FOR THE PEOPLE
FOR EDVCATION.
FOR SCIENCE
LIBRARY
OF
THE AMERICAN MUSEUM
OF
NATURAL HISTORY
Bouad at
aM: N.H,
RENNEN HEN,
| MITTEILUNGEN |
| ier Münchner Entomologischen Gesellschait, €. \.
|
19. Jahrgang 1929. München, 1. Januar 1929. Nummer 1.
3i- 121012-3Wwrre 7% Ausgegeben; 15. Februar 1929.
Weiterer Beitrag
zur Lepidopteren-Fauna Inner-Anatoliens.
Von Fritz Wagner-Wien,
Schon immer war es einer meiner sehnlichsten Wünsche
gewesen, die so überaus reiche und interessante Lepidopteren-
fauna Kleinasiens aus eigener Anschauung kennen zu lernen.
Verschiedene Umstände, zuletzt der Weltkrieg mit seinen satt-
sam bekannten Folgeerscheinungen verhinderten jedoch stets
die Ausführung dieses Vorhabens.
Durch die unten zitierte Arbeit Pfeiffer's*) neuerlich an-
geregt, beschloß ich die lange bestandene Absicht endlich zur
Durchführung zu bringen und zwar um so lieber, als auch mei-
nen lieben Freund Oberst Viktor von Bartha-Budapest die glei-
chen Wünsche beseelten, ich also nicht allein zu reisen brauchte.
- Auf Grund der ausgezeichneten Beziehungen Bartha’s, so-
wie auch infolge eines im Wege des Naturhistorischen Museums
Wien von der türkischen Gesandtschaft ausgestellten Empfeh-
lungsschreibens wurde unsere Reise von den türkischen Behör-
den sowohl, als auch von privater Seite, in jeder Hinsicht ge-
fördert und ich möchte deshalb nicht verfehlen auch an dieser
Stelle allen jenen Behörden und Herren herzlichst zu danken,
die es eben ermöglichten, daß unser Aufenthalt in Kleinasien
— soweit nicht höhere Mächte im Spiele standen — so restlos
befriedigend und angenehm verlief.
In erster Linie sei Sr. Excellenz J. Jzzet Bey, Gouverneur
des Vilajets Konia gedankt, dessen Gäste wir 2 Tage lang waren
- ") Pfeiffer, E,, Ein Beitrag zur Insektenfauna von Kleinasien (Anatolien),
Mitt. Münch. Ent. Ges, 1926 p. 99 uff,, 1927 p. 35 uff.
1
N TEN: ı Baus
> DS, LI ı, Ir
Nr
und durch dessen Weisungen uns die ihm unterstellten Behör-
den (Gendarmerie etc.) in jeder Beziehung behilflich waren.
Nicht minderer Dank gebührt aber auch Herrn General-
direktor der Hofherr-Schrantz-Werke, Alexander Läszlö, dessen
Munifizenz es zuzuschreiben war, daß wir auf dem in der Steppe
nördlich von Akschehir gelegenen Mustergute Tschiftlik als Gäste
längeres Standquartier nehmen konnten, was den Erfolg unserer
Sammeltätigkeit gewiß nicht unwesentlich beeinflußte.
Auch des Herrn Ober-Ingenieur Rady-Stambul und der ihm
unterstellten Herren, in erster Linie der Herren Faik- und Assim-
Bey, sowie Gutsinspektor Heuchert, muß ich hier dankbarst ge-
denken, die sich alle in geradezu beispiellos liebenswürdiger
und uneigennütziger Weise unserer annahmen und uns bei jeder
sich bietenden Gelegenheit mit Rat und Tat an die Hand gingen.
Ohne die wertvolle Beihilfe dieser Herren hätten wir bestimmt
weit mehr Plackereien zu bestehen gehabt als es tatsächlich
der Fall war.
Nach den notwendigen Vorbereitungen traten wir am 14. Mai
unsereReise an. AufdemLandwege über Budapest-Belgrad-Sofia
erreichten wir in ca. 50stündiger glatter Fahrt Konstantinopel,
wo wir zur Beschaffung der nötigen Papiere für die Weiterreise
durch Kleinasien, nicht zuletzt aber auch, um das überwältigend
schöne Stambul wenigstens oberflächlich kennen zu lernen, einige
Tage Aufenthalt nahmen.
Es sei hier sozusagen „anhangsweise” bemerkt, daß durch
die krampfhaft betriebene und durch Kemal-Pascha mit eiserner
Energie durchgeführte Modernisierung der Türkei auch der Bubi-
kopf und die kniefreie Mode Eingang fanden und daß der Jazz-
Musik und den modernen Tänzen auch vonseiten der jungen
türkischen Generation lebhaftest gehuldisgt wird. Kemal-Pascha
wird übrigens von der türkischen Bevölkerung geradezu ver-
göttert und sein Standbild befindet sich im Parke des ehemaligen
Serails. Bedauerlich ist es vielleicht, daß mit der Modernisierung
auch alle die malerischen, schönen türkischen Trachten ver-
schwinden. Nur im Innern Kleinasiens findet man hie und da
noch geringe Ueberreste, wie auch dort die „Entschleierung“
der Weiblichkeit viel langsamer von statten geht, in manchen
Fällen zu Nutz und Frommen der anderen Menschheit.
Eine Fahrt längs des Bosporus, an den herrlichen ehe-
maligen Sultanspalästen, an malerisch schönen Burgen und
Ruinen (Rumeli-Hissar) vorüber, bildete den Abschluß unseres
Be) Me
Konstantinopeler Aufenthalts. Am Morgen des 3, Tages ließen
wir uns und unser Gepäck auf das kleinasiatische Ufer nach
Haidar-Pascha, dem Ausgangspunkt der anatolischen Bahn, über-
schiffen, um die Reise in's Innere fortzusetzen.
‚ Die klaglos funktionierende, jetzt in türkischer Verwaltung
stehende anatolische Eisenbahn, deren Maschinen- und Wagen-
Auf dem Weg zum Sultan-Dash
park aus modernsten Typen deutscher Herkunft besteht, brachte
uns, an den Prinzeninseln vorüber, längs der Küste des Mar-
marameeres, mit dem Ausblick auf den schneebedeckten bythi-
nischen Olymp, zunächst nach Ismid, an dem gleichnamigen Golf
gelegen. Von da ging es weiter durch landschaftlich schöne,
mitunter ganz prachtvolle wildromantische Gegenden (Defile des
Kara-Su) und nach insgesamt etwa 10stündiger Fahrt erreichten
»
re
wir das bereits auf der Hochfläche Anatoliens gelegene Eski-
Schehir. Von Eski-Schehir zweigt die Bahn einerseits "nach
Angora ab, andererseits führt sie nach Ak-Schehir und weiter
über Konia und durch den cilicischen Taurus nach Aleppo
resp. Bagdad.
Nach 1stündigem Aufenthalt in Eski-Schehir gelangten wir
in weiterer etwa 7stündiger Fahrt nach Ak-Schehir, unserem
vorläufigen Endziele, wo wir um halb 3 Uhr morgens eintrafen.
Dort erwartete uns schon der von Stambul aus bereits ver-
ständigte Inspektor des Landgutes Tschiftlik mit Assim-Bey,
einem jungen Türken, der lange Jahre in Budapest studiert
hatte, daher vorzüglich ungarisch sprach und später noch oft-
mals als Dolmetsch unserer Gefühle auftrat. Die beiden Herren
hatten schon in einem neu errichteten, sauberen Hotel ein sehr
nettes Zimmer für uns bereitstellen lassen, wo wir den Rest
der Nacht verbrachten. Am kommenden Morgen ging es dann
auf einem kleinen Jagdwagen (unser großes Gepäck — wir hat-
ten ja sogar ein großes Zelt mit — war auf einem Gutswagen
bereits voraus expediert worden) nach dem ca. 28 km entfernten,
in der Steppe nördlich von Akschehir liegenden, bereits mehr-
fach erwähnten Landgute, wo wir die erste Zeit zuzubringen
gedachten und von Inspektor Heuchert und dessen lieben Frau
aufs herzlichste aufgenommen wurden.
So erfreulich die angenehme Aussicht war, in deutsch-
sprechender Umgebung und bei heimischen Fleischtöpfen die
Zeit verbringen zu dürfen (die türkische Kost, an sich eigent-
lich gut und schmackhaft, ist aber infolge des zumeist verwen-
deten Hammelfettes doch nicht jedermanns Sache), so trostlos
war der erste Eindruck der weiten, zum Großteil mit Getreide-
feldern bestandenen Steppe, sowie der vollständig kahl erschei-
nenden nördlichen Randberge derselben und wir schauten sehn-
süchtigen Blickes nach dem in höheren Lagen noch schneebe-
deckten, in den unteren Regionen aber schön grün schimmern-
den Sultan-Dagh. Aus diesem trostlosen Gefühl des ersten
Eindruckes heraus besprachen wir auch schon die schleunigste
Flucht aus dieser uns so unwirtlich und entomologisch so gar
nichts versprechenden Gegend; aber wie so oft, so sollte es
auch in unserem Falle doch ganz anders kommen!
Unsere ursprünglichste Absicht war, in Akschehir vor-
erst nur kürzeren Aufenthalt zu nehmen, den Sultan-Dagh
zu überqueren, um Egerdir und dessen Umgebung kennen zu
gl
lernen,*) schließlich mit vorrückender Jahreszeit nach dem
cilicischen Taurus zu reisen und dort in höheren Lagen unsere
Aufsammlungen fortzusetzen.
Aber schon der erste Leuchtversuch zeitigte solch über-
raschende Resultate, daß unser Vorhaben, die Gegend raschest
wieder. zu verlassen sogleich wieder fallen gelassen wurde; je-
doch auch andere Momente, so z. B. eine lokal oft herrliche
Vegetation, interessante Luftspiegelungen bei Tage, wundervolle
Abendstimmungen, die unendliche Ruhe der Steppe etc. be-
wogen uns, vorerst noch einige Zeit zu bleiben. Als dann nach Ab-
lauf der ersten Leuchtperiode auch der Tagfang an den Hängen
des Sultan-Dagh sich recht ergiebig gestaltete, beschlossen wir
endgültig, eine Zeit lang zwischen Tschiftlik und Ak-Schehir
hin und her zu pendeln, die Leuchtperioden in Tschiftlik, die
Zeit des zunehmenden und Voll-Mondes aber in Akschehir zu
verbringen, später dann die höheren Regionen des Sultan-Dagh
aufzusuchen und erst als Abschluß unserer Sammelreise auch
noch den cilicischen Taurus in Augenschein zu nehmen. Leider
kam aber schon in den ersten Tagen unseres Aufenthaltes ein
weiterer Umstand hinzu, der uns notgedrungen zu längerem
Verweilen bestimmte, nämlich eine arge Magen- und Darm-
erkältung, die ich mir durch einen kalten Trunk zugezogen hatte,
welche mir hartnäckig treu blieb, mich körperlich sehr herunter-
brachte und schließlich sogar meine vorzeitige Heimkehr ver-
anlaßte. Dadurch wurden natürlich alle unsere Pläne zu nichte
und auch Freund Bartha wurde durch diese fatale Vis major
bewogen, seine Reisedisposition zu ändern.
Wir wählten also zu unserem Sammelgelände die nördlich
von Tschiftlik in etwa 8—10 km Entfernung gelegenen Höhen-
züge,") wobei es als sehr angenehm empfunden wurde, daß uns
vonseiten des Herrn Inspektors Heuchert ein Wagen zur Ver-
fügung stand, der uns rascher und ohne Anstrengung an die
Sammelplätze brachte und uns von dort auch wieder abholte.
Bei den nächtlichen Exkursionen wurde uns sogar ein Wächter
*) Wir hatten mit Absicht die schon von Pfeiffer explorierten Gebiete
gewählt, weil Pfeiffer in erster Linie dem Tagfang seine Aufmerksamkeit
schenkte und Lichtfang nur nebenher an Bahnhoflampen etc. betrieb; wir
beide aber gedachten gerade dem Nachtfang, von dem wir uns eine wesent-
liche Bereicherung der Fauna versprachen, in ausgiebigster Weise zu betreiben.
"*) So vollkommen vegitationslos und kahl diese aus der Ferne erschie-
nen, zeigten sie doch eine große Mannigfaltigkeit in floristischer Beziehung
und erwiesen sich als ganz hervorragende Sammellokalitäten, insbesondere
für den Nachtfang. |
een
mit geladenem Gewehre beigestellt, um uns im Notfalle schützen
zu können. Es kam aber niemals dazu, denn die türkische Be-
völkerung ist liebenswürdig, harmlos und gutmütig und wir hat-
ten auch niemals den geringsten Anstand. Viel unangenehmer
und unter Umständen gefährlich sind die Hunde, welche zu
4—5 Stück die oft riesigen Schafherden begleiten und von einer
Wildheit sind, die ihresgleichen sucht. Ich habe noch niemals
einen derartig „unsympathischen“, bösartigen Ausdruck in einem
Hundegesicht wahrgenommen, als ihn einer der 5 Hunde zeigte,
die uns allabendlich auf unserer Fahrt zur Leuchtstelle anfielen
und uns eine lange Strecke mit wütendem Gekläff verfolgten,
wenn sie der Hirt nicht zurückrief. Wir lernten da die An-
nehmlichkeit eines Wagens um so höher einzuschätzen, denn als
Fußgänger wäre es uns oftmals sicher recht schlimm ergangen,
wenn uns die Biester angefallen hätten, was natürlich „fahren-
der Weise“ nicht gut möglich war.
Im Gebiete des Sultan-Dagh wählten wir das am Fuße des
Gebirges gelegene Akschehir als Standquartier, wo wir in dem
schon erwähnten Hotel, in einem geräumigen und hellen, mit
schönen anatolischen Teppichen belegten und behängten Zimmer
sehr gut und relativ billig untergebracht waren. Eine besondere
Wohltat war es, daß wir auch vom Ungeziefer vollständig ver-
schont blieben, ausgenommen die namentlich im Juli auftreten-
den Stechmücken und Simuliiden, die wir uns aber später durch
reichlich verspritztes „Fly-Tox* auch vom Leibe zu halten
wußten.
In der Umgebung von Akschehir waren es vorwiegend die
Täler des Sultan-Dagh (auch einige Quertäler), die wir bis hoch
hinauf verfolgten und welche sich als sehr ergiebige Sammel-
stellen erwiesen. Aber auch einige in nächster Nähe Aksche-
hir's gelegene, mit üppiger Vegetation bestandene muhammeda-
nische Friedhöfe, auf welchen übrigens schon Herr Pfeiffer aus
München erfolgreich gesammelt hatte, nötigten uns durch die
Fülle der dort sich tummelnden Satyriden, Lycaeniden, Hesperi-
den etc. zu öfteren Besuchen. Oberst v. Bartha besuchte meh-
rere Male allein die höchsten Kämme des Sultan-Dagh —
wozu ich infolge meines körperlichen Zustandes leider nicht
mehr im Stande war — und brachte von dort manche interes-
sante, von uns sonst nicht beobachtete Art „zur Strecke”.
Die auf den Karten eingezeichneten Höhenkoten des Sultan-
Dagh (1800 m als höchste Erhebung) sind sicherlich unrichtig.
Be
‚ Bereits die Kammhöhen müssen schätzungsweise durchschnitt-
“lich 2000 m, die Hauptgipfel aber 2200-2500 m und darüber
betragen, was allein schon der Umstand beweist, daß sich selbst
in diesen südlichen Breiten (der Sultan-Dagh liegt etwa am
38, Breitegrad) in den höheren Regionen noch Ende Juni aus-
gedehnte Schneeflächen befanden.
Nach fast 3monatlichem Aufenthalt traten wir am 29, Juli
die Heimreise an und landeten nach mancherlei Zwischenfälien
Friedhof von Akschehir
(hervorragender Sammelplatz für Satyr., Lycaen. und Hesper.)
— die Heimreise ging leider nicht so glatt von statten als die Hin-
reise — am 4, August glücklich und wohlbehalten, reich an Ein-
drücken und mit erfreulich schöner Ausbeute wieder in der Heimat.
Nachdem sich Herr Pfeiffer in seiner Arbeit bereits in gros-
sen Zügen über die geologischen und floristischen Verhältnisse
des Sultan-Dagh äußerte, habe ich nichts Wesentliches hinzu-
zufügen, möchte aber doch nicht ermangeln, richtigstellend zu
bemerken, daß von einer Ost- und Westseite des Sultan-Dagh
kaum gesprochen werden kann und es eher Nord- und Südseite
N
heißen müßte, da der Gebirgszug in fast westöstlicher Richtung
streicht (genau NW.-SO.). Auch einen weiteren offenkundigen
Irrtum möchte ich hier berichtigen und zwar die Behauptung,
daß der Akschehir-Göl ein Süßwasser-See sei. Dieser auf weite
Strecken verrohrte See, der alljährlich um viele Kilometer zu-
rückgeht, ist zweifellos ein Salzsee. Als Beweis hiefür möchte
ich anführen, daß erstens jene Utferstellen, die früher vom
Seewasser bespült waren, jetzt deutliche Salzablagerungen auf-
weisen (von mir durch Verkosten erprobt) und daß wir ferner
wiederholt Kamelkarawanen antrafen die zum Akschehir-Göl
zogen um dort — Salz zu verladen. Eines schlagenderen Be-
weises, daß der genannte See ein Salzsee ist, bedarf es wohl
kaum mehr!*)
Wenige Worte möchte ich noch über die ER, hydro-
graphischen und floristischen Verhältnisse der vollkommen baum-
losen Steppe von Akschehir verlieren. Das Klima der Steppe ist -
ein ausgesprochen kontinentales; die Temperaturschwankungen
innerhalb 24 Stunden sind ganz außerordentliche und betragen
im Durchschnitt 20—25°. Da das Landgut Tschiftlik einige Meß-
apparate aufgestellt hatte, war es uns ein Leichtes die täglichen
Temperaturwerte an Hand eines Minimal-Maximalthermometers
abzulesen. So betrug z.B. Ende Mai die Mittagstemperatur 29”,
die Temperatur um Mitternacht — also noch nicht die niedrigste —
*) Kurze Erwiderung von Ernst Pfeiffer-München:
Durch Kenntnis des Manuskriptes von vorstehendem Artikel sei es mir
gleich an dieser Stelle im Einverständnis mit Herrn Wagner gestattet, auf
die Richtigstellung meiner Angaben kurz einzugehen.
Die zwei sich vollkommen widersprechenden Behauptungen bezüglich des
Salzgehaltes des Akschehir-Sees bestehen auf beiden Seiten zu vollem Recht,
so unglaublich auch diese Tatsache eingangs klingen mag. Dem Herrn Wagner
war nur das östl. und nördl, Ufergelände bekannt, mir nur das südl. resp. süd-
westliche, das dem Sultan-Dagh zugewandt ist. Das von den Bergen in Normal-
jahren reichlich kommende Süßwasser wird bereits oberhalb der Stadt in vielen
kleinen Gräben auf die seewärts gelegenen Felder verteilt. Der Ueberschuß
kommt an dem tiefer gelegenen See teils ober-, teils unterirdisch wieder zum
Vorschein und speist an der von mir besuchten Seite den See. Der an und
für sich nicht tiefe See ist streifenartig mit kilometerlangen und äußerst
breiten Rohrwäldern durchzogen und müssen dieselben gleich Staudämmen
in dieser Richtung hin wirken. Die Süßwasserschicht scheint sich auch nicht
nur am Uferstreifen zu halten, sondern weit hinauszuziehen, denn durch die
dortige Russenkolonie wird Süßwasser-Fischfang betrieben. Die ganze Ufer-
flora entspricht einer ausgesprochenen Teichflora. Es finden sich Wasser-
linse, Irisarten, Binsen etc. und soweit erinnerlich auch eine Seerosenart.
Noch weit bessere Beweise sind folgende Funde und Beobachtungen:
ER
nur mehr 1° und noch Ende Juli, knapp vor unserer Abreise,
konnte ich eine Mittagstemperatur von 34° gegenüber einer Mit-
ternachtstemperatur von 9° ablesen. Die höchste registrierte
Nachttemperatur betrug 14°.
Die Niederschlagsmenge in den Sommermonaten ist sehr
gering, besonders in manchen Jahren, wie z. B. im gegenwär-
gen, was zur Folge hat, daß beispielsweise das Getreide, so-
weit es nicht künstlich bewässert werden kann, kaum viel höher
als 30--40 cm wird. Auch die sonstige Vegetation der Steppe
ist, wenige ganz kleine Oasen — am Rande von Gebirgszügen
oder in der Nähe von Bächen, wo sich offenbar eine größere
Bodenfeuchtigkeit erhält — ausgenommen, wohl recht mannig-
faltis, im Wuchse aber sehr dürftig. Die Charakterpflanzen der
Steppe bilden im zeitlicheren Frühjahre eine wundervoll violett-
blühende Papilionacea, eine andere, unserer Levkoje sehr ähn-
liche Pflanze, riesige Saponaria-Büsche, sodaß dort von einer
Saponaria-Formation gesprochen wird und später, in vorgerück-
ter Jahreszeit zahlreiche Distelarten. Auch eine unserer Ononis
ähnliche Pflanze und eine ziemlich hohe Crucifere treten stellen-
weise in größeren Beständen auf. Sonst ist die Steppe von
allerlei kleinen, schön blühenden Labiaten u. a. bestanden. Auch
die vollkommen kahl scheinenden nördlichen Randberge der
Steppe, deren höchster sich vielleicht bis ca. 1500 m erhebt,
Viviparen (Sumpfdeckelschnecke), medizin. Blutegel (dem die Bevölkerung
stark nachstellt), Wasserfrösche, Sumpfschildkröten, gestreifte Ringelnatter,
sowie die gesamte Avifauna. Auch der Gebrauch des Seewassers zu Trink-
zwecken für Mensch und Tier dürfte als Beweis gelten neben meinen
eigenen reichlichen Kostproben dieses wohl trinkbaren aber sehr warmen
und nicht besonders gutschmeckenden Wassers. Gerade dieser See erregte
mein ganzes Interesse, sollte es doch der erste Salzsee sein, den ich zu sehen
und zu verkosten hoffte. Ich habe eben die falsche Seite erwischt. Salz-
krusten am Ufer fehlten natürlich vollkommen. Diese Naturerscheinung
dürfte wohl einzig dastehen und auch Rückschlüsse über die Herkunft von
sonst an Süßwasserpflanzen lebenden Insekten ziehen lassen, Diese meine
Beobachtungen werden auch seitens meines Reisegefährten Herrn H. Kulzer
vollauf bestätigt, der als Coleoptereologe im See auch Schwimmkäfer in An-
zahl fing.
Kurz möchte ich auch noch erwähnen, daß die meinerseits in groben
Zügen angegebene Lage des Sultan-Dagh sich auf meine Uebergangsstelle
bezieht, die ca. 30 km von Akschehir liegt. Hier schlägt der Sultan-Dagh
einen Bogen und ändert dadurch seine Richtung gegenüber seiner Lage un-
mittelbar bei Akschehir. Von dort stammt auch die zur Abbildung gebrachte
Aufnahme von der Westseite des Sultan-Dagh. Laut deutschen und russischen
Generalstabskarten ist die Allgemeinrichtung des Sultan-Dagh N.NW,-S.SO.
Mo
zeigen bei mannigfaltiger niederer Vegetation keinerlei Baum-
wuchs. Wir fanden an strauch- oder baumartigen Pflanzen nur
eine eng an die Felsen geschmiegte, kriechende, kleinblätterige
Rhamnus-Art und an einer einzigen Stelle noch 2 kleine, ver-
krüppelte wilde Mandelbäumchen.
Gewitterbildungen sind im Gebiete des Sultan-Dagh im Mai-
Juni nicht gerade sehr selten, erreichen aber oftmals nicht mehr
die Steppe; diese bekommt vielfach nur noch wenige Tropfen
ab, während über Akschehir und dem Sultan-Dagh der Himmel
seine Schleusen soweit als möglich öffnet, was wir einigemale
am eigenen Leibe zu verspüren hatten.
Entomologisch mußten wir fast allabendlich auch sehr unter
heftigen, oftmals sturmartigen Winden leiden, die zumeist aus
nördlicher Richtung bliesen und es uns in den meisten Fäl-
len unmöglich machten, die Leuchtleinwand aufzustellen. Wir
konnten diese vielmehr nur, mit großen Steinen beschwert, auf
den Boden legen und die Lampe daraufstellen. Daß wir trotz-
dem eine artenreiche Ausbeute zu Stande brachten, beweist den
Reichtum der dortigen Fauna.
Noch eines mir sehr interessant scheinenden Umstandes
möchte ich Erwähnung tun, dem Erscheinen aquatischer Lepi-
dopteren und anderer Wasser-Insekten am Lichte.
Die Steppe ist absolut wasserarm. Trinkwasser muß ver-
mittelst artesischer Brunnen aus ca. 15 m Tiefe gepumpt werden,
schmeckt übrigens etwas brackig und besitzt eine ähnliche Wir-
kung wie Karlsbader Sprudel.e. Die nächstgelegenen Wasser-
speicher sind der Akschehir-Göl und der Akschehir-Bach, beide
in der Luftlinie mindestens 10—12 km von unserem Leuchtplatze
entfernt. Dennoch erbeuteten wir eine ganze Reihe an und im
Wasser lebender Insekten, wie z. B. Non. geminipuncta, Senta
maritima, Phragm. castanea und territa, die wohl nur im Schilf
des Akschehir-See’s ihr Raupenstadium verbringen konnten;
aber auch verschiedenes Kleinzeug, wie mehrere Nymphula-
Arten, Acentropus niveus, sehr kleine Notonectiden (Wasser-
wanzen) u. a. erbeuteten wir am Lichte. Letztere allerdings
vorwiegend an Abenden mit südl. Luftströmungen, dann aber
in Scharen. Immerhin hatten die zarten kleinen Tierchen eine
gewaltige Arbeitsleistung zu bewältigen, um ans Licht zu gelangen
und deshalb erscheint mir dieser Umstand erwähnenswert.
* *
Be
Ehe ich nun zur Besprechung der einzelnen Arten schreite,
möchte ich noch einen kurzen Gesamtüberblick über die gegen-
ständliche Lepidopterenfauna geben.
Erbeutet wurden insgesamt 313 Arten, von welchen 4 über-
haupt neu und weitere 23 für die Fauna Kleinasiens noch nicht
nachgewiesen erscheinen. Letztere/habe ich durch ein f kenntlich
gemacht. Sonst weist die Fauna Inneranatoliens, resp. die des
Sultan-Dash — wie nicht anders zu erwarten stand — eine weit-
Sultan Dagh
Apollo-Fangplatz ca, 16—1700 m
gehende Uebereinstimmung mit jener des cilicischen Taurus auf:
176 Arten, das sind 56°/,, wurden bereits aus dem Taurus nach-
gewiesen, Kosmopoliten nicht miteingerechnet. Weitere 78 Arten,
rund 25°/, des bisher festgestellten Faunenbestandes sind aus
anderen Gegenden Kleinasiens, namentlich von Amasia bekannt
geworden und 23 Arten, d.s. 8°/, sind für die Fauna Kleinasiens
neu, finden sich aber in den angrenzenden Gebieten, wie Süd-
rußland, Armenien, Syrien, oder sind aus Zentralasien nach-
gewiesen.
Selbstverständlich ist die weitaus größere Mehrheit orienta-
lischen Ursprungs, ein kleinerer Teil gehört mediterranen resp.
Ba
subtropischen Faunenelementen an und nur wenige Arten sind
sibirischer Herkunft,
Für Kleinasien neue Arten sind die folgenden: Shmiyesa
Herrichi, beroe-aurantiaca, Lyc.hylas-armena, damone-damonides,
Arsil. albovenosa-cretacea nov.ssp., Ägr. senna, semna, eremicola,
celsicola-gracilis nov. ssp., haifae, ochrina, ripae-desertorum,
Mam. implexa, stigmosa, Pseudohad. laciniosa, Non. geminipuncta,
Senta maritima, Leuc. obsoleta, zeae, Call. Barthae nov.sp., Thalp.
chlorotica, Cinglis humifusaria, Eupith. dubiosata nov. sp., calli-
graphata nov. sp., Amicta Ecksteini, Holcocerus volgensis und
Phrag. castaneae.
Eine bemerkenswerte Arealbegrenzung im Gebiete finden nur
Sat.mnyszechi-Herrichi, Lyc.hylas-armena, Agr.semna, eremicola,
Mam. stigmosa und Pseudohad.laciniosa mit einer West- resp. Süd-
westgrenze, sowie Nonagria geminipuncta und Senta maritima
mit einer Ost- bezw. Südostgrenze.
Als endemisch wäre, wenn man von den hier als neu be-
schriebenen Arten und Rassen absieht, eigentlich nur Agrotis
homicida anzusprechen, die bisher nur aus Kleinasien nach-
gewiesen erscheint.
Für das engere, hier besprochene Gebiet sind natürlich,
abgesehen von den mit * bezeichneten, bereits von Pfeiffer
konstatierten Arten, eigentlich alle als neu zu bezeichnen, da
ja Max Korb-München, welcher wiederholt um Akschehir und
Konia sammelte, außer gelegentlichen Neubeschreibungen und
einigen biologischen Notizen, leider gar nichts Zusammenfassen-
des publizierte.
Als charakteristische Tagfalter des Gebietes wären die Sa-
tyriden, namentlich Melanargia larissa in deren var. taurica, das
Genus Satyrus s. str., Lycaeniden und Hesperiden zu bezeichnen,
die in 14, 40 resp. 13 Arten bezw. Rassen festgestellt wurden,
während unter den Heteroceren eigentlich keine einzige Gattung
durch eine besondere starke Anteilnahme am Faunenbilde her-
vorsticht, ausgenommen vielleicht die Gattung Agrotis und
Orgyia dubia var. turcica, die als Raupe stellenweise geradezu
zu Tausenden auftrat.
Sehr auffallend und bemerkenswert ist ee anderen
kleinasiatischen Regionen die große Armut an Arctiiden, Zy-
gaenen und Sesien. Es ist wohl nicht ausgeschlossen, daß wir
einerseits schon zu spät (für Ocognya z.B.) andererseits aber
noch zu früh an der Zeit waren; dem widerspricht jedoch wie-
der die Tatsache, daß wir auch die wenigen konstatierten Zy-
gaeniden nur in sehr spärlicher Individuenmenge erbeuteten und
ich mich stundenlang — alles andere vernachlässigend — nur
der Sesiensuche widmete, ohne aber ein irgendwie nennens-
wertes Resultat erzielen zu können.
Unterirdische, mit Schilf gedeckte Hirtenbehausung, am Nordrand der Steppe,
Es folgt nun ein Verzeichnis der benutzten Abkürzungen
und zwar:
Ak. = Akschehir, Stadt von etwa 10000 Einwohnern, ca. 1000 m
am Fuße des Sultan-Dagh gelegen.
T.=Tschiftlik, Landgut in der nördl. von Ak. gelegenen Steppe,
in gleicher Seehöhe,
B. = Oberst Viktor v. Bartha.
W.— Wagner.
Wenn nichts anderes bemerkt, wurden sämtliche Arten von
uns beiden erbeutet. Die Typen der neubeschriebenen Arten
und Formen befinden sich in meiner Sammlung, Cotypen in der
Sammlung Bartha’s, die Typen der neubeschriebenen Micro-
Heteroceren im naturhistorischen Staatsmuseum in Wien.
soup
20.
21.
2a ge
| Nachstehend rn an Wenzel mnis der eat een.
. Fahringer, Dr. J., Eine wissenschaftl. Studienreise nach der
europ. Türkei und Kleinasien. (Separatum.)
‚ Lederer, Beitr. z. Schmetterlingsfauna von Cypern, Beirut u.
einem Teile Kleinasiens. Verh. d. zool. botan. Ges. Wien, 1855.
— — Noch einige syrische Schmetterlinge. Wien. ent.Monats-
schrift. II. 1858.
— — Excursion l&epid. en Anatolie. Annales Soc. ent. Belg. IX.
— — Contrib. ä la Faune d.Lep. d.1.Transcaucasie. Ibid. XII.
‚ Mann, Wiener ent. Monatsschrift Bd. V, VI und VII,
‚ Pfeiffer, Ein Beitr. z.Insektenfauna v.Kleinasien (Anatolien).
Mitt. Münch. Ent. Ges. 1926 p. 99 uff., 1927 p. 35 uff.
‚ Rebel, Lepidopteren aus Morea. Mit2 Nachtr. Berl. ent. Ztschr.
Bd. XLVII-L. 1902-5.
‚ — — Studien z. Lep.-Fauna d. Balkanländer I-IIl. Annalen d.
nat. Hofmus. Wien, XVIIL-XXVIL 1903-13.
.„ — — Ergebnisse e. naturwissensch. Reise z. Erdschias-Dagh.
Lepidoptera. Ibid. XX. 1905.
‚ Rebel, Zur Lep.-Fauna d. Ins. Rhodus u. Cypern. M, Nachtr.
Jahresber. Wr. ent. Ver. 1915 u. 1924.
‚ — — Zur Lep.-Fauna Kretas. Annalen d. Nat. Mus. Wien,
XXX, 1916.
‚ — — Eine Lep.-Ausbeute a.d. Amanusgebirge (Alman-Dagh).
Sitz.-Ber. Akad. d. Wiss. Wien, Math.-nat. Klasse L., Bd. 126,
H. 4-5, 1917.
. Seitz, Groß-Schmetterlinge d. Erde. I. Palaearkten, ABde.
. Staudinger, Beitr. z. Lep.-Fauna Griechenlands. Horae Soc.
ent. Ross. 1870,
. — — Lep.-Fauna Kleinasiens m. Nachtr. Ibid. 1879-81.
. Staudinger und Rebel, Katalog d. Lep. d. pal. Faunengeb.
3. Aufl. 1901.
. Tölg, Eine zoolog. Studienreise durch Kleinasien in die Hoch-
gebirge Ciliciens. (Unveröff. Manuskript.)
. Tölg u. Fahringer, Eine naturwiss. Studienreise in das
Amanus-Gebirge. Berlin, Arch. f. Naturgesch. 1919, A. S.
Verity, Rhopalocera palaearctica. 1905-11.
„Iris”, D. ent. Zeitschr. Bd. I-XLIL
ARTS
“ Zum Schlusse ist es mir eine liebe und angenehme Pflicht
allen jenen Herren herzlichst zu danken, die mir bei Ueber-
prüfung kritischer Arten behilflich waren und die Revision der-
selben besorgten. Es sind dies die Herren O. Bang - Haas,
Dr. A.Corti-Dübendorf(Agrotis), A.Naufock-Linz (Ino), L.B.Prout-
London und endlich Hofrat Prof. Dr. Hans Rebel und Kustos
Dr. H. Zerny-Wien, die mir in altgewohnter, liebenswürdigster
Weise zur Seite standen. Von Kustos Dr. H. Zerny rührt auch
die Bearbeitung meiner Micro-Ausbeute her. Dem Schriftleiter
dieser Zeitschrift, Herrn Ernst Pfeiffer-München, der es ermög-
lichte, daß meiner Arbeit auch Textbilder sowie Tafeln bei-
gegeben werden konnten und welcher uns vor Antritt unserer
Reise verschiedene Winke gab, sei an dieser Stelle gleichfalls
aufs Wärmste gedankt.
Wien, im Dezember 1928.
PAPILIONIDAE.‘)
“1. Papilio podalirius L. var. smyrnensis Eim. Ak. vom 11. bis
26. VI. Die erbeuteten Stücke, offensichtlich bereits einer
2. Gen. angehörig, zeichnen sich durch bedeutende Größe,
hellere Grundfarbe und wesentlich längere Schwänze aus.
Der Hinterleib ist beim 5 in geringerer Ausdehnung, beim
Q fast ganz weiß. |
2. Papilio alexanor Esp. var. orientalis Rom. Ak. Von mir in
einem frisch geschlüpften 5’ am 6. VL, in einem ebensolchen
Q am 14,Vl. erbeutet. Das weibliche Exemplar stimmt sehr
gut mit dem Bilde bei Verity pl. LX Fig. 8 überein. Verity
hält orientalis nur für eine Form des maccabaeus Stgr. und
*) Die systematische Reihenfolge ist die des Staudinger-Rebel'schen Ka-
taloges. Nur den Geometridae liegt in systematischer, wie auch in nomenkla-
torischer Hinsicht die Bearbeitung von L.P, Prout im „Seitz" zu Grunde.
auch Rebel spricht sich (Lit. Verz. Nr. 13) dahin aus, daß
beide „gewiß nicht als Rassen von einander zu trennen sind.“
Orientalis hätte dann vor maccabaeus die Priorität.
*3. Papilio machaon L. Mehrfach im Juni. Die erbeuteten
Exemplare dürften am besten zur var. syriaca Ver. zu stel-
len sein.
"4. Thais cerisyi God. Es ist auffällig, daß diese für Klein-
asien sonst so überaus charakteristische Art von uns weder
in der Umgebung von Akschehir, noch im Sultan-Dagh auf-
gefunden wurde. Wir sichteten dieselbe nur während der
Fahrt hinter Haidar-Pascha mehrfach längs des Bahndam-
mes und trafen ein vereinzeltes, ziemlich frisches @ noch
am 6. VI. im Versuchsgarten der landwirtschaftlichen Schule
zu Konia. Da ich das Stück nicht mitnahm, kann ich über
die Rassenzugehörigkeit nichts aussagen. Auffällig ist fer-
ner, daß von uns auch der von Pfeiffer in so großer Menge
konstatierte Doritis apollinus Herbst nicht gefunden wurde.
Stunden- ja tagelanges Suchen nach derRaupe aufden Brach-
äckern um Akschehir blieb gleichfalls ganz erfolglos; wir
konnten nicht einmal die Futterpflanze Aristolochia hastata
ausfindig machen.
5. Parnassius apollo L. var. anatolicus Pgstr. (Mitt. Münch.
Ent. Ges. III. 1912. p. 74.) Sultan-Dagh in ca. 16—1700 m,
25.—28. Vl., 4. VIL (vorwiegend © 2) und 12. VII. (zum weit-
aus größten Teil bereits abgeflogen und zerfetzt).
Oberst v. Bartha gelang es, diese sehr schöne, ausnehmend
große und helle Rasse in einem Seitental des S.-D. aufzufinden,
wo wir sie in der Folge ziemlich zahlreich erbeuteten. In ein-
zelnen Exemplaren auch in dem von Ak. zum S.-D. führenden
Haupttale angetroffen und auf dem rechten Bachufer von mir
zahlreicher fliegend beobachtet. In dem erwähnten Seitental
flog anatolicus in überraschend großer Menge, war aber in dem
sehr steilen Gelände nur schwer zu erbeuten. Die frisch ge-
schlüpten 9 © saßen zumeist in den Büschen der dort ein fast
undurchdringliches Dickicht bildenden Krüppeleichen, die Jo
schwebten — oftmals 4—5 über einem einzigen Busche —
majestätisch darüber hin, um bei Annäherung nach allen Rich-
tungen auseinander zu stieben. Besser gelang der Fang in den
Mittagsstunden, wo die schönen, stolzen Tierchen dann zahl-
reicher über den Bach wechselten, sich hin und wider auch
niederließen und dann um vieles leichter zu erbeuten waren.
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Die Variationsbreite von anatolicus ist ziemlich bedeutend,
trotzdem weisen sämtliche Stücke einige sehr charak-
teristische Merkmale auf. Dies ist vor allem die bis
zum fast völligen Schwinden führende Reduktion der Subkostal-
Apollo-anatolicus Pgstr.
ca. */s nat, Gr.
flecke der Vil, sowie das konstante Auftreten des inter-
texta-Charakters. Unsere Stücke besitzen dieses letztere
Merkmal ausnahmslos, auch ganz frisch geschlüpfte
Exemplare.
Die Expansion beträgt bei normaler Spannung im Durch-
schnitt 80 mm beim 5’ und 85 mm beim 9, bei einer Vorder-
flügelläinge von 46—48 mm. Mein größtes 5’ mißt jedoch 84,
mein größtes © 90 mm. Ganz ausnahmsweise kommen auch
sehr kleine Exemplare vor, so ein Pärchen meiner Serie, von
nur 75 mm Spannweite. Es handelt sich also um eine aus-
nehmend große Rasse, die auch durch die weiße Färbung und
Reduktion einiger Zeichnungselemente sehr auffällt. Ohne als
Nicht- Spezialist ein abschließendes Urteil fällen zu wollen,
scheint es mir doch, daß anatolicus, kasthenkoi und levantinus
von einander kaum verschieden sind und sehr wahrscheinlich
auch für auerspergeri Rbl, das Gleiche gilt. Zweifellos gehören
diese vier „Rassen“ einem einzigen Formenkreis an und ich
2
el, ©:
wenigstens weiß unsere anatolicus von den bei Verity pl. LXII,
Fig. 19—20 abgebildeten kasthenkoi — die Bryk in seinem
Katalog übrigens zu democratus Krul. resp. zu seinem dubius
zieht — sowie von dem 1. c. Fig. 21 abgebildeten levantinus
Rothschild nicht zu trennen. Auch die von Rebel der Be-
schreibung von auerspergeri beigegebene Abbildung (Zool. bot.
Verh. 1911 p.49) paßt bis auf die bei auerspergeri stärkere Weiß-
kernung der Augenspiegel der Hil. sehr gut auf unsere Stücke.
Die für auerspergeri angegebene, basalwärts hakenförmige Fort-
setzung des schwarzenKostalflecks unter dem Vorderrand der Vl.
zeigen unsere anatolicus im männlichen Geschlechte ausnahmslos,
doch kommt dies Merkmal auch einigen westmediterranen Rassen
(hispanicus Obthr., nevadensis Obthr.) zu.) Die Länge des Glas-
saumes und der Äntemarginalbinde schwankt gleichfalls außer-
ordentlich, reicht bei manchen Exemplaren — wie bei auerspergeri
— nur bis Ader M. resp. Zelle 3, bei anderen jedoch fast bis zum
Innenwinkel der Vfl. Einigen 'Stücken fehlt die Antemarginal-
binde nahezu ganz und ist nur noch durch wenige schwarze
Schuppen angedeutet. Innenrands-Beschuppung der Hfl. schwach.
Beim dunkleren und kräftiger gezeichneten 7 reicht der
Glassaum und die Antemarginalbinde zumeist bis zum Innen-
winkel, auch tritt auf den Hil. gewöhnlich eine kräftige Kap-
penbinde auf.
Die Weißkernung der Augenflecke ist großen Schwankungen
unterworfen, decora-Charakter kommt in beiden Geschlechtern
äußerst selten vor. Der Variationsradius von anatolicus gelangt
auf der beigegebenen Tafel gut und deutlich zum Ausdruck.
Pagenstecher selbst ließ seinerzeit die Frage offen, ob sein
anatolicus zu einer der früher beschriebenen Formen gehöre
‘oder nicht und betont sogar die „große Aehnlichkeit“ mit gra-
jus St. Sollte sich meine Vermutung, daß es sich hier immer
um ein und dieselbe Rasse handelt, richtig sein, — ich überlasse
es gerne dem Urteil eines berufenen Spezialisten, dies zu ent-
scheiden — dann hätte wohl kasthenkoi Schel. (1907 publiziert),
den Vorzug der Priorität.
*) Es ist merkwürdiger Weise überhaupt — bis auf die bedeutendere
Größe — eine gewiße Uebereinstimmung mit diesen im allgemeinen kleineren
westmediterranen Rassen bestimmt nicht zu leugnen, ein Umstand übrigens,
der schon Pasenstecher auffiel und in der Originalbeschreibung von anatolicus
auch zum Ausdruck gebracht, von Bryk (Mitt. Münch. Ent. Ges, 1914, P- 73)
allerdings — zu Unrecht — wieder bestritten wird.
"6.
"10.
11.
Parnassius mnemosyne L. Von B. am 30. V. und 26. VI.
am S.-D. in ca. 1800 m Höhe in einigen wenigen QQ er-
beutet. Nach Pfeiffer 1. c. steht die Rasse des S.-D. der
var. antitauricus Fruhst. zunächst. Rebel bezeichnet aber
(Lit.-Verz. Nr. 13) Stücke vom Amanusgebirge als var. Shel-
juzhkoi Bryk und bemerkt hiezu, daß sich die mnemosyne-
Form vom Amanus von jener des cilic. Taurus nicht tren-
nen lasse und daß ein von Bang-Haas als antitauricus er-
haltenes Pärchen aus Hadjin mit den Amanus-Stücken ganz
übereinstimmt.
PIERIDAE.
‚ Aporia crataegi L. var. hyalina Röb. Ak. und S$.-D. im
Juni nicht selten. Noch in ca. 1500 m erbeutet.
. Pierris brassicae L. var. catoleuca Röb. Die vorliegenden
Ex. gehören zweifellos dieser, nach Taurus-Stücken be-
schriebenen Rasse an und stimmen mit der Original-
beschreibung gut überein.
. Pieris rapae L.. Nach B. auch in der Form leucosoma
Schaw. festgestellt. Ak. und S.-D. vom 26. VI. bis Ende VII.
Pieris Manni Mayer. Ak. Am 25. VII. von mir in einem
prächtigen © der g. a. Rossi Stef. erbeutet. Aus Kleinasien
sonst nur von Pfeiffer in der. g. v. Manni Mayer erwähnt,
nach Seitz auch im Taurus.
Pieris callidice Esp. var. chrysidice H. S. S.-D. auf den
höchsten Kuppen in rasendem Fluge; am 25. VIL ein SC
(B.).
. Pieris daplidice L. In der Steppe gemein in mehreren Gen.
Stücke von Ende VII, die offenbar schon einer 3. Gen. an-
gehören, zeigen unterseits ein helles Lauchgrün, sind aber
keineswegs mit raphani Esp. zu identifizieren, welche stets
eine ausgesprochen gelbliche Färbung der Hil.-US.
aufweist.
. Euchlo& belia var. /aurica Röb. Bis Ende V. in frischen
Stücken beiderlei Geschlechts mit ausgesprochen gelblicher
US. der Hfl. nicht selten auf den niedrigeren Randbergen
der Steppe. Die Exemplare dürften bereits einer 2. Gen.
angehören, da die Art später von uns nicht mehr gesich-
tet wurde.
Dy3
14.
15.
Na
Euchlo&@ charlonia Donz. var. mesopotamica Stgr. Die vom
21. V. bis Ende Juni erbeuteten frischen Stücke zeichnen
sich durch bedeutende Größe und ein leuchtendes sattes
Gelb aus. Der Spitzenfleck, gewöhnlich breit gelb geteilt,
ist manchmal auch tiefschwarz ohne Spuren einer Teilung.
Unterseite der Hfl. bis auf einen deutlichen Mittelpunkt
kaum gefleckt. Von Pfeiffer für Egerdir in einer Zwischen-
form zur penia Frr. festgestellt, vom Erdschias-Dagh da-
gegen die letztere in typischen Exemplaren. (Rebel, Lit.-
Verz. Nr. 10). Wie schon Pfeiffer betont, ist charlonia ein
sehr unsteter Flieger, der sich gerne in Gesellschaft der
belia auf den höchsten Kuppen der niederen Randberge
herumtrieb und nicht leicht zu fangen war. Mesopotamica
hat eine viel ausgedehntere Flugzeit als belia und war Ende
VI. immer noch in frisch geschlüpften Exemplaren anzu-
treffen, die sicher noch keiner späteren Gen. angehörten.
Zegris eupheme Esp. var. menestho Mön. Ich entdeckte
Ende V. die hübsche — einer Cucullienraupe nicht unähn-
liche — Raupe in zahlreichen Ex. an einer blühenden Cru-
cifere in nächster Nähe des Landgutes. Die daraus erhal-
tenen Puppen überliegen jetzt und werden erst im Frühling
die Falter entlassen. Von Konia erhielt ich durch Korb
mehrfach diese Var. und sah sie überdies auch in der klei-
nen Lokalsammlung der landwirtschaftl. Schule daselbst an-
läßlich unseres Besuches.
. Leptidia sinapis L. g.a. diniensis Be Ak. vom 29. VL. bis
Ende VII. und S.-D. ein y_% (B.).
. Leptidia duponcheli Stgr. und g. a. aestiva Stgr. Ak. 20.V.
o& und ab 6. VII. in beiden Geschlechtern nicht häufig, mit
voriger zusammen. Beide Arten sind unschwer auseinander
zu halten.
. Colias hyale L. Die wenigen von uns erbeuteten Exem-
plare — S.-D. 30. VL und Ak. 22. VI. — möchte ich un-
bedenklich zur var. sareptensis Stgr. stellen. Ein mir vor-
liegendes großes S' von intensiv gelber Färbung zeigt den
Spitzenfleck fast ganz schwarz, die Hfl. mit sehr schmaler,
stark reduzierter Randbinde.
. Colias edusa F. (croceus Fourc.) mit ab. helice Hb. und
helicina Obthr. mehrfach, aber durchaus nicht häufig.
‘20.
21
22
32.
Te
Gonepteryx farinosa Z. Ak. 10.VI. bis 28. VII. nicht sehr
häufig. |
Gonepteryx rhamni L. var. meridionalis Röb. Ak. 10. VL
oO (B.).
NYMPHALIDAE.
Limenitis camilla Schiff. (rivularis Scop.) var. reducta Stgr.
Ak. Ende V. und wieder im Juli; S.-D. 24. VII (B.). Die
Stücke der 2. Gen. zeigen die Binden bedeutend weniger
reduziert.
. Pyrameis atalanta L. Ak. 28. VI.
. Pyrameis cardui L. Mehrtarb.
‚ Vanessa urlicae L. var. furcica Stgr. S.-D. 28. VL (B.).
. Vanessa xanthomelas Esp. var. fervida Stdf. Ende Juni
mehrfach in der Nähe der Stadt Ak.
‚ Vanessa polychloros L. Ak. 6. bis 26.VI. Für kleinasia-
tische Ex. hat wahrscheinlich der Name fervescens Stich.
einzutreten, da fervida Stdf. für die entsprechende Form
von xanthomelas vergeben ist. (Vgl. Seitz, Pal., Bd. I p. 205).
. Vannssa antiopa L. Ak. Ende Juni.
‚ Polygonia c-albumL. Ak. 24. VI. ein defektes, aber zweifel-
loses Z dieser Art.
. Polygonia egea Cr. Von Ende Juni ab mehrfach in der
g. a. J-album Esp.
‚ Melitaea cinxia L. var. clarissa Stgr. Ak. und in niedri-
geren Lagen des S.-D. nicht selten. Nach Pfeiffer Ueber-
gänge zur var. clarissa Stgr. Einzelne Ex. erreichen die
letztere ganz.
Melitaea arduinna Esp. S.-D. 1600 m 1 J' (B.). Von
Pieiffer für Egerdir gemeldet, sonst für Kleinasien nur aus
Diarbekir (Stgr.) und von Rebel vom Amanus-Geb. in der
var. rhodopensis angegeben.
. Melitaea phoebe Knoch. T. 21.V., Ak. 10.VL Ich ver-
weise auf die Ausführungen Pfeiffers. Mir machen die Ak.-
Stücke den Eindruck einer eigenen, sich an aetherea an-
schmiegenden Rasse,! die vermutlich mit amanica Rbl. vom
Taurus, Das-Dagh etc. (Lit.-Verz. Nr.13 p. 262) identisch: ist.
ug
34. Melitaea didyma O. Die in Anzahl erbeuteten Stücke
beiderlei Geschlechts stimmen in beiden Generationen gut
mit daimatinischen Exemplaren überein und sind m. E. auch
als var. dalmatina Stgr. anzusprechen, die ührigens auch
aus anderen Teilen Kleinasiens, so z. B. vom Erdchias-Dagh
gemeldet ist. Die 2 Q sind in der überwiegenden Mehrheit
gelb-rot gefärbt; graugrüne 2 © nur vereinzelt. Zwischen
Exemplaren der Steppe (nördl. Randberge) und von Ak.
keine wesentlichen Unterschiede,
‘35, Melitaea trivia Schiff. Mitte bis Ende Mai, sowohl auf
den Randbergen der Steppe, als auch am S.-D. bis in etwa
1500 m erbeutet. Die Ex. der Steppe sind durchschnittlich
etwas heller gefärbt, einzelne Stücke erreichen — nament-
lich im © — eine ziemlich bedeutende Größe, Nach Pfeiffer
steht die Rasse zwischen pseudodidyma Rbl. und syriaca Rbl.,
was zutreffen dürfte.
36. Melitaea athalia Rott. Am S.-D. in ca. 1500 m am 24. und
26. VI. in einigen männlichen Ex. erbeutet. Dieselben zei-
gen ein so vollkommen einheitliches Gepräge und unter-
scheiden sich so konstant von athalia anderer Provenienz,
daß ich trotz der Unkenntnis des anderen Geschlechts nicht
anstehe, sie als nov. subsp. anatolica zu bezeichnen.
Von gewöhnlicher Durchschnittsgröße der athalia, in Färbung
und Zeichnung an helle dictynna erinnernd. Als auffälligstes
Merkmal das fast vollständige Fehlen der Randmonde
auf allen Flügeln, wodurch ein breiter schwarzer Saum ent-
steht. Durch Verbreiterung der schwarzen Färbung erscheint
auch die vorletzte Fleckenreihe vor dem Saume in kleine runde
Fleckchen aufgelöst. Vf#l.-Unterseite viel dunkler (düsterer),
namentlich fehlt die gelbliche Aufhellung im Apex
und längs des Saumes der V£l. nahezu vollständig.
Hfl.-Unterseite viel gedeckter, weniger kontrastreich, an gewisse
Ex. von aurelia resp. dictynna erinnernd.
Die schwärzlichen Palpen einerseits, das Fehlen der schwar-
zen Kerne in der braunen Antemarginalbinde der Hil.-Unterseite
andererseits, stellen die Zugehörigkeit zu athalia außer jeden
Zweifel. Ein oberseits ganz ähnliches Ex. liegt mir aus der
Herzegovina (Vucija bara) vor.
Athalia scheint in Kleinasien nur sehr lokal und äußerst
spärlich vertreten zu sein und wird nur von Stgr. (resp. Mann)
für Amasia und Brussa angegeben.
— 23 —
37. Argynnis daphne Schiff. Ak. Ende Juni nicht selten.
Die Stücke dürften der schwach differenzierten var. epi-
daphne Fruhst. angehören.
"38. Argynnis lathoniaL. var. saturata Röb. (Ent. Nachr. 1896,
p. 81). S.-D. 26. VIL, 12. VII (B.)
39. Argyonis aglaja L. var. offomana Röb. (1. c. p. 82). S.-D.
Ende VL i
*40. Argynnis pandora Schiff. Ak. Juni bis Mitte VII. Die
durch verminderte spangrüne Färbung auf der Vfl.-O'seite
ausgezeichnete Rasse ist vermutlich mit var. pasargades
Fruhst. vom Alexandergeb. identisch oder zumindest dieser
nahestehend. |
SATYRINAE.
41. Melanargia larissa H.-G. Ak. (Friedhof) und S.-D bis
ca. 1500 m überall gemein den ganzen Juni hindurch.
Die Art variiert wie alle Melanargien außerordentlich,
zeichnet sich durch durchschnittlich bedeutendere Größe
(einzelne Stücke erreichen 55—60 mm Expansion bei 32 bis
34 mm Vfl.-Länge) und Ausdehnung der schwarzen Färbung
namentlich im Basalteil der Vfl. aus, erreicht aber noch nicht
die Verdunkelung, wie sie den Exemplaren aus Akbes eigen
ist. Die Synonymie der Art ist durchaus nicht geklärt und
ich möchte vorschlagen für die gegenständliche Rasse den
Namen taurica Röb. gelten zu lassen, astanda Stgr. aber,
die der Autor selbst mit „vix nominanda“” bezeichet, auf
Exemplare vom Kaukasus zu beschränken.
Die Abbildung der syriaca bei Seitz Taf. 39 paßt sehr gut
auf die vorliegenden Stücke der var. faurica Röb., während
syriaca Obthr. nach mir vorliegenden Exemplaren aus Akbes
in der Hauptsache noch wesentlich dunkler gefärbt ist; es bleibt
bei letzterer eigentlich nur eine weiße Mittelbinde auf allen
Flügeln übrig, da die weißen Randmonde - verschwinden.
Auch Rebel, der allerdings faurica Röb. noch als Synonym
zu syriaca stellt, bemerkt (Lit.-Verz. Nr. 13}, daß bei einzelnen
Stücken vom Das-Dagh etc. die weißen Randmonde der Hinter-
flügel vollständig wie in Oberthür's Abbildung fehlen.
Zahlreiche Exemplare meiner großen Serie zeigen eine
gelbliche Grundfärbung, wie solches bei vielen Melanargien
(lachesis, galathea etc.) vorkommt; ein albinotisches Q, auch
o'seits viel heller gefärbt und ohne die schwarze Limballinie
der Hinterflügel, ist u'seits fast zeichnungslos,: milchweiß und
entspricht etwa den Formen cataleuca resp. leucomelas von Mel.
lachesis resp. galathea (ab. lactaea m.).
42.
43.
44,
45.
46.
47.
Satyrus circe F. var. asiatica Seitz. Ak. Ende Juni,
Mitte VIL Die Rasse zeichnet sich durch in Flecke aufge-
löste schmale Vfl.-Binde und verschmälerte, „sägeartig spitze
Zähne aussendende" Hfl.-Binde aus.
Satyrus hermioneL. var. syriaca Stgr. Ak. untere Hänge
des S.-D., etwas später als vorige erscheinend. 7. bis 27. VIL
Satyrus briseisL. var. fergana Stg. Die um Ak., sowie am
S.-D. bei ca. 1400 m im Juli erbeuteten Stücke gehören zu
einer ziemlich großen, sehr breit gebänderten Form mit sehr
kontrastreicher Hfl.-U’seite beim 5 und stark rötlich getön-
ter U’seite beim 9, die wohl am besten mit der genannten
Var. zu vereinen ist. Die Bilder der f/ergana bei Seitz
stimmen recht gut mit unserer Form überein. Ein @ mit
männlich gezeichneter Hfl.-U’seite (Coll. B.), ein besonders
stark rötlich tingiertes @ meiner Serie mit auffälligem hell-
rötlichem Außenrand aller Flügel, der besonders auf den
Hfl. sehr an maracandica Stgr. erinnert. Die ab. pirata Esp.
wurde nicht beobachtet.
Satyrus anthe O. Sowohl T., als auch Ak. und S.-D. bis
ca. 1500 m, von Mitte VI. bis Mitte VII. nicht häufig. Ver-
einzelt auch die ab. hanifa Nordm. und Uebergänge hiezu.
Oberst B. fand Ende VII. am S.-D. noch in ca. 1800 m Höhe
3 durch ihre Kleinheit auffallende Exemplare.
Satyrus semele L. Ak. von Mitte VI bis Ende VII. Die er-
beuteten Exemplare sind von der Nominatform kaum zu tren-
nen, keinesfalls liegt mersina Stgr. mit fast eintönig grauer
Hfl.-U’seite vor, die im Gebiet eigentlich zu erwarten wäre,
Satyrus arethusa Esp. Es liegt mir sowobl von Ak. 24.
bis Ende VIL, als auch vom Sultan-Dagh aus 1500 — 2000 m
Höhe je eine kleine Serie von Stücken beiderlei Geschlechts
vor. Während nun die Form aus Ak. kaum von der No-
minatform zu trennen sein dürfte, weil die Unterschiede
doch zu gerinfügiger Natur scheinen — weisen die Ex. aus
den höheren Lagen eine so weitgehende Differenzierung auf,
daß ich diese Rasse als sulfana n. subsp. abgetrennt sehen
möchte und im Folgenden beschreibe.
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Oes,
Erklärung zu Tafel I.
Figur
1
. Satyrus arethusa nov. ssp. sultana Wgnr. 5'
. Melitaea athalia „ „ anatolica W$nr. 5°
„ M 2 „.‚anatolica Wgnr. j'
;‚ Chondrostege pastrana Led, 5
” Osthelderi Pigr. J'
. Arsilonche albovenosa nov. ssp..crefacea W$nr.
‚ Dianthoecia silenes nov. ssp. variegatla W$nr.
& filigrama var. melanochroa Stgr.
. Callophasia producta Ld.
. Polia pygmea Stgr.
‚ Polia acuta Frr. (Amasia)
4 ., (Tschiftlik bei Akschehir)
. Callophasia Barthae Wgnr. nov. sp.
. Agrotis celsicola nov.;ssp; gracilis,W£nr.,
. Metopoceras beata Stgr:
. Cloantha laciniosa Chr. (Tschirtlik bei Ak.)
. Abrostola triplasia? var. clarissa Stgr.
. Thalerastria diaphora Stgr.
4, 2 nov.ab. mediofasciataW£$nr.
. Eupithecia dubiosa Wgnr; nov. sp:
h calligraphata: Wgnr. nov., sp:
‚ Lycanea Löwii Z. aberratio
‚ Hesperia proto nov.ssp. proteides Wgnr, 5
Oberseite Type
Unterseite‘ Type -
Oberseite Type N
Unterseite Type
Oberseite
Unterseite
en
Type.ex coll. Stagslinger
Type 5 2
Type. . u
Type vn k
ex coll, Wagner
Type „on hr |
Tpaorsängechi
Type ex coll. Darren |
Type
Type
Type
Taiel II.
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. 1929.
O'seits etwas an dentata Stgr. erinnernd, indem die Flecken
der von den Adern breit durchschnittenen gelbbraunen Binden
besonders auf den Hfl. eine keilförmige, mit der Spitze wurzel-
wärts gerichtete Form annehmen. Bei einzelnen Stücken neigen
diese Flecken + zum Verschwinden. Sehr auffällig ist jedoch
die Hfl.-U’seite. Diese entbehrt jeglicher weißlichen Aufhellung
fast völlig, wodurch sie ein ziemlich eintöniges Aussehen erhält;
dafür ist das Mittelfeld beiderseits durch eine sehr scharfe,
zackige schwarze Linie begrenzt, die sonst entweder fehlt oder
nur ganz verloschen auftritt.
48. Satyrus anthelea Hb. Ak. und T. vom 3. VI. bis Mitte Juli
sehr gemein. Die @ % suchen mit Vorliebe den Schatten
überhängender Felsen auf. Die Variabilität der schönen
Art mit den auffällig dichromen % 9 ist bis auf die ver-
schiedene Ausdehnung der gelbbraunen Binden nicht sehr
bedeutend, doch treten im weiblichen Geschlechte zwischen
den beiden großen Augen der Vfl. mitunter weiße, schmal
schwarz umrandete, winzige Ozellen auf. Ein aberrati-
ves © ex coll. Bartha hat die dunkleren Stellen der Flügel
silberig aschgrau aufgehell. Bei den Jo’ variüert die
Ausdehnung der gelbbraunen Färbung in der Hil.-Binde
etwas.
49. Satyrus pelopea Klug var. kurdistana Stgr. Nür wenige
Exemplare Ende VI. unter mnyszechi und mamurra erbeutet.
Die Art kommt manchen Stücken dieser beiden letzteren
recht nahe, ist aber besonders durch die Unterseite leicht
zu trennen. '
"50, Satyrus mnyszechi H.-S. T. vom 11. VL, Ak. und S.-D.
bis ca. 1500 m vom 26. VI. an bis Mitte VIl. zahlreich in
beiden Geschlechtern. Während die Stücke von Ak. und
dem S.-D. der Nominatform angehören, fliegt auf den Rand-
bergen der Steppe ausschließlich nur deren o'- und u'seits
viel hellere, auch durch die weißen Fransen gut gekenn-
zeichnete var. Herrichi Stgr. In dieser Form neu für Klein-
asien.
"51. Satyrus bero& Frr. Von Oberst v. Bartha am 25. VII. am
Sultan-Dagh in 1700—2000 m Höhe in Anzahl erbeutet.
Darunter, namentlich in den tieferen Lagen, auch einzelne
aurantiaca Stgr. Letztere neu für Kleinasien,
52. Satyrus mamurra H.-S. var. Lydia Stgr. Ak. und S.-D. bis
ca. 1500 m. Von Mitte Juni an sehr häufig. Die Art vari-
iert sehr in der Ausdehnung und Intensität der gelbbraunen
Binden bis zur ausgesprochenen ab, obscura Stgr., bei wel-
cher nur noch Spuren derselben vorhanden sind. Bei ein-
zelnen Exemplaren reicht die Binde der Hil. wurzelwärts
weit über die Mitte. Zwei mir vorliegende 2 2 sind durch
viel hellere, fast gelbe Binden ausgezeichnet. Die beiden
kleinen weißen Fleckchen, welche pelopea sowie mnyszechi
und deren Formen eigen, fehlen der mamurra stets. Nur
das eine der erwähnten aberrativen Stücke zeigt zwischen
den großen Augen der Vfl. zwei winzige schwarze Punkte.
Daß graeca Stgr. zu mamurra gehören soll, will mir absolut
nicht einleuchten. Dieselbe weist nach zwei mir vorliegenden
frischen Pärchen aus Morea (Chelmos ex. coll. Sheljuzhko)
auch unterseits weit mehr Aehnlichkeit mit beroe resp. deren
var. aurantiaca auf, von der ich sie eigentlich nicht zu tren-
nen weiß.*) Im Uebrigen verweise ich bezüglich der letzt-
genannten 4 Arten auf die ausführliche Darstellung Staudingers
(Lit.-Verz. Nr. 15 u. 16), doch ist die Synonymie dieser Arten-
Gruppe m.E. noch lange nicht geklärt.
53. Satyrus statilinus Huf. Ak. 22. bis 28. VIL nur im J er-
beutet. Die Expl. gehören einer sehr kleinen Form an
(Vfl.-Länge 24 mm), die durch die stark aufgehellte Unter-
seite der Hfl. allerdings sehr an die weit größere allionia F.
erinnert, Vielleicht liegt eine eigene Rasse vor.
54. Satyrus jatuaFrr. Ak. 22 bis 28. VII. nur männl. Individuen,
da die Art erst im Erscheinen begriffen war.
55. Satyrus actaea Esp. var. hadijna Rühl. Am Sultan-Dagh
in 1700—1900 m Höhe von Oberst B. in Anzahl erbeutet.
Ich war ursprünglich geneigt, die erbeuteten Stücke infolge
der sehr deutlichen weißen Rippen der Hfl.-U’seite für
*) Staudinger selbst schreibt in seiner Fauna Kleinasiens bei Bespre-
chung von beroe: „Endlich muß ich jetzt nach einer genauen Vergleichung
meine als pelopea var. graeca aufgestellte Form aus dem Peloponnes als
Varietät zu beroö ziehen”, begründet dann die Ursache dieser Sinnes-
änderung, stellt im Katalog 1901 graeca aber doch wieder zu mamurra.
graeca Stgr. scheint mir nur etwas breit- und rundflügeliger zu sein, die
helle, fast;weißliche Unterseite, die beim © auffallend großen, ungekernten
Augen der Vfl. verweisen sie m, E, aber unbedingt zu beroe.
56.
917.
62.
amasina anzusprechen; die beiden: Augenflecke und die
dazwischen liegenden bläulichweißen Kerne der Vfl., sowie
die für hadijna angegebene doppelte weiße Bände-
derung der Hil.-U’seite lassen mir aber doch die Zu-
gehörigkeit zu letzterer wahrscheinlicher erscheinen. Ich
möchte übrigens bei dieser Gelegenheit bemerken, daß ich
actaea Esp. und cordula F. für zwei verschiedene Arten
halte und zwar aus dem Grunde, weil beispielsweise in Süd-
frankreich (Castillon bei Menton) an denselben Plätzen,
jedoch etwas später actaea erscheint, wo vorher nur cor-
dula flog.
Pararge aegeriaLl. Ak. 10. VL (B.)
Pararge roxelana Cr. Um Ak. im Juni nicht selten, aber
schwer zu erbeuten, da sie sich stets in die Krone der
Bäume flüchtet, in deren Schatten sie sich gewöhnlich her-
umtreibt.
. Pararge megaera L. Sultan-Dagh, ca. 1600 m, 25. VII. (B.)
. Pararge maera L. var. orientalis Stgr. Ak. 22. bis 28. VIL
einzeln.
. Epinephele jurtina L. var. hispulla Hb. Ak. sehr verein-
zelt unter der folgenden. Nach B. in der Ebene an blühen-
den Brombeeren nur diese Art.
. Epinephele telmessia Z. Ak. an den untersten Hängen
des S.-D. zehr zahlreich den ganzen Juni hindurch. Diese
nach Rebel „in Abspaltung begriffene Form“ ist — wenig-
stens in den uns vorliegenden Exemplaren — durch die
viel gerundetere Flügelform und ihre Kleinheit unschwer
von der vorigen zu trennen, Einzelne Sc zeigen nur eine
hofartige braune Umrandung des Apicalauges, andere wie-
der weisen eine ausgedehnte kastanienbraune Färbung im
ganzen Saumdrittel auf.
Epinephele Iyacon Rott. var. intermedia Stgr. Ak. ab
Mitte VI. nicht selten. Während einzelne Jg’ eine starke
gelbliche Behaarung der Vfl.-O'seite aufweisen, wodurch der
Duftschuppenfleck sehr auffällig hervortritt und sehr stark
gezackten Hfl.-Saum zeigen, sind andere meist auch klei-
nere ZZ wieder viel dunkler gefärbt, der Hfl-Saum nur
ganz schwach geeckt. Vom S.-D. 1800 m 25. VIL (leg. B.)
liegt mir ein kleines, helleres Pärchen vor, das mit collina
Röb. zusammenfallen dürfte.
"63
66
.
’
2a —
Coenonympha leander Esp. S.-D. ca. 1500 m; einzeln
ab Ende Mai. Manche Jg werden sehr dunkel und bilden,
wie dies schon von Pfeiffer betont wird, Uebergänge zur
ab. obscura Rühl, resp. erreichen diese ganz.
Coenonympha pamphilus_L. Ak. und S.-D. bis ca. 1200 m,
Juni—Juli; auch in Uebergängen zur thyrsides Stgr.
LIBYTHEIDAE.
Libythea celtis Laich. Ak. Ende VI bis Mitte VII ver-
einzelt angetroffen.
LYCAENIDAE.
Thecla spini Schiff. var. melantho Klug. Ak. Anfang Juni
nicht selten. Die erbeuteten Stücke zeichnen sich in bei-
den Geschlechtern durch ziemlich lange Schwänzchen und
hellere U’seite aus.
Thecla illicis Esp. var. caudatula Z. Ak. von Ende V. bis
Mitte VI.
Thecla acaciae FL Ak. Juni—Juli in den Formen abdo-
minalis Gerh. und Gerhardi Stgr. nicht häufig.
Thecla Ledereri B. Diese interessante, einer Chrysophanus
weitaus ähnlichere Art, trafen wir vom 21.V. bis Mitte VI.
nur an einer sehr engumschriebenen Stelle am Plateau eines
der niederen Randberge um T., dort aber nicht selten.
Wie schon Max Korb (Mitt. Münch. Ent, Ges. XI, 1921, p. 11)
beobachtete, trieben sich die Tierchen auch auf unserem
Fangplatze zwischen einer kleinen, kriechenden Rhamnus-
Art umher, um sich auf Steine oder Pflanzen zu kurzer
Rast niederzulassen. Die Variabilität ist gering und äußert
sich nur in Vermehrung der rötlichen Saumflecke auf den
H£l., oder auch in der + großen Ausdehnung der eigenartig
isabellfarbenen Stellen an der Vfl.-Basis. Unterschiede zwi-
schen 3’ und © kaum in die Augen springend. Alle von
uns erbeuteten Exemplare sind ungeschwänzt, der Saum
der Hinterflügel springt aber auf Ader 2 etwas vor, sodaß
zwischen A, und 2 eine Einbuchtung entsteht. System bei
Thecla bedarf zweifellos einer Nachprüfung. Tutt stellt (Brit.
Lep.IX, p. 142) für Ledereri etc. die Gattung Bakeria auf,
(Fortsetzung folgt.)
— (298
Ueber die Arten und Formen der Gattung
Nychiodes Led.
Von Dr. Eugen Wehrli, Basel.
Mit 2 Tafeln u. 11 Figuren.
Anläßlich der Bearbeitung einer Bestimmungssendung vom
Südost-Taurus, enthaltend eine interessante Serie dreier Nychiodes-
Arten war ich genötigt, die anatomische Untersuchung einzelner
Stücke vorzunehmen, weil Formen sich darunter befanden, die
ohne solche nicht mit der wünschbaren Sicherheit zu determi-
nieren waren. Natürlich mußten bei dieser Gelegenheit auch
die verwandten Species in die Untersuchung einbezogen werden,
die recht interessante Resultate zu Tage förderte, über die im
Folgenden kurz referiert werden soll; sie erstreckt sich auf das
Material der in meinem Besitz befindlichen Sammlungen Tancre,
Oberthür, Hauri und meiner eigenen.
Ueber anatomische Untersuchungen dieser Gattung treffen
wir in der Literatur nur eine Bemerkung Warnecke’s, I. E. Z,
Guben XIX, 1925, p. 18, wonach Diel die 5% Genitalien bei
Obscuraria Vill., dalmatina Wgnr. und waltheri Wgnr. specifisch
verschieden gefunden habe und darüber demnächst ‚eine Arbeit
publizieren werde, die indessen, soviel mir bekannt, noch nicht
erschienen ist; ferner gibt Zerny kurze Angaben über var.
andalusiaria Mill, deren 5’ Organe mit obscuraria übereinstim-
men und über die Form von Albarracin, für die das Gleiche
gelte: er fügte eine falsch gezeichnete Abbildung des Jg
Kopulationsapparates der obscuraria von Albarracin bei, ohne
jede Beschreibung der Organteile.. (Eos, II, 1927, p. 419/20,
fig. 5.)
Die Arten der Gattung Nychiodes lassen sich hauptsächlich
nach anatomischen Gesichtspunkten, sowie nach dem Habitus,
in drei natürliche Gruppen einteilen, deren Charakteri-
sierung unten erfolgen soll. Alle Species können ungezwungen
in diese Gruppen eingereiht werden, mit Ausnahme der amyg-
dalaria, die wohl durch die abweichende Zeichnung und Fär-
bung, nicht aber durch die gut mit den Verwandten harmo-
nierende Beschaffenheit der Genitalorgane, aus der Gattung
herausfällt.
ren.
Die Gruppierung habe ich vorgenommen nach dem Grade der
Chitinisierung des Penis und der Valven, in der Annahme, daß,
wie Petersen bei den Eupithecien ausführt, die Arten mit am
weitesten differenzierten und am stärksten chitinisierten Organen
als die jüngsten Glieder des Genus oder Subgenus zu taxieren
sind, und umgekehrt die primitivsten Formen als die ältesten N
betrachtet werden dürfen. Nach diesem Einteilungsprincip wäre
die amygdalaria-Gruppe die älteste, die obscuraria-Gruppe aber
die jüngste.
Die Verbreitung der Gruppen.
Die älteste Gruppe amygdalaria-divergaria-antiquaria be-
wohnt hauptsächlich das östliche Mittelmeer-Gebiet, Bulgarien,
Mazedonien, Kleinasien, Kreta, Taurus, Syrien, Palästina und
reicht mit dem jüngsten Sproß antiquaria bis zum Issyk-kul,
Zentralasien. Die Ausbreitung scheint in östlicher Richtung vor
sich gegangen zu sein.
Die zweite Gruppe, mit dalmatina als ältester Art, hat ihr
Zentrum im nordöstlichen Mittelmeergebiet, Istrien, Dalmatien,
Mazedonien, Herzegowina, Rumelien, Griechenland; die jüngeren
Arten persuavis und waltheri finden sich hauptsächlich in der
asiatischen Türkei, Taurus, Syrien, Palästina, Mesopotamien und
dringen ebenfalls in östlicher Richtung bis Transkaspien vor.
Bei der letzten Gruppe, der obscuraria, auf die ich weiter
unten noch zu sprechen komme, bewohnt die älteste Species,
mauretanica, Nordafrika, Tunis und Algier und hat sich als
obscuraria über Sizilien, Italien, Südtirol, Schweiz, Südfrankreich
bis Andalusien (Spanien) ausgebreitet, also in nördlicher und
nordwestlicher Richtung.
‘Da die Kenntnisse über das Vorkommen der Nychiodes-
Arten, namentlich der südlichen und östlichen, noch recht lücken-
haft sind, können meine Angaben über die Verbreitung der
Gruppen nur provisorische sein. Hoffentlich lenken die Sammler
ihr Augenmerk auf diese so interessante Gattung, so daß die
großen Lücken bald ausgefüllt werden.
Es folgt nun die Besprechung der einzelnen Gruppen und
Arten; die beigegebenen Literaturangaben machen keinen An-
spruch auf Vollständigkeit; in manchen Fällen war es nicht ganz
klar, welche der jüngst aufgestellten Arten gemeint war, da der
Großteil unter dem Sammelnamen /ividaria Hb. ging.
A) Die amygdalaria H.S.- Gruppe.
Penis lang, schlank, mit sehr schwachem Chitinstab von
l/, bis etwas über '/, Penislänge. Valven schmal, lang-oval, mit
Endbürste und mit 2 Daumenfortsätzen oder einem solchen und
einem Finger, unbewehrt. Arten: Amygdalaria H.S., divergaria
Stgr. und antiguaria Stgr.
Nach dem Grade der progressiven Chitinisation zu urteilen
wäre als älteste Art der Gattung anzusprechen:
1) N. amygdalaria H.S.
H.S. III. p. 82, Taf. 70, Fig. 432/3, Q@ aus Creta (unter Boarmia).
Gn.1. p. 226 (als Synopsia). Stgr. Horae Ross. VII. p. 161, 275 Sep.
(als Nychiodes). Prout, Seitz, IV. p. 360, Taf. 19,i. (Die Fig.,
ein ©, ist zu blau, die hellen Stellen zu gelb geraten.) Spuler,
1910, Taf. 61, fig. 21.
Die Art scheint selten zu sein. Ich besitze nur 2 Jo, von
Jericho (Palästina) und von Akbes (Syrien). Sie sind heller als
die abgebildeten 2 @, hell weißlich im Saum- und Basalield,
Mittelfeld an den Querstreifen z. Teil fleckig verdunkelt; die
Unterseite ebenfalls viel heller, weißlich, die Zeichnung sonst
wie auf der Fig. 433 H.S. Sie erinnern oberflächlich betrachtet
an eine helle S. sociaria Hb., mit etwas verdunkeltem Mittelfeld,
sind aber natürlich bedeutend größer.
Verbreitung: Kreta, Brussa, Magnesia, Taurus, Diarbekir;
Haifa, Akbes, Syrien, Jericho, Palästina; Mardin, Mesopotamien ;
Mazedonien, Bulgarien; Osimo bei Ancona, Mittelitalien.
Beschreibung des Genitalapparates (Taf. II, Fig. 1):
Penis schlank, etwa von Valvenlänge, caudal allmählich sich
verjüngend, mit gerundeter Spitze, oral ebenfalls etwas schmäler;
anal ein spitzer, nicht hervortretender Chitinstab von etwas mehr
als \/, Penislänge, der oral zu einer rundlichen mit Zähnchen
besetzten Platte verbreitert ist. Ductus inferior ventral-caudal
mit einem am Grunde geradlinigen tiefen Ausschnitt, zu beiden
Seiten des Penis je einen breit zungenförmigen Lappen bildend.
Uncus kräftig, Vogelkopf ähnlich, ziemlich breit; Schnabel nach
unten gekrümmt, mit kurzer Spitze. Valven langoval, dick;
Dorsalspange breit chitinisiert, caudal verbreitert, und im Gegen-
satz zu divergaria und antigquaria breit geradlinig abgeschnitten,
mit wenig Borsten und Zähnen besetzt, das anale Ende der Valve
bildend; ventrale Spange ebenfalls breit verhornt, bildet vor dem
Ende der Valve einen mit Zähnen besetzten starken Fingerfort-
satz, dem ein zweiter noch stärkerer und längerer, gleichfalls
dornentragend, dorsal dicht anliegt.
2) N. divergaria Stgr.
Iris, V, p. 171, eine von obscuraria Vill. total verschiedene
Species, wie schon Prout in Seitz, p. 360 vermutete, abgebildet
von Wagner (Iris 33/1919, p. 105—116) Taf. IV, der sie ganz zu
Unrecht zu obscuraria zieht, indem er l.c. p. 113 sagt: „Prout
ist geneigt, divergaria als eigene Art anzusprechen, doch ist bei
reichlicherem Material die Zugehörigkeit zu obscuraria unver-
kennbar.“” Wagner reproduziert I. c. auch die Beschreibung
Staudingers, auf die ich verweise.
Divergaria variiert in Größe, Zeichnung und Bärbung ganz
außerordentlich; erstere schwankt nach Staudinger beim J' zwi-
schen 27 mm und 43 mm; meine kleinsten 5 haben 29 mm, das
größte Q@ 44mm. Das eine der kleinsten Z'cJ° ist von Dr. Stau-
dinger, das Andere trägt den Zettel: Vu par Dr. Staudinger.
Beide können demnach als Cotypen betrachtet werden; ersteres
stammt von Mesopotamien, letzteres von Akbes (Syrien), woher
indessen auch meine größten Stücke kommen.
Auch die Zeichnung ändert bedeutend ab; die Oberseite
kann völlig zeichnungslos sein, sogar die Mittelpunkte fehlen,
und nur am Innenrand der Hinterflügel treten Andeutungen der
Querstreifen auf. Andere sind scharf gezeichnet und besitzen
deutliche, nach außen hell angelegte Querstreifen und scharfe
M.monde; ein J' aus der Ausbeute Pfeiffers von Marasch (Taurus)
hat hellgraue, weißliche Färbung und erinnert stark an die aller-
dings noch hellere obsc. f. andalusaria Mill. Auf der lichtgrauen
Unterseite sind die Mittelmonde meist groß und scharf, ge-
wöhnlich auf den Hfln. deutlicher als auf den Vfln.; sie fehlen
zuweilen ganz.
Die Variabilität der Färbung ist ebenfalls beträchtlich. Eine
der Cotypen von Mesopotamien ist graubraun, mit deutlicher
Braunfärbung längs der Querstreifen; das zweite zeigt sich
stärker mit hellgrauen Schuppen untermischt; andere sind fast
reingrau, ohne deutliche Beimengung von Braun.
Die dunkelsten Stücke, 3 % @, habe ich von Marasch, ge-
sammelt von Pfeiffer, dunkelgrau, fast ohne Braun, eines mit
großen Mittelmonden oberseits.
In der Beschreibung der divergaria erwähnt Staudinger
EUER, 1 RER:
auch Exemplare von Marasch und Beirut und schreibt |. c. p. 171:
„Ein altes 5, aus Lederer's Sammlung, das Kindermann bei
Diarbekir fand, gehört auch zur var. divergaria, während Stücke
von Marasch (S.O.Taurus) und Beirut teilweise Uebergänge dazu
(zu lividaria Hb.) bilden. Da N. lividaria in Europa stark ab-
ändert, so kommen einzelne aberrierende Stücke (aus Castilien
und Sizilien) dieser Varietät ziemlich nahe.“
Es hat Staudinger offenbar ganz ähnliche Stücke von Marasch
in den Händen gehabt, von welchen ich oben angab, sie er-
innern an andalusaria Mill, (aus Castilien), scharf gezeichnete
sehr helle Individuen, die aber, wie die anatomische Untersuchung
lehrt, nur äußerlich ähnlich werden, aber ganz verschiedenen
Arten angehören, nämlich die europäische Form zu obscuraria,
die von Marakesch aber sicher zu divergaria. Ganz gleich ver-
hält es sich mit den, der ragusaria Mill. von Sizilien (sowie
der N. mauretanica Wrli) ähnlichen Tieren, die bezüglich gelb-
grauer Färbung, dichter Bestreuung und Obsoletwerden der
Zeichnungen einige Aehnlichkeit aufweisen, aber ganz differente
Species sind. Es darf demnach nicht von Uebergängen, sondern
nur von ähnlichen Formen, wohl Convergenzerscheinungen, ge-
sprochen werden.
Es ist beachtenswert, daß Staudinger diese „Uebergänge“,
die sich als sichere divergaria herausgestellt haben, auch von
Beirut, zusammen mit denjenigen von Marasch, erwähnt, mit
welchen sie jedenfalls identisch sind; dadurch gewinnt die An-
nahme, Wagners palästinensis aus Beirut gehöre ebenfalls zu
divergaria, ganz wesentlich an Boden.
Staudinger betrachtet dann ferner ein 5 von Marasch,
40 mm groß, dunkelgrau, gleichmäßig licht gemischt, deutlicher
gezeichnet, als zufällig in Kleinasien auftretende Aberration der
Lividaria, rechnet es aber zu antiguaria Stgr., von welchen hier
divergaria einen Uebergang zu lividaria bilde. Da sich indessen
die drei Genannten als gute Arten herausgestellt haben, kann
es sich auch hier nicht um Uebergänge, sondern nur um ober-
flächlich ähnliche Formen handeln. Man wird nicht fehlgehen,
wenn man jenes Jg’ ebenfalls zu divergaria zieht, besonders da
die typische antiguaria bisher weder in der asiatischen Türkei,
noch in Syrien oder Mesopotamien sicher nachgewiesen wurde.
Vorkommen: Mardin, Mesopotamien, Egin, Malatia, Diar-
bekir, asiat. Türkei, Beirut, Akbes, Syrien, Marasch, S.O. Taurus,
Jerusalem, Palästina.
ge ns
Divergaria Stgr. ist von Wagner Il. c. abgebildet worden, und
zwar hat er die kleine Form aus Mesopotamien zur Darstellung
gebracht, die vielleicht nur eine seltenere Zwergform oder Hunger-
form — es existieren in den Sammlungen nur ganz vereinzelte
Exemplare, in meiner eigenen nur zwei — vorstellt, während
alle Stücke aus Syrien und dem Taurus größer, sonst aber kaum
verschieden sind. Da Staudinger Tiere ganz verschiedener Größe
und Färbung, sowie deulicher und obsoleter Zeichnung, und von
fast allen genannten Lokalitäten in seiner Originalbeschreibung
erwähnt und beschreibt, und da alle diese Formen in den Kopu-
lationsorganen übereinstimmen, geht es nicht an, einzelne dieser
Formen vom Typus herauszulösen (z. B. palästinensis Wagner).
Die gewöhnliche größere Form der divergaria aus Palästina,
Syrien und dem Taurus ist von Culot, PI.54, Fig. 1096, (irrtüm-
lich als amygdalaria H.S.) = palästinensis Wgnr. meisterhaft dar-
gestellt worden und weist auch die von Wagner erwähnten
gelblichen Aufhellungen an der Costa, zwischen den Mittelrippen
und am Innenrand auf. Culots Falter stammt aus Jerusalem;
seine Fig. ist bräunlich; es kommen aber auch fast rein graue
Färbungen vor. Uebrigens berichtet Culot noch von einem
zweiten merklich kleineren Exemplar, ebenfalls von Palästina.
Beschreibung der Kopulationsorgane (Taf. Ill, Fig. 2):
Penis sehr lang, über Valvenlänge, schlank, zylindrisch, caudal
spitzer, dort mit einem sehr dünnen Chitinstab im Innern, von
etwas unter !/, Penislänge; Blindsack nicht abgesetzt. Uncus
geierkopfähnlich, nach unten gebogen, mit kurzer scharfer Spitze.
Scaphium schwach, gerundet. Valven schwach, langoval, größ-
tenteils häutig, mit einer schwach chitinisierten ventralen und
dorsalen Spange, welch letztere in eine schwache, innen mit
dünnen Borsten und kurzen Dornen besetzten ziemlich spitzen
Bürste endigt und auf der Innenseite der Valven mit 2 neben-
einanderstehenden, medial-anal gerichteten, am Ende mit kurzen
Dornen besetzten Fingerfortsätzen, der ventrale lang, dünn, der
dorsale erheblich dicker, wenig kürzer, daumenförmig.
a) phasidaria Rghir., z.b.V.1873, p.572, eine fragliche Form,
gegründet auf ein, nach Wagner, ziemlich stark abgeflogenes,
abdomenloses ©, wohl kaum mehr sicher zu identifizieren, das
von Staudinger als aberrierendes Stück der obscuraria Vill.,
das der divergaria am nächsten zu stehen scheine, betrachtet
wird. Wagner hält sie eher für eine besondere Art, stellt sie
aber mangels frischen Materials zu obscuraria. Nach der Ab-
bildung und Beschreibung Wagners, |. c., auf die ich hiemit ver-
weise, vermag ich die Oberseite mit dem ganz abweichend ver-
laufenden äußern Querstreifen auch nirgends unterzubringen,
hingegen kann die Unterseite mit ziemlicherer Sicherheit als die
der divergaria angesprochen werden, wie sie ganz ähnlich bei
einem Stück von Marasch vorkommt. Ich stelle sie deshalb
vorläufig zu dieser.
3) N. antiquaria Stgr.
Stgr. Iris, V, p. 172; Wagner ibid. XXXIIl, p. 115; gleichfalls
distincte Art, der divergaria nahe verwandt, aber nicht, wie
Wagner p. 116 meint, „unendlich verschieden“; antiguaria unter-
scheidet sich von dieser durch schwächer gezackten Hil.-Saum,
durch feinere Bestreuung der Flügel, durch stärker gewinkelte
Postmediane der Hfl., unterseits viel feinere Bepuderung und,
wenigstens beim J', größere Mittelflecke, sowie deutlichere helle
Streifen danach. Wagners Figur ist kenntlich, aber an meinen
Exemplaren sind ober- und ganz besonders unterseits die Mittel-
flecke viel deutlicher, auch die hellen Bogenstreifen ausgepräg-
ter. Die Färbung der Figur harmoniert gut mit einem meiner ;
während ein anderes 5’ nicht grau, sondern hellbräunlich tingiert
ist. Beide stammen aus dem Alexandergebirge. Die Vfl. sind
von gleicher Breite und Form wie bei divergaria und kaum schmä-
ler, wenigstens beim 5, als bei obscuraria, wie Wagner angibt.
Die von Staudinger angeführten „Uebergänge", sowie das
von ihm sicher irrtümlich zu antigquaria gezogene Stück habe
ich schon bei der divergaria besprochen.
Die Art ändert nicht sehr stark ab, soweit dies nach dem
geringen in Europa befindlichen Material beurteilt werden kann.
Verbreitung: Margelan, Namangan, Ferghana; Samarkand,
Seraf-shan, Alexandergebirge bis Issyk-kul, Ili, Zentralasien.
Antiguaria scheint die zentralasiatische östliche Vertreterin der
türkisch-syrisch-mesopotamischen westlichen divergaria zu sein;
sie ist westlich von Samarkand bisher noch nicht sicher nach-
gewiesen worden.
Beschreibung der Kopulationsorgane (Tat. Ill, Fig. 3):
Der divergaria sehr nahe, aber leicht zu trennen durch den be-
sonders oral schlankeren Penis, seinen längeren Chitinstab, über
'/, Penislänge, durch den kürzern, plumpern, weniger spitzen
Uncus und den breitern stumpfern Valven, den dickern und viel
kürzern ventralen Fingerfortsatz. (Fortsetzung folgt.)
g#
BR
Buchbesprechung.
Friedrich Schnack: Das Leben der Schmetterlinge. Verlag J. Hegner,
Hellerau.
Zum fränkischen Dichterkreis gehörig als eines seiner stärksten Talente,
trägt Friedrich Schnack eine heiße Liebe zu den Schmetterlingen seit seiner
frühesten Jugendzeit. In seinem Buch „Das Leben der Schmetterlinge” hat
er seine außergewöhnliche Sachkenntnis niedergelegt in einer herrlichen
Sprache. Das Buch ist ein Ereignis.
Einzig schön und lebenswahr erhebt es sich zu einem Schwung, der
als Hymnus auf die Schmetterlinge, aber auch auf das Leben selbst bezeich-
net werden muß,
Darum sei es wärmstens der Bücherei jedes Entomologen empfohlen.
Max Bachmann, München.
Kurze Vereinsmitteilung.
Bei der letzten Generalversammlung traten folgende Aenderungen in
der Besetzung der Vorstandschaft ein:
Kassier: Gg. Wenger, München, Kolumbusstr. 2.
Schriftleitung: Dr. von Rosen, München, Neuhauserstr. 51.
m Selbstverlag der Münchner Entomologischen Gesellschaft. E.V.
Schriftleiter: Dr, von Rosen, München, Neuhauserstr. 51.
Tafel III
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges 1929.
Taiel IV,
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. 1929.
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RL TER
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MITTEILUNGEN
er Minehner Entomologischen Gesellschaft, e.V.
EREEFERELEITEIEFN)
19. Jahrganı 1929. München, 1. April 1929. Nummer 2—1.
EREEFEFEFTITEEFEFFFFETTERFEFTFEFFFEFEETEFERERT
Ausgegeben: 1. IV. 1929.
EHHHN EELTI
PF
Ueber die Arten und Formen der Gattung
Nychiodes Led.
Von Dr. Eugen Wehrli, Basel.
(Fortsetzung.)
B) Die Dalmatina-Gruppe.
Anatomisch gekennzeichnet durch einen kräftigern, meist
dickern Penis, mit stärkerem Chitinstab und durch einen, den
übrigen Gruppen fehlenden, an der ventralen Valvenspange in-
nen aufsitzenden, medial gerichteten starken Dorn oder Zahn,
nicht zu verwechseln mit dem ventralen, analwärts gerichteten
stumpfen fingerförmigen Endfortsatz der obscuraria-Gruppe.
Arten: dalmatina Wö$nr., persuavis Wrli, waltheri We$nr.
N. dalmatina W£nr.
Wagner, Ent. Zeitschr. 23 (1909), p. 17; Iris 33 (1919), p. 110,
Taf. IV; Berge-Rebel IX, Taf.45, Fig.26; Prout, Seitz IV, Taf. 19,i;
Culot, P1.54, Fig.1095; Rebel, Ann. Nat. Hofmus. 1903, XVII, p. 266,
XIX, p.279; Berliner E. Z.XLVI, p.99; Jahresbericht WienerE.V.
1912, p.237; Bachmetjer, Hor. Soc. E. Ross. 1902, p. 462; Lederer,
Wien. E. Monatsschr. 1863, p.41. Typus von Zara. Da die Ab-
bildungen kenntlich und allgemein zugänglich sind, erübrigt sich
eine weitere Beschreibung.
Verbreitung der Art: Illyrien, istrien, Dalmatien,
Herzegowina, Rumelien, Mazedonien, Griechenland.
a) Andreasaria Warnecke. 1. E. Z. Guben, 1925, XIX, p. 18.
Bunt und unruhig gefärbte Form aus Monastir, Mazedonien, mit
heller, grauweißer Grundfarbe, hellbraunen, zuweilen zusammen-
fließenden Flecken an der Costa, zwischen den Mittelrippen und
am Innenrand, einem braunen Streifen an der Postmedianen
rg
beider Flügel und mit sehr charakteristischer, mehr oder weniger
dichter, dunkelgrauer Uebersprenkelung, unterseits mit einer brau-
nen Binde vor dem Saum, ober- und unterseits mit schwarzen
Mittelflecken.
Die Form ähnelt manchen gleichfalls dicht bestreuten wal-
theri, besonders aus Syrien, ist aber anatomisch auch nach mei-
nen Untersuchungen eine sichere dalmatina.
Sie wurde ex ovo aus einem einzelnen © von Andreas in
Deutschland gezüchtet, ist also auf ein Einzeltier mit seinen
Nachkommen gegründet und hat ihre ganze Entwicklung in einem
ganz andern Milieu vollendet. Es ist deshalb durchaus nicht
sicher, daß andreasaria wirklich der um Monastir gewöhnlich
fliegenden Rasse entspricht. Neues frisches Material von dort
wird zur Entscheidung der Frage notwendig sein.
b) Vorbrodtaria Wrli. n. ssp. Zu meiner großen Ueberraschung
haben sich die beiden einzigen Exemplare, die ich aus der Schweiz
auftreiben konnte, und die mir mein lieber Freund, Herr Oberst
Vorbrodt, Lyss, freundlichst zur Ansicht sandte, sowohl nach
der Zeichnung, als auch durch die mikroskopische Untersuchung
als sichere dalmatina Wö$nr. herausgestellt, bezettelt mit Martigny,
3. VII. 1906, die er von dem bekannten Sammler Arnold Wull-
schlegel erhalten hatte. Auf meine Anfrage betr. nähere An-
gaben, war Herr Oberst Vorbrodt so liebenswürdig, die in seinem
Besitz befindlichen Notizkalender Wullschlegels durchzusehen
und mir folgende Daten mitzuteilen: „1 5, 7.7.1902 La Batiaz;
1 Raupe 19.5. 1904, La Batiaz, Falter e. |. 1., 3. 7. 04; Martigny,
1 Falter 10.5. 1908, Falter e. 1. 24.6. 08; La Batiaz, 1 Raupe
17. 5. 1908, Falter e.1. 24.6. 08.“
Er fügte dann noch bei: „Dazu ist zu sagen, daß Wull-
schlegel seine Kalender nicht vollständig führte, d.h. nicht alles
aufschrieb, was er fand. Diese Aufzeichnungen dienten ihm als
Anhaltspunkte, was und wann, auch wo er zur gegebenen Zeit
suchen sollte. Daß er N. lividaria bei Martigny fand und zog,
scheint mir sicher. Ich glaube auch, daß die Ihnen gesandten
Stücke von dort stammen. Meines Wissens hat W. an Staudinger
wohl verkauft, mit ihm aber weder getauscht, noch bei ihm ge-
kauft. Tausch- und Kaufverkehr betrieb er m. W. nur mit Ober-
thür und zwar erst in den letzten Jahren seines Lebens.“
Es steht nach diesen Angaben außer Zweifel, daß Wuli-
schlegel bei Martigny und La Batiaz im Wallis Raupen und Falter
einer Nychiodes-Art erbeutet hat, und es scheint sich um dal-
matina zu handeln; jedenfalls wäre das inselförmige Vorkommen,
weit vom nächsten Standort Istrien (Mattuglie bei Abbazia), sehr
interessant; denn es wäre viel eher N. obscuraria im Wallis zu
erwarten gewesen, die ja von Milliere um Lyon nachgewiesen
wurde, und die auch in der Lombardei und im Tessin gefangen
ist. Ich habe deshalb das Wallis auch bei dieser Art als Fund-
ort angeführt, die vielleicht dort ebenfalls vorkommt.
Interessanterweise weichen die beiden Walliser Exemplare
erheblich von der gewöhnlichen dalmatina ab, indem die bräun-
lichen Töne gegenüber dem Eisengrau vorherrschen, die braunen
Binden nach der Postmedianen beider Fl. oberseits gut ausge-
prägt sind, viel deutlicher als auf der Abbildung Wagners, und
eine gelbliche, namentlich beim 5 hervortretende Aufhellung
danach folgt; eine gezackte helle Wellenlinie beim 2 deutlich,
beim 5° angedeutet; lange Mittelstriche und Mittelschatten auf
dem Vfl. vorhanden, auf dem Hfl. angedeutet. Auf der Uhnter-
seite die braune Binde vor dem Saum scharf, davor ein heller,
innen meist dunkel angelegter Streif. Mittelpunkte auf dem Hfl.
vorhanden. Die Tiere ähneln ober- und unterseits der waltheri.
Sollte es sich hier wirklich um eine Walliser Rasse handeln,
woran kaum zu zweifeln ist, möchte ich den Namen vorbrodta-
ria ssp. n. vorschlagen, zu Ehren des unermüdlichen verdienten
Erforschers der Schweizer Fauna.')
Mikroskopische Untersuchung des 5 Kopulations-
organes (Taf. Ill, Fig. 4): Penis lang, nicht sehr dick, anal kurz
zugespitzt, mit einem kräftigen, spitzen Chitinstab von nicht ganz
halber Penislänge; Blindsack schwach sich erweiternd, oral leicht
verjüngt. Ductus inf. schwach chitinisiert, ganzrandig, manchetten-
artig; zu beiden Seiten des Penis je ein ziemlich spitzer Lappen.
Uncus lang, schnabelförmig, spitz, gleichmäßig nach unten ge-
krümmt. Scaphium sattelförmig, gerundet. Valven schmal und
in der Form ähnlich der amygdalaria-Gruppe, anal spitz, dunk-
ler chitinisiert. Dorsalspange S-förmig gebogen, als schräg
geradlinig abgeschnittenes, am freien Rande und innen
mit kurzen Zähnen besetztes, kratzerartiges Gebilde,
!) Herr Oberst Vorbrodt hat nachträglich in der Sammlung von Büren,
Bern noch zwei, seinen Walliser vorbrodtaria völlig gleiche Stücke
aufgefunden, leider ohne Fundortangabe, aber mit sicher von der Hand Wull-
schlegels geschriebenen Nummerzetteln, also jedenfalls vom gleichen Orte,
wie vorbrodtaria stammend. Daneben steckte eine typische dalmatina von
Dalmatien (von Wagner) und eine obscuraria Vill. von Südfrankreich.
ER
dessen Form für die Art charakteristisch ist; die mehr gerade ver-
laufende ventrale Spange trägt an der Innenseite etwas hinter der
Mitte der Valve einen ebenfalls für dalmatina charakteristischen
breit dreieckigen spitzen Zahn, ferner am Ende einen
schmalen, langen, mit spitzen Zähnen gekrönten Fingerfortsatz,
neben dem medial ein dickerer, am freien Ende ebenfalls mit
Zähnen versehener, Daumenfortsatz steht.
N. persuavis Wrli.
LE. Ztschr. Guben 22 (1929) Nr.42, p.385. Eine zwischen wal-
theri und dalmatina die Mitte haltende, im Habitus der syrischen
waltheri näherstehende Art, durch die lebhafte Sprenkelung sehr
bunt und unruhig erscheinend, hierin etwas an f. andreasariaWarn.
erinnernd, aber bedeutend intensiver braun und gelb. Charak-
teristisch sind ferner der auffallende, längliche, zwischen Post-
mediane und Wellenlinie zwischen Rippe 6 und 7 liegende rost-
braune Fleck, die sehr feine, viel schwächer als bei waltheri
ausgebuchtete, äußere Linie und namentlich durch die beträcht-
lich stärker gewellte, vor der Mitte und vor dem Innenrand
stumpf gewinkelte, bei Weitem nicht so stark wie bei waltheri
geschwungene Postmediane der Hfl. Im Uebrigen verweise ich
auf die Originalbeschreibung.')
Die 5 Kopulationsorgane. (Taf. Ill, Fig.5.) Zwischen
dalmatina und waltheri. Penis viel dicker als bei dalmatina,
relativ (die untersuchte persuavis ist größer) fast so dick wie bei
waltheri; caudal verjüngt, dorsal in einen langen grifielförmi-
gen Fortsatz auslaufend, der etwa 4mal so lang und dicker
ist als bei waltheri (auf Fig. 5 dorsalwärts gebogen); der spitze
Chitinstab im Innern von etwa !/, Penislänge, schwächer als bei
dalmatina u. waltheri. Ductus inf. anal manschettenförmig; late-
ral am Penis zwei pigmentierte zungenförmige Lappen. Uncus-
schnabel lang, spitz, dicker als bei waltheri. Scaphium sattel-
förmig, chagriniert. Valven erheblich breiter als bei dalmatina,
aber wesentlich schmäler als bei waltheri, oval, der häutige Teil
am Ende vorstehend. Ventralspange stark, nicht recht-
winklig wie bei waltheri, sondern stumpfiwinklig gebogen,
!) In der Coll, Honegger, Nat. Mus. Basel befindet sich 1 5° der N. per-
suavis, als ragusaria Mill. bezettelt (von der Firma D. Staudinger und A.Bang-
Haas bezogen). Nach Wagner I. c. p. 111 gehören diese als ragusaria ver-
schickten Exemplare aus Kleinasien zweifellos zu waltheri.und stimmen gut
überein.
u
endet in einen, nur einen einzigen Zahn (bei waltheri 4—5) tra-
genden, dünnen Fingeriortsatz; sie ist bewehrt mit einem weiter
caudal als bei dalmatina und weiter oral als bei waltheri ge-
legenen dreieckigen, in eine kurze Spitze vorgezogenen
Zahn, größer als bei dalmatina, aber bei weitem nicht so lang
wie bei waltheri.
N. waltheri W$nr.
Wagner, Iris 33 (1919) p.110u.£., Taf.IV. Warnecke, I. E.Z.
Guben 1925, p. 18. Diese Species, nach von Walther gezüch-
teten Exemplaren aus Haidar-Pascha bei Konstantinopel aufge-
stellt, weist von allen N.-Arten die stärksten und ausgedehn-
testen rein braunen und hellgelbbraune Binden und Flecken auf.
Wahrscheinlich hat Staudinger die Art schon vor sich gehabt;
er schreibt unter N. lividaria Hb. in seiner Lep.-Fauna Kleinasiens
Sep. p. 275: „Diese kleinasiatischen Stücke haben viel Braun,
fast richtige braune Binden auf den Vfln.“ Weiter südwärts tritt
nach meinem Material diese Braunfärbung zurück auf Rechnung
mehr gelber Farbentöne, und die Besprenkelung nimmt zu, wäh-
rend ostwärts und im Gebirge scheinbar dunkelbraune düstere
Töne vorherrschen und Gelb und Braun zurückdrängen.
Die Art variiert, wie schon Wagner betont, individuell sehr
erheblich und neigt auch zur Bildung von Lokalrassen. Von
solchen habe ich, unter Vorbehalt der Bestätigung an größerem
Material, abgegrenzt:
a) transcaspica Wrli. 1.E.Z. Guben 22 (1929) Nr. 42, p. 386.
Charakterisiert durch sehr geringeGröße, düstere Färbung, scharfe
Zeichnung, ober- und unterseits scharfe Mittelflecken, Mangel einer
deutlichen Binde unterseits, am auffallendsten aber durch eine
vollständig gerade verlaufende, nicht wie bei waltheri
sehr stark geschwungene Postmediane der Hfl.-Oberseite und
Mangel einer deutlichen Binde unterseits. Aschabad.
b) syriaca ssp.n. Stellt das Pendant zu dalmat. andreasaria
Warn. vor; stärker bestreut und gesprenkelt, mit weniger aus-
gedehnter Braunfärbung, heller gelbliches Mittelfeld der Vfl. und
Basalhälite der Hfl., schwächer S-förmig geschwungene, nur vor
der Mitte leicht ausgebuchtete oder schwach gewinkelte Post-
mediane der Hfl. oberseits, stärkere Besprenkelung auch unter-
seits, dort mit deutlicher dunkelbrauner Binde und scharfen
schwarzen Mittelflecken meist beider Fl. oder wenigstens der
Hil. und dadurch durch die bereits angegebenen Merkmale leicht
von persuavis, der sie täuschend ähnlich werden kann, zu tren-
nen. Akbes, Syrien. |
c) osthelderi ssp. n. Das Paar, das Pfeiffer aus dem Taurus
(Marasch) mitgebracht hat und ein zweites, von Herrn Osthelder
gezogenes Paar, ist erheblich überschwärzt, die braunen Töne
stumpf, die Linien scharf, auf beiden Flügeln ein auf dem Vfl.
gewinkelter dunkelgrauer Mittelstreif, der auch auf der Uhnter-
seite erkennbar ist; dunkle Binde schmal.
Verbreitung: Von Konstantinopel (Haidar-Pascha) durch
die asiatische Türkei zum Taurus, bis Syrien, Palästina und bis
Transkaspien, Aschabat.
Mein Exemplar, bezettelt Palästina, das ich Wagner vor
Jahren für seine Nych.-Arbeit zur Ansicht schickte, trägt von ihm
eine Etiquette mit dem Vermerk: „lividaria var. waltheri W$nr.
Fundort »Palästina« sicher falsch”; W. glaubte offenbar, daß in
Palästina nur seine palästinensis-divergaria Stgr. fliege und des-
halb hat er dem Semiten die Heimat bestritten, sicher zu Un-
recht, denn sowohl im Taurus als auch in Syrien fliegen waltheri
und divergaria gleichzeitig nebeneinander und es ist nicht der
geringste Grund vorhanden, anzunehmen, daß dies nicht auch
im benachbarten Palästina der Fall sei.
Das 5 Kopulationsorgan (Taf. Ill, Fig.6): Penis dick,
doppelt so dick wie bei dalmatina, leicht konisch, mit kurzer
griffelartig abgesetzter Spitze dorsal und mäßig erweitertem
Blindsack; Chitinstab kräftig, nicht ganz von "/, Penislänge, mit
einem grifförmigen Ausschnitt der oralen Hälfte und einem läng-
lichen chagrinierten Knopf. Ductus inf. manschettenartig gerundet,
mit einem abgestutzten innern Blatt am Penis. Uncusschnabel
schlank, schwach, spitz, gebogen. Scaphium sattelförmig, gekörnt,
spitz zungenförmig aufgebogen. Valven sehr breit, stark chiti-
nisiert, am freien Ende gerundet, dort breit weichhäutig; Dorsal-
spange kurz, stark, anal mit kurzer Spitze ohne bürstenförmiges
Gebilde endigend; eine kräftige ventrale Chitinspange, die vor
dem Valvenende rechtwinklich nach oben gebogen ist, an der
Abbiegung einen sehr charakteristischen, sehr langen,
— es ist der längste der Gattung — starken, medial-anal
gerichteten etwa !/, Valvenbreite langen Dor.n trägt (auf Fig. 6
zur besseren Darstellung nach außen geschlagen) und in einen
medial abgebogenen, dünnen, am freien Ende mit Zähnen be-
setzten Fingerfortsatz endigt; neben diesem ein ebensolcher
dickerer Daumenfortsatz. Die Länge des langen ventralen Dor-
ee
nes schwankt innerhalb gewisser Grenzen — den längsten be-
sitzt das Palästina-Exemplar, den kürzesten das von Aschabad —
aber die Differenzen sind nie derart, daß die Art an dem, sie
sogar bei Lupenbetrachtung kennzeichnenden, Dorn nicht sofort
zu erkennen und von andern Species der Gattung mit Leichtig-
keit zu unterscheiden wäre.
C) Die Obscuraria Vill. - Gruppe.
Ausgezeichnet durch einen sehr langen, kräftigen, gebogenen
Chitinstab fast von Penislänge im dicken starken Penis, breite,
stark chitinisierte, mit nur einem mit Zähnen bewehrten Daumen-
fortsatz und 1—2, den andern Gruppen fehlenden, ungezähnten,
nur beborsteten anal gerichteten End-Fingerfortsätzen versehene
Valven. Die jüngste der Gruppen.
N. mauretanica Wrli.
I. E. Z. Guben 22 (1929), Nr. 42, p. 386. Manchen schlecht
gezeichneten Stücken der großen Form der N. obscuraria var.
ragusaria Mill. aus Sizilien recht ähnlich ; Vfl. entschieden schmäler
und der Saum tiefer gezackt als bei dieser. Beide Geschlechter
durchschnittlich von gleicher Größe. Das Gesicht dunkelbraun,
im Gegensatz zu ragusaria, auch bei ganz hellen Exemplaren, bei
welchen es bei letzterer meist wie der Thorax oder hellbraun
gefärbt ist. Färbung und Zeichnung sehr variabel. Grundfarbe
oberseits wechselnd, bei der Mehrzahl ein helles gelbliches
Grau, bei Einzelnen weißlichgelb, gleichmäßig mehr oder we-
niger dicht mit ziemlich groben, schwarzen, dunkelgrauen und
bräunlichen Atomen überpudert, meist gröber als bei ragusaria,
gewöhnlich dunkler als diese. Ein Paar der Serie ist gleich-
mäßig dunkelgrau, mit fleckweisem bräunlichen Anflug an der
Costa, zwischen den Mitteladern und über dem Innenrand; bei
vier Exemplaren eine leichte Verdunklung des Saumfeldes, die
anderen fast uniform, zum Teil ohne Zeichnung, aber dicht ge-
sprenkelt, keines gleich wie das andere. Nur bei einem Paar
läßt sich die Zeichnung ziemlich im ganzen Umfang verfolgen,
sonst sind nur größere oder kleinere Bruchstücke vorhanden,
am besten sichtbar auf dem Vfl. die Teile am Innenrand, auf dem
Hfl. die Postmediane. Die Ausbuchtung der hintern Linie am
schärfst gezeichneten Stücke viel schwächer als bei obscuraria;
die Postmedianen beider Fl. näher der Mitte verlaufend. Mittel-
Al
flecke auf dem Vfl. obsolet, nur beim gutgezeichneten 9 vor-
handen, die der Hfl. stets deutlich.. Unterseite gleichmäßig heller
oder dunkler grau bis graugelb, besonders im Mittel- und Basal-
feld mehr oder weniger dicht dunkel bestäubt und gestrichelt, in
der Regel stärker als ragusaria. Die Costaltlecke meist schwarz,
größer und deutlicher als bei der verwandten. Mittelflecke ge-
wöhnlich auf allen Flügeln gut ausgeprägt; dahinter nur an gut
gezeichneten Stücken eine helle, teilweise schwarz gesäumte Linie.
Verbreitung: Tunis, Algier; wohl in ganz Nordafrika
verbreitet.
Mauretanica wird auch, namentlich in der ganz oder nahezu
zeichnungslosen Form, manchen divergaria Stgr. aus Syrien und
dem S.O.-Taurus sehr ähnlich, derart, daß ich vor der anatomi-
schen Untersuchung an eine ganz nahe Verwandtschaft oder so-
gar an Identität dachte; das hat sich dann allerdings als ganz
irrig erwiesen; die Genitalien sind specifisch ganz verschieden
und weisen sie sogar in differente Gruppen.
Der S Kopulationsapparat (Taf.IV, Fig.7) erweist sich
als von obscuraria sehr stark und sicher specilisch abweichend.
Mauretanica stellt sich als ältere Species und als Stammart der
Gruppe heraus. Der ganze Genitalapparat beim 5 ist kürzer,
weniger stark gebaut und schwächer chitinisiert als bei obscuraria.
Der Penis ist dem der letzteren ähnlich, schlanker, viel kürzer,
der abgebogene Blindsack aber länger und dünner, das anale
Ende stumpf gerandet (von unten gesehen), bei obscuraria zu-
gespitzt. Chitinstab schwächer, relativ kürzer, fast von Penis-
länge. Ductus inf. viel kürzer und schmäler; der stärker chi-
tinisierte caudal-ventrale Rand total anders gestaltet, als schmale,
in der Mitte tief spitz-dreieckig ausgeschnittene Quer-
Spange, während sie bei obscuraria mindestens 4—5mal breiter,
ganz anders geformt und nur ganz seicht ausgeschnitten ist. Das
innere Blatt vierlappig. Der Uncus ist ebenfalls stark verschie-
den. Von oben gesehen präsentiert sich das ganze Organ bei
obscuraria als ziemlich schmal herzförmig, mit Einkerbungen bei-
derseits an der Basis; bei mauretanica aber ist es viel breiter,
fast gleichzeitig dreieckig, ohne starke seitliche Ein-
kerbungen basal. Der Schnabel ist bei letzterer gedrungener,
dicker, fast rechtwinklig nach unten gebogen, bei
obscur. schlanker, nur leicht gekrümmt. Das Scaphium flacher,
am freien Ende nur leicht aufgebogen, nicht tief sattelförmig,
wie bei obscuraria. Die Valven viel kürzer, schmäler,
4
anders geformt, im Umriß breit lanzet
Teil weiter vorgezogen als bei der \
Chitinspange breiter, mit stärkerem
einer länglichen mit Zähnchen und Bors
am ei ENiEt u era Bbiläugen auf Taiel m a iv. z
rudimentär ist, bei einzelnen Formen gaı
Spange endigt caudal mit einem kun
satz, der weder nachLag%i ie ob; {
und Funktion dem®PS% oimigen, nit, Zei On Y Taknafı
Das diesem Dorn entsprechende Gebilde |
GruppszeKopufätionsörgane‘ der Arnd Rassen der Gattung eyes
der Ventra ink. ‚dar ferni)" Au \
Dj ponse t ime von der ventral- linken Seite.
Ende in linke Valve, ist entfernt Jeträ unahı h, abeı o
stankguwie bei obscuraria, und erhebt sich «
ze N. amygdalariacH.|S: scJerichei.. kurz
N. ahergaria sig S-OTaar
nd er ist bei der verw
Hals 3)eNSentiguatia: Stgr.. AlekEnder sabingeicı
n N: N] a wi „de Zara, Datmätieh.
wickelten mittleren ingerlorts
noch5hälepeusuanin NHeh, wBeyaut.o, „H.
Mira
6) N Walther Went. lu Haiaglıpa Pascha, Konstantinopel, uch
nungsloses 5 von mäurelanica n Dr: idier.
7) N. mauretanica Sir Algier.
n, mt Ku
5
N. obscuraria
8 N, er Mill, Sizilien. i
RIGMOhe SZ berührt den Diutientodtil] 5 A7rUCH
fehler im lalon Sie be stehij } 6. 141, 1796
Tr. VD) INagbsepraria Vi; 1. KL us, Digne. |
Gn. L 221; Man heaphl 4 Aero, jlerenz der Valven gegenüber var. . hispa-
M&m. Hist, Nat. d. dep. Saone et]
fig. OV N. 5%; Mill. re Wrli.. Ban ira, Un
Berrzgypigievalve "derevär ‚ferlölensis Dannehl. en "Südtirol.
p.26; Spada, Naturalista Sicil. XJ, Lep. du Va-
lais, p.257 et28; Rougemont, Cat n. 193;
Gumppenberg, Syst. Geometr 3er | in Pyre-
nees, Soc. lineenne Bordeaux I.V! wol. p. 28;
Berge-Rebel IX, p. 400; Spuler i | Tab 6. 20;
Vorbrodt, Schmett. Schweiz, P o. 360,
Taf. 19,i; Culot, Ge&ometr., ». ® Wasner, Iris,
XXXI, p. 105 u.f., Taf. IV | tom. 7 r. p. 109;
Wehrli, Iris, XXX VII, p
flecke auf dem Vfl. obsolet, nsir heim gutgezeichneten 2 vor-
handen, die der Hil. stets destlich, Unterseite gleichmäßig heller
oder dunkler grau bis grauge)b, besanders im Mittel- und Basal-
feld mehr oder weniger : unkel bestäubt und gestrichelt, in
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größer und deutlic -r verwandten. Mittelilecke ge-
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12,
— 196 —
Rebelia spec. Ein von mir Ende Mai aufgefundener mit
Sand und Glimmerstückchen bekleideter „rübenförmiger”
Sack, läßt die Zugehörigkeit zu dieser Gattung so ziemlich
außer allem Zweifel erscheinen.
Sesia masariformis O. Ein einzelnes, ziemlich frisches /
am 1. VI. am Friedhof von Ak. von mir erbeutet.
Sesia doleriformis H.S. Auf dem kleinen Friedhof ober-
halb Akschehirs wurde ein frisches @ am 23. VIL von B,,
einige Tage später ein weiteres, schon etwas abgeflogenes,
o' von mir gefangen.
Sesia Haberhaueri Stgr. Am 29. V. ein einzelnes © von
mir erbeutet. Leider blieben trotz tagelanger angestreng-
tester Sesiensuche, diese 3 Arten die einzigen Vertreter
des sonst an Sesien so reichen Kleinasiens.
Paranthrene myrmosaeformis H.S. Ak. auf dem bekann-
ten großen Friedhofe vom 3. VI. bis gegen Ende des Mo-
nats in ziemlicher Zahl. Immer nur in der Nähe von He-
lianthemum, in welchem ich die Futterpflanze vermute.
Cossulinus argentatus Stgr. Von dieser schönen, wenig
gekannten Cossidae, die — wie schon Seitz ganz richtig
erwähnt — den Eindruck einer albinotischen Hypopta er-
weckt, erbeuteten wir vom 9. bis Ende VII. eine kleine
Zahl 5 und 2 in T. an der Leinwand.
7313.Holcocerus volgensis Chr. Ab Mitte Juli einige Paare in
314.
315.
T. am Lichte. Die vorliegenden Stücke sind etwas heller
und kräftiger gezeichnet als südrussische Exemplare meiner
Sammlung, wurden aber auch von Herrn Dr. Hering-Berlin
an Hand der an Holcocerus-Arten so reichen Sammlung Pün-
geler als diese Art bestimmt. Bisher nur aus Südrußland
nachgewiesen und neu für Kleinasien.
Dyspessa pallida Stgr. Im letzten Maidrittel sehr zahlreich
in T. am Lichte. Vertritt hier offensichtlich unsere ulula,
der sie auch sonst sehr nahesteht.
Dyspessa emilia Stgr. Auch diese Art kam — jedoch erst
ab 3. VIIL. — nicht selten in T. an die Leinwand. Leider
wurden von beiden nur Jo erbeutet.
7316. Phragmataecia castaneae Hb. In T. im letzten Maidrittel
und erst wieder ab Mitte VII, mehrfach am Lichte, Selbst-
317,
38.
Sul)
320.
321.
822.
\
"323.
"324.
225
— 197 —
verständlich kann hier an keine 2. Generation gedacht
werden, sondern es handelt sich hier nur um eine lang
ausgedehnte Flugzeit. Alle Stücke gehören der grauen
var. cinerea Teich an. Bis Japan verbreitet, für Klein-
asien bisher jedoch noch nicht nachgewiesen.
Phragmataecia territa Stgr. Ab Mitte Juli sehr einzeln
an der Leinwand.
PYRALIDAE')
Von Dr. H. Zerny.
Crambus paludellus Hb. Ein meist graues @ mit deutlicher
Punktzeichnung, Mitte Juli. Neu für Kleinasien. Bis-
her nur aus Europa (mit Ausnahme des Nordens und Süd-
westens), dem Amurgebiet und Japan bekannt.
Crambus luteellus Schiff. Mitte Juni und Mitte Juli in
beiden Geschlechtern. Die Jo’ blaß beinfarbig, die 2 2
lebhaft strohgelb.
Crambus perlellus Scop. 5 Mitte Juli.
Crambus saxonellus Zck. 9% Ende Juni.
Platytes carectella Z. 5 Mitte Juli. Neu für Klein-
asien, doch aus Syrien bekannt.
Eromene ramburiella Dup. 9 Mitte Juli.
Chilo brevipalpellus Zerny (Ann. naturhist. Hofmus. Wien
XXVIIN p. 303, A.25, £.6. [1914]. 1 5 Mitte Juli. War bis-
her nur aus Palästina und Aegypten bekannt.
Schoenobius eigantellus Schiff. © Mitte Juni. Neu für
‘Kleinasien, doch aus Armenien und Palästina bekannt.
"326.
22°
)
Acentropus niveus Oliv. Mitte Juli mehrfach in beiden
Geschlechtern am Licht. Das 2 gehört der vollgeflügelten
Form HansoniSteph. an. War bisher nur aus Europa
bekannt.
Anerastia ablutella Z. 2 SS. 1 2. Ende Mai, Mitte Juni.
Caradja hat (Iris XXIV (1910) p. 105—147 und XXX (p. 144) zahlreiche
Angaben über Pyraliden von Akschehir, der Ausbeute M.Korb’s entstammend,
veröffentlicht, doch wird die Mehrzahl der hier aufgezählten Arten dort nicht
erwähnt. Diese wurden in vorliegender Aufzählungen mit einem Sternchen (*)
bezeichnet.
"328.
329,
330;
331,
92%
333.
"334.
333.
7336
— 18 —
Saluria chehirella nov. spec. J..
Vorderflügel in der Vorderrandshälfte schmutzigweiß, in der
Innenrandshälfte schmutzig beingelb. Die Adern grau an-
gelegt; die grauen Adernsäume verbreitern sich im Saum-
felde keilförmig bis zum Saume. Die oberen Zellwinkel ein
kurzer grauer Längsstrich. Unterhalb der Zelle zieht aus
der Wurzel ein grauer Längsstreif, der die schmutzigweiße
Färbung des Vorderrandsteiles von den beinfarbenen des
Innenrandsteiles scheidet und sich als graue Säumung der
Adern C, und C, bis zum Saume fortsetzt. Fransen weiß-
lich mit 3 grauen Teilungslinien und grauen Spitzen. Unter-
seite mit Ausnahme des Innenrandsteiles beraucht. Hinter-
flügel glänzend durchscheinend gelhlichweiß, unterseits mit
bräunlichem Vorderrand. Kopf mit Ausnahme des weiß-
lichen Scheitels schmutzig beinfarben, ebenso die Schulter-
decken, der Körper sonst weißlich. Fühler sägezähnig und
büschelig bewimpert, die Gürtel an der Basis verdickt und
etwas ausgebogen, doch ohne Schuppenkamm. Labialpalpen
gerade vorgestreckt mit geneigtem Endglied, von doppelter
Länge des Augendurchmessers, außen grau, innen weißlich.
Maxillarpalpen bei dem vorliegenden Exemplar (dem auch
der linke Labialpalpus fehlt) nicht zu sehen. Ein 5 Mitte
Juli. Vorderflügellänge 9,5 mm.
Von den 4 bisher bekannten paläarktischen Saluria-Arten
(siehe Hamps. Proc. Zool. Soc. Lond. 1918 p. 93—104), die
sämtlich lang einreihig gekämmte Fühler besitzen, sofort
durch die nur sägezähnigen Fühler zu unterscheiden.
Ematheudes punctella Tr. 2 55 Mitte Juli.
Ephestia interfusella Rag. 5 Mitte Juli.
Ancylosis cephella Rag. ‘Mehrfach Ende Mai, Anfang Juli.
Ancylosis sareptella H.S. 2 5 Ende Juni, Mitte Juli.
Lydia liturosella Ersch. 5% Ende Mai.
Ancylodes staminella Chr. Mehrfach Anfang Juni bis Ende
Juli. Nur für Kleinasien, doch aus Syrien bekannt.
Heterographis hellenica Stgr. Mehrfach Mitte Juli.
Heterographis delicatella Möschl. Mehrfach Ende Mai,
Mitte Juli.
— 199 —
337. Heterographis molochinella nov. spec. 9
Vorderflügel schmutzig ockergelb mit verwaschenen Zeich-
nungen. Im Wurzelfeld ein undeutlich begrenzter Fleck
von der Form eines Dreiecks, dessen Spitze gegen die Wur-
zel meist, aus chwärzlichen und eingemischten karminroten
Schuppen bestehend. Das Mittelfeld besonders in der Längs-
mitte schwärzlich, mit eingemischten karminroten Schuppen.
Am Zellschluß zwei schräg übereinander liegende, undeut-
liche karminrote Punkte. Die erste Querlinie nur dadurch
angedeutet, daß zwischen dem schwärzlich beschuppten
Wurzel- und Mittelfeld ein breiter, fast lotrechter Quer-
streif frei von dunkler Beschuppung ist. An deren äußerer
Begrenzung liegt in der Falte ein schwärzlicher Punkt. Die
äußere Querlinie nur durch die äußere karminrote Begren-
zung des Mittelfeldes angedeutet, welche in der Diskoidal-
und Analfalte nach innen einspringt und gegen den Innen-
rand zu sich verliert. Die beiden Querlinien konvergieren
nur wenig gegen den Innenrand. Flügelspitze und Saum
karminrot, Fransen rosenrot mit einer lichten Teilungslinie.
Unterseite mit Ausnahme aller Ränder beraucht. Hinter-
flügel glänzend hellgrau, Fransen meist mit grauer Teilungs-
linie nahe der Basis. Körper und alle Anhänge schmutzig
ockergelb. Vorderflügellänge 100 mm. Ein 9 Ende Mai.
Gehört in die Verwandtschaft von H. hellenica Stgr.,
rhodochrella H.S. und delicatella Möschl, von welchen
Arten sich molochinella jedoch sofort durch das Fehlen
der Vorderrandsstrieme der Vorderflügel unterscheidet.
Ciliciella Car. unterscheidet sich durch ganz zeichnungslose
Vorderflügel.
337. Heterographis pyrethrellaH.S. Mehrfach Ende Mai bis
Miste Juli.
1'338. Heterographis subcandidatella Rag. 5' Anfang Juli. Neu
| für Kleinasien. Bisher aus Turkestan, Nordpersien,
Nordmesopotamien und Algerien bekannt.
7"339.Heterographis trifasciella Rag. Mehrfach Mitte Juni, Mitte
Juli. Bisher nur aus dem Thianschangebiet
bekannt.
340. Heterographis ephedrella H.S. 2 5 Anfang u. Mitte Juli.
341. Heterographis obliteilla Z.. 2 Mitte Juli.
— 2005
*342. Epischidia albunculella Stgr. 2 Exemplare Mitte Juni, Ar-
fang Juli.
343. Metallosticha argyrogrammos Z. 9 Mitte Juli.
"344, Megasis mimeticella Stgr. 5 Ende Mai.
*345. Epischnia Iydella Ld. 52 Ende Mai, Mitte Juni.
"346. Epischnia boisduvaliella Gn. var. tabulellaRag. 5 Anfang
Juni.
7347. Epischnia leucomixtella Rag. © Mitte Juni. Bisher nur
aus Armenien bekannt.
*348. Salebria brephiella Stgr. 5 Ende Mai.
*349, Salebria noctivaga Stgr. Mehrfach Anfang und Mitte Juli.
*350. Salebria placidella nov. spec. J?
Vorderflügel hell lederbraun mit einem rein weißen Längs-
streif, der aus der Wurzel sehr schmal beginnend und hier
teilweise von schwarzen Schuppen verdeckt, den hinteren
Teil der Zelle ausfüllend, sich bis zum Zellschluß verbrei-
ternd und dann wieder verschmälernd, bis zur äußeren
Querlinie zieht. In ihm liegen dort, wo ihn die erste Quer-
linie trifft und am Zellschluß je ein kurzer schwarzer Längs-
strich. Kosialfeld stark mit weißlichen Schuppen unterwirkt,
die sich beim © zu einer deutlichen weißen Kostalstrieme
verdichten. Im Basalfeld ein den Innenrand anspitzender
großer weißer, teilweise von schwarzen Schuppen verdeck-
ter Fleck, der den Längsstreif nicht erreicht. Erste Quer-
linie nur zwischen Längsstreif und Innenrand deutlich,
wenig schräg, rein weiß, an der Analader etwas basal-
wärts einspringend. Aeußere Querlinie dem Saume nahe-
zu parallel, rein weiß, in der Diskoidalfalte sich etwas ver-
breiternd und basalwärts einspringend, im übrigen schwach
gezähnt und überall wurzelwärts schwärzlich angelegt. Die
Analader weiß angelegt, die Adern zwischen Zellschlauch
und unterer Querlinie weiß und schwärzlich angelegt. In
der Flügelspitze ein schwärzlicher Fleck. Saum weiß mit
einer Reihe schwärzlicher Punkte. Fransen glänzend grau,
im Basaldrittel dunkler, mit zwei helleren Teilungslinien.
Unterseite beraucht, mit gelbbraunem Kostalrand und deut-
lich hellerer äußerer Querlinie. Hinterflügel durchscheinend
gelblich weiß, saumwärts allmählich verdunkelt. Fransen
— 201 —
weißlich, im Basaldrittel grau. Körper und alle Anhänge
hell gelbbraun, Basalglied der Palpen und Vorderkante des
Mittelgliedes weißlich, Fühler dunkler geringelt. Fühler
des 5 schwach gekerbt und deutlich pubeszent (die Pubes-
zenz von der Länge des Durchmessers der Genitalglieder),
mit starkem Schuppenbusch an der Basis. Labialpalpen
des 5 senkrecht nach oben gerichtet, dem Gesichte an-
gepreßt, den Kopf um den halben Augendurchmesser über-
ragend. Bei den vorliegenden 9 fehlt (wohl nur abnormer
Weise) ein Medianast der Hinterflügel. Vorderflügellänge
9,5—10 mm. 20 19 Mitte Juli.
Eine sehr distinkte Art, die am besten bei der (mir in
natura unbekannten) nobilella Rag. einzureihen ist, von der
sie sich jedoch u. a. durch die rein weiße erste Querlinie
sofort unterscheidet.
351, Salebria albistrigata Stgr. Mitte Juni.
"352. Nephopteryx alpiginella Dup. 5 Mitte Juni.
353. Pterothryx contectella Z. 52 Ende Mai, Mitte Juli.
"354. Rhodophaea legatella Hb. 2 Anfang Juli.
355. Myelois multiforella Rag. © Mitte Juni.
356. Pyralis perversalis H.S. Zwei auffallend große, stark röt-
lich gefärbte 95 Mitte Juli. War bisher nur aus Sieben-
bürgen, Südrußland und Armenien bekannt.
Caradja erwähnt (Iris XXX p. 18) P. transcaspica Rbl.
von Akschehir, doch gehören die vorliegenden Stücke
sicher nicht zu dieser Art.
*357. Dattinia (Constantia) colchicalisH. S. 5 ohne Datum.
"358. Cledeobia moldavica Esp. 52 Ende Mai, Anfang Juni.
7 359. Nymphula stratiotataL. 5? Mitte Juni. Neu für Klein-
asien.
1360. Cataclysta lemnata L. Mitte Juni2 Sc von der Färbung
der 22. Neu für Kleinasien.
“361. Evergestis desertalis Hb. 5’ Ende Mai.
"362. Loxostege Wagneri nov. spec. 0’
Vorderflügel holzbraun, mit beinfarbenen und schwarzen
Zeichnungen. Beinfarben sind: die distale Hälfte der Zelle
mit Ausnahme einer Ringmakel, ein Längsstreifen unterhalb
der Zelle von der Wurzel bis gegen die äußere Querlinie,
= 2012 —
ferner je ein länglicher Fleck zwischen Ader M, und M,
und zwischen Ader M, und C,, beide im Raume zwischen
Feld und äußerer Querlinie. Die letztere ist schwach
s-förmig geschwungen und besteht aus beinfarbenen Längs-
fleckchen und den Aderzwischenräumen; schließlich eine
beinfarbene Linie vor dem Saume, der selbst holzbraun ist.
Am Vorderrand sind der holzbraunen Grundfarbe einige
weißliche Schuppen eingemengt, in der Mitte des Innen-
randes ist jene von solchen größtenteils verdeckt. Schwarz
ist die obenerwähnte länglich ringförmige, in eine kurze
saumwärts gerichtete Spitze ausgezogene, von der Grund-
farbe ausgefüllte Makel bei °/, deren Länge; ferner ein
Längsstrich in der Analtalte, der den beinfarbenen Längs-
streifen unten begrenzt, eine halbmondförmige Makel am
Zellschluß, Längsstriche zu beiden Seiten der Adern im
Raume zwischen Zelle und äußerer Querlinie, mit der Spitze
wurzelwärts gerichtetete Pfeilstriche vor dem Saume, die
bis zur äußeren Querlinie reichen. Die Fransen holzbraun,
mit beinfarbener Wurzel und breiter solcher Teilungslinie.
Unterseite größtenteils beinfarben, der Vorderrand und alle
Adern braun, die beiden Makeln groß, braun, die äußere
Querlinie beiderseits von Reihen dunkler Fleckchen ein-
gefaßt. Saum und Fransen nie oberseits. Hinterflügel
graubraun, etwas glänzend, mit dunklerem Mittelmond,
äußere Querlinie deutlich, schmutzig beinfarben, stark ge-
zackt, distal vom Zellschluß in einem spitzen Zahn ein-
springend; vor dem Saume eine unscharfe beinfarbene Linie.
Fransen beinfarben, nahe der Basis mit dicker brauner
Linie. Unterseite beinfarben mit dickem braunem Mittel-
mond und dunkler, doppelter, stark gezackter, nie ober-
seits verlaufender äußerer Querlinie. Kopf und Thorax
braun, beinfarben gemischt, Fühler und Palpen braun, letz-
tere unten weiß. Abdomen graubraun mit weißlichen Hin-
terrandssäumen, Beine hellbraun. Fühler einfach, kurz be-
wimpert. Aeußere Sporen der Hintertibien etwa von °/,
der inneren. Vorderflügel 16mm. Ein 5 Ende Mai. .
Bei scalaralis Chr. einzureihen, von der sich Wagneri
jedoch auffallend durch viel bedeutendere Größe, bei viel
kürzerer Makel in der Zelle und die, bei scalaralis fehlen-
den, schwarzen Pfeilstriche im Saumfeld der Vorderflügel,
viel stärker gezackte Querlinie der Hfl. u. a. unterscheidet.
7363.
. "364.
"365.
"366.
"367.
"368.
369.
"370.
311,
312,
373.
374.
373.
376,
Sl,
378.
319%
380.
381.
382,
13
Pyrausta praepetalis Ld. 5 Mitte Juli.
Pyrausta subsequalis H.S. & Ende Mai.
Pyrausta limbopunctalis H.S. var. frustalis H.S. 5 Mitte
Juni.
Pyrausta castalis Tr. 52 Anfang Juni.
Tegostoma ramalis Hb. Mehrfach Mitte Juni, große, dunkle
Stücke.
Tegostoma baphialis Ld. Mehrfach Mitte Juni.
Tegostoma lepidalisH.S. 2 5 Ende Juni, Anfang Juli.
Noctuelia floralis Hb. var. grisealis Car. Iris XXX p. 43
(1917) 5 Mitte Juni. Von Konia beschrieben.
Noctuelia superba Frr. 5 Mitte Juni.
Pterophoridae bis Tineidae.
Von Hofr. Prof. Dr. H. Rebel.
PTEROPHORIDAE.
Alueita confusus H.S. 25. Mai.
„ parthica Led. 25. Juni, ein kleines helles J.
Agdistis paralia Z. 25. Mai.
r staticis Mill. 15. Juli.
ORNEODIDAE.
Orneodes major Rbl. 15. Juli J.
TORTRICIDAE.
Cnephasia guenana orientana Alph. 25. Mai bis 15. Juni.
Lozopera flagellana Dup. 15. Juni. 9
Conchylis posterana Z. 15. Juni.
2 defessana Mn. 15. Juli. 5
5 albipalpana Z. 15. Juli. /
a roseofasciana Mn. 15. Juli.
— 204 —
TINEIDAE (s. 1.).
7383. Epiparasia incertella H.S. 18. Juli. S. Neu fürKlein-
384.
385.
386.
387.
asien.
Teleia maculata Stgr. 15. Juli. 9
Stomopteryx detersella Z. 10.—20. Juli. J. 2.
Rhinosia denisella S.V. 25. Mai ein g', auf dessen Vfl.
die beiden weißen Basalstriemen fehlen.
Rhinosia unifasciella Rbl. nov.sp. d. 2. Ein frisches Pär-
chen, zwischen dem 20.u. 21. Mai erbeutet, steht der Rh. cervi-
nella Ev. zunächst. Die Größe ist etwas geringer (Vfllänge
So 7, 2 8 mm, gegen 8,5 bei cervinella), die Palpen schei-
nen etwas kürzer zu sein. Der Vil. etwas schmäler geformt,
mit dunklerer gelbbrauner Grundfarbe, zeigen nur die schräge,
hier nicht rein weiße, sondern gelblich weiße Querbinde bei
!/, der Vorderrandslänge, welche unterhalb der Falte ober
dem Innenrand endet. Von der Außenbinde und den weißen
Streifen an der Basis der Saumfransen der cervinella fin-
det sich keine Spur. An Stelle des letzteren zeigt sich
hier nur ein wenig auffallender ockergelber Streifen. Fran-
sen der Vfl,, Hil. und Unterseite wie bei cervinella. Die
‘ Typen im Naturhist. Museum. — Bei der großen Varia-
388.
389,
390.
Seil
392.
393.
394,
395%
bilität der Rhinosia-Arten erscheint es nicht ganz aus-
geschlossen, daß unifasciella sich nur als eine Form der
cervinella herausstellen könnte.
Metanarsia modesta Stgr. 15. Juli. 2. Grundfarbe der Vil.
reiner weiß, die weißen Fühler dünner, wie dies bei Caradja
(Iris 34 p. 117) von gleichem Fundorte erwähnt.
Symmoca monochromella Rbl. 21. Juli, ein sehr scharf ge-
kennzeichnetes Jg.
S. designatella H.S. 25. Mai J.
S. cedestiella Z. Zwei große g'.
Pleurota subpyropella Stgr. 20.—31. Mai J..
& aristella L. 20. Juni 9, 5. Juli großes J..
Apiletria purulentella Hb. 1.—10. Juli 2.
Scythris aristidella Rbl. 15. August @. Der Vorderrand
der Vfl. ist von der Basis ab bis zum Saumdreieck in
%
Tal
EN,
x
a
ir
Erklärung zu Tafel II (Ersatztafel).
Melitaea athalia nov. ssp. anatolica Type
2 Lycaena Löwii. gigas Stgr. aberr.
3und6 Satyrus arethusa nov. ssp. sultana Type
5 Hesperia proto nov. ssp. Iycaonius Type
7 Thalerastria diaphora nov. ab. mediofasciata Type
8 | ” n (Nominatform)
9 Chondrostege pastrana Ld.
13 u. 14 N Osthelderi Pglr.
10 Eupithecia dubiosata nov. sp. Type
11 H calligraphata nov. sp. Type
12 Metopoceras beata Stgr.
15 Calophasia Barthae nov. ssp. Type
16 Dianthoecia silenes nov. ssp. variegata Type
17 Cloantha (Pseudohadena) laciniosa Chr.
18 Agrotis celsicola nov. ssp. gracilis Type
19 Calophasia producta Ld. (Polia acuta Fır.) ex coll. Stgr.
20 Polia acuta Frr. (Amasia) EN
21 r „ (Tschiftlik bei Akschehir)
22 Calophasia prodacta Ld. (Polia acuta) Type ex coll. (Ld.) Stgr.
23 Polia pygmaea Stgr. (acuia) Type a lc
24 Dianthoecia filigrama var. melanochroa Stgr.
25 Arsilonche albovenosa nov. ssp. cretacea Type
26 Abrostola ? triplasia var. clarissa Stgr.
Die Tafel ist leider nicht nach Wunsch ausgefallen. Relativ gut sind
die Rhopaloceren, sowie die Fig. 9, 16—18 u. 25; besonders schlecht dagegen
sind die Fig. 10, 11, 15, 20 und 22. Die Fig. 15 und 24 sind überdies ver-
zeichnet. Fritz Wagner.
Tafel II (Ersatztafel).
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. 1929.
— 205 —
einer feinen Linie dottergelb. Die Grundfarbe der Vfl.
olivengrau. Die Abbildung der Art (Iris 15, Taf. 4, Fig.9, /)
ist wenig gelungen, vor Allem ist darin Kopf und Thorax
nicht gelb.
1396. Stagmathophora Dohrnii Z. 10—20. Juli. Neu für Klein-
asien.
397. St. serratilla Tr. 20.—31. Mai, sehr klein.
398. Coleophora coronillae Z. 25. Mai J.
399. A simillima Stgr. 5. Juli 2.
400. Euplocera multigutella Rag. 20.—31. Mai ein S. Gut mit
der Beschreibung stimmend, nur reichen die Fühler nur
bis ®/, der Vorderrandslänge der Vfl., statt bis zur Flügel-
spitze.
401. Hapsifera luridella Z. Juni, Juli, 3 d.
402. Tinea latiusculella Hb. 1.—10. Juli.
403. „ simplicella H.S. 1.—10. Juli.
Die Belegstücke der in vorstehender Liste aufgeführten
Microlepidopteren (Pyralidae bis Tineidae s.1.) einschließlich der
Typen der neuen Arten hat Herr Fritz Wagner in dankens-
werter Weise dem Naturhistorischen Museum in Wien überlassen.
Nachschriit.
Durch die schon während des Druckes der vorliegenden
Arbeit erfolgte Bearbeitung meiner Micro-Ausbeute und infolge
Hinzukommens einer weiteren neuen Art (Ino) werden einige
in der Einleitung bekanntgegebene Daten hinfällig und sollen hier
richtig gestellt werden.
Die Microlepidopteren wurden nicht nur, wie in: der Ein-
leitung mitgeteilt war, von Herrn Kustos Dr. H. Zerny, welcher
nur die Pyraliden übernahm, sondern auch von Herrn Hofrat
Prof. Dr. H.Rebel (Pterophoridae-Tineidae) bearbeitet.
Die Gesamtzahl der erbeuteten Arten beträgt 403, wo-
von 317 auf Macro- und 86 auf Microlepidopteren entfallen,
hievon 4 resp. 5 Arten überhaupt neu. Neu eingeführte Rassen-
namen für schon früher aus Kleinasien nachgewiesene Arten sind
dabei unberücksichtigt gelassen.
— 206 —
Von den auf S. 12 genannten, für Kleinasien neuen Arten
ist Thalp. chlorotica (bereits aus Malatia bekannt geworden) zu
streichen, dagegen sind die folgenden nachzutragen:
Eupithecia scalptata, Ino anatolica n.sp., Ino graeca, Saluria che-
hirella n.sp., Heterographis molochinella n. sp., Salebria placidella
n.sp., Loxostege Wagneri n. sp. und Rhinosia unifasciella n. sp.')
Neubeschriebene Arten und Var.:
Melitaea athalia ssp. anatolica
Melanargia larissa-taurica ab. lactaea
Satyrus arethusa ssp. sultana
Hesperia proto ssp. |ycaonius
Arsilonche albovenosa ssp. cretacea
Agrotis forcipula ssp. amasina
Agrotis celsicola ssp. gracilis
Dianthoecia silenes ssp. variegata
Senta maritima ssp. grisea
Calophasia Barthae
Thalerastria diaphora ab. mediofasciata
Eupithecia calligraphata
Eupithecia dubiosata
Saluria chehirelle Zerny
Heterographis molochinella Zerny
Salebria placidella Zerny
Loxostege Wagneri Zerny
Rhinosia unifasciella Rbl.
Druckfehler-Berichtigungen.
Seite 28 Zeile 3 von unten (TheclaLedereri) lies: DieStellungimSystem usw.
a 16, liess BrühlllersstattuRlusele
ı) Es war mir auch in diesem Jahre (1929) vergönnt, an der gleichen
Oertlichkeit zu sammeln. Infolge ungünstig gewählter Jahreszeit (August bis
September) und ausnehmend großer Dürre (seit Ende Ill. nur einmal im Mai
8 mm Regen!) war jedoch die Ausbeute relativ äußerst gering. Immerhin
gelang es mir, einige recht interessante Arten zu erbeuten und Beobachtungen
zu machen, So konnte ich aus dem biologischen Verhalten der beiden Arten
feststellen, daß es sich — entgegen meiner früheren Vermutung — bei Chon-
drostege pasirana Ld. und Osthelderi Pglr. unzweifelhaft um 2 verschiedene
„gute Arten“ handelt. Ich werde in einem weiteren Beitrag über meine
diesjährige Ausbeute ausführlicher berichten.
Wien, im Oktober 1929, Fritz Wagner.
Monographie
der paläarktischen Arten des Subgenus Dystroma Hbn.
(truncata-citrata-Gruppe) der Gattung Cidaria.
(Geometrid. Lepid.).
Von Dr. F. Heydemann, Kiel.
Mit 11 Tafeln und 13 Textfguren.
Wohl kaum in einer anderen Geometriden-Gruppe haben
bis in die neueste Zeit größere Unklarheiten, Verwechslungen
und direkt falsche Ansichten Platz gegriffen wie in der, die meist
mit den Namen der beiden bekanntesten mitteleuropäischen Arten
truncata-citrata-Gruppe genannt wird. Dies trifft nicht
allein auf diese beiden haupsächlichsten Vertreter zu, sondern
in noch höherem Maße auf die nordischen und vor allem asia-
tischen Arten, die bisher mit wenigen Ausnahmen stets als frag-
liche Formen jener beiden angesehen wurden. So entschloß ich
mich zu einer gründlichen morphologischen Untersuchung unter
gleichzeitigem eingehenden Studium der gesamten einschlägigen
Literatur. Die Sammlung des außerordentlich zerstreuten Ma-
terials nahm mehr .als 1 Jahr in Anspruch und waren dabei oft
recht erhebliche Schwierigkeiten zu überwinden.
Da selbstverständlich das eigene Material bei weitem nicht
ausreichte, war ich auf weitgehende Unterstützung einheimischer
und englischer Museen und Entomologen angewiesen. So ist es
mir ein Bedürfnis, an dieser Stelle den folgenden Museen und
Herren meinen herzlichsten Dank für die bereitwillige Unter-
stützung mit Sammlungsmaterial und Literatur auszusprechen:
Dem Berliner Zoolog. Museum, das mir leihweise neben anderem
auch des verstorbenen Püngeler wertvolles Material zur Ver-
fügung stellte, dem Zoolog. Museum Hamburg, von dem ich die
Sammlungstiere Fixsens, Graesers, Schumachers erhielt, der
Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, die mir Falter
der Sammlung Bastelbergers sandte, dem Staatl. Museum für
Tierkunde zu Dresden für die Falter der Stötzner'schen China-
Expedition, und vor allem dem Tring-Museum und Britischen
Museum zu London, die mir durch Herrn Prouts überaus tat-
— 208 —
kräftige Hilfsbereitschaft Abbildungen von Typen und einige
noch unbekannte Arten zur Beschreibung und zahlreiches Falter-
material asiatischer und nordindischer Arten zur Untersuchung
überließen. Ein sehr lebhafter Gedankenaustausch mit Herrn
Prout vermochte recht viele wertvolle Aufschlüsse zu geben und
in überraschender Weise einige synonyme Namensgebungen auf-
zuklären. Ohne diese wertvolle Mithilfe wäre die Stellung meh-
rerer ostasiatischer Arten völlig zweifelhaft geblieben, sodaß ich
Herrn Prout ganz besonders zu Dank verpflichtet bin. Ebenso
sage ich für die zeitweise Ueberlassung ihres Sammlungsmate-
rials den Herren: Hofrat Kautz, Wien, Ministerialrat Osthelder,
München, Fritz Reisser, Wien, sowie Herrn Prof. Dr. Eggers, Kiel,
für die freundliche Übersetzung des russischen Textes der Blöcker-.
schen Abhandlung, der „Iris“-Bibliothek, dem Leiter des Ento-
mologischen Instituts in Berlin-Dahlem, Herrn Dr. W. Horn, Herrn
Landgerichtsdirektor Warnecke, Kiel, für die Uebermittlung er-
forderlicher Literatur und Herrn Vöge, Kiel, für die Herstellung
eines Teils der gut gelungenen Photographien, meinen herzlich-
sten Dank.
So liegt dieser Arbeit ein Faltermaterial von ungefähr
800 JdJ und 2 2 zu Grunde, das trotzdem bei einzelnen der
seltenen Arten nicht zu einem vollen Ueberblick über die Varia-
tionsbreite und zur Anfertigung mehrerer Genitalpräparate beider
Geschlechter ausreichte.e. Zur Klärung der recht schwierigen
Nomenklatur wurden fast sämtliche Beschreibungen und dies-
bezügliche Literaturnotizen im Originaltext herangezogen. Von
einer ganzen Reihe bisher noch nirgends abgebildeter Arten
konnten in Typen oder Paratypen erstmalig photographische Ab-
bildungen gegeben werden, da nur durch solche die Bestimmung
der sich äußerlich zum Teil sehr ähnlichen Arten dieser Gruppe
einigermaßen erleichtert wird.
Für die oft wiederkehrenden gleichartigen Modifi-
kationen der Arten habe ich mittels der bei truncata Hin.
und citrataL. bekannten, ältesten Bezeichnungen durch-
gehend dasSystem der nomina collectiva angewandt. Vom
wissenschaftlichen Standpunkt aus erscheint mir dies
die einzige Möglichkeit, um den Ballast für die Syste-
matik unnötiger neuer Namen zu vermeiden und als die
einzige begründete, völlig zweckentsprechende Methode.
Von älteren Arbeiten über diese ist die von Prout in den
Transactions of the City of London Entomol. and Nat. Hist. Society
— 209 —
1908, S.33—60 die wertvollste. Ihr bin ich in nomenklatorischer
Beziehung im ganzen gefolgt, zumal dort alle diesbezügliche Li-
teraturnotizen bis zum Jahre 1908 enthalten und kritisch gewür-
digt sind. Fast gleichzeitig wurden von dem englischen Entomo-
logen Pierce und Magister Petersen, Reval, Genitalunter-
suchungen der beiden mitteleuropäischen Arten vorgenommen
und sichere, konstante morphologische Unterschiede gefunden,
die aber, abgesehen von Zöllners mißglücktem Versuch, in der
deutschen entomologischen Literatur bis heute keinen Nachklang
gefunden haben. Ersterer stellte auch zuerst die Artberechtigung
der concinnata Steph. fest. Ebenfalls 1908 erschien in der Revue
Russe d’Entomologie Bd. VIII, S.44—49 Blöcker's leider viel
zu wenig gewürdigter Aufsatz über die nordischen Dystroma
(als Larentia aufgefaßt) mit den ersten Abbildungen der infus-
cata Tengstr. und latefasciata Stdgr., die er, allerdings nur nach
äußeren Unterschieden und biologischen Beobachtungen als eigene
Arten fruncata Hin. und citrata L. (= immanata Haw.) gegenüber-
stellt. Meine Untersuchungen haben Blöckers, bisher nur von
Prout im Seitz verarbeiteten (sonst meist mit Zweifeln zitierten)
Feststellungen in glänzender Weise bestätigt. Ferner die wert-
volle Arbeit E. A. Cockayne's in „The Entomologist's Record“
XXVIL, 1915 über Dystr. concinnata Steph., auf die bei dieser
Art näher eingegangen ist. In der deutschen Literatur sind
eigentlich nur vier bemerkenswerte Sonder-Abhandlungen hier-
zu enthalten. Zunächst Zöllners Versuch „die Artberechtigung
und -unterscheidung von Larentia truncata Hfn. u. immanata Hw."
an Hand von einigen Genital- und besonders Geäderunterschieden
im Hinterflügel zu beweisen. (Deutsche Ent. Zeitschr. 1919, S. 369
bis 386.) Ich komme hierauf an den betreffenden Stellen meiner
Arbeit noch zurück. Hier nur soviel, daß diese überaus fleißige
Arbeit leider ohne positives Ergebnis geblieben ist und so ihren
Zweck nicht erreicht hat, sondern vielmehr das Gegenteil, weil
nicht ex ovo gezüchtetes Material untersucht wurde. Zöllner ist
an der deshalb übersehenen Variabilität des Hfl.-Geäders aller,
insbes. der schwarzbindigen cifrafa-Formen gescheitert und hat
mit seiner Bestimmungsmethode nur heillose Verwirrung ange-
richtet. Die wesentlichen Genitalunterschiede beider Arten hat
er deswegen wohl auch nicht finden können, Seine Ausführungen
sind leider oft übernommen worden, ohne daß die betreffenden
Autoren hieran eine Kritik übten. So von Schawerda (Verh.
Zool. Bot. Ges. Wien 1920). Nur wenige Entomologen haben sie
— 210 —
nachgeprüft und ihre Unhaltbarkeit erkannt. Z.B. Lange in
der „Iris XXXV, 1921, S. 145—150, der an gezüchteten Tieren
einwandfrei feststellte, daß jene Geädermerkmale nicht immer
zutreffen; er stellt dem die bedeutenden biologischen Unter-
schiede gegenüber, die z. B. auch schon Berge-Rebel 1910
und Spuler als das Wesentlichste vermerkten. Die Zusammen-
stellung von verschiedenen Angaben deutscher Autoren über die
beiden gen. Arten, die Hoffmann in seinem „Lepidopterolog.
Sammelergebnis von Salzburg 1916“ in der „Zeitschrift für wis-
senschaftl. Insektenbiologie” 1918 (Bd. XIV) S. 159—162 gibt, mag
endlich noch als typisches Beispiel dafür angeführt sein, wie
unklar, wie wenig gründlich und oit wie kritiklos und nur nach
ganz äußerlichen Beobachtungen urteilend, von vielen Entomo-
logen, mit gewissen Ausnahmen, nach dieser Richtung hin
„gearbeitet“ worden ist. Den wenigsten haben eigene Zucht-
versuche, biologische oder sonstige Untersuchungen vorgelegen.
Das schließt nicht aus, daß in jener Zusammenstellung auch
durchaus richtige, wertvolle Beobachtungen der angeführten
Faunisten enthalten sind. So z.B. von Gabriel Höfner (1904),
der sehr gute äußerliche Unterscheidungsmerkmale der beiden
mitteleuropäischen Arten angibt, dem aber hinsichtlich der dop-
pelten Generation bei citrataL., von 6—10, sicher ein Irrtum
unterlaufen ist. Oder die Flugzeitangabe „Juni” ist ein Zucht-
ergebnis. Ferner von Fritz Hoffmann, der in den „Schmet-
terlingen Steiermarks", 1916, die biologischen Zuchtergebnisse
von Klos verwertet. Jedenfalls habe ich feststellen müssen, daß
die englischen Entomologen in der gründlichen wissenschaftlichen
Durcharbeitung besonders dieses Genus gut 20 Jahre voraus sind
und daß ihre wertvollen Ergebnisse bisher in der deutschen
Literatur kaum verwertet worden sind.
Dystroma Hübner,
um 1825 in seinem Verzeichnis S. 333 für russata Schiff.
(= truncataHfn.) zusammen mit anderen Arten aufgestellt, ist
der älteste, prioritätsberechtigte Name für diese
artenreiche, schwierige Untergattung des Genus Cidaria Tr.
Warren 1893, Hampson u. Bastelberger trennen die fruncata-
Gruppe unter dem jüngeren Namen Polyphasia Stephens (1831) ab.
Sie ist gekennzeichnet durch die stark doppelt gewinkelten
Discozellularen der Hinterflügel und von den vorhergehenden
— 211 —
Gruppen durch meist stattlichere Größe, breiteres Mittelfeld, die
beim / nicht doppelt gekämmten Fühler und ziemlich dünne,
nicht an Coniferen gebundene Raupen.
Der Genitalapparat des Subgenus (siehe zur Einführung
die Figuren der Taf.V) ist außerordentlich einheitlich gebaut,
sodaß äußerlich, etwa mit der Lupe, wesentliche, artbestimmende
Unterscheidungsmerkmale nur ausnahmsweise (z.B. bei corussa-
ria Oberth.) zu finden sind. Ich habe daher die inneren Teile
desselben an Hand von über 80 mikroskopischen Präparaten
von Jg und 2 2, soweit erreichbar, meinen Untersuchungen
zu Grunde gelegt. Dabei mußten vielfach die einzigen Exemplare
meiner Sammlung teilweise geopfert werden. Von den ostasia-
tischen Arten konnte ich nur, durch die Hilfsbereitschaft des
Dresdener und der beiden englischen Museen mit ihrem reich-
haltigen Material unter liebenswürdiger Vermittlung Herrn Prouts
Falter für diese Untersuchungen erhalten, wofür ich ganz be-
sonders dankbar bin.
Beim 5 finden wir sehr einfach gebaute, lappige, stark
beborstete Valven. Nur corussaria Oberth. besitzt hier einen
kleinen Chitin-Haken. Der sie an der Basis verbindende Anellus
besitzt zwei, meist kolbige, mit Borstenbüscheln versehene
Kissen, (Anellus-Lappen n. Pierce). Die Basalplatte (Saccus
n. B. Baker) ist breit. Das Tegumen zeigt einen gestreckteren,
oft eckigen Unterteil, und darüber, etwa wie ein Schildkröten-
panzer, einen gewölbten, gekörnelten, stark behaarten Oberteil.
Der Uncusdorn ist lang, in einem Gelenk beweglich und bietet,
wie auch das Scaphium, geringe Artdifferenzierungen.
Das wesentlichste Bestimmungsmerkmal ist das
Penisrohr (Taf. V, P1 u. P16) und das Dornenfeld (D1 u. D16)
seines Schwellkörpers (Vesica nach Pierce), der im ruhenden Zu-
stand gänzlich in ersteres eingestülpt ist. So konnte es irrtüm-
licherweise Zöllner u. anderen erscheinen, als ob jene Dornen innen
das Penisrohr zur Versteifung auskleideten. Daß dies nicht der
Fall ist, zeigen die einem Glückszufall zu verdankenden, seltenen
Präparate (Taf. IX, Abb.9) von latefasciataStdgr. S und der Copula
von dentifera Moore 5 Q (Taf. IX, Abb.17). Hiernach wird also
der gesamte Schwellkörper, dessen faltige Haut vielfach feinste,
spitze, glashelle Stacheln aufweist, mit dem Dornenfeld zur Copula
ausgestülpt, wobei letzteres weit in den Hals der © Bursa ein-
dringt, hier gespreizt wird, und so jene oft über den Tod hinaus
feste Vereinigung beider Geschlechter ermöglicht. Ein Ergebnis,
— ala —
welches die schon 1909 veröffentlichten Beobachtungen Pierce’s
bestätigt. Einen weiteren Beweis für diese Funktion der Vesica
und des Dornenfelds im Penis fand ich bei meinem einzigen
Präparat der Bursa eines corussariaQ (Taf.IX, 21a), in deren
innerem Teil noch ein abgebrochenes Stück jener fast riesigen
Chitindornen eines J’ dieser Art steckte. Würden diese Dornen,
wie es Zöllner annimmt, im Inneren des Penisrohres verbleiben,
einen festverbundenen Teil desselben bilden, könnte ein solcher
Fall garnicht eintreten. Das Abbrechen eines Dornes ist eben
nur bei der durch die völlige Ausstülpung der Vesica erfolgen-
den starken Exponierung des Dornenfelds und ihrer Aufgabe zur
Erzielung einer festen Vereinigung während der Copula möglich.
Beim 9 ist das Ostium bursae weich, nicht verstärkt und
zur Artdifferenzierung daher nicht brauchbar. Nur das corussa-
ria @ macht auch hier eine Ausnahme. Ob alle Arten aus der
Untergruppe mit schräg ziehendem Antemedianband ähnliches
zeigen, konnte bei ihrer Seltenheit leider nicht untersucht werden.
Wesentliche Unterscheidungsmerkmale bieten hier nur die
chitin-verstärklen Teile: ein längliches bis ovales, bedorntes,
flach aufliegendes Signum (Lamina dentata), der oft bedornte
untere Faltensaum eines Teiles der oberen Bursahälfte und
die von mir als noch unbeschrieben gefundene Bursula nom. nov.
Auch Pierce in seinen „Genitalia of the British Geometridae” 1914
erwähnt diesen Anhang nicht, noch findet er sich auf seinen Zeich-
nungen der drei Dystroma angedeutet. Bursula nenne ich jene
seitliche Ausstülpung am oberen Teil der Bursa unterhalb des
Halses, die bei fruncata Hfn. (s. Tafel V 6a, Bl. 1) klein, als fast
kugelballonähnliche, querfaltige Blase, bei citrata L. als große,
mehr flache Ausbeulung, seitlich der oberen chitinösen Wand-
verstärkung und der Signum-Falte, sichtbar wird und auf man-
chen Präparaten als die seitliche Fortsetzung der ersteren und
ihres unteren, hier dornenlosen Faltensaumes erscheint (s. Abb.
Ta, Bb. 16). Für die nahverwandten Spezies der engeren fruncata-
und engeren citrata-Gruppe ist die Form dieser Bursula charak-
teristisch, Die als Zwischenglieder zu beiden geltenden Arten
zeigen dann aber, wie auch beim Jg’, alle möglichen Kombina-
tionen, sodaß jene von mir ursprünglich geplante Unterteilung
nicht aufrecht zu erhalten ist. Die Bursula ist ebenfalls als
wichtiges Bestimmungsmerkmal zu verwerten. Die in den
Tafeln V-IX beigegebenen Genitalzeichnungen bilden demnach den
wichtigsten Teil meiner Untersuchungen. Ich habe für sie absichtlich
— 213 —
die Form der Federzeichnung, reproduziert als Strichätzung, ge-
wählt, da diese weit besser als die sonst so getreue Photographie
die wichtigen Einzelheiten, auf die es besonders ankommt, klar
herauszuheben gestattet. Die Zeichnungen sind von mir alle
nach den in Klammern genannten Präparaten mit Hilfe des Abbe'-
schen Zeichenapparates hergestellt, und zwar alle in gleichem
Maßstab, sodaß sie ein sehr getreues Bild der Größenverhält-
nisse bieten und eine einwandfreie Bestimmung aller Arten hier-
nach ermöglichen. Diese sind aber teilweise so nahe verwandt,
— ihre artliche Trennung ist vielleicht erst vor verhältnismäßig
geringeren Zeiträumen erfolgt, — daß hier die sonst übliche
Heranziehung nur des 5 Genitalapparates nicht zum Ziele ge-
führt hätte. Da bei den Lepidopteren als eine der wenigen
Gruppen des Tierreichs die @ 2 das geschlechtsbestimmende,
sogenannte X Chromosom besitzen, also, wie sonst überall die
ö£d Individuen, eine um 1 erhöhte Chromosomenzahl aufweisen,
so war zu erwarten, daß vielleicht die ersten und klarsten Art-
differenzierungs-Merkmale bei ihnen auftreten und zu finden sein
würden. Die Präpärate gerade der ® Bursa haben das durch-
aus bestätigt.
Die © Bursa-Merkmale sind für die Unterscheidung
der Dystroma-Arten am wichtigsten!
Von einigen Arten konnte eine größere Zahl von Genital-
präparaten hergestellt werden, so vor allem auch von den verschie-
denen Subspezies der citrataL., von fruncata-transbaicalensis m.,
latefasciata Stdgr., und dentifera-alexandrowskana Mats., zwecks
Prüfung der Variationsbreite jener Merkmale innerhalb der Art.
EineVariabilität des 5 Q Geschlechtsapparates ist danach in gerin-
gem Maße wohl vorhanden, aber doch so, daß die Grundanlagen
jedes einzelnen Organteils erhalten bleiben, wie etwa die Form,
Breite und Grundfläche des Signum und der Bedornung beim 9,
des Dornenfelds der Vesica beim J'; lediglich die Anzahl und Größe
der Dornen fand ich in geringem Umfang abändernd, aber stets
bleibt die Artzugehörigkeit gut erkennbar. (S. I, Präp. 42, citrata
N.-Amerika, und II, Präp. 46, tibetana, während islandicaria den
Amerikanern am nächsten steht.)
So sind denn auch in erster Linie der Bau der Genital-
apparate von J und @ und erst in zweiter Linie dieäußeren
Merkmale der Flügelzeichnungsanlage bestimmend für die
im folgenden eingehaltene Reihenfolge aller und Einordnung der
gefundenen neuen Arten geworden.
a
1. D. truncata Hufnagel
1767, Berlin. Magazin IV, S. 602. (= variata Borgström 1784,
Thunberg, Diss. Ent. Ins. suec. p. 11; =russata Tr. et div. auct.,
(?) Schiff., = saturata Steph.) Die folgende Originalbeschreibung ist
nach P. Schulze der Deutsch. Ent. Ztschr. 1919, S.386 entnommen:
„36) Phal. truncata, der Flüchtling. Der Grund an der Einlenkung
der Flügel rotbraun, in der Mitte grauweiß bestäubt, am Ende
rostfarbig und grau, weißbestäubt. An den Stämmen der Eich-
bäume. Junius u. Juli. Von der ersten Größe. Sehr selten.“
Als Anmerkung hierzu heißt es S. 625: „Die Farben dieser Pha-
laene wechseln in Absicht des hellern und dunklern dergestalt
miteinander ab und sind so geschickt ineinander vertrieben, daß
man es nicht leicht mit Worten beschreiben kann; ob sie gleich
‚sonst nicht mit sehr hellen Farben pranget, so nimmt sie sich
doch schön aus. Es kostet aber Mühe sie zu fangen, weil sie
äußerst wild ist und es über dem schwer hält, sie am Stamme
des Baumes zu erbeuten.“ Prout meint (loc. cit. S. 43), daß diese
Beschreibung keine sichere Entscheidung darüber, welche der
beiden deutschen Arten gemeint sei, zulasse und daß man auf
alt überlieferte Interpretation angewiesen sei. M.E. ist die Flugzeit-
Angabe: Juni—Juli klar und bestimmt genug, denn zu dieser Zeit
fliegt in Norddeutschland citrata L. nicht, während andererseits
hier fruncata nur ausnahmsweise und in besonders warmen Lagen
und Jahren schon Ende Mai auftritt. Es kann also nur diese
gemeint sein. Außerdem ist cifrata L. erst in neuerer Zeit selten
im Berliner Gebiet gefunden. Bemerkt sei noch, daß ein zweifel-
los aus Herrich-Schaeffers Sammlung stammendes 9° der coll.
Bastelberger, bezeichnet mit „russata Schiff”, eine echte, kleine
truncata Hin. ist.
truncata Hin. ist auch weniger variabel, als jene, bildet je-
doch eine Reihe gleichartiger Formen, die mit denen von citrataL.
oft verwechselt werden. Deshalb habe ich sie in einer größeren
Reihe zum Vergleich mit dieser abgebildet (Abb. 1—12, Unter-
seite 1a— 12a, 25—27, 45 u.46, 45a, 46a). Als wichtigste, äußere
Merkmale zur Bestimmung der Art seien folgende angeführt:
VflL-Oberseite: Das meist gegen das Basalfeld weniger deut-
liche, mehr bogig verlaufende, nicht scharfgewinkelte, braune
Antemedianband; der weniger scharfe, äußere Vorsprung des
Mittelfeldes, der nicht so weit vorspringend, auch die weißliche
Wellenlinie nicht unterbricht; der große, meist kommaförmige
a.
Diskalpunkt. Hfl.,-Oberseite: Die zunächst 2mal eingekerbte,
dann bogig, nicht scharf gewinkelt, zum Innenrand ziehende Post-
medianlinie; eine meist deutliche, weiße Subterminalfleckenreihe.
VfL-Unterseite (Abb. 1a—12a, 45a, 46a): mit rechtwinklig,
nicht spitzwinklig gebrochenem, äußerem Saum des Mittelfelds;
H£l.-Unterseite: der mehr bogige Verlauf der Postmedianlinie,
die kaum dunkel angelegte, weiße Subterminalileckenreihe, die
bei den dunklen Formen, bes. bei den extremen nigerrimata Fuchs,
das letzte helle Zeichnungselement ist, das verschwindet (siehe
Abb, 9a, 10a), also ein erblich recht fest verankertes, philogene-
tisch altes Merkmal sein muß. Zöllner kommt (loc. cit) deshalb
zur Verwerfung auch dieses Zeichnungselementes als Charak-
teristikum für fruncala, weil die ihm vorliegenden, schwarzbin-
digen Formen nach seinen Abbildungen auf Taf. V und VI mit
einer Ausnahme (Taf. V Fig.6) sämtlich zu citrata L. gehören!
Zöllner's Feststellung betreffs eines konstanten Unterschie-
des im Hfl.-Geäder gegenüber citrataL. trifft für fruncata Hin.
tatsächlich auf etwa 80°, aller von mir durchgesehenen Falter
zu. Bei diesen mündet die den Mittelzellenschluß bildende Ver-
bindungsader im ersten Drittel der Strecke von der Abzweigung
der Ader Sc bis zur Gabelung R/M, gerechnet (Text-Abb. a!).
Bei den übrigen ca. 20°, jedoch finden sich alle Uebergänge
biz zur '/, Teilung, wie Zöllner sie als sicheres Merkmal der
citrata L. angibt (Text-Abb. b!). Bei iruncata Hin. ist also jene
Angabe für die Mebrzahl der Falter zutreffend, aber nicht kon-
stant; und da, wie ich bei cifrataL. nachzulesen bitte und wie
es Text-Abb. a!“ zeigt, dasselbe Merkmal auch recht häufig bei
schwarzbindigen citrata vorkommt, so ist, wie Lange (s. „Iris“)
und ich an ex ovo gezüchtetem Material unabhängig von ein-
ander feststellen konnten, das Hfl.-Geäder in seiner Variabilität
bei beiden und auch den asiatischen Dystroma-Arten zur siche-
ren Artbestimmung unbrauchbar! (Siehe Text-Abb. S. 216.)
Größe: Die zentraleuropäischen Stücke haben 16,0 bis
18,0 mm Vfl.-Länge und 28,0—32,5 mm Spannweite. Abb. 27
zeigt einen Zwerg von nur 21,5 mm Spannweite (hat außerdem
im Hfl.-Geäder '/, Teilung = citrata L. nach Zöllner).
Die Variabilität der Art ist wie bei cifrataL. im feuchten
Nordwesten Europas und dann in Gebirgsgegenden am größten.
England hat wohl die meisten und merkwürdigsten Varianten
hervorgebracht. Hier in der atlantischen Klimazone ist auch
die schöne mit ockergelbem bis braunem Mittelfeld auftretende
— 216 —
Mutation rufescens Ström., nach dem mir vorliegenden Material
und Faunen-Angaben am häufigsten. Nach Süden und Osten,
also im trockneren Kontinental-Klima, wird sie, wie auch die
dunklen Formen, recht selten. So ist in Ostpreußen die weiß-
bindige Form am ausgeprägtesten, die schwarzen Formen dagegen
fehlen hier, nach allem, was ich bisher sah, vollständig! Zu-
sammen mit der Parallelerscheinung bei citrataL. ein Beweis
a
te
EN
MN }
|
|
N
N Be
Zu truncata Hfn. (1) und citrata L. (16): Pa—=Palpen; a, b, c—= Verlauf des
Hfl.-Geäders; Rp. =letztes Segment der Raupe; Kr. = Puppen-Kremaster.
Etwa 25mal vergrößert. Orig -Zeichnung des Verf.
mehr dafür, daß der äußere, klimatische Faktor Feuchtigkeit
‚das Keimplasma zur Bildung erblicher, meist in: melanotischer
Richtung entwickelter Formen zu reizen und dahingehend zu be-
einflussen vermag. (Vergl. auch das hierzu bei cifrataL. Gesagte.)
Die Nominatform mit grau bestäubtem Mittelfeld zeigt Abb.
19,20;269, 27% in Il. u. IIl. Generation. Farbige Abbildungen
finden sich u. a. bei Wood., Ind. Ent., Fig. 579, Seitz IV, Taf. 8k,
Culot III, Taf. 23 Fig. 473, 475. In Schleswig-Holstein und im
benachbarten Nordwestdeutschland ist sie die häufigste Form.
Weiter südlich scheint sie mehr auf Gebirgslagen beschränkt.
— 217 —
f. (et partim subsp.) centumnotata Schulze 1775, Naturfor-
scher VI, S.92, Taf. 4 Fig. 4 (= albata Culot 1917) ist die in Zentral-
und Osteuropa häufigste Form mit fast weißem, nur an den Seiten
meist noch von schwärzlichen, feinen Linien durchzogenem Mittel-
feld. [Abb. 3 (9 Ostpreußen), 4 (5 Kiel), 25 (2), letzteres mit sehr
tiefem Zahn unter der Costa am Außensaum und '/,, links fast
2/, Teilung () an der Mündung der Verbindungsader im Hil.
d.h. =citrata L. nach Zöllner.] Die hellsten Stücke, gleichzeitig
mit auffällig deutlich gezeichnetem, hellgelbbraunem Antemedian-
band, sah ich von den baltischen Provinzen. [Woods Fig. 578,
Hübners Fig. 305 (als russata), Seitz IV Taf. 8k, Berge-Rebel
Taf. 42 Fig. 12, Culot Taf. 23 Fig. 474, Fig. 479 (albata).. Auch
letzteres von Culot (Bd. III, 1917, S. 160) überflüssigerweise albata
benannte Tier dürfte aus Ostpreußen stammen. Ich halte je-
doch eine weitere Aufspaltung der weißbindigen Form, wie auch
anderer, bei solch einer stark variablen Art für entbehrlich, und
stelle deshalb diese, für ein extrem aufgehelltes Individuum ein-
‚geführte Sonderbezeichnung als Synonym zu centumnotata Schulze.
— Schon Fabricius zählt in seinem Entomol. Syst. III, 1794 diese
Form auf, deshalb ist ihre gänzliche Fortlassung im Staudinger-
Rebel-Katalog 1901 recht bedauerlich.
f, nigroalbata Culot 1917, Noct. et Geom. de l’Europe, III,
S. 160, kenne ich nur nach der vom Autor auf Taf. 24 Fig. 482
handkoloriert abgebildeten Type, einem 9 aus England. Die
Vorderflügel sind braunschwarz, die Säume des Mittelfeldes
dunkler, dessen Mitte aber reinweiß mit schwarzem Diskalpunkt
‚ohne sonstige Zeichnung. Hinterflügel einfarbig schwärzlich-
grau. Eine Parallelform zur f. paradoxa Lange von C. caesiata
Schiff.
i.tysijordensis Strand, 1901, Nyt Mag. f. Naturvidensk,, S. 62.
(Abb. 5 u. 5a). „Steht der v. Schneideri Sbg. (= infuscata Tgstr.)
‚am nächsten, aber die Zwischenfelder sind rostrot, und die Mittel-
'binde, welche in ihrem äußeren und vordersten Teil tief schwarz
ist, hat am Vorderrand einen lichtgrauen ovalen Fleck und einen
ähnlichen, aber kleineren am Innenrande. Sonst wie Schneideri.
’Unicum von Tysfjorden.* Prout stellt diese Form als synonym
zu citrata f. simpliciataWlkr. Das ist sie aber m. E. nicht, son-
dern die Parallelform der fruncata Hin. Da eine solche Form
‚mit schwarzem, weißgrau geflecktem Mittelfeld in simpliciata Wlkr.
'bei citrata L. besteht, mag auch tysfjordensis Strand bestehen
bleiben. Sonst würde ich sie als Uebergang zur folgenden bei
— 218 —
dieser einreihen. Strand nennt sie als der infuscata (= schneideri)
sehr nahe, die wiederum der fruncata Hin. viel ähnlicher ist als
der citrataL. Auch das Fangdatum (ca. 10. bis 18. 7.) kann noch
in jenen Breiten für fruncata Hin. sprechen. Aber alle anderen
von Strand noch von Bergen, Lavik, Laerdal, Aal angeführten
Stücke sind von Mitte August bis Ende September gefangen,
woraus sich ergibt, daß alle citrata Fr. gewesen sind! (auch
seine Forma principalis!) Strand hat also 1901 drei Arten völlig
durcheinander geworfen, indem er alle als Formen der truncata
Hfn. anführt. Sein Unicum der tysfjordensis ist aber sicher das
einzige dort von ihm gefangene Stück dieser im Norden selte-
neren Art gewesen. Ich zog mehrere ex ovo.
f. periuscata Haworth 1809, Lepid. Brit. Il, p.325 (=? rus-
sata Schiff., aber = russata Hbn. Fig. 445, = fumata Lange trans.).
Weitere Abbildungen: Wood Fig. 580, Sepp (IV) Taf. VIil Fig. 11,
Guen. Atlas Taf. XVII Fig. 2, Culot (II) Taf. 23 Fig. 480. Meines
Erachtens ist perfuscata Haw.. die älteste, sichere Bezeichnung
der rein schwarzbindigen /runcata, wie ich sie unter Nr. 6 u.6a
abbilde. Prout kommt (loco cit.) zu dem Ergebnis, daß russata
Schiff. (W.V.) die Priorität gebühre. Schiffermüllers Beschreibung:
„Zimmetbrauner, schwarzstreifiger Spanner, G. ussata", sagt aber
hier garnichts. Bei dem Wiener Verzeichnis sind wir ganz auf
die Interpretationen der Zeitgenossen und späteren Autoren an-
gewiesen, da Schiffermüllers Sammlung 1848 durch einen Brand
verloren ging. Wohl bezeichnen die russata-Bilder Hübner’s, die
Beschreibungen Treitschke’s, Freyer's u. a. alle meist die heutige
truncata Hufn., aber dennoch scheinen hier schon damals die
Verwechslungen mit citrata L. ihren Anfang genommen zu haben.
Wie mir auf meine Anfrage Herr.Prof. Dr. Rebel und Dr. Scha-
werda, Wien, freundlichst mitteilten, kommt die schwarzbindige
truncata Hufn. in der Wiener Umgebung aller Wahrscheinlichkeit
nach nicht vor. Wohl enthalten die Wiener Sammlungen aus
den benachbarten Voralpen schwarzbindige Formen, die aber
nach Angabe der Genannten alle zu citrata L. gehören! Des-
halb wird Schiffermüllers russata doppelt zweifelhaft. Ihn für
die schwarze cifrata einzusetzen, halte ich für ebenso unsicher
und bedenklich, sodaß russata Schiff. meines Erachtens keine
Berücksichtigung finden kann, hier wie dort nicht. Deshalb
gebührt der nächstältesten, sicheren Bezeichnung perfuscat«
Haworth 1809 die Priorität. Das Schwarz derselben ist
stumpfer, mehr grau, als bei der entsprechenden citrata-Form.
— 219 —
Die braunen Bänder stets dunkler, stumpf schwärzlichbraun;
auch die Hfl. oben und unten grau verdunkelt, doch bleiben im
Gegensatz zu Zöllners irrtümlichen Angaben die weißen Sub-
terminalflecken meist recht deutlich erhalten. Häufig zeigen sie
unterseits wie das unter 6 und 6a abgebildete © ein breites,
medianes dunkles Band. Uebergangsstücke haben den mittleren
Teil des Mittelfelds mehr oder minder dunkelgrau aufgehellt,
so f. fumata Lange, „Iris“ 1921, S.147, die aber, weil homonym
mit D. /umata Bastelberger, fallen muß und am besten unter
perfuscata Haw. eingereiht wird. Diese ist typisch weit seltener
als die schwarzbindige citrata-Form, mit der sie meist verwech-
selt wird. So bei Zöllner, dem nur ein einziges Stück (Taf. V
Fig. 6 loc. cit) aus Hannover vorlag, und bei Klöcker, Fauna
Dänemarks, Taf.VI, Fig.94. Am häufigsten ist sie mit der folgen-
den Extremform im nordwestl. Atlantischen Küstengebiet. An
der Nordwestgrenze des Artvorkommens, auf den Hebriden und
Nord-Schottland, bildet sie fast eine Rasse, ist häufig in England,
Belgien (Ypern), Holland, Schleswig-Holstein, seltener in der Rhein-
provinz, Skandinavien und längs der Ostküste bis etwa zur
Oder-Mündung und bis Berlin. Oestlich dieser Linie fehlt sie
anscheinend ganz! Dann wird perfuscata Haw. wieder von den
deutschen Mittelgebirgen (Erzgebirge) als selten, häufiger aus
den Schweizer und Tiroler Alpen erwähnt. Bei Aachen fing sie
Püngeler und zog sie dann ex ovo erst seit 1917. Die Form ist
also klimabedingt, da ihr Vorkommen in Relation mit feuchterem,
kühlerem Klima steht. In Gegenden mit trockenerem, kontinen-
talem Klima überwiegt dagegen die weiße Form.
f. nigerrimata Fuchs 1900, Jahrb. Nass. Ver., Bd. 53, S. 57.
(Abb. 9 u. 9a). „Die Vfl. oben einfarbig rußigschwarz mit ganz
verschwommener Zeichnung; im Wurzel- und Saumfeld undeut-
lich rostbraun gemischt. Von Elberfeld und ein Uebergang von
Oberursel.
Die rußige Färbung überzieht den ganzen Vfl. gleichmäßig,
alle Zeichnung fast verschlungen, auch die bei anderen fruncata
saumwärts weiße Einfassung des Mittelfelds, von der nur noch
lichte Atome übrig sind, namentlich unterhalb des Vorderrands.
Die rostbraune Färbung des Wurzelfelds rußig getrübt, die des
Saumfelds deutlicher. Die Hfl. schwärzlich aschgrau, ebenso die
Unterseite, auf welcher die Begrenzung des Mittelfelds saum-
wärts als lichter, verwaschener Streif auf allen Flügeln angedeutet
ist. Kopf, Brustschild, Schulterdecken, Hinterleib berußt.“
— 220 —
Stücke, welche dieser Beschreibung ganz entsprechen, oder
noch darüber hinausgehen, wie das schöne © von Kiel Abb. 9,
sind sehr selten. Ich sah außer den von mir ex ovo von hie-
sigen @ Q gezogenen Faltern in den großen Sammlungen kein
einziges Stück mit so vollständig einfarbig grauschwarzer Unter-
seite. Püngelers Tiere, welche von ihm in Aachen ab 1925 ge-
zogen, sind in den Vorderflügeln gleich meinen extrem, aber die
Hinterflügel und besonders deren Unterseite sind wie bei Fuchs’
Type nur bis zur Postmedianen verdunkelt, das Saumfeld bleibt
hell. Ein derartiges 5 lag mir von Essen vor. Bei den Kieler
Stücken ist die weiße Submarginalfleckenreihe das letzte, was
noch auf der einfarbigen Unterseite sichtbar bleibt (Abb. 9a),
sie übertreffen also noch Fuchs’ Type. Herr Prout schrieb
mir, daß er solch extreme Stücke selbst noch nicht gesehen,
sondern nur gehört habe, daß einige neuerdings in Yorkshire
gefangen seien. Ich betrachte die hiesigen, stets westlich
der Stadt gefundenen Tiere nicht als Industriemelanismus.
Sonst werden noch Uebergänge von Vorbrodt aus der Schweiz
gemeldet.
f, nigrobrunneata m. f. nova (Abb. 10 und 10a) ist eine
eigenartige Extremform, die ich aus einer Paarung nigerrimatag"
IX 717 X
concinnata Steph. 10%
japonica Heydem. ix x
cinereata Moore >
. flavifusa Warren
.D
IX X
. proavia Heydem. X
fumata Bastelb. x
infuscata Tengstr. DL LS |
. latefasciata Stdgr. EI DSDR
. imitaria Heydem. GER
veonoausunn
Fe
>)
. pseudimmanata Heydem. x
D
x
. incolorata Heydem. | x
N
&
. volutata Prout x
-
>
. calamistrata Moore x
r
(8) ]
. subapicaria Moore
. citrata L. UBS DEN ER
17. dentifera Warren
172 subsp. alexandrowskana Mats. x ES
18. tenebricosa Heydem. x
N
er
RE RR
x
19. fulvipennis Hamps. x
20. Korbi Heydem. x x
21. ochreogriseata Heydem. x
22. planifasciata Prout. x
23. singularia Heydem. z
24. corussaria Oberth. xIxX1x
25. albiangulata Warren x x
B) Indo-Austr. Faunengebiet
26. cuneifera Warren x
27. crepona Swinhoe
28. ? Species (N.-Luzon)
C) Nord-Amerik. Faunengebiet
29. brunneata Packard
30. traversata Kell.
31. mulleolata Hulst.
32. atrifasciata Hulst.
RR
KR SLRR
ee m.
Zur Biologie der Erebien
nebst Bemerkungen über die Entwicklung der E. eriphyle‘)
von
Prof. v. Stubenrauch-München.
Mit zwei Textbildern und einer Tafel (XV])
Die Entwicklungsstadien einzelner Erebienarten sind uns heute
noch völlig unbekannt. Aber auch verschiedene Lebenserschei-
nungen und Funktionen der Falter sind noch nicht genügend
studiert, wie die in der Literatur niedergelegten zum Teil sich
widersprechenden Angaben erkennen lassen. Untersuchungen und
Beobachtungen, welche von mir vor mehreren Jahren begonnen
wurden und in der Folgezeit fortgeführt werden sollen, war die
Aufgabe zu Grunde gelegt, die noch bestehenden Lücken unserer
Kenntnisse auf dem erwähnten Gebiete nach Möglichkeit auszu-
füllen. Eine solche Aufgabe erfordert begreiflicherweise einen
großen Zeitraum und so ist es kaum denkbar, schon in nächster
Zeit eine lückenlose, nach biologischen Gesichtspunkten orien-
tierte Darstellung des Gegenstandes zu geben. Der natürliche, dem
Berufsentomologen zugänglichere Weg, die einzelnen Entwick-
lungsstadien im Freiland aufzusuchen, stellt große Anforderungen
an den Opfermut des Sammlers, der zumeist den ergiebigen Fal-
terfang einer mühevollen biologischen Forschungsarbeit vorzieht.
Auch kann dieser Weg allein nicht die Lösung aller in Betracht
kommende Fragen herbeiführen. Die Entwicklung des Eies, die
Verhältnisse der Ueberwinterung, vor allem jene der Häutungen,
würden auf die genannte Weise nicht genügend erforscht. Dieses
Ziel zu erreichen ist Aufgabe der Experimentalarbeit, der Züch-
tung. Was letztere betrifft, so soll hierüber von mir in späterer
Zeit berichtet werden. Hier mag zunächst nur allgemein bemerkt
werden, daß die Aufzucht der meisten Arten nach meinen Er-
fahrungen weit schwieriger ist, als Aue jüngst (I) anzunehmen
geneigt schien. Aus der Reihe meiner bisherigen Beobachtungen
gebe ich zunächst eine Schilderung aus dem Leben der Falter,
*) Nach einem am 27. II, 1928 sowie am 11. II. 1929 in der Münch.
Entom. Gesellschaft gehaltenen Vortrage.
— a
um im Anschlusse an die Besprechung der Eiablage über eine
bisher noch nicht geübte Methode zu berichten, mit Hilfe deren
wir in der Lage sind, die Aufzucht gewisser in Gefangenschaft
nicht schlüpfender Arten zu ermöglichen.
Die Erebien:) leben bekanntlich zumeist in der alpinen
und subalpinen Region mit Ausnahme der E. medusa, der ex-
quisiten Vertreterin des Flachlandes und der E. aethiops’), ligea
und oeme, welche sowohl in der subalpinen Region, wie in den
Talebenen des Alpenvorlandes auftreten. Wie an Größe und
Zeichnung, so unterscheiden sich die einzelnen Arten auch durch
die Lebensgewohnheiten. Während glacialis, gorge und pronoe
zu den Schnellfliegern gehören, ist der Flug anderer Arten wie
eriphyle ein träger. Der Unterschied ist im Wesentlichen in der
Individualität der Arten begründet, da beispielsweise gorge und
eriphyle vielfach auf gemeinsamen Flugplätzen vorkommen. Ich
erwähne diese Erscheinung, da ich beobachten konnte, daß
andere Tagfalter, z. B. die als Schnellfliegerin bekannte Col.
phicomone auf weitem Gelände ungleich rascher fliegt, als auf
begrenztem, eingeschlossenem. Durchschnittlich fliegen die Männ-
chen rascher als die Weibchen, welche häufig den Flug unter-
brechen, um sich in ihre Grasverstecke zurückzuziehen. Die Weib-
chen mancher Arten (z. B. pronoe) müssen öfters aus ihren
Verstecken aufgescheucht werden, wenn man sie im Fluge er-
beuten will. Die Erebien sind im Allgemeinen „Frühaufsteher‘.
Man kann sie in den Morgenstunden von 7 bis 8 Uhr:) bereits
in einigen Exemplaren fliegend antreffen. Die Mehrzahl erscheint
allerdings erst dann, wenn die Sonnenstrahlen eine größere
Wärme entwickeln. Die günstigste Zeit, ihrer habhaft zu werden,
fällt in die Vormittagsstunden von 9 bis ıı Uhr. Um die gleiche
Zeit besteht auch die größte Aussicht, die im Grase copulierenden
Paare aufzustöbern. Die Erebien ‚fliegen gewöhnlich nur im
Sonnenschein; selbst eine kurze Zeit dauernde Bewölkung, bezw.
Verdunklung der Sonne treibt sie in ihre Verstecke wie Gras,
Büsche, Felsenritzen und dergleichen, wo sie auch am Nachmittag
ihre Nachtquartiere beziehen. Nur den gefräßigen Aethiops kann
man sowohl bei bedecktem Himmel, als auch noch bei den
!) Wenn hier von Erebien gesprochen wird, so sind damit die in Deutsch-
land und Oesterreich vorkommenden Arten gemeint.
2) Die E. aethiops ist auch bereits im Flachlande, in der Umgebung
von München (2) festgestellt worden.
®) In der genannten Zeit schlüpfen auch gewöhnlich die Falter.
—. 299 —
Strahlen der untergehenden Sonne von Blüte zu Blüte fliegend
beobachten. Als Nahrung dienen denErebien vorwiegend Blüten
von Compositen. Doch haben einzelne Arten ihre besondere
Speisekarte, wie beispielsweise nerine, welche vorzugsweise an
den Blüten von Potentilla caulescens (Ill) saugt: Bekannt ist auch
die Vorliebe, mit welcher sich einzelne Arten (aethiops, goante)
an feuchten Stellen steiniger Wege, oft in größerer Gesellschaft
aufhalten oder an Felswänden saugen. Weibchen von nerine be-
obachtete ich, wie sie sich mit zusammengeschlagenen Flügeln
platt an den Felsen setzten, so daß die gesprenkelte Zeichnung
ihrer Hinterflügel-Unterseite das Auffinden der Tiere ungemein
erschwert. Hinsichtlich der Copulation vermag ich nur das Eine
zu sagen, dal; sie im Freiland gewöhnlich in der ersten Hälfte
des Vormittags bei Sonnenschein erfolgt, und daß ihr Eintritt
in der Gefangenschaft natürlich vom Zeitpunkt abhängt, zu
welchem die Tiere zur Paarung angesetzt werden. Sonnenschein
ist auch hier nötig.
Was nun die Eiablage betrifft, so bedürfen die Tiere im
Freiland offenbar eines größeren Zeitraumes, um ihre Eier abzu-
setzen. Die Regel ist wohl, daß die Eier einzeln abgelegt werden
und scheint es erwiesen zu sein, daß die Ablage keineswegs aus-
schließlich an Gras erfolgt. So hat beispielsweise Naufock (IV)
gesehen, daß Weibchen von nerine auf Steine ablegten. Ich selbst
konnte genau beobachten, wie ein pronoeweibchen auf einer
feuchten Wiese zunächst verschiedene Halme desselben Gras-
stockes absuchte, dann aber ein Ei auf die Unterseite eines Lö-
wenzahnblattes anheftete, das sich in nächster Nachbarschaft des.
Grasstockes befand. Die von Eiffinger (V) generell gefaßte
Behauptung, daß die Erebien ihre Eier nicht an die Halme der
Nahrungspflanze heften, sondern ins Gras auf den Boden fallen
lassen, widerspricht den Tatsachen. Von 18 Arten, deren Eiablage
ich selbst studierte, haben nur lappona und oeme die Eier lose
auf den Boden des Ablagekastens gelegt, alle übrigen (manto,
aethiops, medusa, cassiope, gorge, pharte, nerine, stygne, gla-
cialis, mnestra, tyndarus, evias, pronoe, eriphyle, melampus
und ceto) dieselben angeheftet. In der Gefangenschaft legen die
Erebien ihre Eier unter geeigneten Verhältnissen regelmäßig ab,
wenn auch nicht in größerer Menge in einer Sitzung, sondern
ähnlich wie im Freiland auf mehrere Tage verteilt. Ich benütze
zur Unterbringung der Tiere würfelförmige Kästen (skizzierten
Baues) in 2 Größen: Der größere, 24 cm im Durchmesser, dient
— 296 —
zur Aufnahme größerer Falter, der kleinere mit I$ cm Durch-
messer der Unterkunft von Faltern geringer Größe. Seitenwände
wie Deckel haben mit Stramin bezogene Fenster.:) Der Kasten
wird der vollen Sonne ausgesetzt, nachdem sein Boden mit einer
dünnen Lage von Grasblättern und -Halmen (steife Sorten sind
vorzuziehen) bedeckt und Nahrung für den Falter in ihm unter-
gebracht ist. Als letztere sind Obstschnitten5) oder kleine in
Wasserfläschchen frisch erhaltene Sträußchen von Klee- oder
Distelblüten zu verwenden, welche von einer kleinen Oeffnung
des Kastendeckels aus zeitweise (mittels einer Augentropfpipette)
mit dünnem Zuckerwasser besprengt werden. Infolge der An-
strengungen, welche der Flug im beengten Raume den Tieren
verursacht, haben letztere das Bedürfnis häufig Nahrung zu sich
zu nehmen. Unter den geschilderten Verhältnissen schadet selbst
1
N
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(Textbild 1).
ein längerer Aufenthalt im Kasten den Faltern nicht und beginnen
diese, wenn überhaupt hiezu geeignet, meist bald mit der Ablage
der Eier, welche auf die Halme und Blätter des eingestreuten
Grases, häufiger jedoch bei vielen Arten auf den Straminbezug
abgesetzt werden. Bevorzugt in letztgenannter Beziehung ist der
Ueberzug des Kastendeckels. Einzelne Arten legen gerne an be-
schattete Stellen des Kastens ab. Es ıst deshalb empfehlenswert,
einen kleinen : Bezirk des Deckelfensters mit einer Auflage von
Pappe zu beschatten (s. Textbild 1).
Unter den geschilderten Umständen abgelegte, befruchtete
Eier gelangen für gewöhnlich zur weiteren Entwicklung und
schlüpfen die Räupchen durchschnittlich zwischen dem 16. und
21. Tage, jedoch nicht immer. So erlebte ich, daß in Gefangen-
schaft abgelegte Eier von eriphyle niemals Raupen ergaben.
*) Die Kästen sind zerlegbar und können bequem auf Reisen benützt
werden.
5) Man höhlt am besten die Obstschnitten in der Mitte etwas aus und
füllt die Höhlung mit etwas Zuckerwasser, um sie feucht zu erhalten.
— AN
Versuche C. Höfer’s (VI), welcher erstmals Ei, erwachsene
Raupe und Puppe von eriphyle beschrieb, und die Art ex ovo
züchten wollte, verfielen dem gleichen Mißgeschick. Höfer war,
als ihm die Räupchen nicht schlüpften, der Meinung, daß die
Eier infolge der herrschenden Hitze vertrocknet seien.‘) ‚Alle
Versuche meinerseits, günstigere Bedingungen für die Aufzucht
zu schaffen, blieben erfolglos. Es war völlig gleichgiltig, ob die
Eier im Zimmer oder im Freien, in der Ebene oder in der Höhe,
trocken oder feucht, kalt oder warm aufbewahrt wurden. Gleiche
Beobachtungen machte ich auch an in Gefangenschaft abgelegten
Eiern von ligea und euryale. Ich stelle mir vor, daß unter dem
Einflusse der Gefangenschaft und der damit verbundenen Unruhe
der Tiere die Eiablage in überstürzter Weise stattfindet und hiebei
die Masse des Dottermateriales quantitativ oder qualitativ in einer
Weise verändert wird, daß die Larve bis zu jenem Augenblick, ın
dem sie reif die Eischale verlassen soll, nicht in genügender Weise
ernährt wird. Die Erscheinung des Nichtschlüpfens tritt unter glei-
chen Bedingungen sicher nur bei wenigen Arten auf. Daß aber nicht
eine verminderte Entwicklungs- oder Lebensfähigkeit der Larve
selbst Ursache des Nichtschlüpfens ist, geht einmal daraus hervor,
daß man zur natürlichen Zeit (14—2ı Tage je nach der Art und
den klimatischen Verhältnissen) die Raupe voll entwickelt mit
allen Einzelheiten ihres Hautkleides, auch ihre Eigenbewegungen
mittels des Mikroskopes im Ei beobachten kann, dann auch
daraus, daß — wie im Folgenden noch gezeigt wird — die Ent-
wicklung zur Imago erfolgen kann, wenn der schlüpfreifen Raupe
nach ihrer rechtzeitigen Befreiung aus der Eischale die natürliche
Nahrung zugeführt wirz.
Nach den mehrjährigen gleichartigen Erfahrungen waren
die Aussichten für die Aufzucht der E, eripyhle auf gewöhnlichem
Wege absolut ungünstige. So kam ich auf den Gedanken, die
Raupe auf operativem Wege dem Ei zu entnehmen. Grundbe-
dingung für das Gelingen eines solchen Versuches ist zunächst die
°) Um den Einfluß der Trockenheit zu beseitigen, ist es nötig, die be-
reits abgelegten Eier möglichst bald dem Kasten zu entnehmen (jedenfalls
noch am Tage ihrer erfolgten Ablage), sind in einem mit Wattepfropf ver-
schlossenen Glase an kühlem, schattigen Orte aufzubewahren. Bei andauern-
der großer Hitze empfiehlt es sich, den Boden des Glases mit Fließpapier zu
belegen und letzteres täglich einmal ganz wenig vom Rande her mit einem
Tropfen Wasser zu befeuchten. Eine feuchte Kammer darf hierbei nicht
entstehen, da sonst Verschimmeln eintritt. Vorsicht in Sommerwohnungen,
in welchen Ohrwürmer (Forficula auricularia) vorkommen, die gefährliche
Eierdiebe sind.
= 2 =
Wahl des richtigen Zeitpunktes. Zur Zeit der Entnahme der Larve
darf diese in der Eischale nicht mehr von sichtbaren Mengen‘
flüssigen Mediums umgeben sein. In feuchtem Zustande entnom-
mene Larven gehen raschestens zu Grunde. Fortlaufende mikro-
skopische Kontrollen führen zur Wahl des richtigen Augenblickes.
Die Prozedur, am besten mit Hilfe des binocularen Lupenmikro-
skopes von Zeiß vorgenommen, ist nicht ganz einfach. Schon das
Aufkleben der Eier kann Schwierigkeiten bereiten; letztere sprin-
gen häufig beim Berühren mit der Nadel wieder von der Unter-
lage ab. Syndetikum hat sich als Klebemittel am meisten bewährt.
Es ist auch nicht gleichgültig, in welcher Lage das Ei fixiert wird.
Im Allgemeinen ist die Kopf-Brustgrube die günstigste Stelle für
den Eistich, so daß man gut tut, diese Stelle von der Klebemasse
frei zu halten. Zum Einstich habe ich eine gewöhnliche, besonders
geschärfte (und gut geglättete!) Präpariernadel verwendet. Nach
erfolgter Eröffnung der Eischale und Entfernung genügend gro-
Ber Teile derselben, wurde die Raupe mit einem feinen, leicht
angefeuchteten Pinsel herausbefördert.
Der Versuch gelang bereits bei der ersten, im Jahre 1926
derart behandelten Serie von 13 Eiern eines aus Steiermark stam-
menden Eriphyleweibchens; ich verlor durch den Eistich selbst
nur ein Tier. Die kleinen, im Jahre 1926 auf diese Weise gewon-
nenea Räupchen nahmen sehr bald Futter (Poa annua) an, ge-
diehen im Glase gezogen zunächst ausgezeichnet, häuteten sich
mit einer Körperlänge von 4—5 mm in der Zeit zwischen 16. IX.
und 6. X. 26 zum erstenmale und hörten mit 5—6 mm Körper-
länge zu fressen auf. Zur Winterruhe wurden sie auf einen ein-
getopften Grasstock gebracht und letzterer im Freien (in der
Stadt) den ganzen Winter hindurch gehalten. Eine Ende März
1927 vorgenommene Kontrolle wies sämtliche ı2 Tiere lebend
nach. Nun kamen die Räupchen in ein warmes Bad, dann auf
einen frischen Grasstock; doch gingen sehr bald ıı Tiere ein.
Nur eines blieb am Leben, das sich im April mit 7,5 mm Körper-
länge zum zweitenmale häutete und von da ab nur mehr zeit-
weise fraß. Zum letztenmale sah ich es im August 1927 mit einer
Körperlänge von Io mm, dann ging es mir verloren.)
’) Dieses Tier führte mich anfänglich zu der Meinung, daß E. eriphyle,
wie vielfach von der alpinen Erebienarten behauptet wird, eine 2jährige Ent-
wicklung durchmacht. Spätere Erfolge meiner Zuchtversuche drängten
jedoch zu der Annahme, daß die Entwicklung von eriphyle und der
Mehrzahl der bei uns heimischen Erebienarten eine einjährige
ist. Bis jetzt ist meines Wissens eine 2jährige Entwicklung nur bei ligea
festgestellt worden.
— 299 —
Im August 1927 behandelte ich eine zweite Serie von 12
Eiern eines Eriphylenweibchens, welches aus dem Berchtesgade-
ner Gebiet stammte, mittels Eistiches, ohne einen Verlust durch
den Eingriff zu erleben. Die Tiere häuteten sich diesmal zweimal
vor der Ueberwinterung; sie waren zu dieser Zeit 9—Io mm groß.
Die Ueberwinterung fand wieder im Freien statt und wurden die
Räupchen Ende März vollzählig vorgefunden, gebadet und auf
frisches Futter (Poa annua) gesetzt. Aber auch diesmal gingen Iı
Tiere im Laufe des April 1928 zu Grunde. Ein einziges häutete
sich mit einer Körperlänge von ı2 mm im Mai zum drittenmale
und verpuppte sich am 6. VI. 28 mit 13 mm Körperlänge. Der
Falter, ein normalgebildetes Weibchen, schlüpfte am Morgen des
21. Juni 28.
Die besten Resultate lieferte die dritte Serie von 14 Eri-
phyleeiern, die ich im August 1928 geöffnet hatte. Das Muttertier
flog auf der Kallbrunner Alpe (Salzburg). Die Räupchen über-
winterten nach der 2. Häutung mit einer Körperlänge von 7—9
mm. Zehn von ihnen gingen bald nach der Ueberwinterung zu
Grunde, die übrigen vier häuteten sich im Mai zum dritten- und
letztenmale und verpuppten sich vom 13. V. 29 bis 16. VI. 29.
Berater 20,: 2, schlüpften vom 31. V. 29 ab’bıs 30. VL. 29;
sie sind auf Tafel XVI, Abb. 9, in natürlicher Größe dargestellt.
Es ist sonach gelungen, die Aufzucht der E. eriphyle mittels
des Eistiches durchzuführen und hiebei normale Falter zur Aus-
bildung zu bringen. Größenunterschiede, wie sie bei den Tieren
der Serie III zu Tage treten, zeigen sich ebenso auch bei Freiland-
tieren. Bei der großen Verlustziffer, mit welcher die operative
Aufzucht belastet ist, muß berücksichtigt werden, daß sie kaum
sehr erheblich größer als bei gewöhnlicher ex ovo-Zucht anderer
Arten ist. Ob die hier angewendete Methode bei anderen in
Gefangenschaft nicht schlüpfenden Erebienarten ebenfalls Erfolge
erzielen wird, bleibt abzuwarten. Natürlich hat die Durchführbar-
keit des Verfahrens auch ihre Grenzen, die wohl in erster Linie
durch die Beschaffenheit der Eischale, dann aber auch durch die
Besonderheit der zu behandelnden Art bestimmt sein dürften.
Zum Schlusse gebe ich als Ergänzung der Mitteilung Hö-
fer’s eine Darstellung der einzelnen Entwicklungsstadien von
E. eriphyle, wie sie auf dem Wege der im Vorangehenden ge-
schilderten Aufzucht erschlossen werden konnten.
— 300 —
Das Ei (Tafel XVI, 1 u. 2) wird einzeln abgelegt (angeheftet), ist stumpf-
kegelförmig, seine Basis (Anheftungsstelle) abgeflacht, flacher u. breiter (0,7mm)
als der obere Pol (0,5 mm). Die Länge beträgt Imm. Die Oberfläche des
Eies zeigt grob gebaute, stark vorspringendc Längsrippen (16 bis 19) zwischen
welchen deutliche concav eingebuchtete Querrillen sich befinden, Die Fläche
des oberen Poles bietet ein granuliertes Aussehen, bedingt durch ein Maschen-
netz leistenartig vorspringender untereinander anastomosierender Erhebungen.
Frisch abgesetzt ist das Ei opak, schwach grünlich gelb, wie die Eier der
meisten Erebienarten; nach wenigen Tagen nimmt es eine gleichmäßig röt-
liche Farbe. In der 3. Woche sieht man die entwickelte Raupe durch die
fast glashelle Eischale mit den Einzelheiten ihres Hautkleides. Es ist deshalb
auch anzunehmen, daß die Räupchen von eriphyle in der 3. Woche im Frei-
land schlüpfen.
Die junge Raupe zeigt den für Erebienlarven charakteristischen Bau:
den afterwärts mehr und mehr sich verjüngenden Leib mit 2 Afterspitzen.
Nach der ersten Häutung (Tafel XVI 3, 4.) wird die Zeichnung des Raupen-
kleides schärfer, die Farben desselben nehmen
einen satteren Ton an. Die ockergelbe Grund-
farbe kommt besonders im Seitenstreifen, an den
Extremitäten, sowie an der Bauchhaut zum Aus-
druck. Die Dorsale (siehe nebenstehendes Text-
bild 2 D) geradlinig, nicht unterbrochen, ist im
thorakalen Teil schwächer entwickelt sonst kräf-
tig hervortretend von satt-brauner Farbe. Be-
sonders auffällig zeigt sich der gelbe Seiten-
streifen (S). Die Stigmen sind schwarzbraun.
Die Stigmatale (St), chagriniert braun, wird
oberhalb der Stigmen von einer schmalen, wellig
verlaufenden gelben Linie (J) durchzogen und
nach dem Dorsum zu von der Suprastigma-
tale°®) begrenzt, welche gedoppelt erscheint mit
einem dunkelbraunen oberen und einem gelben
unteren Anteil. An der Basis der Extremitäten
befinden sich unterhalb des Seitenstreifens dunkel
kastanienbraune, halbmondförmige Flecken. Die
Bauchhaut ist ohne Zeichnung und zeigt die Grundfarbe, Der Körper trägt
auf seiner dorsalen und seitlichen Oberfläche zahlreiche helle (gelbe) Punkt-
warzen, auf welchen gelbbraune Borsten stehen.
Der Afterteil endigt in zwei hellgelbgefärbte Spitzen.
(Textbild 2).
Der olivbraune Kopf ist von gleicher Breite wie das erste Brustsegment
und mit zahlreichen dunkleren grubigen Vertiefungen versehen. Die Naht
der Hemisphären ist schwer zu erkennen.
Nach der letzten Häutung (TafelXVI,5. 6.) nimmt das Kleid bei
unveränderter Zeichnung eine wesentlich dunklere Farbe an. Besonders auf-
fällig ist dies am Kopfe der Fall, der nunmehr schwarzbraun erscheint. Die
8) Von Höfer wird die Suprastigmatale als Nebenrückenlinie in der
Beschreibung der erwachsenen Raupe angeführt.
— 301 —
Kontrastzeichnung der einzelnen Linien ist durch die allgemeine Verdunke-
lung des Raupenkleides etwas geschwächt, auch ist jetzt der Seitenstreifen
infolge des Wechsels seiner Färbung, die einen rötlichen Ton erhalten hat,
nicht mehr so auffällig wie früher.
Die unbewegliche Puppe (Tafel XVI, 7. 8.) hat eine gedrungene Gestalt,
mißt im Längendurchmesser 12 mm, in ihrem größten Querdurchmesser 4,5 mm
Ihre Grundfarbe ist Gelb, die der abdominalen Segmente mehr rötlich gelb,
jene der Thorax{Flügel-Janteile eher lehmgelb. In der Ventralansicht zeigt
sich das Gebiet des Kopfes und dessen Nachbarschaft dunkler im Farbton.
Sehr bald färben sich die Fühler- und Extremitätenscheiden kastanienbraun.
Auf der Dorsalseite tritt der Farbenunterschied zwischen den abdominalen
und thorakalen Partieen recht deutlich hervor. Die Zeichnung der einzelnen
Teile ist sehr ausgeprägt. Am Abdomen fällt besonders die breite, gerad-
linige und ununterbrochene sattbraune Dorsale auf, ebenso zwei schmälere,
der Dorsale parallel laufende seitliche Linien. Ein besonderes Unterscheidungs-
merkmal gegenüber den Puppen anderer Erebienraupen besitzt die Eriphyle-
puppe in der Form ihres Cremasters, dessen Ende in zwei scharfe Spitzen
ausläuft.
\
— 302 —
Literaturverzeichnis.
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trag zu Heft ı (erscheint erst später).
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Z:4ıd. ost. ‚Ent..Ver Ve jahre 9207 50122
V. Eiffinger in Seitz, die Großschmetterlinge der Erde.
1909. 1. Abt 212 Bd7 5405:
MIL-Eöter, Verht der’ Zool®Bor "Ges" ien? 1922. PXSUTWPrE
1.—1Io. Heft. S. 5 ff.
TAFEL XV
Vergr. 21/2:1
2
Vergr. 4:1
Vergr. 21/2: 1
Ro)
Vergr. 21/2: 1
Ueber Aberrationsbildung
bei Acherontia atropos L. und Herse convolvuli L.
durch ein mechanisches oder thermisches Trauma.
Von Fritz Skell, München.
(Mit 7 Tafeln XVII—XXIl.)
Wer eine große Anzahl von Atropos und Convolvuli-Faltern
nebeneinander sieht und sie auf ihre Zeichnung hin vergleicht,
wird stets die Beobachtung machen, daß bei ihnen, besonders
bei der ersteren Art, die Grundanlage der Zeichnung zwar kon-
stant bleibt, Form und Tönung der Flecken, Mackel und Streifen
aber individuell mehr oder weniger variiert. Solche Schwankungen
sind wohl auch bei einer großen Anzahl anderer Schmetterlings-
arten festzustellen, ja es gibt solche, bei denen man so gut wie in
keinem Falle einigermaßen gleichgezeichnete Tiere finden kann,
immerhin aber ist das Aberrieren hiezu besonders disponierter
Arten vorwiegend generations- oder populationsweise zu beobach-
ten. Es ist dann meist auch irgendwie erblich bestimmt, so daß
man fast ebenso von Varietäten als von Aberrationen reden kann.
Was hier aber untersucht sei, sind Veränderungen, die —
sicher nicht vererbt — durch bestimmte nachweisbare Einflüsse
von außen zustande kommen. Es sind echte Aberrationen und
sie lassen unter allen Umständen vermuten, daß eine Aberration
vielleicht durchwegs oder doch zum allergrößten Teil nur durch
irgendwelche traumatische Einflüsse (ev. auch durch Infektion)
allein entstehen kann. Erbfaktoren sprechen hier wohl nur inso-
ferne mit, als die Disposition zu solchem Reagieren auf ein
Trauma oder eine Infektion vererbt werden kann.
Ueber 30 Jahre hinweg habe ich an Atropos und an Con-
volvuli derartige Beobachtungen gemacht und während dieser Zeit
bei einer Reihe von Fällen den Einfluß auf die Zeichnung und
Färbung der beiden Falter immer wieder festgestellt. Die bekann-
ten Temperaturversuche (von Fischer, Christeller und anderen),
die besonders an Vanessa-Arten durchgeführt werden können,
sind nicht ohne weiteres mit den hier geschilderten Beobach-
— 304 —
tungen eines thermischen Traumas bei den beiden Schwärmer-
arten in Zusammenhang zu bringen. Diesbezügliche, von mir an-
gestellte Versuche ergaben bei reichlichem Material stets negative
Resultate. Der größte Teil der Puppen vertrug die angewandten
Uebertemperaturen von Hitze oder Kälte nicht und ging ein. Die
Ueberlebenden ergaben normale Tiere.
Es handelt sich hier sicher auch um etwas anderes
insoferne, als dabei mehr oder minder begrenzte, d. h. lokale
Temperatureinwirkungen auf einzelne Körperstellen der Puppen
in Betracht kommen. Wärme ist dann gleichbedeutend mit Ein-
trocknungsstellen, Kälte oder Wärme verbunden mit zu großer
Feuchtigkeit gibt Faulstellen. [Beide Erscheinungen (Vertrock-
nung und Fäulnis), besonders aber die letztere, können auch
durch ein mechanisches Trauma ausgelöst werden.| Indessen
haben hier gleichfalls die angestellten Kontrollversuche versagt,
da es mir nur in ganz wenigen Fällen gelang, bei noch so
vorsichtig durchgeführten lokalen Temperatureinwirkungen die
Tiere zum Schlüpfen zu bringen. Fast das ganze behandelte
Material ging daran zugrunde. Die ausgekrochenen Falter ergaben
völlige Krüppel, deren Eintrocknungs- oder Faulerscheinungen
so ausgedehnt waren, daß eine eigentliche Aberrationsbildung
nicht mehr erkannt werden konnte. Die durch mechanische
Traumen (Druck, Einschnitt oder Stich) experimentell ge-
schädigten Puppen gingen ausnahmslos zugrunde, selbst wenn die
Defektstelle nur ein Nadelstich (steril!) von ı Millimeter Tiefe
war. Die Empfindlichkeit des Materials ist hier eben besonders
groß. Daß aus den vom Freiland stammenden Puppen trotzdem in
einzelnen Fällen die im Folgenden beschriebenen und zum größ-
ten Teil ziemlich gut entwickelten Falter schlüpften, steht mit
dem Versagen des Experiments insoferne in keinem besonderem
Widerspruch, als zunächst schon das hier in Betracht kommende
Material dem zu den Versuchen verwendeten zahlenmäßig um
mehr als das ıofache überlegen war. Schon hiedurch steigt die
Wahrscheinlichkeit des Durchkommens einzelner Tiere trotz des
Traumas. Andererseits konnten aber begreiflicherweise zum Ex-
periment nur Zuchttiere verwendet werden, da nur sie die Ga-
rantie boten, daß ohne jede vorausgegangene Schädigung ge-
rechnet werden konnte. Vielleicht sind bei Atropos und Convol-
vuli. aus Zucht erhaltene Puppen noch empfindlicher als
Freilandtiere, wodurch sich das Versagen fast aller Kontrollver-
suche ohne weiteres erklären ließe. Es darf hier aber auch nicht
— 305 —
vergessen werden, besonders festzustellen, daß von allen irgendwie
mit einem deutlich erkennbaren Trauma behafteten Freiland-
puppen ‚von Atropos und Convolvuli nur durchschnittlich 8%
schlüpfen, daß ferner von sämtlichen eingetragenen Freilandpup-
pen überhaupt bei bester Pflege nur durchschnittlich 55% den
Falter ergaben. Es müssen daher bei diesen letzteren noch jene
Todesfolgen hereingerechnet werden, die bei Puppen auftreten,
denen äußerlich keinerlei Trauma anzusehen ist, die aber doch
irgendwie beschädigt sind.
Betrachten wir nun das vorhandene, aberrierende Falter-
material, so sind es vor allem albinotische oder melanotische
Verfärbungen, meist verbunden mit einer mehr oder minder
deutlichen Verschiebung der Zeichnungsanlage, die neben mor-
phologischen Veränderungen der Flügel oder des Körpers als Re-
aktion auf ein vorhandenes Trauma auftreten. Mechanisch ver-
letzte Atropos oder Convolvuli-Puppen liefern ebenso ganz oder
teilweise albinotische oder melanotische Falter, wie es solche tun,
deren Antrocknungs- oder Faulstellen auf ausgesprochene Wärme-
oder Feuchtigkeitseinwirkungen zurückzuführen sind. Tritt die ge-
nannte Verschiebung der Zeichnung mit auf, so geschieht dies
fast stets von der Richtung und Lage des Defektes her. Diese
Veränderungen können sich alle über einen kleinen Bezirk der
betroffenen Flügel oder über die gesamte Flügelfläche hin er-
strecken, und ebenso den Körper einseitig wie beiderseitig ver-
färben. Es kann aber auch das der Traumaseite entgegengesetzte
Flügelpaar in gleicher oder ähnlicher Weise beeinflußt werden,
wie an einigen dargestellten Faitern zu beobachten ist. Dieser Um-
stand ist schwer zu erklären und vielleicht nur so zu deuten,
daß bestimmte, an der Traumastelle sich entwickelnde Stoffe
einen gewissen Reiz auf jene Anlage der Schmetterlingspuppe
ausüben, welche die vollkommen gleichmäßige Ausfärbung und
Auszeichnung der beiden Flügelpaare und Körperhälften reguliert.
Es wäre sonst nicht möglich, daß z. B. eine, durch eine Ver-
letzung oder Antrocknung der linken Puppenflügelscheide erfolgte
Veränderung der Zeichnungsform des Oberflügels verbunden mit
starkem, lokalem Melanismus, sich inähnlicher, wenn auch schwä-
cherer Weise auf dem rechten Flügelpaar wiederfindet, obwohl
auch bei genauer Untersuchung auf dieser Seite keinerlei Defekt
oder Veränderung der Puppe nachzuweisen war.
Es ist notwendig die zwei Arten von Trauma genau zu un-
terscheiden, die für Schmetterlingspuppen fast ausschließlich in
— SO —
Betracht kommen. Das eine ist das reinmechanische Trauma,
das eine Schädigung darstellt, die in der freien Natur normaler-
weise wohl seltener vorkommen dürfte. Gerade aber die Atropos
und Convolvulipuppen, die der Sammler gelegentlich der Kar-
toffelernte erhalten kann und die auch bei dieser Untersuchung
in der Mehrzahl eine Rolle spielen, sind von vorneherein mecha-
nischen Verletzungen und Quetschungen beim Ausgraben im
Acker, bei dem damit verbundenen Einsturz ihrer Erdhöhle und
dem oft sehr unsachgemäßen Transport ausgesetzt. Dabei
sind leichte Quetschungen äußerlich meist gar nicht erkenntlich,
führen aber doch in der Mehrzahl der Fälle, wie auch das Ex-
periment beweist, zum Tode der Puppe, in geringer Zahl zum
völligen Verkrüppeln des Falters und in ganz vereinzelten Fällen
eben zu jenen traumatischen Aberrationen, deren Beobachtung
und Beschreibung dieser Arbeit zugrunde liegt. (Auf die auffallend
große Empfindlichkeit und Verletzbarkeit der Atropos und Con-
volvulipuppen habe ich auch schon an anderer Stelle, z. B. ın
meinem Aufsatze „Zur Biologie des Totenkopfschwärmers usw.‘
im 18. Jahrgang der Mitteilungen der Münchner Entomolog. Ge-
sellschaft hingewiesen.) Das andere, das thermische Trauma,
dürfte besonders durch Witterungsverhältnisse wohl auch im
Freiland den Puppen verhältnismäßig häufiger zugefügt werden
und es ist auch in der Mehrzahl der Grund zu allen vor-
kommenden Aberrationsbildungen, soweit solche nicht etwa durch
Infektionen oder Störungen der Erbanlage — gelegentlich, aber
wahrscheinlich nur sehr selten — hervorgerufen werden können.
Zuerst seien hier einige Beispiele von rein mechanischen
Traumen bezw. Defekten aufgeführt, die sich an der Puppe deut-
lıch erkennen ließen und deren Folgen auch, abgesehen von mor-
phologischen Veränderungen des Flügels, deutlich in Erscheinung
treten. Zum Zweck eines genauen Vergleiches der Abweichung
sei den Abbildungen je ein normales Männchen und Weibchen N
beigegeben, die ihrerseits ein Mittel aus der an sich nicht sehr
konstanten Zeichnung und Tönung von Atropos und Convolvuli
bilden.
Der Unterschied zwischen dem normalen Exemplar und
dem Falterkrüppel des Falles ı springt deutlich in die Augen,
wenn man die fast zeichnungslosen Oberflügel dieses Schmetter-
lings mit jenen vergleicht. Die Flügelscheiden der Puppe dieses
Männchens waren etwas verkrümmt und vermutlich durch un-
günstige Lagerung des Tieres bei der Verwandlung aus der Raupe
—e301 =
oder durch irgendwelche Vorgänge in der Puppenhöhle nicht zur
normalen Gestalt entwickelt. Solche Veränderungen und Stö-
rungen sind jedoch an sich viel zu grobe und eindeutige, um
für die Untersuchung von Aberrationsbildungen von entscheiden-
der Bedeutung zu sein. Weit wichtiger sind vielmehr die Abbil-
dungen der nächsten beiden Männchen, von denen das eine
(Fall 2) einen kleinen Defekt der Puppe nahe der Wurzel am
Vorderrand des rechten Oberflügels erkennen ließ. Der Schmet-
terling entwickelte sich zwar vollkommen normal, wies aber an
der dem Defekt entsprechenden Stelle eine kleine Ausbuchtung
auf, um die herum Färbung und Zeichnung schwer beeinflußt
und dadurch verändert war. Die Zeichnung des übrigen rechten
Oberflügels hat einen halb melanotischen und halb albinotischen
Einschlag, von denen letzterer mehr randwärts ausgebreitet ist,
ersterer sich von der Flügelwurzel und der Defektstelle her aus-
dehnt. Die Bindenzeichnung ist bis auf eine einzige fast ganz er-
loschen. Noch bedeutungsvoller aber ist ein am Wurzelfeld der
linken Oberflügelseite auftretender, verschwommener, heller
Randfleck, welcher hier genau der Defektstelle der rechten Seite
entspricht. Die mehr grau‘ als schwarz angelegten Binden der
Unterflügel stehen wohl auch mit dem Trauma im Zusammen-
hang, sind aber viel zu wenig auffallend.
Der andere Fall (3) zeigt ein morphologisch in keiner Weise
verändertes Männchen von Atropos, bei dessen Puppe, gegen die
linke Flügelspitze zu gelegen, ein kleiner schwarzer strichförmiger
Flecken vorhanden war. Die genaue Untersuchung ergab eine
sichere Verletzung der Flügelscheide. An dieser Stelle fiel beim
Falter die Zeichnung nahezu völlig aus und es bildete sich dort
ein graugelber, weit ausgedehnter Fleck, der gegen den Rand hin
in den rotbraunen, jedoch ebenfalls verwaschenen Grundton
überging. Auch hier fand sich, wieder zu unserem besonderen
Interesse, die entgegengesetzte Flügelseite fast an derselben Stelle
auch so beeinflußt, daß noch deutliche Ausfallerscheinungen
vorhanden sind.
An weiblichen Faltern führe ich entsprechend den Fällen
I, 2 und 3 zwei Beispiele an, bei denen gleichfalls durch Ver-
krümmung der Flügelscheiden bei Fall4, durch Defekt bei Fall 5,
einseitige leichte Verkümmerung der linken OÖberflügel hervor-
gerufen wurde, und bei denen neben melanotischen und albino-
tischen Tönungen auch eine deutliche Veränderung der Zeichnung
zustande kam. Der Umfang dieser Arbeit und das Format der
— 308° —
Abbildungen hindert leider hier, sowie in den nachher geschil-
derten Fällen, mehr Beispiele dieser Aberrationsarten darzu-
stellen.
Als Beweise eines thermischen Traumas seien Fälle ange-
führt, welche zuerst ın Figur 6 ein Männchen mit schwerem
Albinısmus des linken Unterflügels zeigen, von dem auch der
Oberflügel etwas ergriffen ist. Die Zeichnung desrechten Öber-
flügels ist größtenteils stark verwaschen, während hier wiederum
der Unterflügel weniger beeinflußt erscheint. Die ganzen Verän-
derungen liegen bei diesem Tiere also gewissermaßen diagonal.
Der Körper zeigt in der oberen Hälfte des Abdomens melamo-
tische und albinotische Erscheinungen. Die Puppe wies an meh-
reren Stellen deutliche schwarze und schwarzbraune Antrock-
nungsstellen auf, davon einige an der Ventralseite der Abdominal-
segmente, wobei die Flecken bis zu 4—5 Quadratmillimeter Aus-
dehnung besaßen. Aehnliche Flecken zeigte auch die Puppe des
Falles 7, die außerdem auch noch mit zahlreichen, zum Teil
ziemlich tiefen Runzeln am Abdomen und auf den Flügelscheiden
überzogen war. Die beiden Erscheinungen sind hier als deutlich
sichtbare Zeichen einer gewissen Auströcknung anzusprechen, und
müssen als Reaktion auf einen thermischen Reiz entstanden sein.
Der aus dieser Puppe geschlüpfte Falter besitzt, abgesehen von
graubraun gebänderten Hinterflügeln und einem teilweise albino-
tisch und melanotisch verfärbten Hinterleib eine auffallende Ver-
deutlichung der Bindenzeichnung seiner Oberflügel. Bei genauem
Zusehen läßt sich aber erkennen, daß eben diese Verdeutlichung
hauptsächlich durch eine Veränderung der Grundtönung nach der
albinotischen Seite hin zustande kam, wobei sich auch hier wie-
der an einigen Stellen verwaschene Flecken erkennen lassen.
Für den Gedanken, daß Albinismus und Melanismus meist
nicht nur auf gleiche Ursachen zurückzuführen sind, darnach
gewissermaßen das Gleiche bedeuten, ferner, daß sie bei unseren
Tieren eine Reaktion darstellen, von der nicht immer die Ge-
samttönung, sondern oft nur der eine oder andere Farbstoff er-
griffen wird und nach hell oder dunkel ausschlägt, sprechen nicht
nur die schon im vorhergehenden gezeigten Exemplare von Atro-
pos, sondern es wird derselbe auch durch die beiden in Fall 8
und 9 abgebildeten Weibchen deutlich veranschaulicht. Während
bei dem einen die Oberflügel ihre Zeichnung noch etwas klarer,
aber stark verzogen und albinotisch wie melanotisch verändert
erkennen lassen, ist bei dem anderen der Melanismus so ausge-
— 309 —.
breitet, daß jene fast gänzlich verwischt wurde. Die Unterflügel
bei beiden Exemplaren sind mit tief dunklen und breiten Binden
versehen, von denen aus ein zarter schwärzlicher Hauch sich
über die ganze ockergelbe Grundfarbe erstreckt. Die zwei Falter
stammen aus sehr großen, schweren Puppen, die mir erst einige
Tage, nachdem sie gefunden und vollkommen trocken diese
ganze Zeit über zwischen Papierschnitzel verpackt gelegen wa-
ren, überbracht wurden. Sie wiesen deutliche Antrocknungs-
erscheinungen am Torax, an den Spitzen der Flügelscheiden und
an der Bauchseite des Abdomens auf.
Schließlich seien noch zwei Weibchen abgebildet, deren
Puppen im Fall 10 einige deutliche braungrüne Faulflecken
(Gangraene) am Rücken und im Fall ıı solche am Bauch nahe
den Flügelscheiden zeigten. Während bei Falter 10 die Zeichnung
der Ober- und Unterflügel verzerrt und albino-melanotisch beein-
flußt ist, sind am Abdomen dieses Tieres entsprechend den Faul-
stellen der Puppe dortselbst stark melanotische Veränderungen
der gelben Grundfarbe und eine Veränderung des blauen Rücken-
streifens in ein stumpfes Grau festzustellen. Besonders aber möchte
ich darauf hinweisen, daß hier zwischen Albinismus und Me-
lanismus insoferne eine Wechselwirkung besteht, als beide Aber-
rationen bei bestimmten Farben in das Gegenteil umschlagen.
Beim Fall ıı zeigt der Falter am Bauch in der Gegend der Faul-
stelle einen Ausfall der schwarzen Tönung; diese ist dort in ein
grünliches Grau übergegangen. Infolge der Nähe der Puppen-
flügelscheiden zu der pathologischen Veränderung wurde aber
offenbar auch die sonst klare und scharfe Durchzeichnung der
Oberflügel stark beeinflußt, wenn wir nicht annehmen wollen,
daß diese Einwirkung von der Gangräne aus, entsprechend dem
eingangs geäußerten Gedanken durch ein Toxin oder Enzym über
ein Färbungsregulatorium hinweg erfolgt ist.
Entsprechend den Bildern von Atropos seien hier auch noch
solche von H. convolvuli gezeigt, welche in dem Falle ı2 albi-
notische und melanotische Reaktionen zeigen, in den Fällen 13
und 15 ausgesprochenen Melanismus darstellen. (Die sog. Va-
rietät „obscura‘‘ mancher Schmetterlingswerke ist sicher nichts
anderes.) BeiFall 14 ist durch einen Defekt der Flügelscheide rechts
neben melanotischer Färbung eine deutliche bindenartige Ver-
dichtung der Zeichnung (beiderseitig!) zu beobachten.
Während fast sämtliche hier dargestellten und beschriebe-
nen Falter aus dem besonders zahlreichen Material vom Herbst
des Jahres 1927 stammen, schlüpfte unmittelbar vor Drucklegung
dieser Zeilen anfangs November 1929 das Männchen der Text-
figur. Durch Antrocknung und Verzerrung der linken Puppen-
flügelscheide, kam die ausgekerbte, aber mit Spuren von Rand-
fransen versehene, groteske Flügelform zustande. Auch der Un-
terflügel dieser Seite ist ähnlich verzogen. Die fast einheitlich
schwarze Färbung des Oberflügels ist der stärkste Melanismus,
den ich bis jetzt beobachten konnte. Der Zeichnungsausfall ist
nahezu vollkommen. Der rechte Oberflügel, der auch eine Spur
von Verkümmerung zeigt, ist in seiner Zeichnungsanlage gleich-
falls stark verwaschen und melanotisch verändert. Um dieses
typische Exemplar hier noch mit abbilden zu können, mußte es
lebend aufgenommen werden, wodurch leider die Unterflügel
nicht zur Darstellung kamen.
Sämtliche Falter sind nur in 3/4 Lebensgröße aus Gründen
der Raumersparnis dargestellt.
(Am Schlusse dieses Aufsatzes möchte ich nicht versäumen, Herrn
Heinrich Simhart (graph. Kunstanstalt Brendamour, Simhart & Cie.) aufs beste
zu danken, da es seine Güte und sein Entgegenkommen allein ermöglichte,
durch Herstellung der zahlreichen und großen Klischees die gerade hier so
wichtigen Abbildungen zu bringen.)
Taiel XVII
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges 1929.
ET
Taiel XVII
Mitteilungen d. Münch. Ent. Ges. 1929.
Taiel IXX
Mitteilungen d. Minchn. Ent. Ges. 1929.
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Taiel XX
Mitteilungen d. Miinchn. Ent. Ges. 1929.
BL
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Tafel XXI
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. 1929,
Tafel XXI
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. 1929.
ERSTE
Tafel XXIU
Mitteilungen der Münchn. Ent. Ges. 1929.
Bi
ar
&,
Ueber die paläarktischen Arten der Gattung
Ellopia Tr. (Lepidopt. Geometr.)
Von Dr. Eugen Wehrli, Basel.
(Mit 2 Tafeln.)
Unter der sehr schönen und sehr interessanten Geome-
triden-Ausbeute, die mein lieber Freund, Herr Ernst Pfeiffer,
München, von seiner diesjährigen Reise in die Gebirge des
Centraltaurus mitgebracht hat, fällt eine prächtige Serie einer
merkwürdigen Ellopia-Art auf, gefangen in der Bertiz Jaila, am
Nordhang des Achyr-Dagh, einer südlich vom Centraltaurus ge-
legenen Parallelkette, welche, wie Pfeiffer feststellte, für die mei-
sten syrischen Arten die Faunengrenze bildet. Er erbeutete die
zwischen E. fasciaria L. var. prasinaria Schiff. und E. pinicolaria
Bell. stehende Art in einer Höhe von 1800 m, nebst zwei neuen
Eupithecien, im schütteren Cedernwald, an welcher Baumart
jedenfalls auch die Raupe zu suchen ist. In der Literatur findet
sich nur wenig über Ellopia-Arten aus dem Taurus; Prout im
Seitz, IV. p. 322, zitiert unter E.pinicolaria Bell. ein aus dem
Taurus erwähntes 9, das wohl sicher nicht zu dieser Species,
sondern zu unserer neuen Art gehören dürfte.
Diese sehr interessante Zwischenart gab mir Anlaß zur
Untersuchung der Kopulationsapparate auch der übrigen mir er-
reichbaren Species der Gattung Ellopia, sich erstreckend auf die
Artencompararia Stgr., fasciaria L. und var. prasinaria Schiff,
cedricola sp. n., pinicolaria und die allerdings nicht in das Genus
gehörige formosa Bilr.
Zwei von Prout als fraglich zur Gattung zu zählende, mit
Fragezeichen versehene Arten, E. dumonti Mab. und E. squali-
daria Costa (Fauna del Regno di Napoli 1848 p. 17, Taf. Il,
Fig. 4) zur Untersuchung zu bekommen, war mir leider
nicht möglich. Für Letztere fehlt der Literaturnachweis sowohl
im Katalog Staudinger-Rebel, als auch in Seitz, Bd. IV.
Eine kurze Beschreibung der in Süditalien heimischen squa-
lidaria Costa findet sich in Seitz, IV. p. 322; als Hemithea
— 92 —
beschrieben, aber mit prasinaria verglichen, scheint sie der com-
pararia Stgr. nahe zu stehen, der sie Prout gegenüber stellt, hat
aber gelbe Grundfarbe.
Mit Prout möchte auch ich die Zugehörigkeit der E. du-
monti Mab. zur Gattung Ellopia bezweifeln; er bemerkt, daß
der Bau, der Abbildung Mabilles nach, an Enconista miniosaria
Dup. erinnere; das trifft wohl für die Originalfigur zu; die wahr-
scheinlich naturgetreuere Abbildung Culots, f. 966, pl. 47, G£o-
metres d’Europa, aber läßt eher auf eine Verwandtschaft mit
Numeria oder Püngeleria schließen und nähere Beziehungen
zu Püngeleria castiliaria Stgr. Iris XII. p. 392, 1899, vermuten.
Ein von Predota bei Albarracin in Aragonien gefangenes, stark
abgeflogenes 5’, identifiziert Zerny mit E. dumonti und bemerkt,
es stimme im Bau vollkommen mit E, fasciaria L. überein, wozu
ich, wenn es sich tatsächlich um dumonti handelt, was gar nicht
sicher ist, ein großes Fragezeichen machen möchte. Die ent-
scheidende Untersuchung des Genitalapparates wird dort nicht
erwähnt. Eos, 1927 p. 417. E. dumonti wurde bei La Granja
bei Segovia, Alt-Kastilien, Spanien, gefangen; seither sind meines
Wissens keine weiteren sicheren Flugorte bekannt geworden.
Es muß noch besonders hervorgehoben werden, daß die
Standorte für Püngeleria castiliaria Stgr., St. Ildefonso, und
La Granja für E. dumonti Mab., identischsind. Nach Bädeker
ist La Granja ein sehr bekanntes und vielbesuchtes Schloß bei
oder in San Ildefonso, Altkastilien:) Aus diesem Grunde und
weil Staudinger castiliaria am Schlusse mit capreolaria Schiff. ver-
gleicht und sie zu Numeria zieht, und auch Mabille schreibt, seine
Dumonti habe die Statur der N. pulveraria L., gewinnt die An-
nahme, dumonti sei ein Synonym der castiliaria Stgr., erheblich
an Boden.
Daß zwei fragliche, einer Numeria ähnliche, Arten an der
gleichen von Staudinger gut durchforschten Lokalität in Ka-
stillen vorkommen, erscheint recht unwahrscheinlich.
Ein Blick auf die cit. Figur Culots 966 zeigt klar, daß die Be-
hauptung Zernys, l. c. p. 417, dumonti Mab. stimme im Bau voll-
kommen mit Ellopia fasciaria (prosapiaria L.) überein, gehöre
also in dieses Genus, nicht richtig sein kann; die Flügelform ist
eine total andere, worauf schon Mabille. der auch Verschie-
!) In Asturien, an der Linie Leon—Corinna liegt ein zweites touri-
stisch, entomologisch und historisch ganz unbekanntes La Granja, das aber
kaum in Betracht kommt.
— 313 —
denheit des Geäders erwähnt, unzweideutig hingewiesen hat; er
schreibt: ‚Cette jolie espece se rapproche beaucoup du genre
Ellopia, mais s’en &loigne par des characteres qui paraissent
nececiter un genre distinct; voici les principaux: la cöte et le
bord interne sont droits et le bord externe convexe. Aux ailes
superieures la nervure 3 nait un peu au-dessous de la discocellu-
laire; 7 nait de 8 bien au-dessous de la cellule. Je n’ai vu que
deux exemplaires et dans l’un d’eux la nervulation varie d'une
alle A l’autre.“ Er hat dumonti denn auch nur mit einem
gewiß berechtigten Fragezeichen zu Ellopia gestellt. Annales
Sue E.ntı Rrances1906;31. 75. Pl4.3, Hie.-2Pp: 32:
Das neue Genus, das Mabille für seine dumonti fordert,
dürfte wohl Püngeleria sein, von de Rougemont 3 Jahre vorher
für capreolaria Schiff. aufgestellt. Bulletin Soc. Neuchateloise
Science Nat. 1903, p. 336, Mabille damals jedenfalls noch unbe-
kannt; doch läßt sich, bevor sichere Exemplare zur anotomischen
Untersuchung vorliegen, die Stellung der Artim System nicht exakt
festsetzen. Bis dahin kann castiliaria Stgr. (=dumonti Mab.)
im jetzigen Genus Püngeleria verbleiben, wohin Prout sie vor-
läufig gestellt hat, und welchen Platz ihr auch Staudinger an-
wies (bei capreolaria, die damals noch im Genus Numeria stand).
Zur weitern Klärung der Frage habe ich Herrn O. Bang-
Haas, Dresden-Blasewitz, ersucht, die 2 typischen Exemplare der
Püngeleria castiliaria Stgr., in Coll. Dr. Staudinger-Bang-Haas
befindlich, zu vergleichen mit den oben erwähnten Abbildungen
der Ellopia Dumonti von Mabille und von Culot. Das Resultat
des Vergleiches war das erwartete. Herr Bang-Haas, dem an
dieser Stelle nochmals für seine Liebenswürdigkeit bestens ge-
dankt sei, schrieb mir am 21. X. 1929: „N. castiliaria und
Ellopia Dumonti sind synonym.“
Es muß demnach E. dumonti Mab. in Zukunft als neues
Synonym geführt werden, und die nicht exakten Angaben Zerny’s,
Eos, p. 417, ist richtig zu stellen.
Die in Seitz, IV., Taf. 15, i, abgebildete aber im Text nicht
beschriebene Ellopia formosa Bilr. (III. Typ. Het. Brit. Mus. Il.
p- 47), die neuerdings von Prout in die Gattung Nothomiza War-
ren, Novit. Zool., 1894, p. 443, gestellt wurde, wohin ihre viel
größere nahe Verwandte, Noth. costalis Moore (Ellopia pulchra
Btlr.) bereits von Hampson (als Caberodes Gn., Subgenus Notho-
miza) plaziert worden ist, besitze ich in der typischen, in Seitz
abgebildeten Form in zwei Exemplaren aus Japan, Kobe und
— 314 —
Takeo (oder Takato), gesammelt von dem leider zu früh ver-
storbenen Fr. Scriba, gehört also sicher der paläarktischen Fauna
an. I g' von der Insel Formosa mit etwas schmalerer Costal-
zeichnung und blasser Grundfarbe, und ein entsprechendes 9
von Mokanshan bei Hang-tschou, südlich Schanghei, Ostchina,
muß zur var. flavicosta Prt. (Entom. Mittlgn. 193 Ill. p. 249. 1914)
gerechnet werden; noch kleiner, 22 mm Spannung, und mit
noch mehr reduzierter Costalzeichnung sind 2 Sg von Lien-
ping, Südchina, in der Färbung sonst sehr ähnlich den Japanern.
Wie aus der Untersuchung des 5 Kopulationsapparates der
formosa hervorgeht, erweisen sich alle Teile als außerordentlich
verschieden von dem der Gattung Ellopia, so daß sicher keine
nähere Verwandtschaft bestehen kann.
‚Die typische N, costalis Moore, Proc. Zool. Soc. 1867,
p. 616, vom Autor in das Genus Cimicodes Gn. gestellt, ist be-
deutend größer, bis 5>2 mm, und stammt aus Bengalen; pulchra
Btlr., Ann. Magaz. Nat. Hist. (5) VI. p. 124, eine dunklere Mo-
difikation, fliegt im Nordost-Himalaja (Lidderdale). Beide zählen
zur indoaustralischen Fauna.
Die Gattung Ellopia
zeigt sich, wie die Untersuchung des Kopulationsapparates lehrt,
gegenüber ihren Verwandten als vorzüglich abgegrenzt
und. amatomisch ausgezeichnet charakı ans
durch” den "seeiabelten Penis (Bens bıfureasms) Anden
asymmetrischen, bisherunbekannten, nur aufder
linken Seite vorhandenen dorsal gerichtetewegro-
ben Ehitinzahn beim el und dire asymmielimısechre
Vagina beim 9. Sämtliche Arten, unter sich nah verwandt,
weisen zwar konstante, aber nicht sehr beträchtliche Unterschiede
ım Bau des Genitalapparates auf. Die kürzlich nachgewiesenen,
wie es scheint, wesentlichen Unterschiede der ersten Stände der
E. fasciaria L. und der E. pinicolaria Bell., die solche auch bei
den übrigen örtlich weit getrennten Arten vermuten lassen, be-
stimmen mich, sie als Species und nicht als gute, schon weit
differenzierte Rassen der ältesten Art aufzuführen.
Die Gattung scheint rein paläarktisch zu sein; ihre Vertreter
finden sich fast im ganzen paläarktischen Gebiet, zum Teil lokal
recht häufig.
Nach dem Grade der Chitinisation und der Differenzierung
überhaupt zu schließen, muß compararia Stgr. als älteste, pri-
— 315 —
mitivste, pinicolaria Bell, die am weitesten differenzierte, als
jüngste Species des Genus betrachtet werden; fasciaria L., pra-
sinaria Schiff. und cedricola Wrli halten die Mitte.
Die sehr interessante und auffallende Tatsache, die ich in
gleicher Weise schon bei den Rassen der Nychiodes obscuraria
Vill. nachgewiesen hatte. Mitt. Münchn. Ent. Ges. 1929, XIX,
Nr. 1, 2—4, p. 54/55, trifft auch hier zu, nämlich daß der älteste
Sproß der Gattung (bezw. Art), von dem sich die Uebrigen
ableiten, seine Heimat in Nordafrika hat, von wo die Ausbreitung
über Sizilien nach Europa erfolgte. (Vielleicht mit squalidaria
Costa als Zwischenglied.) Pinicolaria würde als insulare endemi-
sche Form eine gesonderte Stellung einnehmen. Wie es scheint,
hat man der Einwanderung der Arten Richtung Süd-Nord, von
Nordafrika nach Europa, bisher zu wenig Beachtung geschenkt.
Die Valvenform der E.compararia Stgr. kommt derjenigen
der Metrocampa margaritata L. von allen Ellopia-Arten am näch-
sten; sie leitet in diese Gattung über, mit der Ellopia am nächsten
verwandt ist; auch Metrocampa zeichnet sich durch asymmetri-
schen Bau des Kopulationsapparates aus, besitzt aber keinen ge-
gabelten Penis.
Im Folgenden sollen die 5 und z. Teil die @ Kopulations-
apparate der einzelnen Species beschrieben und besprochen
werden; meines Wissens wurde bisher nur derjenige von E.
fasciaria L. von Pierce geschildert und abgebildet; die der Ueb-
rigen waren unbekannt.
E. compararia Stgr.
Sterselrsı VII, 9.0289; Seitz) IVop: 1322) Var; Gulot
Noct. und Geometres d’Europe. Pl. 47, Fig. 965, p. 53; Oberthur,
Et. comp. VI. Pl. 156, Fig. 1508. Von Staudinger mit Fragezeichen
zu Ellopia gestellt; ist aber anatomisch sicher in dieses Genus
einzureihen. Nordafrika, Algerien, Tenied el Had. Blida, Glaciere.
dKopulationsorgan (Taf. XXIV, Fig. ı.)
relativ schwächer als bei den Verwandten. Penis kürzer und
dünner als bei den übrigen Arten, erheblich unter Valvenlänge.
Er ist anal etwas hinter der Mitte zweigablig, indem links (auf
der Fig. rechts) ein solider, pigmentierter, Sförmig geschwunge-
ner, zylindrischer, glatter, dornloser Ast entspringt, der sich auf
die dorsale Seite schlägt, in situ über dem eigentlichen Penis
— 316 —
nach hinten unten verläuft und diesen nur wenig überragt. Der
eigentliche Penis schlank, leicht gebogen, zylindrisch, im oralen
Drittel etwas dicker. Der anale Drittel enthält eine größere An-
zahl kurzer, schräggestellter, im Ruhezustand im Innern des Pe-
nis, ähnlich wie die Patronen im Magazin einer automatischen
Repetierpistole angeordneter, im Reizzustand aber mit dem
Schwellkörper aus dem analen Ende dorsal ausstülpbarer Chitin-
dornen. Je nach dem Reizzustand, ob ausgetreten oder nicht,
gewinnt der hintere Teil des Penis ein ganz verändertes Aus-
sehen, das schon zu fehlerhafter Aufstellung von Arten Anlaß
gegeben hat. Fig. 2 (prasinaria) präsentiert den Penis im Ruhe-
zustand mit den Zähnen im Innern, während auf den übrigen
Bildern ı, 3 und 4 der Schwellkörper mehr oder weniger samt
den Zähnen ausgestülpt ist. Bei der Beurteilung der Penisform
und noch mehr seiner Zähne und Dornen ist äußerste Vorsicht
geboten.
Ductusinferior von unten gesehen asymmetrisch,
in der Mitte ausgeschnitten, die eine Seite stärker chitinisiert.
Lateral vom soliden Arm des Penis links ein mit der Spitze
dorsal und etwas lateral gerichtetess, dreieckiges, zahn-
ähnliches Chitingebilde, das nur auf Fig. 2 links vom Penis
sichtbar wird, aber keiner der 4 Arten fehlt. Pierce, Genit. of the
Geomtr., p. 13, Pl. IX prosapiaria, Tr., erwähnt dieses Gebilde
weder im Text, noch bildet er es ab. Es findet sich nur auf
der linken Seite und Lehlt nechts vo Romanen
oder ist nur angedeutet, eine weitere Asymmetrie.
Uncus etwa dem Kopf einer Spitzmaus ähnelnd, ohne
ausgesprochenen Schnabel wie bei ihren Verwandten, mit gut
ausgeprägten Seitenohren.
Scaphium rückgebildet, häutig.
Valven schmal, fast parallelrandıg, dorsal aufwärts ge-
bogen, Dorsalrand stärker concav, als bei den andern Arten.
Ventraler Rand convex, mit einem scharfen Dorn bei 3/4, medial
gerichtet. Im Winkel, an der Basis des Dorsalrandes ein schmaler,
stumpfer, parallelrandiger, ziemlich langer Fortsatz (bei Pierce
für prosap. nicht ganz exakt als juxta bezeichnet), der auf Fig. ı
anal vom Penis, etwas verschoben, deutlich sichtbar ist. Er wird
bei allen Arten der Gattung, wenn auch in verschiedener Form,
angetroffen.
— ll
E. fasciaria L. (prosapiarialL.) (Taf. XXV, Fig. ıı u. 12).
Linne, Syst. Nat. X, 521 (nicht 523, Seitz IV, p. 432). Hübner
Fig.5. var.prasinaria Schiff. Wiener Verz. p. 96. Hübner, fig. 4.
Es würde mich zu weit führen und es würde auch nicht
in den Rahmen dieser anatomischen Arbeit passen, für diese
allbekannte Art und ihre Varietät die sehr große Zahl aller Li-
teraturangaben aufzuführen. Gute Abbildungen finden sich in
allen größern illustrierten Schmetterlingswerken.
Die Kenntnis von der Verbreitung der E. fasciaria L.,
die man auf Zentral- und Nordeuropa, Ural, Kaukasus, Altaı
und Östsibirien beschränkt hielt, hat eine wesentliche Erweite-
rung erfahren. Ganz besonders im Westen geht sie weit in die
iberische Halbinsel hinein, bis nach Aragonien, Sierra alta, Albar-
racin; in den Pyrenäen trifft man sie in der ganzen Kette nicht
selten an; auch in den Östpyrenäen ist sie stellenweise häufig;
interessanterweise fing ich dort in großen geschlossenen
Föhrenbeständen [Pinus uncinata Willkomm] bei Font Ro-
meau in 1800 m Höhe ganz ausschließlich die grüne
yayprasınarıa, diesonstnurin.Tannen-und EKich-
Benwaldern sefunden, wind; auch am Licht erbeutete
ich keine einzige rote fasciaria,; es scheint, daß ihre Raupe,
entgegen der heute herrschenden Anschauung, auch auf Föh-
ren vorkommt. Im Süden, in den Alpen Martimes, habe ich beide
Formen bis weit gegen das Mittelmeer hinunter gefangen, wo
sie übrigens schon von Milliere angegeben: wird, Cat. rais. d.
Lep. des Alpes Maritimes, 2, p. 143. In Italien wurde sie im Ap-
penine Modenese 1000 m hoch, ı2. VIII, nachgewiesen; es
läßt sich erwarten, daß sie längs der sehr langen Bergkette bis
weit in den Süden hinabreicht.
Der & Kopwlatiensapparat (Taf. XXIV, Eig. 2)
Zwischen E, fasciaria L. und ihren Modifikationen einerseits
und der var. prasinaria Schiff. anderseits, kann nicht der ge-
ringste Unterschied in den Organen konstatiert werden; sie sind
identisch.
Im Gegensatz zur vorigen Art ist der zweigablige Penis
länger als die Valve; der solide Ast {brachium solidum), ent-
springt näher der Mitte des Penis und überragt dessen anales
Ende um ca. 14 der eigenen Länge; er schwillt gegen das freie
Ende leicht keulenförmig an und ist anal mit feinen, z. T. schup-
— 318 —
penförmigen Zähnchen besetzt, die compararia fehlen; er ist
viel länger als bei der letztern Art. Der Bau des eigentlichen Penis
ähnlich dem der Vorigen, aber stärker und erheblich länger. Die
Chitinzähne im Innern etwas länger und dicker.
Ductus inferior stärker asymmetrisch, links vor-
gezogen, links medial stärker chitinisiert. Pierce erwähnt diese
ausgesprochene Asymmetrie, die wohl dem brachium solidum
ihre Entstehung verdankt, nicht, und sie ist auch in der Fig.
auf Pl. IX nicht angedeutet. Vom ductus inferior geht links
en schmal dreieckiger langer Zahn lateral vom -so-
liden Ast, dorsalwärts gerichtet, ab, der auf der rechten
Seite fehlt, oder nur ganz rudimentär vorhanden
ist. Auch diese asymmetrische Bildung wird bei Pierce 1. c.
vermißt.
Uncus vogelkopfartig (Wasserralle), mit gedrungenem kur-
zem Hals und abgesetztem langen Schnabel.
Scaphium häutig, atrophisch.
Valven ähnlich der vorigen Art, breiter, am freien Ende
stärker erweitert, weniger nach aufwärts gebogen. Der ventrale
Dorn steht erheblich weiter analwärts, wie aus den Fig. ı und 2
deutlich hervorgeht. Pierce erwähnt und bildet mehrere ven-
trale Dornen ab, während an keinem meiner Präparate mehr als
ein solcher zu konstatieren war. Es bildet diese Mehrdornigkeit
vielleicht eine Eigentümlichkeit der britischen Inselrasse. Der
dorsale Fortsatz an der Basis der Valve fingerförmig, länger,.
mit stumpfer Spitze, nicht so lang und nicht so dünn, wie auf
der) Biesnbieree:
Die Innenfläche der Valven am freien Ende bürstenartig,
mit Borsten besetzt; der dorsale Rand leicht gekerbt.
Der Q’Kopulationsapparat
Von außen (ventral unten) geschen, anal von der Ge-
schlechtsöffnung eine Reihe von langen Querfurchen bis in die
tiefe Tasche für den Uncus hinein (Uncustasche, recessus
unci), die von der gut ausgebildeten, dunkler und intensiver chi-
tinisierten Uncusnase, (nasus unci) überwölbt ist. Diesen Ein-
paßapparat habe ich schon lange vor Reuß beschrieben und
demonstriert in einem Vortrag über Psodos, gehalten 20. X. 1920
in der Schweiz. Ent. Ges., publiziert in deren Mitt. Bd. XIII,
Heft 3/4.
Erklärung der Abbildungen auf Taiel XXIV.
Mikrophotographien.
Figur 1—4:
JS Kopulationsorgane der paläarktischen Arten der Gattung Ellopia Tr.
Aufgenommen mit Leitz Object. 1, Oc. Periplan 8%. Zeiß Tessar.
Die rechte Valve ist entfernt; Aufnahmen von der ventral-rechten Seite,
Fisur
1) E. compararia Stgr. Tenied el Had, Algerien.
2) E. iasciaria L. var. prasinaria Schiff. Frauenfeld, Nordostschweiaz.
3) E. cedricola sp. n. Achyr Dagh, Nordsyrien,
4) E. pinicolaria Bell. Vizzavona, Corsica.
Figur 5 und 6:
5 Kopulationsorgane von zwei Eupithecien.
Aufgenommen mit Leitz Obj. 1, Zeiß Oc, 2. Zeiß Tessar.
Die linke Valve ist entfernt; Aufnahme von der ventral-linken Seite,
5) Eup. helveticaria B. Finnland.
6) Eup: achyrdashica sp. n. Achyr-Dagh, Nordsyrien.
Erklärung der Abbildungen auf Taiel XXV.
E Aufnahme in natürlicher Größe.
igur
7) und 8) Ell. pinicolaria Bell. Vizzavona, Corsica. 5'®
9) und 10) Ell. cedricola sp. n. Achyr Dash, Nordsyrien. 4'9
11) und 12) Ell. fasciaria L. var. prasinaria Schiff, 53' München, © Nord-
schweiz.
13) Eup. Pieiiieri sp. n. Achyr Dash, Nordsyrien. ©
14) Eup. achyrdaghica sp. n. Achyr Dash, Nordsyrien. 7
Dr. Wehrli, phot.
Tafel XXIV.
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. 1929.
Taiel XXV
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. 1929.
— 319 —
Entsprechend der bei den einzelnen Arten verschiedenen
Form des Uncusschnabels zeigt auch die Uncusnase differente
Gestalt und Begrenzung, und zwar sowohl von der ventralen, als
auch von der, dorsalen (von der dorsal aufgeschnittenen Abdo-
minalhöhle aus) betrachtet. Bei prasinaria ist der freie Rand fast
gerade, schwach bogenförmig, die Nase breiter als lang, gekerbt;
von der dorsalen Seite (von innen) gesehen, glatt, nicht gekerbt,
schwach gebogen. Bei E. pinicolaria ist der Rand stärker gebogen
und deutlich aus einzelnen Wülsten bestehend, überhaupt stärker
gebaut, von der dorsalen Seite geradlinig, glatt. E, cedricola hat
die Nase schwächer, im centralen Teil fast kreisförmig gerundet,
dorsal ebenfalls stärker gerundet.
Vagina (Ostium) asymmetrisch, kurz, verhornt, links ge-
radlinig begrenzt, rechts dorsal convex, mit einer Ausbuchtung,
die wahrscheinlich zur Aufnahme für das brachium solidum penis
bestimmt, und die bei E. cedricola am stärksten ausgeprägt ist.
Ductus bursae stärker chitinisiert, breit, abgesetzt, die
Ränder gegen die bursa divergent; bei cedricola breiter, ebenfalls
divergent; bei pinicolaria breiter und länger als bei den Vo-
rigen, aber parallelrandig, nicht divergent.
An der Basis des ductus bursae geht ventral sehr tief der
ductus seminalis ab, von einer kurzen und schwachen Er-
weiterung, und schlägt sich auf die rechte Seite.
Bursa weichhäutig, im Umriß oval, mit einer rundlichen
gelblichen Chitinplatte anal an der ventralen Wand; diese Platte
ist bei cedricola dem ductus bursae am nächsten, bei fasciaria
weiter gegen die Mitte zu gelegen.
An meinen Präparaten hat pinicolaria die kleinste, rundliche
Bursa, fasciaria die größte, oval, cedricola steht in der Mitte;
doch mag hier der verschiedene Füllungsgrad eine Rolle spiele: .
E. cedricola sp. n. (Taf. XXV, Fig. 9 J' u. 109).
Spannt 5 34, @ 36 mm. Eine sehr interessante Zwischen-
art zwischen E. var. prasinaria Schiff. und der corsischen pini-
colaria Bell. Palpen und 5 Fühler wie bei diesen Arten, Kamm-
zähne etwas länger. Gesicht und Scheitel übereinstimmend. Im
Flügelschnitt der corsischen Art nahe, aber der Außensaum noch
gerader verlaufend; hiedurch von pinicolaria und durch den
spitzen Apex sofort auf den ersten Blick von prasinaria zu unter-
— 2) =
scheiden. Oberseits Grundfarbe wie die photographischen Abbil-
dungen auf Taf. X&XV zeigen, von beiden verwandten species ver-
schieden, reiner und satter grün. Der Verlauf der weißen Quer-
streifen ist sehr charakteristisch und konstant und dokumentiert
gut die intermediäre Stellung der Art. Sie gleichen der pinicolaria
und weichen ab von prasinaria dadurch, daß sie, genau wie bei
ersterer, die Costa nie erreichen; cedricola hat aber den ersten
Querstreifen bei weitem nicht sc schräg: und gebogen wie die
Corsin, sondern er verläuft fast wie bei fasciaria, etwas schräger,
nur daß er die Costa nie erreicht. Der konstante geradere Ver-
lauf des ersten Querstreifens und die weiter basalwärts liegenden
Querstreifen der Hfl. lassen die neue Art augenblicklich von
pinicolaria unterscheiden. Der äußere Querstreif verläuft wieder
mehr wie bei pinicolaria schräger und gerader, das vordere Ende
mehr gegen den Apex gerichtet als bei prasinaria;die Querstrei-
fen sind gewöhnlich nicht dunkelgrün beschattet wie bei der Letz-
tern. Hfl. oberseits Ähnlich wie bei den Verwandten, Querstreif
weiter basalwärts gerückt als bei pinicolaria. Unterseite matter
grün; Zeichnung ähnlich wie oberseits.
Als die Nährpflanze der Raupen dürfte wohl nur die
Ceder, Cedrus libani Barr. in Frage kommen.
Eine schöne Serie vongcgc und2 @ 2. Bertiz Jaila, Achyr
Dagh, 1800 m. Nordseite, in Cedernwäldern.
Das! RK optulationser san (Var XIV area
steht zwischen fasciaria L. und pinicolaria Rell.; die drei Arten
sind nahe verwandt. Im Allgemeinen ist es kräftiger gebaut als
bei fasciaria, doch nicht so stark wie bei pinicolaria.
Der Penis ist fast gleich lang wie bei fasciaria, aber der
solide Ast wesentlich kräftiger und die keulenförmige Erweiterung
gegen das freie Ende erheblich dicker, ihre Bezahnung gröber,
dıe Spitze der Zähne kürzer, aber feiner.
Der Uncusschnabel ähnlich wie bei fasciaria;, der Hals
(des Vogelkopfes) hingegen, wie Fig. 2 und 3 deutlich zeigen,
länger und dicker.
Die Valven ebenfalls ähnlich, etwas breiter, die Er-
weiterung am analen Ende viel deutlicher abgesetzt. Der Finger-
fortsatz schmaler, stumpfer und am freien Ende, wie die Photo-
graphie deutlicher zeigt als die mikroskopische Betrachtung, na-
gelförmig dunkler chitinisiert.
— 321,
Da O’Cemstalapparat.
Die Unterschiede gegenüber den Verwandten fanden bei
der Besprechung der vorigen Art Berücksichtigung; sie beziehen
sich auf die Uncusnase, die Vagina, den Ductus bursae, dıe Bursa
und ihre Chitinplatte.
E. pinicolaria Bell. (Taf. XXV, Fie. 7 u. 8).
Belle Annalsoerknt: Krancer 1801,'n. 29, Pl.X2, Fig. 13.
Kollmorgen, Iris I900, p. 199 (1899, p. 507) Gumpenberg, Nova
Acta Deutsche Akademie d. Naturforscher Bd. 54, 6, VII. Teil,
sestar und Rbl. Cat. 1997, Nr.3727T. Spuler, 1910, p. 90.
BelzlN ne 322, 0.25, bD.@Oberthür, Pt. comp. VIE, Pl! 156; Pig.
BEozakralısse, 1.E. Ztschr., Guben, T. p. 13..Culot, Noct. et Geo-
MiesEesed.Kurope, pl. 47, p. 964, Reisser, Ztschr.Oest.. Ent. V.
Bd. 14, p. 31 und 42 (erste Stände).
Die Art, eine insulare, endemische Species, wurde bisher
ausschließlich auf Corsica gefangen, wo sie in den Gebirgswäldern
von Pinus laricio Poiret (nicht Lärchenwälder, wie irrtümlich
angegeben wurde) verbreitet ist. Reisser 1. c. gibt Evisa, Col de
Vergio, Col de Bavella an. Ich selber fing eine schöne Serie von
7cdc& 2Q9 Q am Col Vizzavona und bei Tattone in 900--1Ioo m
Höhe; ı 5 besitze ıch von Faller, bezettelt Corsica; ferner sind
die 2 typischen Original-Exemplare aus der Coll. Bellier, die dem
Autor als Grundlage zu seiner Beschreibung dienten, in meinem
Besitz (Coll. Obthr.). Die Variabilität ist an meinen gefangenen
Exemplaren äußerst gering; sie teilt diese Eigenschaft auch mit
meinen vielen gefangenen fasciaria var. prasinaria Schiff., die ın
unsern Bergwäldern im Jura als ausschließliche Form sehr häufig
vorkommt und ebenfalls sehr konstant ist.
E. pinicolaria Bell. ist bisher in Sardinien nicht gefunden
worden. Die Angabe Taurus ais Flugort findet sich im Cat. Stgr.-
Rbl. erstmals, gründete sich auf ein einzelnes Q, und ging dann
in der Folge in Spuler-Hoffmann und in Seitz 1. c. über. Sie be-
zieht sich zweifellos auf die neue E. cedricola Wrli., die im Ha-
bitus der pinicolaria ähnelt und mit ihr gut verwechselt werden
kann, wenn nicht genügend Vergleichsma‘erial zur Veriügung steht.
Die bisher unbekannten ersten Stände werden von Reis-
ser, 1. c. (Kautz) sehr eingehend geschildert. Während er Ei
und Puppe identisch mit fasciaria fand, unterschieden sich die
Raupen im Jugendstadium durch hellgrüne Farbe von den rot-
J
— N
braunen einer Parallelzucht von E. fasciaria L. (prosapiaria L.),
erwachsen durch größere Warzen, buntere, lebhaftere Allgemein-
färbung und besonders durch weißliche Flecken an den hintern
Segmenträndern der grauen Seitenkante. Da nur eine einzige
Raupe zur Verpuppung gelangte, ist es bei der beträchtlichen Va-
riabilität nicht ganz sicher, daß die angegebenen Merkmale kon-
stant sind. Die prasinaria-Raupe kann einen ganz beträcht-
lichen grünen Einschlag haben. So bildet Milliere, Iconogr.
Bd. I, Pl. 36, Fig. 2, eine Raupe von prasinaria (von der Tanne,
du sapin) ab, mit einem mehr oder weniger hellgrünen, brei-
ten Seitenstreifen und deutlichen weißlichen Aufhellungen an den
hintern Segmenträndern, wie sie von Reisser als charakteristisch
für pinicolaria angegeben wurde. Diese abweichenden Raupen,
die in der Jugend ziemlich sicher ganz grün gewesen sind, er-
gaben typische prasinaria. Es ist also nicht zutreffend, wenn
Reisser I. c. schreibt: „Insbesondere das einfarbig grüne Kleid
der Jugendstadien der pinicolaria-Raupe ergibt einen grundlegen-
den Unterschied gegen prosapiaria, bei welcher diese Färbung
noch niemals beobachtet wurde, vielmehr ist dort die Raupe
vom Verlassen des Eies an rotbraun gefärbt.‘ Die Angaben Reis-
sers bedürfen deshalb sehr der Nachprüfung und besonders des
Vergleichs mit Parallelzuchten von prasinaria-Raupen, zur prä-
zisen Festsetzung der Unterschiede der Raupen der beiden Arten,
Differenzen, deren Vorhandensein ich übrigens nicht bezweifle
Deu! Kopulatı ons appanat (Daran
Pinicolaria hat von allen Arten der Gattung das stärkste
Kopulationsorgan, obgleich die untersuchten Falter, deren Span-
nung innerhalb der Art bedeutend schwankt, ungefähr in gleicher
Größe gewählt wurden.
Penis länger und kräftiger als bei den vorigen species; das
brachium solidum deutlicher S-förmig gebogen, seine Zähne
am freien Ende schmaler und spitzer als bei cedricola; es über-
ragt das eigentliche Penisende ebensoweit wie bei Letzterer.
Uncusschnabel dicker und länger, der Hals noch länger
and etwas schlanker als bei cedricola.
Valven ähnlich, doch der Dorsalrand vor der Erweiterung
sröber gezähnt als bei Voriger, bei fasciaria nur gekerbt; der
ventrale Dorn steht von allen Arten am weitesten analwärts; der
Fingerfortsatz an der Basis erheblich breiter, als bei den Vorigen,
mehr dreieckig, spitz. Auf der Fig. 4 ist er nicht gut sichtbar, weil
— 323 —
er unter dem echten Penis liegt; die Spitze ist am Anfang des
letzten (analen) Drittels als dunkleres Dreieck zu erkennen. Der
ganze Penis hat sich bei der Präparation gedreht, der solide Arm
sollte wie bei Fig. > links liegen; das Gleiche gilt auch für
Kig. 1 und 3.
Der © Kopulationsapparat.
findet sich bei fasciaria differentaldiagnostisch besprochen.
Ueber die Funktion des brachium solidum des Penis bifurcatus.
Auf den ersten Blick erscheint die Einrichtung eines anal
gegabelten Penis paradox und anscheinend seiner Funktion eher
ein Hindernis als ein Nutzen. Betrachtet man aber den unver-
letzten Apparat von der Seite und den Penis in Situ, so wird
der physiologische Zweck dem Verständnis näher gerückt. In
situ kommt die spitze Keule durch die S-förmige Krümmung mit
dem freien Ende etwas vor und etwas lateral der Spitze des
wahren Penis, zu liegen, wie dies auf Fig. 3 und 4 deutlich zu er-
kennen ist. Nun wird es klar, daß die starke, solide, widerstands-
fähıge Keule des soliden Astes bei der Kopulation vor dem
Schwellkörper des Penis in die Geschlechtsöffnung eindringt, —
die asymmetrische Vagina macht diese Annahme sehr wahrschein-
lich, auch fehlt außen jede andere Oeffnung für den soliden Arm
eZmerdab, die kratrtige Keule dem leicht verlet-
Meinen ents als aus Sezeichmetes Führunss-. und
Sehmezonsan dient, das eın rasches, bequemes, sicheres
Eindringen ins Ostium gewährleistet und eine ungestörte Kopu-
latıion gestattet.
Das ganz schwach ausgebildete Scaphium, das bei man-
chen Arten als Gleitapparat dient, scheint nicht zufällig derart
beschaffen zu sein; seine Funktion wird eben teilweise vom
brachium solidum übernommen,dasebenfallsdorsal vomPenisliegt.
Ich habe bereits, Iris, XXXVI, 1922, bei der ravistriolaria
Wrli.-Gruppe der Gattung Gnophos, enthaltend die Arten ravi-
striolaria Wrli. und tholeraria Pglr. einen gegabelten Penis nach-
gewiesen, dessen solider Ast genau die Formeiner Krebs-
schere, Penis carcinoides, besitz, dem wohl nur die
Funktion eines Stützorganes zukommt, das vielleicht eine
ähnliche Wirkung ausübt, wie etwa der auf dem Gesicht des
Patienten sich aufstützende kleine Finger des Augenoperateurs,
der Hand als Ruhe- und Stützpunkt dienend und eine sichere
und ruhige Führung des Instrumentes bewirkend.
— 324 —
Zwei neue Eupithecien
aus der Ausbeute des Herrn E. Pieilfer, München, aus dem Taurus.
(Lepidoptera Geometridae).
Von Dr. Eugen Wehrli, Basel.
Mit 4 Figuren auf Taf. XXIV u. XXV.
1. Eupithecia Pieifferi sp. n. (Taf. XXV, Fig. 13).
Spannt 24—25 mm; Palpen lang, über den Augendurch-
messer vorragend, bräunlich, Spitze weiß. Fühler des g' kurz
bewimpert, Wimpernlänge Ya—3/4 der Fühlerschaftbreite. Im Ha-
bitus der helveticaria B. ähnlich, aber erheblich größer, kräf-
tiger gebaut und monotoner gefärbt. Grundfarbe oberseits ein
bräunliches Grau. Die Zeichnung weniger scharf als bei helveti-
caria die Linien verschwommener und weniger hervortretend,
die Fleckung am geraden Vorderrand viel schwächer. Verlauf
der Linien ähnlich wie bei jener, meist nur durch dunkelgraue,
nicht tiefschwarze Aderpunkte und -striche angedeutet. Vfl.oseite.
Eine undeutliche Basilare; Antemediane an der Costa hinter 1/3,
unter der Costa scharf gewinkelt, dann fast gerade zum Innen-
rand bei 1/3; der Winkel weiter gegen den kurz strichförmigen
Mittelpunkt ragend als bei der Verwandten. Mediane undeutlich,
meist nur von der Costa zum M’strich und über dem Innenrand
sichtbar; deutliche helle Linien, wie sie der helveticaria eigen-
tümlich sind, fehlen. Postmediane ähnlich wie bei Letzterer,
doch ist auf Ader C, eine deutliche Einknickung basalwärts
vorhanden. Dahinter eine wechselnde Anzahl undeutlicher, ge-
wellter heller Linien bis zur, aus verschwommenen weißlichen
Fleckchen bestehenden Wellenlinie, ohne ein helles Band zu
bilden wie bei helveticaria. Saumfeld leicht verdunkelt. Die
Saumlinie weniger deutlich als bei Letzterer, auf den Aderenden
‚unterbrochen. Fransen grau, an den Aderenden schwach ge-
scheckt.
Hfl. oberseits etwas heller als die Vf]., vor dem Saum leicht
verdunkelt; ihr Apex etwas spitzer, der Außensaum gerader,
weniger gebogen. Eine undeutliche erste Linie, in welche die
Antemediane der Vfl. fällt. Mittelpunkt sehr fein, rund; hinter
ihm die ganz unscharfe, gebogene Postmediane, nach der einige
verschwommene, hellere Linien ein schmales, verwaschenes, hel-
leres Band bilden. Saum und Fransen wie auf dem Vfl. Saum-
striche weniger kräftig als bei helveticaria.
— 325 —
Die Unterseite ist von helveticaria verschieden; die bei dieser
Art sehr scharfen schwarzen Mittelpunkte sind hier undeutlich
und verschwommen, besonders auf dem Vfl.; von den Querlinien
gilt das Gleiche, besonders für die Postmediane beider Fl. Die
Zeichnung ist sonst ähnlich wie oberseits. Bei einzelnen Exem-
plaren hinter der hellern Postmedianbinde ein entsprechend ver-
laufender unscharfer Querstreifen.
300,5 929 Bertiz Jaila, Achyr Dagh, Syria septemp-
trionalis, I800 m, an Cedern gefangen.
Der Kopulationsapparat.
Nicht nur nach dem Habitus, sondern auch nach den
und © Genitalien gehört E, pfeifferi in die nähere Verwandt-
schaft der E. helveticaria; auch die ähnliche Form der Ventral-
platte läßt über die nahe Verwandtschaft keine Zweifel aufkom-
men. Aber bei beiden Geschlechtern finden sich derart starke
Differenzen, daß die specifische Verschiedenheit außer Frage steht.
Der 5 Kopulationsapparat (Taf. XXIV, Fig. 6).
Der Penis ist relativ dicker als bei helveticaria er enthält,
wie die Mikrophotographie zeigt, fünf getrennte Chitinstückchen
(Cornuti Pierce), die ganz andere Form aufweisen und zum Teil
anders angeordnet sind, wie bei der Verwandten. Die zwei analen
sind ähnlich den von Petersen Fig. 55 A, Taf. ı2, Iris XXI,
abgebildeten von helveticaria; die 3 Mittlern sind aber anders
geformt; das dorsale eine unscharf begrenzte Platte, darunter
ein im Umriß rechteckiges anal lang gezähntes Gebilde, das durch
einen schmalen Streifen mit dem kleinen oralen Stück verbunden
und mit diesem als ein Stück zu betrachten ist. Darunter ventral
ein langer, spindelförmiger, an den Seiten gezähnter Zahn.
Petersen gibt im Text für helveticaria 6 Chitinstückchen
an, auf seiner Fig. 55 A zähle ich nur 5, von denen 2 noch ver-
bunden sind, also eigentlich nur 4. Pierce spricht im Text von
drei Cornuti, die Fig. Pl. 238 enthält aber deutlich 4 getrennte,
die Fig. der arceutata Fır. 3 solche. Mein in fig. 5 reproduzierte
Präparat, helveticaria von Finnland, zeigt 4 deutliche Stückchen
und 2 zweifelhafte verschwommene kaum sichtbare Chitinisie-
rungen, ı anal und ı dorsal hinter der Mitte, die ich nicht zu den
Cornuti zählen möchte. |
Uncus schmal, einspitzig wie bei helveticaria.
— 326 —
Die 2 hakenförmigen Gebilde zwischen den Valven ganz
bedeutend stärker mit längerem Schnabel und von andrer Form.
Ventralplatte, ähnlich wie bei der Verwandten, an
der Spitze löffelförmig umgebogen; der Ausschnitt oral weiter
und der Grund in der Mitte geradlinig; bei helveticaria rundlich.
Am ® Genitalapparat ist die Bursa ähnlich, aber stärker
chitinisiert, besonders der kurze Ductus bursae und der Ab-
gangsteil des ductus seminalis; der Letztere geht links ab
und ist etwas dünner als bei helveticaria. Die Verteiung der Sta-
cheln ähnlich wie bei dieser; dorsal eine breite stachelfreie Zone;
eine ebensolche, schmale am Fundus ventral zwischen der dor-
salen und ventralen Stachelzone. Unterscheidet sich von der
verwandten Art durch einen Halbkreis von verschieden großen
Stacheln rechts um den Ansatz des ductus seminalis, wo bei jener
nur wenige große Stacheln rechts liegen. Von diesem Halbkreis
geht eine kontinuirliche Reihe von Stacheln bis zum Ductus
bursae (bei helveticaria nicht kontinuirlich). Die dorsalen Rand-
stacheln zahlreicher und regelmäßiger in Linien angeordnet; die
dorsale Zone der Sternstacheln breiter. Dorsal, gegen das anale
Ende eine weitere, bei helveticaria nur angedeutete, Gruppe von
ganz feinen Stacheln.
2. Eupithecia achyrdaghica sp. n. (Taf. XXV, Fig. 14).
Spannt 16—17 mm; Palpen lang, um den Durchmesser des
Auges oder etwas darüber vorragend. ä Fühler schwarz ge-
tingelt, kräftig bewimpert, Länge der Wimpern von Schaft-
breite. Sieht, ganz oberflächlich betrachtet, aus, wie eine ganz
helle, weißliche distinctaria sextiata Mill., aber sofort unterscheid-
bar durch die viel weiter auswärts gebogene Postmediane und
die breitern Fl. In der Zeichnung am ehesten vergleichbar mit
der viel größern (16—17 mm gegen 20—21 mm)amasina Bhtsch.,
Iris, p. I, 1893, die,aber viel dünner beschuppt ist, viel schwächere
Mittelstriche und andre Flügelform besitzt, und eher in die veno-
sala-Gruppe gehören dürfte. Amasina liegt mir ebenfalls vor und
ist sicher eine verschiedene Species; sie findet sich abgebildet in
Dietze, Biol. d. Eupithecien, Taf. 79, Fig. 825, 826; sie hat spitzere
Vfl. und die helle Postmedianbinde steht weiter saum- und apex-
wärts als bei der neuen Art.
Grundfarbe oberseits ein weißliches helles Grau, sehr fein
schwarz punktiert; die schwarzen Linien unterbrochen, nur aus
Bogenstrichelchen und Aderpunkten zusammengesetzt, was der
— 327 —
Art, zusammen mit der Farbe und den prominenten Mittelstrichen,
ein sehr charakteristisches Aussehen verleiht. Gesicht und Scheitel
weißlich, mit verstreuten schwarzen Schuppen, Thorax und Ab-
domen von der Fl.farbe; letzteres schwarz geschopft. Die Linien
beginnen mit schwarzen Costalstrichen und -Flecken; die basale
schwach gebogen; die antemediane bei 1/3 ebenfalls leicht ge-
bogen, stellenweise doppelt, nicht im ganzen Verlaufe erkennbar;
Mittellinie doppelt, gezackt, den M’strich berührend. Die Post-
mediane gezackt, bildet in der vordern Hälfte einen starken Bo-
gen nach auswärts, unter der Mitte aber einen scharfen Zacken
basalwärts, ganz ähnlich wie bei silenicolata Mab. mit der achyr-
daghica aber sonst nichts Gemeinsames hat. Dahinter eine gleich
verlaufende, nur teilweise deutliche, hellere Binde, außen von
einer unterbrochenen schwarzen Linie eingefaßt. Die schwarze
Saumlinie auf den Adern unterbrochen. Fransen heller grauweiß
als der Fl., auf den Aderenden schwach dunkel gescheckt. Hfl.
ähnlich dem Vfl., Costalzone etwas heller; die Linien reichen
nicht bis zum Vorderrand. Basale, subbasale und antemediane
Linien nur am Innenrand erkennbar. Mittelstrich kräftig. Die
nur bis zum Mittelfleck reichende mittlere und die zwei nach-
folgenden Linien bilden etwas vor dem Innenrand einen scharfen
Zacken basalwärts.
Auf der ähnlichen Unterseite die Vfl. leicht rauchig ange-
flogen. Die Mittelstriche besonders der Vfl. beim frischen ©
kräftig. Nur 2 Linien sichtbar, gleich verlaufend wie oben, die
Postmediane und die undeutliche Linie dahinter.
Ein & ist etwas dunkler und die Linien sind ober- und
unterseits verwischt und undeutlich.
2 und 2.0797 Bertiz Jaila, "Achyr Dash, Syr. sept. &
10.—25. VI. 10—1500 m; 9.—13. VI. 1800 m.
Dei, Kopmlationsapparat
erweist eine ziemlich nahe Verwandtschaft mit E.alliaria Stgr.,
während die Imagines inbezug auf Zeichnung und Färbung nicht
auf nähere Verwandtschaft schließen lassen konnten, sondern
eher Beziehungen zur venosata-Gruppe zu vermuten waren.
Bursa kleiner als bei alliaria, dorsal ganz mit Stacheln be-
setzt, die feiner sınd als bei jener. Ventral rechts eine kleine
stachelfreie Fläche, links Gruppen größerer Stacheln. Auf der
linken Seite, etwa ın der Mitte, sitzt ein kleiner Bursa-
— 22 =
Anhang, wıe ihn von allen untersuchten Eupithecien einzig
alliaria besitzt, aber nach Petersen, I c. p. 328 bei wiener, tiroler
und ungarischen Stücken am oralen Ende desiFundus, bei süd-
französischen notata Dietze aber mehr rechts lateral, bei
einer andalusischen nofata meiner Präparate ebenfalls etwas
rechts oral.
Der Ductus seminalis geht rechts ab und ist nicht wie
bei alliaria und notata stark dorsal nach links ge-
rückt, ein weiteres wichtiges Unterscheidungsmerkmal; seine
Erweiterung beim Abgang erheblich kleiner bei der neuen Art.
Der Diiterıns biunsare kursbrere
Auf der ventralen Seite der bursa oral ein merkwürdiges,
breit aufsitzendes, kurz schnabelförmiges Gebilde.
Nach dem Befund am Genitalorgan handelt es sich sicher
um eine neue, bisher nicht bekannte Art, die zweite mit
einem sestielten kleinen Bursa Ankanler none
liaria verschieden unter Anderm durch den Sitz links, und
den Abgang des ductus seminalis ganz rechts.
Apollo-Kreuzungen.
Von Emil Riemel, München.
Mit 1 Tafel (XXV]).
Imnjahrsang) 22. Nr. 21 der.1. E. 2. beschrieb ich’ den Hy-
briden hofmanni (delius 2 apollo 5). Die Zucht war heuer von
etwas besserem Erfolg. Ich erzielte eine kleine Serie und zwar
beide Geschlechter. Die Beschreibung des im vorigen Jahr er-
zielten einzigen 5 paßt sehr gut auch auf die weiteren J'co’ von
diesem Jahr. Bei der großen Variabilität beider Elterntiere ist es
selbstverständlich, daß auch die Nachkommen variieren. Nach-
zutragen ist noch: Die Flügelform ist nicht durchwegs gestreckt,
sondern teilweise auch rund, apollo-ähnlich. Die Fühler durch-
wegs schwarz-weiß geringelt, aber die Fühlerform verschieden,
zum Teil delius-Form, zum Teil apollo-Form, zum Teil ein Fühler
delius-, der andere apollo-Form, ein Stück mit schwarzen Füh-
lern Ringelung kaum noch sichtbar. Bei den © © dominiert auf
den Oberflügeln apollo-Färbung und Zeichnung, auf den Unter-
flügeln delius. Oberflügel breiter Glassaum und breite Submar-
ginale, beide bis zum Innenrand reichend, Zwischenraum aus
einer mehr oder weniger schwachen weißen Punktreihe be-
stehend. Zellflecken, Costalflecken und Innenrandsfleck kräftig
entwickelt, meist die fasciata Bestäubung aufweisend (Delius
herrichii). Costalflecken und Innenrandsfleck mehrfach rotgekernt.
Adern schwarz bestäubt. Unterflügel Subcostal und Median Ocelle
normal ohne Ausnahme mit weißem Spiegel. Glassaum breit
zusammenhängend kräftig entwickelt, vom Innenrand bis zu den
Analflecken reichend, ebenso die stark entwickelte Kappenbinde.
Analflecken kleiner als bei apollo, mehrfach schwach rot be-
stäubt. Körper behaart, die hellen Segment-Ringe fehlen, Fühler
mit nur einer Ausnahme schwarz-weiß geringelt. Ein %
O9 weist
die cardinalis-Verbindung auf.
— Sl =
Eine interessante Kreuzung zweier weit auseinander liegender
apollo-Rassen.
Im Juli 1927 erhielt ich von Herrn Dietz, Passau, eine An-
zahl Eier von Parn. pumilus, die Zucht gelang gut, die erzielten
Falter beiderlei Geschlechts gleichen vollständig den Freiland-
tieren, trotzdem sie vom Ei bis zum Falter ıı Monate in völlig
veränderten klimatischen Verhältnissen lebten. Ein © wurde
zur Copula mit einem hiesigen artonius 5' verwendet. Copula
und Eiablage gehen ohne Schwierigkeit vor sich. Die Entwick-
lung der ersten Stände wie bei apollo. Die Puppe etwas kleiner,
stark bereift, Puppenruhe ca. 3 Wochen. Futter Sedum album.
Der männliche Falter klein, 69--64 mm Spannweite. Grund-
farbe gelblich. Oberflügel Glassaum schmal und kurz, ebenso
die Submarginale, beide aber doch etwas stärker wie bei pumi-
lus. Schwarzfleckung normal. Ocellen klein, nur dünn schwarz
umrandet stumpfrot, alle weiß gekernt, Glassaum der Unterflügel
fehlend oder schwach angedeutet. Kappenbinde oben schwach,
unten kräftig. Basalbestäubung stärker wie bei pumilus, Anal-
lecken klein. Das © klein, 61--67 mm Spannweite, Grund-
farbe gelblich. Discus der Vorderflügel schwarz bestäubt. Glas-
saum und Submarginale breit dunkel vom Vorderrand bis Innen-
rand reichend, Zwischenraum weiß gefleckt. Schwarzfleckung
kräftig. Unterflügel: Ocellen klein, kräftig schwarz umrandet,
dunkelrot, alle weiß gekernt. Basalbestäubung stark. Glassaum
überall vorhanden, die gewellte Kappenbinde breit und kräftig
hervortretend, Analflecken kleiner als bei apollo. Rückseite bei
beiden Geschlechtern matt wie bei pumilus. Totaleindruck pumi-
lusartig. Nur einige Stücke zeigen den Charakter unserer Gebirgs-
rassen und sind beträchtlich größer. Ich widme diese Rassen-
kreuzung meinem alten Sammelfreund, Herrn Wilhelm Frank,
München. Parn. apollo f. franki. Typen und Cotypen in meiner
Sammlung.
Die Kreuzung von Parn. sibiricus @ mit Parn. geminus 5
Aus einer Eizucht von Parn. sibiricus aus Ost-Turkestan
erzielte ich 1928 einige Falter, von denen ein ® mit einem hie-
sıgen geminus &' gekreuzt wurde. Copula und Eiablage ist leicht
zu erzielen. Die Zucht dieser Kreuzung lieferte eine kleine Anzahl
interessanter Tiere. Schon die Raupe unterscheidet sich durch
ihre Größe und dis auffallend leuchtendroten großen Seitenflecken
— 331 —
von unseren apollo-Raupen. Puppe groß, gedrungen. Der männ-
liche Falter bleibt in der Größe allerdings beträchtlich hinter
sibiricus zurück, er erreicht nur die Größe unserer Gebirgsrassen.
Dagegen zeigt der ganze Habitus sibiricus-Charakter. Weiße
Grundfarbe, schmalen Glassaum und ebensolche Submarginale,
mittelgroße Ocellen. Auf den Unterflügeln Glassaum und Sub-
marginale nur angedeutet. Die 2 © Grundfarbe gelblich durchweg
stark verdunkelt, reichlich schwarz bestäubt. Schwarzfleckung
groß, Glassaum und Submarginale fast zusammengeflossen. Ocel-
len groß feurigrot, dick schwarz umrandet. Unterflügel mit
starkem Glassaum und ebensolcher Kappenbinde. Pastöse Cu-
bitalflecken und Analfleck. Dem Muttertiere sehr ähnlich. Spann-
weite 76-79 mm. Diese Rassenkreuzung möge den Namen f,gemi-
nosibiricus erhalten. Typen und Cotypen in meiner Sammlung.
Hybr. riemeli Frank.
Parnass. delius Esp. 5 x Parnass. apollo L. 9.
Von Wilhelm Frank, München.
Herrn Emil Riemel, München, gelang es im Jahre 1923 im
Freiland einige Copula von delius 5 mit apollo © zu erzielen.
Die Copula selbst war schwierig zu erzielen, die 9 9 legten
die Eier ohne Schwierigkeit normal ab, leider zeigte sich ein
größerer Teil der Eier als taub. Die junge Raupe schlüpfte zur
normalen Zeit, anfangs Februar, und glich im Kleide und in der
Entwicklung ganz einer Apolloraupe. Die Raupen nahmen als
Futter Sedum album, aber nur ein kleiner Teil derselben wurde
bis zur Verpuppung gebracht. Das Gespinst ist deliusartig, die
Puppe schwarzbraun, sehr ähnlich der hofmanni-Puppe, nicht
bereift wie die apollo- Puppe, sondern es liegt auf ihr nur ein,
leichter bläulicher Schimmer. Puppenruhe normal, zwischen 3
und 4 Wochen.
Der 5 Falter: Rein weiße Grundfarbe, Vorderflügelforn
lang gestreckt, deliusartig, Adern schwarz bestäubt, bis zum
Außenrand reichend. Glassaum und Submarginalbinde verkürzt,
schwach dunkel bestäubt, auch sehr an delius erinnernd. Hinter-
randsfleck verkleinert. Costalflecke stark schwarz ausgeprägt und
in den meisten Fällen oben und unterseits klein rot gekernt.
Basalflecke der Hinterflügel normal, die Größe der Ocellen steht
swischen delius und apollo, mit nicht starker, weißer Kernung.
— 32 =
Außenrandbinde fehlt durchgehends, Kappenbinde meist auch,
nur bei einigen Stücken schwach angedeutet. Der Kubitalfleck
fehlt immer, die Analflecke verkleinert, kommaförmig. Die Fühler
sind durchwegs schwarz-weiß. deliusartig geringelt, die Fühler-
form teils delius-, teils apollo-artig. (apollo abgesetzte Kolben,
delius allmählich sich zum Schafte verjüngende Kolben.) |
Der @ Falter: Die Flügelform nicht so ausgeprägt delius-
artig wie beim 5, sondern in einigen Fällen apolloartig. Kräftig
entwickelte Marginal- und Submarginalbinde, Schwarzkernung
dem delius- Flügel ähnlich, in einigen Fällen die Costalflecke rot
gekernt. Die Zeichnung und Färbung der Hinterflügel sınd denen
von delius sehr ähnlich. Fühler wie beim &. Körper stark be-
haart. Ich benenne diesen neuen Hybriden nach se'nem ersten
"Züchter: Parnass. hybr. riemelı.
Erklärungen zu Tafel XXVI.
7 FAybr. hofmanni &
Al „ 2
3 2erremel ren
he „ z
5) Parn. apollo f. franki 5
One " u
Dee 2 f. geminosibiricus &
8) ” „ „ 2
Tafel XXVL
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7)
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1a]
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5
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‘oQ
=
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|
o
&
=
=
Die
unbekannten Weibchen zweier Makrolepidopteren.
Von Dr. Karl Schawerda, Wien.
Zizera draesekei Schaw.
Von dieser von mir (Iris 1926) aus der Stötznerschen Aus-
beute beschriebenen neuen Art aus Szetschwan liegen mir nun
ı0o Q Qaus Wassekou vor. Sie aberrieren stark. Einige sind ober-
seits ganz schwarzbraun mit Spuren blauen Staubes an der Basis
und am Hfl’innenrand, einige sind stärker blau im Vfl’diskus und
im Hfl. mit oben durchschlagenden Randaugen, die von einem
lichten bläulichen Hof umgeben sind. Ein 9 ist vorwiegend blau,
nur der Vorder- und Außenrand der Vfl. ist schwarzbraun,
ebenso der Vorderand der Hfl. Der Außenrand der Hfl. ist hell-
blau mit dunklen Randaugen.
Die Unterseite ist lichter graubraun als beim 5, bei einem
Exemplar weißlichgrau. Vor den Randaugenflecken steht eine
Reihe Pfeilflecken.
Die Vfl. haben kein oder ein Basalauge, die Hfl. drei.
Flügelspitzenabstand 25—26 mm, also größer als beim Jg’
(22 mm). Die Vfl. haben unten 6 viel größere Augen, die Hi.
acht. Randaugen und Pfeilflecken sind bei einigen Exemplaren
stärker ausgeprägt, bei andern weniger, stark weißlich umrandet.
Die Fransen sind lichtbraun, bei einigen weißlich-braun.
Diese Art, die der aricia sehr nahe steht, ist kleiner als
diese, hat gerundeteren Apex, bedeutend geringere Ausdehnung
der Marginalverdunklung (ist also nicht so stark blau), schwächer
ausgeprägte Punktflecke der Hfl’Unterseite und ebensolchen Quer-
aderfleck der Vfl’Unterseite. Dies hat mir Herr Kusnezov und
Herr Filipjev aus Leningrad mitgeteilt. Sie haben draesekei mit
den 3 vorhandenen aricia 5 im dortigen Museum verglichen,
wofür ich ihnen bestens danke. Die Unterseite soll bei aricia
Gr. Gr. brauner sein, was vom Alter herkommen kann. Von
ariciaist nur das g' bekannt.
— 334 —
Lithosia praedotae Schaw.
Diese neue Lithosia wurde von Herrn Karl Predota in
Albarracın in einem einzigen 5' Exemplar erbeutet und von mir
im der 7, doest. E.V. 19272 52 37, besehmieben? 1028 nA Le
Predota eine Anzahl männlicher und weiblicher Stücke dieser
neuen Art erbeutet.
Durch dieses größere Material muß meine Erstbeschreibung
etwas ergänzt werden. Die Größe des J' varliert zwischen 21 und
26 mm, die Farbe der lichteren Vfl. zwischen schwärzlichgrau
und ockerig grau, die Vorderrandstriemen, Palpen, Stirne, Fühler
und der Afterbusch sind öfters stark ockergelb (bei einem Exem-
plar mit einem leichten Stich in’s Rotgelb), die Hfl. dunkler,
schwärzlichgrau mit oft gelblichen Fransen. Ein 5 hat das anale
Drittel der Hfl. gelblich. Das bis dahin unbekannte 9 ist kleiner
und lichter als der 5. 18 mm Spitzenabstand. Vfl. graugelb, lıch-
ter als beimg', Hfl. lichter grau mit gelblichem Stich, gegen den
Vorderrand etwas dunkler grau. Albarracin, 2. VII. 1928.
Beiträge
zur Lepidopteren-Fauna Zentral-Ungarns.
Von Frz. Daniel und Dr. Lorenz Kolb.
Die ungarische Tiefebene besitzt infolge ihres geologischen
Aufbaues Vorbedingungen, die sie zu einem der interessantesten
Sammelgebiete Mitteleuropas machen. Wenn über sie in jüngerer
Zeit im Schrifttum nur wenig erschien, so mag das einerseits an
dem einförmigen Landschaftsbild liegen, andererseits auch durch
die Schwierigkeiten bedingt sein, die in der Landessprache und in
den primitiven Unterkunftsverhältnissen auf dem flachen Lande
liegen. Nachdem Herr E. Pfeiffer schon in den Jahren 1922
bis 1924 vom Mai bis Mitte Juli verschiedene Gegenden Zentral-
ungarns lepidopterologisch durchforscht und uns besonders die
Pußta Peszer als lohnend empfohlen hatte, besuchten wir dieses
Gebiet vom 1. bis 14. Juli 1928 und in der gleichen Zeit wiederum
1929. Beim 2. Mal schloß sich uns Herr Ministerialrat Osthel-
der an. So gut als nur möglich bemühten wir uns in diesen
kurzen Zeiträumen einen kleinen Einblick in die Zusammen-
setzung der Lepidopteren-Fauna dieses interessanten, z. T. sand-
steppenartigen Gebietes, zu bekommen.
Die Pußta Peszer liegt zwischen 47°4’—47’ıı' n. B. und
19° 12’—19%26’ östl. L. von Greenwich in einer Meereshöhe von
rund 100 Metern und ist von der Bahnstation Oerkeny der Strecke
Budapest-Keskemet zu erreichen. Von Oerkeny führt eine primi-
tive Autoverbindung nach Tatärszentgyörgy, wo Unterkunft und
Verpflegung zwar nur privat, aber für einfache Ansprüche aus-
reichend, zu erhalten ist, umsomehr als sich die Bevölkerung den
Fremden gegenüber außerordentlich zuvorkommend verhält.
Einige Schwierigkeiten bereitet allerdings die Verständigung, da
nur wenige Einheimische die deutsche Sprache beherrschen.
Das ganze Gebiet um Tatärszentgyörgy bildet eine weite
Ebene, die aus den Schwemmsandablagerungen der Donau her-
vorgegangen ist und nur wenige, ganz niedere Erhebungen auf-
weist. Das beredteste Zeugnis für diese Entstehungsart ist der Bo-
— 336 —
den, der aus meterdicken Schichten von sogen. Schweißsand
besteht, wie ihn alle unsere Alpenflüsse mit sich führen. Die
Fruchtbarkeit dieses Bodens ist vor allem abhängig von der
Bewässerung und zwar vom Grundwasser, da fließende Wasser
hier ganz fehlen. Wenn sich in diesem Gebiet alle Uebergänge
von der fast pflanzenwuchslosen Sandsteppe bis zum metertiefen
Sumpf, oft auf engstem Raum, feststellen lassen, so ist dafür nur
der Umstand maßgebend, in welcher Tiefe sich der Grundwasser-
spiegel befindet. Die oben erwähnten Erhebungen stellen Flug-
sanddünen vor, die ihre Entstehung der Windwirkung verdanken.
Durch Anlage von Wäldchen und durch Anpflanzung von boden-
bindenden Gräsern ist weiterer Dünenbildung erfolgreich vorge-
beugt worden.
Das charakteristische, dem Fremden sofort in die Augen
fallende Aussehen des Gebietes ist bedingt durch die Pußta. Diese
wird am besten als ein fast ebenes, meist mit nur geringem Pflan-
zenwuchs bestandenes Weidegelände bezeichnet. Die Vegetation
besteht aus typischen Steppenpflanzen, die im heißen Sommer
1928 meist schon dürr waren; 1929 dagegen zeigte die Pußta ein
noch grünes Aussehen. An günstig gelegenen Stellen, insbeson-
dere in der Nähe von Siedlungen, findet sich auch Feldbau. In
der Pußta war außer einigen Tagfalterarten — meist guten Flıe-
gern — und einigen an Strohblumen — Helichrysium — ge-
bundenen Tieren anderer Gattungen (Sesien, Thalpochares) im
Tagfang nichts zu erbeuten. Wesentlich anders sieht es beim
Nachtfang aus, wo eine ganze Reihe guter Spezialitäten ans Licht
kamen.
In die Pußta eingesprengt finden sich verschiedentlich mehr
oder minder große Wälder; der bedeutendste und ausgedehnteste
davon ist der Wald von Peszer. Er wurde vor etwa Ioo Jahren
künstlich angelegt und erstreckt sich in der Nordsüdrichtung in
einer Länge von ca. 1o km, bei einer durchschnittlichen Breite
von ca. I km. Hauptbaumart ist die Robinie; dazwischen sind
meist partienweise Eichen, Eschen, Silberpappeln und Föhren ein-
gesprengt. Wachholder und Schlehen finden sich vielfach als
Unterholz. Einige Schneusen, die durch das Vorkommen von
Skabiosen und Disteln zu den besten Sammelgebieten zählen,
durchziehen den Wald. Im übrigen besitzt dieser ein ganz anderes
Aussehen als unsere deutschen Wälder. Die weitaus vorherr-
schende Robinie spendet nur wenig Schatten. Der Boden ist mit
meist kümmerlichem Graswuchs bestanden. In normalen Jahren
a
zeigt der nördliche Teil stellenweise feuchten Charakter, im Jahre
1928 war zur Zeit unseres Aufenthalts davon fast nichts zu spüren,
lediglich der andersartige Graswuchs ließ uns diese Stellen er-
kennen.
Nach Angaben Pfeiffers war der Wald in früheren Jahren
viel feuchter und zeigte demgemäß auch einen viel reicheren
Pflanzenwuchs. So waren z. B. von den ausgedehnten Skabiosen-
beständen in den Schneusen, die H. Pfeiffer noch antraf, in den
beiden Jahren unseres Aufenthalts nur mehr kümmerliche Reste
zu finden. Diese Austrocknung ist sicherlich auf die Senkung des
Grundwasserspiegels infolge Entwässerungsarbeiten in den Sumpf-
gebieten zurückzuführen. Der Tagfang ist im Waldgebiet sehr
ergiebig. Der Hauptteil aller Tagfalter, ferner die meisten Zy-
gänen fliegen im Wald, besonders in den Schneusen und an den
Waldrändern. Aber auch der Nachtfang liefert gute Ausbeuten.
Während der Wald an seinem Ost- und Westrand scharf be-
grenzt ist, geht er im Süd- und besonders im Nordteil allmählich
in eine offene Buschlandschaft über und verliert sich in der
Pußta. Im Norden befindet sich eine Reihe von Dünenhügeln,
die zwar zu den sterilsten Teilen des ganzen Gebietes zählen, für
den Sammler jedoch eine Fundstelle hochinteressanter Tiere
bilden.
Vor allem im Osten und Norden des Peszer Waldes befinden
sich die Turjane. Oft fast ohne Uebergang sind in das Sandgebiet
sumpfähnliche Landschaften eingesprengt, deren Wasserstand stark
wechselt. Sie sind mit hohem Schilf und harten Moorgräsern be-
standen; stellenweise erstrecken sich weite Bestände von Euphor-
biumarten, darunter Euph. palustris. Da seit einigen Jahren Ent-
wässerungsversuche unternommen werden, waren besonders im
äußerst trocknen Sommer 1928 diese Gebiete mehr oder minder
stark ausgetrocknet.
Ob diese Entwässerungsarbeiten, mit denen eine Rodung
der Turjane verbunden ist, den gewünschten Erfolg, neues Kul-
turland zu gewinnen, haben werden, oder ob sich durch
die Senkung des Grundwasserspiegels nicht anderswo um so
größere Schädigungen einstellen werden, muß die Zukunft
zeigen. Eines jedoch ist sicher, daß dadurch die eigenartige Tur-
janflora und -fauna dem Untergang geweiht ist. In den 'Turjanen
selbst konnten wir bei Tag nur wenige, auch in den angrenzenden
Steppen- und Waldgebieten vorkommende Tagfalter feststellen,
so daß sich eigenartigerweise eine eigene Tagfalterfauna hier
— 3
nicht entwickelt zu haben scheint. Eine etwas reichere Tagfalter-
fauna ist an der Grenze von Turjan und Pußta festzustellen. Merk-
würdig war, daß von den zahlreichen Nachtfalterarten, die
wir hier am Licht erbeuteten, bei Tag kein Stück sich aufscheu-
chen ließ.
Für ein Sammeln ım Waldgebiet und im Turjan ist das ca.
1a Stunden von Tatärszentgyörgy entfernte Forsthaus Peszer
besonders günstig gelegen, während die ausgesprochenen Sand-
gebiete leichter von dem kleinen Ort Felsö-Peszer zu erreichen
sind. Für das Forsthaus ist eine Aufenthaltsgenehmigung der Do-
mänenverwaltung nötig, bei der Wirtschaft in Felsö-Peszer fällt
das weg. Da jedoch das ganze Gebiet Domäne der kgl. ungar.
Familie ist und auch als Naturschutzgebiet gilt, ist auf alle Fälle
das Sammeln nur mit einer, alierdings bereitwilligst erteilten Sam-
melerlaubnis möglich. Wir hatten 19238 im Forsthaus, 1929 im
Felsö-Peszer Unterkunft gefunden und waren überall bestens auf-
gehoben.
Der große Artenreichtum dieses Gebietes erklärt sich einer-
seits aus dem engen Nebeneinanderbestehen von Pußta, Sumpf
und Wald, andererseits aber auch aus der ganzen geographischen
Lage. Es kommen alpine Arten vor, die nur durch Anschwem-
mung der Donau zu erklären sind (z. B. Eup. veratraria mit
ihrer Futterpflanze Veratrum Germer). Die Donau bildet aber
auch eine Zugstraße für östliche Arten, die sich dann hier ange-
siedelt haben. Die Einwanderung von Osten her läßt sich auch
bei anderen Tiergattungen feststellen, z. Be. dem Vorkommen der
Wasserschildkıöte (Ecmis), der Lacerta taurica (taurische
Eidechse) der Gottesanbeterin (Mantis religiosa) u. a. m.
Für den Sammler erschwerend ist das oft außerordentlich
schwierige Auffinden einzelner Arten infolge ihrer Gebundenheit
an engste Lokalitäten. Wir konnten im heurigen Jahre wiederhoit
feststellen, daß an gleichwertigen, weniger als 100 Meter von
einander entfernten Leuchtstellen der Anflug den Arten nach ganz
verschieden war.
Unsere Sammeltätigkeit erstreckte sich gleichmäßig über
die drei angeführten Gebiete, wobei ganz besonders dem Licht-
fang mittels Carbidlampe und auch mit hochkerzigem Petro-
leumglühlicht möglichste Aufmerksamkeit geschenkt wurde. In
ı3 (1928) bezw. 14 (1929) Leuchtnächten wurde meist bis nach
Mitternacht, einige Male bis zum Morgengrauen gefangen. 'Wäh-
rend im ersten Jahre der Anflug ausnahmslos ein guter, zuweilen
— 339 —
ein kaum zu bewältigender war, litt 1929 der Erfolg unter der
kühlen, windigen Witterung.
Was den Fang selbst anbetrifft so empfiehlt es sich beson-
ders in den Turjanen Vorsorge gegen die Stechmückenplage zu
treffen, die in der Spätdämmerung in Schwärmen den Eindring-
ling rücksichtslos überfallen. Kräftiges Einreiben mit Salmiakgeist
verschaffte wenigstens etwas Abhilfe. Eine weitere fast nicht ab-
zuwehrende Plage sind in den Turjanen die manchmal zu Tau-
senden am Licht erscheinenden Jungtiere von Wasserwanzen
(Rückenschwimmern), vor denen wir einmal ıo Uhr nachts das
Feld räumen und unsere Lampe an anderer Stelle neu aufbauen
mußten. Da bei solchem Massenauftreten Kleidung und Fang-
geräte den unangenehmen Geruch dieser Tiere annehmen und
für Tage behalten und da die Unmenge der Tiere ein Fangen
angeflogener Schmetterlinge fast nicht möglich machte, zählt
diese Kalamität zu den unangenehmsten Beigaben des Nacht-
fangs im Turjan.
Die Bestimmung der aufgeführten Arten wurde mit größter
Gewissenhaftigkeit durchgeführt. Die Ueberprüfung aller einiger-
maßen zweifelhaften Stücke, sowie die Gesamtbearbeitung der
Mikro übernahm Herr Ministerialrat Osthelder, dem auch
an dieser Stelle für seine Mühewaltung: bestens gedankt sei.
Die Grundlage der im Folgenden aufgezählten Arten bilden
die Ausbeuten von 1928 und 1929. Es wurden jedoch auch die
Ergebnissse der Sammelreisen von Herrn Pfeiffer mitverwertet.
Als Tagfalterspezialist hat sich Herr Pfeiffer um den Nachtfang
weniger gekümmert, so daß sein Sammelergebnis in der Haupt-
sache bei den Tagfaltern bezw. bei den bei Tag fliegenden Nacht-
faltern in Erscheinung tritt. Eine Durchsicht der letzteren war
nicht mehr möglich, da sie seit langer Zeit abgegeben sind.
Besonders auffällig erscheint das Auftreten zahlreicher Me-
lanısmen (deffesaria, carbonaria, castanea-melaina). Da das Fund-
gebiet weitab von aller Industrie liegt, die Luft also sicher nicht
von „Industriegasen‘ geschwängert ist, kann es sich nicht um die
sogen. „Industrie-Melanismen‘“ handeln. Zu erforschen, welche
Gründe diese Verdunklungen, die im ganzen Gebiet festzustellen
sind, bewirkt haben, das möchten wir den mit diesen Fragen
vertrauteren Persönlichkeiten überlassen.
Es sei noch besonders darauf hingewiesen, daß vorliegende
Arbeit vor allem den Zweck verfolgt, die Ergebnisse einiger kur-
zen Sammelreisen festzulegen, um späteren Bearbeitern einer
— 340 —
ungarischen Fauna zu dienen und Sammlern, welche sich mit
der Absicht tragen ähnliche Gebiete aufzusuchen, einige Finger-
zeige zu geben.
D
Abkürzungen:
D -- Dünen- und Sandgebiet
P — Pußta
Ta —- Tatärszentgyörgy
Tu — Turjan
W —. Waldgebiet
L — am Licht gefangen
Pf. — Angabe von E. Pfeiffer, München.
Diurna.
. Papilio machaon L. Im ganzen Gebiet häufig in 2 Gen.
. Papilio podalirius L. Von uns nicht beobachtet. Nach Pf.
im W. häufiger als voriger in der Form elongata Vrty. ın
2, Gen:
. Thais polyxena Schiff. Pf. fand ım mittleren W. nächst dem
Forsthaus Ende VI die Rp. häufig. Von uns wurden die sehr
lokalen aber reichen Bestände von Aristolochia clematitis
eingehend abgesucht ohne jedoch eine Spur der Rp. zu
finden (wahrscheinlich war es schon zu spät). Unter den
Faltern sind die mod. bella Neuburger und fasciata Berger
nicht selten.
. Pieris brassicae L. u. gen. aest. lepidii Röb. In der Nähe von
Kulturen einzeln. Die Stücke der gen. aest. sind groß mit
breiter Schwarzzeichnung (Pf.).
. Pieris rapae L. und gen. vern. metra Stph. Allenthalben
häufig.
6. Pieris napi L. u. gen. aest. napaeae Esp. Sehr häufig.
Nach Pf. sind von sämtlichen aufgeführten Pieriden die
Frühjahrsgenerationen kaum von Tieren anderer mitteleuro-
päischer Flugplätze verschieden, während die Sommerformen
Uebergänge zu dem südosteuropäischen Formenkreis bilden.
. Leucochlo@ daplidice L. u. gen. vern. bellidice OÖ. In der
P. und D. häufig in mehreren ineinandergreifenden Gen. 2 9
der gen. aest. z. T. stark gelb bestäubt.
8.
EI:
I2.
14.
— 341 —
Anthocharis cardamines L. Von Pf. sehr selten Mitte V ım W.
beobachtet.
. Gonepteryx rhamni L. W. einzeln.
. Colias hyale. L. Von M. V — E. Vl in der ersten, von A VII
in der II. Gen. häufig. Unter der Art finden sich die mod.
simplex Neuburger, obsoleta Tutt und inversa Alph.
Im Jahre 1928 wurde ein 5’ erbeutet, das vermutlich
als Hybride anzusprechen ist. Oberseite: Grundfarbe satt
schwefelgelb, im Innenteil der Vfl. leicht orange angeflogen.
Schwarzzeichnung am Apex stark entwickelt. Flügelschnitt
und Fransen wie croceus Fourcr. Mittelpunkt der Hfl., Palpen
und Fühler wie Ayale L. Us: Grundfarbe tief dottergelb,
Zeichnungsanlage wie hyale; im Innenteil der Vfl. findet sich
kein rötlicher Ton.
Colias croceus Fourcr: Im ganzen Gebiet verbreitet, jedoch
auch im Flugjahr 1928 nicht sehr zahlreich. Von Pf. © helice
Hbn. erwähnt.
Colias myrmidone Esp. Von Pf. M. V und E. VI in wenigen
Exemplaren am Rande des Waldes gefunden. Die Falter sind
groß und weisen das Kolorit der Kärntner Stücke auf.
. Leptidia sinapis L. u. gen. vern. /athyri Hbn. Die gen. aest.
bildet mit ihrer rein weißen Grundfarbe auf der Os. und der
vielfach zeichnungslosen Hflus. einen guten Uebergang zu
südl. Rassen, während die Frühjahrsstücke von Mitteleuro-
päern nicht verschieden sind.
Melanargia galathea L. Im W. häufig. Die Tiere sind sehr
groß mit gut entwickelter Schwarzzeichnung, die J'g' zeigen
Neigung zur Gelbfärbung der Grundfarbe, seltener auch die
© 9; bei diesen schlagen auf der Hflos. die Ocellen fast
stets durch. Die Form leucomelas Esp. findet sich unter
den 9 © sehr zahlreich und ist wohl als Rassecharakter zu
werten. 2Q Q vom Jahre 1929 fallen dadurch auf, daß alle
normalerweise schwarzen Flügelzeichnungen ober- und un-
terseits ein helles Braungrau zeigen. Diese Form ist als
ab. franzenaui Aigner benannt.
Mel. suwarovius Hbst. Diese in der Fornı clotho von Roth-
schild und von Aigner-Abafi im Peszer Wald aufgefundene
Art kam weder H. Pfeiffer noch uns zu Gesicht, obwohl wir
wiederholt an den damaligen Fundplätzen eifrig darnach
— MI —
fahndeten. Es kann daher wohl angenommen werden, daß
sie jetzt nicht mehr im Gebiet vorkommt.
. Satyrus circe F. ı 5% VII. 29. W.
. Pararge aegeria-egerides Stgr. Fliegt anf. VII in der gen.
aest. ım Waldschatten.
. Pararge megera L. Nach Pf. M. V in gen. vern., anf. VII in
gen. aest. nicht selten. Bei allen Stücken die dunklen Zeich-
nungselemente auf der Os. besonders am Außenrande ver-
breitert. Die Us. ıst dunkel graubraun. Von uns nur wenig
beobachtet.
. Aphantopus hyperanthus L. Einzeln ım W.
. Epinephele iurtina L. W. u. P. häufig. Die © © bilden gute
Uebergänge zu südlichen Formen.
. E. rhamnusia var. intermedia Stgr. Ab Anfang VI im W.
und P. Die von Pf. durchgeführte Genitaluntersuchung ergab
einwandfrei die Zugehörigkeit zu dieser Art. Die Falter sau-
gen gerne an Strohblumen und sind bei trübem Wetter in
Mengen aus Büschen aufzuscheuchen.
. Coenonympha iphis. W. V. Von Pf. A. VI. im W. nicht
selten beobachtet. Bei den 9 9 schlagen auf der Hflos.
die Augen fast stets durch.
. C. pamphilus L. Ab Mitte V in mehreren Gen. Julitiere
sind nahe verwandt mit maritima Stgr.
r
. Pyrameis cardui Li. Allenthalben.
. Vanessa jo L. Einzeln.
. V. urticae L. Selten.
. V. polychloros L. Von Pf. einzeln in der Nähe von Obst-
gärten gefunden.
. Polygonia c — album L. Von Pf. in der südl. Sommerform
pallidior Tutt mehrfach gefunden.
. Melitaea cinxia L. Nach Pf. M. V — A. VI lokal im Wiesen-
gelände. Die Schwarzzeichnung der Os. ist reduziert; die
Grundfarbe ein feuriges Gelbrot. Auf der Hflus. sind die
schwarzen Einfassungslinien scharf ausgezogen, die Mittel-
binde gelbweiß. Grundfarbe entsprechend der Os.
u
M. phoebe Knoch. Im W. nach Pf. ab M. VI einzeln in einer
tiefroten, wenig bunten Form.
.M. trivia Schiff. Von Pf. am westl. Waldrand und ın den
Schneusen A. VI als nicht selterı bezeichnet. Die Stücke sind
mittelgroß, Grundfarbe tief dunkelrot, Schwarzzeichnung breit
und reichlich. Pf. zieht die Stücke zur südrussischen Form
fascıilis Esp.
.M. aurelia Nick. Nach Pf. im W. von A. VI—M. VII
häufig. Die Tiere sind klein und in Zeichnung und Grund-
farbe sehr konstant.
.M. athalia Rott. Nach Pf. häufiger als vorige Art im W.
Das Schwarz der Os. reduziert, Grundfarbe tief dunkelbraun
mit rötlichem Einschlag.
Von den Melitaea wurde nur athalia in einigen Stücken
von uns gefunden, alle übrigen fehlten völlig. Wenn auch
für manche die Hauptflugzeit schon vorbei war, so muß
doch das völlige Fehlen auch abgeflogener Stücke als auf-
fällig bezeichnet werden. Wir vermuten fest, daß ein Rück-
gang dieser Arten vorliegt, der durch die Entwässerungs-
arbeiten und die damit verbundene Senkung des Grund-
wasserspiegels verursacht ist.
. Argynis dia L. Ab M. V im W. in mehreren Gen. Die Stücke
der gen. aest. besitzen hell ledergelbe Grundfarbe bei gleich-
zeitiger leichter Reduzierung der Schwarzzeichnung.
. A. hecate W. V. Pf. fand die Art im südl. W. sehr häufig
von A. VI. — E. VI. Eine sehr feurige Rasse. Von uns
nur in ganz wenigen Stücken gesichtet. Das bei den Meli-
taeen Gesagte gilt auch für diese Art.
. A. lathonia L. Allenthalben häufig.
. A. paphia L. Nach Pf. ab E. VI häufig. Von uns nur ein
Stück erbeutet.
. A. pandora Schiff. Ab E. VI überall zahlreich. Treiben sich
mit Vorliebe auf den oft übermannshohen Disteln herum.
. Callophrys rubi L. Von Pf. E. VI noch einige abgeflogene
Falter beobachtet.
. Thecla spini Schiff. Fliegt von A. VI auf Waldlichtungen.
Die Tiere sind groß, die @ 2 zeigen auf der Vflos. fast stets
braungelbe Flecken.
43.
44.
45.
46.
47.
48.
49.
— a —
. T. ilicis Esp. Wie vorige, jedoch seltener.
T. acaciae F. Wurde nur in einzelnen Stücken beobachtet.
. Zephyrus quercus L. Ein sehr großes frisches @ am 5. VI.
1928 auf einer Waldlichtung gefangen.
Chrysophanus thersamon Erp. Von Pf. M. VI. in ı 5 der
II. Gen. erbeutet.
C. alciphron Rott. A. Vil. im südl. W. sehr lokal und ein-
zeln, mit Vorliebe an Kamille. Die Tiere gehören einer sehr
dunklen einfarbigen Rasse an. Die Vflos. der $'5' weist keine
Spur rotgelber Färbung auf, sondern ist dicht mit violett-
blauen Schuppen bedeckt. Die sonst regelmäßig durch-
schlagende Punktzeichnung ist auf ı—2 Pünktchen redu-
ziert. Hflos. ebenfalls dicht violettblau, nur im Innenwinkel
ist die rotgoldene Färbung schmal sichtbar. Us. lichtgrau mit
mattem Seidenglanz, Punktzeichnung reduziert. Die Q 9 sind
os. tief dunkelbraun ohne rötliche Aufhellung; us. grau
mit gelblicher Färbung. Die Uebereinstimmung der leider
nur wenigen, aber aus verschiedenen Jahren stammenden
Tiere läßt auf eine sichere, gute Rasse schließen.
C. phlaeas. L. Allenthalben. Die Stücke der II. Gen. bilden
Uebergänge zu eleus F. Auch mod. suffusa Tutt und caeru-
leopunctata Stgr. kommen vor.
C. dorilis. Hufn. von Pf. im W. ı Q gefangen.
Everes argiades Pall. und gen. vern. polysperchon Bsgstr.
Die im Waldgebiet von Pf. als nicht selten angegebene Art
wurde von uns nur 1929 in wenigen Stücken beobachtet.
Lycaena argus L. Von A. VI an im W. nicht selten. Der
schwarze Rand der Vflos. ist breit angelegt.
L. argyrognomon Bgstr. A. VI. — M. VII. an den Rändern
der Turjane sehr häufig. Es handelt sich nach Pf. um eine
gute Rasse, wenn dieseibe nicht überhaupt zu L. ligurica
Obth. (— insularis Leech-difficilis Stdr.) zu ziehen ist. Bei
den Jod’ ist das Blau der Os. matt glänzend, der schwarze
Saum schmal und scharf. Die Us. silberig grauweiß mit leicht
bräunlichem Einschlag, die breite Außenbinde hebt sich kräf-
tig ab. Die Punkte sind scharf, aber nicht groß. Die 9%
tief dunkelbraun, die Orangebinden schlagen am Hfl. und
meist auch am Vfl. stark durch. Die Grundfarbe der Us. ist
50.
Er
54.
55-
56.
57:
58.
59.
60
— 345 —
etwas bräunlicher a's bei den fg‘, die Außenbinde besonders
breit.
L. orion Pall. Im südlichen W einzelne Stücke der I. Gen.
von Pf. A.—E. VI. beobachtet, von uns ab ;5. VII. frische
Stücke der II. Gen. Die Tiere der I. Gen. sind fast durch-
gehend in beiden Geschlechtern ohne blaue Beschuppung,
die II. Gen. dagegen zeigt etwas blauen Anflug. Charakte-
ristisch für beide Gen. ist die cremeweiße, seidenglänzende
Us., die reduzierte Schwarzfleckung und vor allem die
stark verschmälerte schmutzig gelbe, nie orangefarbene Hfl.-
binde. Diese Merkmale lassen auf eine gute Rasse schließen.
L. baton Bgstr. Wurde nur im VII. 29 im W. von uns ın we-
nigen Stücken beobachtet.
. L. astrarche Bgstr. Im W. nicht selten. ı. Gen. ab Anfang V.
Die gen. aest. aestiva Stgr. ab M. VM.
.L. icarus Rott. Ueberall nicht selten in mehreren Gen.
Unter den Julistücken auffallend viele Zwerge (Pf.). mod.
arcuata n. c. unter der Art.
L. bellargus Rott. Von A. VI bis Mitte VII überall einzeln.
Von uns wurden nur geflogene Stücke der I. Gen. gesichtet.
L. coridon Poda. Nur ı 5 am 8. VII. 23 im W. gefangen.
Wurde von Pf. nicht beobachtet.
L. cyllarus Rott. Durch Pf. M. V als nicht selten ım W.
festgestellt.
Cyaniris argiolus L. V—VIl im W. ın 2 Gen.
Carcharodus alceae Esp. Die von Pf. A. VII nicht selten
angetroffene Art wurde von uns nur in einzelnen Stücken
beobachtet. Im W. wurde die Raupe ın Anzahl in zusam-
mengesponnenen Malvenblättern angetroffen. Entwicklung
M.—E. VI.
C. lavatherae Esp. Einzeln im W. und D. A. VI — M. VI.
Im VII. 28 wurde ein albinotisches Stück erbeutet, bei dem
oberseits die cremeweißen Zeichnungselemente wischartig
ausgeflossen und verbunden sind und die grünlichbraune
Grundfarbe fast ganz verdrängen. Auch die Glasflecke teh-
len. Us. analog der Os.
. Hesperia sao Bgsir. ı 5 to. VII. 28. Sonst nicht beobachtet.
66.
— 346 —
. H. carthami Hb. — moeschleri H. Schäff. Ab M. VI im W.
und D. häufig.
2. H. armoricanus Obth. Von Pf. für A. VII. als in der P. ein-
zeln angeführt.
. Thanaos tages L. A. V. — M. VII verschiedentlich ange-
troffen.
. Heteropterus morpheus Pall. Von E. VI ab im W. einzeln,
darunter 1928 ein Stück mit tränenförmig ausgeflossenen
Flecken der Hinterflügelunterseite.
5. Adopaea lineola 0. In großen, lichten Stücken überall
zahlreich.
Augiades sylvanus Esp. Ab M. V.—M. VI. im W. nicht
selten. Die Stücke sind sehr groß und hell.
(Fortsetzung folgt.)
Einige neue palaearktische Lepidopteren-Formen.
(Mit 14 Abbildungen.)
Von Leo Sheljuzhko, Kijev.
1. Pieris melete Men. ab. &ö feminalis (nova).
(Fig. 1, Tafel XXVIN)
Beim Spannen einer älteren Lepidopteren-Ausbeute aus Ja-
pan fiel mir unter einer größeren Anzahl von Pieris melete Men.
ein 5 dieser Art auf, welches scharf von allen mir bis jetzi
bekannt gewordenen melete Sg abweicht.
‚Bei den melete-5 5 ist der Außenrand der Hfl. ganz zeich-
nungslos oder sind höchstens nur die Adernenden dunkel be-
schuppt (besonders häufig erscheint solch eine Beschuppung bei
einigen chinesischen melete-Rassen, wie z. B. bei mandarina
Leech, kommt aber auch bei der japanischen Nominatform vor).
Bei der neuen Form erscheint auf den Hfl. eine scharfe Rand-
zeichnung, die solcher von gewissen © © entspricht. Wie aus der
beigegebenen Aufnahme ersichtlich ist, handelt es sich um
eine zusammenhängende Binde, die parallel dem Außenrande,
vom Vrande bis zur 2. Kubitalader verläuft. Sonst ist das Stück
normal gezeichnet; zu erwähnen wäre vielleicht noch, daß die
dunkle Zeichnung der Vfl. auch etwas verstärkt ist.
In Betracht der fast weiblichen Zeichnung der Hfl. be-
nenne ich diese recht auffallende Form ab. 5 feminalis (nova).
Diese Form scheint eine seltene Erscheinung zu sein, wenigstens
ist es das einzige Stück, welches ich unter hunderten von melete
aus diversen Teilen Japans und des Amurlandes, die mir von
meinen Sammlern zugingen, fand.
Das Original der ab. feminalis stammt aus Kagoshima (Kiu-
Shiu, Jap. m.) und wurde dort, zusammen mit normalen melete,
von meinem Sammler am 6. VII. 1909 gefangen.
— 348 —
2. Erebia afer Esp. krymaea (subsp. nov.).
(Textfigur 2.)
Eine kleine Serie (65 & ) von Erebia afer Esp., die Herr
M. Belozor (Vinnitza) in der Krym (Bergkette Jajla, unweit von
Jalta) am 17. V. 1927 sammelte und von der ich der Freund-
lichkeit des Sammlers 2 5’ verdanke, unterscheidet sich so
beträchtlich von der Nominatform (verglichen mit Serien meiner
Sammlung aus Sarepta, Saratov, Kizilskaja und Novorossiysk),
wie auch von den übrigen bis jetzt beschriebenen Rassen dieser
Art, daß ich die Krym-Stücke als Vertreter einer eigenen Rasse —
krymaea (subsp. nov.) auffasse.
Die neue Rasse steht der Nominatform am nächsten, unter-
scheidet sich aber durch die viel stärkere und mehr ausgedehnte
weißgraue Beschuppung.
Auf der Oseite der Vfl. bedeckt diese den Vrand (bis zur
Fl’basis), den Apikalteil (bis zur Mzelle) und den ganzen äußeren
Fl’teil bis zum Hrande. In die Breite dehnt sie sich vom Außen-
rande bis weit über die Ozellenreihe. Diese Beschuppung ist so
dicht, daß die von ihr bedeckten Fl’teile ganz weißgrau sind und
kommt dort die dunkle Grundfarbe gar nicht zum Vorscheine.
Solche weißgraue, aber viel spärlichere Beschuppung findet
sich auch an der oberen Hälfte des Außenrandes der Hfl. (zwi-
schen dem Fl’saume und der Ozellenreihe).
Auch useits ist auf den Vfl. die weißgraue Beschuppung sehr
verstärkt. Hier bedeckt sie sehr dicht den Apikalteil (bis zur
Ozellenreihe) und zieht sich, allmählich in ihrer Breite abneh-
mend, fast bis zur Analader (ohne also den Hrand zu erreichen),
auch bedeckt sie schmal den Vrand.
Auf der Useite der Hfl. ist diese Beschuppung nur etwas im
äußeren Fl’teile verstärkt.
349 75
3. Oeneis dzhugdzhuri (spec. nov.).
(Fig. 3—4, Tafel XXVIN)
Diese recht eigenartige Spezies, die ich als neu ansehe und
mit dem Namen dzhugdzhuri (spec. nov.) bezeichne, wäre wohl
bei nanna Men. und brunhilda A. BH. einzureihen.
Vfl’länge des einzigen mir vorliegenden 9 -—- 30 mm,
Spannweite 55 mm (Spannweite von brunhilda nach A. Bang-
Haas — 44-50 mm, beim größten mir vorliegendem © dieser
Art — 53 mm). Fl’form weniger gezogen, breiter und mehr
abgerundet.
Oseite stumpf gelbbraun-lederfarben (von viel matterem
Ton, als bei den beiden erwähnten Arten). Diese Grundfarbe
wird z. T. durch dunklere Beschuppung bedeckt. Auf den Vfl.
bedeckt diese die basalen 2/3 des Fl., bildet eine Art Marginal-
binde am Außenrande und eine ziemlich breite Einfassung der
Adern, deren ganzer Ausdehnung entlang. Auf den Hfl. ist diese
Beschuppung noch dunkler, fast schwärzlich-braun. Hier bedeckt
sie ebenfalls die basalen 2/3 der Fl’fläche, bildet eine unscharf
begrenzte Submarginalbinde am Außenrande und färbt schwarz-
braun die Adern (außer denen, welche die Mzelle begrenzen).
Die Färbungsdifferenz zwischen dem basalen und äußeren Fl'teile
ist bei diesem © stärker als bei brunhilda, erreicht aber nicht
die Schärfe, welche bei nanna zu beobachten ist.
Auf den Vfl. ist nur ein kleiner blasser ungekernter schwar-
zer Subapikalpunkt vorhanden und auf den Hfl. finden sich zwei
solche Punkte (zwischen den Adern M,—M, und C, —C,).
Die Fransen sind gelbbraun — etwa von der Farbe des
Grundtones, an den Adernenden breit schwärzlich verdunkelt.
(Bei nanna und brunhilda sind dieFransen rein weiß, mit schma-
ler Verdunkelung an den Adernenden.)
Useits ist die Färbung der Vfl. lichter (als oseits), etwa
blaß-bräunlich, die Adern dunkler, der Apikalteil nur im obersten
Teile mit sehr schwacher und undeutlicher Marmorierung (viel
schwächer und undeutlicher als bei nanna und brunhilda).
Die basalen 2/3 der Hfl’useite sind vorwiegend dunkelbraun,
das äußere 1/3 lebhaft gelbbraun. Die Hfl’useite zeigt eine sehr
schwache weiße Marmorierung (viel schwächere als bei brun-
hilda und besonders bei nanna) und erscheint diese stellenweise
auch auf den sonst schwarzbraunen Adern. Die Ozellen stim-
men useits in der Zahl und Lage mit denen der Oseite, sind aber
— 350 —
schärfer und zeigen je eine kaum bemerkbare. ganz rudimentäre
weıße Kernung.
Die Fühler sind gelbbraun, deren Kolbe schwarzbraun, useits
bedeutend lichter. (Bei nanna und brunhilda scheinen sie mehr
graubraun zu sein.)
Die Palpen entsprechen etwa solchen von nanna und brun-
hilda, sie sind gelblich, die Behaarung z. T. mit schwärzlicher
Beimischung.
Das beschriebene sehr reine © wurde in der Bergkette
Dzhugdzhur (Grenze der Provinzen Amur und Jakutsk), an den
Quellen des Flusses Dzhelinda am ı12./25. Juli 1915 von Herrn
V. D. Kozhantshikov erbeutet und befindet sich in meiner Samm-
lung.
4. Satyrus fagi Scop. '), krymaea (subsp. nov.).
(Fig. 5-6, TafelXXVII)
Jn der Krym ist S. fagi durch eine Subspezies vertreten, die
von den bis jetzt aufgestellten Rassen dieser Art, auch von den
geographisch nächsten, wie z. B. von der ostrussischen Zetrica
Fruhst. (typ. aus Saratov) und der transkaukasischen meshetica
Jachontov (typ. aus Borzhom), recht verschieden ist. Als Be-
zeichnung für: diese Krym-Rasse führe ich den Namen krymaea
(subsp. nov.) .ein.
Diese Rasse ist mittelgroß (durchschnittlich etwas kleiner
als z. B. subsp. australis Rbl. aus Dalmatien). Das auffallendeste
für die Charakteristik von krymaea ist die weiße Außenbinde der
Hfl., die bei beiden Geschlechtern o- und useits sehr breit und
rein-weiß ist.
Die Rasse scheint in der ganzen Krym verbreitet zu sein.
Das abgebildete Original (9 ) stammt aus Aj-Danil (Südküste der
Krym, 5. VII. 1915. E. Svidersky leg.), weitere Stücke besitze
ich aus Karadag, in der Nähe von Feodossia (Südost-Krym,
22. VI. 1921 — ı d — L. Sheljuzhko leg.), von der Jajla-Kette
(15. VII. 1922 — £ 9 — V. Volkov leg.), wie auch aus Simfero-
pol (also schon nördlich der Jajla-Kette, 23. VII. 1924 — JQ —
V. Volkov leg.).
!) In der Anwendung des Artennamens fagi Scop. (anstatt des mehr
gebräuchlichen hermioneL. oder des von Verity restituierten major Esp.) folge
ich dem Vorschlage Fruhstorfer's (D.E. Z. Iris, vol. XXX, 1916, pp. 145—147).
—u33l,
5. Coenonympha symphita Ld. karsiana (subsp. nov.).
Eine kleine Serie (455, ı9) dieser sehr lokalen Art, die
der eifrige Sammler B. Tkatshukov im südlichen Transkaukasien,
bei Sarykamysh (in der ehemaligen Provinz Kars) am 10.—-17.
(23.—30.) VII. 1915 sammelte, unterscheidet sich so bedeutend
von der Nominatform, daß ich diese Serie als eine neue Rasse
ansehen muß, die ich karsiana (subsp. nov.) bezeichne.
Von der Nominatform liegt mir eine Serie von 26 Jo,
5@Q aus Bakuriani vor (Mitte Juli: 1914. A. Vassilinin leg.) und
ein ebenfalls von Vassilinin gesammeltes 5' aus den Sarjal-Bergen
(bei Adzhikent, Gouvern. Jelisavetpol, 25.-—26. VII. 1914). Mit
diesem Materiale verglichen, zeigen die Sarykamysh-Stücke fol-
gende Unterschiede: durchschnittlich sind sie etwas größer und
haben größere und viel mehr konstante Ozellen o- und useits.
Vfl’länge der symphita cf 18,5 mm (nur bei einem 5
19,5; mm), der © 9 ı8,5 mm; derkarsiana Sc 19—20 mm (nur
bei einem J' 18,5 mm), des 9 zo mm.
Die Subapikalozelle der Vfl. ist bei symphita nur useits kon-
stant, oseits scheint sie nur schwach von der Useite durch und
verschwindet hier oft völlig. Bei karsiana ist diese Ozelle useits
bedeutend größer (besonders auffällig ist die bedeutend breitere
schwarze Pupille, die einen größeren weißen Kern als bei symphita
trägt) und ist auch oseits stets vorhanden, wobei sie hier nicht
nur von der Useite durchscheint, sondern zur Bildung eines rudi-
mentären schwarzen Punktes kommt, was bei symphita nur ganz
ausnahmsweise vorkommt.
Die Hfl. tragen bei symphita oseits keine Ozellen oder
Punkte, nur manchmal scheinen die Ozellen der Useite,schwach
durch. Bei karsiana erscheinen hier 2—3 meist recht deutliche
schwarze hell umhofte Punkte und scheinen die weiteren Ozellen
der Reihe von der Useite durch.
Useits finden wir bei symphita eine Reihe von sechs win-
zigen Ozellen, die aus der schwarzen Pupille und der hellen (gelb-
lich-weißen) Umhofung bestehen, von diesen Ozellen ist die
subapikale bedeutend größer als die übrigen und trägt oft einen
weißen Kern. Diese Ozellenreihe hat eine starke Reduktionsten-
denz, deren verschiedene Stufen mehrfach in meiner Serie
vertreten sind. Am häufigsten verschwinden die mittleren 2—3
Ozellen der Reihe in der Weise, daß nur der Subapikalfleck und
die 2—-3 Flecke vor dem Analwinkel, oder die drei oberen und
der letzte (im Analwinkel) erhalten bleiben. In anderen Fällen
— 2 —
geht die Reduktion noch weiter, so daß nur die Subapikalozelle
und Rudimente von einer der weiteren Ozellen bleiben (bei 250
. meiner Serie), endlich können alle Ozellen völlig verschwinden
(ein 5’ meiner Serie und ein Uebergangsstück mit einzelnen kaum
wahrnehmbaren Ozellenrudimenten). Es möchte wohl zu weit
führen, alle diese Formen mit Namen zu belegen, ich glaube nur
die extremste Form mit völlig verschwundenen Ozellen der Hfl’-
useite als ab. inocellata (nov.) bezeichnen zu sollen.
Bei allen mir vorliegenden karsiana-Stücken ist die Ozellen-
reihe vollständig. Die Zahl der Ozellen ist 6-7 (die letzte Ozelle
— im Analwinkel — ist manchmal doppelt). Die Ozellen sind
bedeutend größer als bei symphita (etwa doppelt so groß oder
noch größer).
Es seien mir noch einige Worte über die Verbreitung der
Art gestattet. Lederer (Ann. Soc. Ent. Belg., vol. XIII, 1870, p. 27
(symphita) p. 44 [symphyta]) beschrieb die Art aus der Umgegend
von Achaltzych (‚entre Achalziche et la frontiere turque‘). Ro-
manov (Mem. s. 1. Lep., vol. I, 1884, p. 65. t. III, f. 8-9) gibt als
Fundort nur Bakuriani an (,Seulement a Bakouriani; tres rare.
En. Juillet). Korb (Mitteil. Münch. BG wol xl Too
berichtet, daß er die Art „im Juli in den sumpfigen Wiesen auf
dem Berg Chambobel in 1500 m Höhe in wenigen frischen Jg
und Q 9“ fing. Zu diesen Fundorten müßte noch der von mir
erwähnte: „Sarjal-Berg (bei Adzhikent)‘“ beigefügt ‚werden und
darauf scheint sich unser Wissen über die Verbreitung der Nomi-
natform zu beschränken. Freilich schalten Heyne (Pal. Gr.-
Schmett., vol. I, 1894, p. 622) und Seitz (Gr.-Schmett. d. Erde,
vol. I, 1908, p. 146) auch Kaukasus in das Fluggebiet der Art
ein, doch scheinen diese Angaben grundlos zu sein.
Miller (Bullet. Soc. Ent. Moscou, vol. II, Nr. 2, 1923, p. 146)
gibt an, daß er die Art im Jahre ıgı1 in der Provinz Kars fand
(Schlucht des Tadanka-Flusses, 5000--5500°, 10.—24. VI. und
Berg Tshuchur-Tsham, 8500—9000’, 10.—24. VII.). Es wäre wohl
anzunehmen, daß diese Stücke mit der hier aufgestellten subsp.
: karsiana übereinstimmen; leider gibt Miller keine Angaben über
das Aussehen der Exemplare seiner Ausbeute.
6. Coenonympha caeca Stgr. heptopotamica (subsp. nov.).
Die Art wurde von Staudinger (Stett. Ent. Z., 1888, p. 66)
aus Namangan beschrieben. Typische Stücke liegen mir aus
Aulie-ata (26. VI./gQ. VII. 1907 — 1 —- E. Fischer leg.) und
— 355 —
aus Vyssokoje (in den südl. Vorbergen des Kara-tau, Distr. Tshim-
kent, 9./22. VII. 1913 — ı 2 — V. Rozhdestvensky leg.) vor.
Diesen Stücken recht nahe steht eine Serie (Jg ), die
von V. E. Rückbeil im Juli 1916 in der Provinz Semiretshje
(Distr. Dzharkent, locus Tyshkan) gesammelt wurde.
Der Hauptunterschied besteht in der Subapikalozelle der
Vfl., die, wie bekannt, bei caeca o- und useits völlıg fehlt. Bei
den Dzharkent-Stücken ist sie useits gut entwickelt und trägt
auch einen deutlichen weißen Kern, oseits scheint sie nur von
der Useite durch. Ein weiterer schon weniger auffallender Unter-
schied der Dzharkent-Stücke scheint darin zu bestehen, daß diese
vor dem Rande der Hfl’useite (wo gewöhnlich die Ozellen auf-
treten) I—2 kleine helle Punkte aufweisen, die ın einzelnen Fällen
als winzige, aber gut ausgebildete Ozellen erscheinen (in solchen
Fällen bestehen sie aus einem schwarzgrauen Punkte mit gelb-
licher Umhofung). Solche Punkte scheinen bei caeca nicht auf-
zutreten, wenigstens fehlen sie den mir vorliegenden Stücken der
Nominatform völlig.
Für die beschriebene Form der Semiretshje-Provinz möchte
ich die Bezeichnung heptopotamica (subsp. nov.) einführen.
Hier muß ich aber noch einer Coenonympha-Form geden-
ken, die H. Stauder in seinem Artikel: „Altes und Neues über
Coenonympha pamphilus L.“ (Int. Ent. Z, vol. XVII, 1924,
Nr. 19) unter dem Namen eupompus aus dem Ili-Gebiete be-
schrieb. Nach der Beschreibung zu urteilen, scheint es mir nicht
ausgeschlossen zu sein, daß meine heptopotamica mit eupompus
Stauder identisch wäre. In solchem Falle wäre natürlich hepto-
potamica als Synonym von eupompus einzuziehen, eupompus
aber nicht als eine pamphilus-, sondern als eine caeca-Rasse
einzureihen.:)
Dieser Identität scheinen aber folgende Angaben der Be-
schreibung Stauder’s zu widersprechen:
I) „Saum beim 5 noch angedeutet“ — der dunkle Fl’saum
fehlt bei heptopotamica gänzlich.
2) „Das helle schmale Mittelband durchzieht (beim 5)
Iylloıd den ganzen Hfl.“ — Bei heptopotamica (genau wie bei
caeca) erscheint die Mbinde als eine ziemlich breite helle Halb-
!) Nebenbei möchte ich bemerken, daß Rückbeil an demselben Orte
und zu gleicher Zeit mit heptopotfamica auch eine pamphilus-Serie zusammen-
brachte, die sehr scharf von heptopotamica abweicht und auch nicht mit der
Beschreibung von eupompus stimmt.
— cl —
binde, die sich vom Vrande etwa bis zur Mzelle zieht und dann
noch als ein weißer Fleck erscheint. |
3) „Basis und Rand der Hfl.-U.-S. (des g') sind eintönig
hellbraun gehalten, jede Marmorierung fehlt.‘ — Bei heptopo-
famica sind Basis und Rand der Hfl’useite etwas verschieden ge-
färbt. Der ganze Ton der Hfl’useite wäre etwa als ziemlich dunkel
graubraun zu bezeichnen und ist dieser Grundton an der Fl’basis
etwas grünlich beschuppt.
Wegen der Apikalozelle sagt Stauder nur sehr kurz: „Api-
kalauge bei den vorliegenden Stücken obsolet.‘ i
7. Melitaea didyma O. turkestanica shel. (nom. nov.).
(pro turanica Stgr., nom. praeoccup.)
Wie schon Dr. K. von Rosen (Mitteil. d. Münch. Ent. Ges,,
XI, 1921, p. 91) angibt, muß der Name furanica Stgr. durch eine
neue Bezeichnung ersetzt werden, als welche ich den Namen
turkestanica (nom. nov.) vorschlage.
M. didyma turanica wurde von Staudinger im Jahre 1886
aufgestellt (Stettiner Ent. Z., p. 231), während derselbe Name
von Ershov schon im Jahre 1874 (Lepidoptera, gesammelt auf der
wissenschaftlichen Forschungsreise nach Turkestan unter A. P.
Fedtshenko, p. 16) für die Art gebraucht wurde, welche Stau-
‚dinger später als M.pamira (Stett. Ent. Z., 1887, p. 53) beschrieb.
Die Ursache, warum der Name furanica Ershov so lange
unbeachtet blieb, liegt wohl darin, daß dieser im russischen (den
Ausländern also wenig zugänglichem) Texte publiziert wurde,
während die dieser Beschreibung entsprechende Abbildung (l. c.,
t. I, f. ıı) unter der Bezeichnung ‚Melitaea athalia ab.‘ ver-
‘öffentlicht wurde und unter diesem Namen auch im „Catalog“
von Staudinger u. Rebel (p. 33) zitiert wird.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich hier noch eine inter-
essante Q-Form von furkestanica erwähnen. Wie bekannt, ist
für diese Subspezies der schwache Geschlechts-dimorphismus
sehr charakteristisch. Die 9 © sind nämlich fast wie die Jo ge-
färbt, meist nur etwas blasser. Ein © meiner Sammlung macht
eine interessante Ausnahme in dieser Hinsicht, indem seine Fär-
bung eine gewisse Aehnlichkeit mit © © von M. ala Stgr. aufweist,
während die Zeichnung der O- und Useite charakteristisch für
turkestanica bleibt. Die Vfl. sind bei diesem Stücke grau, leicht
gelbgrün angelegt, die Hfl. rotbraun.
— 353 —
Das beschriebene Stück erhielt ich von meinem Sammler,
der es am 3./16. V. 1909 zusammen mit normal-gefärbten Stücken
bei Kauntshi (unweit von Tashkent, Provinz Syr-darja) fing.
Diese Form, die ich mit dem Namen pseudoala (ab. nova),
bezeichne, scheint bei turkestanica durchaus keine gemeine Er-
scheinung zu sein, da das beschriebene Stück das einzige unter
vielen Stücken dieser Subspezies, die mir aus diversen Teilen des
Turkestan zugingen, war.
Ich muß hier noch einer Eigentümlichkeit der Zeichnung
dieses © gedenken, die wohl kaum mit der Veränderung der Fär-
bung verbunden sein könnte. Sie besteht darin, daß die äußere
rotbraune Binde der Hfl’useite durch die hellen Adern in einzelne
Flecke aufgeteilt ist, wobei jeder von diesen Flecken deutlich weiß
gekernt ist. Ich glaube, daß dieser Zustand, der wohl bei allen
didyma-Rassen vorkommen kann, einen besonderen Namen ver-
dient und bezeichne diese Form ab. alboocellata (nova).
8. Melitaeca didyma O. shugnana (subsp. nov.).
(Fis. 7-10, Tafel XXVI)
Vom Pamir wurde bis jetzt nur eine didyma-Rasse beschrie-
ben, nämlich nadezhdae Shel. (D. E. Z. Iris, XXVI, 1912, p. 137),
deren Originale vom Pamirsky Post, aus Kiziljar und Nechisilga
stammen. Inzwischen ging mir auch weiteres Material von dieser
Subspezies zu, teilweise aus denselben Lokalitäten, teilweise aus
neuen, wie Kyzyl-Rabat (1) und Ak-tash (3 Sog) (Pamir m.
or.), Tshatyrtash (1Q ), Ljangar ($ 9) und Alitshur (1Q ) (Pamir
m.), Tash-Kurgan (15) (Pamir or.) und Chorog (J Q) (Pamir
oc.). Dieses Material bestätigt meine Annahme, daß es sich um
eine ausgezeichnete Rasse handelt und beweist, daß diese eine
ziemlich ausgedehnte Verbreitung im Pamir hat.
Aus Chorog (Provinz Shugnan, Pamir oc.) liegen mir aber
noch weitere didyma-Stücke vor, die sich keinesfalls mit der
subsp. nadezhdae identifizieren lassen. In welchen Verhältnissen
zu einander diese Formen stehen ist mir noch recht unklar und
muß ich mich nur darauf begrenzen, einige Vermutungen darüber
zu äußern.
Die markanteste von diesen Formen bezeichne ich shugnana
(subsp. nov.). Von dieser besitze ich eine Serievon 14 dd, 5 29,
welche in der Umgegend von Chorog, in der Höhe von etwa
8000’, zwischen dem 14./27. IV. und ı18./31. V. ıgı2 erbeutet
wurden und in meinen Besitz aus der Sammlung von P. Trusse-
3900
vitsh übergingen. Von den beiden Geschlechtern fallen die 9 9
besonders auf. Diese sind von allen bekannten didyma-Formen
sehr verschieden und könnten, nach der Öseite zu urteilen, als
eine helle Form von M. ala angenommen werden, jedoch spre-
chen die Useite, wie auch die dazu gehörigen Jg entschieden
dagegen.
Die Fl’form dieser Rasse ist (besonders bei den 9 9 ) ziem-
lich ausgezogen. Die Falter sind etwas größer als nadezhdae und
stimmen deren Dimensionen ungefähr mit denen von M. ala. Die
Geschlechter weisen einen starken Dimorphismus auf.
Bei den S’oJ’ sind die schwarzen Zeichnungen stärker und
größer als bei nadezhdae. Die submarginale Fleckenreihe der V-
und Hfl. ist stärker als bei nadezhdae entwickelt, die einzelnen
Flecke haben meist eine ausgesprochene Halbmondform und
bilden eine mehr oder weniger komplette Submarginalbinde, was
bei den nadezhdae-5 5 nur sehr selten der Fall ist. Die nächste
Fleckenreihe fehlt, von dieser bleibt, wie bei nadezhdae, nur ein
Fleckchen am Vrande übrig. Die Flecke der Mreihe sind stark
vergrößert, bilden aber keine zusammenhängende Binde. Die
schwarzen Zeichnungen des basalen Teils der Vfl. sind etwas
dicker als bei nadezhdae.
Auf den Hfl. ist die dunkle basale Beschuppung weniger
ausgedehnt als bei nadezhdae. Die übrigen Zeichnungen, außer
dem Marginalsaume und den Submarginalflecken, fehlen bis auf
die Mbinde, von der nur einzelne kleine Punkte als unbedeutende
Fleckenreste bei einzelnen Stücken übrig bleiben.
Die kleinen weißlichen Fleckchen im Apikalteile am Vrande
der Vfl., die so charakteristisch für nadezhdae sind, sind bei
shugnana schwächer ausgeprägt und können auch ganz fehlen.
Useits sind die schwarzen Zeichnungen stärker entwickelt.
Auf den Vfl. fallen besonders die großen und intensiven Flecke
der Mreihe auf (bei nadezhdae sind diese oft ziemlich verloschen).
Auch auf den Hfl. sind die schwarzen Zeichnungen gröber, die
rotgelben Binden sind breiter und intensiver als bei nadezhdae
gefärbt.
Die 29 9 sind von den Jo sehr verschieden. Von den
5 vorhandenen 2 Q sind bei vier die V- und Hfl. auffällig ver-
schieden gefärbt. Der Grundton der Vfl. könnte bei diesen 49 Q
vielleicht als beingelb bezeichnet werden, der Vrand ist etwas
bleicher — fast weißlich. Der Außenrand ist breit rötlich-gelb
angeflogen. Von solcher rötlich-gelber Färbung. ist auch der
— 357 —
Mfleck der Zelle ausgefüllt. Die Hfl. sind etwa wie bei den Jo
rotgelb, nur etwas blasser. Beim fünften © sind die Vfl. ebenso
rotgelb, wie die Hfl., doch bleibt auch bei diesem Stücke dei
Vrand weißlich-gelb.
Was die Zeichnung der Oseite der 2 © betrifft, so erinnert
diese stark an die von M. ala Stgr. Auf den Vfl. ist der Saum
nicht breit und läßt sehr gut die ziemlich großen Randpunkte
erkennen. Die Flecke der submarginalen und der darauffolgenden
Reihe bilden zwei ununterbrochene deutliche und einander pa-
rallele Binden. Die Mreihe besteht aus großen Flecken, von
denen die oberen vier mehr oder weniger mit einander zusammen-
fließen, während die übrigen meist isoliert liegen. Die Zeich-
nungen der basalen Vfl’hälfte entsprechen ebenfalls ziemlich gut
solchen von ala.
Auch die Hfl’zeichnung erinnert stark an die vonala. Es
wären aber folgende Unterschiede zu notieren. Die Saumbinde
ist bei shugnana bedeutend schmäler, so daß die Randpunkte
besser zum Vorscheine kommen. Die submarginale Kappenbinde
ist besser ausgeprägt, besonders im unteren Teile, wo drei Halb-
möndchen ziemlich scharf und intensiv ausgeprägt sind. Die
dunkle Basalbestäubung ist weniger intensiv und viel weniger
ausgedehnt. Die übrigen Zeichnungen fehlen den Hfl. gänzlich.
Die Useite ist von solcher bei ala sehr verschieden und
gleicht der Useite der Jg fast gänzlich. Erwähnenswert wäre
nur, daß der Vrand der Vfl. bei den @ 9 breit weißlich ist, daß
der Grundton der Vfl. lichter erscheint und daß die schwarzen
Flecke der Hfl’useite (zwischen den gelbroten Binden) weniger
zahlreich sind.
Forma problematica (nova).
(Fig. 11—12. Tafel XXVI)
Außer shugnana und dem oben erwähnten nadezhdae-
Pärchen erhielt ich aus Chorog noch eine didyma-Serie, die
weder mit shugnana, noch mit nadezhdae zusammenfällt. Die
Stücke sind’ datiert: 28. VI. (11.\.VIl:) —: 7: (20.). VII. 1916
(20), 6. (19.) — 12. (25.) VI. 1912 — 7000’ (JQ) und ohne
Datum (1 © ). Die Dimensionen dieser Form entsprechen etwa
denen von nadezhdae. Die Färbung der Jg ist etwas greller
(mehr rötlich) als bei nadezhdae und shugnana. Die weißlichen
Fleckchen am Vfl’apex fehlen gänzlich oder sind nur kaum an-
gedeutet. Die schwarzen Zeichnungen sind stärker als bei na-
dezhdae entwickelt und entsprechen etwa solchen von shug-
— 3)
nana. Der Raum zwischen dem dunklen Marginalsaume und der
submarginalen Fleckenreihe ist schmaler als bei shugnana.
Auch die @ 9 entsprechen weder nadezhdae, noch shug-
nana, am besten lassen sie sich mit @ © der mir vorliegenden
didyma-Serie vom Tuptshek (Gebirge Peter des Großen) |subsp.
erarea Fruhst.?] vergleichen. Die Grundfarbe der beiden Cho-
rog-Q QDist heller als die der entsprechendeng’g'. Die Färbung
der V- und Hfl. ist bei einem J' die gleiche, während beim zweiten
die Vfl. bedeutend heller (weniger rötlich) als die Hfl. sind. Bei
beiden Q Y ist der Vrand etwas weißlich aufgehellt. Der dunkle
Marginalsaum der Vfl. ist ziemlich breit, mit diesem fließen die
schwarzen Randpunkte zusammen. Die submarginale Flecken-
reihe ist dem Marginalsaume sehr genähert, bei einem 9 fließen
diese Flecke zu zusammenhängender Submarginalbinde zusam-
men. Die Flecke der nächsten Reihe sind rudimentär oder fehlen
gänzlich. Die Flecke der Mreihe sind sehr groß, besonders der
Fleck am Hrande. Die oberen vier fließen mehr oder weniger
miteinander zusammen.
Auf den Hfl. ist der schwarze Marginalsaum recht breit, ihm
liegen die schwarzen Saumpunkte eng an. Die submarginalen
Flecke sind etwas anders als bei shugnana geformt, nämlich klei-
ner und dicker. Bei einem © ist die Fl’mitte durch eine Reihe
kleiner Flecke durchquert, während beim zweiten © die Fl’mitte
zeichnungslos bleibt.
Die Useite entspricht ziemlich gut solcher von shugnana,
nur scheint durchschnittlich das Rotgelb bei der neuen Form
etwas intensiver und das Weiß etwas mehr gelblich zu sein.
Ich erlaube mir diese neue Form, deren systematische Be-
deutung noch unsicher bleibt, als problematica (f. nova) zu
bezeichnen. Nach den Daten zu urteilen, wäre es recht möglich,
daß problematica die zweite Generation von shugnana bildet,
während nadezhdae eine (wohl einbrütige) Form höherer Berg-
regionen ist, die vielleicht bei Chorog gar nicht in denselben
Verhältnissen und nicht an denselben Stellen, wo shugnana
fliegt, vorkommt.
Die Sache wird noch mehr dadurch kompliziert, daß ich
noch ein didyma-? aus Chorog besitze (Chorog 1910, e coll.
P. Trussevitsch), welches großen Zurkestanica-Q @ sehr nahe
kommt. Wie seine Erscheinung bei Chorog zu erklären wäre,
falls hier keine Verwechslung der Fundortsangabe stattfand, bleibt
mir fraglich.
Zwar
9. Melitaeca didyma O. ishkashima (subsp. nov.).
(Fig. 13-14, Tafel XXVI)
Um die Besprechung der Pamir-Formen von M. didyma
zu vervollständigen, gebe ich hier noch die Beschreibung einer
weiteren Rasse, die aus dem äußersten südwestlichen Punkte des
Pamir stammt. Von dieser wurden 355 bei Ishkashim (kıishlax
Njut) am 7./20. VI. ıgıI von meinem Sammler erbeutet.
Die Stücke scheinen der mir in natura leider nicht vor-
liegenden subsp. chitralensis Moore am nächsten zu stehen. Ein
Vergleich mit der Abbildung von chitralensis bei Seitz (Gioß-
Schmett. d. Erde, I, t. 66, Reihe f, Fig. 4) läßt folgende Unter-
schiede konstatieren.
Die Ishkashim-Stücke sind etwas größer (Vfllänge 18 mm).
Die Grundfarbe ist nicht das blasse Gelb der Abbildung, sondern
orange-rot (nur unbedeutend blasser als bei nadezhdae). Die
Zeichnung der Vfl. entspricht ungefähr der Abbildung; auf den
Hfl. weicht die Submarginalbinde etwas ab, indem diese bei
2c'c eine deutliche Kappenbinde bildet, während beim dritten
diese Eigenschaft weniger ausgesprochen ist.
Auf der Useite verdienen die sehr schmalen rotgelben Bin-
den der Erwähnung; sonst kommt die Zeichnung der Useite
der von nadezhdae sehr nahe.
Ich erlaube mir diese Form, ihrer Herkunft entsprechend,
ishkashima (subsp. nov.) zu benennen.
10. Argynnis (Brenthis) selenis Ev. meinhardi (subsp. nov.).
Argynis selenis, Meinhard, Verzeichnisse der Sammlungen
wirbelloser Tiere des Zoolog. Museum der Kaiserl. Universität
zu Tomsk, VI. 1905, p. 124 (russisch).
In meiner Sammlung befindet sich eine kleine Serie (2 cd,
2 @ 9) von A.selenis Ev., die aus der Umgegend von Tomisk
stammt und die dort von A. Meinhard am 17./30. VI. 1906
gesammelt wurde. Diese Stücke unterscheiden sich so beträcht-
lich von der Nominatform (typ. aus Kazan), wie auch von seiner
subsp. sibirica Ersh., daß ich nicht zweifle, in den Tomsk-
Stücken eine neue und ausgezeichnete Lokalform vor mir zu
haben, die ich zu Ehren seines Entdeckers — des inzwischen
leider verstorbenen russischen Lepidopterologen A. Meinhard —
meinhardi (subsp. nov.) bezeichne.
— 360 —
Schon Meinhard hat in seiner oben zitierten Arbeit die lıch-
tere und blassere Färbung der Htl’useite der Tomsk-Stücke no-
tiert. Er konnte aber diese nur mit einem Exemplare der subsp.
sibirica (aus Barnaul) vergleichen und zog die Stücke aus Tomsk
zur typischen selenis Ev.
Von der Nominatform liegen mir je ein J' aus RKazan (VI.
1888) und Nizhniy-Novgorod (VI. 1909) aus der Sammlung von
L.Krulikovsky und eine Serie (I0 J 0, 5 @ 9 ) aus Turgojak, Ural
c. (VL-— VII. 1910-1913. A. Fridolin leg.) vor. Im allgemeinen
stimmen diese Stücke mit der Beschreibung und etwas groben
Abbildung der Nominatform, die Eversmann in der ‚„Entomo-
graphia Imperii Rossici‘ (vol. V, 1851, p. 40, t. IV, f. 1—2) gibt.
Bemerken möchte ich aber, daß die basale Binde der Hfl’useite
etwas zu rot gemalt ist; in der Beschreibung wird sie als „bande
ferrugineuse‘‘ bezeichnet und könnte wohl am besten ,,rot-
braun’ genannt werden. Erwähnenswert ist ferner, daß die
Flecke der Mbinde, wie auch die Randflecke, auf der Abbildung
alle gleichmäßig gelb sind und auch nach der Beschreibung
gelblich sein sollen. Dies scheint aber durchaus nicht konstant zu
sein, da bei meinen Stücken öfters einzelne Flecke (in der Mbinde
gewöhnlich der erste — am Vrande stehende — und der vor-
letzte) weißlich sind, wodurch die ganze Useite ein viel bun-
teres Aussehen bekommt.
Bei meinhardi unterscheidet sich die Hfl’useite durch den
ziemlich gleichmäßigen gelben Grundton, wobei alle Flecke der
Mbinde, wie auch die vor dem Außensaume gelb sind und keine
weißlichen Aufhellungen zeigen. Das auffallendste besteht aber
darin, daß auch die basale Binde nicht rotbraun, sondern gelb ist
und nur einen schwachen (manchmal fast ganz verschwindenden)
rötlichen Anflug hat. Die braune Außenbinde und ihre proximale
violetteBegrenzung scheint nicht wesentlich von selenis abzuweichen.
Auf der Vfl’useite sind die Aufhellungen am Außenrande
und im Apikalteile konstant gelb (nicht weißlich).
Oseits (wie auch auf der Vfl’useite) sind bei allen mir vor-
liegenden meinhardi-Stücken die schwarzen Zeichnungen etwas
feiner und zeigt kein Stück Verschwärzungen oder eine Verstär-
kung der Zeichnung im basalen Fl’teile, was eine so häufige
Erscheinung bei selenis und sibirica ist.
Ein Vergleich mit sibirica, die sich durch ihre dunklere und
kontrastreichere Zeichnung noch mehr von meinhardi entfernt,
kann wohl unterlassen werden.
—
11. Rhyacia [Agrotis] augur F. tobolskensis
(subsp. nov.).
Die Größe entspricht etwa kleineren europäischen Stücken
(Vfl’länge 18--ı9 mm).
Kopf, Fühler, Thorax, Abdomen und alle Fl. viel dunkler
— schwarzgrau. Die Querstreifen der V£l’oseite weniger deutlich,
die Fransen der Vfl. etwa wie die Fl. gefärbt, die der Hfl. in
ihrem äußeren Teile weiß (nicht gelblich wie bei europäischen
Stücken).
Auch die Useite aller Fl. ist viel dunkler — schwärzlich,
hier sind aber alle Zeichnungen sehr deutlich.
3{0 . Tobolsk (West-Sibirien), 8.—22. VII. 1925. (Licht-
fang.)
Diese Stücke verdanke ich der Freundlichkeit des Herrn
B. Tkatshukov, der eine Lepidopterenausbeute aus Tobosk von
seinem Sammler erhielt.
12. Phytometra [Plusia] inconspicua Graes. shugnana
(subsp. nov.).
Eine Serie (( %J, 2 22) dieser Art aus Chorog (Pro-
vinz Shugnan, West-Pamir) mit Stücken aus Juldus verglichen,
weist bedeutende Unterschiede auf, die mich veranlassen, in
den Pamir-Stücken eine eigene Lokalform zu ersehen, welche
ich mit dem Namen shugnana (subsp. nov.) bezeichne.
Das Basal- und Außenfeld der Vfl, wie auch die Makeln,
sind sehr blaß bräunlich-gelb, viel blasser als bei der Nominat-
form. Auch das dunkle Mfeld ist blasser und dabei breiter, beson-
ders am Hrande.
Die Hfl. sind gelbbraun (nicht schwarzbraun, wie bei in-
conspicua); die dunkle Querlinie, wie auch der Mpunkt sind blaß,
kommen jedoch, infolge des hellen Grundtones, besser als bei
inconspicua zum Vorscheine.
Auch der Thorax und Abdomen sind lichter, mehr gelblich.
Die Useite aller Fl. ist eintönig gelblich, ohne die Ver-
dunkelungen, die bei inconspicua vorhanden sind. Die Quer-
linien sind ganz verblaßt, kaum sichtbar.
Fangdaten: ıg9I0o (7 Sg) — von meinem Sammler erhal-
ten und 24V 72 MIN) 104.(23.) VIE 1912 @J I,2 22)
aus der Sammlung von P. Trussevitsh.
= 22 =
13. Synanthedon martjanovi Shel.
Bei der Zusammenstellung der Originalbeschreibung von
S. martjanovi:) lag mir, wie ich s. Z. angab, nur ein fühler-
loses Stück dieser Art vor, welches ich, den Angaben von Herrn
V. D. Kozhantshikov (dem ich das Stück verdanke) folgend,
tur ein @. hielt.
Vor kurzem erhielt ich aber von Prof. S. D. Lavrov (Omsk)
in einer kleinen Lepidopterensendung, die mir zur Determination
eingesandt wurde, ein zweifelloses Pärchen dieser Art, welches
in einem Garten innerhalb der Stadt Omsk am 13.—14. VI. ge-
funden wurde.
Ein genauer Vergleich dieser beiden Stücke mit dem Ori-
sınale von S. martjanovi, wie auch mit einem weiterem ?®
dieser Art, das, wie das Original, aus Minussinsk stammt, veran-
laßt mich meine Originalbeschreibung zu korrigieren.
Der Vergleich zeigt die volle Identität des Omsk- © mit dem
Qaus Minussinsk, wie auch mit dem Originale, während das
etwas verschieden ist. Die Unterschiede bestehen außer den
useits bewimperten Fühlern häuptsächlich darin, daß die Ab-
dominalsegmente 4, 5 und 6 beim Jg’ useits weißlich sind (beim
Q hat nur das 6. Segment diese Eigenschaft).
In solcher Weise wäre es wohl anzunehmen, daß das
Original nicht ein J ist, wie es in der Originalbeschreibung ange-
geben wurde, sondern ein Q.
!) Neue Beiträge z. systemat, Insektenkunde, Berlin, I, p. 104 (1918) und
Annal. Soc. Ent. France, XCI, 1922, p. 289 (1923.) [Eine Diagnose dieser Art
wurde auch von V. Kozhantshikov, gegeben (Jahrb. Martjanov, Staatsmus.
Minussinsk I, 1923, p. 21)].
Einige Bemerkungen über Melitaea ala Stgr.
(Mit 4 Abbildungen, Tafel XXVIL, Fig. 1—4.)
Von Leo Sheljuzhko, Kijev.
Prof. Dr. P. Sushxin war anscheinend der erste, der auf
Grund der Genitalien-Untersuchung die artliche Selbständigkeit
von M. ala Stgr. bewies. (Zeitschr. f. wiss. Jnsekten-Biologie,
P21913, p. 171.)i)
M. ala wurde von Staudinger ursprünglich als eine „var.
von M. didyma O. beschrieben und wurde sie bis zum Jahre
1913 von allen Autoren als solche angesehen.
Aber schon Staudinger fielen die großen Unterschiede zwi-
schen ala und den didyma -Formen auf und sagt er (Stett. e. 7,
XL, 1881, p. 288), daß ala so stark von didyma abweicht,
„daß ich zuerst bestimmt glaubte, es sei eine von didyma ver-
schiedene Art‘. Die Originale von ala Stgr. stammen von Lepsa,
wo sie zusammen mit Exemplaren der didyma turkestanica Shel.
(— turanica Stgr.) gesammelt wurden.?)
Das gleichzeitige Vorkommen von zwei Unterarten einer
Art, als welche furkesitanica und ala zu der Zeit angesprochen
wurden, in ein und derselben Lokalität erklärt Staudinger in tol-
gender Weise: „Das nahe Zusammenvorkommen mit einer ande-
ren ganz davon verschiedenen Varietät, neera, erkläre ich mir
so, daß letztere die Form der Täler und Ebenen, ala aber die
alpine Form Zentralasiens ist.“
Diese Vermutung scheint auch eine Bestätigung in den An-
gaben von Alpheraky zu finden. Dieser („Kuldzha i Tian-Shan“,
Petropolis, 1891, p. 171) gibt für das Fluggebiet von furanica Stgr.
!) Vergl. auch Wagner und Zerny, Ent. Mitteil., II. 1913, pp. 91— 93.
2) Da furanica von Staudinger erst im Jahre 1886 aufgestellt wurde,
wird in der zitierten Arbeit die entsprechende didyma-Form unter der Be-
zeichnung neera F. d.W. erwähnt.
— 364 —
(also furkestanica Shel.) 1600--2000 ft. und für ala Stgr. 4000
bis 9000 ft. Höhe an.
Dagegen muß ich angeben, daß in den von mir erhalte-
nen Ausbeuten aus Naryn, Przhevalsk, Dzharkent und anderen
Berggegenden der Provinz Semiretshje, wie auch aus dem Ale-
xander-Gebirge, furkestanica und ala meist zusammen vertreten
waren, da aber genaue Höhenangaben fehlten, könnte man die,
meiner Ansicht nach so wahrscheinliche Vermutung, daß die
beiden in gleichen Höhen gesammelt waren, doch noch nicht
als sicher bewiesen betrachten.
Für den südlichen Teil des Turkestan, nämlich für die Ge-
birgskette Peter des Großen (Ost-Buchara), verfügen wir aber
über ganz bestimmte Angaben, daß dort beide Arten zusammen,
also bei denselben Verhältnissen und zu gleicher Zeit fliegen. Dies
wurde schon von Grumm-Grzhimajlo (in Romanoff, Mem. s. 1.
Lepidopteres, IV, 1890, p. 430) hervorgehoben und bin auch
ich in der Lage diese Angaben auf Grund des von Herrn G. Kot-
shubej gesammelten Materials zu bestätigen. Kotshubej fand ım
Jahre 1913 in der genannten Bergkette, bei Tuptshek (in der
Höhe von etwa 13000 ft.) beide Arten, also ala und didyma,
wobei auch die Flugzeit der beiden ungefähr zusammenfällt (die
mir vorliegenden didyma Stücke wurden zwischen 29. VI. und
13. VII. — nach altem Stil — und ala am ı2. VII. gesammelt).
Diese Angaben, wie auch das Factum, daß ich niemals ala
aus den Steppen oder Wüsten-Regionen von Turkestan erhielt,
wären wohl ausreichend, um zu beweisen, daß ala ein ausge-
sprochener Bewohner der Berglande ist, der der Ebene durchaus
fehlt. Dagegen ist didyma beiden Regionen — der Steppe und
dem Berglande — eigen und tritt im letzteren zusammen mit
ala auf.
Ueber die ala-Stücke vom Tuptshek sagt Grumm-Grzhi-
majlo (l. c., p. 432): „elle se distingue fort peut des exemplaires
du Thian-Chan et ne merite pas une denomination particuliere,‘
was ıch keinesfalls bestätigen kann. Meiner Ansicht nach sind
die Unterschiede der ala-Stücke vom Gebirge Peter des Großen
von denen vom Tian-Shan sehr bedeutend und verdienen die
ersten ganz bestimmt eine besondere Benennung, als welche ich
den Namen kotshubeji (subsp. nov.) (Fig. ı-2) zu Ehren des
‚energischen Forschers Herrn G. Kotshubej (Smela) einführe.
Diese neue Rasse weist folgende Unterschiede der Nominat-
form von ala, wie auch seiner subsp. bicolor Seitz, gegenüber
—
auf.) Beide Geschlechter haben schmalere und stärker ausge-
zogene Vfl., was ganz besonders beim @ zum Vorscheine kommt.
Beim g ist die Submarginalbinde der Vfl. gut entwickelt und be-
steht aus scharfen, ziemlich zugespitzten Dreiecken, auch auf
den Hfl. ist die Submarginalbinde gut entwickelt und besteht
auch hier aus scharfen, zugespitzten, zusammenhängenden Flek-
ken, die aber eher die Gestalt von Halbmöndchen haben. Diese
Submarginalbinde fehlt den Hfl. von ala fast stets oder ist (falls
überhaupt vorhanden) schwächer ausgeprägt und sind die ein-
zelnen Flecke, aus denen sie besteht, nicht zugespitzt, mehr
bogenförmig und bilden keine zusammenhängende Reihe.
Das © ist schon durch seine Färbung ziemlich auffallend.
Die Vfl. sind mehr rötlich angeflogen (als bei ala), auch die Hfl.
haben einen intensiveren rotgelben Ton. Dabei sind die hellen
Flecke der Vfl’zelle, wie auch der submarginalen und der darauf
folgenden Reihe bedeutend dunkler-rot (etwa ziegelrot). Die
schwarzen Zeichnungen der Vfl. sind normal entwickelt, auf
den Hfl. findet sich aber (wie beim Sf) eine deutliche submar-
ginale Kappenbinde und zieht sich durch die Fl’mitte eine kom-
plette Reihe von schwarzen mehr oder weniger abgerundeten
Flecken, die von einander ganz isoliert bleiben. Bei denala-Q 9
fehlen gewöhnlich diese Submarginalbinden, wie auch die Flecke
der Mreihe, gänzlich oder sind nur schwach und unvollständig
angedeutet.
Die Useite der Hfl., wie auch der helle Apikalteil der Vfl’-
useite, sind etwas reiner weiß (weniger gelblich) als bei ala,
Die schwarze Bestäubung der Useite an der Basis der Hfl. und
am Hrande ist bei kotshubeji stärker entwickelt, besonders beim
od. Ferner wäre noch .die äußere Begrenzung der äußeren rot-
gelben Binde erwähnenswert, da diese viel dicker als bei ala
!) Zum Vergleiche liegt mir ala Stgr. (die subsp. bicolor Seitz inbe-
griffen) aus folgenden Lokalitäten meist serienweise vor: Ili, Issyk-Kul,
Przhevalsk, Chorgos, Dzharkent, Juldus, Naryn. Alexander-Gebirge, Vysso-
koje (Kara-tau-Gebirge). Im ganzen etwa 100 %'9', 75 2 2, Seitz beschrieb
(Groß-Schmett. d. Erde, I. p. 219, t. 66, f, 7—8) bicolor nach Stücken aus dem
„Karagatai-Gebirge'' (wohl „Karagai-tau‘' gemeint) als eine 2-Aberration von
didyma, doch gehört die Form zweifellos zu ala und verwies schon Sushkin
darauf, daß dieser Name als eine Lokalform-Bezeichnung zu gelten hat. Er
sagt (Zeitschr. f. wiss. Insekten-Biol., IX, 1913, p. 172): „solche © © habe ich
in einer Anzahl aus der Umgebung von Naryn bekommen; die %'5' aus dieser
Lokalität sind auch durch schwächere Entwicklung der schwarzen Zeichnung
auf der Oberseite vom typischen ala 9 (von Ala-tau und W, Tianschan) ver-
schieden; diese Form ist also eine Subspezies von ala zu betrachten."
— 366 —
ist und eine zusammenhängende zackige Linie bildet, wobei die
Spitze jeder Zacke auf der entsprechenden Ader liegt.
Diese Beschreibung wurde auf zwei Pärchen gegründet,
welche, wie bereits erwähnt, von G. Kotshubej bei Tuptshek
(Gebirgskette Peter des Großen, Ost-Buchara) in der Höhe von
ca. 13000 ft. am 12./25. VIl. 1913 gesammelt wurden. Das abge-
bildete Pärchen befindet sich in meiner Sammlung, das zweite
in der von G. Kotshube;].
Von individuellen Abweichungen der M. ala erlaube ich mir
folgende zwei zu notieren:
1) ab. 2 immodulata (nova).
Für de@ © von M.ala scheint die Divergenz des Grund-
tones der V- und Hfl. ziemlich charakteristisch zu sein, indem
die Hfl. gelbrot sind, während die Vfl. diesen Ton durch
gelbgrau oder grau ersetzt haben und nur manchmal einen röt-
lichen Anflug besitzen oder stark dunkel übergossen sind. Ich be-
sitze aber zwei ala-Q © bei denen die V- und Hfl. genau dieselbe
gelbrote Färbung tragen. Das eine von diesen @ Q wurde bei
Dzharkent, in der Gegend Tyshkan, Ende Juni 1915 von V. T.
Rückbeil gefangen, das zweite stammt vom Norden der Provinz
Semiretshje, wo es zwischen Gerassimovka und der Gegend
Kyzyl-togoj am 1.—3. (14.—16.) VII. 1914 von V. Novopashennyj
gefunden wurde. Unter den ziemlich zahlreichen @ © der subsp.
bicolor Seitz, die mir aus Naryn vorliegen, können auch 2 Q 9
zu dieser Form gezogen werden.
Es scheint mir zweckmäßig diese © -Form, die normalen
ala-Q Q gegenüber einen ganz eigenartigen Eindruck macht, mit
einem eigenen Namen zu belegen und schlage ich als solchen
den Namen immodulata (ab. nova) vor.
2) ab. latemarginata (nova). (Fig. 3—4.)
d'. Der schwarze Vfl’saum ist sehr breit, etwa Amal so
breit wie bei normalen Stücken. Am Vrande außerhalb dem
Zellenende liegt ein sehr großer schwarzer Fleck, der sich fast
bis zum Marginalsaume ausdehnt. An der Mitte des Hrandes liegt
auch ein großer schwarzer Fleck, der unscharf begrenzt ist und
eine undeutliche Verbindung mit der dunklen Basalbestäubung
aufweist. Zwischen diesem Hrandflecke und dem Kostalflecke
liegen mehrere ausgezogene diffuse Wische. In der Mzelle liegen
Erklärung zu Taiel XXVIL
Fig. 14: Melitaea ala kothshubej Shel. Tuptshek, 13 000‘. 25. VII. 1913.
1) 5 holotyp.
2) 2 paratyp.
3) Useite der Fig. 1.
4) Useite der Fig. 2.
Fig. 7-10: Melitaea didyma shugnana Shel. Chorog 8000’.
7) S paratyp. 27.1IV. 1912.
8) 2 holotyp. 9.V. 1912.
9) Useite der Fig. 7.
10) Useite der Fig. 8.
Fig. 11—12: Melitaea didyma (shugnana Shel. gen. aest?) problematica Shel.
Chorog.
11) JS holotyp. 11. VIL 1916.
12) @paratyp. 19. VI. 1912. — 7000‘.
Fig. 13—14: Melitaea didyma ishkashima Shel. 9’ holotyp. Ishkashim,
kishlak Njut. 20. VI. 1911.
13) Oseite.
14) Useite.
Tafel XXVIL
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. 1929.
f E |
if Yudh > 3.8
) ah
Fig. 1:
Fig. 3—4:
Fig. 5-6:
Fig. 7—8:
Erklärung zu Taiel XXVIII.
Pieris melete Men. ab. feminalis Shel. $' monotyp. Kagoshima.
6. VII. 1909.
Oeneis dzhugdzhuri Shel. 9 monotyp. Jugum Dzhugdzhur.
fontes fl. Dzhelinda. 25. VII 1915.
3) Oseite,
4) Useite,
Satyrus fagi krymaea Shel. ® holotyp. Aj-Danil, Krym, m.
5, VIIL 1915.
5) Oseite.
6) Useite.
Melitaea ala bicolor Seitz ab. latemarginata Shel. &%' monotyp.
Naryn. 18. VII. 1914.
7) Oseite.
8) Useite.
Alle Photographien wurden durch Herrn M. Podoljanko hergestellt,
dem ich auch an dieser Stelle meinen besten Dank für seine Bemühungen
zum Ausdruck bringe. Sheljuzhko,
Tafel XXVIIL
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. 1929.
De, We, %
N
Dr
144
ZB —
zwei Flecke: der eine als ein verschwommener Wisch an der
Zellenbasis und der zweite als ein Viereck vor dem Zellenschlusse.
Die dunkle basale Bestäubung unter der Zellenbasis ist stärker als
gewöhnlich ausgebildet und, wie bereits erwähnt, verbindet sie
sich undeutlich mit dem Hrandflecke.
Auf den Hfl. ist der schwarze Marginalsaum noch etwas
breiter als auf den Vfl. und gehen von seiner Innenseite basal-
wärts dunkle verschwommene Strahlen, die etwa bis zur Fl’mitte
reichen. Die dunkle Beschuppung am Hrande ist pechschwarz
und dehnt sich bis zum Marginalsaum.
Auf der Vfl’useite sind die Submarginalpunkte stark ver-
größert. In der Fl’mitte vom V- bis zum Hrande liegt eine Reihe
großer und breiter, länglich stark ausgezogener schwarzer Flecke,
deren Konturen etwas verschwommen sind. In der Mzelle liegen
zwei schwarze Flecke, die denen der Öseite entsprechen.
Die Hfl’useite (wie auch die Useite des Apikalteiles der Vfl.)
ist weiß, kaum gelblich getönt. Die Randpunkte fehlen völlig,
an der Stelle der äußeren gelbroten Binde liegt eine Reihe von
schwarzen Punkten, von denen nur die zwei untersten eine Spur von
gelbroter Umrandung tragen. Distal ist diese Punktreihe von einer
Reihe schwarzer Striche begleitet, welche die Punkte leicht be-
rühren. Die extrabasiläre gelbrote Binde ist zu einem bindenar-
tigen großen Flecke zusammengeflossen, wobei die den Fleck be-
rührenden (normal hellen) Fl’teile hier schwarz sind; so ist der
Basalteil ganz pechschwarz, in der Mitte der Binde liegt ein
schwarzer Fleck und von außen ist die Binde von länglich-aus-
gezogenen Strichen begleitet. Der Raum zwischen diesen Strichen
und denen der Submarginalreihe ist zeichnungslos.
Das beschriebene Stück (ein 5) erhielt ich neben einer
größeren Anzahl von normalen Stücken aus Naryn (Provinz Semi-
retshje); es gehört also der subsp. bicolor Seitz an. Es wurde
am 5./18. VII. 1914 von ]J.. Nezhivov gefangen.
Diese Aberration benenne ich /atemarginata (ab. nova), in-
dem ich für sie den breiten Marginalsaum als charakteristisch
annehme.
Zum Schlusse bringe ich eine Uebersicht der bis jetzt auf-
gestellten M. ala-Formen und der entsprechenden Literaturan-
gaben:
— 8 —
Melitaea ala Stgr.
M. ala ala Stgr. — Dzhungarsky Ala-tau, Tian-Shan oc. (typ.
Lepsa).
M. didyma var. ala, Staudinger, Stett. ent. Z, XL, p. 288
(1881); Alpheraky, Horae Soc. Ent. Ross., XVI, p. 403
(1881) — Kuldzha ıi Tian-Shan, p. 171 (1891; Rühl,
Palaearkt. Großschmett. I, p. 397 (1893); Heyne, ibid.,
p- 790 |[part.| (1895), Staudinger (u. Rebel), Catal.
=rep. Palaearet. Bann, pr 3 @jparz (100m).
M. didyma ala, Seitz, Gr.-Schmett. d. Erde, I, p. 219 |part.],
t..66, 2.12 (&.), 3 (Q) 7908), BramsonCHorsessee
Ent. Ross., XXXIX, p. 407 [part.] (1910).
M. ala, Sushkin, Zeitschr. f. wiss. Jnsektenbiologie, IX, p.
171, £. 5 6 (zenital,)) (1918) Waener us Zermaen
Mitteil., II, pp. 9I—93 (1913).
M. ala bicolor Seitz — Karagai-tau (typ.), Naryn, Alexandri-mts.
M. didyma ab. bicolor Seitz, Gr.-Schmett. d. Erde, I, p. 219,
t. 66, f. 7—8 (1908);
M. ala bicolor Sushkin, e. c., p. 172.
M. ala kotshubeji Shel. — Jugum Petri Magni (Buchara or.):)
(typ.: Tuptshek, 13 000’).
M. didyma var. ala, Grumm-Grzhimajlo in Romanoff, Mem.
Ss. 1. Lepidop., IV, 'p. 430 (1890); Heyne, Ile marır
Staudinger (u. Rebel), I. c. [part.); Bramson, 1. c.
[part.]. |
M. ala latonia Gr. Gr:) — China oc. (typ.: ad fl. Mudzhik,
affluxus dextri fl. Chuan-che).
I) Staudinger (u. Rebel) und mehrere andere Autoren geben auch Fer-
gana als Fluggebiet von M. ala an. Mangels Materials kann ich nicht ent-
scheiden, ob diese Art dort eine eigene Rasse bildet oder zu einer schon
beschriebenen gehört (am ehesten wohl zu kotshubeji Shel.)
®) Eine ganze Reihe von Autoren (Staudinger und Rebel, Seitz,
Bramson) führen latonia Gr. Gr. als Synonym von ala an, erwähnen aber
gar nicht die west-chinesische Herkunft von latonia. Diese Form ist mir nicht
in natura bekannt und kann ich mir nach der kurzen Originalbeschreibung
keine;genaue Vorstellung der Form machen. Aus geographischen Gründen
scheint es mir aber sehr wahrscheinlich, daß es sich hier um eine selbständige
Rasse handelt und glaube ich daher richtiger zu tun, wenn ich diese Form
hier als solche auffasse, wenigstens bis uns das Gegenteil bewiesen sein wird.
— 369 —
M. didyma var. latonia, Grumm-Grzhimajlo, Horae Soc.
Ents Ross, XXV, p. 455 (1800); Rühl, I. c., p. 396.
Aberrationen:
ı) ab.Q immodulata Shel. (typ. Dzharkent).
2) ab. latemarginata Shel. (typ. Naryn).
— 370 —
Berichtigungen
zu meiner Abhandlung: ‚„Parnassius bremeri amgunensis (subsp. nov.) —
ein vermutliches Bindeglied zwischen P. bremeri Brem. und P. phoebus F.“
(Mitteil. d. Münch. E. G., XVIIL, 1928, Nr.1—2, pp. 1—9).
Von Leo Sheljuzhko (Kijev).
Seite 1, Zeile 7 — anstatt „Hilzellen“ muß es „Hil’ozellen“ heißen.
Seite 7. Die Diagnose von ab. inornata (nov.) muß lauten: „Subkostal-
flecke und Hrandfleck der Vfl. ohne rot.“
Seite 5. Notiz 1. — In dieser Notiz habe ich, den Angaben von
F. Bryk (Lep. Catal, 27. p. 148) folgend, die Identität der Formen dörriesi
Warnecke und nigripuncta Turati angenommen. Nachdem ich die Gelegen-
heit hatte, die Originalbeschreibungen dieser Formen zu vergleichen, ersehe
ich, daß diese Identität nicht genau ist. Als ab. dörriesi beschrieb G. War-
necke (Int. ent. Z., XII, 1919, p. 25) eine Form, bei der das ganze Rot auf den
H£l. oseits fehlt, also auch die beiden Ozellen schwarz sind. In solcher Weise
entspricht ab. dörriesi derselben Form, die ich als ab, caeca in dieser Notiz
erwähnte. £
Was nun die ab. nigripuncta Turati (Natural. Sicil., IV., 1919, N. 7 [Sep.
p. 12]) betrifft, so ist das Original von dieser von Verity (Rhopal. pal,, t,
XI, f, 11) abgebildet. Bei dieser Form ist nur die Medianozelle schwarz,
während die subkostale noch deutlich rot ausgefüllt ist.
Also muß der Name nigripuncta Turati nur auf die Form mit schwarzer
Medianozelle beschränkt werden, während der Name dörriesi Warnecke
(= caeca Shel.) Exemplare mit oseits völlig schwarzen Ozellen zu bezeich-
nen hat.
Die Tagfalter der Insel Celebes.
Von L. Martin f. ‘)
Fam. Amathusiidae. (Schluß.)
207. Clerome chitone Hewitson, eine ganz ungeheuer
variable, offenbar noch in voller Evolution stehende Art, die
durch das apikale weiße Querband der Vflunterseite am näch-
sten mit stomphax von Borneo verwandt erscheint, aber durch
Größe und Flügelschnitt sich als echtes Kind unserer Insel aus-
zeichnet. Hewitson beschreibt im 3. Bande seines Bilderwerkes
chitone kurzweg aus Celebes und sofort darauf Clerome menado
aus Menado als zwei gut verschiedene Spezies ohne jede Er-
wähnung ihrer offenbar vikariierenden geograph. Verbreitung
auf der Insel, chitone aber eine Seite früher, weshalb sie als
die ältere und als Stammform zu gelten hat, womit Fruhstorfer
im Seitz offensichtlich Unrecht hat, wenn er an menado diesen
Rang gibt. Ohne Zweife hat der Autor beide Formen von
Wallace erhalten, dem die Ehre der Entdeckung zukommt. Er
sammelte zuerst in der Umgegend Makassars und hat vielleicht
seine dortige Ausbeute einfach mit „Celebes” etikettiert, nicht
voraussehend, daß er später auch in Menado sammeln werde —
so erkläre ich mir die Hewitson’schen Fundortsangaben. Die
Beschreibungen beider Formen sind ziemlich genau und die
Bilder deutlich. Die Flügelspannung des chitone weibchens wird
3 /ıo Zoll, also größer als die des menadomännchens (3 Zoll)
angegeben, woraus natürlich für Bestimmung keine Schlüsse zu
ziehen sind, da in diesem Genus immer die 9 durch Größe her-
vorragen. Es ist übrigens im ganzen Genus die Celebes-Clerome
weitaus die größte Art, nur die Ostform zeigt etwas geringe-
res Ausmaß, während die Süd- und Nordform ziemlich gleich
bleiben. Der Geschlechtsunterschied ist bei allen Clerome sehr
augenfällig, da das 5° auf der Oberseite der Hil. eine Haarlocke
besitzt, welche hinter der Wurzel der Mediana entspringt und
sich über diese und über einen an der Wurzel der Subkostale
*) Dr. Martin faßte sie als Unterfamilie der Satyriden auf.
— 22 =
gelegenen Duftfleck breitet. Über dieser Haarlocke zeigt der
Innenrand des Vfl., ein ganz unverkennbares Kennzeichen der J,
eine lappenförmige Hervorragung nach abwärts. Im Seitz sind fünf
geographische Formen verzeichnet: chitone Hewitson im Süden,
menado Hew. im äußersten Norden, der auch hier wie bei so
vielen anderen Arten eine nur ihm eigene, auf ein relativ kleines
Gebiet beschränkte Form besitzt, zenica Fruhst. im westlichen
Zentral-Celebes bei Donggala und an der Palubai, pleonasma
Röber im Osten und fruhstorferi Röber, eine alpine Form des
Südens, vom Pik von Bonthain. Die Unterschiede dieser 5 Sub-
spezies sind aber nicht überwältigend, auch nicht immer kon-
stant und es finden sich zahlreiche Übergänge. Die Ozellen
lassen sich weder durch Zahl noch durch Größe zur Unter-
scheidung der Formen benützen, da häufig accessorische Augen-
flecke vorkommen und die Größe innerhalb jeder Form eine
sehr schwankende ist. Wo chitone ihre Nordgrenze erreicht,
wissen wir leider nicht, aber 30 Meilen nördlich von Makassar
in Tanette fliegt sie noch nach dem Zeugnisse Hollands. Sie ist
im Hinterlande Makassars wohl das ganze Jahr hindurch nicht
selten und liegen mir 15 5 und 12 2 von den meisten Monaten
des Jahres gespannt vor. Piepers sagt „am Bantimarang und
Amparang und in Bonthain im dichten feuchten Walde der Berge
sehr häufig, wo sich der Falter sehr gerne auf die Erde setzt“.
Holland erhielt beide Geschlechter aus Juni und Juli und
Rothschild 33 Exemplare vom August und September (1891).
Doherty bemerkte hierzu „häufig, aber seltener als bei meinem
ersten Besuche 1887", woraus anzunehmen ist, daß Holland noch
reicher beliefert wurde. Auch Hopffer erwähnt ein Pärchen
von chitone, das wohl von der Ostküste in die Ausbeute
Dr. A. B. Meyer's gelangt sein muß; seine Ausführungen bekräf-
tigen übrigens die große Variabilität des Falters. chitone ist die
am leichtesten zu erkennende Form und zeigt auf der Oberseite
die helle Färbung, die wir schon bei Myc. dinon und Bleiogona
mycalesisQ gesehen haben, die ungefähr das gleiche Gebiet be-
wohnen mögen. Es bewegt sich also bei diesen drei Arten die
Farbenevolution in völlig gleicher Bahn, d.h. sie unterliegen den
gleichen klimatischen Einflüssen. Die Unterseite von chitone ist
niemals so rötlichgelb, wie das auf Hewitsons Figur zu sehen ist,
es gibt vielmehr in beiden Geschlechtern neben hellgelben Stücken
auch solche, welche eine düstere schwarzgraue Überstäubung
der Unterseite zeigen. Diese besitzt oft auch in der Zelle des Vil.
— 3173 —
eine weißliche Aufhellung, in deren Mitte der basale Zellfleck
steht. Auch auf dem Hil. ist oft eine derartige, aber kleinere
und undeutlichere Aufhellung an dem Zellfleck zu erkennen. Die
Ozellen auf der Hilunterseite schlagen suf der Oberseite schwach
durch, ähnlich wie bei M. transiens und das ” hat wie kein anderes
Cleroeme X den Apex der Vfloberseite schwarzgrau verdunkelt,
und diese Verdunklung noch immer sehr deutlich abgegrenzt.
Immer aber in beiden Geschlechtern ist auf Vflunterseite ein
wohlausgebildeter Apikalozellus vorhanden, sehr im Unterschiede
zu den noch zu besprechenden nördlichen Formen, denen dieser
Ozellus konstant fehlt. Bei der genauen Besichtigung meines
Materials konnte ich noch einen ebenso auffallenden wie kon-
stanten Unterschied der chitone von allen nördlichen Formen
auffinden, bei chitone ist immer von den beiden Ozellen der
Hflunterseite der obere apikale der größere, während bei den
Nordformen umgekehrt immer der untere größer ist. Die alpine
Form fruhstorferi habe ich nicht erbeutet und ist sie mir
in natura unbekannt, sie fliegt in Höhen von 3—5000 Fuß, zeigt
ein sehr breites Apikalband der Vflunterseite, die Ozellen, be-
sonders das Apikalauge des Vfl. sehr deutlich, ebenso die beiden
Submarginallinien aller Flügel deutlicher als auf den Bildern
Hewitsons. pleonasma, die Ostform, habe ich in Kendari in
den wenigen Sammeltagen, die mir dort vergönnt waren, nicht
gefangen, aber von einem befreundeten Chinesen erhielt ich ein
männliches Stück aus Paloppo 1. VIl. 06 (Flügelspannung nur
60 mm gegen 65—75 mm bei chitone), das diese offenbar sehr
gute Subspezies in meiner Sammlung vertritt. Sie steht in der
Grundfarbe chitone am nächsten, besitzt aber eine sehr ver-
schiedene Unterseite. Das apikale Schrägband des Vfl. ist völlig
gelb und verbreitert sich gegen den Tornus in einen quadratisch
hellgelben Fleck, der den Flügelrand erreicht. Die Ozellen sind
alle viel kleiner als bei chitone und die Submarginallinien heben
sich natürlich von der hellgelben Grundfarbe deutlicher ab. Das
Apikalauge der Vflunterseite ist deutlich vorhanden aber kaum
ein Drittel so groß wie bei chitone. Ich bedauere kein größeres
Material zu besitzen. Von menado liegen mir 2 Ju. 3 2 vor.
Dunklere Grundfarbe ober- und unterseits, ganz bedeutende
Reduktion des weißen Schrägbandes im Apex der Vflunterseite,
deutlich, aber dünn nur noch bei den 2, bei den 7 oft bis auf
einen weißen Punkt an der Kosta ganz verschwunden und kon-
stantes Fehlen des Apikalozellus des Vfl. sind die Charakteristika
— 374 —
dieser Form des äußersten Nordens, die aber chitone nicht an
Größe übertrifft. Bei den Weibchen ist der schwarze Apex des
Vfl. besonders am Außenrande bis zum Tornus herab breiter,
aber nicht so scharf abgegrenzt und ins Auge fallend, wie bei
chitone. 5 10 mm, © 77 mm Flügelspannung. Südlich des von
menado bewohnten Gebietes, bei Donggala und an der Palubai
soll Doherty laut Fruhst. im Seitz eine Trockenzeitform gefangen
haben, die dort als zenica benannt wird. Hellere Unterseite,
kleinere Ozellen und breitere Schrägbinde der Vflunterseite
zeichnen die Form aus. Ich habe weder bei Donggala noch bei
Palu ein Stück von Clerome gefangen, alle meine Exemplare
11 5 2 2 stammen aus dem Berggebiete der Pekawa aus den
Monaten 2, 3,8, 9,10, 11,12. Wie bei der dexamenusform des
gleichen Gebietes ist die Unterseite des 5 viel dunkler als bei
menado, das Schrägband ist etwas deutlicher, aber auch sehr
oft inkomplett und fadendünn, die Ozellen sind hie und da etwas
kleiner in der Mehrzahl der Stücke, aber ebenso groß wie bei
typischen menado, die Unterseite der £ stimmt völlig mit menado
überein. Es dürften also meine Pekawastücke nur eine unbe-
deutende alpine Form von menado darstellen und zenica, wie
sie im Seitz beschrieben ist, habe ich nicht erbeutet. Aus dem
südlich von der Palubai gelegenen Hochlande von Kolawi liegen
mir noch 4% u. 3 @ aus den Monaten 4, 6, 9 u. 10 vor, welche
alle das Schrägband viel deutlicher und breiter zeigen, kleinere
Ozellen wie die Pekawastücke besitzen (besonders das 2) und
zweifellos einen Übergang zu chitone anbahnen. Ein 4‘, das mir
eine Patrouille aus dem noch südlicher gelegenen Lande Bada
mitbrachte, besitzt die breiteste weiße Schrägbinde, ist aber so
dunkel wie die Sg aus der Pekawa. Alle meine Feststellungen
bekräftigen die Tatsache, daß die Celebes-Clerome ein ganz
enorm variabler Falter ist.
208. Amathusia phidippus L. — celebensis Fruhstorfer.
Daß dieser malayische Charakterschmetterling auf Celebes ebenso
häufig ist wie überall im makromalayischen Gebiete, ist einer
der stärksten Beweise für die Zugehörigkeit unserer Insel zur
malayischen und zu keiner anderen Fauna. Er umgaukelt in
der Morgen- und Abenddämmerung fast alle menschliche Wohn-
stätten umgebenden Kokospalmen in Makassar und Menado,
ebenso wie in Singapore, Medan, Batavia, Pontianak und Manila
und wird hier wie dort untertags mit zusammengeklappten Flügeln,
— 875 —
schlafend in den Plafondecken der hohen Wohnräume gesehen.
Östlich von Celebes aber tritt er nirgends mehr auf und hat
nichts mit der Papuafauna zu tun, steht vielmehr auf Celebes
unverweigerlich an seiner Ostgrenze. Auch auf der Kette der
Kleinen Sundainseln scheint er nicht weiter östlich als bis
Lombok zu gehen, und auf Bali fand ihn mein Sammler schon
viel seltener als auf Java, auf Sumbawa bin ich ihm nicht mehr
begegnet. Er ist auf Celebes in allen Teilen der Insel (Süd,
Ost- und Nord) sehr häufig und fliegt in immer folgenden Ge-
nerationen das ganze Jahr hindurch, da ich Exemplare aus allen
Monaten des Jahres besitze. Von Makassar selbst und Umgegend
sehr häufig, von der Ostküste aus Paloppo und Salabanka und
aus dem Norden der Insel von Palu, Kalawara, Talisse, Kolawi
und Amurang liegen mir in toto 42 Sf und 25 @ gespannt vor.
Es ist nur wenig von einer Differenzierung zu sagen, die höch-
stens im weiblichen Geschlechte schwach in Erscheinung tritt.
Die Weibchen aus dem Süden sind größer und heller, auf der
Oberseite sehr deutlich gelb gestreift und spannen bis 105 mm,
während solche aus dem Norden kleiner und dunkler und we-
niger scharf gezeichnet erscheinen und nur 85—90 mm messen.
Bei dem sehr beweglichen und kräftigen Fluge der Falter, wel-
che von Palmgruppe zu Palmgruppe eilen, erscheint eine ein-
greifende Differenzierung ganz unmöglich, ähnlich wie bei Eronia
fritaea und Catopsilia scylla. Die helleren Weibchen des Südens
sind wohl das Resultat der im Süden viel akuter aultretenden
Trockenzeit, und daß der Norden kleinere, dunklere Formen be-
sitzt, haben wir schon bei vielen Arten aus allen Familien fest-
stellen müssen. Es ist ein großes Verdienst Fruhstorfers, so-
wohl in das Genus Amathusia als auch in die Spezies phidippus
Ordnung gebracht zu haben und die meisten seiner Subspezies
sind wohl begründet; aber bei einem unterseits so sehr individuell
variablen Falter wie phidippus fällt es wirklich sehr schwer, gut
haltende, auf die ganze Rasse giltige Verschiedenheiten aufzu-
finden, und es sind auch die von Fruhstorfer für celebensis ge-
gebenen Merkmale wohl nur in Serien nachzuempfinden. Das
Männchen ist oberseits sehr dunkel, nur die Rasse West-Borneos
ist ebenso dunkel, die gelbe Subapikal- u. Submarginalzeichnung
der Vfl. fällt mehr ins Auge als bei Stücken aus Sumatra und
Borneo, ist aber nicht so deutlich wie bei Javanern. Der Vfl.-
Kostalrand zeigt sehr deutlich den Celebesschwung nach ab-
wärts und außen. Auf der Unterseite sind die sieben über
— 3716 —
beide Flügel ziehenden weißlichen Bänder — nur das 4, von
der Basis gezählt, erreicht nur die Medianader der Vfl. und fin-
det keine Fortsetzung auf den Hil. — weißgrau, mit einem kaum
sichtbaren blaß lila Hauche (bei Javanern schwach gelbbraun,
bei Stücken aus Sumatra und Borneo schmutzig violettgrau),
der untere Ozellus des Hfl. ist immer etwas größer als der obere,
zeigt nach außen an dem nagelförmigen weißen Kern einen schwar-
zen ausgezogenen Schatten und steht bei keiner anderen Form
auf so breit aufgehelltem grauen Gebiete wie eben bei celebensis.
Eine sehr originelle Zierde aller Amathusias ist der durch die
Grundfarbe in zwei Hälften geschnittene Analozellus am Apex
des lappenartig verlängerten Hils. Beide Hälften tragen den
weißen Rand nur noch außen, wodurch die Ilusion des Aus-
einandergeschnittenseins noch erhöht wird. Mich hat dieser
Schmuck immer sehr an Aufschläge an Aermeln oder Krägen
miltärischer Uniformen erinnert, welche oft ebenso unmotiviert
auf der Grundfarbe des Waffenrockes stehen. Das hellere,
größere Weibchen trägt auf den Vfl. statt des großen gelben Sub-
kostalfleckes, der bei Javaweibchen besonders deutlich und rein
von Farbe ist, nur eine schwache dreieckige gelbliche Aufhellung,
die sich nach abwärts in Form einer zweiten, diskalen, sehr ver-
wischten Querbinde fortsetzt und kaum in Verbindung mit der
äußeren submarginalen Querbinde stelıt, die sie bei Javastücken
fast erreicht. Das zweite diskale Querband ist aber auf beiden
Flügeln deutlicher als bei anderen Formen, auf dem Hfl. wohl
hauptsächlich durch Transparenz des breitesten dunkelbraunen
Bandes der Unterseite. Sonst gilt von der Unterseite das beim
Männchen Gesagte. Borneo- und Sumatraweibchen stimmen
mehr mit dem Javaweibchen überein, doch zeigen auch die
Sumatraner das zweite diskale Querband sehr deutlich. An der
Unterseite aber ist celebensis in beiden Geschlechtern durch den
viel helleren sehr aparten Eindruck sofort zu erkennen, der
durch das Vorherrschen der lilagrauen Bänder hervorgerufen
wird; keine andere Subspezies besitzt eine so leuchtend helle
Unterseite. Im Seitz ist die Unterseite des celebensis S' gut
dargestellt. Natürlich erwähnen alle Autoren die Art in beiden
Geschlechtern, aber sämtliche ohne besonderen Kommentar, nur
Snellen sagt, die Celebesstücke seien ebenso groß wie die von
Java, aber dunkler, Fruhstorfer bezeichnet celebensis als kleiner
als den Typ von phidippus von Java. — Sollte sich ein kommender
Exotenentomologe ebenso intensiv mit den verborgenen Reizen
— 371 —
dieser riesigen Satyriden beschäftigen, wie das Fruhstorfer und
ich getan haben, so hat er die Wahl zwischen seiner und meiner
Auffassung und kann vielleicht als »tertius gaudens« den Nagel
auf den Kopf treffen.
209. Amathusia (Pseudamathusia) virgata Butler, ist über-
all viel seltener als phidippus, scheint aber die ganze Insel zu
bewohnen, da sowohl Fruhstorfer als ich ihr im Süden u. Norden
begegnet sind. Die Art wurde schon 1870 von Butler beschrie-
ben und mag diese erste Type noch von Wallace stammen; der
deutsche Sammler C.Ribbe brachte 1885 größeres Material nach
Europa und danach beschrieb Honrath in einem der ersten Irishefte
(Nr. 3, III. 1886, pag. 91) den Falter nach einem Südstücke von
Bantimarang nochmals als Pseudamathusia ribbei.‘) Das Genus
Pseudamathusia erscheint mir völlig überflüssig, denn virgata will
keine Amathusia vortäuschen, sondern ist eine solche durch
und durch, und die reichere Ausstattung der vorliegenden Spezies
mit männlichen Geschlechtsauszeichnungen rechtfertigt bei der
verblüffenden Aehnlichkeit aller anderen Charaktere mit phidippus
nicht eine genetische Abtrennung. Auf der malayischen Halbinsel
und allen großen Inselkontinenten kommen neben phidippus noch
andere, aber immer sehr seltene Amathusiarten vor, warum
nicht auch auf Celebes? Hopffer erhielt den Falter nicht, eben-
sowenig wie ihn Piepers erbeutete, aber Holland und Rothschild
haben ihn beide durch Doherty empfangen; Holland 4% u.229,
Rothschild 9 S und auch 2 ©, beide nennen ihn ribbei Honrath
und Rothschild sagt „closely resembles phidippus.“ Meine Fang-
resultate erinnern sehr an die Doherty’'s, indem ich 6 5 und
auch 2 © besitze, 3 5, 2% aus dem Süden und 3 S aus dem
Norden. Es besteht eine deutliche Differenzierung zwischen
Süd und Nord, die Fruhstorfer richtig gesehen hat. Er nennt
im Seitz die unterseits sechs gelbe statt weiße Querbänder be-
sitzende Nordform thoanthea und hat sie bei Tolitoli im
November und Dezember an Bananenköder in Anzahl gefangen.
Auch bei meinen Nordstücken von Menado, Sidondo VII und
Amurang XII, fällt dieser gute Unterschied sofort auf, alle Quer-
bänder der Unterseite sind deutlich gelb überhaucht, während sie
bei den Südstücken eine hellere graue leicht grünlich schimmernde
Färbung zeigen (Makassar, Patunun, Tondana XI, XII, Namuru VI]).
‘) Honraths Diagnose ist nicht besonders reichhaltig, sondern dürfte eine
etwas unbeholfene, tastende Erstlingsarbeit dieses Autors darstellen.
— Sl)
Das vordere Auge des Hil. ist wie bei phidippus kleiner als das
hintere, zeigt aber eine besonders beim 2 sehr dicke schwarze
Umrandung. Die Zeichnungselemente der Unterseite sind übri-
gens bei beiden Arbeiten absolut die gleichen, aber der mit den
komischen halben Ozellen geschmückte Anallappen ist bei virgata
länger schmäler und spitzer und verbreitert sich nicht gegen sein
Ende. Vor dem halben Ozellus steht ein breites, fast den ganzen
Lappen ausfüllendes dunkelbraunes Gebiet, das bei phidippus
nur bandartig auftritt. Die Weibchen beider Arten stehen sich
zweifellos sehr nahe, aber der stark konturierte vordere Ozellus,
das Verhalten der Anallappen und die immer viel schärferen,
schmäleren Querbänder der Unterseite beider Flügel ermöglichen
den allein von der Oberseite nicht leicht zu gewinnenden Uhnter-
schied immer. Die Lebensweise von virgata gleicht völlig der
von phidippus. Welche Palmenart als Futterpflanze in Betracht
kommt, wissen wir leider noch nicht.
210. Amathusia plateni Staudinger, im Jahre 1888 von
Dr. Platen in der Minahassa entdeckt und von ihrem Autor in
beiden Geschlechtern in seinen „Exot. Schmetterlinge‘ genau be-
schrieben. Er schuf für die Art das neue Genus Zeuxamathusia,
aber auch in diesem Falle erscheint mir eine neue Genus-
bezeichnung nicht erforderlich, denn plateni ist abermals wie
virgata durch Unterseitezeichnung, Anallappen und den halbier-
ten Ozellus auf diesem eine echte Amathusia, woran die aller-
dings abweichenden männlichen Sexualauszeichnungen, dicker
Pelzbezug der Hilzelle oberseits nichts zu ändern vermögen.
plateni steht der javanischen pylaon Feld. sehr nahe, ist aber
kleiner, das lila Subapikalband der Vfl. ist schmäler und kürzer
und endet spitzig. Auf der dunkleren Hflunterseite ist der obere
Ozellus etwas größer als der untere, ein Gegensatz zu phidippus
und virgata, aber der Caudalschmuck ist völlig der gleiche.
Von unseren Autoren hat nur Rothschild die Art in 7 J' und 29
erhalten, Doherty nennt sie seinen wertvollsten Fang und sagt
„they cost us a lot of work“. Damit ist das Vorkommen in Süd-
Celebes sichergestellt, während für Nord-Celebes außer Platen
noch Fruhstorfer Gewährsmann ist, der bei Tolitoli 50 Paare
am Pisangköder fing. Von einer Differenzierung spricht er nicht,
es hätten ihm dazu die in Rothschild’s Besitz befindlichen
Stücke aus Süd-Celebes vorliegen müssen, was offenbar nicht
der Fall war. Ich' war mit dieser Art sehr unglücklich und habe
39 —
sie weder bei Makassar noch bei Palu gesehen. Meine Samm-
lung enthält nur 3 5, welche Ribbe bei Menado fing, die also
mit den Typen Staudingers identisch sein müssen, es fehlt mir
aber das ein gelbes sich in Flecke auflösendes Band tragende
Weibchen, plateni & 000 mm, pylaon &' 000 mm. Als suprema
hat Fruhstorfer eine melanotische, von Doherty entdeckte Insel-
form von Sula Mangoli beschrieben.
211. Discophora bambusae Feld., nach einem handschrift-
lichen Namen Boisduval's so genannt, sehr genau und gut ver-
ständlich lateinisch beschrieben, aber leider nicht abgebildet,
mit dem falschen Fundorte Halmaheira, den schon Staudinger
in seinen „Exot. Schmett.” zurückweist, da er die Art nur aus
der Minahassa durch Dr.Platen erhalten habe. Auch Staudinger
widmet ihr eine genaue Beschreibung. Als Entdecker muß aber
Lorquin gelten, von dem Felder’s Type stammt. Felder sagt
zunächst, verwandt mit melinda Feld. von den Philippinen. Im
Seitz von Fruhstorfer am Schlusse des Genus an ganz falscher
Stelle gebracht, denn das Tier gehört nach der Zeichnung beider
Geschlechter ganz deutlich in die tullia-sondaica-Gruppe und
nicht hinter die necho-cheops-Gruppe. Die Unterseite des
Nord-Weibchens hat im Seitz eine gute Abbildung gefunden. Der
Falter scheint nach den Fangresultaten auf der Insel selten zu
sein, Hopffer und Piepers schweigen beide, Rothschild erhielt nur
65 u.12, Holland meldet 5 5 u.1{%,, Fruhstorfer fing ihn im Nov.
u. Dez. bei Tolitoli am Pisangköder. Ich verfüge nur über 1 Paar
vom 28.1.07 aus Palja& im Hinterlande Makassar und über 1 5°
aus Tolitoli XII Fruhstorfers und ein weiteres aus Tumpaan 1.
Der Schmetterling fliegt nur in der Dämmerung und ist nicht leicht
zu fangen, offenbar hatten meine faulen Makassaren zur Zeit des
Fluges schon längst Feierabend gemacht, so muß ich mein erbärm-
liches Resultat erklären. Da aber, wo ich selbst fangen konnte,
kam er nicht vor. Es besteht eine geringgradige, aber deutliche
Differenzierung von Süd nach Nord. Felder's Type stammt aus
dem Norden und stimmen meine beiden Nordmännchen völlig
mit seiner Diagnose überein. Nur hat er nicht angegeben, daß
das 5’ manchmal auch auf der Oberseite der Hfl. 2—3 sehr
kleine bläuliche Submarginalflecken führt. Es gibt aber auch
Stücke ohne diese Flecke, ein solches muß Felder's Type sein.
Die hellere Südform hat Holland als nova species unter dem
Namen celebensis sehr genau beschrieben und schlecht, ver-
— al) =
kleinert und unkoloriert, aber erkennbar abgebildet. Besonders
die Unterseite beider Geschlechter ist heller und das violettgraue
Gebiet am Tornus deutlicher und ausgedehnter und auch die bläu-
lichen Flecke der Oberseite sind größer und deutlicher. Beim
Männchen können die Submarginalflecke der Hiloberseite wie
bei Nordstücken fehlen, beim Weibchen sind die Flecke der
Vfl.-Oberseite inkonstant, Holland sagt, die äußere Reihe zeige
die größten Flecke, mein Weibchen führt sie in der mittleren
Reihe. Bei Nord- und Südstücken befinden sich auf der Hil.-
Unterseite konstant 5 schöne komplette Augenflecken. Holland
gibt die Flügelspannung des 5’ mit 80 mm, die des 2 mit 90 mm
an, meine Stücke messen nur 70 u. 78mm, gehören aber der
Regenzeit an, während Hollands größere und hellere Exemplare
aus VI und VII stammen, also aus der Höhe der Trockenzeit.
Der Androkonienfleck auf der Hfloberseite, nach dem das Genus
benannt ist, erscheint wegen der dunklen Grundfarbe nur wenig
auffällig. Das Genus Discophora steht auf Celebes an seiner
äußersten Ostgrenze, weiter östlich kommt keine Art mehr vor.
Im Selbstverlag der Münchner Entomologischen Gesellschaft. E.V.
Schriftleiter: Dr. von Rosen, München, Neuhauserstr. Sil,
>
L
Rn
a
2
7 m
MITTEILUNGEN
Münchner Entomologischen Gesellschaft
(e. V.)
XX.
Jahrgang- 1930
(mit 10 Tafeln)
IM SELBSTVERLAG
DERMÜNCHNER ENTOMOLOGISCHEN GESELLSCHAFT ev.
Es erschienen:
Heft I am 20. 2. 1930
I am 1.7.1930
I u.IV am 1.2.1931
Inhalt
des 20. Jahrganges 1930
Alfken, J. D., Bremen: Die Apidae der re Südarabien-
Expedition C. Rathjens —H. v. Wißmann ae ’ N
Corti, Dr. A., Dübendorf: Studien über die Subfamilie der NE
(Lep.) XXIII — irrtümlich mit XXI bezeichnet — (mit Tafel I—IIl)
—— Studien über die Subfamilie der Agrotinae (Lep.) XXIV (mit Tafel VII)
Daniel, Franz u. Kolb, Dr.Lorenz, München: Beiträge zur Lepidopteren-
Fauna Zentral-Ungarns (Fortsetzung aus Jahrg. 19 dieser Zeitschrift)
Heydemann, Dr.F., Kiel: Berichtigung und Nachtrag zur Monographie
der paläarktischen Arten des Subgenus Dysstroma Hbn., im 19, Jahr-
gang dieser Zeitschrift . } Te n wärs
—— Bemerkung zu Dr. Wehrli: „Die A nehen PN der Gattung
Ellopia”* im 19, Jahrgang dieser Zeitschrift }
Kolb, Dr. Lorenz, München: Bücherbesprechung Wir Schhackt
Im Wunderlande der Falter) . Bd : ;
Nordström, Frithiof, Stockholm: Notodonta — kt Mr ae
tula bezeichnet — ziczac lapponica Dhl. 1929 — ab. tristis Masl, 1923
—— Berichtigung zu obigem Artikel
Osthelder, Ludwig, München: Ueber Larentia- Abektahenet ak
Rebel, Dr.H., Wien: Die Microlepidopteren der Dh Südarabien-
Expedition C. Rathjens—H. v. Wißmann 2
Ris, Dr. F., Rheinau: Vier neue Calopterygiden a von den Phi-
lippinen und Palawan
Schawerda, Dr. Carl, Wien: Alte und neue interessante sa
(mit Tafel X) ; DIENEN E ’
Skell, Dr. Fritz, München: erenuggc zur Arbeit von H. er
„Ueber das Verhalten der Chromosome bei der Spermatogenese
von Orgyia tyellina Btl. und Orgyia antiqua L. sowie eines ihrer
Bastarde“ U e
Soffner, J., Trautenau (Böhmen): Zur Schmetterlingsfauna des mittleren
Böhmerwaldes (mit Tafel IX) i 2 ey
Warnecke, G., Kiel: Die Großschmetterlinge der nee Südarabien-
Expedition C. Rathjens—H. v.Wißmann mit einer Einleitung von
H. v. Wißmann, Wien
Seite
. 144
. 143
138
. 140
Dis
21
Verzeichnis
der im 20. Jahrgange
neubeschriebenen Gattungen, Arten, Unterarten und
Formen.
(Die mit einem * bezeichneten sind auch abgebildet.)
Lepidoptera
Aglossa sanaönsis Rbl. n. sp.
*Agrotis calorica Corti n. sp.
*= — guberlae Corti n. sp.
#* — vicina Corti n. sp.
Diese 3 Arten wurden vom Autor
kurz zuvor in der „Iris“ abgebildet
Dysstroma dentifera Warr. f. punctumnotata Heydem. nom. coll.
Eretmocera jemensis Rbl. n. sp. TREE
Eustrotia uncula Cl. rufotincta Kolb n. ssp. .
*Holcocerus sheljuzhkoi Schaw. n. sp. s
*Mannia oranaria Stgr. var. n. espaniola Schaw.
Hymenoptera
Halictus flavovittatus W.F.Kirby var. n. rufobasalis Alfk. .
Odonata
Cyclophaea Ris nov. gen.
*Cyclophaea cyanifrons Ris n. sp.
*Euphaea amphicyana Ris n. sp.
m corapRisen sp. Di Seil
* Paraphaea ruficollis Ris n. sp.
Nomenclatorische Änderungen:
Agrotis juvenis Stgr. —En, saelebs Stgr. (nom. praeoccup.) .
— multangula ab. subrectangula Stgr. — Asrotis rectangula F.
Hoplitis milhauseri var. umbrosa Stgr. bona sp.
Osth. nom. coll. 1929
Seite
41
12
14
16
95
42
62
. 138
.‚ 137
45
80
81
89
86
90
17
4
133
Larentia lugubrata effusaL. Müll. nom. coll. 1930 — — Iogabea indistineta
97
Notodonta ziczacL. lapponica Dhl. 1929 — N. erden En tristis Masl, 1923 93
MITTEILUNGEN
Münchner Entomologischen Gesellschaft
(e. V.)
XX. JAHRG. HEFT 1. 71930
Ausgegeben am 20. Februar 1930.
Studien über die Subfamilie der Agrotinae (Lep.)
von
Dr. A. Corti, Dübendorf.
"XXIL
Asrotis multangula Hb.; Agrotis rectangula Schil. und deren Formen;
Agrotis vicina zov.spec., Agrotis guberlae nov. spec.. Agrotis calorica nov. spec.
und einige verwandte Arten.
Mit drei Tafeln.
A. multangula Hb.
Ueber das Vorkommen dieser wohlbekannten Agrotine siehe
die bekannten Handbücher. Staudinger, Kat. 1901, pag. 141 nennt
als Vaterland: Germ. c. etm.; Arag. (1) Alp.; Hung.; Ural. Hiezu
kommen nach der neueren Literatur und nach Exemplaren mei-
ner Sammlung: Kurland (Slevogt, Soc. Ent. 1897 pag. 77), Rostow,
Krim, in coll.m. Was das Einzelstück Staudingers aus Arago-
nien anbetrifft, so ist darauf hinzuweisen, daß auch Ribbe (Iris
1909, pag. 235) 1880 multangula in Spanien gefangen hat, und
zwar oberhalb der Alhambra in Andalusien. Nach Hampson und
Warren kommt multangula auch in Kleinasien, Armenien, Persien,
Turkestan, Tibet und Amurland vor. Aus den Zitaten dieser
Autoren ist aber nicht ersichtlich, ob es sich um multangula
oder dissoluta handelt. Ich habe aus “’=sen Ländern noch
keine echte multangula gesehen und .ınute, daß es sich um
Verwechslungen mit den in dieser Arbeit beschriebenen ver-
wandten Arten handelt.
Multangula Hb. ist so bekannt, daß über diese Art, was den
äußeren Habitus anbetrifft, wohl kein weiteres Wort zu schreiben
nötig ist. Auch existieren davon in den gebräuchlichen Hand-
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. XX. Jahrz. 1930. H. 1. / 1
ee
büchern eine Reihe guter Abbildungen. Immerhin wird mul-
tangula immer noch öfters mit rectangula Schiff. verwechselt,
nicht nur bei Sammlern, sondern auch in der Literatur. Schon
Freyer bemerkt (Stett. Ent. Z. 1841, pag.92), „daß multangula mit
rectangula so große Aehnlichkeit besitzt, daß, wenn man beide
Eulen in Mehrzahl beisammen hat, es schwer hält, sie von ein-
ander zu unterscheiden, doch ist multangula immer lebhafter und
schärfer gezeichnet.“ Da multangula sowohl wie rectangula eine
ziemliche Variationsbreite haben und es in der Tat Stücke gibt,
die nicht ohne weiteres von einander zu unterscheiden sind,
sei außer den überall beschriebenen Unterschieden hier nur auf
die Verschiedenheit der Fühler des 5 Falters hingewiesen. Die-
. selbe ist zwar nicht groß, gibt aber doch einen guten Änhalts-
punkt für die Unterscheidung. Rectangula und multangula sind
auf der inneren Seite der Sg’ Fühler ungefähr gleich bewimpert,
auf der äußeren Seite trägt aber der Fühler von rectangula
schuppenförmige Protuberanzen, die multangula fehlen. Abso-
lute Sicherheit gibt freilich nur die Prüfung des 5 Genital-
apparates, der, wie aus den Tafeln ersichtlich ist, so erheblich
verschieden ist, daß ein Irrtum ausgeschlossen wird. Die Mög-
lichkeit einer Verwechslung beider Arten und ihre oft sehr große
Aehnlichkeit waren denn auch der Grund zu dieser Arbeit, die
das Resultat ergibt, daß multangula und rectangula trotz ihrer
äußeren Aehnlichkeit zwei grundverschiedene Arten sind.
Betrachtet man die Zeichnungen der J' Gecnitalapparate
(Taf. I, Fig. 1-3), die von multangula aus verschiedenen Gegen-
den genommen sind, so wird man finden, daß die Unterschiede
so gering sind, daß von einer Verschiedenheit nicht gesprochen
werden kann. Ein einziger Blick auf die Zeichnungen von rec-
tangula und deren Formen auf Tafel II hingegen zeigt sofort, wie
verschieden rectangula von multangula ist. Ich komme darauf
unter rectangula Schiff. zu sprechen.
Wie weit die Variationsbreite bei multangula gehen kann,
zeigt Abbildung 5, Taf. IV, im Endheft der Iris vom Jahre 1929.
Ich habe dort eine extreme Aberration abbilden lassen. Es be-
trifft eine bei Regensburg am 17. 6. 12 gefangene prachtvolle
Aberration, die aus der Sammlung Meyer-Chemnitz in meinen
Besitz übergegangen ist und welche auch von dem leider ver-
storbenen ausgezeichneten Noctuidenkenner R.Püngeler in Aachen
als multangula ab. erkannt worden ist. Das Tier zeigt ein von
der Basallinie bis zur inneren Querlinie vollkommen schwach
ed
bräunlich aufgehelltes Feld, ein ebensolches hinter der äußeren
Querlinie und ein ebensolches vor dem Außenrand der Vorder-
flügel. Das Mittelfeld ist stark verdunkelt, im übrigen zeigt das
Tier vollkommen die Merkmale einer multangula Hb.
In meiner Sammlung befindet sich ein zweites sehr stark
aberrierendes Stück aus Kaschgar, bei dem die Vorderflügel
fast einfarbig rotbraun sind und auf denen eigentlich nur die
innere und die äußere Querlinie deutlich hervortreten. Bei die-
sem Stück, einem 9, kann ich aber nicht mit Bestimmtheit sagen,
ob es zu multangula oder zu rectangula gehört. Alpheraky (Mem.
Rom. 1889, pag. 130 ff.), berichtet von einer A. multangula Hb.
(mit Fragezeichen), von welcher ihm ein 5 und zwei Q 2 aus
Aram-Kungei und Kitschi-Alai vorlagen, die untereinander _
sehr verschieden waren, aber nach seiner Ansicht wahrschein-
lich zu multangula gehören. Alphöraky wagt diese Turkestaner-
Tiere nicht zu benennen, glaubt aber, daß wenigstens das
einer neuen Art angehöre. Er schreibt, daß das 5 sich haupt-
sächlich von multangula dadurch unterscheide, ebenso von rec-
tangula, daß die Vorderflügel sehr schmal sind und daß „devant
l'ondulee (antimarginale)“ sehr deutliche Pfeilflecke (points noirs
sagittes) ständen. Ich vermute, daß es sich bei diesen Stücken
um versuta Pglr. handelt, eine Art, die ich weiter unten be-
sprechen werde und die gerade durch diese Pfeilflecke charak-
terisiert ist und gestrecktere Vorderflügel hat, im übrigen aber
ohne näheres Studium leicht mit multangula verwechselt werden
könnte.
Ueber die Biologie und die ersten Stände von multangula
(Eier, junge Raupe) kann ich in der Literatur keine Angaben
finden. Ich selbst habe leider niemals Eier dieser Art erhalten
können. Ueber mißlungene Zuchten sind mir verschiedene Mit-
teilungen zugekommen. Die einzige bemerkenswerte Notiz, die
veröffentlicht worden ist, stammt von dem bekannten Entomo-
logen Fritz Wagner in Wien. In der Z. Oesterr. Ent. V. Wien 1923,
pag. 47, macht er einige Bemerkungen über Eiablage und Zucht
von multangula. Er tritt mit Recht der in den Lehr- und Hand-
büchern immer wieder aufs Neue verbreiteten Meinung entgegen,
daß die jungen Räupchen im Herbst die Eihülle verlassen und
als Raupen überwintern. Einige im Juli 1923 von ihm beob-
achtete @ © legten eine Anzahl Eier ab, die überwinterten und
erst in der zweiten Märzhälfte die Räupchen entließen. Folglich
überwintert das Ei. Für rectangula habe ich die gleiche Be-
An
ZI We
obachtung gemacht, ebenso noch für viele andere Agrotisarten,
namentlich aus der Gattung Euxoa, ferner für polygona F.
Die erwachsene Raupe von multangula ist wiederholt be-
obachtet und beschrieben worden. Sie lebt hauptsächlich an
Galium, Sternkraut und verwandten Pflanzen. Der erste, der
die Raupe beschrieben hat, ist Freyer (Stett. Ent. 2.1841, pag. 92).
Die Raupe lebt oberirdisch, wie alle Arten der Gattung Agrotis
sensu Hampson. Einige Angaben aus der Literatur seien hier
beigefügt: Skala (E. Z. Stuttgart 1909, pag. 134): Raupe im Mai
auf Trifolium melilotus; Galvagni und Preissecker (J. Wiener
Ent. V. 1911, pag. 10): Raupe am 11. Mai 1904 im Niederösterr.
Waldviertel; Möbius (Iris 1905, pag.80): Raupe im Frühjahr aui
Labkraut, auf felsigem Grunde bei Plauen; Schröder (Mitt. Bad.
Landesverein f. Naturkunde, 1922, pag. 253): Raupe im Mai 1922
in größerer Anzahl am Kaiserstuhl. Puppe in einem schwachen
Gewebe, mit zwei Kremasterspitzen. Multangula gehört zu den
Agrotis-Arten, die auch ans Licht fliegen.
Multangula ab. subrectangula Stdgr. Diese von Staudinger |
in seinem Katalog 2. Auflage pag.83 aufgestellte und in seinem
Katalog 3. Auflage pag. 141 wiederholt angeführte Aberration
verdient nur historisches Interesse. Im genannten Katalog (2. Aufl.)
‚wird subrectangula als Variation angeführt mit der Bemerkung
— rectangula B. Ic. 76, 1 (var. odscurior, dilutior) Pont. In der
3. Auflage pag. 141 degradiert Staudinger diese Form zur
Aberration: ab. subrectangula Stdgr. Staudinger synonymisiert
die Form wieder mit rectangula B. Ic. 76,1 und setzt hinzu:
obscurior, vix nom. conserv. Patria: Alt; Pont«: Arm; UÜssall);
Hyre.
Also hier führt Staudinger die Form als kaum mehr be-
nennenswert an. Ich war nun in der Lage, die vermeintlichen
subrectangula meiner Sammlung mit einem Original-Exemplar der
Staudinger'schen Sammlung aus Amasia vergleichen zu können.
Es stellte sich sofort heraus, daß diese subrectangula gar nicht
zu multangula gehört, sondern zu reciangula F. Ein Irrtum meiner-
seits ist ganz ausgeschlossen, obwohl das Exemplar Staudingers
als eine multangula bezeichnet ist. Könnte das Tier anatomiert
werden, so würde das Ergebnis ganz zweifellos die für recian-
gula charakteristischen Merkmale im 5’ Genitalapparat zeigen.
Der Irrtum Staudingers erhellt auch aus folgendem. Er syno-
nymisiert seine subrectangula mit der Abbildung Boisduvals in
den Icones, pag. 76, Fig. 1. Nun ist es aber außer allem Zweifel,
2. 0
daß diese Abbildung eine echte rectangula und keine multangula,
die in Fig. 2 auf derselben Tafel dargestellt ist, bedeutet. Das
etwas beschädigte Original Staudingers aus Amasia kann ich
von gewöhnlichen rectangula nicht unterscheiden.
Multangula ab. subrectangula Stgr. ist also gleich rectangulaF.
und sollte nicht mehr aufgeführt werden.
Multangula var. dissoluta Stdgr. Iris XII, pag.361, in Stau-
dingers Katalog 1901 charakterisiert mit: dilutior, al. ant. fere
cinereis. Ich habe ein Originalstück Staudingers aus dem Wallis
eingesehen und mit meinen vielen Exemplaren vergleichen kön-
nen. Als Habitat gibt Staudinger im Katalog an: Val; Ili; Iss. K.;
Amdo et Kaschg. (var.?). Die Type Staudingers stammt aus dem
Wallis, in seiner Arbeit über Agrotis caelebs = juvenis Stdgr. (Iris
XII, pag. 360) schreibt er: „Im Wallis (Schweiz) kommt eine lichte
Form von multangula vor, die lichtgraue Vorderflügel mit sehr
grell hervortretenden, schwarzen Zeichnungen und schärieren,
lichten Querlinien als die typischen Stücke hat.” Er nennt diese
Form var. dissoluta.
Solche Formen, welche der Diagnose Staudingers entsprechen
und mit seinem Original übereinstimmen, kommen nun außer an
den von Staudinger angeführten europäischen Fundorten noch
an vielen anderen Stellen vor. Vorbrodt (Schmetterlinge der
Schweiz, 1911, pag. 261) bemerkt, daß dissoluta im Jura die
ausschließliche Form sei, daß sie aber im Wallis neben der
typischen multangula vorkomme. In meiner Sammlung befinden
sich aber auch viele Stücke aus Italien (Appenin, Sizilien),
Spanien (Albarracin), Kärnten, dann aber auch solche von
Regensburg und eine schöne Serie, die von Herrn Brombacher
in Freiburg i. B. gesammelt und aus Raupen vom Kaiserstuhl
gezogen worden sind. Im allgemeinen scheint dissoluta eine
Wärmeform zu sein, der Kaiserstuhl als offenbar xerothermische
Lokalität zeigt noch verschiedene andere Arten in solchen
Wärmeformen. Ehinger (Heft V/VI des Bad. Ent.V. Freiburg ı.B.)
hat 1925 dissoluta im Großherzogtum Baden gefangen. Dissoluta
ist auch aus Siebenbürgen bekannt (Caradja, Iris 1896, pag. 15),
wenigstens ziehe ich die dort genannte helle Variation zu dis-
soluta. Dissoluta kommt aber auch als gelegentliche Aberration
überall unter multangula vor. Uebergänge zwischen multangula
und dissolufa finden sich überall. Wenn man noch die fast
absolute Uebereinstimmung der 5 Genitalapparate (siehe Taf. I,
Fig. 4) berücksichtigt, so ist es fraglich, ob dissoluta eine wirk-
N
liche Variation und nicht nur eine Aberration darstellt. Beim
o Genitalapparat von dissoluta sind höchstens die Valven etwas
länger gestreckt, aber auch dieser Unterschied und einige kleine
andere besagen m. E. nichts. Die charakteristische Chitinein-
lagerung des Penis unterscheidet sich gar nicht von derjenigen
der Stammform multangula. Die offenbare Tatsache, daß dis-
soluta in gewissen Gegenden fast ausschließlich in der für sie
charakteristischen hellen, grauen Form auftritt, mag es immer-
hin gerechtfertigt erscheinen, dissoluta als eine Variation von
multangula bestehen zu lassen. Die von Staudinger angeführten
Fundorte: Ili, Iss.-K., Amdo et Kaschg. (v. ?) beziehen sich be-
stimmt auf andere Arten, vgl. folgende Bemerkungen über die
var. fravunia Schaw.
Multangula var. travunia Schaw. Schawerda hat (V. zool.,
bot. Ges. Wien 1912, pag. 140/141, cf. auch Stauder, Z.f. wiss.
Insektenbiologie 1925, pag. 202) diese „standhaft ausgezeichnete
herzegowinische Lokalrasse (3 5, 2 © Bisina)“ nach dem alten
Namen der Herzegowina als var. fravunia aufgestellt. „Während
die var. dissoluta Stdgr. aus Asien nach Rebel fast aschgraue
Vorderflügel hat, erscheint die var. fravunia auf den Vorder-
flügeln von hellbrauner Grundfarbe, mit der die dunklere braune
Zeichnung kontrastiert. Ebenso sind Kopf und Thorax licht-
braun. Die Hinterflügel und das Abdomen sind besonders beim /
mit Ausnahme der Randzone und der Adern fast weiß und
glänzend. Fransen der Hinterflügel fast weiß, ebenso die ‚Unter-
seite. Beim 9 ist das Braun um einen Ton stärker, aber immer
noch viel lichter als bei der Stammform.“ Schawerda war so
freundlich, mir eine 5 und eine 9 Type dieser Variation zur
Einsicht zuzusenden. Nach genauem Vergleich mit meinem Ma-
terial von dissoluta aus den verschiedensten Gegenden zweifle
ich daran, daß die Abtrennung der var. fravunia berechtigt ist.
Die Type Staudingers von dissoluta stammt aus dem Wallis.
37 Stück meiner Sammlung, die ich als sichere dissoluta be-
trachte, stammen alle aus Europa, sämtliche anderen Stücke,
die aus Asien stammen, haben sich als capnistis Led., neara Pglr.,
vicina Corti oder calorica Corti, event. juvenis Stdgr. entpuppt.
Bis jemand den Gegenbeweis erbringt, halte ich aber dissoluta,
genau wie die Stammform multangula für eine europäische Form.
Staudinger hat schon in seinem Katalog hinter die Fundorte
Amdo et Kaschg. ein (v.?) gesetzt. Ob sich dieses Fragezeichen
auch auf Ili und Issyk-Kul bezieht, weiß ich nicht. Für mich
2
steht aber fest, daß die Stücke aus Ili und Issyk-Kul ebenfalls
keine ‚dissoluta sind.
Was die,von Schawerda angeführten Unterscheidungsmerk-
male von dissolula und fravunia anbetrifft, so sind dieselben
m. E. nicht genügend, um fravunia von dissoluta abzutrennen.
Das ‘mir eingesandte 5 unterscheidet sich in gar nichts von
gewissen dissolufa-Formen aus dem Wallis, der schwach rötliche
oder, bräunliche Ton kommt auch bei dissoluta aus anderen Ge-
bieten vor. Die dunklere braune Zeichnung kontrastiert natür-
lich auch bei anderen dissoluta. Die hellen Hinterflügel kommen
auch bei anderen dissoluta vor, z. B. bei solchen aus Albarracin.
Das helle Abdomen ist für dissoluta normal. Die Fransen der
Hinterflügel sind auch bei anderen dissoluta fast weiß und was
die Unterseite der Hinterflügel anbetrifft, kommt sie in dieser
Helligkeit auch bei anderen dissoluta, z.B. solchen aus Spanien
vor. Und was das 9 von fravunia anbetrifft, so unterscheidet
sich das mir vorliegende Stück nicht von multangula-Stücken
aus Wien, Meißen, Ungarn etc. und auch nicht von gewissen
dissolutaQ aus Spanien.
A. rectangula Schiff.
Ueber den Unterschied zwischen rectangula und multangula
verweise ich auf den obigen Artikel über multangula. Rectangula
ist offenbar erheblich seltener als multangula. Als Patria gibt
Staudinger, Kat. 1901, pag. 141, an: Austro-Hung., Rum.; Ross. c.,
Krim, Pont., Taur m. or.; Hampson, Kat. 1903, und Warren im Seitz
nennen noch Schweiz, Italien, Ural, ferner W.-Sibirien, Altai,
Turkestan, Ala-Tau, Issyk-kul, Thian-schan, Kamtschatka, doch
können sich die letzteren Lokalitäten nur auf die Varietäten
andereggii und acutangula beziehen. In der Schweiz scheint rec-
tangula‘ als Seltenheit nur im heißen Rhonetal des Wallis vor-
zukommen (Vorbrodt 1, pag. 261). Ich besitze ferner Exemplare
aus dem Kaukasus und dem Leithagebirge. Ferner ist rectangula
auch bei Dresden gefangen worden (Steinert, Iris 1893, pag.
246), für,Sachsen wird rectangula außerdem gemeldet von
Möbius, Iris 1905, pag. 81, ferner Iris 1922, pag. 65. Für Brünn
wird der Falter verzeichnet von Doleschall, Ent. Z. Stuttgart 1909,
pag. 81. Slevogt, Soc. Ent. 1897, pag. 77, hat rectangula für Kur-
land festgestellt. In der Bukowina wurde der Falter von Frei-
herrn v. Hormuzaki bei Czernowitz am 30. Mai 1895 gefangen.
(V. zool. bot. Ges. Wien 1898, p. 433.)
Ep
Ueber die allerersten Stände von rectangula, Ei und junge
Raupe ist in der Literatur sehr wenig zu finden. Das Ei soll
nach Vorbrodt (l. c.) überwintern, wie es für multangula (ct. dort)
von Wasner-Wien festgestellt worden ist. Ich selbst kann diese
Tatsache bestätigen. Ich habe im Oktober 1927 von Herrn Ast-
fäller- Meran einige Dutzend Eier erhalten. Dieselben waren
teils an der Basis, teils mit der Seite auf die Papierunterlage
geklebt, teils schienen sie lose gelegt worden zu sein. Die Eier
waren in der Entwicklung schon weit fortgeschritten, sie sahen
Srauviolett aus, waren kürbisartig, fein gerippt, an der Mikro-
pyle war nichts besonderes zu sehen, insbesonders war kein
farbiger Ring vorhanden. Einzelne Räupchen waren in der Schale
sichtbar. Aber trotz Befeuchten mit warmem Wasser sind die
Räupchen nicht geschlüpft, auch am 1. Januar 1928 noch nicht.
Dann sind mir die Eier durch einen Zufall abhanden gekommen.
Die erwachsene Raupe ist aus der Literatur zur Genüge
bekannt. Sie lebt hauptsächlich an Trifolium, Melilotus, Luzerne,
Löwenzahn, Lychnis etc. Sie ist derjenigen von multangula ähn-
lich. Puppe mit zwei Kremasterspitzen.
Rectangula fliegt, wenigstens in der Schweiz, wohl nur in
der Talschle (Vorbrodt 1. c.), während multangula nach Püngeler
bei Zermatt über 1600 m hoch ansteigt. |
Am deutlichsten und sichersten unterscheidet sich die rec-
tangula-Gruppe von den multangula-Formen durch den charak-
teristischen 5 Genitalapparat. Die zu reciangula gehörenden
Formen sind auf Taiel II abgebildet. Der 5 Genitalapparat ist
charakterisiert durch die breite, zugespitzte Valve und nament-
lich durch die starke, zackenartige oder zahnartige, dichte Chi-
tinisierung des Sacculus, die bei multangula vollkommen fehlt.
Auch in der Bildung und der Chitinisierung des Penis finden
sich erhebliche Unterschiede. Auf Tafel II Fig. 1 findet sich die
Zeichnung des J' Kopulationsapparates von rectangula aus Ungarn,
Fig. 2 von rectangula aus dem Leithagebirge. Die Unterschiede
sind m. E. sehr klein, trotzdem auch äußerlich die Exemplare
aus dem Leithagebirge etwas abweichen von mehr westeuropä-
ischen rectangula.
Bemerkt sei noch, daß rectangula in der nordamerikanischen
Fauna einen echten Verwandten besitzt, nämlich juncta Grt., die
einzige nordamerikanische Art, die diesen charakteristischen Typus
des 5 Genitalapparates aufweist. cf. die ausgezeichnete Arbeit
von McDonnough, Nat. Mus. Canada, 1929, Bull. 55.
2,9
A. rectangula var. andereggii B. Diese kleine, sichtlich
gute Variation von rectangula Schiff. findet sich nach Staudinger,
Kat. 1901, pag. 141, in Val., Alp., It., Ural, Alt., Ala-Tau, Thian,
Iss.-K., Daur., Kamt. Nach Vorbr. I, pag. 261, ist andereggii
die in den Alpen ausschließlich vorkommende Form, sie geht
bei Zermatt und der Riffelalp bis 2500 m (Püngeler). Ich besitze
auch schweizerische Stücke aus dem Tessin (Fusio), dann vom
Simplon, Berisal und Paßhöhe, französische Stücke aus den
Basses-Alpes (Larche und Digne) und Stücke aus den Pyrenäen.
Ferner befinden sich in meiner Sammlung Exemplare aus der
Krim und Kamtschatka. Fritz Hoffmann und Rudolf Klos mel-
den andereggii aus Obersteier in Steiermark (Mitt. Naturw. Ver.
f. Steiermark 1914, pag. 356).
Ändereggii ist von reciangula durch Guenee als ver-
schiedene Arte getrennt worden. Lederer (Noctuinen Europas
1857, pas. 219) findet diese Trennung nicht für richtig, er findet
weiter keinen Unterschied als in der Grundfarbe, auch sei ander-
eggii vielleicht etwas kleiner.
Nach meinen Untersuchungen der 5 Genitalapparate glaube
ich auch nicht, daß man andereggii als gute Art von rectangula
abtrennen kann. Vergleicht man die Abbildungen (Taf. II, Fig. 5
und 6), so wird man sogar bei andereggii aus den Basses-Alpes
und aus Zermatt kleine Unterschiede finden, sowohl in der Form
der Valven, in der Behaarung und in der Chitinisierung des Penis
sowohl als auch in der Form desselben. Auch der Sacculus
ist nicht gleich stark chitinisiert. Dergleichen Unterschiede kom-
men aber auch bei anderen Agrotinen immer wieder vor, ich
halte dieselben für zu geringfügig, um voneinander etwa auch noch
die Form aus den Basses-Alpes von den Formen des Wallis
trennen zu können. Einzig die Penisbildung bei andereggiü aus
Zermatt, die etwas anders ist, als bei dem Exemplar aus Basses-
Alpes, könnte für eine stärkere Differenzierung sprechen.
Ich werde gelegentlich mehr Material daraufhin untersuchen.
Die enge Verwandtschaft mit rectangula ist auf alle Fälle ge-
geben.
Ueber die ersten Stände von andereggiü ist mir aus der
Literatur nichts bekannt geworden. Ich habe selbst mehrmals
ohne Erfolg eine Eiablage zu erhalten versucht. Es steht mir
eine einzige Notiz zur Verfügung, nämlich eine Mitteilung des
verstorbenen R. Püngeler-Aachen, daß das Ei von andereggii als
solches überwintert.
A.rectangula var. acutangula Stdgr. Staudinger beschreibt,
Iris 1892, pag. 355, einige rectangula var. andereggü aus Kentei
und dem Ural und fügt alsdann hinzu: „Ziemlich verschieden
sind die zentralasiatischen Stücke dieser Art (rectangula), die
als var. Acutangula einen Namen führen können. Sie sind reich-
lich so groß wie die Stammform (Rectangula), 34—36 mm groß,
anscheinend sind die Vorderflügel etwas schmäler, besonders
sind sie”weniger braun, meist dunkelgrau, kaum etwas braun
angeflogen, zuweilen sind sie leichter braungrau. Sie sind weit
schärfer gezeichnet, die Querlinien treten scharf und vollständig
auf, die (3) Makeln sind weit schärfer licht umzogen.”“ In sei-
nem Katalog 1901, pag. 142 gibt Staudinger folgende Diagnose:
„al. ant. distinctius signatis, minus brunnescentibus." Patria: Ferg.
Saraw.
Ich besitze in meiner Sammlung etwa 22 Stück acutangula,
die, neben die europäischen rectangula gesteckt, sofort von
diesen unterschieden werden können, namentlich infolge ihrer
schärferen Zeichnungen, die dem Tier ein ganz eigenartiges Aus-
sehen verleihen. Nach meiner Ansicht gehören zu acutangula
nicht nur Exemplare aus Saraw und Fergana, sondern auch
solche aus Issyk-kul, Alai, Tokmak, Korla etc. Die Farbe ist
allerdings nicht immer weniger braun gegenüber der Stammform,
aber dieses Merkmal ist m.E. wenig oder nicht ausschlaggebend.
Es sei hier bemerkt, daß Hampson (Kat. Lep. Phal. 1903, pag. 447,
T.IV) folgende Diagnose gibt: „Fore wing browner, with the
stigmata prominent.“ Hampson sagt also in direktem Gegensatz
zu Staudinger, daß die Farbe brauner ist als bei der Stammform.
Auch Warren im Seitz, pag. 48 nennt acutangula brauner als
rectangula. |
Ein Blick auf die 5 Genitalapparate (Taf.Il, Fig.3 u. 4) zeigt
sofort die Zugehörigkeit zu rectangula. Ich produziere zwei
Zeichnungen, beide von Exemplaren aus Issyk-kul stammend.
Man’ sieht,“ daß auch bei ganz zweifellos zu der gleichen Art
oder Variation gehörenden Exemplaren kleine Abweichungen
vorkommen," im vorliegenden Falle z. B. in der Form der Valven,
der Behaarung, der Chitinisierung des Sacculus etc. Aber der-
gleichen Abweichungen kommen überall vor. Der Unterschied
zwischen recfangula und acutangula scheint mir hauptsächlich
in dem bedeutend"stärkeren Clasper bei acutangula zu liegen,
sonst aber ist die nahe Verwandtschaft zu rectangula absolut
gegeben.
A. capnistis Led.
Es mag angezeigt sein, über diese mit dissoluta Stdgr,,
neara Pglr. und wohl auch mit den in dieser Arbeit neu auf-
geführten Arten vicina m., guberlae m. und calorica m. sehr oft
verwechselten Art einige Bemerkungen zu machen. Das männ-
liche Original Lederers befindet sich in der Sammlung Staudinger
und ist von mir eingesehen und mit den oben angeführten Arten
verglichen worden. Die Type ist sehr gut erhalten. Das Bild
in Hampson CXXI, Fig. 21 ist gut, die Hinterflügel sind etwas
zu dunkel geraten, die Zeichnungen etwas zu schwach. Die
von mir in Iris 1922, Taf. VI, Fig. 18 veranlaßte Photographie
dagegen ist sehr gut. Auch die Abbildung Lederers in den
Hor. soc. ent. ross. T. VII, Pl. II, Fig. 1 ist ganz gut. Die Ab-
bildung in Seitz, 10i ist sehr schlecht in Farbe und Form. Das
Original trägt drei Etiketten, eine weiße: capnistis, eine rote:
Original, und eine weitere weiße, Hadschyabad. Ich besitze
in meiner Sammlung ein /', das sehr gut mit dem Original in
allen Teilen übereinstimmt.
Capinistis ist von Lederer, Hor. soc. ent. ross. T. VII, 1876,
pag. 14 aufgestellt worden, seiner Diagnose habe ich nichts bei-
zufügen. Eine gute Charakterisierung gibt dann auch Staudinger,
Iris 1899, pag. 360 ff, wo er auch die Unterschiede zwischen
capnistis und seiner caelebs = juvenis anführt.
Als Patria nennt Staudinger: Hyrc.; Pont.; Syr.; Tura et
li (v.). Die Stücke von Ili, hinter welche Staudinger die Be-
zeichnung v stellt, betreffen sicherlich meine vicina oder calorica.
Ich besitze sichere Stücke von capnistis von Issyk-kul, Trans-
kaspien und Tokmak.
Der 5 Genitalapparat von capnistis (Taf. III, Fig. 2) weicht
von multangula erheblich ab. Abgesehen von der scharf ab-
gegrenzten oberen Kante des Claspers, der verschiedenen Valven-
form, ist vor allem die chitinöse Einlagerung des Penis charak-
teristisch.
Mit neara (Taf. III, Fig. 1) ist capnistis sicherlich nahe ver-
wandt, doch sind, wie aus der Abbildung ersichtlich, immerhin
erhebliche Unterschiede vorhanden. Püngeler hat mir vor einigen
Jahren mitgeteilt, daß er vermute, neara könnte vielleicht eine
Form von capnistis sein. Identisch ist neara mit capnistis
sicherlich nicht, dagegen sprechen zu viel Unterschiede, auch
äußerliche.
A. calorica nov. spec.
(Abbildung Iris 1929, Taf. IV, Fig. 3, 5’ Type)
und A, hahni Chr.
Calorica ist im äußeren Ansehen am allerähnlichsten der
A. hahni Chr., calorica unterscheidet sich jedoch bei näherem
Zusehen in ganz wesentlichen Punkten, die nachstehend be-
schrieben sind.
J. Kopf und Thorax bräunlichgrau, bei hahni weißlichgrau.
Thorax bei calorica mit langen, dünnen Haarschuppen bedeckt,
bei hahni mit starken breiten Schuppen (Gattung Lycopholia
sec. Hampson). Grundfarbe der Flügel bei calorica wie bei hahni
ein stark glänzendes Mausgrau mit violettem Schimmer. Abdo-
men bei beiden Arten hell weißgrau wie die Hinterflügel. Diese
auf den Adern und im Randteil etwas verdüstert, beim @ von
calorica am stärksten, mehr als beim @ von hahni. Zeichnungs-
elemente der Vorderflügel bei beiden Arten fast gleich, hahni
ist nur erheblich bunter gezeichnet. Die Adern der Vorderflügel
sind bei calorica weißlich bestäubt und treten daher weißlich
vor, was bei hahni nicht der Fall ist. Die bei calorica stets
mehr oder weniger deutlichen dunklen Pfeilflecken vor dem
Vorderflügelraum fehlen bei hahni. Fransen der Vorderflügel
bei hahni weißlich bis weiß, bei calorica bräunlich bis braun.
Unterseite der Vorderflügel bei hahni fast einfarbig grauweiß
mit etwas verdüstertem Analfeld, einem ebensolchen Analtleck
und gewöhnlich mit einer Reihe dunkler Randmöndchen ver-
sehen. Unterseite der Vorderflügel bei calorica mit weiß her-
vortretenden Adern, viel stärker verdunkeltem Analfeld und
ohne Möndchen. Unterseite der Hinterflügel bei hahni so gut
wie rein weiß, bei calorica am Rande und namentlich längs
des Vorderrandes stark verdüstert. Bei calorica geht über beide
Flügel eine mehr oder weniger starke dunkle Binde, bei einem
Exemplar fast durch die ganzen Flügel, bei anderen Exemplaren
nur bis je etwa in die Mitte der Flügel. Diese Binde fehlt
bei hahni vollständig. Discoidalflecke sind bei keinem meiner
Exemplare, weder bei calorica noch bei hahni sichtbar. Die J’
Fühler sind bei calorica und hahni in ihrer Struktur gleich, sie
zeigen dünne Fühlerschäfte, auf denen ziemlich lange Wimper-
büschel direkt aufsitzen, nur sind diese Wimpern bei calorica
erheblich länger als bei hahni. Vorder-Tibien bei beiden Arten
mäßig bedornt, Palpen bei calorica im zweiten Glied stärker mit
ER 1 ie
borstenartigen Schuppen bedeckt als bei hahni. Die Tarsen bei
beiden Arten ohne dunkle Ringe oder Manschetten.
© von calorica wie das 9‘, nur erheblich dunkler, nament-
lich auf den Hinterflügeln, bei hahni kann ich einen Unterschied
zwischen J° und 2 nicht finden.
Calorica ist beschrieben nach 3 J'' und 12. Typen und
Cotypen in coll. m. Patria: Umgebung Dscharkent, Ili-Gebirge ;
gesammelt von Rückbeil 1913.
Exp. 31-32 mm, hahni 34-35 mm.
Die 5 Genitalapparate von calorica und hahni :sind äußerst
verschieden, man vergleiche hiezu die Abbildungen auf Taf. II,
Fig. 3 und 6. Die Bilder machen eine weitere Beschreibung un-
nötig. Man beobachte z.B. die besondere Valvenform, durch
die allein sich hahni von allen in diesem Aufsatz beschriebenen
Formen ganz charakteristisch unterscheidet. Ebenso die Chiti-
nisierung des Penis. Im J Genitalapparat unterscheidet sich
calorica auch wesentlich von guberlae, capnistis, neara u. vicina,
mit welcher Art sie noch am ehesten verwandt ist.
Zu Agrotis (Lycophotia sec. Hps.) hahni möchte ich noch fol.
gende Bemerkungen machen. Die Beschreibung Romanoffs resp.
Christophs (M&m. Rom. Tom. III, 1885, pag. 33 if. sagt: „Les an-
tennes de la @ sont Egalement ciliees.” Dieses „egalement” ist
mir nicht recht verständlich. Die © Fühler von hahni sind in
der Tat ganz kurz bewimpert, aber bei weitem nicht so stark
und in solcher Länge wie beim d. Die meisten Fühler der
QQ der Agrotinen sind nicht ganz wimperlos, sondern ganz
allgemein schwach bewimpert.
Die Beschreibung durch Warren im Seitz, 1914, 3, pag. 54
ist nicht ganz richtig. Die Zapienmakel geht nicht bis zur
äußeren Linie, sondern nur als feiner schwarzer Strich bis zur
inneren Querlinie. Die Abbildung in Seitz, Taf. 12i, ist nicht
besonders gut, sie ist viel zu hell, zu gelb, die Rundmakel und
die Nierenmakel treten in Wahrheit viel besser hervor, die helle
Querlinie ist kaum vorhanden, die blaue Linie vor dem Rande
sollte besser wegfallen. Sonst wird der Habitus des Tieres durch
die Abbildung deutlich wiedergegeben. Viel besser ist die Ab-
bildung in Mem. Rom. 1885, Pl. II, Fig.8. Hampson gibt leider
keine Abbildung des Tieres. Christoph hat hahni 1873 im Juli
bei Schahkuh im nördlichen Persien gefangen, Hahn Mitte Mai
am Licht bei Ordubad in Transkaukasien, woraus Christoph
schließt, daß hahni in zwei Generationen vorkommt, Christoph
BE =
glaubt, daß hahni in die Nähe von sgualorum Ev. zu stellen sei.
Das ist zweifellos unrichtig. Die äußerst verschiedenen männ-
lichen Genitalapparate trennen diese beiden Arten trotz ver-
schiedener äußerer Aehnlichkeiten vollkommen. Die 5 Fühler
von hahni sind strukturell, nicht immer in der Länge der Wim-
pern, genau gleich wie diejenigen von calorica m. Sie besitzen
lange, direkt auf dem Schaft aufsitzende Wimperbündel, nur
sind diese Bündel bei hahni spärlicher und oft kürzer als bei
calorica. Ein ganz wesentlicher Unterschied besteht, wie oben
beschrieben, in der Bekleidung des Thorax. Hahni ist, wie be-
reits bemerkt, von Hampson wegen der starken Schuppenbeklei-
dung des Thorax in die Gattung Lycophotia eingereiht worden,
Warren reiht hahni in die Gattung Rhyacia ein, squalorum Ev.
wird von beiden Autoren unter die Gattung Euxoa eingereiht
(starker Stirnvorsprung (Krater) zweigabeliger Clasper im männ-
lichen Genitalapparat) cf. Abbildung des 5 Genitalapparates
von recussa Hb. (Taf. I, Fig.6). Sehr mit Unrecht, denn sgualo-
rum ist mit vallesiacaB. und deren Verwandte, z. B. eremicola
Stdfs., clara Stdgr., singularis Stdgr., ignara Stdgr. etc. trotz ge-
wöhnlich (nicht immer) vorhandenem starken Krater keine Euxoa
und keine Feltia, sondern gehört in eine eigene Gattung. Der
co Genitalapparat dieser Arlen ist so verschieden von den Arten
der Euxoa- und Feltia-Gruppe, daß gar keine Verwandtschaft be-
stehen kann. Ich werde hierüber in einem späteren Artikel be-
richten.
Staudinger bemerkt in seinem Katalog 1901, pag. 141: „praec.
(multangula, Corti) sp. v. Dissolutae similis, forse var.” und gibt
als Patria an: Arm. m. or., Hyrc., Saraw (v.). Meine Exemplare
stammen aus Merw, Aschhabad und Arwas.
Die Vermutung Staudingers, daß hahni vielleicht eine Va-
riation von multangula sein könnte, oder von dissoluta, ist also
irrtümlich, was abgesehen von den oben beschriebenen Unter-
schieden auch aus den Genitalapparaten "hervorgeht.
A. guberlae nov. spec.
(Abbildung Iris 1929, Taf. IV, Fig. 4, J' Type)
Unter einer Anzahl Agrotinen, die Herr Rangnow im Jahre
1927 aus dem südlichen Ural (Guberla) mitbrachte, befand sich
eine kleine Serie Falter, die ich zunächst als capnistis Led. be-
stimmte und meiner Sammlung dort einreihte. Anläßlich der
NE
Studien für vorliegende Arbeit stellte es sich aber heraus, daß
hier eine neue gute Art vorliegt, die ich wie folgt, beschreibe.
‘. Stirne glatt, Vordertibien ziemlich stark bedornt. Ab-
domen abgeflacht, Thorax mit Haaren und Schuppen, folglich
nach Hampson zu Agrotis OÖ. gehörend. Kopf und Thorax” maus-
grau, hauptsächlich mit struppigen Haarschuppen”bedeckt, die-
jenigen des Kopfes am oberen Ende schwärzlich gesprenkelt.
Ein ganz schwacher, kaum hervortretender, dunkler Halskragen.
Palpen normal, erstes und zweites Glied mit ziemlich langen,
beim ersten Glied am Ende weißen, beim zweiten Glied braun
gefärbten Haarschuppen besetzt. Die Seite des zweiten Gliedes
trägt dicht anliegende, schwarzbraune Schuppen. Drittes Glied
kurz, nicht nackt, mit struppigen Schuppenborsten. Abdomen
weißlich, mit einem Rosa-Anflug.
Vorderflügel samtig mausgrau, glänzend. Eine Subbasal-
linie nur durch einen schwarzen Flecken am Vorderrand und
einem darunterstehenden angedeutet. Darunter ein tief samt-
schwarzer feiner Wurzelstrahl, der bis zur doppelten inneren
Querlinie geht. Diese ist unterbrochen und besteht aus einer
inneren, kaum sichtbaren Linie, während die äußere durch drei
markante samtschwarze Punkte oder Flecken gebildet wird, einen
am Vorderrand, einen dreieckigen am Ende des Wurzelstreifens
und einen nach innen gebogenen am Vorderflügelrand. Die
runde, mausgraue Ringmakel anal- und basalwärts begrenzt
durch zwei auf allen Seiten nach innen gebuchtete samtschwarze
Vierecke, wovon das äußere erheblich größer ist. Unter dem
äußeren Viereck liegt in der Fortsetzung des Wurzelstrahls ein
samtschwarzer länglicher rechteckiger Wisch, der an beiden En-
den ebenfalls eingebuchtet ist. Er grenzt an die äußere Quer-
linie, die ebenfalls doppelt ist und nach innen durch unterbro-
chene, samtschwarze, nach innen gebogene Flecken gebildet wird,
während die äußere Linie kaum sichtbar ist. Nierenmakel groß,
einförmig, mausgrau ausgefüllt. Eine schwache Wellenlinie vor-
handen, keine Pfeilflecke, Saumlinie schwärzlich, bräunliche Fran-
sen. Hinterflügel weißlich, am Saum und auf den Adern ver-
düstert, Fransen fast weiß. Unterseite der Vfl. ohne Binden, fast
eintönig silbergrau, ein dunkler Vorderrandsfleck, der Wellen-
linie entsprechend. Unterseite der Hinterflügel weißlich, ohne
Binde und!Discoidalfleck, Vorderrand etwas verdüstert. Tarsen
hell und bräunlich beschuppt, mit weißlichen Manschetten. Fühler
mit feinen, direkt aufsitzenden, ziemlich langen Wimperbüscheln.
u
O fast genau wie das 9’, nur erheblich dunkler mausgrau,
namentlich auch auf der Unterseite, wo ein Ansatz einer Quer-
binde auf beiden Flügeln zu sehen ist. Auch ein ganz schwacher
Discoidalfleck auf der Hinterflügel-Unterseite ist vorhanden. Die
Verdüsterung der Flügelunterseite mıt dem Bindenansatz findet
sich übrigens auch bei einigen bräunlichen Exemplaren.
Guberlae ist zweifellos mit capnistis Led. verwandt u. ähnelt
derselben in vielen Beziehungen. Der zuerst sofort in die Augen
springende Unterschied liegt in der gegenüber der hellen, fast
mit weißgelben Querlinien ausgestatten capnistis in der dunkeln,
mausgrauen Farbe von guberlae, wodurch dieses Tier ganz me-
lanistisch erscheint. Besser als durch die Aufzählung der Uhnter-
schiede erhellt aber die Trennung von guberlae von capnistis
aus der Struktur des J’ Genitalapparates. Auf Tafel III, Fig. 2
und 5 finden sich die Zeichnungen. Es ist insbesondere die
völlig verschiedene Struktur des Claspers und des Sacculus,
die sofort in die Augen springt. Auch die chitinösen Einlage-
rungen des Penis sind völlig verschieden.
. Beschrieben nach 4 Jg’ und6 ?Q. Typen und Cotypen
in coll.m. Expansion: 32-35 mm. Patria: Südlicher Ural, Gu-
berla (Rangnow).
A. vicina nov. spec.
(Abbildung Iris 1929, Taf. IV, Fig. 2, 5 Type)
Diese neue Art ähnelt der neara Pglr., was die Zeichnungs-
elemente der Vorderflügel anbetrifft, vollkommen, sodaß sich eine
Beschreibung der Zeichnung erübrigt. Einzig die Querlinien ver-
laufen bei vicina einfacher, ruhiger und sind weniger gezackt.
Neara Pglr. ist erheblich größer als vicina, 33mm gegen 29-30 mm.
Neara ist auch erheblich breitflügeliger als vieina. Die Stirn ist
bei beiden Arten glatt, der Thorax bei beiden Arten mit langen
Schuppenhaaren bedeckt. Die Hinterflügel sind bei neara im
Geschlecht fast rein weiß, bei vicina bräunlich bis braun. Die
Flügelunterseiten sind bei vicina stets bedeutend stärker braun
gefärbt als bei neara. Die Fühler sind bei vicina ungefähr wie
bei neara und bei guberlae, nur zeigen sich auf der äußeren
Seite der '' Fühler von vicina bereits Anflüge von Zacken-
bildung, während bei neara die feinen Wimperbüschel. direkt auf
dem Schaft aufsitzen.
Der hauptsächlichste Unterschied liegt aber auch hier im
co’ Genitalapparat (cf, Tafel IN, Fig. 1 und 4). Der abgebildete
en
Genitalapparat von neara ist dem Typ im Berliner Museum ent-
nommen, so wie ich auch meine neara- und vicina-Exemplare
mit diesem Typ verglichen habe. Aus den Abbildungen erhellt
bei der Betrachtung der außerordentlich verschiedenen Clasper-
bildungen der artliche Unterschied sofort. Eine Verwandtschaft
zwischen beiden Tieren ist aber zweifellos ebenfalls vorhanden.
Püngeler sagt in seiner Beschreibung der neara (Iris 1906, p. 85),
daß neara der multangula var. dissoluta und auch der hahni Chr.
nahestehe, wobei Püngeler damals juvenis Stdgr. u. capnistis Led.
noch unbekannt waren. Ein Vergleich des 5 Genitalapparates
von vicina, neara, capnistis u. multangula resp, der var. dissoluta
(Taf. III, Fig. 4, 1,2 und Taf. I, Fig. 4) zeigt in der Tat eine Ver-
wandtschaft dieser Tiere, dagegen ist zu bemerken, daß hahni
nicht hieher gehört. hahni unterscheidet sich von allen diesen
Tieren durch die außerordentlich starke Beschuppung des Tho-
rax und gehört zu einer ganz anderen Gruppe der Agrotinen
(nach Hampson zu Lycophotia), obwohl eine gewisse äußere
Aehnlichkeit zwischen hahni Chr. und neara Pglr. und vicina m.
ebenfalls zuzugeben ist.
Beschrieben nach 6 JJ und 59 9. Typen und Cotypen
in coll. m. Patria: Issyk-kul, Alexandergebirge, Kuku-Noor.
Exp. 29-30 mm.
Die & Type Püngelers von neara stammt aus Transkaspien,
Merw, 1898. Warren im Seitz (1914) führt merkwürdigerweise
neara Pglr. überhaupt nicht auf.
A. juvenis Stdgr.— A. caelebs Stdgr.
Diese m.E. etwas zweifelhafte Art ist von Staudinger Iris XII,
1899, pas. 360 ff. beschrieben und dort Taf. IV, Fig. 4 abgebildet
worden. Eine gute Photographie findet sich in Iris, 1922, Taf. VI,
Fig. 19 und 20.
Staudinger nennt als Patria in seinem Katalog 1901, pag. 141
Taur. m. or. (Zeitun)? Hyrc. Juvenis ist synonym mit Staudingers
caelebs (nom. praeoccup.). Ich habe das männliche Original ein-
gesehen. Es trägt eine weiße Etikette: juvenilis Stgr., caelebs Stgr.,
eine zweite rote Etikette: Original, und eine dritte gelbe Etikette:
Zeitun, Haradj 97. Das Exemplar hat leider keine Fühler mehr,
gerade noch Rudimente, um die Wimpern zu sehen. Die Hinter-
flügel sind nicht rein weiß, wie beim Original capnistis Led.,
sondern gegen den Rand und den Adern entlang verdunkelt.
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. XX. Jahrg. 1930. H.1. 2
ge
Die Abbildung Staudingers in Iris XII (l.c.) ist sehr gut, was
die Zeichnung (schwarz) anbetrifft. Was auf den Hinterflügeln
dunkel hervortritt, ist auch beim Original dunkel. Auch die
Abbildung Seitz, 12c ist ganz gut, nur zu rötlich, namentlich
die Hinterflügel. Die Abbildung Hampsons PI. LXXI, Fig. 19
ist in der Zeichnung ebenfalls gut, die Hinterflügel aber zu hell
und die schwarzen Zellen auf den Vorderflügeln treten viel zu
wenig hervor. Was mir besonders charakteristisch erscheint,
sind die kleine Nierenmakel, ein schwarzer Pfeilstrich vor der
inneren Querlinie dem Innenrand der Vorderflügel entlang, an-
laufend bis fast zur äußeren Querlinie. Ein Merkmal, das bei
capnistis, neara, vicina, calorica, guberlae und multangula fehlt.
Ich besitze ein JS’ aus Saraw, das ich zu juvenis ziehen möchte,
bin aber meiner Sache nicht sicher. Auch Staudinger ist nicht
bei allen seinen Exemplaren sicher, er schreibt (l. c.), daß er
ein geflogenes 2 von Achal Tekke fraglich zu capnistis ziehe,
ebenso läßt Staudinger es dahin gestellt, ob ein reines Q aus
Nord-Persien (von Christoph am 28. Juli bei Schahkuh gefangen)
zu capnistis oder zu juvenis zu ziehen sei. Zum Schluß seiner
Beschreibung (l. c.) sagt Staudinger, daß er es auch für möglich
hält, daß juvenis sich später als eine Form von capnistis heraus-
stellen kann. Ich halte dies für wahrscheinlich, doch kann diese
Frage erst dann gelöst werden, wenn einmal ein größeres Ma-
terial dieser vorläufig etwas fraglichen juvenis beigebracht und
studiert werden kann. Die von mir weiter oben gegebenen be-
sonderen Charakteristiken könnten ebensogut zu einer Aber-
ration von capnistis oder vicina oder von calorica, wie zu einer
guten Art passen.
Ueber den Genitalapparat von juvenis kann ich leider nichts
aussagen, da mir hiezu kein Material zur Verfügung stand.
A. decussa Stdgr. und A. versuta Pglr.
Ein Original von decussa Stdgr. aus der Staudinger'schen
Sammlung trägt eine rote Etikette: Original, eine weiße Etikette:
Decussa Stdgr. und eine violette: Alex.-Gebg. 90 (?) Rckbl.
Staudinger hat decussa in seinem Kat. 1901 pag. 141 vor mul-
tangula und hahni gestellt. Patria: Iss.-K. s. oc. Beschrieben
und abgebildet ist decussa Iris 1896, pag. 367, T.4, f.9. Diese
Abbildung ist nach eigener Aussage Staudingers nicht gut, be-
sonders die Nierenmakeln sind verzeichnet. Ferner ist auf der
Be
Abbildung statt des vorhandenen, weißlichen Hakenstrichelchens
(am Anfang der Extrabasale) ein größerer, runder, lichter Flecken
gemacht, der durchaus nicht vorhanden ist. Die Abbildung von
Seitz II, Tafel 7e ist hingegen ganz gut, sehr gut ist die Photo-
graphie eines Originales in Iris 1922, Taf. VI, Fig. 16.
Decussa ähnelt nach Staudinger der multangula Hb. und steht
nach Staudinger dieser nahe. Das stimmt jedenfalls besser als
die Einreihung, die Hampson und Warren vornahmen. Hamp-
son (Kat. Lep. Phal.IV, 1903, pag.287) reiht decussa Stdgr. kurzer-
hand als synonym unter recussa Hb. ein, also in die Gattung
Euxoa. Nun ist aber decussa keine Euxoa, die Stirne ist voll-
kommen glatt statt mit einem höckerigen Vorsprung (Krater) ver-
sehen, die Vordertibien sind schwach bedornt, während die echten
Euxoa sehr stark bedornte Tibien haben. Den JS’ Genitalapparat
konnte ich leider nicht anatomieren, weil ich kein Exemplar
von decussa besitze, aber beim Original ist unter dem Binokular-
mikroskop deutlich zu sehen, daß kein zweigabeliger Clasper
vorliegt, wie wir ihn bei einer echten Euxoa, z.B. recussa Hb,,
vgl. & Genitalapparat von recussa Hb. (Taf. I, Fig. 6), finden,
sondern man sieht nur einen starken Chitinvorsprung. Warren
stellt (Seitz III, pag. 34) decussa neben recussa in die Gattung
Euxoa und sagt: „genau wie recussa” mit Ausnahme der Fühler.
Beide Autoren haben also decussa nicht näher angesehen oder
gar nicht gekannt. Wohl besitzt decussa eine gewisse äußere
Aehnlichkeit mit recussa, was schon Staudinger bemerkt hat,
aber das ist auch alles. Was die Fühler anbetrifft, so sagt
Staudinger, daß sie fadenförmig und deutlich bewimpert, deut-
licher als bei multangula, seien, was ich an Hand des Originales
bestätigen kann. Die Fühler von recussa sind total anders.
Decussa trägt auch auf dem Thorax einen eigentümlichen Schopf,
ähnlich wie polygona F. Sie hat auch eine große Aehnlichkeit
mit gewissen buntgezeichneten asiatischen Exemplaren von poly-
gona. Was aber decussa äußerlich besonders trennt von poly-
gona, sind die deutlichen Pfeilflecken auf den Vorderflügeln, die
ich bei polygona noch nie beobachtet habe. Erst eine anatomi-
sche Untersuchung der 5 Genitalapparate von decussa wird
Gewißheit verschaffen, wo die Art systematisch einzureihen ist.
Außer den von Staudinger angegebenen Fundorten führt War-
ren (l. c.) noch Tibet an. Ferner meldet Koshantschikov die
Art auch aus Sibirien, Minussinsk (Jahrb. Martj. Staatsmuseum
1925, pag. 71). Wahrscheinlich nahe verwandt mit decussa Stdgr.
2*
= a0
ist A, versutaPglr. Diese schöne Art ist von Püngeler (Iris 1908,
pag. 287) beschrieben und auf Taf. IV, Fig. 4 abgebildet worden.
Püngelers Exemplare (1 9, 2 2 2) stammen aus dem Kuku-Noor,
Tibet. Ich besitze ein mit Püngelers Type identisches S' eben-
falls aus dem Kuku-Noor. Püngeler sagt, daß versuta der mul-
tangula Hb. recht ähnlich sei, was in der Tat der Fall ist. Sie
gleicht auch sehr der decussa Stdgr., die Unterschiede liegen
darin, daß decussa breitflügeliger, gedrungener ist, daß die Rund-
makel von decussa schräg und rötlich ausgefüllt ist und daß die
Nierenmakel von decussa viel größer, breiter und ebenfalls röt-
lich ausgefüllt ist. Die Zapfenmakel ist bei versuta kaum an-
gedeutet, schwärzlich, bei decussa sehr deutlich, rötlich ausge-
füllt. Der schwarze Punkt von versuta in der Vorderrandszelle
‘vor der inneren Querlinie fehlt bei decussa, die Zelle zwischen
Ring- und Nierenmakel ist bei versuta viel stärker schwarz aus-
gefüllt. Hinterflügel bei versuta und decussa ungefähr gleich.
Auch die Unterseite ist bei versufa und decussa ungefähr gleich,
nur daß decussa neben der Binde auf der Hinterflügelunterseite
noch eine zweite, unvollständige, dunkle Randbinde zeigt und
einen Discoidalpunkt, der bei den von mir gesehenen Exempla-
ren von versuta Pglr. wie beim Original fehlt. Die Stirne ist bei
versuta wie bei decussa gleich glatt. Der 5’ Fühler von versuta
ist, was einen Hauptunterschied mit decussa ausmacht, fein und
dicht, aber sehr kurz bewimpert, der 5 Fühler von decussa ist
zwar ebenfalls nur mit direkt auf dem Schaft sitzenden Wim-
pern besetzt, die aber viel weniger dicht und um mehr als
dreifach länger sind. Das zweite Glied der Palpen ist sowohl
bei decussa wie bei versula stark bärtig.
Der wesentlichste Unterschied zwischen versuta und decussa
besteht jedoch in den Vordertibien resp. in der Bedornung der-
selben. Während die Vordertibien bei decussa, wenigstens auf
der Innenseite, durchaus bedornt sind, zeigt versuta schwache,
schmale Tibien mit nur einem Enddorn (wenigstens bei den von
_ mir untersuchten zwei Exemplaren) am Ende der Tibien.
Der auf Tafel I, Fig. 5 abgebildete 5 Genitalapparat stammt
von Püngelers Original im Berliner Museum. Man sieht sofort,
daß es sich hier natürlich nicht um eine Euxoa handelt, aber
auch, daß auch mit multangula Hb. keine engere Verwandtschaft
bestehen kann.
Berichtigung: Auf Tafel II, Fig. 2 muß es heißen: Leithagebirge.
CORTI, Studien über Agrotinae. (XXM). Tafel I.
mnultangula,Nib. Dresden.
Fig. 1 Big. 2
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Fig. 3 Fig. 4
versus Pglr. Tibet.
zecxessa, Ab. Suldurs.
Kies Fig. 6
£ Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. XX (1950).
CORTI, Studien über Agrotinae. (XXIL) Tate I
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Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. XX (1950)
CORTI, Studien über Agrotinae. (XXII.) Taiel IIL
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Fig. 1 Fig. 2
calorica, Corte, Sli -Gebiel.
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‚qucberlae, Corte, @uberla.
3 Gr g
Eis:>5 Fis. 6
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. XX (1920).
Die Großschmetterlinge
der Hamburgischen Südarabien-Expedition
C. Rathjens — H. v. Wißmann.
Von G, Warnecke, Kiel, mit einer Einleitung von H. v. Wißmann, Wien.
Einleitung.
Nachdem der Plan, von Djedda aus die Gebirge von Asir
zu erreichen, infolge der Abwesenheit Ibn Sauds, der im Osten
seines Reichs Kämpfe gegen Irak leitete, gescheitert war, wurde
der Versuch unternommen, von Hodeida aus nach Jemen ein-
zudringen. Bei Djedda und im Wadi Fatima sowie bei Port
Sudan an der afrikanischen Küste war die Ausbeute an Insekten
infolge kurzer Sammeltätiskeit nur gering. Eine kleine Karten-
skizze (S.22) möge unsere Reiseroute in Jemen erläutern. Die er-
wähnten Fangorte sind eingetragen, ebenso die wichtigsten Vege-
tationsgrenzen, da sie wahrscheinlich auch Verbreitungsgrenzen
für manche Insektenarten sind. Vor allem ist hier die obere
Grenze der Gebüschzone wichtig, die nur wenig oberhalb
der Grenze des Kaffeebaues bei etwa 2100 m liegt. Arten-
reiches Gebüsch, bestehend vor allem aus Hartlaubgehölzen,
dazu Sukkulenten (besonders Euphorbien) und laubabwerfenden
Dornbüschen, läuft hier gegen ein Gebiet aus, das von Kräutern,
Stauden und Zwergsträuchern spärlich bewachsen ist, in dem
nur hie und da Acacia abyssinica in kleinen Baumbeständen
auftritt. Hier scheint auch etwa die äußerste Verbreitungsgrenze
paläarktischer Insekten zu liegen. Nur oberhalb dieser Grenze
findet sich eine Mischzone tropischer und paläarktischer Arten.
Die meisten afrikanisch tropischen Arten aber scheinen nicht
in die baumlose Region aufwärts zu wandern, Weiter gegen
die Küste zu konnte leider nur während der schnellen Durch-
reise nebenbei flüchtig gesammelt werden. Es läßt sich daher
nicht sagen, wie weit die wohl unterscheidbaren Vegetations-
ea
zonen hier auch durch Insektenarten charakterisiert werden.
Auf einen taureichen, aber sehr niederschlagsarmen Küsten-
streifen mit Salsolaceengestrüpp und Wüstensteppe folgt ein
durch den Ackerbau einer dichten Bevölkerung zum größten
Teil in Kulturlandschaft umgewandelter Streifen von Akazien-
hainen und auf diesen erst die oben beschriebene Zone vor
allem von Hartlaubgehölzen, die ebenfalls dicht besiedelt ist,
das niederschlagsreichste Gebiet Arabiens. Vor allem hier, an
der Westseite der steil aus der Ebene ragenden Hochgebirge,
wäre die Ausbeute an Insekten bei längerem Aufenthalt gewiß
eine große und artenreiche. Fast in keinem Monat des Jahres
224680, 20, ,,30 eHaz-- 5°
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2er 5 KK
San’ä 2345 m, EI Adjz 1599 m, Manacha 2322 m, Hadjeilä 655 m.
scheint dieser Gebietsstreifen ganz ohne Niederschlag zu sein.
In seinen außerordentlich arten- und endemismenreichen Be-
ständen finden sich durch das ganze Jahr blühende Pilanzen.
Immerhin bemerkten wir, daß während unserer Durchreise im
Januar weniger Schmetterlinge flogen als auf der Rückreise
im März 1928,
Obwohl das fast baumlose Hochland dicht bewohnt und
mit Ackerland bedeckt ist, ist es doch während der Trockenheit
wüstenhaft kahl. Nur in den ständig bewässerten Oasen gedeihen
Obstbaumhaine. Hier folgt eine Getreideernte der anderen;
viele Flächen sind mit Luzerne bebaut. Dort wurde der größte
Teil der Schmetterlinge und Apiden gefangen. Eine Sammlung
zur Regenzeit ließe ein recht verschiedenes Ergebnis erwarten;
unsere Reise erstreckte sich nur auf die extreme Trockenzeit
im Hochland von Januar bis März,
Kurze allgemeine Uebersicht.
Die Schmetterlingsausbeute beträgt 189 Stücke in 55 Arten,
darunter 48 Arten sogen. Großschmetterlinge, 7 Arten Klein-
schmetterlinge. Unter den Großschmetterlingen befinden sich
34 Arten Tagfalter, 2 Schwärmer, 12 Angehörige sonstiger
Familien. Nicht vertreten sind die Geometriden. Neu für die
Wissenschaft sind 3 sogen. Großschmetterlinge (Pararge felix
Warn., Leucania affinis Warn., Cossus frater Warn.) und 2 Klein-
schmetterlinge (Aglossa sanaensis Rbl., Eretmocera jemensis Rbl.).
Die Schmetterlinge sind jetzt in der Sammlung des Zoologischen
Museums in Hamburg.
Die Ausbeute ist zoogeographisch sehr wertvoll. Ganz ab-
gesehen davon, daß sie die erste Schmetterlingsausbeute aus
dem Hochland Jemens ist, enthält sie eine Anzahl Arten, welche
weder von den Küsten des Roten Meeres, wo schon Ehrenberg
und Hemprich vor ca. 100 Jahren gesammelt haben, noch von
Aden, aus dessen Umgebung mehrere Verzeichnisse englischer
Sammler vorliegen, noch vom übrigen Südarabien, an dessen
Küsten u.a. Simony 1898/9 gesammelt hat, bekannt geworden sind.
Ganz besonders müssen 2 Arten hervorgehoben werden,
welche auf Beziehungen des südwestarabischen Hochlandes
sowohl zur paläarktischen Fauna wie zur Fauna Nordafrikas,
insbesondere Abessiniens, hinweisen. Südarabien wird in der
lepidopterologischen Literatur als nicht paläarktisch angesehen.
Seitz (die Großschmetterlinge der Erde) nimmt als Südgrenze
der paläarktischen Fauna in Arabien eine Linie an, welche
etwa von Mekka nach dem nördlichen Teil des Golfes von
Oman verläuft. Holdhaus (die geographische Verbreitung der
Insekten, in Schröders Handbuch für Entomologie, II. Band, 1929)
legt die Grenze etwas südlicher, auf den 20. Breitengrad. In der
von ihm gegebenen Karte rechnet er Arabien südlich dieses
20. Breitengrades zur äthiopischen Region; die Grenze der äthio-
pischen Region in Arabien zeichnet er als „relativ scharfe
Grenze” ein, die erst in der Weiterführung in Nubien als „völlig
unscharfe* Grenze dargestellt wird, während er sie im weiteren
Verlauf in der Sahara wieder als „relativ scharfe Grenze” be-
zeichnet, Rebel endlich hat schon früher in seiner Arbeit: Lepi-
dopteren aus Südarabien und von der Insel Sokotra, Wien 1907,
ausgeführt, daß die Tagfalter Südarabiens ein ganz vorherr-
schend äthiopisches, respektive ostafrikanisches Gepräge auf-
weisen, nur unter den Heteroceren befänden sich Arten, welche
Be
außer in Arabien bisher nur im westlichen Indien gefunden seien.
Rebel betont aber, daß die bis 1907 aus Südarabien bekannten
Lepidopteren fast ausschließlich in der Umgebung von Aden
und den Küstenorten von Hadramaut gefunden seien, das ganze
Innere der arabischen Halbinsel sei vollständig unbekannt,
Die Ausbeute der Expedition C. Rathjens—H. v.Wißmann ent-
hält nun bemerkenswerter Weise auch Arten paläarktischer Her-
kunft; es handelt sich um zwei große Tagfalter. Die eine Art
ist die paläarktische Pieride P. daplidice L., welche im nicht-
paläarktischen Gebiet, in Afrika, an den Küsten Arabiens usw.
durch eine vikariierende Art, Pieris glauconome Klug, vertreten
wird. Daplidice selbst liegt in 10 Stücken von San’& vor, wäh-
rend glauconome in einem Stück näher der Küste zu gefangen
ist. Daplidice wird von Guerin (1845) als in Abessinien vor-
kommend angeführt. Seine Angabe ist später angezweifelt wor-
den, obgleich für die Richtigkeit seiner Bestimmung die Tat-
sache zu verwerten ist, daß er auch die verwandte Art glau-
conome Klug aus Abessinien anführt, sodaß man annehmen kann,
er habe beide Ärten unterscheiden können. Durch die Auf-
findung der daplidice in Jemen dürften die Zweifel an der
Richtigkeit der Bestimmung Gu£rins hinfällig geworden sein.
Der zweite Tagfalter, welcher paläarktische Beziehungen
andeutet, ist neu für die Wissenschaft, Pararge felix nov. spec.
Warn. Er gehört zum Pararge maera-Formenkreis, welcher
bis auf eine Art, die in Abessinien fliegt, paläarktisch ist. Die
neue Art hat die nächsten Beziehungen außer zu der abessini-
schen Art, der Pararge maderakal Guer., zu der im Himalaya
fliegenden P. menava Moore. Bisher konnte das Vorkommen
einer Pararge in Abessinien, die ein völlig abgegrenztes Gebiet
zu bewohnen schien, nicht einleuchtend erklärt werden. Durch
die Auffindung der verwandten Art in Jemen, der sich später
vielleicht noch andere Zwischenglieder über Oman und Süd-
persien anschließen werden, ist die Erklärung gegeben.
Berücksichtigt man nun, daß auch die paläarktische P, dapli-
dice in Abessinien vorkommt, so ist es wahrscheinlich, daß ein
engerer Zusammenhang zwischen den Faunen des Hochlandes
von Jemen und Abessinien und stärkere Beziehungen dieser
beiden Länder zur paläarktischen Lepidopteren-Fauna bestehen,
als bisher vermutet werden konnte. Auf paläarktische Be-
ziehungen Abessiniens weisen übrigens auch der große Perl-
mutterfalter Argynnis niphe L. (hyperbius L.) und der Feuer-
a
falter Heodes phlaeas L. hin. Arg. niphe, welche von Ostasien
her weit bis nach Indien verbreitet ist, fliegt in Abessinien in
der Rasse Neumanni Rothsch. und Jordan; Heodes phlaeas, eine
im paläarktischen Gebiet und in Nordamerika weitverbreitete
Art, findet sich in Abessinien in der Form pseudophlaeas Luc.
(ferner am Ruwenzori in der Form aethiopica Poult.). Ich möchte
annehmen, daß diese beiden Arten in den Hochländern des süd-
lichen Arabien noch aufgefunden werden.
Unter den übrigen Tagfaltern sind besonders Bläulinge
(Lycaeniden) vertreten, und zwar in nicht weniger als 13 Arten;
das ist eine recht große Zahl. Es sind afrikanische und süd-
westasiatische Arten; eine Art, Jolaus jordanus Stgr., ist nur
von Palästina und Südarabien bekannt geworden. Als bisher
in Arabien, soweit ich habe feststellen können, nicht gefundene,
aber nach ihrer sonstigen Verbreitung hier zu erwartende Arten
der Ausbeute sind zu nennen: Axiocerses harpax F., Tarucus
telicanus Lang in der Nominatform, T. mediterraneae B. — Baker (?),
Cupido mirza Plötz.
Neu für Arabien ist auch die eine der beiden auf der Ex-
pedition erbeuteten Acraea-Arten, Acraea chilo Godm., die bis
jetzt nur aus Afrika selbst bekannt gewesen ist.
Die in der folgenden Aufzählung enthaltenen floristischen
Bemerkungen beruhen auf Mitteilungen H. v. Wißmanns.
Besonderer Teil.
1. Pieris daplidiceL. 10 Stücke von San’ä, 2360 m Seehöhe,
27.1.—3.IIl. Neu für Arabien. Es handelt sich um typische
daplidice; die Hinterflügel haben auf der Unterseite viel Grün
und zeigen deutlich die charakteristischen weißen Saumflecke,
welche nach innen zu verbreitert und quer abgeschnitten sind.
Daplidice ist eine in Europa und Asien weitverbreitete Art,
sie bewohnt auch die afrikanischen Gebiete am Mittelmeer
(Algier, Unterägypten). In Südpersien, Arabien und benach-
barten Gebieten wird sie durch Pieris glauconome Klug er-
setzt (s. Nr. 2); angeblich soll daplidice dort fehlen, wo die
vikariierende Art glauconome regelmäßig vorkommt; die Ver-
hältnisse sind indessen noch nicht genügend geklärt. Auf
jeden Fall ist die Auffindung der echten paläarktischen
daplidice in Jemen aber eine zoographisch hoch bedeutsame
Entdeckung; bisher waren als südlichste Fundorte mit Sicher-
Er
heit nur Unterägypten und das Sinai-Gebiet bekannt, Eine
alte Angabe Gu£rin’s über das Vorkommen der Art im Ge-
birge Abessiniens ist später bezweifelt worden; ich möchte
mit Rücksicht auf die Feststellung der Art in Jemen aber
annehmen, daß diese Angabe doch zutrifft, zumal Guerin
beide Arten, daplidice u. glauconome, von Abessinien anführt.
Die Raupe der daplidice frißt in Europa Resedaceen. Um
San’ä sind Resedaceen häufig: Reseda sphenocleoides Defl,
Ochradendus baccatusDelile, Oligomeris subulata (Del.)Boiss.,
Caylusia canescens (L.) St. Hil.
. Pieris glauconome Klug. Ein Stück (4) von Äckern west-
lich Badjil, 18.1IL, 150 m Seehöhe. Die Art ist sofort kennt-
lich an der heller und anders gezeichneten Unterseite der
Hinterflügel, insbesondere an den stark gelb gefärbten Adern
der Hinterflügelunterseite.. glauconome wird als typische
Wüstenart bezeichnet; sie scheint in Arabien verbreitet zu
sein (Aden, usw.); sie fliegt ferner in Abessinien, Ober- und
Unterägypten, dem Sinai, Persien usw. Die Raupe ist nach
den Angaben in der Literatur an Zilla myagroides Forsk.,
Cleomene arabica und Capparis speciosa gefunden.
‚ Teracolus halimede Klug. Ein © vom Wadi Brar zwischen
Hadjeilä und Usil, 16. II, 1000 m Seehöhe. Eine afrikanische
Art, welche schon an verschiedenen Stellen in Arabien (Aden,
Hedjas) gefunden ist. Die Raupe ist bei Aden auf Cadaba
glaudulosa festgestellt.
. Teracolus evarne Klug. Ein Stück mit der Fundortsbezeich-
nung: „Hinter Dar el Aedjz”, 1500—1700 m, 14.Ill. Die Art
war hier sehr häufig im gebüschreichen, felsigen Hügelland,
sehr flüchtig und schwer zu fangen. Das erbeutete Stück
gehört zur f, philippsi Btl., zeigt aber die Unterseite der
E. citrinus Btl., wie sie im Seitz, Tagfalter v. Afrika, Taf. 20c,
abgebildet ist. Die Form citrinus Btl. ist in Südarabien schon
gefunden. Evarne ist mit ihren Formen im nordöstl. Afrika
weit verbreitet.
. Teracolus eris Klug. Ein J, zwei 2 9 vom Wadi Brar
zwischen Hadjeilä und Usil, 1000 m, 16, Il. Eris ist eine pan-
afrikanische Art, von der bisher nur im Seitz (die palä-
arktischen Tagfalter, S. 58) angegeben ist, daß sie auch in
Arabien, und zwar in dem zum paläarktischen Gebiet ge-
hörigen Teil Arabiens vorkomme.
a
6. Teracolus protomedia Klug. Ein 9, bei el Aedjz, 14. III,
über einem braunpurpurn blühenden Busch von Anisotes
trisulcans Nees in der gleichen Landschaft wie T. evarne
gefangen. Die Art flog auch im Wadi Brar (1000 m) unter
ähnlichen Vegetationsverhältnissen. Diese große afrikanische
Teracolus-Art ist schon aus Südarabien und dem Hedjaz
bekannt.
7. Teracolus daira Klug. Ein 3 der f. Yerburi Swinh. von San’ä,
27.11.; ein © der nounaLuc. vom Wadi Zaun (westlich el Aedjz,
1550 m). in der gleichen Landschaft wie T. protomedia und
halimede. Daira ist eine weitverbreitete afrikanische und
arabische Art, welche außerordentlich viele, von manchen
Autoren als eigene Arten angesehene Formen bildet. Die
nordafrikanische Hauptform wird als nouna Luc. bezeichnet.
Sie nimmt, wie schon Seitz hervorhebt, fast in jedem Monat
des Jahres ein durch Größe, Schwarzzeichnung oder Unter-
seitentönung wechselndes Kleid an. Ob die Bezeichnung
der verschiedenen Formen als Winter- bezw. Sommerformen,
wie es verschiedentlich geschieht, gerechtfertigt ist, erscheint
doch recht zweifelhaft. So wird die unter der Ausbeute
befindliche stark gefleckte Form Yerburi, die Ende Februar
bei San’& gefangen ist, in der Literatur als die dritte Som-
merform Arabiens bezeichnet. Als Winterform Arabiens wird
die kleine, schwach gezeichnete E. evagore Klug angesehen ;
aber Seitz hat diese evagore am Pfingstmontag 1890 in An-
zahl nach schwerem Regen bei Aden erbeutet, und nach
seinen weiteren Beobachtungen dürfte eine scharfe Schei-
dung der Formen weder nach Zeit noch nach Lokalitäten
durchzuführen sein. In der Literatur werden von Arabien
außer daira Klug die Formen nouna Luc. (= demagore Feld.),
evagore Klug, Heuglini Feld. und Yerburi Swinh. ‚aufgeführt.
8. Catopsilia florellaF. Ein 5 von San’ä, ein ganz abge-
flogenes @ am 1.IlIl. bei San’ä, auf Luzernenfeldern; die
Art wurde auch bei el Aedjz (1600 m) am 14. III. beobachtet
(v. Wißmann). Eine in Afrika südlich der Sahara weit ver-
breitete, auch in Arabien (Aden, Makalla, Hedjaz) und Syrien
vorkommende wanderlustige Art. Die Raupe lebt, soweit
bisher bekannt, an Cassia. Cassia-Arten wachsen in Jemen
aber aufwärts nur bis zu etwa 1100 m. Die Raupe muß also
noch andere Futterpflanzen haben.
— De
9, Terias senegalensis Be. Ein J, westlich Bädjil (200 m),
10.
ih
12,
13.
14,
15.
auf einem Brachfeld über blühender Cassia obovata Collad.
Diese Art ist bereits aus Arabien bekannt; in Asien wird
sie durch hecabeL. ersetzt.
Terias DesjardinsiB. Ein 5, auf einem Brachfeld östlich
Der-es-S-heil, über blühender Cassia obovata Collad. Eben-
falls aus Arabien bekannt.
Colias electoL. 23 5, 112 von San’ä, 27.11. bis 10.IIL, auf
blühenden Luzernenfeldern. Neu für Arabien. Ich kann
sämtliche Stücke nur als die Hauptform electo L., welche
bisher nur aus Afrika südlich der Sahara bekannt gewesen
ist, und nicht als die europäische und mediterrane Neben-
form edusaF. (crocea Fourcr.) ansehen. Es sind kleine Falter,
welche z. T, deutlich violettrot schillern, wie es von electo
hervorgehoben wird. Sie stimmen in Größe und Färbung
durchaus zu der von Seitz in seinen „afrikan. Tagfaltern“
auf Taf. 22 unter f abgebildeten südafrikanischen electo und
nicht zu der größeren ostafrikanischen Form. 2 9 gehören
der weißen f, aurivillius Kef. an. Es ist auffallend, daß diese
afrikanische Form im Hochland Jemens vorkommt; es liegt
hier gerade umgekehrt wie bei Pieris daplidice und glauco-
nome (s. Nr. 1 und 2). Die paläarktische Form edusa F. ist
aus Unterägypten, dem Sinai und neuerdings von Hufuf in
Ost-Arabien bekannt geworden. Ihre Raupe ist in Aegypten
an Luzerne und an Trifolium alexandrinum gefunden.
Danais chrysippus L. Drei ©, 1.IIL, San’ä. Bereits von
Arabien (Aden, usw., Sokotra) bekannt. Das eine Stück
bildet einen Uebergang zur Form alcippus Cr.
Danais dorippus Klug. Ein 9. San’ä. Ebenfalls von Aden
und Sokotra bekannt geworden.
Acraea doubledayi arabica Eltringh. Ein J', im Wadi Brar
zwischen Hadjeilä u. Usil (1000 m), 16. III. (Dr. le Doux det.).
Acraea chilo Godm. Zwei 9, ein 9, vom Wadi Brar zwi-
schen Hadjeilä und Usil, 16.1. Neu für Arabien.
(Dr. le Doux det.). Die Acraeen flogen besonders zahlreich
um einen blühenden Strauch von Lycium arabicum Schwein-
furt und ließen sich durch das Abfangen mit dem Netz
nicht verjagen (v. Wißmann).
a
16. Pyrameis carduiL. Zwei kleine frische Stücke des „Distel-
falters“, der fast überall auf der Erde vorkommt, am 1. Il
bei San’ä, Bekannt von Aden, Makalla, Sokotra.
17.. Iunonia hierta F. f. cebrene Trim. Zwei Stücke, 3. II.
bei San’ä. Cebrene ist die afrikanische und arabische Form
der asiatischen hierta F, (oenone Cr.). Sie ist bereits bekannt
von Aden, Makalla, Sokotra.
18. Pararge felix Warn. 2 J, 7 9 von Sanä, 27. II. bis 4. III.
Die Falter flogen in den Obstbaumgärten der Stadt.
Pararge nov. spec. felix Warn. Pararge nov. spec. felix Warn.
Unterseiten des 5’ (obere Fig.) und Oberseiten des 9’ (obere Fig.) und
des (untereFig.). Natürliche Größe. des (untereFig.). Natürliche Größe.
Ich habe diese neue interessante Art bereits in der
Internat. Entomolog. Zeitschrift (Guben), 22. Jg., 1927/8, S. 365 ff.
beschrieben. Es ist die erste Pararge aus Arabien. Eine Pararge-
Form oder -Art ist bis dahin aus Arabien nicht bekannt gewesen.
Das Genus ist rein paläarktisch bis auf eine Art, die im Hoch-
gebirge Abessiniens und im Somalilande vorkommende Pararge
maderakal Guer., deren Vorkommen bisher nicht recht erklärt
werden konnte. Darüber weiter unten mehr.
Die arabische Pararge sieht auf den ersten Blick in Größe,
Färbung und Zeichnung einer P. hiera F. ähnlich, zeigt aber bei
en
genauer Prüfung besonders unterseits so erhebliche Unterschiede,
daß sie von dieser Art weit getrennt ist. Sie dürfte vielmehr
in die Gruppe der menava Moore von Nordindien und der Par.
maderakal Gu£er. gehören, d.h. zu maeraL.
Oberseite braunschwarz; Vorderflügel mit dem typischen
weißgekernten großen schwarzen Pararge-Auge und einem win-
zigen Punktauge schräg darüber; die Augen stehen in einem
großen braungelben Feld, das beim 9 heller und größer ist
als beim 5. Auf den Hinterflügeln schlägt nur das in der Mitte
des Außenrandes stehende Randauge durch; es ist im Durch-
messer etwa halb so groß wie das Apexauge der Vorderflügel,
schwarz und leuchtend weiß gekernt. Es steht in einem großen
gelbbraunen Fleck. Die übrigen Augen der Hinterflügelunterseite
sind durch verschieden große und zahlreiche gelbbraune Fleck-
chen, die manchmal in der Mitte einen schwarzen Punkt zeigen,
angedeutet.
Bei dem 5 von maderakal (nach der Originalabbildung von
Guerin und nach der Figur im Seitz, Fauna Africana, Taf. 28f)
fehlen die gelbbraunen Flecken auf beiden Flügeln so gut wie
völlig, so daß die Oberseite eintönig schwarz erscheint, aus dem
sich die gleichen Augen wie bei der arabischen Art leuchtend
abheben; auf der Hinterflügeloberseite schlagen noch 2—3 ganz
kleine Augen durch. Der Duftschuppenstreif läuft bei der ara-
bischen Art fast senkrecht auf die Mitte des Innenrandes zu,
während er bei maderakal ganz schräg zur Wurzel hin gerichtet
ist (Abbild. von Guerin). Ueber die Oberseite des 2 von ma-
derakal fehlt in der Beschreibung Gu£erin's jede Angabe, eben-
so im Seitz.
Die Unterseite beider Geschlechter erinnert, wie schon
hervorgehoben, an hiera, menava und paßt auch im allgemeinen
zu maderakal. Auffallend ist ein geschlossenes dunkelgraues
Band, das die innere Häfte der Hinterflügel von der äußeren
Hälfte mit der Augenreihe trennt. Während bei maera und
den verwandten Formen dieses Band zwischen den einzelnen
Adern stark gezackt oder wellenartig gebildet ist, ist dies bei
allen 9 arabischen Stücken nicht der Fall; auch tritt es bei der
arabischen Art viel schärfer hervor. Der Innenhälfte der Hinter-
flügel fehlt die von Guerin für maderakal besonders hervor-
gehobene schwärzliche Besprenkelung. Das 1., 4. und 5. Auge
der Hinterflügel (vom Vorderrand an gerechnet) sind bei beiden
Geschlechtern recht groß und leuchtend gekernt. —
12
20.
21:
22,
ee
Die Auffindung einer Pararge im inneren Jemen löst das
Rätsel des Vorkommens der abessinischen P,maderakalGue£r.,
die man als eine „versprengte“ Form bezeichnet hat. Die
neue Art felix stellt die Verbindung mit Abessinien her.
Da Pararge felix, wie oben angegeben, gewisse Aehnlich-
keiten mit der übrigens viel größeren nordindischen menava
Moore zeigt, geht die Verbindung möglicherweise über die
Gebirge Omans nach Beludschistan und Nordindien; bisher
sind allerdings aus Oman und Beludschistan noch keine
Formen des Pararge maera-menava-Kreises bekannt ge-
worden. Mit den maera-Formen in Syrien und Persien
scheint keine Verbindung zu bestehen.
Die Typen befinden sich im Zoolog. Museum in Hamburg,
zwei Cotypen in meiner Sammlung.
Virachola livia Klug. Ein Q, 6.IIL, San’ä. Die Art ist be-
reits aus Arabien bekannt. Die Raupe ist in Aegypten in den
Schoten von Akazien, sowie in Granatäpfeln und Datteln,
in diesen beiden Früchten Schaden anrichtend, gefunden.
Jolaus jordanus Stgr. Ein 5, von buschigem Gehänge
unterhalb Usil (1200 m). Dieser aus dem Jordantal be-
schriebene Bläuling ist schon aus Südarabien (Azzan und
Makalla) bekannt geworden (Rebel, Lepidopteren aus Süd-
arabien und von der Insel Sokotra, Wien, 1907); das mir
vorliegende Stück stimmt vollständig mit der Abbildung bei
Rebel (Tafel I, Fig. 5) überein, der diese Art für eine sehr
interessante Bereicherung der arabischen Fauna erklärt.
Axiocerses harpax F. Ein 9, oberhalb Süq el Chamis,
2500 m, 13, IIL; an einer Stelle, wo am häufigsten Rumex
alismaefolius Fres. wuchs. Neu für Arabien. Die Unter-
seite dieses Stückes ist sehr hell; im übrigen ist es von
afrikanischen Stücken der Art nicht verschieden.
Lycaenesthes amarah Guer. Ein 5 am 1.Ill. von San’ä,
ein © von Djidda. Guerin (Voyage en Abyssinie etc., Zoo-
logie, Insectes, 1845-50, Taf. II, Fig. 5, 6) hat diese Art, von
welcher ihm nur das © vorlag, aus Abessinien beschrieben;
seine Abbildung stimmt ober- und unterseits völlig mit dem
@ von Djidda überein (dagegen ist die Figur des Falters
bei Seitz, Afrikanische Tagfalter, Tafel 72b, zu groß und
auch verzeichnet). Die Art ist schon aus Arabien bekannt
gewesen (Aden, Ras Fartak, Maskat, Hedjaz),.
28.
24.
29:
26.
a
Cupido (Tarucus) lingeus Cr. Drei @ von San’ä, 27. IL,
3. und 10. III. Diese afrikanische, durch ihre Unterseite un-
verkennbare Art ist schon früher in Südarabien gefunden.
Cupido (Tarucus) mediterraneae B.-Baker. Ein Pärchen,
hinter el Aedjz, 14. IL; die Art umschwirrte in Scharen
Acacia laeta R. Br. — Bis 1917 kannte man von diesem
Formenkreis als verbreitete Arten nur die beiden Arten
theophrastus F. und balcanicus Frr. B.-Baker hat dann (Trans.
Entom. Soc., London, 1917, S. 281, Taf. XIV, Fig. 7, 7a) als
eigene Art, die im nordafrikanischen Mediterrangebiet fliegt,
die mediterraneae B.-Baker abgetrennt. Sie soll sich von der
verbreitetsten Art theophrastus dadurch unterscheiden, daß.
die Submarginalflecke beider Flügel strichförmig und zu
einer zusammenhängenden Linie vereinigt sind; außerdem
sollen die Genitalien erheblich verschieden sein. Eine
Genitaluntersuchung habe ich nicht vornehmen können;
nach den Abbildungen bei B.-Baker passen die vorliegenden
Stücke am besten zu seiner Art. Sie ist neu für Arabien.
Vielleicht gehört der von Aden gemeldete theophrastus hierher.
Seitz (Afrikanische Tagfalter, S. 466) gibt übrigens seinen
Bedenken Ausdruck, ob es möglich sei, die neue Art von
theophrastus zu trennen.
Cupido mirza Plötz. Ein 5, drei %, 27. und 28. 1l., 3. IL,
Sanä. Neu für Arabien. Ich kann die Stücke nur zu
dieser in Afrika verbreiteten, auch in Abessinien gefundenen
Art ziehen.
Azanus jesous Guer. Eine Anzahl 5 und 9, 27. 11.—6. IIl.,
San’ä. Diese von Gu£rin 1845 aus Abessinien beschriebene,
nach einem abessinischen Heerführer benannte Art ist von
Afrika über Arabien und Syrien bis Ceylon und Birma ver-
breitet. Die Jemenstücke dieses veränderlichen Bläulings
stimmen sehr gut zu der Originalfigur Guerins, insbesondere
auf der Unterseite.
27. Azanus ubaldus Cr. Zwei J, 1.u. 6.IIL, San’ä. Ubaldus
ist eine von Afrika über Arabien (Aden, Hedjaz etc.) bis
Indien verbreitete Art, welche trotz ihrer großen Verbreitung
und des nicht seltenen Vorkommens oft verkannt worden
ist. Rebel (Il. c. bei Jolaus jordanus Stgr.) hat bereits darauf
hingewiesen, daß ubaldus sich selbst bei oberflächlicher Be-
trachtung von kleinen Stücken des Az. jesous sofort durch
28.
29.
Je
den Mangel des dunklen Punktes in der Mittelzelle der Vfl.-
unterseite und die einfarbigen tiefschwarzen Analflecke der
Hinterflügelunterseite trennen läßt. Eine kenntliche Ab-
bildung des 5 findet sich bei Seitz, Indoaustralische Tag-
falter, Tafel 153e ;; sie gibt den schwarzen Schatten im Mit-
telfeld, welcher am Innenrand breit aufsitzt und nach vorne
zu spitz ausläuft, gut wieder. Rebel verweist auch auf die
Abbildung der f. thebana Stgr. (Iris-Dresden, VII., Taf. 9,
Fig. 3, S. 244); doch handelt es sich m. E. hier nicht um
eine Form des Az. ubaldus, soweit aus der nicht sehr ge-
lungenen Abbildung entnommen werden kann. Courvoisier
(Iris 1920, S. 239) erklärt die Figur sogar für schlecht und
zieht thebana, die aus Aegypten beschrieben ist, zu jesous.
Tarucus telicanus Lang. Zwölf Stücke, 15, 11Q vom
28. II. bis 10. IL, San’&. Aus der äthiopischen Region und
Arabien scheint, soweit ich aus der Literatur feststellen
kann, bisher nur Tar. plinius F., bekannt zu sein, den einige
Autoren für eine Form von felicanus ansehen, während
andere ihn als eigene Art bezeichnen. Seitz (Afrikanische
Tagfalter, S. 470) schreibt: „Die Hauptform (felicanus) kenne
ich nicht aus der äthiopischen Region, wenn auch einige
Stücke, besonders aus den Gebirgsgegenden, ihr nahe kom-
men.“ Ich kann die Jemen-Stücke nur zu telicanus ziehen,
d.h. zu der mediterranen, in Südeuropa und Nordafrika bis
Westasien verbreiteten Art. Sie ist also neu für Arabien.
Das Vorkommen dieser paläarktischen Art in Jemen er-
scheint bei Berücksichtigung des Vorkommens von Pieris
daplidice L. und Pararge felix Warn. nicht auffallend.
Polyommatus baeticusL. Zwei 9, 2.und 4. IIL, San’ä;
das erste Stück gehört der f. fasciata Tutt an. Eine weit-
verbreitete, über Afrika, das Mediterrangebiet u. Südasien
bis nach Australien vorkommende Art, die schon aus Ara-
bien bekannt geworden ist.
30. Chilades trochylus Frr. Ein 9‘, 1. IIL, San’'ä In Afrika,
al.
dem östlichen Mediterrangebiet (bis zum südlichen Balkan)
und in Asien bis nach Australien verbreitet, ist die Art
auch in Arabien (Aden etc., Hedjaz) bereits festgestellt.
Zizera lysimon Hb. var. knysna Trim. 13 5 u. 9, 27.11.
bis 4. III., San’ä. Sämtliche Stücke dieser vom Mediterran-
gebiet über Kleinasien und Südasien bis zu den Philippinen
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges, XX. Jahrg. 1930. H. 1. 3
32.
33.
34,
33.
36.
37.
38.
ar
in verschiedenen Formen verbreiteten Art gehören der klein-
asiatischen-nordafrikanischen Unterart knysna Trim. an, die
sich von der typischen iberischen Iysimon im J' vor allem
durch den viel schmäleren schwarzen Saum der Flügel,
im @ durch Blaufärbung und hellere Unterseite unterschei-
det (Rebel, 1. c. bei Jolaus jordanus, Nr. 20). knysna ist
schon von Aden, Sokotra und Semha bekannt geworden.
Carcharodus alceae Esp. var. SwinhoeiWatson. 18 J' u.Q,
27. II. bis 10. II., bei San’& auf Luzernenfeldern gefangen.
Die Falter gehören zu der paläarktischen C. alceae; wegen
der sandgelben Unterseite ziehe ich sie zu der aus Belu-
dschistan beschriebenen, von Seitz als Wüstenform bezeich-
neten var. Swinhoei Watson.
Hesperia galba F. var. adenensis Btl. 6 Stücke, 27. II. bis
6. III, bei San’ä auf Luzernenfeldern. Ich kann die Falter
nur zu der von Aden beschriebenen und auch sonst aus
Südarabien bekannt gewordenen adenensis Btl, ziehen, die
jetzt als Form der verbreiteten galbaF. angesehen wird.
Gegenes nostrodamus F. Ein geflogenes Stück, 6.IIL, San’ä.
Ob es zur östlichen Form karsana Moore gehört, welche bei
Makalla gefunden ist, läßt sich bei dem schlechten Erhal-
tungszustand des Stückes nicht entscheiden.
Chaerocampa celerio L. Ein sehr stark abgeflogenes, aber
noch zu bestimmendes Stück dieser im Mediterrangebiet,
in Afrika und Asien bis Australien weitverbreiteten Art
wurde bei San’ä in einem Spinnennetz gefunden.
Macroglossum trochilus Hb. Ein am 1. Ill. bei San’ä auf
einem Luzernenfelde gefangenes Stück hat Dr. Jordan-Tring
nach einer Photographie als wahrscheinlich zu dieser indo-
australischen Art gehörend bezeichnet.
Taragama cuneatum Dist. f. confusum Aur. Ein Jj, 20.1L,
bei San’ä. Die Bestimmung dieses afrikanischen Spinners
ist durch freundliche Vermittlung von B. Zukowsky-Hamburg
durch Dr. Hering vom Zoologischen Museum in Berlin vor-
genommen.
Spilosoma jemenensis Hamps. Zwei J, 18. IL, San’ä.
Die beiden Stücke passen am besten zu der Abbildung
dieser Art im Seitz, Afrikanische Spinner, Taf. 12g, S. 96.
39,
40,
41.
42.
43,
44,
45.
46.
47,
ar aBe.
Hampson hat die Art nach einem von G.W.Bury in Jemen
gesammelten 5 beschrieben (Novitates Zoologicae, 23. Jg.,
pag. 235) und abgebildet (Figur im Catal. Moths Brit. Mus.,
Suppl., vol. II, pl. 58, Fig.17). Sein Stück hat zwar kürzere
Flügel und ist stärker schwarz gefleckt, aber vor allem paßt
die Thoraxzeichnung. Die Arctiiden variieren bekanntlich
sehr stark.
Leucania (Hyphilare) nov. spec. affinis Warn. Ein 9, 3.IIL,
San’ä. Diese Art steht der L. !'album L. am nächsten. Die Be-
schreibung befindet sich in der Int. Ent. Ztschr. (Guben), 23. J.,
1929/30, S. 391. — Type im Zoolog. Museum in Hamburg.
Brevipecten spec. Ein 5, Usil. Das Stück paßt am besten
zu Br. captatus B. von Indien (vgl. Hampson, Moths of Brit.
India, II, pag. 361, Fig.).
Plusia auriiera Hb. Ein J, 3. Ill, San’ä. Eine weitver-
breitete, von den Canaren bis zu den malayischen Inseln
gefundene Art.
Plusia circumilexaL. Ein 5, 3.IIL, San’ä&. Die Art ist
von den Canaren über Aegypten und Syrien bis Zentral-
asien verbreitet.
Plusia (Phytometra) limbirena Guen. Ein Stück, San’ä.
Eine von Afrika bis Indien weitverbreitete, auch von Aden
bekannte Art (Dr. Draudt-Darmstadt det.).
Acontia spec. Ein Stück von San’ä, vielleicht zu A. secta Gn.
(vom Atbara) gehörig.
Acontia lucida Hufn. Ein j', San’ä, 6.1Ill.; ein weiteres g’
vom 10, IIl. gehört zur f. albicollis F. Lucida ist vom Medi-
terrangebiet bis Nordindien verbreitet.
Thalerastria bipartitaH.S. var. mediana Stgr. Ein 5’, San'ä.
Das Stück paßt gut zu der Figur und Beschreibung, welche
Staudinger in der „lris” X., 1897, pag. 295, Taf. IV, Fig. 26
von seiner mediana aus Palästina gibt, die er zu bipar-
tita H.S. (aus Sizilien) als Varietät zieht. Ob wirklich mezo-
sona Hampson von Aden damit zusammenfällt, wie im Seitz
angenommen wird ?
Earias insulana B. Ein verhältnismäßig kleines, abgefloge-
nes. und teilweise gelblich verfärbtes @, welches am 3. III.
bei San’ä gefangen ist, gehört zu dieser bereits aus Süd-
arabien bekannt gewordenen Art.
er
—. 36
48. Cossus nov. spec. frater Warn. Drei Stücke, 2 9,19,
18. IL, bei San’ä, z. T. auf Luzernenfeldern in der Dämme-
rung gefangen.
Die Beschreibung dieser neuen, mit Cossus Aenleyi Rothsch.
(vom Atbarafluß) und niloticus Joann. zu einer Gruppe gehören-
den Art findet sich in der Internat. Entomol. Zeitschr. (Guben),
23. Jg., 1929/30, S. 3839— 391.
o- und 2 -Type im Zoolog. Museum in Hamburg, J-Cotype
in meiner Sammlung.
Die Raupen der Cossiden leben im Holz (Splint und Rinde)
von Bäumen. Bei San’ kommen 16 verschiedene: Arten von
Bäumen vor.
u —
Uebersicht
über die bisher aus Arabien bekannt gewordenen Tagfalter (außer Hesperiden).
Geordnet nach Seitz: Afrikanische Tagfalter.
1;
15.
16.
17.
18.
19.
20.
al,
Papilio demoleusL.
Arabien, von Harrar bis Mascat, Aden,
Hufuf.
.Papilio demodocus Esp.
Siidarabien.
.Papilio machaonL.
Hufuf.
.Herpaenia eriphia Godt.
Arabien (var. lacteipennis Bil )
. Pieris severina Cr.
Aden.
. Pieris mesentina Cr.
überall ?, Hedjas, Südarabien, Innerarabien
.Pieris daplidice L.
Jemen.
. Pieris glauconome Klug.
Aden, Mascat, Hedjas, Jemen etc.
. Teracolus faustus Ol.
Aden (var. vi Swinh.)
. Teracolus amatusF.
(var. ealais Cr.) Südarabien.
. Teracolus phisadia Godt.
Arabien, Aden, Mascat.
. Teracolus gaudens Bil.
Arabien.
. Teracolus chrysonome Klug.
Siüdarabien, Hedjas.
. Teracolus protomedia Klug.
Hedjas, Jemen.
Teracolus halimede Klug.
Arabien, Hedjas, Jemen, Aden.
Teracolus plejone Klug.
Siidarabien, Aden.
Teracolus eris Klug.
Arabien, Jemen.
Teracolus eupompe Klug.
Arabien, Hedjas, Sidarabien.
Teracolus omphale Godt.
Sidarabien.
Teracolus daira Klug. (mit Formen).
Hedjas, Jemen, Aden, Siüdarabien.
Teracolus evarne Klug.
Südarabien, Hedjas, Jemen.
Sokotra
Somaliland
x
x
(var.)
Semba
Abessinien
x
er
Weißer Nil
RER ER
)
Sudan (Karthum
Do me
SENT TTS x
Nubien
Aegypten
EEE
Bemerkungen
Marocco, Algier, Sollum.
(leucogyne Butl.)
Afrika, Indien, Syrien, Persien.
(lordaca Walk.)
Paläarkiisch.
Palästina, Sinai, Ostafrika, Süd-
persien bis Tibet (nach Seitz).
Syrien, Persien, Afghanistan,
Nordwest-Indien.
amatus: Indien;
calais: äthiopische Region.
(earnifer Butl.)
Sinai, Nordindien.
(arne Klug.)
Siidpalästina, Ostafrika.
(arenicolens Butl.)
(acaste Klug.)
(mirjam Feld.)
Sinai (Klug.). (miles Butl.)
(theogene Butl.)
Formen:
nouna Luc. (=demagore Feld.
—evagoreKlug.), Heuglini Feld,.,
Yerburi Swinh.,, Swinhoel Bil.
22. Eronia buqueti B.
Südarabien.
25. Catopsilia florella F.
Arabien, Südarabien, Hedjas, Jemen.
24. Terias senegalensis B.
Arabien, Siidarabien, Jemen.
25. Terias desjardinsi B.
Arabien, Jemen.
96. Colias electoL.
Jemen (var. edusaF.); Hufuf in Ostarabien.
27.Danais chrysippusL.
Arabien, Jemen, Südarabien.
28. Danais dorippus Klug.
Arabien, Jemen, Südarabien.
99. Melanitis ledaL.
Arabien.
80. Pararge felix Warn.
Jemen.
ö1. Ypthima asterope Klug.
Siüdarabien.
32. Hamanumida daedalusrF.
Sidarabien.
55. Byblia ilithyia Dr.
Arabien.
34. Hypolimnas misippus L.
Südarabien.
85. Precis chorimene Guer.
Arabien.
86. Precis limnoria Klug.
Südarabien.
57. Precis hiertaF. f. cebreneTrim.
Arabien, Siidarabien, Jemen.
Preeis clelia Cr.
Aden.
Preecis orithyia L.
var.hereLang: Arabien, Aden, Südarabien;
var. cheesmaniRiley: Hufuf in Ostarabien.
Pyrameis carduiL.
Südarabien, Jemen.
Acraea doubledayi Guer.
var. arabica Eltr. Siidarabien, Jemen.
42. Acraea arabica Rebel
Siüdarabien.
45. Acraea chilo Godm.
Jemen."
44. Virachola (Deudorix) livia Klug.
Arabien, Südarabien, Jemen.
88.
89.
40.
41.
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Sokotra
|
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Somaliland
Abessinien
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Weißer Nil
x
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Sudan (Kartkum)
Nubien
Aegypten
>
edusa
Bemerkungen
(var. arabica Hopft.)
Syrien.
(aleurona Buil., hyblaea B.
pyrene Swains).
electo: äthiopisch ;
edusa: paläarktisch.
' äthiopische u. orienfal. Region.
auch in Südindien.
(ismene Cram.).
äthiop. Region, Syrien, Indien.
(eastanea Butl.)
äthiopische u. oriental. Region,
Hierta F. (=oenoneL.) in Süd-
asien.
äthiopisch und orientalisch in
anderen Rassen.
Kosmopolit.
Außerdem nur ausDeutsch-Ost-
afrika und Britisch-Ostafrika
bekannt geworden.
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45. Virachola(Deudorix)antalusHopff. X x
Hedjas.
46. Myrina ficedula Tr. > bis Südafrika.
Siüdarabien.
47. Jolaus jordanus Stgr. außerdem nur aus Palästina
Siüdarabien, Jemen. (Jordantal) bekanntgeworden.
48. Jolaus nursei Bil. in
Aden. Walk.
49. Cigaritis acamas Klug. X nur noch “ Syrien Gel. Riley,
m . . ’ 3 . Hist., serie 9,
Sen Hedjas. vol.VIIL, p. 59988).
50. Axiocerses harpaxF. XIX
Jemen.
51. Lycaenesthes amarah Guer. xx
Hedjas, Jemen, Aden, Mascat.
52. Cupido lingeus Cr. x x
Siidarabien, Jemen.
= DT 7
? Cupido theophrastus F. x|x x
Siüdarabien.
55. Cupido mediterraneae B.B. XIX
Jemen.
54. Cupido mirza Plöt. > bis Südafrika.
Jemen.
55. Cupido jesous Guer. SUDS IT X\X| äthiopische Region, Indien (mit
Siidarabien, Jemen. f. gamra Ld.).
56. Cupido ubaldus Cr. XIX 1XIX\X | bis Indien (zena Moore).
Sidarabien, Hedjas, Jemen. !
57. Cupido felicanus Lang. x|xX X | (pulcher Murray).
Jemen. :
58. Cupido boeticusL. XIXIXIX| |xX| inder ganzen äthiopisch. Region
Südarabien, Jemen 1 und in der oriental. Region
; bis Australien.
59. Cupido malathana B. IR X (asopus Hopffer).
Siüdarabien. %
60. Cupido (Chilades) trochylus Frr. X |X|xX1xX|xX|X|x| bis Südafrika und Indien.
Siüdarabien, Hedjas, Jemen.
61. Cupido jobates Hopfl. xx x
Arabien.
62. Cupido lois Bil. X
Siidarabien.
65. Cupido contractus Bil. wesiliches Indien.
Siidarabien.
64. Zizera gaika Trim. IS x Süd- und Ostafrika, Indien.
Südarabien.
65. Zizera Iysimon Hb. XIXIXı |X) |xX| var. knysna in der äthiopischen
Region und dem östlichen Me-
diterrangebiet, Iysimon in Süd-
westeuropa.
Siidarabien, Jemen (var. knysna Trim.).
Er a iger
Für die vorstehende Uebersicht ist die bei Pagenstecher
(Die geographische Verbreitung der Schmetterlinge, 1909) und
bei Rebel (Lepidopteren aus Südarabien und von der Insel
Sokotra, 1907) verzeichnete Literatur benutzt worden, außer-
dem noch:
1. Mace: The butterflies of Kharthoum. Entomologist, LVII,
1925, 522532,
2. Aurivillius: Lepidopteres Rhopaloceres du voyage de
M. le baron Maurice de Rothschild en Ethiopie et en Afrique
orientale anglaise, 1904/5. Paris, 1922, pag. 333—386.
3. Riley: List of the butterflies collected in Arabia by Captain
R. E. Cheesman, with a description of one new subspecies.
Ann. Mag. Nat. Hist. London (9), 15., 1925, S. 151—152, 1 Tafel.
Die Zahl von 65 Tagfaltern (außer Hesperiden) wird bei ge-
nauer Erforschung Arabiens gewiß noch erheblich überschritten
werden.
In der Spalte Bemerkungen habe ich die Namen aufgenom-
men, unter welchen die Arten in früheren Publikationen, z.T.
als eigene Arten, aufgeführt sind.
Die Cliches für die Abbildungen in dieser Arbeit sind in
liebenswürdiger Weise von der Internat. Entomolog. Zeitschrift
in Guben zur Verfügung gestellt.
Die Microlepidopteren
der Hamburgischen Südarabien-Expedition
C. Rathjens—H. v.Wißmann.
H. Rebel,
PYRALIDAE.
Aglossa sanaönsis Rbl. nov. spec. (JS). Fühler gelbgrau,
relativ kurz, nur wenig über '/, der Vorderrandlänge reichend,
mit schütterer, sehr langer, gegen die Fühlerspitzen abnehmen-
der Bewimperung (S). Auch die Palpen mit dem kurzen,
spitzen Endglied sind gelbgrau. Der Thorax dunkler grau ge-
mischt, der schlanke Hinterleib rötlichgrau, gegen die Spitze
dunkler, Bauchseite und Beine einfarbig hellgelbgrau. Die All-
gemeinfärbung der Flügel ist glänzend gelbgrau mit einem
schwachen Stich ins Rötliche. Die Vorderflügel sind schmal,
gestreckt mit deutlicher Spitze und sehr schrägem, nur wenig
gerundetem Saum. Die Zeichnung ist schwäizlich und besteht
aus drei Querstreifen (an der Basis, bei '/, und °/,), einem
schwach gebogenen Mittelstrich und zusammengeflossenen -
Saumpunkten. Zwischen dem kurzen basalen und dem vorde-
ren Querstreifen liegt noch ein undeutlich bleibender Zwischen-
schatten, Die Querstreifen sind schmal und scharf begrenzt,
der vordere fast gerade, gleichmäßig gezackt, nur in der Falte
mit einem stärkeren Einsprung basalwärts. Der hintere Quer-
streifen ist viel schärfer gezackt, tritt in seiner Mitte stark
saumwärts vor und bildet in der Falte einen tiefen basalen
Einsprung. Die Fransen gleichfärbig mit undeutlicher Staublinie
in ihrer Mitte,
Die Hinterflügel sind viel bleicher als die Vorderflügel,
mit vom Vorderrand ausgehendem, grauen, in seiner Mitte unter-
brochenem, nach außen hellbegrenzten Mittelquerstreifen und
grauer Saumverdunkelung, welche ebenfalls gegen den Vorder-
rand. deutlicher und breiter wird. Eine feine, auf den Adern
a
punktartig verdickte Saumlinie ist dunkelgrau, die Fransen hell-
gelbgrau. Die Unterseite glänzend hellgrau mit schwach durch-
scheinender Zeichnung der Oberseite. Vorderflügellänge 13 mm,
Exp. 26 mm. Ein frisches, am 3. März in San’ä erbeutes J..
Die Art steht der Aglossa simplicialis Chr. aus Nordpersien
zunächst, unterscheidet sich aber von derselben durch geringere
Größe, viel gestrecktere schmälere Flügel und den Mangel der
dort stark vorherrschenden rötlichen Färbung. Die Bewimperung
der männlichen Fühler scheint bei Agl. sanaensis eine längere
zu sein.
Nomophila noctuella S.V. San’ä, März.
Mecyna polygonalis gilvataF. San’ä, 27.Febr. bis 4. März.
Pionea ierrugalis Hb. 27.—28. Febr., abgeflogen.
Noctuelia floralis Hb. San’ä, 27. Febr. bis 10. März, neun
Stücke, welche hellere, deutlich gezeichnete Vorderflügel und
einen schmäleren schwarzen Antemarginalstreifen der reingelben
Hinterflügel zeigen.
PTEROPHORIDAE.
Pterophorus monodactylus L. 4. März.
TINAEGERIIDAE.
Eretmocera jemensis Rbl. nov. spec. (9). Die schwarzen
- Fühler nur sehr schwach gegen die Basis durch Schuppen ver-
dickt, reichen bis °/, der Vorderrandslänge. Der Kopf wie die
Vorderflügel bronzebraun. Die stark vor- und aufgebogenen
Palpen orangegelb, ihr Endglied schwarz. Der Halskragen, so-
wie zwei seitliche Schrägflecken am Metathorax sind orange.
Die Beine schwarz mit orangefarbigen Kanten, solchen Sporen
und Gliederenden. Die Hinterschienen sind oberseits gegen
ihre Basis ganz orangefarben. Der Hinterleib (wie die Hinter-
flügel) sind lebhaft mennigrot. Die beiden ersten Segmente
mit einem schwarzen Mittellängsfleck, desgleichen das letzte
Segment mit einem solchen Mittelfleck. Der rote, gestutzte
Afterbusch seitlich schmal schwarz, unterseits wie die ganze
Bauchseite des Hinterleibes orangefarben.
Die Vorderflügel sind bronzebraun mit orangefarbiger Zeich-
nung. Diese besteht aus einer bis über ein Drittel der Flügel-
ul.
länge reichenden, in ihrer Mitte unterbrochenen Längsstrieme
in der Falte und zwei hinteren runden Gegenflecken, von wel-
chen der kostale größer und viel weiter nach außen gerückt
ist. Im Apikalteil finden sich noch feine orangefarbige Schup-
pen eingesprengt. Die Fransen gleichfarbig. Die Hinterflügel
sind samt Fransen mennigrot, nur die äußerste Spitze und
Fransen beiderseits um die Spitze sind tiefschwarz.
Die Unterseite aller Flügel ist rot, die Spitze in breiter Aus-
dehnung schwarz, desgleichen in einer schmalen Linie der Vorder-
rand der Vorderflügel. Vorderflügellänge 6 mm, Exp. 12 mm.
Zwei frische 2 am 4. März in San’ä erbeutet.
Die Art steht der westafrikanischen Er. basistrigata WIsghm.
zunächst, von der sie sich (nach der Abbildung bei Walsingham,
Tr. Ent. Soc. London 1889, Pl.5) durch organgefarben Halskragen
und solche Vorderflügelzeichnung unterscheidet, in der die Basal-
strieme in der Mitte unterbrochen ist, und die Gegenflecke wei-
ter nach außen gerückt erscheinen. Auch fehlt bei Er. basi-
strigata der hier vorhandene schwarze Längsfleck am Rücken
der beiden ersten Hinterleibssegmente.
Die Apidae
der Hamburgischen Südarabien-Expedition
C. Rathjens—H. v.Wißmann.
Von J. D. Aliken, Bremen.
Unter den von Herrn Dr. Rathjens und Dr. v. Wißmann
auf ihrer Reise in Südwestarabien gesammelten Insekten befin-
den sich 20 Bienen-Arten. Von diesen hat sich eine als bis-
lang in der Wissenschaft noch nicht bekannt erwiesen; einige
andere sind vermutlich ebenfalls noch nicht beschrieben, es ist
aber vorläufig davon abgesehen, dies zu tun.
Ueber die Zusammensetzung der südarabischen Fauna nach
dem vorliegenden Bienenmaterial ein Urteil abzugeben, dürfte
nicht angebracht sein; dazu ist es nicht reich genug. Wie mir
scheint, treffen in dem Gebiete die paläarktische und die äthio-
pische Region zusammen. So ist Crocisa erythraeensis R. Mey.
bisher nur in Erythraea gefunden worden, und eine Halictus-
Art nach Mitteilung von Blüthgen mit solchen aus Rhodesia
nahe verwandt. Zwei Halictus- Arten, H, vestitus Lep. und
H. minutissimus W.K., sind in Mittel- und Südeuropa verbreitet.
Liste der Arten:
Colletes jemensis Nosk. — Sana. 49, 5 cd. Herr
Dr. J. Noskiewicz wird diese Art, die neu für die Wissen-
schaft ist, in seiner Monographie der Gattung Colletes beschreiben.
Halictus ilavovittatus W.F. Kirby. — Ich glaube die vor-
liegenden Stücke zu dieser mir nur nach der Beschreibung be-
kannten Art rechnen zu dürfen, die auch im Chitin vier helle
Hinterleibsbinden hat. Kirby gibt freilich an, daß das End-
segment beim 9 rot ist, was auf unsere Art nicht zutrifft.
Verwandt ist auch AH. nomiodes Friese vom Kilima Njaro,
von dem ich der Güte Herrn Professors Sjoestedt ein @ ver-
danke. Dieses hat aber dunkelgelbe Hinterleibsbinden und einen
gelbrot behaarten Thorax, die vorliegende Art dagegen elfenbein-
weiße Binden und graue Thoraxbehaarung.
San’ä. 10.—18. Febr, 29%, 1d; 1.—10. März, 5 d..
SEA E
var. rufobasalis var.nov. Wie die Stammform, aber 1. und
2. Rückenplatte des Hinterleibs am Grunde rot gefärbt, letztere
auch an der Spitze, manchmal auch die 3. Platte am Grunde.
In der roten Färbung der 1. Platte steht an den Seiten am Grunde
meist ein schwarzer, runder Flecken. In der Skulptur und
Punktierung stimmt die Varietät völlig mit der Stammform über-
ein. Hintere Schienen und Füße, manchmal auch die Mittel-
schienen sind gelbrot durchscheinend.
Wir haben es hier mit einer Rotfärbung zu tun, wie sie
bei der Gattung Halictus hin und wieder auftritt, so u. a. auch
bei H. calceatus Scop. und AH. albipes F.
San’ä. 10.—18,Febr., 10 2; 1.—10. März, 9 2. — Auf dem
Wege von Manakha nach Hodeida. 15.—18. März, 19.
H. gibber Vach. — Weg von Der-es-S-heil nach Badjil.
jardanı 2.9".
H. luripides Vach. — San‘ä. 1.—10. März, 39, 1d.
Blüthgen det.
H. minutissimus W.K. — Weg von Manakha nach Hodeida.
15.—18. März, 3%. Blüthgen det.
H. spec.? — San’ä. 10.—18.Febr., 19; 1.—10. März, 39.
Nach Blüthgen, dem die Art vorgelegen, äthiopisch, ähnliche
Arten in Rhodesia vorkommend.
H. vestitus Lep. var. — San’ä. 10.—18. Febr., 19,10;
1.-10.März, 690. Von Manakha nach Hodeida. 15.-18. März, 19.
Auch Blüthgen, der die Bestimmung nachprüfte, möchte an-
nehmen, daß diese Art vorliegt.
Sphecodes olivieri Lep. et Serv. — San’ä. 1.-10.März, 19.
Anthophora mediterranea Alfk. — San’ä. 10.—18.Febr.,
49,29; 1.-—10. März, 55, 89. Von Manakha nach Ho-
deida. 15.—18. März, 1 <.
Die Jemen-Stücke gleichen völlig den Mallorca-Stücken,
nach denen die Art aufgestellt wurde; vor allem besitzen sie
denselben Kopfschildflecken. Bei den arabischen Männchen ist
der Kopfschildfleck veränderlich: entweder ziemlich breit, oder
in drei Strichelchen aufgelöst, oder aus einem Strichelchen
bestehend. Diese verschiedenen Kopfschildzeichnungen dürften
auch bei den Mallorca-Tieren vorkommen. Ich sah bisher nur
ein Männchen von dort, bei dem der Fleck strichförmig ist.
A. leucomelaena D.T. (melaleuca Walk.).. — San'ä. 10. bis
18. Febr., 3 9: 1.—10. März, 12,10. Mir auch aus Aegypten
und vom Sinai bekannt. Da das Männchen dieser Art bisher
noch unbekannt geblieben ist, sei es nachfolgend beschrieben :
10 mm lang. Kopf unten lang abstehend weiß behaart. Ober-
kiefer gelb, dann rot, Spitze schwarz, zerstreut und fein punk-
tiert. Oberlippe fast quadratisch, dicht u. ziemlich stark runzelig-
punktiert, Vorderrand rötlich, Höckerchen klein, braunrot. Kopf-
schild gelb, seitlich mit kleinem, schmalem, schwarzem Fleck,
Vorderrand rotbraun gesäumt, sehr dicht abstehend weiß be-
haart, die Skulptur unter der Behaarung schwer zu erkennen,
anscheinend dicht und fein punktiert. Gesicht lang abstehend
weiß behaart. Scheitel mit vereinzelten weißen Härchen. Wangen-
anhänge fehlend. Fühler schwarz, Geißel unten schwach ge-
bräunt, das 2. Geißelglied kürzer als die beiden folgenden zu-
sammengenommen. Mesonotum, Pleuren, Sternum und Mittel-
segment weiß behaart. Mesonotum mit vereinzelten schwarzen
Härchen. 1.—5. Rückenplatte des Hinterleibs mit breiten, dün-
nen, weißen Haarbinden am Hinterrande, die nach vorn nicht
scharf begrenzt sind. 1. Platte ziemlich lang abstehend, locker
behaart, 6. Platte schwarzbraun behaart, 7. Platte rotbraun ge-
färbt, an der Spitze halbkreisförmig ausgeschnitten, sodaß seit-
lich zwei spitze Zähne entstehen. 2.—4. Platte vor den Binden
körnig punktiert und außerdem sehr fein chagriniert. Bauch
schwarz, dicht und fein runzelig-punktiert, die Hinterränder
schwarzbraun bewimpert, seitlich mit kleinen weißen Haarflecken
als Fortsatz der Haarbinden der Rückenplatten. Beine schwarz.
Alle Schienen, Vorder- und Mittelfersen außen dicht anliegend
weiß behaart. Vorderschienen unten lang abstehend weiß
behaart. Hinterfersen schwarz, am Grunde oben außen mit
kleinem weißem Haarfleck, innen der ganzen Länge nach
mit kurzen starren Borstenhaaren besetzt. Penicillus schwarz,
am Ende schwach aufgehellt. Schienensporen tief schwarz.
Flügel glashell, am Grunde ein wenig gelblich; Adern und Mal
schwarzbraun. Schüppchen gelbbraun, am Grunde dunkelbraun.
A. bimaculifera Walk. — San’ä, 1.—10. März, 19,10.
Ich glaube in dem vorliegenden Pärchen die Walk er'sche
Art, die von Harkeko, Küste des roten Meeres beschrieben
wurde, zu erkennen, zu der Deutung bin ich dadurch veran-
laßt worden, daß bei den vorliegenden Stücken, wie bei der
EAN
Art Walkers, Bauch und Beine rot gefärbt sind. Freilich
sollen auch die Fühler unterseits rot sein, was auf die vor-
liegenden Stücke nicht zutrifft. Da das X überhaupt noch
nicht bekannt gemacht und das, wie alle Walker schen Arten,
recht mangelhaft beschrieben ist, sei die Art nachfolgend be-
handelt:
O, 11 mm lang. Schwarz. Oberkiefer gelb, Spitze schwarz,
stark glänzend, zerstreut punktiert und gerieft. Oberlippe ein
wenig breiter als lang, kurz weiß behaart, dicht u. fein runzelig-
punktiert, gelb, Grund und Vorderrand schmal schwarz gesäumt,
die Höckerchen ausgedehnt schwarz gefärbt. Kopfschild mit
zwei großen schwarzen Flecken, nur die Mittellinie und der
Vorderrand schmal gelb; dünn abstehend weiß behaart, dicht
und ziemlich stark gerunzelt. Stirnschildchen mit dreieckigem,
gelbem Fleck. Wangen dicht weiß behaart, neben dem Kopf-
schild gelb gestreift. Stirn und Scheitel abstehend grauweiß
behaart, letzterer oben mit schwarzen Haaren untermischt; die
Skulptur dieser Teile ist unter der dichten Behaarung nicht er-
kennbar. Innere Augenränder nahezu parallel. Fühler schwarz,
Geißel unten kaum gebräunt, 2. Geißelglied länger als die drei
folgenden zusammengenommen, 3. Glied sehr kurz. Mesonotum
grau behaart, in der Mitte mit schwarzen Haaren untermischt.
Pleuren, Sternum und Mittelsegment weiß behaart. Punktierung
des Mesonotum fein und zerstreut, unter der Behaarung schwer
sichtbar. Rückenplatten des Hinterleibs schwarz, 1. bis 4. am
Hinterrande mit ziemlich breiten, weißgrauen (im frischen Zu-
stande wohl gelbgrauen) Binden, unter diesen sind die Ränder
gelb gefärbt. An der 3. und 4. Platte sind vor den Binden noch
zerstreute weiße Härchen sichtbar. 5. Platte ganz grau behaart,
in der Mitte mit samtschwarzem Haarfleck (wie bei A. byssina Klg.)
Bildung und Behaarung der Endplatte nicht zu erkennen, da
verschmiert. Bauch rot, die 5. Platte ein wenig verdunkelt;
die Platten in der Mitte sehr zerstreut, an den Seiten etwas
dichter punktiert, die Hinterränder mit feinen, in der Mitte
dünn, seitlich dicht gestellten, weißen Wimperhärchen besetzt.
Vorderbeine schwarz, Endglieder der Füße rotbraun, Mittel-
und Hinterbeine braun, Mittelhüften braun, alle Schienen und
Fersen außen weiß behaart; Schienenbürste oben weiß, unten
gelbrot, Penicillus schwarz; Schienensporen hellgelbrot. Flügel
ein wenig getrübt, Adern und Stigma braunschwarz, Schüppchen
rotbraun, außen gelb.
Re
cd. 9 mm lang. Dem % sehr ähnlich. Kopfischild ebenfalls
mit zwei großen, schwarzen Flecken, von etwa stiefelförmiger
Gestalt. Wangen ganz gelb. Fühlerschaft vorn gelb gefleckt,
2. Geißelglied etwas kürzer als das 3. u 4. zusammengenommen,
Thorax wie beim 9, Hinterrand der 1.—5. Rückenplatte des
Hinterleibs mit weißen Haarbinden, die allmählich bis zur 5. Platte
breiter werden; alle Hinterränder unter den Binden weißlich
durchscheinend. 7. Platte an der Spitze rot gefärbt, gerade ab-
gestutzt, an den Seiten mit gerader, ziemlich langer, hellgelber
Spitze. Bauchplatten in der Mitte verwaschen braunrot gefärbt,
an den Hinterrändern weißgelb durchscheinend, Wimperhärchen
schwächer als beim @. 6. Platte mit zwei flachen, rundlichen
Grübchen. Beine schwarz, nur die vier letzten Fußglieder, an
den Hinterbeinen auch die Fersen braunrot gefärbt, letztere an
der Spitze innen mit einem Kamm von kurzen, sehr dicht ge-
stellten Haaren besetzt. Flügel wie beim 9.
A. spec. nov.? A. crinipes F. Smith nahestehend. San’ä,
? 10. März, 195 1<@1.
Xylocopa aestuans L. — San’ä. 10.—18.Febr., 2 2; 1, bis
10. März, 69,7%. Hedjas: WadiFatimah, 10 km östlich Djiddah,
24. Dez. 1927, 1 J.
Apis mellifica L. subsp. unicolor Latr. var. fasciata Latr,
San’ä. 10.—18. Febr., 29, 1.—10. März, 49.
Ceratina tarsata F.Mor. — San’ä. 10.—18.Febr., 79,5;
1.—10. März, 30, 2 J. Zwischen San’& und Manakah, 12. bis
14.März, 19. Zwischen Manakha und Hodeida, 15.-18. März, 5 Q.
Crocisa dimidiatipunctata M.Spin. — San’ä. 1.-10.März,2 9.
C. circulata Alfk. — San’ä. 1.—10.März, 2 5.1 2: fraglich,
ob dazu gehörig.
C. erythraeensis R. Meyer. — Port Sudan, 28.Dez. 1927, 1,
Megachile submucida Alfk.? — In der Tihama zwischen
Hodeida und Der-es-S-heil. 11. Jan., 39. San’ä, 10.—18. Febr.
19. Die vorliegenden Stücke stimmen mit dieser Art überein,
zeigen aber auf der 6. Rückenplatte zwei kleine, rundliche weiße
Filzflecke.
Coelioxys penetratrix F. Smith, — Zwischen Hodeida und
Der-es-S-heil, 12.
Ausgegeben: 1. Juli 1930.
Beiträge
zur Lepidopteren-Fauna Zentral-Ungarns.
Von Franz Daniel und Dr. Lorenz Kolb.
(Fortsetzung.) HETEROCERA.
67. Procris pruni Schiff. u. Den. 12 W.VIL; auch von Pf. an-
68.
69.
70.
at,
12;
13.
gegeben.
Procris chloros Hbn. W. nicht selten.
Procris statices L. wie vorige, aber seltener. Anf. VII
Procris manni Led. 29 W. Ant. VI.
Zygaenen: Das W. erwies sich 1928 als sehr ergiebiges
Fundgebiet für diese Gattung und wird auch von Pf. als
solches geschildert. 1929 waren alle Zygaenen (u. Procris)
äußerst selten, sodaß kaum nennenswerte Fänge gemacht
wurden. Alle Einzelangaben dieser Gruppen beziehen sich,
soweit nichts bemerkt, auf Funde 1928. °
Zygaena purpuralis Brün. var. pluto OÖ. Im W. einzeln,
Anf. VII. schon stark geflogen. Nach Pf. VI. häufig.
ab. guinguemaculata Bsti. 10.
Zygaena punctum ssp. punctum O. Einzeln und zerstreut
im W. Mitte VIL vermutlich erst im Schlüpfen.
Zygaena cynarae var. puszfae Bgff. Nach den von Pf. aus
diesem Gebiet gebrachten Faltern beschrieben. Die Tiere
kommen im ganzen W. zerstreut vor und sind an einigen
Stellen, besonders an den Rändern häufig. Mitte VII. schon
stark geflogen. Die unausgesuchte Serie 1928 besteht aus:
170 5, 34 2 normal.
ab. confluens Bgff. 18 J, 8 2 und zwar:
6 0, 2® Verbindung Fleck 2-4
2 " are
IE Re, R N ee
Sr „ „ 1-+3; 2-4
6<&,3Q Verschmelzung aller Flecke.
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. XX. Jahrg. 1930. H. 2. 4
Sk;
75.
16.
71.
78.
ab. tricingulata Bgff. 1,1%.
ab. rubrianata Bgft. 1 cd.
aberratio. 19 hat den ganzen Hinterleib oben und
an den Seiten einfarbig rot, lediglich die Afterspitze bleibt
dunkel. Useits sind 3 Ringe rot geschlossen. Ferner
ist die Grundfarbe der Vfl. ober- und useits gleichmäßig
rötlich übergossen. Fleck 2 mit 4 verbunden.
Zygaena filipendulae L. var. pulchrior Ver. Einzeln. Eine
höchstens mittelgroße, stark metallisch glänzende Rasse mit
kleinen, aber intensiv leuchtenden Vil.-Flecken und sehr
schmalem, schwarzem Hilsaum.
Zygaena ephialtes ssp. ephialtes L.‘) In den ab. coronil-
lae Esp. und frigonellae Esp. nach unseren Beobachtungen
im ganzen W. sehr häufig. Von Pf. nur lokal und einzeln
angegeben. Eigenartig ist nach unserem Material die Ver-
teilung der beiden Formen auf die Geschlechter. 127 J,
70 2 von ftrigonellae stehen 18 J', 37 2 von coronillae
gegenüber, 1 @ hat Fleck 3 gelb.
Zysaena meliloti Esp. Von Pf. angeführt. Die Tiere sind
leider weggegeben, dürften aber wohl der ssp. dacica Car.
zugehören.
Zygaena laeta ssp. lae!a Hb. In wenigen stark ge-
flogenen Exemplaren im W. Nach Pf. Mitte VL einzeln.
Zygaena achilleae Esp. ssp. achilleae Esp. Die häufigste
Zygaene. Zirka 40°/, aller Tiere gehören zu costali-elongata
und basi-confluens n.c. Ferner finden sich nicht selten
folgende Abarten:
ab. analis-confluens n. c.
„ parallela n. c.
„ parvimaculata n. c.
„ crassimaculata n. c.
„ cingulata n. c.
!) Burgeff. determinierte eine ihm übergebene Serie als var. meridiona-
lis Bsff, Nach seiner Diagnose (Mitt. Mü.E.G. Jg.5 p. 69) hat diese Form
als Hauptrassecharakter Punkt 2 nur schwach gelb gefärbt, was nur auf
einen kleinen Teil der gefundenen Stücke zutrifft. Da nach seinen eigenen
Angaben in gleicher Arbeit (p. 67) die Typenrasse in Niederösterreich und
Ungarn fliegt, glauben wir mit Recht von obiger Determination abweichen
zu können.
1%
80.
8.
82.
83;
Zygaena carniolica ssp. onobrychis Esp. In einzelnen
frischen Stücken am Westrand des W. Die Art war 1928
wohl erst zum kleinsten Teil geschlüpft; 1929 war sie über-
haupt nicht da. Merkwürdigerweise erwähnt sie Pf, E. VL
als nicht selten.
1 5 fast ohne roten Hinterleibgürtel.
Syntomis phegea_L. Häufig im W. Außerordentlich auf-
fallend ist die Verschiedenheit der Jahrgänge 1928 u. 1929.
Während die 1928 gefundenen Tiere ausnahmslos durch
ganz besondere Größe, kräftige Zeichnungsanlage und vor
allem außerordentlich entwickeltes Abdomen, besonders bei
den © auffallen, die denen von marjana Stauder in nichts
nachstehen, sind die im kühlen Sommer 1929 gefangenen
Stücke nur wenig von Mitteleuropäern verschieden. Ledig-
lich die kräftige Entwicklung der weißen Flecke ist bei den
Jahrgängen gleich geblieben. Wir hatten die im ersten Jahre
gebrachten Stücke unbedenklich als gute, der var. pliniusStdr.
nahestehende Rasse betrachtet und möchten diesen Fall als
Beweis dafür anführen, welche Fehlschlüsse bei rassischer
Beurteilung mit Material eines klimatisch stark abweichen-
den Jahres entstehen können. An mod. wurden gefunden
mod. repicta Tti. 1928 alle 2 2; 1929 80°/, alle @ 9, ein-
zeln auch beim Jg.
mod. phegeus Esp. 10.
„ cloelia Borkh. 2 5 (1928 u. 29).
„ monosignata Tti. 1 cd.
Dysauxes ancillaL. Sehr häufig; die 5 bei Tag im Halb-
schatten der Robinienwälder fliegend und besonders nachts
am Licht. Die % 2 fliegen nur ungern auf und huschen
nahe dem Boden im Halbschatten, wo sie sehr schwer mit
dem Netz zu fangen sind; am leichtesten sind die 2 2
durch Schöpfen an schattigen Stellen zu erhalten. 9 9 oft
mit fehlendem Innenrandfleck.
ab. inops Dhl. Einzelne J'.
Roeselia togatulalis Hb. Von Pf. 1 Exemplar 1926 im VI.
erwähnt,
Roeselia albula Schiff. Im W. einzeln am L., darunter ein
sehr auffallendes 5, dessen sämtliche Flügel reinweiß sind;
nur der dunkelbraune Mittelschatten ist scharf durchgezogen,
4*
84,
85.
86.
87.
88.
89.
So.
IE
92.
93.
94,
rd
während der denselben umgebende dunkle Grund völlig fehlt.
Längs des Saumes der Vfl. sind als einziges weiteres Zeich-
nungselement ein paar braıune Schüppchen sichtbar. Das
Stück ist nur schwer als albula zu erkennen. Ein Stück
mit reduzierter Schwarzzeichnung, aber ebenfalls deutlich
erhaltenem Mittelschatten bildet einen Uebergang hiezu.
Celama centonalis Hb. Bei Tage unschwer an den Ro-
binienstämmen in Anzahl zu erbeuten, geht auch sehr gerne
ans Licht. In allen erdenklichen -Uebergängen von der
hellsten afomosa Brem. bis zu den dunkelsten Formen, so
daß sich ein Ausscheiden der zahlreich beschriebenen mod.
nicht lohnt.
C. cristatula Hbn. In wenigen Exemplaren 1929. L.
C. chlamitulalis Hbn. Einzeln M. VII. Tu. u. D.L.
Miltochrista miniata Forst. 3 5 1929. Ziemlich stark gelb
im Innenteil der Vfl., wie das wohl für südliche Tiere all-
gemein zutrifft. L.
Lithosia complanaL. Einzeln. L.
L. palliirons Z. 19. W.L.
Pelosia muscerda Hufn. Einzeln. W.L.
Phragmatobia iuliginosa L. Nicht selten amL. 1 5 mit
rötlich übergossenen Vfl. Hfl.-Schwarzzeichnung auf wenige
Außenrandpunkte reduziert, Vrand einfarbig rot.
Spilarctia lubricipedaL. Nicht selten. L.
Spilosoma urticae Esp. 1 5, 29. L. Verhältnismäßig
stark gefleckt (ab. pluripuncta Rbi.), aber am Fühlerbau sicher
zu erkennen.
Rhyparioidis metelkana Led. 10 5,2 @9. Diese begehrte
Spezialität Ungarns fanden wir nur die letzten Nächte 1928
in einem zu dieser Jahreszeit völlig ausgetrockneten Turjan
am Nordrand des W. Die Tiere scheinen sich nur an
Stellen aufzuhalten, wo dichte Büschel hoher, harter Schilf-
gräser in größeren Beständen zu finden sind, unter denen
Euphorbia pallustris wächst. Wir konnten sie hier sowohl
am Licht erbeuten wie auch mit der Handlampe suchen,
wobei das langsam fliegende Tier unschwer zu fangen ist.
Eine Kopula fanden wir gegen Mitternacht an Schilfgras.
93.
96.
91.
98.
2
100,
101,
102.
103.
104.
105.
Die { weichen erheblich von einander ab und finden
sich solche mit zeichnungslosen Vfl. und nur einem dunklen
Hfl.-Fleck, bis zu Tieren mit 6 Vfl.- u. 4 Hil.-Flecken. Die Q
lassen sich der geringen Anzahl halber nicht beurteilen.
Sämtliche Stücke sind tadellos, also um M. VII. wohl erst
am Schlüpfen (1928). Bei Tag konnten wir trotz angestreng-
testen Suchens keinen Falter auffinden.
1929 hatten wir leider nicht das Glück, metelkana noch-
mals zu fangen, wohl nur deshalb, weil die Flugzeit erst
nach unserer Abreise begann. Es empfiehlt sich also in
normalen Jahren die Art in der 2. Julihälfte zu suchen.
An erwähnter Stelle dürfte sie aber nicht mehr zu finden
sein, da selbe sicher noch im Laufe des Sommers 1929 der
schon sehr nahe herangerückten Kultivierung zum Opier fiel.
Arctia cajaL. Pf. berichtet: Bis M, VII. allerorts Massen
von Raupen, besonders an den die Straßen einfassenden
Robinienstämmen. Die Falter sind breiter weiß gebändert
als mitteldeutsche Stücke. Wir konnten A. VII. 29 nur zwei
Raupen auffinden, die leider eingingen.
Hipocrita jacobaeae L. Raupe allerorts im Waldgebiet.
Pf. fand M, VI Rp. und F. gleichzeitig.
Hypogymna mori L. Nach Pf. von M. VL auf Wiesen-
gelände nicht selten. Von uns nicht beobachtet.
Orgyia antiqua L. Einzeln. W.
Laelia coenosa Hb. 1928 an der gleichen Lokalität wie
R. metelkana, die J in Anzahl, © sehr selten am L. Die
erwachsene Rp. nachts an harten Gräsern gefunden. 1929
nur wenige, frisch geschlüpfte Stücke.
Stilpnotia salicis L. Einzeln. L.
Lymantria dispar L. Je 1 Stück als Raupe und Falter.
1 Gelege an einem Robinienstamm.
Euproctis chrysorrhoeal. 19 L..
Lasiocampa quercusL. Ein Stück von Pf. erwähnt.
Macrothylacia rubiL. Die jg. Rp. in Anzahl beobachtet.
Epicnaptera tremulifolia Hb. var. ambigua Stgr. Die 5
zahlreich am L. Eine jg. Rp. M. VIL 1929 von Pappel ge-
klopft ging leider ein.
ee
106. Gastropacha querciiolia L. var. meridionalis Horm. 2
von leuchtend gelbbrauner Grundfarbe und mäßig stark an-
gedeuteten Bindenzeichnungen. L.
107. Dendrolimus pini L. Eine Anzahl, der rotbraunen und
grauen Form angehörend. D.L.
108. Drepana falcataria L. Einzelne Stücke der 2. Gen. L.
109, Drepana binaria Hufn. 29 W. 2. Gen.
110, Cilix glaucata Scop. Eine kleine Serie, teils in der Spät-
dämmerung um Schlehenbüsche fliegend, teils auch am L.
gefangen. 2. Gen. Die Tiere fallen durch beträchtliche Re-
duktion aller dunklen Zeichnungselemente auf und nähern
sich ziemlich stark der var. (gen. aest.) aeruginata Tti. aus
Süditalien.
111. Saturnia pyri Schiff. Auf einem mittelgroßen Obstbaum
10 erwachsene Rp, gefunden.
112. Sphinx ligustriLl. Oefter amL. in einer ziemlich kleinen
und hellen 2. Gen. wie eine erwachsene Raupe bewies, die
Anfang VIII. den Falter lieferte.
113. Sphinx pinastriL. Einzeln. L.
114. Smerinthus ocellata L. Von Pf. in wenigen Stücken für
VIL angegeben. 2. Gen.
115. Amorpha populi L. Sowohl Falter wie Raupe M.VII. Es
ist eine sehr große 2. Gen. mit grauer wie brauner Grund-
farbe.
116. Haemorrhagia tityus L. Einzeln an den Waldrändern.
Il. Gen.
117. Macroglossum stellatarum L. Raupen und Falter allent-
halben gemein.
118. Celerio euphorbiae L. Sowohl an den heißesten Sand-
hügeln der Pußta wie in den Turjanen an Euph. palustris
einzelne Raupen gefunden, jedoch nur 1 männlichen Falter
erhalten. Pf. traf jahreweise die Rp. zahlreich an. Das ge-
schlüpfte 5 gehört einer großen, hellen Südrasse an.
119, Pergesa porcellus L. Falter und Raupe gefunden, letztere
entwickelte sich Ende VII. zur 2. Gen. Die Stücke haben
sehr wenig Rot.
120.
121.
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126.
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131,
132.
ea
Cerura bifida Hbn. Eine Anzahl M. VII. 1929 geklopfter
Raupen lieferten Ende VII bis M. VIIL den Falter, 2. Gen.
1% am L. gefangen.
Dicranura vinulaL. Einige J. L.
Drymonia querna F. Selten. L. W. 2. Gen.
Notodonta dromedarius L. Eine erwachsene Rp. lieferte
A. VIIL den Falter. 2. Gen.
Notodonta phoebe Sieb. 1 5 1929 im Turjan am Licht,
sicher aus dem nahen Walde zugeflogen. Das einzige Stück
gestattet natürlich keine sicheren Rückschlüsse auf die Rasse-
merkmale. Es ist viel heller als unsere dunkle Form, mehr
weißgrau, ähnlich der südtiroler var. teriolensis Dannehl, mit
auffallend breiter hellbrauner Binde im Saumfeld und star-
ker Einmischung von gleicher Farbe im Mittelfeld, nament-
lich in der Hälfte gegen den Innenrand. Es ist auch größer
als unsere Stücke, erreicht jedoch nicht die Größe der süd-
tiroler Rasse.
Spatalia argentina gen. aest. pallidior Horm. 1% 9. VIL
1928 L. W.
Lophopteryx camelina L. Ein stark geflogenes S' 8. VII.
1929 W. L.
Pterostoma palpina_L. Einige 5 L., auch die Raupe be-
obachtet. 2. Gen.
Pygaera curtulaL. Einzelne 5 L. Sie gehören der hel-
leren 2. Gen. an. Ein 5 vollständig weißgrau mit viel ge-
ringeren Färbungskontrasten.
Pygaera pigra Hufn. Zahlreich. L. 2. Gen.
Palimpsestis ocularisL. Selten. L. Auch die Rp. gekloptt,
die A. VIIL den Falter liefert. 2. Gen.
Psychiden: Sämtliche Arten dieser Familie wurden von
Herrn Dr. Wehrli-Basel determiniert, wofür auch an dieser
Stelle bestens gedankt sei.
Pachythelia villosella. Selten. L.
Amicta ecksteini Led. Von Pf. 9. VIL. in einigen Stücken
im W, gefunden.
133:
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135.
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137.
138.
139
140.
141.
142,
143,
144,
I
Psyche viciella Schiff. 55 1928, einzeln, 1929 zahlreich
am L., besonders in den Tu. Fliegen nur von der Spät-
dämmerung bis gegen 21h an. Auch von Pf, angegeben.
Apterona crenulella Brd. helix Sieb. Zahlreich bei Ta.
im alten Friedhof sowie über das ganze W. verbreitet, Es
wurden zahlreiche Säcke sowohl von den Stämmen der
Robinien, dem einzigen Aufenthaltsort der verpuppungs-
reifen Raupen, wie auch von Astgabeln und frischen Blät-
tern höherer Zweige abgenommen, ohne männliche Falter
zu erzielen. Nachdem auch ein Anflugversuch mit frisch-
geschlüpften @ © erfolglos blieb, ist wohl nicht anzunehmen,
daß diese Gegend crenulella 5' beherbergt.
Rebelia surientella Brd. 1929 zwei J am L., auch den
weiblichen Sack im W. gefunden.
Fumea casta Ball. 19 W.
Bacotia sepium Spr. 1 10.VIL 28. Tu. L.
Chamaesphecia bibioniformis Esp. Einzeln auf Stroh-
blumen saugend angetroffen. D.
Hypopta caestrum Hbn. 1929 in wenigen männl. Stücken
im D, amL.,
Dyspessa ulula Bkh. Ein wohl verspätetes frisches 5’ am
8. VIL im D. amL.
Phragmataecia castaneae Hb. u. mut. melaina Daniel. Über
die Beobachtungen bei dieser Art im Jahre 1928 wurde be-
reits in einem eigenen Artikel dieser Zeitschrift (Jg. 18 p. 81)
ausführlich berichtet. Die Erfahrungen 1929 bestätigten die
hier niedergelegten Beobachtungen vollkommen, auch die
auffallende mut. melaina wurde abermals in einem männ-
lichen Exemplar erbeutet, das fast vollkommen der auf der
rechten Reihe unter Nr. 3 in genannter Arbeit abgebildeten
Type gleicht.
Oxycesta geographica F, 1928 nur zwei J’J der 2.Gen.,
da die Art eben im Erscheinen war; 1929 in Anzahl amL.
Auch Pf. erwähnt sie als nicht selten. Die Schärfe der
Zeichnung schwankend. |
Simyra nervosaF. Nur 1929 am Nordende des W. in
einigen JS am.
Arsilonche albovenosa Goeze. Sowohl 1928 als auch häu-
figer 1929 im Tu. am L. Die Grundfarbe wechselt von weiß-
145.
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193.
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156.
197,
N
lichgelb bis rötlichgelb; Tiere mit stark ausgeprägter Zeich-
nung überwiegen. Die R. wurde am 12.VIl. 28 nachts an
Gräsern erbeutet.
Acronicta megacephala F. Eine R. von Pappeln geklopft.
Der F. schlüpfte am 2. VIII. 29.
Acronicta ligustriF. Eine R. geklopit, aus der sich am
25. VII. 29 der F, entwickelte.
Acronicta tridens Schiff. Aus einer im W. gefundenen R.
schlüpfte am 6, VIII. 29 ein 9.
Chamaepora rumicis L. Einzeln im Tu. als auch im D.
Metachrostis raptricula Hbn. Ein © Ta. am 14. VIl. 28
bei Tag an einer Hausmauer sitzend.
Metachr. algaeF. 2 Q 2 im W. am L. Außerdem wur-
den noch folgende mod. gefunden:
mod. degener Ep. 15 W.;
„ mendaculaHbn. 19 W.;
„ calligrapha Bkh. 10 Ta.
Euxoa obelisca Schiff. 2929 in der Form fictilis Hbn.
kamen 1929 im D. ans L. Bei einem Stück ist das Bunt-
farbige dieser Form sehr ausgeprägt. (Dr. Corti det.)
E. nigricans rubricans L. 1928 1 5 Ta. 2 weitere Sc
1929 im D. am L. (Dr. Corti det.)
Rhyacia vestigialis Rott. Am 5. VII. 29 1 05 D. amlI.
Das Stück ist klein, die Grundfarbe sehr hell, fast weißlich,
sodaß die stark dunkel gefärbten Makeln, vor allem die
Zapfenmakel kräftig hervortreten. Die Ringmakel ist klein
und stark in die Länge gezogen. Die Querlinien sind in
der Grundfarbe fast verschwunden, die schwarzen Zähn-
chen vor der Submarginallinie weitgehend verkleinert.
(Dr. Corti det.)
Rh. ypsilon Rott. 1 5 1928 im Tu. am L.
Rh. festiva Schiff. Ein ganz defektes Stück, das im W.
gefangen wurde, dürfte hierher gehören.
Rh. c-nigrum L. Einige R., die wir auf Verbascum fanden,
ergaben E, VII. 29 den Falter.
Rh, triangulum Hufn. 19 imW. am L.
158.
159.
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161.
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168.
169.
170.
171.
172.
173.
174.
175.
a
Rhyacia sigma Schiff. 1 5 im W. am L.
Rh. ravida Schiff. Im W. am L. Insbesonders 1929 in
Felsö-Peszer in Gebäuden aufgefunden. Vorwiegend 29€.
Rh. praecoxL. Ein kräftig gezeichnetes / im W. am L.
Actinotia radiosa Esp. In einzelnen Stücken im D.
Barathra brassicae L. Ein stark geflogenes Stück Felsö-
Peszer 1929.
Scotogramma trifolii Rott. In einigen Stücken von sehr
verschiedenem Aussehen im ganzen Gebiet amL. Vertreten
sind die Formen: saucia Esp. und farkasii Tr.
Sc. dianthi Tausch. Ein ziemlich dunkles Stück 1929
am I
Polia dissimilis Knoch. Einzeln im W. amL., darunter je
1 5 von den Formen suasa Bkh. und w-latinum Esp.
P. aliena Hbn. Je ein J' in Ta. und Tu. am L.
P., oleraceaL. Ein 5 der Form obscura Spul. im W. amL.
P. serena Schiff. 19 im W. am L.
Harmodia bicruris Hufn. (= capsincola Espp.) 19 im W.
am L.
H. lepida Esp. (=carpophaga Bkh.). 1% aus einer in Si-
lenekapseln eingetragenen R. schlüpfte im VIII. 29,
Aplecta advena Schiff. 1 5 1929 imW.amL. Zeichnung
wenig hervortretend.
Epia irregularis Hfn. Diese 1928 nicht beobachtete Art
fing Pf. am L, während wir sie 1929 in einigen Stücken
bei Tag auf Blüten fanden. Die Tiere fallen. durch die
dunkle Färbung auf.
Trichoclea albicolon Sep. Einzeln im D. am L.
Hyperiodes turcaL. Einzelne Jg’ am L. im W.; auch
schon von Pf. beobachtet. 1 J’ vom Jahre 1929 besizt eine
derart dunkle Sprenkelung, daß es dunkelbraun übergossen
aussieht.
Sideridis impura Hbn. Wenige SQ einer dunklen Form
am L. D. und Tu.
176.
Bid.
178.
119.
180.
181.
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188,
189.
190:
19%
192,
193.
194,
195.
EN, ==
Siderdis pudorina Schiff. Sowohl die Stammform als auch
die Form impudens Hbn. in einigen Stücken im ganzen Ge-
biet am L.
S. pallens L. 1929 eine kleine Zahl von kräftig ocker-
gelben Stücken am L. im Tu.
Cuculia umbratica L. In Anzahl sowohl in Ta. als auch
im W, abends an Blüten, besonders Echium, schwärmend.
Gehen nur selten ans L.
C, verbasciL. Aus R., die wir an der Useite von Blättern
von Verbascum fanden, schlüpften im IV. 30 die Falter.
C. thapsiphaga Tr. Die R. wurden zahlreich auf Wald-
lichtungen an den Blüten einer Verbascum-Art gefunden.
Der größte Teil davon war gestochen.
Lithophane socia Rott. Aus einer R. entwickelte sich Mitte
VII 29 ein F., der zur Form umbrosa Esp. gehört.
Calophasia lunula Hfn. Bei Tag am Waldrand fliegend.
C. casta Bkh. 1928 ein 5 auf Helichrysum sitzend bei Tag
gefangen; 1929 zwei Stück am L.
Amathes iners Germ. In der Form suspecta Hbn. 1928
in Anzahl am L. sowohl im W. als auch im Tu.
Amphipyra tragopogonis L. Im W. einzeln am L.
Dipterygia scabriusculaL. 195 imW.
Parastichtis sublustris Esp. 1 5 Ta. am L.
P. ophiogramma Esp. Einzeln im W. und im Tu. am L.
Eine Kopula wurde am Schilf sitzend gefunden.
Oligia strigilis Cl. Ein @ der Form lafruncula Hbn. (die
jetzt als eigene Art gilt) im W. am L.
O. bicoloria Vill. Je ein im W. und in Ta. am L.
Epimecia ustula Frr. In wenigen Stücken im D. am L.
Athetis alsines Brahm. 1 imW. am L. Auch von Pf.
E. VL am L. erwähnt.
A. respersa Schiff. Von Pf. A.VII einzeln gefunden.
A. pulmonaris Esp. In wenigen Stücken von kontrast-
reicher Zeichnung im D. am L.
A. fuscicornis Rmb. Von Pf. E. VL 1 Stück erwähnt.
196.
197.
198.
199.
200.
201.
202,
203.
204,
2035.
207.
208.
209,
210.
ee
Acosmetia caliginosa Hbn. Im D. in einigen Stücken 1929
am L.
Psilomonodes venustula Hbn. 15 imW. amL,
Gortyna leucostigma Hbn. Einzelne Jo im Tu. am L.
Pyrrhia umbra Hfn. Ein imW. am L.
Calymnia diifinisL. 109 imW. 1929 am L.
C. trapezina L. Sowohl die Stammform als auch die Form
rufa Tutt im W. amL.
Archanara algae Esp. 1929 ein 5’ im Tu. am L.
A.neurica Hbn. 1 7 im D. am L.
Calamia virens var. immaculata Stgr. Nicht selten im W.
teils am L., teils bei Tag im Sonnenschein fliegend oder auf
Blüten saugend. Die Form immaculata ist für das Gebiet
nicht als mod., sondern als Rasse zu werten.
Aegle koekeritziana Hbn. Im D. in einigen Stücken am
L., darunter auch solche mit fast verloschenen Pünktchen
im Zellende (= mod. suffumala Stgr.)
‚ Chloridea dipsacea L. Allenthalben am Waldrand und in
der Pußta bei Tag schwärmend. Bei einem 5’ sind oseits
die Zeichnungen verwischt und mehr olivengrün, useits sind
die sonst graubraunen Zeichnungen gelbrot. Die Raupe an
Helichrysum.
Ch. peltigera Schiff. Die von Pf. als zahlreich in früheren
Jahren gemeldete Art von uns selbst im Wanderjahr 1928
nur in einem Stück gefunden. 1929 fehlte sie ganz.
Porphyrinia noctualis Hbn. (=paula Hbn.). Die Falter
bei Tag aus ihrer Futterpflanze (Helichrysum arenarium)
aufzuscheuchen, worauf sie sich nach kurzer Flugstrecke
wieder setzen. Die Grundfarbe schwankt zwischen rötlich-
gelb und grünlichgrau; der Mittelschatten unter der Flügel-
mitte ist zum Teil rein orange, zum Teil rein grau.
P. pannonica Frr. Diese Art kommt an denselben Stellen
wie nociualis vor und zeigt auch dieselben Lebensgewohn-
heiten. Von uns wurde nur 1 J 1928 erbeutet, während
Pf. sie in früheren Jahren in mehreren Exemplaren fing.
P. purpurina Schiff. Ein der Sommerform secunda Stgr.
zugehöriges 2 im D. amL.
211,
212,
213.
Lithacodia fasciana L. Allenthalben u. nicht selten‘ am L.
Im allgemeinen zeigen die Stücke Neigung zur Reduzierung
des Weiß im Saumfeld.
L. deceptoria Scop. Nur ein f im W. am L.
Eustrotia uncula Cl. Zahlreich im Gebiet, besonders im Tu.
am L. Der größte Teil der Tu-Tiere zeigt eine auffällige
Rottönung der Vfl. Oseits: Die Grundfarbe der Vil., die
bei Vergleichstieren auch anderer Herkunft olivenbraun ist,
geht bei diesen Stücken in ein warmes Rotbraun über. Die
Verdunkelung der Grundfarbe gegen den hellen Costal-
streifen zu ist besonders ausgeprägt. Der fleischfarbene
Strich längs des Vrands ist mehr oder minder rötlich über-
gossen, bei einzelnen Stücken fast rosa. Diese Rottönung
erstreckt sich auch über die sonst bräunlich-fleischfarbene
Ausfüllung der Nierenmakel. Die sonst helle Linie vor dem
Außenrand ist nur schwach angelegt und gelblich; auch
fehlt die bei verschiedenen Vergleichstieren auftretende
weißliche Aufhellung saumwärts dieser Linie den Tieren
vollständig, an ihre Stelle tritt vielfach ein ausgesprochen
rötliches Band. Das übrige Außenfeld zeigt durchwegs
eine rötliche Tönung, die sich häufig auch auf die Fransen
erstreckt. Die Hfl. sind ebenfalls etwas rötlich angehaucht,
vor allem zeigen die Fransen einen rötlichen Schimmer.
Unterseits: Am Costalrand und am Apex der Vil. ist eine
kräftige, rote Tönung vorhanden. Die Schwärzung der Flügel-
mitte ist etwas intensiver als bei Vergleichstieren. Die Hil.
zeigen am Apikalteil dieselbe rote Färbung wie die Vil.
Der Diskalpunkt ist stets kräftig ausgeprägt, während er
sonst häufig fehlt.
Die Beschuppung des Thorax ist braun, aber reichlich
mit roten Schuppen durchsetzt.
Als Vergleichstiere lagen vor:
1) Eine größere Serie aus verschiedenen Orten Südbayerns
(aus Sammlungen Osthelder, Daniel und Dr. Kolb).
2) 2 Stücke aus Terlan in Südtirol.
3) 1 Stück von Kassakewitsch (Ussuri).
4) 1 Stück von Forst Tharau (Ostpreußen).
5) 3 Stücke von Reval (Estland).
6) 1 Stück von Freiburg (Baden).
7) 1 Stück von Sattnitz (Kärnten).
ee
8) 1 Stück von Ungarn.
9) 1 Stück von Sutschan (Sibirien),
Die Nr. 2—4 aus Sig. Osthelder;
5—9 aus Sig. des Bayer. Staates durch Baron Dr. v. Rosen.
Unter all diesen Tieren ist nur bei Nr. 8 und in geringem
Maße bei Nr. 2 eine ähnliche Rotfärbung zu erkennen. Diese
rote Form fingen wir nur in den Tu, wo sie 1928 viel reicher
vertreten war als 1929, In den übrigen Gebieten kamen unter
den nicht allzuselten anfliegenden Tieren niemals rotübergossene
vor, so daß der Schluß berechtigt ist, daß es sich um eine
dem Tu. eigene Form handelt, die als rufotincta ssp. nova
(Dr. Kolb) bezeichnet sei.
214. Eustrotia olivana Schiff. (= argentula Hbn.). In nur 1 9’ im
Tu. amL.; auffällig durch eine kräftig dunkle Begrenzung
der Außenseite der äußeren Querbinde.
215. Erastria trabealis Sccop. Am Waldrand und im Tu. nicht
selten amL.; nach Pf. in früheren Jahren äußerst häufig.
216. Tarache lucida Hin. Die von Pf. Anf. VII. in den östlichen
Sandhügeln in sehr hellen Stücken gefundene Art kam uns
1928 nicht zu Gesicht; 1929 fanden wir sie in Mengen auf
Brachäckern bei Felsöpeszer. Außer der Stammform sind
noch die benannten Formen albicollis F., lugens Alph. und
insolatrix Hbn. festgestellt worden.
217. T. luctuosa Esp. Wird von Pf. als überall äußerst häufig
ab Anfang VI, erwähnt. Uns kam die Art nicht zu Gesicht.
218. Earias vernanaHbn. in einigen Stücken im W. am L.
219. E. hloranaL. 1 Stück am Nordende desW. am L, 5. VII. 29.
220. Hylophila prasinanaL. 19 12. VII. am L.
221. Catocala nuptaLl. und
222. C. puerpera Giorn. Beide Arten von Pf. Anf. VIL als sehr
häufig erwähnt. Von uns wurde nur am 13. VII. 28 bei Tag
eine Catocala aufgescheucht, deren Artzugehörigkeit mit
Sicherheit nicht feststellbar war, wahrscheinlich aber war
es nupta. Die R. von puerpera klopften wir erwachsen
am 13. VIL 29 am Nordende des W. von Pappelgebüsch und
erzielten daraus Ende VII. bis Anf. VIII. die Falter.
223. Gonospileia elyphicaL. Am Waldrand sehr einzeln.
224.
223.
226.
227.
228.
229,
230.
231:
232.
233:
234.
233.
236.
251:
gg
Gonospileia triquetra Schiff. Sehr einzeln; bei Felsöpeször
bei Tag, am Nordrande desW. am L. gefangen.
Phytometra festucaeL. Ein S am 3.VIL 29 im Tu. amL.
erbeutet.
Ph. gammaL. Allenthalben häufig, im allgemeinen kleiner.
Scharf gezeichnet. Nach Pf. in manchen Jahren in Un-
massen.
Ph. confusa Steph. (= gutta Guen.). Einige ”’Q amL. 7.bis
9, VII. im W. und im Tu.
Scoliopteryx libatrixL. Einzeln im Gebiet amL. und am
Köder. |
Toxocompa. Ein J’ Vertreter dieser Gattung kam am 7. VIL
im W. ans L., jedoch so abgeflogen, daß eine Determination
fast unmöglich; wahrscheinlich viciaeL.
Colobochyla salicalis Schiff. 1 5 am 4. VIL im Wald-
gebiet am L.
Prothymia viridaria Cl. Im Wald sowohl am Tag fliegend
als auch nachts ans Licht kommend. Die Formen ab. fusca
Tutt. und ab. aenea Hbn. finden sich unter der Art.
Rivula sericealis Scop. Nach Pf. ab Mitte VL nicht selten,
von uns jedoch nur in einem einzigen 5 angetroffen, der
am 12. VIIL. im Tu. ans L. kam.
Simplicia rectalisEv. Ein J in Ta. am L. 3. VIL 28.
Zanclognatha tarsiplumalis Hbn. Ueberall, besonders aber
im feuchten Waldgebiet sehr häufig ans L. kommend;
Z. tarsipennalisFr. Nach Pf. vom Ende VI. an im feuchten
Waldgebiet häufig (ob nicht Namensverwechslung mit der
vorigen Art vorliegt?)
Herminia tentacularia L. Nach Pf. ist die 1. Generation
ab Mitte VI. im Waldgebiet nicht selten; von uns wurden
1928 nur wenige Exemplare am L. sowohl in Ta. als auch
im W. festgestellt; 1929 fanden wir die Art nicht.
H. derivalis Hbn. Ueberall häufig am Licht; im Gegensatz
zu tarsiplumalis auch bei Tag öfters aus Gebüsch aufscheuch-
bar. Die Färbung der Tiere geht von hellockerig bis dunkel-
braun. Auch die Querlinien (innere und äußere) schwanken
in ihrer Stärke sehr, bei 3 5’ sind sie nur mehr sehr schwach
238.
23%
240.
241.
242,
243,
244,
245.
246.
247.
248,
249,
250.
vorhanden. (mod. delicata Dannehl). Die subterminale Linie
bei einigen Exemplaren jedoch sehr deutlich. Einzelne sehr
verdunkelte Stücke haben im Außenfeld der Vfl. eine Reihe
kräftiger dunkler Flecke (mod. fangalis Dannehl).
Hypena rostralisL. Eine Anzahl 5 und @ sowohl in Ta.
als auch im W. am I.
Orthostixis cribraria Hbn. Ein 5 am Nordende des W. am
Baumstamm sitzend gefunden. 1929.
Pseudoterpna pruinata Hbn. Eine Anzahl ZQ teils bei
Tag auf den Waldwiesen, teils nachts am L. gefangen; nach
Pf. Ende VI bis Anf. VIL nicht selten.
Thalera fimbrialis Scop. Im W. amL. ab 6. VIL
Chiorissa pulmentaria Guen. 1 J imW. amL. 4. VIL
Hemistola chrysoprasaria Esp. (= vernaria Hbn.). Einzelne
dc im Wald amL. Ein Tier von 1928 zeichnet sich durch
geringe Größe aus.
Rhodostrophia vibicaria Cl. strigata Stgr.. Von Pf. ab An-
fang VII. im ganzen Gebiet als ziemlich einzeln angeführt;
von uns wurden sowohl JJ als 2 Q in Ta. und auch im
W, amL. erbeutet. Auch bei Tag vereinzelt aufgefunden.
Bei allen Tieren sind die roten Linien nur ganz schwach
angelegt; Stammform oder wenigstens Uebergänge sind nicht
unter den Tieren, so daß sfrigata hier als ausschließliche
Lokalrasse anzusehen ist.
Timandra amata L. Im ganzen Gebiet festgestellt, die
Schräglinie wechselt von sehr kräftig bis zu ganz schwach.
Acidalia immorataL. 1 Stück im Tu. am L. 13. VIL
A. rubiginata Hin. Die von Pf. als nicht selten im trockenen
Wiesengelände gemeldete Art wurde von uns in allen Ge-
bieten einzeln am Tag, häufiger am Licht erbeutet. 1928
war die Art wesentlich seltener.
A. marginepunctata Goeze. Vereinzelt im W. am L.
A. immutataL. Von Pf. Ende VI. in den Tu. als nicht selten
angegeben. Von uns sowohl in Ta. als auch im Tu. am L,
gefangen, 1929 viel häufiger als 1928.
A. corrivallaria Kretschmar. Im Tu. in Anzahl amL. 11. bis
13. VIL. 1928. Im Jahre 1929 ziemlich einzeln.
251.
252.
253.
254.
259.
256.
257.
258.
239.
260.
261.
262.
Ben
Acidalia virgulata Schiff. (= strigaria Hbn.). Von Pf. zwei
Exemplare der 1. Gen. am 26. VI. gemeldet; in jedem Jahr
wurden uns einige Stücke zur Beute. Binden sehr deutlich.
A.flaccidaria Z. Nur 1929 in den ersten Julitagen in we-
nigen Stücken im Tu. amL. Die Tiere zeigen schwach gelb-
liche Grundfarbe. Der schräge Mittelschatten quer durch
die Flügel ist z. T. kräftig ausgebildet, die Distalfleckchen
dagegen z.T. sehr schwach.
A. nigropunctata Hin. (= strigilariaHbn.). Sowohl von Pf.,
als auch von uns im Waldgebiet einzeln gefunden.
A. ornata Scop. Nach Pf. ab Mitte V. im offenen Wiesen-
gelände nicht selten. Kam uns im ganzen Gebiet unter,
geht auch ans Licht.
A. decorata Schiff. 1929 kam 1 J in den nördl. D. ans
Licht. 4. VIL
Ptychopoda aureolaria Schiff. (= trilineata Scop.). Einzeln
im Wald am Tag gefangen.
P. ochrata Scop. Ueberall; hauptsächlich bei Tag fliegend,
kommt jedoch auch einzeln ans Licht.
P. rufaria Hbn. 2 ZZ kamen 1929 ans L., während 1928
die Art nicht festgestellt werden konnte.
P. sericeata Hbn. . Von Pf. ab Ende VI. im trockensten
Gelände als nicht selten gemeldet. Uns kam die Art 1928
nicht unter, 1929 war sie nicht selten im Nordteil des W.
am |.
P. moniliata Schiff. Am L. in dem D. des nördl. W. in
wenigen Stücken.
P. serpentata Hufn. (similata Thnb.). Pf. meldet die i. Gen.
ab Mitte VI. als nicht selten; wir fanden nur wenige Stücke
bei Tag imW. und bei Ta. Ein Stück macht einen ganz
eigenartigen Eindruck, da es zwar die Bindenzeichnung
und den Mittelpunkt der Hil. wie die serpentata zeigt, die
Fransen jedoch kräftig braun sind, ähnlich wie bei flavio-
laria.
P. muricata Hufn. Die rote Bestäubung des Vil.-Diskus ist
immer nur schwach angelegt. Von uns jedes Jahr nur
je 1 Stück gefunden.
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. XX. Jahrg. 1930. H.2. 5
N
263. Ptychopoda dimidiata Hufn. In wenigen Stücken (SQ)
jedes Jahr im W. bezw. im Tu. am L. gefangen.
264.P. seriata Schrk. (= virgularia Hbn.). Nach Pfeiffer ab Mitte
. VL im trockenen Waldgebiet in der 1. Gen. nicht selten.
2653.
266.
267.
268.
269.
270.
271.
212.
273.
Von uns nur wenige, darunter ein aberratives Stück ge-
gefunden. Die Tiere neigen mehr zur cubicularia Peyer
(= bischoffaria Lah.).
P. sylvestraria Hbn. (= straminata Tr.). In wenigen Stücken
1929 im W. amL.
P. laevigata Scop. Selten im ganzen Gebiet, ans Licht
kommend.
P. herbariataF. Ein JS in demD. am L. 1929.
P. trigeminata Haw. Von uns in einigen Stücken im W.
am L, erbeutet.
P. rusticata Schiff. Pf. fand die Art bei Tag nicht selten
an Robinienblättern sitzend, besonders an Straßen; von uns
wurde die Art zahlreich am L. sowohl als auch im Tu, ge-
fangen. Die Tiere flogen auch gerne nachts um kleine
Büsche. Der Färbung nach können die Tiere zur f. vulpi-
naria H.Sch. gezogen werden. 1929 war die Art wesent-
lich seltener.
P. dilutaria Hbn. Pf. fand die Art Ende Vl. im lichten
Waldgebiet. Uns kam sie zahlreich im W. ans Licht. Ein
Stück weist eine verdunkelte innere Linie auf.
P. fuscovenosa Goeze. Sowohl von Pf. EndeVlI., als auch
von uns zahlreich im ganzen Gebiet festgestellt. Kommt
gerne zum Licht.
P. humiliata Hufn. Pf, erwähnt die Art von Ende VI. an
besonders im Sandgebiet als äußerst häufig; 1928 kamen
uns lediglich 2 Stücke unter (Ta., W.). 1929 dagegen war
die Art allenthalben besonders im Tu. ein häufiger Gast
am L. Die Bindenzeichnung ist.bei einzelnen Tieren sehr
kräftig.
P. deversaria H.Sch. Eine im ganzen Gebiet vorkommende
Art. Ein & ist durch einen deutlich ausgeprägten Mittel-
schatten ausgezeichnet.
a
274. Ptychopoda aversataL. Sowohl in der Stammform als ins-
213.
276.
277,
2718.
29:
280,
besonders in der ab. remutata L. (== spoliata Stgr.) im gan-
zen Gebiet nicht selten am L.
Cosymbia Hbn. orbicularia Hbn. Je 1 5 Ende VI. bezw.
Anf.VIL. am L. Ta. undW.
C. porataL. Die von uns nicht aufgefundene Art fand Pf.
nicht selten auf den Waldwiesen.
C. punctariaL. Ein 5 mit kräftig entwickelten Binden und
Randflecken, die viel Rot enthalten, im D. am L.
Lythria Hbn. purpurariaL. Sowohl in der Stammform
als auch in der einfarbig gelben Iutearia Vill. nicht selten
an trockenen Stellen; Sommergeneration.
Ortholitha Hbn. coarctaria Schiff. Mitte Mai nach Pf. an
den Waldrändern einzeln.
Mesotype Hbn. virgata Hufn. Die Art kam zahlreich im Tu.
ans Licht, wurde aber auch im Waldgebiet, selbst bei Tag
gefunden. Die Tiere gehören der 2. Gen. an (= gen. aest.
diluta). Bei einigen Stücken fehlt das schwarze Diskal-
pünktchen der Vil. (ab. impunctata Petersen). Die Tiere sind
im allgemeinen weniger kontrastreich. gezeichnet als süd-
deutsche.
281. Minoa Fr. murinata Scop. Von uns die 2. Gen. 1928 in ein-
282.
zelnen Stücken, 1929 viel häufiger imganzen Gebiet gefunden,
nach Pf. ist auch die 1. Gen. Anf, V. nicht selten. Nach der
Färbung sind Uebergangsstücke sowohl zu cyparissaria Mann
als auch zu monochroaria H.Sch. unter der Art.
Lithostege Hbn. farinata Hin. Einzelne Stücke; im ganzen
Gebiet vorkommend.
283. Triphosa Steph. dubitataL. 1 5 im Waldgebiet am Licht.
284.
285.
286.
287.
7. VIL 28.
Philereme Hbn. transversata Hufn. (= rhammata Schift.).
In jedem Jahr je 1 Stück im Wald am L.
Ph. vetulata Schiff. Ein stark geflogenes J am 3, VIL 29
im Südteil des W,
Cidaria Fr. ocellataL. 1 Stück im W, am L, 10, VII
©. fluctuata L. Einzelne ziemlich helle Stücke im ganzen
Gebiet beobachtet.
5*
288.
289.
290.
291.
292.
293.
294.
295.
296.
297.
298.
299,
300.
301.
302.
303.
Cidaria ferrugata Cl. und ab. unidentariaHaw. Beide Formen
kommen im ganzen Gebiet vor.
C. obstipata F. (= fluviata Hbn.). 1 Stück im W, 5. VII. 28.
C. lignata Hbn. (=vittata Bkh.). Eine kleine Anzahl im Tu.
am L.
C. berberata Schiff. Jedes Jahr in wenigen Stücken im Tu.
am L.
C. cuculata Hfn. 1 Stück imW. amL. 8. VI. 29.
C. bilineataL. Im Waldgebiet nicht selten; die Tiere sind
durchwegs scharf gezeichnet, aber nicht verdunkelt. Ein
großer Teil gehört zu f. margaritata Kautz.
C. polygrammaria Bkh. Pf. stellte die 1. Generation der Art
Ende V., die 2.Gen. Ende VI. bis Anf. VIL auf Waldwiesen
als nicht selten fest. Von uns wurden nur einige Stücke
der 2. Gen. im W. gefunden.
C.rubidata Schiff. In wenigen Stücken im Wald am L.
C. procellata Schiff. Kam am 6.VIl. im W. ans Licht; dar-
unter auch ein Uebergangstück zu ab. infumata Rbl.
C. galiata Schiff. Einzeln im W.
C. alternata Müll. (= sociata Bkh.). Im ganzen Gebiet nicht
selten.
Cataclysme Hbn. riguataHbn. Kam im ganzen Gebiet ans
Licht, aber nur einzeln. 1929 etwas häufiger, besonders im
Nordteil des W.
Eupithecia Cart. linariataF. In einem Stück 1928 am L.
E. alliaria Stgr. In einem Stück im W. 10. VII. 28.
E. centaureata Schiff. (oblongataThnbg.) Vom 9.VIL. ab imW.
und im Tu. am L.
E. veratraria H.S. Im Nordteil des W. ein J amL. 5. VIL
1929.
304. E. denotata Hbn. Ein Stück im W. 9. VIL 1928.
303.
306.
307.
E. subumbrata Schiff. (scabiosata Bkh.). Einzeln.
E. distinctaria H.S. Ein Stück am 4. VII. 1928. Ta.
Chloroclystis Hbn. rectangulatal., ab. cydoniata Bkh. 1 9
am 6. VII. 28 im W. amL.
308.
309.
310.
311.
312.
313,
314.
819:
316.
317.
318,
319.
320.
321:
Ze
Horysme Hbn. corticataFr. Ein S im Norden desW. amL.
1929.
Abraxas Leach. grossulariata L. In mehreren Stücken
abends in Ta. fliegend, aber nicht ans Licht gehend.
Losmaspilis Hbn. marginataL. Im Wald und im Tu. amL.
ab. pollutariaHbn. unter der Art.
Ligdia Guen. adustata Schiff. Nicht selten im ganzen Ge-
biet aml.
Lomographa Hbn. dileetaria Hbn. Einige Stücke im Tu.
am L.
CaberaFr. exanthemata Scop. Im W. in einigen Stücken
der 2. Gen.
Epione Dup. repandaria Hufn. (= apiciaria Schiff). Nicht
selten im Tu. am L.; bei allen Stücken ist die orange Stri-
chelung recht kräftig.
Therapis Hbn. flavicaria Schiff. Ganz einzelne 5 imW.
teils am L., teils bei Tag.
Pseudopanthera Hbn. maculariaL. 2 J amL.; ein weite-
res gezogen; die ziemlich reduzierte Schwarzfleckung läßt die
Stücke als Uebergang zu meridionalis Galvagni erscheinen.
Macaria Cart. notataL. Die Art kam besonders im Tu.
nicht selten ans Licht. Einige Stücke gehören zur ab. inno-
tata Fuchs. |
M. alternaria Hbn. Wurde in Ta. Anf. VII. am L. erbeutet;
bei 1 5 fehlen die dunklen Flecke distal von der Mitte der
Postmedianlinie (entspricht also der notata ab. innolata).
Biston Leech. betulariaL. Sowohl im W. als auch im Tu.
in einigen Stücken am L., bei einem davon ist die schwarze
Zeichnung vermehrt und der Thorax ganz schwarz. Von
der ab. carbonaria Jord. kam ein völlig geschwärzter 5 am
9, VIL 28imW. am Rande der Puszta ans Licht. 1929 wur-
den 2 weitere Stücke erbeutet.
Boarmia rhomboidaria Schiff. Mitte VL nach Pf. im Wald
nicht selten, sehr variabel. Von uns wurde von der Art
nur ein @ gefunden. W. 4. VII. 1928.
B. lichenaria Leech. 1928 in Ta. und im Wald nicht selten
am L.; fehlte 1929 ganz.
322:
323.
324.
325.
326,
327.
328.
329,
330.
Bull
332.
333.
mo
Boarmia punctinalis Scop. (= consortariaF.). Eine Anzahl
dd imW. und im Tu. amL.; die Stücke zeigen eine düstere,
verdunkelteFärbung beisehr schwach entwickelter Zeichnung.
B. bistortata Goeze. Die Art kam sehr häufig, aber fast
nur Jg, im ganzen Gebiet ans Licht. Die helle Stamm-
form ist nur schwach vertreten, die meisten Stücke (ca. 80°/,)
gehören zur ab. defessaria Frr. bezw, bilden Uebergänge zu
diesen. Die @ 9 sind am besten bei Tag an Robinienstäm-
men sitzend zu suchen.
Narraga Wkr. fasciolariaHufn. Im W. und in Ta. einzeln
amL. Die Zeichnungen sind meist schwach ausgeprägt, sogar
einförmig braune Tiere finden sich vor.
Ematurga Led. atomariaL. Eine Anzahl Sf und 19
im W.; durchwegs stark dunkel überstäubt.
Diastictis Hbn. artesiaria Schiff. Im ganzen Gebiet einzeln.
Der Vil. ist zwischen Wurzel und Postmedianlinie sehr hell
und sticht dadurch stark vom dunklen Saumfeld ab.
Chiasma Hbn. clathrataL. Im Tu. am L.; 2. Gen. Die
dunklen Binden durchwegs kräftig angelegt.
Ch. glarearia Brahm. Im W. und im Tu. in einzelnen Stücken
sowohl am Licht als auch bei Tag fliegend.
Tephrina Guen. arenacearia Schiif. Die Sommerform Fflavi-
daria Ev. im ganzen Geb. einzeln.
T. murinaria Schiff. 1 5 im Nordteil des W. amL. 4. VIL
1929.
Aspilates Fr. formosaria Ev. In Anzahl im Tu, am L,;
fliegt bereits zur Dämmerung an örtlich eng begrenzten
Flugstellen und zwar in dem bei Rh. metelkana ausführlich
beschriebenen Gelände. Die Stücke sind durchwegs recht
kräftig gezeichnet und auffallend groß.
Nachträglich wurden noch jestgestellt:
Diaphora mendicaCl. Aus einer im Westteil des W. 1929
gefundenen Rp. schlüpfte im April 1930 ein weiblicher Falter.
Nonagria maritima Tausch. Unter der Mikroausbeute fand
sich noch ein Stück dieser Art. Tu. 1929.
Fortsetzung (Mikrolepidopteren) folgt.
Vier neue Calopterygiden (Odonata)
von den Philippinen und Palawan.
Von Dr. F.Ris, Rheinau (Schweiz).
Da im folgenden eine neue Gattung (Cyclophaea) der
Calopterygiden beschrieben und eine früher von R. Martin auf-
gestellte (Paraphaea) durch Einreihung in eine Gattungstabelle
und insbesondere durch eine photographische Abbildung der
Flügel neu begründet wird, so mögen hier einige einleitende
Worte Platz finden zur Ansicht des Verfassers über Stellung
und Einteilung der Calopterygiden. Die Bemerkungen sind ganz
kurz und skizzenhaft, mögen aber doch als das aufgefaßt wer-
den was sie sind: Ergebnisse vielfacher Beschäftigung mit den
Calopterygiden und den Zygopteren überhaupt, beruhend auf
für die Genera fast lückenlosem Material, von dem gegen 200
photographisch vergrößerte Flügelbilder hergestellt und nur zum
kleinsten Teil bisher veröffentlicht wurden. Hier sei nur von
den Calopterygiden gesprochen; neues Material zur „Legion
Podagrion“ der Agrioniden wird voraussichtlich in nicht zu fer-
ner Zeit an anderer Stelle vorgebracht werden.
Nur ganz weniges sei über die Nomenklatur gesagt. In
dem durch den Katalog Kirby verursachten Streit Calopteryx
versus Agrion haben sich zur Zeit die Lager — nicht genau
aber annähernd — nach den Kontinenten getrennt: Amerika
braucht vorwiegend Agrion, Europa hält mehr noch an Calop-
teryx fest, Australien (Tillyard) ist neuerdings von Calopteryx
zu Agrion abgeschwenkt; ein unerfreulicher Zustand, in dem
sich wohl auch die verschiedene Einstellung der Kontinente zur
Tradition spiegelt. Offenbar vermögen keinen Teiles Argumente
den anderen zu überzeugen. In vielen Nomenklaturfragen ist
dies unvermeidlich, und da es so ist, nimmt der Verfasser den
Standpunkt ein: erster Zweck der Nomenklatur überhaupt ist,
verstanden zu werden; Prioritätsfragen sind sekundär. Wenn
es in klassischen Werken wie der „Monographie des Caloptery-
gines“ von Selys-Hagen, den diese fortsetzenden „Synopsis”
Kara pe
von Selys, der „Revue des Odonates” Calopteryx heißt: warum
soll ich Agrion sagen, nachdem für den Wechsel keineswegs
unanfechtbare Argumente vorgebracht werden? Sage ich wei-
terhin, wie bisher in allen meinen veröffentlichten Arbeiten,
Calopteryx, so bin ich sicher, sofort richtig verstanden zu werden,
und dies ist die Hauptsache.
Ganz im allgemeinen dürfte zu sen sein: die Naturforscher
sind im Irrtum, wenn sie Nomenklaturfragen unter sich, nach
ihren Methoden, wäre es auch an universalen Kongressen, zu
entscheiden suchen. Diese Fragen haben vielmehr als mit natur-
wissenschaftlichen Aufgaben Beziehungen zu einem ganz andern
Gebiete menschlichen Wissens und Forschens: ihre nahe Ver-
wandtschaft mit den Aufgaben der Rechtswissenschaft ist un-
verkennbar. Und wenn wir davon absehen wollen, daß die
Rechtssubjekte hier nicht konkrete und lebende Menschen, son-
dern abstrakte und tote Namen sind, so können wir das ganze
Gebiet vorbehaltlos der Rechtswissenschaft überweisen; mit
andern Worten (denn diese wird sich in eigenen Interessen da-
mit nicht befassen) die Vertreter dieser Wissenschaft freund-
schaftlich heranziehen, damit sie uns mit Hilfe ihrer in Jahr-
tausenden erarbeiteten Grundsätze das nomenklatorische Chaos
entwirren helfen. Ohne solche Grundsätze wie „Verjährung“,
„ersessene Rechte“ und ähnliches ist diese Entwirrung zweifel-
los unmöglich, mit ihnen aber sollte sie möglich sein, das Er-
gebnis sicher ein gesunder Konservatismus, mehr Achtung vor
gutem Herkommen und nicht das hilflose Treiben in einer Kasu-
istik, in der immer wieder neue Verwicklungen auftauchen, die
das Gesetz (die Internationalen Nomenklaturregeln mit allen
Annexen) niemals voraussehen oder überhaupt nicht eindeutig
lösen konnte,
Ich will die Calopterygidae weiterhin als Familie behandeln.
Mit einer so gewichtigen Autorität wie Handlirsch (in Schröder'’s
Handbuch und anderswo) kann ich keinen Vorteil darin sehen,
die größeren systematischen Kategorien immer weiter hinaus
nach der Peripherie zu rücken; die gründlichere Durchforschung
eines Gebietes gegenüber der Vergangenheit kann sich auch ohne
diese Verschiebungen bezeugen, die geeignet sind, das Gleich-
maß der Kategorien über das ganze zoologische System hin-
weg empfindlich zu stören. Die Selys’schen „Legions", eine
heute nicht anerkannte Kategorie, sind von neuen Autoren zum
Teil als Subfamilien behandelt worden, vielleicht mit Recht.
N min
Ich möchte einstweilen nicht folgen und bei der Bezeichnung
von Selys bleiben, womit angedeutet sei, daß ich den Rang die-
ser Abteilungen noch nicht für spruchreif halte, weniger viel-
leicht gerade hier bei den Calopterygiden, wo relativ gute De-
finitionen möglich sind, als bei andern Odonatengruppen.
Alles wesentliche über die Systematik der Calopterygiden
ist im Grunde schon in der Einleitung zur Monographie von 1854
zusammengestellt. Es fehlte damals noch eine genauere Kennt-
nis von Diphlebia (unter Amphipteryx) und an später entdeckten
Genera Caliphaea, Philoganga (Anisoneura) und Devadatta (Te-
franeura), die schon 1859 in den „Additions au Synopsis des
Calopterygines“ nachfolgen samt einer Charakteristik von Di-
phlebia (als Dineura). Caliphaea steht hier an der meines Er-
achtens (gegen Mac_Lachlan später) richtigen Stelle bei der Le-
gion Calopteryx. Philoganga, die überhaupt sehr schwer ein-
zuordnen ist, steht meines Erachtens unrichtig bei Dicterias-
Heliocharis, Devadatia kaum richtig bei Diphlebia.
Von späteren Versuchen bleiben Tillyard (5) und Munz (6)
an der Oberfläche, Williamson 1904 (4) umfaßt nur einen klei-
neren Teil der Familie und bringt, die traditionelle Einteilung
befolgend, interessante neue Aderbefunde. Ganz abwegig er-
scheint mir Kennedy 1920 (7), wo die Calopterygidae und die
Legion Podagrion der Agrionidae durcheinandergeworfen und
noch Platysticta und Palaemnema nebst Tatocnemis dazugenom-
men werden. Die beigezogenen Larvenmerkmale sind ganz un-
zulängliche Fragmente. Die Penisbilder wirken in keiner Weise
überzeugend; in dem bunten Vielerlei scheint die Möglichkeit
mannigfacher Konvergenzen otfen zu stehen.
Selbstverständlich sind 1854 und 1859 nicht alle Merkmale
berücksichtigt, die heute wichtig erscheinen. Von Adermerk-
malen fehlt zunächst der Hinweis auf die besondere Bedeutung
von zwei verdickten Antenodalqueradern (Ang). Sodann eine
mehr als ganz beiläufige Darstellung der eigentümlichen Reduk-
tion, welche das proximale Stück der Sektoren Mı-3 gradweise
verschieden in einer Formenreihe eingeht, wo M3 in gerader
Richtung Mı-3 fortsetzt und Mı+2 in unsymmetrischer Gabel
costalwärts ausweicht.
Die verdickten Ang sind vorhanden bei Philoganga, Di-
phlebia, Devadatta, Amphipteryx — Dicterias, Heliocharis, Cyano-
charis — Legion Libellage — in etwas fragwürdiger Gestalt
Legion Thore. Sie fehlen bei Legion Euphaea und Legion
Calopteryx. Dabei ist zu bemerken, daß mit ihrem Fehlen die
Koinzidenz, mit ihrem Vorhandensein die Nichtkoinzidenz der
costalen und subcostalen Anq einhergeht.
Die Fortsetzung von Mı3 in gleicher Stärke und Richtung
durch M3, und damit verbunden die Degeneration des proxi-
malen Stückes von Mı-+2, eventuell bis zur Verbindung mit R
auf einige Zellen Länge, betrifft nicht die gleichen Reihen, son-
dern umfaßt außer Euphaea und Calopteryx noch aus der Reihe
mit zwei verdickten Ang die Gattungsgruppe Dicterias-Heliocharis-
Cyanocharis, welche Selys als „zweite Kohorte” der Legion Eu-
phaea anschließt. Unklar ist in Bezug auf die Bildung der Basis
von Mı-3 und Mı+2 die Legion Thore, wo die besondere Ge-
staltung der Arculus-Region diesen Zug ebenso in eigenartiger
Weise beeinflußt, wie das Verhalten der verstärkten Ang.
Als gute natürliche Gruppen erscheinen heute noch, in Selys’
Reihenfolge:
1." Legion Calopteryx (deren Definition etwas zu modifizieren
ist zur Aufnahme von Caliphaea).
2. Legion Euphaea (unter Abtrennung der zweiten Kohorte
mit Dicterias-Heliocharis-Cyanocharis).
3. Legion Libellago (ohne Vorbehalt).
4, Legion Thore (ohne Vorbehalt).
5. Fragwürdig bleibt die Legion Amphipteryx. Ihre Anteile
sind wahrscheinlich heterogen und auf ihre Verwandtschaft recht
schwer heimzuweisen. Ich würde diesen Abschnitt einstweilen
beibehalten und ihm auch die Gruppe Dicterias-Heliocharis-
Cyanocharis zuteilen. Verwandtschaft in der Richtung auf Euphaea
dürfte für Philoganga, Diphlebia und die Dicterias-Gruppe nicht
unmöglich sein; Amphipteryx und Devadatta dagegen stehen ganz
allein und dürften auch mit einander nicht viel zu tun haben.
Die Reihenfolge der Legionen: 1. Amphipteryx, 2. Libellago,
3, Thore, 4. Euphaea, 5. Calopteryx dürfte für wesentliche An-
teile der Merkmale (keineswegs aber für alle) ungefähr die auf-
steigende Reihe der Differenzierung angeben. Selys dagegen
ordnet hier wie überall (allerdings praephylogenetisch) in ab-
steigender Reihe.
Phylogenetische Diskussion versage ich mir; ich finde, daß
wir zur Zeit damit nicht weiterkommen. Hier würde uns vor
allen Tillyard's in den letzten Jahren vertretene Ansicht zu be-
schäftigen haben, nach welcher die nachpermischen Odonaten
aus kleinen Reduktionsformen durch Bereicherung und Entfaltung
des Aderbaues abzuleiten wären. Die paläontologischen Unter-
lagen sind zwar hochinteressant, aber doch auch recht dürftig.
Rein logisch gelingt zweifellos die Ableitung des Vielfachen aus
dem Einfachen in besonders eleganter Weise (wie ich mich in
ausführlicher persönlicher Auseinandersetzung mit Tillyard 1926
überzeugte an Hand meines fast lückenlosen photographischen
Materials von Calopterygiden, Lestiden und Legion Podagrion
der Asrioniden). Aber ob diese logische Eleganz mit der phylo-
genetischen Wirklichkeit übereinstimmt, ist eine andere, unend-
lich komplexe Frage. Zum Teil gewiß, und auf solcher Ueber-
einstimmung beruht die Tatsache, daß die logisch aufgebauten
Systeme der vordarwinischen Systematiker in großen Teilen die
Kritik der phylogenetisch orientierten Periode gut bestanden
haben. Im konkreten Fall der Odonaten sei besonders auf die
zwei durch Durchlaufen und eventuell Verstärkung ausgezeich-
neten Ang hingewiesen. Tillyard's These würde sich etwa so
darstellen: sie waren ursprünglich allein da; die weitern Ang
sind nachträglich erworben und wo diese costal und subcostal
koinzident wurden, ging die Auszeichnung der ursprünglichen
zwei sekundär verloren. Eine andere Möglichkeit aber ist:
unter einer ursprünglichen Vielzahl von Anq waren zwei durch
Koinzidenz und Verstärkung ausgezeichnet; in der einen Ent-
wicklungsreihe (Reduktion des ganzen Adersystems mit proxi-
maler Verschiebung des Nodus) blieben zuletzt die zwei aus-
gezeichneten Ang allein übrig; in andern Entwicklungsreihen
kam es zur Koinzidenz der costalen und subcostalen Ang auf
der ganzen Linie und damit verschwindet die Auszeichnung der
zwei (dies in zwei völlig getrennten und unabhängigen Reihen
bei Leg. Euphaea und Leg. Calopteryx der Calopterygiden einer-
seits und bei einem Endzweig der Anisopteren, den Libelluliden
anderseits). Welche von beiden Möglichkeiten mehr für sich hat
ist zur Zeit durch positives Material nicht zu belegen; speku-
lativ kann das eine wie das andere mit gleich viel und gleich
wenig Recht gesagt werden.
lm folgenden nun befassen wir uns nur noch mit der Legion
Euphaea und lassen noch eine ganz kurze Gegenüberstellung
derselben zur Legion Calopteryx vorangehen.
Be,
Legion Euphaea.
Gemeinsam mit Legion Calopteryx:
Fehlen von verdickten Ang und damit (wie es scheint inner-
halb der Calopterygidae zwangsläufig verbunden) Koinzidenz
der costalen und subcostalen Ang (mit geringen Ausnahmen,
namentlich bei großen Ang-Zahlen, wie sie auch innerhalb
der Libelluliden vorkommen).
Asymmetrie der Gabel Mı12—M3 in dem Sinne, daß M3 den
Stamm in Richtung und Stärke fortsetzt, das Basalstück
Mı-+2 costalwärts abbiegt, in gewissem Maße degeneriert,
im extremen Fall bis zur Verschmelzung mit R.
Unterschiede gegen Calopteryx:
Das Viereck (q) im allgemeinen kürzer als der Medianraum (m),
den Charakter einer größern und etwas stärker umrahmten
einzelnen Zelle tragend, die frei oder von 1—2 (selten mehr)
Queradern durchsetzt ist.
Eine Abknickung des Cubitalraumes (cu) in der Gegend des
Arculus mindestens angedeutet.
Ein regelrechtes, oft großes und massives Pterostigma stets vor-
handen.
Beine relativ kurz und robust mit sehr mäßig langen Dornen.
Appendices superiores der 5 sehr vorwiegend in lateraler Rich-
tung abgeplattete, in dorsoventrale Richtung gestellte, zahn-
lose Blättchen. Appendices inferiores vorwiegend stark
rückgebildet. Sehr geringe Modifikationen innerhalb der
Artunterschiede.
Larven soweit bekannt mit primitivem Kieferbau und lateralen
Abdominalkiemen.
Legion Calopteryx.
Gemeinsam mit Legion Euphaea:
(Siehe oben unter Euphaea).
Unterschiede gegen Euphaea:
Das q größer, so lang oder meist länger wie m, hat den Cha-
rakter eines eigentlichen Raumes mehr als den einer mo-
difizierten Zelle, meist mit mehreren bis vielen Queradern
a
(an Euphaea genähert und viel kürzer als m bei Caliphaea;
durch proximale Verengerung und distale Erweiterung mo-
difiziert bei Hetaerina und Lais; in ähnlichem Sinne um-
geformt bei Vestalis — sicher eine Konvergenzerscheinung
ohne Verwandtschaftsbedeutung).
Eine Abknickung von cu fehlt der typischen Gruppe von Genera
auch in Andeutung, fehlt vollkommen auch bei Vestalis,
ist aber angedeutet bei der Gruppe Hetaerina und bei
Caliphaea.
In der Regel kein Pterostigma oder ein Pseudopterostigma;
ausnahmsweise ein sehr kleines Pterostigma (dieses und
das Pseudopterostigma auch als Geschlechtsunterschied
und sogar individuelle Variante). Voll entwickeltes, immer-
hin relativ kleines Pterostigma bei Archineura, Echo, Mnais,
Psolodesmus, Sapho, Umma und Caliphaea.
Beine sehr lang und dünn, mit zahlreichen langen und dünnen
Dornen. Diese Eigenschaft bis zu extremen Formen.
Appendices superiores der S zu einer ungefähr kreisförmigen
Zange zusammengebogen, lateral-distal mit unregelmäßigem
Dornenbesatz ; inferiores meist einfache Griffel. Medialer
Rand der sup. und teilweise auch die inf. mit erheblicher
Artdifferenzierung in der Gruppe Hetaerina.
Larven zwei Typen bekannt: Aetaerina mit primitivem Kieferbau.
Calopteryx-Neurobasis- Vestalis mit extremer Differenzierung
des Labium für alle in gleichem Sinne. Alle ohne laterale
Abdominalkiemen.
Legion Euphaea. — Die Genera.
L Die q frei und relativ zur Länge breit.
Keine Queradern im Subquadrangularraum außer der regu-
lären cubitoanalen Querader (Cug).
Zwischen R und Mı-3 keine Querader, die erste proximale
von R ausgehende Querader erst distal von der Bifur-
kation Mıt2—M3 (Williamson) (vereinzelte Ausnahmen
kommen vor).
Appendices mehr differenziert als bei der Gruppe Il.
A. Mı-2 bleibt von R getrennt.
a) Die q stark schief: die proximale Seite ist deutlich
aa)
iänger als die distale, der costale Teil des Arculus
verkürzt. ‘5 im Hfl. mit einem scharfen Vorsprung
der Costa, die daselbst verdickt ist, proximal von
der Mitte der Distanz Basis-Nodus. Anisopleura.
Die q nicht schief: proximale und distale Seite
völlig oder sehr annähernd gleichlang und parallel;
costaler u. analer Teil des Arculus ungefähr gleich-
lang. & ohne Vorsprung der Costa im Hfl. Epallage.
-B. Mı-2 auf eine lange Strecke, etwa 5—6 Zellen Länge,
mit R verschmolzen; gegen das Ende dieser verschmol-
zenen Strecke entspringt Rs. (q etwas schief nach Art
von Anisopleura bei B. hyalina, nicht schief bei B. in-
dica). (Fig. 1). Bayadera.
II. Die q durchquert (ausnahmsweise frei bei inviduellen Va-
rianten, vorwiegend frei bei Cyclophaea).
Queradern im Subquadrangularraum.
Zwischen R und Mı-3 mindestens eine Querader proximal
von der Bifurkation Mı+2—M3 (Williamson).
Mı-2 bleibt von R getrennt.
Appendices wenig differenziert.
C. Der antenodale Teil der Vfl, und Hil. erheblich kürzer
als der postnodale Teil (Zahlen siehe besondere Reihe).
c) Aderverlauf gestreckt, die distalen Enden der Sek-
cc)
toren nur sehr flach zum caudalen Rand gebogen;
in dem schmalen Analfeld zwei lange gerade Sup-
plementärsektoren, die zu Cu2, welcher nach der
basalen analwärts gerichteten Krümmung ebenfalls
fast gerade ist, parallel verlaufen. 5 mit zwei
langen lateral- ventralen Fortsätzen an Segm. 2,
(Eig. 2, 7). Cyclophaea.
Die Sektoren und Supplementärsektoren, insbeson-
dere die analwärts von M3 gelegenen, biegen im
Endverlauf in proximalwärts zunehmend engen
Bogen zum Analrand ab. Den engsten Bogen be-
schreibt Cua und in dem relativ breiten Analield
2.19,
folgen diesem Bogen konzentrisch mehrere bis viele
'Supplementärsektoren. Vielfach gefärbte, bei den
cd oft teilweise metallglänzende Flügel und teil-
weise erhebliche Geschlechtsunterschiede in Form
und Färbung der Flügel. (Fig. 3, 4). Euphaea.
D. Der antenodale Flügelteil ist ungefähr gleichlang wie der
postnodale (Zahlen siehe besondere Reihe). Aderverlauf
mehr gestreckt als bei Euphaea, weniger als bei Cyclo-
phaea. Die Bogen der Sektoren und Supplementär-
sektoren anal von M3 sind flacher als bei Euphaea.
d) Im Analfeld bis zum distalen Ende des q (Vfl.)
oder etwas weiter (Hfl.) nur eine Zellreihe, die
Knickung des Cubitalraums nur eben angedeutet
(die geringste in der ganzen Euphaea-Reihe.) Grund-
farbe der 5’ rot, am Thorax schwarz und rot. 5’ mit
Borstenbesatz ventral am 9. Segm. (Fig. 6). Paraphaea.
Im Analfeld von Beginn oder mindestens proximal
von q zwei oder mehr Zellreihen (die Analielder
sind bei der abgebildeten D. ethela die schmalsten
und damit Paraphaea am nächsten kommenden von
allen vorliegenden Arten). Die Knickung von cu ist
deutlich. Grundfarbe der 5’ schwarz. Kein Borsten-
besatz am 9,Segm. ventral bei den J. (Fig.5). Dysphaea.
dd
—
Das Längenverhältnis des antenodalen zum postnodalen
Flügelteil erscheint schon in den Selys’schen Gattungsdiagnosen.
Zur genaueren Orientierung über dasselbe wurden an 22 Formen
die fraglichen Längen gemessen, überall an stark vergrößerten
Photographien auf ganze Millimeter. Die antenodale Länge ist
an der Costa gemessen, die postnodale vom Nodus zum Apex
des Flügels, sie steht somit zur antenodalen in einem stumpfen
Winkel. Nach dem Verhältnis antenodal zu postnodal ordnen
sich die 22 Formen in die folgende Reihe, die nach dem Vorder-
flügel geordnet ist; die zweite Zahl bei jeder Form bedeutet
den Hinterflügel; nach diesem würde sich eine etwas andere
Ordnung der Reihe ergeben, worin die Verkürzung der gesam-
ten Hfl, einzelner Gruppen und Arten zum Ausdruck kommt,
welche Verkürzung wesentlich den postnodalen Flügelteil er-
greift.
Be
1. Cyclophaea cyanifrons J 0,582 — 597
2. Euphaea decorata 9 0,607 — 577
3. E. decorata g' 0,610 — 600
4. E. dispar JS. 0,625 — 633
5. E. formosa © 0,689 — 621
6. Anisopleura lestoides JS . . 0,691 — 660
7. E.ochracea 9‘ (Williams.) . 0,695 — 698
8. Bayadera hyalina JS . 0,729 — 702
9. E. amphicyana {9 . 0,736 — 720
10. E.cora 0,761 — 727
11. E. formosa 0,769 — 673
I2mP.sopaca, 07, 0,770 — 672
13. E. refulgens 9 er 0,777 — 704
14. Anisopl. furcata 2 (Will.) 0,796 — 786
15. E. refulgens S . 0,800 — 699
16. Bayadera indica J' 0,810 — 724
IMıEslararg? 0,818 — 794
18. Epallage fatime 9 0,911 — 818
19, Epall. fatime 5 0,936 — 792
20. Paraphaea ruficollis 5 . 0,964 — 946
21. Dysphaea ethela 5 1,000 — 920
22. Dysphaea lugens 2 . 1,100 — 1,064
ii Cyclophaea nov. gen.
Stellung und Definition der Gattung ergibt sich aus der
Tabelle. Das 5 fällt auf den ersten Blick auf durch die gro-
teske Armatur des zweiten Abdomensegmentes. Im übrigen hat
es, wie das @, den Habitus einer kleinen und schmalflügeligen
Euphaea.
Mit Euphaea stimmt überein: Die weit proximale Lage des
Arculus, weiter proximal als bei allen andern daraufhin ge-
prüften Arten. Die Querader zwischen Mı—-3 und R proximal
von der Bifurkation Mı-+2—M3. Die Queradern im Subqua-
drangularraum. Der getrennte Verlauf von Mı+2 und R.
zig —
Nicht mit Euphaea stimmt überein: das vorwiegende Fehlen
der Querader in q (11 von 12 Flügeln). Der ganz eigenartig ge-
streckte Verlauf der Sektoren, der auch das 2 leicht kenntlich
macht.
Cyclophaea cyaniirons nov. spec. (Fig. 2, 7).
2 5 Binaluan, Nord-Palawan, 25. XI. 1913 und 7.1. 1914,
leg. G. Böttcher;
1 © Palawan, I. 1894, leg. Everett — alle in Coll. Ris.
& (ad., gut erhalten). Occiput schwarz. Unterlippe das
Basalstück blaß trübgelb, die Fortsätze schwarz. Oberlippe,
Anteclypeus, Postcelypeus, Mandibelbasis, Genae, Stirn bis zur
Mitte sehr licht grünlichblau bis seegrün. Die Farbe schließt
dorsalwärts in vier Wellen ab, deren mittlere zwei je die hin-
tern Ocellen berühren, während genau im Wellental der vordere
Ocellus liegt. Rest des Vertex tief samtig schwarz. Fühler
schwarz.
Prothorax rostfarben, die Seiten dunkler.
Thoraxdorsum dunkel rostfarben nach goldbraun; schwarze
Säume der Nähte, kräftig an der Median- und Flügelsinusnaht,
sehr fein an der Schulternaht, in deren dorsalem Ende ein
dunkles Fleckchen. Seiten trüb gelb mit einer wolkig diffusen
rostfarbenen Zeichnung: dorsaler Keil des Mesepimeron, dorsa-
ler und medialer Querstreifen des Metepisternum, medialer Quer-
streifen des Metepimeron. Ein etwas diffuser, schwärzlicher Fleck
am ventralen Ende des Mesepimeron, viel kleinerer des Mete-
pimeron. Mesinfraepisternum seegrün wie das Gesicht. Ventral-
seite trüb braungelb.
Beine schwärzlich, die mediale Seite der Femora etwas
lichter.
Abdomen schlank, fast zylindrisch, Basis und Ende sehr
wenig erweitert. Rot, die terminalen Segmente, in der Mitte
von 6 beginnend, diffus allmählich zu dunkelbraun getrübt. An
der Seite von Segm. 1 ein gelbliches Fleckchen. In der Mitte
des 2, Tergits, jederseits nahe dem Ventralrande, je ein nach
ventral-hinten geneigter, schmaler, zylindrischer Fortsatz, länger
als die Segmentbreite, in der Seitenansicht fast gerade, in der
Frontalansicht die Fortsätze beider Seiten zu einer fast kreis-
förmigen Zange zusammengebogen, ihre scharfen, feinen Spitzen
lateralwärts gedreht (Fig. 7).
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. XX. Jahrg. 1930, H. 2. 6
Va)
Vesicula: vorne breit dreieckig, niederliegend, nach hinten
in eine quere, scharfe Kante aufgerichtet, die in zwei spitzen
seitlichen Fortsätzen vorspringt; die hintere fast ebene Fläche
von dieser Kante steil abfallend.
Dorsal-hinterer Rand des 10. Segm. mäßig dachförmig er-
hoben.
Appendices superiores etwa so lang wie Segm. 10, vom
Typus der Gattungsreihe, in der Dorsalansicht schwach kon-
vergent gebogen, in der Seitenansicht gerade, rechteckig, stumpf
endend; inferiores sehr klein, dem Abdomenende angedrückt,
in der Seitenansicht nicht sichtbar.
Flügel hyalin, schwach graugelb, an der Basis sehr diffus
endend etwas reicher gelb. Pterostigma schmal, schwärzlich.
Aderung siehe Tabelle und Fig. 2.
Q (subjuv., dem Flügelbau nach sicher zugehörig). Occiput
schwarz. Unterlippe Basalstück und Mittellappen trüb blaßgelb,
Seitenlappen dunkelbraun. Gesicht statt des seegrün des J
trüb ockergeib und darin tiefschwarz: Anteclypeus, Postclypeus
und ein quadratischer Fleck zwischen Postclypeus und Fühler-
basen, der dorsale Rand des Flecks vor dem mittleren Ocellus in
kleinem Bogen ausgeschnitten; schwarzer Hof um die Fühlerbasen.
Prothorax schwärzlich, Mittellappen dorsal zwei breite quere
gelbliche Flecken.
Thoraxdorsum schwarzbraun; breite gerade ockergelbe Ante-
humeralstreifen, jeder ungefähr das mittlere Drittel des Mese-
pisternum einnehmend, am dorsalen Ende mit einem kleinen
Fortsatz nach lateral-vorne. Seiten trüb blaßgelb mit schwärz-
licher Zeichnung: Mesepimeron die dorsal-vordere Hälfte, mit
schrägem Abschluß nach dem dorsalen Ende der vordern Seiten-
naht, darin am dorsalen Ende ein dreieckiges lichtes Fleckchen;;
breit der ventrale, schmal der vordere Saum. Metepisternum
sehr schmaler vorderer, etwas breiterer dorsaler und hinterer
Saum, querer Fleck am Stigma. Metepimeron schmaler dorsaler
und ventraler Saum, hinten breite, vorne schmale Binde über
die Mitte. Mesinfraepisternum und Metinfraepisternum licht.
Metasterna licht mit dunkeln Säumen und dunkler Querlinie
über den unpaaren Skleriten.
Abdomen zylindrisch, mäßig robust. Schwärzlich, Segm. 1—2
trüb gelbliche, 3—7 trüb rotbraune Zeichnung, 3—7 keilförmige
Binden bis nahe zum terminalen Viertel und am Ende ein Fleck-
chen; 8—9 jederseits ein terminales Fleckchen.
Flügel bleich graugelb, Basis sehr wenig reicher gelb. Ptero-
stigma graubraun.
enAld: 36, Vila 32, „Elll.. 30,5, Pt. 2,5! mm.
O Abd. 30, Vfl. 30,5, Hil. 29, Pt. 2,5 mm.
Die merkwürdigen Fortsätze des 2. Tergitrandes beim 7’
erscheinen morphologisch als eine Uebertreibung des an ent-
sprechender Stelle bei vielen Euphaeen stehenden dreieckigen
Fortsatzes. — An dem © sind keine Strukturen zu finden, die
etwa in Beziehung zu den Fortsätzen des 5° stehen könnten.
Euphaea.
Der Name Euphaea ist im Katalog Kirby mit dem Zeichen
der Präokkupation versehen und durch Pseudophaea ersetzt.
Er ist daselbst Rambur 1842 (2) zugeschrieben, da Kirby über-
sieht, daß er, wie eine Reihe anderer Namen, zum erstenmal
in Selys' Monographie der europäischen Libellen 1840 (1) er-
scheint.
Euphaea ist aber nicht präokkupiert. Nach dem neuen
Nomenclator animalium erscheint 1816 Eupheus Risso für eine
Gattung der Crustacea Isopoda, emendiert 1846 in Agassiz’
Nomenclator in Euphaeus. Eupheus 1816 bedingt aber nicht
Präokkupation von Euphaea 1840,
Doch begleitet den Namen Euphaea ein anderes Miß-
geschick: Die Definition von 1840 lautet: (pag. 200) „Genre
exotique. — Differe des Calepteryx en ce que les ceilules sont
moins nombreuses, les ailes plus &troites ä la base et surtout
par la presence d’un vrai parastigma oblong. — Exemple:
Calopteryx holosericea.“ Die Definition ist reichlich fragmenta-
risch, aber doch mindestens so weitgehend wie manche andere
Gattungsdefinition der Zeit.
Rambur 1842 übernimmt mit einer ausführlicheren Definition
den Namen von Selys, „quoique l’espece qui lui a servi de type
ne me paraisse pas lui appartenir, puisque, d’apres M. Bur-
meister, le mäle n’'aurait pas de pt&rostigma (C. holosericea Burm.);
parce que, d’apres les caracteres qu'il donne, il parait designer
les especes que jy ai placees.” Als erste Art gibt Rambur
E. variegata von Java, weiter Guerini und dispar, die heute noch
unter Euphaea stehen; endlich an nicht mehr zugehörigen Arten
picta Ramb. (Thore-Polythore), paulina (ex Drury, Palaemnema),
iridipennis (ex Burmeister, Phaon).
6*
ee
Ich finde, daß es richtig sei, der Ueberlegung von Rambur
auch heute noch zu folgen, wie es Selys 1898 (3) auch vor-
schlägt; dies umsomehr, als Selys dieselbe Art E. variegata
vorlag, als er fatalerweise die C. holosericea Burm. (C. macu-
lata nob.) zitierte. Freilich war die Falschbestimmung der
variegata als holosericea durch Selys nur zu entschuldigen
durch die falsche Herkunftsangabe Java bei Burmeister und die
annähernde Uebereinstimmung der lateinischen Artdiagnose,
diese Diagnose allein betrachtet; berücksichtigt man aber die
deutsche Gruppencharakteristik mit, unter der holosericea steht,
so war die Bestimmung unmöglich (Selys hat, besonders in
jüngern Jahren, mit deutschen Texten Schwierigkeiten gehabt,
über die später Hagen hinweghalf). Es scheint mir: maßgebend
sollte das Tier sein, das der erste Autor Selys unzweifelhaft
vor sich hatte, dasselbe wie der zweite Autor Rambur, nicht
aber ein diesem Tier falsch angehefteter Name, zu dessen rich-
tigem Träger dann die gegebene Definition nicht stimmt. Ueber
solche wunderliche und kniffliche Nomenklaturfragen möge man
auch nachsehen Ent. News 22, pag. 278 (1911).
Eine Subfamilie, die der Legion Euphaea entspricht, ist
Epallaginae genannt worden. Nach unserer Ueberlegung würde
es Euphaeinae heißen müssen, da Selys’ Monogr. 1840 gegen-
über Charpentier 1840 Priorität zugeschrieben wird.
Gruppe der Euphaea impar.
Arten mit einem schwarz-blauen Zeichnungsmuster des
Thorax beim a. Eine breite blaue Längsbinde zieht von der
ventralen Hälfte des Mesepisternum über die ganze Seite bis
zum Metepimeron, dorsal und ventral von schwarz begrenzt,
in der Form nach den Arten (und Individuen?) etwas ver-
schieden.
Schwacher dreieckiger, quer gestellter Fortsatz am hintern
Ende des ventralen Randes des zweiten Tergiten.
Vesicula ohne seitliche Fortsätze.
Appendices inferiores mit einem kleinen, spitzen, ventral-
lateralen, nach hinten gerichteten Fortsatz, der in der Seiten-
ansicht sichtbar ist.
Ich glaube nicht, daß diese Gruppe mit der Gruppe dispar-
Fraseri-cardinalis besonders nahe Beziehungen hat.
YOB
1. E.impar. Spitze der Hil. schwarz ohne Metallglanz bis etwa
zur Mitte zwischen Nodus und Pterostigma, hyalin 15,5,
schwarz 8,5 im ganzen; hyalin 5,5, schwarz 5 in der Strecke
Nodus-Pterostigma. Blaue Binde auf dem Mesepisternum
mit einer medialen Begrenzung, die ungefähr parallel der
ventralen Hälfte der Mediannaht verläuft, blau etwas breiter
als schwarz; auf Metepisternum erreicht blau vorne den
ventralen Rand; Mesinfraepisternum blau mit schwarzem
Querstreifen. — Abd. 30, Vfl. 27, Hfl. 24, Pt. 2 mm.
2. E.inaeguipar. Spitze der Hfl. schwarz ohne Metallglanz
bis proximal von der Mitte zwischen Nodus und Pterostigma;
hyalin 15, schwarz 12 über die Flügelmitte gemessen;
hyalin 3,5, schwarz 7 auf der Strecke Nodus-Pterostigma.
Blaue Binde auf Mesepisternum mit der medialen Begrenzung
schräg, ein Dreieck mit den ventralen zwei Dritteln der
Schulternaht als Begrenzung herausschneidend, ventral vorne
am Mesepisternum schwarz und blau fast gleichbreit. Seitlich
erreicht blau nirgends den ventralen Rand. Mesinfraepister-
num blau mit zentralem schwarzem Fleck. — Abd. 33, Vfl. 30,
T11..27,. Pt..2,5 mm.
3. E.cora. Kein schwarzer Spitzenfleck der Hfl. Blaue Binde
auf Mesepisternum in etwas zackiger schräger Linie medial-
wärts begrenzt, die so nahe zur Mittellinie reicht, daß am
ventral-vordern Rande jedes Mesepist. der blaue Anteil etwa
zweimal so breit ist wie der schwarze. Seitlich erreicht die
blaue Binde nirgends den Rand. Mesinfraepisternum schwarz.
Abd. 31, Vil, 28, Hil. 26, Pt. 2 mm.
Euphaea impar.
Selys, Addit. Synops. Calopt. p. 7 (1859) 5 Mt. Ophir in Ma-
lacca, leg. Wallace, © Singapore in coll. Selys.. — Kirby, Cat.
p. 109 (1890). — Krüger, Stett. Ent. Zeitg. 59, p. 78 (1898) Suka-
randa in Sumatra, leg. Dohrn. — Laidlaw, Proc. Zool. Soc.
London 1902, p. 87 (1902) Malacca. — id., Fascic. Malay. Zool. 1,
p. 194 (1903). — id., Rec. Ind. Mus. 19, 1, 6, p. 27 (1920).
Coll. Ris: 1 5 Malacca, Mt. Ophir, leg. Wallace, ded. Selys.
Vesicula ein ziemlich flaches Kugelsegment, vorne in der
Mitte mit einer Impression, ohne seitliche Fortsätze.
ee
Euphaea inaequipar.
Selys, Addit. Synops. Calopt. p. 7 (1859) 5 Sarawak (irrtüm-
lich Saratoga), leg. Wallace in coll. Selys. — Kirby, Cat. p. 109
(1890). — Laidlaw, Rec. Ind. Mus. 19,2, 6, p. 27 (1920) als Sub-
species zu impar in eine Tabelle eingereiht.
Mus. Stockholm: 1 S Sarawak Distrikt, leg. Mjöberg.
Nach der Ausdehnung der schwarzen Hinterflügelspitze und
auch nach der Herkunft ist anzunehmen, daß dieses Exemplar
zu inaeguipar gehört, trotzdem die summarische Beschreibung
der Thoraxzeichnung ein Rätsel aufgibt. /mpar: „Thorax noir
avec une grande plaque bleu clair, occupant presque tous les
cötes du thorax.” Inaeguipar: „Thorax noir avec deux bandes
laterales bleuätres, la premiere tres large.“ Das mag so zu ver-
stehen sein, daß das von Selys beschriebene Exemplar einen
schwarzen Streif auf der hintern Seitennaht hat; oder es kann
auch einfach eine postmortale Verfärbung in Frage kommen.
Abdomen schwarz. Seiten von Segm. 1 ein Fleckchen,
2—3 ein sehr schmales Streifchen blaß grünlich. — Ein Doppel-
fleck der Oberlippe und die Genae, medial schräg begrenzt, blau.
Vesicula ein in der Längsrichtung etwas verlängertes Kugel-
segment ohne seitliche Fortsätze, hinten mit einer kleinen Im-
Pression.
Euphaea cora nov. spec. (Fig. 3).
Coll. Ris: 2 5 Surigao, Mindanao, 29.V. 1915, leg. G. Böttcher.
oJ’ (etwas immatur). Occiput schwarz. Unterlippe schwarz
mit sehr schmal lichten Rändern der Seitenlappen. Kopf vorne
und oben schwarz, licht, blaß grünlichgelb, nur zwei kleine rund-
liche Fleckchen der Oberlippe, ein Fleck auf der Mandibelbasis
und ein schmales Streifchen der Genae am Augenrand.
Prothorax schwarz; je ein kleines querovales blaues Fleck-
chen auf den Höckern des Mittellappens.
Thorax schwarz und blau (siehe die Tab.); die ventrale
Begrenzung der blauen Binde bildet seitlich: breiter schwarzer
Saum des Mesepimeron, breiter Saum des Metepisternum und
der lateroventralen Kante des Metepimeron; die dorsale Be-
$grenzung: vorne breiter, hinten schmaler Saum des Mesepimeron,
vorne schmaler, hinten breiter Saum des Metepisternum, sehr
feiner Saum der dorsalen Kante des Metepimeron. Ventralseite
schwarz, weißlich bereift. Beine schwarz.
ST
Abdomen schwarz, licht bläulichgrüne kleine Zeichnungen:
Fleckchen auf der Seite von Segm. 1, schmales Längsstreifchen 2,
basaler Punkt und sehr schmales Längsstreifchen 3, basaler
Punkt 4—6.
Vesicula ein ziemlich flaches Kugelsegment, ohne seitliche
Fortsätze, vorne ohne Impression, etwas nach vorne verlängert.
Appendices superiores vom Gattungstyp. Von den inferiores
überragt die Basisplatte in der Seitenansicht ein wenig das Ende,
etwas mehr ein kleines, dorsalwärts gekrümmtes Spitzchen am
lateralen Rand.
Flügel etwas graulich gelb, proximalwärts mehr gelb, distal-
wärts mehr graulich, Flügelspitzen nicht verdunkelt (Fig. 3).
Maße siehe Tab.
Die kleine Art ist dadurch interessant, daß bei ihrem J'
die Farbenauszeichnung von den Flügeln weg ganz auf das
schwarz-blaue Thoraxmuster verlegt ist, womit sie gewissen Cora-
Arten (besonders chirripa und irene) habituell recht ähnlich
wird. Dies soll durch den Namen angedeutet sein.
Gruppe der Euphaea tricolor.
Arten mit fast völlig zu schwarz verdunkelter Färbung der
Jg. Wo lichte Zeichnungen vorhanden, sind es die schmalen
Thoraxlinien des primitiven Euphaea-Musters. Hil. teilweise oder
ganz verdunkelt mit Flecken prachtvoll metallisch blauer Reflexe.
— Appendices inferiores mit lateroventralem Fortsatz, der etwas
robuster und mehr gerade nach hinten gerichtet ist als bei der
Gruppe impar. — Dreieckiger Fortsatz am Ventralrande des
zweiten Tergiten: kräftig ausgebildet bei fricolor, subcostalis
und subnodalis, sehr klein bis fast fehlend bei basalis (ex Laid-
law) und amphicyana. — Vesicula: queroval mit lateralen
stumpfen Höckerchen bei tricolor, seitlich in kräftige Spitzen
ausgezogen bei subcostalis und subnodalis, fast halbkugelig ohne
Höcker oder Spitzen bei basalis (Laidlaw: „well rounded“) und
amphicyana.
1. E. tricolor. Die dunkle Farbe beginnt im Hil. am Nodus,
ihre proximale Hälfte leuchtend blaumetallisch, die distale
schwarz. Hyalin 11, schwarz plus blau 13,5 mm. — Abd. 32,
1110275711245, Bi 3>’mm:
gg
2. E. subcostalis. Die dunkle Farbe beginnt proximal vom
Nodus, im Costalfeld wenig distal von der Mitte Basis-Nodus,
etwas vorspringend in der Flügelmitte, etwas zurückweichend
am analen Rand. Costalstreifen durch schwärzliche Ader-
säume verdunkelt. Blaumetallisch etwa die proximale Hälfte
der dunkeln Zeichnung. Hyalin 7,5, schwarz plus blau
16,5 mm (Labuan) oder 5,5 und 17,5 mm (Kina Balu). —
Abd. 29, Vfl. 28, Hil. 24, Pt. 2,5 mm (Labuan) — 30, 27, 23,
2,5 (K. B.).
3. E. subnodalis. Der vorigen sehr ähnlich, etwas größer und
die Hfl. verhältnismäßig etwas weniger verkürzt. Im Hil,
bleibt der Raum zwischen R und Mı-+>2 bis zum Nodus
hyalin. Dreieckiger Fortsatz des zweiten Tergiten erheblich
größer, mehr schmaldreieckig. Hil. hyalin 7, schwarz plus
blau 20 mm. — Abd. 34, Vfl. 30, Hil. 27, Pt. 3 mm.
4. E. amphicyana. Die dunkle Farbe beginnt etwa am distalen
Ende des Vierecks, oder subhyalin schon an der Basis.
Hyalin oder subhyalin 3,5, dunkel 24,5 mm. Darin auf der
Useite blaumetallisch bis zum Nodus an der Costa, 4—5 Zel-
len weiter distal am analen Rand, schwarz bis zum Ptero-
stigma, blau die Flügelspitze. Auf der Öseite blau bis zur
Mitte Nodus-Pterostigma, distal mit diffusem Abschluß, schwarz
der Rest ohne blaue Spitze. Spitze der Vfl. braun gesäumt.
Abdr33, Vil3177E111228 Br 3m
5. E. basalis (ex Laidlaw). Ganze Hfl. dunkel, blaumetallisch
die proximalen vier Siebentel, mit geradem Abschiuß quer
über den Flügel, etwa 10 Zellen distal vom Nodus; c, sc,
m, cu und q tiefschwarz ohne Metallglanz. — Abd. 35, Hil.
27 mm.
Euphaea tricolor.
Selys, Addit. Synops. Calopt. p. 8 (1859) 5 Sarawak (irr-
tümlich Saratoga) Borneo, leg. Wallace, coll. Selys. — Kirby,
Cat. p. 109 (1890).
Coll. Ris: 1 5 Sarawak, ded. Selys; 1 5 Nord-Borneo,
ded. R. Martin.
Euphaea subcostalis.
Selys, 3. Addit. Synops, Calopt. p. 19 (1873) 5 Labuan
Borneo, leg. Higgins, coll. Selys und Mac Lachlan. — Kirby, Cat.
SR: : VORe
p. 109 (1890) — Laidlaw, Proc. Zool. Soc. London 1915, p. 32
(1915) Kina Balu.
Coll. Ris: 1 Z Labuan Borneo, ded. Selys; 2 5 Kina Balu
I. 1894, leg. Everett.
Euphaea subnodalis.
Laidlaw, Proc. Zool. Soc. London 1915, p. 31 (1915) Serie
7,109, Kina Balu leg. Moulton, Typen in Brit. Mus.
Coll, Ris: 1 Ö Kina Balu 30. IX. 1913, leg. Moulton, ded.
Laidlaw. EUR
Euphaea basalis.
Laidlaw, Proc. Zool. Soc. London 1915, p. 32 (1915) 2 /
Kina Balu, leg. Moulton, Type in Brit. Mus.
Euphaea amphicyana nov. spec. (Fig. 4).
Coll. Ris: 2 5 Surigao, Mindanao, 16. VIIL 1916, 30. X. 1915,
leg. G. Böttcher.
JS (ad., gut erhalten). Occiput und Unterlippe schwarz.
Gesicht und Stirn ganz schwarz bis auf vier grünliche Fleck-
chen, zwei auf der Oberlippe, zwei auf den Mandibelbasen, die
in einer queren Reihe stehen; die Genae sind schwarz.
Prothorax schwarz mit geringster Andeutung eines trüb-
rötlichen hintern Saumes und ebensolchen winzigen queren
Stricheln auf der Höhe der Höcker.
Thorax schwarz, mit schmalen, trüben und etwas ver-
loschenen rostfarbenen Linien; feinstes Strichel in der Mitte der
Höhe nahe der Mediannaht, vollständige Linie vorne sehr nahe
an der Schulternaht, ebensolche über die Mitte des Mesepimeron,
etwas lichtere ventralwärts etwas keilförmig erweiterte vorne
an der vordern Seitennaht, sehr diffuse nahe der hintern Seiten-
naht, vordere und hintere dorsal sich fast berührende nahe den
Grenzen des Metepimeron. Useite trüb dunkelbraun, teilweise
weißlich bereift. Beine schwarz.
Abdomen ganz schwarz mit geringer Andeutung rötlicher
Zeichnung auf den Seiten von Segm. 1 und 2; Useite von 1 dicht
weißlich bereift. Keine Erweiterung des hinteren Endes an der
ventralen Kante von Tergit 2; daselbst nur ein sehr kleines
Zähnchen. Vesicula fast halbkugelig, ohne seitliche Höcker oder
Fortsätze, auf der vordern Hälfte eine rundliche Grube ein-
gedrückt.
= Hoi
Vfl. hyalin, sehr schwach gelblichgrau, etwas reicher gelb
an der Basis, namentlich im Costalfeld, distal vom Nodus sehr
diffus auslaufend. Spitzen tiefbraun gesäumt bis zum distalen
Ende des Pterostigma, diffus begrenzt. Hfl. siehe Tab.
Maße siehe Tab.
Diese prachtvoll gefärbte Art steht zweifellos der basalis
sehr nahe, doch sind die Unterschiede mindestens so groß wie
zwischen subcostalis und subnodalis und innerhalb dieser Gruppe
nahe verwandter Arten wohl genügend zur Definition.
Paraphaea.
Martin, Bull. Mus. Hist. Nat. 1902, p. 507 (1902) nov. gen.
für Paraphaea barbata, nach 1 5 von Manila in Mus. Paris. —
Munz, Mem. Amer. Ent. Soc. 3, p. 45 (1919) Note: das Genus ist
nach der Beschreibung in die Gattungstabelle nicht mit Sicher-
heit einzureihen.
Die Stellung und Definition der Gattung geht aus unserer
Tabelle und Fig. 6 hervor. — Die Verwandtschaft mit Dysphaea
ist so nahe, daß ich wohl gezögert hätte, eine neue Gattung auf-
zustellen, hätte dies R. Martin nicht schon getan. Immerhin ist
der Habitus der vorliegenden Art durch ihre Größe, die schmalen
Flügel, das Borstenbüschel an der ventralen Seite von Segm. 9,
die Farbenzusammenstellung aus rot und schwarz ein recht
eigenartiger. — Die minimale Knickung des Cubitalraumes und
das zu Beginn einreihige Analfeld unterscheiden Paraphaea auch
deutlich von der viel später entdeckten Dysphaea ethela Fraser
(Fig. 5), deren 5 ebenfalls nicht geschwärzte Flügel hat und ein
schmaleres Analfeld als die Dysphaea der typischen Gruppe.
Paraphaea ruficollis nov. spec. (Fig. 6)
Coll. Ris: 1 5 Inuyan’), Luzon, 26. V. 1916, leg. G. Böttcher.
Das Exemplar stimmt recht nahe mit der Beschreibung der
P. barbata überein. Doch heißt es in dieser: „Dessus de la
levre superieure blanc bleuätre, tout le reste de la face noir
ainsi que le dessus de la t&te. Prothorax noir marqu& au centre
de dessins rougeätres”, woraus sich Farbenunterschiede ergeben.
Besonders aber läßt sich mit dem vorliegenden Exemplar in
keiner Weise der folgende Passus der Beschreibung reimen, der
auch in die Gattungsdiagnose übergegangen ist (und aus dieser
*) Wahrscheinlich ist Imugan, 4000' in Nord-Luzon gemeint. s. Taueber
Beiträge zur Kenntnis der Heteropteren-Fauna der Philippinen I, Konowia VI
(1927) p. 170, Kyle
N
zu streichen sein wird): „le dixieme segment portant un enorme
_mamelon noir, &leve, comme fendu en deux et formant par suite
une echancrure droite, Elevee“. Da bei unserm Exemplar am
10. Segm. nur die für die Gattungsgruppe gewöhnliche dach-
förmige Erhebung der Mitte des hinteren Randes vorhanden ist,
in keineswegs übertriebenem Maße, so scheint der Widerspruch
nur durch Annahme einer besonderen Art lösbar zu sein. Es
sei daran erinnert, daß bei der Gattung Euphaea auch sonst
auf verhältnismäßig engem Raume Gruppen nahe verwandter
Arten vorkommen, wofür außer den im vorhergehenden Text
behandelten auch die Gruppe E. dispar-Fraseri-cardinalis ein
schönes Beispiel ist.
& (ad., gut erhalten). Occiput schwarz. Unterlippe schwarz,
nur die Seitenränder der Seitenlappen gelblich. Oberlippe,
Mandibelbasis und Genae trüb blaß grünlich-blau. Kopf vorne
und oben tiefschwarz, lateral von jedem hintern Ocellus ein
schräges schmales trüb rötlichbraunes Streifchen.
Prothorax rot (im Farbenbilde der Art recht auffallend),
ein schmaler Saum am vordern Rande und der Lobus posterior
schwarz, dieser in etwa 45 Grad aufgerichtet, im Kreisbogen
begrenzt.
Thoraxdorsum sehr düster rot, alle Nähte breit schwarz
gesäumt; in der Mitte der Fläche jedes Mesepisternum ein
schwarzer, dorsalwärts etwas breiterer Keilstreifen (das ganze
sehr düster und die Zeichnung nur bei gutem Lichte richtig zu
sehen); im Flügelsinus ein helles rotes Fleckchen. Seiten schwarz
mit zwei großen roten Keilstreifen: der vordere ventral breit
über Mesepimeron und Metepisternum, der hintere dorsal breit
über Metepimeron bis zum dorsalen Rande. Ventralseite schwarz
mit schmal lichteren Nähten, weißlich bereift. Beine schwarz.
Abdomen zylindrisch, basale und terminale Segmente sehr
schwach erweitert. Gleichmäßig karminrot, Sternite, Ventral-
seite von Segm. 9 u. 10 und Appendices schwärzlich. Segm. 9
jederseits der ventrale Rand des Tergiten mit einem dichten
Saum schwärzlicher Borsten; kürzere und spärlichere Borsten
am Saum des 8, Tergiten. Segm. 10 in der Mitte des terminalen
Randes dachförmig erhoben, der freie Rand fein gezähnt.
Appendices superiores schlank, etwa so lang wie Segm. 9,
zu einer ovalen Zange zusammengebogen, ziemlich lang behaart;
inferiores dem Abdomenende angedrückt, in der Seitenansicht
nicht sichtbar.
Ventrale Kante des zweiten Tergiten ohne Fortsatz. Vesi-
cula ein Kugelsegment mit einem kleinen Fortsatz an der Basis
vorne, ohne seitliche Höcker oder Fortsätze.
Flügel graulichgelb, die Spitzen bis zum Pterostigma diffus
gebräunt. Pterostigma schwarz, in der Mitte etwas breiter.
Abd. 52-3, Vfl. 43, Hfl. 42, Pt. 3,5 mm.
Verzeichnis der Abbildungen.
Fig. 1—6 photographisch vergrößerte Flügel:
Fig. 1. Bayadera indica 5' Assam
2. Cyclophaea cyanifrons 5 Palawan
3. Euphaea cora 5’ Mindanao
4. Euphaea amphicyana 5 Mindanao
5. Dysphaea ethela 5 Coorg
6. Paraphaea ruficollis 5 Luzon
7. Cyclophaea cyanifrons, Basis des Abd, von rechts.
Verzeichnis von Schriften,
die im Text mit Ordnungsnummer zitiert sind.
1. Selys Longchamps, Edm. de — Monographie des Libellu-
lides d’Europe. — Paris et Bruxelles 1840.
2. Rambur, M. P. — Histoire naturelle des Insectes. Nevrop-
teres. — Paris 1842.
3. Selys Longchamps, Edm. de — Causeries odonatologiques.
No. 11. — Ann. Soc, ent. Belg. 42, p. 332—338, 1898.
4. Williamson, E. B. — The dragonflies (Odonata) of Burma
and Lower Siam. — I. Subfamily Calopteryginae. — Proc.
U. S. Nat. Mus. 28, p. 165—187, 1904.
5. Tillyard, R. J. — The Biology of Dragonflies (Odonata or
Paraneuroptera). — Cambridge 1917.
6. Munz, Philip A. — A venational study of the suborder
Zygoptera (Odonata) with keys for the identification of
genera. — Mem. Amer. Ent. Soc. 3, 1919.
7. Kennedy, Clarence Hamilton — The phylogeny of the zygo-
pterous dragonflies as based on the evidence of the penes.
— Ohio Journ. Sc. 21, 1, p. 19—29, tab. 1—3, 1920,
Notodontula ziczac L. lapponica Dhl. 1929
— ab. tristis Masl. 1923.
Von Frithiof Nordström, Stockholm (Schweden).
Franz Dannehl, der fleißige Täufer von Lepidopteren, hat
in dieser Zeitschrift XIX, p.104 (1929) mit dem Namen lapponica
ein Synonym von ab. fristis Maslowski (Polsk. pismo entom. I],
Sep. p. 10. Tab. III, £. 17, 1923) aufgestellt. Die beiden Maslowski
schreiben 1.c. p.10: „Alae colore uniformi-obscuriore” und p.12:
„Die Vfl. fast zeichnungslos braun, nur mit schwarzen Mond-
zeichen.“ Dannehls Beschreibung lautet: „Kleine verdunkelte
Tiere. Der sonst hellgraue Teil der Mittelbinde vor dem Vor-
derrande dunkelveilgrau, das Außenfeld fast ganz zeichnungs-
los in der düsteren graubraunen Grundfärbung. Hil. grau über-
wölkt.“ Von den Dannehl’'schen Fundorten „Lulea und Tirra
in Lappland“ ist Lulea eine Küstenstadt in der nordschwedi-
schen Landschaft Norrbotten und liegt demnach nicht in Lapp-
land, das übrigens nirgends die Küste erreicht. Tirra existiert
überhaupt nicht, es ist wohl auf eine Mißdeutung der Fundort-
etikette oder auf eine Fehlschreibung eines anderen Namens
zurückzuführen. — Von Kvikkjokk in Lappland habe ich selbst
eine N, ziczac ab. (an f. geogr.?) tristis Masl. ex larva gezogen.
nga
Berichtigung und Nachtrag
zur
„Monographie der paläarkt. Arten des Subgenus Dysstroma Hbn.‘
Auf S. 207
8.8210
im Jubiläumsheft vom 9, XIl. 1929,
muß es heißen: Dysstroma Hbn. statt Dystroma in derÜberschrift.
desgl., ebenso an anderen Stellen im Text. Ich danke Herrn
Prout für die Richtigstellung.
Bei D. iniuscata Tgstr. Seite 240 fehlt: f. olivescens (Warren) Prout 1908 —
zwischen dem 2.u.3. Absatz. Diese Form wird von Prout (loc.
cit. S.55) nach drei, von Warren so etikettierten Stücken im
Britischen Museum beschrieben, die von Finnland und Lappland
stammen. Die helle Grundfarbe ist bei ihnen einen Ton gelblicher
als gewöhnlich und leicht grau bestäubt, wodurch ein olivfarbe-
ner Ton entsteht. Auch die Hinterflügel sind verdüstert, leicht
olivfarben. Ich erwähne hierzu das Bild Culots der var. Schnei-
deri Sdbg. Taf. 23, Fig. 478, das auch aus Lappland stammt. —
Inzwischen sah ich frische, 1928 gef. infuscata dorther, die alle
hell blaugrau im Gesamteindruck waren, sodaß ich fast an-
nehmen möchte, daß die Stücke im Britischen Museum schon
älteren Datums sind, und dieser olivfarbene Ton durch Vergilbuns
der Grundfarbe eine Alterserscheinung darstellt.
Bei D. latelasciata Stdgr. ist S. 246 im Absatz über die Verbreitung hinter
„gefangen“ einzuschalten: beiReval, Estland, leg. vonRosen,
Bei D. pseudimannata Heydm. muß es am Schluß des 2. Absatz der S. 250
Auf S. 266
heißen; statt Sajan Gbg. vom „Transbaical mer. occ., Boro-
chewa, Malchan montes, aus 800 m Höhe."
Desgl. am Schluß der S. 350: „Transbaical-Gbg.“ statt Sajan,
und auch entsprechend in der Tafelerklärung zu Taf. XIII, Fig. 58:
Sg Transbaical. Die Ursache ist eine bedauerliche Fundorts-
verwechslung bei einer der bezogenen Tütenfalter-Sendungen.
In der Tafelerklärung ist das beim @ (Fig.57) richtig bezeichnet.
muß es heißen: subsp. pythonissata Mill. statt pythonnissata.
Desgl. auf S. 263 Zeile 20, S.270 Zeile 16, in Tafel-Erklärung
zu Taf. X, Fig. 22 und Taf. XII, Fig. 32,
In Tafelerklärung Taf. XII, muß es unter Nr. 39 heißen: Mus. Berlin statt
Auf S. 270
Hamburg.
unter i. nigricans Prout muß es Zeile 10 heißen: vem Attersee
statt Calalco und weiter unten Zeile 18: Die zweite Type „aus
Calalco, Ober-Italien", statt vom Attersee,
In Tafelerklärung Taf. X, Fig. 24 muß es „Attersee“ statt Calalco heißen
Puh
Nachträglich
erhielt ich noch die Falter dieser Gruppe aus der Münchener
Museums-Sammlung durch Herrn Dr. von Rosen zur Durchsicht,
dem ich hierfür herzlichst danke. Unter diesen fanden sich einige
interessante Stücke und weitere Fundorte der neuen ostasiati-
tischen Formen.
D. truncata subsp. sinensis Heydem., 11 Stücke von Kunkala-
schan, Szetschwan. Die Rasse ist bis zu den Westbergen
um Peking verbreitet (leg. Stötzner). Auch waren unter
jenen vertreten, und seien als neu angeführt:
f. perfuscata nom. coll., 1 5 mit schwarzgrauem Mittelfeld,
und
f. centumnotata nom. coll, 1 S mit auffallend weißem Mit-
telfeld.
D. citrata subsp. tibetana Heydem. fand sich in 1 JS von Hai-
ning, Chin. occ. sept., Juni, 2500 m.
D. dentifera Warren. Mit f. punctumnotata nom. coll. möchte ich
1 @ vom Darjeeling bezeichnen, das ein breit weißes
Mittelfeld aufweist. Da die Nominatform als „schmutzig
gelb" beschrieben wird, (die Tönung kann auch hell gelb-
bräunlich sein) — so scheint hier wie bei flavifusa Warr.
auch die gelbe Form, die der citrata f. ferruginea Prout
entspricht, zuerst beschrieben zu sein. Solche hellen
Stücke, fast oder ganz ohne gelben Ton, dürften ebenso
häufig vorkommen.
D. Korbi Heydem. 1 5 vom Transbaikal. Neuer Fundort.
Aus San Francisco, Californien, stammt eine kleine Serie
einer Dysstroma, die Herr Prout in stets hilfsbereiter Weise als
D. mancipata Guen., Spec. Gen. Lep. X, 468, bestimmte. Die
Tiere zeigen Anklänge an fruncata, aber auch durch die regel-
mäßige, breit bandförmige, dunkelgraue Einfassung des Mittel-
felds mit einer Ortholitha. Die Hinterflügel sind besonders im
Saumfeld schmutzig gelbockerfarben getönt, zur Wurzel grau.
Mittelfeld in der Mitte grau, aber auch rein weiß oder schwarz-
grau. Die spitzwinklig gebrochene Postmediane der Hil. ähnlich
wie bei brunneata Pack. Herr Prout teilte mir mit, daß aus Nord-
Amerika bisher 22 Dysstroma-Formen benannt seien, die aber
hinsichtlich ihrer artlichen Zusammengehörigkeit noch nicht näher
untersucht sind. D. mancipata Guen. hat besonders beim $ am
Ende des Abdomens ein starkes, graues Haarbüschel, ähnlich
dem der @ © von Hib. rupicapraria, ist aber nach dem Genital-
präparat eines J'’Q eine echte Dysstroma. Das Tegumen ist
äußerst lang gestreckt, wie bei sonst keiner der untersuchten
Arten; ebenso die Borstenkissen des ÄAnellus. Der starke Penis
hat, ähnlich corussaria Obth., 5—6 ziemlich lange und spitze
Dornen. Beim 9 ist, abweichend von allen eurasischen Arten,
die Bursa sehr primitiv, einfach beutelförmig gebaut, ohne An-
deutung eines Signum oder sonstiger Gliederung. — Die ameri-
kanischen Dysstroma stellen also anscheinend einen sehr alten,
primitiven Zweig des Subgenus dar, der zugleich artenreicher
sein dürfte, als ich zuerst annahm. De
Bemerkung
Dr. Wehrli: „Die paläarktischen Arten der Gattung Ellopia“.
Ich kann die S. 317 des Jubiläumshefts 1929 bei E. fasciaria
L. von Dr. Wehrli geäußerte Auffassung, daß die grüne var.
prasinaria auch in reinen Föhrenbeständen vorkommt,
nur bestätigen. Hier im eigentlichen Schleswig-Holstein ist bis-
her überhaupt nur prasinaria gefangen worden, und zwar viel-
fach in Stücken, die der intermediaria Gpbg. nahestehen. Wenn
auch hier die Fichte der hauptsächliche Nadelbaum ist, so findet
sich die Art auch in gemischten und Föhrenbeständen. In einem
vor 40 Jahren künstlich auf der Nordsee-Insel Amrum ange-
pflanzten Wäldchen von Pinus montana uncinata und einigen
Pinus silvestris ohne jegliche Fichten kommt, weit und breit
isoliert, ebenfalls nur var. prasinaria vor, deren Raupe ich auch
auf diesen Kiefern fand und zur Entwicklung brachte. - Sonst
fehlt diese in den Kiefernforsten des östlichen Norddeutschland
ganz.
Es ist also erwiesen, daß die grüne var. prasinaria
auch auf Kiefern übergehen und in reinen Beständen
derselben ebenfalls gute Lebensbedingungen finden
kann. Die Flügelfarbe bleibt von der Futterpflanze
unabhängig. Dr. F. Heydemann, Kiel.
DR. F. RIS: Vier neue Calopterygiden (Odonata). Tafel IV.
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Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. XX (1930).
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DR. F. RIS: Vier neue Calopterygiden (Odonata). Tafel V.
Fig. 4.
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. XX (1950).
DR. F, RIS: Vier neue Calopterygiden (Odonata).
Tafel VI.
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Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. XX (1950).
DR. F. RIS: Vier neue Calopterygiden (Odonata). Tafel VII.
Fig. 7.
Mitteilungen d. Münch. Ent. Ges. XX (1950).
Ausgegeben: 1. Febr. 1931.
Über Larentia-Aberrationen
Von Ludwig Osthelder
Im Jahrgang 1930 Nr. 7 der Zeitschrift des österreichischen
Entomologen-Vereins (S. 93) beschreibt Herr Dr. Leopold Müller-
Linz mehrere gleichartige Modifikationen von verschiedenen
Arten der Gattung Larentia, deren übereinstimmendes Wesen
nach Dr. Müller darin besteht, daß das Mittelfeld der Vorderflügel
nicht in der gewöhnlichen Weise nach außen scharf abgeschlossen
ist, sondern unscharf nach außen ausfließt. Er bemerkt dazu, daß
diese Aberrationsrichtung anscheinend bisher in der Literatur
nicht vermerkt sei, und hat für sie die einheitliche Bezeichnung
effusa vorgeschlagen.
Ich möchte dazu darauf hinweisen, daß ich schon im vorigen
Jahre die gleiche Modifikationsrichtung in meinen „Schmetter-
lingen Südbayerns“ in Anlehnung an Dr. Wehrli, der die gleiche
Modifikation von Larentia hydrata Tr. zuerst unter diesem Namen
beschrieben hat (Mitt. d. e.V. Basel 1919), mit dem Kollektivnamen
indistincta bezeichnet habe (vgl. Nr. 822, 827, 829, 834 meiner
Arbeit). Es ist erfreulich, daß uns Dr. Müller nun mit der glei-
chen Modifikation bei einigen weiteren Arten bekannt macht;
wenn man aber schon für einheitliche Modifikationsrichtungen
Kollektivnamen wählen will, hat es keinen Sinn, für eine Modi-
fikationsrichtung, die bereits mit einem solchen in der Literatur
bezeichnet wurde, einen neuen zu schaffen. Dr. Müllers
Lar. lugubrata-effusa ist auf jeden Fall -ein Synonym zu meiner
lugubrata-indistincta.
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. XX. Jahrg. 1930. H.3 u. 4. _ 7
Studien über die Subfiamilie der Agrotinae
Von Dr. A. Corti, Dübendori
xXXIV *
Euxoa decora Schiti, und Euxoa haverkampli Stdis.
(Mit einer Tafel.)
Euxoa decora Schiff. und deren Formen
(Wien. Verz. pag. 313, 1776)
Die Verbreitung von decora Hb. ist nach Staudinger, Kata-
log 1901 pag. 144 wie folgt: Austr. inf.; Alp. val. Austr. Germ.
Helv., Gal. etlt.; ? Pyr. Seither ist der Falter noch an vielen
anderen Orten gefunden worden. Berge-Rebel, pag. 165 nennt
noch Bosnien; nach Spuler pag. 154 kommt die var. livida auch
im nördlichen Kaukasus vor und (Nachtrag) südöstlich bis Bos-
nien und zur Herzegowina. Nach Caradja, Iris IX. pag.16 eben-
falls in der Herzegowina. Nach Hampson Kat. IV. pag. 241 auch
in Armenien, Kasikoporan, ebenso nach Warren im Seitz II,
pag. 29. Was die als Fundort von Staudinger mit einem Frage-
zeichen versehenen Pyrenäen anbetrifft, so ist heute das Vor-
kommen von decora dort sicher. Struve hat z.B. decora bei
Vernet gefangen (Stett. Ent. Z. 1882 p. 427). Ich besitze selbst
in meiner Sammlung Stücke aus den Pyrenäen (Hautes Pyrenees,
Gavarnie, von Harved 1916 gefangen). Aber auch aus Spanien
(Sierra Nevada 1800 m) wird decora gemeldet (Ribbe, Iris 1909,
pag.237). Außerdem besitze ich noch Stücke aus Lappland (Ribbe)
und aus der Hohen Tatra. Eversmann meldet decora auch aus
der Umgebung von Indersk im südlichen Ural (Bull. Soc. Imp.
Moscou 1856, pag. 219). Die Höhenverbreitung geht von 379 m
über Meer (Genf, Gramann leg. in Anzahl sec. Vorbrodt, pag. 268)
bis auf 2600 m (Glacier du Trient, Vorbrodt, LE Z. 1922, pag. 177).
Einmal auch bei Zürich (408 m) gefangen von Naegeli, vergl.
* In Mitt. d. Münchn. Ent. Ges. 1930 (H. 1) ist die Zahl XXIl zu meiner
Arbeit über multangula etc. in XXIII abzuändern,
—Ydg =
Vorbrodt l.c. Der nördlichste Verbreitungspunkt, der mir außer
Lappland bekannt geworden ist, ist Brünn (Doleschall, Ent. Z.
Stuttgart 1909 pag. 81.) Der nördlichste Punkt in Deutschland,
den ich kenne, ist der Taunus (Boldt, E. Z. Frankfurt 1925, pag. 36).
Die Flugzeit von decora bewegt sich zwischen Juni— Oktober
sec. Vorbrodt I.c. Einige genauere Daten seien wie folgt an-
geführt: Niederösterreich, Juli— August, Galvagni u. Preissecker,
1.W.E.V. 1911 pag. 11. Steirisches Ennstal: 20. Juli, Kiefer,
l.E. Z. Guben 1913 pag. 180; Steiermark: Hoffmann u. Klos,
M.N. V. Steiermark 1914 pag. 362, 20. Juli etc. Berge-Rebel:
Juli-August, Spuler do. Digne: Juli, Heinrich, D.E.Z. 1923 p. 102.
Im Etschtal von Astfäller am 28. Juni 1921 zwei J'o’ gefangen
(Kitschelt, Großschm. v. Südtirol, 1925, pag. 121). Von decora
sind mehrere Variationen und Aberrationen beschrieben.
1. Decora var. livida Stdgr. Diese Abart ist von Staudinger
in seinem Katalog 1901 pag. 144 aufgestellt mit der Diagnose :
multo obscurior, al. ant. obscure plumbeo-griseis, al. post.
nigrescenti-griseis. Habitat: Sum. Alp. Helv. Cauc.S. Es wäre
also die dunkle bleigraue Form von decora. Da diese Form
aber überall vorkommt, wo decora fliegt und alle möglichen
Uebergänge ebenfalls an allen Fundorten von decora zu finden
sind, ist livida keine Variation, sondern eine Äberration, die
keinen Namen verdient. Ich bin von befreundeter Seite darauf
aufmerksam gemacht worden, daß livida schmälere Vorderflügel
zu haben scheine und daß event. unter decora-livida sich zwei
Arten verstecken könnten. Ich glaube das nicht, dagegen spricht
die Tatsache, daß in dem 5 Genitalapparat wie in der übrigen
Struktur kein irgendwie wesentlicher Unterschied zu finden ist,
ferner die Tatsache, daß bei decora wie bei vielen Agrotinen
die Flügel in der Form und Breite großen Unterschieden unter-
worfen sind. Im allgemeinen besitzt decora recht breite Vorder-
flügel, insbesonders fällt mir dies auf bei einer größeren Serie
von decora aus der Wiener Gegend. Aber auch unter diesen
finden sich Falter mit bedeutend schmäleren Vorderflügeln.
Andererseits besitze ich livida aus verschiedenen Gegenden
mit breiten und mit schmalen Flügeln, dasselbe wiederholt sich
auch bei albidecora S.R. aus Italien und Südfrankreich. Daß
decora auch mit schmalen Vorderflügeln vorkommt, ist übrigens
auch schon in der Literatur erwähnt, z. B. führt Hoffmann,
M.N.V. für Steiermark 1914 pag. 362 zwei Krieglacher Stücke
7*
— 100 —
auf, die sich „bedeutend von Wiener Exemplaren unterscheiden.
Sie sind sehr schmalflügelig, fast zeichnungslos und lichtgrau*.
Aus der Literatur sei ferner eine Bemerkung von Kautz, V. Zool.
Bot. Ges. Wien 1923, pag. 156/57 angeführt: „Wagner glaubt
(M. E. G. 1922, Nr. 7-12) festgestellt zu haben, daß an den Ab-
hängen des Kleinen Göll und auf der oberen Torrentjochalpe
ausschließlich die Stammform von decora fliegt und daß sie
höchstens ganz schwache Uebergänge zur var. livida Stdgr. bilde.
Entgegen dieser Beobachtung stellt Hofrat Dr. Rebel fest, daß
auch solche darunter seien, die typischen Stücken von var. livi-
da Stdgr. vollkommen gleichen.“ Auch habe er (Kautz) einige
Falter mit auffallend gelb gefärbten Makeln erbeutet.
Was die Farbe der Makeln von livida anbetrifft und deren
Umrandung, sagt Staudinger in seiner Diagnose nichts davon.
Neuere Autoren haben die Diagnose mit Unrecht ergänzt. So
sagt Stauder, Z.w.J. 1925 pag. 204 von decora: „Mojstrana zahl-
reich am Licht, Stücke mit hellgelben Makeln und scharfer dunk-
ler Wellenlinie, ab. livida (Hafn. F.Kr.).“ Vorbrodt Iris 1928 p. 51
bezeichnet c. „f. livida Stdgr. Hinterflügel dunkelgrau, Makeln
groß, weiß." Spuler gibt die Diagnose Staudingers richtig wie-
der, auch Berge-Rebel, der die Form auch richtig als Aberration
bezeichnet. Die erwähnten Ergänzungen zu Staudinger’s Di-
agnose halten den Tatsachen nicht stand. Die bald gelblich,
bald weißlich, bald dunkel ausgefüllten und bald scharf, bald
kaum deutlich umrandeten Makeln finden sich abwechselnd
immer wieder bei den decora-Formen, sie sind für eine Cha-
rakterisierung der Art oder deren ÄAbarten von gar keiner Be-
deutung.
2. Decora ab. nivalis And. (Anderegg?). In der Literatur
finde ich hie und da diese Angabe. Wo Anderegg diese Form
beschrieben haben soll, konnte ich aber trotz mehrfacher Be-
mühungen nicht herausbringen. Ich finde in Rougemont, Faune
du Valais 1899 pag.141 folgende Notiz: „Var. NivalisH.S. 15 et 16.
Ailes superieures d’un cendr& blanchätre, avec les taches forte-
ment marqu&es. Avec le Type, mais generalement dans la region
alpine. Glacier du Trient, Zermatt, Simplon etc.“ In Hoffmann
und Klos, M.N.V. für Steiermark, pag. 362 findet sich folgende
Notiz: „Die ab. nivalis And. hat dunkelumzogene Makeln.“ Und
bei Vorbrodt, Iris 1928 p.51 findet sich b) f£. nivalis And. Vorder-
flügel hellgrau, etwas gelblich, Makeln deutlich umzogen, Zer-
— 101 —
matt etc.“ Bei diesen Angaben und den bereits erwähnten
wechselnden und häufigen Verschiedenheiten in den Farben
und der Umrandung von decora ist nivalis eine fast will-
kürlich benannte, ganz belanglose und nicht benennenswerte
Aberration.
3, Decora var. decorata Neuburger. Dasselbe gilt von die-
ser Form. Sie ist in der Soc. Ent. 1904 pag. 131 beschrieben
und zwar nach einem 5’ aus Wien. Die Beschreibung paßt auf
sehr viele decora-Formen und die Form ist m.E. nichts wie eine
öfters vorkommende Aberration von decora, die keinen Namen
verdient. Sie kommt überall vor, wo decora flieg. Vorbrodt
Iris 1928 pag.51: „... nicht viel heller sein als die Nennform,
Makeln ockergelblich, Wellenlinie fleckenartig aufgelöst. Zer-
matt 2127.20”. (Nag.)
4. Decora ab. flavorenalis Bub. Auch die Benennung die-
ser von Bubalek, V. Zool. Bot. Ges. Wien 1924 pag.9 beschrie-
benen Form hätte m. E. unterbleiben sollen. In den V. Zool.
Bot. Ges. Wien 1923 pag. 9 berichtet Bubacek: A. decora Hb.
ab. flavorenalis Bub. nova var.: „alle Flügel glatt glänzend, blei-
grau, ohne grünliche Färbung, dadurch von der typischen Form
verschieden, Mittelfeld der Vorderflügel etwas dunkler.“ Und
in den V. Zool. Bot. Ges. Wien 1924, pag. 9 steht: „Gehört zur
kleineren, schwärzlich bleigrauen Form livida Stdgr., von welcher
sie sich durch die ockergelb ausgefüllte Nierenmakel unter-
scheidet.” Ich habe schon ausgeführt, daß die Makeln bei
decora in allen möglichen Uebergängen bald gelb, bald weißlich
ausgefüllt sind.
5. Decora ab. flavomaculata Schaw. So nennt Schawerda
M.E.G. 1924 p.95 „die Exemplare mit deutlich gelben Makeln.“
Daß diese Benennung ebenfalls überflüssig war, erhellt m. E.
zur Genüge aus den bei den vorher angeführten Aberrationen
genannten Gründen. Hiezu sei noch ergänzungsweise bemerkt,
daß auch Culot, Noctuelles I pag. 61, dem das überaus reiche
decora - Material der Oberthür'schen Sammlung zur Verfügung
stand, und unter fig. 10, Pl. 9 eine decora mit anormaler Ring-
makel abgebildet hat, ausdrücklich bemerkt: „Tantöt ces taches
sont d’un beau jaune, tantöt simplement ocrac&es et parfois
entierement grises, c’est-ä-dire de la couleur du fond.“
= 102
6. Decora var. albidecora Sohn-Rethel (= calcaria Dhl. i.1.).
Hier haben wir es mit einer wirklich guten, sehr ausgeprägten
Variation oder Lokalrasse zu tun. Die Variation steckte schon
seit vielen Jahren unter dem Namen S. Rthl. i. 1. in den Samm-
lungen, erfreulicherweise hat nun Sohn-Rethel Iris 1929 pag. 7
auch dieser Variation ihren legitimen Namen gegeben. Es ist
die weiße, meist silberweiße, oft goldgelb glänzende südl. Form,
die Sohn-Rethel aus den Abruzzen im Gebiet der Majella be-
schreibt und die dort sehr häufig ist. Sie kommt Mitte Juli
bis Mitte September ans Licht und auf blühende Disteln.
Häufig ist sie auch verdunkelt bis bleigrau, nie aber von der
Farbe der Alpen. Auch bei den verdunkelten Exemplaren
bleiben der Kopf und der Thorax silberweiß. Ich besitze eine
große Serie dieser albidecora aus den Abruzzen, daneben aber
auch eine ganze Anzahl aus dem nördlicheren Apennin, aus
den Monti Sibillini und auch aus Digne und Larche. Es kommen
dort, wie auch in Italien hie und da Uebergänge zu den nörd-
lichen Formen vor, aber die Hauptmenge ist dermaßen charak-
terisiert, daß an einer guten Varietät oder Lokalrasse kein Zwei-
fel bestehen kann. Wir haben hier dieselben Verhältnisse wie
mit grisescens latens Hb. und simplonia Hb. Auch diese Arten
haben im Süden helle, fast weiße Variationen, bei grisescens ist
es die Varietät albescens Sohn-Rethel, Iris 1929 pag. 7, bei latens
die Varietät apennina S.R. I. c. und bei simplonia die Varietät
calcigena S.R. loc. cit., alle aus den Abruzzen stammend. Die
von Dannehl (E.Z. Frankfurt 1925 pag. 131) gemeldeten sehr hel-
len Stücke „wie nivalis“ aus Terian, Südtirol, gehören vielleicht
schon zu albidecora, seine calcaria i.|. ist synonym mit albidecora.
Die Flugzeit von albidecora ist Mitte Juli bis Mitte September.
Albidecora variiert in der Zeichnung und auch in der Flügelform
ebenfalls sehr stark. Sohn-Rethel I.c. erwähnt zwei besondere
Aberrationen, die eine mit gleichmäßig zugeschwärztem Außen-
feld aller Flügel, ähnlich wie bei melanura Koll.; das zweite hat
ein dunkles Außenfeld der Vorderflügel, bis auf eine schmale
weiße Binde, die das Mittelfeld begrenzt etc. (cf. 1. c.).
7. Der Vollständigkeit halber möchte ich darauf hinweisen,
daß mir die Formen von decora aus der Wiener Gegend schon
längst durch ihre helle Farbe, im Allgemeinen breiten Flügel
und durch einen eigentümlichen Habitus im Unterschied zu z.B.
schweizerischen Tieren aufgefallen sind. Sie ähneln sehr Stücken
— 103 —
aus den Basses-Alpes und aus Italien. Ein Vergleich größerer
Serien wäre interessant.
Decora gehört mit all ihren Variationen und Abarten zu
den echten Euxoa sensu Hampson, zeigt also einen starken,
ziemlich variierenden, kraterförmigen Vorsprung auf der Stirne,
kräftig bedornte Vordertibien und im 5’ Genitalapparat den typi-
schen zweigabeligen Clasper. Hampson hat decora als Typ für
die Gattung Euxoa gewählt.
Ueber die Biologie von decora ist eine ziemliche Literatur
vorhanden. Da ich aber über die Eier nichts finden konnte,
möchte ich aus meinen Tagebüchern hierüber kurz folgendes
mitteilen. Ich habe zweimal von decora Eier erhalten, erstmals
von Astfäller-Meran. Sie waren höchst unregelmäßig, in wüstem
Durcheinander abgelegt, ähnlich wie z.B. bei tritici L., von Farbe
braungrau oder erdgrau, unregelmäßig rund, z.T. wie zerdrückt
und eingekerbt, ganz ohneRippung, teils an Schnüren, teils einzeln,
teils an Klumpen und mit Haaren und Schuppen wie mit Sand oder
Kieselsteinchen beklebt. Ein zweites Mal erhielt ich Eier von Wien,
die Räupchen waren gerade am Auskommen, in diesem Stadium
waren sie kugelig, groß, perlmutterglänzend mit goldig-silbrig
schimmerndem Anflug. Den erstgenannten am 1. September 1927
erhaltenen Eiern entschlüpften die Räupchen am 15. Januar 1928
im warmen Zimmer, nachdem die Eier bis dahin auf der kalten
Veranda gestanden hatten. Es lagen jedoch neben deu Eiern
auch einige tote Räupchen, die also schon früher ausgekommen
waren. Nach einer brieflichen Mitteilung von Oberst Vorbrodt-
Lyss geschieht die Eiablage in der Schweiz zwischen dem
12. Juli bis 13. September. Das frischgeschlüpfte Räupchen
rollt sich bei Berührung sofort zusammen, zeigt daneben
aber auch ganz schwache, niedrige Schreckstellung. Das
Räupchen erscheint von hinten nach vorn stark verdickt.
Borsten weiß, sehr kurz und spärlich, mit kaum angedeuteten
Endknospen. Grundfarbe graurötlich braun, in den Leibes-
ringen heller, grau. Der ganze Körper ist bräunlich marmoriert.
Warzen klein, braun, nicht glänzend schwarz. Kopf und
Nackenschild groß, robust, sehr rauh, Kopf glänzend schwarz-
braun, kaum herzförmig geteilt, Nackenschild glänzend schwarz-
braun, etwas heller wie der Kopf. Die Form des Nacken-
schildes ist unregelmäßig, etwas halbmondförmig, eher mit Ein-
buchtung gegen den Kopf zu, auch etwas ins Trapezförmige
gehend. Bauch grauweiß, Vorderfüße bräunlich gesprenkelt.
—1047——
Warzen mit einem lichten Hof umgeben. Die Raupe spinnt keine
Fäden.
Bis zum 1. November nahmen die Räupchen kein Futter an,
weder Löwenzahn, noch Gras, noch Spinat, noch Salbei, noch
Rumex. Bis zum 9. November nahmen sie dann etwas Klee an,
in der Folge auch Löwenzahn. In der Literatur werden als
Futterpflanze genannt: Salvia pratensis (Berge-Rebel u. Spuler)
Wurzeln von Gramineen und Kräutern (Wilde, Raupen pag. 239,
vgl. auchWullschlegel, Faune du Valais pag. 141), Galium Molugo,
Isatis tinctoria u. andere niedere Pflanzen (Rougemont, Cat. p.92).
Auch an Epilobium (Ent. Verein Sphinx, LE.Z. Guben 1910 p.77),
Wurzeln von Anthyllis vulneraria, Thymus serpyllum, Cruciferen-
arten und anderen polsterartig wuchernden Alpenpflanzen (Boldt,
E. Z. Frankfurt 1925 pag. 36).
Nach der ersten Häutung sind die Endknospen an den
Borsten immer noch, wenn auch nur schwach, angedeutet, der
Nackenschild ist nunmehr deutlich halbmondförmig, oben zwei-
mal eingebuchtet, lederig schwarzbraun, Kopf kleiner, herzför-
mig, glänzend schwarz. Warzen klein, dunkel, schwer sichtbar.
Körper bräunlich, mit Weiß gemischt, marmoriert, eine ziemlich
helle, ziemlich breite Dorsallinie und je eine ebensolche Dorsal-
seitenlinie vorhanden. Die Endknospen werden einige Tage
später sehr deutlich, wenn auch klein. Die Raupe verhält sich
träge, im übrigen wie am Anfang. Die erwachsene Raupe ist
hinlänglich bekannt, beschrieben und abgebildet, sodaß sich ein
Eingehen darauf erübrigt. Nach der Literatur (Wilde 1861 p.239)
verpuppt sich die Raupe in einem geleimten Gespinst, ich selbst
habe bei Zuchten in Torf kein Gespinst gefunden, in einem
Falle lagen zwei Puppen lose auf der Torfoberfläche, was aller-
dings kaum als normale Erscheinung angesehen werden darf.
Die gedrungene, rotbraune Puppe besitzt zwei divergierende
Kremasterspitzen.
Zur Biologie der Raupe von decora haben Irmscher (E. Z.
Frankfurt 1925, pag. 20) und Boldt (l. c. pag. 36) interessante
Beiträge gebracht. Wie Boldt richtig bemerkt, besitzen diese
Eigenschaft, das Futter nach Art der Regenwürmer in die Erde
zu ziehen, noch sehr viele Agrotinen-Raupen. Diese Eigenschaft
besitzen aber nur die Raupen der Gattungen Euxoa und Feltia
(Agrotis), wie ich bis jetzt beobachten konnte, nicht schlechtweg
alle Raupen, die sich tagsüber im Sand oder in der Erde ver-
borgen halten. Die sog. oberirdisch lebenden Agrotinenraupen
— 105 —
z. B. pronuba, comes, fimbria, c-nigrum etc. verstecken sich tags-
über ebenfalls mit Vorliebe im Sande oder in der Erde, ziehen
aber zum Fressen auf's Futter, manchmal klettern sie zu dem
Zwecke recht hoch an der Futterpflanze hinauf, z. B. pronuba,
fimbria, c-nigrum, ditrapezium etc. Wohl aber stimmt die An-
gabe für die von Boldt genannten Arten fritici, vestigialis, cur-
soria, ripae, exclamationis, segetum, decora, welche sämtlich zu
den Gattungen Euxoa und Feltia (recte Agrotis) gehören. Bei
praecox und saucia sind die Verhältnisse wieder etwas anders,
es sind auch keine Euxoa oder Feltia. Das biologische Ver-
halten der Raupen der verschiedenen Gattungen der Agrotinen
ist äußerst interessant und m. E. äußerst kompliziert zu beur-
teilen. Ich habe auf diese Verhältnisse schon öfters hingewie-
sen, vgl. z.B. Mitt. Schweiz. Ent. Ges. 1921, 1924, 1925, Z. f. Wiss.
Insektenbiologie 1927, Mitt. Münchn. E. G. 1929 etc. In seiner aus-
gezeichneten Arbeit über die Revision der nordamerikanischen
Gattungen der Agrotinen hat J.H. McDunnough (Bulletin Nr. 55,
National Museum of Canada) bereits die Gattung Euxoa als eine
höchstentwickelte angesehen und auch ich bin, wenigstens was
die Gattungen Euxoa und Feltia (Agrotis) anbetrifit, zu dem
Schluß gekommen, daß die Gattung Feltia die primitivere, stam-
mesgeschichtlich ältere Gattung ist. Decora ist eine echte Euxoa
und als solche zeigt die Raupe zwar im Allgemeinen das Ver-
halten der typischen Erdraupen, zu denen auch die Raupen
der Gattung Feltia gehören, aber in wichtigen Punkten, z. B.
durch das Einnehmen einer Schreckstellung, unterscheiden sich
diese Erdraupen. Die eigentümlichen Verhältnisse sollen Gegen-
stand einer besonderen Studie bilden.
Euxoa haverkampli Stdis.
Agrotis(Euxoa) haverkampfi ist bekanntlich zuerst von Stand-
fuß, Berl. Ent. Z.1893 pag.359 benannt und beschrieben worden.
Die ausschließlich auf Korsika vorkommende Art galt erst als
große Seltenheit, Standfuß hatte nur 2 2 @ vor Augen, bis sie
später in großen Mengen, namentlich von Wiener Entomologen,
gefangen worden ist. Ich selbst besaß bis vor kurzem nur
etwa 11 Stück in meiner Sammlung und habe nach dieser spär-
lichen Anzahl und Untersuchung derselben wiederholt in brief-
lichem Verkehr mit anderen Entomologen die Vermutung aus-
gesprochen, daß haverkampfi keine eigentliche Art sei, sondern
— 106 —
lediglich die korsische Rasse oder Variation von decora Schiff.
In meiner Meinung wurde ich namentlich auch durch die Unter-
suchung der 5 Genitalapparate bestärkt. Ich hatte nun einigen
Wiener Herren versprochen, bei Einsicht von mehr Material
die Frage näher zu prüfen und da ich nun von Herrn Med.-Rat
Dr. Schawerda (Z. österr. E.V.1930 pag. 13-14 zu einer öffentlichen
Diskussion geradezu aufgefordert worden bin, will ich gerne
meinen Befund veröffentlichen. Ich bin dazu durch die liebens-
würdige Ueberlassung von reichlichem Material durch die Wie-
ner Herren H. Reisser, Prof. Dr.Kitt und Dr. Schawerda in die
Lage versetzt worden, welchen Herren ich hier für das freund-
liche Entgegenkommen meinen verbindlichsten Dank aussprechen
möchte. Untersucht wurden etwas über 70 Exemplare von
haverkampfi, die mit mehreren hundert Exemplaren von decora
und deren Abarten aus meiner Sammlung verglichen wurden.
Haverkampfi ist, wie bereits oben bemerkt, nach 29 ® von Stand-
fuß beschrieben worden. Die spätere Literatur ist entsprechend
der früheren Seltenheit des Tieres, nicht groß. Wo haverkampfi
citiert ist, sind es immer die Standfuß’schen Angaben. Erst seit
der besseren Erforschung Korsikas durch eine Reihe von Wie-
ner Entomologen finden wir eine neuere Literatur und zwar
ausschließlich von Schawerda (Münchn. Ent. Ges. 1922, Nr.7-12,
ebenso 1925, Nr. 6-12; Verh. Zool. bot. Ges. Wien 1926 pag. 12;
Verh. Zool. bot. Ges. 1921 mit Abbildung; Iris 1927 mit Abbil-
dungen; Z.österr. Ent. V. 1928 pag.113, ebenso 1930 pag. 13-14).
Die Abbildungen Schawerda’s von haverkampfi und deren
Abarten finden sich Verh. Zool. bot. Ges. Wien 1921, Fig. 8;
Münchn. Ent. Ges. 1922, Nr. 7-12 und Iris 1927. Taf. III, Fig. 3-6.
Variationen von haverkampfi sind keine bekannt, dagegen hat
Schawerda eine große Reihe von Aberrationen benannt: leuco-
phila, melanophila, carola, xanthophila, sagittaria, lauter Benen-
nungen, die m.E. besser unterblieben wären.
Ich citiere das nach meiner Ansicht wesentlichste aus der
Charakterisierung, die Schawerda für diese Aberrationen gibt.
Die ab. xanthophila (Schawerda, Z. österr. Ent. V. 1928,
pag. 113) ist dadurch gekennzeichnet, daß das helle Grau auf-
fallend gelb ist und diese Exemplare dadurch von den grauen
oder schwärzlichen Formen abstechen. Wenn man eine größere
Serie haverkampfi vor sich hat, kann man in der Tat solche
gelbere Exemplare abtrennen. Das ist aber reines Belieben,
Hl ——
eine Grenze nach mehr gelb oder mehr grau ist gar nicht zu
ziehen. Aehnliches gilt von der
ab. leucophila (Mitt. Münchn. Ent. Ges. 1925 pag. 114), das
die ganz licht weißlich grauen Exemplare betrifft.
Die ab. melanophila (].c.) betrifft die schwärzlichen Exem-
plare. Durch die Freundlichkeit des Herrn Reisser-Wien habe ich
einige Cotypen vor mir. Die Namensgebung ist mir unverständlich.
Die ab. carola (l. c. pag. 115) soll die schönste, gleichmäßig
verdunkelte Form sein. Ebenfalls durch Herrn Reisser liegen
mir drei Cotypen vor. Sie sind in der Tat etwas dunkler als
andere haverkampfi, aber auch unter sich verschieden und
ähneln schwach dunklen /ivida wie bei decora. Irgendeine Grenze
kann ich nicht ziehen.
Von ab. sagittaria (l. c. pag. 115) liegt mir ebenfalls eine
Cotype vor. Bei dieser sollen die Adern im andern Drittel
außergewöhnlich stark angelegt sein. Ein kontrastreiches Tier,
in der Tat, aber nur willkürlich von anderen haverhampfi zu
trennen. Ich habe mich bemüht, von den ca. 70 mir vorliegen-
den haverkampfi die Abarten zu sortieren, es ist mir nur ge-
lungen, von den hellen angefangen bis zu den dunkeln, einen
schönen Uebergang von einer Form in die andere zu finden.
Die Flugzeit und Höhenverbreitung von haverkampfi:
Standfuß gibt keine Flugzeit an. Nach Schawerda fliest der
Falter im Juni, Juli und ist anfangs August erledigt. Ich selbst
besitze aber ein gut erhaltenes 5, daß Faller - Breisgau am
12. August gefangen hat. Die Höhenverbreitung geht nach
Schawerda von 1200—1800 m.
Die ersten Stände von haverkampfi: Ueber die Eier
und das junge Räupchen ist leider nichts bekannt geworden.
Schawerda bemerkt (Zool. Bot. Ges. Wien 1926 pag.12), daß die
Q © nur sehr schwer zur Eiablage zu bringen sind. Prof. Dr. Rebel
hat I. c. eine Beschreibung der Raupe nach drei von Herrn
Reisser vorgelegten Exemplaren im vorletzten und im erwach-
senen Stadium gegeben.
Als Hauptunterschied von der Raupe von decora wird bei
haverkampfi der deutlich geteilte, mehr grünlich gefärbte Nacken-
schild und die viel deutlicher hervortretenden Punktwarzen ge-
nannt. Sonst und auch biologisch scheinen die Raupen kaum
verschieden zu sein. Die Raupe lebt im Sand vergraben wie
— 108 —
diejenige von decora, Futterpflanzen wie diese Taraxacum, La-
mium und niedere Pflanzen. Verpuppung in einem sehr leicht
zerbrechlichen eirunden Sandgehäuse. Cf. Bemerkung unter
decora (Wilde, Raupen). Puppe mit zwei Kremasterspitzen wie
bei decora (Reisser).
Da die vorliegende Studie zum Hauptzweck hat, zur Klä-
rung der Frage beizutragen, ob haverkampfi, wie ich anfänglich
vermutete, nur die korsische Rasse von decora sei, oder, wie ins-
besonders von Schawerda-Wien angenommen wird, als „gute Art“
aufzufassen sei, wollen wir nachstehend einmal die evtl. Unter-
schiede der beiden Formen und deren bisherige systematische
Steilung prüfen.
Standfuß 1.c. sagt: „Diese Art (haverkampfi) ist noch am
ersten mit Agrotis decora Hb. zu vergleichen und sicher wohl
mit dieser am nächsten verwandt”. Eine nähere Begründung
gibt Standfuß nicht.
Staudinger stellt (Kat. 1901 pag. 144) haverkampfi ebenfalls
neben decora.
Spuler (pag. 115) citiert haverkampfi ganz kurz nach Stand-
fuß und stellt die Art ebenfalls neben decora.
Hampson (Kat. IV. pag. 664) führt haverkampfi unter den
„unrecognized species“ auf mit der Bemerkung: „?_Lycophotia
near renigera”". Um es vorweg zu nehmen, ist die Vermutung
vollkommen irrtümlich. Aeußerlich hat haverkampfi eine gewisse
Aehnlichkeit mit gewissen renigera-Formen, insbesonders mit der
gewöhnlich zu renigeraHb. gestellten (irrtüml., Corti) hadjina Stdgr.
Aber haverkampfi besitzt nicht die für die Gattung Lycophotia
sensu Hampson notwendige Schuppenbekleidung des Thorax,
die Stirn von haverkampfi trägt die für Euxoa charakteristische
kraterförmige Protuberanz, während renigera eine glatte Stirn hat,
die Vordertibien von haverkampfi sind stark bedornt, diejenigen
von renigera viel schwächer und endlich sind die 5 Genital-
apparate von haverkampfi und renigera äußerst verschieden.
Warren im Seitz (Ill. pag. 29) ist der erste, der richtiger-
weise haverkampfi unter die Gattung Euxoa stellt, offenbar nur
wegen der stark bedornten Vordertibien und wegen des Stirn-
vorsprunges, denn Warren nimmt auf die Genitalapparate keine
Rücksicht und vermengt bekanntlich infolgedessen die scharf
von einander zu trennenden Gattungen Euxoa und Feltia (Agrotis),
indem er beide Gattungen zusammen in die einzige Gattung
Euxoa steckt. Meines Wissens bin ich der erste, der 1i. I. und
109
an Hand der heutigen Abbildungen auf Tafel I des 5 Genital-
apparates von haverkampfi den sicheren Nachweis für die Zu-
gehörigkeit in die Gattung Euxoa sensu Hampson erbracht hat.
Schawerda, der sich neuerdings mehrfach mit haverkampfi
beschäftigt hat, kommt auf Grund seiner Untersuchungen zu dem
Schluß, daß haverkampfi eine gute Art sei.
In seinem ersten Artikel (Mitt. Münchn. Ent. Ges. 1922 pag. 28)
sagt Schawerda von der systematischen Stellung von haverkampfi :
„Bei grisescens, simplonia und decora stehend.“ Die Stellung
zu decora ist richtig, diejenige zu grisescens und simplonia da-
dagegen ist irrtümlich. Haverkampfi ist, wie schon mehrmals
betont, eine Euxoa. Simplonia ist eine echte Feltia (Agrotis)
und hat weder mit decora noch mit haverkampfi eine nahe Ver-
wandtschaft. Grisescens endlich ist weder eine Euxoa noch eine
Feltia, sondern gehört mit latens in die Gattung Epipsilia sensu
Hampson.
Ich will nun versuchen, an Hand des mir vorliegenden
Materials die Unterschiede zwischen beiden Arten herauszu-
finden.
Thorax. Bei haverkampfi struppiger, namentlich an der
Basis gegen den Kopf zu viel mehr Schuppen und Schuppen-
haare, statt Haare. Bei decora nur mit Haaren, höchstens mit
feinen Schuppenhaaren bedeckt.
Stirnvorsprung. Bei beiden Arten in starker Variation
gleich, bald stark ausgeprägt, bald mehr nur aus einem höcke-
rigen Auswuchs bestehend.
Vorder-Tibien. Die Bedornung ist bei decora und haver-
kampfi ungefähr gleich, bei der durch Reisser gefangenen dunk-
len decora aus Korsika etwas weniger stark. Tarsen bei allen
gleich.
Flügelform. Haverkampfi hat im allgemeinen tatsächlich
etwas schmälere und langgestrecktere Vorderflügel, doch kom-
men Formen bei decora und namentlich bei der var. albidecora
vor, die genau denselben Flügelschnitt wie bei haverkampfi zeigen.
Zeichnung der Vorderflügel-Querlinien. Standfuß
sagt in seiner Originalbeschreibung |. c.: „von dem sich die
beiden den Flügel etwa am Ende des ersten und zweiten Drit-
tels durchquerenden Zackenlinien scharf abheben.“ Es ist rich-
tig, daß bei den meisten Stücken, die ich gesehen habe, die
innere Querlinie sich scharf abhebt. Wenn Schawerda (Z. Wien.
E. V. 1930 pag.13-14) schreibt, daß besonders die basalen Quer-
— ll) —
linien der Vorderflügel different sind von denjenigen von decora,
so meint er offenbar ebenfalls die innere Querlinie. Denn die
Basallinie ist bei vielen haverkampfi ebenso wie bei decora,
fast erloschen, während die innere Querlinie bei vielen decora
mindestens ebenso stark hervortretend ist, wie bei vielen haver-
kampfi und genau gleich verläuft. Sie verläuft außerdem bei
manchen decora, genau wie bei manchen haverkampfi, nicht nach
innen gebogen, sondern manchmal auch nach außen gebogen.
Was die äußere Querlinie anbetrifft, so ist sie lange nicht
bei allen haverkampfi genau gleich deutlich. Im Allgemeinen
verläuft sie bei dieser Art so, daß der obere Teil sich direkt
an die äußere Buchtung der Nierenmakel anschließt, während
sie bei decora in einem ziemlichen Abstand von der Nieren-
makel, stark nach außen gebogen, verläuft. Ich besitze aber
auch decora, bei denen die äußere Querlinie sich genau wie
bei haverkampfi an die Nierenmakel anschließt. Und was die
Deutlichkeit der Linien und deren Zacken anbetrifft, so ist bei
vielen decora kein Unterschied gegenüber haverkampfi zu finden.
Was die gelblichen Schuppenpartien anbetrifit, so finden
sich dieselben auch bei decora, namentlich bei frischen Exem-
plaren oft, sogar bei einigen alten Exemplaren meiner Samm-
lung sind sie noch zu sehen.
In Bezug auf die Fransen scheint in der Tat zwischen decora
und haverkampfi ein gewisser Unterschied zu sein. Nach Stau-
dinger sind die Fransen der Vorderflügel bei haverkampfi ge-
scheckt, bei decora einfarbig. Der Unterschied ist m.E. klein,
eher noch sind die Fransen der Hinterflügel bei decora im All-
gemeinen weiß, bei haverkampfi dunkler, was namentlich bei den
dunklen livida-Formen deutlich in Erscheinung tritt.
Bei haverkampfi ist manchmal vor dem Außenrand der Vor-
derflügel eine mehr oder weniger deutliche, zum Flügelaußen-
rand parallele Reihe von weißlichen Flecken vorhanden, von
der Standfuß 1. c. sagt, daß sie viel deutlicher als bei decora
sei. Ich besitze aber decora mit dieser Reihe Flecken, die viel
deutlicher ist als bei allen haverkampfi, die ich gesehen habe.
Außerdem verlaufen sie absolut gleich. Bei haverkampfi sind
manchmal auch Pfeililecken vorhanden oder angedeutet, ein
Stück Schawerda’s (l. c.) zeigt vier Pfeile. Aber mindestens
Andeutungen von Pfeilen kommen bei decora auch vor. Nicht
verständlich ist mir die Angabe Schawerda’s (Mitt. M.E.G. 1925
pag. 114), daß die schwärzlich-grauen Zackenlinien keine Spur
— 11l —
von Braun, wie Standfuß sagt, aufweisen sollen. Ich finde im
Gegenteil bei vielen mir vorliegenden Stücken ein sehr schönes
Rotbraun.
Die Unterseite der Flügel von haverkampfi und decora
zeigen im allgemeinen eine vollkommen gleiche Färbung und
Zeichnung. Die Binden sind bald mehr oder weniger stark aus-
geprägt, bald ist ein Discoidalfleck auf den Hinterflügeln sicht-
bar, bald fehlt er. Bei aberrativen Stücken von decora ist die
Vorderflügel-Unterseite sehr verschieden gefärbt, mir scheint nur,
daß bei vielen haverkampfi ein weißlicher Apicalfleck auf der
Vorderflügel-Unterseite ausgeprägt ist, den ich bei decora nicht
finden kann.
Was die Größe anbetrifft, ist haverkampfi eher etwas klei-
ner als decora, doch gibt es auch unter diesen große und kleine
Tiere. Das größte Exemplar von decora in meiner Sammlung
mißt 42 mm, das kleinste 32 mm, von den mir vorliegenden
haverkampfi mißt das größte 38 mm, das kleinste 32 mm. Ueber
die stark variierende Flügelbreite habe ich mich schon oben
ausgesprochen.
Die Fühler. Der bemerkenswerteste Unterschied, den
schon Schawerda aufgeführt hat, liegt bei decora und haver-
kampfi in den Fühlern. Dieselben sind bei haverkampfi viel
mehr, namentlich einseitig außen, kammförmig, mit längeren und
breiteren Zapfen, während decora mehr sägezähnige Fühler hat
und die Zapfen viel kürzer und weniger breit sind.
Betrachten wir nun noch kurz die auf Taf. VII abgebildeten
JO Genitalapparate von decora, livida, albidecora u. haverkampfi.
Ich weiß, daß es immer noch Entomologen gibt, die dergleichen
Untersuchungen keinen besonderen Wert beilegen, obwohl mir
dies ganz unverständlich ist. Die 5 Genitalapparate, wenig-
stens bei den Agrotinen, sind in ihren Hauptmerkmalen, nicht
in nebensächlichen Kleinigkeiten, dermaßen konstant und cha-
rakteristisch, sodaß sie bis zur Stunde oft die einzige Möglich-
keit bieten, Arten voneinander zu trennen. So ist z. B. der
zweigabelige Clasper ein ganz untrügliches Merkmal für die
Gattung Euxoa, keine einzige andere Gattung der Subfamilie
der Agrotinen zeigt dieses Merkmal. Die Gattung Feltia (Agrotis)
zeigt z.B. im Clasper immer eine Zinke statt zwei. Es ist nun
äußerst interessant zu beobachten, daß es Euxoa sensu Hampson
gibt, die eine merkwürdig verschiedene Länge der beiden Zinken
zeigen. Wir finden das bei verschiedenen islandica Stdgr.-Formen,
— 1a —
dann z. B. bei clauda Pglr., complicata Corti, distracta Corti,
deficiens Wg$nr., expugnata Corti, fissa Stdgr., foeda Led., lidia Cr.,
opportuna Corti, subvaria Corti, varia Alph., variegataW£nr. und
wahrscheinlich noch bei anderen sog. Euxoa. Bei diesen Arten
ist der eine Zinken manchmal um die Hälfte kürzer als der
andere. Ich bin der Meinung, daß man diese Tiere in ein be-
sonderes Genus oder Subgenus zwischen Euxoa u. Feltia (Agrotis)
gewissermaßen als Bindeglied zwischen der Euxoa und Feltia,
einreihen sollte, etwa in ein neues Subgenus Mesoeuxoa. Auf
diese Verhältnisse habe ich schon in einem Vortrag in der Jahres-
versammlung der Schweiz. Entom. Gesellschaft vom Jahre 1925
aufmerksam gemacht. Hiezu sei auch noch folgendes bemerkt.
Filipjev (Annuaire du M. Zool. de l’Acad. des Sc. de le’URSS 1927
pag.242) hat den J’ Genitalapparat von Euxoa predotae Schaw.
untersucht und abgebildet. Er schreibt u.a.: „Die Art gehört
zu den wenigen Arten der Gruppe mit assymmetrischer unterer
Spitze der Harpe, die von der linken Seite das Valvenende über-
ragt, während von der rechten es nicht erreicht; obwohl nur
1 © untersucht wurde, unterstreiche ich dieses Merkmal, da
es bei den verwandten Arten konstant zu sein scheint.“
Filipjev hält die Art für nahe verwandt mit intolerabilis Pglr.,
gibt aber an, daß er die Genitalien dieser Art nicht kennt.
Betrachtet man nun die Abbildungen Filipjev's (l. c. Taf. XIV
Fig. 22 a und b), so zeigt sich bei Fig. b in der Tat ein erheb-
lich kürzerer Zinken links als rechts. Die Fig. a soll die Seiten-
ansicht sein, wobei dann aber die beiden Zinken doch ungefähr
gleich lang sind. Mir sind diese Figuren und die daran ge-
knüpften Bemerkungen Filipjev's nicht recht klar. Ich habe
nämlich den 5 Genitalapparat von predotae ebenfalls untersucht
und zwar an einem mir von Filipjev selbst zugesandten Exem-
plare. Bei meinem Präparate sind die Harpen (Clasper) ventral,
also in einer Ebene, präpariert und da zeigen die beiden Zinken
genau die gleiche Länge. Ich muß also annehmen, daß dem
sonst so verdienten Autor, dem ich für Ueberlassung manchen
Materials sehr zu Dank verpflichtet bin, hier ein Irrtum bei der
Beobachtung der Harpen von predotae in einer unrichtigen Lage
unter dem Mikroskop unterlaufen ist. Ich habe übrigens auch
die 5' Genitalapparate von zwei Exemplaren intolerabilis unter-
sucht und kann nur sagen, daß zwar bei intolerabilis bei ven-.
traler Lage der äußere Zinken des Claspers etwas kürzer ist
als der innere, aber nicht in dem Maße, wie ich es bei den-
CORTI, Studien über Agrotinae (XXIV)
Fig. 1
Eis22
decora, v.livida, Hgr
Bernina, Helv.
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Fig. 4
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Korsika.
haverkampft St4Ufs-
Korsika.
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pP;
—313—
jenigen bisherigen Euxoa sensu Hampson finde, die ich als unter
das neue Subgenus Mesoeuxoa fallend betrachten möchte. Bei
diesen Arten ist der eine Zinken mindestens um die Hälfte bis
?/, verkürzt gegenüber dem anderen. Auch habe ich beobachtet,
daß die Länge der Zinken sowohl an und für sich, als auch im
Vergleich zu einander, sehr oft bei ein und derselben Art et-
was schwankend ist. McDunnough hält (wie schon weiter oben
bemerkt) offenbar mit Recht die Gattung Euxoa als die höher
entwickelte, also vielleicht phylogenetisch neuere Gattung. Be-
trachten wir nun die Abbildungen an verschiedenen 5 Genital-
apparaten auf Taf. VIII, so sehen wir zunächst die absolute Zu-
gehörigkeit von allen abgebildeten Formen zu einander und die
äußerst nahe Verwandtschaft. Zwischen decora und livida kann
ich nach meinen bisherigen Erfahrungen in der Beurteilung von
Genitalapparaten bei Agrotinen einen irgendwie bemerkens-
werten Unterschied nicht finden. Wenn auch der rechte Zinken
des Claspers (Fig. 2) von livida etwas kürzer ist als der linke,
so beweist das nach meinen vorhergehenden Bemerkungen
nicht viel. Auch die etwas andere Form der Valven etc. be-
weist nichts, man wird sehen, daß diese Fig. 2 sich sehr gut
mit der Fig. 6 von haverkampfi deckt. Albidecora (Fig. 3) als
zweifellos gute Subspecies oder Variation zeigt nicht prinzipielle,
aber doch erhebliche Abweichungen von decora (Fig. 1) sowohl
in der Form der Valven, der Corona, der Behaarung usw.
Unter Fig. 4—6 sind drei der untersuchten Genitalapparate von
haverkampfi abgebildet. Sie zeigen keine großen Unterschiede
untereinander und gegen decora, aber die Tendenz, einen rech-
ten gegenüber dem linken weniger entwickelten Zinken aufzu-
weisen, tritt stark hervor, namentlich bei den Figuren 4 und 5
ist der äußere Zinken beinahe um die Hälfte kürzer, sodaß es
zweifelhaft erscheint, ob haverkampfi nicht zum Subgenus Meso-
euxoa gezogen werden könnte, Fig. 6 läßt dies nicht gut zu,
ebensowenig andere nicht abgebildete Präparate. Wir können
hier eher auf ein Mittelglied, einen Uebergang von Euxoa zu
Mesoeuxoa, also im vorliegenden Falle von haverkampli zu decora
denken. Im Sinne dieser Ausführungen und gemäß den Be-
funden McDunnoughs, daß Euxoa phylogenetisch jünger ist als
Feltia (Agrotis), wäre also haverkampfi älter als decora. Also
könnte decora sehr wohl aus haverkampfi entstanden sein.
Da Reisser eine echte decora-livida in Korsika an demselben
Fundort wie haverkampfi gefangen hat, dürfte man schließen,
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. XX. Jahrg. 1930. H.3 u. 4. 8
— la, =
daß haverkampfi sich in Korsika noch nicht ganz in decora um-
gewandelt hat, oder daß beide Arten sich nebeneinder halten.
Haverkampfi ist eine südliche Form, der Formenkreis von decora
ist jüngeren Datums und scheint sich nach Norden verbreitet
zu haben.
Ich stehe daher nicht an, meine brieflich*) verschiedenen
Kollegen gegenüber geäußerte Meinung, daß haverkampfi ein-
fach die korsische Rasse von decora sei, zurückzuziehen. Nach
den heutigen Anschauungen dürfte es richtig sein, haverkampfi
als „gute Art” zu bezeichnen.
*) In der Zeitschrift Oesterr. Ent. V. 1930 pag, 13-14 schreibt Schawerda
wie folgt: „Ich bin wirklich begierig, wie Corti seine Meinung, daß die
decora-livida die Reisser fing, ein Atavismus sei, aufrecht halten wird,
Corti negiert die Artverschiedenheit.” Es ist richtig, daß ich anfänglich
dieser Meinung war, bin aber doch überrascht, dieselbe in dieser positiven
Form publiziert zu sehen, umsomehr als ich diese meine Meinung gar nicht
Herrn Schawerda, sondern einem andern Wiener Herrn geschrieben habe
und ich in jenem Brief mir eine gründlichere Prüfung der Frage vorbehalten .
hatte,
Zur
Schmetterlingsiauna des mittleren Böhmerwaldes
Von J. Soiiner, Bezirksschulinspektor in Trautenau (Böhmen)
(Mit einer Tafel.)
An der Grenze zwischen Bayern und Böhmen streichen
von Südost nach Nordwest die gewaltigen Gneismassen des
Böhmerwaldes und des Bayrischen Waldes, die in Großartigkeit
und an Ausdehnung die Sudeten übertreffen. Stellenweise wird
der Gneis von Graniten durchbrochen, sonst zeigt er nur ge-
ringe Mannigfaltigkeit. Kalke finden wir nur dort, wo sich das
Gebirge zu verflachen beginnt; sie sind meist in dünnschiefri-
gem Gneise eingelagert. Das Gebirge fällt gegen Bayern steiler
ab, während nach Böhmen hin zunächst eine mächtige Hoch-
ebene eine Zahl von Hochmooren (sogenannten „Filzen”) trägt.
Erst dann verflacht es sich allmählich. Etwa 1800 km?
dieses Gebietes werden vom Walde bedeckt und hiedurch wird
der Böhmerwald zum größten Waldgebirge Mitteleuropas.
Charakteristisch ist auch die hohe Niederschlagsmenge (bis
1200 mm). Er stellt ein großes Gebiet dar, das entomologisch
nahezu unerforscht ist, und es gelang mir, in meiner 5jährigen
Sammeltätigkeit (1923—1928) eine Reihe von Arten aufzufinden,
deren Vorkommen in Böhmen bisher unbekannt war. Der Böh-
merwald ist leicht zu bereisen, da er geschlossenes deutsches
Sprachgebiet ist und man überall Unterkunft zu niedrigen Prei-
sen findet.
Ich sammmelte in einem Gebiete, das etwa von folgenden
Punkten begrenzt wird: Ruine Prachin—Zosum—Lusen (1370 m)
— Rachel (1432 m)— Falkenstein (1350 m) — Arber (1457 m)— Osser
(1283 m)— Gewintzi beiNeuern— Swatobor.
Ihren eigenen Zauber haben die Hochmoore des Böhmer-
waldes, der jeden Naturfreund, nicht nur den Entomologen ge-
fangen hält. Hier herrscht feierliche Stille, über der noch der
Schreiadler seine stolzen Kreise zieht. Zu den bekanntesten
Mooren des mittleren Böhmerwaldes gehören der Haidler Filz
(1128 m) bei Innergefild, der Weitfäller Filz (1078 m) nördlich
— ld —
des Rachel, der Große Filz bei Goldbrunn und der Plattenhausen-
filz bei Pürstling. Gute Fangplätze sind auch die Wiesen an der
Ahornsäge (1030 m), meinem beliebten Standquartiere, und bei
Mader (980 m), wo ich oft im Gasthause „Zur Forelle“ über-
nachtete.
Von Mader gegen Norden hat sich die Wydra in einem
tief eingeschnittenen Tale (der „Schachtelei“) ihren Weg gebahnt;
es liegen hier die Einschichte „Antigl" und weiter nördlich die
Gastwirtschaft „Thurnerhütte” (781 m). Auf den Höhen, die
dieses Tal begleiten, liegen Chinitz-Tettau (1000 m), Rehberg
(840 m) und schließlich noch Bergreichenstein (739 m). Unterhalb
Unterreichenstein heißt die Wydra Wotawa, überschreitet nörd-
lich von Langendorf die Sprachgrenze und fließt dann durch
Schüttenhofen gegen Nordost.
Vorirühling
Der Böhmerwald wird land- und forstwirtschaftlich weniger
eingehend bewirtschaftet, er ist schwächer bevölkert und man
findet oft noch Streifen unbebauten Landes, die Siedlungsstätten
mancher guten Art. Zumeist sind selbst in den Tälern die Feld-
raine, Straßenränder und Waldsäume noch mit Sträuchern be-
wachsen. Häufig sind dies Schlehen und an den kahlen Zwei-
gen sitzen im März Hibernia rupicapraria neben überwinterten
Larentia siterata, Cerostoma asperellum, Depressaria applana und
Gracilaria elongella. Erst im April fliegt Epigraphia steinkellne-
riana und Bapta pictaria. Lange Zeit war von dieser recht lokal
auftretenden Art nur ein Stück aus Böhmen bekannt, das Ma-
loch bei Karlsbad fing. Bei Schüttenhofen ist sie jedoch gar
nicht so selten (10. -21.1V.). Der Falter sitzt nachts mit zusammen-
geklappten Flügeln an Schlehen, läßt sich ruhig anleuchten und
leicht abnehmen. Die Eiablage ist ebenfalls nicht schwer zu
erzielen und die Zucht mit Pflaume leicht durchführbar, doch
vertragen die Puppen das Hereinnehmen ins warme Zimmer
nicht gut. — Im April beobachtete ich einmal eine Kopula von
Orrhodia vaccini. Die Kopula findet ja bei den meisten (oder
allen?) überwinternden Arten erst im Frühlinge statt. —
Ueber den ganzen höheren Böhmerwald ist Olethreutes
mygindana verbreitet, deren Raupe wir zwischen zusammen-
gesponnenen Blättern der Preiselbeere finden. Doch müssen wir
schon bald im April mit dem Suchen beginnen, da sie sich Ende
— N —
dieses Monates verpuppt und 4—5 Wochen später den schönen
Kleinfalter liefert. An Heidelbeere fand ich die Raupe nie. —
Bei Chinitz-Tettau lebt an Vacc. vitis idaea die Raupe von Agro-
tis strigula und Coleophora vacciniella. (Ein Sack schlüpfte am
24.V.). Das „Raupenleuchten“ bei Schüttenhofen ergab Agrotis
orbona (e. I. 11. Vl.), Larentia guadrifasciaria usw. In Weiden-
kätzchen lebt vereinzelt Tephroclystia tenuiata als Raupe.
Weit verbreitet und häufig ist im April Larentia badiata,
etwas seltener Lobophora carpinata (Nuserau 9. IV.); auch La-
rentia sociata fing ich schon am 21.IV. Von Selenia bilunaria
erscheint die 1. Geschlechtsfolge im Tale am 11. April, während
dieser Spanner im höheren Böhmerwalde 1100 m Seehöhe) vom
30. V. bis 30. VL fliegt; wahrscheinlich tritt er hier nur in einer
Generation auf. Um junge Fichten schwärmt Asthenia pygmae-
ana (Swatobor, 11. IV.), an trockenen Lehnen sonnt sich überall
Pyrausta purpuralis (29. IV. bis 19.V.) und nigrata (29. 1IV., 4.V.).
Zu den ersten Frühlingskindern gehört auch Tephroclystia lan-
ceata (Prachin 7.IV., Kalov 11. IV.).
Mai
Geschlossener Buchenwald ist am Nordhange des Böhmer-
waldes eine Seltenheit, nur auf dem Gewintzi bei Neuern fin-
den wir einen prachtvollen Bestand. Er beherbergt Aglia tau,
Drepana cultraria, Nemophora Svammerdamella, Larentia suffu-
mata und pomoeriaria.
Von den Schlehen in der Umgebung von Schüttenhofen
klopfte ich Raupen von Hemithea strigata und Chloroclystis
chloerata. Von dieser Art schlüpften mir Ende Mai, Anfang
Juni 5 Falter. Der Fund dieser Art ist deswegen recht be-
merkenswert, als Nickerl nur ein einziges in Böhmen gefangenes
Stück kennt. In größerer Zahl dagegen klopfte ich sowohl in
den Tälern als auch in höheren Lagen von Wachholder die
Raupen von Tephroclystia sobrinata, von Eiche Acrobasis zelleri
(e. 1. 5. VIL) und Hylophilina bicolorana (e. 1. 12.—21.Vl) und
aus Ahornblüten sammelte ich bei Unterreichenstein solche von
Cacoecia aeriferana (e.1. 16.VIIL). Diese Art fehlt im Nickerl'-
schen Verzeichnis der Falter Böhmens. Sehr häufig sind in der
Umgebung Schüttenhofens die Raupen von Depressaria assimilella
zwischen Ginsterzweigen (e. 1. im VL), von Litatischeriella an
Silene nutans (e.1. 10.—20.VL. u. von Teleia seguax an Hel.vulgare.
— NM
Das Tal der Wottawa wendet sich unterhalb von Schütten-
hofen nach Nordosten. Der Fluß wird von Bergen begleitet,
die meist aus Kalk bestehen und oft recht steil abfallen. Die
Berge des linken Uters sind der Standort wärmeliebender Arten:
vor allem der Berg Cepicna. Er liegt zwischen den Kilometer-
steinen 6 und 7 an der Straße zwischen den Dörfern Dobrschin
und Cepice, besteht durchwegs aus Kalk und an der sonnigen
und windgeschützten Südlehne findet manch seltene Schmetter-
lingsart ihre Lebensmöglichkeit. Hier beobachtete ich Hesperia
serratulae (20., 29.V., 1.VL), Abrostola triplasia (31.V. u. 20.VIL.),
Toxocampa craccae (13.V.,1.VL), Acidalia marginepunclata (20.V.,
12.VL.), rubiginata (20.V.), Anaitis plagiata (20.V.), Larentia salicata
(häufig im V. u. VL), rivata (29.V., 1.VLu.11.VL), Tephroclystia
abietaria (V.u.Vl.), exiguata (26.V.), Acalla literana (noch am 8.V.),
Ancylis siculana 8.V.u. 16.—22.VIL), comptana (29.1IV., 12.V.,
17.V., 10.VIL u. 22.VIL), Grapholita coronillana (7.—28.V.) und
Nepticula basalella (18. \V.).
Die Fauna auf Gneis, Syenit und Granit ist weit ärmer als
jene der Kalkberge. Hier fliegt — sowohl im Tale als auch bis
900 m Seehöhe — Larentia autumnalis (30. V., 11.VL). Auch
eine 2. Geschlechtsfolge beobachtete ich sogar in höheren Lagen.
Die 1. Generation fliegt da gemeinschaftlich mit Larentia ruberata,
doch hält sich aufumnalis gerne in der Nähe von Erlen auf. —
Einzeln und selten lebt an Stellen, die mit Heidekraut und Ge-
sträuch bewachsen sind, Pachycnemia hippocastanaria (Schüt-
tenhofen 4. V.). Weit verbreitet ist Crambus chrysonuchellus (\V.),
Cacoecia musculana (17.V., 4. VL), Conchylis ciliella (V.), Ole-
threules umbrosana (20. V.), Steganoptycha fractifasciana (4. \V.;
Mader 30. V.), Grapholita strobilella (V. e.|. mehrfach aus Fich-
tenzapfen gezogen), compositella (29.V.); Ancylis lundana (auf
Kleefeldern häufig), uncana (Hartmanitz 19. V.); Glyphipteryx
fischeriella (Schüttenhofen 28.V.), Plutella porrectella (do. 20V.),
Depressaria propinguella (noch am 1. V.). Gelechia ericetella 17.\V.,
21.V1., 22. VIL), Phyllocnistis saligna (Bergreichenstein, noch am
18.V.) und Incurvaria muscalella (Bergreichenstein 18. \V.).
Viele Falter fliegen sowohl im Tale als auch im Gebirge,
andere sind jedoch auf die höchsten Teile des Böhmerwaldes
beschränkt. In jedem folgenden Abschnitte dieser Arbeit will
ich daher jene Arten, die vorzugsweise im Gebirge vorkommen,
gesondert behandeln.
ug —
Zu den Schmetterlingen, die wir als Relikte kennen, ge-
hört Larentia ruberata. Ich entdeckte 1925 dieses Tier als neu
für Böhmen. Die Flugzeit beginnt etwa am 20.V. und dauert
bis Ende VI. Die Eier sind gelb, später rotbraun und werden
in Rindenspalten, Blattwinkel u. dgl. abgesetzt. Die Raupe führt
ein sehr verstecktes Leben, bei Tag ist sie in Moos oder Flech-
ten, in Rindenspalten, zwischen zusammengesponnenen Blättern
usw. verborgen und geht nur nachts ans Futter (Wollweiden).
Sie wächst sehr langsam heran und bei größeren Zuchten leben
manche bis Anfang Oktober. Die Puppe liegt in einem dünnen
Gespinste in Rindenspalten, im Moos, unter Steinen u. dgl. Der
Falter schlüpft bei Nacht und die Kopula dauert kurze Zeit.
Da mir von hunderten von Puppen nur zwei Falter Ende Oktober
(im Zimmer) schlüpften, so ist wohl anzunehmen, daß der Falter
im Böhmerwalde bloß in einer Generation vorkommt. Bemer-
kenswert ist die erstaunliche Abänderungsfähigkeit dieses Tieres.
Neben ganz grauen Stücken (ab. grisescens) kommen alle Ueber-
gänge bis zu dunkel rotbraunen (ab. variegata) vor. Ich konnte
diese seltene Art überall im höheren Böhmerwalde feststellen,
wo Salix aurita oder auch caprea wächst (Rehberg, Thurner-
hütte, Antigl, Chinitz-Tettau, Mader, Ahornsäge, Stubenbach,
Glaserwald, Hurkental usw.).
Bei Hurkental fing ich am 21. V. eine Acalla lipsiana. Ueber
800 m Seehöhe fliegt schon Ende Mai überall Larentia incursata,
die besonders 1925 häufig auftrat. Im Frühlinge ist in höheren
Lagen an Vaccinium uliginosum, Salix u. a. oft die Raupe von
Bombyx quercus zu finden. Die Form des höheren Gebirges
unterscheidet sich durch ihre Biologie auffallend von der Form
der Ebene. Im Gebirge überwintert zunächst die junge Raupe,
die sich im August oder September verpuppt. Die Puppe über-
wintert und liefert etwa Mitte Juni den Falter. Die Raupe
unterscheidet sich nicht von einer gewöhnlichen quercus-Raupe.
Um die Beharrlichkeit der Entwicklungsweise nachzuprüfen,
versuchte ich, die Tiere im zweiten Jahre zur Entwicklung zu
bringen. Das Muttertier stammte vom Kießleiten (etwa 1000 m
Seehöhe). Die Raupen wurden im Freien gezogen und über-
winterten klein. Im März nahm ich sie ins geheizte Zimmer,
fütterte sie mit Weidenkätzchen und die Raupen fingen gleich an
zu wachsen. Trotz Wärme und reichlichen Futters aber ver-
puppte sich nur ein Teil im Mai und Juni und lieferte im glei-
chen Sommer die Falter (5 und &). Der andere Teil verpuppte
— 120 —
sich erst im Herbst und die Puppen konnten im gleichen Jahre
nicht mehr zum Schlüpfen gebracht werden. Sie überwinterten
und schlüpften im folgenden Jahre. Dies waren nur 2 9.
Das Männchen unserer Gebirgsform hat einen gelben Wisch
an der Wurzel der Vorderflügel, doch bleibt es eine Streitfrage,
ob unsere Mittelgebirgsform als var. (oder ab.) callunae anzu-
sprechen ist. Jedenfalls soll die Raupe der schottischen var.
callunae sich von der gewöhnlichen guercus-Raupe auffällig unter-
scheiden, was — wie schon erwähnt — bei unserer Form nicht
der Fall ist. Auffallende Unterschiede zwischen dem callunae 5
und dem 5 aus dem Böhmerwalde lassen sich nicht feststellen,
höchstens, daß der Zellschlußfleck auf der Unterseite der Vor-
derflügel viel deutlicher als bei callunae hervortritt. Das cal-
lunae 2 ist etwas schärfer gezeichnet, besonders die dunkle
Umrahmung des Zellschlußfleckes tritt schärfer hervor als bei
der Böhmerwaldform. Auch Dr. v. Sterneck erkennt in seinem
prachtvoll. Werke „Prodromus der Schmetterlingsfauna Böhmens“
die Form der böhmischen Randgebirge nicht als var. callunae an,
während Paul Wolf in den „Großschmetterlingen Schlesiens“
sie als callunae bezeichnet. Selbstverständlich hat diese frag-
liche Form auch mit var. alpina nichts gemein, da vor allem
die Grundfarbe der var. alpina eine andere ist. Ueberdies be-
hauptet C. Vorbrodt in den „Schmetterlingen von Zermatt”,
daß die var. alpina-Raupe meist zweimal und daß auch die Puppe
überwintere.
Neben der Bomb. quercus-Raupe lebten im Mai an Vacci-
nium uliginosum die Raupen von Tortrix forsterana, Pyrausta
nyctemeralis (Glaserwald-Stubenbach e. 1. 18. VL), von Gelechia
infernalis (zwischen Zweiglein;; ähnlich wie Depressaria assimilella
an Ginster) und von Calocampa solidaginis. Diese Raupe frißt
auch Heidelbeere und ist im höheren Böhmerwalde (nachts mit
der Lampe oder dem Streifnetz) überall und oft zu finden,
während sie nach Osthelder in Südbayern nur ganz lokal und
vereinzelt nachgewiesen sein soll.
Nur auf die Hochmoore beschränkt ist Tortrix rusticana
(31.V. und 14.VL). Auch Gelechia viduella (30.V. bis 3. VIL)
liebt feuchte oder steriele Stellen.
Eine Merkwürdigkeit der Hochmoore des Böhmerwaldes ist
Evetria turionana var. (?) mughiana, die bisher nur aus den
Alpen bekannt war. Die Stammform furionana kommt sowohl
in der Ebene als auch im höheren Gebirge vor; mughiana aber
— ll =
fliegt nur dort, wo Knieholz wächst. Die Raupe der Ev.
mughiana überwintert in den Knospen der Zwergkiefer und ver-
puppt sich in ihnen Anfang Mai. Man erkennt besetzte Knos-
pen daran, daß sie im Wachstum zurückgeblieben sind. Sie
lassen sich daher bequem sammeln. Der Falter schlüpft Ende
Mai und Anfang Juni. Auf der Abbildung im „Kennel“ kommt
der Glanz der Vorderflügel zu wenig zum Ausdruck. Vielleicht
ist mughiana eine gute Art. Da mir kein Mikroskop zur Ver-
fügung steht, kann ich Genitaluntersuchungen leider nicht vor-
nehmen, doch gab folgender Umstand zu dieser Vermutung An-
laß. Am Westrande des „Haidler Filzes” bei Innergefild wachsen
Pinus silvestris und montana pumilio im gemischten Bestande.
Aus diesem Gebiete sammelte ich besetzte Knospen der Zwerg-
kiefer. Es schlüpften mir unter etwa 200 mughiana nur zwei
turionana. Ebenso sammelte ich, vom gleichen Orte auch Knos-
pen der gewöhnlichen Kiefer. Aus diesen erzielte ich stets nur
Ev. turionana. Uebergänge gibt es auch da nicht, wo beide
Arten zu gleicher Zeit und am gleichen Orte fliegen. Nur bei
zwei Stücken meiner großen Serie schwankt die Farbe der
Hinterflügel zwischen furionana und mughiana (siehe Taf. IX,
Abb.21u.22). Ich zog beide aus Zwergkiefer. Vielleicht sind
diese zwei Stücke Bastarde (ev. sekundäre). In Evetria turiona
schmarozt auf dem Haidler Filz Glypta resinana Hartig und in
mughiana Ephialtes haemorrhoidalis Tschk. (Die Bestimmung
erfolgte durch Herrn Rektor Hedwig in Breslau.)
Ueber den ganzen Böhmerwald ist Thaleria putata und
Epichnopterix pulla verbreitet und von letzterer Art kommen
Stücke von besonderer Größe vor. Auf dem Moore bei Holz-
schlag (900 m) beobachtete ich am 30. V. Acronicta menyanthidis,
Larentia fluctuata und nigrofasciaria.
Auf den mit Schlüsselblumen bewachsenen Wiesen zwi-
schen Schröbersdorf und Bergreichenstein lebt Ende Mai
Nemeobius lucina; bei Bergreichenstein fand ich auch: Pach-
nobia rubricosa (7.V.), Gypsonoma neglectana (e. |. 22.V.), Cypho-
phora idaei (31.V.), Gracilaria rufipenella (noch am 18.V.), Litho-
colletis blancardella (14. und 17.V.) und Micropteryx ammanella
(16., 17.V., bei Glaserwald am 8.V. und auf dem Haidler Filz
am#22>\V1.),
Hoch ins Gebirge hinauf steigt Conchylis dubitana (Mader
17.V., Rehberg 6.V1.), Tephroclystiu satyrata (Gutwasser 30.V.,
Chinitz 2.VL), indisata (Hurkental 24.V., Mader 2.VL), Ancylis
— 12 —
unguicella (24., 30.V.), Gelechia peliella (Mader 31. V., 9. VL) und
Ancylis myrtillana.
Nur auf das Gebirge ist Larentia affinitata beschränkt. Die
Art fliegt Ende Mai und Anfang Juni.
An verdunkelten Tieren ist der Böhmerwald arm, während
das Erzgebirge eine Reihe geschwärzter Formen beherbergt.
So kommt z.B. Larentia caesiata im Böhmerwalde nur in der
Stammform und in der ab. annosata vor. Die Raupe lebt im
Mai an Vaccinien, besonders an uliginosum. An Heidelbeeren
sitzen im Mai u. Juni die Raupen von Lygris populata in Menge.
Die Formen musauaria oder binderi, von denen ich aus dem
Isergebirge eine schöne Serie besitze, konnte ich weder durch
Fang noch durch Zucht erhalten. Diese dunklen Formen schei-
nen dem Böhmerwalde ganz zu fehlen. Neben der Stammform
beobachtete ich nur die ab. infermedia. Von Gonodontis bi-
dentata konnte ich nie ein melanotisches Stück erbeuten. Ein-
zig Ematurga atomaria zeigt sich in einfärbig dunklen Stücken
(ab. unicolor) und in schönen Uebergängen hiezu (18.V., 21. V1.).
Juni
Im Tale erreicht das Insektenleben jetzt seinen Höhepunkt.
Die warmen Hänge des Wottawatales bilden den Tummelplatz
manch guter Art und bei Tag trai ich folgende Arten hier an:
Hesperia sao (27.V1. bis 20.VIL), Sesia empiformis (13. V1.
u.10.VIIL), Sesia muscaeformis (29. V1.), Plusia bractaea (29.V1.),
Platytes cerusselus (18.VL, 12.VIL), Evergestis sophialis (12.VL,
17.VIL), Eulia cinctana (18. VL, 31.VIL), Olethreutes stibiana
2.VL, 5.VIL), cespitana (12., 18.VL, 5., 11.,14.,17.VIL, 26.ViI),
Evetria pinivorana (12., 25.Vl), Epiblema pflugiana (1.VL), Gra-
pholita nigricana (1.Vl), Pamene rhediella (3.V1.), Glyphipteryx
Thrasonella (6.V1.), Depressaria liturella (e.1. 14.VL.), Borkhau-
senia stipella (12. u. 24. VL), Coleophora serenella (12. V1.), onos-
mella (12., 18.VL) und Gracilaria alchimiella (1.V1.).
Doch auch der Lichtfang zeitigte vorzügliche Ergebnisse,
obzwar ich nur eine Azetylen-Stehlampe verwendete, wie sie
während des Krieges im Gebrauch waren und diese nur auf
ein Leintuch stellte, das auf den Erdboden ausgebreitet war.
Von der Menge der festgestellten Arten seien nur erwähnt:
Lithosia sororcula (12. VL), Agrotis cinerea (2. Vl., 13.V.),
Mamestra aliena (1., 16. u.22.VL.), Hadena basilinea (2.u.16.VL),
— 123 —
Erastria uncula (12.V1.), Acidalia incanata (6. u.12.VL), Rhodo-
strophia vibicaria, oft auch die ab. strigata (16. VI. bis 20. VII),
Larentia molluginata (12. VL), rubidata (1. VL), Tephroclystia
pyreneata (die Raupe sammelte ich im Juli in großer Zahl),
Scotosia vetulata (29. VI.), Schoenobius forficellus (12.V1.), Hypo-
chalcia ahenella (12. VL, 24. VIL), Salebria formosa (12. VL),
Nymphula stratiotata (12.VL, Eurrhypara urticata (3. u. 29. VI.)
Alcuita tetradactyla (7.VI., 24.VIL), Pierophorus carphodactylus
(12. VL, 7.VIL), Euxanthis angustana (4.V1.), Olethreutes ochro-
leucana (12. VL.—14. VIL), Epiblema penkleriana (29.VL), immun-
dana (11.VL), tripunctana (4.Vl., e.1. 25.V.), Metzneria pauci-
punctella (1.V1.), Lita tussilaginella (2.VL), Anacampsis vorticella
(4. VL), Xystophora tenebrella (16. VI), Anacampsis coronilella
(27.VL.), Rhinosia ferrugella (16.V1., 10.VIL), Paltodora anthe-
midiella (10.—27.VL), Sophronia semicostella (16.V1), Psecadia
sexpunctella (16. VI.), Depressaria flavella (27. VI.), Coleophora
ornatipenella (16.V1.) und Elachista pollinariella (18. V1).
Besonders erwähnenswert ist die Feststellnng des Vorkom-
mens von Caradrina selini (16. V1.), nachdem sie in der Osthel-
der'schen Fauna Südbayerns fehlt.
Am 5.VI. fand ich an den Hängen des Arber ein Cucullia
lucifugaQ. Die Nachzucht ergab eine Anzahl Puppen, von denen
eine im August schlüpfte, obzwar die Puppen nicht in der Woh-
nung aufbewahrt wurden. Wahrscheinlich tritt auch im Freien
eine teilweise zweite Geschlechtsfolge auf. Vielleicht gilt das-
selbe ebenfalls von Cucullia umbratica, von der ich noch am 1.X.
ein frisches © bei Tschachrau fand. Im Gebirge ist überall
Parasemia plantaginis nicht selten (Anfang VI. bis Ende VII).
Neben der Stammform kommt die ab. bicolor, hospita, lutea-
obsoleta, nigrociliata und matronalis vor. Unter matronalis ver-
stehe ich die Form, bei der die Hinterflügel bis auf geringe
gelbe Farbreste schwarz gefärbt sind. Die Formen borussia _
und elegans (mit weißen Farbresten auf den Hinterflügeln)
konnte ich nicht beobachten. (Besonders scharf auseinander-
gehalten und gut abgebildet sind die P, plantaginis-Formen in
der Zeitschrift der Entomologischen Tischgesellschaft Meidling,
Heft 2, Jahrgang 1; April 1924).
Wie für das Riesen- und Isergebirge so ist auch für den Böh-
merwald Erebia euryale charakteristisch. Während sie aber im
Isergebirge hauptsächlich in den ungeraden Jahren erscheint,
— 124 —
ist sie im Böhmerwalde in den geraden Jahren häufiger als in
den ungeraden. Merkwürdig ist es, daß im Böhmerwalde die
QQ viel Weiß auf der Unterseite der Hinterflügel besitzen, wäh-
rend im Isergebirge @ X mit gelben Binden vorherrschend sind.
Die Raupe schöpfte ich im Frühlinge bei Nacht von Gras. B,C.S.
Warren nennt diese Rasse „böhmerwaldensis“. (Entomologist’s
Rekord vom 15. XI. 1930, Seite 147). Erebia ligea habe ich im
Böhmerwalde nicht beobachtet.
Ein Freund des Berglandes ist Pamphila palaemon. Er be-
wohnt nicht nur die Schachtelei, sondern man trifft ihn auch
auf dem Adamsberg (über 1000 m Seehöhe) und bei der Fischer-
hütte (2. VI bis 19. VIL) an. — Charakteristisch für höhere Lagen
ist Larentia hastata var. subhastata, während die Stammform
hastata nur auf die Täler und das niedrige Vorgebirge be-
schränkt ist. Am 26. VI. beobachtete ich ein ©, das an Heidel-
beere seine Eier ablegte. — In Sachsen soll angeblich (siehe „Die
Großschmetterlinge des Königreiches Sachsen”, Seite 169) sub-
hastata unter der Stammart fliegen. Die echte subhastata ist jedoch
ein ausgesprochenes Gebirgstier und kommt im Böhmerwalde in tie-
feren Lagen nicht vor. Ich zog subhastata schon zweimal im Tale
mit Birke und konnte nie einen Rückschlag zu hastata feststellen.
Eine häufige Erscheinung des Böhmerwaldes ist Hadena rurea
und ab. alopecurus.
Bemerkenswert ist auch der Fang eines Stückes Hipocrita
jacobaeae am 14.VI. bei der Ahornsäge (etwa 1000 m Seehöhe).
Es blieb dies auch das einzige Stück, das ich im Böhmerwalde
sah. Am gleichen Orte flog Hemaris fuciformis L. (= bombyliformis
Ochs., lonicerae Zell), die Blüten der roten Taglichtnelke be-
saugend. Diese Art dürfte auch im höheren Gebirge heimisch
sein, nachdem die Futterpflanze hier oben noch wächst. Zu
den Stammgästen, die sich am Köder oder am Licht im Böhmer-
walde überall einfinden, gehört Acronycta auricoma und Ma-
mestra nana nebst der ab. /latenai. Diese ist im Gebirge nicht
so selten als in der Ebene. Bei Antigl fing ich ein Stück
Psecadia funerella (26.VL). Obzwar ich diese Art auch im Rie-
sengebirge (Riesengrund) feststellte, kennt sie Nickerl nur von
Gießhübl. Nach Wocke ist Psecadia funerella ebenfalls ein Tier,
welches das Gebirge bevorzugt.
Ausschließlich die höchsten Teile des Böhmerwaldes be-
wohnt Gnophos sordaria var. mendicaria (Antigl, 6.VL, Ahorn-
säge 15.VI.), Pionea nebulalis (Ende Juni überall häufig), Cne-
— 125 —
phasia osseana (Pürstling 27.VL, Rachelhaus 9.VII) und Pionea
decrepitalis. Von dieser recht seltenen Art fing ich nur 2 Stücke
bei Mader (14.VI. und 30. VL).
Erwähnenswert ist vielleicht der Fang von Tephroclystia
indigata f. tristrigata und einer verdunkelten Tephroclystia vul-
Sata. Dieses Tier ist so dunkel, daß es stark an T. silenata
erinnert. Beide Stücke wurden bei Mader am 6. VI. gefunden und
befinden sich in der Sammlung des Herrn E. Lange in Freiberg.
Ferner beobachtete ich im höheren Gebirge noch Lycaena
arsus (Rehberg 26.VL), Gnophria rubricollis (Schachtelei 16. VI.,
3. VI), Hepialus humuli (Mader 14.Vl.), Selenephera lunisera
var. lobulina (1 Raupe, die jedoch einging — Ahornsäge), My-
thimna imbecilla (nicht selten — Mader, Ahornsäge 30.V1., 19.VIL.),
Hypena obesalis (Antigl), Acidalia fumata (sehr häufig, e.l. 18. VL),
Odezia atrata (Vogelsang, Weitfäller Filze, Stepanitz: Ende VII.
und VI), Anaitis praeformata (Schachtelei 26. VL, 3.VIL), La-
rentia cambrica (26. VL, ein Pärchen am 9. VIl. Die Eiablage
konnte jedoch nicht erzielt werden), Tephroclystia plumbeolata
(Rehberg 4.VL, Mader 9.VL; die Raupen später an Melampyrum
gefunden), Pyrausta porphyralis (Zigeunerfilz, Ahornsäge, Höhal
9.—26.VL), Platyptilia tesseradactyla (Arber 5.VI., Chinitz 6.V1.,
Rehberg 9.VL, Schüttenhofen 28.V.) Cnephasia argentana (Ma-
der 26.VI., Pürstling 19.VIL), Olethreutes sauciana (21. u. 27.V1.),
Steganoptycha vacciniana (Chinitz-Tettau 9. u. 14.VL), Epiblema
Irigeminana (Mader 6.VL.), Ancylis biarcuana (Mader 6. u. 9.V1.),
Argyrestia laevigatella (Mader 9. VL; auch dieses Tier kennt Nickerl
aus Böhmen nicht), Plutella senilella (Ahornsäge 26. V1.), Gelechia
virgella (häufig im Juni), Teleia fugacella (Madel e. 1.), Coleophora
murinipennella (Rehberg 4.V1.), Monopis rusticella (Karlsburg 3.V1.)
und Nemophora pilulella (Mader 9.VL, Hurkental 24.V.).
Gnophos dilucidaria und Pyrausta alpinalis fand ich im Böh-
merwald nicht.
Die Hochmoore des Böhmerwaldes zeigen überall die gleiche
Fauna, nur Crambus alienellus (Ende V1., Anfang VII.) scheint auf
den Großen Filz bei Innergefild beschränkt zu sein. Ich fand
diese Art auf keinem anderen Moore, glaube aber, daß sie auch
auf dem Neuhüttener Filze bei Pürstling fliegt, wo ich nicht zur
rechten Zeit suchen konnte. Auf einem gemeinschaftlichen Aus-
fluge fand Herr Dr. v. Sterneck das erste Stück dieser für Böh-
men neuen Art. Ein echter Moorbewohner ist ferner Glyphipte-
rix haworthana, den Nickerl in seinem Verzeichnisse der Schmet-
— 126 —
terlinge Böhmens nicht anführt. Im Böhmerwalde fliegt die Art
allerdings viel seltener (30.V., 22. VL) als im Isergebirge. —
Gerne halten sich auf Mooren oder in deren Nähe noch Bactra
lanceolata, Olethreutes palustrana (9.VL, 4.VIL.) und Elachista
paludum (22.VI.) auf. Mitten auf dem Weitfäller Filz fand ich
am 28. VI. um 10 Uhr vorm. ein frisch geschlüpftes Hadena rubri-
rena cg' mit noch weichen Flügeln, an einem Grashalme sitzend.
— Auf Wegen sonnt sich im Juni überall Anarta cordigera, so-
ferne Sumpfheidelbeere in der Nähe ist, oder sie besaugt die
Blüten der Heidelbeere. Bei trübem Wetter sitzt A. cordigera
gerne an den Aesten und Zweigen der Zwergkiefern. Ein fri-
sches Pärchen in Kopula fand ich am 13.VI. auf dem Platten-
hausenfilze. Sogar Argynnis selene fliegt noch auf den Hoch-
mooren, wahrscheinlich aber hier nur in einer Geschlechtstfolge,
während sie im Tale regelmäßig in einer 2. Generation auftritt
und ich eine 3. schon einige Male künstlich gezogen habe. —
Die größte Merkwürdigkeit des Böhmerwaldes ist wohl das Vor-
kommen von Crambus truncatellus. Sein Verbreitungsgebiet er-
streckt sich über die nördlichsten Teile von Amerika, Europa
und wahrscheinlich auch von Sibirien. Daß der schön gezeich-
nete Falter soweit im Süden als ausgesprochenes Relikt vor-
kommt, war bisher unbekannt. Ich entdeckte ihn als Neuheit
für Mitteleuropa im Juli 1924. Obzwar ich ihn auch auf nas-
sen Wiesen beobachtet habe, scheint er jedoch alle höher ge-
legenen Moore zu bevorzugen, wo er Ende Juni und Anfang
Juli gemeinsam mit Salebria fusca, Nomophila noctuella u. Pleu-
rota bicostella fliegt. Er kommt vereinzelt ans Licht, ist jedoch
am besten nachmittags bei Sonnenschein aus dem Grase auf-
aufzuscheuchen.
Schon aus den zwei Abbildungen (Taf. IX) ist zu ersehen,
daß Crambus truncatellus stark abändert. Das vergrößerte Stück
stellt die Form mit stark hervortretenden Binden, lichterer Grund-
farbe und schönem Rotbraun dar. Die Stücke dieser Form sind
vorwiegend Weibchen. Daneben kommt eine zweite Form vor,
bei der die Vorderflügel mit schwarzen Schuppen dicht über-
gossen sind und daher einen düsteren Eindruck machen. Die
Binden treten zurück und die äußere Zickzackbinde verschwin-
det oft ganz. Der Saum ist undeutlicher gefleckt. Auch das
Braun der Vorderflügel ist viel düsterer. In dieser Abart kom-
men Männchen und Weibchen vor. Das abgebilde Tier (Nr. 16)
bildet einen Uebergang zu dieser Aberration.
— 127 —
Juli
An engbegrenzten Standorten, aber dort recht häufig, ist
Melitaea didyma zu finden (Cepicna). Die Raupe frißt vorzugs-
weise Veronica Teucrium (andere Veronica-Arten nimmt sie
nicht an) und öfters auch Verbascum. Die Art tritt nur in
einer Geschlechtsfolge auf wie auch Melitaea athalia. Ich ver-
suchte von athalia eine 2. Generation durch Wärme zu erziehen,
was jedoch stets mißlang. Die Raupen stellten trotz der Wärme
das Fressen ein, überwinterten und lieferten erst im Frühjahre
die Falter.
In der Umgebung von Schüttenhofen, meist auf dem Berge
Cepiöna haben noch folgende Arten ihre Standorte: Epinephele
Iycaon (vereinzelt), Thecla spini (22.VIl.), Hesperia alveus (31. VIL,
30.VIIL, 3.IX.), Lithosia deplana (14. u. 16.VIL), lurideola (häufig),
complana (häufig), Zygaena achilleae (häufig), Odonestis pruni
(ein / am 14.VIL), Panthea coenobita (10. VIl., auch zweimal bei
Annathal), Agrotis corticea (10.VIL), Hadena furva (16. VII),
Calophasia lunula (mehrmals als Raupe), Cucullia lychnitis (als
Raupe sehr häufig), Habrosyne derasa (14.VIl.), Laspeyria flexula
(12. u. 20.VII. in vielen Stücken), Scotosia rhamnata (ein Stück
am 16.VIl.), Larentia olivata (21. bis 30. VIL), frustata (10. VIL,
10. VII) Ellopia var. prasinaria (Maurenzen 1.VIL), Boarmia
lichenaria (an Felsen 24. VIL), Gnophos glaucinaria (10. VIL),
Crambus pinellus (5. VIL, 11.VIIL), myellus (10. u. 12.VIL.), falsellus
(häufig), ericellus (10. u. 22. VIL), Acentropus niveus (CepiCna 3. VIL,
8. VIL, 14. VIL u. 15. VIIL, von dieser Art war aus Böhmen bisher
nur ein einziges Stück bekannt, das Dr. Rebel am 18. VIII. 1886
in Budweis fing), Pempelia ornalella (10. u. 14. VIL), Acrobasis
consociella (26. VIL), Rhodophaea rosella (an Disteln 20. VIL),
suavella (16.VIL), Cledeobia angustalis (24., 5.VIIL), Stenia punc-
talis (12.u.14.VIL), Psammotis pulveralis (3.VIL), Cynaeda dentalis
(12.VIL), Oxyptilus teucrii (unter einer Menge O. hieracii als Neu-
heit für Böhmen — die richtige Bestimmung bestätigte Dr. von
Sterneck — 24.VIL), Platiptilia rhododactyla (20.VIL), Agdystis
adactyla (öfters Mitte Juli); Acalla holmiana (10. u. 31.VIL), Cne-
phasia penziana (10.u.16.VIl), Olethreutes gentiana (10. u. 30.VIL),
achatana (17.VIL), Grapholita roseticolana (20. VIl.), Anacampsis
bigutella (1.u.6.VIL), Aristotelia decurtella (31.VIL, 15.VIIL), Meso-
phleps silacellus (16. VIl.), Scythris fuscoaenea (23.VIL., 11. VIIL),
scopolella (20. VIl.), dissimilella (21., 22.VIL), Mompha miscella
— 1128 =
12.VIL, 26.VIIL), Coleophora lixella (14.VIl. u. 10.VIIL), ibipennella
(14.VIL), anatipennella (14.VIl.) und Adela violella (5. u. 21. VIl.).
Ein Charaktertier des höheren Böhmerwaldes ist Colias pa-
laeno var. europome, das Ende Juni aus der Puppe schlüpft und
im Juli überall fliegt, wo die Futterpflanze der Raupe wächst.
Die Raupe findet man Ende Mai und Anfang Juni an Sumpf-
heidelbeere und zwar am besten an einzeln auf Wiesen stehen-
den Büschen. Dort, wo Vacc. uliginosum in großen Beständen
vorkommt, kann man die Raupe nachts durch Schöpfen erbeuten.
Viele Raupen sind leider angestochen. Am 19.VIl. fing ich ein
ab. illeneri Q. Viel seltener als Colias palaeno ist Argynnis
arsilache (Mader, 19.VIL), häufiger Lycaena optilete (im Juli).
Die 2 9 sind am besten früh um 6 Uhr auf Heideplätzen, Prei-
selbeerbergen u. dgl. zu finden, während die $o sich gerne
auf Wegen und sonnenbeschienen Stellen aufhalten und während
des ganzen Tages umherfliegen. Lycaena arion stellte ich nur
bei Antigl fest (19.VIL), Chrysophanus alciphron nur bei Hart-
manitz (8.VIL). Von Apatura iris sah ich während meines Auf-
enthaltes im Böhmerwalde nur ein einziges Stück beim Maus-
häusl. Lymenitis populi begegnete ich von Unterreichenstein bis
Mader recht oft; die dunkle Form des 5 (ab. fremulae) scheint
in der Schachtelei vorherrschend zu sein. — An den Hängen
des Falkensteins und bei Rehberg sammelte ich von Salweide
die Raupen von Sarothripus revayanus ab. degenerana. Die Fal-
ter schlüpften im August. — Die Raupe von Hepialus fusco-
nebulosus dürfte im höheren Gebirge an einer anderen Futter-
pflanze als Adlerfarn leben, denn obzwar der Falter bei Mader
fliegt, konnte ich Adlerfarn nicht finden. — An den Köder geht
gerne Agrotis speciosa (Ahornsäge 3. VIL, Rachelhaus 4. VIL). —
Ein © von Plusia ain (Thurnerhütte 9.VIL) blieb leider ein Einzel-
fund. Das beschädigte Stück befindet sich jetzt im Bergreichen-
steiner Museum. Wahrscheinlich frißt die Raupe nicht nur Lärche.
Andere vereinzelte Funde sind Hyppa rectilinea (Mader 14. VI.)
und Plusia interrogationis (Hartmanitz). — Als bedeutsames Relikt
mag auch Larentia taeniata gelten. Zwischen dem 1. und 7.VII.
gelang es mir, 4 5 0‘ zu erbeuten. Die Q 2 konnte ich leider
nicht finden. Sie sitzen sicher bei Nacht mit zusammengeklapp-
ten Flügeln an der Futterpflanze und sind mit der Eiablage be-
schäftigt. Diese Futterpflanze konnte ich aber nicht feststellen.
Larentia taeniata wurde bisher in Böhmen noch nie beobachtet;
Erklärung zu Taiel IX
(Nr. von links nach rechts gezählt.)
Larentia verberata ab. (gefangen am 17.VII. zwischen Pürstling
und Mader).
Larentia ruberata 2 e. |., mit düsterem Braun.
do. 2 e.|., mit hellem Weißgrau und lebhaftem Braunrot; sehr
kontrastreich gezeichnet.
do. 2 e.|. ist ganz grau. Das Braun fehlt.
do. 9’ e.|., mit breiter schwarzgrauer Submarginalbinde.
do. 5 gefangen bei Mader (30.V.). Das Mittelfeld der Vfl. ist
braunrot übergossen.
do. 5' e. |, überwiegend rotbraun.
do. © e.|. Die Binden sind teils tiefschwarz. teils braun. Das
Grau ist sehr hell.
do. 9 e.|. ist ziegelrotbraun.
do. © e.|. sehr hell mit wenig Braun.
do. © e.|. Die Grundfarbe ist sehr licht.
do. 5 e.|. sehr einförmig gezeichnet: grau mit Braun. Ein schö-
nes Stück.
do. 2 e.l. Die graue Mittelbinde ist vom Braun unterbrochen.
do. 9’ e.|. ist ähnlich der Nr. 2, besitzt aber schöneres Braun.
Die graue Mittelbinde ist unterbrochen.
do. J e.|., ist nur dunkelgrau.
Crambus truncatellus, die Form mit vielBraun, zurücktretenden Quer-
binden u.undeulich geflecktem Saume. (Weitfäller Filz 24. VI.)
Evetria turionana e. |, (Schüttenhofen).
Evetria turionana var. mughiana e. |. (Haidler Filz).
do. viel dunkler gezeichnet.
do. e. |., mit hellerer Grundfarbe.
do. e.|., Abart mit lichteren Hinterflügeln.
do. e. |. stark abweichendes Stück.
Crambus truncatellus ©, dreifach vergrößert. Die Querlinien treten
stark hervor, der Saum ist scharf gefleckt. (Haidler Filz 3. VII.)
Auf einer Photographie läßt sich Braun, Rot und Grau nicht unter-
scheiden. Da aber gerade bei Lar. ruberata Grau und Rot stark wechseln,
ließ sich die große Variabilität schlecht wiedergeben. In Wirklichkeit macht
die abgebildete Serie einen viel bunteren Eindruck.
SOFFNER, Schmetterlingsfauna des mittleren Böhmerwaldes. Tafel IX.
— 129 —
Möbius fand 1 Stück bei Dresden; Wocke und Zeller fanden
das Tier in den schlesischen Gebirgen. Im Böhmerwalde fing
ich es nur in der Umgebung der Thurnerhütte und zwar ein
Stück bei Tag an einem Felsen sitzend, die übrigen beim nächt-
lichen Spaziergang mit der Karbidlampe nebst vielen anderen
Faltern, z.B. Agrotis festiva, Lygris reticulata, Larentia alche-
millata, Nudaria mundana, Scoparia murana, Depressaria peta-
sitae usw.
Nur aus den Alpen und den ungarischen Gebirgen war bis-
her Gelechia perpetuella bekannt, ich fing sie auch bei Mader
am 3. VI. Neu für Böhmen ist auch Depressaria doronicella
(Mader e.1.). — Als Fig. 1 der Taf. IX ist ein abweichendes Stück
von Larentia verberata abgebildet, das ich am 17.VIl. zwischen
Pürstling u. Mader fand. Die Mittelbinde der Vorderflügel tritt
scharf hervor, während die übrigen Querlinien fast verschwun-
den sind; auf den Hinterflügeln ist die innere Binde hervor-
tretend, während die äußere kaum sichtbar ist. — Auf fast allen
Mooren (besonders dem Scharfilz und den Filzen bei Stuben-
bach) fliegt Anaitis paladuta var. imbutata (19. VIL, 3. VIIL).
Eigentümlich ist die Angewohnheit der Tierchen, sich im Netze
tot zu stellen. — Im höheren Böhmerwalde fing ich ferner Dia-
crisia sanio (Mader 4. VIl), Anarta myrtilli (Antigl 16.VIl), La-
renlia furcata nebst den Abarten sordidata, fusco-undata und
infuscata; Tephroclystia venosata (Ende Vil als Raupe bei Chinitz-
Tettau), Metrocampa margaritaria (Glaserwald 26. VIL), Crocallis
elinguaria (Raupe im Frühjahre an Heidelbeere), Crambus per-
lellus var. waringtonellus (Ahornsäge 7.VIL), dumetellus (überall
häufig), Scoparia petrophila (Pürstling 1. u. 14.VIL), Platyptilia
Zetterstedti (Chinitz 7.u.17.VIL), Dichelia gnomana (Mader 9.VII.),
Olethreates hercyniae (Weitfäller Filz 4.VI].), Steganoptycha eri-
cetana (Mader e.1. 7. VIL) und Simaethis Fabriciana (Mader 1.VIL.,
Bergreichenstein 30. VIIL). An allen Orten kann man Plutella
maculipennis antreffen. Ich beobachtete sie am 17. VII. sogar
auf der höchsten Spitze des Lusen.
August
Am 26. August kamen mir an den Hängen der Cepicna
ganz frische Coscinia striata ins Netz, die jedoch bedeutend
kleiner waren als die Stücke vom Juni. Zweifellos gehören sie
einer teilweisen 2. Generation an, nachdem sie auch nur ver-
Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. XX. Jahrg. 1930. H.3 u. 4. 9
— Kl —
einzelt anzutreffen waren, während sfriata im Juni häufiger ist. —
Am gleichen Orte fliegen im August Satyrus briseis, semele,
Zygaena ephialtes var. peucedani, Lithosia lutarelia (5.u. 11.VIIL),
Neuronia cespitis (20.VIIL), Apamea testacea (20.VIIL), Larentia
silaceata (5. VIlL), Tephroclystia subfulvata nebst ab. oxydata
(5. VIll., die Raupen fand ich an Schafgarben Ende IX. und An-
fang X); Tephroclystia semigraphata (5.VlIl), Boarmia gem-
maria (5. Vll), Crambus tristellus, Selaga spadicella (16. VIll.,
6. IX), argyrella (11.VIll., 6. IX.), Laodamia semirubella var. san-
guinella (15. u. 26.VIll), Pyrausta aurata (19.V1ll.), Platyptilia cosmo-
dactyla (zog ich aus Raupen, die ich an Quendel fand), Notocelia
incarnatana (5.u.10.VIIL), Epiblema similiana (10. Vlll.), Gelechia
distinctella (10. Vil), Tachyptilia populella (12.Vlll), Argyritis
pictella (6. u. 11.V1ll) und Gracilaria aurogutella (e.1. 23. V1ll..
An verschiedenen Orten in der Umgebung Schüttenhofens
stellte ich als Neuheit für Böhmen Depressaria subpropinguella
fest (11.VIll., 19, [IV.). — Zwei dunkel veilbraune Stücke von Agrotis
florida fing ich am 10.VIll). an den Hängen des Swatobor. Im
höheren Gebirge ist Numeria capreolaria nicht selten, ebenso
Acalla emargana var. caudana (Bergreichenstein 30. Vlll.), Epi-
blema semifuscana (Rehberg e.1. 11.Vlll.) und Diasemia litterata
(Annatal 10.Vlll). Als Raupen fing ich im August Cerura bi-
fida und Acronycta euphorbiae (diese hauptsächlich an Königs-
kerze).
September
Mit ausklingendem Sommer geht die Zahl der Schmetterlinge
zurück. An trockenen Wegrändern zeigt sich die 2. Geschlechtsfolge
von Lycaena bellargus (Ende Vlll. bis Ende IX.) und ich besitze
gerade von dieser Herbstgeneration prachtvolle Stücke der Form
ceronusQ. Der Lichtfang in der Umgebung Schüttenhofens er-
gab Trichiura crataegi (10. IX.), Anaitis plagiata (6. IX.), Larentia
firmata (6. u. 20.IX.), Ennomos fuscantaria (6. IX.), Depressaria
arenella (22.1X., 24.1V.) und badiella (10. u. 20. IX.).
Besonders an Kalkfelsen ruht bei Tag Polia xanthomista.
Ich habe hier stets nur die Stammform mit viel Gelb gefunden
und aus meinen Zuchten nur selten die ab. nigrocincta erhalten.
Möglicherweise kommt die Stammform vorzugsweise auf Kalk
vor. Die Raupen zog ich mit Heckenkirsche (Lonicera). Beim
Suchen der P, xanthomista fand ich Agrotis glareosa (18. IX.)
und Catocala fraxini an Felsen. Mehr in höheren Lagen fliegt
— Bl —
Larentia miata (Innergefild 21.IX., Chinitz 23. XL), immanata
(Bergreichenstein 20. IX.), Ennomos quercinaria (Bergreichen-
stein 21. IX.), Stenoptilia pterodactyla (Karlsburg 6. IX.), Acalla
maccana (Frauental 21.1IX.), variegana (Bergreichenstein 24. IX.,
4.X.), schalleriana (Bergreichenstein 12.Vlll., Karlsburg 6. IX.,
Frauental 21. IX.), contaminana ab. ciliana (Schüttenhofen 30. IX.,
11.X.) u. Plutella incarnatella (Karlsburg 6. IX.: neu für Böhmen).
Die besten Erfolge im Raupensammeln erzielte ich im Sep-
tember und Oktober. Von Wachholder klopfte ich da in der
Umgebung Schüttenhofens die sich ähnlich sehenden Raupen von
Tephroclystia helveticaria var. arceuthata und von Larentia ju-
niperata. L. juniperata schlüpft Ende Oktober. Eine Frühjahrs-
oder Sommergeneration habe ich nicht beobachten können. Beim
Abklopfen der Goldrute erhielt ich Raupen von Tephroclystia
expallidata, absinthiata, castigata, Pyrausta terrealis (e.1. im Früh-
jahre) und häufig die Säcke von Coleophora virgaureae, aus
denen ich auch Falter erzog. An Beifuß lebt: Cucullia absinthii
(e. 1. 14.VIL) und Tephroclystia succenturiata, an Bibernell Pa-
pilio machaon, Tephroclystia oblongata, pimpinellata und tri-
signaria. Die letzteren fand ich auch an Bärenklau. An Orten,
wo Heide zwischen heranwachsenden Kiefern u, dgl. wächst, ist
Tephroclystia goosensiata zu Hause und man kann die Raupe
im Oktober mit dem Streifnetz abschöpfen. Am bequemsten
und dabei in größerer Zahl ist die Raupe von Tephroclystia
denotata einzusammeln, indem man einfach die Samenkapseln von
Campanula trachelium nach Hause mitnimmt und tüchtig durch-
schüttelt. Hie und da fällt dabei auch eine T. castigata-Raupe
heraus. An Lärche lebt in der Umgebung Schüttenhofens die
Raupe von Tephr. lariciata, an Christofskraut Thephr. actaeata
(besonders bei der Karlsburg), an Engelwurz Tephr. albipunctata
und an Leinkraut Tephr. linariata. Ein an einem Felsen hängen-
des Wespennest lieferte eine große Zahl Raupen der Aphomia
sociella und aus Zapfen erhielt ich Dioryctria abietella (e. |. Früh-
ling). Die Raupe verläßt zur Verpuppung den Zapfen und legt
sich zwischen Moos auf dem Erdboden ein Gespinnst an. —
Zwischen zusammengesponnenen Blättern der Birke lebt die
Acalla ferrugana-Raupe und liefert noch im Oktober den Falter.
Aus Pflaumen zog ich Grapholita funebrana und aus Eicheln
Carpocapsa splendana. Minen von Lithocolletis cramerella, stri-
Sulatella, quercifoliella und Tischeria complanella sind im Herbste
überall an den Futterpflanzen vorfindbar.
. 9*
= —
Der Spätherbst
Einer zweiten Generation gehörte ein recht frisches Stück
von Mamestra pisi an, das am 2. X. ans Licht flog. Am glei-
chen Tage fing ich an der Lampe auch Polia flavicincta und
Ortholita cervinata (Schüttenhofen). Erwähnt mögen noch die
Funde von Ammoconia caecimacula (Bergreichenstein 4. X.) und
Endrosis lactella (Schüttenhofen 6. X., 9. XI. und 27. IV.) sein.
Als Letzter beschließt den bunten Reigen Poecilocampa populi
(Schüttenhofen 4. XL).
Trotz der großen Zahl der angeführten Arten habe ich alle
jene Falter unerwähnt gelassen, die über ganz Mitteleuropa
gleichmäßig verbreitet und überall häufig sind. Ganz sicher aber
beherbergt der ausgedehnte Böhmerwald noch manch seltene
Art, die mir entgangen ist. Die Belegstücke für alle Funde
befinden sich in meiner Sammlung.
Außer den Schmetterlingen sind nur die Käfer des Böhmer-
waldes (von Herrn Oberlehrer Tanzer in Schneiderschlag, Bez.
Prachatitz) einigermaßen erforscht. Ganz unerforscht ist diese
Gegend in Bezug auf andere Insektenordnungen und der Böh-
merwald beherbergt gewiß hievon noch eine Reihe Merkwürdig-
keiten, vielleicht auch neue Arten. Ein großes Gebiet, das dem
Naturforscher noch vieles bieten kann, erwartet hier seine Er-
schlie Bung.
Alte und neue interessante Lepidopteren.
Von Dr. Carl Schawerda, Wien.
(Mit einer Tafel.)
Hoplitis umbrosa Staudinger
(Fis.5 u.6, Taf. X)
Von Herrn O.Bang-Haas erhielt ich ein 5’ der Hoplitis
Milhauseri F. var. umbrosa Staudinger vom Ussuri.
Der ganze Aspekt des Falters sagte mir, daß diese umbrosa
wohl der Milhauseri sehr nahe steht, aber doch etwas anderes
sein muß. Herr Bang-Haas war so liebenswürdig mir noch eine
Anzahl ZZ u.3 9 9 vom Ussuri, Korea, Japan zu senden. Sie
bestätigten alle meine Ansicht, daß umbrosa eine eigene Art sei.
Sie sind alle größer als Milhauseri, 'c5' haben 50 mm, dieQ 9
57 mm Spitzenabstand. Während letztere ein rein graues Ko-
lorit haben, ist umbrosa mehr bräunlich und außerdem viel dunk-
ler. Am auffallendsten sind die braungrauen Hinterflügel der
Q Q gegen die weißen bei Milhauseri. Doch bestehen auch
Unterschiede in der Zeichnung der Vorderflügel. Der auffallend-
‚ste Unterschied liegt in der praemarginalen dunklen Bindenlinie.
Dieselbe beginnt bei Milhauseri im äußeren Drittel des Vorder-
randes, zieht in einem schwach sichtbaren Bogen nach Außen
abwärts und mündet am Beginn des äußeren Drittels im Innen-
rand in einer doppelten, beim 9 gelb ausgefüllten, nach Außen
etwas schwarz begleiteten Doppellinie.
Bei umbrosa ist ein kleiner weißer Fleck vor dem Beginn
dieser Linie im Vorderrand. Hier ist im apikalen Teile von die-
ser Linie nichts zu sehen. Ein dunkler Wisch halbiert hier den
Apex. Die Adern sind im Außenrand tief schwarz. Durch eine
solche dunkle Ader (die vierte von oben) entsteht zwischen dem
apikalen Teilungswisch und der praemarginalen dunklen Linie
— 134 —
eine dunkle Zickzackline. Am Vorderrand in der Mitte ein
schwarzer Wisch, ferner im basalen Drittel am Innenrand, der
aber nicht wie bei Milhauseri bis zur Mitte reicht sondern schon
früher dort endet, wo bei einigen Exemplaren eine schwache
dunkle Binde parallel mit der praemarginalen gegen den Apex
zu sich vorwagt.
Ich lasse nun Dr. Zernys Befund über den Genitalunter-
schied von Milhauseri und umbrosa folgen und danke ihm bei
der Gelegenheit herzlich für seine Mühe.
„Es sind auffällige Unterschiede im männlichen Kopulations-
- apparat vorhanden:
Die Chitinplatte des VIIL Segments ist bei Milhauseri
aus Europa analwärts rund ausgeschnitten und seitlich in zwei
lange, scharfe Spitzen ausgezogen; der Ausschnitt ist mit einigen
spitzen Zähnchen besetzt. Oralwärts ist sie seitlich ebenfalls
in zwei lange scharfe Spitzen ausgezogen.
Bei der ostasiatischen Form schließt die Chitinplatte des
VIII. Segments analwärts mit einer stark chitinisierten, ganz leicht
analwärts gebogenen Querleiste ab, die Seitenecken sind schwach
ausgeschnitten; oralwärts ist die Platte seitlich in zwei abgesefzie
Fortsätze ausgezogen.
Der Uncus ist an der Spitze bei europäischen Stücken
mit einem gerundeten Ausschnitt versehen, an den Seiten gleich
hinter der Mitte stumpf gezähnt und dahinter verschmälert,
während er bei der ostasiatischen Form die Form einer schma-
len Tonne mit stark gewölbten Seiten besitzt und der Aus-
schnitt an seiner Spitze fast dreieckig ist.
Die Harpen enden bei der europäischen Form analwärts
in eine stumpfe etwas hakig gekrümmte Spitze und tragen
dorsal einen relativ kleinen, spitzen Zahn, während sie bei der
ostasiatischen Form analwärts gerundet sind und der dorsale
Zahn viel größer ist." (H. Zerny.)
Omia Banghaasi Stauder
(Fig. 9, Taf. X)
In der Entomolog. Zeitschrift (Stuttgart) vom 8. April 1930
hat Stauder diese neue Art nach einem einzigen Falter aus der
Umgebung von Castellamare di Stabia im Neapolitanischen auf-
Sestellt. Fundort: „150 m Seehöhe, 13. Juni 1928, Valetta beim
— 135 —
Dorfe Pimonte.” Er sah es für ein Männchen an. Stauder
zeigte mir bei seinem Besuche in Wien das Exemplar flüchtig.
Es sah einer cymbalariae zum Verwechseln ähnlich. Die Höhe
von 150 m gegenüber der sonst bei cymbalariae (z. B. Stilfser-
jochstraße) gewohnten Höhe machte mich wohl stutzig, aber ich
dachte an eine Verwechslung des Fundortes. Es ist das Ver-
dienst Stauders, doch das Richtige gefunden zu haben. Wie
komme ich nun dazu, das zu wissen? Die lange Beschreibung
Stauders mit den phantastischen Bildern ist für diese neue Art
nämlich nicht immer zutreffend. Vor allem ist die Geschlechts-
bestimmung eine falsche. Und doch hat er mit der neuen Art
Recht. Das kam so:
Ich kam durch Karl Predota in den Besitz von 2 50 und
39% dieser Art, die in der Sierra von Albarracin in Arago-
nien (12. Juni 1928, 9. Mai und 7. Juni 1929) in einer Höhe von
1100 bis 1700 m erbeutete und mir schenkte. Er sah mit sei-
nem scharfen Auge, das die zwei Männchen viel dickere Fühler
haben, die schwach sägezähnig sind, während sie bei cymbala-
riae denen des Weibchens gleichen. Man kann den Unterschied
in der Stärke der Fühler sogar an der Photographie sehen.
Dieser Fühlerunterschied ist wohl das wichtigste Unterscheidungs-
merkmal beim 5. Er mußte Stauder entgehen, da er ein ®
vor sich hatte (wie Dr. Zerny und ich konstatieren konnten)
und nicht ein J wie er glaubte. Es ist aber auch die Be-
schreibung Stauders in vielem zu korrigieren und zu ergänzen.
Der Flügelspitzenabstand von Banghaasi beträgt 17 bis 21 mm
gegenüber 18 bis 20 mm bei cymbalariae. Die zwei Männchen
scheinen wirklich um 1 mm kleiner als cymbalariae Sg‘, aber
ein Weibchen ist dafür 1 mm größer.
Ein Vergleich mit Oberthüri und cyclopea ist unnötig, da.
nicht die geringste Verwechslungsmöglichkeit mit diesen beiden
besteht.
Der Vorderrand verläuft nicht immer, wie Stauder sagte,
bei Banghaasi eingedrückt und bei cymbalariae geradlinig. Bei
einem Q von Banghaasi ist er geradlinig, bei zweiQ 9 ist er
ebenso leicht geknickt und ausgebaucht wie bei Stauders Type.
Auch im Hil.-Schnitt fehlt der angegebene Unterschied.
Der Vfl.-Oberseiten-Grundton ist bei meinen 5 Exemplaren
nicht dunkel olivbraun und dunkler als bei cymbalariae, sondern
mehr olivgrau statt olivbraun. Das Hellgrau überwiegt bei 2 5
und 19, bei 22 tritt es zurück. In diesem helleren Kolorit
— 136 —
fallen die tief schwarzen dicken Längsstriche, einer am Diskus-
ende, 2 Parallelstriche in der Basis und 5bis6 als Aderverdickung
im Außenrand besonders auf. In Stauders Skizze von Bang-
haasi (Seite 5) fehlen gerade diese auffallenden zwei Basalstriche
und werden auch negiert.
Zur Schilderung der Weißornamentierung auf Seite 7 will
ich mich nicht äußern. Sie ist. mindestens phantastisch. Ich sah
das Original Stauders noch nachträglich.
Auch was Stauder von der Unterseite der Hinterflügel sagt,
stimmt nicht. Der sichelförmige schwarze Mittelfleck ist nicht
wie Stauder sagt, im Gegensatz zu cymbalariae im Analschwarz
eingeschlossen, sondern viel weniger als bei cymbalariae. Bei
einem Männchen ist er sogar ganz heraußen, bei einigen cym-
balariae wieder direkt im Schwarz.
Die Unterseite von Banghaasi ist vor allem viel heller grau
als bei cymbalariae. Nur praemarginal haben die Vorderflügel
dunkle Schatten, während cymbalariae die Vorderflügelunterseite
mit Ausnahme des Vorder- u. Innenrandes und der gescheckten
Fransen meist ganz geschwärzt hat.
Es sind die dunklen Querbänder der Hfl.-Unterseite im
Hellgrau der Hinterflügel bei Banghaasi kaum zu sehen, bei
cymbalariae meistens viel stärker.
Auch die Ausführungen auf Seite 8 stimmen nicht. Gerade
die Behaarung ist bei Banghaasi grau am Thorax, Kopf und
Abdomen sind keinesfalls gelblich wie Stauder sagt. Sein 2
hat übrigens ein ausgehöhltes Abdomen und ist lange nicht so
frisch wie meine 5 Stück. Auch seine Palpenunterschiede kann
ich nicht bestätigen. Ich möchte hier nur noch erwähnen, daß
ich ein cymbalariaeQ vom Isman (3. Juni) besitze. Dies ist ein
Berg an der bosnisch-herzegowinischen Grenze. Die Höhe die-
ses Fundortes kenne ich leider nicht.
Resume. Banghaasi hat im männlichen Geschlecht schwach-
sägezähnige Fühler gegenüber den von cymbalariae. Die Vorder-
flügel sind mehr hellgrau statt olivgrün. Die drei schwarzen
Längsstriche sind viel stärker und tiefer schwarz. Die Uhnter-
seite ist viel heller und besitzt verschwindende Hfl.-Querbinden.
Das Abdomen ist viel kürzer als bei cymbalariae, was Stauder
richtig betont. Es ist kein Zweifel an der Artverschiedenheit
von Banghaasi und cymbalariae und an der Identität der Ir
Stauders und Predotas Falter aus: Aragonien.
Die Futterpflanze dürfte nach Predota Helianthemum sein.
Br
Fig.
1
4
KT
3
I
Erklärung zu Taiel X
Holcocerus consobrinus Püng.
Holcocerus Sheljuzhkoi spec. nova.
ig. 2/3 Hoplitis Milhauseri F.
ig. 5/6 Hoplitis umbrosa Stdgr.
Mannia oranaria Stdgr. var.nova espaniola.
Omia cymbalariae Hb.
Omia Banghaasi Stauder.
SCHAWERDA, Interessante Lepidopteren
Taiel X
22
DER
7
N}
— 137 —
Mannia oranaria Stdgr. var. nova espaniola
(Eig. 7, Taf, X)
Zwei fg dieser Form erbeutete Karl Pretoda am 12. 7.1929
in der Sierra Alta bei Albarracin in Aragonien. Anfangs sah
ich diese zwei Falter als eine neue Mannia an, da ich nirgends
seinesgleichen finden konnte. Am ähnlichsten sahen sie in der
Zeichnung und den Fühlern der castiliaria Stdgr. Aber sie sind
doppelt so groß als diese. Oranaria ist im Oberthür (Taf. 63
Fig. 1263) abgebildet und im Culot.
Ich verschaffte mir Einblick in die Originale von oranaria
und sah, daß die neue Form mit Sicherheit zu oranaria gehört.
Oranaria aus Nordafrika steht, was die Größe betrifft, in
der Mitte zwischen ihrer spanischen Schwester, die ich espaniola
nenne, und der kleinen castiliaria, die schon im Rebel-Staudinger-
Katalog mit einem Fragezeichen zu oranaria gezogen wird.
Außer Staudinger war auch Prout in der Sache nicht sicher,
ebenso Culot. Ich kenne keine Abbildung von castiliaria.
Die spanische oranaria hat eine Vfl.-Spannung von 24 mm
gegen die kleinere afrikanische oranaria. Während letztere grau
mit einem schwach braunen Ton ist (vielleicht vom Alter her-
rührend), hat espaniola ein viel dunkleres Grau, ein Stück mit
einem Stich ins Grüne.
Die postmediane Querlinie, die parallel zum Außenrand
ziemlich gerade, nur wenig basalwärts ausgebaucht, verläuft,
ist eine deutliche Reihe von dunklen Pfeilflecken an den Adern.
Distalwärts ist ein dunkler Begleitwisch von vorne nach hinten.
Der Raum zwischen dieser postmedianen queren Aderpunktlinie
und dem Begleitschatten ist weißlich aufgehellt. Es ist dies das
einzige sehr schmale Weiß im dunklen Vorderflügel. Die basale
Querlinie beginnt am Vorderrande mit einem schwarzem Punkt-
fleck, springt dann in einem scharfen spitzenWinkel nach außen
vor ohne wie bei ismailaria (siehe Culots Abbildung) die mittlere
Querlinie zu erreichen. Am Innenrand endet sie wieder mit
einem etwas vorspringenden schwarzem Punkt. Die Mittellinie
ist nicht so stark ausgeprägt wie die basale. Dunkle Saum-
büschelchen und gescheckte Fransen. Hinterflügel heller grau.
Die mediane und postmediane Querlinie und der Mittelpunkt
eben noch sichtbar. Deutlicher ist dies auf der lichteren, fast
silbergrauen Unterseite der Fall. Hier fallen auf dem Vorder-
flügel die dunkle postmediane Querlinie auf mit dem schwarzen
Vorderrandfleck und die schwarzgefleckten Fransen.
— 138 —
Es ist naheliegend, daß meine beiden spanischen Gebirgs-
falter (espaniola) einer anderen Rasse angehören als die algeri-
sche Type. Da wir hier sehen, daß die spanische oranaria
viel größer und dunkler ist, als die Stammform, haben wir die
Sicherheit, daß die kleinste castiliaria, die sogar kleiner sein
kann als die oberflächlich sehr ähnliche Egea cacuminaria, keine
oranaria sein kann. Castiliaria ist übrigens .heller grau und
viel schwächer gezeichnet, unten ganz ungezeichnet. Nach
Prout sind die Linien in Punkte aufgelöst. Es ist unmöglich,
daß in Spanien zwei so differente Formen fliegen können wie
espaniola und castiliaria, Letztere ist sicher eine eigene Art,
was ja in den meisten Büchern schon vermutet wird. Die
espaniola ist eine sichere Mannia mit vier Sporen an den Hinter-
tibien. Die Costalis und Subcostalis der Hinterflügel anatomi-
sieren nicht. Die echte castiliaria sah ich im Wiener Hofmuseum.
Holcocerus Sheljuzhkoi spec. nova.
(Fig. 4, Taf. X)
Von Herrn Leo Sheljuzhko in Kiew erhielt ich vor längerer
Zeit zwei Männchen einer Cosside, die mir anfangs als conso-
brinus imponierten. Beim Vergleich mit meinen und dem Museal-
material sah ich aber, daß die beiden männlichen Falter einer
neuen Art angehören dürften, die der consobrinus am nächsten
steht. Sie sind größer, haben ein mehr graues als braunes
Kolorit und auch eine andere Zeichnung. Auf meine Anfrage hin
teilte mir Herr Sheljuzhko mit, daß er derselben Ansicht sei
und 80 $ 5 und nur ein einziges @ dieser Art habe, alle von
Herrn G. Rückbeil 1914 in der Uıngebung von Aksu erbeutet.
Ein Stück stammt vom Tschal-tag (August 1914).
Außer der Größe (45 mm Flügelspitzenabstand gegen 37 mm
bei consobrinus) und der mehr grauen als hellbräunlichen Grund-
farbe sind die Fühler auffallend. Diese sind an der Basis und
am Ende sehr dünn und in der Mitte viel dicker, während sie
bei consobrinus an der Basis dicker sind und gegen das Ende
immer dünner werden. Doch ist dies vielleicht nicht immer
zutreffend.
Die äußere praemarginale etwas dunklere Geradlinie verläuft
bei consobrinus vom Vorderrand aus sofort nach außen stumpf
gewinkelt aber dann in gerader Linie zum Innenrand. Bei der
neuen Art fast ungewinkelt und dann nach Innen leicht ge-
— 139 —
schwungen unregelmäßig wellig nur bis zur Mitte des Flügels.
Dort bricht sie oberhalb eines mehr zackigen unregelmäßigen
Fleckes ab, dessen eine Zacke nach oben gegen den Außenrand,
eine nach unten gegen den Innenrandwinkel ausläuft, während
eine mit der dunkelgrauen Mittelbinde kommuniziert. Diese ist
dunkler und daher kontrastierender als bei consobrinus und reicht
auch weiter gegen den Innenrand herab. Einen derartigen Fleck
(oberhalb des Analwinkels der Vorderflügel) hat consobrinus über-
haupt nicht. Das Abdomen prominiert in der Mitte schopfartig
nach oben.
Herr Sheljuzhko schreibt mir, daß die Intensität der dunklen
Zeichnung der Vorderflügel etwas variabel sei. Die Verdunklung
der Mittelzelle der Vorderflügel ist manchmal etwas mehr aus-
gedehnt. Die Größe variiert beträchtlich. Die Vfl.-Länge des
kleinsten Stückes ist 15,5 mm, während sie beim größten 22 mm
erreicht. Das 2 ist größer (Vfl.-Länge 25 mm), breitflügeliger,
hat natürlich feinere Fühler. In der Zeichnung stimmt es aber
mit den schwächer gezeichneten Jg überein. Ich nenne die
neue Art nach Herrn Sheljuzhko, dem bekannten russischen
Lepidopterologen, dessen Freundlichkeit ich sie verdanke.
Über das Verhalten der Chromosome
bei der Spermatogenese von Orgyia tyellina Bil.
und Orgyia antiqua L., sowie eines ihrer Bastarde
betitelt sich eine Arbeit von H, Cretschmar, die uns in muster-
gültiger Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit, zugleich auch unter
interessanter und ausführlicher Bezugnahme auf die entsprechende
Literatur einleitend die Beschreibung der biologischen und mor-
phologischen Eigentümlichkeiten der beiden Stammarten, der
europäischen antigua und der japanischen iyellina, gibt. Beson-
ders interessiert hier äußerlich die Verschiedenheit der rudi-
mentären Flügelanlage der weiblichen Falter, biologisch die merk-
würdige Erscheinung, daß gelegentlich der Kreuzung der beiden
Arten die antigua-Männchen ganz offensichtlich die Zyellına-
Weibchen bevorzugen. Schließlich wird der Bastard geschildert,
der als sogen. intermediärer bezeichnet werden muß, d. h. er
enthält die mütterlichen und väterlichen Eigentümlichkeiten im
Phänotypus, also in der äußeren Erscheinung ziemlich gleich-
wertig. (Dies ist ja übrigens auch bei den meisten anderen
bisher erzielten Schmetterlingsbastarden der Fall.)
Die Zucht einer F,-Generation oder einer Rückkreuzung
gelang trotz des Zustandekommens von 26 Paarungen in allen
möglichen Zusammensetzungen nicht, denn aus sämtlichen daraus
erhaltenen Gelegen schlüpfte nur ein einziges Räupchen, das
alsbald wieder einging. Gleichwohl hatte, wie eine diesbezüg-
liche Untersuchung der Eier feststellte „die Entwicklung der
Embryonen in zahlreichen Fällen eingesetzt.” (Die Raupen
kommen aber nicht zum Schlüpfen, wie jedem Bastardzüchter
wohl bekannt ist.)
Interessant ist auch die Beschreibung der Raupen aus der
Kreuzung und die dabei gemachte Beobachtung einer gelegent-
lichen asymmetrischen Anlage der typischen Haarbürsten der
Orgyia-Raupen, die ich ähnlich bei einer von F. Lenz erzielten
illieifolia- tremulifolia-Kreuzung feststellen konnte, und die —
— 141 —
zwar nicht als konstante Folgeerscheinung — so doch als eine
typische Anomalie der Bastardierung bezeichnet werden muß.
Bemerkenswert ist auch Cretschmars Beobachtung der Haar-
pinselanlagen der Bastardraupe, die in bestimmter Form die
Eigentümlichkeiten der Elternraupen vereinigt.
Der Hauptteil der Cretschmar'schen Arbeit ist natürlich,
wie der Titel sagt, der zytologischen Untersuchung der Vor-
gänge der Reifungsteilungen in den Hoden sowohl der beiden
Elternarten, als auch des Bastarden gewidmet. Auch dies ge-
schieht mit großer Genauigkeit und Ausführlichkeit.
Die Frage, ob Parallel- oder end to end-Konjugation vor-
liegt, wird in der Arbeit — wie bei den Vererbungsforschern
nicht anders zu erwarten ist — im Sinne der ersteren beant-
wortet. Allein wie immer scheinen mir die beigegebenen Bilder
hiefür keineswegs wirklich beweisend, weil gerade bei den
Schmetterlingen die feinen und besonders die achromatischen
Details überall an der Grenze des mit bester und modernster
Mikroskopoptik Sichtbaren stehen und ebenso sehr, weil die
Ausdeutungen des Verfassers zu wenig photographisch (mit Aus-
nahme einer einzigen Tafel) d.h. nur zeichnerisch-subjektiv be-
legt sind.
Nicht ganz begreiflich ist mir auch die Ueberschrift des
Kapitels, das der Schilderung der synaptischen Vorgänge —
mit der Parallelaneinanderlagerung — sowie der Wachstums-
periode folgt und das wiederum mit „Konjugation“ betitelt ist.
Die genannte Parallelvereinigung oder Parasyndese ist doch
nichts anderes als schon die Konjugation, die damit zur so-
genannten Pseudoreduktion der normalen Chromosomenzahl auf
die Hälfte führt.
Wenngleich der Autor an einer Stelle auch zugibt, daß das
mikroskopische Material aus Schmetterlingshoden zur Entschei-
dung der Frage, ob Para- oder Metasyndese, also zur sicheren
Deutung. der entsprechenden Kernbilder nicht sehr geeignet ist,
und wenn er vor allem auch ausführlich und kritisch die Be-
funde anderer Untersucher der Reifungsteilungen bei Lepidop-
teren bespricht, so staunt man über seine präzise Beschreibung
der Reifungsvorgänge und über die Schärfe und Eindeutigkeit
seiner diesbezüglichen Zeichnungen, besonders was ihre minu-
tiösen achromatischen Details betrifft. Ich meine hier aber auch
solche, die wegen ihrer kaum noch sichtbaren Zartheit unter
Umständen auch nicht zur Darstellung kommen können.
— 1a) —
Es ist in dieser Besprechung leider nicht der genügende
Platz und es ist auch schließlich nicht ihr spezieller Zweck,
der an sich so ausgezeichneten Arbeit von Cretschmar gegen-
über bei der Deutung mikroskopischer Details ausgesprochene
Stellung zu nehmen und etwa der Metasyndese das Wort zu
reden; denn es müßten dann ja auch die anschließend be-
schriebenen Diaden- bezw. Tetradenbildungen und das geschil-
derte Zustandekommen der zweiten Reifungsteilung kritisch be-
trachtet werden. Aber die grundsätzliche Bedeutung all dieser
Vorgänge in den Vererbungsfragen, im Mendel’schen Gesetz
und schließlich auch noch in den Fragen der Zellmechanik läßt
den Interessierten nicht so leicht darüber hinwegkommen. Denn
zunächst ist die Ausdeutung und Darstellung der eigentlichen
achromatischen Kernbestandteile, deren Darstellung leider eine
Fixierungsmethode bedingt, die den Chromatinteilen wieder
nachteilig wird, an manchen Stellen nicht so betont, wie es
ihrer sicher ausschlaggebenden Bedeutung in den Veränderungen
des Kerninhalts zukommen könnte. Ob es sich weiterhin
im sogen. Leptodaenstadium wirklich um freie Enden der noch
sehr zarten Chromosomenschleifen oder doch um einen konti-
nuierlichen Knäuel handelt, ob daher wirklich Einzelchromoso-
men vorhanden sind oder nur die Umbiegestellen der Schleifen-
touren nicht gesehen werden konnten und ob endlich dieses
Stadium nach Cretschmar bei den Orgyiaarten — den meisten
anderen Schmetterlings- und Insektenarten entgegengesetzt —
keinen gerichteten Knäuel bildet, sind lauter Fragen, die uns
aus den Bildern weniger eindeutig als aus dem Text beant-
wortet erscheinen, der damit teilweise mehr die Morgan’schen
Vererbungsvorstellungen stützend als restlos überzeugend wir-
ken muß.
Vor allem kann ich es mir nicht versagen, hier auf zwei
Forderungen hinzuweisen, die die richtige Deutung mikroskopi-
scher Vorgänge viel. mehr als die genaueste Schilderung und
alle noch so geistreiche Auslegung veranschaulichen: Es ist dies
erstens die Forderung, jeden einzelnen Vorgang in der Zelle
mindestens durch ein Photogramm zu belegen (und höchstens
noch durch eine beigegebene Zeichnung subjektiv, d.h. als eigene
Ansicht zu erklären), zweitens die Forderung — noch besser als
durch eine einfache Aufnahme — durch Stereo mikrophoto-
gramme Gesehenes und Beschriebenes zu dokumentieren, Nur
diese letztere Darstellungsmethode vermag allein schwierige
— 143 —
Form- und Vorgangsanalysen, besonders bei so abstrakten
Körpern, wie es die Chromsomen sind, eindeutig zu vermitteln,
weil ihre Auswertung allein von der subjektiven Raumvorstel-
lung des monokularen Mikroskopbildes zur objektiven Raum-
und Formwirklichkeit des plastischen Sehens führt. (Ich erlaube
mir dabei auf meine Arbeit: Stereomikrophotographischer Beitrag
zur Kenntnis der Reifeteilungen im Hoden des Grottenolms und
des Feuersalamanders [Zeitschrift für mikrosk.-anatom. Forschung
XII. Band, Heft 1/2, 1928] hinzuweisen.)
Abgesehen von diesen nur wegen ihrer prinzipiellen Be-
deutung so ausführlich erörterten Fragen, sind die sonst so vor-
bildlich genau angelegten Untersuchungen von H. Cretschmar
über O. antigua und tyellina und ihren Bastarden auch rein
entomologisch genommen und wie schon eingangs erwähnt, von
hohem Werte und müssen vor allem wieder zu solchen Ver-
suchen mit anderen Lepidopteren aufs stärkste anregen.
Dr. Fritz Skell.
Berichtigung.
Irrtümlicher Weise lautet die Ueberschrift des Artikels von F. Nord-
ström im II, Heft dieses Jahrganges (XX) Seite 93: Notodontula ziczacL.
lapponica Dhl. 1929 = ab, tristis Masl. 1923,
Es muß natürlich Notodonta usw. heißen.
— da4,
Buchbesprechung.
Schnack Friedrich: Im Wunderreich der Falter. Erlebnisse mit
Abenteuer. 191 Seiten. Mit 111 Originalaufnahmen und Natur-
urkunden von Dr. Paul Denso, Berlin: Dietrich Reimer (Ernst Vohsen)
A.G. 1930 (Preis in Ganzleinen gebunden 9 RM.).
„Die Liebe hat dieses Buch geschrieben und mit Bildern geziert, nicht
der wissenschaftliche Eifer.“ Dieser vom Verfasser selbst an den Anfang
gestellte Satz offenbart sich auch wirklich in seinem ganzen Werk. Nicht
ein Lehrbuch will der Verfasser den Lesern geben, von seinen Erlebnissen
und Abenteuern im Falterwunderland will er ihm erzählen, In 43 Kapiteln
werden fast alle Abschnitte des Schmetterlingslebens behandelt, aber nicht
in einem trocknen wissenschaftlichen Stil, sondern in einer dichterischen
Sprache. die das Lesen zur Freude macht. An vielen, glücklich gewählten
Einzelbeispielen rührt uns Schnack durch das Falterdasein; er zeigt uns die
Winterquartiere des Zitronenfalters, das erste Falterregen im März an den
Jungferkindern (Br. parthenias), das Liebeswerben des Aurorafalters ust.
Aus all diesen meisterhaften Schilderungen spricht nicht nur eine genaue
Naturbeobachtung, sondern auch eine gründliche Kenntnis der Dinge. Eine
besondere Würze verleiht dem Buch der Bildschmuck. Die 111 von Dr. Paul
Denso gefertigten photographischen Aufnahmen werden jeden Naturfreund
begeistern, bringen sie doch vielfach Motive, die gar mancher Sammler selbst
noch nicht geschaut, viel weniger im Bilde festgehalten hat. Außer Falter-
bildern aus der freien Natur, die aufzunehmen der Verfasser mit Recht „eine
nichtswürdig schwierige Unternehmung“ nennt, schmücken das Buch auch
eine Reihe von Aufnahmen gespannter Sammlungsstücke, um an diesen die
Schönheit der Flügelzeichnurg vor Augen zu führen. Die vergrößerte Wie-
dergabe der Falterbilder wirkt ganz besonders anschaulich. Aber nicht nur
Falter, auch ihre ersten Stände: Eier, Raupen in Puppen werden im Bilde
gezeigt. Auch bei diesen lassen gerade die Vergrößerungen so recht die
künstlerische Begabung des Photographen erkennen.
Durch das sich ergänzende Zusammenarbeiten des dichterisch veranlag-
ten Naturbeobachters mit dem trefflichen Lichtbildner ist ein Werk geschaffen,
das nicht nur der Laie mit Freude und Genuß liest, sondern das auch dem
Sammler Nutzen und neue Anregungen bringt. Eine weiteste Verbreitung,
vor allem auch in Sammlerkreisen wäre dem Werke nur zu wünschen; ganz
besonders aber ist es geeignet, unter der Jugend Verständnis und Liebe zur
Natur zu wecken. Dr. Kolb.
‘ Anläßlich der Feier des 25jährigen Bestehens der Münchner Entomo-
logischen Gesellchaft im Dezember 1929 wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt:
Herr Heinrich Sattler in München, der eigentliche Gründer der Gesellschaft
und Herr Professor Dr. Adalbert Seitz in Darmstadt.
(e. V.)
xX.
— Jahrgang —
1930
Heit I
Schriitleitung:
Dr. von Rosen
IM SELBSTVERLAG
il Beschluß de ‚Generalversammlung vom 2 7 130
ereinsjahr 1930 dr | B
Mitgliederbeitrag auf 10,— RM.
Derselbe ist bis Ende Februar zur en fällig
| Wunsch i in zwei Bere Raten im ı Februar und Juni. ’
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BB en München, Kto, N 0
G$. ale Kallier, München9, Columbus
Vorstindech
"1. Vorsitzender: Ministerialrat Ludwig ednatdiee
| München 23, Wilhelmstraße 5/1
2. Vorsitzender: Oberlehrer Eugen Arnold
une München, Rumfordstraße 38/4
1. Schriftführer: (Ernst Pfeiffer,) vertreten dureh
(für auswärts) Dr. med. F. Eisenberger
München, Leopoldstr. 71/3
2. Schriftführer: Franz Daniel
(für München) München, Bayerstr. 77
Kassier: Georg Wenger
ei München 9, Columbusstr. 2/3
Bibliothek: Dr. Lorenz Kolb
München, Dachauerstraße 409/0
Schriftleitung: Dr. Kurt von Rosen
München 2C, Nee 51
Vertretung: Ernst Pfeiffer
München 2C5, Herzogspitalstr. 5
Sitzungen
Die el Zuschriften werden folgend erben |
‚Vereinsangelegenheiten an den 1. Vorsitzenden
Geldwesen an den Kassier
Schriftenaustausch an den Bibliothekar
Vereins-Zeitschrift an den Schriftleiter oder
(Manuskripte, Tafeln etc) dessen Stellvertreter
Die nn der Jubiläumsnummer stellte an die Vereinskass: ir
il ee Forderungen. Die Vorstandschaft sieht sich deshalb &
freiwillißen Nachzahlung von mindestens 1,50 Mark
für das vergangene Jahr heranzutreten. Ueberdies möchten es alle
Bieder und besonders on welchen eine finanzielle Unter-
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.
a
Pak zuzuführen.
I Auch an dieser Stelle sei es der Vorstandschaft gestattet alle
Mitarbeitern, die zum Gelingen des Jubiläumsheftes ihr Bestes be
getragen haben, öffentlich zu danken; vor allem den Herren Dr.Heyde
mann, Riemel-Frank, Skell und Prof. Dr. von Stubenrauch, welcl
durch Stiftungen die reiche Bildbeigabe ermöglichten.
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Kleine Anzeigen
nt Raum vorhanden ist, werden auf den Umschlagseiten gegen Erste
Unkosten kleine Inserate aus dem Kreise der Mitglieder Aufnahme finden
Diesbezügliche Zuschriften an die Schriftleitung erbeten,
Abgebbare | 2:
Separat-
; drucke
Lycaeniden a
M Br L.
aus den Balkanländern, Klein- N N ; En > 5 S übe ER Ley:
asien und Persien, auch die ge- Dystroma Hbn. (trunca-
Suche im Tausch
öhnlichen Arten, möglichst i ta-citrata-Gruppe) der
a Gaktung Cidarıa,
PS feln, 13 Figuren. Mk. 5.—
Im Tausch biete
r Dr, Burgeff:
nordsyrisches (Marasch) Falter- Kommentar. Zum
1 material aller Gruppen, darunter ‘ Teilder Gattung Zygae- i
mehrere nov. spec. na 1.Teil. 1 Farb- und4
Schwarztafeln Mk.5.—
Ernst Pieilter, 2. Teil (88 Seiten) Mk. 4—
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(e.V)
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— Jahrgang —
Schriftleitung:
Dr. von Rosen
, IM SELBSTVERLAG
München, den 1. Juli 1930
| Der MÜNCHNER ENTOMOLOGISCHEN GESELLSCHAFT ey.
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nchner Entomologischen Gesellschaft ||
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XX.
— Jahrgang —
1930
Heit III und IV
(Schlußheft)
Schriftleitung:
Dr. von Rosen
IM SELBSTVERLAG
MÜNCHNER ENTOMOLOGISCHEN GESELLSCHAFT ev.
München, den 1. Februar 1931
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Mitteilungen der München Entomologischen Gesellsch ft
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Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft
Jahrgang, 19=20 „1929°30 31-121012
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