerungen des Diluvialsandes, des Lehm -Mergels und des plastischen Thons, habe ich letzteren bisher nur bei Marien¬ dorf und Middelhagen gefunden. Die untersten Schichten des Diluvialsandes (noch unter dem Lehm-Mergel) sind, mit Aus¬ nahme des bei der obenerwähnten Brunnengrabung auf der Reddevitz entdeckten „Wellsandes,“ — wofern überhaupt die betreffende Angabe des sonst sehr zuverlässigen Brunnen¬ machers ihre Richtigkeit hat, — nicht in Form von Sand, sondern lediglich von Lehm - Mergel vertreten, in Bezug auf die Schichten des letzteren jedoch scheinen einige Abweichun¬ gen auf Mönchsgut, und wohl auch auf dem grössten Theile von Rügen stattzufinden. Diese unteren Diluvial-Lehm-Mergel gliedern sich nämlich in zwei Abtheilungen, von denen die unterste im Ganzen wenig über Tag kommt und nur z. B. am Grossen Pcerd mächtiger entwickelt ist. Sonst tritt sie nur in einzelnen, wenige Fuss hohen Kuppen am Fusse der Steilküste auf, zeichnet sich durch ihren Reichthum an kleinen, etwa haselnussgrossen nordischen und Flintgeröllen , wie auch durch grössere Ge¬ schiebe aus und ist oft eigcnthümlich blätterig, so dass es in letzterem Falle selten gelingt, grössere zusammenhängende Stücke aus ihr hcrauszuschlagen. Die Farbe ist stets grau und wird in feuchtem Zustande des Mergels blauschwarz. 72 Von den bisher untersuchten Proben zeigten beispielsweise die vom Höwt von Gross-Zicker 9,27 pCt. kohlensauren Kalk, die von Klein - Zicker Höwt sogar nur 8,80 pCt., also noch geringem Kalkgehalt, als er z. B. in der Mark (12—16 pCt.) gefunden wird. Vielleicht gehören die Stellen, von denen die Proben entnommen sind, zufällig einer sandigeren Ausbildung dieses Mergels an. Da ich von jedem aufgefundenen Vor¬ kommen Proben gesammelt habe, wird deren weitere Unter¬ suchung nähere Aufschlüsse geben. — Der Thongehalt der bei Klein - Zicker genommenen Probe beträgt 45,22 pCt., der Gehalt an feinem Sande (0,5 MM. D.-M.) 46,16 pCt., derjenige an kleinen, stecknadelknopfgrossen Steinchen, welche vorherr¬ schend aus blaugrauen, quarzigen und Thon-Schieferbrocken zu bestehen scheinen, — 9,132 pCt., — auf welche Quanta sich die 8,80 pCt. kohlens. Kalk vertheilen. Die Farbe des ab¬ geschlämmten Sandes ist weissgrau, der Steinchen vorherr¬ schend dunkel. Auf diesem blauen Lehm -Mergel lagert ein trocken hellgelber, feucht braungefärbter Lehm-Mergel, dessen charakteristische Massen überall sofort ins Auge fallen und Mönchsguts Ufern ihren eigen thümlichen Habitus verleihen. Er zeigt die sonst nur für das „graue“ Diluvium angege¬ benen Eigenschaften der plattigen Absonderung und der trans¬ versalen Schieferung, vermöge deren er in grössere und kleinere prismatische Blöcke zerfällt und sich oft in ganzen Wänden vom Ufer ablöst, in ausgezeichnetem Grade, ist reich an kleinen und grösseren Geschieben und Gerollen, nament¬ lich an Flint und Kreidekalk, und scheint etwas kalkreicher zu sein als No. 1, wenigstens ergaben mehrere untersuchte Proben einen Durchschnittsgehalt von 11,5 pCt., eine Probe sogar 21,34 pCt. Eine Probe des gelben Lehm - Mergels von Lobbe hatte 30,57 pCt. Thon, 61,09 pCt. feinen Sand, von c. 5 MM. D.-M., und 8,34 pCt. kleine Steine. Der Sand war von entschieden gelblicher Färbung, und scheint somit die abweichende Farbe des Mergels theilweise zu bedingen. Auf den blauen Lehm - Mergel ist er direct aufgelagert, wie einzelne, z. B. am Gross - Zicker’schen Höwt gesam¬ melten Stücke deutlich beweisen, während an anderen Stellen, z. B. am Grossen Peerd, die Grenze nicht deutlich 73 zu finden ist. Seine Schieferung, die grosse Härte und der Umstand, dass er an vielen Stellen vom bryozoenlialtigen Sande überlagert ist, lassen ihn als die kalkreichere, gelb¬ gefärbte und jüngere Abtheilung des unteren Diluvial -Lehm- Mergels erscheinen und von dem gewöhnlichen (Schluff ge¬ nannten) und blaugrau gefärbten abzweigen. 3. Sand des unteren Diluviums tritt auf Mönchsgut in verschiedenartiger Ausbildung auf, ist aber, wie schon her¬ vorgehoben, stets dadurch charakterisirt, dass er sich über dem Lehm-Mergel vorfindet, oder an seiner Stelle, nicht aber unter demselben. Die drei sonst beobachteten Formen treten auch hier auf: a. der gewöhnliche Diluvialspathsand von ziemlich gleichmässigem Korn in zweierlei Quarz, von wasserhellen und von gelblichen, namentlich der weisse in abgerundeten Körnern, aber auch in Splittern; Gehalt an Kalkstückchen und Bryozoen, letzterer jedoch nur selten; zu¬ weilen Braunkolilentheilchen, beim Erhitzen verglimmend, und stets kleine schwarze Partikel (Hornblenden !) , sowie bisweilen kleine Oktaeder von Magnet- oder von titanhaltigem Magnet- Eisenstein. — b. ein bedeutend feinkörniger, glimmerreicher, durch blässere Farbe des Feldspaths heller erscheinender, leicht vom Winde bewegter Sand, der sich oft in gelben Lehm-Mergel eingelagert findet und durch Auswehung ziemlich grosse Höhlungen in demselben zurücklässt. c. ein fast plastischer, sehr feinkörniger, geschichteter Sand, mitunter in Platten brechend und in würfelähnlichen Stücken am Ufer liegend, in trockenem Zustande geschmeidig („seifig“) anzufühlen. Geringe Thonbeimischungen scheinen ihm hauptsächlich seine Consistcnz zu verleihen, in Folge seiner Kalkbeimischung braust er stark mit Säuren. Ob sich Ucbcrgänge zwichen ihm und b. finden, wird eine nähere Vergleichung der zahlreich gesammelten Proben ergeben. Ausser auf Mönchsgut kommt er auch am Burgwall bei Gob¬ bin, bei Bergen und an vielen andern Orten, ausser in Pom¬ mern z. B. auch in der Uckermark vor. Ausser diesen Sanden finden sich nicht selten, meist in den oberen Schichten, Parthien grobkörnigeren Sandes, (Grand) 74 mitunter in der Nähe von Geröllablagerungen mit Kalkstückchen und Flint, ohne dass deren geognostiscke Stellung näher zu bestimmen wäre. Sie gehören, was zu dem sonstigen Charak¬ ter dieser Sande passen würde, wahrscheinlich schon zu dem Oberen Diluvium, dessen Schichten auf Mönchsgut hauptsächlich in Form des Decksandes entwickelt zu sein scheinen. Es lagert fast regel¬ mässig auf dem gelben Lehm-Mergel und meist von ihm durch eine Geröllschicht getrennt, ein Spathsand von ungleichem Korn, mit braunen, welligen Streifen durchzogen, zuweilen auch durchgängig braun gefärbt, auf gelbem Lehm-Mergel oder, wo dieser fehlt, auf ordinärem Diluvial - Spathsande. An vielen Stellen zeigt derselbe Kalkgehalt, z. B. auf Lobbe, (5,28 pCt.), am Teschenberge etc. In den meisten Fällen jedoch ist er kalkfrei, die braunen Theile desselben sind trocken auein- anderkaftend, stehen deshalb meist aus dem Ufer heraus und geben beim Abschlämmen lehmige, gelbliche Trübung, so dass man ihn vorherrschend zum sog. Decksande zu rechnen hat, auch wo trotz der sonstigen Eigenschaften des Decksandes Kalk¬ gehalt auftritt, so dass eine Trennung zwischen beiden nicht durchzuführen ist. Eine Hauptmasse der Mönchsgut bedecken¬ den Sandlage scheint den letzteren mit Ausnahme zu betrach¬ ten. Dieser Decksand, meist horizontal oder schwach geneigt und dem allgemeinen Einfallen der Schichten folgend, aufge¬ lagert, wird nach oben zu humos, und häufig setzt diese kumose Schicht an den Küstenrändern nach unten zu scharf ab, — durchzieht auch zuweilen in mehreren Streifen die oberste Sandschicht, oder ist vom darunterliegenden Sande durch einen rothbraunen Streifen getrennt. — Der untere diluviale gelbe Lehm-Mergel durchbricht ihn zuweilen, z. B. hei Lobbe, auf dem Höchstberge der Reddevitz wahrscheinlich auch auf dem Bakenberge bei Gross-Zicker, dem Leistein und auf dem Gr. Peerd. — Da in letzteren drei Fällen nur etwa 1 Meter dieses Mergels aufgeschlossen ist, so lässt sich nicht erkennen, ob er dem oberen Diluvium angehört. Dasselbe ist der Fall mit dem Mergeluntergrund und dem plastischen Tlione des Middelkagener Plateaus, dessen sonstige Lagerungs- Verhältnisse jedoch, wie bemerkt, darauf hindeuten, dass er 75 dem unteren Diluvium angehört, welchem sich der ober-dilu¬ viale Sand an- und auflagert. Ober -diluvialer Lehm -Mergel scheint dagegen in dem Hohlwege zu sein, welcher die Middel- hagener Landstrasse in die Baaber Haide leitet. Eigenthümlich sind den oberen Diluvialsanden kalkige Massen, welche nicht selten röhrenförmig auftretcn und im letzteren Falle in ihrem Innern Pflanzenwurzeln haben. Solche Kalkröhren finden sich am Klein-Zicker Höwt, auf Gross-Zicker in der Pastors-Sandgrube, in der Sandgrube am Gobbiner Hof. Auch hier werden die resp. Sande zum oberen Diluvium zu rechnen sein. Lehm, d. h. kalkfreier, oder sandiger Thon mit Eisen¬ oxyd, ist als Vereiteruugskruste des Lehm - Mergels an ver¬ schiedenen Stellen zu finden, gehört jedoch meist dem unteren Diluvium an und ist die parallele Bildung des oberen Lehms. Unzweifelhaft ist dies der Fall bei Lobbe, wo an der nord¬ östlichen Ecke in Folge stärkerer Vegetation eine Schicht des gelben Stein - Mergels von ca. 0,3 Meter Dicke kalkfrei ge¬ worden ist. Kurz davor finden sich von Dünensand über wehte Lehm - Mergellager, bei denen man jedoch nicht genau be¬ stimmen kann, ob sie nicht umgelagerte ober -diluviale Mergel sind, die übrigens durch ihren geringen Kalkgehalt (0,08 pCt. in einer Probe) den Uebergang zu Lehm andeuten. Dasselbe ist der Fall mit einigen oben erwähnten Stellen, am Grossen Peerd und bei Göhren, sowie am Thiessover Höwt. — Ueber die alluvialen Bildungen Mönchsguts und seiner Nachbarschaft ist schon oben das Wesentlichste erwähnt. Sie zerfallen in das ortsteinführende Altalluvium der Baaber Haide, überlagert zum Theil an ihrer östlichen Seite durch die jung¬ alluvialen Dünen, in die nicht aus der jetzigen See, sondern von der Höhe stammenden Sande des Oststrandes, in dieFlugsande des Thiessower Ilöwts, des Lobber Hakens, des Schafberges, der Gobbiner und Seedorfer Höhen, in die Haffschlammansamm- lungen in geschützten Ecken und in einzelnen kleinen Wasser¬ becken, — und in die Ilaffsandmassen, welche durch lokale Ueberfluthung aufs Land geworfen werden. Von humosen Bildungen endlich findet sich ausser Wiesentorf Ablagerungen, die allmählig sich bis zu der kümmerlichen Ilumuskruste der 76 bewachsenen Düne abstufende, höchstens 0,6 Meter mäch¬ tige Rasendecke der Ebene. Ihnen allen dienen der ältere Seesand und lokal wohl auch Geröllschichten zur Basis. Ueber das Vorkommen von Seetorf, der am Koos und auf Usedom nicht selten ist, sowie von Wiesen kalk, habe ich Nichts in Erfahrung zu bringen vermocht. Die Rinderpest im Regierungsbezirk Stralsund im Jalire 1870. Von Prof. Dr. Fürstenberg, in Eldena. Obschon der Regierungsbezirk Stralsund fern vom Kriegs¬ schauplätze und den grossen Strassen, auf welchen unsere Truppen und die ihnen folgenden Proviant- etc. Colonnen sich nach Frankreich hinbewegten, gelegen ist, so wurde derselbe doch nicht von den Geissein des Krieges verschont. Die stets im Gefolge des Krieges auftretende Viehseuche fand ihren Weg zu den auf den neuvorpommerschen Gefilden weidenden Rinderheerden und richtete hier ihre Verwüstungen an. Die Rinderpest ist, wie bekannt, ein ein Contagium ent¬ wickelndes Leiden, welches fern von uns in den Steppen Russlands, unter den zu den Steppenracen gehörigen Rindern originär sich entwickelt, und von dort überall dahin verbreitet wird, wohin vermittelst des Handels die Thiere dieser Race geführt werden. Von dem Aufhören des Herrsch ens der Seuche in Russ¬ land ist höchst selten die Rede; wir können annehmen, dass in den Gegenden, durch welche die Strassen sich hinziehen und auf welchen die Heerden des Steppenviehes sich fort¬ bewegen, diese ansteckende Krankheit zu herrschen nicht auf¬ hört. p 77 Die Pest verläuft bei den Thieren der Steppenrace viel günstiger, als bei den unseren Culturracen angehörigen ; selten zeigt sie bei jenen einen so bösartigen Charakter, dass 50pCt. der Seuche erliegen, gewöhnlich fallen nur 25pCt. der Er¬ krankten der Seuche zum Opfer. Die Pest ist daher in den Gegenden, wo sie sich originär entwickelt, nicht so gefürchtet wie bei uns, wo fast kein Thier, welches mit dem Contagium der Seuche in Berührung kommt, von derselben verschont bleibt, und nur sehr wenige, etwa 5pCt. von der Krankheit genesen. Mit Recht ist daher die Pest eine der gefurchtesten Rindviehkrankheiten, und die durch sie herbeigeführten Verluste schlagen dem National- Vermögen bedeutende Wunden. Die grossen Verheerungen, welche die Seuche stets bei ihrem Auftreten in Europa herbeigeführt hat, Verheerungen, die fast stets als Beigabe der Kriege aufgetreten sind, haben bis jetzt die Staatsregierungen noch nicht dazu vermocht, einen anderen Modus der Fleisch- Verpflegung der Truppen in Kriegszeiten zu wählen. Bei der Versorgung der Armeen mit Fleisch ist immer nach dem alten Herkommen verfahren worden, man hat Lieferanten für die Herbeischaffung des nöthigen Material Sorge tragen lassen. Die Lieferanten beziehen die Waare natürlich von dorther, wo sie dieselben am wohlfeilsten beschaffen können und machen ihre ersten Ausflüge in die Gegenden, wo die Landwirthe besonders Steppenvieh zur Verrichtung der Feldarbeiten und zur Aufstellung zur Mast verwenden. In diesen Ländern kommt aber in Folge des ständigen Eintriebes von Vieh aus den Steppenländern die Seuche nie vollständig znm Verschwinden, und wir müssen bei einem regen Verkehr im Viehhandel, wobei Thiere von dort zu uns eingeführt werden, sie mögen der Steppenrace oder anderen Raccn angehören, stets auf das Auftreten der Pest gefasst sein. Es liegt nun die Frage sehr nahe: sind wir nicht im Stande, unsere Armeen ohne Ankauf von Vieh in jenen Ge¬ genden und ohne das Hercinschlcppen der Rinderpest hinreichend mit Schlachtvieh zu versorgen? Kann das Land nicht ebenso gut, wie die übrigen, für die Armee nothwendigen Verpflegungs- 78 gegenstände, z. B. Brodgetreide, Hafer etc. beschafft werden, auch den Bedarf an Fleisch decken? Ich glaube, dass diese Frage unbedingt bejaht werden muss; wir haben Vieh in hinreichender Menge und können zur beliebigen Zeit die Zahl der Schlachtthiere den Armeen zur Verfügung stellen, welche dieselben zu ihrer Ernährung bedürfen. Dass wir stets mehr Schlachtvieh besitzen, als der Consum im Lande fordert, beweist die ständige und bedeu¬ tende Ausfuhr von Rindern, Schafen und Schweinen nach jenen Ländern, welche durch Selbstproduction ihren Bedarf an Schlachtvieh zu decken nicht im Stande sind. Wollen wir daher vor Einführung der Rinderpest in solchen Zeiten uns schützen, so müssen wir die Grenzen gegen die Länder, die stets mit der Seuche zu kämpfen haben, gegen die Einfuhr von Vieh in dieser Zeit schliessen; wir werden dann nicht die Verluste zu tragen haben, welche die Pest hervorruft, und auch unsere Armeen mit geringem Opfern und ebenso gutem Fleische ernähren können. Die Rinderpest wurde dem Regierungsbezirk Stralsund Mitte August 1870 durch Rinder, welche Behufs Verprovian- tirung der Festung Stralsund dorthin gebracht waren, zu¬ geführt. Die Menge der zu dem im August fälligen Termine gelieferten Ochsen betrug 354 Haupt, welche von Berlin, wo sie von den Lieferanten auf dem Viehmarkte erstanden waren, per Bahn nach Stralsund befördert wurden; ausserdem waren noch 30 Kälber, grösstentheils in der Nähe von Stralsund aufgekauft, abgeliefert. Die Transporte trafen so ein, dass Mitte des erwähnten Monats die Thiere an das Proviantamt abgeliefert wurden. Die Ochsen mussten, da im Voraus nicht für geeignete Stallräume zu ihrer Unterbringung Sorge getragen war, auch vielleicht wegen der Kürze der Zeit, welche zwischen Ab¬ schluss des Lieferungsvertrages und der Ablieferung verflossen, Stallräumlichkeiten für dieselben nicht beschafft werden konnten, auf Weideflächen, welche den Ackerbürgern der Vorstädte gehörten, untergebracht werden. Die Leute, welchen die Ueberwachung dieser grossen Heerde anvertraut war, scheinen weder in genügender Zahl vorhanden gewesen, noch beson- 79 t ders für das ilmen übertragene Geschäft befähigt gewesen zu sein. Sehr bald durchbrachen die Rinder die Grenzen der ihnen zugetheilten Flächen, theils weil die auf diesen vorhan¬ denen Pflanzen nicht zur Ernährung einer so grossen Zahl von Thieren genügten, theils weil dieselben ihnen nicht gemundet haben mögen, und sie suchten daher die auf der Feldmark befindlichen Futtermassen auf, um ihren Hunger zu stillen. Einzelne Thiere dehnten ihre Streifereien bis zu den in der Triebseer Vorstadt gelegenen Höfen aus, drangen hier sogar in die auf den letzteren befindlichen Rinderställe ein, und verzehrten das hier den Kühen vorgelegte Futter. Bedenkt man, dass sämmtliche Rinder dieser grossen Heerde bis zu der Zeit, wo sie auf den Berliner Markt ge¬ bracht worden waren, im Stalle gehalten und hier Kostfutter erhalten hatten, so kann man leicht einsehen, dass der Auf¬ enthalt auf einer ihrer Ernährung eine nicht genügende Menge von Futterstoffen bietenden Weide bei schlechtem Wetter, der Gesunderhaltung und ihrem körperlichen Gedeihen eben nicht förderlich gewesen ist. Die ersten von den Lieferanten nach Stralsund gebrach¬ ten Rinder wurden am 16. August von den Beamten des Proviantamtes in Empfang genommen und letzteren der erste Erkrankungsfall unter den Thieren am 21. August und der erste Todesfall am 22. desselben Monats gemeldet. Da unter einer so grossen Zahl von Rindern Krankheitsfälle stets Vor¬ kommen, und hier bei den sehr ungünstigen Verhältnissen unter welchen die Thiere sich befanden, dergleichen erwartet werden mussten, so erregten die Erkrankungen keinen Ver¬ dacht auf die Anwesenheit der Seuche. Bald folgten in kur¬ zen Zwischenzeiten den ersten Krankheitsfällen neue unter gleichen Erscheinungen, so dass bis zum 29. August, dem Tage, an welchem ich in Folge der Requisition der Königl. Regierung die unter dem Approvisionementsvich aufgetretene Krankheit feststellen sollte, 22 Haupt Rindvieh erkrankt, und in Folge dessen theils an die Fleischer Stralsunds verkauft, theils der Krankheit erlegen, und dem Scharfrichter übergehen wor¬ den waren. In den letzten Tagen vor der durch mich ausgefUhrtcn 80 Untersuchung waren die Rinder in verschiedenen Ställen unter¬ gebracht worden. Auf dem Neumarkt und einem anderen, nicht fern von diesem gelegenen Platze, waren zwei grosse Ställe aus Brettern erbaut, in diesen ein Theil der Ochsen aufgestellt worden; die grössere Zahl fand in den Ställen der verschiedenen Gasthöfe ein Unterkommen. Durch das Aufstellen der Rinder und durch die Vermeh¬ rung der Zahl der Wärter konnte das Erkranken der ein¬ zelnen Thiere eher und leichter, als zu der Zeit, wo sie sich noch auf der Weide befanden, wahrgenommen werden, auch war eine Behandlung der Thiere ermöglicht. Diese letztere wurde dem der Kommandantur zur Disposition stehenden Ross¬ arzte der in Stralsund befindlichen Escadron Husaren über¬ tragen. Letzterer hatte die unter den Rindern herrschende Krankheit nicht erkannt, auch nicht den Verdacht auf Rinder¬ pest ausgesprochen. Mit Ausnahme von zwei Ställen, fand ich hei der am 29. August ausgeführten Untersuchung, fast in jedem Stalle mehrere Kranke. Ein Vorbericht über dies erste Auftreten der Krankheit, über den Verlauf etc., konnte mir nicht er¬ stattet werden, nur über die Pflege und Haltung wurde mir berichtet und zwar dahin, dass dieselbe eine die Gesundheit der Thiere nur schädigende gewesen sei. Die Symptome, welche ich bei der Mehrzahl der erkrankten Rinder wahrge¬ nommen, Hessen von Anfang bei mir darüber keinen Zweifel, mit welchem Leiden ich zu kämpfen hatte. Bei dem Mangel eines Vorberichtes, der zur Feststellung der Krankheit hätte angewendet werden können, musste ich selbst die Thiere und den Verlauf der Krankheit beobachten und erklärte unter Berücksichtigung der obwaltenden Verhältnisse, die unter den Rindern des Approvisionementsviehes aufgetretene Krankheit für ein der Rinderpest im höchsten Grade verdächtiges Lei¬ den, mit dem Anträge, sofort die bei der Rinderpest vorge¬ schriebenen Absperrungsmaasregeln in Wirksamkeit treten zu lassen. Zwei Tage der Beobachtung genügten vollständig, die Beweismittel zu gewinnen, welche zur Feststellung der Krank¬ heit hinreichten. Am 3. September erklärte ich die unter den Bl Rindern herrschende Krankheit für die Rinderpest, und ge¬ langten nun die durch das Gesetz vorgeschriebene Tilgungs- massregeln zur Ausführung. Die Zahl der Erkrankungen war jetzt keine unbedeutende; auch mehrten sich in bedenk¬ licher Weise die Todesfälle. Die Lage der beiden auf den Plätzen errichteten Ställe, ferner die Aufstellung der Rinder in den besuchtesten Gast¬ höfen, boten hinreichende Gelegenheit die Krankheit in die Ställe von Privatbesitzern zu verschleppen, und es währte auch nicht lange Zeit bis Erkrankungen von Rindern in den Viehständen der Privatbesitzer zur Kenntniss der Behörden gelangten. Die ersten Anmeldungen von Erkrankungen kamen von den Besitzern auf der Tribseer Vorstadt, in deren Höfe und Ställe die Ochsen eingedrungen waren. Die Besitzer gaben bei den über den Ursprung etc. angestellten Recherchen an, dass etwa 8 Tage vor dem Tage der Anmeldung, mithin am 24. August die Ochsen auf ihre Höfe gekommen, in ihre Kuh¬ ställe eingedrungen, und auf diese Weise mit ihren Kühen zusammengekommen seien. Diese Erkrankungen, welche am 1. September gemeldet waren, bestätigten vollständig die Diagnose. Im Allgemeinen stellte sich bei dem Herrschen der Rinder¬ pest unter dem hiesigen und dem Approvisionements-Vieh die Dauer der Inkubations - Periode bei der natürlichen Infection auf 8 Tage heraus. Die Erkrankung der Kuh des Scharf¬ richters* kann nicht befremden, da derselbe die an der Seuche eingegangenen Thiere, ehe die Krankheit als solche festgestellt, auf den auf seinem Grundstücke befindlichen Anger gebracht hatte. Die Erkrankung dieser Kuh wurde ebenfalls am 1. Sep¬ tember gemeldet. Das Auftreten der Seuche in den in der Stadt befind¬ lichen Rindviehhaltungen gelangte am 5. September zur Kennt¬ niss der Behörde. Der Stall, in welchem dieselbe zuerst sich zeigte, lag in der Nähe des Neumarktes, auf welchem der eine fiskalische Stall errichtet war, ausserdem befand sich der¬ selbe ganz nahe dem Gasthofe, in welchem eine bedeutende Mitthcil. a. <1. naturwissensch. Verein v. Neu- Vorpommern u. Rügen. III. G 82 Zahl von Rinder aufgestellt, und viele Erkrankungen und Todesfälle bereits vorgekommen waren. Am 5. September erfolgten auch Anzeigen über Erkran¬ kungen unter den Kühen verschiedener auf der Franken¬ vorstadt wohnender Viehbesitzer. Die Verschleppung der Seuche in diese Ställe, war, wie die darüber angestellten Recherchen ergeben haben, durch Futter veranlasst, welches, auf dem Felde stehend, durch die ausgebrochenen Ochsen mit dem Contagium imprägnirt worden war. Am 5. September machte der Besitzer von Gr. - Lüders¬ hagen von Erkrankungen in seiner Rinderheerde Mittheilung. Die Untersuchung der vier zur Zeit vorhandenen Kranken führte zur Feststellung der Seuche in jener Heerde. Die Ver¬ schleppung der Pest nach diesem Orte scheint durch den Dung herbeigeführt worden zu sein, welcher aus dem einen Gasthofe in der Zeit nach Gr. -Lüdershagen abgefahren wor¬ den ist, wo bereits Ochsen von der Seuche befallen, ja der¬ selben erlegen waren. Später theilte der Besitzer mit, dass die Seucli ihm vielleicht durch seine Leute zugetragen worden sei. Die letzteren hätten sich beim Scharfrichter, dessen Grundstück an seiner Grenze gelegen, die dort liegenden Cadaver der eingegangenen Ochsen besehen und seien dann nach Hause gegangen. Die Kühe der Kathenleute, welche wahrscheinlich, wenn die Uebertragung auf diese Weise ver¬ schleppt worden, zuerst erkrankt wären, zeigten jedoch keine Spur von der Krankheit. Durch aus der Stadt geholten Dung scheint auch die Ueberfiihrung des Rinderpestcontagiums nach Devin statt¬ gefunden zu haben, von wo die Erkrankung einer Kuh ge¬ meldet wurde und die Constatirung der Seuche am 12. Septbr. erfolgte. Am 15. meldete der Besitzer des Devin gegen¬ übergelegenen Gutes Drigge die Erkrankung mehrerer seiner Kälber. Die nähere Untersuchung derselben führte auch hier zur Constatirung der Pest. Die Untersuchungen über den Weg, auf welchen das Con¬ tagium nach Drigge gelangt, haben ergeben, dass durch Ver¬ mittelung der in den Drigger Schanzen gelegenen Soldaten, welche täglich durch das Drigger Boot mit Stralsund ver- 83 kelirten, und ihren Weg über den Gutshof nahmen, die Pest dorthin gebracht worden war. Einige Tage vor dem Auftreten der Seuche in Devin und Drigge, und zwar am 11. September liefen bei der Polizei- Behörde Stralsunds die Meldung von Erkrankungen einzelner Rinder auf der Knieper Vorstadt ein. Die Recherchen stell¬ ten den Ausbruch der Pest in einigen Höfen der Vorstadt fest. Auf sämmtlichen Vorstädten der Stadt Stralsund war nun die Pest aufgetreten, und die Feststellung führte dieser Thatsache zur Verlegung des Cordons auf die Grenzen der Stadt. In der Stadt trat die letzte Erkrankung einer Kuh am 16. Septbr. auf. Von den innerhalb der Stadt gehaltenen Rindern blieben drei Thiere, welche zu jener Zeit des Auf¬ tretens der Seuche auf dem Dänholm weideten, und dort zurückgehalten wurden, von der Pest verschont. Die letzte Meldung eines Pestfalles in den zu der Stadt gehörigen Ortschaften erfolgte am 1. October, und zwar durch einen in der Frankenvorstadt wohnhaften Ackerbürger. 7 Tage später wurde auf dem, auf der Insel Rügen gelegenen Gute Scharpitz der Ausbruch der Pest constatirt. Der Weg, welchen das Contagium gewandelt, um zu den in Scharpitz gehaltenen Rindern zu gelangen, ist nicht mit Sicherheit ermittelt worden. Möglich ist es, dass durch die eignen Leute des Pächters die Seuche hierher gelangte, ebenso wahrscheinlich ist es aber auch, dass durch einige Leute, welche zu der am 1. October zu Rambin abgehaltenen Schafauktion von Stralsund gekommen, und auf ihrem Rückwege, wie der Besitzer angegeben, seine Kühe einer Besichtigung unterworfen, das Contagium verschleppt worden ist. Dieser Ausbruch der Pest zu Scharpitz war der letzte in dem Regierungsbezirke. Die über den Ort verhängte Sperre wurde am 4. November aufgehoben. Die Beseitigung des aus 354 Ilaupt Rindvieh und 30 Kälbern bestehenden Approvisionementsvieh war mit grossen Schwierigkeiten verknüpft, welche eines Theils in der Fort- schaflung der Cadaver, andern Theils in der Herrichtung der Gruben zur Verscharrung derselben beruhten. Die Erkrankungen traten in diesem Viehstande mit dem 2. September in sehr grosser Zahl auf und mit ihnen die Todes- 84 fälle, so dass wir täglich achtzig und einige Kranken und bis GO Todesfälle hatten. Die mit der Fortschaffung der Cadaver betrauten Personen hatten so wie die die Gruben herrichtenden Arbeiter Tag und Nacht zu arbeiten, um nur einigermassen den Anforderungen zu genügen. Zu diesen Arbeiten kamen noch die, welche durch die Erkrankungen und die Beseitigung der in der Stadt und den Vorstädten eingegangenen Thiere veranlasst wurden. Die zur Beseitigung der fiscaliscken Ochsen nöthigen Massregeln wurden am 6. September, an wel¬ chem Tage die noch lebenden, durchgängig von der Pest befal¬ lenen 70 Haupt getödtet und verscharrt wurden, in soweit beendet, dass nun zur Desinfection etc. der von den Thie- ren innegehabten Ställe geschritten werden konnte. Die durch das Gesetz vom 4. April 1869 und die hierzu erlassene Instruction vom 26. Mai ej. a. gebotenen Mass¬ regeln zur Tilgung der Seuche haben sich beim Auftreten der Rinderpest im hiesigen Regierungsbezirke bewährt. Den Be¬ hörden ist es trotz der grossen Schwierigkeiten, welche der Durchführung der Vorschriften besonders in den Vorstädten Stralsunds entgegentraten, gelungen, die Krankheit auf einen verhältnissmässig kleinen Bezirk zu beschränken. Die Ver¬ luste sind im Grossen und Ganzen nur als geringe zu bezeich¬ nen. Erwägen wir, dass von den in der Stadt Stralsund und ihren Vorstädten vorhandenen 600 und einigen Haupt nur 98 Kühe, 1 Bulle und 8 Kälber der Rinderpest zum Opfer fielen, so müssen wir gestehen, dass bei den eigenthümlichen Verhältnissen in den Vorstädten dies Ergebniss als ein sehr günstiges betrachtet werden muss. Im Ganzen stellt sich der durch die Seuche herbeigeführte Verlust an Rindern im Regierungsbezirk wie folgt heraus: 1) 354 Haupt und 30 Kälber des Kgl. Proviantamtes; 2) 99 „ „ 8 „ in der Stadt Stralsund und 3) 68 4) 75 5) 39 6) 40 Umgegend; zu Gr. Lüdershagen; zu Devin; 6 „ zu Drigge; 4 „ zu Scharpitz: Zus. 675 Haupt und 48 Kälber. 85 Eine neue Fallmaschine. Von Dr. W. Rollmann, Oberlehrer in Stralsund. Die Atwood’sche Fallmaschine signalisirt nur (las Ende des Falles durch Aufschlagen des Gewichtes. Ich habe die¬ selbe so lange abgeändert, dass der Ort, wo sich der fallende Körper nach jeder beliebigen Zeiteinheit, etwa Secunde, be¬ findet, während der ganzen Fallzeit markirt wird. Die Ein¬ richtung ist folgende: Ein Theil des Apparates ist das Gestell der Atwood’schen Fallmaschine. Die Auslösung des fallenden Gewichtes besorgt ein kleiner Elektromagnet, der durch Anziehung seines Ankers einen kleinen Hebel fortzieht, welcher die Umdrehung der Rolle hemmte. Ich habe diese Vorrichtung von Oechsle entlehnt, der sie in Dingler’s Journal 1870, Heftl. beschrieben. In dem Schliessungsbogen der galvanischen Kette für den Elektro¬ magneten ist noch ein Pendel eingeschaltet, indem der eine Draht mit der Pfanne, auf welcher die Schneide des Pendels ruht, verbunden ist, der andere mit einem Quecksilber¬ näpfchen, welches so unter dem Pendel steht, dass letzteres in seiner Ruhelage mit einer feinen Spitze in die vorstehende Kuppe des Quecksilbers taucht. Ein dritter Apparat, der sich im Kreise der Kette befindet, ist die Hauptrolle eines lluhmkorf. Dem Atwood'schen Gestell ist hinzugefiigt eine etwa G Fuss lange Metallröhre von etwa 2 Zoll Durchmesser. Die Röhre ist genau lothrecht gestellt und hat nur wenige Linien Abstand von dem fallenden Gewichte. Sie ist in bekannter Weise mit Papier überzogen. Mit der Säule ist in metalli¬ schem Contact das eine Drahtende der Nebenrolle des Induc¬ tors, während das andere mit dem Lager der Rolle verbun¬ den ist, welche die Gewichte trägt. Der Faden an dem letz¬ tem hängend ist leitend (Goldlahn). Das fallende Gewicht trägt eine runde vorstehende Scheibe mit scharfem Rande. Das Zusammenwirken der Apparate ist nun leicht zu 86 verstehen. Das mittelst eines Fadens seitlich befestigte Pen¬ del wird losgebrannt. Beim ersten Passiren der Ruhelage löst der Elektromagnet den Hebel und der Fall beginnt. Gleichzeitig springt von dem vorstehenden Rande des fallen¬ den Gewichts ein Funke zu der nebenstehenden Metallröhre über, der auf dem berussten Papier eine Marke macht, die dann bei jedem folgenden Passiren der Pendelspitze durch die Quecksilberkuppe sich wiederholt. Nach beendetem Fall werden die Abstände der Marken gemessen. Um den ganzen Umfang der berussten Röhre benutzen zu können, ist dieselbe um ihre Längachse drehbar. Ersticken der Fische in strengen Wintern. In den alten Moorteichen auf dem sogen. Rosenthal bei Greis wähl, in der Nähe des Wamper Holzes, sind in dem strengen Winter 1870/71 grosse Mengen von Esox lucius und Tinea vulgaris erstickt. Das Unglück hat hauptsächlich die grösseren Exemplare betroffen, (Hechte von 1 Mtr. und Schleie von | Mtr. Länge lagen in grosser Anzahl herum) und die Aale, die in den Teichen ziemlich häufig sind, verschont. Nach den mir zur Anschauung gekommenen Resten dürfte der Schaden sich leicht auf einige Hundert Thaler veranschla¬ gen lassen. Höchstwahrscheinlich werden ähnliche Fälle auch in anderen geschlossenen Bassins vorgekommen sein, und ist dies eine Mahnung, den Fischen durch bei Zeiten ins Eis gehauene Löcher Luft zuzuführen, um Verlusten vor¬ zubeugen. Greifswald, im October 1871. W. Lühder. Druck von Trowitzscü und Sohn in Berlin. littheilungen aus dem naturwi ssenschaftlichen V ereine von Neu- Vorpommern und Bügen. - - Redigirt von Prof. Frhr. v. Feilifesch, Prof. Limpricht und Dr. Marsson in Greifswald. Vierter Jahrgang. Mit 2 Steindruck-Tafeln. Berlin. Verlag von Rudolph G a e r 1 11 e r. 1872. I Inhalt. Seite Verzeichniss der Mitglieder . IV Rechnungsabschluss für das Jahr 1871 . VIII Sitzungsberichte . IX Verzeichniss der vom 15. Juli 1871 bis 1. December beim Vereine eingegangenen Druckschriften . XII Ueber subfossile Wirbelthier-Fragmente von theils ausgerotteten, theils ausgestorbenen Thieren Pommerns, von Professor Dr. J. Münter . 1 Beiträge zur Verbreitung der Hausratte, von W. Passow . . . 44 Verzeichniss der Schmetterlinge, welche in Neu-Vorpommern und auf Rügen beobachtet wurden, von H. Paul und C. Plötz. 52 Cohäsion des Eisens im magnetischen Zustande, v. W. Rollmann 115 Erklärung der Abbildungen . 117 Vereins- Angelegenheiten. i. Verzeichntes der Mitglieder. Berlin: Divitz : Eldena : Andershof: Herr Ur. Kämmerer. Barth: „ L. Holz, Rentier. Bohlendorf a. Rügen: Herr Freiherr v. Bohlen, Erbkämmerer im Fürstenthum Rügen. Bonn: Herr Dr. Troschel, Professor. Braunschweig: „ Dr. Otto, Professor. Wellmann, Bau-Inspector. Graf von Krassow. Fintelmann, Insp. des hotan. Gartens, Dr. Fürstenberg, Professor, Dr. Jessen, Professor, Dr. Pietrusky, Lehrer, Dr. Rolide, Oekonomierath u. Professor, Dr. Scholz, Professor, Dr. Frommer, Professor. Dr. Baier, Professor, Dr. Baumstark, Privat-Docent, Dr. Bengelsdorf, pract. Arzt, Dr. Buchholz, Professor, Dr. Budge, Professor, Geh. Med. -Rath, Dotzauer, Insp. des hotan. Gartens, Dr. Eichstaedt, Professor, Dr. v. Feilitzsch, Freiherr, Professor, Greifswald >> >> ?> 77 77 77 77 77 77 77 77 77 77 7) >7 77 VI Greifswald : Herr Frauenstein, Meelianikus, „ Dr. Fuchs, Professor, „ Dr. George, Professor, „ Dr. Grolle, Professor, „ Dr. Haekermann, Professor und Kreis - Physikus. „ Hausmann, Bergamts-Assessor, „ Dr. Hoefer, pract. Arzt, „ Kessler, Fabrikdirector, ,, Dr. Köhnk, pract. Arzt, Sanitätsrath, „ Dr. Krähler, pract. Arzt u. Priv.-Doc., „ Krause, Gymnasial-Lehrer, ,, Kunstmann, Apotheker, „ Labahn, Rentier, „ Dr. Landois, Professor, ,, Dr. Laurer, Professor, „ Dr. Limpricht, Professor, „ Dr. Loose, Lehrer, „ Dr. Lühder, Naturf., z. Z. in Afrika, „ Dr. Marsson, „ P. Mayer, Stud., „ Dr. Mosler, Professor, „ Müller, akadem. Baumeister, „ Dr. Mtinter, Professor, „ Dr. Pernice, Professor und Geh. Medi- zinal-Rath, „ Pogge, Kaufmann, „ Dr. Quistorp, prakt. Arzt, „ Schenk, Apotheker, „ Dr. Schirmer, Professor, ,, v. Schultz, Rittmeister, ,, Dr. Schwanert, Professor, „ Dr. Sommer, Professor, „ v. Vahl, Rechtsanwalt, ,, Westphal, Kreishaumeister, „ Wiese, akadem. Forstmeister, „ Dr. Weitzel, Gymnasial-Lehrer. „ Dr. Königsberger, Professor. Heidelberg : VII Ladebow: Prerow a. Dars. Pyrit z : Kauziu: Schmoldow: Stralsund: Herr Holst, akadem. Pächter. „ Diesing, Apotheker. „ Dr. Römer, Stabs-Arzt. „ Homeyer, Rittergutsbesitzer. ,, v. Belir, Königl. Kammerherr u. Ritter¬ gutsbesitzer. ,, Graf von Behr-Negendank, Regierungs¬ präsident, V V >> ?) >> W^iteuhagen: „ Wieck 1). Eldena: ,, Wolgast: „ Wollin : Dr. Kleine, prakt. Arzt, Dr. Passow, Realschul-Lehrer, Dr. Plettner, Director der Provinzial- Gewerbeschule, Dr. Rollmann, Gymnasial-Lehrer, Dr. Schütte, Gymnasial-Lehrer. Dr. Hofmeier, Pastor. Schütze, Pastor. Niz, Pastor einer. Roth, Lehrer. Sclimurr, Apotheker. V or stand. Nach den Statuten schied mit dem Schlüsse des Jahres 1871 aus dem Vorstande der Prof. v. Feilitzsch aus, und wurde statt seiner gewählt Herr Prof. M Unter. Der gegen¬ wärtige Vorstand besteht demnach aus den Herren: Professor Dr. Fürsten!) erg, Professor Dr. Mtinter und Professor Dr. Schwanert. Leider hat der Verein in diesem Jahre den Verlust zweier seiner Mitglieder zu beklagen. Der practischc Arzt, Dr. L. Hoefer erlag nach längerem Leiden dem Typhus am 28. März 1872. Er hatte stets den regsten Antheil an den Ver¬ einsinteressen genommen. Am 15. Septbr. starb plötzlich unerwartet der Dcparte- ments-Thicrarzt Dr. Fürsten herg in Eldena, nachdem er nur kurz zuvor von einer grösseren wissenschaftlichen Reise noch ganz gesund zurückgekehrt war. Die Wissenschaft ver¬ liert in ihm einen tüchtigen Forscher und unser Verein eins VIII seiner thätigsten Mitglieder. Wir hoffen für das nächste Heft eine biographische Mittheilung über den Verstorbenen in Aussicht stellen zu können. II. Rechnungs-Abschluss für (las Jahr 1871. Einnahme. Kassen-Bestand aus dem Jahre 1870 4 Thlr. 10 Sgr. 3 Pf. Beiträge von 71 Mitgliedern* ... 71 ,, — „ — „ Von der Verlagsbuchhandl. R.Gaertner in Berlin für verkaufte Vereins¬ schriften . . . 7 ,, 15 ,, — „ Summa 82 Thlr. 25 Sgr. 3 Pf. Ausgabe. Porto . . . . . 4 Thlr. 11 Sgr. — Pf. An den Vereinsboten . 9 „ — ,, — „ An den Buchdrucker Trowitzsch u. Sohn in Berlin für den Druck der Mittheilungen . 54 „ — „ — „ Für Papier und Heften der Mit¬ theilungen . . . 12 „ 26 „ — „ Summa 81 Thlr. 6 Sgr. — Pf. Einnahme ... 82 Thlr. 25 Sgr. 3 Pf. Ausgabe . . . . 82 „ 6 „ — ,, Bleibt 1 Thlr. 19 Sgr. 3 Pf. Die Rechnung schliesst zum ersten Male ohne ein Defizit ab, und ist es daher diesmal nicht erforderlich gewesen, die Freigebigkeit der Mitglieder besonders in Anspruch zu nehmen. Die Ursache davon ist jedoch nicht die so wiinschenswerthc Vermehrung der Einnahme durch den Beitritt neuer Mitglieder, IX sondern lediglich der Umstand, dass dem dritten Jahrgange der Mittheilungen keine Tafel beigegeben war, und dadurch die Herstellungskosten des Heftes bedeutend verringert wurden. m. Sitzungs-Berichte. Die statutenmässigen Sitzungen wurden im verflossenen Jahre regelmässig abgehalten, ihr Beginn und Schluss jedoch, wegen des Eisenbahnverkehrs mit Stralsund um eine Stunde verschoben. Abgesehen von den geringfügigen geschäftlichen Mittheilungen kamen folgende wissenschaftliche Angelegen¬ heiten zur Sprache. Ein paar Vorträge über allgemeine wissenschaftliche Ge¬ genstände hielt Herr Mayer. Er theilte einen Aufsatz über die Zoologie des Aristoteles mit, und wies nach, dass ge¬ wisse Darwinsche Ansichten schon hier deutlich ausge¬ sprochen worden sind. — In einer anderen Sitzung gab er ein sehr umfassendes kritisches Referat über das Buch des Professor Dr. Jessen in Kiel ,, Physiologie des Denkens.“ Herr Professor Jessen aus Eldena hatte im vorigen Herbst die wissenschaftliche Expedition mitgemacht, welche von einer Gesellschaft Gelehrter mit dem Dampf- Aviso „Pomerania“ auf der Ostsee ausgeführt wurde. Er referirte über die daselbst angewandten Untersuchungsmittel und Me¬ thoden, und theilte mit, dass abgesehen von den Untersuchungen über Salzgehalt, Temperatur und Strömung des Meeres in verschiedenen Tiefen, allein gegen 200 Beobachtungen über Pflanzen und Tliiere angestellt worden seien. Von den Pflan¬ zen haben sich namentlich bei Bornholm mehrere gefunden, die auf einen grösseren Salzgehalt in dieser Gegend des Meeres schliessen Hessen. Eine besonders reiche submarine Flora hatte sich in Alsensund, an der Küste von Angeln und hei Hadcrsleben gefunden. Die Fauna war vorzugsweise durch krebsartige Tliiere vertreten. X Ueber ein interessantes zoologisches Phänomen sprach Herr Dr. Passow, dahin gehend, dass in einzelnen Districten von Stralsund die schwarze Hausratte, in anderen die Wander¬ ratte auftritt, und dass sich nach der Art des Vordringens der letzteren vermuthen lasse, es werden durch sie die erste Species bald ganz verdrängt werden. — Hierzu bemerkte Herr Professor Munter, dass die schwarze Hausratte in unserer Provinz namentlich noch im Försterhause von Die¬ trichshagen vorfindlich sei. Ferner dringe eine andere Ratte von Alexandrien aus vor, welche ihrerseits wiederum die Wanderratte verdränge. Ueber den anatomischen Bau von Tänia und Bothryoce- phalus hielt Herr Professor Landois einen umfassenden Vor¬ trag, dessen Inhalt zu anderweitiger Veröffentlichung be¬ stimmt ist. Herr Professor Münter sprach über das eigentliche Ver¬ halten von im Wasser zur Blüthe gebrachten Hyacinthen, dem periodisch sehr schwache Lösungen von Chilisalpeter zugesetzt worden war. Jedem dieser Zusätze entsprach eine deutliche Anschwellung aller in das Wasser gehenden Wurzelfasern. — Ein anderes Mal sprach er über verschiedene orientalische, namentlich persische Droguen, und zeigt dieselben, sowie die einschlägigen Originalpflanzen der Versammlung vor. Herr Holtz theilte seine Beobachtungen über die Flora von Südrussland mit, die er auf einer dahin unternommenen Reise angestellt hatte. Auch in diesem Jahre referite uns Herr Assessor Haus¬ mann wiederholt über neue Erwerbungen von mineralogischen, geologischen und antiquarischen Gegenständen. So wurde Bergkrystall vom St. Gotthard, Epidot aus der Klanne von Gastein, Granit vom Felsengebirge, versteinertes Holz aus Ca- lifornien, Chalcedon und Opal aus dem Felsengebirge, derber Bleiglanz aus Missuri, Zinnober mit Schwefelkies aus Calistoja (Californien), verschiedene Kalkconglomerate, die bei Odessa und am Mittelmeer Vorkommen, vorgelegt und besprochen. Ausführliche Erörterung fanden die Süsswasserquarzknollen von la Ferte, welche zur künstlichen Herstellung der franzö¬ sischen Mühlsteine benutzt werden, und über deren Vorkommen XI und Lagerung Herr Dr. Scholz nach eigenen Anschauungen berichtete. — Von vorgezeigten antiquarischen Gegenständen machen wir namhaft: Zähne von vorstindfluthlichen Ochsen, ein Feuersteinkeil vom Missisippi, eine bei Platlio an der Rega gefundene Steinaxt aus Kieselschiefer, eine dergleichen aus Hornblend egneuss, in Neuvorpommern gefunden und eine dritte aus Syenitgneuss; eine Pineette und eine Armspange von Bronze, die in einer Urne bei Garz, sowie Knochen und Bruchstücke einer Urne bei Dambeck gefunden wurden. In Poggendorff’s Annalen für Physik hatte Herr Dr. Roll mann unlängst eine Abhandlung über Darstellung von Blitzröhren in Schwefelblumen mittelst Maschinenelectricität veröffentlicht. Eine Anzahl äusserst zierlicher Präparate, in ihren wesentlichen Eigenschaften den natürlichen Blitzröhren vollkommen gleich, zeigte derselbe uns vor. — Ebenso gab uns Herr Dr. Marsson Gelegenheit, einen vom -Mcchanikus Zeiss in Jena konstruirten Apparat behufs mikroskopischer Beobachtung der Spektralerscheinungen in Augenschein zu nehmen. — Desgleichen stellte Herr Professor v. Feilitzscli Versuche an mit einem neuerworbenen elektrischen Regulator von Dubosq-Soleil in Paris, sowie er in einer anderen Sitzung über die in diesem Frühjahr stattgehabten Eruptionen des Vesuv in Zusammenstellung mit früheren Ausbrüchen des¬ selben referirte. Eine ausführliche Zusammenstellung und soweit thunlich experimentelle Darstellung über Gährungserscheinungen und über die Bedeutung der verschiedenen Fermente und antisep¬ tischer Mittel im Haushalt der Natur verdanken wir Herrn Professor Limpricht. — Herr Professor Schwanert zeigte Chroton chlor alhydrat, ein neues Anästheticum vor und verbreitet sich über dessen Gewinnung, Constitution sowie über seine Beziehung zu Aldehyd, Chloroform, Chloral u. s. w. — Herr Professor Fürstenberg stellte die verschiedenen Theorien über die Bedeutung, Umsetzung und Ausscheidung des Stickstoffs und seiner Verbindungen im tliierischen Organis¬ mus zusammen und wies die Schwächen derselben nach. Er machte dann auf eine Untersuchung von Engel mann auf¬ merksam, die in neuester Zeit unter Leitung des Herrn Prof XII Hoppe-Seyler ausgeführt worden ist, und welche nament¬ lich die Ausscheidung von Schwefelsäure und Phosphorsäure in Vergleich setzt mit der geleisteten Arbeit, wodurch grössere Uebereiustimmung in den gewonnenen Zahlen erzielt würde, als durch die Vergleichung der Arbeit mit dem ausgeschiedenen Harnstoff. Verzeichniss der vom 15. Juli 1871 bis 1. December 1872 beim Vereine eingegangenen Druckschriften. 1. Korrespondenzblatt des zoologisch - mineralogischen Ver¬ eins zu Regensburg. 25. Jahrgang. 1871. 2. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft zu Berlin. Bd. 23 Heft 3, 4. 3. Verhandlungen des naturhistorisch-medicinischen Vereins zu Heidelberg. Bd. 5 u. 6. 4. Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins in Bremen. Bd. 111. Heft 1 u. 2. 5. Verhandlungen des botanischen Vereins für die Provinz Brandenburg in Berlin. Jahrg. 11 u. 12. 6. Sitzungsberichte der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis in Dresden. 1871 Juli bis December. 1872 Januar bis März. 7. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt zu Wien. 1871 XXL 4. 1872 XX1L 1 u. 2. 8. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt zu Wien. 1872. 1—6. 9. Kaiserl Akademie der Wissenschaften zu Wien. Sitzungs¬ berichte der mathem. naturwissenschaft. Klasse. 1872. 1—20. 10. Mittheilungen der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft, in Brünn. 1871. 11. Berichte über die Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg im Breisgau. Bd. 5, Heft 3 — 4. XIII 12. Notizblatt der histor. stastist. Sektion der k. k. mährischen Gesellschaft zu Brünn. 1871. 13. Termeszettudomäny Közlöny, kgl. Ungar, naturwissensch. Verein zu Pest. 1871. 19 — 28. 14. Monatsberichte der k. preuss. Akad. der Wissenschaften zu Berlin. 1872. Jan., Fehl*., März. 15. Sitzungsberichte der physikal.-medicin. Gesellschaft zu Würzburg. 1871. 16. Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preuss. Rheinlande und Westphalens. 28ster Jahrg. und 29ster 1. Heft. 17. Zeitschrift des Akklimatisations-Vereins zu Berlin. 1871. Nr. 7—12. 1872. Nr. 1—9. 18. Schriften der k. physikalisch - ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg. 11. Jahrg. 19. Sitzungsberichte der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag. 1870. 20. Repertorium der sämmtlichen Schriften der kgl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag. 1870. 21. Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. 1872. 22. Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft zu Bern Nr. 711—791. 23. Verhandlungen der schweizer, naturforschenden Gesellsch. in Solothurn. 1871. 24. Ofversicht af Finska Vetenskaps-Societetens Forhandlingar. Helsingfors. 1871. 25. Bitrag tili Kühnedom of Finlands Natur och Folk Finska Vetenskaps-Societeten. lieft 17. 26. Oversigt over det Kongelig e Danske Videnskabcrnes Selskabs forhandlinger, af Steenstrup. 1870. No. 3. 1871. 1—2. 27. Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft zu Emden. 1870 u. 71. 28. Bericht des naturhistorischen Vereins zu Augsburg. 1871. 29. Archiv für Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands. Bd. 6. Heft 2—5. XIV 30. Sitzungsberichte der Dorpater naturforschenden Gesell¬ schaft. Bd. 3. Heft 2. 31. Bericht über die Thätigkeit der naturwissensch. Gesell¬ schaft zu St. Gallen. 1870 — 71. 32. Bericht über die Senkenberg’sche naturf. Gesellschaft zu Frankfurt a, M. 1870 — 71. 33. Jahresbericht der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Dresden. 1870 u. 1871 bis April- 34. Jahresbericht der naturforsch. Gesellschaft Graubünden’s (Chur). 1870—1871. 35. Publications de l'Inst. royal grand-ducat de Luxemburg. 1872. 36. Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle. Sitzungsber. 1870. 37. Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften. Red. y. Giebel u. Siewert. Halle 1871. Bd. 3 u. 4. 38. Sitzungsberichte des naturwissenschaftlichen Vereins zu Magdeburg. 1871. 39. Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins zu Magdeburg. 1872. Heft 3. 40. Arbeiten des Naturforscher-Vereins zu Riga. Neue Folge. з. 4. 41. Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und der angrenzenden Länder. Donaueschingen. 1. u. 2. Heft. 1872. 42. Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Basel. Heft 3. 43. Actes de la Societe Linneenne de Bordeaux. T. 27, 1 и. 2. T. 28, 1. 44. Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Gör¬ litz. Bd. 14. 45. Viertel] ahrsschrift der naturforschenden Gesellschaft zu Zürich. Jahrg. 13, 14, 15- 46. Bulletin de la Societe des Sciences natur. de Neuchätel. T. 9. Heft 1 u. 2. 47. Sitzungsberichte der mathematisch-physikalischen Klasse der Akademie der Wissenschaft zu München. 1871. Heft 1—3. 1872. Heft 1. XV 48. Jahresbericht des naturwissenschaftlichen Vereins zu Os¬ nabrück. 1870/71. 49. Societe imperiale des Sciences de Cherbourg. 1870. 50. Kongelige Norske Universitet i Christiania. Verschiedene Abhandlungen. 51. Berichte des hotan. Vereins zu Landshut. 1869 — 71. 52. Verhandlungen der k. k. hotan. Gesellschaft zu Wien. 1871. 53. Königl. Gesellschaft der Wissenschaften der Georg- Augustus-Universität zu Göttingen. 1871. 54. Bulletin de la societe Vaudaise des Sciences natur. de Lausanne. Nr. 66, 67. 55. Naturwisseuschaftl. Verein zu Hamburg-Altona. 1869 bis 70. Bd. V. Abth. 2. 56. Jahresbericht der Pollichia zu Dürkheim. Bei*. 28. u. 29. 1871. 57. Cirkulare des deutschen Fischerei - Vereins zu Berlin. 1870 u. 71. «niuilIl£DQ33Igniw»«' I Ueber subfossile Wirbelthier -Fragmente von theils ausgerottcten, theils ausgestorbeneü Thieren Pommerns , *) mit Hinweisung auf einige clem völligen örtlichen Erlöschen nahe Wirbelthiere, von Prof. Dr. J. Münter, Director des zoologischen Museums zu Greifswald. Dass der Strom organisirten Lebens, wie er uns in der Gestaltung der Art als systematische Einheit entgegentritt, weder vom Anbeginn der organischen Schöpfung in gleicher Weise floss, noch auch voraussichtlich in der jetzt bestehen¬ den Form und inneren Constitution zahlloser Arten hinabrinnt in die ewige Taufe, das ist ein Satz, den heutigen Tages Niemand mehr zu beweisen nöthig hat, indem er theils von der Paläontologie bereits zum Axiom erhoben, theils aber auch durch die Geschichte der Thier specics, auf unwiderleg¬ liche Beweisgründe gestützt, hinreichend sicher gestellt ist. Die nachfolgenden Zeilen stellen sich aber auch nicht die Aufgabe, der Paläontologie neues Material zuzuführen, ob- schon die in Ilinterpommern (Cammincr Kreis) zu Tage tre¬ tende Jura-Formation und die Kreide Rügens, Wollins und Hiuterpommcrns noch manche Nachlese auf einem Gebiete dem fleissigcn Aebrcnsammler übrig Hessen, wo ein Dr. v. Ilage- now u. A. seiner Zeit bereits reiche Garben banden. Die nachfolgenden Mittheilungen bezwecken vielmehr nur, an der Hand sicherer Thatsachen, die Veränderungen nach- • *) In den Mittheilungon aus dem naturwissenschaftlichen Verein von Neupommern und Rügen, Jhrgg. II., 1870, p. 7 ist durch ein vorläufiges Referat auf die nachstehende ausführlichere Mittheilung bereits hingewiesen. Mittheil. a. d. naturwissensch. Verein v. Nen- Vorpommern u. Rügen. IV. 1 2 zuweisen, welclie die Wirbelthierfauna Pommerns innerhalb der geschichtlichen Zeit erfahren hat, insbesondere sollen sie den Nachweis führen, dass eine Reihe von Wirbelthieren, welche diese südbaltische Provinz zugleich mit dem Menschen dereinst bevölkerte, gegenwärtig nicht mehr in derselben existirt, ja sogar, wie es wenigstes rücksichtlich des „Ur“ und „Wildpferdes“ behauptet werden kann, überhaupt nicht mehr in seiner Ursprünglichkeit lebend besteht. — Handelt es sich zunächst um die ausgerotteten, resp. aus¬ gestorbenen Säuget liiere Pommerns, so kann und will Verf. durchaus nicht behaupten, die betreffende Frage zuerst aufgestellt und deren Beantwortung zuerst versucht zu haben. Kaum für eine zweite Provinz unseres deutschen Reiches existirt eine so umfängliche Zusammenstellung einschlägiger Thatsaclien, wie in der: „Jubelschrift zur vierhundertjährigen Stiftungsfeier der Universität Greifswald ua in welcher der ordentliche Lehrer an der Friedrich- Wilhelm -Schule zu Stettin, Herr Th. Schmidt auf 100 Octavseiten einen um¬ fänglichen Beitrag „zur natu r geschichtlichen Statistik d er in Pommern au sge rotteten Säuge¬ thier e, Stettin 1856, 8° lieferte. Von dem genannten Herrn Verfasser sind 1. c. bereits besprochen worden : 1. Der Auerochs. 2. Das Elen n. 3. Das wilde Pferd. 4. Der Luchs. 5. Der Bär. 6. Der Biber. 7. Die wilde Katze. 8. Die Ziege. 9. Der Wolf — Während den zuerst genannten 8 Säugethieren 26 Seiten der vorgedachten Schrift gewidmet sind, umfasst die Ausrottung des Wolfes in Pommern, allein, die übrigen 74 Seiten. Ist nach einem derartigen Vorgänge, der obenein in die jüngste Zeit hineinragt, gewiss es wenig ermunternd, dieselbe Frage schon jetzt wieder in Angriff zu nehmen, so liegt eine gewisse Beruhigung für den Verf. der gegenwärtigen Mittheilungen darin, dass ihm theilweise es möglich war, das bereits entworfene Bild zu vervollständigen, theilweise aber auch es galt, einige Linien zu ändern, welche dem spätem Beschauer des grossen Gesammt-Bildes störend entgegen treten. 3 Da innerhalb der Zeit, über welche sich der nach¬ stehende Excurs erstreckt, unter den Säugethieren: „Apla- centarier“ im gesummten Europa überhaupt nicht mehr nachweisbar sind, so fällt selbstverständlich hier jede Erörte¬ rung über dieselben hinweg. Sehr verschiedene Ordnungen der „ Pia centarier“ dagegen, ferner die Aves und in ge¬ wissem Sinne die Pisces geben mehr oder weniger Veran¬ lassung zu einschlägigen Untersuchungen. Wir beginnen dieselbe mit ausgestorbenen und als „wilde Thiere“ ausgerotteten Wiederkäuern ( Bmninantia ). Herr Th. Schmidt zieht aus dieser Ordnung den Auerochsen, das Elen n und die Ziege in den Kreis seiner Betrachtungen. Verf. sieht sich veranlasst, wenigstens den „Ur“ und das „Ren“ hinzuzufügen, indem die von Th. Schmidt angeführten historischen Thatsachen sich ungezwungen und, wie leicht beweisbar, überall nur sich auf den Wisent {Bison europaeus) beziehen lassen. Die Ziege aber muss, weil sic weder in Pommern wild lebte, noch auch aus der Pflege entlassen ist, als mit dem Plane der vorliegenden Arbeit nicht in Ueber- einstimmung, ganz ausser Acht bleiben. Statt dessen aber müssen zwei Arten der Familie der Cavicornier und wenig¬ stens zwei Arten aus der Familie der Cervina unzweifelhaft in den Kreis der nachfolgenden Untersuchungen gezogen werden. Wir eröffnen dieselben mit dem: Bos primigenius (Bojanus), dem „Ur“ — und zwar zunächst mit der Nachweisung von Knochenresten, weil Herr Schmidt (1. c. p. 1) es fraglich lässt, oh neben dem Auerochsen Bison europaeus , Ow- , (irrthümlicherweise Bos Urus TAnn. und Nordm. genannt!) noch eine zweite ähnliche Species in Europa existirt habe, indem er hinzufügte: „Wie weit durch Knochen-Ueberreste sich Data ergehen können, muss dahin gestellt bleiben.“ So gern wir zugeben, dass Nachrichten zur definitiven Lösung und zum Abschlüsse der Streitfrage in Rede, mit Aus¬ nahme der weiter unten gegebenen Notizen bei Gramer und Cantzow, aus der ältern pommerschen Naturgeschichte fehlen mögen, so sind die beiden Schädelfragmente des Greifs - walder zoologischen Museums doch so sehr geeignet, 1* 4 die Frage über die Existenz des Ur’s fiir Neuvorpommern bejahend zu beantworten, dass Angesichts der vorliegenden Objecte jeder Zweifel über die Coexistenz einer zweiten Wildrind- Art, neben dem Wisente, als völlig gehoben an¬ gesehen werden muss. Das grössere Schädelfragment des Greifswalder Museums, dem eigentlich nur die Nasenbeine zur völligen Unversehrtheit fehlen, wurde 1835 zu Creutzmannshagen , einer Besitzung des Herrn Grafen von Keffenbrinck zu Griebenow UJ4 Meilen westlich von Greifswald aufgefunden. Leider fehlen über den in Fig. 1 abgebildeten Schädel alle näheren Details; auch die Cataloge aus 1835 enthalten nichts, als die oben angeführte Notiz. Deshalb wandte ich mich an Herrn Dr. Schilling, damaligem Conservator des zoologischen Museums, jetzt in Jena, erhielt aber auch von diesem keine weiteren Angaben, als die Angeführten. Ich schrieb daher an den Landrath des Grimmer Kreises, Herrn Baron von Keffenbrinck, einen Sohn des Herrn Grafen von Keffenbrinck und bat denselben um etwaige nähere Aus¬ kunft. Aus eigener Erinnerung wusste derselbe mir anfäng¬ lich keine Mittheilungen zu machen, sondern wies mich freund¬ licher Weise an den ehemaligen Guts-Inspector Hrn. Hess, welcher auf mein Ersuchen unterm 22. März folgendes mittheilte : „Das Moor, in weichem der Schädel gefunden wurde, einige hundert Schritte südwestlich vom Hofe (Creutzmanns¬ hagen), gelegen, nimmt nur eine kleine Fläche ein und ward dieselbe von mir als Fischteich benutzt. Von meinem Vor¬ gänger, dem damaligen Iuspector, erfuhr ich, dass der Kopf auf der Seite nach dem Hofe zu gefunden sei. Anderweitige Thierknochen sind, meines Wissens bis 1858 wenigstens, nicht gefunden worden. Das Torfmoor ist aber auch seit dem Funde des Ochsenschädels nicht weiter als Torfstich benutzt worden, weil Torf darin überhaupt nicht mehr vorhanden war. Die Fläche hat seitdem unter Wasser gestanden. Nach meinem Dafürhalten muss das Gerippe des Ochsen sich noch im Grunde des Moors befinden, und zwar dort, wo mit dem Torf¬ stiche inne gehalten wurde.“ 5 In einer späteren Zuschrift des Herrn Baron v. Reffen- brinck unter dem 20. Mai 1872, machte mir derselbe nach¬ folgende weitere Mittheilungen: „Nordwestlich von dem Wirthschaftshause zu Creutzmans- hagen befinden sich zwei mit einander zusammenhängende Teiche, welche vom ersten Wirthschaftshause circa 2 — 300 Schritt und etwa 50 Schritt östlich von einem auf Wiesen¬ grunde erwachsenen Feldholze entfernt liegen. Dieselben ent¬ standen, indem man an den betreffenden Stellen Torf ausstach, allein wegen Unergiebigkeit des Lagers den Stich bald aus¬ setzte. Aus dem jetzigen grösseren Teiche (d. b. dem nord¬ westlich gelegenen) wurde der „Ur-schädel“ entnommen, und so lässt sich wohl erwarten, dass nach Ablass des Wassers und Entfernung der nur wenige Fuss tiefen Schlammschicht (etwa 7 — 8' tief) wohl auch die übrigen Reste des Tliieres zu finden sein dürften; ein Resultat, das mit 3 — 400 Thalern zu erzielen wäre.“ Herr Baron v. Keflfenbrinck bestreitet ausdrücklich die Angaben des Herrn Hess, wonach der Schädel in dem süd¬ westlich von Creutzmannshagen befindlichen Torfmoor gefun¬ den sein soll. Leider lebt keiner der Finder mehr, aber viel¬ leicht hat Herr Hess durch seine Angabe, „auf der Seite nach dem Hofe zu“ die südliche Seite des Teiches gemeint, wo¬ durch die sich scheinbar widersprechenden Angaben sich den¬ noch lösen würden. Jedenfalls verdient die Fundstätte eine Inangriffnahme, um die unzweifelhaft vorhandenen wertli vollen Reste des Tliieres zu gewinnen. Was nun den grösstentheils wohl erhaltenen Schädel selbst anlangt, der den Beweis für die einstige Existenz des „Urs oder „Tur’s“ in Neuvorpommern in so stringenter Weise führt, so ist derselbe in Veranlassung des Prof. Dr. Fürstenberg von dem Stuck- und Thonwaaren-Fabrikantcn H. Weidner in Greifswald bereits in Gyps nachgebildct und ein Abguss für 10 Thlr. aus der gedachten Quelle zu beziehen. Auch trugen die Herausgeber der „Rindviehzucht nach ihrem jetzigen ratio¬ nellen Standpunkte“, die Herren Prof- Fürstenberg und Prof. 0. llohde zu Eldena seiner Zeit Sorge, dass im 2. Bande ihres Werkes pag. 12 eine Abbildung des Schädels bereits i. J. 1868 6 publicirt wurde, welche, vollkommen gelangen, eine vollstän¬ dige Ansicht desselben von der obern Fläche, d. h. der Stirn¬ fläche gewährt. Aus diesem Grunde Iiess ich den Schädel von der Seite photographiren und gebe in Fig. 1 eine Reproduction der von H. Kiewening ausgeführten Photographie. Die Maasse, welche im Nachstehenden angegeben sind, wurden durch ein Centimeter-Bandmaas gewonnen. Da nun das hiesige zoologische Museum noch ein zweites sehr wichtiges Schädel -Fragment aus Carniu (?) besitzt, so liess ich auch dies gleichzeitig in Fig. 2 mit abbilden und folgt die Ausmessung, so weit sie eben thunlich war, gleichzeitig in der 2. Columne, während die 3. die Maassverhältnisse eines Wisent¬ schädels giebt, der sich im hiesigen anatomischen Museum an dem vollständigen und fertig aufgestellten Scelette vorfindet. Voll¬ ständiger „Uruschädel, Fig. 1. Unvoll¬ ständiger „Uruschädel. Fig. 2. Wisent- Schädel des anat. Museums zu Greifswald. 1 2 3 4 Grösster Längs- Durchmesser des Schädels von der Hinterhauptsleiste bis zum vordersten Theile der ossa intermaxillaria . YT om oberen Rande der Hinterhaupts¬ leiste bis zur vordersten Spitze der ossa intermaxillaria in schräger Linie von oben nach abwärts ge¬ messen . Höhe des auf einer horizontalen Tischplatte aufgestellten Schädels vom höchsten Punkte der Hinter¬ hauptsleiste bis zu der durch die Backzähne und pr. mastoid. gebil¬ deten Grundlinie . V om oberen Rande der Hinterhaup ts- leis te zum hinteren Rande des Oberkiefers an den (fehlenden) Nasenbeinen . 0,650 m 0,670 0,220 0,390 0,250 0,520 0,530 0,215 nicht ausführbar. 0,298*) *) Nasenbeine vorhanden. 7 Voll¬ ständiger „Uruschädel. „ Fig. 1. 5 Spannweite der Spitzen der Horn- zapfen (innerste Punkte d. Spitzen) 0,035 0 Grösste Entfernung der inneren Oberflächen der Hornzapfen in de- ren Mitte etwa . 0,090 7 Grösste Entfernung der äusseren Oberflächen der Ilornzapfen . . 0,805 8 Umfang der Basis des rechten Hornzapfens . 0.355 9 Umfang der Basis des linken Hornzapfens . 0,350 10 Länge des rechten Hornzapfens von der Basis der Hinterseite des¬ selben bis zur Spitze, auf der ge- krümmten Aussenfläche gemessen 0,040 11 Länge des linken Ilornzapfens — in gleicher Weise gemessen . . 0,040 12 Umfang des Ilornzapfens in der Mitte desselben (etwa bei 0,320 d. Länge 0,240 13 Länge der obern Hinterhaupts¬ kante zwischen der Basis der Hornzapfen auf der Innenseite 0,185 14 Dieselbe Linie, jedoch d. Aussenseite 0,280 15 Linie zwischen der Basis der Horn¬ zapfen und der Augenhöhlen quer über die Stirn, in gerader Linie gemessen . 0,225 10 Linie zwischen den entferntesten Theilen der Augenhöhlenränder quer über die Stirnfläche in gera der Linie gemessen . 0,280 17 Quer über den Schnauzentheil in gerader Linie (dicht vor den Augenhöhlen) . 0,180 Unvoll¬ ständiger Ur“schädel. Fig. 2. 0,730 0,730 0,830 0,330 0,330 0,580 etwas frag¬ mentarisch. 0,440 fragmentar. 0,235 0,240 0,300 0,245 0,300 *) Nach v. Meyer beträgt dieselbe Linie bei dem Berliner Wisent ♦*) Nach demselben . ***) Desgleichen . . . Wisent-Schädel des anat. Museums zu Greifswald. 0,470*) 0,470 0,225 0,215**) 0,320 0,130 verkrüppelt. 0,105 0,250 0,310 0,205 0,300 ***) 0,150 0.613. 0,320-0,415. 0,332. 8 Voll¬ ständiger „Uruschädel. Fig. 1. Unvoll¬ ständiger „Ur“schädel. Fig. 2. Wisent-Schädel des anat. Museums zu Greifswald. 18 Quer über die Schnauze in der Gegend der vordem Alveolen der Backzähne (etwa beim for. maxill.) in gerader Linie . 0,120 0,100 19 Vor der etwas verbreiterten Schnau¬ zenspitze (os, intermax.) . . . 0,105 0,075 20 Am vordersten Theile der ossa inter- maxillaria in gerader Linie . . 0,120 0,060 . 21 Grösste Länge der fossa temporalis vom vordem zum hintern Winkel 0,170 _ 22 Länge der Alveolen der Oberkiefer für 6 Backzähne . 0,150 0,150 23 Abstand d. inneren Alveolen-Ränder 0,100 — 0,090 24 Augenhöhlen in senkrechter Linie 0,070 — 0,070*) 25 Augenhöhlen in horizontaler Linie 0,075 — 0,070**) 26 Foramen magnum im /unten . . 0,040 0,040 0,045 Hinterhaupts - Beine, /in d. Mitte 0,040 0,040 — Querdurchmesser: . , (oben . . 0,045 0,048 — 27 For. magnum : Längsdurchmesser vom obera zum untern Rande . 0,050 0,050 0,038 28 Längslinie über deu condylus occip. bogig gemessen . 0,065 0,065 Berliner Wisent. 29 Querdurchmesser vom obern innern Winkel der fossa temporalis der einen zur andern Seite auf der Unterfläche des Schädels gemessen 0,210 0,220 30 Senkrechte Linie von der Hinter¬ hauptsleiste zwischen dem Stirn¬ zapfen, herab zum oberen Rande des Foramen magnum in gerader Entfernung . 0,175 0,160 *) Berliner Wisent nach v. Meyer . . . 0,090. **) Desgleichen . 0,089. 9 Vergleichen wir die beiden Fragmente, so ergiebt sich, dass das in Fig. 2 abgebildete, überhaupt nur 25 Cent, lange Schädelfragment einem Thiere angehört hat, dessen Schädel zwar in manchen Punkten völlig mit dem grösstentlieils und wohl erhaltenen Fragmente Fig. 1 übereinstimmt, im Einzelnen aber doch auch manche Differenz besitzt. Die Hinterhauptskante des Thiers Nr. 2 (Fig 2) ist zwi¬ schen der Hörnerbasis 0,240ra lang; bei dem Exemplar Nr. 1 (Fig. 1) dagegen nur 0,185 m, also fast um 6 Cent, länger d. h. die Hörner stehen bei Nr. 2 weiter von einander ab. Dagegen ist der Umfang der Hörner an der Basis bei Nr. 2 geringer, als bei Nr. 1, und doch beträgt die Spannweite (gerade Linie gemessen) zwischen den innern Theilen der Hörner spitzen bei Nr. 2 um 0,1 0m* **) ***) mehr, als bei Fig. 1, während die Stelle der grössten Curvatur der Hörner von Nr. 2 die von Nr. 1 nicht in gleicher Weise übertrifft. Endlich ist die Stirne von Nr. 2, um 2 Cent, breiter, als bei Nr. 1. Vergleicht man die Schädel von Bos prirnigenius Boj. mit den Ra^en unseres Hausochsen, des jetzt so genannten Bos Taurus X., so ergiebt sich ohne Schwierigkeit, dass die Ver¬ wandtschaft zwischen beiden so gross ist, dass man wohl im B . prirnigenius , „dem Ur“, eines der Stammthiere unseres Hausochsen suchen darf, eine Ansicht, zu der G. Cuvier, Wagener*) Rütimeyer, Blasius *) und die Vcrf. der „Rindvieh¬ zucht“ Rohde und Fürstenberg längst gekommen sind. Allein bei einer Vergleichung des Schädelfragments Fig. 2 mit der von v. Meyer*"*) (1. c zu p. 153) gegebenen Abbil¬ dung des B- trochocerus kann man sich kaum des Gedankens erwehren, dass in unserer Fig. 2 ein Seitenstück zu den bis jetzt nur aus italienischen Fundorten (Siena u. s. w.) bekannt gewordenen sogenannten B. trochocerus gegeben sei. v. Meyer sagt (1. c. p. 153): „Der rechte Hornkern ist nur an der *) Die Säugethiere pag. 1677 u. folg. **) Naturgeschichte der Säugethiere Deutschlands, ßraunschweig 1857. 8. p. 498. ***) Nova Acta Acad. Caes. Leop. Carol. nat. cur. Tom. XVII. p. 1. 1835. p. 100-175. 10 äussersten Spitze etwas beschädigt, vom linken Hornkern da¬ gegen fehlt ungefähr das Enddrittel. An dessen zersplittertem Bruch sieht man in die Höhle des Hornkerns hinein, deren Wandung mit knolligen Erhabenheiten besetzt ist. Sie führt noch etwas tiefer, als die Basis des Hornkerns und in den Stirnbeinfortsatz, der diesen trägt. Am Bruchende ist die Höhle 0,035 weit und die Knochenmasse des Hornkerns 0,017 — 0,012 dick (bei unserm Exemplare ist die Hoble 0,040 weit und 0,006 — 0,015 dick). Dieser Schädel zeigt denk¬ würdige Abweichungen, namentlich von den zunächst stehenden Schädeln des B . primigenius, welche aus Torfmooren und ge¬ wissen Diluvial- Ablagerungen herühren.“ .... ,, Zuerst fällt die Gestalt und Krümmung der Hornkerne in die Augen. Die Hornkerne an keinem der damit näher verglichenen oder von mir überhaupt an verschiedenen Orten untersuchten vielen Schädeln sind so gross, so cylindrisch geformt, so weit kreis¬ förmig, so hoch über die äusserste obere oder hintere Schädel¬ linie hinauf und sodann tief herunter und mit der Stirn unter einem spitzen Winkel gebogen, als die des B . trochocerus. — An B . primigenius sticht das spitze conische Zulaufen der Hornkerne hervor, welche sich beim B. trochocerus von dem Durchmesser an der Basis nach der Spitze hin nur sehr all¬ mählich verjüngen. Ueberdies verläuft die äusserste obere oder hintere Schädellinie bei Letzterem mehr als eine gerade Linie, während sie in Ersterem mehr oder weniger starke wellenförmige Krümmungen macht, sodann scheint auch bei B. trochocerus die Stirn verhältnissmässig etwas breiter und ebener und das Hinterhaupt regelmässig viereckt geformt zu sein.“ (Bei unserm Exemplare ist die hintere Fläche etwas breiter als hoch, 0,230 zu 0,021 m. Dieser wörtlich der v. Meyer’schen Beschreibung entlehnte Auszug lässt sich fast nahezu als eine Beschreibung unseres Fragmentes (Fig. 2) ansehen, auch stimmt die Abbildung so vollkommen mit der unsrigen, dass man glauben möchte, unsere photographisch gewonnene Abbildung sei eine Re- production der v. Meyer’schen. Leider giebt v. Meyer, trotz der äusserst zahlreichen Ausmessungen von allen von ihm beschriebenen und angeführten Schädeln die Länge der Hinter- 11 hauptskante zwischen der Hörnerbasis nicht an, die in unserm Exemplare nahezu um 0,06 m länger ist, als bei dem Schädel Fig. 1. Allein ehe ich nicht Gelegenheit gehabt habe, ein von Meyer’sches Original zu untersuchen, will ich mich doch nicht der Meinung hingeben, dass in Fig. 2 ein Schädel- Fragment des B. trochocerus vorliege. Sollte das aber doch der Fall sein, so wäre jedenfalls der trochocerus (da unser Exemplar unzweifelhaft aus einem Moor bei Carnin , Kreis Grimmen, abstammt), nur eine Varietas des primigenius , viel¬ leicht nur eine Geschlechtsverschiedenheit. Auffallend ist die Differenz zwischen Fig. 1 und 2, und auffallend jedenfalls die grosse Uebereinstimmung von Fig. 2 mit dem v. Meyer- schen trochocerus- Wenden wir uns zu unserer Figur 3. In ihr ist ein Hornzapfen-Fragment gegeben, welches in der Gegend von Cammin in Hinterpommern in 16' Tiefe gefunden und durch Vermittelung des Herrn Sanitätsrath Dr. Puchstein von dem bisherigen Inhaber, einem Invaliden, dem zool. Museum im November 1863 überlassen wurde. Genaueste Vergleichung dieses in verkalktem (wohl aus einem Mergellager) Zustande befindlichen Hornzapfens von 0,200 m Länge (auf der bogigen Kückenfläche gemessen) von 0,170 m Länge auf der innern concaven Linie, von 0,21 5 ra Umfang an der Basis und 0,1 10m Umfang an der unvollständigen Spitze, ergiebt, dass es sich um ein fossiles HornzapfcnstUck handelt, welches sich nun aber nicht auf B. 'primigenius beziehen lässt. Die convexe Linie auf der Aussenseite, zu jäh bogig gekrümmt, auch die innere con- cave Seite des in allen Theilen nahezu runden, doch unten tief gefurchten") Hornzapfens (der innen meist solide, nur an der Basis einige (3) grössere Höhlungen zeigt), alles das spricht gegen die Annahme, dass ein Zapfenstück des B. primigenius hier vorliegen könnte. Bei weitem am meisten hat die Annahme für sich, dass dasselbe einem Wisent an- *) Fig. 3 stellt die untere stark gefurchte Fläche des Zapfens dar. 12 ge hört haben mag, vielleicht dem B . priscus , der sich zu dem noch jetzt lebenden Bison europaeus Ow. verhält, wie der B. primigenius zu gewissen Ragen des B- taurus L. Eine directe nähere Vergleichung mit dem einzig und allein zugänglich gewesenen Schädel eines Bison europaeus Ur , welchen das anatomische Museum der Universität Greifswald bewahrt*), ergab, dass man in diesem Hornzapfenfragmente wohl das linke Horn vom Bison europaeus Ow sehen könnte. Dass der Wisent in Pommern einst lebte und heimisch war, ergiebt sich schon aus den unten genau wieder gegebenen "Worten der alten Pommerschen Historiographen Cantzow **) und Cramer***). Auch wird ja noch heute, wie ich mich persönlich über¬ zeugt habe, bei der Weber-Innung zu Cammin ein auf ver¬ goldetem Fusse aufgestelltes Horn bewahrt, welches möglicher Weise jenes berühmte Trinkhorn des Herzogs Wratislaw V. sein könnte. Die Form jenes Hornes, dessen Maasse mir leider augenblicklich nicht mehr zugänglich sind, gleicht im Allgemeinen der Form eines Wisenthornes mit oberer wer terer Apertur, kurz bogiger Krümmung und Zuspitzung am obern Ende. *) Das ganze Scelett ist vorhanden, sowie auch der Balg auf dem zoologischen Museum, ausgestopft, sich vorfindet. Das Thier wurde durch Ratlike’s Vermittelung vom Kaiser Alexander dem hiesigen Mu_ seum zum Geschenk gemacht. **) Cantzow, Pomerania Th. I. p. 397: „Herzog Wratislaw ist ein weidlicher starker Mann und jeger gewest; also, dass er mit seiner eigenen Hand einen Wes and geschlagen, welches ein grösser Thier ist, den ein Uhrochse und wie etlich meinen, der Brulochse von den Uhren ist. ***) Cramer, Das grosse pommersche Kirchen-Chronicon 1628 fol. Bch. II. Cap. 29. pag. 72 berichtet nur Folgendes: „Wratislaw V., f 139, ein Bruder Bogislaw V., dessen wir oben im 1. Buch gedacht, hat pro- pria industria (weil er ein weidlicher und starker Fürst gewesen) einen Wisant in der Jagt gefallet. Die Hörner desselben Ochsen hat er in Silber fassen lassen und zum Gepräng gebraucht.“ pag. 73: „In seinem Todtenbette hat er zu ewigem Gedächtnuss das eine Wisanthorn, welches er hatte in Silber fassen lassen , in den Thurnb zu Cammin verehret, damit darin das Heiligthumb zu verwahren, das Ander haben die Herrn Vettern in der Erbschaft bekommen.“ 13 Mag* man auch Herrn Hering’ s (Baltische Studien 1832- Heft 1. p. 377. Tab. II.) Zweifel über die Aechtlieit des in Cammin conservirten Horns theilen, jedenfalls ist es höchst auffallend, dass die Angaben Cramers noch heute in so weit ihre Bestätigung finden, dass, wenn auch nicht mehr, wie es 1832 der Fall war, das Schulzen- Amt Wyk bei Cammin, jetzt wenigstens die Web er- Innung zu Cammin ein Trinkhorn besitzt, dasselbe getreulich conservirt und, wie der Altmeister mir bemerkte, es vom Schulzen-Amte zur Bewahrung und Nutzung überliefert erhalten hat. Leider lässt sich das Alter des Hornes nicht mehr direct erweisen, und ist es immerhin möglich, dass das ursprüngliche Horn defect geworden und durch ein anderes, dem Alten möglichst Aehnliches ersetzt worden ist. Andere Residua der jetzt nur noch und zwar leider in stets abnehmender Zahl im Bialowiczer Walde in Lithauen lebenden Wisente Europa’s sind meines Wissens noch nicht in Pommern nachzuweisen. Auf den Wisent (Wisant, von bisen, wüthen) bezieht sich aber auch Alles, was Schmidt (1. c.) vom historischen Standpunkte bereits gesagt hat, dem das Verkommen des „Urs“ fraglich blieb. Rücksichtlich der Differenz zwischen Wisentschädel und gemeinem Ochsenschädel erlaube ich mir noch die Reproduction dessen, was v. Meyer (Nova Acta XVII. pars 1. p. 103) anführt: „Die Stirne ist vom gemeinen Ochsen flach, sogar etwas concav, am Bison aber gewölbt und zwar etwas weniger als am Büffel; die Stirne ist ferner am gemeinen Ochsen quadratisch, von fast gleicher Höhe und Breite, wenn man ihre Basis zwischen den Augenböhlen annimmt; am Bison dagegen ist sie weit breiter, als hoch, wie 3: 2. Die Hörner liegen am gemeinen Ochsen an den Enden der äussersten obern oder vielmehr hintern Grenzlinie des Kopfes, welche das Hinterhaupt von der Stirn trennt; dieselbe Linie liegt am Bison etwa 2" noch weiter hinten, als die Hornkernwurzeln. Die Hinterhauptsebene bildet mit der Stirn am gemeinen Ochsen einen spitzen, am Bison einen stumpfen Winkel. Endlich ist diese Hinterhauptsebene vom gemeinen Ochsen 14 viereckig, am Bison kalbzirkelförmig.“ Die Beschreibung trifft in allen Tbeilen zu. Nächst der Gruppe der Cavicornier, von denen der Ur und der Wisent als zu den in Pommern einst lebenden, jetzt aber ganz ausgerotteten Tkieren gehören, gedenken wir aus der Reibe der Ruminantia noch weiter eine Reibe von Tkieren aus der Familie der Cervina Gray, und zwar möge zuerst und als Einleitung zu dem eigent¬ lichen Gegenstände der Erörterung angeführt sein: Cervus Capreolus L. Fig. 6 stellt das Horn der linken Seite eines Rehes dar, welches tief in einem Moor auf der Insel Rügen gefunden, 1838 von Herrn v. Kienitz dem Museum übergeben worden ist und unzweifelhaft dafür spricht, dass jedenfalls in alter Zeit Rehe auf Rügen vorhanden gewesen sein müssen, während sie heutigen Tages nur (?) im fürstlichen Parke künstlich er¬ halten werden. Auf dem Festlande Neuvorpommern ist be¬ kanntlich das Reh sehr gemein, obsckon es zeitweise auch hier und da gänzlich ausgerottet oder doch bis auf wenige Individuen reducirt war. Allein hei einiger Schonung gedeiht das Reh in den nahrungsreichen Laubwäldern Neuvorpommerns so sehr, dass zuweilen, wie es vor wenigen Jahren in den academischen Forsten Noth that, eine unnachsichtige Lichtung der auf viele Hunderte von Individuen herangewachsenen Rehe nöthig wird. Das vorliegende subfossile Gehörn gehörte einem „Sechser“ an, denn es besitzt an der Hauptstange ausser der Endspitze auch die zweite höhere nach hinten gerichtete Nebensprosse. Die Rose ist vollständig erhalten und mit einem Knochen¬ zapfen versehen, als sei es nicht sowohl freiwillig abge¬ worfen, als vielmehr rühre es von einem verendeten Bocke her, weil ein Stück des Schädels mit dem Gehörn in Verbin¬ dung gehlieben ist. Das Gefüge des äusserlicli nahezu schwarzen Gehörns ist auch im Innern gebräunt und also durch und durch von den Moorbestandtkeilen durchtränkt gewesen. Länge des Geweihes von der Rosenhasis zur Spitze 15 0,210 m. Umfang der Rose 0,120 m. Der Herr Forstmeister Wiese besitzt zwei ebenfalls auf Rügen bei Schweiknitz (Patzig) im Torf gefundene Stangen von zwei verschiedenen Rebböcken; dieselben wurden in ca. 6 — 7' Tiefe gefunden, und zeigen gleiche äussere Beschaffenheit. Bei weitem älter als diese Rehgeweihe sind die Frag¬ mente von zwei Hirschgeweihen: Cervus Elaplms L. welche theils aus der Gegend von Carnin (wie das Urschädel- Fragment Fig. 2), von dem verstorbenen Kammerherrn v. Soden¬ stern dem Museum 1835 übergeben, theils im Rosenthaler Torfmoor gefunden worden sind. Die Fig. 4 und 5 reproduciren die beiden Fragmente. Fig. 5 stellt ein braungefärbtes, aus dem Moor stammendes, doch schon altes, schweres Geweihstück dar, von welchem die Rose allein unversehrt blieb. Die Hauptstange, 0,30 resp. 0,33 m lang, ist an der Spitze schief abgebrochen , auf der Oberfläche rauh. Ucber der Eissprosse besitzt dieselbe 0,130 m Umfang; über der Mittelsprosse 0,1 10 m Umfang. Unvollständig vorhanden sind die untere und obere Augen¬ sprosse, die erstere in Länge von 0,060 m, und die obere oder Eissprosse in Länge von 0,090 m. Von der Mittelsprosse existirt ein Stück von 0,100 m Länge. Fig. 5 scheint nach dem Umfange der ITauptstange und der Sprossen mindestens einem Zehnender angehört zu haben und stellt das Geweihstück der rechten Seite dar; alle Oberflächen sind rauh und corrodirt. Fig. 4 stellt ebenfalls eine Stange der rechten Seite dar, ist aber in allen Theilcn von Fig. 5 verschieden. Dieselbe stammt nicht aus dem Moore, sondern aus einer andern lei¬ der nicht bekannten Lagerstätte der Sodenstern’schen Güter, wahrscheinlich einer Mergelgrube. Die allgemeine Färbung ist licht grauweiss, die Oberfläche schon stark angegriffen. Die Rose ist auf der Ausscnseite etwas zerstört, wie aus der Abbildung hervorgeht; ebenso fehlt die untere Augensprosse fast gänzlich oder ist vielmehr in einer knöpf ähnlichen Erhaben¬ heit bei a angedcutet. Denn auch die zweite Augensprosse (Eissprosse) ist verkümmert und nur durch einen grösseren Höcker (6) angedeutet. Die Mittelsprosse ist nur in 0,050 ra 16 Länge") vorhanden. Von der Rose (d) existiren nur die ersten Andeutungen der Gabelspaltung, die wohl hier in einem Drei¬ zack, wenn nicht in noch mehr Spitzen auslief, so dass in dem Geweihfragmente mindestens ein Zwölfender ange¬ deutet erscheint. Der Umfang der Rose beträgt 0,210 m. Der Umfang der Stange zwischen den Höckern der Augensprossen 0,150 ra. Zwischen Augen- und Mittelsprosse 0,135, zwischen Mittel¬ sprosse und Rose 0,120 m Umfang. Die Hauptstange ist in gerader Linie gemessen, 0,570 m lang, auf der innern concaven Linie 0,620; ebenso auf der äussern convexen Linie. — Aber während bei Fig. 5 die erste (untere) Augensprosse unmittelbar über der Rose ent¬ springt, steht die kugelförmige Andeutung derselben bei Fig. 4 0,070 m von der Rose ab. Ebenso ist bei Fig. 4 die Eissprosse 0,14 m von der Rose entfernt, bei Fig. 5 dagegen nur 0,040 m. Der mittlere Punkt der Mittelsprosse liegt bei Fig. 4 um 0,290 m von der Rose; bei Fig. 5 dagegen nur 0,190 m ab. Die Krone endlich gabelt sich in 0,570 m Distanz von der Rose. Fig. 4 stellt sonach ein Geweihfragment des Cervus Ela- phus fossilis im vollen Sinne des Wortes dar, wie dergleichen auch schon mehrfach beschrieben sind, namentlich z. B. von Goldfuss in Nova Acta Acad. Caes. Leopold. Carol. nat. cur. Pars X. Th. I. p. 475. Cervus Alces L. oder Alces palmatus Blasius. Elen, Elk, Elch. Zu diesem schon seit Caesars und Plinius Zeiten unter dem Namen Alces oder Alce bekannten Thiere des kercyi- nischen (norddeutschen) Waldes, dem der gehörnte Siegfried nachjagte, von welchem uns Albertus Magnus Bericht erstattet und das ja noch heute auch auf deutschem Boden in Ost- preussen (Oberförsterei Ivenhorst) lebt und gehegt wird, liegt eine grössere Zahl von Fragmenten vor, welche in den Figg. 7 . 8. 9. 10. 11. 12. 13* 14. ihre Darstellung gefunden haben und wahrscheinlich noch durch einige andere Fragmente hätten vermehrt werden können. *) Die Abbildung reproducirt den Mittelspross nicht genügend, in¬ dem man auf die Bruchfläche selbst sieht. 17 Fig. 7 giebt die Ansicht von der Hinterhauptsfläche eines Schädelfragmentes, zu -welchem möglicherweise die Fig. 8. 9. und 13. als weitere Theilstücke gehört haben mögen. Alle dieseFragmente stimmen in dem lichtgrauen Colorit, in der Textur der Knochenstücke und in den Oberflächenstructuren so sehr mit einander überein, dass ihr einstiger Zusammenhang eben wahrscheinlich wird, um so mehr, weil sic sämmtlich aus der Gegend von Carnin stammend, von dem ehemaligen Hof¬ marschall von Sodenstern dem Museum übergeben worden sind, wie der ehemalige Conservator Herr Dr. Schilling, der noch lebende Empfänger der Knochenstücke, in seinem Briefe d. d. 15. August 1872 meldete und dies auch anderweitig aus den damals (1835) geführten Catalogen erhellt. Was zunächst das Schädel -Frag me nt anlangt, so ist dasselbe nur in dem hintern Th eile der Gehirnkapsel vorhan¬ den: Das Hinterhauptsbein mit den Seitenwandbeinen, einem Theile der Schläfenbeine, einem Stücke des Jochfortsatzes der rechten Seite b und ein Stück der Keilbeine. Von der obern und vordem (Stirn)fläche des Schädels existiren noch 0,110m, von der Hinterhauptskante nach vorn zu gemessen. Die Bruchfläche des Stirnbeins ist 0,030 M dick (d. h. einen Zoll dick!). Das auf einer Tischplatte auf liegende Schädelfragment ist 0,130 m hoch mit einem grössten Breiten- Durchmesser der hintern Fläche von 0,180m. Der Längsdurchmesser des foramen magnum ist im Lichten 0,030 m hoch. Der grösste Querdurchmesser misst 0,035 111 . Die Entfernung des obern Randes des for- magnum bis zur Mitte der II interhauptsleiste 0,085 m. Unmittelbar unter der Hinterhauptsleiste, welche durch rechtwinkliges Zusammen¬ treffen der hintern und obern Schädelfläche entsteht, befindet sich bei a. Fig. 7 eine herzförmig gestaltete rauhe Fläche, an welcher das %• nuchae befestigt gewesen sein dürfte. — Ueber den Condylen des cos occlpitis befinden sich rechts drei, links ein grosses Loch für den Eintritt von Gefässen. Nach aussen und oben, an der Grenze zwischen den ossa temporum und occipitale sind beiderseits tiefe Gruben. Die conclyli occipäales biegen sich scharf, nahezu im rech¬ ten Winkel zur untern Schädelfiächc um, erfahren zunächst Mittheii. a <1. naturwirfdenuch. Verein v. NenWorpommorn u. Hiigen. IV. - 18 eine tiefe von der Mitte der pars basilaris des Hinterhauptes, nach rechts und links gehende Aushöhlung und schwellen im U ehergange zum Mitteltheile der pars basilaris zu breiten Knorren an. Die leidlich erhaltenen Felsenbeine liegen beweglich zwischen den sie begrenzenden Knochen. Die Wurzeln der proc* zygomatici sind 0,037 m breit. Unter den Geweih-Fragmenten ist das unter Fig. 10 Ab¬ gebildete, aus einem Torfmoor bei Ger zw aide (Grimmer Kreis) stammende, von Herrn v. Bering dem Museum über¬ gebene Horn der linken Seite das weitaus vollständigste! Die kleinere nach vorn gerichtete Schaufel (Basalschaufel) besitzt zwei nach vorn und innen gerichtete Enden; die End¬ schaufel besitzt deren 5, jedoch so, dass die Spitze c durch tiefe Buchten sowohl von dem Ende b , als auch von dem Ende a getrennt erscheint. Der Rosenstock hat einen Umfang von 0,280 m; zwischen Rosenstock und den Schaufelabtheilungen hat die Stange 0,165m Umfang, bei einer Länge von 0,15 m incl. der Rose und des kurzen Trägers derselben. Von den beiden Schaufelabtheilungen trägt die Basal¬ schaufel zwei unversehrte Geweihenden; die der Endschaufel sind mit Ausnahme von c sämmtlich nicht unverletzt. Am meisten fehlt dem Ende e\ auch / ist unvollständig. Die gerade Linie von der äussersten Spitze des hintern Endes g zur äussersten Spitze des Endes a beträgt 0,580 m ; von g zu b 0,620 m. Das Ende a ist von der Mitte der Bucht zwischen a und b bis zur Endspitze 0,250 m lang, das Ende b dagegen nur 0,205 ra. Von der tiefsten Stelle der Bucht zwischen b und c bis zur Endspitze von c sind es 0,350 ra. Die Spitze von b steht von der Spitze von c 0,240 m ab; von der Spitze c zur Spitze cl sind es 0,250 m. Die Spitze von d steht von der Spitze g: 0,35 m ab. Die Linie mn misst 0,140 m. Das in Fig. 12 von der Rückseite abgebildete Horn, von der reckten Seite eines Elclis stammend , soll nach Angabe des Herrn Dr. Schilling aus dem Roscntkaler Torfmoor bei Greifswald stammen. Vollständig erkalten sind die Rose, die Stange und zwei Enden der Basalsckaufel ; dagegen feklen die Enden der Endscbaufel. Das Geweikfragment stammt offenbar von einem j Ungern Tliiere kcr, ist aber in seiner dunkelgefärbten Oberfläche reckt gut erkalten und mit noch leickt erkennbaren Gefässfurclien durchzogen. Der Umfang der Rose beträgt 0,260 m. Der Umfang der Stange dickt über der Rose 0,125 m. Die Entfernung der äussersten Spitze des Endes a von der äussersten Spitze des Eudes c beträgt, in gerader Linie gemessen, 0,520 m. Das Ende a ist von der Mitte der Buckt zwiscken a und b aus 0,200 m lang; das Ende b dagegen nur 0,165 m. a und b stellen 0,170 m aus einander. Die Linie mn beträgt 0,135 ra. Die Stange ist ungefähr 0,130 m lang; auf ihrer Oberfläche glatt und lichtbraun. Die Textur ziemlich fest. Das merkwürdigste Geweikfragment ist in Fig. 11 abge¬ bildet. Obschon der allgemeinen Form nach, dem Geweih - fragmentc Fig. 12 ähnlich, auch der reckten Seite des Thiers angehörig gewesen, ist es dock in allen Tkeilen stärker und grösser und gekörte einem ältern Tliiere an* Die Rose ist wenig mehr erkennbar, die Buckel der¬ selben treten wenig* hervor, dagegen findet sich dickt an der Rose die bemerkenswerthe Besonderheit, dass dieselbe, so wie die Stange, von einer dünnen Knocken platte ringsum cin_ gehüllt ist, die sich fast rings um die Rose herum abgeblättert findet, so dass man schon dort deutlich zwei dünne aus Knochensubstanz erzeugte Hüllen um einen Kern erkennen kann. Der Umfang der Rose beträgt 0,240 m. Der Umfang der Stange dickt über der Rose beträgt dagegen nur 0,200 m. Die sofort stark nach hinten sich wendende und dann nach vorn sich biegende Stange ist ungefähr 0,1 70 111 lang zu schätzen* Leidlich erkalten sind die beiden Enden der Basal- 20 Schaufel- Die End schaufei ist durch eine weite Bucht von der Basalschaufel getrennt und besitzt nur das Ende c vollständig, dagegen fehlen die übrigen Enden und auch das Ende cl ist unvollständig. Die Distanz der Endspitze a von der unvollständigen Endspitze d beträgt, in gerader Linie gemessen, 0,500 m. Spitze a des Endes a ist von Spitze b des Endes b ent¬ fernt 0,240 m; b steht von c 0,245 m ab- Die Linie bd beträgt 0,58 M. Die Linie mn misst 0,150 m. Die Oberfläche der äusseren und inneren Schaufelplatte ist rauh, und corrodirt, lässt die Gefässfurchen nur undeut¬ lich erkennen und ist erdbraun gefärbt, weil es lange in einem Torfmoor gelegen hat. Bei C am min in Pommern wurde es ge¬ funden und von Herrn v. Reder, früherem Besitzer des Ritter¬ gutes Triebsow, an das Museum abgegeben. Zudiesem Geweihstücke gehört als abgelöstes Stück das in Fig. 14 ahgebildete Ende. Es besitzt dieselbe Beschaffen¬ heit wie das Mutterstück, ist von a nach b 0,315 m lang und von c nach d 0,140 m breit. Das Ende spitzt sich allmählich zu, ist ebenfalls rauh auf der Oberfläche und erdbraun gefärbt. An diesem Fragmente, welches bei / sich leicht in die Bruch¬ fläche einfügt, erkennt man auf der innern Oberfläche bei d sowie bei /, auch schon aus der photographischen Darstellung, dass unter einer theil weise abgelösten dünnen Knochen platte ein die allgemeine Form des Endes besitzender innerer Knochen kern existirt, welcher aus dem an der Spitze bei b befindlichen Loche nicht ganz herausgetreten ist. Die den Kern bedeckende Knochenplatte misst etwa 0,002 Dicke (d. h. etwa eine halbe Linie Dicke). Dieselbe besteht aus achter Knochensubstanz und ist keine Auflagerung einer erdigen Substanz, die dem Geweih an sich fremd wäre. Auf diese seltsame Erscheinung aufmerksam gemacht, ergab die genauere Prüfung des Geweihes (Fig. 11), dass sowohl an der Spitze a , als auch an der Spitze b und an der Spitze c eine von einer knöchernen Hülle erzeugte Höhlung mit endständigem Loche existirt, aus welchem der innere Kern mehr oder weniger hervorragte. Bei a ist das Hervor¬ treten des spitzen Endes auch in der Abbildung am Besten 21 (largestellt. Eine 0,180m lange Spalte erweitert sich nach der Spitze zu und aus ihren klaffenden Rändern tritt die freie fertige innere Geweihspitze 0,030 m hervor. Auch an den Rändern bei / bis nach d hin, lässt sich die Auf lagerung einer Rindenschicht wahrnehmen < welche einem altem Geweihe an¬ gehört hat, in das ein gleichgeformtes Geweih hinein¬ gewachsen ist und die innere Höhlung gänzlich ausfüllt. Eine Erklärung dieser äusserst räthselhaften Erscheinung zu geben, die, wie es scheint, ganz einzig dasteht, wage ich zur Zeit nicht. Doch sei es gestattet, hinzuzufügen, dass eine Abblätterung der derbem Aussenschiclit nicht angenommen werden kann, weil der bei a zumal frei herausragende spitze Kern ebenfalls von einer dichtem diplog eingehüllt ist, so wie es alle Bruchflächen an andern Geweihen nachweisen. Da bei den Cervinis alljährlich in Stelle des Abgefallenen ein neues Geweih auf dem Rosenstocke sich erzeugt und dies neue Stück stets von behaarter Haut eng umschlossen ist, so ist es in hohem Grade befremdend, in allen Theilen dieses Stückes von der Rose bis zu den Endspitzen eine innere Höhlung zu finden, welche erfüllt ist mit einem voll¬ kommen gleichgestalteten neuen Geweihe, das, wie man bei dem Fragmente Fig. 14 sieht, an der äussersten Spitze noch nicht fertig entwickelt ist und daher noch nicht aus dem später entstandenen, endständigen Loche herausgetreten ist- Wir unterlassen es, uns in Conjecturen zu erschöpfen, die möglicherweise über diesen seltsamen Fund aufgestellt werden können, die positive Thatsache der weitern Prüfung anheim gehend, und wenden uns zu den Geweihfragmenten, welche in Fig. 8, 9 und 13 zur Darstellung gelangt sind. Zweifelsohne gehören dieselben zu dem in Fig. 7 da rge- stellten und oben beschriebenen Schädelfragmente. Die Textur der Knochensubstanz, die Dicke der noch vorhandenen Schädelknochen, von denen längere Stücke mit den Schaufeln 22 innig verbunden sind, die weissgraue Farbe derselben, die der des Schädels so sein- gleicht, auch die wahrscheinlicher Weise gleiche Fundstätte (Mergelgrube auf den Carnin’schen Gütern des Herrn v. Sodenstern), Alles das spricht dafür, dass diese Theile einem und demselben Thiere angehört haben mögen, und dürfen wir diese Annahme wohl ohne groben Ver- stoss gegen die Wahrheit machen. Von den Geweihfragmenten 8 und 9 gehört Nr. 8 der rechten Seite, Nr. 9 dagegen der linken Seite an. Fig. 8 stellt die innere Seite, Fig. 9 die äussere Seite der Geweih¬ platte dar. Das Schädelfragment an Nr. 8 a b ist 0,100 m lang; die innere ausgehöhlte Fläche war die obere Decke des Gehirns, das Stirnbein hat hier eine Dicke von 0,003 m. Der Umfang der Rose beträgt 0,280 m. Der Umfang der etwa 0,130 m langen Stange misst 0,180 m. Die gerade Linie ad beträgt 0,360 m. Die Linie af beträgt 0,475 m. Alle Enden sind ab¬ gebrochen, auch bei p die innere Oberfläche freigelegt. Die gesammten Oberflächen sind rauh und lösen sich in dünnen Lamellen leicht ab. Fig. 9 stellt das linke Horn, von der äussern Fläche aus gesehen, dar; dasselbe besitzt einen Längsdurchmesser von a nach b von 0,420 m. Der Querdurchmesser der Platte cd be¬ trägt 0,320 m. Der Schädelrest ist 0,095 m lang und 0,100 m breit. Der Umfang der Rose beträgt 0,255 m. Der Umfang der etwa 0,140 m langen Stange 0,185 m. Die Knochenstructur und Beschaffenheit der Oberfläche ist in allen Tlieilen der von Fig. 8 gleich, nur ist die innere Oberfläche, namentlich nach dem Basaltheile zwischen b und c zu in grosser Erstreckung abgesprungen und lässt das poröse Knochengewebe deutlich erkennen. Das in Fig. 13 abgebildete Fragment stellt die innere Oberfläche eines Geweihendes dar, von 0,340 m Länge, und zeigt ein vollständig erhaltenes Ende a und die Basis eines sehr fragmentarischen Endes b. Die innere Oberfläche ist von starken Gefässfurcken durchzogen, ebenso auch der untere Rand des Endes a. Aeussere Färbung, Structur des Knochens und die Gemeinsamkeit des Fundortes dieses Stückes mit den 23 in Figg. 7. 8. 9 abgebildeten und beschriebenen Stücken lassen die Vermuthung gerechtfertigt erscheinen, dass dieses Geweih¬ ende einer der betreffenden Platten Fig. 8 oder 9 angehört haben mag. Wir könnten hiermit unsere Mittheilungen über Ale es - Ge weihe aus Pommern abscldiessen, wenn mir nicht, nach erfolgter Abbildung der dem Museum Greifswalds angehören- den Reste, durch den Kgl. Forstmeister Hrn. Wiese in sehr liebenswürdig entgegenkommender Weise noch ein Alces- GeweilrFragment zur Disposition gestellt worden wäre. Das Fragment ist 1871 in einem Torfmoor hei Scliweiknitz (unweit Patzig) auf Rügen gefunden worden und gehört zweifelsohne einem jungen Tliiere an, welches dasselbe in regulärer Weise ahgeworfen hat. Ganz und gut erhalten ist die Rose, die Stange und die noch einfache Basalschaufel, welche in ein zugerundetes Ende ausläuft, während von der Endschaufel nur das vordere Ende gut erhalten geblieben ist, wahrscheinlich aber zwei an der Basis verbreiterte Enden abgebrochen sind. Die Farbe des Geweihfragmentes, welches der linken Seite angehört haben dürfte, ist dunkler braun als hei dem in Fig. 10 ab¬ gebildeten Fragmente. Der Umfang der Rose beträgt 0,205 ra, der der Stange 0,125 111 ; der grösste Längsdurchmesser von der Rose bis zum ersten Ende der Endschaufel 0,380 m. Die äussersten Spitzen des Basalschaufelendes und des ersten Endes der Endschaufel stehen 0,240 m auseinander durch eine tiefe stumpfe Bucht getrennt. Die Enden der Basalschaufel und der End- schaufel sind p. p. 0,210 m lang, d. h. von der Mitte der sic trennenden Bucht bis zur Eudspitze gemessen. Das Thier, dem dieses Geweihstück entstammt, muss über 5 Jahre alt gewesen sein, weil die Endschaufcl schon plattenförmig gewor¬ den ist. Das in Resten von 5 Individuen nachgewiesene Vor¬ kommen von Jüngern und ältern Elchen in Neuvor- und llinter- pommern, wird, wie es übrigens bereits durch Hrn. Schmidt (1. c. p. 3) geschehen ist, auch durch historische Aufzeich¬ nungen, z. B. durch Cantzow u. A., sicher gestellt und kann 24 es keinem Zweifel unterliegen, dass Pommerns wald- und moorreichen Gegenden der constante Wohnplatz des Elens ge¬ wesen sind, wo dasselbe mit Wisent und Ur, Wildpferd, Bär, Wolf, Luchs und Wildkatze zusammen gelebt hat, während für die baltischen Länder eine Coexistenz mit dem Höhlenbär, wie sie durch 0. Schmidt erwiesen ward, nicht nachweis¬ bar ist. Auch das gleichzeitige Vorkommen des Cervus euryceros oder C. giganteus in Pommern bleibt zur Zeit noch fraglich, über welchen wir durch Rathke (Preuss. Provinzialblättcr Bd. 27 (1842) pag. 457 — 460), durch Glenon (Froriep’s Notizen 3. Reihe. 1847. Bd. 2. Nr. 32. p. 145—147), durch von Rockow (Schrift, der Gesellsch. naturforschender Freunde 1781. Bd. 2. p. 388 — 401), durch Goldfuss (OsteoL Beiträge zur Kenntniss verschiedener Säugethiere der Vorwelt, Nova Acta Acad. Caes. Leop. Carol. nat. cur. P. X. Bd. II. p. 453), so wie endlich und vor Allen durch Cuvier (ossemens foss« Bd. II. d. Abbildungen Taf. 167 und 168) weitere Aufklärungen erhalten haben. Das Vorkommen des „grimmen Schelchk^ (v. d. Hagen Nibelungen 3. Aufl. 1820. p. 114. Vers 3761) in Pommern muss nämlich noch sicherer constatirt werden, als es im Fol¬ genden geschehen ist; obschon an und für sich es nichts widersinniges hat, dessen einstige Existenz auch in den süd¬ baltischen Ländern vorauszusetzen. Nicht ohne Zögern wage ich die in den Figuren 21 und 22 abgebildeten Fragmente auf den Riesenhirsch, den Schelchk zu beziehen und bleibt diese Voraussetzung so lange eine Hypothese, bis sich sicherere Beweise für den einstigen Aufenthalt dieses gigantischen Hirsches in Pommern werden beibringen lassen. Allein da die in den Figuren 21 und 22 verkleinert ab- gildeten Geweihfragmente sich weder auf das Ren, noch auf Damwild, auch nicht auf den Elch zurückführen lassen, so bleibt für deren Ableitung eben nichts übrig als der „Schelchk“, der Cervus eurgeeros oder Megocerus hibernicus Owen, — 25 Rücksichtlich des Fundorts glaubt Herr Dr. Schilling sich zu erinnern, dass sie aus dem Rosenthaler Moor stammen und will derselbe sie vom Damwild ableiten. Allein abgesehen davon, dass im Norden Deutschlands fossile Damwildreste bis jetzt nicht gefunden worden, so sind sie wenigstens aus Mergelgruben entnommen und mögen wohl von Hrn. v. Soden¬ stern geliefert sein, wenn anders sie nicht aus den letzten Resten des vom Prof. Weigel 1777 angelegten Naturalien- Cabinetes herrühren, in dessen darüber noch vorhandenem Cataloge, unter der Rubrik „Knochen“ sub Nr. 46 die Notiz vorkommt „Alces, der obere Theil.“ Ist somit der Fundort dieser seltsamen Geweihstücke noch jedenfalls fraglich, so soll das doch nicht hindern, sie im Folgenden zu beschreiben. Fig. 21 stellt eine flache Knochcnplatte dar, die, auf eine Tischplatte gelegt, sich nur in dem längsten Geweihende von der Horizontale um 0,035 m erhebt. Der übrige Theil ist fast ganz flach. Bei e ist die mit 4 Enden versehene Platte quer abgeschnit¬ ten, allein zwischen dieser künstlichen Grundfläche e und der Bruchfläche / findet sich ein scharler unverletzter Rand, der sich auf dem Querschnitte e genügsam bemerkbar macht, in¬ dem die Rindensubstanz an dieser scharfen Aussenkante die Marksubstanz völlig und ringsum umgiebt. Dasselbe ist auch zwischen e und a der Fall, wo sich sich eine minder scharfe Kante vorfindet, die jedoch , wie der Querschnitt e erweist, Rindensubstanz ist, welche ein inneres poröses Markgewebe ringsum einschliesst. Die obere und untere Fläche des Geweihfragmentes ist weisslichgrau, so dass angenommen werden kann, das Stück habe in Mergel eingebettet gelegen; Gefässfurchen durchziehen die Flächen von dem künstlichen Querschnitte e nach dem Ende hin. Da nun bloss bei / ein Ende abgebrochen ist, wie sich am Präparate, auf der nicht abgebildeten Seite erkennen lässt, so muss man diese öendige Platte für eine vollständige schaufelartige Geweihspitze halten, welche etwa einem z. B. von Cuvier (oss. foss. Altas II. Tab. 167. Fig. 2) abgcbildeten 26 Euryceros - Geweih angehört haben könnte. Kein anderer Hirsch besitzt ausser dama eine derartige endständige platten¬ artige Verbreitung. Der künstliche Querschnitt mn (Fig. 21) misst von der scharfen Lante der einen Seite nach der schar¬ fen Kante der andern Seite 0,130 m. Die Kante ma ist 0,100m, so wie die Linie fn 0,1 10 m lang; von Letzterer kommen auf den unverletzten Theil der Kante 0,040 m. Die Linie de misst 0,215 m. Die Linie ce 0,160 m. Die Linie bn 0,120 m. Die Dicke der Platte misst bei e (dem Querschnitte) 0,013 m Das in Fig. 22 abgebildete zweite Fragment schliesst sich dem Vorigen am meisten an. Es stellt ebenfalls ein flaches Geweihstück dar, welches nur in der Fläche gekrümmt ist. Die Abbildung giebt eine Anschauung der innern con- caven Oberfläche ; das Stück ist länglich viereckig und hat einen flachen Seitenast b, der in der Fläche schwach gekrümmt und an der Spitze abgebrochen ist. Die Ränder zwischen ab und bc, so wie zwischen ad und de sind unversehrt, stumpf- kantig, oder auch wie Rand ad und de scharf¬ kantig. Die Oberflächen, sowohl die innere (Abgebildete), als die äussere (Nichtabgebildete) sind schmutzig grauweisslich , rauh und von Gefässfurchen von unten nach oben durchzogen. Der Rand a ist unzweifelhaft der Untere, derselbe zeigt überall Rinden- und Marksubstanz und ist 0,015 m dick. An dieser Bruchstelle sass das abgebildete Stück auf einem plat¬ tenförmig verbreiterten Geweihe auf, das unten sich zugespitzt haben mag. An den Punkten c und d sind plattenförmige Geweihenden abgebrochen. Die gerade Linie ca misst wie da 0,200 m, die Linie ba 0,230 m- Quer über, oberhalb des Endes b hat die Platte 0,095 m. Der Ast b 0,025 m Breite und 0,160 m Länge. Das beschriebene Fragment Hesse sich in Fig. 2 Tab. 168 des 2. Bandes der Abbildungen der ossemens fossiles von Cuvier allenfalls einfügen und könnte einem Megaceros hibernicus angehört haben; auf eine andere Hirschart aber lässt es sich nicht füglich beziehen. 27 Von diesen in mehrfacher Beziehung* nicht aufgeklärten Fragmenten, wenden wir uns schliesslich zum Cervus Tarandus L. dem Ren-IIirsche oder auch Rentliiere (nicht Rennthier, weil ren-dier ein reinliches Thier in alt- und neuscandinavisclien Sprachen bedeutet). — Schmidt (1. c.) tibergeht das Vorkommen des Renthieres in Pommern gänzlich; auch ist desselben von den Chronisten Pommerns nirgends, wenigstens unseres Wissens nicht, Erwähnung geschehen. Das Thier lebte eben wohl in vorhistorischer Zeit in Pommern und ist jetzt — von Mecklenburg nach Ostpreusscn (incl. der russischen Ostsee¬ provinzen) auf allen Punkten der stid- und ostbaltischen Länder nachgewiesen. Die in den Figuren 15 — 20 gegebenen Abbildungen be¬ treffen 6 verschiedene Individuen aus Pommern und liefern unzweifelhaft den Beweis, dass das Renthier in altersgrauer Vorzeit, vielleicht in der Gletscherpcriode der deutschen Nord¬ lande in den südbaltischen Ländern lebte und heimisch war; denn die Geweihfragmente gehören theilweise jungen und theilweise alten Thieren an. Das zuletzt gefundene Fragment, zugleich vom jüngsten Thiere stammend, das ich nachzuweisen vermag, ist in Fig. 19 noch einmal abgebildet, obschon sich bereits ein Holzschnitt der drei einzelnen Theile, aus welchen es zur Zeit factisch besteht, in der Zeitschrift für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 1872. p. 3. neben einer Beschreibung desselben von mir vorfindet. Das Geweihfragment wurde im Dezember 1857 beim Ausräumen einer wasserreichen Modergrube an der Nordseite der Hofgebäude der Königl. Domaine Barkow bei Grimmen vom Kgl. Ober- Amtmann Harder in 13' Tiefe, unter Eichen- stammstöckcn , Haselnüssen u. d. m. liegend gefunden. Als interessante Decorationsstücke (obschon aus einzelnen Bruch¬ stücken bestehend), wurden dieselben im Wohnzimmer cou- servirt, jedoch weil sie tlieils als Spielzeug der fröhlichen Jugend des Hauses dienten, theils aber auch durch Nach- 28 lässigkeit des Dienstpersonals, fort und fort defecter. So fand ich im Dezember 1871 die interessanten Reste in drei einzelne Trümmerstücke zerfallen, von denen das Eine: die Rose wenigstens zur Hälfte, das Andere: den so wichtigen Mittel- (Eis-?)spross besass, während das dritte obere Endstück: den Anfang zur Biegung nach rückwärts und wieder nach vorn nachwies. Der Umfang der nur noch halbirt vorhandenen Rose (a) betrug 0,090 m, während das dazu gehörige Stangenstück 0,260 m lang war. Der Umfang der Stange dicht unter dem Mittelspross betrug 0,120 m. Der Augenspross ist abgebrochen. Das zweite Stück mit dem Mittel- (oder Eis-) spross (b) besass eine Länge von 0,220 m, dessen Umfang 0,070 m be¬ trägt. Der Mittelspross ist circa 0,110m von der Rose entfernt. Das dritte (oder obere) Stangenstück besitzt eine Länge von 0,250 m und hat in der Mitte 0,090 m Umfang. An der Spitze entwickelt sich bei c der Anfang zu einem hintern Aste; der vordere d ist abgebrochen. Zusammengefügt, wie es durch die Bruchflächen zulässig war, besitzt die Hauptstange von der Basis bis zur Spitze 0,440 m Länge und vom hintern Rande der Stange bis zur Spitze der Mittelsprosse messe ich 0,240 m. In Folge der sorgsamem Zusammensetzung ergab sich, dass das Geweih¬ stück der rechten Seite angehört, und nicht der linken, wie ich (1. c. p. 3) wohl irrthümlich angegeben habe. Die Oberflächen sind licht erdgrau-braun gefärbt und wenig corrodirt, ziemlich glatt. Ein zweites Geweihfragment des Ren’s, offenbar einem altern Thiere entstammend, ist in Fig. 18 abgebildet. Das¬ selbe gehörte der linken Seite an, und ist iu Mergelgruben des Herrn v. Sodenstern-Carnin 1835 gefunden. Die Stange besitzt von der Rose ab bis zur Spitze, in der Krümmung der innern Oberfläche gemessen, eine Gesammt- länge von 0,570 m. Die Rose ist leidlich erhalten und besitzt einen Umfang von 0,120 ro. Die Stange dicht über der Rose 29 (a) und der Augensprosse hat einen Umfang von 0,095 m. Der Augenspross sitzt in dem vordem Theile der Rose und ist nur noch 0,030 m lang, an der untern Spitze abgebrochen. Der Mittel(Eis)spross ist um 0,080 m von der Rosenbasis entfernt und besitzt das noch vorhandene, vorn abgebrochene Stück eine Länge von 0,1 10 m. In der Mitte hat der Spross einen Umfang von 0,070 ra. Die Linie df misst 0,320 m. Bei d sass ein nach hinten gerichtet gewesenes, offenbar nur erst kurzes Ende, denn der Längsdurchmesser der Bruchfläche beträgt nur 0,015 m. Von d ab biegt sich die bis dahin nach hinten gerichtet gewesene Stange, (welche hier 0,080 Umfang hat), in grossem und sanftem Bogen wieder nach vorn, ist aber oben wieder quer abgebrochen. Alle Maasse deuten an, dass das Thier, welchem dies Geweih einst angehörte, noch nicht sehr alt gewesen sein konnte, was sich von den in Fig. 17 und 20 abgebildeten Fragmenten nicht sagen lässt. Fig. 20 stellt das unvollständigste Geweih- Fragment der linken Seite eines ziemlich starken Thieres dar. Das Stück ist auf den Gütern des Herrn v. Sodenstern-Carnin vor 1835 und offenbar in Mergelgruben gefunden. Der Kleinheit unge¬ achtet, ist es doch ziemlich schwer, obschon es im Innern nicht ganz mit Markgewebe ausgekleidet ist. Die Oberfläche ist sehr corrodirt und löst sich theilweise in dünnen Platten ab? welche beweisen, dass die Rindenschicht offenbar in dünnen auf einander liegenden Lagen erzeugt worden sein muss. Die Rose ist nur noch wenig erhalten, auch fehlt der Augenspross bei d jetzt bis auf einen kurzen Ansatz. Der Mittel(Eis?)spross ist vorn abgebrochen, ebenso die Stange bei c. Die Länge der Stange von d zu c beträgt 0,250 ra, die Länge des Mittelsprosses b 0,240 m. Der Umfang der Rose beträgt 0, 1 75 m, der Umfang der Stange dicht über dein Augensprossknorren 0, 1 70 1X1 ; der Um¬ fang der Stange oberhalb des Mittelsprosses 0,134m; der Umfang der Mittel- (oder Eis)sprosse 0,110 m. Die Abbildung ist von der Hinterseite des Fragmentes genommen. Etwas jünger ist wohl das Thier gewesen, von welchem 30 das Geweih-Fragment herrährt, welches in Fig. 17 abgebildet ist. Auch dies Fragment stammt von den v. Sodensternsclien Gütern und mag auch wohl in einer Mergelgrube gefunden worden sein, weil es, sowie das Zuvorige und das nächstfolgend beschriebene grauweisslich , nicht braun gefärbt ist. Die Oberflächen sind ebenfalls stark corrodirt, rauh und lassen nur noch schwach die Gefässfurchen erkennen. Leidlich erhalten ist die Rose, der Augenspross, der Mittelspross und ein Theil der Stange bis zur Biegung bei cl. Das Geweih stück hat auf der rechten Seite des Schädels gesessen. Die Gesammtlänge der Stange von der Basis der Rose (a) bis e beträgt in der Krümmung gemessen 0,560 m (in gerader Linie 0,530 m). Der Umfang der Rose beträgt 0,150 m. Der zugespitzt endende, nach abwärts gerichtete Augenspross (/>) besitzt eine Länge von 0,055 m und einen Umfang von 0,060 m. an der Wurzel. Die Linie a zur Basis des Mittelsprosses be¬ trägt 0,120 m. Der Mittelspross c selbst ist 0,110“* lang und zeigt eine beginnende Absplitterung eines Knochenstückes. Die Linie acl misst 0,430 m. Bei d sassen durch einen scharf¬ kantigen Grat getrennt, zwei nach rückwärts gerichtete Enden, welche aber nur erst klein gewesen sein können, weil die Bruchstellen nur 0,015 m messen. Von d biegt sich die Stange nach vorn, endet aber hier in einer grossen Bruchstelle, deren Querdurchmesser 0,034 m beträgt. Der Umfang der Stange dicht über dem Augenspross beträgt 0,120 m ; ebenso dicht über der Mittelsprosse; dagegen dicht unter dem Punkte d 0,145 m, weil sich hier die Stange etwas verbreitert und nach rückwärts zuschärft. Ueber dem Punkte d hat die Stange 0,125 m Umfang. Nicht geringer an Grösse als diejenigen Thiere, welche die Geweihe erzeugten, die in den Figuren 17 und 20 abge¬ bildet wurden, muss das Renthier gewesen sein, von welchem das grosse Geweihfragment herrührt, welches in Fig. 16 dar¬ gestellt worden ist. Dasselbe ist in Hinterpommern hei Gülzow (Camminer Kreis) 31 von Hrn. Seile in Mergelgruben gefunden und 1858 dem zoolog. Museum abgegeben. — Das Geweih sass auf der rechten Scbädelseite und gehört zu den regulär Abgeworfenen. Von der Rose aus, die nicht mehr scharf ausgesprochen ist, biegt sich die Hauptstange nach rückwärts und wendet sich dann im weiten Bogen wieder nach vorn. Der Augenspross ist augenscheinlich abgebrochen, der Mittel(Eis ?)spross tlieilweise erhalten, obschon dicht an der Stange abgebrochen gewesen. Auch fehlen alle Enden an dem übrigen T heile der Hauptstange. Die Abbildung stellt das Geweihfragment von der äussern Seite dar. Die Länge der Hauptstange beträgt von a nach cl in gerader Linie gemessen 0,760 m; in der gekrümmten Linie 0,870 m; die Linie fb misst 0,370 m; auf der gekrümmten Fläche (0,340 in gerader Linie). Der Umfang der Rose beträgt 0,170 m; der Umfang der Stange dicht über der Rose 0,145 m, denselben Umfang hat die Basis des Mittelsprosses an der Bruchstelle. Dagegen beträgt der Umfang der Stange dicht über der Insertion des Mittelsprosses 0,135 m. Dicht unter dem Punkte c hat die Stange wegen der daselbst eintretenden Verbreiterung 0,1 67 m Umfang. Dicht oberhalb des Punktes c verringert sich der Umfang auf 0,137 m, um, dicht unter dem Punkte d, wo sich die Stange wieder verbreitert, einen Umfang von 0,1 7 m zu gewinnen. Was nun endlich das grösste Geweihfragment anlangt, welches z. Z. dem Greifswalder Museum angehört, so verdankt es dasselbe zunächst dem acadcmischen F orstmeister Herrn Wiese, welcher es von dem Kgl. Oberförster Hrn. Seeling in Borntuchen bei Morgenstern erhielt, der cs 1862 im Lupowsker See bei Bütow in einem Mergellager von 8 — -10' Tiefe auffand. Uebcr dieses grosse und tlieilweise recht gut erhaltene Geweihfragment berichtete nach brieflichen Mittheilungen von mir, bereits mein sehr verehrter Freund, Prof. Virchow, in den Schriften der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, 32 Ethnologie und Urgeschichte in der Sitzung vom 12. Februar 1870. pag. 2. Leider verwechselte ich die Fundorte des in Fig. 16 ab¬ gebildeten Exemplars mit dem Fundorte dieses in Fig. 15 ab¬ gebildeten Geweihes und ist daher die eben angegebene Fund¬ stätte zu substituiren, die übrigens (1. c. p. 2) auch bereits Prof- Fürstenberg zu Eldena, nach Mittheilungen des Herrn Forstmeister Wiese (1. c.) richtig angegeben hat. Das 2. und 3. Alinea in den Virchow’sclien Mittheilungen (p. 2) gehören demnach der Art zusammen, dass nur der irrthümlich von mir angegebene Fundort durch die Fürstenberg’sche Angabe verbessert werden muss. Nach Zusammenfügung der zusammen passenden Theile existirt von diesem der rechten Seite des Thiers angehören¬ den Geweihe die Rose (a), der Augenspross (b), der Eisspross (c. cl. e. /.) und ein Theil von 3 nach rückwärts gerichteten hintern Sprossen (7*. L k ). Der obere Theil der Hauptstange (/) ist ebenfalls abgebrochen, sowie der vorderste Theil der Eissprosse bei d. Die Oberflächen sind leidlich gut erhalten, besitzen eine weissgrau (theilweise weisse) Färbung und sind wenig ange¬ griffen, so dass die Gefässfurchen, namentlich am obern Theile deutlich erkennbar geblieben sind. a. I , in gerader Linie gemessen, beträgt 0,740 ra ; dagegen auf der gekrümmten äussern Oberfläche, welche abgebildet worden ist, 1,800 m. Die Länge der Eissprosse von c bis d fim Bogen gemessen) beträgt 0,460 m. Der Augenspross liegt unmittelbar an der Rose selbst, deren Umfang 0,200 m be¬ trägt. Zwischen Augen- und Eisspross beträgt der Umfang der Stange 0,170 m; dicht über dem Eisspross 0,143 m, unmittelbar unter dem Ende h, wo die Stange sich verbreitert, besitzt sie 0,210 m Umfang; ebenso viel zwischen Ende h und i, während zwischen i und k, dicht bei i, der Umfang sich auf 0,172 m herabmindert; ebenso viel beträgt der Umfang der Stange dicht unter der Querbruchfläche l. Der Augenspross hat einen Umfang von 0,077 m. Der Eisspross an der Basis 0,110ra, dicht unter dem Ende g 0,120m . 33 Zwischen g und / messe ich 0,150 m, zwischen / und e 0,140 m. Dicht unter dem abgebrochenen Ende d 0,130 m. Das zugespitzte Ende g hat eine Länge von 0,110 m; das Ende h eine Länge von 0,085 m. Das Ende e ist ebenfalls 0,110 m lang. Von der Basis des Endes / zieht sich unter dem Ende e entlang zur Bruchfläche d der First einer dachförmig gestal¬ teten Knochenfläche. Das nach rückwärts gerichtete Ende h misst in der Länge 0,190 m; das Ende i dagegen 0,085 m . Das sehr fragmentarische Ende lässt sich approximativ auf 0,030 m schätzen. Aus den angegebenen Maassen geht hervor, dass dies Lupowsker Fragment länger ist, als die grosse Distanz der Spitzen der Hornzapfen des in Fig. 1 abgebildeten Ur’s und dass diesem Geweihe ausnahmsweise ein Augen — und ein Eisspross (gewöhnlich Mittelspross oben genannt) gleichzeitig zukommt, ein Fall, der ausdrücklich erwähnt zu werden ver¬ dient, weil alle übrigen oben beschriebenen Geweihfragmente vom fosssilen Ren, keine doppelten Sprossen über der Rose besitzen und der Eisspross im Lupowsker Geweihe zu¬ gleich ausnahmsweise tief, d. li. in sehr grosser Nähe der Rose, in 0,070 m Distanz, inserirt ist, während alle übrigen Geweihe den ersten Augenspross meist in 0,120 m Distanz von der Rose besitzen, was ich, auf eine besondere, vom jetzt¬ weltlichen Reu verschiedene Form hiudeutend, anseben möchte. Durch die voraufgeführten und abgebildeten sechs Geweihe ist aber das Vorkommen des Renthiers für ganz Pommern, von Grimmen in Neuvorpommern, bis Bütow in Hinterpommern von 5 verschiedenen Punkten nachgewiesen und somit die Lücke geschlossen, welche sich bisher zwischen Mecklenburg*), Preusseu**) und den russischen Ostseepro¬ vinzen***) vorfaud. 0 Theod Friese im Archiv der Freunde der Naturgeschichte Mecklenburgs 1851. lieft 5. p. 113 und Archiv Bd. II. 1848. p. 24. **' Virchow in der Zeitschrift für Anthropologie etc. 1870. p. 1 u. 2. ***) Grewingk über die frühere Existenz des Renthiers in den Mittheil. a. d. naturwisöensch. Verein v. Neu- Vorpommern u. Rügen. IV. 3 34 Was aber die Frage der Coexistenz des Menschen mit dem Renthier in Pommern anbetrifft, so ist dieselbe durch vorliegende Mittheilungen nicht gelöst und bedarf dieser Punkt in Zukunft weiterer sorgfältigerer Beachtung. Die Lebens¬ weise des jetzigen Renthiers postulirt eine kühlere Tempe¬ ratur, wie sie heute in den südbaltischen Ländern Gottlob nicht mehr zu finden ist. Auch ist es doch in Betracht zu ziehen, dass die Geweihe des Rens sich vorwiegend in Mergel¬ lagern vorfanden, weil daraus hervorzugehen scheint, dass, wenn überhaupt, es vor dem LJr und Wisent, Bewohner Pommerns gewesen ist. Nächst den Rumiuantia ist aus der Gruppe der mit zahl¬ reichen Cotyledonen auf der Eihaut versehenen Säugethiere, (zumal das Wildschwein [&S Scropha ferus\ weder in alten Knochenfragmenten vorliegt und überdies auch, wenigstens in Neuvorpommern , noch ziemlich häufig ist) , nur noch aus der Gruppe der Perissodactylen, die Familie derEquidae Gray ( Solidungula) durch einige Schädel in Urformen ver¬ treten. — Von der Gattung Equus existirte die Species: Caballus Tj. einst in Pommern in der wilden Urrage, während wir jezt sowohl hier, als in allen übrigen Rosse- ernährenden Ländern nur die gezüchteten Ragen, höchstens noch halb - wilde Pferde kennen. Historische Beweise für das dermaleinstige Vorkommen des Wildpferdes (Eq uns Caballus ferus U.] lieferte bereits Th. Schmidt in seiner oben citirten Jubel¬ schrift p. 7 — 9 und hätte ich dem nichts hinzuzufügen. Allein auch directe Beweise von der dereinstigen Existenz des Wildpferdes in Pommern liegen mehrfach vor. Das Greifswalder Museum besitzt 7 Backzähne vom Pferde, die theils in Mergelgruben bei Wackerow (unweit Greifswald , theils in tiefem Sandlagern in der Stadt Greifs¬ wald, theils im Rosenthal er Torfmoor bei Greifswald Ostseeprovinzen. Dorpat 1867. 8o (Aus den Schriften d. esthn. Gesellschaft). J. F. Brandt in Verhandlungen der mineral. Gesellschaft zu St. Peters¬ burg. Ser. II. Bd. II. 1867. pag. 20 und 320. 35 gefunden wurden. Der 2. und 4. Backzahn rechter und linker Seite sind mehrfach vertreten und verräth ihr äusseres An¬ sehen nicht nur ihr hohes Alter überhaupt, sondern auch die Fundstätte; sei es durch ihr weissliches, sei es durch ihr schwarzbraunes Ansehen. Neben diesen Zähnen besitzt das Museum auch zwei Schä del fragmen te, die in den Figuren 23 und 24 (von der Seite und von oben) zur Abbildung gelangt sind. Diese beiden Schädelfragmente fanden sich in tiefem Schlamm eines Teiches hei Prussdorf unweit Dam garten, von wo ich sie im Jahre 1855 zugesandt erhielt; leider aber verabsäumte, den gütigen Geher zu notiren. Beide Schädelfragmente sind einander nicht nur in der Grösse völlig gleich, sondern auch in der Art, wie sic erhalten geblieben sind. Beide haben in der Mittellinie der Schädelobcrfläche von der Hinterhauptsleiste zur vorderen Bruchstelle am Stirnbein eine Länge von 0,170 m und einen grössten Breitendurch- messcr in den Jochbögen von 0,170 m, während die Höhe von beiden 0,090 — 0,100m beträgt; eine Differenz, die sich da¬ durch einfach erledigt, dass die den Schädel stützenden pvoc- mastoülei bei dem niedriger scheinenden Schädel abge¬ brochen sind. Beim ersten Anblicke ist cs nicht leicht, in diesen micro- cephalischen Schädeln, Residua des Pferdes anzuerkennen. Indessen erwägt man die grossen, weitbogigen Jochbeine, die Form der condyli occipitales , die crista des Hinterhauptsbeines, so wie die weit nach der Scheitelfirste hinaufragenden fossae temporales , so kann man sich, namentlich im Vergleich mit Ponny-Schädeln sehr leicht überzeugen, dass man cs in der That mit Pferdeschädeln zu thun hat, welche jedoch nur sehr kleinen Thieren angehört haben konnten, wie sic etwa noch heute in Norwegen und auf den Shetlands-Inseln gesehen werden, jene kleinen Pferde, die Caesar desavouirte und durch italische Rosse ersetzte; Pferde, wie sic uns von Kantzow im II. Bande der Pomerania beschrieben sind, „nicht übrig gross, aber sehr feste und mit einem gelben Striemen Uber den rüggen“, was wohl heissen müsste mit schwarzem Rückenstreif auf isabcll- 3* 36 <* gelber Hauptfarbe, denn also sah ich die kleinen kräftigen Pferde in deu Bergregionen Norwegens. Jedenfalls ist durch das Vorkommen von diesen, und anderen jüngsthin bei Uekermünde gefundenen Schädeln von so kleinen Pferden und durch das Vorkommen von sub¬ fossilen Pferdezähnen genugsam und thatsächlich die Existenz des Wild pferd es in Pommern innerhalb der historischen Zeit constatirt. Von den Perissodactylen wende ich mich zu den Zono- placentariern und zwar zu der Ordnung der Ferae. Leider kann ich bis jetzt durch positive Thatsachen, die dermaleinstige Existenz der Wildkatze ( Felis Catus L-), des Luchses ( Felis Lynx ), des Wolfes ( Cants lupus L.) und des Bären ( Ursu.s arctos L.) in Pommern durch keinerlei Beweisstücke unterstützen. Anderweitig hat aber Th. Schmidt in der oft citirten Jubelschrift durch sorgfältige Zusammenstellung aller historisch bekannt gewordenen Berichte über alle diese Thierarten pag. 10. 22. 24. 27 — 100 so gründlich und ausführlich ge¬ handelt, dass ich, mich füglich aller weiteren Mittheilungen enthaltend, den geehrten Leser aber auf die Lectüre dieser interessanten Angaben verweisen darf. Dafür aber gestatte ich mir einige Worte rücksichtlich eines in Pommern einst wohl häufig gewesenen, jetzt aber nahezu ausgestorbenen oder ausgerotteten kleineren Raubthieres, nämlich des von Th. Schmidt nicht erwähnten: Nörzes ( Foetorius Butreola Keys . und Blas.) Vorzugsweise ein Bewohner des östlichen Europa, kennt man den Nürz von Finnland, Russland, Polen, Litkauen, Galizien, Schlesien (Grafschaft Glaz). Allein es sind doch auch zahlreiche, schon von Bechstein (Naturgesch. Deutschi. I. p. 842) allegirte Fundstätten dieses in Deutschland jetzt immerhin seltenen Tliieres aus Pommern, Mecklenburg und der Provinz Brandenburg angegeben, denen sich weitere Auf- findungsstelleu anreihen, welche Blasius (1. c. p. 235) namhaft 37 macht, namentlich nennt derselbe den Drömling, Gegend von Göttingen, Grafschaft Stolberg und Holstein. In der That existirt der Nörz noch am Eutiner See in Holstein und an Seeufern in Mecklenburg, und ist derselbe auch von dem verstorbenen Dr. von Hagenow bei Langenfelde (unweit Grimmen) in früheren Jahren mehrfach noch erlegt wor¬ den. Auch berichtete mir der acad. Förster Reich zu Gruben¬ hagen, dass er schon zu mehreren Malen in dem academischeu Forste hei Grubenhagen und im Rosentlialer Moor bei Greifs¬ wald Nörze gesehen, den Einen sogar geschossen und dem Greifswalder zoologischen Museum abgeliefert habe. Leider habe ich das Thier nicht zu Gesicht bekommen und kann daher über sein Vorkommen in Neuvorpommern aus Autopsie nichts berichten. Allein da der academische Förster Reich im Jahre 1871 abermals ein Individuum gesehen haben will, das er dem aus Mecklenburg-Schwerin stammenden, bei Wis¬ mar von dem damaligen Lieutenant von Preen erlegten und im Greifswalder Museum aufgestellten Thiere völlig gleich erachtete, so dürfte die zwar sehr selten gewordene, doch wohl noch nicht ganz erloschene Existenz des Nörzes zur Zeit noch anzunehmen sein. Jedenfalls aber steht der Nörz Pommerns auf dem Aussterbe-Etat, ebenso wie Lutva vulgaris (Fischotter), die nur noch selten und sehr vereinzelt an Bach- und Flussufern gefunden wird; während der Dachs ( Meies Taxus Schrei .), durch das jetzige Jagdgesetz geschützt, der Fauna erhalten bleiben dürfte, obscbon auch dessen Vorkommen immer seltener wird und seine Existenz durch ein subfossil aufgefundenes Schädelfragment (welches in einer tiefen Kies¬ grube hei Greifswald, hei Gelegenheit der Abfuhr von Kies zum Eisenhahnbau gefunden ward) als eine in die graue Vorzeit hinaufreichende angesehen werden kann. In der Gruppe der Discoplacentarier bietet die Ordnung der Glires noch einige Beispiele von innerhalb der histo¬ rischen Zeit theils ganz ausgerotteten, theils auf dem Aus- sterbe-Etat stehenden Säugethieren Pommerns. Zunächst bietet der: 33 Biber (Castm* fiber X •) aus der Familie der Castorina Wagn . Material zu osteo- graphischen Mittheilungen. In Betreff historischer Auf¬ zeichnungen hat bereits Hr. Th. Schmidt (1. c. p. 22 — 24) so viel des Interessanten mitgetheilt, dass mir eine Aehrenlese nicht mehr übrig geblieben war. Allein zur weitern Bestäti¬ gung des einstigen Vorkommens des Bibers an den Ufern unserer in Torfmooren langsam fliessenden grossem Flüsse und zahlreichen grossen Seen liess ich einen Biberschädel in dreifacher Weise in den Figuren 25. 26. 27 abbilden. Ob¬ schon derselbe nur noch ein Torso, so ist dies Schädelfragment doch in mehrfacher Hinsicht von grossem Interesse. F'ig. 25 giebt eine Ansicht der rechten Vorderseite des Schädels; Fig. 26 eine Ansicht der linken Seite, so dass der fehlende Theil der Gehirnkapsel besser zur Anschauung kommt, während Fig. 27 das Fragment von der Unterseite wiedergiebt, die der Zähne willen besonders interessant ist. Die grösste Länge des schön braungefärbten Schädels, welcher sich in 13' Tiefe im Torfmoor des Tollensetliales bei Thalberg, unweit Treptow a]Toll. fand und 1865 von Hrn. Ludw. Heydemann-Thalberg dem Museum geschenkt ward, beträgt 0,120 m; der grösste Breitendurchmesser quer über den Schädel von den äussersten Punkten der Jochbogen 0,100 m. Die vollkommen erhaltenen Nasenbeine sind 0,063 m lang und an ihrem breitesten Theile (fast in der Mitte) 0,030 m breit. Die Zwischenkiefer sind um 0,010lm kürzer als die Nasenbeine. Das Stirnbein grenzt vorn an das schmale Hinter¬ ende der Zwischenkiefer, der Nasenbeine und an ein keilförmiges Stück des Oberkiefers, welches sich zwischen Jochbein und Zwischenkiefer einschiebt. Die Grenze des Stirnbeins und der parietalia ist völlig verwachsen; dagegen erkennt man mit Leichtigkeit die Naht zwischen Schläfenbeinschuppe und Seiten wandbeincn, deren hinterer Theil nebst dem ganzen occiput fehlt. Sehr eigenthümlich ist die Verbindung des Oberkiefers mit den Jochbeinen. Die die beiden Knochen verbindende, schräg 39 von vorn und oben, nacli hinten und abwärts gerichtete Naht kommt auf der breiten Fläche des Jochbeins zur Anschauung in Fig. 2G bei m. Die fossa .temporalis ist länglich und von dem am obern Rande des Jochbeines befindlichen breiten und langen Fortsätze begrenzt. Bei n findet sich die Naht zwischen proe. zygomaticus des os temporum und dem os zygo- matieum. Die Backzähne, durch p px angedeutet, sind schräg nach hinten und zugleich nach aussen gerichtet; die Längslinie der mit vier vollständigen Backzähnen beiderseits erfüllten Alveolen misst 0,035 m; die Jossa temporum 0,055 Die Höhe des mit den Zähnen auf einer ebenen Tischplatte aufliegenden Schädels beträgt 0,0G0 m. Die Apertur der Nasenlöcher misst von oben nach unten 0,025 m; deren grösste Breite 0,020 m. Die beiden glänzend schwarz gefärbten Schneidezähne überragen den Rand der Alveolen, in welchen sie eingebettet sind, um 0,028 m und jeder derselben ist 0,010 m breit. Auf der innern Seite sind sie bogig ausgehöhlt (concav), und mit einem centralen kleinen Loche versehen. Hinter dem innern Rande der Alveolen befinden sich in 0,015 ni Distanz auf der schmalen Gaumenfläche zwei schmale einander parallel laufende längliche Löcher (von 0,015 m Länge), zum Austritt der Gefässe und Nerven der Gaumenfläche. 0,050 ra hinter dem hintern Rande der Alveolen der Schneidezähne beginnen die Alveolen der nach hinten gerich¬ teten Backzähne, deren Grösse von vorn nach hinten ab- nimmt. — Die innern Ränder der Alveolen der molaren stehen vorn 0,010 m auseinander, die des hintersten Molarpaares 0,025. Die vordersten Backzähne sind die grössten und bestehen aus zwei mit einander verwachsenen von Schmelz einge¬ schlossenen Abtheilungen. In jede Abtheilung läuft die Schmelz¬ linie gewunden hinein. Aus den Abbildungen erhellt dies Verhältniss nicht genugsam, weil an der Aussenkante des Schmelzrahmens kleine Stücke ausgebrochen sind, wodurch der Rücklauf der Linie unterbrochen zu sein scheint, was jedoch nicht der Fall ist. Cuvier’s Zeichnungen von schmelzfähigen Backzähnen 40 des Castor fiber , welche von lebenden und subfossilen, im Thale der Somme gefundenen Schädeln entnommen und so¬ wohl in den Annales du Museum d’hist. nat. Tom. XIV. 1809. p. 47 — 55. c. tab., als auch in den Osseraens fossiles, Atl. II. Tab. 204, Fig. 16 und 17 niedergelegt sind, stellen das Sach- verhältniss anders dar, als unsere, auf dem Wege der Photo¬ graphie gewonnene Abbildung, die Schmelzlinie in absolut ge¬ treuer Nachbildung wiedergebende Zeichnung. Beim 2., 3. und 4. Backzahn findet die Trennung eines jeden Zahnes in zwei für sich bestehende aber zusammen- geschweisste Stücke nicht statt. Hier läuft die äussere Schmelzlinie gewunden in sich zurück, aber in den dadurch entstandenen Ahtheilungen liegen beim 2. und 3. Zahn in jeder Abtheilung eigenthümlich gewundene längliche Schmelz¬ inseln. Beim 4. Backzahn enthält nur die letzte (hinterste) Abtheilung eine kleine fast dreieckige, isolirte Schmelzinsel. Die Schmelzhöblen sind von Cement, der sich grösstentheils erhielt, erfüllt, ohne jedoch bis zum obern Rande der Schmelz¬ falten selbst sich zu erheben. Durch Abbildung und Beschreibung des tlieilweise so schön erhaltenen Biberschädelfragmentes ist das Vorkommen des Bibers in Pommern thatsächlich erwiesen, obschon nach den historisch so gut begründeten Angaben Th. Sclimidt’s die dermaleinstige Existenz desselben keineswegs mehr zweifelhaft sein konnte. Dass in Pleistocenen Ablagerungen der Biber sich gleich¬ zeitig mit dem Megaceros hibernicus vorfindet, wies Owen im Journal of the geological society Vol. IV. 1848. p. 42 — 46 nach und beweist dies jedenfalls ein sehr hohes Alter der jetzt nur noch auf so wenige Fundorte in Deutschland und Oesterreich -Ungarn beschränkten Species, die wohl vom Castor canadensis verschieden sein dürfte. Leider kann ich die Zähne des pommerschen Bibers mit den Zähnen vom Canadischen noch nicht vergleichen, glaube aber, dass sich Differenzen finden lassen werden, die eine Trennung dieser beiden Arten rechtfertigen. 41 Nächst dem Biber dürfte es nicht unangemessen sein, auch der schwarzen Ratte (Mus Rattus L .) mit einigen Worten zu gedenken. Dass dieselbe überall von Mus decumanus L- verdrängt wird, ist in allen Handbüchern der Zoologie bereits vermerkt. Interessanter aber ist es, zu ermitteln, wo dieselbe heute noch factisch gefunden wird. Ich bin im Stande, einige kleine Beiträge für Pommern zu liefern. Bei einem Besuche einer im Laufe des Sommers 1857 neu erbauten, mitten im Walde bei Dietrichshagen gelegenen Försterwohnung, in Gesellschaft des Herrn Forstmeister Wiese, fanden wir bei dem wenige Tage zuvor eingezogenen Förster eine eben aus der Falle entnommene frisch gefangene Ratte, wie eine solche der Förster bis dahin gesehen zu haben sich nicht erinnern konnte. Es war uns sofort klar, dass es sich hier um eine schwarze Ratte handelte, deren Brüder, aus Dorf und Stadt verdrängt, sich in die Wälder geflüchtet haben mögen, wo sie nun selbst auch dort noch ihren Verfolgern nicht entgehen. Seit 1857 kam jedoch kein neuer Fall der Art vor, und schon glaubte ich den letzten Mohicaner für das Museum attrapirt zu haben. Allein zu meiner grossen Ueberrascliung trat im Winter 1871 — 72 Herr Passow aus Stralsund in der Greifswalder naturwissenschaftlichen Gesellschaft mit einem lebenden Exemplare der schwarzen Ratte auf, die er aus Stralsund zur Stelle geschafft batte und freundlicher Weise auch dem Museum überliess. Beide Exemplare stehen heute in der Sammlung und documentiren das, wenn auch nur noch seltene, doch factisch nachweisbare Vorkommen der schwarzen Ratte in Neu Vorpommern. Ueber die interessanten Verhältnisse, unter denen die schwarze Ratte in Stralsund lebt und existirt, behielt sich selbstverständlich der Herr Vortragende das Weitere vor und werden dessen Beobachtungen sich diesen Mittheiluugen an- schliessen. Von andern Nagern, die einst in Pommern verbreiteter 42 gelebt haben, aber jetzt wohl meistens auf dem Aussterbe- Etat stehen dürften, möge noch genannt sein: Muscardinus avellanarius (X.) Wagn- , die Haselmaus, welche zur Zeit nur noch sehr selten im Walde bei Putbus, und Myoxus ylis X ., der Siebenschläfer, welcher sich bei Pas e walk aber ebenfalls selten in Wäldern findet. Von beiden Gattungen sind Exemplare dem Greifswalder Museum zugegangen, so dass die factische Existenz derselben zwar nicht zu bestreiten ist, allein deren baldiges Aussterben in Pommern doch auch ziemlich sicher anzunehmen sein dürfte. Andere Reste aber von Säugethieren, die einst in Pommern lebten, sind bis jetzt noch nicht in meine Hände gelangt. Aber nicht nur Säugethiere, auch Vogelarten sind nach¬ weislich in Pommern, wenigstens in Neuvorpommern unter¬ gegangen. Das letzte Exemplar des Tetrao urogallus X. , des Auer¬ hahns, scheint von Sr. Durchlaucht dem sei. Fürsten Malte zu Putbus in den Dreissigern dieses Jahrhunderts auf Rügen erlegt zu sein, wenigstens soll das im Greifswalder Museum vorhandene schöne Exemplar eines männlichen Auerhahns vom ehemaligen Canzler der Universität, Hrn. Fürsten Malte- Putbus erlegt und eingeliefert worden sein. Dass aber Tetrao urogallus in Neu Vorpommern jetzt so wenig mehr existirt als Lyrurus tetrix X., der Birkhahn, von welchen der Letzte vor ca. 20 Jahren vom Ritterguts¬ besitzer Plath zu Carbow erlegt worden zu sein scheint, ist den mit den Jagdverhältnissen vertrauten Bewohnern Neuvorpommerns und Rügens kein Geheimniss. Desgleichen ist Bonasa sylvestris BreJun (das Haselhuhn), obschon noch in Hinterpommern mit dem Birkhuhne*) heimisch, seit Langem kein Bewohner Neuvorpommerns mehr, wenigstens habe ich noch Niemand gesprochen, der ein Haselhuhn in Neuvor¬ pommern erlegt haben will. Voraussichtlich ebenfalls auf dem Aussterbe-Etat steht *) So bei Pribbernow, südlich von Caramin. Otis tarcla L- , die Trappe, welche aus manchen Gegenden, z. B. zwischen Greifswald und Wolgast, wo sie einst häufig war, völlig verdrängt ist. Ein letztes Beispiel von aussterbenden Wirbelthieren liefert uns die Klasse der Fische; denn die so sehr seltene Coluber laevis , welche sich bis jetzt nur hei Barth und viel¬ leicht auf Rügen (sofern der Etiquette des Berliner zoolog. Museums zu trauen ist) fand, giebt 'noch keinen Maasstab für eine einstige weitere Verbreitung. Unter den zahlreichen Fischen Pommerns, welche dessen Süss- und Salzwasser bewohnen, war einst aber sehr zahlreich: Silurus Glanis L.? der Wels. Heute ist er eine grosse Rarität und findet sich vielleicht nur noch im Pütter-See hei Stralsund, wie der Herr Ober fisch¬ meister Jcserich mir mündlich mittheilte, während ich in einer 23jährigen Verwaltung des zool. Museums keinen Wels mehr, weder aus der Peene noch aus sonstigen pommcrschcn Bezugsquellen acquiriren konnte. In der Camminer Gegend in Hinterpommern, wo der Wels einst häufig gefangen ward, fand ich am Ufer eines Wiesenbaches bei Tribsow, welcher in den Camminer Bodden mündet, zwar zahlreiche Scelcttc und Sceletttheile dieses Fisches, einen lebenden oder auch nur wenigstens frisch gefangenen, konnte ich seit 17 Jahren von dort nicht mehr erhalten. Die Ursache und die Zeit des Aussterbens der Welse scheint in Vor- und Hinterpommern die gleiche gewesen zu sein. Der frühere Conservator des zoologischen Museums zu Greifswald, Hr. Dr. Schilling, jetzt zu Jena, wollte das Aus¬ sterben mit dem heftigen Ausbruche einer Cholera-Epidemie im Anfänge der 50er dieses Jahrhunderts in Causalnexus bringen. Auffallend ist es jedenfalls, dass ich 1857 in Tribsow auf den Uferwänden des oft durch Stauung übertretenden Baches eine so grosse Menge von vor nicht langer Zeit erst aus¬ geworfenen Welsscelettcn fand, (von denen ich Stücke im Grcifswalder Museum auf bewahre), während wenige Jahre zuvor noch, nach den mündlichen Mittheilungen des damaligen 44 Besitzers der Fischerei, des früheren Rittergutsbesitzers Hm. von Reder, Welse sehr häufig waren und vom Fischer zur Tafel geliefert wurden. Sonach scheint Silurus glanis L. auch auf den Aussterbe- Etat gekommen zu sein. Von andern Fischen ist mir Aehn- liches noch nicht bekannt geworden. Beiträge zur Verbreitung der Hausratte. Von W. P a s s o w in Stralsund. Von unsern zwei deutschen grossen Mäusen (Ratten) ist jetzt die kurzohrige Wanderratte allgemein verbreitet, früher hatten wir nur die Hausratte, und vor mehreren Jahrhunderten fehlte die grosse Mausform ganz. Die grauschwarze, langschwänzige , langohrige Hausratte (mus rattus) ist nach den gewöhnlichen Angaben im Mittelalter aus Asien nach E.iropa eingewandert; in den Schriften der Alten ist keine Stelle aufgefunden worden, die auf europäische Ratten bezogen werden könnte, und Albert der Grosse (im 13. Jahrhundert) ist der erste Zoologe, der die Hausratte als in Deutschland vorkommend erwähnt. Riitimeyer schreibt 1861 nocii in seiner ,. Fauna der Pfahlbauten der Schweiz“: Es ist wahrscheinlich, dass nicht nur die Hausratte, welche bekannt¬ lich erst im Mittelalter in Europa auftrat, sondern dass auch die Wanderratte, vielleicht sogar die den Alten unter unseren Hausplagen allein bekannte Hausmaus in der Periode der Pfahlbauten fehlte. In einem Werke von Pallmann (die Pfahlbauten, 1866) finde ich aber (S. 65) die Bemerkung, dass nach dem Mecklen¬ burger Alterthumsforscher Lisch die Hausratte die älteste 45 Erwähnung schon in einer Handschrift findet, welche im 9. Jahrhundert geschrieben wurde, und dass in den Mecklen¬ burger Pfahlbauten schon Rattenknochen gefunden worden sind, welche (nach Rütimeyer und Blasius) mit denen der jetzt lebenden Hausratte auf das genaueste übereinstimmen, dass also die Hausratte schon seit den ältesten Zeiten in Deutschland heimisch gewesen ist. Aus der Geographie von Daniel (Th. 3. S. 758) ersehe ich, dass nach einer pommerschen Kirchengeschichte von Cromer es damals keine Ratten auf der Insel Rügen gab. Auf europäischen Schiffen kam die Hausratte 1544 zuerst nach Südamerika und ist später durch die Schifffahrt nach fast allen bewohnten Theilen der Erde verschleppt worden. Bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts ist sie in Europa noch fast überall häufig gewesen, seitdem aber durch die grössere und stärkere zweifarbige, oben bräunlich-graue, unten weissliche, Wanderratte immer mehr zurückgedrängt worden. Diese (mus decumanus) ist zuerst im Anfänge des 18. Jahr¬ hunderts in Europa beobachtet worden. Im Herbst 1727 rückte sie aus den kaspischen Ländern nach einem Erdbeben in Europa ein, schwamm in grossen Haufen bei Astrachan über die Wolga und verbreitete sich von hier aus allmälig bis zur Ostsee und darüber hinaus, bis zum Mittelmeer und zum (offenen) atlantischen Ocean, nach manchen Gegenden lang¬ samer, nach manchen rascher. So war sie in Ostpreussen noch bis 1750 unbekannt, in Paris, wo sie wohl jetzt die einzige Ratte, bis 1753, in Dänemark bis 1800, in der Schweiz, wo sie auch in neuerer Zeit noch wenig verbreitet ist, bis 1809; dagegen wurde sie in England 1730 zuerst beobachtet, und in Braunschweig ist sie schon 1780 häufig gewesen. Sie ist jetzt ebenfalls durch Schifffahrt und Auswanderungen fast über die ganze Erdoberfläche verbreitet, lieber diese ihre Züge habe ich nur eine bestimmtere Angabe gefunden, und zwar in Brehm’s Thierleben: Die Wanderratte sei 1775 nach Nordamerika verschleppt worden, sei aber 1825 noch nicht weit Uber Kingston hinaus vorgedrungen gewesen. Anfangs - nahm die Wanderratte auf ihren Wanderungen wohl nur Besitz von bestimmten Städten und Orten, dann aber 46 ging sie auch in die der Hausratte gebliebenen Gebiete hin¬ über, und nun fand, wie in Berlin vor etwa 40 Jahren und in anderen Städten, ein richtiger Strassenkampf statt; des Morgens fand man oft die getödteten Hausratten auf den Strassen liegen. In dem Novemberheft 1871 der 'Wochenschrift „Daheim“ erzählt Carl Müller aus Alsfeld, der die Hausratte noch vor 30 Jahren in grosser Anzahl beobachtete , sehr anschaulich von solchem Kampfe. Die Hausratte war damals neben der weniger zahlreichen Wanderratte plagender Hausgenosse der Seminaristen in deren kasernenartigen Wohnungen in der Burg Friedberg in der Wetterau. Die Begegnung beider endete, wenn nicht mit zeitiger Flucht der todfeiudlich ver¬ folgten, stets mit wiithendcr Zerfleischung derselben. Mehrere Wanderratten fielen über eine Hausratte her, und während der Hauptkämpfer seinen Gegner am Hals oder im Genick fasste, bissen und rissen die Geliülfen an allen Theilen des Körpers. So ist allmälig die Hausratte, vertrieben oder vernichtet; in den meisten Gegenden von Europa eine Seltenheit gewor¬ den oder wohl gar ausgestorben. Es sind jetzt (nach Blasius) nur wenige Punkte bekannt, an denen man sie mit Bestimmt¬ heit noch antrifft. Sie soll in Königsberg noch Vorkommen, in London in einigen Ställen, in Schottland in einigen Land¬ städten und in Kopenhagen in einigen Strassen. In der Um¬ gebung von Mailand hat sie Blasius 1847 noch ziemlich häufig angetroffen. Nach Rütimeyers Angabe möchte man dasselbe auch für die Schweiz vermuthen. Andere Angaben über ihr Vorkommen sind sehr allgemein. Rossmässler sagt: die Hausratte ist in manchen Gegenden gänzlich verschwunden. Altum und Landois: Gegenwärtig fast nur auf kleinere Ortschaften und grössere Landgüter beschränkt. Karsch: Durch die Wanderratte vielfach verdrängt. Leunis: Durch die Wanderratte schon an vielen Orten vertrieben. Schinz: An vielen Orten ganz verschwunden, in den hohem Alpenwohnungen kommt sie nicht vor. Holland: Hier und da noch in Städten (Pommerns). 47 Gloger führt sie schon 1833 mit Zweifel als schlesisch auf. Es sind schon (nach Rolle) die zoologischen Gärten be¬ müht, für die verfolgte und dem Untergange nah gebrachte Art einen Zufluchtsort zu bieten; doch hat bis jetzt mancher Garten vergeblich gehofft, auch nur ein einziges Paar der¬ selben noch erhalten zu können. Die auffallendsten äusserlichen Unterscheidungsmerkmale der Haus- und Wanderratte liegen (abgesehen von der Fär¬ bung des Haarkleides) in der Länge des Schwanzes, der Ohren und der Bartborsten. Bei ersterer ist der Schwanz länger, als der übrige Körper, das Ohr ragt angedrückt bis zum Auge vor, und die Bartborsten überragen das Ohr; bei der anderen ist der Schwanz kürzer, als der übrige Körper, das Ohr ragt angedrückt lange nicht bis zum Auge vor und die Bartborsten überragen das Ohr nicht. In Aufenthalt, Lebensweise und Nahrung weicht die Hausratte (nach Blasius) nicht bedeutend von der Wander¬ ratte ab; doch hält sie sich weniger gern am Wasser auf und schwimmt auch nur, wenn es sein muss. Brelnn sagt darüber: Wenn man festhaltcn will, dass die Wanderratte mehr die unteren Räumlichkeiten bewohnt, während die Hausratte den oberen Theil des Hauses vorzieht, wird nicht viel mehr übrig bleiben, was beiden Arten nicht gemeinsam wäre. Für den inneren Theil der Stadt Stralsund ist ein massen¬ haftes Vorkommen der Hausratte von mir festgestellt. Einige Naturfreunde waren aufmerksam geworden auf eine von der gewöhnlichen verschiedene Ratte, es wurden in dem Hause Nr. 52 der Mönchstrasse weitere Nachforschungen angestellt, und es ergab sich, dass die fraglichen Thiere in der That Hausratten waren. Auch aus Heiligegeiststrasse Nr. 42 und aus dem Realschulgcbäudc erhielt ich Hausratten. Da es nun von weiterem Interesse war, zu erfahren, in welchen Bezirken von Stralsund und Umgegend die Hausratte sich noch gehalten hat der feindlichen Wanderratte gegenüber, so wurden die Nachforschungen fortgesetzt. Zunächst wurden aus der innern Stadt nur Hausratten cingeliefert, aus den Vorstädten und aus der Umgegend (Andershof, Lüssow, Rügen) nur Wanderratten. 48 Bei dem geringen Material musste der Schluss, dass inner¬ halb der eigentlichen Stadt nur Hausratten leben, ausserhalb nur Wanderratten (dass die eine für uns Stadtratte, die andere Landratte sei), noch für zu voreilig erachtet werden; wahr¬ scheinlich erschien aber bei der besonderen (inselartigen) Lage der Stadt die Richtigkeit des zweiten Theiles dieses Schlusses, dass nämlich die Hausratten sich in die Festung zurück¬ gezogen haben und sich von den Wanderratten belagern lassen. Mitte Januar liess ich einen kleinen Aufsatz zur Erläu¬ terung der Sache in die baltische Zeitung, eine Aufforderung, Ratten einzusenden, in die beiden Stralsunder Zeitungen ein¬ rücken. Der Erfolg (in etwa 50 Zusendungen bestehend) kann nicht als bedeutend bezeichnet werden; dennoch konnten einige weitere Schlüsse gezogen werden. (Persönlichen Freun¬ den, Freunden der Natur, einigen Schülern der Realschule hin ich für ihre Bemühungen Dank schuldig.) Zunächst sei bemerkt, dass ich aus den Vorstädten und näheren und entfernteren Orten der Provinz wieder nur Wanderratten erhielt und zwar aus den drei Vorstädten und aus Grünhufe, Zitterpenningshagen, Voigdehagen, Mützkow, Neu-Lüssow, Schönhof, Ranzin, Lehbin a. R., Kluksevitz a. R., Gross-Kiesow bei Greifswald, Greiffenhagen bei Stettin. Was nun Stralsund selbst betrifft, so muss ich einige Worte über die Lage der Stadt und die Richtung und Lage einiger Hauptstrassen, Plätze und Kirchen voranschicken. Aus der fast ganz von Wasser umgebenen Stadt, die in ein nahezu rechtwinkliges Dreieck hineingebaut ist, führen nur drei Thore nach dem festen Lande, Nord- und Südthor sind durch die Hypotenuse verbunden, das dritte Thor liegt nach Osten, vom Süd-Thor kann man nur durch Brücken nach dem festen Lande gelangen. Die Heiligegeiststrasse, fast genau von Ost nach West gehend, theilt die Stadt in zwei ziemlich gleiche Theile, einen nördlichen mit dem alten Markt (dicht an der Nikolaikirche) und einen südlichen mit dem neuen Markt (dicht an der Marienkirche). Ziemlich gleich¬ laufend mit dieser ziehen sich die meisten Hauptstrassen von dem östlich von der Stadt gelegenen Hafen in die Stadt hinein. Die Verbindung der beiden Marktplätze wird durch 49 die Ossenreyerstrasse hergestellt, die, vom alten Markt aus¬ gehend, die Heiligegeiststrasse rechtwinklig schneidet (was früher zur Einteilung der Stadt in vier Quartiere A, B, C, D Veranlassung gab), und durch die ihr parallele (westliche) Mönchstrasse, die vom neuen Markt ausgekt. Eine wichtige Verkehrsstrasse ist auch die Wasserstrasse, die vom östlichen Thor in nordwestlicher Richtung parallel dem Hafen hingeht. Sehr wichtig waren mir Ratten aus Vorstadtshäusern dicht an der Stadt, und wirklich liess sich constatiren, dass die Wanderratte bis zu solchen Punkten vorgedrungen ist. Nahe dem Ost-Thor (Franken-Thor) liegt in der Vorstadt die Schiffswerfte ; sie lieferte Wanderratten. Das erste Haus in der nördlichen Vorstadt (Knieper-Vorstadt) lieferte dieselbe Ratte. Von dem Süd-Thor (Tribseer Thor) führen 2 Brücken nach aussen; eine kleine Insel liegt zwischen beiden, nur mit der Wohnung des Thorschreibers besetzt; auch von hier erhielt ich Wanderratten. Die innere Stadt hat mir im Ganzen von 33 Stellen Ratten geliefert, 23 Hausratten, 10 Wanderratten. Aus der Ileilgeiststrassc und Ossenreyerstrasse, dem Axenkreuz der Stadt, habe ich nur Hausratten erhalten. Auch die Ratten der zwei Scheitelquartiere, des nordwestlichen und des süd¬ östlichen (um die Jakobi -Kirche herum), wiesen sich als Hausratten aus, mit je 1 Ausnahme; dicht am westlichen Ende der Heilgeiststrasse liegt am Walle die Wasser-Kunst (Wasser-Kläre), ganz isolirt leben hier Wanderratten, und auch die andere Stelle (Langenstrasse) ist dadurch merkwürdig, dass Hausratten ringsherum zu wohnen scheinen, auch dadurch, dass früher hier nur schwarze Ratten beobachtet wurden, und die weissbäuchige mir als eine besonders merkwürdige über¬ sendet wurde. (Aus derselben Strasse erhielt ich Anfang April eine lebende Hausratte, nahm sie mit nach Greifswald und zeigte sie im naturwissenschaftlichen Verein.) In den beiden andern Scheitelquartieren, in dem südwestlichen und dem nordöstlichen, scheinen die meisten Wanderratten sich angesiedclt zu haben, im ersteren (mit 1 Ausnahme) nur solche um die Marienkirche herum, im anderen in der Wasser¬ strasse und in der Nähe derselben, während sich die Haus- Mittlieil. a. d. naturwissenflcli. Voroin v. Nen-Vorpommern u. Uügun. IV. 50 ratte mehr nach der Nikolai-Kirche zu concentrirt hat. In Bezug auf den südwestlichen Theil ist dasjenige Haus interes¬ sant, bei dem die Mönchstrasse in den neuen Markt einmündet, weil der Einsender dieser Wanderratte bestimmt versichert hat, dass er diese Thiere erst vor 2 oder 3 Jahren bei sich kennen gelernt habe, früher habe er schwarze gehabt. Bei den Batten der Wasserstrasse wird sich die Einwanderung am leichtesten erklären lassen. In demselben nordöstlichen Quartier ist mir auch ein Haus bezeichnet worden, in dessen unteren Bäumen sich mus decumanus , in dessen oberen sich mus rattus aufhält; aus eigener Erfahrung kann ich nichts darüber sagen. Gern hätte ich Thiere aus der Strasse vom alten Markt nach dem nördlichen Thor erhalten; ich habe aber nur er¬ fahren können, dass vor kurzem eine todte mus rattus von einem Freunde in diesem Theile der Stadt gefunden worden ist. (Während des Druckes ist mus rattus eingesendet worden.) Stelle ich alle mir bekannt gewordenen Fundorte aus der Stadt zusammen, so finden sich im nordwestlichen Quartier Hausratten in: Heiligegeiststrasse Nr. 90. Ossenreyerstrasse Nr. 13. 14. Mönchstrasse Nr. 52. Mühlenstrasse Nr. 52, Bealschule. Wanderratten in: Wasserkunst. im südöstlichen Quartier Hausratten in: Heiligegeiststrasse Nr. 34. 42. Böttcherstrasse Nr. 15. 17. Langenstrasse Nr. 30. 55. Frankenstrasse Nr. 30. 45. Wanderratten in: Langenstrasse Nr. 23. im südwestlichen Quartier Hausratten in: Mönchstrasse Nr. 21. Wanderratten in: Neuer Markt Nr. 10. Lobshagen Nr. 14. 51 Zipollenkagen Nr. 10. Marienstrasse Nr. 4. im nordöstlichen Quartier Hausratten in: Heiligegeiststrasse Nr. 82. Badenstrasse Nr. 9. 17. 54. Fährstrasse Nr. 21. 30. Mauerstrasse Nr. 4. Wasserstrasse Nr. 69. Wanderratten in: Mauerstrasse Nr. 36. Wasserstrasse Nr. 14. 22. Semlower-Thor. Noch zwei Einzelnheiten seien erwähnt. In Bezug auf Greifswald ist mir sehr bestimmt das Haus Ecke der Hunnen- und Langefuhrstrasse (Bäcker Bender) als solches bezeichnet worden, in dem sich vor vielen (etwa 16) Jahren Hausratten gezeigt haben. Aus Wismar habe ich Anfang Juni von einem dortigen Arzte eine junge Hausratte erhalten. Geht man davon aus, dass die Wanderratten durch kleinere Wasserbecken nicht im Vordringen gehindert werden, so ist die Frage eine unnütze, auf welche Weise wohl ihr Eindringen in die innere Stadt vor sich gegangen sein möge. Hält man sich aber an die bis jetzt bekannten Thatsachen, so scheint es, als wenn ein alter Abzugskanal (der sogenannte Giergraben), dicht bei dem Ost-Thor unterhalb der Häuser in die Stadt eintretend, eine Bolle bei ihrem Vordringen spiele, und das um so mehr, da ja solche Orte einen Lieblings¬ aufenthalt dieser Tbiere bilden. Der Graben zieht sich unter denjenigen Häusern hin, welche die Westseite der Wasser¬ strasse und die Ostseite der westlichen Parallelstrasse der¬ selben, der engen Mauerstrasse, bilden. Von diesen beiden Häuserreihen sind bis jetzt nur Wanderratten, von der öst¬ lichen Häuserreihe der Wasserstrasse aber und der westlichen der Mauerstrasse sind noch keine Wanderratten, nur Haus¬ ratten eingeliefert worden. Wo der Giergraben am Strande ausmündet, tummeln sich Ratten in grosser Menge herum, und es wäre ja möglich, 4* 52 dass von hier aus in das etwa 100 Meter nördlicher mündende (seit 1860 hergestellte) Siel einzelne Wanderratten eingedrungen und bis zur Wasserkunst gekommen wären. Die Wanderratten um die Marienkirche herum scheinen vom Giergraben her nicht vorgedrungen zu sein. Zwar gehen seit 1868 Siele von dem genannten Graben aus nach diesem Stadttheil hin; diese sind aber eng, am Anfang 45 zm, am Ende 15 zm weit, und der Verschluss ist derartig, dass Ratten nicht gut in die Häuser gelangen können; auch können sich die Tliiere bei starkem Wasserdruck zeit¬ weise gar nicht in den Sielen halten, sondern werden in den weiten Giergraben zurückgerissen. Man wird annehmen dürfen, dass in dieses Quartier die Wanderratten durch das Süd-Thor gelangt sind. Zum Schluss noch einige Worte über das Knochengerüst der beiden Stralsunder Ratten. Im Allgemeinen sind bei mus decumanus die Knochen gestreckter und stärker, und wo Leisten oder Vorsprünge sind, diese mehr hervortretend, als bei mus rattns. Namentlich zeigen sich diese Unterschiede am Stirnbein, an den Scheitelbeinen, am Hinterhauptbeine, Unterkiefer, Schulterblatt und Oberschenkel. Verzeichnis» der Schmetterlinge, welche in Neu-Vorpommern und auf Rügen beobachtet wurden, von H. Paul in Stralsund und C. Piötz in Greifswald. Schon vor vielen Jahren, als die Gebrüder Speyer alle Sammler aufforderten zur Kenntniss der geographischen Ver¬ breitung von Schmetterlingen Beiträge zu liefern und Ver¬ zeichnisse der in ihrer Gegend vorkommenden Arten anzu¬ fertigen, begannen wir — jeder für sich — die Namen der bis dahin gefundenen Lepidopteren aufzuschreiben, doch seinen 53 uns ein blosses Kennen dieser Kamen nicht interessant genug für den Zweck; Fangort, Flugzeit und wenn möglich auch die gewöhnliche Nahrungspflanze der Raupe so wie die Zeit¬ dauer während welcher das Insect im Puppenzustande ruht, sollten unseres Erachtens mit angegeben werden. Dazu fehlten aber genaue Notizen, diese mussten erst gesammelt werden, um nun nach eilf Jahren, — aufgefordert von der Redactions - Commission des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Greifswald dieses Verzeichniss zu veröffentlichen, — die¬ selben den Namen beizusetzen und vereint die Zahl der Arten um ein Bedeutendes vermehren zu können. In manchen Jahren excursirten wir jeder allein. In Stral¬ sund gesellte sieh später der in der Welt der Pilze besonders bewanderte Apotheker Heinrich hinzu, der viel Findcrglück batte und zuletzt wurde dort noch ein sehr eifriger und auf¬ merksamer Begleiter in den als Maschinist beim Marinedepot auf dem Dänholm engagirten Herrn Ehrenkönig gewonnen, der auf der kleinen Insel — ebenso wie Herr Heinrich bei den Pflanzen derselben eine ganz eigenthümliche Flora — - bei den Schmetterlingen eine ähnliche Fauna fand. Mittheilungen über das Vorkommen gewisser Spinner sind Herrn Dr. Kromayer zu danken, der durch Raupenzucht vieles Gute erlangte. Herr Heinzeimann bat bei Durch suchung vorstädtischer Gärten, besonders seines am Wasser gelegenen, zur Entdeckung für unsere Gegend neuer Micros Vieles beigetragen. So fand er z. B. die seltene Swammerd . Simplicella. Bei Stralsund bieten ausser den Wällen der Festung, wo Stürme und die weit geschäftigere Axt des Nutzmenschen noch einige Riesen von Silber- und Schwarzpappeln stehen gelassen, sich sogar junge Anpflanzungen von Bäumen und Sträuchern an den letzten Resten der alten Stadtmauer eingefunden haben, die Gärten und Wiesen der Vorstädte, weniger die kahlen Ufer der See, mehr die schilfreichen der Teiche und weiter hinaus die Anpflanzungen beim Franzenshöher Scliiessstand, die hübschen Anlagen auf dem „Bock,“ die traurigen Ueber- reste der Eichen von Andershof, die tiefgelegene „Stadtkoppel“ (eine wahre Fundgrube für Eulen, Spanner und Kleinschmetter¬ linge, und die einzige Stelle, wo die wohl überall seltene 54 Mamedra Splenclens an Jasmin und Flieder nascht) dem Sammler Gelegenheit seine Cylinder zu füllen. Durch Zu" Schüttung und Rasirung des „hohen Graben, “ wo Dorn- und Haselsträucher, Coryclalis bidbosa und viele andere Pflanzen prächtig gediehen, ist ein ausgezeichneter Fangplatz verloren gegangen, ebenso durch den Bau der Eisenbahn und ihrer Verbindungswege, mit dem Verschwinden der alten Bäume, besonders Weiden, hat auch an dem dortigen Gartenzaun das graeiöse Spiel der schönen Harpella Bvacteelia aufgehört. Die früher wegen üppiger Vegetation sehr ergiebigen Forts in der Nähe der Festung sind durch Zurüstungen im letzten Kriege für entomologische Zwecke fast ganz unbrauchbar geworden, und mit den Pflanzen verloren sich denn auch die erst kürz¬ lich doi't aufgefnndene Grapholita Grandaevana mit der hüb¬ schen Exaeretia Alisella und Andere. (Erstere zeigte sich indess 1872 wieder in einigen Exemplaren.) Eine starke Meile südlich von Stralsund auf öder Chaussee gelangt man zunächst nach den am Borgwallsee gelegenen Penniner Forst, dem leider jetzt die älteren Stämme genommen sind; es ist ein gemischter Bestand, zum grössten Theil Unter¬ holz, eine Menge schöner Wiesen umschliessend. Dort kam früher an Grossschmetterlingen fast Alles vor, was überhaupt einheimisch ist, ebenso bei Abtshagen und Ending, fast noch eine Meile südlich und westlich von Pennin gelegen. Auch in den reichen Parkanlagen und den Umgebungen der herr¬ schaftlichen Güter Carlsburg, Semlow, Drechow, Voigtsdorf, Thurow, Gransebieth und anderer wurde reiche Beute gemacht, vor Allem aber in dem so hübsch an der Trebel gelegenen Zarrentin, mit seinem wunderschönen Laubwald und dem daran grenzenden Bruch und Wiesenland. Dort in dem Bruch fliegt z. B. die sonst nirgends gefundene Argynnis Eaodice • Auf der kleinen schon erwähnten Insel Dänbolm, die Herr Ehrenkönig gründlich durchsuchte, fanden sich neben den häufigen Nestern von Castrensis-Raupen auch einige, diesen ähnliche nur mehr dunkel gefärbte, aus denen sich lauter $ von Clisiocampa Franconica entwickelten. Ferner fliegt dort Melitaea Cinxia im Mai ziemlich häufig, seltsamliche 55 TAgniperda wurden aus Eschenraupen gezogen, dann Pacing - gastria Trifolii, Cymatopltora Or, Neuronia Cespitis , Polia Pol /finita, Hadena Abjecta, Acidalia Rubricata, Ort/iolitlia Cervi- nata und Pitbostege Farinata. Das bei Greifswald durchsuchte Terrain erstreckt sich auf etwa eine Meile im Umkreise von der Stadt, die Stadt selbst mit ihren mit Linden, Rüstern und Rosskastanien bepflanzten Wällen, den englischen Garten, den Begräbnissplatz vor dem Mühlenthor, die dortigen Gärten und die der Fleischer- Vorstadt, das Rosenthal hinter der nun in Ruhestand ver¬ setzten Saline und die dortigen mit verschiedenen Pappel- Arten, Weiden, Birken und Kirschen bepflanzten Wege. Nörd¬ lich von der Stadt, rechts von der Stralsunder Chaussee die Neuenkircher Kiefern, dieser Ort selbst mit seinen Friedhof, Gärten und Anlagen, weiter ostwärts davon der Wamper Busch; links von der Stralsunder Chaussee die Gegend bei Kieshof mit gemischtem Wald, Wiesen und Torfmooren, süd¬ westlich davon die Steffenshager und Wackerower Kiefern; im Osten von der Stadt das Eldenaer Holz mit sehr gemischten Bestände, dessen theilweise sehr feuchter Boden oft dicht mit Waldlichtnelken bedeckt ist, und wo Klebkraut, Waldmeister und Springkraut nebst vielen anderen Pflanzen üppig wuchern; südlich von der Stadt die Gehölze von Helms-, Grubeu-, Pott- und Weitenhagen, theils Kiefern, theils gemischtes Laubholz. Der Südsaum des llelmshager Holzes ist von dürrem Heide¬ boden mit Heidel- und Rauschbeerstauden begrenzt; bei Weiten¬ hagen am Wege nach Guest herrschen unter den niedern Pflanzen Immerschön und Spitzampfer vor, bei Grubenhagen Kuhweizen und Mädesüss, Gaisblatt und Himbeeren überall. Besonders üppig gedeihet die Rauschbeere im Torfmoore bei Kieshof und das Pfriemkraut in den Kieshofer und Neuenkircher Kie¬ fern neben der Stralsunder Chaussee. Das Absuchen der mit lombardischen Pappeln bepflanzten Anklamer Chaussee bis Kopenhagen lieferte zuweilen ein ganz gutes Resultat, tiber- dem wurden noch weiter südlich hei Hanshagen durch Herrn v. Portatius einige sonst nicht aufgefundene Arten entdeckt. Als Theilnehmer an den Excursionen bei Greifswald sind noch die Herren: Dr. Loose, Postexpedient Mundt, Exkaplan M. 56 Burghardt, Dr. L. Hoefer, Stabsarzt Antz, Förster Reich, v. Corswant-Crummin juu. und H. Kars tedt zu erwähnen. Rügen wurde wenig und nur in späten für den Fang minder günstigen Jahreszeiten besucht, doch soll die Insel reich an Schmetterlingen sein und bemerkenswerth ist es, dass dort Fragmente von der südlichen Plusia Bractea gefunden wurden. Die westlich von Rügen gelegene schmale Insel Hidden¬ see, welche für Dipterologen und Coleopterologen, besonders wegen der Chrysomelinen, welche massenweise zwischen den niedern Pflanzen der kahlen Berge kriechen, recht interessant sein dürfte, bietet an Schmetterlingen wenig mehr als Colias Ilyale , Pieris Daplidice und Mesotype Virgata . Am reichhaltigsten für jeden Insektensammler scheint jedoch die Gegend um Demmin — diesseits wie jenseits der Peene — besonders das umfangreiche Wolder Holz zu sein, wo Dr. Rohnert neben Argynnis Valesina auch Polyommatus Hippothoe, auf dem kleinen Moore Rhyparia Melanaria und an Eichenstämmen die seltene Ampldpyva Perflua fand. Aus den Angaben der Fundorte geht hervor, dass noch ein ziemlicher Theil Neu-Vor-Pommerns mangelhaft oder gar- nicht durchforscht wurde und besonders dürfte der Dars noch neue und seltene Arten bergen. Dass aber auch die am meisten besuchten Oertlichkeiten noch manches bisher Ueber- sehene bieten können, zeigt deutlich genug die erst in diesem Jahre erfolgte Entdeckung von drei Tagfalter-Arten in der Nähe Greifswalds, es sind: Vanessa Xant/iomelas, Theela W album und Tkymelieus Lineola, von denen letzterer sogar häufig vorkommt, wegen seiner Aehnlichkeit mit IXnea jedoch unbe¬ achtet blieb. Ebenso erwies sich Plusia Moneta , nachdem Herr Wichten da hl in Greifswald vor zwei Jahren die Aufmerk¬ samkeit darauf gelenkt hatte, als eine der häufigsten Plusien deren Raupen und Puppen in allen Gärten am Sturmhut zu finden sind. Besonders von Kleinschmetterlingen, bei denen das Sammeln und Bestimmen mehr Schwierigkeiten bietet, dürften noch viele neue Arten aufzufinden sein. Die Bestimmungen der bei Stralsund aufgefundenen Thiere übernahmen gütigst die Herren Gr eutzenberg in Danzig, 57 Hering in Stettin, Simon in Berlin, Standfass in Schlesien, und Standing er in Dresden; die bei Greifswald aufgefun- denen sind nach der sehr reichen und schönen Sammlung des Herrn Pogge in Greifswald bestimmt. Die Angabe der Futterpflanzen und Erscheinungszeit der Raupen und der Dauer des Puppenstandes ist von C. Plötz und, wo sie nicht in Parenthese steht, auf dessen Erfahrungen begründet. Abkürzungen: Die römische Zahl zeigt den Monat der Flugzeit an, s. s. = sehr selten, s. = selten, n. h. = nicht häufig, n. s. = nicht selten, h. = häufig, g. oder gern. = gemein, R. oder Rp. = Raupe, P. oder Pp. = Puppe, ! = am häufigsten in dem Stadium. Phopalocera. Nymphalina. Melitaca F. 1. Artemis S. V. V. s. Negast, Wampen. (R. au Plant., Scabios., Veron. Pp. 18 Tg.) 2. Cinxia L. V. VI. b. Dänholm, sonst s. R. an Plantago lanc. Pp. 18 Tg. 3. Athalia Esp. VI— VIII. h. Rp. an Melampyr. nemor., Plantago. Pp. 18 Tg. 4. Dictynna Esp. VI. VII. h. (Rp. an Melampyrum nemor., Plantago. Pp. 18 Tg.) Argynnis F. 5. Selene S. V. V — VIII. h. Rp. an Viola canina Pp. 21 Tg. 6. Eupbrosine L. V — VIII. s. Kieshof, Negast. (Rp. an Viola.) 7. Arsilache Esp. = Palcs. F. VI. VII. h. Kieshof. Waldblösso neb. d. Bahn. (Rp. an Arab. hirs., Viola.) 8. Ino Rott. VI. VII. s. Grubenhagen, Kieshof. Rp. an Ulmaria pentap. Pp. 18 Tg. 9. Aglaja L. VII. h. Weitenhagen, Rügen. Rp. an Viola can. Pp. 18 Tg. 10. Niobe L. et var. VII. VIII. h. auf Rügen u. bei Greifsw. fehlt b. Stralsund. Rp. an Viola canina. Pp. 18 Tg. 11. Laodice Pall. s. s. bei Zarrentin. (Rp. an Kubus Idaeus.) 12. Papliia L. VII. h. Var: Valesina Esp. s. doch überall. Rp. an Rubus Idaeus. Pp. 21 Tg. 58 13. Latonia L. überwintert VI — VIII. h. an Wegen. Rp. an Viola tricolor. 7 — 14 Tg. Arasclmia H. 14. Levana L. IV. Prorsa L. VII. h. Rp. an Urtica dioica. Pp. Wtr. od. 9-14 Tg. Vanessa F. 15. C album L. überwintert, VIII. 12. s. Rp. an Kumulus, Ribes, Urtica Pp. 10 Tg. 16. Polychloros L. überw. VII. gern. Rp. au Pirus commun., Salix. Pp. 14 Tg. 17. Xanthomelas S. V. VI. (VIII. einmal 1872 vor Kieshof im Holz, PI. (R. an Salix, P. 14 Tg.) 18. Urticae L. überw. VI. IX. gern. Rp. an Urtica. Pp. 14 Tg. 19. Io L. überw. III— X. h. Rp. an Humulus, Urtica dioica. Pp. 14 Tg. 20. Antiopa L. überw. VI. X. s. Rp. an Salix. Pp. 14 Tg. 21. Atalanta L. überw. III-IX. h. Rp. an Urtica, eingesponnen. Pp. U Tg. 22. Cardui L. überw., zuweilen h. Rp. an Carduus, Urtica, wie vorige. Pp. 14 Tg. Limenitis F. 23. Populi L. VI. VII. s. doch verbreitet. Rp. an Populus trem. Pp. 14-21 Tg. 24. Sibylla L. VI. VII. h. Abtshagen, Grubenhagen, Negast. Rp. an Lonizera periclym. Pp. 14 — 21 Tg. Apatura F 25. Iris L. VI. nicht s. an Waldwegen, Pfützen. Rp. an Salix caprea. Pp. 14 Tg. Satyrina. Satyrus F. 26. Alcyone S. V. VII. s. s. zweimal bei Weitenhagen am Wege nach Güst. 1869. PI. 27. Semele L. VII. VIII. h. Dänholm, Demmin, Rügen, bei Weiten¬ hagen. (Rp. Airae flex.) 28. Phaedra L. VII. VIII. s. nur bei Grimmen auf Torfwiesen. (Rp. an Avena elat P. 30 Tg.) Pararga HS. 29. Megaera L. V. IX. verbreitet h. Rp. an Gramineen. Pp. Wtr. oder 14 Tg. 30. Egeria L. überwintert, verbreitet s. an Stellen im Eldenaer Holz li. Rp. an Triticum rep. Pp. 14 Tg. Epinepliele HS. 31. Lycaon Rott. (Eudora Esp.) VII. h. Neuenkirchen b. Grfsw. Rp. an Gramineen Pp. 3 Wochen, 59 32. Janira L. V — VIII. h. überall. Rp. an Gramineen Pp. 16—24 Tg. 33. Hyperantluis L. VII — IX. h. wie vor. Ep. an Gramineen. Pp. 18 Tg. Coeuonymplia I1S. 34. Iphis S. V. VI. VII. h. auf Waldwiesen. (Rp. an Cynosurus crist. Pp. 10-12 Tg.) 35. Arcania L. s. nur bei Dietrichshagen b. Grfsw. 36. Pamphilus L. V — VIII. h. überall. Rp. an Cynosurus crist. Pp. 12—21 Tg. 37. Davus L. VII. VIII. h. im Torfmoor b. Kieshof u. b. Negast. Rp. an Carex panicea. Pp. 14 Tg. Lycaenina. Tliecla F. 38. Betulae L. VIII. s. Greifs w. Strelow. (Rp. an Corylus, Betula. Pp. 14 Tg.) 39. Quercus L. VI. VII. s. zerstreut. Rp. an Quercus. Pp. 14 Tg. 40. W album Kn. VI. s. s. Grubenhag. R. an Ulmus. P. 14 — 21 Tg. 41. Spini S. V. VI. VII. s. bei Zarrentin b. Grm. (Rp. an Prun. spin. Pp. 14 Tg.) 42. Ilicis Esp. VI. VII. s. b. Demmin, h. b. Weitenhagen auf Thymus serp. (Rp. an Quercus. Pp. 14 Tg.) 43. Pruni L. VI. VII. s. b. Grubenhagen. Rp. an Prunus cerasus. Pp. 20 Tg. 44. Rubi L. IV. V. s. b. Demmin, h. im Moor b. Kieshof, Potthagen. Rp. an Ledum palustre. Pp. Wtr. Polyom matus Lats. 45. Hippothoe L. VII. s. b. Demmin, Negast. (Rp. an Rumex.) 46. Eurydice Rott. = Chryseis S. V. VI. VII. h. auf Waldwiesen. (Rp. an Rumex. Pp. 21 Tg.) 47. Alciphron Rott. = Hipponoe Esp. VI. VII. h. b. Demmin, Kies¬ hof, Weitenhagen. Rep. an Rumex acetosella. Pp. 21—30 Tg. 48. Dorilis Hfn. = Circe S. V. V— VIII. h. Carlsburg, Potthagen. Rp. an Runex acetosella. Pp. Wtr. od. 11 Tg. 49. Phlaes L. V— VIII. h. überall. Rp. an Rumex acetosella. Pp. Wtr. od. 21 Tg. 50. Amphidamas Kn. = Helle H. V— VIII. s. s. b. Potthagen. (Rp. an Rumex. Pp. Wtr. od. 11 Tg.) Lycnena F. 51. Argiades Pall. = Amyntas S. V. s. s. Grcifsw. Friedhof, Strals. Vorst (Rp. an Lotus corn.) 52. Aegon S. V. VT. VII. h. b. Demmin, besonders b. Helmshagen. Rp. an Calluna vulg. Pp. 14 Tg. 53. Argus L. VI. VII. s. Grubenhagen, Pennin, Rügen. (Rp. an Ge- nista germ.) 60 54. Optilete K». VI. VII. h. im Moor b. Kiesb. Rp. an Vaccin. Oxycocc. Pp. 18 Tg. 55. Medon Hfn. == Agestis S. V. V. li. Dänholm. (Rp. an Erodium cicut.) 56. Icarus Rott. = Alexis S. V. VIII. h. überall. Rp. an Trif. ar~ vense, Ononis. Pp. Wtr. od. 8 — 10 Tg. 57. Argiolus L. V— VIII. h. Kieshof, Grubenhagen, Negast. Rp. an Calluna vulg. Frangula Aln. Pp. Wtr. od. 11 Tg. 58. Semiargus Rott. = Acis S. V. VI. IX. h. Dänholm, Grubenhagen Negast. (Rep. an Anthyllis Vulner.) 59. Arion L. VII. s. s. nur einmal b- Güst gefangen. PI. Pieridina. Leucopliasia *Stp. 60. Sinapis L. V— VII. n. s. zerstreut. Rp. an Ornithopus. Pp. Wtr. od. 14 Tg. Colias F. 61. Hyale L. V. IX. n. s. besond. auf Klee und Stoppel. (Rp. au Trifolium rep.) Rliodocera B. 62. Rhamni L. üerwiut. IV— IX. h. überall. Rp. an Frangula Aln. Pp. 21-30 Tg. Anthocliaris B. 63. Cardamines L. IV. V. h. überall. (Rp. au Turritis glabra. Pp. Wtr.) Pieris Schrk. 64. Daplidice L. IV— VIII. n. b. zerstreut, (Rp. an Cruciferen.) 65. Napi L. IV. VTI gern. Rp. an Cruciferen. Pp. Wtr. od. 14 Tg. 66 Rapae L. IV. VIII. gemein. Rp. an Cruciferen, Reseda, Tropaeo- lum. Pp. Wtr. oder 14 Tg. 67. Brassicae L. IV. VIII. gemein. Rep. an Cruciferen. Pp. Wtr. od. 14 Tg. 68. Crataegi L. V. VI. s. s. seit vielen Jahren; 1872 n. s. Rp. an Prunus. Pp. 14 Tg. Equitina. Papilio L. 69. Mackaon L. V. VIII. h. bei Strals. weniger. Rp. an Umbelliferen. Pp. Winter od. 21 Tg. Hesperiina. Hesperia B. 70. Comma L. VII. VIII. h. Greifswald, Pennin. (Rp. an Gramineen. Pp. 4 Weh.) 61 71. Sylvanus Esp. Y. VI. h. bei Grubenhagen, Kieshof, Negast. Rp. an Gramineen. Pp. 12 Tg. Thymelicus H. 72. Thaumas Hfn. = Linea S. V. VII. VIII. gemein an Wegen und auf Waldblössen. Rp. an Airae frei. Pp. 14 Tg. 73. Lineola Scrib. V— VIII. h. Kiesh. b. d. Bahn. R. an Gramineen P. 14 Tg. Carteroceplialus Led. 74. Silvius Kn. V. VI. s. Grubenh., Koitenh., Zarrentin. Rp. an Gra¬ mineen. Pp. 21 Tg. 75. Palemon Pall. = Paniscus F. V. VI. s. s. Endingen, Pennin, Zarrentin. (R. an Plant.) Cyclopides H. 76. Morpheus Pall. = Steropes S. W. VII. h. b. Kieshof: Waldblösse neben der Bahn, Negast. (Rp. an Gramineen.) Pyrgus II. 77. Malvae L. = Alveolus H. V. VI. VIII. h. Endingen, Pennin Grubenh. Rp. an Fragaria vesca unt. dem oberseir. Blattumschlag. Pp. 14 Tg. oder Winter. 78. Alveus H. = Fritillum 0. VII. s. nur b. Negast. (Rp. an Polygala.) Spylotliyrus Dp. 79. Malvarum 111. = Altheae H. V. VI. n. s bei Greifsw. auf dem Friedhofe. Rp. an Malva silv. Pp. 14 Tg. Nisoniades H. 80. Tages L. V. s. bei Pennin auf Waldwiese. (Hp. an Lotus.) H e t e r o c e r a. A. Teiediiiue. Epialoidea. Epialus F. 81. Ilnmuli L. VI. VII. s. Greifsw., Grimmen. Rp. in Lappa-Wurzel. 82. Sylvina L. VI — IX. n. s. Greifswald, Stralsund. Rp. in Malven- Wurzcl. Pp. 22 Tg. 83. Ilcctus L. VI. h. überall. Rp. unter Moos. Pp. 18 Tg. Cossina. Zeuzeia Ltr. 84. Aesculi L. VII. VIII. s. Nencndorf a. Rügen, Greifsw: Lindenwall. Pp. 4 — G Weh. 62 Cossus F. 85. Ligniperda F. YI. VIII. b. überall, ßp. in Salix-Stämmen. Pp. 4- 6 Weh. Sesiaria. Trochilium Scop. 86. Apiforme L. VI. s. an Chausseen. Rp. in Populus-Stamm. Sciapteron Stdg. 87. Tabaniforme Rott. ==■ Asiliformis S. V. VI. IX. s. s. in Crönne- witz, b. Greifsw. Rp. in Populus-St. Pp. 4 — 7 Weh. Sesia F. 88. Scoliiformis Bkh. VI. s. b. Potthagen. Rp. in Betula. Pp. 4 Weh. 89. Spheciformis S. V. V. VI. s. s. bei Negast, Potth. Rp. in Betula. Pp. 4 Weh. 90. Tipuliformis L. V. VI. n. s. Greifswald, Neuenkirchen. (Rp. in Ribes rubr.) 91. Asiliformis Rott. = Cynipif. Esp. = Oestrifs Rott. VIII. s. (Rp. in Populus.) 92. Myopiformis Bkh. = Mutillaefs. Lasp. V. VI. s. Kieshof. (Rp. in Prunus. Bembecia H. 93. Hylaeiformis Lasp. VIII. s. Eldenaer Holz. (Rp. in Rubus Id. Wurzel.) B. SpSianges. Sphingina. Macroglossa Ö. 94. Fuciformis L. V. VI. n. s. b. Negast, Kieshof. Waldwiese, Wei¬ tenhagen. Rp. an Knaut. arv. Aus Eiern doch nicht zur Ver¬ puppung gebracht. PI. 95. Bombyliformis 0. V. VI. h. bei Greifsw. Rp. an Lonicera peri- clym. Pp. Wtr. 96. Stellatarum L. überwintert. V — IX. h. und überall. Rp. an Ga¬ bun). Pp. 3 — 5 Weh. Deilepliila 0. 97. Porcellus L. VI. VIII. n. s. überall. Rp. an Galium. Pp. Wtr. oder 4 Wochen. 98. Elpenor L. V. VI. h. überall. Rp. auch an Balsamina Nolitang. Pp. Wtr. oder 4 Wochen. 99. Celerio L. V. einmal von Billich in Strals. und 1869 in Greifsw. auf dem Markte gef. (Rp. an Vitis vinif. Pp. 18 Tg.) 100. Euphorbiae L. VI. IX. n. s. verbreitet. Rp. an Tithymalus peplus. Pp. 21 Tg. bis über 3 Jahre. 63 101. Galii S. V. VI. VIII. n. s. verbreitet. Rp. an Galium. Pp. 21 Tg. Wtr. oder 1 Jahr. Daplinis H. 102. Nerii L. VII. X. in Greifsw. im Garten d. Dr. Hoefer 1846 wurde eine Raupe an Oleander im VIII. gefunden, zur Verpuppung, doch nicht zur Entwickelung gebracht. Spliinx 0. 103. Ligustri L. VI. h. überall. Rp. auch an Symphoria. Pp. 1—5 Winter. 104. Convolvuli L. VI. IX. n. s. verbreitet. Rp. an Convolv. arv. Pp. Wtr. oder 3 Weh. 105. Pinastri L. VI. n. s. verbreitet. Rp. an Coniferen. Pp. Wtr. Acherontia 0. 106. Atropos L. V. IX. z. s. doch überall. Rp. auch an Lycium, an Solanum zuw. h. in einem Jahre erhielt ich 30 St. Pp. 4 Weh. oder Wtr. Swerinthus 0. 107. Tiliae L. V. n. s. in Greifsw, auf dem Linden- und Schiesswall. Rp. an Tilia, oft h. Pp. Wtr. 108. Ocellata L. V. VIII. h. verbreitet. Rp. auch an Prunus Padus. Pp. Wtr. od. 4 Woch. 109. Populi L. V. VIII. h. überall. Rp. an Populus u. Salix. Pp. Wtr. od. 4 Weh. C. Glaiico|>I<]es. Zygaenina. Zygaena F. 110. Filipendulae L. VII. h. Dänholm, Gruben- und Potthagen. Rp. an Lotus. Pp. 21 Tg. 111. Lonicera Esp. VI. n. h. Grubenhagen, Turow. (Rp. an Trifolium. Pp. 21 Tg.) 112. Trifolii Esp. VII. h. verbreitet. Rp. an Trifolium. Pp. 14—21 Tg. Ino Leach. 113. Statices L. VII. h. besonders auf Waldwiesen. Rp. an Rumex acetosa. Pp. 14 Tg. 114. Pruni S. V. VI. VII. h. bei Greifsw. auf Torfmoore. Rp. an Calluna vulg. Pp. 14 Tg. 1P. V}(‘h‘olinae. Nycteolina. Hylophila 71. 115. Quercana S. V. VI. s. Grubenhagen, Kieshof. Rp. an Quercus. Pp. 21 Tg. 64 116. Prasinana L. IV. V. h. bei Greifsw., Strals., auch Rügen. Rp. an Betula. Pp. Wtr. Earias H. 117. Clorana L. IY. VI. h. verbreitet. Rp. an Salix vim, zwisch. Blatt. Sclirankia H. 118. Turfosalis HS. VI. VII. s. s. nur einmal bei Helmshag. gefangen. Nolina. Nola Leach. 119. Cucullatella L. VI. VII. s. Greifsw., Stralsund. Rp. an Pirus, Prunus. Pp. 2t Tg. 120. Strigula S. V. IV. VII. h. Greifsw., Stralsund. Rp. an Quercus. Pp. 14—21 Tg. 121. Cristnlalis H. VI. s. bei Greifsw. (Rp. an Mentha aquat.) E. Bombyces. Lithosina. Nudaria Stph. 122. Mundana L. VI. n. s. Greifsw., Zarrentin, in Häusern. Rp. an Byssus. Pp. 14 Tg. Calligenia Dp. 123. Miniata Forst. = Rosea F. VII. n. s. Grubenhagen, Negast. Rp. an Lichenen. Pp. 3—4 Weh. Setina Schrk. 124. Irrorella L. VII. VIII. n. h. Pennin. (Rp. an Lichenen.) 125. Kuhlweini H. VI. VII. n. s. Grubenhagen, Potthagen. Rp. an Ramalia poll. Pp. 14 Tg. 126. Mesomella L. VI. VII. h. bei Greifsw., Pennin. Rp. an Lichenen, Pp. 19 Tg. Lithosia F. 127. Muscerda Hfn. VII. n. s. Grubenh., Negast, Pennin. Rp. an Li¬ chenen. Pp. 14 Tg. 128. Griseoia Hb. VI. VII. h. Grubenh., Pennin. Rp. an Lichenen. Pp. 14—20 Tg. 129. Dcpressa Esp. VI. VII. n. s. Grubenhagen. Rp. an Lichenen. Pp. 14 Tg. 130. Complana L. VI. VII. n. h. bei Greifsw., Negast. Rp. an Liche¬ nen der Bretterwände. Pp. 14 Tg. 131. Lutarella L. VI. n. s. bei Demmin, Grubenh. Rp. an Lichenen. 132. Aureola H. V. z. s. Negast, Potthagen. (Rp. an Lichenen. Pp. Wtr.) Gnophria Stp. 133. Quadra L. VII. s. zuweilen auch h. überall, Pennin, Dänholm s. Rp. an Lichenen. Pp. 12 — 14 Tg. 65 Atolmis H. 134. Rubricollis L. V. VI. h. bei Grubenhagen, Pennin, Dänholm seit. Rp. an Lichenen. Pp. Wtr. Aretioidea. Emydia B. 135. Cribrum L. VII. VIII. s. s. bei Hanshagen, Trent a. R. (Rp. an Calluna.) 136. Grammica L. VII. s. s. bei Hanshagen. (Rp. an Gramineen. Pp- 21—30 Tg.) Euchelia B. / 137. Jacobaeae L. VI. VH. h. Dänholm, Negast, Grubenhagen an der Chaussee. Rp. an Senecio Jacob. Blüthe. Pp. Wtr. Callimorplia Ltr. 138. Dominula L. VI. s. bei Demmin, im Eldenaer Holz. Rp. an Fra- garia vesca. Pp. 14—21 Tg. Pleretis Led. 139. Matronula L. VI. s. s. Hanshagen (Loose). Rp. polyphag, 2jährig, in Greifsw. gef. aber nicht zur Verwdl. PI. (Pp. 5-6 Weh.) Arctia Stp. 140. Caja L. VI— VIH. h. überall. Rp. polyph. Pp. 2—5 Weh. 141. Villica L. VI. zuweilen h. bes.. d. Rp. in Eldena, Neuenkirchen. Rp. an Lycium etc. Pp. 14—21 Tg. 142. Hebe Schrk. VI. s. s. bei Greifsw. (Rp. phg. Pp. 21—30 Tg.) Pliragmatobia Stp. 143. Fuliginosa L. IV. VII. n. s. verbreitet. Rp. phg. Pp. 3—6 Weh. Diacrisia H. 144. Iiussula L. V— IX. h. verbreitet. Kieshof, Negast. Rp. phg. Pp. Wtr. od. 11-14 Tg. Spilosoma Stp. 145. Lubricipeda S. V. V. VI. h. verbreitet. Rp. phg. Pp. Wtr. 146. Mcnthastri S. V. V. VI. h. verbreitet. Rp. phg. Pp. Wtr. 147. Urticae Esp. V. VI. h. verbreitet. Rp. phg. Pp. Wtr. Cycnia II. 148. Mendica L .V. VI. s. s. in Greifsw. nur eine Rp. gef. PI. (Rp. phg. Pp. Wtr.) Liparina. Orgyia 0. 149. Gonostigma S. V. VII. IX. s. bei Weitenhagen, Pennin, Rügen, Rp. an Salix. Pp. 12—21 Tg. 150. Antiqua L. VII. VHI. h. überall. Rp. an Rosen etc. Pp. 14 Tg. Mittbeil. a. d. nalurwissensch. Verein v. Nen-Vorpoiumern u. Rügen. IV. 5 66 151. Ericae Germ. VII. VIII. n. s. im Moor bei Kieshof, einmal in 7‘2 Stunde über 20 Raupen von Calluna gesammelt, die aber mei¬ stens an der Muscardine starben. PL P. 10—21 Tg. Dasycliira Stp. 152. Fascelina L. VI. n. s. bei Kieshof und Neuenkirchen. Rp. phg. Pp. 21 Tg. 153. Pudibunda L. V. VI. gemein, überall. Rp. an Laubholz phg. Pp. Wtr. Psilura Stp. 154. Monacha L. VH: VIII. h. überall, 1869 bei Subzow verheerend. polyphag. Pp. 14—21 Tg. Lymantria II . 155. Dispar L. VI. VII. s. seit längerer Zeit, zuw. schädlich. Rp. bes. an Obstbäumen. Pp. 14—21 Tg. Leucoma Stp. 156. Salicis L. VII. überall gemein, oft schädlich. Rp. an Populus, Salix. Pp. 11 Tg. Laelia Stp. 157. V. nigrmn Esp. VI. nur als Fragment in Abtshagen v. Kromeyer. in Grubenhagen v. PI. gefunden. (Rp. an Wldb. Pp. 14 Tg) Euproctis H. 158. Auriflua S. V. VII. n. s. verbreitet. Rp. polyphag. Pp. 14— 30 Tg. 159. Chrysorrhoea L. VII— IX. zuw. h. u. schädl. Rp. bes. an Obstb. Pp. 14-30 Tg. Clostera Stp. 160. Anastomosis L. V. VII. s. Weitenhagen. Rp. an Populus trem. Pp. Wtr. od. 11 Tg. 161. Curtula L. V. VII. h. an Chausseen. Rp. an Populus. Pp. Wtr. od. 14 Tg. 162. Anachoreta S. V. s. nur an den Bäumen des Rosenthals b. Grfsw. Rp. an Populus. Pp. Wtr. od. 14 Tg. 163. Reclusa V. VII. n. s. b. Greifsw. wie vorige, bei Kieshof. Rp. an Populus u. Salix viminalis. Pp. Wtr. od. 14 Tg. Lachneina. Lasiocampa Str. 164 Dumeti L. IX. X. s. s. Stralsund, Potthgen. Rp. an Hicracium. Pachygastria II. 165. Quercus L. V. VI. gemein, bei Greifsw. Rp. phg. Pp. 30 Tg. 166. Trifolii S. V. VII. VIH. s. Dänholm, bei Greifsw. Rp. an Trif. Pp. 3-6 Weh. 67 Eriogaster Germ. 167. Catax L. = Rimicola S. V. IX. X. s. s. Strals. Rp. an Quercus. Pp. bis 2 Jahr. Poecilocampa Stp. 168. Populi L. IX. X. s. Dänholm, (Ehrenkönig), Greifswald. PI. Rp. phg. Pp. 16 Weh. Clisiocauipa Crt. 169. Franconica S. Y. VII. s. Dänholm (Ehrenk). (Rp. an Erodinm, Pp. 3-4 Weh.) 170. Castrensis L. VII. gemein auf d. Dänholm (Ehrenk.) und auf Rügen (Schilling). (Rp. an Geranium. Pp. 3 — 4 Weh.) 171. Neustria L. VII. gemein, überall. Rp. an Laubbäumen. Pp. 18-28 Tg. Tricli iura Stp. 172. Crataegi L. IX. X. n. s. bei Kieshof. Rp. an Sträucher. Pp. 16 Wochen. Metanastria H. 173. Rubi L. V. gemein als Rp. überall. Rp. phg. Pp. 3 — 4 Weh. Eutriclia Stp. 174. Pini L. VII. h. überall. 1869 schädlich bei Subzow. Rp. an Co- niferen. Pp. 30 Tg. Odenestis Germ. 175. Pruni L. VI. s. Eldena, Kiesh. Pp. phg. Pp. 21—30 Tg. 176. Potatoria L. VI. gemein, überall. Rp. an Gramineen. Pp. 3 — 4 Wochen. Phyllodesma IT. 177. Quercifolia L. VII. n. s. bei Kieshof, Parow. Rp. phg. Pp. 3—4 Weh. 178. Populifolia S. V. VI. s. Neuendorf a. R. (Sternberg.) (Rp. an Popul ns, Salix.) 179. Betulifolia 0. V. s. Eldenaer Holz. PI. (Rp. an Betula, Quercus. Pp. Wtr. Bombycoidea. Endromis 0. 180. Versicolora L. III. IV. s. Grubenh., Weitenh. Rp. an Betula. Pp. Wtr. Saturnia Schrk. 181. Spini S. V. V. s. s. Stralsund (Paul). (Rp. polyphag. Pp. 1-3 Winter.) 182. Pavonia L. = Carpini S. V. VI. V. s. überall. Rp. phg. Pp. Wtr. 5* 68 Aglia 0. 183. Tau L. V. s. ein 2 1866 bei Endingen (Paul), bei Groifsw. noch nicht gef. PI. (Ep. an Fagus. Pp. Wtr.) Cocliopodina. Limacodes Ltr. 184. Testudo S. V. V. YI. h. Kiesh., Grubenhagen, Pennin. Rp. an Quercus, verspinnt sich im Herbst, wird aber erst 3 Wochen vor dem Ausschlüpfen zur Puppe. 185. Asellus YI. s. Eldena, Grubenh. PI. Stubenkammer YHI, (Paul). (Rp. an Fagus, Quercus. Pp. wie vorige.) Psychina. Epichnopteryx H. 186. Intermediella Brd. == Nitidella 0. VI. VH. h. Grubenh., Pennin. Rp. phg. Pp. 3—4 Weh. Fumea Hw. 187. Pulla Esp. Y. VI< h. Kieshof: Waldwiese, Pennin. Rp. an Gra¬ mineen. Pp. 20 — 30 Tg. Psyche Schrk. 188. Fusca Hw. = Calvella 0. VI. VH. n. s. Grubenh. Rp. an Fran- gula Aln. Pp. 21 Tg. 189. Unicolor Hfn. = Graminella S. V. VI. n. s. b. Weitenh., Pennin. Rp. an Gram. Pp. 30 Tg. Oreopsyche Speyer. 190. Afra L. = Muscella S. V. VI. s. Grubenhagen nördl. Waldsaum. Rp. an Hierac. Drepanulina. Platypteryx Lasp. 191. Binaria Hfn. = Hamula S. V. VI. VH. s. s. 1871 ein Q bei Grubenh. gef. PI. (Rp. an Betula, Quercus. Pp. Wtr. od. 21 Tg.) 192. Curvatula Bkh. V. IX. n. s. verbreitet. Rp. an Ainus, Betula. Pp. Wtr. od. 21 Tg. 193. Falcataria L. V. X. h. bei Greifsw., Pennin. Rp. an Ainus, Be¬ tula. Pp. Wtr. od. 21 Tg. 194. Sicula S. V. V. X. s. s. Grubenhagen. Rp. an Quercus. Pp. Wtr. od. 3 Weh. 195. Laeertinaria L. V. X. h. Grubenh., Kiesh., Pennin. Rp. an Be¬ tula. Pp. Wtr. od. 21 Tg. Notodontina. Harpyia 0. 196. Bifida Ilb. V. VIII. n. s. an Chausseepappeln. Rp. an Populus Pp. Wtr. 69 197. Furcula L. VI. s. Gmbenhagen, Kieshof. Rp. an Betula, Salix. Pp. Wtr. 198. Erminea Esp. V. s. s. Anklamer Chaussee, Elisenhain. Rp. an Pop. Pp. Wtr. 199. Vinula L. V. VI. gemein. Rp. an Populus u. Salix. Pp. Wtr. Stanropus Germ. 200. Fagi L. VI. s. zerstreut. Rp. an Waldbäume. Pp. Wtr. Hybocampa Led. 201. Milhauseri Esp. V. VI. s. Grubenhagen, Kieshof, je eine Puppe gefunden. PI. (Rp. an Quercus.) Pp. Wtr. Notodonta 0. 202. Torva H. 0 V. VIII. n. s. Grubenhagen. Rp. an Populus tr. Pp. Wtr. od. 21 Tg. 203. Tritophus S. V. V. VIII. s. Grubenhagen. Rp. an Populus tr. Pp. Wtr. od. 14 Tg. 204. Dromedarius L. V. VIII. h. bei Greifswald. Rp. an Betula. Pp. Wtr. od. 21 Tg. 205. Ziczac L. IV— VIII. n. s. bei Greifswald. Rp. an Populus und Salix. Pp. Wtr. od. 21 Tg. Lophopteryx Stp. 206. Camelina L. V. VII. h. üherall. Rp. an Betula, Tilia etc. Pp. Winter. Microdonta Dp. 207. Bicoloria S. V. VI. s. Grubenh. Rp. an Betula. Pp. Wtr. Pterostoma Germ. 208. Palpina L. V. VII. n. s. überall. Rp. an Salix. Pp. Wtr. od. 21 Tg. Ptilophora Stp. 209. Plumigera S. V. X. s. Elisenhain. Rp. au Acer camp. Pp. 12 W. Pheosia H. 210. Dicfnrtn L. V. VII. n. s. überall an =Pappel-Alleen. Rp. an Pop. Pp. Wtr. od. 21 Tg. 211. Dictaeoides Esp. V. VII. s. Potthagen. Rp. an Betula. Pp. Wtr. od. 21 Tg. Dryinonia H. 212. Chaonia S. V. IV. V. s. Grubenh. Rp. an Quercus. Pp. Wtr. Glnpliisia B. 213. Crenata Esp. IV. s. s. Greifsw. aus einer auf der Promenade gef. Rp. erzogen. PI. Rp. an Populus. Pp. Wtr. Phalera II. 214. Bucephala L. V. VI. h. überall. Rp. an Quercus etc. Pp. Wtr. 70 F. Noctuina. Cymatophorina. Gonophora Brd. 215. Derasa L. VI. s. bei Greifsw. Rp. an Rubus. Pp. Wtr. Thyatira 0. 216. Batis L. VI. h. überall. Rp. an Rubus. Pp. Wtr. Cymatophora Tr. 217. Duplavis L. — Bipuncta Bkh. VI. VII. h. bei Greifsw. Rp. an Betula. Pp. Wtr. 218. Fiuctuosa H. VI. s. Grubenb., Rügen. (Rp. an Betula. Pp. Wtr.) 219. Or 8. V. IV. V. n. s. Dänholm (Ehrenkönig), Potthagen. Rp. an Pop. trem. Pp. Wtr. 220. Ocularis L. ==> Octogesima H. IV. V. s. Potthagen. Rp. an Po- pulus trem. Pp. Wtr. Asphalia H. 221. Flavicornis L. III. IV. s. Strals. (Heinrich), Potthagen. Rp. an Betula. Pp. Wtr. 222. Ridens F. = Xauthoceros H. IH. IV. u. s. Grubenhag. Ro. an Quercus. Pp. Wtr. Noctuae. Bryopliila Tr. 223. Perla S. V. VI. VIII. n. s. Greifsw., Semlow. (Rp. an Byssus. Pp. 4 Weh.) Moma H. 224. Orion Esp. IV. V. n. s. verbreitet, bes. Grubenh, Rp. an Quer¬ cus. Pp. Wtr. Panthea H. 225. Coeuobita Esp. V. s. s. nur einmal aus einer bei Potthagen gef. Raupe gezogen. PI. Rp. an Pinus. Pp. Wtr. Biloba Stp. 226. Caeruleocepbala L. überwintert, IV — VI. h. Rp. an Obstb., Sor- bus. Pp. 13 Weh. Deuias Stp. 227. Coryli L. V — VII. b. und verbreitet. Rp. an Betula, Corylus. Pp. Wtr. Acronycta Tr. 228. Strigosa S. V. VI. IX. n. s. Eldenaer Holz, Grubenh. Rp. an Prunus. Pp. Wtr. 229. Alni L. V. s. Eldena, Grubenh., Strals. Rp. an Ainus. Pp. Wtr. 230. Tridens S. V. VI. gemein, überall. Rp. an Betula etc. Pp. Wtr. 231. Psi L. V. VI. h. überall. Rp. an Tilia, Betula etc. Pp. Wtr. 71 232. Cuspis H. VI. VEH. s. s. nur einmal aus einer im Eldenaer Holz gef. Ep. gez. PI. Ep. an Ainus. Pp. Wtr. 233. Leporina L. V. VI. s. Sirals. (Paul) h. bei Greifsw. auf dem Eo- senthal. Ep. an Betula. Pp. Wtr. 234. Aceris L. V. VI. gemein überall. Ep. au Aesculus Hippecast. Pp. Wtr. 235. Megacephala S. V. V. VI. h. verbreitet. Ep. an Populus. Pp. Wtr. 236. Eumicis L. V. VH. VHI. h. verbreitet. Ep. polyphag. Pp. Wtr. od. 14 Tg. 237. Auricoma S. V. V. s. Strals. (Paul), h. Kieshof. Ep. phg. Pp. Winter. 238. Mcnyauthidis View. VI. VIII. n. h. Greifsw., Pennin, Stralsund. Rp. an Menyanthes, Lysimachia, etc. Pp. Wtr. od. 14—21 Tg. Polymixis n. 239. Ligustri S. V. V. VHI. s. Greifsvv. Anlage, Friedhof. Rp. an Li- gustr. Pp. Wtr. od. 28 Tg. Nonagria Tr. 240. Algae Esp. = Cannae 0. VHI. n. s. Kieshof, neben der Bahn. Ep. in Typha. Pp. 4 Weh. 241. Typhae Esp. VIH. h. Kieshof, neben der Bahn. Rp. in Typha. Pp. 4 Weh. Tapiuostola Lcd. 242. Fulva H. = Fluxa IIS. IX. ein 9 bei Pennin (Paul). (Rp. in Phragmitis.) Leucania Tr. 243. Impura H. VH. s. Kieshof, Stralsund. Rp. an Gramineen. Pp 22 Tg. 244. Straminea Tr. VII. s. s. Strals. (Paul). (Rp. an Gramineen.) 245. Pallens L. V. VIII. IX. gemein, überall. (Rp. an niedern PH. Pp. 21—30 Tg.) 246. Obsoleta II. VI— VHI. Strals. 1870 ein Schmetterling (Paul). (Rp. an nied. Pflanzen. Pp. 4 Weh.) 247. Comina L. VI. IX. s. Grubenh. Waldsaum. Ep. an Gramineen Pp. 5 Weh. 248. Conigera S. V. VI. VII. h. verbreitet. Ep. au Gramineen. Pp. 4-6 Weh. 249. Lithargyrea Esp. VH— IX. s. Pennin, Strals. (Rp. an nied. Pfl.) 250. Turca L. VI. VH. s. Greifsw., Strals. Rp. an Gramineen. Pp. 4 Weh. Caradrina Tr. 251. Morpheus Ilfn. VI. s. Dänh., Strals., Greifsw. Ep. an Convolvu- lus. Pp. 5 Weh. 72 252. Cubiculari3 S. V. VI. VIII. überwinternd n. s. verbreitet. (Rp. an Gramineen.) 253. Respersa S. V. VI. s. Greifsw., Strals. (Rp. an nied. Pfl ) 254. Aisines Brhm. VI. VII. h. verbreitet. Rp. an Thymus serp. etc. Pp. 4 Weh. Hydrilla B. 255. Palustris II. VI. VII. s. s. Strals. (Paul). (Rp. an niedern Pfl. Pp. 14 Tg.) 256. Arcuosa Hw. = Airae Fr. VI. VII. s. Grubenh. h. Strals. (Rp. an Gramineen.) Rusina B. 257. Tenebrosa II. VII. s. Greifsw. Friedhof. Rp. an nied. Pfl. Ampliipyra Tr. 258. Tragopogonis L. VII. h. überall. Rp. an Galium etc. Pp. 14 Tg. 259. Pyramidea L. VI. s. Grubenh., Strals. Rp. an Salix, Rhamn. etc. Pp. 3 Weh, 260. Perflua F. VII. VIII. s. Demmin (Rohnert), Grubenhagen. Rp. an Salix. Pp. 30 Tg. ftaenia Stp. 261. Typica L. VI. VIII. h. verbreitet. Rp. phg. Pp. 24 Tg. Tripliaena 0. 262. Fimbria L. VI. VII. n. s. Greifsw. Rp. an nied. Pflanzen. Pp. 21—30 Tg. 263. Pronuba L. VI — VIH. h. überall. Rp. an nied. Pflanzen. Pp. 3—4 Weh. 264. Orbona Hfn. = Subsequa S. V. VH. s. Neuenkirchen, Stralsund. (Rp. an nied. Pfl. Pp. 3—4 Weh.) Noctua L. 265. Porphyrea S. V. VI. VH. s. Kiesh. Moor. Rp. an Calluna. Pp. 30 Tg. 266. Augur F. VI. VII. s. Stralsund (Paul). (Rp. phg.) 267. Triangulum Hfn. VI. VH. s. doch verbreitet. Rp. an nied. Pfl. 268. C. nigrum L. VI. IX. s. Greifsw., Stralsund. (Rp. an nied. Pfl. Pp. 4 Weh.) 269. Umbrosa H. VIH. s. Strals. (Heinzeimann). (Rp. an nied. Pfl.) 270. Rubi View. = Bella Bkh. VI. Zarrentin (Paul). 271. Dahlii H. VI. s. Stralsund (Paul). (Rp. an Plantago.) 272. Festiva S. V. VI. VII. s. Greifsw. Anlage. Rp. an niedern Pfl. Pp. 18 Tg. 273. Plecta K. VI— IX. n. s. Strals., Greifswald. (Rp. an niedern Pfl. Pp. Wtr.) 274. Simulans Hfn. = Pyrophila S. V. VI. VH. h. überall. 275. Putris L. V. VH, n, s. verbreitet. (Rp. an Pflanzenwurzeln. Pp. Winter.) 73 276. Exclamationis L. V. VI. gemein. (Rp. an Graswurzeln. Pp. 21-30 Tg.) 277. Tritici L. VI. VII. IX. b. verbreitet. (Rp. an Gras wurzeln etc. Pp. 21-30 Tg.) 278. Obelisca S. V. VI. VII. s. Stralsund (Ehrenkönig, Paul). (Rp. an niederen Pflanzen.) 279. Nigricans L. VIII. n. s. Strals., Greifsw. (Rp. an nied. Pfl.) 280. Suffusa S. V. = Ypsilon Hfn. VI. VII. s. verbreitet. Rp. an Graswurzeln. 281. Clavis Rott. = Segetum S. V. VI. VII. gern, schädlich. (Rp. an Gras wurzeln. Pp. 4 Weh.) 282. Corticea S. V. V. VI. s. Grubenh. Waldsaum. (Rp. an nied. Pfl. Pp. 3—4 Weh.) 283. Vestigalis Rott. = Valligera S. V. VII. VIII. s. Dänholm, Gru¬ benhag. Waldsaum. (Rp. an Graswurzeln). Eurois Flb. 284. Herbida S. V. V. VIII. n. s. Greifsw., Strals., Strelow. Rp. phg. Pp. 3-4 Weh. 285. Occulta L. VI— VIII. n. s. Dänh., Strals. (Rp. an nied. Pfl.) Taeniocampa Gn. 286. Gothica L. III. n. s. Greifswalder Friedhof, Stralsund. Rp. phg. Pp. Wtr. 287. Cruda S. V. III. IV. jetzt s. entlaubte vor mehreren Jahren in Gemeinschaft mit Tortr. Viridana die Eichen dos Grubenhäger Holzes fast vollständig. Pp. Wtr. 288. Populeti F. III. IV. s. Negast 1 Expl. (Paul). (Rp. an Populus. Pp. Wtr.) 289. Stabilis S. V. III. IV. s. Grubenh., Stralsd. (Rp. an Waldbäume. Pp. Wtr.) 290. Incerta Hfn. = Instabilis S. V. IH. n. s. Grubenh. Rp. an Wald- bäume. Pp. Wtr.) 291. Munda S. V. V. s. Grubenh. Rp. an Populus. Pp. 10-11 Mt. Panolis H. 292. Piniperda Panz IV. V. n. s. Neuenkirchen. Rp. an Pinus. Pp. Winter. Calymnia H. 293. Trapezina L. VI. VH. n. s. verbreitet. Rp. an Laubholz. Pp. 3-5 Weh. Cosmia Tr. g94. Paleacea Esp. = Fulvago S. V. VIII. s. Rp. an Betula. Pp. 3 Weh. Dyschorista Led. 295. Ypsilon S. V. VI. VII. n. s. verbreitet. Rp. an Populus etc. Pp. 14 Tg. 74 Plastems B. 296. Retusa L. VII. n. s. Wampen, Stralsund. Rp. an Salix. Pp. 3 Web. 297. Subtusa S. V. VII. Negast 1 Stck. (Paul). (Rp. an Populus. Pp. 5—6 Weh.) Cleoeeris B. 298. Viminalis F. = Saliceti Bkh. VII. s. s. Wampen. Rp. an Salix. Pp. 14-30 Tg. Ortliosia Tr. 299. Lota L. IX. s. Grubenhagen. (Rp. an Laubholz. Pp. 7 Weh.) 300. Circellaris Hfn. = Ferruginea S. V. IX. h. Dänholm, Rügen, Grubenh. (Rp. an nied. Pfl.) 301. Rufina L. IX. n. s. Grubenh. (Rp. an Quercus, Calluna etc.) 302. Pistacina S. V. IX. X. s. s. Strals. (Rp. an nied. Pfl.) 303. Nitida S. V. IX. s. Grubenh. (Rp. an nied. Pfl.) Xantliia Tr. 304. Citrago L. VIII. IX. überwintert s. 1866 ein 2 auf dem Wall in Strals. (Rp. an Tilia.) 305. Togata Esp. = Silago II. VII. X. n. s. überwintert. Kieshof, Rügen. (Rp. an Salix.) 306. Fulvago L. = Cerago S. V. VIII. X. h. überwintert. Kieshot'. Rp. an Salix-Blüthe. Pp. 30 Tg. Jodia Hb. 307. Üroceago S. V. VIH. IX. überw. s. Grubenh. (Rp. an Quercus.) Orrliodia Ilb. 308. Vaccinii L. IX. X. überw. n. s. Kiesli. Moor. (Rp. phg.) Scopelosoma Gurt. 309. Satellitia L. VIlI. X. überw. h. überall. Rp. phg. Pp. 6 Weh. Scoliopteryx Germ. 310. Libatrix L. VIII. IX. überw. gemein. Rp. an Salix. Pp. 16 Tg bis 8 Weh. Gortyna Tr. 311. Flavago S. V. VIII. IX. h. bei Greifsw. Rp. in Pflanzenstielen, phg. Pp. 21—30 Tg. Hydroecia Gn. 312. Micacea Esp. VIII. s. doch verbr. (Rp. in Wurzelknolleu, phg.) 313. Nictitans L. VII. VIII. n. s. verbr. (Rp. in Zwiebeln, phg. Pp. 1 — 13 Monate.) Brotolomia Led. 314. Meticulosa L. V. VII. s. verbreitet. Rp. phg. Pp. 4 Weh. Euplexia Stp. 315. Lucipara L. V — VII. gemein. Rp. phg. Pp. Wtr. 75 Trachea II. 316. Atriplicis L. VI. VII. h. überall. Ep. phg. Miselia Stp. 317. Oxyacanthae L. VIII. IX. s. verbr. Ep. an Pirus, Prunus, Pp . 10 Weh. Dichonia H. 318. Aprilina L. IX. X._überw, Wamper Bsch. Ep. an Quercus. Pp. 10 Weh. Charaeas Stp. 319. Graminis L. VIT. n. s. überall. Ep. an Gramineen, 1868 VI. zu Hunderten vou der Stadtwiese der Steinbecker Vorst, über die Chaussee ziehend, meistens angestochen. PI. Pp. 14—21 Tg. Neuronia Hb. 320. Lolii Esp. = Popularis F. VII— IX. s. Grubenh., Strals. Ep. an Gram. Pp. 8 Weh. 321. Cespitis S. V. VIII. IX. s. doch überall. (Ep. an Gram. Pp. 5 Weh.) Ilar us B. 322. Ochroleuca S. V. VH. s. Drechow, bei Greifsw. Ep. an Gram. Blüthe. Pp. 14-18 Tg. Hianthoecia B. 323. Compta S. V. V — VII. s. Dcinmin, Helmshagen. (Ep. in Lychnis- Kapseln. Pp. Wtr. 324. Conspersa S. V. VI. VII. s. verbr. (Ep. in Lychnis-Kapseln. Pp. Wtr.) 325. Capsincola S. V. V— VIII. h. überall. Ep. in Lychnis-Kapseln. Pp. Wtr. od. 11—18 Tg. 326. Cucubali S. V. V. VIH, h. überall. Ep. in Lychnis-Kapseln. Pp. Wtr. od. 11—18 Tg. Polia 0. 327. Chi L. VII — IX. s. Helmshagen. (Ep. phg. Pp. 4 Weh.) 328. Polymita L. VII, n. s. verbreitet. (Ep. phg. Pp. 6 Weh.) Thalpopliiia H. 329. Matura Hfn. = Texta Lang. = Cytherca. F. VII. VIII. einmal bei Neuenkirchen. PI. (Ep. an nied. Pfl.) Luperina B._ 330. Haworthii Curt. = Erupta Germ. VII. n. s. bei Potthagen. Apamea Tr. 331. Tcstacea S. V. VIII. TX. s. Dänholm, Greifsw., Stralsund. (Ep. an Gram. Pp. 26 Tg.) Mamcstra Tr. 332. Leucophaea S. V. V. VI. s. Grubenh. (Ep. phg.) 333. Advena S. V. VH. n. s. verbreitet. (Ep. phg. Pp. 28 Tg.) 76 334. Nebulosa Hfn. VI— VIII. n. s. verbr. (Rp. phg. Pp. 3—4 Weh.) 335. Contigua S. V. V. n. s. bei Greifsw. Rp. phg. Pp. Wtr. 336. Thalassina Bkh. Y. VI. n. s. verbr. Rp. phg. Pp. Wtr. 337. Suasa S. Y. Y. YI. n. s. verbreitet. (Rp. phg. Pp. Wtr.) 338. Pisi L. Y. VI. gemein, überall. Rp. phg. Pp. Wtr. 339. Brassicae L. Y— VII. gemein, überall. Rp. au Cruciferen etc. Pp. Wtr. od. 24 Tg. 340. Persicariae L. V— YII. gemein, überall. Rp. phg. Pp. Wtr. 341. Splendens H. YI. s. Stralsund, Stadtkoppel (Paul). 342. Oleracea L. V — VIII. n. s. verbreitet. Rp. phg. Pp. Wtr. 543. Genistae Bkh. V. YI. n. s. Weitenliagen. (Rp. an Spartium. Pp. Winter.) 344. Dentina S. V. VII. VIII. n. s. verbreitet. (Rp. an nied. Pfl.) 345. Saponariae Bkh. V. n. s. verbreitet. (Rp. an nied. Pfl. Pp. Wtr.) 346. Chenopodii S. V. Y. VIII. gemein, überall. Rp. an Chenop. etc. Pp. Wtr. 347. Dysodea S. V. YI. VII. s. bei Greifswald. (Rp. an nied. Pfl.) 348. Serena S. Y. IV— YIII. s. bei Stralsund, h. bei Greifsw. Rp. an Hierac. Pp. Wtr. od. 21 Tg. Hadena Tr. 349. Abjecta H. YII. n. s. Strals., Dänholm. (Rp. an Graswurzeln.) 350. Lateritia Hfn. VII. n. h. Stralsund. (Rp. an Gramineen.) 351. Polyodon L. YI. YII. h. überall. Rp. an Graswurzeln. Pp. 4 Weh. 352. Lithoxylea S. Y. YI. YII. s. Strals. (Rp. an Pirus com.) 353. lnfesta Tr. Y. YI. s. Strals. (Rp. an nied. Pfl.) 354. Basilinea S. Y. VI. YII. gemein, verbreitet. Rp. phg. Pp. 4 bis 6 Weh. 355. Rurea F. Y. YI. n. s. Greifsw., Strals. (Rp. an nied. Pfl.) 356. Scolopacixia Esp. YII. YIII. s. Eldenaer und Penniner Holz. Rp. an Gramineen-Bliithe. Pp. 11 — 21 Tg. 357. Gemina H. YII. YIH. n. h. verbreitet. Rp. an Spartium etc. Pp. 4-5 Weh. 358. Unanimis Tr. YI. YII. einmal in Yoigtsdorf. (Rp. an Gram.) 359. Oculea F. = Didyma Esp. YII. YIII. h. verbreitet. (Rp. an Gras¬ wurzeln.) 360. Connexa Bkh. VH. einmal gez. Rp. am nördl. Waldsaum bei Grubenhagen. PI. Pp. 18 Tg. 361. Ophiogramma Esp. YI— YIII. einmal in Strals. (Pani). (Rp. in Arundo Iris.) 362. Strigilis L. YI. YII. n. s. verbreitet. Rp. in Gram. Pp. 21 Tg. 363. Furuncula S. V. VI. YII. gemein in Stralsund. Dipterygia Stp. 364. Pinastri L. Y. VI. n. s. verbr. (Rp. an Rumex. Pp. Wtr.) 77 Calocampa Slp. 365. Exoleta L. VIII. überwintert, n. s. verbreitet. Rp. phg. Pp. 6-8 Weh. Oloantlia B. 366. Perspicillaris L. V. VI. einmal Grubenhagen. (Rp. an Hyperic. Pp. Wtr.) Xylina Tr. 367. Socia Rott. = Petrificata S. V. IX. überw. s. Rp. an Laubbäume. Pp. 6—8 Weh. 368. Furcifera Hfn. = Conformis S. V. IX. überw. s. verbr. Rp. an Ainus, Betula. Pp. 32 Tg. Aster oscopus B. 369. Sphinx Hfn. = Cassinia S. V. IX. X. überw. n. s. Greifswalder Lindenwall, Strals. Rp. an Tilia. Pp. 3—4 Monat. Cucullia Schrk. 370. Scrophulariae S. V. V — VH. h. Helmshagen, Wackerow. Rp. an Verbascum. Pp. Wtr. bis 2 Jahre. 371. Asteris S. V. V. VI. gemein. Rp. an Aster, Solidago. Pp. Wtr. 372. Umbratica L. V— VH. h. überall. Rp. an Sonchus etc. Pp. Wtr. 373. Chamomillae S. V. VI. s. Greifsw., Strals. (Ilcinzelmann). Rp. an Anthemis Cotula. Pp. Wtr. 374. Tauaceti S. V. VII. VIII. gemein, überall. Rp. an Tanacetum etc. Pp. Wtr. 375. Absynthii L. VII. s. Stralsund (Heinzeimann), bei Greifsw. Rp. an Abs. Pp. Wtr. 376. Artemisiae Hfn. = Abrotani S. V. V. VI. gemein, bei Greifsw. Rp. an Artemisia camp. Pp. Wtr. 377. Argentea Hfn. = Artemisiae S. V. h. bei Greifsw. s. Dänholm (Billich). Rp. an Artem. camp. Pp. Wtr. bis 2 Jahre. Heliaca HS. 378. Tenebrata Scop. = Heliaca S. V. = Arbuti F. V. VI. h. Eiden. Holz. Rp. an Cerastiura. Pp. Wtr. Anarta Tr. 379. Myrtilli L. V. VII. VIII. h. Kiesh. Moor. Rp. an Calluna. Pp. Wtr. cd. 14 Tg. Heliotltis Tr. 380. Scutosa S. V. V. VIII. s. Ilclmshagen an der Chaussee. Rp. an Artemisia camp. Pp. Wtr. 381. Dipsacea L. V. VHL n. s. Potthagen. Rp. an Knautia etc. Pp. Winter. Chariclea Kirby. 382. Umbra Ilfn. «= Marginata F. VI. s. s. Strals., n. s. Weitenhagen. Rp. an Ononis spin. Pp. Wtr. 78 Abrostola 0. 383. Urticae H. VI. IX. s. verbr. Ep. an nied. Pfl. Pp. Wtr. 384. Triplasia L. Y. YI. IX. b. überall. Ep. an Urtica. Pp. Wtr. Piusia Tr. 385. Conclia S. V. YL VII. s. in Strals. ge z. (Paul). Ep. an Thalic- trum. Pp. 4 Weh. 386. Moneta F. YII. VIII. n. s. Strals. (Heinzeimann), Greifsw. (Wich¬ tendahl), Eügen (11. Paul). Ep. an Aconit. Pp. 14 Tg. 387. Chrysitis L. V. YII. h. überall. Ep. an Lamium. Pp. 12—14 Tg. 388. Bractea S. V. YII. VHI. s. s. Stubbenkammer a. E. (Paul). (Ep. an Leontodon.) 389. Aemula S. Y. YII. VIII. s. Neuenkirchen b. Greifsw. (Eeich). 390. Festucae L. YII. YHI. n. h. Kiesh., Strals. Ep. an Carex etc. (Pp. 14—21 Tg.) 391. Gamma L. YI— X. überwintert, gemein, überall. Ep. phg. Pp. Wtr. od. 11-14 Tg. 392. Interrogationis L. VII. 1869 1 Exempl. Strals. (Ehrenkönig). (Ep. an Urtica. Pp. 21 Tg.) 393. Jota L. YI. YHI. s. Potthag., Stübnitz a. E. Ep. phg. Pp. Wtr. od. 18 Tg. Catocala Schrk. 394. Fraxini L. YIH. IX. s. s. doch überall. (Ep. an Fraxinus etc. Pp. 21 Tg.) 395. Nupta L. VII. YHI. gemein, überall. Ep. an Populus und Salix. Pp. 3—4 Weh. 396. Sponsa L. YII. V1H. s. Grnbenhagen. Ep. an Quercus. Pp. 28 bis 32 Tg. 397. Promissa S. Y. YI. YII. s. Grubenhagen. Ep. an Quercus. Pp. 28-30 Tg. 398. Paranympha L. VII. VIII. s. s. Greifsw. (Ep. an Prunus. Pp. 18-28 Tg.) Euclidia Tr. 399. Mi L. Y. VIII. h. überall. Ep. an Gramineen, Trif. Pp. Wtr. od. 21 Tg. 400. Glyphica L. V. YHI. h. verbreitet. Ep. an Gramineen, Trif. Pp. Wtr. od. 21 Tg. Ägriphila B. 401. Sulphuralis L. V. YHI. s. Demmin, Olempenow, Weitenhagen. (Ep. an Convolvulus arv. Pp. Wtr.) Hy ela Stph. 402. Uncana L. L. Y. VI. s. Guest, Negast. (Ep. an Carex.) Proth y m ia 11b. 403. Laccata Scop. = Aenea S. Y. V. YHI. s. Gransebith, Kieshof, Neuenkirchen. 79 Erastria Tr. 404. Candidula S. V. VI. VII. s. Neuenkirchen, Pennin, Stralsund. Rp. an Gram. Pp. Wtr. 405. Pygarga Hfn. = Fuscula S. V. V. VI. b. verbreitet. Rp. an Gram. Pp. Wtr. Toxocampa Gn. 406. Pastinum Tr. VII. VIII. n. s. Kieshof, Negast, Stubbenkammer. Rp. an Viciae Cracca. Pp. 3 Weh. Thalpocharis Led. 407. Paula II. VI. VII. h. verbreitet. Rp. in Hclichrysum aren. Pps 21 Tage. Deltoidae. Hypena Tr. 408. Proboscidalis L. VI. VIII. gemein, überall. Rp. an Urtica. Pp. 14—21 Tg. 409. Rostralis L. VIII— X. überwintert, h. bei Greifsw., Eoitz. Rp. an Humulus lup. Pp. 4 Weh. Boinoloclia Hb. 410. Crassalis F. V. VI. s. Kiesh. Moor. (Rp. an Vaccin. Pp. Wtr.) Pechipogon Stph. 411. Barbalis L. V. VI. gemein, Grubenh., Kiesh., Pennin. Rp. an Betula. Pp. 14 Tg. Herminia Tr. 412. Tentacularis L. VI. VII. h. Grubenh., Pennin.. Rp. an Hieran. Pp. 15 Tg. Zanclognatha Led. 413. Nemoralis F. *= Grisealis. S. V. VI. s. Eldena, Pennin. (Rp. an Chrysoplenum. Pp. 14 Tg.) 414. Tarsipennalis Tr. = Tarsicrinalis H. VI. VII. s. Stralsund, Zar¬ rentin. Madopa Stph. 415. Salicalis S. V. V. VI. s. Kiesh., Pennin. (II]). an Salix. Pp. Wtr.) Colposia JI. 416. Flexula S. V. VI. s. s. Wackerow, Demmin. Rp. an Eichenen. Pp. 21-30 Tg. Parascotia II. 417. Fuliginaria L. = Carbonaria S. Eichenen. Pp. 14 Tg. V. VI. VII. s. Greifsw. Rp. an Ki vula Gn. 418. Sericealia Scop. V — IX. gemein, überall. Rp. an Gramineen. Pp. 12-14 Tg. 80 Brephina. Brephos 0. 419. Parthenias L. II. III. n. s. Grubenhagen, Kieshof. Ep. an Betula. Pp. Wtr. 420. Notha H. V. s. Pansewitz a. E. (Ep. an Salix Caprea. Pp. Wtr.) Cr. Geoinetrae. Dendrometrina. Pseudoterpna H. 421. Pruinata Hfn. = Cythisaria S. V. VI. VII. s. Devin, Neuenkirchen. Ep. an Spartium. Pp. 14 — 21 Tg. ^eometra L. 422. Papilionaria L. VI. VII. n. s. verbreitet. Ep. an Betula etc. Pp. 14—21 Tg. 423. Vernaria L. V. VII. einmal auf Eügen (Heinrich). (Ep. an Prun. spin.) Phorodesina B. 424. Pustulata Hfn. ■= Bajuiaria S. V. V. VI. einmal bei Putbus, ein¬ mal bei Weitenhagen. Ep. an Quercus. Pp. 21 Tg. Neworia II. 425. Viridata L. V. VII. n. s. Kieshof. Moor. Ep. an Calluna. Pp, Wtr. od. 7 Weh. 426. Strigata Müll. = Aestivaria H. V. VII. n. s. verb. Ep. anFran- gula. Pp. 3 Weh. Thalera H. 427. Fimbrialis Scop. = Thymiaria L. = Bupleuraria S. V. VII. s. Kiesh. Moor. Ep. an Calluna. Pp. 6 Weh. Jodis II. 428. Putata L. V. VI. n. s. Grubenhagen. (Ep. an Vaccinium Myrt. Pp. Wtr.) 429. Lactearia L. V. VI. gemein verbr. Ep. an Betula. Pp. Wtr. Acidalia Tr. 430. Perochraria F. E. VI. VH. h. Greifsw., Demmin, s. b. Negast. 431. Muricata Hfn. = Auroraria H. VII. n. s. verbreitet. (Ep. an nied. Pfl. Pp. 14 Tg.) 432. Dimidiata Hfn. = Scutulata S. V. VII. n. s. verbreitet. Ep. an Byssus. Pp. 12 — 21 Tg. 433. Pallidata S. V. VI. VII. n. s. Grubenh. Ep. an Achillea. 434. Straminata Tr. VI. VII. s. Demmin. (Ep. an Thymus serp.) 435. Incanaria L. VI. VII. n. s. überall. (Ep. an Eichenen.) 436. Bisetata Hfn. V— IX. h. überall. (Ep. an nied. Pfl.) 437. Aversata L. VI. VII. h. überall. Ep. an Melampyrum etc. Pp. 18 Tg. 81 438. Emarginata L. VII. h. überall. (Rp. an Galium etc. Pp. 3 Weh.) 439. Immorata L. V — VIII. n. s. Kiesh., Negast. Rp. an Calluna, Ar- tem. Pp. Wtr. od. 10 Tg. 440. Rubricata S. V. V — VIII. n. h. überall. (Rp. an nied. Pfl.) 441. Mutata Tr. IV — VII. s. Zarrentin. (Rp. an Thym. serp. etc. Pp. 21 Tg.) 442. Commutata Fr. VI. VII. s. Pennin. (Rp. an Vaccinium. Pp. 21 Tg.) 443. Remutaria H. VI. VII. s. Grubenh., Pennin. (Rp. an nied. Pfl.) 444. Punctata Tr. = Cerusaria Lh. VI. VII. s. Pennin. (Rp. au Hip- pocrep. Pp. 20 Tg.) 445. Sylvestraria H. VII. gemein, verbr. (Rp. an Achillea.) 446. Paludata L. V — IX. h. Dänholm, Negast, Grubenhagen. Rp. an Thym. serp. Pp. 21 - 30 Tg. Zonosoma Led. 447. Pendularia L. V. VII. n. s. Grubenh., Zarrentin. Rp. an Betula. Pp. Wtr. od. 14 Tg. 448. Punctaria L. V. VI. VIII. h. Grubenh. s. Pennin. Rp. an Quer- cus. Pp. Wtr. od. 14 Tg. 449. Trilinearia Bkh. V. VIII. s. Grubenhagen, Zarrentin. (Rp. an Quercus.) Rhyparia H. 450. Melanaria L. VI. gemein im Moor bei Kieshof. Rp. an Vacc. ulig. Pp. 21 Tg. Zerene Tr. 451. Grossulariata L. VII. gemein, überall. Rp. an Ribes, Corylus. Pp. 18-28 Tg. 452. Sylvata Scop. = Ulmata F. V. VI. gemein, Rügen, bei Greifsw. Rp. an Prun. pad. Pp. Wtr. Lygdia Gn. 453. Adustata S. V. VI. VIII. n. h. verbreitet. Rp. an Evonymus. Pp. Wtr. Lomaspilis II. 454. Marginata L. V. VIII. gemein, überall. Rp. an Populus trem. Pp. Wtr. Bapta Stp. 455. Bimaculata F. = Taminata S. V. V. VI. s. verbreitet. (Rp. an Quercus. Pp. Wtr.) 456. Temerata S. V. V— VII. gemein, Grubenh. (Rp. an Betula, Prun. Pp. Wtr. Cabera Tr. 457. Pusaria L. V— VIII. gemein, überall. Winter. Rp. an Betula, Aln. Pp. 6 Mittheil, a. <1. naturwiasensch. Verein v, Neu- Vorpommern u. Rügen. IV. 82 458. Exanthemata Scop. Y— VIII. gemein, verbreitet. Rp. an Ainus, Salix. Pp. Wtr. Urapteryx Leach. 459. Sambucaria L. VI. VII. s. zerstreut. Ep. an Salix, Sambuc. Pp. 21—30 Tg. Ellopia Tr. 460. Fasciaria L. V. VII. s. Eiigen, Wackerow. Rp. an Pinus silv. Pp. Wtr. od. 14 Tg. Metrocampa Ltr. 461. Margaritata L. VI. Vil. s. Grubenh., Zarrentin. (Rp. an Carpi- nus, Quercus. Pp. 14—21 Tg.) Eugonia H. 462. Angularia S. V. VII. s. Greifsw. Lindenwall. Rp: an Tilia etc. Pp. 14-21 Tg. 463. Alniaria L. VIII. IX. s. zerstreut, Eldena. Rp. an Waldb. Pp. 3-4 Weh. 464. Canaria H. = Tiliaria Bkh. VII. IX. s. Greifsw. Lindenwall, Rüg. Rp. an Waldb. Pp. 3-4 Weh. 465. Fuscantaria Hw. VI. X. 1870 eine Rp. auf dem Friedhofe an Fraxinus gef., doch nicht zur Verpuppung gebracht. PI. 466. Erosaria S. V. VIII. s. Eldena, Pennin. (Rp. an Quercus. Pp. 3—4 Weh. Timandra B. 467. Amataria L. V. VII. VIII. h. überall. Rp. an Rumex, Melampyr. Pp. 11-14 Tg. Seleuia H. 468. Illunaria H. III. V. VI. IX. s. Kiesh., Thurow. Rp. an Lnubholz. Pp. Wtr. od. 21 Tg. 469. Lunaria S V. VI. VIII. s. s. Greifsw. Lindenwall. Rp. an Laub¬ holz. Pp. Wtr. od. 21 Tg. 470. Tetralunaria Hfn. = lllustraria H. V. IX. s. Negast, Potthagen. Rp. an Laubholz. Pp. Wtr. od. 3 Weh. Pericallia Stp. 471. Syringaria L. V. VIII. s. Grubenh., Stralsund. Rp. an Lonicera perielym. Syringa. Pp. Wtr. od. 14 — 21 Tg. Odontopera Stp. 472. Bidentata L. = Dentaria H. V. n. s. verbr. Rp. phg. Pp. Wtr. Himera Dp. 473. Pennaria L. IX— XI. s. zuw. h. verbr. Rp. an Quercus, Salix etc. Pp. 13 Weh Crocallis Tr. 474. Elinguaria L. VIII. s. Kiesh, Strals. Rp. phg. Pp. 14 — 40 Tg. Eurymene Dp. 475. Dolabraria L. V. VII. s. Greifsw., Negast. Rp. an Laubholz. Pp. Wtr. od. 21 Tg. Angerona Dp. 476. Prunaria L. V. VI. n. s. überall. Rp. phg. Pp. 14—21 Tg. Rumia Dp. 477. Crataegata L. V. VI. n. s. überall. Rp. an Prunus. Pp. Wtr. od. 14 Tg. Epione Dp. 478. Apiciaria S. V. VII. s. Grubenh., Stralsund. (Rp. an Populus, Coryl. etc. Pp. 14 Tg.) 479. Vespertaria L. = Parallelaria S. V. VII. IX. s. Grubenh. (Rp. an Vacc. Pp. 14 Tg.) 480. Advenaria H. V. IX. z. h. Grubenhagen, s. Zarrentin. Rp. an Melampyr. Fragaria. Pp. Wtr. od. 3—14 Weh. Macaria Curt. 481. Notata L. V. VII. gern, bei Greifsw., s. bei Strals. Rp. an Be¬ tula, Salix etc. P. Wtr. od. 14 Tg. 482. Liturata L. VI. VIII. n. s. verbr. Kieshof, Pennin, Semlow. (Rp. an Pinus silv ) Halia Dp. 483. Wavaria L. VI. VII. h. in Garten. Rp. an Ribes. Pp. 14—21 Tg. Tha unonouia Led. 484. Brunneata Thnb. = Pinetaria H. VI. VII. h. im Kieshof. Moor, Negast. (Rp. an Vacc.) Hibernia Ltr. 485. Leucophaearia S. V. II. III. n. s. Kieshof. Rp. an Quercus. Pp. Winter. 486. Aurantiaria H. X. s. verbr, Rp. an Laubholz. Pp. 3—4 Mt. 487. Progemmaria H III. IV. s. Kiesh. Rp. an Quercus. Pp. Wtr. 488. Defoliaria L. IX— XI. zuw. gern. Rp. an Laubholz. Pp. 3-4 Mt. Pliigalia Dp. 489. Pilosaria S. V. III — V. n. s. verbreitet. Rp. an Laubbäume. Pp. Winter. Biston Leach. 490. Hispidaria S. V. III. IV. s. Greifsw. Lindenwall. (Rp. an Quer¬ cus etc. Pp. Wtr.) 491. Hirtaria L. III. IV. s. Greifsw. Lindenwall. (Rp. an Prunus, Tilia etc. Pp. Wtr.) 492. Strataria Hfn. = Prodromaria S. V. II— V. s. Greifsw. Linden¬ wall. Rp. an Tilia. Pp. Wtr. 6* 84 Amphidasis Tr. 493. Betularia L. Y. h. überall. Rp. phg. Pp. Wtr. Boarmia Tr. 494. Cinctaria S. Y. IV. V. VIII. n. s. bei Greifsw. Rp. an Calluna, Betula ete. Pp. Wtr. od. 4 Weh. 495. Rhomboidaria S. V. YI. IX. s. Helmshag. (Rp. an Obstbäumen. Pp. 4-6 Weh.) 496. Abietaria S. V. VII. lOten 1860 einmal bei Subzow. PI. (Rp. an Pinus. P. Wtr. od. 4—6 Weh ) 497. Repandata L. V. VII. n. s. Grubenhagen. Rp. an Waldb. Pp. Wtr. od. 21 Tg. 498. Roboraria S. V. VI. VII. n. s. verbr. Rp. an Waldbäumen. Pp. 14-21 Tg. 499. Consortaria F. IV. VII. n. s. Eldena, Kieshof. Rp. phg. Pp. Wtr. od. 21 Tg. 500. Viduata S. V. V. VII. s. Grubenhagen, Stralsund. (Rp. an Li- chenen. Pp. Wtr.) 501. Lichenaria Hfn. VI. VII. h. überall. Rp. an Liehe nen. Pp. 21 bis 30 Tg. 502. Glabraria H. VII. s. Stralsund (Paul). (Rp. an Lichenen. Pp. 14 bis 16 Tg.) 503. Crepuscularia S. V. III. VI. s. Eldena, Rügen. Rp. phg. Pp. Wtr. od. 12—21 Tg. 504. Luridata Bkh. = Extersaria H. V. VI. h. Grubenhag., Stralsund. Rp. an Corylus. Pp. Wtr. 505. Punctulata S. V. V. VI. h. überall, bes. in Eldena. Rp. an Alu. Betula. Pp. Wtr. Gnoplios Tr. 506. Obscurata S. V. VI. VII. einmal Greifswald. (Rp. an Artemisia, Rubus.) Einaturga Led. 507. Atomaria L. IV— IX. h. überall. Rp. an Artemis. Calluna. Pp. Wtr. od. 14 Tg. Bupalus Leach. 508. Piniaria L. IV — VI. h. verbr. Rp. an Pinus silv. Pp. Wtr. Pliasiane Dp. 509. Petraria H. V. VI. s. doch verbr. (Rp. an Pteris aquilina.) 510. Glarearia S. V. VII. 1 Expl. Negast (Ehrenkönig). (Rp. an Lathyr. prat.) 511. Clathrata L. V. VII. s. bei Greifswald, h. bei Demmin. (Rp. an nied. Pfl.) Numeria Dp. 512. Pulveraria L. IV— VII. s. Neuenkirchen, Alten Pleen, Zarrentin, Rp. an Laubholz. Pp. Wtr, 85 Perconia H. 513. Strigillaria H. IV. VII. s. Weitenhagen. Rp. an Calluna. Pp. 8 bis 14 Tg. Phytometrina. Anisopteryx Stp. 514. Aceraria S. V. III. s. Eldena. Rp. an Acer camp. Quercus. Pp. Winter. 515. Aescularia S. V. III. n. s. verb. (Rp. an Salix. Pp. Wtr.) Lytliria H. 516. Purpuraria L. V— X. h. überall. Rp. an Rmnex acctosella. Pp. Wtr. od. 14 Tg. Hydrelia H. 517. Obliterata Hfn. = Heparata S. V. VI. VII. h. verbr. Rp. an Be¬ tula. Pp. Wtr. 518. Candidata S. V. V. VII. n. s. Grubenh., Negast. Rp. an Fagus. Pp. Wtr. 519. Luteata S. V. V. VI. n. s. Grubenhageu, Negast. Rp. an Fagus. Pp. Wtr. 520. Sylvata S. V. VII. n. s. Grubenh., Pennin. Rp. an Ainus. Pp. Wtr. Eupitheeia Curt. 521. Scabiosata Bkh. IV. V. s. Stralsd. (Paul). (Rp. an Artemisia camp. Pp. Wtr.) 522. Piperata Stp. = Obrutaria IIS. VI. s. Stralsund (Paul). 523. Castigata II. V. VI. h. verbreitet. (Rp. an nied. Pfl. Pp. Wtr.) 524. Trisignaria HS. V. VH. n. s. Eldena. Rp. an Iieracleum. Pp. Wtr. 525. Pygmaeata II, VI. VII. h. Eldena, Voigtsdorf. Rp. an Cerastium. Pp. Wtr. 526. Absynthiata L. VI. VII. s. verbreitet. Rp. an Artemisia, Calluna. Pp. Wtr. 527. Satyrata II. IV. V. h. überall. Rp. phg. Pp. Wtr. 528. Pimpinellata II. V— VIII. h. bei Greifsw. Rp. an Pimp. Pp. Wtr. 529. Vulgata II w. =» Austeraria IIS. IV— VII. n. s. verbr. Rp. plig. Pp. Wtr. od. 16 Tg. 530. Valerianata II. VI. s. Zarrentin. (Rp. an Valeriana off. Pp. Wtr.) 531. Plumbeolata Hw. = Begrandaria B. V. VI. s. Grubenh., Voigts- dorf. Rp. in Melampyr. nem. Blüthe. Pp. Wtr. 532. Isogrammata Tr. V. VI. Grubenhagen. Rp. an Valeriana off. Pp. Winter. 533. Tcnuiata II. VI. VII. a. Grubenh. (Rp. an Salix-Kätzchen.) 534. Indigata II. V. VI. einm. Greifsw. (Rp. in Pinus silv. Gallen). 535. Innotata II. V. VI. s. zerstreut. Rp. an Artemisia. Pp. Wtr. 86 536. Nanata H. V. VI. s. Kiesh., Potthag. Rp. an Calluna. Pp. Wtr. 537. Exiguata II. V. VII. s. zerstreut. (Rp. an Berberis, Mesp. Oxya- canth. Pp. Wtr.) 538. Abbreviata Stp. = Reductaria B. III— VI. einmal Strals. (Rp. an Quereus. Pp. Wtr.) 539. Sobrinata H. VI— IX. n. s. bei Kieshof. Rp. an Juuip. com. Pp. 14 Tg. bis 12 Weh. 540. Pusillata S. V. V. VI. einmal Strals. (Rp. an Artemis. ? Junip. Pp. 21 Tg.) 541. Strobilata H. V. VI. s. Kieshof. (Rp. in Picea excelsa — Zapfen und Gallen. Pp. Wtr.) 542. Rectangulata L. VI. VII. gern. (Rp. an Obstb. Pp, 14 Tg.) 543. Debiliata H. VI. VII. n. s. bei Kieshof. Rp. an Vaccin. uligin. Pp. 15-18 Tg. 544. Venosata F. V. VI. s. Stralsund. (Rp. an Silene. Pp. Wtr.) 545. Subfulvata Hw. = Oxydata Tr. V. VI. s. verbreitet. (Rp. an Artemisia. Pp. Wtr.) 546. Succenturiata L. V — VH. s. Stralsund, Potthagen. Rp. an Arte¬ misia camp. Pp. Wtr. 547. Centaul eata S. V. V — IX. n. s. verbreitet. Rp. an Pimpinella, bes. an der Anclamer Chaussee bei Greifsw. Pp. Wtr. 548. Linariata S. V. V— VH. einmal bei Pennin. (Rp. in Digitalis u. Liuaria Kps. Pp. Wtr.) Lobophora Curt. 549. Sexalata Vill. V. VIII. s. Eldena, Pennin. Rp. an Salix. Pp. Winter. 550. Halterata Hfn. = Hexapterata S. V. IV. V. einmal Strals. (Rp. an Salix, Fag. Pp. Wtr.) 551. Viretata H. V. VI. s. Potthagen, Zarrentin. (Rp. an Ligustrum. Pp. Wtr.) 552. Sertata H. = Appendicularia B. V. ? VII. 1863 einm. b. Voigts¬ dorf (Paul). 553. Carpinata Bkh. = Lobulata H. IV. V. s. Eldena. Rp. an Salix. Pp. Wtr. Clieiinatobia Stp. 554. Brumata L. IX— IH. gern, überall. Rp. phg. Pp. 4 — 6 Mt. Tripliosa Stp. 555. Dubitata L. V. VII. s. Eldena, Stralsund. Rp. an Rhamn. Prun. Eucosmia Stp. 556. Undulata L. V. VI. n. s. überall. Rp. an Salix caprea. Pp. Wtr. 557. Certata H. III — VII. in Greifsw. im Garten des Hrn. Pogge einige Raupen an Ilex aquif. gef. und zur Entwicklung gebracht. Pp. Wtr. (Rp. auch an Berberis). 87 Scotosia Stp. 558. Vetulata S. V. IV. VI. h. überall. Rp. au Rhamn. cathart. Pp. Wtr. od. 12 Tg. 559. Transversata Hfn. = Rhamnata S. V. IV. VII. h. überall. Rp. an Rhamn. cath., Prunus. Pp. Wtr. od. 14 Tg. Lygris H. 560. Reticulata S. V. VII. s. zerstreut. Eldena. Rp. an Impatiens. Pp. Wtr. 561. Prunata L. VI — IX. gern, in Gärten. Rp. an Ribes, Prunus. Pp. 14 Tg. 562. Populata S. V. VI. VIII. n. s. Grubeuhagen, Kieshof, Zarrentin. Rp. an Vaccin. Pp. 11 Tg. 563. Testata L. = Achatinata H. VII. VIII. s. Grubenhag., Stralsund (Rp. an Pop. trern. Pp. 14—21 Tg.) 564. Marmorata H. VI. VII. n. s. Strals., Greifswald. Rp. an Ribes. Pp. 10 Tg. 565. Silaceata H. V — VII. s. Clempenow, Eldena. Rp. an Populus - trem. Pp. Wtr. 566. Capitata HS. = Balsaminata Fr. V. s. einmal auf dem Kirchhof in Semlow gef. (Rp. an Impatiens. Pp. Wtr.) Cidaria Tr. 567. Pyraliata S. V. VI. VIII. n. s. überall. Rp. an Galium. Pp. 10 bis 14 Tg. 568. Fulvata Forst. VII. s. Eldena. (Rp. an Rosa can. Pp. 14—21 Tg.) 569. Ocellata L. V— VIII. h. überall. Rp. an Galium. Pp. 14—35 Tg. 570. Bicolorata Hfn. = Rubiginata S. V. VI. VII. n. h. Dänholm, Negast, Pennin, Grubenh. (Rp. an Ainus. Pp. 21 Tg.) 571. Variata S. V. VI — IX. n. s. verbr. Rp. an Pinus. Pp. 21 Tg. 572. Siterata Hfn. = Psittacata S. V. VI. überwintert, s. verbreitet. Greifsw. Lindenwall. Rp. an Tilia. Pp. 18—30 Tg. 573. Truncata Ilfn. = Russata S. V. IV— IX. h. überall. Rp. phg. Pp. Wtr. od. 14 Tg. 574. Pectinataria Fuessl. = Miaria S. V. VI. VII. h. Stübnitz a. R., Zarrentin s. Kiesh., Rp. an Galium. Pp. 4 Weh. 575. Didymata L, = Scabrata H. VI— VIII. gern, in Greifsw. Linden¬ wall, Eldena s. bei Pennin. Rp. an Cerast aquat. Pp. 22 Tg. 576. Parallelaria Bkh. = Vespertata II. = Brunnearia Vill. VII. IX. h. Pennin, s. Strals., Wackerow. (Rp. an Ptcris aq.) 577. Fluctuata L. V. VIII. gern. Rp. an Brassica. Pp. Wtr. od. 4 Weh. 578. Montanata S. V. V — VIII. gern, überall. Rp. an Ranunculus acer. Pp. 16 Tg. 579. Ligustrata S. V. VI. IX. s. Eldena, Stralsund. Rp. an nied. Pfl. Pp. 21 Tg. 88 580. Ferrugata L. Y. VII. gern, überall. Rp. an Galium. Pp. Wtr. od. 10 Tg. 581. Spadicearia S. V. Y. VII. n. s. verbreitet. Rp. an Galium. Pp. Wtr. od. 10-14 Tg. 582. Quadrifasciata H. V, VII. n. s. Eldena, s. Strals. Rp. an Impat. Pp. Wtr. od. 9 — 32 Tg. 583. Propugnata S. V. V — VII. s. verbreitet. (Rp. an Brassica. Pp. Winter.) 584. Albicillata L. V. VI. n. s. Neuenkircben, Pennin etc. Rp. an Rubus idaeus. Pp. Wtr. 585. Cuculata Hfn. = Sinuata S. V. V. VI. n. s. Greifsw. Rp. an Galium. Pp. Wtr. 586. Galiata S. V. VII. VIII. n. h. verbreitet. Rp. an Galium. Pp. 14—21 Tg. 587. Picata H. VI. VII. s. verbreitet. Eldena, Zarrentin, Demmin. 588. Hastata L. V. VI. s. Kieshof, Pennin. Rp. an Vacc. uligin. (Be¬ tula). Pp. Wtr. 589. Tristata VI. IX. n. s. Kieshof. Rp. an Galium. Pp. Wtr. oder 12 Tg. 590. Biriviata Bkh. = Alchemillata S. V. V — VII. gern. Rp. an Ga¬ lium. Pp. Wtr. od. 12 Tg. 591. Rivata H. V. VIII. IX. s. Eldena, Pennin. Rp. an Galium. Pp. Winter od. 14 Tg. 592. Unangulata Hw. VI. s. s. Eldena, Negast. 593. Alchemillata L. = Rivulata S. V. V. VI. n. s. Drechow, Eldena. Rp. in Ballota-Kelchen. Pp. Wtr.) 594. Affinitata Stp. V. verb. gemein, bei Eldena, Kieshof. Rp. in Me- landryum rubrum-Kapseln. Pp. Wtr. 595. Decolorata H. V. s. Eldena, Stralsund. (Rp. in Ly clinis- Kapseln. Pp. Wtr.) 596. Albulata S. V. V — VII. h. verbreitet. Rp. im Alectorolophus- Samen. Pp. Wtr. 597. Bilineata L. VI — VIII. gern, überall. Rp. an nied. Pfl. Pp. 21 bis 32 Tg. 598. Corylata Thnb. = Ruptata II. III — VI. tr bei Gr. s. b. Str. Rp. an Waldbäumen. Pp. Wtr. 599. Dilutata S. V. IX— XI. Dänholm (Ehrenkönig), n. s. in und bei Greifsw. Rp. an Laubbäume. Pp. 3 — 4 Mt. 600. Elutata S. V. VI. VII. s. Eldena, Voigtsdorf. Rp. an Salix. Pp. 21 Tg. 601. Impluviata S. V. V. VII. VIII. n. s. verbreitet. Rp. an Ainus. Pp. Wtr. od. 14 Tg. 602. Berberata S. V. V. VIII. Demmin (Rohnert). (Rp. an Berberis. Pp. Wtr. od. 14 Tg.) 89 603. Rubidata S. Y. V— VH. s. Eldena, Franzenshöh. (Rp. an Aspe- rnla. Pp. Wtr.) 604. Badiata S. Y. IV — VI. s. Greifsw. (Friedhof). Rp. an Rosa. Pp. 14-21 Tg. 605. Chenopodiata S. V. VII. VIII. h. bei Stralsund, s. bei Greifsw. Rp. an Chenop. Pp. Wtr. 606. Lignata H. = Vittata Bkh. V. VI. IX. s. s. b. Greifsw., Pennin. 607. Aquata H. VT. VIII. einm. Strals. (Paul). (Rp. an Clematis.) 608. Tersata S. V. IV’ VII. einmal b. Deramin. (Rp. an Clematis.) 609. Sparsata H. V — VII. s. s. Grubenhagen, Pennin, Stralsund. (Rp. an Lysimachia. Pp. Wtr.) Ortliolita H. 610. Plumbaria F. = Palumbaria S. V. V- VII. s. Grubenh., Negast. (Rp. an Calluna). 611. Cervinata S. V. VII. VIII. n. s. verbreitet. Rp. an Malva. Pp. 6=8 Weh. 612. Limitata Scop. = Mensuraria S. V. VII. VIII. gern. Grubenh., (Rp. an Bromus.) Mesotype II. 613. Virgata Hfn. = Lineolata S. V. VIII. nur bei Kloster a. Hidden¬ see. (Rp. an Galium.) Carsia H. 614. Paludata Thnb. = Sororiata H. VII. s. Kieshof. Moor. Rp. an Vacc. Ox. Pp. 11 Tg. Litliostege H. 615. Farinata Hfn. = Nivearia S: V. VI. VII. IX. s. Andershof, Dän- holm, Potthagen, Ilohemühle. Chesias Tr. 616. Spartiata Fuessl. IX. s. Dänholm, Neuenkirchen. Rp. an Spart. Pp. 12 Weh. Odezia B. 617. Chaerophyllata L. VI. VII. gemein, verbreitet. Rp. an Chaero- phyllum. Pp. 11 — 14 Tg. II« P y a 1 I cl a e. Pyralidina. Cledeobia Stp. 618. Angustalis S. V. VIII. s. Dänholm, Rügen, je 1 Expl. Aglossa Ltr. 619. Pinguinalis L. V. VIH, IX. n. s. überall in Häusern. R. an Fett. P. 4 Weh. 90 620. Cuprealis H. VI. VIII. 1869 u. 1872 3 Expl. Strals. im Zimmer. (Paul). (R. an Fett.) Pyralis L. 621. Farinalis L. V. VIII. n. s. überall in Gebäuden. R. an dumpf. Korn und Mehl. P. 21 Tg. Hercyna Tr. 622. Pollinalis S. V. V. VIII. s. Hanshagen (v. Portatius). (Rp. an Genista). 623. Atralis H. V. VIII. den 19. Mai 1869 Stralsund 1 Exempl. (Hein- zelmann). Botys Tr. 624. Anguinalis H. V. VII. VIII. s. Grubenhagen, Potthagen. 625. Porphyralis S. V. = Coccinalis H. V. VI. n. s. Weitenhagen. (R. an Mentha aq.) 626. Aurata Scop. = Punicealis S. V. = Porphyralis H. V. VII. s. Güst, Demmin. (R. an Origanum, P. 14—21 Tg.) 627. Purpuralis L. = Punicealis H. V. VIII. h. überall. (R. au Mentha arv.) 628. Cespitalis S. V. V. VIII. h. verbreitet. Negast, Potthagen. 629. Aerealis H. = Suffusalis Tr. VII. n. s. verbreitet. Potthagen. R. in Helichrysum arenar. P. 22 Tg. 630. Urticata L. V. VIII. gern, überall. R. an Urtica, P. 3 — 4 Weh. 631. Hamalis Thnb. = Nyctemeralis H. VI. Kieshof. Moor, 1 Ex. 632. Hyalinalis H. VII. s. Eldena, Demmin (Rohnert). 633. Nubilalis H. = Silacealis H. = Lupulina Gn. Heinem. VII. n. h. Eldena, Demmin, Zarrentin. (R. in Humulus, Panicum miliac. Cannab. P. 21 Tg.) 634. Fuscalis S. V. = Cineralis H. V. VI. n. s. verbreitet. R. an Alectorolophus-Sam. P. 6 Weh. 635. Sambncalis S. V. VI. VII. n. s. überall. R. an Sambucus. P. 14-21 Tg. 636. Prunalis S. V. VII. gern, überall. R. phg. P. 18 Tg. 637. Olivalis S. V. -= Umbralis H. V. VII. gern, verbreitet. R. an nied. Pfl. P. 14-21 T. 638. Elutalis S. V. == Albidalis H. VII. n. s. Strals. 639. Pandalis H. VI. VII. s. Eldena, Zarrentin. 640. Ruralis Scop. = Verticalis S. V. VII. h. verbr. R. an Urtica dioica. P. 3—4 Weh. 641. Sticticalis L. = Fuscalis II. = Lupulina 01. V. VII. n. s. Dänh., Strals., Pennin, Grubenhagen. (R. an Artemisia.) 642. Palealis S. V. = Selenalis H. VII. VIII. s. Greifs w. R. an Dau- cus car.-Dolde. 643. Verticalis L. = Cinctalis Tr. = Limbalis H. VI. VII. s. Strals. (R. in Spartium.) di 644. Noctuella S. V. = Ilybridalis H. VII. VIII. Stuhbcnk. 1 Ex. 645. Forficalis L. V. VIII. IX. h. verbreitet. R. au Brassica. P. 14 Tg. bis 5 Weh. 646. Extimalis Scop. = Margaritalis S. V. V. VI. h. verbr. R. ! an Cruciferen-Schoten, verspinnt sich im Herbst. P. 4 Weh. 647. Secalis L. = Stramentalis H. VI. VII. s. verbr.« Eldena, Voigts¬ dorf. 648. Frumentalis L. <= Triquetralis S. V. = Repandalis H. V. VI. s. verbr. (R. an Triticum.) 649. Pulveralis H. VI. VII. s. Grubenh. Mergelgrube, Pennin, Strals. 650. Lancealis S. V. V. VII. n. s. Eldena, Negast. (R. in Eupatorium u. Sium-Stengel). Agrotera Schrk. 651. Nemoralis S. V. = Erosalis F. V. VHI. z. s. Elisenhain. Diasemia Gn. 652. Litteralis Scop. = Literalis S. V. IV. VI. s. Kieshof, Voigtsdorf, je 1 Expl. Hydrocampa Gn. 653. Stagnata Don. = Nymphaealis Tr. VI. VII. s. zerstrent. (R. an Nymphaea, Lemna.) 654. Nymphaeata L. <5 = Potamogata L. $ VI. VII. h. R. an Hy- drocharis. P. 14 Tg. Parapoynx H. 655. Stratiotata L. V— VII. n. h. Greifswald, Stralsund. (Rp. an Stra- tiotes.) Cataclysta II. 656. Lemnata L. V. VHI. gemein, überall. R. an Lemna, Potamoge- ton. P. 14 Tg. Scoparia Hw. 657. Majalis Scop. = Ambigualis Tr. = Dubita Hw. VI. VII. s. Greifsw., Strals. 658. Pyralella S. V. = Dubitalis II. V. VIII. gemein, überall. (R. an Muscus). 659. Mercurella L. = Truncicolella Stt. VI. VII. n. h. Pennin, Strals., V oigtsdorf. 660. Crataegella II. VI. VHI. n. s. Grubenh., Strals. R. an Muscus. P. 14 Tg. 661. Laetella Z. VII. s. Drechow, Strals. (R. in Pteris- Wurzel.) Schoenobina. Schoeiiobius Dp. 662. Phragmitellus II. VI. VIII. s. Kieshof. (Rp. in Phragmitis com.) 92 Crambina. Cliilo Zk. 663. Mucronellus Scop. Y — YIII. n. h. verbr. (R. in Phragmitis com.) 664. Caudella L. = Forficellus Thnb. VII. YIII. n. h. verbreitet. (R. in Carcx rip.) 665. Gigantellus S. Y. Y. YIII. 24. Juli 1869 Strals. (W. Paul), Saline b. Greifsw. PI. je 1 Ex. (R. in Phragmitis com.) Crambus F. 666. Hamellus Thnb. = Ensigerella H. YIII. s. Potthagen. 667. Dumetellus H. = Pratella H. 29. YI. YII. n. s. bei Greifswald und Stralsund. 668. Pratorum F. = Pratella H. 401. V. YII. h. überall. (R. an Muscus.) 669. Pascuellus L. YI. YII. gern, auf allen Grasplätzen. 670. Heringiellus HS. YIII. s. Gransebith 1 Ex. 671. Alienellus Zk. Y — YH. Grubenhagen s. 672. Hortuellus H. = Cespitella H. YI. YII. gern, überall. 673. Cerussellus S. Y. YI. YII. n. s. Clempenow, Eldena. 674. Falsellus S. Y. YII. YIII. n. h. verbr. (R. an Muscus). 675. Pinetellus CI. YI. YIII. s. verbr. Hövet, Kieshof, Pennin. 676. Margaritellus F. YII. YIII. n. s. Kieshof, Negast, Demmin. 677. Inquinatellus S. V. YH. YIII. s. Dänholm, h. bei Greifswald an Chausseegräben. 678. Poliellus Tr. YIH. IX. n. s. Kieshof, Neuenkirchen. 679. Culmellus L. = Straminella S. V. YII. YIII. gern, überall. 680. Tristellus S. V. = Paleellus II. YII. IX. gern, überall. 681. Pratellus L. = Selasella H. YIII. IX. n. h. Eldena, Pennin. 682. Perlellus Scop. YI. YII. h. Kieshof, Pennin, Stralsund. Phycidea Pempelia H. 683. Hostilis Stp. = Adelphella Ti. Y. z. s. Greifswald. R. an Pop. Salix. P. Wtr. 684. Formosa Hw. = Perfluella Zk. V— YII. z. s. Helmshagen. (Rp. an Quercus. Pp. Wtr.) 685. Betulae Götz = Cristella Fr. YI. n. b. Weitenhagen. R. an Be¬ tula. P. 3 Weh. 686. Subornatelia Dp. = Serpylletorum Z. VII. s. Grubenhagen. R. an Thymus. P. 30 Tg. 687. Adornatella Tr. Y. YI. s. Demmin, Potthagen. R. an Thymus. 688. Palumbella S. Y. YII. YIII. s. Helmshagen. R. an Calluna. P. 4 Weh. Nepliopteryx H. 689. Abietella S. V. YII. YIII. s. Kieshof. Plantage, Stubbenkammer. (R. in Pinus-Zapfen.) 93 690. Roborella S. V. VI. VII. n. s. Kieshof, Pennin. (R. an Quercus.) 691. Rhenella Zk. VI. h. Potthagen. R. an Populus trem. P. Wtr. 692. Similella Zk. V. Potthagen 1 Ex. (R. an Quercus). 693. Janthinella H. V. s. Stubben kammer. 2 Ex. (Paul). Myelopliila Dp. 694. Cribrum S. V. VI. VII. n. h. Cronnevitz, Hanshagen. R. in Car¬ duus u. Lappa St. P. 21 Tg. Acrobasis Z. 695. Consociella H. VI. VIII. n. s. Kieshof. R. an Quercus. P. 14 Tg. 696. Tumidella Zk. VII. n. s. Kieshof, Pennin. R. au Quercus. P. 14 Tg. Xyctegretis Z. 697. Achatinella H. VII. VIII. s. Nielitz, Stralsund. Anerastia H. 698. Lotelia Zk. = Pulverelia H. VI. VII. s. Güst. (R. an Gramineen. P. 14-21 Tg) Epliestia Gn. 699. Elutella H. VI -XI. überwintert n. s. überall in Häusern. (R. an trockenen Pflanzen und Früchten ) Gallerina. Acliroea Z. 700. Grisella F. V. n. s. bei Stralsund. (R. im Bienenstock.) Melissoblaptes Z. 701. Bipunctanus Gurt. = Anella Zk. VII— IX. Strals. 2 Expl. Apliomia H. 702. Colonella L. V=VII. s. Kopenhagen, Stralsund. (R. im Hummel¬ nest. P. Wtr.) Galleria Z. 703. Mellonclla L. IV— VII. h. Strals. s. Greifswald. (R. im Bienen¬ stock. P. Wtr. od. 14 Tg.) •V. Tortriciua. Platyomidae, Rhncodia II. 704. Caudana F. VIII. überwintert n. s. verbreitet. (R. an Populus und Salix.) 705. Effractana Früh VII. VIII. (Caudana II. 232.) Pennin, 1863. . 1 Expl. Teras Tr. 706. Hastiana L. IX. überwintert b. Kieshof, Pennin. R. an Salix. P. 4 Weh. 94 707. Umbrana II . V. VI. VIII. IX. s. Kieshof, Pennin. R. an Salix. P. 4 Weh. 708. Mixtana H. IX. X. iiberw. s. Potthagen. R. an Calluna. 709. Tristana H. = Logiana S. V. X. s. 2 Expl. bei Voigtsdorf. (R. an Viburnum). 710. Variegana S. V. = Abildgaardana Fröl. VII. VIII. IX. n. s. Kieshof. R. an Vaccinium uliginos. Pp. 18 Tg. 711. Niveana F. = Treueriana S. V. IX. überw. n. s. Greifswald. (R. an Betula.) 712. Lipsiana S. V. VIII. IX. n. s. überwintert. Kieshof. R. an Vac¬ cinium ulig. 713. Rufana S. V. = Autumnana H. «== Lucidana Fr. IX. überwintert. s. Kieshof. 714. Comparana H. VIII. IX. überwintert, s. Kieshof, Voigtsdorf. (R. an Comarum. P. 20 Tg.) 715. Aspersana H. VIII. IX. überwintert, s. Kieshof, Zarrentin. (R. an Ulmaria, Potent.) 716. Ferrugana S. V. IX. X. überwintert, s. Kieshof, Pennin. (R. an Waldbäumen.) 717. Contaminana H. VII. VIII. überwintert, gemein. (R. an Pirus, Prunus. P. 6 Weh.) Tortrix L. 718. Corylana F. VII. VIII. n. s. verbr. R. phg. 719. Ribeana H. VI. VII. h. überall. R. an Betula, Prunus. P. 12 T. 720. Cerasana H. VI. s. Kieshof, Stralsund. R. an Juniperus, Prunus. P. 14-21 Tg. 721. Cinnamomeana Tr. VI. s. Grubenhagen. (R. an Prun. pad., Sor- bus, Vaccin.) 722. Heparana S. V. VI. VII. n. s. verbreitet. Rp. an Laubholz. P. 14 Tg. 723. Piceana L. VII. s. Neuenkirchen. R. an Piuus silv. P. 14 Tg. 724. Ameriana F. = Podana Scop. VI. VIII. h. überall. R. an Laub¬ bäume. P. 8-10 Tg. 725. Xylosteana L. VI. VII. h. verbr. R. phg. P. 18 Tg. 726. Rosana L. = Laevigana S. V. VII. gern, überall. R. phg. P. 12-14 Tg. 727. Crataegana B. VI. s. Greifswald. (R. an Pirus.) 728. Sorbiana H. VI. VII. n. h. Greifsw. Chaussee n. Jarmen. R. an Laubbäumen. P. 3 Weh. 729. Musculana H. VII. s. Grubenhagen, Stralsund. (R. phg.N 730. Consimilana II. — Unifasciana Dp. = Obliterana Heyd. VI. VII. s. Stralsd. (R. au Cytisus. P. 20 Tg.) 731. Costana F. = Spectrana Tr. V. VIII. n. h. Stralsund. 'Rp. an Epilob. hirs.) 95 732. Strigana H. = Stramineana F. R. VI. VII. s. Greifsw., Demmin. (R. an Artemis.) 733. Reticulana H. = Orana Ti. VI. VII. n. s. Grubenh. (R. an Lo- nicera, Betula). 734. Lechiana L. VII. zuw. h. verbr. R. an Acer, Quercus. 735. Diversana II. = Acorana Hw. VII. n. h. Greifswald. (R. an Prunus, Quercus.) 736. Gerningana 8. V. V. VI. s. Kieshof, Pennin. R. an Hierac. pilos. P. 10 Tg. 737. Grotiana F. VI. VII. s. Kiesh., Pennin, Rönkendorf. 738. Gnomana L. VI. VII. s. verbr. (R. an Stachys sylvatica.) 739. Holmiana L. VI — VIII. n. s. Greifswald, Stralsund. (R. an Pirus, Prunus, Rosa.) 740. Conwayana F. = Iloffmaunseggana H. VI. s. Stralsund, hoher Graben. (R. in Ligustrum-Bceren. P. Wtr.) 741. Berginanniana L. VI. VII. gern, überall. R. ! an Rosa. P. 14 bis 21 Tg. 742. LoeflTingiana L. = Plumbana H. VI. VII. s. Stralsund. (R. an Quercus). 743. Viridana L. VI. VII. gern, zuweil, in Unzahl. Grubenb. (siehe n. 285), Negast, Pennin. R. an Quercus. P. 14 Tg. 744. Forsterana F. — Adjunctana Tr. VI. VII. VIII. s. Drechow, Kieshof. (R, an Ledum, Hedera, Vaccin. P. 14 Tg.) 745. Viburnana S. V. VI. VII. h. Kieshof. Moor. R. ! an Comarum, Vaccin. P. 10 — 14 Tg. 746. Flavana II. = Palleana Tr. VI. VII. n. s. R. phg. P. 12 Tg. 747. Rusticana Tr. = Helvolona II. IV — VI. s. Pennin. (R. au Gentiana.) 748. Ministrana L. V— VII. n. s. verbreitet. R. an Betula. P. 4 bis 8 Weh. 749. Politana Hw. = Lepidana Curt. = Sylvana Tr. VII. X. s. Gru¬ benhagen. (R. an nied. Pfl. P. Wtr.) 750. Cinctana S. V. IV. VII. s. Gieifswald, Demmin. R. an Calluna. P. Wtr. Sciaphila Tr. 751. Osseana Scop. = Pratana H. VII. VIII. s. Negast. (R. an nied. Pfl. P. 14 Tg.) 752. Wahlboiniana L. VI— VIII. gemein, überall. R. an niedern Pfl. P. 14 Tg.) 753. Virgaureana F. R. = Interjectana Wd. — Incertana Tr. V — VIII. s. zerstreut. (R. an Solidago, Melamp. P. 21 Tg.) 754. Minorana IIS. = Minusculana Z. V. VII. h. verbreitet. (R. an Trifolium.) 755. Nubilana II. VI. n. s. Stralsund, Greifswald. R. an Prunus spin. — am Wallberg. — P. 11 Tg. 96 Olindia Gn. 756. Ulmana H. = Areolona H. 2 = Schuhmacherana F. YII. s. zerstr. Cheimatophila Stp. 757. Tortricella H. = Hyemaua H. III. IV. h. Grubenhagen. R. an Quercus. P. Wtr. Cocliylis Tr. 758. Hamana L. YI. YII. gern, bei Stralsund. (R. an Ononis spinosa. P. 13 Tg.) 759. Zoegana L. YI. VII. n. h. Stralsund, Wampen. (R. in Scabiosa columb. -Wurzel.) 760. Baumanniana S. Y. = Lutosana H. Y — VII. Strals. 2 Expl. 761. Schreibersiana Fröl. = Lediana S. V. VI. Strals. 1 Ex. (R. an Ulmus-Splint.) 762. Cruentana Fröl. = Augustana Fr. YI— YIII. s. Grubenhagen, Pennin. 763. Ambiguella H. = Roserana Fröl. = Uvaeana Nenn. IV. VII. s. Greifswald. (R. an Vitis viuif. P. Wtr. od. 14 Tg.) 764. Straminea Hw. = Tischerana Tr. YI— VIII. gern, bei Stralsd. 765. Rutilana H. = Sanguinella Hw. V. Pennin 1 Expl. (R. an Juni¬ perus.) 766. Badiana H. = Rubigana Tr. VH. s. Drechow, Eldena. 767. Kindermanniana Ti. YII. s. b. Stralsund, h. b. Demmin. 768. Smeatmanniana F. VI. VII. s. zerstreut. (R. an Achill, millef. u. Anth. cot.-Samen.) 769. Epilinana Z. YI. VHI. s. Helmshag. R. in Linum usitat.-Knoten. P. 2-3 Weh. 770. Phaleratana HS. VI. VII. s. Kiesh. (R. in Eupatorium cannab.) 771. Roseana Hw. = Rubellana H. = Ciliella H. V. VI. s. Stralsund. (R. in Dipsacus-Kopf.) 772. Manniana F. R. V. s. Stralsund, Greifswald, je 1 Expl. (R. im Mentha silv. -Stengel.) 773. Mussehliana Tr. VI. VII. s. Grubenhagen 1 Expl. 774. Posterana Z. = Ambiguana Tr. VI — VIII. n. s. Pennin, Strals. (R. an Carduus-Samen.) 775. Dubitana H. V. VI. VIII. s. Eldena, Rönkendorf. (R. in Picris hirac.-Blüthe.) Retinia Gn. 776. Rubiginosana HS. VII. s. Kieshof. Pflanzung. Rp. an Pinus- Nadeln.) 777. Pinivorana Z. = Pudendana F. R. VI. VII. Clempenow 1 Expl. 778. Bouoliana S. V. VI. VII. h. bei Greifsw. R. in Pinus silv.-Triebe, in Schonungen sehr schädlich. P. 3 — 4 Weh. 779. Resinella L. = Resinana F. V. VI. gern., Helmsh. R. in Pinus- Gallen, P. 5 Weh, 97 Penthina Tr. 780. Salicella L. — Salicana S. V. VI. VII. gemein, überall. R. an Salix vim. P. 21 Tg. 781. Hartmanniana L. VI. VII. n. h. verbreitet. R. an Salix incana. P. 14 Tg. 782. Semifasciana Hw. = Acutana Tr. VH. n. h. Güst. (R. an Salix capr. P. 14—21 Tg.) 783. Corticana H. = Picana Fröl. V. VIH. n. s. Kieshof. (R. an Sa¬ lix capr.) 784. Betulaetana Hw. = Capreana H. VI. n. h. Pennin. (R. an Betula.) 785. Fasciana L. = Variegana H. = Poecilana Fröl. VI. VII. gern. überall. R. an Laubholz, Obstb., Rosen. P. 14 Tg. 786. Pruniana H. V— VIH. gemein, überall. R. an Prunus. P. 14 bis 21 Tg. 787. Dimidiana Sod. =» Ochromelana Gn. V. VI. n. s. Kieshof, R. an Ainus, Betula. P. Wtr. 788. Sauciana H. VH. VIII. s. Kieshof. (R. an Vaccinium.) 789. Postremana Z. = Heydeniana HS. VI. n. s. Koitenhagen Holz. R. in Impatiens-Wurzel u. Stiel. P. 21 Tg. 790. Lediana L. = Amoenana H. VI. VII. n. s. Kiesh. Moor. R. in Ledum-Knospen. P. 5 W. 791. Rosetana H. = Rufana Scop. VI. n. s. Clempenow, Pennin, Voigtsdorf. 792. Arcuana CI. V. VI. n. s. verbreitet. (R. in Corylus-Knospen.) 793. Siderana Kuhlw. VI. s. Grubenh., Voigtsdorf, Zarrentin. 794. Branderiana L. = Maurana H. VI. Stralsund. 1 Expl. (R. an Populus trem.) 795. Striana S. V. = Fasciolana H. VI. VII. n. s. Stralsund. 796. Olivana Tr. =» Tinctana Hw. VI. h. verbr. R. an niedern Pfl. P. 14 Tg. 797. Palustrana Z. = Cespitana Crt. VI. VIII. h. verbreitet, Kieshof, Stralsund. 798. Rivulana Scop. = Conchana H. VI. VII. h. Kieshof, Negast, Pennin. 799. Umbrosana Z. VI. VII. h. Negast, Pennin. 800. Lacunana S. V. V —VIH. h. überall. (R. phg.) 801. Urticana H. = Undana F. VI. VH. gemein, überall. R. phg. P. 14 Tg. 802. Cespitana H. =» Gramineana Crt. VIII. s. Güst. 803. Bipunctana F. VI. VII. n. h. Grubenh. (R. an Vaccinium.) 804. Schulziana F. = Zinckenana Fröl. =» Pinetana II. VII. VIII. h. Grubenh., Trent a. Ii. (R. an Calluna.) 805. Hercyniana Bechst. = Clausthaliana Sax. VII. s. Zarrentin. (R. an Pin. P. Wtr.) Mittheil. a. d. naturwissunsch. Verein v. Ne u-Vorporamern u. Rügen. IV. t 7 $8 806. Nigricostana Hw. = Eemyana F. R. VI. Zarrentin. 2 Expl. Eccopsis Z. 807. Latifasciana Hw. = Venustana H. VIII. Rönkendorf. 1 Expl. Lobesia Gn. 808. Permixtana H. 75. VI. Strals. hoher Graben, 2 Expl. Grapholitha Tr. 809. Infidana H. = Umbraculana HS. VH. s. Grubenh. 810. Expallidana Hw. = Ibiceana Koll. VII. 1869 Strals. 1 Expl. 811. Hohenwarthiana S. V. VI. VII. gemein, überall. (R. au Hyperi¬ cum.) 812. Hepaticana F. R. = Confusana F. R. VI. VII. s. Kieshof, Ne¬ gast. 813. Comitana S. V. = Hercyniana Ratz. V. VI. s. Kiesh. Pflanzung, Voigtsdorf. (R. an Abies alba. P. 20 Tg.) 814. Demarniana F. R. = Pflugiana F. VI. s. Grubenhagen. 815. Campoliliana S. V. V. VI. n. s. verbreitet. R. an Salix capr. P. Wtr. 816. Nisella L. = Siliceana II. VI. VIII. h. verbreitet. (R. an Popu- lus trem., Salix.) 817. Penkleriana S. V. Mitterpacheriana Tr. VI— IX. gern, überall. (R. an Corylus avell, Ainus.) . 818. Ophthalmicana H. VII. VIII. s. Grubenh. (R. an Populus trem.) 819. Sinuana S. V. = Parmatana H. = Solandriana L. VII. IX. gern. (R. pbg. P. 14 Tg.) 820. Bilunana Hw. = Cretaceana H. VII. s. Weitenhagen. (R. in Be¬ tula-Kätzchen.) 821. Sordidana H. = Piceana Hw. VIII. s. Voigtsdorf, Zarrentin. (R. an Ainus.) ", 822. Tetraquetrana Hw = Frutetana H. V— VII. gemein, verbreitet. R. an Betula. P. Wtr. 823. Bimaculana Don. = Dissimilana F. R. VII— IX. Strals. 1 Expl. (R. an Betula.) 824. Cynosbatella L. == Cynosbana Tr. = Tripunctana S. V. VI. VII. gemein, verbreitet. R. an Rosa. P. 12—21 Tg. 825. Roborana S. V. = Aquana H. VI. VII. gemein, überall. R. an Rosa. P. 12 Tg. 826. Scutulana S. V. VI. s. Kieshof. (R. in Carduus-Stengel.) 827. Cirsiana Z. = Scutulana F. R. VI. VIII. s. Kieshof. R. in Cir- sium pal. P. 17 Tg. 828. Brunnichiana S. V. V. VI. h. Negast, Pennin. (R. im Tussilago- Stiel.) . 829. Foenella L. = Foenana Tr. V— VII. n. s. verbreitet. (R. in Ar¬ temisia.) 830. Cana Scop. = Grandaevana Z. VII. s. Strlsd. ' (R. in Artemisia.) 99 831. Uddmanniana L. = Achatana H. VI. VII. n. s. verbreitet. R. an Rubus. P. 2-3 Weh. 832. Messingiana F. R. VI. s. bei Stralsund. 833. Metzneriana Kuhlw. V— VIII. s. Strals. (R. in Artemisia.) 834. Pupillana L. = Absynthiana H. VII. s. Güst. (R. in Artemisia Abs.) 835. Hypericana H. VI. VII. h. überall. R. an Hypericum perf. P. 14-21 Tg. 836. Albersana H. V. VI. s. Pennin, Voigtsdorf, Weiteuhagen. (R. an Lonicera.) 837. Nebritana Tr. = Pisana Gn. V. VI. s. Pennin. (R. in Pisum- Schoten. P. 14 Tg.) 838. Tenebrosana F. R. = Nebritana Led. V. VIII. h. verbr. R. in Pisum arv.-Schoten. P. Wtr. od. 10—21 Tg. 839. Servillana Dp. = Nubilosana F. R. VI. VII. h. Drechow. 840. Pudicana HS. VII. Drechow 1 Expl. (R. an Daucus und Dipsa- cus-Samen.) 841. Pactolana Kuhlw. = Stagnana H. = Dorsana Ratz. VII. 1863, Drechow, 1 Expl. (R. unter Picea exc.-Rinde.) 842. Woeberiaua S. V. VI. VII. n. s. Rügen, Stralsund. (R. unter der Rinde der Obstbäume. P. 21 Tg. 843. Compositella F. = Gundiana H. V. VII. Drechow, Greifswald, je 1 Expl. 844. Duplicana Zett. => Interruptana HS. = Dorsana Ratz. 12, 6. VI. VII. Kieshof, 1 Expl. (R. unter Piceaexc.-Rinde.) 845. Cosmophorana Tr. V. VI. n. s. Ilelrashagen. R. in Pin. silv.- Gallen. P. 18 — 35 Tg. 846. Perlepidana Hw. = Sehrankiana Fröl. = Lathyrana II. IV— VI. gemein. Grubenh., Negast. (R. an Orobus nig.) 847. Discretana Wocke = Dorsana H. 36. V. VI. s. Greifsw., Voigts¬ dorf. 848. Orobana Ti. VII. 1863. Drechow 2 Expl. (Paul). 849. Aurana F. = Mediana S. V. V — VII. s. Stralsund. 1 Expl. 850. Cruciana L. = Excoecana F. R. VII. s. Drechow, Pennin, Kies¬ hof. (R. an Salix vim.) 851. Augustana II. VI— VIII. s. Kieshof. (R. an Salix capr. P. 14 T. 852. Pygmaeana II. III. IV. h. Kieshof. Pflanzung. (R. an Picea exc. P. 8 Mt.) 853. Oppressana Tr. VI. s. Strals., Voigtsdorf. (R. an Populus.) 854. Adustana II. = Corticana n. 209, 270. VII. n. s. Drechow, Pen¬ nin. (R. an Quercus.) 855. Profundana S. V. V. VII. n. s. Eldena, rennin. R, an Frangula, Quercus). 856. Ramella L. = Triquetrana II. VII VIII. Eldena, Stralsund, je 1 Expl. (R. an Quercus.) 7 * 100 857. Incarnana Hw. = Dealban a Fröl. VL YII. s. Stralsund. (R. an Corylus.) 858. Mitterbacheriana S. Y. => Penkleriana Tr. V. n. s. Kieshof, Pen¬ nin. R. an Quercus. 859. Harpana H. = Ramana Fröl. Y. 1862. Alten Pleen, 1 Expl. (R. an Pop. trem.) 860. Achatana S. Y. Yl— YIH. n. s. Kieshof, Stralsund. (R. an Mesp. Oxyacanth., Prun. spin.) 861. Lanceolana H. Y — VII. h. Kieshof, Pennin, Güst. 862. Antiquana H. => Quadrimaculana Hw. vn. 1869, Franken -Fort 1 Expl. (R. in Stachys arv.-Wurzel.) 863. Trifoliana HS. = Ericetana Bentl. V. YI. n. s. Voigtsdorf. 864. Unguicella L. == Unguicana F. Y— YH. s. Güst, Kieshof, Stral¬ sund. 865. Biarcuana Stp. = Fluctigerana HS. Y. YI. Zarrentin 1 Expl. 866. Curvana Podew. = Tostana Kuhlw. VH. Clempenow. 1 Expl. (Paul.) 867. Apicella S. Y. = Siculana H. Y. n. s. verbreitet. (R. an Fran- gula, Rhamnus.) 868. Myrtillana Tr. Y. VI. n. s. Kieshof. (R. an Vaccinium.) 869. Derasana H. YI. s. Kieshof, Pennin. (R. an Populus trem. P. 14 Tg.) Rhopobota Led. 870. Naevana H. = Unipunctana Hw. VH. YIH. n s. verbreitet. (R. Phg.) Tmetocera Led. 871. Ocellana S. Y. = Comitana H. V— X. h. überall. R. phg. Carpocapsa Tr. 872. Pomonella L. = Pomonana S. V. YI. VII. gern, überall. R. ! in Obst. P. 3 VVch. 873. Grossana Hw. = Fagiglandana Heyd. VI. Putbus, Grubenbagen, je 1 Expl. (R. in Buchein.) 874. Splendana H. VHI. Drechow. 1 Expl. (R. in Eicheln.) Dicliroramplia Gn. 875. Petiverella L. = Petiverana Fröl. VII. YIH. s. verbreitet. (R. an Achillea.) 876. Alpinana Ti. = Politana S. V. VH. VIII. n. s. Stralsund. 877. Subsequana Hw. => Monticolana Dp. YH. Greifswald, Stralsund. je 1 Expl. 878. Plumbana Scop. = Blepharana HS. VI— YHI. s. Pennin, A. Pleen, Zarrentin.) Phthoroblastis Led. 879. Argyrana H. = Lathyrana Dp. V. s. Pennin. 101 880. Costipunctana Hw. = Gallieolana Z. V. n. s. Kieshof. Pflanzung. (R. in Quercus-Gallen.) 881. Acuminatana Z. = Germarana Tr. VIII. s. Drechow, Stralsund. 882. Regiana Z. = Trauniana Hw. = Honorana Podew. VI. s. Eldena. (R. unter Acer camp.-Rinde.) 883. Motacillana Z. IV. V. Grubenhagen, 1 Expl. 884. Populana F. = Ephippana H. VII. VHI. s. Drechow, Pennin. (R. an Salix.) 885. Spiniana Dp. VH— IX. s. Kiehof. 886. Vigeliana HS. = Flexana Z. VI. Alten Pleen, 2 Expl. (R. an Fagus silv.) 887. Germana H. = Fulvifrontana Z. VI. Grubenhagen 1 Expl. 888. Rhediella L. «== Rhediana Tr. V. VI. s. Pennin, Stralsund. (R. an Pirus, Prunus.) 14. T i n e i n a. Choreutina. Ckoreutis H. 889. Mylleriana F. = Scintilulalis Tr. VI. VIH. n. s. Pennin- (R. an Scutellaria.) 890. Bjerkandrella Thnb. = Vibralis Tr. VII. VIII. Stralsund 1 Expl. (R. an Inula salic, P. 14 Tg.) Simaethis Lcach. 891. Fabriciana L. = Alternalis Tr. VI. IX. h. überall. R. an Urtica dioica. P. 14 Tg. 892. Pariana L. = Parialis Tr. IX. X. s. Eldena. (R. an Pirus. P. 12—20 Tg.) Talaeporina. Talaeporia Z. 893. Psendobombycella H. V. n. s. Grubenhagen. R. an Lichenen. P. 21 Tg. Solenobia Dp. 894. Clathrella F. R. =- Triquetrella Tr. V. Poseritz a. R. 1 Expl. (R. an Byssns.) 895. Lichenella L. V. n. s. Greifswald. Friedhof. R. an Byssus. Tineidae. Diplodoma Z. 896. Margincpunctella Stp. Siderella Z. = Gyllenbalella Thnb. V. Stralsund 1 Expl. Xysmatodoma Z. 897. Melanella Hw. «=» Stelliferella F. R. VI. Grubenhagen. 2 Expl. R. an Lichenen. 102 Scardia Tr. 898. Boleti F. = Choragella S. V. = Mediella 0. V. VI. s. zerstreut (R. in Fungi. P. 3 Weh.) Tinea L. 899. Monachella H. V. VI. VIII. s. Pennin, Voigtsdorf, je 1 Expl. 900. Rusticella H. V. VI. h. Stralsund. R. an Wollenstoffen. 901. Fulvimitrella Sod. = Rupella Hw. VI. s. Voigtsdorf. 902. Tapetiella L. V. VI. n. s. überall. R. an Wollenstoffen. 903. Arcella F. = Clematella Stp. VI. s. in und bei Stralsund. 904. Parasitella H. = Carpinetella Stt. VI. s. Strals. (R. an Fungi.) 905. Nigralbella F. R. — Hannoverelia Krösem. Demmin (Rohnert). 1 Expl. 906. Quercicolella F. R. VI. 1863. Vöigtsdorf. 1 Expl. (R. in Fungi.) 907. Granella L. V. VI. gern, überall auf Kornböden und in Mühlen. R. in Korn. P. 21 Tg. 908. Cloacell.i Hw. = Infimella HS. V. n. s. Dänholm, Stralsund. (R in faulem Holz.) 909. Misella Z. ==> Knockella H. VI. Stralsund. 2 Expl. 910. Spretella S. V. VI. s. Stralsund. (R. an Federn.) 911. Pellionella L. V. VI. gemein, überall, schädlich. R. an Wollstoff. P. 14 Tg. 912. Lapella H. = Ganomella Ti. V. s. Greifswald, Stralsund. 913. Biselliella Humm. = Crinella Sod. IV. VIII. s. Stralsund. (R. an Federn etc. P. 3 W.) 914. Semifulvella Hw. = Veteranella Heyd. VI. 1846. Zarrentin. 1 Expl. 915. Bistrigella Hw. = Dilorella F. R. VI. VII. Pennin. 1 Expl. 916. Argentimaculella Stt. VI. VII. Strals. 1 Expl. (R. an Lichenen.) Lampronia Stp. 917. Flavimitrella H. V. VI. A. Pleen, Pennin, 2 Expl. . 918. Praelatella S. V. = Luzella Tr.. VI. n. s. _ Kieshof, Voigtsdorf. R. an Fragaria. _ 919. Rubielia Bjerk. = Variella F. V. VI. n. s. Kieshof. Negast. (R. / • -v an Rubus id.) lncurvaria Hw. 920. Muscalella F.-= Masculellä H. IV— VI. s. Eldena.- 921. Pectinea Hw. = Zinckenii Z. V. s. Kieshof. R. an Betula. 922. Oehlmanniella H. VIII. n. h. Grübenh., Pennin, Voigtsdorf. 923. Capitella L. V. VI. n. h. Greifswald, Stralsund. (R. an Cheno- -- podium.) ~3 ~ -• --- '■ - «• 924. Rupella S. V. = Capitella Tr. = Naezeniana Thun. VI. s. Pott¬ hagen. Nemopliora H. 925. Swammerdamella L. V. VI. gern., verbr. (R. an Quercus.) 103 926. Metaxella H. V. VI. s. Pennin, Voigtsdorf, Zarrentin, je 1 Expl. Adelina. Adela Latr. 927. Fibulella S. V. = Friscbi Hw. V. VI. Stralsund, 1 Expl. (R. an Teucrinm.) 928. Rufimitrella Scop. = Frischella II. VI. s. Negast. 929. Violella Tr. = Tombacinella F. R. V. VII. h. verbreitet. Gru¬ benhagen. 930. Australis HS. = Mazzolella Dp. VI. s. Eldena, 1 Expl. 931. Sulzella S. V. VI. VII. s. Eldena, Pennin, A. Pleen. (R. an Li- gustrum.) 932. Degeerella L. VI. VII. gemein, überall. (R. an Auemona nemor.) 933. Viridella Scop. = Spliingiella H. V. h. Grubenhagen, Pennin. (R. an Anem.) 934. Cuprella S. V. = Aeneella Zs IV. V. n. s. Grubenhagen. Nemotois II. 935. Scabiosellus Scop. VII. h. überall. (R. an Knautia arv.) 936. Violellus S. V. VI. n. h. Potthagen. (R. an Gentiana.) 937. Mollellus Tr. VI. VII. n. h, Pennin. Letziuer Garten. Ochsenheimerina. Ochsenlieimeria H. 938. Taurella S. V. VI. VII. s. Helmshagen. R. im Halm des Secale cer. P. 4 W. 939. Vacculella F. R. = Taurella H. 188. VI. s. Drechow, Stralsund. Acrolepiina. Acrolepia Gurt. 940. Assectella Z. = Betulella HS. 345. VI. IX. X. n. s. Greifswald. R. im Allium-Stiel. P. 11—14 Tg. 941. Cariosella Z. = Reticulella Tr. V. VI. u. h. Stralsund. (R. in Gnaphalium silv.) Hyponomeutina. Swammenlamia H. 942. Simplicella HS. 360. V. 21, 1869. Stralsund. (Heinzeimann.) 1 Expl. 943. Caesiclla II. 172. V. n. s. Greifsw. R. an Pirus. P. 21 Tg. 944. Spiniella II. = Caesiella II. 360. VI. VII. h. verbreitet. R. an Prun. spin. P. 14 Tg. 945. Compunctella HS. V. VIII. s. Stralsund, Greifswald. 946. Oxyacanthella Mn. VI. VII. s. Zarrentin. (R. an Mespilus Oxyac.) 947. Pyrella Vill. = Cerasiella II. 332. V. VIII. Greifswald. R. an Obstbäumen. P. 9—24 Tg. 104 Scythropia H. 948. Crataegella L. VII. h. Kieshof, Immenhorst. R. an Prun. spin. P. 9-14 Tg. Hyponomeuta Z. 949. Stannellus Wenner = Rufimitrellus Z. Stralsund (Paul). 1 Expl. 950. Plumbellus S. V. VII. VIII. h. Bisdorf, Wampen. R. an Fran- gula aln. P. 14 Tg. 951. Padella L. = Variabilis Z. gern. Gr. Wallberg, Strals. Vorstadt. R. an Prun. spin. 952. Rorellus H. = Padella Fr. VII. Demmin (Rohnert). (R. an Prun. spin.) 953. Malinellus Z. VII. gemein, schädlich. Greifswald. R. an Pirus malus. P. 14 Tg. 954. Evonymellus Scop. = Cognatella Tr. VII. VIII. sehr gern., über¬ all. R. an Evonymus. P. 21 Tg. 955. Pacli Z. = Evonymella Tr. VII. VIII. gern, überall. R. an Prun- padus. P. 14 Tg. Psecadia H. 956. Decemguttella H. VI. Hanshagen 1 Expl. (v. Portatius). (R. an Lithospermum.) 957. Bipunctella F. = Echiella S. V. VI. 1861. Clempenow, 1 Expl. (R. an Echium.) Prays H. 958. Curtisellus Don. VIII. 8. Rügen, Zeitlow. (R. an Quercus.) Plutellina. Eidophasia Stp. 959. Messingiella F. R. Greifswald 1 Expl. (PI.) Plutella Schrk. 960. Cruciferarum Z. = Xylostella H. IV. VIII. gemein, überall. R. an Cruciferen. (Lonicera Xyl.) P. 18 Tg. 961. Porrectella L. V— VII. h. verbreitet. R. an Hesperis matron. P. 10 Tg. Cerostoma Ltr. 962. Asperella L. = Falcatella Don. VIII. Strals. (Paul) 1 Expl. 963. Nemorella L. = Hamella H. VII. VIII. s. verbreitet. R. an Lo¬ nicera xylost. P. 21 Tg. 964. Xylostella L. — Harpella S. V. VI. VII. s. verbreitet. R. an Lonicera. P. 20 Tg. 965. Lucella F. = Antennella S. V. VII. Pennin. 2 Expl. 966. Alpelia S. V. VII. Kieshof, neben der Bahn. 1 Expl. 967. Sylvclla L. VII. VIII. s. Pennin (Paul). (R. an Quercus.) 968. Costella F. VI. VII. h. verbr. R. an Fagus silv. P. 20 Tg. 105 969. Radiatella Don. = Fissella H. VI. VII. s. Kieshof. (R. an Quer- cus.) 970. Vittelia L. = Carbonelia H. VI. VII. n. s. Greifsw. Lindenwall, Stralsund. R ! unter Ulmenrinde. Chimabachina. Dasystoma Curt. 971. Salicella H. s. s. Wackerow. R. an Salix cinerea. Chimabache Z. 972. Phryganella H. X. überw., s. verbr. (R. an Fagus silv.) 973. Fagella S. V. IIL IV. gemein, überall. R. phg. P. Wtr. Semioscopis H. 974. Avellanella H. III. s. Grubenhagen. 1 Expl. PI. Gelechina. Phibalocera Stp. 975. Quercana F. = Fagana S. V. VII. n. s. Grubenhagen, Pennin. R. an Fag. P. 10 Tg. Exaeretia Stp. 976. Allisella Stt. VIII. 3, 1869. Franken-Fort (Ehrenkönig) 1 Expl. (R. in Artemisia.) Depressaria Hw. 977. Kaekeritziana L. = Liturella S. V. VII. überw. h. R ! an Cen¬ taurea jacea. P. 22 Tg. 978. Atomelia S. V. = Pulverella Tr. VII. VIII. h. verbreitet. R ! an Sarothamn. P. 14 Tg. 979. Arenella S. V. = Gilvella H. VHI. n. s. verbreitet. R. an Lappa. P. 3-4 W. 980. Propinquella Tr. VH. s. Strals. (R. an Lappa.) 981. Subpropinquella Stt. = Intermediella Stt. VII. VIII. h. Stralsd. (R. an Cirsium.) 982. Alstroemeriana L. VIII. überwintert n. s. Stralsund. (R. anCo- nium mac.) 983. Characterella S. V. = Ocellana F. =- Signella Hb. VHI— X. überw. s. Grubenhagen, Stralsund. R. an Salix. 984. Applana F. =* Cicutella H. VIII. überw. n. s. verbreitet. R. ! an Chaerophyll. P. 4 W. 985. Angelicclla II. VHI. s. Kieshof. (R. an Angelica silv.) 986. Depressella H. VHI. überw. n. s. Neuenk. R. ! an Pastinaca sat. P. 3-4 Weh. 987. Badiella H. =» Pastinacella Dp. VIII. IX. überw. n. s. verbreitet. (R. an Pastinac.) 988. Heracliana Deg. VIH. überw. gemein, überall. R. ! an Pastinaca. P. 21—31 Tg. 106 989. Hypericella Tr. = Litlirella H. VII. n. s. Kieshof. R. an Hype¬ ricum. P. 22 Tg. 990. Albipunctella H. VI. VII. h. überwintert überall. R. ! an Ghae- .rophyllum.) 991. Ultimella Stt. IX. Stralsund, 1 Expl. (Paul). Gelecliia H. 992. Ferrugella S. V. VI. VII. Stralsund (Paul). 1 Expl. (R. an Cam- panula.) 993. Rufescens Hw. = Isabella F. R. VI. VII. s. R. an Gramineen. P. 14—28 Tg. 994. Lineolella Metzn. IV. VI. 1866 Pennin (Paul) 1 Expl. 995. Cinerella L. = Ardeliella H. VI— VIII. s. Kieshof, Pennin. 996. Populella L. VII. VIII. überwinternd, h. überall. R. an Populus. P. 14 Tg. 997. Temerella Z. VI. VII. s. Kieshof, Pennin. (R. an Salix incana. P. 20 Tg.) 998. Turpella S. V. = Populella H. 21. = Pinguinelia Tr. VI — VIII. n. s. verbreitet. (R. unter der Rinde von Populus.) 999. Ericetella H. = Gallinella Ti. IV — VI. h. Kieshof, Stralsund. (R. an Calluna.) 1000. Alacella F. R. VIII. Strals. 1 Exp. (Paul). 1001. Terrella S. V. VI. VII. gemein, verbreitet. (P. an Gramineen, Trifolium.) . ’ 1002. Galbanella F. R. VII. Strals. 1 Expl. (Pauli. 1003. Basaltinella Z. VI. VIII. 1864 Zarrentin 1 Expl. (Paul). 1004. Rhombella S. V. VII. VIII. n. s. verbreitet. . (R. an Pirvts malus P. 4 Weh.) 1005. Proximella H. V. VI. h. verbr. R. an Betula. P. Wtr, . 1 1006. Notatella TT. = Euratella Ti. V— VII. s. Stralsund ! Expl. (R. an Salix caprea. P. Wtr.) _ ■' . 1007. Psilella Ti. 1861. Stralsund, 2 Expl. (R. an Gnaphalium.) 1008. Artemisiella Ti. VI. VH. s. Stralsund. 1 Expl. (R. an Thymus seip.) 1' ' 1009. Longicornis Curt. = Zebrella Ti. V — VH. h. Kieshof, Negast. 1010. Solutella F. R. = Terrella Tr. V — VII. Stralsund 1 Expl. 1011. Krösmanniella Mann. = Huebnerella Hw. VI. VII. s. verbreitet. (R. an Stellaria holostea.) 1012. Maculea Hw. = Blandelia F. R. VI. s. Stralsund (Paul). (R. an Stellaria.) 1013. Tricolorella Hw. =s Acernella Z. VI. s. Eldena. R. an Stellaria. 1014. Junctella Dgl. VII. s. Drechow, Eldena, je l Expl. 1015. Scalella Scop. = Aleella F. V. VI. n. s. Weitenliagen. (R. an Betula.) 1016. Triparella Mtzn. = Dodecea Hw. V. VI. s. Grubenhagen, Pen nin (R. an Quercus.) ... ... 107 1017. Umbriferella F. R. VII. VIII. Drechow, Rönkendorf, je 1 Expl. 1018. Ligulella S. V. = Cinctella H. = Vorticella Tr. VI. VII. s. Grubenhagen. R. in Trifolium, (Lotus-) Stengel. P. 14 Tg. 1019. Vorticella Scop. = Cinctella Tr. VI. n. s. Stralsund. Franken- Wiesen. 1020. Coronillella Ti. V. VI. n. s. Stralsund. (R. an Coronilla Varia.) 1021. Biguttella F. R. V. VI. s. Eldena. (R. an Dorycnium sufifr.) 1022. Anthyllidella H. V. s. Eldena, Stralsund. (R. an Dorycnium.) 1023. Atrella Hw. = Quadripunctella Schrk. VI. 1862. Stralsund 1 Ex. (Paul). 1024. Tenebrella II. VI. 1864. Zarrentin 1 Expl. (R. in Rumex-Wurz.) P. 4 Weh.) 1025. Luculella II. V. s. Grubenhagen. (R. an Betula.) 1026. Naeviferella Z. = Stipella II. V. VIII. n. s. Greifswald. Friedhof, Wall. R ! im Chenopodium Blatt. P. Wtr. 1027. Hermannella F. V. VI. VIII. s. Greifswald. Anlage. R. im Che- nop.-Blatt. P. Wtr. 1028. Superbella Ti. V. VI. Grubenhagen, 1 Expl. 1029. Micella S. V. == Asterelia Ti. VI. VII. Zarrentin, 1 Expl. (R. in Rubus id. -Trieb.) .... 1030. Brizella Ti. V. VIII. 1869. Dänholm. (R. in Armeria-Blüthe.) 1031. Ericinella Z. = Micella H. VII. VIII. n. s. Kieshof, Rügeu. R- an Calluna. P. 10 Tg. Parasia Dp. 1032. Lappella L. = Aestivella Mtzn. VL VII. s. Stralsund. (R. im Lapp a- Kopf. P. 4 Weh ) 1033. Neuropterella F. R. VII. VIII. s. Stralsund. (R. im Carduus- Kopf.) ... - - Chclaria IIw. - i... . . . > 1034. Hübnerellä Dan. = Conscriptella H. VII. IX. X. s. Grubenbauen, Pennin. R. unter Betula-liinde. P. 4 Web. Clcodora Curt. 1035. Striatella S. V. VIII. h. Rönkendorf. (R. an Buphthalmum-Sam.) i Holoscolia Z. 1036. Forficella H. VI. VIII. h. Stralsund. (R. an Festuca. P. 12 bis 25 Tg.) Ypsoloplius F. 1037. Fasciellus II. VI. s. Kieshof, Stralsund. (R. an Prunus spin.) 1038. Junipcrellus L. VII. h. verbr. (R. an Juniperus communis.) Sophronia II. • 1039. Ilumerella S. V. VI. n. s. Potthagen. R. ! an Helichrysum aren. ; P. 9 Tg. 108 Pleurota H. 1040. Bicostella L. «= Marginella F. VI. VII. s. Kieshof. Harpella Schrk. 1041. Proboscidella Sulz. = Forficella Scop. VII. VIII. s. Greifswald. (R. unter Rinde.) 1042. Bracteella L. VI. VII. h. Stralsund, Conneritz. (R. unter Salix- Rinde.) Oecophora H. 1043. Stipella L. = Sulphurella H. VI. VII. 1 Expl. Grnbenhagen. 1044. Similella H. VII. Grubenhagen, nördl. Waldsaum, 1 Expl. 1045. Fulviguttella Z. VII. s. Kieshof. R. in Thysselinum-Samen. P. 1-2 Wtr. 1046. Augustella H. = Moestella H. 465. Stralsund, 1 Expl. 1047. Schaefferella L. VII. s. Stralsund, Greifswald, je 1 Expl. 1048. Tinctella H. V. VI. s. Greifswald, Stralsund, Zarrentin. Endrosis H. 1049. Lactella S. V. = Betulinella H. IV. V. X. gemein, überall in Häusern. Die R. fand ich in meinen Puppenkästen unter den Hülsen. P. 14—21 Tg. ButaHs Tr. 1050. Parvella HS. V. VHI. s. Stralsund, 1 Expl. (Paul). 1051. Laminella S. V. V — VH. s. Grubenhagen, Zarrentin. 1052. Chenopodiella H. V. VH. Rügen (Heinrich). (R. an Chenopodium.) Glyphipterygina. Giyphipterix H. 1053. Bergstraesserella F. Linneana H. V. VI. s. Grubenhagen, Ne¬ gast. Aechmia Tr. 1054. Thrasonella Scop. — Equitella Tr. V. VII. VHI. n. s. Grubenh., Negast, Stralsund. 1055. Equitella Scop. *=• Forsterella F. VI. VII. n. s. Grubenhagen Mergelkuhle. 1056. Oculatella Z. V. VI. s. Grubenh. Mergelkuhle. 1057. Fischerelia Z. = Roeslerstammella Mn. IV. VI. s. Grubenhagen, Stralsund. Tinagma Z. 1058. Dentellum Z. =» Subdentella Stt. VI. 1 Expl., Zarrentin. Douglasia Stt. 1059. Ocnerostomella Stt. =» Echii Z. VI. 1 Expl. Stralsund (Paul). 109 Argyresthina. Argyresthia H. 1060. Nitidella F. = Pruniella Bjerk. VI. h. Strals. hoher Graben. 1061. Semitestacella Curt. = Semipurpurelia Hum. VI. n. h. Strals. 1062. Conjugella Z. =■ Pruniella Clerck. V. VI. VHI. s. Greifswald, Stralsund. 1063. Tetrapodella L. VI. s. Kieshof. (R. an Sorbus. P. 14 Tg.) 1064. Abdominalis Z. VI. VII. Stralsund 1 Expl. (R. an Juniperus.) 1065. Pygmaeella H. VI. n. s. Weitenhagen. R. an Salix caprea. P. 21 Tg. 1066. Goedartella L. VI. VII. h. überall. R. unter Betula-Rinde. 1067. Brockeelia H. VI. s. Stralsund, Grubenhagen. R. an Quercus. P. 6 Weh. Cedestis Z. 1068. Gysseleniella Kuhlw. VI. s. Stralsund, 1 Expl. Gracilarina. Gracilaria Z. 1069. Suederella Schalen, = Alchimiella Scop. = Franckella H. IV. V. n. s. verbreitet. R. an Quercus. P. Wtr. 1070. Stigmatella F. VIII. überwiuternd, n. s. verbreitet. R. an Salix. P. 4 Weh. 1071. Elongella L. VI. VII. überwinternd, s. verbreitet. R. an Ainus. P. 4 Weh. 1072. Tringipenella Z. VIII. überwintert, s. Greifsw. Friedhof, Stralsd. je 1 Expl. R. an Plantago lanc. P. 11 Tg. 1073. Syringella F. V. VIII. gemein, überall. R. an Fraxinus, Springa. P. Wtr. Euspilapteryx Stp. 1074. Phasianipennella H. IX. überwintert, s. verbreitet. R. an Poly- gonum. 1075. Auroguttella Stp. «=■ Lacertella F. R. überwintert, verbreitet. R. an Hyperic. Coriscium Z. 1076. Cuculipennellum H. VI. IX., überwintert, n. s. Greifsw. Friedhof. R. an Ligustr. Ornix Tr. 1077. Finitimella Z. VI. s. Alten Pleen, Greifswald. 1078. Meleagripennella II. = Anglicella Stt. V. n. s. Greifsw. Garten¬ gang. R. an Mespilus Oxyacanth. 1079. Guttiferella Z. V. VI. VIII. n. h. verbreitet. (R. an Pirus malus. P. Wtr.) 110 Coleophorina. Coleopliora H. 1080. Laricella H. VI. s. Wackerow. R. an Larix clecidua. s. 1081. Limosipennella F. R. VI. VII. n. s. verbr. R. an Waldbäumen. 1082. Solitariella Z. VI. VII. gern. Eldena. (R. an Stellaria.) 1083. Lutipennella Z. = Lutarea Stt. VII. s. Eldena. (R. an Quercus.) 1084. Fuscedinella Z. VII. n. s. verbreitet. R. an Waldbänmen. P. 5 Weh. 1085. Gryphipennella Bouche, = Lusciniaepennella Z. VII. s. Stralsund. R. an Rosa. P. 21 Tg. 1086. Nigricella Stp. = Coracipennella Z. = Serratella L. VII. n. s. verbreitet. Ran. Prun. 1087. Albitarsella Z. V. Greifsw. Friedhof, 1 Expl. R. an Glechoma. P. 4 Weh. 1088. Yiminetella Heyd. = Lusciniaepennella Tr. VII. s. Grubenhag. R. an Salix. 1089. Anatipennella H. = Tiliella Schrk. VII. s. Grubenhagen. R. an Waldbäumen. 1090. Palliatella Zk. VI. s. verbreitet. R. an Prunus padus, Quercus. 1091. Currucipennella F. R. VII. s. Grubenhagen. R. an Quercus, Salix 1092. Pyrrhulipennella Ti. VI. s. Helmshagen. R. an Calluna. lT)93. Caelebipennella Ti. VII. s. Weitenhagen. R. an Helichrysum aren. 1094. Ornatipennella H. Vn. VIII. s. Helmshagen, Rögen. R. an Gra¬ mineen. P. 4 Weh. 1095. Binotaepennella F. R. VI. gemein. Greifswald. Rosenthal. R. an Salsola Kali. 1096. Niveicostella Z. VII. s. Koitenh. Holz. R. an Carduus crispus. 1097. Albimarginella HS. = Albicostella Dp. VII. s. Grubenhagen. 1098. Therinella Teng. = Trochilella F. R. VI. VII. gern. Stralsund. (R. an Carduus crisp.) 1099. Lineolea Hw. = Crocogrammos Z. VII. s. Zarrentin. (R. an Ballota nigra). 1100. Directella Wocke VI. VH. s. Gruben-, Helms- und Weitenhagen. R. an Artemisia. 1101. Motacillella F. R. VH. n. s. Greifsw. Gartengang. R. an Mespi- lus Oxiacantha. P. 4 Weh. 1102. Argentula Z. = Coturnella F. R. V. s. Pennin. (R. an Achill. mill.) 1103. Artemisiella Mühl. VI. n. s. Weg n. Kieshof. R. an Artem. 1104. Otitae Z. VI. s. Stralsund. (R. an Berteroa u. Lychnis.) 1105. Annulatella Teng. = Laripeunella Zett. VII. s. Pennin, Voigts¬ dorf, Zarrentin. (R. an Atriplex.) 1106. Flavaginella F. R. VI. n. s. Greifsw. Rosenthal. R. an Atriplex. 111 1107. Murinipeuella Dp. V. VI. s. Pennin. (R. an Scirpus silv.) . 1108. Caespititiella Z. VI. VII. n. s. verbreitet. R. an Juncus-Spirren. Elachistina. Stathmopoda Stt. 1109. Pedella L. VI. VIII. s. Eldena, Nesebanz a. R., je 1 Expl. Coswopteryx H. 1110. Drurella F. VI. VII. s. Eldena, 1 Expl. (R. in Humnlns). Batrachedra Stt. « 1111. Praeangusta Hw. = Turdipennella Koll. VII. VIII. Zarrentin, 1 Expl. (R. an Populus-Knospen. P. 4 Weh.) 1112. Pinicolella Dp. VI. VII. n. s. Helmshagen, Pennin. R. an Pinns silv. Calotripis H. 1113. Illigerella H. VII. h. verbr. R. an Aegopodium. Laverna Crt. 1114. Epilobiella S. V. VIII. überwinternd, gemein. Eldena, Stralsd. R ! an Epilob. P. 14 Tg. 1115. Hellerella Dp. = Atra Hw. = Putripennella F. R. V — VII. 1869 Pennin, 1 Expl. (Ileinzelmann). (R. an Lichenen.) Lymaecia Bentl. 11 IG. Phragmitella Bentl. VI. Strals. 1 Expl. (R. im Typha-Blatt.) Clirysoclista Stt. 1117. Schrankelia H. = Locupletella F. R. VII — IX. s. Stralsd. Stadt¬ koppel. (R. in Epilobium-Blüthe.) Anybia Stt. 1118. Langiella II. IV. XIII. gemein, Eldena. R. ! im Epilobiura-Blatt. P. 21 Tg. Ocliromolopis II. 1119. Ictella II. = Ictipennella Tr. V. n. s. Kiesh. Waldwiese. Chrysocorys Curt. 1120. Festaliclla II. V. VI. s. Pennin. (R. an Rubus.) Elacliista Stt. 1121. Albifrontella II, VL s. Alten Pleen, Kieshof. R. an Dactylis glom. P. 21 Tg. 1122. Luticomella Z. = Guttella II. 176. VI. VII. s. Zarrentin. (R. in Dactylis glom.) 1123. Parvulella F. lt. = Exactella IIS. V — IX. s. Drechow, Kieshof. 1124. Huinilis Z. = Occultella L. ? V. VI. 1864, 1 Expl. Zarrentin. 1125. Adscitella Stt. VI. 1861, 1 Expl. Stralsund. (R. in Dactylis glom.) 1126. Cinctella L. VII. VIIJ. n. s. Kieshof. Bruch. R. ! in Aira ces- pit. P. 14 Tg. ' 1127. Cerusella H. VI. s. Pennin. (K. in Phragmitis-Blatt.) 1128. Pollinarielia Z. V. VI. h. Dänholm, Pennin. (R. in Brachy podium.) 1129. Dispunctella F. R. V. VIII. s. Kieshof, Grubenhagen. 1130. Argentella CI. — Cygnipennella H. VI. h. verbreitet. (R. in Dactylis glom.) Tischeria Z. m 1131. Complanella H. V. VI. sehr gemein, überall. R. im Quercus- Blatt. m Lithocolletina. Lithocolletis Z. 1132. Roboris Z. IV— VII. b. Dänholm, Grubenhagen, Semlow. (R. in Quercus, u.) 1133. Amyotella Dup. V. VI. s. Pennin, Zarrentin. (R. in Quercus.) 1134. Distentella F. R. VI. s. Grubenhagen. (R. in Quercus.) 1135. Cramerella F. V — VIII. n. s. Strals. Vorst. (R. in Quercus.) 1136. Heegeriella Z. V— VII. s. Eldena, Pennin. (R. in Quercus.) 1137. Tenella Ti. IV. VII. s. Kieshof, Grubenhagen. (R. in Betula alba, u.) 1138. Alniella Ti. V— VIII. n. s. verbreitet. R. in Ainus glutinosa, u. 1139. Strigulatella Z. = Rayella Z. VII. n. s. Eldena, Stralsund. R. in Ainus inc. u. 1140. Cydoniella F. = Pomifoliella Ti. VI. s. Greifswald. (R. in Pirus Malus.) 1141. Oxyacanthae Frey VI. s. Greifswald. (R. in Mespilus Oxya- canth. u.) 1142. Faginella Z. V. n. s. Eldena, Pennin. (R. in Fagus silv.) 1143. Carpinicolella Stt. IV. V. VII. VIII. s. Stralsund. (R. in Car- pinus o.) 1144. Viminetorum Stt. V. VII. s. Greifswald. (R. in Salix vimen. u.) 1145. Spinolella Dp. = Hilarella Zett. V. s. Pennin. (R. in Salix ca- prea.) 1146. Mannii Z. VI. s. Grubenhagen. (R. in Quercus, u.) 1147. Ulmifoliella H. V. VIII. s. verbr. (R. in Betula, u.) 1148. Quercifoliella F. R. V. VIII. n. s. verbreitet. (R. in Quercus, u.) 1149. Connexella Z. V. 1870, 1 Expl. Pennin. (R. an Salix alba, u.) 1150. Emberizaepennella Bouche V. VIII. 1 Expl. Pennin. (R. in Lo- nicera. P. Wtr.) 1151. Froelichiella Z. VIII. s. Grubenhagen, Stralsund. R, an Fran- gula Aln. 1152. Kleemannella F. V. s. Grubenhagen. (R. in Ainus glut. u.) 1153. Nicellii Z. V. n. s. Grubenhagen. (R. in Corylus avell. u.) 1154. Trifasciella Hw. = Torquillaepennella Heyd. V. VHI. n. s. Wei¬ tenhagen. R. in Lonicera, u. P. 21 Tg. 1155. Pastorella Heyd. IX. s. Stralsund, 1 Expl. (R. in Salix.) 113 1156. Tremulae Z. VIII. n. s. Greifswald. R. ! in Populus trem. u. P. 21 Tg. Lyonetina. Lyonetia H. 1157. Clerckella L. V. VI. IX. s. Weitenhagen. R. an Betula. Phyllocnistis Z. 1158. Suffusella Z. VIII. s. Greifswald. R. in Populus pyramid.) Cemiostoma Z. 1159. Harrisella L. = Spartifoliella H. VI. VIII. gern. Neuenkirchen. R. in Sarothamn. P. 3 — 4 Weh. 1160. Scitella Mtzn. = Clerckella F. V— VII. s. Stralsund 1 Expl. (R„ an Pirus, Prun. P. 14 Tg.) Opostega Z. 1161. Salaciella Ti. VI. VII. s. Pennin, Zarrentin. 1162. Auritella II. VI. VII. s. Pennin, Voigtsdorf. Bruch. 1163. Crepuscullella F. R. = Auritella Stp. VI. VII. s. Zarrentin. Bucculatrix F. R. 1164. Cidarella Z. VI. Stralsund, 1 Expl. (R. an Ainus.) 1165. Thoracella Thnb. = Hippocastanella Z. V. VII. s. Stralsund. (R. an Tilia. P. Wtr.) 1166. Crataegi Z. V. VIII. s. Stralsund. (R. an Mespilus Oxyacantha.) 1167. Rhamniella HS. = Evonymella Stt. VIII. s. Greifsw. Gartengang. 1168. Gnaphaliella Tr. VI. VHI. n. s. Potthagen. R. in Helichrysum aren. Nepticulina. Nepticula Z. 1169. Gratiosella F. R. = Aurella IIS. 833. IV. s. Greifswald. (R. in Salix.) 1170. Argentipedella Z. V. VI. s. Stralsund. 1 Expl. 1870. (R. in Betula.) 1171. Argyropeza Z. III. IV, s. Greifswald. (R. in Populus.) Micropterygina HS. Micropteryx Z. 1172. Calthella L. V. VI. gemein, Eldena, Negast, Pennin. 1173. Aruncella Scop. = Podevinella II. VI. s. Eldena, Zarrentin. 1174. Anderschella HS. 4. II. 352. = Aminannclla l)p. VI. s. Eldena. 1175. Aureatella Scop. = Ammannelia II. 388. VII. s. Eldena. 1176. Thunbergella F. = Anderschella Tr. V. Strelow 1868, 1 Expl. 1177. Sparmannella F. IV. V. n. s. Eldena, Pennin. (R. in Betula-Blatt. P. Wtr.) Mittheil. a. d. naturwissensch. Verein v. Neu- Vorpommern u. Rügen. IV. • 8 114 Acentropina. Acentropus Crt. 1178. Niveus Ol. VI-VIII. gern. Stralsund. Bad. (R. an Potamogeton.) Ii. Pteropliorina. Trlfidae. Platyptilns Z. 1179. Ochrodactylus F. = Pallidactyla Hw. VI. VII. n. s. überall. 1180. Gonodactylus S. V. = Tesseradactyla Tr. VI. VH. n. s. Rügen, Stralsund. (R. in Tussilago farfara.) 1181. Cosmodactylus H. VII. s. Greifsw., Zarrentin. (R. in Aquilegia- Samen.) Oxyptilus Z. 1182. Tristis Z. = Microdactylus Dp. V. X. s. Pennin, Wampen. 1183. Distans Z. = Tristis var. b. Z. V. VI. VIII. n. s. Voigtsdorf. 1184. Pilosellae Z. = Didactyla Zett. VI. VH. n. s. verbreitet. R. an Hierac. pil. 1185. Hieracii Z. = Didactyla Dp. VI. VHI. n. s. verbreitet. R. an Hierac. pil. P. 12 Tg. 1186. Ericetorum Z. V. s. Demmin (Rohnert). 1187. Didactylus L. = Trichodactyla H. 9. VI. h. verbreitet. R. an Geum riv. P. 17 Tg. Pteropliorus Geoff. 1188. Serotinus Z. V. VI. IX. X. h. Dänholm, Rönkendorf. (R. an Knautia arv.) 1189. Fuscus Retz = Ptilodactyla H. VI. IX. h. verbreitet. R. an Ve- ronica. P. 10 Tg. 1190. Pterodactylus L. V — IX. überwintert, gemein. R. an Solidago, Convolv. P. 10—14 Tg. 1191. Scarodactylus H. VI— IX. n. s. Greifswald, Stralsund. (R. an Hieracium umbell.) 1192. Lienigianus Z. = Melinodactyla HS. VH. s. Kröchels Oeren, Stralsund. 1193. Inulae Z. VII. VHI. n. s. Drechow, Pennin, Rönkendorf. (R. an Inula-Blüthe. P. 14 Hg.) 1194. Microdactylus H. V — VIII. n. s. Pennin, Stralsund. (R. in Eu- patorium.) 1195. Carphodactylus H. VI. VII. s. Greifsw. (R. an Inula Conyza.) 1196. Brachydactylus Koll. VI. s. Grubenhagen, Stralsund. (R. an Lac- tuca muralis.) Aciptilus Z. 1197. Galactodactylus H. VI. VII. gemein, Eldena, Kieshof. R. ! an Lappa. P. 10—14 Tg. 115 1198. Tetradactylus L. VI. VII. b. Helmshagen, Pennin. R. an Thy¬ mus serp. 1199. Pentadactylus L. VI— VIII. gemein, verbreitet. R. an Convol- vulus. P. 14—16 Tg. 1?I. Alucitina. Rhipidophorae. Alueita L. 1200. Polydactyla H. = Hexadactylus S. V. VIII. überwinternd, gern, überall. R. in Lonicera-Blüthe. P. 3 — 4 Weh. Cohäsion des Eisens im magnetischen Zustand. Von W. Rollmann in Stralsund. In dem Comptes rendus T. 50. Sp. 1G6. befindet sich eine auch in andere Journale übergegangene Notiz von Ruhm- korff, in welcher derselbe behauptet, dass weiches Eisen im magnetischen Zustande härter sei als im unmagnetischen. Da wir nun über die molekularen Veränderungen, die mit dem Eisen beim Magnetisiren vor sich gehen, wenig wissen, so erschien mir der Versuch wohl einer Wiederholung wertli, namentlich da R. die von ihm behauptete Thatsache nur durch Feilen erprobt hat. Ich habe den Versuch so angestellt, dass ich auf einer abgeschliffenen Eisenplatte, die mit einem Ende gegen den Pol eines starken Elektromagneten gelegt war, mit dem Dia¬ mant Linien zog. Um Fehler auszuschliessen, war der Dia¬ mant in Messing, nicht wie gewöhnlich in Stahl gefasst und wurde mittelst eines Schlittens geführt. Ein Unterbrecher schloss und öffnete den Strom für den Elektromagneten nach je einer halben Sekunde ungefähr. Die gezogenen Linien 8* 116 zeigten sich indess in ihrem ganzen Verlaufe gleichmässig; es war nicht die geringste Differenz in ihrer Stärke zu sehen. Zur Gegenprobe zog ich Linien mit einem in Stahl gefassten Diamanten, oder ich beschwerte den oben genannten mit einem kleinen Eisengewicht. Nun zeigten die Linien den ab¬ wechselnden Magnetisirungen entsprechend sich stärker und schwächer, da der vom magnetischen Eisen angezogene Schreib¬ stift natürlich auch tiefer einschneidet. Ruhmkor ff hat sich getäuscht, er hat nicht bedacht, dass das magnetische Eisen die Feile anzieht und deshalb härter erscheint. Besieht man die Linien genau, so findet sich, dass die schwächeren Partieen ganz allmählich in die stärkeren über¬ gehen und umgekehrt. Es bestätigt das die auch sonst schon bekannte Thatsache, dass der galvanische Strom Zeit braucht, um seine volle Stärke zu entwickeln, und dass der Magnetis¬ mus des Eisens in Folge dessen allmählich zunimmt und ver¬ schwindet. Ein Messen dieser Zeit ist aber bei dieser Art des Versuches nicht möglich, da die Grenze zwischen stark und schwach sich an den Linien nur ungenau feststellen lässt. 117 Erklärung der Abbildungen. Tafel I. Fig. 1. Schädel des Bos primigenius, Bojanus. — 2. Schädelfragment von Bos primigenius, Boj. — 3. Stirnzapfen von Bison europaeus Ow. — 4. Geweihfragment von Cervus Elaphus L. a. Andeutung des untern Augensprosses. b. Eissprosse. c. Mittelsprosse. d. Gabel der Rose. — 5. Ein desgl. — 6. Geweih von Cervus Capreolus L. — 7. Hintere Ansicht von einem Schädelfragmente von Cervus alces L. — 8., 9. Geweihfragmente von Cervus alces L., mit anhängenden Schädelresten. _ 10., 11., 12. Geweihe von Cervus alces L. — 13. Geweihfragment von Cervus alces L. (zu Fig. 8. od. 9. gehörig). — 14. Geweihfragment von Cervus alces L. (zu Fig. 11. gehörig und in die Bruchfläche f. bei Fig. 11. passend. Tafel II. Fig. 15. Geweihfragment von Cervus Tarandus L. — 16. Desgl. — 17. Desgl. — 18. Desgl. — 19. Desgl. — 20. Desgl. — 21. Obere Endplatte eines flachen Ge- .vielleicht von C. euryceros, weihes, (wahrscheinlicher aber — 22. Mittlerer flächenförm. Theil eines (von C. alces jun. od. Cer- Geweihes, J vus Dama L. — 23. Schädelfragment von Equus Caballus L. von der recht. Seite. — 24. Desgl. von oben abgebildet. — 25. Schädelfragment von Castor Fiber L., von vorn dargestellt, aber stark verkleinert. — 26. Desgl. von der linken Seite. — 27. Desgl. von unten, um die Schmelzlinien deutlicher zu zeigen. J)ruckfehler. Auf pag. 1. Zeile 14. muss es statt Taufe heissen: „Teufe.“ „ „ 26. „ 8. muss es statt Linie bn heissen: ,,be.“ „ „ 31. „ 14. das Semikolon hinter 0,370'n muss hinter: Fläche. „ „ 33. „ 4. muss es heissen: Ende f. (nicht b.) Druck von Trowitzsch und Sohn in Berlin. Mittheilu Taf.I subf offile Wirbelthier- Fragmente. C FS 'chruds n Phot Uthogr Mittheilungen a iuaturwifs. Verein v-Keu-Vorpoiunierii u Ru^ph Zu Munter 1 h*‘t subtoll ile Wirbelthier-Fra^ineiiU? O CFSchrudt n- Pfurt, Uthoar 'f(K V. Si It-i 'jXltA MLttheilunäe Taf. II. b f o ffile W lrlipjthipr- F ra-£ment. e. C F Schmidt n> I’kot h/Jiogr Drfak v. A Rgn/xjud, UNIVERSfTY OF ILLINOIS. •URBANA 30112082273647