| MAR N. ik a We "N SEN ea Ss Y RN A Ar ar: f ER x ) Hi ee, IE anni ) BER Ar ‚Aa a er NNDAA, NARANAAN 6 Ale" alal Na Ra Fa in 2 N Ki Kr, 5 ıR ; A a AANAENV MR \ = RER ae EN DR SE Na Rad HI el { r 4 } . A N: (NE a 9 Ar BR AR 2 NZ | FAR RE ne er a a E* Hi | N NR RES UM ERBEN ee i Ann ar K% | Anh N a. Er run \ N, N Kun N AR: 8, ae RRER N: NN AR Aa ER % » » FA. 7 zieh. a R , ’ 5 ei I, I f A Ad AA N: a AAnn Ar Rs in hs In 0 AN AN j Y N ur “r & NR Nr MA nr &. IN \ FASSEN Vibrarg of the Museum OF COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, - MASS, Founded by private subscription, in 1861. No. /323. Au Noir: 171. Mittheilungen naturforschenden Gesellschaft in Bern, aus dem Jahre 1865. Nr. 380 — 602. Mit 1 Tafel. TI DATE Bern. (In Commission bei Huber u. Comp.) Druck der Haller’schen Buchdruckerei. (R. F. Haller.) ” 1866. BET. BE Nr. 181. Grosse Haarnadel von Hallstadt; Bruchstück einer grossen Haarnadel von der Form des in der Gaissberger’schen Schritt Pl. VI. Fig. 9—11 ab- gebildeten Schmuckes. Die Bronze ist mit einer glänzen- den dunkel- und hellgrünen Kruste von Patina überdeckt. 1,803 gr. mit Säuren blankgebeitzten Metalles ergaben bei der Analyse: Kupfer 86,29 9], Zinn a Blei E72, Silber 0,32 „ Eisen 0,31 „ Nickel 0,41 „ Nr. 182. Hohler Armring von Hallstadt, Scheint getriebene, nicht hohl gegossene Arbeit zu sein, dafür scheint das kaum 1 Millim. dicke Metall zu dünn zu sein. Der Ring ist nicht geschlossen, sondern an der innern Wölbung rinnenförmig ofen; an der äussern Wölbung sind unter der rauhen Oxydkruste Reifen und Verzierungen sichtbar. 2,088 gr. gereinigten Metalles enthalten I: Kupfer 89,14), Zinn 9,90, Blei 0,38 „ Silber | DA 5 Eisen a Nickel 0,34 „ Nr. 183. Massiv gegossener Armring von Hallstadt, von der Zeichnung Pl. V. Fig.5 der Gaish. Schrift. Zur Analyse wurden Bohrspähne verwendet, welche aber so sehr mit Kupferoxydul vermengt waren, dass sie erst durch Glühen im Wasserstofigase redueirt werden mussten. 2,228 gr. ergaben bei der Analyse: a 12, Kupfer 87,26 °/, Zinn 11,61 „ Blei 0,49 „ Sılber 0,10 „ ‘ Eisen "IS, Nickel 0,39 „ Nr. 184. Verzierter Armring von Hallstadt, Pl. V. Fig. 5. Ein mit Säuren gereinigtes abgesägtes Stück von 2,727 gr. zeigte folgende Zusammensetzung : Kupfer 88,86 9/, Zinn 0,00 m Blei 0,93 „ Silber 0,46 „ Eisen MIer, Nickel 0,69 „ Nr.185. Spiralheftnadel von Hallstadt. Von der Brillenform mittlerer Grösse. Pl. III. Fig. 10. Bestand aus 6 concentrisch dicht aneinanderschliessenden Win- dungen von 3 Millim. dickem Drahte. Das Metall ist mit einer dicken Kruste von Grünspan überzogen und so brüchig, dass beim Versuche es abzuwickeln das Metall stückweise abbrach. 2,508 gr. grzeinigten Materials er- gaben bei der Analyse: Kupfer > 89,32 °/, Zn 10,20 „ Silber 0,04 „ Eisen 0,14 „ Nickel 0,22 „ Nr. 185. Stecknadel mit dickem Kopfe von Hallstadt. Pl. VI. Fig. 6. Die Dicke des Knopfes be- trug 12 Millim., der Durchmesser der Nadel 2 Millim, 2,574 gr. gereinigter Bronze enthielten folgende Bestand- theile: ae N Kupfer 87,979), Zion 9,56 „ Blei 1,66 „ Silber 0,22 „ Eisen 0,13 „ Nickel 0,46 „ Nr, 187. Heftnadel von Hallstadt. Pl. VII. Fig. 12. Das Bruchstück mit einem schön glänzend grü- nen Firniss von Grünspan bedeckt. Nach dem Reinigen durch Säuren ergaben 2,683 gr. Metall: Kupfer 88,20 °/, Zinn 10,09 „ Blei 1,10; Silber 0,06 „ Eisen 0,08 „ Kobalt 0,41 „ Nr. 188. Verziertes Bronzeblech von Hall- stadt. Es war ganz dünn, mit halbkreisförmig einge- drückten Punkten und Strichen verziert, und so tief oxydirt, dass es ganz zur Analyse verwendet werden musste. 1,113 gr. ergaben: Kupfer 87,39 /, Zu oe ’UB, Blei 0,61 „ Silber 0,13 „ Eisen 0,17 _ Nickel 0,63 „ Nr.189. Pfeilspitze unbekannten Fundor- tes. Pl. III. Fig. 8 Die sehr schön geformte Wafle wog nach dem Reinigen von dem grünen Ueberzuge 2,539 gr. und wurde ganz zur Analyse verwendet. Sie enthielt: | or | Kupfer 84,75%, Zinn 14,77 , Eisen 010% Nickel 0,37 5 Nr.1%. Bronze-Örnament von la Töne am Neuenburgersee. Dieses von Hrn. Desor im Neuen- burgersee gefundene, merkwürdig ausgeschnittene Blech, war mit 3 halbkugelförmigen Knöpfchen verziert. Es war mit einer dünnen Kruste von Sinter bedeckt, unter welcher beim Scheuern mit Sand das Metall blank zum Vorschein kam. Ein ausgeschrotenes 4eckiges Stück von 23 Millim. Länge und 19 Millim. Breite wog 1,526 gr. und ergab bei der Analyse: Kupfer 86,30 9%, Zion 13,03 ‚, Blei 0,34 „ Eisen 0,18 „ Nickel | 0,455); Nr. 191. Bronzefragmente von St. Aubin. Diese von Hrn. Dr. Clement in einem neu aufgedeckten helvetischen Grabe gefundenen, nach deren Bestimmung unbestimmbaren Bronzestückchen waren mit einer dicken Kruste von Grünspan bedeckt, und wogen nach. der Reinigung mittelst Säure: 0,905 gr. Ihre Analyse ergab: Kupfer 87,05 °%/, Zinn 11,29 , Blei 1,12 % Silber 0,04 ,, Eisen 0,15, Nickel 0,35, Nr. 192. Blechfragmente aus dem Neuen- burgersee. Diese von der gleichen Station stammend, aus welcher der Tiegel Nr. 163 gefischt worden war, BIER NE, DE waren stark oxydirt und wurden mit Säuren gereinigt. 2,555 gr. lieferten bei der Analyse folgende Resultate: Kupfer 92,94 %, Zinn 6,711, Blei 0,16 ,, Eisen 0,04 „, E Nickel 0,15 „ Die Abwesenheit des Zinks in dieser Bronze be- weist, dass wenn schon von der gleichen Fundstelle her- rührend, wie der Tiegel Nr. 163, sie dennoch nicht römischen Ursprunges ist, sondern weit älteren Datums, was ja sehr erklärlich ist, da die wömer weit ältere Ansiedelungen bewohnen konnten und auch bewohnt haben. | Nr. ‘9. Goldener Fingerring aus einem Kegelgrabe von Wittenmoor in Mecklenburg- (L. II. V.1. a. aa. Nr. 2.) Ein ! Millim. dickes Draht- stückchen von 0,073 gr. Gewicht. Es enthielt nach einer sehr sorgfältigen Analyse : . Gold 84,25 9/5 Silber 14,78 „ Eisen u. Kupfer 0,97 „ Nr. 194. Goldener Fingerring von Fried- richsruhe in Mecklenburg. (L. IL V. 1. a. bb. £. Nr. 2.) Wurde in einem Kegelgrabe gefunden. Die Ana- lyse von 0,195 gr. ergab: Gold 86,92 °/, Silber 11,65 ‚, Kupfer 1,43 „ Nebst unbestimmbaren aber deutlichen Spuren von Platin. Nr. 195. Goldener Fingerring von Fried- richsruhe in Mecklenburg. (L.1I. V. a. aa. Nr. 4.) NE, DW Um die Frage nach dem Platingehalte der goldenen Fingerringe von Friedrichsruhe zur Entscheidung zu ‘bringen, wurden mir zwei Stücke übersendet in dem 'Gesammtgewichte von 1,1755 grm., welche ganz zur Analyse verwendet wurden und folgende Resultate er- ‚gaben : Gold 85,15 %, Silber 13,67 „ Platin 0,43 „ Kupfer 0,75 „ Nr. 196. Aegyptische Bronze. Im Jahre 1847 ‘wurde in Kairo eine von Klot-Bey bezeichnete Stelle in Gegenwart von Zeugen aufgegraben, wobei eine hohle bronzene Katze zum Vorschein kam, in deren Innerem sich eine Katzenmumie befand. Diese bronzene Figur wurde angefeilt und mir von Hrn. Prof. Zündel die Feil- späne zur Analyse überlassen. Da das Material nur 0,156 gr. betrug, so wurde bei der Analyse um so sorg- fältiger verfahren und folgende Zusammensetzung ge- funden: Kupfer 82,18 9%, Zinn 6,30 „, Blei 8,60 ‚, Eisen 2,92 ‚, Nr. 197. Fussgestell der Dea Artio. Katalog des Antiquitäten-Museums in Bern, A.I. Nr. 6. Abbil- dung Taf. III. Fig. 4 mit der Inschrift: DEAE ARTIONI LICINIA SABINILLA. Diese, so wie die beiden folgenden Bronzefiguren wurden im Jahre 1832 in Muri bei Bern, in der Nähe des Pfarrhauses, ausgegraben. Die ganze Arbeit ist ge- gossen; das Metall brüchig, von körnigem röthlichvio- De Ze, 77 u 000 aba er X. Uebersicht der Zusammensetzung q (Von Nr. 181° Gegenstände. | Kup. k 181. | Grosse Haarnadel von Hallstadt v. Morlot. | 68,29 ' 182. | Hohler Armring G 5 R 89,14 | 183. | Massivgegossener Armring „ $ N 87,26 | 184. | Verzierter Armring 10 V.-tirig 8 82,86 | 185. | Spiralheftnadel n is 89,32 186. | Stecknadel mit diekem Kopfe ur Hr z 87,97 187. | Heftnadel . z 88,20 | 188. | Verziertes Bronzenblech A & 87,39 | ° 189. | Pfeilspitze unbekannten Fundortes % 84,75 | 190. | Bronze-Ormament von La Tene Desor. = | 191. “ Bronzefragmente von St. Aubin. R 87,05 | 192. | Blechfragment aus dem Neuenburgersee r 92,94 | 193. | Goldener Fingerring von Wittenmoor, Dr. Lisch. | 0,97 | 194. | Goldener Fingerring von Friedrichsruhe, ä 1,43 195. | Goldener Fingerring von ebendaselbst e 0,75 196. | Bronz. Katze v. Kairoin Aegypten. Fr.v. Gasparin. | 82,18 197. | Bildder Dea Artio von Muri b. Bern. Bern. Museum. | 68,62 198. | Bildeines Jünglings v. Murib. Bern. „ E 81,23 199. | Bildder Dea Nariav. Muri b. Bern „ < 72,63 200. | Beilmesser von Chillon v. Morlot. | 91,27 201. | Nordischer Keil von Kirch-Jesar. Dr. Lisch. | 99,32 erschiedener antiker Bronzen. bis 201.) Schluss. bon. | Blei. 11,95 9,90 11,61 8,85 10,28 9,56 10,09 11,05 0,72 0,38 . 0,49 n | Eisen. 0,31 0,13 0,15 0,21 0,14 0,13 0,08 0,19 0,11 0,18 0,15 0024 ' Nickel. 0,4 0,34 0,39 0,69 0,22 0,46 n 0,63 0,37 0,15 0,35 0,15 Bern. Mittheil. 1865. | Kobalt, | Silber. 0,32 0,11 0,10 0,46 0,4 Antimon. | Gold, | Platin, n ” | 7 n n | „ „ n | „ n „ | ”„ n „ | 7} n n | „ „ „ | n n „H 4 ”„ ” n „ „ " ”„ ” 7 ”„ 72 ” n 84,25 „ ”n 86,92 " e- 85,15 | 0,43 „ "„ " n ”„ „ „ " „ „ " " n 73 ”„ 0,17 "n „4 Nr. 581. | | l Rt nn nn en nn BR | | De lettem Bruche. Die Oberfläche der Gegenstände mit einer dunkelgrünen matten, wie pockennarbigen Kruste von Grünspan überzogen. Die Analyse von 2,60 gr. Metall ergab: / | ; Kupfer 68,62 %/, Zinn Br Blei 24,46 „, Silber 0,02 „, Eisen 0,13, Nr. 198. Fussgestell eines Jünglings. A.I. Nr. 9. Taf. Ill. Fig. 7. Ebenfalls in Muri gefunden. Bruchstücke des Fussgestelles im Gewicht von 2,20 gr. ergaben: | Kupfer 81,23 9), Zinn 9,33 „ Blei 9,34 ,, Eisen 0,10 , Nr. 199. Bild der Dea Naria. A.I. Nr. 8. Taf. Ill. Fig.6. Am Fussgestelle steht die Inschrift DEE NARIZE REG. ARVRE. CVR. FEROC. L. 1,613 gr. des gereinigten Metalles ergab bei der Analyse: Kupfer 72,63 °/, Zion 8,19: 5 Blei! 19,01 , " Eisen 0,17 3 Merkwürdiger Weise fand sich bei obigen Bildern auch dasjenige eines zottigen Bären, welcher bei den Verehrern obiger Gottheiten schon eine grosse Bedeu- tung muss gehabt haben, dass er in Gesellschaft des Be © Jupiter, der Juno, der Minerva, ferner der Artio und Naria musste gefunden werden; obwohl der Name der Dea Artio einen sprachlichen Zusammenhang gehabt . haben mag mit dem Worte: @exros, der griechischen Benennung des Bären ? Nr. 200. Beilmesser von Chillon. Im Novem- ber 1864 wurde bei Chillon neben einem Skelette eine Dolchklinge und ein Beilmesser gefunden, von dem Bohr- spähne analysirt wurden. 0,877 gr. ergaben: Kupfer 91,27 °/9 Zinn 307 u Blei 031:.,, Eisen u, Nickel 0,35 Nr. 201. Nordischer Keil von Kirch-Jesar bei Hagenow in Mecklenburg. Dieser Keil wurde nach einer brieflichen Mittheilung des Dr. Lisch im Jahre 1828 in Kirch-Jesar gefunden, und im Friderico- Franeisceum Tab. XXXIII fig. 2 abgebildet und pag. 107 und 158 der Erläuterungen beschrieben. Das übersendete Material bestand aus Bohrspähnen von schön rother Farbe. 2,50 gr. ergaben bei der Analyse folgende Zu- sammensetzung:: ' Kupfer 99,32 9), Zinn Bias. Antimon Bin, Silber 0,22 „ Eisen 0,14 „, Aus dieser Zusammensetzung erhellt deutlich, dass dieser Keil aus Kupfer besteht, mit sehr geringer Bei- mengung fremder Metalle, welche jedenfalls nicht ab- sichtliche Gemengtheile, sondern aus den Kupfererzen herstammende Verunreinigungen sind a F Schlussfolgerungen. Nach Beendigung der langen Reihe von Bronze- Analysen scheint es zweckmässig, diejenigen Fakta zu- sammenzufassen, welche sich als hauptsächlichste Resul- tate ergeben. Die Bronzen stellen sich verschieden dar, je nachdem sie 1) im Torfschlamm, 2) im Wasser, oder 3) in der Erde gefunden worden sind. | 1) Die im Torfschlamm gefundenen Bronzen sind mit einer schwarzen erdigen Masse überzogen, welche durch Bürsten mit Wasser leicht vollständig entfernt werden kann, und die Legierung rein metallisch glänzend, mit der eigentlichen Farbe der Bronze erscheinen lässt. Die Umhüllung des Metalles durch organischen Schlamm, unter einer mehrere Fuss betragenden Schicht von Was- ser, welche allen Zutritt des atmosphärischen Sauerstoffs abschliesst, erklärt genügend die vollkommene Erhaltung, die rein metallische Oberfläche der Bronzen, welche sich darstellen wie sie waren im Momente ihres Unterganges im Wasser. 2) Dieim Wasser, z. B. auf dem Grunde der Seen und Flüsse, gefundenen Bronzen sind schon weniger gut erhalten. Sie haben meist einen dünnen Ueberzug von Kalksinter, der dennoch an vielen Stellen den Glanz und die Farbe des Metalles durchschimmern lässt. Wenn solche Bronzen dunkle oder grünliche Stellen und Flecken haben, so sind sie sehr dünn und verschwinden bei der Behandlung mit Säuren, indem sie die Metallfarbe sicht- bar werden lassen. Im Wasser erhaltene Bronzen be- sitzen noch die vollkommene Schärfe und Spitze, welche sie beim Verschwinden im Wasser hatten. Werden stark mit Grünspan überkrustete Bronzen im Wasser gefunden, so ist mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass sie lange u BEE Zeit in der Erde gelegen haben müssen, bevor sie vom Wasser bedeckt wurden, welches die einmal vorhandene tiefe Oxydation des Metalles nicht aufzuhehen vermochte. 3) Die in der Erde, in Gräbern gefundenen Bron- zen zeichnen sich sehr häufig durch die schön grüne, bald hellere, bald dunklere, oft glasglänzende Kruste von Grünspan aus, welche als Patina bezeichnet wird. Diese Kruste ist von sehr verschiedener Dicke, manch- mal nur wie ein starkes Schreibpapier, manchmal meh- rere Millimeter stark. Wird die grüne Kruste angefeilt, oder noch besser mit verdünnter Salpetersäure oder Schwefelsäure weggelöst, so erscheint die Bronze roth gefärbt: unter der Kruste von kohlensaurem Kupferoxyd liegt eine solche von Kupferoxydul, und erst unter dieser, wenn sie durch Ammoniak entfernt wird, erscheint das Metall mit seiner eigenthümlichen Farbe und seinem Glanze. Dieses Verhalten charakterisirt bestimmt die langsame Oxydation der Bronze in feuchter Erde. Die Schieht von Kupferoxydul zwischen dem reinen Metalle und der äussern Kruste von kohlensaurem Kupfer, ist nach den Untersuchungen von Dr. Wibel ein Reduktions- produkt des Kupferkarbonates durch das Kupfer der Bronze. Bronzen dieser Kategorie haben oft ihre frühern metallischen Eigenschaften eingebüsst und sind bei Ge- genständen von kleinem Querschnitte durch und durch in Oxydul verwandelt, äusserlich mit einer glänzend grünen oder blauen Kruste von Karbonaten bedeckt. Ist noch ein Kern von Metall vorhanden, so ist er krystallinisch geworden und so brüchig und zusammen- hanglos, dass er unter dem Hammer zerspringt. Feinere Verzierungen, Schärfe der Schneiden und Spitzen sind oft verschwunden, was alles bei im Wasser erhaltenen Bronzen nicht vorkommt. | ei Zusammensetzung der Bronzen. In Bezie- hung auf die Zusammensetzung der Bronzen erscheint es rathsam, die Hauptbestandtheile von den zufälligen zu unterscheiden. Zu den ersteren gehören das Kupfer, das Zinn, das Zink, und bei gewissen Bronzen auch das Blei. Zu den zufälligen Bestandtheilen gehören das Silber, das Blei, das Eisen, das Antimon, das Nickel und das Kobalt. Was die beiden letztern betrifft, so - glaubte ich Anfangs dieser Arbeit, dass deren Vorhan- densein Schlüsse erlauben möchte über den Ursprung des bei den Bronzen verwendeten Kupfers; als ich aber sah, dass diese Metalle, wenn auch in sehr geringer Menge, weit häufiger vorhanden seien, als ich es erwarten konnte, so musste ich die dahinzielenden Schlüsse fallen lassen, und berühre sie daher nicht weiter. 'Hauptbestandtheile der Bronzen. 1) Das Kupfer ist ohne Frage der wichtigste Bestandtheil der Bronze, und auch der, welcher in dem stärksten Ver- hältnisse vorhanden ist; doch varlirt seine Menge von 67 bis 95 und mehr Prozenten, wobei nicht zu vergessen ist, dass wenn das Zinn in Abrechnung gebracht wird, alle zufälligen Bestandtheile, als Silber, Blei, Eisen, Antimon, Nickel und Kobalt, dem Kupfer als dessen Verunreinigungen zugezählt werden müssen, so dass es schwer werden dürfte, nach den vorhandenen Analysen ein konstantes, beabsichtigtes Verhältniss anzugeben, nach welchem es mit dem Zinn legirt wurde. Je nach der Herkunft des Kupfers, aus reinen oxydischen Erzen, oder aus sehr unreinen, mit verschiedenen Schwefel- metallen gemengten geschwefelten Kupfererzen, ist der Einfluss des verwendeten Kupfers auf die Zusammen- setzung der Bronze ein sehr bedeutender, indem die in geringeren, oder beträchtlichen Mengen auftretenden Re, zufälligen Bestandtheile mit dessen grösserer oder ge- ringerer Reinheit zusammenhängen, wie die mecklen- burgischen Bronzen es schlagend darthun. 2) Das Zinn. Nach den historischen Ueberliefe- rungen soll das Zinn durch die Phönicier in den Handel gebracht, und über Europa verbreitet worden sein; wohl in dem Verstande, dass jenes Handelsvolk das Zinn direkte den Kiüstenvölkern brachte, und es von da aus durch "fauschhandel weiter seinen Weg nach den ent- legensten Binnenvölkern fand, was auch erklären mag, warunı das Zinn in den Bronzen in so ausserordentlich varırenden Verhältnissen von 3—4°/, bis zu 20°/, und mehr erscheint, je nachdem es mehr oder weniger reich- lich vorhanden war, ganz abgesehen von den Eigenschaf- ten, welche es der Bronze ertheilen konnte. Da das von den Zinninseln stammende Zinn Seifenzinn war, so übte es als verhältnissmässig reines Metall keinen andern Einfluss auf die Bronzen aus, als die seiner Menge ent- sprechenden. 3) Das Zink tritt erst spät in den Bronzen des Eisenalters auf, und obgleich es erst gegen das Ende des löten Jahrhunderts als ein eigenthümliches Metall erkannt und dargestellt wurde, so wurde es doch schon im Sten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, in Form von natürlichem und Ofengalmei, dem Kupfer und der Bronze beim Schmelzen zugesetzt, um eine gelbe Legie- rung zu erzielen. Alle zinkhaltigen Bronzen gehören also spätern Zeiten an, wo die Bronzeperiode für die Verfertiger längst vorüber war, und blieben der eigent- lichen Bronzezeit unbekannt. 4) Das Blei findet sich nach den mitgetheilten „Analysen in den Bronzen der Pfahlbauten, in den kel- tischen, Hallstadter und mecklenburger Bronzen in nur EEE so geringen Mengen vor, dass es in denselben als zu- fälliger Bestandtheil, als Verunreinigung des Kupfers erscheinen muss. Damit hängt innigst die Thatsache zusammen, dass in allen diesen Bronzefundstätten nie kein Silber entdeckt worden ist, während Gold häufig vorkommt. Hieraus muss geschlossen werden, dass den Völkern, welche das Silber nicht kannten, auch das Blei als ein besonderes Metall unbekannt gewesen sein muss. Umgekehrt verhält es sich mit den Bronzen, in welchen, nach dessen bedeutendem Prozentgehalte, das Blei als absichtlicher Bestandtheil erscheint, nämlich mit den Bronzen der Griechen, Aegypter, Hetrusker und Römer, welche Blei in beträchtlichen Mengen enthalten: Völker, von denen erwiesen ist, dass sie das Silber seit vielen Jahrhunderten, ja zum Theil selbst vor dem Eisen besassen. — Das Auftreten des Bleies als eines besonde- ren, in grösseren Mengen zu technischen Zwecken ver- wendbaren Metalles, kann nur durch die metallurgische Zugutemachung der Silbererze seine genügenie Erklä- rung finden, da in der alten Welt das Silber vorzugs- weise nur aus silberhaltigen Bleierzen gezogen wurde, und werden konnte, weil keine anderen bekannt waren. Es lässt sich nicht läugnen, dass bei der weiten Ver- breitung des Bleiglanzes und seiner leichten Reduktion zu einem Bleiklumpen, durch Erhitzen in einem einfachen Holz- oder Kohlenfeuer, hundertmal mitten in der Bronze- zeit, von schmelz- und erzkundigen Kelten, kann Blei dargestellt worden sein, aber ohne dass dafür die Sache für mehr als eine vereinzelte Thatsache, ohne weitere Folgen, könnte angesehen werden. x Die Frage ist nicht, konnte vor der Kenntniss des Silbers das Blei bekannt sein, sondern ist das Blei bei den alten Völkern vor dem Silber in allgemeinem Ge- BE | brauche gewesen ? Diese Frage scheint bestimmt ver- neint werden zu müssen, um so mehr, als selbst noch zu Plinius Zeiten die Römer das Blei und das Zinn nur als plumbum nigrum und pl. candidum oder album unter- schieden, und für: das Letztere kein besonderes Wort besassen, indem unter dem Ausdrucke Stannum Blei- zinnlegierungen zum Löthen des Bleies und Verzinnen der Kupfergefässe verstanden wurde. Stund nun die Sache so bei den Kulturvölkern des Alterthums, so ist um so weniger zu erwarten, dass die halbeivilisirten Völker der Bronzezeit darin weiter fortgeschritten ge- wesen seien als jene. Die Gegenwart des Bleies in Bronzen, in solchen Verhältnissen, dass dessen Menge einen absichtlichen Zusatz verräth, scheint daher ein zureichendes Kriterium abzugeben, dass solche Legierungen von Kulturvölkern herrühren und nicht von den Leuten der Bronzezeit. Ein soleh lehrreiches Beispiel liefert die Zusammensetzung der Bronze der Löwengruppe der Grächwylervase (Nr.55), welche nicht nur nach dem dargestellten Gegenstande, sondern auch nach ihrem Bleigehalte, vollständig von derjenigen der Bronze des Gefässes abweicht (Nr. 14). Nach den soeben entwickelten Ansichten halte ich daher das Blei für einen eben so wichtigen Faktor in der Beurtheilung der Bronzen als das Zink und schliesse mit dem Satze: Das Blei ist in den Bronzen der eigent- lichen Bronzezeit nicht als Hauptbestandtheil vorhanden; die bleihaltigen Bronzen stammen von Völkern her, bei denen mit der Kenntniss des Silbers und des Eisens die Bronzezeit bereits vorbei war und die Völker einen höhern Kulturgrad erreicht hatten. Ursprung der Bronzen. ‘Ueber den Ursprung der Bronzen bestehen widersprechende Ansichten. Die Bern. Mittheil. 1865. Nr 582. Me; ya einen, und darunter sehr gewichtige Autoritäten, nehmen an, die alten Phönicier seien die Erfinder und zugleich die Verbreiter der Bronze über den europäischen Kon- tinent gewesen, und was wir von Bronze aus dem Nor- den, aus den Keltengräbern, aus den Pfahlbauten be- sitzen, seien phönicische Bronzen. Dass die alten Phö- nicier den Zinnhandel allein besassen, weil sie allein den Weg nach den Zinninseln, den Kassıteriden, kannten, wird als historisch beglaubigt angenommen; dessgleichen dass sie den Weg nach dem baltischen Meere wussten und von dort den Bernstein holten; auch lässt sich leicht annehmen, dass sie das Zinn, sowie die Kenntniss der Bereitung der Bronze nach diesen nordischen Gestaden brachten. Aber daraus folgt noch gar nicht, dass die Phönicier auch allein die Bronze zu verfertigen 'ver- standen. Dieser letztern Annahme widerspricht bestimmt die so sehr verschiedene Zusammensetzung der Bronzen der verschiedenen Völker, die so äusserst schwankenden Verhältnisse zwischen Kupfer und Zinn, und die so un- gleichen zufälligen Bestandtheile. Dann:ist es auffallend, ‘ dass die nächsten Nachbarn der Phönicier, die. Küsten- völker des Mittelmeeres, die Griechen, Aegypter, He- trusker und Römer bleihaltige Bronzen verfertigten, während die Phönicier den nordischen Völkern nur 'blei- freie brachten. Haben .die Kulturvölker des Mittelmeeres ihren Bronzen Blei zugesetzt, so werden. es die gut rechneuden Phönicier wohl auch gethan, und das kost- barere Zinn durch das billigere Blei ersetzt haben;-und dann ist nicht wohl einzusehen, warum sie nicht solches mit Blei versetzte Metall: den ferne wohnenden .halb- eivilisirten Völkern sollten. gebracht haben. ‚Doch. wird diese Frage erst dann entscheidend gelöst sein, wenn wir einmal Analysen von authentisch - altphönicischen —- 19- — Bronzen besitzen, deren Zusammensetzung wir dann mit denen der nordischen Bronzen vergleichen können. Dieses Desideratum erfüllen zu können, ist mir nicht zu Theil geworden. — Endlich sprechen gegen den phönicischen Ursprung der weit über den europäischen Kontinent verbreiteten Bronzen die zahlreichen aufge- deckten Giessstätten, welche, soweit bedeutendere Fund- orte von Bronzegegenständen untersucht worden sind, beweisen, dass die Bronzegiesserei eine bei fast allen Völkern einheimische war, wobei sie das Zinn des Han- dels und das Kupfer der zunächst gelegenen oder zu- gänglichen Kupferhütten benutzten, was allein das Vor- handensein so verschiedener zufälliger Bestandtheile in den Bronzen erk'ären kann. Fasse ich alles hier Ent- wiekelte zusammen, so besteht meine Ansicht in Folgen- dem: Die erste Kenntniss der Bronze konnte zu den Völkern der Bronzezeit sowohl von den: Phöniciern ‘als von andern mehr im Südosten. wohnenden Kulturvölkern gebracht worden sein, wurde aber dann ein Gemeingut, gewissermassen der Typus einer ganzen Kulturepoche, erhielt sich in derselben und bildete sich selbstständig weiter aus, bis durch das Aufkommen und die überhand- nehmende Verbreitung des Eisens der allgemeine und ausschliessliche "Gebrauch der Bronze und damit die Bronzeperiode ihr Ende erreichte. \ Hiermit schliesse ich denn die vor 5 Jahren begon- nene Arbeit, mit dem Wunsche, dass sie nicht möchte vergeblich gewesen sein, sondern dass sie zur Förderung unserer Kenntnisse der so dunkeln vorhistorischen Zeiten unserer Vorfahren möchte ihr Scherflein beigetragen haben. Sollten auch meine Ansichten von Einseitigkeit nicht freizusprechen sein, so hoffe ich, dass andere, besser ausgerüstete Kräfte meine. Arbeit aufnehmen und auch die. Bronzen der alten Perser, Assyrer, Babylonier, Aegypter, Juden und Phönicier in’ den Bereich ihrer Untersuchungen ziehen, und von tieferer Einsicht gelei- tet zu einem gedeihlichen Ende bringen werden. Endlich fühle ich mich noch verpflichtet, allen Denen meinen Dauk auszusprechen, welche mich durch Zusen- dungen in den Stand gesetzt haben, dieser Arbeit eine so unerwartete Ausdehnung geben zu können. Bern, im Januar 1865. H. Wydler. Kleinere Beiträge zur Kenntniss ein- heimischer Gewächse. Euphorbiace». Euphorbia amygdaloides. (Fortsetzung). Unterhalb der östrahligen Gipfeldolde folgen traubig gestelite Blü- thenzweige, die in absteigender Folge sich ausbilden. Ihre Tragblätter sind lanzettlich, die der Doldenzweige rundlich-eiförmig. Die Blätter zeigen $/ı3, ?/s, °/, Nt., letz- tere gewöhnlich gegen das Ende des Stengels, so dass denn auch die Tragblätter der Doldenzweige dieser Stel- lung angehören. Die unterhalb der Blüthenzweige stehen-. den. Blätter gliedern. ab, und lassen eine Narbe zurück. Die nierenförmigen Vorblätter der Blüthenzweige sind an der Basis mit einander verwachsen, was an d. ähnl. Fall von QOlaytonia erinnert. Die Gabelung der Blüthenzweige erreicht kaum den zweiten Grad. In der Knospe sind die Laubspreiten um einandergerollt. E. Cyparissias. 1) NILLU’HZg 2)hZ JS ausHH. Ueber d. BRVs80 aus d. Wurzeln u. d. hypocotyl. Glied F — s..m. Roeper Enum. Euphorbiar. ete. u. Irmisch bot. Zeitung 1857. Sp. 470, wo auch d. Keimung beschrieben ist. Die unterirdischen Niederblattstengel verholzen stark. Die Niederblätter aus breiter Basis lanzettlich, spitz, stufenweise grösser und allmälig in Laubblätter über- gehend. Niederblätter sowohl als die Laubblätter ‚des blühenden Stengels, die Tragblätter der Doldenzweige mit inbegriffen, ebenso die Blätter seiner sterilen Laubsprosse zeigen allgemein ®/,, St. Selten fand ich ®/; St. Die ober- sten Laubblätter zunächst unterhalb der Tragblätter der Dolde tragen häufig noch einen gabeligen Blüthenzweig, an dem aber die sonst seinen Vorblättern zukommende Inflor nicht selten durch einen Laubzweig mit büscheli- en Blättern vertreten ist, der ganz den tiefer am Stengel stehenden sterilen Sprossen gleicht. E. Peplus. Formel wie bei E. Helioscopia.. Blatt- stellung der Keimpfl.: 1) Auf d. Kotyledomen folgen 1 1—3 Blattpaare durch 2 l» eingesetzt*), darauf folgt 3 1 entweder °/, St. durch — la (seltener durch at A) angereiht in 1 oder mehreren Cyklen, an welcher Stel- lung dann auch die Tragblätter der dreistrahligen Dolde Theil nehmen. Zweimal beobachtete ich mit Bestimmt- heit den unmittelbaren Anschluss d. Hüllblättchen d. Inflor. an die vorausgehende Stellung. 2) Anfang wie bei 1, aber auf die °/, St. folgt °/; St. ohne Pros. ange- reiht u. die 3 Tragblätter der Dolde mit umfassend. 3) Auf d. Kotyt. folgt sogleich °/; einges. durch °/, (©/g). 4) Auf d. Kotyt. folgt sogleich od. nach 1 oder mehreren Blattpaaren ®/,,. 5) Auf d. Kotyt. folgten 5 mit ihnen in eine Ebene fallende wechselnd distiche Blätter, an deren letztes schloss sich ein °/, Cyklus, an diesen °/,; ohne Pros. an. (Nur einmal beobachtet.) — Der Anfan d. Kotyledonarsprosse verhält sich in Betreff der Blatt stellung so: 1) Auf die beiden Vorblätter folgt °/, St *) Die Blätter des auf die Kotyl. folgenden Blattpaares sind meist gleich hoch inserirt ; die der 1—2 folgenden Paare sind hingegen auf- gelöst. In diesem Fall entspricht ihre Folge den aufgelösten Blattpaaren von Chenopodium (s. oben) od. der Sprossstellung der Caryophylleen, die, wenn ihre Blattpaare sich aufösten, die bei Chenopodium ange- gebene Stellung haben müssten. nu ee 1 eingesetzt durch ge (9mal beob.); 2) Ebenso, aber 3jı. | einges. durch es (5 mal beob.). 3) Auf.d. Vorblätter folgt 5/,; durch °/, (%/;) eingesetzt (2 mal beob.). In allen es air Fällen it die Spirale Vornumläufig. Es kön- nen zugleich die gegenüberliegenden su Eprone zweier- lei Pros. bei gleicher Blattstellung zeigen; oder 2 verschie- dene Blattstellungen 2. B. der eine Spross ®/;, der andere 3; Was ferner die Wendung der zusammengehörigen otyledonarsprosse betrifft, so fand ich sie bei 19 Keim- flanzen 8 mal homodrom, 11 mal antidrom. Ihre weitere Blattstellung verhält sich, ebensowohl wie die der auf sie folgenden Bereicherungssprosse wie am Stengel, d.h. es treten bald °/,, bald °/, Div. je nach der Kräftigkeit der Sprosse auf. Mehreremal fand ich sämmtliche Be- reicherungssprosse sowie die Kotyledonarsprosse unter sich homodr. zum Stengel antidrom. Nicht selten ver- zweigen sich d. Kotyledonarsprosse wieder aus ihren Vorblättern, wobei denn (wie oben auch für andere Arten angegeben) der Zweig aus dem ersten Vorblatt zum Mutterzweig antidr., derjenige aus dem zweiten Vorblatt mit ihm homodr. ist. — Sowohl Kotyl. als Bereicherungs- zweige entwickeln sich meist gut und kommen zum blühen; sie haben oft wie d. Stengel unter der 3strahligen Dolde noch einzelne Blüthenzweige. An beiderlei Spros- sen sind die untersten Blätte- immer die kleinsten und werden höher an denselben stufenweise grösser. — Die Blüthenzweige haben 2 seitl. laubige ungleichseitl. unter sich symmetrische*) Vorblätter **). Die Strahlen der Hauptdolde verzweigen sich mehrfach (bis 10 mal) gabelig, wobei man aber doch an d. zusammengehörigen Gabel- zweigen einen stärkern und einen schwächern unter- scheiden kann. Diese Zweige gehen denn zuletzt in Wickeln über. Hie und da findet sich an der Hauptdolde *) Die Vorblätter der Kotyledonar- und der über ihnen folgenden Zweige sind hingegen nicht symmetrisch. #%#) Die Knospenlage der Vorblätter, welche der Inflor. vorausgehen, ist bei allen Euphorbien gewöhnlich reitend, d. h. das jüngere Blatt wird vom ältern umfasst, doch kommt zuweilen auch die halbumfassende Kuospenlage vor. ee ae: ein unterständiges accessor. Sprösschen. Unterhalb der Gipfeldolde kommen gewöhnlich reine Blüthenzweige vor. Das Endglied des Stengels und der Zweige ist nach Oben kolbig verdickt Die Gipfelinflor. des Stengels hat zuweilen ein 5drüsiges Hüllchen. Der Stiel d. weibl. Blüthe verlängert sich noch nach dem Aufblühen der- selben. E. exigua. Formel wie bei voriger. Kotyledonar- sprosse bald anti. bald homodr. Auf d. Kotyl. tolgt paa- rige Stellung der Blätter ott mit Auflösung wie bei Chenopodium, darauf ?/, St., an welche sich höher °/,, St. anschliesst. E. Lathyris. Formel ebenso. Keimpfl.: Kotyledonen schmallanzettlich von den folgenden Blättern in der Forın nicht verschieden, nur etwas kleiner, mit Achselsprossen. Hypokotyl. Glied walzlich wie der Stengel, nach der Basis hin etwas verdickt bis 2 Zolllang. Aus d. Haupt- wurzel treten die Seitenwurzeln in 4 Längszeilen hervor. An einem Ex. bilöeten die 4 obersten Wurzelzweige einen Kranz dicht an d. Basis d. hypokotyl. Gliedes. Blattstel- lung paarig decuss., das erste auf die Kotyl. folgende Paar zu ihnen rechtwinklig eingesetzt. Die Blattpaare in d. Knospe halb umfassend. Der Stengel oft stark verzweigt; die Blattpaare der Zweige zuweilen autgelöst. (Einmal wie bei Euphrasia. s. oben, ein andermal ohne ‘bestimmte Ordnung.) Sowohl am Gipfel d. Stengels als d Bereicherungszweige treten 2 sich kreuzende Blatt- paare zu einem 4gliedrigen Scheinquirl zusammen; aus ihren Achseln geht d. 4strahlige Dolde hervor. Die dem obersten Blattpaar angehörigen 2 Strahlen sind die grössern. Jeder einzelne Doldenstrahl verzweigt sich aus seinen 2 Vorblättern zu wiederholtenmalen in Di- chasienform, wobei aber doch meist zwischen einem stärkern und einem schwächern Zweig zu unterscheiden ist. Jener gehört dem zweiten Vorblatt an, und ver- zweigt sich zuletzt in reiner Wickelform; der schwächere, dem ersten Vorblatt angehörend, bleibt endlich ganz aus. So lange d. Verzweigung mehr gleichförmig gabelig, sind d. laubigen Vorblätter der zusammengehörigen Ga- belzweige gleichgross, mit d. Auftreten ungleichgrosser Gabelzweige zeigen auch ihre Vorblätter eine ungleiche Grösse, indem d. Vorblatt des geförderten Zweiges immer etwas grösser ist als das des schwächern: dieses Verhält- — Bu niss d. Vorblätter spricht sich noch viel deutlicher mit ‘Eintreten der Wickelzweigung aus. Die Vorblätter der Blüthenzweige unterscheiden sich durch ihre ovale Form und geringere Grösse von den Stengel- und Zweig-Blät- tern. Nicht selten zeigen d. Vorblätter d. Blüthenzweige . eine schwache Ungleichseitigkeit, wo sie dann unter sich symmetrisch sind. — Bei dieser Art, so wie bei andern, fand ieh nach neuerer Beobachtung, dass die 5 in einem Hüllchen vereinten männlichen Wickeln nicht immer in gleicher Richtung aufblühen , sondern dass einzelne Wickeln zuweilen eine entgegengesetzte Folge einschla- gen. Im Ganzen folgt aber d. Aufblühfoige d. Wickeln der °/, Spir. des Hüllchens. Nur sehr selten zeigten mir einzelne männl. Blüthen sehr feine, fädliche Vorblättchen. Mercurialis. Ueber d. wesentliche Axenzahl u.d. Inflor. s m. Flora, 1851. — Nach Al. Braun (Pi. Indi- vid, 8. 78) soll die weibl. Blüthe ein zweites, dıe männl. ein drittes Axensystem beschliessen. Ich finde aber nach vielfach wiederholten Untersuchungen, dass auch die männl. Pflanze bei unsern beiden Arten durch eine Blüthe abschliesst, wie ich es bereits in d. Flora l. ec. angegeben habe. Wenn auch nicht immer, so doch sehr oft blüht sie vor d. übrigen Blüthen auf; sie wird ferner immer von einem, wenn auch kurzen Stielchen getragen, wel- ches nach Abgliederung d. Blüthe stehen bleibt und sich deutlich von dem obersten, dieht unter der Gipfelblüthe gelegenen Blüthenknauelchen abhebt. Niemals ist dieses Stielehen von einem Hochblättchen unterstützt, wie die Blüthenknauelchen; auch lässt sich die Stellung d. Hoch- blätter oft bis in’s Perigon der Gipfelblüthe hinein ver- folgen. Obgleich ich nach und nach hunderte von männl. u. weibl. Inflor. bei unsern beiden Arten sorgfältig durch- muüstert habe, ist es mir nie gelungen, auch nur eine männl: Blüthe zwischen den weibl. aufzufinden und nur 'ein einziges Mal fand ich bei M. annua eine männl. Inflor. an der einzelne weibl. Blüthen sich zeigten. — Bei beiden Arten stehen die Blätter d. relativ. :Hauptstengels prarig, während an den männl. Blüthenzweigen die Hoch- lätter Spiralstellung zeigen. Blüthen mit 2 Vorblättchen, was ihre Stellung — sowohl männl, als weibl. — zu Axe und Tragblatt betrifft, so fällt wohl am häufigsten 1 Theil des Perigons nach Hinten, 2 nach Vorn. So geben es auch Payer (Organogen. re p. 525) u. Baillon (Etude etc. p..488) an. Aber auch den umgekehrten Fall beobachtete ich an weibl. Blüthen von M. annua gar nicht selten. Man könnte über d. Stellung d. weibl. Blüthe manchmal im Zweifel bleiben, denn zu- weilen hat es den Anschein als liegen 2 Perigontheile auf einer Seite, ein Theil auf der entgegengesetzten, wie bei Lilium. ‚Ob diese Stellung durch blosse Verschie- bung d Perigontheile bewirkt wird? Baillon bildet l. ce. Pl. IX. Fig. 21 eine in allen Cyklen trimerische weibl. Blüthe ab. Ein Theil d. Perianth. fällt auch hier nach hinten, 2 nach vorn; die 3 Staminodien wechseln mit d. Blättchen des Perianth., die 3 Carpiden fallen vor dieselben. Denselben Fall habe ich bei M. annua 12 Mal beobachtet, Ich seibst beobachtete an durchweg en Blüthen von M. annua überhaupt folgende älle: a) Ein Perigontheil median nach hinten, 2 nach vorn; die 3 Staminodien mit ihnen wechselnd; d. 3 Car- piden vor d. Perigontheile fallend. b) Stellung des Perigons wie bei a. Staminod. vor den Theilen des Perigons; d. 3 Carp. mit Perigon. u. Staminod. wechselnd. c) Ein Perigontheil median nach vorn; 2 nach hinten, 3 Staminod. wit ihnen wechselnd, die 3 Uarpiden vor den Perigontheilen. d) Perigon wie bei e. Stanınod. vor d. Perigontheile fallend; d. 3 Carpid. mit ihnen: wechselnd. Aus diesen Beobachtungen scheint mir hervorzu- gehen, dass d. weibl. Blüthe typisch 6 Staminod. u. eben so viele Fruchtblätter besitzt, die mit einander wechseln, dass aber in der einen Blüthe nur je 3 Staminod. und 3 Fruchtbl. zur Darstellung gelangen, und dass mithin einerseits die Blüthen « u. 5 — anderseits ce u. d sich gegenseitig ergänzen. — Baillon gibt ferner 1. c. Fig. 23 d. Abbild. einer im Perigon 4 mer. weibl. Blüthe mit diagonal gestellten Perigontheilen, d. h. 2 schief nach hinten, 2 andere schief nach vorn. Die 2 Staminodien stehen in dieser Blüthe rechts und links, die Carpiden median. Was die Stellung des Perigons betrifft, so ist mir dieser Fall einmal bei M. annua vorgekommen, wobei aber Staminodien u. Carpiden gerade d. umge- kehrte Stellung hatten, jene nämlich median, diese latecal standen. Etwas ähnliches sah ich in e, weibl. Bern. Mittheil.. 1865. i Nr. 583. = BE Blüthe‘ von M. perrenn. Die 4 Perigontheile hatten dieselbe Stellung, aber die 2 Carpiden fielen vor einen hintern u. einen vordern Perigontheil u. die Staminod. kreuzten sich mit ihnen. Baillon bildet noch emen Fall ab, den ich bis jetzt nicht beobachtet, nämlich eine durch alle Cyklen dimerische Blüthe. Perigonth. median, Staminod. lateral, Carpiden vor d. Perigonth. Wie oben bemerkt, ist die häufigste Blüthenstellung die, dass ein Perigoth. hinten, 2 vorn stehen. Bei d weibl. Blüthe fallen alsdann die beiden Staminodien in d. Mediane, während die beiden Oarpiden sich mit ihnen unter rechten Winkel kreuzen. Dem zuwider sagt Payer: Bourrelets carpellaires ant@rieur et posterieur. Baillon bemerkt (l. c. 488—489): Ovaire & 2 lores dont une est ant‘rieure et l’autre posterieure; elles deviennent plus tard lat&rales par la torsion du pedicelle Ich finde die zwei Carpiden schon in den jüngsten zugänglichen Blüthen lateral. Döll (Flora Bad. 559) gibt sie auch lateral, die Staminodien vorn und hinten stehenden an. Pringsheim (Bot. Zeitg. 1851. Sp. 97) ın seiner Ent- wieklungsgeschichte d. Stempels von Mercur. annu« sagt leider nichts über die Stellung d Perigons u. der Frucht. Was denn die sogenannten Staminodien betrifft, so sind sie für Payer und Baillon Anhängsel des Discus, wäh- rend sie Pringsheim als e’genthümliche Haarbildungen betrachtet und nicht als Blattorgane gelten lassen will, weil sie später angelegt werden als der Fruchknogten. Aber, möchte ich fragen, wie kommt es denn, dass diese fädlichen Organe *) zu den übrigen Blüthentheilen immer ein constantes Stellungsverhältniss zeigen ? Diess gerade möchte beweisen, dass sie keine so ganz unwesentlichen Theile der Blüthe sind, dass sie bei ihrer Construction mit in Rechnung gebracht werden müssen, und wohl sterile Stamina sind. — Die Aestivation d. Perigons d. weibl. Blüthe zeigt viel mehr Veränderlichkeit als Baillon anzunehmen scheint und entspricht desshalb nicht immer d. genetischen Folge der Perigon-Theile. Die fertiien Stamina stehen in 3gliedrigen Wirteln; der erste Wirtel wechselt mit den Theilen des Perigons. #) Die Staminodien sind an ihrer Basis nicht selten häutig verbrei- tet; sie haben auch zuweilen ein endständiges Köpfchen, aus welchem ein Safttropfen austritt. =. 897 —_ M. perrennis. 1) NIL...2)hZ JS od. ?aus L.— Die Jahrestriebe sind die Giptel u. Seitensprosse unter- irdischer schmächtiger Niederblatt-Stolonen, welche aus den Knoten Wiorzeb schlagen, am stärksten wo der Stolo als oberirdischer Trieb aus der Erde hervortritt. Selte- ner kommen Wurzeln aus d. Internodien der Stolonen. Jeder axillär aus einem Niederblatt des Stolo hervor- gehende Spross beginnt mit 2 schuppigen, basilären, rechts und links liegenden Vorblättern. Niederblätter überhaupt klein sshuppenartig, aus breiter Basis spitz der Axe angedrückt, paarweise gestellt, die Paare durch (3-4) lange Internodien auseinander gerückt und zum Theil sich noch an den oberirdischen Stengel hinauf erstreckend. Sie zeigen Uebergänge in die Laubblätter. Die am unterird. Theil des Sprosses und an d. Erd- oberfläche befindlichen Niederbl. sind einfach; die über der Erde am untern Theil des Stengels stehenden sind dreizackig. Die Zacken sind die ersten Andeutungen von Stipeln und Spreite. Auf sie folgen solche, bei welchen die Spreite (d. Mittel-Zacke), wenn auch noch klein, über die Stipeln vorherrscht u. auch schon grüne Farbe annimmt. Von diesen zu den gut ausgebildeten Laubblättern ist der Uebergang ziemlich plötzlich. An diesen sind die Stipeln in den Stengel verwachsen (Stip. caulinares), während die der Uebergangsblätter noch Scheideröhrcheu (Stip. petiolar.) haben. Sowohl Nieder- als Laubbl. stehen paarweise; die N. u. untern Laubblatt- paare sind zu einander rechtwinklig; die höhern Laub- Saern hingegen stehen unter spitzen Winkeln (Diverg. ?/,). s stehen mithin je die dritten Paare wie ein erstes*). Die Internodien werden von der Stengelbasis nach seinem Ende hin stufenweise kürzer, daher d. Laubblätter (deren ich 4 bis 7 Paare zählte) am Gipfel des Stengels zu- sammengedrängt sind. So weit d. Niederblattbildung reicht ist der Stengel walzlich, ohne Leistenbildung. Mit Auttreten der Laubregion trıtt an ihm Leistenbildung auf; jedes Imternodium hat 2 gegenständige Leisten, die mit den Blattpaaren wechseln, und mit letztern die glei- chen Divergenzen zeigen. — Die Hochblätter d. männl. *) Der Anschluss der spitzwinkligen Stellung an die rechtwiakl. + %/z geschieht durch Pros. von : slso einen Uebergangsschrikt vom ?/s- 2 3 We Infl. zeigen oft °/, St. nach 2 seitl. Vorblättchen, bald _vorn- bald hintumläufig (Pros. Sn unit, #). Das untere Vor- blättchen oft basilär und steril. Die weibl. Pflanze hat d. Blüthenstand der männlichen nur sehr vereinfacht. (Insofern weicht sie von denjenigen d. weibl. Pf. vonM. annua ab.) Die wenigen (bis 4) Blüthen stehen näml. in einer Traube, u. meist kommt in einer Hochblattachsel nur eine Blüthe vor. — Stamina zählte ich in einer Blüthe 9-11. Einmal fand ich 2 Filamente bis zu ?/, ihrer Länge zusammengewachsen; 'd. freien Theile bil- deten eine ‘Gabel, jeder Zweig mit seiner Anthere, ganz wie es bei Rieinus gewöhnlich ist. M. annua. 1) Kotyl. L...2) HZ2od. d. Keim- pfl. Hauptwurzel mit 4zeiligen Zweigen. Kotyledonen oft noch z. Blüthe- selbst Fruchtzeit vorhanden, gestielt, mit ovaler, zuweilen schwach ausgerandeter Spreite. Ihre Mittelrippe verläuft nicht durch die ganze Spreite, son- dern hört etwa !/, nach ihrem Eintritt ın dieselbe auf u. theilt sich daselbst gabelförmig in zwei divergirende Zweige, ‘deren jeder sich nochmals gabelig verzweigt. Ausserdem gehen aus der Basis der Mittelrippe jederseits noch eine längs d. Spreiten-Randes verlaufende secun- däre, bogenartige Rippe aus. Hypokotyles Glied bis 1 Zoll 1. u. darüber, bald dicker, bald schmächtiger an seiner Basis walzlich, gegen d. Kotyledonen hin stumpf deckig, Aseitig. Es unterscheidet sich von allen folgen- den Stengelgliedern durch den Mangel der gegenständi- gen Leisten, welch’ letztere sich übrigens wie bei M. perrennis verhalten. Die Basis der Stengelglieder ist zu einem Knoten angeschwollen; der Knoten befindet sich mithin über den Blattursprüngen. Die Blattstellung verhält sich wie bei voriger Art*). Anfangs mit recht- winkl. Paaren folgen höher am Stengel (wie an d. Be- reicherungssprossen) spitzwinklige Paare. Das erste auf die Kotyledonen folgende Blattpaar ist. durch er Pros. eingesetzt. Die Pflanze ist stark verzweigt, die Kotyledonarzweige sind oft 1 Fuss lang. Sie unterschei den sich von allen folgenden Zweigen dadurch, dass sie *) Hie und da findet man unter paarige Blätter dreigliedrige Wirtel gemischt. se Me = wie d. Stengel unbegrenzt sind, d.h. dass sie mehrere Blattpaare folgen lassen, in deren Achseln dann erst begrenzte (d.h. durch eine Blüthe abschliessende) Zweige tolgen. Alle über ..d.. Kotyledonarzweigen gelegenen Zweige sind begrenzt, d. h.'durch eine Blüthe abge- schlossen, welcher an d. männl. Pflanze eine Anzahl Hochblätter (mit axillären Blüthenknaueln), an d. weibl. Pfl. hingegen nur 2 (hochblattartige) Vorblättchen vor- ausgehen*). An d. männl. Pfl. ist also ‚die Hochblatt- achse Mitteltrieb, an der weibl. ist es die zuerst entfal- tende Blüthe der Wickel. Die weitere Verzweigung dieser begrenzten Axen (Blüthenzweige) habe ich schon in d. Flora, 1851, S. 423 kurz beschrieben **). Es ent- sprivgt nämlich bei der männlichen Pflanze aus der Basis des mittelständigen Blüthenzweigs ein Laubzweig, bei der weibl. Pfl. aus d. Stiel der zuerst entfaltenden Blüthe hin- gegen einerseits ein Laubzweig, anderseits eine Blüthen- wickel. Der Laubzweig entspringt bei beiderlei Pflanzen aus einem basilären winzigen, der Stipula der Laubblätter ähnlichen und oft hinter ihr verborgenen, häufig aber nicht zur Entwicklung kommenden Vorblättchen, Es ist d. untere («) Vorblättchen des Mitteltriebes (d. männl. Blüthenstaudes od. d. weibl. Blüthe; je nach d. Geschlecht d. Pflanze). Das andere Vorblättchen (8) steht jenem gegenüber. Am männl. Blüthenzweig steht es gegen dessen Mitte hin und hat einen Blüthenknauel in d. Achsel. An der weibl. Blüthe steht es basilär (selten höher) an deren Stiel und aus ihr nimmt die Blüthen- wickel ihren Ursprung. Dass der Laubzweig zur Seite des Blüthenzweiges dem ersten Vorblatt dieses letztern angehöre , lässt sich leicht aus der Blattstellung am männl. Blütlhenzweig erkennen, schwieriger hingegen an der weibl. Pflanze, jedoch hauptsächlich dann, wenn das obere Vorblatt (8) der Centralblüthe gegen d. Mitte des Blüthenstiels hinaufrückt, was zuweilen vorkommt, wäh- rend d. untere an seiner Basis stehen bleibt. Endlich gibt auch manchmal zugleich die Aestivation d. Perigons- *) Nach diesem ist zu verändern, was in d. Flora, I.c, S. 424 Zeile 1 u. 2 von oben, gesagt worden. s **) Flora, 1851, S. 423, muss es heissen: Diese Schraubelzweige sind oft aus ihrer ursprünglichen Lage verschoben, statt: die laubigen Vorblätter u. s. w. — 3 = d. weibl. Blüthe hierüber Aufschluss, indem der äusserste Perigontheil meist auf d. Seite des Vorblattes « fällt *). Diese Laubzweige erreichen nicht selten die Länge von 1 Fuss und darüber und kommen selbst reichlich zum Blühen. Sie sind es, die der Pflanze, hauptsächlich der weibl. die Fülle ihrer Verzweigung ertheilen *). Sie verzweigen sich zugleich aus ihrer Basis weiter und die Verzweigung kann sich auf dieselbe Weise aus d. relativ. Mutterzweigen noch einige Male fortsetzen, so zwar, dass die letzten Auszweigungen meist um vieles schwächer sind als die ersten, auch selten zum Blühen gelangen und oft nur wenige Laubblätter tragen. Diese von ein- ander abstammenden Laubzweige bilden unter sich eine in der Richtung der Abstammungsaxe des primär. Zwei- ges (männl. Inflor. od. erste weibl. Blüthe) verlaufende Schraubel, wobei wegen Mangel an Raum die letzten Auszweigungen meist so verschoben sind, dass sie zwi- schen Abstammungsaxe u. Hauptzweig zu stehen kommen. Wenn schon der ersten Auszweigung das Tragblättchen oft fehlt, so noch viel öfter den übrigen Schraubelzwei- gen. Das erste Laubblattpaar der Schraubelzweige sollte normal zum Tragblättchen desselben rechtwinklig stehen, was aber wegen Verschiebung des Zweiges nur selten der Fall ist. Hie und da findet sich an d. Basis der Schraubelzweige in d. Achsel ihres Tragblättchens od. wenigstens an seiner Stelle, wo es fehlt, ein äusserst kleines Knöpfchen, das ich niemals zur Entwicklung *) Ich fand auch ziemlich oft weibl. Pflanzen, bei denen die Mittel- blüthe einen. 1 — 1!/, Zoll I, Stiel hatte. Ausser seinen basilären Vor- blättern trug er dann über seiner Mitte noch ein Hochblättehen mit einer 2—3blüthigen Wickel in seiner Achsel, so ‘dass sich denn also hier der Blüthenstand in etwas dem der männl. Pflanze näherte. Dieses Hochblättchen, welches eine in’s Perigon ‚der Mittel- (Gipfel-) Blüthe fortsetzende Spirale einleitet, fällt constant auf Seite des Vorblättehens a od. des aus ihm entspringenden Laubzweiges, Beweis mehr, dass dieser dem ersten Vorblatt angehöre. ##) Sie bedingen hauptsächlich den Unterschied im Habitus zwi- schen M. annua und M.perren. Letztere bringt näml. aus ihrer ober- irdischen Axe, und zwar aus der Laubregion, nur Blüthenzweige, was die Diagnosen nicht gehörjg hervorheben. Die Verzweigung von Mer- eurialis annua stimmt im Wesentlichen mit derjenigen vieler Malvaeeen überein, bei denen zur Seite einer Mittelblüthe, ganz wie bei der weibl. Pfl. von Mercur. annua einerseits ein Laubzweig, anderseits eine Blüthen- wickel vorkommt. Auch bei d. Malvaceen ist der l,aubzweig der untere der Blüthenzweig (z. B. vieler Malven) der obere. IR "a kommen sah; es muss wohl als ein accessorisches be- trachtet werden? — Was denn die Wendung der paarig zusammengehörigen Zweige betrifft, so finde ich sie am häufigsten unter sich gleich- (bald rechts, bald links-) wendig, viel seltener sind sie gegenwendig. Diess gilt auch Fir die aus den Kotyledonen kommenden Zweige, Selten zeigt die oben beschriebene Verzweigung, or man als Norm annehmen kann, einzelne’ Abweichungen. Bis jetzt beobachte .ich an weibl. Pfl. folgende: 1} Der Mitteltrieb wird. durch eine weibl. Blüthe gebildet. An- statt dass auf der einen Seite derselben ein Laubzweig, auf der andern eine Blüthenwickel steht, findet sich auf beiden Seiten ein Laubzweig, wo alsdann jeder zuweilen schraubelartig weiter zweigt. 2) Es kommt vor, dass an. Schraubelzweigen sich vicht nur der hintere Seiten- zweig (aus.d. untern Vorblatt), sondern auch d. vordere (aus dem obern Vorblatt) sich. ausbildet; es stehen also alsdann 3 Laubzweige neben einander, ein mitt'erer (Mutterzweig), una 2 seitliche rechts und links von ihm gelegene »( lochter-). Zweige. 3) Endlich finden. sich innerhalb der: weibl. Blüthenwickel nicht selten einzelne Laubzweiglein, die jedesmal auch hier dem ersten Vor- blatt einer Blüthe angehören. Die Blüthen der Wickel (deren ich bis 7 zählte) ‚haben manchmal 2, manchmal nur 1:Vorblättchen *). ‚Im letztern Fall ist es das zweite und aus ihm kommen die geförderten Zweige; ist. auch das erste vorhanden, so .bleibt es entweder steril, oder es trägt wie ‚bemerkt ein. Laubzweiglein, während ich in seiner Ach-el nur höchst selten eine Blüthe beobach- tete: Anfangs sind die weibl. Blüthen fast sitzend, später strecken seh ihre Stiele successive in d. Reihenfolge des Aufblühens, Im Uebrigen. ist das Sympodium der Wickel verschwindend kurz. And. Inflor. d. männl. PA. ist das erste zwischen d. erste und zweite Vorblatt fal- lende Internodium lang gestreckt (indem d. zweite Vor- blatt oft über der Mitte des Zweiges steht); die folgen- den Glieder sind kürzer, daher die Blüthenknauel ähren- artig zusammengedrängt erscheinen, die Knauel sind oft reichblüthig, mehrmals gabelig verzweigt und zuletzt *) In seltenen Fällen fand ich, sowohl einzelne Hochblätter des männ!. Blüthenzweiges als einzelne Vorblätter d. weibl. Blüthen in Form kleiner Laubblätter auftreten. —- a > in Doppelwickel übergehend. Was die Stellung der Hochblätter der männl. Blüthenzweige betrifft, so ver- hält sie sich wie bei Mercır. perren. — Stamina zählte ieh in d. Blüthe 12 bis 15. | ‘Nachtrag. Einmal fand ich eine weibl. Blüthe von Mercur. annua mit ötheil. Perigon und 5 gut ausgebilde- ten vor dessen Abschnitte fallenden Carpiden; eine an- dere Blüthe hatte bei ötheil. Perig. 3 Staminodien und eben so viele Carpid , deren unpaares vor einen (muth- massl. d. zweiten) Perigontheil fiel. An einer dritten Blüthe zählte ich 7 Perigontheile u. 5 Carpiden; Stami- nodien konnte ich in ıhr keine finden. Leider liess sich ‚ bei allen diesen Blüthen die Stellung zur Axe nicht mehr ermitteln. — Bei Ricinus communis kommen ent- schieden sowohl an männl. als weibl. Seitenblüthen (mit 2 Vorblättern) zwei Kelchstellungen vor, entw. mit d. unpaaren (zweiten) Kelchbl. median nach hinten fbei hintumläuf. Blüthen) od. mit demselben Kelchtheil median nach vorn (bei vornumläuf. Blüthen) Besonders bei männl. Blüthen ist oft die ®/, Sp. des Kelchs an der etwas un- gleichen Grösse seiner Blätter deutlich zu erkennen, indem sie d. lang. Weg der Spir. folgend stufenweise abnimmt, auch manchmal die 2 ersten Sepala sich durch ihre tiefere Insertion zu erkennen geben. In weibl. hintuml. Blüthen fällt bei Rieinus von den 3 Carpiden das unpaare Fruchtbl. median nach hinten; in vornuml. verhält es sich umgekehrt. In beiden Fällen fällt es vor das zweite Kelchbl. In einer weibl. pentamer. Blüthe fand ich 4 Carpiden: 2 mediane, 2 laterale senkrecht jene kreuzend. Zwei 3mer. weibl. Blüthen hatten den unpaaren Kelchtheil median nach vorn; die 3 Carpiden fielen vor die Kelchblätter. Urtices. Ueber den Blüthenstand s. m. Flora, 1844. Nr. 43 u, 44 u. 1851, 8. 431—438. Die Blüthenzweige entsprin- en constant aus den bald fehlenden, bald vorhandenen eleron seitl. Vorblättern eines primären Laubzweiges, der tiefer am Stengel gut ansgebildet, höher immer mehr zum Schwinden hinneigt. Diese Laubzweige bilden ein zweites Axensystem, die den Blüthenzweig abschliessende u u Ze Blüthe beendet ein drittes Axensystem. Die beiden Blüthenzweige sind unter sich antıdrom und zwar der rechtse links-, der linkse rechtsläufig. Nachdem zuerst Döll (Rhein. Flora) die seitliche Stellung der Bliüthenzweige an einem mittelständigen Laubzweig nachgewiesen u. ich 1. c. bestätigt hatte, ist Weddell lange nach uns in seiner Monographie d. Urticeen (Archiv. du Mus. IX. 1856 —57 p. 7) zu dem- selben Resultat gekommen. Die Artocarpeen verhalten sich wohl grösstentheils ebenso. (s. Trecul, annal. d. sc. pat. 3° ser. VIII. 41.) *). Urtica piulifera. 1) Kos. L... 2) (H)LausL.. 3) h Z aus H. — Macht belaubte blühende Kotyledonar- sprosse. Die Blüthenzweige entspringen basilär aus bei- den Seiten eines stärkern oder schwächern Laubtriebes (secundäre Axe); sie sind ohne Tragblätter. Es sind Dichasien, die sich im wesentlichen wie bei den übrigen *) Was d. Blüthenstand betrifft, so hat sich in die übrigens vor- treffliehen Monographie von Weddell (l.c. p.16) ein kleines Ver- schen eingeschlichen. Er zählt denselben mit Recht zu den „Uymes“; etwas das freilich längst bekannt war (s. Flora Il. ce.). S. 18 sagt Weddell von d. Cyma von Parietaria: „il est & remarquer que dans ces dernieres (les Paridtaires) la dichotomie n’est parfaite que vers la base de Finflorescence ; un peu plus haut il y a le plus souvent avortement alternatif d’un des rameaux, l’axe prenant la forme d’un Ziezag. Dans d’autres cas l’avortement, au lieu d’etre alternatif, na lieu que d’un cöle, el alors on a de werilables cymes scoı- pioides, ou du moins des cymes qui le deviennent apres avoir subi un commencement de dichotomie re&guliere, c’est ce que l’on peut ob- server dans linflor. femelle des Girardinia ete. etc.“ Ich würde das Wort „scorpioides* für einen Schreibfehler halten und dafür „helieoi- des“ lesen, — denn die oben zuletzt eitirten Worte passen nur auf eine cyme helicoide, — wenn Weddell nicht in der Beschreibung von Parietaria (l. c. p. 505) nochmals auf die Inflor. dieser Gattung zu sprechen käme, und auch hier die Inflor. seorpioide und helicoide offen- bar mit einander verwechselt. Er schreibt daselbst (auch p. 513) der Parietaria mauritanica eine „eyme helicoide“ zu, während die Abbildung die er davon gibt, (Tab. XVH. Fig. 18) auf’s deutlichste eine eyme seorpioide darstellt, und so verhält es sich auch mit der auf der glei- chen Taf. Fig. 28 abgebildeten Inflor. von Pariet. pensylvan. Es ist aber Thatsache, dass bei Parietaria von einer „eyme helieoide“ nicht die Rede sein kann. Die Inflor. beginnt mit Dichotomie und artet nach und nach in Wickel (eyme scorpioide) aus. Was denn das Anwachsen der Vorblätter (braetedes) bei Parietaria an die geförderten Zweige der Cyma betrifft, von dem Weddell in seiner Monographie S. 21 u. 505 spricht, so ist darauf bereits in der Flora 1844 S. 747 u. 1851 8.438 aufinerksam gemacht worden. Bern. Mittheil. 1865. Nr. 534. u > Arten verhalten. Aus d. weibl. Inflor. sind die Blüthen‘ zu einem kugelförmigen Knauel zusammengedrängt. Die- aarig zusammengehörigen Blüthenzweige tragen bald beide Blüthen desselben Geschlechts (männl. od. weibl.); oder d. cine hat bloss männliche, der gegenüberliegende bloss weibliche. Eine bestimmte Regel konnte ich hierin nicht wahrnehmen. Der mittelständige Laubtrieb hat sein erstes Blattpaar seitlich, in der Ebene der Infloren- _ zen stehen. Mit ihm kreuzt sich d. folgende Blattpaar rechtwinklig Dasselbe Verhalten kommt auch den 2 folgenden Arten zu In d. männl. Blüthen finden sich zuweilen noch Spuren eines Pistills. Das zweiblättrige Perigon der weibl. Blüthe vergrössert sich noch zur Fruchtzeit. U. urens. Formel wie bei voriger. Keimpfl. Würzelchen einfach, fädlich. Kotyledonen gestielt, mit ovaler glatter, an der Spitze ausgerandeter Spreite. Die darauf folgenden Blätter haben bereits Brennhaare. D. hypokotyle Glied gegen 1 Zoll. walzlich: die folgen- den Stengelglieder wie die Laubzweige 4kantig — 4seitig, die Seiten von einer Rinne durchzogen, An den Zweigen fallen 2 Kanten in die Mediane, 2 stehen seitlich. . Die Blätter sind kantenständig. — Der Stengel ist aus allen Blättern ioft auch aus d. Kotyled.) verzweigt; die unter- sten Zweige sind die längsten; d. Zweige nehmen über- haupt vn d. Basis des Stengel® nach seiner Spitze an Grösse ab, daher das pyramidale Aussehen d. Pflanze. Sämmt!l Laubzweige sind Bereicherungszweige, aber den- noch wesentlich, da aus ihrer Basis aus fehlenden Vor- blättern, rechts u. links die Blüthenzweige entspringen. Auch höher am Stengel, wo der laubtragende Mittelspross oft nur noch wenige Blattpaare trägt, sind seine seitl. . Blüthenzweige gut ausgebildet, das erste Laubpaar des Mittelsprosses liegt auch hier in der Richtung der Blüthen- zweige (seitlich). Die Spreiten desselben sind ungleich- seitig (vorn hochstielig) und unter sich symmetrisch. Das folgende Blattpaar steht zu ihm rechtwinklig, und von hier setzt sich die Decussation durch den ganzen Zweig fort. Die erste Blüthe beendet ein drittes Axensystem. Sie bildet die Mittelblüthe eines Diehasimus, welches sich wiederholt gabelt, so zwar, dass die zweiten Zweige die geförderten sind und Wickelwuchs zeigen (die Inflor. ist gauz die des männl. Hanfs). Das Sympodium von - —_— 35 — Zweig: zu Zweig (od. Glied zu Glied) im Zickzack ge- bogen, flach. *); d. Glieder entwickelt, nicht selten ver-» dreht, an den letzten Auszweigungen kurz, wesshalb daselbst die Blüthen "knauelig zusammengedrängt sind,‘ Die Blüthen zur Fruchtzeit abgliedernd, den untern Theil‘ des Stielchens zurücklassend. — Die Entwicklungsfolge der Blüthenzweige ist aufsteigend, so dass die Spitze des Stengels noch im Knospenstand ist, während die untersten Blüthenzweige bereits Frucht angesetzt haben. Die einzelnen Blüthen oft ohne Vorblätter, doch bemerkte ich solche an weibl. Blüthen als kleine, weisse Blättchen von Schuppenform. U. dioica. 1) lL.. 2) (H)L'.. aus L. 3) (h) Z aus H. Die Jahrestriebe sind die 'Gipfel- und Seitentriebe unterird. od. mehr an der Erde verlaufender Stolonen ! von Federsdicke, (die an d Knoten Wurzel schlagen u. oft: verholzen. : ‚Die Stolonen, beginnen sogleich: mit’ un-. vollkommenen; Laubblättern: von .noch weisslicher Farbe, an denen die Stipule über das Mittelblatt vorherrschen. Auf sie folgen dann an. den ‚sich aufrichtenden ‚Laub- trieben ‚bereits langgestielte Blätter,' deren Spreite aber noch ..klein,, nierenförmig; -u..grob gesägt ist. Aufwärts werden d. Blätter zunehmend grösser und gehen aus d._ randlichen Form stufenweise in d. gewöhnliche über. Die Stolonen sind walzlich od. stumpf 4kantig,_ unbe-:, haa t; die .oberird. Stengel haben 4. starke Längsleisten, denen die Blattpaare u. 4, mit den Leisten: wechselnde; Rinnen, denen. dıe Stipul® entsprech’n. Die Seiten der Laubspreiten sind in der Knospung einwärts geschlagen, zugleich Jängs den Seitennerven gefältelt.. Der Stengel. trägt zuweilen der: ganzen Länge nach dreigliedrige Laubwirtel, od. es findet sich auch ein: Wechsel von paarig: gestellten Blättern u..von foliis ternis, — Die 2 ersten Laubblätter der mittelständigen- Zweige sind bald gleichseitig,: bald ungleichseitig, vorn hochstielig und alsdann unter sich symmetrisch. — Die Blüthen- #) Das Nache Sympodium gewinnt dadureh an Breite, dass die es zusammensetzenden Zweiglein mehr oder weniger weit unter sich vei- wachsen. Es ist diess wohl die erste Andeutung der Vereinigung vier- ter Blüthenaxen zu einem scheibenförmigen od. selbst zu einem birn- förmigen, fast geschlossenen Receptakel, wie es die Gaitungen Dors- tenia u. Ficus ım Extrem zeigen, und wozu man schon in der Familie d. Urticeen mehrere Uebergangsstufen findet. er ": - un zweige beginnen meist über der Mitte des Stengels; es sınd Dichasien mit vorwaltendem Wickelwuchs un Förderung aus dem zweiten Vorblatt; die geförderten Zweige verketten sich zu einem Sympodium, an dessen Seiten die minder geförderten Älpha-Zweige alterna- tive als kleine Läppchen auftreten. Das Aufblühen der Mittelblüthen jeder Auszweigung folgt einer Zick- zacklinie längs des Sympodiums, an welchem man nach seiner Dehnung alternative die stehenbleibenden Stiel- chen derselben bemerken kann, welche sämmtl. auf d. obern Seite des etwas flachen .Sympod. (in 2 Reihen) stehen, während die kleinen, schuppenähni. Vorblätter der Blüthen, dessen untere Seite einnehmen, wo sie eben- falls abwechselnd nach rechts und links auf einander folgen. Parietaria erecta M. w.K. 1) NL... 2) HL.. aus L. 3) h Z aus H. Perrennirt aus der Niederblatt- region der retativ. Mutterstengel. — Keimpfl.: Koty- ledonen gestielt, klein, mit rundlicher laubiger ' preite. Hypokotyl. Glied entwickelt, walzlich. Auf die Kotyl. folgten an d. beob. Pfl. 3 Paar unter sich echt gekreuzte Blattpaare, woran sich °/, St. der folgenden ; 1 Blätter durch Pros. von ee l» (6/) anschloss. — Schen d. Samenpfl. kommt zum Blühen. Die weitere Spross- erneuerung geschiebt Anfangs aus den Kotyledonen. Die Jahrestriebe beginnen mit kleinen, röthlichen, sich schuppig deckenden Niederblättern. Blattstellung am Stengel und Zweigen °/,, °/,, an erstern nicht selten auch °/, (?/,), Die Laubzweige beginnen mit 2 rechts und links liegenden kleinen schuppigen Blätichen & d. l’ormel als H. bezeichnet), in deren Achseln die Blü- thenknauel stehen. Auf sie folgt oft °/, St. der Laub- blätter durch a (2 eingesetzt, und zwar gewöhnlich Vornumläufig, seltener Hintuml. (unter 18 beob. Zweigen 12 Mal vorn- 6 Mal hintuml.). Ferner kommen folgende Zweiganfänge vor: 1) Auf d. 2 hochblatttigen Vorblätt- chen kommen 2 mit ihnen gleichgestellte Laubblätter 3+ 'h 5 einges. Vorumläufg. 2) Es folgt auf die Vorblättchen vor (also wie bei Urtica), u. dann erst °/, St. durch Be er 5/, St., so oft ohne Pros. an’szweite Vorblättchen arschlies- send. — Während die höheren Stengelblätter eine am Blattstiele herablaufende zugekeilte Spreite’haben, so hat d. Spreite der auf d. Kotyl. folgenden Blätter eine herz- förm. Basis. Die Laubspreiten sind in d. Knospung rück- wärts geschlagen — Die Blüthenknauel (Dichasien mit Förderung aus d. zweiten Vorblatt) stehen wie gesagt basilär zu beiden Seiten eines Laubtriebes der (wie bei. Cannabis 3) höher am Stengel immer kleiner wird und zuletzt nur als Stummelchen übrig bleibt. n HH. Wild. Bericht der meteorolog. Centralstation in Bern vom Jahr 1864. (Vorgetragen den 11. Januar 1865.) 1. Centralstation in Bern. Der Assistent der Centralstation, Herr Jenzer, hat vom 1. Dec. 1863 bis 30. Nov. 1864 die Aufzeichnungen des selbstregistri- renden Thermometers und des Barometers in der im vorigen Bericht ausführlicher erörter#en Weise vollständig bearbeitet. Es wurden nämlich daraus abge- leitet und in ein besonderes Buch eingetragen: 1. Die wahre Mitteltemperatur resp. der wahre mittlere _ Barometerstand jedes bürgerlichen Tages. 2. Die Temperaturen resp. Barometerstände zu den drei Terminen 7 Uhr Vormittags, 1 und 9 Uhr Nachmittags und ihr arithmet. Mittel. m 3. Die Differenz des wahren Mittels und des arithme- tischen Mittels aus den 3 Terminsbeobachtungen. 4; Die täglichen Maximal- und Minimalstände sowohl des Thermometers als Barometers unter Beifügung des Zeitpunkts ihres Eintritts. 5. Die Differenz des Max. und Min. Dabei erfolgte die Reduction der Aufzeichnungen des Thermometers in der ersten Hälfte des Jahres nach der Formel: t = 9,24 + 0,6049 a, die aus Normalpunktsbeobachtungen im Januar abgelei- tet worden war; in der zweiten Hälfte rach der Formel: | t = 9,61 + 0,6048 a, welche nach der Methode. der kleinsten Quadrate aus 32 Fundamentalbeobachtungen im August berechnet wor- den: war. T ist wieder die Temperatur ia Centesimal- graden, welche einem um a Millimeter nach cben oder unten von der Längsfurche abstehenden Punkte auf dem Papierstreifen entspricht. — Die Reduction der Baro- meteraufzeichnungen auf absolute Werthe wurde nach der im vorigen Bericht mitgetheilten Formel ausgeführt. Aus dieser Bearbeitung ergeben sich unmittelbar einige für die Terminsbeobachtungen auf unsern Statio- nen wichtige Resultate. 1. Die Differenz des wahren Temperaturmittels und des aritffinetischen Mittels der 3 Terminstemperaturen ist im Sommer im Durchschnitt das Doppelte derjenigen im Winter. Die Maximaldifferenz im Sommer beträgt . 2° und die durchschnittliche (abgesehen vom Zeichen) in dieser Jahreszeit 0°,5. 2. Die Differenz des wahren Monatsmittels der Temperatur und des, aus den Terminsbeobachtungen berechneten ist im Winter. durchschnittlich kleiner als an im Sommer und das Vorzeichen überwiegend der Art, dass die wahren Mittel niedrigere Temperaturen dar- stellen als die aus den Terminsbeobachtungen abgelei- teten. Die Maximaldifferenz dieser Monatsmittel findet im Juni statt und beträgt nahe '/,°. 3. Das wahre Jahresmittel der Temperatur ist: 7°,476, das aus den Terminsbeobachtungen berechnete: 7°,616. 4. Beim Barometer steigt die Differenz des wahren und des aus den Terminen berechneten Tagesmittels bloss 4 Male im ganzen Jahre auf 1“ und beträgt durchschnittlich !/,®®. Noch geringer ist die Differenz der beiderlei Monatsmittel, nämlich durchschnittlich bloss 0mm,05. 5. Das wahre Jahresmittel des Barometerstandes ist: 712%m,282, das aus den Terminsbeobachtungen be- rechnete : 712°",318. Nachdem der zu Ende des vorigen Jahres aufge- stellte neue selbstregistrirende Windmesser, sowie der zu Anfang dieses Jahres neu construirte selbstregistr. Re- genmesser sich als brauchbar bewährt hatten, nahm ich bei beiden die zur Reduction auf absolute Werthe nothwendigen Fundamentalbestimmungen im Laufe des Monats Mai vor. Bei den Beobachtungen leisteten mir die Herren Jenzer und Pözl, Assistent des physika- lischen Kabinets und der Sternwarte, Hülfe. Um aus der Grösse der Zeigerverschiebung beim Windstärkemesser auf die Geschwindigkeit des Win- des schliessen zu können, muss man zunächst wissen, weicher Windgeschwindigkeit eine Umdrehung des Flügel- rades entspricht. Diese besondere Art Flügelräder ist zuerst von Dr. Robinson zu Anemometern benutzt re worden *) und es gibt derselbe an, dass zufolge seinen Berechnungen und Beobachtungen ganz allgemein die Schalenmitten mit !/, der Geschwindigkeit des Windes sich bewegen. Nun ist bei unserm Instrumente der Durchmesser des Kreises, den die Schalenmitten be- schreiben, 0%,25, somit die zugehörige Kreisperipherie 0”,785 und es entspräche also hiernach eine Umdrehung des Flügelrades einem in derselben Zeit durch den Wind zurückgelegten Weg von 2%,36. Nun bewirken aber 30 Umdrehungen des Flügelrades eine Verschiebung der Zeigerspitze um 1””, also repräsentirte hiernach eine Bewegung des Zeigers um 1” einen vom Wind in der- selben Zeit zurückgelegten Weg von 70%,8. — Um zu dieser Kenntniss noch auf anderm Wege zu gelangen, wurden bei mässig starkem Wind die Angaben eines dem physikal. Kabinet angehörigen Woltmann’schen Flü- gels mit denen des obigen Windstärkemessers verglichen. Hiebei ergab sich, dass im Mittel von mehrern Versuchs- reihen 10”® Verschiebung der Zeigerspitze am Wind- stärkemesser 3153 Umdrehungen des Windflügels beim Woltmann’schen Instrument entsprachen. Nun ist bei die- sem die Geschwindigkeit des Windes angenähert gleich der Hälfte des in derselben Zeit von den Flügelmitten zurückgelegten Weges. Die Peripherie des von den letztern beschriebenen Kreises ist aber bei unserm In- strument gleich 0%,4712, somit die einer Umdrehung der Flügel entsprechende Windgeschwindigkeit: 0”,2356. Dieser Vergleichung zutolge würde also bei unserm Windstärkemesser 1"” Verschiebung der Spitze ein in derselben Zeit vom Winde zurückgelegter Weg von 74”%,3 entsprechen, ein Resultat, das von dem obigen “*) Procecding of the Royal Irish Academy Vol. IV. p. 566. Pt unbedeutend abweicht. Das Mittel aus beiden Bestim- mungen wird daher jedenfalls von der Wahrheit wenig entfernt sein und es wurde demnach angenommen, dass beim Windstärkemesser einer Verschiebung der Spitze um 1 Millimetereine Windgeschwin- digkeit von 72”%,51 entspreche. Zur bequemen Ablesung der Windgeschwindigkeit aus den Aufzeich- nungen liessen wir wieder eine Scale auf Hornpapier anfertigen, deren Theilstriche um 1””,38 von einander ‚abstanden, so dass die Windgeschwindigkeiten nach Heetometern direct abgelesen und noch Decameter ge- schätzt werden können. Was den neuen selbstregistrirenden Regenmesser anbelangt, so wurde zuerst gemäss vorläufigen Beobach- tungen das Auffanggefäss durch einen Aufsatz so erwei- tert, dass seine Oberfläche 2665;84 Quadrat-ÜUentimeter betrug. Alsdann schüttete man aus einem getheilten Glaseylinder der Reihe nach 10), 200 ete., bis 1000 Cu- bik-Centimeter Wasser oben in das Auffanggefäss und liess jedesma! nach Abfluss des Wassers die Zeigerspitze am Apparate ihren Stand markiren. Für 500 und für 1000 Cubik-Centimeter wurden je 4 Versuche angestellt und dabei das Wasser das eine Mal langsamer, das andere Mal schneller eingeschüttet. Die Versuche be- stätigten das schon aus den Vorversuchen abgeleitete, sehr günstige Resultat, dass innerhalb der vorstehenden Grenzen, die in Wirklichkeit wenigstens nach oben hin kaum überschritten werden, die Verschicbung der Zeiger- spitze auch. bei verschiedener Zuflussgeschwindigkeit der Menge des eingeschütteten Wassers proportional zu setzen sei und zwar so, dass im Mittel 100 Cubik-Centimetern aufgefangenen Wassers eine Verschiebung des Zeigers um 7%=,53 zukömmt. Mit Berücksichtigung der oben Bern. *ittheil. 1805. Nr. 585. Sr ei angegebenen Auffangsfläche berechnet sich hieraus, dass beim. selbstregistrirenden Regenmesser einer Verschiebung der Zeigerspitze um je 1 Milli- meter eine gefallene Regenmenge von 0,0498 oder mit hinreichender Genauigkeit von (0,05 Millimeter Höhe entspricht. Mit einem getheilten Hornblatt, dessen Striche um 2°" von einander abstehen, liest man demzufolge unmittelbar die Zehntel Millimeter der Regenhöhe ab und schätzt die Hundertstel. Mit Anfang der zweiten Hälfte des meteorol, ‚Jahres, d.h. vom Juni, an hatHerr Jenzer auch die Aufzeich- nnngen des neuen Windmessers und Regenmessers einer Bearbeitung unterzogen und zwar in folgender Weise. In ein Buch, das auf zwei gegenüberstehenden Seiten je 8, den Hauptwindrichtungen entsprechende Columnen enthält, werden für jede Stunde des Tages auf der ersten Seite die Summen der vom Winde während derselben zurückgelegten Wege nach Kilometer uud Hundertstel Kilometer und auf der zweiten die Summen der Regen- höhen in dieser Stunde nach Millimetern und Hundertstel Millimeter je in die Columnen eingetragen, welche zufolge den Angaben des Windrichtungsmessers dem vorherr- schenden Winde in dieser Stunde entsprechen. — Auf diese Weise wird meines Erachtens einer spätern zu- sammenfassenden Bearbeitung der Wind- und Regen- verhältnisse Bern’s der wirksamste Vorschub geleistet. Das ältere Registrir- Thermometer, dasdurch Aufstellung des neuen im letzten Jahre ausser Function gesetzt worden ist, beabsichtigte ich zunächst zur Con- struction eines selbstregistrirenden Psychrome- ters in Verbindung mit dem andern zu benutzen. Die Möglichkeit nämlich, die thermometrische Spirale des erstern unbeschadet ihrer Beweglichkeit, wenigstens in te der: wärmern Jahreszeit, beständig feucht zu erhalten, war:nicht zu bestreiten. Allein abgesehen davon, dass im Winter beim Gefrieren des Wassers diese Beweglich- keit gestört worden wäre, fand ich bei näherer Ueber- legung, dass wohl überhaupt von der Umwandlung des Psychrometers in einen selbstregistrirenden Apparat abstrahirt und irgend ein anderes Hygrometer zu dem Ende benutzt werden muss. Zunächst würden nämlich im Winter oft Zweifel darüber entstehen, ob man bei der. Berechnung der absoluten Feuchtigkeit aus der psychrometischen Differenz die Formel für das mit flüs- sigem Wasser oder mit Eis bekleidete "Thermometer anzuwenden habe. Wollte man aber auch die hieraus entspringende Unsicherheit als auf das Berechnungsresul- tat nicht sehr stark influirend vernachlässigen, so würde doch jedenfalls die Berechnung der absoluten und rela- tiven Feuchtigkeiten aus den 144 Registrirungen eines Tages mindestens einen vollen Arbeitstag eines Rechners in ‚Anspruch nehmen. Dieser enorme Zeitaufwand für die Bearbeitung der Aufzeichnungen legt dem Registrir- ‘ Psychometer in der Praxis ein entschiedenes Hinderniss in den Weg, indem der daraus zu ziehende Nutzen zu der aufgewendeten Mühe in keinem Verhältniss stehen würde *),. Aus gleichen Gründen dürfte auch von den *) Bei dieser Gelegenheit scheint mir die Bemerkung am Platze, dass überhaupt die Bemühungen zur Verbesserung der Registrir-Instru- mente hauptsächlich auch darauf gerichtet werden sollten, die Bearbei- tung ihrer Aufzeichnungen und die Uebersicht über dieselben zu er- leichtern. Es nimmt z. B. die Bearbeitung der Aufzeichnungen unserer fünf Instrumente während eines Tages in der oben angegebenen Weise durchsehnittlieh je einen halben Arbeitstag in Anspruch. Die Vereini- gung dieser fünf gesonderten Instrumente zu einem Universalinstrument, wo dieselben auf ein und demselben breiten Papierstreifen neben ein- ander ihre Aufzeichnungen machen, wird jedenfalls bereits diese Arbeit u A \ übrigen Hygrometern allein das Saussure’sche Haar- hygrometer mit Vortheil in ein Registrir-Instrument umgewandelt werden können. Durch Vergleichung der Angaben eines vorzüglichen Instrumentes der Art, das ich aus der mechanischen Werkstätte von E. Schwerd in Genf bezogen habe, mit einem Psychometer fand ich nämlich, dass dasselbe unmittelbar die relative Feuchtig- keit mit einer mittlern Abweichung von + 2!/, Procent von der aus den Psychometerablesungen berechneten angibt. — Demgemäss gab ich diese beabsichtigte Ver- wendung des ältern Registrir- Thermometers auf und . liess dasselbe gegen Ende November zufolge den im Anhang mitgetheilten Vorversuchen in der Nähe des neuen so aufstellen, dass dasselbe der Strahlung gegen den Himmel und die Sonne frei ausgesetzt ist und nur durch ein aus Glasplatten zusammengesetztes Gehäuse gegen Regen und Schnee. sowie gegen die Wirkung des Windes geschützt wird. Bei dieser Aufstellungsart sind die Angaben dieses Instruments in Verbindung mit denen des beschatteten und gegen Strahlung geschützten Thermometers, wie im Anhang gezeigt wird, geeignet, annähernd die Bewölkung des Himmels bestimmen zu können. Es liegt dabei nicht in meiner Absicht, eine fortlaufende Bearbeitung dieser letztern Aufzeichnungen zur Ableitung der genauern mittlern Bewölkung u. =. f. zu provociren, sondern bloss die Centralstation in die Lage zu versetzen, in ausserordentlichen Fällen auch vermindern. Herr Hassler, Chef der eidgen. Telegraphen-Werkstätte, lässt gegenwärtig auf meinen Rath hin ein solches Instrument ausfüh- ren. Ebenso wird die Bearbeitung bedeutend erleichtert werden, wenn es möglich sein wird, die Scalen für die einzelnen Instrumente unmit- telbar auf dem Papier durch eine Liniatur aufzutragen und endlich auch beiderseits am Rande besondere Stundenpunkte markiren zu lassen. BE ar die Bewölkung im Verlauf eines ganzen Tages besser präcisiren zu können. Die gewöhnlichen unmittelbaren Beobachtungen und Aufzeichnungen wie auf einer gewöhnlichen Station zu den 3 Terminen 7, 1 und 9 Uhr wurden während des Soınmers fast ausschliesslich durck Herrn Jenzer ge- macht; mit Eintritt des Winterhalbjahres besorgte die- jenigen um 7 und 9 Uhr der neue Abwart. des phys Kabinets und der Sternwarte, Herr Bär. Die Mitwirkung an den Beobachtungen für das meteorologische Bulletin der Sternwarte zu Paris erlitt keinerlei Unterbruch und hatte gegen Ende des Jahres die Uebersendung regelmässiger telegraphi- scher Depeschen über die wahrscheinliche Witterung des nächsten Tages nach Bern zur Folge. 2. Station Beatenberg. Herr Pfarrer Krähen- bühl hat seine Beobachtungen und deren Reductionen wie früher so auch in diesem Jahre mit derselben Regel- mässigkeit und Sorgfalt ausgeführt und allmonatlich an die Centralstation eingeschickt. 3. Station St. Immer. Die Reductionen haben auch in diesem Jahre wieder die regelmässige Einsen- dung der Beobachtungen verzögert. Vom Monat Mai an hat dann Herr Deglon die Ausführung der Reduc- tionen wegen Mangel an Zeit leider ganz aufgegeben und uns bloss die Originalbeobachtungen eingeschickt, die wir nun für das ganze Jahr besitzen. Ä 4. Station Interlaken. Die gemeinnützige Ge- sellschaft in Interlaken brachte zu Anfang dieses Jahres die Instrumente dieser Station käuflich an sich und ver- anlasste dann den Landjäger und Gefangenwärter Hrn. Weihmüller daselbst zur Uebernahme der Beobachtun- gen. Die Uebersiedlung der Instrumente nach dem Gefäng- a VE nisslokal fand am‘ 8. Mai unter der Aufsicht des Herrn Jenzer statt. Vom Juni an haben wir dann regelmässig ganz befriedigende und ziemlich lückenfreie Beobach- tungen, indessen ohne die zugehörigen Reductionen, empfangen. | i 5. Station Brienz. Als die Wiederaufnahme der‘ Beobachtungen in Interlaken noch unentschieden 'war,' hatte‘ sich Herr Hamberger, Besitzer der Pension Bellevue in Brienz, zur Uebernahme einer Station saner- boten. Das durch Aufhebung der Station auf dem Münster- thurme in Bern’ disponibel gewordene Barometer und‘ der Erlös der Instrumente in Interlaken wurden zur‘ Einrichtung dieser Station ‘verwendet. ‘Herr: Jenzer übernahm wieder zu Anfang Mai-.den Transport und» die zweckmässige Placirung der Instramente (Barometer, Psychometer, Windfahne und Ombrometer).: Im August brachte ich bei Gelegenheit einer kleinen ‚Reise in das Oberland Herrn Hamberger noch eine Sonnenuhr und‘ besorgte ihre richtige Aufstellung. Bis dahin sind von‘ dieser Station die ganz befriedigenden Originalbeobach-’ tungen und Reducetionen der Monate Juni bis und mit October eingegangen. 6. Station Grimsel. Die Beobachtungen der bei- den Knechte, Ott und Imdorf, sind bis dahin im All-: gemeinen befriedigend ausgefallen. Hie und da liessen die Aufzeichnungen der Ombrometerbeobachtungen zu wünschen übrig. Leider war es nicht möglich, durch‘ eine Inspection dieser Station diesem Uebelstande gründ- lich abzuhelten. 1. Station Engstlenalp. Herr Kommandant Ratz hat von dieser Station Beobachtungen “für Juni‘ Juli, August, September und einen Theil des Oktober eingeschickt. Im Winter verweilt Niemand auf Engstlen- EEE RER alp, daher die Beobachtungen für diese Jahreszeit aus- fallen. 8. Station Affoltern ım BEmmenthal. Diese Station ist am 10. Mai von Herrn Jenzer eingerichtet worden, indem er die Instrumente von Eriswyl dahin transportirte und ihre Aufstellung im Pfarrhause besorgte. Beobachter ist nämlich Herr Pfarrer Kuhn daselbst. Die Sonnenuhr musste zur Reparatur nach Bern zurück- genommen werden und konnte leider seither dem Beob- achter noch nicht übermittelt werden. Diese Station ist eine unserer besten geworden, indem Herr Pfarrer Kuhn bis dahin in ganz befriedigender- Weise sowohl die Be- obachtungen als deren Reductionen ausgeführt und uns dieselben sehr regelmässig eingeschickt hat. 9. Station Pruntrut ‚Von dieser Station sind bis zum Schluss des Jahres’trotz’ mehrfacher Mahnbriefe bloss die Beobachtungen der Monate December bis und mit Mai eingegangen. 10. Station Saanen. Da auch in diesem Jahre Herr Pfarrer von Steiger keine Beobachtungen ein- sandte, überhaupt nichts von sich hören liess, so haben wir diese Station ganz aufgegeben und mit Hrn Pfarrer Hürner in Adelboden Unterhandlungen wegen Uebernahme eines solchen angeknüpft. Leider war es diesen Sommer noch nicht möglich, der gefälligen Zu- sage des Herrn Hürner folgend , die Instrumente von Saanen nach Adelboden zu translociren. Der Druck der Beobachtungen, sowohl der Oentral- station als: der der übrigen Stationen, insoweit sie uns regelmässig zugesandt wurden, ist, wie schon im letzt- jährigen Berichte mitgetheilt wnrde, durch das Oentral- bureau in Zürich auf Kosten der Eidgenossenschaft zu- sammen mit den Beobachtungen der übrigen schweize- - \ Be... Wahr rischen Stationen besorgt worden. Demnächst wird das Heft für den Monat Juli erscheinen. Da mit diesem Jahre die Einrichtung der Central- station und die Organisation der meteorolog Beobach- tungen im Kanton Bern überhaupt einen gewissen Ab- schluss erreicht hat und zugleich meine anderweitigen Geschäfte mich mehr in Anspruch nahmen, so habe ich auf Ende des Jahres vom h. Regierungsrathe meine Entlassung von der Stelle eines Directors der meteorol. Arbeiten erbeten und bereits auch erhalten. Herr Jen- zer wird nun die alleinige Leitung derselben übernehmen. Anhang. 1. Ueber eine indirecte Methode, die Bewölkung zu registriren. Wenn man die Angaben eines der Strahlung gegen den Himmel und die Sonne frei ausgesetzten, höchstens durch ein Glasdach gegen die Benetzung durch Nieder- schläge geschützten Thermometers vergleicht mit denen eines in gewöhnlicher Weise zur Ermittlung der eigentl. Lufttemperatur beschatteten, sowie auch gegen Strahlung an den kalten Weltraum verwahrten 'Thermometers, so muss man daraus offenbar gewisse Schlüsse auf die Be- wölkung des Himmels und zwar nicht bloss bei Tage, sondern auch zur Nachtzeit ziehen können. So oft am Tage die Sonne durch Wolken unbehindert auf das freie Thermometer einwirken kann, wird dessen Temperatur sofort bedeutend über die des andern steigen, dagegen wieder in ihre Nähe herabsteigen, sowie die Sonne durch Wolken verdeckt wird. Mit Sonnenuntergang wird das — 29 u Entgegengesetzte eintreten, d. h. wegen unbehinderter Strahlung gegen den kalten Weltraum bei klarem Him- mel wird das freie Thermometer eine niedrigere Tem- peratur anzeigen als das geschützte und zwar wird die Differenz um so grösser ausfallen, je wolkenloser der Himmel ist. Um zu entscheiden, inwiefern diese Idee praktisch verwendbar sei, wurde das ältere Registrir- Thermometer auf der Sternwarte so aufgestellt, dass seine Spirale frei nach Süden gerichtet war und nur durch eine Glasplatte darüber gegen Regen geschützt wurde. Vom 29. Sept. bis zum 18. Oktober schaltete ich es dann in den Schliessungskreis der ältern Registriruhr ein und verglich hernach seine Aufzeichnungen während dieser Zeit mit denen des beschatteten Registrir-Thermometers, sowie mit den zu den 3 Terminen, 7, 1 und 9 Uhr, regelmässig angestellten Beobachtungen über die Be- wölkung und den Registrirungen des Windmessers. Diese Vergleichung ergab folgende Resultate. Wenn der Him- mel den ganzen Tag bewölkt blieb, so stieg die Tempe- ratur des freien . Thermometers um die Mittagszeit bloss um 1°,5 bis 3°,5 über die des beschatteten Thermometers und war während der Nacht genau gleich. An ganz hellen und windstillen Tagen dagegen erhob sich die Temperatur des freien Thermometers mit Sonnenaufgang sehr rasch über die des beschatteten und stand um die Mittagszeit regelmässig um 13—15 ° höher; mit Sonnen- untergang aber sank sie sofort unter die des beschatteten, so dass die Differenz in der Nacht und am Morgen vor Sonnenaufgang wiederholt 2° betrug. Wehte dagegen bei hellem Himmel ein mässig starker Wind (während der ganzen Zeit war die Windrichtung eine nordöstliche), so betrug die Differenz beider Thermometer zur Mittags- zeit nur 9—10°. An Tagen mit theiiweiser und veränder- Bern. Mitiheil. 1865. >» Nr. 586. Jieher Bewölkung endlich war gtets die Diffe'enz zwi- ‚schen beiden Thermometern eine sehr variable. Wieder- holt durchbrach erst Nachmittags um 2 Uhr die Sonne den Nebel, was stets durch eine sofortige Vermehrung der Differenz um 3—4° angezeigt wurde; ebenso wurde das Aufsteigen des Nebels vor Mitternacht oder auch erst gegen Morgen dadurch erkenntlich, dass dann das freie Thermometer, während es vorher tiefer stand als das beschützte, jetzt entweder auf dieselbe Temperatur gelangte, oder sogar für einige Zeit (wahrscheinlich in Folge der latenten Verdampfungswärme) eine etwas höhere annahm. Kurz dieser Versuch ergab, dass die Vergleichung der Angaben zweier solcher Thermometer nicht bloss zur Unterscheidung -heller und bewölkter Tage und Nächte, sondern auch ganz gut zur Erkennung des Eintritts, des Grades und des Verschwindens der Bewölkung dienen kann. 2. Ueber deu Gewittersturm vom 7. Juni 1864 und die Registri- rung desselben auf der meteorol. Gentralstation in Bern. Am 7. Juni dieses Jahres zogen sich in Bern um die Mittagszeit schwere Wolken am Himmel zusammen und gegen 1 Uhr wurde es in Folge dessen so dunkel, dass ich den unmittelbaren Ausbruch eines heftigen Ge- witters befürchtete. Statt dessen erfolgte um 1 Uhr ein sehr heftiger Windstoss, der, während ich eben am Fenster meiner Wohnung stand, ein Kamin des gegen- überstehenden Hauses umstürzte und auf die Strasse warf, Dachschindeln und‘andere leichte Gegenstände hoch aufwirbelnd. Ein starker West-Süd-West wehte dann bis um 2'/, Uhr und erst als derselye um diese Zeit beinahe ganz aufhörte, trat ein mässig starker Regen ein. in Es schien mir einiges Interesse zu gewähren, den Verlauf dieses meteorol. Ereignisses näher zu erforschen. ‚ Dazu boten zunächst die meteorol. Beobachtungen und die Aufzeichnungen der selbstregistrirenden Instru- mente auf unserer Sternwarte wichtige Anhaltspunkte. Die beiliegende Tafel stellt ein getreues Fac-Simile der Registrirungen der in Nr. 524—27, 546 und 47 beschrie- benen 5 Instrumente während des 7. Juni dar. Es sind bloss die gesonderten Aufzeichnungen der verschiedenen Instrumente auf einem Blatte vereinigt worden und an die Stelle der feinen Löcher in den Originalien schwarze Punkte getreten. Diesen Registrirungen zufolge ging der Wind bei sehr geringer Stärke in den ersten Vor- mittagsstunden aus Ost in Nord über, drehte sich dann um Mittag weiter nach Nordwest, worauf er um T Uhr aus Westsüdwest mit der grössten Stärke losbrach (zwi- schen 1 Uhr und 1 Uhr 10 Minuten legte er nämlich einen Weg von ungefähr 5 Kilometer zurück); diese Richtung hielt ec bei ziemlicher Stärke bis 3!/, Uhr ein, worauf er sich dann mit kurzem begleitendem Regen und geringer Stärke in der Windrose weiter gegen Süden und bis herüber nach Ost und Nordost drehte, am späten Abend aber wieder über Süd nach Westen zurückging. Das im Laufe des Vormittags um nahe 9° steigende Thermometer machte bei Hereinbruch des Windstosses plötzlich eine rückgängige Bewegung von nahe ebenso- viel Graden, während das Barometer, das den Vormittag hindurch um 5"" gefallen war, unmittelbar vor dem Windstoss um 2"% stieg. Die Gesammtheit dieser Er- scheinungen hat so viel Verwandtes mit den die grossen Winterstürme charakterisirenden Phänomenen, dass dies schon darauf schliessen liess, es sei der Windstoss vom 7, Juni nicht als eine lokale Erscheinung aufzufassen, a re sondern vielmehr als ein von Süd-West nach Nord-Ost sich fortpflanzender Gewittersturm. Dies bestätigten denn auch weitere Nachforschungen in den meteorol. Bulletins von Paris und in den Beobachtungen unserer schweize- rischen Stationen. Während am 5. Juni Morgens um 7 Uhr in fast ganz Europa nahe derselbe Barometerstand (wenig über dem Mittel) stattfand, schwache nördliche und östliche Winde bei heiterem Wetter und ruhigem Meere vorherrschten, zeigte sich am 6. Juni an den Westküsten von Europa ein schwaches Fallen des Baro- meters mit einem die Gewittererscheinungen charakteri- sirenden kleinen Depressionscentrum in Rochetort, im Süden von Spanien und Irland und an den westlichsten Punkten von England und Frankreich schlug der Wind nach Süd und Südwest um, das Meer, namentlich im Meerbusen von Gascogne, wurde bewegter, die Tempe- ratur stieg etwas und der Himmel bedeckte sich theil- weise. Am Abend desselben Tages verheerte ein hef- tiges Hagelwetter die Umgegend von N£rae (ungefähr in der Mitte zwischen Bordeaux und Toulouse gelegen). Am 7. Juni um 7 Uhr Vormittags war das barome- trische Depressionscentrum bereits in die Mitte von Frankreich vorgerückt, südlich davon wehten durchweg südwestliche, nördlich davon nordöstliche Winde. Der Himmel über Frankreich war bedeckt, an vielen Orten regnete es bereits. Von Frankreich aus scheinen sich dann in der That die Gewitter in ihrem Vorrücken ge- mäss der Voraussagung der Pariser-Sternwarte in zwe Arme gespalten zu hahen, der eine Arm ging südlich an den Alpen vorbei und erzeugte Abends Gewitter in Rom, der andere Arm brach mit zum Theil sehr heftigen Gewittern in die Schweiz ein und zwar um 9 Uhr Vor- mittags in Genf, um 10!/, Uhr in Sentier und um 12'/, Uhr ee "in Chaux-de-fonds.. Um 11'/, Uhr langte der Sturm wahrscheinlich direct von Genf her bereits im Wallis an, während er zugleich in Morges vielleicht mehr von Sentier her ausbrach und von da um 12 Uhr nach Mon- treux und um 1 Uhr nach Bex gelangte. Der Haupt- strom wandte sich aber nordöstlich und gelangte so der Reibe nach um 12!/, Uhr nach Freiburg, um 1 Uhr nach Bern, um 1 Uhr 15 Minuten nach Affoltern im Emmen- thal, dann um 2 Uhr nach Basel, Aarau, Muri, zwischen 2 und 3 Uhr nach Winterthur, Frauenfeld und Lohn in Schaffhausen, durch Ablenkung in die Vorthäler der Alpen nach Einsiedeln und Glarus, um 3 Uhr endlich an die Nordostgränze der Schweiz nach Kreuzlingen, St. Gallen, Trogen und Altstätten. Der durch cas Wallis hinaufgehende Strom ging offenbar über die Furca und langte schon zwischen 12 und 1 Uhr auf dem Gotthard und in Andermatt an, wurde dann durch die Gebirgs- züge, die vom Gotthard östlich auslaufen, zerspalten und ergoss sich so theilweise nach Altorf und Schwyz, wo schon um 1 Uhr Gewitter ausbrachen, dann in das Vorder-Rhein-Thal, wo er in Platta um 1 Uhr und in Ilanz um 2 Uhr anlangte, ferner gegen den Bernhardin und Splügen hin, wo von 1 Uhr an Gewitter auftraten, endlich in’s Thal des Tessin hinunter, indem dort um um 1 Uhr in Faido und um 3 Uhr in Lugano ebenfalls Gewitter beobachtet wurden. Den heftigen Süd-West, theilweise auch von Gewittern begleitet, der sich um 5/, Uhr in Mendrisio und um 7 Uhr Abends im ganzen Engadin einstellte, möchte ich einem nördlichen Zweig des südlich von den Alpen vorbeigehenden Stromes zu- schreiben. Wenn weiter fortgesetzte Beobachtungen und Zusammenstellungen über den Verlauf von Gewittern zu entsprechenden Resultaten führen, so liegt es auf der a Hand, dass auch der Eintritt und Verlauf der Gewitter- ' stürme des Sommers in ähnlicher Weise auf kurze Zeit hin muss vorausgesagt werden können, wie dies bereits mit so grossem Erfolg von London und Paris aus für die grossen Stürme des Winters geschieht. pe nnd L. BR. v. Fellenbherg. Analysen des Laumontits und des Taviglianaz-Sandsteines. Der Zweck dieser Untersuchung war von Anfang an nur die chemische Analyse einer weissen, krystalli- sirten Substanz, welche sich in Spalten und Klüften des Taviglianaz-Sandsteines von den Ralligflühen abgesetzt hatte, und nach deren Ansehen und Bildungsweise für Laumontit gehalten wurde. Die Krusten dieses weissen Minerales waren höchstens 1 bis 4 Millimeter dick und zeigten stellenweise Parthieen von Kalkspath, der mit dem Laumontit verwachsen war. Einige abgesprengte Fragmente brausten in Salzsäure stark auf und gaben eine steife, durchsichtige Gallerte. Es war also klar, dass bei Behandlung der weissen Krusten, sowohl Lau- montit als Kalkspath in die Auflösung übergehen muss- ten. Auch durch eine verdünnte Essigsäure liess sich der Kalkspath_nicht vom Laumontit trennen, ohne dass dieser unter Abscheidung von gallertförmiger Kieselerde zersetzt wurde. Um zur Analyse hinlängliches Yaterial zu erhalten, wurden die Krusten von Laumontit vom unterliegenden Gesteine mittelst eines scharfen stählernen u Meissels abgemeisselt, und so viel möglich Bedacht ge- nommen, vom Sandsteine s&lbst Nichts mitzunehmen. Aber es war umsonst, trotz der grössten Vorsicht misch- ten sich kleine Fragmente des Sandsteines mit dem weissen Minerale. Was vom Taviglianaz mit der Pin- cette herausgelesen werden konnte, wurde entfernt und nun das abgemeisselte Mineral auf’s feinste gepulvert. Es war nun klar, dass das Material für die Analyse aus einem Gemenge von Laumontit, Kalkspath und Taviglia- naz-Sandsteine bestand, und dass, um die Zusammen- setzung des Ersteren zu kennen, die des Letzteren nöthig war, und dass also auch der Traviglianaz-Sandstein ana- lysirt werden müsse. Von diesem Gesteine war mir keine Analyse be- kannt, als eine sehr flüchtige, im Jahre 1836 von mir selbst ausgeführte, der ich aber kein Vertrauen schenken durfte; sie hatte ergeben: Kieselerde 78,75 %/, Eisenoxydul 13,30 „ Thonerde 0,65 „ Kohlensaure Kalkerde 8,30 „ 101,50 9/9. Analyse des Taviglianaz-Sandsteines. Um dieses Gestein rein zu erhalten wurden von den mir übergebenen Handstücken reine, von weissen Be- standtheilen freie Brocken abgeschlagen, im Stahlmörser zerkleinert und schliesslich im Agatmörser feingerieben. Da auch dieses Gestein, in Salzsäure gebracht, Kohlensäure entwickelte, so wurde eine besondere Koh- lensäurebestimmung vorgenommen, die darin bestand, nach der Schaffgotsch’schen Methode, das bei 108 C. Re: 7 getrocknete Mineral mit Borax zu schmelzen und den Gewichtsverlust zu bestimmen, welcher 3,3°/, betrug. Die Analyse wurde folgendermassen ausgeführt: Das Mineral wurde mit concentrirter Salzsäure behandelt, bis keine weitere Veränderung mehr eintrat, mit Wasser verdünnt, filtrirt und der Rückstand (B.) geglüht und gewogen, Die Lösung A wurde mit Ammoniak gefällt und die stark eisenhaltige Thonerde gewogen. Um das Eisen- oxyd von der Thonerde zu trennen, wurde diese in Säure aufgelöst, die Lösung mit Weinsäure versetzt, mit Am- moniak übersättigt und das Eisen durch Schwefelammo- nium gefällt, filtrirt, und nach üblicher Behandlung als Eisenoxyd gewogen und als Oxydul berechnet. Die von der Thonerde getrennte Lösung wurde durch Oxalsäure gefällt und der Kalk bestimmt. Da ich im Minerale Alkalien vermuthete, so wurde das ammoniakalische Filtrat der Kalkerde zur Trockne verdunstet und der Rückstand zur Austreibung der Am- moniaksalze geglüht und mit einigen Tropfen Schwefel- säure behandelt und filtrirt. Im Filtrat mussten Magnesia und Alkalien vorhanden sein; um sie zu trennen, wurde dasselbe durch Barytwasser im Ueberschusse gefällt und filtrirt. Das Filtrat wurde mit kohlensaurem Ammoniak versetzt zur Trockne verdunstet, der Rückstand mit Wasser ausgezogen, mit Salzsäure gesättigt und in einem Platintiegel zur Trockne verdunstet; der Rückstand war Chlorkalium aus dem das Kali berechnet wurde. Der Inhalt des Filters von der Fällung durch Barytwasser wurde mit verdünnter Schwefelsäure digerirt, filtrirt, zur Trockne verdunstet und gewogen; er enthielt schwefel- saure Magnesia, aus der die Magnesia berechnet wurde. nv — 57 — Da alle erhaltenen Bestandtheile des Tavigl.-Sand- steines Basen waren, so musste die zugehörige Kiesel- säure im Rückstande 3 enthalten sein. Um diese zu erhalten, wurde derselbe wiederholt mit kohlensaurem Natron gekocht, bis neue Portionen desselben keine Kieselsäure mehr aufnahmen; die alkalische Lösung wurde mit Salzsäure übersättigt, zur Trockne verdunstet und die Kieselsäure gewogen. Im zersetzbaren Bestand- theile des Tavigl.-Sandsteines waren enthalten: Kohlensäure 3,30 %/, Kalkerde 3,53 „ Magnesia 2,10 „ Eisenoxydul 6,55 „ Thonerde 4,50 „ Kali 1,14 „ 21,12. 75: Der unlösliche Rückstand B wurde mit Fluorwasser- stoffsäure behandelt, bis er vollständig zersetzt und durch Schwefelsöure alle Kieselsäure verflüchtigt war. Die klare Lösung im Wasser wurde genau nach dem soeben aus- einandergesetzten Gange der Analyse behandelt und lieferte für den unzersetzbaren Bestandtheil des Tavigl.- Sandsteines folgende Gemengtheile: Thonerde 12,15 %/, Kali 1,89 „ Kalkerde 1,34 „ Magnesia 0,53 „ . Kieselerde per Differenz 48,64 „ 70,55 %/,. Berechnen wir die Sauerstoffverhältnisse dieses Mi- nera'es, so gehören zu den gefundenen Basen Thonerde, Bern. Mittheil. 1865. Nr. 587. u SE Kali, Kalkerde und Magnesta, um die Verhältnisszahlen des Feldspathes zu erhalten, noch 41,91 °/, Kieselerde, und wir haben dann BE Hiare Al : K,Ca,Mg. 12. 3. 1. darüber hinaus noch 6,73°/, freie Kieselsäure, wohl als Quarz. Berechnen wir aus den Resultaten der zersetz- baren Gemengtheile: ; Ä Kohlensäure 3,50%, Kalk-Magnesia- ) x,]kerde 3,50 „ karbonat. 7,33 Magnesia 0,50 „ Kieselsäure 8,60 „ | Eisenoxydul 655°, Silikat. 22,39%, ! Thonerde 4,50 „ Magnesia 1,60 „ Kalı 1,310 „ In Letzterem finden sich die Sauerstoffverhältnisse a ee 6 = 3 ® 2 > 1 oder 9 3 as werden kann. Der ganze Tavigl.-Sandstein besteht also aus: Kalkmagnesiakarbonat 17,33%, Eisenoxydulsilikat 22,39 „ Feldspath 63,82 „ Quarz 6,72 „ 100,26 °/, u DE wovon durch Behandlung mit Säuren 20,85°, in die Auflösung übergehen und 79,15 °/, im Rückstand bleiben, was genau zu berücksichtigen ist bei der nun folgenden Analyse des Laumontits. Diese hatte nun, bei dem bekannten grossen Wasser- gehalte dieses Minerales, und seiner mechanischen Ver- mengung mit Kalkspath und Tavigl.-Sandstein ihre be- sonderen Schwierigkeiten, welche auf folgende Weise zu lösen gesucht wurden. Es musste einerseits der Totalgewichtsverlust aller flüchtigen Bestandtheile bestimmt, dann entweder der Verlust des Wasser- oder des Kohlensäuregehaltes fest- gestellt werden. 4A. Bestimmung des Wassers und der Koh- lensäure. Ersteres geschah mit grosser Genauigkeit durch Schmelzen des Minerales mit seinem 3fachen Ge- wicht an Borax, bis die geschmolzene Masse klar floss und keine Gasblasen sich mehr entwickelten. Der Gew.- Verlust betrug 24,80 °/,. B. Bestimmung des Wassergehaltes. Eine gewogene Menge Laumontitpulver wurde in einem Pla- tintiegel einer nach und nach bis zur hellen Kirschroth- gluth gesteigerten Hitze ausgesetzt und nach dem Er- kalten gewogen. Bei sechs nacheinanderfolgenden Wie- derholungen des Glühens ergaben sich immer neue, ob- gleich geringere Gewichtsverluste; es war klar, das nichi nur das Wasser, sondern auch Kohlensäure ausgetrieben worden war. Das Mineral wurde mit Wasser befeuchtet, welches Kurkumapapier stark röthete. Es wurde nun kohlensaures Ammoniak zugesetzt und beisehr schwacher Hitze zur Trockne verdunstet, und bis nahe, doch nicht ganz zum Glühen erhitzt und gewogen. Das Gewicht ie A u des Minerales hatte um 23 Milligr. zugenommen. Noch einmal mit kohlensaurem Ammoniak behandelt und nach mässigem Erhitzen gewogen, blieb das Gewicht kon- stant. Das mit Wasser befeuchtete Mineral liess Rea- genspapier unverändert. Der Gewichtsverlust an Was- ser war 11,30°/,; der an Kohlensäure nach A 24,80 — 11,30 —= 13,50 9/,. C. Zur Zersetzung des Minerales wurde 1 grm. in einem Platintiegel mit verdünnter Salzsäure sorgfältig behandelt und zum Kochen erhitzt; nachdem die starke Kohlensäureentwickelung aufgehört hatte, gelatinirte die ganze Masse. Sie wurde bei mässiger Wärme zur stau- bigen Trockne abgeraucht, nach dem Erkalten mit star- ker Salzsäure befeuchtet und nach 12 Stunden mit Wasser verdünnt, erhitzt und filtrirt und der Rückstand von Kieselsäure genau ausgewaschen und nach dem Trocknen geglüht und gewogen. Da in der Kieselsäure auch die unlöslichen Rückstände des im Laumontit eingemengten Tavigl.-Sandsteines vorhanden waren, so wurde sie wie- derholt mit kohlensaurem Natron gekocht, bis neue Por- tionen Nichts mehr aufnahmen. Der Rückstand wurde filtrirt, gewaschen und gewogen: er entspricht 70,54%), der durch Säuren unzersetzbaren Bestandtheile des Ta- vigl.-Sandsteines, von dem 21,12°, in die Lösung und 8,6°/, in der löslichen Kieselerde des Laumontits ent- halten sein mussten. — Die Lösung dieses Minerales wurde genau nach der beim Tavigl.-Sandstein angegebe- nen Methode analysirt. D. Bei einer Wiede:holung der Analyse wurden nur die Kieselsäure, die Thonerde und die Kalkerde, als Hauptbestandtheile des Laumontits bestimmt. Folgen- des sind die erhaltenen Resultate: _ u — 4. B. C. Kohlensäure und | 24,8 „ „ Wasser Br; 11,30 r Kieselerde, löslich 31 ı „ se 36,25 Tavigl.-Rückstand 4,60| „, y» „ Thonerde 4 5; 14,50 Kalkerde 5 a 25,50 Eisenoxydul “ » 0,63 Magnesia = 6 0,63 Kali „ „ 1,13 „ ’ , Nehmen wir von diesen Bestimmungen die Mittel- resultate und bringen wir von der Thonerde den Ge- halt des Eisenoxyds in Abrechnung, so finden wir den Laumontit zusammengesetzt aus: Kohlensäure 13,50 %/, Wasser 11,30 „ Kieselsäure kB. Feldspath u. Quarz 4,60 „ Thonerde 13,80 „ Kalkerde 23,.4R., Eisenoxydul 0,63 „ Magnesia 0,63 , Kalı 1,18 „ 102,27 9%, Von diesen Resultaten sind nun, als dem Laumontit fremd, abzuziehen: die Kohlensäure, welche hauptsäch- lich vom eingemengten Kalkspath herrührt; ferner sind abzuziehen die Bestandtheile von 4,60°/, Feldspath ent- sprechenden 1,53°/, löslichen Mineralien, nämlich: 0,22% , Kohlensäure 0,29 °/, Thonerde 0,23 „ Kalkerde 0,43 „ Eisenoxydul 0,03 „ Magnesia 0,10 „ Magnesia 0,56 „ Kieselerde 0,0 7, Kalı. N Stellen wir diese Zahlen obigen gegenüber, so er- halten wir folgende Tabelle: Feldspath 2,69 — 0,0% / Kieselerde 31,58 — 0,56 — 31,02 Thonerde 13,350 — 0,29 = 13,51 Kalkerde 25,10 — 17,96 — 7,84 Eisenoxydul 0,63 — 0,43 — 0,20 Laumontib \ Magnesia 0,63— 0,13—= 0,50 Kali 1,13 = oTlon Wasser 11,30 — 0,00 = 11,30 \ R 65,43 Berechnen wir die letzten Resultate auf 100 Theile, so besteht der von allen fremden Einschlüssen durch Rechnung gereinigte Laumontit aus: Sauerst. Kieselerde 47,41 °/, 24,61 6 Thonerde 20,65 „ 9,65 2 Kalkerde 11,98 , 3,41 \ en - 5 0,07 1,05—1 Magnesia 05763 0,30 Kalı 1.02% a Wasser 17.72 15,35 4 Nach den Sauerstoffverhältnissen besteht unser Lau- montit aus (Ca? Si? + AISi 2)*, +4 Aq., ist also zusammen- gesetzt wie die gewöhnlichen Laumontite, wenn schon die Verhältnisszahlen nicht die gewünschte Genauigkeit besitzen. Betrachten wir das als Laumontit untersuchte gemengte Mineralpulver, so besteht es aus: *) Al ist = AI 20°. ee Karbonate 0,48 Taviglianaz 6,53 °/, | Silikat 1,45 Feldspath 4,60 Kalkspath 39,28 „ 30,28 Kieselerde 31,02 | Thonerde 13,51 Kalkerde 7,84 Laumontit —- „ Eisenoxydul 0,20 ’ Magnesia 0,50 Kali 1,06 Wasser 11,30 102,24 Die Voraussetzung, dass das weisse Mineral Lau- montit sei, ist also durch die Analyse vollkommen, ob- gleich auf Umwegen, bestätigt worden, sowie wiederum die Existenz des Laumontits auf die wahre Natur des Tavigl.-Sandsteines, als eines kalihaltigen Feldspathge- steines hingewiesen hat, da der Laumontit meistens als Zersetzungsprodukt feldspathartiger Gesteine auftritt. Nachträglich ist noch zu bemerken, dass der Feld- spath des Tavigl.-Sandsteines auch Natron enthält, das aber in nur geringer Menge vorhanden, nicht besonders bestimmt wurde. — Phosphorsäure, das Schooskind land- wirthschaftlicher Chemiker, wurde im Tavigl.-Sandstein keine gesucht, dagegen kann zu deren Beruhigung, dessen auf 9°/, ansteigender Kaligehalt als eine reiche Fundgrube von Alkalien bezeichnet werden, da ein jeder Kubikfuss von diesem Gestein an 13!/, x Kalı enthält. ER H. Wild. Nachrichten von der Sternwarte in Bern aus den Jahren 1863—64. (Vorgetragen den 25. Februar 1865.) I. Astronomische Beobachtungen. Eine weitere Ergänzung des astronomischen Beob- achtungsmaterials hat in dieser Zeit nicht stattgefunden, dagegen sind einige bauliche Veränderungen auf der Sternwarte nothwendig geworden, welche zum Theil den regelmässigen Gang der Beobachtungen störten. Das Innere des Meridianzimmers hat einen Oelfarbanstrich erhalten und gegen Ende des Jahres 1864 wurde für den Abwart des physik. Kabinets und der Sternwarte in dem frühern Entr&e zur Sternwarte ein kleines Schlaf- zimmer eingerichtet. Dadurch ist nun eine.bessere Be- dienung auf der Sternwarte ermöglicht worden. Die astronomischen Beobachtungen während dieser zwei Jahre sind ausschliesslich durch Herrn Jenzer ausgeführt worden; im Jahre 1863 besorgte er dieselben als Assistent der Sternwarte in meinem Auftrage; nach seiner Beförderung zum Assistenten der meteorol. Uen- tralstation auf der Sternwarte Ende 1863 anerbot er ‘ sich zur freiwilligen Uebernahme derselben, worauf ihn der hohe Regierungsrath zum Observator der Stern- warte ernannte. Indem ich es Herrn Jenzer überlasse, über seine astronomischen Arbeiten einen einlässlichern Bericht abzustatten, theile ich hier bloss mit, dass ausser regelmässigen Beobachtungen der Sonnenflecken und beiläufigen Bestimmungen der Polhöhe von Bern,seine RT Bemühungen hauptsächlich auch darauf gerichtet waren, den Gang der verschiedenen Uhren auf der Sternwarte zu controliren. Aus dieser Untersuchung geht hervor, dass die Sternuhr von Vulliamy trotz Reinigung und verbesserter Aufstellung einen so ungleichmässigen Gang zeigt, dass sie nicht als astronomische Normaluhr zu benutzen ist. Diese Unregelmässigkeiten mögen wohl zum Theil auf der mangelhafter Construction des Com- pensationspendels beruhen. Es ist dies nämlich ein Holz- Zink-Pendel, bei welchem, wenn auch die Feuchtigkeit auf das gut gefirnisste Holz keinen Einfluss mehr haben sollte, doch die so sehr verschiedene Wärme-Leitungs- fähigkeit von Holz und Zink bei raschen Temperatur- Aenderungen zu Störungen, d. h. vorübergehenden Ver- längerungen oder Verkürzungen des Pendels Veranlas- sung geben kann. Jedenfalls hat aber auch eine Ab- nutzung des Uhrwerks stattgefunden, indem die Uhr öfters, ohne dass ein eigentliches Hinderniss entdeckt werden konnte, stehen blieb. Genauere absolute Zeit- bestimmungen mit Berücksichtigung der Instrumental- Fehler, Bestimmungen der Rectascension von Gestirnen u. s. f. wären unter solchen Umständen illusorisch ge- wesen und wurden daher unterlassen. Herr Jenzer be- gnügte sich mit einer Genauigkeit der Zeitbestimmungen, wie sie zur Regulirung der beiden Registrir-Uhren für die meteorologischen Instrumente nothwendig war. Das Box-Chronometer von Perregaux in Locle erwies sich als ziemlich bedeutend übercompensirt. I. Magnetische Beobachtungen. Im Oktober 1863 wurde versuchsweise im Keller des Neubaus der Sternwarte ein Instrument zur Beob- achtung der Variationen der Declination aufgestellt. Bern. Mittheil. 1865. Nr. 588. FRE - EM Dasselbe bestand einfach aus einem circa !/, Kilogramın wiegenden Magnetstab, der vermittelst eines Bündels paralleler Coconfaden an der Decke aufgehängt und mit einem belegten Planparallelspiegel von Steinheil in München versehen war. Eine Millimeterscala sammt einem circa 60 Male vergrössernden astronomischen Ab- lesefernrohr (ebenfalls von Steinheil) darüber wurde in einer solchen Entfernung vom Spiegel aufgestellt, dass einer scheinbaren Bewegung der gespiegelten Scale vor dem Fadenkreuz des Fernrohrs um einen Scalen- theil eine Winkeldrehung des Magnetstabs um 1 Minute entsprach; die Zehntel eines Scalentheils resp. einer Mi- nute konnten noch ganz sicher geschätzt werden. Gegen Luftzug ward der Magnetstab durch einen umgebenden Holzkasten geschützt, der oben bloss eine circa 1 Cen- timeter grosse Oeffnung zum Hindurchlassen des Auf- hängefadens und gegen das Fernrohr hin eine grössere mit einer Spiegelglasplatte verschlossene Oeffnung zur Ablesung der Scale im Spiegel hatte. Behufs Reduction der Ablesungen an diesem Variationsinstrument auf ab- solute Werthe der Declination wurden am 23. Oktober Nachmitsags gleichzeitige Beobachtungen an demselben und am magnetischen Theodolithen in der bisherigen Weise gemacht. Zn dem Ende war auf der grossen Schanze in einiger Entfernung vom Hügel der Sternwarte und damit überhaupt in grösserer Entfernung von Woh- nungen oder sonstigen Eisen enthaltenden Gegenständen vorher ein Punkt ermittelt und durch eine in den Boden eingelassene Steinplatte fixirt worden, der genau im astronomischen Meridian der Sternwarte gelegen war; daselbst wurde dann der magnet. Theodolith auf einem hölzernen Tische aufgestellt und der Winkel zwischen der magnet. Axe des Magneten und der Richtung nach Ber dem Meridianzeichen am Gurtenhause hin gemessen, Es ergab sich so, dass der Scalenpunkt: 533,7 Millimeter einer wahren westlichen Declination von 16° 19°’ 23,5 oder 16° :9/,4 entspreche, somit 16° Declination dem Punkt 514,3 der Scale am Variationsinstrument, indem bei Vermehrung der Declination höhere Scalentheile im Fernrohr erschienen. Am gleichen Tage war auch nach der im vorigen Bericht erörterten Weise die Declination auf dem Steinpfeiler der Terrasse direkt mit dem mag- netischen Theodolithen unter gleichzeitiger Beobachtung des Variationsinstruments im Keller bestimmt worden. Man fand: 16° 4‘ 50°‘ Declination auf der Terrasse — 532,3 Scalentheile am Variationsinstrument oder gemäss dem Vorigen — 16° 18‘ 0°‘ wahrer Declination, so dass also der Einfluss des Gebäudes ein die Declination ver- mindernder ist und zwar zu dieser Zeit 13 ‘ 10 ‘‘ betrug. Während des Novembers und Dezembers 1863 und Januars 1864 hat dann Herr Jenzer ziemlich regel- wässig täglich um 9 Uhr Vormittags und 9 Uhr Nach- mittags den Stand des Variationsinstrumentes abgelesen- Die folgende Tafel enthält die Mittelwerthe aus diesen beiden Ablesungen auf absolute Declination zurückgeführt gemäss den obigen Fundamentalbestimmungen. Die an- gegebenen Zeitpunkte der Beobachtungen sind allerdings zur Ableitung der mittlern täglichen Declination nicht die günstigsten, indem dieselben dem Minimum der Declination näher liegende Werthe geben, allein sie waren durch die Umstände geboten. Es wird also auch das Mittel aus allen Beobachtungen einen etwas zu ge- ringen Werth für die Declination geben, doch dürfte die Abweichung von dem wahren mittleren Werthe derselben höchstens 1—2 Minuten betragen. Br. Bee Datum. November. December. Januar. Al 16° 20,0 16° 11',3 16° — 2, 15,1 9,3 16° 16’,6 3. 17,1 11,7 16,9 ER 17,8 9,4 17,7 5. 16,7 3,4 16,1 6. 14,8 — 17,0 7. 15 1,9 17,4 8. == 3,5 16,7 9. 30,7 0,6 14,4 10. 19,7 15° 59,0 16,0 11. 15,7 16° 31 15,2 12. 16,3 3,2 16,0 13. 15,7 9 16,1 14. 18,2 6,8 17,3 15. 3,2 3,7 19,1 16. 12,4 9,9 er 17. 13,6 15,6 18,7 18. 14,9 15.2 17,0 19. 10,1 14,5 17,5 20. ‚10,8 14,2 19,1 21. 10,6 17,0 17,8 22. 11;2 18,1 17,8 23. 9,1 16,6 24. 19,3 14,2 25. 14,6 14,3 26. 15,1 14,0 27. 14,4 10,8 28. 12,8 15,4 29. _ 17,8 30. 16,1 14:5 31. 20,8 Mittel: 16° 15’ 29° 16° 10/377 Tee a Die mittlere Declination im Winter 18%/,, betrug hiernach : 16° 14’ 22, Leider konnten diese Beobachtungen am Variations- instrument wegen der Feuchtigkeit des Locals nicht weiter fortgesetzt werden. Die auf Holz aufgezogene Papierscale wurde nämlich ganz. nass und löste sich schliesslich ab, die Glasplatten am Magnetgehäuse und der Spiegel erhielten einen Wasserbeschlag und der Aufhängefaden überzog sich mit Schimmel. So blieb Nichts anderes übrig, als das Instrument auseinander zu nehmen und für eine spätere Zeit zurückzulegen. Am 31. Mai 1864, Nachmittags von 31/,—4!/, Uhr, stellte ich wieder an der oben angegebenen Stelle der grossen Schanze einige Beobachtungen über die wahre Declination an und fand sie diesmal im Mittel: 16° 25’ 26°, Herr Pözl, Assistent des physik. Kabinets und der Sternwarte, fand auf dem Steinpfeiler der Terrasse der Sternwarte folgende Werthe der Declination : 25. Mai 4A— 5 Uhr Nm, 16° 7° 54% 31... 310 11 1, Vi EN DATA M 1.Juni 9-10 |, „. 16011029 82:1 75h 0, ara u Ban, Adele, Ruh Nimmt man aus den Beobachtungsresultaten vom 31. Mai und 1. Juni für die Terrasse das Mittel und vergleicht den Werth mit dem obigen für die wahre Declination am 31. Mai Nachmittags, so ergibt sich wie- der eine. Declinationsverminderung durch den Einfluss des Gebäudes und zwar um 18° 19°. Um diese Grösse wären also angenähert die vorstehenden Werthe der Declination auf der Terrasse zu vergrössern, um die wahre Declination zu erhalten. Na We Die Inclinationsbestimmungen genau nach der im vorigen Bericht angegebenen Methode, grössten- theils durch Herrn Jenzer und Herrn Pözl ausgeführt, haben folgende Werthe ergeben: 1863. 1. Juli 2 Uhr Nm. Steinpfeiler im Meridian: 63° 31° BE Di X 2 ie 1.Aug.9 „ „ „ ” „ 63° 6° 23. Oct. 10 ,„ “ „ auf d. Terrasse 63° 2° 29. „ 9 2” ’ „ ” „ „ 63 e 6 { 30. ”„ 9 „ „ ” ” „ „ 63° 55 ; Mittel: 68° 25’30' 1864. R 23. Mai 8 Uhr Vm. 63° 27° 50° Ben ON. ala >= 5 dar Veka = 1, Steinpfeiler auf der 39.680 96° 994 | Terrasse; Mittel aus 2. as u „630 16° 45 je 5 vollständigen ng 0 gg Beobachtungs- u en reihen. Mittel: 63° 21° 33° Bei der Bestimmung der Intensität der erdmag- netischen Kraft hielt ich es den frühern Erfahrungen gemäss für wünschenswerth, auch bei der Beobachtung der Schwingungsdauern Spiegelablesung mit dem Ab- lesefernrohr wie bei den Ablenkungsbeobachtungen ein- zuführen, Zu dem Ende liess ich für den Ablenkungs- stab einen Träger von Messing anfertigen, der oberhalb mit einem Aufhängehaken, unterhalb mit einem Spiegel versehen war, und auf den man den Magneten sowie auch den Ring in fester Stellung so auflegen konnte, dass ihre Mittelpunkte mit der vertikalen Drehungsaxe zusammenfielen. In einem aus Glas und Metall zusam- mengesetzten und auf den magnetischen Theodolithen a aufzuschraubenden Gehäuse wurde dann der Träger mit Magnet und mit oder ohne Ring so an einem ungefähr 75 Centimeter langen Coconfaden aufgehangen, dass man mit dem excentrischen Fernrohr in seinem Spiegel das reflectirte Fadenbild beobachten konnte. Eine Vor- untersuchung ergab, dass die mit dieser abgeänderten Vorrichtung unmittelbar gemessenen Schwingungsdauern weder einer Reduction auf unendlich kleine Amplituden (die Amplituden betrugen im Max. circa 40°, noch einer solchen auf eine Bewegung ohne Hindernisse bedurften und dass auch der Einfluss der Torsion des Aufhänge- fadens ganz zu vernachlässigen war. Im Uebrigen wur- den die Schwingungsdauern wie früher mit Hülfe des Chronographen bestimmt. Im October 1863 wurden mehrere angefangene Be- obachtungen zur Ermittlung der Intensität auf der Terrasse durch die Ungunst der Witterung vereitelt, dagegen haben wir einige vollständige Bestimmungen vom Juni 1864. Zunächst war eine neue Bestimmung des Trägheits- moments des Magnetstabs mit seinem Träger nothwendig, Die Messung der Zeit für durchschnittlich je 100 Schwin- gungen, ergab für die Schwingungsdauer ohne Ring die beiden Werthe: 3°,7446 und 3°,7426 uncorrigirter Stern- uhrzeit; also im Mittel: Ta = 3°,7436. Nach der Belastung mit dem Ring fand man ent- sprechend die Werthe: 8°,4164 und 8°,3887; also im Mittel: Tb = 8,4026 Nun ergab eine Wägung mit einem neuen von den Herren Mechanikern Hermann und Studer gelieferten Argentan- Gewichtssatz des plysikalischen Kabinets für w »; 28 ie das Gewicht des Ringes mit Anbringung der nöthigen Correctionen: m — 76258 "Et, j Die Correetionen wurden hiebei ermittelt durch un- mittelbare Vergleichung der einzelnen Gewichte des Gewichtssatzes untereinander und mittelbare Vergleichung mit dem neuen schweizerischen Mutterkilogramm von Platin, das Herr Professor Mousson und ich in Paris verificirt haben. Die Dimensionen des Ringes sind aber: mm mm D = 49,380 und d = 31,675; somit ist sein Trägheitsmoment: N, = 32807050. Hieraus und aus den obigen Werthen von Ta und Tb berechnet sich das Trägheitsmoment des Magneten sammt seinem Träger zu: N = 8124800. Die Daten der beiden am 21. und 22. Juni anf der Terrasse angestellten Beobachtungsreihen sind nun: E, E v v % 299,08 229,04 6° 31'45° 14947191 33,7560 299,03 229,01 6° 3457 14° 50°1° 3°,7240 wobei die Entfernungen E und E, bereits auf 0° redu- zirt und die Schwingungsdauern in Secunden mittlerer Sonnenzeit ausgedrückt sind. Hieraus berechnen sich in Verbindung mit dem oben angegebenen Mittelwerth der Inclination im Jahre 1864 folgende Werthe der hori- zontalen Componente der erdmagnetischen Kraft und der ganzen Kraft: Juni H. K. 21. 1,94428 4,3358. 22. 1,94656 4,3812. “ —- BB — Die hier mitgetheilten Bestimmungen der 3 Elemente der erdmagnetischen Kraft zusammengehalten mit denen der frühern Jahre ergeben unverkennbar eine Abnahme sowohl der Declination und Inelination, ale auch der ganzen Intensität des Erdmagnetismus. Der genaue Werth aber dieser Abnahme lässt sich daraus nicht ab- leiten. Denn einmal haben die Umstände öftere Ver- änderungen des Beobachtungsortes bedingt und sodann stehen unsere Beobachtungen zu vereizelt da, um den Einfluss der periodischen und unregelmässigen Variatio- nen aus den Gesammtresultaten entfernen, resp. wahre Mittelwerthe daraus ableiten zu können. Ein Versuch Variationsinstrumente zur Ausfüllung dieser Lücken auf der Sternwarte aufzustellen, ist, wie oben gezeigt wurde, vorläufig gescheitert. Die wenigen Declinationsmessun- gen auf der grossen Schanze fern von allen störenden Einflüssen haben endlich ergeben, dass auch oben auf der Terrasse der Sternwarte das Eisen des Gebäudes noch einen sehr beträchtlichen Einfluss auf unsere mag- netischen Messungen hat und :so die auf die letzteren verwendete Sorgfalt zum Theil illusorisch macht. Die Beschaffung eines kleinen eisenfreien Locals für diese magnetischen Beobachtungen, wo man zugleich auch vor den Unbilden der Witterung geschützt wäre und den magnetischen Messinstrumenten einen bleibenden Stand- ort anweisen könnte, ist daher jedenfalls sehr wünschens- werth. Bern. Mittheil. 18F5. Nr. 589. Professor Dr. Perty: Ueber Secchi’s in Rom Abbildung. des grossen Sonnenfleckens vom Februar 1869. Pater Secchi, Astronom am Üollegio romano, hat bekanntlich seit einer Reihe von Jahren sich eingehend mit Sonnenbeobachtungen beschäftigt und vor Kurzem eine schöne Abbildung des im grossen Refractor von 9 Zoll Oeffnung und 14 Fuss Brennweite gesehenen grossen Fleckens vom Februar d. J. nach München ge- sandt, welche dort photographirt wurde. Diese Photo- graphie, welche mir durch die Freundlichkeit des Hrn. Sigmund Merz, Direktors des optischen Institutes in München, zugekommen ist, lege ich Ihnen, geehrteste Herren, hiemit vor und füge zur Vergleichung frühere Abbildungen von Sonnenflecken bei, nämlich eine solche von Necchi vom 7. Mai 1857, merkwürdig durch ein eigenthümlich spiraliges Ansehen, aus den „Ästronomi. schen Nachrichten“ nro. 1089 und eine von der grossen Fleckengruppe vom 22. September 1848, welche Herr Dr. J. Schmidt (Resultate aus 11jährıgen Beobachtungen der Sonnenflecken, Wien und Olmütz 1857) mit dem achtfüssigen Heliometer der Sternwarte zu Bonn beob- achtet und am genannten Tage Abends 4 Uhr 30 Min. gezeichnet hat. Vergleicht man die letztere Abbildung mit unserer neuesten von Secchi vom 15. Februar, so zeigt sich sogleich, dass die viel grössere optische Kraft des 14füssigen Refraktors mehr Detail wahrzunehmen gestattete und man sieht die weidenblätterähnlichen er Figuren mit ihren scharfen Umrissen um die schwarzen Flecken, welche die Wolkenmassen aus den verbrennenden Stoffen sind, mit grösster Deutlichkeit. Herr Pater Secchi schrieb unter dem 15. Februar an Hrn. Merz: „Le m£rite de votre lunette n’a jamais plus brill€ je crois que dans ces jours ici; vous en verrez une raison en ce que je vais vous dire. Je renferme d’abord un dessin de latäche comme on la voyait hier et vous y verrez tranch&e la controverse anglaise des feuilles de saule (willow leafs) *). Unter den Mitteln, die physische Beschaffenheit der Sonne zu ergründen, stehen die optische Betrachtung und die Spektralanalyse obenan. Letztere hat in der Sonnenatmosphäre die Gegenwart von Natrium, Kalium, Calcium, Eisen, Magnesium nachgewiesen, während Kupfer, Gold, Silber, Zinn, Lithium, Aluminium, Blei, Quecksilber, Arse: fehlen. Bekanntlich hat man in den letzten Jahren gewichtige Gründe gegen W. Herschel’s Ansicht vom Bau der Sonne erhoben, nach welcher die- selbe ein dunkler Körper wäre, umgeben von einer sehr stark leuchtenden Hülle, der sogen. Photosphäre, unter welcher sich noch eine zweite Hülle von viel schwäche- rer Leuchtkraft befinden soll. Zerreissen diese Hüllen, so müssen entsprechende Parthieen der Oberfläche des dunkeln Körpers als schwarze Flecken, Sonnenflecken, sich zeigen, deren graue Umrandung, die Penumbra, durch die innere, matter leuchtende Hülle dargestellt *) Herr Secchi schrieb ferner noch: „Un autre triomphe est que Mr. Struve dans les observations d’hier. soir a pu constater, sur les dessins et les observations faites ici de la nebuleuse d’Orion les changements, qu’il a deja demontres a Poulkeva. Le troisieme sont les spectres stellaires. Ils sont magnifiques ! Avec la lentille eylindrique, que vous m’avez envoy& l’annee passee et que je regrette bien de n’avoir pas applique avant, j’obtiens de spectres, qui ont etonne Mr. Struve, qui les avait cependant vus & Greenwich.“ Ba, würde. Die Mehrzahl der gegenwärtigen Forscher scheint hingegen geneigt, die Sonne für einen brennenden Kör- per mit weissglühendem Kern zu halten, umgeben von einer nicht selbst leuchtenden, sondern durch den bren- nenden Kern beleuchteten Atmosphäre. Die Flecken würden dann als Rauchwolken angesehen werden müssen, die nach Spörer’s Ansicht von Stürmen ge- trieben, längere Zeit hindurch ihre Gestalt im Allge- meinen beibehalten können, weil auf der Sonne die Schwerkraft 28 Mal grösser als auf der Erde ist und die Geschwindigkeit der Stürme (die nach Spörer in den dem Aequator näheren Gegenden in westlicher, in den entfernteren in östlicher Richtung wehen) nicht in dem- selben Verhältniss wächst als bei uns. Wären die Flecken, wie früher angenommen wurde, Theile des dunkeln Sonnenkörpers, wie könnten sie täg- lich hunderte von Meilen fortgetrieben werden und dabei doch so häufig eine grosse Beständigkeit der Gestalt während des Fortrückens bewahren ? Es wird daher von Manchen Schröter’s schon 1789 geäusserte Ansicht, dass die Sonnenflecken Gebilde in der Atmosphäre der Sonne seien, wieder aufgenommen, wobei man sich erinnern muss, was auch von den Anhängern der Herschel’schen Ansicht zugegeben wird, dass deren dunkle Farbe nur relativ sei, nur im Vergleich mit den intensiv brennenden Theilen dunkel erscheinen muss, während sie, weil sie Massen glühender Dämpfe sind, nicht ohne eigenes Licht sein können. Die sogen. Protuberanzen, jene rosen- oder fast karminrothen wolkenartigen Gestalten, welche bei totalen Sonnenfinsternissen an mehreren Stellen des inneren Randes der Corona auftreten, — der erwähn- ten nicht selbst leuchtenden, sondern erleuchteten Sonnen- atmosphäre, deren Breite dem fünften Theil des Sonnen- a a halbmessers gleichkommt — wären demnach identisch mit den Sonnenflecken, welche auf der durch den Mond unbe- deckten Sonnenoberfläche bei starker Blendung wegen ihres im Vergleich zu den brennenden Theilen schwachen Lichtes als dunkle Flecken, am Rande der total durch den Mond verfinsterten Sonne als rothe Wolken sich projieiren. Es darf uns nicht wundern, dass diese Art von Wolken, welche hinsichtlich ihrer Bestandtheile und ihrer sonstigen Beschaffenheit von unseren Wolken so sehr abweichen, ganz andere Umrisse zeigt, scharfe Contouren, oft lancettförmige Gestalten um die dunkeln Massen, während unsere Wolken geballte rundliche For- men mit verschwommenen Contouren haben. Nach Kirchhoff sind auf der Sonne wie auf der Erde locale Temperaturerniedrigungen die Ur- sache der Wolkenbildung. Hat sich auf der Sonne eine Wolke gebildet, so werden die über ihr liegenden Theile der Atmosphäre abgekühlt werden, weil sie ihnen einen Theil der Wärmestrahlen vom glühenden Sonnenkörper entzieht. Dadurch muss die Wolke von oben her an- wachsen und kälter werden, wobei ihre Temperatur unter die Glühhitze sinkt, sie dunkel und undurchsichtig wird und den Kern eines Sonnenfleckens bildet. Ueber dieser Wolke muss auch noch in sehr beträchtlicher Höhe Temperaturerniedrigung stattfinden und wenn daselbst durch die Tiefe der Temperatur oder durch Zusammen- treffen zweier Luftströme die Dämpfe ihrem Verdichtungs- punkte nahe kommen, so wird eine zweite Wolke gebildet, die weniger dicht ist als jene erste, weil in der Höhe wegen der geringeren Temperatur die Dämpfe weniger dicht sind als in der Tiefe. Diese zweite, theilweise durchsichtige Wolke wird die graue Penumbra bilden, welche nach der neuen Ansicht also höher über dem a Sonnenkörper schwebt als der schwarze Kern, während nach der Herschel’schen Ansicht die Penumbra, weil der inneren Hülle angehörend, dem Sonnenkürper näher wäre. (Ich selbst habe schon ein paarmal die Beobach- tung gemacht, dass, um den dunkeln Kern eines Sonnen- fleckens ganz scharf zu sehen, das Okular ein wenig kürzer eingestellt, d. h. dem Objektiv etwas näher ge- rückt werden musste, als bei der Betrachtung der Pe- numbra, was ebenfalls darauf deutet, dass der schwarze Kern uns ferner, also dem Sonnenkörper näher liegt, als die Penumbra.) Wie Temperaturstörungen und hie- mit Stürme auf der Sonne möglich seien, ist bis jetzt noch nicht vollkommen einzusehen. Secchi hat übrigens erwiesen, dass die erwärmende Kraft der Sonne am Aequator grösser ist als an dem Polen, womit wenigstens eine Ursache für Temperaturausgleichungen gegeben ist. — Wenn die Fixsterne brennende Körper sind, so müssen sie, also auch unsere Sonne, dereinst erlöschen, und es werden neben den noch leuchtenden und wärmen- den eine Anzahl dunkler und daher unsichtbarer Körper im Weltraum vorhanden sein. Aus den Bewegungen ‘ einiger Fixsterne will man folgern, dass sie sich um dunkle Körper oder mit diesen um einen gemeinschaft- lichen Schwerpunkt bewegen, wie denn z. B. Sirius ein Doppelsternsystem sein soll, dessen dunkles Glied sogar grösser wäre, als das sichtbare leuchtende. ERNKEN: ; nern BR. Lauterburg, Ingenieur. Bericht zu den Pegelbeobachtungen an der Aare in Bern und Thun, vom 1. Mai 1864*) bis 1. Mai 18659. Veranlassung. Die erste Veranlassung zu diesen Pegelbeobachtungen in Bern gab der Unterzeichnete, als Verfasser der sub 18. September 1860 an die hohe Stadtbaukommission eingesandten Pläne und Berichte über die Canaldimen- sionen und Wasserkraftverhältnisse der der Ein- wohnergemeinde Bern gehörenden Wasser- werke an der Matte — durch seinen Antrag vom 27. April 1863 auf Anordnung von regelmässigen Wasserstandsbeobachtungen während wenigstens zwei Jahren behufs Ermittelung der jährlichen, mittle- ren Dauer der Kraftäusserungen jener sehr ver- änderlichen Wasserstände. L 2 i Pegelverzeichniss. Zu diesem Zweck wurde die Aufstellung folgender sieben Pegel vorgeschlagen: Pegel 1 bei der Fähre nach dem Schwellen. ar 3 *) Pegelbeobachtungen an der Aare sind bereits vor mehr als einem Menschenalter vorgenommen worden. Jueider sind aber bald die Beobachtungen, bald die Pegel selbst verloren gegangen. Auch sind dieselben nur zum geringen Theil an fixe, unveränderliche Höhenpunkte ‚angeschlossen oder in gehörigen Verbalien hinterlassen worden. Re MER mätteli, rechtes Aarufer, am obern*) Stützpfahl der Ländtebrücke. Pegel II beider oberen Kanalablaufschleuse, oberhalb derselben an die Ufermauer befestigt. Pegel III bei der untern Ablaufschleuse, . unterhalb derselben am obern Schleusenpfeiler der Wollen- spinnerei angeschlagen **). Pegel IV unterhalb der Gypsreibe am süd- östlichen Eckpfeiler des anstossenden Sagebodens der HH. Gebrüder Böhlen in hier **).- Pegel V am Auslauf der Kanalscheidemauer an der sogenannten Landern. Pegel VI bei der Nydeckbrücke am obern linkseitigen Widerlagerecken (für den kleinsten Wasserstand wurde hier später noch ein Supplementar- pegel geschlagen), Pegel VII am Fuss des Schwellenmättelis unter der grossen Schwelle, an der südlichen Stützmauer des Werkzeug-Pavillons beim Fischfang an- geschlagen Zweck dieser Pegelstationen für die Wasserwerke. Von diesen Pegeln ergeben (durch Subtraktion der resp. Wasserstände): Nr. I und VII die mit dem Wasserstand stark vari- rende Fallhöhe zwischen dem Ober- und Unter- wasserspiegel der Aare am AADE der STORRAR Ueberfallschwelle. Nr. I und II das Längenprofil des schweben- den Wasserspiegels der Oberaare oberhalb der grossen Schwelle. *) Die schiefe Stellung des untern Pfahls liess leider den viel aweckmässigern Anschlag an dieser ruhigen Wasserstelle nicht zu. *#) Auf besondere Erlaubniss des Hrn. Fabrikbesitzers. er en MET ne u Sa Gar Mei Uebersicht der mittlerenMonatsergebnilse £ von Mai 64 bis Mai 65. 2 un m a, a. Mittlere Pe gelstä de amPegel Ibeim Fahr ım Schwellenmätteli. _ “ö = P- S = z = P - = .- = 6) = E = = = = = = = a = = S E A=} = EB Rz E = = = BI SC Sg S = 2 ) =) = re] | E=] = E F o un © S 2 a „en ou en a Jen R--} m S n _n R} 25 CN 6 Be + = + Fr (73 + = es lax. 3 3 > 5 nt. 10000° 9000° März April. Be. Nr. II und III das Längengefäll des Wasser- spiegels im Canal obenher der Mühle, Nr. III und IV die wechselnde, nutzbare Wasserdruckhöhe des Canalwasserspiegels über der Unteraare bei der Mühle, Gypsreibe und Säge, Nr. III und V das nutzbare Canalgefällvon der Mühle bis zum Oanalauslauf in die Aare, Nr. VIl, IV, V und VI das Längengefällder Unteraare vom Schwellenmätteli bis zur Ny- deckbrücke. Ausserdem dient die Wasserstandsangabe jedes Pe- gels tür sich zu den verschiedenen Nutzanwendungen, welche die Beobachtung lokaler Wasserstände und ihrer Maximal- und Minimalgrenzen an jeder einzelnen Stelle | überhaupt gewähren, wie z.B. die Wasserstandsangaben der Pegell und II bis III zur Bestimmung der varirenden Durchflussmengen, wozu freilich noch :die entspre- chenden Querprofilaufnahmen und Geschwindigkeitsmes- sungen für die verschiedenen Wasserstände gehören. ‚Auch diese Aufnahmen und Messungen sind so oft und so genau als möglich gemacht worden. Weitere allgemeine Nutzanwendungen der Pegel- beobachtungen. Ausser dem grossen Werth, den die vorerwähnten Beobachtungen und Vermessungen für die Beurthei- lung der möglichen und der wirklichen Lei- stungen unserer Stadtwasserwerke haben, ist auch der unmittelbare Werth derselben für die hiesige Aarkorrektionsfrage und die wichtigsten natur- wissenschaftlichen Forschungen der Gegenwart wohl zu erfassen. Für den letztern Zweck sind indess die Beobachtungen auch auf andere Stellen der Aare Bern. Mittheil. 1865. Nr. 590. en N auszudehnen oder wenigstens mit den bereits bestehen- den Pegelstationen an der Aare in Verbindung zu bringen un? den Beobachtungen selbst die Witterungsbeobach- tungen aller meteorologischen Stationen der betreffenden Flussgebiete einzuverleiben. Weitere Betheiligungsgesuche. Es hat sich daher Verfasser dieses auch an die zu- ständigen Behörden gewendet, welchen die Pflege des Flussbaues und der Naturwissenschaften obliegt, d. h. an die Tit. Baudirektion und Entsumpfungsdirek- tion des Cantons Bern, sowie an die von der schweiz. - naturforschenden Gesellschaft zu den Flussbe- obachtungen speziell ausgeschossene hydrometrische Commission, welche gegenwärtig mit dem hohen eidg. Departement des Innern wegen der Re- partition eines zu hoffenden Beitrags der Eidgenossen- schaft in Unterhandlung steht. Vorläufig ward die Tit. Baudirektion (15. Juli 1864) nur um die gütige Uebernahme der direkten Aus- lagen für die Errichtung einer Pegelstation in Thun und die dortigen Beobachtungen angesprochen, wogegen die Registrirung. der Beobachtungen vom Verfasser un- entgeltlich anerboten wurde, während Herr Bez.-Ing. Zürcher in Thun in höchst verdankenswerther Weise die Geschwindigkeitsmessungen und die zeitweisen Con- trollbeobachtungen am Pegel (zu Scherzligen) überneh- men will. Unserm Gesuch hat die Tit. Baudirektion wohlwol- lend entsprochen, so dass nach vorausgegangenen Vor- arbeiten der Pegel (in Scherzligen) eingerichtet und mit den Beobachtungen am 1. Februar 1. Jahres angefangen werden konnte. = mw = Für die gefällige Mittheilung von Pegelbeobachtun- gen, welche die hohe Regierung auch an andern Orten vornehmen lässt, ward der Unterzeichnete von der Bau- direktion an die Entsumpfungsdirektion gewiesen. Diese überwies jedoch mein daheriges schriftliches Ansuchen wieder an die Tit. Baudirektion, welche dasselbe dahin beantwortete, dass allerdıngs am Thuner- und Brienzer- see Beobachtungen gemacht werden, und .dass gegen eine hierseitige Verständigung mit dezi’betreffenden HH. Bezirksingenieurs für deren Mittheilung nichts einge- wendet werde. Ohne Zweifel wollten sich die.hohen Be- hörden in eine Anweisung ihrer Beamten für jene ausser ihrem Geschäftskreis liegende Mittheilung nicht einlassen, weil darın eine stillschweigende Pflicht zur Extrahonorirung derselben gelegen hätte, obwohl es sich einstweilen nur um die zeitweise Einsendung der Original- büchlein handelte. Unser Gesuch stützte sich stillschweigend darauf, dass die verschiedenen Cantonsregierungen bereits mit Cirkularschreiben vom 21. Oktober 1863 durch das hohe eidgenössische Departement des Innern zur Betheiligung an den Pegelbeobachtungen eingeladen worden waren. — Da solche Beobachtungen nur dann brauchbar aus- fallen können, wenn sie auf sämmtlichen Stationen nach ein- und demselben Modus aufgenommen werden, so hat sich der Verfasser von dem hohen Departement, auf dessen Initiative die schweizerischen Beobachtungen durch die vorgedachte hydrometrische Commission ge- leitet werden sollen, den von dieser Commission bean- tragten und von der hohen Behörde genehmigten Orga- nisationsentwurf sammt Beobachtungsvorschriften für die schweiz. Beobachtungen ausgebeten und dieselben auch ea am 30. März vorigen Jahres dankbar erhalten. Dem da- herigen Schreiben lagen auch die vom 7. Januar und 21. Oktober 1863 datirten Kreisschreiben an alle Can- tonsregierungen bei, welche die erläuternden Grundzüge einer solchen Organisation und die Instruktionsvorschläge dazu so treffend und umfassend enthalten, dass der Un- terzeichnete in allen Theilen darauf verweisen kann. Beschreibung der Beobachtungen. Da indess die Beobachtungen des Verfassers auch industrielle Lokalzwecke (für die genannten Wasser- werke) zu verfolgen haben, so hat er dieselben etwas weitläufiger behandelu müssen, als es die Centralinstruk- tion verlangt, was indess nicht hindert, dass das zu den allgemeinen Zwecken Brauchbare aus den daherigen Tabellen einfach ausgezogen werden könnte. Hauptsache ist, dass die Pegel alle genau ein- nivellirt sind und sich sämmtlich aufdenglei- chen Horizont beziehen, indem die gleichnamigen Pegel-Zahlen alle die gleiche Höhe unter *) dem allgemeinen Fixpunkt angeben, -so dass die Differenz des Wasserstandes zweier beliebiger Pegel zu- gleich den wahren Höhenunterschied der betreffen- den Wasserstände angiebt. e Der allgemeine Pegelhorizont liegt 1680 Fuss = 504” über Meer**) oder laut speziellem Nivellement des *).Da die Wasserstände sich namentlich da, wo wegen der Kosten auch oft ein ungeübtes Beobachtungspersonal beigezogen werden muss, weit sicherer von oben herunter ablesen lassen, so sind die Pegel auch so eingetheilt und der Haupthorizont über den Pegeln angenom- men worden. **) Auf diesen Haupthorizont bezieht sich überhaupt das ganze für die hiesigen Quellen- und Wasserkraftverhältnisse vom Verfasser seiner Zeit direkt aufgenommene und bei jeder Gelegenheit ergänzte Höhennetz der obern Stadt und Umgebung. = Verfassers 232,3 unter der obersten Vorstufe in die hie - sige Sternwarte, deren Oberkante laut Angabe des Hrn. Oberingenieur Denzler 573,7” über Meer liegt*). Bei diesem Nivellement sind in der Umgebung des Schwel- lenmättelis und des Mühlekanals zahlreiche Höhenfix- punkte aufgenommen und eincontrollirt worden. Zur Vervollständigung des Pegeljournals gelang es dem Verfasser durch die freundliche Verwendung des Direktors der meteorologischen Station, Hrn. Jenzer, gegen die monatliche Einlieferung eines Jour- nalauszuges die meteorologischen Monatshefte gratis zu erhalten, was ihm von der schweiz. Oentralstation ur- sprünglich ausgeschlagen worden war. Sogleich nach Empfang dieser Hefte sind im Journal die anfänglich nur vom Pegelbeobachter eingegebenen Wind- und Wit- terungsberichte soweit corrigirt worden, als die bereits erschienenen Hefte gehen, d. h. bis und mit dem Monat September 1864; von da hinweg sind die Originalangaben der Pegelbeobachter (noch in Bleistift) belassen worden. Beginn der Pegelbeobachtungen in Bern. Der Anfang der regelmässigen Pegelbeobachtungen in Bern datirt sich vom 1. Mai 1864, näm!ich vom un- gefähren Zeitpunkt des jeweiligen Eintrittes des ständi- gen Sommerhochwasserstandes. Genauer genommen fällt dıeser Zeitpunkt durchschnittlich auf den 23. April. Von da’hinweg bleiben die Schifffahrtsschleusen in Thun be- ständig offen **). Mit dem letzten April endet somit das erste Pegeljahr für Bern. *) Ob die Höhenlage dieser Stufe durch die seither stattgefundenen Bauarbeiten etwas verändert worden, ist noch zu untersuchen. **) Ungeachtet des langen und schneereichen Winters von 1864—65 trat jener Wasserstand diess Jahr schon am 10. April, d. h. viel früher als gewöhnlich, ein, ebenso konnten die meistea Alpenpässe früher als sonst geöffnet werden. RER ee Crediteröffnung für die Beobachtungen in Bern. Es ist diese Anordaung von der Tit.. Stadtbaucom- mission beschlossen worden, welcher der erste Bericht und Antrag über den Nutzen der Pegelbeobachtungen an der Matte am 27. April 1863 vom Unterzeichneten eingesandt worden war. Der definitive Auftrag zur Vor- nahme der Pegelbeobachtungen ward am 24. Februar 1864 ertheilt und damit zugleich ein vorläufiger unüberschreit- barer Credit von Fr. 800 auf zwei Jahre zusammen ge- nommen, In diesem Credit sollen alle Einrichtungskosten und laufenden Auslagen inbegriffen sein, hingegen lie- ferte das Bauamt gegen die billige Rechnung von Fr. 15 das Holz zu 8 eichenen Pegellatten (von durchschnitt- lich 8' Länge und 1'/4" Stärke). Das Anstreichen, Ein- theilen und Anschlagen derselben an die zum Theil fast unzugänglichen Stellen lag dem Unterzeichneten ob, wel- cher auch die sich controllirenden Doppelbeobachtungen sowie alle Flussprofilaufnahmen, Nivellements, Geschwin- digkeitsvermessungen und die Registratur der Beobach- tungen etc. auf sich genommen hat. Bisherige Kosten der Beobachtungen. Der daherige Zeit- und Geldaufwand (mit Inbegriff eines kleinen Antheils für die Beobachtungen von Thun) überschreitet pro 1864 bei sehr bescheidener Berechnung die von der Tit. Stadtbaucommission für dieses Beobach- tungsjahr theilweise erhaltenen Fr. 400 um Fr. 957 und dürften pro laufendes Jahr, nachdem nun alle Ein- richtungen und die hauptsächlichsten geometrischen Vor- arbeiten etc. vollendet sind, den ausgesetzten Beitrag um circa Fr. 250 bis Fr. 300 übersteigen. In diesen Be- obachtungen wurde der Unterzeichnete auch durch die Mithülfe des Hrn. Ingenieur und Mechaniker G. Ott in N Bern unterstützt, wofür ihm der beste Dank ausgespro- chen sein soll. Seine Parallelbeobachtungen sind in obi- ger Summe nicht einmal inbegriffen. Den meisten Zeit- und Geldaufwand verursachten bei solchen Arbeiten in der unten angedeuteten Ordnung stets! 1. Die erste Einrichtung, 2. die geometr. und hydrotechnischen Vorararbeiten, 3. die Registrirung, 4. die Original- und Controllbeobachtungen. Künftige Kosten. Von diesen Kosten fallen ausser der Unterhaltung und zeitweisen Reinigung der Pegel vorläufig die Ein- richtungskosten und ausser den theilweise noch fehlen- den Stromgeschwindigkeitsmessungen für alle Wasser- stände (von 2 Zoll zu 2 Zoll) auch die ersten Vorarbeiten für die Zukunft vorläufig dahin. Aber auch die Be- obachtung selbst könnte durch ein selbstregistri- rendes Instrument in einer Weise ersetzt werden, die das bisherige Verfahren in vielen Beziehungen weit überbieten würde. Selbstregistrirender Wasserstandszeiger. Durch ein solches Instrument erhielte man nämlich: 1) pro Tag und Nacht die Wasserstandsangaben aller Viertel- oder Halbstunden ; 2) erhielte man dieselbe in Gestalt einer sonst mühsam zu construirenden Curve und diess zwar in einer continuirlichen Curve mit allen den Charakteren, welche die Natur der Wasserstandsschwankungen auf das Genaueste beurtheilen liesse ; 3) ergäben sich durch jene Continuirlichkeit zugleich ebensowohl die chronologisch-coincidirenden Ri Wa Wasserstände aller Nachbarstationen als die zwi- scheneinfallenden Maximal- und Minimal- stände derselben nebst jedem andern Zwi- schenwasserstand von Bedeutung, auf den man oft unvorhergesehener Weise zurückzugreifen in den Fall kommt; 4) gestattet diese Curve — weil alle regelmässigen und aceidentuellen Schwankungen darstellend — eine genaue und richtige Berechnung der mitt- lern Durchschnittseurve oder Geraden. Würde auch ein selbstregistrirender Wasserstands- zeiger (mit Inbegriff der Versetzung *) an Ort.und Stelle) einige hundert Franken kosten und immerhin die regel- mässige (wöchentliche) Aufziehang des Uhrwerks er- fordern, so würden doch auch wieder die Kosten und öftern Fehler der gewöhnlichen individuellen Beob- achtung und Einschreibung vermieden. r Bei gleichzeitiger Bestellung einer gewissen Anzahl Instrumente dürfte das Stück auf Fr. 200-300 zu stehen kommen. Zu beobachtende Ströme. Fiele dieses für sämmtliche Hauptströme eines Lan- des zu theuer aus, so führe man die Beobachtungen vor- läufg nur, für die betreffenden Industrie- oder Correc- tionsgebiete oder für besonders charakteristische Fluss- gebiete ein, die vermöge ihrer eigenthümlichen Terrain- verhältnisse besonders interessante Resultate zu verspre- chen scheinen, oder beschränke zuletzt die Beobachtun- gen auf einen einzelnen Hauptstrom. Zwei solche Ströme, *) Das Instrument müsste am ruhigen Wasser angebracht und gegen jede Störung von Aussen solid eingemacht werden. In starken Strömungen müsste eine Bucht in das Ufer eingeschnitten und das In- strument in die Bucht selbst versetzt werden. a von denen der eine dem Gletschergebiet, der andere der gletscherlosen Alpenwelt entfliesst, bilden im Canton Bern z.B. die Aare und die Sense oder Emme, von welch’ letztern jedoch die Sense, weil mit der Aare den Hauptknoten der Juragewässer-Oorrectionsfrage bil- dend, doppelt wichtige Pegelresultate ergeben würde. Höhere Unterstützung des Privatunternehmens der Pegel- beobachtungen. Auf die Veranlassung der Errichtung eines voll- ständigen Pegelsystems — wenn auch vorläufig nur für die Aare — hatte es der Verfasser allerdings abgesehen, als er sich die Freiheit nahnı, bei den zuständigen Be- hörden um die Unterstützung der Aufstellung einzelner Pegelstationen an der Aare einzukommen und sie zur gütigen Mittheilung der ihnen etwa schon von bestehen- den Stationen aus zufliessenden Beobachtungen zu ver- anlassen. Es ist auch augenscheinlich genug, dass solche An- strengungen ohne höhere Unterstützung die Kräfte des Einzelnen übersteigen‘, oder dass ein Jahr gewissen- hafter Ausdauer Alles ist, was man von einem Unbe- mittelten verlangen kann. Werth und Zweck der Beobachtungen. Frägt man aber nach dem wirklichen und all- seitigen Werth solcher Beobachtungen, um den Sinn und Zweck der anbegehrten Unterstützung bei Be- hörden und gelehrten Gesellschaften zu begreifen, so sind wir. keineswegs verlegen, den grossen und allge- meinen Nutzen des nähern Studiums über das Verhalten unserer Quellen nnd Ströme darzuthun. Es bedarf hie- zu zwar nur der Hinweisung auf die bereits erwähnten zwei im Bundesblatt erschienenen ausgezeichneten Kreis- Bern. Mitiheil. 1865. Nr. 591. Mi schreiben des hohen Departements des Innern (vom 7. Januar und 21. Oktober 1363) ‚an alle Cantonsregierun- gen; wir wollen indess versuchen, den dort enthaltenen Motiven noch einige aus der eigenen Erfahrung und Wahrnehmung geschöpfte Nutzanwendungen aus den hydrometrischen Beobachtungen beizusetzen, ohne uns natürlich in eine Behandlung dieses Gegenstandes wei- ter einzulassen, die auch nicht hieher gehörte. Zweck der hydrometrischen Beobachtungen. Wie in den beiden Kreisschreiben angedeutet, be- zwecken die hydrometrischen Beobachtungen mit Hülfe der meteorologischen Beobachtungen der betreffenden ‚Stromgebiete: | 1) Die Erforschung des allgemeinen Verhaltens der Ströme und ihrer Hauptzuflüsse (Zeit- punkt, Grösse und Naturihrer Anschwellungen etc.); 2) die Erforschung der Einwirkung der Feuchtigkeit, Temperatur und allgemeinen Witterung, namentlich des Regens und des (trockenen oder gesättigten) Südwindes, einzeln oder gemeinschaftlich, auf die Schnee- und Gletscherschmelzungen, etc, Die Pegelbeobachtungen dienen aber: 3) auch zur Erforschung des Antheils der Gletscher und Quellen am Ergebniss der gesammten Ab- flussmenge des betreffenden Stromes (nach langer Tröckene *) etc.); *) Nach langer Tröckene und ziemlicher Kälte führen nämlich die Bergströme nur Queli- und Gletscherwasser und zwar vom letztern nur das Schmelzwasser der natürlichen Erdwärme. _ Bei allgemein herr- schendem gesättigtem Südwind ohne Regen gesellt sich dazu noch das obere Schmelzwasser und bei gleichzeitigem allgemeinem Regen das Regen- und obere Schmelzwusser u. s.w. Zieht man, von dem be- obachieten kleinsten Winterwasserabfluss ausgehend, dasisolirte Ergebniss der einen oder andern Witterung, vorausgeseizt, dass dieselbe hin- — 9 — E2 4) zur Erforschung des Antheils und der Schwankungs- grenzen der lokalen Regenmengen (Zeitpunkt - des Eintritts, Dauer und Grösse der Schwankun- gen. etc.); 5) zur Ermittlung der Fortschreitungsgeschwin- digheit des Ablaufs der Anschwellungen länglich lang gedauert und das betreffende Stromgebiet ganz beherrscht habe, von dem gesammten Stromablaufergebniss einer andern Witterung ab, so erhält man für das Einzuggebiet des betreffenden Stromes die der neuen Witterung ungefähr zuzuschreibende Veränderung der Ab- laufmasse, woraus wieder andere höchst interessante und nützliche Re- sultate gefolgert werden können, wie z. B. nach mehrtägigem Regen- wetter durch den Abzug der Differenz des vor- und nachher beob- achteten Stromabflusses von der (aus der betreffenden Regenhöhe und benetzten Landfläche berechneten) Regenmenge, der ungefähre Be- trag der Boden- und Pflanzenobsorption und Verdun- stung, was für viele hydrotechnische Arbeiten von der grössten Wichtigkeit ist. Eine ähnliche Ausmittlung lässt sich mittelst dem Wärme-, Wind- und Feuchtigkeitsmesser über die Absorptionsfähig- keit des trockenen (ungesättigten) Südwindes oder des Sonnenlichts dadurch anstellen, dass man innerhalb einem abgemessenen Zeitraum das Sinken einer dem Südwind oder der Sonne (bei einem gewissen Einfallwinkel) ausgesetzten Schnee- oder Wasseroberfläche misst, oder die Gewichtsabnahme von ausgesetzten nassen Thonplatten oder Tüchern (verschiedener Farben) innerhalb der. zur Trocknung erforderlichen Zeit, bestimmt. Das erhaltene Ergebniss von der Wassermenge eines bis zum Beginn des Anlaufens der kleinen Bächlein und Erdrinnen an- dauernden Regens abgezogen, ergibt das ungefähre Mass der Boden- und Pflanzenabsorption. Das gleiche Experiment auf bewachsenem oder unbewachsenem Boden oft genug wiederholt, ergäbe den Un- terschied der Boden- und Pflanzenabsorption für so viele Boden- und Culturarten, als man die Versuche ausdehnen kann, wodurch man allerdings zuletzt ein Opfer der seltsamsten Spielerei werden Könnte. Diese Untersuchungen dem Millionär überlassend, wollte der Verfasser nur andeuten, welch’ interessante Erörterungen die meteorologisı hen und hydrometrischen Beobachtungen noch ermöglichen werden, wenn längst die praktischen Tagesfragen, zu welchen indess jene Erörte- rungen manch’ kostbares Element nachliefern dürften, zum vorläufigen Hausgebrauch gelöst sein werden, wovon wir aber gewiss noch weit entfernt sind. 6) 7) 8) 9) 10) 11) — 121—-'. nach den Niederungen (namentlich im Vergleich mit den zunehmenden Gebirgsentwaldungen); zur Beobachtung der Zeitfolge und des Verhaltens der Anschwellungen oberhalb, innerhalb und unterhalb der Seegebiete eines und des- selben Stromes; zur Erforschung der momentanen oder nach- haltigen Wasserspendung des schnee- oder regenförmigen Niederschlags an das unterirdische Quellengebiet, sowie des vorübergehenden oder nachhaltigen Wasserabzugs: a) aus den begletscherten und gletscherlosen Alpen- gegenden, b) aus den bewaldeten oder unbewaldeten Thälern, c) aus den durchlassenden und compakten Gcbirgs- formationen, d) aus den Moos- und Wiesengebieten vor und nach ihrer allmäligen Drainirung, e) aus den Berggegenden und den Niederungen etc., zur praktischen Prüfung einer Menge hy- droteehnischer Annahmen im Grossen, bevor sie zu absoluten Lehrsätzen erhoben werden, sowie zur nähern Feststellung so vieler noch allzu kühnen Formeln und Üoeffizıenten, zur Aufzeichnung der zunehmenden Zahl und Grösse der Ueberschwemmungen, sowie ihrer Entste- hungs- und Verbreitungsgebiete und Ursachen, zur Sammlung besserer Erkennungsmittel solcher Ursachen und der gegen die oft voraussicht- lichen Ueberschwemmungen und Versum- pfungen rechtzeitig anzuwendenden Vorsichts- massregeln u.s. w,, zur Erkennung und Unterscheidung der periodi- Te schen und zufälligen Anschwellungen und ihrer Höhen, sowie zur Ermittelung der Zeit- und Ordnungsfolge oder der Coinzidenz der erstern auf den. Concentrationsstellen mehrerer Flussgebiete behufs richtiger Vorausberechnung allfälliger Canalanlagen oder behufs Organisation eines zweckmässigen Schleu- sendienstes am Ausfluss der Seen, die sich oft an solchen Zusammenflässen vorfinden, 12). zur bessern und rechtzeitigen *) Erkennung des Er- folges von angewandten Flusscorrections- systemen sowie zur Erkennung der aus diesen Beobachtungen herzuleitenden Behandlung der be- treffenden lokalen Stromverhältnisse, welche, wie bekannt, stets vorstudirt sein wollen und mit Hülfe früherer Pegelbeobachtungen weit besser beurtheilt ‚werden können u. s. w., 13) zur Constatirung aktueller Stau- oder Inon- dationsverhältnisse zur spätern Erörterung technischer oder rechtlicher Fragen. Solche oft höchst wichtige und weittragende Erörterungen, die wegen Mangel an früher gesammelten Daten unerledigt bleiben müssen oder zu Trugschlüsson führen, kom- men in der Praxis täglich vor; 14) zur Wahrnehmung und Vergleichung des Verhaltens der anstossenden Cultur auf die. Pegelstände einer vorausgegangenen Jahreszeit etc.; 15) zur Erforschung sonstiger interessanter Lokalver- hältnisse, wie z. B. zur Beobachtung der Wasser- masse, der Fortschreitungsgeschwindigkeit und der *) Wir könnten Flusskorrektionen bezeichnen , deren schädliche Wirkungen durch vergleichende Pegelbeobachtungen hätten wahrge- nommen werden können, bevor Millionen verschwendet wurden sind, um das Land allmälig zu versumpfen oder unter Wasser zu setzen. a Dauer des allmäligen Verlaufens des Schleusen- und Fahrwassers (z. B. der Aare*); zur Beobachtung der wechselnden Temperatur, Mischung und Farbe**) des Wassers etc.; zur Vergleichung der Eigenthümlichkeiten der schweiz. Ströme unter sich sowohl als unter den ausländischen Strömen ***) u. s. w. Alle diese Beobachtungen dienen theils zur Erhebung von eigentlichen Massergebnissen, theils und für einstweilen nur zur Sammlung summarischer Erfah- rungen und Erscheinungen innerhalb zusammen- hängender Flusssysteme. An genauere Erhebungen und Schlussfolgerungen kann wohl nicht gedacht werden. *) Eine solche Beobachtung muss auch für die seeländischen @e- genden um so nützlicher sein, weil die beobachteten Wirkungen des Schleusendienstes am Brienzer- und Thunersee auf die Strömungen der Aare zwischen und unterhalb den Seen in mehrfacher Beziehung auch auf den Effekt der einstigen Neuenburger- und Bielerseeschleusen schliessen lassen. Eine fernere Nutzanwendung gewähren die gleich- zeitisen Pegelbeobachtungen im Oberland und Seeland auf die Regulirung des Schleusendienstes am Auslauf des Brienzer- nnd Thunersees , weil im Frühling und Herbst von diesem Schleusendienst die zu vwermeidende Coinzidenz der zufälligen Wassergrössen des Ober- und Unterlandes abhängt, wenn nämlich die oberlän- dischen Seen .abgelassen werden, sobald die Witterungsverhältnisse eine Wassergrösse voraussehen lassen, wenn auch der natürliche Wasserstand den normalen künstlichen noch nicht erreicht oder den- selben wieder verlassen haben: sollte. =*) Esistbekannt, wie sehr die charakteristische Wasserfarbe zur Beurtheilung der Anschwellungen und ihrer Ursachen beiträgt. #*#) Für die anstossenden Länder ist es gewiss von grösstem In- teresse, dass ihre auf unserem Gebiete entspringenden Flüsse an ihrer Hauptnahrungsquelle beobachtet werden, worauf bereits eine höchst in- teressante Einsendung im 4. Heft des X. Jahrganges der Zeitschrift des Ingenieur-‘und Architekten-Vereins von Hannover hindeutet. Dass das Ausland solche Untersuchungen und Mittheilüngen nicht ohne Betheiligung an den daherigen Opfern entgegen nehmen werde, lässt sich kaum bezweifeln. Wenas hen Aus vielen dieser Nutzanwendungen geht unzweifel- haft hervor, wie billig es sei, dass auch der Staat der- artige Beobachtungen angemessen unterstütze, weil die hydrometrischen Beobachtungen nicht nur der Natur- wissenschaft, sondern auch der allgemeinen Wohl- fahrt, der Staatsökonomie, Staatsverwaltung und Justizpflege, der Landwirthschaft und Hydrotechnik ihre direkten oder indirekten Vortheile bringen. — | | Beobachtungsvorlagen und Resultate für Bern, Zu den obenerwähnten Uutersuchungen können die Pegelbeobachtungen von Bern natürlich nur dann dienen, wenn sie, wie’ früher erwähnt, mit andern ähnlichen Be- obachtungen oder wenigstens mit denjenigen an der obern und untern Aare verbunden werden. Um indess die hiesigen Beobachtungen dennoch mög- lichst allgemein verwendbar zu machen, haben wir aus denselben folgende Vorlagen*) gesammelt und aus- gefertigt: | 1) Zusammenstellung der Originalpegelbeob- achtungen mitden zugehörigen Witterungsangaben und besondern Notizen über den jeweiligen Schleu- senstand in Bern und Thun, u.s.f, ’ 2) Darstellung obiger Beobachtungen inCurven, 3) Uebersicht der Querprofilflächeninbalte (Wasserdurchschnittsflächen): | | a) für alle Wasserstände des Pegels Nr. I von !/, zu !/, Zoll, *) Wegen des grossen Umfangs dieser Vorlagen ‘werden dieselben hier bloss erwähnt, ohne eigentlich beigefügt zu werden. Hingegenjer- lauben wir uns die -Beilegung einer Uebersicht der; mittlern monatlichen Durchflussmengen des ersten Beobachtungsjahres bei Pegel I und be- merken zugleich, dass sich dieselbe dureh eine ausserordentliche Wasser- grösse im Juni auszeichnet, 4) 5) 6) Er N Ze 5) für alle Wasserstände zwischen den Pegeln II und III etc.; Graphische Uebersicht der aus obigen Flächenund Geschwindigkeiten sowie aus den Pegelbeobachtungen sich ergebenden Durchflussmengen für alle Pegelstände von 1/, zu !/, Zoll, und zwar a) bei Pegel Nr.], 5) zwischen den Pegeln II und III; Chronologische Uebersicht der, aus den Profilflächen und Geschwindigkeiten für alle Beobachtungs- tage bestimmten Durchflussmengen, a). bei Pegel I, 5) bei den Pegeln II und III, Uebersicht der summarischen Brutto- Was- ‚serkraftleistung desHauptkanalsfür die Mo- nate Juni und September 1864 und für den. Monat Januar 1865 (ohne Rücksicht auf die Unvollkommen- heiten der bestehenden Radkanalanlagen, d. h. mit blosser Berücksichtigung . der Capazität des Hauptkanals nach seiner Wassermenge und seinem Gefäll, weil man in neuerer Zeit dahin gelangt ist, Wasserräder zu construiren, welche das Wechsel- "verhältniss des Gefälls zur Wassermenge bei der zu grössten Veränderlichkeit mit nur wenig varirendem Nutzeffekt auszunutzen im Stande sind. Lassen diese Vorlagen ohne Zweifel noch Manches wünschen übrig, so sind sie doch für die hiesige hy- drometrische Station ein schwacher Anfang, der zu wei- terer Ausdehnung wenigstens den Lehrplätz liefert und bis dahin doch manch’ brauchbares Ergebniss zu Tage fördern kann. Möge diese bescheidene Arbeit mit Nachsicht und ermunterndem Wohlwollen aufgenommen werden! Bern, den 2. Mai 18365. Lauterburg , Ing, Friedrich Geiser. Docent am eidgenössischen Polytechnikum. Ueber eine geometrische Verwandt- schaft des zweiten Grades. Vorgelegt von Dr. Sidler am 22. April 1865. 1) In Bezug auf einen festen Punkt P und einen festen Kegelschnitt K kann jedem Punkte p in der Ebene ein anderer p, zugeordnet werden, indem man die Gerade pP zieht, welche K in k, und k, schneiden möge, und nun zu p, k, und k, den vierten harmonischen p zuge- ordneten Punkt p, construirt. Einem Punkte p entspricht im Allgemeinen stets ein und nur ein Punkt p,, während diesem wiederum der urprüngliche p conjugirt ist; die aufgestellte Beziehung ist also eindeutig und reziprok. Eine besondere Betrachtung erfordert der Punkt P und die Punkte Q und R, in welchen die Polare von P den Kegelschnitt K schneidet, oder was dasselbe ist: die Berührungspunkte Q und R der von P aus an K gelegten Tangenten *). Fällt nämlich p mit P zusammen, so wird die Richtung der Geraden pP unbestimmt und wir können deshalb p, auf der Polaren von P beliebig wählen. Für einen der Punkte Q und R ist zwar pP bestimmt; aber, da diese Gerade Tangente an den Kegelschnitt K ist, so fallen die Punkte k,, k,, p zusammen und der vierte harmonische Punkt p, ist auf der Tangente will- kürlich. Also: dem Punkte P entspricht die Gerade QR, *) Unsere Sätze werden immer in der Form ausgesprochen als ob alle zu betrachtenden Elemente reell wären. Dies thut der Allgemein- heit der Resultate keinen Abbruch, denn die Modifikationen für imaginäre Elemente ergeben sich überall von selbst. Bern. Mittheil. 1865. Nr. 592. Al, are dem Punkte Q@ die Geraden PQ, dem Punkte R die Gerade PR; umgekehrt entspricht jedem Punkte der Geraden QR (Q und R ausgenommen) der Punkt P, jedem Punkt der Geraden QP (P und Q ausgenommen) der Punkt @ und jedem Punkte der Gerade PR (P und R ausgenommen) der Punkt R. 2) Sucht man nun den Ort aller conjugirten Punkte für die Punkte einer Geraden g, so findet man einen Kegel- schnitt; denn wenn man die ganze Figur so projicirt, dass g zur unendlich entfernten Geraden der Ebene wird, so re- ducirt sich der Satz auf den bekannten, dass die Mitten sämmtlicher durch einen festen Punkt gehenden Sehnen eines Kegelschnittes wieder auf einem Kegelschnitte liegen. Für eine Gerade g, bekommt man einen zweiten Kegel- ‘schnitt, dessen vier Durchschnittspunkte mit dem Kegel- schnitt der Geraden g dem Durchschnittspunkt von g und g, eonjugirt sein sollten. Da aber unsere Beziehung eindeutig und reziprok ist, so tritt hier ein scheinbarer Widerspruch auf, der in folgender Weise gelöst wird Bestimmt man zu einer beliebigen Geraden G den Ort der conjugirten Punkte, so muss dieser die Punkte P, Q, R enthalten, denn G schneidet die Geraden QR, PQ, PR in Punkten, denen die genannten singulären Punkte entsprechen. Die den Geraden g und g, entsprechenden Kegelschnitte treffen sich also zunächst in P, @, R und der vierte Durchschnittspunkt wird nun der conjugirte sein müssen zu dem gemeinsamen Punkte von g und g,. Irgend einem Punkte k des Kegelschnittes K(Q und R ausgenommen) entspricht dieser selbe Punkt k, so dass man also leicht mittelst des Lineals allein den Kegel- schnitt construiren kann, welcher einer Geraden g ent- spricht; sind nämlich s, und s, die beiden Punkte, in welchen K von g geschnitteu wird, so ist der gesuchte ie Kegelschnitt nach dem Pascal’schen Satze durch die Punkte s,, 8,, P, Q, R bestimmt. Geht speziell die Ge- rade g durch einen der singulären Punkte, so zerfällt der Kegelschnitt in zwei Gerade, die sofort gegeben sind, sobald man bedenkt, dass sie die Punkte P, Q, R, s, und 8, immer noch enthalten müssen. 3) Um zu entscheiden, ob einer gegebenen Geraden eine Hyperbel, Parabel oder Ellipse entspricht, verfahren wir, wie folgt: Der unendlich entfernten Geraden ent- spricht ein Kegelschnitt K., der durch die Punkte P, Q, R geht. Jedem Punkte dieses Kegelschnittes (P, Q, R ausgenommen) entspricht umgekehrt ein unendlich entfernter Punkt, so dass also einer Geraden g eine Hyperbel, Parabel oder Ellipse entspricht, je nachdem sie mit K, zwei reelle, zwei zusammenfallende oder zwei imaginäre Punkte gemein hat, d. h. je nachdem sie K, schneidet, berührt oder nicht schneidet. Schneidet g den Kegelschnitt K, in zwei reellen Punkten p und p', so bestimmen Pp und Pp! die Asymptotenrichtungen der Hyperbel, welche g conjugirt ist. Will man also alle diejenigen Geraden finden, deren conjugirte Kegelschnitte gleichseitige Hyperbeln sind, so braucht man blos um P einen rechten Winkel zu drehen, dessen Scheitel in P selbst liegt, und dessen Schenkel K, ausser in P noch -in A und B scheiden mögen: dann wird jede Gerade AB eine gleichseitige Hyperbel erzeugen. Alle diese gleich- seitigen Hyperbeln gehen durch PQR und demzufolge auch durch den Höhenpunkt des von ihnen gebildeten Dreiecks. Durch den, diesem Höhenpunkt conjugirten Punkt gehen somit alle jene Geraden AB. Wird nun noch bewiesen, dass zu einem gegebenen Kegelschnitt K, und einem beliebig auf demselben gewählten Punkte P stets ein ursprünglicher Kegelschnitt K gefunden werden kann, a Ne so folgt der Satz: Bleibt der Scheitel des rechten Winkels in einem rechtwinkligen Dreiecke fest in einem beliebigen Punkte auf dem Umfange eines Kegelschnittes, während die beiden andern Ecken beliebig auf diesem Umfange sich bewegen, so geht die Hypotenuse stets durch einen festen Punkt. Wenn man umgekehrt diesen Satz voraussetzt, was naturgemässer ist, so folgt, dass alle gleichseitigen Hy- perbeln die drei bestimmte Punkte gemein haben; noth- wendig noch’ durch einen vierten gehen. Uebrigens gilt noch allgemeiner der Satz: Dreht man um einen festen Punkt P auf dem Umfange eines beliebigen Kegel- schnittes einen constanten Winkel, dessen Schenkel ausser in P den Kegelschnitt noch in A und B scheiden mögen, so ist AB stets Tangente eines zweiten Kegelschnittes. Will man also einem Dreieck eine Schaar ähnlicher Kegelschnitte umschreiben, so wird dies geschehen kön- nen, indem man einfach die Geraden transformirt, die einen gewissen Kegelschnitt berühren. Es entsteht dann durch Transformation die Schaar der gesuchten Kegel- schnitte, die nun eine Curve vierten Grades berühren, welche die Ecken des Dreiecks zu Doppelpunkten hat. Sollen die ähnlichen Kegelschnitte Parabeln sein, so muss man die Tangenten von K, transformiren, und die zu- gehörige Curve vierten Grades zerfällt dann in die drei Seiten des Dreiecks und die unendlich entfernte Gerade. Die vorstehenden Betrachtungen bieten einen Aus- gangspunkt zur Untersuchung der Schaar-Schaar von Kegelschnitten, welche durch gegebene drei Punkte gehen, denn man kann sie auf diese Weise als den sämmt- lichen Geraden der Ebene entsprechend ansehen. Aehn- lich gewinnen wir die Hülfsmittel zur Untersuchung der Schaar von Kegelschnitten, welche durch vier gegebene — 101 — Punkte gehen etc. Unsere Absicht ist aber, diesen Gegenstand spätern Mittheilungen aufzubehalten, die zeigen werden, wie aus den Eigenschaften von Geraden in ihrem Zusammenhang die Eigenschaften von Kegel- schnitten in ihrem Zusammenhang hergeleitet werden können. 4) Der Anwendung des aufgestellten Prinzipes zur Untersuchung der Curven höherer Grade stellt sich die Schwierigkeit entgegen, dass gewisse Singularitäten, die mit der Theorie der vielfachen Purkte zusammenhängen, nicht umgangen werden können, wie schon das einfachste sich darbietende Beispiel lehrt. Den Punkten eines Kegel- schnittes k entspricht als Ort der zugeordneten Punkte eine Curve vierten Grades, denn dieser Ort wird von einer beliebigen Geraden in so vielen Punkten ge- schnitten, als der Kegelschnitt k von dem Kegelschnitte, welcher der angenommenen Geraden entspricht. Zwei Kegelschnitte können aber nur 4 Punkte gemein haben, der gesuchte Ort hat also mit jeder Geraden der Ebene vier Punkte gemein, und ist somit vom vierten Grade. Der Kegelschnitt k geht zweimal durch jede der Gera, den QR, PQ, PR, also die Curve vierten Grades zwei- mal durch jeden der Punkte P, Q, R, d. h. diese Punkte sind Doppelpunkte der Curve. Man kann auch leicht die Anzahl der Tangenten bestimmen, welche im Allgemeinen von einem Punkt p aus an diese Curve ge- legt werden können, denn eine solche Tangente ist die reziproke Figur eines Kegelschnittes, der durch P, Q- R, p, geht und zugleich den Kegelschnitt k berührt. Solcher Kegelschnitte gibt es aber 6, folglich ist die Curve von sechster Klasse. Geht im Besondern k durch einen der singulärefi Punkte, z.B. Q, dann zerfällt die Curve vierten Grades in eine Gerade, PQ, und eine Curve drit- — 102 — ten Grades, welche R zum Doppelpunkte hat; geht k durch 2 der Punkte, z.B. Q und R, so zerfällt die Orts- curve in 2 Gerade, PQ und PR, uud einen Kegelschnitt, und endlich, geht k durch sämmtliche singulären Punkte, sobesteht die Ortscurve aus 4 Geraden, von denen 3 die Geraden PQ, PR, QR sind. Man erkennt also, dass die Curven dritten und vierten Grades, welche wir durch unsere Transformation erhalten, resp. 1’und 3 Doppelpunkte haben. Es frägt sich nun, ob umgekehrt, wenn eine Curve dritten und vierten Gra- des mit 1 oder 3 Doppelpunkten gegeben ist, dann wirk- lich dieselbe als einem Kegelschnitt entsprechend gedacht werden kann. Dies ist stets der Fall, wie aus Folgendem erhellt: Ist ein Curve vierten Grades mit 3 Doppelpunkten gegeben, so wähle man dieselben zu Punkten P, Q, R, was stets möglich ist, denn der Kegelschnitt K ist erst bestimmt, wenn zu den 2 Tangenten PR und PR und ihren Berührungspunkten noch ein Punkt oder eine Tan- gente gegeben wird. Greifen wir nun irgend einen dieser Kegelschnitte heraus und transformiren auf ihn die Curve vierten Grades, so wird dieselbe zu einer Ourve achten Grades, die aber zerfällt; nämlich da P ein Doppelpunkt ist, so entspricht ihm die Gerade QR doppelt gelegt ähnlich für @ und R, so dass also die Curve achten Gra- des aus 6 Geraden und einem Kegelschnitt besteht. Trans- formirt man endlich diesen Kegelschnitt, so wird man auf die Curve vierten Grades zurückkommen, von der man ausgegangen ist. Aus dieser Bemerkung folgt nun sofort der bekannte Satz, dass bei einer Curve vierten Grades mit drei Doppelpunkten die sechs Tangenten in den letztern ein Brianchon’sches Sechsseit bilden. Es braucht schliesslich kaum erwähnt zu werden, — 13 — dass durch Polarisation die gefundenen Resultate in solche sich verwandeln, welche von einer Zuordnung ausgehen, die einer Geraden wieder eine Gerade, einem Punkt einen Kegelschnitt, einem Kegelschnitt eine Curve vierter Klasse mit 3 Doppeltangenten ete. entsprechen lässt. Die An- wendung dieser Zuordnung zur Untersuchung von Kegel- schnitten, welche drei oder vier gemeinschafiliche Tan- genten etc. haben, folgt dann sofort. 5) Im Raum ergeben sich durchaus analoge Re- sultate.e. Einem Punkte p kann in Bezug auf eine feste Fläche F vom zweiten Grad und einen festen Punkt P ein anderer p, zugeordnet werden, indem man die Ge- rade pP zieht, welche F in den Punkten f, und f, schneiden möge, und nun zu p, f,, f, den vierten har- monischen, p zugeordneten Punkt p, bestimmt. Die Zu- ordnung kann, was in manchen Fällen bequemer ist, definirt werden, indem man statt des Punktes P dessen Polarebene E, in Bezug auf F zu Hülfe nımmt; man findet den Punkt p,, indem man die Polarebene von p construirt, deren Durchschnitt mit F, der k sein möge und mit E, der mit g bezeichnet werde, sucht, und nun den Pol p, von g in Bezug auf k bestimmt. Auch im Xaume ist die Beziehung eindeutig und reziprok, d. h. einem Punkte p entspricht im Allgemeinen stets ein und nur ein Punkt p,, während diesem wiederum der ursprüngliche conjugirt ist. Hievon machen eine Ausnahme der Punkt P und die Punkte des Kegelschnittes K, welchen E und F gemein haben. Dem Punkte P entspricht jeder beliebige Punkt der Ebene E, einem Punkt s des Kegelschnittes K entspricht jeder beliebige Punkt der Geraden Ps, welche Tangente an F ist, umgekehrt entspricht jedem Punkte von E (die Punkte des Kegelschnittes K ausgenommen) der Punkt P, jedem Punkte r des Kegels PK (P und die A Punkte von K ausgenommen) ein Punkt r, auf dem Kegelschnitte K. 6) Einer Geraden g entspricht im Allgemeinen ein Kegelschnitt, der in einer Ebene liegt, welche durch P und g bestimmt ist. Schneidet diese Ebene K in dem Punkten k, und k,, so geht der Kegelschnitt durch P, k, und k,. Geht die Gerade im Besondern durch einen Punkt s des Kegelschnitts K, so zerfällt ihr conjugirter Kegelschnitt in 2 Gerade, von denen eine Ps ist. Ent- hält g den Punkt P, so wird ihr conjugirter Ort bestehen aus g und E. Der Ort der conjugirten Punkte für die Punkte einer Ebene e ist wie die vorhergehenden Betrach- tungen lehren, eine Fläche zweiten Grades, denn eine beliebige Gerade wird diesen Ort in so vielen Punkten schneiden, als der ihr conjugirte Kegelschnitt die Ebene e. Da nun eine Ebene von einem Kegelschnitt nur in 2 Punkten geschnitten werden kann, so folgt, dass eine Gerade mit der gesuchten Fläche nur zwei Punkte ge- mein haben kann; diese ist also eine Fläche zweiten Grades. e und E schneiden sich in einer Geraden, welcher der Punkt P entspricht. Der Kegel PK hat mit e einen Kegelschnitt gemein, dem der Kegelschnitt K entspricht. Also: der Ort der conjugirten Punkte zu den Punkten einer Ebene ist eine Fläche zweiten Grades, die den Punkt P und den Kegelschnitt K enthält. 7) Da man keine Voraussetzungen über die Flächen zweiten Grades zu machen braucht, als dass sie von allen Ebenen in Kegelschnitten geschnitten werden, so kann man das aufgestellte Transformationsprinzip dazu be- nutzen, weitere Eigenschaften dieser Flächen zu finden. Zunächst beweist man, dass zwei Schaaren von Geraden gefunden werden können, die ganz auf der Fläche zweiten Grades liegen. Denn seine g,,g3 .. .. Gerade, welche — 15 — durch k, oder k, (die Schnittpunkte von e mit K) gehen, so werden die ihnen entsprechenden Kegelschnitte in Geraden zerfallen, so dass wir (ausser den beiden Ge- raden Pk, und Pk,) 2 Schaaren von Graden bekommen, die auf der Fläche zweiten Grades liegen müssen, welche e entspricht. Sofort erkennt man auch, dass jede Ge- rade der einen Schaar von jeder Geraden der andern Schaar geschnitten wird, dass aber nie 2 Gerade, die derselben Schaar angehören, einander schneiden können, Legt man also eine Ebene durch eine Gerade der einen Schaar, so wird noch eine andere Gerade der andern Schaar ausgeschnitten. Eine Ebene, welche aus einer Fläche zweiten Grades zwei Gerade ausschneidet, ist aber die Tangentialebene an dieselbe im Schnittpunkte der beiden Geraden, denn wenn durch diesen Punkt irgend eine dritte Gerade in der Ebene gezogen wird, so wird diese Gerade die Fläche zweiten Grades ausser in dem Schnittpunkte jener beiden Geraden nirgends mehr treffen können. Vermittelst der Fläche F.., welche der unendlich ent- fernten Ebene des Raumes entspricht, kann man nun die Flächen zweiten Grades eintheilen. Einer Ebene e, welche F, nicht schneidet (d. h. sie in einem imaginären Kegelschnitte schneidet) entspricht eine Fläche zweiten Grades, welche keine reellen Punkte im Unendlichen hat, ein Ellipsoid. Wenn e die Fläche F, berührt, so können die durch e ausgeschnittenen Geraden reell oder imaginär sein und dann müssen nothwendig auch die Punkte, in denen e undK sich schneiden, reell oder imagi- när sein. Die entsprechende Fläche von e hat dann zwei reelle oder imaginäre Gerade im Unendlichen (die unendlich entfernte Ebene ist nach Früheren also eine Tangentialebene) und heiszt hyperbolisches oder ellip- Bern. Mittheil. Nr. 593. ah tischer Paraboloid. Haben e und F, einen reellen Kegel- schnitt gemein, so wird die e zugehörige Fläche ein Hyperboloid und zwar ein hyperbolisches oder elliptisches, je nachdem die Schnittpunkte von e und K reell oder imaginär sind*). Derselbe Grundsatz, welcher hier die Unterseheidung der Flächen zweiten Grades gab, liefert auch die Construction des hyperbolischen Hyperboloids aus 3 Geraden die derselben Schaar angehören, ebenso die Construction des hyperbolischen Paraboloids. Man kann nämlich leicht P und F so wählen, dass irgend drei Gerade im Raum transformirt werden zu 3 Geraden in einer Ebene, die durch denselben Punkt gehen. 8) Der Ort der conjugirten Punkte für sämmtliche Punkte einer Fläche zweiten Grades f ist eine Fläche vierten Grades 9, die den Kegelschnitt K zur Doppel- punktscurve hat; da jede durch P gehende Ebene mit der Ortsfläche eine Curve gemein hat, welche P zum Doppelpunkt hat, so ist P ebenfalls ein Doppelpunkt der Fläche. Legt man von P aus sämmtliche Tangential- ebenen an f (die einen Kegel zweiter Klasse oder zweiten Grades bilden) so werden dieselben auch Tangential- ebenen an g sein, und aus dieser, entsprechend zweien Geraden auf f, zwei Kegelschnitte ausschneiden. Diese haben 4 gemeinschaftliche Punkte, von denen der eine P festbleibt, 2 andere bewegen sich ‘auf K und der Ort des vierten ist eine Raumcurve vierten Grades. Von besonderer Wichtigkeit sind die vier Punkte s,, 83, 8,, 8 in denen f und K sich schneiden, denn man erkennt so- fort, dass die Geraden Ps, . ... Ps, auf 9 liegen; eine Ebene welche durch 2 derselben geht, wird also noch *) Die Bezeichnung hyperbolisches und elliptisches Hyperboloid ist die ältere, in neuerer Zeit verlassen. Das erste heisst jetzt Hyperboloid mit einer Mantelfläche, das zweite Hyperboloid mit zwei Mantelflächen. — 107 — einen Kegelschnitt ergeben welcher ebenfalls auf o liegt. Verbindet man irgend zwei dieser merkwürdigen Punkte, z. B.: s, und s, durch eine Gerade, so wird jede Ebene e, die durch eine solche Gerade geht mit f einen Kegelschnitt k gemein haben, dessen transformirte Figur (abgesehen von Ps, und Ps,) wieder ein Kegelschnitt ist. Dieser Kegelschnitt geht durch s, und s, und liegt auf der Fläche zweiten Grades, welche e entspricht; ferner liegt er auf g und schliesslich gehört er der Ebene an, welche durch Transformation der Fläche zweiten Grades (kPK) ent- steht. In der gleichen Ebene liegt noch ein anderer Kegelschnitt, welcher ebenfalls durch s, und s, geht etc. Wir überlassen es dem Leser den Zusammenhang der verschiedenen Kegelschnittschaaren auf der Fläche näher zu untersuchen; ebenso treten wir nicht auf die interessanten speziellen Fälle ein, wenn f zum Kegel oder zu 2 Ebenen wird, oder wenn f durch den Punkt P geht (im letztern Falle entsteht eine eigenthümliche Fläche dritten Grades, welche die Eigenschaft hat, dass von ihren 27 Graden 7 durch einen und denselben Punkt gehen), denn es war uns mehr daran gelegen zu zeigen, wie durch das entwickelte Prinzip nach verschiedenen Richtungen hin fruchtbare Resultate sich finden lassen müssen, als einzelne Untersuchungen in sich abge- schlossen zu geben. Im Uebrigen verweisen wir auf Steiners »Syst. Entwicklung $ 59,« die, wie man leicht erkennen wird, den Anstoss zu unsern Betrachtungen gegeben hat. Professor B., Studer. Geologisches aus dem Emmenthal. Jedermann kennt die grossen Trümmer von Granit und andern Steinarten, die, als Fündlinge, oder erratische Blöcke, in unserem Hügelland und bis hoch an den Jura hinauf zerstreut sind und leider in nicht ferner Zeit nur noch als Bausteine in unseren Mauern, Brücken, Treppen oder Marchsteinen sichtbar sein werden. Es ist längst bekannt, dass die Steinarten dieser Blöcke von den Gebirgen herstammen, die zur Seite oder im Hintergrund der grossen Querthäler unserer Alpen an- stehn, und dass von einigen beinahe die Stelle bezeichnet werden kann, von der sie losgerissen wurden. Eine andere Classe von Felsblöcken unterscheidet sich von jenen durch mehrere wesentliche Merkmale. Ihre Grösse ist nicht geringer, ihre Gestalt aber mehr gerundet, ohne Kanten und Ecke, ihre Verbreitung ferner beschränkt sich auf eine Zone von etwa vier Stunden Breite, worin die vordersten Kalkketten aufsteigen, ihre Steinarten endlich sind den Alpen gänzlich fremd, meist rothe Granite, wie man sie in keinem Gletscherschutt unserer Hochalpen, in keiner Trümmerhalde derselben je gesehen hat. Granitblöcke dieser Art liegen viele im Habkernthal und, auf der Ostseite der Bohlegg, nach der Emme hin; man findet sie in der Umgebung der Gurnigelkette und längs dem Gebirge bis an den Genfer- see. Aus einem Block hinter Rüschegg stammt das schöne Brunnbecken im innern Hofe der Waldau; aus wer einem des Habkernthales die breite T'rreppe auf der Ostseite des Bundesrathhauses. Da man diese Blöcke bisher nur im Schutt des in unseren vorderen Alpen so mächtig auftretenden Flysch- gebirges, oder, wie bei Hilterfingen und Riggisberg, in geringer Entfernung von demselben gefunden hatte, so ergab es sich von selbst, sie mit diesem ohnehin räthsel- vollen Gebirge in eine genetische Verbindung zu brin- gen, und diese Ansicht schien vollkommen bestätigt, als es mir sowohl, als später auch Hrn. Prof. Rütimeyer gelang, im Traubachgraben des Habkernthales ein Con- glomerat dieser Blöcke, durch eine kleinkörnige grani- tische Breccie verkittet, dem anstehenden Flysch einge- lagert zu finden. Wie die Kalkblöcke im Sandsteine des Niesen, oder die Gneisblöcke im Flysch von Sepey durfte man auch diese Granitblöcke als Trümmer älterer zerstörter Gebirge betrachten, die vom Flysch, der als eine Schlamm- und Sandbildung erscheint, umwickelt worden sind. Als ob jedoch diese exotischen rothen Blöcke uns nie zur Ruhe wollten kommen lassen, erheben sich von einem bisher nicht untersuchten Fundorte her neue Schwierigkeiten, und wir wissen, dass die beste Theorie gefährdet erscheint, wenn neue Thatsachen, statt von ihr vorhergesehn zu werden, sie zu neuen Hypothesen nöthigt. Vor mehreren Decennien schon hatte ich, wohl durch die Gebrüder Buri, denen die Anerkennnng gebührt, die meisten grössern Granitfündlinge in unserem Kanton verarbeitet zu haben, gehört, dass rothe Granitblöcke im Emmenthal vorkämen, ohne jedoch die Stelle genauer erfahren zu können. Zufällig vernahm letzthin mein junger Freund, Hr. E. v. Fellenberg, dass solche Blöcke — 110 — im Krümpelgraben bei Trubschachen lägen, und wir entschlossen uns zu einer gemeinschaftlichen Untersuchung der Sache. Schon am südlichen Ausgang von Langnau fanden wir vor der Schmiede einen Block von rothem Habkern- granit, dessen Inhalt wir auf 120 C-F. schätzten. Er hatte längere Zeit als Ambos gedient, ein eben so grosser wird jetzt noch in der Schmiede zu gleichem Zwecke verwendet, und beide, sagte der Schmied, sind aus dem Krümpelgraben hergeführt worden. Als wir nun von Trubschachen, bei der eben im Bau begriffenen Brücke, auf das linke Ufer der Ilfis überstiegen, lagen daselbst eine Menge Blöcke desselben Granits, von 10 bis 40 C.-F. Inhalt, als Trümmer eines zersprengten grössern Blocks, die zum Bau der Brückenpfeiler benutzt werden sollen, und, da eben hier der Krümpelgraben in das Ilfisthal ausmündet, so ergab sich die Lage ihres Stammortes von selbst. Auch hatten wir nicht lange im Krümpel- graben einwärts zu gehen, bis sich uns ein Block von wenigstens 100 C.-F. Inhalt zeigte, bald nacher ein zwei- ter, eben so grosser, und weiter, das Thal aufwärts, noch mehrere bis nahe an den Gebirgskamm, der das Ilfisthal von dem der Emme scheidet. Woher nun sind diese fremdartigen Blöcke in den Krümpelgraben gekommen ? Wir dachten zuerst, sie könnten in der hier allgemein verbreiteten bunten Nagel- fluh eingeschlossen gewesen und aus dieser herausgefallen sein. Ungeachtet aller Bemühung konnten wir indess unter den vielen Nagelfluhgeröllen von rothen Graniten und Porphyren keines finden, das mit dem Granit der Blöcke hätte verglichen werden können. An den aus- gedehnten, 50 und mehr Fuss hohen Abstürzen von Nagelfluh, auf beiden '[halseiten, war nirgends ein Block — 11 — zu entdecken, der mehr als etwa 5 C.-F. Inhalt gehabt hätte, und als wir durch das, nur durch einen Gebirgs- ausläufer vom Krümpelgraben geschiedene Steinbachthal . niederstiegen, konnten wir nicht einen einzigen Habkern- block auffinden, nicht eine Spur derselben Granitart, obgleich hohe Felswände von Nagelfluh auf beiden Thal- seiten und im Hintergrund entblösst sind, und der Thal- boden grossentheils von Geschieben bedeckt ist. Man kann daher die Blöcke des Krümpelgrabens wohl nur als exotische, d. h. dem hiesigen Boden fremde, betrach- ten. — Die nächste und zugleich einzige Stelle, von der man sie herleiten kann, ist die Ostseite der Bohlegg, am Ursprung der Emme. Sie müssten, um von da nach dem Krümpelgraben zu gelangen, der Emme durch die Clus zwischen Hohgant und Scheibegütsch bis Schangnau gefolgt sein, dann das niedere Joch an die Ilfis über- stiegen und, dieser entlang, in dem linkseitigen Krümpel- graben sich abgelagert haben — ein allerdings seltsamer Weg, man mag Wasserströme, Gletscher oder Eisinseln als Vehikel voraussetzen. Seltsam auch, dass sie aus- schliesslich in dem durch nichts vor vielen andern aus- gezeichneten Krümpelgraben vorzukommen scheinen. Kiüger wird es indess sein, mit jeder Hypothese zurück- zuhalten, bis die übrigen Thäler und Graben näher untersucht sein werden. Auf Blappbachalp, im oberen Hintergrund des Krüm- pelgrabens, ist der schwach nöralich fallenden Nagelfluh ein bei 1 Fuss mächtiges Lager von Pechkobhle einge- lagert, auf welches man einen wenig Erfolg versprechen- den Bergbau begonnen hat. Der Eingang des Stollens liegt auf der linken Thalseite und über ihm erheben sich noch gegen 100 Fuss hohe Nagelfluhfelsen. Die Kohle enthält, wie diejenige von Käpfnach am Zürcher- — 12 — see, viele Gefässbündel von Palmen (Palmacites helve- ticus Heer) und wird von grauen Mergeln begleitet, . welche meist gequetschte Schalen von Helix, Limneen, Pupa u. a. Landschnecken einschliessen. L. BR. v. Fellenberg. Analysen einiger Nephrite aus den schweizerischen Pfahlbauten. (Vorgetragen in der Sitzung vom 24. Juni 1865.) In verschiedenen Pfahlbaustationen schweizerischer Seen, welche durch das Vorkommen von Knochen und Steingeräthen, meist mit Ausschluss von Metallen sich auszeichnen, finden sich in grosser Menge bearbeitete und zu schneidenden Werkzeugen gespaltene und zuge- schliffene Steine vor, welche als Steinbeile oder Stein- meissel bezeichnet werden, und welche meist aus Mine- ralien bestehen, welche in der Nähe des Fundortes, in Geröllen und Geschieben aufgelesen werden können; die vorherrschend verwendeten sind Serpentine, Kiesel- schiefer, Quarz-, Feldspath und andere harte Gesteine. Einige Stationen sind merkwürdig durch massenhaftes Vorkommen von Feuersteinsplittern, und aus diesem Material gemachten Werkzeugen, wie Messer, Sägen, Pfeilspitzen; aber in Mitten dieser bearbeiteten Steine kommen vereinzelt einige wenige vor, welche sich von den so eben bezeichneten durch audallende Farbe, Härte, Durchscheinenheit und besonders sorgfältige Bearbeitung, feinen Schliff der oft noch sehr scharfen Schneiden, und — 13 — eine auffallende Politur als aus edlerem Material be- stehend auszeichnen. Diese wurden bis jetzt von Archäo- logen und Mineralogen, ob mit Recht oder Unrecht, wird die Folge lehren, mit dem Namen Nephrit bezeichnet. In der Mineralogie ist bis zu den jüngsten Unter- suchungen von Dr. Ferdinand von Hochstetter, der Nephrit oder Beilstein nur als ein aus dem Oriente und aus Neuseeland stammendes, zu Streitäxten, Amuleten und Ohrgehängen verarbeitetes, verschiedenartig grün gefärbtes, einer ausgezeichneten Politur fähiges, hartes Mineral bekannt gewesen, von welchem sie nur sieben Analysen aufzuweisen hatte, welche sich auf zwei durch- aus verschiedene, aber mit dem gleichen Namen benannte Mineralien beziehen. Seither ist nun durch eine wichtige Arbeit von Dr. F. von Hochstetter, welcher die Weltumseglungsexpe- dition der österreichischen Fregatte Novara als Geolog und Mineralog begleitete, ein neues Licht über den mysteriösen Nephrit verbreitet worden. Während eines Ymonatlichen Aufenthaltes und vielfacher Reisen auf Neuseeland zog Dr. v. Hochstetter alle möglichen Er- kundigungen über das Vorkommen, die Verwendung und Bearbeitung des Nephrits ein, sammelte auch eine Reihe verschiedener Abarten dieses Minerales, und theilte seine Erfahrungen sammt einigen neuen Analysen des Nephrits in der Sitzung vom 12. Mai 1864 der kaiser- lichen Akademie der Wissenschaften in Wien mit. Diese im 49sten Bande der Sitzungsberichte, unter dem Titel: „Ueber das Vorkommen und die verschiedenen „Abarten von neuseeländischem Nephrit (Pu- „namu der Maoris)“ erschienene Abhandlung (auch in Sonder-Abdruck von 15 Seiten) gibt mir alle nöthigen und wünschenswerthen Daten an die Hand, um die Bern. Mittheil. 1865. Nr. 59. — 14 — sogenannten Nephrite der Pfahlbauten mit den orienta- lischen und neuseeländischen vergleichen zu können, und da lässt sich nicht läugnen, dass die ersteren in Bezug auf Färbung, Textur, Härte und Dichtigkeit, mit den letzteren eine grosse Aehnlichkeit zeigen; was aber die Identität oder Verschiedenheit betrifft; so kann diese nur durch die chemische Analyse entschieden werden. Die Entscheidung dieser Frage hat auch in ethnologischer Beziehung ein grosses Interesse, indem der Beweis der Identität der Nephrite der Pfahlbauten, mit den aus dem Oriente und aus Neuseeland stammenden, eine neue Stütze für den Satz liefern würde, dass die Pfahlbauleute der Steinzeit, die nachweisbar ältesten Bewohner der Schweiz, keine Autochthonen, sondern, wie es auch die Geschichte behauptet, aus dem fernen Osten eingewanderte Völker seien, welche ihr Kostbarstes, die Steinwerkzeuge aus Nephrit, mit sich in’s Land brachten, was auch die Annahme von Handelsverbindungen der halbwilden Pfahl- baubewohner mit dem Oriente ganz überflüssig machen, und auch das seltene Vorkommen der Nephritkeile in Mitten von Hunderten bearbeiteter Gesteine gemeinerer Herkunft ganz genügend erklären würde. Vom Wunsche geleitet, einige unserer Nephrite chemisch untersuchen zu können, wendete ich mich an die Vorsteher oder Besitzer einiger archäologischen Samm- lungen der Schweiz, mit dem Gesuche, mir behufs der Analyse solche Nephrite anvertrauen zu wollen, und erhielt auf die verdankenswertheste und freigebigste Weise von Dr. Ferdinand Keller in Zürich: 3 Steinkeile von Meilen; von Dr. Uhlmann in Münchenbuchsee: einen von Moosseedorf, und aus dem Berner Museum einen daselbst befindlichen von Coneise, von welchen ich, ohne Schaden für die Objekte, mit gefälliger Hülfeleistung — 15 — des Herrn Optikus Julius Stucky, soviel Material ablösen konnte, als für die Analysen nöthig war. Um die mineralogische Charakteristik der zu analy- sirenden Mineralien so vollständig als möglich zu machen, wurde von den meisten derselben die Dichtigkeit mit der grössten Sorgfalt bestimmt, und dabei die von H, Rose pag. 1024 im Anhang angegebene Methode, mit dem bezeichneten Apparate befolgt. Folgende Steinkeile wurden analysırt : Nr. 1. Steinkeil von Meilen. A. Nr. 27 der Sammlung. _Schieferig, 8 Centim. lang, 3 bis 4'/, breit,‘ 1/, bis 1!/, dick; von dunkelgrüner Farbe, mit hellgrünen bis weissen Parthieen marmorirt; stellenweise asbestartig seidenglänzend, Härte zwischen 6 und 7, Fensterglas ritzend, ein sehr zähes Mineral. Nr. 2. Steinkeil von Meilen, 81/, Centim. lang, 2 Centim. breit an der Schneide, nach hinten spitz ver- laufend, 1!/, Centim. dick; die Schneide messerscharf schön geschliffen, dunkel schwarzgrün, mit hellern seiden- glänzenden Parthien. Dichtigkeit = 3,02 bei 5° R&eaum. Bezeichnung A. Nr. 35. Von schieferiger Textur, die dünnen Schiefern mit hellgrüner Farbe durchscheinend, Nr.3. Steinkeil von Meilen. Ohne Nummer. Ein plattenförmiger Stein, 5'/, Centim. Länge, 18 Millim. Breite und 8 Millim, Dicke; am breitern Ende zu einer schönen scharfen, schwachgebogenen Schneide zuge- schliffen. Dunkel schwarzgrün, stark durchscheinend, von blättriger Textur, Bruch blätterig und seidenglän- zend. Dichtigkeit bei 5° R. = 2,98. Das Löthrohrverhalten dieser drei Mineralien war folgendes. Dünne Splittern werden beim stärksten Feuer gelblich weiss, undurchsichtig, und schmelzen schwierig an den dünnsten Kanten zur röthlichen undurchsichtigen — 16 — u Schlacke. Mit den Flüssen lösen sie sich langsam aut und geben Eisenreaktion. Nr. 4. Steinkeilvon Moosseedorf. Von schön seladon-grüner Farbe, mit hellen Punkten und feinen Rissen durchschwärmt; von schöner glänzender Politur: Der Bruch matt, schuppig splittrig, das ganze etwa 1!/, Centim. dicke Stück stark durchscheinend. Härte gleich der des Quarzes, von dem der Stein nicht geritzt wird; er zeigt keine schieferige oder blätterige Textur, welche eine Spaltung ermöglicht hätte, dagegen an ver- -schiedenen Seiten Spuren, dass er durch Bearbeitung mit einem sägenden Instrumente seine Form erhalten hatte.: Schneide äusserst scharf. Dichtigkeit bei 8° Reaum. — 3,32. Sein Löthrohrverhalten war folgendes. Er schmilzt an dünnen Splittern zum klaren, etwas blasigen, farblosen Glase. Grössere Stücke werden farblos, an der ganzen Oberfläche verglast, fast durchsichtig; die Löthrohrflamme wird intensiv gelb gefärbt wie von Natron. Mit,den Flüssen gibt das Mineral nur Eisen- reaktion. ; Nr.5. Steinkeil von Concise. Ein plattenförmi- ges, sehr stark durchscheinendes Mineral von ölgrüner Farbe, von schieferig-blätteriger Textur; die Schneide schön geschliffen, polirt und scharf. Härte zwischen 6 und 7, und ritzt Fensterglas. Dichtigkeit bei 14° Reaum. — 2,974. Das Löthrohrverhalten dieses Minerales ist gleich dem der Steinkeile von Meilen. Da die zu analysirenden Mineralien sehr hart und zähe waren, und nach einem vorläufigen Versuche mit einer geschlämmten Probe von Nr. 1 der mehrstündigen Einwirkung von kochender concentrirter Schwefelsäure widerstanden, so wurden sie erst im Stahlmörser zu Pulver zertrimmert, dann im Agatmörser mit Wasser —- 17 — zum feinsten Schlamme zerrieben, hierauf geschlämmt, der Schlammrückstand von neuem zerrieben und ge- schlämmt bis zu Ende, und zuletzt nach Abgiessen der geklärten Flüssigkeit bei 110° C. getrocknet. Analyse der. Mineralien. Die Nummern 1, 2, 3 und 5 wurden genau nach der nun anzuführenden Methode analysirt. (Analyse A.) a. Bestimmung des Wassergehaltes. Je ein Gramm des bei 110° C. getrockneten Minerales wurde in einem fest verschlossenen Platintiegel über der Spinne während 10 bis 12 Minuten bis zu gleich bleibendem Gewichte zur Gelbgluth erhitzt, und der Gewichtsverlust für Wasser genommen. b. Das geglühte Mineral wurde hierauf durch Schmel- zen mit 5 Grm. kohlensauren Natrons aufgeschlossen. Die geschmolzene Masse wurde durch verdünnte Salz- säure zersetzt, im Wasserbade zur staubigen Trockne verdunstet, und nach üblicher Weise die Kieselsäure gesammelt und gewogen. Doch wurde deren Gewicht erst bestimmt, nachdem dieselbe durch Behandlung mit Fluorwasserstoffsäure verflüchtigt und der mit Salpeter- säure erhitzte geringe Rückstand gewogen und von deren Gewicht abgezogen worden war. Dieser geringe Rück- stand wurde in Nalzsäure gelöst und zum Filtrate gefügt. c. Die von Eisenchlorid gelb gefärbte Flüssigkeit wurde mit essigsaurem Kali versetzt, bis sie dunkelroth wurde und hierauf zum Sieden erhitzt, und nach dem Adsitzenlassen des flockigen Niederschlages filtrirt; da das Filtrat sauer reagirte, so musste es alle Magnesia und Kalkerde des Minerales enthalten. Das Eisenoxyd, — 18 — welches Thonerde enthalten konnte, wurde. MER En getrocknet, geglüht und genau gewogen. d. Das geglühte Eisenoxyd wurde in Salzsäure ge- löst, die zurückbleibende Kieselerde abfiltrirt und ge- wogen. Die Eisenlösung wurde mit Weinsäure versetzt, mit Ammoniak übersättigt und.das Eisen durch Schwefel- ammonium als Schwefeleisen ausgefällt, filtrirt, wieder in Salzsäure gelöst und nach üblicher Behandlung als Eisenoxyd dem Gewichte nach bestimmt. Da bei den Mineralien 1, 2 und 3 die Summen der Gewichte der Kieselerde und des Eisenoxydes mit den anfänglichen Gewichten übereinstimmten, so wurden dieselben für thon- erdefrei erklärt; bei Nr. 5 hingegen wies eine grössere Differenz auf einen Thonerdegehalt bin, der darnach berechnet wurde. e. Das Filtrat von c. wurde mit Salmiaklösung ver- setzt, mit Ammoniak neutralisirt und durch Oxalsäure die Kalkerde ausgefällt. Da in diesem Niederschlage auch Mangan sein konnte, so wurde die starkgeglühte kohlensaure Kalkerde in Salzsäure gelöst, und nach üblichen Methoden beide Basen geschieden und dem Gewichte nach bestimmt. f. Das Filtrat von der oxalsauren Kalkerde wurde durch phosphorsaures Natron gefällt, das Magnesiasalz abfiltrirt, mit verdünntem Ammoniak gewaschen, getrock- net, bis zu gleich bleibendem Gewichte geglüht und ge- wogen, und daraus die Magnesia berechnet. Zur Kontrole wurde bei Nr. 1 und Nr. 3 eine Ana- lyse (B) mit Fluorwasserstoffsäure vorgenommen, Je 1 Gramm des nicht geglühten Minerales wurde mit dieser Säure übergossen, mit reiner Schwefelsäure versetzt, zur Trockne verdunstet, und endlich der Ueberschuss von Schwefelsäure bei höherer Temperatur weggeraucht. Die — 119 — mit Salzsäure versetzte trockne Salzmasse wurde: mit viel Wasser verdünnt und gekocht, wobei sich Alles klar auflöste. Die Analyse der Lösung geschah ‘genau nach dem von c. bis f. angegebenen Gange. Beim Minerale Nr. 2 wurde ein Versuch gemacht, die Frage direkt zu lösen, ob das Eisen im Steine sich nur als Oxydul vorfinde, oder ob auch, wie es nach der Farbe sehr unwahrscheinlich ist, Oxyd vorhanden sei. 1 Gramm ungeglühten Minerales wurde in einer Platin- schale mit einer überschüssigen Menge Natriumgoldehlo- ridlösung versetzt, hierauf Fluorwasserstoffsäure zuge- fügt, bei mässiger Wärme verdunstet und zuletzt ver- sucht die Kieselfluormetalle durch Eintrocknen mit Salz- säure zu zersetzen und das Fluorsiliccum zu verjagen. Es hatte sich viel pulverförmiges Gold ausgeschieden, aber ein Theil bildete auch auf dem Boden der Schale eine glänzende, fest anhaftende Vergoldung, welche nur durch sehr verdünntes Königswasser entfernt werden konnte, Auch enthielt das Gold noch unzersetzte Fluor - silikate, so dass aus dessen Gewicht kein Schluss gezogen werden konnte. Die Anwendung von Schwefelsäure zur Zersetzung der Kieselfluorverbindungen war nicht zu- lässig, da sie die überschüssige Goldlösung ebenfalls zersetzt haben würde. Die Analyse der Nummer 4, welche durch ihr Löth- rohrverhalten sich als ein ganz anderes Mineral erwiesen hatte, als die drei ersten, wurde ebenfalls durch Auf- schliessen mit kohlensaurem Natron zersetzt, und ver- fahren wie in 2. Bei der Wassergehaltsbestimmung wurde 1 Gramm über der Spinne erhitzt bis zu gleich bleibendem Ge- wichte; der Verlust war nur zwei Milligramme, Als der Tiegel geöffnet wurde, zeigte sich das Mineral ganz zu a einer weissen porcellanartigen Masse geschmolzen. Die- selbe hatte bei 11°,5 Reaum. nur noch eine Dichtigkeit von 2,438, war durchscheinend und ritzte das Glas sehr stark. Das Filtrat von 5. wurde mit Ammoniak neutrali- sirt, und durch Schwefelammonium gefällt, um mit der Thonerde alle metallischen Bestandtheile abzuscheiden ; da dieser Niederschlag Magnesia enthalten konnte, so wurde er in Salzsäure gelöst und noch einmal mit Schwefelammonium ausgefällt und abfiltrirt, und das Filtrat zum frühern gefügt. Dieses wurde weiter behan- delt wie in e. und f. angegeben wurde. Der gewaschene Niederschlag von e. wurde getrock- net, geglüht und genau gewogen und nach Auflösen in Salzsäure und Versetzen mit Weinsäure, Thonerde, Eisenoxyd und Zinkoxyd nach oben angegebener Me- thode getrennt. Die Thonerde wurde aus dem Verluste berechnet. Bei der Analyse (B.) mit Fluorwasserstoffsäure zur Bestimmung der Alkalien wurden Thonerde, Eisen- und Zinkoxyd abgeschieden, wie oben, dann die Kalkerde ausgefällt, und das Filtrat zur Trockne verdunstet und erhitzt, bis alle Ammoniaksalze verjagt waren. Die mit Wasser aufgenommene Masse wurde mit überschüssigem Barytwasser versetzt, erwärmt und filtrirt. Das durch kohlensaures Ammoniak von der überschüssigen Baryt- erde befreite Filtrat wurde mit Salzsäure neutralisirt, verdunstet und gewogen, und gab das Totalgewicht der Alkalien als Chlorverbindungen. Die sehr geringe Menge von Kali wurde durch Platinchlorid bestimmt. Durch Behandlung des mit Barytwasser erhaltenen Niederschla- ges mit Schwefelsäure wurde die Magnesia ausgezogen und als schwefelsaures Salz bestimmt. — 2211 — . Eine dritte Analyse (C) zur Aufsuchung von Fluor konnte nur mit dem geschmolzenen Steine, dem Reste des vorhandenen Materiales, ausgeführt werden, und ergab für das Fluor ein negatives Resultat, erlaubte aber die Bestimmungen von Kieselsäure, Eisenoxyd und Zink- oxyd zu wiederholen. Die Analysen der Mineralien 1, 3 und 4, welche jede mehrmals untersucht wurden, ergaben folgende Resultate Nr. 1. Nr. 3. Nr. 4. ve : Vega 5 aaa ea = Sure, > Kieselsäure 57,10 — 56,90 — 59,50 — 58,28 Magnesia 20,65 20,55 20,44 20,30 1,72 1,60 — Kalkerde 13,35 12,17 13,10 12,79 3,09 3,16 Eisenoxydul 6:37 1.6,03..7.02,..7,11:,1,62,.1,02. 1.21 Manganoxydul 0,56 0,74 0,69 0,65 — Thonerde —_ 0 — 22,40 22,40 — Natron —_— [0-01 .2.-,123,86 — Kalı 00... 049 0 — Zinkoxyd nt... or 00 0,47 0,8 Wasser 3,25 — 230 — 00 — — Vereinigen wir die obigen Zahlen zu Mittelresultaten, und fügen wir die Analysen der Mineralien 2 und 5 dazu, so ergeben sich für die fünf Steinkeile folgende Zahlen: NP.2.Nr.2.: Ne.d, Nr 4 Ne. Kieselsäure 57,10 56,50 56,90 58,89 56,14 Thonerde — E= — 22,40 0,48 Magnesia 20,60 20,09 20,37 1,28 22,68 Kalkerde 12,76 13,27 12,94 3,12 11,12 Eisenoxydul 6,30 .6,75 706 1,66 4,66 Manganoxydul 0,65 0,42 0,67 er 1,13 Zinkoxyd —_ u — 0,73 — Natron , = _ — 12,86 — Kalı — = — 049° — Wasser 3,25 3,50 2,80 0,20 3,72 100,66 100,53 100,74 101,63 99,93 Bern, Mittheil. 1865. Nr. 595. — 12 — Bei der. Vergleichung dieser 5 Analysen sehen wir auf den ersten Blick, dass sie eigentlich nur zwei ver- schiedenen Mineralien angehören, indem die Analysen 1, 2, 3 und 5 durchaus nicht wesentlich verschiedene Verbindungen darstellen, wenn schon die letztere kleine Mengen von Thonerde aufweist. Dagegen ist der Stein- keil Nr.4 ein zur Feldspathgruppe gehörendes, alkali- haltiges Thonerdesilikat, welches mit dem Oligoklas die grösste Aehnlichkeit hat, aber ein verschiedenes Sätti- gungsverhältniss aufweist. Unter den in Rammelsberg’s Mineralchemie pag. 777 angeführten und auch von Dr. v. Hochstetter in seiner Abhandlung eitirten Nephritanalysen, ist es die siebente von Scheerer, welche mit unsern- Analysen 1, 2, 3 und 5 die grösste Uebereinstimmung zeigt, wie die Zusammen- stellung ausweist: | Scheerer, Nr.-1. Nr. 2.-—-Nr. 3; Nr. 5hr N2aR Kieselsäure 57,10. 56,50 — 56590’ - 56,14 yes Thonerde — _ = 0,48 0,72 Magnesia 20,60. 20,09 20,37 22,68 23,29 Kalkerde 12,76 13,27 12,94 11,12 ° 13,48 Eisenoxydul 6,30 6,75 7,06 4,66 3,39 Manganoxydul 065 0,42 0,67 113 ..— Wasser 3,25 3,50 2,80 3,72 2,50 so dass kaum daran zu zweifeln ist, dass sich alle 5 Ana- lysen auf das gleiche Mineral beziehen. Berechnen wir die Sauerstoffmengen unserer 4 Ana- lysen, so finden wir: Nr. 1. 7; Nr52477 Neiss eree Kieselsäure 29,65 29,34 29,54 29,29 Magnesia 8,23 8,03 8,14 ,„ 9,06 Kalkerde 3,62. 3770 0 0 Eisenoxydul 1,46 1;35 1,57 1,03 Manganoxydul 0,13 0,09 0,15 0,25 Wasser 2,89 3,11 2,48 3,30 — 13 — Vereinigen wir nach Scheerer’s Theorie des poly- meren Isomorphismus den 3ten Theil der Sauerstoffmenge des Wassers mit den Monoxyden, und ?/, des Sauerstoffs der Thonerde mit der Kieselsäure, so erhalten wir fol- gende Sauerstöffverhältnisse : Scheerer, De 42. .N2 2, , Nr,4 _ Wr5 Ar Kieselsäure 29,65, : 29,34 29,54 29,29, 29,87 Basen 14,40 14,28 14,37 14,60 14,66 also annähernd dem Verhältnisse R: Si wiei 2, so dass alle diese Mineralien durch die allgemeine Formel R? Si? dargestellt werden können oder dyrch: 2 Mg? Si? + (Ca, fe, Mn)®Si2. Was die Analyse des alkalihaltigen Thonerdesilikates Nr. 4 betrifft, so stimmt sie mit keiner der von Dr. von Hochstetter mitgetheilten Nephrit-Anaiysen überein, da- gegen merkwürdiger Weise sehr genau mit derjenigen des Jade vert oder Jad&@ite von Damour (eit. Abhand- lung pag. 7. Note 2 unten an der Seite). Sowohl die Beschreibung der Farbe, des Bruches, als der Dichtig- keit und der Härte, welche Damour von dem Jade vert gibt, stimmen mit unserm Steinkeil von Moosseedorf über- ein, und ebenso die Analyse: Nr. 4. Jade vert. Kieselsäure 58,89 59,17 Thonerde 22,40 22,58 Magnesia 1,28 1,15 Kalkerde 3,12 2,68 Eisenoxydul 1,66 1,56 Zinkoxyd 0,73 —_ Natron 12,86 12,93 Kali 0,49 Spuren Glühverlust 0,20 _ Dichtigkeit 3,32 3,34 — 124 — Der einzige, an sich unbedeutende Unterschied zwischen beiden Analysen ist der geringe Zinkoxydge- halt des Steinkeiles Nr. 4, welcher mich, der ich Man- ganoxydul zu bestimmen erwartete, sehr überraschte; aber durch das Verhalten auf nassem Wege und vor dem Löthrohre überzeugte ich mich, dass keine Täuschung vorliege. Berechnen wir die Sauerstoffverhältnisse der Analyse Nr. 4, so bekommen wir: Sauerstoff. Kieselsäure 30,58 30,58 — 6 Thonerde 10,47 10,47. — 2 Magnesia 0,51 ALEER 0.89 Eisenoxydul 0,37 har. Zinkoxyd 0.14 ee Natron 3,30 Kali 0,08 wo sich die Monoxyde zur Thonerde und zur Kieselsäure sehr annähernd wie 1! 2 : 6 oder wie 3 : 6 : 18 ver- halten, während im Oligoklasfeldspath, der dem Jade vert am nächsten kommt, die Verhältnisszahlen wie 1:32:09 sind. Obige Verhältnisszahlen geben 3 Aequi- valente Monoxyde, 2 Aequiv. Thonerde und 6 Aequiv. Kieselsäure zu Bisilikaten vereinigt, durch die Formel: 3 (Na, Ca, fe, Mg) :Sj? + 2 AI Si? ausgedrückt. Dieser Jade-vert, denn als einen solchen müssen wir nach der Uebereinstimmung unserer Analyse mit der Damour’schen den Steinkeil von Moosseedorf an- sprechen, scheint eine neue Bisilikatreihe in der Gruppe der Feldspathe zu repräsentiren. Fassen wir zum Schlusse alle Verhältnisse unserer fünf Steinkeile zusammen, so lässt sich, sofern die Zu- sammensetzung allein massgebend ist, um die Identität oder Verschiedenheit zweier nicht krystallisirter Mine- — 153 — ralien zu begründen, mit grosser Wahrscheinlichkeit be- haupten, dass die Steinkeile von Meilen und Concise ächte (ob neuseeländische?) Nephrite sind, derjenige von Moosseedorf aber ein Jade vert oriental sei. Eine andere, noch zu lösende Frage ist die, ob die in unsern Pfahlbauten gefundenen Nephrite nicht auch, wie ihre gemeineren Begleiter aus Serpentin, 'Kiesel- schiefer u. s. w. schweizerischen Ursprunges sein könnten, da die in den neuseeländischen Nephritdistrikten auftre- tenden Serpentin-, Talk- und Chloritschiefergebirge, auch in der Schweiz, “in Bündten sowohl als im Wallis, in grosser Mächtigkeit und Verbreitung vorhanden sind, und also auch möglicher Weise Ausscheidungen von Nephrit aufweisen könnten. Doch sind bis jetzt noch keine solchen gefunden worden, so dass die Annahme des orientalischen Ursprunges derselben, bis zu gegen- theiligem Beweise, wohl noch als die richtigere und wahrscheinlichere angenommen werden muss. L. BR. v. Fellenkberg. Ueber die Zersetzung alkalihaltiger Silikate durch Chlorcalcium. (Vorgetragen den 4. November 1865.) Der Zweck der Zersetzung oder Aufschliessung alkalihaltiger, durch Säuren unzersetzbarer Silikate ist meist die Darstellung der Alkalien in geeigneter Ver- bindung, sey’s zur analytischen Mengenbestimmung, sey’s auch zu praktischer Verwendung. Bei dieser Aufschlies- sung müssen selbstverständlich alkalihaltige Agentien aus- — 16 — geschlossen und nur solche angewandt werden, welche eine Grewichtsbestimmung der Alkalien erlauben. Zu diesem Zwecke sind gewöhnlich energisch wirkende Körper, so wie Fluorwasserstoffsäure, oder die alkalischen Erdent Ba ryt- und Kalkerde bei hohen Temperaturen angewand worden. Auch das Bleioxyd, welches mit Silikaten so leicht zu einem leicht zersetzbaren Glase zusammen- schmilzt, ist im Gebrauche gewesen, aber verlassen worden, wegen der Gefahr der Zerstörung der Platin- gefässe durch reducirtes Blei, oder der irdenen Gefässe direkte durch das Bleioxyd.- Die Kalk- und Baryt-Erde können bei analytischen Arbeiten wohl angewendet werden, erfordern aber äus- serst hohe 'Temperaturgrade, welche nur durch Essen- feuer zu erlangen sind und die Gefahr der Verflüchti- gung der Alkalien mit sich führen. Baryterdehydrat verlangt die Anwendung von Silbertiegeln, welche auch ihre Unannehmlichkeiten haben. Die Fluorwasserstoffsäure und das in jüngster Zeit auch empfohlene Fiuor- Ammonium sind vortreffliche analytische Reagentien, erfordern aber kostbare Appa- rate und können nur bei wissenschaftlichen Unter- suchungen Anwendung finden. — Wollte man aber auf eine schnelle und doch hinlänglich genaue Weise den Alkaligehalt von Silikaten, z. B. Feldspathen und ähn- lichen Gesteinen, ermitteln, so war kein dazu taugliches Reagens vorhanden ; oder man musste die bisher üblichen langen analytischen Methoden anwenden. Nun steht in „Wöhler’s Mineral-Analyse in Bei- spielen,“ zweite Auflage pag. 119, folgender Satz: „Um „in durch Säuren nicht zersetzbaren Silikaten leicht den „Alkaligehalt zu finden, soll man sie mit 5—6 Theilen „kohlensaurem Kalk und etwa °/, Nalmiak vermischen „und glühen, worauf sich das Alkali durch Wasser aus- — 127 — „ziehen lasse.“ Diese Stelle bewog mich nun, diese neue und allem Anschein nach sehr leicht ausführbare Zer- setzungsweise zu prüfen. Da mir keine reinen alkalihaltigen Silikate und auch keine reine kohlensaure Kalkerde zu Gebote standen, so wandte ich an Platz der ersteren einen Gneis aus dem Bette der Kien auf der Tschingelalp, und an Stelle des kohlensauren Kalkes vorräthiges Kalkhydrat an, von dem ich eine äquivalente Menge nahm. Es wurden 18 Gramm Gneispulzer Br. Kalkhydrat ; genau gemischt 15 N Salmiak in einem hessischen Tiegel bis zum hellen Rothglühen er- hitzt; nach dem Erkalten wurde die krümliche Masse mit Wasser ausgelaugt und die filtrirte Flüssigkeit nach Aus- fällung der Kalkerde durch kohlensaures Ammoniak, zur Trockne verdunstet, die Ammoniaksalze verjagt und der Rückstand im Wasser gelöst, filtrirt und evaporirt. Er gab einen Rückstand von 1,62 gr. Chlorkalium, ent- sprechend 1,024 gr. Kali oder 5,68°/,; dasselbe war etwas natronhaltig. Der ausgelaugte Glührückstand mit Salz- säure behandelt gelatinirte vollständig und gestand zu einer steifen durchsichtigen, von Eisenchlorid gefärbten Gallerte. Die in oben citirter Stelle empfohlene Methode hatte sich also vorzüglich bewährt. — Obiger Versuch wurde nur als ein vorläufiger, zur Orientirung dienender ausgeführt; sollte die Methode gut sein, so musste sie auch ohne Schaden in Platin- tiegeln sich ausführen lassen. Es wurde nun bei einer zweiten Probe, vom vorigen Versuche herstammende reine kohlensaure Kalkerde angewendet; nämlich 1 Gramm Taviglianaz-Sandstein 5 » kohlensaure Kalkerde ; imnig gemischt 08 , Salmiak \ — 1233 — in einem Platintiegel über der Weingeistlampe geglüht und nach dem Erkalten, wie oben angegeben, behandelt. Es wurde erhalten 4,93°/, Kali, statt 9,03°/, wie die Analyse dieses Steines ergeben hatte. Der Rückstand gelatinirte sehr wenig und enthielt unaufgeschlossenes Pulver, da der Stein nicht besonders porphyrisirt worden war: Bei einer dritten Probe wurde ein schöner weisser Gneis von Mörill im Wallis auf’s feinste porphyrisirt und durch heftiges Gelbglühen des aus der ersten Probe stammenden kohlensauren Kalkes,'ätzend gebrannte Kalk- erde angewandt. Es wurde abgewogen 1 Theil Gneis 3 Theile Kalkerde , innig gemengt 1 Theil Salmıak und über der Spinne bis zum Sintern bei der heftigsten Gelbgluth erhitzt. Das Resultat war 9,32°/, Kali mit Spuren von Natron. Der Rückstand gelatinirte vollständig mit Salz- säure, so dass die Aufschliessung eine vollständige war. Bei näherer Ueberlegung der Reaktionen, welche bei dem Gemenge von Kalkerde und Salmiak vor sich gehen, war offenbar, dass Chlorcaleium und freie Kalkerde die wirksamen Agentien seyen. Es wurde daher bei allen nachfolgenden Proben statt des Salmiakes nnd der Kalk- erde: reines von Herrn Apotheker Dr. Müller bezogenes Chlorcalcium, bald mit, bald ohne Zusatz von reiner Kalkerde angewendet, und folgender Weise verfahren : Das in Stücken approximativ abgewogene Chlorcalcium wurde im Platintiegel zum ruhigen Schmelzen gebracht und die innere Tiegelwand mit geschmolzenem Uhlor- calcium überzogen; nach dem Erstarren wurde das ab- gewogene Gesteinspulver, das bei allen Proben auf's feinste porphyrisirt war, entweder allein, oder mit der — 129 — Kalkerde auf's Innigste vermengt, auf das erstarrte Chlor- calcium gebracht und nun dieses allmählig zum Schmelzen erhitzt und hierauf während 10 Minuten bei der höchsten Gluth, welche die Spinne hervorzubringen vermag, die Schmelzung unterhalten. Nach dem Erkalten des Tiegels löst sich die geschmolzene Masse vollständig vom Tiegel ab, der dadurch nicht im Mindesten leidet. Der Tiegel wird mit kochendem Wasser ausgespühlt und die ge- schmolzene Masse mit kochendem Wasser aufgeweicht und der Rückstand zuletzt auf dem Filter gewaschen, bis das Waschwasser angesäuerte Silberlösung nicht mehr trübt. Das von freier Kalkerde alkalisch reagierende Filtrat enthält nur Kalkerde und die Alkalien, da die im Gesteine vorhandenen Basen: Thonerde, Eisenoxyd, Magnesia u. s. w., durch die freie Kalkerde ausgefällt, be’m Rückstand sich befinden. Das Filtrat wird durch kohlensaures und oxalsaures Ammoniak vollständig aus- gefällt, filtrirt, das Filtrat zur Trockne verdunstet und die Chloralkalien dem Gewichte nach bestimmt. Der Rückstand gelatinirt mit Salzsäure und zeigt eine voll- ständige Zersetzung an. Nach dieser Methode wurden folgende Proben aus- geführt, deren Resultate ergaben: 1 Gramm Gneis vom kleinen Schreckhorn 3 „ Chlorcaleium 8,95°%/, Kalı. 0,5 „ Kalkerde 1 Gramm Taviglianaz- Sandstein )8,97°/, Kali, statt 9,03 25 ,„ Chlorcaleium wie die Analyse er- 0,5 „ Kalkerde geben. 1,0 Gramm Gneis von Mörili um... Chlorcalcium 9,54%, Kalı. 2 Kalkerde \ Bern. Mittheil. 1865. Nr. 596. — 130 — 1,0 Gramm Granit von der Grimsel 25 ,„ Chlorcalcium 0,5 4 Kalkerde 2,0 Gramm Granit von der Grimsel } 8,40°%, Kali 5.0 Wr, Chlorcaleium \ mit Natron. Da die beiden letzten Bestimmungen wegen des bedeutenden Natrongehaltes unsicher waren, so wurden die Chloralkalien der beiden letzten Proben vereinigt und in denselben das Chlor mit grösster Schärfe be- stimmt und das Kali und Natron durch indirekte Analyse auf 5,0°, Kali und 2,85°/, Natron gefunden, oder im Verhältniss von 36,21 °/, Natron und 63,79°/, Kalı. Da die in den Gneisen und Graniten vorkommenden Quarzauscheidungen bei der Aufschliessung der Gesteine auch verschwunden zu sein schienen, so wurden noch zwei Proben mit feingeriebenem Bergkrystall ausgefü hrt | 8,78%, Kali mit viel Natron. nämlich ; 1,0 Gramm Quarz und 1,0 Gramm Quarz 25: 5 Chlorcaleium 2D ms Chlorealeium 1 Kalkerde. zusammengeschmolzen. Nach Auslaugung der geschmolzenen Masse mit Wasser wurden die Rückstände mit Salzsäure behandelt; beide gelatinirten mit der Säure, aber am vollständigsten die erste Probe, bei welcher freie Kalkerde mitgewirkt hatte, so dass ein Zusatz von reiner Kalkerde, etwa 25 bis 30°/,, die Wirkung des Chlorcalicums iin allen Fällen zu verstärken scheint. Aus allen mitgetheilten Thatsachen scheint mir nun hervorzugehen, dass Chlorcalecıum, mit oder ohne Zusatz von reiner Kalkerde, die alkalihaltigen, durch Säuren unzersetzbarenSilikate, beiAnwendung hoher Temperatur, vollständig aufzuschliessen vermag, ja dass sie sogar den Quarz in Form von Bergkrystall vollständig aufschliesst. — 131 — Sollte diese Zersetzungsmethode auch keine der bis- her in der Mineral-Analyse üblichen Aufschliessungs- methoden verdrängen, so bietet sie eine reinliche, schnell ausführbare Probe auf Alkalien dar, welche geeignet sein dürfte, in vielen praktischen Fällen Anwendung zu fin- den, namentlich bei den jetzigen Bestrebungen der Alpen- wirthschaftschemiker, welche die Natur nach Alkalien ın allen Richtungen durchstöbern. — Zum Schlusse noch die Bemerkung, dass die Platintiegel, welehe zu diesen Aufschliessungen dienen, nicht im Geringsten darunter leiden. Die Anwendung des Chlorcalciums zur Zer- setzung der Silikate wird in vorliegender Arbeit nur als dine Vereinfachung der oben citirten Vorschrift mit- getheilt. A. Nil. *) — Besteigung des Piks von Ternate und Tidore im Sommer 1865. — „Letzthin habe ich die Piks von Ternate und Tidore, zwei der höchsten Berge der Molukko’s, bestiegen. Der Gipfel des letztern soll früher nur einmal (in den Zwanziger- jahren) durch Prof. Reinwardt erreicht worden sein. Ersterer wurde seit € Jahren nicht mehr bestiegen, daher jede Spur des früher durch den Wald und das hohe Rohr angelegten Weges, mit dem der obere Theil *) Der Verfasser, Sohn des Hrn. Pfarrers Nil in Melchnau, be- findet sich als Offizier in holländischen Diensten, auf den Moluken, und hat in Folge des Garnisonswechsels viele der weniger bekannten vulkanischen Inseln besucht. Anmerk. d. Red. — 12 — des Berges bewachsen ist, verschwunden war. Wenn früher eine belangreiche Person den Berg erklimmen wollte, wurden ein paar Hundert Menschen vom Sultan requirirt, die einen Fussweg erstellen mussten; doch ich habe mit Dr. Husemann von Göttingen, dem Garnisons- arzte, allein dieses Wagstück unternommen. Wir nahmen nur vier Kettensträflinge (mit scharfen Hauen versehen) und einige Bediente, um den Proviant zu tragen, mit. Nach grossen Anstrengungen erreichten wir nach etwa 6 Stunden den höchsten Gipfel, wo uns jedoch das hohe Rohr alle Aussicht verdeckte. | Das Plateau des Berges besteht aus einigen Thälern, die von einigen kleinern Gipfeln umgeben sind; ein solcher bildet die östliche Wand des an der Nordseite des Ber- ges gelegenen und ungefähr eine halbe Stunde vom höchsten Gipfel entfernten Kraters. Diejenigen Bedienten, die uns noeh nicht verlassen hatten (es sei aus Angst oder Ermüung), überfiel bei dem wüsten Anblick des Berg- plateaus, dem unterirdischen Rollen und dem Vorbei- fliegen der mächtigen Rauch- oder Dampfwolken ein pani- scher Schreck und waren nicht mehr zu bewegen, auch nur einen Schritt weiter zu thun. Die vier Sträflinge allein begleiteten uns bis an den Rand des schauerlichen Höllenrachens. Der Wind wehte hinter uns, daher konn- ten wir sehr gut in den Abgrund hinunter sehen. Wäre diess nicht der Fall gewesen, so häiten wir uns wegen des vielen Rauches und Schwefeldampfes noch nicht auf eine Viertelstunde nähern können. Der Wind wehte in- dessen auf dieser Höhe durchaus nicht sanft, es war mehr Sturmwind als Brise, so dass man alle Mühe hatte, um sich auf den Beinen zu halten. Der Führer, ein alter Kerl von 83 Jahren, wäre beinahe in den Krater geweht worden. Dr. Husemann, der zunächst bei ihm — 13 — stand, konnte ihn noch zur rechten Zeit beim Kragen packen und hintenüber auf den Boden werfen. Auf erwähntem Plateau, selbst ganz in der Nähe des Kraterrandes, sahen wir eine Menge Hirsche (ob C. muntjak. Zim oder ©. Aristotelis C.), die uns ver- wundert ansahen und gar nicht scheu waren. Doch, da meine Flinte bei den Bedienten zurückgeblieben war, konnte ich von der guten Gelegenheit keinen Gebrauch machen. Hier ist wenig Vegetation; man sieht eine Art mittel- mässig grosser Bäume mit kleinen glänzenden Blättern, aus deren Stämmen krystallhelles Wasser tröpfelt und durch Einschneidung kann man in kurzer Zeit einige Gläser voll sammeln. Ferner sah ich eine Art wilder, sehr niedriger Granat- äpfelsträucher (die Inländer nennen diese Pflanze wenig- stens so, nämlich Delmia oetang) und den gemeinen indischen Rhododendron. Hier athmet man eine kalte Oktoberluft ein. Auf °/, des Berges fandeu wir Wasser; es ist Wasser, das aus einem eisenhaltigen, etwas porösen Felsen schwitzt oder zum Theil sich bei Regen in 2—3 kleinen Bassins sammelt. Dasselbe ist hellgelb, doch so kalt wie Eis. Die Eingeborenen nennen dieses Wasser, das nie aus- trocknet, „Ajer iblis* oder „Teufelswasser“. Auf dem Rückwege haben wir uns in der seit Jahr- hunderten angehäuften Rohrmasse verirrt und ich musste einen. hohen dornigen Baum erklettern, um mich orien- tiren zu können, was auch glückte. Da die Bedienten alle zurückgeblieben waren, hatten wir von 4 Uhr des Morgens bis 4 Uhr Nachmittags, um welche Zeit wir unsern Proviant einholten, nichts gegessen und nur ein Paar Gläser Wasser getrunken. Daher legten wir uns — 134 — im Schatten eines mit rothblühenden Orchideen bekränz- ten Waldriesen nieder und liessen uns die mitgebrachten gebratenen Hühner, nebst Brod uud Pate de foie gras mit dem nöthigen Chambertin herrlich schmecken Die Waldregion ist hier eigenthümlich; man sieht beinahe kein Unterholz. Die Erde ist beinahe umge- pflügt durch die nach Wurzeln suchenden Wildschweine. Die Bäume sind hoch und dickstämmig mit prächtigen Orchideen über und über bewachsen. (Eine Orchidee mit zienoberrothen Blumenbüscheln und etwas haarigen Blättern fiel mir besonders auf. Ich habe dieselbe nur noch hier und auf dem Pik von Tidore angetroffen, wo sie ebenfalls über 2500° über Meer gefunden wird, ab- gewechselt mit riesigen Farren, so gross wie die wilde Pinang- und Lontarpalme.) Eine Art kleiner Blutegel, die durch alle Kleider dringen und empfindlich beissen, trifft man hier in Menge an. Des Abends um 6 Uhr waren wir in Fort Oranje zurück, wo Niemand an un- sern Marsch geglaubt hätte, wenn wir nicht Zweige von wilden Granatäpfelsträuchern, die allein in der Umgebung des Kraters wachsen, mitgebracht hätten. Etwa 14 Tage später bereiteten wir uns vor, um den Pic von Tidore (nach barom. Messungen 7200 rheinl. Fuss, während der von Ternate nur 7000 rheinl. Fuss hoch sein soll; ich aber glaube, dass ersterer wohl 500° höher sei als der Pie von Ternate) zu besteigen. Wir begaben uns mit einigen anderen Herren, die den Zug auch mitmachen wollten, per Orunbaai (gedeckter Kahn) nach dem vier Stunden entfernten Flecken Soss&eo, der Residenz des Sultans von Tidore. Am Ufer warteten schon Abgesandte des Sultans, um uns zu bewillkomm- nen und Gastfreiheit anzubieten. Der Sultan liess uns so gut wie möglich bewirthen und vor uns tanzen. Der- — 15 — selbe ist ein tauber Greis von circa 92 Jahren. Seine ächte Frau ist ein guthmüthiges Stück, sie thut stets alles Mögliche, um den Gästen den Aufenthalt angenehm zu machen. Sie geht gewöhnlich barfuss und trägt ein langes sackförmiges, schwarzkattunenes Kleid. Noch denselben Tag des Abends um 7 Uhr, nach- dem wir die nöthigen Träger und Führer bekommen hatten, brachen wir auf, da der Mond silberhell schien, und stiegen bergaufwärts. Der Weg, obschon leicht zu finden, war indessen sehr mühsam wegen des wild durch- einander liegenden Gesteines und der ziemlich tiefen Schluchten. In einem kleinen Dorfe, Toffo genannt, ruhten wir etwas aus und nahmen einige Erfrischungen ein, worauf der Weg fortgesetzt wurde. Letzterer wurde indessen stets mühsamer, so dass °/, Stunden oberhalb des 1 Stunde von Sosseo entfernten Toppos einer der Herren, Advokat B....... schon zurückblieb. (Der- selbe quartirte sich beim Dorfoberhaupte „Kapata Kam- pong“ ein und amüsirte sich damit, uns eine Flasche Kitzinger Bier nach der andern auszutrinken, während dem wir mit Mühe bergaufwärts stiegen und Hunger und Durst litten, da die Träger stets zurückblieben). Am Rande des Waldes, !/, der Höhe, machten wir Halt, denn es war ungeachtet des hellen Mondscheins eine reine Unmöglichkeit, den Weg durch dessen Dunkel zu finden. Bei einer kleinen Hütte schlugen wir unser Lager auf; dasselbe bestand aus Pisangblättern, die auf den Boden gelegt waren. Wegen der grossen Kälte musste ein Feuer angezündet werden, an dem wir uns wärmen konnten, ‚doch jeden Augenblick streifte eine Regenflagge längs der Berge her und löschte das Feuer wieder aus, und was das Unangenehmste von Allem war, durchweichte unsere Kleider durch und durch. Die Hütte war viel — 16 — zu klein, um alle Personen aufzunehmen, desshalb mussten die Meisten in einer nicht besonders angenehmen Posi- tion den Morgen erwarten. Des Morgens früh dejeunirten wir mit auf Kohlen gebackenem Mais, der halbreif gepflückt war, Zucker- rohr und Sherry cordial. (Der Mundvorrath war noch nicht angekommen.}; Sehr früh wurde der Marsch wie- der fortgesetzt, der Weg wurde stets mühsamer, ist aber leichter zu finden, als derjenige, der auf den Pik von Ternate führt. — Der Pik von Tidore ist bis nahe an den Gipfel mit einem aus riesigen Bäumen bestehenden Urwald bedeckt. Ich sah mehrere sehr schöne Orchideen an den Bäumen mit weissen, zinnober- und rosenrothen Blumenbüscheln. Ungefähr eine Viertelstunde vom Gipfel ist das sogenannte Telaga (See oder Lagune). Dieses besteht aus einer Menge kleiner Bassins, die sich im, Laufe der Zeit im Felsen gebildet haben und eiskaltes Wasser enthalten. Ich bemerkte nichts von einer Quelle und ich halte dafür, dass dieses Wasser von den stets mit Thau oder Regen befeuchteten Blättern der darüber hängenden Bäume oder Wucherpflanzen herrührt. Der höchste Theil des Berges ist beinahe stets in Nebel und Regenwolken gehüllt. Wenn ein Pidorese heirathen will, so holt er erst eine Kanne voll von diesem Wasser, das für halig ge- halten wird, und stellt dasselbe in die Messiegiet (Mosche). Am Rande des „Telagas“ ist ein kleiner Rasenplatz, wo ein „Timba“ (aus den Blättern der Lontarpalme ge- maehte Wasserschöpfer) hängt. Hier ruhten wir aus und tranken etwas Grog. Es war hier eine unangenehme, kalte und feuchte Luft; daher klapperten die Inländer mit den Zähnen und wären nicht weiter zu bringen ge- — 137 — wesen, wenn ich ihnen nicht eine gute Dosis Cognac ge- geben hätte. Von hier an wurde der Weg sehr schwierig, an vie- len Stellen mussten wir uns vermittelst der Schling- pflanzen an den Felsee hinaufarbeiten. An andern Stellen durften wir nicht aufrecht gehen und legten daher den Weg der schmalen gefährlichen Felskanten entlang auf Händen nnd Fnssen zurück. Beinahe am Gipfel ist ein grosser viereckiger Basalt- block, den die Tidoresen für den Grabstein eines ihrer heiligen „Panditas* (Priester) halten. Auf demselben wurde Betel (Siri), Pisangnuss, Blumen, Tabak etc. ge- opfert, und Niemand der Eingeborenen wollte weiter gehen, vorgebend, dass oben böse Geister seien. Wir gingen indessen, meine Person voraus, über den Stein, der den Weg versperrte, hinüber, worauf die heidnischen Alfuren (Alifurns) und endlich auch nach langem Zaudern die mohamedanischen Tidoresen folgten. Der Gipfel des Berges ist sehr schmal und kamm- artig, ungefähr 3 holl. Ellen (Metres) breit und etwa 40 a 50 Ellen lang. Es muss hier ein Krater gewesen sein (ohwohl nicht von einem feuerspeienden Berg) von dem der nördliche Rand, vielleicht bei einem Erdbeben, in die Tiefe gerollt ist. Man findet keine Steinarten, die von einer frühern Erruption zeugen: überall ist ursprüng- lich Trachyt und Basalt. In der Umgebung des Gipfels wächst eine Art von Heidelbeeren, Niesswurz, Rhodo- dendron, ein Strauch mit zinnoberrothen Zweigenden etc. Uebrigens kommt auch Rohr vor, obschon in weit ge- ringerer Menge und minder üppig als auf Ternate. Die Eingeborenen von Tidore und den umliegenden Inseln haben die sonderbare Meinung, dass der Pik von Tidore in nicht langer Zeit ‘pringen oder explodiren müsse. Bern. Mittheil. 1865. Nr. 597. — 133 ° — Die Aussicht ist überraschend ; wir zählten mehr als 30 Inseln. Die Oly-, Batjan- und Halmaheira-Gruppen, sowie die Hellas, Majoe und Tiffore und die Berge von Celebes (letztere als undeutliche blaue Punkte). Wäre der Himmel heller gewesen, dann hätten wir die Küste von Celebes oder wenigstens den Berg Klabat deutlicher unterscheiden können. | Die Rückreise lief glücklich ab. Ich dankte Gott, dass ich auf dieser gefährlichen Reise nicht Hals und Bein gebrochen hatte. (Eine solche ist nicht zu verglei- chen mit einer Bergreise in Europa.) Wir waren also die zweiten Europäer, die den Berg bestiegen haben. Ich zweifle indessen sehr, ob der gelehrte Professor Rein- wardt ganz oben gewesen ist; um diess zu thun, muss man gut klettern können. Die übrigen zahlreichen Reisegenossen waren lang- samerhand alle zurückgeblieben und wir fanden die mei- sten am Hofe des Sultans wieder. Der Prinz Dejombode, wahrscheinlicher Thronfolger, wollte auch mitkommen; doch konnte er nicht, weiter als bis nahe an das Telaga gelangen. Später habe ich einen grossen Theil der umliegen- den Inseln besucht, die ın vielen Hinsichten sehr in- teressant sind, doch würde eine Beschreibung aller meiner Reiseabenteuer nur langweilig werden.* — 139 — Herr Professor Dr. Perty. Ueber das neue Marine-Doppelfernrohr von Hrn. Sigmund Merz in München. (Vorgetragen den 18. Nov. 1865.) Die bedeutenden Vortheile, welche die für beide Augen construirten Operngucker darbieten, sind hin- länglich bekannt. Nicht nur wird die Deutlichkeit des Sehens sehr erhöht und zwar mit genauer Wahrnehmung des Reliefs der Gegenstände, sondern es wird auch das Sehfeld ungemein vergrössert, bekanntlich eines der Hauptpostulate bei jedem Fernglas Nicht gering an- zuschlagen ist ferner der Umstand, dass beide Augen gleichförmig beschäftigt werden, inde: die Anstrengung nur eines Auges viel leichter ermüdet Diese Gründe mögen wohl Herrn S. Merz bestimmt haben, analog den binocularen Opernguckern ein Doppelfernrohr zu con- struiren, welches die angeführten Vortheile zugleich mit einer verhältnissmässig starken Vergrösserung verbindet Ein solches Fernrohr muss namentlich für die Marine praktisch wichtig sein, wo bei kleinem Gesichtsfeld leicht das Auftauchen eines Segels am Horizont übersehen wird, obwohl natürlich auch auf dem Lande, namentlich bei Betrachtung von Gebir;rsslandschaften, ein weites Seh- feld und ein mehr stereoskopisches Bild sehr angenehm sind Dieses neue Instrument gleicht einem grössern, etwas langem Operngucker und kann in dem gewöhn- lichen Etui eines solchen leicht an einem Riemen über die Schulter getragen werden. Die Oeffnung der Objective ist 11 Linien, die Brennweite nur 4'/, Zoll, das Seh- — 140 ° — feld beträgt volle 3 Grade. Die Vergrösserung wird auf 10 mal angegeben. ist aber wirklich fast 12 mal. Die Oculare sind die gewöhnlichen Frauenhofer'schen, aus 4 Gläsern bestehenden. Die.Röhren derselben lassen sich besonders verschieben, was bei ungleicher Sehweite beider Augen von Nutzen ist. Die Einstellung geschieht durch einen Trieb, und um die Entfernung der Okulare von einander nach der individuellen Distanz beider Augen reguliren zu können, sind die beiden Fernröhren durch ein Charnier verbunden, welches ihre Näherung und Ent- fernung gestattet. Um endlich bei starker Beleuchtung das Bild schärfer zu begrenzen, sind an den Objectiven Blendungen angebracht, was um so mehr Werth hat, als bei der Natur des Instrumentes, welche das Zusammen- fallen der beiden Sehfelder in eines fordert, innere Dia- phragmen nicht wohl angebracht werden können. Die mechanische Arbeit ist eben so vorzüglich als die optische und das Instrument ist elegant wie angenehm im Ge- brauche und nicht ermüdend für die Augen. Die bedeu- tende Complication und die Nothwendigkeit, auf Man- cherlei Rücksicht zu nehmen, liessen den Preis nicht niedriger als 180 Fr. stellen, was in Betracht der vor- trefflichen Ausführung keineswegs zu viel ist. Hierr von Fischer -Ooster. Beitrag zur paläontologischen Kenniniss der westlichen Schweizer-Alpen. Vorgetragen den 30. Dezember 1865. Nachstehende Mittheilung hat keineswegs den An- spruch, etwas wesentlich Neues in der geologischen — 141 — Kenntniss unserer Schweizer-Alpen, noch auch die Be- arbeitung eines speciellen Gebietes derselben dem wissen- schaftlichen Publikum darzubieten, — sie begnügt sich, durch Aufzählung der von unsrer geologischen Samm- lung in den letzten Jahren aus verschiedenen Fundorten der Freiburger- und Waadtländer-Alpen, besonde-s von J. Cardinaux erhaltenen Petrefakten, das Interesse der Geologen für diese wenig bekannten Theile unserer Alpen anzuregen und zu zeigen, welcher Reichthum an untergegangenen Thier- und Pflanzenformen einem eif- rigen und jugendlichen Forscher dort als Belohnung für seine Anstrengung ın Aussicht steht. Die von unserem Museum erhaltenen Pätröfikten sind alle von mir gewissenhaft untersucht und mit den Ab- bildungen und Beschreibungen der bewährtesten Schrift- steller verglichen wordeu, und wo mir der geringste Zweifel blieb, wurde ein Fragezeichen hinter die Be- stimmung gesetzt — 1. Vom Mol&son (wahrscheinlich von den obern Schichten des Gebirges) : Ammonites Hommairei d’Orb. jur. tab. 173. L Kudernatschi Hau. Oost. Ceph. t 18. £.9—10. H subobtusus Kud. Oost. Ceph. tab. 17. f. 4—8. 2 hecticus Rein. Quenst. ('eph. tab. 8. £. 1. N triıpartitus Rasp d’Orb. jur. tab. 197. Posidonomya Ornati Quenst. Handb. tab 42 f 16. Es sind alles charakteristische Peirefakten für den obersten Theil des Mittel-Jura oder für die Kelloway- Gruppe (Callovien d’Orbigny). — 2. Am südöstlichen Abhange des Moleson gegen Albeuve zu (der Fundort ist Vie de Neyrive sur Albeuve bezeichnet) kommt ein Complex von dunkelgrauen schwärzlichen Schiefern vor, die der frühern Gruppe — 12 — wahrscheinlich zu Grunde liegen. Sie enthalten folgende Arten: Ammonites Aalensis Ziet. Quenst. Ceph. tab. 7, £.7. Posidonomya Bronni Voltz. Quenst. Handb. t. 42. f. 14, Zoophycos Scoparius Heer. Ammonites Murchison® Sow. d’Orb. jur. tab. 120. > opalinus Quenst. Ceph. tab. 7. ft. 10. & Humphresianus Sow. Ziet. tab LXVI. fig, 2. Die drei ersten sind charakteristisch für den ober Lias, die drei letzten hingegen für den gerade darüber folgenden untern Oolith (Bajocien d’Orb). Ich will nicht entscheiden, ob hier eine Vermischung der Petrefakten zweier auf einander folgender Schichten statt hat, oder ob sie alle aus derselben Schicht stammen, wie man dem Gestein nach glauben könnte; allein der Gesteinscharakter kann hier nicht entscheiden, denn der- selbe kann der gleiche bleiben durch eine ganze Reihe auf einander folgender, also im Alter verschiedener Schichten, wie man es häufig in unsern Alpen sieht. Nur darauf will ich aufmerksam machen, dass der Zoo- phycos Scoparius Heer (Chondrites scoparius Thiol) iden- tisch ist mit meinem Taonurus liasinus, den ich in den Posidonomyen-Schiefern des Fallbaches bei Blumenstein fand und in meiner Abhandlung über die Fucoiden-Schiefer der Schweizer- Alpen beschrieb und abbildete. In Frank- reich wird er als charakteristisches Petrefakt der untern Schichten des Bajocien angesehen. — 3. Von der Dent de Lys und Umgebung (südlich vom Moleson, an der Bergkette, welche das Thal der Saane westlich begränzt ) Ammonites Hommairei d’Orb. Kudernatschi Hau. — 193 — Ammonites subobtusus Kud. hecticus Rein. tatricus Pusch. d’Orb. iur. tab. 180. annularis Rein. Quenst. Ceph. tab. 16 f, 6 biplex Sow. — d’Orb. jur. tab. 192. f. 3. funatus Opp. — A. triplicatus Quenst. Ceph. tab. 13. f£. 7. Belemnites hastatus Bl. d’Orb. jur. tab. 18 u. 19. Sauvanausus d’Orb. jur. tab. 21. Posidonomya Ornati Quenst. Terebratu!a Dumortieri Deslong, Oost. Brach. taB 2. fig. 13 - 18. Ammonites Eudesianus d’Orb. jur. tab. 128, Ooliticus d’Orb. jur. tab. 126. f. 1—3. Martinsii d’Orb. jur. tab. 125.? Hier gehören die 12 zuerst aufgezählten zweifels- ohne zu denselben Gesteinsschiehten, wie die vom Mo- l&son, nämlich zum Callovien von d’Orbigny; nur der als Ammonites biplex Sow angeführte und Belemnites Sau- vanausus d’Orb. werden von demselben in die darüber foigende Oxford-Schichte gesetzt. — Indessen ist nicht zu vergessen, dass d’Orbigny den Belemnites hastatus sowohl im Callovien als im Oxfordien anführt. — Was den A. biplex anbetrifft, so will ich nur erwähnen, dass er gut mit der angeführten Figur von d’Orb. stimmt; er unterscheidet sich von A. annularis Rein. dadurch, dass die Rippen über den Rücken meist drei- theilig verlaufen, anstatt gabelförmig. Noch ist zu er- wähnen, dass A. annularis, wie er von Quenst. Ceph. tab. 16. £. 6. abgebildet ist, kaum zu unters cheiden ist von d’Or bignys A. Defrancii (jur. tab. 129. f. 7.8.) aus dem untern Oolith; eben so hält es schwer, den A. furnatus Opp. - (A. triplicatus Quenst. Ceph. tab. 13. f. 7 von A, Martinsn ie. d’Orb. auch aus dem untern Oolith zu unterscheiden. — Dadurch kommen wir auf die drei zuletzt angeführten Arten der obigen Aufzählung, die einen etwas tiefern geologischen Horizont bezeichnen als die 12 ersten, nämlich den unteren Oolith,; jedenfalls stimmen unsre beiden Exemplare von A. Eudesianus besser zu d’Orb. tab. 128 als zu dessen A. Adel» jur. tab. 183 aus dem Callovien. Am wahrscheinlichsten scheint mir, dass beide Namen (wozu man noch A. adeloidex Hau zufügen kann) nur eine Art bezeichnen, die länger gedauert hat, als den Geologen in den Kram passt. — Noch ist zu erwähnen, dass A. annularis und funatus Opp. von dem mit La Salette bezeichneten (auf Du- tours Karte Nr. XVII) zunächst nördlich von der Dent- de-Lys befindlichen Gipfel herrührt, so wie ein anderer Fundort, aux Pacots, den ich auf der Karte nicht finden kann, der aber nur 5 Minuten von der !dent-de-Lys entfernt sein soll, den Ammonites biplex und hecticus lieferte. — | Ausser dem führt Herr Ooster in seinen Cephalopod. foss. des Alpes suisses von der Dent-de-!,ys noch fol- gende an: Belemnites Fleuriausus d’Orb. Ammonites Humphresianus Sow. | : Martinsü d’Orb., alle drei dem untern Oolith angehörend. Ein vierter Fundort ist noch weiter südlich auf der- selben Kette beim Grand-Caudon. Er befindet sich beinahe an der Grenze zwischen den Quellen der Veveyse und denen der Baie de Montreux. Von daher besitzt unser Museum nur 2 Stücke: Zoophycos Scoparius Heer und Ammonites tripartitus Rasp. __ u Rechnen wir indessen hiezu noch die von Ooster in dessen Catalogue des Cephalopodes des Alpes suisses vom Grand-Caudon aufgeführten Arten: Ammonites tatricus, hecticus, Jason, Ade!®, annularis und anceps so erhalten wir auch hier eine Fauna von 7 charak- teristischen Arten aus dem Callovien, das die obern Lager des Berges zu bilder scheint, gerade wie am Mo - leson und Dent-de-Lys, während Zoophycos Scoparius einen tiefern Horizont — unteren Oolith oder Oberlias — anzeigt, so dass man mit vieler Wahrscheinlichkeit annehmen kann, dass die ganze Schichtenfolge vom obern Lias bis zum Oxford exelusive durch die ganze Bergkette zu finden ist, die das Saanenthal westlich begränzt, wenigstens ist dieses anzunehmen von dem "heil der Kette, der sich vom Mol&eson bis zum Cap de Moine und Grand-Caudon erstreckt. Ein fünfter Fundort wurde von J. Cardiınaux aux Echines (montagne prös d’Eculens sur Rossinitre) ge- nannt, und ich theile ihn so mit, obgleich ich ihn auf Dufours Karte nicht finde; es ist wahrscheinlich, dass damit der Mont Cullan, nordwestlich von Rossinitre, ge- meint ist, der 1714 Meter Höhe hat. Die Petrefakten, die J. Cardinaux von dieser Ge- gend uns mittheilte sind: Ammonites Humphresianus Sow. tab. 500. (soverianus Sow. tab. 549. 3 R Braikenridgi d’orb. jur. tab. 135. 5 Martinsii d’Orb. e. Dimorphus d’Orb.? jur. tab. 141, Pedina sp. ? Ammonites Adel® d’Ürh. jur. tab. 183. ? (for-an A. Eudesianus d’Orb.) Ammonites tatrieus Pusch. d’Orb. tab. 180, Bern, Mittheil. 1865. Nr. 598. bz] a Me Ammonites Viator d’Orb. jur. tab. 172. » _ hecticus compressus Quenst. Ceph! f. 8. f. 3.? Belemnites subfusiformis Rasp. ? Ammonites ? Lima Cotaldina d’Orb. Cret. pl. 216 f. 1—4. » Mantelli Goldf. d’Orb. Cret. tab. 426. f. 3—5. ? » elypeiformis d’Orb. Cret. pl. 417. f£. 9—10. ? Terebratula hippopus d’Orb. Cret. tab. 508. Rhynchonella multiformis Röm. Loriol. Sal&ve. tab. 15. E33 2%. Terebratula pseudo-jurensis Leym. Loriel Saldve. tab. XV fig. 19 — 21. (kaum unterschieden von T. tamarindus Sow. Rostellaria ? Collyrites ? Die fünf ersten Arten bezeichnen den untern Oolith, die siebente bis und mit der zehnten sind charakteristisch für den obern Theil des braunen oder mittlern Jura (Callovien von d’Orbigny); die neun folgenden hingegen führen uns schon in die Kreide. : Nämlich Belemnites subfusiformis. Lima Cotaldina. Terebratula hippopus. R pseudo-jurensis. Rhynchonella multiformis Röm. gehören zum Neocomien, während Lima Mantelli und elypeiformis schon zur obern Kreide gehören. Indessen _ muss ich bei diesen beiden letzten Arten beifügen, dass mir noch einige Zweifel über ihre richtige Bestimmung obwalten. Erstere stimmt ganz in Grösse, Form und Streifung mit der d’Orbigny’schen Abbildung, allein unter der Loupe betrachtet, sind die Rippen gezähnelt und nicht glatt, und sogar mit Querstrichen versehen wie — 147 — tab. 417. £. 3 bei d’Orb. Cret. — Die andere stimmt im allgemeinen Umriss und Furchung gut mit d’Orb. Figur von L. clypeiformis, doch ist die Schlossseite nicht deutlich genug, um darüber im Reinen zu sein. Ich hätte das Petrefakt sonst eher für einen Inoceramus gehalten. — Alle beide befinden sich auf demselben Handstück mit Lima Cotaldina und dem Ammonit, der mir noch un- bekannt ist. Er hat Aehnlichkeit mit A. incertus d’Orb. cret. pl. 30. f.3, was die Involubilität und Querstreifung anbetrifft, ist aber viel kleiner und mehr walzenförmig. Er misst im Durchschnitt etwa 1!/, Centimeter; über die Länge lässt sich nichts sagen, da das Ende im Stein verborgen ist; die Querstreifen verdoppeln sich auf dem Rücken. — | Eben so muss ich von dem Belemnit aussagen, dass er nicht vollkommen mit den Exemplaren von B. sub- fusiformis (pistilliformis d’Orb.) stimmt, wie sie z. B. das untere Neocom vom Justi-Thal liefert; er hält offenbar die Mitte zwischen diesen und dem B. hastatus des mitt- lern Jura; er unterscheidet sich von dem letztern da- durch, dass die Bauchrinne ganz verwischt und nur am obern Ende in der Alveolargegend etwas sichtbar ist, während sie weiter unten verschwindet und nur durch eine leichte Abflachung auf der Spindel angedeutet wird, da doch bei B. pistilliformis der Querschnitt der Spindel ganz kreisförmig ist. — Es bleiben also von den an- geführten Arten nur die drei Brachiopoden als positive Repräsentanten der untern Kreide. — Das Gestein ist übrigens bei allen neun Arten dasselbe — ein heller, gelbgrauer, in der Verwitterung weisser, splittriger, muschliger Kalk — ähnlich dem weissen Kalke bei der Wimmisbrücke, welchen Herr Prof. Oppel in München in neuester Zeit zu seiner Tithonischen Stufe — ein alpinischer Repräsentant des Portland- Kalkes, zwischen‘ den. Kimmeridg-Mergel und der untern Kreide gelegen — rechnet. ° Man kann daraus den Schluss ziehen, dass zur Zeit, als die Schichten des obern Jura und der Kreide im Meere abgelagert wurden, die Kette des Mol@son schon als eine Insel daraus hervorragte, auf deren Seiten die neuen Ablagerungen zu finden sein müssen. Wir werden später sehen, wie auch auf der Westseite dieser Gebirgs- kette eine zahlreiche Fauna aus dem obern Jura und der untern Kreide in den Steinbrüchen von Chätel-St -Denis una erhalten ist. Hier will ich als sechsten Fundort den Steinbruch zuerst erwähnen, der den hydraulischen Kalk liefert. Nach Herr Prof. Studers Mittheilung galt dieser Stein- bruch bei den waadtländischen Geologen als zum obern Jura (Oxford-Thon) gehörig. — Die Petrefakten, die wir von daher besitzen sind: Belemnites binervius Rasp. d’Ürb. eret. pl. 2. f. 9—18. 7 latus Blainv. d’Orb. cret. pl. 4. bipartitus Rasp. d’Orb. cret. pl. 3. 5 bicanaliculatus Blainv, d’Orb. eret. pl. 3. alle 4 sehr wohl erhalten und gut zu bestimmen; ferner: Rhynchoteuthis fragilis Piet. u. Lor. Oost. Ceph. Suppl. tab. B. Pecten alpinus d’Orb. Cret. tab. 430. f. 4 - 6. und einiger-anderer, noch nicht genauer bestimmter Ueberresten von Ürinoiden, Bivalven und Crustaceen nicht zu erwähnen. Ferner ein Ammonit nicht zu unterscheiden von Ammonites biplex Quenst. Ceph. tab. 12. £. 7. u. 11, und ein Aptychus kaum verschieden von A. cuneiformis Gieb. — ÖOost. Cephal. foss. tab. VII. f. 20. N a we Wenn die 6 erstgenannten Arten auch nicht den leisesten Zweifel aufkommen lassen, dass man es hier mit der untern Kreideformation zu thun habe, so kann man auf der andern Seite keinen Augenblick anstehen, in dem Ammonites einen Repräsentanten des obern Jura zu erkennen, wohin auch der Aphychus zu weisen scheint. Das Gestein ist bei allen diesen Petrefakten dasselbe — ein grauer Mergel-Schiefer. — Will man daraus nicht dre — den bisher ange- nommenen Gesetzen der Paläontologie widersprechende — Folgerung ziehen, dass in diesem Steinbruche Jura- und Kreide-Petrefakten untereinander gemischt vor- kommen, so bleibt nur übrig anzunehmen, — und dieses ist das Wahr scheinlichere — dass in dem Meere, in wel- chem diese Schichten sich abgelagert haben, keine Stö- rung eingetreten ist, während der ganzen Zeit, wo der obere Jura und die untere Kreide sich bildeten. — Dann müsste man aber auch noch andere Repräsentanten des obern Jura daselbst auffinden, und dass dieses der Fall ist, mag folgende Aufzählung von Petrefakten des obern und mittlern Jura aus der Umgegend von Chätel-St.-Denis bezeugen, die ich dem schon eitirten Werke von Ooster (Cephalopod. foss. des Alpes suisses) entnehme. In dieser Aufzählung sind nicht nur die bei Ooster von dem mit La Chaux bezeichneten Fundort (der wahr- scheinlich der Steinbruch von hydraulischem Kalk ist) herrührenden Arten enthalten, sondern auch die von Riondondre und andern mit Chätel und Veveyse be- zeichneten Orten herkommenden: I. Aus den jurassischen Schichten stammen: Belemnites canaliculatus Schloth. hastatus Blainv. sauvanausus d’Orb. = mo Belemnites excentralis. Young. Rhynchoteuthis Morloti Oost. , Trigonellites (Aptychus) cuneiformis Gieb. + imbricatus Gieb. curvatus Gieb. gracilicostatus Gieb. Beaumonti Gieb. latus Park. obliquus Gieb. acutus Gieb. Ammonites tatricus Pusch. Zignodianus d’Orb. Oolithicus d’Orb. coronatus Brüg. Adel» d’Orb. Hommairei d’Orb. annularis Schlot. Babeanus d’Orb. ‚tortisulcatus d’Orb. | Eucharis d’Orb. oculatus Bean. polygiratus Krüg. biplex Sow. (bifidus Brüg) + virgulatus Quenst. Constantii d’Orb. Perarmatus Sow. Eugenii Rasp. Cymodoce d’Orb. Altenensis d’Orb. platinotus Krön, Calisto d’Orb. Eupalus d’Orb. polyplocus Kön. — 151 — Ammonites longispinus Sow. plicatilis Sow. (suprajurensis d’Orb.) rotundus Sow. gigas Ziet. Von jurassischen Brachiopoden eitirt Ooster (Synops. d. Brachiopodes des Alpes suisses) nur Terebratula nucleata Buch, und Rhynchonella acutiloba Deslong. Von jurassischen Echinodermen hingegen (siehe dessen Synops. d. Echinodermes des Alpes suisses): Acrosalenia angularis Des. Holectypus depressus Des. Collyrites Volzü Des. “ Friburgensis Oost. Man sieht daraus, dass alle Schichten des braunen und weissen Jura in der Umgegend von Chätel-St.-Denis sich vorfinden, wenn sie auch nur durch die Petrefakten, die sie enthalten, zu erkennen sind, denn das Gestein bietet wenig Unterschied dar. Zur Ergänzung des obigen folgt nun die Aufzählung aller bis jetzt in derselben Gegend gefundenen Kreide- petrefakten, theils Hrn, Oosters Werk entnommen, theils auf unserm Museum befindlich — letztere sind mit einem + bezeichnet: II. Aus der untern Kreide (Neocomien): Belemnites bipartitus Cat. + bicanaliculatus Blainv. + binervius Rasp. + latus Blainv. + dilatatus Blainv. + polygonalis Blainv. conieus Blainv. + Örbignyanus Duy. + a Belemnites pistilliformis Blainv, + semicanaliculatus Blainv, + Lorioli Ooster. _ Rhynchoteuthis fragilis Pict. u. Lor. + - Sabaudianus Pict. u. Lor. Sidetes Morloti Oost. + Trigonellites (Aptychus) Didaei Gieb. + Studeri Oost. + radıans Gieb. + angulicostatus Piet. ? Nautilus Neocomensis d’Orb. + Ammonites subfimbriatus d’Orb. + Honnoratianus d’Orb. strangulatus d’Orb. + Carteroni d’Orb. + Grasianus d’Orb. + incertus d’Orb. Hugii Oost. + Heeri Ort. + Thetys d’Orb. + Moussoni Oost. + Rouyanus (infundibulum) d’Orb. + Neocomiensis d’Orb. Mortilleti Pict.? + angulicostatus d’Orb. + Astieranus d’Orb. + Jeannoti d’Orb. + eultratus d’Orb. + Favrei Oost. + recticostatus d’Orb. ligatus d’Orb. + difficilis d’Orb, + Belus d’Orb ad Ar dr — 18 — Ammonites Emerici Rasp: + Guettardi Rasp. fissicostatus Phill. Cornuelianus d’Orb. Parandieri d’Orb. + Beudantii Brongn. Didayanus d’Orb. Masylaeus Cog:. + pulchellus d’Orbigny. Cret. tab. 40. f.1.2? + Ancyloceras Jourdani Ast. + Fourneti Ast. + ? pulcherrimum d’Orb. + Moussoni Oost. Dilalatum d’Orb. + Escheri Oost. + Heeri Oost. + ? Mulsantı Ast. + Morloti Oost. + ? Meriani Oost. + Tabarellı Ast. + Couloni Oost. Moutoni Ast. Emerici d’orb. + Honnorati Oost. + Villersianum Ast. + Lardyi Oost. + Quenstedti Oost. + Van den Heckei Ast. + Picteti Oost. einetum d’Orb. cret. tab. 125. £.1 — 4. (non Oost.) + Duvallianum d’Orb. Bern, Mittheil. 1865. Nr. 599. 5 Aneyloceras Hillsi d’Orb. gigas d’Orb. Matheronianum d’Orb. + Sabaudianum Pict. u. Lor. + Hamites subnodosus Röm. Hamites Meyrati Oost. + hamus Quenst. + einctus Gieb. + Ptychoceras Emericianum d’Orb. Meyrati Oost. + Morloti Oost. + Baculites Neocomiensis d’Orh. + Renevieri Oost. Von Brachiopoden: Terebrutala hippopus Rör. ? diphyoides d’Orb. + Von Echinodermen : Phyllocrinus helveticus Oost. Pentacrinus Neocomensis Des. Collyrites ovulum d’Orb. + Meyratı Oost. + Merianı Oost. + calceolata Oost. + - Von Bivalven besitzt unser Museum einige Exem- plare von dem charakteristischen Pecten alpinus d’Orb. CGret. tab. 430. f. 16: - Zum Schlusse muss ich noch einen Fundort von Kreide-Petrefakten eitiren, der zwar auch noch zu der Umgegend von Chätel-St.-Denis gehört, aber an einem südlicheren Zuflusse der Veveys+ -— oberhalb der Brücke von Fegiöre liegt. — 15 — Von daher besitzt unser Museum: Ammonites infundibulum d’Orb. Matheroni d’Orb. quadrisulcatus d’Orb., während unterhalb der Brücke sich Sandsteinschichten befinden, welche einige der für Herrn B. Studers Rallig- Sandstein charakteristische Petrefakten enthalten ; unter andern bestimmbaren besitzen wir von da: Cyrene Thunensis Mey. Cardium Heeri Mey. G. Otth. Fünfter Nachtrag zu dem in Nr. 15—23 der Mittheilungen enthaltenen Ver- zeichniss schweizerischer Pilze. Dieser Nachtrag enthält eine Reihe von sicher be- stimmten Species, von welchen ich einige unter den in der Selecta fungorum Carpologia von den HH. Tulasne aufgestellten neuen Gattungen eingereiht habe; wo diess nicht mit Sicherheit thunlich war, habe ich sie in ihren bisherigen Gattungen belassen. Einige wenige, deren Neuheit ich zwar nicht absolut verbürgen kann, jedoch für höchst wahrscheinlich halte, habe ich geeigneten Orts, mit zudienender Diagnose, salvo errore, als neue Species, eingereiht Mit der Bekanntmachung hingegen einer beträcht- lichen Zahl von Species, die ich mit den mir zu Gebote stehenden Hülfsmitteln, sei es, dass es wirklich, wenig- stens zum Theil, Species nov& seien, oder sonst, mit bereits bekannten und beschriebenen Arten, bis jetzt noch nicht habe identificiren können, halte ich für rath- sam, bis zu weiterer Erkundigung noch zuzuwarten. Die auch in der Sammlung schweizerischer Crypto- gamen von Wartmann und Schenk in St. Gallen ent- haltenen Species habe mit (W. & Sch. Nr.) bezeichnet. 1. Ag a >, Hymenomycecetes. Agaricus. L. . (Clitocybe) elavipes. Pers. Bei Schaffhausen, in Lärchenwaldung. (W.& Sch. Nr. 230.) (Collybia) ludius. Pers. Bei Schaffhausen, in Tannnenwaldung. (W.& Sch. Nr. 229.) (Volvaria) loveianus. Berk. Bei Bern, in den Anlagen, genannt: „Bei den Eichen,“ im Spät- herbst. Ein wie es scheint bisher nur m Eng- land gefundener Pilz, und dadurch merkwürdig, dass er auf einem andern noch lebenden Aga- ricus parasitirt, welcher nach Berkeley der Ag. nebularis ist, aber schon vor der Entwicklung des Parasiten so missbildet und verkrüppelt ist, dass es weder mir noch Herrn Trog, dem ich Exemplare mitgetheilt hatte, möglich war, darin den Ag. nebularis zu erkennen, und der dann auch bald nach der Erscheinung des Parasiten verdirbt. Dieser parasitische Pilz ist im Herbst vorigen Jahres plötzlich ziemlich massenhaft aufgetreten, nachdem er vorher überhaupt hier zu Land gänz- lich unbekannt und namentlich ganz bestimmt an dem häufig besuchten Orte in den zwei vor- 10. 11. L. — 157 — hergegangenen Jahren nicht vorhanden gewesen. Auch dieses Jahr habe ich daselbst, trotz allem, Suchen, von dem Ag. loveianus wieder keine Spur, wohl aber zwei normal ‚ausgebildete Exemplare, von Ag. nebularis: gefunden. Lactarius. Fr. (Russulares) serifluus. DC. Gümligen- Moos. (Herr. Prof. Fischer.) Marasmius. Fr. . (Tergini) prasiosmus. Fr. Bei Schaffhausen, in. Wäldern. (W.& Sch. Nr. 224.) Polyporus. Fr. . (Mesopus) areularius. (Batsch.) Im Wylerholz, auf Buchenwurzeln. "Trametes. Fr. . (Mesopus) rufescens. Fr. Bei Bern, am Fuss alter Baumstämme. tomentosa. Fr. Im Wylerholz, auf leicht bedeckten. Tannenwurzeln. (Apus) fulva. Fr. Bei Bern und Steffisburg, an, Obstbäumen. | conchata. (Pers.) Bei Steffisburg ‚an der Wurzel von Evonymus. Seeretani. Otth. Bei Bern und auf der Thun-All- mend, am Fuss alter Pappelstämme., Es ist diess der in Secr. Mycogr. suisse. III. 113. Nr. 60 unter dem Namen Polyporus populinus und Polypore .du peuplier chair Nankin. angeführte und in Fr. Epier. pag. 472. sub. Nr. 191 beiläufig und unbestimmt erwähnte Pilz. Der Secretan’sch®n Beschreibung ist nur'noch beizufügen, dass die verschiedenen Porenschichten, deren ich bis auf 12. 13. 14. 15. 16. 17; 18, 19. Cl. — 18 — sechs gezählt habe, jeweilen durch eine ungefähr eben so dieke Schicht von Hutsubstanz von ein- ander getrennt sind. Da nun dieser Pilz wohl als eine eigene Species betrachtet werden kann, so schien es mir passend, ihn nach seinem ersten Entdecker zu benennen. Hydnum. L. . (Apus) diversidens. Fr. Im Enge-Wald, an einer alten Buche. Clavaria. Fr. (Ramaria Leucosp.) Kunzei. Fr. Im Bremgartenw. (Ram. Ochrosp.) crispula. Fr. Im Bremgartenw. Exidia. Fr. . recisa. (Dittm.) Im Bremgartenwald, auf Zweigen von Valix caprea. Discomycetes. Peziza. UL. . (Lachnea.) Prunorum. Fr. Bei Bern, an Zweigen Prunus spinosa. Cenangium. Fr. ferruginosum. Fr. Am Gurten, auf abgefallenen Zweigen von Pinus sylvestris. Fraxini. Tul. Bei Bern, an Fraxinus excelsior. a. Pycnis. b. Fungus ascophorus. Syn. Tympanis Fra- xini. Fr. Lachnella. Fr. . barbata. (Kze.) Am Grüsisberg bei Thun, auf Lonicera Xylosteum. 23. 24. "25. 26. 27. 28. 29. . Sp. DR. . Ph. X. — 159 — Sporomega. Corda.- cladophila. (Lev.) Bei Heimberg, auf Vaccinium Myrtillus. Phacidium Yr. Medicaginis. Lib. Bei Thun, auf Medicago sativa. radians.. Rob. Bei Wabern, auf Campanula Rapunculus. Stietis. Pers. . ocellata. Pers. Bei Bern, auf Populus alba. Lecanora. Fr. Bei Bern und Steffisburg, auf Salix purpurea und pentandra. Pyrenomycetes. Cordyceps. Fr. . (Epichloe) typhina. (Pers.) Var. Dactylidis. Ist ausgezeichnet durch ihre Grösse, indem sie eine Länge von 10, ja sogar bis 14 Centimetern er- reicht. — Bei Steffisburg, an den Blattscheiden von Dactylis glomerata. XAylaria. Schrank. | Hypoxylon. (L.) Var. pedata. Fr. Beim Giess- bach, an faulenden Hölzern. Hypoxylon. Bull. . (Pulvinata) rutilum. Tul. Im Engewald, an ab- gefallenen Buchenzweigen. (Effusa) udum. (Pers.) Im Bremgartenwald, an einer abgestandenen jungen Eiche. Eutypa. Tul. . aneirina. (Sommerf.) Bei Bern und Stefhisburg an Populus nigra und tremula. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. ui Dothidea.. Fr. . (Erumpentes) insculpta. Wallr, Bei Bern und bei Steffisburg, an dürren Zweigen v.lematis Vitalba. (Subtect@) rimosa. (Alb. & Schw.) Bei Bern, an den Blattscheiden von Phragmites communis. Melogramma. Fr. . Bulliardi. Tul. Im Thurgau, auf Carpinus-Rinde. (W.& Sch. Nr. 427.) Diatrype. (Diatryparum. Fr. pars.) ‚ toccieana. (Diatrypella. DNot.) Bei Heimberg, an dürren Zweigen von Alnus. verruceformis. (Ehrh.) Var. Carpini. Bei Bern, an Carpinus-Aesten ; und Var. Avellane. (Pers.), an abgestorbenen Wurzel-Lohden von Corylus. Calosph:eria. T. (Valsarum eireinatarum Fr. pars.) . verrucosa. Tul. Bei Steffisburg, an dürren Kirsch- . baumzweigen. Melanconis. Tul. (Diatryparum et Valsarum. Fr. pars.) . lanciformis. Tul. a. Conidia. Syn. Coryneum disciforme. Kze. b. Fungus ascophorus. : Syn. Diatrype lanci- formis.. Fr. Ä Bei Bern, an abgestorbenen Zweigen und jungen Stämmchen von Betula alba. umbonata. Tul. a. Conidia,. Syn. Coryneum umbonatum. Nees. b. Fungus ascophorus. Syn. null. Im Bremgartenwald, an Eichenzweigen. longipes. Tul. a. Conidia. Syn. Coryneum Kunzei. Corda. b. Fungus ascophorus. Syn. null. Im Bremgartenwald, an Eichenzweigen. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. Cr. — 11 — . Berkel@i. Tul. a. Conidia. Syn. Stilbospora macrosperma. Pers. b. Fungus ascophorus. Syn. Spheria inquinans. Berk. Bei Bern, an dürren Ulmenzweigen. macrosperma. Tut. a. Conidia. Syn. Stilbospora macrosperma. Pers. b. Fungus ascophorus. Syn. Prosthecium ellip- sosporum. Fres. Bei Bern, an Carpinuszweigen. Alni. Tul. a. Conidia. Syn. Melanconium spheroideum. Lk. b. Fungus ascophorus. Syn. Spheria thelebola. Curr. nec. Fr. Bei Stefisburg, an Zweigen von Alnus glutinosa. Spodiea. Tul. a. Oonidia. Syn. null. b. Fungus ascophorus. Syn, null. Bei Bern, auf Carpinus. carthusiona. Tul. a, Conidia. Syn. Melanconium juglandinum. Kze. b. Fungus ascophorus. Syn. null. Bei Steffhisburg, an Zweigen von Juglans. chrysostroma. Tul. a. Conidia. Syn. Melanconium microsporum. Nees. b. Fungus ascophorus. Syn. VYalsa chrysostroma. Fr. Cryptospora. Tul. Tilie. Tul. Bern, an dürren Zweigen von Tilia parvifolia. i aucta. Tul. Im Bremgartenwald, auf Alnus glu- tinosa. a, Pyenis. Syn. Cryptosporium vulgare. Fr. Bern, Mittheil. 1865. Nr. 600, 47. 49. 50. 51. 52. 53. 54. — 192 — Da ich aber an den gleichen Erlenzweigen, mit dieser Cryptospora zugleich, und zum Theil unter einander gemischt, auch die Cr. sufiusa. (Fr.) gefunden habe, so ist es mir zweifelhaft, ob das ebenfalls beigemengte Cryptosporium wirk- lich als allen beiden Arten angehörend zu be- trachten sei. b. Fungusascophorus. Syn. Spheria aucta. Berk. Valsa. Fr. . (Incuse®) controversa. (Desmaz.) Wegen dem zwar der Quaternaria dissepta (Valsa. Fr.) ähnlichen Habitus, aber mit davon abweichender Beschaf- fenheit der Schläuche und Sporen, betrachte ich diese Species einstweilen noch als hieher gehörend. Bei Bern, an dürren Ulmenzweigen. microstoma. (Pers.) Bei Stefüsburg, an Kirsch- baumzweigen. (Obvallate) bipapillata. Tul. Bei Bern, an ab- gestorbenen Oarpinus-Zweigen. corylina. Tul. Die schlauchführende Fructifications- form ist völlig analog derjenigen der (rypfospora suffusa und Betule; Tulasne hält sie aber gleich- wohl für eine ächte Yalsa. Bei Bern, an dürren Zweigen von Corylus. (Circinate) vestita. Fr. Bei Bern, auf Ribes Gros- sularia. conjuncta. (Nees.) Bei Stefüsburg, an dürren Coryluszweigen. | hapalocystis. (Berk.) Bern, an dürren Zweigen von Platanus. Neetria. Fr. . (Cespitose) rufofusca. (Spheria Fr. Cucurbitaria — 198 — DNot. — Wie de Notaris richtig bemerkt, ist diese Species keineswegs nur eine Junge Cucur- bitaria Berberidis, wofür sie Fries und Andere früher ausgegeben haben, denn sie ist durch Ha- bitus, Farbe und Fructification ganz verschieden. In Betrachtung aber der ganzen Beschaffenheit der Perithecien und der farblosen, länglichen, zweizelligen Sporen halte ich diese Species eher für eine Nectria als für eine Cucurbitaria, um so mehr, als ich an einem in hiesiger Gegend ge- fundenen Exemplare noch Spuren von einer Tu- bercularia glaube gesehen zu haben. Bei Genf und Bern, auf Berberis vulgaris. (W. & Sch. Nr. 213.) . punicea. (Schum.) Bei Bern, an der Stammrinde von Rhamnus Frangula. (Denudate@) Peziza. (Tode.) Bei Bern, an der innern Seite von abgestossener Buchenrinde. Massaria. DNot. 57. M. Curreü. Tul. a, Pyenis. Syn. Spheropsis olivacea. Otth. Con- ceptacula immersa, ostiolo papillato sub epidermide poro pervia latente. Nucleus ge- latinosus, demum expulsus atroinquinans. Stylospor& stipite hyalino suftult, filamentis paraphysiformibus longioribus flexuosisque, dein evanescentibus intermixt&, undique cen- trum spectantes, plasmate grumoso olivaceo refertz, demum liber&, oblong&, utrinque obtus®, continux vel rarissime biloculares, tandem fuscescentes, long 21— 26. crass& 8— 9. Micromillim. b. Perithecia ascophora. Yyn.Spheria Tilie. Curr- — 164 — Bei Bern und Steffisburg, an Zweigen von Tilia grandifolia. 58. M. amblyospora. Berk. a. Pyenis. Syn. Hendersonia Ulmi. Otth. Con- ceptacula immersa, subglobosa, ostiolo pa- pillato ad superficiem erumpente. Nucleus ater grumoso-gelatinosus. Stylospore mag- ne, elongat&, fuscobadie, nune continuzs, nunc, at rarius, distincte quadriloculares, breviter stipitate, undique centrum spec- tantes, demum libere, cum gelatina ex- pulse atroinquinantes, long 533 —58, crass® 13 —16 Micromillim. b. Perithecia. Syn. olim Spheria Ulmi. Berk. Bei Bern, an Ulmenzweigen. E69 5 lomeata:"Tul. a. Pyenis. (Conf. Tul. Sel. fung. Carpol U. 230). Syn. Hendersonia pyriformis. Otth. b. Perithecia. Syn. olim Mass. Ulmi. Yar. Fagi. Otth. Aehnlich, wie ich , scheint auch Tulasne diese und die vorhergehende Species nur für zwei For- men der gleichen Massaria gehalten zu haben, nur mit dem Unterschied, dass ihm die M. am- blyospora für eine Var. der #. loricata galt, da ihm die Pyenis der erstern und mir die der letztern noch nicht bekannt war. Uebrigens unterscheiden sich die Sporen der M. loricata durch etwas geringere Grösse und durch die tiefe Einschnürung der Gallert-Hülle, von denen der M. amblyospora. Im Bremgartenwald, an abgefallenen Buchen- zweigen. 60. 61. 62. 63. 54. — 165 _ — . Platani. Ces. a. Pyenis. Syn. Hendersonia Desmazieri. Mont. b. Perithecia. Syn. Hercospora Pupula. Var. Platani. Fr. Bern, an abgefallenen Zweigen von Platanus. siparia. (Berk.) Tul. a. Pycnis. Syn. Prosthemium betulinum. Kze. b. Perithecia. Syn. Spheria siparia. Berk. Bei Bern, an abgestorbenen Zweigen von Betula alba. eburnea. Tul. a. Pyenis. Syn. Septoria princeps. Berk. b. Perithecia. Syn. Mass. epiphega. Riess, Im Bremgartenwald, und andern Wäldern, an dürren Buchenzweigen. carpinicola. Tul. a, Pyenis. Syn. Hendersonia Carpini. Otth. Con- ceptacula depressa, basi insculpta crustulaque corticali teeta, ostiolo vix papillato cinereo- griseo, sub epidermide poro pervia latente. Stylospore magne, oblong®, obtus&, stipite tenui brevique, primitus suffult@, undique centrum spectantes, plasmate granuloso fla- vovirente referte, parum distincte plurilo- culares, longe 45 — 50, erass® eirciter 10. micromillim. b. Perithecia. ‚Syn. Hercospora Carpini. Fr, Bei Bern, an abgestorbenen Zweigen von Car- pinus. Argus. (Berk.) a. Pyenis. Syn. Hendersonda polyeystis. Berk. Mysxocyclus confluens: Rıess, 65. Sph. 66. 5 PR — 16 -— b. Perithecia. Syn. Spheria Argus. Berk. Bei Bern, an Birkenzweigen. Sph:eria. Haller. Collectivname für verschiedene noch näher zu bestimmende Gattungen. (Byssisede.) flavescens. Fr. Stefüsburg, an ent- rindeten Eichen-Aesten. (Pertus@) papillata. Schum. Bei Steffisburg und Bern, an faulendem Holze von Populus nigra und Quercus. Es ist die Amphispheria papillata. DNot. Sfer. ital. pag. 68 und gehört also eigent- lich nicht zu den Pertuse, zu welchen Fries sie zählt. (Obturate. ?) epimyces. Otth. a. Pyenis. Syn. Zythia epimyces. Fr. Spk. epim. Ehrh. b. Perithecia. Syn. Sph. epimyces. Otth. Pe- rithecia minuta subgregaria, globosa, nigra, emergentia, demum seminuda vel. quasi superficialia, ostiolo leviter papillate. Asei eylindrici eximie diaphani, octospori. Spors monostich®, ellipsoideo-rotundat®, fusc®, simplices, diametro transverso parum lon- giores, circiter 10 micromillim. metientes. Auf verdorbenem Corticium comedens an fau- lenden Eichenzweigen, bei Steffisburg. Beide Fructifications-Formen sind äusserlich so ähnlich, dass sie kaum oder gar nicht zu unterscheiden sind, scheinen aber nicht gemischt vorzukommen. Die rothen Flecken, von welchen die Zythia umgeben ist, verbleichen später mehr oder weniger, und bei der Spheria dürfte kaum eine Spur davon bemerkbar sein. — 197 — 68. Sph. (Obturate) protusa. Fr.. Bei Steffisburg, an dürren 73. 74, 75. 76. 17. 18. 19. 3. Zweigen von Tilia grandifolia. (Lophiostome) compressa. Pers. Bei Bern, auf dürren Aestchen von Cornus Mas. semilibera. Desmaz. Bei Bern, an trockenen Grashalmen. insidiosa. Desmaz. An dürren Stengeln von Galium Mollugo und Silene inflata. (Endoxy!@) spiculosa. Pers. Bei Bern, an dürren Zweigen von Fagus, Corylus, Sambucus, und eine Valsa-ähnliche Var. auf Robinia. (Endophl@@) Medusina. Fr. Bern, an abgefallenen Zweigen von Platanus. (Rameales) infernalis. Kze. Im Bremgartenwald und bei Steffisburg, an abgestorbenen Zweigen von Quercu® und Juglans. sepincola. Fr. Bei Steffisburg, auf abgestorbener Rosa canina. (Herbicol®) culmicola. Fr. Bei Bern, an Phrag- mites communis. (Caulicol®) agnita. Desmaz. Bern, an dürren Stengeln von Eupatoria cannabina. (Foliücol®) Caricis. Fr. Zermatt im Wallis, auf Carex fimbriata. Spharella. DNot. Rusei. (Wallr.) Bern, an dürren Blättern von Ruscus aculeatus. Acrospermum. Tode. Graminum. Lib. Bern, an dürren Gräsern. Rhaphidophora. DNot. Surculi. (Fr.) Bei Bern, an entrindeten Zweigen von Sambucus nigra. Stimmt mit Spheria Sur- - 82. 83. 85. 86. 37. 88. St. — BB — euli. Fr. S. M. Il. 466. ganz überein; aber wegen ihrer Fructification gehört sie eher zur Gattung Rhaphidophora. Fruticum. Rob. Bern, an dürren Stengeln von Melilotus alba. herpotricha. (Fr.) Bern, an dürren Gräsern. Robergea. Desmaz. unica. Desmaz. Bei Bern, an abgestorbenen Zweigen von Prunus Avium, Acer Pseudopla- tanus, Rhamnus Frangula und Syringa vulgaris. Stigmatea. Fr. Alchemille., (Grev.) Am Berg Döle bei Genf, auf Alchemilla vulgaris. (W. u Sch. Nr. 419). Chetomium. (Kze.) Am Gurten, auf den Blättern von Rubus idzus. , Erysiphe. Hedw. (Podosphera) clandestina. (Wallr.) Bern, an den Blättern von Crategus oxyacantha. (Spherotheca) tomentosa. Otth. — Epiphylla cau- linaque. Subiculum maculzformi-effusum, to- mentosum, rufum, in ambitu albidum, e floceis longissimis, rufis, eseptatis, contextum. Concep- tacula subiculo inspersa, subimmersa vel plus minus emersa. Appendicule a subiculi floceis minime distincte. Sporangium unicum, sporis octonis foetum. Am Saum des Wylerholzes, auf der Oberseite der Blätter und an den Stengeln von Euphorbia dulcis. (Mierosphera) Hedwigii. Lev. — BeiBern, an den Blättern von Vıburnum Lantana. 90. E. Di. , 9%; 93. D. 94. P. 9. H 9%. „ 98. „ 99. D. 100. „ 101.Sph. Bern. — 169 — Grossularie (Wallr.) Bern, an den Blättern von Ribes Grossularia. (Erysiphe) Marti. Lev. Bei Stefisburg, auf Ur- tica dioica, und bei Bern, auf Heracleum sphon- dylium. Montagnei. Lev. Beim Giessbach, auf den Blättern von Cirsium oleraceum. Discella. Berk. Mazerü. Berk. Bern, an abgefallenen Linden- Zweigen. Pestalozzia. DNot. caudata. (Preuss.) Bei Steffiisburg, auf Rosa ca- nina. Hendersonia. Berk. . Philadelphi. Westend. Bei Bern und Steffisburg, an dürren Zweigen von Philadelphus coronarius. Saubinetii. Mont. Bei Bern, an dürren Zweigen von Rhamnus cathartica. Sambuci. Müll. Bei Genf, an dürren Zweigen von Sambucus nigra. (W. & Sch. Nr. 318.) Platani. (Preuss.) Bern, an abgefallenen Zwei- gen von Platanus. Diplodia. Fr. Rosarum. Fr. BeiBern, an dürren Rosenzweigen. Dothiora. Fr. pyrenophora. Var. Sorbi. Fr. Bei Heimberg, an abgestorbener junger Sorbus aucuparia. Sphzropsis. Lev. Goronille. (Desmaz.) Bern, an dürrer Coronilla Emerus. Mittheil. 1865. Nr. 601. 302. .D. 103. S. 104. T. 105. £. au. 2. 107. M. 108. L — 170 .— Diseosia. Lib. strobilina. Lib. Beim Schnittweyerbad, an Tann- zapfen. Septoria. Kze. Mori. Lev. Bern, an den Blättern von Morus alba. Gasteromycetes, Tuber. Mich. mesentericum. Vitt. In Elfenau. Lyceoperdon. Tournef. constellatum. Fr. Im Bremgartenwald. Pachyma. Fr. Cocos. Fr. Im Forstwald, unter Baumwurzeln. Dieser, für Europa neue, sonst in der Ca- rolina einheimische Pilz wurde in besagtem Walde von Holzhauern gefunden und Bruch- stücke davon mir von den HH. Guthnick und Apotheker König mitgetheilt. Theils wegen dem hieläudischen Fundort, so wie auch wegen der kaum oder nicht einmal einen Millimeter dicken Rinde war ich über die Identität der Species zweifelhaft, nachdem aber Autoritäten wie Tulasne, de Bary u.d Duby diese Identität bestätigt haben, so kann darüber kein Zweifel mehr obwalten. Myrothecium. Tode. inundatum. Tode. Im Heimbergwald, auf faulem Agarıicus. Leecarpus. Lk. . papaverinus. (Wallr.) Bei Steffisburg, an abge- storbenen Birnbaum - Zweigen. 109. 4. 110. @. m .eı, 112, F. Fi. 114. S. 115. C. 116. Sch. — 11 — Angioridium. Grev. sinuwosum. (Bull.) Im Schosshaldenholz, auf le- benden Blättern, Gräsern und Moosen. Gymnomycetes. Graphium. Corda. fissum. Preuss. Im Bremgartenwald, auf einem entrindeten Buchenzweig. claveforme. Preuss. Im Bremgartenwald, auf der Schnittfläche von Buchenstöcken. Fusisporium. Lk. Platani. Mont. Bei Genf, auf dürren Platanus- blättern (W. & Sch. Nr. 208.) Urtice. Desmaz. Bei Bern und Steffisburg, auf lebenden Blättern von Urtica dioica. Selenosporium. Corda. T Equiseti. Corda. Am Egelmoos, auf Equisetum limosum. Coryneum. Nees. macrosporium,. Berk. Im Bremgartenwald, an ab- gefallenen Buchenzweigen. b. Var. Platani. Otth. Conidiis brevioribus distinctum, et ut videtur, guttulis oleosis carens. Bern, an abgefallenen Platanus-Zweigen.' ec. Var. Carpini. Otth. Conidiis olivascenti- umbrinis. Bei Bern, an dürren Carpinus-Zweigen. . Schizoderma. Kze. a Tili@. (Lasch.) BeiBern, an abgefallenen Linden- Zweigen, 117. M. — 12 — Haplomycetes, Melidium. Eschw. Arbuscula. Otth. Flocci stipitiformes, continui, albidi eirciter sesquimillimetrum alti, superne ramosi, ramis alternis, patentibus, inde repetito dichotomis; ramulis omnibus pariter in angulum ceirciter graduum 120. divergentibus; dichotomiüs regulari modo successive paululum minus inter se distantibus; ramulis extremis brevibus spo- rangia acrogena gerentibus, globosa, hyalına, sporidiis quaternis, ellipsoideis, vix coloratis foeta. Dieses merkwürdige Pilzchen, dessen mehr- fach wiederholte Verzweigungen eine Menge von fast ganz regelmässigen Sechsecken bilden, ist mir leider nur ein einziges mal und zwar auf der mit Lichenen-Krusten bedeckten Rinde von buchenem Brennholz aus dem Forstwald vor- gekommen. Trichotheeium. Lk. roseum. Lk. Bei Stefishurg, an der Rinde von Populus nigra. Peronospora. Corda. pusilla. Ung. Beim Giessbach, auf Geranium sylvaticum. pygmea. Ung. Im Bremgartenwald, auf Anemone nemorosa. densa. Rabenh. Bei Bern, auf Rhinanthus minor. gangliformis. Berk. Bei Bern, auf Sonchus ar- vensis und oleraceus, und Senecio vulgaris. effusa. (Grev.) BeiBern, auf Chenopodium album. Ejusdem Var. minor, De Bary. Bern, auf Poly- gonum aviculare. 124. 125. 126. 127. 128. 129, 130. 131. 132. — 13 — . Ficarie. Tul. Bei Bern, auf Ranunculus bulbosus. alta. Fuck. Bern, auf Plantago media. sordida. Berk. Bei Bern, auf Scrophularia nodosa. Sepedonium. Lk. . roseum. Fr. Im Heimbergwald, auf verdorbenem Agaricus. Heliminthosporium. Lk. . prelongum. Wallr. Bei Steffisburg, auf alten Kohlwurzeln. Torula. Pers. . ulmicola. Rabenh. Bern, an Ulmenrinde. Plantaginis. Corda. Bei Bern, auf Plantago major. Myriocephalum. Fres. . densum. Fuck. Bei Bern, an abgefallenen Zwei- gen von Carpinus; bei Steffisburg, an dürren Zweigen von Juglans. Puceinia. Lk. . Jare®. Otth. a. Epitea.. Amphigena caulinaque. Acervuli brunnei, sparsi, vel subgregarii. Sporidia late brunnea, globosa vel obovata, acu- leato-exasperata, a pedicello hyalıno lon- giore decidua. Paraphyses hyalin®, sub- teretes, in apice capitato-inflat@, modo sat copios®, modo pareissim&, imo subnulle. b. Puceinia. Syn. Puce, Compositarum. Schlech- tend. pro parte. Amphigena caulinaque. Czspituli fuscobrunnei, sparsi vel subgre- garii. Sporangia late brunnea, lsvia, bre- viter ellipsoidea, utrinque pariter rotundato- obtusa, isomera vel nonnunquam uno al- 133. P. 67 135. , 136. , —.- 174° — terove articulo erassiore, haud coustricta; apiculo nullo; stipite hyalino, longiore at fragillimo. Bern, auf Centaurea Jacea. Beide Formen sind gemeiniglich unter einander gemischt. y Die Epitea Jacee unterscheidet sich von der Trichobasis Puccinie Compositarum nicht nur durch die Gegenwart der Paraphysen, sondern auch durch die viel grösseren Dörnchen, womit die Sporidien besetzt sind, während hingegen die Puccinia Jacee für sıch allein ‚betrachtet, kaum von P.Compositarum zu unserscheiden sein dürfte. obtegens. Fuck. a. Trichobasis. Syn. Uredo suaveolens. Pers. b. Puceinia, ut supra. Entweder nur die Trichobasis allein, oder aber beide unter einander gemischt, meist ziemlich dicht stehend, über die ganze Unterseite der Blätter von Cirsium arvense verbreitet. Bei Bern. Lapsane. Fuck. a. Trichobasis. Syn. Uredo Lapsane. Fuck. b. Puccinia, ut supra. Bei Genf, auf Lapsana communis. (W.& Sch Nr. 404.) Chondrille. Corda. a. Trichobasis. Syn. Ceoma formosum. Schlech- tend. pro parte. b. Puccinia, ut supra. Im Bremgartenwald, auf Lactuca muralis. caulincola. Nees. a. Trichobasis. Syn.? Sporidia Puceinie inter- — 18’ — mixta, ab iis Triehob. Cichoracearum. (DC. vix diversa. b. Puccinia, ut supra. 137. P. arundinacea. Hedw. Var. Phalaridis. Otth. Am- 138. phigena. Czspites nigrobadii, magni, elongatis- simi, maximi antem in vaginis. Sporangia fulva, diametro dupliei vulgo breviora, utrinque late rotundata, in medio septifero parum nihilve con- strieta; artieulis equalibus; episporio leevi, in vertice subincrassato at non apiculiformi; stipite longissimo dilute fucato. Bei der Aare, unter dem Wylerholz, an den Blättern und Blattscheiden von Phalaris arun- dinacea. Unterscheidet sich von der auf Schiltblättern wachsenden Hauptform durch die etwas schmä- lern und zugleich längern, auf den Blatt- scheiden aber ganz besonders grossen Rasen, durch die breitern, wenig oder gar nicht ein- geschnürten Sporangien und durch den Mangel an einem Apiculum, und dürfte daher vielleicht eben so gut wie viele andere als eine eigene Species betrachtet werden. Die Epitea, welche wahrscheinlich dieser Puceinia entspricht, habe ich noch nicht finden können. Straminis. Fuck. . a. Epitea. Syn. Uredo Rubigo vera. DC. pro parte. b. Puccinia, ut supra. Bei Steffisburg, auf den Blättern von Triticum Spelta. 139%? „ Iridis. Wallr. Bei Schaffhausen, auf Iris gra- minifolia. (W.& Sch. Nr. 311.) 140. 141. 142. 143. — 176 — . Dianthi. DC. Bei Schaffhausen, auf Dianthus barbatus (W.& Sch. Nr. 406.) Campanule. Carmich. Bei Wabern, auf Cam- panula Rapunculus. Millefolü. Fuck. Bei Bern, auf Achillea Mille- folium. spectabilis. Otth. Macula expallida, demum brunnescens in folii pagina superiore foveam, subtusque bullam respondentem parum excedens, Cx&spites magni, hypophylli, singulas bullas in- tegras obtegentes, 2-6 Millim. lati, sparsi, ro- tundi vel angulati, fuscobadii vel quasi atro- purpurei, compacti, epidermide rupta ceincti- Sporangia mediocriter fucata, fulvobrunneola, ad septum constricta, nunc pyriformia, articulo superiore crassiore et breviore, episporio in apice incrassato lateque rotundato; nunc autem utroque articulo subsimili, oblongato, episporio e basi lata in apiculum conicum produeto; stipite dilute fucato, sporangium z&quante. Quandoque sporangia nonnulla intermixta sim- plicia, apiculata, Uromycetem reperiuntur simu- lantia. Beim Giessbach, auf Cirsium ochroleucum. Von einer entsprechenden Epitea oder Tri- chobasis habe ich keine Spur bemerken können. Die innige Verbindung der zweierlei, in jedem Rasen mehr oder weniger zahlreichen, je aus gleichartigen Sporangien bestehenden Theile, deren Verschiedenheit sich äusserlich auf keine Weise kund giebt, lässt annehmen, dass hier nur von.einer Biformität der Sporangien’'einer ein- zigen Species, und nicht von einer Verschmelzung 144. A. 145. U. 146. „ ER ;; Bern. — 17 — zweier specifisch verschiedenen Puceinien die Rede sein könne. Acalyptospora. Desmaz. nervisegquia. Desmaz. Bern, auf Ulmenblättern. Uromyces. (Lk.) Lev. Veratri. Otth & Wartm. a. Trichobasis. Syn. Uredo Verairi. DC. b. Uromyces. Syn. Uredo Veratri. DC. partim. Czspites hypophylli, plus minus denso agmine totam fere folii paginam inferiorem occupantes, rufobrunnei. Sporangia mediocriter fucata brun- nea, ellipsoidea, obovatave, levia; apiculo pallido minuto verruc&formi; stipite hyalino, sporangium vix zequante. Döle bei Genf, auf Veratrum album. (W. & Sch. Nr. 402.) Adenostylis. Otth. a. Trichobasis. Syn. Uredo Cacalie. DC. b. Uromyces. Syn. ? Puccinia Cacalie. DC. Cxspituli hypophylli, minuti, nigrobrunnei, in maculas rotundas arcte conferti, halone expallido eincti. Sporangia fulvobrunnea, lavia, ellipsoidea, obovata vel subangulata ; apiculo pallido, verru- c#formi; stipite hyalino, sporangium &quante. Beim Leukerbad, auf Adenostyles alpina. Valeriane. Otth. a. Trichobasis. Syn. Uredo Valeriane. DC. b. Uromyces. Syn. Uredo Valeriane. DC. pro parte. Cspituliamphigeni, at magishypophylli, sparsi, rotundi rufofulvidi, epidermide rupta eincti. Spo rangia parva, fulva, ellipsoidea vel obovata, lsevia, Mittheil. 1865. Nr. 602, 148. U. 149. „ — 18 — plasmate grumoso referta; apiculo minuto, szepe inconspicuo; stipite hyalino, breviusculo fragili. Bei Bern, auf Valeriana officinalıs. Geranü. Otth. & Wartm. a. Trichobasis. Syn. Uredo Geranü. DC. Uro- myces. Schm. & Kze. ? b. Uromyces. Syn.Uredo Puceinioides. Rabenh.? Uromyces Geranü. Schm. & Kze. ? Macul®@ supra e flavido brunnescentes. Cxs- pituli hypophylli, sparsi aut gregarii, atrorufi, rotundi, minuti, vel raro millimetrum lati; spo- rangia umbrina, ellipsoidea, obovata vel defor- mata, levia, plasmate grumoso referta; apiculo hyalino verruczeformi vel quasi in rostellum pro- ducto; stipite hyalino, breviuseulo et fragillimo. Am Tessenberg, auf Geranium nodosum (W. & Sch. Nr. 401), und beim Giessbach, auf Ge- ranium sylvaticum. Da früher der Uromyces von der heutigen Trichobasis nicht unterschieden wurde, so ist es mir, da ich die Kunze’schen Exsiccaten nicht besitze, eben so wenig als die Klotz’schen, noch ungewiss, ob die angeführten Synonymen mit meinem Uromyces wirklich identisch seien und habe desshalb die Diagnose des letzteren bei- zufügen für angemessen erachtet. intrusus. (Grev.) a. Trichobasis. Syn. Uredo Alchemille. Pers. b. Uromyces. Syn. Uredo intrusa. Grev. Bei Wabern, auf Alchemilla vulgaris. Ohne ein eigentliches Apiculum sind die Spo- rangien an ihrem obern Theile und oft bis zur Mitte hinab mit stumpfen, fast wasserhellen Wärzchen besetzt. 150. C. : 2: Di 19. ; 154. M — 19 — Der Uromyces bildet entweder für sich allein bald kleine, bald grössere rothbraune Rasen, auf der Unterseite der Blätter oft sehr zahlreich zer- streut; oder aber es entstehen seine Sporangien in den Häufchen der Trichobasis, deren Sporidien dadurch nach und nach, oft fast gänzlich ver- drängt werden, worauf denn auch der Name Uredo intrusa hindeutet. Coleosporium. L£v. Inule. Rabenh. a. Coma. Syn. Uredo Inule. Kze. ? Fuck. b. Coleosporium, ut supra. Bei Bern, auf Inula Vaillantu. Cacalie. Otth. a. Coma. Ab aliis Caomatibus vix distinetum. b. Coleosporium. Caespitibus sat magnis, rub- ris insigne. Im botanischen Garten in Bern, auf Cacalia hastifolia. Petasitis. De Bary. a. Czoma. Syn. Uredo Petasitis. DC. b. Coleosporium, ut supra. Im Bremgartenwald, auf Petasites alba. Phyteumatis. Otth. a. Coma, & b. Coleosporium; ab vs Cam- panularum. Lev. vix dinstincta. Im Bremgartenwald, auf Phyteuma spicatum. Melampsora. Cast. Lini. Tul. a. Epitea. Syn. Uredo Lini. DC. b. Melampsora, ut supra. Bei Steffisburg, auf Linum usitatissimum. — 10 — Cystopus. Lev. 155. C. Portulace. (DC.) Bern, auf Portulaca sativa und oleracea. 156. C. Bliti. (Biv.) Bern, auf Amarantus Blitum. Peridermium- Lk. 157. P. elatinum. Schm. & Kze. Am Creux du Vent, Canton Neuchätel, auf Pinus picea. ABeidium. Pers. 158. KZEc. Adoxe. Graves. Im Bremgartenwald, auf Adoxa moschatellina. 159. „ Aquüegie. Pers. Bei Genf, auf Agqnilegia vul- garis. (W.& Sch. Nr. 415.) 160. „ gquwadrifidum. DC. Bei Genf, auf Anemone Ra- nunculoides. (W.& Sch. Nr. 413.) _ Trichobasis. Le£v. 161. T. Vepris. (Uredo. Rob.) a. forma ramealıs. (Conf. Desmaz. in Ann. Sc. nat. 3. Ser. X VIII. 355.) b. forma hypophylla. (Conf. Desmaz. 1. c.) ec. forma epiphylla. Otth. Acervuli erumpentes, supra- bullulam minutam circinantes, vel circulari-confluentes, et fere Physonematis gyrosi (Rebent.) faciem exteriorem pr&ben- tes, licet aurei, nec aurantiaci coloris. Fo- lii bullule epiphylle foveola respondet hy- pophylla, seepe ejusdem Trichobasis acer- vulum minutissimum continens. Die Formen a. und d. fand ich am kleinen Rugen bei Interlaken und im Bremgartenwald, alle drei Formen aber bei Wabern auf Rubus fruticosus; die beiden ersteren im Sommer und Herbst, die letztere nur im Herbst. 162. U. 13. - — 1831 — Die höhere Fructificationsform ist noch un- bekannt, hingegen ist es die obige Form b. dieser Trichobasis und nicht die Epitea Ruborum (DC.), auf welcher sich an feuchten Waldstellen die Torula Uredinis. Fr. bildet. Die Torula zeich- net sich vor den andern Arten derselben Gattung dadurch aus, dass jede einzelne Kette auf einem wasserhellen Stielchen steht und dass jedes ein- zelne Glied oder Conidium um den etwas ab- geplatteten Scheitel herum auf der ein wenig verdiekten Sporenhaut gleichsam mit einem Kranze von wasserhellen Wärzchen besetzt ist. Uredo. Lev. Gabi. Otth. Hypophylla. Sporidia irregulariter coacer-vata, nec primitus stipitata neque con- catenata, flava, subglobosa; episporio hyalino, subtiliter punctato-scabro. Acervuli minuti, flavi, pulverulenti, per epidermidis pustulas in apice dehiscentes, protrusi. Bern, auf Galium Mollugo und Sylvestre. Die Dimorphie oder höhere Fructificationsform ist noch unbekaunt. Ustilago. Bauh. Ä Ust. longissima. (Sow.) Bei Bern, auf Glyceria fluitans. — 12 — Professor RB. Studer. Nachtrag über die exotischen Blöcke des Emmenthales. In meiner früheren Mittheilung habe ich diese fremd- artigen, mit keiner unserer Alpen-Felsarten überein- stimmenden Blöcke als exotische bezeichnet, um sie von den gewöhnlichen Fündlingen oder erratischen Blöcken, die offenbar aus den Alpen herstammen, zu trennen. Sie unterscheiden sich von diesen nicht nur durch ihre Steinart, sondern auch durch ihre Gestalt. Die exotischen Blöcke sind stets gerundet, zuweilen, auch bei sehr bedeutender Grösse, fast kuglig, was auf starke Reibung schliessen lässt, während die Fünd- linge meist ihre Kanten und Ecken bewahrt haben, wo- durch vorzüglich die Annahme, dass sie durch Gletscher seieh hergetragen worden, unterstützt wird. Ueber die exotischen Blöcke des Emmenthales war Herr Pfarrhelfer Mauerhofer in Trubschachen, der uns früher nach dem Krümpelgräben geführt hatte, so gefällig, weitere Nachforschungen vorzunehmen. Er schreibt mir; „Bei der Rothenfluh, auf der linken Seite des Krüm- pelgrabens (den Standpunkt von Trubschachen aus ge- ' nommen) und zwar auf der Anhöhe, welche sich sehr steil auf dieser Seite von der Thalsohle aus erhebt, liegt eine ziemliche Anzahl von grössern und kleinern Blöcken Geissberger-Gesteins nahe bei einander. Es sind einige gewaltige Stücke unter ihnen, welche der Besitzer, Ger- ber Blaser in Langnau, zu seinem Privatgebrauch ver- Bd a RER, Er wendet, Die Steinart ist dieselbe, wie die der unten im Thal liegenden Blöcke. Es ist diess die einzige Spur solcher Blöcke, welche ich bis dahin entdecken konnte; trotz der sorgfältigsten Nachforschungen, persönlichen Wanderungen in den Fankhausergraben, Brandösch und Twären, im Hämelbach und Dürrenbach; trotz per- sönlicher Erkundigungen bei den Steinbrechern und Stein- hauermeistern der Umgegend.* Das Vorkommen einer grösseren Zahl von Blöcken auf der Höhe des Gebirgskammes, der das Krümpelthal vom Steinthal scheidet, bestätigt das früher gewonnene Ergebniss, dass diese Blöcke nicht Bestandtheile der Nagelfluh gewesen seien, aus welcher diess ganze Hügel- land besteht. Auf der im vorigen Herbst zu Olten eröffneten Bau- materialien- Ausstellung waren zwei Stücke von rothem Habkerngranit, welche Herr Delmissier, ein bei Sarnen mit der Bearbeitung der dort in Menge vorkommenden Granitblöcke beschäftigter Venetianer, hingesandt hatte. Das eine jener Stücke ist ein Brunnbecken, das andere ist nicht bearbeitet. Delmissier, den ich in Sarnen auf- suchte, war so gefällig, mich an den ursprünglichen Fundort jener Stücke zu führen und mir alle ihm zu Gebote stehende Auskunft zu geben, Die meisten Granitblöcke des Sarnenthales liegen an seiner Ostseite, in der Umgebung von Sachseln, und bestehen aus weissem Grimsel-Granit, doch liegt ein grosser Block auch auf der Westseite, oberhalb Sarnen, Viele sind, bis auf kleinere hervorstehende Theile, ganz von Dammerde und Kies umhüllt. Einen solchen aus- gegrabenen Block von weissem Granit sah ich ausser- halb Sarnen, gegen Sachseln zu, in Bearbeitung; man hatte eine wohl 40 Quadratfuss haltende Platte davon ab- — AR gespalten. Der Block von Habkern-Granit, von dem die Stücke in Olten herstammen, liegt etwa 50 Fuss oberhalb der Kirche von Sachseln an dem sich sanft erhebenden, ganz bewachsenen Gebirgsabhang und war auch grossentheils von Dammerde und Kies umgeben, so dass der tiefere Felsboden nirgends sichtbar ist. Nach dem noch vorhandenen beträchtlichen Stück war der Block ganz gerundet und soll sich auch nicht wie die weissen Granite in Platten spalten lassen. Delmissier schätzt seinen ursprünglichen Inhalt, wohl zu niedrig auf 1000 Kubikfuss. Eine zweite Brunnschale aus dem- selben, 8!/, Fuss im Durchmesser haltend, stand eben in Arbeit, und ausserdem hatte er noch die Thürein- fassung zu einem der ersten Häuser des Dorfes geliefert. Delmissier, der seit fünf Jahren in dieser Gegend von der Bearbeitung der Granitblöcke lebt, kannte nur einen einzigen Block gleicher Art, der einige Schritte von jenem entfernt lag und, bei dem Bau der neuen Strasse, zerschlagen und zur Grundlage benutzt wurde. Die Herleitung dieser zwei exotischen Blöcke ist weniger räthselhaft als die der Emmenthalerblöcke. Die hinter Sachseln aufsteigende Hügelmasse besteht aus Nummuliten-Kalk, womit auch wohl Flysch, das Mutiter- gestein der Habkernblöcke, in Verbindung stehen mag, und auf der linken Thalseite erstreckt sich das meist bewachsene, breite Gebirgsland von Schwändi, Schlieren und dem Quellbezirk der grossen Entlen bis an die Kalkkette der Schratten und Schafmait. Alle diese Hügel- massen scheinen aus Fiysch zu bestehen, und ihre Weidgehänge mögen Vieles bedecken, das dem Geologen unerwartet sein dürfte. — 15 — Verzeichniss der Mitglieder der Bernerischen naturforschenden Gesellschaft. (Am Schluss des Jahres 1865.) Herr Dr. B. Studer, Professor der Geologie, Prä- sident für 1865. / Dr. R. Henzi, Secretär seit 1860. B. Studer, Apotheker, Cassier seit 1865. J. Koch, Oberbibliothekar und Correspon- dent seit 1865. Dr. Cherbuliez, Unterbibliothekar seit 1863. „ Jahr des Eintrittes. .HerrAdamina, Lehrer an d. Töchterschule. (1862) 1 2. „ Aebi, Dr. u. Prof. d. Anatomie in Bern (1863) 3. „ Bachmann, I, re ans Cantonssch. (1863) 4. „ Benteli, Notar s ,.i. (1858 Di), Benteli, Alb,, Ingenieur v. Be 4 (1864) GEH}. 7: Bonstetten, Aug., Dr. Phil. (1859) “rt, Brunner, Dr. und of. der Chemie (1819) 37,, Brunner, Telegraphendirector in Wien (1346) 9. „ Bürki, Grossrath . (1856) 10. „ Cherbuliez,Dr., Mathematik, Cantonssch. (1861) 11. , Christener, Lehrer a. d. Cantonsschule (1846) 12. „ Cramer, Gottl., Arzt in Nidau r (1554) 13. „ Demme, Dr. und Prof. der Chirurgie (1844) 14. „ Demme, R. Dr., Arzt am Kinderspital (1863) 150, Denzler, Er ‚ Ingenieur N (1854) 16. „ Durand, « Prof. d. Math. in Pruntrut are ui, v. Erlach, Med. Dr. 846) 18. „ Escher, eidgen. Münzdixekter. ; (1859) 3, V ne g, Dr., gew. Prof. d. Chemie (1835) — 186 — 20.Herrv. Fellenberg, Ed., Sohn ; 2 (1861) 1. 22. „ v. Fellenberg- Ziegler, von Bern . (1864) Finkbeiner, Dr. Med. in Neuenstadt (1856) v. Fischer-Ooster, Karl i (1826) Fischer. .Iıs,Dr, Prof. der Botanik (1852) Flückiger, Dr. ,‚ Staats-Apotheker . (1853) Frey, Bundesrath (1849) Frote, E., Ingenieur in St. Immer . (1850) Ganguillet, Oberingenieur . (1860) Gerber, Prof. der Thierarzneikunde (1831) Gibolet, Vietor, in Neuenstadt . (1844) Gosset, "Philipp, Ingenieur, Wabern (1865) Gruner, Aug., Apotheker von Bern (1864) Güder, Verwalter der Deposito - Cassa (1862) Guthnick, gew. Apotheker . (1857) Haller, Friedr., Med. Dr. | (1827) Hamberger, Joh., in Brienz . (1845) Hasler, &., Direkt.d. eidg. Telegr. werkst, (1861) Hebler, Dr., Prof. der Philosophie . (1857) Henzi, R., Med. Dr. ‚ Spitalarzt . _ (1859) “Hermann, a, Mechaniker . (1861) Hipp, Vorsteher der Telegraphenwerk- stätte in Neuenburg . (1852) Hopf, Gr. Arzt". : (1864) Jäggi, Friedr. .,„ Notar (1864) Jenzer, E., Observator auf d. Sternw. Un Jonquidre, Dr. und Prof. der Medicin (1853) Isenschmid, Med. Dr. . \ 1859) Kernen, Rud. ‚ von Höchstetten . 1853) Koch, Lehrer d. Math. and. Realschule (1853) König, Med. Dr. (1855) Krebs, Fr., Lehrer am Knabenwaisenh. (1864) Krieger, x? Med. Dr. . } (1841) Kuhn, Fr. 2 Pfarrer in Affoltern B (1841 Küpfer, Y, Lehrer im Pensionat Er (1848 Küpfer, Fr., Med. Dr. . (1853) Lanz, Med. Dr., in Biel . (1856) Lasche, Dr., Lehrer d. Kantonsschule (1858) Lauterburg, R., Ingenieur ' (1851) Lauterburg, Gottl., Arzt in Kirchdorf ee Lindt,-R., Apotheker (1849) Lindt, Wilhelm, Med. Dr. »dozd 8 Maron, Lehrer in Erlach 1 L (1848) ae FR — 157° — ‚Herr Müller, Dr., Apotheker ? (1844) Müller, J.; Lehrer in Biel . (1847) 4 Müllhaupt, Kupferstecher am eidgen. topogr aphischen Bureau . 3 (1865) „ Neuhaus, Karl, Med. Dr., in Biel . (1854) „ Ott, Gustav, Hauptmann x 115 N: (1888) „ Pey er, Dr. phil. Zahnarzt (1865) ) Perty; Dr. u: Prof. der Naturwissenschaften (1848) „ Pillichody, Gustav, Chemiker (1862) Prisy:, Secundarlehrer, Grosshöchstetten (1865) , Zulver.A. , Apotheker (1862) „ Quiquer ez, A., Ingen., in Del&mont (1855) „ Ramsler, Direktor der Elementarschule (1848) „ v. Rapp: ard, Gutsbesitzer . (1853) u Bibi, Lehrer der Mathem. a. d. Realschule (1859) „ Bis, "Lehrer d. Narr am Pr Togyu- nasıium in Burgdorf } (1863) „‚DBehädler, E. med, Dr... j (1863) „ Dehild, Dr., Lchrer a. d. Kantonsschule (1856) 3 Schläfli, Dr. u. Professor der Mathematik (1846) „ Sehmalz, Geometer in Oberdiesbach (1865) „ NDehumacher, Zahnarzt \ Sr „ Schumacher, Metzger (1858) „ Dehwarzenbach, Dr.,ord, Prof. d. Chemie (1862) „ .Dhuttleworth, R. ,‚ Esqr. (1835) „ DNeiler, Friedr. ‚ Ing.; Nationalrath ; (1864) R Sidler, Eie., Lehrer Math. Kantonschule (1856) „ Stanz, Dr. med. in Bern . : .. (4863) 5 Stauffer, Bernh., Mechaniker | ; (1865) „ Dteinegger, Lehrer in Langenthal . (1851) „ Dtephani, 0. Director der Gasanstalt (1863) „ $tierlin, Rob., Direkt. der Mädchenschule (1855) ‚„. NStuck1, Optiker . (1854) = Studer, B., Dr. Prof. d. Naturwissenschaft (1819) en der, Bernhard, Apotheker . i (1844) „ »Dtuder, Gottlieb, Regierungsstatthalter „ Jrächsel, Dr.,, Rathschreiber s (1857) Ey.Y; Tscharner, Beat, Med. Dr. ; (1851) „ v..Tscharner,(C.,v. Amsoldingen, Ingen. (1865) „ Valentin, Dr. und Prof. d. Physiologie a „ Vogt, Adolf, Dr. Med. ” Wäber, A. Lehrer d. Naturg. a.d. Realsch. 1800 Wander, Dr. phil Chemiker . Ä (1865) — 18 — 103. Herrv. Wattenwyl, Fr., vom Murifeld (1845) 104. v. Wattenwyl-Fischer . . (1848) 105. „ Wild, Karl, Med. Dr. . i ‚17. (828 106. „ Wild, Dr. Phil., Professor der Physik (1859) 107. „ Wildbolz, Alex., Apotheker in Bern (1863) 108. „ Wolf, R., Dr. und Professor in Zürich (1839) 119. „ Wolf, Photograph . : 2 (1865) 110. „ Wurstemberger, Artillerieoberst 1852) 111. „ Wydler, H., Dr. med., Prof. der Botanik (1850) 112. „ Ziegler, A., Dr. Med., Spitalarzt. (1859) 113. Zwicky, Lehrer .an der Kantonsschule (1856) S Correspondirende Mitglieder. . Herr Beetz, Professor der Physik ın Erlangen (1856) Biermer, Dr., Prof.d. spec. Pathol.Zürich..(1865 Boue&, Ami, Med.Dr.,a. Burgdorf, in Wien (1827) Bouterweck, Dr., Direktor in Elberfeld (1844) Gueter, Dr.,’ ıi Adran 2 „Piper v. Fellenberg, Wilhelm h et: ..< „ . > - vonatpwwr „ Gelpke, Otto, Ingenieur . s ; (1865) „ Gingins, Dr. Phil., im Waadtlande (1823) g „ Graf, Lehrer in St. Gallen . .7 (1858 10. ,„ Gruner, E., Ingen. des mines ın Frankr. (1835) 2) Gypax, Buddr vi (1839) 12. „ Henzi, Friedr., Ingenieur des mines (1851) 13. ,„ May, in Karlsruhe 2 7 GIS 14. „ Mayer,Dr.u.Prof. der Anatomie inBonn (1815) 15. ,„ Meissner, K.L., Prof. d. Botan. in Basel (1844) 16. „ Mohl,Dr. u. Prof. d. Botan. in Tübingen (1823) =... "Murlöt, A., Professor ’ : (1854 18. ,„ Mousson, Dr., Prof. der Physik mZürich (1829 19. ,„ Ott, Adolf, Chemiker in Turin (1862) 20. „ Rüttimeyer, L., Dr. und Prof. in Basel (1856) 2l. „ Schiff, M.Dr., Prof. d. Physiologie am Museum in Florenz . j : } (1856) 22. ,„ Simler, Dr., in Muri im Aargau : (1861) Theile, Professor der Mediein in Jena (1834) i = rn ri u En i INA 306 186 EIN i na A = ER AN EN N I vy NAAR EEE PENZR ER UER na N ZU A; 5 ß N N an 2 A EN PISPRERR, ACER aa N ıR " AAM AAAA N, a a a na MAREN EESRANSANAAR Arc A; i Ä AA“ / AA AA MA AR MN, A R N NA aA, Y AR: ae SEEN? 77 Rama x Se = > >> « 2 “ ? aut EM Serra Aa RS 5222 Ale Anna tt A AAR \a \ rY\ Ye) A - AN AAN ANARMAR? PREANDRN AAN AR} AR Kant. ARAn” a A AR AnÄnANR» N ; . " AN Ta Ana. 2% | TAN