Ra 27 27: en Gesellschaft. für ierpsighologe. BR Mitleilungen der Gesellschaft für tierpsychologie. & Return this book on or before the Latest Date stamped below. A charge is made on all overdue books. University of Illinois Library May 11 1989 PR 2.0 1988 U L161—1141 ‚ 4 c https:// a rchive.org IITTEILUNGEN | Es Gesellschaft für Tierpsychologie. 00000000000000000000060000 000006000000000000000 00000000000000000000000000 Herausgegeben von Dr. H. E. Ziegler, Professor an der Techn. Hochschule in Stuttgart und i an der Landwirtschaftl. Hochschule in Hohenheim. a 0090009000000000000000000000009080000000000000000000 Neue Folge. — 1. Heft 1920. 00000000600060000000000000000000000000006000000000 Inhalt: An die Mitglieder und Mitarbeiter der Ge- sellschaft für Tierpsychologie. Die letzten Versuche mit dem Hunde „Rolf“. Von dem Mannheimer Hunde „Rolf“ und von dem Stuitgarter Hunde „Seppl“. Tierunterricht und Unterbewußisein. Über unbewußtes Denken. Mein Hund „Awa“. &00999000,00000000,800090000930900009000500090000, ®90060000990000000089000000000000000000%00000000®000000® 960900099900000009000000009389000000999060500009009000099 SBRSSERBRENBSSEERASERSEBERBAEZESERSERE SERSEBEBEBEBBAZEABABSSHABAREBERBHBE SHE nan Sa28 a ee Die Militeilungen werden den Mitgliedern unenigeltlich zugestellt. Die bisher erschienenen zehn Hefte der Mitteilungen der Gesellschaft für Tierpsychologie werden den neu eintretenden Mitgliedern nachgeliefert. Auch können sie von der Buchhandlung W. Junk in Berlin-W 15 bezogen werden. ' MEBSSEBEIEERSBERURERUAGATERSEEEBTHEHBBRÄTSSSEEHBEERERENBEERBEREREHEGSEESCUNZERBFRUREERRBENERBEEEENSBERSERRESERFESE rYrYTVYYYYTYTTTYYTYYVYYVYYVVYYYVVYVVYVVVVYVVYVYVVYTVYTYYT _ HENRY B. WARD Druck der Buc- und Notendrucerei von Gustav Stürner In Weihllogen, 4221922 FROM THE AUTHOR ITTEILUNGEN der Gesellschaft für Tierpsychologie. im Auftrag der Gesellschaft herausgegeben von Prof. Dr. H. E. ZIEGLER, in Stuttgart. Neue Folge. | 4 Nr.t. |- 190 - An die Mitglieder und die Mitarbeiter der Gesellschaft für Tierpsychologie. Die Gesellschaft für Tierpsychologie konnte in den letzten Kriegsjahren die Herausgabe ihrer Zeitschriit, der „Mitteilungen der Gesellschaft für Tier- psychologie“, nicht fortsetzen und hat auch keine Mitgliederbeiträge mehr erhoben. Das letzte Heft unserer „Mitteilungen‘ (das 10. der ganzen Reihe) Figur. — „Lola“ erschien im Jahre 1915. In den folgenden Jahren haben zwar einige Mitglieder die Jahresbeiträge eingezahlt — wir sagen ihnen besonderen Dank — aber wir konnten bei den hohen Druckkosten und den schwierigen Kriegsverhält- nissen nicht an’den Druck neuer Hefte denken. — Erst am Ende vorigen Jahres war eine Neubegründung der Gesellschaft für Tierpsychologie möglich geworden. Im Jahre 1919 erschien das längst erwäßtete Buch von Frau Dr. Moekel über ihren Hund , ‚Rolf« ind eine Schrift von Fräulein Henny Kindermann *) über ihren Hund „Lola“. Diese Veröffent- lichungen, welche eine Fiille von wichtigen Beobachtungen enthalten, haben der neuen Tierpsychelogi=» viele Freunde gewonnen. Unter diesen Umständen konnte die Gesellschaft für Tierpsychologie ihre Tätigkeit wieder aufnehmen, unı auch weiterhin den Mittelpunkt der neuen Forschung zu bilden und den Kampf für die Anerkennung der neuen Ergebnisse fortzusetzen. Im Dezember vorigen Jahres versandten wir an unsere früheren Mitglieder dlas Buch von Fräulein Kindermann und stellten allen denjenigen Mitgliedern, welche den Jahresbeitrag für das Jahr 1920 einzahlen, auch ein Exemplar des Buches von Frau Dr. Moekel gratis und franko in Aussicht. Der Erfolg war ein sehr erfreulicher. Fast alle unsere früheren Mitglieder haben die Beiträge eingeschickt und manche neue Mitglieder sind seither noch hinzugekommen. Obgleich die Druckkosten und Papierkosten eine außerordentliche Höhe erreicht haben, konnten wir jetzt doch ein neues Heft unserer „Mitteilungen“ drucken lassen. Das Heft enthält zuerst die Berichte über die letzten Versuche, welche mit dem Mannheimer Hund „Rolf“ gemacht worden sind. Sodann wird von dem Stuttgarter Hund „Seppi“ erzähit, welchen Fräulein L. unterrichtet hat. Der- ‚selbe wurde im Jahre 1917 bei öffentlichen Vorträgen vorgeführt, welche Pro- fessor Ziegler zu Gunsten des Roten Kreuzes hielt. Infolge dieser Vorträge haben auch andere Besitzer von Hunden mit ihren Tieren den Versuch des Unterrichts gemacht, und bald gab es in Stuttgart noch drei Hunde, welche ähnliches leisteten, diese Tierc gehörten verschiedenen Rassen an, es war ein Jagdhund, ein französischer Pointer und ein Foxterrier, welcher aus einem englischen Schützengraben stammte. Weiterhin enthält das vorliegende Heft einen Aufsatz von Dr. Karl Gr u- ber in München, welcher die mediumistischen- Hypothesen betrifft, die neuer- dings vielfach auf die rechnenden und buchstabierenden Tiere angewandt wer- den, so daß eine Auseinandersetzung mit denselben nötig war. Daran schließen sich einige Bemerkungen von Professor Ziegler über unbewußte Denkvorgänge. Ferner wird in diesem Heft ein kurzer Bericht über den Hund „Awa“ gegeben, welcher im Besitze von Professor Ziegler ist. x Ein Bericht über den Affen „Hansi“, welcher von der Gesellschaft für Tierpsychologie angeschafft worden war (vgl. Mitteilungen der Gesellschaft - für Tierpsychologie 1916, 1. Heft, S. 27 und 2. Heft S. 73), konnte in diese Nummer nicht mehr aufgenommen werden, weil die Druckkosten zu hoch ge- worden wären. Mitteilungen über die Beobachtungen an diesem Affen wur- - den aber in folgendem Buche veröflentlicht: H. E. Ziegler, Der Begriff des Instinktes einst und jetzt, 3. Auflage, Tena 1920, S. 163—185. Wir legen diesem Hefte die Anzeige des neuen Buches bei, welches über den Hund „Rolf“ erschienen ist **). Es ist der zweite Band der Mitteilungen von Frau Dr. Moekel. Er enthält die Lebensgeschichte des Hundes „Rolf“, welche der Hund selbst vor Zeugen erzählt hat, ferner eine Auswahl aus den zahlreichen Briefen Rolis und außerdem sehr interessante Mitteilungen über das Kätzchen Daisy, welches von Frau Dr. Moekel auch in der Klopfmethode unterrichtet worden war. | *) Paula Moekel, Mein Hund Rolf, Verlag von Robert Lutz, Stuttgart, 1919, Henny Kindermann, [.ola, Ein Beitrag zum Denken und Sprechen der Tiere. Verlag von Richard Jordan, Siutigart 1919 (Militärstraße 2). **) Paula Moekel, Frinnerungen und Briefe’meines Hundes Rolf, Verlag von Robert j Lutz, Stuttgart, 1920. rg Zur Beachtung! Wir bitten unsere Mitglieder, den Jahresbeitrag für das Jahr 1921 ein- zahlen zu wollen. Es liegt zu diesem Zwecke eine Posteinzahlungskarte bei. Der Jahresbeitrag beträgt für Einzelmitglieder &;-- Mk., für Vereine 16.— Mk. ‘Die Beiträge aus Dewischland können eingezahlt werden auf das Post- ‚scheckkonto der Firma von der Heydt, Kersten u. Söhne in Elberfeld an das Postscheckamt in Köln Nr. 2327. Für die Schweiz und das übrige Ausland beträgt der Jahresbeitrag für "Einzelmitglieder 10 Franken, für Vereine 20 Franken. In der Schweiz haben „wir das Postscheckkonto in Basel V 989 (Gesellschaft für Tierpsychologie). Der Eintritt in die Gesellschaft geschieht durch die Einzahlung des er- wähnten Jahresbeitrages für das Jahr 1921 auf das genannte Postscheckkonto oder an Professor Dr. H. E. Ziegler in Stuttgart, Ameisenbergstraße Nr. 26. Die.neu eintretenden Mitglieder erhalten die bisher erschienenen elf Hefte I Mitteilungen der Deselischatt für Tierpsychologie gratis und franko zuge- sandt, sowie das im Jahre 192! erscheinende Helft. | Die Satzungen ‚der Gesellschaft sind in diesen Heften enthalten. 00000 ‘ Die letzten Versuche mit dem Hunde „Rolf“. Anfaug Dezember 1919 ist der Mannheimer Hund ‚Rolf‘ an einer doppel- seitigen Lungenentzündung erkrankt, weshalb er aın 4. Dezember getötet wer- den mußte. | Die letzten Versuche, welche vor Zeugen mit dem Hunde gemacht wur- den, fanden bei der Anwesenheit des Verlagsbuchhändlers Robert Lutz im August 1919 und bei dem Besuche von Professor Ziegler und Verlagsbuch- händler Richard Jordan am I. September 1919 statt. Berichtvon Verlagsbuchhändler Robert Lufz> ) Am 26. August kam ich nach Mannheim und wurde mir ‚Rolf‘ vorge-x führt. Anwesend waren Frau Major von Moers (die fast 70jährige Mutter ‘der verstorbenen Frau Paula Moekel) und deren 131% jährige Enkelin Karola Moekel. Bevor „Rolf“ hereinkommt, werde ich darauf aufmerksam gemacht, ‚daß „Rolf“ nach "Aussage des Tjerarztes der Erblindung entgegengehe; der Hund sähe nur noch auf kürzeste Entfernung. — „Rolf“ erscheint und springt ‘alsbald schnuppernd und wedelnd an mir hoch; läßt sich willig streicheln, klopfen und an den Ohren im Scherze zausen. Ich gebe ihm etwas Wurstbrot. , Dem Hund war mein Besuch angekündigt-worden, und Frau v. M. frägt nun, ob er wisse, wie ich heiße. Roif klopft auf ein Buch, das Karola ihm hinhält, ik folgenden Zahlen, die das Mädchen seiner Großmutter je zur Niederschrift diktiert: 21,18:.0.726. aa ba ae Auf die Frage, ob er wisse, woher ich käme, gibt „Rolf“ sein Zeichen für nein (drei Schläge). Jch sage dem Hund, ich käme von Professor Ziegler; | Frau v. M. frägt: wo wohnt lieb Ziegler? ‚Antwort: 16829-187124: 33: 39, SER 20 ae a ee en Nun zeige ich „R of“ eine Kinn auf einem Streifen. Papier geschrieben a ihm Sien! vor die ae Benallen: a dene er A 4 RR NER, Be Yuan PN u a N REN, d.h. in Schriftdeutsch: Seht nicht. „Rolf“ ist sichtlich faul. Er geht weg u legt sich auf die See alle Viere von sich streckend. Wieder hergeholt, und erneut zum Rechnen au gefordert, klopft er: 9:18.82 11.94.0270 198 I d=-uesm gs an ss ge de nerd d. n. in Schriitdeutsch: dumm ganz, geht nicht. Ich zeige ihm eine zweite derartige Klammerrechnung, worauf „Rolf“ nach einigem Widerstreben, klopft: 11:9.6.3. 99 85 | £ dm. 120.4 u | : Der Hund hat ofienbar diese Schreibweise der Aufgabe nicht vera ie Karola hat beidemal die Aufgaben gesehen und erklärt mir nun, daß sie auch nicht wüßte, wie das zu rechnen sei. Ich erkläre ihr, und zugleich dem Hunde, daß der Wert jeder ru zunächst für sich gerechnet werden müsse, also | bei der ersten Aufgabe:5.11= 55;55 :5 = 11. Jetzt zeige ich „Rolf“ folgende Aufgabe: 6—2+18 +5 —25 =? Antwort: 2. | | „Rolf“ wird aufgefordert, an „lieb Ziegler‘ einen Brief zu schreiben, den ich an Professor Ziegler mitnehmen soll. „Rolf“ geht sehr willig darauf ein und klopft: | 5.413.717 9.18 16.25.16. 2.8 0 oo Ba 3 3 2 = 1. .b- d u: 28-07. 8,0: mM ne sog ea Ta 4.23 8. 52:52:10 94-4927. 333 0 az 3-.1:.Mm..] © ilew. a2 8 Dot ersn ner Sa =12:748.06 3.292:4121:.353. 30 Ta 0 gr P hun -1. 17298: 91 5 Vrd Dr dere a 1:.2.4.9.08° 1.598231 Als9 in Schriftdeutsch: Lieb! Du solist kommen zu arm Lol (stets ge- brauchte Bezeichnung statt Rolf), (dem) arm Lol was bringen, ist arg hungrig; Grüße von Deinem armen müden L.ol. Kurz vorher hatte ich mit Frau v. M. darüber gesprochen, daß die Zeiten vorbei seien, wo „Rolf“ häufig Lachs bekam, worauf Frau v. M. von den ;chwierigkeiten sprach, den Hund während des Kriegse zu ernähren. Dagegen bestritt sie entschieden, daß „Rolf“ jetzt hungrig sei, wie er behaupte, denn kurz vor meinem Besuch hätte er die Hälfte seines Fressens stehen lassen. Offenbar wollte „Rolf“ Mitleid-erregen und von eg Ziegler einen Lecker- bissen ergatterti. Zum Schluß zeigte ich „Rolf“ ein Bilderbuch. Es war das amerikanische: The hole book (das l.och-Buch) von Peter Newell. In diesem Buch zeigt das erste Bild einen Jungen, der mit Vaters Revolver spielt, wobei ihm ein Schuß losgeht. Die Kugel fährt durch die Wand, und nun wird mit einer Reihe von Bildern dargetan, welchen Unfug Jiese K ugel anstiftet, bis sie endlich -— das Ietzte Bild je che --- ich an einem Kuchen plattschlägt. Das Eigenarti:re an dem Buch ist, daß jedes Bild, mit Ausnahme des letzten, ein richtiges 3 Yoch zeigt, da wo di: Kugel ihren Weg nahm. „Rolf“ wurden einige Bilder gezeigt, die er anscheinend interesselos betrachiete. Er wurde auf das wirkliche Loch in den Bildern jedesmal hingewiesen. Naclı einiger Zeit fragte Karola: „‚Roif“, was hat dir von den Bildern am besten gefallen ? | Be et 2 ei ei BB. 6 93, gs oo Beeren der Man hätte erwarten dürfen, daß der Hund das Loch in den Bildern er- "wähnt, statt dessen nannte der die allerdings sehr grotesk gezeichneten Augen ‚der Kinder auf den Bildern. ' „Rolf hatte alles der Karola auf das hingehaltene Buch geklopit; das Kind sagte die Zahlen seiner Großmutter an, die sie fortlaufend auischrieb. Später schrieb Karola die Buchstaben darunter. In dem Brief an Professor ‚Ziegler und in dem zuletzt geklopiten Satz stieß Karola beim Entziffern auf "Stellen, die nach ihrer Ansicht falsch sein mußten, da sie kein Wort ergaben. ‚Sie machte Rolf darauf aufmerksam, zeigte ihm die Stellen und verlangte von ‘dem Hunde eine Ber ichtigung, die er alsbald klopfte, wie aus den Korrekturen ‘in dem Originalprotokoli der Frau v. Moers ersichtlich ist. EE Berichzvcen Professor Ziegler. Der obenerwähnte Brief von „Rolf“ gab mir den Anlaß, auch einen Be- ‘such in Aussicht zu nehmen, der am 1. September 1919 ausgeführt wurde. | Mit mir kam Herr Richard Jordan, und wir würden von Frau Major 'v. Moers und ihrer jungen Enkelin Karola Moeke! empfangen. Der Hund zeigte bei unserer Ankunft große Freude. Aber die Zeichen ‘des Alters waren unverkennbar; das Fell fing an, schadhaft zu werden, und ‚das Sehvefmögen war so schlecht, daß er auf den Boden geworfene Brocken ‘mehr mit der Nase als mit den Augen suchte. Ich nahm den Hund vor die ' Türe hinaus und gab ihm etwas Wurst; er sollte dann im Zimmer angeben, was er bekommen hatte. Aber es antwortete zum allgemeinen Erstaunen: „is "irsug mag nid“, d. h. (es) ist (ein) Versuch, (ich). mag nicht. Er äußerte also hier wieder die von ihm schon oft bekundete Abneigung gegen die Experi- {mente. Später hat er aber dann doch noch gesagt, daß ich ihm Wurst gegeben hatte. Aber ganz anders verlief ein zweiter Versuch, bei welchem ihm Herr ' Jordan draußen vor der Türe Schokolade gegeben hatte; nun kam der Hund freudig herein und buchstabierte sofort: „sogolad fein.“ Bei der Rechenauf- gabe 5 X 8 + 7 -- 5:6 kam zuerst die Antwort: „wil nid“, und erst auf einiges Zureden die richtige Lösung 7. Später wurde der Hund aufgefordert, an die Damen des Stuttgarter Vereins „Rolf“ *), welche ihm durch uns Kuchen geschickt hatten, einen Brief anzugeben. Er buchstabierte folgendes: Lib al den fil dang bald wider sign und gomn fil gris un gis fon dei arm mid lol. | Das heißt: Liebe (Damen)! Allen Damen vielen Dank! Bald wieder schicken und kommen! Viele Grüße und Küsse von Deinem (Ihrem) ar- men müden l.ol (Rolf). 023909833 2] Frehi für Tierseelenkunde; Vorsitzender Verlagsbuchhändler Richard Jordan Stuttgart, Militärstraße 2. . DR Ru a Sera Von dem Mannheimer Hunde „Rolf“ und von dem Stuttgarter Hunde „SeppI”. Von Professor Dr. H. E. Ziegler. Inn Winter-Semester 1916/17 hatte Fräulein H. L. in ‚Stuttgart in meiner Vorlesung über Tierpsychologie von dem Mannheimer Hunde „Rolf“ gehört und sprach mir darauf den Wunsch aus, den Hund zu sehen. Ich suchte bei Herrn Dr. Moekel für sie um die Erlaubnis nach und erhielt nachher von ihr den folgenden Bericht: Am 29. Mai 1917 hatte ich Gelegenheit, den berühmten Hund „Rolf“ zu sehen. Als er in das Zimmer gebracht wurde, fielen mir zuerst seine Augen auf, Prachtvolle, klare, kluge Augen und dabei so treu und gut, wie eben nur Hundeaugen sein können. Herr Dr. Moekel schlug mir vor. Rolf eine Rechenaufgabe zu stellen, zum Beispiel: 23.103.358, Trotzdem as nur an mich gerichtet war, klopfte der Hund 4, die richtige eine Dabei hatte er anscheinend gar nicht zugehört, aber nur anscheinend, in Wirklichkeit verfolgte er jedes Wort. Diese Lösung und die späteren Antworten des Hundes wurden von der kleinen Tochter des Herrn Dr. Moekel, der elfiährigen Karola, aufgenommen und von ihrer Großmutter, Frau v. Moers, aufgeschrieben. Ich hatte von Stuttgart Knochen mitgebracht, welche ich ihm daraufhin nimmer vorenthalten konnte, besonders weil er sie entdeckt hatte und, wie gewöhnliche Hunde. a ZV0e mit Augen und Schwänzchen darum bettelte. Man hatte ihm gesagt, daß ich von Pro- fessor Ziegler, den er gut kennt, geschickt sei, und nun sollte er einen Brief an ihn schreiben. Er fing auch sofort an zu klopfen und brachte folgenden Brief zustande: 18.36.2970 78 A929 AB DEZ 5.513. 7-19 13:12.21077165 9.17 3:75,.10°0 6 437 3 9 IE a 1:7 7,.82w 4... Zeirosiid I, robserenz ter dran 3:221425D.::20213,6 3. 1 77378 11 8:96.13: 9 Den r m::d2n..: E55 Rabe 3 r 8 2 8:70,08. 0, WweaL rar 220 5 ] 12:8 eemrd- ar m 508 8: z : Ins Schriitdeutsche übersetzt, lautet der Brief: „Lieb! Wie heißt Fräulein? Vieien Dank für die Knochen. Warum kommst nicht selbst? Gruß Dein müder, armer Lol.“ Mitten in sein Schreiben hinein kam meine Schwester mit ihrem kleinen Buben und mit einem Päckchen Bratenknochen. Der Bub ging gleich auf den Hund los und gab ihm die Knochen, wir andern sprachen, und das alles brachteRolf nicht im gering- sten aus der Fassung; als man ihn aufforderte, seinen Brief fertig zu schreiben, machte er an der Zahl, an der er stehen geblieben war, richtig weiter! Er bekam die aufgeschriebenen Zahlen gezeigt und wurde gefragt, ob nichts iehle. Darauf klopfte er: 15 99 4 8 (Schriftdeutsch: „fehlt Dame“). 1.47.00 aam Wo er die „Dame“ einfügen wollte, weiß ich nicht recht. Vielleicht meinte er damit meine Schwester, die so unvermutet dazugekommen war. Nun kamen wir wieder aufs Rechnen zurück und ich stellte ihm die Aufgabe: 5.6 +-8— 10:6 Ich hatte mich dabei eeirrt, ich wollte „dividiert durch sieben“ sagen und schämte mich nun einigermaßen wegen meiner schlechten Rechnerei. Von Rolf bekam ich auch gleich den gebührenden Tadel: 19613 911 46 16 9 18 8 (Schriftdeutsch: geht nicht, ganz dumm.) 9.4.50: 1-00 en Ich stellte ihm eine neue Aufgabe: 3:,7 +4: — 4 Aber sie hatte auch seinen Beifall nicht, er klopfte: 2 18 & (Schriftdeutsch: „dumm‘“). um Diesmal war es doch aber wirklich nicht dumm, und als man ihn deshalb azte: „Warum denn, Rolf, das geht doch?‘ antwortete er: I 1 9 A a a IK 105.20 ae 1 Pe nn TEE: a = pet: d. h. in Schriftdeutsch: win nicht, Be zu leicht. = ee en Er wollte also keine so leichten Rechnungen lösen *). Nun gab ihm Herr Dr. Moekel eirie schwierigere Aufgabe: | 3 150 ==: 70. — 20. == 40.28. Und weil sie (glücklicherweise zu meiner Ehrenrettung) auch nicht aufging, klopfte Rolf: : 4 18 11 9 18 8& (Schriftdeutsch: „Auch dumm!“) > dw Das Töchterchen von Herrn Moekel war allein nicht „dumm“. Sie gab Rolf die Zahlen: Mr RE a FE. -an und sofort kam die rechte Lösung 3, und auf ihre Frage: „bin ich auch dumm? die Antwort: „nein“ (drei Schläge). Es war ein heißer Tag, Kolf hing die Zunge weit heraus, er keuchte ordentlich, wohl von der Hitze und zugleich von der Anstrengung seiner Arbeit. Er sollte nun die 3. Wurzel von 728 angeben.*) Aber es war ihm nimmer um Wurzelrechnungen zu tun; er klopfte 4, was „müde“ bedeutet, und auf weiteres Zureden: 1913 56 15 % (Schriftdeutsch: „will nicht!“). Zei . Dagegen löset er die Aufgabe 2. Wurzel von 64 und gab im Augenblick die rechtc - Antwort: S. Als Herr Moekel, auf die rete Mütze meines kleinen Neffen deutend, iragte: „Rolf, was für eine Farbe hat dem Bub seine Mütze?“ antwortete er: 19 13 16 2 2 2 9 (Schriftdeutsch: „Wüst rot‘.) WERT :S t,0 - Das erregte natürlich allgemeine Heiterkeit. Herr Moekel erzählte, daß er selber es nicht liebe, wenn Kinder rot gekieidet seien und daß er vermutlich einmal vor dem Hund eine dementsprechende, Bemerkung gemacht habe. Zum Schluß zeigte Rolf noch, daß er auch Gedrucktes zu lesen versteht.: Fr buch- stabierte die Ueberschrift einer Zeitung: „Englische Vorstöße abgewiesen“ in fnl- gerider Weise: | 2 nn Be Trek a ee: De Et} wre eds nesle2)-:9 260.17 3207522, 8 (Schriftdeutsch: „Wüste englische Vorstöße abgewiesen“). Das „wüst‘“ hatte er von sich aus hinzugefügt. | Das war mein Besuch bei Relf, und ich muß sagen, daß dadurch alle Zweifel, die ich gehegt hatte, beseitigt wurden. Ich bin sehr froh, daß es mir durch die L.iebens- würdigkeit von Herrn Dr. Moekel möglich war, den Hund zu sehen. Denn mein eigener Hund ist nun daraufhin auch Schreib- und Rechenschüler geworden und hat mir durch seine überraschenden Fortschritte viele Freude gemacht. Fräulein L. hat ihren eigenen Hund nach der Klopfmethode unterrichtet und sehr guten Erfolg gehabt, obgleich das Tier schon acht Jahre alt war. Ueber den Anfang des Unterrichts erzählte sie folgendes: Mein braver. treuer „Seppl“, ein schöner, großer Boxer (Figur 2) war von seiner vierten Lebenswoche an in meınem Besitz. Er war stets bei uns im Zimmer und wurde als Kamerad und Hausgenosse behandelt, nicht gepufft und herumgestoßen, wie es manchem seiner Art widerfährt. Prober: seiner Intelligenz hat er früher schon ge- ‚geben. Sein gutes Gedächtnis hat uns immer überrascht. Personen, die er jahrelang nicht gesehen hat, erkennt er scfort wieder, begrüßt sie freudig, wenn er sie liebt, und knurrt sie an, wenn er sie nicht leider kann. Er zeigt Antipathie und Sympathie so deutlich, wie keiner unserer Hunde es jemals tat. Am 9. Juni fuhr ich für ein paar Tage in die Ferien und „Sepp!“ durfte mit. Von der Station aus, an der wir die Bahn verließen, wanderten wir gleich hinein in den @, Anmerkung. Auch bei anderen rechnenden Hunden wurde beobachtet, daß sie nachlässig oder unwillig antworten, wenn die Aufgabe zu leicht ist und sie dann kein Interesse daran haben. *) Fs war unmöglich, daß der Fund die Aufgabe richtig löse, denn 728 ist keine Potenzzahl. Es handelt sich bei dem Wurzelrechnen der Tiere nur um die Wurzeln von Potenzzahlen. Vgl. die von Ziegler für das Wurzelrechnen der Tiere gegebene Fr- klärung in der Schrift: Die Seele des Tieres, herausgegeben von der Gesellschaft für Tierpsychologie, 2. Auflage, Berlin, Verlag von W. Junk, 1916. Seite 25-30. 6 \vald zu einer kleinen Grotte, die mir besonders lieb ist. dort bekam der „Sepp!“ seinen ersien Unterricht im Zählen. Als ich aus dem Rucksack das Frühstück auspackte, saß er vor mir und guckte mir mit einem so verständigen, klugen Gesicht zu, daß ich an den Mannheimer „Rolf“ erinnert wurde, und anfing, meinem „Seppl‘“‘ von ihm zu erzählen. Wie mit einem Kind sprach ich mit ihm, er hörte aufmerksam zit, und ich nahm zum Schluß seine Pfote und sagte: „Nun sollst du auch einmal das Zählen versuchen!“ An meinen Fingern zeigte ich ihn: die Zahlen eins, zwei und drei, ließ ihn dann mit der Pfote entsprechend oft in meine Hand klopfen, und er paßte richtig auf und erfaßte die Sache sofort. „Mach’s jetzt allein! Klopfe dreimal!“ Vorsichtig hob er die Pfote und klopite mir zu meiner großen Freude drei deutliche Schläge in: die Hand. „Jetzt zwei!“ Wieder glückte es. „Und wieviel Finger sind das?“ Ich hob vier Finger in die Höhe, und wahrhaftig, er klopfte viermal. Ich war sehr vergnügt, und „Sepp!“ bekam nicht bioß sein Frühstück, sondern auch vom meinigen ein gutes Teil dazu. | | Figur 2. — : „Seppl“. Er wurde nicht müde, seine vier Zahlen, so oft ich es wollte, zu sagen, es schien ihm richtig Freude zu machen. Am nächsten Tag lernte er, ganz mühelos, die Zahlen fünf, sechs und sieben, sowie auch „ia“ (zwei Schläge) und „nein“ (drei). Um mich zu überzeugen, ob er das auch richtig anzuwenden verstehe, fragte ich: „Magst du essen?“ Das mag er immer, und prompt antwortete er mit zwei Schlägen („Ja“). „Magst du Hundemehl?“ (ein schreckliches Futter, das er nur sehr widerwillig frißt). Sofort antwortete er mit drei (‚nein‘) Am 11. Juni wurden die Zahlen acht, neun und zehn gelehrt, und zugleich brachte ich ihm ganz leicht bei, Zahlen zrı addieren und zu subtrahieren. Am 12. Juni reisten wir heim: er war sehr müde, und ich arbeitete nicht mit ihm. Am 12. fragte ich ihn: „Wieviel Leute sind im Zimmer?“ Er klopfte „vier“. Es waren aber nur drei Fersonen anwesend, aber er blieb dabei und klopfte immer auf meine Frage „vier“. Aha, nun verstand ich endlich: er zählte sich selber mit! Ich habe es seither noch öfter versucht und immer gefunden, daß er sich selber auch mit angab. Meine Zweifel, die ich antangs selbst in meines Hundes Fähigkeit gesetzt, waren damit zur Ruhe gebracht. Ich hätte mir in diesen Tagen immer wieder das Bedenken vorgehalten: „Gewiß zuckst du bei der Zahl, die du hören willst, mit der Hand unbe- wußt und so leicht, daß du es nicht spürst, daß es aber der feinfühlende Hund wohl beobachten kann!“ - Sie war bald erheche ind E L 7 2. { 7 r V } u 1 A UA NL EA ul 2 EB 1 ee Nun. war ich beruhigt, ich wollte ja die Zahl „drei“ hören, und „Seppl“ gab trotzdem ‚stets „vier“ an. Also kam seine Antwort aus seiner eigenen Gedankenwelt heraus. Ich ließ ihn auch verschiedentlich allein rechnen, indem ich ihm, während ich sie auf- schrieb, Zahlen zum Addieren und Subitrahieren gab, ohne sie mitzuzählen. Er brachte stets, wie ich mich nachher überzeugen konnte, die richtige Summe heraus. ) Am Mittag (13. Juni) war er mit mir im Garten. Dort gab es die ersten Kirschen, und weil er Obst sehr liebt, gab ich ihm einige, ließ sie ihn zählen und sagte: „Willst du noch mehr?“ Antwort: „Ja.“ „Willst du sie mit dem Stein?“ Antwort: „Nein.“ „Dann soll ich den Stein vorher ’rausmachen?“ Antwort: „Ja.“ „Wieviel willst du dann haben?“ Fr klopite endlos! -—- Also nach einem fünftägigen Unterricht konnte er sich schon: recht hübsch verständlich machen! —. Am 14. Juni fing ich mit den Zaklen über zehn an. Er hatte bis dahin alle Zahlen _ mit der rechten Pfote gekiopit, und ich wollte ihm nun beibringen, daß er die Zahlen von 11 bis 19 mit der linker Pifote klopfen solle (d. h. 1-9). Er zählte nun zuerst mit der rechten Pfote elf, zwölf und dreizehn aus, begriff aber bald, was ich von ihm wollte, und gab elf durch einen Schlag der linken Pfote an, zwöli durch zwei usw. Am 16. Juni hatte ich de eısten Kampf mit dem Eigensinn zu bestehen, den mein „Seppl“ als echter Boxer in ausgesprochenem Maße besitzt. Ich gab ihm die Zahl elf an. und trotzdem er den letzten Tag richtig, wie ich's wollte, mit der linken Pfote, ge- zählt hatte, schlug er doch elfmali mit der rechten. Ich erkläre ihm die ganze Ge- ‚schichte noch einmal, wie ich's vor zwei Tagen auch tat, endlich versteht er und klopft zu meiner Zufriedenheit. Ich lasse ihn weiter rechnen und bringe ihn glücklich bis sechzehn; er ist aber recht widerwillig.. Bei „siebzehn‘ hebt er sehr energisch die rechte Pfote und klopit nun siebzehu kräftige Schläge. „Freilich, das ist gut; aber du sollst doch von zehn ab mit der linken Pfote arbeiten. Das geht doch schneller. Also noch einmal!“ Wieder siebzehn energische Schläge rechts. Ich kann ihn nicht dazu bringen, siebenmal links zu klopfen, er legt die Ohren zurück, macht sein eigen- _ sinnigstes Gesicht und klopft immer wieuer mit der rechten Pfote siebzehn, bis er sanz müde ist. Da frage ich ihn endlich und zeige auf die linke Pfote: „Willst du denn mit dem Piötchen nicht klopfen?” Antwort: „Nein.“ „Warum denn nicht? Tut’s dir weh?“ Antwort: „Nein.“ „Dann kannst du doch klopfen!“ „Nein.“ „Dann zeig’ mir die Pfote, mit der du arbeiten willst!“ Er gibt mir die rechte — und ich stehe dieser Willensäußerung ziemlich ScaebEE segenüber. Er stützt sich beim Klopfen auf die Pfote, mit der er nichts zu tun hat, und ich denke mir. daß ihm das wechselseitige Heben der Pfoten wegen der damit verbundenen Verlegung des Gleichgewichts nicht paßte.*) Am Nachmittag im Garten nahrn ich ihn wieder vor. Ich fing wieder mit siebzehn an. Wieder zählte er um keinen Preis links und schlug immer rechts die Zahlen ganz aus. Ich prügelte ihn, umsonst. Schließlich sagte ich mit möglichst trauriger Stimme: „Wenn du mir nicht mit der linken Pfote zählen willst, dann hast du mich eben nicht lieb und ich mag dich auch nimmer!“ " Darauf klopfte er „ia“. (Das sollte wohi „doch!“ heißen.) „Willst du's dann jetzt.sagen?‘“ Antwort: „Ja“. „Dann zähl’ "mal schön!“ Ich nannte absichtlich die Zahl nimmer. Darauf klopfte er richtig sieben- . mal mit der linken Piote. Ich ließ es ihn wiederholen, dann sechzehn, fünfzehn, bis elf. Jetzt gab er alle Zahlen richtiz an. Er bekam zur Belohnung eine schöne, reife Erdbeere. Fr schnalzte, w:ie er es immer macht, wenn er etwas recht Süßes bekommt, und ich sagte, ohne eine Antwort zu erwarten: „Schmeckt das denn besser als Kir- schen?“ Datauf klopfte er zweimai (Ja) auf meinen Arm. Um zu sehen, ob das kein Zuiall ist, fragte ich: „Kirschen sind doch besser?“ Antwort: „Nein.“ „Dann magst du Erdbeeren lieber?“ Antwort: „Ja.“ - Am 20. Juni rechnetz er schon größere zusammengesetzte Rechnungen (zum Bei- spiel 5 +7 + 4 + 10 —: 9 — 7) tadellos, kannte acht Buchstaben seines. Alphabeıs, setzte Silben: und Werte, die ich ihn! vorsagte, damit zusammen und klopfte seinen Namen. Für einen nicht einmal vierzehntägigen Unterricht bei einer viertelstündigen Arbeitszeit am Tag war das eine ganz schöne Leistung! Das Buchstabieren macht den Tiere: größere Schwierigkeiten als das Rech- nen und ist für sie eine sichtliche Anstrengung. Der Hund „Seppl“ heulte *) Das verlangte Anpwechseln mit den Pfoten ist offenbar eine gewisse Schwierig- keit für das Tier. Wena man nur das Buchstabieren lehren will, braucht man das Ab- wechseln nicht zu verlangen. Es genügt, wenn der Hund die Zahlen 1 bis 20 mit einer - Pfnte klopfen kann. € ee . meistens, während er buchstabierte, was bei den anderen buchstabierenden Hunden nie zu beobachten war. Nachher war er sichtlich erschöpft und trank oft große Mengen Wasser, wie nach großen Anstrengungen. a | Am 16. Juni hatte Fräulein L. ihrem Hunde die ersten Buchstaben gelehrt, und am 26. Juni war er schon imstande, bei einer vorgehaltenen Photographie „grd seb‘“ anzugeben, also zu sagen, daß das Bild einen ihm bekannten Kna- ben, der Gerd genannt wird, und ihn selbst (Sepp) darstellte. Manche Buch- staben klopft er mit der rechten Piote, manche mit der linken, nach folgender Tabelle: Mit der rechten Pfote: 1 2 3 4 5 DES 8 92:30 e a S b d De h e wi Mit der linken Pfote: f:: 2 3 4 6) 6 7 8 9 i m n r Cc 6) u ei au Beim Rechnen bedeuten die mit der linken Pfote geschlagenen Zahlen: 11, | 12, 13 usw. (wie bei den Elberfelder Pferden). 2 Als der Hund zu einem Besuch bei :Verwandten nicht mitgehen durfte, ° wurde er gefragt, ob man ihm etwas mitbringen solle. Antwort: „brod“. Warum denn Brot? Antwort: „gud‘“. Die Frage, ob man ihm auch Hunde- kuchen mitbringen solle, verneinte er und buchstabierte: „slegd‘“ (schlecht). -— Als der Bruder von Fräulein L., der in Urlaub kam, wieder abgereist war, lief der Hund traurig im Hause umher. Man frug ihn nach dem Grunde, und da kam die Antwort: „wili gar nimer da“ (Willy gar nimmer da). Auf die Frage, warum er unterwegs an allen Ecken schnuppere, antwortete der Hund: „gud rign“ (gut riechen)! Aber das riecht doch schlecht? Ant- wort: „Nein.“ Nun, nach was riecht es denn? Antwort: „Hund.“ Derartige . Aeußerungen, in welchen gerade die Auffassung des Tieres zum Ausdruck kommt, die von dein Gedanken des Menschen ganz verschieden ist, bilden den schönsten Beweis dafür, daß die Antworten von dem Hunde selbst kommen und nicht etwa vom Menschen auf irgend eine.Art übertragen sind. — Das- selbe zeigen auch andere unerwartete Antworten. Als Fräulein L. die Aeuße- rungen des Hundes für mich niederschrieb, frug sie den Hund, ob sie mir etwas von ihm ausrichten solle, und erwartete, daß er einen Gruß auftragen würde, wie er es in anderen ähnlichen Fällen getan hatte. Der Hund buch- stabierte aber: „gugn gebn, gugn gud“ (also: Kuchen geben, Kuchen gut). Das Tier dachte also nicht an die Sendung eines Grußes, sondern erinnerte sich bei meinem Namen des Lebkuchens, den ich ihm zwei Tage vorher ge- - geben hatte, als seine Kunst mir vorgeführt wurde. - Bei einer Vorführung wollte er zum Ende kommen und buchstabierte: fil frel aus, d. h.:Viel erzählt, aus' — Als Fräulein L. ihn eines Tages zum Buchstabieren auiforderte mit den Worten: „Erzähl mir was!“, bekam sie die Antwort: faulr seb ned glofn, d. h.: Fauler Sepp, (mag) nicht klopfen. Der Hund war von ihrem Schwager zu einem Spaziergang mitgenommen worden und berichtete darüber iolgendermaßen: hns wg wald ned rgnd sn war mid sr, d. h.: (Mit) Hans weg (im) Wald, nicht geregnet, schön war’s, müde sehr. 2 Der Hund sah in den Spiegel und wurde gefragt: „Was siehst du im Spiegel?‘“, Antwort: aug seb, d. h. auch Sepp. Fräulein L. sah nach Fliegern aus dem Fenster und frug den Hund: „Sind das feindliche Flieger?“ Antwort: „Nein.“ „Sind es deutsche?“ Ant- ‚wort: „Ja.“ „Woher weißt du das?“ Antwort: ned sisd, d. h., weil nicht EI geschossen wird. „Wohin geht man, wenn feindliche Flieger kommen ?“ Ant- wort: glr, d.h. Keller. „Weißt du, warum?“ Antwort: „Nein.“ „Weil man im Zimmer von einer Fliegerbombe getroffen werden könnte und dann sterben müßte; weißt du, was Sterben ist?“ Antwort: „Ja.“ „Dann sage mir jemand, der gestorben ist.“ Antwort: rwin, d. h. Erwin. Fräulein L. hatte bestimint den Namen eines anderen Bekannten erwartet, von dessen Tod sie ihm kurz vorher erzählt hatte, aber der Hund erinnerte sich an Erwin, einen jungen Verwandten, den er sehr gerne hatte und der schon etwa drei Jahre vorher im Felde gefallen war. Der Hund hatte einen Apfel genommen, und man zankte ihn deshalb und nannte ihn einen Dieb. Dann frug Fräulein L.: „Was ist ein Dieb?“ Antwort: wo m nimd (d. h., wo nimmt, das erste m ist offenbar ein Irrtum.). — Der Vater von Fräulein L. hatte von dem Garten gesprochen und dabei ärgerlich bemerkt: „Im Garten gibt’s bloß Unkraut.“ Am Abend desselben Tages gab man dem Hund Pflaumen aus dem Garten und frug ihn: „Was gibt’s jetzt im Garten?“ Man erwartete, daß er die Pflaumen nennen würde, aber es kam die Antwort: ngraud, d. h. Unkraut. Oft hat Fräulein L. von dem Hunde eine Auskunft bekommen, z. B. irug sie ihn eines Tages, warum er jammere; Antwort: weil nunder wil, d. h. weil (ich) hinunter will (auf die Straße). — Das Tier hatte einen blutigen Fuß; ge- fragt, wo er sich verletzt habe, kam die Antwort: gardnsdein, d. h. im Garten an einen: Stein. — Fräulein L. war ausgegangen und frug bei der Rückkehr, ob jemand inzwischen dagewesen war. Antwort: gonrad, d. h. Konrad (Name einer bekannten Dame). Dann setzte der Hund von sich aus hinzu: birn gsn hd, d. h. Birne. gegessen hat. Eine der merkwürdigsten Antworten des Hundes bezog sich auf eine öffentliche Vorführung. Bei Vorträgen, welche ich zu Gunsten des Roten Kreuzes hielt, waren die l.eistungen des Hundes dreimal in einem großen Saale gezeigt worden. Dabei wurde er von Besuchern mit Zucker gefüttert und erntete viel Beifall. Davon sprach er nachher in folgender Weise: „seb ern glofd hd cugr grigd leid rm wdld‘“, d. h. Sepp gern geklopft hat, Zucker gekriegt (bekommen), (die) Leute (haben mit den) Aermen gewedelt. Man erkennt, daß der Hund das Wort wedeln im Sinne von sich freuen verwendet, und wollte demnach sagen, daß die Zuschauer mit den Armen und Händen durch Klatschen ihrer Freude Ausdruck gegeben haben, was offenbar dem Hunde auch Vergnügen machte. Schließlich will ich noch von zwei unwissentlichen Versuchen berichten. Ich führte das Tier in ein eniferntes Zimmer und gab ihm dort einen Leb- kuchen, der in eine weiße Papierserviette eingewickelt war. In das Versuchs- zimmer zurückgeführt, buchstabierte er auf Befragen: „Kuchen weis babir.“ Da Fräulein L. weder wissen konnte, was ich dem Hunde gegeben hatte, noch die Umhüllung kannte, ıst dies ein vollkommener Beweis für die Selbständigkeit seiner Antwort. Ein anderes Mal zeigte ich ihm in einem entfernten Zimmer einen gelben Kanarienvogel aus Gips. In das Versuchszimmer zurückge- bracht, gab er eine ausweichende Antwort: „weis ned“ (ned statt nicht ist Stutt- garter Dialekt). Ich teilte Fräulein L. nicht mit, was ich dem Hunde gezeigt hatte, und ersuchte sie, das Tier zu gelegener Zeit noch einmal zu fragen. Nach einigen Tagen erzählte sie mir, der Hund habe die Frage, was es gewesen sei, mit „gel fol‘ beantwortet, und sie könne sich nichts dabei denken. Ich sagte nun, sie solle den Hund fragen, welche Buchstaben fehlen (da „Sepp‘“ oft Buchstaben ausläßt). Der Hund gab bei dem ersten Wort als fehlend b, bei Zr dem zweiten g an. Jetzt heißen die Worte „gelb Vogl“, was richtig ist. Bei solchen unwissentlichen Versuchen müssen die Einwände der Gegner ver- stummen. @&a® Tierunterricht und Unterbewusßtsein. Von Dr. Käri Gruber, Privatdozent in München. Das Problem der denkenden Tiere hat eine große Menge von Deutungs- versuchen gezeigt. Auf der einen Seiten stehen diejenigen Autoren, die in den bekannten Aeußerungen der unterrichteten Tiere Leistungen einer selbständigen Denkarbeit sehen, wärend von den Gegnern dieser Ansicht das Vorhandensein eines beabsichtigten oder. unbeabsichtigten Tricks, Hysterie, Autosuggestion, Dressur auf kleinste optische oder akustische Zeichen, auf Entspannungssignale und ähnliches als Erklärung herangezogen wird. Die Haltlosigkeit aller dieser von den Gegnern aufgeführten Hypothesen: konnte der Reihe nach durch eine sehr große Anzahl Versuche erwiesen werden. Absichtlicher Betrug oder ungewollte Täuschung durch die Erzieher der Tiere fällt weg, da die Tiere auch allein mit fremden Personen erfolgreich gearbeitet haben, ferner bei den von wissenschaftlicher Seite seit einer Reihe von Jahren unternommenen neuen Unterrichtsversuchen (siehe Ziegler‘); optische Signale sind auszuschließen beim blinden Pferde ‚„Berto“, akustische Signale oder sonstige Zeichen bei den außerordentlich zahlreichen, unter den verschiedensten Bedingungen er- folgreich ausgeführten unwissentlichen Versuchen (Mackenzie‘), Zieg- ler’),‚Claparede‘), Gruber‘), Haenel‘), Wolff’) und viele andere mehr). Diese unwissentlichen Versuche, deren Kernpunkt darin liegt, daß niemand außer dem zu prüfenden Tier die zu beantwortende Aufgabe kennt, sind nun schon in so großer Zahl veıöffentlicht worden, daß sich ein näheres | Eingehen darauf erübrigt. Sie werden zwar immer noch angezweifelt oder in ihren Wert herabgesetzt, weil man die Echtheit der Phänomene nicht an- erkennen will. Dagegen haben sie für die Untersucher, die sie angestellt und mit Erfolg durchgeführt haben, das einwandfreie Ergebnis gezeitigt, daß die Aeußerungen der tierischen Schüler ohne Zuhilfenahme irgendwelchen Tricks, ‘irgendwelcher beabsichtigt cder unbeabsichtigt gegebener optischer, akusti- scher „elektrischer“ Zeichen erfolgen. Das ist die sichere Basis, die allen Zweifeln zum Trotz geschaffen wurde, von der aus wir zur weiteren Klärung des schwierigen Problems schreiten können. Nun ist aber noch eine interessante Deutungshypothese zur Diskussion gestellt worden,’ Sie kommt von der Seite der Metapsychik und will die tieri- schen Aeußerungen in die Erscheinungen der Telepathie, des Mediumismus | ?) Ziegler, H. E.: Das Gedächtnis des Hundes. Zool. Anz., Bd. L., Nr. 11/13. 1919. ®) Mackenzie, W.: Meine Versuche mit dem Hunde Rolf. Tierseele. !. jahr- gang, Heft 4. 1914. ®) Ziegler: Neue .Berichie über den Mannheimer Hund „Rolf“. Mitteilungen der Gesellschaft für Tierpsychologie 4. Jahrgang. *) Claparäöde, F.: A propos du chien de Mannheim. Archives de psychologie. Tome XIN, Nr. 52, 1919. °) Gruber, K.: Denkende Tiere. Münchener med. Wochenschrift 1914. Nr. 4. °) Haenel, H. Neue Beohachtungen an den Elberfelder Pferden. Zeitschrift für en Psychologie. Band VNI. Heft 3/4. 1914. Wol logie. Band 71. 1917. Zur Frage des Denkvermögens der Tiere. Zeitschrift für Psycho- DR GR einreihen. Wie ich schon früher (Gruber) betont habe, ist der, auf die Wirkung des Unterbewußtseins zurückgreifende Erklärungsversuch der einzige, dem neben der Annahme selbständiger Denkarbeit der Tiere noch Bedeutung zukommt. Seine hauptsächlichsten Verfechter sind Harter‘) und Maeter- linck'“), neuerdings auch Günther’), deren Hypothesen allerdings in manchen wesentlichen Punkten von einander abweichen. Ich möchte im Fol- genden nun kurz prüfen, welche Erscheinungen diese Autoren zu ihrer Auffassung geführt haben, um dann an Hand der Hypothese zu untersuchen. ob nicht Versuche und Ergebnisse vorliegen, die auch für die mediumistische Deutung große Hindernisse bilden. Dabei möchte ich eines vorweg nehmen: wie ich früher schon betont habe, wird unser Problem durch die mediumistisciie oder „sublim:inale‘“ (Maeterlinck) Hypothese nicht erledigt oder entwertet, son- dern im Gegenteil nur noch erweitert und interessanter gestaltet, da ganz neue Fragen über menschliche und tierische Unterbewußtseins-Tätigkeit und ihre wechselseitige Beziehung auftauchen. Außerdem erkennen wir wieder, daß wir von einer eindeutigen „Erklärung‘ der hochinteressanten Erscheinungen noch weit entfernt sind, daß wir ein Gebiet betreten, das noch eine Unsumme ungelöster Fragen birgt. Nur ausgedehnte experimentelle Forschung und fortgesetzte gründliche Beobachtung können hier Schritt für Schritt Klarheit bringen; mit Deutungsspekulationen, Erklärungskunststücken und ewiger Po- lemik kommen wir nicht weiter. So ist auch dieser Aufsatz nur ein Versuch, rein objektiv die Kerniragen herauszuschälen und klarzulegen. Wenden wir uns zunächst zu Harter. Seine Beweisführung leidet von vornherein daran, daß er die tierischen Schüler und ihre Leistungen nur aus der Literatur, nicht auf Grund eigener Anschauung und eigener Versuche kennt, wie dies bei Maeierlinck der Fall ist. Es fehlt ihm daher der Eindruck des lebenden, arbeitenden Tieres, ein Eindruck, den ich, ohne ihn überschätzen zu wollen, für die Beurteilung des Problems doch für sehr wichtig halte. Harter muß sich also lediglich an die Berichte über Art und Inhalt der tierischen Aeußerungen halten. Die Punkte, die ihm beim Studium dieser Berichte auffallen, sind folgende. Nach Harter zeigen sich die neuen, hohen Intelligenzäußerungen der Tiere nur durch Klopfen nach einem bestimmten Zahlen- und Buchstabenschema, nicht durch zielgerichtete, komplizierte, zweck- mäßige Handlungen. Es fehlt der erfolgreiche Versuch, dem Tier einen Befehl zu geben, irgendeine, etwas komplizierte Handlung auszuführen. Dagegen erinnert das Klopfen rach vorher vereinbartem Alphabet sehr an das Klopfen der Tische in spiritistischen Seancen, wo die Antworten und selbstän- digen Aeußerungen des Tisches aus dem Unterbewußtsein der Teilnehmer stammen unter mehr oder minder bedeutender Mitwirkung der Telepathie ( = Fernfühlen, unterbewußte Gedankenverbindungen von Mensch zu Mensch), Harter glaubt nun bestimmt annehmen zu dürfen, daß eine solche Telepathie — nicht in Form gewollter Gedankenübertragung, die. sehr selten und schwer zu erzielen ist — auch zwischen Mensch und Tier bestelıe, ‘da beim Tier das Bewußtsein dem Wesen nach dem menschlichen Unterbewußt- sein ähnlicher sein dürfte als dem Oberbewußtsein. Einige Beispiele aus der Literatur über das Auftreten von Tieren in Träumen und. Visionen sprechen nach Harter für das Bestehen eines solchen unterbewußten menschlich- °) Gruber, K.: Noch einmal die „denkenden Tiere“. Die Naturwissenschaften. 5. Jahrgang. Nr. 45. 1917. °) Harter, G.: Das Rätsel der denkenden Tiere. Wien. Wilhelm Braumüller. 1914 ") Maeterlinck, M.: a) Die Pferde von Elberfeld. Die Neue Rundschau 1914. 6. Heft. b) Der fremde Gast. S. Diedrichs. 1919. _ #4) Günther, K.: In der „Umschau“ 1920, Nr .13. IE TA ER tierischen Konnexes. Beim Unterricht erhalten nun die Tiere neben sinnlich wahrnehmbaren Hilfen aus dem Oberbewußtsein noch gedankliche Impulse psychoenergetischer Art aus dem Unterbewußtsein des Lehrers zugesendet, die sie’als gute Perzipienten zu registrieren anfangen. So wird das Tier für zwei Begriffe, nämlich so und so oft bald „links“, bald ‚‚rechts“ zu klopfen gedanken- lesend; mehr braucht es nicht, um alle bisher bekannten Klopfäußerungen her- vorzurufen. Die eigenen Gedanken des menschlichen Unterbewußtseins wer- den einfach nach dem Zahlen- und Buchstabenschema in die Klopfsprache des Tieres übersetzt, das sich nach den telepathischen Signalen richtet. Dabei unter- liegt das menschliche unterbewußte Ich („subjektives Ego“, Hudson’) der Suggestion, das Versuchsobjekt möchte eigene Aeußerungen von sich geben — eine Erklärung für die Spontanäußerungen der Tiere. Hierin liegt nach Harter auch der Grund für die menschenähnliche Ausdrucksweise der tieri- schen Schüler. In der bekannten phonetischen Schreibweise sieht er ebenfalls einen Beweis für seine Auffassung, da die Tiere die Worte so wiedergeben, wie sie ihrem Klang nach beim Denken durch den menschlichen Kopf gehen (vgl. dagegen die orthographische Schreibweise des Hundes „Lola“, Kinder- mann). Weitere Farallelen mit den Erscheinungen der menschlichen Tele- nathie finden sich dann ın den sogenannten „schlechten Tagen‘ der Tiere, wie wir sie besonders bei den Kralischen Pferden beobachten konnten, in dem Um- stand, daß die Tiere oft große Schwierigkeit haben, mit neuen Personen zu arbeiten — sehr oft konnte übrigens das Gegenteil beobachtet werden (d. V.) —-, vor allem ‘aber in den häufigen Umstellungen an sich richtig wiedergegebener Zahlen. Diese Inversion — spiegelbildlicher Eindruck im Unterbewußtsein des Mediums —- ist nach Harter eine geradezu spezifische Aeußerung des menschlichen Unterbewußtseins. Auch die großen Rechenleistungen der Tiere, deren rasche, richtige Antworter so verblüffend wirken, stammen aus dem menschlichen Unterbewußisein, das, wie man bei kindlichen Rechenphänome- nen, bei sonst idiotischen Rechenkünstlern findet, durch Intuition ein viel besserer Mathematiker ist, als das Oberbewußtsein (siehe auch Sarasin“). Wie ist nun aber Harter imstande, seine Hypothese gegenüber den bekannten unwissentlichen Versuchen, bei denen niemand außer dem Tier, auch nicht der Fragesteller selbst, die Aufgabe kennt, zu verfechten? Auch hier nimmt er eine Eigenschaft des Unterbewußtseins zu Hilfe, namlich die, daß viele Sinnes- eindrücke nicht oberbewußt, wohl aber unterbewußt registriert werden, daß beispielsweise verdeckte cder ii Kuwerts verborgene Karten (Versuche von Ziegler, Gruber usw. bei „Rolf“) doch unterbewußt als die mit den betreffenden Zahlen oder einer bestimmten Zeichnung versehenen erkannt werden, worauf das Tier die richtigen Signale übermittelt bekommt. Er zieht also die Fähigkeit des „Hellsehens‘ zur Erklärung heran. Außerdem spielt auch hier die Telepathie von Mensch zu Mensch mit, deren schier unbegrenzte Möglichkeiten Harter besonders betont und durch Beispiele belegt. Soviel in aller Kürze von der Harterschen Deutungshypothese. Wer sich bisher weder experimentell noch durch literarische Studien mit der Frage‘ der Unterbewußtseinserscheinungen und der Telepathie beschäftigt hat, wird vielleicht geneigt sein, HMarters Erklärungsversuch als okkultistische Speku- lation zu betrachten und äls wertlos auf die Seite zu schieben. Anders liegen 12) Hudson, T J..: Das Ciesetz der psychischen Erscheinungen. Leipzig, Verlag von A. Strauch- ®) Kindermann, H.: Lola. „Fin Beitrag zum Denken und Sprechen der Tiere. Stuttgart. Verlag von Richard Jordan. 1919. #) Sarasin, P.: Ueber tierische und menschliche Schnellrechner. Verhandlungen der Naturforscher-Gesellschait in Basel. Band XXVI. As: = = ae ie - = en ern De tn er ae die Dinge für den Kritiker, dem. die metapsychischen Erscheinungen der erwähn- teıı Art nicht mehr fremd sind. Er wird die häufig auffallenden Aehnlichkeiten zwischen den tierischen Klopfaußerungen und den Manifestationen des mensch- lichen Unterbewußtseins nicht bestreiten können. Nur fragt es sich sehr, ob — wenn wir einmal die Bedeutung des Unterbewußtseins in dieser Frage an- nehmen — die Tiere, wie Harter meint, nur passive Perzipienten für Signale aus dem menschlichen Unterbewußtsein darstellen, ob nicht vielmehr ihr Unterbewußtsein selbständig arbeitet und nur gelegentlich vom Menschen be- einfiußt wird. | In dieser Frage der Lokalisation der Aeußerungen des Unterbewußtseins n> Maeterlinck mehr der letzteren Auffassung zu. Er entwickelt seine geistreichen, wenn auch sehr käufig mehr intuitiv aufgebauten Gedankengänge im Anschluß und in direkter Verbindung mit seinen Anschauungen über das Wesen der metapsychischen Erscheinungen. Vor Harter.hat er voraus, daß er selbst wiederholt, z. T. ganz allein, mit den Elberfelder Pferden gearbeitet, daß er die verschiedensten Prüfungen selbst vorgenommen hat, die jede Zei- chengebung ausschließen sollen. Besonders erwähnenswert sind Versuche mit verdeckten Zahlenkartons, wie sie dann auch von Haenel') in größerem Maßstab mit Erfolg vorgenommen wurden. Maeterlinck, der Dichter und Forscher in einer Person, steht ganz unter dem Eindruck der rätselvollen Leistungen der Pferde. Als langjähriger Experimentator auf psychologischem - Gebiet kommt er zu der Aufiasung, daß beim Rechnen und Buchstabieren der Pierde ihr Oberbewußtsein unberührt bleibt, daß aber „Geistesblitze‘‘ ihres Unterbewußtseins vorliegen, das für gewöhnlich von ihrem tierischen Trieb- leben sowie unter der strengen menschlichen Zucht wie in einem Kerker ein- geschlossen gehalten wird. Maeterlinck ist bescheiden genug, in seiner subliminalen Flypothese nur eiren Versuch, nur einen Hinweis auf einen viel- leicht möglichen Weg der Erklärung zu sehen. Er betrachtet das Problem ais durchaus nicht gelöst, glaubt aber beim Beschreiten seines Weges der lösung des Tierproblems sowie mancher noch ganz dunkler Rätsel des Seelen- lebens näher kommen zu können. Diese, in Kürze wiedergegebenen Anschauungen Harters und Mae- ıerlincks sind meines Erachtens wichtig genug, um sie bei künftigen Ver- suchen ernstlich in Betracht zu ziehen, da sie, ohne eine abschließende Er- klärung zu schaffen, eine Reihe neuer wichtiger Fragen für unser Problem auf- werfen. Andererseits aber lassen sich eine Reihe von Erscheinungen mit der Harterschen Hypothese nur schwer in Einklang bringen. Ich weise auf das langsame folgerichtige Fortschreiten des Unterrichts hin (Krall‘), Gruber‘), wie es auch reuerdings an einer Reihe frischer tierischer Schüler (Ziegler'), Kindermann‘) zu verfolgen ist, ferner auf den Umstand, daß die Pferde und Funde, je nach Veranlagung und Temperament, stets auf einem, nach einer gewissen Zeit erreichten Höhepunkt stehen bleiben. Auch bleibt der Charakter der Aeußerungen stets der gleiche, einerlei, ob die Tiere durch ihre Erzieher oder in Abwesenheit dieser durch Fremde geprüft werden. Immer wieder kann man das Auftreten gewisser bevorzugter Worte oder Sätze verfolgen, besonders auffallend in den Protokollen über „Rolf“. Ich erinnere daran, daß die Kiopfantworten meist nicht wie von einem Automaten gegeben werden, sondern sehr oit recht temperamentvoll, mit betontem Aus- I aan: ke) ‘*) Krall, K.: Denkends Tiere. F. Engelmann 1912. '") Gruber, K.: Tierunterricht. Biolog. Zentralblatt 1914. Bd. 34. Nr. 6. *) Ziegler, H. E.: 1.c. !). Kindermann. R.:\.c.”). Br druck (typisch der markante Schiußtritt der Krallschen Pierde!). Jedem Be- sucher der Elberfeldeır Pferde ist wohl der oft äußerst ausgesprochene Eigen- sinn de: Tiere in lebhafter Erınnerung. die eigenwillige Zähigkeit, mit der aıı bestimmten Antworten festgehalten wird, der Trotz, mit dem die temperament- vollen Tiere häufig eine gewisse Zahl — die richtige Antwort — vermeiden, um hartnäckig alle benachbarten Zahlen mit markantem Ausdruck wieder- zugeben (Gruber). Unvergeßlich ist mir ferner der Eindruck des lernen- den Tieres, besonders der Stute „Jona“, mit der ich ohne Krall und den Wärter Unterrichtsversuche anstellen konnte (Gruber). Das Pferd, das mit an- scheinend großem Eifer bei der Sache war, verhielt sich wie ein lernendes Kind, wenn es nach längerem, anfangs verständnislosem Suchen endlich das einmal Verstandene festhielt.e. Natürlich sind das alles nur Eindrücke, aber so sehr man sich als kritischer Untersucher hüten muß, hier einer Autosuggestion zu unterliegen, so wesentlich sind andererseit doch die Beobachtungen des Ver- haltens des lernenden Tieres für die Beurteilung der Frage. Nach der Har- terschen Auffassung freilich wäre all das nur Komödie, die das der Sug- 'gestion ungemein leicht zugängliche Unterbewußtsein uns vorspielt, und’ zwar jedem Besucher auf die gleiche Weise. Es würde sich gewissermaßen die Per- sonifikation „rechnendes Pferd‘ im Unterbewußtsein sämtlicher Untersucher gleichlautend einnisten und zur Uebermittlung der richtigen Antriebs- und Haltsignale führen. Warum aber zeigt dann, wie oben schon erwähnt, das eine Pferd stets höhere Leistungen (,„Muhamed“), warum bleibt das andere (,Berto“, Hänschen“) auf einer bestimmten Stufe stehen, eine Erscheinung, auf die scheu Sarasin’) hingewiesen hat? Die telepathisch gegebenen Signale sind doch nach Harter ganz einfach und stets dieselben, einerlei, ob z. B. das Schlus- signal für die Zahl 12 als Ergebnis einer einfachen Addition oder einer höheren Wurzel gegeben wird! Schon in diesen wenigen Hinweisen liegen eine Un- is Aue FE ereeereeneraee PD VER EIER ‚menge Schwierigkeiten für die Annahme der Harterschen Hypothese. Dazu kommen die unwissentlichen \'ersuche, bei denen der Frager vor der Antwort sich entfernt (W olff ), die Versuche mit ‚Rolf‘, dem ın einem vom Haus seiner Herrin weit entiernten Zimmer ein Gegenstand unter strengsten Vor- sichtsmaßregeln gezeigt wird, den ‚er dann, von einer neutralen Person ee geholt, bei seiner Herrin richtig angibt (Lindemann und Ritterspacher ''). müßte dann eine auf den betreffenden Gegenstand gerichtete telepathische PR bindung zwischen dem Vorzeiger des zu beschreibenden Objektes und dei die Antwort aufnehmenden Person oder direktes Hellsehen angenommen werden. ‚Die gleiche Annahnıe müßte bei den verschiedenen analogen Versuchen gemachi werden, die wir Ziegler”) verc danken. Diese Beispiele zeigen gleicher- maßen die großen Schwierigkeiten, die durch sie der Harterschen Hypo- . ihese erwachsen, wie sie andererseits ee Reihe neuer Probleme aus Jdem :Ie- ‚biet der Metapsychik aufwerfen. Selbst auf weite Entfernungen hin müßten danach die Unterbewußtseine („subjektiven Egos“ Hudsons) der Menschen in ständiger Verbindung siehen, eine gemeinsame seelische Kraft, eine noch unbekannte Intelligenz müßte, ‚chne daß das Oberbewußtsein Kenntnis davon hat, die Menschen untereinander und — auch der Schritt müßte gewagt weirden ”) Gruber, K.: Neue Beohachtungen an den Elberfelder Pferden. Süddeutsche . Monatshefte 1914. Mai. HE DD RE LACH ”?) Sarasin: Zoolog. Anzeiger 40/1912, S. 252. WOLLE -G.:106 00) *) Lindemann n. Ritterspacher: Der Versuch vom 12. Mai 1914. Mit- teilungen der Gesellschaft für Tierpsychologie. 2. Jahrgang 1914. Nr. 2. TNZECTIEOT MH, ERKROEN ee ee % Te _— mit den Tieren verbinden. Statt einfacher Erklärung neue Rätsel, neue Probleme! / | Sollte nian dann nicht lieber die ganze telepathische und mediumistische - Hypothese beiseite legen und sich damit zufrieden geben, daß man sagt: Unsere langjährigen Versuche haben erwiesen, daß bei den unterrichteten Tieren rein oberbewußte, selbständige Denkarbeit vorliegt, alles andere lassen wir den - Okkultisten und Spiritisten!? Meiner Ansicht nach nein! Dafür sind noch zu viel schwer erkennbare Erscheinungen und Lücken im Gesamtbild der denkenden Tiere vorhanden, während andererseits vor allem in letzter Zeit Tat- sachen aus dem Gebiet des (’kkultismus und der Metapsychik wissenschaftlich erhärtet sind, die zu denken geben (vgl. Tischner‘). Wir würden Gvfahr laufen, in denselben Fehler zu verfallen, wie unsere erbitterten Gegner (Dex- ler”), v. Maday) Doilein”) Neumann’) und andere melır), die um jeden Preis einen bewußten cder unbewußten Betrug herauszukonstruieren suchen, um die Realität der Erscheinungen nicht anerkennen zu müssen. Es handelt sich hier nicht darum, nachzuweisen, daß die Tiere „denken“ können, daß sie zu bewußten Zweckhandlungen fähig sind —, das kanu nach den ungezählterı Beobachtungen und Erfahrungen mit höheren Tieren, vor allem Hunden und Affen nicht bezweifelt werden. Schlagende Belege dafür bringt Ziegler’) in der neuen Auflage seines Instinkt-Buches,- in dem er ferner auf Grund der vergleichenden Gehirnanatomie zeigen will, daß die. _ materiellen Grundlagen für hohe geistige Fähigkeiten bei höheren Vertretern — Hunden und Pferden — vorhanden sind. Doch, wie gesagt, dieser Teil des tierpsychologischen Froblems liegt hier nicht zur Diskussion vor. Hier kommt es darauf an, zu prüfen, ob die aus den Klopfäußerungen zu entnehmenden geistigen Leistungen der Tiere tatsächlich echt sind, d. h. ob bei ihrem Zu- standekommen jedweder menschliche Einfluß ausgeschaltet werden kann. Die. unwissentlichen Versuche haben -— das sei immer wieder festgestellt — jedwede bekannte Zeichengebung zusgeschlossen. Es hieße aber mit Scherklappen arbeiten, wollte man sich gegen die Erscheinung verschließen, daß die Mit- teilungen, die wir von unseren tierischen Schülern erhalten, menschenähnlichen Charakter besitzen, daß -- soviel ich weiß — Berichte über spezifisch tierische Empfindungen und Triebe, die unserer menschlichen Natur unbekannt sind, von Seiten der Tiere fehlen, daß schließlich noch keine erfolgreichen Versuche einwandfrei vorliegen, in denen von den Tieren etwas kompliziertere mündlich gegebene oder ganz einiache schriftliche Befehle ausgeführt worden wären. Dazu kommt für den Forscher, der die Unterbewußtseinserscheinungen in der Metapsychik als Tatsachen kennt, daß eine Reihe von Parallelen zwischen den tierischen Aeußerungen und den Dokumentierungen, die wir bei menschlichen Medien finden, nicht geleugnet werden können. In dieser Feststellung liegt natürlich kein Gegenbeweis gegen die selbständige Denkarbeit der Tiere. Denn, wie wir über Reichweite und Grenzen der Kräfte des Unterbew .ußtseins bis jetzt nur sehr wenig Bescheid wissen, so ist, trotz aller psychophysiologischer Experimente der letztcı: Jahre unsere Kenntnis vom eigentlichen „Seelenleben“ — sit vema verbo! — der höheren Tiere noch eine sehr lückenhafte. Wer °°), Tischner, R.: Ueber Telepathie und Hellsehen. J. F. Bergmann 1920. °”), Dexler, H.: Ueber den derzeitigen Stand des Krallismus „Lotos“. Bd. 62, 1914. ”®) v, Mäday: Gibt es denkende Tiere? W. Engelmann 1914. °®) Doflein, F.: Ueber die sogenannten „denkenden Tiere“. Die Naturwissen- schaften 1917. Heft 10. a °®) Neumann, N.: Ueber Pseudo-Tierpsychologie. Naturwissenschaftl. Wochen- schrift. XV. Band. Nr. 37. 1916. ”*) Ziegler, H. E.: Der Begrift des Instinktes einst und jetzt. Jena bei G. Fischer, 1920. 3. Auflage, kennt die Fülle der FHemmungen, denen die Tiere, wie wir doch auch, unter- worfen sind, Hemmungen, die si= vielleicht stets daran hindern, einen gut ver- standenen, mündlichen oder schriftlichen Befehl auszuführen, wer weiß, inwie- weit sie sich oberbewußt Rechenschaft geben können von den sie beherrschen- den Trieben, von den sie leitenden Instinkten! Die Bedeutung des Unterbewußt- seins und seiner Kräfte -— man nennt sie auch mit einem Lächeln voll spötti- schen Skeptizismus ‚‚okkulit‘-— ist in der letzten Zeit von immer weiteren wissen- schaftlichen Kreisen erkannt worden; vom Unterbewußtsein der Tiere wissen wir eigentlich noch nichts. Für die Erforschung der menschlichen Tiefen- psychologie hat neben der anfangs doch auch verspotteten Hypnose die Ver- wendung der bisher als Humbug belächelten Methoden des automatischen Schreibens, des Tischrückens, des Kristallsehens usw. in den Händen ernster Gelehrter außerordentlich fördernd gewirkt. Daher müssen wir es auch vom "Standpunkt der Frage nach dem Unterbewußtsein der Tiere auf das Freudigste begrüßen, daß uns die Bahnbrecher v. Osten, Krall, Paula Moekel in der Klopfmethode ein Werkzeug geschaffen haben, mit dem wir, neben der Erforschung der oberbewußten Denkleistungen der Tiere, hoffen können, auch in die tieferen Schichten ihres Seelenlebens zu dringen. Große, bedeutungs- volle Probleme liegen vor. Ich nenne allein folgende Fragen: Entstehen . die Aeußerungen der rechnenden und buchstabierenden Tiere rein oberbewußt oder handelt es sich bei ihnen unı teilweise oder ausschließliche Mitteilungen aus dem Unterbewußtsein, an denen ihr Oberbewußtsein nicht teil hat? Erfolgen die Aeußerungen der Tiere, gleichgültig ob unter- oder oberbewußt entstanden, wirklich ganz selbständig, oder aber enthalten sie eine Beimischung durch Mit- teillungen, die auf telepathischem Wege von der menschlichen Umgebung stam- men? Besteht tatsächlich ein enger, noch unbekannter, unterbewußter „seeli- scher“ Konnex zwischen Mensch und Tier, ähnlich, wie ihn die Erforschung der Telepathie und des Hellsehens für die Menschen untereinander hat er- kennen lassen ? Wenige Worte zum Schluß. Ich kabe meinen Aufsatz, der mit den zuletzt aufgeworfenen Fragen 9 U a ae a Si Re Ike z o ie ac ee T: > a US en, r TSOHEHE I PET RENT UN m Re ER TOR N DR TERN Ka Ay ; ra EN 5 ER, a Bao ’ Veran * n ei Re J ax k RUE RAR ed Ueber unbewußtes Denken und über das sogenannte „Unterbewußtsein“. Von Professor Dr. H. E. Ziegler. Den vorstehenden Aufsatz von Dr. Gruber habe ich gerne aufgenommen, weil die telepathische Hypothese viele Anhänger hat und folglich einmal in die Erörterung einbezogen werder. muß. Aber ich bin der Ansicht, daß die Lehre von der Telepathie und von der Tätigkeit des Unterbewußtseins beim Menschen noch auf so schwachen Füßen steht, daß ihre Uebertragung auf die Tiere von zweifelhaftem Wert ıst. Was an sich dunkel ist, kann nicht zur Aufhellung benützt werden. Zudem hat Dr. Gruber mit Recht darauf hingewiesen, daß manche Versuche, welche mit den buchstabierenden Pferden und Hunden ge- macht wurden, durch die Hypothese der Telepathie gar nicht zu erklären sind. Es ist geradezu auffallend, daß manche Autoren lieber so künstliche und gezwungene Hypothesen auisiellen, wie es Harter getan hat, als daß sie die viel einlachere und näherliegende -E.cklärung aus dem Verstande der Tiere aner- kennen. Ich sehe darin ledizlich eine Folge oder Nachwirkung des alten Dog- mas, welches den Tieren den Verstand absprach. Ich kanıı mir nicht versagen, hier meine eigene Ansicht über die in Rede stehenden Fiypothesen in einigen Sätzen zum Ausdruck zu bringen. Insbe- sondere möchte ich der Lehre von dem wunderwirkenden „Unterbewußtsein“ folgende Thesen gegenüberstellen. 1. Es gibt ein unbewußtes Denken. Nicht alle Vorgänge, welche durch die Neurone. des Gehirns gehen, sind uns bewußt. Oft besinnt man sich vergeblich auf einen Namen, aber bald darauf erscheint er von selbst; es müssen also in dieser Zeit unbewußte Vorgänge ihn herbeigeführt haben. 2. Will man die Gesamtheit der unbewußten Denkvorgänge als „Unter-. bewußtsein“ bezeichnen, so mag dies/zulässig sein. Aber es darf sichdamitnichtderGedankeverbinden,alsobdas Unter- bewußtsein eine besondere Seelenkraft sei; aus folgenden Gründen: ; 3. Viele Vorgänge, weiche ursprünglich bewußt waren, sinken in das „Unterbewußtsein‘ hinab. Zum Beispiel lernen wir in der Jugend mit Mühe die Buchstaben schreiben, aber der erwachsene Mensch denkt beim Schreiben uicht mehr an die Form der einzelnen Buchstaben. Wer Klavier spielen lernt, prägt sich allmählich ein, daß einer bestimmten Note eine bestimmte Taste ent- spricht; aber bei dem geübten Klavierspieler ist diese Assoziation unbewußt geworden. Wer im Addieren von Zahlen gewandt ist, weiß sofort, daß 17 +8 die Zahl 25 ergibt, aber die zugehörige Zerlegung liegt im Unterbewußtsein. Eine strenge Scheidung zwischen der bewußten und der unbewußten Geistes- tätigkeit ist nicht möglich. Viele früher erlernte Assoziationen und Koordina- tionen wirken später unbewußt fort. . 4. Der Inhalt des sogenannten Unterbewußtseins hat also keine be- sondere Erkenntnisguelle, sondern stammt aus dem Oberbewußt- sein. Was iemand niemals im Bewußtsein gehabt, niemals bewußt gelernt oder erfahren hat, das kanı auch in dem Unterbewußtsein nicht vorhanden sein. Die Meinung der Okkultisten, daß in dem ‚„Unterbewußtsein‘“ geheim- nisvolle Kräfte liegen, halte ich für ganz unbewiesen. Zwar ist oft behauptet worden, daß Menschen in der Ekstase „in fremden Zungen“ reden oder in der N a a ET en x ih 2:5 ra N Sg ee u A P EN TREE Dee a I a Tr Re a u A ae N RER ER ee Dee a = He Hypnose Kenntnisse entialien, die sie nie gelernt haben, aber das hat sich immer als Irrtum erwiesen. Die alte Lehre von Locke: „Nihil est in intellectu, quod non fuerit in sensu‘“'}, gilt auch für das Unterbewußtsein. 5. Nur auf dem Gebiete des Gefühlslebens und des Trieblebens gibt es unbewußte oder halbbewußte Regungen oder Gedanken, welche nicht aus dem Verstande stammen, sondern instinktiver Natur sind. Aber auf dem Gebiete des Wissens und des geistigen Körnens ist der wesentliche Inhalt des unbe- wußten Denkens aus der bewußten -Denktätigkeit entstanden und nicht von ihr zu trennen. — Bei den- Tierer können wir nicht entscheiden, was bewußt und was unbewußt geschieht. Bei den Tieren ist es also am allerwenigsten möglich, et den bewußten Tätigkeiten und dem ‚Unterbewußtsein‘“ zu unter- scheiden. - 6. Niemand kann in seinem Unterbewußtsein eine größere Rechenfähigkeit haben als im Oberbewußtsein. Wer z. B. eine Lösung in seinem bewußten Denken nicht finden kann, vermag es auch nicht mit Hilfe des Unterbewußtseins. 7. Die unbewußten Denkvorgänge ersetzen oft bewußte Denkarbeit, er- leichtern das bewußte Denken und beeinflussen dasselbe. Aber sie sind niemals unabhängig voa dem bewußien Denken. 8. Die unbewußten Vorgänge können sich auf dem motorischen Gebiet geltend machen; sie vermögen den Gesichtsausdruck und selbst den Pulsschlag zu beeinflussen; sie können unwillkürliche Bewegungen auslösen. Es ist denk- bar, daß auf solche Art unbewußte Gedanken zum Ausdruck kommen, viel- leicht vergessene Tatsachen, deren man sich bewußt nicht erinnern kann. — Bei den Tierversuchen ist eine unbewußte Zeichengebung als mög- lich in Betracht zu ziehen, aber man darf daraus, daß eine soiche Zeichen- gebung denkbar und möglich ist, nicht den Schluß ziehen, daß eine solche bei den rechnenden und buchstabierenden Tieren wirklich stattfinde und die rich- tige Erklärung bilde. Es war ein großer Irrtum, als Dr. Pfungst die Leistungen des „Klugen Hans‘‘ des Herrn v. Osten aus unbewußten Zeichen erklären wollte. Die Antworter. der Eiberfelder Pferde und des Mannheimer Hundes sind aus einer unbewußten Zeichengebung nicht zu erklären. Schon die ganz ungewöhnliche phonetische Schreibweise der Worte kann durch unbewußte Vorgänge nicht zustande kommen. Denn jeder gebildete Mensch hat die schriftmäßige Schreibweise der Worte in seinem Gedächtnis und kann ohne bewußte Absicht zu einer so stark abweichenden Schreibweise nicht kommen. Auch die irrtümliche Verwendung der Pronomina, welche bei”den buchsta- bierenden Tieren so häufig ist, kann bei einem gebildeten Menschen in seiner Muttersprache weder bewußt noch unbewußt ohne Absicht entstehen, folglich nicht aus unbewußter Zeichengebung erklärt werden. % 9. Bei den denkenden Tieren schließen alle diejenigen Versuche, welche die Zeichenhypothese ausschalten, auch die Hypothese der Uebertragung aus dem Unterbewußtsein aus. Wenn der Experimentator eine Rechenaufgabe selbst nicht weiß oder nicht rechnen kann, so ist die Lösung auch in seinem Unter- bewußtsein nicht vorhanden und kann also aus demselben nicht übertragen werden. Wenn der Mannheimer Hund angibt, was ihm in einem anderen Zimmer gezeigt wurde, so war diese Tatsache weder im Oberbewußtsein noch im Unterbewußtsein von Frau Moekel oder Fräulein Moekel vorhanden, kann also nicht durch Zeichen von ihr übertragen worden sein. Alle die sogenann- 1) Nichts ist in unserem Denken, was nicht durch die Erfahrung der Sinne herein- gekommen ist. = ie E = %: = F Ber Eee ; en unwissen tlichen Versuche widerlegen die Zeichenhypothese Ei sowohl bezüglich der eventuellen bewußten Zeichen wie bezüglich der E 1-30. Es ist eine ganz unbewiesene und willkürliche Meinung, daß eine Ge- _ dankenübertragung von einem Menschen zum anderen oder von einem Men- schen zu einem Tiere leichter aus dem Unterbewußtsein erfolge als aus dem Oberbewußtsein. Wenfl wirklich manche Antworten der Tiere auf Gedanken- z übertragung beruhen würden, so brauchte dabei das Unterbewußtsein nicht een werden. Aber die Gedankenübertragung ist selbst beim Menschen _ eine exzeptionelle Erscheinung, welche nur bei einigen „Medien“ beschrieben 4 _ worden ist. Wer also die l.eistüungen der Tiere aus der Gedankenübertragung erklärt, schreibt den Tieren übermenschliche Fähigkeiten zu. Die Anhänger 3 _ der mediumistischen Flypothesen legen den Tieren viel höhere und unbegreif- lichere Fähigkeiten bei als diejenigen Forscher, welche die Leistungen der Tiere aus ihrem Gedächtnis und ihrem Verstand erklären. ii Mein Hund „Awa“ 3 2: Von Professcr Dr. H. E. Ziegler. Im Herbst des Jahres 1916 erhielt ich von Fräulein Henny Kindermann _ einen jungen Hund, der von der „I.ola‘ stammte, über welche Fräulein Kinder- Eh Figur 3. „Awa“ mit dem Affen „Hansi“, der in dessen Fell Be ih;- nach Ungeziefer sucht. mann in ihrer Schrift berichtet hai.') Die „Lola“ (Figur 1) war eine Tochter des bekannten Mannheimer Hundes „Rolf“ und der Hündin „Jela“, welche „Rolf“ beigegebei: war; sie war ein reinrassiger Airedale-Terrier. Aber mein Hund „Awa‘“ (Fıgur 3 und 4) ist ein Mischling, eine Kreuzung zwischen der Airedale-Terrier-Hündin und einem Pinscher oder Schnauzer, mit dem die Hündin, als sie sich verlaufen hatte, zusammen gekommen war. “ Der Name ‚„Awa“ erklärt sich daraus, daß Fräulein” Kindermann die „Lola“ geiragt hat, wie die Jungen heißen sollen, und daß_jedes von den Jungen auf diese Weise einen Namen erhalten hat, der- aus der Phantasie der „Lola“ stammte. | Ueber den Unterricht meines Hundes habe ich schon an anderer Stelle berichtet,‘) und will mich hier auf einige kurze Mitteilungen beschränken. Figur 4 „Awa“, auf den Rücken der abwärts hängenden Hand Zahlen klopfend. ; Als „Awa‘“ 14 Monate alt war, begann ich ihn im zählen zu unterrichten und verwandte täglich etwa 10 Minuten darauf. Sehr bald war erreicht, daß das Tier sich ruhig vor mich hinsetzte und mich aufmerksam ansah. Ich machte ihm mit den Fingern die Zahlen klar, und der Hund klopfte die Zahlen auf meine Hand, wobei ich laut mitzählte. Nach einigen- Tagen hatte er verstanden, was man von ilım wollte, und kannte die Zahlen von 1—10. Anfangs mußte man mit Zeichen nachhelien, aber bald war das nicht mehr nötig. Der Hund zeigte für das Rechnen dasselbe geradezu auffailende Verständnis, welches auch bei den anderen rechnenden Hunden, und besonders bei den Elberfelder Pfer- I) Henny Kindermann, Lola, ein Beitrag zum Denken und Sprechen der Tiere. Ver- lag von Richard Jordan, Stuttgart, 1919. | i 2) H. E, Ziegler, Das Gedächtnis des Hundes, Zoologischer Anzeiger. Bd. 50, No- vember 1919, S. 265—273. eng = 2 alle Beobachter überrascht hat. Insbesondere konnte ich dem Tiere wie einem Kinde von der Addition aus die Subtraktion und die Multiplikation klar- _ machen, und von der Multiplikation aus die Division. _ - Nun ging ich zu den Buchstaben über und lehrte zuerst die Vokale ai e - ound u, wofür die Zahlen 4, 6, 5, 7 und 8 festgesetzt wurden. Nach einigen - Tagen hatte der Hund das begriffen, so daß ich einige Konsonanten hinzu- 3 ‚nehmen konnte. Anfangs war er unsicher, klopfte häufig über die Zahl hinaus, * und ich mußte die unsicher gekiopften Zahlen oft wiederholen lassen. Daß er über die richtige Zahl hinausklopite, geschah meistens nur aus Unachtsamkeit; - _ wenn ich ihn ernsthaft verwarnte, kam die Zahl richtig. Solche Unachtsamkeit kommt noch jetzt häufig vor, und infolgedessen arbeitet mein Hund nicht mit der Sicherheit und Bestimmtheit, welche bei den anderen rechnenden Hunden („Rolf“, „Lola“, „Seppl“ u. a.) zu beobachten war. Die Unachtsamkeit ist die - Folge seines allzu chatten und ungestümen Temperamentes; der Mischling - ist also nicht so zuverlässig, wie die reinen Airedale- Terriers, von denen er - mütterlicherseits abstammte. 3 Ich stellte für meinen Hund folgende möglichst vereinfachte Buchstabier- tabelle auf: 4 2 253 4:55 6 7 8:9 10 12 13 m 1-4 e 1 9: > | ww -8,.K.chb;PB, > E-.- 14 Ze 0 FE 2218 19 en dt f Te : s, sch z Ä Man sieht, daß für g, k und ch, für b und p, für d und t und für s und - sch jeweils die gleiche Zahl ver wendet ist. e: Bei den: Unterricht erkennt ıman deutlich, daß sich eine direkte eo - zwischen dem Laut und der Zahl bildet. Wenn ich z. B. dem Hunde gesagt - habe, daß der Buchstabe a durch 4 Schläge angegeben wird und dies öfters - wiederholt ist, wobei ich vielleicht Hilfen gegeben habe, so wird eben die Ver- - bindung zwischen denı Laut a und der Zahl 4 allmählich geläufig, und danıı - ist keine Hilfe mehr nötig. Auf dieser N beruht das ganze Geheimnis _ des Buchstabierens der Tiere. E- Ich ging nur langsanı zu neueri Buchstaben über, um die früheren erst ‘ geläufig werden zu lassen, aber der Hund lernte die übrigen Buchstaben sehr bald.“ Als ich ihm z. B. eines Tages sagte, daß der Buchstabe w durch * 10 Schläge anzugeben ist, machte er es am folgenden Tage sofort richtig. Auch dei den anderen buchstabierenden Hunden ist beobachtet worden, daß das Ge- - dächtnis des Hundes das Erlernte leicht auinimmt und sehr gut festhält. Anfangs wollte ich, daß der Hund bei den Zahlen die Einer mit der rechten, - die Zehner mit der linken Pfote angebe, wie es die Elberfelder Pferde und einige - Hunde (,Lola“, „‚Seppl‘) taten; aber ‚Awa“ verwechselte dies oft, so daß ich - von dem Verlangen abstand. Er rechnet mit Zahlen bis 100, und klopft bei’ denjenigen Zahlen, welche höher als 20 sind, zuerst die Einer und dann die Zehner. Er benützt immer den rechten oder den linken Fuß nach Belieben, - wobei er bei einer Zahl oft mit der einen Piote beginnt und mit der anderen - fortfährt. Meistens gibt er den 'etzten Schlag mit besonderer Bestimmtheit - und setzt die Pfote deutlich auf, wie auch bei dem Mannheimer Hund beobachtet — wurde, daß er am Ende ieder Zahl den Karton, auf welchen er schlug, kräftig - zurückdrückte. (Vergl. den Schlußtritt der Pferde, Seite 16.) E Mein Hund klopfte die Zahlen auf die abwärts gehaltene Hand (wie Fig. 4 - zeigt) oder auf den Rockärmel oder auf einen von mir ihm hingehaltenen Kar- - ton. Auch habe Ich ihn auf ein lose an einem auf dem Boden stehenden Holz- ee rahmen hängendes Pappstück klopfen lassen, was er aber nicht gerne tat. = Zwischen mein Gesicht und seine Augen kann ein Papier gehalten werden, was die Arbeit nicht stört und beweist, daß von mir mit den Augen oder den Mienen: keine unbewußten Zeichen gegeben werden. Nach jeder Antwort bekommi der Hund eine kleine Belohnung. Man muß ihn bei dem ganzen Unierricht in guter Laune und im Eifer erhalten. Mit Drohungen oder Gewaltmittein kann man ein Tier nicht zu Versta bringen, sondern nur zu Dressurstücken. Der Hund freut sich wenn Besuch kommt und will dann gerne seine Kunst zeigen, teils aus Ehrgeiz, teils der Belohnung wegen. Ich lasse ihn meistens die Namen der besuchenden Personen buchstabieren. Er erinnert sich dann später noch dieser Namen. ETUI AR TR INN IPLRISTE HAIR Wie ich schon ©ben; sagte, bieibt mein Hund „Awa“ in seinen Leistungen hinter den anderen buchstabierenden Hunden erheblich zurück, was ich aus der Rassen-Kreuzung erkläre. Es ist daher von selbständigen Aeußerungen nur wenig zu berichten. Als ich den Hund eines Abends frug, wo wir am Nachmittag gewesen wareı, buchstabierte er „du geb Brot“, und erst nachher gab er die richtige Antwort „auf dem Friedhof“. — Der Hund hatte auf der Straße eine Gans getötet, aber es stellte sich heraus, daß die Gans ihn ange- griffen hatte; als ich ihn wegen dieses unliebsamen Vorkommnisses schalt, buchstabierte er a und auf die Frage ‚wer beißt?“ kam die Antwort: „Gans“. Der Hund war im Winter i in dem Vorraum des Kellers während der Nacht. Er urinierte da an einer bestimmten Stelle auf den Boden und konnte weder durch Schelteı: noch durch Hiebe davor abgehalten werden. Als ich ihn des- wegen zankte, buchstabierte er „richt gut Wasser“ und gab damit ganz richtig an, daß er durch den Geruch der Stelle zum Urinieren veranlaßt wurde. — Als der Hund von Herrn Krall ein Paket mit Schokolade bekommen hatte, sollte er ihm brieflich danken und gab folgende Worte an: „Liber Her Kral, danke fir Schokolat, gut gewest, Awa. Kiapard da, Zuker schiken.‘“ Der Hund z hat also nachträglich hinzugefügt, daß Professor Claparede hier war und dad er Zucker geschickt haben wolle. Wenngleich mein „Awa‘“ zu Vorführungen und Versuchen nicht so ge- eignet ist, wie die anderer buchstabierenden Hunde, habe ich ihn doch oft bei Vorlesungen und Vorträgen zeigen können, um die so wichtige Klopimethode 5 aid zu machen. Karl Krall „Denkende Tiere“, Beiträge zur Tierseelenkunde auf Grund eigener Versuche. Verlag von Friedrich ee mann in Leipzig, 1912. H.E. Ziegler, „Der Begriff des Instinktes einst und jetzi“, eine Studie über die Geschichte und die Grundlagen der Tierpsychologie. 3. erweiterte Auflage, Verlag von Gustav Fischer, Jena, 1920. „Die Seele des Tieres“, Bericht über die neuen Be- obachtungen an Pferden und Hunden. . Herausgegeben von der Gesellschaft für Tierpsychologie, mit einem Vorwort von Dr. H. E. Ziegler. 2. Auflage. Verlag von W. Junk, Berlin-W 15. | Paula Moeckel, | „Mein Hund Rolf“, ein rechnender und buchstabier- ender Airedale-Terrier, Serae N von Robert Lutz in Stuttgart, 1919. „Erinnerungen und Briefe meines Hundes Rolf“, Verlag von Robert Lutz in Stuttgart, 1920. Henny Kindermann, „Lola, ein Beitrag zum Denken und $prechen der Tiere“, Verlag von Richard Jordan in Stutt- gart (Militärstraße 2), 1919. Hedwig Lohß „Arche Noah“, Geschichten für große und kleine Leute, die Tiere lieb haben. Verlag von Andreas Perthes, A.-G., Gotha, 1920. - Be x M Gesellschaft für Tierpsychologie. B00000000000000000000000 00 00000000000000000000 00000000000000000000000000 gesehen von Dr. H. E. Ziegler, Professor an der Techn. Hochschule in Stuttgart und an der Landwirtschaftl. Hochschule In Hohenheim. 0000000000000000006000000000000000000000000000000 Neue Folge Nr. 2 1921 EI TPETSSSREERBERDEI90909009000990009909999090° Bo00000® X | INHALT: Wieder ein buchstabierender Hund. Anleitung zum unterrichten eines Hundes im Rechnen und Buchstabieren. Ein Rolf-Protokoll. Die Wurzeln der Potenzzahlen. Zur Erinnerung an das Pferd Muhamed. An die Mitglieder und die Mitarbeiter der Gesellschaft für Tierpsycholosgie. Zur Beachtung 0®@0000000095050000000,00090000,@009990005 00000000, 0&0000000090000000008000000009890000000990000000°9 000000090900000009%90000009989000n0009890000000990000000 Die Mitteilungen werden den Mitgliedern unenigelitlich zugestellt. Die bisher erschienenen elf Hefte der Mitteilungen der Gesellschaft für Tierpsychologie werden den neu eintretenden Mitgliedern zum Preis von Mk. 12.— nachgeliefert. Auch können sie von der Buchhandlung W. Junk in Berlin-W 15 bezogen werden. Be TETITETIITTELTETTTTIITEIETETTEELIITEITETETTITITEILITIIELETTEIEEITITEITEITEITIEITEEIEILETELTITEIDEEIEEIZTEIZELTIITIIIEEETETZEIZTEITTEIZEIISEIEIIESTITTEITEITEITIEITIET .. tz mn 222222229922. AA A AAA AA L LA LA A RG ww 732.0 7% 02.2. HENRYB.WARD Druck der Buch- und Notendruxkerei von Gustav Stürner in Ar) 1927 FROM THE AUTHOR " = M ITTEILUNGEN der Gesellschaft für T ierpsychologie. E Im Auftrag der Gesellschaft herausgegeben von Prof. Dr. H. E. ZIEGLER, in Stuttgart. rein trf. ‚ klar uhtrl A ia ABl hein A h al Fl a dein ba | | Wieder ein buchstabierender Hund. Von Frau Anna Weismann in Freiburg i. B. | Immer mehr bricht sich die Ueberzeugung Bahn, daß der Mannheimer Hund Rolf keine vereinzelte Erscheinung ist, und daß die Möglichkeit besteht, - durch immer neue Fälle in dieses schwierige Problem weiteres Licht zu bringen. Ich möchte durch Veröffentlichung meines kleinen Tagebuches gerne dazu bei- tragen, die Kenntnis der Denkfähigkeit des Hundes zu fördern und überlasse es - berüteneren Kräften, die Schlüsse aus den angeführten Tatsachen zu ziehen. Be Unser Hund „Buz“ ist eine Airdaleterrierhündin, reiner Rasse, zwei Jahre alt, äußerst guter und lieber Charakter, sehr wachsam und brav. Die ersten Versuche machte ich im Oktober 1920 mit ihm, sie scheiterten aber an seiner absolutei: Interesselosigkeit, so daß ich das Unternehmen wieder auisav. Erst einige Wochen später fing ich wieder an, und schon beim ersten Mal konnte ich bemerken, daß „Buz“ autmerksam zuhörte, auch Bilderbücher ansab, we- nigstens einen Augenblick. Darauf bauend machte ich ihm Kartonblätter mit großen Zahlen von 1 bis 10. Ziemlich schnell, in ein paar Tagen, lernte er diese Zahlen mir in die Hand klopfen. Dann ließ ich ihn Zahlen innerhalb 1 bis 10 zuzählen, was gleich überraschend gut ging. Beinahe noch schaeller eriaßte er das Abziehen. Ich hatte das Gefühl, als läge alles schon in ihm bereit und brauchte nur von ihm erfaßt zu werden. ; Dann ging ich daran, die Zahlen bis 25 ihn zu lehren, im Hinblick auf das nächste Ziel, ihn mit den Buchstaben bekannt zu machen. Das war schnell geschehen, und nun kam der große Moment, wo er mit dem Alphabet anfangen sollte. Im Großen und Ganzen richtete. ich mich nach dem von Rolf angege- benen, doch machte ich einige mir passend erscheinende Aenderungen: ar=..4 e-= 11 Ne t = 17 ei = 21 bie 12 9, 118,1 er >. 26 cH2=.24 Be DB, 18 w = 19 ö = 27 d’=.9 Ba gu’ 29 7 = 28 Ur 28 er 30 1 [9 sch = 22 el m =8 8:16 au = 29 Er begriff das Alphabet so schnell, daß ich nicht 4 Tage dazu gebraucht hätte, es ihn zu lehren — ein Tag hätte auch genügt, wenn ich nicht gefürchtet . hätte, ihn zu sehr anzustrengen. ') Dann machte ich ihm kleine Kartonbiätter mit Buchstaben, ım sie besser abfragen und auch zusammensetzen zu können. . Alle diese Dinge gingen so spielend leicht, daß von großer Mühe meinerseits nicht die Rede sein kann. Anfänglich wurde der Hund schnell müde, gähnte viel, legte sich ganz ermattet hin und streckte alle Viere von sich. Heute ist von. einer solchen Ermüdung nichts mehr zu merken, außer wenn er wirklich lange und anstrengende Sachen gerechnet hat. Zwischen dem Wörterzusammensetzen machten wir eifrig Rechnungen und bald verstand er auch das Multiplizieren und das Dividieren. Nun aber zum Hauptpunkt der Sache: Was kann dabei in Betracht kommen, die inneren Vorgänge dieser Art der Verständigung zu klären? Un- streitixo kommen die Resultate bei den Rechnungen prompter, wenn ich die Lösungen weiß, doch hat er auch Rechnungen gelöst, deren Resultat ich nicht kannte. Seine eigenen Aussprüche, wenn er von mir darüber befragt wurde, ob er denn allein rechnen könne, lauteten einmal: „ich richtig zele“, ein ander Mal: ‚ich ser gut rechne“. Am besten geht das Klopfen — seien es nun Rechnungen oder sonstige Aeußerungen — wenn wir beide wissen, um was es sich handelt. Gar nicht geht es, wenn ich allein es weiß und er nicht, von einer reinen Suggestion meinerseits kann also nicht die Rede ein. Interessant sind die Versuche, bei ‘denen mein Mann die Rechnungen in französischer a 1) Das von mir verwandte Alphabet ist erheblich schwieriger als das vereinfachte _ Alphabet, welches Professor Ziegler bei seinem Hunde „Awa“ gebrauchte. Vergl. Mit- teilungen der Gesellschaft für Tierpsychologie, N. F. 1920, SLR Zurhu 4 i f | | Br, > ” leg > ala SI an Drau Bill aa La Han dl aut le. 22) N REN ER na ale ARD URE, 0 BE N a Be BE SEE RE ee nn er ® e 3 ee ee er P% , £ Er} 2 le 2 3 . 2 = Y IE RE E Sprache stellte, so daß ich also wußte, wie es s hieß und er nicht. Es ging auch - in Folge dessen nicht. Ich lasse nun einfach das Tagebuch folgen, in dem mir die gesperrt ge- i _ druckten Fälle als Beweise für das selbständige Denken des Hundes besonders _ wichtig zu sein scheinen. _ 28. Dez. 1920. Heute ging ich mit den Zahlen bis 24, die Zehner nn der linken, die Einer mit der rechten Pfote klopfen lassend. Für ja gibt er 2 für nein 2 Pfotenschläge, so daß wir uns auf diese primitive Art schon ganz gut unterhalten können. Auch ließen wir ihn die Zahl der Töne in den Akkor- den angeben, was heute sehr gut. bis zu 8 Tönen gelang. ') Ich versuchte zu- sammengesetzte Rechnungen wie 14 "5 — 3, die er schnellstens ausrechnete. 29. Dez. 1920. Heute gelang die Akkordprobe weniger gut, dagegen alles Rechnen tadellos. Wieviele Finger hat die Mama? ,!0“. Wieviele Augen hat der Buz? ,2“. Wieviele Beine hat die Mizi? „a“ Die geistige Ur- müdung macht sich bald durch starkes Gähnen bemerkbar, was mich natürlich veranlaßt, den Unterricht sehr kurz zu machen, um ihn nicht zu überanstrengen. 30. Dez. 1920.. Heute erklärte ich ihm die Zehner bis 100 und wir rechneten auf und ab bis 100, wobei er aber große Müdigkeit zeigte, immer auf Anfrage 4 (müde) klopfte und die Zunge heraus hängen ließ. Es mag sein, daß die Hündin, weil läufig, rascher ermüdet. 31. Dez. 1920. Heute früh ging es gar nicht; Buz war ganz unlustig zur Arbeit, so daß wir es aufgeben mußten und spazieren gingen. Gegen Abend lernte er mit größter Schnelligkeit 6 Buchstaben vom Alphabet. . 1. Jan. 1921. Morgens mittelmäßig, abends zwei Buchstaben dazu gelernt, so daß 8 gut gehen. Auffallende Ermüdung und tiefer Schlaf. Rechnen gut, Tonproben unsicher. Das Tier ist immer noch läufig. 2. Jan. 1921. Weitere 4 Buchstaben dazu gelernt, so daß jetzt 12 sitzen, auch außer der Reihe. — 3. Jan. 1921. Weitere 4 Buchstaben zelernt, Bilder- buch angesehen, die Anzahl der Buben und Mädchen auf den Bildern ange- geben. Ebenso wieviele Männer, wieviele Frauen im Haus wohnen. 3475 — 3 gut gerechnet. — 4. Jan. 1921. Immer noch läufig. Heute Alphabet - vollendet. 5. Jan. 1921. Fake arbeitet Buz gut. Ich zeigte ihm die Buchstaben auf einzelnen Kartonblättern, und er kann alle mit einem einzigen Fehler. !ch setze zum ersten Mal zwei Buchstaben zusammen: „or“, was sofort geht, dann „aug“, „geld“. Er macht kleine Pausen zwischen den Buchstaben. Wir machen Versuche mit Multiplikationen, was auch geht, z. B. 22,4” 6 usw. Er ar- beitet zum zweiten Male vor Zuschauern, was ihn nicht stört. 6. Jan. 192]. Buz ist immer noch läufig. Die Ermattung beim Lernen ist längst nicht mehr so groß, er kann bedeutend länger aufmerken Haus, Geld, Aug, Or geklopft. Viele Rechnungen gemacht, es geht aber nicht einwandfrei, wenn ich die Zahl nicht kenne. 8. Jan. 1921. Ich zeige ihm ein Bilderbuch mit einer Katze und frage, - ohne es ihm vorher zu sagen, was ist das? „mizi“. Das Einmaleins bis aui y $ ’ Kindermann, Lola, Stuttgart 1919, Verlag von Richard Jordan, S. 39). !) Solche Versuche sind zuerst von Fräulein Kindermann angestellt worden. (Henny Q geht ganz gut. Auf die Tafel schreibe ich „buzi ist braf“ und ot hat Le 4 stolen‘“, was er ganz richtig klopft. : 9. Jan. 1921. Das Einmaleins mit 14 geht gut bis zu 5 Mal, dann ri sagt es. Den 12er gut gewußt. Nun ist die Hündin nicht mehr läufig. Sie klopft vor Helmut Schepp (einem Neffen meines Mannes) „Helmut“ und sagt aus einem Bilderbuch: „hund“. Nachherige Ermüdung nicht mehr so groß. w i EERUER 10. Jan. 1921. Was tut man auf den Kopf, wenn man ausgeht? „hut“. Was tut man um, wenn’s kalt ist draußen? „mantel“. Was ißt du am aller- liebsten von allen Sachen; ? wurst“. Was sagt die Mama zu dir, wenn sie dich recht lieb hat? ‚‚manili“. ll. Jan. 1921. Heute erzählte ich Buz von dem Hunde Rolf-in Mann- heim, worauf ich ihn „rolf“ und dann „lol“ klopfen lassen will. Er klopft aber lauter Unsinn, und ich frage, ob er von dem nichts hören will? ‚nein‘. Bist] du eifersüchtig? „ja“. Die Tonproben gehen ausgezeichnet. Rechnen großes Einmaleins alles richtig. 12. Jan. 1921. Heute probieren wir zum ersten Mal, ob er das absolute Gehör hat und sagen ihm die Tonbezeichnungen einer .Oktave, nur die weißen Tasten, was er nach ganz kurzer Zeit weiß. ') Auch die Akkordbestimmung und die Tonanzahl in denselben geht heute bis zu 8 Tönen richtig. — a 14 FE EEE EEE TEN OR WERE an TORE 3 ERDE nennt man das, was du eben mit dem Papa getan hast? „raufen“. Tust du das gern? „ja“. Wie heißt das, was draußen so bläst, daß die Bäume sich bewegen? „wind“. Wie heißt das, was naß vom Himmel fällt, wo die Leute } den Schirm aufspannen? „regen“. Wie heißt s aber im Winter, ee es weiß vom Himmel fällt und die Kinder Schlitten fahren? „schnee“. x 62.3 524 geht gut. Er wird vom Arbeiten gar nicht mehr müde. Leider a das Rech- 1 nen und Klopfen überhaupt einstweilen mit meinem Mann noch gar nicht. Buz meint , das kann man nur mit der Mama. | 13. Jan. 1921. Heute übe ich morgens mit ihm Ablesen von der Tafell und versuche ihn zu veranlassen, den schriftlichen Befehl: ‚„‚hupf runter” auszu- | führen, was er aber erst auf BR. mündliche Aufforderung tut. Abendi} 4 zeige ich ihm Bilderbücher, und er nennt mir alles Mögliche daraus. Was tut der Mann? °„geigen“. Was ist das? „pupe“. Was Tällt da vom Himmel? „schnee“. Er zählt ganz rasch in dem Möckelbuch die jungen Hunde. Sindä sie jung ? „ja“. Möchtest du auch Kinderle haben ? „ja“. Abends kommt er auf den Pfiff meines Mannes von oben herunter. Bei wem warst du? „engler“. (Un- sere Mieter oben). Kann die Mama auch so. gut mit dir raufen wie der Papa? „nein“. Wo waren wir gestern, wo ich dir sagte: Schau, da sind viele Bäume? „wald“. Was trägt der Bub unter seinem Arm? ‚„tafel“. Ich zeige ihm das Bild in dem Möckelbuch mit der wüsten Bulldogge. Gefällt dir der Hund? Rein. Ser gelungen ist sein Verhältnis zur Katze. Wenn man ihn frägt, hat er die Mizi nie lieb, aber er spielt doch mit ihr und sie fürchten sich gar | i a | nicht vor einander. 1 19. Jan. 1921. HeutehatBuzzumersten Maletwasganz } | 1 Ri aussich heraus geklopft. Wir beide waren abends allein und da frug ich ihn etwas, was ich schon lange so gerne wissen wollte: Warum willst ae 1) Versuche über das absolute Gehör sind auch zuerst von Fräulein Kindermann mit ihrer Hündin Lola gemacht worden, (Henny Kindermann, Lola, Stuttgart 1919, S. 39). EI du denn eigentlich nie auf dem Plätzle neben der Heizung sitzen? (Er war _ nie dazu zu bewegen, sich darauf zu setzen und blieb unter allen Anzeichen des Abscheus höchstens eine Minute darauf sitzen.) Antwort: „ekel“. Ich war natürlich sehr erfreut und schenkte ihm eine schöne Belohnung. Mit dem verabscheuten Plätzle hat es wohl die Bewandnis, dass an dem Kissen der Ge- ruch des früheren alten Hundes bemerkbar ist, gegen den er immer eine grosse Antipatie zeigte. — Ich machte ihm ganz willkürlich auf ein Blatt Papier - 33 Punkte, ohne sie selbst zu zählen, welche Zahl er nach Ansehen von höchstens 2 Sekunden bis auf 2 richtig angab.') — Heute und gestern machten wir auch einfache Divisionen, wie 10 : 2, 20": 2 mit Erfolg. — Sätze von der Tafel ablesen geht ganz rasch, doch wurde ein so gegebener Befehl bis jetzt nicht ausgeführt, obwohl jedenfalls richtig verstanden. 20. Jan. 1921. Was tust du am liebsten, rechnen, lesen oder Buch an- schauen? „rechnen“. Welche Farbe von allen Farben gefällt dir am besten? „rot“. Welches von allen Tieren hast du am liebsten? „hund“. Was tust du am liebsten, schlafen, fressen, raufen oder spazieren gehen? „spaziren gen“. 21. Jan. 1921. Weisst du noch von dem Hund, der da war, als du in unser Haus kamst? „ja“. War der alt oder jung? „alt“. Hat er schlecht oder gut gerpchen? „schlecht“. Warum hast du ihn eigentlich gar nicht gern ge- habt? „ekel‘“. — Darauf machen wir Divisionen, ungefähr wie 12 *3 :5 ganz glatt und rasch. — Dann probiere ich: etwas, was bis jetzt immer mißlang, nämlich daß er nach den Buchstabenkärtchen die Klopfschläge angibt, wenn ich die Buchstaben nicht kenne. Es geht bis auf a auch diesmal nicht. Darauf irage ich: Warum kannst du das eigentlich nicht, wo du doch von der Tafel alles glatt ablesen kannst? „zu schwer“. Warum gehst du denn so gerne zu Englers hinauf? „warm“. (Sie haben immer einen köstlich geheizten Ofen). 22. Jan. 1921. Warum bellst du immer so, wenn wir hinaus kommen auf die Strasse? „ausgen“. Warum willst du in der Nacht nicht auf deinem Plätzle neben der Mizi liegen? Antwort nach langem, zögerndem Denken: „ich imer kalt“. Vorher hatte er immer versucht, zu sagen: „ich zichp“, was ich aber nicht verstand ) Warum willst du eigentlich absolut nicht in der Kiste schlafen? (Ich hatte sie ihm wieder heraufbringen lassen, weil er doch sagte: „ich imer kalt“, doch vermutete ich schon, daß er auch diesmal nicht hineingehen würde, da ihr offenbar der Geruch des darin krank gewesenen Hundes Leo anhaftet). Antwort: „richt imer“. Ich frage eindringlich, nach was riecht denn die Kiste, was dir so unangenehm ist? Antwort (nach langem Zögern und erst, als wir allein sind): „kan nicht sagen“. 23. Jan. 1921. Sag’ mir doch irgend etwas aus der Zeit, eh’ du bei uns warst! „ich empfing klop auf bank“. (Bei dem Wort „empfing“ mußte er’sich offenbar an die norddeutsche Redeweise des Herrn erinnern, bei dem er früher war, denn bei uns hörte er das Wort nicht.) Bei dieser Aeußer- ung unterbrach er öfters, sprang herunter und wollte nichts weiter sagen, sO daß ich ihn sehr überreden mußte, fertig zu machen. Er war sehr aufgeregt dabei und ließ die Zunge aus dem Munde hängen. I!) Auch bei dem Hunde Rolf war das rasche Zählen sehr merkwürdig, ebenso bei der Hündin Lola. Vergl. Henny Kindermann, Lola, S. 36. 2) Unser Hund bezeichnet sich immer mit dem Worte „ich“. während der Mann- heimer Hund Rolf sich „Lol“ nannte und von sich in der dritten Person sprach, wie es oft Kinder tun. | a 25. Jan. 1921. Was würdest du denn tun, wenn in der Nacht ein böser Mann käme? ‚ich weis, schreklich schelen“. Da ist doch etwas falsch, schellen kannst du doch gar nicht? Was muß statt „sch“ in das Wort? „b“. Abends ° frage,ich ihn, warum er am Morgen so schlecht gerechnet? „ich liber spaziren gen“. % 26. Jan. 1921. Heute Abend ging das Rechnen im Familienkreise schlecht, warum ? „kinder stören“. Die Kinder gingen hinaus und es ging aber immer noch nicht besser. Warum kannst du nicht gut rechnen, wenn ich das Resultat nicht kenne? Rechnest du denn ordentlich allein? „richtig ich zele“. — Sag’ BUz% Figur 2 noch etwas von Papa! „paparechtin Garten“. Mein Mann hatte am Nachmittag etwas Laub im Garten zusammengerecht, was ihm ganz außer- ‚gewöhnlich erschien. Abends zeigt ihm mein Mann eine Postkarte, die ich nicht gesehen, eine von vielen Hunderten, die von früheren Jahren stammen. Er sagt: „ichschaulausbub“ (Es war ein kleines Büble mit einem Blumenstrauß.) Vorher hatte ihm mein Mann eine andere Karte gezeigt, auf deren Angabe er garnicht einging, sondern er sagte einfach: „ich schik reise- karte“. Das bezog sich auf ein Gespräch, das ich vorher mit Buzi hatte, wobei 4 ich ihm sagte: Papa reist am Samstag ab, da schreiben wir ihm einen Briel, den du mir diktirst, gelt? — Warum wirfst du dich eigentlich so an die Türe 4 wenn es läutet, daß die ganze Türe wackelt und die Leute sich fürchten? „ich | | | | | | 2 E Y x er Be zile rauf“. Warum fährst du denn ‚wenn wir hinauskommen, die Leute immer so an, das darfst du doch nicht? „ausgen ireut mich“. ; 29. Jan. 1921. Heute ist Buz müde und will kaum die ‚Pfote heben. Unter diesen Umständen ist der versprochene Brief an Papa nur mit großen Pausen möglich. Aber endlich kommt er doch zu Stande und lautet: „lach ein- mal, zeig zan, rauwau“. Ich erkläre ihm dann, daß man bei einem Brief oben eine Ueberschrift machen muß, die ungefähr lautet: lieber Papa, was er dann ganz brav angibt. Auch die Unterschrift bei einem Brief erkläre ich ihm und sage, man schreibt dann so ungefähr Gruß von deinem Buz, worauf er klopft: „kus fon buzi“. Das „rauwau‘ in dem Brief ist offenbar eine Grußform, von ihm erfunden. Warum wolltest du eigentlich heute und gestern garnicht - klopfen? „ich bin müde“. 30. Jan. 1921. Auch heute geht das Klopfen nur sehr langsam und mit E großer Ueberwindung. Warum? „zu schwer“. Was hat die Dame getan, die - du gestern bei Frau H. getroffen? „klafir gespilt“. Hat’s dir gefallen? „nein“. Warum nicht? „zeugs“. — Abends frage ich: Wie lachen denn eigentlich die - Hunde? „richtig lachen“. Ja, aber wie kann ich’s sehen, wenn du lachst? ei „ich zan zeigen“. — 31. Jan. 1921. Heute schreibe ich ihm ganz wahllos Rech- nungen auf, die ich nicht ausrechne. Sie gehen manchmal, manchmal garnicht. - — Die letzten Tage gerät die ‘rechte Pfote immer in die falsche Direktion beim - Klopfen, so daß er sie selbst immer herüber zwingen muß. — Warum hat dir das Klavierspiel von der Dame bei Frau H. nicht gefallen? Kannst du mir es heute sagen? .zıu schnel“. — 2. Febr. 1921. Warum läßt du dein Fressen - immer bis am Abend stehen? „ich imer bschau“. (Beschauen ist ein ' Ausdruck unserer Köchin). Rechnen ging gestern nicht immer, ich war vielleicht ein bischen ungeduldig, da sagte er: „lach auch“. Die Hemmung in der rechten Pfote hält an, ich lasse ihn aber ganz ausruhen. — A. Febr. 1921. Sag’ doch was Nettes: „papa ist bei uns‘. Mein Mann war den Tag vorher von der Reise . zurückgekommen. 5. Febr. 1921. Warum bellen eigentlich die Hunde immer den Mond au? „zu gros“. — Nachmittags klopft er ganz unvermittelt auf eine Frage, an die ich, -» ' mich leider nicht mehr erinnerte, die aber garnichts mit seiner Aeußerung zu tun hatte: „rache für lol“. — Ist dir dein Nachtlager jetzt recht? „zu heis“. (Ich hatte ihn immer zugedeckt). — 6. Febr. 1921. Ich versuche umsonst, eine - Erklärung für den Ausspruch: „rache für lol“ aus ihm herauszubringen, er kann oder will nichts darüber sagen. — 7. Febr. 1921. Ich schreibe an die Tafel: „Buz ist dumm‘, da er schlecht arbeitet. Darauf klopft er das ganz nett, sagt aber gleich: „quel mich nicht“, worauf ich ihn natürlich aufhören lasse. 9. Febr. 1921. Die Hemmung an der rechten Pfote ist sehr störend und - macht ihn oft ganz unlustig zum Klopfen. Unsere kleine Tochter hatte geweint und Buz war ganz kaltblütig daneben gestanden und wollte sie auch auf Aul- - forderung nicht trösten. Warum tröstest du eigentlich Urschele nicht? „ich _ kankejheulereiausten“. (ich kann keine Heulerei ausstehen.) 10. Febr. 1921. Hast du die Mizi gern? „nein“. Warum denn nicht? „ich hab imer neid“. Das Klopien geht sehr langsam, wohl wegen der Piote. il. Febr. 1921. Gegen Abend kommt ein verwandtes Ehepaar. Er- _ innerst du dich noch, daß du die Beiden einmal absolut nicht herein lassen wolltest? „ja“. Warum hast du eigentlich so schrecklich getan damals? „ich pfeifrauf“ Nun konnte das heißen, „ich pfeif drauf‘ oder es bezog sich SUN darauf, daß Onkel und Tante damals bei ihrem Besuch herauf gepfiffen haben, E was ihn vielleicht so wild gemacht hat. Davon hörte ich aber erst nach der Aeußerung des Hundes. Nachdem wir allein waren, frage ich,‘warum er so etwas wenig Nettes zu Onkel und Tante gesagt habe. Er antwortet: „ich erger mich ser fon euch, ser eitel‘“. (Ich ärgere mich sehr über Euch, sehr eitel.) Wer ist eitel? „ich“. Bei Tisch sieht er das Fleisch stehen und schaut sehnsüchtig darauf. Dann ohne Frage meinerseits: „ich quel sen Fleisch“. (ich habe Qual vom Sehen des Fleisches). Ich frage noch einmal, was er hat sagen wollen mit dem Satz: „ich erger mich ser fon euch, ser eitel.‘“ Darauf: ‚si reden kenen ganz dum‘‘ (sie können ganz dumm reden). Vielleicht hatte es den Hund in seiner Eitelkeit geärgert, daß wir uns mit unseren Gästen unter- halten und ihm zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatten. 12. Febr. 1921. Am Morgen hatte Buzi in seiner stürmischen Freude über das Ausgehen eine Dame vor unserem Tor zu Fall gebracht. Abends will ich ihn darüber befragen, wie denn das zugegangen, er antwortet: „ich kei fogelbaur, bip fol in fogel.“ Wir zerbrachen uns den Kopf, was das wohl heißen könnte. Hast du schon einmal einen Vogelbauer gesehen ? „ja“. Wo? „oben“. Bei wem? „engler‘ (unsere Mieter). Den nächsten Morgen ging ich gleich hinauf zu Englers, die aber weder in Abbildung noch in Wirk- lichkeit einen Vogelbauer hatten. Nach einigem Besinnen fiel ihnen ein, daß sie am lage vorher im Beisein von Buzi von ihrem in Straßburg zurückgebliebenen Vogel gesprochen hatten und daß sie im Lauf der Unterhaltung, die aber gar- nicht an Buz gerichtet war, auch das Wort Vogelbauer und Piepmatz erwähnt hatten. Von mir konnte er das Wort nicht gehört haben, denn ich sage Vogel- . käfig. Der Hund hat also auf ein Gespräch Bezug genommen, von dem ich gar nichts wußte. 17. Febr. 1921. Warum hast du den Mond nicht ansehen wollen, als . ich dir ihn vorhin gezeigt habe? „hel“. Haben dir die Augen weh getan ’? E „nein“. Aber warum kannst du den Mond nicht ansehen, wenn er hell ist? „quelt dich“ (vermutlich statt: quält mich). — Wo ist die Tante Emmi? - „hemikofen‘‘ (Hemigkofen.. Woher weißt du das Wort? „schaut brif“. Er scheint also das Wort anf einem Brief gesehen zu haben: 19. Febr. 1921. Heute Besuch von Prof. G.; Buz ist aber sehr unlustig, wie oft, wenn er etwas zeigen soll. G. hatte ihm bei seinem setzten Besuch einen Vogel aufgezeichnet, den ich nicht gesehen. Buz hatte behauptet „kugel“, nun hatte er entweder nicht ordentlich hingesehen oder es absichtlich ialsch angegeben. Als G. ihm einen Hund aufzeichnet, den ich nicht gesehen, sagt Buz: „kan nicht sagen“. Nachher, als wir allein waren und ich ihn fragte, warum er G. so unverwandt angesehen, antwortete er: „ich weis nicht“. Wa- rum hast du so schlecht geklopft? „ich ausgen“. Warum wolltest du nicht brav antworten? „beschaut mich“. G. zeigte ihm auch aus einem Buch einen Vogel, den ich nicht gesehen. Buz klopft: „fich“ (soll wohl Viech heißen). Das ist für ihn ein Sammelname für alle Tiere. | 20. Febr. 1921. Heute Morgen arbeitet er ganz unglaublich schlecht, klopft „faul“, so daß wir es aufgeben müssen. Gegen: Abend sage ich, komm geh’ auf dein Bänkle und sag’ mir was! „o we, ich elend faul“. (Elend ist eines, seiner Lieblingswörter!) — Dann rechnen wir 6° — 9, außerdem 9° — 9:12 dann 7?—4:9 alles richtig. Rechnest du allein? „nein“. Brauchst du die Mama beim Rechnen? „nein“. „ich zele ser gut“ (ich zähle sehr gut). Eee EEE RT R - gekommmen, frage ich ihn darüber. Antwort: „quelt mich“. Ja, warum denn 21. Febr. 1921. Heute sage ich aus Spaß zu ihm: Du, paß auf, ob der Karl--August recht gut übt, du sagst mirs dann wenn ich wiederkomme. Heim- - quälter dich? „olnichtmehrpipsen“. Karl-August hatte ihm auf der » Er EEE n Karla ab ME u 2 de UT vun re Kl 2 0 len Duige) > Kal. al Dez TEE RT Geige hohe Töne vorgespielt, so daß er laut heulte. — Abends: Warum hast du - heute dein Fressen wieder stehen lassen ? „eigensin“. Warum hast du mit der braven Mizi wieder Streit gehabt: „ich nicht faul gewesen“. — 22. Febr. 1921. Figur 3 Heute Abend geht Rechnen glänzend. 6.17 — 42:12 und anderes mehr. Schließlich behauptet er 3.8 nicht zu wissen und klopft consequent 25. Warum? „ich bin müde“. 23. Febr. 1921. Heute Abend geht das Rechnen schlecht, ich Irage warum? Antwort: „jud hat trene genomen“. Ich wußte natürlich gar- nichts mit dem Satz anzufangen! Ich frage: Wie heißt denn der Jud? „elen“. (Eine kleine jüdische Freundin unserer Tochter). Tut dir was weh? Er machte ein so bekümmertes Gesicht. „ia“. Wo denn? „bauch“. Er hatte von jemand Abfälle bekommen und darunter war auch ein Hering, nach dessen Verzehren ‚er stark roch. Warum riechst du so, was hast du gefressen ? „kan nicht austen“. (Kann nicht ausstehen). Was? ‚fisch‘. 24. Febr. 1921. Heute wollen wir aber einen Brief an den Papa schreiben. Also, was soll ich schreiben? ‚ich elend müd‘“. Aber Buzelmann, du hast ja noch gar nichts getan! „quel mich nicht“. Daher Schluß der Vortellung. — Abends: Kannst du mir heute sagen, was du mit dem Satz „jud hat trene ge- DA Yy > nommen‘ sagen wolltest? Wo hast du es gesehen? „gut gsen“. Wo? im De a EA RR 2 4 4 ur AN J | | buch“. Von wem hat denn Jud Träne genommen? „ton re“. Ich suchte da- rauf alle Bilderbücher durch, die er gesehen haben kann und finde endlich bei- folgendes Bild, das’ einzige, auf dem ein Reh abgebildet ist. (Abb. 3). Ist das das Bild? „ja“. Warum hast du gesagt es wäre ein Jude? „ich hab es geglaubt“. Wem sieht denn das Bild ähnlich? „elen‘.. (Also dieselbe Antwort wie am Tage vorher). Der Hund erinnerte sich also an dieses Bild und dachte, daß das Mädchen die Elen sei und daß sie dem Reh eine Träne abgewischt habe. — Ich sage: Alle Leute interessieren sich so für dich und alle wollen dich sehen? Darauf ganz spontan: „fad‘“. 26. Febr. 1921. Der heute an meinen Mann geschriebene Brief ln „‚iberpapagleichfro wie fogeliopelhat gut TogelTlı2rg grusfonfaselhans. Ich frage, wo hast du denn das sonderbare Wort Faselhans her? ‚fon engler“. Auf Befragen sagt mir Frau Engler, unsere oben wohnende Mieterin, sie habe oft schon Buz so genannt. (Bei uns hat er das Wort jedenfalls nicht gehört!) Ich hatte ihm als Unterschrift Buzi, Mani, Mausele vorgeschlagen und sagte, denke dir halt was Nettes aus, da klopfte er „faselhans“, hatte also den Humor vollständig verstanden. 27. Febr. 1921. Heute gegen Abend war ein befreundetes Ehepaar da und Buz antwortete ordentlich. Wo warst du heute spazieren? „schlosberg‘“. Mit wem? Statt einer Antwort auf die Frage sagt er, nachdem er den Herrn genau fixiert: ichkerlfonsenerschaut“, also ungefähr in mensch- liches Denken übersetzt. Ich hatte schon einmal das Vergnügen. Dann er- zählte ich den Bekannten, daß Buz für Lachen das Wort „zan zeigen‘ gebraucht und daß er auch in seinem Brief an meinen Mann gesagt hat: „lach einmal, zeig zan“. Da klopfte er zur weiteren Erklärung: „ich zene zeige fon papa hat es geheisen“. Abends frage ich: Wie hat dir der Besuch gefallen? „gut“. Sag’ mir doch irgend etwas davon! ‚ich weis halt garnichts“. Sag‘ mir was von der Dame! „aufgetaug nicht“ Die Dame hat ein Glasauge, was aber absolut fiir unser Auge nicht zu bemerken ist. Beifügen muß ich noch, daß mir bei der Frage der Gedanke an das Glasauge vollständig ferngelegen. hat. — 28. Febr. 1921. Ich war nachmittags fort, ohne ihn mitnehmen zu können. Abends frage ich, was hast du denn gemacht heute ohne mich? „pake alebuben“ Er war mit unserem Sohn auf dem Schloßberg gewesen und hatte nach dessen Erzählung, die ich übrigens erst nach obiger Aeußerung hörte, dort oben mit Buben getollt. „rhatfionalrenereinicht ge- logen“. (Er hat von aller Rennerei nicht gelogen.) Wer? „büble“. — Nach- | her machen wir‘ Spaß zusammen, und er klopft die ganze Zeit „r“. Ich sage immer wieder, was wollen wir denn jetzt für einen schönen. Buchstaben neh- men, er immer wieder „r“. — 2. März 1921. Als wir vom Spaziergang heim kommen, frage ich: Sag’ mir doch etwas vom Spaziergang! „arg fein“. Sag’ mir noch etwas! „frag liber“. Warum klopfist du so langsam, daß ich dich immer wieder drängen muß? ‚weil ich zuerst imer rechn“. Kannst du alles lesen, was ich auf die Tafel schreibe? „ja“. Hast du das Wort „Hemikofen‘, wo die Tante Emmi hin ist, auf dem Briefkuvert gelesen? „ja“. Er hatte da- mals auf meine Frage, woher er das Wort wüßte, gesagt: „schaut brif“. (Vgl. S. 32). — Dann probieren wir wieder etwas, was bekanntlich noch kein Hund ‘ konnte, einen schriftlichen Befehl ausführen. Ich schreibe zuerst auf die iafel: „bel einmal‘, was aber erst nach mündlicher Bekräftigung geht, dann „hupi runtr“, was ich auch erst mündlich wiederholen muß, dann „ge zur urschel“, 4 Ba I ERE £ e ET ETTERERERT ETTET _ Fu ee = was schon besser ging, dann schreibe ich ‚sag ja“, was nach Entgegenhalten 3 der Hand tadellos ging, ebenso „sag nein“. 4. März 1921. Schmeckt dir dein Fressen nicht, weil du es stehen läßt? „esen ekelhaft“. Die Köchin hatte statt Fleisch Fischhaut hineihgetan. „gleichrgnug“. „faul“, „faul“. — 5. März 1921. Wie können sich denn die Hunde zusammen verständigen? „‚lernen auch“. Ich schneide ein Haselstöckle, weil Buzi sO langweilig klopft und lege es, mehr _zur Anfeuerung, neben hin. „hau nicht“, was ich ihm natürlich verspreche. An was merkst du es denn, wenn dir ein Hundle was sagen will? „schau auf mund, aug auch“. Von wem hast du es denn gelernt? ‚fon ekel“ (unseren früheren Hund nannte er Ekel). Wie hat er dir’s denn gezeigt? „rein aug ekel“. — 8. März 1921. Bauz klopft ganz schrecklich schlecht. Warum? „faul“. Ia, ne Buzelmann, das ist doch keine Entschuldigung! „o euch s f Madei es: nichts“ Je was schadet’s dir denn? „schone mich“. Nachher verweigert er Fleisch und Käse, es ist ihm also schlecht. Was tut dir weh? „bauch“. Hast du was schlechtes geiressen? „ja“. Was denn? „brot“. Wie hat’s geschmeckt? „ekelhaft“. Fr hatte im Garten ein Stück Brot gefunden, was ganz russig war. E 10. März 1921. Zurückgekommen von einer kleinen Reise, Irage ich Buzi, was er die Zeit gemacht habe. „ich elendeinher rechn“. Ja, kannst du denn allein so für dich rechnen? ‚ichrechnkanrecht gut one arbeit“. Aus dieser Aeußerung ist ersichtlich, daß die Hunde über Rechenaufgaben reflektieren, auch wenn gerade keine Aufgaben gestellt sind. — Mein Mann zeigt ihm ein Bild aus einem Buch, das ich nicht gesehen. Er sagt: „esel““. Es war aber ein Pferd und ich frage, warum sagst du „esel‘, wenn du doch ganz genau weißt, daß es ein Pferd ist! „ich garnicht nin- geschaut‘. il. März 1921. Unsere Kleine ist krank und hat seit heute einen Aus- schlag, der auf Masern schließen läßt. Was kann man denn mit Urschele tun, daß sie bald wieder gesund wird? „‚oren anschauen“. Ja, woher weißt du denn das? „ir rochen“ (ich habe es an ihr gerochen).- Er war nämlich den ganzen Nachmittag vorherigen Tags auf ihrem Deckbett gelegen! 13. März 1921. Am merkwürdigsten ven allen seinen Aeußerungen sind vielleicht seine Kritiken über musikalische Leistungen, die meinem Empfinden oft gerade entgegengesetzt sind. In diesem Fall zwar nicht! Buz - hat ja hier im Hause viel Gelegenheit, Musik zu hören, und es ist daher - - nicht so verwunderlich, als es scheinen möchte, daß er darin feine Unterscheid- ungen macht. Gestern war eine Sängerin da, deren Stimme ja wirklich nicht sehr schön war. Wie hat dir der Gesang gefallen? „o ie or, kei or - liber“. Willst du, daß Fräulein X. morgen wieder kommen soll? „uein“. —- Wo warst du, als Papa ins Theater ging ? „‚orfeige‘“. Von wem? „ion mama“. Anstatt es einzugestehen, gebrauchte „der Schlauberger diese Wendung, um zu verschleiern, daß er auf Urscheles Bett gelegen war, was streng verboien ist. — Urschele zeigt ihm eine Postkarte von vielen vor, die ich nicht ge- sehen und auf der 4 Studenten abgebildet waren. Was hast du gesehen ? „enten‘“ (offenbar verstümmelte Erinnerung des Wortes Studenten). — Warum bist du jetzt immer so garstig mit der Mizi und verjagst sie? „ergeiz“. Warum bellst du den Briefträger immer so an? „zorn, aufregung‘“. Ja, warum denn, der hat dir doch garnichts getan? ‚kan nicht sagen‘. Abends geht das Rech- nen ausgezeichnet. ENTER a 15. März 1921. Was glaubst du, daß morgen für Wetter „zregnen“. „ich erger auch regnen“ (ich ärgere mich auch über den Regen). Er war am Nachmittag eine ziemlich hohe Felsenwand, sich überkugelnd, hin- untergestürzt. Was ist dir denn heute passiert? krant. (d. h. gerannt), ausgrutscht, ich elend enschetzt“. Letzteres Wort korrigieren wir noch in „entsetzt“. 19. März 1921. Heute morgen gehtzumersten Maldie Ausführung eines schriftlichen. Befehls. Ich schreibe auf die Tafel: „hupf runter“, was er tut. Nachher noch: „bei der Urschel ligt wurscht, hol si“, was er auch tut und wobei er ins Nebenzimmer gehen muß, wo Urschele im Bett liegt. Aehnliches geht abends bei Licht nicht, wo er vor allem garnicht an die Tafel sehen will. Warum nicht? ‚„quele, tut we“. Warum kannst du es heute abend nicht, wo du es morgens gekonnt hast? „elend schwer“. Er weigert sich, hinzusehen. „lösch aus, quelt mich“. 20. März 1921. Heute morgen geht die Ausführung eines schriftlichen Befehls nicht. Ich frage, warum, wo es doch gestern so gut ging? „elend schwach“. Ja woher denn, du hast ja garnichts getan? „ion elenfresen“. Ellen, eine kleine Freundin unserer Tochter, bringt öfters Fressen für den Hund in einem kleinen Kübele. Diesmal war’s aber von jemand anderem und schon verdorben, daher die Magenbeschwerden. 20. März 1921. Gegen Abend kommt Prof. Ze aus Stuttgart. Buz klopft sehr schlecht, wie fast immer, wenn er etwas zeigen soll. Ich frage, warum? „trobisend“ (d.h. bin froh, wenn es zu Ende ist). Vorher | irage ich ihn noch, ob er Prof. Ziegler etwas für seinen Hund Awa auftragen _ will. Er sagt: „kan er efa taun“, was natürlich falsch ist und auf den ersten Blick ganz unverständlich. Wie wir allein sind, frage ich, was der Satz hat heißen sollen, worauf er es in „kan er awa beschaun“ korrigiert. Abends frage ich ihn, warum er so schlecht gearbeitet habe, wie Pröf. Ziegler da war? „bang fon zigler“. Ja.warum denn, er ist doch so lieb mit dir? „weil er ’ales melde awa“. — Abends geben wir ihm wieder Rechnungen auf, die Zahlen französisch, Verbindungsworte deutsch, was nicht geht. Mach’ doch einmai ein nettes Späßle! ,r‘“, was sein Hauptwitz ist. Kannst du nichts anderes? „kan r“. 21. März 1921. Warum tröstest du nie jemand, wenn er weint? „liber 7 lachen“. — Wieviel Beine haben 3 Hunde, 3 Katzen und 3 Vögel? Er zögert etwas mit der Antwort, worauf wir jede Gattung extra ausrechnen und zu- sammenzählen. Warum klopfst du immer schlecht, wenn du jemand gezeigt werden sollst? „weil alr unsin heraus komt‘ (weil aller Unsinn heraus kommt). Willst du besser klopfen, wenn wieder einmal jemand kommt? „nein“. — Die Katze war schon seit 2 Tagen verschwunden und ich sage eben zu meinem Mann und den Kindern: „Die wird wohl einen guten Osterbraten für jemand ge- geben haben“; da bellt Buzi ganz anders als sonst und klopft auf meine Frage, was er denn habe: „ich iaughört“. Wo? ach for euch fenze“ (was jedenfalls „vor Euerem Fenster“ heißen soll). 28. März 1921. Unsere kleine Tochter zeigt ihm Bilder, die ich nicht gesehen, unter anderem eine Ziege. „ich schau zige“. Dann zeigt sie 3 Kinder. Buzi klopft: „fon ein schaf“. Warum hast du nicht gesagt, 3 Kinder, wo du es doch gut gewußt hast? „ich esel“. — 28. März abends. Warum hast du heute Nachmittag nicht gesagt 3 Kinder, wo du es doch ar haben mußt? 3 bach ar Be ha NEN Jans IN) Anis nalan 1 lan ann ala fa alarala il ala a1 yiadui m Bun EAU al aa ln like au ia 1 da u mleh Dr a 2 ante mal a able nel ac ua REN ee 2 „ich ergeiz“. Warum geht das Bilderbezeichnen immer so schlecht? „ich imer RR I ERLN A CHERREN a ala ‘ nn ’ scheu zu schaun“. Warum? „quelt eugle“. 31. März 1921. Abends war eine Geigerin da und spielte mit meinem Mann eine neue Violinsonate. Wie hat dir das Geigenspiel der Dame gefallen ? „recht mesig“ (recht mäßig). Warum? Er, die Dame scharf fixierend: „krank“. Wer ist krank? „lib mani“. Wo ist er krank? „or“. Was hat dich krank gemacht? ‚ser neu‘. „musik richtig, laf kan nicht geigen‘“.') Dieses Ur- teil stimmte mit meinem nicht überein, denn mir hatte es gut gefallen! 3. April 19217 Nachmittags ist Kora, eine Nachbarshündin, bei Buz zu Besuch, sie kommen aber trotz großer Liebe zweimal in arge Händel. Was habt ihr zusammen gehabt? „kora war ungezogen“. Was hat sie getan? „si hat mich gebissen“. Wo? „or“. „or hat was abgrigt“. — Bist du froh, daß du klopfen kannst? „ich wer one afabet beser“ (ich wäre ohne Alphabet besser). Er klopft den Satz noch einmal und zwar so: „ich wer besser treuen one afabet ganz fro“. Du hast es aber doch dadurch viel besser als alle anderen Hundle, daß du so mit mir schwätzen kannst, bist Au nicht doch froh? „ia“. 7. April 1921. Heute Abend ist Buz so gesprächig, wie seit langem nicht. Er ergreift immer selbst die Initiative. „ich is (statt esse, Dialekt unserer Köchin) gern euer feins brot“. — Denke, Papa zweifelt immer daran, ob du auch selbständig denken kannst, weil du das mit den einfachen Bezeichnungen immer nicht kannst! „ich fon ergeiz ja zitr‘“. „ich imer hart siz‘“ (wobei er immer auf dem Stuhl herumrutscht) „ich elend zit (zieht) im bet“. Wo? „im schlaf“. Ich mache ihm in Folge dessen die spanische Wand wieder um sein ‚Bett. „ich schlaf elend gut‘. Wir probieren, ob ich ihm mit concentriert daran denken ein Wort suggerieren kann. Ich frage, an was denke ich jetzt? „o ie, fon zin“. Ich hatte aber an etwas ganz anderes gedacht. 8. April 1921. Als am Morgen Sonnenfinsternis ist, frage ich, ob er bemerkt, daß mit der Sonne etwas besonderes los ist? „ton erzelen“, d.h. davon erzählen. — Abends klopfte er unten, während ich nicht dabei bin, meinem Mann: „ich awa (Hund von Prof. Ziegler) schreiben“. Il. April 1921. Heute haben wir nun den Brief geschrieben an Awa. „Ich schik schönen grus. ich rich gkochtes Fleisch gern. ichschwizschoam gsicht. (Es waren damals gerade die warmen Frühlingstage) hofistkora (der Hund von unseren Nachbarn). oschzif. Die sonderbare Unterschrift ließ er sich nicht nehmen und klopfte sie mehrmals. Ich frug, ob denn „Awa‘“ das verstehen würde? „ja“. Die mir freundlichst von Prof. Ziegler zugesandte Antwort des Hundes „Awa“ lautete: „‚fir buzi einen grus. ich danke fir brif‘“ Als ihn Prof. Ziegler abends aufforderte, noch etwas beizufügen, klopfte er: „weis nichts“. 15. April 1921. Von einer Reise zurückgekommen, frage ich ihn, was hast du denn getan, wie Papa und Mama fort waren? „ich hab rf gemacht, ) E | E ich schel scho“. Schellen gebraucht er öfters für bellen. — Mein Mann geht mit ihm in ein anderes Zimmer, abgelegen von dem, wo ich bin. Was hat !) „lat“ soll wohl das in hiesiger Umgangssprache meistens „laff“ ausgesprochene Wort Laffe bedeuten. 2) Bezeichnung für Lärm oder Bellen. EBERLE der Papa in dem Zimmer getan? „ghupft“. Auf Befragen stimmt es. — 4 Ich mache am selben Tag noch mehrere solche Versuche, von denen nur noch einer mit vieler Mühe gelingt. Unsere Kleine geht mit ihm in ein anderes Zimmer, und gibt ihm eine kleine Ohrfeige. Was hat Urschele mit-dir getan? „georfeigt“. Nachdem er aber dazwischen eine Menge Unsinn ange- 4 Beben, sapt.ef- sich ascheitn | 16. April 1921. Was hast du denn heute getan, wie wir fort waren? „sch zu englers gen, kaz hat gfopt“. — Urschele geht mit ihm in ein anderes Zimmer. Was hat sie mit dir getan? „kan nicht sagen“. Besinn dich doch! Endlich nach langem hin und her: „gzit mich“ (gezogen mich). Das stimmte, sie hatte ihn zu sich hergezogen und ihm einen kleinen Klaps gegeben. Wäh- rend er sich so hin und her besann, sagte er auch: „ro wenforbeiist“, was er sehr oft sagt, wenn ein solcher Versuch eemacht wird. 26. April 1921. Wie hat dir der Gesang von Herrn H. (einem wunder- vollen Tenor) gefallen? „ich schrei quelen“.(d. h. das Schreien quält mich). — Diese Aeußerung ist besonders deshalb interessant, weil sie meiner Empfindung genau entgegengesetzt ist, denn ich war von der Stimme schr entzückt. Offenbar hatten ihm die hohen Töne weh getan. Diesen Tagebuchblättern möchte ich nur noch ein paar kurze Worte hinzufügen. Den Zusammenhängen dieser Sache auf die Spur zu kommen, ist gewiß eine der interessantesten Aufgaben, die es gibt. Jedenfalls steht iest, daß ein Zusammenwirken von Hund und Mensch dabei notwendig ist und es scheint mir, als ob sich dabei Wellen begegnen müssen. Aber es ist nicht möglich, die Ergebnisse kurzweg als Suggestion oder Telepathie zu erklären, weil zahlreiche Fälle vorliegen, bei denen der Hund auf vorangegangene Ge- schehnisse Bezug nahm, die ich nicht kannte. Viele der erwähnten Aeußer-. ungen zeugen von der eigenen Denktätigkeit des Hundes. Daß Suggestion manchmal mitspricht, halte ich und auch mein Mann für denkbar, doch müssen es noch andere Dinge sein, die dabei in Betracht kommen. Daß die unwissen- schaftlichen Versuche bei Buz nur unter großer Mühe und nur manchmal ge- lingen, während von Rolf viel mehr verbürgte Berichte des Gelingens vorliegen, ist mir unerklärlich.. Die ganze Streitirage wird selbstverständlich nur durch möglichst viele Versuche auch von anderen Menschen mit anderen Hunden zu lösen sein, ’ nd ich möchte diesen kleinen Aufsatz mit der Bitte schliessen, daß solche, die einen Hund haben, der ihnen nahe steht, auch probieren sollen, auf dem angegebenen Weg ihn zu Aeusserungen zu bringen. Daß es nur geht, wenn der Hund in und mit der Familie lebt, und wenn derjenige, der sich daran wagen will, mit Liebe ans Werk geht, ist selbstverständlich. ER a le tl lad da ran ı u Su näl La a Lu sit u a u ni Du 2 De ua dann u ee ee au EI Anleitung zum Uhnterrichten eines Hundes im Rechnen und Buchstabieren. Your Pro Pr: H: FE Ze: © s Oft bin ich gefragt worden, wie man es anfangen solle, um einen Hund ım _ Rechnen und Buchstabieren zu unterrichten. Das ist nun schon mehrfach be- _ schrieben worden, aber doch noch zu wenig bekannt. Frau Dr. Moekeler- zählt in ihrem Buche, wie sie die Rechenfähigkeit ihres Hundes „Rolf“ ent- deckte und durch Unterricht weiter entwickelte und wie sie ihn das Buch- - stabieren lehrte.) Auch Fräulein Kindermann gab genauen Bericht wie sie ihren Hind unterrichtet hat.') Ferner hat Fräulein H.L. in Stuttgart, welche den Hund „Seppl‘“ besaß, ausführlich erzählt, wie sie ihm die Anfangsgründe des _ Rechnens und Buchstabierens beibrachte,') Ferner habe ich selbst Berichte über meinen Hund „Awa“ veröffentlicht, den ich das Rechnen und die Klopfsprache . - gelehrt habe.‘) Neuerdings hat nun auch Frau Weismann in den vorstehenden - Mitteilungen den Unterricht bei ihrem Hunde beschrieben. a Man kann also die neue Methode aus diesen Berichten genügend kennen - lernen. Aber ich möchte hier doch noch einmal eine Anleitung geben, wie _ sie mir nach meinen Erfahrungen am einfachsten und nützlichsten zu sein scheint. Die Fähigkeit, das Rechnen und das Buchstabieren zu erlernen, ist nicht auf eine bestimmte Rasse oder auf ein bestimmtes Lebensalter des Hundes be- schränkt. Aber im ersten Lebensjahr verlohnt es sich kaum, mit dem Unter- _ richt zu beginnen, und kann man bei einem etwaigen Mißerfolg doch noch auf späteres Gelingen hoffen. Eine obere Grenze des Alters läßt sich nicht _ angeben, denn der genannte Hund „Sepp!“ war beim Beginn des Unterrichts schon 8 Jahre alt. Die wichtigste Voraussetzung ist die Anhänglichkeit des Hundes und ein vertrauliches Verhältnis zu seinem Herrn, damit er gern auf dessen Vorhaben eingeht und ihm etwas zu lieb tut. Aus diesem Grunde er- reichen weibliche Personen oft mehr als Männer, da sie auf die Anhänglichkeit des Hundes mehr Wert legen und dem Tiere mehr Liebe zeigen. | Selbstverständlich sind die Rassen ungleich begabt, und hat man z. B. mit einem Airedale-Terrier oder einem Jagdhund bessere Aussicht als mit einem - Dachshund. Aber noch wichtiger sind die individuellen Unterschiede inner- halb der Rassen. Man weiß ja, daß jeder einzelne Hund seine ererbten Eigen- _ tümlichkeiten in Bezug auf den Charakter und die Geistesfähigkeiten besitzt. Jedenfalls muß man an den Unterricht mit dem Vertrauen herangehen, daß man Erfolg haben wird. Denn dieses Vertrauen ist überhaupt die uner- - läßliche Voraussetzung bei jedem Unterricht, bei Tieren wie bei Menschen. !) Paula Moekel, „Mein Hund Rolf“, Stuttgart, Verlag von Robert Lutz. 4 2) Henny Kindermann, Lola, „Ein Beitrag zum Denken und Sprechen der Tiere“, Stuttgart 1919, Verlag von Richard Jordan, S. 20—30. 3) Mitteilungen der Gesellschaft für Tierpsychologie, N. FF. 1920, S. 7—10. 5 4) H. E. Ziegler, „Das Gedächtnis des Hundes“, zoolog. Anzeiger Bd. 50, 1919» 8. 265—273 und H.E. Ziegler, Mein Hund „Awa“, Mitteilungen der Gesellschaft für Tier- _ psychologie, N. F. 1920, S. 21—23. . 3 Se R E . ” FAR nz Wenn der Lehrer den Gedanken hegt, daß der Schüler den Unterricht nicht verstehen oder nichts lernen wird, so kann er niemals. Erfolg haben. = Man beginnt den Rechenunterricht mit dem Zählen von 1—10. Jeder Hund klopft gern auf die Hand oder den Arm seines Herrn, wenn er von ihm etwas erlangen will. Man kann also laut mitzählen, wobei das Tier die Zahl- wörter kennen lernt und bei seinem guten Gedächtnis sich fest einprägt. Nach einiger Zeit suche man den Hund zu veranlassen, eine bestimmte Zahl, etwa 2 3 zu klopfen. Gelingt dies, so kann man leicht allmählich zu höheren Zahlen übergehen. Auch kleine Additions- und Subtraktions-Aufgaben gelingen dann bald. Der Hund muß nach jeder guten Antwort durch freundliche Worte oder durch einen Bissen belohnt werden. Drohungen oder Züchtigungen schaden sehr, da sie den Oeist des Hundes von der Verstandesarbeit ablenken. Man bedenke, daß der Hund zwar einen rasch arbeitenden Verstand be- sitzt, aber leicht abgelenkt oder zerstreut wird und bei geistiger Arbeit bald er- müdet; es ist ratsam, das Tier anfangs nicht länger als eine Viertelstunde in Anspruch zu nehmen. ERBETEN OHR 1. HENRI Man gewöhne den Hund ih an eine bestimmte Stellung der Hand, sondern lasse ihn auf die Rückenfläche der Hand oder auf den Rockärmel oder > auf einen Karton klopfen. Selbstverständlich ist jede Zeichengebung zu ver- meiden. Wie Schulbuben gerne Eselsbrücken irgend welcher Art benützen, so halten sich die Tiere gerne an Zeichen, wenn man ihnen solche gibt. Es liegt i also gar kein Verdienst darin, ein Tier an Zeichen zu gewöhnen, wie dies der ! Psychologe Pfungst falscher Weise bei dem Pferde des Herrn von Osten geian hat. ') Denn das ist ein alter m... daß Tiere auf Zeichen scheinb 7 Verstandesleistungen ausführen. Hat man das Zählen bis zur Zahl 10 erreicht, welches man an deu Fingern veranschaulichen kann, so ist es leicht, das Rechnen bis zur Zahl 20° und weiter fortzusetzen. Nachher kann man dazu übergehen, bei zweistelligen Zahlen zuerst die Einer und dann die Zehner klopfen zu lassen oder zu ver- suchen, ob der Hund es lernt, die Einer mit dem rechten und die Zehner mit dem linken Fuß zu klopfen. Dadurch ist dann das Rechnen mit allen zwei- stelligen Zahlen ermöglicht. Sind die Zahlen bis 20 geübt, so kann man mit dem Lehren der Buch- staben beginnen. Ich fing mit den Vokalen an, zuerst mit a und i. Bei den Konsonanten nenne man nicht die Namen der Buchstaben, sondern nur den Laut. Ich rate, langsam vorzugehen und 192 Tag nur zwei oder drei Buch- staben zu lehren. Ich habe für meinen Hund ein vereinfachtes Alphabet folgender Art benützt: 3 093.405 65.128.970 12 13 14: 15.16 17 : 18 19 mn .aeud iuüso_ u 1 w 8kuch bup ani 7 bh 7 zusen Im Allgemeinen gelten für den Tierunterricht dieselben Regeln wie für jeden Unterricht: stufenweises Aufwärtsgehen, strenge Folgerichtigkeit und Klarheit. Auch muß man das Interesse des Schülers wach a halten bestrebt I) Oskar Pfungst, ‚Das Pferd des Herrn von Osten‘, Leipzig 1907, — Man ver- gleiche dazu meine Kritik: „Die Seele des Tieres“, Berlin 1916, S. 37—39. = einer Aufgabe, welche ihr Interesse erregt, mehr Mühe als bei einer Sa leichten. = a: Ri a. EP: me. en Ein Rolf-Protokoll. Fräulein Kalender in Fbersteinburg überließ uns ein wichtiges Proto- koll, welches noch nicht veröfientlicht ist. Es bezieht sich auf ihren Besuch bei Frau Dr. Moekel in Bergzabern und die Vorführung des Hundes Rolf. Es ist ‚von Frau Dr. Moekel verfaßt.) Bergzabern, den I. August 1915. Anwesend Frl. Flora Kalender und Frl. von Davans, beide aus Baden-Baden. Ich frage: Wer hat denn heute gestohlen? Antwort:5 2 5 3 | = Il o 1 (Lolistder -Kosename des Rolf). Was hast du denn gestohlen? Antwort: 11 16 11 18116 ; | sg u & n(Käsekuchen) Was noch? Antwort: 9239 47 deru =3B (Torte Apfel) Fine der Damen frägt: Rolf, wirst du das noch einmal tun? worauf er trötzig antwortet: 7459 bald Ich stelle ihm vor, daß das sehr häßlich sei, er dürfe das nun wirklich nient mehr tun, worauf er ungeiragt klopft: 7459 bald (Eigensinn, er gesteht unumwunden zu, daß er es wieder tun wolle). Ich frage, wer hat dir eine Mark geschenkt? Antwort: 5137 19499 z Iib wand (lieber Wand; es war Herr Hauptmann Wand aus Landau). Aufgaben von einer der Damen: 6% 6*12 — 30 ? Antwort: 30.') (Rolf hat die 3 Zehner angegeben.) - Ich gebe ihm die Aufgabe: 9 ins Quadrat plus 9 : 10 plus 3? Antwort: 12. - Was möchtest du jetzt tun, fragt eine der Damen, woraui er klopit‘ 13.945 b i d Gasse! (Bitte Gassel, d. h. er will auf die Straße). Ich frage das Tier: Wer war denn am letzten Sonntag bei dir, weißt du die ö Dame? Antwort: 10 943 eid a m (der Name stimmt) 5 5 fl RETURN RNIT EROTIC ROTR STR INT" IE IIPERE N ID NEE UNTEN MR ke 3er == ) Die Buchstabiertabelle des Hundes „Rolf“ findet man in dem Buch von Paula | Moekel, „Mein Hund Rolf“, Stuttgart 1919, S 30. ') Die Antwort ist falsch: vielleicht sind die Zahlen der Aufgabe nich: richtig protokolliert. 1 EA 4 Weiter erzähle ich, daß die Damen viel für die Verwundeten tun und ; überhaupt für das ganze Vaterland. Rolf unterbricht mich und klopit: nein. Dann seizt er dazu, als ich ihn fragte, was er denn tue, wenn er meine, die Damen täten nichts? 25:0:18,9:20°18 4 284 3:1 an ve: mu kemiet Ich übersetze das nach längerem Ueberlegen mit 2500 Mark. Rolf wurde zu Gunsten der Kriegsfürsorge in Mannheim vorgeführt, er hörte wohl, dans { dieser Betrag eingegangen war). . 3 Die Damen fragen Rolf, wer am Sonntag da gewesen sei, ob er den Namen des Herrn noch wisse? Antwort: 610 8 4 6 n eiman (Neuman: 1) Ich nehme ein Bilderbuch. Frl. Kalender zeigt ihm ein Tierbild und ich frage: Was siehst du da? Antworrt!: 3 10 119 r ei & d (reicht, d.h. es genügt). Ich aber gebe nicht nach und wiederhole meine Frage. Antwort: 11 10.16 | Bel si (Das Bild stellte eine Ziege dar.) | Ich zeige ihm noch einmal ein Bild, diesmal eine Obstsammlung. Rolf, was 1 ist das? Erzähle, was. du darauf siehst? Antwort: 39736 ee | (Erdbeeren. Dazu klopfte er einen sehr frechen Zusatz, der leider nicht in das Protokoll aufgenommen werden kann). 1 Eine der Damen hat Rolf eine Rolle feinste Schokolade gezeigt. Davon 1 wollte Rolf immer schon haben. Ich aber erlaube es nicht, ehe er ganz fertig sei mit Arbeiten. Als er unwillig werden wollte, drohte ich ihm, die Rolle Schoko- lade selbst zu essen, oder sie Großmütterchen zu geben, an Stelle des von inm. gestchlenen Kuchens, worauf Rolf heftig klopft: 9.24:6:9.18.913 7 A dan :d w.d°i,b. (damm-dir Dieb). 1 Ich bitte die Damen, dem Rolf ihre Namen zu sagen, was geschieht. Rolf | lauscht sehr aufmerksam und der Ausdruck in seinen a veranlaßt mich, ihn zu fragen, ob er verstanden habe. Rolf klopft sofort: ai 8.477110: 1918214 5.093 1 mager du ck En dr: (machen Ar Kalender), 2 Der Name Kalender wurde also von Rolf aufgefaßt, aber nicht begriffen, daß es sich um einen Familiennamen handle. Er sah noch vor sich nieder und sah aus, als wolle er sich besinnen,. I ich erklärte ihm dabei, daß dies doch der Name der a sei. Er sah iO die Dame scharf an und klopfte: 3:29 :.09464 5212 209471 rod ds al senda rg (rote Zahl Sonntag). Er wurde also wieder nicht fertig mit dem Namen Kalender, der Name erinnerte ihn sogar an die Zahlen des Abreißkalenders. Wir lenken Rolf ab und fragen ihn, was er Herrn Dr. Neumann aus- | richten lasse durch die Damen? Antwort: 56113 74119 1613 1i 6 ln: 8.1. ba. dos. Ice 46.939 °16:78-7.1122379,410: 72 31830, 9 29 a an dr.d 8.0.90 0.60 8 Breuer (längeres Paket schicken, anderes zu kurz, Gruß dazu). A i i 1 1 TEE ae E, Rolf wurde von mir gezankt, weil Herr Dr. Neumann ihm solch feine Schokolade geschickt hatte. Rolf aber hatte noch gar nicht gedankt, weil ich - Jeider durch Unwohlsein am Abnehmen des Briefes verhindert war. Fräulein Kalender sagte ihm nun, daß sie auch Flora heiße, er möchte doch nun ihren Vornamen sagen. "Antwort: 15234 418] | ER Kleine Pause — Rolf horcht angestrengt, ehe er weiter klopft: E84310.°.4:.2135%9 7718.-11.3.43.0. '19 13:16 SE a a 1 EAN Be 16T at oa AR ln re ER ER | (Flora auf — Ujeh brüllt Bub — draußen schrie ein Kind sehr laut -- grüner Wiese). — Unsere Kinder spielten oft ein Spiel, in dem gerüfen wurde: Flora, Flora, ich bin auf deiner Wiese, ein Schritt usw., das dem Hund wohl bei dem Namen der Dame eingefallen sein muß. Anschließend an das oben geklopfte, gab Rolf ohne Pause: 121869643 hu ndnam (Hundename), | Das war nun wieder eine große Keckheit, aber Rolf war wohl die ganze Sitzung durch in schlimmer Stimmung, weil ich seine Dieberei bekannt gab. Dann verabschiedeten sich die Damen. TE Die Wurzeln der Potenzzahlen. yon Trier Dr. FEE Zieeter. Unter den mannigfachen Bedenken, welche gegen die Leistungen der rechnenden und buchstabierenden Tiere vorgebracht worden sind, geht das näufigste dahin, daß man nicht begreifen könne, wie die Tiere Wurzeln zu ziehen . vermögen. Aber wer diesen Einwand vorbringt, zeigt dadurch, daß er die be- _ zügliche Literatur nicht kennt.‘} Denn ich habe schon im Jahre 1913 in den „Mitteilungen der Gesellschaft für Tierpsychologie‘ darauf hingewiesen, daß es sich bei den rechnenden Tieren nicht um Wurzeln aus beliebigen Zahlen handelt, sondern nur nım Wurzeln aus Potenzzahlen. Ebendort habe ich auch gezeigt, daß es nicht übermäßig schwer ist, Wurzeln aus Potenz- zahlen anzugeben, da es dafür ganz einfache Methoden gibt, welche jedes Kind j ‘) Der Direktor des Berliner Zoologischen Gartens, Geheimrat Professor !ir. Heck hielt vor kurzem bei der Ankunft der Schimpansen aus der Anthropoidznstation auf Teneriffa einen Vortrag über die Intelligenz der Tiere und benützte die Gelegenheit, um zu erklären, daß „die moderne Gehirrforschung durch ihre Konservierungs- und - Scheidemethode ‘den unwiderleglichen Beweis erbracht habe. daß alle die Märchen, die von Hunden und Pferden erzählt werden, daß diese Tiere Quadrat- und Kuhik- - wurzeln ausziehen könnten, in das Reich der Fabe! gehören“. Diese durch die Zei- tungen verbreitete Behauptung ist wissenschaftlich in keiner Hinsicht zutreffend. Pror. - Heck trat früher, als Wilhelm von Osten sein Fierd vorführte, mit Eifer und Beseiste- rung für die neue Entdeckung ein: aber als dann der Psychologe Dr. Pfungst sein A ialsches Urteil über das Pferd des Herrn von Osten veröffentlichte, hat er sich völlig an Pfungst angeschlossen und ist seither ein eifriger Gegner der neuen Methode und ihrer Ergebnisse. Er hat auch die neuere Literatur über diese Streitfrage nicht mehr eclesen, sonst hätte er nicht ein solches Urteil aussprechen können. i I ı Ä Re lernen kann. Diese ganze Erörterung über die Wurzeln aus Potenzzahlen ist dann auch in die Schrift über „Die Seele des Tieres“ aufgenommen worden ') Ich muß auf diese systematische Darlegung verweisen, in welcher die zweiten, dritten, vierten, fünften, sechsten und siebten Wurzeln besprochen sind. Jetzt will ich nur die letzte Ziffer der Potenzzahlen ins Auge fassen, aus welcher man meistens die letzte Ziffer der Wurzel erkennen kann. Ich bin zu der folgenden Betrachtung dadurch veranlaßt worden, daß ich bei einem Ge- spräch hörte, bei der 21. Potenz sei die letzte Ziffer der Potenzzahl immer dieselbe wie bei der Wurzel. Um dies zu erweisen, habe ich die folgende Ta- belle der Endziffern der Potenzzahlen aufgestellt, wobei sich : eine hübsche Gesetzmäßigkeit in der Wiederholung der Zahlen gezeigt hat. Kotenzen:. 2 3.4,5.6.2.8.9. Wr R Bu Ben me Grundzahlen | P 1: SET EREIERR IE N EIERN IN een 2 4.18: 6.2.4.8 ,60°2° 078,6 2 AS bb 2er 3 91:3. 97, SS AIERNTETRE IT ITS Se 4 64.6 4.6:4:6:4.:6.4%63,42°6 7456. 27 6 a 5 5::9.59..9..0° 19:0, I. DDR DD a ae 6 6..6:6:.,6% 6 6.6 :6..°62..0.,.9- 20.685.020 .0. Do a 7 9.3.1: TI 3 EI IESET II Bee 6) 4::2),0..8:4 2: 6.8.4.2. 002098 24, 2.0078 a 9 1.9 EI DICHTERS LE SI I ED Aus dieser Tabelle ist folgendes zu erkennen: Jede Potenzzahl, welche am Ende die Zahl 5 hat, besitzt in der Wurzel stets am Ende auch diese Zahl. Wird z. B. nach der 7. Wurzel aus 78 125 ge- fragt, so ist die Wurzel sofort anzugeben, nämlich 5, da bei den 7. Wurzeln jede Zahl, welche kleiner ist als 10° — 10000000 eine einstellige Zahl er- geben muß. Jede Zahl, welche am Ende die Zahl 6 hat, besitzt in jeder Potenz am Ende auch die Zahl 6. Bei den ungeraden Potenzen darf man daraus schließen, daß jede Potenzzahl, welche am Ende die Zahl 6 hat, auch in der Wurzel am Ende die Zahl 6 besitzt. Wird z. B. nach der 7. Wurzel aus 279 936 geiragt, ° so kann man sofort die Zahl 6 als Wurzel nennen, die Wurzel muß eine ein- stellige Zahl sein, da die Potenzzahl kleiner ist als 10 ‘. — Aber bei den geraden Potenzen kommt die Endzahl 6 zweimal oder viermal vor, was weiterhin zu besprechen ist. In der zweiten Potenz kommen die Zahlen 4, 6 und 9 als Endziliern der Potenzen zweimal vor. Es ist also bei der Angabe der Wurzel ein Raten zwischen zwei Zahlen möglich. Man kann aber unter Umständen aus der Potenzzahl erkennen, welche der beiden möglichen Ziffern richtig ist, z. B. "2809 muß 53 sein, denn 28 steht näher an 5? = 25 als an 6? = 36 1); aber . "3249 muß 57 sein, denn 32 ist näher an 36 als an 25. j a et a si tee sub er 1!) Die Seele des Tieres, Bericht über die neuen Beobachtungen an Pferden und Ä Hunden, heransgegeben von der Gesellschaft für Tierpsychologie. 2. Auflage 1916. Ver- lag von W. Junk, Berlin W. 15. | 2) Die erste Zahl der Wurzel muß 5 sein. Denn bekanntlich findet man bei dem Wurzelausziehen stets die erste Zahl der Wurzel in folgender Weise: Man teilt die Po- tenzzahl von rechts nach links in Abschnitte von 2 Zahlen bei der 2. Wurzel, von 3 Zahlen bei der 3. Wurzel usw. Die letzte Gruppe links bestimmt dann die erste Zahl der Wurzel, wenn man sie mit den Potenzzahlen der Zahlen 2—9 vergleicht. 4 EÄR RE Ebenso wie bei der zweiten Potenz verhalten sich nun die Endzifiern ‘bei der 6., 10., 14., 18. Potenz usw. also bei jeder Potenz von der Höhe 2 + 4x, wobei x eine beliebige Zahl ist. Bei der dritten Potenz kann man aus der letzten Ziffer der Potenz die letzte Ziffer der Wurzel unzweideutig erkennen. Die Endziffern der dritten Potenz von 1,4, 5, 6 und 9 stimmen mit ihren Grundzahlen überein, diejenigen von 2, 3, 7 und 8 ergänzen sie zu 10. Z. B. die dritte Wurzel aus 27 ist 3, die dritte Wurzel aus 4913 ist 17. Die Potenzzahlen stimmen in der 7. Potenz in Bezug auf die letzte Zifter mit der 3. Potenz überein, ebenso in der 11., 15., 19., 23., 27. Potenz usw., also bei allen Potenzzahlen der Formel 3 + Ax, wobei x eine beliebige Zahl ist, oder der Formel 2x +1, wobei x irgend eine ungerade Zahl ist. Bei allen diesen Potenzzahlen erkennt man also die letzte Zahl der Wurzel so- fort aus der letzten Zahl der Potenzzahlen, ebenso wie bei der 3. Potenz. Wird z. B. gefragt nach der 7. Wurzel aus 2097152, so kann sofort 8 als Wurzel angegeben werden, da8 * 2 —=.10 ist und da alle siebten Potenzzahlen, welche kleiner sind als 10° (also kleiner als 10 000 000) eine einfache Zahl als Wurzel haben. Bei den Potenzzahlen der 4. Potenz sind die Endziffern der Wurzeln ‚am wenigsten zu erkennen. Man sieht aus der Tabelle, daß die Endzahl 1 vier- mal vorkommt, ebenso die Endzahl 6. Nur die Endzahl 5 kommt nur einmal ‚vor. Die Endzahl 1 kommt allen ungeraden Zahlen zu (mit Ausnahme von 5), die Endzahl 6 allen geraden. — Nehmen wir als Beispiel = 516976 die Wurzel muß 2stellig sein, und die erste Zahl muß 2 sein, da 54 zwischen .2* (= 16) und 3* (= 81) liegt. Die- zweite Ziffer muß eine gerade Zahl sein. 54 liegt annähernd in der Mitte zwischen 16 und 81, also kommen die Zahlen 4 oder 6 in Betracht; es gibt 6, weil 54 näher an 81 liegt als an 16 (54 — 16 — 38, 831 — 54 —=27). Die Potenzzahlen der 8. Potenz stimmen in Bezug auf die letzte Ziffer mit denjenigen der 4. Potenz überein, ebenso die Potenzzahlen der 12., 19., 20., 24., 28. Potenz usw., also alle Potenzzahlen von der Formel 4x, wobei x eine beliebige Zahl ist. Bei allen diesen Potenzen bestehen in Bezug auf die Angabe der Wurzel dieselben Schwierigkeiten wie bei der 4. Potenz. Ist z. B. die Endziffer der Potenzzahl 6, so kann die letzte Ziffer der Wurzel 2, 4, 6 oder 8 sein. Besonders wichtig für unsere Betrachtung ist die fünfte Potenz. Denn die Potenzzahlen der 5. Potenz stimmen in der letzten Zahl mit der Wurzel überein. Dasselbe gilt für die 9. Potenz, ferner die 13., 17., 21., 25., 29. usw., also für alle Potenzen der Formel 1 *4 x, wobei x eine beliebige Zahl ist. Wird also z. B. nach der 9. Wurzel aus 19 683 gefragt, so kann sofort 3 als Wurzel angegeben werden, da in der Potenzzahl die letzte Zifier 3 ist und da bei den 9. Potenzen alle Potenzzahlen, welche kleiner sind als 10° (also kleiner als 100 000 000) eine einstellige Zahl zur Wurzel haben. | Das merkwürdigste an der ganzen Tabelle ist die Tatsache, daß jede _ beliebige Kolonne mit der vierten folgenden völlig übereinstimmt, also Kolonne x mit der Kolonne x * 4. Da ETABTTES N Zur Erinnerung an das Pferd Muhamed. Von Prof. Dr. H. E. Ziegler. | Bei den vieljährigen Unterrichtsversuchen, welche Wilhelm von Osten und Karl Krall mit Pferden vorgenommen haben, hat sich gezeigt, daß große Unterschiede in Bezug auf die geistige Begabung unter den Pferden bestehen. Wenn es sich um Verstandesleistungen handelt, muß man bei den Tieren wie bei den Menschen die außergewöhnlich begabten Individuen besonders wert- schätzen. | Ein solches hervorragendes lier war der Araberhengst Muhamed, welchen Herr Krall im Jahre 1908 zugleich mit dem Araberhengst Zarif zum Zwecke des Unterrichts ankaufte (Abb. 4). Die staunenerregenden Leistungen dieses Pferdes sind am besten aus Kralls Buch zu ersehen. ') Aber in den Pro- tokollen der Vorführungen steht noch Vieles, was nicht veröffentlicht ist. Wer nach Elberfeld ging, um sich die Pferde Kralls zeigen zu lassen, war von den Antworten der beiden Araberhengste mit Staunen und Bewunderung erfüllt. Bei diesen Pferden kam man zuerst zu der deutlichen Erkenntnis, daß die geistigen Fähigkeiten mancher Tiere viel weiter gehen als man bisher denken oder vermuten konnte. Während des Krieges mußte Herr Krall seine Pferde weggeben, und da kein wissenschaftliches Institut sie übernehmen konnte, haben sie als Gebrauchs- pferde Verwendung gefunden. Der’ Hengst Muhamed ist nun im Dezember vorigen Jahres gestorben. Anläßlich seines Todes schrieb die „Kölnische Ztg.“ am 17. Januar 1921 Folgendes: | Seit im Sommer 1904 der „kluge Hans“ des Herrn von Osten urplötzlich zur Sensation von Berlin wurde, hat während des nachfolgenden Jahrzehnts, also bis zum Ausbruch des Weltkrieges, das Problem der denkenden Tiere nicht bloss die Wissenschaftler, sondern auch die weitesten Kreise des Publikums lebhaft beschäftigt. Im Vordergrunde des Interesses standen, obwohl auch eine Katze, ein Flefant und andere Geschöpfe sich als durchaus lernfähig erwiesen, drei geradezu als Berühmtheiten ihrer Zeit anzusprechende Tierindividualitäten, nämlich die beiden Araberhengste Muhamed und Zarif des Herrn Karl Krall in Elberfeld, sowie der Hund Rolf von Frau Paula Möckel in Mannheim. Nachdem Rolf Anfang Dezem- ber 1919 einer doppelseitigen Lungenentzündung erlag, ist ihm jetzt kurz vor Weih- nachten der prächtige Muhamed, obwohl erst 14 Jahre zählend, im Tode nachgefoigt. Wer das liebe gute Tier persönlich gekannt, dem Unterricht beigewohnt und selbst mit ihm gearbeitet hat, wird die ‘Worte verstehen, mit denen Herr Krall seinen Freunden die Todesnachricht mitteilte: „Fr war ein Genie in Pferdegestalt; wann wird ie wieder seinesgleichen kommen?“ Der 1909 verstorbene Herr v. Osten hatte, nachdem er sich 20 Jahre mit Tierpsychologie beschäftigt. kurz vor seiner Tode den „klugen Hans” Herrn Krall überlassen. Dieser gesellte zu dem damals schon ältern und.nur mehr wenig lern- fähigen Tier zwei braune Araberhengste von edelster Rasse und auffallender Schön- heit sowohl der Gestalt als auch der Bewegungen, den zweijährigen Muhamed und den zweieinhalbiährigen Zarif. Obwohl beide Tiere sich als so ziemlich gleich begabt erwiesen, zeigte doch ganz besonders der jüngere Muhamed in solch ausge- sprochenem Grade den Typus des Gelehrten, dass er insofern der Aeltere zu sein schien. Dass die mit Muhamed, Zarif, Rolf, der Katze Daisy und andern Tieren angestellten Beobachtungen nicht allerseits Zustimmung fanden. war verständlich und !) Karl Krall, Denkende Tiere, Beiträge zur Tierscelenkunde auf Grund eigener Versuche. Leipzig 1912. da es in ieder De schaft ein Für und ein Wider gibt, auch entschuldbar. Weniger entschuldbar aber war die schroffe, ia geradezu gehässige Form, womit der Kampi gegen die tierpsychologischen Versuche hochdenkender und opferwilliger Leute seführt worden ist. Während unter den Nachkommen des Hundes Rolf sich bisher neun als ziemlich lernfähig, wenn auch nicht in solch merkwürdigem Grade wie ihr Stammvater, erwiesen haben, wird es für Mihamed und Zarif, allein schon um der sehr hohen Kosten willen, kaum eine Nachfolge geben. Denn die opferwilligen Mäzene vom Schlag des Herrn Krall waren zu allen Zeiten dünn gesät und dürften im revolutionären und verar mten Deutschland überhaupt keinen Nachwuchs mehr haben. Zur Erinnerung an das wunderbare Pferd will ich hier einige auf „Mu- hamed“ bezügliche Aufzeichnungen veröffentlichen, welche ich in den Jahren 1912 und 1913 gemacht habe ') Als ich am 22. August 1912 die Pferde zuerst sah, war auch Professor Dr. Kraemer aus Hohenheim anwesend. Der Hengst Muhamed sollte dessen Namen buchstabieren und klopfte auf die Frage „wie heißt der Herr?“ zuerst hr (Herr) chrener, dann bei der Aufforderung zu richtiger Wiederholung: Kremhmer. Den Namen eines anderen Zuschauers, welcher Mäler hieß, gab _ er mhlr an, worauf Krall die Streichung eines Buchstabens verlangte und das _ Pferd die Zahl 22 schlug, welche h bedeutet. Meinen Namen buchstabierte Muhamed cigglr; als er am folgenden Tage meinen Namen wiederholen sollte, kamen nacheinander die Worte: Zeukü, Zigä, Zigchr, Ziglr, worin man wohl . sozusagen ein Tasten nach dem richtigeren Ausdruck sehen kann. Bei einem - vorgehaltenen Pferdebild buchstabierte Muhamed än, ain vrhd. Als ihm an einem anderen Tage ein Bild mit 3 Pferdeköpfen gezeigt wurde, buchstabierte er: drei fvhrd. Bekanntlich haben die Elberfelder Pferde das Wort Pferd in sehr verschiedener Weise wiedergegeben, was beweist, daß die Schreibweise ihnen m eindressiert war, sondern immer wieder nach dem Klang gebildet wurde.” | Als das Bild eines Hundekopfes gezeigt wurde, wollte „Muhamed“ nicht antworten und buchstabierte das Wort „nein,,. — einer der Beweise seines . Eigensinns, wie sie oft vorkamen. Als ihm aber ein Hündlein vorgehalten - wurde, kam „hnd‘“, wozu dann das fehlende u auf Vorhalt nachgeholt wurde. An einem anderen Tage wurde dasselbe Wort so buchstabiert: honnd°); wobei dann auf die Frage, welcher Buchsabe falsch sei, der Buchstabe u ge- schlagen wurde. Auf die Frage ‚‚wieviel Füße hat der Hund: ?“ kam die Ant- wort: filhr. Solche ganz abnorme Schreibweise der Worte ist ein sicherer Beweis, daß keine Zeichen gegeben wurden, da ja durch unabsichtliche Zeichen- gebung keine so absonderlichen Wortformen entstehen könnten. ‘) In den früheren Heften der Mitteilungen der Gesellschaft für Tierpsychologie sind schon einige Berichte über dieses Pferd enthalten: Nr. 1, 1913, S. 7-10. Nr. 2. £1913,-S. 2124, Nr. 3,.1913, S. 39 und 4446, Nr. 4, 1913, S. 49-53, 2) Herr Dr. August Schöller in Elberfeld, der Mitarbeiter Kralls, welcher in Kralls Buch oft erwähnt ist, schrieb mir am 16. Januar 1921 Folgendes: „Es wird heute ı nicht mehr als verwunderlich angesehen, dass die Tiere phonetisch buchstabieren. Als | ich damals die Entdeckung machte, waren wir, Krall und ich, völlig überrascht. Wenn man bedenkt, welche große — aber erfolzlose — Mühe wir uns gegeben hatten um zu erreichen, daß die Pferde nur Jas eine Wort „Pierd‘ orthographisch buchstabierten, und wenn man die verschiedenen Schreibarten dieses Wortes betrachtet, kann man doclı nicht von „Uebertragung‘“ reden, denn solche entstellte Wörter können sich weder in unserem Ober. noch in unserem Unterbewußtsein vorfinden.“ 3) Was allerdings vielleicht phonetisch zu erklären ist, da die dortige Aussprache | des Wortes fast so klingt. Krall hielt dem Pferde einen Spiegel vor und frug, was es sehe; da kam die Antwort: ihg, und auf die Frage: „welcher Buchstabe ist überflüssig,“ wurde h angegeben. Als Krall ein Bild von sich dem Tiere zeigte, kam ‚zuerst ein unverständliches Wort mgdnmhl !) und dann hr Khrahl, wobei das vorgesetzte ‚Herr‘ ganz unerwartet kam, aber, weil von dem Tiere oft gehört, leicht begreiflich ist. Ich hatte eine Wandtafel mit dem bunten Bilde von zwei Papageien mit- gebracht. Auf die Frage, wieviel Papageien es seien, kam die Antwort: zschwäi, wonach dann auf Vorhalt ei geschlagen wurde. Als gefragt wurde, wie die Abb 4 Karl Krall mit den Pferden Muhamed und Zarif im Jahre 1908 Vögel heißen, kam pihpaghei, was Krall an die Tafel schrieb, auf die Frage „was muß ich streichen ?‘“ wurde i geklopit, und auf die Frage ‚was ist statth zu setzen?“ kam a; dazu ist zu bemerken, daß den Pferden die Namen der Konsonanten gelehrt worden waren statt der Laute, und daß sie in Folge dessen oft h statt a klopiten. Das Buchstabieren mit den unerwarteten Formen der Worte machte damals einen tiefen Eindruck auf mich, erscheint aber in jetziger Zeit, nachdem man die phonetischen Wortbildungen der verschiedenen buchstabierenden an | !) Das Buchstabieren sinnloser oder unverständlicher Zusammensetzungen kai bei den Elberfelder Pferden öfters vor und wurde auch bei den buchstabierenden Hunden nicht selten beobachtet. Er En 0 - Hunde kennen gelernt hat, nicht mehr so staunenswert. — Noch überraschender als das Buchstabieren war das Rechnen. „Addiere 22 zu 43!“ Antwort erst 45, dann 65. „Welches Datum haben wir heute?“ Antwort: 23. ‚Welchen Monat?“ Antwort: 8. „Welches Datum ist heute über 3 Wochen?“ Ant- wort: 14. „Der August hat wieviele Tage?“ Antwort: 31. „Welches Datum ist folglich heute über 3 Wochen?“ Antwort: 13. Welches Datum ist heute über 5 Wochen?“ Antwort: 17 (falsch); darauf geht Herr Krall aus dem Raume auf den Hof hinaus, und nun kommt erst.noch die falsche Antwort 47, dann richtig 27. E: Angeschrieben wird "36 . "49; Antwort: 42. Angeschrieben ist (80-' 25) . (36 -"9 ; Antwort erst „15“, dann richtig „75“. „Was kommt in der ersten Klammer heraus: ?“ Antwort: 25. "1369-196; Antwort: „23“. Diese Rechnung ist etwas schwieriger, aber doch leicht verständlich. Bekanntlich dürfen bei dem Wurzelausziehen nur Potenzzahlen in Betracht kommen '); die Quadratwurzel aus 196 ist 14, was das Pierd von früheren Rechnungen her gewußt haben kann, und die Wurzel aus 1369 muß 37 sein, da 13 größer als 3° und kleiner als 4 ° ist, auch näher an 16 als an 9 steht, so daß arı der der zweiten Stelle von den zwei möglichen Zahlen 3 und 7 die letztere richtig sein muß. An einem andern Tage wurde die Aufgabe gestellt (' 169 + '529) . r81--"25). Das schwierigste an dieser Aufgabe ist scheinbar die Quadrat- wurzel aus 529; man kann aber sofort sagen, daß diese Wurzel 23 ist; denn die erste Zahl muß 2 sein und die zweite Zahl könnte 3 oder 7 sein, wobei 3 richtig sein muß, da 5 näher an 2 als an 3° steht. Bei dieser Aufgabe ereic- nete sich aber ein eigenartiger Zwischenfall. Das Pferd schlug 12, d. h. nein - und schnaubte gegen die Ecke des Raumes, in welcher eine kurz zuvor benützte Rolltafel stand; dieser störende und offenbar die Aufmerksamkeit ablenkende Gegenstand wurde entfernt, worauf sofort die richtige Antwort kam: 144. Besonders merkwürdig sind nun die Angaben der Wurzeln aus größeren Potenzzahlen. Bei der Aufgabe "4225 kam sofort die Antwort 65; dies ist ‚ nicht schwer zu verstehen, denn die letzte Ziffer muß 5 sein und die erste 6, da 42 zwischen 36 und 49 liegt. Bei der Aufgabe "55225 kam zuerst die Antwort 245, dann 225, dann richtig 235; dies ist interessant, weil die mittlere Zahl am schwersten anzugeben ist, während es selbstverständlich ist, daß die letzte Zahl 5 und die erste 2 sein muß. Die mittlere Zahl muß eine niedrige Zahl sein, da 5 näher an 2° als an 3° liegt; aber welche Zahl es sei, ist nicht mit Bestimmtheit abzugeben, und das Pferd hat zweimal falsch geraten, ehe es auf die richtige Zahl kam. Bei der Aufgabe "119025 kam zuerst die Antwort 335, dann richtig 345; die letzte Zahl muß 5 sein, die erste 3, die zweite muß unter 5 sein, da J1 näher an 9 als an 16 liegt; man kann schwanken zwischen 3 und 4, wie es das Pferd getan hat. Bei der Aufgabe "556516 kam zuerst die Antwort 764, dann 774, dann richtig 746. Die erste Zahl muß 7 sein, da 55 zwischen 49 und 64 liegt, die zweite ist unsicher, muß aber nahe an 5 und unter 5 sein, da 55 gerade unter ..‘) Die Erklärung für das Wurzelrechnen der Pferde wurde von mir im Jahre 1913 gegeben (Mitteilungen der Gesellschaft für Tierpsychologie 2. und 3. Heft 1913, S. 30-32 und 36-38). der Mitte zwischen 49 und 64 liegt. Bei der letzten Ziffer kann man zw schen 4 und 6 schwanken, wie dies auch das ‚Pferd getan hat. Krall frug: „Wenn in einer Quadratzahl am Ende 6 steht, was kann dann in der Wurzel die letzte Zahl sein?“ Antwort des Pferdes: 6 und 4. Aehnlich ist folgender Fall: "779689; Antworten des Pferdes: 887, 783 und richtig 883. Die erste Zahl muß 8 sein, da 77 zwischen 64 und 81 liegt, die zweite kann 8 sein, da 77 viel näher an 81 als an 64 liegt; die letzte kann 3 oder 7 sein, und schwankte das Pferd zwischen diesen beiden mög- lichen Zahlen. | | Zuweilen hat das Pferd die letzte Zahl, welche nicht sicher zu bestimmen war, sogleich richtig angegeben, was ich aber für einen Zufall halte. Z. B. schrieb Professor Kraemer die Aufgabe an: "54756; kamen die Antworten: 254 und richtig 234. — Bei dieser Potenzzahl verlangte Krall auch die Quer- summe und gab das Pferd zuerst 17, dann richtig 27 an. — Die Aufgabe "188356 wurde sofort richtig gelöst: 434. | Besonders wichtig sind diejenigen Versuche, bei welcher alle Personen den Raum verließen und das Tier nur durch ein kleines Guckloch in der Türe beobachtet wurde. Ich finde z. B. in meinen Aufzeichnungen folgende Auj- gaben, die unter solchen Umständen von „Muhamed“ gelöst wurden. Y'625 + 121; Antwort erst 46 dann richtig 36. "625—”121; Antwort erst 26, dann 16, dann richtig 14"). ' 15376; Antwort 146‘ 144, 124; in diesem Falle kann man über die zweite Zahl zweifelhaft sein und kann die dritte Zahl 4 oder 6 sein; demgemäß hat das Pferd auch zwischen diesen beiden Zahlen an der dritten Stelle geschwankt. ' 13456; Antwort erst 256, dann richtig 116. Ich habe bei diesem Bericht auch alle Irrtümer des Pferdes angegeben, weil diese, soweit sie nicht auf Unachtsamkeit des Tieres beruhen, einen Ein- blick in die Entstehung der Lösung gewähren: Erkennt man, daß das Pierd durch solche Verstandesarbeit die Lösung findet, so wird dadurch einerseits die erstaunliche Denkfähigkeit des Tieres klar erwiesen und ist andererseits das Rechnen der Pferde aus dem Gebiete des Wunderbaren und Unerklärlichen in das Gebiet des Begreiflichen gebracht. BE NE An die Mitglieder und die Mitarbeiter der Gesellschaft für Tierpsychologie. Die Gesellschaft besitzt zurzeit 130 Mitglieder, wovon 8 die Mitglieder- beiträge durch einmalige Zahlung von 100 Mark abgelöst haben. Dann kom- men noch 30 Mitarbeiter, welche keine Beiträge zahlen. Das Vermögen der Gesellschaft war am 1. Januar 1920 3570 Mark, die ') Die der richtigen Zahl in solchen Fällen vorangehenden falschen Zahlen erkläre ich aus der Hastigkeit oder Unachtsamkeit. Es ist bei den Elberfelder Pferden und bei den rechnenden Hunden sehr oft vorgekommen, dass bei einer Rechenaufgabe zuerst eine falsche Zahl kam, die dann auf Vorhalt richtig gestellt wurde. R a 2 " id . ” x Pest nn 20, Ye m an 2 mn 2 Ausgaben betrugen im Jahre 1920 2343 Mark, die Einnahmen 2864 Mark 3 Das Vermögen betrug am 1. Januar 1921 4091 Mark, am 1. Juli 1921 3537 Mk. Wir sind daher in der Lage, trotz der hohen Druckkosten, wieder ein 3 . Heft zu veröffentlichen. Es enthält vor allem den wichtigen Bericht von Frait - Anna Weismann (der Frau des bekannten Komponisten Julius Weismann in Frei- Ehure i. B.') über die Beobachtungen, welche sie bei ihrem Hunde „Buz‘“ oe- 4 macht hat. Es sind darin mannigfache Beweise für die Echtheit der Aeuße- > rungen des Hundes enthalten. Dieser Hund ist mit dem Hunde Rolf nicht r . verwandt, wohl aber von derselben Rasse. Besonders beachtenswert ist die Aehnlichkeit mit dem Hunde Rolf in Bezug auf den Charakter, insbesondere der bei den Aeußerungen oft hervortretende Eigensinn und Figenwille und die | häufige Bekundung der. Unlust und des Aergers. In dem nächsten Heft unserer Mitteilungen, welches zm Anfang des nächsten Jahres erscheinen soll, wird wiederum ein Bericht über einen neuen buch- stabierenden Hund mitgeteilt werden. Danunschonsoviele HundemitErfole unterrichtet wurden und fast unzählige Antworten festgestellt ud veroöfientlicht sind, welche vonder eigenen Denk- tätickeit der Hunde zewsen, ist klar und undbestreitbir Zerwiesen, daß der Standpunkt der richtige ist, welchen EBdie Gesellschaftfür Tierosychologiein der Streitirage & VERRERNEN des Denkvermögensder Tierebisherstetseingenommen und gegen die Gegner verteidigthat. Auch im Ausland werden die neuen Entdeckungen beachtet. In italie- _ nischer Sprache erschien eine Psychologie der Tiere, in welcher eingehend über die Leistungen der Elberielder Pferde und des Mannheimer Hundes berichtet -_ wird: Dr. Nicola Checchia, La Psichologia degli animali, Torino, = * Fratelli Becca, 1922. Das Buch ist sehr Ph da es auch inter- essante Abschnitte über die Geschichte der Tierpsychologie enthält. — In Frankreich sind die neuen tierpsychologischen Beobachtungen bis jetzt nur in solchen Kreisen beachtet worden, welche sich mit den „metapsychischen“ Er- scheinungen beschäftigen.”) Bedeutende Gelehrte wie Richet und bekannte - Schriftsteller wie Maeterlinck haben sich dort auf die Seite des Okkultismus gestellt, während die deutsche Wissenschaft sich von demselben möglichst frei zu halten bestrebt ist. In Deutschland ist die neueste Darstellung der Tierpsychologie das Göschen-Bändchen „Tierpsychologie“ von H. E. Ziegler, in welchem ein Ab- schnitt den höheren Geistestätigkeiten der Tiere und insbesondere den neuen - Beobachtungen an Pferden und Hunden gewidmet ist. en a8 oo 1) Stadtstraße Nr, 16. ?2) Revue metapsychique Bulletin de Il’Institut metapsychigqne international, Paris, librairie Felix Alcan, December 1920. Psychica, Revue scientifique du Psychisme, Paris, librairie Leymarie, Aout 1921. Jahresbeitrag von 16 Mark. Der Jahresbeitrag für das Jahr 1922 ist am An- auch durch schriftliche Abstimmung eine satzungsgemäße Vorstandswahl vor- Jahr 1922 einbezahlen. (An die Firma von der Heydt-Kersten und Söhne in | Zur Beahtung! 37 Diesem Hefte unserer „Mitteilungen“ liegt ein Bericht von Herm Lechler bei über die wichtigen Beobachtungen von Dr. Köhler an anthropoiden Affen. (Sonderabdruck aus „Neue Weltanschauung“, 10. Jahrg. 1921). Die Mitglieder zahlen einen Jahresbeitrag von 8 Mark, Vereine einen fang des nächsten Jahres fällig; zu jener Zeit wird den Mitgliedern ein Post- anweisungsformular zugesandt werden. Zu Beginn des neuen Jahres soll genommen werden. a Neu eintretende Mitglieder können jetzt schon den Jahresbeitrag für das Elberfeld oder an Professor Dr. H. E. Ziegler in Stuttgart, Ameisenbergstr. 26.) Sie erhalten die „Mitteilungen der Gesellschaft für Tierpsychologie‘“ der Jahre 1920 und 1921 nachgeliefert. Falls sie alle Nummern der „Mitteilungen der Gesellschaft für Tierpsychologie‘‘ zu erhalten wünschen, sind 20 Mark (statt 8 Mk.) einzusenden. E RI , % N Salz “ or . 5 a a Ak a TRENNT, EHEN TIRHR RE ERETTE RAR PER TE SRTRRRT EA a RN EG; 1:0 Pat 0 BERNER Sn RR EY j uhr RU ETTEN, re * 4, le Bez . “ ih ” 2 Sg I 20403 + EEPOVEPOTTTEE ee >06 > 0000000000000000000000000000000 000 te „Denkende Tiere“, Beiträge zur Tierseelenkunde auf Grund eigener Versuche. Verlag von Friedrich KOen mann in Leipzig, 1912. H. E. Ziegler, | en „Der Begriff des Instinktes einst und jetzi“, eine Studie über die Geschichte und die Grundlagen der Tierpsychologie. 3. erweiterte Auflage, Verlag von Gustav Fischer, Jena, 1920. 3 „Tierpsychologie“ (Göschen-Bändchen). Berlin und Leipzig. Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Co., 1921. : D f } 3 Eher re ° 2 R ai. ER FRE saaaaaasaataaae. Fe EEE LT ne ETIERTELTEIS LTE: | BEITEETTTE „Die Seele des Tieres“ „ Berichte über die neuen Beobachtungen an Pferden und Hunden. Herausgegeben von der Gesellschaft für Tierpsychologie, mit einem Vorwort von Dr. H.E. Ziegler. 2. Aufl., 1916. Verlag von W. Junk, Berlin-W 15. Paula Moecksel, „Mein Hund Rolf“, ein rechnender 2 buchstabier- ender Airedale Tender, Verlag von Robert Lutz in Stuttgart, 1919. } y f RETTEN RETTET u ach 2 rer „Erinnerungen und Briefe meines Hundes Rolf“, Verlag von Robert Lutz in Stuttgart, 1920. re a RE X Füge Henny Kindermann, „Lola, ein Beitrag zum Denken und Sprechen der Tiere”, Verlag von Richard Jordan in Stutt- gart (Militärstraße 2), 1919. Hedwig Lohß | „Arche Noah“, Geschichten für große und kleine Leute, die Tiere lieb haben. Verlag von Andreas Perthes, A.-G., Gotha, 1920. ne A) PS EN s LE ROUTER A MITTEILUNGEN Gesellschaft für Tierpsychologie. vr ach a Herausgegeben von Dr. H. E. Ziegler, Professor an der Techn. Hochschule in Stuttgart und an der Landwirtschaft. Hochschule in Hohenheim. @00999000,500999000,9000 9006058009900005,900900000, Neue Folge » Nr. 3 » 1922 INHALT Die geistigen Fähigkeiten der Affen. „Senta“, die rechnende, buchstabierende und erzählende Dobermannhündin. @000099000g,00990000, * An die Mitglieder der Gesellschaft für Tierpsychologie. Boo000000 @ 0990000000000 000000 Bb9900000° Bro9u00000Bo0900000 080000050 Die Militeilungen werden den Mitgliedern unenigelilich zugest Die bisher erschienenen Hefte der Mitteilungen der Gesellschaft für Tierpsycho können von der Buchhandlung W.Junk in Berlin-W 15 bezogen werden. FROM TRE AUTHOR TER RR je £ Druck der Buch- und Notendruckerei von Gustav Stürner in Waiblingen, u: Folge | 2 Nr. 3: | “1922 » ITTEILUNGEN Gesellschaft für Memsydiologid Im Auftrag der Gesellschaft herausgegeben von Prof. Dr. H. E. ZIEGLER, in Stuttgart. Die geistigen Fähigkeiten der Affen. Von Professor Dr. H. E. ZIEGLER. Wer Affen in zoologischen Gärten gesehen hat, besitzt meistens von ihnen keine gute Meinung, weder von ihrem Charakter noch von ihren geistigen Fähigkeiten. Aber es ist zu bedenken, daß die in Käfigen eingesperrten Affen _ geistig verkümmert sind und daß auch in den größeren Gesellschaftskäfigen abnorme Lebensverhältnisse für die Tiere bestehen, sofern meistens verschiedene Arten ungleicher Größe zusammengesperrt sind, und zudem die Besucher un- Abb. 1, Vier Schimpansen in der Anthropoiden-Station auf Teneriffa. Photographiert von Dr. W. Köhler. >“ f RE TER Rn | a vernünftigerweise die Tiere oft necken nd reizen, was auf den Charakier der Affen den schädlichsten Einfluß-hat. So erhält der Beschauer von dem geistigen ö Leben der Affen meistens nur ein verzerrtes Bild. PL, - Zu einer richtigeren Vorstellung von dem Charakter und den geistigen Fähig- 3 Peilen der Affen kann man gelangen, wenn man ein einzelnes Tier in seinem Hause hält. So ist das auf Kosten der Gesellschaft für Tierpsychologie im Jahre 1916 angekaufte Javaneräffchen „Hansi‘‘ anderthalb Jahre bei mir ge- wesen nnd hat zu psychologischen Beobachtungen gedient, welche ich in der neuen Auflage meines Instinktbuches veröffentlicht habe.') Ein Bild dieses Tieres wurde früher schon gegeben (Mitteilungen der Gesellschaft für Tier- psychologie, 1916, Heft 2) und ist hier wiederholt (Abb. 3); es zeigt das Tier- chen damit beschäftigt, auf meiner Hand Ungeziefer zu suchen, was bekannt- lich bei Affen eine Gunstbezeugung ist, die auf einem Instinkt beruht, der in seinem Verlauf genau bestimmt ist: das Aeffchen legte mit den Händchen die Haare auseinander (die doch auf der menschlichen Hand nur spärlich stehen), suchte mit den Fingerspitzen nach dem vermeintlichen Ungeziefer, streckte zu- gleich das Züngchen etwas vor (Abb: 3), führte die Hand zum Munde, wie wenn es etwas gefunden hätte und knackte mit den Zähnen, wie wenn es das Ungeziefer zu zerbeißen hätte. An diesem Aeffchen konnte ich sehr deutlich die instinktiven Triebe beob- achten, welche im Leben der Affen eine große Rolle spielen, insbesondere den Futterneid, die Eifersucht, den Spieltrieb, die Necklust u. a. m., worüber ich an der erwähnten Stelle berichtet habe. Auch das Gedächtnis des Tieres war gut entwickelt, und eine Verstandestätigkeit ist bei einem solchen Aeffchen unverkennbar vorhanden, aber nicht in solchem Grade wie bei den anthro- poiden Affen (Gorilla, Orang- -Utan, Schimpanse, Gibbon), die ja auch ein viel größeres und feiner ausgebildetes Gehirn haben. Von besonderer Wichtigkeit sind die Beobachtungen an den Schmp : in der von der Berliner Akademie der Wissenschaften gegründeten Anthropoiden- Station auf Teneriffa?), über welche Dr. W. KOHLER in den Berichten der Akademie im Jahre 1917 eine sehr interessante Abhandlung veröffentlicht hat.°) Daraus -sind’ die Abbildungen 1 und 2 entnommen, die als Beweise für den Verstand der Tiere sehr lehrreich sind. Den Schimpansen wurde häufig die Aufgabe gestellt, eine oben an der Decke aufgehängte Banane herunterzuholen. Sie versuchten dies auf ver- schiedene Art, bis sie ihren Zweck erreichten. Oft wollten sie mit einem Stock die Banane herunterholen, oder sie suchten den Wärter zu veranlassen, unter die Banane zu treten, worauf sie auf dessen Schultern kletterten, um die Banane zu bekommen. Oder sie brachten eine Kiste herbei, um sich darauf zu stellen. Dann kamen sie auch von sich aus auf den Gedanken, zwei oder drei Kisten aufeinanderzusetzen, wenn die erste nicht genügte. Auf der Ab- bildung 1 sieht man die Schimpansin Grande, welche eine zweite Kiste auf die erste gesetzt hat, so daß sie nun sich hoch aufreckend, die Frucht erreicht. Der männliche Schimpanse Sultan hält die zweite Kiste fest, während zwei andere Tiere mit sichtlichem Interesse den Vorgang verfolgen. Dr. Köhler schreibt dazu folgendes (Seite 132): „Da Sultan am Anfang den anderen deutlich voraus war und ich deshalb gerade jene bauen lassen wollte, so mußte das kluge Tier oft beiseite sitzen und zusehen. Auf Abbildung 23 !) H. E. ZIEGLER: Der Begriff des Instinktes einst und jetzt, 2. Aufl., Jena 1920, Seite 173—185. 2) Die Schimpansen sind jetzt in den Zoologischen Garten in Berlin überführt worden. | 3) Ein von H. LECHLER verfaßter Auszug aus dieser Schrift wurde dem vorigen Hefte der Mitteilungen der Gesellschaft für Tierpsychologie (Nr. 2, 1921) beigelegt. ee 1 er ee hm u NEE Wird nun das Verbot nicht fortwährend streng erneuert, so bewirkt es zwar ‚noch, daß er nicht wagt selbst zu bauen. Aber er kann es bisweilen nicht ‚lassen, schnell Hand anzulegen, wenn eine Kiste zu fallen droht. So sieht ‚man auf Abbildung 1, daß Sultan die Kiste festhält, als sie beim Aufrecken ‚Grandes wackelt. Einmal kam es bei einer solchen Gelegenheit sogar vor, ‚daß er, als Grande zwei Kisten aufeinandergestellt hatte und sich nicht gleich ‚zu helfen wubte, seine stille Zuschauerrolle nicht mehr durchführen konnte, ir ° ‚ Abb. 2. Zwei Schimpansen in der Anthropoiden - Station | n auf Teneriffa. Photographiert von Dr. W. Köhler. 1 Be. ine dritte Kiste aus etwa 12 m Entfernung schnell heranbrachte und darauf wieder als stiller Zuschauer niederhockte, obwohl er weder durch Worte noch lurch Bewegungen an das Verbot erinnert wurde.“ ' Abbildung 2 zeigt die Schimpansin Grande auf ihrem ersten Dreikistenbau. Zwar sieht der Bau etwas gefährlich aus, aber ein solcher Affe ist ein so seschickter Turner, daß er auch einen gewagten Bau besteigen kann. So chreibt Dr. Köhler (Seite 119): „Steht er einmal auf einem Bau, dessen Statik ‚lem Zuschauer Angst einflößt, so wird jede verdächtige Bewegung oder ‚Neigung, die sich andeutet, momentan und mit Meisterschaft durch Verlager- Y 04 # \ DAR \ RR Ne A Ben, J ! “ I Ku “ 2 : x # k ur Be . $ re v FR U ART KB FR FL ung des Körperschwerpunktes, Heben der Arme, Beugen des Rumpfes u kompensiert.‘ ee Die Verwendung der Kisten hat in tierpsychologischer Hinsicht große Wich- tigkeit, denn die Erfindung und Anwendung von Geräten oder Werkzeugen ist eine hohe Fähigkeit, die gewöhnlich nur dem Menschen zugeschrieben wird. Aber die Schimpansen der Anthropoidenstation haben oft Stöcke, Drähte und andere Gegenstände als Werkzeuge gebraucht. In den. obenerwähnten Fällen haben die Affen die Kisten zu dem bestimmten Zweck herbeigeholt und als Geräte zum Aufsteigen verwendet. Die beiden Bilder sind also geg eignet, in anschaulicher Weise den Verstand der Tiere zu zeigen. a Dr. Köhler schreibt in einer neueren Mitteilung *): „Der Schimpanse hat ein vorzügliches Gedächtnis. Früher gelernte Verhaltungsweisen reproduziert er noch nach langen Zeiten richtig, wenn die gleichen Bedingungen wiederkehren.‘“ Es ist auch außer Zweifel, daß die Schimpansen die Sprache a Menschen IAbibi 9% Jayanerafie auf der Hand lausend. verstehen lernen, : ‚wenngleich darüber bestimmte Beobachtungen noch nicht veröffentlicht wurden. Wenn es nun unternommen würde, einem Schimpansen die Klopfsprache zu lehren, welche bei Pferden und Hunden zu so lüber- raschenden Ergebnissen geführt hat, so wäre dies sozusagen der höchste Schlubstein für die neue Tierpsychologie. Schon im 18. Jahrhundert hat der berühmte Lamettrie die Hoffnung ausgesprochen, daß es eines Tages ge- ‚lingen- könne, einen Affen zum Sprechen zu bringen.) In unserer Zeit ist dieses Problem durch die Erfindung der Klopfmethode seiner Lösung näher gekommen.‘) Allerdings wird diese Methode oder eine andere Buchstabier- | 4) Sitzungsberichte der Preuß. Akademie der Wissenschaften, 1921, Seite 686. 9 DAR: Ziegler: Ueber den Begriff des Instinktes einst und jetzt, 3. Auflage, Seite 9. 6) Ueber die Schimpansin Basso im Frankfurter zoologischen Garten, welche scheinbar rechnen konnte, verweise ich-auf die HHHEHHnBEN der Gesellschaft für T ierpsychologie“ 4, Jahrgang, 1916, Nr.:2, Seite 46—49. 2 ec vielleicht bei den Affen schwieriger zu lehren sein als bei den Pferden ind Hunden, weil die Affen in ihrem Denken und Handeln selbständiger sind ind weniger gern auf die Gedanken und Wünsche des Menschen eingehen. ‚Aber umso größer wird das Verdienst desjenigen sein, der dennoch eines Gen das Ziel erreichen wird, einem Affen die Möglichkeit zu geben, seine edanken in Worten kundzugeben. ne . „senta”, die rechnende, buchstabierende und rahlende Dobermannhündin 2.20... Von Frau MUSCHY PAETOW in Hamburg. Ehe ich im September vorigen Jahres die Dobermanrihündin „Senta“ sah, ‚natte ich erst ein einziges Mal in einer Tageszeitung, dem Hamburger Fremden- E . 4 : Abb. 4. Fräulein Bockwoldt (Bisdorf auf Fehmarn) mit ‚Senia‘‘. blatt, von den neuen Beobachtungen über das Seelenleben der Tiere gelesen, und zwar handelte es sich um den Hund Rolf und die Katze Daisy der Frau Rechts- ‚anwalt Dr. Moekel in Mannheim. Es war eine Besprechung eines von ‚dieser Dame herausgegebenen Buches, und was dort stand, klang so befremdend ‚und erstaunlich, daß es selbst mir, die ich jederzeit für den Verstand gewisser Tiere eingetreten bin, kaum möglich schien. Ich verschaffte mir daher die beiden ‚ Bücher von Frau Moekel, ‘') und sie sind mir zu einer solchen Freude ge- ‚worden, wie ich sie selten erlebte. Nicht nur ein hochentwickelter Verstand, mein,eineSeelewohntindiesen Tieren (Hunden, Pferden, Katzen) und durch dieKlopfspracheistihnen der Weg erschlos- ‚sen, unsihr Denken und Fühlen mitzuteilen. Was,.mich be- ‚sonders ergriff, war die wirklich edel zu nennende Art, in der Rolf für .die 4 Mein Hund Rolf, Ruten: Verläg von R. Lutz, 1919. — Erinnerungen und Briefe meines Hundes Rolf, Stuttgart, Verlag von R. Lutz, 19 u Be anderen leidenden Tiere eintrat und um Liebe, Verständnis und Mitleid für sie warb. Hierin erblickte ich eine Aufgabe auch für mich, aber leider stieß ich bei den meisten Menschen nur auf Unglauben und Verhöhnung. So hatte ich endlich nur noch den einen Wunsch, mit eigenen Augen ein solches Tier arbeiten zu sehen — dann würde ich den Zweiflern ganz anders gegenübertreten können. En Sr Etwa ein halbes Jahr später bot sich mir in Hamburg die erwünschte Gelegenheit. Im Rahmen eines Vortragsabends über okkulte Tatsachen mit Vor- führungen sollte die Dobermannhündin „Senta‘“ des Fräulein Anna Johanna Bockwoldt von Fehmarn gezeigt werden. Es kam aber nur zu wenigen, aller- dings verblüffenden Antworten des Tieres, da ein großer Teil des Publikums diesen Darbietungen kein Interesse entgegenbrachte und nur Experimente an Menschen zu sehen verlangte, so daß Fräulein Bockwoldt die Vorführung ab-‘ brechen mußte. Voll Empörung über das ihr und dem Hunde zugefügte Unrecht — denn man konnte sehr wohl sehen, wie auch das Tier alles verstand, was vorging — begab ich mich hinter die Bühne, um der Dame mein Bedauern über den Vorfall auszusprechen. Ich hatte kaum die ersten Worte vorgebracht, als Senta, die am Boden lag, an mir hochsprang und mich in stürmischer Freude zu „küssen‘ versuchte. Sie hatte also genau meine Rede verstanden, in der sich Zuneigung und Verständnis für sie ausdrückten, und von diesem Augen- blick an ist Senta mir in größter Liebe zugetan. Der erste Eindruck der Kundgebungen Sentas war trotz der Kürze überwältigend, und noch lange sprach ich mit meinem Mann und einigen Bekannten, die mit mir dort gewesen, über die Leistungen des Hundes und die Teilnahmslosigkeit und Böswilligkeit der Menschen. | | iM Aber für die Enttäuschung wurden wir überreich am nächsten Abend ent- schädigt, den ich tatsächlich zu den schönsten meines Lebens zähle. Es war‘ im Hansa-Gesellschaftshaus, etwa 25 Personen anwesend. Fräulein Bockwoldt arbeitete mit Senta nicht auf dem Podium, sondern in unserer Mitte. Wir saßen um den Tisch herum, und keine Bewegung hätte uns entgehen können. löste zuerst wieder Rechenaufgaben, auch von uns gegebene: Multiplikationen mit dem kleinen und großen Einmaleins, Additionen, Subtraktionen und Divi- sionen im Zahlenkreis bis zu 1000, z. B. 525 :75, Quadratwurzeln aus’ Quadratzahlen (zu 144, zu 49 etc.). Dann wurde gefragt, ob sie wisse, WO sie jetzt sei. Darauf klopfte sie: „in Hamburg“. Dann fragte man: „wo ist dein Papa jetzt?“, „ich weiß nicht“, antwortete sie vernünftigerweise. Ich sagte: -„Senta, wir meinen, wo dein Papa lebt und wo du auch sonst bist?“ Darauf’ klopfte sie sofort: „auf Fehm — — —“ Hier wurde sie durch eine neue Frage‘ unterbrochen, aber man sah doch genau, wie sie „Fehmarn“ klopfen wollte. Ueber das „auf“ war ich sehr erstaunt, vor allem aber immer wieder und auch später von neuem über die orthographische Schreib- resp. Buchstabierart des Hundes. Während Rolf doch rein phonetisch buchstabiert hat, klopft Senta sehn, Tier, was durch die Art des Unterrichts bedingt sein muß. Nur ihre Lieb- lingsspeise „Pfannkuchen“ beginnt sie stets gleich mit dem „F“, auch darin gan konsequent. Es war eine Freude, zu sehen, mit welcher Lust Senta an diesem Abend arbeitete. Das Wohlwollen, das sie umgab, wirkte ganz offensichtlich auf sie ein. Im Verlauf der Vorführung hörten wir von Senta folgende Aeußerungen: (spontan) „Du seh zu, Tiere können denken“. Als wir fragten, „ob alle Tier das könnten“, verneinte Senta aber, und auch das ist m. E. vollständig richtig. Auf die Frage ‚‚was bedeutet klatschen“, kam die Antwort „danken“; dann, während Senta rechnete und ich ihr Keks gab, unterbrach sie ihr Rechnen durch 159 — die Worte „zu nett“, worauf sie weiterrechnete, als sei nichts gewesen. Auch das ist etwas, was meine Bewunderung in hohem Grade erregte. Wenn Senta klopft und sie gestört wird, oder zwischendurch ganz anderes zu sehen oder zu denken scheint, nach der Abschweifung klopft sie mitten im Wort weiter, ja selbst einen angefangenen Buchstaben zu Ende, ohne sich je zu irren. Diese Beobachtungen teilt ja auch Frau Moekel von Rolf mit. — Nun rechnete Senta wieder. Plötzlich hörte man das Geräusch eines Motors, Ventilators oder dergl. „Das ist nichts, Senta.‘ sagte ein Herr, „das ist nur eine Maschine“. Senta rechnete weiter und als sie zu Ende war, klopfte sie unaufgefordert „Maschine“ hinterher, wie um das Wort ihrem Gedächtnis selbst einzuprägen. Wer da noch von Dressur sprechen kann? ‚Als Senta einmal etwas lange auf Antwort warten ließ, sagte ihr eine Dame, sie bekäme Schokolade, wenn sie die Frage beantwortete. Senta antwortete, aber die Schokolade kam nicht. Da fing Senta an, arg zu bellen. Auf Fräulein B’s Frage, was sie denn hätte, klopfte sie „necken zu sehr“. Als sie aber die Schokolade erhielt, kam gleich ein dankendes „lieb“. — Nun sollte Senta uns eine Rechenaufgabe stellen. Sie klopfte sofort: „12 .25“. „Wer soll es sagen ?“ fragte Fräulein B. Da dachte Senta eine Weile nach, man sah ihr an, wie scharf sie dachte, und dann klopfte sie: „Ich seh an!“ Nun erklärte uns Fräulein B., daß Senta sonst immer nur vor Bekannten geklopft und dann den Namen der betreffenden Person angegeben habe. Da wir ihr nun alle unbekannt waren, .war das kluge Tier selbst auf den Gedanken gekommen, den von uns anzusehen, der die Lösung sagen sollte. Senta sah dann auch an unseren Reihen entlang, bis ihr Blick auf einer Dame ruhen blieb. Wir sagten ihr: „Senta, wir können aber nicht genau sehen, wen du meinst.‘ Da sprang sie vom Tisch, ging zu der Dame und legte die Pfote auf ihren Schoß. — Senta redete noch mehrmals von ihrem ‚Papa, auch ER kaufen“ verlangte sie undschließlichklopftesieihreAntwortenstatt aufdenArmvonFräuleinB.richtigaufeinenvordenTisch gestellten Stuhl(aufdieLehne). Von einem Herrn wurde der Vor- schlag gemacht, Senta solle die Schläge auf den Knopf einer Tischglocke geben, damit auch in einem großen Saal jeder die Antwort der’ Schläge mitzählen könne. Fräulein B. hatte nicht viel Zutrauen, aber als die Glocke gebracht wurde und man Senta auseinandersetzte, um was es sich handle, verstand diese sofort und gab ihre Antwort auf die Glocke, wenn sie auch ab und zu den Knopi nicht traf, der für ihre Pfote zu klein war. Auch auf meinen Arm klopite Senta einmal etwas, ohne daß ich in der ersten Ueberraschung gleich heraus- linden konnte, was gemeint war. Senta zeigte auch an diesem Abend eine ganz besondere Vorliebe für mich, was offenbar, wie erwähnt, durch meine große Zuneigung und mein Verständnis für sie bedingt war. Auch verstand ich am besten, sie zu befragen, sie zu loben, wie Fräulein B. sagte, und das gab _ mir den Mut, die Dame zu bitten, ob sie mich einmal mit Senta besuchen würde. Zu meiner großen Freude sagte Fräulein B. zu, und 3 Tage später kam sie tatsächlich. Senta warf mich vor Freude fast um, als sie mich sah, und Fräulein B. sagte, der Hund, hätte sich schon den ganzen Morgen gefreut, als er hörte, es ginge zu mir. (Ich wurde bezeichnet als „die Dame, die uns die Blunen geschenkt“, da ich Fräulein B. einige Blumen mit einer Karte dazu gesandt hatte.) Ihre Freude drückt Senta oft aus, indem sie den Kopi hin- und herwirit wie ein Füllen. Das sieht ganz allerliebst aus. An meinem Maun, den Senta ‚noch nicht kannte, stieg sie erst hoch auf und sah ihm lange prüfend ins Auge — dann war die Freundschaft geschlossen. Meine Freundinnen, die am ersten un! DUB ROLE: LAW = ErBadEn DR pe HE an ZN RE Re BAER a Alan \' a Ma 2) BB a (7 ‚ j BOBERRF SER UNS. RR a I Sa a We BR 4 | 60 Abend mit mir, hinter der Bühne gewesen, wurden, als. sie kamen, auch freu- digst begrüßt. Ich hatte noch einige Bekannte gebeten, und nach dem Kaffee, während dessen Senta artig zwischen Fräulein B. und mir gelegen, und nur ab und zu etwas Kuchen von uns bekommen hatte, kam Senta auf einen Tisch -—- sie konnte schon die Zeit nicht erwarten — und eine kleine Vorführung begann, d. h. sie sollte beginnen. Senta guckte sich erst alle Gegenstände im /immer an, und war noch nicht zum Arbeiten aufgelegt, wie es schien. Da sagte Fräulein B. ganz ärgerlich: „Schäm dich, Senta, nun haben wir so feinen Kaffee ind Kuchen bekommen und du bist so faul“. Plötzlich fängt Senta an zu klopien. Wir zählen mit und sehen auf dem gedruckten Klopfalphabet nach, 3 aber es scheint uns sinnlos, was Senta klopft „Oweheben‘“ — das ist doch kein Wort? Entschuldigend sagte Fäulein B., Senta sei noch nicht bei der Sache. Die aber läßt sich nicht beirren, klopit ruhig weiter, und als was ent- nuppt sich der Satz? „O weh, eben war Anne bös!“ Das ist überhaupt großartig, wenn Senta etwas sagen will, sie Jäßt sich durch kein Dazwischen- reden aus der Fassung bringen, und zum Schluß sieht man allemal, daß man selbst im Irrtum war, nicht sie. Hier brachen auch wir in Jubel aus, mein erıister, nüchtern denkender Gatte — ein hiesiger Kaufmann — und auch mein Mädchen, eine sehr kühle skeptische Natur, inbegriffen. „Warum war Anne böse?“ fragten wir nun. Und als Antwort kam: „albern“, mit einem vanz pfiffigen Ausdruck, wie ihn verzogene Kinder haben, die im voraus wissen, man verzeiht ihnen doch. Ich möchte hier einschalten, in welcher Weise Senta sich uns verständlich macht. Sie gibt für jeden Buchstaben eine Anzahl Pfotenschläge auf den Arm ihrer Herrin. Die Buchstaben werden unserem Alphabet folgend geklopit. E A ist ein Pfotenschlag, B zwei usw. bis Z 25 Pfotenschläge. Die Einer klopft Senta mit der rechten, die Zehner mit der linken Pfote. Bei einer zweistelligen Zahl erst die Zehner, dann die Einer. Ja‘ wird durch Bellen, „Nein“ durch einen Pfotenschlag angezeigt. | En Zuerst mußte Senta rechnen. Fräulein B. gab zu Anfang wieder ganz leichte Aufgaben, wie 3 und 3, 5 und 4, dann kamen aber schwerere und andere als anı den Vorabenden: Plötzlich unterbrach Senta ihr Rechnen und klopfte „mus“. Ueber uns wurde musiziert, und wir alle glaubten, Senta hätte das gehört. Sie aber klopite weiter: ‚„‚chy‘“, also meinen Vornamen „Muschy“, sogar mit einem y. und hinterher „Paetow“. In dem Augenblick war ich so überrascht und erfreut, daß ich Senta fast um den Hals fiel. Fräulein B. sagte, der Hund müsse meinen Namen auf einer Karte gelesen haben, die ich an den Blumenstrauß gesteckt, und daß er genau wußte, daß ich es war, sah ich auch daran, dai3 nachher, ale Fräulein B. fragte: „Wen von den Herrschaften hier hast du am liebsten ?“ die Antwort kam: „Muschy“, wobei er mich mit seinen schönen Augen ansahı, wie — nun wie eben nur ein edles Tier einen anblicken kann. Daß Senta jedes Wort versteht, hatten wir immer wieder Gelegenheit festzustellen, Befehle: laut oder leise zu bellen, Zahlen auszuschreiben, also in Buchstaben zu klopfen, Menschen oder Dinge zu zählen, werden von Senta stets sofort und richtig . ausgeführt. Auch die Zeiteinteilung kennt sie, rechnet mit Wochen, Monaten und Tagen, mit Schock und Stiegen. Sie sagte, wieviel Personen im Zimmer seien, wieviel Damen weiße Blusen anhätten, und plötzlich klopite sie spontan: „sag mal 5.14“, Stellte also selbst eine Aufgabe. 60 antwortete mein Mann. Senta sieht ihn groß an, sagt aber nichts. „Ist das richtig?‘ fragen wir. Keine Antwort. Da fragt mein Mann: „Sind es denn 70?“ Und nun gibt Senta sofort ihr „ja“ durch Bellen. Allen Gegnern zum Trotz halte ich Sentas Schweigen - El; ER. + für Rücksicht und Takt — für welche Eigenschaften ja auch Rolf genügend Beweise geliefert hat. - Nun wollten wir probieren, ob Senta Antworten auf meinen Arm klopfen würde. Ich stellte mich leider sehr ungeschickt dabei an, so ungeschickt, daß alle mich auslachten. Ich konnte absolut den Arm nicht so halten, wie Fräulein B. mir sagte. Trotzdem klopfte Senta mehrere Antworten richtig auf meinen Arm, und, von meiner freudigen Genugtuung abgesehen — Fräulein B. sagte, Senta täte dies nur bei jemand, den sie wirklich gern hätte — war ich von da an nun ganz sicher, daß weder bewußte noch unbewußte Zeichengebung bei ‚Sentas Antwort im Spiele war, wie die Zweifler und Gegner immer wieder behaupten. Zum Schluß machten wir noch folgenden Versuch: Fräulein B. verließ mit ‚einem der Anwesenden das Zimmer und sagte dem Hund, wir würden ihm ein Wort nennen, das er ihr nachher wiederholen sollte. Ich sagte das Wort „Pfannkuchen“. Dann fragte ich Senta, ob sie verstanden und ob sie Fräulein B. das Wort wiederholen wolle, konnte aber keine Antwort erhalten. Schließlich riefen wir Fräulein B. wieder herein, überzeugt, daß der Versuch fehlgeschlagen war. Trotzdem fragte ich: „Nun, Senta, was habe ich dir gesagt?“ Und zu ‚unserer aller Freude begann Senta sogleich zu klopfen: „Du sag Fannkuchen“, Nach diesen glänzenden Resultaten baten. wir Fräulein B., den Hund nicht weiter anzustrengen. — Wer „Senta‘“ an diesen beiden Abenden arbeiten gesehen hatte, war förmlich begeistert und für die neue Lehre gewonnen. — Ein Beispiel für die Intelligenz des Tieres muß ich noch Ne Meine Freundin, die anwesend war, heißt auch Senta, und jedesmal, wenn wir zu ihr anredeten, sprang der Hund anfangs auf. Da sagten wir ihm: „Senta, diese Dame hat denselben Namen wie du.. Bleib’ nur ruhig liegen, wenn wir zu ihr sprechen“, und von da an kümmerte sich das kluge Tier nicht mehr darum, wenn wir meine Freundin anredeten. Ein weiterer Beweis für Sentas Verstehen unserer Sprache ist folgender: Man schickt sie hinaus und versteckt einen Gegenstand, den sie vorher nicht gesehen :noch berochen hat. Beim Herein- kommen sagt man ihr: „Wir haben ein Taschentuch oder einen Ball usw. ver- ‚steckt‘. Nach dem Wort nun sucht Senta, und es macht ihr großen Spaß, obwohl mein Mann, der Hundekenner ist, sagt, daß andere — nicht unterrichtete '— Hunde schneller finden, der Spürsinn also besser bei ihnen entwickelt ist. Aehnliches erzählt ja auch Frau Dr. Moekel von Rolf, und ganz wie er laßt Senta sich nicht zum Apportieren, Springen etc. dressieren. Sie fühlt sich sozusagen zu höherem berufen — und ganz mit Recht. Denn in Senta sind "Verstand und Seele in außerordentlich hohem Grade entwickelt. Was ich ‚bisher berichtet, spricht fast alles nur für ihre Intelli genz. Aber ich fand in den Tagebuchaufzeichnungen des Fräuleins B., die sie mir für diesen Artikel zur Verfügung stellte, so feine Züge geradezu menschenähnlichen Empfindens in dieser Tierseele, daß ich wenigstens einige davon hier wiedergeben will. Vielleicht werden Feinde mir zur Last legen, daß ich Sachen veröffentliche, die ich nicht selbst mit angesehen. Wer aber Fräulein B. kennt, ein ganz schlichtes, gerades, offenes Mädchen mit gesunden Augen und Sinnen, der sieht ohne wei- teres ein, daß für die Aufzeichnungen weder bewußte noch unbewußte Täu- schung in Frage kommt. — Fräulein B. hat den Hund, der damals kaum zwei Jahre alt war, von einem. Herrn in Eidelstedt bei Hamburg gekauft. Aus ihren ersten Lebensjahren hat Senta sich manche Erinnerung bewahrt und ihrer Herrin berichtet. Auf Nach- frage erhielt Fräulein B. die Bestätigung dieser Mitteilungen von dem früheren Besitzer. Als der Unterricht Sentas begann, den man sich dem Elemenlaran | richt unserer Kinder gleich vorstellen muß, bat sie ihre Herrin, Geduld mit ihr zu haben, sie nie zu schlagen und oft zu loben ! Nach diesen drei Grundsätzen, die das ganze Geheimnis der Tiererziehung bilden, hat Fräulein B. gehandelt | und so ihre schönen Erfolge erzielt. Senta hängt mit inniger Liebe an ihr und dem im Hause lebenden Vater. Als Fräulein B. kürzlich Nasenbluten hatte, ging Senta davon, weil sie den Anblick nicht ertrug. Und sobald Fräulein B. nachher ihr Taschentuch hervorzog, bat Senta angstvoll, doch ja vorsichtig zu sein, damit kein Blut wieder komme. Befragt, warum sie dies denn so fürchte, antwortete sie, daß sie einmal ein geschlachtetes Tier sich habe verbluten sehen ! Den anderen Tieren, auch Schafen, Gänsen, bringt Senta große Zuneigung ent- gegen und ihr Tod versetzt sie in große Betrübnis. Glücklich ist sie, wenn wir sie behandeln wie unseresgleichen! Fräulein B. soll sie überall mit hin- nehmen, und bei der Heimkehr von Geburtstagsfeiern oder Kinobesuchen äußert Senta stets, ob und wie es ihr gefallen. Gerechten Tadel nimmt das kluge feinfühlige Tier hin, aber Zweifel, Hohn und Spott verträgt es nicht. Entweder bellt es wütend, oder es beginnt am ganzen Körper zu zittern, antwortet auf keine Frage mehr, und aus seinen prachtvollen Augen blickt eine Welt von — ich kann es nicht anders nennen — Haß und Verachtung. So hat es an jenem ersten Vorführungsabend hier auch auf die Menge geschaut! — Ich könnte noch viel erzählen: Wie Senta einen ganzen Tag wie krank dalag, | weil sie glaubte, daß sie verkauft, in Wirklichkeit aber nur gefilmt werden sollte, \ und in Ausdrücke der Liebe und Dankbarkeit ausbrach, als sie verstand, oder J wie sie am Weihnachtsabend unzufrieden war trotz besten Essens, weil ein Christbaum fehlte, den sie von ihrem ersten Besitzer her kannte. — Aber ich kann das nur in einem Buche bringen, weil es zu viel ist und will hier abschließend nur noch den dritten Abend erwähnen, an dem Senta hier in Ham- burg öffentlich vorgeführt wurde. | Es war drei Tage nach dem Besuch bei mir im Saal dies St. Georger Gemeinde- hauses vor etwa 150 Personen. Senta rechnete gut und sicher; wieder erhielt sie nach den anfänglichen leichten Aufgaben schwerere, die ich an den früheren Abenden noch nicht gehört, und auch als Senta unaufgefordert uns eine Auf- gabe stellte, war es wieder eine neue, eine Division, während sie uns früher hatte multiplizieren lassen. Sie stellte: 10 in 1, und als wir nicht sofort ant- worteten, klopfte sie selbst: '/', den Zähler rechts, den Nenner links. Zehn wird ja immer links geklopft, aber auch bei den einstelligen Nennern klopft’ Senta dieselben links. Fräulein B. erzählte mir dazu, daß Senta dieses Hilfs. mittel selbst gefunden hat, als Fräulein B. sich mit ihrem Vater vergeblich darauf” besann, wie man Senta wohl Brüche ausdrücken lassen könne. — Mitten in ihr Rechnen hinein erzählte Senta den Leuten: „annkuchen werden eigens für mich geholt“. Einen Augenblick stutzen wir, dann sehen Fräulein B. und ich uns an und beginnen gleichzeitig zu lachen. Als Fräulein B. mit Senta zu mir kam, hatte ich Senta ihre Lieblingsspeise, Pfannkuchen, ge- geben und zu Fräulein B. (nicht etwa zu Senta) so beiläufig gesagt, ich wäre arg lange danach herumgelaufen, erst in der siebenten Konditorei wäre es mir gelungen, welche aufzutreiben. Das hat Senta, ohne daß wir es ahnten, gehört und nun voll Stolz den Leuten verkündet. — Eine Dame legte einen Bonbon auf das Podium. Senta sollte sagen, was das sei. Senta klopite richtig „Bonbon“ und weiter „den hab’ ich mir redlich verdient“. Dann ließ sie ihn aber doch liegen. Nun brachte ich ihr etwas . ee . Schokolade, die Senta schnell verzehrte. Aufgefordert, weiter zu rechnen, klopfte Senta: „Nein, erst danke sagen“. Sie gab dann Farben von Kleidern anwesender Damen .an, sagte, wieviel Beine einige Hunde, Pferde und Vögel zusammen hätten, und schließlich fragte jemand, wieviel Beine hat ein Krokodil?“ Da ant- wortete sie schlagfertig: „Papamußzählen‘“. Das ist ihre letzte Zuflucht; wenn man sie zu arg bedrängt, kommt immer wieder „Papa muß kommen‘ oder „Papa muß reden“. Auch ihren Geburtstag gab Senta an, und wenn wir den Namen eines Monats nannten, klopfte Senta die Zahl dazu, z. B. April gleich 4, Oktober gleich 10 usw. — Das: Publikum nahm die Vorführung beifälligst auf, und Fräulein B. konnte sich mit Senta unter wohlverdientem Applaus ver- abschieden. Fräulein B. ließ dann noch von einigen anwesenden Herren Sentas Kopf befühlen, der nach der angestrengten Geistesarbeit sehr heiß war. — Dem anregenden Abend folgte eineDiskussion, und ich darf wohl sagen, daß wir jeden Einwand der Gegner,. die sich sogar zu Beleidigungen und niedrigen Verdächtigungen hinreißen ließen, sachlich voll und ganz widerlegen konnten und daß wir, warme Anhänger dieser guten Sache, siegreich das Feld be- haupteten. ‚Und hier möchte ich mit einer innigen Bitte an alle die herantreten, die meinen Bericht lesen: | „Dieihrglaubtwieich,weilihrgesehenhabt, werbetfür dieseneueundedleBewegungmitalleuren Kräften, und ihr, dieihrnochnichtsahet, und daher noch ungläubig seid, versuchet, euch durch den Augenschein zu über- zeugen, oder verschaffteuch Bücher, dieeuch aufklären können! (Unsere Hefte nennen solche) Undwennauchihrglaubt, helfetuns, neueAnhänger zufinden, denn.es gilt, Seelen zu helfen! — Gegen Grausamkeit und Quälerei der Tiere ist man lange schon vorgegangen und hat manch körperliches Leiden gemildert. Aber Grau- samkeit und Quälerei ist es auch, mit Verstand und Gemüt begabte Geschöpfe auf _ eine niedrigere Stufe herabzudrängen, sich in geistigem Hochmut weit über sie zu erheben und sie zu unseren Sklaven zu machen statt zu unseren Freunden! Wer in der Lage ist, selbst ein solches Tier zu erziehen (Hund, Pferd oder Katze), möge es doch jatun! Geduld und Kosten werden durch reichste Freude belohnt, und ihm selbst ist Gelegenheit gegeben, der neuen Erkenntnis mehr Freunde zu werben als durch das bloße Wort! Es handelt sich um ein gutes Werk, es gilt einem Fortschritt Bahn zu machen. Zusatz von Professor Ziegler. Je mehr Tiere in der Klopfsprache unterrichtet werden, um so eher wird die hohe Bedeutung dieser neuen Methode zur allgemeinen Anerkennung kommen. Es ist sehr erfreulich, daß Fräulein Bockwoldt so schöne Erfolge bei ihrer „Senta“ erreicht hat. Dabei möchte ich aus dem vorstehenden Bericht besonders die Tatsache hervorheben, daß der Hund gelegentlich auf eine Stuhllehne ge- - klopft hat. Dadurch wird der oft erhobene Einwand widerlegt, daß mit der Hand willkürliche oder unwillkürliche Zeichen gegeben werden können. Neuer- dings hat man „Senta‘‘ sogar dazu gebracht, auf eine Tischglocke zu klopfen. Ich will nun zu den Mitteilungen von Frau Paetow noch einige Stellen aus Briefen von Fräulein Bockwoldt an mich anführen; sie enthalten beachtenswerte Aeußerungen des Hundes, welche der Art und dem Inhalt nach an manche | Antworten des Hundes „Rolf“ und der Hündin „Lola“ erinnern. Fräulein | Anna Johanna Bockwoldt in Bisdorf auf Fehmarn schreibt Folgendes: BU .19. Dezember 1921. Senta guckt aus dem Fenster und zerreißt dabei die Gardine. Ich schelte, Senta geht unter das Sofa und folgt meinem Rufen nicht. Ich hole einen ö Besen und schiebe den unter das Sofa. Nun kommt der Hund hervor und klopft, nach- dem ich seine Aufregung etwas beruhigt hatte, Folgendes: „Nein, Anne, du mus (mußt) mich lieb haben, fihr (führe) mich und lieb mich, gut loben.“ — In ähnlichem Sinne sagte Senta einige Tage darauf, als mir ein Herr erzählte, wie man es anstellen muß, wenn man bissige Hunde schlagen will, Folgendes: „Tu mir nichts, Tiere muß man lieb haben und nicht schlagen.“ — Für das weiche Gemüt des Hundes ist ferner die folgende Aeußerung charakteristisch. Meine Freundin Tina war gekommen mit ihrem Bruder Adolf, und wir neckten uns, wobei der Hund plötzlich von sich aus sagte: „Du mus (mußt) Tina nicht ergern“ (ärgern). — Nachher wurde der Hund nmıut- willig, nahm Steine weg beim Damenspiel, trug Tinas Handtasche und Adolfs Mütze herum, so daß wir ihn in ein Nebenzimmer einschließen wollten; er aber klopite: „ich will in Stube.“ Er wurde dann zu einem Spaziergang mit dem Vater fortzeschickt, ging nur ungern und klopfte bei der Rückkehr Folgendes: „Nein, Anne, ich aber auch mitspielen, Papa muß mich hier lassen.‘ — Am 24. Dezember 1921 war morgens ein Paket aus Stuttgart angekommen, und abends sprach Senta von selbst sich in iolgender Weise darüber aus: „Hab heute morgen von Professor Ziegler schokolade bekommen; er lieb (liebt) mich, bald mal nach Stuttgart und Professor Ziegler danken; mus ‚ihn (ihm) bald schreiben, hab ihn (ihm) zu danken, will tuen lieb was er will.“ An die Mitglieder der Gesellschaft für Tierpsychologie. Von Professor H. E. Ziegler. In den letzten Jahren habe ich die Geschäfte der Gesellschaft allein geleitet? und es hat sich dabei die alte Erfahrung bestätigt, daß in schwierigen Zeiten ein einzelner Mann eine Unternehmung leichter führt als ein Kollegium oder ein vielköpfiger Vorstand. Ich bin zu dieser selbständigen Leitung nicht aus eigenem Wunsch gekommen, sondern dadurch, daß Herr Krall mir am Anfang des Krieges alle Akten zusandte mit der Erklärung, daß es ihm nicht weiter möglich sei, bei den Geschäften mitzuarbeiten. Immerhin habe ich bei wichtigen Ent- scheidungen die Meinungsäußerungen der Herren Krall und Sarasin eingeholt. Aber seit etwa einem Jahre sind in der Gesellschaft erhebliche Meinungs- verschiedenheiten hervorgetreten, so daß nun die satzungsgemäße Wahl eines - Vorstandes vorgenommen werden muß, damit der neugewählte Vorstand die strittigen Fragen entscheidet und die Leitung der Gesellschaft übernimmt. Die Meinungsverschiedenheiten sind aus den folgenden Schreiben zu ersehen, welche die Herren Krall und Gruber an die Mitglieder der Gesellschaft richten. An die Mitglieder der Gesellschaft für Tierpsychologie. Die Unterzeichneten sind der Ansicht, daß die Zeit für eine Neugestaltung unserer Gesellschaft gekommen ist, und zwar ebenso hinsichtlich ihrer, Organi- sation wie auch in bezug auf die wissenschaftliche Streitfrage selbst. Bisher ist die Frage der denkenden Tiere lediglich in bezug auf das eigent- liche Denkproblem erörtert worden. Es handelt sich hier iedoch um ein ko m- plexes Phänomen, das dem Forscher ganz verschiedene Seiten darbietet. ‘Schön im Jahre 1907 ist es gelungen, die Möglichkeit einer Denkübertragung zwischen Mensch und Tier nachzuweisen, und zwar insofern, als bei diesen Versuchen eine Mitwirkung der Sinne der Tiere als sicher ausgeschlossen gelten mußte. Eine Veröffentlichung der Versuche ist bisher aus dem Grunde unterblieben, um zu- nächst die Frage der selbständigen Denkfähigkeit zu klären. | Die Hypothese des selbständigen Denkens wird hiervon nicht berührt, was die unerwarteten Antworten, die unwissentlichen Versuche und vieles mehr beweisen; genau wie wir auch beim Menschen neben den Denkvorgängen telepathische Ein- flüsse nachweisen können. Inzwischen ist die Frage durch die Akaker derartig einseitig beleuchtet worden unter völliger Außerachtlassung all der Gründe, die für diese Selbständigkeit des Sc RE Eu. Rn Nr f ar =; u Bu. r Bm. /. E BL. BEN a Tieres zeugen, daß man auch heute noch die Frage der sog. „Denkenden Tiere“ durch _ die Annahme der Pfungstschen „Unwillkürlichen Zeichen“ restlos gelöst zu haben elaubt. Damit ist das ganze Problem abermals auf einem toten Punkt angelangt, ia noch mehr: die Angelegenheit der Denkenden Tiere ist zurzeit für die Wissenschaft kein Problem mehr. Es gilt immer wieder von neuem diesen Standpunkt zu überwinden. Fine Förderung dieser Forschungen innerhalb unserer Gesellschaft, die sich ja die _ weitere Aufklärung des Problems zum Ziel gesetzt hat, erscheint uns nur dann imög- lich, wenn wir die yerschiedenenSeiten dieses Gebietes zur Erörterung stellen, wobei wir auch die Gegner in den „Mitteilungen“ unserer Gesellschaft ausgiebig zu Wort kommen lassen. Hierfür ist eine Erweiterung unserer „Mitteilungen“, was Umfang und Leitung“ änlangt, unbedingt erforderlich. Die Schriftleitung müßte durch Forscher er- gänzt werden, die bereits auf dem Gebiet des Okkultismus, insbesondere des Tier- okkultismus, Erfahrungen gesammelt haben. Die Unterzeichneten sind auf Grund ihrer Untersuchungen der Ueberzeugung, daß das Gebietdes Tierokkultismus zu den bedeutungsvollsten der Gegenwart gehört. Die Möglichkeit telepathischer Beziehungen zwischen Mensch und Tier ist eine Seite des ge- waltigen Problems, das in Zukunft in den Mitteilungen unserer (iesellschaft erörtert - werden soll unter Veröffentlichung der ‘bisherigen Versuche. Die Unterzeichneten erachten es für ihre Pflicht, das von ihnen als wissenschaft- liche Tatsache Erkannte öffentlich zum Ausdruck zu bringen, ganz gleichgültig, wie die Welt diese neuen Tatsachen aufnehmen wird. Sie geben -daher ihrem Wunsche Ausdruck, als Mitredaktoren unserer Mitteilungen bestellt zu werden. Bei der Dringlichkeit dieser prinzipiellen Frage ersuchen wir jedes einzelne Mitglied, sich hierzu zu äußern und seine Meinung an Herrn Proi. H. F. Ziegler, Stuttgart, Ameisenbergstr. 26 oder an einen der Unter- zeichner einzusenden. | München, den 15. März 1922. Prof. Karl Gruber (München, Pienzenauerstr. 32). Karl Krall (Elberfeld, Roonstr. 54). Zu diesem Schreiben muß ich in folgender Weise Stellung nehmen. Die Möglichkeit einer telepathischen Gedankenübertragung vom Menschen zum Tier muß in Betracht gezogen und in weiterer Forschung genauer untersucht werden. Die Lehre von dem tierischen Verstand wird dadurch nicht zur Seite geschoben, da ja viele Antworten der Tiere nicht durch Telepathie zu erklären sind, sondern auf dem eigenen Denken der Tiere beruhen müssen. Ich habe bei meinem Hunde Awa auch manches beobachtet, was vielleicht durch Tele- pathie zu erklären ist. Wenn bei Tieren eine telepathische Beeinflussung mög- lich ist, so erscheint dies noch viel staunenswerter als die Verstandesäußerungen, indem die Tiere eine Fähigkeit haben, welche den meisten Menschen nicht zukommt.') Jedenfalls stehe ich einer weiteren Erörterung der Frage der Tele- pathie in keiner Weise entgegen, und folglich kann in dieser Hinsicht der Wunsch der Herren Krall und Gruber leicht erfüllt werden. Aber ich: wende mich durchaus gegen den Gedanken, daß unsere Gesell- schaft sich mit dem Okkultismus überhaupt befassen solle. Unter diesen Namen fallen so viele Erscheinungen von zweifelhafter Sicherheit und so viele aber- gläubische Annahmen, daß ich unsere Gesellschaft nicht mit dem Okkultismus verknüpft sehen möchte. | Ebenso muß ich dem Wunsche der Herren Krall und Gruber widersprechen, daß in unserer Zeitschrift auch den Gegnern Raum gewährt werden solle. Dies würde wieder Auseinandersetzungen unsererseits nötig machen, und schließ- lich würden die „Mitteilungen‘ mit unfruchtbarer Polemik erfüllt sein, die niemand lesen mag. Zudem sind derzeitig die Druckkosten so ungeheuer groß, daß wir nicht das Geld dazu haben, die Gegner „ausgiebig zu Wort kommen ı zu lassen“. _ _ ") Ich verweise auf die Erörterung über die Telepathie, welche in den Mitteilungen der Gesellschaft für Tierpsychologie, neue Folge, Heft 1, 1920 enthalten ist (S. 12-21). ‘ 1 > . . 5 ] 4 < \ 2 2 2 — 66 — Ferner wollen die Herren Krall und Gruber zu Mitredakteuren der „Mit- teilungen‘“ bestellt werden. Darüber mag der neugewählte Vorstand bestimmen. Ich erkläre aber mit voller Bestimmtheit, daß ich die Redaktion sofort nieder-- lege, wenn der Vorstand in diesem Sinne beschließt. Denn Herr Krall hat seit etwa einem Jahre in Briefen einen derartig gereizten Ton gegen mich an- geschlagen, daß es für mich ganz unmöglich ist, die Redaktion mit ihm gemein- sam zu führen. Es ist mir unverständlich, daß Herr Krall, mit dem ich vom 2 Jahre 1912 bis zum Jahre 1920 in freundlichen Beziehungen stand, jetzt so gegen mich aufgebracht ist. Herrr Krall meint, daß er von Anfang an das Recht gehabt habe, Mitredakteur zu sein. Er hat aber früher diesen Wunsch gar nicht geäußert und ist mir gegenüber erst vor etwa einem Jahre mit diesem Anspruch hervorgetreten. .Ich habe darauf vorgeschlagen, daß der l neue Vorstand über diese Streitfrage entscheiden soll. Was die Vorstandschaft betrifft, schreiben die Herren Krall und Gruber Folgendes: An die Mitglieder der Gesellschaft für Tierpsychologie. ; Zu der nach langiähriger Unterbrechung vorzunehmenden Vorstandswahl stellen die Unterzeiehneten folgenden Antrag: Y r $ 4 unserer Satzungen besagt: „Die Gesellschaft wird geleitet durch einen zZ w ölf- gliedrigen Vorstand, der zur Hälfte von den Mitarbeitern, zur Hälfte von den Mitgliedern gewählt wird.“ Die Zeitumstände erfordern durchaus de Umänderung dieses Paragra- phen. Die Finberufung einer Hauptversammlung erscheint durch ungeheuer gestiegene Reise- und Aufenthaltsspesen zurzeit als gänzlich aussichtslos. Ferner sind die Porto- spesen derart gestiegen, daß die Herbeiführung eines Beschlusses in einem Vorstande von 12 Personen in Zukunft ganz unverhältnismäßige Kosten und Umstände ver- ursachen muß. Aus diesen Gründen schlagen wir vor, den $ 4 wie folgt abzuändern und bitten segebenenfalls um weitere Vorschläge hierzu: Die Gesellschaft wird geleitet durch einen 5 (oder 6)-gliedrigen Vorstand, der von Mitarbeitern und Mitgliedern evtl. schriftlich gewählt wird. Stimmenmehrheit ent- ‚scheidet. Der Vorstand würde eine Reihe von Bestimmungen zu treffen haben, z. B. ob die Mitarbeiter fortan nicht für den Bezug der „Mitteilungen“ auch einen Beitrag zahlen sollen; über den Vertrieb und die Preisfestsetzung der „Mitteilungen“ (auch im Buch- handel); evtl. Beschluß, daß Beiträge für die Mitteilungen nur in außergewöhnlichen Fällen honoriert werden, da genügend wichtiges Material vorliegt, u. a. m. \ > a Da bei den ungeheuer gesteigerten Portospesen und den unverhältnismäßig geringen Einnahmen unserer Gesellschaft die Korrespondenz mit den auswärtigen Vorstands- mitgliedern sehr erhebliche Kosten verursacht, so fragt es sich, ob wir unter diesen Umständen noch Vorstandmitglieder aus dem Ausland wählen können. Vielleicht be- schränken wir die Wahl auf den bisherigen 2. Vorsitzenden, Herrn Dr. Paul Sarasin, Basel, der sich um die Sache der Denkenden Tiere in so hohem Maße verdient gemacht hat. 12% A Prof. Gruber und Krall hegen den Wunsch, in die Schriftleitung der „Mitteilungen“ aufgenommen zu werden, würden also — falls diese Wahl von unseren Mitgliedern genehmigt wird — dem Vorstande der Gesellschaft angehören. Evtl. würde Krall bereit sein, trotz der damit verbundenen Arbeitslast das Amt des Schriftführers bis au weiteres zu ibernehmen. Außerdem machen wir den Vorschlag, Herrn Komm.-Rat von der Heydt, Elberfeld, der bisher in selbstloser Weise ‚die Kassengeschäfte der Gesellschaft verwaltete, auch fernerhin zu bitten, das Amt des Kassiers übernehmen zu wollen — immer die Zu- stimmung unserer Mitglieder vorausgesetzt. So wären evtl. außer den drei Genannten noch weitere zwei oder drei Herren zu wählen, und zwar der erste und zweite Vor- sitzende, evtl. noch ein drittes Mitglied, vielleicht aus dem Kreis der Mitglieder. Zum Schluß: bitten wir unsere Mitglieder dringend, sich an der Vorstandswahl zu beteiligen und ihre Ansicht über die verschiedenen Fragen innerhalb zwei Wochen an Herrn Prof. H. E. Ziegler oder an einen der Unterzeichneten gelangen zu lassen. Karl Gruber. Karl Krall. Den Vorschlag der Herren Krall und Gruber, den $ 4 unserer Satzungen in der angegebenen Weise abzuändern, empfehle ich zur Annahme. Ich schlage also auch vor, daß ein sechsgliedriger Vorstand durch schriftliche Abstimmung gewählt wird. Die Ernennung des Kassiers kann dem neuen Vorstand überlassen werden; Herr Krall hatte mir am Anfang des Krieges die auf die Rechnung bezüglichen 'Schriftstücke zugesandt, und ich habe seither die Kasse verwaltet, während Herr ‚von der Heydt die Güte hatte, ein laufendes Konto für uns zu führen und die Mitgliede, beiträge auf dasselbe anzunehmen. - Auch die Wahl des Schriftführers sollte dem neuen Vorstand überlassen bleiben. Denn es kommt zuerst die Wahl des Vorsitzenden in Frage, und nach- her erst kann ein Schriftführer gewählt werden, bei welchem ein Zusammen- arbeiten mit dem Vorsitzenden möglich ist. Ueber die nötige Erhöhung des Mitgliederbeitrags. schreiben die Herren Krall und Gruber Folgendes: An die Mitglieder der Gesellschaft für Tierpsychologie. -Bei der derzeitigen Geldentwertung ist es nicht möglich, bei dem überaus geringen Mitgliederbeitrag von 8 Mark (der ietzt einem Wert von etwa 40—60 Piennig ent- spricht) eine Erweiterung der Mitteilungen eintreten zu lassen. Die Fortführung unserer Zeitschrift ist überhaupt nur dadurch möglich geworden, daß die Beiträge unserer Mitglieder in der Schweiz durch die Markentwertung a höheren Betrag ergaben. Die als Gratisbeilagen gegebenen Bücher haben beträchtlich Kosten verursacht, abgesehen von den erheblichen Portospesen. Jetzt macht Hekdnn? lich schon der einfache Brief 3 Mark. die Zusendung der bisherigen Mitteilungen 4 Mark allein an Portospesen, so daß auf der bisherigen Grundlage ein weiterer Aus- bau der „Mitteilungen“ nicht möglich erscheint. Wir schlagen daher nach dem Vorgang anderer Gesellschaften vor, den Jahres- beitrag zu erhöhen und erbitten auch hierüber die Ansicht unserer Mitglieder. Als Jahresbeitrag ist gedacht, vielleicht 30 Mark als untere, 80 Mark als obere Grenze (also nicht einmal 8 Mark an Friedenswert), wogegen die Mitteilungen eine Erweiterung erfahren würden. Der Bezug der früheren Jahrgänge unserer Zeitschrift könnte in Zukunft nur gegen entsprechende Vergütung geschehen, über deren Höhe ein Beschluß des Vorstands zu fassen wäre. Wir sind der Ansicht, daß diese Mitteilungen bei der notwendigen späteren Äner- 'kennung unseres Standpunktes einmal von hohem wissenschaftlichem Wert sein wer- den, das einzige Besitztum unserer Gesellschaft darstellen und daher jetzt nicht ver- ‚schleudert werden dürfen. (Die gesamten Jahrgänge wurden dem Buchhandel für 6 Mk. überlassen!) Bereits sind einzelne Nummern nicht mehr vorhanden. Es ist so weit '‚sekommen, daß auswärtigen Mitgliedern für 5 Fr. auch die gesamten früheren Jahr- ‚gänge gesandt werden sollen! Das ist ein unhaltbarer Zustand. Ob ein solches neu eintretendes Mitglied zur Sache schreibt oder nicht. ist bei der Flut der bisherigen |Veröffentlichungen völlig belanglos. Es handelt sich um Taten und Ver- suche, nicht um weitere Auseinandersetzungen! Wir können die wei- ‚tere Entwicklung unserer Gesellschaft aber nicht auf dieser Markentwertung aufbauen. Die Unterzeichneten sind der Ansicht, daß in Zukunft ein ganz anderer wirtschaftlicher Aufbau der Gesellschaft erforderlich ist, sofern diese weiterhin irgendwie ihren Zweck erfüllen soll. | Jedenfalls wollen wir versuchen, das Unsrige zu einem weiteren Fortschreiten bei- zutragen und bitten in diesem Sinne unsere Mitglieder, sich zu dieser wichtigen Frage zu äußern, insbesondere sich ander Vorstandswahl zu beteiligen. Für den Vorstand käme noch in Frage: Prof. Menzerath. Bonn, Argelanderstr. 121. . Prof. Karl Gruber. Karl Krall. Die Festsetzung des neuen Mitgliedsbeitrags wird dem neuen Vorstand über- lassen sein. Aber es ist einleuchtend, daß infolge der Geldentwertung eine Erhöhung des Beitrags eintreten muß, und ist ein Beitrag von 30 Mark nicht für übermäßig zu halten. Für das laufende Jahr kann der erhöhte Beitrag noch nicht beansprucht werden, wohl aber für das folgende Jahr. “ 2 HB. Vorstandswahl. Alle Mitglieder und Mitarbeiter werden gebeten, einen sechsgliedrigen Vor- stand für die Gesellschaft zu wählen und auf eine Postkarte sechs Namen. aufzuschreiben, wobeider Name des gewünschten Vorsitzen- den zu unterstreichenist. Die Postkarte ist an Professor Ziegler (Stuttgart, Ameisenbergstraße Nr. 26) einzusenden oder an Herrn Krall (Elber- feld, Roonstraße 54). Damit keine zu große Zersplitterung der Stimmen eintritt, gebe ich hier in alphabetischer Reihenfolge zehn Namen an, und mache den Vor- 4 schlag, daß aus diesen 6 Namen ausgelesen werden. Auf derselben Postkarte können auch noch Wünsche bezüglich der weiteren Gestaltung der Gesellschaft oder des Mitgliedbeitrags ausgesprochen werden. Auf der Postkarte ist der Name des Absenders anzugeben, da Stimmzettel unbekannter Herkunft ungültig sind. Die Abstimmung muß innerhalb zwei Wochen nach der Ausgabe dieses Heftes erfolgen. 0 | IN ir Vorschlagsliste zur Auswahl. Robert Elster, Hannover, Vorsitzender des Vereins für Tierseelenkunde in Hannover. : Dr. Karl Gruber, Professor, München. 3 Richard Jordan, Verlagsbuchhändler, Stuttgart, Herausgeber des Buches „Lola“ und Vorsitzender des Vereins „Rolf“, Verein für Tierseelenkunde in Stutt- gart. Karl Krall, Elberfeld. Dr. Menzerath, Professor, Bonn. | Freiherr Konstantin von Moltke, Trochtelfingen (Hohenzollern). _ # Dr. Plate, Professor, Jena. Professor Plate hat die Elberfelder Pferde selbst geprüft und seine Beobachtungen veröffentlicht. (Zoolog. Anzeiger, 43. Bd. 1913). | = Dr. Paul Sarasin, Basel. Dr. Sarasin hat sich um die Gesellschaft vielfach ver-' dient gemacht und ist bisher schon 2. Vorsitzender gewesen. - | Dr. Karl Wachs, Privatdozent, Rostock. Dr. H.E. Ziegler, Professor, Stuttgart. Mitgliederbeiträge. Manche Mitglieder haben den Beitrag für 1922 schon eingezahlt. Insbesondere’ haben die meisten außerdeutschen Mitglieder ihren Beitrag eingezahlt. Für die’ Mitglieder in Deutschland wird hier eine Einzahlungskarte beigelegt, welche auf meinen Namen ausgestellt ist. Ich habe für die Gesellschaft ein Postscheck- konto genommen, um unnötige Portoauslagen zu vermeiden (Professor Ziegler, Stuttgart, Nr. 31234). Es steht aber den Mitgliedern frei, den Beitrag wie bisher an die Firma Von der Heydt-Kersten & Söhne in Elberfeld einzuschicken (Postscheckkonto Cöln Nr. 2327). In Basel haben wir das Postscheckkonto V 989 (Gesellschaft für Tierpsychologie). | 4 Der Mitgliedsbeitrag beträgt in diesem Jahre noch für Einzelmitglieder 8 Mark, für Vereine 16 Mark. Die Einsendung höherer Beträge ist erwünscht. Neu eintretende Mitglieder, welche für dieses Jahr 20 Mk. einzahlen, er- halten die „Mitteilungen“ Nr. 1—3 der neuen Folge (1920—22) franko zu- gesandt. | | 4 Kassenbericht. Die Gesellschaft für Tierpsychologie hatte am 1. Januar 1921 ein Vermögen ‘von 4091 M. Die Einnahmen betrugen im Jahre 1921 — 2182 M. (Einzahl- ungen nach Elberfeld 699 M., Zahlungen nach Stuttgart 593 M., aus Basel 890 M.). Die Ausgaben betrugen 3316 M. (darunter die Druckkosten 2134 M.). Das Vermögen. betrug also am 1. Januar 1922 — 2957 M. Kleine Mitteilungen. Das Buch „Lola“ von Fräulein Kindermann ist im Buchhandel vergriffen. Die Mitglieder der Gesellschaft für Tierpsychologie, welche das Buch von der Gesellschaft aus erhalten haben, werden aufmerksam gemacht, daß das Buch jetzt erhöhten Wert hat, da eine Neuauflage zur Zeit nicht möglich ist. Eine englische Übersetzung des Buches kommt jetzt zum Druck und eine - französische wird vorbereitet. Ein Auszug erschien in französischer Sprache in der Zeitschrift „Psychica“ (Paris, Leymarie, Editeur, Rue Saint Jaques 42, 15. Mars 1922). Diese Zeitschrift entsandte im Februar d. J. Herrn Paul le Cour _ nach Stuttgart, damit er sich den Hund „Awa“ bei Professor Ziegler vor- E Do lasse. Ein Bericht erschien in derselben Zeitschrift (Nr. 14, 15 Avril 51922). - Die Herausgeberin der Zeitschrift „Psychica“, Madame Carita Borderieux, hat nun selbst einen Hund im Rechnen und Buchstabieren unterrichtet und - schönen Erfolg gehabt. Sie erzählt von den Leistungen ihres Hundes in dem neuesten Hefte der genannten Zeitschrift (Nr. 16, 15 Juin 1922). Der Hund - buchstabiert die französischen Wörter phonetisch z. B. gato statt gäteau. Dadurch hat die neue Methode der Klopfsprache der Tiere auch in Frankreich Eingang gefunden. Die neueste Darstellung der Erfindung der Klopfsprache der Tiere findet sich unter dem Titel „Mensch und Tier“ in der von Dr. Fritz Dehnow heraus- | ra ah ee „Ethik der Zukunft“ (Leipzig, O. R. Reisland, 1922, 102-118). Diejenigen Mitglieder der Gesellschaft, welche sich für die Geschichte der Tierkunde interessieren, werden auf die neue Ausgabe der „Geschichte der | Zoologie* von R. Burckhardt hingewiesen; das Büchlein hat schon in der ersten Auflage wohlberechtigte Anerkennung gefunden und ist nun von Dr. Hubert Erhard bis zur Gegenwart weitergeführt worden (Geschichte der Zoologie und ihrer wissenschaftlichen Probleme, Sammlung Göschen, 2 Bänd- chen, Berlin 1921). Airedale-Terrier. Frau Anna Weismann in Freiburg i. B. (Stadtstraße 16) hat von dem Airedale- Terrier „Buzi“, über dessen Leistungen in der vorigen Nummer unserer Mit- tellungen berichtet wurde, eine junge Hündin gezogen. So bietet sich die seltene Gelegenheit, einen reinrassigen Airedale-Terrier mit besonders guter "Veranlagung zu erwerben. af Karl Krall „Denkende Tiere“, Beiträge zur Tierseelenkunde auf Grund eigener Versuche. Verlag von Friedrich Engel- mann in Leipzig, 1912. H. E. Ziegler, „Der Begriff des Instinktes einst und jetzt“, eine Studie über die Geschichte und die Grundlagen der Tierpsychologie. 3. erweiterte Auflage, Verlag von Gustav Fischer, Jena, 1920. „Tierpsychologie* (Göschen-Bändchen). Berlin und Leipzig. Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Co., 1921. „Die Seele des Tieres“, Berichte über die neuen Beobachtungen an Pferden und Hunden. Herausgegeben von der Gesellschaft für Tierpsychologie, mit einem Vorwort von Dr. H.E. Ziegler. 2. Aufl., 1916. Verlag von W. Junk, Berlin-W 15. Paula Moeckel, „Mein Hund Rolf“, ein rechnender und buchstabier- ender Airedale-Terrier, Verlag von Robert Lutz in Stuttgart, 1919. „Erinnerungen und Briefe meines Hundes Rolf“, Verlag von Robert Lutz in Stuttgart, 1920. Henny Kindermann, „Lola, ein Beitrag zum Denken und Sprechen der Tiere”, Verlag von Richard Jordan in Stutt- gart (Militärstraße 2), 1919. Mitteilungen der Gesellschaft für Tierpsychologie, Jahrgang 1913 66 Seiten, 1914 —15 68 Seiten, 1916 74 Seiten. Neue Folge: 3 Hefte 1920—1922 68 Seiten. Zu beziehen durch die Buchhandlung von ba Junk- Berlin W 15, Sächsische Straße. e ; eo js0+r°° 1 wre, der Au $ % x 3 % { Z * ‚e \ l # III MIN 12 109810