me AM LA % N: 11 { ar en N EN! SPNE > rn ax F NEE N) 5 BERG IN u 5° Be Pi b ge Fr ER ENT AR FE A A „e2 se RANZEN se AA ; : N ; ARYANA A AA f en NA GER R } Be A AA Bu \ \ TAAL.N An N 5 ANAAAARANAN, Br} > ».)7% a Inn a Nibrary of the Museum OF COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. Hounded bp pribate subscription, in 1861. D 1 der ıturforsehenden Gesellschaft in Bern Nr. 711 — 744. Ar Fa] Sul 2 Bern. (In Commission bei Huber und Comp.) Haller’sche Buchdruckerei 4gri. Inhalt. R Seite Bachmann, Isidor, Dr. 1) Die wichtigsten erhaltenen oder erhaltungswür- digen Fündlinge im Kanton Bern (mit 3 Tafeln) . 32 Br 2) Bemerkungen über den Taviglianazsandstein bei Be: Merligen . 222 Ba 3) Kleinere Mittheilungen ü über die Quartärbildungen Er Er des Kantons Bern . 227 Berichtigung } Ä € REN 3 R i : . 260 & Be öetier, Dr. R Geschichtliche Uebersicht der Untersuchungen über Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit in der Luft . 151 mmert, Emil, Dr. Ueber Exophthalmometer nebst Beschreibung eines eigenen (mit einer Tafel) a : ; { . 208 1) Kanyee zweier Nephrite und eines Steinkeiles von Saussurit . 128 2) Aufschliessungsmethode der durch Säuren unzer- setzbaren alkalihaltenden Silicate durch Baryterde- hydrat und Chlorcalcium . ; . - F „446 Fischer, Prot., Dr. ; 1) Bericht über die Resultate neuer Forschungen im Gebiet der physiologischen Botanik, namentlich der niedern Pilze . XLV 2) Ueber die an erratischen Blöcken im Kanton Bern MB vorkommenden Pflanzen . \ ß B ) Fa: ® h . Fischer- Ooster. ER Verschiedene geologische Mittheilungen . 4 N: Flückiger, Prof., Dr. : en; 1) Dr das Wasserglas . : : ß \ BER: Br 2) Ueber Chloralhydrat . APR 3 = 3) Ueber den Blitzschlag vom 2 Sept. 1870 . xxxvın ver Forster, #M:, Brof., Dr. E 1 Beßer die Holtz’sche Influenzmaschine und den Versuch von Wüllner, die Erzeugung eines künst lichen Spectrums mit einer Frauenhoferschen Linie XI 2) Neue Methode, die Erscheinungen am Goldblatt- electroscop objectiv darzustellen . - XXX 3) Ueber Schichtung des electrischen Lichtes in ver- - dünnten Gasen . - xxXIV 4) Ueber den Einfluss der Temperatur auf die Spectralreactionen . xL Seite 5) Versuch über Regelation 6) Neuer Apparat von Bucher zur Umkehrung der Natriumflamme . . LIV 7) Objective Darstell. der Lichtbrechung i im Kalkspath LV Gelpke, O., Ingenieur. Bestimmung der St. Gotthard-Tunnelaxe . : N: Henzi, R., Dr. 1) Bericht über Zuchtversuche neuer ausländischer Seidenspinner: der Saturnia Yama mayu aus Japan und der Saturnia Mylitta aus Indien . 7 2) Ueber Podura similata (Schwarzer Schnee) . xvu Hermann, Fr. Ueber die neuen metrischen Probemaaässe E ..243 Kutter, Ingenieur. Von den mathematischen Gesetzen, welche sich beim Wachsthum der Waldbäume und Waldbestände fin- den lassen (mit einer Tafel) . i 116 Oith, G. Siebenter Nachtrag zu dem in den Mittheilungen vom Jahr 1844 enthaltenen Verzeichnisse schweize- rischer Pilze und Fortsetzung der Nachträge vom Jahr 1846, 1850, 1857, 1563, 1865 und 1866 . Ve Perty, Prof., Dr. 1) Ueber Spongien . - : h .. EE 2) Ueber Saturnusbedeckung ! , - - . XLIV 3) Ueber Oseinis lineata . XLIV 4) Ueber neu entdeckte lebende Wesen der einfach- sten Art . - 5 e E 5 i £ . L Pütz, Prof., Dr. Ueber die Fortpflanzung im Thierreiche \ XxXVil Schwarzenbaeh, Prof., Dr. 1) Ueber ne Reise in den Orient ä ; xxXXVi 2) Ueber Analysen des Wassers vom Todten Meere xLvil 3) Ueber die modernen chemischen Theorien. XLVvI Sidler, Prof., Dr. Astronomisches Referat . ; ; “ ‘ . XL Verzeichniss der Mitglieder ; : i s $ - . 255 Verzeichniss des Preises der verschiedenen A der Mittheilungen 5 - Wydler, H., Dr. Kleinere Beiträge zur Kenntniss einheimischer Ge- wächse ’ ” . . . . ” . . 248 eu Sitzungsberichte, 590. Sitzung vom 8. Januar 1870. (Abends 7 Uhr bei Webern.) Vorsitzender: Der abtretende Präsident Herr v. Fellen- | g-Rivier. — Secretär Dr. R. Henzi. — 32 anwesende Mitglieder. — 2 Gäste. 1) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen ıd gutgeheissen. 2) Zum Präsidenten für das Jahr 1870 wird Herr jf. Dr. Forster gewählt. Derselbe verdankt seine hl und ersucht den abtretenden Herrn Präsidenten, für se Sitzung noch das Präsidium zu führen. 3) Zum ordentlichen Mitglied wird in die Gesellschaft genommen Herr Eugen Burri, stud. chemie, von Burgdorf. &) zeigt Herr Gemeinderath Bürki an, dass von der semeinde Twann der »hohle Stein«, ein erratischer ck, welcher in einem Walde eine Stunde oberhalb ınn gelegen ist, dem naturhistorischen Museum in Bern zum Geschenk gemacht worden sei. EL =) zeigt derselbe der Gesellschaft einen Meteorstein ‚on bedeutender Grösse und Gewicht vor, der im Jahr 8 (30. Januar) in Pultusk in Polen mit vielen andern e n war. Bern. Mittheil. 1870. * II 6) zeigt Herr Buchdrucker Haller der Gesellschaft durch Schreiben vom 21. Dec. 1869 an, dass er in Folge der verlangten Gehaltserhöhung seiner Setzer genöthiget sei, den Tarif für die Druckkosten der Mittheilungen zu erhöben und zwar per Druckbogen um 3 Fr. 75 Ct., so dass in Zukunft die Kosten eines Druckbogens für ordi- nären Druck auf 33 Fr. 75 Ct. zu stehen kommen würden. — Diese Angelegenheit wird der Commission zur Vor- berathung und Antragstellung in der nächstfolgenden Sitzung übermittelt. 7) hielt Herr Prof. Dr. Müller, Apotheker, einen Vor- trag über die Thermen in Niederbaden, und erwähnt namentlich seiner neuern Analysen dieser Mineralwasser. 91. Sitzung vom 22. Januar 1869. (Abends 7 Uhr bei Webern.) Vorsitzender: Der Präsident Herr Prof. Dr. Forster. — Sekretär Dr. R. Henzi. — 31 anwesende Mitglieder. — 5 Gäste. 1) Das Protokoll der vorıgen Sitzung wird verlesen und genehmigt. 2) Zu Rechnungsexaminatoren werden erwählt die Herren A. Gruner, Apotheker, und Friedr. Güder, Handelsmann. 3) macht Herr Prof. Perty der Gesellschaft 2 seiner kürzlich im Druck erschienenen Werke zum Geschenk, nämlich: 4) Die Natur im Lichte philosophischer An- schauung. Leipzig und Heidelberg 1869. 2) Ueber den Parasitismus in der organischen Natur. Berlin 4869. Aus der Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge herausgegeben von Rud. Virchow und Fr, v. Holzendorff. » nn mission bezüglich der Druckangelegenheit der Mitthei- ungen, und theilte mit, dass Herr Haller, bewogen durch ie wachgerufene Concurrenz anderer Drucken, seine 3 rühere Preiserhöhung von Fr. 3. 75 per Druckbogen anf Fr. 2. 50 edkeiren wolle; worauf die Gesellschaft in Folge Antrags der ehe beschloss, bei dem bisherigen Drucker der Mittheilungen zu verbleiben. — Die Kosten eines Druckbogens kommen somit für ordi- _ nären Druck in Zukunft auf Fr. 32. 50 zu stehen. 5) hielt Herr Otto Gelpke einen Vortrag über die "Bestimmung der St. Gotthard-Tunnelaxe (s. d. Abhand- lungen). 6) berichtete Dr. Henzi über seine mit aussergewöhn- im vorletzten und namentlich im Jahre 1869 behufs den Seidenspinner Saturnia Yama mayu aus Japan und. "Saturnia Mylitta aus Indien gemacht hatte. — Nachdem der Pebrine oder Gattine der Franzosen, Flecken- rankheit der Seidenraupe, dieser Geissel aller Seiden- üchter, erwähnt hatte, wies er nach, wie diese anno 1845 R 1846 beginnende und mit ungewöhnlicher Stärke auftretende Seuche, welche in den darauf folgenden Jahr- 2 ‚ehnden eine nie seahnte Ausdehnung nahm, sich über alle seidenzüchtenden Länder aller Continente verbrennen and hob hervor, dass diese Krankheit die hauptsächlichste Veranlassung zu den grossartigen Bestrebungen der französischen Regierung und der schweizerischen Eid- genossenschaft war, welche in den letzten Jahren zur Hebung der in ihrer Existenz gefährdeten Seidenzucht | Europa gemacht ‘worden sind. — Er erwähnte der yedeutenden Anstrengungen jener Länder, um diesen Er VI führungsgeschichte der indischen Saturnia Mylitta — der mit derselben in Europa gemachten Acclimatisations- versuche und seiner ım verflossenen Jahre mit den zu den gegründetsten Hoflnungen auf bleibendes günstiges Resultat gemachten Züchtung dieser sehr grosse und seidenreiche Cocons führenden Art über. — Er erwähnt, dass bereits im Jahre 1829 die ersten Cocons dieser Art nach Europa gebracht worden seien, dass es aber den- noch, trotz wiederholter Sendung solcher, die seit 1856 der Waadtländer Perottet, Director des botanischen Gar- tens in Pondicherry, der Acclimatisationsgesellschaft in Paris gemacht hatte, und trotz verschiedener Zuchten es erst neuerdings Herrn Prof. Chavannes gelungen sei, befruchtete Eier zu erzielen. Er erwähnte dabei des von Dr. Chavannes im Jahre 1855 gemachten ersten Zuchtversuches in der Schweiz, worüber derselbe der waadtländischen naturforschenden Gesellschaft in einer Sitzung vom 5. Dec. 1855 Bericht erstattete, und der mit Eiern unternommen worden war, die derselbe von einer 40 Cocons betragenden Sendung des Herrn Guerin Me- neville erhalten hatte. Dieser erste Zuchtversuch war mit einem dreijährigen günstigen Resultate gekrönt, schliesslich aber raffte ein ungünstiger Zufall die einzigen Exemplare, die jemals in Europa gelebt hatten, hinweg. -— Der Vortragende berichtete ferner dann über die erst noch 10 Jahre später im Jahr 4867 in der Schweiz ge- machten Zuchtversuche, welche mit einer aus 187 Cocons bestehenden Sendung von Dr. Chavannes vorgenommen worden waren. Das eidgenössische Handels- und Zoll- departement hatte nämlich auf seine Kosten von Herrn Director Perottet aus Pondicherry eine Sendung lebender Larven der Saturnia Mylitta verschrieben und sie Herrn Prof. Chavannes zur Zucht übergeben. Schon im glei- chen Jahre am 10. September 1867 stattete hierüber der s ‚etztere der naturforschenden Gesellschaft in Rheinfelden in der zoologischen Section Bericht ab (siehe die Ver- x handlungen der schweizerischen naturforschenden Gesell- E ‚schaft, Jahresbericht 1867, pag. 86). Er erzielte aber zu R spät im Jahre, erst gegen Ende August und Anfangs September, befruchtete Eier. Die daraus von verschie- denen Züchtern erhaltenen Raupen gingen daher alle aus _ Mangel.an Futter noch im gleichen Jahre zu Grunde, da die damals früh eintretenden Herbstfröste die Eichblätter vor der Zeit zerstört hatten. — Bloss ein Herr Maumenet in Nimes konnte ungefähr 20 Cocons erzielen, welche den Winter 1867 auf 1868 passirten, im Juni 1868 Schmetter- A ‚linge gaben, aus welchen zwar nur eine Copulation ent- - stand, woraus aber befruchtete Eier hervorgingen, die im Jahre 1868 einige Cocons brachten; im November 1868 existirten.in ganz Europa von dieser Sendung nur noch 32 Cocons, über deren Schicksal dem Vortragenden bis dahin noch keine weitere Kenntniss vorliegt. — Dr. Henzi kommt nun schliesslich auf seine eigenen letztjährigen Zuchten zu sprechen, deren Resultate sehr befriedigend sind; jedenfalls wurden keine bis dahin in Europa vorgenommenen Zuchten mit ähnlichen Erfolgen FE eekrönt, keine hatten die Anwartschaft auf so schöne u _ den Frühling. Am3l. Dec. 1868 wurde nämlich vom eidgenössischen - Handels - und Zolldepartement eine zweite Sendung bei ex Herrn Perottet in Pondicherry bestellt. Dieselbe langte am 10. April und 8. Mai 1869 mit einem Gesammtinhalte ® on 25% Stück lebender Cocons in Bern an und wurden ‚dem Berichterstatter zur Zucht übergeben. — Bis zum 2%. October 1869 entschlüpften 135 Stück Schmetterlinge, B gegründete Hoffnungen der Weiterzucht im nächstfolgen- „in FRE Bu DE a ee ER a de N a RÄT. DEN, WE, Be r ar a L N Er ” Ir. si Tas \ Set: Na IRRE 3 a Deu A A u A r vol wovon männliche 67 und weibliche 68, aus welchen 29 Copulationen hervorgingen, von denen mehr denn 3000 befruchtete Eier erzielt wurden. — 1020 Stück derselben wurden nach Herzogenbuchsee, Genf, Lausanne, Lenz- burg, Bern, Berlin und Bielitz in Oesterreich vertheilt, über deren Resultate siehe das Nähere in den Berner Mittheilungen, Jahrgang 1869, pag. 210 u. fg, — Die übrigen Eier wurden vom Vortragenden selbst gezüchtet. -— Die Resultate waren 503 Schweizercocons erster Ge- neration, 5 Cocons zweiter Generation, mehr als 1500 Raupen erlagen der Fleckenkrankheit, welche vom 25. Juni bis 13. August 1869 unter dieser Zucht herrschte, aber durch energisches Absondern, Tödten und Fortschaffen der befallenen Thiere in der Weise zum Stillstand ge- bracht wurde, dass die überlebenden vollkommen gesund zur Fortsetzung der Zucht blieben, so dass am Ende des Jahres 1869 (31. Dec.) in den Händen des Berichterstat- ters zum Ueberwintern zurückblieben 244 Stück lebende Cocons Schweizerzucht und 108 Stück noch lebende Larven der direct aus Indien importirten Cocons, welche noch nicht ausgeschlüpft sind. -— Gestützt auf diese Resultate durfte daher am Schlusse Dr. Henzi mit eini- gem Rechte die vor zwei Jahren von Dr. Chavannes ge- hegte, aber im Verlaufe der Zeit nicht vollständig erfüllte „1 e Hoffnung, diese interessante Species für Europa accli- matisirt zu sehen, von neuem aussprechen und ein blei- bendes günstiges Resultat seiner Bemühungen für die Acclimatisation dieser werthvollen Thiere in Europa be- anspruchen. (Siehe Berner Mittheilungen Jahrgang, 1869, pag. 206.) # A; “ ei I = R ; i a x e fr De En; » pi ke { nr | ; A Sr “ 92. Sitzung vom 5. Februar 1869. ro (Abends 7 Uhr bei Webern.) - Vorsitzender: Der Präsident Herr Prof. Dr. Forster. Er ekrstär Dr. R. Henzi. — 25 anwesende Mitglieder. - 2 Gäste. A) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen und gutgeheissen. "A 2) Zum ordentlichen Mitglied wird angenommen: Herr De. Christeller, Arzt ın Bern. 3) legt Herr Apotheker Studer als Cassier der Ge- sellschaft die Rechnung vom Jahre 1869 ab. - Die nme der Einnahmen betrug Fr. 1678. 69 | = „ Ausgaben R „ 1004. 13 Es ergibt sich somit ein Activsaldo von Fr. 67%. 56 Auf 31. Dec. 1868 betrug das Vermögen „ 706. 79 E s hat sich demnach im Jahre 1869 in Folge | % u Druckkosten vermindert um Fr. 32. 23 Diese Rechnung wurde nach gehöriger Prüfung durch | lie beiden Rechnungsexaminatoren HH. Aug. Gruner, N otheker, und Friedr. Güder, Kaufmann, und auf ihre Empfehlung hin unter bester Verdankung an den Herrn Rechnungsgeber als getreue und richtige Verhandlung Br eeheissen und passırt. ER %) Die von Herrn Oberbibliothekar Koch für das Jahr 1869 abgelegte Rechnung ergab an Einnahmen . Fr. 627. 40 an Ausgaben : : „ 624. % der Rechnungsgeber bleibt somit | N E Berausschuldig . ....... Fr. 2. && . Bern, Mittheil. 1870. ar X Auch sie wurde auf die Empfehlung der beiden Herren Rechnungsexaminatoren als eine richtige genehmiget und zur weiteren Verhandlung an das Centralcomit@ der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft gewiesen, unter Verdankung der gehabten Mühwaltung an den Herrn Rechnungsgeber. 5) hielt Herr Prof. Dr. Schwarzenbach einen Vortrag über die Leistungen in der unorganischen Chemie im Jahre 1869. 7) Im zweiten Akte demonstrirte Herr Burri, stud. chem., die Plateau’schen Gleichgewichtsfiguren und zeigte der Gesellschaft einige Versuche über freie Axen. 595. Sitzung vom 19. Februar 1869. Im physikalischen Cabinet Nr. 14 der Hochschule. ren 2ter Akt bei Webern.) Vorsitzender: Der Präsident Prof. Dr. Forster. — Secretär Dr. R. Henzi. — 34 anwesende Mitglieder. — 3 Gäste. 1) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen und gutgeheissen. 2) hielt Herr Prof. Forster einen Vortrag über die Holtz’sche Influenzmaschine und mit derselben anzu- stellende Versuche. Der Vortragende entwickelte zuerst die Theorie der Blectricitätserregung durch die Influenzmaschine und demonstrirte dann an einem Instrument von Ruhmkorff in Paris die grosse Ueberlegenheit dieser Maschine über die gewöhnlichen Electrisirmaschinen. — Um den nach- theiligen Einfluss der Feuchtigkeit möglichst zu beschrän- ken, war die Maschine auf einem Tische mit durchbro- chener Platte, unter welchem sich ein Becken mit glü- »nden Holzkohlen befand, aufgestellt. Die Scheiben waren so beständig von einem warmen Luftstrome um- spühlt, welcher sich in der That so wirksam zeigte, dass Funkenlänge nach einer Stunde, während welcher 37 Pe rsonen in dem Zimmer geathmet hatten, kaum ver- Beer: erschien. Die Quantität der gelieferten Electricitäts- enge wurde durch‘Laden einer Batterie von grosser Ib berfläche nachgewiesen. Zum Schlusse zeigte der Vortragende den schönen Ve Euch von Wüllner, die Erzeugung eines künstlichen Be: mit einer Frauenhofer’schen Linie. Durch eine Geissler'sche Röhre, verdünntes Chlor- gas enthaltend, liess man die Entladung einer Leidner- ehe ‚ bei sehr geringer Schlagweite, hindurchgehen. a or dem mittleren capillaren Theile befand sich ein Hoffmann sches Spectroscop, mit welchem man das Spectrum des Chlors beobachtete. — Als die Schlagweite vergrössert wurde, trat zum Chlorspeetrum noch die helle : ee Natriomlicie und ein sehr schönes Caleiumspectrum. — Eine weitere Vergrösserung der Schlagweite hatte zur Folge, dass die Lichtlinie im capillaren Theile eine ausser- e dentliche Intensität gewann und im Spectralapparat ein ontinuirliches Spectrum mit der dunkeln Frauen- rer’ chen Linie D zeigte. E Die Entstehung derselben erklärt Wüllner so: Wenn die Schlagweite eine gewisse Grösse erreicht hat, so bewirken die heftigen Entladungen das Losreissen on kleinen Glassplitterchen im capillaren Theil des Roh- ;. — In der That erscheint dieser Theil nach einer = von Entladungen ganz matt. Diese Glassplitter, elche jeder Entladungsschlag losreisst, werden durch le nselben zum Weissglühen erhitzt und liefern demnach in continuirliches Spectrum. Enthält die Glasmasse des 7 IE ee = ET ze Bi + Il 2 ‚ nee ERREGER SL AT ee x = # Aa eu ET Ta Vu sh Fr ne Sr 2 N (2 EL Fi BE ri Be i >“ Cor 4 ve P Xi XII Rohres nur Natriumverbindungen, wie dieses wohl immer. der Fall ist, so glühen die besprochenen festen Theile in einer Natriumatmosphäre, in welcher, ganz analog wie in der Sonnenatmosphäre, durch Absorption die helle gelbe Natriumlinie in die dunkle Frauenhofer’sche LinieD verwandelt wird. Dieser schöne Versuch ist ein neuer Beweis für die Richtigkeit der geistreichen Theorie Kirchhoff’s über die Entstehung der Frauenhofer'schen Linien und die Constitution der Sonne. f 3) Dr. Flückiger berichtet über eine Reihe von. Versuchen, welche er ausgeführt hat, um sich über die Bedingungen aufzuklären, unter denen die W asserglas- 4 lösung, zunächst das Natriumsilicat, durch neutrale oder Ki alkalische Substanzen zersetzt en — Es ergibt sich, dass die am reichlichsten in Wasser löslichen Salze ae R Alkalien in gesättigter Lösung ganz allgemein das Ver- h mögen besitzen, Kieselerde aus einer Silikatlösung von 1,392 Spec. Gewicht abzuscheiden. Salze des Ammo- niums, Natriums, Lithiums, Kaliums zeigen durchweg diese Eigenschaft, sofern sie bei mittlerer Temperatur nicht über drei Theile zur Lösung beanspruchen. Am aller- empfindlichsten scheint wohl Chlorammonium zu sein, welches noch Kieselerde aus einer Auflösung abzusch 2 den vermag, welche nur noch ungefähr 2 p. Ct. Natrium- silikat enthält. Salzsaures Methylamin und Aethylamin : wirken bei so grosser Verdünnung nicht mehr. — Merk- würdige Verhältnisse bot das Natriumnitrat dar, wenn es mit käuflicher Wasserglaslösung [sie war keineswegs frei von Chlorüren und Sulfaten] von angegebener Concen- tration (entsprechend 62,8°/, Natr ei gemischt wird. EWR u Dr x Löst man z. B. den erster in 2 Theilen Wasser‘ \ und setzt zu dieser Auflösung gleichviel Wasserglaslösung, ı$ erfolgt bei mittlerer Temperatur keine Abscheidung von Kieselsäure, wohl aber wenn das Gemisch in Wasser von nur 54° C. eingetaucht wird. Bei der ee löst sich jedoch die Kieselerde alsbald wieder auf. Dieses Verhalten ist so höchst auffallend, dass es ich schr wohl zu einem instruktiven Vorlesungsversuche eignet. — Weinsaures Calcium in Kalilauge gelöst, zeigt bekanntlich ein ähnliches Verhalten. Unter die Salze, welche Kieselerde abscheiden, ge- hört auch das Chlornatrium. Es liegt daher nahe, zu Ben, ob nicht vielleicht ein Theil der ın der Natur vorkommenden Kieselerde dem Zusammentreffen von auflösungen mit Chlornatrium oder Clorammonium ihre Abscheidung zu verdanken habe. Indem Dr. Flückiger Pie Möglichkeiten vergleicht mit den Bedingungen, unter denen sich die beschriebenen Reactionen im La- boratorium hervorrufen lassen, findet er in der That die Annahme von ähnlichen Vorgängen in der Natur nicht ungerechtfertigt. Freilich ist die im Laboratorium auf nassem Wege abgeschiedene Kieselsäure immer amorph, d anzunehmen, dass höherer Druck und intensive Hitze bei sehr langer Einwirkung eine Krystallisation der Kiesel- säure in früheren geologischen Perioden zu Stande ge- bracht, führt auf das unsichere Gebiet von Hypothesen. Wenn übrigens der Versuc': mit Natronsalpeter eine geringere Löslichkeit der Kieselsäure (oder wenn man will basischer Silicate) in der Hitze andeutet, so findet bei Anwendung von Ammoniak merkwürdiger Weise das Umgekehrte statt, wie Dr. Flückiger der Gesellschaft zeigt. iz man 40 Theilen der erwähnten Wasserglaslösung 2 Theile Ammoniak von 0,921 Spec. Gewicht zu, so fällt ler grösste Theil der kieselsäure heraus, löst sich aber Beier, wenn die wohl verstopfte Flasche auf ungefähr XIV 90° C. erwärmt wird. Mischt man 1 Theil Ammoniak ei ‘2 % N A mit 6 bis 8 Theilen Wasserglas und erwärmt schwach h bis die anfangs ausgeschiedene Kieselsäure sich wieder löst, so trennt sich nunmehr das Gemisch beim Erkalten in zwei Schichten von beinahe gleichem Volum. Oben schwimmt der dünnflüssige Antheil, der nur noch 40 p. Ct, Silicat enthält und die Unreinigkeiten des Wasserglases aufgenommen hat, während sich in der untern vollkom- men farblosen svrupdicken Schicht gegen 40°, Silicat finden. Das Ammoniak hat also eine höchst merkwürdige Diffusion der verschiedenen Bestandtheile des Gemenges veranlasst. Namentlich erweiset sich die untere Flüssig- keitsschicht ganz oder beinahe frei von Chlorur und Sulfat. Die Abscheidung der Kieselerde durch wasserbegie- rige Salze möchte dafür sprechen, dass es sich um eine Wasserentziehung handle. Aber schon die Wirkung des Ammoniaks lässt sich nicht hierauf zurückführen, und noch weniger diejenige einiger indifferenter organischer Substanzen, welche ebenfalls Kieselerde aus Wasserglas zu füllen vermögen, wie z. B. Gummi, Phenol, Kreosot, während gerade umgekehrt Zucker und Glycerin, welche sich so sehr leicht in Wasser lösen, diese Fähigkeit nicht besitzen, 5) macht Herr Jenzer, Director der Sternwarte in Bern, einen Bericht über die meteorologischen und forst- lichen Stationen im Kanton Bern. (Siehe Abhandlungen.) 594. Sitzung vom 5. März 1869. (Abends 7 Uhr bei Webern.) Vorsitzender: Der Präsident Prof. Dr. Forster. — Secretär Dr. R. Henzi. — 38 anwesende Mitglieder. — 2 Gäste. gutgeheissen. 72) Zu ordentlichen Mitgliedern werden angenommen: Wimmis. b) Herr Moritz David von Lausanne, Secretär beim eidgenössischen Handels- und Zolldepar- tement. c) Herr J. J. Schneider von Altstetten, Kanton St. Gallen, Lehrer der Pädagogik und Natur- wissenschaft an der Bächtelen-Anstalt. d) Herr J. Friedr. Schär, Seminarlehrer in Münchenbuchsee. 3) Herr Isidor Bachmann hält einen Vortrag über id lie bisher im Kanton Bern conservirten erratischen Blöcke, welcher i in extenso in den Abhandlungen erscheinen wird: zugleich macht er die Gesellschaft mit unten wörtlich fl Igendem Abtretungsvertrag der Gemeinde Attiswyl be- kannt. in Folge dessen die bernische naturforschende G Eeiischatt in Zukunft alleinige Besitzerin eines grossen im Burchwald liegenden Fündlings geworden ist. — Dieser lautet: Be | Abtretungsvertrag. _ Die Burgergemeinde von Attiswyl, Kantons Bern, klärt hiermit, dass sie durch Gemeindsbeschluss vom uni 1869 der naturforschenden Gesellschaft von Beru kauft und zum Eigenthum abgetreten habe einen ‘ossen Granitfindling, in dem ihr angehörenden :chwald im Gemeindsbezirk Attiswyl liegend. Beide Partheien verpflichten sich, diesen Granit- ling nicht zu zerstören, sondern ihn von nun an auf | herigen Zustand. — a) Herr Albert Rytz allıe Fueter, Pfarrer in DET; Se en a ER R #) SEE # bes HARER Ir re i ” Irt und Stelle zu belassen in seinem jetzigen und bis- har ee XVI Der Kaufpreis wurde festgestellt auf sechszig Franken, welche auf heute baar bezahlt wurden und wofür hiermit bestens quittirt wird. Der Stein wird auf Kosten der naturforschenden Ge- ! sellschaft mit einer Inschrift (NG. BERN.) bezeichnet {i werden. Also geschehen und in zwei gleichlautenden Doppel ausgeführt in Attiswyl, den 19. Juni 1869. Namens der bernischen natur- Namens der Burgergemeinde forschenden Geselischaft: von Attiswyl: Friedr. Bürkı, altGrossrath. Der Präsident Isidor Bachmann. Joh. Ryff. Edmund von Fellenberg, Der Secretär Geolog. Friedrich Zurlinden. Auf Antrag des Herrn Prof. B. Studer votirt hier- auf die Gesellschaft dem Triumvirate Bürkı, Bachmann und Fellenberg für die vielfach gehabten Mühwaltungen in Sachen der Conservirung der erratischen Blöcke ıhren Dank, und beschliesst ferner, die vollen Kosten für An- fertigung dreier Abbildungen, welche zu obigem Vortrage sehören, durch die Gesellschaftskasse decken zu wollen. Das Orginal des Abtretungsvertrages wird im Ge- sellschaftsarchiv deponirt. k) zeigt Dr. Flückiger, Staatsapotheker, dass auch das Chloral zu den Körpern gezählt werden muss, welche das Wasserglas in der früher von ihm angege- benen Weise zu zersetzen vermögen. Indem er nun jenen Körper, d.h. das krystallisirte Chloralhydrat, der Gesellschaft vorlegt, bespricht er dessen Darstellung und chemische Constitution, sowie seine wichtigsten physikalischen Eigenschaften. Den Schmelzpunkt des Hydrates fand Dr. Flückiger bei 49° C., wenn kleine RE ee ee BR Be Sum De XV ER. Mengen in einem engen Röhrchen geprüft werden; an- ehere Stücke von Chloralhydrat verflüssigen sich aber erst bei ungefähr 55%. Ueber 100° lässt es sich un- e: zersetzt sublimiren. Der Vortragende deutet ferner im Hinblicke auf die _ Bildung und die Formel des Chlorals einige der Funda- mentalsätze der modernen Chemie an, die sich allmählig - aus der Substitutionslehre von Dumas herausgebildet > haben und jetzt das gesammte Lehrgebäude der Chemie durchdringen. Endlich führt Dr. Flückiger die Zersetzung - des Chlorals in Ameisensäure und Chloroform durch Al- kalien vor, worauf Liebreich in neuester Zeit die medi- einische Anwendung des interessanten Körpers gegründet - hat. Bringt man Wasserglas mit Chloral in Auflösung zu- _ sammen, so ruft das freie Alkali des ersteren das Auf- treten von Ameisensäure-Salz hervor, auf dessen Gegen- wart alsdann auch die Ausscheidung von Kieselsäure zu- _ rückzuführen ist. & 5) macht Herr Dr. Henzi die Gesellschaft auf das während dieses Winters aussergewöhnlich massenhafte Auftreten der Podura similata (Nicolet) aufmerksam, welche _ Thierspezies gegenwärtig zwischen Uttigen und Kirch- dorfin fabelhaft grossen Mengen kolonienweise im schmel- zenden Schnee beobachtet werden kann. Da diese _ Thierchen, obschon dem unbewaffneten Auge einzein kaum sichtbar, eine blauschwarze Körperfarbe besitzen, so färben sie Stellen des Schnees, wo sie in grossen - Mengen bei einander auftreten, schwarz und lassen ihn 5 wie mit Russ bedeckt nenn welcher Umstand zu ar assune gegeben hat. so war besonders ein Theil Ber Landstrasse ‚iogs eines Waldsaumes zwischen Umi- Bern. Mittheil. 1870. a } N M a... BR a XVII ganzen Breite und in einer Längenausdehnung von bei- - lJäufig 100 Schritten dem Anscheine nach wie mit einer dicken Lage von Russ überschüttet, die an einzelnen Stellen 5 bis 6 Linien hoch lag. Wo der schmelzende Schnee irgend eine kleine Lache gebildet hatte, zeigten sich diese russähnlichen Massen in grösserer Dicke auf dem Wasser schwimmend, Boden und Schnee verdeckend. Mit Leichtigkeit hätte man mit einem geeigneten schau- felartigen Instrumente in kurzer Zeit ein „Mäss“ voll derselben aufsammeln und manches Glas damit anfüllen können. Eine Viertelstunde mehr gegen Kirchdorf be- fand sich eine andere Stelle, woselbst dasselbe Phänomen. In ganz gleicher Massenhaftigkeit traten auch hier wieder Milliarden und Milliarden dieser kleinen schwarzen sprin- genden Thierchen auf und wimmelten in-, auf- und durch- einander. Ebenso, mehr gegen Üttigen, ähnliche schwarze Flecke im schmelzenden Schnee und Kolonien derselben Thiere. Das erste Auftreten derselben wurde am 18. Fe- bruar bei eintretendem Thauwetter beobachtet; durch frischgefallenen Schnee momentan bedeckt, verschwan- den sie, um bei wieder eingetretenem Thauwetter von Neuem in scheinbar vermehrter Menge aufzutreten. Der Vortragende zeigte einige von ihm nach der Natur unter dem Microscop angefertigte Abbildungen dieser Thiere vor und verglich sie mit dem Gletscherfloh (Desoria saltans), welcher der gleichen Thierfamilie angehört und auf unsern Gletschern ebenfalls oft in grossen Mengen auftritt. Er gab auch hiervon eine Abbildung herum, und demonstrirte schliesslich im zweiten Akte lebende Thiere unter dem Microscope. 6) Der von Herrn A. Gruner über Farben- mischungen angekündigte Vortrag wird auf seinen Wunsch hin auf eine spätere Sitzung verschoben. XIX 7) Im 2. Akte demonstrirte Herr Prof. Dr. Forster den hanen Melde’schen Versuch über Schwingungen von ei jaiten. NM 595. Sitzung vom 19. März 1870. Abends 7 Uhr bei Webern. E.: Vorsitzender: Der Präsident Prof. Dr. Forster. — Sekretär Dr. R. Henzi. — 26 anwesende Mitglieder. — A Gast. 1) Auf Antrag des Herrn Bürki beschliesst die Ge- $ sellschaft, den von der Burgergemeinde Attiswyl ange- - kauften Findling (siehe Pr Aickoll der 59%. Sitzung) dem _ naturhistorischen Museum der Stadt Bern abzutreten. _ Dieser Beschluss wird auf dem Abtretuugsvertrage ver- _ merkt, durch Unterschrift des Präsidenten und Sekretärs der Gesellschaft bescheinigt und das Dokument Herrn _ Bürki zur weitern Verfügung übergeben. = 2) beschliesst die Gesellschaft, dem akademischen Leseverein der k. k. Universität und der sfeiermärkischen ‚landwirthschaftlichen technischen Hochschule in Graz auf a ein Ansuchen hin ihre Mittheilungen von nun an gratis ‚zu übersenden. 3) hielt Herr Prof. Dr. Fischer über die an errati- Eohen Blöcken vorkommenden Pflanzen einen Vortrag (s. ‚ Abhandlungen). 4) sprach Herr Prof. Dr. Perty über die Klasse der ‚Schwämme oder Spongien und zeigt hiebei lebende und fossile Arten, unter ersteren die schöne Zuplectella Asper- gi lum (een) von den Philippinen vor, nebst mikrosko- pischen Präparaten von Kiesel- und Kalkgebilden, so wie von Eiern der Spongien. Der eminente Geist des N ET 5 #%, ri BEA 75 NER DOT a DE BEE LER TE I re Fr DIL ZA RR. wg ae Pag . IT be tar? . ter ET AR ge che N I Er ee ver r 3 BR N SEN MG VER ' r I, N ‘ re: L - 24 ar, nt 5 > r a =) # AX Aristoteles hat bereits die Schwämme als thierische Wesen erkannt und er sagt im 5. Buch, 4. Cap. seiner Thier- geschichte von ihnen: »Wie man versichert, so haben sie auch Empfindung; wenn sie nämlich merken, dass sie abgerissen werden sollen, so ziehen sie sich zusam- men und sind schwerer loszureissen. Dasselbe thun sie auch bei starkem Wind und Wellenschlag, um nicht ab- zufallen. Einige zweifeln freilich daran, z. B. die Ein- wohner von Torone.« Unter den Neuern spricht Cavolini davon, dass die Spongien auf Reize reagiren, ihre Oeff- nungen zusammenziehen und schliessen, später sie wieder öffnen. Sie können die Wasserströme willkürlich aus- stossen oder sistiren; dabei müssen nothwendig die ein- zelnen belebten Zellen zusammenwirken. — In Martius Lehrbuch der pharmac. Chemie, Stuttgart 1838, steht‘ 5.150: »In Japan und Brasilien trennen die Fischer und Taucher die Meerschwämme nur mit der blossen Hand, wobei sie einen krampfhaften Schmerz erzeugen, gleich- sam als wenn sie sich gegen die trennende Hand zur Wehre setzen wollten.«-— Auch der Altmeister Linne hat die Schwämm& in’s Thierreich gestellt, während viele Neuere, darunter Oken und Burmeister, sie dem Pflanzen- reiche zuweisen; jetzt ist die thierische Natur vollständig erwiesen und sie nehmen unter den Protozoen sogar die höchste Stelle ein und nähern sich den Ceelenteraten. Nachdem der Vortragende die Reihe der Forscher an- geführt hatte, welche sich in neuerer Zeit mit den leben- den und fossilen Schwämmen beschäftigt haben, bemerkt _ er, dass schon Lamarck 130 Spezies, Lamouroux 200 aufzählte; dass Oscar Schmidt allein im adriatischen Meere 115 Arten auffand, worunter 95 neue, und dass die Zahl der jetzt lebenden Species wohl 1000 betragen möge, wovon eine sehr grosse Zähl dem stillen Ocean angehört. “ ‚ B Bu # 2 xXl Alle Schwämme sind auf einer Unterlage angewachsen ; manche überziehen als Krusten Algen, Conchylien, Steine, andere stellen sphäroidische oder amorphe Massen dar, wieder andere erheben sich als Säulen, Trichter oder in verzweigter Form; ihre Grösse wechselt von der eines Stecknadelknopfes bis zu drei und mehr Fuss Höhe. Die Farben sind gelblich, röthlich, bräunlich bis dunkelbraun. Die Halisarcina, Fleischschwämme, haben weder ein Horn-, noch ein Kiesel- oder Kalkskelet und bestehen bloss aus den amöboiden Schwammzellen; sie sind weich und ganz unregelmässig von Form. Bei den Ceratospongia, Hornschwämmen, ist das Gerüst nur von Hornfäden ge- bildet; hieher gehören die gewöhnlichen Waschschwämme, Euspongia officinalis aus dem Mittelmer und Euspongia usitatissima von den amerikanischen Küsten. Bei den Gumminea, Kautschoukschwämmen, besteht das Parenchym aus sehr feinen Fasern und enthält nur manchmal Kiesel- nadeln, während bei den Halichondrina, den Kiesel- schwämmen, das Gerüst aus Hornfäden und Kieselnadeln oder nur aus letztern besteht. Dieses ist die zahlreichste Ordnung. Bei einigen, die man unter dem Namen Cor- ticata absondern wollte, entwickelt sich ein faseriges Rindengewebe. Die Oalcispongia, Kalkschwämme, haben ein aus Kalknadeln gebildetes Skelet. Was die Hornfäden betrifft, welche durch vielfache Verwebung ein von un- zähligen Poren durchbrochenes Netz formiren, so be- N stehen sie aus Fibroin, einer mit dem Fibrin und zugleich mit den leimgebenden Verbindungen verwandten Substanz. Die Kiesel- und Kalkkörperchen, welche in unzählbarer Menge da sind, entwickeln, namentlich erstere, eine grosse Verschiedenheit der Formen, sind nadelförmig, steck- - nadelförmig, krückenförmig, armleuchterförmig, sternför- & mig, elliptisch, kugelig etc. Die weichstachligen Horn- XXU schwämme ohne Nadeln der Sippe Euspongia werden bekanntlich zum Waschen, Abwischen und gebrannt we- gen ihres, obschon sehr wechselnden Jodgehaltes auch zu Heilzwecken gebraucht. Der Vortragende gibt eine übersichtliche Darstellung des Baues und der Funktionen des Schwammkörpers. Zwischen den Maschen des Gerüstes (wenn ein solches vorhanden ist) befinden sich die lebendigen Zellen, häufig amöboider Art, Fortsätze vorstreckend und wieder ein- ziehend, den Organismus ernährend, in besonderen Grup- pirungen und Modificationen auch die ungeschlechtlichen und geschlechtlichen Fortpflanzungsorgane formirend. Automatisch bewegte Wimperzellen, in besondere kuglige Wimperschläuche gesammelt, unterstützen durch ihre Bewegung die Cirkulation des Wassers, das durch zahl- lose Poren in innere Kanäle eindringt und durch eine oder wenige grosse Oeffnungen wieder ausfliesst. Durch die Wasserströmungen gelangen auch die Nahrungstoffe. in das Innere des Schwammes und werden durch die Zellen assimilirt, wobei kleine Thiere rasch getödtet wer- den; jeder fremde Körper wird von jenen Zellen um- flossen und eingehüllt. In zu lange nicht erneuertem Wasser verschliessen die Spongien ihre Oeflnungen und zuletzt sterben sie. Manchmal zieht sich (bei Spongilla) der ganze Körper langsam zusammen oder trennt sich in mehrere Theile, welche sich wieder nähern und zu einem einzigen Körper verschmelzen können. Auch junge Individuen verschmelzen oft mit einander, Stücke zer- schnittener Seeschwämme vereinigen sich wieder, ja selbst verschiedene Individuen von Seeschwämmen, je- doch derselben Art, wenn man sie dicht an einander drängt, verwachsen zu einem einzigen. Die Spermatozorden erzeugen sich in Mutterzellen; der aus den befruchteten x z Sa a na Ce u AN a in de m man Zn 20 nn, ZU ce ” x er % XXI Eiern hervorgehende bewimperte, nach Infusorienart _ herumschwimmende, dann sich festsetzende und in einen Schwammkörper umwandelnde Embryo soll sich manch- mal theilen. Bei der ungeschlechtlichen Fortpflanzung tritt eine Gruppe von amöboiden Zellen zusammen, en- eystirt sich bei Spongilla in einer Kieselkapsel mit röhren- förmigem Fortsatz, kriecht im Frühjahr aus demselben hervor und gestaltet sich ebenfalls zu einem Schwamm. Die Sippen Viva und Thoosa sind algenartig verästelt und durchbohren Felsen, Korallenstöcke und andere harte Körper auf eine noch unerklärte Weise, jedenfalls nicht durch ausgeschiedene Säuren, sondern vielleicht durch Reiben mit ihrer rauhen Kieselrinde. Die grösste Lebensthätigkeit entwickeln die Schwämme im Frühjahr und Sommer, im Herbst und Winter trıtt ein Ruhestadium ein. Ihre Lebensdauer scheint nach den Arten sehr ver- schieden zu sein. Ausser Spongilla, welche zu den Kieselschwämmen gehört, lebt nur noch die wenig be- kannte, zu den Hornschwämmen zählende Somatispongia _ im Süsswasser und zwar in England, — alle anderen - Schwämme sind Meerbewohner. Fossile Arten kennt man _ über 500, wovon 31 den ältesten Perioden, 49 der Trias, 85 dem Jura, 268 der Kreide, 69 der Tertiärzeit ange- ‚hören; manche fossile Schwämme wurden wegen ihrer - sternförmigen Kanalöffnungen für Anthozoen gehalten. Die Individualitätsfrage ist bei den Schwämmen, wie bei manchen anderen Organismen desniedern Thierreiches, nicht so leicht zu entscheiden. Der frühern Ansicht, dass sie polymorphe Thierstöcke seien und die einzelnen nach Bau und Funktion verschiedenen Zellen die Individuen, h ist eine andere entgegengetreten, nach welcher sie ein- \ P) _ heitliche Organismen und die Zellen eben ihre Elementar- theile sind. Dabei ist man aber wieder geneigt, jene ba „u ® £ XKXIV Spongien, welche mehrere grosse Ausgangsöffnungen haben, für aus mehreren Individuen zusammengesetzte Stöcke zu betrachten und die mit einer Ausgangsöffnung als einheitliche Individuen. Der Vortragende macht auf ein Gesetz aufmerksam, vermöge welchem in jeder grösseren Gruppe von Orga- nısmen sich eine Mannigfaltigkeit der Formen und Bil- dungen realisirt, so weit es eben die Natur jeder Gruppe gestattet. Demzufolge nimmt man auch bei den Spongien eine überraschende Verschiedenheit der Formen, des Baues und der Lebensweise wahr. Ein anderes Gesetz ist dieses, dass irgend ein Organ, ein Charakter, eine Beschaffenheit, welche für eine bestimmte Gruppe cha- rakteristisch sind, von leiser Andeutung bis zu über- un k mässiger Grösse und Ausdehnung vorkommen kann. Für die meisten Spongien sind Kieselbildungen charakteri- stisch; sie wechseln von fast unsichtbarer Kleinheit bis zu der kolossalen Grösse der (mit einem inneren Kanal versehenen) Nadeln, wie sie die Sippen Ayalonema und Euplectella zeigen, wo Büschel mehrere Zoll, ja bis einen Fuss langer Kieselnadeln vorkommen. Hyalonema, zu- erst nur von Japan bekannt, findet sich auch an der portugiesischen Küste, im mexikanischen Golf und in der Nordsee; Loven unterscheidet 7. Sieboldi Gray aus dem japanesischen Meere, Zusitanicum de Bocage im atlanti- schen Ocean und doreale aus der Nordsee, also 3 Arten. Japaner tragen manchmal die Nadelbündel von A. Sieboldi als Kopfputz. Jede Nadel, jedes Kieselkörperchen über- u A haupt soll sich in einer besonderen Zelle bilden; — wir müssen demnac!: bei den Hyalonemeen Zellen von riesi- ger Grösse, etwa wie bei der Algensippe Caulerpa an- nehmen. Bei der Bildung der Kiesel- und Kalkkörper soll sich organische Substanz betheiligen, so dass un- XXV organische und organische Schichten in ihnen abwech- seln, während nach einer wohl richtigeren Ansicht Kieselsäure und organische Substanz sich (wie vielleicht in der Pflanzenzellwand) zu einer homogenen Masse durchdringen. DiesesVerhältniss so wie die Entwicklungs- geschichte der sämmtlichen Seeschwämme ist noch der weiteren Forschung vorbehalten und die Kenntniss der Spongien steht erst im Beginn ihrer Ausbildung. — Was die wunderbare Euplectella Aspergillum Owen betrifft, wo das Kieselskelet schönem Spitzengewebe gleicht, so scheint sie bis jetzt nur in der Gruppe der Philippinen aufgefunden zu sein. Hyalonema Stveboldi verkauft man nach Reger auf der heiligen Insel Ino Sima an die Pil- ger; es wird aber 25 Meilen davon gefischt. Diese Art _ wird von einem parasitischen Polypen, den M. Schultze Polythoa fatua nennt, röhrenförmig überzogen, was den richtigen Begriff von dieser Spongie sehr erschwerte und Veranlassung wurde, dass man auch die wahre Gestalt des Schwammkörpers noch immer nicht genau kennt. 5) Im zweiten Akte demonstrirte Herr Prof. Dr, Forster mit einem sehr grossen Ruhmkorff’schen Funkeninductor. 596. Sitzung vom 2. April 1870. Abends 7 Uhr bei Webern. Vorsitzender: Der Präsident Herr Prof. Dr. Forster. — Secretär Dr. R. Henzi. — 26 anwesende Mitglieder. — 3 Gäste. 4) Das Protokoll der 2 vorhergehenden Sitzungen wird verlesen und genehmigt. 2) Herr Prof. Fischer schenkt der Gesellschaft ein - Exemplar seiner dritten umgearbeiteten und vermehrten Auflage der Flora von Bern. XXVI 3) hielt Herr Director Hermann einen Vortrag über die neuen metrischen Probemaasse (siehe die Abhand- lungen). %) machte Prof. Dr. Fischer ein Referat über die neueren Forschungen und Fortschritte im Gebiete der physiologischen Botanik und besprach speziell die Be- deutung des Chlorophylles für den Ernährungsvorgang der Pflanzen. | 5) Im zweiten Akte machte Herr Prof. Dr. Forster Demonstrationen bezüglich der Nachweisung von Kohlen- oxydgas im Blute von im Kohlendampf erstickten Thieren, durch den Spectralapparat. 597. Sitzung vom 16. April 1870. Abends 7 Uhr bei Webern. Vorsitzender: Der Präsident Herr Prof. Dr. Forster. — Secretär Dr. R. Henzi. — 19 anwesende Mitglieder. — 3 Gäste. 1) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen und gutgeheissen. 2) Zu ordentlichen Mitgliedern wurden folgende Herren aufgenommen: a. Herr Franz Lindt, Ingenieur, von Bern, db. Herr Dr. Hermann Pütz, geb. zu Oberpleis bei Bonn in Rheinpreussen, Professor an der Thier- arzneischule in Bern. c. Herr Karl Stämpfli alli&e Studer, Buchdrucker, von und ın Bern. 3) berichtet Herr Burri, stud. phil., über die Resultate einer Untersuchung des neuen Wild’schen Zucker-Pola- 7 “ Fi XXVI " ristrobometer (siehe Abhandlung) und demonstrirte den- - selben im zweiten Akt. #) hielt Herr Gruner einen Vortrag über Mischfarben. | 5) Herr Hauptmann Otth legt der Gesellschaft seinen siebenten Nachtrag zu dem in den Mittheilungen vom Jahr 1814 enthaltenen Verzeichnisse schweizerischer Pilze von sammt Fortsetzung der Nachträge von den Jahren - 4846, 1850, 1857, 1863, 1865 und 1868. Die Gesellschaft _ beschliesst den Druck derselben in den Mittheilungen SR Eiche Abhandlungen). = 6) demonstrirte Herr Prof. Forster einige neuere B- ‚akustische Versuche. ER re x Br 7) Herr A. Gruner erklärt seinen Austritt aus der Gesellschaft. Er: Bi: x B 598. Sitzung vom-30. April 1870. Bi Abends 7 Uhr bei Webern. _ Vorsitzender: Der Präsident Herr Prof. Dr. Forster. _ — Secretär: Dr. R. Henzi. — 28 anwesende Mitglieder. 2 Gäste. Er A) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen und gutgeheissen. 2) Zu ordentlichen Mitgliedern meldeten sich und _ wurden angenommen: * TER Er; Er ‘a. Herr Dr. K. Leonhardt, Professor an der Thier- fe. arzneischule in Bern, aus Frankfurt a. M. 6. Herr Karl v. Steiger allie v. Steiger von Bern, Be- i zirksingenieur, e. Herr Wurstemberger allie v. Wattenwyl, Stadtforst- meister von Bern. XXVIl 3) hielt Herr Ingenieur Kutter einen Vortrag über | die mathematischen Gesetze, welche sich beim Wachs- thum der Waldbäume und Waldbestände finden lassen (siehe Abhandlungen). #) bemerkte Herr Prof. Dr. Pütz Einiges über die Fortpflanzung im Thierreiche. Der Vortragende sagt: Die Frage, ob ausser der generatio ex ovo, d. i. der Ab- stammung neuer Thier-Individuen von Eltern durch eine generatio spontanea seu &quivoca, d.h. eine Entstehung thierischer Organismen ohne Eltern existire, solle uns diesen Abend nicht sonderlich beschäftigen , insofern er sich die Aufgabe gestellt habe, nur die bisher im Thier- reiche thatsächlich beobachteten und zum Theil näher gekannten Entstehungsweisen resp. Entwicklungsformen in Kürze neben einander zu stellen. — Da die Ent- stehung eines thierischen Organismus auf dem Wege der generatio quivoca bis jetzt von Niemandem beobachtet worden sei, so wolle er mit der einfachen Bemerkung, dass die Urzeugung des thatsächlichen Beweises ent- behre und mit der fortschreitenden Erkenntniss der Ent- wicklungsvorgänge immer mehr an Wahrscheinlichkeit abgenommen, insofern sie viele Stützen nach einander verloren habe, zu den bekannten Fortpflanzungsarten übergehen. Die generatio ex ovo theile sich zunächst in eine ungeschlechtliche und in eine geschlechtliche. Erstere werde vorzugsweise in den untersten Thierreichen angetroffen und komme entweder durch einfache Thei- lung des mütterlichen Organismus oder durch Knospen- bildung an demselben zu Stande. — Die durch letzteren Vorgang entstehenden neuen Individuen lösen sich ent- weder von der Mutter ab, oder sie bleiben mit derselben verbunden (Thiercolonie). — Die Fortpflanzung durch XXIX Theilung komme einzig bei solchen Thieren zu Stande, wo es noch nicht zur Bildung besonderer Organe für die verschiedenen Lebensvorgänge gekommen, wie dieses ‚ganz besonders bei einzelligen Thieren der Fall sei. ; Der geschlechtlichen Fortpflanzung diene ein be- sonderer Apparat, dessen Vorhandensein eine weiter fort- geschrittene morphologische Differenzirung der mate- riellen Grundlage des betreffenden Organismus voraus- setze. Diesem Geschlechtsapparate sei die Bildung und ‚Reifung der thierischen Keimstoffe des männlichen Samens und des thierischen Eies übertragen. Die weitere Ent- wicklung der Eizelle zu einem neuen lebensfähigen und selbständigen Organismus geht bei vielen Thieren ausser- halb, bei andern dagegen innerhalb des mütterlichen Organismus vor sich. Demnach unterscheidet man Eier legende und lebendig gebärende Thiere. B Für die geschlechtliche Fortpflanzung seien in der Regel 2 Individuen derselben Species erforderlich, wäh- rend für die ungeschlechtliche Fortpflanzung allemal ein - Individuum zur Ergänzung neuer Individuen genüge. Der Apparat, welcher von der Natur ausschliesslich für das Fortpflanzungsgeschäft geschaffen wurde, theile sich in 8 einen männlichen und einen weiblichen, deren jeder 2 ‚einen besondern Keimstoff, ersterer nämlich den männ- lichen Samen, letzterer die Keimzelle oder das thierische - Ei erzeuge. — Männliche und weibliche Geschlechts- * werkzeuge können nun in einem Individuum vereint vor- kommen, wie dieses in Wirklichkeit bei einer Anzahl P. niederer Thiere der Fall sei; solche Thiere werden Zwitter oder Hermaphroditen genannt. — In einigen en seien die Zwitter.im Stande, sich selbst zu be- i fruchten, während in-der Regel zwei Zwitter derselben . “ Species sich zu diesem Zwecke mit einander vereinigen a XXX müssen, welche dann sich gegenseitig begatten, resp. befruchten. — Entgegengesetzt dem wahren Hermaphro- ditismus treffen wir die Getrenntgeschlechtlichkeit oder den Diclinismus in den höhern Thierreichen als aus- nahmslose Regel. Was man hier als Zwitterbildung be- zeichne, sei niemals ein wahrer, sondern stets nur ein falscher Hermaphroditismus, der in einer Bildungshem- mung der Genitalien seinen Grund habe. — Ein normal entwickeltes Individuum aller Species und Gattungen der höhern Thierreihen sei demnach entweder männlichen oder weiblichen Geschlechts, niemals aber werden beide Geschlechtsapparate in einem Individuum der höheren Thierreihen zugleich vollkommen entwickelt angetroffen. Da indess beim Embryo beide Geschlechtsapparate in der Anlage auftreten und in den spätern Entwicklungs- phasen der Regel nach der eine Apparat sich vollkommen entwickele, während der andere verkümmere, so können durch Hemmung in dieser Entwicklung die verschieden- artigsten Missbildungen im Bereiche der Geschlechts- werkzeuge auftreten. Es kann in Folge dessen unter Umständen Schwierigkeiten verursachen, das betreffende Individuum geschlechtlich zu klassifiziren; in den meisten Fällen aber werde früher oder später mit Leichtigkeit festgestellt werden können, welchem der beiden Ge- schlechter ein solcher falscher Zwitter angehöre. Merkwürdig sei noch die Tbatsache, dass man bei gewissen Thieren, welche geschlechtlich differenzirt sind, neben der geschlechtlichen Fortpflanzung auch die Mög- lichkeit einer ungeschlechtlichen beobachtet hat. Man habe dieselbe mit dem Namen der Parthenogenese (auoSEvos Jungfrau , y&vsoıs Erzeugung) belegt. Sie be- stehe darin, dass die Weibchen, auch ohne befruchtet zu sein, oder besser gesagt: ohne Mitwirkung des männ- XXXI lichen Keimstoffes, sich fortzupflanzen vermögen. Die © ‚auf dem Wege der Parthenogenese entstandenen Indivi- duen gehören indess sämmtlich einem bestimmten Ge- schlechte an, so z. B. bei den Bienen ausschliesslich dem männlichen Geschlechte. Nur wenn die Bienenkönigin befruchtet sei, sei dieselbe im Stande, auch solche Eier zu legen, aus welchen wirkliche Bienen hervorgehen. Hierdurch wird das sogenannte „Drohnenbrütigwerden“ älterer Bienenköniginnen leicht erklärlich. — Prof. Thury in Genf hatte auf die Parthenogenese eine Theorie ge- gründet, nach welcher der Thierzüchter die Erzeugung der Geschlechter in der Hand haben sollte. Derselbe nahm an, dass dem Ei einer jeden Thierspecies eine | bestimmte Geschlechtsrichtung innewohne und dass diese bei unsern Hausthieren nur durch eine frühzeitige Be- fruchtung abgeändert werden könne. So z. B. nahm er an, dass dem Ei unseres Hausrindes ursprünglich die männliche Geschlechtsrichtung innewohne, und dass diese _ nur dann durch die Befruchtung abgeändert werden * könne, wenn, das weibliche Rind gleich in der ersten Zeit der Brunst vom Stiere gedeckt werde ; dass dagegen eine gewisse Zeit nach dem Eintritte der Brunst die Be- fruchtung zwar die Entwicklung des Eichens zur Frucht 3 noch sichere, aber nicht mehr die Geschlechtsrichtung abändern könne: Es sollten demnach beim Rinde, wel- Eches frühzeitig (in Bezug auf den Eintritt der jedes- maligen Bid) befruchtet wird, meist „weibliche“, in ‚andern Fällen dagegen „männliche* Nachkommen ent- stehen. Dem Thierzüchter könnte es nur willkommen sein, wenn diese Theorie durch die Praxis bestätigt wor- den wäre, was jedoch nicht der Fall sei, trotz der be- stätigenden \ Mittheilungen, welche ein Waadtländer Land- 3 wird, Namens Cornaz, vordem gemacht hatte. Von den XXXII praktischen Landwirthen wurde die Thury’sche Theorie meistens schon aus dem Grunde a priori angezweifelt, weil in den Fällen, wo der Stier einer Heerde stets mit den weiblichen Rindern auf die Weide ging, somit jedes brünstige Rind möglichst frühzeitig gedeckt wurde, den- noch die Beobachtung nıcht gemacht worden war, dass mehr weibliche Rinder unter diesen Verhältnissen wie bei reiner Stallzucht geboren wurden. In Bezug auf die Entwicklungsvorgänge nach der Geburt thierischer Individuen bemerke man ebenfalls ‚mannigfache interessante Verschiedenheiten. Es kommen hier namentlich die Erscheinungen des Generations- wechsels, der Metamorphosen, die unreifen Geburten der Marsupialia und endlich die reifen Geburten der meisten höhern Thiergattungen in Be- tracht. Beim Generationswechsel nehmen die di- rekten Nachkommen nie die Gestalt der Eltern an; erst die Enkel, Urenkel oder noch spätere Generationen kehren zum ursprünglichen Typus zurück. Bei der Me- tamorphose schlüpfen die Nachkommen, den Eltern zwar unähnlich aus dem Ei, nehmen indess in Folge verschie- dener, mehr oder weniger bedeutender Gestaltverwand- lungen schliesslich doch die Form der Eltern an (voll- kommene oder unvollkommene Metamorphose, Metabolie ; zu ersterer gehört z. B. die Metamorphose der Raupen, Engerlinge, Kaulquappen etc. etc. zu Schmetterlingen, , Käfern, Fröschen etc. etc. — zu letzteren die Verwand- lung der Muskeltrichine zur Darmtrichine etc.). Der fort- schreitenden Metamorphose entgegengesetzt sei die rück- schreitende, in Folge deren nicht selten in frühern Lebenstadien vollkommen selbstständige Thiere so in ihrer Organisation zurückgehen, dass sie nur noch als Schmarotzer ibr Dasein zu fristen vermögen. — In Be- XXXIl “ zug auf die unreifen Geburten der Marsupialia _ erinnerte der Vortragende an die allgemein bekannte Thatsache, dass die Jungen der Beutelthiere nach ihrer Geburt noch längere Zeit in der Beuteltasche, an der Brust der Mutter sich ernähren müssen, ehe sie gänzlich ausserhalb des mütterlichen Organismus zu existiren im Stande sind, was bekanntlich bei den übrigen lebendig - gebornen Tliieren der Fall sei, wenngleich auch diese _ noch mehr oder weniger von der Mutter für bestimmte, nach der Thierspecies indess verschiedene Zeiten ab- hängig seien. 5) wies Herr Edm. v. Fellenberg einige vorzügliche mineralogische Acquisitionen des naturhistorischen Mu- seums vor. 6) Im zweiten Akte demonstrirte Herr Prof. Dr. Forster eine neue Methode, die Erscheinungen am Goldblatt- electroscop objectif darzustellen. Das Prinzipielle der Methode besteht darin, dass man durch ein breites pa- R ralleles Strahlenbündel die Blättichen intensiv beleuchtet und von denselben mit Hülfe einer Sammellinse ein ver- _ .grössertes objectives Bild auf die Wand entwirft. Auf e diese Weise können die geringsten Bewegungen der Blättchen einem grossen Auditorium sichtbar gemacht werden. — Als Lichtquelle diente Knallgaslicht. 599. Sitzung vom 14. Mai 1870. Abends 7 Uhr bei Webern. | Vorsitzender: Der Präsident Herr Prof. Dr. Forster, — Secretär Dr. R. Henzi. — 23 anwesende Mitglieder. — — % Gäste. | 4) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen = Dura F ei RER CE 3 I Fe XXXIV 2) sprach Herr Isidor Bachmann über die Lagerungs- verhältnisse der Gebirgsschichten ob Ralligen, am Thuner- See (siehe die Abhandlungen). 3) macht Herr Jenzer einen Bericht über die me- teorologische Centralstation in Bern. 4) hielt Herr Prof. Dr. Forster einen Experimental- Vortrag „über dieSchichtung des elektrischen Lichtes in verdünnten Gasen.“ Der Vortragende theilte der Gesellschaft die Resultate der neuen Untersuchungen von De la Rive mit, nach welchem bei electrischen Entladungen in verdünnten Gasen Jas Gas zunächst des negativen Pols stark aus- gedehnt wird. Es pflanzen sich nun Erschütterungen vom negativen Pol zum positiven Pol fort, in Folge deren des Gas abwechselnd in verdichtete, leuchtende und ver- dünnte, dunkle Zonen getheilt wird. Die Annahme ver- dichteter und verdünnter Schichten schliesst in sich, dass der Leitungswiderstand in denselben verschieden gross ist, und es gelang De la Rive wirklich nachzu- weisen, dass derselbe in der Nähe des negativen Pols geringer ist, als in der Nähe des positiven Pols. Ist aber der Widerstand in den Schichten verschieden gross, so müssen dieselben durch den Strom auch eine verschie- dene Erwärmung erfahren. Auch der Nachweis ver- schiedener Temperatur gelang De la Rive, indem zwei in der Nähe des Pols eingeschmolzene Thermometer eine Differenz zeigten. Diese Differenz ist von der Natur des Gases abhängig und betrug für Wasserstoff 4,5% C. „ Stickstoff 50% <;, \ a A 6,09 UN a I XIXV Br Aus den Versuchen De la Rive’s ergab sich ferner das wichtige Resultat, dass eine Gasmasse, deren Gewicht Beer als Rn 000 Grmm. ist, noch bedeutend er- leuchtend und erwärmend wirken kann. Schliesslich zeigte der Vortragende die von Holtz - eonstruirte Röhre vor und demonstrirte den merkwür- g digen Einfluss, welchen Erwärmen einer Kammer auf die Schichtenbildung äussert. Bei Anwendung der Entla- dungen eines kleinen Ruhmkorffschen Inductionsapparates _ zeigte die Röhre bei gewöhnlicher Temperatur in allen Kammern Schichtungen; als die mittlere Kammer mit z einer Weingeistflamme erwärmt wurde, mehrten sich in dieser die Schichten und erschienen zugleich schärfer - begränzt, während gleichzeitig die Schichten in den an- MR dern Kammern verschwanden, um einem eigenthümlichen B nebligen Lichte Platz zu machen. 5) Bezüglich der Feier der 600. Sitzung wurde be- - schlossen, dieselbe durch ein gemeinschaftliches Abend- _ essen im gewohnten Versammlungslokal zu begehen. 6) Im zweiten Akte demonstrirte Herr E. Buri eine _ neue Form des Phosphoroskops. ER Br x 4 E Er? 600. Sitzung vom 28. Mai 1870. Abends 7 Uhr bei Webern. Vorsitzender: Der Präsident Herr Prof. Dr. Forster. ; E- (In Abwesenheit des Secretärs funktionirte der Ober- _ bibliothekar Hr. Koch.) — 38 anwesende Mitglieder. 1) Der Präsident zeigt an, dass Herr E. Frei, Semi- _ narlehrer in Münchenbuchsee, eine von ihm verfasste _ Naturgeschichte für Volksschulen der Gesell- schaft als Geschenk zugewandt habe. © AXXVI 2) referirte Herr Prof. Schwarzenbach kurz über eine im Frühling laufenden Jahres unternommene Tour in Aegypten und zeigte verschiedene dort gesammelte Mi- neralien, unter andern besonders den Numulitenkalk des Mokattamgebirges bei Kairo, aus welchem der untere Theil der Pyramiden construirt ist. — Hierauf folgte eine kurze Beschreibung der Reise von Jerusalem nach dem Todten Meere und eine einlässlichere Abhandlung über diesen merkwürdigsten aller bekannten Binnenseen. Nach der Schilderung der den Salzsee umgebenden Wüste, welche vom Oelberge an bis Jericho aus mit Feuerstein durchsetztem Kalkfelsen besteht, erörterte Referent die ganz ausnahmsweise Lage desselben und besprach dann vorzüglich die Beschaffenheit und Zusammensetzung des Wassers, welches ebenfalls ganz isolirt dastehende Ver- hältnisse darbietet. Schon aus dem äusserst scharf- salzigen und zuletzt intensiv bittern Geschmacke des herumgebotenen Wassers konnten die Mitglieder einen Schluss auf dessen enormen Gehalt an mineralischen Bestandtheilen ziehen, welches auch durch die bereits erhaltenen Resultate der eben ım Gang begriffenen Ana- Iyse bestätigt wurde. Zwar ist das Wasser des Todten Meeres schon zu wiederholten Malen und sogar quanti- tativ untersucht worden, es liegen der Analysen in der Litteratur zwölf vor; allein dieselben stimmen in ihren Ergebnissen aus mehreren Gründen so wenig überein, obschon sie alle eine erstaunliche Menge von Chlormagne- sium und Chlorcalcium neben Kochsalz und Brommag- nesium aufweisen, dass es immer wieder Interesse haben wird, diese merkwürdige Salzlösung vergleichend zu studieren. — Die Gründe, warum die von den verschie- denen Autoren gefundenen Zahlenverhältnisse für die S einzelnen Bestandtheile so bedeutende Abweichungen XXXVI von einander zeigen, liegen zum Theil in eigenthümlichen Schwierigkeiten, welche die Analyse dieses Wassers um- gaben (vergl. die Abhandlung Jahrgang 1871), theils in dem Umstand, dass der für den Wasserverlust einzig auf Ver- dampfung angewiesene See zu verschiedenen Jahreszeiten _ jenach der Grösse der durch den Jordan zugeführten Was- _ sermassen eine Niveaudifferenz bis zu 18 Fuss aufweist, wodurch wesentliche Unterschiede in der (loncentration der Salzlösung bedingt werden. Die Einzelheiten über die Analyse siehe die Abhandlungen. — Der Referent fährt fort mit der Beschreibung der heissen Quellen, die sich am westlichen Ufer des Sees Tiberias vorfinden, von denen die eine schon im Alterthum zu Heilquellen benutzt wurde, die andere dagegen erst seit dem Erd- beben vom A. Januar 4830 hervorgebrochen und noch nie analysirt worden ist. — Ueber die Analyse kann noch nicht referirt werden, da sie noch nicht weit genug vor- geschritten ist. — Zum Schlusse wurden Basalte aus dem See Tiberias vorgezeigt, welche reichlich von mit Leuzit erfüllten Hohlräumen durchsetzt sind. 4 Schluss des Vortrages um 8 Uhr und Beginn des E: gemeinschaftlichen Nachtessens zur Feier der 600sten w Sitzung. 601. Sitzung vom 3. September 1870. Abends 7 Uhr bei Webern. E — Vorsitzender: Der Präsident Prof. Dr. Forster. — “= Wegen Abwesenheit des Sekretärs konnte das Pro- _ tokoll der vorigen Sitzung nicht verlesen werden. XXXVl 1) Zu ordentlichem Mitgliede wird angenommen : Herr Probst, Mechaniker bei den Herren G. Ott u. Comp. 2) Herr Isidor Bachmann unterhält die Gesellschaft mit verschiedenen geologischen Notizen und Mittheilungen, welche in den Abhandlungen erscheinen werden. — An der Diskussion über seinen Vortrag betheiligten sich die Herren Prof. Fischer, Dr. Ziegler und Prof. Studer. 3) Prof. Dr. Flückiger berichtet über den Blitz, der am 3. September Nachmittags 1'/, Uhr in das Gebäude der Staatsapotheke eingeschlagen hat. Die First des- selben überragt die benachbarten Gebäude und trägt an ihren beiden Endpunkten Blitzableiter, von welchen Eisenstangen bis in die Nähe der blechernen Dachrinnen gehen, jedoch in einer Entfernung von A1!/, und 3 Fuss vor denselben abbrechen. Der Blitz scheint den östlichen Blitzableiter getroffen zu haben, da dessen Spitze sich abgeschmolzen zeigt. Von da verfolgte der Blitz haupt- sächlich den blechernen Besatz der First und die vor- derste Eisenstange, von deren Ende er in die Dachrinne übersprang, welche in der Nordostecke des Hauses in den Hof hinabsteigt. Hier nähert sich das Rohr einem vergitterten Fenster, an dessen einem Stabe Spuren von Schmelzung sichtbar waren. Mehrere runde Löcher von ungefähr 1 CGentimeter Durchmesser liessen sich am untern Ende des Rohres auffinden und waren zwischen sich mit blanken Metalltropfen eingefasst. Derartige Löcher wurden am obersten Theile der Dachrinnen durch das Fernrohr wahrgenommen, auch an den schräg ab- fallenden Kanten des Daches zeigte der Blechbesatz Löcher und Risse mit blanken Metalltropfen. — Liess sich in dieser Weise die Hauptrichtung des Blitzes sicher verfolgen, so muss doch, nach mehrfachen überein- XXXIX ‚stimmenden Angaben die Entladung theilweise auch nach Osten und Süden, in die Inselgasse und in das Insel- gässchen erfolgt sein, d. h., es muss eine Vertheilung auf dem Dache selbst stattgefunden haben. Im Hofe standen vor dem erwähnten Gitterfenster einige Krüge und Flaschen, welche zerschmettert wurden. — Am Auffälligsten aber wurde ein kleiner eiserner Mörser gezeichnet, indem an mehreren Stellen das Me- tall zu Tropfen geschmolzen war. — Ein eiserner Spatel, der im Mörser stand, zeigte ebenfalls geschmolzene Stellen, nieht aber die Mörserkeule selbst. — Eine da- neben stehende Pappschachtel und ein Besenstiel fanden sich leicht versengt. Von diesen Gegenständen aus, welche Herr Dr. Flückiger der Gesellschaft vorlegt, schlug der Blitz in den Boden, wo aber seine Bahn nicht weiter bezeichnet war. Merkwürdiger Weise berührte er eine in unmittelbarer Nähe angebrachte eiserne Presse nicht, so dass ein dicht daneben stehender Arbeiter mit dem Schrecken davon kam. An der Nordostecke des Hauses geht ebenfalls ein Wasserrohr herunter, welches am untern Ende mit einem Eisenstab verbunden die eigent- liche Blitzableitung darstellt. — Hier liessen sich keine Wirkungen des Blitzes nachweisen. Da sich auf dem - _Dache in der Verbindung mit der vergoldeten Spitze _ eine Lücke von 3 Fuss vorfindet, so darf wohl hierin der Grund angenommen werden, wesshalb der Blitz nicht den ihm vorgezeichneten Weg eingeschlagen hat. %) In Anschluss an obige Mittheilung erwähnt Prof. E Forster, dass in Freiburg im Br. der Draht eines Blitz- - ableiters von einem Blitzschlag in Stücke zerrissen wor- - den sei. Die Untersuchung dieser Stücke habe dann er- geben, dass man für den Draht statt Kupfer ein gal- vanoplastisch verkupfertes Messing verwendet hatte. XL 5) Prof. Forster spricht ferner über die nähere Kennt- niss der Phosphorescenzerscheinungen (siehe die Ab- handlungen). An diesen Vortrag knüpfen sich einige Bemerkungen der Herren Prof. Fischer und v. Fellenberg an. 6) Der Präsident frägt die Gesellschaft an, ob man die regelmässigen Wintersitzungen schon von dieser Sitzung oder erst vom 45. Oktober an eröffnen wolle. Man beschliesst den 3. Samstag des Monates Oktober den regelmässigen Iktägigen Turnus der Wintersitzungen zu beginnen; im Uebrigen die Festsetzung von Extra- sitsungen wie bisdahin dem Ermessen des Präsidenten zu überlassen. 7) Im zweiten Akte zeigte Herr Forster einige Versuche über den Einfluss der Temperatur auf die Spectralreactionen. Bekanntlich ist die Zage der Linien von der Tem- peratur unabhängig, während die ZaAl der Linien mit zunehmender Temperatur sich vermehrt. Der Vortragende verflüchtigte in der Flamme eines gewöhnlichen Bunsen’schen Brenners Chlorlithhum und. zeigte das Spectrum, welches aus der rothen « Linie mit einer schwachen Andeutung einer orangen Linie be- stand mit Hülfe eines Bunsen’schen und eines Hoff- mann'schen Spectroscopes. Nun wurde der Bunsen- Brenner durch eine Knallgassflamme ersetzt, in deren Saum das Chlorlithium verdampft wurde. Sofort änderte sich das Spectrum. Nicht nur trat die orangefarbene Linie ausserordentlich glänzend hervor, sondern es zeigte sich noch eine schön blaue Linie von grosser Intensität. Aehnlich verhält sich Chlornatrium, welches bei der Temperatur eines gewöhnlichen Gasbrenners nur eine Linie im Gelb zeigt, während bei Steigerung der Tem- peratur in der Knallgasflamme noch eine ganze Anzahl R an RE A" nk nr, be N % ER AR * —. EEE = ec DER, ne ar N ehe > Dee XLI Linien hinzutreten, so dass sich das discontinuirliche Spectrum der Continuität nähert. In der höchsten Tem- peratur des Dobray’schen Apparates ist die Flamme weiss _ und gibt ein continuirliches Spectrum, Sehr schön liess sich der Einfluss der Temperatur auch am Stickstoffspectrum zeigen. Als durch eine, mit sehr verdünnteın Stickstoff gefüllte, Geissler'sche Röhre die Entladungen eines schwachen Ruhmkorff-Apparates geleitet wurden, zeigte das Licht der Röhre das bekannte schöne Bandenspectrum des Stickstoffes. Vertauschte man jedoch den schwachen Inductionsapparat mit einem grossen Ruhmkorffschen Funkeninductor, in dessen se- kundäre Spirale eine grosse Leydenerflasche einge- schaltet war, so änderte das Spectrum seinen Habitus vollkommen und erschien nun als scharfes Linienspectrum. 602. Sitzung vom 22. Oktober 1870. Abends 7 Uhr bei Webern. Vorsitzender: Der Präsident Herr Prof. Forster. — Sekretär: Dr. R. Henzi. — 31 anwesende Mitglieder. — 2 Gäste. 4) Die Protokolle der Sitzungen 599, 600 und 604 werden verlesen und gutgeheissen. 2) Zum ordentlichen Mitglied wird angenommen : Herr Friedrich Thormann allie v. Graffenried, In- genieur des mines, von Bern. 3) Herr Professor v. Fellenberg-Rivier referirt über ‚eine neue Aufschliessungsmethode alkalihaltiger Silikate und theilt die Analysen zweier Nephrite und eines Stein- keiles von Saussürit mit (siehe die Abhandlungen. ER in”; NTRRERRR Yi ’ 2) XL] #) Herr Prof. Sidler gibt den ersten Theil seines astronomischen Referates 1) Planeten- und Kometenentdeckungen in den letzten 2 Jahren. — Das letztbekannte Glied der Asteroiden- gruppe ist N? 110. Die Lydia, entdeckt am 19. April 1870 von Borelli in Marseille. Das Jahr 1868 brachte uns die Wiederkehr des Brorsen’schen und des Encke’- schen Kometen; das Jahr 1869 einen solchen des Ko- meten Pons- Winecke. 2) Die «Astronomische Gesellschaft» — Auf der deutschen Naturforscherversammlung zu Bonn 1857 gab die Anwesenheit mehrerer Astronomen, die an der Be- rechnung der kleinen Planeten Theil nehmen, Gelegen- heit zu einer Vereinigung zum Zwecke der Coordinaten- berechnung der Hauptplaneten und hierauf entwickelte sich im Laufe der Zeit der Gedanke einer astronomischen Gesellschaft, die 1863 zu Heidelberg gegründet ward, zum Zwecke der Organisation der astronomischen Kräfte, zu gemeinsamen Arbeiten und der Herausgabe astro- nomischer Huülfswerke. Als Organ der Gesellschaft dient eine literarischen Besprechungen gewidmete « Viertel- jahrsschrift», von der gegenwärtig der fünfte Jahrgang im Erscheinen begriffen ist. — Das Hauptunternehmen, das die Gesellschaft bisanhin angebahnt hat, ist die ge- naue Positionsbestimmung an Meridianinstrumenten sämmt- 1 licher Sterne bis inclusive der 9,5. Grössenklasse zwi- E schen den im 2°. und dem +- 80. Deklinationskreise mit \ Zugrundelegung der „Bonner-Durchmusterung“. Das Po- largebiet nördlich von dieser Grenze ist von Carrington und ebenso von der Sternwarte zu Rasan schon mit grosser Vollständigkeit und Genauigkeit aufgenommen worden, so dass eine Wiederholung der Arbeit unnöthig erschien. Die Beobachtungen sollen Differenzialbeobach- XLII tungen sein, die sich an 539 über das Beobachtungs- gebiet möglichst gleichförmig vertheilte Fundamental- sterne anschliessen, deren mittlere Oerter in Pulkowa auf das Genaueste fixirt werden. — Zwölf europäische und amerikanische Sternwarten haben sich in die Arbeit getheilt, die nach einem gemeinsamen, von der Gesell- schaft aufgestellten Programm ausgeführt wird. 3) Ueber den Venusdurchgang am 8. Dezember 1874. Eines der wichtigsten numerischen Elemente unseres Sonnensystems ist das Verhältniss der mittleren Distanz der Sonne von der Erde zum Aequatorradius der Erde. — Die Phänomene, die zur Bestimmung dieses Elementes am geeignetsten sind, sind die Uebergänge der Venus vor der Sonnenscheibe. Für zwei Beobachter an zwei verschiedenen Stationen der Erde wird sich die Venus in etwas verschiedener Richtung auf die Sonne projiciren, und daher die vom Planeten durchlaufene Sehne eine elwas andere sein. Diese wird namentlich die Dauer des Ueberganges influenziren. Dieser Unterschied wird um so grösser sein, je näher uns der Planet ist. Aus der beobachteten Grösse dieses Unterschiedes können wir daher die Entfernung der Venus und hieraus die Entfernung der Sonne ableiten. — Die letzten Ueber- gänge fanden in den Jahren 1761 und 1769 statt. Aus den damaligen Beobachtungen berechnete Encke für die mittlere Horizontalparallaxe der Sonne die Zahl 8'',57, und dieses war der allgemein angenommene Werth dieses Elementes,, bis sich in neuerer Zeit Zweifel gegen diese Zahl erhoben, indem der störende Einfluss der Sonne auf die Mondbewegung, sowie der Vergleich der aus terrestrischen Versuchen gefolgerten Geschwindigkeit des Lichtes mit der Zeit, die das Licht braucht, den Radius mit der Erdbahn zurückzulegen, eine Erhöhung jener XLIV Zahl um ?/,, Bogensekunden zu erheischen schienen. — Wir sind daher gespannt auf das Resultat der zwei nächsten Uebergänge, die am 8. Dezember 187% und am 6. Dezember 1882 stattfinden werden. Es wurde nun der Gang der Erscheinung vom 8. Dezember 1874 in seinen Hauptzügen erörtert und namentlich auf die bei- den Punkte hingewiesen, für welche der Unterschied in der Dauer der Erscheinung ein Maximum sein wird. — Es sind dieses die Punkte, wo sowohl der Eintritt als der Austritt des Planeten am Horizonte statt hat, nämlich: a) ein Punkt in Sibirien in der Nähe von Jakutsk an der Lena. Dort beginnt die Erscheinung mit Sonnen- aufgang und endet mit Sonnenuntergang. Ihre Dauer zwischen den beiden innern Berührungen beträgt 3 58”; b) ein Punkt auf dem antarktischen Continente, süd- lich am Kap Horn. Dort tritt der Planet bei Sonnen- untergang ein, durchzieht die Sonne während der kur- zen Nacht und tritt am folgenden Tag bei Sonnenaufgang aus. Hier dauert die Erscheinung 3" 22”. Im Punkte b ist also der Uebergang um 36 Minuten kürzer als im Punkte a. Je näher die Beobachtungs- stationen bei diesen beiden Punkten gewählt werden, um so günstiger sind dieselben für den beabsichtigten Zweck. #) spricht Herr Prof. Perty über die Saturnusbe- deckung vom 30. September 1870, die er in Bern beobachtet hat 5) Ferner bemerkt er, dass die 4866 in einigen Lokalitäten Berns und der Umgegend sehr zahlreich beobachtete Oscinis (Musa) Zineata habe sich im November dieses Jahres auf einem Gute in Brunnadern, dem Ver- nehmen nach auch wieder im Lindenhof sehr häufig ein- gefunden (Vergl. Berner Mittheilungen 1866 pag. 233.) es hi A BR: Ye” “ XLV 6) Im zweiten Akte demonstrirte Herr Bauder aus Paris sein antidiluvianisches Klavier und executierte mit vollkommener Meisterschaft verschiedene Musikstücke auf demselben. Dasselbe bestand aus einer grösseren Zahl von Feuersteinknauern, welche aus den tertiären Kreideformationen des Beckens von Paris stammten und welche an Bindläden über hölzernen Resonanzboden aufgehängt, durch Anschlagen mit einem Steine zum Tönen gebracht wurden. 603. Sitzung vom 5. November 1870. Abends 7 Uhr bei Webern. Vorsitzender: Der Präsident Herr Prof. Forster. — Sekretär Dr. R. Henzi. — Anwesend 38 Mitglieder. — % Gäste. 1) Das Protokoll wird verlesen und gutgeheissen. 2) Zu ordentlichen Mitgliedern wurden aufgenommen: 4) Herr Prof. C. Emmert, Professor der gericht- lichen Medicin an der Hochschule und derzeit Rector derselben. 2) Herr Dr. Emil Emmert, Arzt in Bern, Sohn des Obigen. 3) Herr Isaak Friedli von Lützelflüh, Lehrer der Mathematik und Physik an der Lerberschule. %) Herr Heinrich Kesselring von Müllheim, im Kant. Thurgau, Lehrer an der Gewerbeschule in Bern. 3) Herr Dr. Beat von Tscharner erklärt seinen Austritt. 4) macht Herr Prof. Fischer einen Bericht über die Resultate neuer Forschungen im Gebiet der phy- - siologischen Botanik, namentlich der niedern Pilze, deren XLVI Kenntniss in den letzten Jahren in verschiedenen Rich- tungen wesentliche Bereicherungen aufzuweisen hat. Zunächst wird durch die Untersuchungen von Reess die vielbesprochenen Fragen über die Natur der Hefenzellen dahin beantwortet, dass die von den ältern Mykologen als Cryptococcus oder Hormiscium bezeichneten Zellen selbständige Pilze darstellen, für welche der ältere, aber wieder ausser Gebrauch gekommene Gatlungsname Saccharomyces wieder eingeführt wird. Die Angaben von Bail, Hoffmann, Hallier u. A. über den genetischen Zusammenhang der Hefenzellen mit andern Pilzen wer- den von Reess auf ungenaue Beobachtungen und Ver- wechselungen zurückgeführt. Dagegen wird eine zweite Art der Fortpflanzung der Hefenzellen durch freie Zellen- bildung nachgewiesen. Es erfolgt dieselbe bei der Kultur der Saccharomyccs-Zellen ausserhalb der gährenden Flüssigkeit, bei geeigneter Temperatur und mässiger Feuchtigkeit. Die gebildeten Sporen vermehren sich in gährungsfähigen Medien durch die hekannten Sprossungen. Von der Gattung Saccharomyces hat Reess 7 Species beschrieben, von welchen eine den Hauptbestandtheil der Bierhefen bildet, mehrere durch Form und Grösse der Zellen abweichende Species die Gährung des Weines veranlassen. Eine Art, Saccharomyces Mycodama bildet die sogenannte Blume auf verderbenden Wein oder Bier; die Vegetation derselben bewirkt nicht die Gährung, sondern die Fäulniss der betreffenden Medien. — Es wird ferner das Verhalten einer Reihe von Schimmel- pilzen in gährenden Flüssigkeiten besprochen. Das all- gemein verbreitete Penicillium glaucum steht zur Hefe in keiner Beziehung ; seine Sporen wirken in zucker- haltigen Flüssigkeiten niemals gährungserregend, wohl aber wird dadurch Tanninlösung in eigenthümlicher \ REITER 4 “ e, N JE rt er ru RETTEN # EB XLVI Weise unter Bildung von Gallussäure und Zucker zerlegt. — Penicillium,, dessen Zusammenhang mit höheren Pilzen oft behauptet worden, muss nach den gegenwärtig vor- liegenden Thatsachen als eine selbständige Pflanze an- gesehen werden. Dagegen hat De Bary den auf ein- _ gemachten Früchten häufig vorkommenden Aspergillus glaucus als eine Conidienform der Gattung Eurotium erkannt. — Zu der Alkoholgährung zeigen von den unter- suchten Schimmelpilzen nur die Mucor-Arten eine be- stimmte Beziehung, indem die Sporen ebenso wirken wie die Saccharomyces-Arten und sich dabei in ähn- licher Weise durch Sprossung vermehren. Diese so- genannte Kugelhefe oder Mucor-Hefe ist durch Form und Grösse der Zellen von den ächten Hefen leicht zu unterscheiden. — Schliesslich werden vom Vortragenden noch einige andere Gegenstände aus dem Gebiete der niedern Pilze kurz besprochen, namentlich hervorgehoben, dass ver- schiedene Angaben von Hallier besonders über den so- genannten Micrococcus , welchem die verschiedensten Beziehungen zu Gährungs-Fäulniss und Krankheitsvorgän- ‚gen zugeschrieben wurdeu, von keiner Seite bestätigt und zum Theil direkt widerlegt worden sind. — An der Diskussion betheiligten sich die Herren Dr. Flückiger und Ed. Schär. 5) Herr Prof. Dr. Schwarzenbach referirt zunächst über die nun beendigten Analysen des Wassers vom Todten Meere, indem er die eigenthümlichen Schwierig- keiten hervorhebt, von welchen diese Arbeiten umgeben sind. Diese beruhen in dem ganz ausnahmsweis grossen Gehalte des Wassers an Chlormagnesium , welches ein völliges Eindampfen des Wassers und Erhitzen des Rück- 'standes bis zu konstantem Gewichte unmöglich macht, - he Th are a“, N Ei em; XLVII wodurch eine werthvolle Kontrolle der Einzelbestimmun- gen verloren geht. Bezüglich der erlangten numerischen Verhältnisse wird auf die in den Verhandlungen nieder- zulegende Abhandlung verwiesen. Derselbe geht dann zu der angekündigten Bespre- chung moderner chemischer Theorien über; er beschreibt zunächst die Schwierigkeiten, welchen derjenige be- gegnet, welcher die Chemie gegenwärtig bei der gleich- zeiligen Existenz und allgemeinen Verbreitung ver- schiedener Theorien öffentlich zu lehren hat, da ihn dieselbe in Gefahr setzt, entweder als veraltet zu gelten oder bei ausschlieslichem Festhalten an den neuesten Auffassungsweisen den Zuhörern schwer verständlich zu sein Es wird an einer Anzahl von Beispielen die Er- klärung chemischer Vorgänge nach bisheriger und neuester Art vergleichsweise durchgeführt, um die Komplikationen, welche die neue Schreibart oft mit sich führt, zu zeigen und auf die Nachtheile hingewiesen, welche die Er- lernenden durch gleichzeitige Handhabung verschiedener Theorien erfahren. Schliesslich wird der Entschluss aus- gesprochen, in hiesigem Laboratorium nach bisheriger Weise zu formulieren nnd besondere Vorträge über die neuen Auffassungs- und Schreibweisen zu halten. An der Diskussion über diesen Vortrag betheiligten sich E. Buri und Prof. Dr. Flückiger. 6) Im zweiten Akte zeigt Herr Prof. Forster ver- schiedene Nova aus dem Gebiete der elektrischen Licht- erscheinungen. Die vorgezeigten Apparate waren neue Erzeugnisse des bekannten Glaskünstlers Dr. Geissler in Bonn. XLIX 604. Sitzung vom 19. November 1870. Abends 7 Uhr bei Webern. Vorsitzender: Der Präsident Herr Prof. Dr. Forster. — Secretär Dr. R. Henzi. — 33 anwesende Mitglieder. — 4 Gäste. 1) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen und genehmigt. 2) Zu ordentlichen Mitgliedern meldeten sich und wurden angenommen: 4) Herr Dr. Metzdorf von Görlitz in Schlesien, Professor an der Thierarzneischule in Bern. 2) Herr Samuel Rudolf Steck, Apotheker, von und in. Bern. 3) Herr Dr. Otz von Vechigen, geb. 30. April 4845, Assistenzarzt an der chirurgischen Klinik in Bern. 3) sprach Herr Direktor Christener über hibride Pflanzenformen. 4) gab Herr Dr. Cherbuliez eine geschichtliche Uebersicht der Untersuchungen über die Fortpflanzungs- geschwindigkeit des Schalles in der Luft. — Wegen vor- gerückter Zeit wurde der Schluss des Vortrages auf die nächste Sitzung verschoben. Derselbe wird in extenso in den Abhandlungen erscheinen. 5) Im zweiten Akte machte Herr Prof. Forster Versuche über Regelation. In eine cylindrische Form von Guss- eisen wurden Eisstücke zerstampft; darauf liess man auf die zersplitterten Eismassen mit Hülfe einer Presse einen starken Druck wirken. Die Regelation fand hierbei so vollkommen statt, dass die Eisstückchen sich zu einem massiven, harten und klaren Eiscylinder vereinigten. — Ebenso presste der Vortragende aus zerstossenem Eise Bern. Mittbeil. 1870. Brick L mit Anwendung einer passenden Hohlform aus Messing, feste, klare Eiskugeln, welche mit ziemlicher Kraft auf den Boden geworfen werden konnten, ohne zu zer- brechen. — Ferners wies Herr Isidor Bachmann eine Serie schöner gedrehter Quarze vor und macht besonders auf den Umstand aufmerksam, dass mit der Basis aufge- wachsene Quarz-Krystalle keine Abnormität zeigen, wäh- rend mit einer Prismenfläche oder seitlich aufsitzende, sobald sie zugleich reihenweise gruppirt erscheinen, die merkwürdige Drehung zeigen. Einige schöne Vorkomm- nisse von der Göschenenalp, Uri, mit beiderlei Krystallen, dienten zur Veranschaulichung. 605. Sitzung vom 3. Dezember 1870. Abends 7 Uhr bei Webern. Vorsitzender: Der Präsident Prof. Dr. Forster. — Sekretär: Dr. R. Henzi. — 34 anwesende Mitglieder. 1) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen und genehmigt. 2) las Herr Dr. Cherbuliez eine Fortsetzung seiner Arbeit über die geschichtliche Uebersicht der Unter- suchungen der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles in der Luft (siehe Abhandlungen). 3) Herr Prof. Perty spricht über eine Reihe in den letzten Jahren entdeckter lebender Wesen der einfachsten Art und erläutert den Vortrag durch Abbildungen von Auerbach, De Bary, Kühne, Greef, Häckel. Auerbach hatte bereits früher die Amaben untersucht und sich für die Einzelligkeit derselben entschieden, im Wider- spruch mit dem Vortragenden aber für sie eine Um- LI hüllungssmembran behauptet, die nach neuern Beobach- tungen nicht existirt, — doch lässt sich manchmal neben der Centralsubstanz eine etwas derbere Rindensubstanz unterscheiden. Der Vortragende macht darauf aufmerk- sam, dass keineswegs alle Amaben selbständige Or- ganismen sind, sondern viele blosse Zustände und Durch- gangsformen anderer Organismen. Ammboide Wesen und ebenso Schwärmer mit einem oder mehreren Be- wegungsfäden findet man bei entschiedenen Algen, bei den Protococcaceen . den Myxomyceten , bei Acanth- ocystis, welche Greef für ein Radiolar des Süsswassers erklärt, bei Häckel's Magosph®ra, welche Charaktere der Infusorien mit solchen der Volvocinen vereinigt, beı Protomyxa, bei Protomonas. Oft wandeln sich solche Schwärmer in amoboide Formen um , welche letzteren zugleich sehr allgemein in den höheren Thieren als Formbestandtheile vorkommen. Weisse Blutkörperchen nehmen Ammbengestalt an, strecken Fortsätze vor und ziehen sie ein, kriechen herum; Bindegewebs-Hornhaut- und Nervenzellen haben sehr häufig die Gestalt der Amceeben, bestehen wie sie aus strukturlosem Plasma mit Kern. Man hat übrigens in den letzten Jahren le- bende Wesen entdeckt, die nicht nur ohne Umhüllungs- haut, sondern auch ohne nucleus und Vacuolen sind und bloss aus einem Klümpchen jener Substanz bestehen, die man Sarcode und Protoplasma genannt hat. Diese eiweissartige Substanz vermag zu athmen, zu assimiliren, sich zu bewegen, auf Reize zu reagiren und in ihr sind wesentlich die Lebenserscheinungen begründet, während die Zellen, wie der Vortragende seit Jahren gelehrt hat, bereits eine sekundäre Entwicklungsstufe darstellen. Der- selbe sieht auch mit Genugthuung seine schon vor vielen Jahren ausgesprochene Ansicht immer mehr durch die LI empirische Forschung bestätigt, dass Thier- und Pflan- zenreich aus einer gemeinschaftlichen Basis hervorgegan- gen sind und sich nach divergirenden Richtungen immer weiter und höher entwickelt haben, und dass viele der niedersten Lebsnsformen ebenso gut dem einen wie dem andern Reiche zugetheilt werden können, je nachdem sie in diesen oder jenen Zuständen betrachtet werden. Greef ın Bonn hat eine Anzahl interessanter mikro- skopischer Geschöpfe, meist des Südwassers, ‚entdeckt, die er zum Theil den Radiolarıen zutheilt, welche sonst dem Meere angehören, z. B. Acamthocystis, Astrodisculus, Hyalolampe ; die Keimkörner von Acanthocystis können Pseudopodien vorstrecken. Sehr hübsch ist Clathrulina, ein Süsswasser-Radiolar mit kieseiger Gitterschale. Im Meer bei Ostende fand Greef ein Hydroid, welches er Protohydra Leuckarti nennt, einen Armpolypen ohne Arme, welchen er als eine Stammform der Ceelenteraten ansieht und bei dem er Fortpflanzung durch Theilung beobachtet hat; er besitzt Nesselorgane und der Zellen- inhalt nimmt ameboide Form an. Häckel in Jena hat ausser der schon genannten Magosphzra eine Anzahl anderer Lebensformen beobachtet, bei welchen zum Theil Membran, nucleus und Vacuolen fehlen, und die nur aus nacktem Protoplasma bestehen, wie Vampyrella (schon von Cienkowski entdeckt), Protomonas, Prota- meeba, Protomyxa. Die bei der Kanarieninsel Lanzarote auf Schalen der dort angetriebenen Spirula Peronü vor- kommende Protomyxa aurantiaca gleicht im encystirten Zustand einer rothen Kugel mit hyaliner Zone; der In- halt zerfällt in Kügelchen, welche zu Schwärmern mit Bewegungsfaden werdend, die Gysten durchbrechen und sich dann in Am&ben umwandeln, die zu Plasmodien verschmelzen -— Vorgänge, die auffallend denen bei den L1lI Myxomyceten gleichen. Die Plasmodien von Protomyxa nehmen zur Na!.rung Diatomeen in sich auf und ency- stıren sich nach einiger Zeit. Die Schwärmer der Myxo- myceten kommen aus Sporen hervor, haben einen Be- wegungsfaden, nehmen dann ama@boide Formen an und die Amoeben erwachsen oder es vereinigen sich mehrere zu Plasmodien, welche manchmal Sporen verschlucken und sich encystiren, wo dann das Protoplasma ın der Cyste rotirende Bewegungen macht. Bei Myxastrum radians, einem zierlichen Protozoon im Meerschlamm zwischen Algen bei Lanzarote, entwickelt sich das Protoplasma zu spindelförmigen, kieselschaligen Keimen, und bei Myxo- dietyum sociale im Meerwasser bei Algesiras ın Spanien sind die Individuen in Gruppen oder Kolonieen vereinigt. Myxobrachia ist ein Radiolar (Rhizopod) von Lanzarote mit gelben, reichliches Amylon enthaltenden Zellen und was sehr auffallend ist, an den Enden seiner Arme fin- den sich coccolithen- und coccosphärenähnliche Körper, welche denen bei Bathybius ausserordentlich gleichen, Prof. Perty spricht ferner von den Messungen enormer Meerestiefen in neuerer Zeit, namentlich auch von denen im atlantischen Ocean, behufs der Legung der elek- trischen Kabel. Das thierische Leben reicht viel tiefer, als man früher glaubte, während die Pflanzen schon in 4000 Fuss Tiefe sehr sparsam werden und in 2000 Fuss Tiefe ganz verschwunden sind. Aufsehen hat Professor - Huxley’s Entdeckung eines höchst einfachen Organismus gemacht, der bloss aus Protoplasma mit eingelagerten Körnchen und Kalkkörperchen besteht, welche letzteren unter den Namen Diccolithen, Cyatholithen, Coccosphären beschrieben werden, und welches Wesen Huxley Bathy- bius Hakelü (Tiefenbewohner) genannt hat und das auch nach einer Probe von den Farcer-Inseln von Hückel un- ur as LIV tersucht wurde. Ungeheure schleimartige, Plasmodien ähnliche Massen des Bathybius bedecken von 5000 Fuss abwärts den tiefsten Meeresgrund bis zu 20,000 Fuss und noch darunter. Die genannten Kalkkörperchen be- stehen nicht bloss aus kohlensaurem Kalk, sondern auch aus organischer Substanz und sind identisch mit jenen, die man häufig in der Kreide findet. Sie scheinen durch Absonderung der Plasmamasse zu entstehen, äbnlich wie die Kieselnadeln der Spongien und die Kalkkörperchen der Blumenthiere und Stachelhäuter. Der Vortragende bemerkt, dass aber der Entwicklungskreis des wunder- samen Bathybius ungeachtet der Untersuchungen Huxley s und Häckel’s offenbar noch unbekannt ist. — Greef in Bonn hat im Süsswasser einen mikroskopischen Organis- mus entdeckt, welcher einigermaassen daselbst die Rolle des Bathybius spielt und den Rand von Weihern und - Teichen das ganze Jahr in Klumpen bedeckt. Er nennt ihn Pelobius (Schlammbewohner) und stellt ihn zu den Rhizopoden, behauptet jedoch, dass die Entwicklung in mancher Hinsicht an die der Myxomyceten erinnert. Greef's Abhandlungüber Pelobius soll nächstens iin Schultze’s Archiv für mikroskopische Anatomie erscheinen. 4) Im 2. Akte zeigte Herr Prof. Dr. Forster einen neuen Apparat von Bucher zur Umkehrung der Natriumflamme. Der sehr kompendiöse Apparat gestattet vor einer breiten sehr intensiven Natriumflamme eine kleine Natriumflamme so zu erzeugen, dass das Licht der heisseren grossen Flamme zum Theil durch die kleine Flamme hindurchgehen muss und dabei eine so grosse Absorption erleidet, dass die kleine Flamme durch Contrast mit der grossen, auf welche sie projicirt erscheint, das Ansehen von schwarzem Rauch gewinnt. Der Apparat ist sehr geeignet, einer grösseren Versamm- LV lung das wichtige Princip der Umkehrung heller Linien im Dunkeln (Frauenhofer'sche) zu erklären. — Derselbe findet sich abgebildet in Schellen, Spektralanalyse pag. 176, und wird von Desaga, Universitätsmechaniker in Heidel- berg, zu dem Preise von 15 Fr. verfertigt. Das An- schaffen dieses Apparates kann höhern Schulen nicht genug empfohlen werden. Ferner zeigt der Vortragende mit Hülfe einer Serie von R. König in Paris gefertigter Resonnatoren nebst den dazu gehörigen Stimmgabeln einige der Helmholtz’schen Versuche über Vokalbildung. 606. Sitzung vom 17. December 1870. Abends 7 Uhr bei Webern. Vorsitzender: Der Präsident Herr Prof. Dr. Forster, — Secretär Dr. R. Henzi. — 26 anwesende Mitglieder. — 2 Gäste. 1) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen und gutgeheissen. 2) Zu einem ordentlichen Mitglied wurde angenom- men Herr J. Glauser von Muri, Ingenieur. 3) Den Austritt aus der Gesellschaft erklärten. a) Herr Prof. Hebler. 6) ,„ Ingenieur Pillichody. : #) Demonstrirt Herr Dr. Emil Emmert seinen Exoph- _ thalmometer. (Siehe die Abhandlung.) 5) Sprach Herr F. v. Fischer-Oster über de geolo- gischen Verhältnisse am Bodmi und auf der Zettenalp. (Siehe das Ausführliche in den Abhandlungen.) 2 6) Im zweiten Akte demonstirte Herr Prof. Forster E\ eine objective Darstellung der Lichtbrechung ımKalkspath, senkrecht und parallel zur opti- Schen Axe. LVI Das intensive Licht einer in einer Dubosg’schen Laterne befindlichen Knallgaslampe trat durch ein enges rundes Diaphragma in das verfinsterte Zimmer. Mit Hülfe einer passend aufgestellten Linse erzeugte man nun auf einem weissen Schirme ein scharfes Bild der Oeff- nung, durch welche das Lichtbündel austrat. Ehe das Lichtbündel die Linse traf, ging es durch einen von Hoff- mann in Paris geschliffenen Kalkspathkrystall. An diesem wunderbar klaren Krystalle waren zwei Flächen senk- recht zur optischen Axe angeschliffen worden. Liess man nun das Licht durch diese beiden Flächen hindurch gehen, so bewegte es sich im Innern des Krystalles parallel zu der optischen Axe und erlitt daher keine Doppelbrechung. Man erhielt also nur ein Bild, der leuchtenden Oeffnung auf dem Schirm. Liess man hin- gegen den Lichtstrahl durch zwei andere natürliche Flächen der Krystalle passiren, so erschienen in Folge der Doppelbrechung sofort zwei Bilder der Oeffnung auf dem Schirme. Diese objektive Methode eignet sich aus mehreren Gründen sehr zum Vorlesungsversuch, dann: 1) ist der Experimentator versichert, dass die Er- scheinung richtig allen dargestellt wird, und 2) ist man nicht genöthigt, den kostbaren Krystall unter den Zuhörern eirculiren zu lassen, was immer mit Gefahren für denselben verbunden ist. 7) Ferner zeigt Herr Dr. Forster noch einige schöne Steinsalzapparate (Platte, Prisma, Linse) vor, welche zu physikalischen Zwecken angefertigt, sich sowohl durch Grösse als Klarheit auszeichnen. Nr; 142: ©. Gelpke, Ingenieur. Bestimmung der St. Gotthard - Tunnelaxe. (Vorgetragen den 22. Januar 1870.) Von verschiedenen Seiten aufgefordert, über die mir gewordene Arbeit, nämlich: »die Bestimmung der St. Gotthard-Tunnelaxe« und über die Art und Weise, wie ich dieselbe gelöst habe, hier vor der werthen Versamm- lung einige Mittheilungen zu machen, bin ich gerne dazu bereit und will nur hoffen, dass die Herren, obschon zur Mehrzahl nicht Fachgenossen, trotzdem einiges Interesse daran finden mögen. Ich übergehe die verschiedenen Einleitungen und. Präliminarien, nur das Eine erwähne ich, dass ich die Grösse der mir gewordenen Aufgabe und somit auch die Grösse der mit ihrer Uebernahme auf mir lastenden Verantwortung wohl fühlte, desshalb lange zauderte, bis ich mich zu ihrer bestimmten Annahme entschloss; ohne _ die Aufmunterung und das Zureden unserer ersten Fach- leute, ohne die liebenswürdige Gewährung von zwei Monaten Urlaub von Seiten des Herrn Oberst Siegfried, bei dem ich meine Stelle in keiner Weise gefährdet sehen wollte, hätte ich mich jedenfalls wohl in abschlä- gigem Sinne entschieden. Mein Erstes nach gegebener Zusage war, mich an das Tit. Gotthard-Comite zu wenden, um die nöthigen Auf- schlüsse über alle bisherigen technischen Vorarbeiten zu _ erlangen, und fernerhin die Fixirung der Tunneleingänge mir zu erbitten. Zu letzierem Zwecke wurden mir in den - Herren Landammann Müller von Uri, der leider seither das A NEL Zeitliche gesegnet hat, und Ingenieur Koller von Basel zwei Begleiter beigeordnet, um die Tunneleingänge im Verein mit mir zu bestimmen und mir die erforderliche Auskunft über das bisher Geleistete und schon Vorhandene zu geben. Hiebei stellte sich denn an Ort und Stelle her- aus, dass diese Fixirung der Tunnelmundlöcher, die hauptsächlich von der Niveaudifferenz abhängig ist, nur sehr unbestimmt und vag geschehen konnte, da wohl schon Nivellements existirten, aber unter sich sehr diffe- rirten. In einem mündlichen Rapport theilte ich das Resultat unserer Untersuchung Hrn. Schultheiss Zingg, dem Vertreter des Tit. Gotthard- Comite, mit und wies darauf hin, dass schon seit mehreren Jahren unter Leitung der geodätischen Commission für Gradmessungssachen und specieller Beaufsichtigung der Herren Professoren Hirsch und Plantamour ein directes Nivellement, das sogenannte Nivellement de precision oder Nivellement federal, in ver- schiedenen Theilen der Schweiz ausgeführt werde und dass, wenn ich mich nicht sehr irre, auch der Gotthardpass in dem projektirten Netz enthalten sei, dass sich demzufolge die geodätische Commission vielleicht geneigt finden liesse, das Nivellement über den St. Gotthard im Interesse eines so grossartigen Werkes wie die Alpenüberschienung schon dieses laufende Jahr ausführen zu lassen, besonders wenn bei dem etwas stark belasteten Budget der Gradmessungs- commission auch ein pecuniäres Opfer von Seiten der Herren gebracht werde. Dieser meiner Andeutung wurde Folge geleistet und Herr Prof. Hirsch und Plantamour officiell angefragt mit dem günstigen und verdankens- werthen Resultat, dass Herr Ingenieur Benz, der schon seit einiger Zeit in dieser besondern Branche arbeitete, nach dem Gotthard beordert wurde, um zwischen Am- steg und Giornico das gewünschte Nivellement mit den Bei ai a besten Instrumenten und nach der bekannten ungemein scharfen und genauen Methode auszuführen. Diess einmal besorgt, konnte ich an meine eigene Aufgabe mit mehr Musse denken. Diese bestand also nur in der Bestimmung der Tunnelaxe, d.h. in der An- gabe des Richtungswinkels auf beiden Seiten des Berges, nach welchem die Gesteinsarbeiten zu treiben waren, um in der Mitte des Berges im Streichen zusammen- zustossen. Solches wurde erreicht durch Bildung eines Dreiecknetzes zwischen Anfangs- und Endpunkt des Tun- nels, in welchem Netze bei der Wichtigkeit der Sache alle Winkel zu messen waren, während die Berechnung mit einer willkürlichen Länge und einem beliebigem Azimuth durchgeführt werden konnte, weil ja dadurch die Lage der Punkte zu einander, von der der Richtungswinkel einzig und allein abhängig ist, nicht im mindesten beeinträchtigt _ wurde. Je länger ich mir aber Alles überlegte, um so mehr kam ich zu der Ueberzeugung, dass ich meine Aufgabe von mir aus erweitern müsse, wenn ich anders im Sinne des Tit. Gotthard-Comite’s, das bis Frühjahr 1870 alle Vorarbeiten so weit gefördert sehen wollte, um _ unmittelbar mit den Gesteinsarbeiten beginnen zu können, handeln wollte. Ich musste noch in diese meine Arbeit ‚die Bestimmung richtiger Längen, richtige Orientirung _ des zwischen Anfangs- und Endpunkt des Tunnels zu R Pa bildenden Dreiecksnetzes nnd Ausführung eines möglichst genauen trigonometrischen Nivellements aufnehmen. Die Bestimmung richtiger Längen war vor allem aus geboten, um die ganze Länge des Tunnels genau kennen zu lernen. Diese hatte man, abgesehen von der nöthigen Uebersicht bei Veraccordirung des Tunnelaushaues, zur "Angabe des Steigens und Fallens der Tunnelsohle, dem Er- gebniss aus der Moral das Nivellement erhaltenen Niveau- ag r vr In 7 ee Ne Ne Br a ha > < v a Ra differenz und der richtigen Länge, absolut vonnöthen; ferner war, wie ich erst nachher bei meinen Erkundigun- gen erfuhr, ein Schacht bei Andermatt in Aussicht ge- nommen. Nun konnte dieser allerdings, wenn eine ober- irdische Absteckung der Tunnelrichtung über die zwischen- liegenden fünf Gebirgsketten im Bereich der Möglichkeit lag, von derselben nämlich von der abgesteckten Tunnel- richtung aus angegeben werden. Aber diese ganze ober- irdische Absteckung ist und zwar zur Stunde noch proble- matisch und das Risico durfte ich unmöglich laufen, dass nach verfehltem Versuch einer solchen die Angabe des Schachtpunktes, nach der Natur der Sache eine der ersten Angriffspunkte des ganzen Unternehmens, in Frage gestellt war. Um daher auf alle Fälle vorbereitet und gewappnet zu sein, musste ich hier wiederum richtige und genaue Längen haben, um die Schachtbestimmung anderweitig ausführen zu können, ferner bedurfte ich derselben, um das in Aussicht genommene trigonometrische Nivellement verwerthen, resp. berechnen zu können. Eine seitliche Absteckung der Tunnelrichtung von etlichen Signalen aus, in deren Nähe sie vorbeiführte, war eben- falls auf richtige Längenmaasse unmittelbar angewiesen. Das trigonometrische Nivellement hingegen, das ohne grossen Zeitverlust bei den Beobachtungen nebenbei laufen konnte, glaubte ich durchführen zu müssen, um das directe Nivellement, von dem ich wusste, dass es nur einmal und zwar ohne Controlle durch Anschluss (wenigstens in den ersten Jahren) ausgeführt werde, roh zu controlliren. Ich war weit davon entfernt, anzunehmen, dass Hr. Benz, der grosse Uebung im directen Nivelliren hatte, kleine Fehler sich zu Schulden werde kommen lassen, aber ein gröberer Fehler, nur durch Verschreiben einer Zahl z. B., der durch mein trigoenometrisches DS 7 Ra Nivellement dann aufgedeckt worden wäre, lag und liegt bei keiner Arbeit, der die Controlle fehlt, ausser dem Be-- reich der Möglichkeit; dann konnte ein solches trigonome- trisches Nivellement gerade auf der Masse des St. Gotthard, wenn es mit möglichster Schärfe ausgeführt wurde, im Vergleich mit dem directen Nivellement zur Lösung noch schwebender wissenschaftlicher Fragen, wie die der Ab- lenkung des Bleilothes durch die Gebirgsmassen, mit beitragen, auch bei gegenseitigen Beobachtungen zur Ermittelung eines richtigern mittlern Refractionscoefficien- ten, als der bisher gebrauchte, für diese Höhen führen. Jedenfalls aber auch für den Dufour-Atlas neue Hö!.en- zahlen liefern, ältere schon vorhandene controlliren und mit dem directen Nivellement in Verbindung bringen, wodurch einer spätern durchgreifenden Correction aller Höhenzahlen des Atlasses, basirt auf das Ergebniss des schon oft genannten Nivellement de precision, in dieser Gegend schon vorgearbeitet war. Ich erlaube mir, an dieser Stelle einige Notizen über die Genauigkeit und Richtigkeit solcher trigonometrischen Nivellements aus eigener Erfahrung anzuführen. Ich war nämlich beauftragt, für Blatt VII und II des Dufour-Atlas, also den ganzen Berner-Jura, die Höhen aller Gipfel, her- vorstechender Bäume, Kirchthürme etc. zu bestimmen und war zu diesem Behufe vom Chasseral, als dem Ausgangs- punkte des directen Nivellements, ebenfalls ausgegangen, hatte mich von da an nach allen Richtungen nach Nord und Süd ausgebreitet, war in dieser Breite bis an die Solo- thurner Grenze vorgedrungen und von da wieder bis Dele- mont zurückgekehrt, und hatte da an einen zweiten sehr günstig gelegenen Fixpunct des directen Nivellements mit der Differenz von 1?/, Decimeter im Mittel angeschlossen, eine Differenz, die ich mit Ausschluss der entferntern RE und desshalb von dem Fehler in der Refraction schon beeinflussten Beobachtungen leicht auf Null hätte redu- ciren können und die ihren Grund ausserdem hauptsäch- lich in ungenauer Messung der Signalhöhen zu suchen hat. Die HH. Prof. Plantamour und Hirsch geben nach an- sestellten Versuchen bei Distanzen von 5000 Metern die Fehlergrenze bis auf !/, Meter an. In Eschmanns Ergeb- nissen dagegen ist sie auf Entfernungen unter 25,000 Meter nur auf 3 Decimeter bestimmt; das sind aber Extreme, aus denen einfach die Regel zu ziehen ist, da, wo nicht gleichzeitig die gegenseitigen Zenithdistanzen gemessen werden können, nur die Mittagsstunden, wo die Schwan- kungen in der Refraction am unbedeutensten sind, zur Beobachtung zu benutzen; die Distanzen ferner nicht zu gross zu wählen, da die etwaigen Fehler, aus der Re- fraction hervorgehend, im Quadrat der Entfernung steigen. Weitere Vorsichtsmassregeln, die ich besonders beim Gotthard in Anwendung brachte, sind: die Zeitdistanzen, wenn auch nicht gleichzeitig zu messen, was zwei Be- obachter und zwei Instrumente verlangt hätte, doch jedenfalls gegenseitig zu messen, möglichst zu derselben Tagesstunde und möglichst unter ähnlichen Luftverhält- nissen, ferner die gesuchte Station durch Elevations- und Depressionswinkel aus verschiedenen Himmelsrichtungen her zu bestimmen. So habe ich denn mit einer gewissen Vorliebe und schönen Hoffnungen auf einen brauchbaren Erfolg unter Beobachtung dieser Regeln am Gotthard die trigonometrische Höhenbestimmung vorgenommen. Nachdem ich einmal im Klaren war über die zu effectuirende Arbeit, konnte ich an die Ausführung der- selben schreiten. Ein erstes war, das Terrain zu begehen und mich über die topographischen Verhältnisse durch den Augenschein zu orientiren. Die Bildung eines schö- SERRGE N. nen Dreiecksnetzes, aus dem der Richtungswinkel hervor- gehen sollte, hing davon ab. Es war im Monat Juli, das Wetter war aussergewöhnlich heiss und schwül, dazu ein wahrer Höhenrauch über Gipfel und Gräte ausgegossen, mit grösster Mühe konnte ich daher die gegenseitige Sichtbarkeit der auszuwählenden Eckpuncte des Dreieck- netzes feststellen, von der Bestimmung des Hintergrundes dieser Puncte und dem davon abhängigen Anstrich der daselbst zu erstellenden Signale musste bei dieser all- gemeinen Dimme der Luft gänzlich abstrahirt werden, zumal ausserdem noch der erst jetzt mächtig schwindende Schnee in kurzer Zeit ein völlig verändertes Bild schaffen konnte. Nichtsdestoweniger wurde ich mit dieser Arbeit in verhältnissmässig sehr kurzer Zeit fertig und konnte wirklich sagen, dass mir die Bildung eines Netzes gelungen war, das meine eigenen Erwartungen übertraf. Dabei ergab sich zur Bestimmung der Tunnelrichtung beim Eingang zu Göschenen eine beinahe 3000” lange Orientirungslinie nach dem Rienzerstockgrat und beim Eingang zu Airolo eine circa 5000” lange Orientirungslinie nach Pianalto. Es waren diess vorzügliche Bedingungen, die eine glückliche Lösung versprachen. Die Form der Dreiecke liess im Hinblick auf das so ausserordentlich schwierige Terrain nichts zu wünschen übrig. Ein Weiteres war die Erstellung der Signale auf diesen ausgewählten Puncten. Ich liess mir zu diesem Zwecke Maurer und Steinhauer aus Giornico kommen. Die Puncte waren hoch, an einigen Orten durch Spren- gen von Felsen erst für eine Signalerstellung vorzurichten und mehr als 15 Tage konnte ich unmöglich auf diese Hülfsarbeit, von deren Genauigkeit allerdings wesentlich die Schärfe der Beobachtungen abhing, verwenden. Dess- Bern. Mittheil. 1870. Nr. 713. TE halb wählte ich Tessiner, die bei ihrer Gewinnlust, ihrer Ausdauer und ihrer Genügsamkeit in allen Lebensbedürf- nissen sich ganz besonders zu dieser strapaziösen und beschleunigten Arbeit eigneten (13 Signale in 45 Tagen). Die Grundsätze für Erstellung derselben waren: richtige Dimensionen, damit sie bei den gegebenen Distanzen auch bei trüber Luftbeschaffenheit noch sichtbar wären, bei sehr heller Beleuchtung dagegen nicht durch zu grosse Masse die scharfe Einstellung der Mitte in's Fadenkreuz des Fernrohres erschwerten, scharf begränzt, solid und unveränderlich, so dass während des Betriebs der Tunnel- arbeiten ein Nachmessen der Winkel immer möglich war, völlig senkrecht und sich gleichmässig nach oben verjüngend, runde Form, zum centrischen Beobachten ein- gerichtet, wesshalb sie mit einer Plattform umgeben wurden und sich die oberste Platte musste abnehmen lassen. Bei den Signalen am Ende des Netzes, den so- genannten Orientirungspfeilern, auf denen ich die Rich- tung des Tunnels anzugeben hatte, wählte ich die qua- dratische Form und liess sie theils aus einem Granit- block hauen (Göschenen), theils aus drei Granitquadern aufführen, wie bei Airolo. Gute Fundamentirung, Prell- steine mussten ausserdem noch ihre Solidität und Intact- heit garantiren. Diese Orientirungspfeiler lagen in der verlängerten wahrscheinlichen Tunnelaxe, im Niveau der Tunnelsohle und soweit zurück vom wirklichen Tunnel- eingang, dass sie vor und während des Betriebs der Arbei- ten vor Verletzungen und Verrückungen gesichert erschie- nen. Um die zum Einschneiden ungünstige quadratische Form zu paralysiren, liess ich auf diese Endsignale und ihre correspondirenden Metallkugeln aufsetzen, die dem Beobachter ein schärferes, begränzteres Object zum An- visiren boten. Hand in Hand mit der Erstellung der Ka sr) Signale ging auch ihr Anstrich, weiss bei dunkelm, schwarz bei hellem Hintergrunde und gegen den Himmel. Da ich hier davon gesprochen, dass die Signale zum centralischen Beobachten eingerichtet wurden, so muss ich erwähnen, dass ich an und für sich in vielen Fällen die excentralische Beobachtungsweise vorziehe und zwar aus folgenden Gründen : Sind in einem Dreieck einmal zwei Winkel schon gemessen und ausgerechnet, so ist uns auch der dritte bekannt, er ist gleich 180° minus der Summe die- ser zwei Winkel. Beobachtet man nun auch diesen dritten Winkel, so wird man unwillkürlich nach einiger Zeit zusehen, ob das erhaltene Resultat mit dem erwarteten überein- stimmt. Ist dem nicht so, so wird man, ohne die geringste Absicht zu täuschen, sich doch diesem gewünschten Werthe zu nähern suchen, man wird kleine Concessionen in der Theilung des anvisirten Signals machen in der festen Ueberzeugung, diese sei die richtige, die erste sei eine irrthümliche gewesen, durch Phase oder sonst etwas pro- vocirt, mit einem Wort, die Beobachtung des dritten Winkels in einem Dreieck ist in diesem Falle beeinflusst und abhängig und dadurch die Schärfe und der Werth der Gesammtbeobachtungen wesentlich beeinträchtigt. Ein Anderes und vorzüglich bei unsern Schweizer- verhältnissen nicht zu übersehen, ist die Schwierigkeit, auf höhern Berggipfeln grössere und doch völlig regel- mässige und symmetrische Signale zu errichten. Arbeiten, wo diess nöthig wurde, waren meist sehr wichtiger und grossartiger Natur, wie dıe eidgenössische Triangulation und die Gradmessung, und desshalb schon in die Hände der erfahrensten Fachleute niedergelegt. Diese, meist schon älter, konnten unmöglich die Erstellung solcher Signale selbst überwachen, auch richtige Maurer und Steinhauer brachte man nicht auf die höhern Gipfel, deren Besteigung schwierig, mitunter sogar gefährlich wurde. Die Arbeit musste also Führern und Jägern überlassen werden. Wer nun schon selbst viel auf den Spitzen unserer hehren Alpenwelt gewesen, der kennt ja aus Er- fahrung, wie leicht uns da oben nach einem mühseligen Ansteigen unter dem Einfluss der feinern Luft Apathie und Schwäche beschleicht, wie die grösste Geisteselasti- cität, Willenskraft und Energie uns da oben verlässt. Nun soll noch nach dem Aufsteigen, das an und für sich eine Arbeit ist, die Arbeit erst beginnen, ein Signal von mehreren Metern Umfang und 2!/,—3 Metern Höhe er- richtet, die Steine dazu erst gebrochen werden, die Zeit ist beschränkt, Nebel erregen Befürchtungen wegen der glücklichen Umkehr. Alle diese Factoren werden zu grösster Eile, zu einer Vollendung des Signales & tout prix treiben, dass dabei die Genauigkeit und Regelmässig- keit der ganzen Signalform leiden muss, liegt auf der Hand. Wenn das Ganze noch senkrecht steht, so muss man noch sehr zufrieden sein, ob auch eine Seite steil abfällt, während die andere sich allmälig verflächt. Ich hatte bei meinen Beobachtungen für die europäische Grad- messung im Hochgebirg der Schweiz und Savoyen mir mehrmals grosse Schwierigkeiten aus diesen ungenauen Signalformen hervorgehen sehen. In der Nähe des St. Gotthard ist es z. B. das Signal des Sixmadun, noch eines der niedrigsten Gipfel im Gradmessungs-Dreiecks- netz, dessen unregelmässige Form von Andermatt und der Oberalpstrasse aus schon mit freiem Auge bemerk- lich ist. Beobachte ich nun in einem solchen Falle ex- centrisch, so werde ich vom Instrument aus mit einem genau geprüften Messband (Stahlband) horizontal bis zum Signal und an dieser Stelle den Umfang desselben messen, ich werde diese ganze Operation bei einiger Gewissen- Eh ea haftigkeit in verschiedenen Höhen vornehmen und da- durch verschiedene Werthe für die Distanz ad Centrum erhalten, deren Mittelwerth dem wahren Centrum der Signalmasse sich am meisten nähert. Von einer andern entfernten Station aus werde ich die Unregelmässigkeit des anvisirten Signales nicht mehr unterscheiden können, ich werde das Ganze als eine symmetrische Masse sehen, und deren Centrum anvisiren, also dasselbe Centrum, auf das ich meinen excentrisch gemessenen Winkel transpor- tirt habe. Bei einer centralischen Beobachtungsweise ist es dagegen sehr schwer, schnell an Ort und Stelle das wirk- liche Centrum des Signales zu bestimmen, man ist darauf angewiesen, die Mitte der obersten Schicht als solches an- zunehmen und diese kann eben um mehrere Centimeter, fast bis 4 Decimeter vom wirklichen und anderwärts her anvisirten Centrum abweichen, somit zu wirklichen Irr- thümern führen. — In meinem speciellen Falle, wo die Signale kleinere Dimensionen hatten, ich die sorgfältige und genaue Erstellung derselben selbst überwachte, zog ich die centralische Beobachtungsweise vor, zumal ich bei meiner gedrängten Zeit gar nicht daran denken konnte, nur einen einzigen Winkel im Felde auszurechnen, ich also von keinem erwarteten Resultat beeinflusst war und dadurch auf den Stationen selbst die ganze Zeit für die Centrirung und Errichtung eines kleinen Beobach- tungspfeilers geradezu gewann. Oft bin ich bei den gleich zu besprechenden Beobachtungen ganz knapp mit dem Verschwinden des letzten Signales auch mit meinen Operationen fertig geworden. Hätte ich noch die Arbeit der Centrirung gehabt, also Messen des Centrumswinkels und der Distanzen, die mindestens eine Viertelstunde absorbirten, so wäre ich mehrmals gezwungen worden, rein nur desshalb wiederzukommen und hätte dann meine SG Y hyae Arbeit unmöglich in der mir gegebenen kurzen Frist be- endigen können, ausserdem wurden durch die centrali- sche Beobachtungsweise die spätern Rechnungen unge- mein vereinfacht und mögliche Fehlerquellen beim Cen- triren davon fern gehalten. Nach dieser kleinen Abschweifung kann ich zu den Beobachtungen selbst übergehen, auf die ich zwar bei den Resultaten ganz besonders zurückkommen muss. Hiefür setzte ich mich mit den Telegraphenbeamten auf beiden Seiten des St. Gotthard in Verbindung, um jeder- zeit von dem Stand der Witterung genau unterrichtet zu sein, denn oft regierten Nebel und Regen auf der einen Seite, während der schönste Himmel auf der andern lächelte. Die Reihenfolge meiner Stationen, die bunt durcheinander gewürfelt zu sein scheint, beweist das zur Genüge. War für den folgenden Tag die Besteigung eines Gipfels festgesetzt, so wurden noch am Abend vorher, selbst wenn ich eben ermüdet von einer andern Bestei- gung zurückkehrte, alle nöthigen Vorbereitungen zu einem frühen Aufbruch für den folgenden Morgen getroffen. Ich selbst hatte mir von jedem Gipfel eine Scizze ent- worfen, auf der ich seine Lage zu der der anzuvisiren- den andern Puncte sorgfältig verzeichnet, den Stand der Sonne und die Beleuchtung dieser Puncte für die ver- schiedenen Tagesstunden notirt hatte und mir darnach ein Verzeichniss und genaue Reihenfolge der vorzuneh- menden Arbeiten für jeden Gipfel entworfen. (Morgens Horizontalwinkel vor der Sonne, Mittags Höhenwinkel im ganzen Umkreis, Nachmittags wieder Horizontalwinkel in entgegengesetzter Richtung, daher wiederum vor der Sonne.) Natürlich haben die besondern Verhältnisse, vor allem die berüchtigten Gotthardnebel, manche Aenderung in meinem anfänglichen Programm bedingt. Ich hatte BA, ONE bei meinen Beobachtungen auf Hangendgletscherhorn, Titlis, Basodine etc., wo die tagtäglich wiederkehrenden Besteigungen den Körper wahrhaft aufrieben, nicht ver- gebens die Lehre gezogen, Alles, was sich nur einiger- massen vorher beim Glase Wein, selbst nur bei Polenta und Milch abthun liess, ja nicht zu unterlassen, um, einmal auf dem Gipfel angelangt, ohne Unterbrechung, ohne Zweifel und Wahl seiner Arbeit obliegen zu können. Eine ver- säumte Minute konnte ja eine neue mühselige Besteigung bedingen. Nie habe ich auf diesen Gipfeln eher etwas zu mir genommen, als bis die Arbeit beendigt war oder wir im dichten Nebel sassen und nun hinlänglich Musse hatten, an das eigene Ich zu denken. Auch für die Wahl des Weges zum Aufsteigen war eine genaue Kenntniss des Sonnen- standes recht praktisch, um möglichst lange den er- frischenden Schatten zu geniessen. Die Beobachtungen gingen, trotz der trostlosen Wit- terung während des Augusts und Septembers, ziemlich rasch und glücklich von statten. Vom 5. August bis 6. September, also innert 32 Tagen, habe ich auf den 13 Signalen des Hauptnetzes 27 Stationen gemacht; vom 6. bis 17. September, also in 41 Tagen, für das Anschluss- netz der Basis die Signale errichtet, 5 Statationen be- wältigt und die Basis gemessen. An den Enden des Netzes waren es die ungeheuren Niveaudifferenzen der Schenkel ein und desselben Winkels, die die peinlichste Sorgfalt beim Beobachten verlangten und die Arbeit sehr erschwerten. Mehr als die Hälfte der Gesammtfehler in den Dreiecksschlüssen fallen diesen Enddreiecken zu. Auf Winterhorn, Gütsch, Kastelhorn, Piscium hatte ich es mit empfindlich kaltem Wind und auf den drei erstge- nannten mit den frühzeitig anrückenden Gotthardsnebeln zu thun. Bätzberg und Pianalto, obwohl schwere und N WO hohe Stationen, waren mir sehr gewogen. Auf der Grenz- scheide des St. Gotthard mehrten sich die Schwierigkeiten und damit auch die Besteigungen ganz ungemein. Ich meine ausser Sasso di Gottardo besonders Crasso di Dentro und La Fibia, ein wahres Glück für mich, dass sie die leicht erreichbarsten in meinem Netze waren, denn auf ersteren musste ich einzig und allein behufs der Beobachtungen sechsmal. Vom Gebrauch des Schirmes war hier und auch mehrmals auf andern Stationen wegen des heftigen Sturmwindes nicht die Rede, daher die Be- obachtungen bei den fortwährenden Correctionen des Niveaus nur langsam fortschreiten konnten, in ihrer Güte zu wünschen übrig liessen. Hätte ich nur Beobachtungen nach einer Seite zu machen gehabt, so wäre ich fast an einem Tag fertig geworden. So aber bildeten diese Puncte gerade die Verbindung zwischen Urner- und Tessiner- Seite und selten herrschte eine gleichmässige Witterung auf beiden Abhängen. Sie bildeten vielmehr die ächte Wetterscheide des ganzen Gebirges, auf der einen Seite Sonne, auf der andern Sturm und Schneegestöber, die eine Hand erwärmt in italienıschem Sonnenbrand, die andere erstarrt in nordischem Winter. Solchen Kampf der Winde, solche scharfe Abgrenzung der Witterung hatte ich noch nie gesehen. Bis zum scharfen Grate stürmten die Nebel von Norden an, darüber hinaus konn- ten sie nicht gelangen. Wie eine Mauer stauten sie sich empor, so dass wahrlich ohne Uebertreibung eine Hand in dieser dunkeln Wand verschwand, während die andere noch von der Sonne erwärmt wurde. Hier wäre ein meteorologisches Observatorium, zumal bei der Nähe des wohnlichen Hospizes, wohl ausführbar, an reicher Belehrung und wichtigen Aufschlüssen könnte es ihm nicht mangeln. Selbst die HH. Prof. Wild und Dove PRRE * Ma würden hier am Ende zu denselben Schlüssen und zu einem Compromiss über die Natur des ächten Föhns ge- langen. Noch einer etwas unbehaglichen Episode auf Monte Prosa will ich hier gedenken, ehe ich zu den Resultaten übergehe. Es war an einem Donnerstag, den 5. August, als ich dort meine erste Station machte. Ich war schon ziemlich mit meinen Arbeiten vorgerückt und hatte höch- stens noch auf eine halbe Stunde zu thun, als vom Finster- aarhorn her ein furchtbares Gewitter aufstieg. Ich hoffte noch bis zu seinem Herannahen fertig zu werden und beschleunigte demzufolge meine Beobachtungen möglichst, selbst den einen schreibkundigen Gehülfen liess ich an- statt meiner unter Dictat schreiben. Wie ich so ganz in meiner Arbeit vertieft bin, höre ich ein leises Knistern und Schwirren, wie wenn sich ein Insekt oder eine Fliege in den zahlreichen feinen Schräubchen meines Theodolithen verfangen hätte und sich loszumachen strebe. Ich sah nach, konnte aber nichts entdecken, zugleich hatte ich das Gefühl, als ob ein Käfer mir die Haare hinauf kröche. Ich rief desshalb meinem Oberländer Gehülfen zu: »Näht mir doch de Käfer furt,« erhielt aber zur Antwort: »Herr Ingenör, i gseh’ nüt, ihr heit nüt da hinden.« Ich arbeite immer noch fort, wie ıch aber wiederum mit beiden Händen die Kreise anfasse, um sie zu drehen, höre ich ein lautes Zischen und fühle dabei einen merk- lichen Schlag in meinem Körper, zugleich sträubten sich meine ganzen Haare unter der seidenen Beobachtungs- mütze straff in die Höhe, während das ganze Instrument ' wahrhaft zu singen anfing. Wie ich aufblicke, ist das schwarze Gewölk schon über uns und berührte fast den x Gipfel. Jetzt ward mir Alles klar, die schon oft vom Katheder herab angehörte Ausströmung der Electricität Bern. Mittheil. 1870. Nr. 714. nl lo: az CK, BB 2 SAN aus Spitzen empfanden wir im höchsten Grade an uns selber, wir waren in einem furchtbaren Gewitter auf einem isolirten Gipfel, 50 Pfund Metall in der Hand. So schnell habe ich trotz aller complicirten Einrichtung wohl noch nie mein Instrument in sein Gehäuse wieder eingepackt, wohl keine halbe Minute verging darüber. Die Metallplatten, auf die ich dasselbe zur Schonung der Fussschrauben stelle, wurden vergessen. Die Berg- stöcke trugen, da es unterdess ganz finster wurde, wahre Lichtbündel auf dem nach oben gekehrten Ende. Etwas vom Gipfel herab hörte das Phänomen auf, um an einer zweiten Stelle noch einmal in geschwächtem Masse wiederzukehren. Ich wäre vielleicht nicht so auf den Tod erschrocken, als ich unsere Situation erkannte, hätte ich nicht im Frühjahr im Jura Herrn Oberst Buchwalder gesprochen, dessen trauriges Schicksal auf dem Säntis vielfach bekannt ist. Mit jugendlichem Feuer und sicht- licher Erreguug hatte mir der jetzt silberhaarige Greis davon erzählt, wie unter ähnlichen Verhältnissen sein Gehülfe Gobat todt neben ihm geblieben, er selbst zeit- lebens auf der einen Seite gelähmt worden und unter beständiger Todesangst, auf allen Vieren kriechend und sich fortrollend, zur nächsten stundenweit entfernten menschlichen Wohnung sich habe fortschleppen müssen. Kaum hatten wir den Gipfel etwa zwei Minuten lang ver- lassen, entlud sich unter heftigen Schlägen ein furcht- bares Hagelwetter über unsern Häuptern. Die Schlossen hatten durchweg Welschnussgrösse, blaue und grüne Flecken auf den ausgesetzten Körpertheilen konnten davon erzählen, abgesehen von den corpora delicti selbst, die wir mit nach dem Hospiz brachten. Erst längere Zeit nachher las ich in alten Zeitungen, dass denselben Tag ein furcht- bares Hagelwetter die Westschweiz heimgesucht, in Basel DEAD] A fast alle Scheiben zertrümmert habe. Tag und Stunde coincidirten. Die Beobachtungen auf den Stationen des Hauptnetzes, umfassten, da ich, wie schon gesagt, meine Aufgabe weiter auffassen musste, nicht nur die Winkelbeobachtungen für das Hauptnetz und alle möglichen und zulässigen Zwischen- verbindungen zur Controlle der spätern Rechnungen, sondern auch die Höhenbeobachtungen aller sichtbaren Signale im Umkreise, auch der entferntesten, den An- schluss von fünf Punkten der Eidgenössischen Triangu- lation und eines Gradmessungspunktes. Aus diesen letz- tern Daten konnte ich eine richtige Längeund ein er- stes richtiges Azimuth ableiten, doch durfte ich mich damit nicht begnügen, da in den Dreiecken, aus denen diese fünf Eidgenössischen Punkte bestimmt waren, durch- weg der dritte Winkel geschlossen war, wie ich aus den Originalrechnungen auf dem Eidgen. Stabsbüreau ersehen konnte und wie es mir der Augenschein an Ort und Stelle, nämlich unzugängliche oder durch Steinmannli völlig ausgefüllte Gipfel, noch erhärtete, da ferner die Triangulation auf Urner- und Tessiner-Seite in verschie- denen Jahren von verschiedenen Beobachtern ausgeführt worden, somit kein einheitliches Ganzes bildete, nicht ein Guss war. Desshalb entschloss ich mich noch in letzter Stunde zur Controlle, selbst eine Basis zu messen, wozu die Hochgebirgsebene zwischen Andermatt und Hospenthal, unverkennbar der ausgefüllte Boden eines frühern Gebirgssees, sich trefflich eignete, wodurch ich auch noch in unmittelbarster Nähe des Schachtes einen trigonometrischen Fixpunkt erhielt. Diese Messung geschah mit einem 20” langen Stahl- band von Kern in Aarau, bei einer Mitteltemperatur von 45°R., dasselbe wurde nach einer Nivellirlatte gleichmässig und horizontal gespannt und die beiden Streckstäbe jedesmal richtig eingesenkelt. Doch schreibe ich dieser Art Messung keine besondere Genauigkeit zu, sie war aber die kürzeste und einfachste. Zum Ueberfluss liess ich dieselbe noch roh für einen etwaigen groben Irrthum durch Hrn. Geometer Schwarz, der den Parzellenplan des Tunneleingangs bei Göschenen und den des Schach- tes bei Andermatt aufnehmen sollte, mit Stäben und dem- selben Messband nachmessen. Diese Basis schloss ich nun durch einige Zwischen- dreiecke, die die starke Steigung von der Thalsohle bis zu den Gipfeln allmälig überwinden sollten, durch die Seite Gütsch-Bätzberg an das Hauptnetz an: — Das zu den Winkelmessungen verwandte Instrument war ein 9“ Theo- dolith von Starke in Wien mit durchschlagbarem Fernrohr (dem Eidg. Stabsbüreau angehörend). Die Zahl der Repe- titionen eines jeden Winkels im Haupt- und Anschlussnetz der Basis schwankt zwischen 20 und 34, meist aber 24, in Serien von 4—8 Beobachtungen, zu verschiedenen Tages- zeiten, also bei verschiedener Beleuchtung, meist auch an verschiedenen Tagen ausgeführt, wodurch die Fehler aus Phase und irrthümlicher subjektiver Theilung des anvisirten Signals in zwei für den Beobachter scheinbar gleiche, in Wirklichkeit aber doch ungleiche Hälften so ziemlich auf- gehoben werden mussten, und in beiden Lagen des Fern- rohrs, wodurch eine -kleine Differenz in der Stellung der Fernrohrträger, also ein nicht völlig senkrechtes Kippen des Fernrohrs oder eine etwaige excentr. Stellung des- selben sich corrigiren musste. Alle andern weniger zeit- raubenden Untersuchungen und Justirungen des Instru- mentes, wie horizontale Bewegung der Kreise (Correction des Niveaus), senkrechte Stellung der Fäden, Zusammen- fallen des Schnittpunctes der Fäden mit der optischen A Axe (Correction der Fäden) etc., fanden jedesmal vor Beginn der Beobachtungen statt. Die Zwischenverbin- dungen wurden mit 16-fachen Beobachtungen bewerk- stelligt, ebenso der Anschluss des Sixmadun. Das Anbinden der 5 Eidgen. Fixpuncte geschah mit 8-fachen Winkeln. Die Höhe eines jeden Punctes wurde mindestens durch drei andere vor und rückwärts bestimmt, den Anfangs- punct, der nur von zwei Signalen aus sichtbar ist, natür- lich ausgenommen. Mit diesem Material konnte also A) die Streichrichtung des Tunnels, für uns also der Winkel auf dem Orientirungs- pfeiler zwischen einem der sichtbaren Signale und der gesuchten Tunnelaxe, 2) die richtige Länge der Dreiecks- seiten und des Tunnels gerechnet werden. Mit den richtigen Längen und den gemachten Höhenbeobachtungen können 3) die Höhen der Signale und Tunneleingänge über Meer bestimmt und mit dem directen Nivellement verglichen werden; ferner 4) von der Basis aus der Ansatzpunct des Lichtschachtes bei Andermatt angegeben, sowie 5) für einen etwaigen - Versuch der oberirdischen Tunnel- absteckung über die zwischenliegenden fünf Gebirgsketten von zwei so ziemlich in der wahrscheinlichen Axe lie- genden Signalen der seitliche Abstand der Tunnelaxe ermittelt werden. Alle diese Arbeiten incl. Correspondenz, Bestellungen, Engagements und Abrechnungen, mehreren Reisen nach Zürich, Basel, Bern und Luzern, Bestimmung des Rayons für die Aufnahmen an den Tunnelmundlöchern und beim Lichtschacht, Einführung der betreffenden Herren Geo- meter in diese Arbeit etc. mussten trotz so mancher Unterbrechungen durch die Ungunst der Witterung bei einer durchschnittlichen Höhe der Signalpuncte von 2500— 2800" über Meer in nicht ganz drei Monaten aus- geführt werden. a 3 nr N, 20 $ Id Manches hätte ich wohl genauer gewünscht, beson- ders die Basismessung gerne nach einer andern bessern, aber mehr Zeit beanspruchenden Methode ausgeführt, wenn es eben meine kurz zugemessene Zeit erlaubt hätte. Meiner Hauptaufgabe aber, sowie der trigonometrischen Höhenbestimmung bin ich völlig gerecht geworden, wie es die Resultate meiner eben beendigten Zusammenstel- lung der Dreiecke und die Höhenrechnungen erweisen. Ich kann demnach sagen, meine Aufgabe ist beendigt und zu einem Abschluss in dieser Zeit gediehen, der den Beginn der Arbeiten zu jedem beliebigen Zeitpunct er- möglicht. Wünschenswerth bleibt es aber und ist im Laufe der folgenden Jahre ohne Beeinträchtigung der Arbeiten gelegentlich noch auszuführen, dass meine Basis nachgemessen würde und noch eine zweite vielleicht in der Gegend des Hospizes oder auf der Poststrasse zwi- schen Brugnasco und Ambri sie controllirte, und zwar besonders dann, wenn die Längen, aus meiner Basis ab- geleitet, allzu sehr mit denen, die aus den angeschlosse- nen Eidgen. Puncten resultiren, differiren sollten, natür- lich nachdem die letztern vom Meeresspiegel, auf den sie sich beziehen, auf das Niveau von Andermatt, wo ich meine Basis gemessen, reducirt worden, eine Reduction, die auf ca. 4000° Länge schon 1 Meter beträgt. Seitdem habe ich diesen Vergleich meiner eigenen Messung mit den Eidgen. Angaben gemacht und gefunden, dass meine Längenwerthe in der Mitte stehen zwischen diesen unter sich sehr differirenden Bestimmungen, die also, wie ich anfangs schon beim Nachschlagen der Rechnungen ver- muthete, für ein Werk von so grosser Schärfe und Ge- nauigkeit, wie der Gotthard-Tunnel es sein muss, keine genügend brauchbaren Ausgangsdaten liefern können. Die directe Messung zweier Basislinien nach einer ge- nauen guten Methode wäre demnach nach meiner Ansicht eine bessere, aber zeitraubendere Procedur zur Erlangung richtiger Längen, als der von mir eingeschlagene Weg (Messung nur einer Basis und Anschluss einiger Eidgen. Puncte), dessenungeachtet kann ich mit Sicherheit aus diesen Vergleichen entnehmen, dass im schlimmsten Falle meine ganze Tunnellänge von über 15000” nur um 6 Deci- meter zu kurz oder zu lang ist, während sie aber auch ebenso gut fast richtig sein kann. Der allerrationellste und empfehlenswertheste Weg zur Erlangung absolut richtiger Längen, zur genauen Örientirung des Tunnels gegen die Berner Sternwarte wäre die Verlängerung der Triangulation, wenn auch nur in wenigen grössern Dreiecken beiderseits vom St. Gott- hard thalabwärts, auf Urner-Seite bis zum Hundstock (B) bei Altorf, auf Tessiner-Seite bis zum Cramosino bei Giornico. Es sind diess, wie der bereits angeschlossene Sıxmadun, ebenfalls Signalpuncte aus der europäischen Gradmessung, aus der Gradmessung, die bei grösserem Aufwand von Zeit und Mitteln, vielleicht die schärfsten Resultate zu erzielen im Stande war und von der man desshalb mit der grössten Sicherheit Ausgangs- und Controll- daten entnehmen dürfte. Die Seite Sixmadun-Hundstock gäbe eine genaue Ausgangslänge und ein erstes richtiges Azimuth, (zumal erst neuerdings die Meridiane der einzel- nen Sternwarten und auf Rigi die astronomische Lage etlicher Dreiecksseiten durch Hrn. Professor Plantamour zu Gradmessungszwecken bestimmt wurde, um nämlich zuzusehen, ob die Differenzen zwischen den geodätischen und astronomischen Bestimmungen mit der für die be- kannte Entfernung beider Puncte berechneten Convergenz der Meridiane stimme und um so rückwärts bei gefundenen _ Unterschieden auf locale Abweichungen in der bisher angenommenen Erdgestalt folgern zu können). Die Seite Sixmadun-Cramosino hingegen wäre die Controlle für AR die Richtigkeit aller zwischenliegenden Arbeiten und für etwaige immerhin mögliche Rechnungsfehler. Hie- bei ist nicht zu vergessen, dass dieser allerdings mit viel Aufwand von Zeit und Geld zu erstellende An- schluss eine Reihe genauester Zwischenpuncte liefern wird, die für das Trac& thalauf und thalab und die hiefür noch nöthigen Vorarbeiten von der grössten Wichtigkeit sind. Ich werde daher die Ausführung dieser Arbeit dem Tit. Gotthard-Comite als gründlichste Prüfung warm empfehlen. Es ist diess auch schon mündlich gegenüber Hrn. Dr. Alfred Escher geschehen, wobei ich seine volle Beistimmung dafür erhielt. Eine Besprechung mit Herrn Direktor Denzler oder Prof. Wild in Zürich und Ein- holen ihres Gutachtens ist ausserdem noch hiefür von mir in Aussicht genommen. Dadurch wäre dann auch diese locale Arbeit an das gemeinsame Schweizernetz angeschlossen und es käme dann auch in der Triangulation, wie es durch Ausführung des Nivellements de precision allmälig in der ungeheuren Confusion der zahlreichen von einander unabhängigen Einzelnivellements Licht zu werden anfängt, ebenfalls zu einer grössern Einheit, die ihren Gebrauch auch für an- dere Zwecke, besonders topographische, gestatten würde. Eine letzte bereits von mir dem Tit. Gotthard- Comit& mit Kostenvoranschlag zur Erwägung einge- schickte Arbeit ist der Versuch, die Tunnellinie ober- irdisch über die Gebirgsketten abzustecken. Ich hielt die Ausführung anfangs für absolut unmöglich, glaubte, die Linie würde an mehreren Stellen in unzugängliche senkrechte Wände fallen. Diese meine Ansicht hat sich im Laufe der Arbeiten an Ort und Stelle bei einer un- gefähren Schätzung des Durchgangs der Tunnellinie et- was modificirt, indem ich sah, dass von höhern Puncten aus diese schwereren Stellen bei der Absteckung über- n u‘ L a " an nn 8 Be tn Be Ne sprungen werden können, nur das Kastelhorn über dem St. Anna-Gletscher 2977°, der höchste Punct in der Tunnellinie, könnte die Arbeit unmöglich machen. Bevor die Tunnellinie aber fixirt ist, lässt sich natürlich darüber nichts Bestimmtes sagen. Der Versuch, der an und für sich nicht viel kosten kann, zu welchem auch die nöthi- gen zusammenschraubbaren Eisenstangen schon an Ort und Stelle sind, ist jedenfalls indicirt, da er das über- zeugendste Argumentum ad oculos gerade bei den Un- gläubigsten für die Richtigkeit der gefundenen Tunnelaxe bildet, mich selbst einer grossen noch Jahre lang dauern- den Verantwortlichkeit auf einmal überheben würde, mich sicher stellen müsste gegenüber einer ungenauen Ver- folgung der angegebenen Richtung oder einer mangel- haften Controlle derselben bei den wirklichen Gesteins- arbeiten, da er schliesslich auch eine Controlle für den Ansatzpunct des projectirten Lichtschachtes bei Ander- matt bildet und der Controllen bei einem so kostspieligen Werke, wie dieser Tunnel, nie zuviel sein können. Ich habe also diesen Versuch einer oberirdischen Absteckung dem Tit. Gotthard-Comite dringend empfohlen und seine Genehmigung bereits zugesichert erhalten. Von den Resultaten der Rechnungen kann ich Fol- gendes angeben. Im Hauptdreiecksnetz, bestehend aus 41 Dreiecken mit 33 Winkeln, ist die Summe aller Feh- ler + 9.6 und — 6 Secunden, also mit einiger Wahr- scheinlichkeit nur + 3.6 Secunden. Das von mir ge- brauchte Instrument von 9“ Durchmesser gestattet noch 10“ Sec. abzulesen und kann ich demnach das Streichen des Tunnels nur auf 10“ Secunden genau angeben oder bei Gebrauch aller A Nonien, die bis 25 Sec. unter sich differiren, auf 6 Sec. genau, wobei der Theilungs- und Ablesungsfehler, aber noch nicht der Beobachtungsfehler Bern. Mittheil. 1870. Nr. 715. N, DURER berücksichtigt ist. Die erhaltene Genauigkeit für den Streichwinkel des Tunnels ist demnach grösser als die Unvollkommenheit des Instrumentes sie zu verwerthen erlaubt und natürlich nur die Folge der zahlreichen Re- petitionen. Für die Art und Weise meiner Dreiecks- zusammensetzung muss ich hier anführen, dass ich die verschiedenen Beobachtungsserien ein und desselben Winkels nach ganz bestimmten Gesetzen in Rechnung gezogen, dass ich zur Bestimmung des Hauptmittels eines Winkels den Mitteln aus den einzelnen Serien je nach der Zahl der Repetitionen und je nach den Bemerkungen, obsehr deutlich, deutl., z. deutl., oscillirend, Phase, Sturm- wind, dimm., s. dimm. etc., verschiedene aber ganz be- stimmte Gewichte gegeben habe. Bei der Yertheilung der kleinen Differenzen (ausser dem Anfangs- und End- dreiecke meist nur Bruchtheile von Secunden) bin ich den Gesetzen der Wahrscheinlichkeitsrechnung gefolgt und habe sie gleichmässig auf jeden der drei Winkel vertheilt, nur da, wo die Gesammtbeobachtungsbedingungen zu verschiedene waren, um sie durchweg als gleichberech- tigte anzuerkennen, bin ich davon abgewichen und in der Vertheilung der minimen Differenzen scheinbar will- kürlich gewesen, doch mit vollem Bewusstsein, in der Ueberzeugung, dass der Beobachter, dem die erhaltenen Eindrücke noch frisch vor der Seele ständen, zu einer solchen Abweichung, resp. zu einem eigenmächtigen Ge- setz berechtigt sei. Nachdem die Winkel so ausgeglichen waren, wurde das Netz mit der Länge meiner gemessenen Basis durch- gerechnet. Mit den erhaltenen Dreiecksseiten und einem ersten willkürlichen Azimuth, das nach der schon früher erwähnten Vergleichung mit den Eidgen. Angaben um circa 51° 20° 52“ zu corrigiren (zu vergrössern) wäre, um sich auf die Sternwarte von Bern zu beziehen, wurden "en en et Bin Zu n n 20 a re z k RE die Coordinaten, d. h. die Abscissen und Ordinaten aller Signalpuncte gegen ein und denselben Nullpunct, bei mir Basis Nordende, bestimmt. Aus den Coordinatendifferen- zen lassen sich nun die Distanzen zwischen zwei beliebigen Puncten im Dreiecksnetz, sowie ihr Winkel mit den durch den Nullpunct gelegten rechtwinkeligen Axen leicht rech- nen, also auch Länge und Winkel Göschenen-Airolo oder vice versa angeben. Dieselbe Operation wurde auch mit den Zwischendreiecken vorgenommen und daraus wieder- um die Coordinaten der Puncte gerechnet und aus den Coordinaten der Signale Göschenen und Airolo ihre Entfernung und ihr gegenseitiges Azimuth bestimmt. Der so erhaltene Winkel für die Tunnelaxe war völlig übereinstimmend bis auf die Bruchtheile der Secunden 303°-- 9 — 48.2 oder approximativ nach dem Berner- meridian orientirt 3540 — 30’— 40“ auf Göschenen; die ganze Länge von Orientirungsstein zu Orientirungstein wurde erhalten mit 15568”.616 aus den Hauptdreiecken und 15568”,563 aus den Zwischenverbindungen, also mit einer Differenz von 5 Centimeter. Wie ich schon oben gesagt, stehen diese meine Längen zwar in der Mitte der unter sich differirenden Eidgen. Angaben und könnten demnach völlig richtig sein, dessenungeachtet will ich diess, was ein blosser Zufall wäre, nicht annehmen, mich aber damit trösten, dass sie im schlimmsten Falle auf die ganze Länge von 15568”.6 nur 6 Decimeter irren kann, was bei der Angabe des Steigens und Fallens der Sohle bei dem wahrscheinlichen geringen Gefälle des ganzen Tunnels nicht in Betracht kommt und ruhig zuwarten, bis die von mir vorgeschla- genen Wege zu einer noch schärfern Bestimmung der Länge geführt haben. Die Niveaudifferenz zwischen Signalstein Göschenen und Signalstein Airolo ist laut der Angabe des Hrn. Prof. ER Hirsch 18”.986. um welches Airolo höher liegt als Gö- schenen, eine Höhenzahl, die der Hr. Professor mir aber nur zu eigenem Gebrauche mitgetheilt hat, da sie noch durch Vergleichung der Nivellirlatten und einiger. Rech- nungsdifferenzen eine Aenderung von 2 Millimeter er- leiden kann. Ich selbst kann nach Berechnung meines trigonome- trischen Nivellements, wobei ich alle Beobachtungen bis auf eine einzige berücksichtigt habe, eine Differenz von 0,097, also nicht ganz 4 Decimeter, mit dem Ergebniss des Hrn. Prof. Hirsch constatiren, ein neuer Beweis für die Richtigkeit meiner Längen, deren geringstes Abwei- chen von der Wirklichkeit bei den grossen Depressions- und Elevationswinkeln bis zu 28° merkliche Differenzen hätten erzeugen müssen. Diese schöne Uebereinstimmung von zwei völlig getrennten und nach ganz verschiedenen Methoden ausgeführten Arbeiten spricht für die Güte des durch die Gradmessungscommission besorgten directen Nivellements und schliesst alle Befürchtungen in dieser Hinsicht aus; für eine Ablenkung des Bleilothes durch die Gebirgsmassen und für den Grad dieser Ablenkung lässt sich aus diesem Resultate nichts folgern, überhaupt bin ich seitdem zur Einsicht gelangt, dass die Anziehung der einzelnen Gipfel auf den Seiten des Passes zu un- bedeutend sein müssen gegenüber der Anziehung der ganzen Gebirgsmasse, die auf beide Nivellements im glei- chen Sinne, also senkrecht wirken musste. Solche Ver- suche mit Hoffnung auf Resultate wären am Fusse der Alpenkette anzustellen. Hingegen habe ich bei der Gegen- seitigkeit aller meiner Beobachtungen gefunden, dass der bisherige, d. h. der für Berechnung der Eidgen. Höhen gebrauchte Refractionsceefficient für diese Mittel- höhe von 2600” bedeutend zu hoch gegriffen ist und dass daher in dieser Beziehung mein trigonometrisches a a ee Dee EN... KR Nivellement nicht zwecklos gewesen. Auch die schon im Jura gemachte Erfahrung, dass Höhenbeobachtungen vor Ausbruch eines Gewitters auffallende Divergenzen zeigen, so zu sagen werthlos sind, hat sich auch hier wieder vollständig bestätigt, indem allein die Höhenbeobachtun- gen auf Monte Prosa zur Bestimmung dieses Gipfels und des Fibiasignales Sprünge und Abweichungen zeigen, die unerklärlich wären, wenn eben nicht das oben geschil- derte schreckliche Gewitter bald darauf losgebrochen wäre. Die Abweichungan sind in einem Sinne, für Gotthardspitze und Fibia zu hoch, daher auch mein End- resultat in diesem Sinne beeinträchtigt sein musste, und wirklich ist meine Differenz mit dem directen Nivellement von / Decimeter wiederum in diesem Sinne ausgefallen. Bei den Berechnungen _konnte ich diese Beobachtungen aber nicht eliminiren, da meine Bestimmungen dann nur einseitige, nicht gegenseitige gewesen, die bei dem von mir angewandten Refractionscceflicienten noch grössere Fehler zur Folge gehabt hätten. Um nicht nur die Höhendifferenz zwischen Anfangs- und Endpunct des Tunnels zu haben, sondern auch die annähernd richtigen Höhen über Meer, habe ich für den Göschener Signalstein die auf das Wetlische directe Nivellement bezogenen Ausgangsquote von 1128”.330 über Meer angenommen und bin beim Kastelhorn bis zu 2824” angestiegen und bis Airolo wieder auf 1147".41% gefallen. Diese Ausgangsquote steht mit der trigonometrischen Höhe des Sixmadun ganz im Einklang, hatte also unter den verschiedenen vorhandenen Nivellements den gröss- ten Anspruch auf Richtigkeit. Die übrigen Eidgen. Puncte zweiter und dritter Ordnung differiren bald in dem einen, bald in dem andern Sinne, können aber, da sie nur ein- seitig beobachtet wurden, erst definitiv berechnet wer- den, wenn ich aus meinen gegenseitigen Beobachtungen Ele) EC einen richtigen mittleren Refractionsccefficienten abgelei- tet haben werde. Um zum Schluss zu eilen, nur noch wenige Worte über den Schacht bei Andermatt. Derselbe ist bisher nur in Theorie festgesetzt, Näheres und Bestimmteres über seinen Ansatzpunct ist mir zur Zeit nicht bekannt. Der Rayon für die Detailaufnahme bei Andermatt wurde daher von mir ziemlich gross genommen, um grössern Spielraum für seine Auswahl zu haben. Jedenfalls scheint es mir, dass die geologischen Experten hier ein Macht- wort zu sprechen hätten. Meines Erachtens nach wäre derselbe, um an Länge zu gewinnen, soweit rückwärts vom Tunneleingange bei Göschenen zu nehmen als nur immer möglich und desshalb noch in den Nordabfall der Wannelen (auf der Dufour-Karte Gurschen-Alp) zu ver- legen. Man käme dann, anstatt in aufgefüllten alten See- boden, unmittelbar in anstehendes, festes Gestein, dessen Schichten allerdings senkrecht fallen und desshalb schwer zu bearbeiten und zu sprengen sind, aber auch grössere Sicherheit bieten und bedeutendere Wasserzuflüsse ab- halten werden. Man gewänne zugleich auf die leichteste Art ein bequemes Aufschüttungsterrain und für die gehobenen Grundwasser einen natürlichen Abfluss. Diese kleine Erhöhung würde auch ein Benutzen des einen oder an- dern Zuflusses der Reuss als bewegende Kraft nicht im Geringsten ausschliessen, da die Uebertragung durch Gestänge schon ganz andere Schwierigkeiten zu besiegen hatte. Dieser Punct würde auch noch des Schutzes gegen Lawinen durch den Schutzwald oberhalb Andermatt theil- haftig. Um nun meinerseits vorbereitet zu sein, habe ich den Schnittpunct der Tunnelaxe mit meiner zwischen Ander- matt und Hospenthal abgesteckten Basis gesucht und bei 202,474 Meter vom Nordende der Basis aus gefunden. ern WPahke AR Da ich nun von diesem Schnittpunct aus die Azimuthe aller sichtbaren Signale und auch das Azimuth Airolo, das hier dasselbe wie beı Göschenen sein musste, wenn der oberirdische Schnittpunct wirklich in der Tunnellinie lag, leicht berechnen konnte, so werde ich mit dem Theodolith, auf diesem Schnittpunct aufgestellt, nach dem einen oder dem andern der sichtbaren Signale unmittel- bar die Tunnelrichtung nach Göschenen und Airolo zu angeben und die Auswahl des Schachtpunctes in dieser Linie durch die ganze Thalsohle und die Gehänge hinauf frei stellen können. Für den Betrieb selbst werde ich aber ein Abteufen des Schachtes seitwärts von der Tunnellinie und erst ein unterirdisches Anfahren derselben energisch befürworten._ Ein Missgriff hierin hat sich am Hauenstein so bitter gerächt; selbst die geringe Mehr- arbeit, die aber für den Betrieb unbezahlbare Vortheile bringt, ist nicht verloren, da man im Schachtgesenk an und für sich grössere Ausdehnung für die markscheider- schen Operationen bedarf, wenn ein solcher Raum nicht vorhanden wäre, erst derselbe geschafft werden müsste. Die approximative Tiefe des Schachtes wird zwischen 300 und 314,2 Meter schwanken, je nach der Wahl des Ansatz- punctes und je nach der Steigung, die der Tunnel von Göschenen aus erhalten soll. Die Distanz zwischen Ein- gang des Tunnels und Schacht wird jedenfalls 4000® nicht reichen, da von Göschenen bis Schnittpunct söhlig ge- messen nur 3546.71 sind. Hiemit ist der vom Tit. Gotthard - Comite mir gewor- dene Auftrag und die mir selbst gestellte Aufgabe gelöst, der Gegenstand meines heutigen Vortrags erschöpft. BARS Sy Isidor Bachmann. Diewichtigsten erhaltenen oder erhaltungs- würdigen Fündlinse im Kanton Bern. Mit drei Tafeln. (Vorgetragen den 5. März 1870.) In einer unserer frühern Sitzungen wurde Ihnen, meine Herren, von Hrn. Prof. B. Studer ein Aufruf vorgelegt, ausgehend von den HH. Favre und Soret in Genf, die unter der Aegide der allgemeinen schwei- zerischen naturforschenden Gesellschaft Mitarbeiter zur Erhaltung und Aufzeichnung der wichtigern Fündlinge oder erratischen Blöcke warben. Durch Entgegennahme dieses Aufrufs haben Sie den Gegenstand zu Ihrem eigenen gemacht, wie er überhaupt vor Allem in den Thätigkeitskreis einer naturforschenden Gesell- schaft gehört. Ich erlaube mir darum um so eher, Ihnen einen zusammenfassenden Bericht über die bisherigen Vorgänge in dieser Angelegenheit zu unterbreiten, wenn auch Manches in unserm Kreise schon bekannt sein muss. Es geschieht dies im Anfange der Jahrzeit, wo man wieder an Ausflüge nnd Nachforschungen denken kann, da mir bekannt geworden, dass in verschiedenen Theilen des Kantons Lehrer und Geistliche Lust zeigen, sich der Sache anzunehmen. Für diese Herren kann es auch nur erwünscht sein, zu erfahren, was in Betreff der Erhaltung von Fündlingen bereits geschehen ist. Diese oder jene Gemeinde oder Burgerschaft dürfte sich ferner durch Kenntnissnahme von Beschlüssen anderer Ortschaften, die ausgezeichnete Fündlinge sicherten, wohl zu einem ähnlichen Vorgehen anregen lassen. Manche von Ihnen, m. H., haben sich zudem bei jener von Herrn Friedrich rupabouepquogy) uuRaj], go ULIS doJyoH 'yp7 uneunpfep | of 1asjerys Hy -9UISONyAay- Bosyonquaßozuay'g Joyutsls 17:74,417072277,.)1:) DE Ol 2BSJaIIS Y a Va BER N BZ j DEN UIOUETIEYUNYV UST ODUNPURZ SULUYSBSUZ Er ; u. = 2 5 4 y 4 en ae "SUISSNIY yuowmfop ) SpAings[ajna], 72 Ze r 0of BSRNS H Pe Da wm r Eins: = RR _ Bürki, unserm Mitgliede, eröffneten Subscription be- theiligt, die zunächst zur Erhaltung des merkwürdigsten in der Schweiz vorhandenen Blockes in's Werk gesetzt wurde, nämlich zur Sicherung des hochberühmten, 400,000 Kubikfuss haltenden rothen Granits auf dem Luegi- boden, gerade gegenüber Habkern.*) Ein Ueber- schuss des Ergebnisses jener freiwilligen Beiträge , die * um so anerkennenswerther sind, als es sich um einen rein wissenschaftlichen Zweck handelte, wurde aber un= ter der gewandten Leitung des Hrn. Bürki auch zur | Erhaltung eigentlicher Fündlinge verwendet. Mannig- - fache Gründe machen nach diesen unvollständigen An- deutungen schon einen Bericht über den Stand der vor- - liegenden Angelegenheit wünschenswerth. ke Auf die Bemühungen des Herrn Professor B. Studer fasste der Regierungsrath des Kantons Bern zu- nächst unterm 14. Mai 1863 den Beschluss, dass alle auf Staatsdomänen liegenden Fündlinge geschützt, die wichtigsten bezeichnet und als unantastbar erklärt werden sollen. Sämmtliche Herren Förster, Ingenieure und Geometer erhielten einschlägige Weisun- “gen. Es war diess ein bedeutungsvoller Schritt, indem namentlich die Staatsforste bekanntlich ziemlich ausge- dehnt sind und in verschiedenen Kantonstheilen liegen. Hiedurch fallen für die in Frage kommenden Blöcke alle die weitläufigen, zeitraubenden und manchmal doch re- sultatlosen Unterhandlungen mit Privaten weg. *) Zum Unterschiede von den eigentlichen Fündlingen oder erratischen Blöcken, deren Stammorte wir in den Alpen ken- nen und deren Herkunft auf die jetzige Lagerstätte durch Eistransport ausser Zweifel ist, hat man die rothen Granite von Habkern und anderer Gegenden als exotische Blöcke abzutrennen, da weder _ Stammort noch Art des Transportes bekannt sind. Erstere sind x immer kantig und eckig, letztere ganz abgerundet. Bern. Mittheil. 1870. Nr. 716. BR) A Die seit den angeführten Vorgängen verflossene Zeit wurde vielfach zu Begehungen verwendet, bereits bekannte Fündlinge besucht und andere aufgefunden, näher ange- sehen und wo möglich nach ihrer Herkunft bestimmt. Man hat da ein viel weitläufigeres Beobachtungsfeld vor sich, als man sich gewöhnlich vorstellt. Der an sich schon ausgedehnte Kanton Bern spielt zudem für die Bil- dungen der Eiszeit eine wichtige Rolle, weil seine Hügel und Thäler einerseits von Ablagerungen des Aar- und anderseits, der viel grössere Theil sogar, von solchen des Rhonegletschers bedeckt werden. Es haben diese Bildungen eine unendliche Bedeutung für die Land- wirthschaft, für Wasser- und Quelienverhältnisse, für den Strassentechniker und die Ingenieure. Sie bedingen die reichliche Fruchtbarkeit unseres Landes, indem eben durch die zahllosen, aus den Alpen heraus transportirten Gesteinsarten eine sehr mannigfaltige und ausgiebige Bodenmischung zu Stande gebracht wurde. Von grössern Blöcken oder eigentlichen Fündlingen ist allerdings die grösste Zahl schon lange gesprengt und zu Bauzwecken verwendet oder auch einfach versenkt worden, um den Pflug nicht mehr abzulenken. Schon in Herrn Studers Monographie der Molasse (1825) finden sich Klagen über das Verschwinden der Irrblöcke, ja noch viel früher in den Schriften von Gessner, Lang, de Saussure u.s.f. Wie viele seither durch die Bauten der Neuzeit, durch Strassen und Eisenbahnlinien der Zerstörung anheimfielen, kann man sich leicht denken. So nahe die Versuchung läge, nach den einlässlichen vorhandenen Beobachtungen und Notizen ein umfassen- des Verzeichniss der bekannten, zerstörten und noch existirenden Blöcke zu geben, so habe ich mir doch nur die Aufgabe gestellt, Ihnen Bericht zu erstatten über die Ra 1 Wi bisher conservirten und einige allfällig noch zu conser- virende Fündlinge. Es handelt sich also nur um die „ausgezeichnetsten und wichtigsten Vorkommnisse, um Blöcke, die durch Gesteinsart, Grösse, Lage und Entfernung vom Stammgebiet interessantere Be- ziehungen zu den sie transportirenden grossen Eismassen zeigen. Im Grunde ist allerdings eigentlich jedes durch die Alpengletscher in ein fremdes Gebiet gelangtes Ge- steinsfragment ein Fündling und gerade der Umstand, dass alle diese Fels- und Schuttmassen nur im Zusammen- hang mit vielen andern Erscheinungen gehörig verstan- den werden können, nöthigt mich zu der angedeuteten Beschränkung, um nicht zu weitläufig zu werden. Die grossen Blöcke sind es übrigens auch, die vor Allem ein allgemeineres Interesse in Anspruch nehmen. Es ist in- dess kaum möglich, sich nur auf die bereits als »unan- tastbar« erklärten oder zu erklärenden zu beschränken. ‘Man wird mir darum wohl gestatten, beiläufig auch auf wichtigere zerstörte Blöcke Rücksicht zu nehmen, was unzweifelhaft für das allgemeine Verständniss der Fünd- linge überhaupt nur von Vortheil sein muss. Zunächst habe ich einige Bemerkungen über das fast ganz kantonale und heimische Gebiet des Aar- gletschers zu machen. In zweiter Linie werde ich von dem viel ausgedehntern und interessantern Gebiet des Rhonegletschers sprechen. A. Gebiet des Aargletschers. Obschon im Vergleich zu einigen der übrigen quar- tären grossen Gletscher der Schweiz, namentlich dem Rhone- und Rheingletscher, nur ein kleines Gebiet be- deckend, zeigt unser Aargletscher doch manche Eigen- I AR thümlichkeiten, die das Studium seiner Ablagerungen und Erscheinungen immer wieder reizend machen. Der Aar- gletscher, wie wir zunächst allgemein die Eismassen nennen, die zu einer Zeit von Thun über Bern bis nach Hasle bei Burgdorf sich ausbreiteten, entstand aus einer‘ Anzahl mächtiger Gletscherarme, die aus dem Quellgebiet der Aare, aus den Thälern der Lütschinen, Kander und Simme hervorquollen. Wenn er auch nur eine geringe Mannigfaltigkeit von alpinen Felsarten auf's Land hinaus. transportirte, so finden wir doch eine Anzahl von Ge- steinen, welche für einzelne Thäler charakteristisch sind, auch bei dem spätern Verlauf der Bewegung des Eis- stromes getrennt und auch im Unterlande nach ihrem Stammgebiete geordnet. Es muss uns nicht auffallen, dass wir auf der rechten Seite des mächtigen Aarglet- schers vorherrschend Fündlinge von der Grimsel und aus Gadmen, auf der linken dagegen solche aus Lauterbrun- nen und dem Kandergebiet antreffen. Das Vorrücken der Gletscher war mit eigenthümlichen Neubildungen verbunden, die indessen meistens nur local sind. Beim allmälıgen Rückzug und während des Ab- schmelzens wurde dagegen fast das ganze Gebiet mit mächtigen Schuttmassen, die meist als eigentliche Morai- nen erscheinen, oder doch mit zerstreuten Blöcken be- deckt. Es liegt in der Natur der Sache, dass man vor- herrschend die Blöcke der Ränder der einstmaligen grössten Ausdehnung des Gletschers, als die eigentlichen Grenzsteine jener colossalen Eisdecke, in’s Auge zu fassen hat. Ohne auf die einzelnen Phasen des Rückzugs ein- gehen zu wollen, halte ich es doch für nützlich, meine Angaben in der Reihenfolge anzuordnen, dass ich all- mälig von Norden her gegen das Innere der Berneralpen FERN ee vorrücke. Selbstverständlich ist nicht nur die jeweilige horizontale, sondern auch die vertikale Ausdehnung der als Transportmittel dienenden Eismassen zu berücksich- tigen. Es ist einleuchtend, dass wir für verschiedene durch Morainen oder Blockwälle angedeutete Ruhepunkte des Gletscherendes auch in verschiedenen Höhen die damit zusammenhängenden Seitenmorainen aufzusuchen haben. Es würde indess hiedurch die Darstellung viel zu complicirt und weitschweilig für eine kleine Notiz und ich begnüge mich mit blosser Hinweisung auf diesen nicht unwichtigen Punkt. Ueberflüssig erscheint es mir auch, zuerst einige allgemeine Bemerkungen über die das Aaregebiet cha- rakterisirenden Felsarten zu machen, da sich bei Betrach- tung einzelner Fündlinge dies von selbst ergeben wird. Um die vorhin angedeutete Vertheilung der Felsarten nachzuweisen, will ich zuerst die Blöcke der rechten Seite des Aargletschers ins Auge fassen, worauf ich die linke folgen lasse, die.auch weniger ausgiebig ist. I. Rechte Seite des ehemaligen Aargletschers. Nördlich von Bern verschmolz der Aargletscher unzweifelhaft innig mit dem von Südwesten hereinbre- chenden Rhonegletscher oder wurde von demselben überschoben und bei Seite gedrängt. Die Untersuchung dieser Frage ist eine sehr delicate und verschiedener Auffassungen fähig. Es scheint mir indessen, dass der Aargletscher sich wenigstens schon bis südlich von Bern zurückgezogen hatte, als der Rhonegletscher noch in der Gegend sich ausbreitete. 1. Blöcke im Sedelbachwald am Grauholz. Zu der eben ausgesprochenen Ansicht wurde ich geführt durch die Beobachtungen, die ich auf einer sehr N lehrreichen Excursion mit den HH. B. Studer und Bürki, sowie dem burgerlichen Forstamte unter der charmanten Führung des zu früh verstorbenen Forstmeister H. von Greyerz in den Sedelbachwald am Grauholz zu machen Gelegenheit hatte. Während nämlich das ehemalige Gebiet des Aargletschers zwischen Hasle bei Burgdorf und dem Grauholz nur wenige erratische Bil- dungen, namentlich keine bekannten grössern Fündlinge, aufzuweisen hat, findet sich in besagtem Sedelbach eine mächtige Ansammlung von Blöcken, die zu mehrern nicht unbedeutenden Morainen angeordnet sind oder solche krönen. Diese Schuttwälle haben eine von Osten nach "Westen verlaufende Richtung. *) Es handelte sich bei jener Begehung um Auswahl der zur Erhaltung sich eignenden Blöcke, auf die Herr von Greyerz zuerst aufmerksam gemacht hatte. Es wurden sechs bedeutendere bestimmt, deren Grösse zwischen 400 und 4000 Kubikfuss schwankt. Das burger- liche Forstamt liess dieselben soviel möglich blosslegen und bezeichnen. Wie man anderwärts Blöcke nach ver- ehrten Männern benannte, so geschah es auch hier, indem das Andenken an frühere Forstmeister und Oberförster der Stadt Bern auf diese Art gefeiert wurde. Die Blöcke sind folgende: a. Block des Forstmeisters von Tavel aufder Moraine nördlich vom Waldhüttli. db. Block des Oberförsters Gaudard, ebenda- selbst. Beides sind glimmerreiche feinkörnige grau- braune Gneisse (vom Susten). *) Am Nordabhang des Grauholzes kommen bereits charakteri- stische Gesteine des Rhonegebiets (Augengneiss aus Oberwallis, grüne Schiefer, sogar Arkesine, Verrucano und kleine Euphotidegeschiebe) wor. ABA. IN c. Block des Oberförsters Marcuard am Wege von der Lutzeren zum Hüttchen. d. Block des Forstmeisters von Graffenried am Dachshohlenweg, ein schöner Granit von 3000 Kubikfuss, grobkörnig, reich an schwarzem Glimmer. Er kann sowohl von der Grimsel, als aus dem Triftgebiet (vom Rhonestock) herrühren. e. Block des Forstmeisters Gruber im nord- östlichen Bezirk. f. Block des Forstmeisters von Greyerz an der Bergkante gegen Urtenen auf der nördlichen Grenze. Es ist dies ebenfalls ein feinkörniger grau- brauner Gneiss, dessen Grösse auf 4000 Kubikfuss geschätzt wurde. Alle die genannten Gneissblöcke, wie überhaupt die Hauptmasse des hier auftretenden erratischen Materials, stammen unzweifelhaft aus dem Gadmenthal oder doch, um nicht zu viel zu sagen, aus jener Gneisszone, die nördlich von den granitischen Massen der Grimsel, vom Sustenpass an weiter nach Westen zieht, wie wir in Herrn Studer’s Geologie der Schweiz auseinander ge- setzt finden. Bei einem spätern Marsche durch das Gadmenthal und über den Susten war ich ganz verwun- dert über die vollständige Uebereinstimmung der Gesteins- art und Blockbildung. Granite finden sich nur wenige, während sie als typische Grimselgranite ‚früher in mäch- tigen Blöcken bei der Stockeren, um Flugbrunnen und Bantigen lagen. Unterlassen wir es nicht, dem burgerlichen Forst- amte der Stadt Bern für diese Erhaltung der genannten Fündlinge die gebührende Anerkennung zu zollen. Da nun am Nord- und Westabhang des Grauholzes, auf seiner Höhe sogar (823 M.) unter und dicht neben ae an ‚9: Da a Gesteinen des Gebiets des Aargletschers, solche aus dem Rhonegebiet vorkommen, dessen Ablagerungen sich be- kanntlich noch viel weiter gegen Norden und Osten aus- breiten, so mag sich schon hieraus ergeben, dass der Rhonegletscher viel länger in der Gegend blieb. Der Hauptgrund für diese Annahme scheint mir aber in dem Umstande zu liegen, dass auch an der Südabdachung des Grauholzes, ob Habstetten, und noch südlicher, ganz in der Tiefe bei Bolligen bis gegen die Wegmühle, mächtige Schuttmassen des Rhonegletschers, ausgezeich- net durch Serpentine und Euphotide aus Saas, Chlorit- schiefer und andere Gesteine, vorkommen. Man muss wohl annehmen, dass erst nach einer bedeutenden Ab- schmelzung und damit zusammenhängendem Rückzuge des Aargletschers — bis etwa zur Bildung der bedeuten- den Endmorainen der Schosshalden — die Flanken des Rhonegletschers noch südlich in das Thal der Worblen hinein sich ausgedehnt haben. 2. Blöcke auf der Höhe zwischen Ferenberg und Sinneringen. Ungefähr demselben Stande des Aargletschers, bei dem das Ausstossen der Blöcke im Sedelbach Statt hatte, mögen die in südöstlicher Richtung bei Ferenberg, südlich vom Bantiger, und auf der Höhe gegen Sinnerin- gen auftretenden Block- und Schuttmassen ihre Ablagerung verdanken. Die Gneisse des Gadmenthals sind hier ebenso häufig; die Granite treten auch hier zurück. An der Südabdachung des Bantiger zeigte uns ein abgeholzter Wald ein wahres Blockmeer. Manche dieser Fündlinge stecken mit der Spitze senkrecht nach unten im Boden, andere stehen auf der schmalen Kante. Selbstverständlich war früher alles jetzt bekannte Land ebenso übersäet. By Te Auf die einzelnen Morainen will ich nicht eingehen, son- dern nur an zwei Blöcke erinnern, von denen der eine erhalten zu werden verdiente, was bei dem zweiten so viel als sicher gestellt ist. Der erste liegt nahe dem Gipfel der bewaldeten Höhe (783 M.) nördlich ob Sinneringen und stellt eine mächtige Platte von eigenthümlichem Nummuliten- kalk dar, wie er an der Gadmenfluh vorkommt. Das Gestein ist eigentlich ein Kieselkalk, in dem härtere Schichten mit mergeligen leichter verwitterbaren wechseln. Die Platte hat 21 Fuss Länge, 18 Fuss Breite und 5 Fuss Dicke. Der zweite ist einGranitblock von 14 Fuss Durch- messer, der am steilen Abhange im Walde der Frau Wittwe von Bonstetten gerade ob dem Schlosse Sinne- ringen in dem Boden eingebettet liegt. Herr Edmund vonFellenberg gedenkt denselben abdecken zu lassen, um seine Dimensionen besser taxiren zu können. Auf jeden Eall ist dieser Block vorläufig sicher gestellt, was um so wichtiger ist, als er einer der grössten in der Gegend noch vorhandenen Granitfündlinge ist. 3. Gneissblock auf dem Amslenberg. Erst von einer spätern eine Zeit lang stationären Ausdehnung des Aargletschers rühren mehrere als Seiten- morainen aufzufassende Blockwälle her, die im Walde nördlich ob Gümligen gerade unter dem Amslenberg- gute vorkommen. Hier liegt der grösste in unserer Nähe noch vorhandene Block, der wenigstens vorläufig unberührt bleiben soll. Nahe dem Waldrande, an der südlichen Grenze des Amslenbergs, zwischen Mark- stein A144 und 412, lehnt er sich auf Grund und Boden des Herrn von Stürler im Schlosse zuGümligen an eine Bern. Mittheil. 1870. Nr. 71T. re der Morainen an. Wie angedeutet hat der Eigenthümer in der anerkennenswerthesten Weise Herrn Altgrossrath Fr. Bürki, unserm Mitgliede, die Versicherung zukom- men lassen, es sei dafür Sorge getragen, dass keine Steine in dem Walde gesprengt werden dürfen. Zu wei- tern Schritten für definitive Sicherung kam es noch nicht. Der Block, eın parallelipipedisches Stück, mag 5000 Kubikfuss halten und besteht aus demselben charakteri- stischen Gneiss des Gadmenthals. Wir wurden auf diesen interessanten, durch seine Grösse ausgezeichneten Fündling von Herrn Professor L. Fischer aufmerksam gemacht, der uns auch freundlich zu demselben hinführte und darauf ein Moospflänzchen, Hedwigia ciliata, zeigte. Dieses findet sich hie und da auf krystallinischen Ge- steinen, während die Alpen seine eigentliche Heimat sind. Wir haben da eine wahre erratische Pflanze vor uns, deren es erwiesenermaassen mehrere gibt. *) Ich kann diese Gegend nicht verlassen, ohne eine beiläufige Bemerkung zu machen. Man findet häufig die Meinung verbreitet, dass Fündlinge nur an den Thal- gehängen oder auf den Morainen vorkommen. Nun stiess man bei den Ausgrabungen für die Eisenbahn- linie südöstlich von Gümligen, wo ein Ausläufer der Mo- raine des Hühnliı durchsetzt werden musste, auf bedeu- tende Blöcke in der Tiefe. Gerade südlich vom Gümligen- moos, dessen Existenz bedingt ist durch den in der Tiefe vorhandenen Gletscherlehm und nördlich vorbeiziehende Morainen, wurde bei Fundamentirungen ein gewaltiger Block ausgegraben und gerade zum Bau des Hauses *) Herr Prof. Fischer war so freundlich, die ihm auf Fünd- lingen vorgekommenen Pflanzen, namentlich Flechten, zusammen zu stellen und ich verweise dafür auf den Anhang zu diesem Aufsatz, Me verwendet. Derselbe lag 10 Fuss unter der Oberfläche des hier ganz ebenen Thalbodens und bestand aus weissem Grimselgranit, war scharfkantig und eckig und besass wohl dreissig bis 40 Fuss Durchmesser, wie Ihnen früher Herr Prof. B. Studer *) schon mittheilte. Derselbe spricht auch von einem Granitblock, der zum Bau eines ganzen Hauses in dem Elfenaugute ausreichte. 4, Weitere (zerstörte) Blöcke aufdemrechtseitigen Rande des ehemaligen Aargletschers. Den rechtseitigen Rand des ehemaligen Aargletschers weiter nach Süden verfolgend, will ich nur erinnern an die früher zwischen Utzigen und Vechigen, bei Grosshöchstettenu.s.f. so massenhaft vorhandenen mächtigen Blöcke von Grimselgranit, die alle gesprengt und in den verschiedensten Gegenden verwendet wurden. Die gewaltigen Löcher oder Nester, in denen sie sassen, geben uns Zeugniss von ihrer einstigen Lage. In anderer Form blieben sie immerhin erhalten; die Treppenstufen der Heiligengeistkirche, der Denkstein am Aargauerstal- den, die Bachschaalen der Kramgasse stammen aus dieser Gegend. **) Ich kann weiter noch bemerken, dass ich auf dem Weggisen, nahe bei der Höhe (965 M.), einen "kleinen Block fand, der nach seiner Gesteinsart ganz mit dem Granit des Rhonestocks übereinstimmt, dessen eine Fläche aber prachtvoll eben polirt und parallel ge- schrammt erschien. *) Studer, Mittheil. der bern. naturf. Ges. 1853, p. 283. “*) Aus dem Stempbach bei Boll brachte Herr Edm. von Fellenberg einen Marmorblock von etwa 10 Kubikfuss nach Bern, wo er vor dem Museum der Naturgeschichte aufgestellt wird. Es ist ein sogenannter Schieferkalk, prächtiger weisser und rosenrother Marmor, vermischt mit Thonschieferschmitzen, der aus den sogen. Zwischenbildungen (Studer) in Gadmen, von Rosenlaui stammen kann. Be a Tag NA Etwas östlich von der Höhe des Hügels (908 M.) zwischen Walkringen und Biglen lag wohl der in- teressanteste Block im ganzen Gebiet des Aar- gletschers. Leider kam ich vor 5 Jahren gerade dazu, als er gesprengt worden war, um als Baumaterial zu einem neuen Hause in Biglen zu dienen. Er bestand aus ächtem Serpentin; einzelne Schichten sind durch- spickt mit einem eigenthümlichen glimmerähnlichen Mi- neral, das noch nicht näher bestimmt ist, dem Stein aber eine bedeutende Zähigkeit verleiht. Der Blok besass die Grösse eines Schweinestalls, wie man mir sagte, und mochte wohl 40 bıs 12,000 Kubikfuss halten. Das Trift- gebiet im Gadmenthal ıst die einzige Cegend in den Berneralpen, wo Serpentin vorkommt, und es ist kein Anlass zu Zweifel vorhanden, dass dieser höchst merk- würdige Block von dort stamme, wenn man auch diese eigenthümliche Varietät daselbst noch nicht aufgefunden hat. Neben diesem Fündlinge kamen grössere Blöcke von Grimselgranit vor. Weiter zieht sich dann nach vorhandenen Blöcken die Ostgrenze. des Aargletschers an den Hundschüpfen vorbei über Bowyl, übersetzt den Kurzenberg, um einen lappenförmigen Fortsatz gegen Röthenbach hinab zu senden und erhebt sich wieder auf die Höhe des Bucholterberg und der Aeschlenalp über der Falkenfluh. In allen diesen Gegenden, die für Fünd- linge ein klassischer Boden waren, begegnet man nur noch armseligen Trümmern, entstanden beim Zersprengen dieser merkwürdigen Felsmassen. Wie viel mehr muss diess jetzt der Fall sein, da schon vor 45 Jahren Herr Studer in seiner Monographie der Molasse sich bitter über die ruchlose Zerstörung beklagen musste. Auf der Falkenfluh lagen nahe bei 4000 M. drei mächtige ET Blöcke von je 6000 Kubikfuss über einander gethürmt. Der Raum unter dem einen war geräumig genug, um zu einer Feldschmiede eingerichtet werden zu können. Wahrlich, es wäre diess eine Gruppe gewesen, würdig zu ewiger Erhaltung. Wir wollen uns wegwenden von diesen Stätten trau- riger Zerstörung, um ebenso rasch an den Gehängen des Thuner- und Brienzersee’s vorbei zu eilen. Wir über- gehen die merkwürdigen Verhältnisse der erratischen Bildungen bei Schwarzenegg, über Sigriswyl und die Blöcke auf dem Beatenberg, wo auch ein Grimsel- granitblock gesichert zu werden verspricht, und wollen uns ob Brienz und Meyringen nur erinnern, dass die Granite zum Geländer der Nideckbrücke in Bern bereits von dort herunter geholt werden mussten und dass auch die Blöcke, aus denen die Bären auf dem Murtenthor hergestellt wurden, vom Kirchet stammen. Die hohe Lage der Blöcke über der Falkenfluh, an den Haslıbergen, die Höhe, bis zu der die berühmt ge- wordenen Bromberghörner am heutigen Aargletscher polirt und gerundet (moutonnirt) wurden, belehren uns über die colossale Mächtigkeit der Eismassen des quartären Aargletschers. Dies macht uns auch begreiflich, dass derselbe eine so merkwürdige Gabelung oder Bifurcation erleiden konnte und nachgewiesener Maassen einen Arm über die Einsattelung des Brünig (1004 M.) nach Obwalden sandte, wie es in ähnlicher Weise noch der Rheingletscher % bei Sargans zeigt, wo der mächtigere Theil dem Haupt- thal folgte, eine Abzweigung dagegen sich durch's Thal des Walensee bewegte. Auf dem Brünig findet man nach Osten gerichtete Ritzen auf den wohl polirten Kalk- steinlächen und Blöcke von Grimselgranit sollen bis zum _ Ranft, am Eingang in's Melchthal vorkommen, wie Herr Bl Guyot zuerst nachwies. Da wäre es auch am Platze, dass noch irgend ein vorhandener oder mehrere Blöcke als unantastbar erklärt würden. Die Fündlinge weiter durch’s Haslithal aufwärts zu verfolgen, scheint mir im Augenblick überflüssig. II. Linke Seite des ehemaligen Aargletschers. Die linksseitigen Ablagerungen des Aargletschers werden uns viel weniger in Anspruch nehmen, als die- jenigen der rechten Flanken. Sie sind zwar viel bedeu- tender und namentlich durch zahlreiche Morainen aus- gezeichnet. In Bezug auf grössere Blöcke, die uns ge- rade beschäftigen müssen, sieht es dagegen in unsern Tagen sehr armselig aus. Wir haben wohl Kunde von manchen, deren Todtengesang noch nie angestimmt wurde, während andere auch in wissenschaftlicher Literatur schon genannt worden sind. Die grossartige Endmoraine, die vom Schänzli, über die grosse Schanze, den Galgenhubel, Eng- länderhubel bei Holligen, den Pastetenhubel und über das Weissensteinhölzli an den Nordwestabhang des Gurten sich anlehnt, war gewiss einmal mit Blöcken übersäet, die aber der Cultur wohl schon seit Jahrhun- derten weichen mussten. Aber auch im Innern der Mo- raine liegen noch manche. Auf dem Rosenbühl, dem Landsitz des Herrn Professor v. Fellenberg-Rivier, blieb man bei der Grabung eines Ziehbrunnens von 80 Fuss Tiefe fortwährend in erratischem oder Gletscherschutt und hatte bedeutende Blockmassen, unter Anderm na- mentlich von Eisenstein (aus Lauterbrunnen) zu spren- gen oder bei den vorgenommenen Gartenanlagen weg- zuschaffen. ER A Teufelsbürde ob Wabern. Ein berühmter Block war die Teufelsburdi am Abhange des Gurten über dem Steinbruch von Wabern. Er hielt mindestens 12,000 Kubikfuss und bestand aus . einem dem Gneiss aus dem Gadmenthal ähnlichen Ge- stein, das aber durchzogen war von zahlreichen Amianth- adern, die Quarzstreifen begleiten. Es wurde darum diese Felsmasse viel von Mineralogen besucht und angeschla- sen.*) Gerade diese petrographischen Eigenthümlichkeiten gestatten uns aber auch, den Stammort dieses Fremdlings zu bestimmen; er trug seinen Heimatschein auf sich. Er kam nämlich von der Rothlaui bei Guttannen her. Die Sage zwar glaubt, es sei ein Stein vom Gott- hard gewesen, den der Teufel hergeschleudert, da man bei den damaligen Erklärungsversuchen einer auffallen- den Erscheinung gern die Macht der Unterwelt zu Hülfe nahm. Ich habe immerhin vollen Respekt vor solchen Meinungen, da sie doch den natürlichen Zusammenhang nicht zerreissen, wie jene allerdings ziemlich hirnlose gedruckte Behauptung, dass die Fündlinge vom Monde stammen, da sie im lockern Boden der Erdoberfläche stecken, wie Citronat in einem Pfefferkuchen. Seien wir froh, dass bei uns ein solches Gebäck weniger bekannt ist. — Auch die Teufelsbürde, m.H., ist verschwun- den; sie diente zur Ausfüllung der alten Schanzengraben der Stadt und ruht, wie ich höre, arg zertrümmert, unter dem Zuchthause. Glücklicherweise besitzen wir noch von den HH. Prof. B. Studer und A. Morlot Hand- stücke des Blockes. — Auf demselben kam, wie mir Herr Prof. Fischer mittheilte, Asplenium septentrionale vor. *) Studer, B., Monogr, d. Mol. Studer, G., Panorama von Bern. A an Blöcke der Bächtelen und im Walde der Anstalt Victoria. Dem verständigen Interesse der Vorsteher und An- gestellten der Rettungsanstalten in der Bächtelen und Victoria bei Wabern haben wir die Erhaltung einiger Blöcke zu verdanken, die in Zukunft wohl manchen Spa- zierenden und Nachbarn auf die Wichtigkeit der Erschei- nungen der Eiszeit aufmerksam machen dürften. Die Ab- hänge des Gurten in dieser Gegend sind in mehrfacher Be- ziehung interessant. Zunächst breitet sich gegen die Aare eine ausgedehnte Flussterrasse aus, deren Unterlage aus verschwemmtem Gletscherschutt in Form von Kies oder auch Lehmlagern besteht. Am Fusse des Abhanges zieht eine entschiedene Moraine hin, die gewaltige Blöcke von Eisenstein umschliesst, von denen einzelne ausgegra- bene zu Grundmauern ganzer Gebäude ausreichten. Et- was höher, wo sich unterbrochene Wälder hinziehen, liegen abermals mindestens zwei deutliche Seitenmorainen hinter einander. Sie sind gegenseitig und namentlich gegen den höhern Theil des Gurten selbst durch wahre Thälchen getrennt; es ist dieses Gebiet für das Studium der Morainen eines der interessantesten und würde einem Anhänger der unter Herrn Sartorius von Waltershausen wieder aufgetauchten Hypothese, dass der Morainenschutt durch schwimmende Eisschollen hergeführt worden sei, bedeutende Schwierigkeiten bereiten. Wie wäre anzu- nehmen, dass diese schuttbeladenen Eismassen dicht neben einander, alle in gleichem Abstand von dem Ufer des See's, auf dem sie herum vagirten, Halt gemacht und geschmolzen seien? Die in der Bächtelen gesicherten Blöcke sind mei- stens nur klein, aber von verschiedener Gesteinsart; sie VIREN. a stellen gewissermassen eine Sammlung en gros dar und und sollen, einen ausgenommen, auch in entsprechender Art in der Nähe des Hauptgebäudes aufgestellt und be- zeichnet werden. Es sind folgende: 1. Quarzsandstein, ein Block von wohl 300 Kubikfuss, in den Abhang südöstlich von den Gebäuden eingebettet. Er gehört den eocänen Bildungen an und wird wohl aus dem Kanderthal herzuleiten sein. Als besondere Bezeichnung desselben wurde das Wort: Oonservirt gewählt. Die 5 folgenden gedenkt man, wie bereits angedeutet, zu einer Gruppe zu vereinigen. 2. Granit, scheint aus der Umgebung der Handeck zu stammen und ist ein abgerundeter Block von etwa 8 Kubikfuss. Er wird mit dem Namen Zellweger bezeich- net, zu Ehren dieses thatkräftigen Mitgliedes der schwei- zerischen gemeinnützigen Gesellschaft, das als Gründer der Rettungsanstalt zu betrachten ist. 3. Gasterengranit, feinkörnig, mit graulichem und schwarzem Glimmer, etwa 2 Kubikfuss, erhält die Aufschrift: Gasteren. k. Gneiss, ein pyramidales Stück von 4 Kubikfuss, enthält grünliche Talk- und Chloritbeimengungen und stimmt ganz mit Fündlingen in der Umgebung von Wim- mis überein, die nur aus dem Gasterenthal stammen können, besonders aus der Gegend im Aufsteigen gegen den Lötschenpass. Er wird mit dem Worte Eiszeit bezeichnet. 5) Eisenstein, typische Felsart der untern und mittlern Jurabildungen in den innern Berneralpen, be- sonders entwickelt in den Thälern der beiden Lütschinen und der Kien. Inhalt 12 Kubikf. Bezeichnung: Aargletscher. Bern. Mittheil. 1870. | Nro. 718. ABRN?« 2 ul 6. Taveyanazsandstein aus den eocänen Bil- dungen im Kanderthal und am Eingang in’s Kienthal. Aufschrift: Kanderthal. Wie man sieht, lässt sich aus diesen Blöcken ein lehrreicher Haufe bilden, der selbstverständlich immer noch vergrössert werden kann. Den Herren Vorsteher Kuratli, Schneider und Lehrer Alder in der Bäch- telen für ihre geneigte Mitwirkung in dieser Blockange- legenheit meinen besondern Dank ausdrücken zu können, gewährt mir lebhaftes Vergnügen. Herr Rohner, Vorsteher der Anstalt Victoria, hat mit derselben anerkennenswerthen Zuvorkommenheit in dem Walde südöstlich oberhalb der Bächtelen (Victoria- wald) einenBlockdemnaturhistorischenMuseum der Stadt Bern als Eigenthum abgetreten. (Auf einer seiner Flächen soll die Inschrift: NAT. MUSEUM, BERN, 1870 angebracht werden.) Derselbe hält etwa 300 Kubikfuss und ist ein feinkörniger, braungrauer, glimmer- reicher Gneiss von mehr plattiger Gestalt, der aus der mehrfach genannten Gneisszone auf der Nordflanke der Centralmasse des Finsteraarhorns herzu- ‘ leiten ist — ob aus dem Thal von Grindelwald, Ammer- ten oder Gasteren, wäre wohl schwer zu entscheiden. Er krönt eine der hier auftretenden Morainen und seine Erhaltung hat auch insofern ein besonderes Interesse, als er noch einer der grössten am Abhange des Gurtens vor- handenen Blöcke ist, die mit der Zeit wohl alle ver- schwinden werden. Sichergestellt ıst er vollständig, da der Grund und Boden der Victoria- Anstalt »in todter Hand« liegt, wie man sich auszudrücken pflegt. Die Er- haltung des Blockes, wie auch derjenigen in der Bäch- telen, wird als Servitut in die Manuale der Anstalten eingetragen. Der freundlichen Beistimmung zu den Ent- schliessungen des Herrn Rohner durch die Aufsichts- kommission dürfen wir wohl zum Voraus versichert sein. Blockmassen auf dem Belpberg und Längen- berg und in einigen südlichern Gegenden. Von dem Gurten weg wüsste ich weiter gegen Süden keinen grössern und wichtigern Block zu citiren, so zahl- los auch kleinere Massen von Granit, Gneiss, kry- stallinischen Schiefern, Kalk- und Eisen- steinen auf dem Belpberg und Längenberg, von der Bütschelegg bis Burgistein, sowie südlich vom Belpberg zwischen dem Aare- und Gürbethal noch sind und waren. Bei Uetendorf lag im Schulhölzli wohl die beträchtlichste Masse. Ein mächtiger Block von Ga- sterengranit, einem wohl charakterisirten, gegenüber den Heimritzhütten anstehenden Gestein, wurde auf der Höhe zwischen Rütti und Plötsch bei Riggisberg gesprengt, wo auch noch ein beträchtlicher Block von Kieselkalk aus den untern Kreidebildungen der Alpen liegt. Ob die dort vorkommenden rothen exotischen Gra- nite an dieser Stelle unter die Fündlinge, d. h. in letzter Linie durch Eis transportirten Blöcke zu rechnen sein möchten, will ich hier nicht entscheiden*). Gasteren- granite liegen noch über dem Fallbach ob Blumen- stein, zwischen A100 und 1200 M., sowie in der Thal- sohle zwischen Pohleren und Oberstocken. In der Fortsetzung der gewaltigen Mittelmoraine, die der Aar- und Kandergletscher von Allmendingen bis Strättlingen und zum Einigenwald auswarf, liegen oder *) Bei Rüeggisberg kommen nach H. Studer und ebenso ob dem Längeneybad, westlich vom Gurnigel, dann bereits un- zweifelhaft aus dem Unterwallis stammende Blöcke von Verrucano vor, in’s Gebiet des Rhonegletschers gehörig. EITEDT TEN lagen vielmehr eine Unzahl von Blöcken. Begeht man mit einem ortskundigen Steinsprenger jene Bezirke, so vernimmt man fast alle zehn Schritte von einem Geiss- berger (Granit), der verarbeitet wurde, oder wird auf einen Bockberger (Gneiss) hingewiesen, auf den das lüsterne Auge des Spekulanten ebenfalls gerichtet ist. Nähere Angaben will ich in einer besondern Arbeit über: die quartären Bildungen des Kandergebiets niederlegen. Eın gewaltiger Gneissblock, der aus dem Aare- oder Gasterenthal stammen kann, liegt am rechten Kander- ufer im Schachenwald, gerade beim Eingang des Fusswegs, der die grosse Strassenschlinge zwischen Spiez- wyler und der Kanderbrücke abkürzt. Ein anderer dunkler Gneissblock ist ganz in der Nähe am Bord der Fru- tigstrasse ummauert. Man darf diesen wohl, für lange: Zeit wenigstens, als conservirt betrachten. Berühmt wegen immensen Blockreichthums ist die Gegend der Stygmatt und Stegweid am Westabhang, des Hondrichbergs, wo Hunderte von bedeutenden Gra- nitmassen verarbeitet wurden; eben so häufig ist Eisenstein... Granitblock auf dem Hondrichberg. Auf der Höhe des Hondrichbergs selbst, bei 854 M., liegt ganz nahe der obern Kante der hier nach Norden abstürzenden Fluh ein Granitblock von min- destens 700 Kubikfuss. Derselbe ist ziemlich grobkörnig und enthält auffallend viel schwarzen Glimmer. Ob er von der Grimsel oder aus dem Hintergrunde des Ga- sterenthals stamme, möchte ich nicht zu entscheiden wagen. Ich hoffe, dass die Bemühungen der Herren Pfr. Gerwer in Spiez und Arzt Germann in Aeschi, welche sich anerboten, für dessen Erhaltung zu sorgen, bei den Burgern von Hondrich nicht ohne Erfolg sein werden. Die Sicherung dieses Fündlings wäre namentlich wegen seiner Lage, Grösse und Gesteinsart sehr wünschens- werth. Der Gewinn, der durch allfälliges Sprengen und den Transport von diesem weglosen, bewaldeten Kalk- rücken herunter der Gemeinde erwüchse, wäre in gar keinem Verhältnisse schon zu der Zerstörung von Holz und jungem Waldwuchs. Dafür wäre aber der Nach- welt einer der grössten und merkwürdigsten Blöcke der Gegend erhalten. Auf dem linken Ufer des Thunersees und weiter dem linken Rande des Aargletschers entlang und in dem Gebiete der Lütschinengletscher wären wohl noch manche bedeu- tende Fündlinge namhaft zu machen; von keinem aber ist bis anhin eine spezielle Erhaltung in Aussicht genommen. Was den wichtigen Zufluss aus dem Kanderthal betrifft, so trennte sich derselbe schon ungefähr von Strättlingen an von dem Hauptgletscher und zog für sich allein in sein Quellengebiet sich zurück. Granitblock am Südabhang desBintel bei Wimmis. | Auch auf der linken Seite des Kanderthals, bei Wim- mis, am Südabhang des Bintel, wird für einen Granitblock von 21 Fuss Länge, 15 Fuss Dicke und 42 Fuss Höhe von Herrn Pfarrer Rytz Sicherung in Aussicht gestellt. Dieser muss unzweifelhaft aus dem Gasterenthal hergekommen sein. So viele interessante Fündlinge im Kanderthal, be- sonders einwärts Frutigen, auch zu nennen wären, SO will ich nach den uns zugekommenen Angaben des Hrn. Rytz doch nur einer BEN EN Gruppe vonKkalkblöcken erwähnen, die gerade südlich vom blauen Seelein in dem Steinmeer der dortigen Morainen jedem Besucher auffallen muss. Ein Block namentlich ist völlig wie zu Illustration einer Vorlesung über die Gletscherzeit ge- macht und verdiente photographirt zu werden, wie mir Herr Pfarrer Rytz in Wimmis mittheilte. 20 Fuss hoch, 60 bis 80 F. lang und etwa 30 F. breit wurde er über kleinere Steine hinweg geschoben, die zwischen den Block und die Unterlage eingeklemmt, letztere durch langsames Vorrücken zerquetscht und gespalten haben. Gefahr der Zerstörung sei er nicht ausgesetzt. Aehnlich wie wir erkannten, dass die Blöcke aus. Gadmen sich auf der rechten Seite des Aargletschers halten, so ziehen sich auch ım Gebiete des Kander- gletschers die metamerphischen Kalksteine von der Blüm- lisalp her und besonders die Granite aus Gasteren der rechten Thalseite entlang, worauf Hr. Rytz zuerst hin- wies. Auf diese Seite mussten eben die betreffenden, als Schubmittel dienenden Eismassen durch die Gletscher- zuflüsse von der Gemmi herunter und aus dem Ueschinen- thal gedrängt werden. Ich glaube mit den bisherigen Angaben die wichtig- sten mir im Gebiete des Aargletschers bekannt gewor- denen Fündlinge notirt zu haben und muss nur mein Bedauern ausdrücken, dass namentlich in den nördlichern Gegenden nicht bei einer grössern Anzahl das Beiwort „conservirt“ oder „als unantastbar erklärt* gebraucht werden konnte. Es müssten aber ganz unvorhergesehene Ereignisse eintreten, die unsere gewaltigen Morainen» die doch eben so sprechende Zeugen der Eiszeit sind, gerade um Bern, zu zerstören vermöchten. Oder es müsste eine sehr undankbare und kurzsichtige Nachwelt folgen, die im Stande wäre, die wirkliche Natur und Bil- dungsart des fruchtbarsten Bodens des grössten Theils des Kantons, wie der Schweiz überhaupt, zu verkennen oder ausser Acht zu lassen. Wo 70 bis 200 Fuss mäch- tiger Gletscherschutt den Untergrund bildet, darf der Bauer getrost sagen: „Unter meinem Acker liegt noch ein zweiter.“ B. Gebiet des Rhonegletschers. Im Vergleich zu dem Areal, das von Ablagerungen des Aargletschers bedeckt wird, im Vergleich zu dem Gebiete der meisten andern grossen quartären Gletscher der Schweiz überhaupt nimmt der Rhonegletscher als Ganzes eine immense Fläche ein. Ueber ganz Wallıs, den Genfersee, das Waadtland und den Kanton Freiburg, von Genf bis zum Zusammenfluss der Aare und Reuss, ja bis nahe an den Rhein, vom Nordabhang des Mole- son bis in die Nähe des Gurnigels, von da über Bern, Burgdorf bis nach Affoltern und Sumiswald im Emmen- thal, bis Huttwyl, Melchnau, Pfaffnau und durch den Aar- gau hindurch bis zu obgenannten Punkten breiteten sich seine Eismassen aus. Langgestreckte Eiszungen reckten ausserdem weit in die Jurathäler hinein durch die da- mals schon vorhandenen Clusen und über Gcbirgsein- sattelungen und schoben Blöcke aus dem Wallis sogar bis über die westliche Schweizergrenze hinaus, wie z.B. nach Morteau. Fassen wir erst die Felsarten in’s Auge, so eröffnet sich dem Gesteinskundigen ein wahres El- dorado von Mannigfaltigkeit und Schönheit. Nach Dutzen- den von Begehungen findet man immer wieder neue Formen und Varietäten, die hinweisen auf den fabel- — 56 — haften Reichthum der Gesteinsnuancen, der den Alpen- geologen in den Walliser Gebirgen wohl bekannt und der Lokalforschung gewiss manche Schwierigkeiten zu bereiten im Stande ist. Die grobkörnigen Montblanc- granite, die Arkesinegranite aus dem Bagnethal, die Serpentine aus dem Nicolai- und Saasthal, die Euphotide und Eklogite aus letzterm, die chlori- tischen oder Arollagneisse vom grossen Weisshorn, der Crete de Millon, dem Arollagletscher, die mannig- faltigen Gneisse, krystallinischen, grünen und grauen Schiefer, dioritische und syenritische Gesteine, wie Amphibolite und Quarzite aus den südlichen Wallisthälern überhaupt, die Augengneisse aus dem Oberwallis, die Feldsteine von der Pissevache, Talkquarzite aus dem Turtmannthal und Umgebung, die rothen und grauen Conglomerate des Verrucano oder der Anthrazitbildungen aus dem Unterwallis, — diess sind einıge der wichtigsten Gesteine, welche uns das weit- läufige Operationsfeld der Eiskolonnen und Schwadronen des Rhonegletschers kennzeichnen und begrenzen helfen. Selbst in unserm Kanton, wo doch der Gletscher die ganze Breite zwischen Alpen und Jura einnahm, zeigen diese Gesteine, namentlich die grössern Blöcke oder eigentlichen Fündlinge, eine im Allgemeinen höchst ge- setzmässige und nur durch wirklichen Gletschertransport — nicht etwa durch flottirende Eisschollen — erklärliche Anordnung und Vertheilung. Dieser Nachweis kann aber nur Gegenstand einer weitläufigern Darstellung sein. Ich beschränke mich auch hier nur auf die Anführung der- jenigen Blöcke, deren Erhaltung bereits gesichert, in Aus- sicht gestellt oder sehr wünschenswerth ist. Einige bei- läufige Bemerkungen über benachbarte oder sich an- RT schliessende Verhältnisse werden Sie, meine Herren, mir wohl auclı gestatten. Es kommen hiebei besonders folgende Felsarten zur Behandlung: a. Montblancgranit ; b. Arkesine; c. Gneiss aus dem südlichen Wallis; d. Talkquarzit des Verrucano ; e. Valorsine-Conglomerat. a. Montblanegranit. Als Montblancgranit kurzweg bezeichnet man gewöhnlich jene von den nördlichern Ausläufern dieser Gebirgsmasse, namentlich von der Crete d’Orny und der Westseite des Col de Ferret stammenden, ziemlich grob- körnigen Granite, Manche scheinen auch aus den Quell- gebieten des Trientgletschers und namentlich desjenigen von Argentiere über den Col de Balme gekommen zu sein. Sie sind gleichmässig aus Quarz, manchmal bis zollgrossen, deutlich spaltbaren Feldspathkrystallen und dunkelm Glimmer gemengt. Hie und da zeigen sie einen ziemlichen Talkgehalt und werden dann wohl auch als Protogine erklärt. Sie sind enorm häufig bei Monthey. gegenüber Bex. An den Abhängen des Jura gegen das schweizerische Hügelland stellen sie eine ununterbrocheue Zone dar von Genf bis Wiedlisbach. Sie dringen nur wenig tief in die Thäler des Jura ein, wie sie auch nur auf einem schmalen Streif des angrenzenden Molasse- landes vorkommen. Glücklicherweise konnten bis dato zwei der interessantesten noch vorhandenen Blöcke dieses Gesteins definitiv gesichert werden; von einigen andern darf diess wohl vorausgesehen werden. Bern. Mittheil. 1870. Nr. 719. ER 1. Block im Burchwald ob Attiswyl. Ich habe schon angedeutet, dass die Montblancgra- nite nur bis in die Gegend von Wiedlisbach und Bipp sich ausbreiten. Es war darum von Anfang an wünschenswerth, einen der am weitesten nach Nordosten vorgedrungenen Blöcke als beredten Zeugen für jenes gewaltige Phänomen der Eiszeit erhalten zu sehen. Die Sache hatte in diesen Gegenden ihre Schwierigkeiten, weil namentlich auch hier schon seit Jahrzehnten alle irgendwie brauchbaren Blöcke gesprengt worden sind. Die Granite sind bekanntlich allen andern vorgezogen. Schon die alten keltischen Völkerstämme benutzten sie ja; denn der sogenannte Freistein des Herrn Arzt Gugelmann im Felde von Attiswyl ist eine 12 Fuss ‘hohe Säule von Montblancgranit, die auf 6 Fuss Tiefe senkrecht in den Boden eingesetzt ist. Nach den örtlichen Verhältnissen scheint es unzweifelhaft, dass er wenigtens eine Strecke weit hergeführt worden sein musste. Nach Morlot diente er als Freistein, d. h. wenn ein Ver- folgter auf der Flucht sich zu diesem Block zu schleppen vermochte, so musste er verschont werden. Bei meinen geologischen Untersuchungen der Gegend fand ich nordwestlich ob Attiswyl in einer Höhe von etwa 500 M. ım Burchwald, zunächst unter dem Beuler- hof, den grössten der noch in diesen Bezirken exıstiren- den Blöcke von Montblancgranit. Es ist eine paral- lelipipedische Masse von annähernd 8000 Kubikfuss, von Quarzadern durchzogen und zerklüftet, die bei einem allfälligen Sprengversuch nur unregelmässigen Zerfall be- wirkt hätten. Diesem Umstande und der woh! zu berück- sichtigenden höhern Lage ist es besonders zu verdanken, dass der Block noch nicht in Angriff genommen worden war. In der Nähe liegen noch andere kleinere Stücke FREE. 2. desselben Gesteins, sowie in der Umgebung eine Anzahl von charakteristischen Felsarten aus den südlichen Wallis- thälern vorkommen. Ich wendete mich damals an den Arzt des Dorfes, Herrn Gugelmann, und legte ihm den Block an’s Herz. Da derselbe aber im Burgerwald liegt, so musste ich mich mit dem Präsidenten des Burger- raths in Verkehr setzen, was schriftlich geschah. Ich er- hielt nie einen Bescheid. Zufällig kam mir dann während des folgenden Winters unter Makulatur eine weniger ver- breitete kleinere Zeitung in die Hände, in der ich die damals schon alte, mir aber unbekannte Trauerbotschaft las, dass im Jänner der Burgerpräsident von Attiswyl beim Holzführen unter den Wagen gekommen und gestorben sei. Ich übersandte nun zu Handen des neugewählten Präsidenten abermals den allgemeinen schweizerischen Aufruf und den Beschluss des bernischen Regierungsraths an Herrn Gugelmann, mit der Bitte, der Sache seine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Es folgten noch wei- tere Korrespondenzen und mündliche Unterhandlungen, deren Resultat aber am Ende ein Beschluss der unterm 5. Juni 1869 versammelten Burgergemeinde von Attiswyl war, den Stein der naturforschenden Gesellschaft in Bern käuflich abzutreten. Da damals in den Zeitungen gerade der Krystallfund am Tiefen- gletscher ventilirt wurde und bekanntlich von übertrie- benen Preisen die Rede war, so dürfen wir wohl die im Schoosse dieser Versammlung gefallene Bemerkung: „ja die Herren von Bern wollen den Stein verkaufen und um 15 Fr. per Pfund in Handel bringen,“ begreifen und ver- geben. Um so mehr sind darum die belehrenden Bemer- kungen und Bemühungen des Herrn Gugelmann, sowie der gute Wille des Burgerpräsidenten, Herrn Ryf-Kän- zig, anzuerkennen. a Den 19. Juni hatte ich das Vergnügen, die Herren Fr.Bürkiı undEdmund von Fellenberg nach Attis- wyl zu begleiten, wo beifolgender Kaufvertrag abge- schlossen wurde, der in’s Protokoll unserer Gesellschaft wörtlich aufzunehmen und in deren Archiv aufzube- wahren ist. Copie. Abtretungsvertrag. Die Burgergemeinde von Attiswyl, Kanton Bern, er- klärt hiemit, dass sie durch Gemeindsbeschluss vom 5. Juni 1869 der Naturforschend. Gesellschaft von Bern verkauft und zum Eigenthum abgetreten habe: Einen grossen Granitfündling, in dem ihr angehörenden Burchwald im Gemeindsbezirk Attiswyl liegend. Beide Partien verpflichten sich, diesen Granitfündling nicht zu zerstören, sondern ihn von nun an auf Ort und Stelle zu belassenin seinem jetzigen und bisherigen Zustand. Der Kaufpreis wurde festgestellt auf Sechszig Fran- ken, welche auf heute baar bezahlt wurden, und wofür hiermit bestens quittirt wird. Der Stein wird aufKosten der Naturforsch. Gesellschaft mit einer Inschrift (N. G. BERN) bezeichnet werden*). Also geschehen und in zwei gleichlautende Doppel ausgefertigt in Attiswyl den 49. Juni 1869. Namens der bernischen Namens der Burgergemeinde Naturforschenden von Attiswyl: Gesellschaft: Der Präsident: Fried. Bürki, alt-Grossrath. Joh. Ryf. Isidor Bachmann. Der Sekretär: Edmund von Fellenberg, Friedrich Zurlinden. Geolog. *) Seither geschehen. N 3 ARE Mögen bei diesem Handel auch seltene Zufälligkeiten mitgespielt haben, so habe ich es doch nicht für über- flüssig angesehen, auf die Einzelnheiten einzugehen, um an einem Beispiele nachzuweisen, mit welchen Umständ- lichkeiten die Erhaltung eines einfachen Steins verbunden sein könne, wo man sonst zu erwarten versucht sein möchte, dass ein dahin zielender Beschluss die selbst- verständliche Aeusserung der Theilnahme und des Inte- resses der betreffenden Menschen an der Geschichte des heimatlichen Bodens sein müsse. | Während dieser nun als „unantastbar“ erklärte Block an der Ostgrenze unseres Kantons liegt, findet sich ein anderer, der ebenfalls definitiv gesichert ist, nahe der westlichen Grenze gegen Neuenburg. Auf dem Wege zu diesem erlauben Sie mir wohl einen Seitenblick auf an- dere Kameraden. Da treffen wir zunächst auf eine mächtige Blockan- sammlung in den Stadtwaldungen von Solothurn, im Riedholz, um die Martinsfluh und Einsiedelei (namentlich im Franzoseneinschlag). Im Riedholz liegt eine mächtige würfelige Masse auf zwei kleinern Blöcken von verschiedener Grösse aufgesetzt, dass man den Hauptblock hinunter stossen zu können glaubt. Es wurde schon verschiedentlich publizirt, dass die Stadt Solothurn den so ehrenvollen Beschluss gefasst, für die Erhaltung aller dieser zahlreichen Blöcke zu sorgen. Dank der berühmt gewordenen Umsicht des dortigen Oberförsters sind bekanntlich sämmtliche Waldungen im mustergültig- sten Zustande. Wenn dieser gewandte Forstmann die ‚Blöcke auch des Waldes selbst, namentlich des jungen Nachwuchses wegen zum Schutze zu empfehlen für gut fand, so dürfte diess wohl in andern Fällen und an an- _ dern Orten ebenfalls Berücksichtigung verdienen. PEN 2 rg Viele Montblancgranite lagen bei Oberdorf und dessen Umgebung. In Grenchen ist der Denkstein des Herrn Prof. Hugi, der um die Erforschung der Alpengletscher sich nicht unwichtige Verdienste erworben, vor dem Schul- hause ein Montblancgranit. Zwischen Lergnau und Pieterlen lag nahe über der Hauptstrasse ein gewaltiger Granitfündling, der vor Kurzem gesprengt wurde und beim Bau der Elisa- bethenkirche in Basel Verwendung fand. Ein hausgrosser Block krönte früher die Höhe des Büttenbergs beim Barthlemehof gerade nördlich ob Safneren. Altberühmt sind die Abhänge des Jura nördlich ob Bözingen wegen ihres enormen Blockreichthums. Gra- nite finden sich auch, wie ich von Herrn Jakob in Biel höre, bis auf die Höhe der ersten Kette. Es wäre zu schade, wenn die Gemeinde Bözingen nicht einige der merkwürdigsten auf ewige Zeiten schützen würde. Einer zeichnet sich durch seine eigenthümliche Lage aus. An der schief abfallenden kahlen Fläche von Jurakalk*) klebt er über den Reben eigentlich bloss. Ein anderer, wenn auch bedeutend kleiner, ist eigentlich räthselhaft, indem sich eine parallele Spalte wie ein Sägeschnitt durch den- selben zieht. Geben wir uns der Hoffnung hin, dass Bö- zingen nicht hinter dem Beispiel anderer Gemeinden zurückbleibe. 2. Der graue Stein bei Biel. Den meisten von Ihnen, meine Herren, wird der graue Stein ob Biel bekannt sein, der wohl zum Vor- *) „Auf den Stühlen.“ © ta Dagplech aus als geschützt zu betrachten ist*). Er besteht eben- falls aus Montblancgranit, hat eine mehr eiförmige Ge- stalt von etwa 45 Fuss grösserm Durchmesser und 9 bis 10 Fuss Höhe. Auf demselben kommt die schön gelbe Lecidea geographica vor, die sich sonst selten auf Fünd- lingen findet, weil diese in den meisten Fällen beschattet und nicht, wie der graue Stein, dem nöthigen freien Sonnenlichte ausgesetzt sind. Dem Bielersee entlang wären noch mehrere zu nen- nen, aber wir wollen uns beeilen, um zu dem in seiner Art so merkwürdigen hohlen Stein zu gelangen, mit dem die Burgerschaft von Twann die Wissenschaft beschenkte. 3. Der hohle Stein in den Burgerwaldungen von Twann, nördlich ob Weingreis. Tafel I. Herr Edmund von Fellenberg, durch Herrn Irlet in Twann aufmerksam gemacht, besuchte von un- *) In einer Antwort des Burgerraths der Stadt Biel, datirt vom 19. März 1870, auf meine Zuschrift in Betreff dieses Blockes an den Präsidenten, Herrn Dr. Neuhaus, wird mir mitgetheilt, dass es sich vor etwa 2 Jahren darum handelte, den grauen Stein um eine Offerte von Fr. 200 zu Bauzwecken zu veräussern, die Forst- kommission das Gesuch aber mit Recht abschlägig beschieden habe. Ein eigener Beschluss für Erhaltung des grauen Steins existirte bis jetzt noch nicht; es hat aber der Rath auf mein Schreiben hin beschlossen, diese Angelegenheit vor die Gemeindeversammlung zu bringen, damit ein für alle Zukunft bindender Beschluss gefasst werde. Dem freundlichen Schreiben entnehme ich ferner, dass noch ein anderes Prachtexemplar eines erratischen Blocks gerade ob dem Gottesacker bei der Besitzung des Herrn Pflieger liege, dass na- mentlich im Mahlenwaagwald der Burgergemeinde Biel zahlreiche kleinere Blöcke anzutreffen seien. — Der graue Stein spielt bei der Bieler Jugend als Kindlistein eine wichtige Rolle. RR ge % serer Seite zuerst den imposanten Fündling ob Twann, welcher unter dem Namen hohler Stein bekannt ist. Im Juni 1869 wurde derselbe von dem eben Genannten, den Herren Prof. Bernhard Studer, Bürkı und ihrem Be- richterstatter in Augenschein genommen. Er stellt eine gewaltige Platte von charakteristischem Montblanc- granit dar, die durch ihre Grösse imponirt und durch ihre eigenthümliche Lage überrascht. Der Block hat eine Länge von 30 Fuss, eine Breite von 25 Fuss und eine mittlere Dicke von 10 Fuss oder nach der originellen Art der Messung durch Freund Fellenberg auf Grund- lage natürlichen Körpermasses eine Länge von 6 und eine Breite von 5!/, Fellenberglängen. Man wird sich bei einer Annahme von 7500 Kubikfuss Inhalt nicht stark irren. Diese Platte ist nun in der Art auf ein niederes, hier auftretendes Kalkriff aufgesetzt, dass ein grosser Theil bergwärts über die Unterlage hinwegragt. Durch die Wucht des Druckes wurde der Kalkstein ordentlich zermalmt und zerbröckelt. Zwischen besagtem Kalkgrät- chen und dem Boden, auf den sich der aufsitzende Theil des Blockes stützt, ist ein kleiner Zwischenraum vor- handen, gerade weit genug, um mit einiger Anstrengung Fellenberg’s Rumpf einen Durchpass zu gestatten. Auf eine einfache Vorstellung an den Präsidenten der Burgergemeinde von Twann, Herrn Grossrath Engel, wurde in der Folge von der am 2. Januar 1870 ver- sammelten Burgergemeinde von Twann der ein- stimmige Beschluss gefasst, den hohlen Stein dem Museum der Naturgeschichte der Stadt Bern zu schenken, wie diess Ihnen von Herrn Fr. Bürki bereits mitgetheilt und zuerst durch den „Handels- kourrier* öffentlich bekannt gemacht wurde. REN Wir dürfen nicht zweifeln, dass für das hier etwas beweglichere Volk der hohle Stein in Zukunft noch mehr ein Zielpunkt von Spaziergängen sein wird und an all- gemeinem Interesse gewonnen haben muss. Der Platz, den er einnimmt, besitzt zudem eine wundervolle Lage. Auf der ersten bewaldeten Bergkante aufgesetzt, ist seine Fläche hoch genug, um zwischen den Tannen hindurch den Blick über den freundlichen See mit seiner Insel, über die weitläufigen Hügel des Bernergebiets bis zu den Freiburgerbergen schweifen zu lassen, welcher ganze Raum einmal ein einziges wunderbares Gletscherfeld dar- gestellt haben muss. In der Umgebung des hohlen Steins liegt noch man- cher schöne Block, eine prächtige Gruppe wenig östlich. Auch zahlreiche andere Wallisergesteine begegnen in ziemlicher Mannigfaltigkeit, von denen wir mit Vergnügen sammelten. „Aber was hören wir,* so hiess es damals, „aus der Ferne für ein Gehämmer und Gepicke?“ „Es sind Italiener, die eben unter Gaicht einen präch- _ tigen Granit verarbeiten.“ Dasselbe Schicksal wird die meisten ereilen. Drücken wir darum nochmals den wackern Bürgern von Twann unsere volle Achtung und Aner- kennung aus. Erinnern wir uns weiter westlich an den Denk- stein des wohlthätigen Montagu über Neuenstadt, dessen goldene Inschrift weithin über das Land erglänzt. Es ist ein Block von Montblancgranit. Die Bemühungen des Club jurassien haben im Ge- biete des Kantons Neuenburg bereits manchem Mont- blanegranit das „Inviolable“ eingegraben. Die Krone aber wird der „Pierre-a-Bot* (45,000 Kubikfuss) am _ Abhange des Chaumont ob Neuenburg gehören. Bern. Mittheil. 1870. Nro. 720. OBEN So sehen wir, dass von Wiedlisbach gegen Westen, dem ganzen Jura entlang, Monumente bleiben, die auch unserer Nachwelt Zeugniss von einer der merkwürdigsten Erscheinungen der Eiszeit geben werden. Hoffen wir, dass die Gemeinde Bözingen und auch Biel die recht- zeitigen Vorkehrungen treffen und dem rühmlichen Bei- spiel ihrer Nachbarn im Osten und Westen folgen, falls diess nicht bereits geschehen. Es knüpfen sich an die Montblancgranite noch manche Erwägungen von grosser Bedeutung. Warum breiten sich dieselben nicht weiter nach Osten und Nordosten aus, während doch Gesteine aus den penninischen Alpen bis nahe an die nördliche Grenze der Schweiz vorkommen? Warum dringen dieselben nicht so tief in die Jurathäler ein, wie es mit andern Fündlingen des Rhonegletschers der Fall ist? Die Beantwortung dieser Frage hat schon Herr Guyot, früher Professor in Neuenburg, jetzt in Princeton, New-Yersey, versucht. Er nimmt an, dass erst während der grössten Ausdehnung der Eismassen des gesammten Rhonegletschers die Eisströme des Nordendes des Montblanc, zum Theil vielleicht sogar über den Col de Balme, in’s Rhonegebiet eingebrochen seien. Zu dieser Zeit breiteten sich aber die aus den Thälern des Ober- wallis und von den penninischen Alpen her vereinigten Gletscher schon durch die ganze Schweiz und bis in den Jura hinein aus. Der Gang der ganzen Erscheinung muss dann ein derartiger gewesen sein, dass der erwähnte Zuzug vom Montblanc her nur bis in die oben ange- deuteten Gegenden vorzurücken vermochte. Beim darauf folgenden Zerfliessen der Eismassen setzten sich natür- lich die Blöcke ab und lehren uns diejenigen Bezirke kennen, die einst von Eisströmen aus einem Revier be- deckt wurden, das nach den gegenwärtigen (und vorher- FE gehenden) Verhältnissen zum Theil in's Wassergebiet der Arve gehört. Dass Montblancgranite nur auf der linken Seite des damaligen Rhonegletschers vorkommen, wird uns hieraus sofort leicht begreiflich. b. Arkesine. Der Arkesine ist ein Gestein aus der Granitfamilie, welches meist gneissähnlich dünn- oder dickbaukig ge- schichtet, manchmal auch massig erscheint. Er ist ein Gemenge von Quarz, Feldspath, Hornblende und einem talkähnlichen Mineral, und meist von vorherrschend grau- lichgrüner Farbe. Nicht selten findet man als Ueber- gemengtheil mehrere Linien lange, schön gelbbraune Sphenkryställchen. Es kommen in demselben lagerartig Ausscheidungen von hellerm granitischem Gestein, ferner mit Chlorit und Albitfeldspath austapezierte Klüfte und Spalten vor. Manchmal stellen einzelne Partien ein grob- ‚körniges Gemenge von zollgrossen Hornblendemassen mit zuckerkörnigen Feldspathbrocken dar. Dieses ziemlich variable Gestein ist nach Herrn Prof. Studer anstehend im Hintergrunde des Bagnethals und ‚bildet ein Hauptglied im Gefüge der höchsten Kämme der penninischen Alpen. Unter den Fündlingen des Rhone- gletschers findet es sich enorm häufig in gewissen Strichen "und wird dem Stammorte ganz entsprechend begleitet namentlich von Arollagneiss, Chloritschiefer, grünen und _ grauen Schiefern, sowie Serpentin. Herr Guyot nannte diese Gesellschaft die Gesteinsgruppe der penninischen Alpen. Aus Arkesine bestehen die grossartigsten noch vorhandenen Blockgruppen und wir sind so glücklich, ‚ drei derselben als „conservirt“ anzuführen. SEES, ilazak 1. Arkesineblöcke auf dem Steinhofzwischen Herzogenbuchsee und Seeberg. Tafel II. Seit alter Zeit ist der Steinhof, eine solothurnische Enclave in Bernergebiet, berühmt wegen seines Block- reichthums. Er trägt seinen Namen nicht umsonst. Die Oberfläche und Abhänge des Hügels sind von Tausenden von Fündlingen und zwar meist von Arkesine bedeckt gewesen, als hätten wir hier, fern von der eigentlichen Heimat, eine Ablagerung eines kolossalen Bergsturzes vor uns. Es müssen diese Blöcke eine Reise von min- destens 65 Stunden gemacht haben. In den Wäldern und besonders auf dem urbaren Boden wurde namentlich während des Baues der Centralbahn eine schwunghafte Ausbeutung betrieben. Man findet indessen immer noch wahrhaft erstaunliche Mengen von Blöcken. Besonders verschont wurde eine Gruppe, indem sie glücklicher- weise gerade auf der Grenze zwischen Gemeinde- und Privatbesitz liegt und ihre Eigenthumsverhältnisse etwas anfechtbar schienen. Sie besteht aus drei mächtigen Blöcken, die auf 60,000, 3250 und 4875 Kubikf. geschätzt werden. Um bei der immer fortschreitenden Zerstörung der Blöcke den wichtigsten vorläufig wenigstens für eine Zeit lang zu sichern, liess Herr Oberingenieur Denzler ein Signal für die topographischen Aufnahmen darauf errichten. Auf Veranlassung der schweizerischen und solo- thurnischen naturforschenden Gesellschaft setzte dann im vorletzten Jahre die Regierung von Solothurn einen Ter- min fest, bis zu dem Jedermann, der Ansprüche auf den Block, die „Fluh“ genannt, machen zu können glaubte, dieselben geltend machen möge. Es zeigte sich Niemand und hiemit war der Block vorläufig als Eigenthum der Gemeinde Steinhof erklärt. Die rühmliche Thätigkeit des RT Herrn Professor Lang in Solothurn, des letztjährigen - Präsidenten der Versammlung der schweizerischen natur- forschenden Gesellschaft daselbst, brachte dann mit der Gemeinde Steinhof einen Handel zu Gunsten der allge- meinen schweizerischen Naturforschergesellschaft zum Abschluss, welche gegen eine Summe von 400 Fr. für das Schulgut der Verkäuferin nun Eigenthümerin der Blockgruppe geworden. Ausser der Centralkasse , Basel und Solothurn betheiligte sich auch die hiesige Block- kasse zur Hälfte bei der Deckung der eingegangenen Verpflichtungen. Die Opferwilligkeit Bern’'s hat, wie Sie sehen, auch einen Theil an dem werthvollen nunmehrigen Eigenthum der schweizerischen Gesellschaft der Natur- forscher. Ich erlaubte mir darum auch die Blockgruppe auf dem Steinhof in den Kreis meiner Betrachtungen zu ziehen, obschon sie zufällig auf einem Flecke solothur- nischen Gebiets liegt. Kein schweizerischer Naturfreund wird solchen Vorgängen überhaupt seine lebhafte Theil- nahme versagen können. Herr Altgrossrath Friedrich Bürkı besorgte eine photographische Aufnahme der merkwürdigen Blockgruppe, die an Privaten und Sammlungen abgegeben wurde. Die beigegebene Ansicht (Tafel II) ist ebenfalls nach dieser Photographie entworfen und stellt die Gruppe von Nor- den her dar. Der Hauptblock und der auffallende Zahn links scheinen von Anfang an getrennt gewesen zu sein. Ganz links sind bloss noch Reste von dem dritten, grösstentheils zersprengten vorhanden. In der Umgebung des Steinhofs kommen noch eine Masse von Fündlingen, meist von derselben Gebirgsart, vor. Der Steinberg, ein bewaldeter Abhang gegenüber Riedtwyl, ist noch ganz bedeckt. Auf einen als erhalten zu betrachtenden Block in der Wallachern werde ich RR ‚10 erie noch besonders aufmerksam machen.. Wie schon ange- deutet, breiten sich die Arkesineblöcke auch noch weiter gegen Nordosten aus. Ein bedeutender, wohl 2200 Kubik- fuss haltender Block liegt namentlich südlich von Rogg- liswyl im Kanton Luzern, dessen Erhaltung die luzer- nische Section des S. A. C. wohl bereits betrieben haben dürfte. Der Block ist 25° lang, 11° breit und 8° hoch und heisst der grosse Stein. Er gehört gewiss zu den in- teressantesten Fündlingen der ganzen Schweiz. Die Haupt- masse besteht aus dem vorhin als Varietät aufgeführten Gemenge von Hornblende und Feldspath und ist eigent- lich ein prächtiger Syenit. Unmittelbar dabei lagen noch kleinere Blöcke von Arkesine und Hornblendegesteinen, ächtem Serpentin aus Zermatt u. s. w., wie auf dem Stein- hof. Auffallend ist ein gerundeter Block von Muschel- sandstein, der unter dem Hauptfündling liegt und durch denselben gespalten und zerdrückt wurde. 2, Arkesineblock ın der Wallachern. Ein etwa 30° hoher, 42 bis 15° breiter Block von Arkesine liegt nördlich von Wynigen inder Wallachern, dem frühern Gute des Herrn Regierungsrath Weber. Er kann, wenigstens so lange die gegenwärtigen Ver- hältnisse dauern, als geschützt betrachtet werden, da er die Grenze zwischen den Aemtern Burgdorf und Wan- gen bezeichnet. 3. Gruppe von Arkesineblöcken auf dem Jolimont, Teufelsbürde genannt. Tafel IH. Eine imposante, wahrhaft malerische Gruppe, ebenfalls von Arkesine, liegt im Staatswalde auf dem Joli- mont, wenig östlich von dem höchsten Punkte (604 M.). Bl ‚Verfolgt man die prächtige Strasse von Erlach zum Pour- talesgut, so hat man von diesem aus den Verbindungs- weg zwischen Tschugg und St. Johannsen zu über- schreiten und etwa 7 Minuten tief westlich in den Wald einzudringen und steht in angenehmem Schatten von Buchen und Tannen vor der überraschenden Felsmasse. Die Gruppe besteht aus drei Hauptblöcken. Der eine auf der Westseite liegende ist sehr breitrückig, mit Moos und Dammerde, zum Theil mit Gestrüpp bewachsen und mag bei 20,000 Kubikfuss halten *). In der Mitte liegt ein ge- waltiges dreiseitiges Prisma, von dem ein kleineres pyra- midales Stück gegen Norden abgefallen ist und gleich- sam als Staffage vor den Hauptblöcken liegt. Zusammen mag die Masse 8000 Kubikf. Inhalt haben. Der dritte Block ist ein bedeutend kleinerer von 500 Kubikf. etwa. *) Nach Jahn (Kanton Bern, antiquarisch -topographisch be- schrieben. Bern 1859) heisst dieser grösste Fündling auch Heiden- stein. „In dem freien Raume, der zwischen diesem und dem Nach- barblock in einer Länge von 10 Schritten und in einer Breite von 3—4 Schritten durchläuft, entdeckte man 1848 beim Nachgraben ein mächtiges, äusserst compactes Steinbett aus Bruch- und Kiesel- steinen; unter und zwischen diesen fand man Reste der rohesten keltischen Töpferwaare, etwas Ziegelwaare, keltisches Steinbild- Schnitzwerk ,„ ein Steinbeil und ein ehernes stiletartiges Geräthe ; Alles war mit Kohlen untermengt ; selbst in der Tiefe von 15 Fuss zeigten sich noch schön erhaltene erstickte Kohlen in Masse. Alles lässt auf einen Opferplatz schliessen, in welchem der grosse, oben flache Stein eine Art natürlichen Altars darstellte... .. Ein dritter aufrecht stehender Block zeigt an einem stark hervorragenden Vor- sprung Spuren von Bearbeitung zu einem riesigen Profilbild eines Götzen. Wir haben hier also eine keltische Kephaloide, das heisst einen Felsen mit künstlicher kopfähnlicher Bildung, wie solche als Denkmäler des druidisch-keltischen Steinkults in Frankreich häufig vorkommen.“ 1. 1. p. 16. Es schien mir interessant genug, durch Anführung obiger Stelle aus Jahns Werk auch auf die archäo- Bun. SER Von andern Felsarten liegen in der Nähe, meist zwar nur in kleinen Stücken, Serpentin, Arollagneiss, Chlorit- schiefer, Quarzite des Verrucano aus dem Turtmannthal, Valorsine-Conglomerat u. s. w. Mich auf den früher erwähnten Beschluss des tit. Regierungsrathes beziehend, wendete ich mich an Herrn Schluep, Oberförster des Seelandes, sowie an die Direction der Forsten und Domainen, und erhielt selbst- verständlich alle nöthigen Zusicherungen, welche die Con- servirung der Blöcke ausser Zweifel setzen. Als Bezeich- nung soll der Name Teufelsbürde eingehauen werden. Das Auffinden so kolossaler Blöcke von Arkesine in unmittelbarer Nähe des Jura hatte für mich etwas Ueberraschendes, da sich sonst die Verbreitungszone dieser Felsart südlicher hält. Durch Herrn Schleich, Geometer, der mit topographischen Aufnahmen im Jura betraut ist, erhielt ich indess Handstücke von zwei be- deutenden Blöcken von Arkesine, die rechts und links von der Suze, zwischen Courtelary und Corte- bert, im St. Immerthal liegen. Derselbe war so freund- lich, mir auch die Maasse mitzutheilen. Derjenige auf der rechten Thalseite hat 5,5” Länge, 3” Breite und 4" Dicke, derjenige links der Suze 3" Länge, 2” Breite und 1,5” Dicke. Es ist mir leider nicht bekannt, auf wessen Grund und Boden diese Blöcke liegen; wenigstens der eine davon verdiente erhalten zu werden, da diess wohl logische Bedeutung der Blockgruppe hinzuweisen. Die Angabe über das Götzenprofil setzte ich namentlich bei, um allfällige spätere Be- sucher der „Teufelsburdi“ darauf aufmerksam zu machen, wie ich es auch für mich ad notam nehme; denn bei meinen zwei bisheri- gen Besuchen ist mir nichts Derartiges aufgefallen, falls der betref- tende Block überhaupt noch vorhanden. Ich dachte übrigens auch gar nicht an solche Dinge. ERS ET noch von den grössten Fündlingen sein werden, die im St. Immerthal liegen. ec. Gneiss aus den südlichen Wallisthälern. Wer je schon Gesteinskunde getrieben, wird gut genug wissen, welch’ endlose Mannigfaltigkeit die verschiedenen Gneissabänderungen darstellen, wie viele allmälige Ueber- gänge in verwandte krystallinische oder unvollkommen krystallinische Gesteine innerhalb des elastischen Rah- mens des vulgären Schulbegriffs von Gneiss Statt haben. Das krystallinisch schiefrige Gestein, das ich hier im Auge habe, ist feinkörnig, auf dem frischen Bruche von graulichweisser Farbe und besteht aus graulichen, glas- glänzenden Quarzkörnern, die vorherrschen, aus fein in die Zwischenräume eingeflochtenem zuckerkörnigem Feld- spath und weissen, stark glänzenden Glimmerschüppchen, manchmal mit Talk untermengt. Charakteristisch für eine Reihe von Blöcken dieser Felsart scheinen bräunliche Ockerflecken oder krümmlige erdige Massen eines roth- braun verwitiernden Minerals. Bei erratischen Blöcken begnügt man sich zur Vollendung der Charakteristik gerne schliesslich mit einem Hinweis auf den Stammort. Bei vorliegenden ist dieser Nachweis bisher noch nicht hin- reichend gelungen. Weder in Sammlungen noch in der Erinnerung der competenten Geologen der Alpengebiete, die hier als Stammort in Frage kommen können, näm- lich der südlichen Wallisthäler, konnte ich bisher etwas Uebereinstimmendes finden. Und doch scheint gerade dieser Gneiss für die Gesteine des Rhonegletschers eine besondere Bedeutung zu besitzen. Ich fand Blöcke da- von in einem zusammenhängenden Strich von Ins über den Jolimont, dem rechten Bielerseeufer entlang über den Kräyenberg zwischen Mett und Brügg, wie weiter aar- Bern. Mittheil. 1870. Nr. 721. BL ‚abwärts auf dem Bucheckberg bei Lüterswyl und Hessig- kofen in solothurnischem Territorium. Nach den überall damit vergesellschafteten Gesteinsarten, wenn immer diese auch nicht so massenhaft auftreten, muss unser eigen- thümlicher Gneiss aus den südlichen Wallisthälern her- zuleiten sein. 4..Dergrosseundkleine Heidenstein, der Dachsenstein und alte Opfersteine im obern Längholzwalde bei Madretsch. Den Anwohnern, Förstern und Archäologen ist eine Ansammlung von Blöcken auf dem niedrigen, breiten, be- waldeten Hügel zwischen Madretsch, Mett und Brügg, in der Nähe von Biel, schon lange bekannt. Es herrschen dort vor Allem eben beschriebene Gneissvarietäten. Dieses weichere Gestein wurde von alten Völkerstämmen, die dem Druidendienst ergeben waren, vornehmlich zu Opfer-, Blut- oder Schalensteinen benützt. Doch sprechen wir zuerst von den bedeutendern Fündlingen. Durch imposante Grösse zeichnet sich im Läng- holz, einem Staatswald, zunächst der grosse Heiden- stein aus. Es ist ein in Tannwuchs versteckter, mit Moos bedeckter kubischer Block von circa 20,000 Kubik- fuss. Nicht unbedeutende Massen sind schon von dem- selben abgesprengt worden *). In geringer Entfernung ”) „An den Heidenstein knüpft sich die superstitiöse Vorstel- lung, als hausten dort „kleine grüne Männchen.“ Diess ist nun offenbar ein Rest des altkeltischen Glaubens an untergeordnete Gott- heiten oder an Genien, wie sie im altkeltischen Irland in der Vor- stellung des gemeinen Mannes als die „grünen, guten Lcutchen“ noch existiren.... . . Kohlenspuren, die man bei Umgrabung des Heidensteins fand, dürften von Opfern herrühren, die eben jenen grünen Leutchen galten.“ Jahn, Kanton Bern, p. 89. aut RE) a davon liegt ein zweiter, der kleine Heidenstein ge- nannt, den wir etwa auf 10,000 Kubikfuss schätzten. Ein dritter, bedeutend kleinerer führt bei Jägern und För- stern den Namen Dachsenstein. Wenn uns die beiden genannten durch ihre Grösse und eigenthümliche Gesteinsart fesseln, so geschieht diess aus einer weitern Veranlassung bei einer Zahl benach- barter Blöcke, die indessen meist nur 60 bis höchstens 300 Kubikfuss halten mögen. Es sind diese auf ihrer Ober- fläche mit einer Zahl von schalen- oder tassen-, auch kurz rinnenförmigen Vertiefungen ausgehöhlt. Verwitte- rungserscheinungen sind diess durchaus nicht etwa, sonst müssten sie auf dem grossen Heidenstein z. B. eben so gut vorkommen. Vielmehr sind es entschieden künstlich ausgearbeitete Vertiefungen. Die Alterthumsforscher neh- men an, dass solche Blöcke als Altäre dienten. Lebende Opfer wurden auf diese kalte Bank gefesselt und ge- schlachtet, so dass die Blutströme sich in den vorhan- denen Vertiefungen sammeln mussten. Es sind diese Opfer- steine, von denen Hr. Fellenberg und ich, unterstützt von Bannwart Gutmann von Mett, an den ich Interessenten zunächst weise, in kurzer Zeit mehrere zählten, nicht beschränkt auf den Längholzwald, sondern sie finden sich fast noch zahlreicher im nahen Luterhölzli, ge- rade südlich ob Mett, einem Wäldchen der Burgerschaft von Nidau. Auch Blöcke von Montblancgranit liegen ebenda, was nebenbei bemerkt werden mag. Es ver- dienten gewiss einige dieser Opfersteine in grössern Samm- lungen aufbewahrt zu werden. Freilich würde dort der düstere Wald fehlen und namentlich die Umgebung, wie wir sie etwa zur Zeit jenes blutigen Opferdienstes uns vorstellen können. Wie leicht wäre es möglich, dass der Bielersee zu damaliger Zeit noch über Bözingen gegen ra Meinisberg abfloss, während statt der jetzigen Rinnen der Zihl und Aare öde mit Gestrüpp und Röhricht bewach- sene Dschungeln oder Ueberschwemmungsgebiete vor- handen waren, so dass unser Kräyenberg mit seiner Fort- setzung, dem Büttenberg, als isolirter bewaldeter Hügel, damals vielleicht mit breitkronigen Eichen beschattet, in- mitten einer Wildniss sich über die umgebende Niede- rung erhob. Denken wir uns dazu die waldigen Abhänge des Jura und den Spiegel des Bielersees, die Höhen des Frienisberg, des Büren- und Bucheckbergs und weit im Süden die unnahbaren Eisgebirge, — wahrlich, wir hätten einen Platz für düstern Götzendienst. | Ueberlassen wir aber diese Phantasien über eine frühere Zeit, ihre Gebräuche und Sitten andern Leuten und kehren zu unsern Hauptfündlingen zurück. Wir dürfen es ein Glück nennen, dass das Längholz Staatswaldung ist. Ich wandte mich auch in Betreff dieser Blöcke an die Direction der Forsten und Domainen und erhielt unterm 25. Februar 1870 durch an mich gerichtetes Schreiben die beruhigendste Zusicherung, dass diesen Blöcken, wie der Teufelsbürde auf dem Jolimont, stets sorgsame Auf- merksamkeit geschenkt worden sei. Auch diesen Stein- blöcken sollen ihre Namen durch Einhauen in die Steine selbst auf haltbare Art beigesetzt werden, wozu dem Oberförster in Nidau Weisung ertheilt sei. 2. Der graue SteinbeiLüterswylaufdem Bucheckberg, Solothurn. Es wurde bereits angedeutet, dass der uns beschäf- tigende Gneiss, wie andere Wallisergesteine, eine strich- förmige Vertheilung zeige, die sich bis auf den Bucheck- berg erstrecke. Ja es findet sich dort, in viel bedeuten- derer Entfernung von dem supponirten Stammort, sogar BE ur noch ein viel beträchtlicherer Block. Im Burgerwalde südlich ob Lüterswyl glaubte Herr Professor Stu der seiner Zeit zuerst einen Felskopf auftauchen zu sehen und fand dann, dass es ein kolossaler Fündling sei. Er heisst grauer Stein. Ich war auch bei demselben und schätze ihn auf 24,000 Kubikfuss. An dieser Stelle citire ich ihn namentlich, um die Uebereinstimmung des Ge- steins mit dem Heidenstein bei Madretsch nachzuweisen. Das Vorkommen eines so ungeheuren Fündlings in dieser Gegend gehört noch um so mehr zu den merkwürdig- sten Erscheinungen, als im Allgemeinen erratische Blöcke auf den höchsten Flächen des Bucheckbergs nur selten und sporadisch auftreten. Von bedeutendern fand ich da, auch nach eingezogenen Erkundigungen, nur noch solche von derselben Gesteinsart wie der graue Stein, nämlich den sogenannten Geissenstein in der Nähe des Bades von Lüterswyl und dann im Walde zwischen Hessig- kofen und Gossliwyl den Fuchsenstein. Grösse, hohe Lage und Gesteinsart des grauen Steins machen eine Erhaltung desselben als eines der sprechendsten Zeugen für die Eisperiode unausprechlich wünschenswerth. Er liegt glücklicherweise in Burger- waldungen. Herr Zimmermann, ein gebildeter Lehrer und zugleich Badbesitzer, sowie der burgerliche Ge- meinderath gaben mir alle Zusicherungen. Gerne über- lasse ich es aber meinem verehrten Collegen, Hrn. Prof. Lang in Solothurn, der ja in der Conservirung errati- scher Blöcke bisher so glänzende Resultate erzielte (Stein- hof, Solothurn), sich mit seinen Mitbürgern von Lüters- wyl endgültig und haftbar in’s Einvernehmen zu setzen. Ich bin überzeugt, dass in Zukunft vor Allem die gleich- sam isolirt auftretenden Fündlinge, die schon Charpentier und Agassiz als terrain glaciaire Eparpille unterschieden, BB ur t, 1 als Ausgangspunkt specieller Untersuchungen dienen dürf- ten. Bemühe man sich darum, solche in mehr als einer Beziehung interessante Blöcke zu erhalten — der Wissen- schaft, dem denkenden Geschlecht, dem Volke! d. Talkquarzite des Verrucano auf dem Büren- (Städtli-) Berg. Bereits wurde darauf hingewiesen, dass neben den bisher ausgezeichneten erratischen Felsarten des Rhone- gletschers noch eine Zahl von andern Wallisergesteinen vorkommen. Wir finden darunter nicht selten eigenthüm- liche Quarzite, die dem Verrucano des Turtmann- und Annivierthales etc. entstammen. Zu einem grössern Block von Quarzit, der ziemlich reich an grünlichen Talk- schüppchen, wurde ich von Hrn. Secundarlehrer Pfister in Büren geführt. Dieser Fündling mag etwa 600 Kubik- fuss halten, nachdem schon viel davon abgesprengt wor- den, und liegt etwas westlich von dem Gipfel des Büren- bergs über Dotzigen, in den Burgerwaldungen dieses Dorfes. Ich erhielt von benanntem freundlichem Herrn seiner Zeit Zusicherungen, dass für die Erhaltung dieses Blockes gesorgt werden solle. Leider ist mir bis zu diesem Augenblicke noch kein bestimmter Beschluss angezeigt worden. Die Felsart stimmt ganz vollständig überein mit Gesteinen, wie sie am Wasserfall über Tartmann und in dem dort durehziehenden Strich von Verrucano vorkom- men. Einen zersprengten Block dieser Art fand ich auch zwischen Lüsslingen und Leuzigen. Die höhere Lage, welche den Block so wichtig macht, der Stammort des- selben, der minime Nutzen, der bei allfälligem Sprengen entstände, namentlich im Vergleich zu dem Schaden, den solche Arbeiten im Walde immer anrichten, und endlich das Beispiel von andern Gemeinden, welche durch Er- EEG EN haltungsbeschlüsse von Blöcken sich bisher auszeichneten;:' — alles diess lässt mich nicht daran zweifeln, dass wir den Block auf dem Bürenberg bald werden als gesichert betrachten dürfen *). e. Blöcke von Valorsine-Conglomerat zu Affoltern im Emmenthal. Bishin bewegten wir uns, meine Herren. immer in der Nähe des Jura, wo am Ende das Vorhandensein von Walliserblöcken weniger auffallend erscheinen mag, nach- dem man sich einmal mit der gewaltigen fächerförmigen Ausbreitung des Rhonegletschers von dem Becken des Genfersees aus einerseits bis zum Fort d’Ecluse und anderseits nordöstlich bis tief in den Aargau hinein ver- traut gemacht hat. Aber auch nach Südosten bis an den Fuss der Voralpen sendete jener ausserordentliche quar- täre Rhonegletscher, den jetzigen Flussläufen entgegen, seine Eiszungen. Blöcke aus den penninischen Alpen *) Nachdem Herr Pfister, dem wir zu besonderm Danke ver- pflichtet sind, meine nochmalige Anfrage dem Burgerrathe von Dotzigen vorgelegt, wurde in der Versammlung der Burger- gemeinde vom 26. März 1870 der Antrag gestellt, die Erhaltung des Fündlings zu beschliessen, und dieser Antrag zum Beschluss er- hoben mit folgenden nähern Bestimmungen : a) Aus dieser Beschluss- nahme soll keinerlei Schmälerung der Rechte der Gemeinde er- wachsen; b) der Wald soll durch allfällige Vorrichtungen an oder bei dem Steine nicht beschädigt werden; ec) falls der Fündling Be- schädigungen erleiden sollte, welche von der Gemeinde nicht ver- hütet werden können „ so übernimmt sie keine daherige Verant- wortlichkeit. Diese Angaben sind einem mir zugestellten Protokoll- auszug entnommen und mit reiner Freude können wir somit Dotzi- gen auch unter den Ortschaften aufführen, die durch den rühmlichen Beschluss ihr Interesse an einer der merkwürdigsten und gross- artigsten Naturerscheinungen der Vorzeit an den Tag gelegt haben. DR. liegen bei Melchnau und Huttwyl. Herr Mühlberg fand bei Sumiswald Geschiebe, die er für Enstatitgabbro aus dem Wallis erklärt. Zwischen Burgdorf und Affoltern kann man über Heimiswyl, Kaltacker, Heiligland u. s. f. eine ziemlich mannigfaltige Sammlung von Gesteinen des Wallis anlegen. Wir finden Eklogite aus dem Saasthal, eigenthümliche chloritische Gneisse aus der Umgebung des Zinalgletschers und Blöcke von Valorsineconglomerat. Als Valorsineconglomerat bezeichnet man ein bald nagelfluh-, bald sandsteinartiges Trümmergestein, das meist graulich, manchmal röthlich erscheint und nicht selten kohlige Partieen enthält. Herr Charpentier fand in solchen Blöcken bei Bex Stammstücke von Sigillaria Dournaisit, A. Brgt., die in Lausanne aufbewahrt wer- den. Die Sigillarien existirten bekanntlich besonders wäh- rend der Steinkohlenperiode. Anstehend finden wir diese Gesteine im Val Orsine, westlich vom Montblanc, woher der Name entlehnt wurde, und dann im Unterwallis. Wir können im Allgemeinen leicht von Lausanne an den Al- pen entlang bis an die Sense, von da nach Norden über Könitz und Burgdorf und weiter in’s Emmenthal hinein einen zusammenhängenden Strich der hauptsächlichen Vertheilung von Blöcken dieses Gesteins erkennen. Sie halten sich, wie man sieht, entsprechend dem Stamm- gebiet, vorherrschend am rechten Rand der grossen Aus- breitung des Rhonegletschers über das westschweizerische Hügelland. Ich sage vorherrschend, weil auch gegen den Jura zu, aber bei Weitem nicht in so grossen Massen, solche Blöcke vorkommen. Schon das angedeutete Ver- hältniss weist darauf hin, dass wir den Stammort der hier in Frage kommenden Blöcke auf der rechten Thalseite des Wallis zu suchen haben. Es finden sich wirklich Lager dieser Gebirgsart, wie wir von Herrn Studer en RE" Tal A erfahren, am Südabhang der Dent de Morcle über Outre- rhöne, auf Foullyalp u. s. f. Bei Affoltern im Emmenthal fand ich einen gerun- deten Block von etwa 8 Kubikfuss an der Halten, dessen Erhaltung ich anfänglich zu bezwecken beabsichtigte. Weitere Nachforschungen durch Herrn Oberlehrer Ger- ber daselbst, an den ich mich in dieser Angelegenheit gewendet, stellten dann heraus, dass in Tobeln und auf Höhen der Umgebung von Affoltern noch mehrere solche Blöcke vorkommen, auch in der Richtung gegen Sumis- wald. Namentlich fiel ihm ein bedeutendes Stück auf, dessen Maasse sich aber nicht gut angeben lassen, welches als Eckstein des Thurms der Kirche von Affoltern ver- wendet wurde. Da dieser Block, wenigstens so leicht, nicht zerstört wird und möglicherweise noch weiter gehende schützende Anstalten getroffen werden können, so dürfen wir denselben auch unter die conservirten rechnen. Er gehört wegen seiner ganz unerwarteten Lage wohl zu den merkwürdigsten Findlingen, die überhaupt bekannt geworden. Die Herren Professor Studer und Ischer entdeckten Blöcke von rothem Valorsineconglomerat (Anthra- zitsandstein) auch bei Rüeggisberg, welche, falls sie noch existiren, was mir nicht näher bekannt, ebenfalls erhalten zu werden verdienten, wie die bereits früher erwähnten, allerdings nur kleinen Blöcke westlich ob dem Längeneybad. f. Gruppe von Fündlizgen vor dem Berner Siadtmusenm, Bevor ich zum Schlusse eile, muss ich noch einer Reihe von Fündlingen erwähnen, die durch die aufopfern- den Bemühungen des Herrn Edmund von Fellenberg Bern. Mittheil. 1870, Nr. 722. A "gesichert wurden. Ich meine nämlich erratische Blöcke, allerdings von kleinern Dimensionen, aber immerhin "Blöcke, deren Transport zum Theil mit Schwierigkeiten ‘ verbunden war, die genanntes Mitglied der Museumskom- , mission von verschiedenen Seiten hertransportiren und im alten botanischen Garten vor den mineralogisch-geologi- schen Sammlungen aufstellen liess. Ich führe nur die grössernExemplareanaus dem Gebiete desRhonegletschers. 1.Euphotide, (Smaragditgabbro), das den Rhone- .gletscher am meisten auszeichnende Gestein, vom Saasgrat über dem Allalingletscher, aus dem Erratischen von Egel- see bei Zollikofen, aus der Gegend von Seewyl gegen- über Schwanden und Jttigen bei Bolligen. 2. Eklogit, genauer Strahlsteinschiefer mit einge- . sprengtem Granat, aus dem Hintergrunde von Saas, eben- falls von Egelsee. 3. Augengneiss aus dem Oberwallis, von E gelsee. 4. Gneissglimmerschiefer mit Granat aus den südlichen Wallisthälern von Egelsee. 5. Qufrzit (des Verrucano) aus den südlichen Wallisthälern vonAllenlüften, östlichob Gümmenen. 6. Verrucano, von Outrerhöne, Unterwallis, Conglomerat von Egelsee, Sandstein von Wangen. Ausser diesen finden sich noch eine Zahl von kopf- grossen Stücken von Gabbro, Serpentin, Hornblendegneiss u.s. f. von verschiedenen Lokalıtäten; dass eine fernere Erweiterung der jetzt schon interessanten und belehren- den Suite beabsichtigt ist, namentlich auch in Bezug auf den Aargletscher, braucht nicht erst bemerkt zu werden. Durch freundliche Vermittlung des Herrn Stabshauptmann Franz Schnell in Burgdorf erhielt das Museum ferner für diese Blocksammlung typischen schiefrigen Serpentin a vom Riffelberg im Nicolaithal, aus der Finkgrube bei Burgdorf, einen prachtvoll polirten und geritzten Ser- pentin, durchsetzt von einem Diallaggang, einen Granit- block vom Montblanc mit fingerlangen Feldspathkrystallen, sowie graues Valorsineconglomerataus dem Unterwal- lis, alle von Ramsi beim Meyenmoos. — Bringen wir nun noch entsprechende Muster von Arkesine und dem schönen Arollagneiss herbei, so ist die Sammlung von Felsarten, die für das Gebiet des Rhonegletschers als charakteri- stisch zu betrachten sind, so viel als vollständig. In übersichtlicher Zusammenstellung wären also nach ‚den bisherigen Auseinandersetzungen folgende Fündlinge in unserm Kantonstheile als conservirt zu betrachten: A. Im Gebiet des Aargletschers. 1. Granitblock von 3000 Kubikfuss (Grimsel oder Triftgebiet) im Sädelbachwald. (p. 39). 2. 5 Gneissblöcke von 300 bis 5000 Kubikfuss (aus dem Gadmenthal), ebendaselbst. 3. Granitblock von 44° Durchmesser im Walde ob Sinneringen. (p. #1). 4. Gneissblock, (aus Gadmen) im Walde des Herrn von Stürler zu Gümligen unter dem Amslenberggut. 5000 Kubikfuss (p. 41). 5. Marmorblock (aus Gadmen oder Rosenlani), 12 Ku- bikfuss, im Stempbach bei Boll, nun vor dem Berner Stadtmuseum. (p. 43). 6. Quarzsandstein (eocän, aus dem Kanderthal), 300 Kubikfuss, in der Bächtelen. (p. 49). 7. Grimselgranit, Gasterengranit, Gneiss, Eisenstein ‚ und Taveyanazsandstein ebenda. (p. 49). = BE 8. Gneissblock im ‚Victoriawald am Ostabhang des Gurten. (p. 50). In Aussicht steht oder besonders wünschenswerth ist die Erhaltung folgender Blöcke: a. Nummulitenkalk, Höhe zwischen Ferenberg und Sinneringen. (p. #1). b. Grimselgranit auf Beatenberg. (p. 45). c. Granitblock auf dem Hondrich. (p. 52). d. Granitblock am Bintel bei Wimmis. (p. 53). B. Im Gebiet des Rhonegletschers. 4. Montblancgranitblock im Burchwald ob Attis- wyl. (p. 58). 2. Montblancgranitblock ob Twann. (p. 63). 3. Montblancgranitblock (grauer Stein)bei Biel: (p. 62). 4. Arkesineblock (Grenzstein) in derWallachern.(p. 70). 5. Teufelsburde im Staatswaldaufdem Jolimont.(p. 70). 6. Heidensteine und Opfersteine im Längholz bei Madrestch. (p. 72). 7. Valorsineconglomerat in der Kirchenmauer zu Affoltern, Emmenthal. (p. 81). $. Talkquarzit im Burgerwald von Dotzigen auf dem Bürenberg. (p. 79). In Aussicht gestellt oder wünschenswerth ist die Er— haltung für folgende: a. Montblancgranit ob Bözingen bei Biel. (p. 62). b. Anthrazitsandstein bei Rüeggisberg. (p. 81). Wie man sieht, konnten bis zur Stunde innerhalb des Gebiets des Kantons Bern eine Anzahl von ganz sehenswerthen und merkwürdigen Fündlingen gesichert werden. Wenn diess nicht in ausgedehnterm Maass der Fall sein konnte, so muss die Schuld vor Allem in der schon seit vielen Jahrzehnten betriebenen Verarbeitung REN Sr der Blöcke gesucht werden. Die mannigfaltigen Arbeiten, die man aus diesen Materialien ausgeführt, sowie die zahlreichen Handstücke, die zu Hunderten in unserm Museum aufgespeichert sind, geben immerhin auch ein Zeugniss früherer Häufigkeit eigentlicher Fündlinge und werden wohl auch in Zukunft zum Nachdenken anregen. Erklärung der Abbildungen. Taf. I. Der hohle Stein ob Twann, von der West- seite gesehen. Nach einer freundlichst mitgetheilten Zeich- nungdes Hrn. Forrer-Robert, gewesener HauptmanninBern, Taf. II. Der Stein auf dem Steinhof (Solothurn). Nach einer von Hrn. Bürki besorgten Photographie. Taf. III. Die Teufelsburde im Staatswald auf dem Jolimont, Nordansicht. Herrn Professor Fischer verdanke ich folgende werthvolle Notiz über die auf Fündlingen vorkommen- den Pflanzen: Ueber die an erratischen Blöcken im Canton Bern vorkommenden Pflanzen von L. Fischer. Die erratischen Blöcke beherbergen eine ziemlich mannigfaltige, meist aus Kryptogamen bestehende Vege- tatıon, welche hinsichtlich ihres Ursprungs in 2 wesent- ‚lich verschiedene Kategorien zerfällt. Die meisten an und auf den Blöcken vorkommenden Pflanzen sind mit denen der Umgebung identisch und haben sich offenbar von hier aus auf den Blöcken ange- siedelt. Diess ist namentlich bei den in Wäldern liegen- den Steinen der Fall. Durch Schatten und Feuchtigkeit begünstigt gelangen die Sporen der Moose und Flechten leicht zur Entwicklung, wobei indessen die ersteren das Ro, a Uebergewicht erlangen und bald als zusammenhängende Ueberzüge erscheinen. In den Wäldern um Bern sind es sehr verschiedenartige, meist gemeine Moose, wie: Hypnum cupressiforme L., molluscum L., Brachythecium. Rutabulum Br. Sch., Isothecium myurum Brid., welche die Blöcke mehr oder weniger vollständig überziehen. Die verwitternde Moosdecke gewährt später auch den grössern Flechten, den Farren und manchen Phaneroga- men eine günstige Unterlage. An freistehenden, oder in trockener, lichter Waldung befindlichen Blöcken treten die Flechten in den Vordergrund. Physcia partetina (L.) Kbr., Imbricaria olivacea (L.) Kbr., conspersa (Ehrh.) Kor., Placodium saxieolum (Poll.) Kör. u. S. W. Diese, aus der nächsten Umgebung stammenden Pflanzen bieten uns insofern Interesse dar, als sie für die grössere oder geringere Fähigkeit der betreffenden Arten, auf verschiedenartigen Substanzen fortzukommen, Belege darbieten, wobei indessen zu beachten ist, ob die Pflanze unmittelbar auf dem Gestein, oder erst auf dem Verwitterungsprodukte oder einer den Block über- ziehenden Erdschicht ihren Sitz hat. Eine zweite Kategorie von Pflanzen ist dagegen der Umgebung fremd, die betreffenden Arten sind, wie die Blöcke selbst, als erratische zu bezeichnen. Ob dieselben mit den Blöcken an ihre jetzigen Standorte gelangten, oder ob erst eine spätere Ansiedlung durch vom Winde transportirte Sporen stattgefunden, dürfte für die Mehr- zahl der Fälle schwer zu entscheiden sein. | Von erratischen Pflanzen kommen an den Findlingen zwischen Jura und Alpen folgende Arten vor: Scoleio- sporum holomelaenum Flik. Kbr., bei Amsoldingen, Belp (Schaer.),aus.den Alpen bisher nicht bekannt. — Rhizocarpon geographicum (L.) Kbr., an einem grossen Granitblock in ir Nee der Nähe des Pavillons bei Biel. Von Schärer (Spicil.) auch bei Muri angegeben, scheint jedoch daselbst, wie überhaupt im Hügelland zwischen Bern und Thun nicht. mehr vorzukommen. — Kthizocarpon Montagnei (Frs.) Kor... mit der vorigen Spec. bei Biel. — Lecidella immersa (Web.) Kbr. var. calcivora, an Kalkblöcken am Gurten oberhalb Kehrsatz. — Lecidella goniophila (Flk.) Kor., häufig an Granitblöcken am Gurten ob Wabern und am Amselberg. Lecidea wlbocoerulescens| Wulff, Kör.,amOstermundigerberg. und Amselberg, (kommt nach Schaer. En. auf der Grimsel: vor.) — Patellaria (Catillaria Kb.) cinereo-virens Müll. Arg. spec. nov. (Flora 68 pag. 49.), an einem behauenen Granit- stein im Gurtenthal bei Köniz. — Biatora polytropa (Ehrh.) Kbr., Granitblöcke am Amselberg, in dürfiigen Exem- plaren, ohne Thallus; im Hochgebirge häufig und weit über die Schneegrenze emporsteigend. — Aspietlia cinerea (L.) Kbr., an den grösseren Fündlingen des Amselberges und Gurtens, stellenweise ganze Flächen überziehend; in den Alpen sehr verbreitet. — Callopisma vitellinellum- Madd. (sec. Müller Arg.), an Kalkblöcken am Gurten ob Wabern; aus den Alpen nicht bekannt. — Amphiloma eleguns. Link (Kör.), am Gurten, jedoch selten und in dürftigen. Exemplaren. — Orthotrichum rupestre Schl., bei Amsoldin- gen. — Grimmia ovata. Web. et Mohr, am Bantiger. — Grim- mia commutata Hüben., bei Spiez und Oberhofen. — Hed- wigia ciliata Hedw., häufig an den Granitblöcken am Amselberg, auch am Gurten; eine durch ganz Furopa ver- breitete Art. — Asplenium septentrionale L., an einer Mauer (zwischen Granitsteinen) bei Aeschi, fand sich nach Haller (Hist. Stirp. Helv.) auf einem grossen, jetzt zerstörten. Granitblock am Gurten.— Von Phanerogamen sind mir noch keine eigenthümlichen Arten an den erratischen Blöcken vorgekommen. Die im Hügelland vereinzelt auftretenden N Top Alpenpflanzen sind theils von Flüssen herabgeschwemmt, (Gypsophila repens L., Saxifraga aizoides L., Linaria alpina u. a.), theils finden sich dieselben auf Torfmooren oder auf den Hügeln zerstreut (Rhododendron ferrugineum L., Alnus viridis DC., Pinus montana Müller u. a.) Obige Aufzählung von Pflanzen der erratischen Blöcke, in welcher nur die von mir selbst gefundenen Arten und die aus neuerer Zeit stammenden Angaben berücksichtigt sind, mag genügen um zu fernerer Untersuchung dersel- ben anzuregen. Es knüpft sich an dieses vereinzelte Auf- treten von Arten, die in andern oft weit entfernten Gegen- den ihre eigentliche Heimath finden, ein hervorragendes Interesse in Beziehung auf allgemeine Fragen der Pflanzen- verbreitung und Pflanzengeschichte. G. Otth. Siebenter Nachtrag zu dem in den Mit- theilungen vom Jahr 1844 enthaltenen Verzeichnisse schweizerischer Pilze, und Fortsetzung der Nachträge vom Jahr 1846, 1850, 1857, 1863, 1865 und 1868. Dieser Nachtrag enthält 82 Arten, wovon mehr als die Hälfte wohl wirkliche Species nov& sein dürften, und daher auch als solche hier behandelt sind, für die unter Nr. 45 angeführte Species fand ich mich überdiess noch veranlasst, einen neuen Gattungsnamen zu schaffen. Die wahrscheinlicheNeuheit der meisten hier genannten Hyme- nomyceten wurde mir schon seiner Zeit von Herrn Trog sel., welcher vorzugsweise dieser Pilzfamilie seine Auf- merksamkeit zuwandte, bestätigt. Betreffs der Pyreno- a myceten habe ich die in Nitschke’s Pyrenomycetes ger- manici angenommene Systematik, so weitbis jetzt thunlich, ebenfalls befolgt, da dieselbe im Allgemeinen als eine er- weiterte und umfassendere Ausführung der übrigens nach ähnlichen Principien construirten Tulasne’schen Systematik zu betrachten ist; für einen Theil aber hat eine nur pro- visorische Ordnung der Gattungen noch beibehalten wer- den müssen. Hymenomycetes. 1. Agaricus (Lepiota) exannulatus Otth. — Pileus leniter convexus, obtusus, siccus, l®vis et glaber, albidus, in disco flavicans, a disco crasso ad marginem sensim attenuatus, et in ipso margine valde extenuatus. Lamell& alb, subconfert, postice latiores, rotundato- liber@, nec remotz®, sed stipitis insertionem exacte altingentes. Stipes teres, farctus, albus, squamulis membranaceis umbrinis, adpressis, sursum rarioribus quasi fibrosis, et fine inferiore subliberis, obsitus, sub apice nudus; basi obtusissima, subincurva vix incrassata. Annuli proprii nullum vestigium. Caro alba. Pilei latitudo circiter 43, lamellarum 5 millim. Stipes longus 50, crassus 8 millim. Odor solitus Le- piotarum. Bei Bern, auf Grasplätzen in den Enge-Anlagen. Im Juli. Ag. (Olitocybe) umbrinus Otth. — Pileus carnoso- attenuatus, expansus, siccus, levis, umbrinus, disco late gibbo obscuriore; margine subtiliter tomentoso. Lamells lactex, confert, nonnull® postice furcat, adnato-decurrentes et in stipilis apice striseformi- productz. Stipes solidus, subcartilagineo-corticatus e basi bulbosa attenuatus, teres, umbrinus, apice dila- Bern. Mittheil. 1870. Nr. 723, BR Nele tatus in pileum transiens, a medio sursum squamulis tomentoso-granulosis, obscurioribus dense obsitus, et sub apice abrupte denudatus. Pilei et stipitis sub- stantia intus pallidior; bulbus vero extus intusque albidus. Pileus 6 centim. latus, lamelle vix ultra 3 millim.; stipes circiter 7 centim. longus, sursum 6 et in bulbo 45 millim. crassus. In sandigem Boden bei der Sulgbrücke an der Thunstrasse. 3. Ag. (Pleurotus) Fraxini Otth. — Pileus valde excen- tricus, elongatus, convexus, albidus, villo brunneolo, discum depressum versus densiore et crispulo, vesti- tus. Caro alba mollis, a disco sat crasso ad marginem sensim attenuata. Lamell® albide, lat@, haud con- fert@, in antica stipitis parte nonnihil decurrentes. Stipes compactus, brevis, glaber, brunneolus fere horizontalis. Pileus hince 8'/,, illinc 4#'/, centim. metiens; lamell@ circiter 40 millim. late; stipes circiter 2 centim. longus, diametro parum longior. Bei Bern an einem alten Eschenstamme. 4. Ag. Tilie Otth. — Pileus albus tenerrimus membrana- ceus, levis, glaber, convexus, marginello involuto, omnino sessilis, vertice adnatus, centralis, pl. m excentricus aut lateralis, hine nunc in ambitu circu- larıs, nunc reniformis. Hymenium inferum. Lamell& pallide, leniter ventricos&, posticeque latiores, inter- mixtis brevioribus, subconfert®, e loco pl. vel min. centrali aut laterali, radiantes. Pileus haud ultra 1% millim. at sapius minus latus, lamelleque 2 millım. lat&. Bern, in der Höhlung eines alten angefaulten Lin- denstammes. Im Spätherbst. LE Di 5. Ag. (Pholiota.) subeonicus Otth. — Pileus carnosulus, semiexpansus, subconicus, disco obtusato, margine primum involuto, dein patente, argillaceus, udus, levis et glaber. Caro alba, licet sub cute et sub hymenio hygrophana et fuscidula. Lamelle albide, subconfert, postice latiores, absque emarginatione dilatato-adnat& etstriseformi-decurrentes. Stipes argil- laceo-albidus, teres, flexuosus, striatus, fistulosus, bası obtusissima et infuscata. Annulus latus, membrana- ceus albus. Pileus ad 5!/, centim. circiter expan- sus, Stipes circiter 9 centim. longus, 7 millim. crassus, lamelleque 5 millim. lat. Wegen den weisslichen Lamellen ist dieser Pilz äusserlich einer Armillaria ähnlich; die Sporen sind aber umbrabraun, und ohne Zweifel bei vorge- rückterem Alter auch die Lamellen, und es kann daher hier nur von einer Pholiota die Rede sein. Bei Steflisburg an einem spärlich begrasten Strassenrande. 6. Ag. (Hebeloma.) horticola Otth. — Pileus e disco car- noso attenuatus, expansus, umbonatus, margine primum subinvoluto araneoso-fibrosovelato, dein inflexo aut nonnihil introflexo, lavis, siccus, spadiceus aut badius, marginem versus pallescens et veli vestigia fibrillosa vulgo diutius retinens. Lamell® sordide carnez, dein cinnamome, vix conferts, postice rotundato adnex&, interdum cum denticulo minutissimo, acie pl.m.distincte serrulata et primitus albicante. Stipes teres sub- flexuosus, basi obtusa non aut parum incrassata, fib- roso-subtenax, extus fibrillis laxis parce obsitus, sur- sum albicans pruinosus, deorsum infuscatus, tubulosus cum appendicula subulata carnosa e pilei substantia in tubulum descendenti. Pilei caro albida, sub cute 40. a brunnescens; Stipes extus intusque concolor. Pileus usque ad 6 centim. dilatatus, lamells circiter 6 millim. lat@; stipes 6-7 centim. longus, 6-7 millim. crassus. Der in die Röhre des Strunkes frei hineinhangende Hutfleischlappen wird von Rabenhorst als ein Kenn- zeichen des Ag. fastibilis angeführt, gleichwohl dürfte mein Pilz von dieser Species verschieden sein. Bei Bern, im ehemaligen Spitalgarten; im Spätherbst. . Ag. (Hypholoma) velutinus. Pers. Bei Bern und bei Steffisburg, auf En gedüngtem Wiesengrund. . Coprinus (Veliformes) ephemerus. Balı). Bei Bern und bei Heimberg. . Bolbitius albipes. Otth. — Pileus, disco excepto, mem- branaceus, e conicocampanulato semiexpansus con- vexus, siccus, glaber, late flavidoochraceus, usque ad discum sulcato-striatus, passimque fissus. Lamell® albide, vel parum et sordide flavescentes, postice latiores, rotundato-subliber&, confert, sıc dictis an- theridiis lacteis, per totam superficiem sparsis, jam oculo nudo conspicuis, obsit®. Stipes tenuis, rectus, albus, glaber, fistulosus. Pileus parum ultra 3'/, centim. expansus, lamelle 4 millim. latz, stipes 40 centim. longus, apice vix 3, basique circiter 5 millim. crassus. Der Pilz lässt sich schwerlich trocknen, sondern zerfliesst sehr bald, besonders der Hut und die La- mellen, zu einer gelblichen durchsichtigen Jauche. Bei Bern, auf einem Rasenplatz in den Enge-An- lagen. Im Juli. Trametes (Apus, cont. fulvo.) trabea. Otth. — Pileus suberoso-coriaceus, e basi parum dilatata reflexus, 41. DaB sulcato-zonatus, villosulo-tomentosus, fulvidus, um- brinus aut rufescenti-brunneus, intus fulvo-ferrugineus, margine vulgo subtus tumidiusculo et sterili.. Pori pileo concolores, leniter pruinosi, rotundi, oblongi aut lineares, in series a basi ad marginem excurrentes digesti, passimve pro parte inordinati. Pileus nunc pororum strato crassior, nunc vice versa. Fungus in statu vegeto fragrans. Bei Bern und Steffisburg, an tannenen Balken und Brettern, an liegenden berindeten Eichenstämmen, an Buchenholz, und an den zu Schwellen und Ufer- dämmen an der Sulg verwendeten Schwarzpappel- stämmen. Am stärksten fand ich den Geruch der Eichen bewohnenden Exemplare, während die auf den andern Substraten gewachsenen keinen oder nur viel schwächern aromatischen Geruch hatten. Merkwürdig war an einem tannenen Balken bei Schinznach eine langgestreckte Gruppe von zahl- reichen Pilzen, wovon die eine Hälfte aus obiger Trametes bestand, und die andere anstossende Hälfte aus Lenzites Thunbergii, die sich von der Trametes, innen und aussen, absolut durch nichts unterschied, als durch das vollkommen und rein lamellöse Hymenium. Tr. Fage. Otth. — Pileus fulvus, triqueter; superficie in fibras sericeas soluta; margine subacuto. Pori minuti inzquales, vix ultra 2 millim. longi. pileo concolores, licet paululum pallidiores, alıquantulum decurrentes. Contextus sat durus, parum elasticus, fulvus, zonatus. Pileus circiter 2 centim. latus, et circeiter 15 millim. crassus. Bei Steffisburg, an geflösstem Buchenholz. NN: Mel - 42. Tr. (Apus; cont. albo.) nivea. Otth. — Pileus albus 13 crassus, suberoso-elasticus, submollis at tenax, trique- ter, scruposo-inzquabilis, gibboso-adnatus et non- nihil attenuato-decurens; margine acutiusculo et contextu albo obsolete zonato. Pori longi, haud ad- : modum minuti, subirregulares. Totius fungi color Ah. 45 albus immutabilis. Pileus in transversum 9-40 cen- tim. latus, circiterque dimidio minus prostans; pori 40-42 millim. longi. Im Wylerholz bei Bern, an einem faulenden Roth- tannenstock. Olavaria (Ramaria. Ochrosp.) gracilis. Pers. Im Eggholz bei Heimberg; im Herbst. Diseomycetes. Peziza (Lachnea. Dasysc.) rufoolivacea. A. Schw. Bei Steffisburg, an feuchtliegendem abgestorbenem Rubus fruticosus. Leptopeza fuscobadia. Otth. — (Novi generis species mihi.) Disciformis, integra, dein biloba, duobus locis oppositis profunde incisa, tenuis, nullo subiculo inter- posito, matrici arcte applicata, margine homogeneo. Discus ascigerus impolitus, crustula tenerrima grumosa obductus fuscobadius, intus dilutior, aquoso-mollis et fragilis. Excipulum nullum. Asci magni, ceylindrici, bası breviuscule attenuati, apice rotundato-obtusi, in parte superiori sporas foventes octonas, vel passim pauciores uniseriatas, deorsum vacui. Spor& globos®, decolores, circiter 13 micromm. lat& ; episporio cras- siusculo et verruculis fere echiniformibus stipatissimis exasperato. Paraphyses rar, teretes, apice clavat, ascos vix superantes. Der Pilz wird kaum über 12 Millimeter breit, und weniger als 4 Millimeter dick, und schmiegt sich völlig - 46. 17. —9 — den etwa vorhandenen Unebenheiten des Mutterbodens an. Beim Vertrocknen schrumpft er ziemlich zusam- men, und der Rand wird dann etwas aufgeworfen. An den grössern, ausgebildeten Exemplaren befindet sich an zweien entgegengesetzten Stellen des Randes ein tiefer Einschnitt, dessen Ränder, beim frischen Pilze, dicht aneinander gedrängt, und dadnrch ein wenig aufgestülpt sind, der aber beim Vertrocknen sich zu einer offenen Bucht erweitert. Von der Pilopeza Berk. ist mir leider nichts anderes be- kannt, als das Wenige was in Fr. Summa Veg. Scand. pag. 356 darüber angedeutet ist. Dass aber das Vor- handensein oder Fehlen des daselbst erwähnten Subi- culums zur Unterscheidung der Gattung von andern ihr sonst nahe stehenden Gattungen als ein wichtiges Merkmal gelten könne, muss bezweifelt werden, wie denn dies z.B. bei den Pezizen auch nicht angenom- men wird. Es dürfte daher erst eine noch anzu- stellende Vergleichung, namentlich der beiderseitigen Schläuche und Sporen zum Entscheide beitragen, ob hier eine bleibende Trennung, oder aber eine Ver- einigung der Leptopeza und der Pilopeza besser an ihrem Platze sei. Bei Radelfingen, auf sandigem Ackerboden; im October, von Herrn Professor Fischer gefunden und mitgetheilt. Pyrenomyecetes». Nummularia discreta Tul. Schön und vollkommen ausgebildet auf dem für diese Species neuen Substrate. Bei Bern an stärkeren Zweigen von Sorbus aucuparia. Quaternaria simplex.(Otth.) Nke.— Sparsavelgregaria. Perithecia majuscula subglobosa, tenuia, singula nunc 18. 19. DER N ade fere totaliter, nunc saltemsuperne, crusta albidoflaves- cente obducta, et cum ea cortici immersa, apice in- crustato subprominulo; ostiolo brevi truncatulo, peri- dermii superficiem haud excedente. Nucleus gelatinosus nigricans. Asci cylindriei, deorsum breviter attenuati, octospori. Spor& uniseriales, ellipsoidex, obtus, uniloculares, brunnex, guttulam solitariam oleosam, vel plures insquales foventes, demum nigrofusc, longe 26—30, crasse circiter 44 micromm. singu- laeque strato gelatinoso hyalino, haud admodum crasso, tamen distinctissimo, obvolut®. Paraphyses long®, lineares, crassiuscul&, guttulis irregularibus referte. Interdum spor® expulse ramulos atroinquinantes. In Bern und bei Steffiisburg an abgestorbenen Lindenzweigen. Im Herbst. Calospheria occulta. Otth. — Perithecia subsolitaria inter corticis strata infima latentia. vel ipses stratis leviter immersa, at prater basin adherentem a matrice libera, difformia, valde depressa. circiter bimillime- trumlata, atra, subtiliter tuberculosa. Ostiolum obsolete papillatum deorsum spectans, corticis strato ligno pro- piori adversum. Nucleus cinereus. Asci oblongi vel obovati, sub apice late obtuso s&pius leniter angustati, deorsum in pedicellum longum, filiformem producti, myriospori. Spor& hyalıne exiguissim®e, cylin- dric®, Incurv®. Bern, an der Stammrinde von Weisstannen, näm- lich an einem von gespaltenem Brennholze abge- sprungenen Rindenstücke durch einen glücklichen Zufall entdeckt. Valsa (Eutypa) scabrosa. (Bull.) Nke. Im Bremgartenwald, an einem entrindeten alten Buchenstock. 20. 21. 18 IS 23. ER ı 7 V.(Eutypella) Rose. Ottb. — Laxe gregaria. Perithecia in orbem congesta, in stromate parco albido, parum distinete nigrolimitato, ad lignum demersa, subglobosa; collistenuibus fasciculatis, sursum subincrassatis; ostio- lis nigris nitidulis in discum erumpentem, leniter pro- minulum stipatis. Asci pusilli clavati, octospori. Spor& exigu@ spermatiomorph&, hyaline, long& circiter 10, crasse 2 micromm. Bei Thun, an abgestorbenenZweigen von Rosa canina. V. (Euvalsa) cenisia. DNot. Am Hardlisberg bei Steffisburg, an abgestorbenen Zweigen von Juniperus communis. . V. Melanodiscus. Otth. — Pustule pulvinat®, in am- bitu aliquantulum colliculos&. Stroma minutumfulvum, e corticis strato supremo formatum. Perithecia con- gregata, membranacea. globosa-subdepressa; collis convergentibus; ostiolis in disco exserto placentiformi- dilatato, nigrofusco, sparsis. Asci subfusiformi-clavati, octospori. Spor@ hyaline, cylindric, curvul&, long 8—A1, crass& circiter I!, micromm. Bei Steffisburg, auf Alnus incana. V. Platanoidis. Otth. (non Pers.) — Gregaria, leniter pustulata. Perithecia corticis strato supremo immersa, inordinata, sepe pauca, imo solitaria; collis exilibus convergentibus; ostiolis incrassatis in disco cinereo prominulis, vel s&pius eum totaliter obliterantibus. Asci subfusiformes, bası breviter rostrati, eximie dia- phani, octospori. Spor& hyalin®, conglomeratz, cylin- dric obtusissim&, leniter curvul® aut rect&, long 16-22, crasse 4-6 micromm. Bei Bern, an Zweigen von Acer Platanoides, zu- gleich mit der entsprechenden Cytispora, Bern. Mittheil. 1870. Nro. 724. er er 24. V. sordida. Nke. (Pyrenom. germ. I. 203.) Bei Steffisburg, auf Populus nigra. 25. V. acericola. Otth. — Gregaria. Pustul® pulvinat, vel circa discum nonnihil depress&@, in ambitu leniter colliculos&. Perithecia in stromate corticali immersa, leviter tecta, circinantia et subdecumbentia; collis convergentibus; ostiolis incrassatis prominentibus arcte congestis et discum totaliter obliterantibus. Ascıi elongato-ellipsoidei aut subfusiformes, octospori. Spor& biseriat&, continu&, elongato-ellipsoidex, ob- tus®, curvule, dilutissime flavescentes, magnitudine variabiles, long® 16-26, crass&@ 3-4 micromm. Bei Bern, an Zweigen von Acer Pseudoplatanus, zugleich mit der entsprechenden Cytispora. Unterscheidet sich von V. Platanoidis durch die dünneren und längeren Sporen. 26. V. aurea. Fuck. (Nke. Pyrenom. germ. I. 220.) Bei Thun, an Zweigen von Carpinus Betulus. Vor längerer Zeit von Herrn Trog gesammelt. | 27. V. (Leucostoma) duriuscula. Otth. — (Nke. Pyrenom. germ. I. 234.) Bei Heimberg, an dicker Buchenrinde. 28. Diaporthe (Euporthe) fasciculata. Nke. (Pyrenom. germ. I. 247.) Bern, an Zweigen von Robinia Pseudacacıa. 29. D. (Tetrastagon) rostellata. (Fr.) Nke. (Pyrenom. germ. I. 298.) — Ich fand nur die von Nke. nicht erwähnte viersporige Form. Am Saume des Bremgartenwaldes, auf abgestorbe- nem Rubus fruticosus. 30. D. resecans. Nke. (Pyrenom. germ. I. 314.) Bern, an Zweigen und Wurzeltrieben von Syringa vulgaris. 31. 32, 33. 34. 35. REN: | Be D. (circumseripte Fr.) enteroleuca. (Fr.) Bern, an Zweigen von Robinia Pseudacacia. D. Crategi. (Curr.) Nke. Bei Bern, an Zweigen von Cratzgus oxyacantha. D. syngenesia. (Fr.) Nke. Bei Steffisburg, auf Rhamnus Frangula. D. (obvallate. Fr.) pyenostoma. Otth. — Perithecia 15-20. in stromate mere corticali pustulato, haud nigro- limitato, demersa, subtus strato tenui corticali a ligno discreta, in orbem congesta, in ambitu subdecum- bentia; collis convergentibus; ostiolis sat minutis, in discum convexum erumpentem arctissime congestis. Ascı elongato-subellipsoidei, eximie diaphani, octo- spori. Spor& hyaline, ellipsoidee, obtus&, in medio subconstrict® at vix conspicue septat®, guttulas 4 oleosas gerentes, long® circiter 16, crasseque 6 micromm, Unterscheidet sich von D. detrusa (Valsa Fr.) durch das gänzliche Fehlen eines Conceptacufum, durch die nicht bis zum Holz eingesenkten Perithe- cien, und. durch die viel kleineren, dicht gedräng- ten ostiola. Bei Bern, auf Berberis vulgaris. D. Padi. Otth. — Laxe gregaria. Perithecia globoso- depressa, pauca subcircinantia, invicem haud contigua, passim subsolitaria, sub corticis pustula ad lignum demersa, vel etiam ei leniter basi insculpta; collis exilibus convergentibus; ostiolis in disco nigro niti- dulo, nunc convexulo, nunc concavo, inordinatim plus vel minus distincte prominulis. Ascı subfusiformes, bası breviter rostrati, eximie diaphani, octospori. Spor& imbricat® aut inordinat&, hyaline, ellipsoides aut fere fusiformes, septo vulgo parum Conspicuo 36. 37. 38. — 10 — biloculares, leniter constrict&, in utroque loculamento guttulam oleosam vel binas foventes, long® 14-16, crass® circiter 5 micromm. Bei Bern, an einem abgefallenen Zweige von Prunus Padus. D. appendiculata. Otth. — Perithecia pauca subcon- ferta, depressa, instromate corticali, pustulatoimmersa; collis erecto-conniventibus; ostiolis crassiusculis in disco erumpenti, nigrofusco, subprominulis. Nucleus gelatinosus nigrofuscus. Asci oblongato-ellipsoidei, bası brevissime rostrati, octospori. Spor& sat magn®, umbrine, ellipsoide, biloculares, vel rarius trilocula- res, interdum nonnihil constrict, utrinque appendicula heterogenea hyalina, crassiuscula, brevi et obtusa Instruct&, long& circiter 38, crass@que 16 micromm. Bei Bern, an Zweigen von Acer Platanoides. Thyridium Robinie. Otth. — Stroma cortici immer- sum, globoso-depressum, albidum, contextu tenacello, basi vulgo ligno, superneque peridermio pustulato ad- natum, perithecia fovens orbiculatim digesta, sursum in collum producta; collis convergentibus; ostiolis in diıscum parvulum, nigrum, peridermii poro reve- latum, nec erumpentum, congestis. Nucleus gelati- nosus fuscus. Asci cylindrici, deorsum breviter attenuati, octospori. Spor® monostich®e, obliqu&, spe disjunct&, fusco-fuliginez, ellipsoide, obtusis- sim®, septis plerumque 7 transversis, nonnullisque longitudinalibus multicellulos&, longe 22-28, crass& 44-13 micromm. Paraphyses crassiuscul®@, grumulis referte, ascos haud excedentes. Bei Bern, an Robinia-Zweigen, Melogramma olivascens. Otth. — Stroma intus nigro- fuscum, parcum, a peritheciis connatis vix distinctum, 39. 40. — 11 — verruc&forme, cortici adnatum, erumpens, peridermio lacerato cinctum. Perithecia deorsum invicem et cum stromate connata, sursumlibera, furfure flavido-olivas- cente obducta; ostiolo conico, brevi, nigro, punctifor- miprominulo. Asci longe clavati, deorsum s&pius su- bulato attenuati, octospori. Spor& nunc monosticho ordine imbricat@, nunc sursum distiche, e pallido brunnescentes, fusiformes, rect® aut leniter incurv&, in medio, demum distinctius septifero, subconstrict®, guttulas 4 oleosas foventes, long& 38-42, crass& circiter 9 micromillim. Paraphyses filiformes. Im Bremgartenwald, an abgefallenen Buchenzweigen. M. esculinum. Otth. — Erumpens, cortici adnatum, peridermio lacerato cinctum, subdisciforme, nigro- fuscum, e peritheciis arcte connatis, a stromate vix distinguendis factum, in superfice leniter tuberculosum, ex ostiolis minutissimis papillatis punctulatum. Ascı clavati, octospori. Spors# vulgo deorsum uniseriat&, sursumque imbricate vel conglomerat®, olivascenti- brunneol&, oblongo-ellipsoidex, obtus®, #4 loculares et torulos®, long& circiter 18, et crasse 6 micromm. Paraphyses filiformes ascos haud superantes. Bern, an Zweigen von /Esculus Hippocastanum. Pheosperma Adlanthi. (Otth.) Nke. — Stroma corticale vix pustulatum, strato nigricante late ambeunte et pro- fundius in lignum descendente limitatum. Perithecia nigra stipata, subglobosa vel e mutua pressione dif- formia, in corpus subglobosum quasi connata, ad medium corticem demersa; collis fasciculatis; ostiolis incrassatis in discum nigrum erumpentem et tuber- culatum constipatis. Asci cylindrici, deorsum breviter attenuati, octospori. Spor& uniseriales, fumos, ellip- a soidez, hinc 42—1%#, illince parum ultra 4 micromm. metientes. Paraphyses tener. BeiStefhisburg, an Zweigen von Ailanthus glandulosa. 41. Dothidea irregularis. Otth. — Gregaria vel sparsa, erumpens, protuberans, millimetrum rarıus ®equans, s@peque etiam semimillimetro minor. Stroma extus intusque nigrum, tuberculiforme aut passim subdisci- formi-depressum, sub lente subtiliter scabratum. Cellule asciger&@ minutissim&, in stratum peripheri- cum cinerascens digest@. Asci clavati octospori. Spor& hyalin®, oblonge, biloculares, constricte; ar- ticulo superiore multo majore, sursum attenuato, sepeque conico-subacutato. Spor® long 19-22, crass® circiter 8 micromm. Paraphyses ut vide- tur nulle. Bern, im botanischen Garten, auf Ribes floridum. 42.D. forniculata. Otth. — Dense gregaria. Stroma erumpens, peridermii rupti lobis erectis cinctum, primum disciforme, millimetro parum latius, s@peve minus, nigrum, impolitum, sub lente nonnihil scabri- dum, maturitate demum extenuatum, convexum, subtus concavum, intusque plene e strato cellulifero constans. Cellul@ asciger& succenturiat&, nucleo cinereorrefert&, minutissim&, parietibus tenuibus ımere a stromate formatis dissept@; ostiolis nullis conspicuis. Asci breviter clavati, octospori. Spor& in asco inclus® avide, liberate vero singule hyaline apparentes, oblong&, obovoıdex, biloculares, anisomer& et sub- constrict, long circiter 19, crass& pene 6 micromm. Paraphyses null. | Ist nicht zu verwechseln mit Doth. sycophila, var. Mori, Dur. und Mont. welche keine Dothidea, 43. 44. — 19 — sondern identisch mit Botryosphz&ria moricola D. Not. ist. Bern, im botanischen Garten an Zweigen von Morus alba und multicaulis, und wie es scheint, von Ersterem auch auf einen in dessen Schatten stehenden Cytisus sessilifolius übergetragen und verpflanzt. Nectria kermesina. Otth. — Stroma erumpens car- noso-Compactum, pulvinatum vel subglobosum. Peri- thecia czspitosa, stromatis ambitum sape potius, quam verticem obsidentia, saturate rubra, membra- nacea, globosa, l®via, ostiolo primum inconspicuo, dein umbilicato, pertusa, demum collapsa. Asci clavatı octospori. Spor& hyalin& ellipsoideo-subeylindrice, 2-, vel passim A-loculares, long& circiter 14-18, crass&- que 5!/,-6t/, micromm. Paraphyses vix ulla distinct®. Stroma, s. Tubercularia, erumpens, globulare, indus albidum, extus rubescens, demum strato coni- difero nigrofusco obductum. Conidia singula hyalina, exiguissima eylindrica. Bern, an Lindenzweigen. Botryospheria moricola. Ces. et DNot. Sfer. It pag. 83. Bern, auf Morus multicaulis. . Qucurbitaria subeespitosa. Otth. — Erumpens. Perı- thecia solitaria, vel s@pius pauca c#spitose concres- centia, subglobosa vel e mutua pressione difformia, nigra, impolita; ostiolo papillato, subacutato. Ascı eylindrici, basi breviter attenuati, octospori. Spor& monostiche, obliqus&, fusco-fuliginex, subovat&, ob- tusissim&, ad septum primarium, in medio, constrict®, dein septis aliis adventitiis 4-6 transversis, nonnullis- que verticalibus cellulos&, long& circiter 22, crass@que 8 micromm. Paraphyses tener® subcoalit@. — Ak — Bei Bern, an Zweigen von Sorbus Aria. 46. Epiphegia Alni. (Otth.) Nke. — Perithecia c&spitose 47. a8. erumpentia, vel locis peridermio privis aggregata, stromate parco, sive cortici nigrefacto, leniter in- sculpta, carbonacea, subglobosa, conico-ostiolata. Nuc- leus cinereus Ascı clavati octospori. Spor& fusi- formes, hyaline, guttulas 4 oleosas gerentes, et inter eas sepius nonnihil constricte, absque septis conspi- cuis. Spor® long» 22-24, crass& circiter vel parum ultra 5 micromm. Paraphyses filiformes, ascos haud superantes. Bei Steffisburg, an Zweigen von Alnus glutinosa. Der Prototyp dieser neuen Gattung ist die Spharia macrospora Desm. oder Massaria epiphegea Riess., nach welch’ letzterem Species-Namen dann die Gattung den Ihrigen erhalten hat. Xylospheeria anserina. (Fr.) Bei Bern, an alten Zaunlatten von Tannenholz. X. asserculorum. Otth. — Perithecia gregaria, im- mersa, globoso-subdepressa, spe in ligni fibrarum directione nonnihil oblongata, collo brevi, ostioloque prominulo, demum poro dilatato pervio, munita. Ascı magni clavati, passimve subcylindrici basi breviter attenuati, octospori. Spor& imbricat&® aut inordinatz, magn®, e flavido fuscobrunnescentes, ventricoso- fusiformes, obtusiuscul®, insquilaterales, in medio ad septum primarium quandoque nonnihil constrict®, inde septis nonnullis secundariis transversis distinc- tioribus, et longitudinalibus minus distinctis adventitiis, tandemque numerosissimis, in cellulas innumeras divise, long®, 44-48, crass® 16-19 micromm, Para- physes tener& filiformes. Bei Bern, an alten Zaunlatten von Tannenholz. — 15 — 49. Cladospheeria (Sect. Gigaspora.)berberidicola. Otth. — Gregaria. Perithecia juniora in cortice immersa, vertice vix paululum prominulo, dein crescendo emergentia, ultra dimidium libere prominentia, basi tantum cortici insculpta remanentia, globoso subdepressa, millimetro minora; ostiolo cinereo, vix papillato, sub peridermio pustulato, poro pervio, latente. Nucleus gelatinosus griseo-brunnescens. Asci magni clavatı plus vel minus ventricosi, octospori. Spor& irregulariter disposit, brunnez, oblong®, obtus&, 4-loculares, ad septa, pr&cipue ad medium, constrict@, in quovis locula- mento guttulam oleosam foventes, long&® 34-38, crass&® 12-14 micromm., singul® strato gelatinoso hyalino obvolut, ad latera cito valde extenuato, at in utroque fine sepe diutius persistente, et quasi verruc& late rotundati® formam assumente, demum vero totaliter evanıdo. Paraphyses filiformes, ascos vıx superantes. Bei Thun und bei Bern, an Zweigen von Berberis communis, 50. 02. (Erumpentes.) Hippophaös. (Sollm.) Nke. Bei Steffisburg, auf Hippopha& Rhamnoides. 51. 02. Ligustri. Otth. — Perithecia laxe gregaria, basi leviter cortici insculpta, per peridermium subpustu- latum erumpentia, ostiolo papillato parvulo munita. Asci subventricoso-clavati, octospori. Spors hyalın, fusiformes, guttulas 4 oleosas gerentes, subtorulos®, absque septis conspicuis, long 19-22, crass® 5 aut fere 6 micromm. Paraphyses lineares, ascos supe- rantes. Asci et paraphyses in perithecii fundo affıxı, erecti, in ambitu arcuati ostiolum petentes. Bei Steffisburg, an Zweigen von Ligustrum commune. 52. Ol. Lilacis. Otth. — Perithecia in greges longe effusos congesta, minuta, globosa, cortici insculpta, perider- Bern. Mittheil. 1870. Nro. 725. dd. > — 106 — mio tuberculato demum fatiscente subrevelata, ostiolo vix distincte papillato munita. Nucleus albido-cineras- cens. Asci subeylindrici, deorsum breviter attenuati, aut clavati, octospori. Spor® monostich® subimbri- cat, vel sursum inordinat&, brunnex, oblong&, ob- tus, biloculares, long& 18-22, latzque circiter 14 micromm. Paraphyses coaliıt&. Bern, an Zweigen von Syringa vulgaris. Cl. rimicola. Otth. — Perithecia cortici leniter in- sculpta, ejusque atomis primum conspersa, subglobosa, nunc sub lenticellis in acervulos minutos rotundos congesta, ostiolis papillatis convergentibus in disculum parvum, pene ad superficiem erumpentem, collectis; nunc vero perithecia secundum peridermii rimas in czspites transversim elongatos digesta et magis reve- lata Asci clavato-subceylindrici octospori. Spor& monostich&, sepius plus vel minus imbricat& fumoso- brunnez, oblong&, obtus&, vel passim fere conicoa- cutat&, 4-loculares, subtorulos&, in medio s@pe magis constrictz, long& 19-22, crass&@ 5-7 micramm. Para- physes filiformes, ascos #quantes. Im Bremgartenwald, an abgefallenen Zweigen von Prunus Avium., 54. Ol. (Immers®) lantanicola. Otth. — Perithecia gre- garıa, cortici immersa, globoso subdepressa, circiter semimillimetrum lata, ostiolo parum distincte papillato sub peridermio, poro pervio, latente. Nucleus ge- latinosus griseus. Asci cylindrici, deorsum breviter attenuati, octospori. Spore monostiche, oblong®, obtusissim&, biloculares, non aut parum constrict®, przter plasma hyalinum parcum, utroque loculamento guttula oleosa flavida fere toto repleto. Spor& long — 17 — 18-22, late circiter 9 micromm. Paraphyses, quasi gelatinose apparentie, haud discret&. Bei Weissenburg, auf Viburnum Lantana. 55. Cl. bufonia. Berk. et Br. 6. 57. 58. 9. Im Bremgartenwald und bei Steffisburg, an Eichen- zweigen. Ol. Berkeleyi. (Auersw.) Nke. Im Bremgartenwald, an Zweigen von Prunus Avium, und bei Thun auf Prunus spinosa. Ol. chondrospora. (Ces.) Nke. Bei Bern, an dünnen Lindenzweigen. Cl. Rose. Otth. — Gregaria. Perithecia lentiformi aut fere orbicularidepressa, cortici innata, ejusque strato supremo tenuissimo tecta; ostiolo papillato minuto in peridermii rimula longitudinali vix promi- nulo punctiformi. Asci cylindrici vel rarius subclavati, octospori. Spore monostich®, nunc minus, nunc magis obliqu& vel imbricat®, brunneol®, oblong®, obtus&, biloculares, long® 18-20, crass& 6-7 micromm. Paraphyses tenerrim& parum distinct®. Am Hardlisberg bei Steffisburg, an Rosenzweigen. Ol. fraxinicola. Otth. — Gregaria. Perithecia globosa, cortici immersa et cumejus strato supremoemergentia; ostiolo conico perperidermium subpustulatum vix erum- pente. Ascı cylindrici octospori. Spor® monostich®, hyaline, oblong&, cylindric&, rotundato obtus®, septis spe inconspicuis triloculares, tritorulos®, et trigut- tat, longe 17-20, crass® circiter 6 micromm. Para- physes long&, filiformes. Bei Bern, an Eschenzweigen. 60. Ol. Corni. Otth. — Sparsa vel irregulariter gregaria. Perithecia globoso depressa, cortici immersa, basique ligno insculpta, vertice peridermium attingentia, quod 61. 62. 63. — A108 — ostiolo minuto perforant. Nucleus nigrofuscus. Aseci subeylindrici octospori. Spor& monostich&, brunne, oblong®, obtusissim®, guttulas 4 oleosas, seriatas, contiguas, lentifermi depressas gerentes, at septis veris, ut videtur, carentes, long® 25-28, crass® cir- citer 40 micromm. Paraphyses lineares eximie pellucide. Bei Bern, an Zweigen von Cornus mas. Ol. Sambuci racemose. Otth. — Gregaria. Perithecia cortici immersa, dein plus vel minus emergentia, glo- bosa; ostiolo subsimplici, sub peridermio leniter tuber- culato, poroque pervio, latente. Nucleus sordide cine- rascens. Asci subcylindrici vel sursum nonnihil incrassati, octospori. Spor& monostiche obliqus, aut sursum distich®, fuscidul®, oblong® utrinque attenuat&, obtus®, quadriloculares, torulos®&, long circiter 48, crasseque 5 micromm., aut nonnihil in plus vel in»,minus variantes. Paraphyses tener& filifformes. Bei Bern, an Zweigen von Sambucus racemosa. Ol.subpustulosa. Otth, — Gregarıa. Perithecia corticis strato supremo immersa, eoque leviter tecta, orbi- culari depressa, ostiolo subpapillato sub peridermio pustulato, poroque pervio, latente. Nucleus gelati- nosus fuscogriseus, Asci subeylindriei, octospori. Spor& monostich&. oblique&, lete umbrin®, oblonge, ceylindrice, rotundato obtusissim®, quadriloculares, long& 20-25, crass zcirciter 9 micromm. Paraphyses tener&, lineares. Im Bremgartenwald an abgefallenenBuchenzweigen. Cl. demersa. Otth. — Sparsa. Perithecia majuscula, subglobosa, in cortice sepius usque ad lignum de- mersa, imo basi ei insculpta, singula corticis pustulis 64. — 19 — nigricantibus tecta, ostiolo atro subconico, truncatulo, breviter exserto, apice pertuso, munita. Ascıi clavatı, octospori. Spor& fusiformes, haud acutat®, leniter curvule, brunne®, utroque fine albido, guttulas 6 oleosas foventes, demum, guttulis evanıdis, septis transversis sexloculares, loculamentis extremis albidis, czteris plasmate brunneo refertis, long& circiter 45, crass@que 11 mieromm. Paraphyseslong& ettener®. Bei Weissenburg an einem Zweige von Lonicera Xylosteum. Cl. allospora. Otth. — Sparsa vel laxe gregarıa. Peri- thecia tenuissima, globoso subdepressa, millimetro semper minora, immersa, singula stromate corticali ligno concolore recepta, innata, nec solubilia; ostiolo vix distincte effigurato, sub peridermio poro pervio latente. Ascı cylindrici octospori. Sporz® monostich®, oblong&, utrinque late rotundat&, long® 20-23, crass® 41-12 micromm. ips® vix colorat®, vulgo unilocu- lares, absque septi ullo rudımento neque indicio, at sporidiola 4 foventes flavidobrunnea, lenticularia, in mutuo contactu immediate sibi superstrata, vertica- liter septata demum pl. v. min. deformata et torulosa. Passim, at rarıus, in perfecto maturitatis statu spor® Ips® septo transverso manifesto biloculares, subcon- stricete, ac in utroque loculamento sporidiola bina contigua fovenies. Paraphyses filiformes, ascos haud superantes. Spor& demum cum nuclei mucilagine expuls&, verruculas minutas nigras sistentes. Bei Bern, an einem abgefallenen Eschenzweige. Obige vielleicht paradox scheinende Beschreibung der Sporen entspricht gleichwohl nicht nur genau dem bei der wiederholten microscopischen Unter- suchung empfangenen Eindrucke, sondern wird noch — 10 — bestätigt durch die Beobachtung, dass durch Zer- reissen oder Zerquetschen einer reifen Spore sich die braunen Sporidiolen aus der farblosen Sporen- haut befreien und isoliren lassen; dieselben sind dann nicht mehr linsenförmig, sondern bestehen aus 3-4 zu einer stumpfrandigen torulösen Scheibe verbun- denen Zellen. . Cl. Eunomioides. (Otth ) Nke. — Gregaria. Perithecia nigra tenuia, globosa vel parum depressa, cortici turgescenti immersa; ostiolis brevissime, imo vix pa- pillatis, in peridermii pustulis, poro perviis vix puncti- formi-conspicuis. Nucleus gelatinosus nigrofuscus. Asci sursum elliptico-clavati, deorsum in pedicellum longum producti, octospori. Spor& subdistich® cy- lindric® obtusissim&, curvul&, primum hyalıne, gut- tulas duas valde distantes gerentes, maturiores oliva- ce&®, in utroque extremo fine pallide@, septis trans- versis successive 2-4-loculares, tandemque, licet minus distincte, 8-loculares, varıe magnitudinis, long 22-28, crasse 5-6 micromm. Paraphyses tener& lineares. Im Bremgartenwald, an abgefallenen Eschenzweigen. 66. Spherella myriadea. (DC.) Fr. Im Bremgartenwald, an dürren Eichenblättern. 67. Sph. depazeeformis. (Auersw.) DNot. 68. Im Bremgartenwald, an den Blättern von Oxalis acetosella. Sph. syringcecola.Otth.— Epiphylla. Perithecia minuta, nigra, pauca sparsa in macula exarida cinerea, mar- gine tumidiusculo cincta, epidermide leviter tecta; ostiolo demum revelato, umbilicato et poro pervio. Asci clavati octospori. Spor& hyalıne, oblong®, biloculares, anisomer&, leniter constrictz, obtus&, ER 7 pe diametro duplo longiores, long& circiter 13 micromm. Paraphyses null® distinct®. Die dieser Speciesangehörende Pycnisist Depazea syringzcola Lasch. und äusserlich kaum davon verschieden. Bei Steffisburg auf lebenden Blättern von Syringa vulgaris. Gymnomycetes. 69. Phragmotrichum Platanoidis. Otth. — Tubercula subgregaria fusconigra, erumpentia, minuta, milli- metro minora. Stroma planum, tenue, carnosum, brunneolum, conidiorum catenulis haud stipitatis den- sissime obsitum. Conidia, in statu quo observata, pauca, vix ultra 6-7 in singulis catenualis, absque isthmis invicem contigua; infimum sessile, adhuc im- maturum, hyalinum, minus et uniloculare, sursum gra- datim maturiora majora, colorata et septata, tandem flavidobrunnea, ellipsoidea, septis vulgo 4-5 trans- versis, nonnullisque verticalibus vel irregulariter ob- liquis cellulosa et torulosa, longa 16-23, crassa 8-10 micromm., terminalia vero longitudine s@pe 32 mi- cromm. excedentia, septorumque numero tunc pro- portionaliter aucto. Bei Bern, an dünnen Zweigen von Acer Platanoides, im Frühling. Ist durch die unmittelbar an einander gereihten . Conidien von Phr. acerinum Fr. verschieden. 10. Epicoccum Negundinis. Otth. — Gregarium, nigrum, macul® canescenti insidens. Stromata minuta, glo- boso subdepressa, intus brunneola, conidiis umbrinis globosis scabriusculis sessilibus obsita. Bern, an trockenen Zweigen von Acer Negundo. 7A, 12. 73. 75. 76. 71. — 112 — E. neglectum. Desmaz. Bern, im botanischen Garten, an dürren Blättern von Arundo Donax. Haplomycetes. Verticillium effusum. Otth. — Hypophyllum. Flocci steriles repentes intertexti, fertiles erecti in maculas effusas albidofulvescentes congesti, longi, crassi et precipue deorsum dilute fulvescentes et subtiliter scabrati, remote septati et parce ramihicati; ramuli ultimi conidiferi brevissimi, lageniformes, floccorum apicem versus in verticillos 3-4 dispositi; conidia singulatim acrogena, minuta, globosa hyalina 3'/, mi- cromm., vel parum ultra, lata, Bei Bern, an noch lebenden Blättern von Centaurea Jacea, im Sommer. Peronospora affınis. Rossm. Bei Bern, auf Fumaria officinalıs. . Psilonia Platani. Otth. — Czspites hypophylli ma- culiformes floccosi, griseonigricantes, sparsi, 1-3 millim. lati. Flocci erecti, rigidi, fragiles, fuscobrun- nei, continui, simplices, punctato scabri, sursum non- nihil attenuati et circinato incurvi. Conidia in fundo coacervata copiosissima, hyaliına eseptata, linearia, longa 10-13, lata parum ultra 1 micromm. Bern, an abgefallenen Platanusblättern, im Herbst. Speira coheerens. Preuss. (in Linnea XXVI. 707.) Im Bremgartenwald, an Eichen- und Buchenzweigen, und bei Steffisburg an alter Rinde von Caprifolium. Puceinia conglomerata. Schm. et Kze. Am Gurnigel, auf Tussilago alpina. P. Asari. Lk. Bei Schaffhausen auf Asarum europ&um. (Schweiz. Cryptog Nr. 612.) 18.P. d. a. pP. 80. P. a. Behenis. Ötth. Trichobasis. Bifrons. Sori rotundi, sparsi, gre- garıi, vel centralem circumstantes, sepeque annu- lariconfluentes, rufi. Spori diasubglobosa rufoum- brina, exiliter spinulosa; sterigmatibus hyalinis breviusculis. Puccinia propria. Bifrons, at magis hypophylla. Cespituli rotundi, per totam folii paginam dispersı, fuscobadii. Sporangia lste brunnea, diametro sesqui aut duplo longiora, utrinque late rotundata, in medio septifero non aut parum constricta; arti- culis normaliter aqualibus, vel haud raro superiore nonnihil crassiore; apiculo rudimentario aut plane nullo; stipite hyalino sporangium aequante. Bern, auf Silene inflata, Ende August. sessilis. Körnicke. Trichobasis ejus. Bifrons, at magis epiphylla. Sori erumpentes elliptici fulvi. Sporidia globosa subtilissime spinuloso-exasperata, plasmata gru- moso flavido-aurantiaco referta; sterigmatibus hyalinis breviusculis. Puccinia propria. Bifrons. Czespituli minuti ob- longi vel lineares, nigri, compacti, epidermide diu tecti. Sporangia fulvidobrunea, plasmate grumoso referta, oblonga, subcylindrica, recta aut curvula, interdum sursum subincrassata, ad septum in medio vulgo parum aut non constricta; episporio lavi, in verlice parum incrassato et rarius apiculato; stipi- tibus brevissimis, sepeve vix ullis. Bei Bern an den Blättern von Triticum repens und Arrhenatherum elatius. Po nemoralis. Tul. Epitea ejus. Bifrons. Sori minutissimi elliptici, fulvi. Sporidia globosa valde subtiliter asperula, Bern. Mittheil. 1870. Nr. 726. 81. p. — Mk — plasmate grumoso saturate flavo referta, sterig- matibus hyalinis breviusculis primum munita. Paraphyses hyalin® difformes, capitate, deorsum in pedicellum longiusculum, incurvum, nunc tere- tem, nunc clavatum et sub capitulo constrietum, product. Puecinia propria. Bifrons. Caspituli minutissimi, elliptici, nigri, epidermide tecti. Sporangia late succineobrunnea, pyriformia, ad septum subcon- stricta, recta vel incurva; episporio in vertice in- crassato, obscuriore, late conico, rotundato sepeve truncato; stipite brevissimo, fere hyalino. Quan- doquesporangia utrinque pariter rotundato-obtusa, sursum vix aut non incrassata, septoque nullo COnSpicuo. Diese Puccinia wird von Tul. in Ann. Sc. Nat. 4'° Ser. Tom. Il. pag. 184 nur einfach erwähnt, ohne sie näher zu charaklerisiren. Im Bremgartenwald, auf Poa nemoralis. Im Julı. heterochroa. Rob. in Ann. Sc. nat. 2" Ser. Tom. XIV. pag. 108. Bern, auf Galium cruciatum. Im Herbst. Hordei. Otth. Trichobasis ejus. Bifrons. Sori minutissimi, elliptici fulvido-aurantiaci, per epidermides rimulam longi- tudinalem imperfecte erumpentes. Sporidia sub- globosa, plasmate grumoso flavo referta, a sterig- matibus hyalinis breviusculis facile decidua. Puccinia. Bifrons. Cspituli minuti, immo spe fere punctiformes, nigri, epidermide tecti. Spo- rangia in quovis c&spitulo biformia, scilicet: 1. Sporangia perfecta vulgo pauca in czespituli quadam parte congesta, oblonga, bilocularia, constricta, fulvidobrunnea, plasmäte grumoso — A — referta; articulo superiore vulgo crassiore, in verlice rotundato, conico, aut truncato; episporio in vertice plus vel minus incrassato, s@piusque apiculato; articulo inferiore subpyri- formi; stipite brevi, hyalino. 2. Sporangia septo abortivo unilocularia, czespituli communis longe maximam partem constituenlia, propter septi defectum minime constricta, so- laque hac nota a sporangiis perlectis diversa. Es ist also hier nicht das sonst wohl ganz vereinzelt beobachtete Fehlschlagen des einen Gliedes, mit entsprechender Verkürzung des Sporangiums, sondern ein in jedem Räschen weit überwiegendes Fehlschlagen der Quer- wand, ohne Verkürzung des Sporangiums, eine merkwürdige Eigenthümlichkeit dieser Species. Bern, im botanischen Garten, an dürren Blät- En tern von Hordeum vulgare. Juli. } 83. Uromyces Erythroniü. (DC.) Bei Genf, auf Blättern und Blattstielen von Ery- thronium Dens Canis, im Frühling. (Wartm. und Schenk, Schweiz. Crypt. Nr. 603.) f i r Errata: Seite 88, Zeile 9 von unten: 83, statt 82. »„ %, „ ' 17. lies ipsis' statt ipses. Ba BAutter, Ingenieur. Von den mathematischen Gesetzen welche sich beim Wachsthum der Waldbäume und Waldbestände finden lassen. Vorgetragen den 30. April 1870. Einleitung. Wenn von mathematischen Gesetzen die Rede seinsoll, welche bei'm Wachsthum der Waldbäume und Waldbestände vorkommen, so muss man sich auf den gleichen Standpunkt stellen, wie z. B. der Hydrau- liker, welcher von Gesetzen handelt, die der gleichförmi- gen Bewegung des fliessenden Wassers in Kanälen und Flüssen zukommen. In beiden Fällen wird ein Ideal auf- gestellt, welches in der Wirklichkeit eigentlich nicht, oder doch nicht vollkommen, vorhanden ist, so dass es bei der praktischen Anwendung der, auf normale Zustände basirten, Formeln immer nothwendig ist, sich bezüglicher Reductionsfactoren zu bedienen, oder solche in die For- meln selbst aufzunehmen. So wenig, selbst in ganz regel- mässigen und künstlichen Kanälen, jeder Wassertropfen, oder jedes Wasseratom, mit der gleichen Geschwindigkeit sich vorwärts bewegt, wie alle andern, worunter man die gleichförmige Bewegung versteht, eben so wenig wird ein normaler Wald aufzufinden sein, welcher Jahr für Jahr genau den gleichen, und maximalen, Ertrag liefert. Gleichwohl strebt der Forstmann bei der Pflege des Wal- des nach diesem Ziele und es ist für ihn von grossem Werthe, sich den normalen Wald, das Ziel seines Stre- bens, stets genau vergegenwärtigen zu können. ieh Heldimann. Dar. 1200| au Er | —— 4 Me kerlungere ISZO. DSENBEER AB: BaumE BraBE A HT elf: Z AA IP I y V// 3 T 130 0 zu Bi] um Mi u Ze EAR7 - Z RaZ2BrER% ematise ‚matt | 4. Fonsden u 179 12: 67 ze ng v = = “ 3 — MT — Unter der Normalität einer Waldung versteht man denjenigen Zustand, welcher die Grundbedingung der Production des maximalen Ertrages in ununterbrochener Gleichmässigkeit erfüllt. In einem normalen Waldbestande ist keine Lücke und berühren sich überall die Aeste der Bäume, so dass nur wenig, oder kein Sonnenlicht bis auf ‘den Boden dringen kann. Nur so weit Licht und Luft auf die Bäume einwirken können, also in den Gipfeln, giebt es Aeste und Zweige; wo diese Einwirkung auf- hört, da giebt es auch keine Aeste mehr. Desto voll- kommener entwickelt sich aber der Wachsthum des Stam- mes, welcher unter diesen Umständen bedeutend mehr Länge erhält, als wenn er freisteht und viele Aeste trei- ben kann. In einer normalen Waldung müssen aber von allen Altern, vom jüngsten bis zum Haubarkeitsalter, in welchem sich der höchste Ertrag ergiebt, solche normale Bestände vorhanden sein, so dass immer gleich altes Holz im be- stimmten, richtigen, Haubarkeitsalter zum Hiebe kommt. Damit dieses in ganz vollständiger Weise geschehen kann, müssen Waldabtheilungen, welche geringere Productions- fähigkeit besitzen, als andere, desto mehr Ausdehnung erhalten, als diese. Die Eintheilung muss überhaupt so disponirt sein, dass, wie oben bemerkt. der Ertrag all- jährlich der gleiche ist. A. Form der Waldbäume. In den normalen Waldbeständen erhalten die Wald- bäume ihre normale Form. Sie bilden nicht Kegel, wie man vor 30 a 40 Jahren noch allgemein angenommen hatte, sondern in der Regel parabolische Kegel, deren Kubikinhalt bekanntlich gleich ist der Hälfte der Kreisfläche der Basis, multiplicirt mit der Höhe, während — 18 — der Inhalt des Kegels gleich ist einem Drittheil der Kreis- fläche der Basis, multiplizirt mit der Höhe. Dem para- bolischen Kegel beinahe gleich, doch etwas geringer, wird der Kubikinhalt gefunden, wenn die Kreisfläche von 0,7 der Basis mit der Höhe multiplicirt wird. Da es aber auch vollholzige Waldbäume mit mittleren Durchmessern gleich 0,8 der Basis (oder des Durchmessers auf Brust- höhe) giebt, sowie auch abholzige mit 0,6 und freiste- hende, kegelförmige, mit 0,5 der Basis, so hatten wir uns seiner Zeit zum Behuf unserer forstlichen Aufgaben und Waldtaxationen für diese vier Formen eingerichtet und zwar nur für diese, da man selten, oder wohl nıe Be- stände antrifft, welche in ausgesprochener Weise einer Zwischenstufe angehörten. Beinahe in allen Fällen wird die Formzahl 0,7 als mittlerer Durchmesser angetroffen und nur im Berner Oberlande sind wir in den Fall ge- kommen, die Kubiktafel für die Formzahl 0,6 anzuwenden. In normalen Waldbeständen wird der Stamm bis zum äussersten Gipfel gerechnet, mit Inbegriff der wenigen kleinen Aeste und Zweige der Krone, welche man sich am Gipfel zusammengebunden denken kann. In geschlos- senen, (beinahe normalen) Buchen- und Eichen-Beständen fanden wir bei der Untersuchung die Formzahl 0,7 über- all vorherrschend, ebensowohl wie bei Fichten-, Weiss- tannen- und Kiefer-Beständen. Wir können also sagen, dass in der Form der Wald- bäume, resp. ihrer Stämme, der parabolische Kegel vorherrscht, B. Inhalt der Waldbäume, Kubiktafeln. Wenn für die Berechnung des Volumens der Wald- bäume die Kubiktafel nach der Formzahl 0,7 in den aller- meisten Fällen gut passt, so giebt es doch Fälle, wo Ihn 2 1 Ge andere Formzahlen vorkommen und also andere Kubik- tafeln gebraucht werden müssen. In solchen Fällen würde man sich jedoch irren, wenn man annehmen wollte, der Kubikinhalt werde gefunden, wenn die Kreisfläche von z. B. 0,6 D (D Durchmesser auf Brusthöhe) mit der Länge multiplizirt wird, wie dieses bei 0,7 D geschieht. Im Gegentheil, er würde bei 0,8 D zu gross und hei 0,6 D und 05 D zu klein ausfallen. Wir hatten daher für 0,8 D und 0,6 D besondere parabolische Kegel construirt, Theile derselben von 3 zu 3 Meter Länge mit den ent- sprechenden mittlern Durchmessern als Cylinder kubirt und hieraus die richtigen mittleren Kreisflächen berechnet, welche mit den Längen bis zum Gipfel multiplizirt, die richtigen Kubikinhalte geben. Wenn man die, einem gewissen Durchmesser zu- kommende, mittlere, oder maassgebende, Kreisfläche mit verschiedenen Längen multiplicirt und die so erhaltenen, Kubikinhalte der Waldbäume auf eine Coordinaten-Scala aufträgt, deren Abscissen die Stammlängen und deren Ordinaten die Kubikinkalte sind, so entsteht eine, in dem Ursprunge der Coordinatenachsen beginnende, gerade Linie und wenn man für alle vorkommende Durchmesser solche gerade Linien zieht, so entsteht ein Strahlen- büschel, welcher eine graphische Kubiktafel vorstellt und auf welchem alle vorkommende Kubikinhalte der Wald- bäume direct abgelesen werden können. Die Reihen der mittteren oder maassgebenden Kreis- flächen, deren Multiplikation mit den Stammlängen bis und mit dem äussersten Gipfel die Kubikinhalte der Wald- bäume giebt, sind Fig. 4 graphisch aufgetragen. Dieselben geben parabolische Curven, deren gemeinsame Achse mit der Ordinatenachse zusammenfällt, welche die Kreis- — 120° — flächen giebt. Die Parabelordinaten, oder die Abscissen, sind die Durchmesser der Waldbäume auf Brusthöhe. Die Formeln sind folgende: 1. Für 08D. Y?=0,717 x. 2.09 DID. 4 ya x. 3. » 06D. Y=03182 x. ED Ed x sind die Kreisflächen, y die Durchmesser auf Brusthöhe. Werden die Parameter dieser Parabeln graphisch aufgetragen, so bilden sie ebenfalls eine parabolische Curve vonähnlicherLage, wie die vier Kreisflächen-Curven. C. Anzahl Stämme per Heectare. Wir haben oben von der Beschaffenheit und dem Schlusse (Dichtigkeit) der normalen Waldbestände ge- sprochen. Dabei entsteht die Frage, wie viel Stämme in jedem Alter per Hectare im Normalzustande durch- schnittlich gezählt werden können? Nach den badischen Auszählungsresultaten von 1836 bis 1839, und nach den, von uns selbst ausgeführten, zahlreichen, Waldtaxationen in den Kantonen Bern und Solothurn von 1840 bis 1852 und seither, ergeben sich für die fünf Holzarten Fichte, Weisstanne, Kiefer, Eiche und Buche sehr verschiedene Reihen, bezüglich welcher wir von vorneherein zn bemerken haben, dass keine der- artige Reihen Anspruch auf grosse, überall maassgebende, Genauigkeit machen können, sondern dass sie hauptsäch- lich nur als mittlere, durchschnittliche, Werthe zu be- trachten sind. Werden diese Reihen graphisch aufge- tragen, (Fig. 2). so entstehen annähernd gleichseitige Hyperbeln, deren Asymptoten in der Nähe der Coordi- naten liegen und mit diesen parallel sind. la Die Formeln, in welchen y, als Ordinate, die Anzahl Stämme und x, als Abscisse, die Anzahl Jahre des Alters bezeichnen, sind folgende: 1. Fichte on 2. Weisstannen y =. 3. Kiefer Y zz 4. Eiche Y = — 33. 5. Buche Y —— + 330. D. Variation der Stammlängen. Eine fernere Frage entsteht bezüglich der Stamm- längen in geschlossenen, oder normalen, Waldbeständen. nach welchem Gesetze nimmt die Stammlänge mit der Dicke des Baumes, resp. mit dem Durchmesser auf Bruch- höhe zu? Hier kann es sich selbstverständlich ebenfalls nur um durchschnittliche Werthe handeln, wie sie in der Regel vorkommen. Tragen wir die, aus unsern zahlrei- chen Messungsresultaten erhaltenen mittleren Reihen auf eine Coordinaten-Scala (Fig. 3.), so entstehen annähernd parabolische Curven, deren Achsen ungleich weit von der Ordinatenachse und deren Ordinatenachsen ungleich weit von der Abscissenachse entfernt sind. Die Werthe y sind die Durchmesser auf Brusthöhe, die Werthe x die Stammlängen. Formeln: A. Fichte (0,60 — y)’ = 0,0092 x 39 — x; BEN RERNRUNN Y)- ae 0.0092 Bern. Mittheil. 1870. Nr. 727. I, 5. 2. Weisstanne (0,60 — y)? = 0,0105 x 34,5 — x; 345 __ (0,60 — y) ETE 0.0105 3. Kiefer (0,39 — y)? = 0,0050 x 30 — x; 0,39 — y)? sp 210,39 al a 0.0050 k. Eiche (0,50 — y)? = 0,0083 x 30 —x; EN ! (SR Fra ee 0.0083 5. Buche (0,55 — y)’ = 0,0092 x 33 — z; nn. : a 0.00% Bei der Taxation des, der Stadt Bern angehörenden, Kühlewylwaldes, bei Zimmerwald, wo beinahe abnorme Wachsthumsverhältnisse vorkommen, wie z. B. Durch- messer auf Brusthöhe bis auf 1,5 Meter und Stammlängen bis auf 50 Meter (bei Weisstannen im Alter von 180-200 Jahren), fanden sich Durchschnittsverhältnisse der Stamw- längen, welche eine ganz andere Reihe und Curve gebeu als die gewöhnlichen, nämlıch eine gleichseitige Hyperbel, deren wagrechte Asymptote 61, 8 Meter über der Abs- cissenachse und deren senkrechte Asymptote 0,3 Meter ausserhalb der Ordinatenachse liegt Die Potenz der Hyperbel ist 19,6. Formel: 19,6 yv='6chs ee 03 Fasst man die Stammlängen ganz allgemein in's Auge, ohne die Holzart, Bodenbeschaffenheit u. s. w. in Betracht zu ziehen, sondern nur von der Normalität der Waldbestände ausgehend, so lassen sich zwischen den ' minimalen und maximalen Maxima der Stammlängen (etwa 20 bis 40 Meter im allgemeinen Durchschnitt) regelmäs- — 13 — sige Classen eintheilen, so dass man eine betreffende Stammlängenreihe sofort kennt, wenn man die maximale Stammlänge eines Waldbestandes ausgemittelt hat. Wir geben beispielsweise hier nur für die maximalen Stamm- längen zwischen 40 und 20 Meter, von 5 zu 5 Meter die Formeln, während die Curven von Meter zu Meter maxi- male Stammlänge aufgetragen werden könnten. (Fig. 4.) Formeln. 4. Für 40 Meter maximale Stammlänge. (0,60 — y)? = 0,00900 x 40 — x; 2. Für 35 Meter. (0,55 — y)” = 0,00864 x 35 — x; ae (0,55 — y)’ eh 0,00864 3. Für 30 Meter. (0,50 — y)? = 0,00833 x 30 — x; AN a a 9a 0,00833 4. Für 25 Meter. (0,45 — v) = 0,00810 x 25 — x; z 0,45 — x)? = — (0,85 — x" > 580719: 20.00880 5. Für 20 Meter. (0,40 — yj? = 0,00800 x 20 — x; 0,40 — y)? Ba N oa ri 0,00800 Verschiedene Waldbäume von gleicher Länge können sehr verschiedene Durchmesser haben, im Gegensatze zu gleichen Durchmessern mit un- gleichen Längen, welchen Fall wir soeben behandelt ha- ben. Berechnen wir die Kubikinhalte einer Anzahl Wald- — 14 — bäume z.B. von 30 Meter Länge, aber mit verschiedenen Durchmessern auf Brusthöhe, nach der Formzahl 0,7D, so erhalten wir eine Reihe, welche, graphisch aufgetragen, wieder eine parabolische Curve giebt, und zwar eine solche, deren Achse mit der Ordinatenachse zusammen- fällt, welche die Kubikinhalte angiebt, und deren Parabel- ordinaten die Durchmesser auf Brusthöhe sind. (Fig. 5.) Die Formel, worin | die Länge — 30 Meter ausdrückt, ist folgende: 20,72,.3° m 0,08666 In Obigem ist nun ungefähr dasjenige enthalten, was wir vonmathematischen Gesetzen beim Wachs- thum der Waldbäume wahrnehmen konnten, wobei es sich von selbst versteht, dass der Nachweis und die Ableitung um gar viel umständlicher abgehandelt werden könnten, als es hier geschehen ist und dass noch mehrere solcher Gesetze vorhanden sein werden, ohne dass wir sie wahrgenommen haben, wie es denn auch z. B. für die Ermittlung des Holzvorrathes der Bestände auch noch andere Methoden giebt, als die von uns angewandte. E. Etwas über die Waldbestände. Bevor wir zu den mathematischen Gesetzen übergehen, welche bei'm Wachsthum der Waldbe- stände sich finden lassen, müssen wir noch einmal einen Blick auf den Normalzustand einer Waldung werfen. Die Normalität bedingt also den maximalen Ertrag in voll- a kommener Gleichmässigkeit und dieser maximale Ertrag, quantitativ genommen, findet im normalen, oder richtigen, Haubarkeitsalter statt. Dieses Haubarkeitsalter, resp. das Alter, in welchem der maximale Durchschnittszuwachs, der Normalbetrag, sich ergiebt, abgesehen von Abweichun- gen aus andern Rücksichten, als denjenigen des quanti- tativen Ertrags, muss also genau ausgemittelt werden können und dieses geschieht durch reihenweise Berech- nung des Durchschnittszuwachses per Hectare von Alter zu Alter. Zu diesem Zwecke ist aber ferner noch er- forderlich, dass die vorhanden sein sollende Holzmasse per Hectare von Alter zu Alter bekannt sei, in welche mit dem Alter dividirt wird, um den Durchschnittszuwachs zu erhalten. Es ist also nothwendig, eine hinlängliche Menge zuverlässiger Taxationsresultate von möglichst nor- malen Waldbeständen und in möglichst verschiedenen Altersabstufungen zu besitzen, um daraus Taxations- tabellen für normale Waldungen und zwar vorerst mit reinen, nicht gemischten, Holzbeständen, aufstellen zu können, welche gleichsam das Bild eines normalen Waldes in Zahlen darstellen und alles dasjenige enthalten, was dem Forstmanne in dieser Hinsicht zugleich wichtig und in- teressant ist. Eine normale Waldung kann man sich am einfachsten und besten vor Augen führen, wenn man sich vorstellt, eine Waldlläche von überall gleicher Boden- beschaffenheit und Productionsfähigkeit, sei in so viele gleiche Theile getheilt, als das Haubarkeitsalter Jahre zählt und es sei ein Theil mit einjährigem Holz bestan- den, ein Theil mit zweijährigem, ein Theil mit dreijähri- gem u. s. f. so dass der letzte Theil das Haubarkeitsalter besitzt, der vorletzte Theil ein Jahr später, der vorvor- letzte Theil zwei Jahre später, etc. in's Haubarkeitsalter vorrückt, in welchem Falle alle Jahre gleich altes Holz, gleichviel und das maximale Quantum zum Hiebe kommt- — 16 — F. Taxationstabellen. Eine Taxationstabelle soll also das getreue Bild einer solchen Waldung darstellen, wobei es aber genügt, Alters- klassen von 10 zu 10 Jahren anzunehmen, die Rechnung jedoch gleichwohl nach obigem Principe zu führen, so dass die Summe aller Holzmassen in einem gewissen Alter die Summe aller einzelnen Holzmassen per Hectare und, vom einjährigen Holze hinweg, bis zum angenom- menen Alter, von Jahr zu Jahr ausmacht. Die Taxations- tabelle enthält daher für je eine Holzart, nebst allgemeinen Angaben über Boden, Lage etc. 1) die Alter von 40 zu 10 Jahren, 2) die Stammzahlen, Anzahl Stämme per Hectare,3)die Holzmasse per Hektare, A) dieSumme aller Holzmassen, von eben so viel Hectaren, als das betreffende Alter Jahre zählt, 5) den Durchschnitts- zuwachs per Hectare, 6) die Durchschnittszu- wachsprocente, 7) den wirklichen jährlichen Zuwachs, 8) die Procente des wirklichen Zu- wachses, 9) die Nutzungsprocente nach der soge- nannten rationellen Methode von Hundeshagen und 10) die Normalvorrathsfactoren, zur einfachen Berechnung der Summe aller Holzmaasse (fundus instructus bei der österreichischen Kameraltaxation). Wir haben aus den Resultaten unserer, während 30 Jahren von Zeit zu Zeit ausgeführten, Forsttaxationen fünf Taxationstabellen für normale Fichten-, Weisstannen-, Kiefern-, Eichen- und Buchenwaldungen auf bestem Boden und in bester Lage (Westschweiz) aufgestellt, welche als durchschnittliche Er- fahrungsergebnisse von einigem Werthe sein mögen und fügen dieselben hier bei. D. Z. bedeutet Durchschnittszuwachs, W.Z. wirklicher, jährlicher, Zuwachs. N. V. Normalvorrathsfactoren. 127 \ (f ‘ ; EI ee ol 160 | 00 160 | 220 | 299 | 290881 | OeLar | OLE 061 I Des ES 00% 081 26 I os | 900 Let | 680 gE'L IELIGL | 89821 | 08% OL} | or ee ee GG 89° 170 2 220 6 8 OGI8L FOR | 098 081 le ee ee vv | ya 01.0 En 150 &L6 8988 | 0'080 | 099 7 ee a a 06L 001 A | 2.6 IR ron | sıree | des | 088 06 ee: Ben sc | Sal 1607 | 89998 | 0'a8 | oe6 08 2 | cc OLE BB LER 8101 | &2681 Geha 1.0201 4.08 sr I ie SE ALS u RL 0%°6 9821 | 0028 | 0987 | 09 Sr | 09% KR: 69% | 00% ces | 069 gzır | gel | 08 5 99 | 087 | soll | 08% 69 | 00% GLLE I a ey'g E2'C nl Ber ’ 7 GLLE 006 0% 18 a RW ars ee He er \ in ' 1 0828 | 08 | ). 261 a hi 161 9 069 7] 00008 | sen | 28 0007 I 00E | 080 008 00071 01 “ 10708} UV90Ad uo0014 a =D a “un) “u ud ee en ee en ee 07 :moybıypfsuogonposg !oboT pun uopog «ors09 “mb ayag :ppuog w008 SIq 008 :199W JOqN PUOH "9ygaLy :11EZ[0H | Holzart: Weisstanne. Bonität: Sehr gut, bester Boden und Lage; Productionsfähigkeit: 1,0. Höhe über Meer 300 bis 800.” Alter, per Hectare, per Hectare Summe aller per Hectlare. D. Z. per Hectare. w.Z Nutzungs NY, Jahre. Stammzahl. Holzmasse. Holzmasse, D. 7. Procent. W.t. Procent. Procent. factor. Cm. Cm. Cm. Cm 10 14000 26,0 130 2,60 10,00 2,77 10,57 20,00 4 20 | 5500 67,5 600 | 3,37 5,00 5,02 7,44 | 11,76 8 30 3300 127,5 1575 4.25 3,99 6,97 5,47 8,23 12 40 2400 217,5 3300 5,44 2,50 8,85 4,07 6,64 15 50 | 1900 | 315,0 5932 | 6,30 9,00 | 10,27 3,26 5,33 | 18 AD. 131570 | 481,2 9664 | 7,19 1,66 | 11,55 9,70 4,47 | 22 | 70 | 130 | 555,0 14695 | 7,93 1,43 .| 19,37 2,23 3,831 | 26 so 1170 652,5 20632 8,16 1,25 11,25 1,72 3,16 3l eo) 1030 750,0 27645 8,39 1 9,22 1529 2,71 37 100 93 825,0 | 35520 | 8,25 1,00 7,50 | 0,9 2,32 | 43 110 840 | 885,0 44070 | 8,02 0,91 6,00 0,68 9,01 | 50 120 770 | 932,5 53182 | 7,80 0,83 4,87 0,52 1,716 | 57 130 710 | 975,0 | 62745 | 7,50 0,77 3,75 0,38 1,55 | 64 140 660 | 1005,0 72645 | 7,20 0,71 3,07 0,30 1,38 | 72 | 150 610 | 1031,2 1 82826 | 6,90 0,66 9,62 0,25 1,25 | 80 160 570 | 1057,5 93270 | 6,60 0,62 2,85 0,21 1,13 | 88 170 540 1080,0 103957 6,37 0,59 1,35 0,18 1,04 96 150 510 10937 114959 6,07 0,55 1,72 0,16 0,96 105 | 190 480 | 1110,0 | 125932 | 5,85 0,52 1,57 0,14 0,89 | 114 200 460 | 1125,0 | 137107 | 5,62 0,50 550 |. 0.18: |) 0,83 -1:122 | 129 STIL | 020 F0°0 280 090 ce'F LL6LEI 2188 org 007 seI | 20 c00 Fo co #97 LSITLTL G’L18 098 061 Gel | 080 90°0 sc'0 Gg°o 187 GLE80I 00,8 088 OST 9IT | 980 80°0 19°0 64°0 de 61166 g'798 007 OLI L01 | F6°0 60°0 80 90 s8°q GzLIG 0'778 7 O9L 86 so IT0 16°0 990 69° 04958 0078 097 091 68 ET +10 0% 1 1,0 ag’q GcEHL 0'078 00€ OPI IS De sTo 04° KV 20.0 0G199 0°0IS 088 081 8, LET 660 08°I gs‘0 099 Gz1Isg 0°C61 084 051 c9g Ge] 650 GGG 160 coL 04708 0084 089 OII 19 IE 880 87 00°I 08% 00957 0°0%, 004 001 6F c07 0°°0 09°E ol 00°8 03388 0'0GL 0LL 06 IF 77 99°0 047 ea | gG'8 LETST G'789 0,8 08 FE 06% 960 c1'‘9 erL IL'6 LEITG G‘Lg9 0001 0, 1% 99°E GH 15'8 99°I 08°6 00991 0°0,F O9TI 09 IG Rn 17 0G°OL 00°7 G1'6 GIEOL GLSP OOFI 09 97 659 or 8 Gy zl 097 LE'6 0009 OCLE OFT OF et 118 G1'G Gy zı 008 G8 1887 G'19G 0083 08 8 F6 11 0°, 00°6 00°C 00°9 OCOL 0'051 00F8 05 F 0007 00°01 04'F 00°01 08°F 075 0'CP 0004 01 "u "u "a "u "Io 1987 -JUmDOoLL "JU990IJ 7, DAN "Ju990odg Z °gq "ossewzjop asseuuz[off "[yezurumgg ae "A "N sdunzyuN 7 "MN "19977 od Ay "A "9.279977 aod AO[]E swwung "2.1997 od "9dr)99H aad Kaayıy ER A N Eh Er a a ZN PEESU DU Bee] FE EHE S RS TEE ‘9° :120%/bıynfsuoonpouT oborg pun uopog «07599 mb 4yaS :IDUOT w008 SIqQ 008 :189M Joqn oyoy ”= -19JOIy :1.18Zj0H mn nn ee = er aa ne WEDIE TUE —— rn RE 27 728. 1% N . 1870 Mittheil Bern. 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Die Holzmassen per Hectare. Wir behandeln nunmehr die mathematischen Ge- setze, welche bei Waldbeständen sich ergeben und betrachten vorerst die Holzmassen per Hectare. Werden dieselben auf eine Coordinatenscala aufge- getragen, deren Abscissen die Altersjahre und deren Or- dinaten die Holzmassen per Hectare sind, (Fig. 6.), so entstehen vermittelnde sog. S Curven, für die wir jedoch keine Formeln aufzustellen im Stande waren. H. Die Summe aller Holzmassen. Nehmen wir die Summen aller Holzmassen für so viele Hectaren, als das angenommene. Alter Jahre zählt, und tragen diese auf die Coordinatenscala (Fig. 7.), so erhalten wir für alle Holzarten Parabeln, deren ge- meinschaftliche Achse mit der Ordinatenachse zusammen- fällt, welche die Kubikmassen angiebt, während die Para- belordinaten die Anzahl Jahre des Alters und die Anzahl Hectare sind. Die Summen aller Holzmassen sind von 10 zu 10 Jahr berechnet worden, nach der Formel 10m. 10cm + m‘ 10 (m’ + m’’ 40 (m? + m° nm ee) n +. N z ) worin m die Holzmasse per Hectare bezeichnet. Zu den erhaltenen fünf Reihen passen ungefähr fol- gende Ausdrücke: X l. Fichte BP —: ich y 13 RE 3; X 2. Weisst 2, Zr ie a eisstanne Y 38 Ba EN BAR 78 X 3. Kiefer 1,6 — —— , SAH 'ge: ve 2 4. Eiche \ 50" a le U 5. Buche ee ı 2au1 RER NR, 1. Die Normalvorrathsfaetoren. Bei diesem Anlasse wollen wir zugleich die Nor- malvorrathsfactoren näher in’s Auge fassen, welche zwar die letzte Columne der Taxationstabellen bilden. Diese Factoren dienen dazu, um durch einfache Multipli- cation der Holzmasse per Hectare im Haubarkeitsalter, oder des Normalertrags, die vorhanden sein sollende Summe aller Holzmassen (den fundus instructus) direkt zu berechnen, was z.B. bei der Vergleichung des gegen- wärtigen Waldzustandes mit dem normalen, also bei Be- triebsregulirungen, Servitutablösungen, Waldabtretungen u. Ss. w. von Wichtigkeit ist. Schon bei den Reihen der Holzmassen per Hectare, nach den Altersabstufungen, dann bei den Reihen der Summen aller Holzmassen und auch hier bei den Reihen der Normalvorrathsfactoren finden wir eine auffallende Abweichung der Reihe der Kiefer von den Reihen der übrigen Holzarten. Die Kiefer wächst in ihrer Jugend verhältnissmässig viel stärker, und viel mehr zu, als andere Waldbäume, während sie im höhern Alter im Zu- wachse zurückbleibt. Die Reihe der Normalvorrathsfac- toren der Kiefer weist bedeutend höhere Werthe auf, als diejenigen der übrigen Holzarten, welche wenigstens sehr nahezu in eine und dieselbe Reihe zusammenfallen (Fig.8). Beide Curven sind Parabeln, deren gemeinsame Achse 70 (Anzahl Jahre) rückwärts der Ordinatenachse liegt, welche die Normalvorrathsfactoren giebt. Die Ordi- — 14 — naten y, deren Anfangspunkt um 10 Einheiten der Nor- malvorrathsfactoren ausserhalb des Ursprunges der Abs- cissenachse liegt, sind die Altersjahre. Die Formeln für diese parabolischen Curven sind folgende: 1. Kief 2 iefer y+ 70 0.009318 x = 0,00224 (y + 70)? — 10. 2. Uebrige Holzarten (y + 70% = run x = 0,00190 (y + 70? — 10. K. Der Durchschnittszuwachs. Der Durchschnittszuwachs wird berechnet durch Division des Alters in die vorhandene Holzmasse per Hectare. Der Durchschnittszuwachs im Haubarkeits- alter, multiplicirt mit der Anzahl Hectare, ist der Normal- ertrag der ganzen Waldung, wenn normale Waldzustände. vorausgesetzt werden. Die Durchschnitte des Durch- schnittszuwachses, wie sie annähernd aus unsern Taxa- tionen von ziemlich normalen Waldbeständen hervorgingen, bilden, auf eine Coordinatenscala aufgetragen, Curven, welche offenbar einem mathematischen Gesetze folgen, welches wir aber nicht zu entdecken vermochten und welches jedenfalls einen höchst complicirten Ausdruck erhalten muss. Auch hier geht die Kiefer ihren ab- weichenden eigenen Gang. Jedenfalls nımmt man mit Leichtigkeit wahr, in welchen Altersperioden das quanti- tative Maximum des Durchschnittszuwachses, oder des Normalertrages, fällt, was von grosser Wichtigkeit ist, _ wenn es sich um die Bestimmung des Haubarkeitsalters (der sog. Umtriebszeit) handelt. (Fig. 9.) Wenn wir die Durchschnittszuwachsprocente nehmen, so entstehen natürlich die Quotienten von 100, — 15 — dividirt durch die Alter und diese bilden, graphisch auf- getragen, eine gleichseitige, auf ihre Asymptoten be- zogene, Hyperbel, deren Abscissen die Altersjahre und deren Ordinaten die Procente sind, welche sich auf die Holzmassen per Hectare beziehen. (Fig. 10.) Die Formel ist einfach folgende: 100 B) x 100 A L. Der wirkliche, jährliche Zuwachs. Wir gelangen nun zu den Reihen des wirklichen, von Jahr zu Jahr stattfindenden, Zuwachses (Fig. 11.) und stossen hier auf wunderliche Erscheinungen, welche indess, graphisch dargestellt, dem Auge doch ein ein- faches Bild von den Verhältnissen der Zunahme, des Culminationspunktes und der Abnahme des Zuwachses gewähren, wobei man aber nicht annehmen darf, dass die Altersperiode, in welcher der grösste, wirkliche, jähr- liche Zuwachs vorkommt, das richtige Haubarkeitsalter sei; dieses kann nur bei den Reihen des Durchschnitts- zuwachses in Betracht gezogen werden. Welchem ma- thematischen Gesetze diese, in gewissen Punkten plötzlich abgebrochenen, Curven angehören mögen, ist uns un- möglich zu bestimmen, wir müssen dieses den Gelehrten überlassen und bemerken nur noch, dass auch hier die Reihe der Kiefer ihre sehr ausnahmsweise Stellung eıinnımmt. Die Procente des wirklichen Zuwachses las- sen sich ziemlich gut in regelmässige Curven bringen. Sie stellen den wirklichen jährlichen Zuwachs von je 100 Kubikmeter der vorhandenen Holzmasse per Hectare vor und ihre Reihen bilden annähernd gleichseitige Hy- -— 156 — perbeln, deren Asymptoten von den Coordinatenachsen etwas abstehen. Die Kiefer geht natürlich auch hier ihren besondern Weg, während die Reihen der übrigen Holz- arten so ziemlich zusammenfallen, resp. durch nur eine Curve rspräsentirt werden können. (Fig. 12.) Die Formeln sind folgende: 1. Kiefer yo ® x — 10 260 2. Uebrige Holzarten y = rn 1,2 M. Die Nutzungsprocente. Wenn wir endlich noch die Reihen der Nutzungs- procente in's Auge fassen, welche durch Division der Summe aller Holzmassen in die Hundertfachen der Holz- massen per Hectare berechnet werden und nach der Hundeshagen’schen, sogenannten rationellen Methode der Betriebsregulirung dazu dienen, den jährlichen Abgabe- satz einer Waldung zu bestimmen, welche dem Normal- zustande entgegengeführt werden soll, so wäre es wohl zweckmässig, über die Anwendung des Nutzungsprocentes überhaupt und über die dabei vorzunehmenden Modifi- cationen etwas näher einzutreten; allein wir beschäftigen uns hier nicht mit den verschiedenen Taxations- oder Betriebsregulirungsmethoden, sondern nur mit unserer Aufgabe. Die Nutzungsprocente, wie sie sich aus den Taxations- tabellen ergeben, bilden Reihen, welche der Form nach gleichseitigen Hyperbeln ähnlich sind, jedoch nicht ganz mit solchen zusammen fallen. Diejenigen gleich- seitigen Hyperbeln, welche den Reihen am nächsten kom- men und an den Anfangs- und Endpunkten mit denselben genau zusammenfallen, haben wir (Fig. 13) graphisch auf- getragen und geben hier noch die daherigen Formeln. ar Die horizontalen Asymptoten liegen nicht ganz um ein Nutzungsprocent tiefer, als die Abscissenachse, welche die Altersjahre giebt und die senkrechten Asymptoten liegen etwasausserhalb der Ordinatenachse, welche die Nutzungs- procente enthält, 300 I A = 1. Kiefer \ Ge, 0,7 DE 248 2. Uebrige Holzarten Ve 0,87 N. Schlussbemerkung. Aus dieser gedrängten Uebersicht über die, bei'm Wachsthum der Waldbäume und der normalen Waldbestände vorkommendenmathematischen Gesetze ergiebt sich, dass diese Gesetze bei den sehr wichtigen Reihen der Holzmassen, des Durchschnittszu- wachses und des wirklichen jährlichen Zuwachses per Hectare, wenigstens uns noch unbekannt sind und dass es in dieser Beziehung für uns noch zu lernen gibt. Welche mathematischen Gesetze aber bei den nicht nor- malen Waldbeständen, wie wir sie überall antreffen, vor- kommen mögen, könnten wir zwar untersuchen, allein eine solche Untersuchung würde sehr weit führen; jeden- falls ist hier die Variation gross, wenn nicht unendlich. Das Verfahren zur Bestimmung der mathematischen Ge- setze bei gemischten und unregelmässigen Waldbeständen wäre übrigens ganz dasselbe, wie bei bei den normalen ; nur könnte ein bezügliches Resultat schwerlich von gros- sem, praktischem, Werthe sein. Aus den Ergebnissen der Untersuchung normaler Waldverhältnisse geht indess hervor, dass die meisten Reihen der Grundform und Hauptsache nach den Parabeln, oder den Hyperbeln angehören. Bern. Mittheil. 1869. Nr: 729. — 1383 — L. R. v. Fellenberg - Rivier. Analyse zweier Nephrite und eines Stein- keiles von Saussurit. (Vorgetragen in der ausserordentlichen Vereinigung schweizerischer Naturforscher in Interlaken, den 12. Oktober 1870.) Im Anschluss an früher von mir untersuchte Nephrite sind mir auch diejenigen, über welche ich heute zu be- richten gedenke, von Zürich aus zur Analyse zugesendet worden, einer aus der mineralogischen Sammlung des Polytechnikums und zwei aus dem antiquarischen Museum im Helmhause. Der erste war eine Zierrath oder ein Griffbelege eines Säbels aus dem Oriente; von den bei- den andern war der eine ein rundlicher Gletscherschliff zeigender Rollstein von Irkutsk in Sibirien, der andere ein kleines Steinmeisselchen aus einer Pfahlbaustation (Oefeli-Plätze) am südlichen Ufer des Bielersee's. *) Vollständige Analysen wären, um die Natur dieser Mineralien festzustellen, nicht nöthig gewesen, da deren mineralogische Charakteristik, mit Einschluss des Ver- haltens vor dem Löthrohre, dazu vollkommen ausgereicht haben würde. Ä Auch haben sich die beiden ersten als richtige Nephrite, das dritte als ein natronhaltiger Saussürit aus- gewiesen. Dass letzteres Mineral bald kali-, bald auch natronhaltig ist, ist schon durch mehrere Analysen von Damour nachgewiesen worden, mir aber war vor dem *) In der letzten Arbeit über Nephrite und Jadeite, in den Verhandlungen der Schweiz. naturf. Gesellschaft in Solothurn 1869, ist pag. 100 der Steinkeil aus dem Bielersee als vom Möhrigenstein- berge stammend angegeben, was falsch ist, er wurde eben an dieser Vefeli-Plätze-Station gefunden. a 5 letztanalysirten noch kein Natronsaussurit vorgekommen, dessen Charakteristik nur in sofern von derjenigen des Kalisaussürites abweicht, als er auf Platindraht vor dem Löthrohre erhitzt die äussere Flamme intensiv gelb färbt. Die Analysen dieser drei Mineralien wurden genau so ausgeführt, wie es bei den frühern ausführlich mit- getheilt worden war, so dass darüber nicht weiter zu berichten nothwendig sein dürfte. 1. Nephrit des Säbelgriffs. Derselbe ist von Farbe grünlich-weiss, stark durch- scheinend, von splitterigem schwach schimmerndem Bruche; seine Härte zwischen derjenigen des Quarzes und des Feldspathes. Das spez. Gewicht ist bei 15° R. —= 2,978. Das Löthrohrverhalten ist das in den frühern Nephrit-Analysen angezeigte. Die Analyse ergab folgende Zusammensetzung: Sauerst. Atome. Kieselsäure 58,00 %/, — 30,11 — 12,55 Thonerde Ba 2 Gl, DIN . Eisenoxydul 189 «042 —., 052 Manganoxydul 0,28 « — 0,06 — 0,08 Kalkerde 13,2 « —.916 — 471. — 4 Magnesia 218 « — 9,66 — 12,08 — 10 Wasser 4.20, « —. 1.06 — 1,33 100,09 °/, Vertheilen wir nach früherer Uebung die Thonerde zur Kieselsäure, und die Monoxyde und das Wasser unter die Magnesia und die Kalkerde, so erhalten wir folgende Zahlen: Kieselsäure 59,58 %/, Magnesia 25,7k » Kalkerde 14,68 « 100,00 /, En Berechnen wir nach dem gefundenen Atomverhält- nisse Si: Ng: Ca—=10:10:% die Zusammensetzung des Minerales, so erhalten wir: Kieselsäure 59,66 %/, Magnesia 25,82 » Kalkerde 1,52 » 100,00 9), also eine von obiger nur um geringe Mengen abweichende Zusammensetzung, welche die Formel Fr k Ca) wohl zu refertigen vermag, und mit derjenigen des Ne- phrites von Schwemmsal übereinstimmt, wenn schon der letztere, durch einen grösseren Gehalt an Eisen veranlasst, eine ausgesprochener grüne Färbung zeigt. 2. Nephrit von Irkutsk in Sibirien. Ueber diesen Stein schreibt Herr Dr. Ferd. Keller: Den Nephritstein erhielten wir im Mai 1867 aus der Hand des Herrn Latkin, der denselben von Staatsrath Ev. Eichwald in St. Petersburg empfangen hatte. Der Fundort ist das Irkutskische Gouvernementin Ost-Sibirien am Baikalsee. Herr Latkin, der in Irkutsk wohnt, sagte mir, dass diese Steine eine grosse Seltenheit seien, und 8 bis 10 Fuss tief in sandigem Boden bei Grabungen gefunden werden; sie seien Findlinge, immer abgerundet. Herr Dr. Ferd. Keller, der dessen Analyse wünschte, erlaubte mir von demselben ein Stückchen abzusprengen, wo sich dann auf der ganzen glatt geschliffenen, rund- lich-höckerigen Oberfläche des Steines die deutlichsten Kritze zeigten, welche auf Gletscherarbeit hinwiesen, so dass derselbe wohl von seinem Ursprungsgesteine aus Pre aa, 12, eine weite Gletscherwanderung zu machen hatte, bis er bei Irkutsk landete. Die Farbe dieses Nephrites ist dunkelgrün im reflek- tirten, dagegen lebhaft grasgrün im durchgehenden Lichte betrachtet, welche Färbung einem Chromoxydgehalte zuzuschreiben ist, welcher diesen Nephrit auszeichnet. Härte, Durchscheinenheit, Festigkeit wie bei den andern gleichnamigen Steinen. Das bei 9° R. bestimmte spez. Gewicht wurde — 3,019 gefunden. Die Analyse ergab folgende Resultate : Sauerst. Atome. Kieselsäure 57,11 °/, — 29,65 — 12,35 Thonerde 0,96 » — 045 — 0,18; =7 Chromoxyd 033 » — 0,10 — 0,0% Eisenoxydul E86: > = 108) 1.85 Manganoxydul 0,28 » — 0,06 — os Kalkerde 13625» = 388 — 2085-18 Magnesia „ 2222» — 888 — 1110 ))= 7 Wasser 160: u. 42 oe 101,00 %, Bei der Vereinigung der Sesquioxyde mit der Kiesel- säure und der Monoxyde mit der Magnesia erhalten wir nach ausgeführter Berechnung folgende Zusammensetzung für den Nephrit: Kıeselsäure 59,44 Magnesia 25,93 Kalkerde 14,63 Wenn wir nach der Proportion: Si: Mg:Ca—=7:7:3 die theoretische Zusammensetzung des Minerales aus- rechnen, so erhalten wir folgende Zahlen: Kieselsäure 59,0% Magnesia 25,97 Kalkerde 15,39 IN , — 12 — welche mit obigen um weniger als 4 '/, übereinstimmen, und die Formel hinlänglich rechtfertigen mögen. Diese gleiche Formel hatten wir schon früher für den neuseeländischen Nephrit (Punamu) gefunden, trotzdem die Zusammensetzung im Uebrigen ziemlich differirte. Auch diese beiden Nephritanalysen haben uns in unserer früheren Anschauung bestärkt, dieses Mineral als ein Kalkerde-Magnesia-Silikat, mit in engen Grenzen variirenden Verhältnissen der Bestandtheile, zu betrach- ten, in welchen geringe Beträge der beiden Basen durch vicariirende, meist färbende Monoxyde vertreten sind. Dieser Ansicht gemäss müssen wir die Gegenwart der Thonerde in den Nephriten als eine Anzeige be- trachten, dass dem reinen Minerale fremde Thonerde- silikate beigemengt sind, deren Elemente von denjenigen der Analyse in Abzug zu bringen wären, um die reine Nephritsubstanz zu erhalten. Welches aber diese Thon- erdesilikate sein könnten, ob sie kalkerde- oder magnesia- haltig wären oder nicht, ist kaum zu vermuthen, beson- ders so lange die Muttergesteine der Nephrite durchaus unbekannt sind, und auch nicht zu den leisesten Schlüssen die Veranlassung vorliegt. Unter den obwaltenden Um- ständen scheint es mir klar zu sein, dass durch vermehrte Nephrit-Analysen nichts wesentlich Neues wird über die Constitution dieses Minerales gewonnen werden können, als immer neue Variationen über das gleiche Thema, während, wie mir scheint, es der mikroskopischen Unter- suchung an Dünnschliffen sollte vorbehalten sein, über die Einfachheit oder Gemengtheit des Minerales ein meh- reres Licht zu verbreiten, und wozu ich die solcher EI Arbeiten kundigen Forscher möchte aufgefordert haben. Mit dieser Andeutung möge daher die Besprechung der Nephrite beschlossen sein. 3. Saussuritkeil aus dem Bielersee. Ein kleines scharf und spitz geschliffenes Schiefer- chen, in Form eines winzigen Meisselchens, in einer neuen Pfahlbaustation des Bielersee’s gefunden (Häfeli- platz zwischen Hageneck und Gerlafingen), musste zur Analyse ganz aufgewendet werden. Herr Dr. Keller, welcher unschlüssig war, ob derselbe aus Nephrit bestehe, hatte denselben mir zukommen lassen. Dem äussern Ansehen, der Härte, Durchscheinenheit und Farbe nach zu urtheilen, konnte das Mineral für Nephrit angesehen werden, und auch ich war eine Zeit lang über seine Natur in Zweifel; doch die Bestimmung des spezifischen Gewichtes, und sein Verhalten vor dem Löthrohre : liessen mich das Gestein für einen sehr schwer schmelzbaren _ Jad£eit halten, bis die Analyse ihn als einen Natron- Saussurit darstellte. Die Härte war — 6,5; das spez. Gewicht, bei 2° R. bestimmt, war — 3,407 gefunden wor- den, also höher als es gewöhnlich bei Saussuriten vor- kommt. Die Farbe war licht-meergrün, Durchscheinen- heit etwas geringer als gewöhnlich bei Nephrit, Spaltbar- keit wenig wahrnehmbar, Bruch splitterig. Die Zusammen- setzung wurde aus zwei Analysen und einer Alkalien- *) Der schön grüne, 456 Kilogr. schwere Nephritblock der russischen Abtheilung der Pariser Weltausstellung von 1867, kam vom Berge Batougol (520 20° n. Br. und 970 30‘ ö. L. von Paris), ohngefähr 5 Längengrade westlich von Irkutsk, und war ebenfalls ein abgerundeter Findling; ob von diesem Steine eine Analyse ge- macht worden ist, ist mir nicht bekannt. — 144 — bestimmung durch Aufschliessen des Minerales mit Fluss- säure abgeleitet und ergab folgende Bestandtheile: Sauerst. Atome. Kieselsäure 48,86 °%/, — 3,37 — 4 Thonerde 29927.» BIT Eisenoxydul 4.67 Bi. 0 Kalkerde 11,7 » — 3,3% Magnesia 5,43» — 217)— 3 Natron 3588» — 0,91 Wasser 050» — 0,45) 101,05 %, woraus wir am natürlıchsten die Formel: ableiten können, in welcher die Kieselsäure zwischen der Thonerde und den monoxydischen Basen zu gleichen Mengen vertheilt ist. Hiermit habe ich meine lange Reihe von Analysen von Nephriten oder von denselben öfters beigesellten Mineralien, den Jadeiten und Saussuriten, beendet, und kann nur meinen frühern Ausspruch wiederholen, dass |mit Ausnahme des Saussurites, welcher in der Schweiz sowohl anstehend im Gebirge als in zahlreichen errati- schen Blöcken] in von Menschenhand unberührtem Zu- stande angetroffen wird, von denselben so lange der fremde Ursprung, und Importation aus dem Oriente be- hauptet werden kann, bis von denselben von Menschen- hand unberührte, und nicht verarbeitete Exemplare auf- gefunden worden sind. —— nun. uR v. Fellenberg-Rivier. Aufschliessungsmethode der durch Säuren unzersetzbaren alkali-haltenden Silikate durch Baryterdehydrat und Chlorealeium. (Vorgetragen in der Sitzung der Bern. naturf- Gesellschaft den 22. Oktober 1870.) Vor einigen Jahren habe ich in dieser Gesellschaft eine Mittheilung gemacht über die zersetzende Wirkung von Chlorcalcium, unter Beihülfe von Kalkerde. auf Sıli- kate zum Zwecke, einer leichten Isolirung, Abscheidung und Gewichtsbestimmung der ın denselben vorhandenen Alkalien. Das günstige Resultat meiner ersten Versuche hatte ich mit sogenannten sauern, nämlich kieselsäure- und thonerde-reichen Gesteinen, speziell Graniten, Gnei- sen, dann später mit Feldspaten und ähnlichen Mineralien erhalten. Sowohl spätere eigene Arbeiten, als auch die Resul- tate anderer Chemiker hatten aber herausgestellt, dass bei basischeren, besonders magnesiareichen Silikaten die Aufschliessung derselben durch Chlorcalcium und Kalk- erde eine sehr unvollkommene ist, so dass ın diesem Falle die Zersetzung des Minerales zur Bestimmung der Alkalien wiederum mit Fluorwasserstoffsäure ausgeführt werden muss. Nun sind aber allen denen, welche sich öfters der Zersetzung durch Flusssäure bedient haben, die Unbequemlichkeiten, und wenn das Silikat viel Kalk- erde enthält, Unsicherheiten bekannt, ob auch das Mineral wirklich zersetzt sei oder nicht, was bei Bildung grösserer Mengen von schwefelsaurer Kalkerde, welche das noch Bern. Mittheil. 1870, Nr. 730. — A6 — unzersetzte Mineral verdeckt, unmöglich mit Sicherheit bestimmt werden kann. Es treten Fälle ein, wo bei fein geschlämmten Mineralien, selbst nach zwei- bis drei- tägiger Digestion derselben mit einem sehr bedeutenden Ueberschusse von starker Fluorwasserstoffsäure, dasselbe nach Evaporation zur Trockenheit und Behandlung der trockenen Salzmasse mit Wasser, noch ein mehrere Pro- cente betragender Rückstand, sei es unzersetzten oder nur zum Theile zersetzten Minerales zurückblieb, mit welchem die gleiche Procedur wiederholt werden musste. Dass unter solchen Verhältnissen auf eine genaue Be- stimmung der Alkalien kaum zu rechnen ist, liegt auf der Hand. Ein anderer misslicher Umstand bei der Anwendung der Fluorwasserstoffsäure ist der, dass bei gelungener Zersetzung und klarer Auflösung aller Bestandtheile des Minerales, das zu trennende und zu bestimmende Alkali neben allen andern Basen in Auflösung sich befindet, uud erst nach der successiven oder summarischen Ab- scheidung derselben zur Bestimmung gelangt, so dass alle Fehler oder Ungenauigkeiten im Verfolge der Analyse sıch bei der Alkalibestimmung summiren. Hiermit will ich nicht sagen, dass bei dieser Methöde keine genauen Resultate erzielt werden können; aber es sind weit mehr Chancen zu Verlusten vorhanden, als bei einer Methode, bei welcher von Anfang an der Analyse die Alkalien von den andern Basen getrennt erhalten werden. In diesem Sinne war die Zersetzung der Silikate durch Schmelzung mit Chlorcalcium und Kalkerde eine Vereinfachung der Abscheipung der Alkalien, aber sie war, wie oben mit- getheilt wurde, nicht von allgemeiner Anwendbarkeit, wozu auch der Umstand beitragen mochte, dass die Kalk- erde als unschmelzbares Pulver im geschmolzenen Chlor- — MT — calcium nur suspendirt, in demselben nicht aufgelöst war und daher die Zersetzung des Silikates nur eine unvoll- ständige bleiben konnte. Dieser Gesichtspunkt führte mich darauf, auf eine schmelzbare alkalische Basis zu sinnen, welche, energischer als Kaikerde wirkend, dieselbe in obigem Gemenge ersetzen könnte, ohne gleichwohl bei guter Rothglühhitze das Platin anzugreifen. Das Baryterdehydrat ist bei anfangender Glühhitze schmelzbar, greift aber die Platintiegel so stark an, dass in solchen Gefässen die Schmelzung nicht vorgenommen werden darf, daher bei Anwendung dieses Reagens nur Silbertiegel zulässig sind. Nach Berzelius’ Vorschrift soll ein Silikat im Silbertiegel mit dem 5- bis 6-fachen Ge- wichte Baryterdehydrat bei Rothglühhitze geschmolzen werden, wobei immer die Gefahr der Schmelzung des Tiegels vorhanden ist, oder die eben so grosse des Krystallinischwerdens des Silbers, bei welchem die Schmelze durch den Tiegel zu sickern beginnt, und Tiegel sowohl als Versuch verloren sind. Da nun das schmel- zende Baryterdehydrat, allein angewendet, das Platin so stark angreift, so suchte ich nach einem Verdünnungs- mittel desselben und verfiel auf das Chlorcalcium. Es wurden 3 Gramm Chlorcalcium in einem Platintiegel ein- geschmolzen und unter dem Erkalten das geschmolzene Salz im Tiegel herumgeschwenkt, so dass es unter dem Erstarren eine concave Oberfläche annahm und bis zu halber Höhe die innere Tiegelwand bedeckte. Hierauf wurde circa 4 Gramm Baryterdehydrat auf das erkaltete Chlorcalcium gebracht, mit der Vorsicht, dass von dem- selben Nichts die Tiegelwände berühre. Beim gelinden Erhitzen des Tiegels schmolz das Baryterdehvdrat und mit demselben auch das Chlorcalcium zu einem durch- sichtigen, wasserhellen, ruhig fliessenden Liquidum zu- — 18 — sammen, welches bei einem weit geringeren Hitzegrad flüssig blieb, als welcher zur Schmelzung des Chlor- calciums allein nöthig war. Die erstarrte Schmelze bil- dete eine halbdurchsichtige krystallinische Masse. Die innere Tiegelwand war durchaus blank und ungelleckt, und zeigte nur an einer Stelle der Niveaulinie der ge- schmolzenen Masse einen Strich von angegriffenem Platin. Um die zersetzende Wirkung der Schmelze zu prü- fen, wurden 0,34 Gramm Jadeitpulvers in den Tiegel auf dieselbe gebracht und erhitzt; sowie die Masse zu schmel- zen anfing, begann die Zersetzung mit Schäumen, so dass die Hitze gemässigt werden musste, bis das Schäumen nachliess und zuletzt Alles bei schwach glühendem Flusse ruhig floss. Nach dem Erkalten löste sich die Masse leicht vom Tiegel ab, welcher mit Ausnahme der oben berührten gelblichen Linie vollkommen blank war. Bei weiterer Behandlung der Schmelze fand es sich, dass die Zersetzung eine ganz vollständige gewesen war und dass ein viertelstündiges Schmelzen zur vollständigen Zer- setzung des Silikates genüge. Bei mehrfacher Modifica- tion des Verfahrens, zum Zwecke der Ausmittelung der Minimalmengen von Baryterdehydrat und Chlorcalcıum, welche noch eine vollständige Aufschliessung der Silikate erlaube und dennoch den Platintiegel vollkommen gegen den Angriff des Baryterdehydrates schütze, fand sich fol- gendes Verhältniss als das beste: Auf I Theil Sılikat, 1 TheilBaryterdehydrat und 4 bis5 Theile Chlor- calcium. Erst wird dieses eingeschmolzen und unter dem Erstarren im Tiegel umgeschwenkt; dann das Baryt- erdehydrat auf das Chlorcalcium gelegt und eingeschmol- zen. Nach dem Erkalten wird das Silikat im feinge- schlemmten Zustande auf das Reagens gebracht, sorg- fältig bei sehr gemässigter Hitze zum Schmelzen erhitzt — 149 — und die Gluth erst vermehrt, wenn ganz und gar keine Bewegung und Gasentwicklung im Tiegel mehr sichtbar ist, was als ein Zeichen der beendeten Aufschliessung gelten kann. Die erkaltete geschmolzene Masse wird mit Wasser aufgeweicht, filtrit und der Rückstand ausgewaschen, bis das Waschwasser nicht mehr auf Chlor reagırt. Das alkalische Filtrat enthält neben Baryt- und Kalkerde nur das Alkali des Silikates. Nach Abscheidung der alkali- schen Erden durch Schwefelsäure und kohlensaures Ammoniak und Filtration erhält man die Alkalien direkte durch Evaporation und Verjagung der Ammoniaksalze, als Chlorverbindungen. Durch Zersetzung des Rückstandes durch Salzsäure und weitere analytische Behandlung lassen sich noch die Kieselsäure, Thonerde, die Metalloxyde und die Magnesia des Silikates, zur Kontrolle anderweitig erhaltener Be- stimmungen, abscheiden und wägen. Es braucht wohl kaum angedeutet zu werden, dass die zu hier beschriebener Aufschliessungsmethode die- nenden Reagentien, das Baryterdehydrat und das Chlor- calcium, rein, nämlich frei von Alkalien sein müssen. Ein geringer Gehalt von Carbonat im Barvterdehydrat, dessen Gegenwart kaum zu vermeiden ist, schadet nicht, dagegen muss Sulfat (aus Baryterdehyposulfit entstanden) sorgfältig vermieden werden, Diese Methode, welche mehrfach geprüft wurde, lässt sich auch als mikro- chemische Prüfung von Silikaten auf Alkalien anwenden, indem im kleinen Platinlöffel erst Chlorcalcium und Baryt- erdehydrat zusammengeschmolzen, dann das Silikatpulver zugefügt und wieder eingeschmolzen werden. Wird nun der Löffel mit seinem Inhalte in einer Probirröhre mit Wasser ausgekocht, die trübe Flüssigkeit ohne vorgängige — 1590 — Filtration mit kohlensaurem Ammoniak versetzt, das Klare abfiltrirt und in einem Platinschälchen evaporirt und zur Verjagung der Ammoniaksalze erhitzt, so bleibt das Alkali als Chlorverbindung zurück und kann, sei’s vor dem Löthrohre, sei's durch Reagentien, erkannt werden. Aus weniger als I Centigramm Feldspath habe ich noch durch Platinchlorid das charakteristische Kalium-Platin-Doppel-* salz erhalten. Ich halte mich daher für berechtigt, die Anwendung des Baryterdehydrates in Verbindung mit Chlorcaleium zur Aufschliessung solcher alkalihaltiger Sılıkate, welche nicht direkt durch Säuren zersetzt wer- den, als eine äusserst energische und schnell zum Ziele führende empfehlen zu dürfen. Dass in diesem Falle die in solchen Silikaten vorkommende Kalk- (oder Baryt-) erde durch eine besondere Analyse, in welcher ausser den Alkalien alle anderen Bestandtheile des Minerales erhalten werden, abgeschieden und bestimmt werden müssen, versteht sich von selbst, und ist auch immer so geübt worden, auch wenn das Silikat durch Baryterde- hydrat- oder Carbonat aufgeschlossen werden musste. Der Platintiegel leidet bei den angegebenen Verhältnissen zwischen Baryterdehydrat und Chlorcalcium nicht ım Geringesten, wenn das Erstere nicht allein und direkt mit dem glühenden Platin in Berührung kommt. Mein Wunsch ist, dass diese Methode sich Eingang verschaffen und zur Vereinfachung der Silikatanalysen beitragen möchte. + — 11 — Dr. Cherbuliez. Geschichtliche Uebersicht der Unter- suchungen über die Schallfortpflanzungs- geschwindigkeit in der Luft. (Vorgetragen in der Sitzung vom 19. November 1870 und in der folgenden.) ® 1) Die Fortschritte derjenigen wissenschaftlichen Disciplinen, welche unter dem allgemeinen Namen Physik bezeichnet werden, sind seit dem Beginn des 19. Jahr- hunderts so gross, so rasch und so unaufhörlich ge- wesen, dass den Männern, welche sich mit Forschungen auf diesem Gebiete abgeben, kaum Lust und noch viel weniger Zeit übrig bleibt, den Verlauf und die Eniwick- lung dieser Wissenschaft vom geschichtlichen Standpunkte aus zu betrachten. Auch muss man zugeben, dass die Resultate früherer Forschungen vor der Genauigkeit der modernen Beobachtungs- und Experimentirkunst meist ihre wissenschaftliche Bedeutung und Geltung verloren, dass viele der Theorien, die in den dem gegenwärtigen vorangegangenen Jahrhunderten über die physikalischen Erscheinungen aufgestellt wurden, höchstens noch den Werth scharfsinniger und geistreicher Spekulationen be- sitzen. Die Aufgabe des Physikers besteht daher in der Regel darin, dass er sich zuerst in den Besitz der in der Gegenwart geltenden Summe von Erkenntnissen setzt, welche heute seine Wissenschaft bilden, und diese als — 4152 — Ausgangspunkt nehmend, durch eigenes Forschen weiter zu bauen sucht. Indessen bilden die Errungenschaften auf dem Ge- biete der Physik ein wichtiges Moment für die allgemeine Kultur; zu jeder Zeit stand die Entwicklung dieser Wissenschaft ın engen Beziehungen zum geistigen und materiellen Zustand der Nationen, wirkte mächtig auf denselben und wurde von ihm beeinflusst. Staatsformen, kirchliche Einrichtungen, philosophische Anschauungen bald begünstigten, bald hemmten den Fortschritt, und Niemand, der, wenn auch nur oberflächlich, die allgemeine Geschichte der letzten drei Jahrhunderte kennt, wird läugnen, dass die Ergebnisse physikalischer Forschung zu einem grossen Theile zur allmäligen Hebung der Ci- vilisation beitrugen. Die geschichtliche Betrachtung der Entstehung und der Ausbildung der physikalischen Disciplinen bildet da- her einen ebenso wichtigen als vernachlässigten Abschnitt der Kulturgeschichte der Menschheit; auch vom physi- kalischen Standpunkte aus, ist es nicht ohne Nutzen und gewiss nicht ohne Interesse zu wissen, wie aus zuerst rohen Beobachtungen und fast kindischen Theorien, durch stete Verfeinerung der technischen Hülfsmittel und Verschär- fung des theoretischen Wissens und seiner mächtigsten Waffe, der mathematischen Analysis, das grossartige Ge- bäude der modernen Physik emporgewachsen ist; denn die Bahn des Fortschrittes ist eine stetige, und die Kennt- niss des schon zurückgelegten Wegs ist wohl geeignet dem Wanderer für die künftige Fahrt ein lehrreiches Licht zu verschaffen. Im Folgenden soll an einem der einfachsten Beispiele, an der Frage der Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit in der Luft, ein bescheidener Versuch geschichtlicher Be- EG } handlung physikalischer Gegenstände gemacht werden, ein Versuch, dem die vorigen Bemerkungen als Einleitung und Berechtigung dienen mögen. !) 1. Uebersicht der Untersuchungen zur Bestimmung der Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit in der Luft bis Newton’s Zeit. 2) Ein Spaziergänger sieht in einer gewissen Ent- fernung einem Schmiede zu und bemerkt, dass der Schall des den Ambos treffenden Hammers sein Ohr erst einige Zeit nachdem sein Auge den Schlag gesehen, trifft; Aehnliches begegnete, so erzählt man, dem Pythagoras (580 - 500 v. Chr. Geb.), der bei dieser Gelegenheit auf die Grundlagen der Harmonik gekommen sein soll. Man darf wohl annehmen, dass der scharfsinnige Philosoph die eben erwähnte Erscheinung wahrgenommen, und jedenfalls wird man ohne Mühe zugeben, dass diese und ähnliche Thatsachen in den ältesten Zeiten haben be- merkt werden und früh auf den Schluss führen müssen, dass das, was man Schall nennt, eine gewisse Zeit braucht, um sich in der Luft auf eine gewisse Entfernung fortzu-. !) Die biographischen Data (namentlich Geburts- und Todesjahr) sind in dieser Arbeit stets aus dem vortrefflichen „Biogr.-lit.Hand- wörterbuch zurGeschichte derexacten Wissenschaften“ von Poggendorf, Leipzig, 1863, 8°, entnommen worden. Ausser den im Folgenden angeführten Original- Werken und Abhandlungen, wurden benutzt: Gehler’sPhysikalisches Wörterbuch. Bd.VIII, 5. 389—469. Leipzig, 1836. 8°. Fischer,Geschichteder Physik. Bd.1,471. Bd. II, 492—497. Bd. IV, 259—264. Bd. VI, 624—627. Göttingen, 1801—1805. 8, Whewell, History of the inductive Sciences etc., deutsch von Littrow. Siuttgart, 1840. 8. Bern. Mittheil. 1870. Nr. 731. — 1A 7 — pflanzen. Sicher ist, dass sich Aristoteles (384—322 v. Chr.Geb.) von dieser Fortpflanzung eine gewisse Vor- stellung machte: dieselbe schrieb er einer nicht näher definirten Bewegung der Luft zu. Doch kam man seit Aristoteles und bis Anfang des 17. Jahrhunderts (nach Chr. Geb.) in der Frage der Schallfortpflanzung in der Luft nicht über diese ersten Wahrnehmungen und über meistens inhaltlose Spekulationen über das Wesen der betreffenden Erscheinung hinaus. Wir haben hier eins der vielen Beispiele der Armuth dieses langen Zeit- raumes an wahrer Naturforschung; in der That, hatte die Zurückführung der Erscheinung, wenigstens in einer er- sten groben Annäherung, auf bestimmte Maasse, die Be- obachtungshülfsmittel nicht überstiegen: handelte es sich ja, im Grunde genommen, bloss um Messung einer Länge und einer Zeit. !) Aber die Griechen liebten das Experi- mentalverfahren nicht, und warfen sich sonst, in der Akustik, I) Es bezeichne V die Geschwindigkeit einer gleichförmigen Be- wegung, D den während der Zeit T in dieser Bewegung zurück- gelegten Raum; man hat: V= bee daraus ergibt sich: T 3 = = — = ; diese letzte Gleichung gibt den Genauigkeitsgrad, den man bei der Berechnung von V erreicht, wenn man diese Grösse experimentell durch Beobachtung von D und T ermitteln will, und wenn diese Elemente mit den Genauigkeitsgraden = und = gemessen worden sind. Zur möglichst genauen Bestimmung von V müssen also => und a gleiche Zeichen haben. möglichst klein, D 123 und, vor allem, möglichst wenig von einander verschieden sein, D denn wenn = = = , so ist —0. Also muss man darnach streben, die Entfernung D und die Zeit T mit demselben Genauigkeits- grade zu messen; aber, bei der Schallfortpflanzung in der Luft, ie ca — 15 — mehr auf Ausbildung der eigentlichen Musik; die Römer lagen andern Geschäften ob, und, als später das Abend- land sich dem christlichen Glauben unterwarf, wurden, ausser der allgemeinen Verfinsterung, welche die Bildungs- prozesse der mittelalterlichen Gesellschaft begleitete, der Mysticismus und der Dogmatismus der mönchischen Wissenschaft ein mächtiges Hinderniss für eine lebendige rationelle Naturforschung; die Araber endlich entwickel- ten ihre Thätigkeit, welche übrigens mehr konservativer als erfindender Art war, vorzüglich in andern Fächern, als in der Akustik. 3) Erst bei Baco von Verulam (1561-1626) finden wir die Frage der Schallfortpflanzung in der Luft neuer- dings angeregt, und die erste Angabe eines Beobachtungs- verfahrens, welches in seinen wesentlichen Zügen bis ın das zweite Drittel des 19. Jahrhunderts unverändert bei- behalten worden ist. In einem 1605 erschienenen Werke Baco's finden sich folgende Stellen ?): »Es ist gewiss, dass der Schall »der Kanone, was die Meisten verwundert, auf dem Lande »auf eine Fntfernung von wenigstens 20 Meilen, und auf wenn, bei der Temperatur 0% nnd dem Barometerstand 0m,760, 1’ , so muss =; DT =— m 2 — 14/4 — D = 332=, so ist T=1'' und wenn Du es ist aber viel leichter, D bis auf z zu messen, als die Zeit bis auf = einer Sekunde zu erhalten. Je weniger scharf also die Zeitmesser sind, über die man verfügt, um so grösser muss man die Entfer- nung D nehmen. 2) On the Advancement of learning. London, 1605. — La- teinisch unter dem Titel: Sylva sylvarnm. London, 1621. 4. (Centuria III, No. 208 u. 209.) — 156 — »der See auf eine viel grössere, fortgetragen werden kann; »er trifft das Ohr nicht im Augenblicke selbst der Explo- »sion, sondern nach einer Stunde oder noch viel später. »Dieses ist nothwendiger Weise eine Fortsetzung des »ursprünglichen Tones, da keine Erschütterung, wodurch »er erneuert werden könnte, wahrgenommen wird, und »die Berührung der Kanone den Ton nicht schneller aus- »löscht, so dass die Fortsetzung (d. h. Fortpflanzung) »stärkerer Töne mehr als augenblicklich ist (d. h. nicht »in einem Augenblicke stattfindet). »Um nun die Zeit genau zu beobachten, fährt Baco »weiter fort, welche der Schall zur Fortpflanzung braucht, »besteige Jemand eine Pyramide oder einen Leuchtthurm »und versehe sıch mit einem Lichte, welchem ein Schirm »vorgehalten wird; eine zweite Person stelle sich in einer »Entfernung von einer Meile. Schlage nun der erste »Beobachter auf eine Glocke und entferne, im Augenblicke »selbst des Schlags, den Schirm, Der andere, auf der »Ebene bleibend, bestimme, durch Zählung seiner Puls- »schläge, den Zeitraum zwischen der Wahrnehmung des »Lichtes und derjenigen des Schalles; denn es ist ge- »wiss, dass das Licht sich augenblicklich fortpflanze. »Der gleiche Versuch kann auf eine grössere Entfernung, »bei einer verhältnissmässigen Grösse des Lichtes und »des Schalles, ausgeführt werden.« So weit Baco; man sieht, welche falsche Vorstellung er sich von der Grösse der Schnelligkeit der Fortpflanzung desSchalles machte: da er überhaupt über die Bewegungs- lehre die verworrensten Ansichten hatte, konnte er den wissenschaltlichen Begriff der gleichförmigen Bewegung nicht verwerthen. Indessen, und wenn er auch keine Versuche machte, war das von ihm angegebene Verfahren — 157 — fast für die ganze Reihe der nun kommenden Versuche maassgebend. 4) Bevor wir zu der Betrachtung dieser Versuche übergehen, erwähnen wir eines Umstandes, welcher die Ausführung derselben in einer wissenschaftlichen Form ermöglichte, wir meinen nämlich die Festsetzung der Grundsätze der Bewegungslehre durch Galiläi (1564—1642) und seine Entdeckung der Gesetze der Pendelbewegung; durch diese Arbeiten, welche erst 1638 veröffentlicht, aber doch durch Vorlesungen, Correspondenzen und mündliche Mittheilungen früher bekannt wurden, denn Galiläi hatte schon 1602 einen ziemlichen Theil dieser mechanischen Lehren fortgesetzt, war es möglich ge- worden, aus Versuchen die Natur der Fortpflanzungs- bewegung kennen zu lernen: ebenso gab der, von Galiläi herrührende Gedanke der Verwendung der Schwingungen eines Pendels zur Zeitmessung, ein Mittel, gleich bei den ersten Versuchen, die Zeit mit verhältnissmässiger Ge- nauigkeit zu beobachten. 5) Wenn man nun nach dem Namen der ersten Be- obachter der Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit in der Luft fragt, so weichen die physikalischen Lehrbücher und Geschichtswerke in ihren Angaben von einander ab; die Meisten, so Whewell, Fischer und Andere, schreiben die ersten Versuche dem Gassendi (1592—1655) zu; man be- schreibt sogar das von ihm, nach der Angabe Baco's, angewendete Verfahren und gibt die mit Hülfe desselben ermittelte Fortpflanzungsgeschwindigkeit auf 1473 P. F. — 478°,49') an; andererseits behauptet z. B. Muncke 1) Grösserer Bequemlichkeit halber sind in dieser Arbeit alle Längen auf Metermaass reducirt worden, und zwar, nach den Ans Be # I — 158 — in dem bez. Artikel des Gehler'schen physikalischen Wörterbuchs ?), dass Gassendi keine Versuche anstellte. Diese letztere Ansicht ist ohne Zweifel die richtige; in der That findet man in der Arbeit Gassendi’s®) durchaus keine Erwähnung eigener Versuche über die Bestimmung der Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit; derselbe erzählt bloss, wie er, durch Abfeuern von Gewehren verschie- dener Kaliber, nicht diese Geschwindigkeit, sondern die Unabhängigkeit der Fortpflanzungsbh'ewegung von der In- tensität des Schalls untersucht und nachgewiesen habe; die Zeit maass der Beobachter bei diesen Versuchen durch Zählung seiner Pulsschläge ; diese Versuche sollen in den 40er Jahren des 17. Jahrhunderts stattgefunden haben. — Am Schlusse des bezüglichen Abschnittes fügt noch Gassendi folgende Bemerkung hinzu: »An dieser »Stelle, sagt er, wollen wir die Beobachtung unseres »Mersenne nicht stillschweigend übergehen, welcher die »Geschwindiekeit des Schalles fleissig maass, und ent-- »deckte, dass derselbe in einer Sekunde eine Stunde, »230 Par. Toisen — 1380 P. Fuss (442 Meter) zurücklegt.« Ein weiteres Argument, welches übrigens wohl über- flüssig sein dürfte, gegen die Ausführung von solchen Versuchen durch Gassendi, ist, dass die unmittelbar fol- gaben in Karsten’s Encycelopädie der Physik, Bd. l, Seite 485 u. ff., Leipzig 1869, 80, hat man angenommen: Meter. 1 Englische Meile —= 1609,306. 1 Englischer Fuss = 0,3047928. 1 Franz. Toise == 1,949037. 1 Pariser Fuss = 0,324839. 2) Gehier’s Phys. Wörterbuch. Bd. VII, 591. 3) OperaOmnia. Lugd. 1658. 4%. Bd. 1. — Physica Sectio I, Lib. Vl, Cap. X. De Sono, Seite 410. genden Beobachter, welche diejenigen Mersenne’s an- führen, nichts Aehnliches von Gassendi berichten. Es scheint uns daher festzustehen, dass die Ehre der ersten Beobachtungen dem Pater Mersenne (1588—1648) zuzu- schreiben ist. 6) Die Versuche Mersenne’s wurden 1636 veröffentlicht und sind daher wahrscheinlich am Anfange der 30er Jahre ausgeführt worden. Ich konnte mir das bezügliche Werk!) leider nicht verschaffen und muss mich auf einige An- gaben beschränken, welche in den Berichten des spätern englischen Beobachters, Walker ?), niedergelegt sind. Nach diesem Engländer hätte Mersenne aus vielen Be- obachtungen, bei welchen er wahrscheinlich die Schwin- gungen eines Pendels zur Zeitmessung verwendete, eine Geschwindigkeit von 1474 Engl. F. (1383 Par. F.—443 Meter) gefunden; eine zweite Zahl von 2050 Engl. F. —= 624 Meter führt ebenfalls, nach demselben Berichte, Mersenne an; jedoch rührt dieselbe nicht von eigenen Versuchen her, sondern aus der ihm gemachten Angabe, dass der Schall einer grossen Kanone bei Nacht I Minute nach dem Ab- feuern gehört wurde; aus der im Berichte nicht ange- führten Entfernung schliesst Mersenne auf die eben er- wähnte Zahl. 7) Mersenne’s Versuche blieben ungefähr 20 Jahre noch die einzig vorhandenen; dass dem so gewesen seı, ist ziemlich erklärlich. Die allgemeine Verwirrung, welche der dreissigjährige Krieg verursachte (16147—1648) war der Ausführung solcher grossen und ziemlich kostspieli- gen Versuche wenig günstig; die regierenden Fürsten in Europa hatten meist ganz andere Geschäfte, als die Y) Mersenne, Harmonicorum. Lib. XII. Paris, 1636. 4%. 2) Philosophical Transactions. December 169. Nr. 247. Walker, Some Experiments and Observations concerning sounds. — 160 — ruhige Pflege der Wissenschaften zu begünstigen. Es nahte aber eine für die Entwicklung der gesammten Naturforschung höchst bedeutungsvolle Zeit, diejenige der Gründung der Akademien. Da diese Gesellschaften bei der Bestimmung der Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit eine hervorragende Rolle gespielt haben, scheint es richt unzweckmässig, der Errichtung der ersten derselben hier in kurzen Worten zu gedenken. Während des 16. Jahrhunderts waren in Italien zahl- reiche Privatgesellschaften zu wissenschaftlichen, künst- lerischen und literarischen Zwecken, einige derselben auch der Naturforschung speziell gewidmet, gegründet worden; indessen waren ıhre Leistungen meist unbedeu- tend, und als die erste physikalische Akademie darf man mit Recht die am 49. Juli 1657 in Florenz gegründete Academie del Cimento (Akademie des Versuchs) be- trachten; sıe wurde durch den Herzog Ferdinand von Toscana, den Gönner Galıiläi’s, in's Leben gerufen und verblieb, während ihrer leider kurzen Lebensdauer, unter dem Präsidium seines Bruders, des Fürsten Leopold von Medici (1617—1675). Aus bloss 9 Mitgliedern bestehend, hatte diese Gesellschaft nur die Aufgabe des Experimen- tirens, und sie löste dieselbe mit bewunderungswerthem Geschick. Sie hätte auch kaum auf günstigerem Boden entstehen können. In der That hatte Galiläi die letzten Jahre seines Lebens in der Nähe von Florenz verlebt?), und sein Geist, seine Lehren, seine Methode beseelten die Män- ner, welche berufen wurden, die Academie del Cimento zu bilden; zwei von ihnen sogar waren seine Schüler ge- wesen. Leider, wahrscheinlich eben weil sie die Trägerin der Galiläi’schen Traditionen war, wurde bald die Aca- demie del Cimento dem römischen Hofe verdächtig und. | 1) Von 1633 bis zu seinem Tode 1642 bewohnte Galiläi die der Familie Martellini gehörende Villa Giojello bei Arcetri. — 11 — als ihr Präsident sich um einen Cardinalshut bewarb, erhielt er denselben unter der Bedingung der Auflösung der Gesellschaft, welche auch 1667 stattfand. 8) Die Versuche über die Schallfortpflanzungs- geschwindigkeit in der Luft, welche die Florentiner Aka- demiker, wahrscheinlich beim Beginn des Bestehens ihrer Gesellschaft, veranstalteten, sind in der 1667 herausgege- benen Sammlung!) der Arbeiten derselben beschrieben; sie sind die ersten, welche in ächtwissenschaftlicher Form auf diesem Gebiet ausgeführt wurden, wesshalb wir sie hier etwas vollständig mittheilen wollen. Drei Versuche wur- den nämlich zur Prüfung ebensovieler Sätze ?) gemacht. Erster Satz. Der Schall der Explosion verschie- dener Geschütze legt den gleichen Raum in einer und derselben Zeit zurück. Dieses zu beweisen, wurde auf die gleiche Entfernung mit drei verschiedenen Geschützarten (Spingarda, Sme- riglio, Canon dimidiatus) gefeuert und je durch Beobach- tung der Schwingungen eines Pendels, die Zeit zwischen der Wahrnehmung des Abfeuerns und derjenigen des Schalles gemessen. Die verschiedenen Versuche ergaben stets die gleiche Zeit. Zweiter Satz. Der Wind, möge er günstig oder ungünstig sein, weder beschleunigt die Fortpflanzung noch verzögert dieselbe; ungünstiger Wind vermindert bloss die Intensität des Schalls. Es wurden bei Westwind, östlich und westlich vom Beobachtungspunkte und in gleichen Entfernungen von 1) Saggi di naturali Esperienze fatte nell’ Academia del Cimento. Firenze, 1667, 8°. — Von Musschenbroeck 1731, unter dem Titel: Tentamina experimentorum naturalium captorum in Academia del Cimento, Leyden, 1731, 4°, in’s Lateinische übersetzt. 2) Tentamina exper. P. II, Seite 106 u. fi. Bern. Mittheil. 1870. Nr. 732. — 12 — demselben, Geschütze aufgestellt; von beiden Stellen aus wurden eine Anzahl Schüsse abgefeuert, während im Be- obachtungsort der Zeitraum zwischen der Wahrnehmung der Flamme der Explosion und derjenigen des Schalles durch die Anzahl derSchwingungen eines Pendels gemessen wurde. Bei allen Versuchen ergab sich die gleiche Zeit. Dritter Satz. Die Bewegung des Schalles, d. h. die Fortpflanzungsbewegung desselben, ist gleichförmig;; hier sagt der Bericht, dass ein Mitglied der Akademie auf diesen Gedanken der gleichförmigen Fortpflanzungs- bewegung gekommen sei und denselben in folgender Weise geprüft habe: In einer Entfernung von einer italienischen Meile (ca. 5925 Par. Fuss = 1935 Meter) wurden ein grösseres (Spingarda) und ein kleineres Geschütz (Mastio) aufgestellt und aus jedem derselben sechs Schüsse abgefeuert; bei allen Versuchen wurden, zwischen dem Augenblick der Explosion und der Wahrnehmung des Schalls, je 10 Schwingungen eines Pendels gezählt, welches die halbe Sekunde schlug; dann wurden die gleichen Geschütze in einer Entfernung von einer halben Meile vom Be- obachtungsorte aufgestellt und wiederum aus jedem der- selben sechs Schüsse gefeuert; bei jedem Schusse fand man für die Zeit der Fortpflanzung 5 Schwingungen des vorher gebrauchten Pendels, wodurch der dritte Satz bestätigt und zugleich die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalls in der Luft auf 41485 Par. F. = 385 Meter festgesetzt war. Der Bericht schliesst mit einigen Vorschlägen zur Anwendung der Ergebnisse des dritten Versuchs auf Be- stimmung von Entfernungen, z.B. zur Messung der Ent- fernung zweier einander unsichtbaren Stationen, und zu förmlichen topographischen Aufnahmen durch Winkel- Er BEE messungen von einer Centralstation aus und Abfeuern von Geschützen an den aufzunehmenden Punkten. 9) Diese Versuche tragen einen unverkennbaren Charakter wissenschaftlicher Nüchternheit und ihre Be- schreibung ist durch keine unklare und konfuse Ausein- andersetzung leerer theoretischer Spekulationen verun- staltet, wie sie so häufig in den Werken dieser Zeit vor- kommen. Man kann sich freilich fragen, ob dieselben mit allen Hülfsmitteln ausgeführt wurden, welche den Florentiner Akademikern zur Verfügung standen. Sie besassen nämlich schon Thermometer, Barometer und Hygrometer!). Die Thermometer waren Weingeistthermo- meter, die eine Theilung in 50° am Glase angebracht trugen; der 50. Grad entsprach der grössten in Florenz bekannten Sonnenhitze (circa 44° R.); der 46. oder 47. Grad war der Punkt grösster, in Florenz beobachteter Kälte; nach Vergleichungen solcher (1829 aufgefundener) Thermometer mit der Reaumur'schen Scala ergibt sich, dass 50° Flor. = 44° R. | also 4°Flor. = 1,18 Reaum. en. — 100. — 19,475 Celsius. Das Hygrometer war ein noch sehr rudimentäres Instrument, das jedenfalls zu den Beobachtungen, die uns beschäftigen, nicht hätte verwendet werden können. Das Barometer war noch ein unvollständiges Gefäss- barometer mit willkürlicher Scala, welches mehr zur Wiederholung des Toricellischen Versuchs und zu Unter- suchungen über das Verhalten der Körper im lultleeren Raume, als zu Beobachtungen des Luftdrucks bei den vorigen Versuchen dienlich sein konnte. 1) Tentamina experiment. P.I, Cap. Iu.ll. — AA — Die Florentiner Akademiker hätten daher wohl Thermometer-, aber keine Hygrometer- und Barometer- Beobachtungen bei ihren Versuchen anstellen können ; da sie aber, und das ist gerade, was man an dieser Lei- stung am meisten aussetzen kann, auf zu kleine Ent- fernungen beobachteten und keine Reihe von Versuchen veranstalteten, so hätten solche Thermometer-Aufzeich- nungen wenig genützt. Auch wäre es unbillig, für eine Zeit, wo die wissenschaftliche Experimental-Physik eigent- lich erst begann, eine Berücksichtigung von Faktoren zu verlangen, deren Vorhandensein kaum geahnt werden konnte. Es scheint uns daher, dass die Florentiner Ver- suche vollkommen auf.der Höhe, die, damals und in dieser Frage, erreichbar war, stehen. 40) An dieser Stelle wären noch die Versuche zu erwähnen, die Kircher (1601 — 1680), ungefähr 1670 anstellte; dieselben sind in einem 41672 herausgege- benen Werke!) dieses Gelehrten besprochen. Bei diesen Versuchen bediente sich Kircher der Methode des Echos, das heisst, er stellte sich in einer gewissen Entfernung von einer Mauer und beobachtete die Zeit, welche zwischen dem Aussprechen eines Lautes (z. B. einer Sylbe) und der Wahrnehmung des Echos desselben verfloss; da die Entfernungen, welche er wählte, sehr klein waren, und dadurch die ohnehin geringe Schärfe seiner Zeitbestimmungen (Pendelschwingungen) voll- kommen annulirt wurde, haben diese Versuche eigentlich keinen Werth. Mit dem Pendel scheint Kircher nicht recht umzugehen gewusst zu haben; wenigstens sagt er, dass er sich zur Zeitmessung eines Pendels, aber stets I) Pater Kircher, Phonurgia Nova etc. Campidonz, 1673,40. Liber I, Cap. I, Prlusio 3, $ 2. — 15 — mit geringem Erfolge bedient habe, und er kommt zu dem Schlusse, dass es besser sei, auf den Gebrauch dieses Instrumentes zur Zeitbestimmung zu verzichten. Aus den Ergebnissen seiner Untersuchungen schöpfte Kircher den Glauben, dass die Fortpflanzungsbewegung eine verzögerte, und zu verschiedenen Tageszeiten eine verschiedene sei; daher gibt er auch für die Fortpflanzungs- geschwindigkeit keinen bestimmten Werth an. Im Ganzen stehen diese Versuche nicht auf der wissenschaftlichen Höhe der Zeit, zu welcher sie gemacht wurden. 44) Nach den Florentiner Versuchen, verfloss wiederum eine ziemlich lange Zeit, bis solche Bestim- mungen wieder in ernster Weise aufgenommen wurden. Der jungen, 1666 gegründeten Pariser Akademie der Wissenschaften, war es vorbehalten, diese Frage neuer- dings anzuregen. Die Versuche, welche von dieser Gesellschaft am 23. Juni 1677 veranstaltet wurden!) sind besonders durch den wissenschaftlichen Werth der Männer, von denen sie ausgingen, und weil dieselben drei ver- schiedenen Nationalitäten angehörten, merkwürdig. In der That, der Italiener Domenico Cassini I. (1625 —1712), der dänische Astronom Römer (1644—1710), der Entdecker der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichts, der fran- zösische Astronom und Geodät Picard (1620—1682), der Leiter der ersten wissenschaftlichen Gradmessung, welche die neue Bestimmung der Schallfortpflanzungsgeschwin- digkeit in der Luft vornahmen, vereinigten eine Summe von Specialkenntnissen, wie sie kaum zu dieser Zeit hätte grösser getroffen werden können, und bildeten eine wissenschaftliche Autorität, die die ganze damalige Y) Duhamel, Regie scientiarum Academiz historia. Paris, 1698, 49. Lib. I, Sect. 3, Cap. 2. — 166 — naturforschende Welt anerkannte. Leider, und dieses zeigt welche kleine Rolle unsere Frage, die, später und bis auf die heutige Zeit, so viele Gelehrte beschäftigen sollte, damals noch spielte, enthalten die Memoiren der Pariser Akademie keine Spur dieser Arbeit, deren Resultate nur in der, vom Sekretär der Akademie, Duhamel, 1698 herausgegebenen Geschichte derselben mitgetheilt werden. Man fand, durch ein, demjenigen der Florentiner ähn- liches Verfahren, eine Geschwindigkeit von 1097 Par. F. = 356 Meter; die Entfernung, auf welche beobachtet wurde, betrug 1280 Toisen —= 2495 Meter. 42) Mit diesen Versuchen schliesst sich, was ich die erste Periode der Untersuchungen über die Fortpflanzungs- geschwindigkeit des Schalles in der Luft nennen möchte; was sie von der folgenden unterscheidet ist einerseits, dass bei allen die Entfernungen auf welche verfahren wurde, zu klein und die Zeitmessung nicht genau genug, so dass die Fehlerquellen bedeutend waren, andererseits der Mangel theoretischer Untersuchungen über den Pro- cess der Fortpflanzung des Schalles in der Luft; an Muthmassungen, an Vorstellungsweisen über diesen Pro- cess fehlte es zwar nicht; allein sie sind kaum der Erwähnung werth; darüber hatte schon mehr als 1600 Jahre früher der Römer Vitruv das Beste gesagt !): »Der »Ton ist ein fliegender Hauch, der die Luft erschüttert »und sich dadurch unserem Ohre kund gibt. Dabei »bewegt sich die Luft in zahllosen concentrischen Kreisen, »gleich den Wellen des Wassers, ın welches ein Stein »geworfen wird, die aus unzähligen Kreisen bestehen, die »immer grösser werden, je weiter sie sich von ihrem »Mittelpunkte entfernen, und die so lange auswärts »schreiten, bis sie von einer Begränzung des Raumes 1) Whewell, History oftheinduetive Sciences. Bd.l, Buch VIII, cap. 1. — 17 — »oder sonst einem Hindernisse in ihrer Bewegung auf- »gehalten werden. Ganz ebenso schreitet auch der »Schall in Kreisen durch die Luft fort. Allein im Wasser »gehen diese Kreise bloss in der Breite und in horizon- »taler Richtung fort, während der Schall in der Luft nicht »nur in der Breite, sondern auch in der Tiefe allmälig »immer weiter schreitet.« Die folgende Periode beginnt eben mit der ersten mathematischen Behandlung unserer Frage und bietet eins der merkwürdigsten Beispiele der Bemühungen, die wissenschaftliche Theorie mit der experimentellen Er- kenntniss der Naturerscheinungen in Einklang zu bringen. 11. Uebersicht der Untersuchungen zur Bestimmung der Schallgeschwindigkeit in der Luft von der Auf- stellung der Newton’schen Theorie bis zur Laplace’schen Correection. A. Newton’s Theorie. 43) Wie in mehreren andern Gebieten der Physik und der Mathematik, bezeichnet für unsere Frage das Eingreifen Newton ’s (1643—1727) in die Wissenschaft einen epochemachenden Fortschritt. Während ihm aber in andern Fragen seine Vorgänger und seine Zeitgenossen ein be- deutendes Material an wichtigen Vorarbeiten überliefert hatten, fand Newton die Frage der Fortpflanzung der Bewegung in elastischen Flüssigkeiten beinahe unberührt. Seine Theorie war daher wirklich neu, und wenn sie durch die Arbeiten seiner Nachfolger überflügelt worden ist, so gebührt ihm das Verdienst, die ersten Begriffe scharf festgesetzt und dieselben einer mathematischen Behandlungsweise unterworfen zu haben, welche noch in unseren Tagen, wenn auch in verändertem Gewande, — 468 — ihre Geltung bat. Diese Theorie bildet die VII. Section des 2. Buches der 1687 herausgegebenen Principia phi- losophi® Naturalis; das Buch war aber früher ver- fasst worden !), und es ist sicher, dass der Hauptabschnitt desselben, welcher uns beschäftigt, im Sommer 1685 fertig ausgearbeitet wurde. Versuchen wir die Hauptsätze der Newton'schen Fortpflanzungstheorie in aller Kürze anzu- führen; dieselben sind in den folgenden Propositionen enthalten ?). 1. Der Druck pflanzt sich in Flüssigkeiten nicht nach geraden Linien fort, ausgenommen an den Stellen, wo die Flüssigkeitstheilchen in gerader Linie liegen. (Satz der Fortpflanzung des Drucks nach allen Richtungen.) 2. Jede durch eine Flüssigkeit fortgepflanzte Bewegung weicht vom geraden Weg ab und in die noch un- bewegten Theile derselben. 3. Jeder in einem elastischen Medium schwingende Körper wird die schwingende Bewegung nach allen Seiten in geraden Linien fortpflanzen, während der- selbe, in einem nicht elastischen Medium, eine kreis- förmige (eigentlich eine Wirbel-) Bewegung erzeugen wird. %. Die Schwingungen einer Flüssigkeit in communici- renden Röhren haben, wenn man dabei von der Reibung absieht, eine Dauer, welche derjenigen der Schwingungen eines Pendels gleich ist, dessen Länge die halbe Länge der Flüssigkeitssäule in den Röh- ren ist. 1) David Brewster, The Life of Sir Isaac Newton. London, 1833, 8°. Chap. XI, pag. 157. 2) Newton, Philosophis naturalis principia mathe- matica. 2. Bd. Cambridge, 1713, 4%. Lib. II, Sect. VII, Proposit. 41—50. — 469 — 5. Eine Flüssigkeitswelle schreitet um ihre eigene Länge in einer Zeit fort, welche der Schwingungszeit eines Pendels gleich ist, dessen Länge die Wellenlänge beträgt; Wellenlänge nennt Newton die Entfernung zweier auf einander folgenden Wellenbäuche oder Wellenthäler. Diesen Satz gibt Newton bloss als eine Annäherung an. 6. Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit zweier Wellen ist der Quadratwurzel ihrer Längen proportional. Diese letzte Proposition folgt unmittelbar aus der vorhergehenden. 7. Wenn Schwingungen sich in einem Fluidum fort- pflanzen, die einzelnen Flüssigkeitstheilchen, in einer sehr kleinen hin- und hergehenden Bewegung begriffen, werden stets nach dem Gesetze eines schwingenden Pendels beschleunigt und verzögert. 8. Die Fortpflanzungsgeschwindigkeiten von Wellen, welche in einem elastischen Medium fortschreiten. verhalten sich, unter der Voraussetzung, dass die elastische Kraft des Fluidums dem Drucke desselben proportional ist, direkt wie die Quadratwurzel der elastischen Kraft, und umgekehrt wie die Quadrat- wurzel der Dichtigkeit. 9. In dieser Proposition wird die Aufgabe der Bestim- mung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Wellen in einem elastischen Medium von der bei 8. voraus- gesetzten Beschaffenheit, bei gegebener elastischer Kraft und Dichtigkeit des Mediums gelöst. Newton denkt sich, dass das Fluidum, in analoger Weise wie die Atmosphäre, einem Drucke ausgesetzt wird, den er für die elastische Kraft nimmt, und durch die Höhe A einer Säule eines homogenen Fluidums von der glei- Bern. Mittheil. 1870. Nr. 733, — 1909 — chen Dichtigkeit wie das Medium, ausdrückt; durch eine Reihe wahrhaft scharfsinniger Betrachtungen zeigt er, dass, wenn man, mit dieser Höhe A als Radius, einen Kreis beschreibt, ein Punkt, der sich auf die Peripherie des- selben mit der gesuchten Fortpflanzungsgeschwindigkeit gleichförmig bewegen würde, diese Peripherie in eben der Zeit zurücklegen, während welcher ein Pendel von der Länge A eine Doppelschwingung ausführen würde. Man denke sich, zum Beispiel, atmosphärische Luft, unter dem Barometer-Druck B; es sei & das specifische Gewicht des Quecksilbers, und ö dasjenige der Luft; die Luftsäule vom specifischen Gewichte d, deren Druck dem Barometerdruck B gleich wäre, hat eine Höhe A, welche durch die Gleichung A.ö=B.: oder A=B.. bestimmt wird. Die Peripherie des Kreises vom Radius A ist: P= 2rA. Die Dauer T einer Doppelschwingung des Pendels von der Länge A ist: T= he >) Der Punkt, der den Weg P in der Zeit T gleich- förmig zurücklegt, hat daher die Geschwindigkeit: Yde a 2nA __ —yA.g 2 A Diese Geschwindigkeit i M aber, nach Newton’s Beweis, eben die Fortpflanzungsgeschwindigkeit von Wellen in der Luft. Setzt man in obige Formel den vorhin gefun- denen Werth von A ein, so ergibt sich: B KR HE ; — AN — Ist aber M die Masse eines Volumens W von Luft, vom specifischen Gewichte d, sohat man = = — = —; z ist also die Dichtigkeit dieser Luft, und die Fort- pflanzungsgeschwindigkeit ist daher gleich der Quadrat- wurzel des Quotienten der elastischen Kraft, durch die Dichtigkeit des fortpflanzenden Mediums. Der Ausdruck V=YA.g= V2.%.3 .g gibt Newton zu der Bemerkung Veranlassung, dass ie Fortpflanzungs- geschwindigkeit der Wellenbewegung in einem elastischen Medium, derjenigen gleich ist, welche ein von der Höhe = frei fallender Körper erlangen würde. 10. Diese Proposition gibt das Mittel an, die Wellen- länge zu berechnen; sie ist nichts anders als die Aufstellung der Formel X = V.T, wobei % die Wellenlänge, V die Fortpflanzungsgeschwindigkeit, und T die Schwingungsdauer der schwingenden Theilchen bezeichnet. Das Interessanteste aber in dieser Proposition ist ein Zusatz, welcher wörtlich in folgender Weise beginnt: »Diese ganz neuen Sätze betreffen auch die Bewegung des Lichtes und des Schalles. In der That, da das Licht eine geradlinige Fortpflanzung hat, so kann es (nach1° —2°) in einer blossen Wirkung (d.h. etwa Druck oder Bewegung) nicht bestehen. Die Töne aber, da sie durch schwingende Körper erzeugt werden, sind nichts anders als fortgepflanzte Wellen der Luft.« — Dann geht Newton zu der Berech- nung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit in der Luft nach der vorher angegebenen Formel über; er nimmt: — 172° — LEE, e N1890’ woraus A — B.— — 30.11890 — 356700 Engl. Zoll. B—30 Engl. Zoll. A — 29725 Engl. F. Die Peripherie 274 — 185768 Engl.F.; ferner ist die Schwingungsdauer T eines Pendels von 29725 Engl. Fuss, T = 190,75 Zeitsecunden, und folglich = 2. dir —= 979 Engl. F. —= 918,58 Par.F. — 298,09 Met. 190,75 5 14) Neben den grossartigen Leistungen Newton's auf dem Gebiete der physischen Astronomie und der reinen Mathematik, so wie neben seinen merkwürdigen optischen Entdeckungen und Untersuchungen, musste ganz natür- lich seine Theorie der Wellenbewegung, und deren An- wendung auf die Bestimmung der Schallfortpflanzungs- geschwindigkeit in der Luft, ziemlich unbemerkt bleiben, um so mehr, als diese letztere Grösse, beim damaligen Stand der Physik, eigentlich ohne grosse Wichtigkeit war; und in der That verfloss ein halbes Jahrhundert, bis diese Theorie Gegenstand weiterer und eingehenderer Discussio- nen wurde. Dieses indessen soll uns nicht hindern, den Reichthum an Folgerungen zu bewundern, den diese wenigen, oben angeführten Sätze enthalten. Freilich ge- hört eine ziemlich ausdauernde Arbeit dazu, aus der eigenthümlichen, vorzüglich geometrischen Art der Newton’schen Beweisführung, welche ausserdem von un- gemeiner Kürze ist, den wahren und ganzen Inhalt her- auszufnden; wenn man aber sich die Mühe gibt, den- selben in die Sprache der modernen Analysis zu über- setzen, so wird man finden, dass diese Sätze wirklich len Keim zu einer grossen Anzahl der Entwicklungen un- serer heutigen Wellenlehre enthalten; besonders inter- essant ist die geniale Zurückführung aller Untersuchungen — 13 — auf Pendelbewegungen. Freilich kann man sagen, dass in Beziehung auf Pendellehre Newton in den Arbeiten Huyghens ein schon ausgezeichnet bearbeitetes Material vorfand; ja man kann sogar Huyghens in Beziehung auf Wellenlehre vielleicht die Priorität zu geben geneigt sein. In der That hatte dieser grosse Mann 4678 der Pariser Akademie seine Lichtlehre vorgelegt, die jedoch erst 1690 herausgegeben wurde; indessen, abgesehen davon, dass um diese Zeit, aller Wahrscheinlichkeit nach, Newton seine »Principia« schon zum grössten Theil ausgearbeitet hatte, muss man sagen, dass Huyghens von der Wellen- lehre gerade den Theil ausgebildet, den Newton nicht berührte und umgekehrt; Huyghens hat sich besonders mit der Wellenfläche beschäftigt, während Newton die schwingende Bewegung der Theilchen und die Fort- pflanzung derselben untersuchte; Huyghens war der voll- kommen selbstständige Erfinder der Undulationstheorie des Lichts, Newton wurde in ebenso selbstständiger Weise der Schöpfer der ersten Theorie der Fortpflanzungs- geschwindigkeit der Wellenbewegung. Nach diesen Be- merkungen, welche uns über die engen Grenzen, die sich gegenwärtige Arbeit gesteckt hat, hinausgeführt ha- ben, kehren wir zu dem von Newton als Ergebniss theo- retischer Betrachtungen gefundenen Resultat zurück. 15) Diese Zahl von 298” war bedeutend kleiner als ‚diejenige Mersenne’s (444”), der französischen Akade- miker (356%) und der Florentiner (385°), welche wahr- scheinlich alle Newton bekannt waren; der Unterschied zwischen dem Resultat der Theorie und denjenigen der Versuche war zu gross, um blossen Beobachtungsfehlern in den letztern zugeschrieben werden zu können, be- ' sonders da die Pariser und Florentiner Zahlen ziemlich sorgfältig ermittelt worden waren; andererseits liessen — AT — sich die Grundsätze der Theorie nicht bestreiten, und der aus ihnen durch eine Reihe logischer Betrachtungen gezogene Schluss konnte nicht aufgegeben werden. Dieser Zwiespalt zwischen Theorie und Experiment beschäftigte von Anfang an Newton, und er kam auf den vollkommen richtigen Gedanken, dass, bei der Aufstellung der Theorie, einige Faktoren nicht berücksichtigt worden waren; er versuchte nun dieselben aufzufinden, und glaubte in fol- gender Weise verfahren zu können. Er stellte sich nämlich die Luft vor, als zum Theil aus festen Partikel- chen bestehend, welche in gleichen Zwischenräumen lie- gen und ungefähr die Dichtigkeit des Wassers haben; nun, sagte er, pflanze sich durch ein solches festes Theil- chen der Schall augenblicklich fort, und folglich müsse die gefundene Fortpflanzungsgeschwindigkeit von 97% nur für die mit der eigentlichen elastischen Flüssigkeit ausgefüllten Zwischenräume zwischen diesen festen Theil- chen gelten; das Dichtigkeitsverhältniss der Luft zum Du drücke man also Luft, unter | 870 dem gewöhnlichen atmosphärischen Druck, auf ein 870 Mal kleineres Volumen zusammen, so würde sie die Dichtig- keit des Wassers erhalten, und folglich müssten die Zwischenräume auf O reducirt werden; bei einer Volumen- Wasser seı ungefähr verminderung auf 4-, werden aber die lineären Dimen- sionen auf en also auf beinahe . reducirt werden; y 870 die Zwischenräume zwischen den Mittelpunkten der festen Theilchen müssen daher 40 Mal ihrem Durchmesser gleich sein, und also sei der leere Zwischenraum zwischen zwei Theilchen gleich 9 solchen Durchmessern; oder auf eine — 1% — Länge L, sei AL durch die festen Theilchen eingenom- men, und pflanze sich durch dieses; L der Schall augen- blicklica fort; die Länge, welche der Schall in einer Secunde zurücklege, sei demnach: 97% + nee — 979 + 108,8 — circa 1088‘ — 331,61 Met. Mit Hülfe dieser Korrektion hatte Newton seine Zahl derjenigen der französischen Akademiker um ein Bedeu- tendes näher gebracht, und sich zufällig der in neuerer Zeit ermittelten merkwürdig genähert. Hingegen -wird man wohl zugeben, dass diese Erklärung, soweit man sie überhaupt auffassen kann, werthlos und zum Theil eben im Widerspruche mit dem Begriffe selbst der Wellen- fortpflanzung stand. Eine zweite Korrektion suchte Newton durch Be- rücksichtigung der in der Luft vorhandenen Dämpfe an- zubringen. »Diese Dämpfe, sagte er, da sie eine an- »dere Elasticität besitzen, nehmen an der Bewegung der »wirklichen Luft, durch welche der Schall fortgepflanzt »wird, keinen oder fast keinen Antheil; da sie nun in »Ruhe sind, so wird die Bewegung durch die wirkliche »Luft allein, schneller fortgepflanzt werden, und zwar »im Verhältniss zur Quadratwurzel der geringen Masse. »Sind auf 41 Theile, 40 Theile Luft und 4 Theil Dampf, »so wird > Fortpflanzungsgeschwindigkeit V mit dem »Faktor . noch zu multipliciren sein.« In der That, bei reiner Luft ist vr. ; aber, bei der W gemachten Voraussetzung, ist die Masse der wirklichen Luft nur m; also muss man haben: oder, weil ui! beinahe > 30 ist; = = V 1. 1088 Engl.F. — 1142 Engl.F. —= 348 Met. Wenn auch diese Korrektion, ihrem Wesen nach, berechtigter als die vorige war, so muss man gestehen, dass ihre numerische Grösse rein durch das Bedürfniss der Uebereinstimmung zwischen Theorie und Versuch bedingt wurde. V B. Uebersicht der Versuche seit Newton’s Zeit bis zur 2. Hälfte des XVII. Jahrhunderts. 16) In den ersten Jahren nach der Veröffentlichung der Newton’schen Theorie, d. h. bis zum Schlusse des XVII. Jahrhunderts, finden wir nur eine namhafte neue experimentelle Bestimmung der Schallfortpflanzungs- geschwindigkeit in der Luft; freilich werden Boyle (1627--1691) und Roberts, von Muncke!) als Veranstalter von Versuchen angegeben; Boyle’s Bestimmung soll 1685?) veröffentlicht worden sein; ıch konnte mir das betreffende Werk nicht verschaffen, glaube aber, aus einer Citation in der spätern englischen Abhandlung von Walker schliessen zu dürfen, dass Boyle am betreffenden Orte bloss sagt: er habe mehr als einmal sorgfältig beobachtet, dass der Schall in einer Secunde mehr als 1200 Engl. F.=360 Meter zurücklege. Eine ausführliche Mittheilung des Beobach- tungs-Verfahrens scheint kaum stattgefunden zu haben. N) Gehler’s Physik. Wörterbuch. Bd. VII, Seite 39%. 2) Boyle, Essay on languid Motion. 1685. N 2 Was den Engländer Roberts anbelangt, so befindet sich in der von Muncke citirten Arbeit!) vom Jahre 169%, bloss die beiläufige Angabe, dass man annimmt, der Schall lege in einer Secunde 1300 Engl. F. = 396 Meter zurück. Die vorhin erwähnte Versuchsreihe wurde im Jahre 1698 von einem Engländer Walker angestellt 2); sie hat, auch für ihre Zeit, keinen wirklichen Werth, verdient aber, weil zum ersten Male bei derselben der Einfluss des Windes bemerkt wurde, und des Beobachtungs- verfahrens wegen, angeführt zu werden. Dieses letztere war, in zweckmässigerer Weise, dasjenige. welches Kircher schon angewendet hatte: mit einem sorgfältig ausgeführ- ten Pendel, das die halbe Secunde gab, stellte sich Walker vor einer Wand auf, und schlug zwei Holzbrettchen gegen einander, wobei er die Zeit bis zur Ankunft des Echos bestimmte ; er verrückte seinen Standpunkt meistens so lange, bis diese Zeit eine genaue Anzahl von Secunden, oder eine gerade Anzahl von Pendelschwingungen betrug; war dann die Entfernung d seines Standortes bis zur Wand gemessen, und 2n die Anzahl der Pendelschwin- gungen, so ergab sich die Fortpflanzungsgeschwindigkeit: V_-_-_ n Walker führte 44 verschiedene Versuchsreihen aus, bei welchen die Windesrichtungen beobachtet wurden, und die ihm folgende sehr verschiedene Werthe für V ergaben: N) Philosophical Transactions for 169. No. 209. Concer- ning the Distance of the fixed Stars, by Tr. Roberts, Esq. ?2) Philosophical Transactions. No. 247, December 1698. Some Experiments and Observations concerning Sounds. By Walker. Bern. Mittheil. 1870. Nr. 734. ER 5 Engl. Fuss, Meter. Engl Fuss. Meter. Engl. Fuss. Meter. 1) 1256 .. 382 | 5) 1292... 393 | 9)1278..389 2) 1507... 461 | 6) 1378... 420 |10) 4290... 392 3) 1526... 465 | 7) 1292... 393 |A1) 1200 . . 366 4) 1150... 350 | 8) 1485 . . 361 Nimmt man, bei Auslassung der Zahlen 2), 3) und 6) den Durchschnitt dieser Bestimmu ngen, so ergibt sic, eine mittlere Zahl V —= 378 Meter. Am Schlusse seiner Abhandlung sagt Walker, dass er die Fortpflanzungsbewegung für schneller am Anfang derselben als später zu halten geneigt sei, »wie es, »meint er, bei einer heftigen Bewegung der Fall sei«; aus diesem letzten Satze geht hervor, dass Walker über die Art dieser Bewegung gar keine klare Vorstellung hatte, und die Newton’sche Theorie, die er mit keinem Worte berührte, nicht annahm; über den Einfluss des Windes, spricht er sich dahin aus, dass durch den Wind, wenn er entgegengesetzt gerichtet, die Fortpflanzungsbewegung etwas verzögert zu sein scheine. 17) Die ersten Beobachtungen am Anfange des 48. Jahrhunderts, verdankt man den englischen Astro- nomen Flamstead (1646—1719) und Halley (1656—1724), über ihre Versuche enthalten die Philosophical Trans- actions eben nur eine Notiz des bald zu erwähnenden Derham’s ; dieselben fallen, aller Wahrscheinlichkeit nach, in das Jahr 4703, und ergaben, durch die Methode des Abfeuerns von Geschützen, und bei Anwendung erner Entfernung von 4700 Meter, welche der Schall in 15“,5 zurücklegte, eine Geschwindigkeit von 41442 Engl. F. — 348 Meter. Beobachtungsort war die Greenwicher Sternwarte, die damals unter der Leitung Flamstead’s stand. — 1719 — 48) Alle Versuche, welche wir bis jetzt betrachteten, waren mehr oder weniger unvollständig; wir kommen jetzt zu der ersten allseitigen Untersuchung über die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles in der Luft, welche von einem englischen Geistlichen, Derham, (1657—1735) in Upminster, Grafschaft Essex, in den Jahren 4704-1706 angestellt wurde. Die Ergebnisse dieser Be- obachtungen sind in einer Abhandlung niedergelegt, de- ren Inhalt, in seinen wichtigsten Zügen, folgender ist: ') Derham beginnt mit einer Zusammenstellung der bisher für die Fortpflanzungsgeschwindigkeit ermittelten Zahlen, betont die bedeutenden Abweichungen derselben von einander, und findet die Ursache dieser Verschieden- heit in den mangelhaften Beobachtungen, bei welchen er drei Hauptfehlerquellen nachweist: 4. Eine ungenaue Zeitmessung, besonders durch den Gebrauch einfacher Pendeln veranlasst; 2. die zu geringen Entfernungen, auf welche beobachtet wurde; 3. die Nichtberücksichtigung des Einflusses des Windes. Diese Fehlerquellen, welchen er noch die zu geringe Anzahl der Beobachtungen hätte hinzufügen können, zu beseitigen, machte Derham seine Versuche, wobei er die Methode des Abfeuerns von Ge- schützen anwendete, auf Entfernungen von 1—13 Meilen (1,6 bis 21 Kilom.), bediente sich zur Zeitmessung einer ausgezeichneten portativen Pendeluhr, welche die halbe Sekunde schlug, und berücksichtigte jedesmal die Windes- richtung; überdiess beobachtete er auch den Barometer- stand. Bevor er an die Arbeit ging, entwarf er ein Pro- gramm, das in den folgenden Fragen bestand: N) Philosophical Transactions. 1708. Nr. 313. Experi- menta et Observationes de soni motu, factae a Reverendo. W. Der- ham, Ecclesie Upminsteriensis rectore. 10. 13. 1k. — 1890 — . Welchen Weg legt der Schall in einer Sekunde oder in jeder andern Zeit zurück ? . Erreicht der Schall den Beobachter in derselben Zeit, wenn die Mündung des Geschützes gegen den- selben gerichtet ist, als wenn sie die entgegengesetzte Richtung hat? . Legt der Schall in derselben Zeit denselben Raum, welcher auch der Stand der Atmosphäre und des Barometers sei, zurück ? . Pflanzt sich der Schall mit gleicher Geschwindigkeit am Tage und während der Nacht fort ? . Haben die Winde auf die Schallfortpflanzung Ein- fluss, und wie ? . Hat der Schall eine andere Bewegung im Sommer und im Winter, bei einem schneedrohenden und bei trockenem, klarem Himmel? . Haben schwache und starke Töne die gleiche Fort- pflanzungsgeschwindigkeit ? . Erreicht der Schall das Ohr des Beobachters stets in der gleichen Zeit, wenn die Elevation des Ge- schützes 0°, 10°, 20°, 90° beträgt? mag, die gleiche Fortpflanzungsbewegung ? Aendert die verschiedene Explosionskraft des Schiess- . Hat der Schall, welcher auch sein Ursprung sein pulvers die Fortpflanzungsbewegung des Schalles? den tieferen ? nach unten, als von unten nach oben ? Ist die Fortpflanzungsbewegung eine gleichförmige ? 3 Ist die Fortpflanzungsbewegung die gleiche in allen . Ist die Fortpflanzungsbewegung des Schalles die- selbe in den höheren Theilen der Atmosphäre als in . Bewegt sich der Schall in gleicher Weise von oben — 11 — Gegenden, in England und in Frankreich, in Italien und in Deutschland etc. ? 45. Pflanzt sich der Schall in gerader Linie fort, oder schmiegt er sich an die Bodenfläche an? Dieses Programm ist reichhaltig; Derham suchte das- selbe, soweit es ihm seine Hülfsmittel erlaubten, zu er- füllen ; und wir dürfen sagen, dass es ihm in befriedi- gendem Maasse gelang. Zur Prüfung der Frage über die Natur der Fort- pflanzungsbewegung, nahm er an, sie sei gleichförmig, und aus einer Reihe von Versuchen, welche am 13. Fe- bruar 1704, von 6 Uhr Abends bis Mitternacht, alle Halb- stunden stattfanden, ermittelte er, dass der Schall, zur Zurücklegung einer Entfernung von 20,116 Kil., A445 bis 447 halbe Sekunden brauchte; eine kleine Unsicherheit in der Zeitmessung verursachte der Umstand, dass man den Schall jedesmal zweifach hörte, was Derham der Reflexion desselben an Wänden, die den Aufstellungsplatz der Geschütze umgaben, zuschrieb. Bei den Versuchen herrschte, in einer der Fortpflanzung entgegengesetzten Richtung, ein schwacher Wind. Aus diesen Beobachtun- gen bestimmte Derham die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles zu 1142 Engl. F. = 348 Meter. Dann, an 41 Stationen, deren Entfernungen von 4 bis 12 Meilen von seinem Beobachtungsstand in Up- minster mit grösster Sorgfalt trigonometrisch bestimmt worden waren, liess er Geschütze abfeuern, und bestimmte jedesmal die Zeiten zwischen der Explosion und der Schallwahrnehmung; diese Zeiten in Sekunden mit der vorher bestimmten Zahl von 1142 Engl. F. multiplizirend, erhielt er die Entfernungen, welche mit den trigonome- trisch bestimmten verglichen wurden. Diese Beobach- tungen sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt, die erste, welche bei solchen Untersuchungen vorkommt: | Loeus quo ae " Penduli | Distantia Locorum. Ventorum 'vibrationum r facta fuit, | Numerus. Trigonomerie | Per Sonum. Tendentia. | Milliaria. | Milliaria Hornchurch Ecelesia 9 0,9875 transverso | Okendon Ber. Ecclesia | 18,5 | 2,004 2,0 | transverso | Mola Upminsteriensis 16? (2,4 a a; | 2 \ | [ 2,48 | nive. transv. Warley parv& Eccles. | 27,5 3 | 2,97 | forte favente Rainham Eecles. | 33,25 3,98 | 3,59 | transverso | Mola Alveleientis | 33 3,98 | 3,57 | transverso | Dagenham Eccles. 35 3,85 | 3,78 | faventa | Weal Austrin Eceles. 45 4,59 | 4,86 | transverso | Thorndon Orient Eecles | 46,5 | 5,09 | 5.03 | paulöfav. | Barkink Eecles. 10,5 1,1 ı 7,62 | favente | Tormenta Blackheath |/116 12,5 12,55 | transverso 1 Engl. Meile —5280 Engl. F. | Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, stimmte das Er- gebriss der akustischen mit den Angaben der trigono- metrischen Bestimmung der Entfernungen in befriedigen- der Weise überein, wodurch die Voraussetzung Derham’s bestätigt wurde. Durch zahlreiche andere Versuche wies Derham nach, dass diese Fortpflanzungsgeschwindigkeit, unter allen Umständen, bei Anwendung verschiedener Geschütz- arten, bei verschiedenen Lagen und Richtungen der Ge- schütze, bei verschiedenen Barometerständen, zu ver- schiedenen Tages - und Jahreszeiten, den gleichen Werth behalte. Der Zustand der Atmosphäre (Nebel etc.) schien ihm bloss auf die Intensität des Schalles Einfluss zu haben; seine Beobachtungen aber zeigten ihm einen Einfluss des Windes, den er in einer grösseren, sich auf drei Jahre erstrekenden, und zu 15 verschiedenen Malen angestellten Versuchsreihe weiter untersuchte. ER 83 Er stellte diese Beobachtungen, welche auf eine Ent- fernung von 20 Kilom. 116 gemacht wurden, in folgender, wirklich praktisch eingerichteter Tabelle, zusammen: Tabella sonorum Bombardarum in agro Blackheath, pro Ventorum, Viriumque quibus agitantur,, varietate. Dies mensis anni. 1704 Febr. - - 13. ) A Hora diei. 6had med. noct. 11'/,;, mane 10 mane 8!/,p.M. 10 mane 1p.M. 8'/, mane 5p.M. 6, p. M. Tp.M. 10!/,mane 10 mane meridie 11 mane 11!/, mane meridie meridie I Numerus Vibrationum I} ! 120 (122 119 113 114,5 14752] 'S.W.b.W.0 Venterum plaga. (Soni plaga — U MB) | N.E.b.E. 1 Ss. 4. S:W.-.D-W. 7 N.b.E. 2 W.2 W.b.N.2|) S.8.W.6 E.S.E. 1et2 S.85.W.4 S.b.Ww.1 S.W.o0 S.W.b.S.1 ıS.W.b.W. S Figur 0, 1,2,3, 4, 5, 7, varıas Ventorum vires significant Nubium plaga. | E. 304,22 5. wW. zo ‚ Inferior S. j {290,80 Super. won. 2 | S.W.b.W. | 294.70) | 29",26 N.W. | 294,59 W.b. w. }| Saker‘) !| Mortar S.S.w. | 290,38 S. E. 294 34 8.8. W. | 294,10) S.Ww. | 294,60 | 1 (8. W. b. W.| 304,06 ( | w. 294,83, | | } ! | ) ‘) Diese beiden Namen sind die englischen Benennungen zweier Arten von grösseren Geschützen, mit welchen an diesem Tage der Versuch gemacht wurde. — 14 — Bei direkt entgegengesetztem, schwachem Winde wurde die angegebene Entfernung in 120—122 halben Se- kunden zurückgelegt, bei günstigem, mehr oder weniger heftigem Winde, fiel die Zeit der Fortpflanzung auf 111, 113, 116 halbe Sekunden herab; aus diesen Beobachtun- gen zog Derham den Schluss, dass der Wind, im Ver- hältniss seiner Stärke, wenn er die Fortpflanzungsrichtung oder die entgegengesetzte hat, eine schnellere oder eine langsamere Bewegung des Schalles bedingt, so dass die Geschwindigkeit derselben, welche für mittlere Zustände 348 Meter beträgt, bei günstigem Winde 368 Meter über- schreiten, und bei ungünstigem Winde unter 341 Meter heruntergehen kann. Ueber die Frage der Schallfortpflanzungsgeschwin- digkeit in gerader Linie von einem Ort zum andern, und von oben nach unten und umgekehrt, wagt es Derham nicht, aus seinen Versuchen einen Schluss zu ziehen, weil die Verhältnisse des Bodens, auf welchem er arbeitete, ihm grössere Niveaudifferenzen und Unebenheiten nicht dar- boten. »Es wäre zu wünschen, sagt er, dass bezügliche Versuche in den Alpen ausgeführt werden könnten,« ein Wunsch, der 140 Jahre später, wie wir sehen werden, in Erfüllung ging. Auffallend mag im ersten Augenblicke scheinen, dass in der ganzen Arbeit Derham’s, welcher doch, wie Newton, Mitglied der königlichen Gesellschaft war, nicht die geringste Bezugnahme auf dieses letzteren Arbeiten gefunden wird: die Newton’sche Zahl führt zwar Derham mit der Quellenangabe an, aber ohne nur an- zugeben, dass sie das Resultat rein theoretischer Unter- suchungen war. Allein, einerseits, wenn auch die Geometer, die Astro- nomen und die Physiker viel über Newton’s Naturphilo- sophie stritten, so waren bis in die zwanziger Jahre des v. ER EN Auinissuhäg au re en U a a en are ı — AS — 48. Jahrhunderts seine Ansichten weit entfernt sich all- gemein Eingang verschafft zu haben, und, andererseits, war Derham ein Mann, der, wie auch zu unserer Zeit mehrere Landgeistliche, ohne sich mit theoretischen Spekulationen viel abzugeben, gerne Taatsachen sammelte; galt ja seine Hauptthätigkeit in der Physik meteorologischen Beobach- tungen. Seine Versuche waren gewissenhaft und sind um so zuverlässiger, als er nicht in die Versuchung kam, dieselben mit den Ergebnissen der Theorie übereinstim- men lassen zu wollen, 19) Zwanzig Jahre vergingen, bis die Schallfort- pflanzungsgeschwindigkeit in der Luft von neuem expe- rimentell bestimmt wurde: diese neuen Versuche wurden, mit Unterstützung der französischen Regierung, von den Mitgliedern der Akademie, Cassini de Thury (1714—1784), Enkel des vorher erwähnten Domenico Cassini, Maraldi (1709—1788) und La-Caille (1713—1762), im Frühjahr 1738 ausgeführt; ihre Veranlassung war nicht etwa die Newton’sche Theorie und die die Differenz zwischen der theoretisch gefundenen Zahl und den bisher ermittelten Erfahrungsresultaten (Cassini führt Newton’'s Arbeit ın einer Weise an, welche zeigt, dass er seine Theorie gänzlich ignoriren wollte), sondern hauptsächlich die Nichtübereinstimmung zwischen den Zahlen, welche die Florentiner (385 Meter), die ersten französischen Akade- miker (356 Meter) und Derham (348 Meter) gefunden hatten. Die Hauptzüge des Beobachtungsverfahrens !) sind dieselben wie früher, nur wurden grössere Entfernungen gewählt, die Zeiten mit Hülfe von sorgfältig ausgeführten N) Me&emoires de l'’academie des sciences de Paris. 1738. Pag. 128 u. ff. Bern. Mittheil. 1870. Nr. 735. Re Sekundenuhren, und zwar an jeder Station durch zwei verschiedene Beobachter, gemessen, die Fortpflanzung auf jeder Strecke in zwei entgegengesetzten Richtungen beobachtet; bei allen Versuchen fanden Barometer- und Wind-, bei einigen auch, zum ersten Male, aber leider ohne Consequenz, Thermometer-Beobachtungen statt. Die Akademiker wählten eine beinahe gerade Linie, ge- bildet durch den Hügel Montmartre, die Pariser Sternwarte, das Schloss Lay und den Thurm de Mont-Lehry, bei Paris; die Entfernungen dieser einzelnen Stationen waren, bei den geodätischen Operationen der vorigen Jahre, trigonometrisch sehr genau ermittelt worden, und be- trugen: Toisen Meter Mont-Lehry — Sternwarte . . 11756 —= 22912,88 Sternwarte — Montmartre . . 2931 = 5712,63 Mont-Lehry — Lay . , . . 8304 — 16184,80 Lay — Sternwarte . . ... 3460. — 6743,67 Mont-Lehry. Lay. Sternwarte. Montmartre. ee 9 A B C D Auf jeder Station befanden sich zwei, mit Sekunden- uhren versehene Beobachter. Abends 9 Uhr 20° wurde als Signal auf der Sternwarte ein Kanonenschuss gefeuert; dann in Montmartre wurde, um 9 Uhr 30 und um 9 Uhr 50, je ein Schuss gefeuert, und in den 3 übrigen Stationen die Zeit der Fortpflanzung beobachtet; endlich um 10 Uhr und 40 Uhr 20° wurde von Mont-Lehry aus je ein Schuss gefeuert und an den übrigen Statiönen die Fortpflanzungs- zeit bestimmt; auf diese Art hatte man in einer Nacht, zur Bestimmung der gesuchten Geschwindigkeit, 12 di- rekte und 12 indirekte Beobachtungen; es wurden, bei verschiedener Witterung und unter verschiedenen Wind- ” ati. > — 197 0 — verhältnissen, viermal Nachts und einmal am Tage, solche Versuchsreihen angestellt, welche 60 direkte und 60 in- direkte, im Ganzen also 120 Beobachtungen zur Bestim- mung der Geschwindigkeit hätten liefern sollen; diese Anzahl wurde aber in der Wirklichkeit etwas geringer, weil ein paar Mal, bald von der einen, bald von der andern Station, in Folge des heftigen Windes, die Ex- plosionen der Geschütze nicht gehört werden konnten. Endlich führte man noch, zwischen den um 16079 Toisen — 31338,57 Meter von einander entfernten, nur durch Flachland getrennten Stationen Montmartre und Dammartin, eine sechste Versuchsreihe aus, welche, da man von jeder Station aus 3 Schüsse abfeuerte, 6 Bestimmungen lieferte. Der Durchschnittswerth, den alle diese Beobachtungen für die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles ergaben, war 47 Toisen —= 337,18 Meter. Der Einfluss des Windes zeigte sich z. B. bei fol- senden Beobachtungen : Am 24. März 1738 brauchte der Schall, bei ungün- stigem, d.h. entgegengesetztem Winde, zur Zurücklegung der Entfernung von 31338,57 Meter eine Zeit von 94 Se- kunden, was einer Geschwindigkeit von 333,39 Meter entspricht; am 20. März war, bei günstigem, d.h. direkt gerichtetem Winde, die Fortpflanzungszeit auf eine Ent- fernung von 22912,88 Meter, 66 Sekunden gewesen, wor- aus sich eine Geschwindigkeit von 347,62 Meter ergibt. Der Bericht Cassini's über diese Versuche schliesst mit folgenden Sätzen: 1. Die Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit in der Luft beträgt 173 Toisen = 1038 Par. F. —= 337,18 Meter. 2. Diese Geschwindigkeit ist unabhängig von der In- tensität des Schalls. — 18 — 3. Sie ist von den Witterungsverhältnissen und von der Tageszeit unabhängig. #. Die Fortpflanzungsbewegung ist gleichförmig. Die Geschwindigkeit ist von der Richtung des ab- gefeuerten Geschützes unabhängig. 6. Sie ist von der Windsrichtung abhängig. Sie ist von der Bodenbeschaffenheit unabhängig. 8. Sie ist vom Barometerdruck unabhängig. Wie die Florentiner und Derham, gibt auch Cassini, unter anderen Anwendungen dieser Bestimmungen, die Messung von Entfernungen an. Neu, und desshalb er- wähnenswerth, scheint mir sein Vorschlag zur Bestimmung der Entfernung zweier einander nicht sichtbaren Stationen AundB, aus einem dritten, den beiden ersten sichtbaren Standorte C. In A wird ein Schuss gefeuert und in B, sobald derselbe dort gehört wird, ein Feuer, z.B. einfach Pulver, angezündet; von C aus wird die Zeit zwischen dem Erscheinen des Lichtes in A und B gemessen; diese Zeit, in Sekunden ausgedrückt und mit V multiplicirt, gibt die Entfernung AB. 20) Unmittelbar nach diesen Versuchen wiederholte Cassini dieselben in Süd-Frankreich, am Meeresufer, vom Fanal de Cettes bei Aigues-Mortes, nach Tours de Conflans, auf einer trigonometrisch bestimmten Entfer- nung von 22572 Toisen — 43993,66 Meter, sowie auf einigen andern Strecken !). Die Beobachtungen wurden in ähnlicher Weise, wie zu Paris, mehrere Tage hinter- einander angestellt; man fand, dass die oben angegebene Entfernung von 43993,66 Meter in einer Zeit von 130 Se- kunden zurückgelegt wurde, woraus sich eine Geschwin- digkeit von 338,41 Meter ergibt. Dieser Werth ist etwas grösser als der in Paris ermittelte. Im Ganzen aber be- [br -] ) Memoires de l’acade&mie de Paris. 1739. Seite 126. NE DEE NET u - — 189 — stätigten diese neuen Versuche die Ergebnisse, welche schon in Paris gewonnen worden waren, vollkommen. Die Versuche der Pariser Akademiker übertrafen offenbar alle vorhergehenden, namentlich in Beziehung auf die Zeitmessung, an Sorgfältigkeit in ihrer Ausführung und daher an Zuverlässigkeit in ihren Ergebnissen. Sie blieben auch lange Zeit maassgebend, und hätten’s noch mehr sein können, wenn die Akademiker die Temperatur- beobachtungen sorgfältig und systematisch ausgeführt hätten, was sie nicht thaten ; namentlich werden die Ver- suche in Süd-Frankreich ohne Temperaturangabe mit- getheilt. 21) Der gleiche Vorwurf lässt sich den, ebenfalls im Auftrage der französischen Regierung, in Quito und Cayenne, von La-Condamine (1701 —1774) geleiteten, in den Jahren 1740 (?) und 1744 ausgeführten Versuchen machen. Ueber die Versuche in Quito habe ich mir keine andere Quelle verschaffen können, als die Mitthei- lung, welche La-Condamine selbst in seinem Berichte über seine Reise am Amazonenfluss !) macht, und wo er bloss die in Quito ermittelte Fortpflanzungsgeschwindig- keit zu 341,08 Meter, ohne auf ihre Bestimmung näher einzutreten, angibt. Was die Versuche in Cayenne an- belangt, so wurden sie, nach dem gleichen Berichte, am 1. und 2. April 47%4 in einer grossen Ebene veranstaltet; in derselben wurde eine Strecke von 20230 Toisen — 39429,02 Meter trigonometrisch vermessen, und zu 5 ver- schiedenen Malen ergab sich, bei demselben Verfahren, welches in Paris angewendet worden war, dass die Schall- fortpflanzungszeit auf diese Strecke, bei geringem Winde, 110” betrug; von diesen fünf Zeitmessungen stimmten vier bis auf eine halbe Sekunde überein. Demnach berechnete 1) Memoires de l’acad&mie de Paris. 1745. Pag. 488. — 190 — La-Condamine die Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit auf 183,9 Toisen —= 358,44 Meter. Diese Versuche sind, so viel wir wissen, die ersten, welche ausser Europa stattfanden, und verdienen daher, abgesehen von der wissenschaftllichen Befähigung der Männer, die sie aus- führten, erwähnt zu werden. 22) Während La-Condamine in Cayenne, durch Ver- nachlässigung von Temperaturbeobachtungen, seine Be- stimmungen eines guten Theils ihres wissenschaftlichen Werthes beraubte, stellte sich 1740 ein junger Italiener, Bianconi, (1717—1781) die Aufgabe zu untersuchen, ob die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles in der Luft dieselbe im Winter und im Sommer sei. Zu diesem Zwecke!) benutzte er eine Strecke von 13000 Schritten, ungefähr 25600 Meter, in der Nähe von Urbana, an deren einem Endpunkte eine Kanone abgefeuert wurde; die Zeit wurde mit Hülfe einer Pendeluhr gemessen. Bianconi stellte drei Versuche an: 1. am 19. August 1740, Nachts, bei Windstille, einem Barometerstand von 28",1 und einer Tem- peratur von + 20° R. ergab sich, bei viermaliger Wiederholung des Versuchs, eine Fortpflanzungs- zeit von 76 Sekunden ; 2. am 7. Februar 1741, Nachts, bei starkem, günsti- gem ÖOstwind. einem Barometerstand von 27*,6 und einer Temperatur von — 1%,2 R., fand man, wiederum bei einem viermal wiederholten Versuche, eine Fortpflanzungszeit von 78”,5 bis 79” Sekunden; 3. am 18. Februar 1741, Nachts, bei Windstille, einem Barometerstand von 28,4 und einer Temperatur von O’R,., wurde die Beobachtung wiederholt; da 1) Comment. Bonon. II, Seite 365, und Hamburger Ma- gazin, XVI, Seite 476. Be re En u m nl nn a ua a mm ne, u a — 11 — aber starker Nebel die Wahrnehmung des Lichtes der Explosion verhinderte, wurde das Verfahren des Schiessens an beiden Endpunkten der Beob- achtungslinieangewendet ; der Beobachter am ersten Endpunkt vernahm die Explosion am andern End- punkte 157 Sekunden, nachdem er zuerst ge- schossen hatte ; durch Zählung seiner Pulsschläge schätzte Bianconi den Zeitverlust beim Abfeuern des zweiten Schusses auf 3 Sekunden; es bleiben somit für die Fortpflanzungszeit auf circa 51200 Meter, 157 — 3154"; für die einfache Strecke erhält man daher eine Zeit von 77”. Aus diesen Versuchen ergibt sich freilich ein Einfluss der Temperatur auf die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles in der Luft, und zwar ın dem Sinne, den die Theorie verlangt; indessen waren diese Beobachtun- gen zu wenig zahlreich, und andererseits, namentlich in Beziehung auf Zeitmessung, zu wenig genau, um mehr als die Festsetzung der Thatsache zu gestatten. Auch suchte Bianconi nicht, diese Erscheinung weiter zu er- forschen; die Geschwindigkeit der Fortpflanzung selbst suchte er nicht aus seinen Versuchen, wahrscheinlich weil die Strecke, auf welche verfahren wurde, nicht ge- nau gemessen war, zu bestimmen. Während, seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts, alle die im Vorigen erwähnten Beobachter die theore- tische Seite der Frage vollkommen ausser Acht liessen, hatte sich, seit den dreissiger Jahren, eine ganz andere Kategorie von Forschern, nämlich diejenige der Mathe- matiker, mit derselben zu beschäftigen begonnen. Ihren zahlreichen, zum Theile sehr beachtenswerthen Arbeiten wollen wir nun unsere Aufmerksamkeit zuwenden. (Schluss folgt im nächsten Jahrgang.) — 192 — C. v. Fischer Voster. Verschiedene geologische Mittheilungen. (Vorgetragen in der Sitzung der Bern. naturf. Gesellschaft den 17. December 1870.) I. Ueber die Zone Rhätischer und Liasischer Schichten an der N.-W.-Seite der Ralligstöcke, beim Bodmi und auf Zettenalp. Einleitung. Nachdem die Entdeckungen von J. Gardinaux, im Quellengebiete der Veveyse und in den Freiburger Alpen, mich in den Stand gesetzt hatten, in der Sitzung der Naturf. Ges. am 6. November vorigen Jahres zu zeigen, wie von den Gestaden des Genfersee’s bei Montreux weg eine Linie von Rhätischen Gesteinen mit den entsprechen- den Petrefakten sich am Mont Cubly vorbei längs der Westseite der Molesonkette gegen Charmey, die Val- sainte bis zu den Ufern des Schwarzsee’s und von da weiter über den Schwefelberg, die Nordseite des Langeneckgrates bei Blumenstein, und die Gegend vom Glütschbad bis nach Spiez am Thunersee verfolgen lässt, kann ich jetzt, in Folge der im Laufe dieses Sommers von Gottl. Tschan von Merligen an das Berner Museum gelieferten Petrefakten und Felsarten, die Rhätische Zone auch an der Nordostseite des Thunersee’s nachweisen. Die von G. Tschan zu Anfang dieses Sommers ge- machten Entdeckungen im Bodmi oberhalb der Sigriswyl- allmend sind eine direkte Folge der Erörterungen, welche meine Notiz über das Alter des Taviglıanazsandsteines in den Mittheilungen vom 6. November 1869 hervorgerufen hatte. er: Be Als daher Hr. Ooster in dem 2. Hefte des 2. Ban- des der Protozoe helvetica die Ergebnisse seiner Unter- suchungen über die, wenn auch schlecht erhaltenen Reste der Fauna und Flora dieser Sandsteinschichten der Oeffentlichkeit übergab, und daraus einen Schluss auf das Alter derselben zog, glaubte ich es zeitgemäss, wenn ich zur Bekräftigung dieses Schlusses noch in deniselben Hefte der Protozoe eine kurze Aufzählung der am Bodmi in unmittelbarer Nähe eines Riffes von Taviglianazsand- stein von Tschan gefundenen Petrefakten folgen liess. Was die Lagerungsverhältnisse anbetrifft, so ist der kurze Thatbestand folgender: Auf Bodmialp, oberhalb der Sigriswylallmend, bei- läufig 4000 Fuss über dem Meer, ragt aus einem Hügel ein Riff von echtem Taviglianazsandstein, ähnlich dem der Dallenfluh bei Sigriswyl, hervor. Dieses Vorkommen wurde schon von Prof. Rütimeyer in der seine Abhand- lung über die Nummulitenformation dieser Gebirge be- gleitenden Karte, sowie im Texte erwähnt. *) Die Schich- ten des Taviglianazsandsteins fallen steil südlich gegen die Ralligstöcke ein, concordant mit den sie überlagern- den Spatangenkalken (Neocom), welche die Basis der Ralligstöcke über der Allmend bilden. Den Hügel unterhalb der Taviglianazschichten durchzieht ein theilweise zerstörtes Riff eines krystalli- nischen, meist hellen Kalkes voll von Petrefakten, die sich aber schwer daraus herausschlagen lassen; — die meisten Petrefakten fand Tschan zerstreut im Hügel, bei Durchwühlung desselben, im Ganzen 134 Stück. Die An- wesenheit einiger unverkennbarer Spiriferen, sowie das *) Siehe Neue Denkschriften der Schweizer. Naturforscher. Band XI (1850), Karte und im Text p. 19 u. 20. Bern. Mittheil. 1870. Nr. 736. — 1% — Korn und Farbe des Gesteins, zeigten mir, dass wir es hier mit derselben Felsart zu thun haben, welche auf Ober-Neunenen theils liasische, theils ächt rhätische Pe- trefakten einschliesst und welche ich in meiner Abhand- lung der Rhätischen Stufe der Umgegend von Thun, als zu derselben gehörend, beschrieben habe (siehe I. c. p. 7 u. 8). — Neben bei lagen noch einige Handstücke von ächt rhätischem Charakter, so dass ich nicht anstand, alle diese Sachen als zur obern Abtheilung der Rhätischen Stufe gehörend zu halten. Bei dem Interesse, welches dieser Fund bei unsern Geologen erregte, ist es nicht zu verwundern, wenn Hr. Prof. B. Studer in Begleitung von Hrn. Prof. Escher von der Linth sich alsbald auf den Weg machten, um den Thatbestand auf Ort und Stelle zu verificiren. — Unter dem 23. Juni schreibt mir G. Tschan Folgendes: »Ich zeige Ihnen hiermit an, dass ich gestern mit »den HH. Studer und Escher in die Bodmialp gestiegen »bin und denselben Alles, was ıch bis dahin entdeckte, »vorgewiesen habe. Die Schichten mit den Rhätischen »und Unterliasischen Petrefakten waren ihnen sehr in- »teressant, besonders noch als ich denselben die Grund- »lage des Rhätischen Kalksteines vorwies, welche ich »erst letztverflossenen Montag entdeckt habe, und welche » die Herren bei dem ersten Anblicke sogleich für ächte »wahre Rauhwacke erkannt haben. Hierauf zeigte ich »ihnen den Taviglianazsandstein u. s. w.« Seither hat G. Tschan seine Untersuchungen im Bodmi vervollständigt; er hat die Zahl der Petrefakten aus dem hellen krystallinischen Kalk vermehrt und daneben noch eine Reihe anderer aus einem dunkeln schiefrigen Kalk in demselben Hügel zerstreut gefunden (meistens Ammo- niten des untern und mittlern Lias) und auch in einer etwas tiefern Lage ein Riff ächten rhätischen Gesteins anstehend gefunden (an der obern Matte). Seine Untersuchungen aın Fuss der Ralligstöcke nach Norden verfolgend, fand er auf Ober- und Unterzettenalp abermals den Taviglianazsandstein in Begleitung des hellen krystallinischen Kalkes und unterliasischer und rhätischer Gesteine und Petrefakten. Alle diese Sachen -—— Petrefakten und Handstücke der anstehenden Felsarten — sind in unserm Museum vereinigt und geben ein Bild der geologischen Verhält- nisse jenes Streifen Landes, der zwischen der tertiären Nagelfluh und der untern Kreideformation der Ralligstöcke eingekeilt ist und bisher aus Mangel an Pefrefakten von unsern Geologen als eocener Flysch in Büchern und auf den geologischen Karten behandelt worden ist. Ich bin von Hrn. Paul in einem Referat*) über meine Rhätische Stufe der Umgegend von Thun getadelt worden, dass ich bei der Aufzählung meiner Rhätischen Petrefak- ten auch einzelne Arten mitlaufen liess, die ich ıhrem Gesteine nach für liasiısch halten musste. Ich hatte es geflissentlich gethan, um zu zeigen, dass dieselben Arten, die in einer Gegend in der rhätischen Formation vor- kommen, in einer weit davon entfernten sich gar wohl im Lias vorfinden können. — Hätte ich nur die im Lumachellenkalke — dem ächten rhätischen Gesteine — befindlichen Arten erwähnen wollen, so hätte ich eine Anzahl der bei uns vorkommenden, die Hr. Stoppanı in seinem klassischen Werke aufführt, unerwähnt lassen müssen, und umgekehrt kommen in unserm ächtrrhätischen Gesteine Arten vor, die anderswo als zum Unterlias ge- *) K. Paul, in Verhandlungen der K. K. Geologischen Reichs- anstalt, Wien 1869 auf Seite 279—280. — 16 — hörig eitirt werden, wie Cardinia Listeri, Ag. u. s. w. Aehnlich verhält es sich mit den neuen von Tschan ge- machten Funden. Nach Untersuchung des reichen Materials vom Bodmi, Oberer Matte, Ober- und Unter-Zettenalp, bin ich in- dessen genöthigt, meine in der Protozoe Il, 2 ausgespro- chene Ansicht über das relative Alter der hellen kry- stallinischen Kalke, aus welchen die meisten Petrefakten herstammen, etwas zu modifliciren: Ich hatte bei Untersuchung der ersten Sendung trotz der Anwesenheit einiger bisher nur im Lias vorkommen- der Arten geglaubt, dieselben als zur obern Abtheilung der Rhätischen Stufe gehörend betrachten zu sollen, wegen der Aehnlichkeit des Gesteines mit dem von Ober- wirtnern, und weil in unsrer Umgebung der Lias ge- wöhnlich als dunkler, meist schiefriger oder derber Kalk auftritt, nicht aber in einer Felsart, die man, ohne Rück- sicht auf die Petrefakten, die sie einschliesst, auf den ersten Blick eher als zur Kreide gehörig halten möchte. — Seit ich aber erkannt habe, dass eine gute Parthie der Petrefakten dieses hellen krystallinischen Kalkes sich im mittlern Lias Frankreichs und Deutschlands beschrieben und abgebildet finden ; während eine Reihe andrer Petre- fakten, meist Ammoniten, in einem derben, dunklen Kalk auftreten und theilweise zum untern Lias gehören, so muss ich der Vermuthung Raum geben, dass in den oben genannten Fundorten die hellen krystallinischen Kalke den mittlern Lias, die dunkeln schiefrigen den untern Lias repräsentiren, dass aber beide Formationen nur eine. geringe Mächtigkeit haben und auf's engste mit der Rhä- tischen Stufe verbunden sind, in die sie allmälıg über- zugehen scheinen. Dieses ist besonders der Fall mit dem krystallini- — 117 — schen Gesteine, das nach und nach dunkler wird und dann ächt rhätische Petrefakten einschliesst, so dass man den Schluss ziehen möchte, die krystallinischen Kalke seien eine Riffbildung, die von der Zeit der rhätischen Ablagerungen bis in die des Mittellisses andauerte, wäh- rend die als Unterlias auftretenden, Ammoniten führenden splittrigen Kalke vielleicht von einer gleichzeitigen Ab- lagerung in einer tiefern Meeresbucht herstammen. — Diese Annahme scheint mir um so gerechtfertigter, als sie erlaubt, in dem unteren Theile der Riffbildung die Rhätische Stufe, weiter oben Unterlias und zu oberst Mittelllas zu erkennen, während es dieselbe Bewandtniss in der Ablagerung in der tiefern Meeresbucht haben mag. Man wird in der That in der nachfolgenden Aufzeich- nung der Petrefakten sowohl in dem hellen krystallinischen Gesteine als in dem splittrigen dunklen Kalke ein Ge- misch von Arten aus dem mittlern Lias und aus dem Unterlias vorfinden, das sich kaum anders erklären lässt. Es ist leider bei den geologischen Untersuchungen in unsern Alpen meistens eine Unmöglichkeit, die verschie- denen Ablagerungen Schicht für Schicht auf Petrefakten zu untersuchen und so ihr relatives Alter herzustellen ; man muss sich in den meisten Fällen begnügen, die Er- gebnisse aus gleichartigen Gesteinen, sie mögen eine noch so grosse Mächtigkeit haben, zusammen zu stellen und aus dem Gesammtcharakter dieser Fauna auf ihr unge- fähres Alter zu schliessen ; man wird nur selten ım Falle sein, die Petrefakten aus höhern Schichten von denen tieferer zu unterscheiden, wenn kein Unterschied im Ge- stein sich zeigt. Dieses ist auch der Fall mit den Untersuchungen G. Tschan’s beim Bodmi. Ich habe bei der nachfolgen- den Aufzählung bei einer Anzahl Arten andre Benennun- — 18 — gen angewendet als in meiner ersten Notiz in der Protozoe, -— die Synonymie findet man in den Noten. — Die ver- schiedenen Fundorte sind mit Zahlen bezeichnet, die sich in der Colonne rechter Hand hinter jeder Art be- finden. 1 bedeutet Bodmi, 2 * die Obere Matte, 3 x Oberzettenalp, Me ce Unterzettenalp. A. Petrefakten aus dem hellen krystallinischen Kalke vom Bodmi(l), der Oberen Matte(2), von Oberzettenalp (3) und Unterzettenalp(4) — an der N.-W.-Seite der Ralligstöcke oberhalb Sigriswyl. NB. Diese Kalke entsprechen dem Lias moyen von Dumortier. (a) 1. Belemnites elongatus, Dumort. lias moy,., ERS 13, (1) 2. Ammonites angulatus Schloth. ?? ein schlechter Abdruck, der als solcher ge- “ deutet werden könnte. (1) 3. Spiriferina rostrata Dav. — Ooster, Bra- chiop., T. 13, F. 18. (1, 2,3) 4. Spiriferina verrucosa, Oppel, Mittellias Schwabens, T. 4, F.5 u. 6. (1,3, 4) — 5. rostrata var., Ooster, Brachiop. a ER ge a (b) 5. Rhynchonella(Terebratula) Oxynoti, Quenst. Jura, p. 107, T. 13, F22. (1) (a) — Belemnites infraliasicus, Protozoe helv. II, p.86, No.1. (b) = Rhynchonella variabilis d’Orb. var., Protozoe helv. Il, p- 87, No. 18. f RL — 19 — (ed) 6. Rhynchonella tetraedra, Dumort. lias moy. p. 330, T. 42, F. 10—13. (1,3, 4) (d) 7.? Terebratula numismalis, Quenst., Jura, p. 142, T. 17, F. 37—46. (1) 8. Pholadomya fortunata, Dumort. lias infer. p. 47, T. 9, F. 4 (1) 10.? Cardinia crassiuscula Sow., Dumort. lias inter, p; 55,-8.:37:: 84:6. (1,3, 4) 11. Pleuromya striatula Agass., Dumort. infra- lias, p. 24. (1) — Dum. las inf., p. 49, T. 10, F. 1—3. — » lias moy., p. 117. 12. Gresslya striata Agass., Dumort. lias moy. B2 118. E18 PR. 13-15, (1,4) 13.? Myoconcha psilonoti, Quenst., Iura, p.48, 1.4.8213. (Lias') (1) 14.? Lithodomus Meneghini Capellini infral. d. Spezzia, T. 4, F. 24. (1) (e) 15. Mytilus numismalis Opp., Dumort. lias moy., p. 126, T. 19, F. 8. (1, 2,3) (f) 16.? Gervilleia oxynoti, Quenst., Jura, p. 109, 2.13.8335: (1) 17. Avicula cygnipes Phill , Dumort. lias moy. T. 35, F. 6—9. (1) (g) 18.? Avicula fortunata, Dumort. lias moy., p- 131, T. 21, F. 3 u. 4. (1, 4) (e) = Rhynchonella sp., Protozoe helv. II, p. 88, No. 19. (d) = Terebratula psilonoti, Quenst., Protozoe helv. II, p. 87, No. 17. (e) = Mytilus minutus, Goldf., Protozoe helv. II, p. 87, Nr. 11. (f) = Gervilleia pr&cursor Qu., Protozoe helv. II, p. 8, Nr. 10. (g) = Cardita multiradiata, F.-O., Protozoe hel. I, p. 87, No. 12, (h) 19.? Lima punctata Sow., Stoppani Azzarol. | p. 73, T. 13, F. 1. Dumort. lias inf., p. 63 und 213; lias moy.,-p. 128 u. 287. (1) 20. Lima gigantea Sow.? M.C. p 118, T. 77, mit ganz glatter Schale. (1) (i) 21. Limea Juliana, Dumort. lias moy., T. 34, E.70.8, (1,3) (k) 22. Limea Koninckana, Chap. et Dev., foss. du Luxembourg, p. 192, T. 26. F.9. Dumort. lias moy., p. 127, T. 19, F. 10 und 11. (1) (I) 23. Pecten zquivalvis Sow., Dumort. lias moy,, 12.49. B12. 17: (1) (m)24.? Pecten textorius Schloth., Quenst., Jura, p. 147, T. 18, F.17. Dumort. lias moy., T. 39, F.1u.2. (1, 4) 25. Pecten Humberti, Dumortier lias moy., p. 308, T. 40, F. 2. (1, 4) 26. Pecten Hehli d’Orb., Dumort. lıas ıinf., T. 12, F.5—6. Dum. lias moy., p.135, (1,2,3,4) 27. Pecten strionatis, Quenst., Jura, p. 183, T. 23, F.2. Dumort. lias moy., p. 304, 138. 2. (1,4) 28. Pecten contrarius, Quenst., Jura, p. 258, T.36, F. 15—17. (1) 29. Perna sp. — vielleicht zu P. Pellati, Dumort. lias inf., T. 18, F.2, gehöreud. (1) — 200 — (h) = Lima Valoniensis De‘r , Protozoe helv. II, p. 87, No. 10. (i) = Lima sub dupla, Protozoe helv. II, p. 87, No. T. (k) = Cardita munita, Protozoe helv. II, p. 87, No. 13. (1) = Pecten Falgeri, Protozoe helv. II, p. ST, Nr. 4. (m) = Pecten Valoniensis, Protozoe helv. I, p. 87, No. 3. (n) Cassianella gryphaeata, Protozoe helv. II, p.87, No.9, delenda est. — 201° — 30. Ostrea lamellosa, Dumort. infralias, p. 79, 741. P.8 19. undT.7, F.13. (1) 31. Plicatula pectinoides Lam., Dumort. lias moy., p. 310, Taf. 40, F. 7 (Harpax). (1,2, 4) 32. Plicatula oxynoti? Quenst., Jura, p. 109, T. 13, F. 4. (1, 4) 33. Plicatula intusstriata Em.? Dumort. infral. 1 a (1) 34.? Cidaris amalthei, Quenst., Jura, p. 198, T. 24, F. 44. Nur eine Assel. (1) 35.? Trochus bilineatus, Quenst., Jura. p 195, T. 24, F. 17 u. 18. (1) 36. Ein unbestimmbarer Haifischzahn — viel- leicht eine Hybodus-Art. (1) B. Petrefakten aus dem schwarzgrauen split- _ terigen Kalke vom Bodmi (1), der obern Matte (2), von Oberzettenalp(3) und Unterzettenalp (4). Diese Schicht scheint den Unterlias zu repräsentiren. 1. Belemnites sp. — Unbestimmbar. (2) 2. Ammonıtes oxynotus, Quenst., Jura, p. 102, 2.13. F.8. (2) 3. Ammonites raricostatus Ziet , Quenst. cephalop. BR: 35 Jura,-12 13: Pol Wo 7. (2) 4. Ammonites resurgens, Dumort. lias inf., T. 23, 36. (1) 5. Ammonites Pauli, Dumort. lias inf., T. 29, Bi. (1) 6. Ammonites Hartmannı Opp. ? miserabilis Quenst,, Jura, T. 8, F. 70). (1) 7. Ammonites globosus Ziet., Quenst., Jura, B.:103,°1. 13,:-F. 3. — p. 155, T.16,-E: 13. (1) Bern. Mittheil. 1870, Nrı 73% 202 8. Ammonites geometricus Opp., Dumort. lıas Yo ae ee: a) 9. Ammonites Conybeari Sow. Min. Conch. 7.431. 7 (1) 10 Spiriferina tumida, Quenst., Jura, p. 76, T. 9, F. 7. — S. rostrata var, Dav. (1,23 11. Rhynchonella (Terebratula)triplicata, Quenst. Jura, p. 73, T. 8, F. 16—23. (2) 12. Lingula Longovicensis Terquem Bull. Soc. Geol. de France, 2. Ser. VIII, p. 12. (2) 13. Gervilleia sp. — ähnlich der G. pra&cursor, Quenst,, Jura, T. 1, F. 9 — aber viel kleiner. (1) 14. Avicula insquivalvis Sow., Quenst., Jura, p- 79, T. 9, F. 16. (A. Sinemuriensis d’Orb.) (1, 2) 15.? Avicula oxynoti, Quenst., Jura, p. 109, T.13, F. 29. (2) 16. Lima lineato-punctata Stopp., Fischer-Ooster, Rhet., p. 41, T: 3, F. 3. (2) 17.? Lima gigantea Sow. — jung. (2) 18.? Lima charta, Dumort. lias infer., p. 67, T. 16, F.17 u. 18. (2) 19. Pecten textorius Schloth., Quenst., Jura, p. 147, BE. F. 17. (1, 2 20. Pecten priscus Schloth., Quenst., Jura, p. 147, T. 18, F. 18. (2) 21. Pecten Hehli d’Orb., Dumort. las inf. (1, 2,4) 22. Pecten textilis Münst., Goldfuss Il, p. 43, T.89, F.3? (1,2) (Pecten Securis Dum. ? Fischer-Ooster, Rhat., pP. 49, 7.13, 'F. 9.) — 203 — 23. Limea acuticosta, Quenst., Jura, p. 148, T. 18, P. 23. Liasıy- (2) 24. Plicatula spinosa Sow. var. Min. Conch., Taf. 245, (1,2) C. Der Rhätischen Stufe angehörend sind fol- gende Petrefakten aus einem krystallinischen Kalk, der dunkler gefärbt ist als der Mittellias. Er findet sich an- stehend in einer tiefern Lage als der vorige. 1. Terebratula grossulus Suess. Brach. d. Kössn. Sch. in Wiener Denkschr. VII, p. 12, T. 2, F. 9a—c. (3) 2. Terebratula Grestenensis Suess. Kössn. Brach. Ben. 3,07 1,0. 127 ‚(3) 3.?Cardium reticulatum Dittm., Contortazon., 177, T.3,'8.52 (3) 4. Astarte psilonoti, Quenst., Jura, p. 45, T. 3, F. 14? (1,3) 5.? Pecten Securis, Dumortier infralias, T. 8, F. 9—11. 3) 6. Placunopsis SchafhäutliRenev., Fischer-Ooster, Bial.p. 54, 1.4, F. 23. (3) 7. Placunopsis Mortilleti, (Anomia) Stopp. Azz., 7.32, F. 10-11. (3) 8. Saurichthys-Zahn ? (3) 9.? Cassianella contorta Pflück (Avicula Portl.) (2) 10. Evinospongia nummulitica Stoppani ? (2) Il. Notiz über Neocom-Petrefakten derselben Gegend. Ueber dem Taviglianazsandsteine dieser verschiedenen Fundorte finden sich braune schiefrige Kalke ohne Pe- trefakten. Höher hinauf wird der Kalk theils splittrig, — 204 theils oolitisch und enthält ausgezeichnete Petrefakten der untern Kreide. so namentlich auf Oberzettenalp und weniger zahlreich am Bodmi. Von ersterem Fundort besitzt unser Museum: Belemnites pistilliformis Blainv. semicanalicutatus Blainv. dilatatus Blainv. bipartitus d’Orb. conicus Blainv. Nautilus Neocomiensis d’Orb. Ammonites Grasianus d’Orb. difhcilis d’Orb. ? elypeiformis d’Orb. Astierianus d’Orb. subfimbriatus d’Orb. ? Baculites Neocomiensis d’Orb. Ancyloceras Emerici d’Orb. Ooster. Cephalop. T. 46. — Crioceras Duvallı Levcill& (d’Orb.) Villersianum Ast (Crioceras d’Orb.) Aptychus Didaei Coq. und einige unbestimmte. Es ist ferner wahrscheinlich, dass der Fundort Hinter- zettenalp, der mehrere Mal in der Aufzählung der Ce- phalopoden von W.A. Ooster erwähnt wird, und von den Gebrüdern Meyrat stammt, hierher gehört. In die- sem Falle müssten zu den oben angeführten Arten noch folgende hinzugefügt werden: Nautilus bifurcatus Ooster. Ammonites cryptoceras d’Orb. Parandieri d’Orb.? Vom Bodmi besitzt unser Museum aus den Neocom- schichten: Belemnites pistilliformis Blainv. Ammonites Cassida d’Orb. Cornuelianus d’Orb. subfimbriatus d’Orb. Ptychoceras Morloti Ooster + und einige unbestimmte Arten. HI. Notiz über einen neuen Fundort von Petrefakten aus der Oberen Kreide. Die Untersuchung der von G. Tschan im vorigen Winter in der Umgebung der Dallenfluhk und ım Opeten- graben oberhalb Merligen in einem sandigen Schiefer entdeckten Petrefakten zeigten, dass sie zum grössten Theile zum sogenannten Seewerkalke oder der Oberen Kreide gehören. — Hr. Bachmann hatte bereits Gesteine derselben Formation beim Küblisbad unweit Neuhaus am Thunersee nachgewiesen. Die Lagerungsverhältnisse beim Öpetengraben sind keineswegs klar, indem am südlichen Ende der Ralligstöcke alle Schichten, die oben am Berge regelmässig horizontal gelagert sind, sich hier plötzlich dem Thunersee zuneigen und starke Auseinanderreissun- gen und mannigfaltige Zerstörungen erlitten haben. Ausser Zweifel ist die enge Verbindung dieser obern Kreide- schichten mit dem sogenannten Ralligmarmor, der im Ralligholz bei Merligen in grossen vom Berg herab- gestürzten Blöcken liegt und zu Pflastersteinen bearbeitet wird. -— Dieser Ralligmarmor passirte bisher als eocene Felsart. Nach der Behauptung G. Tschan’s, der seine Lagerstätten oben am Berg aufsuchte, wird er daselbst in der Nähe der spitzen Flulı von jenen Schichten der obern Kreide noch überlagert; wenn dieses richtig ist — was aber durch nochmalige genaue Untersuchung — 206 — ausser Zweifel zu stellen wäre — so müsste man auch den Ralligmarmor noch zur obern Kreide rechnen. Ich erwähne dieses Alles nur beiläufig, da die in den obern Kreideschichten des Opetengrabens enthalte- nen hauptsächlichsten Petrefakten bereits von Hrn. W. A. Ooster im zweiten Bande der Protozoe helvetica pag. 43—72 aufgezählt und auf Taf. 9—14 abgebildet worden sind, worauf ich verweise, da die Bibliothek un- serer Naturforsch. Gesellschaft sowie die der Allgemeinen Schweizerischen dieses Werk besitzen. In eben diesem Bande sind auf Taf. 8 zwei Nautilus- arten, die aus dem Ralligmarmor stammen, abgebildet. IV. Notiz über das Auftreten der Rhätischen Zone im Ober-Simmenthal. Unser Museum erhielt im Laufe dieses Sommers von Hrn. Pfarrer Ischer — früher an der Lenk, jetzt in Mett bei Biel — eine kleine Zusendung von Petrefakten, die vom Oberlaubhorn stammen, welches das westliche Ifigerthal vom Hauptthale der Lenk scheidet. Es sind alles charakteristische Arten aus der Rhätischen Zone — das Gestein ist theils die bekannte Lumachelle — ein dichtes kalkiges Conglomerat, meist aus kleinen Bivalven gebildet — theils besteht es aus demselben dunkeln kry- stallinischen Kalke, wie er bei den Rhätischen Petrefakten am Bodmi sich zeigte. — Nach den Angaben von Hrn. Pfarrer Ischer ruhen diese Schichten auf Rauchwacke und sind überlagert von Unterlias (Arietenkalk). Die Petrefakten sind: 4. Plicatula intusstriata Emmer. — die häufigste Art hier. 2. Mytilas minutus Goldf. 3. Cardita austriaca Hauer. ES een — 207 — Pecten Valoniensis Leym. ? Cardium reticulatum Dittm. ? Placunopsis Schafhäutli Renev. Talegii (Anomia) Stoppani. Belemnites sp. >. Nach den Mittheilungen von Hrn. Pfarrer Ischer zei- gen sich Rhätische Schichten noch an mehreren Punkten der Lenker Gegend, und stehen wahrscheinlich in Ver- bindung mit dem Vorkommen derselben in der Gegend von Aelen und in den Ormonds. V. Notiz über das in der Liasformation bei Teysachaux an der Westseite der Molesonkette von J. Cardinaux entdeckte Ichthyosaurus tenuirostris. Da auch dieses bereits im zweiten Bande der Protozoe helvetica abgebildet und beschrieben worden ist (siehe Taf. 13 und 14 und pag. 73 bis 84), so wird hier nur kurz erwähnt, dass das etwa 8 Fuss lange Skelett in der- selben Lage, die es in der Liasschicht der Freiburger- Alpen einnahm, eingerahmt und dem Publikum zur Ansicht im obern Gange zwischen dem Museum und dem Antiken- saale der Bibliothek aufgestellt worden ist. — Es ist das erste Thier dieser Art, welches in den Alpen gefunden worden ist, und wurde in den untern Schichten des Obern Lias von Teysachaux, Alpweiden am Fusse des Tremettaz, von J. Cardinaux von Chätel St Denis im Februar 1870 entdeckt. — 208 — Dr. Emil Emmert. Ueber Exophthalmometer, nebst Beschreibung eines eigenen. (Vorgetragen in der Sitzung vom 17. Dezember 1870.) Mit einer Tafel. Es gibt eine Reihe von krankhaften Zuständen der das Auge umgebenden Theile, d. h. der Augenhöhle und ihrer Contenta, in Folge deren der Augapfel zur Augen- höhle herausgetrieben wird. Solche Lageveränderungen des Augapfels können hervorgerufen werden durch ge- waltsame Einwirkungen, Neubildungen, Aneurysmen, Hä- morrhagien, wässrige und blutige Ansammlungen, Abscesse u.s. w. Bei einer eisenthümlichen Krankheitsform, der Basedow’schen Krankheit, ist neben starkem Herzklopfen und Anschwellung der Halsdrüse, eines der Hauptsymptome eine mehr oder minder bedeutende ein- oder beidseitige Hervortreibung s. Protrusion des Augapfels.. Ebenso wie bei diesen Erkrankungen kann es bei krankhaften Zuständen der Hornhaut, wie beı Keratoconus und bei Keratoglobus, einer Hervorwölbung der durchsich- tigen Hornhaut, oder bei Staphyloma cornes, einer Her- vorwölbung der getrübten Hornhaut, von Wichtigkeit sein zu erfahren, ob wirklich eine krankhafte Hervortrei- bung des Augapfels oder abnorme Hervorwölbung der Hornhaut besteht oder nicht, und wenn, ob dieselbe fort- schreitet, stationär bleibt oder zurückgeht. Um solches mit Genauigkeit herauszufinden, kam man auf den Gedanken, Instrumente zu erfinden, sog, Exophthalmometer, welche den Zweck haben, den Exoph- thalmus zu messen, d. h. nachzuweisen, wie weit der Berner Mittheitungen I$F0 Sc, er N AmmararR.n NARBE NA TE NN NETTE ERS TTLTTUTTTTTTICDERTTTRRELENNEITREL ET LEITET BE) | ER. 2 * ä, | Z | ZuD!EmiEmmerts Exonhthalmometer. li H | ü ER | | | Lith Ch Aaldamann. VRegmüller fec Hornhautgipfel über einen bestimmten Punkt der Augen- höhle hervorrage. Dieser bestimmte Punkt muss an irgend einer Stelle des die Augenhöhle begrenzenden knöchernen Augenhöhlenrandes liegen, ein anderer Theil derselben ist uns nicht zugänglich. Ein Jeder kann sich an sich selbst davon überzeugen, dass die Augenhöhle naclı oben, aussen und unten von einem deutlich durch die Haut fuhlbaren Knochenrande umschrieben wird. Wir können nun irgend einen Punkt an einem dieser Ränder als Ver- gleichspunkt wählen und sagen, das Auge, resp. der Hornhautgipfel ragt um so oder so viel über diesen Punkt nervor. Wie zu erwarten war, stellte sich bald heraus, welcher der verschiedenen Wahlstellen der Vorzug zu geben sei. Das erste Instrument, welches zum Behufe solcher Messungen erfunden wurde, datirt vom Jahre 1867 *), von Dr. H. Cohn in Breslau, der den Supraorbitalrand als Vergleichspunkt wählte und seinem Instrumente den Na- men Exophthalmometer gab. Eine Abbildung desselben findet sich auf Taf. I, Fig. 1. Abgesehen davon, dass es in seiner Zusammensetzung zu complicirt ist, wird seine Application dadurch er- schwert, dass es vollkommen perpendiculär gehalten werden muss; ferner ist die Wahlstelle nicht passend, weil der Supraorbitalrand in der grossen Mehrzahl der Fälle von einem Fettpolster bedeckt ist, welches in krank- haften Zuständen zu- oder abnehmen und auf diese Weise zu irrigen Resultaten führen kann; ferner ist die Visir- linie, von welcher aus auf den Hornhautgipfel visirt wird, *) Compte rendu des seances du Congres international de 1867 ä Paris. Art. „De ’Exophthalmometrie.“ Bern. Mittheil. 1870. Nr. 738. — 2410 — zu kurz und zu unbestimmt, als dass die Richtigkeit der Resultate dadurch nicht beeinträchtigt werden sollte; endlich erhält man letztere nicht direkt, sondern indirekt und lassen sich z. B. in liegender Stellung keine Messun- gen mit dem Instrumente vornehmen. Nachdem ich selbst eine grössere Anzahl von Messun- gen mit dem eben besprochenen Exophthalmometer von Cohn ausgeführt und dabei eine Reihe von Schattenseiten an demselben erkannt hatte, wurde ich durch einen Fall von Intraorbitaltumor dazu veranlasst, selbst den Versuch zu machen mit der Construktion eines Instrumentes, bei welchem ich wenigstens einen Theil der Unvollkommen- heiten des soeben besprochenen zu vermeiden glaubte. Eine kurze Beschreibung des Instrumentes, bei wel- cher ich mich auf beiliegende Zeichnung (Taf. I, Fig. 2) beziehe, die dasselbe in seiner natürlichen Grösse wieder- gibt, mag einen Begriff von der Zusammensetzung des- selben geben. Es besteht aus einer Messingplatte a, die auf beiden Seiten gleich ist und eine Länge hat von Aö"”, ein Höhe von 30°” und eine Dicke von 3"; in diese Messing- platte a ist eine, um das Gewicht zu vermindern, hoble, runde Messingstange bc so in die Mitte einer der Höhen- seiten eingeschraubt, dass sie bei einem Dickendurch- messer von 6”" die Flächen der Platte auf beiden Seiten um 4,5"”= überragt. Diese Stange hat eine Länge von 100°= und trägt auf der einen ihrer in der Fortsetzung der Länge der Platte liegenden Seiten eine zu der Platte rechtwinklige Millimetertheilung. An dieser Metallstange bc lässt sich eine Metallhülse d von 5"" Länge sowohl in der Längenrichtung der Stange verschieben, als um die Längenachse derselben drehen und in jeder beliebigen Stellung durch die Fixations- L schraube h, auf deren Knopf die Länge der Hülse (Srm) verzeichnet ist, feststellen. Auf dieser Hülse d ist eine zu Stange bc rechtwinklige Metallhülse e befestigt von 13"= Länge und 4”" Durchmesser, in welcher eine massive Messingstange fg von 60"® Länge und 3"" Durchmesser vor- und rückwärts geschoben werden kann. Zwischen Ende c der Stange be und Hülse d ist eine zweite Hülse ı angebracht, mit welcher dieselben Bewe- gungen auszuführen sind, wie mit Hülse i; auch sie kann in der Längenachse der Stange bc verschoben und ebenso um dieselbe gedreht und durch eine Stellschraube n, auf deren Knopf die Länge der Hülse ı (12"”) markirt ist, in jeder beliebigen Stellung fixirt werden. Auf Hülse i ist ein Schlitten k in rechtem Winkel zu Stange be be- festigt, dessen Länge gleich Hülse e 13”=, dessen Breite aber 9"” beträgt; in diesem Schlitten liegt ein Lineal Im, welches mit Stange fg parallel, wie diese vor- und rück- _ wärts geschoben werden kann und gleichfalls eine Länge von 60"" besitzt; seine untere Fläche hat eine Breite von 5em und seine Höhe misst 1,5"", In der Mittellinie des Lineals, ungefähr 2"” von jedem Ende desselben entfernt, sind 2 Stahlspitzen eingeschraubt, welche sich ungefähr 2"m über seine Fläche erheben. Eine durch ihre beiden Spitzen gelegte senkrechte Ebene würde also Hülse i in 2 gleiche Hälften von je 6" theilen. Ueber die Anwendungsweise dieses sehr einfachen Instrumentes mag Folgendes gesagt sein: Zur Vornahme von Messungen fixirt der Untersuchende vor Allem Stange fg an einer bestimmten, nachher näher zu beschreibenden Stelle der Stange bc mittelst Hülse d durch Schraube h, nachdem er sie so verschoben hat, dass auf beiden Seiten der Stange bc ein ungefähr gleich grosses Stück der Stange fg vorsteht und sie eine mög- — 212 — lichst horizontale, zur senkrechten Platte a rechtwinklige Stellung einnimmt. Dann legt er das Instrument so an, dass der vorderste Theil eines Endes der Stange fg mit seiner der Platte a zusehenden Cylinderfläche an den äussern knöchernen Orbitalrand, welchen ich als Punctum fixum und Vergleichungspunkt wähle, anstösst und Platte a vor das Ohr des zu Untersuchenden, also auf die hin- tere Jochbeingegend zu liegen kommt. Dabei muss das ganze Instrument möglichst horizontal gehalten werden und wird es also in einem gegebenen Falle lediglich vom höher oder tiefer Stehen des äussern Orbitalrandes ab- hängen, ob auch Platte a höher oder tiefer vor dem Ohre stehen wird. *) Nachdem der Untersuchende dem Instru- mente die erwähnte Stellung gegeben, erfasst er, wäh- rend er mit der einen Hand die Platte fixirt hält, mit der andern die Schraube n, lüftet diese und verschiebt die das Lineal Im tragende Hülse ı so lange, bis die beiden Stahlspitzen, mittelst welcher man auf den Horn- hautgipfel des geradeaus in die Ferne blickenden Auges visirt, mit letzterem in eine gerade Linie fallen, wobei das Lineal so weit wie thunlich vorgeschoben wird, da- mit alle drei Punkte möglichst schnell und gleichzeitig von dem beobachtenden Auge übersehen werden können. In dem Augenblicke, wo die drei Punkte in einer Linie stehen, schraubt der Untersuchende die Schraube n fest *) Anfangs hatte ich versucht, durch eine auf dem hintern Platienrande von unten nach oben und hinten oder eine auf dem obern Rande von vorn nach hinten laufende Feder, die wie bei einer Brille über das Ohr gehängt werden sollte, das Instrument noch sicherer zu fixiren, musste mich jedoch bald davon überzeugen, dass bei der ausserordentlichen Form- und Stellungsverschiedenheit des äussern Ohres, die übrige Stellung des Instrumentes dadurch beeinträchtigt wurde und liess sie desshalb weg. — 213 — und das Instrument kann entfernt werden. Es handelt sich nur noch darum, zu wissen, wie gross die zum Orbitalrand relative Prominenz des Auges sei. Wir erhalten das Resultat direkt: Da Hülse d 5" lang ist und Stange fg, die auf ihrer Mitte liegt, 3"® im Durchmesser hat, so stehen auf bei- den Seiten der Stange je A” der Hülse vor und es blei- ben von der dem Orbitalrand anliegenden Cylinderfläche der Stange fg bis zu dem, dem freien Ende der Stange be zusehenden Rande der Hülse d A"" und ebenso von der von den Stahlspitzen auf Lineal Im gebildeten Mittel- linie bis zu dem der Hülse zusehenden Rande der Hülse ı 6"; 4em und 6"" sind also constante Grössen, die wir bei jeder Messung haben müssen, das Einzige variable ist die zwischen beiden Hülsen bleibende Anzahl Milli- ‚meter; es ist nun sehr leicht zu der constanten Zahl 10 diese Millimeter zu addiren. Liegen also beispielsweise zwischen beiden Hülsen 5"", so haben wir eine Promi- nenz von 10"= + 5m — 45mm, stossen sie ganz aneinander, eine solche von 40". Nachdem ich mein Instrument einige Male in An- wendung gebracht, hatte ich zur Messung eines Auges nicht mehr als 0,25 Minute nothwendig und erhielt bei wiederholten Controlversuchen entweder stets dieselben oder höchstens um 0,5"=, in seltenen Fällen auch um 4»n schwankende Resultate. Man könnte mir, nach dem bisher Gesagten, den Einwurf machen, ich wolle mich also nie darauf einlassen, Prominenzen unter 40”® zu messen — ein entschiedener Nachtheil des Instrumentes, würde ich mir nicht auf an- derm Wege zu helfen wissen. Habe ich eine geringere Prominenz als 10"”, so entferne ich Stange fg, indem ich sie entweder nur so weit zurückziehe, bis sie das Gesicht nicht mehr berührt, oder sie ganz herausziehe und dann Hülse d so weit gegen Platte a verschiebe, bis sie mir nicht mehr im Wege steht; sollte diess aber dennoch der Fall sein, so entferne ich sie ganz, indem ich sie über Stange bc herausziehe. Dann verschiebe ich Hülse ı, bis das Lineal, welches ich desshalb auch den Vorschlag mache, an seinen beiden Längenseiten cylindrisch abzurunden, an den äussern Orbitalrand stösst, merke mir die Millimeterzahl, bei welcher diess der Fall gewesen, halte mein Instrument möglichst ruhig, ver- schiebe Hülse i wieder, bis die Stahlspitzen mit dem Hornhautgipfel in eine Linie fallen und lese die Anzahl Millimeter ab auf Stange be, die zwischen meinem erst sefundenen Punkte und dem demselben zusehenden Rande der Hülse i sich befinden + 6”". Auf diese Weise kann ich natürlich auch Prominenzen von 0“" nachweisen. Ueber die Stellung von Hülse d sei noch bemerkt, dass ich sie bei Untersuchungen an Erwachsenen immer so einstelle, dass ihr gegen das freie Ende der Stange be sehender Rand auf 20 der Millimetertheilung fällt, da ich gefunden habe, dass bei dieser Einstellung, wenn die gegen die Platte gerichtete Cylinderfläche der Stange fg gegen den Orbitalrand drückt, der hintere Plattenrand beinahe immer noch vor das Ohr fällt. Nur in den- jenigen Fällen, wo diess nicht der Fall ist, wo die Distanz zu gering, wie hie und da bei Erwachsenen und beinahe immer bei Kindern, stelle ich den Rand auf A5®», 40°» oder noch weniger ein; in den verhältnissmässig seltenen Fällen, wo sie zu gross wäre, auf eine Millimeterzahl über 20. Was Hülse i anbelangt, so könnte sie bedeutend schmäler gemacht werden, so dass sie näher an Hülse d herangebracht werden könnte und wir, ohne Stange fg — 15 — oder Hülse d entfernen zu müssen, auch kleinere Pro- minenzen als von 10"" noch messen könnten; allein auf diese Weise würden wir die bequeme Zahl 10 verlieren, ein Vortheil, der bei den verhältnissmässig selten unter 10"" vorkommenden Prominenzen nicht zu verkennen ist. Aus der Beschreibung des Instrumentes und seiner Anwendungsweise mag auch klar geworden sein, dass es, da es auf seinen beiden Seiten vollkommen gleich ist, auf beiden Kopfseiten auch in derselben Weise zu gebrauchen ist und wir sofort, wenn ein Auge gemessen, die Messung am andern vornehmen können. Um mit meinem Instrumente zu mathemathisch ge- nauen Resultaten zu gelangen, sollten Platte a und Stange bc selbstverständlich vollkommen parallel stehen zu der Medianebene des Kopfes. Da es aber bis jetzt unmöglich ist, die mathematische Medianebene jedes Kopfes zu fin- den, so ist es auch unmöglich, das Instrument ihr ma- thematisch parallel zu stellen. Wir müssen uns daher mit einem approximativen Parallelismus zufrieden geben, der theils durch das Augenmass bei einiger Uebung und namentlich bei wiederholten Untersuchungen an demsel- ben Individuum — wie diess ja ohnehin in praxi am Häufigsten der Fall sein wird — theils, wie ich bei den meisten Individuen gefunden habe, ziemlich leicht dadurch herzustellen ist, dass man den hintern Theil der Platte etwas fest andrückt, indem die unmittelbar vor dem Ohre gelegene Partie der Medianebene des Kopfes am meisten parallel zu laufen scheint. Convergirt oder divergirt das Instrument zu sehr zur Medianebene, so erhalten wir zu grosse oder zu kleine Resultate. Das beschriebene Instrument dient also dazu, uns darüber aufzuklären, wie weit ein Auge im Verhältniss zum äussern Orbitalrand seiner Seite vorsteht. Ich wählte — 216 — diese Stelle, weil sie, wie aucn Cohn gefunden, selbst bei den korpulentesten Individuen ganz oder wenigstens beinahe fettlos ist, in verschiedenen Lebensperioden also durch Schwund oder Zunahme des übrigen panniculas adiıposus keine Differenzen erfahren wird; ferner, weil dieser Punkt bei jedem Individuum schnell und leicht gefunden werden kann und wir es dabei nicht mit posi- tiven und negativen Grössen zu thun haben. Das ungleiche Vorstehen beider äussern Orbitalränder im Verhältniss zu einer durch die beiden Processus ma- stoidei von oben nach unten gelegten senkrechten Ebene kann kein Grund sein für die Nichtwahl dieses im Uebri- gen so zweckmässigen Punctum fixum, da wir wohl nicht weniger Schädel finden würden, bei welchen zwei gleiche Punkte der Supraorbitalränder von einer so gelegten Ebene auf beiden Kopfseiten mathematisch nicht gleich weit sbstehen würden. Ausserdem kommt es ja, wenig- stens bei Untersuchungen in praxi, nicht sowohl darauf an, wie viel die relative Prominenz bei einer ein- maligen Messung betrug, sondern lediglich darauf, wie viel die Prominenz bei pathologischen Zuständen an demselben Individuum in Beziehung auf die vorhergehende Messung zu- oder abgenommen hat; es kann uns dabei also ganz gleichgültg sein, um wie viel der eine Orbital- rand vor dem andern vor- oder zurückstehe. Es bleibt mir noch übrig, von den Resultaten zu sprechen, zu welchen ich durch eine Reihe von Messungen mit meinem Instrumente gelangt bin. Zuvor sei bemerkt, dass wir es bei diesen Messun- gen nur mit positiven Prominenzen und Protrusionen zu thun haben von 0"" bis + x"”; negative können mit dem Instrumente nicht gemessen werden und würden jedenfalls nur phthisischen Bulbis angehören, da wohl 2 kein gesundes Auge, geschweige denn ein krankhaft vor- getriebenes, noch hinter dem äussern Orbitalrand liegend gefunden werden dürfte. In Betreff der Resultate selbst, zu denen ich gekom- men bin durch Messungen an circa 200 Individuen, also 400 Augen, die ich aber als lange nicht genügende Zahl betrachten möchte, um allgemein gültige Schlüsse daraus ziehen zu dürfen, muss ich sagen, dass sie nicht viel differiren von denjenigen von Cohn, der sie auf 427 In- dividuen stützt. Männer, Frauen und Kinder jeden Alters Gesunde und Kranke, Emmetropen, Myopen, Hyper- metropen ohne Unterschied wurden dazu benützt, aus- genommen Morbus Basedowi und Tumoren des Augapfels oder der Augenhöhle. Als Grenzwerthe meiner Messungen ergaben sich mir + 9" und + 20"=, Die bedeuteren Prominenzen fanden sich, wie auch Cohn angibt, im Allgemeinen bei Myopie, ohne dass andere Refractionszustände davon ausgeschlossen gewesen wären. Der Spielraum zwischen beiden Grenzwerthen, innerhalb welchem sich keine pa- thologischen Prominenzen vorfanden, würde wohl eine höhere Zahl als A40== erreicht haben, hätten mir zu meinen Messungen nicht gerade Individuen mit sehr tief liegenden und stark glotzenden Augen gefehlt. Weitaus in der Mehrzahl der Fälle schwankte die Prominenz P zwischen 42°” und 14“"; denn unter 400 Augen fand ich 51 mit P AA"=, 34 mit 42”=, 30 mit 12,5"” und 28 mit 13,5"=; von A0"= bis 12”= fanden sich im Verhältniss ungefähr gleich viele wie von 44"= bis Av, Prominenzen unter 40”® und über 49" waren schwach vertreten. In der grossen Mehrzahl der Fälle schwankte P beider Augen am selben Kopfe zwischen 0"” und + Bern. Mittheil. 1870. Nr. 739, TE 4 3 Y Ba 10 2,75"® bis + 3"”, doch fand ich auch Differenzen bis. zu 6,5"", Auffallend ist, wie selten P beider Augen gleich gross ist; Cohn fand bei seinen Untersuchungen 17,33 °/,, ıch nur 6,5°/,. Eine Reihe von Messungen, welche ich in verschie- denen Ländern vorzunehmen Gelegenheit hatte, ergaben mir auffallend übereinstimmende Resultate mit denjenigen, welche ich in Bern vorgenommen hatte, doch scheint das Procentverhältniss, wo P beider Augen gleich gross ist, in England höher zu stehen, als bei uns. Dennoch muss ich beifügen, dass es meine Ueberzeugung ist, dass, je genauere Messungen wir mit einem Instrumente aus- zuführen im Stande sind, wir um so seltener eine voll- ständige Gleichheit der Prominenz der Augen beider Kopfseiten finden werden. Kurz nachdem ich mein Instrument erfunden und die ersten paar hundert Messungen mit demselben ge- macht halte, erschien schon wieder ein neues, von Prof. v. Hasner in Prag, das er Orthometer nannte und mit welchem er nicht nur die Prominenz der Augen be- ziehungsweise zum äussern Orbitalrand, sondern auch andere, angeborene oder erworbene Lage- und Richtungsveränderungen des Auges sowohl als des mensch- lichen Schädels messen will. *) Eine Abbildung dieses Instrumentes findet sich auf Taf. I, Fig. 3. ‘ Nachdem der äussere Orbitalrand in die Verlänge- rung einer durch 2 senkrechte Fäden in den beiden Rechtecken gedachten Geraden gehracht ist, geschieht dasselbe mit dem Hornhautgipfel. Die Anzahl der zwi- *) v. Hasner. Die Statopathien des Auges. Prag 1869. BON \1: DER schen der ersten und zweiten Geraden gelegenen Milli- meter ergibt die Prominenz. Eine Reihe von Messungen mit diesem Instrumente liessen dasselbe als ein sehr brauchbares erkennen und wurden bei Controlversuchen so zu sagen dieselben Resultate damit erzielt, wie mit dem meinigen. Nur ist es allerdings weniger transpor- tabel, verirrt man sich leicht in den Fäden und sind die Fadenintervalle von 8"" zu gross, um dazwischen liegende Grössen mit Genauigkeit bestimmen zu können. Noch ein neues Exophthalmometer veröffentlichte *) zugleich mit mir Prof. Zehender in Rostock, wie es auf Tafel I, Fig. 4 abgebildet ist. Es besteht aus einem ın Millimeter eingetheilten Maassstabe M und einer auf dem- selben verschiebbaren Hülse, welche einen temporalwärts und einen medianwärts gerichteten Arm trägt. An erste- rem befindet sich ein Visirzeichen V, welches sich in einem an letzterem angebrachten Spiegelchen S spiegelt. Visirzeichen V und Spiegelbild B bilden also eine Gerade, mit welcher der Scheitelpunkt H der Hornhaut tangiren muss. Der Maassstab wird mit dem Ende A an die Schläfe gelegt und dient der äussere Orbitalrand als Vergleichspunkt. Zur genauern Bestimmung ist auf der Hülse noch ein Nonius N angebracht. Leider befinde ich mich noch nicht im Besitze dieses Instrumentes, um Controlmessungen mit dem meinigen vornehmen zu können. Jedoch reichen mir die Angaben des Autors hin, um es als ein sehr zweckentsprechendes betrachten zu müssen. Doch will ich die Einwürfe, welche ich demselben machen zu müssen glaube, nicht verhehlen. *) Klinische Monatsblätter f. Augenheilk. p. 42. 1870. — 220 — Vorerst ist mir aus der Beschreibung des Autors nicht begreiflich geworden, wie er sein Exophthalmometer auf beiden Kopfseiten anwendet. Wie es seine Zeichnung wiedergibt, dient es nur für die linke. Ferner wird es, da die Hülse um die Längenaxe des Maassstabes nicht drehbar ist, nicht möglich sein, bei pathologischen Ver- rückungen des Augapfels nach oben oder unten, Messun- gen über die relative Prominenz des Hornhautgipfels vornehmen zu können. Und endlich sehe ich nicht ein, worin die Vorzüge seines Instrumentes vor dem meini- gen bestehen sollen, indem ich durchaus nicht glaube, dass es möglich sein wird, genauere Resultate mit dem seinigen zu erzielen, als mit dem von mir erfundenen. Die Veröffentlichung eines fünften Exophthalmo- meters*), welches jedoch schon seit längerer Zeit er- funden gewesen, liess nicht lange auf sich warten. Ob- schon Dr. P. Keyser in Philadelphia nur von dem Cohn- schen Instrumente Kenntniss gehabt zu haben scheint, wählte er doch auch, wie Hasner, Zehender und ich, den äussern Orbitalrand als Vergleichspunkt und es zeigt sein Instrument viele Aehnlichkeit mit dem meinigen, Auf Taf. I, Fıg. 5 ist eine Abbildung desselben ge- geben. Auf einem 15 Cent. langen, 6"” breiten und 3"” dicken Stabe, der mit seinem einen Ende auf die vordere Schläfengegend zu liegen kommt, ist ein auf einer steifen Feder arbeitender und mit einer vorspringenden Zunge versehener Schieber B in der Längsrichtung des Stabes verschiebbar. Die Zunge wird an den äussern Orbital- rand gestemmt und Schieber C hierauf so lange hin- und *) Knapp’s Arch. f. Augen- und Ohrenheilk. 1. Bd. 2. Abth. p- 183. 1870. BET ISi=d hergerückt, bis die an demselben befindliche und zu beiden Seiten vorspringende Metalllamelle, von welcher aus auf den Scheitelpunkt der Hornhaut visirt wird, mit letzterem in eine gerade Linie fällt. Die Entfernung zwischen bei- den Schiebern gibt die Prominenz. Wenn ich nun auch die Fläche, mit welcher das Instrument der vordern Schläfenfläche für zu klein halte, um dadurch einen sichern Stützpunkt zu gewinnen, ferner die durch die Metalllamelle gegebene Visirlinie für zu kurz erachte und dem Instrumente derselbe Vorwurf gemacht werden kann wie dem Zehender’schen, dass nämlich die Schieber nicht auch um die Längsaxe des Maassstabes gedreht und so, bei pathologischen Abweichungen des Augapfels nach oben oder unten, die Prominenz desselben nicht gemessen werden kann, so scheint doch Keyser nach vielen hunderten von Messungen zu nahezu denselben Ergebnissen gelangt zu sein, wie ich. Er fand als Grenz- werthe der Prominenz der Augen 9—A8"=, ich 9—20"", ferner als Durchschnittsprominenz im gesunden Zustande 14®®, ebenfalls wie ich. Dagegen sagt er: »Es war selten, dass eine wesentliche Verschiedenheit der Augen bestand, die grösste, welche ich fand, war 2””«, während ich zu folgendem Schlusse kam: In der grossen Mehr- zahl der Fälle schwankte P (Prominenz) beider Augen am selben Kopfe zwischen 0" und + 2,75 bis 3""; doch fand ich auch Differenzen bis zu 6,5"", Während Keyser sagt: »Es war selten, dass eine wesentliche Verschieden- heit beider Augen bestand«, fand ich bei nur 6,5 °/, die Prominenz beider Augen gleich. Diese abweichenden Resultate bezüglich der Promi- nenz beider Augen haben wir ohne Zweifel in nationalen Verschiedenheiten in der Kopfbildung zu suchen, und — 22 ° — fand ich gerade in der Keyser'schen Mittheilung eine Unterstützung meiner Beobachtungen in England. Bei den fünf im Vorigen besprochenen Exophthalmo- metern ist es bis jetzt geblieben ; jedoch steht zu er- warten, dass noch andere Erfindungen mit verbessernden Modifikationen nachfolgen werden. Mit Ausnahme von Cohn, des ersten Erfinders eines Exophthalmometers, haben alle den äussern Orbitalrand als Vergleichspunkt gewählt, der ohne Zweifel die korrektesten Messungen zulässt, und liegt allen bis jetzt das Prinzip zu Grunde, den Scheitelpunkt der Hornhaut mit einer Geraden tan- giren zu lassen. Dr. Isidor Bachmann, Bemerkungen über den Taviglianaz- Sandstein bei Merligen. Vorgetragen in der Sitzung vom 14. Mai 1870. In einer frühern Sitzung*) theilte uns Herr von Fischer-Ooster seine Untersuchungen über den Taviglianazsandstein derDallenfluh ob Ralligen, sowie mit demselben vereinigter Bildungen mit und über- raschte namentlich mit dem Resultate, dass ın dem zu- erst genannten, bisher versteinerungslosen Gebilde eine Anzahl von Petrefakten gefunden worden sei, welche ein höheres Alter der Ablagerung wahrscheinlich machen. Herr von Fischer-Ooster wäre geneigt, den Taviglianaz- sandstein für triasisch zu erklären, weil sich darin — *) 6. November 1869. —_— 23 — ‚allerdings in einem wenig Zutrauen einflössenden Er- "haltungszustande erscheinende — Equisetaceenreste ge- funden haben. Ausserdem lieferte Petrefaktensammler - Tschan in Merligen dem Berner Stadtmuseum kleine eben- falls bedenklich erhaltene Schnecken, sowie viele Stücke mit kohligen Resten. Der Taviglianaz- oder Taveyanaz-Sandstein ist ‘nun nach seinen Lagerungsverhältnissen in allen übrigen Gegenden seines Vorkommens eine eocäne Ablagerung, wie sich diess aus allen Beobachtungen von Necker, Lory, Studer, Favre, Escher von der Linth, Rütimeyer, Renevier und vielen Andern ergibt. Bei dem allgemeinen Interesse, das demnach eine neue verschiedene Auffassung einer an sich allerdings trotz der vorhandenen Altersbestimmung immer noch in vielen Beziehungen räthselvollen Ablagerung erregt, schloss ich mich sehr gerne einer kurzen Begehung des fraglichen Gebiets den Herren Professor Studer und Escher von der Linth an. Die geologischen Verhältnisse der Kette der Sigriswyl- gräte, an deren Westende die fragliche Stelle liegt, sind schon frühe von Professor Studer und später von Rütimeyer untersucht worden und dürfen bei der grossen Bedeutung dieses Profils für die Alpengeologie als bekannt voraus gesetzt werden. Der Nordabhang dieser Kalkkette wird im Allgemeinen wohl mit Recht als ein nach Norden überkipptes und abrasirtes Gewölbe, als ein C, dessen Concavität den innern Alpen zugewen- det ist, aufgefasst. In der Einsattelung der Berglikehle finden wir eine kleine Mulde, während das Justithal ‚ein südlicheres antiklinales Thal mit ganz jurassisch ein- fachem Typus darstellt. Die grossen Massen von Gebirgs- schutt auf dem Nordabhang der Sigriswylgräte, die . A A 1 EEE \ x 7 u. AGI= AR R var Ta ER ig Bor —_— 24 — Bedeckung durch Vegetation und weiter ein wahrschein- lich abnormes Auftreten von Gyps beim Rothenbüel ob Ralligen, da für dessen Alter wenigstens keine entschei- dende Thatsache aufgeführt werden kann, sowie das Vorkommen von Schiefern unbestimmten Alters und offen- bares Fehlen einzelner Formationsglieder — alle diese Verhältnisse legen einer genauen Untersuchung der Lagerungsfolge wohl fast unüberwindliche Hindernisse entgegen. Denn immer knüpft sich an diesen Bezirk noch manches Räthsel. Jedermann, der nur eine Ahnung hat von den gerade in diesen äussern Kalkketten so häufig vorkommenden Ueberschiebungen, wird leicht ein- sehen, dass der Zweck unserer kurzen Begehung auch nicht darin bestand, die verwickelten stratigraphischen Verhältnisse des Gebirgs ob Ralligen und Merligen zu lösen. Es handelte sich vielmehr zunächst nur um einen Augenschein der Lokalitäten, an welchen der von Herrn von Fischer-Ooster beauftragte Sammler Tschan die neuen Vorkommnisse im Taviglianazsandsteine etc. entdeckt hatte. Die Beobachtungen, die nebenbei gemacht wur- den, beziehen sich zum grossen Theil auf Thatsachen, die schon von Studer und Rütimeyer bekannt sind. Ich will nur anführen, dass südlich über der Dallenfluh, die selbst aus Taviglianazsandstein besteht, zu- nächst eine Masse von nicht näher bestimmbaren Schie- fern folgt, die keine organischen Reste auffinden liessen, bloss stellenweise kohlige Trümmer zeigen. Darauf liegt eine von Kalkspathadern durchzogene und zerrüttete Masse | von kieseligem Kalkstein, welcher südlich von und ge- rade ob Merligen Versteinerungen des obern Neocomien führt. Das Riff trägt den bezeichnenden Namen Lahm- fluh. Zwischen dieser Lahmfluh und einer höher lie- genden übereinstimmenden Masse, die selbst von Ur- RR | SM a. gonien überlagert ist, zieht sich in fast senkrechter Stellung der Schichten eine Zone von kalkigen Schiefern durch, welche Belemnites pistilliformis Rasp., Pecten und nicht näher bestimmbare Terebrateln enthalten, übrigens mit den Schiefern des untern Neocomien im Justithal und über Merligen übereinstimmen. Zur Construktion des Gebirgsprofils würde ich in diesen Schiefern den Kern des vorhin erwähnten nordwärts gerichteten Ge- wölbes suchen. Nun zum Taviglianazsandstein zurückkehrend, richteten wir unser Augenmerk auf jenen Sandstein, der nach Herrn von Fischer-Ooster dem Ralligsandstein ähn- lich sein und auch das Alter dieser abnorm an horizon- tale Nagelfluh anstossenden Mergelmolasse in Frage zie- hen soll — nach Prof. Heer ist die Molasse von Ralligen aquitanisch — sowie auf den mit dem Gurnigelsandstein . übereinstimmenden Sandstein. *) Wenn nun auch der Taviglianazsandstein — dieser Name ist bekanntlich zu- nächst einfach ein Lokalname — durch unverkennbare Eigenthümlichkeiten charakterisirt ist, so dass die Be- zeichnung nicht einmal als eine der schlechtern petro- graphischen Benennungen von alpinen Gesteinen gelten darf, so ist anderseits gewiss Jedem, der sich schon mit der genauern Untersuchung eines bedeutenden Sandstein- massivs abgegeben hat, einleuchtend genug, dass man auch im Taviglianazsandstein Abänderungen finden könne, die sich mit andern unter Umständen ganz fremdartigen vergleichen lassen. Die Schichten, in welchen nun die Versteinerungen gefunden wurden, weichen allerdings et- was von dem gewöhnlichen Habitus der fraglichen Fels- art ab, sind aber — bei einer Mächtigkeit von einigen *) Vergl. von Fischer’s Aufsatz : Mittheil. 1869, p. 193 u. f. Bern. Mittheil. 1870. Nr. 740. — 226 — Zollen bloss — schlechterdings nicht von der Hauptmasse zu trennen und auch nicht zu beliebigen Spekulationen zu verwenden. Auch Herr von Fischer verfährt ganz richtig in der Weise, dass er von den in untergeordneten Lagern vorkommenden Resten auf die Bildungszeit der vanzen Masse des Taviglianazsandsteins schliesst. Ihm ist es aber dennoch nicht gleichgültig, was für Variatio- nen das Gestein zeigt; denn liess sich — nach seiner Auffassung — das rhätische Alter des Gurnigelsandsteins und mancher Flyschsandsteine anderer Gegenden nach- weisen, so liefern ähnliche petrographische Abänderungen im Taviglianazsandstein auch einen Beweis für das nicht eocäne, sondern eher triasische Alter desselben. Diess ist, wenn ich anders zu folgen im Stande war, das Rai- sonnement des mehrfach angeführten Vortrags. Der Taviglianazsandstein zieht sich bis an den See gegen Merligen-Ausserdorf hinunter. Im Opetengraben ob Merligen folgt über demselben in concordanter La- gerung ein schiefriger Kalkstein mit einer Menge kleiner Versteinerungen. Ich hatte das Vergnügen, diese neuen interessanten Vorkommnisse bei Herrn Ooster zu sehen, welcher sie gewiss mit vollem Rechte als den obersten Kreideschichten angehörend betrachtet. Die genauern Verhältnisse der Auflagerung konnten wir an dieser Stelle nicht ermitteln; unzweifelhaft schiessen aber auch diese obercretacischen Schichten, wie der Taviglianazsandstein unter das Neocomien von Merligen, im Grünbach, ein. Wenn nun Herr v.Fischer-Ooster aus dem Umstande, dass der Taviglianazsandstein unter das Neocomien ein- fällt, den Schluss zieht, dass er wenigstens älter sei, als die ältern Kreideablagerungen, so mag ich ihm nicht beipflichten. Denn wäre der angeführte stratigraphische Grund ein triftiger und zuverlässiger, so ergäbe sich 227 — natürlich mit Nothwendigkeit daraus, dass auch die jün- gern Kreideschichten am Opetengraben älter sein müss- ten als das Neocomien! Es lässt hienach der stratigraphische Beweis, dass der Taviglianazsandstein einer ältern Formation angehöre, noch zu wünschen übrig und ich erkläre mich immer noch lieber als Anhänger der allgemeinen Auffassung. Die für das eocäne Alter aufgeführten Gründe sind aller- dings auch nur stratigraphische, beziehen sich aber auf Gegenden, wo die Verhältnisse weniger verwickelt sind und Täuschungen nicht so leicht unterlaufen konnten. In Betreff der pal®ontologischen Begründung der von Hrn. von Fischer-Ooster aufgestellten Vermuthung, es dürfte der vielgenannte Sandstein triasisch sein, kann ich nicht umhin, meine aufrichtigen Bedenken über eine nur einigermassen zuverlässige Bestimmbarkeit der vorliegen- den Versteinerungen nochmals auszusprechen. Esidor Bachmann. Kleinere Mittheilungen über die Quartär- bildungen des Kantons Bern. Vorgetragen in der Sitzung vom 3. September 1870. a. Ueber zerquetschte und mit Eindrücken versehene Geschiebe in quartären Ablagerungen. Eigenthümlich zerquetschte, mit Rissen und Ein- drücken versehene Geschiebe oder Gerölle sind allen Geologen schon lange bekannt aus den tertiären Nagelfluh- felsen besonders jener Gegenden, in welchen Lagerungs- störungen eingetreten sind, also im Gebiete der gehobenen SE | Molasse der subalpinen Zone. Analoge Erscheinungen wurden auch verzeichnet aus jüngern diluvialen oder quartären Gonglomeraten im bayerischen Hochlande und an der Donau. Da nun in unsern Quartärbildungen, ge- rade der Umgebung von Bern, nagelfluhartig feste Kies- massen eine nicht unbedeutende Rolle spielen, so lag die Vermuthung nahe, auch in diesen die angeführten in- teressanten Vorkommnisse auffinden zu können. Es er- schien diese Vermuthung noch begründeter, nachdem man sich von der Entstehungsart dieser Gonglomerate während des Vorrückens der grossen quartären Gletscher eine Vorstellung geschaffen hatte und auch aus andern Erscheinungen sich von dem gewaltigen Drucke über- zeugen konnte, welchen diese Ablagerungen durch den über sie hinweg gehenden Schub von Eis- und Schuttmassen wohl aushalten mussten. Es erscheinen nämlich diese festern Kiesmassen vielfach als Ausfüllungen von Ver- tiefungen oder Einsenkungen der allgemeinen Oberfläche durch die Schuttmasse, welche der vorrückende Gletscher vor sich herschob oder welche von den Stirnmorainen desselben herabstürzten, wie ich diess spezieller in mei- ner Monographie der Quartärbildungen des Kander- gebietes *) darzustellen versucht habe. Trotz häufiger Nachforschungen fahndete ich aber Immer umsonst auf zerquetschte und zerstossene Gesteins- fragmente in diesen meist durch Kalksinter fest verkitte- ten Ablagerungen. Da hatten wir schon vor längerer Zeit das besondere Vergnügen, Herrn Prof. A. Favre, der sich so eifrig und aufopfernd um die erratischen Bildungen der Schweiz bemüht, an einzelne für die quar- tären Ablagerungen der Umgebung von Bern wichtigere *) Bachmann, die Kander. 1870. Bern, Dalp’sche Buchhdl. N — 229 ° — Stellen zu begleiten. So wurde auch die für Terrassen- bildung, jüngern (Terrassen-) Kies, Gletscherschutt und ältere feste Kiesmassen so typische Tiefenau, nördlich von der Stadt, besucht. Herr Favre entdeckte sehr bald in den zuletzt genannten Conglomeraten einer verlasse- nen Kiesgrube im sogenannten Schärloch solche zer- quetschte Geschiebe. Die ganze dortige Ablagerung liegt auf Molasse und unter ächtem unverändertem Gletscher- schutt, welcher durch den ehemaligen Aarlauf im Niveau des jetzigen Tiefenaufeldes oberflächlich abrasirt erscheint. Grössere eckige und kantige Blöcke bis zu feinem Grus und Sand liegen unregelmässig durcheinander ; keine bestimmte Schichtung nimmt man wahr, es erscheinen im Gegentheil die mehr sandigen und lockeren Parthien _ in stock- und nesterartigen Massen zwischen den harten durch Kalkstein verkitteten Conglomeraten. Diese konnten nur mit Pulver gesprengt werden und man hat darum die Kiesgewinnung aufgegeben, nachdem in stollenartigen Löchern vorerwähnte lockere Sandmassen ausgebeutet waren. Einzelne streifenförmige oder schmitzenartige kurze Linsen, bald schief, bald horizontal, bald gebogen, zeigen Andeutungen stattgehabter Abschwemmung, indem alles feinere Material fehlt und nur locker auf einander liegende kleinere Gerölle von höchstens Faust-, meist Eigrösse zurück blieben. Diese Parthien sind es, in _ welchen die gequetschten und mit Eindrücken versehenen Geschiebe vorkommen, welche uns beschäftigen. Die Erscheinung stellt sich einfach folgender Maassen dar. Die meisten Geschiebe sind zerrissen und zer- quetscht; die Risse zeigen einen radialen Verlauf, indem sie von dem Punkte ausgehen, welcher den stärksten Druck auszuhalten hatte. An dieser Stelle beobachtet man mehr oder minder deutlich einen Eindruck, welcher er — 30° — durch das benachbarte Gerölle entstand, das selbst ın diese Vertiefung hinein passt. Es liegt in der Natur der Sache, dass auch mehrere solche Eindrücke und Aus- gangsstellen für die Risse vorkommen können. In Folge dieser vielfachen Zertrümmerung entsteht ein loses Hauf- werk von Gesteinsplittern. — Andere Gerölle zeigen blos Eindrücke und keine Zerreissungsspalten. Man muss hieraus schliessen, dass die Entstehung der Rindrücke der Zerquetschung vorausgehe. Wenigstens gilt diess für Kalksteine, sowohl reine als verunreinigte, auf denen allein blos Eindrücke beobachtet wurden. Da nämlich auch granitische Gerölle ganz zerstossen erscheinen, während man frischere unverändert findet, so können wohl Zerquetschungen auch ohne vorherige Bildung von’ Eindrücken vorkommen, Die Berücksichtigung aller dieser Umstände ist noth- wendig für einen Erklärungsversuch der merkwürdigen Erscheinung. Man kann sich leicht überzeugen, dass die Sickerwasser, deren Aktion durch vorhandenen Kalksinter schon genügend bewiesen wird, hier eine wichtige Rolle spielen. In Folge der Adhäsion werden Wassertropfen an den Berührungsstellen zweier Geschiebe länger haften bleiben. Das kohlensäurehaltige Wasser muss diese Stellen am meisten angreifen, das Gefüge lockern — und es pressen sich in Folge des Druckes die betreffenden Ge- rölle in einander und konnten sogar zerrissen und zer- quetscht werden. Es unterliegt hiernach keinem Zweifel, dass sowohl chemische als mechanische Agentien sich zur Bildung der beschriebenen Erscheinung vereinigten. Herr Favre kam zu diesen Auffassungen auch bei der Untersuchung derselben Erscheinung in den Conglome- raten der sogenannten Alluvion ancienne der Umgebung von Genf. Es tritt diese Erscheinung in übereinstimmen- #77 — 31 — der Weise und unter ganz ähnlichen Verhältnissen auch in den nagelfluhartigen Conglomeraten am Thungschneit, herwärts Thun, auf. Wie wir zusammen in eifriger Untersuchung begriffen waren und der gelehrte und vielgewandte Geologe mir seine Explicationen machte, mussten wir noch ein Aben- teuer erleben, dessen Andeutung mir hier gestattet sein möge. Wir bemerkten ein fremdartiges schwirrendes und zischendes Geräusch über unsern Köpfen; im benach- barten Gestrüppe wurden die laublosen und zähen Zweige in eine schwirrende Bewegung versetzt und am nahen Waldrande Aeste geknickt. — Es waren die schlecht ge- zielten Kugeln der Rekruten auf dem Schiessplatze des Wylerfeldes, die uns für einen Augenblick mitten in un- serm so ruhigen und friedlichen Geschäfte in Aufregung versetzien. Was blieb uns Wehrlosen übrig, als über- legter Rückzug und der Vorsatz, die merkwürdige Kies- grube des Schärlochs nur zu besuchen, wenn auf dem Wylerfelde nicht geschossen wird. Immerhin ist diese Erfahrung eine neue Bestätigung der längst bestehenden Ueberzeugung, dass der Kugelfang auf dem Wylerfelde nicht genügend sei zur Sicherung der Leute, welche sich auf dem linken Aarufer befinden. So wurde uns ver- sichert, dass am Tage vor unserer Anwesenheit einem Landarbeiter ein Streifschuss durch den Hemdärmel ge- gangen sei. — k. Eine merkwürdige Ueberkrustung des Gletscher- schuttes in einer Kiesgrube bei Bern. An den meisten Stellen der nähern Umgebung von Bern ist der gewöhnliche ungeschichtete Gletscherschutt oder die ächte erratische Bilduug von mehr oder minder er deutlich stratificirten Kiesmassen bedeckt. Diese Kies- lager, welche in den zahlreichen Gruben als vorzügliches Strassenmaterial ausgebeutet werden, sind in der Regel verschwemmter Gletscherschutt und aus geringer Ent- fernung herzuleiten. Sie sind als Produkt der Thätigkeit der nivellirenden fliessenden Gewässer nach dem Ab- schmelzen der grossen Gletscher, welche einmal die ganze Schweiz bedeckten, zu betrachten. Desshalb finden wir sie nur bis zu einer gewissen Höhe über der jetzigen Thalsohle; darüber, wie z. B. an den Abhängen des Gurten über Wabern, blieb der Gletscherschutt so viel als unangetastet. Es wurden durch diese Verschwemmungen die Uneben- heiten der ursprünglichen Oberfläche des Gletscherschuttes zunächst ausgeglichen und man wird in weitaus den meisten Fällen, wo man die angedeutete Auflagerung di- rect beobachten kann, zwar wohl eine scharfe Grenze zwischen dem lehmreichen, nicht geschlemmten Gletscher- schutt und dem Kies erkennen, allein zugleich auch den Eindruck mitnehmen, dass die zwei an sich verschiedenen Vorgänge, nämlich die Absetzung des Gletscherschutts und die Abrasirung und Verschwemmung desselben, zeit- lich nicht weit von einander zu trennen seien. Um so auffallender und lehrreicher ist in Bezug auf diesen Punkt eine eigenthümliche Beschaffenheit der Oberfläche des Gletscherlehmes — oder wenn man will, der Sohle des auflagernden Kieses in der ausgedehnten Grube bei der Lorraine bei Bern. Ich wurde auf die Stelle von Herrn Dr. Jahn aufmerksam gemacht, was ich anzuführen nicht unterlassen will. Die bedeutenden Kiesablagerungen daselbst, am süd- lichen Rande des Wylerfeldes, liegen, wie schon ange- deutet, auf lehmreichem Gletscherschutt, welcher selbst von Molasse unterteuft wird. Die Oberfläche der erra- —_— 23393 — tıschen Bildung ist aber ziemlich uneben, so dass Kies- massen stellenweise 6 bis 10 Fuss tiefer, als der allge- meinen Sohle des Kieses entspricht, ausgebeutet werden können. Man beschränkt nämlich die Gewinnung des Strassenmaterials nur auf die Kieslager, weil der Morainen- schutt unserer Gegenden meist zu lehmreich wäre und wenig feste, wie leicht kothende Wege liefern würde. Die vorliegenden Erfahrungen ergeben, dass die Ober- fläche des Gletscherlehms also stellenweise Einsenkungen zeigt; an andern Stellen kommen buckelartige Anschwel- lungen vor. An solchen gereigtflächigen Stellen nun sind die erratischen Ablagerungen mit einer ganz interessanten festen Kruste von wechselnder Dicke überzogen. Diese besteht bald aus sandsteinartigem, bald conglomeratartigem Material, indem bald feinere, bald gröbere Gesteins- trümmer durch Kalksinter cämentirt erscheinen. Bei mehr ebenflächiger Ausbreitung finden wir einfach plattige Ge- stalten. Ueberziehen dagegen diese durch Cämentation entstandenen Krusten geneigte Stellen, so zeigen sich sehr unreine stalaktitische Bildungen oder rinnenartige Gestalten, deren Deutung der Phantasie des Ungeübten wohl Nah- rung geben kann. Man erkennt indessen ganz leicht, dass kleine Schlamm- oder Sandströmchen nach Ver- dunstung des kalkreichen bewegenden Wassers gleichsam erstarrt sind oder man findet die ehemaligen kleinen einfachen oder verzweigten Wasserfurchen mit dem seit- lich aufgeworfenen Schlamm oder Sand auf dieselbe Art durch Kalkleim consolidirt. Es scheinen sogar solche einmal fest gewordene Neubildungen bisweilen abermals überschüttet worden zu sein. Diese später aufgelagerten Massen formten die frühere rinnenförmige Oberfläche ab als Ausguss und zeigten selbst wieder ähnliche Gestal- tungen, die durch denselben Vorgang der Cämentation Bern. Mittheil. 1870, Nr. 741. a \ FE £ u re 1 =! - > fi u r — 23 0 — durch kohlensauren Kalk erhärteten. Diese Umstände, wie die obengenannten stalaktitischen Bildungen, geben Veranlassung zur Entstehung manchmal fremdartiger For- men, welche an längsgespaltene Knochen, Gelenkknorren, rohe Holzsplitter u. dgl. erinnern mögen. Erst über dieser krustenartigen Decke folgt dann der gemeine lockere Kies. Im Hinblick auf die eingangs dieser Notiz gemachte Bemerkung ist es wohl berück- sichtigungswerth, dass gewiss eine längere Zeit nothwen- dig war zum Absatz der Massen von kohlensaurem Kalk, der hier als Bindemittel erscheint und somit zwischen der Ablagerung des Gletscherschutts und der Kiesbildung eine zeitliche Unterbrechung anzunehmen ist. Auch abgesehen von diesem allerdings nicht gerade sehr bedeutungsvollen Resultate lernten wir hiemit in der Kiesgrube der Lorraine eine immerhin auffallende Modalität des Auftretens quartärer Kiesbildungen kennen. Aehnliche Verhältnisse mögen wohl auch anderwärts zu beobachten sein. So wurde ich von Hrn. Prof. Fischer auf die Kiesgrube bei der Neubrück aufmerksam ge- macht, wo, wie ich seither gesehen, wirklich eine ganz analoge Erscheinung sich zeigt. c. Bemerkungen über einige Fündlinge. In meinem früher vorgetragenen Berichte über die merkwürdigsten Fündlinge des Kantons Bern suchte ich auch nach den vorhandenen Beobachtungen die Grenzen der ausgedehnten Eismassen des Aar- und Rhonegletschers zu skizziren. Ich glaubte aussprechen zu dürfen, dass der Rhonegletscher von Burgdorf aus neben der durch die Terrainverhältnisse bedingten nördlichen Ausdehnung auch eine beträchtliche östliche und südöstliche bis in _— 233 — die Gegend von Affoltern und Sumiswald*) im Emmenthal besessen haben müsse. Es liess sich in diesem Bezirk sein rechtseitiger Rand von Dieterswald ob Krauchthal über HeimiswylundKaltacker gegen Affoltern im Emmenthal und weiter bis Huttwyl nach aufgefundenen Blöcken und Ablagerungen verfolgen. Ich war darum nicht wenig verwundert, auf einer Excursion in gie Gegend von Signau am rechten Emmen- ufer bei der Hohfurren an der alten Luzernstrasse einen Block von typischem Valorsineconglomerat aufzufinden, das bekanntlich als charakteristisch für das Gebiet des Rhonegletschers betrachtet wird. Der Block gehört der graulichschwarzen mehr sandsteinarligen Va- rietät an und lässt sich von unzweifelhaften erratischen Vorkommnissen derselben Art aus der Gegend von Lau- sanne, Freiburg, Zollikofen beiBern, sowie von Original- *) Sogar noch bei Wasen am Hornbach finden sich Blöcke aus dem Wallis, wie wir von Herrn Mühlberg (Die errat. Bildungen im Aargau, p. 62) vernommen haben. Er entdeckte daselbst zwei Blöcke von mindestens 4 Kubikfuss aus zwei Varietäten von Sma- ragditgabbro (Euphotide) bestehend und einen graubraunen glän- zenden Sandstein mit kleinen hellen Glimmerblättchen (vielleicht feinkörniges Valorsineconglomerat), welchen er noch an vielen andern Orten, aber immer nur im Gebiete des Rhonegletschers gefunden habe. Ich benutze diese Gelegenheit, um auf eine durch Verwech- selung entstandene ungenaue Angabe aufmerksam zu machen, die sich in meinem Berichte über die erhaltenen Fündlinge im Kanton Bern eingeschlichen hat. Die dort stehende Notiz, dass Herr Mühl- berg bei Sumiswald Enstatitgabbro aus dem Wallis gefunden habe, ist nämlich mit den vorhin gemachten Beobachtungen bei Wasen zu vertauschen. Der von Mühlberg gesammelte sog. Enstatitgabbro stammt von Walliswyl und Herzogenbuchsee und ist, nach seitheri- gen freundlichen Mittheilungen an mich, genauer als Diallaggabbro zu bezeichnen. — 236 — stücken aus dem Unterwallis nicht unterscheiden. Auch die Herren Professoren B. Studer und Escher von der Linth, gewiss die besten Kenner alpiner Gesteine, pflichteten meiner Bestimmung bei. Die petrographischen Eigenthümlichkeiten des kollektiv sogenannten Valorsine- conglomerats sind so charakteristische, dass vorderhand an eine Verwechselung mit einem andern, etwa den eocänen Ablagerungen des Aaregebiets angehörigen Ge- steine, nicht gedacht werden kann. Mag auch der Block nur in einer Strassenmauer stecken, so ist doch nicht als wahrscheinlich anzunehmen, dass er aus grösserer Ferne, z.B. aus der Gegend von Burgdorf, auf der Achse hieher transportirt worden sei; es müssten sonst wohl auch andere von ähnlicher Herkunft sich auffinden lassen. Man muss bei Beurtheilung dieses Blockes wohl berück- sichtigen, dass nach den häufig herumliegenden Blöcken von Hogantsandsteinen und mit vorkommenden Kreide- gesteinen die Gegend von Signau, Langnau, Eggiwyl etc. ins Gebiet des Aaregletschers oder genauer des Emmen- gebiets gehört. Westlich von Signau kommen bei Zäzi- wyl und Grosshöchstetten mächtige Ablagerungen des eigentlichen Aaregletschers vor und nördlich erheben sich die zu oberst von jeglichem Gletscherschutt frei erscheinen- den Höhen desBlasen und Hundschüpfen (1415 M.), an deren Nordabdachung um Biglen der Aargletscher wieder be- trächtliche Lehmmassen anlehnte. Von den Schuttmassen des vorhin genannten Emmengletschers muss man wohl annehmen, dass sie zum Theil gegen Zäziwyl dem Aar- gletscher, sowie auch, dem Laufe der Emme folgend, gegen Burgdorf dem Rhonegletscher zugeschoben worden seien. Statt dessen finden wir nun bei Signau Blöcke aus dem Gebiet des Rhonegletschers — eine Beobachtung, die auf Bewegungen schliessen lässt, welche den jetzigen er u A BE a NE rs an Kir — 237° — Gefällsverhältnissen zuwider laufend erscheinen. Alle diese Umstände stempeln den fraglichen Block von Valorsineconglomerat zu den interessantesten erratischen Vorkommnissen, die mir bekannt geworden sind. Wie ich diese Zeilen schreibe, bringt mir Hr. Stud. Fankhauser, der, in der Gegend wohl zu Hause, mich damals begleitet hatte, von Obermatt, auf dem rechten Ufer der Ilfis, wenig über dem Einfluss derselben in die Emme, also aus geringer Entfernung von unserm Valorsine- block, ein Handstück von unzweifelhaftem Euphotide vom Saasgrat, welcher wo möglich noch charakteristischer für das Gebiet des Rhonegletschers ist. Das Stück stammt von einem circa 4 Kub.-F. haltenden ziemlich eckigen und kantigen Block, dessen Gestalt ihn schon wesentlich unterscheidet von den mit herumliegenden grössern und gerundeten Rollsteinen der dasigen Nagelfluh, ganz ab- gesehen von der Gesteinsnatur. Denn bishin hat man unter den ungezählten Varietäten krystallinischer Nagelfluh- gesteine noch keinen Euphotide oder Smaragdit führen- den Gabbro beobachtet. An Transport durch Menschen- hand ist in diesem bewaldeten Tobel auch nicht etwa zu denken. Wenn dieses unvermuthete Vorkommen einerseits als eine Bestätigung unserer Bestimmung des Valorsine- conglomerats aufgefasst werden muss, da man bisher ausser dem Hintergrund des Saasthales noch keinen an- dern Stammort des Euphotides im Gebiete der Schweizer- alpen kennt, so erhöht es anderseits das Interesse der in Frage stehenden bisher als eisfrei oder als Dependenz- gebiet des Aaregletschers betrachteten Gegenden für die Untersuchung der erratischen Bildungen bedeutend. Eine weitere kurze Bemerkung will ich in Betreff der Herkunft des leider zersprengten riesigen Serpentin- er et RT blocks auf der Höhe zwischen Walkringen und Biglen anfügen. Wir betrachteten denselben nach frü- heren Beobachtungen des Hrn. Prof. Studer als aus dem Triftgebiete stammend. Eine kleine Alpenreise führte mich auch diesen Sommer wieder ins Gadmenthal. Da fand ich unterhalb der Ausmündung der Schlucht, durch welche der Triftenbach in das Gadmenwasser sich ergiesst, nahe bei Mühlestalden, einen Block von Ser- pentin, der ebenfalls das eigenthümliche bronzitartige blättrige Mineral einschliesst, wie einzelne Lagen der Serpentinmasse ob Biglen. Durch Hrn. Bürki erhielt unser Museum ferner Handstücke von ächtem edelm Serpentin, welche Bergführer Weissenfluh von losen Blöcken auf dem Triftgletscher losgeschlagen hatte. Es mögen diese beiden Thatsachen zur Bestätigung der angenommenen Abstammung des Serpentinblockes bei Biglen dienen. d. Ueber ein postglaciales Torflager bei Bern. Während des letzten Winters machte eine bei der Fundamentirung zu der neuen Privatreitanstalt des Herrn Bürki-Marcuard an der neuen Belpstrasse beim Mattenhof unter Dammerde und Kies angetroffene Torf- masse mit einem eingeschlossenen Baumstamm viel von sich zu reden. Es war dieses Vorkommen allen Bau- leuten und mit der Oertlichkeit Bekannten ganz uner- wartet. Niemand wusste etwas von einer ähnlichen Be- obachtung beim Bau des ganz nahen und noch tiefer liegenden Mädchenwaisenhauses. Beim Mattenhof und der Umgebung besteht der Baugrund, wie man in den letzten Jahren häufig sehen konnte, aus ordinärem, viel- fach mit untergeordneten Kiesstreifen durchzogenem Gletscherschutt. Dieser Kies und Sand bilden die Wasser- züge, aus denen sich die im betreffenden Quartier vor- handenen Sodbrunnen ernähren, soweit dies nicht durch RI — 239 — eigentliches Grundwasser vom Sulgenbach her der Fall ist, was wohl an den tiefern Stellen häufiger sein wird. Indessen lässt sich schwer eine allgemeine Regel auf- stellen, indem das Erosionsthälchen des Sulgenbachs rein in erratischen Schutt eingeschnilten ist, ohne dass es bei der Bildung desselben zu ausgedehntern Kiesablagerungen kam. Wir können also sagen, dass der allgemeine Unter- grund in diesem Bezirk einfach Gletscherschutt ist, wie diess sich übrigens zum Voraus erwarten lässt für ein Bassin, das auf der concaven Seite der einen gewaltiger Halbmond darstellenden Endmoraine der grossen Schanze und Fortsetzung bis an den Galgenhubel, des Engländer- und Tscharnerhubels etc. liegt. Spätere durch Degradirung der noch kahlen Morainen- hügel entstandene Kiesmassen legen sich mehr an den unmittelbaren Fuss der betreffenden Höhenzüge an, wie diess sehr gut in der neu eröffneten Kiesgrube beim Weissenstein gegen Könitz ersichtlich ist. Dass der nächste Untergrund am Fuss der grossen Schanze, im Sommerleist und in der Villette, ebenfalls aus Kies be- steht, ergibt sich aus dem Bestande sog. Versenkgruben für Abwasser u. s. f. unter den neuen Häusern des Quartiers. Von menschenfreundlichem Standpunkte darf man wohl über die Zweckmässigkeit solcher Anstalten gegentheiliger Ansicht sein. Vom Sommerleist und Maulbeerbaum zieht sich unter Inselscheuer und Salzbüchsli eine breite abgeflacht wall- artige Erhebung bis zur mechanischen Sägerei bei der Irwingianerkapelle. Diese Anschwellung fällt gegen den Monbijou, den Sulgenbach und westlich gegen die Belp- strasse ab, gerade gegen jene Einsenkung, in welcher das eingangs erwähnte Torflager gefunden wurde. Der Um- stand, dass man bei Fundamentirungen in der Nähe des Maulbeerbaums bedeutende Blöcke, die im Boden lagen, nu? — 40 — zu bewältigen hatte, sowie die ganze Terraingestaltung führen zu der Annahme, dass der angedeutete Wall ein zweites inneres spornartiges Morainenstück sei, welches einem Stationärbleiben des Endes des Aargletschers ent- spricht, nachdem sich dasselbe bereits von der oben erwähnten Hauptendmoraine zurück gezogen hatte. Wir dürfen ganz füglich annehmen, dass sich dieses jetzt nur noch angedeutete Endmorainenstück vor der Auswaschung des Sulgenbachthälchens weiter bis gegen Weissenbühl ausgebreitet habe. Denken wir uns diesen Verschluss, so werden natürlich die Wassermassen des Sulgenbachs, falls sie wenigstens schon damals diesen Weg einnahmen, aufgestaut und zwischen dieser Moraine und dem Hauptkranz älterer Schutthügel kann ein seichter See entstehen. Die ganze Bodengestaltung weist auch entschieden darauf hin. Ich habe es gerade wegen des lokalen Interesses vorgezogen, diese weitläufigern Auseinandersetzungen zu machen, bevor ich zu einer kurzen Beschreibung der Torfmasse überging. Wir haben auf diese Art das zur Torfbildung nothwendige stagnirende Wasser, einen See mit seichten Rändern auf lehmigem Boden erhalten. Zu- gleich wurde bewiesen, dass das Torflager ein postgla- ciales, nach der Eiszeit entstandenes sei. Vegetation siedelte sich an in unmittelbarer Nähe der damaligen Eismassen des Aargletschers, die von dazumal lebenden Menschen vielleicht auch als »ewige« bezeichnet worden wären. Die Morainenhügel bewaldeten sich und an ihrem Fusse breitete sich ein feuchter Teppich von Moosen aus und gab zu der Torfbildung Veranlassung, indem auf der unten absterbenden Vegetation immer neue fort- wuchsen. Das vorhandene Torflager zeigt eine Mächtigkeit von 4 Fuss, besteht in der That fast ausschliesslich aus Moos- ar. torf, und ist darum im Ganzen ziemlich locker und schwammig. Denn die Moose, die hier offenbar eine Hauptrolle spielten, waren Sphagnumarten, deren Ver- kohlungsprozess offenbar bei Weitem nicht so lebhaft vor sich geht, wie bei andern Torfpflanzen. Man erkennt noch ganz gut die Blättchen und Stängelchen, die durch eine glänzend gelbbraune Farbe sich auszeichnen. Die fein eingesprengte und in einzelnen Lagern vorherrschende eigentliche Torfsubstanz ist ganz bröcklig und schwarz und lässt mit blossem Auge keine organische Struktur mehr erkennen. Dass die Torfbildung nicht fort und fort so ruhig verlief, sondern dass auch damals Stürme durch das Land brausten, beweisen die Resie eines Baumstammes, der nahe in der Mitte lag. Wie die Torfmasse, so war auch dieses Holz stark durchfeuchtet, weich und schwärz- lich gefärbt; es zog sich bei dem Eintrocknen wohl auf die Hälfte des Volumens zusammen. Es stammt von einer Eiche, indem man das Sommerholz mit seinen weiten Gelässröhren ganz leicht erkennen kann. — Das ganze Stück liess unser Mitglied, Herr Friedr. Bürki, ausgraben und es blieb auf diese Art fast vollständig er- halten. ’ Dass dieses auffallende Torflager nur eine kleine Ausdehnung besitzen kann, ergibt sich aus schon vorhin gemachten Angaben, sowie aus dem Umstande, dass in unmittelbarer Nähe für den Bau eine Kiesgrube eröffnet _ werden konnte. Diese zeigt angedeutete Stratihication; die Schichten fallen gegen das Torflager zu und würden in ihrer Fortsetzung dasselbe unterteufen. Es ist ein Kies, der aus späterer Verschwemmung des ebenfalls oben ‚beschriebenen Morainenwalls hervorging. Man wollte ferner zur Ableitung des aus und unter dem Torf sich Bern. Mittheil. 1870. Nr. 742. — 22 — sammelnden Wassers Versenklöcher anlegen, was aber gerade unter dem Torf gar nicht gelang, indem man bei 25‘ das unterteufende Lehmlager noch nicht durchsetzt hatte. Es wurde darum in einiger Entfernung ein Bohr- versuch gemacht, in der Richtung gegen den Mattenhof, wo sıch das Terrain etwas senkt. Schon in dieser Di- stanz von 60 Schritten traf man nicht mehr auf Torf, sondern auf Wasser genügend durchlassendes Material — wiederum ein Beweis, wie wechselnd die Struktur in einem aus erratischen Bildungen entstandenen Boden ist. Nach Beendigung der Torfbildung, wie wahrschein- lich schon während derselben, wurden lose Schuttmassen von der Umgebung losgerissen und lagerten sich über den Torf ab. Der Einfluss der Pflanzenwurzeln auf diesen Kies war aber im Laufe der Zeit so beträchtlich, dass man fast durch die ganze Dicke von 7 Fuss Spuren er- kannte. Die ganze Masse zeigte eben zwischen den ein- zelnen Steinchen rothbraune Erde. Es wurde hiemit ein unter eigenthümlichen Verhält- nissen beobachteter Fall eines Tor[vorkommens beschrie- ben, der vor Allem ein lokales Interesse bietet. Denn im Grunde sind wohl die meisten Torflager unserer Ge- gend eigentlich auch postglaciale und gerade das Auf- treten von Wasser nicht durchlassendem Gletscherlehm bedingt. Meistens dauert aber die Torfbildung noch ge- genwärtig fort, wo nicht durch Entwässerung und Cana- lısationen die ursprünglichen Verhältnisse durch den Men- schen gestört wurden. Hier dagegen trat diess offenbar viel früher ein. Es ist eine auffallende Thatsache, dass von dem über dem Torf liegenden Kiese kein einziger Stein in die Torfmasse selbst eindrang; dieselbe ist scharf abgegrenzt und musste schon eine beträchtliche Festigkeit erhalten haben, als die Ueberschüttung Statt fand. RER i a rt wo ae ö R; © . 2 N 4 E Be TI FED - wi Be nn ME! na par er FRE? .& 7 RN; 7 v- y Bi Er. Hermann. Ueber die neuen metrischen Probemaasse. ( Vorgetragen in der Sitzung vom 2. April 1870.) Da in kurzer Zeit die vorliegenden Probemaasse an die Tit. Kantonsregierungen versandt werden müssen, so dürfte es vielleicht interessant sein, zu vernehmen, welches Verfahren angewendet worden ist, um in ver- hältnissmässig kurzer Zeit die Controllirung und Justirung von circa 100 Exemplaren metr. Längenmasse, Flüssigkeits- maasse und Gewichtssätze zu bewerkstelligen. Die Genauigkeitsbedingungen sind laut Reglement der eidgen. Eichstätte ?/;o0o für die Längenmaasse, ?/ooo für die Hohlmaasse und !/,gooo für die Gewichte. Es wurden controllirt und theilweise justirt : A. Das neue metrische Längen-Probemaass, welches nach amerikanischem Vorbild festgestellt wurde. Es be- steht aus einem messingenen ein Meter langen Stabe, welcher in der Mitte eine Eintheilung in Millimeter trägt. An beiden Enden ragen zwei rechtwinklige Verlängerungen hervor, welche als Matrize dienen und einen Meter Distanz von einander haben. Dieser Stab ist in einem Etui mit- telst dreier Schrauben dergestalt befestigt, dass er sich frei ausdehnen kann, ist aber doch so festgehalten, dass er vom Etui nur schwer zu trennen ıst (diess geschah, um den Eichmeistern das Wegnehmen des Stabes aus dem Etui zu erschweren, damit das Probemaass geschont werde). Gleichzeitig befindet sich am Etui eine Vorrichtung, welche gestattet, mit Hülfe eines beigegebenen Anlege- winkels ohne Vermittelung des Zirkels beliebige genaue ai ee ee ® * - Be, E # a A ne = Fe ee DeRT“ LEI uh Zul; Ki er BE a —_— 24 — Copien der Eintheilung vorzunehmen. Es schien diess wünschenswerth, umsomehr als in den Vereinigten Staaten von Nordamerika diese Einrichtung empfohlen wurde. Zu bequemer Gopienahme sind jedem Etui verschiedene Klemm- und Hebekeile (für Meterstäbe verschiedener Dimensionen) und Vorreissnadeln beigegeben. Die Prüfung dieser Meterstäbe, welche in der eidgen. Eichstätte mit Hülfe der Comparators vorgenommen wurde, erstreckte sich hauptsächlich neben der Prüfung des Ma- terials auf die laut Pflichtenheft seitens der Unternehmer eingegangene Genauigkeit der Theilung und die richtige Distanz der Matrizenflächen beı 0-Grad. Zuerst wurden mit Hülfe eines fein eingetheilten Hülfsmeters die Deci- meter, Gentimeter und Millimeter durch Aufeinanderlegen mittelst der Loupe geprüft. Hierauf kam jeder Stab in den Längencomparator (Beschreibung desselben findet sich im Bericht über die Reform der schweizerischen Urmaasse von Dr. H. Wild im Jahre 1868), um zu er- mitteln, ob die Striche O0 und 100 Ctm. und die Matrizen- flächen mit dem neuen schweizerischen Normalmeter übereinstimmten. Bei dieser Operation musste die Tem- peratur der Stäbe berücksichtigt werden, welcher Um- stand die Sache etwas in die Länge zog, doch wurden bereits sämmtliche Meterstäbe seitens der Unternehmer (Societe genevoise pour la Construction d’Instruments de Physique) so genau nach Pflichtenheft ausgeführt, dass das Resultat dieser Untersuchungen vollkommen be- friedigend ausfiel. B. Die metrischen Flüssigkeitsmaasse, bestehend in A Liter, !/, Liter und !/,, Liter, sämmtlich uach Art der bisherigen Probemaasse construirt von Messing, mit einem Durchmesser gleich der halben Höhe. Sie erhielten ein Etui und drei Glasplatten. Bevor diese sämmtlichen N De 7 an [2 } In 3 de BR — 245 Gefässe verglichen wurden, musste zu mehrerer Sicher- heit vorerst ein Normallitergefässsystem A L., !/, L., Yo LL. aus den in Paris verglichenen Normalgrammgewichten abgeleitet werden, wobei Temperatur, Barometerstand und Feuchtigkeit in Berechnung kamen. Hiebeı musste berücksichtigt werden, dass die Temperatur des Wassers im Zustand seiner grössten Dichtigkeit bei 4" Cels., das Volumen des Gefässes jedoch für eine Temperatur von 0-Grad der Gefässwandungen Bedingung war (zufolge älterer Verordnungen). Da wir nun die Vergleichung bei 4° vornahmen, so betrug die Volumenzunahme des Messing- gefässes, dessen Ausdehnungscoefficient bestimmt wurde, für diese A im Durchschnitt 224 Cubicmillimeter oder Milligramm, welche in Rechnung zu bringen waren. Hierauf verfuhr man mit allen übrigen Gefässen folgendermassen : Man tarirte zuerst auf einer hiefür eigens construir- ten Waage das leere Litergefäss mit Glasplatte unter Beiseizen von 1 Kilogramm. Hierauf wurde das Kilo- gramm entfernt, das Gefäss mit destillirttem gekochtem Wasser sorgfältigst gefüllt und die Temperatur (welche zumeist in der Nähe von 8° war) bestimmt. Zum Schluss wurde die erste Wägung wiederholt und die Differenz ] © 1 ermittelt. der Wägung 2 mit \s Dabei musste man die Lokaltemperatur. derjenigen des Wassers möglichst gleich zu halten suchen, damit die Gefässe sich nieht beschlagen und letztere nur mit eigens hiefür construirten Zangen anfassen. Das Resultat der Wägungen unter der jeweiligen Berücksichtigung der Temperatur des Wassers wurde dann mit Hülfe einer zwischen der eidg. Eichstätte und dem Lieferanten Herrn Amsler-Laffon in Schaffhausen vereinbarten Formel be- an ..- — 46 — stimmt und allfällige Differenzen durch Aus- oder Ab-- schleifen an den Maassen ausgeglichen. Es zeigte sich dabei der sonderbare Umstand, dass zwischen Schaffhausen und Bern, resp. zwischen dem Lieferanten und der eidg. Eichstätte ein ziemlich con- stanter Fehler von 30 bis 50 Milligramm stattfand, welcher dem Umstand zugeschrieben werden musste (nachdem verschiedene Versuche angestellt waren), dass das ver- wendete Wasser an beiden Orten nicht gleiche Eigen- schaften hatte. Da jedoch diese Abweichung innerhalb der Fehlergrenze sich befand, so wurde sie nicht weiter berücksichtigt. Ueberhaupt hat der Verfertiger zufolge seiner ge- troffenen guten Einrichtungen und infolge des wissen- schaftlichen Interesses, welches er an der Sache nahm, eine Uebereinstimmung in der Justirung erreicht, welche nur an wenigen Gefässen eine eigentliche Nachjustirung nothwendig machte. C. Die Grammgewichte bestehen in 1 Kilogramm in Etui und den Unterabtheilungen bis zu 4 Milligramm, ebenfalls in Etui. Die Methode, welche bei der Nach- justirung so vieler Gewichte angewendet wurde, war die gewöhnliche Tarirmethode, wobei jedoch jedes Gewicht besonders vorgenommen werden musste. Man begann bei den Milligrammen und stieg langsam zu den grössern auf. Dabei zeigte es sich, dass die Justirung meistens gerade auf der laut Pflichtenheft gestellten Grenze stand, so dass wir keine Rücksendungen an die Lieferanten (mit Ausnahme die ganz kleinen betreffend) eintreten lassen konnten. Die eidg. Eichstätte durfte jedoch diese Un- gleichartigkeit der Justirung nicht gehen lassen und sah sich desshalb genöthigt, einen grössern Theil dieser Ge- wichte kurz vor der Ablieferung nochmals zu justiren., Ebenso musste ein grosser Theil der Etuis nachgearbeitet werden. Bei dieser Gewichtsjustirung machten wir wiederholt die Beobachtung, dass das Metall des Messings infolge seiner leichten Oxydirbarkeit für Probegewichte kein sehr empfehlenswerthes Material ist, indem nach längerer Zeit, auch wenn die Gewichte nur wenig gebraucht waren, eine Oxydirung eintrat, welche, sowie sie entfernt, ein Leichter- werden der Gewichte zur Folge hatte. Es ist diesem Uebelstande nur dadurch zu begegnen, dass man einmal angelaufene Gewichte in diesem Zu- stande lässt. Leider sind andere edlere Metalle sehr theuer, und würde eine Vergoldung der Messingzewichte (ein Verfahren, welches man bei Präcisionsgewichten häufig anwendet) ein absolut dichtes Material des Messings vor- ausgesetzt haben. Betreff dieses letztern Punktes haben wir in frühern Jahren die fatale Beobachtung gemacht, dass galvanischvergoldete Messinggewichtstücke sich mit der Vergoldungsflüssigkeit füllten, beinahe wie ein Schwamm; dass sie in der Folge durch Ausschwitzen diese Flüssig- keit verloren und dadurch beträchtlich leichter geworden waren. Zu dieser ganzen Arbeit der Controllirung und Ju- siirung incl. Verpackung waren circa 6 Monate erforder- lich und schätzten wir uns glücklich, als endlich die Ab- lieferung erfolgte, da die Bewältigung so vielen Materials unsere Kräfte, worunter namentlich die Geduld, ziemlich erschöpft hatte. IE Dr. Ei. Wydier. Kleinere Beiträge zur Kenntniss einheimischer Gewächse, Alnus. Die d' Blüthen ein drittes — die 2 Blüthen (wegen mangelnder Mittelblüthe d. Dichas.) ein viertes Axensystem beschliessend, nach folgender Formel: a Pre A 2) | ne 3) | hzg 2) LH 3) h (mit fehlschl. Mittelblüthe) AR (So verhält sich auch Corylus.) Die Sprosse von A. glutin. et incana ohne Niederblätter, welche durch die derben grossen aussenständigen Neben- blätter ersetzt werden. Die Deckung der Nebenblätter in der Knospe nur schwach in der Richtung des langen Weges (?/,) der Blattstellung. Dass äussere Nebenblatt durch seine grössere Derbheit und dunklere Farbe meist leicht erkennbar. Die Zweige dreikantig, die ältern sich abrundend. Blätter kantenständig. Zweiganfang mit dem ersten Blatt median nach hinten. A. glutinosa, Gärtn. Nicht selten mit einer accessor. unterständigen Knospe, die Tragblätter der ? seiten- ständigen Kätzchen oft dreizackig, noch das Mittelblatt mit seinen Stip. darstellend, als Uebergangsbilduug zu den Hochblättern, die Hochblätter der Z und 2 Kätzchen en a Sen ds 7 Pia); Bar a meist nach '?/,,, seltener nach ®/,, gestellt *). Ein Laub- zweig zeigte einmal °/; St., welche sogleich mit dem ersten median nach hinten liegenden Blatt ihren Anfang nahm. Dieser Fall ist mir hingegen häufig an cultiv. Ex. von A. cordifolia, Lodd. vorgekommen. A. incana,, Dec. Verhält sich, was die Blattstellung der J und 2 Kätzchen betrifft, wie vorige Art. A. viridis, De. Blattstellung an den relativen Haupt- axen ?/,; und dann nicht selten in /, übergehend; an den Zweigen quer distich. Die beiden aus den distichen Blättern hervorgehenden Sprossreihen antidrom. Die Zweiganfänge finde ich von zweierlei Art: entweder die gewöhnliche mit dem ersten Blatt median nach hinten, dem zweiten und dritten nach vorn, nach ?/,; oder aber es folgt auf das nach der Axe hin stehende Blatt quer- 1+'% 5 In beiden distiche Stellung, eingesetzt durch Fällen erscheint das nach der Axe hin befindliche Blatt, als grosses schaalenförmiges, die folgenden Blätter zur Knospenzeit völlig einhüllendes Niederblatt; (wodurch unter anderm diese Art sich von den andern einheimi- schen Arten unterscheidet). An den Zweigen folgt manch- mal auf die distiche Stellung: ?/, mit einem Uebergangs- schritt von °/.. — Die J' und $ Kätzchen boten mir fol- sende Blattstellungen: dreigliedrige wechselnde Wirtel (am häufigsten), viergliedrige wechselnde Wirtel (selten), ®j4, %/1ı (mehrmals), /g, ®/ıs, "%/aı (diese Spiralstellungen seltener), auch °/, und ®/,, St. vereint an einem d Kätz Yhen. — In einem Fall schloss sich die dreigliedrige Wirtel- *) Bei A. cordifolia, Lodd. fand ich an den .f und $ Kätzchen meist °%; St.. einmal wechseinde viergliedrige Wirtel und Spiral- stellung vereint. Bern. Mittheil. 1870. Nr. 743. stellung eines terminalen S Kätzchen an die vorausgehende distiche Stellung so an, dass das letzte distiche Blatt zu- gleich das erste Blatt der Wirtelstellung war. Ein g’axilläres Kätzchen zeigte folgendes Verhalten. Auf einen ersten ?/, Cyklus (mit rückenständigem Niederblatt und zwei nach vorn liegenden Hochblättern) folgten vier rechtwinklich gestellte, aufgelöste Hochblattpaare. Das erste Hochblatt des untersten Paares fiel median nach hinten vor das Niederblatt des ?/, Cyklus. Mit dem achten (d. h. mit dem letzten) Blatt der paarigen Stellung begann nun eine durch das ganze übrige Kätzchen fortsetzende dreiglie- drige wechselnde Wirtelstellung. — Die 4 Mittelblüthe der Dichasien ist nicht selten 5 merisch, wie schon Döll (Fl. Bad.) bemerkte. Ich fand alsdann ihre Kelchdeckung deutlich nach °/,, den zweiten Kelchtheil median nach hinten gestellt. Betula alba. Die wesentliche Sprossfolge verhält sich wie bei Alnus; aber die Gipfelknospe schlägt wie bei Corylus meist fehl, in welchem Fall dann die oberste Seitenknospe zu einem sympodialen Zweig auswächst. Die vorjährigen Zweige enden nach Bildung von 3—5 Knospen häufig in 2—3 S Kätzchen, einemstärkern gipfel- ständigen, und dicht darunter, I—2 etwas schwächern seitenständigen. Älle sind schon im Herbst sichtbar. Zweige mit 2 Inflor. fehlen oft ganz. Wo sie mit dem Z' Kätzch. zu- gleich auftreten, stehen sie stets unterhalb dieser. Sie ent- sprechen auf ihrer Stufe den seitenständigen Z Kätzchen. Jeder in eine 2 Inf}. endende Zweig trägt ausser dem auf die 2 Stipule reducirten rückensändigen Vorblatte 2 quer- distiche Laubblätter ;, auf sie folgen 1—2 auf die linealen häutigen Stip. reducirte sterile Hochblätter, und darauf durch ein entwickeltes Internodium getrennt, die fertilen grünen, sparrigen Hochblattschüppchen. — Die rücken- ni > — 3 — ‚ständige Knospe fand ich sehr oft gut ausgebildet, uud mit 2 entwickelten Laubblättern, selbst ihr Vorblatt zeigt bisweilen eine kleine Spreite. Viele Sprossen bringen nur Laubknospen, welche ich, obgleich distich gestellt, nicht selten sämmtlich unter sich homodrom fand. Die aussenständigen Stipule der Laubknospen decken sich desshalb meist in gleichem Sinn, obwohl mir auch anti- trope Deckungen derselben vorkamen. Die J und 2 Kätzchen zeigen ihre Hochblätter am häufigsten nach ®/,, und '?/,, gestellt. — Bei Bet. pubescens beobachtete ich androgyne Kätzchen, an denen die Z Blüthen den obern - Theil, die 2 den untern Theil einnahmen. Die Blüthen- stellung wie bei voriger. B. nana. Laubblätter nach °/, und ®/, gestellt. An den Zweigen folgen auf das nur durch die Stipul® an- gezeigte rückenständige Vorblatt 2 bis3 querdistich gestellte Laubblätter. Bei den 2 ersten zeigen die aussenständi- gen Stipule unter sich gleiche Deckung, bisweilen auch _ an allen dreien. An die distiche Stellung schliesst sich meist °/; St. ohne Pros. an. Auch bei dieser Stellung ' finde ich die Stipule in gleicher Richtung deckend. Die - Hochblätter zeigen ebenfalls °/;, St. Den endständigen 2 Kätzchen gehen meist 5 Laubblätter voraus, 2 distiche, 3 eine in die Kätzchen fortsetzende spiralig gestellte, deren oberstes oft schon eine Blüthe in der Achsel hat. Salieinew. Salix. Ueber die Morphologie der Gattung vergleiche vorzüglich: Kerner, in den Verhandlungen des zool. ' botan. Vereins in Wien, 10. Band; über die Blattstellung der Kätzchen: A. Braun, Nov. Acta Leop., Vol. XV. _ Die wesentliche Sprossfolge ist dreigliedrig nach dem ' Schema: 1) N =Vorblätter) L. ... BG NE. (au Id oder Pen Die Gipfelknospe der vegetativen Sprosse bei sämmt- lichen Weiden fehlschlagend, worauf wohl zuerst Ohlert (Linnaea, XI. Bd.) aufmerksam gemacht. Jeder Spross trägt mithin nur Seiten- (Achsel-) Knospen. Die oberste Seitenknospe wird zu einem sich senkrecht aufrichtenden, eine Sympodien-Bildung einleitenden Sprosse. Die Wen- dung der sympodialen Sprosse ist gemischt, wenn auch nicht selten mehrere gleichlaufende aufeinander folgen. Die Knospe beginnt bei allen Weiden mit zwei unter sich schaalenartig verwachsenen niederblattartigen, rechts und links gestellten Vorblättern, welche sich bei der Entfal- tung der Knospe bald als ein Stück ablösen, bald sich mehr oder weniger ın zwei Stücke spalten. Diese schein- bar einfache, die Knospe anfangs ganz einhüllende Schuppe ist bereits von Henry (Nov. Act. Leop. Vol. 22) und Döll richtig als aus verschmolzenen Vorblättern gebildet gedeutet worden. Dass es wirklich Blätter seien, geht theils aus ihrer kielartigen Mittelrippe hervor, theils und hauptsäch- lich aus den in ihren Achseln befindlichen Knospen, welche unter andern Lindley (Introd. to Bot. 3 ed. p. 144) irrthümlich für Stipularknospen hielt. Wimmer (Salices europ.) und Andersson (DC. prodr. XVI) halten die Vorblätter noch für eine einfache Schuppe. Die Sprosse aus den Vorblattachseln sind meist antidr., die auf die Vorblätter folgende Blattstellung zeigt selbst bei ein und derselben Art eine ziemliche Mannigfaltigkeit. Ich über- gehe sie hier und gedenke sie anderswo durch Abbil- dungen zu erläutern. Die Laubblätter zeigen am häufig- sten 5/; und °/, St., seltener °/,, (bei S. viminalis). Auch paarige Stellung, häufig mit Auflösung der Paare und —_— 39 — _ Uebergang in Spiralstellung, ist nicht ausgeschlossen. -(S. purpurea, viminal. daphnoides). . S. pentandra, IL. Die 2 Kätzchen (Hochblätter) zeig- ten mir 2/, St. öglied. wechselnde Wirtel, 6glied. ebenso (am häufigsten), ferner °/,, und ° 1, St. S. fragilis, L. Stämme links gedreht. S. amygdalina, L. Kätzchen mit ?/,, ?/ı, St. und öglied. wechselnde Wirtel. Verstäubung der Antheren 8. alba, L. 2 Kätzchen mitöglied. wechselnden Wirteln _ ebenso mit 6glied., ferner ?/j,. — Auch an ein und dem- selben Kätzchen °/,, darauf Sglied. wechselnde Wirtel — - — ferner °/,, darauf 6glied. und am Gipfel 3glied. wech- selnde Wirtel. Laubbl. einmal mit oppon. decuss. auf- > . gelösten Blattpaaren beobachtet. S. purpurea, L. Die Blattstellung häufig opponirt, rechtwinklig decussirt; nicht selten sind aber die Paare ' aufgelöst, wobei ich sowohl die von C. Schimper (Be- - schreibung d. Symphyt. Zeyheri p. 88) als den von Henry (I. e. p. 333 von ihm für den häufigsten gehaltenen) Modus _ beobachtete. Ausserdem kommen aber auch noch andere _ anomale Stellungen mit Autlösung der Paare vor, wovon eine Henry |. ce. angibt, die ich aber als auf Metatopien _ beruhend betrachten möchte. 4 Einzelne Sprosse zeigten mir auf paarige aufgelöste A St. folgend auch °/, und °/;, Sp. An den 2 Kätzchen fand ich gl. wechs. Wirtel; ebenso 6gl. und 7gl., ferner ?/,1, */ıs» ee ;, selten ®/,,. 8. viminalis, L. Stellung der Laubbl. ®/,, °/s, °/ıs, häufig auch °/, (?/,} wendeltreppenartig aufsteigend — id Kätzchen mit 2/1, ?/ız St. 4 S. cinerea, L. Laubblätter am häufigsten mit °/g St., weicher ? /s vorausgeht. Kätzchen mit %, "11 "hs "is > Hr ; BO: 2/17, /ıs Stellung; ferner mit Sgliedrigen wechselnden Wirteln. S. nigricans, Fries. % Kätzchen mit '?/,, und ®/,; St. 8. arbuscula, L. d‘ Kätzchen mit 7gl. wechs. Wirteln. S. retusa, L. 2 Kätzchen mit °/; und ®/,, St. Populus. Die wesentliche Sprossfolge verhält sich wie bei Salix; die Sprosse durch eine Gipfelknospe abgeschlossen, welche die vorausgehende Blattstellung fortsetzt: die vegetativen Sprosse bewegen sich mithin zwischen NL..NL..N..-— Der Zweiganfang ver- hält sich, was die Vorblätter betrifft, wie bei den Weiden. Auf dieselben folgt hingegen eine Anzahl (9-10) median 1 gestellter (durch Sa E eingesetzter) Niederblätter (Knospenschuppen); die erste nach hinten, an welche St. sich denn °?/, St. der Laubbl. anschliesst, und zwar durch Pros. Be — 5 P. Tremula. Blattstellung auch °/,. Bei jener und bei P. nigra zeigen die Hochblätter der Kätzchen meist 8/; St. An den 2 Kätzchen der erstern auch "/,.. P. grandidentata, Michx. Den 2 Inflor. gehen ausser den 2 zu einer zweikieligen Schuppe verwachsenen seitl. Vorblättern 2 median gestellten Niederblätter voraus, von denen das erste nach hinten steht; an das vordere schliessen sich dann die Hochblattschuppen nach °/, an, welche Stellung an den reichblüthigen Kätzchen sich noch oftmals wiederholt. Verzeichniss der Mitglieder der Bernischen naturforschenden Gesellschaft. (Am Schluss des Jahres 1870.) Herr Dr. A. Forster, Prof. d. Physik, Präsident für 1870. Dr. R. Henzi, Sekretär seit 1860. B. Studer, Apotheker, Kassier seit 1865. J. Koch, Oberbibliothekar und Correspondent seit 1865. Dr. Cherbuliez, Unterbibliothekar seit 1863. b>] n b7] Jahr des Eintrittes. 1. Herr Aebi, Dr. und Prof. der Anatomie in Bern (1863) RETTEN ht VEN = EN) ” Bachmann, I., Naturgesch., Cantonssch. (1863) Benteli, Notar . 2 (1555) Benteli, A., Lehrer d. Geometr., Kantonssch. (1569) v. Bonstetten, Aug., Dr. Phil. (1859) Brunner, Alb., Apotheker ! (1566) Brunner, Telegraphendirektor in Wien (1846) Bürki, Grossrath 3 : (1856) Buri, Eug., Dr. phil. von Burgdorf (1870) Cherbuliez, Dr., Mathematik, Kantonssch. (1861) Christeller, Dr. med., Arzt in Bern (18570) Christener, Lehrer an der Kantonsschule (1846) Christener, Dr. med., Arzt in Bern . (1867) Cramer, Gottl., Arzt in Nidau . h (1854) David, Secretair d. eidg. Hand.- u. Zoll-Dep. (1870) Demme, R,, Dr., Arzt am Kinderspital (1563) Dor, Dr. u. Prof. d. Augenheilkunde in Bern (1868) Duby, Ernst, stud. phil., von Schüpfen . (1869) Dutoit, Dr. med., Arzt in Bern . : (1867) Emmert, E., Dr. med., Arzt in Bern . (1870) Emmert, C., Dr. u. Prof. d. gerichtl. Medic. (1870) 22. Herr Escher, eidgen. Münzdirektor 23. 24. 25. 26. IOTOUIIIOTOTLOIISTUIOYTUE Sr MFURBDm n ” R2) n ”» Se EEE 3333 D ge yes - EN u. Dr- sn u en | v. Fellenberg-Rivier, R. Dr. v. Fellenberg, Ed., Geolog Finkbeiner, Dr. Med. in Neuenstadt . v. Fischer-Ooster, Karl . Fischer, L., Dr., Prof. der Botanik Flückiger, Dr., Staats-Apotheker Forster, Dr., Prof.d. Physik d. Hochschule Friedli, Ed., "Math. u. Physik, Lerberschule Frey, gewesener Bundesrath Froie, E. ‚ Ingenieur in St. Immer Ganguillet, Öberingeniur Gelpke, Otto, Ingenieur Gerber, Prof. der Thierarzneikunde Gibolet, Victor, in Neuenstadt . Glauser, Hr Ingenieur in Bern Gosset, Philipp, Ingenieur Güder, Friedr., Kaufmann Guthnick, gew. Apotheker Haller, Friedr., Med. Dr. Hamberger, Joh., in Brienz Hasler, .G, Direkt. d. eidg. Tel. -Werkst. Henzi, Friedr., Ingenieur "des mines Henzi, R., Med. Dr., Spitalarzt Hermann, F.. Mechaniker . Hipp, Direkt. d. neuenb. nn Werkst. Hopf, J. G., Arzt Jäggi, Friedr., Notar. Jenner, F. ‚ Entomo! oge, Stadtbiblioth. Bern Jenzer, E., Observator "auf der Sternw. Jon quiöre, Dr. und Prof. der Mediein Kernen, Rud., von Höchstetten Kesselring, H., Lehrer a. d. Gewerbeschule Koch, Lehrer d. Math. an d. Realschule Klebs, Prof. d. pathol. Anatomie . Krähenbühl, Pfarrer in Beatenberg Krieger, K., Med. Dr. 5 Kuhn, Fr., Pfarrer ın Affoltern Küpfer, Lehrer im Pensionat Hofwyl Küpfer, Fr., Med. Dr. ? Kutter, Ingenieur in Bern . Lanz, Med. Dr., in Biel Lauterburg, R., Ingenieur . (1859) - (1535) (1561) (1856) (1826) ı1852) (1553) (1866) (1870) (1849) (1850) (1860) (1567) (1831) (1844) (1870) (1565) (1569) (1857) (1827) (1845) (1861) (1851) (1859) (1561) (1852) (1864) (1564) (1870) (1862) (1853) (1853) En (1853) (1566) (1869) (1541) (1541) (1545) (1853) (1569) (1856) (1851) er. \ — 37° — 63. Herr Lauterburg, Gottl., Arzt in Kirchdorf (1853) 66. „ Leonhard, Dr., Prof.a.d. Thierarzneischule (1870) 6%. „ Lindt, Franz, Ingenieur von und in Bern (1870) 68. „ Lindt, R., Apotheker . (1549) 59, Lindt, Wilh., Med. Dr. (1854) 2%, Lücke, Dr. ‚Prof. d. chir. Klinik d. Hochsch. (1866) Hin: 5 V. Mutach, "Alfr., in Riedburg (1568) =, .Müller, Dr., Apotheker (1844) Ba N Müllhaupt, Kupferst. am eidg.top. Bureau (1856) 74. „ Neuhaus, Carl, Med. Dr. in Biel (1854) 75. „ Niehans, Sohn, Dr. med., Arzt in Bern (1870) 16. „ Otth, Gustav, Hauptmann (1853) 71. „ 0Otz, Dr., Assistent chir., Klinik Bern (1870) re Peyer, Dr. phil., Zahnarzt . (1865) ee Perty,.Dr u. Prof. d. Naturwissensehaflen (1848) 80. „ Probst, Mechaniker (18710) Bl... Pulver, A., Apotheker } (1562) 8. „ Pütz, Dr., Prof. an d. Thierarzneischule (1870) 83. „ Quiquerez, A., Ingenieur in Delemont (1853) 84. „ Ribi, Lehrer der Math. an der Realschule (1859) 85. „ Ris, Lehrer d. Math. an der Gewerbeschule (1863) 86. „ Rogg, Apotheker in Bern (1569) ER, Ritz, Alb., von Bern. Pfarrer: in Wimmis (1870) 88.5 Schädler, E., Med. Dr. (1863) 297% ..8Schär,, Ed, Apotheker (1867) a0: „ Schär, Friedr.. Seminarl. in Münchenbuchsee (1570) 91. „ Schärer, Rud., Direktor der Waldau (1867) 92. .„ Schmalz, Geometer in Oberdiessbach (1865) 93. „. Schneider, J. J., Lehrer an d. Bächtelen (1870) Bi, Schumacher, Zahnarzt . (1849) 5. „ Schwarzenbach, Dr.,ord. Prof. d. Chemie (1862) #0: „ Schönholzer, Lehr. d. Geogr. Kantonssch. (1869) ler, Shuttleworth. R., Esqr. (1835) 98. „ Schuppli, Lehrer d. Naturg.. Gewerbeschule | (1870) er. Sidler, Dr., Lehr. d. Math. a. d. Kantonssch. (1856) 200. ,: Stanz, Dr. Med. in Bern (1863) 101. „ Stämpfli, K., Buchdrucker, von u. in Bern (1810) 102, Steck, R;, Apotheker, von und in Bern (1870) E03.05 'V. Steig er, K., Bezirksingenieur, v.u.inBern (1870) 104. „ Steineeger, gew. Lehrer, in Basel (1851) 105. „ Stucki, Optiker 3 (1854) 106. „ Studer,B.,Dr., Prof. d. Naturwissenschaft (1819) BD. | „ Studer, Bernhard, Apotheker (1544) Bern. Mittheil. 1870. Nr. 744. 108. Herr Studer, Gottlieb, gew. Regierungsstatth (1850) 0m‘, Studer. Theophil, Stud. Med. . } (1868) 110. :, Tieche, Ed., Lehrer an der Lerberschule (1868) EIR.: Thiessing, Dr.. Prof. in Pruntrut . (1867) 1 Thormann, Fr., Ing. des mines, v. u.inBern (1870) 11a. ), : Trächsel,; 'Dr., Rathsschreiber . (1857) war), Trec hsel, Walth., Chemiker . E (1868) 115. „ Uhlmann, Arzt in Münchenbuchsee . (1868) Ir: ), Valentin, Dr. und Prof. der Physiologie (1837) Ba... Vopt, Adolf, Kir Med. a 1%, Ä (1856) 448, ; 1, wäl ber, A;; Lehrer d. Naturg. a.d. Realsch. (1864) 409. ;,; Wander, 'Dr. phil,, Chemiker . ; (1865) 120. „ Wanzenried, Lehrer in Zäziwyl . (1567) 121. „ v. Wattenwyl, Fr., vom Murifeld . (1845) 122. „ v. Wattenwyl-Fischer. S , (1848) 125, '„ Wild, Karl, Med. Dr. : i 5 (1528) 124. „ Wildbolz, Alex., Apotheker in Bern (1863) 123. Wolf, R., Dr. und Prof. in. Zürich 7°: (1839) 126. „ Wurstemberger, Artillerieoberst . (1852) del, :, Wurstemberger, Stadtforstm., v.u.inBern (1870) 128. )/„ :Wydler, H,, Dr. Med., Prof. d, Botanik (1850) 223. ,„ Wyss, Lehrer im Seminar Münchenbuchsee (1869) 150. „ Ziegler, A., Dr. med., Spitalarzi ’ (1859) 151. „ Zgraggen, Dr., Arzt in Könitz ; (1868) 1352. „ Zwicky, Lehrer an der Kantonsschule (1856) Correspondirende Mitglieder. 1. Herr Beetz, Prof. der Physik in Erlangen (1856) A Biermer, Dr., Prof. d. spec. Path. in Zürich (1865) 8. „ Boue&, Ami, Med. Dr., aus Burgdorf, in Wien (1827) ee Bouterweck, Dr, Direktor in Elberfeld (1844) Br Buss, Ed., Maschinen- Ingen. in Stuttgart (1569) 6. „ Buss, W. A., Ingenieur in ar £ (1869) in Custer, Dr, in Aarau h } (1850) 8. „ Denzler, Heinr., Ingenieur in Solothurn (1567) a 2 Fellenberg, Wilhelm . ; j (1851) 10. „ v.Fellenberg, Stud. chem. } ; (1869) 1l. „ Gingins, Dr., Phil., im Waadtland . (1823) 12. „ Graf, Lehrer in St, Gallen . ö (1858) NEST RER ae Bee > > —_— 259 — 13. Herr Gruner, E., Ingen. des mines in Frankreich (1825) Krebs, Gymnasiallehrer in Winterthur. Lindt, "Otto, Dr., Chemiker in Basel May, in Karlsruhe Metssner, K.L., Prof. der Botanik in Basel Mohl, Dr. u. Prof. der Botanik in Tübingen Mousson, Dr., Prof. der Physik in Zürich EDEL, Adolf, Chemiker, Amerika Rütlimeyer, L., Dr. u. Prof. in Basel Sehiff, M., Dr. u. Prof. in Florenz Simler, Dr.. in Muri im Aargau Stauffer, Bernh. .„ Mechaniker in Stuttgart Theile, Prof. der Medicin in Jena Wild, Dr. Phil. in Petersburg nV Fir, = (1867) (1868) (1846) (1844) (1823) (1829) (1862) (1856) (1856) (1861) (1869) (1834) (1850) LO. > Jahrgang 1850 (Nr “ 1851 (Nr. 195—223) zu 4 Fr. 1852 (Nr. 224—264) zu 6 Fr. ia 1553 (Nr. 265—309) zu 6 Fr. N 1854 (Nr. 310—330) zu 3 Fr. in 1555 (Nr. 331—359) zu 4 Fr. x 1856 (Nr. 369—354) zu 4 Fr. E 1857 (Nr. 385—407) zu 3 Fr. = 1828 (Nr. 408--523) zu 2 Fr. Bi 1859 (Nr. 424-439) zu 2 Fr. B 1560 (Nr. 440-465) zu 4 Fr. & 1561 (Nr. 469—496) zu 4 Fr. s 1562 (Nr. 497—530) zu 6 Fr. » 1563 (Nr. 531—552) zu 3 Fr. Re 1564 (Nr. 553—519) zu 4 Fr. > 1865 (Nr. 580-602) zu 3 Fr. “ 1866 (Nr. 6053—618) zu 3 Fr. & 1867 (Nr. 619—653) zu 3 Fr. “ 1568 (Nr. 654—683) zu 4 Fr. 5 1869 (Nr. 684— 111) zu 5 Fr. 5 1870 (Nr. 112—144) zu 6 Fr. . 167-194) zu 4 Fr. Die Jahrgänge von 1843—1849 sind vergriffen. Die Jahrgänge 1850—1861 zusammen sind zu dem ermässigten Preise von 32 Fr. erhältlich. ——e am Berichtigung. In den Sitzungsberichten ist nachzutragen, dass im Januar 1 1570 zu ordentlichen Mitgliedern folgende Herren in die Ge- sellschaft aufgenommen wurden: 1. Herr J. Niehans, Sohn, Dr. med. und Arzt in Bern. 2. „ Jenner, Abwart auf der Stadtbibliothek, Entomologe. 3. „ $Schuppli, a. d. Thurgau, Lehrer der Naturgeschichte an der Gewerbeschule in Bern. Ferner ist die Jahreszahl auf pag. II, IX, X, XIV in der Ueberschrift der Sitzungen fälschlich mit 1869 statt 1870 angegeben. nn: 20. aa - u > ET “ \ sn A ren WEINE N ie DD mare Ex Aa v, IL > -. » * N 3 2044 106 306 202 | Date Due