li: ! l^Ali. Cl-ir^' Mi SILM UHk \K^'

Mitteilungen

ALIS DEM

Germanischen Nationalmuseum

11 KR AUSGEGEHEN

VOM DiRECTÜRIUM.

JAHRGANG 1899.

MIT ABBILDUNGEN.

NÜRNBERG, 1899.

VKRLACTSEIGENTUM DES ( iERMANISCIlEX MESEUMS.

t . K

Die Haushaltungstafeln im Germanischen

Museum.

ie gewissenhafte Hausfrau der Gegenwart führt sorgfältig Buch über ihre Einnahmen und besonders Ausgaben und verzeichnet genau was Fleischer und Bäcker, Schneider und Schuhmacher und wie sie alle heifsen v^on letzteren bekommen haben. Um ihr diese Niederschreib- ungen zu erleichtern gibt es jetzt vorgedruckte Haushaltungsbücher, in welchen die Ausgaben nach den verschiedenen Kategorien ausgeschieden eingetragen werden, so dafs sich am Ende des Jahres genau feststellen läfst, was die Kleider, die Wäsche, das Schuhwerk gekostet, was die Dienstboten erhalten, was für Fleisch , Brot , Gemüse , Milch u. s. w., überhaupt für Essen und Trinken ausgegeben wurde. Ebenso notiert sich die Hausfrau, welche Stücke sie zum Waschen gegeben, ganz gleich ob sie im Hause selbst gewaschen oder in einer Waschanstalt aufser dem Hause gereinigt werden. Und ist nun alles wieder rein und sauber, so werden die Waschstücke vor dem Einlegen in den Waschschrank, der wohlgefüllt heute noch wae vor Jahrhunderten der Stolz der Frau des Hauses ist, genau nachgezählt und erst nach Richtigbefund den übrigen Vorräten angereiht.

Aus der Vergangenheit sind uns Bücher mit Vordrucken, welche den Hausfrauen dieses Geschäft erleichtert hätten, nicht bekannt geworden. Sie hatten dafür ein anderes Hilfsmittel : gemalte Tafeln verschiedener Art, welche zu Aufschreibungen für den angedeuteten Zweck dienten. Wohl die meisten gröfseren deutschen Museen , welche auch den Hausrat früherer Zeiten be- rücksichtigen, besitzen eine oder einige dieser Tafeln. Dieselben sind einfach aus einem Brette von weichem Holze ausgeschnitten, so dafs oben noch ein Ansatz blieb, der durchbohrt wurde, um die Tafel aufhängen zu können. Dann wurde die Tafel schwarz angestrichen und durch mit Zinnober ausge- führte senk- und wagrechte Linien in eine Reihe von Feldern geteilt. Die erste senkrechte Reihe wurde dann je nach der Bestimmung des Brettes entweder mit Wäschstücken oder mit Viktualien aller Art bemalt. Die zweite Reihe dieser Felder blieb leer, um, wenn es sich um Wäsche handelte, die Stückzahl einschreiben zu können, oder, wenn es eine Küchentafel war, in derselben die Beträge zu notieren, welche für die betreffenden Lebensmittel ausgegeben worden waren. Gewöhnlich waren zwei solche Doppelreihen auf einer Seite der Bretter angebracht und diese meist auch auf beiden Seiten in dieser Weise bemalt.

Auch in der reichen Sammlung von Hausgeräten im Gerinanischen Museum finden sich drei solcher Tafeln: zwei waren für die Küche bestimmt, die dritte zum Aufschreiben der Wäsche. Die älteste derselben, eine Küchen-

4

W

1 /Ä^

•-»•• <

\Ji ^ >*

''i 'V' '] iir4i ^ -l

s?^;5«ii

^^^

^y/^ ^J>

'^ .-— _

<i'v<;v/

ttg

rr:

4W

1^-

Fiß-. 1. KiK-hfninfol. H

17.1-2. Voi-.],Ms..iT.

tafel (H. G. 1742), ist bc^idcrscits bemalt und zcis^^t auf jcmIct Seite zwei Kcilien Lebensmittel und daneben einen leeicn Raum zum l-^inschrcil)en der Aus^'abcn. welche deren Einkauf jeweils verursacht hatte. Wir i^'eben in Fi^. 1 untl 2

^f^;^^

^^ü

^^Ld^ -^^^

Fitr.

K'iicl|.'ll1;lfel, ir. <;. ITli::. l-iri.-k>,.it.

Abbildungen derselben. Wie aus dimst^lbiMi ersichtlich, steht obenan das Ochsen- und Kalbfleisch. Die IxMclen ersten l'"(^ldei- enthalten Schlegel. Ri])])en- stiicke, lAmg(\ Lendc-n, Nieren, Zunge u. s. w . Dann folgt das Lannn mit Schlegel, Kopf und Lunge und drei W'iiifel, eineiu grünen l'acket(- und einem

Zuber, iiboM- deitMi Hodcutuni,' ich keinen Aufschliifs ,i(eben kann. Hierauf das Schwein mit Rippenstück, Scliweinskopf, Niercm. Speckstück und Würsten verschiedener Art einschliefshch der Prefswurst. Ilinen scliHefsen sich Gans und Ent(^ mit einer Reihe hLinzelstücke (Heser beickMi \'()^fel an. Den Schkii's der ersten Rt'ihe l)iklen Ochseniiil'se und C)chs(;nmaul. Da k^tzteres meist in Ol uml P^ssis^ serviert wurtk' '), so ist wohl an/Amehm(;n , dal's die Korb- tkische mit dem Trichter Ms.si^», die daneben hän^^iMide h'lasche das Ol enthält.

Die zweite Reihe be^^innt mit einem ISottich mit einen- Ochsenwamme, dant^ben hänt^^t c\n Kalbsi^c^krcKse , darunter finden sich Kälberfüfse. Dann tollet ein h'eld mit frischen I'"ischen : 1 h'cht, l\ar])fen, .Aal u. s. w. und ein Sieb mit Krebsen; hieiauf kouunen die fremden und ^esalzcMKMi Fische: 1 lerin^(\ St()ckhsclu\ Aale und ein Salm, den man in Xüi-nber^' im 16, lahi- hundcrt meist \-on l-'rankfurt a. M. bezoL(. Den h'ischen schliefst sich das Wild an; ein 1 läse \-ertritt die Vit'rfiifsler. neben ihm häns^en Derchen und Krammets\(")<4el, steht eine Wildgans und (-ine- Wildente, aufserdem findet sich noch ein Rebluihn und eine Schne])fe. Auf diese folgt das zahme (je- Hügel : Hahn, Henne, ein Kober mit Hähnch(m, Truthahn und Taubim. Ik-- schlossen wird di(^ Reihe von zwei KtH-ben Schwämmen, der obere mit Morcheln gefüllt, einem Kübel Schmalz, einem Krug Himf)eeren, einem kupfernen Kübel lü'dbeeren (.-) und einem Sack, der mit Schnecken gefüllt ist.

Die Lebensmittel, wcdche die Rückseite aufweist, hat beinahe aus- schliefslich das Ptlanzenrcnch geliefert, auch sie sind von grofser Mannigfaltig- keit. Das erste l-'eld zeigt \ier K()rbe mit verschiedenen Pflanzen, die wir nicht näher bestimmen k(')nnen, ein Körbchen klüften (Hagebutten', dazwischen ein Sträufschen Maiglöckchen. Im zweiten l-'elde findet sich ein Körbchen mit SuT)pengrün, unter diesem vier liündel Sjjargel, dann ein Körbchen Blumen, Lauch, Sellerie, ein Kih-bis und weifst^ Rülien. Ihnen reihen sich ein K()rbchen Stachelbeeren, ein Körbchen lohannisbeeren, ein Teller hLrdbeeren, Bohnen, ein Bund Rettige und ein Bund gelbe Rüben an. Auch hier fehlt (MU Straufs Blumen mit Tulpen und Rosen nicht, aufs Neue die Vorliebe der tMUstigen {Besitzerin der 'iafel ffir Blumen bezeigend. Dann kommen \ crschiedent; Kohlarten, daruntei' Blumenkohl, ferner schwarze Rettige, Artischoken u. flgl.; hierauf wieder Kohl, kleine; Rübchen, gi'ofse inul kleine (Türken letztei'e zum lunmachen . Petersilie, .Meerrettig und rote Rüben Zum Schlüsse dieser Reihe, welche eine' so stattliche Zahl dem Pflanzenreich (Mitni immene'i' Lebensmittel aut'weist, kommen Teller mit Thitter in KrautblättcM'n i'inge- schlagen und in 1 l()rncln'nform, ein 'Tellei- mit Käse von geronnener Milch, eine wcifse Rübe unel Zwiebel, eine Zinnkanne und ein Ki'ug, wohl zur AuL bewahrung der Milch bestinnnt, endlich ein Korb unt T'.iern.

Die vierte imd letzte; R(;ihe beginnt mit zwei hTilzernen .Malsen uut T'rüchten. denen sich zwei kurzc\lindrische Käse und ein T'dauKM- Käse, ein (jlas mit eingemachten Lrücliten (giiinen Nüssen.- , ein Zuckerhut, zwei

Ii Die In i:n-( r Kmii-: v .rt re-tVlnli L^riilitc Kiicliiii Oder AnMTleseni-s und \i.!l- ^taiKÜii veniichrics Nüriil)crL'is< hcs Kdch-l'.tirh Nünihcit'- IT.'M. S. 4i!.'! Nr. 11'»

Citronen und eine Orange anschliefsen. Dann kommt Schwarz- und Weifs- brot in Laib-, Kipf-, Bretzenform u. s. w. Nun schliefst sich das Obst an. Zunächst ein Korb mit Pflaumen und Zwetschgen, dann Quitten, Mispeln. Kastanien, Nüsse, Haselnüsse und ein Teller mit Alandein. Was die drei Bünde für Früchte sind, können wir nicht angeben. Das nächste Feld zeigt Aprikosen und Pfirsiche, weifse und blaue Weintrauben und einen Korb mit grolsen Äpfeln und Birnen. Darunter stehen dann drei Tragkörbe mit roten und schwarzen Kirschen und Weichsein, sowie ein Körbchen mit kleinen Birnen. Den Beschlufs macht einiges Küchengeräte: ein hölzerner Kochlöffel, ein grofser und ein kleiner Besen, ein Bündel Kienholz, ein Bündel Schwefel- faden, vier Feuersteine, zu welchen allerdings ein P'euerstahl gehört, der aber W'ohl in der blechernen Büchse ist, welche den Zunder enthalten dürfte. Ein Handschuh von Kettengeflecht zum Putzen des Geschirres bildet den Schluls.

Die Tafel hat ohne den Aufsatz zum Aufhängen eine Höhe von 67,5 cm. und eine Breite von 38,8 cm. Die gemalten Lebensmittel sind nicht unge- schickt, teilweise recht charakteristisch ausgeführt. Jedenfalls rührt die Malerei von einem Nürnberger Maler vom Ende des 17. Jahrhunderts, die teilweise schon so weit von ihrer einstigen Höhe herabgestiegen waren, dafs sie gerne auch solche Aufträge ausführten. Über den Ursprungsort dieser und der beiden noch zu beschreibenden Tafeln sagt unser Katalog leider nichts ; sie sind wohl schon mit der Freiherrlich v. Aufsefs'schen Sammlung in das Museum gekommen, bei welcher nur selten Näheres über die Herkunft der einzelnen Gegenstände vermerkt wurde. Wir glauben aber nicht fehl zu gehen, wenn wir in den Haushaltungstafeln Stücke Nürnbergischen Ursprunges sehen, denn in den Nürnberger Puppenhäusern der Museumssairimlung finden sich drei ebensolche Tafeln en miniature : eine Wäschetafel (einseitig), eine Tafel mit Wäsche auf der einen und Lebensmittel auf der anderen Seite, und eine Küchentafel mit Fleisch und Tieren auf der einen und PVüchten auf der anderen Seite.

Die zweite Küchentafel im germanischen Museum (H. G. 1377) ist ein- seitig bemalt. Sie ist senkrecht in fünf Fächer geteilt, welche durch Ouer- linien in je zehn Felder geschieden sind. Die erste, dritte und fünfte senk- rechte Reihe ist mit den Lebensmitteln bemalt , die zweite und vierte senk- rechte Reihe diente zum Eintragen der Zahlen ; für die drei Reihen Lebens- mittel waren daher nur zwei Reihen zum Einschreiben der Preise zur Ver- fügung. Diese Tafel zeigt also 30 bemalte Rechtecke , während die vorbe- schriebene, trotz der doppelseitigen ISemalung deren nur 24 aufweist, die aber gröfser und reicher bemalt sind. Im Grolsen und Ganzen finden sich die- selben Lebensmittel wie auf der vorbeschriebenen Tafel , auch dieselbe An- ordnung und Zusammenstellung, so dafs man trotz manigfacher Unterschiede zur Vermutung kommt , dafs denselben (Mn genieinschaftliches Vorbild oder eine bestimmte Norm zu Grunde gelegen ist. 1-jne Aufzählung des Inhaltes der einzelnen Fächer hätte keinen Zweck , da sie im Wesentlichen nur Das wiederholen würde , was wir bei diT \ orstelu'ncUni Tafel anM(>fühi"t halten.

Auch diese Tafel schliefst mit einem Büschel Kienholz zum Anheizen , mit Sclnvefelfaden, Kochlött'eln und eint'Ui ln.'sen. .Merk\viirdi|^et" Weise schliefst auch d(M- llolzsclmitt VdU Manns l'aui\ der mitteilt, was liiner, der zur l^lie greift, an 1 lausL^eräte haben miisse (ca. 14X0), mit I^'euerstahl, Feuerstein und Holz-'i.

li- ■■>,. w...

!l. I.. ht:!. V..iV|.,i>..irf.

Die Tafel hat eine ll("»hi' \()n 68, <S und eine Breite von 42 cm. Die Malerei rst etwas wi'uiL^ei' ;^ut als wie jene dei" ei'stheschriebenen. Auch sie dürfte noch dem 17. laluiumdert anL-ehrfrcn. Diese binden Küchentafeln l)e-

\\'it;ilci'''rii>e iifi Aiwiii Schultz «liutschc^ lachen im XIV. uiui X\'. hihrluinilert

!■'. i:;(

zeugen, dafs die Küchen Nürnberger Häuser wohl bestellt waren und es nur einer tüchtigen Köchin bedurfte , um beim Mahle reich und gut auftragen lassen zu können.

Die dritte und letzte der Haushaltungstafeln des Museums ist eine Wäschetafel (Fig. 3 u. 4), die aus einem ziemlich dünnen Brette aus weichem

?^<r «>

MLi-

IwmJ

Jj

<J^VN.

V\is. L Wiis.-lii.tulol. II. (i. 1(«. Hiickseit.

Holze nicht gerade sehr sorgfältig ausgeschnitten ist (H. G. 193). Sie ist beider- seitig bemalt. Jede Seite ist durch drei senkrtxhte Striche in \ier Reihen geteilt, von welchen die erste und dritte , in welcher die Wäschestücke eingemalt sind, doppelt so breit sind, als die zweite und vierte, in welche die Zahl der Wäschestücke mit Kreide eingetragen wurde. Die (_)uerteilung der \orl)e- schriebenen Tafeln fehlt hier. Die ersten drei d(?r dargestc>llten Stücke Mitteilungen aus dem german, Nationalmuseum. 1899. II.

dürften WvW- und lischti'ichoi- sowie I landtiicher sein. Dann diirfte (Mn Tasch(Mituch, das mit Spitzen besetzt war (l<"atzanetlein), nach ihm i^in 'lisch- fatzaiu'tlein, d. i. (Mne S(m\ iette, fol^^en; den Schhifs (Um- eisten Reihe bildest eine ärmellose lacke für l''rauen , eine Art Leiblein. Vielleicht ist es auch ein Latz zum L'nterziehen , wie bei Alwin Schultz'') ein ähnliclies \Väsch(;- otler Kleidungsstück Ljcnannt wird. Die zweite l\(Mhe bej^nnnt mit (Mueiu Fraui-nluMutl, dann fol^^t ein ALinnshemd, ein ärmelloses Kinderhemd und da- neben irm'nd iMn luch, dann ein HerrenkraL,H'n mit Päffchen, zwei Überärmel oder ] Laibärmel mit Spitzen besetzt, \ ier I landkrausen oder Manschetten, dann zwei Kräften, Radkräs^en ähnlich, ein ficliuähnliches Mals- und Brusttuch und zwei lange Handschuhe. Die andere Seite beginnt mit zwei Vorhängen, denen Schnüre mit Quasten zur Seite stehen , dann folgen vier Stück Kissenüber- züge, von welchen drei mit gestickten lünsätzen \ersehen sind, zwei Schürzcm, deren einer ebenfalls mit Spitzen besetzt ist, und ein Paar Strümpfe. Die letzte Reihe beginnt mit zwei Hauben; ihnen folgen zwei ärmellose Leibchen, eines für Männer, das andere fiu- k^-auen , dann Kinderwäsche aller Art : ein Röckchen (das daneben befindliche, anscheinend gestrickte Stück können wir nicht bestimmen), ein Ilemdchen , ein Schürzchen mit Stecker, dann zwei ohne solchen (oder sollten es Kinderlätzchen , Geiferlätzchen sein.'), davon der eine mit Spitzen, zwei Häubchen, ein Paar Strümpfchen, zwei Tücher, dann vier Kissenüberzüge zu deixi Bette und den Wickelkissen , und zum Schlüsse noch vier Stückchen Leinwand verschiedener Gröfse, welche wohl Windeln, Schnullertücher etc. vorstellen.

Die Tafel hat ohne den Ansatz zum Aufhängen eine Höhe von 54,5 und eine Breite von 28 cm. Die Malerei ist eine handwerksmäfsige, ohne jeden künstlerischen Wert. Von der Kinderwäsche sind einige ursprüng- lich dort gemalt gewesene Stücke herausgekratzt und durch andere darauf gemalte, die mitgeteilten, ersetzt worden. Die Tafel dürfte dem k2nde des 17. Jahrhunderts entstammen. -

Was das Alter der LIaushaltungstafeln betrifft, so können wir sie über das 16. lahrhundert hinaus nicht \('rfolgen. Aus diesem liegen aber ver- schiedene Nachweise vor. Der früheste findet sich in der Zinunerischen Chronik-*). Der Verfasser derselben erzählt von Frau Agnes Christophs Schenk von Limpurg Gemahlin (f 1540), die als Wittfrau zu Hedingen im Kloster lebte: Sie hett ir haushaltung UKM-teils uf ein britt lassen malen, daran stände wein, brot, salz, schmalz, air, fleisch, visch, obs und anders, nach der Ordnung gemalet. Was sie dann teglichs oder wochenlichs ver- })rauchte in die haushaltung, das \-erzaichnet sie an jedes geh()rigs ort mit ainer kreiden, darauf sie vil fleis legt und gros achtung darauf gal). Ivs trui^e sich auch \ilmals zu, dafs sie ir bruder , grafe ("hristoph , heimsuchet, der- gleichcm ire baide scme schenk Wilh(;lm und schenk Hanns, die namen sich keines Unwillens gegen ir an. Es kamen auch sonst ander graven und herren,

3j Allta<^.slel)cn einer deut.schcn l''niu zu Anfan^f des 18. Jahrhumiert.s. Lciiizi<f 1«'K). .S. 30.

4) llcrau.sj^, von Dr, K, .\, Harac.k III i lübliothek des litterar. Vereins in Stuttgart .XCIII), .S, 14'J.

.___ 11 _„_

dent-n sie bekannt, zu ir, die sie ansprachen. Be^^ah sich zu manchem mal, wann dieselbigen die gemalt dafel hünder dem offen fanden und erfragt, was die bedeuten were , das sie dann in irem abwesen solchs abwutschten oder aber vil mehr hinzu verzaichneten , derhalben sie manichmal , wann sie es markt, übel zufrieden war.«

Aus dieser Mitteilung geht hervor , dafs im südlichen Schwaben der Gebrauch der llaushaltungstafeln damals kein allgemein verbreiteter gewesen ist und sich nur auf einzelne Personen beschränkte , da aufserdem die Be- sucher der Frau Agnes nicht nach dem Zwecke des Brettes hätten zu fragen brauchen.

In Paulus Behaims I. Haushaltungsbüchern im Archive des Germanischen Museums findet sich folgender Eintrag: 1549 Adi 3 marzo zalt für ein ge- malts hauspret in die küchen , daran man teglich das ausgeben schreibt, hat cost 4 fl. 24 Pf. •"'). Es dürfte also ein ganz gut gearbeitetes , bezw. ge- maltes Brett gewesen sein.

Eine Wäschetafel aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts hat C. Fisch- naler in der Zeitschrift des Eerdinandcums für Tirol und Vorarlberg •') be- schrieben und abgebildet. Sie ist zweiseitig . bemalt ; die Rubrik für jedes Wäschestück geht aber über die ganze Tafel. Neben dem Bilde jedes der- selben ist auch noch der Name in gelb gewordener Schrift beigesetzt, jede Seite der Tafel zeigt 14 Fächer. Die Taf(;l stammt aus dem bei Sterzing gelegenen Schlofs Wolfsthurn und ist im Besitze der freiherrlichen Familie von Sternbach , einst mag sie der Familie Grebmer zu eigen gewesen sein, der früher auch Schlofs Wolfsthurn gehörte.

Eine allgemeine Verbreitung scheinen die Haushaltungstafeln nicht ge- habt zu haben; es scheinen doch mehr Einzelne gewesen zu sein, welche dieselben benützten. Alle Tafeln, die wir beschrieben! oder kennen, stammen aus dem Süden Deutschlands, doch ist es trotzdem möglich , dafs sie auch im Norden bekannt waren und gebraucht wurden.

5) Mitteilungen des Verein,s für Geschichte der Stadt Nürnl)erg Vll, S. 42.

6) Dritte Folge. 37. Heft (Innsbruck 1893j S. 361 ff.

Nürnberg. Hans Bosch.

Zur Geschichte der Herstellung und Verzierung der geschlagenen Messingbecken.

I.

^ie Literatur, die sich mit den geschlagenen Messingbecken beschäftigt ■^ hat, ist eine überaus umfangreiche. Weder die interessante gewerbe-

j»^ geschichtliche^. Bedeutung der geschlagenen Becken, noch die Art ihrer Herstellung oder Verzierung hat aber in der Mehrzahl der Arbeiten über dieselben, die erstmals im Anzeiger für Kunde der deutschen V'orzeit, Jahrgang 1853 S. 16, dann neuerdings wohl imabhängig \()n dieser Notiz von Kleinwächter in der Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz

^ 12

Posen (XII. )ahr^f. III. u. IV. Heft S. 323 iT.) /,u.sammen^e.stcllt sind, sich mit einer auf einer sehr grofsen Anzahl dieser Becken vorkommenden Inschrift, bezw. mit Auflösungsversuchen derselben beschäftigt. Der Umstand, dafs die Bemühungen die gedachte Inschrift nach den dutzendfachen Vorschlägen zu erklären noch zu keinem befriedigenden Resultat geführt haben, und dafs be- züglich der Inschriften von geschlagenen Messingbecken verschiedentlich An- fragen an das germanische Museum gelangt sind, hat den Anlafs zu den nach- folgenden Ausführungen gegeben. An der Hand der immerhin beträchtlichen Zahl von älteren Messingbecken im germanischen Museum und an der Hand des in Nürnberg vorhandenen urkundlichen und literarischen Materials soll die schon etwas abgedroschene Frage nach der gedachten Inschrift, dann aber zur Erläuterung derselben die feststellbare Geschichte des Nürnberger Beckschlagergewerbes kurz zusammengefafst und auch die technische Her- stellung und die Verzierung in den Kreis der Betrachtung gezogen werden.

Für die Geschichte der in Messing geschlagenen Becken wäre es zu- nächst von Wichtigkeit, festzustellen, wie weit überhaupt deren Herstellung verbreitet war. In der Literatur werden an vielen Stellen die Städte Nürn- berg, Augsburg'), Braunschweig und Lübeck als Herstellungsorte genannt, ohne dafs aber für die Fabrikation urkundliche, gewerbegeschichtliche Belege ange- führt wurden. Bis auf Weiteres darf wohl Nürnberg die Gewerbegeschichte Deutschlands steckt ja vielfach noch in den Kinderschuhen und dem Schreiber dieses mangelt hier das nötige Vergleichsmaterial aus anderen Orten als ausschliefslicher Verfertigungsort angenommen werden, wie dies unter Anderen auch schon Brinckmann (Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe, S. 766) gethan hat.

In den Nürnberger Bürgerbüchern werden nach Rehlen -) die Becken- macher zuerst 1373 genannt. Das vierzehnte Jahrhundert war die Zeit, in der die blühende Messingindustrie Nürnbergs, das mit Aachen ganz Deutsch- land in diesem Handels- und Gewerbszweig beherrschte, zuerst wahrnehm- baren Aufschwung nahm. Die Blüte der Messing verarbeitenden Handwerke hat gerade hier die Jahrhunderte bis zur Gegenwart überdauert.

Nachdem das Beckschlagergewerbe zu Nürnberg bis 1493 eine freie Kunst, dessen Ausübung jedem Bürger freistand, gewesen war, beschlofs der Rat in diesem Jahre dasselbe zu einem geschworenen Handwerk zu machen, ihnen geschworene Meister (als Vorstände) zu geben und wegen einer Ord- nung der Meisterrechte durch Gabriel Holzschuher und Jakob Groland, die damals Herrn an der Rüg, der Nürnb(;rger Handwerksbehörde, waren, beraten zu lassen'^). Die wichtigsten Aufschlüsse über die Handwerksordnung der

li Dr. C. G. Rehlen erzählt, leider ohne Belege, in .seiner (le-schichte der Gewerlx'. S. .392, dafs in Augshurw die Beckenschlar;er INIessing.schiniede «genannt wurden. Oh hier nicht eine oft vorkommende Verwech.slung mit den <>Mes.sin(^.schl ager n<, die an.s den gegossenen Platten die Bleche herstellen, vorliegt-

2) 1. c.

3) S. Mummenhoff, Handwerk und freie Kunst zu Nürnberg, Bayrische Gewerhe- zeitung 1890, S. 318. Nach Murr, Journal zur Kunstgeschichte V, S. .51, werden die Beck- schlager 1475 erwähnt, sind aber wie gesagt schon viel älter.

Beckschlager, auch Beckstäinpfer genannt, gibt der Pergamentcodex, welcher die sämtlichen Handwerksordnungen Nürnbergs von 1535 bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts hinein enthält und dessen Bestimmungen, soweit sie für den vorliegenden Fall Interesse haben, hier im Auszug mitgeteilt seien'*).

Nach der 1535 bestehenden Ordnung war den Beckschlagern nicht ge- stattet fertiges Messing in Tafeln zu kaufen, sondern sie mufsten dasselbe selbst brennen und giefsen.

Die Verordnung, dafs das Handwerk ein gesperrtes sein solle, resp. dafs nur Nürnberger Bürger als Lehrknechte (Lehrlinge) aufgenommen werden sollten, galt bis 1618 (bis zu welcher Zeit die Verordnungen des Pergament- bandes reichen). Dies gab zu manchen lungaben seitens der Meister Anlai's und scheint des öfteren durchbrochen worden zu sein. Bisweilen wird ihnen gestattet, dafs die LehrjungtMi erst nach Ablauf des ersten halben Lehrjahres Bürger zu werden brauchten, 1577 wird wiederum anbefohlen, dafs die Lehr- linge innerhalb \ierzehn Tagen das I^ürgerrecht zu erwerben haben, 1583 darf bis auf Weiteres jeder Meister zwei Lehrlinge einstellen, 1588 aber wx^gen L'berzahl der Gesellen überhaupt nur von h'all zu Fall nach jedes Mal einge- holter P>laubnis des Rugsamts. Im Jahre 1618 wurde, in Ansehung, dafs in Nürnberg Bürgersöhne sich schwer finden liefsen zur Erlernung des Beck- schlagergewerbes, den Meistern gestattet auch fremde Lehrknechte aufzu- dingen, mit dem Bemerken, nach M(>glichkeit solche aus dem Nürnberger Landesgebiet einzustellen. Dieselben sollen dann nach Vorstellung und Ein- tragung beim Rugsamt zum Bürgerrecht »vorgestellt werden«.

Die schon aus den noch weiter anzuführenden literarischen Quellen er- sichtliche Thatsache, dafs mit dem 17. Jahrhundert das Beckschlagergewerbe stark zurückging und 1635 dem Aussterben nahe; war, läfst sich wie aus der oben angeführten Verordnung bezüglich der Lehrknechte auch aus anderen Verlässen nachweisen. Die Konkurrenz der Rotschmiede mit gegossenen Bcxken scheint in erster Linie den Niedergang befördert haben, wie aus nach- folgendem Verlafs zu ersehen ist :

»Auff der Peckschlager Supplicirende beschwerung wider die Rotschmidt das dieselben Ihnen mit dem giessen der Messen Peck Inn Ir Arbeit vnd Idandtwerck greiffen, darumb es bcy Ihnen abzuschaffen bitten, Ist verlassen, dieweil sich erfindt, das solche Arbeit absonderlich. In dem der Rotschmidt Peck gegossen, der Peckschlager aber \'on der Handt geschlagen, auf gedieft vnd gestempfft werden, \nd die Rotschmidt \-on Alters solch(> Arbeit hergebracht, den PeckschlagcM'n Ir Begern abzu Lain(Mi, vnd darneben anzaigen, weil der Meister nur 3. allhic^ vnd doch Alle gnug zu Arbaitt(MT haben, Wann sie die Kauffleuth nur selbsten betürdern wollen haben sic^

4i Dieser T\-r^aiiK'ntcodex wurde von |. Slockliaiur, zu dessen >NürnlH'ryer llanci- werksrecht f\es XVI. Jahrhundert.s- , NürnherL; IST'), verwendet, in welcher Selirift aber, S. 6, über die ]k:ckschla^er nur die Hcstimmuni^fen ühiT das Mcisterreelit aul'!.^t'n()mnien sind, ferner dafs jeder i\Ieister als ^leisterstüek ein<' srhüsse!, ein ])adjieck, und eine schalle mit sein sell)st handt« niarhcn nuifste, die alsdann vor die fünfherrn i Stadtgericht > bringen und wobei er schworen mufste, dal's er dieselben Stücke mit seiner Hand -erhebt und i;estemppft« habe.

14

nicht visacli sich \(>n hinnen anderswohin /uhe^elx-n, daninih sollen sie als \erpf1ichte j-iui^ei'. Ires Handtwercks mit Vleiss abwarten vnd nicht vrsach zu annderni einscdien >^U'lH'n. Actum 1 )onnersta<,^s den N. Octobris 1612

I)(M- 11. W. Imhof. '

I)ies{> \'(M-ordnunL,' L,nbt nach \ cM-schiedenen Richtungen interessante Auf- schlüsse, einmal i^ibt er die tixdmische I lerstelluns^ der l^(M:k<'n an, Schlagen der '!\afeln zu HleclKm. das cM^c^ntliche 'I'reiben und das Driickcm oder Stanzen diM' \^erzierui\L;(Mi ( \(in der dazwiscluMi lie<4(>nilen Drcdiarbeit wird noch weiter unten die Rcnle sein). Dann erfahrtui wir, dals die Zahl der Me-ister, die wie oben miti^eteilt, 1635 auf einen zusanunenL;eschmolzen wai-, 1612 nur noch drei betru^^' , endlich al)(M' hcW-en wir von eincnn gewerbe<^feschichtlich in- ter(\ssanten \'oi'L;ang , n.ämlich dei" Drohuni^ , das (lewcrlx^ das offenbar eine fast ausschliiHslicht^ Xin'nber^cM- Six^zialitcät darst(;llte, nach auswcärts zu vcv- ptlanzen . um wohl IcMchtei-e Bt^triebsbedingunt^HMi f(Mn \on der blühenden Rotschmiedskonkurrenz zu finden, die jedenfalls infolo(> der weniger kompli- zierten, fabrikmäfsigeren Herstellung durch den (uüs zu billigerer Lieferung in der Lage war.

In den früheren Bestimmungen über die Aufnahme der Lehrknechte war ausdrücklich das Gebot t^nthalten, offenbar um das Handwerk nicht zurückgehen zu lassen, dafs der Meister nach dem Auslernen des einen, sofort einen andern Lehrling einzustellen habe

Das immerwährende P^estrelxm des Nürnberger Rates, gröfsere tabrik- mäfsige Bi^^triebe innerhalb der Nürnberger Gewerbe nicht aufkommen zu las.sen, drückt sich auch wieder in der folgenden Verordnung aus: - l^s sol auch ein Jeder ein besundere W'erckstat, also nicht zwen meister bey ein ander In ainem haus zwa\' meysterrecht nicht arbeyten oder treyben«. Der X'ersuch mag wohl, wie es gerade bei den Beckschlagern nahe lag, durch Arbeitsteilung mit \ermehrten Arbeitskräften billiger zu arbeiten, gemacht wor- den sein.

Vom Meisterstück ist hier nicht die Rede, das Zeugnis der g(\schworenen Meister über I'\'rtigkeit im Brennen und Giefsen von Messing genügt.

Das Auftiefen, Trcdben der Bc>cken, besorgten die Beckschlager offenbar nur im Rohen. \'or dem Verzieren wurden sie den Rotschmiedsdrechslern zum Abdrehen übergeben. l-',s scheinen eigene; Drechsler gerade für das Beck- schlagergewerbe xorhanden gewesen zu sein. Die nachfolgenden X'erläfse die aul das W'rhältnis der Beckschlager zu ihren Dr(xhslern Licht werfen, mengen als Beispiel Nürnbergei' (jewerlxiverhältnisse hier Platz hnden :

Vt\ der peckschlag anpringen der altt^n peck halben, so d\c drechsel vern(>wen \nd drehen bey einemi l{rbarn Rath Ix^schc-hen , ist verlassen, diweil solchs l)isher \-nd lange Zcnt dermassen g(.;praucht worden ist, dass die pt'ck- slaher den Ti-echsc-ln solclis nit zu weren haben . sunder das die Drechsel die selbigen wo] xcrnewcm m<)gen.

\'nn(i di\\c\-l suimdeis Zwexfels (MU _\- e d e r seinen Trechsl sein ar- beyt furweg, derhalb ein |eder seinen abgang finden \nil wissen könne, soll es n(jch (Jabey pleiben.

^ 15 -

»Auf fürgebrachte clag der geschwornen \n(l genieiniglich aller Maister des Peckhschlager hanndtwercks wider Hanns Reschen Iren verordneten Pecktrechsel, das er sy mit d(Mii grossen wcrckli Irer gemachten Arbeit nit alweg volkliomen ferdern wolt , sonndern merertheils auf dem zichrad vnd der clainen hanndarbait leg \ Ist bey eim E. Ratli verlassen, diweil der dreh- nuiel dem hanndtwerckh zu guettem vnnterhalten | \nd Ime Reschen von derselben Enderung wegen verlassen, das er naclidem er zwc.n sonnderlich angenomen Meister hat, denn er mit Enderung auf ein zcnt xcrsprochen ist, zuvorderst solch zwen Maister mit Irer Arbait b(;fürdern soll , was aber her- neben von anndern Maistern des Feckhschlagerhanndtwercks fin- Arbayt zu- fallen wirdt, da soll er schuldig sein , die dein handtarbeit ligen zu lassen, vnd Inen als des Peckhschlagerhanndtwerckhs geordneter Drechsel, Ir arbait des grossen Werckhs zu befürdern, damit sy seynthalber one clag sein mögen, die peen soll auff 5 tt) novi sein. Dagegen aber Ime Reschen \-orbchalten sein wann er \-on den Peckhschlagern mit dem grossen werckh nit fürderung hat, das er dic^ ciain hanndtarbait am Ziechradt auch woll trehen mag, welches man ime von allen thaillen durch die Rugsherrn also anzaigen soll.

Decretirt den 5 Augusti 1563.

-Bei einem erbarn Rath vnsern Herrn ist \ erlassen, dem Alten Sebastian Weiselmann Peckstemj)fer, auff sein Supplicirn mit anlangen, dass auffkauffen, vernewen \nd widerverkauften der Alten fach \'on wegen seines Alters, so lanng er lebt, vnd allein auff seinen leib, soll \ erlassen , aber seinem Sun solches ganz vnd gar ablainen.

Decretum in senatu ]'S juny 1577.

Die ältesten bildlichen Darstc^llungen xon Beckschlägern in ihrem (jcwerbe- betrieb findet sich in zwei Bändeln der Xiirnberger Stadtbibliothek mit Ab- bildungen \()n Insassen des Mendelschen Zw(")lfbriiderhauses bei der Karthause. Jeder im Bruderhaus (jcstorbene wird bei seinem ursprünglichen Handwerk beschäftigt dargestellt. Der älteste l^eckschlager ist gestorben 1474. Sein Name war Hans Iloffmann. Das Bild ist wohl nur wenig später entstanden. Charakteristisch ist nur der flach gew(')lbte \ielkantige Ambos imd der kurz- stielige, unseren Pflastererhänunern genau gleichende Hanuner. Ahnliche Ab- bildungen folgen bis zur Mitte des 16. lahrhundcMts noch ein(^ Reihe, ohne indes zur Kenntnis des Gewerbes Neues zu bring(Mi.

Von besonderem Interesse für die Herstellung der geschlagenen Messing- becken sind zwei gedruckte illustrierte Darstellungen des Beckschlagergewerbes aus früherer Zeit. Die erste findet sich in lost /\nunans bekanntcnu Ijüchlein »Eygentliche lieschreibung Aller Stände aulf lu'den etc. < mit dcMi Vers<Mi \(>n Hans Sachs : '')

Der B ecksc hl agcr.

Ein Beckschlager bin ich genannt | Mein Beckn führt man in weite Band j

,"j) l''r;inklurl läiiS, Nciwnli iickt \uii ( rcori' llirtii. .München, iss).

16

Allc'ili'y art | l^ioIs \ nd auch klein j \\)n >4ut(Mii McssinLi ^'sla^cn rein j (icstcnipHt mit hiIcl\V(M-ck | ^^wccks vfi bhnii | I^insthcils jr Spii^cl i,'katt aulT kiini j Wie i^ioss 1 IcMin \ nd Balhicier tan j Auch i;i"in(^ | für den (fcnieinn Mann. |

Dic^ z\veit(^ bildhcht^ narst("nung des Hcckschkä^^M'^ewerbes finden wir in dem für che frühere 1 Iand\verks(^escliicht(> wichtigen Werke Christoph \\'eii_;els 'M. Auch hier enthält die WcM-k.statt im Hintergrund den Ofen zum Messingbrennen ' ), in dem der HrcMiner mittelst cnner Zange eine Tafel, wohl Kupfer, einführt, in der \()rd(Men Werkstatt sehen wir unter einer grofsen Anzahl fertiger l^ecken zw(M Arbeiten-. Der eine mit dem Zirkel an einem bercMts gew()lbt geschlagenen Messingblech beschäftigt, der andere mit dem 1 lammei- auf einem achteckig(Mi oben flacli abgerundeten Ambos mit dem Aufziehen (Treiben des Beckens) beschäftigt. Von den Werkzeugen fallen neben Blechscheeren ein hoher, dünner, ebenfalls gekuppelter Ambos, die \ (.Mschieden geformten kurzstieligen schweren 1 lämmer und Zangen zum Biegen auf, r)b die links und rechts unten auf dem Stich erscheinenden scheiben- tTirmigen Gegenstände etwa die zur Verzierung dienenden »Stempfei« (Stanzen) darstellen sollen, ist ungewifs. Aus den historischen Bemerkungen Weigels geht hervor, dafs die geschlagenen Messingbecken zu seiner Zeit durch die kupfernen getriebenen, und die gegossenen zinnernen Becken verdrängt waren. Wichtig ist wohl auch die wiederholte Ik;merkung, dafs das Gewerbe aufserhalb Nürn- b(M'gs, wo es besonders berühmt gewesen, so gut wie nicht bekannt sei. Die X'erwendung geschah nach tlieser Quelle zu allen möglichen Zwecken, und zwar vorzugsweise profanen (für A(]erlafs, für ISarbiere, für Kuchenbäcker, für Küchen- zwecke, für Wagschalen u. dcMgl.i I-'ür die technische Weiterentwicklung, die das Inxkschlagergewerbe bis zum Ende des 17. Jahrhdts. erfahren, ist die folgende Angabc; interessant: >Diese Stücke (Becken) werden durch den bey einem Wasser angerichteten Tief-i lammer erstlich aus dem groben getiefet | her- nach durch den 1 land-l lammer folgends ausgefertiget. Vor Zeiten wusste man zwar \- o n den Tic ff- Hämmern | so heut zu Tage i umb bessc;rer I^ ec] u e m lieh k e i t willen j von dem Wasser getrieben wt'rden | nichts und obschon die Arbeit damit weit leichter und ge- schwinden- von statten gehet | haltcm doch einige die alte Art | nach welcher die 15ecken auf dem ebenen Ambos \on freyer Hand auf- und ticfgeschlagen werdc'U | vor künstlicher.

'i' .M.l.iMuiiL^ ilcr ( icn-icin-Xülzliclicn I lauptstrindc X'on denen Regenten und ihien (■t(\ Pxdii-nten an hils auf alle Künstler und Handwerker nach Jedes .Anibts- und r.erutts Ve r r i ( li t u n - e n meist narli dem Leben gezeichnet und in Kupter ^etruekt etc. Re^enshuiL; le'is.

7i Ihri-en^ ^iKl Weii^el auch die .Ahl »ilduui^f und l')es( lirei!)nn<^ des Messin^luennens in euH_:in ci^eiu-u Alisehniti 1 r. S, .'il.'irf.

Niirnbei-('. Dr. llans Steuniann.

Zur Geschichte der Herstellung und Verzierung der geschlagenen Messingbecken.

IL

y /»A^^ atterer gibt in seinem technologischen Magazin, 1799, Bd. I S. 240 C^^ir^ die Ergänzung, ^>dass im jähre 1784 in der Stadt selbst kein einziger J^^^^d^yi (Heckschlager) mehr war, sondern in der Vorstadt Wöhrd zwei, wo sie auch zugleich ein dazugehöriges Hammerwerk haben.« Dieser Zusatz gibt eine weitere Erklärung zu den zitierten Weigelschen Angaben. Gatterer fügt noch bei, dafs die zuvor >B(>ckstämpfer'< genannten Beckschlager ehemals d. h. wohl so lange sie eine freie Kunst ausübten und nicht zu den geschwornen Handwerken zugelassen wurden , zu den Flinderlein- (Flitter)- schlagern, Rechenpfenningmachern und Messingschabern gehörten.

Die in verschiedenen Abschriften bekannte Handschrift : -Von Ur- sprung und Herkommen etc. aller Hand-Werker in der Stadt Nürnberg, 18. Jahrhundert <' enthält über die Beckschlager wenig Bemerkenswertes. Höchstens dafs aus leicht zu erratenden Ursachen die beiden Beckschlagergassen vorher ' Unruhegassen < genannt wurden, dann Nachrichten über einen hervorragen- den Nürnberger Beckschlager, Mathäus Landauer, den Stifter des durch Dürers Allerheiligenbild berühmten Nürnberger Zwölfbrüderhauses , der dadurch zu groi'sem Reichtum gekommen sein soll , dafs er zur Zeit der Hussiten-Kriege in Böhmen gelebt und von den Soldaten vielfach erbeutetes Gold und Silber als altes Messing erkauft habe.

Im Jahrgang 1874 des »Anzeiger für Kunde des D. V. hat in treffen- der Weise v. Eye bereits darauf hingewiesen , dafs die besagten Becken aus anderen Rücksichten , als wegen ihrer Inschriften wichtig erscheinen, indem sie an die früh- und hochmittelalterlichen Bronzegüsse anschliefsend, das Verbindungsglied zu den Kupfertreibarbeiten und dem Zinngufs der spä- teren Zeit bilden. Bei dieser Gelegenheit befafst sich der verdienstvolle Kunst- historiker auch mit der Technik. Seinen im Wesentlichen richtigen Angaben mag hier auf Grund neuerer Untersuchung eine genauere Beschreibimg der Herstellung folgen. Ob die Beckschlager das von ihnen selbst, nach ihren Handwerksgesetzen, gebrannte Messing schlugen, das heifst, die gegossenen dünnen Platten selb.st zu mehr oder minder dicken Blechen die mittlere Stärke des zu den Becken verwandten Messings beträgt ca. 1 mm. aus- hämmerten, oder dies auf den Zainhänmiern durch die Messingschlager be- sorgen liefsen, ebenso ob die weitere Zubereitung, das Schaben derselben von ihnen besorgt wurde , oder von dem eigens bestehenden Handwerk der Messingschaber, ist nicht genau bekannt. In späteren Zeiten werden sie wohl die Hammermühlen benutzt haben. Sodann wurile das passend geschnittene Messingblech im Groben bearbeitet, aufgetieft, «aufgezogen wie der moderne Ausdruck lautet, und zwar bis ins spätere 17. Jahrhundert mit der Hand, später durch Hammerwerke. Nachdem die P'orm so fertiggestellt, auch der Rand geschlagen und beschnitten , wiaxien die Becken von den eigens bestellten

Mitteilungen aus dem german. Nationalmuseum. iSgg. III.

Messingdrechslern, ; Beckschlagdrechsel , abgedreht. Hierauf folgte die Ver- zierung, Die kleinen Kreise, Sterne, Blumen, Kreuzi' etc., die den Rand und manchmal auch einen Teil des ik)dens zicMen , wurden von vorn (auf die Schauseite), mit Punzen inngeschlagen. Die Bildwerke, dii- aufg(^triebenen Mittelstiicke (umbilico) \-on hinten, wie bei Iieibarbeiten iil)lich , in eine ge- härtete hlisenform , in der Regel wohl aus einem Stück bestehend , mittelst dazwischen eingelegter Bleiunti-rlag(^ getrieben. l^benso die um die Mitte in wiederholter Folge laufenden Inschriften, otler sonstigen ornamentalen Ver- zierungen, wc^bei die Stempel nacheinander und nebentMnander angesetzt wur- den. Damit die Stempelstücke während der Art)(,Mt nicht ausweicheii konnten, hatten sie kleine erhöhte Dorne, deren Spuren sich auf der Rückseite der Becken noch als runde kleine Vcrtiefiuigen, auf der Schauseite aber als Erhe- bungen nachweisen lassen. In ähnlicher Weise wurden die Rundstäbe erzeugt. Bei der verhältnismäfsigen Dicke der Bleche war es natürlich schwer, die Vor- lagen scharf herauszutreiben. Darum erscheinen Bild und Ornament bei stark \ertieften Vorlagen wenig scharf. Um diesem Fehler nachzuhelfen, sind die besseren Arbeiten der Art deshalb nachträglich mit verschieden geformten Eisen direkt nachgetrieben. Die häufige Stumpfheit , die offenbar nicht nur von der im Lauf der Zeit erfahrenen Abnützung herrührt, mag auch von der durch die kräftigen Bleche bedingten raschen Abnützung der Stanzen her- rühren. Ob später in der Verfallzeit des Gewerbes maschinellere Wege (durch Prägung mittelst Spindelpressen etwa) die umständliche Handarbeit teilweise ersetzten, mufs dahingestellt bleiben. Das im Nürnberger Hand- werkerleben ängstlich bis in späte Zeiten festgehaltene Prinzip , keine Hilfs- maschinen, sondern nur Handarbeit zuzulassen, spricht dagegen. Ein im ger- manischen Museum befindliches Beispiel, wo die mechanische Prägung anzu- nehmen naheliegt, wird noch zu erwähnen sein. Ebenso selten dürfte freies Treiben aus der Hand vorkommen. Das Museum besitzt hiefür nur ein Bei- spiel, das ebenfalls unten beschrieben ist.

Wenden wir uns nun der Frage der Inschriften zu, die abgesehen von kürzeren Publikationen im Anzeiger f. K. d. D. V.''), fast ausschliefslich den (jegenstand der Untersuchung gebildet haben , so ist allgemein vorauszu- schicken, dafs dieselben, abgesehen von angel')rachten Schriftrollen, in einem oder mehreren Kreisen um die Mittelverzierung der Becken angeordnet sind. Die Inschriften, \-on denen unten eine Reih(^ von Beispic^len mitgeteilt werden. '^ind teils dcMitsch , teils lateinisch, uKMst verstümuK^lt mid korrumpiert, bald in gotischen Minuskeln, bald in mitt(^laltcrlichen Majuskeln nder doch an ^r)lche sich anlehnenden Z(Mchcn, bald in reincM' .\ntiqua abg(Tafst und wieder- holen sich in der Regel in einem Schriftkreis mehi'ere Male. Die Mehrzahl dersi-llxm ist nicht \-oHständig aufzulrVsen , die Tradition liat bei ihrer Ver- wendung eine grols(^ Rolle gespielt, denn \iek^ kommen in manigfachen Vei- änderungen auf \ rrschiedenen l-\abrikatcn inmier wieder \()r.

Die häufigste in i'ätselhaften, abcM- auf die .Minuskt-lschrift zurückgehen- den Zeichen mit vielfachen Abkürzungszeichen \ersehen. hat seit Beginn des

8; Jahrj^, 18o] S]>, :ns, 1874 Sp. 175. 1870 Sp 19:5,

19 -

19. Jahrhunderts spekulative Gemüter heftig beschäftigt. Die Thatsache, dafs heutzutage oder doch vor nicht weit zurückreichender Zeit, die Mehrzahl der vorhandenen geschlagenen Messingbeckcn als Taufbecken, was ursprünglich wohl die wenigsten waren , in Gebrauch stehen und standen , hat dazu ver- führt, dahinter allerhand wichtige Geheimnisse zu suchen, die zu Dutzenden von Lösungsversuchen in den \erschiedensten Sprachen geführt haben. Sie hier aufzuführen besteht keine Veranlassung. Der neueste Bearbeiter, Klein- wächter, der bald in neun, bald in sieben (letzteres eben eine Verstümmelung) Buchstaben vorkommenden Inschrift hat, wie in den einleitenden Worten schon erwähnt, sich neuerdings sehr eingehend mit dieser Inschrift beschäftigt, dabei die früheren hauptsächlichen Lesarten angeführt und als Auflösung der von ihm auch im Bild reproduzierten Inschrift: «nomen christi benedictum in eternum angegeben.

Allein so wenig wie die \orhergehenden Inschriftenlösungen mag die Klein- wächtersche zu befriedigen. So eifrig er an der Hand der von ihm im Ganzen wohl fast \ollständig aufgezählten Versuche der definitiven Erklärung nahe zu kommen sucht, so ist doch auch hier wieder der Buchstabenform ent- schieden Zwang angethan. Es ist mindestens zweifelhalt, ob die beiden ersten Buchstaben n und x, das im fünften Buchstaben völlig andere Form zeigt, und

^!2m

Kig. 1.

es ist geradezu ausgeschlossen , dafs der drittletzte Buchstabe i bedeuten soll. Fig. 1 gibt die Inschrift mit sieben Zeichen wieder. Die Kleinwächter- sche Arbeit gibt einen merkwürdigen Einblick, welch' enorme Arbeit an Zeit und Geduld diese Angelegenheit schon in Anspruch genommen hat, die mit der Wichtigkeit der Frage in einem umgekehrten Verhältnis steht. Die geringe Tragweite der betreffenden Inschrift hat wohl auch die berufenen Kreise der Museologen, beispielsweise Essenwein und Brinckmann, abgehalten, trotzdem ihnen das nötige gröfsere Vergleichsmaterial zur Verfügung stand und bekannt war, dieser bereits zum Elephanten angeschwollenen i\Iücke eine übertriebene Beachtung zu schenken, und die Untersuchung zwar eifrigen, aber mehr dilettirenden Kreisen überlassen.

Es mag daher an dies(>r Stelle von der Aufstellung naheliegender ähn- licher Vermutungen abgesehen werden ; vielleicht bringt ein Zufall ein älteres Excimplar mit nicht corrumpierter Inschrift zum X'orschein, aus der auch dies so viel Kopfzerbrechen \erin'sachende Rätsel seine L(")sung findet.

So \iel dürfte feststc^hen, 1 ) dafs es sich ursprünglich um cini.' wirkliche Inschrift gehandelt hat, 2) dafs diese in dei' vorliegenden b'orni corrumpiert ist, 3) dal's dieselbt; in eben diesiM' Form nicht vnr der Mitte des 16. Jahr- hunderts in X'erwendung gekommen ist.

-^D

Die im ^UMiiianischcn Museum vorhandenen Schiisseln zeigen aulsei der am meisten vorkommenden aus neun und sieben Zeichen bestehenden Um- schrift eine Reihe weiterer, die teils entzifferbar, teils niclit, bei der L bersicht erwähnt sind"). Es ^eht aus allem nur so viel hervor, dals die fluten Heck- schla_L,H'r, als die Herstellung,* der Hecken eine handwerksmäfsige im schlechten Sinne wurde, Ljanz sinnlos \tMfahren und nicht blos lateinischc\ sondern auch deutsche Sprüche in der unglaublichsten Weise verballhornten.

Hei der fol^^enden L'bersicht sind nur die im ^Germanischen Museum vorhandenen Exemplare von Messint^becken berücksichtigt. Es mag hier, wie

bei(Mts \'on anderci' Seite des i Mteren s^eschchen , aut die \ erliältnismalsiLje Häufigkeit des Vorkommens hingewiesen werden. Kleinwächt(M- zählt in seinei Abhandlung etwa 150 auf, deren j-'lxistenz in \ crschiedenen norddeutschen (lauen er in Erfahrung gebracht. in Wirklichkeit diii-fte die Zahl ^ich aut viele Hunderte belaufen, da fa^t lede deutsche tmd auch auiserdentsclic

') Avif die l)Ci i\vv I )arslt.llnii^ des .^linitrntrill.s :iu: Schrit'tlianiicni \ (irkoinnuiiiitii Worte O eva O adain mit ''^ftt rcr Ilinznfügun^ \(.)n mehreren willkürlichen f^)nrhstal)e!i i.st nicht weiter ein^e^an^en Auf einer Schijsscl fand fier X'erfasser dii Worte c-va m,ae der annlaniH' des «'ebnirh- .adarn iiat «'iljrorhen d 'ehot

21

öifentliche Sammlung solche Stücke besitzt; sie kommen auch in den Händen der Privatsammler oft genug vor so z. B. in Nürnberg, wo auch stets eine grölsere Zahl im Antiquariatshandel anzutreffen ist. Brinckmann '") verzeichnet auch die Thatsache , dafs diese Becken bis zur Gegenwart als Schaustücke in den oberitalienischen Garküchen in Gebrauch stehen 'M. Der Schreiber dieses kann dies aus eigener Anschauung bestätigen, sowie auch das häufige Vorkommen bei den ober- und mittelitalienischen Antiquaren. Das germanische Nationalmuseum besitzt 34 Stück , in denen die hauptsächlichen Typen ver- treten sind, wenn auch manche solche, wde die herumlaufende Hirschjagd, der hl. Christophorus, der hl. Sebastian, sich nicht vorfinden.

Sicher geht keines der Stücke weiter zurück als bis auf das letzte Drittel des 15. Jahrhunderts und es mufs dabei dahingestellt bleiben, ob nicht die Anfertigung mit den für diese Zeit charakteristischen Verzierungen mit altern Modeln (Stempeln) erst später fällt. Sicher ist, dafs die offenbar altern Stücke weit sorgfältiger gearbeitet sind, und stets eine starke Nachhülfe in freier Treibarbeit verraten , ebenso ergibt sich aus den stilistischen Merkmalen der Verzierung, dafs die Becken mit den verschiedenen rätselhaften, resp. ver- stümmelten corrumpierten Inschriften nicht mehr der guten bessern, sondern der Verfallzeit, dem spätem 16. und dem 17. Jahrhundert angehören.

Datiert ist von den im Museum befindlichen Stücken niu- ein einziges und zwar das gröfste \orhandene Becken oberer Durchmesser 53 cm. Dasselbe trägt auf dem schräg aufgebogenen Seitenteil die eingeschlagene Inschrift in Majuskeln : jackob Krel der Rechten Doctor ^ Wass sein sol Das mag Nimant wenden. Die Schrift ist mit einem meiselartigen Instru- ment eingeschlagen; um das Relief der lUichstaben zu erhöhen, ist der Ver- such gemacht , durch einfache von hinten eingeschlagene Striche diese auf- zutreiben. Bei der \erhältnismäfsigen Dicke des Blechs ist aber dieser Ver- such ohne; Erfolg gewesen und das Verfahren lälst auf eine ziemlich ungeübte Hand schliefsen. In der Mittelfläche befindet sich ein Wappen : zwei gekreuzte, krallenartige Ilaken auf einem Dreiberg: dit> Helmzier bildet ein gekröntes Meerweib. Zu beiden Seiten der H(>lmzier die geteilte- lahres- /.ahl 1523. Das (janze ist frei aus der Hand gc^trieben. Am obern horizon- talen Rand eingeschlagene Verzierungen, Halbkreise, die in eine Art heral- dische Dilie endigen. Der Rand ist erst nach detn Hinschlagen dieser \"(m- zierung umgebogen. Leider liefs sich das \\'api)en vmd damit die wahrschein- liche Provenienz cUm- Schüssel nicht nachweisen '-1. Möglicherweise ist es das der Lei[)ziger l'^amilic Krell, welchei- der berühnUe sächsische Kanzlei' Nico-

lU) Da.s Hambur<Jer Museum t. Kuiisl- u. (icucrbc a. a O

11) Von technisch-fachmännischer .'-^eite uurdc mir übri^^rens allun.iin^.'- ohiu- nähere Helene versichert, dal's solche Schüsschi in unseren Ta^'en zu Mailand her'^estellt würden.

12) Die wenig geschickte. Haue .Stilisierung der Helmdecke liefs zunächst an eine moderne Fälschung denken. Der eclite ('harakter der Helmfigur, der Zahl und der Schrift widcrsiiricht dem. ledenfalls alter ist die Schüssel mit Ausnahme des Randorna- mentes glatt, d. h, ohne dit; Treibarbeit, ans der Heckschlagerwerkstätte hervorgegangen \nu.I von andere!' Hand mit tlei' Inschrift und ilem Waiipen versehen worden.

22

laus Krell entstammte; \veni<^'stens kommt in dieser in der ersten Hälfte des 16. lahrhundcrts ein Jacob vor. Ks ist dieses Becken das einzige frei ge- triebene in unserer Sammlung.

Di(^ sch(')nsten Exemplare sind zugleich offenbar die ältesten, die in ihrer Dt^koration noch d(^n Geist d(\s hohen Mittelalters widerspiegeln. In der Mitte der einen sitzt in stark geschwungenem und gebrochenem Gewand, in das Rund trefflich komponiert, eine k'rau im Kostüm des 15. Jahrhdts. (als k2ntstehungszeit des Relief(;s ist wohl die Mitte desselben anzunehmen),

mit Bliitenzweig imd Kreuz m den Händen, an ähnliche Darstellungen aut Kästchen- und Gobelins, Kupferstichen u. dergl. erinnernd. Zwischen vier charakteristiscli gc^formten gebuckeltc^n k'eldcM-n \-ier weitere Ornamc^nte: aus einer stilisierten Tierfratze sj)rossen 1^'rucht und BlunuMiranken h(M-\'or, deren mittelste ein Kreuz bildet. Oben in der Rank(^ das springende l{inh(>rn I)ei' ornatrientalc Teil gemahnt noch einigermafsen an die romanisch-gothrsche l bergani^szeit. Die Ausführung ist einc^ sehr s(>rgfälti^e, die k'ornK^n sind durchwegs an den Kimdern aus fi'eiei- Hand mit dem lüsen nachgetrieben und scharf ausgepräj^t. 1 )ei Rand zeigt nu1 dem l'unzen eingeschlag(>ne kleine

23

Blättchen. Die Schale trägt keinen Schriftrand. In stumpferer Ausführung kommt die Mitteldarstellung allein noch an einem kleinen tiefen Becken (ebenfalls ohne Schrift) vor. Die Form (Stanze) ist bei Anfertigung derselben offenbar schon ziemlich stumpf gewesen und deshalb die Möglichkeit späterer Ent- stehung nicht ausgeschlossen. Dieselbe Dekoration zeigt eine weitere sehr sauber gearbeitete Schüssel, deren Mitte, \on einem eingepunzten Ornament- .streifen umgeben, ein kleiner liegender Hirsch bildet, (P'ig. 2, abgebildet zuerst im Anz. f. K. d. D. V. 1876 Sp. 94). Der Hirsch ist ein äufserst beliebtes Moti\ bei den geschlagenen Becken. Nochmals den liegenden Hirsch

zeigt ein kleineres tiefes Hecken, dessen B>odc^nmitte \()n zwei Ornament- bändern umschlossen wird. l)\v an romanische anklingenden Stilformen d(\s einen Ornamentfrieses würdcni auf einen früh (mtstandonen Stempel schliefsen lassen, wenn nicht auch aus d(>m 16. fahrh. Belege; solcher Anlehnungen sich auf anderen Gebieten fänden. Auf einem weiteren, (ebenfalls der frühern Periode angehörenden tiefen BeckcMi, ist ein laufender Hirsch im Mittelreliel zu sehen; hinter ihm ein Spruchband mit undeutlichen Buchstaben '■''.

13) aiit . mariör . in möchte ich lesen, ohne eine Erklärunsj L'eben zu ki'nmen.

24

liine weitere liefe Schüssel enthalt den li(;gen(l(>n Hirsch, darum ein j^e- wundener Buckelfries. Mit Inschriftfries, dei ohne besondere Trennung die un^rel(')ste Inschrift mit diMi sieben Zeichen trai^t. 1 )ie Art des Aneinander- setzens ergibt auch hier ^\n^ schon sinnlos g(;\v()rdenen (iebrauch der Buch- staben.

V'on den mit Inschriften versehenen Schüsseln macht den altertüm- lichsten Mindruck eine solche mit dem hl. (nH)rg, der tlen Drachen unter dem Pferd mit dtM' Lanze ersticht. Links oIxmi findet sich die knieende Königstochter. lOen Grund bilden Sterne. Die künstlerisch korrekt ausge- führte Darstellimg weist in ihrer stilistischen l^c^handlimg auf die letzten Jahr- zehnte des 15. Jahrhunderts hin. Der figürliche Teil wird von einem Orna- mentkranz umgeben, darauf folgt der innere Schriftrand mit lateinischen Majuskeln. : GEH WART : DER! : NERID : . Die Art, die Trennungs- zeichen zu setzen, gibt von der Sorglosigkeit der Verfertiger der Schrift- stempel einen klaren Beweis. Der äufsere Rand enthält eine sich wieder- holende Umschrift in sieben Zeichen, die auf die oft diskutierte zurückgeht, aber einigermafsen klarere Lmchstabcnformen aufweist. Zeichen 1 scheint deutlich ein n zu sein, 2 ist ein richtiges i mit schräger Ouerlinie, 3 b (v.?), 4 ein offenes e mit Schlufshaken, 5 ein n, 6 e mit dem Abkürzungszeichen, 7 ein deutliches Minuskel s. Ob hier eine ursprünglichere 1^'assung der so häufig vorkommenden Inschrift vorliegt, mufs dahingestellt bleiben. Weit schemer in der \/erzierung ist ein weiteres Exemplar mit dieser Darstellung ohne Schrift (Eig. 3, abgeb. zuerst Anz. f. K. d. d. V. 1874 Sp. 175), wo neben den kleinen eingeschlagenen Verzierungen um das figürliche Relief ein Eries mit den birnförmigen, gezogenen Buckeln läuft, in einer anderen späteren, wohl nicht vor 1550 entstandenen Redaktion, erscheint uns die Legende des hl. Georg in zwei andern Schüsseln, nämlich in einem tiefen Becken ohne In- schrift und in einer gröfscMcn. mehr flachen grofsen Schüssel. Das figürliche Relief zeigt den hl. Georg nach links sprengend hoch zu Kots mit gezücktem Schwert. Die Tracht ist die der Landsknechte der 1. Hälfte des 16. Jahrh. Unter dem Pferde der \on der Lanze durchbohrte Drache. Um das Bild Ornament- fries mit wieder an den romanischen Stil anklingendem Eormen, von Ranken umgebene Palmetten und Rosetten. Der einmalige Schriftrand trägt in eigen- tümlich gebildeter Majuskulschrift eint^ nicht entzif1e^bar^^ ursprünglich wohl lateinische hischrift '^).

Ebenfalls von Essenwein publiziert (Anz. f. K. d, d. V. 1876 Sp. 93) und in l^'ig.4 wiedergegeben, ist eine flache Schüssel mitStechtartsche in der Mitte, um die sich ein kleint;r Kranz aus zwei verflochtenen, beschnittenen Zweigen mit verein- zelten Blütenzweig<Mi schlingt. /Xufsen am Rand (l(\s Bodc-ns läuft ein Reit mit stilisiertem Blattwerk und Rosetten, unterbrochen von einem S{)ruchband auf der sich die wegen Unscharfe d(\s St(Mi"i))els nicht mehr (mtzift'erbare, m()g-

14) Die I5urhslabcn las.sen .sich wohl mit einiger .Siriicrheil .so lesen: sJ(Nrl GlH SKALk RKKORs DK r)ei- Stempel zeigt die Worte f-i in der t^egebenen Reihenfolge.

licluMweise auch wiecier verstümmelte lateinisclie Aufschritt in Minuski^hi »per . o : ?? on . amor ^ " wiederholt^'').

Unter den Schüsseln mit figürlichen Darstellungen kommen diejenigen mit dem Sündenfall am häufigsten vor; das Museum besitzt eine ganze Reihe mit und ohne Schrift. Das Bild kommt in zwtM wenig vcMschiedenen Varianten darauf vor, einmal (auf dem ausgebrochenen Boden eines Reckens) mit den stehenden Figuren von Adam und Eva zu S(Mten des Baumes der Erkenntnis, während sich rechts ein burgartiger Bau erhebt; fünfmal in derselben An- ordnung, mit Schriftbändern zu Häupten der Figuren und einer niedrigen zinnenbekrönten Mauer im Hintergrund. Zwei der letzteren und zwar geringe Exemplare tragen keine Umschrift. Zwei weitere in Majuskeln (Antiqua) die sich wiederholenden unver.ständlichen Worte; RAM(11.^) ; EW : S'!i(H)NH : die fünfte zeigt eine, der bekannten rätselhaften Inschrift ähnliche, in zehn minuskelartigen Zeichen, von folgender Form :

Kig. 5.

Die Verwandtschaft mit der anderem vielbesprochenen Umschrift leuchtet sofort ein. Ob die eine auf die andere zurückgeht, mag dahingestellt bleiben.

Dazu noch eine äufsere sich wiederholende Umschrift in Majuskeln: Dl . DAL . WVNDI . Das letztere könnte leicht eine Verstümmelung von Chv'i. Sal. Mundi , i. e. Christus Salvator Mundi sein. IkMiierkenswert ist noch, dafs der Stempel der Innern Minuskelschrift nicht die richtige k'olge der zehn Zeichen enthält, sondern je die acht letzten und die zwei ersten ZtMchen der sich wiederholenden Schrift, wie sich aus den Absätzen ergibt, ein weiterer Beweis für das gänzlich gedankenlose Verfahren bei f^erstellung von Stem{)el und Becken.

Die Dar.stellung des Sündenfalls ist durchweg eine r(^he, \()llig unkünst- lerische. Dadurch erscheint sie bei der in der Regel sehr mangelhaften Ar- beit und der vorauszusetzenden schlechtem BeschatTenheit der Stempel alter-

15) Kyc hat (licsell)c, ehe das Original in.s Akiseiim Isam , nach einer nocli im Knpfer.stichlval)inet hcrmdhchen Kaesirnilt,;z(,-irhnun^ \vie(Ier^e;4el)en und zwai' wie Ibli^t :

li.s dürfte darau.s licrvor^elien, wie leicht auch lieiil/ulaL^e und zwar von .■^chritt- kundir^stcr Seite Ver.stiimnieluni^en. resp. lal.sche l-csarten sohdier Inscliritun enisteh<'n. A\ich auf dem Holz.schnitt .sind die l!uchsral)en iucjit (iri'nnaliictrevi wieiler^e^elien.

Mitteilungen aus dem german. Nationalmuseum, 189g.

IV.

26 -

tümlicher , als sie wirklich ist. Die <^e\v()hnlich vDrkommenden Exemplare werden daher nicht vor das Jahr 1550 zu setzen sein. In dieselbe Zeit des Verfalls i^ehcMen aus unserer Sammlung ein l^ecken mit der Darstellun5.f der Verkündi^nmi.^; links naht der Engel, rechts kniet Maria, iil:»er beiden schwebt die Taub(\ der (3rund ist mit Blumen gennistert; dann zwei verschieden grofse mit dem Lamm, mit K(^lch und Kreuzfahne in ganz roher Ausführung. Etwas besser ist ein Teller mit Blatt- und RosettenveizicMung und i]vr Maria auf dem Halbmond, aber sicher erst aus dem 17. Jahrhundert.

Spätm'er Zeit gehört auch der 'J'ypus "Josua und Kaleb mit der Traube an. Es findet sich hier ein ICxemplar ohne Inschrift , während auch solche mit einem und mehreren Schriftbändern bekannt sind. Die Ausführung des Stempels deutet auf den Ausgang des 16. oder Anfang d(^s 17. [ahrhunderts. Dieselbe, häufig vorkommende Vorlage, hat auch eine kupferne Platte, wohl aus einer kupfernen Butte, wie solche insbesondere im 18. Jahrhundert spezi(;ll in Nürnberg mit reicher Treibarbeit hergestellt wurden und bei denen gerade diese Darstellung bevorzugt wurde.

Eine tiefe kleine Schüssel mit dem offenbar nach einer antiken Vor- lage gearbeiteten Reliefkopf des Cicero mit Lorbeerkranz trägt in Antiqua die Umschrift : Marcus . Tulius . Cicero . Cons. Dieses Stück ist zweifelhaft ; italienische moderne Herstellung ist wohl nicht ausgeschlossen. Ebenso läfst sich das /^Iter einiger weiterer kleinerer Becken nicht bestimmen. Ein solches trägt einen einfachen Rosettenstern in der Mitte ; in ähnlicher Weise ist auch ein tiefes Becken verziert; ein anderes zeigt in der Mitte einen kleinen Mönch (.') mit Heiligenschein und kurzer Kutte und in beiden Händen Blumenzweige Die Ausführung ist bei diesen Stücken eine flüchtige und kennzeichnet die- selben als gewöhnliche Gebrauchsgeräte. Eine weitere Gruppe meist gröfseren Umfangs bilden die Schüsseln mit rein ornamentaler Verzierung, die an- scheinend als Schmuck der Credenzen und zum vornehmen Tafelgebrauch bestimmt waren. Meist ist bei diesen in der Zeichnung sehr geschmackvollen Stücken die Mitte des Bodens hoch aufgetrieben, c'm Kranz von geschwungenen Blättern oder Buckeln (fischblasenförmig) umgibt die Mitte, oder auch ein Kreis \"on Blüten und Blättern. Die Inscliriften haben im Wesentlichen denselben Charakter, wie bei den figurierten Exemplaren. Zwei sch(')ne Beispiele diesen' Art tragen die wiederholte Minuskelinschrift : got . sei . mit . vns. Eine andere dieser Art trägt im Innern Schriftrand die rätselhaften neun Zeichen; im äufsern in Antiqua die in \erschiedenen Lesarten (die koi'rc^kteste wohl: jVAl . Wart . ALZEIT . GELVl-.K) vorkommende Umschrift; PlMl^ART : ALZEIT : GELVEK: \'erschi(Hltme Male ist der Stempel unvollständig^''), lüne Hache grofse Schüssel mit aufgetriebenem, mittlerem Buckel und Kranz aus geschwungenen l^lättern hat

16 iJie Um.schrittkrcisL- sind im (jrinzcn immer vcjn iinL;<.'lahr gleicher Gnifsc. Die v'irkomi7i(jiulcn Vcrsrhicdcnhcitcn bewirkten ai)er docli, dais in dem Kreis (Jie Anein- anderreihung nicht >lnnausL^in^<. Die IScck.scIilai^er halten .sich da(kirch. dafs sie dann ül)er die zu(_:rst ein;:^esriila;4enen J)Uclist.abentcxte den .Slemjxd noch einmal einschlugen, so dafs der erste Teil der zuerst eingeschlagenen Reihe des Ötteren l'ehlt. Wiederum ein Zeichen, wie wenig Wert auf eine sinngemäfse Wiedergabe der Inschriften gelegt wurde.

- 27

die ungelöste Inschrift mit sieben Schriftzeichen , ohne Trennung zwischen den Wiederholungen, woraus hervorgeht, dafs der Stempel verkürzt, resp. unvollständig war. Eine grofse tiefe Schüssel mit Buckel und herumlaufenden Fries von Knospen und Fruchtstengeln, die Inschrift mit neun Schriftzeichen. Eine der vorigen sehr ähnliche Schüssel dieser Reihe? hat im inneren Schriftrand wieder die ungelöste Inschrift in neun , ein m a 1 in sieben Zeichen. Der äufsere Schriftrand in Majuskeln bringt wieder den Spruch : AL : ZEIT : GELVEK ART ; Die drei Endbuchstaben ART fehlen einmal. Die immer wechselnden Lesarten zeigen deutlich, wie leicht der Sinn eines so einfachen Satzes von gedankenlosen Arbeitern verunstaltet wurde. Zu der- selben Gruppe gehört dann eine Schüssel , welche aller Wahrscheinlichkeit nach mittelst eines mechanischen Verfahrens verziert war. Die Verzierung bildet ein Kranz von zwei gewundenen beschnittenen Asten , im inneren Kreis ab- wechselnd mit Blüten und Blättern versehen. In der Mitte zwischen einem äufseren gewellt profiliertem Ring und einer schwach halbkugelförmigen Er- hebung eine Inschrift in Minuskeln. Die eigentümliche Schärfe der orna- mentalen Vertiefung und der Verzierungen von der Rückseite aus , läfst die Vermutung aufkommen, dafs diese nicht in Stanzen mit der Hand getrieben, sondern in einem Prefswerk hergestellt wurden^'). Die nach mehreren Rich- tungen bemerkenswerte Inschrift dagegen möchte in der üblichen Weise her- gestellt sein. Sie besteht aus einem ca. 10 cm. im äufseren Durchmesser haltenden Kreise, ist in ziemlich deutlichen aber doch stark stilisierten Minuskeln (ausschliefslich) hergestellt und gibt ebenfalls nur teilweise einen Sinn; sie heilst: benedicite deum et vetate(.') etu (.?). Das m des zweiten Wortes, sowie das et sind eigenartig zusammengezogen, die beiden letzten Worte sind cor- rumpiert; das letzte vielleicht aus »eum« oder eternum . Die Inschrift ist die zweite sicher in Eatein abgefafste auf den IJecken des Museums. Hier ist die Verstümmelung wieder augenscheinlich genug erwiesen. Die Ilerstcllungs- zeit ist sicher nicht vor die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts zu setzen. Die Schüssel zeichnet sich auch dadurch aus , dafs sie unttM- allen vorliegen- den allein am Rande die Marke des Verfertigers, ein Doppelkreuz mit je einem Punkte unten seitlich, mit der Punze eingeschlagen zeigt.

Wenn wir am Schluls der Betrachtung das Urteil über die geschlagc'nen« Becken noch einmal zusammenfassen, so ist einmal bezüglich der Inschriften zu bemerken , dafs dieselben kulturgeschichtlich xon keiner allzuhohen Be- deutung sind, dais dieselbe vielmehr wohl vielfach übtn-schätzt wurde und wird. Dieselben reihen sich den übrigt^i im mittelalterlichen Leben gebräuchlichen, sei es, dafs wir diese auf Hausgeräten, wieGefäfsen. Kästchen, Wirkereien u.s.w,

17) Das erste Vorkommen solcher Prcfswerkr in Xiirnljcro; dürften (he Notizen Doppelmeyers (Von den Nürnherffern Künstlern S. '29'') ülier Hans Lobsin^er bczeui,an : liier heilst es am Schlafs: sEr war anch letztens in Darsteliunt; eines nnd des andern künstlichen imd liesondcrn Prcsswerckes L^ar i^dücklicli . . ; dann aber ndch andere ver- fertigte, mit dcro lieyhülfFc man alle Metallen so sauber ui bii^nrcn /n drucki-n vrrmo^te. als wenn sie i;etrieben wären.« Wentzel Uimnitzer >si)lU sich d(;s l.obsini.;(:r<( hcn Vc;r- lahrcns vielfach iu'dient haben. Zur allgemeinen Einführnny sind diese Preb.\'. erke sicher nicht gekommen

2x

vortinden, oilct auf Maleicicn, Wisinutiualci cien , ahcv auch Tafelt^cniäldeti, Kupft.'r.sti(lu'n, 1 lolzschuitlcn u. clci-^fl. an, sie sind urspriinj^dich ^flcichmäfsi^' sowotil in !at(inisih(M und deutschrr Sprache vtMfalst und dem ^^eisthchcn \vi<' dem welthclien i.ebeu entnommen. Ihre Unverstäntihchkeit, d. h. der holie Grad der Verstiinunehm^f, in dem sie in der i\lehrzal)I der Fälle auf den erhaltenen Stücken uns ent^^c^cntretc-n, läfst sieli ^ej^cMiübei' anderen Gej^^enständen und Materialen, auf denen wir Inseln iften sonst be^e^men, mit der völlig hand- werksmäfsigen Herstellung sehr wohl iM'klären. Wir dürfen getrost annehmen, dafs die Mehrzahl der Heckschlagei bis zur IMittt; des 16. lahrhunderts des I,esens und Schreibens insbi-sondere dieser immerhin nicht ganz geläufigen al)er hergebrachten Zeichen nicht mächtig war. D(;r handwerksmäfsige, und in einem gewifsen Sinn natürlich nicht im mt)dernen der Arbeitsteilung fabrikmäfsige I Ierstellungsl)etrieb gibt auch für die künstlerische und kunst- gewerbliche Bedeutung interessante Aufschlüsse. Der Überblick über die Krzeugnisse vom Endt: (U\s 15. bis zum 17. Jahrhundert läfst leicht erkennen, wie von der ursprünglichen Sorgfalt der Verzierung sich der Verfall zu einer rohen und teilweise geradezu geschmacklosen Dekoration vollzieht. Si(.' gibt zugleich manchem modernen »laudator temporis acti' im kunstgewerblichen Schaffen zu Ixxlenken, dafs zu jeder Zeit und insbesondere zur Zeit der höchsten Hlüte deutschen Kunstgewerbes, der zweiten Hälfte des 16. Jahrhdts. auch recht minderwertige Erzeugnisse auf den Markt kamen. Die sorgsame Auswahl der Verzierungsformen, die vorzügliche Herstellung der Stempel, die saubere Aus- arbeitung jedes (Muzelnen Stückes, die die Arbeiten (ies späten 15. Jahrhunderts auszeichnet, ist im Laute des 16. jahrhiniderts bis zmn 17. stetig zurück- gegangen. Sorglosigkeit in der Zusammenstellung der Formen, Nachlässigkeit in der Herstellung, mulsten , ganz abgesehen von dem Aufl<onniien anderer beliebter Materialien wie Zinn, Kupfer und vor allem der keramischen Pio- dukte einen raschen und sicheren Verfall des Beckschlagergewerbes herbei- führen. Nicht blos fih- du; Inschriften, sondern auch für den Geschmack der Verzierung, die nicht der fortschreitenden Zeit zu folgen vermochte, gelten daher die vollberechtigten Worte v. Eyes, (Anz. f. K. d. D, V. 1864 S[). 328j mit denen wir diese I^etrachtung sxhlielsen wollen; Wenn es sich um die Gründe handelt, welche die in der Mengt; auftretenden Erscht^inungen (gemeint sind die verschiedenen unKksbaren Inschriften) erklären sollen, ist das (jesetz der '1 rägheit gewifs das, welches als am nächsten liegend ins Auge zu fassen ist. Nürnberg. Dr. Hans Steg mann.

Ein Karabinerhaken aus dem 17. Jahrhundert.

i>iiLMii iahii' crwaii) das ;_;ei-iuanischc MustMiiii cnit'n Kar.ii iiuci- :<n ans dri" I-'itili/cit dis 17. 'alu'hundi rt s . (icr intniLic stinn' ch(")iii-n |i )i iiia'cii 1 )ui"chl iiluuiii: eun- n.ihi ic I iclrachl uug xcrdiiiil !)ii- 1 !al;('ii isl aus LM'schnitti ■neu) l'.iscn und hr^tiht aus zwei ihici iU -t iimiiui!'.' )iac]) ', (■! si Ii!,-, liiv n Tcili-n. 1 )ci hIku^ lald.', eine ltoIsc < »-.e, di

29

den Lederriemen des Biindeliers aufnimmt; der untere Teil ist der eigentliche Haken, in den der Ring des Karabiners eingreift. So ist dieser selbst sicher befestigt und gestattet eine bequeme Benutzung seitens des Reiters.

Der obere Teil wird von zwei Schlangen gebildet, deren gestreckte Leiber den Hauptteil der Ose bilden. In der Mitte stofsen die Schwänze zusammen und ihre Enden ringeln sich wieder zu kleineren runden Ösen. Ein Ring fafst die Enden zusammen. An dieser Stelle zeigen beide Leiber geschlitztes Blattwerk; ebenso gehen an den Kcipfen der Schlangen von der Stirn und vom Unterkiefer Blättervoluten aus, die sich auch an dem aus dem Maule hervorgehenden Stücke fortsetzen. Dieses selbst biegt knieförmig um, geht nach entgegengesetzten Richtungen auseinander und bildet einen Ring , der eine senkrecht zum eigentlichen Haken stehende Rolle umfafst. Diese ist drehbar, so dafs jedc-r Teil des Hakens freie {Bewegung hat.

i^eide Enden der Rolle sind mit aufsteigendem Blattwerk verziert, ebenso die zunächst stehenden senkrechten Teile des Hakens.

Der Teil an dem sich die Rolle befindet, schiit-lst al) mit einer massivt'U Rosette mit Mittelknopf und sieben \on ihm ausgehenden Hlattx oluten.

V^Mi dieser Rosette^ gv'ht rechts in schrni geschwungenem Bogen wiedcM" eine Schlange^ aus, an deren Leibe sich zunächst noch das Blattwerk der Ros(>tte mit einem andern .Motiv zusanunen tortset/1.

Dann aber zeigt sich der natürliche; glatli^ .Schlangenleib, bis über Stirn und Unterkiefer wiedcM' V^jluten ansetzen, in die- auch der OlxMkiefer ausläuft.

.Auf ihren Unterkiefer tritit ein glcicli gt^bildetei- Schlangenkopf, der am ganzen dazugehcMigen Leute mit Blattwerk \('rziert, cbentalls auf die Rosettc st(")lst, al)(M" in einer k'edcr befestigt ist, die i'in I 'in- \in{\ llerschnelUMi ge^tatt(4, so (lals zwischrn beiden K(')])fen die ( »tliiiinL; lür dm i\aral)inor rntst'.'ht, dir mir nach innon geht.

Mit fenncni kiinst leiischcn .Sinn ist die \ i r^chiedcnc Ait dn B( >lininiun^ dadiiK-h .inL'cdeiilcl , dals das Blatlwcik aiil «ii-r ledernden .SchlaiiLT dciitlirli

\()n dem dci- Rosette ^u-sondert ist. während dieses sich auf dem anderen Schlangenleibe tortsetzt.

Auch sonst waltet echt kiinstlerische Absicht.

Den i^latten Schlangenlcibern oben entspricht ein ebensolcher unten; sind sie dort künstlich verbunden, so verLäuft der untere in einem Ganzen. Ziini,uMn sich die Schlanj^en oben nur \on ferne an, so treffen sie unten un- mittelbar aufeinander; aber die in Voluten endigenden Oberkiefer zeigen uns, dals es sich nur um dekoratives Spiel handelt.

So hat der Kim.stler e i n Motiv durch das (janze durchgeführt, ohne in (jleichförmigkeit und Langeweile zu verfallen.

Nürnberg. Simon.

Über eine Anzahl mittelalterlicher zu Konstanz gefundener Bodenfliesen.

fir^Kr "^ Herbste 1898 wurde von dem Pfleger unseres Museums in Konstanz 1^^ Herrn Hermann Burk unserer Sammlung eine Anzahl Fliesen r^'y^J^ zugewendet , die der genannte ?Ierr bei Abtragung eines durch Brand zerstörten Hauses in Konstanz in Sicherheit zu bringen Gelegenheit hatte. Während die Mehrzahl der gefundenen Fliesen dem Rosgartenmuseum zu Konstanz überlassen wurde, kamen Doubletten derselben in unser Museum, wo sie eine erfreuliche Ergänzung unserer schon bestehenden, sehr beträchtlichen Sammlung derartiger Erzeugnisse zu bilden bestimmt sind. Die Erhaltung dieser Fliesen ist nur einem Zufall zu verdanken. Das obengenannte Kon- .stanzer Haus, ein ehemaliges Domherrnhaus, soll um das jähr 1600 einem Umbau unterzogen worden sein. Bei diesem Umbau wurden iedenfalls die alten mittelalterlichen Fufsböden aus Fliesen durch andere ersetzt und die Fliesen als Baumaterial , insbesondere zur Ausgleichung des Mauerwerks be- nützt. Das Alter des ursprünglichen Gebäudes ist unbekannt und damit auch die Datierung der interessanten Fliesenreihe naturgemäfs eine unsichere.

Die vorliegenden Konstanzer Fliesen lassen sich in drei (iru|)pen scheiden. iMne Anzahl (sechs) sind kleine Rauten mit einfacher Strich\erzierung , die wohl zu eincan zusammengesetzten (Multiplications-) Muster gehchen. Einige weitere , die einzigc;n , welche Spuren von Glasierung in schwärzlich grüncM- Parbe tragen, geh()ren zu einer kreisfcn'migen Umfassung eines Kreises. el)c;n- talls nur mit einfachem gcuimetrischen r)rnamcnt gt^ziert. Weitaus die Mehr- zahl weist i)hantastische Tierfiguren auf. So einfach, auch diese \ertieften Muster in ilii'ei- schlichten C'ontourzeichnung sind, s(^ sind sie doch sehr sicher und stratT gezcichnc;! , aufserdem im Ganzen auch durchaus glücklich in tlen Kaum k'omponiert. .Xcben geflügelten Cireifen , X'ierfüfslern , die an llunde odei Wölfe erinneiu, solche die zwei Wirderfülse, als Ausläufer des Eeibs aber

31

einen stilisierten Schweif haben, Vögeln, z. ß. einen trefflich der Natur abge- lauschten Schwan , kommen auch Darstellungen komplizierterer Art , wie die beiden eine Pflanze fressenden Vögel, oder das Kabelwesen mit Schild und

f '

-7^1

/r"

V 1 TT 'V

W

',\\ *A. v'^', /,! ^\,Xi,\^ i%A

'U^

*s. \

/^.

^ \.

f'ife^-

, . /

\v

^/

.; J:,/:;:

Mittclalicrlirlii' Ü.Mlcuflicsoii aii> k'nn^taiiz.

Szepter vor. Menschliche 1^'iguren , von anderer Hand augenscheinlich aus- geführt, als die eben genannten, zeigt nur eine Fliese, zwei nur skizzenliatt angedeutete Menschen unter einem Baume. Zu den Tierdarstellungen lassen

sich auch <\\r hcialdischcn rct:htu'n. Ivs sind liinl' verschiedene Typen, die sich \()rfind("n. Viermal, je \(»n einein aus Kreisen mit Punkten oder sich in ihrcMn Winkel sclmeidender StrichverzierunLj i^childetc^i l'^i'i.U umijcihen, der /Xdlei . /\\(Mmal kommt ei' als einfacher und zwar nach links und rechts ge- kehlt, zweimal als nop})eladler vor, das einemal in einer noch sehr ])rimiti\en Anordnung mit c^nem Kopf, der zwischen dcMi zwei Sclmäht^ln ein einziges grorst.\s Auge hat. iSielu^ die Abbildung.) /\ls c.\uv. h(n"aldische 1 )arst(dlung ist der nach links schreitentle gekr<)nte LcAve aufzuführtMi.

Der dritten Art tMidlich gehören eine Anzahl \()n renn orn.amental vca- zierten Mi(\sen an. Die Muster sind teilweise gc;ometrische aus Sternen, l\r(Msen u. dergl. gebildet, tcMls zeugen si(> rtMchc- HandvcM-schiingungen. Die Zeichnungen sind auf alkui uns zugekouunenen [Cxemplarcm vei-schied(>n und ztMgen ein(> bemerkenswerte stilistische Sicherheit, sowie die h'ähigkeit aus den einfachen hdementen tlic^ verschiedenartigsten Combinationen herzustellen. Die Technik ist sicher bei den meisten die, dafs mit einem scharfen kantigen Werkzeug die Zeichnung aus freier Hand eingerieft wurde, was immerhin eine bemerkenswerte zeichnerische Sicherheit und k\>rtigkeit voraussetzt, während nur einige wenige, ein heraldischer Adler und einige ornamentale Stücke, mittelst eines abgedruckten Models hergestellt sind.

Die sechs in den Abbildungen wiedergegebenen Stücke geben charak- teristische Proben der im Ganzen 38 Stück zählenden Sammhmg. Und zwar wurden zwei der heraldischen Fliesen, Doppeladler und Löwe, die eigenartigsten Beispiele der Tierdarstellungen die Pliese mit den stilisierten an der Pflanze beifsenden Vögeln könnte einem Meister der modernsten Richtung ihren Ur- sprung verdanken - und zwei der ornamentalen Muster mit Bandverschlingungen gewählt.

Die Fliesen haben mit Ausnahme der kleineren zu den zusammen- gesetzten Mustern geh(')rigen Stücke, quadratische Form mit einer Seitenlänge \on 13 14 cm. Das Material ist ein feiner, fast ganz sandfreier Thon von rötlich-gelber bis ziegelroter h'arbe. Können diese Fliesen an Gröfse und Reichtum der Dekoration auch keinen Vc-rgleich mit den spätem auch in unserer Sammlung vertretenen Arbeiten aushalten , so verdienen sie deshall) Beachtung, weil sie anscheinend zu den frühesten I^eispielen des Vorkommens zählen. Wenn auch nicht von gleich(?r Hand , so sind , wenigstens die (piadratischen Stücke, sicher aus einer Zeit. Die stilistische Behandlung der stilisiei-ten Tiere weist auf dasdiohe Mittelalter, die dröleries im Buchschmuck und in dc^- dekorati\en Plastik. Das \(')llige Fehlen von Mafswerkformen und \eg('tabil(>m Ornament, deutet aulserdem auf eine xerhältnismäfsige frühe ]'2nt- stehung. W'ir mr)cht(Mi als solche^ wegen der \()i-wiegend gel)rauchten Band- \-erschlingungcn das 13. Jahrhundert und, wenn dem gegenüber die oft geübte lange Beibehaltung früh(M-er Stilformen eingewendet würde, h()chstens das frühe 14. Jahrhundert als hjitstehungszeit annehmen, wodurch die vorst(4ienden Miesen mit an die Spitze aller bis jetzt bekannten g(M-ückt wcTden.

NürnbeiL'. Dr. ilans SteL^nann

33

Goldsehmiedearbeiten im Germanischen

Museum.

(Hiezu Tafel 1) er Schatz des Germanischen Museums an goldenen und silbernen

Geräten und Schmucksachen ist in den letzten Jahren um manches hervorragende Stück bereichert worden. Bisher haben indessen nur zwei der bedeutsameren Zugänge dieser Art in diesen Blättern eine ein- gehendere Besprechung erfahren, nämlich der Veit Holzschuher'sche Pokal von Elias Lenker aus den sechziger oder siebziger Jahren des 16. Jahrhunderts (Mitteilungen 1894 S. 3 ff . von Direktor Hans Bosch) und der von Holtzendorf- sche Familienschmuck aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts (Mitteilungen 1894 S. 73 ff. ebenfalls von Direktor Bosch). Es ist daher meine Absicht, hier von einer Reihe weiterer vorzüglicher Werke der Goldschmiedekunst zu handeln, die alle zu den Erwerbungen der letzten Jahre gehören und gröfsten- teils noch nicht veröffentlicht sind. Es sind Schmuckstücke und Geräte aus dem 5. oder 6. bis zum 18. Jahrhundert, die wir in chronologischer Folge an uns vorüberziehen lassen werden, jedes einzelne Stück ein bedeutungs- voller Repräsentant der Kunstübung seiner Zeit und der Kultursphäre, der diese entsprossen, alle zusammen ein reiches, wenn auch freilich keineswegs vollständiges Bild insbesondere auch von dem technischen Können früherer Jahrhunderte auf dem Gebiete der Edelschmiedekunst gewährend.

Die in den folgenden Aufsätzen behandelten Gegenstände gehören ver- schiedenen Gruppen der kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen an, den frühchristlich-germanischen Denkmälern (F. G.), kirchlichen Geräten (K. G.), Tracht und Schmuck (T. S.) und Hausgeräten (H. G.), wie dies in jedem Falle durch die beigefügte Signatur der Stücke kenntlich gemacht sein wird.

I. Ostgotischer Frauenschmuck aus dem 5. bis 6. Jahrhundert*).

(F. G. 1598- -1603) Die Kunst der Völkerv.anderungsepocho ist in den letzten Jahrzehnten besonders häufig Gegenstand eingehender Untersuchungen gewesen, und es gibt in der That kaum eine anziehendere Aufgabe als die, den Zusammen- stofs der alternden Antike mit dem jugendlichen Kunstempfinden der Ger- manen und die wechselseitigen Einwirkungen beider in ihren Einzelheiten zu erforschen und klarzulegen, so gewissermafsen das Fundament für eine tief eindringende Geschichte der deutschen Kunst zu schaffen. Trotz eifrigen Bemiihens sind dennoch die Ergebnisse der bisherigen Forschung auf diesem (jebiete mit wenigen Ausnahmen nicht eben glänzend zu nennen. Den Argumenten, auf die sie sich stützen, mangelt meistens die schlagende I^e- weiskraft, häufig sogar die Wahrscheinlichkeit, mit der wir uns für so weit zurückliegende Zeiten gern begnügen würden, jenen Ergebnissen selbst daher

*) Wir l)rin(fcn diesen Artikel, ohne in der Fra^'e alle Anschauuni^en des Verfassers zu teilen. Die Red.

Mitteilungen aus dem german. Nationalmuseum. 1899. V.

34

«

(li(> Sicherheit und Zuv(M-läs.si(^keit. So stehen denn vielfach und gerade in den wichtigsten h'ragen Ansichten gegen Ansichten, Theorien gegen Theorien, was stets ein schlimmes Zeichen für den Stand des Wissens ist. Die Haupt- ursachen dieser ICrschcMnung lassen sich unschwer erkennen. Ms ist einmal die durch die staatlichen Umwälzungen! den- Vcilkerwande-rungszeit mitbedingte Spärlichkeit der Quellen namentlich in kunstgeschichtlicher Hinsicht, dann aber und ganz besonders auch die ebenfalls im Charakter der Zeit begründete weite Zerstrcuiung der Denkmäler über l^Äiropa und Teile Asiens -- ich denke an die sibirischen Funde und Afrikas. Dem ersteren Cbelstande wird durch etwaige neue Quellenfunde und die Fortschritte vornehmlich der byzantinischen Wissenschaft kaum jemals wesentlich abgeholfen werden ; der Zerstreuung der Denkmäler aber, der heute ihre Unterbringung in den ver- schiedensten Museen und Pri\atsammlungen Spaniens, Italiens, Frankreichs, Deutschlands, (3sterreich-Ungarns, der nordischen Reiche, Rufslands u. s. w. ent- spi-icht, würde wohl durch sachgemäfse Veröffentlichung in einem Corpus anti-

WM

Fig. 1, OrigiiialgTüfse.

quitatum wirksam begegnet werden können. Nur ein solches Werk, dessen Herausgabe stets in erster Linie eine finanzielle Frage sein wird, könnte der Forschung insbesondere über den sogenannten Völkerwanderungsstil, die Kunst der Barbaren, einen festen Boden unter die Füfse geben. Solange wir es nicht besitzen, wird jede neue Publikation über einzelne Kunstgegen- ständc; dieser Art gut tliun, auf eine möglichst getreue Wiedergabe und sorgfältige Beschreibung nicht zum mindesten nach der technischen Seite hin, die bisher nur zu häufig vernachlässigt worden ist, den ganzen Nachdruck zu legen.

Aus diesem Grunde haben wir auch geglaubt, das Hauptstück des Schmuckes, denn der vf)rliegende Aufsatz gewidmet ist und über dessen Zu- gehörigkeit zum Kunstschaften der Völkerwanderimgszeit wohl kein Zweitel sein kann, nicht anders als in der Gröfse des Originals und in Farbendruck wiedergeben zu dürfen (vgl. die Tafel). Fs ist eine mächtige, goldene, mit Steinen besetzte Fibel in der Form eines stilisierten Adlers, die in der grfifsten Längimausdehnung 120, in der grcM'sten [freite 58 mm mifst und aut der Rückseite mit einer starken, cdiemals federndem Bronzenadel versehen ist. Sie soll nach Aussage; der beteilit^ten Händler das (Germanische Mu-

35

seum erwarb sie von David Reiling in Mainz, dieser von Sambon in Mai- land — in der Nähe von Cesena in der Romagna , also nicht allzuweit von Ravenna ausgegraben worden sein. Mit ihr zusammen gefunden und ebenfalls vom Germanischen Museum erworben wurden drei im wesent- lichen vollständige Teile einer Halskette, oder richtiger eines Gehänges der gleichen Art (vgl. Fig. 1 ; gröfste Länge je 43, gröfste Breite je 15 mm), sowie die untere Hälfte eines vierten solchen Teilstücks und ein prächtiges Ohrgehänge (vgl. Fig. 2; gröfste Länge 91, gröiste Breite 24 mm), dem leider zwei der Bommeln , die mit der erhaltenen dritten zusammen den Abschlufs nach unten bildeten, fehlen, wie aus den leeren Ringen zu beiden Seiten der erhaltenen Bommel hervorgeht. Das Ohrgehänge als solches deutet schon

Fijr. -, Oritriiialirrf

mit annähernder Sicherheit darauf hin , dafs es Teile des Schmuckes einer vornehmen Frau sind , mit denen wir es zu thun haben. Wie sie in die Erde gekommen, ob c\s sich um einen Grabfund handelt oder um einen Schatz, der vor \ielcn Jahrliundt-rten vor feindlichen Nachstellungen im Schofse der lu'de geborgen wurde, darüber liefs sich ^c)rderhand nichts Sicheres fest- stellen. Nur soviel wissen wir, dafs sich zusaiumen mit denjenigen Teilen des Schnnickes, die jetzt das Germanische Museum besitzt, noch einige weitere Stücke; gefunden haben, die schon vor längerer Zeit von dem Ungarischen Nationalmuseum in Budapest erworben wurden. Diese wurden im Archaeolo- giai ICrtc^sitö Bd. NVI []H9G) S. 121 Ü. von Leo Kfiräsz vei-r)rtentlicht und

36

finden sich auch im zweiten Hände von Joseph Hanipels Werk über früh- mittelalterliche AltcMtümer Un.L^arns (Budapest 1897) Taf. CCIII und CCIV ab^ebildet. Ivs sintl darunter drei \veit(M-(> Teilstücke des nals_t,feschmei(l(\s und das andere Ohr^ehäni^n;, das völli<^' mit cUmu unseri_t,K^n übereinstimmt, niu- dafs ihm die mittlere Bommel fehlt, Wcährend die b(nden seitlichen, ^anz ebenso ^gestalteten cM'halten sind (Käräsz und {>benso I Iamp(;l Xr. 3 5 imd 6). h\"rner stammtMi in Budapest noch aus dcMiist^lben l^\mde zwei in der i^leichen Technik wie unsere Stücke ausgeführte schildf(")rmige Platten, die wohl zur Verzierung irgend eines anderen Gegenstandc^s dienten (ebenda Xr. 1 und 2i, eine Haarnadel mit prcächtiger Zierscheib(> (ebenda Xr. 7), ein Fingerring (ebenda Xr. 8), eine aus Drahtringen zusammengesetzte Kettt> ( sodronyos karikäba kapcsolt sodronylancz ebenda Xr. 9) und zwei Kiemenzungen (ebenda Nr. 10 imd 11), alles aus Gold. Cbcndies entnehmen wir den ge- nannten beiden Publikationen, dafs dieser bedeutungsvolle, jetzt leider so zerstreute Fund noch eine zweite Adlerfibel aufwies, die in Gr()fse, ]'\)rm und Ausführung der unserigen genau entsprach, nur dafs bei ihr der Kcipf des Adlers nicht nach rechts, sondern nach links gewendet war. \Vf)hl mit Recht vermutet Käräsz (a. a. O. S. 122), dafs die beiden Fibeln dazu dienten, um, vor den Schultern symmetrisch angebracht, daselbst das Gewand zusammen- zuhalten. Über den Verbleib dieser zweiten k'ibel , di(^ sich mr)glicherweise noch in Händlerhänden befindet, war nichts in iM-fahrung zu bringen, ebenso- wenig über das etwaige Vorhandensein weiterer Teilstücke des 1 lalsschmucks, deren Zahl mit den bisher bekannten sieben Gliedern schwerlich erschöpft war (vgl. auch Käräsz a. a. O. S. 124). Auf Einzelheiten der im Unga- rischen Nationalmuseum befindlichen Schmuckstücke wird im folgenden ge- legentlich zurückzukommen sein; im allgemeinen beschränke ich mich in- dessen auf die mir vorliegenden Gegenstände des Fundes, zumal dit- Ab- bildungen in den genannten beiden ungarischen Arbeiten zur Behandlung tech- nischer und stilistischer Fragen nur unvollkommen genügen ')■

1) Herr Dir.-Custos Dr. J. Hampcl hatte die Freundlichkeit , mir auf eine Antrage mitzuteilen, dafs die fraglichen Stücke dem Ungarischen Nationalmuseum ursprünglich unter der Angabe verkauft wcjrden seien, dafs dieselben aus Ungarn stammten. >Nach- träglich erfuhren wir«, fährt er fort, -dafs die Stücke, die wir besitzen, nur dm l]rnch- teil eines .Schatzes ])ilden, der in Cesena gefunden worden sei. Samlion hatte einige von den Sachen und ein hiesiger (Ikidapesteri Antiriuitätenhändler norh ein .Stück, für das er jc'doch zu viel verlangte, sodafs wir es nicht kauften; es war dieses eine Adlerfibula

vermutlich jenes Gegenstück zu der unsrigen, wie aus der genaueren Pieschreiljung dieser ]''ibel bei Kar;lsz fa. a. O. S. IL'-!; hervorzugehen scheint, wo u. a. gesagt wird, dafs sich in der Augenhöhle ein weifser Stein, in der Mitte mit einem kleinen Granaten befunden habe i>a szemiiregekben feher ki'i van. k('ize5)ett kis gran;ittal , was tür unsere Fd)el in ihrem jetzigen Zustande nicht zutrifft. Den ungarischen Forsehern gegenüber wollte üljrigens ein Mailänder Händler (also ohne Zweifel Sambonj den Schmuck aus erster Hand, von dem Finder selbst, gekauft haben (K;träsz S. UM). Es läfst sieb, in- fiessen , wie auch Käräsz licmerkt, in dieser Sache schlechterdings nicht klar sehen, und bleilit nur zu bedauern , dafs hier wiederum durch Händler-Machenschaften einem wich- tigen Funde in unverantwortlicher Weise mitgesidelt worden ist.

37

Einer ausfülirlicheren Bcsclircibuni^ des rein Formalen , der äufseren Erscheinung unserer Schmuckstücke, überh(iben mich zum guten Teil die beigegebenen Abbiklungcn sowie die Ausführungen , die etwa vor Jahresfrist bereits Juhus Naue unter der l'berschrift ■> Ausgrabungen und h\mde in den »Prähistorischen Blättern« (X.Jahrgang, 1898, S. 57 f.) über unseren Schmuck gebracht hat. Was etwa ergänzend nachzutragen und aus den Abbildungen nicht mit völliger Deutlichkeit zu ersehen ist , wird hcA Bc^handlung der Technik und der stilistischen Fragen Erwähnung finden.

Das für den Schmuck zur Verwendung gekommene Gold ist, wie Proben ergaben, durchaus Feingold (24karätig). Aus solchem Gf)lde häiumerte sich der Künstler vor allem ein ziemlich dünnes Blech, ganz ähnlich demjenigen, das wir auch bei Funden diesseits d(;r Alpen zur CberkkMdung anderen Materials (einer kalk- oder gipsartigen Masse etc.) namentlich für die grofsen edelsteinbesetzten Scheibenfibeln verwandt finden, rifs auf demselben, wenn wir zunächst die Entstehung der Adlerlibel ins Auge fassen, die Formen derselben nach seiner Vorlage ab , schnitt oder sägte die Zeichnung aus und umgab den Rand mit einem senkrecht zu dem Goldbleche stehenden , 4 mm hohen und ' -^ bis 1 mm dicken Goldbande, kaum mit einem anderen Instrument als mit einer kräftigen Zange arbeitend. Das I^and wurde mit dem Bleche überall verlötet und gab dem Ganzen erst di(> nötige Festigkeit zu weiterer Bearbeitung. Diese bestand darin, dafs zunächst in die Mitte ein starker kreisf()rmiger Goldreifen eingesetzt und wiederum durch Eöten befestigt wurde. Hierauf trieb der Goldschmied von der RückscMte des Stückes her an der von jenem Reifen umgrenzttm Stelle eint^ gleichmäfsige, fast halbkugelförmige Vertiefung in das Blech, das nun hier, an seinen- kon- vexen Oberfläche, der Schemen mittleren Kreuzrosette zur Unterlage diente. Wie es scheint, wurde diese Rosette nicht etwa für sich gearbiMtet und dann aufgesetzt, sondern zunächst auf den erwähnten, etwa 2 mm dicken Goldreifen ein schmälerer aufgelötet, in diesen das vorher fertiggestellte griechische; Kreuz mit seinen eingelöteten Kreiszellen und die (ebenfalls für sich gearbeiteten, winkelförmigen Figuren mit ihren schrägen Sprossen in den vier Ecken am Durchschnittspunkte der Kreuzbalken eingesetzt, jene Winkelfiguren sodann je durch einen sich gabelnden Steg mit dem umschlicfsenden Reifen ver- bunden. Infolgedessen weist die Rosette längs der Kreuzarme und an den Kreuzenden doppelt gelegte; Goldbände'r oeler -streife>n aul eine rohe\

Material verschwendende ']\xhnik. Das ZellenweM-k cle'r übrige-n TeMle' des Adlers, des Kopfes, Schwanze\s unel der beMcle^n l-'lügel, wurde schliefslich in der Weise hergestellt, dafs zunächst die Fiuigssti-eMfen eingefügt imd befestigt und zwischen ehesen die ve'i-schiecliMi gefe>rmten, balel geraden, bald in eler Mitte eingeknickten, baleJ ge'wellte>n e)der auch zum Ring e)der I laibkreis lam Schnabel) zusammcnigeboge-nen GolelbanelstückcheMi eing(>l(')tet wurelen. Auch hier verrät sich eine zieMulich prinüti\e Kunstiibung in der 1 larmlosigkeit, nüt der man es gänzlich versäumt hat, kle'inc l'ne'beMiheiten, wie eine solche^ auch auf unserer Tafel am deutlichsten an dem grofsen Goldringe, de;r das Auge des Adlers l)ildet, erkennl)ar ist, auszugleichen.

~ 38

Vi(>lUMcht wurde jedoch ot-iade !)ei dem Auijc das stcirende, \.\hv\- schiissim> (]()ldstr(Mtchen, das sich biM dc>r HildunL( des Rin^fes vordrcäni^te und nicht enttVrnt wurde, duich che elieniali<4e I'^ülhuii^ dieser Zc^lle, dii; sich leitlev nicht (Mhalten liat'-), j^enüijcnd \crdeckt. Wo sich (He in die iihri^ren (loldz(Mlen der Adl(Mfil)el (Mn<4'esetzt(Mi Steine erhalten haben, sind dies mit nur zwei Ausn.ahmen tatelf('>rniiL; ^csclilitfene, orientaHsche Ahnandine, di(> nach d(M- (3r(')lsi^ der Zellen zus^cvsclinitten, Uulit^lich in dieselben ein_i(eklemmt wui(U'n. Unt(M- den mit den trenn(Midc>n (ioldstreifchen zusammen (-hemals (Mue L;iatte (^bcrlläche bildend(>n Almandinen findet sich, wie einzelne Untcn'- suchun^fen (M<^^abc^n, vermutlich übeiall da, wo ein ti(des, vioiettrotc;s Leuchten des StcMues erzielt werdcMi sollte, auf tknii (}runde der Zelle <Mn zweiter Almandin (Mn<;elegt. Zu diesen den oberen als 1^'olie dienenden St<Mnen ver- wandte der Goldsclimied mit Vorliebe^ die etwas f(dilerhaften oder auch zer- broclienen Steine. In vielen h'ällen sind nur sie auf dem Grunde der Zelle bewahrt geblieben, während die oberen Ahnandine verloren gegangen sind.

Die beiden Ausnahmen, von dencMi ich sprach, betreffen die Zellen am untersten Ende der beiden hdügel, die doch wohl schon m-sprünglich, wie man nach dcM- augenscheinlich beabsichtigten Symmetrie annehmen darf je mit einem weifsen, weichen, unedlen Stein, einem Kiesel oder Schiefer •''), ausgefüllt worden sind ^).

Ein(^ starke, ebenfalls aus Feingold gearbeitete Tülle oder Bügel für die zwischen zwei kleinen Goldbarren an einem Eisenstift drehbare I^ronzenadel auf der Rückseite der Fibel vervollständigte das Stück. Die Tülle ist mit einer kräftigen Ose versehen, mit der wohl der kostbare Schmuck am Ge- w'ande festgenäht war. Das um den wohl ehemals festliegenden Eisenstift aufgerollte Oberteil der Nadel ist leider an zwei Stellen gebrochen, die Nadel daher nicht mehr federnd. Die Vorrichtung selbst entspricht im wesentlichen der bei Lindenschmit, Handbuch der deutschen Altertumskunde [ (1880 89) auf S. 439 I""ig. 446 wiedergegebenen.

Die übrigen im Besitz des Germanischen Museums befindlichen Teile des Schmuckes machen im allgemeinen den Eindruck sorgfältigerer Aus- führung, die indessen wohl schon durch die minutiösere Arbeit bei geringeren Gröfsenverhältnissen notwendig bedingt war. So ist für diese Stücke als Untergrund ein erheblich stärkerc\s Goldl)lech zin- Verwendimg gtd-:ommen, die zur Umgrc^nzung jedes Stückes \erwandten Goldstreifen, deren Höhe hi(;r zwischen 1 ' 2 und 2 mm. schwankt, sind nicht unmittell)ar auf den

2) Vi;!, (las bczüs^lich der anderen Adlcrtihcl in y\nni. I iil)cr die l*"üllnnt; der da.s Ati^c bildenden Zelle Gesai^te.

,'!) Auch Alabaster Iccnrntc es sein, wie solcher z. li an dem Schmuck von Szila^'v- Somly(') zur \'er\vendun<r gekommen ist (v^l. Käräsz a. a. C). S. Vll\.

4) L. Kär.isz (a. a. O. S. Vl'l) s])riclU bei l'K:sehreibun!_; jener zweiten Adlerlibel auch von l'erlen und bmail, die in der l\irlUun<4 der Lani.;saehse der l'ibel und an den Kreuzbalken in die Zellen eiii<;esetzt gewesen seien. Davon ist an unserem i-^xemidar nitdits mehr zu entde(d<en. Wo sicli hier \-ei"einzclt eine l''iillun!4 insbt'sondere der Rund- zellen erhalten hat, besieht sie ebenfalls aus Almandinc;n.

39

Rand auf^^elötet, sondern lassen rund heruni noch ein schmales Streifchen des Untergrundes frei, das auf der Vorder- wie auf der Rückseite in ein- facher, doch geschmackvoller Weise durch filigranartige Kerbung verziert ist. Nur an den beiden Seiten der oberen Hälfte jedes der zu dem Hals- schmuck gehörigen Stücke fehlt dieses Rändchen. Man hat sie sich eben dicht aneinander geschlossen zu denken. So bildeten diese Stücke, wie sich aus der Form der Oberteile ergibt, zusammen mit den im Ungarischen Nationalmuseum verwahrten und anderen noch nicht wieder aufgetauchten ein schimmerndes Geschmeide rund um den Hals ihrer ehemaligen Besitzerin, ähnlich demjenigen , das wir auf den bekannten Mosaikgemälden von San Vitale zu Ravenna eine der Frauen der Kaiserin Theodora tragen sehen. Jedes der Oberteile ist seitlich zweimal durchlocht zur Aufreihung an starken Seidenfäden.

Im übrigen bieten die Stücke in technischer I-ieziehung nicht eben viel Neues. Krwähnt zu werden verdient jedoch, dafs, wie sich I)ei den niedrigeren Zellen des Ohrgehänges nachweisen läfst, gelegentlich auch ein ganz dünnes Goldblech als Folie verwandt worden ist. Dasselbe liegt alsdann unmittelbar unter den Almandinen und verleiht diesen einen goldigroten Glanz. Aufser Almandinen finden sich noch und zwar je zu beiden Seiten des gröfsten Almandins an dem Oberteile der Halsgeschmeideglieder, sowie in dem spitzen Winkel, den die Hauptfigm- des Ohrgehänges bildet Smaragde eingesetzt, dazu in den kleinen kreisrunden Zellen des Halsschmucks und der kleinen kreisrunden Zelle im Anhängsel des Ohrrings ganze Perlen, während, wo nur eine Hälfte der Perle sichtbar wird, die Goldschmiedekunst sonst in der Regel halbierte Perlen verwendet. Alle diese Perlen unseres Schmuckes, die einfach in ihren Zellen festgeleimt sind, zeigen Durchbohrung, sind also wohl schon früher einmal zu einem Perlenhalsband oder dergleichen verwandt gewesen. P2ine besonders schöne und gröfsere Perle bildet auch den letzten Abschlufs des Ohrgehänges.

Unser Schmuck gehört also seiner 'l'echnik nach jener grofsen Gruppe von Zellen- oder C'loisonarbeiten mit ein<:elegten /Mmandinen oder (Granaten an, die in zahlreichen im südlichen Rufsland, den l'ontusländern, ausgegrabenen Schmuckgegenständen, wie z. B. der berühmten Krone \'on Novo Tscherkask am T)vn (Eremitage-Museum in Sl. Petersburg), ferner in cnnigen Stücken der Goldfunde von Petreosa in Rumänien und von Szilagy-Sonilyö in Ungarn, den Grabschätzen der MerowingcM-kcniige Ohilderichs I. und ChilptM'ichs, dem I^echcM' und der Schüssel von Gourdon im Dc^partement Haute-Saöne, dem Gürtc^ltaschenbeschlag von Excrmeu in der Normandie, der Fibel von Kent, den goldenen Votivkronen yon (iuarrazar in dcv Nähe von Toledo mit den Namen der Westgotenkönige Swinthiki. und Recceswinth, den Schmuckstücken \'on der sogenannten Rüstung des OdoakcM- im Museum zu Ravenna, und einigen von den Langol)ardenfürsten gestifteten Stücken im Domschatz zu Monza, wie namentlich dem btM'ühmten lC\angeIiar der Theodc^lindt» um aus den v(Mschiedensten Ländern und GegcmdcMi nur diese Arbeiten zu nennen - ihre- Haui)tvertretcn- hat.

40

Schon in s(Mn{M- Schiift ReclnMclies siir In ix'inturc on ('inail dans rantifjuitc' v{ au nioycn-ägc« (Paris ]<S56) liattc Laharte, vom ("hildorich- sohwtMt ausi^u^hcnd, di(\sc' ^ranzc (jruppc der einheimischen Kunstübun^ ab- sprechen zu müssen ^c^'laubt, die Cloisonarbcnten «geradezu als I^Ixportartikel von IJyzanz und dem ( )rient hin_L(estellt. Dieser Ansicht schlofs sich im wi'sentHchen aucli Jose de los Rios in scMiier Arbeit über die Funde \()n Guarrazar an. wie schon aus dem Titel dieses \\'erkt;s \i] arte latino-bizantino en Kspana y las Coronas \izi^()das de Guarrazar- (Madricj JS61) hervor<4eht. Dai^^egen trat iler Abbe Cochet in seinem Buche Le tombeau de C'hilderic 1. (^ Paris 1859) i^^egen Labarte, Ferdinand de Fasteyrie in seiner I)escri})tion du tresor de Guarrazar- (Paris FSöO) im Gci^ensatz zu Jose de los Rios, wie später in seiner 1 listoire de l'orfexrerie« (2. Auil. Paris 1877) mit guten Grimden für die X'erft'rtigung jc^ier Cloisonarbeiten durch germanische (oder nach X'oischrift der Germanen arbeitende landeingesessene) Künstler ein. iJans ma conxiction intime , sagte Lasteyrie schon 1860 (a. a. O. S. 33), l'orfevrerie ou la joaillerie ä decoration de verre rouge cloisonne n'a ete pratiquee en aucun pays que [:)ar des jxiuples d'origine g(^rmanique: chez nous, i)ar les P'rancs venus ä la suite des premiers Alerovingiens; en Angle- terre, par les conquerants anglo-saxons; en Suisse, par les Burgundes ; en Italic, par les Goths ou les Lombards. Et j'ajouterai que, dans tous les pays que je viens de citer, 1' Industrie dont il s'agit a ete, non point trouvee, mais importee par les peuples envahisseurs.' Namentlich angesichts dieses letzteren wichtigen Arguments, welches Lasteyrie in seinen späteren Arbeiten noch mehr betonte, dafs nämlich in denjenigen Ländern, die von den Germanen durchzogen wurden und in denen sie als Eroberer ihre Reiche gründeten, bisher keinerlei Kunstgegenstände der bezeichneten Art gefunden worden sind, die einer früheren Zeit als der V(')lkerwanderungsepoche zugeschrieben werden konnten, liefs sich die Theorie von dem byzantinischen Import auf die Dauer nicht mit Glück aufrecht erhalten, wenn auch Labarte selbst noch in der zweiten Aullage seiner »liistoire des arts industriels< (Paris 1872) diese Ansicht weiterhin verfocht. Man mufste sich sagen, dafs allerdings die Technik zweifellos dem Orient entlehnt sei, wo wir sie, wie viele Funde beweisen, \on den alten Babyloniern und Assyrern nicht minder wie von den alten Agy})tern und frühzeitig auch von Persern und Oströmern geübt finden. .Man mufstt; auch zugeben, dafs in der Ornamentik \ieles auf Byzanz und die ihm b(;nachbart(;n östlichen Länder deute, dafs manche zweifellos byzantinische odei- p(.:rsischc Werke eine nahe Stih crwandtschaft zu j(nier Gruppe \'on Cloisf)narlK-iten zeigten. An der Herstellung dieser Gegenstände durch die Germanen konnte dennoch kaum mtdir gezweifelt wtnxlen, und es fragte sich nunmein- nui-, wer d. h. wflcher X'olksstauun der Vermittk;r gewesen sein k'''>nn(;. Ivs lag nahe, hier in erster Linie an die Goten zu d(;nken, diiMiicht nui' wiihrcnd ihres lahrhunderte langen /\ufenthalts am Schwarzen Mei'r in nahe Berühi-ung mit der Kunst der (■»stüchen Länder gekommen waren, -ondern auch, nachdem sie vov dem An.s'iunn der Hunnen gegen luide des 4. Jahrhunderts au> jenen Cjegendt-n hatten weichen müssen, mit den ihnen

4]

stammverwandten Gepiden und Vandalen ihre Wanderungen am weitesten von allen Germanen ausgedehnt hatten, fast überall, wo sich Cloisonarbeiten in Europa gefunden haben, herumgekommen waren. Die Goten also konnten in der That mit einiger Wahrscheinlichkeit als die Vermittler der alten Technik an die Germanen der V^ölkerwanderungszeit angesehen werden ; und wenn auch die Ultras dieser Theorie, die dem Gotenvolke überhaupt alle derartigen, auf europäischem Boden gefundenen Arbeiten zu \indizieren geneigt waren, nur geringen Glauben finden konnten, so hat sich die Forschung gegen andere Hypothesen, wie beispielsweise gegen die \on de Linas auf- gestellte, nach der die Zigeuner die Vermittler gewesen sein sollten, noch ablehnender verhalten.

Das Kunstschaffen der Goten näher erforscht und neue Stützpunkte von nahezu beweisender Kraft für die oben skizzierte Theorie von der Vermittler- rolle der Goten beigebracht zu haben, ist das Verdienst mehrerer ungarischer Forscher, Emerich Henszlmann , Joseph Hami)el , Franz von Pulszky und anderer, und namentlich sind es J. Hampels gründliche Untersuchungen über den Goldfund von Grofs-Szent-Miklös (deutsche Ausgabe Budapest 1886), die hier klärend gewirkt haben. Nach Hampel stehen zwischen den Goten und den Byzantinern und Orientalen noch die mixhellenischen Bewohner der Pontusgegenden , mit denen die Goten so lange zusammen gelebt haben. Namentlich die Städte Chersonesos, Pantikapeion und Phanagoria auf den Halbinseln Krim und Toman, dann das weiter westlich liegende Olbia waren dort von altersher die Vorkämpfer griechischer Kultur gewesen und insbesondere hatte sich die Goldschmiedekunst schon in früher Zeit bei ihnen grofser Beliebtheit und eifriger Pflege erfreut (Hampel a. a. O. S. 82 f.). »Si)äter, seit dem Verfall der guten antiken Kunst, als die Kunstindustrie des Ostens dominierte und immer mehr und mehr Artikel nach den Pontusländern ex- portierte, besonders gewebte Seidenzeuge, Gold- und Siiberschüsseln, kam die orientalische Stilisierung immer mehr zur Herrschaft« (ebenda S. 89). Neben der antiken Tradition und den orientalischen Einflüssen macht sich endlich namentlich in den nachchristlichen Jahrhunderten auch das riarbaren- tum in den Werken dieser mixhellenischen Künstler geltend , wie denn Barbarenfürsten nachweislich nicht selten die Auftraggeber gewesen sind.

Wie die Forschung heute steht, mufs man also vornehmlich Künstler dieser Sphäre als die Lehrmeister der Goten in Teclmik, Stil imd Ornamcnlik betrachten. Die (loten ini Süden, die wie das ganze Gotenvolk für dic^ Kunst nicht selbstschöpferisch veranlagt waren-'), teilten diese li^n ungcmschaften ihidi im Norden, im südlichen Skandinavien, Gotland und i eilen des westlichen Rufsland, sitzen gt;bliel)em;n Stammesbrüdern, mit denen auch nach cn-folgtei' 'i'rennung ein reger Verkehr xorauszusetzen ist, mit und vermittelten .sie gleicherweise auf ihren weiteren Wanderungt-n den anderen germanischen Stämmen. Ohne Zweifel wird indessen cmik^ eifrig foi-tg ersetzte l-\)rselning

5) Vgl. Han.s liildebraiul, Da.s hcidni.sche Zeitalter in Schweden. Deutsche Aus- eabe von J. IMcstorf. Hamburg 1873.

Mitteilungen aus dem german. Nationalmuseum. 1899. VI.

A2

allmählich auch die Untcrschi<Mle /wischen fränkischen, <is\- unil wcsti^fotischcn, lani^fobardischen. l)urL;undischcMi, angelsächsischen u. s. w . yXibeiten oder doch beslinnnte einzelne Charakteristika deutlich erkennen lassen. Dazu eben k(innt(> aller Wahrscheinlichkeit nach eine !:^'enaue kieobachtun«^' und ^U'ihid- lii-he lieschreibuni^' der 'I'echnik sehr \vc\sentlich beitiaLjen.

Wenn man alle diese Dt-nkmäier in ihrer (iesamtheit betrachtet, kann man den ihnen ^gemeinsamen, so entstandenen, weit \ tabreiteten Mischstil di'U V()lker- \vanderun_<4sstil nennen, sofern man sich dabei nur <_;e,i;en\värtiL; hält, dafs es sich hier um einen von tlcn (lermanen lort;_;el)ildeten, nicht auch scincnn l'rspiuni^e nach sptv.itisch ^Germanischen Kunststil handelt. In letzterem Sinne dürfte wohl elua' jene elx.'n in der \'(')lkerwan(lerun,<4sej)oche eintretende; Umbildung des alten, aus der üronzetechnik entwickelten Stiles mit seinen nun allmählich der i\uf l(')sunij;' \erfallenden Ijand- und 'l"ier\-erschlinL;un^fen, der namentlich fih- weniger kostbare Werke iil)erall nebenbei' l^eht und um d(\ssen lOrforscliuns^f sich aufser unserem Idndenschmit vor allem die nordischen l-'orscher H. Hildebrand uiK.l Sophus .Müller verdient i^^emacht haben, Anspruch auf jenen XanuMi erheben. k>esser freilich, man sieht von Schkii^worten ganz ab und spricht kxligUch von verschiedenen Richtungen und lintwicklungs- |/has(Mi in der Kunst der Germanen (1er V<")lkerwanderungszeit.

Exem])lifizicren wir von di(^sen Auseinandersetzungen auf unseren Gold- schmuck , so werden aufser der Cloisontechnik im allgemeinen vermutlich auch die einzelnen oben ausführlich behandelten Feinheiten derselben, die Verwtmdung verschiedener Folien u. s. w., auf jene späten Nachkömmlinge des alten Mellenentums in den reichen Pontusstädten zurückzuführen sein, \iellcicht allerdings auch direkt auf k^inflüsse der Kunstübung (Jstroms. Ün- germanisch ist socJann auch manches in der Stilisierung vmd Ornamentation unserer Stücke. So hat die Stilisierung, in der in unserer Fibel die Figur des Adlers erscheint, ohne Zweifel ihren Ursprung im Orient und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach in der Kunst der Sassaniden, aus der sie allerdings frühzeitig, namentlich durch die Seidcngcwebe vermittelt, sowohl in die Kunst der Pontuslämder als von liyzanz übergegangen ist. Denn die byzantinische Kunstentwicklung um auch diese k'rage, die neuerdings durch V. X. Kraus' G(^schicht(.; der christlichen Kunst wieder recht in kdufs gekommen ist, hier wenigstens zu berühren - besteht nach meiner Auffassimg vorzugsweise in (k.-r allmcUilichen l^istarrung und \^rkn(')cherung des \-on der .Antike ererbten l\un^lbcsiiZ(>^: in.folgc der andauerndtMi lUcinllussung durch die Kunst und da- ( ''i-emoniell des Orients. Wann der byzantinische Stil fertig dasteht, ob bei"eit,-- \"or lustinian od(.:r erst mit und nach |ustinian, das wird sich, wie dies rdinlich auch k.duard Dobbert in seiner liesprechung des Kraus'schen Ihichrs I keijcitorium XXI 1 N'J.S S. l^Oi treflend her\ oigchoben hat, wohl ebiMiso schwel (Mit.-cheiduni lassen, wie man den genauen Zeitpunkt festsetzen kann, jn dem etwa d.ic Uenaissance sich ins barock \'erwandelt hat.

Aut byzanlini-che k.inlFisse iu()chte ich, so jjrimitiv uns (li(\s Ornament (-:ischeint und so leicht es schliefsiich auch aus der germanischen Kunst ^'•nMüiiiicn sein ki'.nnte, in diesei' X'eibindung auch die l\(Mh(Mi der s])itzen.

- 43

winkelförmigen oder -sclnvalbenschwanzförmigen« (Karäsz a. a. O. S. 123) Zellen auf unserer Fibel zurückführen, die- vielleicht die Federn bedeuten sollen (Käräsz ebenda), sich jedoch mit den Reihen zusammengesteckter Ilerzfiguren, wie sie ims in spätantiken, bereits von Ostrom beeinflufsten oder selbst dort entstandenen Gobelinwirkereien und Stickereien und in den früliesten byzantinischen Miniaturmalereien so häufig begegnen, auf das nächste berühren und daher vermutlich in erster Finie als eine Reminiszenz an dieses Ornamentationsmotiv aufzufassen sind. Figentlich klassische Nach- klänge dagegen liefsen sich höchstens in dem verzierenden Abschlufs des Ohrgehänges durch kleine knospen- oder eicheiförmige Trommeln und in der Form dieser Anhängsel selbst erkennen, wofür manche namentlich im südlichen Rufsland gefundene, kostbare griechische Gehänge Analoges bieten "). Gewifs hat man auch hier die Beibehaltung und Weiterbildung dieses gefälligen dekorativen Elementes den Künstlern am Schwarzen Meere zu verdanken. Ebenso dürfen wohl die beiden aus Golddraht gebildeten, symmetrisch angeordneten, etwas schräg gegeneinander gestellten S-I'^iguren, die das hauptsächlichste Ornamentationsmotiv auf der Zierscheibe der Haar- nadel des Budapester Museums ausmachen, als Nachklänge der antiken Ornamentik betrachtet werden.

Wird man nun nach alle dem behaupten dürfen, dafs etwa einer jener mixhellenischen Künstler selbst oder auch ein Byzantiner, ein Romane unseren Schnmck verfertigt habe f Wir müssen auch hier, analog der allgemeinen Betrach- tung, mit Nein antworten. Die ganze Ausführung insbesondere der Adlerfibel, die erwähnten Unebenheiten der Technik, die Alaterialverschwendung sowohl was das Gold als was die echten Perlen betrifft u. s. w. weisen mit grofser Wahr- scheinlichkeit auf einen Germanen als ausführenden Künstler hin , und nach dem Lande, in dem der Schmuck gefunden wurde, werden wir also in erster Linie und so gut wie ausschliefslich denn Heruler, Rugier, Skyren, Van- dalen u. s. w. haben in Italien keinerlei Kultur entfaltet an einen Goten oder einen Langobarden zu denken haben.

Spezifisch germanische oder doch von Germanen ausgebildete Motive unterstützen noch unsere Vermutung eines germanischen Verfertigers. Wenn auch die Verwendung der Figur des Adlers in der Kunst von altersher be- liebt und weit verbreitet war, uns beispielsweise bereits unter den altägyp- tischen Goldfunden Adler und Sperber in einer ganz ähnlichen Technik wie der unsere ') und weiterhin manche derartige Stücke unter den griechischen und mixhellenischen Funden des südlichen Ruisland "") etc. begegnen, so war doch die Vorliebe der Germanen für diese Figur ganz besonders stark, und

6) V^l. in Kondakof, Tolstoi und Reinach, Anticjuites de la Riissie meridionale (franzcKsi.sche Auscfabe Paris 1891) die Abbildungen 75, 82, L'07, 208, 288 u. s. \v. Natür- lich ist b(;i unserem Ohr^fehän^'e das Ornament in den Hachen Cloisonstil übertra[.u_;n.

7) V^!. z. 13. l'errot und Chipiez , Geschiclite der Kunst im Altertum: Aeirypten, deutsche Ausgabe von R. Fietschmann. Leipzig, 1884, S. 766 f.

8) Vgl. Charles de Linas, Les origines de l'orfevrerie cküsonnee 15d. 11 (l'aris 1878j »Musee de l'Ermitatze PI. etc.

-\A

die in Ci(Miii:incnL;ialKTn ;_;c-fun(l('nc'n klcincrcii und ^r()rs(M('n AdliM'fihcln aus l-!ronz(.; und auch aus ("lold zählen nacli IIundert(>n. Und zwar habt:n \\\v CS hicilx'i nui in scUcmicmi l"\ällon mit ci^(;nthchcr I^ntlchnun^^' zu thun; der \\)!^filkt)i)f \V(-ni<4slcns hat sich zun.ächst und sclion vor dcv Völkcr- wandi-runL^ in der l\c<^fcl in einfachster Weise und wie von s(d[:)st aus teil- wei'^e konstrukti\ (Ml l'^lenienten der heiniisclien Kimstweise, aus den spitzaus- laulenden Ijiden der Hand\tM"schlinL,Mmgen , die nach Art eines Schnabels ^Ge- spalten, aus den hefivsti^fenden N<'i^udn, die nun als Au^en auf^efafst wurden, lu'raus entw ieki'lt ■'). Dalu'r ist in di'r spezifisch ^Germanischen Kunst dvs weiterhin häufig als AdlcM' charakterisitM'tc^ \'V)gelkopf stets ins Profil gestellt, das /\uge grofs, dc-r krumme Schnabel kräftig ausgebildc^t wie wir dies

all(-s auch an unserer I'^ibel beobachten k()nnen. Wenn freilich Josej>h de I!a\e '') und ändert' das Motiv der oiseaux ä bec chrochu" gewissermafsen als ein speziell oder auch nur vorzugsweise gotisches hinstellen möchten, so gehen sie damit sicherlich zu weit. Das Motiv kann so wenig wie die Vvr- fiMtigung allcM' barbarischen Cloisonarbeiten jener Zeit auf die Goten allein zurückgeführt werden ' ' .

Anders steht es mit dem bei unserm Schmuck in den unteren frei herab- hängenden Teilen der Gliedt>r des Ilalsgeschmeides zur Verwendung gekommen(>n Ornamentationsmotixe. Wie bereits Julius Naue (a. a. O.) hervorgehoben hat, findet sich in diesem das vor allem vom Grabmal des grofsen Theoderich zu Raxcnna bi^kannte sogenannte, oder besser: ehemals sogenannte - Zangen- ornament \ariiert. Nur ist die Ausdrucksweise Naues insofern nicht ganz treftend. als sie zu der Annahme verleiten könnte, unser Goldschmied habe sich nach dem Ornament des Theoderichgrabmals gerichtet, dasselbe nur auf seine Art imd für seinen Zweck umgestalt(.'t. Dies ist aber schwerlich der Fall. Seitdem wir durch die Untersuchungen Hampels und die einleuchtenden Er- gebnisse seiner Forschung über die Entstehungsgeschichte gerade dieses Drnaments so trefflich unterrichtet sind, darf man es wohl mit Sicherheit aussi)reclien, dafs das Ornament, wie es vms an unserm Schmuck begegnet, auf einer früheren l^ntwicklungsstufe steht, als das am Theoderichgrabmal. Ilami)el hat nachgewiesen, dafs dieses Ornament sich aus den ursprünglich mit Pflanz(Mimotiven dekorierten Zwischenräumen eines Frieses von joalmetten-

'>) V'^I. namentlich die einlcuchtincien 'ind ircffentlcn Ausführunj^cn von Sophu.s Müller (Die Ticrornamentil-: im N(jrdcn. Dcutsclie Aus;4al)e von |. ^vlc.storf. Hamburg ISsl S. .'il} ülier diesen (jcf^enstand.

In de Dave. >Les hijoux (^othiques de Kertch' in der Revue archeolf)gi(ine lU. Serie. I5and XI Mss.s) S, :i.')l u. i).

11; An die altj^ermanischen Band- und Tiervcr.schlin<4unf^en .scheint noch soweit sich nach den AM,«iidun'^en (.\r. 1 und 1' l)ei Ilampel. A reeihh ki'izepkor cmlekei ma:4var- hoi:l)an. und eljenso bei K;tr;lsz; urteilen läfst - die: Stilisierung der auf den beiden seliildformieen Platten des lludapester Museums \vieder^i-^el)enen l''isrhe umi lan^srhna- be!i;4en Vo^elkTipfe zu eriiuiern Die l'ischti^urcn als solche ^ehi)r<.n natürlich - vl,'1. auch K;ir,lsz a, a, O S IL'l eben-o wie die Kreuzti<^uren in der Mitte der Adlertibelu und auf der s^röfseren der beiden schildförmigen Platten dem frühchristlichen Vorstellun^es- k reise an.

45

artigen Akanthusblättern entwickelt hat, also wie viele andere aus der antiken Fornienwelt stammt. Die Goten und Gepiden am Pontus und die für sie arbeitenden mixhellenischen Künstler bildeten es weiter aus, indem sie die Bedeutung des Blattfrieses immer mehr herabdrückten und verkannten, das Zwischenornament dagegen immer kräftiger hervorhoben. Seiner Entstehung nach unverständlich geworden, hat es sich dann gerade in der Kunst der Goten , man könnte fast sagen als ein Kriterium ihrer Kunst , Jahr- hunderte lang erhalten, und wenn Dehio (Mitteilungen der k. k. Central- Commission XVIIl, 1873 S. 272 ff. Vgl. Hampel, Der Fund von Nagy-Szent- Aliklös S. 96 Anm.) auf einige im Museum von Christiania befindliche Bauern- stühle aus dem 15. Jahrhundert mit diesem Ornament hinweist, so ist es in der That nicht ganz unwahrscheinlich, dafs selbst dieses späte Dekor auf eine vor alters geschehene Übertragung des charakteristischen Ornaments von den Goten des Südens auf die Kunst ihrer Stamimesbrüder im Norden zurückgeht.

Auf der frühesten ICntwicklungsstufe zeigt uns Hampel das Ornament in der Figur 52 seines Buches über den Goldfund von Nagy-Szent-Miklös. In schon entwickelterer Form umkränzt es sodann den Halsansatz oder die Schulter mehrerer der goldenen Krüge dieses bedeutsamen Fundes (vgl. nament- lich Fig. 2 u. 3 des Hampeischen Buches). Auf einer etwas weiteren Stufe steht das betreffende Ornament unseres Geschmeides. Allerdings hat es sich hier bereits gänzlich von dem ursprünglichen Akanthusornament losgeUkst; legt man jedoch die einzelnen Glieder des Geschmeides dicht aneinander, wie es beabsichtigt war, so ergeben die Zwischenräume zwischen den unteren, hängenden Teilen noch fast genau die Figur der entarteten Blätter des in Fig. 2 und 3 bei Hampel abgebildeten Goldkruges. Wie hier den Hals des kostbaren Gefälses, war es auch bei unserem Geschmeide noch ihre Bestim- mung, Hals und Nacken einer vornehmen Frau zu schmücken. Lediglich d(M- Gedanke des ümkränzens waltet noch bei der Ausschmückung des Theodcrichgrabmals mit unserem Ornament vor. Bei den Schmuckstücken von der sogenannten Rüstung des Odoaker im Museum zu Ravenna, die gleich- falls Reihen dieses Ornaments aufweisen und die daher bereits Hampel (a. a. O. S. 95. Vgl. auch Naue a.a.O.) dem gotischen Kunstschaffen zuteilt, finden wir schliefslich auch diesen Gedanken aufgegeben oder verloren gegangen.

Nach dem Gesagten läfst sich an einen langobardischen Künstler w^ohl nicht mehr denken. Denn w^^nn auch auf langobardischen Denkmälern gelegentlich das soeben behandelte Ornament erscheint vgl. z. B. das von A. Essenwein 1886 im ersten Bande der Mitteilungen aus dem germanischen Nationalmuseum S. 110 f. \er()ffentlichte goldene Kreuz aus einem Langobardengrabe , so steht es dann doch, soweit ich sehe, stets in direkter oder indirekter Ab- hängigkeit vom Ornamentfrics des Theoderichgrabmals, der ja auch in späterer Zeit noch germanische Künstler zur Nachahmung zu reizen wohl geeignet war

Aus demselben Grunde, eben wegen der verhältnismäfsig frühen Ent- wicklungsstufe, die unser Ornament zeigt, kann man bei unserem Schmuck auch zweifelhaft sein, ob er wie das Theoderichgrabmal dem 6. Jahrhundert angehört oder noch in das fünfte Jahrhundert gesetzt werden mufs. Zwischen

46 -~

West- und Osti;<)t(Mi (la;^c<,fcn hrnnrlicti wir wolil kaum lati^^c zu sclnvankcn. Denn wenn auch die W'ostj^otcMi im Anfang' des 5. lahrhundcrts t^dcich falls in Italien xciueilt haben, und wenn wir selbst bei I'ioco]) lesen, dals Theo- deiich nach dcMU Sic^c Chlodwigs ühvv den Westt^^otenkcuii^f Aalarich 11.(507) als \\>rmund seines k'nkels Amalatich den K()niL;sschatz der \VestL,'oten von Carcassonne nach l\av(-nna habe brin^Mi lassiMi (v^d. I)ahn, Die K()ni<4c der (u'rmantMi<- , Hd. III. 1 S66. S. 139), so bieten doch die in Spanien erhalttmen OcMikmäK-r W(\sti,fotischer Kunst, insbesondert^ die Votivkronen von (luarrazar, kaum irgend welche nähere IkM-ührun^^spunktc^ mit unserem Schmuck, während wir untcM' tUni italiiMiischen (ioldfunden aus der Zeit der V(jlkerwanderun_s4 weniL,^stens ein demselben sehr nahestehendes Kunstwerk anführen k/inncn : eben die (^'oldenen SpangcMi xon der imter dem Namen Odoakers gehenden Rüstung. Die l bt^einstinunung zwischen beiden Arbeiten, auf die schon Xaue la. a. ( ).) hingewiesen hat, beschränkt sich nicht allein auf das Vor- kommen des sog. ZangetiornamcMits bei freilich verschiedener Anwendung di\sselb(Mi (s. oben). /\uch die Reihen h(Mzförmiger neben Reihen kleiner rechteckiger Zellen finden sich auf den Si)angen wie auf unserer Adlerfibel ornamental \erwendet.

Fragen wir zum Schlufs nach der chcmialigen Besitzerin unserc;s Schmuckes, so ist bereits im Vorstehenden mehrfach kJezug darauf genommen worden, dafs dies bei der Kostbarkeit des GeschmcMdes wohl nur eine vornehme Frau gewefen sein kann. Zudem scheint schon die ganze Art des Schmuckes, die der eigentlichen Volkstracht sicherlich fremd war, auf eine Angeh(')rige des in Kleidung und Sitten mehr oder weniger romanisierenden oder l:)yzantisieren- den ostgotischen Adels, \ielleicht sogar des K(">nigsgeschlechts der Amaler s('ll)st hinzudeuten. W(m- es war, wie ihr Name gelautet hat, wird wohl stets imaufg("klärt bleiben. .AI(')glich, dals die auffällige und ungewöhnliche Hatipt- figur des Ohrgehänges , wenn wir in ihr nicht etwa eine weitere Abart des Zangenornaments xor uns haben, ein grofses lateinisches A bedeuten soll, was nach analogem Vorkonnnnissen wohl zu dem Namen der ehemaligen läe- sitzerin und Trägerin des Schnnicki's in I]eziehung gesetzt werden kcninte. Weiter aber geht unsere Kunst nicht. \\'em es durchaus um einen Namen zu thun ist, dem bleibt c\s unbenommcm, etwa auf des grofsen Th(M)dorich Tochter Amalasimtha zu raten und imseren Schmuck nach ihr zu benennen. Wir anderen bescheiden uns mit dcMn, was durch die Untersuchung mit gröfserer fxler geringerer Sicherheit ft'stgestelit werdcMi konnt(\ Mir wird es schon g(;nügen, wenn durch dieselbe die hohe lUnleutung der neuem Frwerbung des Gei-manischen Musennns klar gelegt woi'den ist.

N ü r n b e r g. T h. IIa m p e.

47

Kachelöfen und Ofenkacheln des 16., 17. und

18. Jahrhunderts

im Germanischen Museum, auf der Burg und in der

Stadt Nürnberg.

m Jahrgant^c 1875 des Anzeigers für Kunde der dcnitschen Vorzeit hat Pissenwein unter anderen buntglasierten 'Jdionwaren auch die c^,0^J^^ Öfen und Ofenkacheln, welche das AIuseiuTi aus der Zeit des gotischen Stiles besitzt, besprochen und in ihren wichtigsten Exemplaren abgebildet'). Eine zusanmienhängende Besi)rechung der \iel zahlreicheren Werke dieser Gattung aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert lag nicht im Plane des genannten Aufsatzes, ein solcher Überblick steht daher noch aus; nur eine kleine Anzahl der neuen Erwerbungen hat im Laufe der Jahre in diesen Blättern ihre Würdigung erfahren.

Die Öfensammlung des Germanischen Museums ist aber unterdefs zu immer gröfserer Bedeutung herangewachsen und man wird wohl sagen dürfen, dafs sie die reichhaltigste dieser Art in Deutschland ist, zugleich von einer gewissen Vollständigkeit. Fast alle Provinzen, in denen die Ofenfabrikation blühte, sind mit Ausnahme des Niederrheins und des nordöstlichen Deutsch- land — in mehr oder minder guten Exemplaren vertreten. Unsere Anstalt zählt heute 41 ganze Öfen in ihrem P^esitz, dazu einzelne Aufsätze, Ofen- modelle, Kachelformen und eine aufserordentlich grofsc Anzahl Kacheln. Als der Unterzeichnete es unternahm, die zum Teil sehr sch()nen Erwerbungen der letzten Jahre, welche den verschiedensten Zeiten und Gegenden ent- stammen, einer Betrachtung zu unterwerfen, da ergaben sich so viele Bezie- hungen auf bereits vorhandene, meist noch nicht publizierte Stücke, dafs es geraten schien, die verschiedenen NotizcMi zusammenzufassen und dem Auf- satz das gesammte wichtigere Material des INIuseums zu Grunde zu legen. Noch eine andere Überlegung trat hinzu. Es war \ielfach nötig, einige in der Stadt Nürnberg sowie auf der Burg erhaltene Öfen mit in den Kreis der Untersuchung zu ziehen; so entschlofs ich mich, meinen Plan dahin zu er- weitern und alle am Ort befindlichen wichtigeren Stücke dem Aufsatze ein- zureihen. Keine Stadt dürfte auch nur annähernd so viele Meisterwerke der Hafnerkunst aufweisen, wie gerade Nih'nberg; scheint es doch auch, als ob die alte Reichsstadt in den Jahrhunderten, wc^lche wir ins Auge fassen, neben der Schweiz und Tyrol einer der Ilauptsitze dieser Kunst gewesen ist.

Es werden sich im Laufe der Untersuchung manche Auslilicke auf die; Thätigkeit anderer (jt^genden ergeben, sei es geli(.)ten durch auswärtige Stück(\ siM es der mannigfachem Bezicdnmgen oder auch des \"ergleichs halber, l^s liegt mir aber dabt;i durchaus fern, eine Kunstgeschichte des Ofens zu geben. wozu mir schon die erford(M'liche, ausgedehnte; Auto])sie fehlt; aus di-mstMben Grunde nuifs ich auch darauf \erzichten, alle wichtigen Stücke Nürnberger

1 Anzeiger für Kumie (kr drutschun Vor/.eit. '22. J.'ihr^. Seile ;!;i IT., (.Ti ff., lifo tf.

48

Urspninf^s, die in anderen Museen aufbewalirt werden, vollständii^f zu berück- sichti,i,UM"i. l^hensowenit^ vermag' ich aber, eine (jcschichtc der Nürnber^^er Hafnerkunst zu schreiben. Hierzu wären aus^cniehnte archivahsche Studien n(')ti^f und das ALaterial wäre aus zahUosen Urkunden zusammenzusuchen. Dazu felilt mir aber die Zeit. Ich habe an geeij^neter Stelle l^^rkundij^un^^en ein<^fezoi,fen und dal:)ei erfahri>n, dafs nur eint^ Durchforschung des gr(")fsten TeiU-s der Nürnberger Archive ein Ri-sultat und vermutlich kein sehr befri(;- digendes ergeben würde. Ich hege trotzdcMU die Hoffnung, im h'olgenden einige brauchbare Notizen beizubringen oder doch wenigstens durch Be- sprechung und, soweit möglich, Abbildung der wichtigeren vStücke dieselben in weiteren Kreisen bekannt zu machen. Jedenfalls sind di(> Werke alter llafnerkunst würdig gr(')fsten Interesses; geh(')ren sie doch mit zu den sch(')nsten Erzeugnissen deutschen Kunstgewerbes, sind vielleicht die sichersten Doku- mente für den wechselnden h'arbensinn unserer Vorfahren und ist es dabei merkwürdig genug, zu verfolgen, wie auch in diesem Handwerk alle Stil- wandlungen der grofsen Kun.st ihren Wiederhall finden. Zugleich ist dieser Zweig des Kunstgewerbes, mehr wie irgend ein anderer, ureigenstes Eigen- tum iniseres Volkes ; denn w'enn auch in anderen Ländern hie und da Öfen angefertigt wurden, so hat doch im allgemeinen eine andere Feuerungsart vorgeherrscht ; ein hervorragendes Interesse an der künstlerischen Ausbildung war also nicht vorhanden und das Gewerbe wendete demgemäfs nur mäfsigen Eifer daran; ja man scheint sich bei der Ausführung vielfach an deutsche Muster gehalten zu haben. Für Frankreich sind aus dem Beginne des 16. Jahr- hunderts dafür interessante Notizen erhalten. Dort führte I^ranz I., allem Anscheine nach zum ersten Male in gröfserem Mafsstabe, Fayenceöfen ein; er liefs 1545 in Fontainebleau einen Pavillon erbauen, der pavillon des poeles genannt wurde: causes des grands poeles, que le roi fit mettre, ä la mode d'Allemagne, pour l'echauffer.'c (Piganiol de la Force, Description de Paris, t. IX, p. 218.) '')■').

2) citiert nach Havart, Dictionnaire de ramcublement et de la döcoration. Bd. IV.

S, 444.

;i) Von den nicht allz.u zahlreichen Publikationen kommt für un.s zunächst in Be- tracht die wichtif^e Pul)likation: Sammkintf von Ofen in allen Stilarten vom XVI. l)is Anfang des XVllI. Jahrhunderts. Ausf^ewählt und heraus^'e^el.ien von yVtlalberl. Röper unter IMitwirkuni^ und mit einem Vorwort von ilans Bosch. Kunstverlag Jos. Abert, München, welches in grofsen Lichtdrucken neben andern die im (jermanischen Museum und auf der Bur^r vorhandenen Ofen fast vollständii^ enthält. Wir eitleren es ik-r Kürze halber; Roeper-Bo(;sch. ( )fen und Ofenkacheln des Museums sinel der Abteilun<i Bauteile und

Baumaterialien eingereiht und trai^en die .Signatur y\. Wir «^feben diese Sij^niatur jedes- mal verbunden mit der Nummer des schriftlichen Katalo^es. Der im Jahre 18öS <^edrurkte Katalo^f dieser Abteiluuf; enthält nur einen kleinen Tiiil, eben die bis dahin <;rworbencn Stücke, l^ei der lieschreibun«^ der einzelnen Ninnmern verwende ich stets den Text des gedruckten und schriftlichen Kataloj^es, ihn, scnveit mein Zweck es ^el)ot, weiter aus- führend und einschränkend. Aul' die Angabt; der karbi-n glaubte ich eine Ijesontiere Sorgfalt le^'en zu müssen; in der Farbe besteht der ^r()fste Reiz und <^erade sie fehlt in der .Abljildun''.

49

I.

Bereits im 15. Jahrhundert war für Aufbau und Gliederung des Ofens der Kanon gefunden, welcher mit geringen Ausnahmen für die folgenden Jahrhunderte Gesetz bleiben sollte ; nur der unruhige Geist des Rokoko ver- suchte es auch hier, die gewohnten Formen zu durchbrechen. Der Ofen gliederte sich in einfachen Feuerraum und Aufsatz. Der Feuerkasten w^ar durchaus viereckig, im Grundrifs oblong, er stiefs mit einer der kurzen Seiten des Rechteckes an die Wand und wurde von aufsen geheizt. Auf ihm erhob sich, meistens etwas zurückgerückt, durch Gesimse, Hohlkehlen oder anderes deutlich von ihm geschieden, der vier- oder vieleckige, öfters auch runde Aufsatz. Der schöne Ofen auf Schlofs Tyrol bei Meran vom Ende des

.jJiebe«^

Fi- 1.

Aus: (i. Semj)(;i-, Der Styl ii. s. w. : \'erlay von F. Hnir.laiiunii, Alüiiclieii. Jl. Aiil'lan't;.

15. Jahrhunderts (vergl. Abbild. 1, wobei auch (M-läuternder Grundriis) sowie das Prachtstück im Rittersaal des Schlosses Hohensalzburg fxon 1501)"*) sind vorzügliche Beispiele dieser Gattung. Innerhalb dieser h^orm gal) t^s zahl- reiche .M(")glichk(;iten architektonischer und i)lastischer Ausschmückung und die späteren Hafnermeister verstanden es denn auch, einen grolsen Reichtum in dem alten Schema zu entwickeln.

4) Ab<^el)iklct bei J. v. Falke, Geschichte des deutschen Kunsti^ewerbes .S. 153 und in Hirth's Formenschatz 1895, Nr. 35 und 148.

Mitteilungen aus dem german. Nationalmuseum. 1899,

VII.

50

l"in(> t'iiif.ulu-ii" ( "ifstaltunt; ziML,*t dvr ci\\:i um IfiOO (•ntst.'Ui(l(Mi(\ Laotische ( )icu unscvcv Sainniluni; aus ( )ch.si'ntui't '). ! lit-i sind l-Cucnaum und Aut- satz ilurcli krint' ( ilit'ck'runi; \()n cinamUM' ^ctr^nnt ; ein cinzii^tM', \ ierucki^cr Kasten steht xor uns cka, (k'ssen untere I killte einkicli riickwärts bis an die Wand toit^etiihit ist. Ol) diese einfacluM-e {''orni die ni s])riinL;liclie Ljewesen, wir wiilstiMi es nicht zu sai^i-n ; trotz der Schiniheit des erwähnten k^xeniplares ist aber cMsichtlich, tlals diese LtKSuni;' des Problems tlie s^erinijcM'e ist, die l'unktion der iMiizelnen keilc^ weniger klar ausspricht, ein(; i^u-\\isse Monotonie der Dekoration xeranlalst imd lani^t' nicht die Akti^diehkciten künstlerischer AusL^U'staltunL; bot \\'\c ']cnc erste. Mit sicherem Takt halxni denn das 16. und 17. Jahrhundert sich (,lurch\\(\<4' an das erste Scliem;i j^ehalten und selbst da. Wo dem Aufsätze' die gleiche /Xusdehnun«^ und dei' gleiche (jrundrils zu keil wurde;, wie der \()rd(M\'n llält'te des unteren Teils, wulste man durch >tarke (li\simse, iluich l)t)ppelrt'ihen \(in Säulen oder l'ilastcrn die 1 rennune zu betonen; nur äulserst selten kehrt die \ erhältnismälsi^ piämitive h'orm des ' )chsenl"uite'r ( )tens wiedei-, so an dem später zu besprechenden (Jten unserer Sanunlun*» A. 'VJi). lu-st das Rokoko yrilT wieder hierauf zuri'ick, da die

Vis. -2.

einheitliche Gestalt für manclie Absichten dieses Stiles geei^-neter schic-n, ohn(^ dafs aber die; gewohnt(\ zweckdic-nlichere Gestaltung \erdrängt werdt^n konnte.

Auch b(„>züglich d(>r Dekoration enthalten die k^eispiele \'on Meran und 1 lolu-nsalzburg gewissc^iinafsen in nuce alle Variationen der spätiM'en ZcMten. Dei' Irucrraum des Meraner Htens zeigt \ icreckige, mit ornamentalen Mustern gezielte Kacheln, welche eine nur etwas bereicherte Abart der alten stt>ts \\irdcrkehi-enden einfachsten Schüsselkacln-ln sind. Wir bilden h\cr (Abb. 2) eine Kachel unserer Sannnlung ab. die ein durchaus ähnliches Muster wie das Meianer aufwiMst. Das Ahiseum besitzt acht derartige Kacheln (/\. 504 51 lai und eine k'.ckkachel, schiisselartig, in dt>r Mitte xc^iieft und mit Rosetten gesehnuickt, \ei-scliie(lenartig bunt glasit'i't. Man stellte sie früher in c'mc l\eihe mit den i;ilschlieh 1 lii'sclnogel zugeschriebenen /Arbeiten und zr)gerte nicht, auch sie diesem .Meister zuzuweisen. Die Zuwi'udung an 1 lirscluogel braucht nach

öl .Ab^'.l.il.h

iliroclicn in

:m iiielu-tach citierlen y\ufs:itze Kssciuvein.s

51

dem heutigen Stande der Forschung nicht widerlegt zu werden. Doch ab- gesehen vom Namen ist auch die Verwandtschaft mit den bekannten Krügen keineswegs sehr nahe. Essenweins Meinung aber, da(s es sich hier um Nürn- berger Fabrikat handle, scheint mir kaum aufrecht zu erhalten. Ist schon das abgebildete Stück denen des Meraner Ofens sehr ähnlich, so zeigt gar eine der Kacheln, sicher wenigstens in den die eigentliche Schüssel um- gebenden und cckenfüllenden Ornamenten, genau die gleiche Zeichnung; während, wie es scheint, die Verzierung der Schüssel ein wenig verschieden ist. Ob die Kachel aus dem gleichen Model gefortnt ist, wie die Meraner der Schmuck der Schüssel könnte ja, wie so oft, durch andern Model er- zeugt werden kann ich nicht entscheiden, da mir ein Vergleich nur auf Grund der für diesen Zweck nicht ausreichenden Aufnahmen der Wiener Bauhütte möglich ist. Zweifellos haben wir aber den Ursprung auch unserer Kacheln in Tirol zu suchen. Der runde Aufsatz des Meraner Ofens ist zu- sammengesetzt aus etwas oblongen, kleinen, viereckigen Kacheln, welche mit Wappen und Gestalten in Relief geschmückt sind, wie auch die Kacheln unseres Ochsenfurter Ofens. Während die Verwendung von Wappen später etw'as zurücktritt, werden die Figuren schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zugleich mit den Kacheln immer gröfser und wachsen schliefslich zu reichentwickelten Scenen aus. Die Gliederung durch Gesimse ist in Meran noch sehr spärlich; die ganze Dekoration aber möchte man eine malerische nennen: da die Figuren für die gewöhnliche Entfernung plastisch nicht sehr heraustreten, so mag man den Anblick mit dem nebeneinander geklebten Bildchen vergleichen. Auf eine ganz andere Zukunft w(Mst uns der Hohensalzburger Ofen. Die Baldachine, Konsolen und Fialen, die rund modellierten Gestalten an den Ecken und die grofsen Figuren bei der Ein- mündung des Feuerraumes in die Wand lassen eine architektonische und plastische Ausschmückung ahnen, die später ihre üppigsten fjlüten treiben sollte.

II.

Die Ofen unserer Sammlung sowie der Burg, welche sich deutlich als k^rzeugnisse der Frührenaissance manifestieren, knüpfen eng an den aufSchlofs Tirol (M'haltenen spätgotischen Typus an, indem sic^ nur Bekr(')nung und ZwisclKMiglieder durch antikisieren! Gesimse klarer Ix^tonen, getreu dem trotz aller Phantastik und allem Mifsverständnis doch nicht zu leugnendem architc^ktonischen Streben dieser Zi-it, das sie von Italien übcM-kommen hatte. Auch ist meistens die runde Form des Aufsatzt^s zu Gunsten der eckigen aufgegeben, in welche di(; Kacheln sich entschieden b(\sscM- eingliedertcm. Wenige Stücke nur sind aus diesei" Frühzcnt erhalten.. Diese seltenen I-^xem- plare nun \-erdienen eine; ausführliche^ läesprcchung und so m(')ge es \cM-ziehen werden, wenn wir länger bei ihnen xerwcnkm, als es sonst den- Rahmen dieses Aufsatzes gestattet.

Der erste hier zu erwähnende Ofen laus den Sanuulungen des Museums A. 820) ist ein prächtiges ljeis[)iel der (jattung (Fig- 3). R(")pc;r-Bösch Taf. o.

Ein vierseitiL,HM- l'\nierraum, cU\ssen IhmcIc xorchMcn oberen Ecken schild- förmig^ abgeplattet sintl ; darauf erhebt sich der achtkantit,H- Aufsatz. Das be- kr('>nende (iesinis ist utni, abcM' ^u-nau ickonstruicrt nach dem eines r)fens der Bur*,', welcher die _t,deichen KaclnMn aufweist. Dei' l''eu(M-raum wird nach unten und oben von eincM' 1 hjhlkehU^ be^ienzt, in der L^'elb^dasierte Löwen

.\us dem ilt.innärhst iiM-lK-iiieiidoi WerluT (iiistuv von Hf/nlil, |)ii; l'.aukiinst drr doiitsclien Renaissaii'" (Haiidbiicli d(;r Architektur) Stutt;rart; \'erl:ig von .Vrimld lit-rgsträsser.

und Greife Hessen; seinem vorderen Kanten ist ein weilser Rundstab vorgele^^t, umflochtcm von l)lau und gelbem Bande. Auf den erwähnten abgeplatteten Ecken sind zwei nackte Erautmgestalten angebracht, welche ein gelbes Schild halten. Die" Kacheln des b'euerraums zeiiien alle die gleiche Darstc^lluu'/, von

53

der wir in Fig. 4 ein Beispiel ^^cben; nur in einzelnen Ecken ist das Bild zusammengedrückt und es fehlt der mittlere Teil. Auf den Kacheln des Auf- satzes erblicken wir allegorische oder mythologische Fraucngestalten in mehr oder minder reicher Bekleidung unter einem Portikus. Weifs, rotbraun, gelb, lila und blau sind die vorherrschenden Farben, die sich von dem grünen Grunde prächtig abheben. In den Kreisen zu beiden Seiten des Portikus lesen wir das Monogramm AF. W., in der aus der Abbildung (Fig. 5) ersichtlichen Form; ob dasselbe auf den Hafnermeister hinweist oder wer derselbe gewesen, wissen wir nicht zu sagen •"'). Die Bedeutung der Frauenfiguren wird uns durch Inschriften erklärt; es sind einmal fünf Personifikationen der freien Künste und zwar: Grammatik, Logik, Rhetorik, Geometrie (Fig. 5) und Astronomie, alle in kaum modifizierter Zeittracht ehrsamer Bürgersfrauen aus den zwanziger und dreifsiger Jahren des Jahrhunderts; dann eine nackte Gestalt mit dem

Fi},^ 4.

Schwert in der Hand, wohl Judith, dazu f^va, neben ihr der l)aum mit der Schlange; endlich noch zwei Gestalten, beidt; wohl aus Ovids Metamorphosen, Hyblis und eine zweite, deren Inschrift keinen genügenden Aufschlufs gilit. Was zunächst an unserm Ofc^n auffällt, ist seine ungemein schlanke Erscheinung, die im Original noch mehr zur Geltung kommt, als in der Ab- bildung. Diese schlanke Form ist mehr oder mindcu- allen in diesem Ab- schnitt zu erwähnenden Öfen (Mgen und steht in scharfem Gegensatz zu denen der vorhergehenden und nachsteluMiden Zeiten, wie auch die bcnierkcmswerte Kleinheit all dieser Stücke; beides zusammen verleiht ihnen ein aufserordentlich Unchtes Aussehen. Vielleicht dafs die; EiJoche, welche noch keine gröTseren

6) In (lern von Direktor Hans }?ü.sch i)ublizi(.Ttcn Verzeichnis der Nürnberger liafnermeistcr (Kunst<fewerbel)I. 1888 S. 34) findet sich kein Name, auf den das Mono- gramin pafst.

54

Kaclit^ln als <\\c Gotik bikU^te und waLjte, ein Clrfülil (kifür hatte, wie wcnif^^ schon tk)ch cM^entüch che L hcreinanikMhäufunt,^ \r)n vier, fünf inid sechs Reihen annähi'ind ^kMchs^rofser ock-r besser kl«Mner Kachehi war und deshalb den Ofen li(d)er so klein lu"rstellt(\ dafs für jcule der zwei Al)t(M!un(^'(^n zwei RtMhen L;(-nÜLjten. Der L'l^er_L(an<4 zum Aufsatz durch ab^^eplattete hxken ist noch ein l berrest di'r Spätj^otik, wir haben ihn schon ani Meraner Ofen Ljcfunden; die nackten Waiiixmfrauen druauf aber führen uns in den k'ornien- schatz der Renaissance ein. In der präcisen h'orni diesen" Abplattuni(, in der schlanktMi und kleinen kj-sch(Mnun_i^f macht sich vi(?ll(Mcht (;in ähnlicher Sinn für Sauberkeit und lünfachheit der k'ormen geltend, \vi(; in manch' anderc;n k'rühzeiten eines Stiles. -- Dafs die llcM-rschaft der i/otischen Architektur

noch kaum x'oiiiber, zei^t uns libriL^ens noch die (-rwähnte 1 h^hlkehle an h'ufs unfl Bekr()nun,q des l^'euerraums.

Die Kacheln hatten schon lieij'en das h^nde des 15. lahrhunderts (Mne wesentliche LJmbildun^ erfahren. X'orluM' kann man unj^c fähr zwei Art(Mi unterscheiden; um es kuiz auszudrück(>n, die Schüssel- und die (A-linder- kacheln. ])ie jiltere, ))i-imiti\ ste k'orm war wie eine Schüssel auf der Dreh- scheibe gedreht, sodann aber \ier /Xbschnitte des i'unden Randes derart um- _c,^eschlaL^('n, dafs die lvach(;l einen (|uadratischen Rand erhielt, der sich zum Aufbauen eint-s Oiens becjuem ei<.,mete ''). Durch Jahrhunderte hat sich diese

■j K.s.sciiwcin iii ilcin nithrfach citicrlen Aulsalzi., S. ;i5 und 3b.

55

rohe Form neben der entwickelteren f^ehalten, obwohl schon um die Mitte des 15. Jahrhunderts kunstreiche Hafner sie einc;r wichtigen Veränderung unterzogen haben. Das Motiv der Schüssel behielt man bei, erzeugte dieselbe aber nicht mehr auf der Drehscheibe, sondern formte sie aus einem Model. Die Schüssel wurde dabei flacher; auch brauchte man keine Abschnitte mehr umzuschlagen, sondern gab einfach dem Model quadratische Form. Diese quadratische Umgebung wurde; nun immer breiter und gewährte Raum für ornamentalen und figuralen Schnmck, auch die Schüssel erhielt solchen, meist jedoch nur ornamentaler Natur. Ein Beispiel haben wir l)ereits oben an der 'i^roler Kachel gesehen. Bald verliefs man aber auch die quadratische Grund- form, ging zur oblongen über, schmückte die Ecken mit Putten und Frauen- gestalten — und die neue Erscheinung der Schüsselkachel, wie sie sich bis in unser Jahrhundert erhielt, war fertig. Die zweite frühe Art der Kacheln >dfh-fen wir in jenen, hohl wie ein Krug gedrehten Cylindern sehen, die, solange der Ihon noch feucht war, der Länge nach in zwei Halbcylinder zerschnitten worden, deren jeder dann einem oblongen oder quadratischen \orn offenen Schildrand oder fvahmen angefügt wurde, oben und unten einen halbrunden Boden erhicilt. Nicht immer ist es ein halber Cylinder, der mit einem solchen offenen Rahmen verbunden ist, mitunter nur ein Cylindcrabschnitt«^'^). Damit war aber schon der Anstofs zur Weiterentwicklung gegeben. Wozu noch die ganze Umständlichkeit, da man ja bereits gelernt hatte, aus einer Form von Holz, Gips oder gebranntem Thon zu formen, da man ja schon den Rahmen aus einer solchen Form herstellen mufste. So kam man dazu, auch den Cylinder zu formen und damit fiel überhaupt die Notwendigkeit der Cylinder- gestalt weg; man gab sie auf und formte jetzt Kacheln mit etwas erhabenem Rand und flacher Vertiefung, welch' letztere durch ein aufgelegtes Relief verziert wurde. Diese gänzliche Umwandlung war schon in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vor sich gegangen. Endlich verstand man. sich auch dazu, das Ivelief zugleich mit der Kachel aus einer Form herzustellen. Vor- sichtig begnügte man sich zunächst noch mit kleinen Kacheln, die selten über eine Höhe von 30 cm hinausgingen, erst nach der Mitte des 16. Säcu- lums fingen sie an gr(')fser zu werden, um dann in folgenden Zeiten zu wahren Riesenstücken auszuwachsen.

Hatten die ältesten Cylinderkacheln den Anblick einer Nische gewährt, hatte man ganz selbstverständlich dem Rahmen, an den sie; gefügt wurden, das Aussehen einer ÜTÜre bezw. einc;s Fensters gegeben, mit Mafswerk, Krabben und allen gebräuchlichen Motiven des damaligen Stiles so pflegte die Spätgotik darauf zu xerzichten. Liebte man doch auch in der Architektur selbst nicht luehr dt:n strengen, architektonisch gedachten Bogen, sondern (ersetzte ihn durch knorriges Astwerk und andere dekoi-ative Spielereien, und mit den gleichen Elementen umrahmte man nun das Ri^lief der Kachel. Die; Renaissance wiederum erstrebte ein architektonisches Gepräge. Auf allen Büchertiteln, den zahlreichtni Stichen und Schnitten der grofst;n und

8) Essen wein, ibid.

56 --

kleinen Meister wird die Scene flankiert von PfeiltM-n oder Säulen, die «gerades (iehälk trai^cMi oder durch einen Bo^^en verbunden sind. |a, für den Rund- lu)L;i'n und i^ai' dic> Nische wai' die ^anze Mpoche Ljeradezu heijeistert hef- tiger st>ll)st und einseiti_L;er, als tlas in dem Mutterlrrndt' des neuen Stiles, in Italien, der h'all war und brachte ihn an, wo sie k(iimtt\ Auf Stichen,

Miniaturen, GtMuälden aller Art, (jrabdenkmälein , in den l"'ül!uni{cn von Schränken, Kanzeln etc., natur^eniäfs auch auf Kacheln, überall finden wir die Nische wieder. War sie doch j^cM'ade Ixm tlen (^'rolsen Meistern, welche di>n SIcl;' des neuen Stiles cMitschieden, das bc^liebteste Motiw ich erinnere nur daran, welche Rolle IJo^UMi und Nische sjjielen in den Werken Hans Bur<4kmairs, Hans llolbeins, Hans Balduni; Giiens und Peter Vischers. Es ist selbstverständlich, dafs die yArchitektur auf Ofc-nkacheln nie von jenem Geschmack zeu^t. wie bei d«,'n i^enannti-n M(Mstern. Auf keinem Gebiet aber hat das Moti\- solche absolute GeltunL,^ ^^ewonntm, keiner der im Folgenden zu erwähncMidcMi OU^n der ersten Zeit, auf dem wir es nicht \orfinden. Vielleicht ist es auch nirgends besser angebracht. Die einzelne Kachel, ob- wohl mit \iek>n andern zusammengefügt, tritt doch immer als solche hervor und dazu eignete sich denn nichts besser als dies Motiv, das hier denselben Entwicklungsgang durchmacht, wie in anderen Zweigen der Kunst; bald Bogen, bald Nische oder ein Kuppelbau von merkwürdiger Struktur, in perspektivi- scher Verkürzung ein Bogen hinter dem anderen; erst phantastisch und vom Ornament überwuchert, dann von immer deutlicherer Betonung der architek- tonischen Glieder. Es ist das sofort verständlich, wenn man berücksichtigt, dai"s die biederen I kifnermeister sich genau an Vorlagen, die ihnen der Kupferstich oder der Holzschnitt bot, hielten. Selten mögen diejenigen ge- wesen sein, die selbständig plastisch thätig waren, wie uns das aus späterer Zeit von Andreas Eeupold berichtet wird, und auch solche werden sich an Vorbilder gehalten haben, umsomehr die meist untergeordneten Thonbildner, welche sonst die Modelle für die Formen herstellten. Man darf sicher wenigstens in dieser Zeit von vornherein ruhig annehmen, dafs Vorlagen der graphischen Künste, später etwa auch Plaketten copiert sind. Es wird nicht immer gelingt.'n, diese \'orbilder aufzufinden, doch thut das nichts zur Sache. E^rst kürzlich konnte (')tto von Falke für verschiedene von ihm in einem Aufsatz des Jahil)uclis dc;r k'fnngl. preufsischen Kunstsammlungen besprochene Krüge Kolnischen Ursjjrungs einen \ ollständigen derartigen Nachweis bringen '■'). Was nun die Kacheln unseres Ofens betrifft, so habe ich bisher die Vorlagen nicht f(\ststcllcn k-r)nnen. Doch will es mich bedünken, als ob für die Fraucn- gestalten <les Aufsatze-s ein Meister aus dem ersten Drittel des Jahrhunderts die X'orlagcn geliefert hat. Dafih' spi-icht einmal di(> Tracht, aber auch die gesamte K(')r])CM-- und (jewandbehandlung, die geradezu vorzüglich genannt werden muts imd auf einen gi-()fseren Meister der Zeit schlicMsen lälst. Gewisse Details in der l-'altcngebung sowie die Projxjrtionen erinnern an Iv-gentiim- lichkeiten des Dürer'schen StiU-s. (Man niirswrstehc mich al)er nicht dahin,

9i jahrhuch der ki^l. preiüVisclieii Kun.st.samiiilun^en. ISM'i. S. ]'>! lY.

57

als ob ich Dürer'sche Vorbilder vermuten wollte;.) Auch die architektonischen Formen weisen auf diese Frühzeit, so weni<,^ man sich sonst auf ihre Angaben verlassen kann. Die Betrachtung des folgenden Ofens giebt uns indes darüber gröfsere Sicherheit, für dessen Kacheln, die Gegenstücke der unsrigen, es mir gelungen ist, die Vorlagen aufzufinden.

Die Ausführung der Reliefs ist eine recht gute, selten finden wir eine mit geringen Ausnahmen so treffliche ?^Iodellierung. Auch die Glasur ist mit grofsem Verständnis aufgetragen, sie hat die Formen kaum verwischt und ist von leuchtender Frische. Das Museum b(\sitzt noch eine, offenbar zu demselben Cyklus gehörige Kachel (A. 962.) mit der Darstellung einer von hinten gesehenen nackten Frau in der gleichen architektonischen Um- rahmung mit der Überschrift -IIll- LIBERAZFI, die ich leider nicht zu deuten weifs. Trotz der argen Zerstörung des Stückes erkennt man noch seine ehemalige Schönheit : die Modellierung des Rückens und der Schenkel ist von einer in diesem Kunstzweige geradezu überraschenden Weichheit und Wahrheit.

Die gleiche Form des Aufsatzes, wie der eben besprochene, zeigt der Ofen im Vorzimmer der Königin auf der Ikirg (Röper-Bösch 1 af. 5). Der Feuerraum, aus grünglasierten, ornamentierten Schüsselkacheln und je einem grofsen Medaillon mit dem etwa zweidrittel lebensgrofsen Kopfe eines antiken Helden in der Mitte jeder der drei freistehenden Säulen, endigt in einer Hohl- kehle, in welcher wiederum Löwen und Greife; gelagert sind, an den vier Ecken sind kleine, gelbglasierte, antikisierende Medaillons ang(J)racht. Darüber erhebt sich der neunseitige Aufsatz. Der Ofen ist in späterer Zeit aus zwei unvollständig erhaltenen zusammengesetzt worden und zwar vermutlich \on Heideloff. Diesem gebührt das Verdienst, fast alle auf der Burg heute auf- bewahrten Öfen Nürnberg dadurch erhalten zu haben, dafs er sie aus Privat- häusern der Stadt, wo sie sich ursprünglich befanden, gelegentlich seiner Restauration der Burg für diese erworben und dort aufgestellt hat. Vielfach wurden dabei wohl Stücke verschiedener Ofen zu einem vereinigt. Es ist danach grofse Vorsicht in der Beurteilung geboten, umsomc>hr als solche; Zusammensetzungen schon in alter Zeit geschahen. Sei es, dafs einzelne Teile schadhaft geworden waren oder aus anderen Grihiden; wir finden häufig einen aus dem 17. Jahrhundert stammenden h'euerrauni an einen Aufsatz tles 16. Jahrhunderts angeflickt oder umgekehrt; auch einzelne Kacheln wurden so einem alten Ofen eingefügt. Doch damit nicht genug. Die Model er- hielten sich Jahrhunderte lang in den Werkstätte^i und wurden häufig wieder gebraucht; weifs man doch sogar von Modeln d(;s 16. lahrhundcM-ts, aus (Umicmi ein Rothenburger Hafner noch in unserer Zeit Kacheln hinstellte^; t;inen ähn- lichen Fall teilt mir Dr. Stegmann aus seiner hj-fahrung mit. Nun wird man manchmal schon aus der flauen Erscheinung der Kachel auf cMn(;n abgenützten und vielfach gebrauchten Model schlieisen dürfen, aber nicht imnK;r sichc-.r. Bessere Handhabe gewährt uns schon die Glasur: ist (;in den h\)rmiMi nach aus verschiedenen Jahrhunderten stammender Oten in ghicliniäfsigcr Weise- glasiert, so werden auch die scheinbar älte-ren Kache-ln erst in späterer Zeil

Mitteilungen aus dem german. Nationalmuseum. 1899. VIII.

--- ns -

aus all(Mi Mixlcln ^rfornit sciii; endlich ^iht drr in der [nMiialunL,' bekundete [•"aibensinn einen \vcMt\ollen l'^ini^iMzcMi^. Doch niuls zuL{t;.standen weiden. dat's wir in \ ielen Fällen tMn i^an/ sicheres Urteil nicht anssprecJH'n kc'innen. Ix'i dem \n Rede steheiulcMi Uten indes darf es als zweifellos ^feiten, dafs .Aut'sat/ lind llohlktdile nebst kU-inen ^h'daillons aus einer, der l''eui'i"rauni und die L^rofstMi Medaillons das^fCL^cn aus spätt-rtM' Zeit stanunen, wohl erst \()ni l''.nde des Jahrhunderts. Letzt(,M-i\ iibriijens schr)ne Stücke, werden daher (Mst an passend(M- Stelle dic^ i^ebührende lüwiihnuns^" tinden.

Unter tien bunt^lasierten Kacheln des Aufsatzes kehrt eine des vorhin bespi'ochenen {)fiMis witHler, dic> ivluitorika. Aus derselben Werkstatt niiisscn aber auch die' übrii^en Stücke^ lu'rvorj^Ci^anLien sein, wii; ihre ri)erc;instinimun<^^ in xMK'm xcrrät; auch die Architektur ist die _L;leiche, nur sehen wir an der l)(\L;enliMbunL; dort fehlende ^^okji'ne Sternchen. Dic^ hier vertrt'tenen ("yklen sind ebenfalls nicht \(illstäntli^". ivs sind einmal in der oberc'u Iveihe drei \on den tlK'trichten und klugen juni^frauiMi und zwar auch hier, wie- auf ilcn Personifikationen der frcicMi Künste sind die Nummern an^fe\^eben Xr. 111. \" und \'lll (\cv Serie, von denen III und \dll nochmals wiederkehren. l'\'rner eine k'\a und sichtlich zur Ergänzunf,^ einer fehlenden hineingeflickt, eine grünglasiertc> Architektur. Die untere Reihe zeigt die drei guten Christ(;n : Kaiser Karl der Grofse, K(")nig Artus und lierzog Gottfried; zwei von den guten luden: ludas Mackabäus und K(')nig David; einen der guten Heiden: Alexander den Grofsen. Dazwischen der ruhig dastehende Christus, eine grünglasierte Schüsselkachel und eine bunte Genrescene. Die beiden letzten, von durchaus andrer Behandlung, hineingeflickt; aber auch der Christus wohl niclit an seinem urs[)rünglichen Platze; statt dieser drei wird früher die Serie der guten Christt'u. HtMden und Juden vollständig gewesen sein. Wir sind diesmal imstande, die X'orbilder anzugeben. Diese waren für die Bräute Christi die Holzschnittfolge mit dem gleichen Sujet des Nikolaus Manuel Teutsch von 1518 (Bartsch 1 IH). In Einzelheiten hat sich der Thonbildner einige P'reiheiten genonuuen. ist aber dann wieder einiual sklavisch treu, wie bei der lungfrau Nr. VHP wo er sogar das Netzmuster (U'r Schuhe \ersucht hat, wiederzugeben, ebenso die Zaddelti'acht des iXrmel und den phantastischen Kopfputz: Dinge, die natürlich aus <\cAn Model und unter der (jlasur nicht scharf herauskamen, sondern \t'rschw()mnu:n sind. P'ür die guten Christen, lleid(m und Juden haben (]\i- I lolz^-chnitte Ilans fSurgkmaii's \on I;~)19 (l:>artsch64 69) als Vorlagen ge- dient. Aus den Cjru])pen, welche jeweils die drei zusammengehinigen Helden bc-i Purgkmair liilden. hat der 'Prinbildner die einzelnem herausgel()St ' "). aber ihre Stellimg beiliehalten , welche somit nicht mehr recht motixiert erscheint. i)am-gen hat er in richtiger pj'kenntnis der (Frenzen seinen' Kunst das Kostüm zwar in allen Hauptsachen getreu wiculergegeben. die allzufeinen Details aber zum Teil weggelasst-n. zum Peil \ergrribei-t. So die Krone des KcMiigs Artus;

in^ M(j^lich( rv\( i.sc reich statt der liurs^lcmair seilen Dri^^inak: die Nachliililun^'en iler>ell)en ilurcii 1 )aiii(i lluj.trr l'iartscli ,'1;! .").""), in welciieii zwar tlic 7.eichnun;j; lUiryk- inair.-^ ^^eiiau koiiieit ist, alx r dit: liiidcn .luseinandtT^crückt und u eitc Zwiscliciiräumc zu i.scheii ihnen i'iia>.sen sind.

59 -

so hat er dann bei allen drei guten Christen die Schilde weggelassen, dafür Kaiser Karl den Reichsapfel in die Hand gegeben. Im übrigen gibt unsere Abbildung (Fig. 6 und 7) ein Beispiel für das Verhältnis der Nachbildung zum Original. Die Kachel, im Besitze des Museums (A. 537) gehört zu der Serie des Burgofens ; sie zeigt uns denjenigen der drei guten Juden, der dort fehlt : Josua. (Der untere Teil ist angeflickt und zwar in früheren Zeiten merkwürdiger Weise in Alabaster.)

Wir dürfen wohl annehmen, dafs alle diese Kacheln nicht allzuspät nach ihren Vorbildern entstanden sind. Auf Grund der letzteren allein wäre das ja noch nicht zu folgern. Der ganze Charakter dieser Ofen weist aber so sehr

^vs. C.

Fit'.

auf die Frühzeit, die Kaclieln des erstg(>nannten OfcMis habcMi uns aus ver- schiedenen Gründtni etwa tlic zwanziger lahrc; des Jahrhunderts als l^ntsU^h- ungszcMt wahrscheinlich erscheinen lassen, dafs nach alliMu kern Zwcifc^l mehr am Platze ist. Wir habc:n bis \ct7.t \'ier Serien k'ennc^n gel(M-nt, wc^lche alK- die gleiche GrcHse, gleiche (jlasur und den gleichen architektonischen RrdimcMi zeigen. Auch ihre Behandlung ist durchaus übt^-cMUstimmend ; g(n\isse klt^nt^ Verschiedenheiten nur deuten (larauf, dafs X'orlagen \ cM-schiedener Künstler benutzt worden sind. Wir werden spätc-i' noch, an iMmuu Ofen in Zwickau. drei weitere dazu gehörige Serien k'cnncMi lernen. Allem nach düi'ien wir vielleicht annehmen, dafs alle diese Kacheln einen' einzigen Idainer-

60

wtTkstätti' cntstamnuMi, welcher l'^rai^^c wir am Schlüsse (li(\ses Abschnittes nälicr treten werdcMi. Sie sind wahrscheinlich in j^rofseM- Zahl vorräti^f i^c- \\(-sen ()(l(-r wurclen. iirsprünLjlich für bestimmte ( )fen her^f(\stellt , dann in lu'lii^bii^er Weise zusammenL;es(>tzt und verwendet. Doch k(diren wir zu dt-m ( Men im X'orzinuner der KTini^in zurück, l'nsre Aufmerksamkeit ver- dienen nueli die kleinen Mculaillons, welche an Stelle der l)eim xoriqen Dfen erwälmten schildf(")rnü<^' abL;ei)latt(>ten k",cken mit \\'a|)])en und wappenhalten- den ( "i(\staltiM"i hier den l'biMi^fanLj xon l'"eueri-aum in Aufsatz \-ermitteln. \)\c Medaillons iTisen diese -Aufgabe i^u^wissermalscn in modern(M-(>m Sinne; diese /\rt hat dcMin auch sclun'll /Anklani; Ljefunden und eine s^u'öfsere Verbreitung^» eilanL;t als die erste. Das ^bls^-um besitzt zalilreiche interessante Beispiele thuon, denen wir im nächstc-n Aufsatz (muIl^c ZeilcMi widmen werden.

Fitr. 8.

I)ie Sujets, mit dental man dic^ Kacheln verzierte, variieren indes sehr. l'',s ist ja wohl die (Mufachste Art der Ausschmückung, die man sich denken kann; (Mue einz(^lne i-'i^nir mit oder ohne /Xrchitektur. Sie war aus L',otischer Zeit übernommen woi'den und man (ind(;t zahlreiche Beispiele da\T)n abgebildet in den niehifach citierten Aufsätz(M"i l'>s(Miw(Mns. Da sind es haui)tsächlich 1 [eilige, welche d(Mi Ofen schmückten. Der mehi- weltlich«- Charakter der Ren.'i'ssance aulsei-t sich sofort in ilci starken kjnführun^ \(in (jestaltcm aus dei- MN'tholoi^ie und Cjcschichte des klassischen Altertums; dazu treten immer h,'iufiL;er /Mlei^'oi'ien und Personitikationtm. Daneben abcM" verschmähte man nicht, Pei-onen in Zeittracht ohne bt\sondere Bedeutung auf den Oefen an- zubringen, b.in L;iite- Beispiel gebtm wir davon in /Xbbildung <S. Die Kachel (A. I17.ÖI gelii'irt zu ilcn besten des Museiuns. Der Mann trägt die Tracht, wie ^ie im zw<'iten X'iertel des lahrhunderts l)ei den \'ornehmen , adeligen

61

Herren Mode war. Sehr geschmackvoll ist die FarbenzAisammenstellung des Kostümes. Die hell-lila Schaiibe mit herabhängenden Vorderärmeln ist mit breitem, blauem Besatz verbrämt ; von derselben Farbe ist das Barett. Das Wams ist gelblichgrün, rotbraun besetzt, rotbraun sind auch die geschlitzten Aermel unter denen weifses Futter zum Vorschein kommt. Über dem Wams sehen wir das weifse Hemd , das mit einer breiten gelben , blauver- zierten Krause am Ffalse abschliefst. Grasgrün sind die gelbgefütterten, geschlitzten Hosen, ebenso die Strümpfe. Auch die Schuhe sind geschlitzt. Die Figur hebt sich ab von kuichtend orangegelbem Grunde , der fast etwas grell erscheint , aber den V^orzug hat , die Gestalt scharf hervor- treten zu lassen. Die Gesammterscheinung des Ofens mufs aufserordent- lich leuchtend und lebhaft gewesen sein und hat jedenfalls ein charakte- ristisches Beispiel der grofsen Farbenfreudigkeit gegeben, welche die Frühzeit des Jahrhunderts auszeichnet. Glasur und Modellierung sind von präciser Aus- führung; die sehr einfache Architektur, ein Bogen, bei dem auf jede weitere Perspektive verzichtet und bei dessen Bemalung alle Rücksicht auf die Wirk- lichkeit aufser Acht gelassen worden, ist glcMchsam ein erster gi'ober Anfang jener später so glänzend ausgebildeten Nischenarchitektur. Das Ijcrliner Kunst- gewerbemuseum besitzt eine vielleicht verwandte, wiewohl etwas spätere Kachel, auch mit der Figur eines \'ornehmen Mannes geschmückt; sic^, ist abgebildet b(M Otto von Falke, Majolika (Handbücher der kgl. Museen) S. 189, der einen Ursprung aus Oberdeutschland oder Tyrol annimmt. Lieber die Provenienz unseres Stückes sind leider keine Notizen erhalten.

Wie schon erwähnt, hat die Renaissance nur selten auf einen architekto- nischen Rahmen ganz verzichtet. lüines der wenigen I]eisi)iele in unsiMer Sammlung ist die Kachel A. 1174 mit einem nackten Knaben auf gelbem Grunde in grünem mit Blättern verziertem Rande. Die Form dürfte den vorzüglichsten ihrer Art beizuzählen sein. Zeichnung und Modellierung des Knabenkörpers deuten auf hohe Vollendung; leider ist die; Ausführung unseres Exemplares sehr ungenau und auch die Glasur schlecht aufgetragen, dabei ganz von Bläschen durchsetzt.

Nürnberg. Max Wingenroth.

Jagdscenen aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts.

'?!{^och lange nach der Erfindung und h^inführung der Feuerbüchse war j^ es Brauch, den Hirsch mit HunckMi zu jagen, ihn zu stelhMi und ihm den Fang mit dem Schwert zu gelten. Das New jägerbuch Jacoben von Fouilloux<-, das 1590 bei Bernhart jobin in Strafsburg in deutscht^' L'bersetzung erschien, lehrt nur diese Art der Erlegung des Hirsches, wie überhaupt die Parforcejagden in Frankreich ausgc^bildet worden sind')- Sollte sich der Hirsch aber in das Wasser flüchten, kein Schiff bei der Hand, der Jäger aber des Schwimmens mächtig sein, so sollte sich dieser entkleiden imd

1) V^l. Franz von Kobcll, Wikhuigcr. (Stutty. 1859) S. 3:5.

62

mit fincin Ddlclic Ix^watfnct in das Wasser i^'eluMT und dein Hirsch d(Mi h'an^ Ljchen.

I)i(^ ]:\'^d auf den 1 ürsclitMi, den edltMi I üiscIumt, wie er genannt wurde, ward als dii^ \(>rnelinist(^ dcv |a<4(l(>n an;^U'S(>hcn. I )ic )ä^(M- inulstcMi für den lai^dherrn in 1 lolz zieluMi und den 1 lirsch suchen. Ml;. 1 scheint uns chese Tliäti^keit des läi.,UM-s darzustellen. ()l)L;l(Mch die I liinde dem Hirschen schon ti(ise auf dem Xack(Mi sitzen. Mit dem I liftliDrn L;il)t der |ä^fer sowolil seinen la^'d.^cst'llen als den Hunden Zeich(-n. Die I )aistellunL; ist dem \V(M-k(; ; I\imicius, vita lvs()])i tabulatoris clarissimi e Ljreco latino facta (s. 1. et a.) ent- nonmiiMi, wt^lches nach Hain ( Xr. 326) in Au^sbur*^ «gedruckt \vurd(^ und der d(M- Zc\{ um ]4<S() an_i4t-h(')ren diirftc^-). Sie hndtU j sich als Illustration dt;r b'abel VII des 111. I-)Uch(\s : De ceiuo ci vcMiatore.

^^^^

Die eii.,fentliche Jagd auf den Hirschen dürfte Fi_g. 2 darstellen. Der :;er folgt hoch zu Rofs dem HirscluMi , in seiner Unken das einschneidige gdschwert imter dem .Arm haltend, mit welchem er d(Mn HirschcMi den Fang ben will. X'on Hunden sieht man niclils mehr, nbglcMch sie in W'ii-klichkeit :her nicht fehlten. Die Darstellung ist im genanntcMi W'iM'ke enthaltcMi als u.^tiation \()n babel l.\ des \ierten buches : Di' equo, ceruo et xnMiatore. Weniger Munehm, aber nicht minder beliel)t, war die lagd auf die HascMi. l'Ouilloux lägi-rbuch ■■ I finden sich über diese Tiei-e iolgende X'erse: h'.in I laafs bin ich genennet, scdir klein \ on Leib, Dem Ade! beuor, \iel freud \nd k'urtzweil tin^b. \'()n Xatur hui'tig, fertig \nd fast geschwind, \'ber all 'Ihier, das schnellautlendst so sich findt.

'Ji \'^1. diese Mi'lU;.i!iiiij4cii I;ihr^';iiiL; l.S'M S. '_'L' iL u. 1 ff. :;! S. 0<).

63

Auch der Hase wurde par forcc gejagt. Die Jagdbüclier des 16. Jahr- hunderts enthalten besondere Ka[)itcl von Bosheit, List und Geschwindigkeit

]-'i2-. ■■>,.

der Hasen, so die Parforcc^-jäger wissen solltc-n. Des I lolzsclmitt l^'ig. 3 zeigt wie der Jägerkneclit die 1 lasen aufgejagt, damit i\cv Jäger zu Kols auf die Fahrt* reiten hcinne. Mit dem 1 lorne gibt er dem Jägt'r und den 1 lunden

64

Sif^nal. Die ncbtMistchrndo narstclhinj:,» ist eine Illustraticm der Va\). VIII des 2. Buclics des aiiL^nd'ührten Werkes: De leporihus (;t ranis.

Die Füchse wurden ausgeL,naben , mit l^'allen , Garnen und Luder ge- fangen')- Nach einem Holzschnitte in dem genannten Werke, welchen- Fab. V der 1-Lxtra \'agantc\s *de vuljx" c;t catto« illustriert, wurden sie ab(;r auch par force gejagt. Möglicher Weise ist diese Darstellung aber auch eine F'reiheit des KünstU-rs, obgleich in der Gegenwart ja der F'uchs noch auf diese Weise gejagt wird und sein Name mit tliesen Jagden eng verbunden ist.

Nach dem Büchlein Waidwergk< o. C)., Dr. u. J. (ca. ISOO) fing man zu dieser Zeit Hirsche, I lascni uml F'üchse auch mit Netzen, letztere beide auch mit Strickung, F'üchse in I^'allen. In diesem Buche ist auch von Hirschen

r^

Fi.iT. 4.

die Rede , welche vom Geschofs verwundet sind und deren Blutspui'en mit klcinc'n Hündlein verfolgt werden. Zu Lebzeiten Kaiser Maximilians I. begann sich der L bergang \()n den alten Schiei'swatTen, dem Handbogen, dem eng- lischem Handbogen (aus l^ibenholz) und der Armbrust, zu tk^n F^euerwaffen anzubahnen. Kaiser Ma.ximilian hat mit den alten Waffen noch selbst gejagt un(] sich im Weilskunig mit solchen, nicht aber mit Feuerwaffen, dai-stelK'n lassen.

4) Ncuw Ja^ vnml W'eydwcrck P)uch. l'raiikf. a. M. Si<4in. Fcycrabciuh 1582. 151. inua. Nürnl)erg. Hans Bosch.

65

Wissenschaftliche Instrumente im germanischen Museum.

(Fortsetzung.)

;ie Neigung der Instrumentenmacher des 16. und 17. Jahrhunderts, ihren Instrumenten eine mögHchst universelle Verwendbarkeit zu geben, hat sich an einem Instrument bethätigt, welches die Form eines Zirkels hat und als solcher dienen kann. Ob das Instrument vielleicht für markscheiderische Zwecke bestimmt war, könnt eich nicht ermitteln. Das Instrument W. J. 238 (Fig. 46) ist bezeichnet Christoffcrus Schisler mc fccit Augustae anno domini 1555. Es ist nicht ganz vollständig. Die Schenkel des Instruments haben U-förmigen Querschnitt und sind an der Innenseite offen. Die Spitzen stehen in der Fortsetzimg des Rückens und können demgemäls nicht vollständig geschlossen werden. Aus jedem Schenkel kann ein Ouerarm herausgeklappt und in den gegenüberliegenden eingehakt werden, so dais eine doppelte feste Dreiecksverbindung hergestellt ist. Auf der Vorderseite des Kopfes ist eine Bussole angebracht, mittels welcher das Instrument in horizontaler Lage orientiert werden kann. Auf den zunächst anstofsenden Teilen der Schenkel und auf dem inneren Querarm ist eine horizontale Sonnenuhr für die Polhöhen von 47 ^, 48 " und 49 " verzeichnet. Leider fehlt der Zeiger. Auf der Rückseite des Instrumentes befinden sich am Kopf und an der Mitte des äufseren Querbalken Ösen zum Einhängen eines Fadens bezw. eines Bleilotes. Das festgestellte Instrument kann also auch als Lotmafs benützt werden. Aus den Schenkeln können zwei Haken herausgezogen werden, welche gestatten, das Instrument an einer horizontal gespannten Schnur aufzuhängen. Ob diese Einrichtung mit der Verwendung als Lotmafs im Zusammenhang steht oder was sonst ihr spezieller Zweck war, ist mir nicht klar geworden. Ist der Zirkel auf 180" geöffnet und sind die Haken ganz ausgezogen, so hat das Instrument die Länge eines Werk- schuhs und kann als Mafsstab dienen. Es ist in 12 Zoll und diese in je acht Teile geteilt. Endlich befinden sich auf der Vorderseite des einen Schenkels zwei Ösen, in welche ein rechteckiger Stab gesteckt werden konnte. Er fehlt, sein Zweck ist also nicht mehr zu bestimmen. Das Instrument ist aus Messing und vergoldet.

Lineale und Instrumente zum Auftragen von Winkeln,

Nächst dem Zirkel ist das Lineal (dic> Regel) zum Auftragen gerader Linien das wichtigste geometrische^ Zeicheninstrument. Seinc^ Anwendung geht in die Tiltesten Zeiten zurück und seine l^'orm hat sich sc^it dem Altei- tum kaum verändert. Lineale^ aus älterer Zeit haben dt>shall) fast nui- durch ihre Ausstattimg Interesse. Wir haben drei Lineale aus Messing aus dem 17. Jahrhundert. Künstlerische IjcMJcuitung kommt ihnen nicht zu; die heidiMi gröfseren aus den Jahren 1607 und 1620 sind Messingschienen mit (.'intachen Ornamenten an beiden EikKmi. das dritte ist eint' dünnt^ ?\lessing])latte, auf

Mitteilungen aus dem german. Nationalmuseum, 1899. IX.

66

wc^Ichc c\nc zwoito mit allerlei Durchbrechun^fen cinfachsttM' Art aufgcnict(^t ist, während auf der Rückseite ein Mafsstab eingraviert ist.

Die meisten ^geometrischen Zeichnun^um werchMi von (Mnc>r, oder von zwei aufeinander scMikrechten Grundlinien (Süd-Nord und ()st-W(\st, oder horizontal und vertikal) aus aufgetragen. Mari mufstc; deshalb darauf bedacht sein, Instrumente zu haben, welche ^erstatteten, diest; (jrundlini(;n zu ziehen und immer wieder zu finden, ohne sie. konstruieren zu müssen. Diese Instrumente sind die ReifsschicMie oder der Anlegcrwinkel und das VVinkelmafs. - Auch si(> i^idien in frühe Zeit zurück. Im 16. Jahrhundert wurde die Reifsschiene Richtscheit j^'enannt, ein Name, der durch Dürers Unterweisung der Messung mit dem Zirkc^l und Richtscheit auch uns noch geläufig ist. Sie war damals nicht so eingerichtet, dafs der Ilolm über den Rand des Zeichnungsbrettes herabreichte, sondern dii-ses hatte an einer Seite (ünen erhöhten Rand, an welchen das Richtscheit angelegt wurde, (vgl. Paulus Pfintzing, Methodes geometrica S. S. XIX und XX).

Ist eine zweite, auf der ersten senkrechte Hauptrichtungslinie erforder- lich, so wird sie mit dem Winkelmafs aufgetragen. Das Winkelmafs bestand entweder aus zwei im rechten Winkel zusammenstofsenden Regeln, wie es

Fig. 47. Winkelmafs aus dem 18. Jahrhundert. W. J. 945.

heute noch von den Zimmerlcuten und Schreinern benützt wird, oder es war ein rechtwinkeliges Dreieck. Bei ersterem sind die Regeln entweder fest- stehend, oder sie können um eine Axe gedreht und zusammengelegt werden, lun solches Instrument (W. J. 945) aus dem 18. Jahrhundert (Fig. 47.) hat am inneren Ende der Regeln tnne auf deren Fläche senkrechte Axe und auf beiden Seiten Nürnberger, Pariser und Wiener Zollstäbe und Kalibermafse für lüsen, Blei und Stcnn. P^ei einem zweiten von Menard in Paris (W. J. 259), aus dem 18. Jahrhundert drehen sich die Schenkel um eine in ihrer gemeinsamen Kante; liegende Axc\ Auch hier tragen die Flächen verschiedene Mafsstäbe, den Pariser Fufs und Reduktionen desselben.

Das (lr(Mt;ckige Winkelmafs war urs])rünglich wohl nach dem pythago- räischen Lehrsatze mit dei" Hypotenuse = 5 imd den Katheden = 3 und 4 konstruiert; wann die jt;tzt üblich(Mi Dreiecke; mit eleu Winkeln 90 '\ und zwe:imal 45", sowie; mit 90'*, 60" und 30" aufge'kommen sind, we;ifs ich nicht anzugebe;n.

Unten' ciem Instrunu'nte'n, mit we^lchen Winke'l von be"liebige;r Grölse auf- getragen we;i-den können, ist eler Transportenir elas \ ci-bre'itetste. Über Ort

67

und Zeit seiner Erfindung konnte ich nichts ermitteln. Der Name deutet an, dafs er aus Frankreich stammt, obwohl er dort den Namen rapporteur trägt.

Gewöhnlich besteht der Transporteur aus einem an eine Regel ange- legten Halbkreis. Der Raum zwischen beiden ist bei den Transporteuren aus undurchsichtigem Material ausgeschnitten , und der Mittelpunkt des Halb- kreises auf der Innenkante der Regel markiert, Der Halbkreis ist je nach der erforderlichen Genauigkeit iri Grade und halbe Grade (oder Stunden) ge- teilt, oder es haben die Grade noch eine Teilung durch Transversalen. Prä- cisionsinstrumente haben wohl auch eine um den Mittelpunkt drehbare, mit einem Nonius versehene Alhidade, deren eine Kante den Mittelpunkt trifft und den gesuchten Winkel angibt.

Die Anwendung des Transporteurs ist einfach; soll ein Winkel gemes- sen werden, so legt man die Regel so an den einen Schenkel an, dafs der Scheitel des Winkels im Mittelpunkte des Halbkreises liegt und liest an dem Punkte, in welchem der andere Schenkel den Teilkreis schneidet, die Grölse des Winkels ab; soll der Winkel aufgetragen werden, so trägt man zunächst

Fijr. 48. Transiiorlour. 18. Jalirliimderl. \V. .1. 2.58.

den einen Schenkel und auf diesem den Scheitel d(;s Winkels auf, legi die Regel wie bei der Messung an und bezeichnet vom Rande des Teilkreises aus einen Punkt des anderen Schenkels, wodurch desstm Richtung festgelegt ist. Fig. 48, ein Transporteur aus dem 18. Jahrhundert (VV. J. 258) bedarf nach dem Gesagten keiner weiteren h'rläuterung.

Aufser den halbkreisförmigen Transporteuren koumien auch rechteckigi- vor. Schon Benjamin Bramer hat 1617 die Konstruktion ein(\s solchen in seiner trigonometria planorum mechanica angegeben. W'ir besitzen keinem rechteckigen Transporteur.

Fig. 49 stellt einen Transporteur für bergmännische Zwecke (W. J.o52) vom Ende des 16. Jahrhunderts dar. Das Instrument ist c>in aus Birnbaum- holz gefertigter Quadrant, die Ränder mit der Teilung und die Alhidade^ sind aus Bein. Der Quadrant ist in 12 Stundest! und jede Stunde in acht 1\m1c geteilt; die beiden Radien sind in acht und jeder von diesen wieder in \ier TeiU> geteilt, die gleiche Teilung trägt die Alhidade. Der Mafsstab entspricht

öS

riiieni LachtcM, das in (SO Zoll L^ett'ilt ist, so dafs jtulcr nau])tt(Ml 10" bcdcu- trt. Von den UnttMtluMlunjfon der I.achterniarsc, hc\ wcdchcn also jeder T(m1 einer I,än>j;e xon 2 ' j " (Mitspricht, gehen Parallele zu den beiden Radien aus, so dafs die j^anze h'läche in kleine Quadrate gestellt ist. Ist nun die Länge und die XiMgung einer donlegigen (schrägen) I>inie gegeben, so läfst sich da- durch, dafs man den Zeig(M- auf die b(>tr(.>tTend(> Stundc> stellt und ihre Länge auf dem auf dem Zeiger angebrachten Alalsstab b(;obachtet, zugleich ihre Sohle und ihre Seigerteut'fc\ d. i. ihr(; horizontale und \-erticale Projektion auf dem histrunumt ablesen inid umgekehrt kann aus Sohle und Seig(M-tc;uffe die Donlege und Längc^ der donlegigcm Linie dinch P^instelkm des Zeigers bestimmt werden und es k()nnen die Grcifsen mit dem Zirkel abgegriffen und auf die Zeichnung übertragen werden.

Ki^'. i;i. <iii;iili;it iTr.insiinilcui) IVir iM^ririiiMiinisclic /vvrcko. (';i. Hi(Kl. W. .I..'%Ü.

Ein anderc^s, dein vorigen gleichzeitiges vielleicht von demst^lben Meister g(>fertigtes Instrument, (W. J. 246), bezeichm-t W. P. L59S, Fig. 50 dient dem gleichen Zweck. Ms ist das, welches der Ahnster auf seinem Bilde in der Hand hält (vgl. Jahrg. 1897. S. 88.) Das Bild ist deshalb von Wichtig- keit für die Kenntnifs des histrumentes, weil unser Exemplar nicht voll- ständig ist.

Das Instrument besteht aus (Mner festc^n Regel, einem Quadranten mit Stimdenteilung und cmucm" um dessc;n Mittelpunkt drehbaren beweglichen Regel, an welcher ein Stift angebracht ist der bewirkt, dafs die bewegliche Regel nicht über den Nullpunkt der Kreisteilung herc;inklappt, sondern in dieser, der festen Regel, i)arallel stehen bleibt. Die beiden Regeln sind in 22 Teik; geteilt (^Längc; des Mafsstabc;s 13,65 cm.), die Teilung der bt^weglichen Regel beginnt im Drehpunkt, die der festen senkrecht untcM' diesem.

Zu dem InstnniKmt gehört ein Winkelmafs, das jetzt fehlt, in unserer Zeichnung aber nach dem liilde ergänzt ist. Dieses ist in der gleichen Weise wie die andcicn l\(-geln geteilt, seine Teilung beginnt aber erst in (mucmii Ab- stände von dem Scheitel des Winkc^ls, der dem des Mitteljjunktes des Quad- ranten von der festen Rc-gel gleich ist. Mittels des Instrumentes lassen sich ähnlich wie bei dem \oiigen aus Länge und Donlege einer schrägen Linie

69

deren Sohle und Seigerteuffe und umgekehrt ablesen. Die Genauigkeit des Instrumentes ist gering, es hat ferner den Nachteil, dafs die Kante der be- weglichen Regel deren Drehpunkt nicht trifft.

Ki^^ W. VVinkoliiisinimciii fiir bcrfniianiiischc Zwgc1u_>. 1.598. VV. .1. 24(1.

Zaiiu Auftragen von Horizontalwinkeln, welche mit der Bussole aufge- nommen sind, läfst sich diese selbst verwenden (vgl. Jahrg. 1897, S. 62). Zu

Fi^'. .•■)1. ZnlofTf/ou!,- V>C,\ \V. .1. 128.-).

diesem Zweck wird die Bussole in der Weise in ein rechteckiges Kästchen von Holz oder Messing eingesenkt, dafs die Haupthimmelsrichtungen den

70

Seiton dos Kästchons parallol sind. Man nc^nnt dioso Vorrichtung (Mn Zulo^e- zeuL,^ Ist nun (Mn Winkel mittels der Bussole L;em(\ssen, so genügt es, das ZuU\gezeug in die bei der Messung h(H)hachtet(> Stellung zu bringen um dem Rande desselben entlang die Winkelschenkel aufzuzeichnen.

Der Jahrg. 1897, S. 61 besj)rochone llängokompafs von Andreas Wolf ist mit einem Zulegezcnig vorsehen. Fig. 51 stellt ein zweites vom Jahre 1668 dar (W. J. 1285). Der Kreis d(M- BussoU" ist in zv^eimal 12 Stunden geteilt. Das Instrument ruht auf einer rechteckigen Messingplatte, an deren Lang- seiten Mafsstcäbe von 30 Teilen angebracht sind. Ihre Länge beträgt 10 cm.

Ein Zulegezeug anderer Art stellt h'ig. 52 dar. Das Instrument aus

Fic. .V_'. 7.\\W'j:,-/,(-\vj. Cj, It^Ki. \V. .1. Il:;7.

Holz und B(Mn ist s(;hr hübsch ausgeführt, und wahrscheinlich von dem Meister W. P. gefertigt. Es besteht aus einer Bussole, welche von zwei Teilkreisen init 24 und zweimal 12 Stunden umgc^ben ist, Der Durchmesser beträgt 9cm. l ber der Bussole ist ein lÜ'igel \on Messing, der an einer Ax(' senkrc'cht ü!)er dem Mittelpunkt ein Visier und in d(M' Fortsetzung des Radius eine; l\(;gel ?nit Mafsstab trägt. Der Mafsstab hat 24 Teilt, welche links wied(M'hc)]t \-on 1 7; wähi'ond die Teile rechts, doppelt so grofs als d\v links fortlaufend nummeiiert sind. In der Mitte der Regel ist eine Reihe von Lrtchern in Abständen gleich der Hälfte der kliMneren Teilung.

71

Beim Auftragen der Winkel bleibt die Bussole orientiert, während der Zeiger auf die auf dem Felde abgelesenen Stunden eingestellt und mittels der Regel die Linien gezogen werden.

Als Zulegezeuge wurden auch andere Instrumente, wie das des Andreas Albrecht und die Planimetra des Levinus Hulsius verwendet.

Bringt man auf einem Richtscheit einen drehbaren, in fester Verbindung mit einer Regel stehenden Teilkreis an, so kann dieser die Stelle der Bussole in dem Zulegezeug vertreten, indem durch das Richtscheit eine Hauptrich- tung, Süd-Nord oder Ost-West festgelegt ist.

Ein solches Instrument hat schon Paul Pfintzing in seiner methodes geometrica angegeben und Levinus Hulsius hat dasselbe 1604 in seinem ersten Traktat unter dem Namen inductorium beschrieben.

Fig. 5:5. [nsrnimuiit vdii l'uul l'fintziiii,'.

Das Instrument von Paul Pfintzing (Fig. 53) besteht aus einem Richt- scheit, an welchem ein Schieber mit einem senkrecht gegen ersteres gerich- teten Zeiger angebracht ist. An diesen Zeiger wird ein trapezförmiges Stück starken Papieres so angeschraubt, dafs es um den Mittelpunkt eines Teil- kreises gedreht werden kann. Die lange Kante des Papieres läuft parallel der Stundenteilung 12 24 oder der Gradteilung 180 -360 und dient als Mafsstab und Regel. Ist das Papier so gestellt, dafs der Zeiger auf der vier- undzwanzigsten Stunde oder auf 0 360 " steht, so gibt die Regel die Süd- Nordlinie an. Durch Verschieben des Richtschints und des Schiel)ers kann sie auf jeden Punkt des Zeichnungsblattes eingestellt werden. Dreht man nun den Tc^ilkreis so, dal"s der Zcnger auf eine andere Stunde weist, so gibt

tl

9

die Rc\Lj('l den Winkel dieser Stund(> i,u^n(>n die Südnofd-Richtun;^ an und (\c\ Winkel kann ijcveichnet werden.

Im jahn^ 1615 hat Henjaniin Bramer in Marburg ein \Vinkelin,struni(>nt heschrieht'n, das dic^ Abnahme und Aufzeichnung \()n Winkeln ermöglicht. Das Instrunu>nt l)i\steht aus fünf gegencMnander bewii^lichen Regeln (h^ig. 54). An einiMii lüule der Hauptregel A 15 sind zwei um dii' Punkte (" und I) dreh- bare Regeln (' \L und I) V l)efestigt. Von diesen gehen zwei kleinere Regeln G II und I K nach cMuem Schlittern der sich auf der I lauptregc;! auf und ab schieben läfst. l"2s entstellen auf diese Weise zwei l)r(Mi'cke mit zwei kon- stanten und (Mner \ariabelen Seite. Wird der Schlitten \-erschoben, so drehen sich die Regeln und die Winkel Cj C K und I 1) k' und damit auch der Winkel der beiden Regeln C E und 1) I \erändern sich. Seine GrcM'se kann an der Skala auf der Hauptregel abgelesen werdtm. Legt man nun das Instrument an einen gegebenen Winkel an, so dafs die Regeln C I^ und I) V in die Richtung

C " R D \"vs. .">!. \Viiiki'liiisti-iiiiii-iit Miii l'.t-iiiaiiiiri Hianior.

seiner beiden Schenkel fallen, so kann die Gröfse des Winkels auf der Skala abgelesen. (,:s kann aber auch der Winkel mittels des Instrumentes aufge- zeichnet werden, wenn man es, ohne die Regeln zu \erschieben auf das Zeichnungsbrett legt.

Das Instrument von Bramer hat den Mangel, dafs die beweglichen Regeln sich nicht bis zum Scheitel des Winkels fortsetzen. Wir besitzcMi keinc-s dieser Instrumente, dag(\gen haben wir ein ähnliches Instrument \()n Heinrich Stolle. Uhrmacher in Pi-ag W. J. 1144(l^'ig. 55i, bcn dem dieser L'i)el- stand \(.'rmieden ist. I )as Instrument ist aus dci' ersten Hälfte d(;s 17. lahr- hunderts. I^s untcMscheidc't sich von (k-n ISramer'schen dadurch, dafs die b(^- weglichen Regeln niclit fest mit dei' IIaupti-egel \-ei-bund(Mi sind, sondern mittels Stiften in eine an letzterer befindliclie, teii(_:rn(Je Zange eingehängt werdim. l'nd zwar weiden nicht beide eingehängt, sondei'u nui' eine, die andtMH' wii^d mit

73

ilirer Spitze gegen die Spitze der ersten gestellt. Das Instrument ist zum Auftragen der inneren und äufsercn Winkel regelmäfsiger Polygone vom Drei- eck bis zum Fünfzehneck bestimmt. Die betreffenden Stellungen des Schlit- tens sind auf der Skala angegeben. Die Teilungen gehen in abnehmender Gröfse von beiden Seiten von 3 bis 15. Die in der iMitte zwischen den bei- den mit 15 bezeichneten Linien stehende 0 Linie gibt die Stellung an, in der die beiden Regeln eine Gerade bilden. Auf der Rückseite der Hauptregel ist eine Skala für Gradteilung angebracht. Aufserdem verschiedene Zollstäbe, auf der Rückseite der Hauptregel der Prager, mit Teilung in Zolle, Viertels-, Sechzehntels- und Achtundvierzigtels-Zolle, auf den Hilfsregeln Wiener und römische Zoll mit der gleichen Teilung.

Fiir. 5-"i. Iiistniiueiit zum A iill ra^-fii mhi Wiiiki'lii von llriiirirli Sinllr. 17. •luliihmiilLTt. W. .1. 11-11.

Die Hauptregel trägt ferner einen Limbus mit Gradteilung und inner- halb desselben eine drehbare Bussole mit einem in der Südnordlinie stehenden Zeiger, so dafs die 1-Iau])tregc>l orientiert werden kann.

Das Instrument ist schcui und genau gearbeitet. Seine Handhabung er- fordert grofse Sorgfalt, weil die geringste Verschiebung falsche^ Resultate zur Folge hat.

Mitteilungen aus dem german, Nationalmuseum 1899.

X.

74

Cidnz kiiiz seirn noch die Parallcllincalc^ nwähnt. Wir verwenden für l)arallele Linien, welche senkrecht auf einer SiMtenkante des Reifsbrettes stellen, die Reifsschiene und iüv solche, welche auf ersteren senkrecht stcdien, das Dreieck. Zum Zi(;hen einer grcifseren Anzahl von I'arallelen in kleinen Abständen dienen dic^ Schraffiermaschinen. fU'(iuenier ist es, ein Dreieck auf tler RcMfsschien(> mit freier Hand zu \-erschieben. Hei einij^^er Übung im Schraffieren werden che Abstände für d'w meisten Zwecke ausreichcmd gieichmäfsig.

Will man Parallelen zu Linien zi(dien, welche auf unseren Winkeldrei- ecken niclit enthalten sind, so tliut ein l'aralK^len-Lineal gute Dienste. Eine verbreitete Konstruktion ist die;, bei welcher zwei aneinandergelegte Lineale durch parallele Stäbe in der Weise verbunden werden, dafs die vier Verbindungspunkte ein Parallelogramm bilden. Werden nun die; Lineale ver- schoben, so bleiben sie doch stets parallel.

Leuj)old gibt in seinem theatrum Arithmetico geometricum S. 137 ff. noch einige antlcMe Konstruktionen an, die wir nicht besitzen.

Ich schliefse liiemit die Darstellung der geomc^trischen Instrumente. Einige wenig bedeutendi^ und fragmentarische Stücke habe ich übergangen. Instrumente, welche hauptsächlich astronomischen oder gnomonischen Zwecken dienten, welche aber nebenbei auch für geometrische Aufnahmen verwendet wurden, werden an anderer Stelle besprochen werden. Andere I>ücken meiner Darstellung sind dadurch bedingt, dafs wir keine einschlägigen Instrumente haben.

Seitdem ich im Jahre 1897 meine Mitteilungen über unsere wissen- schaftlichen Instrumente begonnen habe, ist der erste Band der Recherches sur les instriivients, les victhodes et le dessin topograpJiiques von Colonel A. Lmisscdat, dem Direktor des Conservatoire national des Arts et Metiers in Paris erschienen. Laussedat behandelt die Geschichte der geometrischen Instrumente in systematischer Vollständigkeit und mit der Sicherheit des P^achmannes dem die Methoden geometrischer Messungen vollständig geläufig sind, und sein Werk kann als grundlegend für weitere Forschungen auf dem Gebiete der gc^omc^trischen Instrumentenkunde gelten.

Durch Laussedats /\rbeit werden namentlich einige meiner Angaben über die J'Irfindung \on Instrunn^nten fraglich. Die Widersi)rüch(; rühren daher, dafs Laussedat vorwiegend französische, ich voi'wiegend deutsche Quellen benützte:. Die V^M'feitiger geometrischer Instrumcmte im 16. und 17. Jahr- hundert haben ihre Erfindungen in kurzen Traktaten mit Abbildungen \er- (')ffentlicht, sie haben sich aber auch fremde Pj-findungen ohne Bedenken an- geeignet, so dafs die Frage der Priorität d(M- lirfindungen zuweilen zweifelhaft ist. Zur h^ntscheidung wäre die Kenntnis der gesamten Bibliographie dieser 'Praktate erforderlich, die ich mir hier nicht verschaffen kann. ILs wäre aber zu wünschen, dals eine Zusammenstellung dieser Litte-ratur einmal von irgend einer Seite: gegeben würde. Bezold.

75

Jacob Heinrich von Hefner-Alteneck').

7~^A^^^ n der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts sind allerorten gröfsere "^^1^^ und kleinere Aluseen entstanden, in welchen die Denkmäler der okv*c?^>^ Kunst- und Kulturgeschichte unserer Vorzeit gesammelt und be- wahrt, geordnet und dem Studium für Wissenschaft oder Praxis zugänglich gemacht werden. Die Grundsätze der Anlage und der Verwaltung der Museen haben sich zu einem wissenschaftlichen System ausgebildet, das zwar noch nicht auf den Hochschulen gelehrt, wohl aber in der Praxis des Museumsdienstes erlernt wird und es fehlt nicht, ja es besteht schon ein Cberfluls an jungen Leuten, welche ihren ganzen Studiengang auf eine künftige Museumsthätigkcit einrichten. Auch ist das Bewulstsein von der Bedeutung historischer Sammlungen in sehr viele Kreise des Volkes ge- drungen und es wird den beweglichen und unbeweglichen historischen Denk- mälern mehr und mehr die Beachtung zu Teil, welche ihnen gebührt. Die Denkmalspflege ist als eine Pflicht der Staaten und öffentlichen Korporationen allgemein anerkannt und wird auch für Denkmäler im Privatbesitz gefordert, wenn schon der Durchführung dieser Forderung noch mancherlei Hindernisse im Wege stehen. So war es nicht zu allen Zeiten, die Männer, welche vor etwa einem halben Jahrhundert die Idee historischer Sammlungen fafsten und ins Werk setzten, welche die Erhaltung historischer Denkmäler im weitesten Umfang forderten mufsten die Wege, auf welchen sie ihrem Ziele zustrebten, erst suchen und bahnen und sie fanden geringes Verständnis und wenig Entgegenkommen ; es bedurfte zäher Ausdauer und unentwegter Begeisterung um nicht zu ermatten. Von den ersten Vorkämpfern des Denkmalschutzes weilen wenige mehr unter uns ; einer dieser wenigen ist der ehemalige Direktor des bayerischen Nationalmuseums und Generalkonservator der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns Jakob Heinrich von Hefner- Alteneck. Er blickt auf eine lange an Verdiensten und Erfolgen, aber auch an W^ider- wärtigkeiten und Kränkungen reiche Thätigkeit im Dienste seiner Sache zurück. Wer vor 30 40 Jahren in München sich mit Kunst und Altertum beschäftigte ist mit ihm in Berührung gekommen und hat an ihm einen wohlwollenden Förderer und Berater gefunden, dessen Wissen auch die ent- legensten Einzelheiten umfafste, und wer ihn heute in seiner von erlesenen Kunstwerken angefüllten Wohnung aufsucht, gewahrt mit Staunen, dafs er in seinem geistigen Wesen, wie in seiner äulseren Erscheinung von dem Wandel der Zeit(;n fast unberührt geblieben ist. Auch den treuen und un- ermüdlichen Fleifs, der ihn durch sein ganzes Leben begleitet hat, hat er sich bis ins höchste Alter bewahrt und nachdem er die Ahertumswissen- Schaft durch zahlreiche, mit den sorgfältigsten Zeichnungen geschmückte Bänd(^ gefördert hat, widmet er in den letzten Tagen seiner h'amilie, seinen Freunden und Fachgenossen seine Lebenserinnerungen.

*) Lebens-Erinnerungen von Dr. J. II. von Hcl'ner-Allencck. München 1899.

76 -

Hofnor-Altcncck rntstanimt einer alten bür<^ferlich(MT P'amilie, welche in Mainz und im Rhi-inL^an bes^ütert war. Sein Vater, b'ranz I^naz Heinrich von Hefner, stand wii' manche seint'r Vorfahren in kurmainzischem Dien.stc\ ^Ge- leitete den letzten KurfürstcMi nach AschaffenlKir<^f, l)lieb daselbst auch ferner unter Dalbert.^ und war später k(')ni_L(lich bayerischer Staatsrat. Saine Mutter, Mart^fareta Göbhardt war die letzte lubin der alten G(')bhardt'schen Buch- handlunj4 in Hamber«^' und Würzburt^'.

Jakob Heinrich von HefniT ist am 20. Mai 1<S11 in Aschaffenbur^ ^c- boren. Dic> ersten Erinnerun_L,U'n, die er sich aus seincM- lu<^end bewahrt hat, knüpfen sich an die Hefreiun^skrie^'e, der Kanonendonner der Schlacht hc\ Hanau, fremde^ Krie^'cr, V(M-wundete; dann einc^ k'cniersbrunst in denn der elterlichim Wohnun<,f benachbarten h'ranziskanerkloster. In frühester ju^^amd auch traf ihn das Un^dück den reichten Arm zu verlieren.

Hefners Ju<,rend fällt in die Zeit, in der Deutschland \-on den N(')ten der napoleonischen Krie<,fe sich lan^^sam, lan^^sam zu erhöhen be^^ann. Der Wohlstand war für viele Jahrzehnte <^f(\schwunden und die Hoffnun^^en der Patrioten auf Einis^unj^ und Gr()fse des Vaterlandes wolltcm sich nicht erfüllen.

Im elterlichen Hause empfing der Knabe die Eindrücke, welche seinen späteren Lebensweg bestimmten. Der Vater war anscheinend nicht reich, erfreute sich aber doch eines behaglichen Wohlstand(\s. Er baute sich in Aschaffenburg ein kleines Haus und umgab es mit (Mnem Garten, der mit Geschmack angelegt und wohl gepflegt war. Im Hause aber waren Kunst- werke mancherlei Art verwahrt. Aus der kurzen Beschreibung Hefners klingt der Eindruck wieder, den diese Herrlichkeiten auf das emjifängliche Gemüt des Knaben machten.

Auch sonst fehlte es in dem elterlichen Hause nicht an künstlerischen Anregungen. Die Schwestern wurden in mancherlei Künsten unterrichtet und an ihren Versuchen im Zeichnen nahm auch der jüngere Bruder auf eigene Eaust teil.

Erühzeitig erwachte in dem KnabcMi die Vorliebe^ für deutsches Altertum, anfangs ganz in romantischer Eärbung. Er ging «teutsch gekleidet in alt- deutschem Röcklein mit grofsem weifsen Kragen, mit einem Barett, an dem ein silbernes Kreuzlein b(?festigt war und trug lange Haar(\ Besonderes k^ntzücken erregten ihm die; Ritterschauspiele, «in denen der edle Ritter stets Sieger blieb<s und die; er schon in früher Jugend s(dic>n durfte.

Die langen Haare fielen, das t(;utsche Rf')ck!ein und das Barett wurdt; al)gelegt, mit Humor wird ein ritterliches Unternehmen des siebenjährigen Knab(m erzählt, das kein rühmlich(\s Ende nahm; die Begeisterung für deutsches Altertum stärkte und vertiefte sich in späteren- Zeit, alx'r sie hat nicht nur ein langes Leben hindurch angedauert, sondern auch stets einen Nachklang der Romantik beibehalten.

Mit dem si(;benten Jahre begann die Zeit des Lernens. Der Ek^nentar- unterricht war mangelhaft, di(^ Lehrer waren })edantisch, der Schüler zerstreut, das Auge war bei ihm das Organ der geistigu.-n Rez(.;i)ti\ität, was scnn (Seist aufncdimen sollte mufste ihm durch die Anschauung \ermittelt sein und in

77

dieser Hinsicht wurde ihm nichts geboten. Sowie er einen Lehrer erhielt, der auf diese Veranlagung einging, war er ein fleifsiger und aufmerksamer Schüler. So gewann der lateinische Unterricht für ihn erst Interesse, als ihm bei der Lektüre der Klassiker durch die Erinnerung an die Holzschnitte und Kupferstiche von Virgil Solls, Tobias Stimmer, Georg Pencz und anderen bildliche Vorstellungen vor die Seele traten. Der Unterricht durch Hausieher umfafste ungefähr die Fächer, welche damals im Gymnasium gelehrt wurden. Hefner besuchte dann noch das Lyzeum zu Aschaffenburg, welches etwa den philosophischen Semestern an einer Universität gleich geachtet wurden.

Für das, was von früh auf seine Neigung und später sein Lebensberuf war, haben ihm all' diese Studien wenig geboten ; als Autodidakt suchte und fand er seinen Weg. Sein Programm scheint ihm frühzeitig klar geworden zu sein, wenn er sich auch wahrscheinlich nicht klar machte, ob es zu einem einkömmlichen Lebensberufc führen würde oder nicht.

»Die Werke bildender Kunst der Vorzeit«, schreibt er, »sprachen zu mir wie Geisterstimmen aus nebelgrauer h^erne, sie wurden mir mit Zunahme meiner Jahre Lern- und Lehrmittel und zwar von A. L. C. bis zu dem, was ich Philosophie nennen darf. . . . Die Geschichte der Menschheit, ohne jene der Kunst, gleicht einem grofsen Schauspiel, welches man hört und liest, von dem man aber nichts sieht.«

In diesem Streben, sich die Menschen der Vorzeit und ihr Leben an- schaulich zu machen, interessierte ihn vor allem die angewandte Kunst, und an Werken der reinen Kunst, das, was sie für die Erscheinung der INIenschen und die Umgebung, in der sie sich bewegten, boten. So hat er z. B. aus der Grabplastik wichtige Aufschlüsse für die Waffenkimde und Kostümgeschichte gewonnen.

>Mein Streben galt bis zu meinem Mannesalter nur als etwas Absonder- liches ohne Wert für das praktische Leben und ich für einen Sonderling, aus dem niemals etwas werden kcmne. Für mein Schaffen existierte noch nicht einmal eine entsprechende Bezeichnung, erst in neuerer Zeit tauchte der jetzt so beliebte Name Kulturgeschichte auf, welcher auch mcMner Sache eine gr()fsere Geltung verschaffte. Wenn ich bei manchem der jetzigen Kulturhistoriker auszusetzen habe, dafs sie dabei öfter die Bedeutung der Kunst zu wenig schätzen, so mufs ich mir auch gefallen lassen, wenn sie mir manche Einseitigkeit vorwerfen. Das Gebiet ist grols und kann nur durch Zusammenwirken imd gegenseitiges P2rgänzen gef()rdert werden. Hefners Gebiet ist für das Mittelalter das, was nian in der klassischen Archäologie »Altertümer' nennt. Dafs ihn vor Allem die Altertümer an- zogen, welche mit der Kunst in Beziehung standen, habe ich schon erwähnt.

Das Zeichnen übte Hefner mit Vorliebe. Der Gedanke, Maler zu werden, erschien ihm bald als höchstes Ziel des Lebcnis, warum er ihn nicht verfolgte, deutet er nur an. Ich hatte schon zu früh die Höhe und Be- deutung der Kunst erkannt, so dafs es mir als \'erweg(mheit cMschien, ein so hohes Ziel anzustreben.- Was er über die Absichten sagt, die er mit seinen Zeichnungen verfolgte, zeigt, dafs ihn wenigcM' der Drang gestaltender

Phantasie, als der nach genauem X'erständnis älterer Kunstwerke zum Griffel streifen liels. Aber auch auf (ii(\sem Gebiete fehlten ^^eeignete Lehrer, untl Selbstunterricht mufste die man^felnde AnU-itung ersetzen.

Reiche Anre>^nmL;en botcMi einiL,^' gr(")fsei-e Reisen, welche Hefner von seinem 16. lahrc^ an mit seiniMU \'atei' machte. Die erste L,nng nach Düssel- dorf, die zweite nach Wien, eine dritte nach Stralsburj^. Man reiste noch mit ei!_jenem W'a^uMi und Pfeiden. Allenthalben wurden die Rauten und Kunstwerke^ der Städte besichtiget, kunst\ (■rständi«.,^' Männer besucht und Kupferstiche und andere Kunst^^egenstände erworben. Die Lust zu sammeln ist bei 1 lefner frühzeitig,' erwacht.

Dei' Vater schätzte und f(")rdert(^ die Studien s(Mnes Sohnes. kf)nnte sich aber der Sors^e nicht \(M'schli(>i"sen, dals sie zu keiner festen I>ebens- stelluns^', wenii^^stens im Staatsdienst, führen würden und er suchte ihm einem WirkuuL^fskreis zu verschaffen, in dem ei' sein Können und Wissen \-er- werten und Gewinn daraus ziehen könnte. Lin sf)lcher fand sich denn auch. Hefner wurde Mittiesitzer und künstlerisclKM" Leiter einer Porze-llanfabrik nahe bei Aschatlenburi^ iDamm.-). Daneben ^^ab er an der 1883 neu er- richteten Gewerbeschule in Aschaftenbur^^ den l'ntei-richt im Freihandzeichnen. \m Herbst LS35 fand in München eine Ausstellung \-on Zeichnun^^en. welche die Schüler der Gewerbeschulen s^eferti^^t hatten, statt. I^ie Zeichenlehrer, darunter auch Hefner. wurden zu cmer Versammlun^f nach München be- rufen. Der Minister des Innern. Fürst Ludwi<4 \ on Oc^ttin^en-Wallerstein, wies in län^^erer Rede auf die Bedeutun^f des Zeichenunterrichts unci die Xotwendi^fkeit der Verbindung von Kunst und Handwerk hin. In einer Privataudienz, welche Hefner vor seiner Abreise beim Minister hatte, sprach sich dieser ausführlich darüber aus. dafs die Kunst für die allgemeine Bildung der Menschheit, und zwar auf allen Stufen des Lebens, von hoher Wichtigkeit sei, dals das allgemeine Geschichtsstudium ohne jenes der Kulturgeschichte immer (Mue mangelhafte Seit(^ behalten werde; dafs die jetzt neu gegründeten Gewerbeschulen für das gewcUmliche bürgerliche Leben ausreichen, aber auch zugleich für die höheren ])olytechnischen Anstalten, welche bei uns bis jetzt noch sehr mangelhaft seien, eine ent- sprechende Grundlage- bilden müfsten. Daraus hervorgehend würden noch aufser Museen für Kunstwerke auf der hf')chsten Stufe, auch Museen für Industrie und Kunstgewerbe entstehen, aber alle diese Mus(H>n müfsten nicht nur als Aufbewahrungsorte für Kostbarkeiten und Seltemheiten, oder als Schaubuden, sondern als Lehranstalten \erwaltet werde-n. Auch sj)rach er vi(d, mit grolscr Sachkenntnis über den Stand der Künste und Gewerbe im Mittelalter im Vergleich zu jenem unserer l'age.-

Ich mufs gi'stehen, dafs \on da an bis zur neueren Zeit in diese)- Richtung nichts erdacht oder geschrieben wui-de wa-> Wallerstein damals, wenigstens dem Wesen nach, nicht schon l)ei-ührt hätte.

Hat i-'ürst \Vall(M'stein all diese Ideen entwickelt und haben sich nicht in der lü'innei'ung Hefners eigene IdiMU nut jenen des Ministers kontunchert, so hat ei- \ on diesen Bes])rechungen die tiefi^ehencLten Ani-egungen ei-

79

fahren, denn die Gedanken, welche er hier dem Fürsten in den Mund legt, sind durchaus die gleichen, die er selbst sein ganzes Leben hindurch ver- treten hat. Bis zu ihrer Realisierung hatte es freilich noch gute Weile.

Vorerst eröffnete sich Hefner ein anderer Wirkungskreis, er begann im Jahre 1839 sein grofses Werk Trachten des christlichen Mittelalters, nach gleichzeitigen Kunstdenkmalen . Die Anregung ging vom Grafen Radowitz aus; Heinrich Hoff in Mannheim übernahm den Verlag. Schon am 20. Mai 1840 erschienen die drei ersten Lieferungen.

Das Werk, zu dem anfangs befreundete Künstler und Gelehrte einiges beitrugen, nahm bald die ganze Kraft des Autors in Anspruch. Das Material mufste gröfsenteils auf Reisen gesucht und aufgenommen werden und dabei durfte die Arbeit der Kupferstecher, Koloristen und Drucker nicht stocken. Die Arbeit nahm indes einen guten Fortgang und das Werk fand im In- und Auslande lebhaften Anklang.

Durch den Erfolg seines Werkes ermutigt, begann Hefner noch vor dessen Vollendung ein zweites, das unter dem Titel »Kunstwerke und Ge- rätschaften des Mittelalters und der Renaissance, Utensilien zum täglichen Gebrauch wie zum Luxus in sorgfältiger Darstellung wiedergab. Da seine Zeit und seine und seine Kräfte noch durch das erste Werk in Anspruch genommen waren, liefs Karl Becker in Frankfurt durch geschickte Künstler Zeichnungen nach den Originalen herstellen. Der gröfste Teil der Arbeit ent- fiel aber auch bei diesem Werke auf Hefner. Den Verlag übernahm Heinrich Keller in Frankfurt.

Alle diese Arbeiten wurden durch die Ereignisse des Jahres 1848 unter- brochen. Bis zu ihrer Wiederaufnahme fertigte Hefner im Verein mit seinen Kupferstechern und Koloristen ein Geschlechterbuch der Freiherrn von Fechen- bach das auf fünfhundert Tafeln alle Wa])pcn der Herren von Fechenbach und soweit als thunlich ihre Bildnisse, Grabdenkmäler, Burgen, Schlösser und Biographien enthielt, alle Blätter waren mit Randverzierungen im Stil der be- treffenden Zeiten vom romanischen Stil bis zum Empire versehen.

Dieser Arbeit folgte eine andere über die Burg Tannenberg.

Als Hefner nach dem Jahre 1849 sich wieder seinen gröfseren Werken zuwandte, hatte sich manches geändert. Der Verleger der Trachten , Heinr. Hoff, mufste infolge seiner [)olitischen Thätigk(Mt flüchten und scmu Verlag kam in Konkurs. Di(^ Verlagsrechten und Vorräte kaint^T in Frankfurt zur Versteigerung, und Heinrich Keller erwarb die Trachten . Dadurch kamen beide Werke in einen Verlag und nahmen xon da an einen ungest(')rten Fortgang.

Schon 1837 hatte sich Hefner mit Elise Pauli der zweiten TochtcM- des Geheimen Rates Anton Pauli \ermalilt und hatte von ihr drei S(')hne. Die eigenen Arbeiten wie die Erziehung der Kinder liefscm den Wohnsitz in einer gr()fs(,M'en Stadt als As haffenburg wünschenswert, ja notwendig erscheinen. Schon als 1846 sein Vater gestorben war, hatte er den Plan hierzu erwogtm; nach einem längeren Aufenthalte in Berlin im WintcM- 1850 auf 51 trat er der iXusfüh- rung näher. Als künftiger Wohnort war München in Aussicht genommen,

so

im Winter 1831 reiste 1 lefner dortliin, um die Verhältnisse näluM' kenniMi zu lernen und im Mai 1S52 fand dcv Umzu<^^ statt. Zwar hatten in Nürnberg lleidelotf und 1 lans xon Autsefs gesucht, ilm fiir Ni'irnbcM-g zu gewinnen, letzteri-r namentlich im 1 linhlick auf die beabsichtigte^ (iriindung d(\s ger- manischen Mustnnns; 1 lefner entschied sich jedoch für München. Er tcMlt nicht mit, was ihn abhicdt, scMue l^erson in den I)i(.;nst einer Sache zu steilem, die so sehr seinen eigenen Idealen entsprach. Es war wohl das richtige Gefühl, das er neben Aufsefs nicht zu selbstcändiger k^ntfaltung seiner Kräftt; kommen k()nne. Auf der Versammlung der deutschen (jcschichts- und Alter- tumsvereine in Dresden 1852, auf welcher die Gründung des germanischen Museums erfolgte, war er aber anwesend und gehört seit der Gründung dem Verwaltungsausschuls unserer Anstalt an.

Die Aufnahme, welche er in München fand, war eine freundlich(% an an- regendem Verkehrs in angesehenen Familien, wie in den Kreisen von Künst- lern und Gelehrten fehlte es nicht. Es war die Zeit, da König Max durch Berufungen von GeUdirten und Dichtern München zum Mittelpunkt deutscher Wissenschaft und Eiteratui' machen wollte, und es herrschte ein bewegtes geistiges Eeben. Hefner trat in den Verein zur Ausbildung der Gewerbe ein, wo er als einer der ersten der Renaissance und späteren Stilarten Gel- tung zu \erschaffen suchte. Schon 1 853 wurde er auch Mitglied der Aka- demie der Wissenschaften.

Hefners Name ist mit den Anfängen und dem Werden des bayerischen Nationalmuseums aufs engste verbunden. Am 15. März 1852 hatte er seine erste Audienz bei König Max. Der König hatte allerhand Ideen, welche in Hefners Fach einschlugen, so die Anlage einer wittelsbachischen Ahnengallerie in Schleifsheim , die Herstellung eines illustrierten Werkes zur bayerischen Ge- schichte u. A. Hefner bemerkte, dafs aus dem zu solchem Zweche ge- sammelten Material wohl ein historisches Museum werden könne und er- wähnte den Plan des Freiherrn \'on Aufsefs. Der König hatte indes kein Vertrauen zu dic^sem, ihm lag an Werken und Sainmlungen zur Verherrlichung des bayerischen Herrscherhauses.

Hefner opponierte nicht, sondern dachte zu gelegener Zeit an die guten Gedanken des Königs anzuknüpfen. Das sind die ersten Keime des baye- rischen Nationalmuseums, es wurde nicht lange darauf ins W'erk gesetzt. Es ist kaum zu bezweifeln, dafs es in einer gewissen Rivalität mit dem germani- schen Museum und in der Absicht, dieses in Schatten zu stellen, entstanden ist, denn der König war diesem nicht sehr günstig gesinnt. Riehl teilte mir einmal mit, dafs er bald nach der F2r()rrnung des germanischen Museums vom König nach Nürnberg gesandt wurde, um über dassselbe zu berichten und er liefs nicht undeutlich merken, dafs rm ungünstiger IJericht erwartet wurde. Was er berichtet hat, hat er mir nicht gesagt.

Vorerst wurde Ih-fner zur Mitarbeit an y\retins Werk Altertümer und Kunstdenkmale des bayerischen Herrscherhauses-' bestinnnt. Er hat an dem Zusammenarbeiten mit dem rücksichtslosen I lerausgeber wenig Freude erlebt und sich nach der zweiten Lieferung zurückgezogen. Was ihn zur Mitarbeit

8]

bestimmte, war der Gedanke, dafs sich an das Werk ein bayerisches Museum anschliefsen würde und diesen Gedanken verfolgte er auch weiter, als er zu- rückgetreten war.

Schon 1852 war er Konservator der vereinigten Sammlungen« geworden, die Stelle war eine Sinekure wie die des Direktors Heinrich Hefs. Die ver- einigten Sammlungen entstanden dadurch, dafs man die Räume der Gemälde- gallerie, an den Arkaden des Hofgartens, die seit Ueberführung der Gemälde in die Pinakothek leer standen, wieder zu Sammlungszvvecken verwenden wollte. Sie enthielten das Elfenbeinkabinet , die Vogelbergische Sammlung griechischer Terrakotten, einen Teil des Antiquariums und der Gewehr- und Sattelkammer, sowie eine Sammlung alt-japanischer Bronzearbeiten. Sie sind später wieder getrennt worden. Ein Teil wurde dem Nationalmuseum einverleibt.

Hefner hielt die Idee eines solchen unentwegt fest und suchte auf seinen Reisen Gegenstände für dasselbe. Als der König erkannte, dafs das Material für ein Museum ausreiche, genehmigte er es und wies als Lokal für die Sammlung die Herzog-Max-Burg an. Die Anstalt erhielt den Namen W^ittelsbacherMuseum«.

Sobald das Museum beschlossene Sache war, nahm sich auch Aretin um dasselbe an, er entwarf einen Plan für die Sammlung und wurde mit deren Leitung betraut. Beide begannen teils gemeinsam, teils getrennt für dasselbe zu sammeln. Hefner berichtet eingehend über seine Thätigkeit. Unter seinen Erwerbungen steht die der Reider'schen Sammlung in Bamberg in erster Linie. Aretin sammelte stürmisch und entnahm namentlich den könig- lichen Schlössern in der Provinz nicht nur hewegliche Objekte, sondern auch Bauteile, Decken, Täfelungen u. dgl. in einer Weise wegnehmen, welche wenig- stens unseren Anschauungen von Denkmalpflege ganz widerspricht. So kamen innerhalb weniger Jahre die Schätze zusammen, welche den Grundstock des bayerischen Nationalmuseums bilden.

Die Bestände des Museums waren mit der Zeit so grofs geworden, dafs ein eigenes Gebäude für dasselbe notwendig wurde. Klenze schlug vor, das Schlofs Schleifsheim dafür zu \erwenden. Gegen diesen Plan, der die Be- nützung der Sammlungen sehr erschwert hätte, wurden ernstliche Bedenken geltend gemacht, doch konnte sich der König nicht sofort entschliefsen ihn fallen zu lassen. Da zeigte sich, dafs das in der Maximilianstrafse erbaute Taub- stummeninstitut seinem Zweck nicht entsprach und der Vorschlag, den Bau nebst dem anstofs(MKkm freien Raum für das Nationalnuiseum zu verwenden, fand die Genehmigung des K(")nigs. Nun wurde der Museumsbau in grofser Uebereilung hergestellt und noch vor seiner Vollendung bezogen. Aretin war in- zwischen zum I^irektor der neuen Anstalt ernannt worden. Hefner, der schon vorher sich \"on Aretin zurückgezogen und eingesehen hatte, dafs er mit ihm nicht zusammenarbeiten könne, lehnte eine amtliche Stellung am Museum ab.

Er begann damals ein neues gröfseres Werk. di(^ Ornamentik der Schmiedekunst. Das war im jähre 186L In diesem jähre wurde er zum Konservator des kt'jniglichen Kupferstich- und 1 landzeichnungskabinetts ei'- nannt. Der Wirkungskreis war hier ein grtMserer als an den vereinigten Sammlungcm. Zunächst war in der nachläfsig \erwaltelen Anstalt vieles zu

Mitteilungen aus dem german. Nationalmuseum. 1899. XI.

~- 82 -

Ol (Inen, dann .sticl)tc" IIcfntM danach sie m()i4lich'^t nutzhrinLjcnd /u mach(m. hie Auti^abe der Kupfcrstichkal)inette piäcisicMt v.v dahin, dals in ihnen dcv Kiinstlei-, der Kunst forsclier und Kunstliebhaber alles \creinigt finden soll, was die verschiedenen Kunstepochen hervor^'ebrachl haben, wenn nicht in Orii^i- nalen, so doch in ^^niten Xachbilduns^en. ( )nellcnsamnilun_Ljcn sollen sie sein fin- das Stutliuni der Kunst und iles Kunsti^ewerbes. Dieses l'roj^rainni ^'eht über das der Kupferstichkabinette im .älteren, enteren Wortsinn weit hinaus, ja es verschiebt dasselbe eigentlich vollständig. Nur an sehr reich dotierten Sammlungen wird es durchführbar sein. Und selbst bei hoch dotierten Ku])fer- stichkabinetten wird es fraglich sein, ob sie zu so ausgedehnten Central- instituten gemacht werden sollen, ode^r ob nicht auch hier v.mc 'I'eilung statt- find(>n soll. Seit wir allenthalben reine Kunstgcnverbemuseen haben, sind diese der natürliche Sammelpunkt auch für tue Publikationen älterer und neuerer Zeit auf ku.nstgewerblichem Gebiete. Ein anderer Zweig sind die photographischen und die mit 1 lilfe der Photographie hergestellten Abbil- dungen von Wtnken der bildenden Künste. Sie haben für das eingehende; Kunststudium dii- älteren Reproduktionsweisen fast ganz verdrängt und es mufs Sammelstellen geben, an welchen sie vorhanden sind und der Penützung zugänglich g(;macht werden. Xun krinnen sich Bibliotheken auf das syste- matisch(» Sammeln \on Photr)gra])hien gar nicht einlassen und die massen- haften Lichtdruckwerke sind für sie eine Last; ihre Anschaffung beschränkt die der Litteratur im engeren Sinn und Vollständigkeit kann doch nicht erreicht, ja nicht einmal angestrebt werden. Die Sammlungen von Repro- duktioncm werden nun wohl am besten den Kupferstichkabinetten angegliedert. Zu Hefners Zeiten war das tlutartige Auswachsen dieser Litteraturgattung noch nicht zu erwarten, die Photographie leistete noch wenig und die auf sie gegründeten Druckverfahren waren noch nicht erfunden.

Die Benützung der Sammlung suchte Hefner möglichst zu fördern, auch wenn es sich nicht um ernstliche Studien handelte. Ich selbst habe als Gymnasiast mit einigen P'reunden das Kupferstichkabinet regelmäfsig besucht, nicht um Studien zu machen, sondern nur zur Befriedigung unserer Schau- lust. Unermüdlich wurden uns grünen fungen immer neue ALappen vorgelegt und unbewufst haben wir daraus doch manchen Gewinn gezogen.

Am 27. lanuar LS6S ernannte König Ludv.ig IL, dem Hefner schon seit längerer Zeit in künstlerischen und kunstgeschichtlichen Fragen ein Be- rater war, diesen zum -Generalkonservator der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns. f Die Stelle war ein reines IChrenamt ohne Gehalt und ohne fest umschriebene ("ompetenzen, es ist daraus allmählich inne luduuxle geworden, \v(!lche auch nach Hefners Rücktritt in [Personalunion mit dem Xational- museum geblieben ist. Die Organisation ist indes luMite noch nicht abge- schlossen. Bei dc;m umfassenden Wirkungskreis beider AnstaltcMi mufs eini' J rennung vom Xationalmuseum, die auch aus amieren Gründt-n angezeigt erscheint, trüber o(J(.;r später eintreten.

Heiner hat für die Lrhaltung \-on Kunstdenkmalen gethan, was er in seiner Stellung thun kr^nnte, aber er hat von nianclu'ii .Mifserfolgen zu be-

83

richten, die nicht möghch gewesen wären, wenn der Denkmalschutz schon damals wirklich organisiert gewesen wäre. Sein Verdienst ist, dafs er, als einer der ersten auf die Bedeutung historischer Denkmäler hingewiesen und ihre Erhaltung als eine Pflicht des Staates gefordert hat. Die Berechtigung dieser Forderungen ist heute fast allgemein anerkannt; als sie zuerst auf- tauchten mufsten sie vielfach auf Widerspruch stofsen, denn der historische Sinn, in dem die Pietät gegen die Denkmale der Vorzeit wurzelt, mufste erst geweckt werden. Das konnte nur durch wiederholte Mahnungen erreicht werden. Es ist auch nicht zu verkennen, dafs die Forderungen der historischen Pietät mit denen des täglichen Lebens zuweilen in Konflikte geraten, welche eine alle Teile befriedigende Lösung kaum erreichen lassen. Immerhin ist die Lage bei öffentlichen Denkmälern noch verhältnismäfsig einfach. Die gröfsten Schwierigkeiten aber bietet der Schutz von Denkmälern, welche im Privatbesitz stehen. Allgemein anwendbare Grundsätze hiefür sind dann auch heute noch nicht gefunden, und die Frage des Denkmalschutzes ist gerade jetzt wied(;r in lebhaftem Flufs. Freilich ist sie in ein anderes Entwicklungs- stadium getreten, als zu der Zeit da Quast, Hefner u. A. wirkten. Sie haben ideale Forderungen in idealer Weise gestellt, diese sind im Wesentlichen als berechtigt anerkannt worden, uns liegt die Aufgabe ob, ihre Durchführbarkeit zu ermöglichen und in nüchterner Prüfung ihre rechtliche F^jrmulierung zu finden. Was wir anstreben, ist eine gesetzliche Regelung des Denkmalschutzes, welche auf eintT für ganz Deutschland gemeinsamen Grundlage den in den einzelnen Staaten sehr verscliieden gelagerten Verhältnissen Rechnung trägt.

Am 29. April LS68 starb Aretin i)lr)tzlich auf einer Reise in Berlin, wenige Tage darauf wurde Hefner zum Direktor des bayerischen National- museums (;rnannt. Er stand nunmehr als Leiter an der Spitze der Anstalt, welche^ ihr Entstehen hauptsächlich seinen Anregungen verdankte und für welche er schon vor ihrer I^röffnung so viel gethan hatte.

Das bayerische Xationalmuseum war \on Aretin als eine; kulturgeschicht- liche Sammlung gedacht, l^s sc)l]t(\ sowcMt di(\s durch Kunstwerke^ und Alter- tümer des (■)Üentlichen und häuslichen Lebens erreichbar ist, ein Bild der deutsch(?n Kultur im Laufe; ihrer h^ntwickelung biegten. Diesem Plane war der des (Gebäudes angepafst. Die Reihenfolge der Säle und ihre architekto- nische Ausstattung, zu welcher Decken, Täfelungen, Te^pijiche und andere Stücke älteren BauwcM-kcm entnommen wurden, ents'praeh der chronologischen Folge der Sammlungen. Diese waren im Erdgeschofs und im zweiten Ober- geschofs aufgestellt und zwar das Mittelalter in jenem, die spätere Zeit in di(;sem. Die dreilsig Säle dc;s ersten (Jbergeschosses dagegen"! wureJen mit hundertmieleii-eiunehicrzig Gemälelen aus eie-r l)a\\'rischen Ge'schiclite geschmiickt. Sie sollten keine Sammlungen enthaltet. se)nelern dcn\ iJesucher eine Kuhe'- ])ause' zwischen den beieien Abteilungen ge'währe'U.

Den- F'lan des ALiseums fand unteM' 1 1('fne>r eine' Erweiterung. Ging 1 lefners liestre-Iie'n \on je'he'i- dahin, ejie' Kunstsammlungen nicht nur de-r Wissenschaft, sonde-rn auch eie-r praktischen Lbung ve)n Kunst und Kunst- i>e\\en"be; die^nstbai' zu maclie'U, se) wui'eie^ diese foreicrun^ mm <mch \ u\\

- 84

vielen anderen gestellt, als gegen Ende der Sechziger Jahre die Pflege des Kunstgewerbes gewissermafsen als eine nationale Angelegenheit betrachtet wurde. Kin k()niglich(\s Kabinetsschreiben \erlangte bald nach dem Amts- antritt lletiu'is. dafs das Museum immer nn^hr Bildungsanstalt nicht nur für Künstler und Gelehrtc\ sondern auch für Kunstgewt-rbetrcMbende werde. ]is wurde angtnegt, mit dem Museum eine kunstgewerbliche l^'achbibliothek, eine GipsgiefscM-cM und eine photographische Anstalt zu verbinden, llefner ging mit FreudiMi auf diese, seinen Absichten! so sehr entsi^rechenden Anregungen ein, aber er ging noch weiter, indem er die ganzen Sammlungen (Mner Neu- gestaltung unti-rzog. Dem Zweck einer kunstgewerblichen Lehranstalt konnte eine, nach historischen Gesichtspunkten angelegte Sammlung nur mittelbar genügen; unmittelbar lehrhafter für Kunstgewerbetreibende war (\s, wenn jeder die Gegenstände seines {'Caches in einer Specialsammhmg vertnnigt fand. Tiefner legte deshalb neben der kulturgeschichtlichen Sammlimg eine zweite Abteilung an, in welcher die verschiedenen Zweige des Kunstgewerbes getrennt aufgestellt wurden. Diese Fachsammlungen füllten das ganze erste Obergeschofs und drei Säle des Erdgeschosses.

Durch die Trennung von historischen und Fachsammlungen ist ein Dualismus in die Anordnung des Nationalmuseums gebracht worden, welchen ich beklage. Ich habe, als die Frage eines Neubaues des Museums auftauchte, einmal Gelegenheit genommen, diese Frage mit Riehl zu besprechen und angeregt, die Trennung der beiden Abteilungen aufzugeben und eine ein- heitliche Anordnung durchzuführen; Riehl war aber nicht geneigt, darauf ein- zugehen, und ich habe, da ich nicht Beamter des ^luseums selbst war, es nicht für passend gehalten, durch direkte Anträge in die Verwaltung der An- stalt einzugreifen. Da meine Anschauungen in diesem Punkte denen der hoch- verdienten Direktoren des bayerischen Nationalmuseums teilweise wider- sprachen, glaube ich, die Frage in möglichster Kürze berühren zu sollen.

Die grofsen Museen der Neuzeit verfolgen zwei verschic^dene Zwecke, entweder den historisch-wissenschaftlichen, oder den für Kunst und Gewerbe praktisch-lehrhaften. Diese müssen sich in der Anordnung der Samiulungen aussprechen. Für die Einteilung der historischen Sammlungen kommen natürlich nur kulturgeschichtliche Gesichtspunkte in P>age, die der Kunst- gewerbemuseen erfolgt nach Material und Technik. Es ist nicht in Abrede? zu stellen, dafs eine bestimmte und zutreffende^ PLinteilung beM le>tztcren leichter und vollständigen- durchzuführen ist, als bei ersterem. VAnc \-ollkommen durch- gehende Systematik ist bei historischer Sammlung schwer, \ielleMcht gar nicht zu enreichen. Die sogenannten Kulturbilder, welche da und detrt zusammen- geste?llt werden, haben ihr Bedenkliche-s. Sie verführen leicht zu starker Be- tonung des Dekorativen. Sie können in malerischem Sinne sehr schön senn, aber sie entsprechen niemals einer irgendwann ge^wesenen Wirklichkeit. Was in ihnen Ans[)ruch auf Bedeutung für die- historische P'orschung hat, sine! ehe einzelnen Gegenstände, soferne sie nicht ge'fälscht sind, nicht aber die^ Ge- s.amten'scheinung de-r Räume, vielleicht abgesehen \on e'inzelnem Kapellem oder Zimnunn, die man im Ganzen in Museen \erse;tzt hat. Ich will damit gar

85

nicht in Abrede stellen, dals es möglich ist, solche Gesamtbilder auf den Charakter der Epoche, welche sie zur Anerkennung bringen sollen, zu stimmen. Das neue Nationalmuseum in München bietet einige sehr glänzende Beispiele, deren Berechtigung ich nicht bestreiten will. Aber man mufs sich darüber klar sein, dafs hier das wissenschaftliche Element von dem künstlerischen überwogen wird.

Will man wissenschaftlich vorgehen, so wird man auch in historischen Museen stets ein System von einzelnen Abteilungen aufstellen müssen; ob dieselben sachlich weitere oder engere Kreise uni fassen, ist von sekundärer Bedeutung, sie werden sich teilweise mit denen der Kunstgewerbe-Museen berühren. Für die Aufstellung des Systems aber mufs der historische Gesichts- punkt mafsgebend bleiben, der die Gegenstände nicht in erster Einie als in bestimmter Technik aus bestimmtem Material erzeugt, sondern als Erzeugnisse der praktischen Anforderungen, des technischen Könnens und der künstlerischen Richtung einer bestimmten Epoche auffafst.

Ich vermag leider den praktischen Wert systematisch angelegter Vor- bildersammlungen für das Kunstgewerbe nicht allzuhoch anzuschlagen. Gewifs haben uns die Kunstgewerbemuseen technisch sehr gefördert, sie haben auch kräftig dazu beigetragen, dafs wir wieder das Bedürfnis fühlen, unsere Um- gebung künstlerisch zu gestalten, aber sie sind auch mit dafür verantwortlich, dais unser Kunstgewerbe in Nachahmung und Eklekticismus befangen geblieben ist, dafs es, nachdem es alle unsere historischen Stile durchlaufen hat und selbst von Japan desorientiert worden ist und all das nicht vorhalten wollte, jetzt den ebenso aussichtslosen Versuch macht, unabhängig von historischen Voraussetzungen neue Formen zu finden.

Eine weitere Erörterung der leidigen Stilfrage gehört nicht hierher. Wohl aber bin ich meinen Lesern eine Antwort schuldig auf die Frage, sollen denn nun die Kunstgewerbemuseen aufhören V^orbilder zu liefern.' Mit nichten. Aber das mufs angestrebt werden, dafs man über die äufserlich formale Nachahmung hinausgeht, dafs man an die alten Werke nicht die PVage stellt, wie sind sie gemacht, sondern warum, in Hinsicht auf welchen Zweck sind sie so gemacht. Auch sie werden die Antwort zuweilen schuldig bleiben, im allgemeinen aber werden sie vollen und zuverlässigen Aufschlufs geben und dem Künstler den Weg zu analogem Verfahren aus dem ihm vor- liegenden Zweck heraus weisen.

Abgesehen von den prinzipiellen Bedenken, welche ich gegen die Zwei- teilung des Systems im bayerischen Nationalmuseum habe, verkenne ich keineswegs, dafs die Durchführung eine sehr gute i.st und dafs die dort auf- gestellten k'achsammlungen sehr übersichtlich angeordnet und sehr instruk- tiv sind.

L^ber seine Grundsätze bei der Organisierung des Nationalmuseunis berichtet flefner in einem b(\sond(n-en, -Zweck und l^inrichtung des National- museums« betitelten Kapitel seiner LebenserinncM'ungen. Es enthält viel des Interessanten und BeherzigenswertcMi. Hefner kann hier \on Bemühungen und

- 86 -

I-'rfolt^fcn sprechcti dir ihm innere» lu-fricdigiinL; und dau(Mnde AncM-kt^nnunL,^ L^ebraclit haben. Was cm- sonst ühvv cHese Periode seines Lebens mitteilt, liest sich wie ein langes Klaj^^udied. Der liau des Xationalmuseums war änfscMst unsolid ausi^efiihrt und mufste schon wcMiii^e )ahre nach seiner Er- (»IfnunL; tit'fi^riMtenden konstruktivc-n VeränchMuni^uMi unterzo<^en wc-rden, das i^ini^f vorüber. Dauernd behind(Mt fühlte t>r sich in seinen' Thätigkeit durch die i^tM'in^e Unterstützung^ die er bei seinen Vor<4(-setzten fand rmd durch die Anmafslichkeit des Konservators Dr. Kuhn. Ich s^laube diese Abschnitte hicM- überquellen zu sollen. Mefncn- ist eine edle und vornehme Natur und d\c widerwärtis^en dienstlichcu Verhältnisse vergällten ihm selbst die Freude an tlcm Nationalmuseum, das der Traum seiner Jui^end, die Sorge und der Stolz seiner i\Lanne.sjahr(» gewesen war. Im Jahre 18S3 kam er um stnne Ouieszierung ein. Da um diese Z(nt ein Wechsel in der Besetzung der Konservatorenstellen eintrat, li(d"s er sich indes vorerst noch zum Vert)leiben in seinem Amte bewegen, doch am 2. April 1885 trat er, in seinem 75. Lebens- jahre in den Ruhestand.

Auch häuslicher Kummer ist ihm in seincnii langen Leben nicht erspart geblieben. Von seinen drei tüchtigen Söhnen starben zwei, und seine Frau hat er im Jahre LS87 verloren.

Hefners P)Uch wird belebt durch viele persönliche Erinnerungen, die er teils in die Erzählung verwebt, teils in besonderen Abschnitten mitteilt.

Es gibt heutzutage Leute, und sie haben gerade in künstlerischen Fragen das grofse und schöne Wort, welche ihre Begeisterung jedesmal dem Neuesten zuwc^nden und dieses beiseite werfen, sowie sich das Allerneueste zeigt. Hefner ist nicht von dieser Art, er ist den Überzeugungen, welche er sich in jungen Jahren erworben hat, durch ein langes an Freuden und Leiden, an Mühen und Erfolgen reiches Leben treu geblieben. Darin ist es be- grimdet, dafs sich unsere Anschauungen mit den seinigen im Einzelnen nicht immer decken. Das ist das Los des Alters, auch w'ir nehmen bereits wahr, dafs die kommende Generation anders denkt und fühlt wie wir. Doch nicht auf Unterschiede im Einzelnen kommt es an, Hefners Streben und Wirken und unseres sind doch nur verschiedene Äufserungen der gleichen Empfindung, der Liebt; zu unserer \/orzeit. Darin fühlen wir uns Eins mit ihm. Und darum bleiben wir auch eingedenk des Dankes, den wir ihm schulden. Denn er gehört zu den Männern, welche die Grundlagen für di(^ Organisation und die Verwaltung der Museen geschaffen haben, auf denen unsere Thätig- keit beruht.

Das germanische Aluscnim aber ist ihm noch ganz besoncUns zu. Danke \crpnicht(;t, denn seit stMuer Gründung g(;h()rt Hefner (Jem Verwaltungsaus- schufs dc> Museums an und waltet dieses Amtes noch heute in jiigendltch(M- ]'"rische. Er s[)richt dariiber gegen den Schluls seines l!ucht\s. «Zu den ang(;n(dimc;n hj'inneruugen meintis Ltdjens rechne ich, dafs t;s mir \ergr)nnt war, den Traum nu;intM" lugend, tun einig(\s dt'utsclu\s Vaterland, \ tM'wirklicht zu sehen, ferner zälile ich dazu tue fortschreitende Entwickelung des ger- manisch(>n NaticjnalnuiseuiTis in Nürnberg, das ich untiM" Leick'U und Sorgen

87

seines Gründers Hans von Aufscfs entstehen sali. Zu meiner grofsen Freude konnte ich noch erleben, dafs es niclit nur nach dem Wunsche seines Stifters ein wirklich germanisches Museum gewordcni ist, dafs es von allen Deutschen Staaten unterstüzt und erhalten wird, sondern auch, dafs man es jetzt ein Museum für die ganze gebildete Welt nennen kann. Möge er noch lange dieses Amtes walten zu seiner und uns(;rer Freude^ und zum Wohle unseres Museums.

Nürnberg. Bezold.

Kachelöfen und Ofenkacheln des 16., 17. und

18. Jahrhunderts

im Germanischen Museum, auf der Burg und in der

Stadt Nürnberg.

P^y^j'^lle bisher erwähnten Stücke waren buntglasiert, wie denn überhau])t in -^->^^[^x^ dieser Zeit eine aufserordentliche Lust an freudigen, hellen l^'arben vor- t^ü^+Nfc-^ herrschte, während die eigentliche Gotik noch fast durchaus grün- glasierte Ofen hergestellt hatte. Erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts begann ein bedeutender Umschwung sich geltend zu machen zu Gunsten bunter Kacheln, wie wir sie an den in der Einleitung angeführten Öfen kennen lernen. Daran knüpfte die Frührenaissance an mit noch stärkerer Betonung des farbigen Prinzipes; doch unterscheiden sich ihre Farbenzusammcnstellungen recht be- deutend von denen der Spätgotik, mögen auch die betreffenden C)fen kaum mehr wie zwanzig Jahre auseinanderliegen. Verhältnism.äfsig selten dagegen sind in den zwei ersten Dritteln des 16. Jahrhunderts die einfarbigen Ofen; kommen sie vor, so sind sie durchaus grünglasiert, die später so häufige schwarze Glasur war in dieser Zeit noch nicht bekannt. Aber auch das Grün der in Frage stehenden Stücke ist wesentlich verschied(>n von jenem älteren Grün aus gotischer Zeit, es ist heller, (Jurchsichtiger und leuchtcMuier als jene oft stumpfe und sehr dunkle Glasur. Das ruhige /Xussehen dieser grün- glasierten Öfen wird häufig durch eine leichte (iokherzierung l)elebt. Wie in früheren Zeiten Beispiele in den genannten Aufsätzen l'^ssenweins Seite 70 ff. so kommt es auch jetzt vor, dafs die gleichen Kacheln ein- mal grün , dann wieder bunt glasiert werden ; jc^ nach dem Ge\schmack dtM- Besteller oder aus Rücksicht auf den Ivaum konnten die einen oder anderen aus dem reichen Vorrat verwendet werden. ]-Vmv grünglasicrte Kachel der Zeit ist uns cM-halten in A. 600 uns(M-er Sammlung, welche; genau den Portiku.s der Stücke Fig. 5 und 7 zcMgl, statt des doit eingesc^tzt(Mi Bil(l(\s a'ner wv- tieft einen Hof mit zwcm iibereinanderstelKMuIen l)()genst(>llungen. Fetztere muten uns an, als ob sie einem itali(-niscjien /Xrchilektui Iraktal (Milnomnien wären, sic^ sind in eben der . x-eriMufachttMi uml \ (M-gröbiMtiMi l-"oini- wicnier- gegt^ben, wie es -die yXnforderungen dcv lineaicn I )eutli(;hlveil bediiigUMi Itei

.S8

diesen kh^non Umrirszrichnungen, Wreinfachuni^'on und l'mt^'estaltungrn der köriHMÜcluMi zu llächenhaften Formen M, \velclu> k'ra Giocondo, IV)lifilo und andere in ihi'en Büehern gaben.

Das in Dmitseliland ^M-\vachte Interesse^ an der italienischen und antiken Architektui', da^ sicli lii(M- dokumentiert, tritt auch an dem Ofen A 52<S unserer Sammhing zu I agc\ h^r ist einfach grüngkasiert, wie das solche gcwissermafsen abgu'kürzte Arcliitekturdarstellungen, wo es auf das Arcliiti:ktonische alUnn an- kam, unbedingt erfordiMlen, auch hier war aber durch Vergoldung der etwas eint(')nigen Erscheinung zu Hilfe gekommen, wo\on sich an einigen Kacheln noch Reste finden. Die G(\stalt des Ofens ist ähnlich der des erstbesprochenen Stückes (Fig. 3) schlank und klein, wenn auch etwas gedrückter wi(^ jener; der untere Teil vierseitig mit zwei schildförmig abgeplatteten Ecken, der Aufsatz achteckig, tiu'martig mit \'ors])ringendem antikisierendem Gesimse. In der Hohl- kehle am Fufse lagern gelbglasierte Eöwen, auf den Kacheln befinden sich architektonische Perspektiven von Hallen und Zimmern mit und ohne Per- sonen darin: sieben verschiedene Model. Auf den zwei abgeplatteten Ecken Putten, die einen Schild halten, darunter in einem Kranze das Brustbild des Kunz von der Rosen, wozu das bekannte Daniel Hopfer'sche Blatt (Bartsch 87) als Vorlage gedient zu haben scheint, obwohl die Nachbildung eine ziemHch freie und vereinfachende gewesen ist. Der 1,40 m. hohe Ofen besteht aus achtunddreifsig alten Kacheln und Gesimsstücken , der Rest ist neueren Ur- sprungs.

Fi;:-. '.1. N;.rli [.nM,.'. l).-it-

Anll.. l;.i. 1. >. l-l:i. V.M-i;iir v. Elui-T n. >eiiln-rl.

X^orstchende /\bl)ildung (9i gibt eine Kachel des (Mens wieder, auf die wir spfitei- noch oft (jciegcnheit haben wci'den, zui-fickzukommcMi, da sie \iel- fach, mit einem rmdern .Mittelstück \ eischen, wiederkehrt. Eiiie andif

1 G V. Hczold, Die I5;iukunst der Rtnai.ssancc in Dcul.schlaml. Slutltjart U)Oij. p. ^.

89

Kachel auch noch in nicht zum Ofen gehörigen Exemplare (A 531) er- halten — zeigt einen merkwürdigen Kuppelbau; die Vorlage dafür mufs in der betreffenden Hafnerwerkstätte öfters zu Modeln verwendet worden sein : unsre Sammlung besitzt ein in allen Details übereinstimmendes Stück (Fig. 10 A. 534), das aber 3 cm schmäler ist und statt der dortigen Staffage zweier miteinander sprechender Personen nur eine über die Brüstung sich lehnende Gestalt, unten aber einen sitzenden Affen aufweist. In einer bedeutend kleineren Kachel endlich aus dem Besitz der Stadt Nürnberg kehrt dasselbe Motiv gleichsam verkümmert wieder. Ähnliche Wiederholungen hat die Vorlage der in Fig. 11 abgebildeten Zimmeransicht (an dem genannten Ofen und als Einzelkachel unetr A. 529 vorhanden) erfahren: leicht verändert werden wir sie wiedererkennen an dem bereits erwähnten Ofen in Zwickau, zusammen geschrumpft und verkümmert ist das Motiv in A 603 u. 604 unsrer Sammlung.

Fig. 10. Nach Lübke. Deutsche Renaissance I. p. 143.

So hat also die Architekturphantasie, die in so vielen Büchern und Stichen ihre üppigsten Blüten getrieben, auch auf dem Gebiete der Kacheln ihren Einzug gehalten. Die Formen weisen entschieden auf die Frührenais- sance, wie auch die Gestalt des Ofens und es mag wohl die erste Begeiste- rung für die neue Archit(^ktur, für Kuppel- und Zentralbau, schuld daran sein, dafs man es versuchte, sie auch in diesem ^Material nachzubilden, das für {jräcise Wiedergabe architektonischer I'ormen doch nichts weniger als geeignet ist. Mit richtigcnn Takt scheint das auch die Folgezeit erkannt zu haben : unsres Wissens wenigstens ist das hier gegebene I^eis})iel ohne grofse Nach- folge geblieben.

Mit den drei bisher erwähnten steht in engster Verbindung <Mn Ofen, der im Kalandstübchen der Marienkirche zu Zwickau aufbewahrt wird und zweifellos aus Nürnberg stammt. Die I^eziehungen der sächsischen Kunst

Mitteilungen aus dem german. Nationalmuseum. 1899.

XII.

90

zu Nürnberg sind ja sehr zahlreich und der Import fränkischer Kunstwerke in Sachsen war ein häufiger. In Zwickau selbst sind uns deren eine Anzahl noch erhalten, vor allem das Altarwerk des Michael Wohlgemuth in der Marienkirche, in welcher ferner noch als bescheidene Zeugen die ehernen Glöckchen zweier silberner Klingelbeutel das Nürnberger Beschauzeichen tragen. Von dem Einflufs dieses grofsen Kunstzentrums spricht auch die schöne Gruppe der ßeweinung Christi in ebendemselben Kalandstübchen, in dem der Ofen steht, von Bode -) als Meisterwerk unter den sächsischen Bildwerken der Zeit bezeichnet, wobei er zugleich von Nürnberg als der Hochschule dieser Künstler spricht. Was Wunder also, wenn man sich von Zwickau, um ein möglichst vollendetes Werk der Hafnerkunst zu erhalten, an den Ort wendete, wohin gerade im Kunsthandwerke Aller Blicke gerichtet waren.

f-T ■'■( (|V '

Fi?. 11 ■'■).

Nebenstehende Figur 12 gibt ein Bild des Ofens in seinem Aufbau. Die unteren fünf Reihen setzen sich zusammen aus grünglasierten Zimmeransich- ten, die nach der einen Seite gerichtet, wie im gegenseitigen Sinne vor- kommen. Sie sind sehr ähnlich der in Figur 11 widergegebenen, doch weisen kleine Abweichungen darauf hin , dals sie nicht dem gleichen Modell ent- stammen. Die Eckkacheln des Feuerkastens, die zum Teil auf dem Kopf stehen, zeigen eine sehr leichtfertige Redaktion dieses Zinmicrs auf engerem Raum. Die oberste Reihe endlich enthält Kacheln mit Medaillons, Ktipfen

2) Bode, Geschichte der deutschen Plastik \t. 202 u. 2o4 f.

3) Die Abbildungen ycben, mit Ausnahme der beiden vorhergehenden, die Kaclieln m 1 3 der Orisinalizröfse wieder.

91

^-"7 i^^^ fi-^A rr^ , ra

'^///v:.

Kie. 1'2.

in der Tracht des zweiten Drittels des 16. Jahrhunderts, welche auf bekannte Persönlichkeiten zu bestimmen mir nicht möglich war, \ermutlich hat auch

92

der Bildner nicht an solche gedacht. Diese Kacheln sind bimtglasiert ; eine derselben besitzen wir auch in unserem Museum (l"'ig. 13 A 512): sie zeichnet sich tlurch tiefe, schwcMe I""arben , braun und blau aus, gt^gen welche das Weifs des Gesichts sehr absticht. Die 7Avickc^l xcrraten uns durch ihr Ornament, dafs die Zeit der Ciotik noch nicht allzu ternt^ ü^^'k^t. Lc-ider sai^t uns das auf diesem Stück und am Ofen angebrachte Monogramm^) nichts, wenigstens ist es mir nicht gelungc-n, eincMi Namen tlafür zu finden. Die Schildkachel, welche auf den abgeschrägten, vielmehr abgehauenen hxk- medaillons liegt , zeigt zwei Putten mit originellem Flügelansatz , die ein Schild halten, auf dem einmal das Brandenburgische Wappen angebracht ist. Ohne jede Gesimsbildung, wie wir sie, wenn auch bescheiden, bisher an den fHen dieser Zeit gewohnt sind, geht hier Feuerraum in Aufsatz über, auch einen unteren Abschlufs des Ofens durch etwelche I^rofilierung , etwa eine

Flg. n

Hohlkehle mit liegenden Föwen, vermissen wir: ein umstand, der vielleicht zu beachten.

Die drei Reihen des achtseitigen Aufsatzes zeigen Stiicke aus verschie- denen, aber zusammengehörigen Kachelscrien, einmal die uns wohlbekannten Wissenschaften: Philosophie, Geometria und Rhetorica aus der Serie des Ofens Fig. 3. D(;s weiteren zwei Kurfürsten, Kiu'brandenburg (Fig. 14) und

4j Vert:;!. die Ani_;ab(;n bei Steche, Kunstdenkmäler des K(")ni'^'rcichs Sachsen XII p. 117 f. Steche hat noch ein zweites Monogramm an<fu^'eben, das auf dem Ofen nicht vorkommt, wie mir i h^rr 15aurat Dr. O. Mothes milteilt. der mir in liebenswürdiger Weise sehr ausführliche und «jenaue Notizen über den Ofen, sowie eini^^ff Skizzen zur Verfü^'unf,' zugestellt hat. Ich mochte nicht versäumen, Iknrn liaurat Motlies an dieser Stelle für seine gütige Unterstützung meinen wärmsten Dank aus/.usjircrhen. Er hat auch die Herstellung der Zeichnungen (I'ig. 13 u, 14) durch Herrn OberIchn;r Kalk in Zwickau vermittelt.

93

Pfalz, sowie den deutschen Kaiser, alle wohl so wenig Porträt wie auf den Krügen und Gläsern mit den gleichen Darstellungen ; die Nischen weichen in ihrem oberen Teil von denen der Wissenschaften ab, doch lehrt ein Ver- gleich mit Fig. 5 u. 7, dafs auch sie der gleichen Hand entstammen dürften. Die oberste Reihe umgebogener Kacheln enthält roh gearbeitete Gestalten von Landsknechten und ihren Weibern in einfachen Bögen. Im Fünfeck erheben sich darüber fünf Halbkreisgiebel, mit aufgemalten Ornamenten zwi- schen den Evangelistensymbolen geschmückt.

Wie man sieht, ist der Ofen reich an verschiedenartigsten Darstellungen und es möchte scheinen, als ob er nicht mehr in seinem ursprünglichen Auf-

Fifr. 14.

bau erhalten sei, umsomehr als dafür die umgekehrten Eckkacheln, das Fehk^n der Gesimse , vielleicht auch die Verbindung des buntglasierten Aufsatzes mit dem grünglasierten Feuerraum sprechen. Ausgeschlossen ist dabei nicht, dafs die Zusammenstellung die alte ist, denn was wir nie \ergessen dürfen die damaligen Hafner setzten manchmal recht planlos Ofen aus ihrem Kachelvorrat zusammen und kümmerten sich wenig um höhere ("ompositions- ge setze.

An dem Zwickauer Ofen find(MT wir zum ersten Male in ausgic^biger Weise Medaillonbildnisse als Schmuck verwendet. Eine Dekoration, die ja auch in der italienischen Architektur beliebt war und die sicli ganz natur-

'M

gcmäfs an d\c Stelle des ornanicntal und figural aussjeschmückten Drei- oder X'ierpasses der (jotik stützte. Sofort mit dem Kindrinj^U'n der Renaissance in Deutschland tritt das Motiv denn auch auf an Gebäuden sowohl als als Bil- liern. Schränken und Thüien, km-z, bei jeder Art \on h'lächenfüllung. Mit besondcMcr Belgier bemächtigtt'U sich ab(M- seiner die M(Mster d(^r t^raphischen Künste und haben uns, \-oi- allem die I lopfer und Genossen, zahllr)se Me- daillonstiche hinterlassen, wi-lche zweifellos als X'orlagen für die verschiedenen

V

^ ^-

I landwerkt' i^n^dacht waren. Was unser Thema betrifft, sd waren wir dem Me(Jail!on zum ersten Male begegnet an jenem Ofen der Burg 1 F^c>per-Bf)sch Tafel ö), wo aufgel(\gte Medaillons an Stelle der abgeschrägten Ecken den l'bergang vom Feuerkasten zum Aufsatze bildeten. Dem gleichem Zwecke hat sicherlich das Bildnifs Karls V gedient, das wir in l-"ig. 15 publizieren.

Fi- ir,.

i.\. 967 1. Die-^c \'ei-w(Miduni^ mufste sich \(.)n st-lbst t'rgt>ben, wenn man <(;hon einmal, wie an dem Ofm mit Ari:hitekturp(>rspekti\ en, auf di.'n Eck- l)latt(m unter den W'appenhaltern ein Medaillon anb!-;ichte. Mäuhger jedoch als hiezu \erwend(;lc man dit; Medaillons als Abschluls einer Anzahl \'on Kachelr(Mht;n oder als (jcsimse, insljcsondere de^ Eeuerkastens. I')!esem Zwecke diente, (lem stark vorspringenden Rande nach zu ui'tcMlen, di(^ Kachel welche wir ut l-'ie. 16 abl)ilden undi ihr Gi^^enstück lA 53Si !7iit dem lorbeer

- 95

geschmückten Kopfe eines römischen Imperator, dessen Helm dieselben etwas phantastischen Formen zeigt, wie der des im vorigen Aufsatze abgebildeten Josiia. Der frische blaue Grund, der umgebende braunrote Lorbeerkranz, das blonde Haar der Frau und der rote Bart des Mannes sind \on glücklich- ster Wirkung. Etwas reicher ist die grünglasierte Kachel A. 513 (Fig. l/i von sehr präziser Pressung; durcli die Art der Einfügung des Aledaillons in die Kachel, den hier ornamentierten Medaiilonrand und die Ausfüllung der Zwickel an das Beispiel aus Zwickau erinnernd, mit dem unser Stück auch der Tracht nach ungefähr gleichzeitig sein dürfte. L'ppiger und vollendeter erscheint das Motiv in A 960 mit dem Bildnisse des Kaiser Ferdinands (nur zur Hälfte erhalten) und den etwas gröfseren Pendant A 961 mit dem Portrait des Sultans Soliman (Fig. 18). welches ein(- merkwürdige Vorliebe für ge- mischte Farben bekundet. Der Sultan trä^t h(^llbraunrötlichen Turban und

ebensolchen Mantel, der Grund schimmert \on r()tlich bezw. violett bis ins Blauschwarze; eine IMischfarbe. die wohl aus i'bereinandcrauftragen von gelber. manganroter und einer Art schwarzblauer (f) Glasur entstand, welch' letzttM'c von dem Thon nicht mehr gleichmäfsig aufgenommen \\urde, flofs und so ein ungleichmäfsiges Aussehen verschuldete. \'on (Jcni trübweifsen Mcxlaiilon- rand(^ hebt sich der grüne Blattschmuck ab. Die Zwickel sind etwa salmroth. wie der Turban Solimans. wohl durch Auftragen \ on 'M.-mgani'ot auf (iclb entstanden, in diese- !-'arbe ist \ielfach das Gell) der Kn('i})fe iiineingetlossen, Der äufserc Rand ist grün. Die Kach(^l ist stehend gc-brar.nt. d.aher das \it;le [neinanderfliefsc;n d(M' Glasuren, dessen Wirkung abci' nicht ohne: Reiz ist. Hier darf der Gröfse des Stückes nach schon zw eitclhat't soin. ob dasscThe noch als (jesimse bezw. Abschlnis (li(Mit(> und nicht \-i(?lmohr seine .Stolle schon in der Mitte des l'\;ucrkastens oder Aufsal/cs hatto. wie das ^päu-r

96

ganz allgemein in Gebrauch kam. Wie in allen Künsten, so war das Medaillon auch in dcM- 1 latncrwcrkstätte berufen, eine stets l)edeutendere Rolle zu spielen. \)c\- Raum, den c^s einnahm, wurde immer gr()rser, bis es um die Wende des lahrhundcMts und im siebenzehnti^n Saeculum als Riesc^nkachel die ganze Seite (MiU's k\uerraums oder Aufsatzes ausfüllte. Die immei- mejir vorherrschende Neigung, am ()\cn die lülder hc^rvorragcnder ZiMtgenossen anzubringen, kiin- digt sich, wie wir sehen, gleich in den ersten Zeiten der Renaissance an. Sowohl der l'^Mclinand I. als der Soliman sind übrigens niemals an einem Ofen \(Mwendet gewescMi ; olTenbar, weil sie auch der Soliman zeigt einen fast

durchgidicMiden Si)rung, in den die (jlasur hineinge-flosscn schon beim [■Jrande Schaden erlitten hatten.

"'iVf-r/zn"

s^f^fii nimiiiiiiiiiiiiiiMiiiimimiiiiihiiniiimiiimiiiiiiiiiiiiiiiiimMnnmi/mmmiwfmim^^^^^^^^

Von der gleichen (jestalt wie dic^ bish(M' erwähnten Öfen unserer Samm- lung ist der ebenda aufbewahrte, grünglasiertc A 540 (Röper-B(')sch 'l'af. 11) mit \i(>rseitigem l^\'uerraum(^ und neu.n.seitigem Aufsatze. Der Ofen endigt nach unten in einem hcM'abfallenden Akanthusblattkranze; ein gleicher, nach oben gcM-ichtet, bildet das Oesimse. (IleWie 1,40 m). Die Kacheln des Auf- satzes zeigen runde Schlüsselchen zwischen zicn-lichen Renaissance-ornamenten. die l'xkkacheln des unteren Teiles zusammengc-di'ück't die beiden Seiten der in j-'ig. 9 abgebildeten ))ei"sp(4<li\ischen Darstellung. Im übi'igcMi wiederholt sich an (1(MU ganzen b'euerraum ein und dasselbe Sujet; das i>rustbild ("Ines bartigen 1 IcKUmt in ! lehn und Panzer unte)- eiiUM- Architektur, die wohl als Kuf)pel gedacht war, aber als Nische^ erscheint. Durch die Inschrift in dem runden Medaillon an der Balustiadi;, auf welche der Recke gelehnt ist, wird

97 -

er uns als Goliath bezeichnet. Das Goliathbild ist noch m zwei bunt- glasierten einzelnen Exemplaren unserer Sammlung erhalten und gehört jener Kachelserie mit den Brustbildern der Tyrannen an , die wir an dem Aufsatz des Ofens im Schlafzimmer des Königs auf der Burg (Röper- Bösch Taf. 2) kennen lernen. Dieser buntglasierte Ofen besteht aus einem zwölfeckigen Aufsatze dessen drei Reihen Kacheln über Eck gestellt sind, sodafs die Mitte einer oberen Kachel jedesmal auf das Eck einer unteren zu stehen kommt ; eine Hohlkehle mit gelbglasierten liegenden Eöwen leitet zu dem viereckigen Feuerraum über. Die oberste Reihe des Aufsatzes zeigt zunächst die offenbar hier eingeflickte grünglasierte Kachel mit dem Hallenhof

1€^

Uiudtuud

unter der Nischenarchitektur, welche wir unter A. 600 bereits erwähnt haben, weiter die sechs Brustbilder \on Tyrannen, jeweils mit xAufschrift, sowie lateinischer Nummer versehen, unter dcnselb(>n Nischen wie das Goliathbild unserer Sammlung, und zwar zut^'st (;l)en diesen Goliath \\ Nabuchodonosor X, Achal) VIll, Serah VII, Holofernes XI und Antiochus XII; welch' letzteres Stück auch in einem ExtMni)lar im Germanischen .Museum vertreten ist. (A. 1265 Fig. 19.1 Ebenso besitzt das Bayi'ische Gewerbemuseum clrtM dieser Kacheln. In der mittleren Reili(- erblick-en wir nochmals S(M-ah \M1. dann die guten Helden P2zechins XI, luclas Machabeus XII, Samson IV, Gedion II, Samson (in etwas anderer Bemalung) I\', in der unteren Reihe dieselbe grünglasierte Archi-

Mitteilungen aus dem german, Nationalmuseum 1899. XIII.

98 -

tckturkachel wie oben, Gedion II, Jonathan V, Amas^ia X, Assa VIII, Josaphat IX, David VI ■'). Diese Brustbilder der <^uten Heiklen sind in Styl und Kostüin den Tyrannen vollkommen gleich, nur die über ihnen sich \v(")lbenden Bogen zeigen andere, besser \erstandc>ne Architekturformen. Dem 1 lafnermeister hat als Vorlage gedient ein Folioblatt mit der l'j-enport d(M" zwellT Sieg- haften I leldcMi des alten Testaments und andei' Tyrannen , das Weller {Dc\ Volksdichter I lans Sachs etc. Nürnberg hSöS. Nr. 24) aus I leerdegens (Schrei- l)ers) alter Sammlung bekannt war und von dem das Kupferstichkabinet des Germanischen Museums zwei auscMnandergeschnittciie Drittel b(\sitzt , dercni eines unsme Tafel wiedergibt. Die Holzschnitte verzierten das G(;dicht Die: Erenport von Hans Sachs, das nach der Ausgabe- in der Bibliothek des litte- rarischen Vereins Stuttgart (Band 102 p. 211 tf.) die Unterschrift trägt: 'Anno Domini .MCCCCCXXXI am NXV tag [unii. Das Folioblatt, das WcIUm' sah (ebenso unser letztes Drittel) enthielt ke-inc- Angabc: des (Jrts und der Zeit, wie dcMin überhaupt auf ihm der Ijeschlufs des Hans Sachs'schem Gedichtes nicht wiedergegeben ist. Weller setzt das Blatt aus mir unbe- kannten Gründen um 1560 an. Der Styl des Holzschnittes, sowohl der Figuren als auch insbesondere des Pilasterornaments scheint mir jedoch auf die erste Hälfte des Jahrhunderts und auf einen Meister hinzuweisen , der mit feinem Verständnis die Formen der oberitalienischen Renaissance ver- wendete. Nach gütiger Auskunft des Herrn Direktor Lehrs war ihm das Blatt unbekannt und ist auch in dem Dresdener Kupferstichkabinet niclit vorhanden . das gleiche teilte mir Herr Direktor W. Schmidt aus München mit. Letzterer erfahrener Kenner knüpfte die Vermutung daran , das Blatt stamme vielleicht von Peter Flr)tner , wofür ja manche Anzeichen sprtx-hen. Jedenfalls dürfen wir einen Nürnberger Meister aus dem zweiten V^iertel des 16. Jahrhunderts als Urheber desselben annehmen, obwohl ich nicht leugnen will, dafs man mich auf eine Verwandtschaft mit der Augsburger Schule und insbesondere jener Serie- der österreichischen Heiligen hinweisen kann. Die

Brustbild(-r sind auf den Kacheln unseres Ofens bis auf wenige Vergr(")be- rungen getreu kopiert ; die Umschriften dieselben wie bei 1 lans Sachs, di-ssen Reihenfolge auch der Nummerierung nach beibehalten war. Da der Styl der b(")sen Tyrannen genau mit dem der unteren Reihen übereinstimmt. L ber- >chriften imd Nummerierung wiederum mit denen des Hans Sachs'schen Ge- dichtes: SchandeMipord. Die zw()UT thyrannen des alten testaments mit ihrem wütigen lebcm etc. (Gleiche Ausgabe^ und Band. Sc-ite 221 \T. Unterschrift: Anno salutis MCC'CCCXXNl am 1 tag lulii.) gleich sind, so wird man wohl sicher vermuten dürfen, dais auch von dieser Schandeni)ord ein gleiches Folio- blatt existiert hat r)dc-r noch irgendwo existiert, mir aber K-ider nicht bekannt ist. Wie denn berufne- Kenne-r des damalige-n Holzschnittes leichthin noch bir manche de;i- xon mii' pul)Iizierten Kaclu-ln die \'orlag(Mi wc-iuh-n nachweise-n können, die mir aufzufind(-n nicht ge-lungen ist. I )ei- zw(ilfseitig(- Aufsatz

des Cjtems war fjtlenbai- gerade dafür bere-chnet. in |e zwei Reihen die zweUf

5) Im übrigen i.st der Aufsatz mit ^crinijt:n, <^'rün<flasi('rten Schüs.sclkachelii ticr •'leichcn Ze-it au.s''etlickl.

-^ 99 -

zusammenhängenden Bilder aufzunehmen und in der dritten eine vielleicht dazu gehörige Zwölferserie ; ob er schon in alten Zeiten oder erst unter Hcideloff in der jetzigen Weise zusammengestoppelt worden ist, vermag ich nicht zu sagen. Mündlichen Nachrichten zufolge ist dieser Ofen von manchen Beurteilern dem Augustin Hirschvogel zugeschrieben worden , wofür jedoch alle Anhaltspunkte fehlen. Viel geringer in der Ausführung sind die Kacheln des Feuerraums, welche in drei Reihen übereinander bildliche Szenen zeigen, eingesetzt in die Bogenarchitektur der Kacheln des Ofens A. 528 vgl. Fig. 9, und zwar aufser einer eingeflickten Rosettenkachel, die Scenen: Bundeslade, Erschaffung der Eva, Steinigung des Stephanus, Abendmahl, Anbetung der heiligen drei Könige, Darbringung im Tempel, Grablegung, Moses empfängt

ii- hin 'I iiLlH'ii ihiiiiilill \ ' 'IHHÜII'^^^^

Kitr. -I'K

die Gesetzestafeln, Hiinmelfahrt, Xoah's Trunkenheit, Verkündigung u. s. w. kurz ))lanlos zusammengcreihte Scenen aus dcmi weiten Umkreis des alten und neuen Testamentes, die darauf hindeuten, dafs eine weit gröfsere Serie solcher biblischen Kacheln existi(Mtc;. In der That besitzt das Museum zwei veitere hiezug(;h()rige Stücke, A. 940 942, Geburt Maria, Kreuzigung und das cananäische Weib. (Fig. 20.) Die Deutung letzterer Scene ergibt sich aus der Cberschrift : Matthäi XV. \is ist der .Moment dargestellt, da C'hristus von der Stärke ihres Glaubens gerühit sich zu ihr wendet und spricht: ->o Weil), dein Glauln^ ist grols! dir geschehe, wie du willst. <- Und ihre Tochter ward gesunil zui' selbigen Stunde. Uie Ausführung dieser Stücke läfst viel

100

zu wünschen übrig : die Andeutung der Augen ist durchweg vergessen , oft nicht einmal Xase und Mund angegeben. lUau. braun, grün, gelb und weifs sind die lieliebten l'\arben. Nocli roher allerdings sind Formen und Glasur

auf einer i nicht zu dieser Serie aber in die gleiche Zt;it gehf^igeni Kachel mit d(MU l^inzug Christi in Jerusalem, A. 514.

Wir haben bis jetzt eine Anzahl von Kachelserien kennen gelernt, die uns alle nicht vollständig erhalten sind , doch \ielfach einen Schlufs auf die Zahl dvv xorhandc^n gew(\senen Kacheln gestatten. Ich stelle sie kurz zu- sammen :

I. Die 7 freien Künste.

[1. Personifikationen von Tugcmden und l.astcn-n, bezw. Keidenschaften durch Gestalten einerseits aus dc-r l^ibel , andrerseits aus Ovid's Metamorphosen etc.

III. Die 9 guten Heiden, Christen und Juden nach ßurgkmair. Vermutlich waren auch die weiblichen Gegenstücke vorhanden.

IV. Die 7 klugen und die 7 thörichten Jungfrauen nach Nicolaus Manuel Teutsch.

Diese alle in der gleichen Nischenumrahmung; in derselben, also dazu- gehörig, noch die perspektivische Ansicht eines Ilallenhofes (A. 600 und am Ofen im Schlafzimmer des Königs auf der Burg).

V. Die 7 Kurfürsten. Die Umrahmung eine leichte Variante der vorigen.

(Zwickau.) VI. Landsknechte und Weiber. (Zwickau.) VII. Zimmeransicht mit Thüre und Fenster. VIII. Zweierlei Architekturperspektiven: Hallen- und Kuppelbau.

IX. In der Architektur der ersten dieser Perspektiven biblische Scenen, die offenbar in reicher Anzahl vorhanden waren.

X. Medaillons mit Köpfen in zeitgenössischer Tracht.

XI. Die zwölf sieghaften Helden; nach dem Gedicht von Hans Sachs

und dem Holzschnitt des P'lötner ir). XII. Die zwölf Tyrannen, nach der Schandeni)oi(l des Hans Sachs und vermutlich einem Holzschnitt von der gleichen Hand.

Dazu eine Anzahl von Reduktionen dieser Kacheln , Eckkacheln etc. Alle diese Stücke befinden sich mit Ausnahme des Zwickauer Ofens in Nürn- berg; ein Teil der Kacheln des letzteren ist ebenfalls an hiesigen Ofen oder einzeln erhalten, seine Provenienz aus Nürnberg dürfte aufser h^rage stehen. Der durchaus übereinstimmende Aufbau des Ofens kehrt unseres Wissens nirgends wieder; wir werden später sehen, wie die Ofen in andern Gegenden Deutschlands, welche den Styl der Frührcmai.ssance zeigen, zwar sicher nach demselben uralten Prinzi]), aber doch in charakterisch abwcMchender Weise aufgebaut sind. Wir sind also wohl berechtigt in diesen Stücken typische Erzeugnisse der Nürnberger Hafnerkunst zu sehen und zwar solche aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Sie s|)iegeln getreu den Styl dieser Pe- liode wituler und soweit wir Vorlagen nachvvcnscm konnten, stammen diesc^lben

-- 101

gleichfalls aus der Zeit \ on 1520 1550. C. Friedrich ^j wollte alle diese Oefen erst nach dem sogenannten Hirsvogel - Ofen der königlichen Burg (Röper- Bösch, Taf. 8) entstanden wissen. Ein kurzer Vergleich dieser Stücke di_irfte Jeden das Gegenteil lehren. Die technisch vorzüglich ausgeführten, doppelt und dreifach so grofsen Kacheln dieses Prachtofens mit ihren reinen Renais- sance-Ornamenten von bestem deutschem Geschmacke können nichts anderes als gerade den einschneidenden Fortschritt gegenüber den teilweise noch so unbeholfenen und doch nach guten Alustern der Frühzeit gearbeiteten Pro- dukten bedeuten, welche wir im Vorigen charakterisiert haben. Gerade aus dem Gegensatz zu ihnen ist die Bedeutung des Hirsvogel-Ofens zu begreifen : ihrem noch ungeschickten , gotischen Aufbau aus zahlreichen , übereinander- gesetzten Reihen kleiner, sehr bunter Kacheln ohne besondere architektonische Gliederung macht eben jenes Meisterstück ein Ende ; aus ihm spricht das Empfinden einer ganz andern Zeit , die nicht mehr mühsam nachstanunelte, was ihr oft in recht ungenügenden Mustern von dem Formenreichtum der Italiener kaum bekannt war, sondern sich deutlich bewufst war, wo sie ihrc^ Vorbilder zu suchen hatte und solche denn auch aufs Gründlichste^ studiert hatte. Friedrich kann nur durch seine Vorliebe und grofse Begeisterung für seinen Helden Hirsvogel, welche ihn ja auch an anderen Stellen dc\s sonst so trefflichen Buches zu gewagten Schlüssen geführt hat, zu dieser unmöglichen Datierung bewogen worden sein. Er wolltc>, wenn ich so sagen darf, reinen Tisch machen und die ganze Flafnerkunst Nürnbergs unter das Zeichen jenes merkwürdigen Mannes stellen, während es vor und nach demselben selbst- ständig arbeitende Hafnermeister gegeben hat. Wir werdcMi die Bedeutung jenes Ofens im nächsten Aufsatze klar legcMi. Im Verlauft^ unserer weiteren Unter- suchung werden wir auch konstatieren können , dafs vielleicht nirgends an- derswo die Hafner sich so getreu dem Wechsi^l der Kunstrichtungen fügten, als in der alten Reichsstadt und zwar sowohl im Aufbau als in den Details; so werden wir gleich im l'olgenden eine Anzahl von Ofen nachweisen können, welche den Stempel der, wenn ich so sagen darf, Nürnberger Hoch- renaissance und ihrer Ornamentik, der Zeit Hirschvogels, Flötner's, Eaben- wolfs etc. deutlich verraten. Ich möchte übrigens sogar geneigt sein, in allen den erwähnten Kacheln Produkte einer und derselben grofsen 1 lafncM-werkstätte zu erblicken; doch ist das lediglich eine Vermutung, die sich vor allem auf das sozusagen kreuzweise VorkommiMi der Kacheln an den xerschiedcMien Ofcm, das Verwenden derselben Umrahmungen, den gleichen Aufbau und di(; Ähn- lichkeit der Glasuren gründet. Diese Hafnerwerkstättc^ hätte dann die zahl- reichen Model aller Serien zu beliebiger Verwendung })arat gehabt. Der Thon aller der Einzelkacheln, <.\\c zu den genanntem ( )fen geh()ren(l. sich in vmserem Museum befinden und bei denen allein mir natürlich eine Unter- suchung möglich war, ist stets derselbe : ein heller, rötlicher, sehr feinkörniger und ziemlich hart gebrannter Thon. Dabei sind die Kacheln bemcMkenswert dünn, was mir auch von Kundigen berichtet v.ii'd. welche Gelegenheit hatten,

6'i Die alten Kachelofen auf di-r P>nr" in Xiirntier«.;;. Kunst und (n-weiiu- XTX \>. 166 fl'.

102

die r)f(>n der Hihl; i^u-U^s^rtitlich xon Versetzungen zu untersuchen. Der Thon ist nicht einfach mit (.lein llandhallen in den Model hineingedrückt: ein(^ Art Sackleinwand w urde ilariibergelc^gt , die ein leicht(Tes Arbeiten er- ni()glichte und das Ausweichen (l(\s Phons \ iMhind(M-te : die Si)urt-n dic-s(M- l.cMUwand sintl noch dcMitlich zu sehen und zeigen überall die gknche Struktur. Die l'"arben sind im .Allgemeinen lUau , (>ntweder tief odcM' ins Weifsliche s])ielend, weifs, giiin, g(^lb, braunrot, seilten schwarz. Die Färbung ist kr.äftig.

die Zusammenstellung der Farben (Mitspricht durchaus dem Geschmack der I'"rührenaissance, wie er uns auch aus Glashmstern und Gemälden bekannt ist. Xoch hat die I^.leiglasur das L'bei'gt.'wicht : Zinnglasur ist, soweit wir be- urt(Mlen kcHinen und nach dcMu /Xusspruch erfahrenen- Praktiker , im Allge- meinen nur für ein gewisses helles lilau iukI Weifs in AnwencJrmg gekommen, wie schon in frühertM' Ztnt an dem aus Ochst'nfurt stammenden, gotischen Of(>n des Museums, der [eingangs erwähnt wurd(\ Xoch waren (^s keine

103 -

hervorragenden Bildhauer, welche die Formen für die Model herstellten ; geringe Gehilfen arbeiteten, so gut es eben ging, nach den Vorlagen, die der Holz- schnitt und Kupferstich bot: nur bei einigen Stücken konnten wir eine etwas bessere Alodellierung konstatieren. Der in den beschriebenen Exemplaren vertretene Typus des Ofens \-om Anfange des 16. Jahrhunderts ist ein achtes Produkt der Nürnberger Frührenaissance : im wesentlichen alles noch gotisch, der gleiche Aufbau, dieselbe Grölse oder besser Kleinheit dc^r Kacheln (durch- schnittlich nicht über 1<S:28 cm.?), nur ein f)aar neue Stoffgebiete und in allem Detail die Einführung des unverstandenen neuen Formenschat/^es.

Der nächste Fortschritt lag wohl auf technischem Gebiet. Die Hafner wagten es allmählich, zuerst schüchtern dann immer mutigcM- , die Kacheln L^röfser zu bilden. Selbst\-erständlich benützte man auch den zu (u^bote stehen-

Ij

i

Fisr. Tl.

den grölscrtm Raum , um ihn reicher auszufüllen. So ziMi^l uns dw Kachel A. 1205 Fig. 21 eine rc-cht figurenreiche Kreuzigung, die zugleich ikonograjjhisch nicht ohne IntcM-(\sse ist. Rechts vom Kreuz sieben wir Aloses , dann Tod und Teufel, ersterer mit (Muem Schwert, letzterer im .Ahuichshabit mit dem Speer in der Hand auf den links knieend(>n nackten MenschcM-i anstürmi^id, den Johannes der Täuft'r auf den Gc-kreuzigten hinweist . den l'j'lc'iser ans dieser Bedrängnis, währcnid ein bärtiger .Mann in ZcMttracht klagcmd die 1 land erhebt. Der Teufel in den- Meinchskutte läfst \ci-muten. dafs die Kachel nach dem Vorbilde eines .MtMsters angefertigt wui"de. wcIcIkm- dei- neuc-n Lehre an- gehörte. Die Architekturformen zeugen \on einem besseren W-iständnis : die schwellenden Säulen aber sind ja ein hochbeliebtes Alotix' dt-r deutschen Renais- sance. Ungefähr auf der gleichen Stufe architektonischen X'erständnisses stellt

ICM -

die Kachrl A. 14]f> \'"\'^. 22 von Ifiö^ datiert. Dir schf stark aufi^etrai^'cnc, etwas stuinptc i^rünc Glasur läfst die Zeichnung' am Dri^^inal nicht so scharf h(M'\(.Htrcton als in der Al)l:)ildun<^f. - Reiner jedoch ist die antikische Bau- weise- angewandt auf den Kacheln A. 937 939; auf denen drei (i(^nresc(,'nen tiargestellt sind: eine HuhkM'in, di(> ihrem Liebhaber während (\cv Umarniunq das Geld aus der Tasche stiehlt, iKig. 23); das Gleichnis vom ungerechten Verwalter, sowie dasjenii^^e \<)m Sj^litter im Aw^c des Nächsten und dem Balken im eigenen, wobei denn der l-Salken recht drastisch wiederj^e^^eben ist. Nürnb(M-i:^(M- Ursprungs scheincMi diese drei Stückt* nicht zu sein; dt'r ver- schiedene, or('jbtM(^ Thon, die dickeren W.ände s])rechen dagegen; endlich ist

in \iel grcW'serem Mafse als sonst Zinnglasiu- angewtMidet und kommt daher die helle und freudige coloristische Ihiltung der Stück(\ in denen I^lau und Weifs stark \ oiherrschcn, dem AussehcMi .achter Majolikareliets nahe; auch ist der riion deshalb härter gebrannt. Das scheint auf genau(M"e Bekanntschaft mit Italien hinzudt'Uten, was noch duixh die reintM'e k'orm dtn- koi-inthischen Säulen bestätigt wird. In d(-r That sind die (}lasur(Mi die gUnchen , wie wir >ie s[)älei' im Siidi)st<'n f < )ber(')steri-eich, :r7ai/,kammergul und Tiroli kennen lernen werden, wo denn wuhl dei Ursprung dic^sei- Kacheln zu suchen sein dürfte. X ij r n b e r iJ Max Winiienroth.

1 05

Beiträge zur Geschichte des Kaufmanns im

15. Jahrhundert.

!n der von G. Steinhausen herausge^^ebenen Sammlung von Mono- graphien zur deutschen Kulturgeschichte ') ist jüngst von des Her- ausgebers eigener Hand der zweite Band erschienen , welcher die Geschichte des Kaufmanns in der deutschen Vergangenheit darstellt. Eine nähere Besprechung dieses Buches kann ich hier leider nicht geben , ich werde aber in diesem Aufsatze wohl des öftern Gelegenheit finden , darauf zu verweisen, hn Allgemeinen will ich nur bemerken, dafs es bei dem sehr beschränkten Räume , der zu Verfügung stand , für den Verfasser sich nur darum handeln konnte , die Geschichte des deutschen Kaufmanns in ganz grofsen Zügen darzustellen , eine Aufgabe, der er in sehr anziehender Weise gerecht geworden ist. Dagegen glaube ich mich aber nicht zu täuschen, wenn ich bei vielen unserer Leser annehme, dafs eben durch Steinhausens Buch das Verlangen in ihnen angeregt ist , über die Geschichte des Kaufmanns- standes im Einzelnen noch näher unterrichtet zu werden. In diesem Sinne gebe ich die folgenden Mitteilungen, und zwar hoffe ich mit Recht mich zunächst auf das 15. Jahrhundert beschränken zu dürfen, weil eben diesem Zeiträume die erste grofse Entwicklungsperiode des deutschen Kaufwesens angehört.

Die Quellen, auf welche diese Darstellung in er.ster Linie sich stützt, sind die Predigten zweier hervorragender Kanzelredner, von denen der eine, Johannes Nider-), der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts angehört, während der andere, Johannes Geiler \'on Keisersberg'^) mit seinen letzten Lebens- jahren noch in das 16. Jahrhundert hineinragt. Von Nider ist zunächst eine Predigtsammlung meine Quelle, die unter dem Titel : »Tractatus de contracti- bus mercatorum«'^) in Anknüpfung an eine Betrachtung des 7. Gebotes einen Gedankengang ausführt, d(^n schon \or ihm Thomas von Aquino , Heinrich von Langenstein, Gerson, Tritheim u. a. behandelt hatten.

Von Geiler kommt in erster Linie eine Reihe von Predigten in Betracht, die unter dem Titel Von dem WannenkremcM- vnd der kaufleut hantierung- sich in den »Brösamlin Doct. Keiserspergs , vffgelesen \on Frater lohann Pauli" findet •'), doch sind in den \i(;len uns erhaltenen vortreffiichen Predigten dieses einzigen Mannes so zahlreiche hierher geh{')rige Anspielungen verstreut, dals ich sie hier nicht einmal alle benützen kann. Eine vollständige Zusammen- stellung aller einschlägigen Stellen hoffe ich später bei anderer Gelegenheit geben zu können.

1) VerlajT von Euf^^cn Dicderich.s. Leipzii,'.

2) V<,d. AIl<fem. Deutsche Bio^r. XXIIl, pw. 641.

3) \\rl. ii)i,|. vni_ pg, 50q. L'ber die Eintiüs.sc Nidcrs auf (ieiler vgl. Kdw. .Schröder. Anzeiirer f. d. Altert. XU. ]>", 186.

4) Ich benutze einen tler Bibliothek des Mu.seuin.s >^eh()ren(len Kölner Druck etwa von 1470 (ohne .^n<Tal)e v(m Ort und Jahr.)

5) Ich benütze den Druck von joh. (jrüninger, .Strafsburg l.HT. Die i)eiden ver- schieden i)aginierten Teile zitiere ich als I. und II.

Mitteilungen aus dem gerrnan. Nationalmuseuni. 1899. XIV.

lOf)

Es haiKl(>lt sich also haiiptsäclilicli um PrcHli^tstcllt'n, und icli niiifs dazu bemerken, dals da, wo in ihnen di(^ offiziellem kirchliche^ Anschauung' über Man- delssachen hervortritt, ein zum Feil schon veralteter Standpunkt sich zei^^t, da die Praxis tles t;iL;lichen Lebens (he Tlieorie der Kirche bereits in manchen PunkteMi überholt hatte. Wir werden das im iMnzc^lncm sehen. Anders ist es natürlich da, wo ehe Predi^'er warnend auf die Schäden hinweisen, die im KaufmannslelKMi ein^^etre^ten sind. Da sind sie durchaus beweiskräftig' für ihre Zeit. Vor allem ^ilt das xon (jeiler, dei' überhruipt fast in allen Fragen des tätlichen Lebens einen erstaunlich freien Blick zeif^t. Nun zur Sache !

Länj^st war in 13eutschland das Geld'') das Verkehrsmittel des Handels i^'eworden, aber schwankend in den (Mnzi'lnen Territorien war sein Wert, un- sicher in vielen k'ällen seine Echtheit, denn die h'alschmünzerei war ein alt- überkümmen(;s L'bel, und wenn im Jahre 1494 Seb. Brant in seinem Narren- schitf sagt :

Die alte müntz ist gantz hardurch

Vnd mocht nit lenger zyt be.ston,

Mett man yr nit eyn zusatz gethon.

Die müntz die schw'ächert sich nit kleyn

Falsch geltt ist worden yetz gemeyn')'< so sprach er nur die alte Klage aus. Darum hatte der Kaufmann doppelten Grund, jede Mimze, die er einnahm, vorher sorgfältig zu prüfen, und »wann einer die müntz nit kent, der do feil hat, vn eyner kümpt , der kouft im etwas ab, vn gibt im frembde müntz, so spricht er: ^wil man sie von mir nemen, so ist es mir ein gute mihitz« . vn sieht er, das sie ein ander von im nympt, der sich bafs darumb verstot, vn wyser ist denn er, so nympt er sie denn ouch vnd spricht: ist sie dem gut, so ist sie mir ouch gut '^).

Solche JMünzverständige waren in erster Linie die Wechsler (lat. cam- bitor, campsor, nummularius, monetarius, mensarius '') ), die den Eintausch fremder Münze gegen die der Landeswährung besorgten^"). Diese \erstanden sich auf Prägung wie auf den Klang der Münzen, sie wufsten: .>Ein güldin oder Ducat würt nicht bas erkent dann in seinem Clang< ' ')■ Das W^echsler- geschäft war früher ausschliefslich in den lländen der Juden gewesen, und dieses mag auch wohl mit ein Grund dafür sein , dals Nidcn" auch vom kirchlichen Standpunkte aus den Wechslern zugestehen will, bei den Geldgeschäften ihre Prcjzente zu nehmen je nach den Schwankungen, denen der Wert des Geldes imterworten ist. Pro quacuncjue re, causa uel operatione j)otest mercator hierum rcxipere ratione mercium, pro tanto potest campsor recipere hierum pecuniarum, de (pianto ista res. causa \-el oi)eratio circa jH'Cunias locum habet

(i) V(fl. Gru];]!, Die Anfänge <lcr Gcldwirtschaft. In Steinhausens Zeitschrift für deutsche Kulturs^esch. IV. 241 ff. u, V. 1<)4 i'\.

7j Ikant, Narrensch. llrs<,f. Zarncke. ID'j, 41 ff

iSj Geiler, ( 'hrislenlich hilt^erschaffl iBasel. Adam Petri v. Laii^^entlurff löl'J.) fol. S.')a.

'■)) V^d. Du Can^a;, (ilossariuni II p^. 4;!. '"j V^l. Steinhausc:ii. a. a. (,). i)<^. 77. 1 I) Geiler. HKi^anil. II U>\. :;7.

107

et exercetur sicut circa merces .... Secundum hoc potest recipere plus uel minus uel de quanto communi a(;stimatione moneta in melius uel in peius mutata est« '^). Bei den Juden war das von jeher üblich gewesen, ebenso wie die Kirche ihnen auch nicht hatte verwehren können, für ein ausge- liehenes Kapital (lat. sors.) ihre Zinsen (lat. usura) zu nehmen. Den Christenmenschen dagegen hatte die Kirche dieses verboten, und eben darin besteht ein fTauptcharakteristicum des mittelalterlichen Geld\erkehrs^''*). Alan stützte sich bei diesem Verbote, das übrigens aus den obwaltenden Verhält- nissen ganz natürlich erwachsen war'^), hauptsächlich auf zwei Bibelstellen: auf Hesekiel 18, 8. »Der nicht wuchert . . . das ist ein frommer Alann« und auf Lucas VI, 35: »Thut wohl und leihet, das ihr nichts dafür hoffet«.

Kiir. 1. Wccli

■r. rTdlzscliiiitt aus: Der Seele 'J'mst. Aiitrsliurtr, Sorir. 1I,S. llaiii (.Steinhaiiscii a. a. (>. .\bb. TS.)*)

■1 riS-2.

'De mutui dationc et solutione est iniusticia preci})ua usura. Cujus \itu- peratio habetur in nouo testamento Luc. XVI. ^■"') Mutuum dato, nihil inde *) Die Al)l)ilduni.,rcn .sind un.s von der Verlai^.sbuchhaudluni^ Eni;;. Diedcrichs, Leipzig in danken.swcrter Weise zur Yerfü^un«.; gestellt.

12) Nider, a. a. O. fol. 20b.

13) Ueber den Zinsfufs im Altertum vijl. (jUst. lülleters sehr !.^ründliches Iiucli : Geschichte des Zinsfufses im (rriechisch-römischen Altertum l)is auf justinian. Leipzi.i;. H. G. Teubner 1898.

14) W0. G. Freyta<f, Bilder a. d. d. Veri^^an^enheit. 17. .Autl. 1. [)'^. L'*)0.

15) Nider zitiert falsch, es mufs Luc. \'l. heifsen.

I OS

spciantcs. In votcMi tt'stainenlo c/rchiel \XIII. Ad usutain non accomnio- dabitis "M. Der Gläubis^^cr llat. mutilans) sollte danach nur das Recht haben, das Geliehene (hUm- etwas ihm ((leichwertiires von dem Schuldner zurückzu- verlan<(en oluK^ irs^iMid einen Autschla^^. Licet mutuans jiossit de iure reciper(> uel rejJctiM'c^ rem mutuatani uel walorem rei, nihil tamen [)otest ultra hoc, (|uod sit pecunia mensurabili, recipere, repetere uel sperare ratione rei mutuatae uel rationi^ mutuationis ' ' ). Dals diese Verhältnisse nicht von Ht\stand si'in konnten, sobald nur der (ieldxcrkehr einliefen Aufschwung nahm, liei^'t auf der Mand, und da die Cnddleute in der That schon längst nicht mehr auf d\c Zins(MT verzichteten, so sucht sich Xider, dessen genannt(.^ Pre- digten in die 2()(.m- lahre d(\s 15. lahrhunderts fallen, damit zu helfen, dafs er zwei \(^rschi(^dene Arten \on LeihgeschäftcMi unterscheidet. Das erste, durch welches ein mittc^lloser Mann sich in den Stand setzt , sein Leben zu fristen, soll niclit mit Zinst^i b(\sch AcMt werden. Wenn dagegen ein wohl- habender ]\Iann zu geschäftlichen oder gar zu repräsentativen Zwecken eine Anleihe macht, so erkliut Nider das als eine Art \'on Pachtung (lat. conductio), für die mit h'ug und I\echt ein Zins (>rhoben werden kc'mne: licet ut quando pecunia locaretur alicui ad ostentandum uel ad ornandum uel ad ostenden- dum . . ., tunc iterum de usu eins ultra sortem reci]>i potest, (]uia tunc non esset mutuatio scd locatio uel conductio *^ ''*). Etwas rührendes für uns Xach- geborene hat dies Bemühen des geistlichen Ilerren, der Auffassung der Kirche treu zu bleiben, und dabei doch nach Kräften den obw'altenden Verhältnissen gerecht zu werden zu einer Zeit, wo die Kaufleute selbst schf)n längst der Stimme des Geldbeutels sträflicher Weise mehr Gehör schenkten als der Stimme der Kirche. So ist es denn auch - etwa 70 Jahre nach Nider für Geiler ganz selbstverständlich , dafs ausgeliehenes Geld zu verzinsen ist. Ich nym von hundert gülden, die ich hin gelihen hab, allwegen fünff - , läfst er einen Kapitalisten sprechen, und er hält diesen Zinsfufs für ganz gebührlich: es mag wol sin pro Interesse '"i. Dagegen warnt er auf das Dringendste da- vor, leichtsinnig sich mit Schulden zu belasten oder in Saus und Braus das Geliehene zu verthun, das man bei Gefahr des Joannes später zurückzahlen mufs. Es seint etlich so arm, das sie es nit haben, jzurück| zu bezalen. Sie seint liederlich gesein, gutt zubehalten, vnd warten, l)irs sie yn bann kummen. Das seint sacken, die der hinl(^ssigkeit nachfolgen. Sic^ entlehen gelt , ^va si(; finden , die. inen lihen wf)Ilen , \nnd wan sic^ es \tf das zil nit bezalt;n mc)gen, so kummen sy yn ban. la, was sollen wir thun.' Du sollt zil rider barmhertzigkeit begeren , oder wcMch von deinen güttcM't^n , das ist dein U'tste frischtung, bifs das yn bezalest -"). Andere, die nicht bezahlen

10; Ni<lcr, ;i. a. O. toi. 2(>\). Nider zitiert un<,'enau, Kzcch. XVIU. S .steht >vir si . . . ad u.suram non comniodaverit . . hie ju.slus e.st*. V<^'1. auch Geiler. Narren.schiff ; loh. f irünin^er. .Straf.slnir^;. In'JO.), iol. 1,S.51).

17) Niller. a. a. (). fol. 'JOb'lMa. Der Gedanke ist dort ncjeh weiter ausgeführt.

\H) Nider, a. a. O. fol. IMh. V<4l. auch ibid. fcjl. 'Jla.

19) Geiler, liil^er.sch. fol. 94a. Kreilirh lindel .sich auch l'jei ihm noch einmal che akc kirchliche Auffa.ssuna. l'o.stül (Straf.shur^'. Joh. .Schcjtt. ir)l^LM II fol. 17a.

l'ii «jeiler, N^irreusch. Iol. in b.

~- 109 -

kcmnen, vergriifsern ihre Schuld, um nur Zeit zu gewinnen, wieder andere borgen auf Erbschaften, die sie zu erwarten haben. »Es seint ethch , die grofse schuld machen: sie entlehnen vnd nemment vff, allein das man inen zil gibt vnd nit vff sie trengt, zu bezalen. In der Zeit schlemmen sie, laufen den hüren nach, sauffen, singen: >Eofs vöglin sorgen« .... Das gröst ist noch dahinden, das ein sun gelt vft" nimpt vff seines \atters dot, der alt vnd schwach ist-^).- Unter solchen Verhältnissen war es für den GläubigtM" oft eine schwere Aufgabe, wieder zu seinem Gelde zu gelangen, denn selbst zah- lungsfähige Leute scheinen den vereinbarten Termin nicht innegehalten zu haben. »Wo sind ietz«, klagt Geiler--) vnser rychen burger vnd burgerin, die man nit mag zu bezalung bringen.? Ob schon ir schuldherren arm sind, ihre dienstlüt oder wercklüt, noch hilfft es nit< .

Kiu-. -2. Wcclisi'lliaiik mid l^iulip'scliri ft. Ilnlzscliiiiu ;iiis: l'cti'an-n's 'ri-(isis|Mri:vl. Aua-slniiv. Sic\iirr. 15o'.».

(Sti'iiihailM'ii ;i. ;i. ( •, AMi. (M.i

Dafs die Geldspeculanten gegen solche Gefahren sich zu sichern suchten, ist natürlich. Indessen scheint es kaum , dafs sie den säumigen Schuldnern viel vorzuwerfen hatten, denn die Bedingungen, auf die sie ihr Geld ausliehen, dürften bei Christen wie bei Juden schwerlich als sehr milde zu Ixv.cMclmen sein. Geiler wettert einmal dagegen-''), indem er die Kapitalisten unter der Zahl der Narren auftreten läfst, deren einzelne Narrt>nschellen er strafend vor Augen führt: »Die vierdt schell ist lyhen \tT ein farend gut, vlT ein i)fand, als vff cleider, vff ein rofs vnd der glychen mit dem geding (Bedingung), das

21) Ibid fol. 65.

22) Geiler, Biltrersch. fol. 1.

23) Geiler, Narrensch. fol. 185/1851),

110

er das st'lli pt.'iiul biuchoii sol. bils cv ihm das Geld widerunih ^'iht, daz ist Wucher \nd todtlicli i = Todsünde). Die fiinfft schell ist: leihen vt'f ein pfand, \lf lii^ent i,fut. \tT hüls \ nd hoff, acker vnd matten vnd der j^^deichen mit dem <,redini^. daz im- i1(mt nutz ni'm di's pfands, die \\(m1 iener das ^'elt bruchet. Ist Wucher \ nd todtsiind, \ nd sol es widerkcMcn (= zurückerstatten) Die sechszt schell ist: ^j^ch wszlyhi'n \nd hoffen der ujaben zu iiberkummen, es se' dienst mit der zünden . . . oder sunst dienst, es sei mit ochsen vh rofs biuchen. oder er selbst mit knb dit:nen vnd arbeiten müfste. Ist als wacher \\u\ steint schuldij4 widerkerunij. - Die sübend schell ist: gelt legen zu eim kauHmann otler zu eim handwercks mann on i)ackt. Aber noch so meint er etwes nutzes hal)en nach ienfs bescheidenlieit. Doch er gewin oder verlier, so wil er seiner gelyhener summ vnd des capitals sicher sein. Ist wucher vnd sol im widerkeren , wan er aber gelt zu eim leit zu gewin vnd zu Ver- lust, das ist tnn andcMs. June der gesuchtesten Geldanlagen für den Kapi- talisten, der sich \-on Spekulatir)n frei halten wollte, war gewifs auch damals schon die Hypothek auf ein Haus, dic^ mit 5"u \erzinst wurde: do einer mit hunderf gülden koufft fünff gülden gelts v\i eim hüls. Die fünff gülden gelts das ist merx mtM'cis. contractus habens modum recipiendi. Aber merces mercedis ist ein anders. Die hundert gülden das ist precium. Do hat er seine gerechtigkeit vU dem hufs, die mag cv nemen vnd mag g\-nen (= ienen) zwingen \-nd tringen, das er in betzale. nit vmb die hundert gülden houbt gut . \ mb die der koult' ist beschlossen . aber allein \inb den zynfs , den er kouftt hat xtidem hufs. do mag er in zwingen. Dorumb ist es kein wucher- -'). Iliei' merkt man noch recht deutlich die Nachwirkungen der altkirchlichen .Auffassung vom Zinsnehmen. Daneben freilicli wufste Geiler recht genau. wi(> manchem Halsabschneider es glückte, gerade durch Hypotheken einen armen Schlucker ganz in seine Gewalt zu bringen: ein bauren den gat ietz not an. er mufs g(;lt haben. \"nd nimpt gelt \'ti\ da sjjrichst du: das ist ein gut gut. möcht es dir werden' und ist kein end daran -■''V

Damit kommen wir zu dem Ka[)itel (Um- moralisch zweifelhaften oder geradezu rechtswidrigen und betrügerischen Manipulationen der Geld- imd Handelsleute, mit denen sie; sich für die Unzuverlässigkeit ihres Publikums entschädigten, und die schon s(Mt dem 14. fahrhundert immer wieder die Klagen der Rechtschaffenen laut Wi-rden liefsen.

Ich will vf)m übernütz-''') nit schriben.

Den man mit zynfs \nd gült dut triben

Mit K-hen, blatschkoutT, vnd mit borgen.

Manchem e\-n pfundt gt'wynt e_vn morgen

Mc. dann (>s thun (n'n jor lang soltt.

.Man lyhet i:ym yetz mihitz-'i \nib gc)ltt,

l-"ür zehen schribt man eylff jnns buch.

24 Geiler, r'ostill, II fol. 1 7 ;i.

j!.")! Geiler, l'.ni^aml. II lol. L'öh.

26 ühcrnütz - Zins im allgemeinen, dann auch Wucher

l'T müntz Kujih r- (nUr Sill)er<.^ci<l \'^1, Sclimellcr 1. Ih32.

m

Mit diesen Worten geifsclt Sebastian Brant-'^) :Mnen Teil der kommer- ziellen Mifsstände, denen wir nun imserc^ Aufmerksamkeit zuwenden. Zur Erklärung derselben hat schon Zarncke manchen schätzenswerten Beitrag gegeben, so verweist er, Namen und Begrifl' des B lät seh k auf e s erläuternd-'') auf eine Stelle aus dem Strafsburger Rechtsbuch(\ die uns eine vortreffliche Anschauung gibt. >Welicher eim andern utzit (= etwas) \erleyhet oder zu kouffen gibt zu borg, doch uf Sicherheit oder verschreibunge, getreyde, wyn, tuch oder anderes, ni.\tzit usegenommen, und dann solichs donach durch sich oder jemand anders von sinetwegen wider koufft umb bare gelt vil neher (=:: wohlfeiler) dann er es jennem uff borge geben hette, welicher ouch eim utzit uff borg hin git uff Sicherheit oder verschreibunge ungevaerlich um den dritten pfenning hoeher denn es werth ist, oder er umb baar geld verkouffen moechte. Desglichen alle verborgene kouffe und fürkouffe , domit fromme Kit um das ir und die statt an ihren zollen betrogen werden moegen , die sullent alle für bletsch geachtet werden.« Blätschkauf ist also ein Ausdruck, unter dem eine ganze Reihe der unredlichen Mittelchen begriffen werden, deren die Kaufleute zum Schaden des Publikums sich bedienten. Zu ihnen wird auch obwohl an der eben angezogenen Stelle nicht ausdrücklich er- wähnt — der sogenannte >• Nachkauf- zu rechnen sein, dei- bei Geiler''") also beschrieben wird: »es seindt die, die als nach (=: billig) kaufhm als sye mögen vnd verkauffen es als thür sie mögen. Sie warten der Z(;it , bifs ein armer man zwungen wirt, das er mufs verkauffen, vnd geben im minder dar- umb, dan es wert ist. O wie vil seindt \nder der schellen nachkaulTen vnd thür geben. '< Was ein richtiger Geschäftsmann war, wufste also schon da- mals aus der Not des lieben Nächsten seinen Vorteil zu ziehen. Indessen solche Geschäfte warten doch auch dazumal nicht allzu häufig zu machen, sie hatten auch die hälsliche Eigenschaft, dafs sie den unternehmenden Si)eku- lanten gar zu leicht in der Eeute Mund brachten. Es empfahl sich also ein anderer Geschäftsgang mc;hr, und zu dem Nachkauf kam deshalb der Eür- kauf' "M, enne der bestgehafsten, eine der meistxerfluchten Spekulationen, die die Kulturgeschichte des Kaufmanns kennt.

])ei dem k'ürkauf , den wir oben loereits als LInterabtcMlung des IMätschkautes erwähnt fanden, handelt es sich um 'das X'orwegkauten nament- lich des Weins und (jetreides, um so eine künstliche^ TheutMung zu ei'zielen und dann den Preis in seiner Gewalt zu haben ''-). Schon im 14. Jahrhun- dert hatte man sich obrigkeitlich genc'itigt gesehen, dagc-gen vorzugehen, so

28) Narrensch. 9:5, 15 ff.

29) n)id. Commcntar zu 9:'., 17. i)w. 436/437.

30) Narrensch. fol. 18,5.

31) Dafs der Ausdruck »Nachkaut« den ich in dieser Bedeutung; l)ei Grimni, W. K. vermisse, sprachUch nicht etwa als eine gegensätzliche Bikhmg zu »l'ürkaul' aulzufassen ist, scheint mir aus der olien angeführten .Stelle mit genügender Deutlichkeit hervorzu- gehen. Sonst müfste Geiler tue Komposition bereits nicht mehr deutlich verstanden haben, was wohl kaum anzunehmen ist.

32) Vergl. Zarncke's Kommentar zu Braut. Xarrenseh. Kap. '»:;. eine .SttUe. dii. i(-h im folgenden auch sonst benütze

112

hatte /. fv (las Mciancr Sladtrccht b(\stininit : (Hicli sol kein l)ur!j;cr noch L^ätlt'mk'r (== Kiiinicr) niht nu'-r koincs koiifen, tlan (M' in sinoni hüsc l:)edarf ant' i^unaeicU", und (hnch kcnnrilcic^ finkouf , indessen hatte das nicht \iel ^cMiützt , der Finkauf wurde nacli \vi(> xor \<)n den Kaufleuten geiibt , und mehr und mehr seufzte das i'uhlikum darüber. So ist es d(Min nur c\uc Stiunne \-on vielen, wenn wir Ihant da_L,H't;en wi>ttern hTtren : Dem solt man griffcMi zu der hüben

Vnd jm di(^ zacken wol ab kluben '''')

Und ruppfen d\c tlucklTider vfs,

DiM- hynder sich koufit jnn syn hufs

Alls w\n vnd körn jm _L,^antzen kand

Vnd \<")rchtet weder sünd noch schand,

Do mit eyn arm man nützest fynd

Vnd hungcrs stcM'b mit wib vnd kynd.

Do durch so hat man yetz vil dür

Vnd ist dann \arnyg, böser hür''^j

Nun galt dcM- wyn kum zcdien pfimdt,

in eym monat es dar zu kundt,

Das er yetz gyltet dryssig gern.

Alls gschicltt mit weyssen, rocken, kern«''"''). Im Anschlufs an diese Stelle spricht sich Geiler über die Fürkäiifer folgendermafsen aus""). l'ls seint die, die ym herbst wein samlen vnd kauffen vnd \'n der ern körn vnd der gleichen, das sie es darnach thürer geben, vnd vntlerstont damit ein thüre (= Theurung) zemachen, vnd werden die men- schen zwungen, von inen zekauffen, und sie mögen es geben vnd verkauffen wie sie W(')llen . . . sie machen hungei- \nd thüre vnd tödten arme leut , vnd werden bc^trübt , wan gut iar seint , wan aber reiffen vnd hagel vnd des glci- chtMi kummen, so lachen sy : ich wil wein vnd körn behalten, bifs sant Gre- gorius \ iT eim falwcni hengst über die brück würt reiften , vnd meint ryffen (= Reif), die \mb die selbe z("it fallen, die haben die färb. Das seint b(')fs leut. Di(> seint aber \ il b(')ser, die nüt behalten, \-nd es kauf(;n, eb es \ff den gemeinen UKM'ckt kumpt, \nd es gleich widerumb verkauften, \ nd habent kein arbeit mit gehebt. Die solt man vfsrüten , spricht Scotus. Was die fremdländischen W'ai-en anlangt , so (M-strcxkte sich die k'ürkauf-Spekulatif)n namentlich auf dcii wichtigsten Artikel des ostindischem (jewiirzhandels '' ' ), auf den l'feffer, und gerade in dit\sei- iSeziehung war man den Spekulanten unentnnnbai' preisi^egeben, sobald diesellx-n an den 1 kandelshäfen zu\ (.'rlässige Agenten besafsen, dit; über die Pr(Msschwankungen pi'inktlichen I^ericht er- statteten. Scho]i Xider sehen wii' scharf dagegen zu h'elde ziehen: Si aliquis

.'!.']) Der Vers bedeutet wahrsclicinlich - ihm die Laust' einzeln ablesen. ,')4! e-- ist in diesem jähr schlimmer als im vorigen. X'i^l (liimm. \V. H. 111. löMS.

.'!.')) Xarrensch, '>:i, 1. Kern =: Spelt. 'U, ficiler, .Xarrensch. fol. 18,").

:',!) X'i^l. Steinhansen, a. a. (). pi^. S4. (.rupp. a. a. (>. Zs. I'. d. Kultur^escdi. IV. pL^. L'4s liier lindet sich auch i'iber die I landelsuKinopdle v\v\ biteressantes

113

pecuniosus haberet notos stios Venetiis, qiii continiu^ nuntiarent sibi valorem piperis, et ipse audiens, piper cariiis fieri, emeret hie omne piper, vt postea venderet, siciit vellet, hiijus officium nociimm esset.

Jedoch alles Predii^en der Geistlichen half eb(;nso\vcnic( wie die Klaffen des Publikums. Statt dafs das Treiben der Fürkäufer abgenommen hätte, nahm es vielmehr ständig zu, es erreichte sogar erst seine höchste und ge- fährlichste Ausdehnung, als die grofsen Händler sich obrigkeitliche Handels- monopole zu verschaffen gewufst hatten, und als sie unter einander sich zu festgefügten und wohlorganisierten Hände Isringcui verbunden hatten. Alan kann diese ganzen Verhältnisse in ihrem Bezuges zum Leben und Treiben jener Tage nicht trefflicher darstellen, als es Geiler gethan hat in einer langen

Viii\ ',]. Wurlifi- iiiul Fürkanf. TTnlzsclinitt ans: Braut, Xnnv-iiM'liifl'. ll.is.'l. .1. lirriiiiiaiiu \iiii ()l|i.

iStcinliauscn a. a. d. AMi. ^;l,i

II '.II

Schilderimg, die ich nicht anstehe, hier unvtM'l<inzt folgen zu lassen''^): l)ic^ ersten heissen Monopoli , die da ein war allein fcMl hond vnd haben wellen, vnd allein wellen \-erkaufen , \nd über scMulichs so erwerben sie ein freiheit. Bric;ff vnd Sigel von eim h'ürsten im land oder \ on (Mm Künig, das seiinl die rcxhten Monopoli, die ein ding allein \(M'kaut'ten wellen. Di(^ andrcMi Alonopoli seind, die nit c\n ding wellend allein \-erkaufen, aber si(^ slupien mit einander vm das gelt (de ])recio), wie sie es geben wellend, also \nd an- ders nit. Vnd dy monopoli hcMlse ich stujifer, als da sie etwan miteinander stui)fen, ze gon vff ein kirchwcM wein trincken , also stupfen dist' , die war

;)8) Brösami. fol. 94-95.

Mitteilungen aus dem german. Nationalrnuseuni. 189g XV.

114

also /rLjcbi'ii \!i(l nit amlcrs, liei .s(;iii(Mii cid. Oy scind niinfU-i-. Denn dy ersten wellend den j^fewin allein lu)n, \nd niiMiian dartt" es feil hon denn sie, sy stont allcMn im troL^ als c-in nior ''•'), dit' kein andre suw hinein will lassen, also wellen sic> dyc war allein hon, \h yederman der niufs sein Hecht von ireiu Hecht anzi'nuU'n. Das thunt dise nit, si(> stu])fen nunien (i=r nur) ze- sanuMi, das keiner ein eilen des thiichs, oder was es ist, wolfler (::iz wohlfeiler) i^ebe tlenn also. I-'r nia«.^ es wol türer g^elxMi , aber nit wblfler , \nd wen sie i's schon vtl c\n zinilich <^c\t setzen vnd di(^ leüt überniessen, noch so seind CS Monopoli, stüpfer. Warumb ist das stupfen vnzimlich .' Darum: es hat ein sclu'in vnd scheint, wie es ein erber din*.^ sei, \nd ist doch dem gemeinen nutz schedlich Wie ist das.- Es nympt dem merckt sein freiheit. Es

ist hie (d. h. zu Strafsbur^^M \nd anderswo ein freier mer^^t , darumb so sol iedcMinan sein kaufmanschatz m(')<{en geben wie er welle. Dy freiheit nimt das Stupfen hinweg, wan er hat gestupft \nd geschworen , das also zegeben vnd nit wohlcr, aber wol thürcr. Zu dem andern so ist es schedlich dem gemeinen man, wen ein ding zegeben hat sein zall, wye er es geben wil oder mag, \nd er dennoch hatt erbern gewinn daran. An dem gelt mage er auff vnd abe gon. mce oder minder nemen vmb ein pfennig oder zwen, vnd bestot er dennocht wol darbei. Nim das exempel ; Ich setz, das ein thuchman der nit gcstupft hat, der setzt für sich \nd schiecht an, das er ein eilen wol mag geben \nib fier Schilling pfennig, \nd ob er es eins pfennigs neher gebe, so hatt er dennecht ein erbern gewin, wann der gewinn ist nit gesetzt auf eyn ortle oder auf ein fyerteil eines örtlis, es gat vti" vnd ab, vnd ist vm den gewin ein kaufmans gleich als vm ein büchsen schütz am schiesrein (= Scheiben- stand). Am schiesrein, da man vmb gaben schüfst mit büchsen, so stelt man ein scluMben dorthin, \nd wer den zeüger in mitten trift, der hat ein schütz. Er mufs aber nit eben den Zweck "^") treffen, wen schüfst er ein spann weit \om zweck oder zwu spannen, oder trifft nümmen die scheib an einen ort, so hat er noch denneclit ein schütz. Also wen ein kaufman setzt sein sach, das er welle ein eilen thuch g(;l)cn für \"icr Schilling j)fennig, er mag es uHMcn \nd minck'ren, vnd bestot dennocht wol b(M seinem gewin. Es kuni])t ein guttcr fründ, dem will ers eins i)fenniges neher geben dann \ nib dit' \-ier Schilling, das mag er thun. wen er nit ist monopolus, ein stupfcM- vnd nit ge- stu])ft hat. Wen er aber gcstupft hat, so gethar er seinem frünt den pfennig nit nach Ion, wan er wer mcincMcligk. wan er hat gcstupft, ein eilen rut neher zcgtbcn, den eben um \ ni dii.' \\cv Schilling. Darum so ist das stupten sched- lich di-m gemeinen nutz . . . t's ist auch bi'i grossen pencn \-crbottcMi , bei gelt strafk;n. Wer das thut, d(>r soll dem Reiser bcsscM'n hundert pfinid golds. Wer aber (;in(.'r das nicht vermocht, der soll x-icitzig i)fund golds geben. iXbci" die rt'gcntcn \nd obcrci- , die stMuHchs gestatttMi oder nit strath-n , die sollen (Jcm Kciser xci-fallcn sein fimfftzig jjfund goldcs. Darumb die l'^ischgal des Kciscrs die selten der ding war ncnien , damit das es gc^trattt wüi'dc, \v"enn nuan also ■>tu])fet, als gesagt ist. vnd wenn das die kauflcut thimt, so ^ol man inen als ir gut nemen, vnd inen das land xcrbieten.

'.V>> inor Multtr.schu'eiii,

4n y.wrck (111 l'Ueck mc r i]:i.s Zciitniiii der S( heilie markiere

115 -

Geiler hatte ganz recht , wenn er Obrigkeit und Gesetz gegen die ver- hafsten »Monopoli« aufrief, aber es ging auch hier wie so oft: die kleinen Diebe hängt man und die grofsen läfst man laufen. Die > ehrbaren <- Handels- herren waren zu mächtig, als dafs man es gewagt hätte, ihnen an den Kragen zu gehen, ja sie safsen zum grofsen Teil selbst im Regiment und hielten das Schwert der Gerechtigkeit in Händen, das sie sich wohl hüteten gegen ihre eigene Brust zu richten.

»Ich kenn vil, die ich nit will nennen,

Die triben doch wild kouffmanschatz,

Vnd schwygt dar zu all recht vnd gsatz :

Jo vil sich gen dem hagel neygen.

Die lachend vff den ryffen zeygen« klagt Brant ^M, und Geiler fügt ergänzend hinzu: »Alenger grosse^- vnd reicher man hie im rat ist gsin Ammeister, Stettmeister, Fünffzehencn', Dreizehener Einundzwentzger etc. vnd dy grossen herren haben manchen armen man vnd erbern man betrogen, vnd ist an inen viel verloren worden , vnd hat einer ein Schwert vtT die achslen genummen , vnd ist zu der stat vfsgangen , \-nd ist nymerme wider kummen, ich hab ir mer dann einen kent, vnd haben ire schulden nit bezalt<' ■*-). Das peinigende Gefühl, immer wieder von den Grofskapitalisten geschröpft zu werden, ohne die geringste Aussicht, irgend welchen Erfolg der Klage zu erreichen, ja sogar unter V(Miiältnissen, die es für den Einzelnen geradezu gefährlich erscheinen liefscMi , d\c verhafsten »Wucherer« auch nur bei Namen zu nennen, das eben war es, was den Hals des Publikums am meisten schürte , und Geiler sprach vollkommen aus dem Herzen seiner Zuhörer heraus, wenn er s^ch also äufserte : »die Wucherer seint nit allein narren, s\c seint auch Latrones, dieb, vcrret(M" vnd todtschleger, sy schneiden das brot dem armen vor dem mund ab, das sein leben ist. Er leicht dem freund vnd dem feindt vft" ein gut, ia seim bruder, das es sein werd< ^■').

Nicht genug aber damit, dals die Art, in der die Ware auf den Markt gebracht wurde, eine wucherische war, die Ware selbst, war recht häufig auch nicht geeignet, die nachhaltige Befriedigung des Käufers zu sichern, imd wenn wir diese erste"*') Sammlung von Beiträgen zur Geschichte des Kaufmanns begonnen haben mit dem Bericht über die Geldfälschungen , dic^ den Kauf- mann schädigten, so scliliefsen wir sie mit einer l'jinnerung an die WarcMi- fälschungen, durch dic^ der Kaufmann sich für jene schadlos hit;lt ''). Die Klagen darüber waren schon alt, imd sie ziehen sich auch durch das ganze 15. Jahrhundert, so dals c-s fast wie eine direkte Anlc^hnung klingt an Niders Worte: in substantia quidcMU \el siKxie committit fraudcmi, vt si dat aure- calcum (=: Messing) loco auri, \el aquam pro \ino "'). wenn (jviler (Xarrcnsch.

41) Narrcnsch. 9.'S, 26, 42) l')rr)saml. 11. Fol. 14b. 43 Narrensch. Fol. 18,^)1).

44) In tlc-m näch.stcn 1 Ictle dieser Mitteiliin^fen gedenke ich eine zweite .~>ammlune

foJf^en zu las.sen.

4,")i Ver^l. Sleinhaii,si:ii, a, a. (), pi^. To.

4t)) iXidcr. a. a. (). toi. .')a.

fol. IQSb.i sai;! : wt^Khcr kaufmann ist iUm', der nit hctric^f in der war, der nit eins tiir dals andiT i^eh, kupffer für ^'old, alchamy ^^C)ld für gewar gold, ein kostlichen sti-in tür tlen andern, geniischetten wein für lautern, bockflcisch für spintw iders (= l'eUhainniel i wachls n)it ol gemischt für lauter wachfs. lk\s<)nders verhalst o(Um- wenigstcms besonders oft genannt ist die Wein- pant s cluMci , die dem d(nitsclu>n Zc^cher \on jeher einy)örend und durchaus zuwider war, und \'on der ürant in l'ortst'tzung \ ieler gleich eingehender Klagen folgende Schilderung macht :

Vor vfs lofst man den wyn nüm bliben,

Grofs falschheyt dut man mit jm triben,

Salpeter, schwebel, dottenbeyn,

Weydesch, sentT, milch, vil krut vnreyn

Stofst man zum j)uncten (=: Spuntj jn das fafs.

Dit! schwangern frowen drincken das.

Das sie vor zyt genesen dick,

Vnd sehen eyn (dlcnd anblick.

\'il kranklKMt s])ringen ouch dar vfs.

Das mancher fert jns gernerhufs (== Beinhaus)« *'). Man kann diese Stelle nicht ohne Belustigung lesen, nur schade, dafs sie so bitter ernst gemeint war.

So hatte es denn der Kaufmann glücklich so weit gebracht, dafs man weder zu seinen grofsen Spekulationen imd Handelsbeziehungen noch zu den Waren, die er auf den Markt brachte, WM'trauen hatte, und wenn wir eines Standes kulturelle Bedeutung für irgend cnne Zeit lediglich nach der Wert- schätzung beurteilen wollten, die; ihm von den anderen Ständen zu teil wurde, so müfste unser Urteil über dt-n Kaufmann des 15. Jahrhunderts ein sehr ungünstiges sein. Wie ein Verdammungsspruch klingt es , wenn im Jahre 1.508 Geiler am ]{.nde seiner Tage; seine Meinung in die harten Worte zu- sammenfafst: Wer yetzund nicht kan \il list \nd bevschifs vnd den andern nicht vber das seil wertTen, den haltet man für einen thoren ietz. Wer aber \il beschifs kan \ nd leckerei, den halt man für ein weisen, da spricht man ; -das ist ein behender man ^"i.

47j Ijrant, Narrcnsch. Hi2, ] ;i ff. V^l. Zarnckes Anmcrkun4:jen dazu! 4i^ ficilcr, Emcis (Strafsl)ur^. joh, (jrünin^'cr 1.")16.) fol. H.

Nürnberg. Dr. Otto Lauffer.

Die Nürnberger Maler, ihre Lehrlinge, Probe- stücke, Vorgeher u. s. w. von 1596 1659.

r^^^y,^ chon im jähre 1534 hatten die Nürnberger Maler, dem allgemeinen •p^-v^f^ Zug(.- der Zeit folgend, um ( )rdnung ihres »Handwerkes« gebeten'), f'^;^>-^^^^H_^ wurden al)ei- xon dem Rate abschlägig beschieden. Sie wieder- holten ihi- Cjesuch, um eine fjrdnung. welche ilmcMi die Rechte eines Hand- le v^l. Muniincnhcjft- llamlwerk und trcic Kunst ui Nünilitr^, in Nr. 24 des Jahr- "anf's IS'.M d< I" lia\ crisc-htn ( jcw crln -ZciUniij.

117

Werkes gewährt hätte, im Jahre 1564 abermals, aber erst im fahre 1596 fühlte sich der Rat bewogen, ihrer nochmals erneuerten Bitte zu willfahren und ihnen »um diese freie Kunst in Ehren und Würden zu erhalten und der eingerissenen Stümpelei desto mehr vorzukommen«, eine Ordnung zu ver- leihen, die bei Mummenhoft^ a. a. O. besprochen und von Baader-) ab- gedruckt ist.

Natürlich legte sich nun das Gewerbe der Maler dieselben Bücher an wie sie andere Handwerke «^führten. Meines Wissens existiert aber keines derselben mehr es ist mir wenigstens keines bekannt geworden und

VCS^"^*^

man würde über sie gänzlich ununterrichtet sein, wenn nicht Maler und 'Gradierer« Hans Hauer, ein die Feder sehr gewandt führender Mann, zur Zeit, als er zum zweiten Male Vorgeher (lc\s ALilergewerbc;s gewesen 1640 bis 1644 Näheres über diese Bücher geschrieben und auch das Wichtigste aus denselben ausgezogen hätte. Diese Aufzeichnungen sind in einer Handschrift vereinigt, die sich früher in der Xorikasammlnng des Jjuch- binders Roth in Nürnberg befand und mit derselben xor mehreren Jahren in den Besitz des Herrn Guido von VolkamiM- in München gelangte, in dessen Norikasammlung sie sich nunmehr befindet (Bibliothek Nr. 891). Die Dolio- 2) Beiträt^e zur Kunstgeschichte Nürnbergs I, S. 40 ff.

118

handscliritt ist aulscn aui dcni I)cck('l als I)rr Malilcr Ordnung und Gcl)raucli in Nürnberg ht'zc-ichnct und hat auf d(Mn ersten I^latte folgende Aufschrift: ■'Alles dasienigc\ so in der nialer sieben underschiedlichen ihren büchern alhier: ist in diesi\s l)uch zusanniien getragen, wie xolgent register in Ordnung nach dem alphabeth auch nach dem blat g(M-ichtet iifs fleissigste be- schrieben .... sol meinem söhn Ruperto zu künftiger nachrichtung dienen und \'on ihme nicht aus banden gelassen werden.

Auf Blatt 156 b beschreibt Hans Hauer diese sieben Bücher, wie er sie am 17. April 1643 von Paul Kolb durch dessen Sohn Paul empfangen, in folgender Weise. No. 1 helt in sich erstlich und zu vorder.st eine be- nennung der maier. so 1600 noch im leben gewest, dan eine verzeichnus t)der register der maier, was jeder für einen lehrjungen gehabt (ist hierinnen fol: llo'M. Das ein- und ausschreiben der lehrjungen, wie solches im rugs- buch begriffen ordentlich (hierin folio 57). Dan von ao. 1596 der Ordnung an die \erzeichnus, wan und wie einer nach dem andern sein probstück vor der rueg vorgezeigt und bestanden sei oder nicht (hierin folio 39). No. 2. Ouartalbuch von 1619 an, darin die vierteil jahrseinnahm und jährliche rech- nungen eingeschrieben sind. (Ist sonderlich abgeschrieben.) No. 3. Ord- nung der maier von ihnen selbsten zusammgeschrieben, welche auch von jedem alt- und jungen meister ist underschrieben worden (hierin an folio 2 bis 9 zu finden). Leichtuchs erlangen 1615, aller uncosten beschrieben (folio 33). Verzeichnus was jeder maier darzu gesteuert hat (folio 36). Laid- mentel uncosten und was jeder darzu gesteuert hat (folio 121). Verzeichnus der vorgeher wie solche von 1596 nacheinander am ampt gewesen, stehet im buch Xo. 1 dei-gieichen (hierin folio 29). Vereinigung der jungen meister wegen leichtragens so geschehen ao. 1630, 13. se])t. (ist keins abschreibens wert). WM'zeichnus oder inxentarium obgedachter 7 bücher (ist hie aus- führlich). — No. 4. Km (juartbuch in rot leder eingebunden, darin zuvorderst iMne abschrift von herrn Aegidj Arnolds sei: testament eingeschrieben. Der original birment bc\sigeltc brief ist in der maier laden zu finden. (Copia hierin fol: 13.) Die rechnung und ausgaben wegen dieses gelds von 1610 an bis ao. 1630 (Rechnung seind unnötig zu copiren). No. 5. Ein quart in rot berment gebunden büchlein, darein frembde malergseln reissen, so von herrn Aegidj Arnolds almusgeld beisteuer empfangen, iahrsemj)fang und ausgab, welche zu hinderst Johann Mauer (Mugeschrieben hat 'ist nicht nötig abzu- schreiben gewest). No. 6. Ein quartbuch in i'ot leder gebunden , darin 1606 Lorenz Strauch die \ ierteiljahrseinnam und ausgab angefangen einzu- schreiben, gehet bis ao. 1619 (ist nit abzuschreiben nötig). Ruegshändl und streit seind hindenher hineingeschrieben, es ist aber dis büchl sehr zer- rissen worden (rugshcändl weil sie zerissen sind nit abgeschrieben). No. 7. Des buchs abschrift wie es anitzo ist, hab ich beihanden, aber die ruegshändl so im buch no. 6 seind k(^ines abschreibcMis würdig.

Hauer hat diese Auszüge nur teilweise selbst in seiner kleinen, zierlichen

und dc!Utlichen Handschrift geschrieben, der gröfsere Teil rührt von anderer

'A) Die in KlainnK-m stcheiulcn \\'(jrtc .sind in der Mand.sclirifl mit roter Tinte an den Rand üe.schricljcn.

119

Hand her. Die Auszüge sind auch nicht systematisch geordnet, sond(Mn nach Belieben in das Buch eingetragen; zwischen den einzelnen Materien findet sich meist eine mehr oder weniger grofse Zahl leerer Blätter. Sehen wir uns nun die Handschrift etwas näher an. Das erste Blatt mit dem Titel hat Hauer eigenhändig geschrieben, ebenso die darauf folgenden drei Blätter mit dem alphabetischen Register und dem lnhalts\ erzeichnisse des Bandes nach der Reihenfolge. Die Ordnung auf Blatt 1 9 rührt von anderer Hand her, nur einzelne Bemerkungen od(M- Ergänzungen sind von ihm eigenhändig beigesetzt. Die Verzeichnisse der Maler auf Bl. 10 13 sind gleichfalls von ihm selbst geschrieben, nicht aber das Testament des Aegydius Arnold auf Bl. 13 16. Von der Supplikation der MalcM-, die Veri)flichtung ihrer Vor- geher betr., hat er nur die 7 Zeilen des Eingangs, sowie den Schlufs mit den Namen geschrieben. Die Notiz auf 1^1. 19 über das Verlangen, dafs die Maler ihre Piilder vor das PWnfergericht bringen sollen, ist ebenfalls von seiner Hand. Bl. 20 26 sind leer. Die Notizen über Dürer auf Bl. 27 sind wieder von Hauers eigner Hand, die Namen der Maler, die als Genannte dem gröfscren Rate angeh(')rten, der Vorgeher der Uiblichen Malerei, die sich auf Bl. 28—30 finden, nur teilweise. Bl. 31 und 32 sind leer. Auf Bl. 33—37 ist die Anschaffung des Leichentuches behandelt, von welchem nur auf dem letzten Blatte Aufzeichnungen von seiner Hand sich befinden. Auf Bl. 38 sind die Namen der Maler in der Reihenfolge, wie sie ihr Probstück gemacht haben, von Hauer aufgeführt, das ausführliche Verzeichnis dagegen auf Bl. 39 45 ist bis Bl. 42 von fremder, von da an meist von Hauers Hand. Bl. 46 49 sind leer. Bl. 50 enthält eigenhändige Aufzeichnungen Hauers über Vorkommnisse im Jahre 1650, als er Vorgeher war. Bl. 51 56 leer. Auf Bl. 57 106 sind von fremder Hand die Aufzt'ichnungen über das Ein- und Ausschreiben der Lehrlinge, Bl. 107 111 sind leer, Bl. 113 116 enthalten das Register zu dem Lehrlingsverzeichnis. Bl. 117 120 sind leer. Auf Bl. 121 123 sind die Notizen über die Anschaffung der Leidmäntel nur teil- weise \on seiner Hand. Bl. 124 126 leer. Bl. 127 und 128 sind aus- schliefslich von Hauer geschrieben und enthalten die von ihm als VorgcduM' 1626 gelegte Rechnung. Bl, 129 mit einem Verzeichnis der Vorkonnnnissc in dem Streite der Mach- und Atzmaler ist gleichfalls von seiner eigncMi Hand, die Schriftstücke, die in dic;s(Mn Streite aber gewechselt wurd(>n, von Bl. 130 bis 142 von fremder Hand, Bl. 143 145 \on seiner eignen, Blatt 146 156 von fremder Hand; nur einzelne Korrekturen, Zusätze und Nach- träge hat Llauer geschrieben. Hier sind nach dem Vcrzeichniss(^ der Maler, so im Jahre 1600 und 1620 gelebt haben, vier Blätter (156 I- 1\') eingc^heftet, auf welchen sich \'on fremder Hand ein Verzeichnis der Maler xon 1640, tlann von Hauers eigner Hand der Verlauf des Schlusses seines Streites mit den Flachmalern und einige Rugshändel verzeichnet finden. Den Schluls der Handschrift Bl. 157 198, bilden X'erzeichnissc^ der Genannten des grriisern Rats, die \-on 1500 bis 1560 gewählt wurdcMi und 1560 noch am Leben gew('sen, fi-rncn- derjenigen, so \on 1560 1()28 g{n\ählt wurden, nach den Vornamen alnhalKMisch <>(M)i-dnet , niil der An^abt^ d(\s lahrcs der L.rw iUilunL;

1 20

und \i(>Ifacli auch des Todes, dann d(M- Cicnanntcn Kid nacli s<Mn(>n Artikeln, luni-n Teil hat 1 lans I laucM' selbst gcsclirieben, einen anderen mit mancherlei Notizt-n \ersehen, die nianclu-s noch nicht Bekannte enthalten mögen. Über diese Verzi'ichnisse. die I L'uum' wicnlenim als sehr schreiblustigen Menschen dokunuMitieren. sagt er selbst: alles sovii-l m(')glicli und man hat erfahren können mit grol'ser miilic^ zusammen getragen und verfertigt ao. 1628."

Hauer hat sich auf di(; sieben Hüclu'r der Maler aber nicht beschränkt, er hat manches noch aus eigenem Wissen dazugethan, und zwar sowohl aus früluMcr als aus seiner Zeit. An dieser Stelle sei aber nur ein alj)habetisches Ver- zeiclmis der Nürnberger Maler von 1596 1659 gegebiMi, ferner seien verzeichnet ihre Lehrlinge, deren Lehrzeit, das Jahr, in wcIcIkmh die (jcsellen ihr Probe- stück machten und was dasselbe darstellte, di(^ L(>hrlinge, die sie als Meister hatttMi, die Angaben, ob und wann sie Vorgeher des Malerhandwerkes waren, das Todesjahr und was s(Mist Hans Hauer da und dort in der Handschrift noch mitzuteilen für gut fand.

Schon Friedrich Leitschuh hat in der Ausgabe von Albrecht Dürers Tagebuch der Iveise in die Niederlande') auf Johann Hauers Thätigkeit als Dürerforscher hingewiesen ; K. Lange und F. k\ihse haben diese Angaben in ihrem Buche Dürers Schriftlicher Nachlafs"') teils berichtigt, teils erweitert. Hauer war eifrigst bemüht, den schriftlichen Nachlafs Dürers zu kopieren und ihm ist direkt und indirekt die L'berlieferung \erscliiedener Aufzeichnungen Dürers zu verdanken''). Leider hat Hauer erst lange Jahre nach dem Tode Dürers gelebt und was er aus eigner Anschauung erlebt, gehört einer für die Nürnberger Kunst traurigen Zeit des Niederganges an, in welchem sich die Nürnberger Maler nicht selten mit den Tünchern stritten, ob jenen oder ihnen irgend eine Arbeit zukomme. LLans Hauer war ein klarer Kopf, der viel auf die Kunst liielt und sich energisch dagegen wehrte, dafs sie zum Handwerk herabsinke. In dem Streite der Nürnberger Flachmaler mit den Ätzmalern (1625 bis 1626) nahm sich Hans Flauer, der selber als Probestück einen ILarnisch geätzt hatte, dieser in entschiedener Weise an. Jedenfalls wäre Hans I Lauer selbst einmal einer Biogra|)hie wert, wenn auch nicht als l)roduzierender Künstler, sondern nur als eifriger Verehrer Albrecht Dürers und mannhafter Verfechtt'r künstlerisch(Mi Strebens, sowie GegncM's aller be- engenden kleinlichen f^estrebungen im Kunstleben Nürnbergs.

Zu dem Verzeichnis der Probestücke, welche die Meisterkandidaten liefern niufsten , sei benKM'kt, dafs die Probestücke nach der Ordnung der Maler ins ICigentum der Stadt übergingen, welche durch diese Gemälde auf wohlftMlcm Wege zu einem künstl(M"ischen Schmucke ihres ntnien Rathauses gelangen wc)llte. Die Atzmaler xcrzierten in dei- Regel eint^ l\üstung durch Atzarbeit, die dann in das Zeughaus wanderte-.

Wenn die nachfolgende Liste auch der Zeit dt>s Niederganges dei Nüi'nl)erL;er Kunst angehTirt, so dürfte doch auch diesc^ bald ihre- fjearbeitung

4; Lciiizi^ 1S84. S. 22. .')) Hallu :i. S. IS');;.

6 V^l. ]■'. Fuhsc. /nv Dürcrforschun^ im 17. |;ihrh. in (U:n .Mitt<.:iluii^en ans dem iierni Xatii'iiaiinu^cmn IS«-!."), S. 71 ft

- 121 -

finden, nachdem über die Glanzzeit und die darauffolgende Epoche schon so vielfache Studien gemacht wurden und so wertvolle Publikationen erschienen sind. Den Forschern , die sich mit der dann folgenden Zeit beschäftigen, dürfte die nachstehende Liste manchen willkommenen Fingerzeig über Namen geben, die in der Kunstgeschichte vielfach noch keinen Platz ge- funden haben.

Dem Verzeichnisse lassen wir nachstehend einige Bemerkungen und Erläuterungen, namentlich das Lehrlingswesen und die Anfertigung der Probe- stücke betreffend, vorangehen.

Die Lehrlinge, deren Heimat in dem nachfolgenden Verzeichnisse nicht angegeben ist, stammen sämtlich aus Nürnberg. Das ursprünglich auf 24 fl. festgesetzte Maximum des Lehrgeldes wurde s(>hr oft über- schritten. Für die richtige Bezahlung desselben, sowie für den Ersatz bei etwaigen Veruntreuungen übernahmen in der Regel die Eltern oder der Vater allein oder der Vormünder oder sonst zwei Bürger die Gewährschaft. Die Bezahlung erfolgte meistens zu Zwcidritteilen oder zur Hälfte bei Beginn der Lehrzeit, während der Rest nach verflossener halber Lehrzeit entrichtet wurde. Nicht selten kam es vor, dafs sich Meister und Lehrlinge nicht miteinander vertragen konnten, weshalb dann letzterer von dem Rugamt dem ursprünglichen Lehrmeister abgeteilt und einem anderen Meister zugeteilt wurde, bei dem er dann den Rest der vereinbarten Lehrzeit erstehen mufste. Manchmal erfolgte eine solche Trennung und Überweisung auf direktes An- drängen des Vaters des Lehrlings, da letzterem eben nichts gelehrt worden war. So wurde dem Friedr. v. Falckenburg 1606 sein l^ehrling Hieronymus Reuff genommen, »wegen des stetigen ausschickens und aufsailung allerley possel- arbeit, dardurch der jung an seinem lernen merklich versäumet worden.« Im Jahre 1609 beschwerte sich der Vater des Sebastian Ebert, dafs diesem sein Meister Georg Stöckel, »so gar nichts rechts zum handwerk überstellet und lernete, sondern sein weib, die eine liechtzieherin were , ihne stetigs nur zu derselben und ander hausarbeit gebrauchet. < Kv kam deshalb zu Alaler Franz Hein, wurde aber schliefslich Zimmerknecht bei seinem V^ater, so dals doch wohl auch der Lehrling nicht ohne Schuld gewesen sein mag, wenn er bei Stöckel nichts gelernt hatte.

Die Klagen der EltcM-n führten auch zu folgcMider T'j-klärung der \^)r- geher, die in der Ordnung angeführt ist. Sie trägt kern Datum, fällt aber aucli in die Zeit vor 1615; vielleicht war einer de^r binden mitgeteilten Fälle die Veranlassung zu dieser l^estimmung. : Auch kom])t uns vorgehcMn oft gi-ofse clag \-or, von der lehrjungen eitern oder xormundein , dafs die mt-ister dii- jungc;n oft so übel halten, es sei mit wenig essen cxUm' idafs sie! die lehi-zeit üb(M- an dem farbstein stehn, also darhei wenig lei-nen kcMinen mul ihre lehrjahr übel angewendt scmu, samjjt d(Mn lehi-g(^ld, we]chi\s cm'u solcln-r lehr- maister nicht recht emjjfengt, und vr s(^incm \ers])r(xdien nach kein vergnüg thut; (\s wert' diann, dafs ein jung solches selbsten \ ei"ui-saclnc , so were der maist(M- für (Milschuldigt zu hallen. So v,()1](Mi wir \orgt;her cliesc:ll)igi'ri nialci- gebeten und \ ermahnt hahtn, dals sie sieh hieiinnen s(>lbsl hedi'nken, dann

Mitteilungen aus dem german, Nationalmuseurn. iSqq. XVI.

1 22

so weitere clag \orfallen würde, seine! wir vor^elier schuldi|4, solchen eitern und junL,^en bchülflich zu sein und in allen billigen sachen beizustehen, damit die inalerey nicht in Verachtung kommen mcichte; ein jeder wolle gedenken und (sich) zu geniüth führen, dafs (wenn) sein söhn oder kind, da er bei einem maister oder handtierung were, (er verlangen könne), dafs er nach der billigkeit gehalten wih-de , und sein zeit und geld wohl angelegt werde.« < Auch solle kein maier seinen jungen Urlaub geben, ehe die lehrjahr aus seind, da es aber mit willen der eitern geschehe, und der jung von den malen ab- stehen will, und (es) nicht treiben, solle das vor den vier vorgehern und den rugsschreiber ordentlich geschehen. Matt der jung noch ein jähr oder mehr zu lernen, so soll der maister so lang still stehen, ehe dafs er ein andern jungen annimbt, bifs die zeit des jungen vollcndt, jedoch so es des lehr- maisters schuld wer gewesen, dass der jung were übel gehalten worden.«

■Manchmal liefen die Jungen aus der Lehre, wie es heute auch noch vorkommt und wendeten sich von der Malerei ab. Wohl kaum dürfte es sich aber in der Gegenwart ereignen , dafs ein Lehrling deswegen sich von seinem Gewerbe abwendet, weil er geheiratet. Dies w'ar mit Hans Lorenz Hattenreuther der Fall, der von 1612 1614 bei Hans Hauer lernte, und, dieweil er sich nach den ersten zwei Lehrjahren verheiratete, das Atzmalen verschwor. Hie und da trat ein Lehrling seines »blöden« Gesichts wegen aus und wandte sich einem anderen Gewerbe zu. Ein Lehrling des Hans Hauer ging vom Ätzmalen zum Flachmalen über, da man hiezu keines so scharfen Gesichtes bedurfte. Gewöhnlich wurden die vorgeschriebenen vier Lehrjahre aber ausgehalten; nur bei Meisterssöhnen wurde die Lehrzeit hie und da auf zwei Jahre reduziert, weil sie bei ihrem Vater schon von Jugend auf das Handwerk gelernt. Anthoni Peter Cordier wurde schon nach 2 ' 2 Jahren ausgeschrieben, weil er sich in Italien weiter ausbilden wollte. Nicht selten kam es vor, namentlich bei armen Jungen, welche nicht viel Lehrgeld zahlen konnten, dafs der JMeister hiefür durch längere Lehrzeit entschädigt wurde. So mufste Hans Barthel Geifslcr bei Hans Sibmacher das Flach- und Ätzmalen nicht weniger als acht Jahre \on 1597 an lernen, es heilst zwar, von wegen dafs er noch jung ist,< der wahre Grund war aber wohl der, dafs der Junge kein Lehrgeld zahlte, denn es heifst : was das lehrgeld und ander dinge . . . anbelangt , das haben beede theil in ein besondere \erschreibung begriffen lassen, welches hiehero zuvermelden un- nöthig.' Michael Hofmann, der bei Hans Hauer in die Lehre ging, mufste \ier Jahre lernen und seinem Meister wegen seines geringen Alters noch zwei lahre dienen. Auch dieser hat wohl kein Lehrgeld bezahlt, da sich hierüber nichts niedergeschrieben findet, während sonst nie versäumt wird, dies zu erwähnen. Als Henfslein Mayr 16(J3 bei Georg Hartmann in die Lehre trat, wurde das Lehrgeld auf 24 Gulden für vier Jahre festgestellt; würde des Lc^lirlings Mutter (sein Vater war gestorben) aber nur 12 Gulden bezahkm, sc) sollte die- Lehrzeit fünf Iahr(> dauern.

Das Prol)e s t ück . welch(;s di(; G(>sel]en fertigen mufsten, um Mc;ister zu weiden, blieb nicht selten hinter den .Xnfordc luniicn der \'oig(4ier zurück.

-- 123

aber nicht etwa weil diese sehr hohe Ansprüche machten, sondern weil die Probestücke eben gar so schlecht gewesen. Manchmal begnügten sie sich, den Verfertiger zu ermahnen »sich zu bessern«, liefsen aber das Probestück, »obwohl es ziemlich schlecht«, »wiewohl die Vorgeher viel Mängel daran befunden«, doch passieren. Andere durften, weil das Probestück so gar schlecht und gering, zwei Jahre lang keinen Lehrling halten und sollten sich unterdessen besser üben. Manches Probestück war aber so schlecht ausge- fallen, dafs es dem Betreffenden zurückgegeben wurde und er so lange als Geselle arbeiten mufste , bis er ein besseres gefertigt, oder er durfte bis zur Erfüllung der letzteren I^edingung nur mit seiner Einshand arbeiten, d. h. keine Gesellen und Lehrjungen halten. Sie haben also eine Art Zwitter- stellung zwischen Gesellen und Meister eingenommen. Die Zeit, die zwischen der Verfertigung des ersten mifslungcnen und des zw^eiten Probestückes lag, war sehr verschieden. Dem Melchior Balthasar Kriegen- ward aufgetragen in einem *halben Jahr ein anderes Probestück zu verfertigen, da das erste hätte besser sein können. Wilhelm Strobel, der 1625 ein nicht genügendes Probe- stück gemacht, kam erst 1651 zum vollen Meisterrechte, und da erhielt er es geschenkt, ohne ein neues Probestück gemacht zu haben. Leonhard Brechtel d. J. liefertt; auch das zweitemal ein nicht meisterliches Probestück; er ward aber doch Meister, da er bereits Weib und Kind hatte, durfte jedoch zwei Jahre nur mit seiner Einshand arbeiten.

Paulus Bonackher war der erste, der, als cm- am 14. Juni 1625 Meister ward, einen leiblichen Eid schwören mufste, dafs er das Probestück allein, -ohne meniglichs hülfe- gemacht habe, was zuvor keiner gethan und von keinem verlangt worden war. Hauer hält sich über diese angebliche Neuerung, die durch den älteren Hans Münckh veranlafst worden war, auf, übersieht aber, dafs der Eid schon durch die Ordnung vom 30. März 1596 vorgeschrieben war. Der Eid wurde auch in der Eolge nicht von allen verlangt, namentlich nicht, wie Hauer besonders hervorhebt, von dem jüngeren Münckh, dem Sohne des angeblichen Einführcrs des h^ides, der 1642 Meister ward, als Hauer Vorgeher gewesen, welch letzterer überhaupt immer für freiestc^ I]e- wegung eintrat. Dafs sich Mancher bei der Anfertigung seines Probestückes helfen liefs, war trotzdem nicht ausgeschlossen. Hauer bcunerkt zu dem Probestück des David Lauer, die Enthauptung Holofcnni: Das original hat MH (wohl Michael Herr) gemacht und auch das ])robstück überholfen.

Auch die Herren vom Rat hatten meist liberalere^ Anschauungen als die Mehrzahl der .Meistei- des Malerhandwerks. Und wenn sie ja cHnmal die ent- gegengesetzte Richtung (hinschlagen wollten, so liefsen sic^ sich wenn nur die Meister dieselbe^ nicht mitmachcm wollten leicht wieder da\on ab- bringen. Im Jahre 1634 z. 11. begehrte der Rat \ on den Malern wie von anderen Handwerken, dafs die Vorgcdier d(M- MalercM jährlich vor dem Anits- buch zu östi-rlicher Zeit ludespflicht über ihr(> Ordnung !eist(>n sollen. Hie- gc^gcm richtc>t(Mi die sämtlichen MalcM' unterm 30. April 1636, nachdem sie 1635 um kein Präjudiz zu geben, keinen Vorgcher g\n\'ählt, finc Supplikation an den Rat, worin sie zunächst ausführten, dafs ihre V'oriahrcm \ on dem

-^ 1 24 -

Rate deshalb eine Ordnung etlxitcn und 1596 erlan^^t , damit solche freyt^ kunst \cMniittelst cUmo hochans(>h(Mitliclu>n anthoritet tn^y hiesij^fer statt, welche weisen \ieltM" fi"nlrefflich(M' künstl(M' xon der niaUM'ey , so sich alhie aiif<^e- halten und tloritt haben, vof all(Mi andern stächen Oberteutschlands vor hundert und nudu' jähren bcMiihnibt gewesen, noch 1(Mi<^um' bey solchem rühm erhalten, und nit allein den ])osteris sich in berührter kunst desto mehr zu üIhmi und dadurch excc^lU^nt zu maclu>n anlafs und ursach ge^U'ben, sondern auch allerhand stum[)eley und was zu schmäUMunt^f und abbruch solcher frcA'cMi kunst inuncM" <^ereich(^t, renovirt und abs^cwendet wcn'den möchte.'

h'.s wird darauf hin^cnviesc^n, dafs die Leistung d(;s Eids »einen und dem andern unter uns, seines gewiss(>ns halben, darumb so gefährlich als be- schwerlich fallen will, diewiMlc-n fi'irs (?rst(; die; malerkunst so infinirt und w(Mtleuftig, dafs \-on keinen nuMischcMi solche auszulehren, noch das excremum oder die vollkonunenheit zu erlangiMi , m(')glich : übenJas auch mancherley und viel imterschiedliche unerzehliche specit's begreift, dannenhero in er- wehnter ims mitg(>theilten Ordnung keiner meisterstück gedacht, sondern alUnn den jungen angehenden malern, so sich dieser kunst alhie zu gebrauchen inid damit zu nehrtMi vcM"habens, nur cnn prob stück, seine quaktet und und was er [)rofizirt dardurch an den tag zu geben, zu machen anbefohlen worden, i'iber welche probstück, ob sie meisterlich und sufficientes sein, den vorgehern bey cMnem geschworenen aid zu judicirn und zu erkennen sehr bedänklich, ja unnviglich ist, dieweil(Mi uf dieser kunst ein meister zu sein, \iel in sich hat, und auch das Judicium davon sowohlen als ars ipsa variabel und sine termino, dannc^nhero keiner, so sich dt'r perfection berühmen dürfen, jemals gefunden worden ist; da hingegen anderer handwerker meister- stück in ein(>n gewiss(;n pondere, mensura oder numero, gröfs oder lenge bestehen, und nach demselben unfehlbar judicirt und ästimirt werden können. Ferner scm es in ganz Italien , in den Niederlanden und in allen Reichs- und Fürstenstädten Deutschlands unerhört, dafs dieser freien Kunst halben jemand cnn k2id auferl(\gt werde imd endlich schwören die Maler als Bürger ja ohnc'hin zu Anfang und alle sieben jähre das juramentum fidelitas. Es wird daher gebeten »die malerkunst noch bei der alten vieljährigen freyheit, indem wir unsere vorgeher jährlich um diese zeit selbst gewehlet , und den- selben die lnspektion, ohne sonderliche pflicht anvertrauet, grofsgünstig ver- bk^'ben lassen. Unterzeichnet ward das Schriftstück von den Malern ^alhier sam])t imd sonders-, nämlich von den damaligen Vorgehern Conrad Michael, Finhart Heberlein, k^gidi Zimmerman . und ferner von Georg Gertner, Paul |uv(>nel, Hanns Ikuu-r, I^aul Kolb, Flanns Munck, Michael Herr, Linhart Frechtel, (Jicorg Pjronauer, Friedrich Juvencd, joh. Christian Rupertus, Wilhelm fjeist, (jerjrg (jrünebergc-r, I lanns Conrad Si)()rl, Linhart Golling, Georg Strauch und Wolf Drechscd. Das Nürnbt;rger Malerhandwerk zählte also da- mals nur 19 .Meisten-; die Epideniicm des dreifsigjährigen Krieges hatten ord(nitlich auch unter den Malern aufgeräumt.

Der Rat willfahrte den Malern durch einen l^^rlafs vom 14. Mai 1636, welchen- si(^ von dei- auferlegten fMlicht enthob und sie als eine freie Kunst passieren liels.

125

Hans Hauer ward eifersüchtig auf die Wahrung der Rechte der Maler bedacht. Als am 18. Oktober 1659 Antoni Langmair im Beisein der drei Vorgehen sein Probestück vorgewiesen und damit auch bestanden hatte, be- fahlen die Rugsherren das Probestück wieder zu nehmen und es künftigen Freitags vor das Fünfergericht zu bringen, ^velches den malern sehr frembt vorkommen.« Tags darauf frug Hans Hauer den alten Herrn Bürgermeister Georg Paul Imhof , was damit gemeint sei , worauf er zur Antwort erhielt : es sei der Gebrauch also. Hauer erwiderte aber, dafs das bei den Malern nie der Fall gewesen sei. I^^r verwies zum Beweis dafür auf die oben ange- führten Verhandlungen im Jahre 1636, worauf »ihre herrlichkeit nachsehen lassen, und weiln sie solches also befunden, haben sie solche besichtigung vor dem fünfergericht eingestellt, und die maier bei ihrem alten gebrauch verbleiben lassen.«

Nicht einigen konnten sich die Maler und der Rat als Christian Ruprecht am 13. Juli 1651 nach Wien verreiste, wohin ihm 1652 seine Frau nachfolgte, während er zwei Gesellen und die Kinder in Nürnberg liefs. Fin Jahr nach seiner Abreise verklagten die Vorgeher seine Gesellen vor der Rüg, > wi(> dafs selbige alhier in bürgerloser nahrung sitzen, für sich selbsten arbeiten, unterm schein die hinterlassenen kinder zu ernehren, welche doch ohne diese von ihres vaters reicher Belohnung , so er vom kaiser zu geniefsen , gar wol könen erhalten werden. Darüber sind wir von ihren herrlichkeiten ausge- treten, haben sie des Christiani an seinen gesellen geschriebenen brief, so er ihnen bei unserm abtreten zugestellt, abgelesen, und nach langem auf- warten uns endlich nachvolgend abgefertigt , weiln solche bede gesellen von ihme und seinem weibe seien bestellet und angenommen worden, also können solche nit abgeschafft, sondern müssen bei ihrer anbefholenen arbeit gelassen werden.«

Doppelmayr ') sagt, dafs Rupert, wie er ihn nennt und wie er dazwischen auch in der Hauer'schen Handschrift genannt wird, für Kaiser Ferdinand 111. allerhand schöne Tafeln fertigte, eine reiche Belohnung dafür bekam und nach einiger Z(.Mt in Wien gestorben sei. F^s scheint aber, dafs er doch wieder nach Nürnberg zurückgekommen ist, den 1653 wurde er zum Genannten des gröfseren Rats erwählt. Hans Hauer, der 1660 starb, und in seinem Ver- zeichnisse der Gemannten, so Malei" und gestorben waren, jedem ein Kreuz- chen oder das Datum des Ablebens beisetzte, hat bei Rupert keinerlei Notiz gemacht; es dürfte also nicht unm(')glich scmu, dafs er 1660 noch gelebt hat.

Umstehend folgt das Verzeichnis der Maler und Lehrlinge von 1596 bis 1659.

7) Histor. Nachrichten von den Nürn])er^ischcn iNhithcinalici.s und Künstlern S. 225.

26

Name

Aichcinann , Chri.'^toph

G-eburts- ort

Lernte bei

Lehrzeit

1604/8

Ward Meister

Probestück

Velden

Dorn, Hans

A in mon , Conrad

--

1611 22. Nov.

DieFluchtJüsephsu Maria nach Agyptei

Han.s

Beheim. Martin

1607/11

1616 2. Mai

Au mann, Wolt'^^

1612 28. Juli

liaier. Ji-remias

1604 16, Okt.

Hau i er. Altraham

KrauTs, Georg

1649'53

-

Bauden!) ach er, Geor^

-

_

Keines

» Niclaus

;\Iinckh. Hans

1622/26

1637 15. Juni

St. INIaria Magdalena neb. beid, Apostelr St. Petro u. Johanne bei d. Grab Christi *

Bauer, Lienhart

Gerolfingen

Lauer, David

1629 ff.

Beckh. Geor<^

Ahsberg

W'eyer, Hans

1602''6

(Peckli) Peter

Keines

Heinrich

Ritterlein, Wolf

1604/6

1610

Begräbnis Christi'^)

Be h eim, Martin

Keines

Berdau. Thomas

1658

S. Okt]>r.

Die lungfrau ?^Iaria m.it d, Kindlein J( su

Berer, Hans

--

Besolt. Niclaus

-

Keines

Buckel, Georg Kranz

Walch. Lienhart

1624 ff.

Bonackher, Küchel

1604 4. Dezhr.

Paulus^)

1625 14. Juni

St. Laurentius au dem Rost liegend*

Hr andmü 1 Ic r, Lienhart

Beheim, Martin,

15«:^y'1603

Hrechtel, Bartholme

Keines

li Hilf K)]:! :il> (i.-.-ll.- Im! ,|..r Hi-taurali I'- L'i-nr><-ii \:iriilM..i-ir'T Hat liau--aai>-. \-'l. MnriniHiitiMft', .las Haihai

in \ii|-|ili«-rL' >. bJl. In li. W. l'aiiZ'T'- V.TZi-ichiii- vi.n Xni-|il..T-i-.'h>-ii l'm'l iMt.'ii iXtur. IT'.Kh jm >. j ..in l'i.i'tnit .\iiiiiini a'ittr.-t'ihn, Xa.-li Xatrl"-)-'- K uii-i |i-ii'-.\ik"ii iL I^Ti \\vA<'\ -i'-li --iih' vnn ilim L'-.-nialt.- Taf.-l mit i|.'|- .lalir/:: lil IfUr, lal^., w..' -(.■in l'rnbi-.-tiii'k I itii HaTliau>i' zu \iiriil'>'i'L'. ll'-i .Muiiiiiii'iiliutt wiril ^ii- iiirlit >-iwähnt.

•1\ lici llnjijN.lin,a> r. lii-tMiiM-li.' Xarhiirlil \mii ilni X ii iiiliirL'-i>clii'ii .Mal li'^liial ii-i> iiihI K un-l L-in ^Xl'-, IT:;iii -~,l'l,". a W^Itt .\vijiiiaiiii aui;ri;fuh);.

127

Hatte zu Lehrlingen

Weber, Hans Hans Wenzel Mahler

Wernlein, Barthel

Trost, Matthes

Melonius, Christoph

Lega, Moritz

Harrich, Joljst

Stretz, Jakob

Brandmüller, Lienhart

Pantzer, Lienhart

Ammon, Hans

Leibinger, Adam

Zeifsen. Simon

Khol, Hans Hieronvmus

Hempf, Martin

War Vorgeher Todesjahr

1632

1647 26. Februar

1611/15

1599/1603

1598/1602

Bemerkungen

War i'iii feiner Maler, guter Comiidiant. ')

Ward in Hessen ei'stoclien, liat schöne Per- spelitivkirrlien anf Steiiiwegs Art gemalt.

*i /u^fi'las.scn woi-ilcii, wiewdlil die \nrL'eher viel Mjintrcl daran licfimden.

.Vetzer.

.■\etznuilerss()lin. Nachdem er bei seinem Vater von Jugend auf das Aetzmalen gelernt, wurde er zu einem Flachmaler in die Lehre gethan. Weil das Probestück so gar schlHclit und gering, durfte ei' in den nächsten 2 Jahren keinen liehrlinir annehmen.

Wohl identisch mit dem weiter unten folsrenilen Hr-daii.

1632 Malerssidm.

22. März ' Mulste ein>;n leiblicli.'ii Kid scii\v,iri.n. daIV .-r

solches allein ohne meniglicjis llhlh' gemacht , habe, was zuvor nie ii'cschi'hcn.

Kins|icnnii;'cr>sohn.

1596/1600

:]| Vi.dlcichl i(bMitisch mit der lirablegnng Christi, die bei Mnnimeiihefr, K':itliaiis .^. L".»! untei- Nr. 2:; aiigelVihri i>t.

4) In .\ndreas (iuldens Kn|-tselzuiig (h^r .bd];inn Neuilr,rre|-'s(dien N.-odirichteii, liei-au>;;vi;-. \'>\\ l.ocdnier a^uell,'ii>chiitteii Kunstges(di. l!d. .\ i wird .s, l'.ts untei' Nr. S „(bnlnei- und l'onnacker berichte;: ..[mrlehdien sind die^e -iUe Diiivrische "[listen gewi'seii." Ob si(di .iiese N,diz auf den alleren oder Jiingeren ÜMmodvher bezieht, ist nicht ersichtlicii. I.e.dinei- merkt; .,Vmi einem l'onnai-ker als .Malei- weifs Niemand etwas. Sattler dieses Xanieiis existierten." Pas hei Mnnnneiihen', ithaus .S 'J'.lo untei Xi. 17 augefiihite Hild diirlte das l'rehestuck l'e.nack hers sein.

^ 128

Name

Geburts- ort

Lernte bei

Lehrzeit

Ward Meister

Probestück

Rrech tel , Lienhart M

Keines

1

Lconhart, d. ).

1628 20. März

D M

le heil. Jungfra

ariamitdemKint

und Joseph.

Hans Lienhart

Hel)erlein. Lienhart

1637/43

Brcd au . Thoma.s

B r o n a u e r , Kaspar

Stretz, Jakob

1607/11

Bronauer iPronauer), Georg

1613 26. Aug.

E

n weifs geätztt Mannsharnisch

Bronauer, Hans

1613 26. Aug.

desgl.

Jakob

-

1621 3. Mai

desgl.

Caesar. Hans Georg

1604 30. Aug.

i i ' ronrad((^unrad\BartheI

Lindner, Alexius

1592/97

1604 16. Okt.

Hans Barthel

Vischer, Wolf-

1617/22

(■(jrdier, Peter Anthoni

Herr. Michael

1632;'35

(^reu t zfel d e r , Hans

Juvenel, Niclaus

1594-97

Desnauer, Heinrich

Hauer, Johann

1039 44

-

Dorn. Hans

Keines

> Cieorg

Juvenel, Paul

\U\\ 15

Drechfscl, Wolf

lf)04 4. Dezl)r.

Ii l'iiiiiiih'it.' iiml \.'i--.,M.'tr l(;-20 di'ii irrofsfii K n.iibiir|ii,.|- jm KmI haiiss.ial,.. .Mninnifiilmtf. K'.-ilhaiK .s. l-2ii. 11 w.-it.'iv AiIrMit.-n >, .•li.-mla-. .\ iiiin-rk. :iSt'i >. :'.:« ii. :tt4. .1. F. l.ruiiMit hat icr,.') ^cin I'..rti:iT n;irli .■iii,-iii \nii l.(.i;viui .s.tnuh

l'i"'' iia.li .l.'iii l,.-li..|i -rzrichiMt.-ii liild.' -..■sI.Tlifii. .\a.rli \;itrl.-rv Kriiistl.'i-|.,.xikn:i iH,l. 11. 11'.). ■.v.-iid .in 1 ili;ii-t Hr. .

U.'-".'. M.ii.T zu .\■imll..■^L^ K> kann >ii'li ili.-s auf iitiMTcii Li.-niiair jli-. nirht l.i'zi. Ii.^n .l..'/\\. .Ii.' .Ialiiv>zalil i-t raK.'ln. .ia .Ii.- ■.|,..n l<;i^' \..i-,.h.T .1.- Mal.'ili:,n.lw,.ik.-. L-.'W.M-d.Mi.

129

Hatte zu Lehrlingen

Walch, Lienhart Hoppel, Georg Rueger, Hans Georg Ganfser, Georg Harrich, Wolf Kraufs, Georg Jakob, Adam

Schiller, Christoph

Schreiber, Jochim Mondeckan, Cornelius

Schützinger, David

Lauffer, Hans Georg

Vogel, Valtin

Telot, Hans Georg

Fabriger, Philipp

Kannler, Gabriel (f 1622)

Redwein, Lienhart

Keyfser, Hans

Aichemann, Christoi)h

Kilga, ■\lichcl

Habe.rmair, Christoph Kraufs, Stefan

"War Vorgeher Todesjahr

1602/6

1642

1608/12 1621/25

1605/09

1627 ';n

Begraben

1644 21. Juni

Bemerkungen

Hatte schon 1628 ein erstes Probestück ge- macht; es ward ihm aber zurücksregeben und ihm verboten, Jungen und Gesellen zu halten, bis er damit bestanden habe. Dasjenige von 1628 war zwar auch nicht meisterlich, aber es wurde angenommen und er Meistor, da er bereits AVeib und Kind hatte, doch durfte er 2 .laln-f keinen (leseilen und Ivehrling halten.

Siehe oben Be r d a ii. Malorssohn. Mutter Odilie Br Ätzmaler

Gebrüder.

Flachmalerssohn.

Vischer starb während der Lehrzeit. Die Witwe verlangte heim Ausschreiben 25 fl. für zuge- fügten Schaden au Farben und anderem, erhielt aber nur 8 fl. ->

Lernte blos 2'h .lahre und wurde so früh aus- gescliriebt>n, ..wi'iln er aber an itzo in Italiani zu reisen und sich in di'i' inalerknnst ein luelireres zu ülien gewild.'' 'i

Uoidsctiuiiedss.din. 'i

Fhu'ii- und .\etzuinler.

Sohn des .\etzmalers Hans Dorn, o War ein gntei' ("ieonietra \'isierei-.

2i lüii Hniis Cuiirad. di's.-.'ii Maiid ali.T nirlit anü'op'lirii isl. v.Tschird am :i. .\pril \&.K 'Yr,-r\<.sr\. .l(iliaiiiii<-l\iivli-llMt' ,->. 40l

:)i Xarh Iiiiii]irlniayi- S. 221 im .ialir.' 1614 zu V.ua'iiiir -vstiu-biui.

li Starb luich liniiprlniayi- S. 222 im .lahn' lr.:;6. V-l. Nau-i.u-s l\'unst]rr-l..-xikMi! [11, .S. -.'ui.

,"o ilalf als l,>dirliiiii- 1C>1:1 Ihm der Hesrauratiou des u-i'oi'vrii iJathaussaalcs. .Muimm.uiliell, liatluiUN .s. 121.

Mitteilungen aus dem german Nationalmuseum. 1899.

XVII.

:m)

Name

Drcchfscl, Paulus Dümler. Heinrich Eisenmann. Wolt"

Geburts- . - , . t v -i Ward Qj,^ Lernte bei Lehrzeit j^gjg^gj

Mcberlcin, Lienh. 1619/24 Strauch, Geory 1649/54

Probestück

Keines

Elsasser, Georfj Heinr. - - Hefs, Lorenz 1631 ff.

Emmart. Christoph Dav. Königsberg Gertner. Georg 1594/98

unterh. Bamberg

Fabriger, Philipp Conrad, Barthel 1610/16

Vischer, Wolf 1616/17

leremia.^ Grüneberger, Georg 1617

Falckenburg, Kriedr. v.

Historia vom Zin.*^ groschen

Moritz V.

Fuchs. Endres

Hierun. Franz Gallwerner, jakob Ganser. Georg Gärtner. Georg d. .A.'^)

d. j.-^)

Christof'""!

Geifsler. Hans Barthel Geist. Wilhelm

Gong. Rudolf G(jl)lcr, Geort

1628 Einnehmung und

4. Dezbr. EroberungderStad Troja'^)

Freiung Weber, Christoph 1595 1600 1616

(Oberpfalz;

Aach (Niederlande)

2. Mai Heberlein Leonh. 1650/56

Hertz, Georg 1600 ft~.

Vischer, Wolf 1611 12

Brechtel, Lienh. 1613- -

Machte kein Probe stück

Machte kein Probe stück

liarrich. J(jbst 1613

(jcrtner. Georg

Sibmacher. Hans 1597''1605

München

1635 Zuen Münche mi

14. Nov. einem nackigten

weibsbild. welche:

monachorum gusti

tatem scilicet an

zeigen solleti.

Ravensburg Heberlein, Lienh. 1624 28 Altdorf Falckenbur", Fr. v. 1618 24

\i Vu'l. \.;Uii'.rf'-i--l,'M|iin.i- S. l'.tO. DopiM-linayr S. 21»;. Hin Purtnit il.'ss.'lli.'ii vi'rzcichnt't bri l'uiiz.-r ,"^. 59. 2i l;.-i .MuiuMj.-iilint}'. lialii.'iiis .<. ■».)■', :ils HaTiiill.' licr .\inazoiirii lH.zci.liiM'1. Kiii rurTnir lU-ss.'lbrii bri Paiiz.-i' ."^ .V,t. Ml .--taili iiai-b li-pichna} r S. 222 iia<-h .\mio IC-iO hihI war ii:i'h Muiniii>'iih"f. liarbaus S. 11t). 12ii iiii(i 121 an ti k.-^iaurali')ii di;.s Kathuu•^.^allJS beteilifrl. ,i. a. .\'(aub>i-f.'r-I,(ichii.'i- .^. HtH. |. Vfl. Dnpiu.h.i.aw- ->. 22.-.,

31

Hatte zu Lehrlingen

War Vorgelier

Todesjahr

Bemerkungen

~

Sohn des Vnristehemleii.

Schleelein, Paulus

Stadtinalur.

Werner, Sebastian

Herneifsen, Valtin

Marson, Joachim Friedrich

I>iijf aus der Li.'hre.

RfutT, Hieronymus

1613/17

„Niederläudiscber Malor." 1610 (ieiianiiTri- des

Schrenckh, Hans

jjrröfseren Raths. „War imji schihier Land-

Schmid, Niclaus

schaftsmaler." M j

(jöbler, Geor^

-

1632

Sohn des Voriiron.

1632 im März

Ätzmaler.

"— "

Einsponnigrorssohn. '

j

Vertrug sich mit dem ei-vt.'ii 1j hniK'isref nicht und entlief dem /weiten.

Greiftinger, Hans

Soll der Zeit (17. Oktober 10071 in \Vnizl>ur>r

Klarner, Thoma

sein. War ein gutei- Mnler. ^

Halter, Christoph

1

Kaufmann, Hermann

Kmmart, Christ. David

lö20 24

1054

UatAlhivcht l)iirer'^> Lemiilde -mi- >aul.ei- kejiierT.

Visch(ir, Wolf

1638-42

U). Februar

Motschenbacher, Hans

Koch, Michel

Sohn des (ienri; (Terrnei'.

Harric'h starli wahrend dfi- L.'iiizejt.

--

Kill jrewesener Miinch.

(Hiwdhl es ziemlich ^chl^rhi. iun iii.ui lins Bild ildcli jiassiereii lassen.

.")) N'iiidi MummeiiliotV. I\atiiaii> >. l'Jl ist auch ein .lenin> nnis derdner als -lunire an dfi' Heslani'Mt inn des lintliaiis

alrv lieteiÜL't LTeWeselK ejn snlch.-l' knnimt ill del' Il.'lU.T'scllell 1 I ;n M Isc h ri ft nicht \'il-. KIhIIso l'.lllt in d.'|--.cniHn d''l' .-lirnf.-llls

■i Mummcnhiitf i.s. 1-21 i anirefiUirt'' l.ehrjnn.Lre Chi-j. Cn-.. unter weleJeT Alikin-zini^-- wohl (liii-topii i,< reiner /i' \ -rvii'lhMi >cin 'ii'fti-. Seinem i,e|ii-nii'ist''i- .Inlist llarricii wai- ja auch dh' aniretVilirte Ai-lieit mit iiliertraL'i'n u'''-wi--oii.

Name

Geburts- ort

Lernte bei

Lehrzeit

Ward Meister

1629 9, Juli

Probestück

Gdllin^', Licnhart

Juvc'uel, Taul

1()17 22

Die Abnehmung des

Herrn Christi vom

Kreuz.

Götz, Hans Chri.stojih

1650 14. Mai

Die Jungfrau Maria

mit dem Christkind

und Joseph

Grciffin^cr, Haii.s

-

Gärtner, Gg. d. Ä.

1592/96

-

Grüne herber, Gt'oru

'

1600

"

Hans Georg

-

--

1639 21. Febr,

Hal)ermair. Christoph

Drechsel. Wolf

1602—116

Hagen. Christof

1655 3, April

Ein ecce homo*;

Hager, Georg

-

-

1618

7, Mai

Hain (Heim 1- ranz

Keines

Jakob

--

Minckh, Hans

1617/21

Haintzel, Kerdinand

Augsburg

Juvenel. Paul

1637/41

-

Halte r , Chri^toiih

Giirtner, f.ig. d. J.

1618 '23

1628 13. Nov.

Jungfrau Maria mi dem Kindlein Jesu

Har ri r h , JoKst '

Behcim. Martin

1594/07

20. Xovl.r

Wolf

Rrechtel, Lienhart

1619 24

Hartmann Geor;^

l(-)i)3 22, Sei)t.

H a t te nre u t he r . Han.'; Lorenz

Hauer Han'-

161 2 '14

Haubt , Christof

Schmidten-

herg

( .Meifseni

>

1624'2S

-'

!.. Vi-. ,•!,.■■■ in.rl, 11. r, ,].[,. ,,):. ,i ,1 I, iii..r-'l,,in .■)• ,,1- ..--.■liil.i.-r .-ii l.i.'tli.M..r .l.-- ^.■l;i!,i..,-.K-i: - - l-/.irl,i:,.t i-i.

2. pMiiZ'T v.'iz.:ii;liii'-l •■in l'.riiriii '!•-- .M;ili.-r.- .iMliaiin H'-tl' (JriiiiiiuT-.r. 'i.-r lil'. r iüm-I, ii.-i i 'nlvr-'-lii iit U>VI

Hatte zu Lehrlingen

War Vorgeher

Todesjahr

Bemerkungen

IJifrljiiuiurssohri. Hat sich 1615 den 27. April Villi der Malerei abgesondert im Beisein der , Vorjroher bei der g-oldeiien (nins, ursach weihi ei- von jungen Malern ist geschimpft worden. 1633 Genannter des g-röfsern Ratlis. 163it des Haths als ein Rierbrävi '). \

--

1657

--

! j

Limmerer, Endres

1636—40

1641

i

Stretz, Hans

'

Funckh, Hans

[

abriger, Philipp und Jeremias

i

Lang, Hans Georg

1645 2)

.Meisterssohii.

—^

Bäcki'i'ssohn. i

Ein frenidiT .Maleriresell.

*i Weil ei- damit schleclit lie>laiiden, ilurtte er zwei -lahre lang keinen Gesellen fördern, noch Lelirjungen annehmon,'nnterdessen sich a.ber besser üben.

~

.\tzmaler. Starb im Sjiital.

Hofmann, Kustachius

1607 11

1

Minckh, Hans

**) Früher bei Jstöckel. wurde bei seinem \'atef

Et)crt, Sebastian**)

Zimmerknecht.

Schreiber. Jochim****

*•*) P^niher bei Hans (4g. Gäsar. :

1 i

1637 41

i(-;4s

1 Wai' ein lliiii(b'liiiajiiissi>hll.

1644-48

L'l . Februar-^)

.si'in Sidin Tobias ■;- ]r,-,2. 3. .-Viil'u^l.

Püeler, Gcdri^

1609/13

___

Schreiiier.^sidui. Hat .Mln-eciil fjui-ei-s (4emälde

Vischer, Sebald

fleil'sig kopiert.

Schütz, Sebastian

Gertner, Christot"

1

Mair, Matheus

Mayr. Henfsiein

.\t/,inali<i'.

Körber. Xiclau.^

Hieweil sich dioer II. L. H. iiacli den orsteTi zweii'U loerjaren verheurat und nit gar folgents auslernen wiillen, liat er das \tz- niali>ii M'isobworen. ;

3i Virl. ItiipiMduiuyr .^. ■_1'4. |)as(dl)>l wird der -J:;. [-'(diriia r al> l'ndesl.-iu- aimv-.'l.cn. l',-iii/.'i- vci'zeichiin ^dii l'^rl nit v^n inil dci- .\ur<(dirift Aet. S. 13 .\iiiin ]f:.',V,, Wenn 'ii.^s- Aiiu-.iIh' i-i.-hti^- is1. >■> iiniisl.' •■v I.V.»:; LTbur,.|i ^.qn und \^iir.' dann inil -2.'. .l;iliivii in die l.chiv i^-'k^ninn-n.

ll Virl. I)(i|ipidmayi- S. -iH. Ward ii.ai-li .Mumin-nlioll'. Harlniu- .--. I|r, nnd l'.'l an d'-r lu->lanrat iun dr> li.-it li;iu>>aM|.-> .■iliiv 1613 iieteiligl.

34

Name

G-eburts- ort

Lernte bei

Lehrzeit

Ward Meister

Probestück

Hauer. Hans^~i

1613 12. Januar

Ruprecht

1657 '26. Aug.

DerKirchenSt.Petr ('hör in Rom, so e daselbst abgezeich net, nacher alhie; perspectivisch ab gemalt^'

Hazm ann . Jakoh *)

"

Michel. Hieronvinus

1594/98

1605 12. März

"""

Heberlein, Hans

Schuab. Kaspar

1593/97

Lienhart^)

Ritterlein. Wolf

1600/4

lölO 2. August

Ein Stuck aus dei Passion, wie dei Herr Christus ge bunden auf dei Erden liegt

Henipti. Martin

Kronarh

Berer. Hans und dessen Witwe

1597 '1601

Herneifsen. Endres

Valtin

-

Eifsenmann, Wolf

1610 14

Herr. Michel **i

1622 20. März

Die artes liberales Justicia und Mars

Hertz. Georg'-

-

-

Keines

Tobias^)

1605

12.Novbr.

Johann

Iö27

s, Mai

Ein Brustliild Job

Evangelista in dit

Nacht gemalt-')

b V-1. |)ni.|,..liiiHV ■-. 2-2T :,

i\ \nch im Re^irzc (I.t .^Taili. KahOn;: .l..r im (iHiiuaii. .Musyiiiii ii.-tiinll. (ienialilt.- '■\. .\iitlat:'-. N i'. :i^T. In dem 1> -MummeiilMiff. Hatliau>. aliir-ili-n.-l, t.-ii Vcr/..-iclniis>.- .i.-r im Harhaii-r li.-tinillirli(..|i (iemäldf i^. --'t;:!- fal.-.'lilirh al> .\)-lit-iT Johar H;.iifi> an-.-tViliri.

:i' ,■^ra|■b tiarli hoj,j,..|iiia\ r --. ^Ül am II, .l.-iMiiai- VTÜ .

1' hi l'ai!/i-iV \^M,"irlini- .-i! Viiihl'.TL'. r..ii liit.'ii i>: ^. '.»; i|a> l'Mriral .■iiK's MahT- „N ir.,laii> ■liaT/.mair' \iii \\\-H\. _',.^t.M'|,,.ii .. ,,|i .1. \. l; .1,..! icTn, .•nilV^'luliri. iI.t in iiii^.-ivim \'.iz.'irlnii-M- t.'hli.

.'■' \'A. .\ci]iiMrtc|--l.-i'lin.-r .^. 2itl. I'.-uizhi- fi'ihrt /w.'i l'Mitr.ali' von Ihm ;iiif vom .l.alii- Iti-"..'. '.\.-i. ~. 7h. Ui.' \m.':iiM '■•■I \a'I\<-x. Kiiii>t|.-)--l,..\ik \. i'.'i -\\\<\ iiic-ht kMii-..];!,

] ;-!5

Hatte zu Lehrlingen

War Vorgeher

Todesjahr

Bemerkungen

Ilochheimer, Paulus

1622/25

1660

.Uzmalev.

Hattenreuther, Hans Lorenz

1640/44

12. Juni

War im gradieren sein- herülimt und ein Mann

Reuchart, Veit

Ih.5n/Ö4

von vielen Wissenschaften. 1628 Genannter

Haubt, Christof

des erröfseren Rats.

Strauch, Georg

Strauch, Hans Ulrich

Hoffman, Michael

Metzger, Christof

-')

Michel, Conrad

1614 IM

1025

L'hrinaclierssolui.

Meufsel. Hans Georg

1625

Kaiser, Carl

Schopper, Endres

Röfsner. Johann

162;-! -27

1656

(inldschniiedssolm. Stadtniale.r. War ein fried-

Drechsel, Paulus

\6'A3-31

27. Januar

lichei- Mann. .\n dei- Kirchentafe! ange-

Geng, Rudolf

1642 - 47

7,S Jahre alt

schrieben: „Der Erbar und Kunstreich Leon-

Schmidt, Hans

1650 -54

liart Hoberlein eltister Mahlen auch Eines

Hrechtel, Hans Leonhard

Edl Hochweisen Kahts Stadt und Land-

Kaltenprunner, Johann

schaft Maler, am Bonersberg beim Eosenbad."

Luber, Hans Jakob

Genau ntei- des «rrorseren Rats 1G40.

Fuchs. Hieronymus Franz

1

Stahl, Hans Albrecht

1596/1600

i

Putz, Jeremias

Kilga, Lienhart

Vogel, Wilhelm

~

.Sohn des Vnvsteheiiden.

Pfenner, Hans Chr.

16:^0'34

16()1

..Hin g-utfi- Mali'i-. [nvi-ntor, ConterfottiT, allerlei

Cordier. Pet. .Anth.

1641 '45

21. Januar

Thior-. Gespenster- und Zaubeix-imaliT." c„- nainitcr des irnirseren Rat.- ]<i:i'.i.

Galhverner, jakob

1604/8

Nützel, David

1617/21

Lang, Christof

Wetzel, Hans

.__10)

Sohn (ieiirgV. Hat aav ■-anlier auf Hertrament f^onialt.

6i Vffl. Xeudorfer-Lochner S. •JO'i. Doppchuayr S. -i'is, Treidisc.l ,s. -JOT. Auf ileui l^athau,- liefandcn >irli iiai-ii Munum-n tt S. 2'.t;? von Herr's Hand zwei ileniäldc: die Hülse di.M- Xiiiiviti-ii bei d,.i- l'ivdiirt .Iniuic und da^ von Kuist.n l'ii-eelnmiiii im Kriedeiissclilurs trelialteiie Fi-iier\verk. smvie ilas l■|'(llll■^l (ick : Ha- Oesi'tz. die k'nn-t und iJ.T Ki'i'-ir. I'aiizi'r t'ulirt ^. bM 1 Porträt HeiT's, jrest<ii-hi-ii von I'. Tnischel. an.

7) Panzer fi'hrt S. In-J i'erli'äte deora: Hertz's (■;- lC.:',.",i und <i 'ü- Ibo-Tz'- dr- .lin;-. M.-iI.m' zu Oanzii: '] i'W^i ,iii.

Hl Xach einem bei Panzer S. lii-i antrefiilirteii l'nrtrai stai'b lo- jC-io,

'.>! Xoeli im Besitze d'U' Stadt : Katafii;- dei- im liermati. Museiuii ln-lindl. Cauäide :(. \nti. Nr. o.M.

lOi \i:\. Doppelmayr S. -Itl ■',■ am -is. Oktober |r,:!.',. l'unzio verzejehn.'t oin l'.otr.it .unes Hans Ibutz \oii H. Kniiizn •, lf,:;;i iil> lodesjalir ;iuffiilMt.

- 1 36

Name

Geburts- ort

Lernte bei

Lehrzeit

"Ward Meister

Probestück

llcfs, Loren/

1628 27. März

lO.Oktolier 1626 hat er sein Probestück, ist des F<athaussaals Conterfet gewest, vorgewiesen; es ist aber wieder zurück gegeben worden, weil noch etliche Monate an der Zeit

gefehlt. 1628 war sein Probe- stück die Jungfrau Maria mit dem Kind- lein Jesu. Wurde ihm zurückgegeben, da das erstere behalten worden war i).

H i r s c h V u g e 1 , Gg. Friedr.

Strauch, Georg

1656 ff.

Hüchhcimcr, Pavilus^)

Hauer, Hans Weyer, Gabriel

1611 1612 ff.

Hofman. ("onrad

-

-~

1 1 ofm ann , Maximilian

Juvencl, Niclaus, u. dessen Witwe Klara

1594/97

-

Eustacliius

-

Hein, I^ranz

1597/1601

Wilhelm

über- ferrieden

Kind, Johann

1599/1605

-

Georg

--

--

1607 7. Mai

Hoffmann, Michael

-

Hauer, Johann

1644 48

Hohcman n , Wolf

Weingarten, Georg

1614'18

Hoppel , Georg

Brechtel, Lienhart

1603/7

Jacob, Adam

Kettgau

(;'> Meilen von

Leipzig)

1630/34

lamitzcr, Barthel

Moll, Dietrich Ohler, Niclaus

1596/99 1600/1

J u ven el. Niclaus-')

„--

Machte keinMeister-

stück

Hans'')

-

-

Paul\i

—'

1609 13. Juli

Die Taufe Christi am Jordan

h Vj/I. .Minnin.'iilinil. liatiiau- .-^. ■_".(:{. w.i><-|l,>t i|i.'<.- HiM als oiiio .Vilirit ili's l.nirn/, ][<i|V lifzoiciiiif! \\inl. Ks li*'S il— w.ilil ein x-hr.-ilif.'hl.T .l.'s (,-. .lak. il.'l'-. iI.t 1711 .lir hiMn vn-zciriiii-tr. vi|-.

•2i XaL'-l'-r l'uliit in -.'iii.-iii K hhhI |..|-|,,'xiki,ii i\l. -Juli ciiM'ii l'^t^T llnrlihri r an. iIit um lCr_C, in N rinil.."ni- L'.-\vc<ri

^■illt>> hi"M- iiiii'- ViTw..cli-,luii- inii il'-!ii r.aiil [l. VMrli.'u'.'ii y

:',! ^ta^ll ii,i.-li |i..ji|i..liiia.M >. '-I' i^ am 1. Am;ai.vt l.V.lT. \V.i|-H aiil' '!rm liurliu>k i ivhlidl li.'ijralMii ; >irh.. llii-vl a. a. i ->, i'iö. .'5L-licnkt*.' lUjiii Kutf .;iii GoiJiaMu in .lic IJeL'iim'nl -vi uln' : ^ ul .\luinniiai!nill'. K'atliaiis S. T'J.

137

War

Hatte zu Lehrlingen Vorgeher Todesjahr Bemerkungen

Elsasser, Georg Heinrich

Reier, Hans Streit, Henfslein

ilüfmann, Alaxinnlian Creutzfehler, Hans

Troscliel, lakoh "") Pfenncr, Hans Chr.

Dorn, ( u-or!4

Kaiser, Karl

GüIIin<T, Licnhart

Haintzel, lohann {''erdinaml

Voi-liel's das Atzmulcii HUI seines \<]iU\(ni (Icsiflits wog'eii und wiuuhi.' sich dem Flachmali'n zu, „welches kein solclics sclinrpfV's li-esiclit liediirife".

Kl"lisrlii!i'r,ssiili

lilicb uucli zwi'i Verspruc'lisjahrt' ltil><--50 bei Hauer.

(iilldsrllinitMlsSoilll.

Starli wuhiviid drr l.i'lii-Z''il i i.V.M -DTi di.'s.'r licidcn. .Ni'iur Wittwi' liii'ls riara.

\V;if crsllirli ein (l];i-~iiiali'i-. iiiTiuediiT voll oltarli vitd se|i;iiii. ('iiuti'rt'ft und aiidiM's ircuiaidit.

*i War sliitt l.lalin' nur Vi Jalnv i l.V.K '.i'.n Ind

•I, und wurdi- dann vnn diu- Kul:- di-ui .1. alii.'fT'ulr.

l()]()/2ii 1()4M Vnnnnnd de- W'.ili llairirli Kd'.t. l-üu rndmi-

zn Prefst)nr" uiii'di^j-iu- .\Ial«u- iu diu- l'.u-^|l'■k^iv und allc-Iri

Dini.'-iui. wie iillhiiu' an diu- :;'i-iil's(ui i^-riualtr-n JiiM-kr auf diun H.-Uliau,-. zu ^i'li.ui.

h Nirlit, zu viTwiTlisi'ln luit .luhaiin .luv.uiid. dmi .sidiiir di-< i'aul -1, liiiii|i.-liiia> r .s. ±l:]t. ,\-j TmhI wnhl .u--1 l('>n',i iraliUr. als n- Meistiu- wurde Hans aher srlnui ir,',)S/'.ni l,idir!int;-i' haTfi'.

.")i lii.piii.lniayi- --, -i-J:!. \\,rr -rlu Wirkiu) lud diu- ,\uss.diiuu.-kuuü- dos iiailiau-M's \ii-\. da-- ,\luiiiui.uiliidV>rli.' W.u-k IH'i !V. i'anziu- ITilu-t rin Mm (i. ^Iraucli IC.V. irl■^; rluui.'^ i'iu-|rat an ...-e-r. su,-n- II \.', Iiy-.-

Mitteilungen aus dem german. Natioiialmuseum. 1899.

XVIII

1 ;-!8

Name

G-eburtsort

Lernte bei

Lehrzeit

Ward Meister

Probestück

luvend, P'riedrich

-

1633 21. Mai

Der Herr Christu.' mit den zween Jün-

gern, sonachEmauf

gangen , ob dem

Tisch'sitzend.

Hans Philipp '''1

1645 18. Nov.

Eine perspektivi- sche Kirche 3)

PauM)

Strauch, Georg

1654 '8

-

Ka Ito np runer, Johann

Heberlein, Lecmh,

1644 ff.

Kaufmann. Hermann

Gemündt

bei Marburg

(Hessen)

Gärtner, Gg., d, .V

lh03/7

Kcmpf, Hans

Galgenhüf

Weber, Christof

l()(H 7

--

Kcstn e r , David

Vischer, Wolf

1608/12

-

Michael

Preuisler, Daniel

1656 '60

•''.

Ke viser, Hans

Dorn. Hans

1600/5

161U

9. lanuar

'"

Kilga, (Kilian) Lienhart

Keines

,

Onolzbach

Herneifsen, Endres

1603 8

Michel

Dorn. Hans

1610

-

Kin il, Johann

1604 30. Aug.

-

Koch, Michel

-~

Gärtner, Georg, d. J.

1605/9

Khol, Hans Hieronymus

Beheim,]Martin,dann bei dessen Wittib u, ihrem nachmaligen Mann Jakob ^lartin

1620 24 1624—25

Kolb, Paulus 'j

2i'2 Jahr bei ^Nlaler Peter und 1 1/2 Jahr bei Wever. Georg

1595 -97 1597 99

1613 15. Juni

d, J,^

1645 22. Mai

DieBekehrungPauli.

(Es ist ihm dabei

gesagt worden, "Sich

zu bessern.-'

Körber. Niclaus

Pegnitz

Hartmann, Georg

1609/14

-

--

Kraul\s, Stefan

-

Drechsel. Wolf

1608 '14

Geori^

Weycr. Hans

1624 '26

1647

Die Aufopferung

Hrerhtel, Lienhart

10 2 6,2 s

i), Febr.

Isaacs

Krieger Melchior Balth.")

Altdorf

1650 14. Okt.

Des Apostels Petri Schvviger wie solche von dem Herrn Christo vom Fieber gesund gemacht worden.

li pnpiM.liiiayi- .^. -i-JI li-z.-irlm.-f i|..n 2, Murz lUiT ;il> T."|.',^T:u', Kin l..'i I'.-iiiztT aiiir.'tVihrres l'urrnit tril.i >:l.-iilall< VA ,1> T.Ml.-.jahr an.

•Ji Virl. li..iiii.-inia\i- ,^. ±1\.

:;. WmIiI ila- V'in .Munini.-nliMtl, Huthan^ >.:i'.V\. \\\\\<-\ \\\ 27 an^'i-tVilirtr linnaM.'.

Il Wanl na^-li .-iii-ni \>'-\ l'anz.-f i ,^. 12-'' anL'uruliit.'n l'-rtrat IC;:!! -■-.•l-r.-i].

.", \a^-li .Mi;i!iin.-nli-ti >.-l'X\ \r. 2 hat Mii-h.-i.-l K.-tn.-raN l'rui..>>trn.-k ^\v\\\\\ mit iliivr Maird uiül ■!.- il<iJMt,.nii> Kn],; -.-nütl

'M .-^.■in M-i>ti'i-sf..;k -.var -in tr'-at/.t.T ilalMiariiiÄi-h. 'l-r -i.'li j.-t/t im ii.Tniani>''li.,-ii .Musfiini l»_-rui.i.'t : •> u'l. Mitt.-il'iiiL'f <',i '.luiu '.n;i-iiianii''lifn Nati...iiuliiiHb>>um l-^'Jl, >. Ö7 'lud ^7

39

Hatte zu Lehrlingen

War Vorgeher

Todesjahr

Bemerkungen 1

16451)

.Sohii des Paul.

i

1

-

Malerssüliii. ' Ist nach Wien verroisl.

__.

-^

•Sühn dos Friodrieh.

-

Während der Lehrzeit

i

i 1

1 (Tlaserssutin. j

Schatz, Georg Rösian, Stefan

1631

Atzmaler. Soliii ili's Kaiidelfriersej:- Heiiir. K.

1603 '7

Bruder des nachfolgenden und l&ß Hürge für dessen T>ehrgeld. ,

Hüfmann, Wilhelm Rofsmann, Hans Endres

-

-

1

Sohn lies i.ienhart K., dei- am -2. Sept. KilO ver- stdrhen wai'. Mirhel K. niuFsIr seines Inisen Gesichts halben die Mah-rei aufgehen.

Schnitzer, IMichel Röfsel, Franz

161923

1629/33 1639/43 1655/56

165U 3. Oktober

1656 11. Oktober

Is1 zuletzt an (Iim- linl<eu Si'itc lahm g('Wi,'si. Sidm des Viirigi'ii.

Ballier. Abraham Popp, Heinrich

-

1657 2. März

i^ifls sich am l.Autruvt l<)4:'. i'in"n «icinii-ts- und i'inen Lehrhricf ausstellen.

i

n \ach (iuld.'ii aiu.-l]('iischrift>'i, Xi S. l'M Marh raulu> Knll, am .".. Oktuhrr Uj.'in. l),.ii|ielma\ r i.-^. ±;.'.i ;rilii denselh..n

8! Viiw/.i'v fiihri drei lüldnisM-. In'Zfichn.'t Maier l'anl K'ulh an. daruiitei- .dnrs vnu .1. F. l.,.otiart vm|i KiT-J.

9i hl MummmileilV wird als auf dem K'atliause hefiiidlicli rrwaluit >. l".i| ..liie Hrwckuiig der T-.-ht.-r .iairi \ nm alten ■leliKu- Krieger-. ,s. •_",):■; unt.M' \i-. I'2 ..eine ( Ir.ahles-ung Chi-isti vm junireii Krietrer. ^rMll^tm•k.•• W'-l. X.-i-l.'r'- KriiisTler- .xiken Vll, 174.

•}(l

Name

I.a n ^ , Hans ( ifor^

Geburts- ort

Lernte bei

Lehrzeit

Ward Meister

Probestück

(jrünebergH r, ( ieorg

l()2'J L'd

Christof

-

Hertz, Georg

1()L';!"J6

Län^t:r, Lorenz^)

La liminair. Antoni

-

1659 18. Oktbr.

Lauer, David '^'

\V(;\H'r, Gabriel

16 CT IS

162;-:

2.3. Sept,

Die Enthauptung Holoferni * i

Jakot)

Lemmerer, Kndr.**) Küchel, Conrad

1616/17 1617/20

Lauffcr. Hans (icor^

Cäsar, Hans Georg

1623/27

Le^'a. Moritz

Strobel, Stefan Hendenbacher, Gg.

159.5/')7 b->97/09

Lei hinter, Hans Adam

isnv

Beheim, Martin

1613 '17

-

--

Lembke, Philipp ■*>

1653 3, Novbr,

DieKinder Israel mit

den Amalekitcrn

streitend

Lcmmcrer. Endres

---

Grüneberg, (.ieorg

1.Ö95 1f)()2

I(.0()

16. Oktbr.

Lindner, Alexius

---

Keines

Löfsenbert^e r , lakoh

Lindner, .Alexius

1606 10

Luber, Hans Jakob

Heberlein, Leonh.

1648

Mahler. Hans Wenzel'')

Ammon, Conrad

1.618-22

Mar so n, Joachim Frdr.

Eisenmann, Wolf

1614'1S

Martin . Jakob

Schweintiirt

1624 <). März

S< in Zinn and(.;rma gemachtes Probe- stück : Der englische Grufs

^layr, Henfslein

Hartmann, Georg

1603 ff.

Meifsel, Peter

(")hler, Nicklaus

1610/14

Melonius, ('.hristcjf

Immerfeh

bei Bleuburg

(Pfalz)

Cammerschreiber,

Hans (Hofmaler in

Neuburg)

Baier, Jeremias

1606/8 1608/10

Metzger, Christoph

Hauer, Johann

1653 57

Michel, Hieronymus

Keines

Heinrich

1604 10. Oktbr.

Conrad

I lazmann, Jakob

160<, S

1611 17. Dezbr,

Die Ciöttin Venus

1643 3. Oktbr.

Die Judith mit liolo-

fernis Haupt nach

Goltzii Kupferstück

gemacht

]i l'jinziT fuhn --. 111 ■•iii \ni! I,. F(.|iitz.-r p->tiM-lii'ii..> l'ortnil <\k- l.,-niviil iu- l.:,iii;vr voll l'ivIVliin ir. (.1;i>iii,'i|.t^ i .Viinil»;rir an. l-.-L, I:.S1, -;- HWi.

2. Oavi.i I,;ri.-i- liait iiarh .M.iiinn.-iilp.lV ,--. l'Jl aU l.i'hiliiii:- H;!:', Ln i|.-i l;...l a u i ;, 1 1 \<-~ h'at llall^-..a:ll,•^. N,,.-li .■in-

\n:\ l'aiiz. 1 .aiiL'-.-liiliilfii, vuii II. .1. ,s, ^'r^i ncli.-ia-ii Bildni'- i>t U.avid Laiifi-. Mal-r iiml Knnsl lianill.'i'. Ifiüt L'-.-tnib.'n.

:li ^u\\ w.,|il .Mi.'l;a.-I II. -n ^.■iii.

41

Hatte zu Lehrlingen

War Vorgeher

Todesjahr

Bemerkungen

_„

Kaufiiminissoliii.

Haiulelsiiiiiniissuliii.

-

GeiiaiitittM- des Knir^rr-t^ii Huts WIW.

Sattler, Jobst Bauer, Lienhart

Guldscliniiedssuliii.

•") NB. Das ()rit,'iiial lial MH m üf.'iiiacht innl aucli das Prnlicstück überholfoii.

**) Konnte sicli niil dem l.ehrlinu- uicdit vor- tragen.

^-

Pathc seines rjolii'licrrii.

___

.-...

Konnte sicli mit seinem ersten J.elirlifMiii niidil

-

-

vertragen.

Lauer, Jakdh***) Pauli, Paulu.s

-

1630

HnelidniekeigcM'llrnsdlin.

"'*) \^'al■d ilim von diM- K'ii;:' .-ili^'i'theill.

Cunrad, Barth!,

1596/1600

Troschel, Jakoh

Löfsenberger, Jakob

Strobel, Wilhelm

Starb wiilir.'iid d<T l.clirz.'il.

-

--

Heii,-il|irl..ili(. Will wr d.'s Mnlns M;irtin R.'lii'ini.

-

nrerhsl.'i-sMihii.

i

i

Sensalss<dni.

Ilaztnanu, Jakoi»

zwischen 1 596 98

Si'jni' i-',hi'\virl liiu tiii'lV Kai li;iiin;i.

-

1627 8. April

War drr Mnler liii-ager.

Haier, Jakob

1631

1645

MiiliM^sii'iin. l.iTiilr IHM- -1 -iahi-r. d;i rr ..rin Mt'isIri'sMilin.ailMTc'il hri M'inciii \alri- etlicher Mai'sen das Handwerk sidmn ln'ü-i'ifl'en."

|iis ll.-iiii'ieli >.iiin. >e'it l()-">') l'nisapT. Oa.-i'in l'ndiesliick s(ii;-,-ii's(dileclit^'-einalr n.-ez.-iclinet war. diiri'te er keiiKüi Lidirjuiiireii annelinieii u. keinen (.^seilen hallen, ins ei- .-iii liess.'iv-

ireüel'ert.

h i'anzi-r fiiUrl das rortriil i•\\\^■> .tih. rhilipp i.enihki-. u-estiHdini vnn Sandrarl. auf. Miinniiriihntl vi-rzfiehiiri s. -j; lüM anf drill i;:iiha'is.' vmh .Inh. fhik Lmihk", .Annn IC.M -■■mall. Au- ei' iiiedi il.ali.-ii ^v|■,.i^t : ..liie Ik-ilailk .l..suai- ui Ainak-kiier nach K\-d, XVil. '.i. iD." W.'itei'es ühiM- ihn sieh^ Onpp.-hna} i' ^. -Jm 1'. Xai^-lrr. Kiiii-I !.m'-1 .exik-ii Vil. 1!."..

•^1 l':iii/.er i'ihrl >. l.'i-'; das rortriil eines Weiizehiiis MaUer, li'eixM' luel Uradier.-r in N iii'iilie|-i;- uiil. Ilii-sidiiiiaini m:. lü^

142

Name

Geburts- ort

Lernte bei

Lehrzeit

Ward Meister

Probestück

Moll, Dietrich,

Scrpcnt genannt

Machte kein Probe stück

M oniie ckan , Cornelius

Cäsar, Hans Geortj

1613/17

Alolsclien hacher, Hans

Korchheiin

Gärtner, Geor^, d. J,

1601/4

Müller, INIatthes

Wein^artten, Geor^

1620/4

Geor^'

Au l>ei Lin/,

Weyer, (jabriel

1626/30

--

I\I ü n c k h ( IMinekh 1, lians i)

Hain, Franz

1602/6

1613 1. Juni

1)

Münckh, Hans

1642 24. Mai

Das Geschenk de Königin aus Arabij demSalomongetha

Nebele in, Lienhart

S])(Mi, Hans K(jnrad

1607/8

Neidlin^ier, Michael

Strauch, Geor^

1639/44

Nürnherger.HansLienh.

Öhler, Nikiaus

1603/7

^-

Nüfsel, Hans

-

Strohel, Stefan

1599/1603

Nütze], David

-

Hertz, Georg

1619'23

Oherndörfer, [akob

Kärnten

Münckh, Johann

1647/50

Öhler (Olher). Niclaus

Machte keinMeister stück

Örttel, Johann

Reichhart, Veit

1648/53

-

Ott reich, Heinrich

Strobel, Stefan

1592/96

Pantzer, Lienhart Pauli, Paulus

Beheiin, Martin LeiTi:Tiermann,K)idr,

1603/7 1623/27

1615 11. Mai

Das Kindlein Jesu

mit seiner Muttc

Maria u, dem Pflege

vater Joseph

Peter, Maler

Pfenner, Hans

Herr, Michael Juvenel, Hans

1622/23 1623/26

Popp, Heinrich*)

Kraufs, Georg

1653/57

Prait, Hans Geor^

Weyer, Gabriel

1617/22

Prettin ^, Geor^

Ruprecht, Christian

1644/48

-

Preusler fPreisler), Daniel ■')

1654 5. Mai

Die Historia, \vi Cain seinen Brude Abel ermordet, gan lebensgrofsaufTnc gemalt "i

Kaiser, Karl

Juvenel, Paul Hazmann, |akob

1()16/17 1617/18

li l'unzci- fiihrt >. l.V.t <j;i- vuii .1, K. Lniiiai-l i;vstn'-hi>iii' riii1i-;il 'Irs Malers llntitis .Miii.'kli iiiul .mii zweit. 's i|i-~ .Maie Inhaiiii Miiirkh vun ICTl' ,aii.

'Ji Marl, iiarh 1 i.i|i|)..liiia> i' -v. SA f, zu V.'ie-ili:;- am '.'T, i Ik I ..Ii.m' jTfK!.

:;. : H;:!:;. \-l. hn|,|M.lina.\r N. 2-_'l,

h Vu-i, |in|,|M.liiia\! .--.•_';:•; f. \aL'l.-i-, Kimsil,Tl..'Mk-ii XI, -MO. .Miiiiuii.-liiiutV .s. -J',»!' iM-zfirhiM-l als s.mii l'i oli.'st ii Ahrahalii.s Opicr.

43

"War Hatte zu Lehrlingen Vorgeher Todesjahr

Jamitzer, Rarthel, 1396 -1599

Bemerkungen

Hein, Jakob

Baudenbacher, Niklau.s

Sauerzapf, Georg

Oberndörfer, Jakob Raifsenlaider, Johann Scherzer, Sebastian

Jamitzer, Barthel

Nürnberger, Hans Lienhart

Meifsel. Peter

Zeifs, Simon

Kolb, Paulus, iri95 -97

Kestner. Michaei

1624/28 1641

1635/39 begraben am 21. Septbr.

1653/57

16U0/4

Sohn (los Vorstclu.'iKleii.

Am 2. .Iviiü Iföl ist ]J. Müiiekeiis llauslrau samt ihrem Kind im i.eili bcarrabcii unnleii, wurdo von i) Malcni samt 5 Mak-i-sirfsidlcn. so allf \ii'dt.'rländ<'i; hinansüctiviu'i'ii.

Ätzmaicr.

M<^thscll^■nkfnsohll.

Sohn des Malers Wolf Xützol,

') : War ein l'einfir Malt

Arztssohu.

1517 Wnrdr zu Wiirzluny oi-st(n-.hon.

SchwoinesrnclLiTssoliii.

Kindincrssohii.

Wrinli/indlci'ssnlui.

Schnldii-nurssohn.

Aus dt'i- l-'iiidt'l.

Kill rivinlidri- ,\lal.M-i;vs,.|l.

ij(>nitc MH-hiT zwoi .lahi'' in p.aiiiin'r;

5) Vgl. Doppel mayr S. 2:30 f. Fr. Kr. l.citsclmli, die Familii' l'n'isl.'r und Markus Tnsidii'r. I.i'ipzig ISSil. ranzer tiiliit lip' iri'stocdii'ni' Porträte von iiiin an.

t'o Noch im üesitze der Stiidt Xiirnlicri;- ; Katalutr der im (lerinan. Museum lieiinolielicii (ieniälde. :!. Aiitl. Nr. :l.'iti.

M

Name

Geburts- ort

Lernte bei

Münckh, Johann

Lehrzeit

1()5()'54

Ward Meister

Probestück

Rai fsf nla idtT , Johann

Rctlwcin, Licnhart

Kell

(5 i\I eilen von

Nürnberi^)

Dorn, Hans

15<)5'1(JÜ()

Reicharl (Rcuchart)

Hauer, Hans

1617/24

1627 5. Juli

Ein ^'eätzter Manns hämisch

Reicr, Hans

« Hofman, Conrad

1596 ff.

Reuft. llieriMiymus

Kalckenhurg, Fried- rich V. Weyer, Gabriel

1604/6 1606/7

Reut her, Hans

Schneelein, Johann

1605/11

1615 16. Mai

Der Hercules mit einem Frauenbild (derer er scinLöweH' haut aufgesetzt und dagegen ihren Spinnrocken ge- nommen)

Ritter lein. Wolf

--

Keines

Rösian , Stefan

Ma^^deluirj^

Keifser, Hans

1620/24

Rüfsel, Franz

Külb, Paul d. Ä.

1645/48

1655 22. Dezbr.

Der englische Grufs ■^)

R 0 f .s m a n n . Hans Endre.s

Schweinfurt

Khindt, Joh.

1604/8

Röfsne r . Johann

~

Heberlein, Lienhart

1614/19

Rüeger. Hans Gcor«^

Prechtel, Lienhart

1610 11

Rupe rt (Ruprecht 1. Christian ^'

-'

i6;!4

6, Mai

Histori Semiramis welche K()nigs Ciri FlauptineinSchüsse mit Blut eintauchen lälst ^1

Sattler, Jakoh

Lauer. David

162:; 26

-

Sauer zaj) f, Geor>^

Miuckh, Hans

U)26';n

Schatz, (icor^

~

Reiser, Hans

1616/21

Scherzer I'hili])p

Wever, Gabri(.:l

1602/4

|()h, Sebastian

r)n(il(lsl)ach

.\lincklr, Johann

I()54/5S

.Schiller, ("hristdph

Hredau. Thomas

lh5S'()2

S(:hlc;elein, Paulus

Neuenmark

l'jrscniiiann, W'oli

ir,94''>7

Schleich, l'eler'*:

16114 4, Dezlir

ii r:!iiz.'i- IVilii-t .s, V.\:, .|;iv l'MVti';il (i.■^ \'fil l\ i .' h' 11 . ,\l,'il.'r iii \ n M I i '■ r-'. in ^■■hw:i|-zkiiii-.| :i n-ij-i-t .ihr! \'.ii -1. K. l.i-niiai' Vrrl ,11! f.

2l VkI. I*''lJlii;llii;iyi' .s. -l-i'.). I'ihiz.m tiilirt ■•in lüMni,- d.'- M;i1<t^ .lohiiim Clirist iaii Kii|ii-.Thl iiml ila-.s,.lli.. niil di LLii>;i>chrift i'hri-tiaii Hui>ri'cht uiif.

145

Hatte zu Lehrlingen

Örttel, Johann

Züsch, Philipp

Heberlein, Lienharl Peckh, Heinrich Trautt, Hänslein

Hcr(jld, Lorenz *) Prettinif, (ic(jr>'

War m ;i V

Vorgeher Todesjahr

1645/49 1652/54

1654 30. Januar

1651

1610/14

1632

6. Novbr.

Bemerkungen

IMVagnerssiiliii.

l.iM'iitf! Fhu'liiuali'ii 1111(1 (iniilii'ii'ii.

Er nannte sicli aiil' der Bnist seines Pi-obestückos einen Flaclunaler, welclies Wort die Vorg'ehor ihm auferlegt auszulöschen und sicli des Flachmalens niclit zu gelirauchen.

Aus der Findol.

.'\us Falcken])urgs Lehre getreten, „wegen dos stetigen Ausschickens und Aufsailiing allerlei Pofselarlieit, dardurch der Jung an seinem TiOrnen merklicli versäiiniot wurden'".

llandelsmannssolm.

*) Durfte weil ,,er sich damit alsD fibereilet" zwei Jahre lang keinen (losollon und Jjohrjungen halten oder hatte „untrrdesson ein bossors zu maclien."

Ahlenschmiedssolm.

Wurde soiiiom iiehrhori'ii vim doi' IJiig abgo- theilet.

Ein fr<Mnd(!i- Flachmalergcsell.

(loiiannler dos grofsoi-cii Hnts K'ä!. Voii-oisto

1(;51 nach Wien. ") Wandte si.'h vnii dor Ma]or<'i.

rfraü'iioi'ssiihii.

ll.ifnorN.-^nhn.

M) Aiifgrliihrr boi Miiiiiiiii.'iihotV S. -JIM ai^ ili.' Hi^I'>ri:l. wir dio Dmiiins ibros Ffiiidos Kopt in mmii oj-on lliul >'iiitaucb<'ii :il'st. luioli K'uiiriis Kiipforst irhi'u gemalt.

4) l'ortrfit \oii Kh.'i bei l'aiizer S. -JM. Ein Malei- dieses Xanieiis aibeitete iiaeh Xagler. Kinisi le|-^|,e\ikeii XV. -JUS um 675 in XUrnborg. Sollt« ei- nur ilurcli die .laliroszabi iliesi^s roiti-fits zu dieser Annahme ü-ehiugt sein?

Mitteilungen aus dem german. Nationalmuseum. 1899. XIX

146

Name

Geburts- ort

Lernte bei Lehrzeit Geister

Probestück

S chm \(\ . Niclaus

Faickenburg, I-ried- rich V.

1()12/17 -

Schmidt, Hans

Prag

Heberlein, Lienhart 1628 ;!2

Sc h nee lein , Johann

-

.

Schnitzer, ^ilichael

Kolb, Paulus

1621' 25

> Ruprecht

Wechter, Hans

I5')7/160l

Seh üner , Daniel

1654 24. Dez.

-Der junge Tobias

als er von seiner

reifs nacher Haus

kommen.« ^)

Sch()j)i)er, Kiulres

Hatzmann, Jakob Weyer, (iabriel

l(/22'25 1()2,") 2()

Schreiber, Joachim

Cäser, 1 lans Georg H(;in, Vvduz

16 US; 11 l()12'i;<

Seh re n ck h , Han.s

Hamburg

Kalckenburg, Fried- rich V,

16Ü2/6

~

Schult hei r.s, Hans 2)

1605 22. Januar

Schut;ster. Wolt^

Weyer. Gabriel

lf)21'25

-

Schütz. Sebastian

Harrich^ I(jl)st

l()08/i;i

Schü tzini^e r, Daviil

Cäsar, Hans Georg

U)18,22

Schwab . Kaspar

-

--

Keines

S ibmache r, Hans '*)

~

-

>

Solis, Georg

-

1604

30. August

Henfslein

Solis, Georg

1599/1603

S jnir 1 . Hans C^jnrad *)

-

16U7 17,N()vbr.

Stall 1. Hans Albrecht

Inamberg

Sandner, Georg

in Bamberg zwei Jahr Herneifsen, Endres l.j<^4 47 nach des ersteren Ableben

Stöcke!, üeor»! '"'1

11.04 8, Novbr,

,S t r a w c h , Lorenz '')

Keines

b l'.'M .Mmnni.-nliMtl -■. ■_".•:; uii-,| ,iu. l'i'nlM.st iick ab 'l.'ii all.'ii lilimi.-ii Tol.ia- \ oixr.-ll.'ihi iH'/i^iihn-I. \;rl. .■lu.li .Wil.'-I.t's KiiiiMl.-r-l.-.xikMii W. KW.

■2i .\ai-li (iiitr.'l. N-i-iM-li.'i' fhri^r.'ii Fiv\ .llmi',. (i.Mlachtiii^ >. 'M wani >\<-^ .s.'liultli.'il'- lir.ali .-1111' d. •in ->t. h'.M'liii.-kiivlilM.t mit 'l.-i- bi-i-liritT : ..li.-r Kr^ain iimi Kmi^t r.'irh ll.aiiii- .^'-IidIi |i,.ir>, |-'|ai'liiiiahl.'i-. uiai .ii.'^.-i- /..-it IlMtViihi-i. r /ii saiirt KniMiiii- ili. MMr-ai-tha. -..-in Kli"wri|-tliiii. ilii-r all l,.al,-,-Kil..ai ü.'-ra Liii-. .\liiio JCi'-J."

:;i \'-H. pMi.]i«-liiiaw- ■-. -Jld; aiiili o. v. ^rl|.,iai, .loliaiiii sihiiKh-luT in „Kunsl uimI i icw.-|-lM-" l^T'.i .\i-. -j:. ihm! -ii'..

1. II..-I' -•in l'i^.l.'-.tiirk -. Mitt.-ilunu-.^n .a'N d.-iii 0.-i'iiiani--||.'h .\al i.aialinu-.^uni \^\>\. ^. 11.. iVM-^ll.-t .-. lal. IV. l-iL'-. 1 .ili^'-l.iM.-! iM. .iml ^, <7 |-.

147

Hatte zu Lehrlingen

War Vorgeher

Todesjahr

Bemerkungen

-

Hiiiiill(M',s.solin. 1

Reuther, Hans (1605-11)

-

-

VVoiliiiid (it'N V lleuiiruchl Cavinoxeii INji'liler- iiianii, üiii Niederläiidor luid Iiiwolinei'.

Marschand, Hans Jakob

~

Häekoi-,ssi)liii.

._

ZaiHinuiclitTssoliii.

_

Sandiilirmaeherssohii.

Snhii lies tliildsfliiuieds IVlur S.

i

Heberlein, Hans

(1593-97)

-^

Geifsler, Hans Barthcl

(1597 -1605)

Hai das VVaii|iiiiil)iii-li und aiMlfü's ^'■lat ii't.

Solls, Henfslein

t

~

Klai'lnnalorss(diii. I'.nidci' drs \ uisirlmndcii.

Negülein, Licnhart Schuster, Philipp*)

1618/22

1641

AtziualtT.

') Hat iiirhl aiispdi'nii. ".

\

Ebert, Sebastian

1615/19

i

!

1606/10 1625/29

l'.ui'^'T IVir d.'ii l.idiriiiiL-- ValiMiliii \n-vl \y\-l\.

( irliaillltfl' des L''l''''l'siM-i'll K'ats l('r_M.

l'.rkhlL'-ti' sl.-h ir,2S s.'ilh'^ .\lt.M> und d.u- llIVl-

nu'iirliidikcil wci^'cii Sidiwiiidrls : „lial viel limiiiiut CiuitiMlV't p'ina(dit."

öl LafT fiarli (;uir<d S. ■!.') v.w S1. K'oclius iH'-rab.ui. Iiisrliritl drs (iralirs Nr. '.t:Vl ; ..Dcfs K|-saini-n uml Kunst iviclnjii (ieoi-frun Stöckcls. Malilcrs. L'rsula sein.,')- Klifwürtliin, und Www lircdri- Lcilis-Krln^n und Xa.-hkonuu.n l',.--ialiuus. Auim Kül,"

6) V^'-l. I)(i|i|i.diuayr S. 217. V\w s.dncii .Stiidi d.^s ncuoii Kat haus.-s lU-hi.-lt n- narh Muuiui^'nh'.tr ■-. ZW \'<w. liat- aui 1:1. Mfii-z Kül 25 tl. viuvlirt. S.dn l'nrtnit hat H. Tros(dhd LTstuidi-ui ivirl. l',-iuzrr S. •l:\s\\. ^l■in CimIi juf d.uii M". Ix'oflius- kirchlnif zcifrt idicufalls sidn Hildnis ihm] dir Insidiritf : ..|)r|- ini(di und dir M.'iuoi allii.- viu'u.'ndl. di'ii -.irafUnit an >rin Kiidt." Die .laliivszald ir.'.tl li,'Z.-ii;-1. dals i-x li.d Z.dt.ui si.di di^ l.'tzt- l;ullr^l:ilt- -irlicrt.'. .\ ii-.ddM.U i-l d:i- l^iulapli l-i iMU-kudi li. liiicsrli. diu Hrunzf,.|jiia|diii.ui der Fricilluile zu NuiidMU-i;- (Wien, iduJaidi und >elienki 'laf. X, V'vji. I.

4S

Name

Q-eburts- ort

Lernte bei

Lehrzeit

Ward Meister

Probestück

Der Stadt Nürnberg!

Strauch, Hans

1626

22. August

Conterfet, wie es auf! der Freyung derj Vesten anzusehen.

Geor^' 1)

Hauer, Hans

1628/34

1635 8. Septbr.

1

S. Sebastian, wie

er an einem Baum

gebunden wird.

Hans Ulrich

'

1632/38

-

Streit, Henfslein

Plech

Hofmann, Conrad

1600/1605

Stretz, Jakob

~

Beheim, Martin

1595/99

1605 22. Januar

-

> Hans

Grüneberger, Georg

1600/1605

-

S trobel , Stefan

Keines

Wilhelm

Lindner, Alexius

1613 17

1651 19. März

1625 wurde ihm sein Probestück zurück- gegeben, weil es so sehr schlecht. Er sollte so lange als Geselle arbeiten, bis er ein besseres gefertigt.

Telot, Hans Georg ^i

Augsburg

Cäsar, Hans Georg

1630/34

-

T rautt , Hänslein

-

Ritterlein, Wolf

1605^9

-

Troschel, Jakob ■')

Juvenel, Hans Lindner, Alex

1598/99 1599/1600

Trost, Matthes

Baier, Jeremias

1604/8

-

Uttenhofer, Anthoni

Keines

Vi seh er (Fischen, Wolf

--

1604 8. Novbr.

> Sebalci

Harrich, Jobst

1603/8

Vogel, Wilhelm

Pfarrkirchen

(Bayern)

Herneifsen, Endres

1606' 10

')

Valtin

Kaden

(Böhmen)

Cäsar, Hans Georg

1624/28

')

Vorbruck, Heinrich

163n 2. März

Pietatem de signans

Walch, Lienhart

Brcchtel, Lienhart

1598 '1602

1610

1620

31. Okthr.

l^cce homo Die beiden Evan- gelisten

Walther, Hans

--

Strauch, Georg

1644'48

1656 ll.Dezbr.

Die Vanität mit den vier .'Xltcrn.

Ii \'l'-|. |to[i|i(;lniayr S. 'S-',:'! t. NeiKiiiitL'r-l.'icliiKM- S. Sld:?, 2:!!. I'aiizfr fiilnt ciniL'-c Hililiiis';».' (iii'srs Knti^!l('r> :iti-

•ii Will- vi(;ll*'ifht fiii Aiiffeh'lrifrfr, wenn niflit dei- .\lteste der .Aiipsbni-ir"!- Kii])lcrsti'i'hi'ii'ainilii' Tlii'iott.

'■'>! Vfrl. ]»o[jj)eliriayr ^^. 2Hi. ]'aiizi-r fiihrt zwei J'.ildni^se .Jakoli Tih.<('1i(.1> jnif. Kiiie;, fTf^tuclu-i, vi'ii J'. Ti'isrhcl mit

49

Hatte zu Lehrlingen

War Vorgeher

Todesjahr

Bemerkungen

163'j/36

Dos Lurenz Sohn.

i

Neidlin<fer, Michael

Walther, Hans

Dümler, Heinrich

Juvenel, Paulus

Hirschvogel, Georg Friedrich

1647/51 1654/58

M;ilci- und (ir,-i(li(;rüi-.

(joiianiitoi- (l(ih fritü's. Kntlis I(>.')1.

Malte gai' lileiu \)\\v^ von Schinel/,i,'las iiii

Visirerssohn, \v;ilirsclieiiilii'li Urinier dos der eliOiifalls ein Visirorssolin war.

(iold.

i ieorfr,

Bronauer, Caspar

"

Sattlei-ssohn.

Ist ans dem Handwerk aiis},'-etreten.

Sattlerssdlni.

Ottreich, Heinrich Lega, Moritz Nüfsel, Hans

1596/1600

Kam Kir»! /.iini vollrii Meistrncclil, (dmo i ein neues l'roliestiu-li preniaclil. Hat Iiis 1655 das Uinsafreramt verseilen.

als er 1627

!

1

Bäi'l;orssn|iii.

;

-

Ktiniparsinaclierss(din.

1

1

"

1597/1601

_

Älzer.

!

Kestner, David

Ganser, Georg

Conrad, Hans Rarthel

1612/16

i

:

.Marl;tint'islcrssi)lin. «

t

1632

Ii't'Jm ',\inilr ihm M'iii {'mlicsl iirj^ wiedn- / iri't:'rlifii und iliiii d;i> llnltoii mhi .1 und (icscljcn -^u l.-inirc MTlmicii. Ins slniid^'H. Scliwnti'ci- t\fs Lcunh. Ilividil

inirk- UUL'^eu T lie- dd..l.

Böckhcl, l'raii/ (jcorg

\)n>- cixiri-i' w iinii' niclit füi- uii'isli'i'licli or diirllc d;iliiM- Hin- mit soinei'Ainsiianii a rl Wunii' ITir- d.-is zwcit^' zum Maler erkannt lldlilsriimiedssidin.

>:iinit. eil. '11.

~

ji' Aufralie; --eh. zu Xfiniliei-- l,-,s:j. i;v>1mi'1h.ii in Kr.-ikau Hyi. ii;i- ;niilMv; ,.,-e-i;ii ■■:! .\<<. H>J1--' iK- iiiin-l.' und! Iieir>..n etat, 1-2.1

ll Mumnienlndr Itilirl, uuler den I'i-hIm'sI iicken. welche im NrirnlMri^-,T li;illi,-in> sich lielMiiden. > -JH:', ,i uch die (.r:il>- t?ini^' l'liristi von .... \(ij;-el iiuf. Oei' Vornnmo l'idilt.

150

Name

\V die r, Cliristoph

Geburts- ort

Lernte bei

Lehrzeit

Ward Meister

Probestück

Keines

Krhard

Hof I. V.

Wet)er, Christoph

1 60Q/ 1 4

Hans

Ammon, Konrad

1613 18

-

Wcchtcr, Hans

--

Georg

Weyer, Gabriel

1604/8

Weingarten, Georg M

Georg

1599/1603

1610 4. Septbr.

Die Ausführung Lot's

> Veit Georg

Zimmermann, Egid.

1619/24

-

-

Werner, Sebastian

Nudling bei

Murstatt a. d, Röhn

Eisenmann, Wolf

1599/1604

Wernlein , Barthel

Baier, Jeremias

1599/1603

Wetze), Hans

Drechfsel, Wolf

1614/18

Weye r. Georg-)

'

- -

Keines

Gabriel'')

'■

-

1604

30, August

* Hans

1604 20. Novbr,

.

-~

-

1624

6, Juli

St. Sebastian

Zeifs, Simon

-

I'antzer, Lienhart ISeheim. Martin

161617 161 7 '20

■-

Zimmermann, Egidius

1616 5, März

Zösch (Zesch), Philip]»

Reuther Hans

1617 '22

1639 18, Juli

Dir Auferweckunj; Lazari

li \V;ii-i| iiarli .Miiiiini''Mli.tlV S. 1 t.'> im \'i'i--in mit (.;iliii>'l \Vc\.>i- mit ijcr n''i-.^trllnii^'- von ii.'li..|-,-it i vi-ii. iii'-lii- Imiidwrrl miil'Mu'"ii M;i|.T-ii'ii im kl''iii.-;i K'at liau.^Mil i)''atilti-,i:;'i. ^idn' dasfllisi anrh s, :{;i6;:!7.

:.'i \.-U'l-rf.M-l,'M-|iii.-i- iMiiL-rki .■^. -.in]: ,.|)Mi,|i..lma\ i- immiiiI ihn lialirii'l iiini srizt srinm Tml in Itiln, Iv't t I-tl' i\>il. 1 Mil'iptii-r aiirli (j.'n <lal'ri''l" i'ti-, li.'.ii-^' miil ili'i' iiaclilMliri'mli' iialifi>'i \Vi'\.m- wiiri|<'ii vnn l.'trhnri- alsd ii i't iimlicli.-!- Wi-i^' i niii ■■inaii'l'-i i'li'iit i>.-li anL'-''^''ln-n.

151

Hatte zu Lehrlingen

War Vorgeher

Todesjahr

Bemerkungen

_ . 1

Fuchs, Endres

Kempf, Hans

Weber, Erhard

1601/5

i

Schnitzer, Ruprecht

(1597-1601)

Hohemann, Wolf Müller, Matthes

1628/32

Uns Pi'iilif'stiick ..wfii- iiit selir künstlifli".

-

-

Soliii des \'oi's1('li('tiili'ii.

Kolb, Paulus

(1597-99)

Weingarten, Georg

(1599 -1603)

Scherzer, Philipp

Wechter, Georg

Reuff, Hieronymus

Hochheimer, Paul

Lauer, David

Prait, Hans Georg

Schuester, Wolf

Schopper, Endres

Müller, Georg

1626/30

.

Hat liiveiitioiios, war ein gesfliwimior Maler.

1

Beckh, Georg Kraufs, Georg

__

Siiliii des «ialii'iel.

Weingarten, Veit (ieorg

1634/38

1()43 17. April

i

;i) Vyl. l>oi)|ielinayr S. 222. War nach .Miiiiinienlioft' S. llCi fl'. an d<u- Ri'slaiii'al imi des .ynirs(>ii IJathaussaaies KJl;! be eili^^t; elietiso is. S. Uö) .in der Aussehniüeknnii- d(!s kleinen Hatliaiissales. liier iiiidir liaiidwei ksnuilsiire .\rlieiten desselliri i'ir fleii Hat s. tilHjndas. .S. ;!3t> \.

N iirn

jer«.

ans hos eh.

Die Kreuzigungsgruppe aus Weehselburg.

(Mit ciiu.T AbhilduiT^f.)

yA.I'f^'^ n tief letzttMi Xuiiinier unseres Anzei<^fers konnten wir mitteilen, r^^f^AjAV (.lafs unser(> rtlc^schaft in Leii)zi_Lj dem Museum einen Abrufs der r^^^•'>•^ berühmten Krcuizii^un^s^ruppe aus W'echst^lburt^^, ehemals Kloster Zschillen hc\ Roehlitz in Sachsen, eines I laujjtwerkes der deutschen Plastik des Xlll. Jahrhunderts Ljestifti^t hat. Heute k(")nnen wir, 1 )ank dem Entgegen- kommen des kcHiiglich Sächsischen Staatsministeriums des Innernunseren Lesern eine Abbildung dcv Gruppe vorlc^gen, welche wir der !)eschreibenden Darstel- lung der älteren Hau- und Kunstdenkmäler des K(')nigreichs Sachsen von Dr. R. Steche, Heft 14, S. 120 entnehm(>n.

Die Gruppe bc\steht aus tlrei k^igurcMi , (Christus am Krcmz , Maria und Iohann(\s. Der K(')rj)er Christi ist leicht nach reclits ausgebogen , der Kopf nach der gleichen Seite geneigt, die übereinander gelegten h^ifse sind unmittel- bar an den Stamm des Kreuzes g(>nagelt und ruhen nicht mehr wie bei \ielen älteren Darstellungen auf einem eigenen Untersatze. Die Körperformen zeigen zwar kein genaueres Anatomiestudium, doch aber eine gute Naturbeobachtung. Die ganze Haltung ist ernst und würdig und weder so steif noch so über- trieben bewegt, wie bei \-ielen anderen romanischen Kruzifixen. InsbesondcM'e kommt im Kopfe der Schmerz in mafsxoll schöner Weise zum Ausdruck. Am Fufse d(\s Kreuzes kauert ein alter Mann, der in einem Kelche das herab- rinnende Blut auffängt. Er wird als der Urvater des Menschengeschlechts, Adam gedeutet. Seitlich schweben an die Kreuzarme zwei Engel heran, leb- haft und sehr anmutig bewegte Gestalten. Am oberen Abschlufs des Kreuzes sehen wir das Reliefbild Gott Vaters, di(> Taube, das Symbol des heiligen Geistes in der Hand, eine herrliche Figur voll feierlichen Ernstes.

Unter dem Kreuz steht links vom Beschauer ^laria, die Hände ringend, den Blick zu dem gekreuzigten Sohne erhebend , rechts der Evangelist Jo- hannes. Seine Minen sind schnuM-zlich zusammengezogen, abcM- sie geben mehr die äufsere Erscheinung k()rperlicher Leiden, als die Offenl')arung (Mnes inneren Schmerzes. Der Kihistlcr b(;herrscht di(- Regungen der Seele noch nicht voll- kommen. Maria und Johannes stehen auf kleinen , gekrr)ntt'n liegendc^n Fi- guren, dem überwundenen Htndentum und Judentum. Die Gewänder smd im (Ganzen ruhig gchaltc^n, doch im Di'tail rcnch und zierlich behandelt.

Die Kreuzigungsgrui)pe ist der obcM'e Abschlufs einer von drei Rund- bogc'U duixlibiochenen Wand, welche^ jetzt am lungang der Apsis der Kirche steht, deren Stellung aber früher eine andei'c war; sie stand am westlichen hmde des (dioii's \or dem 'rriumi)hbogen und bildete den lettncM-artigen Ab- schlufs dieses und dei" unter dem ("bor befindlichtm Krypta. Als die Krypta ix'seitigt und die ( 'horwand \-ersetzt wurde, wm'de auch dt-ri-n Anordnung im Fjnzelnen a!)geänd(M't und der ursprüni^liclie Zustand lälst sicli nicht mehr mit voller Sichei"li( il ei-kennen. Die Unsiciieiiieiten betreffen hnui>tsächlich die Frage, in \velchei- Weist- die ]( tzt im Schiff aulgestellte Kanzel mit dei' (_ lioi'wand \('il)unden war und ob vor oder unter der Kanzel ein Altar, der

153

sogenannte Kreuzaltar, stand. Der figürliche Schmuck der Chorwand und der Kanzel ist erhalten und gehört nach allgemeiner Annahme einem Gedanken-

kreise an, ein räumlicher Zusammenhang beider ist deshalb wahi-schcinlich. Wir haben hier den architektonischem Aufbau nicht näher zu untc-rsuchen und

Mitteilungen aus dem german. Nationalmuseum. 1899.

XX.

154

erwähnen nvir, dafs Steche^ annimmt, dafs die Kanzel vor der Mitte der Chor- wand stand und \on dem erh()hten Chor aus zugän^^lich war.

Die erhaltenen Skulpturwerke sind : An di>r Chorwand in den Boj^en- zwickeln die llalbfiguren von Kain und Abel, sowie von zwei Engeln in kleinem Mafsstab und mäfsig hohem Relief. Darüber unt(;r romanischen Blendarkaden \ier stehende Figuren, Daniel, K(')nig David, Kernig Salomo und ein Prophet, der als Jesaias oder Nahum zu deuten ist. Neben dem Chorbogen stehen zwei Freifiguren, Abraham und Melchisedek. Die Brüstungswände der Kanzel enthalten an der nördlichen Seite Christus als Weltenrichter, umgeben von den Symbolen der Evangelisten, zu den Seiten Maria und Johannes der Täufer, an der westlichen Seite die Erhöhung der ehernen Schlange, an der östlichen die Opferung Isaaks.

Nehmen wir Steches Vermutung über die Stellung der Kanzel an , so ergibt sich fih" die Gruppierung der sämtlichen Teile folgendes Schema:

Maria Christus Johannes, Ev.

am Kreuz

Judentum, Adam Heidentum.

Erhöhung der Maria Der Merr als Johannes Isaaks Opferung

Schlange Weltenrichter Baptista

Daniel. David Salomo. Nahum.

Engel Abel Kain Engel

Abraham. Melchisedek.

Der Cyklus stellt demnach die im alten Bund verheifsene , durch den Opfer- tod Christi vollendete Erlösung der Welt dar. Dieser Grundgedanke steht fest, auch wenn die hier nach Steche gegebene Anordnung nicht ganz die ursprüngliche sein sollte.

Das grofsartige Werk steht nicht vereinzelt. Die Chorabschlüsse geben der romanischen Kunst willkommenen Anlafs zu reicher plastischer Ausstattung. Insbesondere sind in Niedersachsen mehrere gröfsere Bruchstücke solcher Cyklen erhalten. Das bedeutendste, wohl auch das früheste ist die nördliche, Chorwand in S. Michael in Hildesheim. Es sind sieben stehende Figuren unter Baldachinen, in der Mitte Maria mit dem Jesuskinde, dann beiderseits je zwei Apostel und zuletzt (\\v Lokalheiligen Sankt f^ernward und Sankt Godehard. Man darf ann(^hmen, dafs die Mittc^ der gegenüberliegenden Chor- wand Christus einnahm, und dafs zu seinen Seiten je drei Apostel standen. Der Chor war sicher auch gegen das Langhaus abgcschlo.ssen und dieser Abschlufs mit Reliefdarstc>llungen geschmückt , doch läfst sich über deren Gegenstand keine sichert- \\;rmutung aufstelUm. Die Figuren sind in Aus- druck und Haltung noch \ielfach befangen. In IL'uiiersleben ist Christus und zwei Apostel, sitzende l^'iguren , in Kloster Greiningen an einem Einbau im westlichen Teil der Kirche Christus und die zw('>lf Apostel erhalten.

Weit fortgeschritten(M- sind die sitzenden P'iguren an den Chorschranken (Irr Lic:bfrauenkirch(' in Halberstadt, auf der einen Seite Christus, auf dei- anderen Maria zwischen je sechs Aposteln. Die Px'hancllung dtM- (iewänder weist auf >üdfranz(.sische l^inwiiT-ungen hin.

155 -

[n Halberstadt ist auch eine grofse Krenzi^am^sgruppe (?rhalt(Mi. Sie steht auf dem Triumphbalken über dem Lettner des Domes. (Christus am Kreuz mit Maria und Johannes nebst zweier (,'herubim, altcM-tümlich strenge Figuren von ernstem Ausdruck. An der Vordersente des Triumphbalkens sind unter Baldachinen die kleinen Halbfiguren von Aposteln und Propheten angebracht. Die Form ck\s Kreuzes ist der des VVechselburger fast gleich. Das Kreuz ist auf einer kreuzförmigen i\.iick\\and befestigt in deren kleeblatt- formigen Endungen unten Adam seitlich und oben Iingelsfiguren in Relief ang(>bracht sind. Etwas später ist das grofse Cruzifix in der Liebfrauenkirche zu IL'ilberstadt. Eine weitere Kreuzigungsgruppe wird im Museum des Altertumsvereins zu Dresden l:)ewahrt; sie stammt aus der Kirche zu Freiberg im Erzgebirge. Die Figuren sind über lebensgrofs von strenger und ernster Haltung, jedenfalls älter als die Wechselburger.

hl Freiberg sind ferner Fragnunite der Skulpturen des Lettners und der Kanzel vorhanden, vier Relieffiguren und ein Relief der l^rhöhung dtn" ehernen Schlange. Sie sind sehr beschädigt, lassen aber die stilistische Verwandtschaft mit den Wcxhselburger Reliefs noch deutlich erkennen. Am nächsten aber stehen den Wechselburger Skulpturen, di(> der goldenen Pforte am Dom zu l'^reiberg. Sowohl der Grundgedanke wie die formale Ausgestaltung desselben sind in beiden nahe verwandt. Man \ergleiche in letzterer Hinsicht die Fi- guren Daniel, David, Salomo und den l^it;ster, der in Wechselburg als Melchi- sedek, in Freiburg als Aaron bezeichnet ist. Es sind jeweils Variationen des gleichen Motivs.

An der goldenen Pforte steh(Mi zwischen den Säulen des Gewändes bei- derseits je vier Figuren, Männer und Frauen des alten Bundes ; links \ on aufsen nach innen aufeinanderfolgend Daniel, die Königin von Saba, Salomo, Johannes der Täuf(M-, rechts .Aaron, die Ecciesia, David, Xahum. Die Deu- tung der zweittni und \ierten 1-^igur ist nicht ganz sicher, namentlich scheint mir die Bez(nchnung der Frauengestalt als Ecciesia, nach Hohes Lied 4. 1, als anfechtbar. Springen' hat sic> als Bathseba bezeichnet.

Im Tymi)anon thront in dei- }tlitte Maria mit dem Kinde, rechts sti-ht der Engel (jabriel, weiterhin ist Joseph sitzend dargestellt. \'on links kommen die heiligen drei Könige zur Anbetung heran. Im oberem Teil bringen schwebende P^ngel Kugc^ln (Sonnc^ und Mond.?) heran. Die Archixoltem tragen nach gotischer Weise Reihen kleincner Figürchen, dercm Deutung nicht in alKm Teilen vollkommen feststellt, de)ch ist soviel klar, elals e>s sich um die: letzten Dinge, die Auferstehung der Seligen und die Kreniimg Mariae hanele-lt. .Also auch hier Verheifsung im alten, ICrfüllung im nenien Bunde.

Die Frage, ob in h'renbiirg d\c Darstellungen de\s Lettners mit demen der Pforte in einem ideellen Zusammenhange standen , mufs unentschieden bleiben.

In stilistischer Hinsicht ist zu bemen-ken, dals das Peirtal in seinen- archi- te'ktonischen Komposition sche)n als gotisch bezeichnet wen-den kann, dafs aber die fe:)rniale Ausge>staltung noch ganz im re)nianischen Stile' \en-hai-i-t. Das letztere gilt auch von elm- BehandhinL^ elen' l-'iguieni. Auf ihri formale

- 1 56

i'berc'instininiunij mit ik-n Wc'chsclbiiri^'cr SkiilptuiHMi habe ich schon hinge- wiesen. Beide sind W^Mke einer Werkstätte, ja wahrscheinlich eines Künst- lers. Seine Naturb(X)l')achtimg ist noch nicht vollkomnKMi, in den Proportionen wie in den Hi'wegungc>n \\alt(>t noch manche Unfertigkeit. Was ihn aber auszeichnet, das ist die freudige Sicherheit, mit der er scnne Ideen gestaltet, unbekümmert darum, ob einige kleine^ .Mängel bleiben und der hohe Schön- heitssinn, der sc'mc 1 land führt und der so sieghaft ist, dafs auch wir noch über d\c kleinen Unfreiheiten seiner Werke hinwegsehen; eine renne, abge- klärte, allem Mafslosen al)g(nvandte Künstlernatur.

i'berblickcMT wir die geschichtliche Entwickelung der sächsischen Plastik, wie sie in den oben genannten Werken in Hildesheim , Halberstadt und an- wärts \ eranschaulicht wird , so sehen wir sie von der alten durch Bernward begründeten Tradition ausgehend im Ende des XII. und im beginnenden XIII. Jahrhuntlert sich zu immer gröfscrer Freiheit und Ausdruck.sfähigkeit, sowie zu gröfserer formaler Vollkommenheit vervoUkommt. Wie allenthalben in der deutschen Kunst dieser Zeit, machen sich Einwirkungen der höher entwickelten franz(')sischen Plastik bemerkbar , aber die sächsischen Meister halten dabei unverrückt am deutschen Wesen fest. Die Skulpturen in Frei- berg und Wechselburg bezeichnen einen ersten Höhepunkt dieser Kunst. Aber die in lebhaftester aufsteigender Bewegung befindliche^ Schule konnte auf dieser Stufe nicht stehen bleiben; fast gleichzeitig und wenig später ent- stehen die Skul{)turen des Magdeburger Domes, die Grabplatten Heinrich des Löwen und seiner Gemahlin im Dom zu Braunschweig , denen wieder in Wechselburg die des Grafen Dedo und seiner Frau entsprechen und endlich die herrlichen Stifterfiguren im Dom zu Naumburg.

Dann tritt in Bamberg ein grofser Meister auf, der vielleicht von der sächsischen Schule ausgehend , von der französischen Plastik bestimmende Einwirkungen erfährt. Seine W^erke sind gotisch.

Die reiche und sorgfältig ausgewählte Sammlung \on Abgüfsen deutscher Skulpturen im germanischen Museum enthält charakteristische Beispiele der sächsischen Plastik, welche gestatten, deren Entwickelung von ihren Anfängen unter Bernward bis zu ihrer Vollendung im Xlli. Jahrhundert an einem Orte zu überblicken. Di(^ schmerzliche Lücke, welche bisher in dieser Reihe be- stand, das l-'ehlen von Bildwerken aus Wechselburg ist nunmehr durch das rLau})twerk des dortigen Gyklus, die Kreuzigungsgruppe, ausgefüllt.

Unsere Pflegschaft Leipzig hat sich durch die Stiftung dieses herrlichen Denkmals deutscher Kunst gerechten Anspruch auf den Dank des germanischen Museums uneJ aller, welche dcM't Studien i\\)cr die Geschichte der deutschen Plastik machen, erworbcMi.

N ü r n b e r g. 1! e z o 1 d.

?kIittci!iinCTen aus dem L^erm. Xationalmuseum.

'af.

Sil

Ostgotische Adlerfibel aus dem V. —VI. Jahrhundert.

Mitteilungen aus dem gernianisclu'n Xationalnuiseuni.

9tc (Sunpott t)cr Mff &cp,inf(t(t\

•esi.

3oruC.ö.S.10.11.

©emon,

3ubicü.7-S.

j-r

Wa

^ ^'c^fiiabercrlrlirgfinffübH; n l)ir wart von i6ott |i'[l' aufjcrtrclt 3ueun f^crUogcn jCracl _

(ßctt |Iin\i'rt fein pcrmjt rrit> (c( j ^unntun fin eiaf'gloi'tf (ant

TOan(/5oftwar|clbmit ffiricrbmit r ■JDfrbnll'L'n ibm licqbafft gelang J cnd; c^ bu' Statt er bc^ n- anc; 7i[)y bic Statt er aud; berrnt

Cföea'an/U'rrd'lfiffft ^'i'^- rcrp?cnt ^n'clff taufent tnan tTjbn erfditug

bicng er, r n^ nro|feii (leg ge\r uü^ :'|

i^ingant3rn taartunörnUfic oiin X'er^Lnd) Jatnti mttgrolfeni bor

(belcict t'PT" ^aTl^ealll^i^l mo: Sd2[uq er audi mit (icgbaffter bant

l'*fanieitibiefretlniiglobtai(ant "Pub lb:e'l\iit;;a p:ad)t erriTi

XCc l ein viib bre;| )lg in ber ( liiTi

IT'eranberbelt u'ar(F)e&ioTi

21(o_J|rae(betrbe[tboii (ßab (i'e öer lOerre in die bent

'DcriTTibianitereüent IDie jbn veruniflen nlljb: bab

Btajbn (Bott Difen bfibeii gab IDm-fb ^ndmi jbn (tiTii'et vnb trojf

JIrael unirt bnrdijbn n-L^lr Tlllo narn CßeÖton b?ev bunbeit

ZIiiP gant3cni Jfrael gelinibeit Stelt niib biefemt berlpir^m b:.T

pdelcn niacbt bainitein f-eltgfdjrey T'aruon bie fei'nt crlHiiaet' ni l'er

i^ruMirgten (i'd) l'clb in bein Itcr 5luben/(ßebionev[etnad)

^wcn jfürHen in ber Hiidu crflad; 3wen 'kiitiia erlddüg Ö5ebion

bunftert vti .nxH'ini^ig taii(nitnioii IDcrffint/bfieben m ^l|eTll l'neg

(hott aabjbnuMinöerlid)en lieg

I

t-Z " TTZZJ^-

Holzschnitt eines unbekannten (Nürnberger?) Meisters aus der

( Vorlage für dcu '■ )ün im Sei:

Taf. IL

Ddt)Crt (>c<^ alten ^cltamcttt^.

Jcptc.

■^uötcfi.n.i».

3uNcÜ.lS.l6.

r-jp

■^

«

^-ijl

"

^

_^i_ -

.

^)']

.

^-^

-

/>

_

0

A

-

J':'--

^1

;

71-

^.

n;i

^^

-)

1

^

Jeptt xn ()dbin war bei bz\t

_^ "zllsTImoti thrranntTd) befmt

Jfiva'I biui grofj fuiibc tbct

Jnit clbgothTcy tm-ce bet "iDa n'ifft biis ganf3i; Jlracl

5U (i5ctt iMiib (n'lfftn fi-uter qutl ^ubiTt^ocj öamacf aulÜTWclt

Jcplc ^OIlrtttt•r(I'd;t*Tl hdt PiTfutiu bfv <lnion gU•Inpffl^^^ fi it

Jwayniat t)^^lJfs öti<3 bal(ft'nit iKam bbcribn öc? lOi'rn'ri qfvif

IDaa er bin wiber rinionifil^ (JOi-lobt-t (JÖott oriö jbm ucrtrawt

l^nö fivybiq in bic frinte b'i'O't (r-d^liig Hl' »'Hb _aar5fr(hx'TCni fbct

iT atv ]bn t'tti '5an-int3i'g ucHf i't'^ft

?lLs et•^ul-^t) t'^ouco Ijyltf gclicgt't

Wart tTüon il?pbrann beFnegtt IDi'n rr ein |3)lfiii;t iiiirfi abgcroan öffiUiq ux-icy im mer('',ig tmifent m im

>-(^ vV^'X4-^^

tf.w.\, i^U* V*.

■^"^r ■■jf^i;y--'^srr^''Tif'^2?^

■}^-j V

©amfoti m [^elbin \ycrt- berricrt

Jl^in vid)tf r J |nud rcgitTt

£5 1 n rU^ hriJoottcsg ro | jer f ra ff t ?

2Ib jlracl wnu-t hart geftrafft ;

'Vmb Idii fu'nb öa6 ce v\arh,ig jar ?

Jn bcrbafU biTPbi(irri"tTW.5r f

Bif? jbti 0ott liliicFt bifcti bcvUiit ;

_ I}iT mit tcuif r Phifftrcfd)cri bant i

Jfn-.cl uM'bcnlmbt•rll•^u^t ;

Tn^ ^ic pbililUT 1^'Ut bi-rbibigf ;

TOan cfjbn bunh ^.\■v bim&i'rt fiubo ;

?!l[i-t^ rcrb.n'nnct \\'at~-ibri wutba ;

3uft ein tag er ein fd^ladit gennifi ;

IBüng erUbblg er tan|ent man ;

*7Tit eitii Urfdii binpiui'en vov'^ :

?tudi triig er bin ^tT feint (r tat tbo; i

Jb-' ratbaiu'- waiffer di\ imt niadit- :

"iDev tauRnt iTienfd^en er rrnb p:ad;t :

"T.'.ii ali- biu-di gcttec byltf pf fdiadi ;

S'ic tb ifjt"^ 1- feint rnutwitlen p--di

T

weiten Viertel des i6. Jahrhunderts mit Versen des Hans Sachs.

inuiUM' iU\s Kiniii's auf der Ijur^.i

GETTY CENTER LIBRARY

INI II Hüll

3 3125 00456 0393

H A>lTijljiji

M.

m.

f.

tj*.IOI<^*».p*-*-^

'i'tVi

- ^ »± * ^^ * jh M^

. fit

^ I * i^i f s .

1 1 i

» i .«^«

f V «

I «

i5i t f^ t i

'#*»*

f

« f i