}■! :-^l :j:i|!..., ■ ■ ■ 1 V.i,'-;': 'U'" V t'^OiP' , 1 FOR THE PEOPLE i FOR EDVCATION FORSCIENCE LIBRARY OP THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY Bound tr 2. Beiheft zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XXXIV. 1916. Mitteilungen ^C\.titolA^>S\) \4^ aus dem Zoologischen Museum in Hamburg. XXXIV. Jahrgang. Inhalt: Seite H. FahrenJiolz: Anopluren des Zoologischen Museums zu Hamburg. (3. Beitrag zur Kenntnis der Anopluren.) Mit fünf Figuren im Text 1— 22 Georg Dimcker: Die Bestimmung der Variation von Merkmalen selektiv ausgemerzter Individuen 23— 30 F. Werner: Über einige neue Reptilien und einen neuen Frosch des Zoologischen Museums in Hamburg 31 — 36 Ernst Hentschel : Ergebnisse der-biologischen Untersuchungen über die Verunreinigung der Elbe bei Hamburg. Mit zehn Figuren im Text 37—190 F. Werner: Versuch einer Synopsis der Schlangenfamilip der (llauconiiden 1!)] — 208 In Kommission bei Otto Meissners Verlag Hamburg 1917. Bemerkung. Von den ..Mitteilungen ans dem Zoolo^isclien .Aluseum in Haniliurg" sin« erschienen im .lalirlnicli der Hambiirgischen Wissen- > schaftliclien An.stalten, Jahrgang 188:!— 1S92 I -X. Jahrgang I— V i 1884— ISSS) als „Berichte des Direktors Prof. Dr. Pagen Stecher nebst wissen- scli amtlichen Beilagen" VI— X (1889-189:'.) als ^Mitteilungen aus dem X a t u r li i s t o r i s c h e 11 Museum" , XI- XXXI (1894— 1914) als ,. Mitteil u ngen aus dem Naturhistorischen Museum in Hamburg", Beihefte zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftliclien Anstalten, XL— XXXI. Jahrgang, 1894—1914. XXXII (191,7) als „Mitteilungen ans dem Xaturliistorischen (Zoo- logischen) 3Iuseuni in Hamburg"', 2. Beiheft zum .lahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten, XXXII. .Tahrgang, 191.'). „XXXIII — IV (191ß — 1917) als „Mitteilungen aus dem Zoologischen Museum in Hamburg", 2. Beiheft zum Jahrbuch der Hambnryischen Wissenschaftlichen Anstalten, XXXIII-IV. Jahrganü-, 191(1- 1917. Anopluren des Zoologischen Museums zu Hamburg*. (3. Beitrag zur Kenntnis der Anopluren \) Von H. Fahrenholz (Hildeslieim). Mit fünf Figuren im Text. Den größten Teil der Läuse {Ayiophird) des Hamburger Museums hat bereits MJÖBERG^) untersucht und auch veröffentlicht. Bei meinen Vorarbeiten zur Herausgabe des Heftes „Anoplura" für das „Tierreich" ergab sich die Notwendigkeit, einige Unstimmigkeiten bei MJÖBERG nach- zuprüfen, und da habe ich das von ihm benutzte wie anderes Material des Museums einer Durcharbeitung unterzogen. A. Das System. I. Familie Pediculidae Leach. Subfamilie Pediculinae Enderi. Gattung Pediculus L. 1. Pediculus humanus L. In mehreren Unterarten vertreten: a) Pediculus humanus humanus L. „Negerläuse aus Sansibar. Dr. Fr. Stuhlmann leg. 20. XI. 1888." — Der Wirt ist mir sehr zweifelhaft, da die Individuen keine Abweichungen von typischen Europäerläusen aufweisen. — c/', $, L, „Hamburg; 14. VII. 1906." — 1 ?. *) a) H. Fahrenholz, Beiträge zur Kenntnis der Anopluren. — 2.-4. Jahres- bericht des Niedersächs.-zooloo-. Vereins zu Hannover. (Zoolog. Abteil, der Natur- historischeu Gesellschaft zu Hannover.) 1912. Seite 1—60, mit 23 Figuren und 3 Tafeln. — b) Weitere Beiträge zur Kenntnis der Anopluren. (Archiv für Naturgeschichte. Herausgeg. von Embr. STRAND, 81. Jahrg.. Abt.A, 11. Heft, S.l— 34, mit 22 Fig. u. ITafel. Berlinl916.) ^) E. MJÜBERa, Studien über Mallophagen und Anopluren. 294 Seiten, 5 Tafeln. — Arkiv för Zoologie utgifvet af K. Svenska Vetenskapsakademien i Stockholm. Bd. 6. Upsala u. Stockholm 1910, 2 H. Kahrenliolz. b) Pedicidus Immanus cliinensis n. subsp. (ßesclireibuiig s. Seite 7.) „China, Prov. Fokieii. (Eing-aiig 8. IX. l'Jll. G. SiEMSSEN, Fiit- sclioii.)" — o^, ?, L. Typen. ,. China. Prov. Fokien. (Einj?ang 9. XI. 190(j. G. SiEMSSEN.)" — Dies Material ist ungenügend konsei'viert. „China, Prov. Fokien. (Eingang 9. XI. 190G. G. SiEMSSEN.)" — Zwischen dem Material auch einige Exemplare von Pedicnlus capitis, die vielleicht ebenfalls einer neuen Unterart angehören. — c/", ?, L. „Cliina, Prov. Fokien. (Eingang l.X. 1912 u.4.IX. 1913. G.SlEMSSEN.)" 2. Pedlculus capitis de Geer. In drei Unterarten vertreten. a) Pedicidus capitis capitis DE GEER. „Allgemeines Krankenhaus Eppendorf in Hamburg 1890, Dr. WAHNKAU leg." - o^, ?, L. b) Pedicidus capitis maculatus Fahrh. „Vom Neger; Kamerun. (Eingang 24. VI. 1912.)" — c/', ?, L. „Vom Neger; Niederländisch-Guayana, Paramaribo. C. HELLER leg. (Eingang 27. X. 1909.)" — er", ?, L." Beide Materialproben sind gleich. Die Individuen unterscheiden sich aber etwas von den Typen der Unterart (Berliner Museum): 1. Das Sternum hat zwar dieselbe Grundform, Aveist aber mehr Borstenlücher auf. 2. Die vordere Abdominalplatte der Ventralseite ist so klein, daß sie leicht übersehen werden kann. c) Pediailus capitis angustus Fahrh. „China, Prov.Fokien. (Eingang 4. IX. 1913. G. SiEMSSEN.)" — (/",$, L. Das Zoologische Museum ist auf eigenartige AVeise in den Besitz eines mit Läusen und ihren Eiern (..Nissen") außerordentlich stark besetzten „Weichselzopfes" gelangt, der einen länglichen, dicht verfilzten braunen Haarballen von ca. 24 cm Länge und 14 cm gröüter Breite bildet. Er fand sich in Papier eingehüllt ohne Angabe der Herkunft am 19. Juli 1907 hinter der Haupteingangstüre des Museums und stammt ohne Zweifel vfin einer Auswanderin des Ostens. Gattung Phthirus Leach. 3. Phthirus pubis (L.) „Von Homo sapiens." S. A. l'ori'E dcd. 24. V. 1882, nähere Angaben fehlen. — 1 9. „Cuba, 29. IL 1892. Kpt. Kkech leg." — Leider ohne Angabe des Wirtes. \ cT, 1 ?• Anopluren des Zoologischen Museums zu Hamburg. 3 Subfamilie Pedicininae Enderl. Gattung Pedicinus Gervais. 4. Pedicinus hamadryas IVIjöbg. ,,Von Hamadryas spec. — Zoolog. Garten, Hamburg-; 11. VIII. 1870." — (/, ?, L. — Das Material ist infolge Mazeration sehr zart, 5. Pedicinus paralleliceps IVIjöbg. Davon sind zwei Unterarten vertreten: a) Pedicinus imralleliceps paralleliceps MJÖBG. „Von Macams silenus L. — Zoolog. Garten, Hamburg; 17. XL 1890." — cf, % L. b) Pedicinus paralleliceps colohi Fahrh. ,,Von Colohus guereza RÜPP." — 2 $. — Beschreibung s. S. 8. Zur Gattung Pedicinus gehört auch der Inhalt eines Gläschens von Semnopithecus mauriis SCHREB. Das Material läßt wegen mangelhaften Erhaltungszustandes eine Artbestimmung nicht zu. Gattung Phthirpedicinus Fahrh. 6. Phthirpedicinus micropilosus Fahrh. ,,Von Macacus silenus L." — (/", ?, L. „Von Cercopithecus spec. — Kiel, III. 1887. C. SCHÄFFER leg."—?, Eier. Beide Materialproben hatte M.JÖBERG*) als „Pedicimis hreviceps Piagef determiniert; es handelt sich aber um die 1912 aufgestellte Art Phthirp. micropil. IL Familie Haematopinidae Enderl. Subfamilie Haematopininae Enderl. Gattung Haematopinus Leach. 7. Haematopinus suis (L.). Von folgenden Funden wurde die Unterart nicht bestimmt, weil das Material zu wenig zahlreich^) war, mangelhaft erhalten oder genauere Angaben fehlten: 0 I. c. S. 172. ^) Um bei Untersuchung der Schweineläuse zu gesicherten Resultaten zu gelangen, muß man der geringen Durchsichtigkeit wegen stets Flachschnitte anfertigen. 4 II. Falirenliolz. „China, Pro v.Fokien. (Eingang 9. XI. 1906. G.SlEMSSEN,Futschou.)"— ' Stark mazeriertes ]\raterial. — (/",?. „Vom Hausschwein. — Düchelsdorf beiLübeck. W.FiCKleg." — 4{y. „Von Sus scrofa L. dornest. S. A. POPPE ded. 4. VIII. 1881." — 1 cf. „Vom Schwein. — Hamburger Schlachthof 1911. Prof. Dr. PETER. — d", ?, L. a) Haematopiniis suis chinensis Fahrh. (Beschreibung s. Seite 10.) Zu dieser neuen Unterart ist in melu'eren Gläsern zahlreiches Ma- terial vorhanden: China, Prov. Fokien. (Eingang 1903, 1910 — 1914. G. SiEMSSEN.) — Es fehlt zwar die Wirtsangabe; das fällt bei diesen Funden aber nicht ins GeAvicht, da sie zweifellos von chinesischen Schweinen stammen und das chinesische Hausschwein der Art nach mit dem dortigen Wildschwein {Sus leucomystax continentalis Nehring) identisch sein soll. 8. Haematopinus bufali (de Geer). a) Haematojnnns hujali hufali (DE Geer). „Von Buhalus caffer Sparrm. alha. — Zoolog. Garten, Hamburg; 11. XI. 1892." — o^, ?, L. — Stimmen durchaus mit Präparaten meiner Sammlung überein, nur einen Grad heller gefärbt. — Bei MjöBERG p. 166 als ,,Hae)n. phthiriopsis Gerv.". b) Haematopinus hufali pundatus (EUD.) „Von Bos (Poeophagus) grunniens L. — 2. IX. 1868.*' — Sehr w^ahr- scheinlich hat dies Material RUDOW ^) bei Aufstellung von Haem. pundatus vorgelegen. — cf , $. — Bei MJöBERG p. 166 als „Haem. pundatus RUDOW". „Von Bos tihetanus.^^ — Ein schlecht konserviertes $. Man kann mit Sicherheit in dem Exemplar nur einen nahen Verwandten von Haem. hufali (de Geer) erkennen. Aber der Wirt deutet auf Haem. huf. punctaius (RUD.). 9. Haematopinus minor Fahrh. (Beschreibung s. Seite 14.) „Von Equus hurcheUi GRAY. — Zoolog. Garten, Hamburg; 26. V. 1893." — er", 9. Bei MjöberG p. 167 als „Haem. asini L.". Subfamilie Linognathinae Enderl. Gattung Linognathus Enderl. 10. Linognathus gazella Mjöbg. „Von einer Gazelle. — Zuolog. Garten, Hamburg; 10. XI. 1890." — c/", 9, L. — Bei Mjüberg p. 1.^7. *) F. Rudow, Einige neue l'eiliculiden. — Zeitschrift für die gesamten Natur- wissenschaften. 34, Bd., Seite 167. Berlin 1869. Anoplureu des Zoologischen Museums zu Hamburg'. 5 11. Linognathus coassus Fahrh. ,,Von Coassus-Rir^di. — Zoolog. Garten, Hamburg; 22.11. 1884.'' — a^, ?, L. „Von Coassus-'Hu-sdi (Guatemala)." — Bei MJÖBERG p. 159 als ,,LinognatJms hreviceps^^^). — Beschreibung s. Seite 16. 12. Linognathus gilvus Fahrh. „Von Cephalophus spec. — Zoolog. Garten, Hamburg; 19. I. 1889." „Von Cephalophus spec. — Zoolog. Garten, Hamburg; 14. IV. 189 1 ." — o^, ?, L., Eier. — Bei MJÖBERG als ,,Haematopinus angulatiis PlAG." angegeben. — Beschreibung s. Seite 18. 13. Linognathus forficulus (Rud.). „Von Capra ihex L." — 2 o^, 1 ?. — Anscheinend RUDOWS Typen; jetzt in kaum erkennbarem Zustande. 14. Linognathus schistopyga (Nitzsch). ,,Von Rupicapra rnpicapra L." — 2 $ in mangelliafterVerfassung. Es scheint mir aber, daß diese Art zum Typus Linogn. forficulus gehört, da die Beborstung und Form des Kopfes die gleiche ist. Diese Individuen sind aber erheblich größer. Subfamilie Polypiacinae Fahrh. Gattung Acanthopinus Mjöbg. 15. Acanthopiniss sciurinus Mjöbg. ,,Von SciuTus vulpimis Gmel. (Macroxus niger L.) $. Nordamerika." Zoolog. Garten, Hamburg; 18. X. 1898." — o^, $, L., Eier. III. Familie Echinophthiriidae Enderl. Gattung Antarctophthirus Enderl. 16. Antarctophthirus trichechi (Boh.). ,,Von TrichecJms rosmarus L. — Deevi-Bai, Ostspitzbergen. 28. V. 1889. W. KÜKENTHAL leg." — o^, ?. „Vom Walroß.— CARL HAGENBECK leg. X. 1887."— Unbefruchtete?. ') Nicht ,,Cear ms" -Hirsch. 6 H. FahrtMiliolz. Gattung Echinophthirius Giebel. 17. Echinophthirius horridus (Olfers). „Vom Seeliiuul. Hcl^olaiiih 17. VIIl. 1896." — 3 L. IV. Familie Haematomyzidae Enderl. Gattung Haematomyzus Piaget. 18. Haematomyzus elephantis Piaget. Davon sind zwei Unterarten vertreten: a) Haematomyzus elephantis elephantis PlAGET. ,,Vom indischen Elefanten „Anton", — Zoolog. Garten, Hamburg; 26. X. li)07." — 3 ?. b) Haematomyzus elephantis sumatramis i'AHRH. „Vom sumatranisclien P:iefanten." — S. A.PorPE ded. 25. XII. 1901. — 2 cT, 2 $. B. Neubeschreibungen. 1. Pediculus humanus chinensis nov. subsp. Dem zu der Beschreibung dieser neuen Unterart benutzten Material aus der Prov. Fokien "felilt zwar die Angabe des Wirtes; aber die An-, nähme, daß es sich um Läuse von Chinesen handelt, ist zweifellos richtig. Nach der Artbeschaft'enheit kommen Europäer und Japaner dafür als Wirte nicht in Frage. ]\Iit Läusen von Chinesen hat MURRAY') sich auch bereits befaßt. Da aber in seiner Beschreibung nicht angegeben ist, ob es sich um P. humanus oder P. capitis handelt, so muß sie hier außer Betracht bleiben. Für die Kleiderlaus des Chinesen lag die Vermutung sehr nahe, sie könnte mit der des .Japaners identisch oder doch sehr nahe verwandt sein. Sie ist aber eine deutlich unterscheidbare Unterart neben P. hum. marginatus Fahrh. Größen Verhältnisse (mm): Länge beim (? Breite beim 79 _ 9 ^r ^"'^'^ - ^' '^ Abdomen \~' "' ' 1,00—1,06 ') A. Murray, On tlic Pcdiculi infcstinii: tlic differont Races of Man. (Transactions of the Royal Society of Ediuburg, v. 22, p. 5(57—078, Taf. 20 u. 30) Edinburg 1861. Auoplureii des Zoologischen Museums zu Hamburg. Länge beim cT Breite beim ^ Antenne 0,465 — 0,480 0,105 I. Kralle 0,240 — 0,266 — Ganze Länge 2,91 — 3,11 — 3,34 — Länge beim $ Breite beim $ Kopf- 0,52 — 0,57 — 0,61 0,43 — 0,45 — 0,46 r;r^ }3,34 - 3,72 - 3,83 «,81-0,91-0,97 Abdomen 1 ' ' 1,41 — 1,53 — 1,68 Antenne 0,435—0,465—0,480 0,105 I. Kralle 0,240 — Ganze Länge 3,92 — 4,26 — 4,37 — Fig. 1. Pedicnlus hunianus chinensis nov. subsp. $, Sternum. Die Löcher zur Insertion der Borsten sind erst bei stärkerer Vergrößerung aufzufinden. — M. 3680 ; Präparat 2605, Sammlung Fahrenholz. Wie ein Vergleich der Größenangaben mit denen der Europäer- und Japanerläuse^') zeigt, ist die neue Unterart vor allem größer als die japanische und geht in den größten Exemplaren auch noch über die europäische hinaus, während sie in der Breite ein wenig hinter der letzteren zurückbleibt. Mit dem japanischen gemeinsam hat das o^ auf der Dorsal- seite des Abdomens mediane Querplatten, die aber nur schwach hervortreten; ein Unterschied besteht aber darin, daß clänensis auf der Ventralseite eine gut ausgebildete Genitalplatte trägt; ebenfalls ist das Sternit des II. Segments angedeutet. Am besten ist die neue Unterart aber durch das Vorhandensein eines deutlichen Sternums charakterisiert (Fig. 1). Die Pleurite sind nur als schmale Leisten vorhanden ; sie erreichen nicht die Stärke der Chitinisierung der Randleisten des Vorderkopfes. — Die Allgemeinfärbung ist (in Balsam!) bräunlich-gelb. Die Krallen sind mit sehr feinen Zähnchen versehen. 0 „M." = Material — Katalog FAHRENHOLZ. 0 H. Fahrenholz, Läuse verschiedener Menschenrassen. (Zeitschr. f. Morph, u. Anthropologie, v. 17, p. 601) Stuttgart 1915, 8 H. Fahreniidlz. 2. Pedicinus paralleliceps coiobi nov. subsp. Die Alt PetUcinns pnynlleUreps winde HUO von MJÖBEECi be- schrieben. Als ich im folgenden Jahre ') „Diagnosen neuer Anopluren. Xachtrag.*" zusammenstellte, war mir M.TÖEEN(is Arbeit noch nicht be- kannt geworden, und so erklärt es sich, daß die Art von mir nochmals beschrieben wurde als P. rhesi. Die Untersuchung des Hamburger ^laterials hat aber ergeben, daß die genannten Arten identisch sind; der letzte Name ist also ungültig. Zu P. paralleliceps befindet sich untei' dem vorliegenden Materfal aber eine Unterart von Colohus gnereza RÜPP. Der Vergleich derselben mit Präparaten von P.jxtrallelkeps ei'gibt llbereinstinimung bis auf den hintern Teil des Kopfes. Bei der neuen Unterart ist die Verbreitung der Rand- leiste fast doppelt so groß und der Rand verläuft parallel bis zum Thoiax, wo er dann nach fast rechtwinkligem Einbiegen den kurzen Hals bildet. Ferner ist die Unterart auf der Ventralseite zwischen den Coxen des 2. Paares mit zwei Paar längeren Borsten versehen, wo die Vergleichsait nur ein Paar besitzt; zwischen den Coxen des 1. Bein- paares ist bei beiden Unterarten nur ein Paar Borsten vorhanden. 3. Haematopinus suis (L.). Die Schweinslaus teilt in gewisser \\'eise das Schicksal der Menschen- läuse: sie gehört mit zu den Arten, die am längsten bekannt und am häufigsten in der Literatur anzutreffen sind, aber bis in unsere Tage hinein niemals eine befriedigende Darstellung gefunden haben. LlXNE nennt 1758 die Art-) nur; 17!)3 hat PANZER die erste Ab-* bildung^) dazu entworfen; 1805 bringt FABRICIUS *) eine Diagnose. Eine giündlichere Darstellung der Art geben BURMElSTERs ^) Zeichnungen 1838. Ausführlicher haben sich dann GIEBEL*') und PlAGET^) mit der Art befaßt. Erst Neumaxn (1911) erkannte'), daß die bisherige Literatur zu Haem. suis sehr unzulänglich sei, und er hat sich dann der Aufgabe unterzogen, die Darstellung Piagets zu ei-gänzen. DaViei stand ihm ein reichhaltiges Material zur Verfügung, bei dessen Durcharbeitung er in *) Veröffentlicht am 3. Jauuar 1912 im Zool. Anzeiger. ^) K. V. LlXNfc, Systema Xaturae, ed. 10, S. 611. Holmiae 175S. ^ G. W. F. Panzh;r, Fauna insectorum Germaniae initia. *) J. C. Fabricius, Systema Antliatorum usw. S. .342. Braunschweiir 180.=). '■') H. Blrmkister, Genera quaertam Insectorum, v. I, Genus Pciliculns Nr. 19, Tat'. G. Fhthirhis, Fig. 4; Taf. Gen. Pedimlus, Fig. 9, 10, 1:3, 14. Berlin, 1838. ß) C. G. GIEBEL, Insecta Epizoa, S. 45/46; Taf. II, 6. Leipzig 1874. '') E. PlAGET, Les Pi'diculines. Essai monograpliique. S. 654/56; Taf. 53, 4. Leide 1880. ^) L. G. Nkimann, Notes sur les Pediculides IL — Arcliives de Parasitologie, V. 14, S. 406/10; Fig. 8. Paris 1911. Aiiopluren des Zoologischen Museums zu Hamburg. 9 mancher Beziehimo: zu interessanten Resultaten gekommen ist. Er teilt die Art auf in zwei Unterarten: Haem. suis suis und Haem. suis adventicius, die beide scharf unterschieden sind. — Gleichzeitig stellt er die Identität der Läuse des Hausschweines und des Wildschweines in Europa fest. Dieser Satz ist nun aber geeignet, namentlich in der Zukunft, zu Mißverständnissen Veranlassung zu geben, je mehr nämlich das ursprüngliche Hausschwein des Europäers — wie heute schon in England und Deutschland — verdrängt wird durch die Kreuzungen mit dem chinesischen Hausschwein, das von Sus scrofa deutlich unterschieden ist und daher auch in der Systematik als eigene Art (Sus leucomijstax continenfalis Nehr.) gilt. Man durfte bei den engen Beziehungen zwischen Parasit und Wirt auch erwarten, daß die Läuse der heute in Deutschland gehaltenen Hausschweine durchaus nicht identisch mit den- jenigen vom deutschen A\'ildschwein seien, vielmehr sich deutlich von- einander unterscheiden würden. So ergaben sich außer den von NEUMANN aufgestellten Unterarten bei genauerer Nachprüfung zahlreicher Materialproben weitere Unterarten, deren Zahl sich später noch erhöhen dürfte. — Für alle Bearbeiter wird sich das Beispiel NeumanNs empfehlen, nämlich bei Untersuchung der Haematopininae namentlich Größe, Form des Sternum, des Genitalflecks und der Gonopoden zu beachten, um zu brauchbaren Differentialdiagnosen zu gelangen. Zu den Unterarten NeumanNs muß ich noch einiges bemerken. a) Haematopimis suis siiis (L.-). Neumann gibt hierzu an, daß er die von ihm angegebenen Art- merkmale beobachtet hat an dem Haematopinus vom Hausschwein und europäischen Wildschwein, einschließlich dessen von Sardinien. Ich habe zahlreiche Materialproben von Hausschweinen und von Wildschweinen untersucht, aber stets gefunden, daß Beschreibung und Zeichnung Neumanns damit nicht ganz übereinstimmen wollten; am meisten weicht die Zeichnung ab. Diese Tatsache ist aber erklärlich, da das Schwein von Sardinien eine besondere Unterart bildet: Sus scrofa wa»2a Nehring, und Neumann seine Figur 8A nach dem Haematopinus von letzterem Wirt entworfen haben wird. Eine Bestätigung meiner Annahme erhielt ich, als sich mir die Gelegenheit bot, Sclweineläuse aus Sardinien (Berliner Museum) untersuchen zu können. Letztere stimmen hinsichtlich des Sternum mit der erwähnten Figur bei Neumann überein. Es darf also auf keinen Fall die NEUMANNsche Figur als zu Haem. suis suis (L.) gehörig betrachtet werden; sie gehört vielmehr zu der Schweinslaus aus Sardinien, die als besondere Unterart abgetrennt werden muß und für die ich den Namen 10 H. Fahrenliolz. Haematopimis suis sardiniensis vorschlage; Beschreibung- folgt in einer besonderen Arbeit über die Anopluren des Berliner Museums. Der Wirt zu Haem. snis siiü ist das Wildsclnvein des eurojjäisr'hen Festlandes. Diese Unterart wird man ebenfalls antreffen auf denjenigen Hausscliweinen Europas, die vom Wildschwein direkt abstammen und noch nicht mit anderm Blute vermischt worden sind. b) Haematojnntis suis adventichis L. G. Neum. Zu dieser gut unterschiedenen Unterart gibt der Autor mehrere Wirte an; auf Grund meiner bisherigen Erfahrungen darf ich aber an- nehmen, daß eine nochmalige Nachpiiifung der zahlreichen Materialfunde, die Neumaxx vorgelegen haben, weitere Unterarten ergeben würde. In erster Linie scheint aber NEUMANN bei Aufstellung dieser Unterart den Haematopinus vom Streifenschwein [Sus vittatus MÜLL. Sf'IIL.) untersucht zu haben, und es dürfte richtig sein, wenn man vorläufig nur diesen W^irt füi- Haem. suis adventicius in Anspruch nimmt. c) Haematopinus suis chinensis nov. subsp. Obwohl von der chinesischen Scliweinslaus ein zahlreiches Material vorhanden ist, muß ich mir eine eingehende vergleichende Beschreibung versagen, weil ausreichendes Material zu Haem. suis suis nicht zur Ver- fügung steht. Fig. 2a. Ilnonatopiniis suia chinensis nov. subsp. ?, Steriuiiu. Die hellen F'lecke in den Vorderecken sind keine Löcher, sondern AnsatzstcUeii für chitinisierte Stränge. — :\1.371; Präparat 2612, Sammlung- F.UIKKNHdLZ. Die neue Unterart ist sehr stark chitinisiert, namentlich die Band- platten des Abdomens sind fast schwarz, selbst bei Präparaten in Kanadabalsam; diese Platten sind zudem erheblich größer als bei Haem. suis suis, wo sie nur als Leisten ausgebildet sind. Den am besten in Aiiopluren des Zoologischeu Museums zu Hamliurg:. 11 die Augen fallenden Unterschied bietet das Sternuni. Es ist bei Haem. suis suis länger als breit; der Vorderrand ist leicht konvex, der Hinter- rand zu einem ziemlich großen Lappen ausgezogen. Letzterer ist bei Haem. suis surdinienm kaum stärker entwickelt (vergl. Fig. bei NEUMANN!) als die Vorwölbung des Vorderrandes; immerhin ist das Sternum noch fast so lang als breit. Bei Haem. suis adventicius erscheint das Sternum stark von vorne nach hinten zusammengedrückt; der Vorderrand ist konkav, und der Hinterrand verläuft fast als gerade Linie zwischen den Hinterecken. Bei Haem. suis cJiinensis ist das Sternum (Fig. 2 a) wie bei der letztgenannten Art auch kürzer als breit, aber es kommt — gewissermaßen als Ansatz an den Hinterrand — noch eine rückwärtige, trapezälmliche Verlängerung hinzu, so daß am ganzen Sternum sechs vor- springende Ecken erscheinen. Unter den aufgestellten Unterarten ist hinsichtlich der Form und Größe des Sternum Haem. suis chinensis zwischen Haem. suis sardiniensis und Haem. suis adventicius einzuordnen. Größenverhältnisse (mm): Länge beim S Breite beim (J Kopf 1,06 — 1,18 0,554 Ttr" 12,43-2,53-2,75 '''' ~ T^l~ \''il Abdomen ) ' ' 1,67 — l,r2 — 1,78 Sternum 0,212—0,237—0,257 0,346 — 0,366 Antenne 0,594—0,613—0,633 0,109 — 0,118 Ganze Länge .... 3,38 — 3,67 — 3,83 — Länge beim $ Breite beim ? Kopf 1,18 — 1,24—1,29 0,564—0,567—0,584 Thorax ] ^ . . ^_ „^^ 0,91-0,97-1,02 Ai^ > 2,64 — 3,0< —3,29 Abdomen 1 2,05 — 2,10 Sternum 0,217—0,237—0,247 0,336-0,346-0,356 Antenne 0,554—0,584—0,603 0,109 — 0,118 Ganze Länge . . . 4,21 — 4,32 — 4,42 — d) Haematoimius suis germanicus nov. subsp. Nachdem die chinesische Schweinslaus als besondere Unterart er- kannt war, durfte man gespannt sein, ob man sie auf den Hausschw^einen Deutschlands, die viel chinesisches Blut enthalten, auch antreffen würde. Für die Prüfung dieser Frage habe ich von zahlreichen Wirts- tieren Norddeutschlands Materialproben entnommen. Zunächst ließ sich feststellen, daß in keinem Falle Haem. suis suis auf Hausschweinen an- getroffen wurde. Dann konnte man erwarten, daß der Abstammung der Wirtstiere entsprechend die gefundenen Haematopini als Haem. suis 12 H. Falireiiluilz. r///nf'n.s?>sich erweisen würden. Einipfe Funde lassen sich auch als zu letzterer l'nteiart g-ehöi'end determinieren, aber auch sie machten Schwieligkeiten bezüglich der Größenverhältnisse. Je mehr Individuen untersucht wurden, desto mehr ergab sich die Notwendigkeit zur Aufstellung einer neuen Unterart. Fig. "21). HdcnKÜopinus suis fferjunnirun nov. subsp. cT , .Steriuiiii. Mit genau gleiclier Vergr. gezeichnet wie 2 a. — M. 245; Präparat 2438, Sammlung FAHRENHOLZ. H(iem. suis qermanicus erinnert in der Foi-m des Sternum (Fig. 2 b) an Haeni. suis c]iinensis\ aber es ist doch ein deutlicher Untei'schied vor- handen. Die Randplatten des Abdomen nehmen bei germanicus eine noch erhel)lichere Ausdehnung an. Vor allem aber unterscheidet sich germanicus durch die sehr beträchtliche Größe; wir haben es hier mit der gi'ößten aller bekannten Haematopini zu tun. G r ö ß e n V e r h ä 1 1 n i s s e (mm) : Länge beim (^ Breite beim S Kopf 1,08—1,15 — 1,18 0,5fi4— 0,594— 0,603 Abdomen f '^''^'^ ^'^^ ^'^^ 1,83 - 2,10 - 2,26 Sternum 0,227—0,267—0,297 0,415-0,465—0,485 Antenne 0,623—0,658—0,683 0,109 — 0,1 18 Ganze Länge .... 3,85 — 4,12 — 4,32 Länge beim $ Breite beim $ Kopf 1.15 — 1,35 — 1,40 0,584—0,633—0,673 r;";"'' ! 8,24 - .V2 - 3,88 ; •;;« - ';'' - :•!« Abdomen I ' ' 1,94 — 2,30 — 2,59 Sternum 0,237—0,297—0,316 0,415-0,475—0,514 Antenne 0,(503—0,683—0,702 0,118 — 0,125 Ganze Länge ... . 4,37 — 5,02 — 5,18 — Anoplureu des Zoologischen Museums zu Hamburg. 13 Woher stammt nun die neue Unterart? Dafür gibt es wohl nur zwei Mög-lichkeiten. Entweder ist es Haem. suis cJiinensis, der sich unter neuen Lebensbedingung-en, namentlich auf dem veränderten Nährboden (Blut des Wirtes) extrem entwickelt hat — dann liegt also nur eine Lokalrasse vor — oder Haem. suis germanims ist eine ßastardbildung aus Haem. suis suis und Haem. suis chinensis. Für die letztere Möglichkeit könnte der Umstand sprechen, daß man zuweilen auf Individuen stößt, die eine weitgehende Übereinstimmung mit Haem. suis chin. zeigen, also wohl als Eückschläge aufzufassen sind. Wie mir scheint, müssen die angeschnittenen Fragen noch weiter untersucht werden; Zucht- bzw. Kreuzungsversuche mit den fraglichen Haematopini würden jedenfalls ' die beste Aufklärung bringen. — Noch- mals möchte ich aber darauf hinweisen, bei Absuchung der Haustiere nach Anoplureu die Rasse der Wirtstiere mit festzustellen. Wirt: Siis scrofa domesticus; englische Rasse. — Provinz Hannover. — Type in Sammlung FAHRENHOLZ; Materialprobe 245 (M. 245); Zeich- nung nach Präparat Nr. 2433, — (Kein Material des Mus. Hamburg.) 4. Haematopinus bufali punctatus (Rud.). Bislang galt Haem. punctatus (RUD.) von Bos grunniens L. als selbständige Art. Als RUDOW die Art aufstellte, gab es von Haem. hu/ali (DE Geer) keine Beschreibung^), die einen Vergleich ermög- lichte, und anderseits ist Rudows Beschreibung so dürftig, daß man sie als nichtssagend bezeichnen muß. Bei Untersuchung der Exemplare des Hamburger Museums, die zweifellos die Typen Rudows sind, ergab sich, daß Haem. punctatus so viel Gemeinsames mit der DE GEERschen Art von Buhalus ca/er SPARRM. aufweist, daß sie nur noch den Rang einer Unterart bzw. Varietät beanspruchen kann. Da das Material ja sehr alt ist, mag mir Einzelnes entgangen sein, immerhin bieten aber die Chitinösen Organe schon genügend Anhaltspunkte (vergl. dazu MjÖBERG, Seite 166). Haem. punctatus unterscheidet sich von der Vergleichsart eigentlich nur durch die auffallend schwache Chitinisierung. Der Kopf ist in allen Einzelheiten der äußeren Gestalt gleich- gebaut; aber während bei „hu/ali" die einzelnen Platten der Kopfkapsel sich unterscheiden lassen, ja in den ihnen eigentümlichen hellen Punkten sogar deutliche Artmerkmale gegen andere Verwandte abgeben, ist hier von Platten nichts zu finden, abgesehen von der Randleiste des Vorderkopfes. *) Ch. de Geer, Memoires pour servir k l'histoire des Insectes. v. VII, p. 67. Stockholm 1778. — Übersetzt durch J. A. E. GOEZE. Leipzig 1783. 14 H. Fahreuholz;. Am 'J'liorax ist das Stenmm eben zu erkennen, aber es weicht in seinei' Gestalt niclit ab. Die Platten des Abdomens treten kaum hervor; am besten erkennt man noch die Pleurite beim $. Die Gonopoden haben gleiche Gestalt. Von der Intergonoijodialplatte ist nichts zu entdecken. 5. Haematopinus minor nov. spec. Zur Charakterisierung dieser neuen Art würde der Hinweis auf ihre gei'inge Größe geniigen; sie ist nämlich erheblich kleiner als alle andern bekannten Arten der Gattung Haematopinus. Größe: Länge (mm) Breite (mm) Koitf Thorax ... Abdomen . . . . Antenne . . . . Ganze liäufie O,;")! |0,()-2 — 0,70 — (),7-2 1,32 1,74 — 1,95 — 2,07 0,33 0,31 1/J3 2,28-2,55 — 2,76 0,32 — 0,36 0,54—0,58 — 0,61 1,20 — 1,35 — 1,42 0,075 Ein weiteres, besonders in der Gattung Haematopinus auffallendes Artmerkmal ist die blasse Farbe des Tieres infolge der schwachen Chitinisierung, die so gering ist, daß man Platten nur eben unter- scheiden kann. $. Der Kopf ist weniger schlank als bei Haem.eleyans und nähert sich somit in der Grundform schon mehr dem Typus der Rinder-Haema- topini. Der Vordei'kopf steht dem Hintei'kopf an Länge wenig nach und verläuft mit divergierenden, etwas konvexen Seitenrändern. Die Antennen- basis ist schwach entwickelt und bildet einen schwachen, gleichmäßig gekrümmten Bogen; sie verdeckt das Grundglied der Antennen nur reichlich zur Hälfte. Die Augenecken sind breit abgerundet. Chitinplatten fehlen. Erst bei tieferer Einstellung des j\Iikroskops erkennt man eine Randleiste, die am Vorderkopf und am Grunde des Einschnitts vor den Augenecken hellgelb gefärbt ist; in der Mitte des Vorderkopfes etwa ist die Leiste durch eine Ausbuchtung von innen verschmälert, und an den Augenecken verbreitert sie sich etwas nach innen. Die Borsten sind sämtlich sehr kurz und wasserhell. Um die Rüsselöffnung steht der übliche Kranz Tastborsten; wenig nach hinten eine Querzeile von sechs nach vorne gerichteten Borsten; es folgt dann Inild eine Randborste; an der Verschmälerungsstelle der Randleiste jederseits eine Gruppe von je Anoplureu des Zoologischen Museums zu Hamburg. 15 drei; weiter hinten ein Paar sehr kurze Medianborsten; je eine Randborste vor der Antennenbasis; abgesehen von zwei Paaren winziger Medianborsten sind auf dem Hinterkopf nur die Randborsten bemerkenswert, von denen jederseits fünf vorhanden sind, davon die vorderste hinter der Aug-enecke. An der Yentralseite fallen nur je ein Paar auf Vorder- und Hinterkopf in die Augen. — Die Antennen sind nach hinten etwas zurückgeschlagen in nach vorne geöffnetem Bogen; das 1. Glied ist nur mäßig verstärkt ; das 5. am längsten; außer der distalen Sinnesgrube am 5. Gliede noch eine sehr kleine in der Mitte am Hinterrande; eine gleiche am distalen Ende des 4. Gliedes. Der Thorax ist am Yorderrande nur leicht ausgerandet; die Seitenränder verlaufen in konvexem Bogen; die größte Breite ist hinten. Stigma des Mesothorax verhältnismäßig klein und am Rande gelegen; das rudimentäre des Prothorax gut erkennbar. Das Stern um ist so schwach chitinisiert, daß man die Umrisse nur mit größter Mühe auffindet, in der Fig. 3. Haematopinus minor nov. spec. iIosiis und ungefäi'bt sind. Die Gonopoden bilden abgerundete Ijappen mit leicht chitinisierter Randleiste; an Ixandboi'sten sind je acht vorhanden, die an Länge erheblich hinter denen bei der Vergleichsart zurückbleiben. Oberhalb der Geschlechtsötfnung stehen auch bei der neuen Art zwei Längszeilen kleiner Borsten, zwischen denen eine winklig gebogene innere Chitinleiste als Stützorgan durchscheinend zu erkennen ist. — Der Geschlechtsapparat des (f zeigt im wesentlichen die Verhältnisse der Vergleichsart; er ist weniger kräftig entwickelt, namentlich sind die Parameren viel kürzer, so daß die Spitzen nur eben aus der Öffnung hervorragen; infolgedessen ist das ganze letzte Segment viel schwächer und tritt dui'chaus nicht besonders hervor: das IX. Seg- ment endigt in eine kugelige Spitze, die mit zahlreichen abstehenden Borsten besetzt ist. Larven sind in zu geringer Zahl vorhanden, um darüber sichere Angaben machen zu können; sie zeichnen sich aus durch das schmale, langgestreckte Abdomen. Die Eier sind länglich und sehr zart. Die Kittmasse steht recht- winklig zur Längsachse und ist zwischen Anheftungsstelle und Ei etwas halsartig eingeschnürt. 7. Linognathus gilvus nov. spec. Von Sch()i)f- Antilopen sind bislang zwei Linognatlius-Arten durch PiaGET') beschrieben worden: Linoyn. hrevicq)s von Cephalophus maxwelli und Linogn. xingulatns von Cephalophus nigrifrons. Die neue Art steht in mancher Beziehung dem Linogn. hreviceps sehr nahe und bildet damit innerhalb der Gattung eine besondere Gruppe; soweit die Darstellung PlAGPrcs es zuläßt, werde ich die Beschreibung vergleichend gestalten. Wirt: Cephaloplms spec. Der Kopf ei'innert in seiner Grundform an Linogn. gazelJa MJ(")BG.; nur der Vorderkopf ist etwas mehr verlängert. Die Püssel- scheide ragt deutlich über den Vorderrand hervor. An den Seitenrändern sind zwei Platten eingelagert, die bei etwas tieferer Einstellung des Mikroskops noch breiter erscheinen und am Vorderrande sich in einer sehr schmalen Spange vereinigen. Bei dei' Vergleichsart erwähnt PlAGET zwei kleine Querbänder vor dem Sinus. In der Nähe der Rüsselscheide erblickt man dorsal viei- Borsten und vier gleiche in einer Zeile weiter ') E. Pl.\GET, Les Pediculines. Essai iii(iiioi;raiiliii|iic. Siiiipiriueiit. S. 142, Taf. XV, 5 und S. 144, Taf. XV, 7. Leil, die relative Frequenz der Variante V^, unter den überlebenden Individuen / _ fjTv (1 — c — s^) Vv ; 1 — c — So so daß St, = 1 — c — -^ (1 — c — So) und Wij, = 1 — — ^ (1 — C So)- Der kleinste für m^ gefundene Wert nix ist als die neutrale Todesrate c zu betrachten; daher ist mx= c Sx = 0. Beispiel 1. 67 junge 15—30 mm lange Eibbutt, unter denen sich 25 linksäugige befanden, wurden in demselben Gefäß gemeinschaftlich einem längeren Transport unterzogen; es kamen lebend an 14 links- und 31 rechtsäugige. ÄFan findet also 45 niQ = 1 — 67 = 0,3284 mi = 1 — 14 25 = 0,4400 m,- = 1 — 31 42 = 0,2619 = c So = mo ' — c - = 0,0665 si = im - — c = = 0,1781 Sr = 0. 2(^1 Georg Duncker. l r S ./ 25 42 G7 f'C 6,55 11 17,55 f's 4,45 0 4,45 /' 14 31 45 Beispiel 2 (fingiert). Von 382 jungen Syngnathns typlile L. aus Plymoutli errcicliten 302 die Gesclilechtsreifc. Ihre Rumpfringzahlen waren: V 17 18 19 n f 60 294 28 382 /' 22 252 28 302. Hieraus ergibt sich : 302 mo =^ 1-|§- = 0,2094 22 11hl = 1 7.Q- = 0,6333 259 m,8= 1-^j = 0,1429 1 28 ^ s^ = 0,2094 .Qj„ = 0,6333 .918 = 0,1429 .^10 = 0. sowie die Variationsreihe der ausgemerzten Individuen: V 17 18 n-so f-s 38 42 80. folglich A V jugendlich 1 7,91885 0,47028 ausgemerzt 17,52500 0,49937 geschlechtsreif .... 18,01987 0,41113. Die ausgemerzten Individuen hatten eine wesentlich niedrigere, aber viel variablere Rumpfringzahl als die überlebenden. Im er.sten Beispiel überwiegt die neutrale die selektive Todesrate, im zweiten ist jene gleich Null. 2. In der Regel jedoch wird man nicht dieselbe Individuengruppe zu zwei getrennten Zeitpunkten untersuchen können, sondern zwei Giuppen Die Bestimmung der Variation von Merkmalen selektiv ausgemerzter Individuen. 27 verschiedener Altersstufen miteinander vergleichen müssen. Die Variations- reihe der jugendlichen Gruppe mit den Frequenzen 2 (/") = n sei als primäre, die der älteren Gruppe mit den Frequenzen 2 (/') = n' als sekundäre bezeichnet. Dann bleibt die neutrale Todesrate c (abgesehen vom Menschen in Staaten mit verläßlicher Volkszählung) unbekannt. Trotzdem läßt sich aber wenigstens der Quotient der selektiven Todesrate mit dem Komplement- wert der neutralen (^ ^ j feststellen. Es muß nämlich mindestens eine Variante, V^, existieren, für welche Sx= 0, d.h. für welche keine selektive Todesi-ate in Betracht kommt. Für diese wird und der Quotient ffx 1 — C — Sq 9x 1 — c ein Minimum, da der entsprechende Quotient für alle Varianten, welche der Selektion unterliegen, yy ^ 1 — c — gp Ipl 1—c — s^ größer sein muß, denn es ist hier 6^ > 0. Dann aber ist 9x9^ _ -, Sy 9x9 V 1 — c' mithin Sv -, 9x 9I und Man erhält also statt der selektiven Todesraten s^ die vergrößerten Werte -j-^, die zueinander in demselben Verhältnis stehen wie jene. Mit diesen aber sind die relativen Frequenzen der selektiv ausgemerzten Individuen ([c/ J) ohne weiteres aus der primärenVariationsreihe zu berechnen, denn es ist 1 — c i-c "- ÜP^SPv = 1- fxfv fxfv ^0 .. ., 9x 1-c-^" 9x' 28 Georij^ Duucker. Die lolativen Frequenzen der der neutralen Todesrate verfallenen Individuen sind notwendig' identisch mit denen der primären Variations- reilie, da n • c = 9, Fiir numerische Merkmale sind daher auch die Bestimmungswerte der der neutialen Todesrate verfallenen Individuen identisch mit denen der primären Variationsreihe; diejenigen der selektiv ausgemerzten sind aus ihrer durch die relativen Frequenzen [y^] gegebenen Variationsreihe zu ermitteln. Die Reihe der sämtlichen (neutral und selektiv) abgestorbenen Individuen wiü-de, wenn bekannt, einen Mittelwert ergeben, welcher zwischen denen dieser beiden Untergruppen liegt und sich dem der primären Variationsreihe um so mehr nähert, je größer c im Verhältnis zu ,%. Die Beschaffenheit der selektiv ausgemerzten Individuen hinsichtlich des untersuchten ]\rerkmals läßt sich also aus den Unterschieden seiner primären und seiner sekundären Variationsreihe auch dann feststellen, wenn die neutrale und damit die gesamte Todesrate des Materials unbekannt bleibt. Ist die Gesamttodesrate m^ irgendwie abschätzbar, z. B. gleich ß, so So ist. wenn 1— c Wo 1 — c = ^• + ^^0 = ß ß- u 1 — a 1 — ß 1 — a 1 — ß - « ^ — u Beispiel 1 . Verschiedene Zählungen junger, unter 10 cm langer Flundern von den holsteinischen Kiisten ergaben 36 7o linksäugige, solche größerer. iil)ei' 20 cm langer dagegen nur 25% linksäugiger Exemplare: 7o L R 'j> 36 64 i = )t • So =^ nc := n- )»o = n' f f-Sv f-c f-m^ f A 17,91885 17,52500 17,91885 17,78781 18,01987 V 0,47028 0,49937 0,47028 0,51540 0,41113. Die relative Frequenzverteilung und damit die Bestimnuirrgswerte bei den selektiv ausgemerzten if • s^) und bei den überlebenden Individuen (/') bleiben also trotz der neuen Annahme unverändert; diejenigen der auf Grund der neutralen Todesrate abgestorbenen Individuen (/• c) stimmen selbstverständlich mit denen der primären Variationsreihe (/) überein. Dagegen sind die relativen Frequenzen und die Bestimmungswerte der Gesamtheit der abgestorbenen Individuen (/• mj je nach dem für c angenommenen Wert verschieden; so erhielte man z. B. für c = 0,45: Wo = 0,5652, A = 17,83650, v = 0,45516. Eiugegangeu am 1. Mai 1917. über einige neue Reptilien und einen neuen Frosch des Zoologischen Museums in Hamburg. Von F. Werner, Wien. Die nachstehenden Arten, mit Ausnahme des Anolis, das einer Bestimmungssendung- des Hamburger Museums angehört, sind von mir im Laufe der letzten Jahre erworben und als neu erkannt und daher nach meinem Grundsatze, Typen neuer Arten nicht in meinem Privatbesitze zu belassen, dem Hamburger Museum ins Eigentum übergeben worden, demjenigen Museum, mit dem ich seit mehr als einem Vierteljahrhundert in freundschaftlichster Beziehung stehe und das meine Arbeiten stets in entgegenkommendster Weise gefördert hat. 1. Anolis macrophailus. Kopf l^mal so lang wie breit, ebenso lang wie die Tibia. Stirn- gegend vertieft, Stirnleisten kaum unterscheidbar. Obere Kopfschuppen stark gekielt, nur die auf der Stirn kaum merkbar. Schuppen der interorbitalen Halbkreise wenig vergrößert, gekielt, durch zwei Schuppen- längsreiheu getrennt. Supraocularsclmppen groß, wenig zahlreich, gekielt, durch eine Reihe sehr kleiner Schuppen von den Halbkreisen getrennt. Occipitale so groß wie die Ohröffnung, durch 3 oder 4 Schuppenreihen von den Halbkreisen getrennt. 5 Cantlialschildchen, langgestreckt, scharf- gekielt, nach hinten an Länge zunehmend. 7 Reihen von Zügelschuppen. 8 Supralabialia bis unter die Augenmitte. Ohröffnung mäßig groß, vertikal elliptisch. Kehlsack groß, bis über die Brust hinausreichend. Gular- und Brustschuppen deutlich, aber nicht stark gekielt. Körper nicht seitlich zusammengedrückt, ohne Nuchalfalte. Rückenschuppen klein, rhombisch, stark gekielt, ziemlich allmählich in die deutlich kleineren Seitenschuppen übergehend. Bauchschuppen größer als die Rückenschuppen; obere Schwanzschuppen stark gekielt, Mittelreihe aus vergrößerten, sechs- eckigen Schuppen bestehend. Schwanzbasis auffallend stark aufgetrieben, die Ruten nicht weniger als 11 mm lang. Hinterbein reicht nach vorn bis zur Augenmitte. 14 Lamellen unter der 2. und 3. Phalange der 4. Zehe, letztere sehr deutlich erweitert. Oberseite braun, Schwanzwurzel und Hinterbeine mit wenigen gelblichen Querbinden. Unterseite weißlich, Unterseite des Kehlsackes dunkelblaugrau. 32 •''• Werner. Ein o^ von 13(5 mm (lesamtlänjiT (Kn])friim])flängc 45 mm). Von S. Jose de Guatemala, leg-. Kapt. 11. PAESSLEK. 28. VIU. li»07. Von A. cKpreus und r/odmaiii durch die vergrößerten Schuppen auf der oberen Sclnvanzschneide und nicht vergrößerten Postanalschu])pen leiclit unterscheidbar. 2. Latastia ventralis. Nächstverwandt L. louf/icmidata Ess.,. also mit 2 Postnasalen über- einander und auch sonst in bezug auf die Beschilderung des Kopfes übereinstimmend; Occipitale klein, nicht breiter als das Interi)arietale; 1-iückenschuppen klein, stark gekielt. 60 quer, über die Eumpfmitte gezählt; Bauchschilder in 30 Quer- und nur 4 Längsreihen, die der inneren doppelt, der äußeren dreimal so breit wie lang; eine dritte Reihe jeder- seits ist nur durch vereinzelte größere Schildchen, die aber nicht einmal entfernt die Größe der angrenzenden Reihe erreichen, angedeutet. Femoralporen 9 bis 10. Schwanz an der Basis stark verbreitert, sehr lang (dreimal so lang wie Kopf und Rumpf zusammen). Oberseite hellgraubraun, dunkelbraun retikuliert; Unterseite weiß; Oberlippenschilder nicht dunkel gefleckt. Länge 300 mm, Schwanz 225 mm. Ein cf aus Somaliland (leg. HILDEBRANDT). 3. Egernia lohmanni. Die einzige mir bekannte der E. mnninglmmi näher verwandte Art. in meiner Übersichtstabelle der Gattung Egernia (Reptilia [Geckonidae und Scincidae] in Fauna Südwestaustraliens, Ergebn. Hamburg, südwest- austral. Forschungsr. 1905, Bd. 11, Lief. 25, 1910, p. 472—474) in die Gruppe I. C gehörig. Kopf und Rumpf stark niedergedrückt; Parietalia durcli das nach hinten lang ausgezogene Interparietale voneinander getrennt; 3 bis 4 Prae- und Subocularia, daher nur das 7. Supralabiale die Orbita berührend. Drei Paare großer Infralabialia, das erste in Kontakt, die beiden anderen median durch Schuppen getrennt. Rückenschuppen einkielig, der Keil niedrig, in einen kurzen, nicht abstehenden Stacliel auslaufend; auch Schwanzstacheln viel weniger abstehend -aI^])^! E.ainning- hmni. Mittlere Subcaudalschuppen groß, halbkreisförmig, fast dreimal so breit wie lang; 60 Schuppen in einer Reihe bis zur Schwanzspitze. 44 Schuppen um die Rumpfmitte. Färbung oben rotbraun, Kopfschilder schwarz gesäumt; Rücken und Schwanzoberseite mit zahlreichen großen schwarzen Flecken, von denen die meisten zu unregelmäßigen Querbinden zusannnenfließen. Schnauze mehr gelbbraun. Kopfseiten vom 3. Supralabiale an schwarz, mit über eiiiii;e neue Eeptilien und einen neuen Frosch. 33 Spärlichen gelblichweißcii Fleckchen; Halsseiten und Umgebung des Vorderbeinansatzes sowie Außenseite des Vorderbeins schwarz mit ver- einzelten hellen Punkten. Sublabialia und Infralabialia olivengrün, dunkel gesäumt; Kehle grünlichweiß, gegen die Brust olivengrün, schwärzlich gefleckt und mit breiten dunlden Querbinden; Bauch und Schwanzunter- seite olivengrün mit vereinzelten dunklen Fleckchen. Gesamtlänge 365 mm; Kopfrumpflänge 165 mm. Kopflänge bis zur OhröfEnung 88, Kopfbreite 29 mm. Diese Eidechse war vor mehreren Jahren unter dem Namen „E.kim/r im deutschen Tierhandel und dürfte wohl von manchem Reptilienpfleger unter diesem Namen erworben worden sein. Meiner Erinnerung nach waren manche Exemplare unterseits rot gefärbt. 4. Mabuia semicollaris. Nächstverwandt M. quinquetaeniata Licht; auffällig verschieden durch die langen und zugespitzten Auricularschüppchen, die stets nur vierkieligen Nackenschuppen und die Färbung. Vorderes Loreale mit dem 1. Supralabiale eine sehr deutliche Sutur bildend; Frontale in Kontakt mit dem 2. und 3. Supraoculare; 6 bis 7 Supraciliaria; Frontoparietalia größer als das Interparietale; 4 Supralabialia vor dem Suboculare, das nach unten nicht verschmälert ist. Ein Paar großer Nuchalia. Rücken- schuppendreikielig; 44 Schuppen rund um die Rumpf mitte. Das Hinterbein erreicht mit der Spitze der 4. Zehe die Achselhöhle. Subdigitallamellen scharf gekielt. Oberseite dunkelbraun, Kopf heller, dunkel vermikuliert ; Rücken mit kleinen (schuppengroßen) weißen Flecken mit schwarzen Rändern ; ein schwarzer Vertikalfleck halbwegs zwischen Ohr und Vorder- beinansatz, hinten und vorn weiß eingefaßt; Kehle weiß, dicht schwarz gefleckt. Kopfrumpflänge 90 mm (Schwanz regeneriert). Ein c/ (?) aus Somaliland (leg. HILDEBRANDT). 5. Lygosoma (Siaphos) lacertosum. Unteres Augenlid schuppig. Ohröffnung schief eiförmig, ohne Läppchen, mäßig groß. Schnauze kurz, zugespitzt; Habitus lacertenartig; Vorder- und Hinterbeine, gegeneinander an den Körper angelegt, erreichen einander mit den Spitzen der Finger bzw. Zehen. Rostrale eine hinten etwas konkave Sutur mit dem großen Frontonasale bildend ; keine Prae- frontalia; Frontonasale hinten stumpfwinklig ausgeschnitten, eine breite Sutur mit dem Frontale bildend, das deltoidisch, nach hinten stark zuge- spitzt und l^mal so lang wie breit ist. Frontoparietalia und Inter- parietale gesondert, dieses etwas kleiner als eins von jenen. Parietalia hinter dem Interparietale eine lange Nahtlinie bildend; keine eigentliche Nuchalia, jedoch 34 l"'- Wuriicr. Nackeiisclmi)ix'n groß und seitlich verbreitert. Kein Snpranasale; 4 Snpra- labialia bis unter die Augenmitte; 4 Snpraoeularia, das erste am längsten; 6 oder 7 Supraciliaria. 22 glatte Schuppen um die Mitte, die dorsalen groß; keine vergrößerten Praeanalschuppen; 18 bis 20 Lamellen auf der Unterseite der 4. Zehe. Oberseite hellrotbraun, Seiten etwas dunkler. Oberlippenschilder hell und dunkel gefleckt. Rückenzone mit wenig dunkleren Längs- stricheln; Kopf- und Halsseiten hellgelblich und dunkelrotbraun gescheckt; Kumpfseiten durch eine Reihe dunkler Längsflecken von der Rückenzone geschieden, mit dunklen Längsstricheln; Unterseite einfarbig hellbräunlich. Beine rotbraun, gelblich gefleckt. Kopf rümpf länge 31 mm (Schwanz unvollständig). — Westaustralien. Diese Art verbindet die Gruppen A und B von Siaphos, da die Glied- maßen zwar wohlentwickelt sind, Avie in der Gruppe A, aber die Prae- frontalia fehlen, wie in Gruppe B; von beiden unterscheidet sie sich diu-ch die für die Untergattung überhaupt sehr große Ohröffnung; im Habitus erinnert das Tierchen sehr an die kleineren Hinulia-ki'i^m (wie variegatum), 6. Typhlops hypsobothrius. Rostrale groß, halb so breit wie dei- Kopf, nach vorjie birn- oder flaschenförmig verschmälert und ebenso wie die übrigen Schilder der Kopf Oberseite an den Rändern fein gefältelt; nach hinten die Verbindungs- linie der Augenvorderränder nicht erreichend; der von unten sichtbare Teil schmal, 2V2mal so lang wie breit. Schnauze abgerundet; Nasenregion etwas angeschwollen. Nasale unvollständig geteilt, die Sutur vom 2. Labiale ausgehend, über das Nasenloch hinausreichend, das Rostrale nicht erreichend; an dieser Sutur liegt zwischen dem Nasenloch und Rostrale, von oben sichtbar, eine sehr deutliche Grube von länglicher Form. Praeoculare schmäler als Nasale oder Oculare, in Berührung mit dem 2. und 3., Oculare mit dem 3. und 4. Labiale. 4 Supralabialia, vom 1. zum 4. stark an Größe zunehmend. Praefrontale breiter als lang; die übrigen Kopfschilder kaum größer als die folgenden Schuppen. Augen sehr deutlich, unter dem Oculare. 20 Schuppen um die Mitte; Durchmesser 52- bis 71 mal in Gesamtlänge enthalten. Schwanz so lang wie breit, mit kurzer, kegel- förmiger, nach abwärts gerichteter Spitze (kein Stachel). — Oberseite hellbraun, Unterseite weiß. Länge 285 mm. — Sumatra. Nur eine Tf/jjhh^if^- Art hat noch Gruben in den vorderen Kopf- schildern, nämlich T. hAhriorliynchns GÜNTHER; hier befinden sich die Gruben aber unter dem Nasenloch, auf dem 3. Labiale und auf jeder Seite des Rostrale. — Bei dem kleineren der Typ-Kxemi)lare von liypsohothrins bemerke ich auch noch eine Grube unterhalb des Nasenloches über einige neue Reptilien und einen neuen Frosch. 35 und am oberen Rande des 1. Labiale. Da bei der neuen Art die Nasen- löclier untei'ständig, das Rostrale breiter ist und das Augenniveau nicht erreicht, das Praeoculare schmäler als das Oculare, der Durchmesser über 50 mal in der Gesamtlänge, der Schwanz ohne Stachel und die Schuppenzahl 20, so ist eine Indentifizierung mit hothriorhynclms ausge- schlosssen. Es möge bei dieser Gelegenheit auf die Bedeutung des Vorkommens von Gruben in den Kopf schildern bei TijiMops hingewiesen werden; mir scheint dieser Umstand, in Verbindung mit dem Vorkommen von Becken- rudimenten bei den Typhlopiden auf die Ableitung dieser Familie von grabenden Boiden hinzuweisen. 7. Typhlops opisthopachys. Schnauze abgerundet; Rostrale schmal (seine Breite nur ein Viertel der Kopf breite), die Verbindungslinie der Augenvorderränder eben erreichend; so breit wie ein Nasale; Augen deutlich; 4 Supralabialia, das Oculare vollständig vom Lippenrand trennend; Nasale nicht ganz geteilt, Naht vom 2. Supralabiale ausgehend, über das unterständige (aber dicht unter dem Seitenrande liegende) Nasenloch etwas hinausgehend, aber das Rostrale nicht erreichend; Praeoculare fast so breit wie das Oculare, über dem 2. und 3., Oculare über dem 3. und 4. Supraoculare. Die vier auf das Rostrale folgenden medianen Kopfschuppen vergrößert, ebenso die seitlich angrenzende Schuppenreihe (Supraoculare in zwei folgende) quer erweitert. Schwanz kurz, doppelt so breit als lang, mit kurzem, aber sehr deutlichem Stachel; Körper mit 20 Reihen von Schuppen, von vorn nach hinten deutlich verdickt, sein Durchmesser etwa 18 mal in der Gesamt- länge enthalten. Länge 355 mm; Kopf breite 16 mm; Breite am Ende der ersten 100 mm 16, der zweiten 100 mm 19, der dritten 100 mm 22 mm. Färbung oben hellbraun, (9 Schuppenreihen) mit starkem Messingglanz; Unterseite dunkelgelb; Schwanz oben gelb, unregelmäßig dunkel gefleckt. Fundort: Tanga, Deutsch-Ostafrika. Gehört zur Gruppe IL B 1 b. in BOULENGERS Katalog, in die Nähe von T. torresianus von dieser Art aber durch den kurzen, dicken, nach hinten verbreiterten Körper, kürzeren Schwanz, weniger Schuppenreihen, schmäleres Rostrale (auch der von unten sichtbare Teil ist erheblich schmäler als bei torresianus), die viel kürzere obere und längere untere Nahtlinie des Nasale (Nasenloch weiter hinaufgerückt) und die Färbung leicht unterscheidbar. Auch unter den seit BOULENGERs Katalog beschriebenen Arten gibt es keine, die solche Körperverhältnisse auf- weist. 36 1''. WcnitT. 8. Hyla schebestana. Ziinj^o kioisförmig, liiutcn deutlich .stumpl'winklig aiisgeschuitten und frei; Vonierzähne in zwei geraden queren Gruppen hinter der Verbindungs- linie der Hinterränder der mäßig großen Choanen. Kopf etwas breiter als lang; Kopfhaut in der Frontoparietalregion mit dem Schädel verwachsen, aber nicht rauh und hinten nicht aufgebogen; Schnauze abgerundet, l'/omal so lang wie der Oibitaldurclimesser; Entfernung vom Nasenloch zum Auge gleich dem Angendurchmesser; eine dicke vertikale Falte vor dem Auge. Zügelgegend konkav, sehr schief. Durchmesser des sehr deutlichen Trommelfelles gleich zwei Drittel des Augendurchmessers. Inter- orbitalregion etwas breiter als ein oberes Augenlid. Schnauzenkante stumpf, etwas gebogen. Schwimmhaut zwischen den Fingern nur an der Basis; an den Zehen die Endidialangen, an der vierten Zehe die beiden letzten Phalangen freilassend. Durchmesser der Haftscheiben gleich dem halben des Trommelfelles. Keine Tarsarfalte; Tibiotarsalgelenk erreicht den Vorderrand des T3'mpanums. Rückenhaut beiderseits von der Mitte und in derSarsalgegend mit glatten Warzen besetzt; Unterseite grob granuliert; Kehle etwas Avarzig; eine starke Querfalte grenzt die Kehle vor den Vorderbeinen von der Brust ab; eine starke Falte über dem Tympanum. Oberseite (auch die Tibia) rotbraun, gelbbraun marmoriert, Rumpf selten hell, weitmaschig dunkel genetzt; (Tliedniaüen sonst gelbliclnveiß. schmal dunkel quergebändert; Querbänder auf der Oberseite des Femur abwechselnd dunkler und heller rotbraun, im ganzen acht; Unterseite einfarbig weiß. Länge 60 mm. Ein ? aus Kuba, mir von Herrn Apotheker Sebesta in ^50beslau, der es längere Zeit lebend gehalten hatte, freund- lichst geschenkweise überlassen und nach ihm benannt. Diese Art ist der gleichfalls kubanischen H. srjjfciifr/oiKdis nahe verwandt, jedoch durch die stärker eingeschnittene Zunge, die hinter den Choanen gelegenen Vomerzähnc, die nicht rauhe Frontoparietalhaut, die kleineren Saugscherben der Finger und Zehen, das Fehlen der Farsalfalte, die etwas kürzeren Hinterbeine und die sehr charakteristische Zeichnung leicht unterscheidbar. Eiiigegaii^ren am 2. .liiiii 1917. Ergebnisse der biologischen Untersuchungen über die Verunreinigung der Elbe bei Hamburg. Von Dr. Ernst Hentschel, Leiter der Hydrobiologischeii Abteilung des Zoologischen Museums. Mit zehn Fieruren im Text. Einleitung. In der yoiiieg-enden Schrift wird der Versuch gemacht, auf breiter und sicherer Grundlage ein biologisch begründetes Urteil über die Ver- unreinigung der Elbe aufzubauen. Es liegen schon Urteile dieser Art vor, besonders in den Arbeiten RICHARD VOLKs, sowie in Gutachten von Hofer (nicht veröffentlicht), KOLKWITZ und SCHIEMENZ; diesen allen lag- aber ein um vieles geringeres Tatsachenmaterial zugrunde, als es heute geboten werden kann. Zwar ist die Untersuchung noch immer weit davon entfernt, eine allseitige und völlig' befriedigende Einsicht in den Zusammenhang der Lebensverhältnisse im Untersuchungsgebiet und ihre Abhängigkeit von den Verunreinigungen zu geben, aber das Urteil über die Verunreinigung des Stromes hat doch den Grad von Sicherheit er- langt, welcher beim heutigen Zustande der einschlägigen biologischen Methoden erwartet werden kann. Und dieser Umstand ist es, der eine zusammenfassende Darstellung als Abschluß eines ersten Hauptabschnittes der dauernd fortzusetzenden Arbeiten berechtigt erscheinen läßt. Die Untersuchungen über den Reinheitszustand der Elbe sind in Hamburg in erster Linie Aufgabe des Hygienischen Instituts, dessen Arbeitsergebnisse aus mehr als 20 Jahren in fünf Elbberichten (nicht ver- öffentlicht) niedergelegt sind. Zur Ergänzung dieser Arbeiten dienen einerseits die der hydrobiologischen Abteilung des Zoologischen Museums, andererseits die Untersuchungen der fischereilichen Verhältnisse durch die fischereibiologische Abteilung des Museums und die Fischereidirektion. Sowohl die bakteriologischen wie die fischereibiologischen Arbeiten unter- stehen also nicht dem Verfasser, der sich in bezug auf sie in der Hauptsache nur referierend verhalten kann. Das hydi'obiologische Material — im engeren Sinne — wurde hauptsächlich in den Jahren 1913 bis 1917 gewonnen, es wurde jedoch auch das ältere veröffentlichte Material ein- gehend berücksichtigt. Das Literaturverzeichnis am Schlüsse der Arbeit gibt über dessen Zusammensetzung Auskunft. Über die topographischen Verhältnisse des Untersuchungs- gebietes und die physischen Zustände des Stromes in ihm soll 38 1"- Heiitscliel. liier nur das Notwendigste gesagt werden. ]\ranches wird bei der Be- sprechung der biologischen Untersuchungen an geeigneten Stellen nach- zutragen sein. Ausführliche Nachrichten über diese Dinge finden sich besonders in dem von der Kgl. Elbstronibauverwaltung in Magdeburg 1898 herausgegebenen Werke „Der Elbstronr' und dem Buche von AlERCKEL „Die Kanalisation der Freien und Hansestadt Hamburg". Als Grundlage der Orientierung (vgl. Fig. 3 und das Verzeichnis der Ortsnamen 8. 187) dient eine Kilometereinteilung des Stromes, die von der sächsisch-böhmischen Grenze an zählt. Bis zu den Hamburger Eib- brücken hat der Strom 619 km durchlaufen. Weiter stromaufwärts sind beachtensw(>rt die Lage von Geesthacht bei km 584, wo die TidenbeAvegung des Stronimündungsgebietes ihr Ende erreicht, und der Punkt km 609 bei Bunthaus, wo die Elbe sich in zwei gleichstarke Arme, Norder- und Süder- elbe, teilt. Eine endgültige Wiedei'vereinigung des ganzen Stromes findet bei km 633, am „Mühlenberger Loch", etwas oberhalb Blankenese, statt. Allerdings bleibt noch ein Nord- und Südfahrwasser etwa bis in die Breite zwischen Schulau (km 641) und der Lühemünduug (km 645) zu unterscheiden. Hier geht das bisher nördliche Hauptfahrwasser auf die linke (südliche) Seite des Stromes über. An der Norderelbe liegen die Städte Hamburg u^d Altona, w'eiter abwärts Blankenese usw. ; an der Süderelbe Hai"burg. Das Zwischengebiet wird dui-ch mehrere Wasserarme, besonders Reihei'stieg, Köhlbi-and, Köhl- fleth und Alte Süderelbe, in Inseln geteilt, von denen Wilhelmsburg, Finken- wärder und Altenwäi'der hervorzuheben sind. Unterhalb des Mühlenberger Lochs folgen ein paar kleinere, unbewohnte Inseln, von denen der größte Teil nur bei Ebbe sichtbar wird, die Schweinesände, der Hanskalbsand, der Lüher Sand usw. Die Norderelbe ist oberhalb der Hamburger Brücken etwa 200 bis 250 m breit und (bei mittlerem Niedrigwasser) 3 — 5 m tief, unterhalb der Brücken etwa 300 m, an der Altonaer Grenze über 400 m breit und in der Fahrrinne 7 — 9 m tief. Die wichtigeren Häfen sind meist auf 6 — 8 m Tiefe ausgebaggert. Unterhalb Finkenwärdcr, nach A\'iedervereinigung aller Arme, beträgt die Breite 3 km. Die beiden südlichen Drittel des Strombettes sind jedoch hier sehr flach. Der Hamburger Hafen (Fig. 6) zerfällt in einen kleineren Teil nörd- lich der Norderelbe, der durch einen Kanalzug (Zollkanal, Oberhafenkanal usw.) von der Stadt getrennt wird, und einen größeren südlichen. In diesem letzteren lassen sich wieder drei Hauptabschnitte unterscheiden: Die Häfen um den Hansahafen herum (oberhalb des Reiherstiegs), die Kuhwärder Häfen (zwischen Reiherstieg und Köhlbrandi und die Walters- hofer Häfen (zwischen Köhlbrand und Köhlfleth). Bei km 623,4 an den St. Pauli Landungsbrücken und dicht beim Elb- Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 39 tunnel mündet das Hauptsiel von Hamburg, das Geeststammsiel (Fig. 6 Gst.) mit drei Öffnungen, von denen die am weitesten vorgeschobene fast in der Strommitte liegt. 600 m weiter abwärts an der Grenze von Hamburg und Altona mündet das von beiden Städten gemeinsam benutzte Grenz- siel. Ihm folgen bei Altona einige kleinerer Siele aus den ufernahen Stadtteilen und schließlich, wenn man von unbedeutenderen Sielen längs des ganzen Ufers absieht, bei Othmarschen (km 628,8), gegenüber dem Yachthafen, das Hauptsiel von Altona. Die Hamburger Hafenanlagen an der Südseite der Norderelbe von oberhalb der Brücken bis fast zum Köhlbrand entwässern durch ein Siel in den Reiherstieg bei den über diesen Flußarm führenden Brücken. Hier wie am Geeststammsiel und dem Altonaer Hauptsiel findet eine mechanische Vorreinigung des ein- geleiteten Abwassers durch Abfischvorrichtungen statt. Die Stadt Harbui'g entwässert in die Süderelbe. Von in der Ausführung begriffenen strombaulichen Unternehmungen, die für die Verunreinigungsfrage Bedeutung haben, ist besonders die fort- schreitende Regulierung des Fahrwassers zwischen Finkenwärder und Schulau hervorzuheben, die zu einer allmählichen Verlandung des Gebietes der Sande führen wird. Bis jetzt ist ein 6 km langer Leitdamm an der Nordseite der Sande aufgeführt worden (vgl. Fig. 3), an den sich andere Dammbauten zwischen ihm und dem linken (Süd-) Ufer anschließen. Die Höhe dieser Dämme entspricht dem mittleren Niedrigwasser. Die Wasserverhältnisse der Elbe bei Hamburg werden durch den Einfluß der Tiden außerordentlich kompliziert. Wasserstand und Strom- geschwindigkeit wechseln von Stunde zu Stunde. Der Ebbestrom dauert etwa 8, der Flutstrom 4V2 Stunden. Der Wasserstandsunterschied zwischen Hochwasser und Niedrigwasser beträgt durchschnittlich 1,8 bis 2 m. Das Wasser ist jedoch bei Hamburg reines Süßwasser. Erst in der Breite von Glückstadt, etwa 55 km unterhalb Hamburgs, läßt sich ein Einfluß des Salz- wassers der Nordsee nachweisen. Übrigens hat aber die Elbe auch bei Hamburg einen beträchtlichen Salzgehalt sowie große Härte, infolge der oberhalb stattfindenden Einleitung von Kaliabwässern. Die Wasserführung der Norderelbe bei Hamburg schwankt zwischen 15 und 60 Millionen cbni und wird für Mittelwasser auf 25— 30 Millionen cbm in 24 Stunden angegeben. Ebensoviel geht durch die Süderelbe. Unter Berücksichtigung der Einwohnerzahlen der Städte Hamburg und Altona und der Kanalisationsverhältnisse konnte man im Jahre 1910 mit rund 200 000 cbm Abwässern in 24 Stunden rechnen, woraus sich eine etwa 150 fache Verdünnung im Vorfluter ergeben würde. Die Abwässer anderen Ursprungs fallen daneben nicht ins Gewicht. Von den Methoden der biologischen Untersuchung wird das Not- wendigste im Text gesagt. Ich beabsichtige, sie später an anderer Stelle 40 E. Heutschel. ausführlich zu besprechen. Es versteht sich von selbst, daß in einem verhält nisniäüif»" so jungen Arbeitsoebiete, Avie es die biologische Abwasser- untersuchung ist, und bei der Eigenart der örtlichen Verhältnisse die Ausarbeitung geeigneter Methoden noch einen Hauptteil der Arbeiten ausmachen nnißte. Auch in der Zukunft wird noch sehr mit dieser zeit- raubenden und an ]\Iißerfolgen reichen Tätigkeit gereclinet werden müssen. Charakteristisch für die Arbeitsweise war das Hinstreben nach quanti- tativen ]\Iethoden. Diese Richtung der Arbeiten ergab sich zunächst aus den vorliegenden Aufgaben rein als praktische Notwendigkeit, sie wurde aber mehr und mehr zu einer grundsätzlichen. Ich bin überzeugt, daß mir auf diesem Wege methodischer Vervollkommnung die biologische Untersuchung von Wasserverunreinigungen zu dei- großen Bedeutung kommen kann, welche sie ohne Zweifel in der Zukunft gewinnen wird. Ein ]\rangel der Arbeit liegt in einer gewissen Ungleiclimäßigkeit der Behandlung sowohl der verschiedenen Lebensgemeinschaften wie auch der verschiedenen Teile des Gebietes. Man wird ihr dennoch nicht den Vorwurf der UnvoUständigkeit machen können. Die Aufgabe kann als gelöst gelten, wenn ein klares Bild der biologischen Verhältnisse, soweit sie unter dem Einfluß von Verunreinigungen stehen, und ein sicheres Urteil über diese Verunreinigungen, soweit das nach dem heutigen Stande der biologischen Abwasseruntersuchung möglich ist, gegeben werden kann. Welche Mittel und AVege biologischer Untersuchung zur Erreichung dieses Zieles benutzt worden sind, welche — besonders wegen der durch den Krieg gegebenen ungünstigen Verhältnisse (z. B. Mangel an Barkassen und an Hilfskräften, polizeiliche Beschränkungen usw.) — in den Hintergrund treten mußten, ist dabei von geringem Belang. Große Schwierigkeiten bot, wie bei allen derartigen Untersuchungen, die Ableitung des praktischen Urteils aus den wissen- schaftlichen Feststellungen. Es steht außer Zweifel, daß die Stromverunreinigung charakteristische Veränderungen in den biologischen Verhältnissen bedingt. Auf diesen Zusammenhang griindet sich ja die Möglichkeit einer biologischen ^Methode der Abwasseruntersuchung. Aber wie die Einzelerscheinung im Tier- und Pflanzenleben mit dem Ursachenkomplex zusammenhängt, welche Ursachengröße der nach- weisbaren \\'irkungsgröße entspricht, welcher Wert demnach den einzelnen biologischen Befunden beizulegen ist, das ist leider noch sehr unsicher. Rein wissenschaftlich handelt es sich bei einer Frage wie der vorliegenden immer um eine Untersuchung über die Störung und Wiederherstellung des dynamischen Gleichgewichts im Stoffwechsel des Flusses. \\'as zur Lösung dieser Aufgabe hier geleistet wird und überhaupt mit den heutigen ]\ritteln geleistet werden kann, ist nicht viel mehr als eine Beschreibung der Gleichgewichtsverschiebungen. Ergebnisse der biologischen l'ntersuchungen. 41 Man wird sich nicht verhehlen können, daß man damit nur ganz an der Oberfläche des Problems bleibt. Eine Erklärung der Gleichgewichts- verschiebungen aus ihren Ursachen und eine Beurteilung dieser Ur- sachen aus ihren Wirkungen wird aber bei der praktischen Fragestellung gefordert. Was in dieser Richtung möglich ist, beschränkt sich im all- gemeinen auf mehr oder weniger sichere Feststellungen von ^^^ahr- scheinlichkeiten. Es ist nicht zu vermeiden, daß viele Rückschlüsse von der Wirkung auf die Ursache angreifbar bleiben. Wenn ich trotzdem davon sprach, daß das Urteil eine befriedigende Sicherheit erlangt habe, so gründe ich mich dabei besonders auf das Zusammenstimmen vieler einzelner Erfahrungen zu einer in sich geschlossenen und einheitlichen Gesamtanschauung. Glaubt man, das Endurteil angreifen zu können, so wird man dies demnach nur auf Grund der Gesamtbefunde und nicht auf Grund einzelner, etwa zweifelhafter Folgerungen aus Einzelbefunden tun dürfen. Die Sicherheit des Urteils wird ferner wesentlich bestärkt durch das gute Zusammenstimmen der biologischen Ergebnisse mit den bakteriologischen und chemischen des Hygienischen Instituts. Erwähnt sei noch, daß jede Polemik grundsätzlich vermieden worden ist. Es ist daher auch auf die zahlreichen den Gegenstand betreffenden, aber ihn ganz abweichend beurteilenden Schriften des Herrn Sanitätsrats Dr. Bonne in Klein-Flottbeck nur sehr wenig eingegangen. Wenn, wie es hier geschieht, ein umfangreiches, neues und eigenartiges wissenschaft- liches Material zur Beurteilung einer praktischen Frage beigebracht wird, so ist eine Revision der früher über den Gegenstand gefällten Urteile unumgänglich. Man darf daher zunächst abwarten, ob die Meinungs- verschiedenheiten der Beurteiler sich verringern, das Urteil einheitlicher und damit die Grundlage für praktische Arbeiten sicherer wird. Ich habe hier noch hervorzuheben, daß ich bei der Ausführung der Untersuchungen vielfache, bereitwillige Unterstützung von anderen ham- burgischen Beamten erfahren habe, die mich in hohem Grade zu Dank verpflichtet. Dem Hygienischen Institut, der Fischereidirektion, der Stroni- bauverwaltung und dem Hafenarzt habe ich für die Erlaubnis der Be- nutzung ihrer Fahrzeuge zu danken. Der Strombauverwaltung und der Verwaltung des Sielwesens bin ich für Auskünfte, Kartenmaterial und Akten, die ich verwerten durfte, verpflichtet. Fahrtprotokolle der Fischerei- direktion haben mir zur Einsicht vorgelegen. Besonders zu danken habe ich den Beamten des Hygienischen Instituts und dem Leiter der Fischerei- biologischen Abteilung des Zoologischen Museums, sowie Herrn A. H. Selk vom Institut für Allgemeine Botanik für vielfache wissenschaftliche Unter- stützung und Beratung. Auch der verstorbene Prof. HOFER in München und Prof. KOLKWITZ in Dahlem haben mit wertvollen Ratschlägen meine Arbeiten gefördert. Herr Dr. KAMMANN, wissenschaftlicher Assistent am 42 E. Hentschel. Hygienischen Institut, in dessen Gemeinschaft ein großer Teil der Arbeiten im Freien ausgeführt wurde, hat mir unablässig in der liebenswürdigsten Weise mit Rat und Tat geholfen. Vor allem aber habe ich den Anteil hervorzuheben, den der Direktor des Zoologischen ]\[useums und frühere Leiter der Hydrobiologischen Abteilung, Prof. liOHMAXX. an den Arbeiten hat. Die Untersuchungen aus dem Jahre 1913 und dem ersten Viertel- jahr 1914 sowie die Hauptmasse der Planktonuntei'suchungen bis zum Jahre 1916 sind sein Eigentum. Seit ich im April 1914 die Leitung der Hydrobiologischen Abteilung des Museums übernommen habe, hat Prof. LOHMANX dauernd einen so lebendigen Anteil an meinen Arbeiten ge- nommen, daß ich sein hohes Verdienst um das Zustandekommen der vor- liegenden Arbeit von meinem eigenen Anteil nicht mehr zu trennen vermag. Außer den Genannten möchte ich besonders den Herren Fischereiinspektor DUGE. Prof. DUNBAR, Prof. EHRENBAUM, Prof. KiSTER, Baurat LANG, "Wasserbauinspektor LORENZEN und Fischereidirektor LÜBBERT hier meinen Dank aussprechen. A. Die biologischen Verhältnisse im Verunreinigungsgebiet. Xnr insofern die Lebensverhältnisse in der Elbe bei Hamburg und in seiner engeren oder weiteren Umgebung Einflüsse von Verunreinigungen des Stromes erkennen oder wenigstens vermuten lassen, sollen sie hier zur Darstellung gebracht werden. Ich gehe dabei von der Vorstellung aus, daß der Strom im ganzen einen gewissen biologischen Normalzustand besitzt, der an dieser Stelle, wo das Wasser ein dicht bevölkertes und mannigfaltig ausgebautes Gebiet durchströmt, Störungen erleidet, der aber eine gewisse Strecke weiter abwärts wieder hergestellt ist. Verunreinigungen durch Faktoren der menschlichen Kultur und Wiederreinigung durch Faktoren, die in seinen natürlichen Verhältnissen gegeben sind, treten in eine GegeuAvirkung zueinander. Von oben nach unten fortschreitend beobachtet man eine Zunahme der Verunreinigungen, weiter einen Maximal- zustand, dann eine Wiederabnahme, bis der Normalzustand wieder mehr oder weniger vollkommen erreicht ist. Dieser Gang der Veränderungen kommt in den Lebensverhältnissen der Organismen zum Ausdruck, und darauf beruht es, daß diese zur Beurteilung sowohl der Verunreinigungen wie der Selbstreinigungsvorgänge nach ihrer Natur, ihrer Stärke, ihrer Ausdehnung, auch wohl ihren Ursachen und ihrer Gefährlichkeit benutzt werden können. Es dürfte nicht eine einzige Art von Tieren ader Pflanzen geben, welche von den Verunreinigungen unbeeinflußt bliebe. Dieser Einfluß ist aber naturgemäß nach Art und Stärke weit verschieden. Er ist ferner für die wissenschaftliche Beobachtung in ganz verschiedenem Grade nach- weisbar. Bei vielen Arten können wir nicht die geringsten Veränderungen im Verunreinigungsgebiet feststellen, bei anderen sind sie so auffallend, daß sie auch dem Laien sofort in die Augen springen. Der Wert der Arten für die Bildung des gewünschten Urteils ist deswegen außer- ordentlich ungleich. Den Höchstwert muß man denjenigen Tieren und Pflanzen zusprechen, welche die größte Empfindlichkeit gegen Ver- unreinigungen zeigen, sei es nun derart, daß sie unter ihrem Einfluß leiden und zugrunde gehen, oder derart, daß ihr Leben dadurch ganz ausnahmsweise begünstigt und gefördert wird. Man hat solche als Leit- 4* 44 E. Hentschel. formen, Leitorganismon bozoiclinct. Von iliiion wird weiter unten mit besonderer Ansfidirlickeit die Rede sein. Hier sollen zunächst Fauna und Flora der Klbe in ihrer Gesamtheit nach in sich geschlossenen ' Lebensgemeinschaften, möglichst ohne wesentliche Bevorzugung einzelner Arten, behandelt werden. Der Vorzug der Lebensgemeinschaften für die Beurteilung von Ver- unreinigungsfragen liegt in der ^Mannigfaltigkeit ihrer Merkmale, der der Leitformen in der Enge und Deutliclikeit ihrer Beziehungen zu den Verunreinigungen. Die Beobachtungen an den Leitformen sind eindeutiger, die an den Lebensgemeinschaften vielseitiger. Jene sind in ihrer Ein- fachheit bestimmter, diese in ihrer vielseitigen Begründung sicherer. Wenn man aus beiden Betrachtungsweisen des Lebens im Strom die Anzeichen für den Verunreinigungszustand zusammenträgt, so ist zu hoffen, daß das auf diese Anzeichen gegründete Urteil klare Bestimmtheit und sichere Begründung miteinander verbinden wird. Der Unterschied in der Behandlungsweise beider Mei'kmalsgruppen liegt zunächst einfach darin, daß bei den Lebensgemeinschaften alle, bei den Leitformen nur einige Organismen besprochen werden. Wichtiger aber ist, daß dort die Vergesellschaftung in Betracht gezogen wird, hier nicht. Da die Leitformen in den Lebensgemeinschaften eine Rolle mit- spielen müssen, oft sogar die Hauptrolle spielen, so sind AMederholungen in ihrer Behandlung nicht zu vermeiden. Man könnte sie herabmindern, wenn man die Besprechung der Leitformen in die der betreffenden Lebens- gemeinschaften einfügte, doch schien die Einheitlichkeit der Betrachtungs- weise, die Gruppierung nach den Methoden der Untersuchung, wie sie bei der Trennung von Leitorganismen und Lebensgemeinschaften sattfindet, für die Urteilsentwicklung günstiger zu sein. Man wird bei der gcAVählten Behandlungsweise auf breitem Unterbau die Hauptergebnisse sich eiheberi und diese in biesonders bestimmt umrissenen Sonderergebnissen gipfeln sehen. I. Die Lebensgemeinschaften. Man versteht unter einer Lebensgemeinschaft die Gesamtheit der Lebewesen, Tiere, Pflanzen und Bakterien, welche sich in einem natürlichen Bezirk vereinigt finden und demgemäß sowohl unter den gleichen Ein- flüssen der Umgebung stehen wie auch vielfältig voneinander abhängig sind. Die verschiedenen Lebensgemeinschaften des Stromes stehen zwar alle in recht engen Beziehungen zueinander; man kann ein vollständiges Bild jeder einzelnen nicht entwerfen, ohne aucli die anderen zu berühren, aber die Art zu reagieren, die Art, Veruiu-einigungen aufzunehmen und Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 45 unter ihrem Einflüsse sich zu verändern, ist für jede eine besondere. Jede für sich bringt die Wechselwirkung zwischen verunreinigenden und reinigenden Faktoren im Strome auf ihre eigene Weise zum Ausdruck. Daher ist es berechtigt, das Gesamtleben der Elbe bei Hamburg in dieser Weise aufgeteilt zu besprechen und erst zum Schlüsse eine Zusammen- fassung des Ganzen zu versuchen. Es sind immer ganz l^estimmte Lebensäui3erungen, durch die jedes Glied einer Lebensgemeinschaft auf die Verunreinigungen reagiert. Von ihnen ist vor allen die Vermehrung wichtig, weil sie sich in Zahlen zu erkennen gibt und dadurch wissenschaftlich greifbar wird. Die Ver- mehrungsraten der einzelnen Arten bestimmen die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaft. Doch ist der zahlenmäßige Ausdruck dieser Zusammensetzung nur ein grober, mehr oder weniger äußerlicher. Erst die Einsicht in die Lebensweise der einzelnen Arten ermöglicht es, die Zahlen richtig zu deuten. Nicht was und wieviel vorkommt, sondern wie das Vorkommende lebt, gibt eine deutliche Antwort auf die Frage nach dem Einflüsse der Verunreinigungen. Die Lebensweise, insofern sie durch die ungewöhnlichen Einflüsse umgestaltet, und zwar mehr oder weniger für viele Arten in gleichem Sinne umgestaltet wird, ist das Verbindende der Glieder der Gemeinschaft, nicht das Zusammenvorkommen. Um den Einfluß einer Verunreinigung aus der Beschaffenheit einer Lebensgemeinschaft abzulesen, ist es nötig, ihre systematisch und statistisch analysierbare Zusammensetzung aus der Lebensweise zu deuten. Sind wir schon von diesem Ziele noch w^eit entfernt, so bleibt es doch das Ziel, das allein den Weg der Urteilsbildung bestimmen kann. Die Lebensgemeinschaften, welche im folgenden unterschieden werden, sind: Das Plankton oder die wesentlich passiv im Strom treibende Masse kleinster Organismen; das Nekton oder die Gemeinschaft der vorwiegend aktiv beweglichen größeren Tiere, welche im Süßwasser nur durch die Fische dargestellt wird; das Benthal des Grundes, bei dem hier bloß die Organismen des losen Bodens besprochen werden sollen; der Bewuchs oder alle an feste Gegenstände gebundenen ebenfalls benthonischen Tiere und Pflanzen; schließlich die Lebewelt des Schorregebiets, d. h. der Zone nahe dem Ufer, welche bei Ebbe trocken fällt, bei Flut überflutet wird und ebenfalls zum Benthal gehört. a) Das Plankton. Als die reichste Lebensgemeinschaft an Arten und Individuen sowie als die, welche räumlich bei weitem die ausgedehnteste ist, muß das Plankton im Gesamtbilde des Lebens im Strom durchaus im Vordergründe stehen. Auch dürfte es für die eine Hälfte der hier zu untersuchenden 46 E. Hentschel. Vorgänge, nämlich für die Selbstreinigung des Gewässers, also als den Verunreinigungen gegenüber aktive Lebensgemeinschaft, tatsächlich die größte Bedeutung haben. Für das Studium der anderen Hälfte, der Um- gestaltung durch die Verunreinigungen, also als passive Lebensgemeinschaft, tritt es jedoch, wie weiter unten gezeigt werden soll, ganz zurück, tritt es an die letzte Stelle. Allerdings ist dieser Satz nur daini richtig, wenn man die Betrachtung auf die Tiere und Bilanzen beschränkt und die Bakterien ausschaltet. Der Gesamtzustand dieser Lebensgemeinschaft, wie sie oberhalb Hamburgs beschaffen ist, entspricht durchaus dem in allen anderen, nicht wesentlich durch menschliche Einflüsse veränderten Stromgebieten. Ein genaueres Eingehen auf ihre Zusannnensetzung wird durch die ausführliche Darstellung des Elbeplanktons, wie es in der Gegend von Spadenland beschaffen ist, durch VOLK (1903) überflüssig gemacht. Doch werden einige Ergänzungen in bezug auf die Mengenverhältnisse der ein- zelnen Bestandteile und die jahreszeitlichen Veränderungen, wie sie sich auf Grund noch nicht veröffentlichter Untersuchunggn von Prof. LOHMANN über das Nannoplankton heute geben lassen, für das Verständnis der Lebensweise des Planktons im Verunreinigungsgebiet und seiner Bedeutung für die Selbstreinigung des Stromes wertvoll sein. Die SA'stematische Zählung auch jener kleinsten Organismen, welche das feine Seidengazenetz nicht vollständig zu fangen vermag, wie sie Prof. Lohmann drei Jahre hindurch, zum Teil unter meiner Beihilfe, aus- geführt hat, ergibt in der Hauptsache folgendes. Die Zusammensetzung und die Mengenverhältnisse des Planktons im Strome bei St. Pauli zeigen eine deutliche Abhängigkeit vom Wechsel der Jahreszeiten. Teils wird es die Temperatur, noch mehr vielleicht das Licht sein, welches die Schwankungen bedingt. Das Gesamtplankton hat nach der Zahl der Indi- viduen (d. li. bei den Protisten der Zellen) im Winter einen sehr tiefen, im Sommer einen sehr hohen Stand. Vom März an findet ein schnelles Ansteigen statt. Maximale Werte pflegen im Juli oder August erreicht zu werden. Dann erfolgt erneutes Absinken, und schließlich währt vom November bis Februar wieder die Zeit des Tiefstandes, die „Tief zeit", im Gegensatze zur ,.Hochzeit" des Sommers. Untersucht man die Beteili- gung der einzelnen Pflanzen- und Tiergruppen am Plankton und seinem jahreszeitlichen Wechsel, so sieht man, daß die Pflanzen bei weitem die Tiere an Menge übertreffen. Sie waren in den Jahresdurchschnitten der drei Jahre 1913 bis 191G zwischen 18- und 56mal zahlreicher als die Tiere. Nach den Befunden für den Jahi-gang 1914/15 sind es vor allem die Diatomeen (Kiesel algen), die so charakteristisch im „Flußplankton" vorzuherrschen pflegen. Daneben kommen in abnehmender Bedeutung die Chlorophycecn, die Schizophyceen (besonders 6V6//A>-o(7/^-//6) usw. in Betracht. Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 47 Die Maxima dieser verschiedenen Pflanzengruppen liegen zwar alle im Sommer, aber zu verschiedenen Zeiten, so daß sie sich gegenseitig ablösen und bald die eine, bald die andere mehr in den Vordergrund tritt. Auch die Maxima der höheren Tiere, wie besonders der Rädertierchen (Rotatorien) liegen im Sommer. Dies ist eine selbstverständliche Notwendigkeit aus Gründen der Ernährung. Denn wie die Chromatophoren tragenden Pflanzen für ihre Ernährung vom Licht, so sind die höheren Tiere von den Pflanzen abhängig, die ihnen zur Nahrung dienen. Wie die Pflanzen ihre stärkste Vegetation zur Lichtzeit haben, so haben die Tiere dann ihre „Weidezeit", der eine „Hungerzeit" im Winter gegenübersteht. Für alle diese Eigentümlichkeiten der .Tahreskurven sind die allge- meinen natürlichen Verhältnisse im Strom augenscheinlich so vorwiegend maßgebend, daß ein Einfluß der Verunreinigungen des Wassers durchaus unerkennbar bleibt. Wie verhält es sich nun aber, wenn man verschiedene Jahre miteinander vergleicht? Sowohl die Untersuchungen von VOLK wie die von Lohmann haben gezeigt, daß die Unterschiede eines Sommers vom anderen recht beträchtliche sein können. VOLKs Studien über die Ver- hältnisse in den Jaliren 1904 und 1905 beschäftigten sich speziell mit dieser Frage unter dem Gesichtspunkt des Einflusses der Abwässer. Die Verdünnung der Abwässer mußte in dem ganz ungewöhnlich trockenen Jahre 1904 eine wesentlich geringere sein als in dem normalen Jahre 1905. Trotzdem zeigte das Plankton im ganzen durchaus normale Verhältnisse. Volk konnte nur (1906, S. 29) eine beträchtliche Überzahl der Wimper- infusorien, besonders Paramaecmm und Sfentor coerulens, im Jahre 1904 gegen 1905 feststellen, jedoch waren diese vielleicht durch Abwässer begünstigten Organismen überall in der Elbe, sogar oberhalb von Hamburg reichlicher als unterhalb, zu finden. Also auch in diesem besonders günsti- gen Falle war ein Einfluß der Hamburger Abwässer auf das Plankton nicht nachweisbar. Eine Sonderstellung unter den Organismen des Nannoplanktons nehmen die Zooflagellaten ein, jene meist sehr kleinen, farblosen Geißel- tierchen, der Gattungen Bodo, Monas usw., die sich in jeder Zentrifugen- probe finden und die Hauptmenge der Tiere ausmachen. Sie haben das ganze Jahr hindurch auffallend beständige Zahlen, zeigen kein aus- geprägtes Maximum oder Minimum und lassen keinen gesetzmäßigen Zusammenhang mit den Pflanzen oder mit Wärme und Licht erkennen. Das ist sehr bemerkenswert und zeigt zum wenigsten, daß ihre Nahrung das ganze Jahr hindurch ziemlich gleichmäßig vorhanden ist, mag diese Nahrung nun — man weiß darüber nicht viel — vorwiegend aus Bakterien, aus Detrituspartikeln oder aus gelösten organischen Stoffen bestehen. Naturgemäß überwiegen während des größten Teiles des Jahres die 48 ^- Hentschel. Pflanzen sanz bodontcnd über die Zooflagellaten. da sie aber im Winter auf einen sehr tiefen Stand kommen, so kann eine Zeit eintreten, wo die immer ziemlich gleichmäßig vorhandenen Tiere, d. h. eben besonders die Zooflagellaten. vorherrschen. In d(^r Tat können in den ^Fonaten November bis Februar die Tiere 50 "/o und mehr der gesamten Oi-ganismen aus- machen, während von März bis Oktober die Pflanzen gewöhnlieli um ein Vielfaches überwiegen. Obwohl bis jetzt auch an den Zooflagellaten, ab- gesehen von der mehr pseudoplanktonischen Anfliopliijsa vegetans (vgl. S. 151), kein Einfluß der Verunreinigungen nachgewiesen werden konnte, ist ein solcher doch sehr wahrscheinlich. Sowohl die große Rolle, die bei ihnen die ,.saprozoische" Ernährungsweise durch fäulnisfähige organische Substanzen zu spielen scheint, wie auch ihre verhältnismäßig große Ver- mehrungsgeschwindigkeit müssen sie ganz besonders den Abwassereinflüssen zugänglich machen. Die Untersuchungen haben ferner gezeigt, daß in bezug auf den Planktongehalt örtliche Unterschiede bestehen. Es wäre daher zu ])rüfen, ob etwa in diesen Untei'schieden ein Einfluß von Verunreinigungen zum Ausdruck kommt. Die Arbeiten von VOLK (1907, S. 43 u. a.) hatten ergeben, daß die Hafenbecken, zumal wenn sie atn einen Ende blind geschlossen sind, sich ebenso zum offenen Strom verhalten wie andere ruhige Seitengewässer, also z. B. Altwässer. Gerade wie diese sind sie Brutstätten des Planktons, von denen aus der Strom regelmäßig gespeist wird. Ihr Planktonreichtum ist ein sehr bedeutender. Zumal die Fülle von Krustern der Gattung Bosynina [Bosynina longirostriff-cornnfa Jur.) ist im Sommer außerordentlich groß, da' diese Tiere z. B. im Indiahafen zu Millionen im Kubikmeter vorkommen können, ja selbst im Jahresmittel zur Zeit der VOLKschen Untersuchungen (1901/02) über eine Million im Kubikmeter ausmachten. Auch bei den Rädertierchen findet in den Hafenbecken gegenüber dem Strom eine Veränderung statt, doch betrifft sie mehr die Zusammensetzung der Fauna als die Menge der Tiere (VOLK 1903, S. 84). Besonders die VOLKsche Tabelle 9 (a. a. 0. S. 148/49) zeigt das verschiedenartige Verhalten im offenen Strom und in den Häfen. Untersuchungen, welche ich neuerdings nach der von KOLKWiTZ (1911c, S. 511) empfohlenen ]\rethode der Durchseihung von je 50 Litei'U Wasser und nachfolgender Zählung der Organismen gemacht habe, führten zu ähnlichen Ergebnissen. Insofern nun im Plankton irgendwelcher Art eine Anreicherung in den Hafenbecken gegenüber dem offenen Strom nachzuweisen ist, muß angenommen werden, daß die günstigen Lebensbedingungen des ruhigen Wassers dabei zur Geltung kommen. Ob zugleich auch, und in welchem Grade, die Zuführung nahrhafter Verunreinigungen eine Rolle spielt, kann zur Zeit nicht ausgemacht werden. Beachtenswert in bezug auf die Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 49 Fra^e nach den biologischen Wirkungen der Verunreinigungen ist aber die Tatsache der qualitativen und quantitativen Eigenart des Hafenbecken- planktons insofern, als sie zeigt, daß es im Untersuchungsgebiet Stellen gibt, wo das Plankton einen dauernden Aufenthalt hat, wo die Be- wegung der AVassermassen für eine allgemeine Durchmischung zu langsam ist. An solchen Stellen ist augenscheinlich die Zeit für dauernde Neu- bildungen, für die Entwicklung langer Reihen von Generationen vorhanden. Wenn an diese Stellen Abwässer hinkommen, so können sie, was im schnell vorübereilenden Strom kaum möglich ist, dem Plankton ein eigen- artiges Gepräge verleihen. Für die Verunreinigungsfragen verdient also das Hafenbeckenplankton, zumal das Nannoplankton, ganz besonders vielleicht das der Zooflagellaten, eine Beachtung, welche derjenigen der an den Ort gebundenen benthonischen Organismen nahekommt. Allerdings ist ja der Zufluß von Abwässern vom Strom aus gerade hier minimal. AVenn im Strombette selbst durch den Einfluß von Abwässern örtliche Unterschiede der Beschaffenheit des Planktons überhaupt ein- treten, so müssen sie sich unterhalb der Sielmündungen geltend machen. Unter den Verhältnissen von Hamburg kompliziert sich das allerdings durch die Tiden, aber vielleicht ist deren AVirkung nicht nur eine für die Be- obachtung ungünstige, verwischende. Denn die Aufwärtsbewegung des Wassers mit der Flut und der Anstau beim Tidenwechsel haben ja augenscheinlich zur Folge, daß die Zeit, während deren das Plankton der Einwirkung " der Abwässer ausgesetzt sein kann, eine wesentlich längere ist, als unter den einfacheren Verhältnissen im Oberlauf des Stromes. In bezug auf manche Bestandteile des Nannoplanktons wird diese Zeit vielleicht für das Zustandekommen einer nachweisbaren Ein- wirkung genügen. Die bisher darauf gerichteten Untersuchungen waren zu wenig eingehend, um ein klares Ergebnis zeitigen zu können. Dagegen sind die Verhältnisse des wesentlich leichter zu untersuchenden Netz- planktons gut bekannt. Eingehende Untersuchungen von A^OLK (s. be- sonders Volk 1906) nebst ergänzenden Beobachtungen von LOHMANN und mir haben ein recht klares Bild dieser Verhältnisse geliefert. Diatomeen (Kieselalgen), Rotatorien (Rädertierchen) und Crustaceen (Kruster) sind überall in der Niederelbe die Hauptbestandteile des gröberen Planktons. In bezug auf die Rädertierfauna tritt, wie es scheint, unter- halb Hamburgs zunächst keine wesentliche Änderung ein, dagegen werden ziemlich bald neue Formen von Kieselalgen und eine neue Art von Krustern herrschend, die dann bis hinab an die Mündung die Charakter- formen des Planktons bleiben. Unter den Diatomeen treten größere Formen vom „Trommel typus" auf, die der Gattung Cosdnodisms angehören, unter den Krustern eine Copepodenart Ettrytemora offiyiis. Daß diese Neuerscheinungen in der qualitativen Zusammensetzung des Planktons 50 E. Hentschel. mit von Hamburg ausgehenden Kintlüssen zu tun liättcn. ist ausgeschlossen. Dieselben Organismen sind für die Mündungsgebiete auch der anderen in die Nordsee mündenden Ströme charakteristisch, ja man beobaclitet das Auftreten von Diatomeen vom „Trommoltypus" auch in der ]\Iündung des Amazonenstromes, wo wesentliche kulturelh^ EiiiÜüsse nicht vorliegen können. Es handelt sich um Organismen der Mündungsgebiete, die nicht an die Grenze des Salzwassers gebunden sind, aber auch nicht sehr weit darüber «hinausgehen. Denkbar wäre es immerhin, daß die Tatsache, daß sie gerade bei Hamburg im wesentlichen ihr Ende erreichen, mit dem Einflüsse des Abwassers zusammenhinge, aber der Umstand, daß die Grenze in der Süderelbe, wo derartige Einflüsse nur minimal sind, in derselben Breite liegt, macht auch diese Annahme wenig wahrscheinlich. In quantitativer Beziehung beschränken sich die YOLKschen Unter- suchungen des Netzplanktons unterhalb Hamburgs auf die höheren Tiere, Crustaceen und liotatorieii. Über das Vorkommen von Cüscinodisciis, dessen Verbreitung in hohem Grade der von Eurytemora entspricht, kann ich einige ergänzende Angaben machen. Volk gibt (lÜOG, S. 86—88) folgende Zahlen über die Menge der Copepoden im Kubikmeter, einerseits oberhalb von Hamburg bei Bunt- haus (km 609), andererseits unterhalb bei Schulau (km 641), wobei es sich an der unteren Station so gut wie ausschließlich um Earyfpmoya handeln wird: Copepoden in 1 cbm Wasser 1904: 9. Sept. 13. Sept. 20. Sept. 27. Sept. 30. Sept. 10. Okt. Durch- 1905 : .'). ., 12. „ 19. „ 26. ,. 3. Okt. 10. „ schnitt 1904 Ob. Stat. . . 800 — — — — — 133 Unt. Stat. . ;30 i ^ OJ ^ >o << CO ^ OD Qß 02 O) a> fe S O) bp '^ 3 'Ö) a :eS :ci • fH a r^ OJ f/; OJ :3 CO 'S 'S o CS ci £ o CO CD 'C D OD -7^ CO OJ 'S S 3 TS Oh is- r,r o > CJ 5 S CD 'S c Oß lä p CO CD 'S »2 s > CO s o ?; P OD TS OD 'tn <ü 3 TS S i-^ S ° 3 Ö J w « & -^ a3 3 ^ I— I :3 'S 54 E. Hentschel. ausgeführt. Es ergab sich, daß dieNaiiplicii, die wichtigste Rädertiergattung Ihachionm und Coscinodistu.s augenscheinlich eine maximale Kntwicklung in derselben Gegend wie Eurytemora hatten. Anders verhielt sich die Diatomeengattung Mehsira mit maximalem Auftreten oberhalb Falkenstein. Von ihr hat schon VOLK nachgewiesen, daß sie mehr der oberen Elbe angehört. Die übrigen Organismen sind zu selten, um in Betracht zu kommen. VAne dritte Reihe von Fängen entstammt einer Fahrt mit der Barkasse der Fischcreidirektion am 20. März 1917 von 11 a. m. bis 2^'2 p. m. von Finkenwärder bis Brunshausen bei Ebbe. Die Barkasse hielt sich, um Schutz zu haben, nahe dem Südufer, kreuzte den Strom unterhalb Twielen- fleth (Nr. 24, km 653) und blieb dann an der Nordseite. Sie bewegte sich also in oft großer Entfernung vom Hauptstrom und durchfuhr das flache Gebiet südlich der „Sande" seiner ganzen Länge nach. Proben von je .330 ccm wurden an 30 Stellen in je 1 km Abstand voneinander entnommen, konserviert und für alle größeren Organismen durchgezählt. \q\\ Eurytemora wurden nur 2 Copepoditen und 18 Nauplien auf der ganzen Strecke gefangen, dagegen fand sich Cof;cinodisrm reichlich. Um die Schwankungen ihrer Volksstärke (vgl. die Tabelle) zum Ausdruck zu bringen, habe ich eine Kurve auf Grund der Einzelbefunde und eine zweite wieder auf Grund der Mittelwerte von je drei Fängen gezeichnet (Fig. 1, III und IV). Da- neben habe ich eine Kurve gesetzt (II), aus der sich der jeweilige Abstand der Fangstelle von der Mittellinie des Hauptfahrwassers ablesen und ferner ihre Lagebeziehung zu den Sänden erkennen läßt. Man sieht aus diesen Kurven, daß nach anfangs sehr geringen Werten im Gebiet hinter den Schweinesänden alsbald hohe Volksstärken auftreten und im allgemeinen auch beibehalten werden. Einen auffallend niedrigen Wert ergab die Strommitte unterhalb Twielenfleth (vgl. Kurve III mit ID. Danach blieben längs des Nordufers die Zahlen bei geringen Schwankungen mäßig hoch. Ein Unterschied der Bevölkerungsdichte zwischen dem Fahrwasser und den stillen, durch die Sande geschützten Seitengewässern scheint also deutlich hciTorzutreten. Ja, vielleicht ist auch da, wo keine Sande vorgelagert sind, wie oberhalb der Estemün- dung (E), nahe der Lühemündung (L) und im Gebiet der Schwingemün- dung (S) noch ein Unterschied gegenüber dem offenen Fahrwassei- zum Ausdruck gekommen, und ferner scheint bei einem Vergleich dieser drei einigermaßen untereinander ähnlichen Strecken (Nr. 1 — 4, 15—18 und 25-30) wieder das Aufsteigen bis zur Lühemündung und ein langsamerer Wiederabfall angedeutet zu sein wie in der Kurve I und in der Kurve der oben besprochenen Schätzungswerte. Dieselbe Erscheinung tritt hervor, w^enn man in der Tabelle die Nauplien aus je drei Fängen zusammen- faßt. Mehsira, deren Zahlen nicht in die Tabelle eingetragen sind, zeigte üppige Entwicklung von unterhalb der Schweinesände bis zur Schwinge Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 55 mit einer Abschwächung unterhalb der Luhe. Die anderen, selteneren Organismen ergaben nichts. Schließlich sei im Anschluß an diese drei Beobachtungsreihen erwähnt, daß zahlreiche Planktonfänge mit dem Netz, wie auch während der Fahrt beobachtete Schöpfproben von der Wasseroberfläche gezeigt haben, wie im Gebiete zwischen Finkenwärder und Schulau der südliche Teil der Elbe, die „Schweinesandbucht", um vieles reicher an Copepoden ist als der nördliche, das Hauptfahrwasser. Die flachen Gebiete mit schwächerem Strom in der Umgebung der Sande befördern augenscheinlich das Gedeihen dieser Tiere, Dazu stimmt auch ihr unter Umständen massenhaftes Vor- kommen in den tiefen Buhnenfeldern unterhalb Schulau bis zur Hetlinger Schanze. (Vgl. auch VOLK 1906, S. 38, und TIMM 1903, S. 302 ff.) Nach diesem allen muß man annehmen, daß, wie schon des öfteren hervorgehoben worden ist, die ruhigeren, flacheren Gebiete an den Seiten und besonders in geschützten Buchten außerhalb des Hauptstroms die eigentlichen Brutstätten der Planktons sind, und daß die Copepoden sich dort, besonders in muldenförmigen Senkungen (VOLK), gut zu erhalten vermögen, so daß sie zu großen, nach Milliarden zählenden Schwärmen anwachsen. Man beobachtet solche Schwärme bisweilen als gelbgraue Wolken im Wasser. Im offenen Strom sind sie seltener, doch müssen sie ja immer in gewissen Mengen, bei starken Strömungen und Winden unter Umständen in sehr großen Massen, in das Fahrwasser hinausgetrieben und mit fortgeschleppt werden. Daß sie in den beiden zuerst beschriebenen Beobachtungsreihen jedesmal, trotz entgegengesetzter Tiden, nahe der Lühemündung ihr Maximum hatten, könnte sich daraus erklären, daß sowohl oberhalb wie unterhalb dieser Gegend, außerdem auch ihr gerade gegenüber am Nordufer der Stromes, ausgedehnte flache Grimde liegen, deren Reichtum an Ennjtemora nachgewiesen ist und von denen aus notwendig ein Teil des Planktons regelmäßig in den hier von der einen nach der anderen Seite übersetzenden Strom getrieben werden muß. Die in der obigen Tabelle Volks besonders für 1905 hervortretende Veränderlichkeit der Zahlen mag mit diesem Umstände zusammenhängen. Es fragt sich nun, ob bei dieser Verteilung von Coftcmodiscvs' und Eurytemora in der Elbe die Mitwirkung von Verunreinigungen anzunehmen ist. Ein derartiger Einfluß wäre in zweierlei Weise denkbar. Einmal könnten die Abwässer diese Organismen, wenn sie empfindlich dagegen sind, aus gewissen Gebieten vertreiben, andererseits könnte ihr Reichtum an organischen Substanzen mittelbar oder unmittelbar eine starke Nahrungs- zufuhr für das Plankton bewirken und dadurch seine besonders üppige Entwicklung zur Folge haben. Die Tatsache des minimalen Vorkommens von Eurytemora oberhalb von Neumühlen und ihrer nur ganz allmählichen Zunahme bis Schulau 56 E. Hentschel. * hinab ist, wie^g-esagl, wohl niclit als Zeiclieii einer ungünstig'en Einwirknng der Abwässer zu betrachten, weil bei Hamburg das Vorkommen von Eurytemora überhaupt so gut wie ganz aufhört. Zumal bei letzter Ebbe, wenn das reinste Oberwasser herabkonnnt. ist das Felilen dieser Krebse selbstverständlich. Es ist auch nicht sehr wahrscheinlich, das sie so hoch- gradig empfindlich gegen Abwässer sind, daß sie einen kürzeren Aufenthalt in dem verunreinigten Gebiet nicht sollten ertragen können. Was die zweite Frage betrifft, so darf man mit Bestimmtheit behaupten, wie es schon VOLK wiederholt getan hat, daß durch die Abwässer von Hamburg und Altena eine Xahrungsanreicherung für die Kruster, vielleicht auch für die Diatomeen, stattfindet. Zumal in der Schweinesandbucht, in der bei Flut die mit Abwässern belasteten Gewässer der Fahrriime aus- gebreitet werden, nuiß dies notwendig der Fall sein. Da man annehmen kann, daß Enrytcmoi-a. wie es andere Copepoden tun. ziemlich wahllos alles ihr zugängliche verdauliche Material ihrer Umgebung aufnimmt, so wird sie den nahrhaften Detritus mit den daran sich entwickelnden Bakterien ebenso wie alle von gelösten Stoffen der Abwässer oder selbst wieder von fein verteilten geformten Stoffen lebenden Organismen mit verzehren. Neben dieser Einwirkung der Abwässer sind aber zwei andere Faktoren ebenso unzweifel- haft wirksam, so daß sich gar nicht beurteilen läßt, wie groß die Rolle der Abwässer hier ist. Das ist einerseits die Nahrungszufuhr durch den schon oberhalb Hamburgs sehr beträchtlichen allgemeinen Bestand an Schweb- stoffen, Detritus und Plankton, andererseits die Gunst der i-äumlichen Ver- hältnisse in der Umg(!bung der Sande, die in allen Gewässern der \\'elt mit größter A\'ahrscheinlichkeit ein reiches Planktonicben zur Folge haben würde. Überblickt man die Gesamtheit dieser Ergebnisse über das Plankton, so wird man den eingangs ausgesprochenen Satz, daß diese Lebensgemein- schaft wenig geeignet ist, um über die Verunreinigungen des Stromes Auskunft zu geben, begründet finden. Dabei ist natürlich immer von den ja auch zum Plankton gehörigen Bakterien abgesehen, deren Untersuchung nicht in den Kreis der hydrobiologischen Arbeiten einbezogen wurde. Sie drücken die Stärke und Ausdehnung der Verunreinigungen im großen und ganzen deutlich aus. Daß möglicherweise die Zooflagellaten iiii einem ähnlichen Sinne eine Rolle si)ielen könnten, wurde erwähnt. Von den „Pseudoplanktonten", d. h. abgerissenen Organismen des Bewuchses, welche sich im Plankton finden (Sphaerotilus, Anthophysa), wird weiter unten (S. 145 und 151) die Rede sein. Als Gesamtergebnis ist also festzustellen, daß sich am Plankton mit den bis Jetzt angewandten Mitteln verändernde Wirkungen der Ver- unreinigungen mit Sicherheit nicht nachweisen ließen. Wenn nun auch eine solche Wirkung nicht empirisch nachweisbar ist, so darf doch keineswegs angenommen werden, daß sie nicht statt- Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 57 findet. Man muß im Gegenteil vermuten, daß sie eine ganz bedeutende ist, die sich nur in der gewaltigen Wassermasse in unzählbare kleine Einzel- wirkungen auflöst und so für unsere Wahrnehmung nicht in dem Grade zur Geltung kommt, welcher notwendig wäre, um uns zu ihrer deutlichen Unterscheidung von den Wirkungen anderer, äußerst komplizierter Fak- toren in den Stand zu setzen. Da die Verunreinigungen des Stromes in der Hauptsache von Avenigen eng begrenzten Stellen ausgehen, und ihre Wirkungen nur in der nächsten Umgebung dieser Stellen zu sehr deutlichem Ausdruck kommen können, ist das schnell vorübereilende Plankton wenig zur Aufnahme dieser ersten, deutlichsten Wirkungen geeignet. So fehlen in ihm die Anzeichen der Ver- unreinigung, Da aber die Verunreinigungen sich alsbald durch große Wassermassen nach allen Seiten hin verbreiten, und da in diesen Wasser- massen überall das Plankton lebt, da es ferner zum größten Teil aus kleinsten, einzelligen Organismen besteht, von denen Jeder einzelne un- mittelbar und nicht erst als Glied eines komplizierten Zellkomplexes den Wirkungen aus seiner Umgebung ausgesetzt ist, so muß es in besonders hohem Maße geeignet sein, diese späteren Einflüsse aufzunehmen. Diese sind weniger intensiv, aber von um so größerer räumlicher und zeitlicher Ausdehnung ihres Wirkungskreises. Das Plankton mit seiner Allverbrei- tung und seiner feinen Verteilung muß als Ganzes einer entschiedenen und dauernden, wenn auch schwer nachweisbaren Einwirkung der Ab- wässer unterliegen, die, so geringfügig sie an jedem einzelnen Organismus sein mag, doch fiü^ das Ganze dieser Lebensgemeinschaft eine der relativen Menge der Abwässer entsprechende wesentliche Bedeutung haben muß. Der Einwirkung der Abwässer auf die Lebensprozesse entspricht aber eine Gegenwirkung der Lebensprozesse auf die Abwässer. Diese Gegenwirkung wird biologische Selbstreinigung des Flusses genannt. Von unzähligen Millionen einzelner Punkte aus, die mit großer Gleich- mäßigkeit durch alles Wasser des Stromes verteilt sind, wird diese Arbeit erfolgreich ausgeführt, ^^'ie sie ausgeführt wird, ist uns allerdings noch immer sehr unvollkommen bekannt. Ein genaueres Eingehen auf diesen Gegenstand dürfte an dieser Stelle über das augenblickliche Literesse hinausgehen. Ich komme zum Schluß der Arbeit (S. 173) ausführlicher darauf zurück. Es sei hier nur ausgesprochen, daß mit einer großen, vielleicht überragenden Bedeutung des Planktons für die Selbst- reinigung gerechnet werden muß. b) Das Nekton. Die allein von den Fischen gebildete Lebensgemeinschaft des Nektons soll hier in keiner andern Weise als Plankton und Benthal behandelt 58 E. Hentschel. werden, d. h. nur nach den beiden (Tesichtspunkten ihrer Bedeutung als Träger von Anzeiclien der Verunreinigungen und ilirer Bedeutung für die Selbstreinigungsvorgänge. Nicht das ist die Frage, was aus den Verun- reinigungen für das Leben der Fische (und damit für die Fischerei) folgt, sondern was aus dem Leben der Fische in betreff der Verunreinigungen zu folgern ist. Die wirtschaftliche Bedeutung dieser Lebensgemeinschaft kommt also hier nicht in Betracht; die Fi-agestellung ist eine rein „hydro- biologische"' (abwasserbiologischej, keine ..üschereibiologische". Da die Untersuchung der Lebensverhältnisse der Fische in der Nieder- elbe in der Hauptsache in das Arbeitsgebiet der fischereibiologischen Abteilung des Zoologischen Museums (unter Leitung von Prof. EllRENBAUM) fällt, habe ich keine Veranlassung gehabt, selbständig planmäßige Studien über die Fischfauna anzustellen. Die folgende Darstellung gründet sich daher teils auf Erfahrungen, die ich auf gemeinsamen Fahrten mit den Fischereibiologen und den Beamten der Fischereidiiektion gemacht habe, teils auf Auskünfte von Prof. EHRENBAUM, teils auf das veröffentlicht vorliegende, leider nur dürftige Material. Als wichtigste wissenschaftliche Veröffentlichung auf diesem Gebiete muß das „Gutachten über die Hamburger Fischgewässer" von SCHIEMENZ aus dem Jahre 1908 gelten. Es gründet sich auf zahlreiche Probefänge und eine damit verbundene Statistik. Untersuchungen derselben Art zur Überwachung des Fischertrages der Niederelbe sind seit jener Zeit fast ununterbrochen von der Fischereidirektion und der fischereibiologischen Abteilung des Zoologischen Museums angestellt worden. Eine Ausarbeitung des dadurch gewonnenen Materials hat bis jetzt nicht stattgefunden, nur wenige Angaben darüber sind durch LÜBBERT bekannt gemacht w^orden (vgl. BONNE 1912, 8. 42 ff). Ich glaube aber nach den Erfahrungen, welche ich als Teilnehmer an solchen Untersuchungsfahrten gesammelt habe, und nach den auf sie bezüglichen Fangprotokollen sagen zu können, daß eine wesentliche Änderung in den Verhältnissen seit den Untersuchungen von SCHIEMENZ nicht eingetreten ist. Die bei den erwähnten Probefängen ausgeführten statistischen Fest- stellungen sind ja ohne Zweifel ziemlich unsicher. Ihr Wert, ihre Sicherheit wird aber ganz beträchtlich durch die regelmäßige, Jahre hindurch fort- gesetzte "Wiederholung gesteigert. Die Schwankungen in den Zahlen müssen, je länger um so deutlicher, erweisen, ob sie nur zufälliger Art sind, oder ob daneben eine Veränderung der Verhältnisse in bestimmter Richtung stattfindet. In jedem Falle ist in diesen Untersuchungen das einzige einigermaßen sichere Material zur Beurteilung des Fischbestandes der Elbe bei Hambung und seiner etwaigen Wandlungen gegeben. Man würde übrigens ohne Zweifel auch für die Fische die quantitativen Unter- suchungsmethoden wesentlich vervollkommnen können. Beispielsweise dürfte Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 59 ein bei Hamburg sehr gebräuchliches Fischereigerät, das Wurfnetz, wenn nicht unmittelbar, so doch in irgendwelcher zweckmäßigen Umgestaltung geeignet sein, wenigstens für gewisse Fischarten sichere statistische Werte zu liefern. Da das Netz beim Niederfallen sich über eine kreis- förmige Fläche von bestimmter Größe ausbreitet, so entspricht es der für alle statistischen Untersuchungen so wichtigen Vorbedingung, daß man bei ihm genau den Bezirk kennt, dem es die gefangenen Lebewesen ent- nimmt. Auch andere ortsübliche Geräte sind vielleicht für statistische Zwecke verwertbar. Der Einfluß der Verunreinigungen auf die Fische geht nun in der Hauptsache nach zwei Richtungen. Einerseits wird bei den Selbstreinigungs- vorgängen eine Sauerstoffverminderung, unter Umständen auch eine Ver- giftung des Wassers eintreten, welche die Fische schädigt und Fischsterben hervorrufen kann. Andererseits wird durch die Düngung des Stromes mit Abwässern eine Anreicherung der Fischnahrung bewirkt, die eine Förderung der Fischvermehrung zur Folge haben muß. Will man demnach die Fische als Anzeiger von Verunreinigungen benutzen, so wird man auf diese beiden entgegengesetzten Anzeichen, Fischsterben und Fischreichtum, Rücksicht nehmen müssen, will man sie aber von wirtschaftlichen Gesichtspunkten aus betrachten, so wird man Schaden und Nutzen, welchen sie durch die Abwässer erleiden, sorgfältig gegen- einander abwägen müssen. Beides ist allerdings nicht leicht. Die Schädigung der Fische durch den Sauerstoffmangel findet in merklicher Weise nur unter besonders ungünstigen Umständen statt. Bei dauernder Trockenheit und Hitze, zumal wenn Ostwinde herrschen, kommen Fischsterben an dem den Sielwässern besonders ausgesetzten Nordufer unter- halb von Altena vor. Außerdem pflegen die Fischer zur heißen Zeit darüber zu klagen, daß ihnen die Fische in der Bünn sterben, d. h. in dem an seinem Boden durchlöcherten Kasten in der Mitte des Fahrzeugs, in dem die gefangenen Fische bei dauernder Wassererneuerung von unten her gehalten werden. Es ist wiederholt darauf hingewiesen worden, daß das Absterben gefangener Fische nicht nur von der Wasserbeschaffenheit, sondern auch von der Besetzung und Behandlung der Bünne abhängt. SCHIEMENZ sagt (1908, S. 67) darüber: „Es treten zur warmen Sommer- zeit in den Hältern, Bünnen und Drebeln der Fischer Fischsterben ein, wenn das Wasser sich sehr stark erwärmt und die Fischer unvernünftiger- weise ihre Hälter usw. zu dicht besetzen. Bei meinen Befahrungen der Elbe im Jahre 1906 habe ich mich gewundert über die hohe Temperatur, welche das Eibwasser angenommen hatte, und unter solchen Umständen ist eben für die Fischer auch in gänzlich unverunreinigten Gewässern die äußerste Vorsicht bezüglich der Besetzung der Behälter geboten." Die schädliche Wirkung einer „Übersetzung" der Bünne analysiert VOLK (1908. 60 E- Hentschel. S. 63 und 64) im g-leicheii Hefte der „Zeitschrift für Fisclierei". Aber auch ohne solche Übersetzung kann das Absterben vorkoninien. Unter den betreffenden Witterungsverhältnissen liegen die Lebensbedingungen der Fische in den Bünnen schon an und für sich an der Grenze des Zu- reichenden und müssen daher allerdings unzureichend werden, wenn die Fahrzeuge in verunreinigtes Wasser kommen. Für die Frage der Verunreinigung der Elbe, wenn man sie unab- hängig von den Interessen der Fischerei betrachtet, ist das Eintreten von Fisch sterben im Freien viel wesentlicher. Eigene Beobachtungen über ein solches, allerdings nur gelegentlicher Art, habe ich Ende Juni 1915 gemacht. Wie allgemein erinnerlich, herrschte im Mai und Juni 1915 jene dauernde Trockenheit und Hitze bei östlichen A\'inden, welche die EiTite jenes Sommers so ungünstig beeinflußte. Meine damals ausgeführten Untersuchungen über den Bewuchs (vgl. HENTSCHEL 1916 b) führten mich fast täglich an gewisse Teile des Hafens und an den Isebeckkanal. Ich habe auf Grund statistischen Materials für den Isebeckkanal genau dar- legen können, wie in einem verunreinigten, kleinen, stehenden Gewässer die Hitze anfangs zu einem üppigen Gedeihen der Organismen, Ende Juni aber zu einem plötzlichen Umsturz der ganzen biologischen Verhältnisse Anlaß gab. Bei den Begehungen des Hafens wurden über ungewöhnliche Erscheinungen Aufzeichnungen gemacht und am 29. Juni das einige Tage vorher bekanntgewordene Fischsterben am Nordufer unteihalb Hamburgs beobachtet. Ich entnehme darüber das Folgende meinem Tagebuche: 10. VI. Oberhafen: Viele kleine Fische an sonnigen Stellen der Wasser- obei-fläche. (Es waren wohl junge Weißtische. Über Luft- schnappen ist nichts bemerkt). 12. VI. Oberhafen: An der Wasseorberfläche zwischen Ponton 15 und Kai- mauer schwimmen einige junge Flundern, etwa 3 — 4 cm lang, luftschnappend, sowie Gammarm. Blasen steigen auf. 18. VI. Oberhafen: Das Wasser .sieht schlecht aus. Temperatur 19,3°. Es steigen wieder Blasen auf. 21. VI. Oberhafen: Das Wasser .sieht gut aus. 27. VI. Oberhafen: Wasseroberfläche schmutzig. (Augenscheinlich hatte ich seit dem 18. VI. keine ungünstigen Anzeichen beobachtet.) 28. VI. Indiahafen: Ziemlich starker, schlechter (jeruch (allerdings ein öliger, wohl von Fabrikabwässern herrührender Geruch). Hansahafen: An der Oberfläche einige kleine Fische und zahlreiche • Xeomi/s/.-^ {letzteres ist eine ganz ungewöhnliche ICrscheinung). 29. VI. Unterhalb Hamburgs: Oberhalb vom Parkhotel keine Anzeichen von Fischsterben. — Bei Wittenbergen am Strande tote Fische, meist Flundern und Kaulbarsch, etwa bis 4. selten bis 7 cm lang, eine größere P'lunder von 10 cm, ein junger Aal von 7,5 cm, Ergebnisse der biolog-ischen Untersuchungen. 61 zwei Quappen, eineLibellenlarve. Lebende kleine Weißfische und Kaulbarsche in Scharen im flachen Wasser unmittelbar am Ufer. Wassertemperatur 19,7°, Sauerstoff in 7 m Tiefe 1 ccm im Liter. Während der g-auzen Zeit war die Lufttemperatur hoch und der Wasserstand sehr niedrig-. Im August 1915 soll es noch zu einem zweiten Fischsterben gekommen sein. Im Sommer 1916 scheint dagegen keins stattgefunden zu haben. Wie man aus den Aufzeichnungen sieht — und anderweitige Beobach- tungen stimmen damit zusammen — handelt es sich bei dem Sterben fast ausnahmslos um ganz junge Fische. Die erwachsenen entweichen augen- scheinlich aus den gefährdeten Gebieten; sie gehen nach dem Südufer (also in das Gebiet der Sande), in den Köhlbrand und in den oberen Teil des Hafengebiets oberhalb der Elbbrücken, wie das VOLK (1908, S. 64) und Bonne (1912, S. 66 usw., 1915, S. 368) bereits angegeben haben. Das mit der nektonischen Lebensweise verbundene Fluchtvermögen schützt also die größeren Fische vor der Gefahr, während die noch mehr planktonischen Jungfische ihr in den ungünstigen Gebieten mehr oder weniger ausgesetzt bleiben. Über die räumliche Ausdehnung der Fischsterben innerhalb des Verunreinigungsg-ebietes, ohne deren Kenntnis bei den starken örtlichen Verschiedenheiten der Wasserbeschaffenheit kein sicheres Urteil über ihre Bedeutung möglich ist, liegt leider kein brauchbares ]\[aterial vor. Die Frage, ob infolge der Sieleinflüsse der Ertrag der Fischerei in der Niederelbe abgenommen hat, verneinen VOLK (1903, S. 87 — 91) und SCHIEMENZ (1908, S. 68 ff.) auf Grund eingehender Darlegungen. Auch Ehrenbaum, Hofer und LÜBBERT haben mündlich und schriftlich wieder- holt den unverminderten Reichtum an Fischen in diesem Stromgebiet hervor- gehoben. Bonne behauptet allerdings in zahlreichen Schriften das Gegenteil. Nach dem allen können wir, so auffallend auch die Fischsterben sind und soviel darüber geschrieben und gestritten ist, doch nur wenig be- stimmte Schlüsse in betreff der Abwasserfragen aus dieser Erscheinung ziehen. Bei dem nur gelegentlichen Charakter der Beobachtungen, die sich nicht sj'stematisch weiterführen lassen, und bei den nur einseitigen, in einem weiten Gebiet verstreuten, von vielen Nebenumständen beeinflußten und daher schwer deutbaren Anzeichen bleibt die Angelegenheit unüber- sehbar. Immerhin scheinen Umstände, wie die geringe Häufigkeit der Fischsterben, ihre mäßige Ausdehnung, ihre Beschränkung auf die Jung- fische und das Ausbleiben dauernder Nachwirkungen zu bestätigen, was so viele andere Beobachtungen beweisen, daß die Verunreinigungen mäßig und örtlich beschränkt sind. Daß der Fischreichtum der Niederelbe sich auf den Reichtum an niederen Tieren gründet, und daß dieser wiederum zu einem erheblichen 62 E. Hentschel. Teile auf die Düng:iing des Stromes durch Abwässer zurückzuführen ist, kann wohl keinem Zweifel unterliegen. VOLK hat dies wiederholt (z. B. 1906, S. 43, 1910, S. 6) auseinandergesetzt und zumal auf die Wichtigkeit der Planktonkruster für die Jungfische aufmerksam gemacht. Besonders überzeugend von diesem Sachverhalt sind ferner die Magenuntersuchungen, welche SCHIEJIEXZ (a. a. 0. S. 81ff.) angestellt hat, und aus denen er beweist, daß die Fische sich im Hafengebiet (im Gegensatz zum Alster- becken) ganz vorwiegend von den für die Selbstreinigung bedeutsamsten Bodentieren, besonders Tubificiden und Sphaeriiden, ernähren. Aus meinen späteren Darlegungen über die Bodenfauna wird sich ergeben, in welchen Massen diese Tiere vorkommen, welche gewaltige Mengen von Fischnahrung also die verunreinigte Elbe hervorbringt. Eine wertvolle Beobachtung zu dieser Frage verdanke ich schließlich Prcff. EHRENBAUM, der mir sagte, daß nach seinen Erfahrungen der Ernährungszustand der Fische im Ham- burger Gebiet ein beträchtlich besserer ist, als weiter stromaufwärts und weiter stromabwärts. Zusammenfassend läßt sich unter den Gesichtspunkten der vorlie- genden Arbeit also sagen, daß die Fische zwar wegen ihrer geringen Orts- beständigkeit und der Schwierigkeit ihrer statistischen Beobachtung im ganzen wenig für die Beurteilung des Wassers geeignet sind, daß sie aber außergewöhnlich ungünstige Verhältnisse, wie sie zeitweise eintreten, durch Atmungsbeschwerden und Massensterben in augenfälliger ^^^eise anzeigen. Ferner ist ihre Beziehung zu den Selbstreinigungsvorgängen deutlicher als bei den meisten anderen Organismen, deren Ernährung sich weniger gut untersuchen läßt. Weder für die Annahme starker Verschmutzung noch für die eines Eückgangs des Fischbestandes unter dem Einfluß der Abwässer gibt die Beobachtung der Fische wissenschaftliche Anhaltspunkte, wohl aber für die einer sehr bedeutenden Selbstreinigungsarbeit des Stromes. c) Der Bewuchs. Unter dem Bewuchs verstehe ich die festzitzenden Organismen, sowohl Tiere wie Pflanzen, welche überall auf den festen Gegenständen unter Wasser angesiedelt sind. Ich werde jedoch bei seiner Besprechung diejenigen frei beweglichen Tiere, welche regelmäßig zwischen den fest- sitzenden leben, mit behandeln, da sie unzweifelhaft als mit zu dieser Lebensgemeinschaft gehörig betrachtet werden müssen und vielfach An- passungen an die Lebensweise in solcher Umgebung zeigen. Das Verhältnis des Bewuchses zu seinem Substrat ist ein wesentlich anderes, als das des Benthals des weichen Bodens zu dem seinigen. Die Bodentiere finden Schutz und Nahrung im und am Boden und bedürfen keiner besonderen Befestigungsorgane. Der Bewuchs dagegen empfängt Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 63 von seinem Substrat nichts als die Grundlage für die Befestigung, für die immer besondere Organe bei den betreffenden Organismen vorhanden sein müssen. Die biologische Beziehung zu der Unterlage ist also bei ihnen eine festere, bei den Tieren und Pflanzen des losen Grundes aber eine viel innigere. Auch in bezug auf das Verhältnis zum Wasser sind die beiden Lebensgemeinschaften verschiedenartig. Es wird unten (S. 107) gezeigt werden, daß der Vorgang der Sedimentierung mehr als irgend etwas anderes das Leben auf dem Grunde des Stromes beherrscht. Das ist möglich, weil die von den betreffenden Tieren bewohnten Flächen im wesentlichen senkrecht zur Richtung der Schwerkraft stehen, im Gegen- satz zu den dem BeAvuchs als Substrat dienenden Flächen, welche vielfach, zumal im Hafengebiet, genau in der Richtung der Schwerkraft verlaufen. Der Bewuchs fängt natürlich einen Teil des Detritus aus dem ihn durch- strömenden Wasser heraus, aber es kann im allgemeinen in ihm keine Anhäufung von Detritusmassen stattfinden, wie sie auf dem Grunde geschieht. Man wird vielleicht nicht allzusehr schematisieren, wenn man sagt, das Leben des Bewuchses ist eine unmittelbare Reaktion auf die Beschaffen- heit des Wassers selbst, das der Bodenfauna eine Reaktion auf den Nieder- schlag an geformten Stoffen aus dem Wasser. Jedenfalls geben diese beiden benthonischen Lebensgemeinschaften über ganz ver- schiedene Eigenschaften des Wassers, das ihnen als Medium des Lebens dient, Auskunft. Auf Grund dieser besonderen Lebensverhältnisse hat der Bewuchs auch zu den Verunreinigungen seine eigenartigen Beziehungen. Obwohl er in bezug auf die Massenentfaltungen des organischen Lebens im Strom wohl an letzter Stelle steht, tritt er als Träger von Anzeichen der Verunreinigungen stark in den Vordergrund, ja man darf viel- leicht sagen, an die erste Stelle. Insofern besteht ein ausgesprochener Gegensatz zum Plankton, das bei seiner großen Bedeutung im Gesamtleben der Elbe doch nur eine ganz geringe Bedeutung für den Nachweis von Verunreinigungen hat. Lifolge dieser Erkenntnis von der großen Bedeutung des Bewuchses wurde ihm in den letzten Jahren ganz besondere Aufmerksamkeit gcAvidmet. Vor allem wurde auch versucht, die Methoden zu seiner Untersuchung zu vervollkommnen und auch hier, wie beim Plankton, in gewissem Sinne auch beim Nekton (den Fischen), und wie weiterhin bei der Lebewelt des Grundes und des Schorregebietes, von den qualitativen Methoden zu quantitativen überzugehen. Dies ist in befriedigender Weise gelungen. Man pflegt, um Proben des Bewuchses zu bekommen, soweit sie sich nicht in der Nähe der Oberfläche mit der Hand abnehmen lassen, einen sogenannten „Kratzer" zu benutzen, ein kleines, etwa 10 — 20 cm weites, engmaschiges. 64 E. Ueutschel. kätscherartigos Xetz. mit p'crnder. scharfer Vordorkantr, welche g-eeif>:iiet ist, den Bewuchs von seiner Unterhige abzukratzen, sofern diese (Mniger- maßen glatt ist. Quantitative Untersuchunp: ist dabei nicht gut nn'iglich. Auch in der Nähe d(M- Oberfläche hat es sehr große Schwierig- keiten, bestimmt umgrenzte Flächen abzukratzen, um so bestimmte ]\rengen des Bewuchses zu gewinnen. Nur an Bojen und runden, schwimmenden Schutzpfählen, wie sie bei den Pontons häufig an Ketten liegen, ist mir das bisweilen gelungen, weil man da eine bewachsene Fläche an die Oberfläche, aus dem Wasser herausdrehen kann. An denjenigen Teilen bewachsener Flächen, welche bei Ebbe trocken fallen, ist eine quantitative Probenentnahme natürlich ausführbar, sie wurde aber nur einige wenige ^[ale versucht, da die Untersuchung dieser Flächen bisher kein hervor- ragendes Interesse hatte. Zur quantitativen Untersuchung des Bewuchses in der Tiefe wurden Schieferplatten und Objektträger ausgehängt, die sich allmählich mit einem Bewuchs überzogen und dann wieder eingeholt werden konnten. Ich habe über solche Versuche (1916a, S. 77, und 1916b, S. 7 ff., Taf. 2) ausführlich berichtet. Neuerdings habe ich gebrauchte photographische Platten, deren Gelatineschicht entfernt worden war, von der Größe 9x12 cm verwendet. Sie wurden am Oberrande der einen (Vorder-) Seite numeriert und an einem durch ein Bleigewicht beschwerten Strick derart befestigt, daß der Strick der Rückseite der Platte anlag und durch je eine von oben und unten die Platte übergreifende Drahtklammer mit ihm in Verbindung gehalten wurde. Zum Studium der Verhältnisse an der Wasseroberfläche und oberhalb der Xiedrigwassergrenze habe ich Zelluloid- plättchen von Objektträgergröße benutzt, die aus gebrauchten photo- graphischen Films geschnitten wurden. Sie wurden mit Reißzwecken in der bei Ebbe trocken fallenden Zone an Holz befestigt, oder an Pontons in der Wasserlinie angebi-acht, oder mit kurzen Bindfäden an den Pontons derart angebunden, daß sie ganz nach Art der Algenzotten in fast un- ablässiger Bewegung in der Nähe der Wasseroberfläche pendeln. Der Bewuchs auf ihnen läßt sich quantitativ untersuchen. Unterhalb von Neumühlen bereiteten der Mangel an Aufhängegelegen- heiten und andere Umstände der Untersuchung die größten Schwiei-igkeiten. Ein beschränkter Erfolg wurde auch hier mit an den Pontons hängenden Glasplatten erzielt. Ferner habe ich einen quantitativ verwertbaren Bewuchs auf Objektträgern erhalten, die im Innern von nahe dem Ufer verankerten „Lochsteinen" angebracht waren, d. h. von Steinen von der Form eines gewöhnlichen Ziegelsteins, die durch zwei Längsröhren von quadratischem Querschnitt und etwa 4,5 cm Weite ausgehöhlt sind. Der Erfolg dieser Versuche wurde allerdings durch Sturm. Hochfluten. Eis- gang und fremde Eingriffe gestört, sie gaben aber doch einige brauch- Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 65 bare Aufschlüsse. Einige andere Versuche hatten nur Mißerfolge, und das Gesamtergebnis für diese Strecke ist daher noch wenig befriedigend. Der Bewuchs hat verschiedene Bezirke, die zwar sehr verschiedene Ausdehnung haben, von denen aber jeder für die hier zu behandelnden Fragen die gleiche Aufmerksamkeit verdient. Das Gebiet unterhalb der Niedrigwassergrenze ist naturgemäß sein Hauptbezirk. Oberhalb davon, bis zur Hochwassergrenze, im sogenannten Schorregebiet, ist eine andere Bewuchszone gegeben, in der sich noch wieder recht gut zwei Unterzonen unterscheiden lassen. Diese Zone liegt bei Niedrigwasser frei und ist nn Pfählen und Mauern unmittelbar zu beobachten. Ein dritter Bewuchs- bezirk wird an den Landungsbrücken und anderen schwimmenden Bau- werken an der, bei ihnen ja gleichbleibenden, Grenze des Wasserstandes erzeugt. Ein schmaler Streifen einer eigenartigen Lebensgemeinschaft umkränzt den Ponton, während gleich darunter im wesentlichen derselbe Bewuchs lebt, wie an feststehenden Bauten unterhalb der Niedrigwasser- grenze. Wiederum etwas anders, wennschon in mancher Beziehung ähnlich, ist der Bewuchs an dem vom Strome fortdauernd hin und her gedrehten und fast stets heftiger Wasserbewegung ausgesetzten Bojen, sowie an den Schiffskörpern. Ich spreche zunächst von dem Hauptgebiet unterhalb der Nie drigwass er grenze, wie es durch die aufgehängten Platten ge- kennzeichnet wird. Meine Arbeit (1916 b) „Biologische Untersuchungen über den tierischen und pflanzlichen Bewuchs im Hamburger Hafen" hat diesen Lebensbezirk einigermaßen vollständig für das Hafengebiet, jedoch unter vorwiegend rein wissenschaftlichen Gesichtspunkten, zur Darstellung gebracht. Aus ihr soll hier das herausgenommen werden, was für die Fragen der Verunreinigung von Bedeutung ist, ergänzt durch Beobachtungs- material aus Gebietsteilen, welche damals nicht oder wenig mit unter- sucht worden waren. Dabei wird zunächst in der Hauptsache von den Protisten, den einzelligen Tieren und Pflanzen, die Rede sein. Höhere Pflanzen kommen in dem Hauptgebiete des Bewuchses so gut wie gar nicht vor, von höheren Tieren spielen nur die Schwämme, der Hydroidpolyp Cordylophora und die Muschel Dreissena eine wesentliche Rolle als Erzeuger charakteristischer Bestände. Die beiden letzteren werden später unter den Leitorganismen eine besondere Behandlung erfahren. Für den Anfang des Sommers ist auch der Laich der Schnecken als stellenweise wesentlicher Bestandteil des Bewuchses mitzunennen. Im Protistenbewuchs sind von Pflanzen als wichtig nur die in Gestalt verzweigter oder unverzweigter Fäden wachsenden Eisenbakterien, daneben die einfach fadenförmigen Schwefelbakterien und andere Pilze zu nennen. Mehrere von ihnen werden als wichtige Abwasserorganismen wieder unter 66 E. Hentschel. den Leitformen eine selbständige Behandlung erfahren. Von l'rotozoen kommen hauptsächlich Vorticelliden (Glockenticrchen) und Suctorien (Sauginfusorien) in Betracht, jedoch auch einzelne aus anderen Gruppen. Über den Protistenbewuchs als Ganzes darf man wohl sagen, daß er ein außerordentlich reicher ist. Allerdings kann dem Zahlenmaterial, welches in der genannten Arbeit niedergelegt wurde, bis jetzt von keinem anderen Gewässer etwas Ähnliches gegenübergestellt werden. Al)ei- schon die allgemeinen Erfahrungen über die Üppigkeit des Protistenlebens in verschiedenen Gewässern lassen erkennen, daß die Fauna und Flora der Einzelligen hier eine reiche ist. Demnach müssen die Ernährungs- bedingungen, ganz im allgemeinen gesprochen, günstige sein. Wie weit dieser Reichtum auf günstige Lebensbedingungen in der Niederelbe über- haupt, wie weit auf besondere, Anreicherung bewirkende Umstände im Hafengebiet zurückzuführen ist, läßt sich gegenwärtig schwer entscheiden, da, wie erwähnt, technische Schwierigkeiten eine Ausdehnung der Ver- suche auf außerhamburgisches Gebiet sehr hinderten. Daß aber eine bedeutende Anreicherung im Gebiete stärkster Verunreinigung bei St. Pauli und Altena stattfindet, wurde sicher nachgewiesen. Etwas mehr läßt sich über das Verhältnis d e r B e w u c h s f a u n a und -flora im Hamburger Gebiet zur Normalfauna und -flora der Elbe in bezug auf ihre Zusammensetzung angeben. Soweit die in der genannten Arbeit behandelten Plattenbewüchse reichen, kann man sagen, daß alle festsitzenden Protistenarten, welche nicht überhaupt selten waren, auch an allen Untersuchungsstationen nachgewiesen werden konnten. Die Zusammensetzung nach den Arten ist also dieselbe an allen Stationen und dieselbe auch oberhalb und unterhalb von Hamburg. Auf das stark verschmutzte Altonaer Gebiet wurden die damaligen Platten- versuche jedoch nur in beschränktem Maßstabe ausgedehnt, daher kann nicht behauptet werden, daß auch dort alle Arten der Oberelbe vorkommen können. Da manche höheren Tiere (Cordylopliora, Dreissena) im Ver- unreinigungsgebiet Lücken ihrer Verbreitung haben, ist ein derartiger Ausfall auch bei Protisten möglich. Allerdings verhält es sich mit ihnen in bezug auf die Frage des „Vorkommens" wesentlich anders, als mit den höheren Tieren (Metazoen). AVenn z. B. die festsitzende Muschel Breiasima an einer gewissen Stelle an einem Tage des Jahres derartig ungünstige Lebensbedingungen findet, daß sie den Tag nicht überdauern kann, so wird sie an diesci' Stelle fehlen bis zur nächsten Fortpfianzungs- periode, wo eine Neubesiodclung durch herbeigesclnvommte Larven statt- findet. Das kann nahezu ein Jahr lang dauern. Wenn dagegen eine Vorticellide an einem Tage des Jahres dort zugrunde gehen muß, so kann sie am nächsten wieder da sein, Aveil durch fortwährende Fort- l)tianzung und Aussendung von Keimen unablässig alle festen Gegenstände Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 67 neu besiedelt werden. Es kommt noch hinzu, daß selbst an Stellen mit sehr ungünstigen Lebensbedingungen diese oft in der unmittelbaren Nähe der Oberfläche wesentlich besser werden, so daß dort Arten leben können, die tiefer vielleicht nicht mehr gedeihen. Die Wahrscheinlichkeit, daß eine Protistenart an einer Stelle niemals während des ganzen Jahres gefunden wird, ist demnach sehr gering. Der Protistenbewuchs ist also — ganz kleine Gebietsteile vielleicht ausgenommen — in bezug auf seine Zusammensetzung den Arten nach unzweifelhaft normal. Stellt man übrigens diese Frage nach dem normalen oder nicht nor- malen Charakter für die Gesamtheit der Lebewesen im Hafengebiet, so ist, aus den eben erörterten Gründen, der Untersuchung der Metazoenfauna, besonders auch derjenigen des Grundes, ein viel höherer Wert beizulegen, als der dieser Protistenfauna und -flora. Es muß, worauf schon die Besprechung des Planktons hindeutete, als einer der wichtigsten Grundsätze der biologischen Abwasseruntersuchung gelten, daß die Tatsache des Vorkommens oder Nichtvorkommens der verschiedenen Organismen je nach i h r e r L e b e n s d a u e r u n d F o r t p f 1 a n z u n g s - geschwindigkeit (ihrem „Vermehrungsfuß") eine ganz ver- schiedene Bedeutung hat. Großer Wert ist also auf das bloße Vorkommen aller Protistenarten des für die Elbe normalen Bewuchses auch in den am stärksten ver- unreinigten Gebieten des Hafens nicht zu legen. \Vesentlich wichtiger ist die Frage, ob in der Zusammensetzung nach den Individuen- zahlen der Bewuchs normal ist. Das ist nun durchaus nicht der Fall. Und auf diesem Umstände beruht der hohe Wert des Protistenbewuchses für die Beurteilung der Verunreinigungen. An der Hand der darauf bezüglichen Zahlen kann man die Veränderung des normalen Charakters von Ort zu Ort im Hafengebiet verfolgen. Da die Frage der Wasser- bewegung hierbei keine so wichtige Rolle spielt wie bei der Grundfauna, tritt der örtliche Unterschied des Einflusses von Abwässern deutlich hervor. Dies soll im folgenden genauer untersucht werden (vgl. Fig. 2). Die genannte Arbeit (Hentschel 1916 b) enthält auf Seite 115 eine Tabelle, welche die örtlichen Unterschiede des Bewuchses in ihren charak- teristischsten Anzeichen zur Darstellung bringen soll. Ich lege sie auch hier in etwas veränderter Form zugrunde. Die Tabelle (S. 68) gibt teils für die Hauptgruppen der Organismen, teils für besonders charak- teristische Arten an, wieviel Individuen an den verschiedenen Stationen im Sommermittel (Durchschnitt der Monate Juni bis August) innerhalb sieben Tagen auf einer Fläche von 100 qcm gewachsen waren. Für die Station St. Pauli, d. h. diejenige, welche in unmittelbarer Nähe der Sielmündungen liegt, sind die Zählungen durch bloße Schätzungen ersetzt. Dazu zwang 68 E. Hentschel. Tabelle über die Sommermittel des Bewuchses innerhalb sieben Tagen an sieben Hauptstationen des Hafens für 1915, berechnet auf 100 qcm. Sommermittel 1915 auf 100 rte, so für die Protozoenzahlen, für die relative ]\renge der Suctorien, für die Eisen- bakterien. CladotJ/rij' findet sich ziemlich wenig," was mit dem ]\Iangel an Wasserbewegung, der das Gedeihen dieses Pilzes meist behindert, zusammenhängen mag. ,,An erster Stelle steht der Grasbrookhafen in bezug auf Sfenfor und CJonothrix.'''' Das mag eine Folge der Vorliebe dieser Organismen für stilles Wasser sein. Der Hafen, der in der Bo.den- fauna als stark verunreinigt gekennzeichnet ist, erweist sich also in bezug auf die Lebensbedingungen des Bewuchses als günstiger. Hansahafen. „Die Station ähnelt in ihren biologischen Verhält- nissen vielfach der bei Rothcnburgsort. Der Reichtum an Suctorien, sowohl in der absoluten wie in der relativen Zahl, der Reichtum an ConJy- lopliora, die minimalen AVerte von Cladothrix sind beiden gemeinsam." Gammarns dürfte an dieser Station noch reicher vertreten sein als bei Rothcnburgsort und ebenso reich wie am Strandquai, der ja auch in vieler Beziehung beiden ähnlich ist, z. B. in dem dichten Corchjlojjhorahewuchs der Schieferplatten. Die übrigen Eisenbakterien, besonders Crenothrix und Clonofhrix, sind hier reicher als bei Rothcnburgsort. Die unverkennbare Ähnlichkeit des Bewuchses mit dem an den beiden oberen Stromstationen liegt w^ohl an der ähnlichen Lage in bezug auf die Abwasserquelleii und einer regelmäßigen Durchsti-ömung mit reinem Oberwasser. Andererseits sind Merkmale stilleren \\'assors vorhanden. Indiahafen. Er „nähert sich am meisten von allen Stationen dem einen Extrem, nämlich der Station St. Pauli, allerdings nur im Frühling in entschiedener Weise. Das drückt sich besonders in dem reichenC/adotln-ix- bewuchs aus und in der Armut an Protozoen, die bis zum Mai auffallend, aber auch später noch bemeikbar war. Später näherten sich die biologischen Verhältnisse mehr den Durchschnittszuständen der oberen Hafengebiete" und gewannen eine gewisse Ähnlichkeit mit denen des benachbarten Hansahafens, der allerdings zu jeder Zeit sich als ein Gebiet „normalerer" Lebensverhältnisse kennzeichnet. „In bezug auf ClonofJirix hat der India- hafen bis zum Juli nächst St. Pauli die niedrigsten Zahlen, was vielleicht auch mit der Verunreinigung zusammenhängt." Ein Vergleich des India- hafens mit dem benachbarten Hansahafen wird vielleicht wieder davon überzeugen, daß für die Entwicklung des Bewuchses eine regelmäßig wechselnde Durchströmung mit reinem Ebbewasser und nähr- Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 75 haftem Flutwasser große Vorteile hat, im Gegensatz zu dem für das Plankton günstigeren Stagnieren des Wassers in einem Becken, wo nur täglich zweimal ein Teil des Wassers durch frisch verunreinigte Zuflüsse erneuert, wird (vgl. S. 48). An diese Untersuchungen von Hafenbecken aus den Jahren 1914/15 schließt sich eine gegenwärtig in der Ausführung begriffene an, die den Kuh Wärderhafen betrifft. Soweit es sich bis jetzt übersehen läßt, haben die Lebensverhältnisse dort Ähnlichkeit etwa mit denen im Gras- brookhafen. Jedenfalls stimmen die beiden insofern überein, als einer starken Bodenverunreinigung weniger ungünstige Verhältnisse im Wasser selbst (am Innenende der Häfen) gegenüberstehen. Es wurde hier auch durch Aushängung eines Stricks mit 6 je um 1 m voneinander entfernten Glasplatten von 9 x 12 cm Größe die Tiefenverbreitung des Bewuchses untersucht. Sie zeigte — ebenso wie das VOLK (1906, S. 40) für die Planktonverteilung nachgewiesen hat — große Gleichmäßigkeit. Nur Hydra nahm mit der Tiefe an Häufigkeit zu. Diese Übersicht der Bewuchsverhältnisse in den verschiedenen Hafen- becken mag für den wenig mit dem Gegenstande vertrauten Leser etwas verwirrend sein, sie wird aber gezeigt haben, und das war der Hauptzweck der ganzen Besprechung, daß die einzelnen Häfen eine recht aus- geprägte und mannigfaltig bedingte Individualität besitzen. Man darf übrigens nicht vergessen, daß immer nur eine bestimmte Stelle des Hafens, wenn auch eine möglichst charakteristische, untersucht wurde. Was die Ausbildung jeder einzelnen von diesen Individualitäten veranlaßt, ist nur bis zu einem gewissen Grade erschließbar. Der Vergleich der ver- schiedenen Hafenbecken miteinander dürfte aber, eben dieser Verschieden- heiten wegen, allmählich zu einer besseren Analyse der Faktoren führen, welche das Leben des Bewuchses bedingen. Diese Analyse wird mehr und mehr in den Stand setzen, zu erkennen, Avie eigentlich die Verunreinigung des Stromes durch Abwässer auf den Bewuchs wirkt, und wie sich jede einzelne der in Betracht kommenden Tier- und Pflanzen- arten dazu verhält. Wenn man sich Idarzumachen sucht, wie sich die verschiedenen untersuchten Stationen nach den bisherigen Befunden am Bewuchs in bezug auf die Zufuhr der Abwässer verhalten, so wird man, wie mir scheint, auf drei Hauptfälle geführt, nämlich: 1 . Oberhalb der Sielmündungen wird den mehr oder weniger durchströmten Stationen mit der Ebbe Reinwasser, mit der Flut verunreinigtes Wasser in regelmäßigem Wechsel zugeführt. Die relative Menge des einen und andern Wassers hängt von der Entfernung von den Sielmündungen und sonstigen Lageverhältnissen ab. So am Strandquai und bei Eothenburgsort, auch wohl im Hansahafen, weniger im Ober- hafen. Dieser Wasserwechsel schafft günstige biologische Verhältnisse. 6* 76 K. Hentscliel. 2. In den blindgescliUissenen Hafenbecken findet bei Ebbe eine teilweise Entleerung-, bei Flut eine teilweise Neufüllung statt, die bei der Lage der Häfen fast überall, obwohl in verschiedener Menge, verunreinigtes Wasser bringen muß, jedenfalls aber in den hier untersuchten Fällen. Da aber an den inneren Enden der Häfen der Wasserwechsel nur in ganz geringem Grade auf Zufuhr vom Strome selbst beruhen kann, vielmehr sich wesentlich auf Verschiebungen innerhalb des Hafens giiinden muß, treten hier mehr oder weniger die Lebensbedingungen stehender, nicht stark verunreinigter Gewässer ein. So im Grasbrook- hafen und Kuhwärderhafen, w^eniger in dem nicht sehr langen India- hafen. in viel geringerem Grade im Olierhafen und Hansahafen. 3. Im Gebiete bei und unterhalb der Sielniündungen wird sich fast bei jeder Tide stärker verunreinigtes Wasser finden. So schon bei St. Pauli und in noch höherem Grade, wie weiterhin zu erörtern sein wird, im Gebiete von Altona. Zahlreiche, teils quantitative, meist jedoch nur qualitative Unter- suchungen an anderen Stellen ergeben, daß die an jenen Stationen gefun- denen Regeln über die Beziehungen des Bewuchses zu don Abwässern für den ganzen Hamburger Hafen gelten. Besondere Erwähnung verdient hier nur noch eine Stelle des südlichen Hafengebietes, nämlich die Nachbarschaft derBrücken über denReih erstieg. Dort mündet das Siel, welches die durch eine Abfischvorrichtung mechanisch geklärten Abwässer der südlichen Hafenteile von der ^lüggenburger Schleuse oberhalb der Eibbrücken bis fast zum Köhlbrand hinab der Elbe zuführt. Wie zu erwarten, zeigt der Bewuchs an dieser Stelle ähnliche Eigenschaften wie bei St. Pauli. Im Mai 1917 z. B. waren die ausgehängten Objektträger nach 7 Tagen mit einem dichten Filz von Cladothrix bedeckt, der etwa 5 — 6 mm hoch war. Dieser starke Bewuchs beschränkte sich auf die Platten an der Westseite des Wasserarms, an der das Siel mündet, während er an der Ostseite viel spärlicher war und kaum ein Zehntel jener Höhe erreichte. Auch der Suctorienbe wuchs hatte charakteristische Unterschiede, indem an der Westseite Trkliophrija, an der Ostseite Acineia grandis vor- herrschte. Zu beachten ist bei der Beurteilung dieser Tatsachen, daß das Siel hier sehr oberflächlich einmündet, so daß es um die Niedrigwasser- zeit zutage tritt und nur in den Stunden um das Hochwasser bis zu 2 m tief unter der Wasserobei-fläche liegt. Infolgedessen ist die Verteilung der Abwässer im Vorfluter eine ungünstige; sie bleiben konzentrierter und verunreinigen das Wasser stärker, wenn auch örtlich beschränkter. Damit mag es zusammenhängen, daß hier eine der auffälligsten biologischen Verunreinigungswirkungen, nämlich das Treiben von Pilzflocken, auftritt. Zwar habe ich im Reiherstieg selbst diese Erscheinung nicht beobachtet, wohl aber an einem kleinen, dicht am Ufer der Norderelbe gleich unterhalb der Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 77 Miindimg des Fährkanals liegenden Ponton, an dem bei Ebbe die Keiher- stieg- Abwässer vorüberfließen müssen. Flocken von 2 — 3 cm Größe trieben dort im Mai 1917 mit einiger Kegelmäßigkeit. Ich beobachtete — wenn eine Schätzung gewagt werden darf — im Maximum etwa eine Flocke unter dem Quadratmeter AVasseroberfläche. Es ward weiter unten zu erörtern sein, wie das AVasser bei diesem Ponton (S. 91) und der Boden in der Nähe jener Sielmündung (S. 104) ebenfalls biologische Anzeichen der Abwasserwirkung deutlich erkennen lassen. Nach der allgemeinen Kennzeichnung des Bewuchses und seiner Abhängigkeit von den Verunreinigungen, wie sie auf Grund der Unter- suchungen an jenen sieben Stationen im vorstehenden gegeben werden konnte, will ich im folgenden das Hauytverunreinigungsgebiet einer besonderen, eingehenderen Besprechung unterwerfen und dabei außer dem Unterwasser- bewuchs auch die übrigen Bewuchsbezirke mit berücksichtigen, soweit sich aus ihrer Untersuchung für die Abwasserfragen etwas ergeben hat. In der genannten Arbeit wurde schon hervorgehoben, und es wird im folgenden (S. 157, Fig. 3) genauer erörtert, daß sich durch die Verbreitung desHydroidpolypen Cordylophora lacustris dies Kerngebiet derVerunreinigung recht gut abgrenzen läßt. Das Gebiet ist durch chemische, bakteriologische und biologische Befunde in einheitlicher Weise deutlich gekennzeichnet. Es stellt einen langen, schmalen Streifen längs des nördlichen (rechten) Stromufers dar, der etwa von der Kehrwiederspitze bis Wittenbergen reicht. Aus ihm hebt sich die am stärksten verunreinigte Strecke, das Nordufer der Elbe von St. Pauli bis Neumühlen, noch besonders hervor. Sie soll hier zunächst untersucht werden. Man kann sagen, daß im ganzen auf dieser Strecke der Bewuchs ähnliche Eigentümlichkeiten hat, wie bei der Station St. Pauli, so daß diese als Typus für den Zustand des Gebietes betrachtet werden darf. AVas dort charakteristisch ist, üppigste Entwicklung gewisser Vorticelliden in der warmen, von Fadenbakterien {Cladotlirix usw.) in der kalten Jahres- zeit, das kennzeichnet den Bewuchs bis nach Neumühlen hinab. Um die Eigenart des Gebietes zur Anschauung zu bringen, habe ich drei Unter- suchungen an Eeihen ausgehängter Glasplatten gemacht, die einmal vom Baumwall, einmal vom Sandtorhöft und einmal von Rothenburgsort beginnend bis nach Neumühlen hingen. Bei dem ersten Versuch (vgl. die Tabelle S. 80 und Fig. 4) vom 29. September 1916 wurden die Platten schon nach 24 Stunden wieder abgenommen. Daß bei dieser kurzen Frist mit verhältnismäßig großen zufälligen Fehlern gerechnet werden mußte, lag auf der Hand. Es sollte aber versucht werden, gewissermaßen zur Erprobung der Leistungsfähig- keit der Methode, ob ein einziger Tag zur Erzeugung eines charakteristischen Bewuchses genügt. Ganz augenscheinlich ist das im September der Fall. E. Hentscliel. Ergebnisse der biologischen L^ntersuchungen. 79 Die Zahlenreihen und die Kurve, welche sich auf den Versuch beziehen, zeigen das Folgende: Cladothrix hat auf den ersten fünf Stationen, bis zur schon früher besprochenen Plattenstation St. Pauli, ziemlich gleich- mäßig niedere Werte. Dann steigt der Bewuchs dieses Pilzes plötzlich stark an und erreicht bei der Altonaer Fischhalle sein Maximum, um darauf allmählich wieder abzufallen, wobei jedoch die Zahl für Neumühlen noch höher ist, als irgendeine oberhalb St. Pauli. Die Werte der Vorti- celliden und Suctorien zeigen eine sehr ähnliche Bewegung. Sie fallen im ganzen vom Baumwall bis zum Altonaer Fischmarkt, steigen bei der Altonaer Landungsbrücke zu einem starken Maximum auf und sinken bis Neumühlen wieder zu minimalen Werten herab. Sehr deutlich tritt also bei Cladothrix sowohl wie bei den Protozoen ein ziemlich plötzliches Ansteigen unterhalb der Sielmündungen ein, dem ein langsameres Absinken folgt. Bei der zweiten Untersuchung, vom 7. bis 10. Oktober 1916, war der Bewuchs im Verunreinigungsgebiet in den drei Tagen schon so stark, daß man mit bloßem Auge die Platte von xlltona von allen anderen unter- scheiden konnte. Wie Tabelle und Kurve zeigen, haben wieder wie bei dem vorigen Versuch alle drei Organismengruppen eine ausgeprägte Maximalentwicklung im Verunreinigungsgebiet, wenn auch die Kurvengestalt eine veränderte ist. Ein Ansteigen der Cladotkrixwerte ist schon am Strandquai zu beobachten. Von da an wird es sehr stark und erreicht in drei Stufen, ziemlich stetig zunehmend, das Maximum an der Altonaer Landungsbrücke, um danach wieder schnell abzusinken. Bei Neumühlen ist jedoch der Pilzbewuchs noch stärker als am Strandquai. Die Vorti- celliden würden eine regelmäßige Kurve ergeben, die erst unterhalb des Strandquais ansteigt und sich im übrigen ganz wie die von Cladothrix verhält. Die Suctorienreihe mit ihren niederen Werten muß als verhältnis- mäßig unsicher gelten. Sie zeigt, entsprechend den Erfahrungen bei den früheren Schieferplattenkulturen, bei Rothenburgsort einen sehr hohen Wert, wiederum aber auch ein starkes Maximum im Veruni-einigungsgebiet. Auffallend ist, wenn man diese beiden Versuche miteinander ver- gleicht, daß bei dem ersten das Aufsteigen aller Wertreihen erst viel später begann, als bei dem zweiten. Ist die Annahme richtig, daß die Üppigkeit des Bewuchses von der Abwasserzufuhr abhängt, so müßte sich die Ver- teilung der Abwässer in den beiden Fällen ganz verschieden gestaltet haben. Möglicherweise ist das tatsächlich infolge von AVindwirkung der Fall gewesen, denn bei dem ersten Versuche herrschte Ostwind und niedriger Wasserstand, so daß die Flut wohl nur schwach zur Entwick- lung gekommen sein mag, bei dem zweiten aber sehr starker Westwind. Der dritte Versuch, angestellt vom 14. bis 17. April 1917, zeigte in bezug auf Cladothrix im wesentlichen dasselbe wie die beiden ersten, wenn auch die Kurve weniger regelmäßig- ausfiel. Der Protozoenbewuchs 80 £. Hentschel. Tabelle über den Bewuchs längs des Nordufers von Hamburg bis Neumühlen. Bewuchs auf Glasplatten in 1 m Tiefe nach einem oder drei Tagen, berechnet auf 100 qcm 's a § ^ W3 a s S S CO 0) 3 o .s c3 :0 -4-S CO t3 ü ■-3 © > eS "o o 'S 'S) 33 .2 o C c ü 3 tlS' 'H o 5 'C o 'S o ü > ii(i(^\iQ\\Q\\ auf am Nord- und Südufer der Elbe gleich oberhalb des Tunnels aufgehängten Platten angibt, läßt das erkennen. Von den sieben Versuchen sind fünf durch höhere Werte an der Xordseite ausgezeichnet, während in einem sechsten die Zahlen fast gleich sind und nur in einem Falle die Südseite entschieden über- Tabelle über die Anzahl der innerhalb dreier Tage beim Eibtunnel gewachsenen Cladothrix-Stöckchen. 100 qcm Nordufer Südufer 19. April 1917 22. „ 1917 25. „ 1917 4. Mai 1917 7. „ 1917 10. „ 1917 13. „ 1917 65 000 43 000 59 000 28 900 231 200 255 600 286 000 14 200 37 650 25 800 153 700 239 600 151 000 182 700 Mittel... 1.3S4.-M 114 970 Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 83 wiegt. Walirscheinlich würden diese Ergebnisse noch viel charakteristischer ausgefallen sein, wenn nicht für die Aufhängung der Südplatten jener Ponton an der Mündung des Fährkanals benutzt worden wäre, an dem, wie oben (S. 77) besprochen wurde, bei Ebbe die Abwässer aus dem Reiher- stieg hinziehen. Auch die Ergebnisse dieser „Querschnitts versuche" werden später (S. 91) durch Befunde über das Verhalten von Wasserproben in Aquarien fester zu begründen sein. Weiter kommen die Beobachtungen über die Verbreitung von CordijJopliora lacusfris (vgl. S. 157), iiber das Ver- halten der Fische (S. 59) und die Beschaffenheit der Bodenfauna (S. 118) hinzu. Alle diese biologischen Anzeichen lassen, ganz entsprechend den chemischen und bakteriologischen Ergebnissen des Hygienischen Instituts, erkennen, daß die Abwässer im wesentlichen am Nordufer hinstreichen. Zur Kennzeichnung der Verhältnisse zwischen St. Pauli und Neumühlen erweisen sich nun weiter auch die übrigen Bewuchsbezirke als geeignet, auf deren biologische Verhältnisse im folgenden eingegangen werden soll. Im ganzen Süßwassergebiet der Niederelbe findet sich ein charakte- ristischer Bewuchs in der Wassergrenze an schwimmenden Bauten. Die Pontons pflegen an der Grenze zwischen Wasser und Luft einen kaum über handbreiten langzottigen Bewuchs grüner Algen zu tragen. Cladopliora glomerata bildet darin bei weitem die Hauptmasse. Sie kann nicht als sehr charakteristisch für den Verunreinigungszustand gelten, obwohl (MEZ 1898, S. 144) angegeben wird, daß sie „in reinem fließenden Wasser lebt". Bei Hamburg kommt sie auch in den am stärksten verunreinigten Teilen der strömenden Elbe vor, wennschon nie so üppig entwickelt wie im reineren Wasser. Es wäre aber, eben dieses verschieden guten Gedeihens wegen, recht wohl denkbar, daß man bei genauerer Untersuchung ihrer Gestaltungs- und Wachstumsverhältnisse Merkmale an den einzelnen Pflanzen finden würde, welche für ihren Ursprungsort charakteristisch sind. Ihrem ganzen Vorkommen nach bedarf sie augenscheinlich viel Sauerstoff. In Sauerstoff armen Gebieten sollte man Schädigungen ihrer Gesundheit erwarten. Eine von mir angelegte Sammlung getrockneter Cladop1iora\ß.di\\ze.\\ auf Kartonblättern zeigt große Mannigfaltigkeit des Wuchses, läßt aber darin noch keinen Einfluß der Abwässer deutlich erkennen. Dagegen erweist sie diesen Einfluß deutlich in der Beschaffenheit eines sekundären Bewuchses auf ihren Zweigen. Man findet im Rein- wassergebiet die Algen meist rein grün und wenig bewachsen. Nur ein- zelne Suctorien oder Vorticelliden pflegen darauf zu sitzen. Wohl aber sieht man oft inmitten dieses grünen Kranzes um den Ponton einzelne intensiv braune Zotten. Sie erweisen sich bei mikroskopischer Unter- suchung als dicht bedeckt mit Diatomeen, ganz besonders Diatoma vulgare und EJioicospJmiia mrvaia. Im verunreinigten Gebiet dagegen findet sich ein grauer Überzug auf den Algen. Er besteht aus denselben Organismen 84 E. Hentschel. wie der eben besprochene Plattenbewuchs, vielen Vortic.elliden, wenigen iSuctorien und mehr oder weniger üppigen Beständen von Cladothrix (auch Sphaerotihis und Thiothrix). Im Sommer herrschen die Protozoen, zumal Carcheshnn 2)oJi/pinHm und Episii/lifi spec. a., im A^'inter die Pilze vor. Diese Organismen verdecken die Alge oft vollständig; die grüne Farbe ist verschwunden, graue, bei starkem Pilzbewuchs sogar weiße Zotten liängen im Wasser. Diese Zotten geben einen Anhalt von einem gewissen Wert für die Beurteilung der Ausdehnung stärkerer Verunreinigungen, zumal, da sie leicht vom Ponton oder von der Barkasse aus zu beobachten sind. Aller- dings darf nicht übersehen werden, daß in kleinem Räume schon sehr starke örtliche Unterschiede dieses Bewuchses vorkommen können. Die stromwärts gerichtete, stärker bespülte Seite eines größeren Pontons kann wesentlich andere Verhältnisse zeigen, als die landwärts gerichtete, zumal da bei dem ost-westlichen Lauf der Elbe mit der Verschiedenheit der Bespülung auch eine Verschiedenheit der Besonnung zusammenwirkt. Schwimmende, mit Ketten an den Pontons verankerte Pfähle, auf die fortwährend das Wasser leicht hinaufspült, pflegen einen schönen, rein grünen CTflf^op/wrabewuchs selbst im verunreinigtesten Gebiet zu tragen. Das Vorkommen eines starken, grauen Bewuchses auf den Chido2)Jtorazotten erstreckt sich am Nordufer etwa von den St. Pauli- Landungsbrücken bis zur Landungsbrücke Neumühlen. Unterhalb Neu- mühlen ist zunächst keine Gelegenheit mehr dafür vorhanden. Am Ponton beim Parkhotel fehlt Chidophora. Auf dem Südufer fehlt, wie es scheint; der graue Überzug auch gegenüber Altona ganz. Vielleicht läßt sich in bezug auf die Vorticellidenarten, welche CJadophora besiedeln, noch ein örtlichei- Unterschied nachweisen. Eine Anzahl Proben aus dem September und Oktober 1916 zeigten bei Altona als vorherrschende Art Carchesmm polypinumj die nachweislich durch Veiunreinigungen begünstigt wird, bei St. Pauli und Neumühlen dagegen vorherrschend die mehr indifferente EpistyUs spcc. a. Eine Anzahl frei- lebender Tiere findet sich mit Regelmäßigkeit in dem Algenbewuchs. Von solchen, die verunreinigtes Wasser bevorzugen, ist der Wurm (Enchytraeide) LinnhririJhis lineafus zu nennen, der zuzeiten darin lebt, jedoch nur im Geliiete von St. Pauli und Altona, und wie es scheint, auch nur an den am stärksten verunreinigten Stellen. Auch rote Chironomus\2iV\e\\ sind für manche Stellen charakteristisch (vgl. S. 159). Als letzter von den im Hafengebiet vorkommenden Hauptbezirken des Bewuchses ist die Zone zwischen dem Hochwasserstande und dem Niedrigwasserstande zu nennen. Innerhalb dieser Zone sind im allgemeinen, wie man an Pfählen und ]\rauern leicht beobachtet, zwei Uhterzonen zu unterscheiden, eine obere grüne, die fast nur durch grüne Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 35 Algen gebildet wird, und eine untere braune, in der zwei Hauptgruppen von Pflanzen miteinander gemischt sind, nämlich Diatomeen (Kieselalgen) und Cyanophyceen (blaugrüne Algen). In dieser unteren Zone findet sich auch ein charakteristisches Tierleben, besonders von Nematoden (Faden- würraer), Tardigraden (Bärtierchen) und Rotatorien (Rädertierchen). Das einzige, was in diesem Bewuchs nach heutigen Kenntnissen für die Beur- teilung der Verunreinigungen brauchbar ist — es wird vielleicht si)äter einmal wesentlich mehr sein — sind die blaugrünen Algen, bei denen es sich speziell um Arten der Gattung Oscillatorla handelt. Sie werden als Leitorganismen unten ausführlicher behandelt. Hier sei nur bemerkt, daß die Arten dieser Gattung, welche sich unter dem Einfluß von Abwässern reichlich entwickeln, gewöhnlich nicjit einen braunen Überzug, sondern einen schwarz- grünen erzeugen. Ein solcher findet sich stellenweise z.B. am Altonaer Hafen, sowie auch bei St. Pauli. An stark verunreinigten Gewässern sollen diese schwarzen Algenüberzüge oft das Ufer weithin bedecken (MEZ 1898, S. 540). Es bestätigt sich auch hier wieder — und das sei als praktisch wichtiges Endergebnis über den Bewuchs im Hafengebiet hier noch ein- mal hervorgehoben — daß die charakteristischen Anzeichen inten- siver Verschmutzung in beschränkter Ausdehnung im Altonaer Gebiet zu finden sind. Noch deutlicher wird das weiter unten bei der Besprechung der Leitorganismen hervortreten. Betrachten wir nun die Verhältnisse des Bewuchses weiter stromabwärts, so finden wir am Nordufer noch weithin Anzeichen von Verunreinigung, während sich das Südufer unterhalb des Köhlbrands noch auffallender als oberhalb davon als ziemlich rein kennzeichnet. Wenn ich bei Neumühlen eine Grenze zog, die das am stärksten verunreinigte Gebiet abschließen sollte, so ist dies Verfahren naturgemäß einigermaßen künstlich. Eine scharfe Grenze kann es in der A\'irklichkeit nicht geben, sondern die Verunreinigung muß von Kilometer zu Kilometer allmählich abnehmen. Immerhin findet aus gewissen Gründen für den Bewuchs hier wirklich eine wesentliche Veränderung der Bedingungen statt. Einerseits nämlich, weil die Hafenbauten hier plötzlich aufhören, weil Mauern, Pfähle, Dämme, Landungsbrücken und Schiengel, soweit man sehen kann, nicht mehr zu finden sind, und damit alle guten Gelegenheiten für die Ansiedelung eines Bewuchses fehlen. Statt dessen tritt hier ein anderer Lebensbezirk als Träger von Anzeichen der Verunreinigung in den Vordergrund, der weiter unten besprochen wird, nämlich der lose Boden der Schorre. An- dererseits dürfte es von großer Bedeutung sein, daß die Offenheit des Ufers, der Mangel an Bauten von Neumühlen ab plötzlich eine kräftige Strömung und regelmäßigen, gründlichen Wasserwechsel gestattet. Beides sind Umstände, die eine ziemlich plötzliche Veränderung in den Lebens- bedingungen zur Folge haben müssen. 86 E. Hentscliel. Ganz fehlen allerdings die Gelegenheiten für die Entwieklung eines Bewuchses auch hier nicht, doch sind sie sowohl sehr beschränkt wie auch anderer Art als bisher. Zwischen Neumühlen und Schulau liegt etwa ein halbes Dutzend Pontons (meistens alte Schiffskör])er, die für den Bewuchs weniger günstig sind als die Hafeni)ontons). und in Verbindung damit sind Pfahlgruppen vorhanden. In einiger Entfernung vom Ufer liegen Bojen, an denen ich jedoch keine Anzeichen biologischer ^\'irkung von Verunreinigungen feststellen konnte. Als etwas Neues kommen jedoch die Stacks (Buhnen) hinzu, die sowohl unterhalb der Niedrigwassergrenze wie oberhalb davon einen Bewuchs tragen. Ferner zeigen die Steine am Ufer oft eine Besiedelung, welche Übergänge zu der des losen Bodens erkennen läßt. Aus der Beschaffenheit des Bewuchses ist hier nur sehr wenig ab- zuleiten. Ich unterlasse daher eine Allgemeinschilderung der Verhältnisse. Soweit die Beobachtung nicht quantitativ ausgeführt werden kann, ist eigentlich nur das Verhalten einiger Leitorganismen beachtenswert. Da ist zu bemerken, daß Cordylophora an Pfählen zuerst bei Nienstedten wieder beobachtet wurde, an Stacks nicht oberhalb Blankenese, während Dreissena sogar bis unterhalb Schulau vermißt wird. CladotJ/rix findet sich auf der ganzen Strecke in geringen oder mäßigen Mengen. An einer Stelle bei Nienstedten wurde LcpiomÜHs beobachtet, dessen Erscheinen wohl auf dort einströmende Brauereiabwässer zurückzuführen ist. Von den im ganzen wenig befriedigenden Versuchen zu quantitativer Feststellung des Bewuchses hatten die im Fel)ruar und März 1916 in der oben (S. 64) beschriebenen AVeise ausgeführten Versuche mit Lochsteinen einigen Erfolg. Für sie wurden drei Stationen gew^ählt, eine bei Nien- stedten (km 631/32), die zweite bei Falkenstein (km 637), die dritte am Schleepsand unterhalb Schulau (km 645). Trotz vieler Störungen ergal)en die Versuche für das Vorkommen von Cladothrix ein brauch- bares Bild. Außer der Zahl der Stöckchen dieses Pilzes Avurden auch ihre durchschnittliche Endenzahl und die durchschnittliche Höhe fest- gestellt. In bezug auf die Protozoen gelang die Untersuchung im ]\rärz einigermaßen, doch war das Material von der mittleren Station sehr gering. Die Zahlen, welche die hier eingefügte Tabelle am Schlüsse an- gibt, sind Monatsdurchschnitte aus Zählungen von sieben Tage aushängenden Objektträgern, also im besten Falle (wenn keine Zählung ausfiel) Mittel aus vier Zählungen. Die Zahlen für Cladothrix zeigen sowohl im Februar wie im ^lärz (siehe die beiden letzten Zeilen) das. was man theoretisch erwarten sollte, nämlich eine ziemlich stetige Abnahme des Pilzbewuchses, je weiter man sich von Hamburg entfernt. Am besten begründet sind die Höhen- und Endenzahlen im i\rärz. Die Zahlen der wichtigsten Protozoenarten lassen im Gegensatz dazu eine Zunahme erkennen, jedoch Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 87 mit auffallend niederen AYerten an der mittleren Station. Das Fehlen der Suctorien auf den Objektträgern der beiden oberen Stationen verdient vielleicht im Vergleich mit den sonstigen Erfahrungen über diese Tiere Beachtung. Alle diese Angaben über die Protozoen ruhen allerdings auf sehr spärlichem Material. Tabelle über den Bewuchs auf Objektträger-n innerhalb sieben Tagen an drei Stellen des Nordufers der Elbe unterhalb Hamburgs im Februar und März 1916, berechnet auf 100 qcm. Stationen : Nienstedten (N.), Falkenstein (F.) und Schleepsand (S.) Cladotlirix innerhalb sieben Tagen. Anzahl der Stöckchen auf 100 qcm Durchschnittliche Endenzahl Durchschnittliche Höhe Monat 1 Wochen N. F. S. N. F. 1 S. N. F. S. Februar .... „ .... . » .... März )) )) )i 1 2 3 4 1 2 3 4 > 45 200 s.h. s. h. 32 700 86 600 s.h. 17 650 4 850 18 250 77 200 274 000 313 333 1 8 6 1,2 1 (3,5) 1 1 1 1 1,08 1,13 250 1225 1500 250 300 1400 163 100 150 200 450 533 Februar .... März 1-4 1—4 (> 45 200) s.h. (32 700j (s. h.) 11250 170 696 1 7 1,2 (2,25) 1 1,05 250 1363 250 850 132 333 Protozoen innerhalb sieben Tagen auf 100 qcm. Mittel für den März 1916. N. F. S. Zoothamnium spec. a. . . 60 48 153 Vorticella campanula . 263 120 542 Suctorien — — 4,6 Protozoen alle 793 255 826 Anzahl der Zählungen . 2 2 4 Im April und Mai 1917 machte ich den Versuch, durch Aufhängen von Glasplatten der Größe 9><12cm an vier bis fünf Pontons dieser Strecke, die je drei Tage lang hingen und alle am gleichen Tage gewechselt wurden, 88 E. Hentschel. quantitative P^rgebnisse zu erlaii<,'en. Bei der Kürze der Aufhäiigungsfrist kam nur der Cladofhr^xbe^y\\chs für die Zählung in Betracht. Durch Ver- lust von Platten, Überhängen durch im Wasser treibende Pflanzen und zu starken Pilzbewuchs wurden auch hier die Erfolge sehr eingeschränkt. Die beigefügte Tabelle zeigt die Ergebnisse. Anzahl der Cladothrixstöckchen auf 100 qcm nach drei Tagen in etwa 1 m Tiefe: I. II. III. IV. V. Altona Ldbr. Neuniühlen Parkliotel Mühlenbcrir Jiiankenese 24.-27. April 1917 182 800 29 300 73 750 (38 000) 27.-30. .. 1917... S,S .')00 (100) 65 600 30. April bi.s 3. Mai 1917 134 500 21400 . V. 3.-6. Mai 1917 30.T 000 71 000 529 000 424 000 6.-9. „ 1917 «) III «I »IV 224 800 9.-12. „ 1917 605 000 208 000 812 000 157 000 Es ergibt sich das Folgende: In den 3 ersten Fällen, wo beim Parkhotel nicht gezählt wurde, lag das Maximum bei Altona, in den 3 letzten beim Parkhotel, das Minimum in 5 von den 6 Fällen bei Neu- mühlen. In allen Fällen fand von Altona nach Neumühlen, vom Parkhotel nach Mühlenberg und von Mühlenberg nach Blankenese Abnahme statt. Auch die Endeuzahlen und die Höhen der Stöckchen zeigten in allen verwendbaren Fällen Abnahme vom Parkhotel nach Mühlenberg (6 Fälle) und von Mühlenberg nach Blankenese (1 Fall). Im ganzen kann man also sagen, daß von Altona nach Neumühlen ein starker Abfall stattfindet wie ihn ja sclion die oben besprochenen Plattenreihen regelmäßig zeigten, von dort nach dem Parkhotel aber ein erneuter starker Aufstieg und dann wieder ein allmählicher Abfall, der dem in der vorigen Tabelle festgestellten von Nienstedten über Falkenstein nach Schleepsand entspricht. Diese starke Hervorhebung der Station Parkhotcl wird sich vermutlich daraus erklären, daß wenig oberhalb davon das Hauptsiel von Altona, dicht oberhalb des Pon- tons auch noch ein kleines Lokalsiel mündet. Das ist eine für die Beurteilung der gesamten Lebensverhältnisse auf dieser Strecke recht bemerkenswerte Tatsache. Übrigens muß auch hier bedacht werden, daß unterhalb Neu- mühlen die Strömung wesentlich kräftiger wird, weil das Ufer frei liegt. Nimmt man alle besprochenen Bewuchsreihen vom Nordufer der Elbe zusammen, nämlich: die Reihe Rothenburgsort, Strandquai, St. Pauli, die Reihe Sandthorhöft bis Neumühlen, die Reihe Altona bis Blankenese, die Reihe Nienstedten, Falkenstein, Schleepsand Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 89 und vergleicht damit die Erg-ebnisse über die Verbreitung- von Cordylopliora und Dreissena längs des Nordufers, so ergibt sich doch ein ganz brauch- bares Bild der Verhältnisse, das durch die unten zu besprechenden Er- gebnisse über die Bodenfauna und andere Daten noch wesentlich an Klarheit gewinnen wird. Was über den Bewuchs als Anzeiger der Stärke und Verbreitung der Verunreinigungen im allgemeinen (abgesehen von den Leitformen) zu sagen war, ist hiermit im wesentlichen erschöpft. Es soll jedoch im Anschluß an das Besprochene berichtet werden über die Versuche, in Aquarien aus geschöpften Wasserproben einen Bewuchs zu kultivieren und auf diese Weise die betreffende Wasserprobe biologisch zu kennzeichnen. Ich habe auf die Anlage und Untersuchung derartiger Aquarienkulturen trotz wenig ernuitigender Ergebnisse viele Mühe verwendet, in der An- nahme, daß sie bei zweckmäßiger Ausführung geeignet sein müßten, die Verunreinigungsfrage von einer ganz besonderen Seite in sehr charakteristischer Weise zu beleuchten. Der Grundgedanke dieser Untersuchungen war der, daß die biologischen Vorgänge in einer in ein Aquarium geschöpften Wasserprobe abhängig sein müssen von der Beschaffenheit des Wassers, und daß es daher möglich sein möchte, aus ihnen Rückschlüsse auf diese Beschaffenheit zu ziehen. Besonders dachte ich dabei an den Gehalt des Wassers an Nährstoffen. Ich wollte die mit Abwässern gedüngte Wasserprobe gewissermaßen als eine Nährlösung betrachten, deren Leistungsfähigkeit in der Zahl der darin gedeihenden Organismen zum Ausdruck kommen sollte. Es lag ja allerdings auf der Hand, daß der Zustand eines solchen Aquarienbewuches von verschiedenen Umständen abhängen mußte, Avelche seine Brauchbarkeit in dem angegebenen Sinne in Zweifel stellten. Die zufällige Zusammensetzung des Gehalts der- Wasserprobe an tierischen und pflanzlichen Keimen, die veränderten Bedingungen, die durch Auf- bewahrung des Stromwassers in einem kleinen Raum ohne Bewegung gegeben waren, und der Umstand, daß der Bewuchs immer nur einen Teil der biologischen „Leistung" der betreffenden Wasserprobe, wohl nicht einmal ihren wesentlichsten, darstellte, mußten störend wirken. Die Erfahrungen entsprachen diesen Befürchtungen. Nichtsdestoweniger schien bald mehr, bald weniger deutlich hervorzutreten, daß der leitende Grundgedanke eine gewisse Berechtigung hat. Ich habe bereits in meiner Hauptarbeit über den Bewuchs (1916 b, S. 126) folgende Reihe von Untersuchungen dieser Art erwähnt. Am 26. März 1915 wurden von 6" Uhr morgens bis 9*^ Uhr abends im Oberhafen alle zwei Stunden Wasserproben geschöpft und davon je 200 ccm in Aquarien von 100 qcm Bodenfläche gegossen, auf ihren Boden Objekt- träger gelegt und der Bewuchs auf diesen wöchentlich gezählt. Die 90 E. Hentschel. folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse fiir die häufigste Ciliatenart, eine VortkeUa spec. Sie enthält die Individuenzahlen, auf 100 qcm berechnet, nach je sieben Tagen. Tabelle zum Nachweis des Einflusses der Tidenphasen auf die Abwasserverteilung. (p]ikl;niing im Text.) Entnalunezeit : ^^^'' 743 915 1^45 145 3'' 545 7« 945 Nach 1 Wocbe(n) . r> . ^ )) „3 „ 4 » 6 „ 2920 773 7 7 27 87 273 80 1133 1913 1407 13 187 1400 1516 7 167 27 993 1713 53 7 113 1327 153 47 60 33 147 53 193 600 1280 Summen . . . 3740 440 4466 3348 2766 1593 107 233 2073 Tiden . . . Ebbe Flut Ebbe Flut Will man die gesamte Produktion jedes Aquariums berechnen, so wird man die Zahlen der vorletzten Reihe, die ,. Summen", mit 7 multi- plizieren müssen; damit bekommt man die Anzahl der Lebenstage aller während der ganzen Zeit auf einer Fläche von 100 qcm gewachsenen Individuen zusammen. Man könnte sie die Zahl der ,.Individuentage" des Aquariums für 100 qcm nennen. Ich betrachte jedoch im folgenden die einfachen Summen in Beziehung zu den darunter verzeichneten Tidenphasen. Diese Reihe scheint dem zu entsprechen, was man theoretisch erwarten sollte, -wenn man annimmt, daß, Avie es nach den örtlichen Verhältnissen zutreffen muß, mit der Ebbe reines Oberwasser, mit der Flut aber durch Abwässer gedüngtes Wasser durch den Oberhafen geht. Am Schluß der Ebbe muß das Wasser am ärmsten an Nährstoffen sein, einige Zeit nach Eintritt der Flut muß nährstoffreiches Wasser von unten heraufkommen, daher die biologische Leistungsfähigkeit zunehmen. Und zwar müßte die Leistung gleich im Anfang am stärksten sein, weil da das bei der letzten Ebbe an den Sielmündungen gedüngte Wasser wiederum an den Sielmündungen vorbei zurückkehrt und noch eimnal gedüngt wird. Weiterhin wird der Grad der Düngung abnehmen müssen. Nach P^in- tritt der Ebbe kehrt zunächst gedüngtes Wasser von oben zurück, dessen Düngung sich aber schnell verringert und im letzten Teil der Ebbe ganz wegfällt. Mit der neuen Flut tritt dann wieder neue Düngung ein. Man wird ein ziemlich deutliches Zusammenstimmen der empirischen Zahlenreihe mit diesem theoretischen Gedankengange zugeben müssen. Ergebnisse der biologisclieu Untersuchungen. gi Daher verdient der Versuch, obgleich er vereinzelt geblieben ist, und obgleich er nur für die eine Art, allerdings die häufigste des Bewuchses, klaren Erfolg hatte, wohl einige Beachtung. Aus zahlreichen späteren Versuchen hebe ich eine Reihe hervor, die auf die Frage nach der Verteilung der Abwässer in der Richtung senkrecht zum Strome Auskunft geben sollte. Sie erweist wieder, daß die Abwässer in der Nähe der Sielmündungen von Hamburg und Altona sich am Nordufer hinziehen, das Südufer aber wenig beeinflussen (vgl oben S. 83). Zu dem Zweck dieser Untersuchungen wurden Wasserproben beim Eibtunnel (einmal bei Neumühlen) an der Nordseite, gelegentlich auch in der Mitte, und an der Südseite entnommen. Je 500 ccm wurden in Aquarien gegossen und darin Objektträger auf den Boden sowie mit einem Fettrand versehene Deckgläschen auf die Oberfläche gelegt. Die Deckgläschen wurden nach 24 Stunden hauptsächlich auf ihren Bewuchs mit Änihophysa vegetans, die Objektträger nach sieben Tagen auf die fest- sitzenden Organismen insgesamt durchgezählt. Folgender Auszug aus den Tabellen zeigt die Ergebnisse, soweit sie hier von Bedeutung sind. Nach dieser Übersicht überwiegt bei allen häufigeren Protozoen der Ertrag in den Norduferproben gewöhnlich den in den Süduferproben, und zwar beträgt die Zahl der Fälle, in denen dies Überwiegen stattfindet, bei Anthoplujsa in der Köpfchenzahl 78 7o, in der Durchschnittszahl der Individuen im Köpfchen 90 "/o, bei Yorticella camixumla 71 ^o, bei Carchesium polypimmi 55 7o, bei VorticeUa spec. 67 Vo, bei Stentor 67 7o, bei Tintinnidium 62 "/o, bei den Ciliaten insgesamt 68 Vo. Besonders be- achtenswert ist in dieser Lebensgemeinschaft naturgemäß die als Abwasser- organismus bekannte Anthoxjlujsa mit ihren hohen Werten. Daß der Gegensatz zwischen Nord- und Südseite nicht noch klarer hervortritt, liegt augenscheinlich, wie schon (S. 76) erwähnt, hauptsächlich an der Einwirkung der Abwässer des Reiherstiegsiels, die nach ober- flächlicher (!) Einleitung in den Strom an der südlichen Entnahmestelle vorüberfließen. Mehrfach erwies sich die Wassei'probe der Südseite schon für das bloße Auge als stark verunreinigt, so besonders die vom 22. März 1917, in der auch nicht nur Anthoplujsa und VorticeUa campanula stärker als an der Nordseite sich entwickelten, sondern auch ein massen- hafter (7/ac/o/Är/a:bewuchs auf dem Objektträger entstand. Dieser Pilz war zuvor fast nie aufgetreten, fand sich aber nun öfter. Wie man sieht, gab es während der Untersuchungszeit eine zu- sammenhängende Periode kräftigen Gedeihens von Antliopliysa auf beiden Ufern, die vom 14. Dezember 1916 bis zum 25. Januar 1917 dauerte. Bei den hohen absoluten Werten sind die Befunde aus dieser Zeit be- sonders sicher und wertvoll. Abgesehen von der Zeit des ersten Ansteigens 92 E. Hentschel. Tabelle über den Bewuchs in Aquarienkulturen aus Wasserproben von je 500 ccm von beiden Stromufern beim Eibtunnel. Nach 1 Tag auf 24x3-; * (imni Nach 7 [')8, = )6] Tagen auf Tag der Oberfläche 100 qcm Bodeufläche Entnahme Anthophysa vegetans Vorticella Ciliaten 191(5/17 Köpfchen Individuen im Köpfehen (Mittel) campanula insgesamt Nord Süd Nord Süd Nord Süd Nord Süd 29. Mai 327 20 1954 367 1. Juli . 4107') 560') 4600') 1080') 6. „ , . 1500 653 3497 1186 7. Dezember. . . 28 4 540^) 7') 1940') 2914') 14. „ ... 884 1522 3,4 2,5 20 20 287 87 18. 625 278 3,5 2,6 21. „ 2011 1158 3,1 2,4 53 _ 359 527 28. 5511 623 3,7 3,2 547 — 727 464 4. Januar 4845 805 5 3,6 13 — 409 201 11. „ 11692 9239 2,1 2,1 60 460 1900 760 18. „ 954 483 3,1 3 — — 167 14 25. „ 884 3957 3,9 2,9 (120) — 280 367 1. Februar .... 190 101 5,2 3,8 — — 687 247 8. 56 5 7 7 — — 27 — 15. 7 4 7,3 5,3 — — 640 267 22. „ .... 16 2 6,9 (6) — — 14 2553 1. März 80 38 8,8 6,7 53 — 446 27 8. „ 258 249 10,5 9,4 — 373 60 373 15. „ 55 44 12,1 5,7 >167 393 >167 679 22. „ 598 915 3,9 3,8 20 340 794 375 29. „ 272 559 3,6 3,8 280 (7) 373 400 5. April 295 160 3,1 2,8 27 — 270 87 12. „ 431 286 4,2 3,8 33 — (260) 53 19. „ 222 1030 3,3 3,6 — 60 300 1421 1. Mai 92 60 3,9 3,3 — — 907 280 7. „ 3 2 6,7 3 — — 1283 35 Durchschnitt . . . 1304 936 5,2 3,4 314 116 894 591 Nord > Süd . . . 18 ] ?älle 18 I 'alle 12 Fälle 17 Fälle Nord < Süd . . . 5 " 2 II 5(4?) „ 8(7?) „ Häufigste der übrigen Ciliaten nach sieben Tagen. Carchesiuiu p^l. Durchschn. Nord 152, Süd 161. Nord > Süd 11 Fälle, Nord < Süd 9 Fälle Vorticella spe(^ ,. „ 301, ,, 273. „ > „ 16 „ „ < „ 8 „ Stentor roeselii „ „ 1,8, „ 5,6. „ > „ 4 „ „ < „ 2 „ Tintinnidium „ „ 21, ,', 18. „ > „ 8 „ ., < „ 5 „ Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 93 und des letzten Absinkens des Gedeihens ist das Nordufer während dieser ganzen Periode ständig stark überlegen. In derselben Zeit war auch das Wasser von anderen Stellen sehr reich an Änthophjsa; dabei ist hervorzuheben, daß während dieser Frist eine Parallelversuchsreihe vom Hinterende des Kuhwärder Hafens, das meist keiner Abwasserzufuhr genießt, wesentlich schwächeren Ä7ithopJiysiihewuchs, im Mittel nur 65 7o des jeweils niederen und 30 % des höheren der beiden Stromuferwerte zeigte. Das Herabsinken auf Minimalwerte nach dieser Blütezeit fällt mit der Dauer des Eisganges auf der Elbe (bis zum 8. März) zusammen. AVie diese Untersuchung über die Ausbreitung der Abwässer im Stromquerschnitt, so gibt die folgende Doppelreihe von Versuchen über die Ausbreitung in der Stromrichtung längs des Nordufers Auskunft. Sie entspricht also ebenfalls den Untersuchungen von im Freien aus- gehängten Glasplatten (vgl. S. 80), und ihre Ergebnisse sind zusammen mit denen dieser Versuche in Fig. 4 graphisch dargestellt. Nur der AnfJw2)ht/sahewnchs auf schwimmenden Deckgläschen ergab ein klares Bild. In der Tabelle wurde im Unterschied von der vorigen die Köpfchen- zahl multipliziert mit der durchschnittlichen Individuenzahl des Köpfchens angegeben. Die Zahlenreihen und besonders die Kurven zeigen in über- einstimmender Weise ein verhältnismäßig schnelles Ansteigen bis zu einem Maximum an der Altonaer Grenze und ein langsameres Wiederabfallen. Auffallend ist die Übereinstimmung der Aprilreihe mit der gleichzeitigen Plattenreihe im Freien in bezug auf den abnorm hohen Wert beim Sandthorhöft. Tabelle über den Bewuchs an Anthophysaindividuen in Aquarienkulturen von je 500 ccm auf 24 32 qmm Oberfläche nach 24 Stunden. Tag der Entnahme Saudthorhöft Neustädter Neuerwall St. Pauli-Landungsbrücke, Uhrturm St. Pauli-Landungsbrücke 5 Altonaer Grenze „ Landungsbrücke Altena, Neue Anfahrt Altonaer Hafen, Unterende Neumühlen, Landungsbrücke Aus der großen Zahl anderer, meist weniger erfolgreicher Versuche, die ich in Gebieten mit weniger charakteristischen Abwasserverhältnissen angestellt habe, seien noch folgende allgemeine Erfahrungen hervorgehoben. Ein gewisses Hervortreten der Werte für die Ciliaten am Nordufer der 94 E. Hentschel. Elbe, wie am Elbtunnel so auch weiter unterhalb bis nach Blankenese, und ein starkes Zurücktreten der Werte aus der Außenalster und dem Isebcckkanal (abgesehen von seinem p]nde) gegenüber denen der Elbe ist zu beobachten. Besonders charakteristisch für die Fauna am Boden des Aquariums sind die Hypotrichen, bei denen sich auch die erwähnten ört- lichen Unterschiede deutlich zeigen. Sie scheinen, wie Proben von Lauen- burg, Cranz (an der Estemündung'), Glückstadt und Scheelenkuhlen (ober- halb Kaiser-^^'ilhelm-Kanal jandeuten, iniHamburgerGebiet eine entschiedene Anreicherung- gegenüber den Verhältnissen im ..normalen" Eibwasser zu erleiden. Dies Avären die wichtigsten Ergebnisse der noch sehr unvollkommen entwickelten, aber, Avie mir scheint, keineswegs aussichtslosen Methode der Aquarienkulturen. Überblickt man die Gesamtheit der Ergebnisse über den Bewuchs und vergleicht die mit seiner Hilfe zu erlangenden Nachweise über die Verunreinigungen mit dem, was aus dem Studium der anderen Lebens- gemeinschaften zu folgern ist, so wird man seine große Bedeutung einsehen. Nicht zwar als Reinigungsfaktor des Stromes spielt er eine wesent- liche Rolle; höchstens in unmittelbarer Nähe der Sielmündungen mag sein Anteil in dieser Beziehung beachtenswert sein (s. u. S. 174). Aber als Anzeiger der Verunreinigungen hat er eine ganz hervorragende Bedeutung. Daß sich bei ihm große Empfindlichkeit mit Ortbeständig- keit vereinigt, weist ihm hier die erste Stelle an. Plankton undNekton mögen ihm an Empfindlichkeit nahekommen, aber sie wandern, aktiv oder passiv, und vermögen nur ungenau für Ort und Zeit des Fanges Maßgebendes auszusagen. Das Benthal des losen Bodens ist ziemlich an seinen Ort gebunden, aber da einstweilen in ihm nur langlebige höhere Tiere in Betracht kommen, ist es in bezug auf zeitliche Unterschiede ein wenig empfindliches Reagenz. Die Empfindlichkeit beruht besonders auf der wesentlichen Beteiligung von Protisten am Bewuchs. Aber es sind auch langlebige vielzellige Tiere und Pflanzen in ihm vorhanden, und damit kommt zu jenen beiden ein drittes, für seine Bedeutung wesentliches Moment, Mannigfaltigkeit in betreff der Lebensdauer derBestand- teile. Von den kurzlebigen Fadenbakterien und Anthophysa bis zu den ausdauernden CordijJophora und Drdsseyia kommen alle Stufen der Lebens- dauer und Fortpflanzungsgeschwindigkeit vor, und während jene über die wandelbarsten augenblicklichen Zustände Auskunft geben, kennzeichnen diese den Gesamtzustand langdauernder Zeitabschnitte. Verbindet der Bewuchs also als Anzeiger der Verunreinigungen Feinheit und Schärfe des Reagierens mit Vielseitigkeit, so darf man ihn doch nicht etwa als allein wichtiges Universalmittel der Wasserbeurteilung behandeln wollen. Für das Studium der Selbstreinigungsvorgänge im Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 95 Niederelbegebiet ist er von minimaler Bedeutung; man wird sich dabei vielmehr an das Plankton und das Benthal des Grundes zu halten haben; fragt man nach Dauer und Veränderlichkeit der Zustände in längeren Zeiträumen, so wird wieder besonders die Grundfauna Auskunft geben; will man die Wirkungen vorübergehender Störungen nachweisen, so sind es die Fische, an denen sie am deutlichsten werden; will man die Ver- unreinigung des Grundes untersuchen, so «ist der Bewuchs wenig dazu geeignet, denn obwohl er eine benthonische Lebensgemeinschaft ist, gibt er doch nicht über den Boden Auskunft, sondern über die Beschaffenheit des Wassers. Jede der verschiedenen Lebensgemeinschaften hat ihre eigene Bedeutung in dem Komplex von Problemen, welche die Abwasserbiologie zu behandeln hat, jede ist für besondere Fragen maßgebend, keine kann die andere bei der Untersuchung völlig ersetzen. Der Bewuchs mag für den Praktiker, dem es auf den Besitz einiger leicht mit genügender Sicherheit anzuwendender Kennzeichen der Ver- unreinigung ankommt, besondere Vorteile bieten; der um Abwasserfragen bemühte Biologe kann im Gegensatz dazu gar nicht müatrauisch genug gegen die Benutzung weniger, einfacher und handlicher Methoden sein. Seine Aufgabe muß es bleiben, immer zahlreichere und feinere Merkmale ausfindig zu machen und immer genauer und spezieller die Methoden den neu auftauchenden Problemen anzupassen. Für beides bietet ja gerade die Mannigfaltigkeit des Tier- und Pflanzenlebens ein unabsehbares Gebiet aussichtsvoUster Arbeit. d) Das Tierleben des Grundes. Im Gegensatz zum Plankton besteht die Lebensgemeinschaft des Strom- bodens ganz vorAviegend aus Tieren. Grüne oder farbige Pflanzen werden so gut wie gar nicht beobachtet, nur Pilze kommen vor. Der Reichtum an Tieren ist, wie weiterhin durch Zahlen nachgewiesen werden soll, ein ganz erstaunlicher. Die Bedeutung der Lebensgemeinschaft des Grundes ist daher für die Gesamtheit der Lebensvorgänge im Strom sehr groß, um vieles größer als die des Bewuchses. Sie steht der des Planktons am nächsten. Die Tiere, um die es sich vorwiegend handelt, sind im Gegensatz zu denen des Planktons und Nektons (den Fischen) weder aktiv noch passiv wesentlich beweglich. Teils zu schwer, teils zu sehr in den Boden vergraben, können sie nur bei gewaltsamer Aufwühlung des Grundes passiv fortgeführt werden. Andererseits ist auch ihre Fälligkeit, zu kriechen und zu schwimmen gering. Dieser Mangel an Beweglichkeit ist sehr wichtig für die Fragen der Stromverunreinigung, denn aus diesem Grunde sind sie verhältnismäßig gut geeignet, ihren engeren Lebensbezirk 96 E. Hentschel. biologisch zu kennzeichnen. Don bedeutenden Vorzug, den der Bewuchs an , festen Geg-enständen insofern hat, als er in seiner Gel)undenhoit den Ort. wo er lebt, aufs deutlichste kennzeichnet, hat die Tierwelt des Grundes wenigstens bis zu einem gewissen Grade mit ihm gemein. Eine zweite Avichtige Eigentümlichkeit ist die verhältnismäßig bedeutende Größe der in Betracht kommenden Tierformen. Nächst den Fischen leben hier die größten Tiere, und keine der übrigen Lebensgemeinschaften über- trifft diese an durchschnittlichen ]\[aßen der Individuen. Mit der Größe hängt eine längere Lebensdauer zusammen. Bei den meisten wird nur eine einzige Fortptlanzungsperiode im Jahr anzunehmen sein. Setzen wir das Eintreten eines Unglücksfalls, der irgendwo diese ganze Fauna ver- nichtet: A\'ie lange wird es dauern, bis sie wieder gebildet ist! Ein tiefer Gegensatz besteht darin zu den vorwiegend aus einzelligen Wesen bestehenden Gemeinschaften und ganz besonders zum Plankton. Diese lange Lebens- dauer des Individuums setzt voraus, daß das einzelne Tier auch die ungünstigsten Verhältnisse, die im Laufe etwa eines Jahres an der betreffenden Stelle eintreten, zu überstehen vermag. Ungünstige Einflüsse müssen hier vom Individuum überdauert werden, bei den Protisten ist das nicht nötig. Das Protistenleben an einem Orte wird insofern wandelbarer, das ]\[etazoen- leben beständiger sein. Jeder Organismus kann ja aber einen Ort nur für die Zeit kennzeichnen, während deren er an ihm lebt, ein Protist also meist nur für sehr kurze Zeit. ]\Ian wird, um den Ort durch Protozoen zu charakterisieren, Monate hindurch Untersuchungen machen müssen. Bei den großen Bodenorganismen genügen dazu wenige Beobachtungen in längeren Zeitabständen. Ich denke dabei allerdings zunächst nur an Orte, wo nicht, wie im Fahrwasser, der Strom das Bodenmaterial stark verschiebt. "Während in dieser Weise die Bodenfauna für den Dauerzustand in ihrem Lebensraum die wertvollsten Anzeichen gibt, ist sie für den Nachweis zeitlicher Differenzen sehr Avenig geeignet. Tiergruppen, welche alle in einem ganzen Jahreskreislauf vorkommenden Unterschiede der Lebensbedingungen ertragen können, vermögen das eben nur. weil sie gegen die betreffenden Unterschiede indifferent sind, oder wenigstens nicht stark durch sie verändert oder gar abgetötet werden, so daß man am Wechsel ihres Vorkommens zeitliche Schwankungen etwa in der Nahrungs- zufuhr, dem Sauerstoffbestande, Vergiftungen u. dgl. wahrnehmen könnte. Ich habe zum Schluß der Besprechung des Bewuchses bereits auf den hier maßgebenden Grundsatz von allgemeinster Wichtigkeit für die biologische AbAvasserbeurteilung hingedeutet, den nämlich, daß jede Le- bensgemeinschaft in besonderer Weise Anhaltspunkte für die Urteilsbildung gibt und daher keine die andere ersetzen, auch keine für sich allein eine gründliche Einsicht in die Verhältnisse Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. ^ 97 vermitteln kann. Später, bei der Besprechung: der Leitorganismen, wird hervortreten, wie sogar jede einzelne Art auf ihre besondere Weise die Frage beleuchtet, denn keine lebt wie die andere, keine wird in derselben Weise wie die andere von den Verunreinigungen beeinflußt. Auf diesem Umstände beruht die unübersehbar große Entwicklungsfähigkeit der bio- logischen Abwasseruntersuchung. Noch einleuchtender wird die spezifische Bedeutung der Grundfauna, wenn man sie kausal, besonders nach den Grundlagen ihrer Ernährung, untersucht. Ich will die wichtigsten der Tiere daraufhin besprechen, zu- gleich um eine Übersicht der vorkommenden Formen zu geben. Dieselben Tiere sind auch die Hauptbestandteile der weiter unten behandelten Schorre- fauna. Zwei Tiergruppen sind entschieden vorherrschend, die kleinen Muscheln der Familie der Sphaeriiden (Spliaerium und Pisidium) und die Schlammwürmer, die Tubificiden (hauptsächlich die Gattung Tubifea^. Die Sphaeriiden liegen im Schlamm, kriechen auch lebhaft umher und er- nähren sich vermöge des Wasserstroms, welcher durch ihre Siphonen in den Schalenraum hinein- und wieder herausgeht. Im Innern werden diesem Strom die schwebenden Bestandteile abgenommen und als Nahrung verbraucht. Detritus nebst dem im Verhältnis spärlichen Plankton bildet die Nahrung, welche zumal in den Hafenbecken, wo das Wasser zur Ruhe kommt, unablässig niederschwebt, und sobald sie sich dem Boden nähert, von den oft ungeheuer massenhaften Muscheln aufgesogen wird. Die Tubificiden dagegen sind Würmer, deren Ernährung derjenigen der Regen- würmer entspricht: sie fressen den abgelagerten Schlamm in sich hinein und „verdauen heraus", was Nahrhaftes darin ist. Also auch ihre Existenz gründet sich auf den Detritus. Außer diesen beiden Tiertypen leben am Eibgrunde hauptsächlich zahlreiche Schnecken, Egel, Flohkrebse der Gattung Gammarm und Mückenlarven aus der Familie der Chironomiden. Abgesehen von den räu- berisch lebenden Egeln und vermutlich einigen Aasfressern müssen auch diese alle auf den Detritus angewiesen sein; andere Nahrung steht ihnen wenig zur Verfügung. Es folgt daraus, daß die Zufuhr, die Ver- teilung und Ablagerung dieser feinen schwebenden Stoffe eine beherrschende Bedeutung für das Leben dieser ganzen Gemeinschaft haben muß. Und somit wird auch der Einfluß der Verunreinigungen auf sie vorwiegend auf der Zufuhr vermehrter und eigenartiger Detritusmassen beruhen. An- dere Faktoren wirken wohl dabei mit, daß aber dieser in erster Linie für die Verhältnisse bestimmend ist, davon werden, wie ich glaube, die folgenden Ergebnisse eingehender Untersuchungen überzeugen. (Vgl. auch HENTSCHEL 1915, S. 158.) Fänge von Bodentieren sind schon vor längerer Zeit, nämlich seit Ende der neunziger Jahre, von Volk ausgeführt worden, der auch in 98 E. Hentschel. seinen Mitteilungen über die biologische Elbuntersuchimg (1903, S. 74 ff.) einen kurzen Bericht darüber gegeben hat. Das umfangreiche von ihm mit der Zeit aufgesammelte Material und seine Aufzeichnungen darüber haben sich leider nach seinem Tode nicht mehr verwerten lassen. Nach ihm haben SCHiEMP]XZ, Lübbp:kt, Ehrenbaum und Lohmanx, zumeist nach einem bestimmten Progrannn mit festgelegten Stationen, in systema- tischer AVeise Untersuchungen ausgeführt, wobei auch eine gewisse Sta- tistik nach einem von Prof. SCHIEMENZ vorgeschlagenen System ausgeführt wurde. Bestimmte Netze werden eine bestimmte Zeit lang bei bestimmter Fahrt ausgesetzt und der Fang dann in bezug auf die gefangenen Fische gezählt, in bezug auf die anderen Tiere geschätzt. Prof. SCHIEMENZ hat Protokolle derartiger Untersuchungen veröffentlicht (1908, S. 73 ff.). Seit dem Jahre 1914 war ich selbst bei diesen Untersuchungen beteiligt und zugleich mit der Fortsetzung der von Prof. LOHMAXN im Jahre 1913 nach einem anderen Plane begonnenen Bodenuntersuchungen beschäftigt. LOHMANX hatte als wichtigste Aufgabe auf diesem Untersuchungs- gebiet die kartographische Darstellung der Verbreitung der ben- thonischen Organismen bezeichnet. Damit diese in befriedigender Weise ausgeführt werden konnte, bedurfte es genauer quantitati^•er Fest- stellungen. War durch solche eine sichere Grundlage geschaffen, so konnten auch die Netzfänge besser zur allgemeinen Urteilsbildung herangezogen werden. Für manche Fragen erwies sich im Verlaufe der Arbeiten die Darstellung in Kurven als besonders zweckmäßig. Eine solche liegt nahe, weil es im Untersuchungsgebiet überall zwei aufeinander senkrecht stehende Hauptrichtungen gibt, in denen die "Wirksamkeit aller biologischen Faktoren am deutlichsten zur Geltung kommen muß, nämlich die Strom- richtung selbst und die Richtung senkrecht zum Strom. Daher lassen sich ausdrucksvolle Kurven zeichnen, die sich auf Längs- oder Querschnitte des Stromes beziehen. Solche erwiesen sich ja schon früher für Plankton und Bewuchs als sehr charakteristisch. Durch mancherlei mit dem Kriege zusanunenliängende Hinderungen wurden jene quantitativen Arbeiten ver- zögert und beschränkt. Immerhin sind durch zwei Gruppen von Unter- suchungen, über die hier berichtet werden soll, brauchbare Grundlagen kartographischer Darstellung beschalft worden. Die erste quantitative Untersuchung wurde auf Anregung des Direktors des Hygienischen Instituts, Prof. DUNBAKs, in Gemeinschaft mit Dr. Kammanx ausgeführt. Im November 1915 wurden von der Barkasse „Gaffky" aus gcwfihnlich mit dem von Prof. DUNBAR konstruieiten Schlammsauger Bodenproben entnommen, die konserviert, ausgesiebt und in bezug auf ihren Tiergehalt ausgezählt wurden. Das Material entstammte hauptsächlich den Häfen zwischen Reiherstieg und Köhlbrand und der Ergebnisse der biologischen Untersucliungen. 99 ungefähr in der Stromrichtung- verlaufenden Häfen- und Kanalreihe vom Reiherstieg ostwärts über Spreehafen und Zollhafen bis ziu- Müggenburger Schleuse. Im November 1916 wurde es durch Fänge aus dem Moldauhafen ergänzt. Bei den Untersuchungen sind also die verschiedenen Teile des Hafengebietes sehr ungleichmäßig berücksichtigt, sie haben aber den Vorteil, daß sie die den Sielmündungen am nächsten gelegeneu Kuhwärder Häfen und die stromaufwärts am fernsten gelegenen Teile miteinander zu vergleichen gestatten, sowie wenigstens einen der um den Hansahafen herum gelegenen Gruppe berücksichtigen. Die Masse der einzelnen Proben schwankte zwischen 50 und 350 ccm, betrug aber in den meisten Fällen nahe an 250 ccm. Daher wurden alle Werte auf 250 ccm umgerechnet. Die Zahl der Proben war 94, so wurden im ganzen ungefähr 23,5 Liter Bodenmaterial untersucht. Die beigefügte Tabelle gibt über die Ergebnisse Auskunft. Der Bodenart nach waren von den 94 Proben 33 mehr sandig, alle übrigen mehr schlammig.« während einige wenige im wesentlichen aus Kohle bestanden, einige andere zum Teil aus Holz oder Klei (einer tonartigen Masse). An Beimengungen enthielten sie in 49 Fällen Pflanzenmaterial, sogenannten Darg, in 57 Fällen leere Schalen von Schnecken und Muscheln. Der Tiergehalt in der Gesamtheit des Materials, also etwa 23,5 Litern, war folgender: Sphaeriiden 1850 Büliynia 102 Lymnaea 44 Valvata 100 L/thogh/phus 4 Andere Schnecken 6 CJiironomuslsLrYeii 72 Oammarus 4 Tubificiden 7163 Egel und andere Würmer ... 112 Spongien und Bryozoen 3 Fische (Aal) 1 Die Tiere insgesamt. . .9461. Die Würmer herrschen also ganz beträchtlich vor, nächst ihnen sind die Muscheln am häufigsten. Die größte Menge von Tubificiden im ein- zelnen Fang (Station 74 im Kuhwärder Vorhafen) betrug 885 auf 250 ccm, also etwa 3,5 auf 1 ccm. In 9 von 54 Fällen fehlten Tubificiden ganz. Im Durchschnitt für das ganze Gebiet kamen auf 1 Liter Bodenmaterial etwa 305 Tubificiden und 78 Sphaeriiden. Die Sphaeriiden fehlten in 35 von 94 Fällen. Bithynia fand sich in 18 Fällen, Yalcafa in 11, Egel kamen in 17, CJtironomusl-dYYen in 12 Fällen von 94 vor. Für die Lösung der Frage nach der Verbreitung der einzelnen Tier- gruppen und für die kartographische Darstellung sollen hier nur die beiden wichtigsten von diesen berücksichtigt werden, da für die übrigen die weiterhin zu besprechenden Bodengreiferfänge bessere Auskunft geben. 100 E. Hentschel. Tabelle über den Tiergehalt In 94 Bodenproben von je 250 ccm aus dem oberen Hafengebiet vom November 1915 (und November 1916). Ö r 1 1 i c li k e i t o o M a Ö ^ QJ 3 :3 Eh 0) Ca >H aj 00 a OJ 'T3 H »^ C ■< -< aS? Strom zwi.selien Elbbiikken, Mitte Strom an der Altoiiaer Grenze, Mitte . . . . Strom oberhalb Altonaer Hafen, Mitte . . . . Nordufer zwischen Elbbrückeu Baakenhafen, Südostende Strandhafen, Stromseite? Grasbrookhafen, Südostende Schiffbauerhafen, Stromseite Altonaer Fisclnnarkt Südufer oberhalb Kothenburgsorter Fähre „ „ Schanzengrabeu „ Dock vor Werfthafen „ oberhalb Kohlenschiffhafen Marktkanal, (S) Hofekanal, Mitte W Peutekanal, Mitte „ Nordende Müggenburger Kanal, Mitte n « )5 „ (W) Zollhafen, NO NO „ Mitte N (W) SW Moldauhafen, Südende „ Ostende „ Südecke „ Nordmitte „ Südmitte „ Nordwestende Spreehafen, Mitte n n „ (W von 33) „ „ (Südbucht) n n n Veddelkanal, Ostende. (N von 33) „ Mitte 10 9 17 6 10 1 1 61 1 9 12 49 3 9 40 8tt 2 2 1 9 64 141 441 51 102 176 15 1 2 1 >543 18 108 98 3 279 69 109 2 5 38 16 72 12 34 33 14 243 52 238 43 138 26 1 8 33 1 (11) s. h, 4 15 00 to to to to Ts to Ts Ts ts Ts Ts to ts ts Ts ts Os ts 00 ts ts Ts Ts ts Ts ts ts ts Ts ts 00 Os to to Ts ts to Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 101 Örtlichkeit Ol 'O s 3 o ^ o Veddelkanal, Mitte )) )) W W von 42 W Ende Eeiherstieg S „ bei Schleusenfleth „ „ Stichkanal „ „ Ernst Augustkanal . . . „ unterhalb d. Brücken . . . . Guanofleth, Südende •3 » „ Nordende Norderloch, 0 W „ Westende Fährkanal, Mitte » » t) n „ Nordende Steinwärderkanal b. Greevenhofkanal „ Mitte Mittelkanal, Nordende Nordersandrieth, Ostende Schanzengraben, Südende „ Mitte Travehafen, Südende „ Mitte EUerholzhafen, Ostende „ Mitte Rosshafen, Südende „ Mitte „ Nordende Alter Kohlenschiffhafen, Südende . . . . Kuhwärder Vorhafen, Mitte. S N Kaiser Wilhelmhafen, Südende Kuhwärderhafen, Südende „ (N)Ostende „ Mitte SO „ N Mitte Mitte NW 13 83 56 38 29 3 2 175 5 5 25 28 20 6 7 54 91 6 17 70 61 47 31 163 4 18 575 185 249 65 114 146 17 61 4 144 14 10 68 14 395 11 12 18 7 80 32 20 885 4 5 12 21 83 15 3 to Ts 00 to to ts Ts ts ts Ts Ts Ts Ts Ts Ts ts Ts tS Ts ts ts ts 00 ts Ts ts 00 00 00 ts to to Ts ts Ts ts to to 00 to to ts 102 E. Heiitschel. U^ 0 r 1 1 i (• b k e i t 3 -ö o ^ — 275, kreuz- weise Schraffierung bedeutet t mehr als 275 auf 250 ccm. Die Nummern entsprechen den Fang- nummern der Tabelle S. 100 ff., aus der sich auch (ebenso wie aus Fig. 6) die Ortsnamen ergeben. 104 E- Hentschel. brücken (Stat. 49). wo ein auffallender Tierreichtum herrscht. Das dürfte auf den P^influß des zwischen den Brücken mündenden Siels zurückzufühi-en sein, das die Abwässer des südlichen Hafen^ebiets, also besonders auch der großen, während des Krieges besonders stark bewirtschafteten Werft- anlagen, abführt. Ich habe schon bei der Besprechung des Bewuchses (S. 76) auf diesen Verunreinigungsherd und die biologischen P^rscheinungen seiner Umgebung hingewiesen. Von Sphaeriiden fanden sich, wenn sie überhaupt vorkamen, nicht über 25 in 250 ccm Bodenmasse in den äußeren Teilen des Kuhwärder Hafengebietes und in dem ganzen Kanal- und Hafenzug vom lieiherstieg bis zur Müggenburger Schleuse. Über 25 auf 250 ccm lebten in dem Kanalsystem des Reiherstieggebiets und dem Neuhofer Kanal, also rings um das Kuhwärder Gebiet herum. Werte von mehreren Hunderten auf 250 ccm eiTeichten sie nur im Moldauhafen (Stat. 29). Die Tubificiden hatten Werte von 300 und mehr auf 250 ccm (also mehr als 1 auf 1 ccm) nur in den mittleren Teilen des Kuhwärder Hafen- gebietes (Stat. 74 und 82), im Schanzengraben (Stat. 64, vgl. auch 6) und bei den Reiherstiegbrücken (Stat. 49). Werte zwischen 100 und 300 hatten sie außerdem nur in den Seitenteilen des Stromes und den strom- nahen Häfen und Kanälen. P2in besonders anschauliches Bild der Verteilung der Sphaeriiden und Tubificiden im Hafengebiet ergibt sich, wenn man für alle Fänge die Häufigkeit beider Tiertj'pen vergleichend betrachtet. Hir Ver- hältnis zueinander ist hier in der Weise festgestellt worden, daß die Einzel- werte der Tabelle auf ganze Fünfziger abgerundet und die so vereinfachten Zahlen unter Behandlung der 50 als Einheit miteinander verglichen worden sind (vgl. die Tabelle und Fig. 5 nebst Zeichenerklärung). Unterscheidet man, ohne auf die speziellen Zahlenverhältnisse ein- zugehen, nur drei Hauptfälle, nämlich das ,. Gleichgewicht" ])eider Arten von dem „Überwiegen" der einen und dem der anderen Art, und außerdem drei Grenzfälle des „Fehlens," entweder der einen oder der anderen Art, oder beider, so kommt ein charaktei'istisches Bild heraus. Wenn auch die beiden Tierformen nicht nur dem Grade, sondern auch der Art nach verschieden reagieren und ferner die neben den Verunreinigungen noch wirksamen Faktoren eine wesentliche und für beide verschiedene Rolle si)ielen, so scheinen in dem vorliegenden Falle doch die Grade der Ver- unreinigung des Bodens in der Hauptsache ausschlaggebend zu sein. Man wird daher den Zustand der Verunreinigungen beurteilen können, je nachdem, ob beide Tierformen vorhanden sind, oder nur eine von ihnen, oder gar keine, und ob die eine oder die andere vorherrscht. Es ist anzunehmen, daß der auf beide Tiergruppen wirkende Faktor der Verunreinigung bei dieser Darstellungsweise derart deutlich zum Ausdruck Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 105 kommt, daß die Wirkungen anderer, nur auf eine von ihnen wesentlich einwirkender Faktoren dadurch verdeckt werden. Aus der Tabelle und dem Kartenausschnitt ergibt sich imn haupt- sächlich folgendes, bei dessen Besprechung ich die beiden Tiertypen mit ihrem Anfangsbuchstaben bezeichne : 1. Weder t noch s. Das vollstcändige Fehlen kommt an zwei ganz verschiedenen Stellen vor, einerseits im Oder- und Travehafen, also im innersten Winkel des Kuhwärder Hafengebietes, andererseits mitten im Strom zwischen den Eibbrücken. Beides wird dieselbe Ursache haben, nämlich den Mangel an Ablagerungen, der allerdings an beiden Stellen aus ganz entgegengesetzten Bedingungen folgt: einerseits aus zu starkem Wasserwechsel (Strömung), andererseits aus zu schwa- chem (Stagnieren). 2. t allein. Dieser Fall ist höchst charakteristisch für die inneren Enden geschlossener Häfen (Kohlenschiffhafen, Roßhafen, Kaiser Wilhelm Hafen, Kuhwärder Hafen, Werfthafen, Grasbrookhafen, Baakenhafen und Marktkanal), ferner für einen Teil der Strommitte gleich unter- halb der Sielmündungen sowie für den Köhlbrand. Er findet sich ferner im Neuhofer und Veddelkanal. Diese Fälle (außer den schwer zu erklärenden letztgenannten) schließen sich wohl an die unter 1 genann- ten Extreme an. Fehlen von Sphaeriiden dürfte wohl am ehesten durch Nahrungsmangel oder richtiger durch die Unmöglichkeit, sich Nahrung zuzuführen, zu erklären sein. Denn der Mangel an Sauerstoff und sonstige Abwasserschädigungen würden im Köhlbrand nicht zu- treffen können. Es ist natürlich auch möglich, daß an den beiden entgegengesetzt beschaffenen Örtlichkeiten verschiedene Faktoren wirksam sind, aber es ist unwahrscheinlich. 3. t >- s. Dieser Fall des Überwiegens der Tubiflciden ist in den mittleren Teilen des Kuhwärder Hafengebietes und einem Teil der davorgelager- ten Norderelbe die Regel. Er kommt im Moldauhafen stellenweise vor, ist im übrigen aber selten. Die Maximalentvvicklung der Tubi- flciden fällt meist in dies Gebiet, da in den inneren AVinkeln der Häfen, wo Sphaeriiden ganz fehlen, ihre Zahl meist keine sehr große ist. Vielleicht darf man diesen Fall mehr als alle anderen als Kennzeichen für das Gebiet stärkerer Ablagerung von Sielresten, d. h. stärkerer Bodenverunreinigung „als Vorgang" betrachten. 4. t = s. Man muß sich hüten, diesem Falle des „Gleichgewichts", der in der Reihe der möglichen Fälle rein mathematisch angesehen, eine Mittelstellung einnimmt, eine andere Bedeutung beizulegen, als den anderen Fällen. Ihn etwa als den „Normalfall" zu betrachten, liegt gar kein Grund vor, weder für das Hafengebiet allein noch für die Elbe im ganzen. Auch die Bedeutung eines Durchschnittswertes hat 8 106 E. Hentschel. er nicht. Er findet sich vorwiegend verwirklicht in (h-n seitliclien Teilen des Strombettes, welche nicht allzunahe den Sielmündungen liegen, in verschiedenen Teilen des Reiherstiegs und der benachbarten Kanäle, in ausgedehnten Teilen des Kanal- und Hafenzuges zwischen dem Keiherstieg und der Müggenburger Schleuse und in einem Teil des Kuhwärder Vorhafens. In einer sehr großen Zahl von Fällen (23 von 94) bleiben die "Werte für beide Tiergruppen gleichzeitig zwischen 1 und 25 Individuen auf 250 ccm, d. h. der Fall des „Gleich- gewichts" trifft sehr häufig mit Armut auf beiden Seiten zusammen. Auch in dem vorbesprochenen Gebiete (t >• s) überschiitten die Sphaeriiden im allgemeinen die Zahl 25 nicht. 5. s > t. Dies ist der durchschnittliche Zustand im Moldauhafen und vermutlich ebenso im Segelschilfhafen, Hansahafen und Saalehafen. Im Neuhofer Kanal kam er nur an einer Stelle vor. In seinem Be- reich liegt das Hauptgedeihgebiet der Muscheln. 6. s allein. Dies Verhalten wurde im Spreehafen und Müggenburger Kanal festgestellt, also in den reinsten Teilen der oberen Hafengebiete. Wahrscheinlich würde man bei Entnahme zahlreicher Proben in diesem Gebiete auch den vorigen Fall, s > t, häufiger finden. Im Bereiche dieser beiden letzten Fälle dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach der Normal- zustand der nicht verunreinigten Elbe in ihren seitlichen Teilen und Neben- gewässern liegen. Der Normalzustand der Strommitte wird unzweifelhaft dem ersten Falle (weder t noch s auf 250 ccm zu erwarten) entsprechen. Nach der Gesamtheit der über diese Versuchsreihe angestellten Über- legungen scheint mir fiu^ die Beiu-teilung der Ausbreitung der ^'crunreini- gungen auf zwei Dinge besonders zu achten zu sein: 1 . auf die Lage der Haui)tgedeihgebiete der Tubificiden und Sphaeriiden, 2. auf die Lage der Grenzen zwischen den sechs soeben besprochenen Geljietcn. welche durch das Mengenverhältnis der beiden Tiertypen zueinander bestimmt werden. Die Lage der Grenzen ist für die ersten der sechs Gebiete infolge der mannigfaltigen baulichen und Strömungsverhältnisse ziemlich kompli- ziert. Die Grenzen des Gebietes 5 gegen 4 haben wahrscheinlich einen etw^as weniger wirren Verlauf. Ich habe ihre Lage, z. T. unter Berück- sichtigung auch anderer, weiter unten zu besprechender Fänge, in die Hafenkarte Fig. 6 einzuzeichnen versucht. Eine regelmäßig von Zeit zu Zeit wiederholte Untersuchung der Lage dieser Grenzen, also der Linien, an denen ein Überwiegen der Sphaeriiden über die Tubificiden beginnt, würde vielleicht eines der Mittel sein, mit denen festgestellt werden köiuite, ob das Verunreinigungsgebiet sich weiter ausdehnt oder nicht. Das Hauptgedeihgebiet liegt für die AVürmer — wie längst bekannt ist — näher an den Sielmündungen als für die Muscheln. Wahrscheinlich Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 107 würde es bei dem hier stattfindenden Verdünnungsgrade der Sielwässer fast unmittelbar an den Mündungen liegen, wenn nicht andere Umstände, besonders die Strömungen, das verhinderten. Das Hauptgedeihgebiet der Muscheln scheint einerseits durch einen gewissen Reichtum an Nahrung bestimmt zu werden, andererseits jedoch nicht in der nahrungsreichsten, engsten Sielzone zu liegen, wo das Gedeihen durch irgendwelche Umstände, etwa Sauerstoffmangel, Giftwirkung, Konkurrenz mit den Tubificiden, gehemmt wird. Eine gewisse, nicht zu starke Strömung ist ihnen augen- scheinlich günstig. So verwirrend auch nach diesen Ergebnissen die Verbreitungs- verhältnisse der Bodentiere im Hafengebiet sind, es scheint sich doch eine Hauptregel über ihre Abhängigkeit von den Verunreinigungen heraus- zustellen, die nicht nur durch die hier besprochene Untersuchungsreihe, sondern auch durch das Folgende vielfach bestätig wird. Die Regel ist die, daß maßgebend für die Verbreitung der Bodentiere weniger die „Verunreinigung" des Wassers oder des Bodens als solche ist, als die Menge des sich ablagernden nahrhaften Detritus. Die höchsten Zahlen, zumal für die Schlammwürmer, finden sieh da, wo durch reichlichen Wasserwechsel, aber nicht sehr starke Strömung, Zufuhr und Ablagerung besonders begünstigt sind. Eine Verminderung der Tiere von einem Punkte zum anderen wird bald auf den Mangel an nahrhaftem Detritus, wie er im reineren Wasser herrscht, bald auf den Mangel an Ablagerungsvorgängen, sei es im stark bewegten Wasser des offenen Stroms, sei es in dem zu wenig bewegten Wasser geschlossener Becken, zurück- zuführen sein. Da die hier besprochene Untersuchungsreihe zu der Vermutung Anlaß gab, daß an vielen Stellen der Elbe schon auf einer Bodenfläche von etwa 20 qcm genug Tiere leben, um die betreffende Örtlichkeit biologisch zu kennzeichnen, habe ich im Anschluß daran den Versuch gemacht, mit einem sogenannten Schlammstecher quantitative Bodenproben zu gewinnen. Das Instrument (vgl.KOLKWITZ 1911, S. 280) bohrt sich mit einer beschwerten Eisenröhre von 2,5 cm Weite in den Grund und sticht einen Zylinder der Bodenmasse von etwa 5 qcm Grundfläche heraus. Das so gewonnene Material hat den Vorteil, nicht nur, wie bei den vorbesprochenen Versuchen, eine bestimmte Schlammasse auszumachen, sondern auch einer bestimmten Fläche des Grundes zu entsprechen. Leider versagt das Instrument im Untersuchungsgebiet so oft, daß nur wenig bei seiner Benutzung heraus- gekommen ist. Weder für Sand noch für losen Schlamm genügt die Reibung in der Röhre zum Festhalten. Abgesehen von vereinzelten Proben aus verschiedenen Gebieten wurde nur längs des Nordufers der Elbe, etwa vom Parkhotel bis unterhalb Schulau, eine zusammenhängende Reihe brauchbarer Proben gewonnen. Da sie nahe am Ufer entnommen waren, 108 E. Hentschel. will ich sie weiter uiit(Mi ziisainmeii mit dein faiiiiistisdi (luicliaiis^leichaitigen Material aus dem Scliorregcbiet dieser Strecke beliaudehi. (Siehe S. 134.) Die zweite quantitative Untersuchungsreihe, die hier zu besprechen ist, beruhte auf der Benutzung des von Dr. G. C. J. PETERSEN in Nj'borg auf Fühnen konstruierten Bodengreifers (vgl. PETERSEN 1914). Das ist ein Instrument von der P^inrichtung eines Greifbaggers, das eine Fläclie von V'io qm in sehr regelmäßiger Weise aus dem Boden heraus- hebt. Das so gewonnene Material wird durch Siebe von verschiedener "Weite gespiilt. so daß die Tiere zurückbleiben und gezählt sowie ander- weitig genauer untersucht werden können. Über die bisher mit dem Boden- greifer im Verunreinigungsgebiet ausgeführten Fänge gibt die beigefügte Tabelle Auskunft. Die Fänge veiteilen sich in ziemlich gleichmäßiger ^^'eise über das ganze Hafengebiet von den Eibbrücken bis Finkenwärder und etwas unregelmäßiger weiter abwärts bis in die Breite von Blankenese. Gewöhnlich wurde nur ein einziger Fang an der einzelnen Stelle gemacht (während Petersen in der Ostsee je zehn Fänge zu machen ptlegt), weil der Tier- reichtum im allgemeinen so groß ist, daß an vielen Stationen schon die Verarbeitung eines einzigen Fanges sehr zeitraubend ist. Ein richtigeres Bild würde sich ohne Zweifel ergeben, wenn man mittels eines weniger fassenden Apparates mehrere Proben in der Umgebung des zu imtersuchenden Pimktes gi'eifen würde. Die Mehrzahl der Bodenproben wurde im Mai und Juni entnommen, einige wenige aber im November und Dezember. A\'ahrscheinlich ist das ein Unterschied, der nicht unwesentlich ins Gewicht fällt, denn nach den allgemeinen Erfahrungen sch(dnen im Herbst viele Sphaeriiden abzusterben. Ich analysiere zunächst die Tabelle nach der Verbreitung der ein- zelnen Arten und Artengruppen. Die beigefügte Karte (Fig. 6), auf der die relative Häufigkeit der verschiedenen Tiergi-ii])pon an d(Mi Fangstellen graphisch dargestellt ist, wird die Verhältnisse zu klarer Anschaimng bringen. Fische werden naturgemäß mit dem Bodengreifer nicht leicht ge- fangen. Trotzdem finden sich Jungfische in nicht weniger als 10 Fängen, d. h. in 20 "/o aller Fänge. Das deutet auf einen verhältnismäßig bedeu- tenden Fischreichtiun des Bodens hin. Sehr charakteristisch ist die Verbreitung dieser jungen Stinte, Flimdern inid Aale; sie haben sich alle im Bereich des Köhlbrandwassers gefunden, nämlich im Kcihlbrand selbst, im Roßhafen (vgl. darüber die Besprechung der Chironomidenlarven), in flcni Waltershofer Hafengebiet und im ^Mündungsgebiet der alten Süder- elbe und Este. Ob für diese Verteilung die Reinheit des Wassers oder die Nahrungsverhältnisse (z. B. der Reichtum an Chironomidenlarven in einem Teil des Gebietes) vorwiegend ausschlaggebend sind, vermag ich nicht zu entscheiden. — Das Vorkommen einiger Fischeier im Altonaer Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 109 Hafen dürfte wohl zufällig- sein, da nicht anzunehmen ist, daß gerade dort Fische laichen. Neomysis vulgaris wurde ein einziges Mal im (lebiete der Este- mündung gefangen. Nach den allgemeinen Erfahrungen ist dieser vereinzelte Fall nicht bedeutungslos, denn in der Tat liegt in der Bucht unterhalb Finkenwärder und zumal längs des Südufers das Hauptverbreitungsgebiet dieses Krebses, der dort im Brutnetz ge\Vöhnlich massenhaft gefangen wird und auch in den Grundnetzen nicht selten ist. Er scheint das reine Wasser zu bevorzugen, doch habe ich daraufhin noch keine eingehenden Untersuchungen angestellt. Gammarm, eines der am regelmäßigsten auftretenden Tiere, hat eine ziemlich charakteristische Verbreitung. In den sonst so armen Grund- fängen aus der Strommitte, sowie auch in der Mitte des Kohlbrands, im ganzen an 12 Stationen, tritt er, einen Fall ausgenommen, regelmäßig auf. Er kommt aber auch in der Mehrzahl der iibrigen vor, meistens in geringer Zahl, in einigen Fällen, wie im Binnenhafen, dem Reiherstieg und der Estemündung, jedoch zu Hunderten auf Vio qm. Eine gewisse Strömung scheint ihn zu begünstigen, während er in den blind geschlossenen Hafenbecken zu fehlen pflegt. In den Waltershofer Häfen ist er jedoch auch regelmäßig vorhanden. Es wäre denkbar, daß er am Stromgrunde (auch im Reiherstieg) zwischen Sand und Kies Sielabfälle und Abwasser- pilze frißt, in den Waltershofer Häfen aber sich, ähnlich wie die Chirono- midenlarven, von den dort massenhaft lagernden Pflanzenresten nährt. Äsellus, die Wasserassel, wurde ein einziges Mal im Binnenhafen gefangen. Das in stehenden Gewässern und auch in geschützten Buchten an der Elbe meist häutige Tier ist auch nach den allgemeinen Erfahrungen im Hafengebiete selten. Chironomidenlarven fanden sich in mehr als der Hälfte der Fälle doch meist nur in geringer Zahl. Sehr auffallend ist es, wie der Hafenzug vom Roßhafen über den Roßkanal und Köhlbrand zum Rugenberger Hafen und durch den Waltershofer Hafen zum Parkhafen durch seinen Reichtum an Chironomidenlarven gekennzeichnet Avird (vgl. Fig. 6). Besonders in den innersten, ruhigsten Hafenbecken ist dieser Reichtum verhältnismäßig bedeutend (40—200 auf 1000 qcm). Im Köhlbrand hat die Station unter- halb der Fähre 31 Chironomidenlarven ergeben, eine Zahl, die für das strömende Gewässer sehr hoch ist. Es handelt sich dort augenscheinlich um ein Nest verhältnismäßig reichen Tierlebens, wie auch die Befunde über die anderen Organismen es annehmen lassen. Besonders auffallend ist es, daß die Zahl der Puppen an dieser Stelle das absolute Maximum erreicht. Die ganze Lage dieses eigenartigen Gebietes macht es wahr- scheinlich, daß die :Modifikation der Bodenfauna in ihm unter dem Einfluß des Köhlbrands entstanden ist, dessen AVasser wohl zu allen genannten 110 E. Hentschel. Tabelle über den Gehalt an makroskopischen Tieren Fangnumnier : 1 2 3 4 5 6 7 8- 9 i Örtlichkeit 'S p o !-> 05 'S la ta a f-l 3^ £ o > o 'S o 1 )M o o i3 CO ^^ o > o a o > 1 Datum [1915 u.] 1916: [12. XL] 8, Vi. 26.?. 30. V. 26. V. 8. VI. 8. VI. 8. VI. 8. VI. — — — — — — Pleuronectes fiesus Auguilla anguilla : 1 Fische (alle) — — — — — — — — — Neomysis vulgaris Gammarus zaddachi Asellus aquaticus 12 (2) 1 3 14 42 3 — 1 2 Crustaceen (alle) 12 (2) 1 3 14 42 3 — 1 Chironomideiilarven puppen Andere Insekten 5 — — 1 1 1 1 2 — — 1 3 Tracheaten (alle) 5 — — 2 1 3 — — 1 4 Lymnaea ovata Viviparus 3 1 8[-i-9] 0,3 — — — — — — — 6 7 Bithynia — 8 Lithoglyphus [u. a.] — Schnecken (alle) 21 0,3 — — — — — — 9 10 11 12 Sphaerium corneura „ solidum „ lacustre [u. a.] . . . . Pisidium 5083 35 [3] 185 . (2) — — — — — — — Sphaeriiden (alle) 5306 (2) — — — — — — — 13 H Tubificiden Hirudineen 3130 6 (1) 47 131 59 1 7 10 2 1 1 15 Andere \\'üriner 16 Hydroidenstöckchen — — '— — — — — — I II III IV Volksstärke Mannigfaltigkeit ' Hiichstgedeihen Durclischnittsgfdeihen 8471 11 60 4,7 5,3 3 38 0,5 48 2 98 0,01 136 3 96 0,05 75 4 78 0,1 52 3 81 0,3 13 2 77 0,02 2 1 100 0,0001 4 4 25 0,03 Ergebnisse der biologischen Untersucliungen. in 50 Bodengreiferproben von je Vio qm Fläcfiengröße. 111 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 CO ^- CS - o CS ^ C -^ 0) O S ^ .3 pq 'S 'S :oS [ii.vi.] [11 VI.] S. VI. C.VI. ;w. V. 31). V. 2t; V. 30. V. psi.vi.] V. li 6. VI. S. VI. 8. VI. S. VI. 8. VI. 21). V. — — — — — — » — — - — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — 339 0,5 — — (-) (6) 104 4 — — 2 2 — 172 2 - — 339,5 — — (-) (6) 104 4 — — 2 2 — 172 2 — — 1 2 — — - — — — — 2 1 — — — — — 1 2 — — — — — — 2 1 — — — 1 6,5 25 5 — — — — — — 1 4 2 383 1 42 47[+l] 117 5 4 — — — 1 1 6,5 30 — — — — — — 7 474 126 — — — 1 135 452 1 4823 5 19 16 31 1 - (2406) (36) — — 1075 5592 40 2 1899 6 — 28 3 456 135 453 4863 32 — — (2442) — — 1075 5634 1899 6 — 31 456 135 62 (409) 150 55 (152) 662 249 981 1235 1 11100 (11150) (8) 116500 5 11059 243 9 3580 47 419 16 1358 3 5205 1 60 2 10268 4 24 11 — — — — — — — — — — — .— — — 766 6 53 7,5 828 6 55 3,8 6154 10 78 8,2 1015 4 97 0,06 1236 2 100 0,06 11100 1 100 0,4 13606 5 82 3,2 116609 3 100 4,4 11061 2 100 0,4 1334 6 80 3 9734 9 57 18 2464 8 77 5,3 1370 5 99 0,1 5206 2 100 0,2 265 5 65 1 10731 5 96 0,6 112 E. Hentschel. Faiifjnummer: Örtlichkeit Datum [1915 u.] 1916: Osmerus eperlanus Pleuronectes flesus Auguilla anguilla Fische (alle) Neomysis vulgaris Gaiumarus zaddachi Asellus aquaticus Crustaceen (alle) Chirouomidenlarven ,, puppen Andere Insekten Tracheaten (alle) Lymnaea ovata Viviparus Bithynia Valvata Lithoirlyphus [u. a.] Schnecken (alle) Sphaerium comeum ,, solidum ,, laci^tre Pisidium Sphaeriiden (alle) Tubificiden Hirudineen Andere Würmer Hydroidenstöckchen Vülksstärke Mannigfaltigkeit Höchstgedeihen Durchschnittsgedeihen 26 27 ::'6.XI.] 26. V. 28 S S3 M S Ol '3 [26. XL] 29 30 ä c a> d) ca 3 es N ^ O H d w o rt 26. V. 2fi.V. 31 2«. V. 32 33 bD 2 - TT dJ ^ ÖH W 2i 30. V. 34 0,5 1 ; 0, 2 I - 0,5 3 0,7 15 77 1,7 15 5,5 77 43 191 3 1,5 31 13 0,5 43 194 1,5 44,5 125 44 101 24 1,5 125 1 15 2.5 49 101 40 16 28 16 38 82 542 2033 1186 2110 1008 537 6,5 (»48 0,5 2 676 4 80 0.3 20S7 1290 2152 1067 7 4 6 5 97 92 98 95 0.4 0.1 0.2 0.4 748 5 72 2.7 18 5 36 0,4 257 8 30 2,9 Ergebnisse der biologischen V^ntersudiungeu. 113 '■>') 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 1 bis 50 s 'S S öß pH 'S m 's "^ 'S ^o»^^^slarven in großer ]\[asse gefunden hat. Von anderen, vielleicht mit diesen Befunden zusammenhängenden Erscheinungen ist nur die Art des Vorkommens der Sphaeriiden zu erwähnen. Sie finden sich an den Orten maximaler Chironomidenentwicklung nicht oder nur sehr spärlich (0 bis 1). Im Waltershofer Hafengebiet wurden sie nur an den beiden Stationen neben dem Eingang, im Parkhafen, gefunden. Da die genannten Häfen neu sind, so ist es wohl möglich, daß sich diese Verhältnisse noch ändern werden, daß die Sphaeriiden speziell sich noch weiter ausbreiten und reicher entwickeln. Schnecken. Sie scheinen sich in vieler Beziehung ähnlich wie die Sphaeriiden zu verhalten. Abgesehen von dieser Übereinstimmung zeigen sie wenig charakteristische Züge. Die höchste vorkommende Schnecken- zahl findet sich, ebenso wie die höchste vorkommende Sphaeriidenzahl. im ;Moldauhafen. In den Fällen, wo über 1000 Sphaeriiden vorhanden sind, findet man auch die Schnecken zahlreich, ausgenommen in der Este- mündung, wo allerdings auch die hohe Zahl der Muscheln nur durch sehr •siele ganz junge Tiere erzeugt wird. Dem Fehlen der Muscheln an den meisten Stromstationen entspricht das Fehlen der Schnecken. Eine sehr hohe Schneckenzahl tritt ferner im Köhlfleth vor Finkenwärder auf, wo der sehr schlammige, aber wohl wenig durch Sielwässer verunreinigte Grund besonders an Yalvata sehr reich ist. Charakteristische Einflüsse der Verunreinigungen werden nirgends erkennbar. Sphaeriiden. Die Verbreitung dieser nächst den Schlammwürmern bei weitem häufigsten Tiere ist ziemlich charakteristisch, auch in bezug auf die Verunreinigungen und ihre Ausbreitung in der Elbe. In der ]\Iitte des Strombettes fehlen sie (auf den untersuchten Flächen von '/lo qm) gewöhnlich ganz, was wohl eine Folge der starken Strömung ist, die ihnen die Ansiedelung nicht gestattet. Nur in der Bi-eite des Strandquais kommen sie in auffallender Häufigkeit vor. Diese Ausnahme könnte möglicherweise, woi-auf mich Prof. LOHMANN aufmerksam machte, damit zusammenhängen, daß das Bett der Elbe hier unterhalb der Eib- brücken plötzlich sehr vertieft ist, da der Strom von hier an im Interesse der Schiffahrt auf eine wesentlich bedeutendere Tiefe ausgebaggert wird, als er weiter oben hat. P^s wäre denkbar, daß die dadurch gebildete Einsenkung eine ruhige Stätte mit i-eicher Nahrungszufuhr darstellt, an der sich ein iipi)iges Tierleben entwickeln kann. An der Nordseite des Stromes sind sie sehr reichlich im Binnenhafen vertreten, fehlen aber oder sind selten an den Innenenden der ])lind ge- Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 115 5-ro ra :: yXg "' X] / V ^ ^ 116 E. Hentschel. schlosseneu Häfen und an den meisten Stellen des Sielbciciclis. mit Aus- nahme jedoch der Station zwischen Fischhalle und r.andunf^sbrücke von Altona. Im Binnenhafen dürften die Elrnährungsbedingungcn, nicht zum wenigsten unter dem Einfluß von Abwässern, ähnlich wie vor dem Strand- quai, sehr günstige sein. Über die Seltenheit im Innern tiefer Hafenbecken habe ich bereits oben (S. 105) gesprochen. Im engeren Siclbereich und an der Station bei Wittenbergen fällt der Gegensatz zu den Tubificiden auf, die hier ihre höchsten Werte erreichen. Das Zurücktreten der Muscheln dürfte hier mehr auf der Konkurrenz der Würmer beruhen als auf einem unmittelbaren Einfluß der Siehvässer, denn sonst konnten sie an der einen Station bei Altona (wo vielleicht die Strömungsverhältnisse sie wieder begünstigen?) nicht reichlich vorkommen. Es ist bekannt, daß wenigstens die Art Sphaerium cornmm keineswegs durch Abwässer vertrieben wird, sondern gerade unter ihrem Einflüsse üppig gedeiht. Charakteristisch sind die Verhältnisse an den südlichen Hafenstationen. Man kann da drei Hauptgebiete unterscheiden: 1. Die drei obersten Stationen, größere Häfen mit mäßiger Durchströmung, verhältnismäßig weit aufwärts von den Sielmündungen gelegen. Der ]\roldauhafen hat den absoluten Maximalwert. Es findet wohl eine reichliche Zufuhi- von Nährstoffen, jedoch keine so extreme statt, daß die Tubificiden sich in erdrückender Fülle entwickeln müßten. 2. Die Stationen vom Petroleumhafen bis zu den Waltershofer Häfen mit meist geringen Werten und bisweilen vollständigem Fehlen. Die Erklärung dürfte hier keine einheitliche sein können und soll, da ein maßgebender unmittelbarer Einfluß der Abwässer im allgemeinen nicht anzunehmen ist, auch nicht im einzelnen versucht werden. 3. Das Gebiet von der ]Mündung der Waltershofer Häfen bis zur Este- mündung. Es hat im Durchschnitt und fast in allen einzelnen Fällen wieder höhere Werte. Dabei muß die Station P^stemündung mit ihren vielen jungen Tieren, wie erwähnt, niedriger eingeschätzt werden, als die Zahl an und für sich zu verlangen scheint. Verständlich wird der Zustand in diesem Gebiete, wenn man darauf achtet, wie sich diese Sphaeriidenzahlcn hier den Arten nach zusammensetzen. Es treten mit auffallender Deutlichkeit Spliaeriinn solidum und die Gat- tung Pmdhini (vorwiegend die Art Pisidium amnicum) als vorherr- schend hervor. Von der ersteren hat LESCHKE schon früher (1909. S. 274) festgestellt, daß sie die innern, verunreinigten Hafengebiete meidet, ^[an wird vielleicht den hier hervortretenden Muscheln, die übrigens beide durch Hartschaligkeit ausgezeichnet sind, bei genauerem Studium bis zu einem gewissen Grade die Bedeutung von Leitorganismen zu- sprechen können. Die Untersuchung der Schorrefauna, von der weiter unten die Rede sein soll, zeigt, daß auch auf den trocken laufenden Ergebnisse der biologischen Untersucliungen. 117 Teilen der Schweinesände, soweit sie nicht in Buchten oder Mulden zu reicher Ablagerung Veranlassung geben, diese Muscheln besonders hervortreten. Zusammenfassend kann man wohl sagen, daß die Sphaeriiden, wo sie bei einer mäßigen Strömung günstige Nahrungszufnhr finden, sich üppig entwickeln und somit auch durch ihr Gedeihen einen Ausdruck für die Ausbreitung der Sielwässer darbieten kö'nnen, vorausgesetzt, daß sie nicht durch die Schlammwürmer verdrängt werden. Die Ergebnisse der oben besprochenen Untersuchungen mit dem Schlammsauger und der unten zu besprechenden Schorreuntersuchungen stimmen mit diesem Schlüsse gut zusammen. Tubif leiden. In betreff der Schlamm würmer, über die ich noch an anderen Stellen der Arbeit ausführlich zu sprechen habe (besonders S. 152), sei hier nur das Wichtigste hervorgehoben: 1. In der Strommitte herrscht, abgesehen von der auch hier wie bei den Sphaeriiden, durch ihren Reichtum hervortretenden obersten Station, große Armut. Das hindert aber nicht, daß die Tubificiden trotzdem die vorherrschenden Tiere bleiben. 2. An der Nordseite hebt sich das Gebiet unterhalb der Siele durch den ungeheuren Reichtum unverkennbar aus sämtlichen untersuchten Stationen heraus. Die Bedeutung der Tubificiden als Sielschlamm- anzeiger und Sielschlammverarbeiter tritt ins hellste Licht. In dem einem Klärbecken vergleichbaren Altonaer Hafen (jedoch nicht in allen seinen Teilen) können auf einen Quadratmeter Bodenfläche mehr als eine Million Würmer leben. 3. Das südliche Hafengebiet wird durch den Köhlbrand, der ebenso wie äie Mitte der Norderelbe arm an Tubificiden ist, in zwei Hälften geteilt. In der oberen tritt ein sehr starkes Maximum im Kuhwärder Vorhafen hervor, das im Zusammenhang mit einigen benachbarten Werten wohl als Ausdruck günstigster Bedingungen erscheint, die von dieser Station aus nach allen Seiten — stromaufwärts, strom- abwärts und hafeneinwärts — abnehmen. x\uch hier scheint eine Erklärung aus der Einwirkung von Sielwässern sehr nahe zu liegen. Unterhalb des Köhlbrands zeigen nur die äußeren Teile der Walters- hofer Häfen ziemlich hohe Werte. Der Parkhafen, um den es sich hier handelt, spielt augenscheinlich innerhalb des Waltershofer Hafensystems in bezug auf den Wasserwechsel dieselbe Rolle wie der Vorhafen im Kuhwärder System. Er muß reich an Ablagerung von Nährstoffen sein, aber natürlich viel weniger Sielwässer auf- nehmen als der Kuhwärder Vorhafen. Andere Würmer sind im allgemeinen zu selten, um als Grund- lage für die Erkennung des Abwassereinflusses zu dienen. Sie geben aber 118 E. Hentschel. (Naidideii und Egel) in betreff der Bodenfauna dem Oberhafen (die Egel auch dem Binnenhafen) jenes besondere Gepräge, dessen Erklärung aus lokaler Vorunroinigung eigener Art bei der Bes[)ret'lmiig des Bewuchses (S. 73) versucht wurde. Auch Hydra ist fiir den Oberhafen charakteristisch. Wie man aus dieser Übersicht erkennt, ha])en alle einigermaßen häuligen Tiere eine recht charakteristische Verbreitung. A\'eiter ergibt sich, wenn man die Ergebnisse zusammenfaßt, daß sich folgende Gebiets- teile in befriedigender A\'eise nach der Bodenfauna kennzeichnen lassen: Strommitte der Norderelbe und des Köhlbrands (je mit Ausnahme einer Station). Tubiticiden und Gammarus in geringen Mengen. Sonst fast nichts. Nord Seite unterhalb St. Pauli. Außerordentlicher Reichtum an Tubiticiden, andere Organismen meist ganz zurücktretend. Kuh war der Hafengebiet (mit Ausnahme des Roßhafens). Reich an Tubiticiden, arm an ]\Iollusken (vgl. Fig. 8). Hansahafengebiet. Reich an Mollusken, nur mäßige Mengen von Tubiticiden. Waltershofer Hafengebiet nebst Roßhafen und Zwischenstück des Köhlbrands. Reich an Chironomidenlarven. nur in den west- lichsten (äußeren) Teilen ziemlich reich an Tubificiden und nur dort Mollusken enthaltend (vgl. Fig. 8). Oberhafen. Durch Glossosiphonia, Naididen und Hijdra als eigen- artiges Gebiet gekennzeichnet. Ostende der Schweines an dbu cht. Bei Armut an Tubiticiden verhältnismäßig reich an bestimmten (Reinwasser-?) Muscheln. Wenn in der vorstehenden Analyse der 50 Bodengreifertange die einzelnen Tiergruppen nacheinander für sich behandelt wurden, so ist das Moment, welches eine Lebensgemeinschaft zu einer solchen macht, nämlich die Vergesellschaftung der Tiere, so gut wie vollständig ver- nachlässigt. Aber gerade diese Art der Vergesellschaftung ist ja das Charakteristische für jeden Fang. Gerade in ihr nuiß auch dei- Ein- fluß der Verunreinigiuigen zum Ausdruck kommen. Ich habe mich des- wegen bemüht, die Art der Vergesellschaftung für jeden Fang auf ein- fachste Weise zu kennzeichnen und die Fänge danach miteinander zu vergleichen. Folgende Überlegungen waren dabei maßgebend. Jeder F'ang hat eine Anzahl Eigenschaften (Merkmale), welche ihm als Ganzem eigentümlich sind und ihn als Lebensgemeinschaft kennzeichnen, nicht Fügenschaften der einzelnen in ihm vorhandenen Tiergruppen, sondern solche, die sich aus der gleichzeitigen Betrachtung aller Tiergruppen ergeben. Diese Merkmale sind z. T. in der inneren Struktur des Fanges, in den Be- ziehungen der verschiedenen ihn zusammensetzenden Tiergruppen zueinander Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 1]^() begründet, z.T. in der Stellung des Fanges zu seiner „Umgebung", d. h. in seinen Beziehungen zu den übrigen Fängen des ganzen Komplexes, dem er angehört. Man kann derartige Merkmale, deren es eine große, ja unbeschränkte Anzahl gibt, zahlenmäßig zum Ausdruck bringen, kann somit Lebens- gemeinschaften durch bestimmte Hauptzahlen kennzeichnen und diese rechnerisch oder graphisch zueinander in Beziehung setzen. Das einfachste Beispiel einer solchen HauptzaHl ist die Summe der Individuen des Fanges, die sogenannte Volksstärke. Diese Zahlen haben nur dann einen Wert, wenn sie biologisch gedeutet w e r d e n k ü n n e n und geeignet sind. Zusammen- hänge zwischen den Merkmalen der Fänge und denen der Lebensbedingungen zu offenbaren. Im vorliegenden Falle würde es daher besonders darauf ankommen, zahlenmäßig ausdrückbare :\Ierkmale zu finden, deren Werte von den Verunreinigungen abhängen. Im folgenden sind für jeden der 50 Fänge vier Hauptzahlen fest- gestellt und zum anschaulichen Vergleich der Fänge in bezug auf die Zahlen vier Kurven gezeichnet worden, an denen sich die betreffenden charakteristischen Eigenschaften ablesen und von Fang zu Fang vergleichen lassen. Um zu den Hauptzahlen zu kommen, wurden die Zahlen der Grundtabelle für jeden Fang in 16 „Gruppen" zusammengefaßt, nämlich: Fische, Crustaceen, Tracheaten, Lymnaea, Vivipariis, Bithi/nia, Valvcda, Lithoghjplms, Sphaeyium corneum, Sph. solhlum, Spli. lacusfre, Fisidium, Tubificiden, Hirudineen, andere Würmer und Hydroiden. Daß diese Gruppen systematisch ganz ungleichwertig sind, ist ohne Zweifel bei dem rechnerischen Verfahren ein Mangel, der aber bei den im folgenden zu untersuchenden Hauptzahlen nicht allzu störend wirkt, während er bei anderen, die ich versuchsweise berechnet habe, zu wertlosen Ergebnissen führt. Für jede Gruppe läßt sich aus allen 50 Fängen zusammen die ,. Gruppensumme" und daraus das „Gruppenmittel" berechnen. Auf Grund dieser Zahlen habe ich nun für jeden Fang die folgenden Hauptzahlen berechnet: 1. Die Volks stärke oder den Gesamtgehalt des Fanges, d. h. die Summe der Individuen aller Arten und Artengruppen des Fanges. 2. Die Mannigfaltigkeit des Fanges, d.h. die Anzahl der in dem Fange vorkommenden Gruppen der Tabelle, ausgedrückt in absoluten Zahlen, die also im vorliegenden Falle von 0 bis 16 gehen können. (Zahlen kleiner als 1 sind nicht mit verrechnet.) 3. Das Höchstgedeihen im Fange, d. h. den prozentualen Wert des höchsten absoluten Gruppenwertes innerhalb des Fanges in bezug auf seinen Gesamtgehalt, also gewissermaßen ein :\[aß für das „Vor- herrschen" der Hauptgruppe im Fang. 4. Das Durchschnittsgedeihen im Fange, eine Zahl, die gewonnen wurde, indem für jede Gruppe im Fang der Prozentsatz berechnet 120 E. Hentschel. wurde, den ihr Wert in bezug auf die „Gruppensumme" (s. o.) dar- stellt, und dann aus diesen Prozentzahlcn (mit Einschluß der 0-Fälle) das arithmetische ]\Iittel tiir den Fang- «ieiiommen wurde. In dieser Zahl kommt ^gewissermaßen die allgemeine Intensität der Lebens- entfaltung im Fange zum Ausdruck. Aus der Untersuchung der auf diese Hau})tzahlen gegründeten Kurven (Fig. 7) ergibt sich nun das Folgende: T. Die Volksstärke der Fänge ist in der Strommitte (1 — 9) meist eine geringe, ebenso in dem seinen Lebensbedingungen nach entsprechenden Köhlbrand (.32 — 34). Eine Ausnahme von dieser Regel macht jedoch die vStation vor dem Strandquai (1), die sich in allen vier Kurven zu den übrigen Stromstationen (2 — 8) gegensätzlich verhält. Diese Station zeigt andererseits ziemlich durchgehende Ähnlichkeit mit dem Moldauhafen (20), vor dessen Ausgang sie liegt, und auch dem Binnenhafen (12). Die Fänge längs des Nordufers (10 — 18) zeigen einen zunehmenden Eeichtum. noch stetiger zunehmend, wenn man Baakenhafen und Grasbrookhafen (13 und 14) als besonders geartet ausschaltet, sowie die absoluten Maxima der ganzen Kurve zwischen St. Pauli und Wittenbergen (15 — 18). Diese ]\raximalentfaltung beruht bekanntlich auf der starken Tubiticidenentwicklung des Hau])tgebietes der Verunreinigung. Die Fänge der Südseite oberhalb des Köhlbrands (19 — 31), durchweg in Häfen oder Seitengewässern gelegen, erwiesen sich in ihrer Volksstärke als sehr wechselnd. Das höchste Maximum auf dieser Kurvenstrecke (25) liegt im Kuhwärder Vorhafen und beruht wieder (wie 15 — 18) auf dem Tubificidenreichtum. Bemerkenswert ist, daß der ver- hältnismäßig stark durchströmte Reiherstieg (24) das äußerste ^linimum der Strecke zeigt und in sofern an die Stromstationen und Köhlbrand- stationen in erklärlicher "Weise erinnert. Daß die Armut des Reiherstiegs mit der früher dort beobachteten Verschmutzung zusammenhängt, erscheint weniger wahrscheinlich, zumal die Formenmannigfaltigkeit (Kurve II) dort eine beträchtliche ist. Die Verhältnisse im Köhlbrand (32 — 34) wurden schon erwähnt. Unterhalb davon bis Finkenwärder (35—41) sind die Fangplätze wieder durchweg in Häfen gelegen. Ihr Reichtum bleibt im Durchschnitt geringer als oberhalb davon, was mit geringerer Abwasser- zufuhr zusammenhängen mag. Die Station Parkhöft (39) mit dem abso- luten Maxinuim hat bemerkenswerterweise eine ähnliche Lage wie die oberhalb des Köhlbrands entsprechende Station Kuhwärder Vorhafen (25); beide liegen in den Vorhäfen größerer Hafenkomplexe und mögen einander in bezug auf die (Tunst der Ablagerungsbedingungen entsprechen. Die Fangplätze unterhalb Flinken wärder (42 — 50) liegen in offenem, seenartig ausgebreitetem Wasser (nur zwei, 47 und 48, in einer Flußmündung), sind jedoch z. '!'. ziemlich stark durchströmt und arm an Ablagerungen. Sie zeigen daher eine gewisse Annäherung an Stromstationen und an solche Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 121 122 E. Hentschel. mit sclnvacli g;e(lüng"t('iii ^^';lsser. — überblickt man die Kurve I im großen und ganzen und zieht in Betracht, daß die erste Station sachge- mäßer etwa in die Nachbarschaft der zwanzigsten gehört, so zerfällt sie recht natürlich in drei Teile, nämlich 1. die Strommitte (2 — 9), die durch eine auf Ablagerungsmangel und andere Umstände zurückzuführende, von den Verunreinigungen unab- hängige Armut gekennzeichnet ist, 2. das eigentliche Boden-Verunreinigungsgebiet (etwa 10 — 28), das infolge von Ablagerungsreichtum und besonderer Nahrhaftigkeit der Ab- lagerungen ein i'eiches Tierleben entwickelt, 3. das untere, reinere Gebiet (etwa 29—50), dessen relative Armut auf einem gegensätzlichen Verhalten der Lebensbedingungen zu denen im vorigen Gebiete beruhen dürfte. IL Die Mannigfaltigkeit in der Zusammensetzung der Fänge zeigt (wenn man wieder von Stat. 1 absieht) im großen und ganzen durch die ganze Kurve eine Zunahme. Dies wird wenigstens zu einem Teil auf die zunehmende Entfernung aus dem Verunreinigungsgebiete zui'ückzuführen sein. Als Maximalstationen fallen bei Berücksichtigung der durch die Vertikalstriche getrennten Kurvenabschnitte besonders auf Strandquai (1), Binnenhafen (12), Moldauhafen (20), Kohlbrand-Fähre (33) und Estemün- dung (48). Vielleicht haben diese fünf das Gemeinsame, daß sie „Nester" am Grunde von verhältnismäßig stark durchströmten, aber nicht sehr verunreinigten Stellen sind. Mehrere von ihnen liegen an Stellen, wo das andringende Wasser der Flut gestaut werden muß, wo also Ablagerung befördert wird, und zwar aus einem im ganzen mäßig gedüngten AVasser. Im Mündungsgebiete der Alten Süderelbe und der Este zeigt die Kurve einen gleichmäßigen Hoclistand zwischen 5 und 9, der vielleicht von mehreren Bedingungen abhängt, aber jedenfalls charakteristisch ist. — Vergleicht man Kurve I mit II, so fällt der Gegensatz zwischen den Sta- tionen 1, 12 und 20 einerseits und 15, 16, 17, 18 und 25 andererseits auf. Bedenkt man, daß bei größerer Individuenzahl der Wahrscheinlichkeit nach auch eine größere Grujjpenzahl (Mannigfaltigkeit) zu erwarten sein sollte, so wird dieser Gegensatz noch auffallender. In ihm dürfte die relative(!) Eintönigkeit der Besiedehmg im stark verunreinigten, die rela- tive Mannigfaltigkeit im schwach verum^einigten Gebiet zu charakte- ristischem Ausdruck kommen. IIL Daß das Höchstgedeihen in den Fängen, d. h. der Grad des Vorherrschens, die relative Übermacht der zahlenmäßig an erster Stelle stehenden GruiJjte jeden Fanges, ein charakteristisches ]\rerkmal ist, geht schon aus den letzten Bemerkungen hervor. Vergleicht man die darauf bezügliche Kurve mit der vorigen, so springt eine gewisse Gegensätzlichkeit im Steigen und Fallen der "NA'erte in die Augen. Wie die Mannigfaltig- Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 223 keit in den reineren Gebieten znnalim. so nimmt das Höchstgedeihen im großen und ganzen ab. Die Maxiraa der einen Kurve entsprechen oft den Minima der anderen. Dies gegensätzliche Verhalten ist aus Gründen der Wahrscheinlichkeit verständlich, aber es ist nicht eine notwendige Regel, und daher zeigt die Kurve manches Neue. Untersucht man die höchsten Maxima der Kurve, etwa alle die Fälle, in denen eine einzige Tiergruppe mehr als 95 % des ganzen Fanges ausmacht, so findet man, daß sie durchweg auf dem Vorherrschen der Tubificiden beruhen, und daß dementsprechend ihre Lage für die Verunreinigungsfrage bedeutsam ist. Das wird noch auffallender, wenn man bedenkt, daß bei den Fängen mit minimalem Gesamtgehalt (wie besonders 2—9) die Werte der dritten Kurve sehr zufällig und bedeutungslos werden. Die Zusammendrängung von Höchst- werten auf der Strecke von Stat. 13 bis 29 erinnert an die in der ersten Kurve. Um so bemerkenswerter sind die Fälle, wo sich die beiden Kurven in bezug auf die Maxima dieser Strecke gegensätzlich verhalten. In den Fällen, wo den Maxima der Kurve I keine solchen in III entsprechen, treffen solche in II mit ihnen zusammen (12, 16, 20, 21), d. h. wo sich Reichtum mit Mannigfaltigkeit verbinden, tritt kein auffallendes Vorherrschen ein, wie es ja auch der Wahrscheinlichkeit entspricht. In den Fällen dagegen, wo Maxima in III, aber nicht in I vorkommen (13, 14, 22, 27, 29), wie im Baakenhafen, Grasbrookhafen, Alten Petroleumhafen, Kaiser Wilhelm Hafen, Ellerholzhafen, kommt in dieser Kurve die schon früher erwähnte „Hintergrundserscheinung"' zum Ausdruck, daß in entlegenen Hafen winkeln sich die (arme) Bodenfauna fast nur aus Tubificiden zusammensetzt. Daß dieser Gegensatz der beiden Stationenreihen außerhalb der besprochenen Strecke (13 — 29) nur noch in der ersten Gruppe (1 und 39), nicht mehr in der zweiten (37 und 38) bemerkbar wird, ist wohl als charakteristisches Zeichen veränderter Lebensbedingungen anzusehen. Unter den Minima der Kurve III sind die der Strommitte (2 und 9), wde erwähnt, ganz belanglos. Das im Oberhafen (10 und 11, das zum Vorschein kommt, wenn man 9 vernachlässigt) bringt die charakteristischen, früher (S. 118) erwähnten Lokalverhältnisse zum Ausdruck, das im Moldauhafen (20) ist eben besprochen, das im Köhlbrand (32 — 34) muß zwar bei dem geringen Reichtum der Stationen mit einiger Vorsicht betrachtet werden, bringt aber die Sonder- stellung dieses Stromteils noch deutlicher als die beiden ersten Kurven zur Anschauung und ist in bezug auf die Mittelstation (33) bei ihrem relativ (!) großen Reichtum doch wohl wieder ein Ausdruck für den Zusammen- hang von Reichtum, Mannigfaltigkeit und Höchstgedeihen im reineren Gebiete. — Nach dem allen ist auch diese Kurve recht bezeichnend für die Verunreinigungsverhältnisse. IV. Das Durchschnittsgedeihen in den Fängen ist gewisser- maßen ein Ausdruck für die „Üppigkeit" der Lebensentfaltung, sofern man 124 E. Hentschel. unter Üppigkeit einen mit Vielfältigkeit verbundenen Reichtum versteht. Die Kurve bringt die Abweichungen der einzelnen Fänge von einem aus ihnen allen berechneten ..Normalfang" zur Anschauung, und zwar so, daß als Abweichung eines Fanges die mittlere Al)weichung seiner Gruppen- werte von denen des Normalfanges betrachtet wiid. Berücksichtigen muß man l)oi der Untersuchung dieser Kurve, daß bei dem Auftreten eines extrem hohen \\'ertes in einer einzelnen Gruppe und gleichzeitig geringer Mannigfaltigkeit jener eine Wert die anderen erdrückt, und daher das Ergebnis unbrauchbar wird. Das geschieht hier bei Altona (17, z. T. auch 16). so daß die betreifenden Fänge die Klarheit der Kurve stören. Sie drückt an solchen Stellen weniger die Üppigkeit als den Reichtum allein aus. Vernachlässigt man die Altonaer Fänge, so zerfällt die Kurve in charak- teristischer Weise in zwei Hauptabschnitte, deren Grenze zwischen 30 und 31 liegt und augenscheinlich der Grenze zwischen dem Eintlußgebiet desKöhlbrandwassers und desNorderelbewassers entspricht. Die erste Hälfte ist durch starke Kontraste, die zweite durch geringe Schwankungen aus- gezeichnet, diese also im ganzen „normaler" als jene. Minimale Werte finden sich begreiflicherweise in der Strommitte, in stark verunreinigten Gebieten und in entlegenen Hafonwinkeln. Die Maxima der ersten Hälfte (1, 10 — 12, 20) liegen durchweg weit stromaufwärts, im Anfang der drei Hauptteile der ganzen Kurve: Strommitte (1 — 9), Nordufer (10—18) und Südseite (19 — 50). Quantität und Qualität der Nahrungszufuhr dürften für diese Lage in den peripheren Teilen des Verunreinigungsgebietes ver- antwortlich sein. Wie diese Maxima für die oberen Randgebiete, so mag die Station Köhlfleth (41), der auch die Verhältnisse in den Finkenwärder Kanälen entsprechen werden, für die unteren Randgebiete charakteristisch sein. Das Maximum in 47 und 48 darf wohl als Ausdruck der eigentüm- lichen Verhältnisse, in einer unter Tidenwirkung stehenden Flußmündung angesehen werden. — Auch diese Kurve ist also recht bezeichnend als biologischer Ausdruck der Verunreinigung. Im Anschluß an alle vier Kurven möchte ich noch auf zwei Extrem- fänge besonders aufmerksam machen. Der von der St. Pauli-Fischhalle (15) ist reich, doch wenig mannigfaltig, zeigt ein einseitiges Vorherrschen, aber geringes Durchschnittsgedeihen und ist damit besonders charakteristisch für das Kerngebiet der Verunreinigung. Der aus dem Moldauhafen (20) ist ebenfalls reich, aber auch sehr mannigfaltig, zeigt keinerlei starkes Vorherrschen, aber eine maximale Üppigkeit im ganzen und chaiaktcrisiert damit die peripheren Teile des Verunreinigungsgebietes. Ziu- Veranschaulichung der allgemeinen Verbreitungsverhältnisse der Bodentiere sei schließlich noch auf die folgenden Versuche, gewissermaßen Querschnitte des Verunreinigungsgebietes in graphischer Darstellung nach ihren biologischen Verhältnissen zu charakterisieren, hingewiesen. I lubiriciden — ' — iphaeriiden I— n CJ-iironomid en Larven " 1 B mitte des Stroms. L. tiuhwärdep Vot-liafen. D Rosfihafen I aussen. L- " " innen . d VQrOthrndr5thenl.5Lharne] b ITlitte des btroms. C nthöbdshahafb . d Panhhöft . e WöLtershüfEr hafen aussen ' j-^ ' 1 inn g rSugenberger 1-iafen. Fig-. 8. Kurven zur Darstellung der Volksstärke der Bodentiere auf Schnitten senkrecht zum Strom durch das Kuhwärder Hafengebiet (oben) und schräg zum Strom durch das Waltershofer Hafengebiet (unten). Vgl. Tabelle S. llOff. 126 E. Heutschel. Fig. 8 zeigt Kiiiven für einen Schnitt senkreclit zum Strom dui-cli das Kuhwärdcr Hat'engebiet und einen schräg zum Strom durch das Walters- hofer Hafengebiet. An ihnen ist besonders hervorzuheben: Die Armut des Strombetts im allgemeinen bei relativem Kciciitum an Gammanis; der Reichtum der vorderen Teile der Hafenbecken an Würmern und Muscheln, der der hinteren Teile an Chironomidenlarven. Bei Vergleich beider Kurven tritt besondei's dei- um vieles gröljei'e Reichtum des Kuhwärderschnittes an Tubificideii und ilnc maximale Entwicklung dort am Nordufer hervor. Eigentümlichkeiten, die auf die Einwiikung der Siehvässer zurückgeführt werden müssen. Fig. 10, die unter Hinzuziehung der Schorreuntersuchungen entworfen ist, zeigt in graphischer Darstellung die Werte derTubificiden undSphaeriiden auf fünf Querschnitten, oder vielmehr die Ordinaten aus fünf meist 1 km breiten Streifen auf je eine ideale Querschnittfläche projiziert. Für den gegen- wärtigen Gedankenzusamuicnhang kommen in der Hauptsache nur die drei ersten in Betracht, von denen der zweite dasselbe zeigt, wie die eben besprochene Kurve für die Kuhwärder Häfen. Der eiste Schnitt, vom Oberhafen zum S})reehafen, läßt deutlich erkennen, daß ci- durcli das Hauptgedeiligcbiet derS})haeriiden geführt ist. wähivnd er in deuTubiflc.iden- ordinaten hinter allen weiter abwärts, unterhalb der Sielmündungen gelegenen Schnitten zurücksteht. In dem dritten Schnitt vereinigen sich die beiden äußersten Extreme der Bodenbesiedelung, weil er an der Nordseite durch den Altonaer Hafen mit seinem ungeheuren Tubiflcidenreichtum geht, an der Südseite aber in der Längsrichtung des durch sein reines Wasser ausgezeichneten Köhlbrands verläuft. A\'ollte man für diesen Schnitt eine Kurve nach Art der oben besprochenen für die Kuhwärder und A\'alters- hofer Häfen zeichnen, wozu eine gewisse Berechtigung vorhanden wäre, so würde auffallen, daß die minimale Tubificidenmenge der Strommitte auf der Südseite beibehalten wird, während auf der Nordseite die Kurve außerordentlich steil aufsteigt, daß Sphaeriiden fast ganz fehlen, daß die Chironomidenlarven sich ähnlich wie im Kuhwärder Gebiet verhalten, und daß Gammarus wesentlich höhere Werte als in den beiden anderen Kurven, einerseits im Altonaer Hafen, andererseits bei der Köhlbrandfähre, erreicht. Ich schließe mit diesen Überlegungen die Untersuchung der Grund- fauna vorläufig ab. Eine Besprechung der Fänge mit Dretsche und Scheer- netz würde zu dem Vorstehenden nur unwesentliche Ergänzungen ])ieten. Es sei aus den betreffenden Untersuchungen nur das eine hier noch einmal hervorgehoben, daß der Boden des Untersuchungsgebietes eine reiche Fischfauna besitzt, über die die oben besprochenen quantitativen Fänge natürlich keine Auskunft geben können. ül)er die aber früher bereits das A^'ichtigste gesagt worden ist. Auch von einem Vergleich der Boden- greiferfänge mit den Schlammsaugerfängen sehe ich ab, da die eine Reihe Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 127 sich auf Flächen, die andere sich auf Massen des Bodenmaterials bezieht, auch beide zu sehr verschiedenen Jahreszeiten ausgeführt wurden. Wider- sprüche zwischen ihnen habe ich nicht bemerkt, Unklarheiten bleiben natürlich bestehen. Auf die allgemeinen Verhältnisse der Bodenfauna und ihre Beziehungen zu den Verunreinigungen werde ich bei der Besprechung der Schorrefauna, bei der Behandlung der Tubificiden als Leitorganismen und bei der Abfassung des Urteils über den Verunreinigungszustand der Elbe noch wiederholt zurückzukommen haben. e) Das Leben im Schon egebiet. Mit dem Namen »Schorre bezeichnet man den Teil des Strombodens, w^elcher bei Ebbe trocken fällt, bei Flut aber wieder überströmt wird. Das wäre also ein Streifen jederseits längs des Ufers sowie unter Umstän- den breite Flächen in der Nachbarschaft des Strombettes und Inseln, w^elche ganz oder teilweise bei Flut unter Wasser stehen, die sogenannten Sande. Die Watten an der Eibmündung sind die ausgedehntesten Teile des Schorregebietes. Im Grunde sind auch die überfluteten Teile der Sande unterhalb von Finkenwärder nichts anderes als Watten, Süßwasser- watten. Es handelt sich also hier um einen für das ^Süßwasser durchaus ungewöhnlichen und eigenartigen Lebensbezirk, über dessen biologische Eigentümlichkeiten auch Erfahrungen aus dem übrigen Süßwassergebiet nicht vorliegen. Eher kann das Studium der Meeresschorre über die biologi- schen Verhältnisse in dieser Zone Auskunft geben, denn wenn sich schon ihre Fauna und Flora aus ganz anderen Bestandteilen zusammensetzen, so sind doch die wichtigsten Lebensbedingungen in ihr ganz übereinstimmend. Die Bedeutung der Schorre für die biologische Beurteilung der Verunreinigungsfragen ist eine sehr große, einmal, weil sie ein ausgezeich- netes Ablagerungsgebiet für Detritus bildet, und ferner, weil dieser Lebens- bezirk unmittelbar zugänglich ist und bei Niedrigwasser auf das genaueste untersucht werden kann^ Es ist deswegen auch verhältnismäßig leicht, quantitative Bodenproben ganz exakt zu entnehmen, so daß die Unter- suchung in jeder Beziehung auf fester Grundlage steht. Ich bediene mich für die Probenentnahme eines sehr einfachen Instruments, einer kurzen Blechröhre, deren Querschnitt ein Quadrat von 5 cm Seitenlänge, also 25 cnr' Flächeninhalt, ist. Mit dieser Köhre steche ich eine etwa 10—15 cm tiefe Probe aus dem Boden, die konserviert und im Laboratorium gesiebt, ausgesucht, in bezug auf ihren Tiergehalt durchgezählt und in bezug auf das Bodenmaterial geprüft wird. Für seltenere Organismen habe ich oft auch mehr, bis zehn solcher Proben gleichzeitig ausgestochen. Die An- zahl der Organismen wurde stets auf 100 qcm (1 dm^) berechnet und so in die Tabellen, Karten und Kurven eingetragen. 128 E. Hcntschel. Die festen Gegenstände im Sehorregebiet haben einen eigenartigen Bewuchs. Von ihm ist schon zum Teil die Rede gewesen, zum Teil kann die Besprechung unterbleiben, da sie für die Verunreinigiuigsfragen bis jetzt nichts Wesentliches ergeben würde. Ich beschränke mich also hier auf Erörterungen über die Organismen des losen Bodens. Andererseits ziehe ich die Ergel)nisse einer schon oben (S. 107) erwähnten Untersuchungs- reihe mit dem „Schlammstecher'' (von rundem Querschnitt), die längs des Nordufers von der Barkasse „Gaffky" ausgeführt wurde, hier mit in die Be- trachtung hinein, da sie die unmittelbare Nachbarschaft der Scliorre betrifft. Das Tierleben des Schorregebietes leitet sich von dem des unter Niedngwasser liegenden Stromgrundes ab. Neue tierische Bestandteile kommen im Verunreinigungsgebiet nicht hinzu. In den Mengenverhältnissen der verschiedenen Tierarten treten aber wesentliche Verschiebungen ein. Als neu hinzukommend sind jedoch eine Anzahl Pflanzen zu nennen. Einer- seits finden sich Algen, Diatomeen und Faden algen (besonders Rhizodonium und Taucher ia, zuweilen auch Cliara u. a.), andererseits höhere Pflanzen, wie sie allgemein dem flacheren Fluß wasser angehören, besonders mehrere Laich- \iY?i\xi-(Potamofjeton-)hxitii und eine Anzahl höherer Gewächse, die meist auch bei Hochwasser über die Oberfläche empoi-ragen, wie Binsen, Rohr. Riedgräser. Pfleilki'aut, Löffelkraut usw. Sowohl unterhalb wie oberhalb von Hamburg kommt die Schorre zur Ausbildung, oberhalb allerdings nur in sehr beschränkter Ausdehnung. Theoretisch betrachtet, muß sie ja bis zur oberen Grenze der Flutbewegung vorhanden sein, aber die regelmäßig wiederkehrenden Wasserstandsunter- schiede werden dort oben bald zu gering, und andererseits ist das befestigte Ufer meist nicht so flach, daß eine breite Schorre zur Entwicklung kommen könnte. Das beste Gebiet dieser Art befindet sich dort wohl zwischen Ortkathen und Warwisch am sogenannten Overhaken. Geht man am Nord- ufer weiter abwärts, so stößt man hier und da auf kleine Schorrestiecken, die bei Hamburg selbst minimal werden, weil das Ufer fast überall durch Mauern oder Bollvveik befestigt ist. Bei Rothenburgsort sind noch schmale Sandstrecken vorhanden, aber auch bei St. Pauli tritt bei niedrigem Wasser dicht an dei- Mauer bei der Hafenstraße der Boden hervor. Ähnlicli an manchen Stellen des Altonaer Hafens. Von Neumühlen an folgt dann ein ununterbrochener Schorrestreifen. Aus der Tabelle (S. 130ff.). welche ich über die Ergebnisse quantitativer Untersuchungen der Schorre längs des Nordufers aufgestellt habe, ist nun folgendes zu ersehen. Es ist nur eine Tiergruppe vorhanden, welche mit genügender Regelmäßigkeit und in genügender Menge auf einer Fläche von 25 qcm angetroffen wird, so daß die Zahlen als brauchbar gelten können, nämlich die Tubificiden. Die Art des Vorkommens dieser Würmer ist sehr charakteristisch. Nur selten wurden sie sranz vermißt. Es ist Ergebnisse der biologischen Untersucliuiigen. 129 das meistens an liölier gelegenen Stellen sandigen Bodens der Fall, die nur kurze Zeit vom Wasser bedeckt sind und es schnell wieder absickern lassen. Im übrigen finden sich die AVürmer auf der ganzen Strecke von Warwisch bis Friedrichskoog, also bis in starkes Salzwasser hinein. Natür- lich handelt es sich da nicht immer um die gleichen Arten, besonders im Salzwassergebiet werden andere als bei Hamburg vorkommen. Eine genauere Bestimmung, die schwierig und Zeitraubend ist, wurde bisher im allgemeinen nicht ausgeführt. Die Anzahl, in der sie vorkommen, steigt auf dem bei weitem größten Teil der Strecke nicht über 300 auf 100 qcm. So überall oberhalb von Teuf eisbrück und unterhalb von Juels Sand. In der Zwischenzone finden sich höhere und zum Teil sehr hohe Werte. Sie können bis über 3000 steigen, wie im Teufelsbrücker Hafen. Bei Hamburg und Altona selbst, wo nur wenig Boden zutage tritt, der dann meist starker Spülung ausgesetzt ist, so daß sich nur wenig Schlick ablagern kann, sind die Werte gering. Zwischen Neumühlen und Park- hotel ist der Boden meist sandig und steinig, daher bleiben sie auch dort ganz niedrig (nicht über 100 auf 100 qcm). Auf der Strecke von hier bis Wittenbergen treten dann aber die hohen und sehr hohen Werte auf. Weiter abwärts findet im ganzen eine Abnahme statt. Beim Schleep- sand und der Hetlinger Schanze wurden zwar noch recht hohe Werte festgestellt, aber die Höhen solcher relativen Maxima nehmen doch von Teufelsbrück bis Glückstadt ziemlich stetig ab. Am klarsten kommt dies ganze Verhalten in einer Kurve (Fig. 9) zum Ausdruck, in die die höchsten bei jeder Station gefundenen Werte eingetragen sind. Auf- fallend ist es, daß, wie die Tabelle zeigt, an vielen Stellen die W^erte im Juni gegen den März stark herabgesunken sind, wenn auch die Verhält- nisse der verschiedenen Örtlichkeiten zueinander sich ziemlich gleich bleiben. Im März 1916 waren zwei Stellen durch Zahlen über 1000 ausgezeichnet: der Teufelsbrücker Hafen und ein Buhnenfeld bei Mühlen- berg; ferner kam ein Buhnenfeld bei Falkenstein (oberhalb Witten- bergen) nahe an 1000 heran. Setzt man diese Fänge in Beziehung zu den örtlichen Verhältnissen, unter denen sie gemacht worden sind, so wird man nicht zweifeln können, daß diese für die hohen Zahlen mit verantwortlich sind. Es handelt sich um Stellen, welche die Schlamm- absetzung besonders befördern. Der Teufelsbrücker Hafen als flaches, sackförmiges, mit seiner Mündung stromaufwärts gerichtetes Becken, das bei Niedrigwasser oft völlig trocken fällt, nimmt bei Flut das Uferwasser der Nordseite, das bekaiuitlich besonders reich an Verunreinigungen ist, auf und gibt ihm Gelegenheit zur Sedimentierung. Daher liegt im Hafen, abgesehen von den Rändern und der Mündung, tiefer, nicht selten stinkender Schlamm, der den Tubificiden die besten Lebensbedingungen bietet. Allerdings enthält der Hafen auch auffallende Mengen von 130 E. Hentschel. Tabelle über den Tiergehalt auf je 100 qcm Fläche in der Schorre nach 97 Bodenproben von der Strecke Overhaken bis Scheelenkuhlen. S3 S s 3 c s S s -t-3 d Q Ö r 1 1 i c h k e i t 3^1 M 1 CO B 3 'u i ;600) 10b 244 10b 10c lOd n IIa IIa IIb IIb 11c 11c lld lle 12 Oberhalb Mühlenberg, Buhnenfelder n >i " )i " » !i 1' n n » " n r n 1 1 )) )> n 8 13a 13a 13b ! FnlUpTTstpin TJllhliflift'ld Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 131 Sh s s p ä Ö tu s ES a Örtlichkeit 1 ^ 2"^ Ö es g 3 4) .'S 'o 1 3 § C5 ö s CQ c» H ÜJ 'Ö 1^ ^^ 13b 13c 13c 13d 13d 13 e 13 f 13 g 13 g 13 h 14 15a 15b 15c 15 c 16a 29. VI. 2. III. 29. VI. 2. III. 29. VI. 17. III. 17 III Falkenstein Buhnenfeld • 4 300 9^0 _ 4 _ _ _ 388 4 _ _ 16 >i " 180 " _ _ 320 _ _ 17 III " _ _ _ . 9-;^ _ 29 VI 56 — 168 _ _ 29. VI. 9! ITT " _ _ _ 380 _ Schulau Zuckerfabrik 140 _ _ 22. II. 22. II. 29 II [4] 4 _ 16 _ _ 20 _ 20 1) " 24 _ 12 29 II 8 20 364 4 8 17. VI. Hetliiiger Schanze, Buhnenfeld .... — 8 — 28 752 — 16b 17. VI. )) )i 1) .... — 4 28 — 16 328 — — 17a 15 VI — 48 — — 17b 17c 17d 18 19 20 a 15 VI _ 264 15. VI. 15 VI _ 128 _ _ 332 i5.vn. 8 VIT _ (8,8) Eßflether Steindeich _ _ 56 4. V. Glückstadt, oberhalb Hafen — — — — — 120 — — 20 b 4. V. » 11 » — — — — — 200 4 — 21a 21b 22 a 22b 23 a 4 V — — — — — 4 V _ 8 — 27. V. 27. V. 19. VI. _ 12 108 — 16 _ _ 69 Scheelenkuhlen, am Stack — — — — — 10 — — 23 b 19. VI. » „ „ ......... — — — — — 10 — — 24 a 11. IV. — — 88 96 100 1244 8 — 24 b 11. IV. > nahe am Kanal, unten — — — — — 24 — — 24 c 11. IV. — — 4 — — 468 20 — 25 a 11. IV. — — 36 40 12 416 — — 25 a 14.VII. Zwischen — 40 464 36 612 — — 25 b 25 c 25 c 11. IV. 11. IV. 14.VII. „ „ „ Mitte Kanal D und Neßhakeu 4 4 [4] [4] 728 612 32 184 200 120 48 16 12 332 1120 380 16 4 24 4 25 d 11. IV. — — 328 88 24 1612 — — 26 11. IV. „ „ „ oben. — — 12 32 — 552 12 — 27 14.VII. Muschelbank im I 'riel J 36 — 864 764 36 836 108 ~ 132 E. Heutschel. (■■)rtliclikeit o s 3 C 3 «c -b ,a to .a o p< Plh 3 • 5 Cß «3 H K ?^ CS -?= 'S. v- Kleine Bucht bei Schwartau .... Zwischen Kiinal D und Neßhaken Neßhaken, Röhriclit. Alte Süderelbe Sand bei Tonne 6 . . . . Am Böhaken, nördlich westlich Schweine- sand- gebiet „ „ südlich. Krautsand, bei Landungsbrücke i [12] [1(JJ [4] 4 6 [16] [4] 52 32 40 12 52 20 332 192 40 60 144 52 728 32 540 16 16 40 4 628 500 68 200 72 196 740 1396 1832 64 400 112 128 125 488 20 44 Pflanzenteilen, und icli habe nach Hochfluten bemerkt, daß Keste von Binsen, Schilf und anderen Pflanzen, wie sie unterhalb Finkenwärder wachsen, in Massen hier abo:elag'ert waren. In den beiden anderen Fällen liandelt es sich um ein paar der tiefsten (d. h. zwischen sehr langen Buhnen eingeschlossene) Buhnenfelder dieser Strecke. Der flache Grund sinkt gleichmäßig gegen den Strom hin ab. Oft findet man in diesen tiefen Buhnenfeldern, zumal bei Mühlcnberg, fein zerteilte Papiermassen, wie sie dem Ufer entlang treiben, nebst Küchenabfällen und dgl., in Menge abgelagert, und ein feiner graubrauner Schlamm bedeckt den ganzen Boden. Also auch hier sehr günstige A'erhältnisse für Tubificiden. Das erwähnte Buhnenfeld oberhalb Wittenbergen wurde sowohl im März wie im Juni 1916 besonders eingehend untersucht, und zwar nicht nur das Schorregebiet, sondern auch die dauernd von Wasser bedeckten äußeren Teile und die unmittelbar davor gelegenen Stromteile. Eis ergab sich folgendes. Am Stack entlang finden sich die höchsten in der normalen Scliorre vorkommenden Zahlen. Landwärts inid stromwärts von den ^Maximalwerten nehmen die Zahlen ab, dorthin sclinell, hierhin langsam. In der Mitte des Buhnenfeldes findet ebenfalls von einer Maximal- region aus landwärts und stromwärts Abnahme statt. Jedoch scheint das Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 133 134 E. Hentschel. Maximalgebiet hier unterhalb der normalen Schori'c zu liegen, in einer nur bei sehr niedrigem Wasserstande freifallenden Zone. Die Zahlen in der Nähe der Stacks sind beträchtlich höher als die mitten im Buhnonfeld. Auch dieser besondere Fall sclieint mir fiir die maßgebende Bedeutung der Gunst der Ablagerungsverhältnisse zu sprechen. Wo die höchsten Zahlen stehen, ist aller Wahrscheinliclikeit nach die größte Ruhe für die Sedimentierung bei genügend lange dauernder Wasserbedeckung des Bodens vorlianden. Tabelle über den Tiergehalt auf je 100 qcm Bodenfläche nahe dem Nordufer der Elbe von Neumühlen bis Fährmannssand nach Schlammstecherproben (3. bis 10. März 1916). Ö r 1 1 i c li k e i t Bodenart Ö c TS o ■^ o ^•^ ^ CZ5 CO 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 Neumühlen, hinter der Landungsbrücke Teufelsbrücke, vor Laudungsbrücke . . . » )) » • • • Nienstedten, vor dem Leuchtfeuer Mühlenberg, km 632,8 Blankenese, km 634,8 Unterhalb Blankenese, km 635,2 „ „ km 635,2 Vor Falkenstein, km 636,4 Falkeustein, Bubnenfeld, Oben „ „ Mitte „ „ Unten Oberhalb Wittenbergen, km 637,5 Tinsdahl Unterhalb Tinsdahl Schulau, Zuckerfabrik „ vor dem Hafen Bei Wedel, Boje 20 Schleepsand, Ende des Stacks FiUinnannssand. Ende des Stacks Darg- n Sandiger Ton Ton Sand Darg Toniger Schlick Darg Sandiger Schlick 65 5 40 Sand Schlick Sand Darg Ton Darg Ton und Darg Ton Toniger Schlick Sand Ton 10 5 20 20 20 30 80 20 (-) 20 50 20 20 30 245 (»80 90 20 100 10 10 40 10 All diese Reihe von Schorreproben soll noch die Betrachtung jener schon mehrfach erwähnten Reihe von Schlammstecherproben längs des Xordufers angeschlossen werden, da sie sie in erwünschter Weise ergänzt. Die Proben wurden im März 1916 von der Barkasse aus mit einem zj'lindrischen Schlammstecher von 2,5 cm lichter Weite genommen, Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 135 meist vier Proben an einer Stelle, und zwar womöglich immer etwa 20 m vom Ende eines Stacks entfernt, in einigen wenigen Fällen im Ein- gänge des Bulmenfeldes. Die beigefügte Tabelle gibt die Zahlen der so gefangenen Tiere, berechnet auf 100 qcm, und zugleich die Bodenarten an. Diese Eeihe von Proben sollte besonders darüber Auskunft geben, ob die Tubificiden in der Längsrichtung des Ufers stromabwärts allmäh- lich abnähmen. Denn für diese Frage schien bei der ungleichmäßigen Ufergestaltung und der Mannigfaltigkeit der Lebensbedingungen im Schorregebiet dieses -weniger geeignet. Auch in dem Bodenstreifen außer- halb der Enden der Stacks sind allerdings Unterschiede in nicht geringem Grrade vorhanden. Punkte, wo Sand liegt, fallen, wie gesagt, ganz aus. Ton und Torf, die längs des Xordufers sehr verbreitet sind, wirken augenscheinlich verschieden auf die Zahlen; Ton scheint im ganzen ärmer zu sein als Torf. Es wurden, sofern überhaupt Material heraufkam, von Neumühlen bis Wittenbergen (mit einer Ausnahme) immer Tubificiden gefunden, und zwar 20 — 80 auf 100 qcm. Auf den sechs Hauptstationen von Tinsdahl bis Fährmannssand fehlten sie dagegen fast immer. Nur in der Probe von Schleepsand wurde einer gefangen. An einer Stelle unterhalb Tinsdahl, die bei zahlreichen Stecherversuchen in Sandgrund sozusagen herausgetastet wurde, fanden sich in zwei Proben vier große Schnecken {Viviparus) und, auf 100 qcm berechnet, 100 Tubificiden. Es muß sich da um ein nicht normales Nest reichen Tierlebens handeln. Man kann also wohl als ziemlich sicher hinstellen, daß unterhalb Tinsdahl eine entschiedene Abnahme der Tubificiden stattfindet. Im Schorregebiet ist aus den angeführten Gründen, wie gesagt, eine derartige allmähliche Abnahme der Tubificidenzahlen nicht so deutlich. Immerhin ist die ab- nehmende Höhe der hervorstechenden Maxima auf dieser Strecke, wie sie in der Kurve (Fig. 9) zum Ausdruck kam, beachtenswert. Überblickt man die Gesamtheit dieser Ergebnisse der Tubificiden- untersuchung für das nördliche Eibufer, so Avird man sich überzeugen, daß die AVürmer überall am Eibufer im Schorregebiet, von oberhalb Hamburg bis zur See, vorkommen, aber bei und unterhalb von Hamburg eine ganz beträchtliche Anreicherung erfahren. Diese Beobachtung trifft mit den Erfahrungen über die Mengenverhältnisse der Schlammwürmer auf dem Grunde der tieferen Stromteile, besonders im Hafengebiet, aus- gezeichnet zusammen. Als ausschlaggebend für die Entstehung maxi- maler Werte der Tubificidenzahlen muß die reichliche Ablagerung von nahrhaftem Detritus, wie er besonders mit den Sielwässern der Elbe zu- geführt wird, bezeichnet werden. Die noch weiter mitzuteilenden Ergeb- nisse von Untersuchungen südlich vom Fahrwasser der Elbe bestätigen dies. Im östlichen Teile des Schweinesandgebietes, in dem Winkel zwischen Kanal D und Neßhaken, und an der Alten Süderelbe wurden in 136 E. Hentschel. derselben Weise wie am Xordufer Schorreproben entnommen. Die Erg-ebnisse der Untorsuclmng- sind in der Tabelle (S. 130ff.) znsanimenf^efaßt und in den schon früher erwähnten C^iierschnitten (Fig. 10) zum 'J'eil graphisch dargestellt. Man sieht, daß im Schweinesandgebiet (Nr. 31 — 34) die Werte mit einer Ausnahme von 488 (westlich von Böhaken) unter 300 bleiben. Im Gegensatz dazu liegen an der Alten Süderelbe, am Neßhaken und Kanal D (Nr. 24 — 30) die meisten über 300 und nicht wenige über 1000. Diese Unterschiede hängen aufs deutlichste mit den Bodenver- hältnissen und der Ufernähe zusammen. Während im Schweinesandgebiet Sandboden vorherrscht und nur an geschützteren Stellen, in Buchten und an Prielen, sich Schlammassen ablagern, auch diese meist nicht sehr tief, findet man in jenem Winkel am Kanal D ganz vorwiegend tiefen Schlamm, in den man an vielen Stellen knietief einsinkt. Setzt man dies ganze Gebiet der Schorre südlich des Fahrwassers in Vergleich zu dem der Nordseite, so fällt vor allem eins auf, nämlich der Mengenunterschied an Schnecken und Muscheln. Längs des ganzen Nordufers kommen neben den Tubificiden andere Tiere nur vereinzelt vor, nur hier und da ein paar Chironomiden imd einige Muscheln oder Schnecken. Ich hatte, zumal da Organismen, die für Verunreinigungen charakteristisch wären, nicht darunter zu finden sind, keine Veranlassung, auf diese Tiere einzugehen. Ganz anders ist es an der Südseite. Betrachtet man in der Tabelle die Stationen 24—34 im Vergleich mit den früheren, so wird schon der bloße allgemeine Eindruck, gleichsam die Tabelle nur als graphische Darstellung der Tierbestände gesehen, von dem weit über- legenen Reichtum dieser Stationen überzeugen. Auch die ei'wähnten graphischen Darstellungen (Fig. 10) zeigen für den Querstreifen Nienstedten- Alte Süderelbe, den Reichtum an Sphaeriiden deutlich. In jener Ecke am Neß ist auch bei den Weichtieren dies Leben noch wesentlich üppiger als in der Umgebung des Böhakens, obw^ohl auch dort eine reiche Stelle vor- kommt. Das liegt augenscheinlich an der vollkommenen Ruhe, welche normalerweise dort in der Ecke herrscht, so daß diesen Organismen ein sehr flaches, sehr stilles Gewässer, dessen Wasser reich an Nährstoffen ist und zweimal täglich so gut wie vollständig erneuert wird, als Lebens- gebiet zur Verfügung steht. In der Tat ein Optimum der Existenz- bedingungen, das notwendig ein ^Maximum der Lebensentfaltung zur Folge haben muß. Auch das Pflanzenleben ist hier außerordentlich üppig. Im Sommer bedecken dichte Bestände von hohen Binsen und Rohr den weichen Grund, oder Laichkräuter, Pfeilkräuter usw. bilden grüne Wiesen, in denen sich bei jeder Flut treibende Stoffe ansammeln müssen, die den zwischen den Pflanzen massenhaft lebenden Bodentieren Nahrung zuführen. Die Mengenunterschiede in den Tierbeständen sind in diesem weiten, flachen, von einigen Prielen durchzogenen Gebiet natürlich besonders Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 137 ^ CJ «— ' o ^ ?i f* ü -ö ■Jl O) a ÖJD ,14 1— ( ^ o CO CO ^ C(, cj •ll -4^ o; r^ )-i P t-. S3 VJ (■/( ^^ 9 s N O) f/( .a fii ■*— ' c ^ O) o O) r3 jr* « cc 3 -abüsche]n. Zumal an den Enden der Algenästchen saßen die Bakterienfäden in charakte- ristischen Büscheln. Für gewisse Zeiten werden sie als die vorherrschenden Pilze gelten müssen, doch kommen sie keineswegs regelmäßig vor. Während sie im November 1916 an allen Proben reichlich vorhanden waren, habe ich sie später (bis Mai 1917) nicht wiedergefunden. Auch ließen sie sich z. B. an Material vom November 1913 nicht sicher feststellen. Die Befunde über Schwefelbakterien stimmen also in betreff der Ab- schätzung der Verunreinigungen recht gut zu denen an anderen Organismen. Leptomitus lacteus Ag. Dieser bekannte und mikroskopisch leicht erkennbare Abwasserpilz wird von KOLKWiTZ und Marsson in die ziemlich stark verunreinigte «-mesnsaprobe Z(me gesetzt (1908, S. 512). ]\rEZ (1898, S. 535 ff.) legt seiner Beobachtung besonders großen Wert bei. Im Untersuchungsgebiet kommt er nur vereinzelt vor, wie denn nach Kolkwitz die Elbe überhaui)t kein günstiger Strom für ihn zu sein scheint. Ich fand ihn im Sommer 1914 im Altonaer Hafen an einer Stelle, im Herbst 1914 an dem Ponton, welcher im Oberhafenkanal dicht bei der Brücke neben dem Billhafen liegt, und zwar dort in auf- fallender Weise an der Wassei-grenze als dichtes, etwa 2 — 3 cm breites Polster, schließlich bei Nienstedten in kräftigen Zotten an einem Draht hängend. Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. I49 Aus der Seltenheit des Pilzes im Hamburger Hafen ist nicht viel zu schließen, da er überhaupt in der Elbe nicht häufig- ist. Das vereinzelte Vorkommen bei Nienstedten ist von besonderem Interesse, weil wahr- scheinlich eine örtliche Ursache, das dicht oberhalb von dieser Stelle stattfindende Einströmen von Brauereiabwässern, dafür verantwortlich zu machen ist. Volk gibt an (1903, S. 75), daß der Pilz im Altonaer Hafen in der kalten Jahreszeit massenhaft auftritt. Meine Beobachtungen entsprechen dem, wie man sieht, nicht. Wie sich dieser Widerspruch erklären mag, habe ich soeben bei der Besprechung der Schwefelbakterien auseinandergesetzt. b) Andere Pflanzen. Oscillatorien. Die Bedeutung der blaugrünen Fadenalgen für die Abwasserbeur- teilung ist besonders von MEZ (1898, S. 540) hervorgehoben worden. Kolkwitz und Marsson (1908, S. 511 ff.) führen in allen Stufen der Ver- unreinigung, außer der ersten, polysaproben, Arten von Oscillatoria an. MEZ nennt fünf Arten als Abwasserformen. Im Hamburger Grebiet kommen Arten der Gattung sehr häufig vor. Auf den Bewuchsplatten, welche in 1 m Tiefe oder tiefer ausgehängt waren, traten sie allerdings fast gar nicht auf. Dagegen findet man sie nicht selten im BcAvuchs an Pontons dicht unter der Wasseroberfläche. Auch an den Bojen sind sie bis ins Brackwassergebiet zu finden. Ihre Hauptverbreitung aber haben sie, wie schon oben (S. 85) gesagt wurde, in der Zone zwischen Hochwasser- und Niedrigwassergrenze, und zwar in ihrem unteren, meist braun gefärbten Teil. Sie leben dort oft massen- haft, sowohl an Pfählen und Mauern wie an Stacks. Aber hier handelt es sich wahrscheinlich im allgemeinen nicht um die von MEZ bezeich- neten Abwasserarten. Mez sagt: „Oscillarienvegetationen in Abwässern sind fast stets beinahe schwarz, seltener schwarzgrün oder schwarzbraun" und gibt weiter an, daß sie an den Ufern in Bachbetten Überzüge bilden, die auch aus dem Wasser herauswandern und weithin das Ufer bedecken können. Auch auf faulenden treibenden Stoffen bilden sie Überzüge. Sie sollen jedoch hauptsächlich in stehenden und langsam fließenden Gewässern vorkommen. Da die sichere mikroskopische Unterscheidung der Arten nicht ganz leicht ist, habe ich mich in bezug auf diese Pflanzen im wesentlichen darauf beschränkt, auf das Vorkommen jener schwarzen Überzüge zu achten. Im allgemeinen sind die Überzüge bei Hamburg lebhaft braun und nicht dunkel, selten stellenweise blau. Ich habe in einer Einbuchtung am Altonaer Hafen bei der „Neuen Anfahrt" den schwarzen Überzug 150 K. Hentschel. beobachtet und festgestellt, daß er aus O. tenw's, einer Abwasserform, bestand. Auch bei der Altonaer Fischhalle und bei der Hafenstraße in St. Pauli war der Überzug zeit- und stellenweise schwarz. Damit wären also Anzeichen stilrkerer Verunreinigung in dem auch durch andere Or- ganismen als ziemlich stark verunreinigt gekennzeichneten Gebiet gegeben. Allerdings fanden sich im Altonaer Hafen usw. in der Umgegend jener schwarzen Stellen in wesentlich größerem Umfange braune Bewüchse, die hauptsächlich aus Diatomeen bestanden, also auf verhältnismäßig günstige Verhältnisse deuteten. Möglicherweise wird bei ausgedehnteren und eingehenderen Unter- suchungen, vielleicht auch quantitativer Art (vgl. S. 64), sich noch mehr über das Vorkommen von Abwasseroscillatorien ermitteln lassen. Man wird übrigens bei ihrer Verwertung ganz besonders die Eigenart der örtlichen Bedingungen beachten müssen, weil die Zone, in der sie hier hauptsächlich vorkommen, sonst im Süßwasser fehlt. c) Protozoen. Carchesium lachmanni Kent. Diese baumformig verzweigte Art von ^'orticelliden wird von KOLK- WITZ und Marsson (1909, S. 137) und anderen als charakteristisch für ziemlich stark verschmutztes Wasser («-mesosaprob) betrachtet. Besonderen Wert legt ihr MEZ bei, der sie (1898, S. 541) unter den wenigen wichtigsten von ihm ausgewählten Abwasserorganismen aufführt. Ich habe in einem Nachtrage zu meiner Arbeit über den Bewuchs im Hamburger Hafen (1916 b. S. 17.3) eingehend über diese Art gesi)rochen und festgestellt, daß sie viel zu ungenügend für eine sichere Bestimmung bekannt, ja vielleicht nur eine veränderte Form von Carchesium polijpinum ist. und daß die von MEZ gegebene Beschreibung durchaus nicht mit der Originalbeschreibung zusammenstimmt. Mag man nun diese oder jene Beschreibung gelten lassen, in keiner von beiden Formen wurde sie jemals von mir beobachtet. Man wird also auf die Verwendung dieser „Art" als Leitorganismus einstweilen verzichten müssen. Mez sagt in seiner Besprechung (S. 542): „In ungeheuren Mengen sitzt dies koloniebildende Tierchen in den Abwässern als weißer Schleim an Blättern, Zweigen und Hcilzern." Er erwähnt auch das häufige Vor- kommen von „Vorticelliden" in gerichtlichen Gutachten, mit denen wohl dieser Organismus gemeint sein möchte. Im Hamburger Hafen ist ein derartiger Bewuchs von Vorticelliden in sehr charakteristischer Weise im Verunreinigungsgebiet zu beobachten. Etwa von den St. Pauli-Landungs- brücken bis nach Neiunühlen sieht man an den Pontons und Schiengeln des Nordufers den grünen Algenbewuchs {Cladophora) fast vollständig Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. J5]^ verhüllt durch einen weißlich-grauen Überzug-, wie das schon oben erwähnt wurde (S. 84). Der Überzug besteht aus Vorticelliden und Fadenpilzen. Unter den Vorticelliden herrschen die von mir als Epistylis spec. a. und Carchesium polypinum bezeichneten Arten vor; bei Altona fand ich vor- wiegend die letztere, bei St. Pauli und Neumühlen die erstere Art. Es ist wohl sicher, daß jene Bemerkungen von MEZ sich auf derartige Bewüchse beziehen. Es ist auch möglich, daß, wie ich ift dem erwähnten „Nachtrag" erklärt habe, Carchesium polypinum sich an solchen Stellen in charak- teristischer Weise verändert. Aber daß dieser Bewuchs, so charakteristisch er ist, von einer Vorticellide, die als Leitorgauismus gelten könnte, gebildet würde, der im reineren AVasser nicht vorkäme, trifft für den Hamburger Hafen nicht zu. Vorticella microstoma Ehrbg. Diese kleine, charakteristisch gestaltete, einzelnlcbende Vorticellide kommt in sehr verunreinigtem Wasser (in der polysaproben Zone) reichlich vor und geht nur vereinzelt in etwas reineres Wasser. Sie tritt massen- haft in Aufgüssen von faulendem Heu auf, deren biologische Verhältnisse zeitweise denen der am stärksten verunreinigten Gewässer entsprechen. In Wasserproben aus dem Hamburger Hafen, welche zur Kultur in kleinen Aquarien aufgestellt wurden (vgl. S. 89 ff.), erscheint sie meist nach einigen Wochen, dagegen fand sie sich im Freien nur vereinzelt. Ich glaube sie gelegentlich auf Bewuchsplatten im Grasbrookhafen gesehen zu haben und beobachtete sie mit Sicherheit, jedoch nur gelegentlich und in geringer Zahl, am Ende des Kuhwärder Hafens. Das Tier ist also für unser Gebiet als I^eitorganismus vielleicht zu brauchen, ist aber vorwiegend durch seine Seltenheit charakteristisch. Es zeigt in Verbindung mit anderen Organismen, daß eine starke Ver- unreinigung nach den Anzeichen im Bewuchs nicht vorliegt. Anthophysa vegetans (0. F. IV!.). Diese Flagellatenart bildet ein braunes, oft mit bloßem Auge erkenn- bares Geäst, das nach Kent (1880/81, S. 267 ff.) aus Exkrementen aufgebaut ist. An den Enden sitzen kugelige Köpfchen, zusammengesetzt aus den Einzeltieren. Nach KOLKWITZ und Marsson (1909, S. 135) ist Anthoplnjsa „sehr typisch für die a-mesosaprobe Zone. Beim Absterben der Kolonien in den reineren Zonen bleiben die Stiele zurück". Ich habe in frischem Bewuchsmaterial aus dem Verunreinigungsgebiet die Art nur selten gefunden. Sie kam z. B. im Indiahafen auf den Be- wuchsplatten vor (Hentschel 1916b, S. 72), doch fand ich gewöhnlich nur das Geäst, und das ganz vorwiegend in einer ungewöhnlichen, kurzbuschigen Wuchsform, so daß mir seine Zugehörigkeit zu der Art manchmal zweifel- haft geblieben ist. Sowohl auf den monatelang bei St. Pauli beobachteten 152 E. Hentschel. Platten aus 1 m Tiefe wie in d(Mi Bewuchsproben von den Pontons des Altonaer Gebiets fehlte sie fast ausnahmslos. Im Plankton von 8t. Pauli findet sich zuweilen Geäst, zuweilen kommen auch ganze Köpfchen des riagellaten vor, doch immer nur w^eni«?. In den 34 Planktonproben, welche am 20. März 1917 zwischen Finkenwärder und l^runshausen an der Oberfläche entnommen wurden, war das Geäst durchweg zu beobachten. Allerdings ist auch hier die Bestimmung nicht ganz zweifellos, da es sich durchweg um ältere, ganz dunkle Äste handelte, an denen die charak- teristische Längsstreifung nicht erkannt werden konnte. Im Gegensatz zu ihrer nur seltenen Nachweisbarkeit im Freien ist Anthophysa eine sehr häufige und auffallende Erscheinung in Flaschen und Aquarien mit verunreinigtem Eibwasser. Sie entwickelt sich dort zu mehrere i\Iillimeter großen Flocken, die in den ersten Tagen zahl- reiche Köpfchen tragen, aber bald ganz absterben. Dies üi)pige Gedeihen legte es nahe, bei der Untersuchung der früher besprochenen Aquarien- kulturen Anthoplnjsa besonders zu beachten. Wie ich oben (S. 91 ff.) auf Grund von Zahlenmaterial gezeigt habe, hatten derartige Versuche guten Erfolg. Sie gestatteten den Unterschied der Wasserbeschaffenheit am Nord- und Südufer bei St. Pauli, die allmähliche Yerändenuig des Wassers längs des Nordufers und auch wohl den Unterschied des Stromwassers von dem des Kuhwärder Hafens deutlich nachzuweisen. Wahrscheinlich wird es möglich sein, die Ausnutzung dieses Leitorganismus' in Uaboratiums- versuchen noch bedeutend zu erhöhen. Wie man sieht, hat die Art in ihrem Vorkommen große Ähnlichkeit mit Vortkella tnkrostoma: Auch hier im ganzen nur seltenes Auftreten, einige Häufigkeit am Hinterende eines blind geschlossenen Hafens (?), dagegen oft gi-oße Häufigkeit in Wasserproben in Aquarien. Auch hier also wieder das Fehlen eines für starke Verschmutzung charakteristischen Organismus'. d) Höhere Tiere. Tublficiden. Unter allen Abwasserorganismen sind die kleinen rötlichen Schlamm- würmer bei weitem die bekanntesten. Wo schlammige Ablagerungen, die fäulnisfähige Substanzen enthalten, vorkommen, findet man sie gewöhnlich; wo diese Ablagerimgen durch organische Abwässer gebildet werden, pflegen sie massenhaft aufzutreten. Wie die Regenwiirmer, ihre nahen Verwandten, den Erdboden durchwühlen, umarbeiten, durchlüften, ihm ihre Nahrung entnehmen und die organischen Reste in ihm abbauen, so die Tubiticiden den Boden der Gewässer. Ihre Bedeutung für die Ver- nichtimg fäulnisfähiger Substanzen, also für die Selbstreinigung der Gewässer, ist deswegen ohne Zweifel eine außerordentliehe. Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. I53 Wie groß ihre Bedeutung als Leitorgaiiismen ist, wird verschieden beurteilt, und es ist in der Tat nicht ganz leicht, hierüber zu entscheiden. Meinungsverschiedenheiten bestehen nicht sowohl darüber, ob sie in deutlicher Weise auf die Einflüsse von Abwässern reagieren, als vielmehr darüber, mit Avelcher Sicherheit man aus ihrem Vorkommen auf die Ein- wirkung von Abwässern Rückschlüsse ziehen kann. Das liegt daran, daß sie nicht unmittelbar die Beschaffenheit des Wassers, sondern nur die des von ihm abgeschiedenen Schlammes kennzeichnen. Dessen Beschaffenheit hängt aber nicht nur von dem Gehalt des Wassers an Sieldetritus, sondern auch von vielen anderen Umständen ab. Man wird deswegen eins vor allem im Auge zu behalten haben: Die Tubificiden sind zunächst nicht Abwasserwürmer, sondern Schlammwürmer. Ein Schlamm, der zersetzungsfähige organische Substanzen enthält, wird ihnen, soweit die Erfahrungen reichen, immer Nahrung bieten wie den Regenwürmern der Humusboden. Aber es kommt dazu dann die zweite und hier wichtigere Erfahrung: In Sielschlamm finden die Tubificiden optimale Lebens- bedingungen. Die Würmer werden also auch in reinem Wasser gefunden. KOLK- WITZ (1911, S. 363) fand in der Lenneper Talsperre 15 auf 100 qcm, Sven Ekman (1915, S. 410/11, Taf. 14) am Grunde des Vätternsees bis über 40 auf 100 qcm. Ausschlaggebend kann in betreff der Verunreini- gungsfrage also nicht ihr Vorkommen, sondern nur ihre Häufigkeit sein. KOLKWITZ und Marsson sagen (1909, S. 134 und 137) über das Vorkommen speziell des Tuhifex tubifex (wobei jedoch wohl eine scharfe Trennung von anderen Arten der Gattung oder Familie nicht immer stattgefunden hat) in den von ihnen aufgestellten Selbstreinigungszonen, daß er in die erste, die „polysaprobe" Zone gehört, „wenn er vorherrschend vertreten und massenhaft angehäuft ist", daß er aber seine Verbreitung über die beiden nächsten Zonen, die „«-mesosaprobe" und die „/5-mesosaprobe" Zone erstreckt. Nur in der letzten, der „oligosaproben", erwähnen sie ihn nicht. Die Verbreitung der Würmer würde sich also von nahezu reinem Wasser bis zu den höchsten Graden der Verschmutzung erstrecken. Will man innerhalb dieses Gebietes Grenzen ziehen, so kann nur die Menge der Würmer dafür zum Anhalt dienen. Diese Aufgabe würde verhältnismäßig einfach sein, wenn es möglich wäre, gewisse Zahlengrenzen der Tubificidenmenge, etwa für den Quadrat- meter, zu den einzelnen Verunreinigungszonen in unmittelbare Beziehung zu setzen. Das ist aber keineswegs der Fall. Es muß zunächst wieder berücksichtigt werden, daß die Wlirmer den Schlamm, nicht das Wasser kennzeichnen. Der Schlamm aber steht, wie auch KOLKWiTZ gelegentlich hervorhebt, in bezug auf die erwähnte Zoneneinteilung häufig auf einer tieferen Stufe, ols das über ihm stehende oder fließende Wasser. In welchem 154 E. Hentschel. Grade tiefer, das liängt natürlich von den örtlichen Umständen ab — und damit scheint die Verwertung der Tubificidmi zur Beurteilung des Wassers ziemlich illusorisch zu werden. Wenigstens kaini ilir Wert nicht darin liegen, daß sie geeignet wären, das betretfende Wasser einer bestimmten von jenen Selbstreinigungszonen zuzuweisen. Weiter konnnt erschwerend in dieser Angelegenheit hinzu, daß die Bedingungen für die Entstehung einer Tubiticidenkolonie ebenso mannig- faltig, ja noch mannigfaltiger sind, als die für die Entstehung des zugehörigen Schlammgrundes selbst. Es sind die Ablagerungsbedingungen, welche hier eine maßgebende Eolle spielen. Die bei der Sedimentation der Schwebstolfe wirksamen Umstände sind ja ohne Zweifel äußerst vielgestaltig, nur zum kleinsten Teil in allgemeinen Regeln zu fassen und, soweit sie von örtlichen Verhältnissen abhängen, nur äußerst schwer zu übersehen. Die Ablagerung von Detritus kann in einem schnell fließenden Strom je nach den Umständen mehrere Kilometer weiter auf- wärts oder abwärts stattfinden, ohne daß die den Tubificiden zur Nahrung dienenden geformten Stoffe auf dieser Strecke wesentliche Veränderungen erlitten hätten. Eine strombauliche Veränderung kann in ihrer Verbreitung beträchtliche Verschiebungen bewirken. Demnach kann man auch die Ausdehnung der Verunreinigungen nicht nach den Tubificidenzahlen mit Sicherheit beurteilen. Trotz aller dieser und anderer Schwierigkeiten glaube ich doch, daß man diesen Würmern einen großen Wert für die Beurteilung der Abwasserverunreinigungen zusprechen muß. Ich glaube es deswegen, weil sie eben in so außergewöhnlich entschiedener Weise durch Massen- entfaltung auf Abwässer reagieren. So zahlreich die Fehlerquellen bei ihrer ^'erwertung sind, so werden sie doch durch die außerordentlich energische Eeaktionsweise der Würmer sehr verringert. ]\Ian wird, bei vorsichtiger Berücksichtigung aller Umstände, von dem Vorhandensein von Abwässern, von ihrer Vermischung mit dem Vorfluter und von der Lokali- sierung der Selbstreinigungsvorgänge in vielen Fällen durch die Tubi- ficiden ein sehr deutliches Bild bekommen, wennschon die Auskünfte, welche sie über Stärke und Ausdehnung der Verunreinigungen zu geben vermögen, nur unsichere sind. Im Hamburger Eibgebiet spielen die Schlammwürmer, wie die Dar- legungen über die Lebensgemeinschaften bereits gezeigt haben, eine sehr bedeutende Rolle. Unter den makroskopischen Bodentieren sind sie bei weitem die häufigsten. Die Tiere mußten daher bei allen Bodenunter- suchungen die Aufmerksamkeit in erster Linie auf sich ziehen. Sie sind oben bereits bei der Besprechung der Lebensgemeinschaften im Zusammen- hang der einzelnen Untersuchungsreihen sehr eingehend besprochen worden. Hier soll nur noch einmal zusammengefaßt werden, was sich aus diesem Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. I55 allen über VorkoDinien, Lebensweise und Bedeutung dieser Würmer im Hamburger Gebiet ergibt. Die Lebensverhältnisse der Tubificiden sind in der Scliorre einer- seits und auf dem dauernd vom Wasser bedeckten Stromgrunde anderer- seits so verschieden, daß sich die betreffenden Zahlen der statistischen Untersuchung nicht unmittelbar miteinander, werden vergleichen lassen. (Vgl. S. 140). Ob die Zustände hier oder dort für sie günstiger sind, läßt sich schwer beurteilen. Vergleicht man die Zahlengruppen beider Gebiete im großen und ganzen miteinander (vgl. die Tabellen S. HO und S. 130), so treten mit ziemlicher Deutlichkeit zwei Regeln hervor: 1. daß an den meisten Stellen des Grundes im Hafengebiet die Zahlen für einen Quadratdezimeter unter 100, also in der Höhe der niedrigsten Zahlen des Schorregebietes bleiben, 2. daß in dei- Nähe der Sielmündungen an gewissen Stellen die Zahlen die höchsten überhaupt in der Schorre gefundenen (3000 bis 4000 auf 100 qcm) um das mehrfache, selbst vielfache übertreffen. Viel zu schließen ist aus diesen Verhältnissen allerdings nicht. Die verglichenen Gebiete liegen in bezug auf die Sielmündungen sehr ver- schieden, nämlich die Hafenbecken beträchtlich näher daran als die Schorreflächen. Nach den bedeutenden Unterschieden, welche die einzelnen Häfen gegeneinander aufweisen, ist es wahrscheinlich, daß, wenn breite Schorreflächen in der Nähe der Sielmündungen vorhanden wären, sie einen wesentlich größeren Eeichtum an Tubificiden aufweisen würden. Andererseits muß bei der relativen ilrmut einer Anzahl von Hafen- stationen berücksichtigt werden, daß die Würmer hier in einer starken Konkurrenz mit Mollusken leben, die in der Schorre meist weniger auf- treten und an einigen der reichsten Tubificidenplätze (Teufelsbrücker Hafen u. a.) fast ganz fehlen. Die Befunde in Buhnenfeldern oberhalb von Wittenbergen scheinen dafür zu sprechen, daß die tieferen Teile reicher als die Schorre sind. Für beide Lebensbezirke gemeinsam dürfte die Hauptregel der Tubificidenverbreitung, wie oben (S. 107) dargelegt wurde, sein, daß die Anzahl der Tiere zunimmt mit der Zufuhr von nahrhaftem Detritus, die abhängt: 1. von der Nähe der Sielmündungen (wobei natürlich die Strömungs- richtung zu berücksichtigen ist), 2. von der Gunst der Ablagerungsbedingungen. Ich habe auseinandergesetzt, daß die Zunahme und allmähliche Wiederabnahme der Tubificidenmengen längs des Nordufers, obwohl sie große Schwankungen zeigen, als eine Folge der Sieleinwirkungen aufge- faßt werden müssen, und daß örtlichen Anreicherungen an geAvissen Stellen der Schorre, wie im Teufelsbrücker Hafen, in gewissen tieferen 11* 156 E. Hentschel. Buhuenfeldeiii bei Mühloiibcrg, oberhalb A\'ittenbcrgen usw., in der Ecke zwischen Kanal D und Xcßhaken bei Finkenwärder, auf die dort bestehen- den günstif»'en Ablagerung'sbedingung'cn zurückzuführen sind (vgl. S. 128ff.). Ich 'habe ferner gezeigt, daß die stärksten Anliäufungen von Tubi- ficiden im Hafengebiet einerseits längs des Nordufers etwa vom Binnen- hafen bis Neumühlen zu finden sind, augenscheinlich infolge der Nähe der Sielmündungen und der i-eclitsseitigen Bewegung der Abwässer, obwohl die Ablagerungsbedingungen im ganzen nur als mäßig günstig gelten können. Am günstigsten dürften sie im Altonaor Hafen sein, avo in der Tat die höchsten Zahlen (mehr als 1 Million auf den (^uadi-atmeter) zu finden sind. Andererseits sind auf der Südseite die den Sielen nahe liegenden Kanäle und Häfen meist reich besetzt, zumal, wenn sie, wie das Kuhwärder Hafengebiet, ausgedehnte Wassermassen enthalten, deren Wechsel mit den Tiden tägliche starke Detrituszufuhr bedingt. Die inneren Teile des hier hauptsächlich in Betracht kommenden Gebietes sind aber arm, vermutlich, weil Wasserwechsel und Nahrungszufuhr dort gering sind (vgl. oben S. 102). Auffallende I\linima, wie man sie sonst nur an der Peripherie des Yerunreinigungsgebietes erwarten sollte, finden sich selbst in der Nähe der Sielmündungen mitten im Strombett, aus ^Mangel an Ablagerungsmög- lichkeit, sowie auch an Strandstellen, wo Strömung und Brandung den Grund ausspülen, so daß er sandig und steinig wird, wie z. B. am Bönhasensand. Auch über die Art der Verunreinigimgen scheinen die Würmer Aus- kunft zu geben, denn bei gleicher Gunst der Ablagerungsbedingungen bewirken Abwässer höhere Tubificidenwerte als andere organische, fäulnis- fähige Abfälle, und nur sie die maximalen unter den vorkommenden Zahlen. Beispielsweise sind in besonders tiefen und stark fäulnisfähigen, stinkenden Ablagerungen oberhalb von Glückstadt die Zahlen ganz gering gegen die in annähernd entsprechenden und daher mit jenen vergleichbaren Ab- lagerungen bei Finkenwärder. Umgekehrt kann man auch, wenn man bei Ortkathen, Nienstedten und Glückstadt an bestimmten Stellen ähnliche Tubificidenmengen findet, nicht auf gleiche Verunreinigung schließen. Wegen dieser allem Anschein nach hochentwickelten spezifischen Reak- tionsfähigkeit auf Abwässer bei den Tubificiden werden auch gerade bei ihnen lokale Siele, wie sie unterhalb Hamburgs am Nordufer vorhanden sind, unter Umständen einen wesentlichen Einfluß ausüben. Man wird sich, wenn man diese Hauptergebnisse im Hamburger Gebiet über])lickt, kaum der Überzeugung verschließen können, daß aus der Häufigkeit der Tubificiden bei sorgfältiger Berücksichtigung der Ablagerungsbcdingungen ein brauchbares Bild der Abwasserverunreini- gung und wenigstens ein gewisser Einblick in die Unterschiede ihrer Grade gewonnen werden kann. Aus vielen Gründen, die im vorstehenden Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. j r^-r mehr oder wenig-er berührt worden sind, wird es aber eine Haiiptregel für die Beurteilung der Tubiiicidenverhältnisse sein, daß man die auf sie bezüglichen Tabellen, Karten und Kurven nur in großen Zusammen- hängen lesen, nicht aber in allen ihren Einzelheiten auszulegen ver- suchen darf. Geht also das Vorkommen der Würmer im Hamburger (iebiet weder dem Vorkommen der Sielabwässer noch dein Grade der Verunreinigung parallel, so stellen sie doch einen brauchbaren Indikator dar, voraus- gesetzt, daß bei seiner Benutzung die biologischen Bedingungen berück- sichtigt werden und bedacht wird, daß seine Brauchbarkeit für die Fest- stellung örtlicher Unterschiede der Verunreinigung unter Umständen durch örtliche Verhältnisse vollständig vernichtet werden kann. Cordylophora lacustris Allm. Diesef Hydioidpolyp mit seinen meist orangerot gefärbten Stöckchen bildet etwa 3—4 cm hohe dichte, buschige Be wüchse, welche von den Fischern der Niederelbe „roter Schlamm" genannt weiden. KOLKWiTZ und Marsson setzen den im Hamburger Gebiet besonders häufigen Organismus in die Reinwasser-(oligosaprobe;)Zone. Seine Abneigung gegen Verun- reinigungen tritt in unserem Gebiet sehr deutlich hervor, doch scheint es, daß er tiefer in das verunreinigte Gebiet hineingeht, als man nach jener Einordnung von K(DLKWITZ und MARSSON annehmen sollte. Die Grenze ihrer Verbreitung gegen das Verunreinigungsgebiet ist in derselben Weise wie für Dreissena in die Hafenkarte (Fig. 3) ein- getragen. Ich habe über diese Verbreitung früher (1916 a, S. 84) das Folgende mitgeteilt: „Der Keulenpolyp zeigt eine ähnliche Verbreitung (wie Dreissena), dringt aber tiefer in die verunreinigten Teile des Gebietes ein. Man findet ihn das Südufer der Norderelbe entlang fast an jedem Pfahl, aller- dings oberhalb und unterhalb Hamburgs in üppigerem Gedeihen als bei der Stadt selbst. Einige Häfen der Südseite enthalten ihn, anderen scheint er zu fehlen. Am Nordufer gedeiht er bei Ilothenburgsort und bei der Gasanstalt sehr üppig. Im Oberhafen kommt er nur mäßig fort, an der Zollgrenze gegenüber Stülckens Dock ist er nur noch kümmerlich vorhanden, bei St. Pauli fehlt er ganz. Und von hier an vermißt man ihn stromabwärts auf eine längere Strecke. Erst bei Nienstedten finden sich wieder einzelne Stöckchen. Bei Wittenbergen ist er wieder häufig zu finden, und weiter abwärts wird man ihn nirgends vermissen." Ausführliches darüber findet sich in meiner Hauptarbeit über den Bewuchs im Hamburger Hafen (1916 b, S. 120 und auch 74—76). Für die praktischen Fragen der Beurteilung der Verunreinigungen ist es viel- leicht richtiger, mehr die Grenze des Gedeihens für den Polypen. 158 1^- Hentschel. die etwa bei Wittenbergen liegt, als die Grenze des Vorkommens bei Nienstedten zu berücksichtigen. (Vgl. unten S. 170.) Da C. lacmtris im normalen Bewuchs der Niederelbe einer der häutigsten Organismen ist, der von Lauenburg bis ins Brackwassergebiet vorkonnnt, wird er unter den Leitformen für die Verunreinigungsfrage immer eine der ersten Stellen einnehmen müssen. Dreissena polymorpha (Pall.). Die Dreiecksmuschel wird von KOLKWiTZ und Marsson (1909, S. 148) als oligosaprob, also dem reinen Wasser angehörig, bezeichnet. WiLHELMI (1914, S. 518 und 520) hält es für möglich, daß sie mehr indifferent sei. Die Befunde bei Hamburg scheinen eher der Ansicht der erster en Autoren recht zu geben. Die Schwierigkeit fiir die Verwendung der Muschel als Leitorga- nismus liegt darin, daß sie im allgemeinen nicht häufig und in vielen Fällen nicht leiclit zu erlangen ist, da sie gern an den tieferen Teilen der Pfähle und Mauern sitzt. Sie kommt in der Elbe oberhalb Ham- burgs häufig am Grunde vor, an Steinen oder besonders an den großen Flußmuscheln {Unio und Anodonta) festgewachsen, und ist dort eins der charakteristischsten Tiere. Auch unterhalb Hamburgs findet sie sich in derselben Weise. Bei Hamburg selbst aber ist augcnischeinlich eine Lücke in ihrer Verbreitung, während sie durch die Süderelbe ununter- brochen hindurchgeht. In der Hafenkarte (Fig. 3) habe ich auf Grund sowohl der Boden- fänge wie der Bewuchsuntersuchungen die wahrscheinliche Grenze ihrer Verbreitung gegen das Verunreinigungsgebiet angegeben. Es tritt mit großer Deutlichkeit hervor, daß sie dieses Gebiet in ziemlich bedeutender Ausdehnung meidet, in viel höherem Grade als die eben besprochene Cordylophora lacustris. Sie wird demnach als ein guter, ja einer der wichtigsten Leitorganismen für unser Gebiet zu betrachten sein, obschon man bei den erwähnten Schwierigkeiten damit rechnen muß, daß die Grenze ihres Vorkommens nur unsicher gezogen werden kann. Ich habe über ihre Verbreitung in jener kurzen Mitteilung im „Fischerboten" (1916 a. S. 78) folgendes gesagt: „Die Dreiecksmuschel ist in der Elbe oberhalb von Hamburg über- all, ja stellenweise ziemlich häufig zu finden. Noch bei Rothenburgsort wächst sie gar nicht selten an den Pfählen. Im eigentlichen inneren Hafengebiet aber fehlt sie. Man vermißt sie weiterhin am ganzen Nord- ufer, bis weit hinab unterhalb Hamburgs. Die ersten Tiere wurden bei sorgfältiger wiederholter Untersuchung dort erst an einem Stack am Schleepsand, unterhalb Schulau, gefunden. An der Südseite des Stromes ist sie dagegen vorhanden. Wenn sie schon das Hafengebiet im wesent- Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 159 liehen meidet, so kommt sie doch in der Süderelbe, im südlichen Teile des Reiherstiegs und im Köhlbrand vor. Auch im Gebiet der Walters- hofer Häfen wird man sie wahrscheinlich finden. Ebenso ist sie in den Finkenwärder Kanälen — allerdings ziemlich selten — , im Gebiet der Schweinesände und weiter abwärts überall vorhanden." (Vgl. unten S. 171.) Chironomideniarven. Die Larven der Zuckmücken (Chironomiden) sind etwa bis IV2 cm lange, teils grünliche, gelbliche, bräunliche, schmutzig weiße, teils lebhaft rote Tiere. Unter ihnen sind die roten, welche hauptsächlich der Art Chironomus jilumosus anzugehören scheinen, unter dem Namen „rote Mückenlarven" bekannt als Fischfutter. Diese gelten auch bei reich- lichem Vorkommen als charakteristische Organismen in Abwassergebieten. So sagen KOLKWiTZ und Marsson (1909, S. 13) über ihr Vorkommen in der zweiten, der sogenannten «-mesosaproben Zone der Selbstreinigung: ,,Chironomus plumosus, Larven, durch massenhaftes Auftreten besonders typisch für diese Region; auch in der poly- und /?- mesosaproben Zone. Diese Spezies mit ihren roten Larven ist eine Sammelart." Sie geben ferner für die /5-mesosaprobe, also die nächst günstigere Zone an: „C/MTowomztslarven von heller, gelblicher, nicht roter Farbe." Neuere und eingehendere, noch nicht abgeschlossene Untersuchungen von Thiene- MANN (1909) haben jedoch ergeben, daß auch in Reinwasser rote Larven durchaus nicht selten sind. Die Farbe kann also nicht als ausschlag- gebend gelten, dagegen ist das massenhafte Auftreten dieser Larven unzweifelhaft charakteristisch. Eis verhält sich mit den Beziehungen der roten Chironomideniarven zu organisch verschmutzten ilb wässern also ähnlich wie mit denen der Tubificiden. Im Hamburger Gebiet kann als eine Stätte massenhafter Entwick- lung derartiger Larven unter dem Einfluß von Abwässern der Fischteich der Bergedorfer Kläranlage bezeichnet werden. In der Elbe habe ich dagegen ein massenhaftes oder auch nur häufiges Vorkommen der roten Larven nirgends beobachtet. LOHMANN fand sie jedoch am 25. Juli 1913 am Oberende der Alten Süderelbe „häufig". Da von einer Verschmutzung dort nicht die Rede sein kann, wird es sich in diesem Falle nicht um eine Abwasserart gehandelt haben. Im Juni und Juli fand ich sie zwischen dem Bewuchs der Pfähle im Hafengebiet und unterhalb von Hamburg. So an der Reiherstiegmündung (?) und am Ausgang des Fährkanals, während sie oberhalb und unterhalb davon an zahlreichen gleichartigen Stellen des Südufers vermißt wurden. An der Nordseite fing ich sie an der Zollgrenze gegenüber Stülckens Dock, ferner wieder bei Neumühlen; am St. Pauli-Fischmarkt trotz eifrigen Suchens nicht. Weiterhin kamen sie — zum Teil nicht selten — an Pfählen und Pontons beim Parkhotel, 160 E. Hentschel. bei Teuf eisbrück und bei Dockenhuden vor, während dazwischen wieder Stellen lagen, wo sie fehlten. In allen diesen Fällen handelte es sich um Bewuchsmaterial. In Bodenfängen sind rote Larven hier und da an- p:etroffen worden, haben aber wegen ihrer Seltenheit keine besondere Beachtung gefunden. Anders gefärbte Larven finden sich dagegen überall und oft recht häufig. In meiner Arbeit über den Bewuchs (191 6 b, 8. 121) habe ich erAvähnt, daß die roten Mückenlarven und der Polyp Cordijlophora am Pfahlwerk des Gebiets sich einigermaßen gegenseitig ausschließen. Das ist vielleicht die einzige bemerkenswerte Tatsache iiber ihr Vor- kommen. Über das massenhafte Auftreten von nicht roten Chirono- midenlarven im Waltershofer Hafengebiet habe ich oben (S. 109) aus- führlich gesprochen. Während die roten Chironomuslarven anderswo eine wichtige Rolle als Leitorganisraus spielen, kann davon in unserem Gebiete nicht die Rede sein. Ob aus ihrer Seltenheit auf besonders günstige Verhältnisse geschlossen werden darf, läßt sich vorläufig nicht sagen. Es wäre auch denkbar, daß irgendwelche Eigentümlichkeiten des Gebietes in . unbe- kannter Weise ihr Vorkommen beschränken. Aber gerade wegen dieses ausnahmsAveisen Verhaltens, auf das schon SCHIEMEXZ (1908, S. 81) hin- gewiesen hat, verdienen sie vielleicht besondere Beachtung, zumal wenn die vonTHlENEMAXX unternommene Spezialbearbeitung abgeschlossen sein wird. 6) ZusammenfassuDg und Anhänge. Aus der Besprechung der einzelnen Leitorganismen ergibt sich in der Hauptsache folgendes: Gewisse bekannte Leitorganismen kommen für das Gebiet Avegen zu großer Seltenheit nicht in Betracht, so Beggiaioa, Leptomihis Jacteus, YortireUa microstoyna, Anthoplujsa vegetans und Chiroiiomidenlarven. Aniho- physa ist jedoch als Reagenz für Wasserproben in Aquarien zu brauchen. Gewisse Leitorganismen kommen nur oder fast nur an der Nordseite der Elbe von St. Pauli bis Neumühlen vor, so Sphaerotihis natans (im engeren Sinne), Tläothrix und saprobiotische Oscillatoriaarten, denen noch hinzugefügt Averden kann Lumhricülus lineatus. Charakteristisches für dies Gebiet ist ferner bei der Besprechung von Carchesium laclimanni gesagt Avorden. GcAvisse Leitorganismen fehlen in dem eben genannten Gebiet durch- Aveg und ebenso stromabwärts davon, ja einer fehlt in Aveitem Umkreise dieses (iebietes. Dieser letztere ist iJreissena ]^)oJymorpha ; außerdem gehört Cordylophora lacustri.s hierher. GeAvisse Leitorganismen kommen, soweit bekannt, im ganzen Ver- unreinigungsgebiet vor. stehen aber in ihren Mengenverhältnissen zu den Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 161 Verunreinigungsgraden in Beziehung, so die Tubificiden, Cladothrix dicho- toma und, bei der oben erwähnten experimentellen Verwendung, AntJwphi/sa vef/etans. Auf Grund dieser Ergebnisse lassen sich mit einem gewissen Recht — jedoch nicht ohne große Vorsicht — vier Zonen im Verunreinigungsgebiet unterscheiden, die längs des Nordufers etwa folgendermaßen abzugrenzen wären : 1 . von den St. Pauli-Landungsbrücken bis zur Landungsbrücke Neumühlen ; 2. vom Baumwall bis AMttenbergen; 3. von Eothenburgsort bis zum Schleepsand (unterhalb Schulau); 4. oberhalb Rothenburgsort und unterhalb Schleepsand. In der Richtung senkrecht zum Strom würden sich die Zonen 1 und 2 nicht bis an das jenseitige Ufer erstrecken, die Zone 3 aber fast das ganze Hafengebiet einschließen. Die Grenze zwischen 2 und 3 wird durch Cordylophora, die zwischen 3 und 4 durch Dreissena bestimmt (vgl. Fig. 3). Die Zahl der brauchbaren Leitformen wird sich bei weiteren Untersuchungen voraussichtlich erhöhen lassen. Als möglicherweise dafür verwertbar habe ich bereits bei der Besprechung der Lebensgemeinschaften die folgenden erwähnt: Metacineta mystacina (S. 71), Sphaerium solidum (S. 116), Neomysis vulgaris (S. 109). B. Beurteilung des Verunreinigungszu Standes der Elbe. I. Allgemeine Grundsätze der biologischen Urteilsbildung. Zur Vorbereitung eines Gesamturteils mögen zunächst noch einmal die Grundsätze der Urteilsbildung zusammengefaßt wei'den. Die Grundfrage der biologischen Abwasserbeurteilung ist die: In welcher Weise Organismen als Anzeiger von Verunreinigungen verwertet werden können. Die Fähigkeit der Tiere und Pflanzen, Verunreinigungen anzuzeigen, beruht auf ihrer Empfindlichkeit für diese. Wenn der Zustand des Wassers durch Abwässer verändert wird, so werden es auch die Lebens- bedingungen. Für diese Veränderungen sind die einzelnen Arten in verschiedener Weise und verschiedenem Grade empfindlich. Das Gedeihen wird bei einigen in günstigem, bei anderen in ungünstigem Sinne beeinflußt. l(\2 E- Hentschel. Infolgedessen wenl(Mi die von den Arten gebildeten Lebensgemeinschaften in ihrer Zusammensetzung umgestaltet. Wegen der verschiedenartigen und verschiedengradigen Empfindlich- keit wird es möglich, Verunreinigungen mit Hilfe der Organismen nicht nur nachzuweisen, sondern auch abzuschätzen. Der Grad des Gedeihens, der abhängig vom Grade der Verunreinigung ist, kommt in der Häufigkeit der einzelnen Tiere und Pflanzen zum Ausdruck. So wird die Häufigkeit, obwohl sie auch von anderen Faktoren mit abhängt, zu einem Maße der Verunieinigung. Art und (irad der Empfindlichkeit beruhen hauptsächlich auf den jedem Organismus eigentümlichen Stoffwechselvorgängen, die bei der Urteilsbildung beachtet werden müssen. Durch unsere Unkenntnis über Stoffwechsel und Emi)findlichkeit der Arten, durch die unvollkommene Feststellbarkeit ihrer Häufigkeit an jedem Orte und die Unübersehbarkeit anderweitiger Einflüsse wird eine Unsicher- heit des Urteils hervorgerufen. Sie kann jedoch einigermaüen behoben werden, wenn man zahlreiche Arten gleichzeitig berücksichtigt. Nur in extremen Fällen können Leitformen allein eine ausschlaggebende Bedeu- tung haben. Ln allgemeinen wird die Vergesellschaftung der Tiere und Pflanzen stärker zu beachten sein, als die Verbreitungsweise der einzelnen, charakteristischen Art. Die Grundlage für die Beurteilung von VerunreinigungsgTaden nach biologischen Unte]-suchungen wird daher einerseits die quantitative Analyse der Lebensgemeinschaften, andererseits die Feststellung des Vorkommens und der Verbreitung einzelner, möglichst biologisch gut bekannter, empfind- licher Arten sein. Eine zweite wesentliche Vorfi-age ist die, in welcher Weise Orga- nismen als Faktoren der Selbstreinigung wirksam werden. Für die Bewertung der Verunreinigungen ist ebenso wichtig wie die Kenntnis ihrer biologischen Anzeichen die Kenntnis von der A\'irksamkeit der (4ogenkräfte, welche dem Strome zu ihrer Vertilgung zur Verfügung stehen. Denn es kommt auf das gegenseitige Verhältnis von hygienisch und wasserwirtschaftlich ungünstigen und günstigen Faktoren an. Der PETTENKOFERsche Gedanke von der Selbstreinigung dei- Flüsse hat bis heute nicht die Ausarbeitung gefunden, besonders nicht nach der biologischen Seite hin, welche ihn zu spezieller, womöglich zahlenmäßiger Anwendung auf das einzelne Gebiet geeignet machen würde. Wir können den Zustand des Lebens im Strom feststellen, doch nur unsicher seine Leistung beurteilen. Trotzdem muß der Selbstreinigungsvorgang im Kern der Betrachtung stehenbleiben; ohne ihn würden die Fragen dei- biologischen Anzeichen und der biologischen Bewertung der Ver- unreinigung des wissenschaftlichen Zusanunenhalts^ entbehren. In bezug Ergebnisse dei" biologischen Untersuch ungeu. 163 auf diesen Vorgang muß gefragt werden, mit welchen Mitteln, an welchen Stellen und mit welch er Intensität der Strom die Verunreinigungen verarbeitet. Mittel der biologischen Selbstreinigung sind immer Stoffwechsel- vorgänge, besonders die der Fäulnisbakterien, der saprophytischen Pflanzen, der saprozoischen Tiere, der Detritusfresser und der Schlammfresser. Als in den Vorgang eingreifend sind bedeutsam (Jer Sauerstoffverbrauch, die Sauerstofferzeugung, Wachstum und Fortpflanzung, Fressen und Gefressen- werden sowie die Ausscheidungs-, Entleerungs- und Absterbevorgänge aller Pflanzen und Tiere. Vermöge dieser Mittel wird das durch Abwässer gestörte dynamische Gleichgewicht im Strom teils durch Mineralisierung organischer Substanz in ein statisches, teils durch Organisierung in ein neues dynamisches Gleichgewicht übergeführt. Die Stätten der biologischen Selbstreinigung sind zweckmäßig in solche des freien Wassers und solche des Grundes zu teilen. Es sind Gebiete besonders reicher Lebensentfaltung derjenigen Organismen, welche hauptsächlich reinigend wirken. Lage, Beschaffenheit und Ausdehnung dieser Gebiete hängen hauptsächlich von räumlichen Verhältnissen und Wasserbewegung ab. Für die gelösten organischen Stoffe ist die Nach- barschaft der Sielmündungen am wichtigsten, für die geformten Stoffe ist es wichtiger, ob, wann und wo sie zur Ablagerung kommen. Bei der Bestimmung der Stätten der Selbstreinigung kommen für die gegenwär- tige Untersuchung die besonderen Verhältnisse im Mündungsgebiete eines von Tiden bewegten Stromes und die baulichen Verhältnisse in Hafen- gebieten wesentlich neben den allgemeinen Verhältnissen in Strömen in Betracht. Die Stärke der Selbstreinigungskraft ist meist nur relativ für den einzelnen Ort nach den Individuenzahlen der wirksamen Organismen (z. B. Keimzahlen, Tubificidenzahlen) zu bemessen. Für ihre Gesamt- leistung, zumal für deren Vergleich in Gegenwart und Zukunft, ist die- jenige Entfernung von der Quelle der Verunreinigung, bei der die Selbst- reinigung als erledigt gelten kann, ein gewisses Maß. Die dritte und wichtigste der hier zu stellenden Vorfragen ist die, wie hoch die durch Verunreinigungen bewirkten Störungen und Gefahren gemäß den Befunden über die Organismen zu bewerten sind. Es handelt sich da um die Aufgabe, die biologische Kennzeich- nung der Verunreinigung in eine hygienisch -wasserwirtschaftliche zu übersetzen, oder die Bewertung der Verunreinigungen nach den bio- logischen Untersuchungen in eine Bewertung für die praktischen Erforder- nisse umzuwandeln. Die Schwierigkeit der Lösung einer solchen Aufgabe ist aus der Geschichte der Bakteriologie genugsam bekannt. Auch die noch sehr junge biologische Wasserbeurteilung vermag sie gegenwärtig nicht befiie- 164 E. Hentscliel. digend zu losen; es deutet aber vieles darauf hin, daß man für eine zukünt'tijre Beantwortung' der Frage von ihr vielleiclit mehr als von der chemischen und bakteriologischen Untersuchung erwarten darf. Eine ganz besondere Schwierigkeit besteht darin, daß oft noch nicht von den biologischen Erscheinungen auf den Verunreinignngszustand geschlossen werden kann, sondern erst einmal umgekehrt biologische Befunde aus bekannten Merkmalen der Verunreinigungen verstanden werden müssen. Dadurch liegt die Gefahr von Zirkelschlüssen nahe. Es muß infolgedessen bei der Urteilsbegründung meist auf die strenge Form des Beweises verzichtet und nur versucht werden, durch Abwä- gung der vielen verschiedenen Anzeichen gegeneinander zu einem mög- lichst wahrheitsgetreuen Bilde der Verhältnisse zu kommen. Von Versuchen, bestimmte Regeln für die Abschätzung der Verun- reinigungen nach biologischen Befunden aufzustellen, seien hier die von MEZ und von den Biologen der Landesanstalt für AVasserhygiene in Dahlem, KOLKWlTZ, Marsson und AVilhelmi gemachten hervorgehoben. MEZ kennzeichnet die Verunreinigungen vorwiegend durch Leitorganismen, die Dahlemer Biologen beachten mehr die ganzen Lebensgemeinschaften. Beide Teile legen dabei nicht so sehr auf das bloße Vorkommen gewisser Organismen, als vielmehr auf ihr Vorherrschen AVert. MEZ befaßt sich mehr mit der Beurteilung der Verunreinigungen im Sinne des Rechts und der Billigkeit, KOLKWlTZ und besonders WiLHELMi suchen einfach die Verunreinigungsgrade an sich zu unterscheiden. Bei den beiden letzteren liegt eine Einteilung nach Stufen der Selbstreinigung zugrunde. Ich stelle sie in der folgenden Übersicht dar und versuche, die MEZsche Einteilung auf sie zu beziehen. KoLKwrrz & Marsson HIOS un.l 1 !)()!) KOLKWITZ WILHELMI llMll) 1915 MEZ 1 Sf ts polysaprob Abwasserzone stark verunreinigt trber das Gemeinübliche hinaus verunreinigt t}bergaii);,'.s- zone mäßig verunreinigt a-mesosaprob Nicht über das Gemeinübliche /J-raesosaprob hinaus verunreinigt leicht verunreinigt Reinvvasserzone nicht, verunreinigt oligosaprob praktisch rein Wie gesagt, darf ein derartiges Schema keinesfalls schematisch angewandt werden. Es ist auch keineswegs immer möglich, einen Bezirk Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 165 des Vemnreinigungsgebietes einer der in der ersten Spalte angegebenen Zonen mit genügender Sicherheit zuzuweisen. Die Vorsicht und Zurück- haltung, welche man bei der Anwendung eines solchen Schemas beobachten muß, hebt z.B. KÖNIG hervor, wenn er sagt (18991,8.17), „daß die Verunreinigung eines Flusses sich nach Ort und Zeit sehr verschieden gestaltet, daß sich über die Grenzen des Zulässigen oder Gemeinüblichen allgemeine Regeln nicht aufstellen lassen, daß die Frage der Flußverun- reinigung örtlich und zeitlich geprüft sein will". Immerhin wird man anerkennen müssen, daß ein Bedürfnis nach einer möglichst allgemein verwendbaren Methode der Abschätzung biologisch gekennzeichneter Ver- imreinigungsgrade in hohem Grade vorhanden ist, und daß auch nnvoll- kommene Versuche in dieser Richtung sorgfältige Beachtung nnd versuchs- weise Anwendung verdienen. Ich versuche im folgenden, unter den erläuterten Gesichtspunkten die Frage für die Elbe bei Hamburg zu lösen, ohne mich allzusehr zu bemühen, die nachgewiesenen biologischen Zustände in ein strenges Schema der Beurteilung einzuzwängen. Es sei jedoch vorweg bemerkt, daß bei einer vorsichtigen, ortsgemäßen Anwendung der besprochenen Regionen- einteilung im Hamburger Gebiet ganz brauchbare Ergebnisse zu erzielen sind. Man wolle nur nicht vergessen, daß ein gewisser, den natürlichen Verhältnissen widerstrebender Zwang dabei nicht zu vermeiden ist, und daß die in der Natur des menschlichen Geistes liegende Neigung, das vereinfachende Schema unbewußt für die komplizierte Wirklichkeit einzu- schieben, auf Erkenntnisgebieten, die sich mit dem praktischen Leben eng berühren, leicht zu schweren Verfehlungen führen kann. 2. Urteil über die Verunreinigung der Elbe bei Hamburg. a) Natur und Ursachen der Verunreinigungen. Bis zu einem gewissen Grade gestatten die Untersuchungen die Unterscheidung der Arten und Quellen der Verunreinigungen. Die schäd- lichste Wirkung üben auf Tiere und Pflanzen gewisse Fabrikabwässer aus, die durch Vergiftung oder durch starke Temperatursteigerung usw. die Organismen töten. Solche Wirkungen dürften in der Elbe bei Hamburg stellenweise vorkommen. Im nördlichsten Teil des Reiherstiegs deutete früher eine Verarmung des Tierlebens am Grunde darauf hin, doch scheinen sich die Verhältnisse dort infolge technischer Maßnahmen neuerdings gebessert zu haben. Verunreinigung der Wasseroberfläche durch Öle wird häufig beobachtet, doch in allen solchen Fällen wurde keine biologische AVirkung festgestellt. Jedenfalls ist der Einfluß von Fabrikabwässern im Untersuchungsgebiet kein bedeutender. 16(5 E. Hentschel. Auch Über biologische Wirkungen der in der oberen Elbe so reich- lichen Abwässer der Kaliindustrie und der Zuckerfabriken kann nichts angegeben werden. Ein Nachweis derartiger A\'irkungcn liegt jedoch wahrscheinlich nicht außer dem Bereich des Möglichen, und es wäre denkbar, daß er für die Beurteilung der Verhältnisse bei Hamburg nicht ohne Bedeutung wäre. Man sollte annehmen, daß die durch Kaliabwässer bewirkte große Härte und der hohe Salzgi^halt des Eibwassers nicht ganz ohne biologische Folgen bleiben können. Daß ein isoliertes Vorkommen des Pilzes Leptomitus Jadeus möglicherweise auf Brauereiabwässer zurück- zuführen w^ar, habe ich oben (S. 149) erwähnt. Einen besonderen Fall von Verunreinigungen mit zersetzungsfähigen organischen Stoffen habe ich in meiner Arbeit über den Bewuchs im Hamburger Hafen (1916 b, S. 108) besprochen und hier (S. 11>^) durch reicheres Material bestätigen können. Es handelt sich um den Oberhafen, wo an Markttagen beim Ausladen der Schuten Reste von Gemüse, Obst und Blumen reichlich ins Wasser gelangen. Sie dürften für die dort in mancher Beziehung eigenartigen biologischen Verhältnisse verantwortlich sein. Die ohne Zweifel sehr bedeutenden Verunreinigungen, welche im Hafengebiet von den Schiffen ausgehen, sind zum großen Teil derai-t, daß sie kaum eine wesentliche biologische Wirkung ausüben können, wenn es sich nämlich um ins Wasser geworfene Gebrauchsgegenstände handelt. Zum anderen Teil müssen sie im wesentlichen den Haus- und Küchen- abwässern entsprechen. Verdorbene Nahrungsmittel spielen hierbei in Friedenszeiten ohne Zweifel eine große Rolle. An den Nachweis der Bedeutung dieser Verunreinigungen im Verhältnis zu denen aus Siel- abwässern ist mit biologischen Mitteln nicht zu denken. Einen sehr Avesentlichen Anteil an der Erfüllung des A\'assers mit zersetzungsfähigen Substanzen hat ferner der von der Oberelbe herab- geführte Detritus. Reichtunv an Detritus ist ja ein charakteristisches Merkmal der :\Iündungsgebiete großer Ströme. Da er nahrhafte organische Stoffe in Menge enthalten muß, spielt er aller Wahrscheinlichkeit nach für viele Organismen eine ganz ähnliche Rolle, wie der den Sielen ent- stammende Detritus, von dem er in bezug auf seine biologischen A^'irkungen nicht getrennt werden kann. Seine Zersetzungsfähigkeit und damit seine Schädlichkeit wird aber geringer sein. Die Abwässer aus den städtischen Sielen haben ohne Zweifel unter den Quellen der Verunreinigungen die größte Bedeutung. Allerdings ist es sehr schwer, die (^röße ihres Einflusses und sein Ver- hältnis zu den anderen Faktoren, zumal dem letztgenannten, einjoermaßen sicher zu bestimmen. Selbst wenn man überzeugt ist, daß die Abwässer am meisten zu der Verunreinigung des Stromes beitragen, darf man nicht vergessen, daß ein brauchbarer Maßstab für iliren Vergleich mit den Ergebnisse der biologischen Untersuchung-eu. 167 anderen Faktoren nicht vorhanden ist. Als Beweise für ihre vorherrschende Bedeutung mögen folgende biologische Tatsachen dienen: 1. daß nirgends im Hafengebiet oder nirgends sonst die biologischen Anzeichen auf eine so starke Verschmutzung hinweisen wie in der Nähe der Hauptsielmündungen, 2. daß sich an diesen Bezirk stärkster Verunreinigung ein ausgedehntes geschlossenes Gebiet biologischer Anzeichen von Verunreinigungen anschließt,, in dem mit der Entfernung die Grade der Verunreinigung abnehmen. Wenn man das massenhafte Auftreten von Schlammwürmern (Tubi- ficiden) als ein spezifisches Zeichen der Ablagerung von Sielschlamm ansehen darf, so wird man ein starkes Vorherrschen der Sielverunreinigungen am Grunde auch in gewissen Teilen des Hafengebiets, z. B. dem Kuhwärder Vorhafen und südlich des Hauptfahrwassers unterhalb von Hamburg, annehmen müssen. Auch von nicht biologischen Anzeichen macht gar manches die große Bedeutung der Sielwässer zum wenigsten sehr wahrscheinlich. Es sei hingewiesen auf die längs des Nordufers der Elbe von Hamburg bis ungefähr Wittenbergen treibenden Stoffe, die sich unter Umständen, meist wohl nur vorübergehend, an stilleren und ebeneren Stellen ablagern. Sie stammen allerdings, wie besonders die fein zerkleinerten Papierreste, zu einem Teil unzweifelhaft von den Uferbesuchern. Auch der Hafenunrat hat natürlich daran Anteil,- vielleicht für die auffallenderen, gröberen Abfälle, die ja bei den Hauptsielen herausgefischt werden, ganz beträchtlich. Aber es sind Reste von Klosettpapier und mikroskopisch alle Arten Küchenabfälle, besonders Kartoffelstückchen und Eleischfasern, dazwischen nachzuweisen. Auf der genannten Strecke erreichen ferner die an der ganzen Niederelbe bis in die See hinaus reichlichen Schwefeleisenablagerungen besondere Stärke. b) Stärke und Ausdehnuiig der Verunreinigungeii. Die Beurteilung der Stärke der Verunreinigungen muß sich, wie oben (S. 63) auseinandergesetzt wurde, in erster Linie auf den Bewuchs gründen, während die übrigen Lebensgemeinschaften erst an zweiter und dritter Stelle dafür in Betracht kommen. Versucht man, das oben tabellarisch dargestellte Schema der Ver- unreinigungsgrade (S. 164) auf das Gebiet anzuwenden, so ergibt sich aus meiner eingehenden Bearbeitung des Bewuchses in den oberen Hafenteilen (1916b) unter Hinzuziehung der späteren Untersuchungen mit großer Deutlichkeit: 1. daß der größte Teil des Hamburger Hafens von /S-mesosaprobem Charakter ist, d. h. eine geringe bis mäßige Verschmutzung zeigt, 1 68 E- Hentschel. 2. daß bei St. Pauli und Altona dieser Zustand in den «-mesosaproben übcro:elit. d. h. eine ziemlich starke Verschniutzung- vorliof^t, 3. daß die Station Kothenburgsort jenseits der (Frenze des oligosaproben Zustandes liegt, d. h. so geringe Verschmutzung zeigt, daß das Wasser dort praktisch als rein angesehen werden kann. A\'endet man die MEZsche Betrachtungsweise an, so ergibt sich, daß die Verschmutzung im Altonaer Gebiet die Grenze des „Gemein- üblichen", des „Zulässigen" erreicht, aber nicht überschreitet. Daß die Abschätzung von Vorunreinigungsgradon nach dem bloßen Vorkommen oder Nichtvorkommen gewisser Tier- und Pflanzenarten ernste Bedenken hat. habe ich oben (S. 144) auseinandergesetzt. P]s verdient aber doch hervorgehoben zu werden, daß die weit überwiegende Haupt- masse der Bewuchsorganismen sich mit großer Bestimmtheit als „/?-meso- saprob" erweist, und daß nur an den Extrempunkten, bei Altona und bei Kothenburgsort, der faunistisch-lioristische Charakter sich merklich ändert. Dort treten Organismen aus den beiden benachbarten Zonen auf. Andere aus diesen Nachbarzonen sind allerdings augenscheinlich im Hamburger Gebiet nicht in der Weise verteilt, welche die besprochene Zonenein- teilung verlangen würde. Aber auch wenn man von der Anwendung dieser schematischen liegioneneinteilung absieht, und das Urteil nur auf die allgemeinen Erfahrungen in anderen Gewässern unter Berücksich- tigung der örtlichen Verhältnisse gründet, so wird man zu keinem anderen Schlüsse kommen. Das Verhalten der Bodentiere stimmt, sachgemäß betrachtet, mit dem der Bewaichsorganismen überein. Will man die Ergebnisse ihrer Untersuchung für die Beurteilung der Stärke der Verunreinigungen mit denen der Bewuchsstudien vergleichen, so wird man zu berücksichtigen haben, daß bei diesen Tieren in viel höherem Grade als bei dem Bewuchs stagnierendes Wasser einen verändernden Einfluß auf die Lebensverhält- nisse ausübt, und daß daher die Hafenfauna Besonderheiten hat, die weniger für die allgemeine Beschaffenheit des Stromes, als für die speziellen Lebensbedingungen geschlossener Becken charakteristisch sind. Kolkwitz sagt (1911, S. 36): „Der Schlamm reiner Gewässer kann ß-, bisweilen auch a-mesosaproben Charakter tragen." Bei den tiefen Becken des Hamburger Hafens ist eine Verschlechterung der Verhältnisse am Grunde durchaus zu erwarten. Wenn sich, wie ich gezeigt habe (z. B. S. 102 u. 117), ^lassenansammlungen von Tubificiden, wie sie sonst für die polj'saprobe (die am stärksten verschmutzte) Zone als charakteristisch gelten, hier finden, so kann das nicht als ein sehr ungünstiges Zeichen für den Gesamtzustand der Elbe angesehen werden. Daß an solchen Stellen der Reinheitszustand des Grundes beträchtlich zu wünschen übrig- läßt, ist natürlich nicht zu leugnen. Ähnlich sind die Verhältnisse in Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 2ß9 dem bei Ebbe trocken fallenden Gebiet an flachen Ufern, zumal an be- sonders g-ünstigen Aufnahmestellen für absinkende Stoffe, die dort zur Zersetzung kommen. Die Beschaffenheit der Tierwelt des losen Bodens ist also unter Umständen geeignet, die Verhältnisse ungünstiger erscheinen zu lassen, als sie wirklich sind. Deutliche Kennzeichen maximaler Ver- unreinigung sind jedoch in den hohen Werten der Tubificiden bei St. Pauli und Altona, besonders im Altonaer Hafen gegeben. Was die übrigen Lebensgemeinschaften betrifft, so ist vom Plankton nur zu sagen, daß nach den Untersuchungen des Hygienischen Instituts die planktonischen Bakterien in deutlicher Übereinstimmung mit den Tieren und Pflanzen ebenfalls das Altonaer Gebiet als ziemlich stark verunreinigt kennzeichnen. In betreff der Fische sind die bekannten Beobachtungen über das Absterben von Fängen im Bünn bei den Fischhallen von St. Pauli und Altona (vgl. S. 59) ein wenigstens gelegentlich auftretendes Anzeichen entsprechender Art. Die verschiedenen biologischen Beobachtungen beweisen also in übereinstimmender und deutlicher Weise, daß im Untersuchungsgebiet die Verunreinigung mäßig ist und nur in der Nachbarschaft und auf den ersten Kilometern unterhalb der Sielmündungen stärkere Grade erreicht. Wesentlich ist es, die Ausdehnung des Hauptgebietes primärer Verunreinigung und die zentiifugal abnehmenden Stärkegrade der Verunreinigung in ihm festzustellen. Die wichtigsten Ergebnisse hierüber seien noch einmal zusammengefaßt. Bei dem Altonaer Fischmarkt und der Altonaer Landungsbrücke wurden die stärksten Grade unmittelbarer Wasserverunreinigung nachgewiesen. Dort lagen die Maximalstellen des Bewuchses sowohl für die im Freien ausgehängten Platten wie für Aquarienkulturen (vgl. S. 80 und S. 93, Fig. 4). Dort liegt auch die für Fische gefährlichste Gegend, und dicht dabei die so charakteristische Plattenstation St. Pauli meiner Bewuchsarbeit (vgl. S. 70) sowie die Stelle des absoluten Tubificidenmaximums für das ganze Gebiet (vgl. S. 117 und Fig. 7 und 10). Die Nähe der Sielmündungen und der wichtige Umstand, daß es dort Stellen gibt, zu denen bei jeder Strömung ganz frische Abwässer gelangen können, macht das verständlich, um so mehr, da augenscheinlich die Siel Wässer sehr schnell in einem für biologische Vorgänge wesentlichen Grade umgewandelt werden. Von dieser Stelle aus nimmt die Verunreinigung nach allen Seiten hin ab. Als „ziemlich stark" kann sie, wie gesagt, etwa von St. Pauli bis Neumühlen und vom Ufer bis höchstens in die Strommitte bezeichnet werden. Für die Umgrenzung dieses Gebietes dürften einerseits die Strömungs- verhältnisse, andererseits die Selbstreinigungsvorgänge bestimmend sein. In der Richtung senkrecht zum Strom, in der die Ausdelmung des Gebietes bei weitem am geringsten ist, wirkt begi'enzend ausschließlich 170 ^- Hentschel. die Strömiino: oder ricliti^er der Gegendruck der parallel strömenden linken Hälfte der Wasserniasse, die nur in geringstem Grade eine Aus- hieitnng der Abwässer in dieser Richtung gestattet. In der Richtung stromaufwärts wird die Verunreinigung stärksten Grades kaum über die Breite des Geeststammsieles hinaus biologisch nachweisbar, hauptsächlich wohl infolge des Vorwiegens der Ebbe über die Flut und — worauf nmnche biologische Gründe ziemlich deutlich hinweisen — infolge des Umstandes, daß hier normalerweise täglich einige Stunden lang reines Oberwasser strömt. Dieser letzte Faktor scheint ganz hervorragend günstig zu ^^'irken. Die Untergrenze dieses Gebietes stärkster Verunreinigung ist schwer festzustellen. Nach den Bewuchsversuchen (Fig. 4) möchte ich sie in die Nähe der Landungsbrücke von Neumühlen setzen. Die baulichen Verhält- nisse dürften hier eine wesentliche Wirkung ausüben, insofern nämlich, als bei Neumühlen das Ufer frei wird und der ungehemmte Flutstrom es kräftig bespülen kann, während weiter oberhalb die Bauten des Altonaer Hafens, besonders der Leitdamm, eine starke Hemmung der Strömung bewirken müssen. Die biologischen Merkmale dieses Kerngebietes der Verunreinigung sind hauptsächlich folgende : Allgemeiner Reichtum des Bewuchses, Reich- tum an Abwasserpilzen, besonders Cladothrij; auch Spliaerotilns sowie gelegentlich Thiothrix und Leptomitus, das Vorkonunen anderer Abwasser- organismen, wie Oscillatoria in schwarzgefärbten Überzügen und gelegentlich Lumliricülus linearis, starke Wucherungen von Organismen, die durch Abwässer gefördert werden, wie Carchesium an den Algenzotten (eins der auffallendsten Merkmale) und Tubifex, Armut an Fischen. Entfernt man sich aus diesem Hauptgebiete der Verunreinigung, so nehmen, "wie gesagt, nach allen Seiten hin die biologischen Anzeichen ungünstiger Verhältnisse ab. Eine weitere Grenze um das Gebiet herum, die sich mit einem gewissen Recht als „Linie gleicher Verunreinigung" bezeichnen läßt, wird nach meinen obigen Darlegungen (S. 157) etwa durch die Grenze des „Gedeihens" (nicht die des „Vorkommens") von Cordylophora bezeichnet (vgl. Fig. 3). Sie verläuft etwa in folgender Weise: Von der Kehrwiederspitze längs der Zollgrenze (?) etwa bis in die Breite des Mittel- kanals, dann auf der südlichen Stromseite nördlich des Ufers entlang, von der Köhlbi-andmündung an wahrscheinlich etwa in der Mitte des Stromes, aber noch lange im wesentlichen parallel dem Nordufer, das sie erst etwa bei Wittenbergen wieder erreicht. Als biologische Eigentümlichkeiten dieses Gebietes kann man hauptsächlich bezeichnen: das Vorkommen von bis über 1000 Tubificiden auf 100 qcm im Schorregebiet an den günstigsten Stellen und das Vorkommen von Fischsterben zu ungünstigsten Zeiten, auch noch ein kräftiges Gedeihen von Cladothrix. Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 171 Eine weitere derartige Linie, praktisch etwa der Reinwassergrenze gleichzusetzen, wird durch das Auftreten der leider nirgends häufigen Muschel Dreissena bestimmt (vgl. Fig. 3). Sie beginnt etwa unterhalb von Rothenburgsort, umzieht fast das ganze Hamburger Hafengebiet, buchtet sich vielleicht im Köhlbrand etwas nach Norden aus und geht längs des Köhlfleths (?) nach den Finkenwärder Kanälen hinüber. Von hier aus wird sie dem Südrande des Hauptfahrwassers entlang zu ziehen sein und sich allmählich mehr und mehr gegen das Nordufer hin verschieben, das sie etwa an der Mündung der Wedeler Aue wieder erreicht. Die biologischen Erscheinungen dieses Bezirks sind sehr mannigfaltig infolge der Mannigfaltigkeit der baulichen und sonstigen örtlichen Verhältnisse und lassen sich schlecht in kurzen Sätzen darstellen. Charakteristisch ist für die durchschnittlichen Zustände etwa der Bewuchs an den mittleren von meinen Untersuchungsstationen, wie Strandquai, Hansahafen, auch Grasbrookhafen (vgl. die Tabelle S. 68). Bei der Bestimmung der beiden erwähnten Grenzen, die überhaupt zunächst nur als Versuch angesehen werden möge, muß daran erinnert werden, daß jede von ihnen auf eine einzelne „Leitform" gegründet ist, was seine Bedenken hat, daß aber andererseits die allgemeinen Ergebnisse über die Tierverbreitung recht gut zu dieser Verbreitung der Leitformen stimmen. Für diese Kennzeichnung der Ausdehnung der Verunreinigungen ist, wie man sieht, besonders der Bewuchs maßgebend. Plankton und Fisch- fauna kommen für die Abgrenzung von Zonen naturgemäß gar nicht in Betracht. Auch die Lebensgemeinschaften des Grundes sind wenig dazu geeignet. Denn da ihre Verbreitung weniger unmittelbar durch die Wasser- beschaffenheit, als vielmehr durch die Ablagerung von nahrhaftem Detritus bestimmt mrd, geben sie wohl ein ganz gutes Gesamtbild der Verhältnisse, lassen auch Zunahme und Abnahme der Verunreinigungen erkennen, gestatten aber nicht so gut wie der Bewuchs Grenzen der Verunreinigungszonen zu ziehen. Beachtenswert ist immerhin noch die Grenze des Vorwiegens der Sphaeriiden über die Tubificiden, die ich gelegentlich zu zeichnen versucht habe (Fig. 6). Sie verläuft im Hafengebiet wohl im allgemeinen zwischen der Dreissena- und Cordylo2)horagrenze. Auch die Grenzen der verschiedenen Häufigkeitsstufen der Tubificiden nach den Bodenfängen sind von Interesse (Fig. 6). Örtlich beschränkte Verunreinigungen, wie etwa im Oberhafen oder bei den Reiherstiegbrücken, werden die Boden- tiere mit besonderer Bestimmtheit zum Ausdruck bringen. Den Einfluß des Hauptsiels für das ganze südlich der Norderelbe gelegene Hafengebiet an letzterer Stelle zeigt die Bodenfauna deutlich (vgl. S. 104). Noch deut- licher wird er jedoch wieder durch den Bewuchs nachgewiesen (S. 76). Die Einteilung des Verunreinigungsgebietes in Zonen, wie sie hier versucht wurde, ist zwar sehr anschaulich, aber etwas künstlich. Sach- 12* 172 E. Hentschel. lieh richtig'or, "wennschon wenig-or gooignot fiir die IMldunj? einer klaren Gesanitansohaiuing. ist die Yertolguni»" der Abnahme dei' Vei'unreini- gungen auf Linien. di(^ vom Kerngebiet ausgehen und zu den genannten Grenzen meiir oder weniger ..normal"' (im Siinu! der Geo- metrie) liegen. Diese Linien müssen in der Hauptsache einerseits in der Richtung des Stromes, andererseits senkrecht dazu verlaufen. Von Ver- änderungen in derartigen Normalen, die mehr oder weniger mit der Ab- nahme der Verunreinigungen zusammenzuhängen scheinen, sind besonders folgende hervorzuheben. Beim Übergang vom Nordufer zum Südufer bei St. Pauli (Eibtunnel) beobachtet man: das Schwinden des grauen Über- zuges auf den CladophorayMien. das Auftreten von Coräylophora, die Abnahme des Cla(lothrix\)Q\\\\Q\\^e^ auf Platten im Freien und des Antho- physa- und Ciliatenbewuchses in Aquarien. Beim Übergange vom Nord- ufer liber das Südufer hinaus ins Hafengebiet oder weiter unterhalb ins Gebiet der Sande hinein zeigt sich xlbnahme der Tubihcidenmengen und Zunalime anderer Bodentiere, wie besonders auf den Querschnitten durch die Kuhwärder und Waltershofer Häfen (Fig. 8) sowie weiter abwärts (Fig. 9) anschaulich wird. In der Längsrichtung des Stromes wurden die Veränderungen durch folgende Beobachtungsreihen nachgewiesen: Boden- greiferfänge längs des Nordufers (S. 120), Bodengreifer- und Schorreproben in der Stromrichtung durch das südliche Hafen- und Sändegebiet (S. 120 u. 136), Schorreprobenreihe nebst Schlammstecherreihe längs des Nord- ufers (S. 128 u. 134); diese alle besonders für die Tubificidenraengen. Ferner von Bewuchsreihen die fiir St. Pauli, Strandquai und Rothen- burgsort nach den Zählungen von 1915 (S. 70), die für Cladotlirix von Rothenburgsort oder Sandtorhöft bis Neumühlen von 1916/17 (S. 79); für Antltophijsa die entsprechenden Reihen von Aquarienkulturen (S. 93, Fig. 4). Weiter stromabwärts die Bewuchsreihen für die drei Stationen Nienstedten, Falkenstein und Schleepsand (S. 87), auch die für Altena. Neumühlen, Parkhotel, Mühlenberg und Blankenese (S. 88). Schließlich sind die Reihen kleiner Planktoni)roben fiii- Eunjicmora und Cuscinodisais (S. 51. Fig. 1) vielleicht mit in Betracht zu ziehen. Die „normale" Lage der Richtungen, in denen die Verunreinigungen abnehmen, zu den obigen Zonengrenzen kommt vielleicht noch deutlicher als in den beiden besprochenen, im wesentlichen aufeinander senkrechten Liniensystemen zur Anschauung, wenn man von einem Punkte, etwa von der Altonaer Grenze aus, Strahlen durch das ganze Gebiet zieht, auf denen gleichsinnige biologische Veränderungen stattfinden. Das gelingt vielleicht einigermaßen für die Zunahme der Sphaeriiden nach den peripheren Gebieten zu auf den Linien zum Binnenhafen, zum Moldau- hafon. zum Hansahafen, zum Spreehafen, viclleidit auch zum Reiherstieg, zum Kuhwärder Vorhafen, zum Parkhafen und Köliltieth, zum ^'achthafen, Ergebnisse der biologischen riitersuchiuigen. I73 den Finkenwärder Kanälen und den Sänden, vielleicht auch zu den großen Buhnenfeldern gegenüber der Lühemündung-. (Vgl. Fig-. 6 u. 9.) Alle diese Beobachtungsreihen zusammengenommen zeigen, da sie fast durchweg zu quantitativen Feststellungen führten, sehr deutlich die Ausbreitung der Verunreinigungen. Bei ihrer Prüfung ist es wesentlich, darauf zu achten, mit welcher Geschwindigkeit die biologischen Verunreinigungsanzeichen abnehmen und welche Unterschiede in betreff dieser Anzeichenveränderung in den verschiedenen Richtungen bestehen. Ich komme darauf später (S. 178) bei einem Versuch der Abschätzung der Selbsti-einigungskräfte zurück. Schließlich ist hier noch zu fragen, ob sich zeitliche Verände- rungen in der Ausbreitung der Verunreinigungen nachweisen lassen. Die stündlichen Veränderungen infolge der Tidenbewegungen schienen in einem Falle in Aquarienkulturen hervorzutreten (S. 90). . Veränderungen unter dem Einfluß von Wasserstand und Winden mögen sich in dem Bewuchs von Plattenreihen am Nordufer (S. 79), wohl auch in der Besiedelung der Schorre unterhalb Hamburgs (S. 129) geltend gemacht haben. Unterschiede der Verunreinigung zwischen Sommer und Winter sind wohl sicher vorhanden, aber nicht nachgewiesen. Jahres- schwankungen zeigen die biologischen Verhältnisse überall, aber meist zeigen sie keinen Zusammenhang mit Verunreinigungsschwankungen. In den Planktonverhältnissen von 1904 und 1905 hat VOLK vielmehr das Fehlen eines solchen Einflusses festgestellt. Auch eine zunehmende Aus- breitung des Verunreinigungsgebietes in den zwei Jahrzehnten seit Beginn der biologischen Untersuchungen ist nicht nachgewiesen. Man wird also nach allen Erfahrungen zwar im kleinen einen starken Wechsel in der Ausbreitung der Verunreinigungen von Stunde zu Stunde und von Tag zu Tag, im großen aber eine bedeutende Beständigkeit in längeren Zeit- räumen annehmen müssen. 0 Die Selbstreinigungsvorgäüge im Niederelbegebiet. Zieht man in Betracht, daß die Selbstreinigungsvorgänge, soweit sie biologischer Art sind, im Anfang, unmittelbar nach dem Eintritt der Abwässer in den Vorfluter, mit großer Geschwindigkeit, „stürmisch" von statten gehen, so werden die Reinigungsfaktoren an der rechten Strom- seite von St. Pauli bis Neumühlen besonders beachtet werden müssen. Man muß dabei zwischen drei Lebensgemeinschaften unterscheiden, näm- lich der des offenen A\'assers, der der des Grundes und des Bewuchses, und wird nur jede für sich berücksichtigen, eine engere Beziehung oder einen Vergleich zwischen ihnen aber nicht aufstellen können. Der Bewuchs muß eine verhältnismäßig große Rolle spielen, einmal, 174 E. Hentschel. weil er in diesem Gebiete sehr reich an den für die Selbstreinif^ung so wichtigen Abwasserpilzen und Vorticelliden ist, ferner, weil die Bewuchs- gelegenheiten sehr zahlreich sind. Abgesehen von der durch Ein- und Ausbuchtungen sehr ausgedehnten Ufertiäche und den vielen Pfahlgruppen, liegen vom Anfang der St. Pauli-Landungsbi"iick(^n bis zum Anfang des Altonaer Hafens so viel Pontons und j.Schlengel", daß die von ihnen besetzte Strecke länger ist als die von ihnen freigelassene. Rechnet man Seiten-, End- und Unterflächen dieser aller zusammen, zieht man die Boden- flächen der hier lagernden Fahrzeuge mit in Betracht, bedenkt man ferner, daß den ganzen Altonaer Hafen entlang das Wasser an dem Leit- damm hinstreichen muß, der eine sehr ausgedehnte Oberfläche hat, so wird man sagen können, daß vom Oberende der St. Pauli-Landungsbrücken bis zum Unterende des Altonaer Hafens die Bewuchsgelegenheiten viel- leicht so günstig sind wie in einem mehrere ]\Ieter tiefen Kanal mit senkrechten Wänden von der durchschnittlichen Breite des Abstandes der Pontons und des Leitdammes vom Ufer. Es folgt daraus unmittelbar, daß die Bedeutung des BeAvuchses für die Selbstreinigung auf dieser Strecke eine recht beträchtliche sein muß. Auch die Kolle der Bodenfauna in diesem Prozeß wird selir wesent- lich sein, denn die Hemmungen, welche die Strömung durch die vielen Bauten erleidet, macht sich nachweislich in reichlicher Ablagerung geltend. Die Üppigkeit des Tierlebens, zumal der Reichtum an Schlammwürmern, ist denn auch außerordentlich groß. Ihre Leistung muß eine um so be- trächtlichere sein, als hier in der unmittelbaren Nähe der Sielmündungen die Abwässer sich wohl noch zum großen Teil nahe über dem Boden hin- schieben, ohne schon durch die \\'assermasse gleichmäßig verteilt zu sein. Schließlich ist die Bedeutung der Organismen des freien Wassers, zumal der Bakterien, ohne Zweifel eine ganz beträchtliche, ja wahrschein- lich die gi'ößte überhaupt. Unterhalb von Neumühlen längs des Nordufers wird die Leistung planktonischer Bakterien allen anderen biologischen Reinigungsprozessen an Bedeutung voranstehen. Denn sowoiil Bodenfauna wie Bewuchs haben nur selten Gelegenheit, sich üppig zu entwickeln. Wo diese Gelegenheit voi'handen ist, findet man ihr Leben allerdings sehr reich, aber die geringe räumliche Ausdehnung setzt seine Bedeutung auf eine niedere Stufe herab. Anders gestalten sich die Verhältnisse in den um vieles ausgedehn- teren äußeren Gebieten der Selbstreinigungstätigkeit jenseits der Cor- dylophoralmie. Die zahlreichen, überaus dicht mit Bodentieren bevölkerten Häfen und Kanäle, deren Bauten zugleich einen üppigen Bewuchs tragen, und die weiten, ruhigen Gründe in der Umgebung der Finkenwärder Sande stellen hier außerordentlich günstige Gebiete für die Selbstreini- Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. j^75 giing am Grunde, zumal für die Verarbeitung von Detritus und damit von SieLschlamfn, dar. Die beiden Gebiete in ihrer Bedeutung für die Selbstreinigung miteinander zu vergleichen, ist bis jetzt nicht gut aus- führbar. Es muß aber hervorgehoben werden, daß, nach der Anzahl der auf dem Quadratmeter lebenden Tiere zu urteilen, die Bedeutung der Hafenbecken für die Selbsteinigung unverhältnismäßig viel größer ist als die der gleichen Flächend) im Gebiete der Sande. Zu den üppig gedeihenden Bodenorganismen in den beiden genann- ten Gebieten kommt aber aucli hier als mächtiger Faktor der Flußreini- gung das gesamte, ungeheuer reiche Leben der gewaltigen Wassermassen, die das Eibbett unterhalb Hamburgs erfüllen. Infolge der weitgehenden Durchmischung der Gewässer, wie sie unter dem Einfluß der Tiden statt- findet, wird alles dies Wasser in einer für einen Strom ungewöhnlichen Vollkommenheit für die Selbstreinigung ausgenutzt werden. Sehr wesentlich ist der Umstand, daß die Sielwässer die gesamten Seitengewässer der linken Stromseite im allgemeinen nur bei Flut er- reichen können. Für die Gebiete unterhalb der Köhlbrandmündung müssen sie dann bereits längere Zeit in dem Wasser der rechten Eibhälfte ver- teilt sein und daher bereits beträchtliche Veränderungen erlitten haben. Der Einfluß des Köhlbrandwassers scheint von sehr großer, günstiger Bedeutung zu sein. Als erledigt darf die Selbstreinigung des Wassers selbst vielleicht am Schleepsand gelten. Die Bestimmung eines solchen Endpunktes ist allerdings, wie die meisten Feststellungen über die Selbstreinigung, recht unsicher. Für die Selbstreinigung im Schlamm wird sich eine Grenze der Erledigung noch weniger angeben lassen. d) Die Gefährlichkeit der Verunreinigung der Elbe. Ist es schon schwierig, sich von Stätten, Mitteln und Intensität der biologischen Selbstreinigung im Niederelbegebiet ein klares Bild zu machen, so muß es noch um vieles schwieriger sein, zu beurteilen, in welchem Verhältnis die Selbstreinigungskraft des Stromes zum Grade der Verunreinigung steht. Daß sie gegenwärtig genügt, kann keinem Zweifel unterliegen. Wie weit ihre Leistungsfähigkeit noch über ihre gegenwärtige Leistung hinausgeht, was man ihr daher in der Zukunft noch zumuten darf, in welchem Maße eine zukünftige Vermehrung der Verunreinigungen bedenklich oder gefährlich erscheint, ist schwer zu sagen. Wenn ich im folgenden hierüber spreche, so kommt es mir mehr darauf an, die aus den biologischen Untersuchungen sich ergebenden Gesichtspunkte zur Beurteilung dieser Frage hervorzuheben, als die Frage zu beantworten. Ich werde dabei allerdings mein persönliches Urteil 17(3 E. Hentschel. über den (lej^^enstaiul aussprechen. Dies Urteil ist auf jahielanf^c sorgfältige Untersuchungen, vielfache Besprechungen mit Sachverständigen aller Art, eingehendes Studium der einschlägigen Literatur und möglichst allseitige Erwägungen gegründet. Dennoch spreche ich es nur mit allem Vorbehalt aus, wie es durch den Stand der Abwasserbiologie und die gegenwärtige Kenntnis von den biologischen Verhältnissen der Niederelbe geboten er- scheint. Die Veränderungen, welche im Laufe der Zeit das gegenseitige Ver- hältnis von verunreinigenden und reinigenden Faktoren durcli menschliche Einwirkung auf den Strom erleidet, sind teils günstiger, teils ungünstiger Art. In vielen Fällen treten auch gleichzeitig günstige und ungünstige ^^'irkungen ein. So kann es z. B. bei der Ei-höhung der Stromgeschwindigkeit durch Bauten, der Aufsandung tiefer gelegener Gebiete, der Verlegung von Siel- mttndungen der Fall sein. Im gan'zen werden jedoch mit der Vergrößerung Hamburgs und seiner Nachbarstädte die ungünstigen Einwirkungen über- wiegen, und nur dieser Fall ist ja hier von Bedeutung. Welches sind nun die Merkmale biologischer Art, die für Voraus- sagen über die Gefährlichkeit solcher ungünstigen Veränderungen zur Grundlage dienen können? Es dürften vorwiegend die sein, welche aufklären über 1. das Verhältnis der gegenwärtig nachweisbaren Verunreinigungsstufen zu den höheren und höchsten Stufen möglicher Verunreinigung, 2. das räumliche Verhältnis zwischen Verunreinigiuigsgebiet und Normal- gebiet, 3. das Verhältnis der Schwankungen des Verunreinigungsgrades zu seinem Durchsclmittszustande. AVie die Verunreinigungsstufen von allen Seiten her nach dem Kerngebiet zu ansteigen, und welches die höchste Stufe, die erreicht wird, ist, wurde (S. 172) nachgewiesen. Die „mäßige" Verunreinigung (/9-Mesosaprobie) der Hauptteile des Hafengebiets und eines Streifens längs des Nordufers unterhalb Neumühlens und die „ziemlich starke" («-Mesosaprobiel längs des Nordufers zwischen St. Pauli und Neumühlen gestatten noch eine Steigerung, die nur in dem letztgenannten kleinen Gebiete schon zu Extremwerten führen würde. Möglicherweise ist ein schlimmerer Zustand als der gegenwärtige dort vor der Einrichtung der Abfischanlage bereits vorhanden gewesen, da, wie gesagt (S. 148), VOLK darauf hindeutende Anzeichen beobachtet zu haben scheint. In betreff der Zustände am (Grunde wurde (8. 117) das Vorkommen von mehr als 1 ]\lillion Tubiüciden auf dem Quadratmeter im Kerngebiet, allerdings nur an einer Stelle, nach- gewiesen. Daß dieser hohe AVert doch noch einer beträchtlichen Steigerung fähig ist, zeigen die Befunde von HOFER in der Isar, der 33 Millionen Tubiüciden für den Quadi'atmeter feststellte. Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 177 Eine wesentliche Steigerung der Verunreinigung in diesem innersten Gebiete würde aber augenscheinlich in einiger Zeit zu Zuständen führen müssen, die nicht mehr als zulässig bezeichnet werden könnten, zumal auch im Interesse des gefährdeten Fischtransportes nach den leider gerade dort gelegenen Fischmärkten. Es fragt sich aber, ob diese Zustände in absehbarer Zeit, und ob sie überhaupt eintreten müssen. Welche Mengen von Abwässern nötig sind, eine bestimmte Wassermasse aus dem «-mesosa- proben in den polysabroben Zustand überzuführen, ist nicht bekannt. Die Ver- unreinigungsstufe des Wassers wird aber auch in Fällen wie dem vorliegen- den überhaupt nicht von dem Verhältnis zwischen Abwasser und Vorfluter allein bestimmt. Die Annahme, daß die Verunreinigung des ge- nannten Stromteils im Verhältnis der relativen Zunahme der Abwässer steigt, ist willkürlich. Die andere mögliche Annahme, daß der gegenwärtige («-mesosaprobe) Zustand bestehen bleibt, sich aber über größere Gebietsteile ausbreitet, ist vielleicht wahrscheinlicher, weil wesentliche, unveränderliche Faktoren einer Erhöhung der Verunreinigungs- stufe entgegenwirken. Die Stärke der Strömung, die Größe der Wasser- masse, die Reinheit des Oberwassers bei Ebbe, der Wechsel in der Richtung der Wasserbewegung, die lebhafte Wassermischung durch den Schiffsverkehr, die Zugänglichkeit des breiten Stromes für Winde, der Mangel an Ablagerungsgelegenheiten sind solche Faktoren, die einer unbegrenzten Steigerung der Verunreinigung des Kerngebiets wirksam entgegenarbeiten dürften. Diese Umstände setzen z. B. der Menge der zur Ablagerung gelangenden Sielstoffe unzweifelhaft eine bestimmte Grenze und damit eine Grenze für alle damit zusammenhängenden Kalamitäten. Sie müssen ferner verhindern, daß extrem niedrige Sauerstoffwerte zu einer dauernden Erscheinung werden, u. dgl. m. Somit scheint mir vieles dafür zu sprechen, daß eine extensive Zunahme der Verunreinigungen wahrschein- licher als eine intensive ist. Für die technische Behandlung des Abwasserproblems wird sich daraus die Folgerung ergeben, daß in diesem bedenklichsten Gebiete eine möglichst schnelle und weite Ausbreitung der Abwässer mit allen Mitteln zu fördern, ein Stagnieren des Wassers aber, das anderwärts hervorragend günstig wirken kann, zu verhindern ist. Wie das Verunreinigungsgebiet sich seiner räumlichen Ausdehnung nach zu dem Reinwassergebiet verhält, kann man versuchen in Zahlen annähernd auszudrücken. Der gesamten Stromstrecke, in der Verunreini- gungen biologisch nachweisbar sind, etwa von den Hamburger Eibbrücken bis Schulau, entspricht eine Wasserfläche von wenigstens 20 qkm. Dem /5-mesosaproben Gebiete gehört davon vielleicht die Hälfte, dem «-meso- saproben etwa 1 bis 1,5 qkm an. Das gewaltige Überwiegen des Rein- wassergebietes, die ganz geringe Ausdehnung des Gebietes stärkster 178 E. Hentschel. Verunreinigung: sind unverkennbar. SCHIEMENZ bemerkt in seinem öfter erwähnten Gutachten, daß ihn der bloße Anblick der gewaltigen Wasser- masse der Elbo bei Hamburg davon überzeugt habe, daß der Strom die Selbstreinigungsarbeit sehr gut müsse leisten können. Daß diese Gunst der räumlichen Verhältnisse noch eine weitgehend gesteigerte Ausnutzung des Vorfluters gestattet, ist nicht wohl zu bezweifeln. Auch eine Aus- dehnung des gesamten Selbstreinigungsgebietes weiter stromabwärts über seine gegenwärtigen Grenzen hinaus würde keinerlei Bedenken haben. Diese räumlichen Verhältnisse geben auch einen Einblick in die Geschwindigkeit, mit der gegenwärtig die Selbstreinigung der Verunreinigung Herr wird. Je schärfer sich die Ungunst der Verhältnisse bei Altena herausgestellt hat, um so entschiedener kommt auch die schnelle Besserung der Verhältnisse außerhalb dieses Kerngebietes zur Geltung. Sie zeigt, wie wenig man berechtigt ist, von einer starken Verschmutzung der Niederelbe als ganzen zu sprechen. Der schnelle Abfall der Ver- unreinigungsanzeichen nach allen Seiten, ausgenommen stromabwärts unmittelbar am Nordufer, beweist die starke Übermacht, w'elche die Reinigungsfaktoren über die Verunreinigungsfaktoren gegenwärtig noch haben. Daraus aber ist weiter zu folgern, daß ungünstige Veränderungen in der Zukunft nur langsam zentrifugal fortschreiten können. Und je weiter, um so langsamer muß das geschehen. Nun ist allerdings zu bedenken, daß eine derartige Gebietsabschätzung nicht rein quantitativ geschehen kann, vielmehr, zumal in bezug auf die Selbstreinigung durch benthonische Organismen, auch qualitativ ausgeführt werden muß. Leider wissen wir wenig über das Wertverhältnis, welches gleiche Räume im offenen Strom, in Hafenbecken und über flachen Seiten- gründen zueinander haben. So viel läßt sich zwar sagen, daß die Abnahme der flachen Sande und die Zunahme der Häfen durch bauliche Ausgestaltung des Gebietes in ungünstigem bzw. günstigem Sinne einwirken müssen, wir wissen aber nicht, in welchem Grade. Im besonderen vermögen wir über die stattfindende Aufsandung großer Gebiete der Bucht zwischen Finkenwärder und Schulau nur so viel zu sagen, daß sie zunächst durch Vermehrung der flachen (Gründe sehr günstig wirken wird, dann aber, wenn diese Gründe ganz über das Wasser gehoben sind, ungünstig. Ob diese ungünstigen Veränderungen einen wesentlichen oder nicht wesentlichen Zuwachs zur Gefährliclikeit der Zunahme der Abwässer darstellen werden, und wie weit sie durch die Einrichtung von Selbstreinigungsbecken in Gestalt von Häfen aufgewogen werden, darüber habe ich mir kein Urteil zu bilden vermocht. Neben diesem für die technische Behandlung der Angelegenheit wichtigen Gesichtspunkt ist als ein zweiter in diesem Zusammenhang der hervorzuheben, daß die Rücksicht auf die Fischerei es zur unabweis- Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 179 liehen Forderung' macht, daß in der ganzen Längserstreckung des Gebietes ein für alle Fische genügend reines Wasser in einer gewissen Breite dauernd erhalten bleibe. Eine Gefahr scheint mir in dieser Richtung zur Zeit noch sehr entfernt zu liegen. Denn, wie ich nachgewiesen habe, trennt der Strom selbst Eeinwasser und Unreinwasser ziemlich scharf voneinander. Unzweifelhaft bedenklich würde aber in dieser Beziehung eine Einleitung von großen Abwassermengen an der Südseite der Norder- elbe oder in den Köhlbrand, zumal auf dessen Südseite, sein. Im ganzen darf man, wie ich glaube, behaupten, daß, nach den räumlichen Verhältnissen der Organismenverteilung zu urteilen, die Nieder- elbe noch eine wesentlich vermehrte Zufuhr von Abwässern ohne ernstliche Gefahr ertragen kann, unter der Voraussetzung jedoch, daß bei der baulichen Umgestaltung des Stromgebietes die biologischen Gesichtspunkte nicht außer acht gelassen werden. So deutlich gerade in diesem Gedanken- zusammenhange die Gunst der Verhältnisse zum Ausdruck kommt, so wichtig ist es, hervorzuheben, wie sehr die Ausnutzbarkeit dieser günstigen Verhältnisse und die Vermeidung der an sich nur geringen Gefahren von der sachgemäßen Behandlung des Stroms abhängt. Besonders beachtenswert in bezug auf die Frage der Gefährlichkeit der Verunreinigungen sind die Schwankungen, denen sie im Laufe der Zeit unterliegen. Wenn man fragt, ob wesentliche ungünstige Veränderungen, ob Gefahren wahrscheinlich oder unwahrscheinlich sind, so werden die Beobachtungen, welche über die geringere oder größere Stabilität der gegenwärtigen Verhältnisse gemacht worden sind, einen wichtigen Anhalt für das Urteil geben. Diese Stabilität ist nach allen Anzeichen eine sehr hohe. Die Einflüsse von Windstau, starken Temperaturveränderungen, Sturmfluten, niederem Wasserstande usw., wie sie zu allen Jahreszeiten vorkommen, pflegen in keiner merkbaren Erschütterung der Verhältnisse zum Ausdruck zu kommen, obwohl sie die Ausbreitung der Abwässer und ihre Zugänglichkeit für Selbstreinigungsfaktoren oft in ungünstigem Sinne beeinflussen. Meine Bewuchsuntersuchungen haben gezeigt, daß Temperatur- erhöhungen von den Organismen durch üppigere Lebensentfaltung beant- wortet werden, die Aquarienkulturen haben gezeigt, daß die Beanspruchung der Reinigungskräfte an einem Orte von Tag zu Tag sehr wechseln kann, ohne daß Störungen eintreten. Jeder Vergleich zwischen Sommer und Winter zeigt, daß die starke Herabsetzung der biologischen Kräfte in der kalten Jahreszeit keine merkbaren ungünstigen Folgen hat. Das alles deutet auf eine bedeutende Festigkeit der bestehenden Verhältnisse und auf ein volles Genügen der Regulationsfähigkeit des Stromes in bezug auf die Verunreinigungsschwankungen unter gewöhnlichen Verhältnissen hin. Wichtiger als diese Beobachtungen sind die über die Einwirkungen außergewöhnlicher Trockenheits- und Hitzeperioden in manchen Sommern, 1,S() K. üeiitschcl. wie z.B. 1904 und 1911. Die wertvolle Untersuchung von Volk über die Zustände des Planktons im Sommer 1904 und ihr Verhältnis zu denen im Jalire 1905 biMveist deutlich die gerinj^-(^ Krsrhütterliclikeit der 8elbst- reinip:ungsvorgänge selbst in solchen Extremperioden. Einen ungünstigen P^indruck müssen aber die in solchen Zeiten auftretenden Fischsterben hervorrufen, die ja auch in weniger heißen Sommern schon in geringerem Älaßstabe vorkommen. Die so auffallende Erscheinung eines Fischsterbens ist, rein biologisch, nicht wirtschaftlich, betrachtet, durchaus nicht besonders bedeutsam, denn soweit es sich beurteilen läßt, ist der Prozentsatz, der bei einer solchen Gelegenheit gewöhnlich zugrunde gehenden Fische, meist Jung- fische, gegenüber den ungeheuren Massen, welche der Strom davon beherbergt, gering. Wenn entsprechende Prozentzalilen von Würmern, Mollusken oder gar von Protisten sterben, so merkt man das gar nicht und würde es nur schwer nachweisen können. Wie geringe Bedeutung als Verunreinigungsanzeichen diese Erscheinung hat, sieht man daraus, daß Fischsterben dann auch in reinen Gewässern vorkommen (vgl. SCHIE- ^LENZ 1908). Sie lehren somit über die Verunreinigungsgrade nichts Neues, ja sie sind geeignet, darüber zu täuschen, weil der zufällige Beobachter, dem sie sich aufdrängen, weder diesen Ausnahmezustand mit dem normalen noch den Verlust an Fischen mit dem vorhandenen Bestände zu vergleichen vermag. Auf Grund der allgemeinen hj^drobiologischen Nachweise ist leicht zu begreifen, daß und warum der Strom selbst starke Fischsterben in den ungünstigsten Sommern ertragen kann, ohne Gefahr für den Gesamtzustand des Fischlebens in seinen Gewässern. So wenig das regelmäßige, massenhafte Wegfangen gewisser Jungfische als Köder mittels der Steerthamen, ebensowenig bewirken diese Fischsterben eine wesentliche Verminderung des Fischbestandes. Die Sicherheit, mit der das Leben in der Elbe auch nach den ungünstigsten Perioden in seinen Normalzustand zurückfällt, leistet Gewähr für die gleiche Stabilität auch im Leben der Fische. Somit glaube ich auch in bezug auf die außergewöhnlichsten Schwankungen in den l)i()l()gischen Zuständen der Niederelbe das Urteil fällen zu dürfen, daß sie keineswegs auf ernstliche Gefährlichkeit der Verunreinigungen hindeuten. Einige Bemerkungen über die Frage der Fischsterben, vom wirt- schaftlichen, fischereilichen Standi)Ui!kt aus gesehen, mögen hier noch angeschlossen werden. Die liydrobiologische Darstellung des Verunreini- gungsgebietes wird, wi(; ich glaube, das eine klargestellt haben, daß bei der Beurteilung dieser praktischen Angelegenheit in der sorg- fältigsten Weise die örtlichen Verhältnisse beachtet werden müssen. Es muß vom Gesichtspunkt der Fischerei aus als das wichtigste Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 181 Ergebnis der hydrobiologisclieii üntersuclumg'en angesehen werden, daß die strengste Berück sichtignng der gewaltigen örtlichen Unterschiede eine ganz unerläßliche Vorbedingung jedes Urteils ist. Obwohl die Verhältnisse dieses Stromgebietes in vieler Beziehung für eine weitgehende Durch- mischung der Wassermassen sehr günstig sind, hat sich doch andererseits gezeigt, wie feste Grenzen die verschiedenen Wasserbezirke voneinander scheiden. Rechtes und linkes Stromufer, Außen- und Innenende eines blind geschlossenen Hafens sind für einen Fisch schnell miteinander zu vertauschen, für die Ausbreitung der Abwässer aber aufs entschiedenste voneinander getrennt. Man kann daher das gewaltige Stromgebiet der Niederelbc nicht als Ganzes in einem einfachen, einheitlichen Urteil erledigen, weder in bezug auf ihren Verunreinigungszustand noch in bezug auf seine Gefährlichkeit für die Fischerei. Eibwasser und Eibwasser sind bei Hamburg grundverschiedene Dinge. Einen bestimmten Verunreinigungs- grad der Niederelbe gibt es nicht. Selbst einen Durchschnittswert dafür anzugeben wäre sinnlos. Und ebensowenig kann man von einer allgemeinen Gefährdung der Fischerei auf Grund einer örtlichen Verringerung des Fischbestandes sprechen. Vor allem kann man nicht die Erscheinungen an den ungünstigsten Stellen zu ungünstigsten Zeiten als Maßstab für die Gefährlichkeit der Zustände im ganzen benutzen. Sowohl für die abwasserbiologische wie für die lischereibiologische Betrachtung ist an den in den Jahren 1904 und 1911 vorgekommenen größeren Fischsterben meines Erachtens nichts so bemerkenswert, wie, daß die Wirkungen dieser Katastrophen in den folgenden Jahren vollständig wieder verschwunden waren. Erst dieser Umstand gestattet ihre richtige Einschätzung. Es handelt sich danach um Krankheiten des Lebens im Strom, die von Zeit zu Zeit vorkommen können, die aber durch ihre spurlose Wiederheilung gerade die Gesundheit des Organismus' beweisen. Bei einem Versuche der Abschätzung desEinllusses der Verunreinigungen auf die fischereilichen Verhältnisse bedarf es, wie schon bemerkt, einer sorgfältigen Abwägung der schädlichen gegen die nützlichen Wirkungen der Zufuhr organischer Abwässer auf das Leben der Fische. Welche außerordentliche Produktionkraft für Fischnahrung die Niederelbe besitzt, und wie diese Kraft zu einem guten Teil als Auswirkung der Abwasserzufuhr betrachtet werden muß, dürfte die vorliegende Schrift aufs neue erwiesen haben. Sie hat andererseits hervorgehoben, daß in betreff der Schädigung der Fischerei durch die Abwässer kein Material vorliegt, welches eine Urteilsgrundlage von wissenschaftlichem Wert darstellen würde. In betreff der tatsächlichen Abschätzung der Abwasserwirkung auf die Fischerei kann ich mein Urteil nicht denen der Fischereisachverständigen, wie SCHIEMENZ (1908), EHRENBAUM und LÜBBERT (vgl. bei BONNE 1912, besonders die Zusammenfassung S. 41) und HOFER, gleichstellen. Ich J 82 E. Hentschel. will jedoch horvorhebcn, daß dio allgeniciiieii liydiübiologischcn Kif^ebiüsse in o;iitem Einklang mit den fisclioroibiologischen stehen und damit geeignet erscheinen, diesen zur Bestätigung und Stütze zu dienen. Noch weniger als über die fischereilichen Verhältnisse kann ich mir ein Urteil darüber anmaßen, ob der Einfluß der Abwässei- auf die P^nt- wicklung der pathogenen Bakterien gefahrdrohend ist. Doch auch auf diesem (Jebiete lauten die Urteile der Sachverständigen günstig. Nach allen diesen Ergebnissen glaube ich, nu'in Urteil zusammen- fassend, sagen zu können, daß die Bedingungen für die Aufnahme der Hamburger Abwässer dui'ch die Elbe zur Zeit keineswegs ungünstig sind, und daß, wenn diese Entledigung der Stadt von ihren Schmutzstoft'en zukünftig einmal Bedenken haben sollte, doch die Gefährlichkeit der zu- nehmenden Verunreinigung des Sromes nicht derart ist, daß sie beunruhigen müßte. j\Ian mag ruhig — werni auch mit aller Aufmerksamkeit — abwarten, ob die Verhältnisse sich verschlimmern ; die Gefahr schneller oder gar plötzlicher, katastrophaler Veränderungen ist nach allen nach- gewiesenen Merkmalen des Verunreinigungszustandes augenscheinlich nicht vorhanden. e) Zusammenfassung des Urteils. Die biologischen Untersuchungen der Elbe bei Hamburg haben haupt- sächlich zufolgenden Ergebnissen über die Verunreinigung des Stromes geführt : 1. Ein zusammenhängendes Verunreinigungsgebiet, welches sich an die Sielmündungen von Hamburg und Altona anschließt, läßt sich deut- li(;h nachweisen. 2. Anderweitige Verunreinigungen sind auch nachweisbar, treten aber an Bedeutung gegen diese ganz zurück. 3. Die Verunreinigung ist im Kern des Verschmutzungsgcbietes (s. u. 4a) „ziemlich stark". Sie zeigt dort etwa die Merkmale der a-meso- saproben Zone von KOLKWiTZ und Marsson. Im größten Teil des Hafengebietes und längs des Nordufers unterhalb Neumühlens ist sie „mäßig", in den äußeren Teilen des Hafens „gering" oder praktisch nicht mehr nachweisbar. 4. ^lan kann folgende Zonen durch gewisse Leitorganismen, abgrenzen und durch charakteristische Beschaffenheit der Lebensgemeinschaften in ihnen kennzeichnen: a) von den St. Pauli-Landungsl)iM'icken längs des Xordufers bis zur Landungsbrücke Neumühlen, dabei nirgends über die Strom- mitte hinausgehend ; b) vom Baumwall bis AMttenbergen, oberhalb des Köhlbrands nicht über das Südufer, unterhalb davon wohl nicht iiber die Strom- mitte hinausgehend ; Ergebnisse der biologischen Untersuchungen. 1 83 c) von Rothenburgsort bis unterhalb der Wedeler Aue, fast das ganze Hafengebiet einschließend, von der Köhlbrandmündung an aber nur wenig südlich vom Südufer vorgeschoben; d) die Gebiete außerhalb dieser Grenzen. 5. Der Reichtum des Lebens in der Elbe läßt auf eine außerordentliche biologische Selbstreinigungskraft des Stromes schließen, doch läßt sich die Leistung der verschiedenen Lebensgemeinschaften für die Selbstreinigung bis jetzt nicht bemessen. 6. Auch das Verhältnis zwischen Selbstreinigungskraft und Zunahme der Verunreinigungen ist nicht sicher abzuschätzen, doch genügt diese Kraft unzweifelhaft für absehbare Zeit. Verzeichnis der augefülirten Schriften. Bonne, G. lOOO. Die Widitig-keit der Reinhaltung der Flüsse, erläutert durch das Bei- spiel der ruterclbe bei Ilamburg-Altona. Leipzig, Leineweber. — IfirJ. l>ie Zustände in der Unterelbe und ihren Nebenflüssen im Jahre 1911, in Verh. Intern. Ver. Reinhalt. d. Flüsse. Heft 29 und separat, Hamburg, Lüdeking. — liU5. Die deutsehe Binnenfischerei und die Flußverunreinigung. Eine Kriegsbetrachtung. In: Korrespondenz-Blatt für Fischzüchter, Bd. 22. Ekmann, Sven. 1915. Die Bodenfauna des Vättem, qualitativ und quantitativ untersucht. In: Intern. Revue Hydrol)iologie, S. 275—425. Eibstrombau Verwaltung in Magdeburg, 1898. Der Eibstrom, sein Stromgebiet und seine wichtigsten Nebenflüsse, 4 Bände, 1 Tabellenband, 1 Tafelnband. Berlin, Reimer. Hentschel, E. 1915. Der Detritus als Nahrung der Meerestiere. In: Fischerbote, T.Jahr- gang, S. 158 ff. — 1916a. Die festsitzenden Tiere und Pflanzen des Hamburger Hafens und ihre Bedeutung für den Nachweis von Verunreinigungen. In: Fischerbote, 8. Jahrgang, S. 77 — 83. — 191ßb. Biologische Untersuchungen über den tierischen und pflanzlichen Bewuchs im Hamburger Hafen. In: Mitteil. Zoolog. Museum Hamburg, Bd. 33, S. 1—176. 2 Tafeln. Kent, W. Saville. 1880/81. A Manual of the Infusoria. London. 2 Bände. KÖNIG, J. 1899. Die Verunreinigung der Gewässer. Berlin, Springer. 2. Aufl., 2 Bände. KdLKWITZ, R. 1906. Die biologische Selbstreinigung der natürlichen Gewässer und: Myko- logie und Reinigung von Abwässern. In: Lafar, Handbuch techn. Mykologie, Bd. 3. — 1911 a. Zur Biologie der Talsperren, insbesondere der Eschbachtalsperre bei Remscheid. In: Mitt. Prüf.-Anstalt Wasserversorgung Berlin, Heft 15. — 1911b. Biologie des Trinkwassers, Abwassers und der Vorfluter. In: Handbuch der Hygiene von RUBNER, Gruber und FiCKER, Bd. 2, S. 338—384, 2 Taf. — 1911c. Das Planktonsieb aus Metall und seine Anwendung. In: Ber. D. Botan. Ges., Bd. 29, S. 511—517. — und Ehrlich, Felix. 1907. Chemisch-biologische Untersuchung der Elbe und Saale. In: Mitteil. Prüf.-Anstalt Wasserversorgung Berlin, Heft 9, S. 1—110. — und ÄL\RSSON. 1908. Ökologie der pflanzlichen Saprobien. In: Ber. D. Botan. Ges., Bd. 26 a, S. 505—519. — und Marsson. 1909. (")kologie der tierischen Saprobien. In: Intern. Revue Hydro- biologie, Bd. 2, S. 126—152. LERCHKE, E. 1909. Hamburgische Eibuntersuchung IX, Mollusken. In: Mitt. Naturhist. Museum Hamburg, Bd. 26, S. 249-279. Merckel, Kurt. 1910. Die Kanalisation der Freien und Hansestadt Hamburg. Hamburg, Boy.sen und Maasch, Gr.-8°. Mez, C. 1898. Mikroskopische Wasseranalyse. Berlin, Springer. 631 S., 8 Taf. MiGULA, W. 1904—07. Allgemeine Morph(dogie usw. der Schizomyceten. In: LAFAR, Handbuch der teehn. Mykologie, Bd. 1, S. 29— 149. Molisch, H. 1910. Die Eisenbakterien. Jena, Fischer, 8°. ÜMELIANSKI, W. 1904—06. Der Kreislauf des Schwefels. In: Lafah, Handbuch der techn. Mykologie, Bd. 3, S. 214 ff. J>g-ebiiisse der l)iol(ioi.sf]ioii T'iitersuclunigeii. ^05 Petersen-, (i. C. J. 1914. Report of tlie Dauish Hiological Station to tlie Board of AijTi- culture 21 (1913) (Über.setzuiio' ans „Fi.skeri Reretuiiig- for lf»12"). SCHIEMEXZ, P. 190S. Gutaditeii über die HaiiilniroerFisclieewässer. In- Zeit f Fischerei Bd. 14. • • . 8CH0RLER, B. 1897. Gntachten über die Vegetation der Elbe und ihre Bedeutung für die Selbstreinigung- derselben. In: Zeit, für Gewässerkunde, Bd. 1. Thienemann, A. 1909. Beiträge zur Kenntnis der Westfälischen' Süßwasserfauna. In: 37. Jahresbericht Westfäl. Prov. Verein. Wiss. Kunst für 1908/09, S. 30. TIMM, R. 1903. Haniburgische Eibuntersuchung VT, Copepoden. In: Mitteil. Naturhist. Museum Hamburg, Bd. 20, S. 289—309. VOLK, R. 1 903. Allgemeines über die biologischen Verhältnisse der Elbe und über die Einwirkung der Sielwässer auf die Organismen des Stromes. In: Mitteil. Naturhist. Museum, Bd. Id. - 1906. Studien über die Einwirkung- der Trockenpei'iode im Sommer 1904 auf die biologischen Verhältnisse der Elbe bei Hamburg. Ebendort Pnl. 23. - 1907. Mitteilungen über die biologische Elbuntersuchungdes Naturhistorischen Museums zu Hamburg. In: Verh. Naturwiss. Verein Hamburg (3), Bd. 15. (Dasselbe 1908 in Zeitschrift für Fischerei, Bd. 14.) - 1910. Die Bedeutung der Sielabwässer von Hamburg-Altona für die Ernähruno- der Eibfische. In: Fischerbote, Bd. 2. * WILHELM!. .1. 1914. Die biolog-ische Selbstreinigung der Flüsse. In: Weyls Handbucli der Hygiene, Bd. 2, S. 501-526, 2 Taf. Leipzig, Barth. - 1915. Kompendium der biologischen Beurteilung des Wassers. Jena. Fischer 66 S ZIKES. 1915. (^W^fl^-z-o//?».« Hr//rt«.s und Cy«./o//o-L« (?;-c//o/o;»«). Li: Gentralblatt. Bakterio- logie, Abt. 2, Bd. 43, S. 529 ff. Verzeichnis der Tabellen. Volksstärke der Copepoden oberlialb und unterhalb von Hamburg in den Jahren 1904^''*' und 1905 (nach VOLK 1906) Volksstärke von Coschwdlsrus und Euri/fniwra im Oberflächenplankton zwischen Hamburg- und Krautsand ^-9 Sommermittel der wichtigsten Bewuchsorganismen an sieben Hauptstationen des Hafeni für 1915 (nach Hentschel 1916 b) Protistengehalt des ein- bis dreitägig-ßn Bewuciises längs des Nordufers von Hamburg bis Neumühlen gQ Bewuchs von Cladothrlv auf dem Nord- und Südufer beim Elbtunnel nach drei Taoen 8':> Bewuchs von Cladothrix und Protozoen längs des Nordufers von Nienstedten bis Schle'ep- sand im Februar und März 1916 r,^ Bewuchs von Cladothrir innerhalb dreier Tage längs des Nordufers von Altona bis Blanke'- nese im April und Mai 1917 Bewuchs von rorticeUa spec. in neun im Abstände von je zwei Stunden 'im Oberliafen entnommenen Wasserproben o. Bewuchs in Wasserproben vom Nor.l- und Südufer beim Elbtunnel 90 Antho^>In/.ahe^vud^, in Wasserproben vom Nordufer zwischen Hamburg und Neumühlen 93 iiergehalt m 94 Bodenproben von je 250 ccm aus dem oberen Hafengebiet. . . 100 Tiergehalt m 50 Bodenproben von je Vio qm Flächeninhalt aus dem Hafengebiet... 110 Iiergehalt 111 97 Bodenproben aus dem Schorregebiet, auf je 100 .jcm berechnet. . . . 130 Iiergehalt m 21 Bodenproben aus dem flachen Wasser längs des Nordufers von Neu- muhlen bis Fährmannssand, berechnet auf 100 qcni I34 Die Stufen der Verunreinigung (nach Kolkwitz, Marsson. Mez und Wilhelm!) 164 68 IM E. HtMitsdiel. Zeirlieiierkliiruni; fur all«' TiilK-Uoii: Ein ruiikt bedeutet Felilfii der betreffenden Zahl, ein Strich Fehlen der betreffenden Ürgfanismen, eine Klammer Unsicherheit der Zahl. Durch die Buchstaben s., v., n. s., h., s. h., m. werden die Ausilrücke: selten, vorhanden, nicht selten, häufig, sehr häufis: »nd massenhaft abgekürzt. > bedeutet „größer als", < ..kleiner als", « „viel kleiner als" usw. Verzeichnis der Figuren. Seite 1. Kurven der Volksstärke von Coscinodisc)if< und Enrylnnora im Oberflächcnijlaiikton zwischen Hamburg und Krautsand 53 2. Kartenskizze der oberen Teile des Hafens mit den Stationen der Bewuchs- untersuchungen von 101415 W 3. Karte des Untersuchunirsgebietes von Buiitliaus l)is zur liähe mit den Verbreitungs- grenzen von Cordtjlophora und Drelasena 78 4. Kurven über den Bewuchs von Cladothrix und Anthophysu (letzterer in Aquarien- kulturen) für das Nordufer von Hamburg bis Neumühlen ". 81 5. Karte der Verbreitung der Sphaeriiden und Tubificiden im Gebiete der Kuliwärdcr Häfen 103 t). Hafenkarte mit Darstellung der Verbreitung der Bodentiere nach den Bodengreifer- fängen 115 7. Kurven zur Darstellung der Volksstärke, der Mannigfaltigkeit, des Höchstgedeihens und des Durchschnittsgedeihens in den 50 Bodengreiferfängen aus dem Hafengebiet 121 8. Kurven über die Verbreitung der Bodentiere auf Schnitten durch die Kuhwärder und Waltershofer Häfen 125 9. Kurve über die Volksstärke der Tubificiden längs des Nordufers der Elbe vom Over- haken bis zum Kaiser-Wilhelm-Kanal 133 10. Graphische Darstellung der Verbreitung der Sphaeriiden und Tubiticiden auf fünf je 1 km breiten Querstreifen durch das Verunreinigungsgebiet 137 Verzeichnis der Gattungs- und Artnamen. Seite Acineta grandis 7(> Anguilla anguilla 110, 112 Anodonta 158 Anthophysa 5G, G8, 81, 91, 93. 94, 160, 172, 185 „ vegetans 48, 82, 91, 92, 151, 160, IGl Asellus 109f., 112 Beggiatoa 147, 160 alba 148 Bithynia '.tlt, 110, 112 Bodo 47 Bosinina 48 ,, longirostris cornuta 48 Brachionus 54 Carchesium 170 „ lachmanni 71, 150, 160 l)ol\pinum 68, 71 f., 84, 91, 148, [150, 151 Chara 12S .Seite Chironomus 84. 99, 114, 159 ,, plumosus 159 Cladophora 83, 84, 146, 148, 150, 172 glonierata 83, 146 Cladothrix 68, 70, 72-74, 76f., 79-82, 84, [86—88, 91, 145—148. [170, 172, 185, 186 dichotonia 14.'), 161, 185 ( 'lathrocystis 46 Clonotlirix 68. 70, 72, 74 ( 'odonosi«a 68 Cohnidonum dichotomum 145 ('(.rdyloiiliora 65f., 68, 70, 72-74, 78, 86, [89, 94, 160f., 170—172, 186 lacustris 77, 83, 157, 158, 160 Coscinodiscus . .49f., 52—55, 172, 185, 186 Crenothrix 70, 74 1 »iatonia vulgare 83 Ergebnisse der biolugischeii Untersuchungen. 187 Seite Dreisseua G5f., 68, 72, 78, 86, 89, 94, 157, [161, 171, 185 polymorph.a 158, 160 Elodea canadensis 146 Epistylis spec. a 68, 70 f., 84, 151 Euryteniora...50f., 53—56, 139, 172, 185 f. ,, affinis 49 Gammarus 60, 70, 74, 97, 99—102, 109, 118, [125, 126, 130—132 „ zaddachi 110^ 112 Glossosiphonia Hg Hydra 75^ 80_ Hg Leptomitus 86, 160, 170 !. lacteus 148, 166 Lithoglyphus 1 10 112. 119 Lurabricillus lineatus 84, 160, 170 Lymnaea 99^ II9 ovata 110, 112 Melosira 54 Metacineta mystacina 71 16I Monas 47 Neomysis 60 vulgaris 109, 110, 112, 161 Oscillatoria 85, 149, 160, 170 ,, tenuis •. . . 150 Omerus eperlanus HO, 112 Paramaecium 47 Pisidium..97, 110, 112, 116, 119. 130—132 „ amnicnm 116 Seite Pleuronectes flesus no 112 Plumatella fungosa 68 70 Potaniogeton 128 Ehizoclonium 128 Rlioicosphenia curvata 8,3 Sphaerium 97^ 130-132 corneum .... HO, 112, 116, 119 lacustre uo, 112, 119 soliduni 116, II9, I6I Sphaerotilus 56, 84, 146—148, 170 »i^tans 145, 160 Stentor 68, 72. 74, 91 „ coeruleus 47 ,, roeselii 92 Thiothrix 84, 147 f., 160, 170 Tintinnidium 91 92 Trichophrya 68, 72, 76 Tubifex 97^ 170 „ tubifex 153 Unio 158 Vaginicola decumbens 80 Valvata 99, 110, 112, 119, 135 Vaucheria 128 Viviparus HO, 112, 119, 135 Vorticella campanula 80, 87, 91 f. „ microstonia 151, 152, 160 „ spec 90-92 Zoothaninium spec. a 87 „ b 68, 70-72 Verzeichnis der Ortsnamen. Das Verzeichnis gibt außer den bezüglichen Seitenzahlen den Stromkilometer an, in dessen Breite der Ort liegt, sowie nach Möglichkeit die Figur (Karte), auf der der Name am besten zu finden ist. Seite Alster, km 622, Fig. 3 62 Altenwärder, km 626/627, Fig. 3 38 Altona, km 624/625, Fig. 3. . .381, 53, 56, 76, [79, 80f., 82, 84, 88, 93, 100, 111, 116, [117, 124, 129, 146. 1.52, 168 f., 172, 182, 186 Altona-Fischraarkt, km 625.. 80, 100, 110 f., [116, 150 Altonaer Hafen, km 626, Fig. 6. . 93, 100, 108, [11 1 , 126, 128, 130, 148 f., 1.50, 156, 169, 174 Altonaer Landungsbrücke, km 625.. 80, llOf., [116, 169 Außenalster, km 622, Fig. 3 94 Athabaskahöft, km 628 II3 Baakenhafen, km 621, Fig. 6.. 100, 102, 105, [111, 120, 123 Seite Baumwall, km 623 77, 79, 160, 182 Bergedorf (km 601—603) 159 Binnenhafen, km 623, Fig. 6. . . 109, 114, 116, [118, 122, 156, 172 Blaukenese, km 634, Fig. 3. .38, 88, 94, 108, [130, 134, 138, 172, 186 Böhaken, km 635, Fig. 3 . .52, 132, 136, 138 Brooksbrücke, km 623 Hl Brunshausen, km 655 52—54, 152 Bunthaus, km 609, Fig. 3 38, 50, 185 ('ranz, km 635, Fig. 3 94, 113, 138 Dei(;htIior, km 621 51, 73 Dockenhuden, km 633 160 Eibbrücken (Hamburg), km 619, Fig. 6.. 38, [61, 100, 105, 108, 114 188 E. Hcntscliel. Seite Elbtimiiel, kiiH;i>4. Fifr. (i. .38. S2, 91 f.. 94, (110, 18G Ellerholzhafen. kinG24. Fif^. G. . 101. 112, 12.'5 Ernst August Kanal, km (]22 101 Eßflether Steindeicb, km (KiT. Fiir. 9... 131 Este, km G27. Fifr. 3.... 52-54, 94, 108 f., [113f., 116, 122 Fährkanal, km (523 77, 82. 101, 159 Fährbriicke, obere, bei St. Pauli, km 624. 80 Fährbrücke, untere, bei St. Pauli, km 624. 80 Fährmannssand. km 646 134, 135, 186 Falkenstein (unterhalb Falkenthal) . . 54, 86 [bis 88, 129, 130, 131, 134, 172 Falkeuthal. km 636. Fig. 3 78 Finkeuwärder, km 631. Fig. 3. .38f., 51 — 55, [108f., 114, 120, 132, 138, [152, 156, 159, 171, 173 Friedrichskoog, km 725 129, 141 Gasanstalt, km 622 157 Geesthacht, km 584—585 38 Geeststammsiel, km 624, Fig. 3 u. 6 Ost.. 39 Glückstadt, km 675. Fig. 9. .39, 51, 94, 129, [131, 141, 156 Grasbrookhafen, km 622, Fig. 6. .68, 72, 74; [bis 76, 100, 102, 105, [111, 120,123, 151, 171 Greevenhofkanal, km 623 101 j Greuzkanal, km 622, Fig. 6 111 Grenzsiel, km 625 39 Guanoflfth, km 623 101 Hafenstraße St. Pauli, km 624.. 128. 130, 150 Hamburg, km 618-624. .37—39, 47, 49—51, [56, 58, 60, 62, 66, 76, 80 f., 86, 128f., [139, 141, 156 f., 149—151, 154, 156-159, [165-168, 171, 173. 175 f.. 182, 185 f. Hanofer Sand, km 640. Fig. 3 52 Hansahafen, km 621, Fig. 6. .38, 60, 68, 71, [75 f., 106, 111, 118, 171, 172 Hanskalbsand, km 643, Fig. 3 38, 52 Harburg, km 612 (615/616 der Suderelbe- zählung) Fig. 3 38f. Hetlingfr .Schanze, km 650, Fig. 9. .129, 131 Hufekanal, km 617 100 Indiahaff-n, km 622, Fig. 6. .48, 60, 68. 71—74 Isebeckkanal (km 623) 60, 72, 94 Juels-Sand, km 653, Fig. 9 52, 131 Juelssteert, km 656 52 Kaiser Wilhflm Hafen, km 624, Fig. 6.. 101, [105, 112, 123 Seite Kaiscr-Wülielm-Kanal. km 697. .94, 133,185 Kanal li, Finkenwarder, km 631 52 Kanal C, Finkt iiwarder, km 631 52 Kanal D, Finkenuärder, km 632. .. 131, 132, [135 f., 138, 156 Kehrwiederspitze, km 623 77, 170 Köhlbrand, km 626, Fig. 3 u. 6. . 38, 61, 85, 98. [102, 105, 108f., 112, 114. 117 f., 120, 122 bis [124. 126, 138. 159, 170, 171, 175, 179, 1.82 f. Köhlfleth, km (626—630), Fig. 3 u. 6 . . 38, [112f., 124, 171, 172 Kohlenschiffhafen, neuer, km 625 — 626, Fig. 6 100. 102, 105 Kohlenschiffhafen, alter, km 625 101 Krautsand, km 672 132, 185 f. Krückau, km 663, Fig. 1 52 f. Kuhwärder Hafen, km 624, Fig. 6.. 38, 75 f., [93,101-105, 110—112, 118, [125 f., 138, 151f., 172, 185 Kuhwärder Vorhafen, km 625, Fig. 6 . . .99, [101, 102, 106, 117, 120. 167, 172 Lauenburg, km 570 94, 158 Luhe, km 646, Fig. 3 . . 38, 51 , 52- 55, 173, 185 Lüher Sand, km 649, Fig. 1 38, 52 Marktkanal, km 618, Fig. 6 100, 105 Mittelkanal, km 623 101, 170 Moldauhafen, km 620, Fig. 6. .99 f., 102, 105 f., [111, 114, 116, 120, 122, 123, 124, 172 Moorburg, km 625, Fig. 3 114 Müggeuburger Kanal, km 618 .... 100, lO») Müggenburger Schleuse, km616. .99, 104, 106 Mühlenberg, km 633. .52, 88, 110, 129, 132, [134, 156, 172 Mühlenberger Buhnenfelder, km 633... 130 Mühlenberger Loch, km 634 38, 52, 111 Neß (bei Finkenwärder), km 632.. 136, 138, [140 Neßhaken, km 633, Fig. 3. . 131, 132, 135, 136, [138, 156 Neuenfelde, km 633, Fig. 3 113 Neuhofer Kanal, km 624— 625 (Fig. 6). . 102. 1 [104-106 I Neumühlen, km 627, Fig. 3 u. 6. . 51, 55, 64. j [77, 79f., 82-86, 88, 91, 93, 110, 128, ' [129,130, 134, 141 f., 147, 150 f., 156, [159 f., 170, 172-174,176, 182, 185 f. Neustädter Neuerwegponton. km 623. .80, 93 ■ Nienstedten, km 6.32, Fig. 3 . . 52. 86—88, 1 10, [130, 131, 148. 149, 156-1.58. 172, 186 Ergebnisse der bioluyischen l'ntersucli 189 Seite Xorderelbe, km 610—025, Fig. 3 . . cJSf., 76, [105, 114, 117f., 124, 157, 171 Norderloch, km 623, Fig. 6 101 Nordersaiidfleth, km 628 101 Oberhafen, km 621, Fig. 2 u. 6 . .60, 68, 73, [75 f., 88, 90, 111, 118, [123,126,157,166,171,186 Oberhafenkaual, km 620, Fig. 6 38, 148 Oderhafen, km 623, Fig. 6 105 Övelgönne, km 628, Fig. 3 u. 6 141 Ortkathen, km 608 128, 156 Othraarsclien, km 627, Fig. 3 39, 130 Overhaken, km 607, Fig. 9 . . . 128, 130, 185 Pagensand, km 661—663, Fig. 9 ... 51, 131 Parkhafeu, km 628, Fig. 6 114, 117, 172 Parkhöft, km 628 113, 120 Parkhotel, km 630 . 60, 84, 88, 1 10,129 f., 159, 172 Petroleumhafen, alter, km 622, Fig. 6.. 111, [116, 123 Peutekanal, km 619, Fig. 6 100 Pinnau. km 660, Fig. 1 52 f. Querkanal, km 623, Fig. 6 111 Reiherstieg, km 623, Fig. 3 u. 6. . . 38 f., 72, [76, 83, 98 f., 101 f., 1031, 106, [109, 111,120, 159, 165, 171 f. Reiherstiegbrücken, km 622 (Fig. 6)... 104 Rhynplate, km 674 131 Rosenbrücke, km 623 80 Roßhafen, km 625, Fig. 6. . 101, 105, 108, 109, [112, 118 Roßkanal, km 625, Fig. 6 109 j Rothenburgsort, km 618, Fig. 2 u. 3 . . 68, 70 f., [74f., 77, 80, 88, 100, 128, 130, [157 f., 160, 168, 171 f., 183 Rugeuberger Hafen: km 626, Fig. 6 . . 109, 113 Saalehafeu, km 620, Fig. 6 106 Sandthorhöft, km 623. . .80, 82, 88, 93, 172 St. Pauli, km 624, Fig. 3 u. 6 . . 46, 68, 70—74, [76f., 79f., 82, 84f., 88, 118, 120, 128, [142, 146, 151 f., 157, 160, 168f., 172f., 176 St. Pauli-Fährbrücke, obere, km 623 80 St. Pauli-Fährbrücke, untere, km 624. . . 80 St. Pauli-Fischhalle, km 624.. 111, 124, 1.59 St. Pauli-Landungsbrücken, km 624 . . 38, 80, [84, 93, 150, 160, 174, 182 Sclianzengraben, km 624 lOOf.. 104 Seite Scheelenkuhlen, km 688, Fig. 9 94, 131 Schiffbauerhafen, km 623 100 Schleepsand, km 645, Fig. 3 . . .86—88, 129, [131, 134f., 158, 160, 172, 175, 186 Sclüeusentleth, km 622 loi Schulau, km 642, Fig. 3 .. .38 f., 51, 55, 86, [131, 134, 158, 160 Schwartau (bei Finkenwärder), km 632 132 Schweinesände, km 625—626, Fig. 3. . . 38, [54 f., 117 f., 138, 159 Schwinge, km 655, Fig. 1 52—54 Segelschiffhafen, km 621, Fig. 6 106 Spadenland, km 612—613, Fig. 3 46 Spreehafen, km 621—622, Fig. 6. .99 f., 106, im, 126, 172 Stichkanal, km 622 lOl Stoltenhörn, km 637 52 Störort, km 679, Fig. 9 131 Steinwärderkanal, km 623 101 Strandhafen, km 622, Fig. 6 100 Strandquai, km 622, Fig. 2. .68, 70, 74 f.. 79 f., [88, 110, 114, 116, 120, 122, 171 f! Stülckens Dock, km 623 157, 159 Süderelbe, km 610ff., Fig. 3. . 38 f., 50, 158f. Süderelbe, alte, km 625—632, Fig. 3 . . 38, [108, 1131, 122, 132, 1351, 159 Teufelsbrück, km 630, Fig. 3 .. 129, 130, 134, [141, 155, 160 Tinsdahl, km 639 l.34f. Travehafen, km 623. Fig. 6 101, 105 Twielenfleth, km 652 52, 54 Veddelkanal, km 622, Fig. 6 100, 105 Waltershofer Hafen, km 627, Fig. 6 . . 38, 108 f., [1131, 116—118, 1251, 138, 1591, 172, 185 Warwisch, km 604 1281 Wedel, km 642, Fig. 3 134 Wedeler Aue, km 643 171, 183 Werfthafen, km 625, Fig. 6... 100, 102, 105 Wilhelmsburg, km 613—621, Fig. 3 38 Wisch, km 645 52 Wittenbergen, km 638, Fig. 3.. 60, 77, 116, [120, 129, 132, 1341, 155—158, 160, 170, 182 Yachthafen, km 629, Fig. 6... 39, 113, 172 ZüUhafen, km 619 991 Zollkanal, km 622, Fig. 6 38 Inhalt. Seite Einleitung 37 A. Die biologischen Verhältnisse im Verunreinigungsgebiete 43 1 . Die Lebensgemeinschaften 44 a) Das Plankton 4;") b) Das Nekton 57 c) Der Bewuchs 62 il) Das Tierleben des Grundes 95 e) Das Leben im Schorregebiet 127 f) Das Leben im Strom als Ganzes (Zusammenfassung) 142 2. Leitorganismen : 143 a) Pilze {Sx'haerotilus nafans und (Jladothri.r dichoioma — Sclnvefel- bakterien — Lepiontiitis lacfeus) 145 b) Andere Pflanzen (Oscillatorien) 149 c) Protozoen (Carchesiio)! lachwanni — VorticeUa microsinuin — Anihoplii/fia vegeianH) '. \')Q d) Höhere Tiere (Tubificiden — Vordylophora Jacnstris — Drcissena iwlymorpha — Chironomidenlarven) 152 e) Zusammenfassung und Anhänge KJO B. Beurteilung des ^'e r u n r e i n i g u n g s z u s t a n d e s der Elbe 1(5 1 1. Allgemeine Grundsätze der biologischen Urteilsbildung 161 2. Urteil über die Verunreinigung der Elbe bei Hamburg 165 a) Natur und Ursachen der Verunreinigungen 165 b) Stärke und Ausdehnung der Verunreinigungen 167 c) Die Selbstreinigungsvorgänge im Niederelbegebiet 173 d) Die (iefährliclikeit der Verunreinigungen 175 e) Zusammenfassung des Urteils 182 Verzciclmis der angeführten Schriften 184 „ Tabellen 185 „ „ Figuren 186 „ „ Gattungs- und Artnamen 186 „ „ Ortsnamen 187 Eingegangen ;nii 1.. Juli 1917. Versuch einer Synopsis der Schlangenfamilie der Glauconiiden. Von F. Werner. Dei Gelegenheit der Bestimmung- einiger afrikanischer Glauconia-kYiew habe ich A'orerst für meinen eigenen Gebrauch die Besclireibungen aller seit dem Erscheinen von BOüLENdEKs Schlangenkatalog neu beschriebenen Arten zusammengetragen und versucht, mir ein Bild von der Art ihrer Zusammengehörigkeit zu machen. Da ich glaube, daß diese Arbeit, die ich dann noch weiter ausgebaut und durch Ausarbeitung einer Bestimmungs- tabelle erweitert habe, sich auch meinen Fachkollegen nützlich erweisen Avird, so gebe ich sie hier wieder. Dazu muß ich aber bemerken: Ich habe zwar im Laufe der Jahre Gelegenheit gehabt, eine ansehnliche Zahl von Glauconien zu untersuchen, aber nicht immer von der Selbständigkeit und von den Verwandtschaftsbeziehungen der einzelnen Arten eine richtige Vorstellung gewinnen können, sofern ich sie nicht eben selbst gesehen habe, und zwar deshalb, weil gewisse Merkmale in der Beschreibung der einen Art erwähnt, in der einer anderen aber iibergangen sind, ohne daß man sagen kann, ob dies deswegen geschehen ist, weil diese Merkmale bei der betreffenden Art nicht sichtbar sind oder deswegen, weil ihnen der Autor keine besondere Bedeutung beigelegt hat. Daher kann die Bestimmungs- tabelle auf absolute Verläßlichkeit keinen Anspruch machen, wohl aber wenigstens eine Vorstellung geben, wo man irgendeine vorliegende Art zu suchen hat. Ich habe den Stoff in folgender AVeise angeordnet: A. Alphabetisches Verzeichnis der Artnamen mit Literatui' und Fundoi-ts- angabe und Vermerk, mit welchen Arten die angegebenen dem Autor zufolge zunächst verwandt sind (für die seit BoULENGEEs Katalog beschriebenen Arten). B. Übersicht über die geographische Verbreitung. C. Tabellarische Übersicht der Körpermaße. D. Bestimmungstabelle. K. S3^stematisches Verzeichnis aller bisher beschriebenen und als selb- ständig betrachteten Arten mit der wichtigsten Literatur seit BOULENGEEs Katalog, Verbreitungsangaben und (für die seit den Cat. Sn. Brit. Mus. beschriebenen Arten) die Artbesclireibung. 192 F. Wcrucr. A. Alphabetisches Verzeichnis der seit 1896 beschriebenen Glauconia-Arten mit Literaturangabe. hoettf/cri W'Ell'SEli, Zool. An/. XXII. l. 116. — ? (vciw. hionilis). hniiIrn(/<-ri BOETT(;i-:i!. in: VOEI/rZKOW. Koise OstatVik;!. A\'iss. Krgobn. JIJ. Heft IV, r.>13. p. 354. Taf. 25. Fio:. 1. — Insel Manda (vorw. emiiii und hrnueri). hraueri STEHNFKLI». :\Iitt. Zool. Mus. Boilin. l'>d. V. liHO. p. 70. — Bao-a- moyO (vcrw. dis.-;n)li/ls). huiii BOULENGER, Ann. Maf>-. N. H. (7) XVI. Iii05. j). 17s. Südaiahion (verw. hlanfordi und imrsii). carffoni Barbour. Bull. Mus. Comp. Zool. Harvard Coli.. Cambridge, Mass. LI, Nr. 12. 1908. p. 31(3. — Amballa, Indien (vcrw. hlanfordi), d/ssecfn COPE, Amer. Naturalist XXX, 1896,p. 753. — Neumexiko ( vi^rw. duhis). ßifonn/s BorLENCER. Bull. Liverpool Mus. II. 1899, p. 7; Nat. Hist. Sokotra. p. S^. Taf. XI, Fig. 2. — Sokotra (verw. m.acrorliijnchm). f/asirü BOÜLENGER. Ann. Mus. Genova, Serie 3a, II (XLII) 19()(). p. 210. — Fernando Po und Kamerun (verw. sunderaJH). rjrfuUior BOULENGER. Ann. S. Afr. Mus. Pt. V, IX, 1910, p. 524. — Kap. hnmtdirostris^lKOLSKY. Ann. Mus. Zool.Ac. Imp. St. Petersb. X. 1905(1906), p. 286. Fig. 4—5. — Arabistan, Persien. lahia/is STERNFELD. SB. (4es. Nat. Fr. Berlin. 1908, p. 92. — Deutsch- Südwestafrika. laticeps NIKOLSKY. Ann. Mus. Zool. Ae. Imp. 8t. Petersl). X. 1905 (1906». p. 288. Fig. 6—7. — Arabistan, Persi(Mi. Jatifrom SXERXFELD, SB. Ges. Nat. Fr. Berlin. 1908, p. 94. latirodris STERXFELD in: Wiss.Erg. D. Zentr. Afr. Exp. 1907—1908, Bd. IV, Zool. II, Lief. 9. i). 264 (1912). — Tanganjika (verw. conjuncia). h.'pcci BOULEN(iER, Ann. Mus. Congo, Zool., Serie I, Mat. Faune Congo, Tome II, Fase. I, p. 8, Taf. III. Fig. 2. — Unterer Kongo. macnira BOULEN(iER. Bull. Liverpool Mus. II, 1899, p. 7 (/- brevicauda . . . macrura labialis emini fitzingeri nigricans .... filiformis .... latirostris ... fonjuncta ... youdoti distanti signata ffestrii 290 288 280 280 240 250 247 235 230 225 220 210 208 205 200 196 195 192 290 290 180 175 170 170 170 170 163 160 160 155 155 155 145 130 130 130 Versuch einer Synopsis der Schlangenfamilie der (Tlauconiiden. 195 Durchmesser Art in (Tesanitläuge Art Schwanzlänge in Gesamtlänge Art Länge 1 gestrii 38—43 sundevalli 42 dissimilis 42 macrolepis 41 braueri 40 reticulata 38 bilineata Sf! boulengeri 30 1 gestri 19—22 boettgeri 20 bicolor i 20— 2G goudoti 2] brevicauda 25—30 unguirostris .... 2G septemstriata ... 28 bicolor 125 lepezi , 125 bilineata 110 sundevalli 105 dissimilis 104 braueri 85 D. Bestimmungstabelle. 1. Kein Supraoculare. das Oculare von dem der anderen Seite nur durch ein einziges Schild g'etrennt 2 Supraoculare vorhanden, das Oculare von dem der anderen Seite durch drei Schildchen getrennt 5 2. Durchmesser 65 — lOOmal in der (resamtlänge enthalten 3 „ nicht über 55mal in der Gesamtlänge enthalten ... 4 3. Vorderes Supralabiale vorhanden hoettgeri „ „ fehlt labialis 4. Vorderes Supralabiale erreicht das Auge; Oberseite einfarbig. . hnmilis „ „ „ nicht das Auge; Oberseite mit sieben dunklen Linien septemstriata 5. Oculare erreicht nicht den Oberlippenrand 6 „ „ den Oberlippenrand zwischen zwei Supralabialen 8 G. Vier Supralabialia, das vierte am größten hiJincata Drei Supraocularia 7 7. Zweites Supralabiale das größte; Schwanz mehr als dreimal so lang A\'ie breit dissimUis Drittes Supralabiale das größte; Schwanz kaum doppelt so lang wie breit braueri 8. Oculare vom unteren Teil des Nasale durch zwei Supralabialia getrennt 9 Oculare vom unteren Teil des Nasale durch ein Labiale getrennt 13 9. Supraoculare groß, so groß wie die folgenden Kopfschilder 10 „ klein 11 10. Nasale halbgeteilt sundevalli „ geteilt gestri 11. Zweites Supralabiale klein, nicht größer als erstes hicolor „ „ größer als erstes 12 u* 2i)(3 K. Wiiiifv. 12. Zweites Su[)r;ilabiale eneic-lit iiiclit das Aii^e )nacroIepis (las Au-e \myopka y (hssecta 13. Schnauze hakig' geholfen, nuten tiach oder konkav 14 einfach abgerundet, nicht hakig 20 14. Durehmesser 100— 140nial in (lesanitlängc ontlialten 15 weniger als lOOnial in (lesamtlänge entlialton 1() 15. Schnauze abgerundet. Kostrale leicht bis zur \'eibindungslini(' dei' Augenvorderränder macrorliynchufi Selinauze etwas zugespitzt. Kostrale reicht nicht l)is zwischen die Augenvoi'derränder ßliformis 16. Nasale halbgeteilt, Durchmesser 76 — 81nial in (Tesamtlänge ent- halten hamniirosiris Nasale geteilt. Durchmesse!' nicht über 65nial in (lesamtlange enthalten 17 17. Rostrale reicht iiber die Verbindungslinie der Augen hinaus; Durch- messer über 60mal in Gesamtlänge enthalten. Scliwanzlänge 12- bis 16mal 18 Kostrale reicht nicht über die Augen hinaus; Durchmesser nicht über 50mal in Gesamtlänge enthalten 19 18. Schnauze schai'tkantig; Färbung lichtbraun rosfrata ,. abgei'undet ; ,. schwarz distanti 1 V». Rostrale reicht nicht bis zwischen die Augen ; Schwanzlänge 5 — 7mal in Gesamtlänge enthalten macrura Rostrale reicht bis zwischen die Augen; Sclnvanzlänge 26mal in Gesamtlänge enthalten /inf/u/rosfris 20. Vorderes Supralabiale en-eicht das Auge ganz oder nahezu .... 21 „ ,. ,. nicht das Auge 23 21. Vorderes Labiale breiter als der Unterrand des Oculare .... affinis „ .. schmäler als der Unterrand des ( Jculare 22 22. Nasale vollständig geteilt nlhifrous „ halbgeteilt yumloii 23. Supraoculare Oi^eist) fast doppelt so breit wie lang, dahinter ein oder mehrere quer erweiterte Schildchen 24 Sui)raoculare (meist) klein, keine erweiterten Schildchen dahinter 30 24. Nasale halbgeteilt; Schuppen Aveiß gerandet xajnafa ,. geteilt; Schu])pen meist ohne helle- Ränder 25 25. Kopf bi-eiter als der folgende Runii)fabschnitt; drei quer erweiterte 'Schildchen hinter dem Supraoculare hifirr-p^i Kopf nicht merkbar verbreitert; zwei oder ein verl)reitertes Schild- chen hinter dem Supraoculare 2(5 26. Kostrale reicht bei weitem nicht bis zwischen die Augen; Durch- messer 30mal in Gesamtlänge enthalten ; Oberseite bleigrau . . houlenyeri Versuch einer Synopsis der Schlangenfaniilie der Glaucouiiden. 197 Rostrale erreicht fast die Verbindungslinie der Augen oder darüber hinaus; Durchmesser über 50mal in Gesamtlänge enthalten; Ober- seite tiefbraun oder schwarz 27 27. Kostrale erreicht nicht ganz die Augenverbindungslinie; ein ver- größertes Schiklchen liinter dem Supraoculare; Durchmesser öOmal in Gesamtlänge enthalten e„j^-.,^^- Rostrale erreicht Augenverbindungslinie oder darüber hinaus ... 28 28. Ein vergrößertes 8childchen hinter dem Supraoculare, das der andern Seite fast erreichend ; Rostrale weit über die Augenverbindungs- linie hinausreichend latirosh-is Zwei vergrößerte Schildchen hinter dem Supraoculare 29 29. Rostrale erreicht Augenverbindungslinie; Durchmesser öOmal in Gesamtlänge enthalten lepezi Rostrale reicht über Augenverbindungslinie hinaus; Durchmesser wenigstens 80mal in Gesamtlänge enthalten merkeri 30. Rostrale reicht bis zur Verbindungslinie der Augenhinterränder oder darüber hinaus 31 Rostrale erreicht nicht die Verbindungslinie der Augenhinterränder 33 3 1 . Vorderes Supralabiale vorhanden ; Schuppen nicht mit hellen Rändern 32 ,r ,. fehlt; Oberseite hellrot, Schuppen mit weißen Randern scutifrons 32. Durchmesser 60— 80mal in Gesamtlänge enthalten, Schwanzlänge 12-20mal latifrons Durchmesser 45— 60mal in Gesamtlänge enthalten, Schwanzlänge ' 12mal co7v}imda 33. Vorderstes medianes Ivopfschild bedeutend länger als breit, .dimidiata " » » nicht oder w^enig länger als breit 34 34. Durchmesser weniger als 60mal in Gesamtlänge enthalten 35 „ 60 — llOmal in Gesamtlänge enthalten 42 35. Erstes Labiale kleiner als der untere Teil des Nasale 36 so groß wie der untere Teil des Nasale ; sechs Sub- labialia 4.J 36. Schwanzlänge 25— 30mal in Gesamtlänge enthalten hnrkrmda bis 20mal „ „ „ 37 37. Schwanzlänge 8 — 13mal in Gesamtlänge enthalten 39 15-20mal „ „ „ 38 38. Schwanz ohne Stachel didcis mit starkem Stachel Jmrii 39. Supraoculare groß nursii „ klein 40 40. Dunkelbraun bis schwarz; Schuppen mit hellen Rändern., nigncans Lichtbraun, Schuppen ohne helle Ränder carltoni 19S ''• ^Venicr. 41. Durchmesser 38mal in Gesamtlänge cntlialton; Schuppen weiß gesäumt rcf/cii/afa Durchmesser 4*. 'mal in (Gesamtlänge enthalten; Schuppen einfarbig braun narirostris 42. Nasale iialbgeteilt 43 ,. geteilt 44 4:5. Purstes 8ui)ralabiale nicht ein Aiertci des zweiten cairi ,, ,, fast halb so groß wie das zweite ... fifzingeri 44. Ko.strale fast doppelt so breit wie das Nasale hlfinforfli „ nur wenig breiter als das Nasale Jowjicanda E. Systematisches Verzeichnis der Arten ^). 1. Glauconla boettgeri Werner 1899. Schnauze abgerundet; keine Supraocularia. (bilier ti'cinit nur ein Schild die Ocularia auf der Oberseite des Kopfes. Rostrah; hinten abgerundet, etwa Va der Kopfbreite einnehmend und fast bis zwischen die Augen reichend. Nasale vollständig geteilt, das Na.senloch nahe dem Rostrale. Oculare erreicht den Oberlii)penrand zwischen zwei Supralabialen, deren vorderes elienso hoch, aber schmäler als das hintere ist; vier Unterlipi)eH- scliilder. Durchmesser des Körpers 75mal in der Totallänge enthalten, Schwanzlänge 20mal. Oberseite einfarbig rotbiaun, unten etwas heller. Habitat? — Totallänge 225 mm, Schwanz 11 mm, Durchmesser 3 mm. Ich habe diese Art damals mit den beiden amerikanischen Arten /iiiniilis und scpfenibfnata verglichen, da mir um diese Zeit keine andere Art aus der Gruppe ohne Supralabialia bekannt war; sie steht aber wohl der afrikanischen Jahial/s zunächst, mit der ich sie auch (in SCHÜLTZE. Erg. J'^orschungsreise Südafrika. Veitebrata R. 11)10. p. S4 j.Jena, Denkschr.. p. 354]) vereinigt habe, ^\'enllgleich ich aber noch immer der Ansicht bin. daß die beiden Arten nebst /af/fn/jis und sctif/J'r(»is in densell)en Fornien- kreis gehören, so will ich sie trotzdem, da die ^Merkmale doch eine scharfe Scheidung gestatten, als besondere Arten hier aufführen. 2. Glauconia labialis Sternfeld 1908. ,.Schnauze gerundet ; keinc^ Supraocularia, Ocularia auf dem Scheitel durch ein einziges Schild getrennt. Rostrale sehr groß, bis iiinter die Augen sich eistreckend. Nasale völlig geteilt. Oculare an den Jjppen- rand stoßend, zwischen dem hinteren Nasale und einem großen J^abiale. Kein vordere.s, oberes Labiale. Durchmesser etAva ()5mal in der Länge •) In den nachfolgenden Beschreibungen ist die Zalil der S« liuiipenreihen um den Körper, die ausnahmslos 14 beträgt, weggelassen. Versuch einer 8ynoi)si.s der Schlang'eiifamilie der Glauconiiden. 199 enthalten, die Scliwanzlänge 15mal. Oberseite bräunlich, die Schuppen hell gerändert, Unterseite weißlich. Länge 17 cm. p]in Exemplar. Outgo (Deutsch-Südwestafrika). Dr. Dempwolff." Spätere Angaben: Werner, Mitt. Naturhist. Mus. Hamburg XXVI, 1909, p. 210. Es wird ein Exemplar erwähnt (Deutsch-Siidwestafrika, oline nähere Fundorts- angabe), das bei 101 mm (icsamtlänge 1 mm im Durchmesser hat. Werner in : Michaelsen, Land- u. Süßwasserfauna Deutsch-Südwest- afrikas, Rept. u. Ami)h., 1915, p. 356. Es wird ein Exemplar von Tsumeb, Deutsch-Südwestafrika (leg. MICHAELSEN) erwähnt mit 106 mm Gesamtlänge, 1 mm Durchmesser. Sternfeld in .- Fauna d. deutschen Kolonien, Reihe IV: Heftl, 1910, p. 14. 3. Glauconia humilis (Baird et Girard 1853). BOULENGER, Cat. Siiakes I, IS'JS, p. 70 ; III, 19UG, p. 5i>l. Van DenburGH, Occ. Pap. Calif. Acad. Sc. V, 1897, p. 150, Fig. (Siagonodon). COPE, Rep. U. S. Nat. Mus., 1910, p. 719, Fig. 144. MOCQUARD, Nouv. Arch. Mus. Paris, i" Serie, Mem. T. I, p. 315. Arizona, Kalifornien, Niederkalifornien, Presidio, Guanajuato, Colima, Chihuahua, Mexiko. — Länge 302 mm. 4. Glauconia septemstriata (Schneider 1801). BOULENGER, t. C. p. 71. Fundort: ? — Länge 2iiial in der i.än^c enthalten; Schwanz sehr kurz, kaum doppelt s(» lan^' wie breit, (lesanitlänge 83 mm. Ein Kxemjdar. Bagamnjo (Deutsch- Ostafrika), leg-. Hauptmann LAXGHELD." 8. Giauconia sundevalli (Jan 1862). HOlLKNciEK, t. r. p. (iö. Sternfeld, Mitt. ZooI. Mus. Berlin IV, mos. p. 'ilo. Togo, Westafrika. -- Länge 10.'') nun. 9. Giauconia gestri Boulenger 1906. ,.Schnauze abgerundet; Supraoculare vorhaiulen. fast doppelt so breit wie lang, fast so gi"oß wie das Oculare und in Kontakt mit dem zweiten Labiale; Rostrale nicht viel breiter als das Nasale, nicht bis zum Niveau der Augen sich erstreckend, die sehr undeutlicii sind; Nasale geteilt; Oculare den Lippenrand en-eichend; drei Labialia, zwei vor und eins hinter dem Oculare; zAveites Labiale nahezu so groß wie das Oculare, fünf untere Labialia. Durchmesser des Körpers 38 — 43mal in der Gesamtlänge ent- halten, Schwanzlänge 19 — 22mal. Dunkelbraun oben, hellbraun unten; Schwanzende Aveißlicli.*' Länge ISO nini. Fernando l'o (Basile und Musola, 400— 70U m). Kamerun (Buca, 900—1200 m). 10. Giauconia bicolor (Jan 1860). Boulenger, t. c. p. 69. Sternfkld, Mitt. Zool. Mus. Berlin IV, li)08, p. 210. Togo, Goldküste. — Länge 125 mm. 11. Giauconia macrolepis Peters 1857. BuI:LENGER, t. e. 1). tv.t. Venezuela. — Länge 290 nun. 12. Giauconia dissecta Cope 1896. Coi'E, Kep. r. S. Nat. Mus. 1898 (1900), p. 716, V\ix. 142. „Nasale vollständig geteilt, Rostrale hinten abgerundet, die Augen- (verbindungsllinie erreichend. Zwei Tjabialia vor dem Oculare, das vordere das Auge eneichend. Frontal- und Supraorbitalschui)pe kleiner als die hintei- ihnen gelegenen. Das Auge liegt dicht am Nasale und entfernt vom Supraoculare. Postoculare das letzte Labiale erreichend und hinten durch drei ungefähr gleiche Schuppen. Untere Labialia fünf, das zweite doppelt so groß als eins der anderen, das vierte eben die ]\Iundspalte erreichend und flas fünfte sehr klein. Ein großes Präanalschild. Schwanz unter- Versuch einer Synopsis der Schlangenfaniilie der Glauconiiden. 201 seits abgeplattet, in der Gesamtlänge ungefähr 18nial enthalten. Färbung sehr lichtbraun oben, weißlich unten." Lake Valley, Südneumexiko. ^ Länge 235 mm. Diese Art kann nicht, wie COPE meinte, mit G. dukis, sondern nur mit G. niyopica verglichen werden, der sie äußerst nahezustehen scheint. Das Vorhandensein eines großen Präanalschildes und die Abplattung des Schwanzes auf der Unterseite wären die einzigen Unterscheidungsmerkmale, wenn sie bei myopka nicht zutreffen sollten. 13. Glauconia myopica (Garman 1883). BOULENGEB, t. C. p. 69. Mexiko. — Länge 200 mm. 14. Glauconia macrorhynchus (Jan 1862). BOULENGER, t. C. p. 61. Jaquet, Bibliogr. Anat. IV, p. 79 {algeriensis). Wall, Journ. Bombay N. H. Soc. 1908, p. 796. Biskra, Algerien; Sennaar; Euphrat; Persien. 15. Glauconia filiformis Boulenger 1899. „Sehr nahe verwandt G. macror]ujnv]i)i>< JAN. mit der sie in der sehr vorspringenden hakigen Schnauze, der Zahl und Anordnung der Kopf- schilder und der sehr schlanken Gestalt übereinstimmt. Sie unterscheidet sich durch die mehr zugespitzte Schnauze und durch das nicht bis zum Niveau der Augen reichende Eostrale. Durchmesser des Körpers 100- bis UOmal in der Gesamtlänge enthalten, Schwanzlänge 13mal. Schwanz- stachel klein." Sokotra, 350—2500'. ~ Länge 155 mm. 16. Glauconia hamulirostrls Nikolsky 1905. „Kopf nicht breiter als Körper, Schnauze stark vorspringend, zu- geschärft'), etwas hakig nach unten gebogen. Rostrale unten Avenig konkav, Nasenlöcher nach unten und vorn gerichtet; Breite des Rostrale größer als ein Drittel der Kopfbreite, sein Hinterrand eine die Vorder- ränder der Augen verbindende Linie erreichend. Nasale den Mundrand erreichend, halbgeteilt, seine Naht das erste Supralabiale erreichend, die oberen Ränder der Nasalia beinahe in Berührung miteinander^), Oculare zwischen erstem und zweitem Supralabiale den Mundrand erreichend, fast so breit wie das Nasale; zwei Supralabialia. das erste klein, subhorizontal. ') So übersetze ich in diesem Falle „acuminatus", da eine Zu.spitzung- der Schnauze, etwa wie bei filiformis, aus der Abbildung nicht ersehen werden kann. ^) Stimmt nicht mit der Abbildung:! •)(}■) F. AVenior. V(tn der Seite fast nicht sichtbar; sein obeier lAaiid mit dein Unterrande dos Nasenloches fast in derselben Linie liegend: zweites Supralabiah' p:roß. sein oberer Rand die Mitte der Entferniuifi: zwischen Ange und Nasenloch in horizontaler Linie erreichend; Augen deutlich durchscheinend, obere Kni)fschuppen den Köi'iJerschuppen älinlich (aber nach der Abbildung 4 (|uer erweiterte Schildchen hinter dem Supraoculare, von denen der anderen Seite durch eine Schupi)enlängsreilie getrennt. W.). Infralabialia fünf bis sechs; Körperdiu-chmesser 76 — 81mal in der Länge enthalten, Schwanz- lange G'/o — 9mal; Schwanz mit feinem Stachel; Präanalschild fast so breit wie fünf Ventralschuppen; P'ärbung oben und luiten bleich gelblichgrau oder erdgrau. Ihm Jungen gelblichweiß.'" Arabistan. i'ersien. — Länge 288 nun. 17. Glauconia rostrata (Bocage 1886). BorLEN'KKR, t. c. p. 1)2. Benguela, Angola. — Länge lli2 mm. 18. Glauconia distanti Boulenger 1892. BOL'LEXiiEK, t. c. p. (>2; Aim. Xatal Guv. Mus. 1, .'J, H)U.s, p. 227; Ann. S. Afr. Mus. V, Part IX, 1910, p. 500. Zululand. Natal, Transvaal, Südrhodesia (Betschuanaland), Britisch- Zentralafrika. Länge 130 mm. 19. Glauconia macrura Boulenger 1899. Glauconia lougkaidla BulLEXGEK (nee Tetehs). Bull. Jviveipool Mus. II. isy9, p. 7. ..Schnauze zugespitzt, stark vorspringend, schwach hakig; Supraoculare vorhanden; Rostrale mäßig groß, nicht bis zum Augenniveau sicherstreckend, sein oberer Teil etwas länger als breit ; Nasale vollständig zweigeteilt, der untere Teil sehr klein; Oculare den Lipponrand erreichend, zwischen zwei Labialen, deren vorderes sehr klein ist; fünf untere Labialia. Durchmesser des Körpers 40 — 48mal in (lesamtlänge; Schwanzlänge 5— 7mal. Schwanz- stachel stark. Oben braim, unten weiß." Sokotra. 850^2500'. — Länge 17«) mm. 20. Glauconia unguirostris Boulenger 1902. Schnauze v(»rs]>iingend. hakig, mit scharfer horizontaler Schneide; Supraoculare vorhanden; Kostrale breit, hinten abgestutzt, dieVerbindiuigs- linie der Augenvorderränder erreichend ; Augen vollständig deutlich . Nasale vollkommen zweigeteilt: Oculare den Lippenrand ei-ieicheiid. zwischen zwei Labialen. Körperdurchmesser ungefähr r)Umal. Scliwaiizlänge 2(5mal in Gesamtlänge enthalten. Bleichbraun oberseits. weiß unterseits. Cruz del Eje, Argentinien. — Länge 180 mm. Versuch einer Synopsis der Schlangenfaniilie der (ilauconiiden. 203 21. Glauconia affinis (Boulenger 1884). BüULEXGER, t. c. p. 62, Taf. III, Fig. 7. Venezuela. — Länge 205 mm. 22. Glauconia albifrons (Wagler 1824). BOULEXGER, t. C. p. 63; t. III, p. 591. Peracca, Boll. Mus. Torino, Vol. X, 1895, Nr. 1!I5, p. 13; Vol. XII, 1897, Nr. 274, p. 9; Vol. XIX, 1904, Nr. 460, p. 7. Werner, Abt. Br. Mus. Dresden, 1900/01, Bd. IX, p. 6. Werner, Mitt. Naturhistor. Mus. Hamburg- XXVI, 1909, p. 210. Barbour, Mem. Mus. Comp. Zool. Harvard Coli., Cambridge, Mass. XLIV, 1914, p. 324 {Leptüiijphlops). KOSLOWSKY, Eev. Mus. La Plata, 1895, p. 11. Tropisches Amerika: Antillen (Watlings Island, (4ranada, Antigua, Swan Islands), Mexiko, Trinidad, Venezuela, Guyana, Brasilien, Peru, Paraguay, Uruguay, Bolivia (Yungas 1800— 2000 m), Argentinien. — Länge 375 mm. Var. i-uhrolitirnfa Wern. von Lima, Peru. 23. Glauconia goudoti (Dumeril et Bibron 1844). Boulenger, t. c. p. 64. Tal des Magdalenenstromes, Kolumbien. — Länge 145 mm. 24. Glauconia signata (Jan 1862). Boulenger, t. c. p. 64. Sternfeld, Mitt. Zool. Mus. IV, 1908, p. 243. Tabora, Deutsch-Ostafrika, und IvibAvezi, Britisch-Ostafrika. — Länge 130 mm. 25. Glauconia laticeps Nikolsky 1905. „Kopf deutlich breiter als der Hals; Schnauze vorspringend, ab- gerundet, nicht abwärts gebogen; Rostrale unten konvex, Nasenlöcher nach vorn und seitlich gerichtet; Kostrale fast einem Drittel des Kopfes an Breite gleichkommend, sein Hinterrand eine die Mitte der Augen verbindende Linie erreichend; Nasale halbgeteilt, seine Naht das erste Supralabiale erreichend; Oberränder der Nasalia voneinander weit ge- trennt; Oculare den Mundrand zwischen dem ersten und zweiten Supra- labiale erreichend; in der Breite fast dem Nasale gleichkommend; zwei Supralabialia, das erste viel größer als bei Gl. Immulirostris, fast vertikal, von der Seite sichtbar, sein oberer Rand die Höhe des Oberrandes des Nasenloches erreichend; zweites Supraoculare doppelt so groß wie das erste, sein Oberrand bis zwischen den oberen Rand des Nasenloches und das Auge reichend; Augen deutlich durchscheinend, Schuppen der Kopf- oberseite den Rumpfschuppen ähnlich (aber nach der Abbildung die di'ei 204 ^- ^Verner. ersten liiiitcr dem Sniiraociilan' wie bei InmudiroxiriK f|iiei- erweitert, durch eine Sehupitenlän<:sreihe von denen der anderen Seite j;-etrennt!). Jnfralabialia finif; Durchmesser 54 — 56mal in dlesamtlänge enthalten, Schwanzlänge ö'Anial; Färbung oben erdgrau, unten wenig heller; .Tunge gelblich weiß." Arabistan, Siidwestpersien. - - Länge 247 nun. 26. Glauconia boulengeri Boettger 1913. „Verschieden von (i. imini Bl.i.i;. durch viel küizeren Körper (Durch- messer zu Gesamtläug"e wie 1:30). kürzeren Schwanz (1:11) und die Färbung. Schnauze gerundet; Suju-aoculare groß, iVsnial so lang wie breit; hinter ihm ein einzelnes, sehr großes Querschild; Rostrale ein wenig breiter als das Nasale, hinten lange nicht 'ois zum Niveau der Augen reichend; Nasale vollständig geteilt, oben auf dem Kojjfe bemei'kenswert hochgezog'en, das der einen Seite dem der anderen auffallend nahegerückt; Oculare die Lippe einfassend zwischen zwei Labialen, von denen das vordere in der (iröße ungefähr dem unteren Teile des Nasale gleich- kommt. Auge sehr deutlich. Fünf bis fünf Infralabialia; Durchmesser des Körpers 30mal in der Totallänge; Länge des Schwanzes Vn. Oben hell bleigrau, an den Seiten allmählich in das Weiß des Bauches übergehend." Insel Manda, Britisch-Ostafrika. — Länge 110 mm. 27. Glauconia emini Boulenger 1890. BOULKNGER, t. c. II. (U; Ami. Mus. (ienova lltOi), j). 311: Ulli, ii. 1G4. Sternfelü, Mitt. Zool. Mus. Berlin IV, 1908, p. 239, 242: Wiss. Erg. D. Zcntr.-Afr.- Exp. 1907—1908, Bd. IV/II, Lief. 9, 1912, p. 264. BoETKiKK in: Reise Ostafrika 1903-190.'). Wiss. Erg., Bd. III, p. .351, Taf. 25, Fig. 2. Zentralafrika (Victoria Niansa, Kiwu-See, Tanganjika); Uganda, Somali- land, Abessinien, Schoa; Lisel Pemba, Ostküste von Afrika. 28. Glauconia latirostris Sternfeld 1912. „Schnauze abgerundet, nicht übeiiiängend ; IMäoialregion leicht konkav. Nasale völlig geteilt, vom unteren Teile des Ocnlarschildes durch ein sehr kleines Labiale getrennt. Die Ocularia werden auf dem Scheitel durch drei Schilder voneinander getrennt. Das Eostrale ist außerordentlich groß und reicht nach hinten weit über die Höhe der Augen hinaus. Das Supraoculare ist klein, das hinter ihm liegende Schild ist viel größer und stößt mit seinem Partner auf der Gegenseite beinahe zusammen. Das Ocnlai'schild berührt in ganzer Breite den Lippenrand, begrenzt von zwei Labialen; fiuif untere Lippenschilder. Der Durchmesser des Köipers ist etwa 55mal in der Länge enthalten, die Schwanzlänge nngefähi- 13mal.'' Versuch einer Synopsis der Schlangenfaniilie der Glauconiiden. 905 „Die Färbung- der Oberseite ist ein tiefes Braun. Die Bauchseite ist erheblich heller gefärbt als der Rücken, licht graubraun, die einzelnen Schuppen hell gerändert." Nordwestufer des Tanganjika. — Länge 155 mm. 29. Glauconia lepezi Boulenger 1901. „Die Schnauze ist abgerundet; das Supiaocularscliild ist großer als das Frontale, breit in Berührung mit dem Rostrale und gefolgt von zwei Paaren von viel größeren Schildchen (d. h. jedes Supraoculare, so- viel aus der Abbildung ersichtlich, von zwei hintereinanderliegenden, stark verbreiterten Schildchen. — W.). Das Rostrale ist doppelt so breit wie das Nasale, erstreckt sich nach hinten bis zwischen die Augen, die sehr deutlich sind; das Nasale ist geteilt, viel schmäler als das Oculare; dieses berührt die Lippe zwischen zwei Labialen, von denen das vordere sehr klein ist, kaum so groß wie der untere Teil des Nasale; es sind fünf untere Labialia vorlianden. Körperdurchmesser ist 50mal in der Gesamtlänge enthalten, die Länge des Schwanzes neunmal. Schwärz- lichbraun oben und unten; Lippen und Kinn weiß." Diese Art ist sehr charakteristisch dui-ch das große Rostrale, das mit dem Supraoculare eine breite Sutur bildet. Zambi, Unterer Kongo. — Länge 125 mm. 30. Glauconia merkeri Werner 1909. „Verwandt O. emini Gthr. Schnauze abgerundet; Supraocularia groß, fast doppelt so breit wie lang; hinter jedem zwei große, quer erweiterte Schildchen. Rostrale groß, wenigstens doppelt so breit wie ein Nasale, über die Vei-bindungslinie der Augen nach hinten hinaus- ragend. Nasale vollständig geteilt; Oculare zwischen zwei Labialen den Oberlippenrand erreichend. Färbung schwarz. Durchmesser 80 -87mal, S(;hwanzlänge IIV2— 13\''2mal in der Totallänge (160—175 mmj enthalten." Moschi, Kilimandscharo, Deutsch-Ostafrika. — Länge 175 mm. 31. Glauconia scutifrons (Peters 1854) Sternfeld; non BIngr. Peters, Mon. Ber. Ak. Wiss. Berlin 1854, p. 621, 1865, p. 261, Taf., Fig. 5: Reise Mossambique III, 1882, p. 104, Taf. XV, Fig-. 4. Sternfeld, SB. Ges. Nat. Fr. Berlin 1908, p. 94. NIEDEN, 1. c. 1913, p. 449. Werner, Mitt. Naturh. Mus. Hamburg XXVI, 1909, p. 210. Penacca, Boll. Mus. Torino, Vol. XI, 1896, Nr. 255, p. 2. Kein vorderes Supralabiale; Körper sehr schlank, sein Durch- messer 70— lOOmal in der Länge entluilten; die Schwanzlänge 12— ]5mal. Färbung der Oberseite hellrot, mit breiten weißen Schuppenrändern. Unterseite weiß. 20ß F. ^^'t'l•m'l•. Deutsch-Südwestafiika : Omaiiini, otjimbiiigue, Kuibis; Kapkoloiiie, Xatal, Transvaal, Südrhodesia, Bi-itisch-Zentialafiika. Mozanibique. — Länge 210 mm. 32. Glauconia latifrons Sternfeld 1908. GhiKCOuia aciitifrous Kmi.KNiiKK. Cal. Su. I, \>. tis. Das .sehr große imd breite Schnaiizenscliild ragt iiaeli liiuten über die Höhe der Augen hinaus. Dei' Korpei' ist sdilank. 00 — HOmal länger als diek, 12 — 20mal so laug wie der Schwanz. Voi'deres Supralabiale vorhanden. Färbung braun odei' schwarz oben, weißlich unten. Deutsch -Südwestafrika: Damaraland. \\'indhuk, Outjo. Gobabis; (Angola?). — Länge 230 nun. 33. Glauconia conjuncta (Jan 1861). BorLKNOER, t. c, 1). (57: Ann. Natal Gov. Mus. I. 8. IttOH. \). 22S: Ann. S. Afr. Mu.s. V, Part. IX, 1910, p. bOO. Stkrnfrli», Mitt. Zool. Mus. Berlin V, 1ÜÜ8, \k 210. ROUX, Zool. Jahrb. Sy.st. XXV, Ut()7, p. 7:53. Süd-, West- uiul Ostafrika: Zuhilaud. Xatal. Basiitoland, Tiansvaal; Togo. — Länge 160 mm. 34. Glauconia dimidiata (Jan 1862). BdlLKWiKH. t. f., \>. (J4. Brasilien. — Länge 280 nun. 35. Glauconia brevicauda (Bocage 1887). BOULENOER, t. C, 1). 67. Westafrika: Dahoniey und Aschanti. — Länge 170 mm. 36. Glauconia duicis (Baird et Girard 1853). BOULENOER, t. V.., \>. »15. COPE, Kep. U. S. Nat. Mus. lOOO, p. 717, Fiy-. 14:3. KIdiida. Texas, Xeumexiko; Xuevo Leon, Mexiko. — Länge 220 mm. 37. Glauconia burii Boulenger 1905. „Kopf nicht breiter als Hals; Schnauze abgerundet; L'ostrale breit, mehr als halbe Kopfbreite, bis zwischen die Augen reichend; Xasale vollständig geteilt, in Kontakt mit dem Lräfrontale; Supraoculare vor- handen, etwas grüßer als das Frontale; kein vergrößertes Parietale; Oculare den Lippenrand erreichend zwischen zwei Labialen, deren erstes sehr klein und kaum luiher als breit ist. Kiirperdurchmesser 52mal in der Gesamtlänge enthalten, Schwanzlänge 5V:nnal. Sclnvanzstachel stark. Oben hellbraun, unten gelb." Versuch einer Sj-nopsis der Schlangenfamilie der Glauroniiden. 207 El Kubar, Ober-Huschabi. Grenze von Yemen (Südarabien). — Länge 210 mm. 38. Glauconia nursii Anderson 1896. BOULENüER, Cat. Snakes III, 189G, p. 591. Aden. — Länge 250 mm. 39. Glauconia nigricans (Schlegel 1844). BOULENGER, (Alt. Snakes I, 1893, p. 07: III, 189G, p. 591 ; Meni. Proc. Manchester Soc. 1906/07, Nr. 12, p. 9. ROUX. Zool. Jahrb. Syst. XXV, 1907. p. 733. Kapkolonie, Natal, Masclionaland; Rhodesia, Transvaal. — Länge 160 mm. 40. Glauconia carltoni Barbour 1908. ..Schnauze abgerundet; Sui)raocular vorhanden, sehr klein; Rostrale fast bis ziun Niveau der Augen reichend, ungefähr doppelt so breit wie das Nasale, welches vollständig zweigeteilt ist; Oculare begrenzt den Lippenrand auf eine beti'ächtliche Strecke zwischen zwei Labialen, von denen das erste nur bis zinn Niveau des Auges hinaufreicht; fünf untere Labialia. Körperdurchmesser 55mal in (lesamtlänge, 5,5mal in der Schwanzlänge enthalten; Schwanzlänge in Körperlänge ungefälir lOmal. Färbung oben sehi' licht braun, unten aschgrau." Type: Nr. 3749, Mus. Comp. Zool.. Amballa, Indien. M.M.Carlton.— Länge ?. 41. Glauconia reticulata Boulenger 1906. ,.Schnauze abgeiundet: Supraoculare vorhanden, klein, länger als breit; Rostrale ein Drittel der Kopf breite, ein wenig breiter als das Nasale, eben das Augenniveau erreichend; Nasale vollständig geteilt, in Berührung mit dem Präfrontale, welches ein wenig größer ist als das Supraoculare und viel größer als das Frontale; Postoculare, Parietale und Interparietale groß; Oculare den Lippenrand erreichend, zwischen zwei Labialen, deren vorderes dem unteren Teile des Nasale an Größe gleichkommt und das Auge nicht erreicht; sechs Unterlippenschilder. Körperdiu-chmesser 38mal, Schwanzlänge 9Vämal in Gesamtlänge enthalten. Oben dunkelbraun, mit weißen Schuppenrändern, die ein weißes Netzwerk bilden; unten weiß."' Wagga^^'agga, (^ulis-Gebirge beiBerbera. Somaliland, 3000— 4000'. — Länge 190 mm. 42. Glauconia narirostris (Peters 1867). Boulenger, t. c, p. G5; t. III, p. 591. Lagos imd Niger. — Länge 195 mm. 208 ^ • ^Verlier. 43. Glauconia cairi (Dumeril et Bibron 1844). BOULENGER. t. c, p. GS; Ami. 3Iag. N. H. (7) XVIII, 1906. p. 441. ANDER^^ON. Zoology of Egypt I. 1898, p. 2.33, Taf. XXXII, Fig. 1, Textfig. 9. Wkrxkr. SB. Ak. Wiss. Wien, Bd. CXVI, 1907, p. 18(54. STEINDACHNER, Exp. ..Pola" Zool. XVII, i>. 333. Äo:yi»toii (Cairo: Luxor. Theben nach BorLEN(4FK luid ANDERSON; Eleithantinc und Kitcheiiei-In.sel bei Assiuui. leg-, \\'EKNEKj. Sudan: Diu'iui- bei Suakin. leg-. ANDERSON; Weißer Nil, leg. FloweR; Blauer Nil, leg. FLOWER; Kliartoum, leg. BUTLEH ; Insel Dahalak. Rotes Meer, leg. STEINDACHNER; Harrar, Abessinien, leg. ClTEKNl. 44. Giauconia fitzingeri (Jan 1861). BOÜLEXGER, t. C, p. ♦)(). ANDERSON-. Zoology of Egypt I, 1898, p. 230. Rhodus (nach Ansicht von ANDERSON aber von der Insel Rhoda bei Cairo stammend und mit rairi identisch). — Länge 160 mm. 45. Glauconia blanfordii Boulenger 1890. Bni'LEK(iER, t. c, p. 66. ANNAXDALE, JouTii. Proc. As. Soc. Bengal (N. S.) Vol. I, Nr. 8, 1905, p. 2(J9. ALCOCK & FINX, 1. c, 1896 (2), p. 561. Persien, Belutschistan, Sind. — Länge 240 mm. 46. Glauconia longicauda (Peters 1854). Boulenger, t. c, p. 66; Mein. Proc. Manchester Soc. 1906/07, Nr. 12, p. 9. Rhodesia. Mozambique. — Länge 280 mm. 47. Anomalepis mexicana (Jan 1861). BOULENGER, t. c, p. r)9. ^lexiko. — Länge 130 mm. Eingegangen am 1. September 191' Gedruckt bei Lütcke & Wulff, E. H. Senats Buchdruckern. 2. Beiheft zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XXXIV. 1916. Mitteilungen aus dem r-y Zoologischen Museum in Hamburg. XXXIV. Jahrgang. Inhalt: Seite H. Fdhrenhoh: Aiiopluren des Zoologischen Museums zu Hainburg. (3. Beitrag zur Kenntnis der Anopluren.) Mit fünf Figuren im Text 1—22 Georg Duncker: Die Bestimmung der Variation von Merkmalen selektiv ausgemerzter Individuen 23— 30 F. Werner: Über einige neue Reptilien und einen neuen Frosch des Zoologischen Museums in Hamburg 31 — 36 Ernst Hentschel : Ergebnisse der biologischen Untersuchungen über die Verunreinigung der Elbe bei Hamburg. Mit zehn Figuren im Text 37—190 F. Werner: Versuch einer S3'nopsis der Schlangenfamilie der Glanconiiden Y.)\ — 20S In Kommission bei Otto Meissners Verlag Hamburg 1917. Inhaltsverzeichnis von Bd. I — XXXIH*). Apstein, C. Die Alciopiden des Nat. Mus. VIII. Arts, L. des. S. des Arts. Attems, Graf C. Von Stuhlmaim in Ostafrika ges. Myriopoden. XIII. — Neue Polydesmiden des Hamb. Mus. XVIII. — Durch den Schiffsverlcehr in Hamburg einge- schleppte Myriopoden. XVIII. — Javanische Myriopoden, gesammelt von Direktor Dr. K. Kraepelin im Jahre 1903. XXtV. Börner, Carl. Das System der Collembolen nebst Beschreibung neuer Collembolen des Hamb. Mus. XXIII. Bösenberg, W. Echte Spinnen von Hamburg. XIV. — u. IT. Lenz. Ostafrik arische Spinnen (Koll. Stuhl- mann). XII. B Ol au , H er m. Typen d. Vogelsammlung d. Nat. Mus. XV. Breddin, G. Hemiptei-a insulae Lombok etc. XVI. — Rliynchota heteroptera aus Java (Koll. Kraepelin). XXII. — Rhynchotenfauna von Banguey. XXII. Brunn. M. v. Parthenogenese bei Phasmiden. XV. — Ostafrikan. Orthopteren (Koll. Stuhlmann). XVIII. Budde-Luiid, G. t Über einige Oiiiscoideen von Australien, nachgelassenes Fragment. XXX. Carlgren, 0. Ostafrikanische Actinien (Koll. Stuhl- mann i. XVII. Chilton , Chas. Revision ofthe Amphipodafrom South Georgia in the Hambuig Museum. XXX. Chun, C. Ostafrikanisehe Medusen u. Siphonoidioreu (Koll. Stuhlmann). XIII. DeMan, J. G. Neue u. wenig beli auf die biologischen Verliiiltnisse der Elbe bei Hamburg. XXIII. Weltner, W. Osfafrikanische Süß wassei schwämme (Koll. Stulilmann). XV. — OstafnkanischeClado(;eren (Kidl. Stulilmann). XV. Werner, F. Über neue oder seltene Reptilien des Naturh. Museums in Hamburg. I. S( hlangen. XXVI.— II. Eidechsen. XXVII. — Neue oder seltene Beptilien unil Frösche d. Natur- historischen Museums in Hamburg. XXX. Zimmer, C. Schizopoden des Hamburger Nalurhist. (Zoologischen) Museums. XXXII Gedruckt bei Liiteke \ Wulff, E. H. Senats Buchdruckern.