/93:6 Yibrarp of tbe Museum OF _ COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGR, MASS. | #r ( Vackanferschemde The gift of Se er | un erden. | 30.123 eo 2 (44, BEL (UA 8. 18881 ‚Ja Bi RB ER Ay EUER u DEN ERER Mittheilungen 7 Bet; ICH f i Mes 2» } ’ > der in Bern - Naturforschenden Gesellschaft Br aue'dem.Fahre 1884 Be | Redaktion: Dr. phil. J. H. Graf. Be: a a Nr. 1073-1082. Bern. Buchdruckerei B. F. Haller. 1884. (In Commission bei Huber & Comp.‘ RR u RS N ( 3 N N were AR PNBERT RER TEEN, BER Pi 1 0a NUR VRR, i 1 ID II, NER N A N YA ER Kuh Inhalt. Seite der ann 2 © Abhand- lungen. Fankhauser, J., Gymnasiallehrer, Vorkommen von Krystallen auf Schnee . Sa | Flesch, Max, Prof. Dr., Ueber einen Parasiten in der Darmwand des Pferdes. Mit einer lithographirten Tafel R 26 Ueber die Endigung der Nerven im Muskel RES! Ueber einen heizbaren Objekttisch . ö . 14 Demonstration von Parasiten der Hausthiere 5, Grützner, Prof. Dr., Die neuern Untersuchungen über künstliche Be- fruchtung der Froscheier ’ ; 5 TO Guillebeau, Prof. Dr., Die neuern Arbeiten über Wuth ; A EL. Jonquiere, Alfred, cand. phil., Mathematische Betrachtungen über den Bau der Bienenzelle F : ; : : A dr Rothen, T., Adjunkt der eidg. Telegraphendirektion, Die neuesten Fortschritte in der elektrischen Be- leuchtung . { ? $ } ; By Schaffer, Dr., amtlicher Chemiker und Privatdozent, Ueber Petroluntersuchungen R R ; ABl Studer, Th., Prof. Dr., Nachtrag zu dem Aufsatz «Ueber die Thierwelt in den Pfahlbauten des Bielersee’s». Mit Tafeln 3 Mittheilungen über die Menschenschädel der Pfahl- bauer z ß Su Valentin, Ad., Dr. med. und Privatdozent, Ueber die Beschaffenheit der riechbaren Stoffe und die Ursachen des Riechens . k h 60 Kur ‚I KEN Auch 7ER Bi WARNEN BEREIT EILERN SE EN U; AR \ w Art rt r BR Re RR TITTEN Ares AyN | IT Tann IM SE IR t2$ NR Mil Bi: u Ir IT EN als h KIER HT TR EDEL. PER RR", Bash ir. ee vr ER AN | yi Be RR Sa el uutak Ml 4 EURER LIE DT ar y N Ne aa AN | „neh see ur. Re Isle ku RR NS \ Ä ’ Ru, 2 ’ a } an nm) [2 5 ‘ a tar f Ar I, ’) Pad x iereiiei ärtd IrKO VDIE ERUE An PS ea: Bat STONE AN. Br 3 Is | DB BEER" KENT Kat lien RAN Br; o v REITER EN EITN 5 KENT Ir Dar 2 EINEN 5 ward: ? tan IX ED ar th. Sa Pete ne em rc ee en Re NRDBBENTI ine Ihe, DAN ‚si RB . dörnat Tran: VoDi AREA TR Et N ST ‚st N by ETEIS \ y 5 . »i \ ur Us EB | Dh, m \ N . . . t } hing h 1 . . A ’ „, en } Pirrhi, er a ee re De Sitzungsberichte. 746. Sitzung vom 12. Januar 1884. Abends 7!/, Uhr, bei Webern. Präsident: Guillebeau, Prof. Sekretär: Th. Steck. — Anwesend 30 Mitglieder und Gäste. 1) Der Präsident gedenkt des vor Kurzem verstor- benen Mitgliedes Herrn Prof. Schönholzer, der plötzlich durch einen Herzschlag seinen Freunden und unserer Ge- sellschaft entrissen wurde. 2) Herr Dr. Markusen, Privatdozent, zeigt seineu Austritt aus der Gesellschaft an. 3) Herr Dr. Ad. Valentin spricht über die zum Rie- chen nothwendigen Eigenschaften der riechbaren Stoffe. (Der Vortrag folgt in den Abhandlungen.) 4) An der darauf sich entwickelnden Diskussion be- theiligen sich die Herren Prof. Flesch, Grützner, Dr. Sahli, Prof. Guillebeau und der Vortragende. 5) Prof. Guillebeau referirt über die neuern Arbeiten über Wuth. Zwei Gruppen von Forschern haben auf wesentlich verschiedenen Wegen sich der bessern Erkennt- niss dieser infectiösen Neurose mit so langer Incuba- tionsdauer zu nähern versucht. Die einen befassten sich mit mikroskopischen Untersuchungen der Zentralorgane des Nervensystems, auch der Speicheldrüsen, die andern machten Inoculationen. Die Mikroskopiker, von Benedikt bis zu Weller, ha- ben eine Infiltration des Nervengewebes mit Eiterzellen, 6 besonders im Rückenmark und in den Basaltheilen des Gehirnes, nur beim Hunde auch in den Hemisphären ge- funden. Dieselbe befällt wesentlich die graue Substanz längs der Gefässe, doch treten auch in der Cerebrospinal- flüssigkeit Eiterkörperchen auf. Gelbliche Schollen liegen in grosser Zahl in den perivasculären Räumen. Ausserdem macht Kolessnikow auf eine hyaline Schwellung der Ge- fässwand aufmerksam. Auch in den Speicheldrüsen, be- sonders in der Submaxillaris und Sublingualis sah Elsen- berg eine beginnende Infiltration mit Eiterzellen. Das Durchprobiren handlicher Versuchsthiere auf ihre Empfänglichkeit für das Wuthgift hat durch seine Ergebnisse die experimentellen Studien erheblich geför- dert, Galtier veröffentlicht eine genaue Schilderung der Rabiessymptome beim Kaninchen und beim Schafe. Ueber- dies ist er der Erfinder eines Apparates, welcher den Um- gang mit wuthkranken Hunden völlig ungefährlich macht. Jetzt weiss man, dass zu Arbeiten über diese Krankheit Schafe, Ziegen, Hunde, Kaninchen, Meerschweinchen, Ratten und Mäuse Verwendung finden können. Die Vögel wurden sonst als immun betrachtet; doch haben nach neueren Nachrichten die von Pasteuwr gemachten Impfungen von Hühnern sehr sicher den Ausbruch der Krankheit ver- anlasst. Das Contagium ist nicht nur Hunden, sondern gele- sentlich auch Menschen, Rindern, Schafen, Kaninchen und Meerschweinchen entnommen worden, allein der von Schafen, Kaninchen und einigen andern, nicht zu den Fleischfressern gehörenden Thierspezies entnommene An- steckungsstoff war in der Regel weniger wirksam, als der von Hunden kommende. Ueber Rückimpfungen von Pflan- zenfressern auf den Hund liegen aus der Neuzeit keine Berichte vor. Das Contagium bringt man häufig vermit- BER. Pe" Su ae a en er SE er ng er - 7 telst Lanzette oder Spritze in’s subcutane Bindegewebe, worauf der Ausbruch der Krankheit beim Kaninchen ge- wöhnlich in 8 bis 43 Tagen, meistens in ungefähr drei Wochen, erfolgt. Neuerdings sichert sich Pasteur den sehr schätzbaren Vortheil einer Verkürzung der Incubationsdauer auf die Frist von ein bis zwei Wochen durch die direkte Inoculation des Arachnoidalraumes auf dem Wege der Trepanation, welche @ibier hinwiederum durch die Ein- führung eines kleinen Troikarts ersetzt. Relativ viel ein- facher ist die von Galtier zuerst geübte, vielfach auch von Pasteur vorgenommene Einspritzung in die Drossel- vene, wobei Galtier Geifer, Pasteur dagegen Hirnsub- stanz dem Organismus einverleibt. Noch einfacher, jedoch unsicher ist die Beimischung des Geifers zum Futter, denn als man fünf Kaninchen dieser Art von Infektion aussetzte, erkrankten nur zwei. Die Schleimhaut der Vagina und die Conjunktiva gewähren sichern Schutz gegen das Ein- dringen des Virus. Besonders reichlich ist das Contagium in dem Geifer und in den Geweben der Zentralorgane des Nervensystems enthalten, dort durch mancherlei Beimischung verunreinigt, hier rein. Die Versuche mit den einzelnen Bestandtheilen des Geifers haben gezeigt, dass weder in dem Sekret, noch in dem aus dem Drüsengewebe der grossen Speichel- drüsen gepressten Saft der Ansteckungsstoff vorhanden ist. Derselbe befindet sich nur in dem Gewebssafte der Sublingualis und in der Maul- und Rachenschleimhaut. Selbst nachdem Galtier diese Schleimhaut gut abgerieben und mit Wasser gereinigt hatte, konnte er noch mit Leichtigkeit von derselben Wuthcontagium abkratzen. Paul Bert glaubt dagegen, der Virus befinde sich aus- schliesslich im Bronchialschleim. Er wies überdies nach, dass der Geifer wuthkranker Hunde das Ferment des 8 normalen Speichels enthält und dass vermittelst des Fil- trirens durch Gyps das Contagium von den übrigen Speichelbestandtheilen zu trennen ist, was ihn auf die oT- ganische Natur des Virus schliessen lässt. Die von Galtier gemachten mikroskopischen Untersuchungen des Geifers sind von wenig Belang. Wenn die Uebertragung des Geifers beim Kaninchen anschlägt, so sind drei Ausgänge möglich: entweder ent- steht die Wuthkrankheit, bei welcher das Blut nicht in- fektiös wird, oder es tritt rasch der Tod durch das oft nachgewiesene Speichelgift ein, wobei das Blut eine hoch- sradige Virulenz erlangt, oder, es entwickelt sich drittens eine intensive, tödtlich verlaufende Phlegmone um die Impfstelle mit ausgedehnter Ablösung der Haut. Letzterer Vorgang ist die Regel, wenn drei bis vier Kubikcentimeter eingespritzt werden. Die Dauerhaftigkeit der Virulenz des Geifers wechselt nach den äussern Bedingungen. Mit Wasser gemischt bleibt der Geifer über 24 Stunden wirk- sam; zwischen zwei Glasplatten behält er seine An- steckungsfähigkeit zehn Tage lang, wogegen er an der Luft dieselbe bekanntermassen in wenig Stunden einbüsst. Im Gegensatz zu Galtier, welcher mit der Substanz der Zentralorgane des Nervensystems ohne Erfolg impfte, hat Pasteur diese ganz besonders virulent gefunden. Am intensivsten wir .eun das Rückenmark und die Basaltheile des Gehirnes. Die Ansteckungsfähigkeit bleibt nur bis zum Eintritt der Fäulniss erhalten; bei 12° C. äusserer Temperatur dauerte sie in einem Falle mit unveränderter Stärke während drei Wochen fort. Eine mässige Kälte hat keinen Einfluss auf dieselbe; eine Abkühlung auf —40° bis — 43° C. dagegen schwächt sie so weit ab, dass sie sich jetzt für eine günstig verlaufende Schutzimpfung eignet. In der Cerebrospinalflüssigkeit und in der grauen Ze Ei a a 7 a NE ra A Eee RER WARE N a9 2a OR NENNE 3 LHTENR KO NE" Da EZ LET A TA BER a Le SE NEFBEE A TEN] a" Aalen ul NEN. BI NEN N EN I A at u A, hi ' 9 Rückenmarksubstanz hat @ibier bei Hunden, die der Wuth erlegen sind, ganz konstant eine grosse Zahl von Orga- nismen, deren Gestalt diejenige einer Kugel oder eines arabischen Achtes war, gefunden. Diese Coccen sind etwa zwanzig Mal kleiner, als ein rothes Blutkörperchen. Trotz- dem Gibier ähnliche Organismen bei gesunden Hunden niemals fand, so hat er noch Bedenken, sie in genetischen Zusammenhang mit der Krankheit zu bringen. Wirkungslos blieben die Impfungen mit Blut, mit dem Safte der Muskeln, der grossen Speicheldrüsen, des Pankreas, mit der Milch, dem Mageninhalt. Paul Bert führte eine gegenseitige totale Transfusion zwischen einem gesunden und einem wuthkranken Hunde durch. Der ge- sunde Hund erkrankte nicht, der kranke erfuhr eine deutliche Besserung, welche sein Leben um zwei Tage verlängerte. Der Ansteckunssstoff geht rasch von der Inoculations- stelle in den Säftestrom des Organismus über. Wenn man Kaninchen an der Ohrspitze impft und das Ohr nach 30 Minuten oder einer Stunde abschneidet, so ist der Rumpf schon infieirt und das Thier erkrankt an Rabies. Wäh- rend man doch wohl allgemein voraussetzt, die Resorp- tion finde durch die Blut- und Lymphgefässe statt, äussert Duboue die befremdende Vermuthung, es wandere das Contagium durch die Nervenstränge von der Peripherie nach dem Gehirne und Rückenmark. Nach Gibier geht der Ansteckungsstoff auch durch die Placenta. Seine Versuche, die noch eine Nachprüfung erfordern, bestehen in erfolgreichen Impfungen mit der Gehirnsubstanz von Embryonen aus dem Uterus von erkrankten Thieren. Zu- dem beobachtete er, dass die ausgetragenen, während der Krankheit geworfenen Jungen eines Kaninchens nach dreissig Tagen ihrerseits an Wuth erkrankten. 10 Die Inoculationen haben auf’s Neue bestätigt, dass die rasende und die stille Wuth nur zwei verschiedene, durch dieselbe Krankheitsursache hervorgerufene Symp- tomen-Komplexe sind. Wenn man bei Versuchen das Gehirn unmittelbar inficirt, so bekommt man fast immer die rasende Form. Spritzt man dagegen Hirn- oder Rückenmarksubstanz in die Ingularis von Hunden, so tritt in der Mehrzahl der Fälle die stille Wuth mit dem Ueber- wiegen der Rückenmarkserscheinungen ein. Galtier konnte dagegen durch die Injektion von Geifer in die Venen von Schafen keinen Ausbruch der Krankheit erzeugen, aber die Versuchsthiere wurden für das Contagium unempfäng- lich, eine Eigenschaft, die der Organismus sonst nie ohne eine, wenn auch nur sehr milde, Reaktion erwirbt. Pasteur und Gibier haben Fälle von Genesung bei Impf- rabies der Hunde und anderer Thiere konstatirt und durch das Ueberstehen der Krankheit ist jedes Mal die Em- pfänglichkeit für das Contagium getilgt worden. An der Diskussion betheiligen sich Hr. Dozent Hess und der Vortragende. Schluss der Sitzung 10 Uhr. 747. Sitzung vom 26. Januar 1884. Abends 7'/, Uhr bei Webern. Präsident: A. Guillebeau, Prof. Sekretär: Th. Steck. — Anwesend 28 Mitglieder und Gäste. 1) Die Protokolle der beiden letzten Sitzungen wer- den verlesen und genehmigt. 2) Die zur Aufnahme in die Gesellschaft angemeldeten Herren Dr. med. Dubois, Dr. Schlachter Lehrer und cand. phil. A. Jonquiere werden einstimmig aufgenommen. 3) Zu Rechnungsrevisoren werden gewählt die Herren Rothen und Alb. Benteli, Lehrer. a ee Fe en = ee a rn rn Ft u N a ll a u m a ne 11 4) Herr Prof. Flesch spricht über die Endigung der Nerven im Muskel. Der Vortrag erscheint in den Mit- theilungen. An der Diskussion betheiligen sich die Herren Prof. Grützner, Dr. Wälchli und der Vortragende. 5) Herr cand. phil. Alf. Jonquiere liefert eine mathe- matische Betrachtung der Bienenzelle. (Der Vortrag er- scheint in den Mittheilungen.) An der Diskussion betheiligen sich die Herren Dr. Graf, Kuhn, Prof. Studer, Grützner, Flesch und Steck. 6) Prof. Studer macht einige Mittheilungen über die Menschenschädel der Pfahlbauer. 7) Herr Fankhauser, Lehrer, macht die Anregung, auf wenig begangenen Orten Beobachtungen über das Vorkommen von Krystallen auf dem Schnee zu machen. Der Antrag wird von Herrn Ris unterstützt. Schluss der Sitzung 10 Uhr. 748. Sitzung vom 9. Februar 1884. Abends 7'/, Uhr, bei Webern. Präsident: Prof. A. Guillebeau. — Anwesend 45 Mit- glieder. 1) Auf Antrag des Herrn A. Benteli, als Rechnungs- revisor, werden die Rechnungen der Gesellschaft und die- jenige der Bibliothek pro 1883, unter warmer Verdankung an die Rechnungsgeber, genehmigt. Zugleich wurde der Wunsch ausgedrückt, es möchte durch geeignete Mass- regeln dem Bibliothekar ein Betriebsfond angewiesen werden, damit er für die laufenden Ausgaben nicht, wie bis dahin, auf seine Privatkasse angewiesen sei. 2) Die Herren Quartieraufseher Benteli und Haupt- mann Gaudard erklären ihren Austritt aus der Gesellschaft. 12 3) Die Herren Dr. med. Georg Jonquiere und Dr. phil. Fritschi werden in die Gesellschaft aufgenommen. 4) Herr Rothen, Adjunkt der Telegraphendirektion, spricht über die neuesten Fortschritte in der elektrischen Beleuchtung: Der Redner entwickelt einleitend die Ursachen, warum das elektrische Licht noch immer nicht zu allgemeinerer Verwendung durchgedrungen ist und führte aus, dass zur Beseitigung bisheriger Uebelstände namentlich in drei Rich- tungen sehr wesentliche Verbesserungen eingeführt wurden, nämlich: a. durch Verminderung der Herstellungskosten ; b. durch Vervollkommnungen in Bezug auf Ruhe und Charakter des Lichts; c. durch Theilung. Im ersten Abschnitt wurde die Theorie der Licht- maschine entwickelt und gezeigt, welche Mängel die ersten Maschinen in Bezug auf Leistungsfähigkeit und Erwär- mung zeigten und wie diese Mängel an den neuesten Ma- schinen durch Einführung des Trommelarmatur und aus- giebige Ventilation gehoben wurden. Es wurde ferner an einigen Sätzen aus der Theorie von Deprez nachgewiesen, wie namentlich die Erkenntniss der theoretischen Grund- bedingungen guter Maschinen Ausserordentliches zur För- derung der Frage beigetragen hat, indem sich der Ge- sammtwiderstand, die Klemmenspannung, die verschiede- nen Schaltungsweisen etc. rein mathematisch behandeln lassen. Es wurde ferner an den neuen Messinstrumenten und den photometrischen Messungen gezeigt, dass auch durch genaue Messung der Leistungsfähigkeit diese letz- tere in erheblichem Masse gesteigert wurde. Im zweiten Abschnitt entwickelte der Vortragende die Ursache der Unruhe des früheren Bogenlichtes und 13 wie der Umstand durch neuere Konstruktionen, na- mentlich diejenige von Jaspar beinahe vollständig be- seitigt wurde. Er zeigte ferner, dass das Problem der Ruhe und des wohlthuenden Charakters des elektrischen Lichts in den sogenannten Glühlichtern zum vollendeten Abschluss gelangt ist. Hinsichtlich der Theilung des elektrischen Lichtes wurde nachgewiesen, dass die Erfindung der Differenzial- lampe für das Bogenlicht bahnbrechend war, dass aber namentlich für das Inkandeszenz-Licht die Glühlampe dem Gas in Bezug auf Theilungsfähigkeit nicht nachsteht, An einzelnen Beispielen wurde noch die Art und Weise der Kanalisation für grössere Anlagen elektrischer Be- leuchtung vorgeführt. Zum Schlusse machte der Vortragende noch einige Mittheilungen über die Kosten der elektrischen Beleuch- tung. Nachdem er dargethan hatte, wie schwierig es ist, im Allgemeinen die Kosten festzustellen und wie sehr dieselben von allerlei Zufälligkeiten abhängen, brachte er einige effektive Kostenberechnungen über wirklich exi- stirende Anlagen, die am besten geeignet sind, ein sicheres Urtheil über den Kostenpunkt zu bilden. An der Diskussion betheiligen sich die Herren Prof. Flesch und Prof. Pflüger. 5) Herr Dr. Schaffer referirt über die im Jahre 1883 in Bern von ihm ausgeführten amtlichen Petroleum- prüfungen. Veranlassung zu diesen Prüfungen hatten eine Reihe unliebsamer Vorfälle, mehr oder weniger bedeutende Ex- plosionen, gebildet. Bei der Vergleichung der bisher an- gewendeten Untersuchungsmethoden stellte sich heraus, dass namentlich die gebräuchlichen Methoden der Bestim- mung des Entflammungspunktes oft ziemlich unzuver- 14 lässige Resultate liefern. Als zuverlässiger und viel zweck- entsprechender erwies sich die von Prof. Beilstein (Zeit- schrift £. anal. Chemie XXII, 3) neuerdings empfohlene Destillationsmethode. Das raffinirte Erdöl (Leuchtöl, Ke- rosen) siedet bei 150—270° ©. Die unter 150° flüchtigen leichten Oele (Naphta, Essenzen) bilden den Grund zu der Feuergefährlichkeit des Petrols. Nach Beilstein kann das- selbe als gefahrlos gelten, wenn bis zu der Temperatur von 150° C. bei Anwendung eines Dephlegmators nicht mehr als 5 °/, überdestilliren. Von 15 untersuchten Mustern mussten nun gestützt hierauf zwölf beanstandet werden, indem dieselben meist über 10°/, — und in einem Falle sogar 20 °/, — leichtere (bis zu der Temperatur von 150° C. über destillirender) Oele enthielten. Schluss der Sitzung 10'/, Uhr. 749. Sitzung vom 29. Februar 1884. Abends 7'/, Uhr bei Webern. Präsident: Prof. Guillebeau. Sekretär: Th. Steck. — Anwesend 15 Mitglieder. 1) Das Protokoll der Sitzung vom 26. Januar wird verlesen und genehmigt. 2) Auf ein Zirkular der Wetterauischen Gesellschaft in Hanau, enthaltend eine Aufforderung zur Unterstützung der Ausführung eines Denkmals für die Sprachforscher Gebrüder Grimm wird nicht einzutreten beschlossen. 3) Herr Prof. Flesch demonstrirt einen von ihm kon- struiten und bereits in der Zeitschrift für wissenschaft- liche Mikroskopie ausführlich beschriebenen heizbaren Objekttisch; derselbe ist im Wesentlichen ein in der Mitte von einer Blendungsöffnung durchsetztes Metallkästchen, welches an Stelle des drehbaren Objekttisches in ein x u u ee a 7 ne nn ne EEE 15 Seibert’sches Stativ eingefügt wird. — Als Wärmequelle dient ein Strom heissen Wassers; durch Zuleitung von kaltem Wasser können schnelle Temperaturwechsel erzielt werden. Vor den Apparaten von Schultze, Stricker u. A. m. dürfte der vorgezeigte insofern einen Vorrang besitzen, als es mittelst desselben möglich ist, Untersuchungen kleiner Objekte, für welche ein Adbbe’scher Condensor nö- thig ist, ohne Einbusse an Licht auszuführen. Hr. Prof. Flesch demonstrirt ferner eine Anzahl von Parasiten der Hausthiere, welche im Laufe der beiden letzten Winterhalbjahre im Präparirsaale der Thierarznei- schule zur Beobachtung gekommen waren. Von den T&- nien des Pferdes sind nur Tania mamillana und T. plicata je zweimal gefunden worden; die erstere, der kleinste unter den Bandwürmern des Pferdes, einmal in 12, einmal in 2 Exemplaren; auffallend war der Mangel reifer Ge- schlechtsprodukte in den Endgliedern der T. mamillana; leider wurde versäumt, festzustellen, ob dies auch hier, wie bei T. perfoliata, darauf zurückzuführen sei, dass in den zuerst entstehenden Proglottiden die Geschlechts- organe rudimentär bleiben. Tania plicata, durch die enorme Grösse ihres Kopfes besonders interessant, fand sich einmal in 2, ein andermal in 19 Exemplaren. Die Häufigkeit der Tanianten bei dem Pferde scheint örtlichen Schwankungen zu unterliegen, wie dies auch schon von Andern bemerkt worden ist; gerade die hier vergeblich gesuchte T. perfoliata gilt als der häufigste unter den Bandwürmern des Pferdes. — Demonstrirt werden ferner Tzenia serrata des Hundes, die in einem Falle in so enor- mer Menge gefunden wurde, dass ein 500 Cem haltendes Glas eben zur Aufnahme reichte; ein andermal fand sie sich zusammen mit T. marginata. — Von Ascaris megalo- cephala, dem Spuhlwurm des Pferdes, wurden fast bei 16 jeder Untersuchung einzelne, und einmal eine grössere Zahl von Exemplaren gefunden. Den Fällen von enormer Anhäufung dieses Parasiten, welche die Litteratur ver- . zeichnet, kann indessen ein weiterer — von einem Thier- arzte aus der Nähe von Bern dem Vortragenden berichtet — angefügt werden: bei einem an Kolik hingegangenen Pferde wurden neben 6 Exemplaren. von T. plicata an 300 Spulwürmer gefunden. Einmal fand sich eine seltene Missbildung vor, ein zweiköpfiges Exemplar der Ascaris megalocephala. Weitere Demonstrationen gelten endlich dem wegen seiner Beziehung zur Pferdekolik wichtigen Sclerostomum armatum und dem durch dasselbe bedingten Aneurysma der Gekrösarterien des Pferdes. 4) Herr Prof. Grützner spricht über die neuern Unter- suchungen über künstliche Befruchtung, welche von Born, Pflüger und Roux an Froscheiern angestellt wurden. In erster Linie wurde der Arbeiten von Born und Pflüger über die Entstehung des Geschlechtes und der etwaigen, auch künstlich herzustellenden Bedingungen ge- dacht. Der ursprünglichen Ansicht von Born, dass die Ernährung der Larven eine der Kräfte darstelle, welche auf die Entstehung des Geschlechtes wirken, traten spä- tere Versuche von Pflüger entgegen. — Betreffs der Be- fruchtung überreifer Eier, das heisst solcher, die von Weibchen stammen, die bereits die Brunstzeit hinter sich haben, sei die interessante Angabe von Dorn erwähnt, dass unter solchen Bedingungen Missbildungen, namentlich die sonst zu den allergrössten Seltenheiten zählenden Doppelmissgeburten verhältnissmässig häufig beobachtet werden. — Die etwa gleichzeitigen Untersuchungen von Pflüger und Roux über die Beziehungen der ersten Furchung zu der spätern Lage des Embryo ergaben das übereinstim- N N LATE FH TRETEN al re Bl DR a 20 7 DELL EA NEIN IE I BL aaa 20 EL ET a 0 5 LEBE EL Er a}, ’ 4 Bi Wr el m IK, r “ . \ g f 1 IRDEnIy 4“ 17 mende Resultat, dass die erste Furchungsebene unter nor- malen Verhältnissen mit der Medianebene des Embryo zusammenfällt. Aus Pflügers weiteren Arbeiten über die Wirkung der Schwerkrafi auf die Entwicklung des Embryo sei hier nur mitgetheilt die Fähigkeit der Entwicklung auch solcher Eier, welche an ihrer normalen Drehung, die stets den schwarzen Pol der Eier nach oben kehrt, verhindert werden, sowie der hieraus sich ergebenden Schlüsse über die Gleichartigkeit verschiedener Theile eines Eies, der sogenannten Isotropie des Eies. — Schliess- lich werden noch unter Vorweisung der betreffenden Thiere die Bastardirungsversuche vou Dorn und Pflüger besprochen, welche, abgesehen von einer Menge interes- santer Einzelheiten, zu dem Resultate führten, dass stets die Spermatozoen derjenigen Anuren am besten befruch- teten, welche die dünnsten Köpfe haben und dass ferner diejenigen Eier am besten und leichtesten befruchtet werden und zur Erzeugung von Bastarden führen, deren zugehörige Spermatozoen die dicksten Köpfe haben. In ähnlicher Weise gilt das Entgegengesetzte. Grossköpfige Spermatozoen befruchten fast kein Ei, am allerwenigsten aber ein solches, dessen zugehörige Spermatozoen kleine und spitze Köpfe haben. Die Entwicklungsvorgänge des Froscheies wurden ausserdem an Ziegler’schen Modellen demonstrirt. In der darauffolgenden Diskussion macht Herr Forst- inspektor Coaz auf einige Analogien zwischen der Ent- wicklung im Frosch- und Fischei aufmerksam und bestä- tigt die sehr häufig vorkommenden Missgeburten bei den Fischen. Er bemerkt, dass die Eier der Fische, welche ge- wöhnlich gezüchtet werden (z. B. Forellen), einige Zeit nach der Befruchtung bis zur Zeit der Aeugung sehr Sitzungsberichte. 2. 18 empfindlich seien und dass daher ihr Transport gleich nach der Befruchtung oder nach der Aeugung stattfinden sollte. Es frägt sich, ob die Empfindlichkeit der Eier in erwähnter Zwischenzeit vielleicht von dem Umstande ab- hänge, dass die Umwachsung des Dotters durch den Keim während derselben stattfinde oder der nicht überwachsene Theil der Rindenschicht alsdann durch grössere Spannung leichter dem Reissen (?) ausgesetzt sei. Herr Coaz legt sodann die Notizen über das Ei sammt Zeichnungen von Prof. W. His in den ichthyo- logischen Mittheilungen der Schweiz an der internationalen Fischereiausstellung zu Berlin 1880 vor. An der Diskussion betheiligen sich ferner die Herren Hülfslehrer Hess und der Vortragende. Schluss der Sitzung 10 Uhr. IE TIEREN Te Nr. 10985 SIR 6% "di Dr. Th. Studer. Nachtrag zu dem Aufsatze über die Thierwelt in den Pfahlbauten des Bielersee's. Mit Tafeln. Vorgetragen in der Sitzung vom 22. Dez. 1883. Seit der Veröffentlichung meines Aufsatzes über die Thierwelt der Pfahlbauten des Bielersee’s in diesen Mit- theilungen ist mir noch weiteres Material zugegangen, welches hier eine kurze nachträgliche Besprechung ver- dient. Zunächst wurde die Zahl der betreffenden Thier- reste beträchtlich durch den Erwerb der Sammlung des verstorbenen Hrn. Dr. Uhlmann in Münchenbuchsee ver- mehrt. Die mit ausserordentlicher Sorgfalt gesammelten Thierreste aus dem Pfahlbau von Moosseedorf, und zahl- reiche Reste aus den Stationen Robbenhausen, Wangen, ergänzen unsere Sammlung dadurch, dass nun auch die Fauna der ältesten Steinzeit der Pfahlbauten vertreten ist. Ich konnte schon zu meiner früheren Arbeit diese Sammlung benutzen, so dass ich hier nicht näher darauf einzugehen brauche. Weitere neue Materialien mögen hier kurz in systematischer Reihenfolge besprochen werden. Haushund. Faf..L;, Fig. b:ach..2:a b,;3 arbic. In letzter Zeit erhielt ich noch drei Schädel vom Haushund aus der Station Vinelz, jenem interessanten Pfahlbau, in welchem neben Steingeräthen der späteren Zeit schon kupferne Werkzeuge gefunden werden. Es sind drei vollständige Schädel, ein männlicher, von einem alten Thiere mit vollkommen verwachsenen Näthen (Tafel I. Fig. 1) und zwei weibliche, bei welchen die Näthe noch deutlich sichtbar sind, das Profil sanfter und die Crista parietalis weniger entwickelt ist. Es sei hier noch erwähnt, dass wo sich bis jetzt jüngere Schädel mit unverwachsenen Näthen fanden, dieselben immer weiblichen Thieren angehörten. Alle drei Schädel ge- hören der mittelgrossen Rasse des Canis palustris Rütim. an und zwar dem mehr spitzschnauzigen "Typus. Fig. 2 a b repräsentirt den Schädel eines Hundes von der breitschnauzigen Rasse aus der Station Lüscherz. Die Schädellänge vom for. magn. bis zur Schneide- zahnalveole beträgt 147mm beim männlichen, 144mm beim weiblichen Thier. Es zeigt dieser Fund, dass die spitzschnauzige Form des Canis palustris wie die breit- schnauzige in Vinelz gehalten wurde. (S. meinen vor- jährigen Bericht, pag. 21, Taf. I, Fig. 5 a u. b). Wenn ich übrigens in meinem angezogenen Bericht die spitz- schnauzige Form als- schäferhundartig angegeben habe, so ist dieses unrichtig. Der Schäferhund schliesst sich, wie schon Jeitteles gezeigt hat, an die Bronzehundrassen, während die spitzschnauzige Palustrisform im Schädel sich mehr dem grossen langhaarigen Spitz nähert, welcher auf unsern Bauernhöfen so häufig als Hofhund gehal- ten wird. Durch gütige Vermittlung von Herrn Apotheker Wegmüäller, Vizepräsident des Gemeinderathes in Mur- ten, erhielt ich zur Vergleichung vier Schädel von Hunden, welche aus der Station Greng am Murtensee stammen. Die Pfahlbauten bei Greng gehören sehr ver- schiedenen Altern an. Ein Theil gehört dem spätern er er: Pr Steinalter an und ist parallel mit der Station Lattrigen am Bielersee; ein zweiter Theil korrespondirt mit Vinelz, endlich kommt noch eine, wie alle Bronzestationen, weiter im See gelegene Station aus dem Bronzealter vor. Lei- der ist nicht mehr zu eruiren, aus welcher der genannten Stationen die Schädel stammen. Einer dieser Schädel ge- hört einem ganz jungen Thiere an, der zweite ist sehr defekt, zeigt aber gegenüber dem Palustristypus eine bedeutende Verschmälerung der Parietalregion, ebenso der dritte, bei welchem das Hinterhaupt und die Basis Cranii fehlt. Der vierte Schädel mit eingeschlagenem linken Stirnbein und fehlenden Jochbogen bietet für die Vergleichung noch am meisten Anhaltspunkte. (Taf. I, Fig. 3ab cc.) Derselbe gehört einem grossen Thiere an, ist schmal, mit sanft ansteigender Profillinie, wohl ent- wickelter crista parietalis, schmaler Stirn und Parietal- region, langer, sich allmählig zuspitzender Schnauze und relativ geringer Höhe des Schädels. Nach dem, was von den sehr defekten Bulle ossex noch zu erkennen ist, waren dieselben relativ zu der Palustrisform schwach entwickelt. Mit einem Worte, der Schädel gehört zu der schmalen Form des Canis matris optime Jeitteles und stimmt in allen Details mit dem von Naumunn beschrie- benen Schädel aus dem Starnbergerse. Was die Bezie- hungen dieses Schädels zu dem von mir pag. 33 beschrie- benen Hundeschädel aus dem Bielersee betrifft, so stim- men beide in Bezug auf die Längendimensionen ziemlich überein, dagegen sind bei dem Bielerseehunde die Breiten- dimensionen sämmtlich viel bedeutender. In Beziehung zu recenten Hunden stellte sich nach Vergleich mit dem Schädel eines grossen persischen Windhundes heraus, dass bei letzterem die Hirnkapsel viel mehr gewölbt, das Profil weniger sanft ansteigend ist; noch weniger Ueber- ze einstimmung zeigt er mit dem Schädel des italienischen Windspiels, dagegen nähert er sich mehr dem unseres gewöhnlichen Berner Schäferhundes, der sich nur durch den etwas breiteren und plumperen Gesichtstheil aus- zeichnet. Dieser ist ein ziemlich hochbeiniges Thier mit schlankem Körper, erst an der Spitze umgebogenen Ohren, mit rauhem mittellangem Haar. Die Farbe meist fahl gelblich braun. Der Schädel mit fehlendem Basilartheil und Hinterhaupt, ist viel kleiner, als der oben beschrie- bene, hat aber denselben Typus, nur ist der Gesichtstheil kürzer und gegen die Spitze relativ breiter. Dimensionen. = Bronzehund E= auf Schädell. „ —]0 reduzirt Grosser hund NT 2 Es 233 = —_ von Greng ven Br 73 Ss = A = Ei 1. Länge d. Schädels v. Vorderrd. d. for. magn. bis Alveolarrand d. Schneidez. 175 100 2. Länge von der Crista oceipitalis bis Hinterende der Nasenbeine . .1926 9276077055 3. Länge vom for. magn. bis Hinterrand des knöchernen Gaumens \ . [0 — — 4, Länge des knöchernen Gaumens . — — 8 5. Länge d. Nasenbeine in d. Mittellinie 64 36,6 — 388 6. Länge der Backzahnreihe L ..68 388 62 388 7. Länged.Reisszahnsam Aussenrande 19 108 16 11,9 8. Länge der zwei obern Höckerzähne 20 114 17 11,9 9. Länge d. Schnauze v. d. Schneidez.- Alv. bis Hinterrd.d. for.infraorbitale 64 36,5 52 10. Länge der Schnauze bis zum vor- dern Rand der Augenhöhle . ...8 485 73 484 49,2 11. Breite der Stirn zwischen den pro- cessus orbitales E —— 25 23,0 12. Grösste Breite der Oberkiefär linbk des Alveolarrandes . L . 61 34,8 56 34,6 13. Breite zwischen den Tachbagen m nm Eu RE > _ Bronzehund & auf Schädell. = IM reduzirt (rosser Hund = Be > PR = von freng = s3 5 Es 14. Grösste Breite der Nasenbeine nach vom . « .: 153 86 — 9,4 15. Grösste Breite des Nesonlotiiek . 722° 12,619 16. Breite des Schädels an der Sutura temporo-parietalis . 55 81,4, 51.289 33,4 17. Breite zwischen den obern Banden des meatus auditorius externus . 53 303 — 18. Kleinste Entfernung zwischen den Augenhöhlen . A j 22 126 22 19. Breite der Schnauze en dee Vorderrand der Eckzahnalyeolen . 26 14,8 26 20. Höhe des Schädels von der pars ba- silaris zur Sutura sagittalis . . 58 32 — 26,1 32,2 21. Höhe der Schnauze in der Höhe des foramen infraorbitale : y 33 188 28 22. Breite der Schnauze zwischen de Hinterrand der Eckzahnalveolen . 30 17,1 30 Wie die angegebenen Maasse illustriren, gehört der grosse Hund von Greng demnach zu den Formen des sogenannten windhundartigen, richtiger schäferhundartigen Canis matris optime. Mensch. Hiezu Tafel II—VI, Fig. 1—10. Eine Darstellung der Fauna aus den Pfahlbauten des Bielersee’s würde unvollständig erscheinen, wenn ich nicht noch der menschlichen Ueberreste erwähnen würde, welche uns jene pr&historischen Fundstätten hinterlassen haben. Das Material an menschlichen Knochen und Schädeln ist nicht gross, aber immerhin derart, dass wir daraus uns ein Bild der physischen Beschaffenheit unserer äl- testen Seebewohner herstellen können. In dem Vorlie- PA a u N TE RER ‘ en RER genden gedenke ich nur, das vorhandene Material anzu- führen, begleitet von Abbildungen der wichtigsten Stücke, in der Hoffnung, dieselben werden bald von kundiger Seite eine gründliche, vergleichende Bearbeitung erfahren. Aus der ältesten Station Schaffis liegen vor: 1. Der vollkommen erhaltene Hirnschädel eines jüngern Individuums. | 2. Das Schädeldach. eines erwachsenen Individuums mit Occipitale, Parietalia und einem Theil des Frontale. Die Ränder des Fragments zeigen Spuren von Bearbei- tung, so dass die von.Aeby geäusserte Ansicht, es sei dies Schädeldach zur Herstellung einer Trinkschale künst- lich abgelöst worden, sehr annehmbar erscheint. (S. Aeby, Korrespondenzblatt der deutsch. Gesellsch. f. Anthr., De- zember 1874, pag. 96.) 3. Die Diaphyse des rechten Femur von einem jungen Individuum, bei welchem die Epiphysen noch getrennt waren. 4. Die Diaphyse des rechten Femur eines erwachse- nen Individuums. Taf. II, Fig. 1ab. Der Schädel Nr. I gehört einem jüngern Individuum, die Muskelleisten sind kaum markirt, die Coronalnath und Temporalnath noch sehr einfach, die Schädelknochen dünn. Der Schädel zeigt eine ausgiebige Wölbung der Stirn, ist relativ schmal, niedrig, über der Gegend der Stirn- höcker steigt die Profillinie des Schädels allmählig an und erreicht die grösste Höhe in der Gegend der Scheitel- höcker, dann fällt sie steil nach dem Hinterhauptsloch ab, das daher weit nach hinten zu liegen kommt. Von oben gesehen, fallen vor Allem die stark vorragenden ’ { : | Scheitelhöcker auf, welche dem Schädel eine stumpf fünf- eckige Form geben. Der Schädel nimmt von der Stirn- gegend an Breite zu bis zu den Parietalhöckern, um dann einfach hinten in gleichmässiger Rundung abzuschliessen. Die Stirnhöcker sind ziemlich vortretend, nicht gewulstet erscheinen die Superciliarbogen, die gegen die Stirnhöcker zurücktreten. Ein Nasenstirnwulst ist schwach entwickelt, die Nasenwurzel nicht sehr eingesenkt. Schläfen und Oceipitalleisten sind sehr schwach ausgeprägt. Taf. II, Fig. 2 ab. Die Hirnschale Nr. II, die’ einem ‚kräftigen, ausge- wachsenen Individuum angehört, hat im Allgemeinen einen ähnlichen Typus, wie die des vorigen Schädels, nur ist der hintere Umriss insofern abweichend, als das Hinter- haupt nach hinten ausgezogen erscheint. Die Hinter- hauptsschuppe ist nicht gleichmässig gewölbt, sondern winklig geknickt, der Winkel gebildet durch die ungemein stark entwickelte Linea semicircularis, über derselben ist die Hinterhauptsschuppe stark gewölbt. Auch hier fällt die grösste Erhebung der Profillinie in die Gegend der Scheitelhöcker, wie auch die grösste Breite. Die Gegend der Stirnhöcker und die Superciliarbogen fehlen hier. Ich gebe nur einige der wichtigsten Maasse: I. 1. Grösster Horizontalumfang . . 495 502 Höhe zum Bregma : 120 Grösste Länge 1 | .. 168 170? v. Stirnhöcker 172 Länge des Stirnbeins . ; ; 5) Länge der Pfeilnath ; 3 HMO 126 Länge der Squama occip. . ...120 110 Bern. Mittheil. 1884. Nr: 107& A I. Entfernung des Ohrloches von der Nasen- wurzel A 3 90 Entfernung des for. magn. von ser Na: senwurzel . : j 2 , 388 Länge des for. magn. . u Breite des for. magn. . „12:26 Minimaldurchmesser des Stinabein DE Oberer Stirnbeindurchmesser 2 794 Grösste Breite 120 138 Parietaldurchmesser (Tubera) x "11188 130 Oceipitaldurchmesser . i ... 104 100 Mastoidaldurchmesser (Basis) ea Breite der Nasenwurzel 718 Längenbreitenindex 4 . ...83,3 81,802 Längenhöhenindex A ; ' tar Uhl Breitenhöhenindex | 5 Be Ser Was den ersten Schädel betrifft, so ist derselbe mit Index 83,5 zu den Brachycephalen zu stellen, der zweite, bei welchem die Längenmasse nicht ganz genau sind, da das Stirnbein oberhalb der Glabella abgehackt wurde, würde dem subbrachycephalen Typus Brocas angehören. Vergleichen wir mit diesen Maassen die spärlichen bis jetzt aus der Steinzeit der Pfahlbauten bekannten Schädel, so zeigt sich zunächst der durch H«s in der Fauna der Pfahl- bauten pag. 151 beschriebene Schädel von Meilen, mit Index 83,2 unserem ersten Schädel verwandt, zu dem- selben Typus scheint auch der von Dor in Mittheil. der Naturf. Ges. v. Bern 1873, pag. 63 beschriebene Schädel aus dem Greng bei Murten zu gehören, der zwar etwas abnorm entwickelt ist, aber auch einen Index von 81,6 besitzt. EUE. A Was die langen Knochen von der Station Schaffis betrifft, so zeigt die Femurdiaphyse des Erwachsenen eine ziemliche Schlankheit, die Oberfläche des Knochens ist: glatt und fest. Die Linea aspera sehr entwickelt und vorspringend. Querdurchmesser der Diaphyse: 23 mm, Durchmesser von vorn nach hinten: 25 mm. in der Mitte genommen. Von Extremitätenknochen aus gleichaltrigen Pfahl- bauten liegen noch vor: Knochen aus der Station Moos- seedorf bei Bern. Es sind: Zwei Humerusdiaphysen, der proximale Theil einer Ulna, zwei Femurdiaphysen, zwei Tibia, die eine bis auf die distale Epiphyse vollständig. Auch hier fällt im Allgemeinen die Schlankheit der Kno- chen auf, welche durch sehr starke Muskelleisten ausge- zeichnet: sind. Der Humerus hat in der Mitte einen Querdurchmesser von 19 mm. Die Tuberositas delteidea ist sehr stark entwickelt, der Sulcus radialis sehr ausge- prägt. Am Femur die Linea aspera scharf vorspringend, so dass der Querschnitt dreikantig erscheint. Die Tibia, bis zur untern Epiphyse 300 mm lang, ist seitlich zu- sammengedrückt, die Crista Tibie scharf. Sie bildet eine ausgesprochene S-förmige Biegung. Wir können dieselbe als platycnem bezeichnen: Sagittaldurchmesser in der Mitte der Diaphyse 31 mm, Transversaldurchmesser in der Mitte der Diaphyse 17 ” f £ \, # % 7 j} AN SWR 2 | j ’ ET Von den jüngern Steinstationen des Bielersee’s hat nur Lischerz brauchbare Reste hinterlassen. Es bestehen dieselben aus einem Schädeldach von dem leider ein grosser Theil der Parietalia fehlt. Hr. Dr. Uhlmann hat die Knochen soweit wieder in natürlicher Lage zusammen- gesetzt, dass daraus die annähernd richtige Form des Schädels resultirt. Daneben fanden sich vollkommen erhaltene lange Knochen. | Das Schädeldach ist schon in Mittheil. der Naturf. Ges. Bern 1873, pag. 65 von Dor beschrieben und ab- gebildet worden. Es gehört einem vollkommen erwach- senen Individuum an. Der allgemeine Habitus dieses Schädels lehnt sich an denjenigen der Schaffiser Schädel, nur zeigt er viel weniger dicke Knochen und eine schwä- cher entwickelte Linea semicircularis superior, als der Schädel II von Schaffis. Der Index ist nach Dor, auf dessen genaue Messungen ich verweise, 80,6. Die Stirn ist auch hier niedrig, die Oberaugenränder nicht vor- tretend, dagegen der Stirnnasenwulst stark entwickelt. Die Parietalregien ist sehr breit, die Hinterhauptsregion in der Squama oceipitis steil nach hinten abfallend, so dass auch hier das Hinterhauptsloch weit nach hinten liegt. Die vollständig erhaltenen langen Knochen bestehen in einem rechten Humerus, zwei Ulna, einem Radius und zwei Femur, rechtem und linkem. Die beiden letzteren einem männlichen Individuum angehörend. Die distale Epiphyse fehlt leider bei beiden. Diese Knochen zeichnen sich alle durch gracile Form, sehr festes Gefüge und ein scharfes Hervortreten der Muskelleisten aus. Ihre Grösse lässt auf Individuen von grossem Wuchs schliessen. u ee Zn Da A A ee Du de re ee EEE Le 5 4 r - > B EURE 1 Der rechte Humerus hat eine Länge von 320 mm. Durchmesser des Kopfes 49 mm. Querdurchmesser zwischen beiden Condyli 60 mm. Dicke der Diaphyse in der Mitte: 21 mm. Die Tuberositas deltoidea ist hier weniger entwickelt als bei dem entsprechenden Knochen von Moosseedorf, dagegen ist der Sulcus radialis gut ausgeprägt. Eine Durchbohrung der fovea supratrochlearis findet nicht statt. Radius und Ulna sind entsprechend schlank; Länge der Ulna 265 mm, des Radius 240 min. Die Ulna zeigt in ihrer proximalen Parthie eine starke Drehung nach vorn. Am Femur ist die Linea aspera als scharfe Leiste entwickelt, die Diaphyse im proximalen Abschnitt von vorn nach hinten abgeplattet. Länge vom Schenkelkopf bis zum Ende der Diaphyse 345 mm. Durchmesser in der Mitte der Diaphyse 26 mm. Das reichste Schädelmaterial bot bis jetzt die Station Vinelz, welche die Metallzeit inaugurirt. Von hier erhielt das Museum bis jetzt: 1. Einen ganzen Schädel mit dem linken Gesichts- theil und Unterkiefer. Der Seitentheil des rechten Parie- tale und die rechte pars mastoidea nebst Felsenbein feh- len. (Taf. III, Fig. 3 ab.) Am Hinterhaupt zeigt sich eine ovale, 25 mm lange und 20 mm breite, eingedrückte Stelle, die in der trichterförmig vertieften Mitte perforirt ist, der Umriss ist unregelmässig zackig. Im Innern ist die Lamina papyracea in einer Platte von 20 mm Durch- messer abgelöst. Die Verletzung möchte am ersten von einem Schleuderschuss herrühren. Wenigstens sah ich ähnliche bei Schädeln von Papuas vom Neu-brittannischen | Archipel, welche Eindrücke oder Löcher, durch Schleuder- _ steine verursacht, trugen. Die Schleuder ist eine der ' primitivsten Waffen, welche bei den europäischen Völkern Be u an Yale > ji ’ By. Kaya! vom Alterthum bis in’s Mittelalter im Gebrauch war. Gegenwärtig bedienen sich noch die primitiven Völker der Südsee dieses Instrumentes mit erstaunlicher Sicherheit. 2. Die Schädelkapsel eines erwachsenen Individuums, Keilbein, rechtes Temporale, Felsenbeine fehlen. Taf. IV, Fig. 5. 3. Der vollkommene Hirnschädel eines jugendlichen Individuums. Taf. III, Fig. 4. 4. Stirnbein und der vordere Theil der beiden Parie- talia eines ausgewachsenen Individuums. Taf. IV, Fig. 6. 5. Linke Oberkieferhälfte eines Erwachsenen. Taf. IV, Fig. 7. Die zwei ersten Schädel zeigen, trotzdem sie im De- tail mannigfach von einander abweichen, doch einen ge- meinsamen Charakter, der von dem der Schädel aus der ältern Steinzeit bedeutend abweicht. Während diese kurz und breit waren, so dass sie dem subbrachycephalen Typus zugerechnet werden konnten, sind diese lang und schmal; die Stirn ist hoch und schmal, die Augenbrauen- bogen etwas vorgewulstet, die Nasenwurzel vertieft, das Hinterhaupt stark nach hinten ausgezogen. Von oben gesehen erscheint die Hirnkapsel als ein langgezogenes Oval, dessen grösster Querdurchmesser in die Gegend der Parietalhöcker kommt, welche letzteren aber fast ver- strichen sind. Die Linea temporalis und semieircularis superior sind schwach entwickelt. Bei dem Schädel Nr. 2 bildet die Mittellinie der Stirn und der Parietalia eine stum- pfe Kante. Der Gesichtstheil ist mässig lang, nicht prog- nath, die Jochbogen wenig entwickelt und nach hinten diver- sirend (hyperbolisch). Nur ein vereinzelter linker Oberkiefer (Taf. IV, Fig. 7) zeigt eine starke Prognathie. Bei dem jugendlichen Schä- del Nr. 3 springt die Stirn in der Gegend der Stirnhöcker Re Se: stark über die Glabella vor. Der allgemeine Typus ist sonst wie bei dem Erwachsenen. Bei den Erwachsenen ist die Nasenwurzel tief eingesenkt, von einem starken Nasen- stirnwulst überragt. Sehr eigenthümlich ist das Schädelfragment Nr. 4. Die Oberaugenbogen sind hier stark vorgewulstet, die Glabella vertieft, die Stirn fliehend, die Schläfenleisten sehr stark entwickelt. Das Ganze erinnert an den Neander- thalschädel, den Typus der Race de Kanstadt von Quatre- fages und Hamy. Es folgen hier einige der wichtigsten Maasse: L; 2. 3; 4. Grösster Horizontalumfang . ‚7 51041523 54795 Höhe zum Bregma ; i + 14 1324 Grösste Länge . ; . 182 188 168 Länge des Stirnbeins . ,,180.1., 140 2,124 120 Länge der Pfeilnath . ; 1830 4: 130 ,5:528 Länge der Squama occip. . 115; HD: 98 Entfernnng des Ohrloches von Ber Nasenwurzel . } FIR OR Entfernung des for. magn. von der Nasenwurzel . \ ; IR Länge des for. magn. . j RE THRRHR IE Breite des for. magn. : ; RR Oberer Stirnbeindurchmesser dk sa 100 Minimaldurchmesser des Stirnbeins 92 — 92....94 Grösste Breite des Schädels 4.4130), ,185...1:126 Öceipitaldurchmesser (Fontanelle 109 110 96 Mastoidaldurchmesser . 0. — 104 Breite der Nasenwurzel ; NASE I WER), 15 Höhe des Obergesichts, Nasenwur- zel-Alveolarrand j ; a 9 Höhe der Nase . j j a & Breite der Augenhöhlen ANRESE Länge der Augenhöhlen . Ba 5 | Jochbogenbreite . . . 128 Längenbreitenindex . 2ITEETTER NER Längenhöhenindex . 1 Fr. EHE Breitenhöhenindex ? e . 108,4 Orbitalindex N \ I Aus den eigentlichen Bronzestationen des Bielersee’s liegt nur wenig Material vor. Es besteht dasselbe aus: 1. Dem Schädel eines zirka 6 Jahre alten Kindes, an dem nur das Basioccipitale und ein Theil der Schuppe fehlt. Von Mörigen. Taf. VI, Fig. 10 ab. 2. Stirnbein und das rechte Parietale eines jugend- lichen Individuums von Mörigen. 3. Das Schädeldach eines Erwachsenen von der St. Petersinsel, mit Pferdeknochen und Bronzeartefakten zusammen gefunden. Taf. V, Fig. 8. 4. Die Hälfte des Stirnbeins und die beiden Parie- talis ebendaher. Taf. V, Fig. 9 ab. 5. Ein Theil des Schädeldaches eines Erwachsenen, Theil des Stirnbeins, Parietalia, Squama occip. Ein Schädel aus Mörigen wurde von Dor, Mittheil. der Naturf. Ges., Bern 1873, pag. 67, beschrieben. Ferner ein Kinderschädel, beschrieben von Virchow in Berliner Ges. für Anthropologie, März 1877, pag. 15 Was den hier hauptsächlich in Betracht kommenden erwachsenen Schädel betrifft, so zeigt sich derselbe von schöner gleichmässiger Wölbung, breiter oval, als die Vinelzer Schädel, die Gegend der Parietalhöcker ist breiter und das Hinterhaupt weniger nach hinten gezogen. Ganz demselben Typus gehört der Hirnschalentheil NT.A, EEE TDN ET a Te BE N Von diesem Typus weicht aber der Kinderschädel Nr. 1 ab. Der Schädel erscheint hier bedeutend kürzer und breiter. Das Stirnbein steigt erst gerade an und ist relativ schmal, die Schädeloberfläche mässig gewölbt, nach hinten fast gerade abfallend. Das Hinterhaupt nicht ausgezogen, der Hinterhauptshöcker gleichmässig gerundet. Von oben gesehen fällt die grösste Breite in die Gegend der Scheitel- höcker, von da erscheint die Hirnkapsel nach vorn bis zu den Stirnhöckern allmählig verschmälert, nach hinten in wei- tem Kreisbogen abgerundet. Die obere Fläche des Stirn- beirs ist scharf von der oberen, senkrechten Parthie ab- gesetzt. Die hintere Contour des Schädels kann als breit birnförmig bezeichnet werden. Die Näthe sind noch we- nig komplizirt, doch sind schon in der Lambdanath einige Wormische Knochen abgegrenzt, ebenso ein solcher in der hintern Parthie der Pfeilnath. Die Stirnparthie dieses Schädels zeigt in ihrer Ent- wicklung die Bildung der betrachteten Langschädel, wäh- rend die Parietal- und Oceipitalregion sich an den Schaf- fiserschädel Nr. 1 anlehnt. Das Schädelfragment Nr. 2 gehört einem entschiedenen Langschädel an, die Stirn ist schön gewölbt, die senkrechte Parthie des Stirnbeins etwas niedrig, aber breit, das Parietale lang, der Scheitel- höcker kaum vortretend. Was den von Dor beschriebenen Schädel von Mört- gen betrifft, so ist derselbe ein entschiedener Langschädel mit Breitenindex 71,8; ebenso der von Virchow loc. eit. beschriebene mit Index 72,7. Aus andern Bronzestationen wurden namentlich schön erhaltene Schädel in der Station Auvernier am Neuen- burgersee gefunden. Ein wohl erhaltener Schädel nebst Extremitätenknochen wurde loc. cit. von Virchow ein- Bern. Mittheil. 1884. Nr. 1075. Po ENTER, Fi N ee de r TEE NN I er Aa w Be IRRE SE N | ae 34 REN Et Ten Ha “ ee - Es. BE gehend beschrieben. Derselbe hat einen Längenbreiten- index von 75,3. Die Hälfte eines Schädels von der- selben Lokalität, der hiesigen anatomischen Sammlung angehörend, zeigt eine grosse Verwandtschaft zu dem von Virchow beschriebenen Schädel. Moaasse. As 3. 4. Kinderschädel Schädel v. d. Defekter Schädel von Mörigen Bielerinsel v. d. Bielerinsel Grösster Horizontalumfang . 460 515 — Höhe zum Bregma ; 0.0 — — Grösste Länge \ > 184 = Länge des Stirnbeins . . A208 120 — Länge der Pfeilnath . ER N) 140 135 Länge der Squama occip. . 115 100 ? Be Entfernung des Ohrloches von der Nasenwurzel : i 34 110 — Länge des for. magn. . ..- — 2: Breite des for. magn. . 0 mr 1 Oberer Stirnbeindurchmesser 100 115 — Minimaldurchm. d. Stirnbeins 85 — —- Grösste Breite des Schädels 127 136 137 Oceipitaldurchmesser . DT 112 — Mastoidaldurchmesser . 97 — — Breite der Nasenwurzel Ä 12. re - Höhe des Obergesichts 47 — Höhe der Nase . ? 33 — — Breite der Augenhöhlen ; 26 — — Länge der Augenhöhlen } 34 — — Jochbogenbreite . > 95 — — Längenbreitenindex ' 81,9 72,8 — Längenhöhenindex 0 -— _ Breitenhöhenindex ; 0 —_ — Orbitalindex i 5 76,4 —_ R 2 “ a a BR Ausser diesem Material aus Stationen, deren Fauna von mir bearbeitet wurde, fanden sich noch Schädel in der Station Satz und in Nidau-Steinberg. Die erstere Station, welche noch höchst unvollkommen explorirt ist, gehört nach den dort vorkommenden Artefakten derselben Epoche an, wie Vinelz, d. h. dem Ende der Steinzeit. Die Stein-Aexte sind durchbohrt, die Knochenartefakte zeigen einen hohen Grad von Vervollkommnung. Daneben fanden sich Kupferinstrumente und ein kleines roh gear- beitetes Messer und eine Lanzenspitze aus Bronze. Herr Dr. Gross in Neuenstadt schreibt mir darüber: „La station de Sutz est tout & fait contemporaine ä& celle de Fenil (Vinelz) et de l’Oefeli puisque j’y ai trouv& plu- sieurs outils et armes en cuivre. La seule difference qu’a pour elle Fenil peut ötre, est que la station de Fenil serait un peu plus recente.*“ Drei Schädel und ein zu einer Trinkschale verarbeitetes Schädeldach von dieser Station befinden sich in der Sammlung von Herrn Dr. Gross in Neuenstadt. Es fanden diese Stücke eine aus- führliche Bearbeitung durch Virchow in der Zeitschrift für Ethnologie 1877, pag. 17, Taf. IX, Fig. I-Il. Der erste Schädel Nr. I, mit einem Breitenindex von 76, nähert sich nach Virchow dem Siontypus von His und Rütimeyer, noch mehr einem von denselben Forschern beschriebenen Schädel, der aus derselben Station stammt und mit einem Breitenindex von 79,8 einen brachycephalen Typus zeigt, im Uebrigen aber manche Züge der Ueber- einstimmung mit den beiden andern Schädeln, V, pag. 19, besitzt. Diese, Nr. II und III, sind dolichocephal, der dritte mit Index 67,9 gleicht sehr dem zweiten von Vinelz. Das verarbeitete Cranium hat dagegen den Charakter des ent- sprechenden von Aeby beschriebenen Stückes aus Schaffis. Was die Station Nidau-Steinberg betrifft, welche der Bronzezeit angehört, so sind aus dieser eine Anzahl ziem- lich gut erhaltener Schädel vorhanden. Ich möchte aber auf diese weniger Gewicht legen, da sich die Station am Ausfluss der Schäss befindet und daher viel angeschwemm- tes Material aus verschiedenen Epochen, auch aus der Eisenzeit, enthält. Der am besten erhaltene Schädel mit vollkommenem Gesichtstheil fand sich in der Sammlung von Herrn Dr. Uhlmann. Er besitzt eine hellbraune Farbe und sehr feste, wenig alterirte Knochensubstanz. Seine Länge beträgt 188 mm, die grösste Breite 144 mm. Der Längenbreitenindex 76,5, Höhe 134, Höhenindex 71,2. Der Schädel besitzt eine schöne Wölbung, die Stirn ist breit und relativ hoch, der Nasenwulst stark. Ein grosser Wormischer Knochen, an der Vereinigung der Lambda und Pfeilnath. Ein zweiter Schädel, dessen Knochen viel mehr das Gepräge des höhern Alters tragen, der Sammlung des Museums angehörend, zeigt eine mehr langgestreckte Form mit stark vorgetriebenem Hinterhaupt. Von oben gesehen ist er lang oval, die Scheitelhöcker wenig entwickelt. Die Stirn breit, der Nasenwulst stark. Länge 182, Breite 132, Index 72,5. Der Schädel zeigt seine grösste Höhe in der Gegend der Scheitelhöcker, die Profillinie, welche von der Stirn allmählig aufsteigt, zeigt eine seichte Depression vor und hinter der höchsten Erhebung, so dass diese um so auffälliger erscheint. Das Hinterhaupt ist wulstig nach hinten ausgezogen. In der Lambdanath sind zahlreiche Wormische Knochen abgegrenzt. Grösste Höhe des Schä- dels 137, Höhe nach Broca zum Bregma gemessen 133- Zwei von His und Rütimeyer (Crania helvetica) erwähnte Schädel vom Nidau-Steinberg werden von den genannten ENDETE WEBER u "a El Me an mn ae. Erna nd a nn un nn un ln dl ma a nn a I un nun ". in Autoren dem Siontypus, also einem dolychocephalen Typus zugerechnet. Wenn wir das bis jetzt gesammelte Material über- blicken, so können wir zwei extreme Typen unterscheiden. Einen brachycephalen, wie er in den Schädeln von Schaf- fis uns entgegentritt, und einen dolichocephalen, welcher am auffallendsten in den BUCHE EIRIE BERND von Vinelz und Sutz sich zeigt. Der brachycephale Typus zeigt in seiner ausgespro- chendsten Form eine bedeutende Breite in der Parietal- region, schmale und niedrige Stirn, steil abfallendes Hinter- haupt. Der Nasenwulst ist beim erwachsenen Schädel stark entwickelt, während die Superciliarbogen nicht ge- wulstet sind. Es möchte sich dieser Typus dem Dissentis- schädel, wie er von His und Rütimeyer aufgestellt wurde, anreihen. Nach den wenigen Extremitätenknochen, welche Lü- scherz hinterlassen hat, zu denen wir vielleicht noch die- jenigen von Moosseedorf rechnen dürfen, war die Statur etwas über Mittelgrösse. Die Knochen schlank von sehr festem Gefüge, die Muskelleisten ungemein entwickelt. Die Ulna, Tibia zeigen noch Verhältnisse, wie wir sie bei sehr alten Rassen finden. Die Tibia ist noch annähernd platyenem. Der Femur zeigt sich in seinem proximalen Theil von vorn nach hinten abgeplattet, die Linea aspera ist ungemein entwickelt und gibt dem mittlern und dista- len Theil der Diaphyse einen dreikantigen Querschnitt. Diesem Typus steht ein dolichocephaler gegenüber, wel- cher in den Stationen von Vinelz und Sutz am meisten vertreten ist. Der Schädel ist sehr lang und schmal, mit vorgetriebenem Hinterhaupt, wenig vortretenden Parietalhöckern, im Allgemeinen höherer Stirne, vor- gewulsteten Superciliarbogen. Am meisten ist dieses der Fall bei dem Schädelfragment Nr. 4 vou Vinelz, wo von den Superciliarbogen an die Stirn zurückweicht. Das Ge- sicht ist orthagnath, nur ein isolirter Oberkiefer, der sich vielleicht mit dem Schädeldach Nr. 4 combinirt, zeigt einen starken Pragnathismus mit vollkommener Schief- stellung der Schneidezähne. Zwischen beiden Extremen finden sich Formen, wel- che an den letzteren Typus sich anschliessen, aber we- niger dolichocephal, oft mesocephal sind. Die typischen brachycephalen Schädelformen fanden sich bis jetzt in den Bielerseestationen nur in Pfahlbauten, welche der reinen Steinzeit angehören und zwar in Schaf- fis und Lüscherz. Den einen Schädel von Schaffis Nr. 1 dürfen wir unbedenklich dem Dissentisertypus von Hes und Zütimeyer zurechnen. | Mit dem Auftreten des Metalles in den Stationen von Vinelz und Sutz finden sich in den Stationen die extrem- sten dolichocephalen Schädel und zwar sind hier zahl- reichere Schädel gefunden worden, als in andern Stationen. Die Bronzestationen lieferten bis jetzt stark dolichoce- phale, mesocephale und brachycephale Typen. Halten wir mit diesen Thatsachen die Resultate zusammen, welche die Betrachtung der Fauna geliefert hat. Wir sehen, dass mit der Bronzezeit eine vollständige Umwandlung der Hausthierzucht stattfindet. Das Pferd tritt zum ersten Mal auf, neue Schafrassen und Hunde- rassen haben die alten Formen der Steinzeit verdrängt. Konnten wir dadurch die Ansicht befürworten, es ver- danke die Bronzezeit unserer Pfahlbauten einer neuen Einwanderung ihre Entstehung, so scheinen dieses die Schädelfunde zu bestätigen. Nur treten die ersten doli- chocephalen Schädel noch in Stationen auf, welche, wie Vinelz und Sutz, in den Steingeräthen und ihrer Haus- 2 % EN 1 thierfauna noch das Gepräge der Steinzeit tragen. Es ist aber die Frage, ob die in Sutz und Vinelz gefundenen Schädel wirklich den Bewohnern der Station angehört haben. Einige derselben tragen die Spuren von Ver- letzungen, wie sie in Folge eines Kampfes vorkommen. Es wäre nun leicht möglich, dass gerade in die Epoche von Vinelz und Sutz die Invasion der dolichocephalen Bronze- menschen stattgefunden und dass diese zu Konflikten mit der Urbevölkerung geführt hätte. Wie so viele auf ana- loger Kulturstufe stehende Völker, hatten auch diese viel- leicht die Gewohnheit, die Köpfe der erschlagenen Feinde als Trophäen aufzubewahren, während die Leichen der eigenen Gefallenen begraben wurden. Leichen aber, wel- che in Folge eines Kampfes oder durch Zufall in’s Wasser fielen, konnten nicht in der Kulturschicht begraben werden, denn solche würden immer nach einiger Zeit wieder an die Oberfläche gekommen und an’s Land oder weiter in den See gespühlt worden sein. Das Vorkommen von mesocephalen und selbst stark verkürzten Schädeln in der Bronzezeit zeigt ferner, dass keine Vernichtung der brachycephalen Rasse stattge- funden hat, sondern dass Vermischungen mit beiden Rassen vorkamen. Als das Resultat einer solchen be- trachte ich z. B. den erwähnten Kinderschädel von Mörigen. Der Umstand, dass schon in den vorhistorischen Zeiten in der Schweiz zwei verschiedene Rassen sich suc- cessive niederliessen und sich zusammen kreuzten, erhöht die Schwierigkeit, die Schädelformen unserer jetzt leben- den Bevölkerung auf Stammformen zurückzuführen. Viel- leicht möchte der rhätische kurzköpfige Typus sich noch am ersten als ein veredelter Stamm von den alten Be- wohnern der Steinzeit herleiten lassen. Ist dieses der Fall, so können wir umgekehrt von der im Allgemeinen a DER ML vorherrschenden dunklen Haar-, Augen- und Hautfarbe der jetzigen Bewohner Graubündens auf das Aussehen der ältesten Bewohner unseres Landes schliessen, welche demnach von dunkler Komplexion gewesen wären. Es würde dieses eine Ansicht bestätigen, welche ich schon in meiner Arbeit über die statistische Aufnahme der Haare und Augen im Kanton Bern (Berner Mittheilungen 1880) ausgesprochen, dass nämlich die so reichlich in der Umgebung unserer See’n vertretene dunkle Bevölkerung noch das Erbtheil der alten Seebewohner an sich trage. Erklärung der Tafeln. Die Schädel wurden photographisch aufgenommen, die Photographien abgepaust und auf Stein übertragen. Taf. I. Die Figuren sind '/, der natürlichen Grösse. Fig. 1. Schädel vom Hund, schmalschnauzige Form, aus der Station Vinelz. a) Von unten. b) Von oben. Fig. 2. Schädel vom Hund, breitschnauzige Form, aus der Station Vinelz. Fig. 3. Schädel vom Hund, Canis matris optime Jeitt., . aus der Station Greng bei Murten. a) Von unten. b) Von oben. c) Von der Seite. Taf. II. Menschenschädel von Schaffis '/, der natürlichen Grösse. Fig. 1. Schädel A. i. B. 69 der anatom. Sammlung. a) In Norma verticalis. b) Im Profil. a N Mn Zi u 2 4 J > M au Rt Br in a {\ 2 Ö TE Fig. 2. Schädeldach, zu einer Trinkschale verarbeitet. A. i. B. 71 der anatom. Sammlung. a) In Norma verticalis. b) Im Profil. Taf. III. Menschenschädel aus der Station Vinelz (Fenil) !/, der natürlichen Grösse. Fig. 3. Vollständiger Schädel mit dem linken Gesichts- theil. Zoolog. Museum Bern. a) In Norma verticalis. b) Im Profil. Fig. 4. Hirnschädel eines Kindes. Zoolog. Museum Bern. a) Norma verticalis. b) Profil. Taf. IV. Schädeltheile aus der Station Vinelz. Zoolog. Museum Bern. Fig. 5. Hirnschädel eines Erwachsenen. Zoolog. Museum Bern. a) Norma verticalis. b) Profil. Fig. 6. Stirnbein und Theil eines Schläfenbeins. Zoolog. Museum Bern. Fig. 7. Linker Gesichtstheil. Zoolog. Museum Bern. Taf. V. Menschenschädel aus der Bronzezeit, '/, der na- türlichen Grösse, gefunden auf der St. Petersinsel, | Bielersee. Fig. 8. Hirnschädel. Zoolog. Museum Bern. a) Norma verticalis. b) Profil. Fig. 9. Schädeldach, Stirnbein und Scheitelbein. a) Norma verticalis. b) Profil. Bern. Mittheil. 1884. Nr. 1076. ran Taf. VI. Schädel eines Kindes aus der Station Mörigen. E Bronzezeit. Anat. Sammlung B. 49. “- Fig. 10. a) Norma verticalis. b) Profil. Dr. Max Flesch. Ueber einen Parasiten in der Darmwand des Pferdes. | Mit einer lithograpbirten Tafel. Vorgetragen in der Sitzung vom 6. Juli 1883. In der Darmwand eines zu anatomischen Zwecken verarbeiteten Pferdes fand sich in zahlreichen Exemplaren ein mikroskopischer Parasit, über welchen ich bereits an anderer Stelle!) eine kurze Mittheilung publicirt habe. Wenn auch die Untersuchung keinenfalls als endgültig ab- geschlossen gelten soll, so hat sie doch seit jener im April | 1883 abgefassten Publication so manche interessante Ein- zelheiten ergeben, dass eine weitere Besprechung sich schon jetzt lohnen dürfte, um so mehr, als die ausgedehn- teren Studien, mit welchen, auf meine Veranlassung, sich Hr. stud. med. Schätzel beschäftigt, erst in längerer Zeit beendet werden können. Bedauern muss ich die Un- vollkommenheit der literarischen Nachweise in dem nach- folgenden Aufsatze. Die Schwierigkeit der Beschaffung des literarischen Materiales an unserer einer grösseren Biblio- Ri !) Ueber ein Sporozoon beim Pferde. Zoologischer Anzeiger, 1883. Nr. 144. ENT thek entbehrenden Hochschule einerseits, Ueberhäufung mit amtlichen Arbeiten aller Art andererseits mögen mich entschuldigen, wenn ich mich, mehr als erwünscht, neben den Handbüchern von Leuckart '), Braun ?), van Beneden ?), Bütschly*) u. A. auf die mir zugänglichen Jahresberichte zu beschränken genöthigt war. Das Vorkommen des Parasiten, für welchen ich den in der ersten Anzeige vorgeschlagenen Namen Globidium Leuckarti zunächst beibehalten möchte, scheint nach den bisherigen Befunden auf die untersuchte Gegend des Dünndarmes beschränkt zu sein; eine genaue Ortsbestim- mung war indessen nicht möglich, weil unser Material nur in einem zur Benutzung in mikroskopischen Kursen herausgeschnittenen Stückchen der Darmwand bestand. Der eigentliche Sitz des Schmarotzers ist die binde- gewebige Grundlage der Darmzoiten; in dieser kann sein Auftreten mit entzündlicher Neubildung komplizirt sein. Letztere tritt indessen weder so regelmässig, noch auch in nur annähernd gleicher Intensität auf wie bei anderen ähnlichen Invasionen, z. B. jener der Trichine. Es dürfte zweckmässig sein, hier einige Worte über den Bau der untersuchten Stelle der Darmwand voraus- zuschicken; die weitere Ausführung soll auch hier der fortgesetzten Untersuchung durch Herrn Schätzel vor- behalten bleiben. Wir finden in der Darmwand des Pferdes dieselbe Anordnung der Schichten, wie bei dem Menschen. Die Muskelschicht ist sehr dick, entsprechend der Grösse des Thieres. In der Schleimhaut fällt eine 1) Die Parasiten des Menschen. I. Bd., 2. Aufl., 1879. LI. Bd., 1. Aufl., 1876. ?) Die Parasitenkunde. Würzburg, Stuber, 1883. °) Die Schmarotzer des Thierreichs, Leipzig 1876. 4) Bronn’s Klassen und Ordnungen des Thierreichs. 2. Aufl., I. Bd., Protozoa. N. ; sehr dicke, oft ihre Zusammensetzung aus einer Längs- und einer Ring-Faserschicht deutlich zeigende Muscularis mucos&® auf; dieser folgt die drüsenhaltige Schicht, auf welcher die Zotten aufsitzen. Das den letzteren zu Grunde liegende Bindegewebe ist sehr reich an Mastzellen. Für den Blinddarm des Pferdes hat Ellenberger ‘) eine aus- führliche Schilderung dieser Gebilde gegeben, welche voll- ständig auch auf unsere Präparate Anwendung finden kann. An den Lieberkühn’schen Drüsen sehen wir einen auffälligen Unterschied zwischen dem secernirenden Fun- dus und dem ausführenden Theile des Schlauches; nicht gerade selten findet sich Theilung des letzteren in zwei Säckchen. Für das Bindegewebe bleibt zwischen den Drüschen nur wenig Raum; sie stehen dichtgedrängt, je nach dem Kontraktionszustande des Darmes, senkrecht zur Oberfläche oder flach der Muscularis Mucos® anliegend. Die Zotten sind nicht einfache Kegel, man kann vielmehr an ihnen einen dickeren cylindrischen Basaltheil und einen. etwas längeren, schlankeren, häufig, vielleicht immer, im Querschnitt elliptischen Spitzenkegel unterscheiden. Letz- terer zerfällt zuweilen mehr weniger weit von der Spitze nach abwärts in zwei Theile (vgl. Fig. Ic). Er enthält nur eine sehr dünne Lage Bindegewebes, so dass, wenn die Zotte in der Ebene des kleineren Durchmessers im Spitzenkegel durchschnitten ist, nur eine ganz schmale, fast lineare Strasse von Bindegewebe sichtbar bleibt. In Folge dieser eigen- thümlichen abgeplatteten Form des Spitzenkegels bieten die Zotten ein sehr verschiedenes Aussehen, jenachdem wir im Präparat ersteren in der Richtung der kurzen oder der !), Die physiologische Bedeutung des Blinddarmes der Pferde. Roloff’s Archiv für wissenschaftliche und praktische Thierarznei- kunde, V. Bd., $S. 399. — Mastzellen betr. S. 422—424. Bez X aaa ' & j langen Seite sehen. In dem einen Falle (I a) erhebt sich der Spitzenkegel zitzenartig auf dem Basiscylinder, indem sich letzterer plötzlich zuspitzt; in dem anderen Falle (Fig. I b) präsentirt sich die Zotte als langgestreckter | | \ \ | a aa un bt d e Kegel allenfalls mit ganz leichter Verjüngung an der Grenze beider Theile. Der Basiscylinder ist reich an glatten Muskelfasern, Züge derselben liegen z. Th. dicht unter dem Epithel; an den Schnittpräparaten sieht man dieselben häufig guirlandenartig von einer Zotte in die benachbarten übergehen; sie enden am Fusse des Spitzen- kegels. Ihrer Wirkung namentlich haben wir Bilder zuzu- schreiben, wie sie in Figur Id u. e schematisirt sind; der Spitzenkegel ist in eine Tasche zurückgezogen; ist durch den Schnitt ein Theil desselben abgetragen worden; so glaubt man fast drei-getheilte Zotten zu sehen. In der Axe des Basiscylinders finden sich von zellenreichem Bindegewebe umschlossene Lymphgefässe ; die in einigen Präparaten gefundenen cystischen Erweiterungen derselben mit ihrer scharfen Begrenzung an Querschnitten der Zotten und ihrem körnigen Inhalte (geronnene Lymphe) geben Bilder, die in der ersten Zeit der Untersuchung fast zur Verwechslung mit etwaigen frühern Entwicklungs- stadien unseres Parasiten geführt hätten. Das Epithel der a Zotten zeigte nichts Bemerkenswerthes; den bekannten hya- linen Saum der Zellen konnte ich, übereinstimmend mit von Brunn‘), auch bei dem Pferde durch Behandlung ganz frischen Materiales mit absolutem Alcohol in einen Besatz feiner Häärchen auflösen. Zahlreich finden sich „Becher- zellen“, grössere Exemplare derelben riefen einigemal den im Hinblick auf die unbekannte Herkunft unseres Para- siten wichtigen Verdacht hervor, dass es sich um in den Zellen eingeschlossene Coceidien handle; genauere Prüfung, besonders aber eine charakteristische Violettfärbung durch Gentianaviolett (das nach der Hermann’schen Kern- färbungsmethode zur Anwendung kam) sicherte vor Ver- wechselungen. Häufig fanden sich Wanderzellen im Epithel; auch diese sind bereits in ganz entsprechender Weise in den Abbildungen Eilenberger’s”) aus dem Blinddarme des Pferdes dargestellt worden. Nie habe ich solche in dem Grenzsaume selbst im Durchwandern getroffen; nie war irgend etwas zu sehen, wonach man an etwas anderes als an Wanderzellen — etwa Larven von Entozoön — denken durfte. Der Parasit, welcher uns beschäftigt, fand sich bis- her nur in dem Theile der Zotten, welchen wir als Basis- cylinder beschrieben haben. Hier liegt er meist dicht unter dem Epithel, doch auch näher der Axe, bald nahe dem Spitzenkegel, bald nahe dem Fusse der Zotte. Ganz !) Bericht über die 55. Versammluug deutscher Natur- forscher und Aerzte in Eisenach, $. 240. ?) Roloff’s Archiv für wissensch. u. prakt. Thierheilkunde, V. Bd., Tafel V, Fig. 3. Bee = AR _ ausnahmsweise fand sich einige Mal ein Exemplar unter- halb der Zotten in der Mucosa dicht unter dem Epithel; nur eines wurde etwas tiefer, wahrscheinlich in einem Lymphgefäss, gesehen. Zumeist erscheint der Parasit als kugeliger oder ellipsoider Körper, durch seine Kapsel scharf umgrenzt. Mehrmals fanden sich zwei, in einem Präparate drei Exemplare in einer Zotte. Je nach dem Durchmesser der Zotte einerseits, der Grösse des Para- siten andererseits ist der Querschnitt der ersteren nur theilweise oder in seiner ganzen Breite unter Verdrängung des Bindegewebes von dem Schmarotzer ausgefüllt; be- sonders grosse Exemplare des letzteren führen zu bauchiger Auftreibung des Basiscylinders, zugleich mit Abflachung des Epitheles da, wo der Fremdkörper gelegen ist. Das Bindegewebe zeigt öfters eine reichliche Anhäufung kleiner Zellen um die Hülle des Parasiten; zuweilen bilden die- selben eine deutliche Umgrenzungszone (Fig. 10); in an- deren Fällen hingegen scheint jede entzündliche Reaktion zu fehlen. — Da die Untersuchung auf Schnittpräparate beschränkt war, so konnte eine genaue Bestimmung der Zahl der in einer bestimmten Strecke der Darmschleim- haut enthaltenen Parasiten nicht vorgenommen werden; Serien von Schnitten führen nicht leicht zu sicheren Re- sultaten, weil nur die kleineren Exemplare etwa die Dicke eines Schnittes erfüllen, grössere aber, die sich durch mehrere Schnitte erstrecken, schwer zu verfolgen sind; es ist mühsamer, als ich glaubte, in den an einander an- schliessenden Präparaten die Schnittbilder einzelner Darm- zotten wieder zu finden. Sicher ist die Häufigkeit des Schmarotzers eine weit grössere, als ich in meiner ersten Mittheilung annehmen zu dürfen glaubte; seit ich mich der Celloidin-Einbettung bediene, die verhindert, dass Querschnitte einzelner Zotten verloren werden, war es a nt eine Ausnahme, wenn in einem Schnitte nicht mindestens eines, meist aber drei, vier und mehr Exemplare gefunden wurden '). Der Parasit erscheint in den Präparaten in verschie- denen Formen. Am häufigsten finden wir ihn als eine scharf conturirte, ellipsoide, zuweilen auch kreisrunde Kapsel, deren Höhlung zahlreiche, stark glänzende Kugeln erfüllen. Zumeist enthält die Wandung in einer beson- deren spindel- oder halbmondförmigen Höhle ein die letztere vollständig ausfüllendes, von der Masse der eben erwähnten glänzenden Kugeln durch eine dünne Kapsel- schicht. getrenntes, körniges, durch sein Verhalten gegen t) Das untersuchte Darmstück war dem noch warmen Thier, während der Darm sich noch lebhaft bewegte, entnommen, in Miüller’scher Flüssigkeit 6 Wochen erhärtet und später in ge- wöhnlicher Weise ausgewässert, mit Alcohol behandelt u. s. f. Schnitte aus ungefärbtem Material wurden mit Picrocarmin, Grenacher’s Borax- und Alaun-Carmin, Hämatoxylin, (tentiana- Violett und anderen Farben behandelt; theilweise wurden Stück- chen der Darmwand durchgefärbt (mit Grenacher’s Boraxcarmin). Die G@renacher’schen Carmine haben sich mir stets ausgezeichnet bewährt; ich muss dieselben — entgegen Gierke’s Bemerkung (in der Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie I, 1. Heft) — für eine höchst werthvolle Bereicherung unserer Hülfsmittel ansehen. Die Vorbehandlung mit Müller’scher Flüssigkeit hat die Färbung nie beeinträchtigt; consequentes Auswässern der Präparate, ehe sie aus dem chromsauren Kali in Alcohol übertragen wurden, bis die letzte Spur einer gelben Färbung des Wassers nach 24stündigem Stehen ausblieb, scheint hinläng- lichen Schutz zu gewähren; ich kann anführen, dass auch die Weigert’sche Säurefuchsinfärbung von Nervenpräparaten mir noch entgegen den Befürchtungen des Autors ziemlich gute Resultate gab an Präparaten, die Jahre lang in Alcohol gelegen hatten, bei deren Behandlung aber die erwähnte Vorsicht bewahrt war. Zur Einbettung bediene ich mich des Celloidin in einer Lösung, welche eine Tafel des Schering’schen Präparates in je 300 Cem. Aethers und absoluten Alcohols enthält. ne Ve Farbstoffe genau charakterisirtes Gebilde, den „Neben- körper“.‘; Die Substanz der Kapsel ist durchscheinend, farblos. Ihre äussere Contur ist zuweilen uneben, in Wellen- linien ausgebuchtet. Meist springt an irgend einer Stelle ein zapfenartiger Auswuchs, dessen Länge 12 « und darüber betragen kann, vor, ganz wie der Hackenfortsatz an den Kapseln von Helminthen-Eiern.?) Eine feste Beziehung des Fortsatzes zu der Lage des Nebenkörpers besteht nicht; ob derselbe eine bestimmte Richtung zur Ober- fläche der Zotte einhält, vermochte ich nicht zu konsta- tiren. Die innere Contur der Kapsel verläuft einfacher, ohne den Buchten der äusseren zu folgen ; auch davon abgesehen sind beide nicht genau concentrisch, da immer an der Stelle des Nebenkörpers die Kapsel sich zu dessen Aufnahme beträchtlich verdickt. Die Dicke der Kapsel wurde zwischen 4 und 10 « gefunden.?) Verschiedenheiten der optischen Einstellung und der Schnittrichtung könnten diese Differenzen vergrössert haben. Carmin und Häma- toxylin lassen die Kapsel ungefärbt; die Jodreaction bleibt wirkungslos. Ein schönes Bild zeigt die Kapsel im polari- sirten Licht, allerdings nicht in allen Präparaten gleich gut und jedenfalls nach dem Entwicklungszustand vari- irend; bei gekreuzten Prismen sieht man zwischen vier dunkelen Gebieten lichte Felder, deren Helligkeit an der inneren Contur am grössten ist. Den Inhalt der Kapsel bilden, wie erwähnt, der Hauptsache nach stark licht- 1) Die Bezeichnung als Nucleus de reliquat, welche viel- leicht hier am Platze wäre, mag hier, um einen bereits üblichen Namen nicht für ein Ding zu gebrauchen, ehe dessen Identität mit jenem Gebilde sicher gestellt ist, vorläufig unterbleiben. 2) Vgl. die Abbildung des Eies von Txnia marginata. Leuckart \. ec. Fig. 172. 3), u 0,001 Millimeter. Bern. Mittheil. 1884. Nr. 1077. ee brechende Kugein von wechselnder Grösse, zwischen wel- chen Spuren einer feinkörnigen Masse sichtbar sind. Die grössten Kugeln, für welche ein Durchmesser von 13, vereinzelt 14 und 15 « bestimmt wurde, scheinen wand- ständig zu liegen; sie sind an nicht tingirten Präparaten blass gelblich; die kleineren farblos. Jod färbte die Kugeln dunkler, als die umgebenden Theile; Doppelbrechung konnte ich bis jetzt nicht nachweisen. Sehr charakte- ristisch ist eine Farbenreaktion der Kugeln: Carmin, an- gewendet in der Bereitung des Grenacher’s Borax-Carmin zum Durchfärben ') tingirt die Kugeln dunkelroth, weit lebhafter als alles andere im Präparat. Andere Carmine färben die Kugeln fast nicht; Alaun-Carmin blass violett, aber nie auch nur annähernd so stark wie die Kerne; doch muss hierbei berücksichtigt werden, dass eben keine andere Farbe so lange auf die Präparate einwirkt als die genannte. Der Nebenkörper, nach seiner Lage vergleich- bar dem Dotterrest in Tanien-Eiern, ist eine etwas grobkörnige Substanz, welche sich in Carmin und Hx- matoxylin ziemlich lebhaft färbt; darin verhält er sich fast wie Zellkerne; doch war er nach Tinction mit Gentiana-Violett an mit wohlgelungener Kernfärbung unter Anwendung des Hermann’schen Verfahrens von Hrn. cand. vet. Roux hergestellten Präparaten farblos oder nur ganz blass imbibirt. Je nach der Lage der Para- siten in den Schnitten erschien der Nebenkörper schmal als Spindel oder Halbmond oder als flache Scheibe; das letztere Aussehen habe ich, sei es durch Zufall, sei es, dass die starke Lichtbrechung in den Kugeln ein Bild des Körpers lt) Grenacher, H. Einige Notizen zur Tinktionstechnik, be- sonders zur Kernfärbung. Waldeyer’s Arch. f mikrosk. Anat,, 16. Bd., 3. Heft, pag. 463. | N a ee UNBR 2 über ihnen nicht zu Stande kommen lässt, nur ganz aus- nahmsweise gesehen. Eine bestimmte Orientirung des Ne- benkörpers, der Art etwa, dass er stets auf der dem Epithel zugekehrten Seite der Kapsel gefunden wurde, scheint nicht zu bestehen. Schliesslich seien noch einige Messungen beigefügt. Es fand sich für den ellipsoiden Körper des Parasiten eine Länge von etwa 80, eine Breite von 70 u; (es wurden gefunden an Exemplaren, welche so getroffen waren, dass der Nebenkörper sichtbar war 64: 60, 80: 68, 81:67, 92:71 u; an solchen, wo letztere fehlte 61: 57, 75:67, 77:71, 80:76 «). Für den Nebenkörper ergaben sich u. A. Längen und Breiten von 26:10, 45:5, 41:17 u. Eine zweite Form des Parasiten (Fig. 3), welche sich der eben beschriebenen zunächst anschliesst, scheint in ihrer Grösse, soweit die wenigen vorgenommenen Messungen einen Schluss gestatten, von der ersten nicht wesentlich verschieden zu sein. Kapsel und Nebenkörper verhalten sich ganz wie dort; dagegen finden wir in der Höhlung die glänzenden Kugeln ausschliesslich wandständig; den centralen, von ihnen umschlossenen Raum erfüllt eine sehr gleichmässig granulirte, den bisher angewendeten Färbemitteln gegenüber indifferente, protoplasmaartige Masse. Wo der kleine Organismus vollständig erhalten ist, wird schwer zu entscheiden sein, ob diese oder die zuerst beschriebene Bildung vorliegt. Es muss ferner dahin gestellt bleiben, ob es sich um ein früheres oder ein spä- teres Entwicklungsstadium als bei der ersten Form handelt. Letzteres gilt auch von einer dritten Form, die bis jetzt nur in ganz wenigen Exemplaren vorliegt. Die Höhlung der Kapsel enthält eine innere, birnförmige Hülse, die fast als eine „Gastrula“ imponiren könnte; allerdings ist ihre Wandung eine einfache Schicht einer durch starke Lichtbrechung, sowie ihr Verhalten gegen Ben er Borax-Carmin ihre Identität mit der Substanz der glänzen- den Kugeln manifestirenden Materie. Der Hohlraum dieser Hülse zeigt an deren dünnerem Ende eine 2,5 « weite micropylenartige Oeffnung nach dem Innenraume der das Ganze umfassenden Kapsel. An dem abgerun- deten Ende enthält die Substanz der Hülse an einigen Präparaten einen kleinen, spindelförmigen feingranulirten Körper (** Fig. 4). Den Inhalt der Hülse bildet eine gleichmässig fein granulirte nicht tingirbare Protoplasma- masse, in welcher ein kleines, einem Kernkörperchen ähn- liches Gebilde auffällt. Liegt der Parasit so, dass man im Präparat auf die abgerundete Seite der birnförmigen Hülse sieht, so glaubt man in der Kapsel nur eine jener glänzenden Kugeln, diese allerdings von bedeutender Grösse, zu sehen; bevor ich solche Bilder richtig deuten konnte, lag der Verdacht nahe, an eine Entstehung der glänzenden Kugeln in den zuerst erwähnten Formen aus einer grösseren durch einen Segmentirungsprozess zu denken. Die wenigen, bis jetzt vorgenommenen Messungen scheinen indessen für diese Form eine etwas bedeutendere durchschnittliche Grösse als für die vorige zu ergeben (aus 3 Exemplaren 96:64, 89:89, 90:70 « Länge und Breite); dies würde allenfalls darauf hinweisen, dass sie das spätere Entwicklungsstadium, beruhend in seiner Eigen- thümlichkeit auf einem Zusammenfliessen der glänzenden Kugeln zur Bildung der birnförmigen innern Kapsel, dar- stelle. Messungen ergaben für diese „Gastrula“ Längen von 64, 64, 77, Breiten von 47, 41, 57 «; ihr Hohlraum mass 55, 59, 72 « in der Richtung von dem abgerundeten Ende nach der Mündung, bei einer Breite von 33, 26, 38 u. Die Höhlung der Kapsel ist von der birnförmigen Hülse nicht immer total ausgefüllt; es bleibt ein freier Raum, in welchem ein Inhalt in den gehärteten Präparaten nicht Se Ei 7 a en Aa a a _ nachzuweisen ist; vermuthlich war er demnach, da ein Ausfallen irgend welcher Bestandtheile nicht anzunehmen ist, mit einer Flüssigkeit erfüllt. In dem abgebildeten Exemplar erscheint der Nebenkörper mit der ihn ab- srenzenden Kapselschicht in jenen freien Raum vorgewölbt; es ist dies indessen vielleicht eine Ausnahme; ebenso auch wohl der Befund eines kleinen elliptischen Kör- perchens (* Fig. 4), welches ausser dem Nebenkörper in der Substanz der Kapsel eingeschlossen war. Sichere Uebergänge zwischen der letzten uud den früheren Formen habe ich leider nicht finden können. In den nun folgenden Entwicklungsstadien fehlen die glänzenden Kugeln oder etwas denselben entsprechendes. Die Gestalt des Parasiten ist weniger regelmässig; sein Studium wird durch die bedeutendere Grösse erschwert, da er weder in den Schnittpräparaten als Ganzes, noch auch bei seiner immer noch geringen Grösse (wegen der Trübung des Materiales beim Erhärten) isolirt untersucht werden kann. Ein einzelnes Exemplar erstreckt sich jetzt durch mehrere Schnitte, von welchen leicht nur einer über manche Einzelheiten, z. B. das Verhalten des Neben- körpers Aufschluss zu geben geeignet ist. Was die Ge- sammtform betrifft, so wird die kugliche oder ellipsoide Form verunstaltet durch Auswölbungen der Kapsel an ein- zelnen Stellen oder durch buckelartige Verdickungen (Fig. 6 und 9), durch einseitige Verlängerung des Organis- mus zu langgestreckten Formen (Fig. 5, 7, 8), durch Ein- schnürungen an der Grenze zwischen dem Nebenkörper und der eigentlichen Inhaltsmasse, welche zu fast an die Form polycystider Gregarinen erinnernden Bildern führen. Die Grösse des Parasiten nimmt bedeutend zu ; gemessen wurde an einem Exemplar, welches in dem benützten Schnitte keinen Nebenkörper zeigte, eine Länge von 157, De eine Breite von 146 «; an einem anderen, den Nebenkörper 4 enthaltenden, eine Länge von 169 « bei einem Querdurch- messer von 129 « an der breitesten, von 79 « an der von dem Nebenkörper eingenommenen Stelle. Die Dicke der Kapsel zeigt nunmehr grosse, von der Einschaltung des Nebenkörpers ganz unabhängige Schwankungen (beispiels- weise von 4—14 u an einem Exemplar); neben buckligen Auftreibungen finden sich Verdünnungen, die an ein Bersten der Kapsel denken lassen. Im polarisirten Lichte finden wir nur noch an den dickeren Stellen Reste der oben beschriebenen Figur, so z. B. an dem in Fig. 6 abgebil- deten Exemplar genau die Hälfte einer solchen. Den früher besprochenen Stadien reiht sich zunächst das Fig. 5 abgebildete an. Die Kapsel umschliesst zwei durch eine dünne Grenzwand geschiedene Abtheilungen die kleinere enthält die der grösseren helmartig auf- sitzende, durch ihre Tinctionsfähigkeit leicht kenntliche, etwas grobkörrige Masse des Nebenkörpers; die grössere wird erfüllt von einer körnigen, farblosen, beziehungsweise ganz blass tingirten Substanz, in der wiederum kleine runde Felder weniger deutlich granulirt oder fast homogen erscheinen. Derartige Formen können sich bis fast zur doppeiten Länge des in Fig. 5 abgebildeten Exemplares bei annähernd gleicher Dicke strecken. Ein weiteres Stadium zeigt Figur 6. Die Zahl und Grösse der hellen, vacuolenartigen Felder in der grössern Abtheilung hat zugenommen. Ihr Inhalt gleicht jetzt einem, an jenes von Pflanzenzellen erinnernden, von vie- len Vacuolen durchsetzten protoplasmatischen Netzwerk. Das Protoplasma zeigt eine ganz blasse Färbung an Carminpräparaten ;; seine Granulirung ist weniger gleich- mässig, insbesondere stellenweise grobkörniger als früher. Dies tritt an weiteren Entwicklungsstadien noch mehr a hervor. Es sind nunmehr die vacuolenartigen Räume grösser und deutlicher abgegrenzt; oft hängen Kleinere Vacuolen wie Ausbuchtungen mit grösseren zusammen. Bei einigen der grössten Exemplare (Fig. 7) zeigt die Umgrenzung dieser hellen Felder eine deutliche, äusserst feine, radiäre Strichelung, an Bilder erinnernd, wie sie als Ausdruck quer durchschnittener musculöser Schichten bei niederen Organismen gesehen werden; ausser der Feinheit der Strichelung, die nur bei den stärksten Ver- grösserungen deutlich sichtbar ist, lässt sich gegen jene Deu- tung einwenden, dass es bisher nicht gelungen ist, Strei- fungen, wie sie einer Längenansicht der Muskeln entsprechen sollten, nachzuweisen. Nicht in allen Präparaten fand sich indessen die scharfe Abgrenzung der Räume. In dem Protoplasma finden sich zwischen den körnigen Elementen kurze Linien in unregelmässiger Vertheilung, die fast als in die granulirte Materie eingestreute Stäbchen impo- niren; allerdings vermochten auch die stärksten mir ver- fügbaren Vergrösserungen (Seibert XII homogene Immer- sion, und VII Wasserimmersion) nicht, mir die Gewiss- heit zu verschaffen, dass es sich um selbstständige Ge- bilde — etwa Keime — handle. Alle bisherigen Angaben stützen sich in jedem Punkte auf mehrere, unter sich übereinstimmende Präparate; es sind nunmehr noch einige Beobachtungen anzureihen, die sich nur an ganz vereinzelten, selbst an nur einem Präparat anstellen liessen. Das Zusammenfliessen der vacuolenartigen Räume kann so weit gehen, dass sie eine einzige grosse buchtige Höhlung, neben welcher etwa noch existirende kleinere Räume fast verschwinden, darstellen (Fig. 9). Die bereits erwähnten Bilder von in das Proto- plasma eingestreuten Stäbchen fielen zusammen mit an- deren, die, gleichfalls kurze Linien darstellend, auf Licht- + a brechungsvorgängen in einem Theile des Umfanges schärfer begrenzter, kugeliger und ellipsoider Massen zu beruhen schienen. Bezüglich der Deutung dieser Bilder, welche man mit Vermehrungsvorgängen in Beziehung zu bringen versucht sein könnte, ist grösste Vorsicht geboten; ich muss bei der Seltenheit des Befundes auf jeden derartigen Versuch vorläufig verzichten. In einem Exemplare war diese Abgrenzung zellenartiger Körper ganz besonders deutlich (Fig. 8); die Inhaltsmasse der Kapsel hatte sich — vielleicht durch Schrumpfung bei der Härtung — von deren Wandung retrahirt, wobei einzelne „Zellen“ an der Kapsel haften geblieben waren. Dasselbe Exemplar zeigte noch eine andere Besonderheit: ein Nebenkörper ist in dem Präparate — das leider nicht zu einer Schnittreihe gehört — nicht zu sehen; dagegen findet sich in einer verdickten Gegend der Kapsel, gefüllt mit einigen Körn- chen einer nicht tingirten, krümmlichen Masse, eine ellip- tische Nische, die mit feiner mikropylenartiger Oeffnung nach Aussen mündet. Die Substanz der Kapsel zeigt in dem verdickten Gebiet eine im Ganzen der Oberfläche parallele, äusserst zarte Streifung. Der Gedanke an ein Austreten des Nebenkörpers lag hier nicht fern. Noch andere Bilder scheinen gleichfalls auf dessen Untergehen in späteren Entwicklungsstadien hinzuweisen. Sehen wir davon ab, dass in einzelnen Exemplaren (Fig. 7) dessen . Abgrenzung von der anderen Masse sich verschärft, indem eine besondere Grenzlinie die Kapsel durchsetzt, so möchte ich auf die vereinzelt sichtbaren buckligen Verdickungen der Kapsel (Fig. 9) hinweisen. Ein plattes, kernähnliches Körperchen liegt unter dem Hügel, umgeben von einer der oben erwähnten ähnlichen feinstreifigen Partie der Kapsel; sollte es sich hier um eine allmählige Ausfüllung des früher von dem — im Präparate fehlenden — Nebenkörper Ten: DR a eye 277. ERSTER AN, SER 2 ' eingenommenen Raumes handeln? Schwer zu deuten sind endlich Befunde, wie der in Figur 12 abgebildete. In der Spitze einer Zotte liegt hier, in einer (vielleicht durch Ausreissen beim Schneiden entstandenen ?) Lücke, eine von einer feinen Hülle umgebene körnige Masse, deren Fär- bung etwas blasser ist, als die des Nebenkörpers an gleich behandelten Präparaten, immerhin aber letzterem viel näher steht, als dem Protoplasma-Inhalt anderer Exemplare. Ist es ein jüngeres Stadium des Parasiten? So geneigt ich früher dieser Annahme war, so ist sie mir zweifelhaft geworden, seit ich unzweifelhafte Nebenkörper von ent- sprechender Grösse (Fig. 7) gefunden habe und demnach an die Möglichkeit denken muss, dass vielleicht der Schnitt einen solchen einmal abgetrennt hat und ihn isolirt zeigt. Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, dass die geschilderten Gebilde parasitärer Natur sind; ebenso dürfte als sicher anzunehmen sein, dass die verschiedenartigen be- schriebenen Formen zusammen gehören, sowie dass sie Ent- wicklungsstufeu eines und desselben Organismus darstellen. Es sind enorme Mengen dieses Fremdkörpers in dem untersuchten Darmstück enthalten; leider kann nachträg- lich nicht mehr eruirt werden, auf eine wie grosse Strecke der Darmwand — das aufbewahrte Stückchen ist etwa 10 cm lang — die Invasion des Schmarotzers sich erstreckt. Aber auch wenn sie nur auf ein mässig grosses Gebiet beschränkt war, so könnte doch nur eine relativ träge Reaktion der betroffenen Gewebe (wie sie sich übrigens thatsächlich in dem geringen Grade der entzündlichen Neubildung manifestirt) es erklären, wenn etwa niemals auf den Parasiten unmittelbar zu beziehende Krankheits- Symptome bestanden haben sollten. Vielleicht wird darüber aus Beobachtungen ähnlicher Fälle Aufschluss zu erhalten sein. Bemerkenswerth ist jedenfalls, dass von den unter- Bern. Mittheil. 1884. Nr. 1078. suchten Präparaten weitaus die Mehrheit sich auf von einander entfernte Entwicklungsstadien vertheilt; es über- wiegen nämlich die beiden zuerst beschriebenen und die 5. Form, während die 4. (von der in dritter Linie geschil- derten gleichfalls ungewöhnlichen Form ist nicht sicher genug zu erweisen, wo sie einzureihen ist) nur selten ge- funden wird. Es könnte dies vielleicht dahin auszulegen sein, dass die Invasion in mehreren Schüben stattgefunden habe — man müsste denn annehmen, dass jenes Zwischen- stadium sehr rasch durchlaufen würde; in letzterem Falle wäre allerdings die geringe entzündliche Reizwirkung trotz der beträchtlichen Volumzunahme des Parasiten in der kurzen Umwandlungszeit noch auffälliger. Ob die Invasion überhaupt in einer der bisher gesehenen Gestalten erfolgt ist, erschetnt im Uebrigen wenig wahrscheinlich, gleichviel, ob wir ein Einwandern vom Darmlumen oder von einem an- deren Organe her annehmen (s.u.); auch die kleinste Form konnte nicht wohl ohne beträchtliche L&sionen vom Darm aus an ihren Ort gelangen; ebenso wenig ist annehmbar, dass sie ohne Circulationsstörungen auf dem Wege der in Betracht kommenden Blut- oder Lymphbahnen ein- geschwemmt werden konnte. Auf welchem Wege die Invasion des Parasiten erfolgt ist, wird auf Grund der anatomischen Untersuchung allein kaum zu ermitteln sein. Es wurde bereits erwähnt, dass der Parasit fast nur auf den von uns als Basiscylinder bezeichneten Theil der Darmzotten beschränkt ist. Nur in einem Präparat unter mehreren Hunderten fand ich ein Exemplar -- merkwürdigerweise in dem sonst ziemlich selten beobachteten in Fig. 4 abgebildeten Stadium — in dem submucösen Bindegewebe, anscheinend in einem Lymphgefäss'). !) Als ich meinem Kollegen, Professor Dr. Guillebeau die in der Einleitung erwähnten cystischen Erweiterungen der T Ä KANTE... Aye Es bestehen, wie schon angedeutet, zwei Mösglich- keiten, die eigenthümliche Lokalisation des Parasiten zu erklären: Es kann derselbe vom Darme her eingedrungen sein oder er ist von anderen Stellen des Körpers aus an seinen Sitz auf einem Wege gelangt, der ihn bis in diese, der Auskleidung des Darmes nächste Stelle führen musste. Beides ist nicht ohne Analogie. Die Einwanderung vom Darme aus kennen wir für die Trichine, für Txnien- Larven u. a. m. Gegen die Annahme einer solchen liesse sich vielleicht anführen, dass in keinem der anderen untersuchten Organe desselben Pferdes’) auch nur ein verirrter Parasit zu finden war. Weniger Ge- wicht wäre darauf zu legen, dass kein Exemplar auf dem Wege durch das Epithel, dass ebensowenig Spuren dieser Wanderung gefunden wurden; wir haben schon betont, dass es nicht wahrscheinlich ist, dass der fremde Organismus überhaupt in einer der gefundenen Formen seine Wanderung vollzogen hat; es muss demnach wohl auch schon einige Zeit seit der Invasion verflossen sein. Ausserdem dürfen wir in Betracht ziehen, dass auch für andere Entozoen, für welche dieser Modus des Eindringens ausser Zweifel steht, es noch nicht gelungen ist, sie auf dem Wege zu ertappen?) — ebensowenig als es, soweit axialen Lymphgefässse in den Zotten zeigte, meinte er dieselben vielleicht auf Verstopfung der centralen Fortsetzungen jener Röhrchen durch fortgeschwemmte Exemplare des Parasiten zu- rückführen zu dürfen; der erwähnte Befund nimmt in dieser Hinsicht trotz seines vereinzelten Vorkommens einiges Interesse in Anspruch. !) Untersucht wurden und zwar an sehr zahlreichen Schnitten, zu deren Anfertigung zwei mikroskopische Kurse und speecielle Studien einiger Studirender Gelegenheit gegeben hatten, Magen, Zwölffingerdarm, Glandula Parotis und Submaxillaris, Leber, Pancreas, Sehnen und Nackenband. 2, Vgl. Braun, 1. e. 8. 95. ER a mir bekannt, einem der Autoren, welche jetzt die interes- sante Frage nach der Beziehung der Wanderungen von weissen Blutzellen im Darmepithel zur Fettresorption behandeln (Zawarykin, Wiedersheim, Stöhr u a.), möglich gewesen ist, den Moment des Durchtrittes (falls ein solcher überhaupt stattfindet) zu beobachten. Für die Einwanderung des Parasiten auf einem anderen Wege, nämlich dem der Einschwemmung von anderen Körperstellen aus durch Vermittelung der Blutbahn, liesse sich eine Analogie gerade beim Pferd in dem Entwicklungs- sange des Sclerostomum armatum (Strongylus armatus) finden. Diese Würmer durchleben bekanntlich ihren Larvenzustand in den die Innenwand der Aneurysmen der Baucharterien deckenden Fibrinschichten !); nachdem sie eine gewisse Entwicklungsphase, in welcher allerdings reife Geschlechtsprodukte noch fehlen, erreicht haben, geben sie ihre frühere Befestigung auf und gelangen in den Hohlraum der Arterien, von wo sie mit der Blutwelle frei, oder mit anhaftenden Gerinnseln fortgetrieben wer- den; es ist anzunehmen, dass sie so in die peripheren Zweige der Darmarterien gelangen können, von wo aus sie nach Durchbrechung der Darmwand ihren- weiteren Weg finden.?) Auch gegen eine solche Annahme lassen sich für unseren Fund Einwendungen erheben; wir müssen davon absehen, dass ein Mutter-Organismus eben nicht gefunden, allerdings auch nicht gesucht worden ist, da ja erst Monate nach der Tödtung des Thieres der Parasit erkannt wurde. Es ist aber auch bisher nicht gelungen, I) Vgl. Leuckart, l.c. I 8. 98, 99, II 8. 137, 402, 444; ferrer Bollinger: Die Kolik der Pferde und das Wurm-Aneurysma der Eingeweide-Arterien. München, Oldenbourg’s Verlag, 1870, 8.120 #. 2) Leuckart, l. cc. I, S. 99. Er a Te a a ee en ee Wen En ı Eee at i i g i | F w ’ } 2 5 Rz . h S & % Ä " ib ‘2 2 K 7 , IR # re a 4 als den Sitz des Fremdkörpers die Blutgefässe nachzu- weisen. Es erscheint daher vorläufig nicht möglich, den Weg der Einwanderung desselben zu ermitteln. Noch grösseren Schwierigkeiten begegnet der Versuch, dem Parasiten eine Stellung im zoologischen System an- zuweisen. Es sind hier zwei Möglichkeiten in Betracht zu ziehen: es kann sich entweder um eine Stufe aus dem Generationswechsel eines höher organisirten Thieres, in diesem Falle wohl nur um Entwicklungsstadien des Eies oder um Larvenzustände eines Wurmes, oder um ein Glied aus der Reihe der Protozoen, um ein Sporozoon, handeln. Fassen wir die erste Möglichkeit in’s Auge, so werden wir untersuchen müssen, ob irgend welche von den be- kannten Parasiten des Pferdes überhaupt in Frage kommen können. Die Linstow’sche Tabelle '). der ich das Wenige, was ich sonst aus der mir nur allzu lückenhaft zugäng- lichen Litteratur entnehmen kann (mit * bezeichnet), bei- füge, umfasst folgende Arten: Ascaris megalocephala. Oxyuris curvula. Oxyuris mostigodes. *Oxyuris vivipara. ?) *? Dracunculus medinensis. ?) Nematoden t) Compendium der Helminthologie. Hannover 1876, 8. 56, 57. 2) Citirt nach L. H. J. Hurtrel’s Dietionnaire de Medeeine, ete., veterinaire. Edit. refond. par A. Zundel, I. Bd. Thl. 1. Paris 1874. S. 134. — «Ce ver, trouv& par Probstmayer, dans le c@acum du cheval ne differe du pr&cedent» (Oxyuris curvula) «qu’en ce qu’il est vivipare.» Ob derselbe identisch mit Nitzsch’s ©. mostigodes ist (Ztschr. f. d. ges. Naturwissensch. 1866, XXVIII, p. 270), kann ich nicht entscheiden. Von ©. curvula ist letz- tere unterschieden durch bedeutendere Grösse und durch die & Gruppirung der Eier zu sternförmigen Haufen von 5—8 Stück. 3), Citirt nach Diet. de Med., ete. Veter. S. 130. «Si nous avons parl& de ce parasite ici, ce n’est pas tant parce que RA ; Spiroptera megastoma (Filaria megastoma). Spiroptera microstoma (Filaria microstoma). *Spiroptera scutata (asophagea)'). Spiroptera eircinnata (Onchocerca reticulata). Piguris reticulata. Filaria papillosa. Filaria lacrymalis. * Hämatozoon (Filaria?) ?) Sclerostomum armatum (Sel. equinm, Strongylus armatıs). Sclerostomum tetracanthum(Strongylus tetracanthus)?). Strongylus micrurus. Eustrongylus gigas. ?Nematoideum Equi caballi Diesing. Syst. Helminth. II, p. 332, in der Wand des Dickdarmes. ?Nematoideum Equi caballi Peschel, Diesing. Syst. | Helminth., II, p. 332, Wand der Venen. Nematoden Deerssel l’a observe egalement sur le chien mais bien parce que Ercolani et apres lui Rwolta ont attribu&e & des embryons de ce nematoide, le premier une 6eruption dartreuse du cheval, le second une &ruption du mä&me genre chez le chien.» 1, Müller, Oesterr. Vierteljahrsschr. f. wissenschaftl. Vete- rinärkunde, XXXI. Bd. S. 128. 2) Beobachtet von Wedl, Beiträge zur Lehre von den Hä- matozoen, Wien 1849, eitirt nach Leisering, Ueber Hämato- zoen der Haussäugethiere, Virchow’s Archiv, Bd. XXXIIL 8. 111. Weadl lässt offen, ob es sich um embryonale Formen eines Eingeweidewurmes oder um eine selbstständige Form handele. ®) Dahin gehört vielleicht auch Cobbold’s « Trichonema ar- cuata» in der Wand des Dickdarmes des Pferdes. Observations on new parasites from the Horses. The Veterinarian, a monthly. Journ. of Veter. sc. ed. by Symons. Vol. XL, p. 81. Mir im Original nicht zugänglich, eitirt nach Värchow-Hirsch’s Jahres- bericht. - n £ | Pi 174 2 5 [ % iR; « 2 | I . he REES ET EEE ET SE Ben 2 * Amphistoma Collinsi. ?) "Gastrodiscus polymastos (Diplostomum »gyptiacum)?). Distomum hepaticum. Trematoden Tenia plicata. Tania perfoliata. Tx&nia mamillana. Coenurus cerebralis. Oysticercus fistularis. Cestoden Nur ein Theil von den in dieser Liste enthaltenen Organismen kann hier überhaupt in Frage kommen; viele lassen sich ohne weiteres ausschliessen. Vor Allem gilt dies von den ÜCestoden, an die man vielleicht am ehesten denken möchte, theils weil für eine der Tx&nien des Pferdes (Tania perfoliata) ein massenhaftes Vorkommen (bis 400 Exemplare) im Darme, insbesondere auch in Cysten der Darmwand, welche mit dem Darmlumen communicirten erwiesen ist, theils weil ein Bandwurm, Tania mamillana, in dem Darme des untersuchten Pferdes enthalten war. Es waren 12 Exemplare dieses kleinen zierlichen Parasiten !, Citirt nach ZHeller, die Schmarotzer, mit besonderer Berücksichtigung der für den Menschen wichtigen. München und Leipzig, Oldenbourg’s Verlag, 1880. Erst neuerdings in Indien entdeckt, lebt zu Tausenden im Dickdarm. 2) Citirt nach Krabbe, Untersuchungen über das Vorkom- men von Eingeweidewürmern im Darmkanal des Pferdes. Bollinger und Frank’s deutsche Zeitschrift f. Thiermediein und vergleich. Patholog. VI. Bd., S. 118. Von Sonsino, The Veterinarian etc. 1877, S. 49 u. 121, bei 2 von 15 Pferden, einmal in 6 Exem- plaren im Dünndarm, einmal in ca. 100 Exemplaren im Dick- darm gefunden; 13 mm lang, 6 breit. Die Bezeichnung Diplo- stomum &gypt. rührt von Cobbold her. Eine ausführliche Be- schreibung lieferte unter Leuckart’s Leitung Carl von Lejteny. Ueber den Bau des Gastrodiscus polymastos, Abh. der Seuken- berg. Naturf. Gesellsch. zu Frankfurt a/M., XI. Bd. 8. A. EAN BEE vorhanden (Blumberg' sah bis 100 Exemplare bei einem Thier). Gegen die Annahme einer Zugehörigkeit unseres = Parasiten zu dem Entwicklungsgange dieser Tenia ist hier nicht so sehr anzuführen, dass dies für denselben eine Weiterentwicklung ohne Zwischenwirth voraussetzen müsste, ?) als der Mangel der Embryonal-Hacken in den !, Ein Beitrag zur Anatomie der Tania pliecata, Tania perfoliata und Tania mamillana. Gerlach’s Archiv f. wissensch. und prakt. Thierheilk., redigirt von Müller und Schütz, III. Bd. Berlin 1877, $. 33. Die Verbreitung der drei genannten Te’ nien, sowie die Zahl der von jeder derselben gleichzeitig zu fin, denden Individuen unterliegt übrigens örtlichen Schwankungen 2, Ueber die Entwicklung der Txnia mamillana ist noch nichts bekannt; sie theilt dies Geschick jedenfalls mit den meisten, soweit ich aus den Litteraturangaben entnehmen kann, sogar mit allen Tx&nien (nicht den Cysticercen) der pflanzen- fressenden Hausthiere; in dem mehrfach eitirten Aufsatze über Helminthen im Dict. de Medec. finde ich diese Angabe in ste- reotypischer Wiederholung. So ist denn auch von Megnin (Nou- vels observations sur le Developpement et les Metamorphoses des Tenias des mammiferes, Comptes-rendus de l’Acad. d. sc., T. XX, eit. nach Virchow-Hirsch’s Jahresber. f. d. ges. med. W.) für die Tenien der Pflanzenfresser der Ablauf aller Entwicklungs- vorgänge ohne Wirthswechsel geradezu als unerlässlich hinge- stellt worden; eine Annahme, die vorläufig wohl kaum An- hänger finden wird. — Aus einem Citate des Diet. de Medec. veter., S. 131, ohne Quellenangabe, ist allerdings zu entnehmen, dass van Beneden in dem Cysticercus fistularis des Pferdes die Finne der Tx&nia perfoliata annehme; nach derselben Quelle hätten andere dieselbe Möglichkeit für T. plicata zugegeben. (Beide Taenien sind auch sonst manchmal zusammengeworfen.) Wenn auch alles dies, wie oben g:zeigt, für uns ausser Betracht bieiben kann, so möchte doch die Frage nach den betreffenden Zwischenwirthen, bezw. nach dem Entwicklungsgange der «Onco- sphären» (Braun) derselben ein wichtiges Untersuchungsobjekt bilden. Ich darf vielleicht noch das Eine bemerken, dass, schon ehe ich das «Globidium » kannte, das Fehlen von Eiern in den Endgliedern der Tx&nia mamillana mir die Frage nahelegte, ob hier, wie bei T. perfoliata die zuerst entstehenden Proglottiden IS ROT Kapseln; dieser, an Hunderten von Präparaten constatirte negative Befund ist wohl unanfechtbar; eine Discussion aller anderen Fragen, die sich weiter an die Hypothese eines Zusammenhanges mit Tania mamillana knüpfen müssten, so über die Art, wie die Eier oder Larven überhaupt in die Darmwand gelangen konnten, über die Bedeutung der ganz eigenartigen Entwicklungsstadien u. A. m. dürfte damit von vornherein überflüssig werden. Wenden wir uns zu den beim Pferde gefundenen Trematoden. Ein Zusammenhang mit unserem Parasiten kann auch hier wahrscheinlich verneint werden. Die Eier von Distoma hepaticum sind genau bekannt '); das Fehlen des Deckels an der Kapsel, vor Allem aber die bei weitem geringere Grösse der allein in Betracht kommenden jüngeren Stadien unseres Fundes gegenüber der mäch- tigen Grösse jener Eier, schliessen jede Beziehung aus; die Entwicklungsgeschichte des D. hepaticum ist ausser- dem durch Leuckart’s?) neue Untersuchungen so weit aufgeklärt, dass jede Spekulation, die etwa Larvenformen jenes Thieres vermuthen wollte, hinfällig wird. Die beiden anderen beim Pferde vorkommenden Trematoden (Amphi- stoma Collinsii und Gastrodiscus polymastos) sind bisher in Europa nicht zur Beobachtung gelangt; wir brauchen sie daher wohl nicht zu berücksichtigen.” Es könnten überhaupt geschlechtslos bleiben, oder ob nicht eine Entleerung der Eier vor Abstossung der Glieder stattfindet. Ich bedaure, dass Ueberhäufung mit anderen Arbeiten mich damals verhindert hat, die letztere so einfach und leicht zu lösende Frage zu _ verfolgen. Gn 2 !) Leuckart; Parasiten u.s.f. Fig. 90 £. 2, Vgl. Zoologischer Anzeiger, IV. S. 641. Archiv f. Na- turgesch., XXXVIII. Jahrg., I. Bd. S. 80. Zoologischer Anz,, v8. 54. Bern. Mittheil. 1884. Nr. 1079, HAT CS also höchstens Eier eines bei dem Pferde noch nicht nach- 4 gewiesenen Distomum in Betracht kommen; ein Fall, der allzu entlegen erscheint. Bezüglich der bei dem Pferde vorkoinineiden Nema- U toden, stösst die Kritik, soweit ich nach dem mir verfüg- baren litterarischen Material urtheilen kann, auf grosse Schwierigkeiten, weil nur für einen Theil derselben etwas Positives über die ersten Entwicklungsvorgänge bekannt ist. Gerade aber aus der Klasse der Rundwürmer liegen mehrfache Beispiele einer Entwickelung in der Darmwand vor. So berichtet Drechsler ?) über den Befund zahlreicher !) Ueber Gastrodiscus polymastos, Leuckart, vgl. Dr. Lei- tenyi Karolyi. Abhandl. der Senkenberg. Naturforsch. Gesellsch. zu Frankfurt a. M. XII. Bd. 2, Falls nur die direkte Betrachtung des Parasiten zur Entscheidung herangezogen würde, könnte man eher an Disto- mum, als an irgend welche Cestoden denken. Von den mir bekannten Abbildungen von Helminthen-Eiern gleichen gerade die eines Distomum (D. eygnoides; abgebildet bei van Beneden, Recherches sur la composition et la signification de l’oeuf, ba- seces sur l’etude de son mode de formation et des premieres phenomenes embryonnaires; memoires couronnees de l’Acad. R. de Belgique, XXXIV. Bd., Tafel II, Fig. 27) unserem Fremd- körper am meisten. Auch das Vorkommen von Distomen-Eiern in der Darmwand selbst fände bereits eine Analogie auf Grund eines Befundes massenhafter Distomen-Eier in der Dickdarmwand; cf. Zaucarol, Lesion du gros Intestin et des voies urinaires, determines par le Distoma h&zmatobium. Gaz. hebd. de Med. et de Chir., 1882, Nr. 22; cit. in Virchow-Hirsch’s Jahres- bericht. 3, Drechsler, @. Ueber einen neuen Parasiten in der Schleim- haut des Rinderdarmes, mit Zusätzen von Graff und Bollinger. Deutsche Zeitschrift f. Thiermediein und vergl. Pathologie, II. Bd., S. 355. Eine weitere Besprechung und Abbildung desselben Parasiten lieferte Saake. (Die Wurmtuberkeln im submucösen Bindegewebe des Diinndarmes des Rindes und die Intussuscep- tion des letzteren. Archiv. f. wissenschaftl. und prakt. Thier- heilk., III. Bd., Berlin, 1877, S. 195.) Von Wichtigkeit ist in an Tuberkel erinnernder Knötchen in der Wand des Rinder- darmes, die z. Th. dem blossen Auge eben noch sichtbar, z. Th. bis erbsengross waren und als Inhalt einen kleinen Rundwurm zeigten; die Species konnte von Graff, der den Schmarotzer als Jugendform eines Nematoden be- stimmte, nicht festgestellt werden. Einen Rundwurm aus der Wand des Dickdarmes des Pferdes erwähnt Diesing '); auch hier ist die Species nicht bekannt. Am meisten aber müssen hier gewisse Angaben über die Entwickelung der beiden Sclerostomum-Arten, welche im Darme des Pferdes gefunden werden, interessiren, weil sie in der That eine Analogie mit meinen Beobachtungen aufweisen. Col- lin”) hat vor längerer Zeit die Angabe gemacht, dass die Eier des Sclerostomum armatum von dem Weibchen in die Schleimhaut des Darmes versenkt werden; Leuckart’?) hat später darauf hingewiesen, dass die daselbst einge- kapselten Parasiten nicht in den Entwickelungskreis des Scler. armatum, sondern in jenen des Scl. tetracanthum gehören; er nimmt an, dass letzteres, nachdem es unter der letzteren Abhandlung der Nachweis, dass die Verbreitung des Parasiten den Blutgefässen folgt; S. vermuthet, dass in ähnlicher Weise wie dies für Sclerostomum armatum angenommen wird, der ursprüngliche Aufenthaltsort des Nematoden ein grös- seres Blutgefäss sei und dass der Uebertritt der Würmer nach dem Darme nur zum Zwecke der Auswanderung erfolge. !) Systema Helminthum; Vindobon; 1850/51; eitirt nach Linstow, Compendium der Helminthologie, Hannover 1878, S. 57; auch die nach Linstow’s Werk erschienene Revision der Diesing’schen Sammlung durch von Drasche in « Verhandlungen der Kaiserlich-Königlichen zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien», XXXII. Bd., Wien 1883, gibt keinen Aufschluss. 2) Me&moire sur le Developpement et les Migrations des Sclerostomes. Paris, 1864, eit. nach Leuckart, II, S. 136. ®) Die menschlichen Parasiten, II, S. 402 u. 444 ff. . 4 PR. & Rhabditisform im Freien gelebt hat und mit dem Wasser in den Darm des Pferdes gelangt sei, sich in der Darm- wand einkapsele und hier im Inneren der Cyste sich in die definitive Form verwandele. Die kleinsten der von Leuckart untersuchten derartigen Wurmkapseln hatten einen Durchmesser von 0,3 mm, waren also fast doppelt so gross, als die von uns gefundenen; der darin enthal- tene Wurm, etwa 1 mm lang, unterschied sich nur durch den Mangel des Mundbechers von weiter vorgeschrittenen) 1,5 mm und darüber langen Exemplaren. Durchmustern wir die in der Tabelle aufgezählten Nematoden hinsichtlich der Möglichkeit eines genetischen Zusammenhanges mit unserem Parasiten, so können wir ohne Weiteres diejenigen ausschliessen, welche lebende Junge gebären (Filaria papillosa ') — F.lacrymalis ist nicht in Betracht zu ziehen, vielleicht auch mit der vorigen identisch — Spiroptera circinnata ?), Oxyuris vivipara?), ferner diejenigen, deren Eier schon vor der Ablage einen wurmähnlichen Embryo enthalten (Spiroptera scutata°), wohl auch nach Analogie anderer Oxyuriden, Oxyuris cur- vula°®). Ueber die Eier der beiden anderen Spiroptera- Arten — Spiroptera megastoma, die in Knoten in der Magenwand und Sp. microstoma, die frei im Magen lebt !) Dietionnaire de med. veter. (Hurtrel d’Arboval-Zundel.) II. Bd., I. Thl., Paris 1874, 8. 131. 2) Vgl. Zürn, Zur Helminthologie, Wochenschrift f. Thier- heilkunde und Viehzucht, 15. Jahrg. 1871, Nr. 9, S. 65. ®, Diet. de med. veter., II. Bd., 1. Theil, S. 134. *) Vgl. Müller, Spiroptera scutata &sophagea bovis. Oesterr. Vierteljahrsschr. f. wissenschaftl. Veterinärkunde, XXXI. Bd., 1869,38. 127. 5) Positive Angaben habe ich nicht gefunden ; es existiren jedenfalls nach Leuckart «einzelne Arten, die ihre Eier vor Be- ginn der Embryonalentwickelung ablagern». (Parasiten II, S. 325.) — finde ich nur eine auf die erste der genannten bezüg- liche Angabe bei Davaine'); danach sowie nach der Analogie mit anderen Spiroptera-Arten — die allerdings keine direkte Beweiskraft hat — glaube ich auch diese Formen übergehen zu dürfen. Ueber die als Piguris reticulata aufgezählte Species — die Originalmittheilung Schlotthauber’s?) ist mir augenblicklich nicht erhältlich — kann ich nichts finden; selbst der Name ist mir nur bei Linstow aufgestossen. Der Fundort (Blinddarm) stimmt indessen nicht zu meinem Parasiten; aus analogem Grunde kann Eustrongylus (Niere) und Strongylus micrurus (Bron- chien) nicht in Betracht kommen. Von der Ascaris me- galocephala wird ein ähnlicher Entwickelungsgang wie für den Spulwurm des Menschen angenommen’); auch sie wäre danach auszuschliessen; ihre Eier geben allerdings in bestimmten Stadien Bilder *), die sich ausser durch den Mangel des Nebenkörpers — der indessen auch an vielen Exemplaren unseres Parasiten nicht sichtbar ist — nur durch ihre Grösse (90—100 «)°?) von den in Fig. 3 abgebildeten unterscheiden. So bleiben nur noch die beiden Sclero- stomum-Arten. Das Vorkommen einer derselben (Secl. !) Davaine, C., Trait& des Entozoaires et des Maladies ver- mineuses de l’Homme et des Animaux domestiques. Paris 1860, S. LXVII. «Oeuf oblong., presque lineaire sans Enveloppe vi- sible, devenant un Embryon repli&e en demi.» 2) Ber. der Göttinger Naturforscher-Versammlung, 1859, p. 128. ®) Vgl. Diet. de med. veter., II. Bd., I. Thl., S. 127. *, Vgl. Meissner, Beobachtungen über das Eindringen der Samen-Elemente in den Dotter, Nr. I. Zeitschrift für wissensch. Zool., VI. Bd., Tafel VI, Fig. 7b. Es hat mir leider die Zeit gefehlt, diese Eier selbst einer erneuten Untersuchung zu unter- ziehen. 5) Vgl. Davaine, Trait& des Entozoaires, $S. LXX. LEINEN? gl tetracanthum) in Cysten der Darmwand hat uns zu dieser etwas weitläufigen Durchmusterung der Entozoön des Pferdes veranlasst, da die über den Entwickelungsgang beider Arten bestehenden Angaben — dieselben fussen neuerdings ausschliesslich auf den Mittheilungen Leuckart’s, deren wesentlicher Inhalt sich in früheren Abschnitten dieses Aufsatzes skizzirt findet — gegen die Möglichkeit eines Zusammenhanges mit unserem Parasiten zu sprechen scheinen. Allerdings bleiben, wenn ich Leuckart’s Dar- stellung richtig auffasse, noch einige Lücken in der Le- bensgeschichte beider Arten; es ist, so viel ich ersehen kann, weder der Austritt des Scl. armatum aus den Blut- sefässen in die Darmhöhle, noch das Einwandern des jungen Scl. tetracanthum in die Darmwand direkt beob- achtet; auch die ersten Entwickelungsvorgänge im Ei sind bisher noch nicht beschrieben. So könnte man immerhin die Frage aufwerfen, ob nicht doch vielleicht Eier einer der beiden Arten in die Darmwand gelangen könnten, sei es durch active, sei es durch embolische Einwanderung. Die Form der Eier des Scl. armatum!), der Ort der !) Dieselben sind von Gurlt (Lehrbuch der path. Anat. der Haussäugethiere, I. Thl. S. 355) als elliptisch mit einer Ein- schnürung in der Mitte beschrieben; ihre Länge bestimmt Davaine (Trait€ des Entozoaires, S. LXXVII) auf 90 uw. Die einge- schnürte Form zeigte mir bei einem anderen, noch unbeschrie- benen Sclerostomum Herr Professor Studer neben elliptischen Eiern desselben Thieres. Die Schaale ist so dünn, dass sie kein Hinderniss für active wie für passive Gestaltveränderung ab- geben dürfte. Die Eier von Sel. tetracanthuın sind elliptisch; jedenfalls liesse sich eher an diese Art denken; der Fundort hindert daran nichts. Neben dem Dickdarme wird auch der Zwölffiingerdarm als Aufenthaltsort des Sel. tetracanthum an- geführt, so dass ein gelegentliches Vorkommen im Dünndarme nicht allzu auffällig erschiene. Falls das in Fig. 12 abgebildete Exemplar nicht als abgestreifter Nebenkörper zu deuten ist, so BE BER, en: ae Ep er 24, EU N Cysten mit Scl. tetracanthum (Dickdarm) werden hier als Einwand anzuführen sein. Wenden wir uns zur Erörterung der Frage, ob unser Parasit als Sporozoon aufzufassen sei. Die Durchmusterung der Nematoden hat, ebenso wie die der Cestoden und der Trematoden, kein positives Re- sultat gefördert. Dennoch glaubte ich dieselbe ausführlich mittheilen zu sollen, nachdem ich in der ersten Mitthei- lung allein auf Grund des mikroskopischen Aussehens, allerdings in Uebereinstimmung mit dem Urtheile compe- tenterer Fachmänner, den Parasiten als Sporozoon be- zeichnet habe. Die weitere Untersuchung hat bis jetzt nichts ergeben, was in entscheidender Weise diese Auf- fassung widerlegt hätte, aber auch nichts, was derselben eine feste morphologische Basis geben könnte. Dies wäre nur auf Grund des Nachweises charakteristischer Ent- wickelungsvorgänge, nämlich der Umbildung des Inhaltes unserer Kapseln in Sporen, bezw. Embryonal-Formen, möglich. Trotzdem wir die Körper zu einer Grösse an- wachsen sehen, bei welcher der Inhalt die Kapsel fast zum Bersten ausgedehnt hat, sind deutliche Sporen- absrenzungen nicht zu finden; die Andeutungen einer zelligen Differenzirung, die uns in Fig. 8 vorliegen, haben wäre allerdings dessen Auffassung als frisch eingewandertes Ei eines Sclerostomum sehr nahe liegend; wie allerdings sich die spätere dieke Kapsel, Nebenkörper u. s. f. ausbilden sollen, bliebe fraglich. Ich selbst habe noch an dem Dünndarm eines mit Sel. armatum in Aneurysmen behafteten Pferdes kleine Knötchen ge- funden mit ca. 0,2 mm grossen Kapseln ınit formlosem Inhalt; eine sichere Deutung war aber nicht möglich. Wollte man übrigens Sel. armatum überhaupt heranziehen, so dürften auch die allerdings bis jetzt nur von Davaine (L. ce. s. LXXVIII) ge- sehenen rudimentären Eier der in den Aneurysmen lebenden Thiere nicht ausser Acht gelassen werden. Ra) ae eben absolut nichts, was an die bekannten Formen der Sporen erinnern könnte. Die einfache mikroskopische Betrachtung führt uns allerdings auf Gestaltungen, welche sich zum grössten Theil gut mit anderen Bildern aus jener Klasse der Protozoen vereinigen lassen; insbesondere ist auch das „Gastrula“-ähnliche Stadium unserer Figur 4, das sicherlich am schwersten im Rahmen der bekannten Entwickelungsvorgänge bei Helminthen einzureihen wäre, verhältnissmässig leicht bei dem Vergleiche mit Coceidien unterzubringen. Ich denke an die Entstehung einer zweiten, mit Micropyle versehenen Schale unter der primären Cystenwand '). Leider ist allerdings das Aussehen dieses Entwickelungsstadiums nicht in Einklang zu bringen mit den weitern Umwandlungen; die innere Schale verschwin- det, wie oben gezeigt wurde, mit der Vergrösserung un- seres Parasiten in den spätern Stadien; ihr Schicksal ist ebensowenig zu ermitteln, wie ihre Entstehung. Die in Fig. 5 und 6 dargestellten Formen sind unleugbar poly- eystiden Gregarinen ähnlich. Nur für die in Fig. 7 ab- gebildeten radiären Strichelungen im Umfange der Höhlen ist mir ein Vergleich mit entsprechenden Gregarinen- formen nicht zur Hand. Die vorstehenden Ausführungen bleiben demnach leider ohne den erstrebten Abschluss; es ist für’s erste nicht möglich, die zoologische Stellung des Parasiten festzustellen. So sehr auch das Aussehen desselben nahe lest, ihn als Sporozoon aufzufassen, so dürfen wir uns doch nicht darüber täuschen, dass die Beschreibung we- sentliche Verschiedenheiten von den bekannten Formen ergeben hat. Die Grösse der Kapseln ist eine relativ be- deutende; ihre Lage im Bindegewebe steht nicht im Ein- l) Leuckart, Parasiten I, 2. Aufl. S. 265. 2 N y R a nt - klange mit der intracellularen, bezw. intraepithelialen Ent- wickelung der anderen als Sporozoen anerkannten Para- siten der Säugethiere. Unklar ist die Rolle des Neben- körpers; ganz unerklärt und weiterer Untersuchung jeden- falls werth sind die auf eine Elimination desselben hin- weisenden Beobachtungen. Fortgesetzte Prüfung verdienen auch die glänzenden Kugeln. Sind sie den Amyloid- Körpern mancher Gregarinen verwandt? Es lassen sich gegen die Identität beider einige Versuche, welche Herr Schäzzel über die Wirkung von Schwefelsäure nach Jod- behandlung angestellt hat, anführen; es gelang dabei nicht, die braune Färbung in eine weinrothe oder veilchen- blaue (Kloss)') überzuführen. Oder sind es — falls es sich, entgegen der ersten Annahme, um Helminthen-Eier handelte — als secundärer Dotter (v. Kölliker) ?) oder Deutoplasma (in dem von Ludwig?) modificirten Sinne der van Beneden’schen *) Bezeichnung) aufzufassende Gebilde ? In welcher Beziehung stehen sie zu der aus einer che- misch ähnlichen, wahrscheinlich identischen Substanz ge- bildeten Hülse (Fig. 4)? Auch die Schale bedarf noch wei- terer chemischer Prüfung; Versuche, die ich gemacht habe, waren resultatlos; vielleicht, weil ich die Präparate nicht genügend von Üelloidin befreit habe; es wäre aber für die Entscheidung der zoologischen Frage immerhin wün- l) Citirt nach Bütschly; Bronn’s Klassen und Ordnungen des Thierreich’s, I. Bd., 2. Aufl., S. 517. 2), v. Kölliker, Entwicklungsgeschichte, II. Aufl., S. 48 ff. ®) Ludwig, Ueber die Eibildung im Thierreiche; gekrönte Preisschrift, Würzburg 1874, S. 196. *) van Beneden, Recherches sur la Composition et la Signi- fieation de l’Oeuf, basees sur l’ötude de son mode de Formation et des premieres Phenomenes embryonnaires. Me&moires couron- nees, publiees par l’Acad. R. de Belgique, T. XXXIV, 1870, S. 233 ff. Bern. Mittheil. 1884. Nr. 1080. a E schenswerth, festzustellen, ob sie die von Kölliker y und Schneider ?) nachgewiesene Löslichkeit der Hülle von 9 Gregarinen in Essigsäure mit diesen theilt. Es wird die Aufgabe weiterer Untersuchung sein müssen, die hier 8 angedeuteten Gesichtspunkte zu verfolgen. Vor Allem natürlich wird das Bestreben dahin gehen müssen, an der Hand neuer Präparate zunächst den Zusammen- hang der verschiedenen Formen, etwaige Uebergangs- stadien und wo möglich frühere oder spätere Ent- wicklungsstufen zu ermitteln; die Hoffnung, auch ohne dass neues Material von andern Thieren hinzukäme, solche zu finden, darf nicht aufgegeben werden, nachdem schon die seit meiner ersten Mittheilung gewonnenen Schnitte so manches Neue gezeigt haben. Stoff zu weiteren Präparaten ist noch in genügender Menge vorhanden. So lange aber durch die Untersuchung nicht die Zugehörig- keit der vorliegenden Gebilde zu einer anderen bereits bekannten Thierform erwiesen wird, glaube ich, den zuerst vorgeschlagenen Namen „Globidium Leuckarti“ denselben auch weiterhin beilegen zu dürfen. Erklärung der Abbildungen. Taf. VII. Fig. 1. Schnitt aus der Darmwand, von der Seitenfläche einer Querfalte. Ueber und zwischen den in ihrer ganzen Länge getroffenen Zotten bei @ Bruchstücke der « Spitzenkegel» be- nachbarter Zotten, welche durch das Einbettungsmaterial (Cel- l), Kölliker, Beiträge zur Kenntniss der niederen Thiere, I, über die Gattung Gregarina. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie, I. Bd., S. 1—37 (eit. nach Bütschly). 2) Schneider, Aime, Contributions ä l’Histoire des Grega- rines d’invertebres de Paris et Roscoff. Archives de Zoologie experimentale, IV, S. 493 ff. (cit. nach Bütschly). ER. Ze Bee Ba rn a Da ana ae er dran Feen an ne a tu a ann ns FETTE ET TE TEE ME Fe a ee ER Km NR wr ER BR EN loidin) in ihrer Lage geblieben sind. m Längsschicht, m! Ring- schicht der Muscularis Mucos&®. s secernirender Theil von Lieber- kühn’schen Drüsen. * Globidium. Hartnack 1. Oc. 2. Camera. Mit Alauncarmin gefärbtes Balsampräparat. Fig. 2. Globidium; die Höhlung mit glänzenden Kugeln ausgefüllt; Fortsatz der Kapsel (*) an dem dem Nebenkörper gegenüberliegenden Pol. Picrocarmin, Canadabalsam, Fig. 3. Gruppirung der glänzenden Kugeln in der Peri- pherie. — Kapselfortsatz (*) bei dem Nebenkörper. Alauncarmin. Glycerin. Fig. 4. Bildung einer glänzenden Innenkapsel mit miero- pylenartiger Oeffnung (o). * Bläschenartiger Körper in der Kapsel. ** Kernartiges Gebilde in der inneren Hülse. Unge- färbt. Glycerin. Fig. 5. Umwandlung des Kapselinhaltes in eine körnige Masse. Picrocarmin, Balsam. (Fig. 2—5. Hartnack 8, Oc. 2, eingeschobener Tubus.) Fig. 6. Vacuolenartige Höhlen im Kapselinhalt. Alaun- carmin, Balsam. Hartn. 7, Oe. 2, Camera. Fig. 7. Weiteres Auswachsen der Vacuolen ; Radiäre Stri- chelung ihres Saumes. Alauncarmin, Balsam. Hartn. 8, Oe. 2. Camera. Fig. 3. Nische mit mieropylenartiger Oeffnung (mp) in der Kapselwand. Zellenähnliche Gebilde in der Kapsel. Picrocar- min, Glycerin. Conturen Seibert V, Oc. 1, ausgef. Seibert !/,.. Oelimmersion. Fig. 9. Kapsel oLne Nebenkörper, mit körnigem, vacuolen- reichem Inhalt. Bei * kernähnlicher Körper nahe bei einem Kapselfortsatz. Glycerin, Alauncarmin. Hartn. 8, Oec. 2. Fig. 10. Zellenanhäufung in der Umgebung eines Globidium; letzteres zeigt in dem Präparat eine von Kugeln erfüllte Kapsel ohne Nebenkörper. Picerocarmin, Balsam. Seibert V, Oec. 0. Camera. Fig. 11. Zotte mit drei Globidien. Alauncarmin, Balsam. Hartn. 4, Oc. 2. Fig. 12. Freies Ende einer Darmzotte. Bei * Protoplasma- masse mit zarter Kapsel. Pierocarmin, Balsam. Hartn. 8, Oc. 2. nnnnnnnnnnn Dr. Adolf Valentin. Ueber die Beschaffenheit der riechbaren Stoffe und die Ursachen des Riechens. Vorgetragen in der Sitzung vom 12. Januar 1884. Die Ursachen keiner Sinneswahrnehmung sind uns so wenig bekannt, als diejenigen des Riechens. Wir wissen blos, dass Gerüche nur wahrgenommen werden, wenn die Ausdünstungen der riechenden Stoffe durch die Luft uns zukommen. Im Wasser aber, oder wenn die Nasenhöhle mit Flüssigkeit, selbst mit riechender Flüssigkeit, gefüllt ist, riecht man nichts!) und wenn wir die Geruchswahrneh- mungen des Menschen und der luftathmenden Thiere ana- lysiren wollen, so müssen wir von vorneherein das sogen. Riechen der Fische und übrigen Wasserthiere von unserer Betrachtung ausschliessen. In der That hat trotz der grossen morphologischen Aehnlichkeit der Geruchsorgane der Fische mit denen der höhern Thiere schon der ältere Dumeril darauf hingewiesen, dass die durch diese soge- nannnten Geruchsorgane vermittelte Sinnesempfindung kein Riechen in unserem Sinne sein kann, sondern als t, Tortual, die Sinne des Menschen in den wechselseitigen Beziehungen ihres physischen und organischen Lebens, ein Bei- trag zur psychischen Aesthetik, Münster, 1827. E. H. Weber, Müller’s Archiv 1847, p. 342. @. Valentin, Lehrb. der Physiol., II 2, p. 538. Fröhlich, Sitzb. der Wiener acad. math. na- turw. Cl. 1851, p. 322. N ER - Wahrnehmung der chemischen Beschaffenheit des umgeben- den Wassers wohl mehr unsern Geschmacksempfindungen analog sein muss. Es hat sich, wenn wir den An- sichten der Zoologen folgen, das eigentliche Riechen in der Thierreihe erst dann ausgebildet, als die luftathmenden, - auf dem trockenen Lande lebenden Thiere sich ent- _ wickelten. Damit stimmt überein, dass die ursprünglich auf dem Lande lebenden Säugethiere, die wieder zu Wasserthieren geworden sind, nicht mehr im Stande waren, ihr Geruchsorgan diesem Elemente anzupassen; die Üe- taceen haben äusserst verkümmerte Geruchswerkzeuge, - welche wahrscheinlich gar keine Sinnesfunktion mehr ver- richten können. Wir können also als sicher annehmen, dass die rie- chenden Stoffe auf dem Wege der Luft, in Luft gelöst, also wohl in Gasform zur Nase gelangen. Sie müssen dem- nach alle verdampfbar sein. Von sonstigen Eigenschaften waren bisher nur zwei beachtet worden. Einmal hat Ben&- diet Prevost'!) aus Genf gezeigt, dass die schon früher be- kannten Bewegungen des Camphers auf Wasser nicht nur dieser Substanz, sondern der Mehrzahl der riechenden Körper eigenthümlich sind und dass eine dünne Wasser- schicht von denselben bis zu einer gewissen Entfernung zurückgestossen wird. Sodann hat Tyndall ?) nach- gewiesen, dass die Dämpfe vieler riechenden Substanzen auch bei grosser Verdünstung die strahlende Wärme äusserst stark absorbiren. 1) Benedict Prevost, divers moyens de rendre sensibles & la vue les &manations des corps odorants, 1799. Cloquet, Ophre- siologie. Deutsch, Weimar 1824, p. 26. Liegeois, Arch. de phy- siol. norm. et path., 1868. 2) J. Tyndall, Wärme, übers. v. H. Helmholtz u. G. Wiede- mann, 3. Aufl, 1875. Auszug bei Vintschgau, Hermann’s Phy- siologie, II. Theil des III. Bandes, pag. 265. ae “ Aus diesen Anfängen einer physikalischen Unter- suchung der Düfte lässt sich noch keine klare Vorstellung über ihr Wesen bilden. Indessen haben mich pathologische Thatsachen veranlasst, eine solche Vorstellung wenigstens zu suchen. Bei der atrophischen Rhinitis nämlich, welche mit Krustenbildung und stinkender Zersetzung dieser Krusten verbunden ist, kam mir einige Mal der sonst seltene Fall vor, dass auch die obern Schleimhautgebiete der Nase, also eine die Geruchsspalte begrenzende und um- fassende Gegend, die eigenthümliche Trockenheit und den Firnissglanz darboten, welche sonst nur für die hintern Nasenparthien bei dieten Leiden charakteristisch sind. Da- bei war das Riechvermögen in diesen Fällen geschwunden. In den meisten Fällen kehrte es auch nicht wieder; in einem aber, bei einem 21jährigen, sonst gesunden Mädchen, kehrte es zurück, sobald durch einen den untern Nasen- gang verschliessenden Wattetampon während einiger Stun- den die übermässige Zufuhr trockener Luft gehindert und damit die Schleimhaut vom eigenen Sekret wieder feucht gemacht wurde. Offenbleiben des entsprechenden Nasen- loches führte nach etwa einem halben Tage wieder zu völliger Anosmie. Es muss also die Flüssigkeitsschicht, welche die Lage der Riechzellen in der Geruchsspalte bedeckt, beim Rie- chen eine wesentliche Rolle spielen. In der That finden wir bei allen riechenden Thieren eine solche Flüssigkeits- schicht, für deren Erhaltung bei den experimentell er- mittelten Geruchsorganen gewisser Insekten sogar eigene, sonst kaum erklärbare Vorrichtungen vorhanden sind.) Dabei fällt sofort auf, dass es sich beim Riechen nicht um !) @ust. Hauser. Ueber das Geruchsorgan der Insekten. Diss. inaug., Leipzig, W. Engelmann, 1880, p. 10, 29. Re - Auflösung der Riechstoffe in dieser Flüssigkeit handeln kann, da die meisten riechenden Substanzen in Wasser schwer löslich oder ganz unlöslich sind. Die Flüssigkeit scheint eher dazu bestimmt, die gasförmigen Riechstoffe zu kondensiren und es liegt nahe, daran zu denken, dass gerade eine solche Kondensation im Stande sein wird, als Reiz auf die nervösen Endorgane der Riechnerven zu wirken. Durch Uebergang aus einem höhern Agreggat- zustand in einen niedern wird ja immer Wärme, gebun- dene Kraft, frei. Höchstwahrscheinlich geschieht dies unter bestimmten Schwingungen des kondensirten Mole- küls, Schwingungen, deren Dauer, Form und Elongation mit der chemischen Natur des Moleküls zusammenhängen und charakteristisch für dieselbe sind. Wenn diese Schwingungen als Reiz für die nervösen Endorgane auf- treten, so werden sie dort eben auch charakteristische Eindrücke hervorrufen, so gut wie dies bei den Schwin- gungen des Lichts und der tönenden Körper in Auge und Ohr der Fall ist. Es kann indessen eine solche Schwingungen herbei- führende Kondensation nicht allein durch Unlöslichkeit, sondern auch durch blosse Schwerlöslichkeit in Wasser, respektive in der Riechflüssigkeit, bedingt sein. Wir sehen ja, dass die Lösung in Wasser nur bei leicht- löslichen Körpern rasch und ohne Anstoss vor sich geht. Schwerlösliche Körper, selbst wenn sie in minimalen Quantitäten in’s Wasser kommen, erzeugen sofort eine emulsionsartige Trübung. So kann man beim Verdampfen von Phenol und Ueberleiten des Dampfes in kaltes Wasser schon nach Beginn des Versuches eine solche Trübung deutlich wahrnehmen und erst nachträglich verschwindet dieselbe wieder. Es müssen also auch die Dämpfe von in Wasser schwer löslichen Körpern zunächst in der auf RN 7. an: | + der Oberfläche der Geruchsspalte stagnirenden Flüssig- keitsschicht kondensirt werden, und erst später — der grossen Ruhe derselben wegen vielleicht recht spät — sich wieder auflösen. In der That sind die meisten riechbaren Körper in Wasser schwer- oder ganz unlöslich. In homologen orga- nischen Reihen, z. B. den Reihen der Fettsäuren, der Aether, der Alkohole, der Aldehyde, der Amine, riechen die höhern Glieder, welche bei kohlenstoffreicherem grös- serem Molekül in Wasser schwerer löslich sind, als die niedern, weit durchdringender und nachhaltiger, als diese. Freilich steigt bei diesen höhern Gliedern auch der Siede- punkt bisweilen über die für ihre Existenz nöthige obere Temperaturgrenze, so dass sie durch Nichtverdampfbarkeit wieder ihren Geruch einbüssen, wie dies z. B. bei den hohen Fettsäuren und Aethern der Fall ist. Begünstigt wird dabei die Riechbarkeit durch die Schwere des grössern Moleküls. Grossmolekülige Sub- stanzen werden bei der Kondensation eben mehr Wärme frei lassen, als kleinmolekülige, und hiermit hängt wohl die Erklärung der Tyndall’schen Versuche zusammen, welche die starke Wärmeabsorption der Dämpfe stark- riechender, grossmoleküliger Substanzen nachwiesen. Sehr geeignet zu einer ergiebigen, mit Kraftentwick- lung verbundenen Kondensation sind vor Allem die leicht sublimirbaren Stoffe. Dieselben gehen ja beim Ver- dampfen direkt aus dem festen in den gasförmigen Zu- stand über und bei der Kondensation wird der umge- kehrte grosse Sprung gemacht. So sehen wir denn auch, dass die in Wasser unlöslichen sublimirbaren Körper, wie Jod, Tetrachlorkohlenstoff, Jodoform, Kampher, Naph- thalin, die intensivsten und haftendsten Gerüche be- sitzen. Bei ihnen sowohl, als bei vielen andern riechen- . \ £ “ ) I ap Sr den Körpern tritt dazu eine leicht experimentell zu kon- statirende, aber noch wenig erklärte physikalische Er- | scheinung, nämlich die grosse Tendenz, auch tief unter - ihrem Siedepunkte zu verdampfen und sich in eine Schicht des eigenen Dampfes einzuhüllen, eine Tendenz, welche, verbunden mit ihrer Unlöslichkeit in Wasser, die oben erwähnten, von Prevost und Liegois betonten Erschei- nungen der Rotation und Abstossung herbeiführt. — Indessen gibt es eine grosse Reihe von Substanzen, welche in Wasser löslich und doch riechbar sind, also scheinbar unserer Annahme widersprechen. Dieselben lassen sich in mehrere, allerdings im konkreten Fall in einander übergreifende Gruppen zerfällen. Eine grosse Anzahl derselben wirkt gleichzeitig auf die Trigeminus- äste der Nasenschleimhaut stark reizend ein. Es sind dies die flüchtigen Alkalien und Säuren, die Senföle, die reizenden Metalloiddämpfe und andere stark wir- kende, zum Niessen und Thränen Veranlassung gebende Substanzen. Bei diesen wird die Reizung der Riech- zellen wohl in weit brutalerer Weise vor sich gehen, als bei den ächten Riechstoffen. Die Verbindung des Tei- zenden Dampfes mit dem Eiweissmolekul der Riechflüssig- keit oder der Riechzelle selbst wird eben auch Wärme und schwingende Kraftäusserungen entwickeln. Indessen übertönt die starke Gefühlsempfindung vielfach die Ge- ruchsempfindung und wir haben daher bei dieser Gruppe durchschnittlich weniger scharf individualisirte, charak- teristische Geruchsempfindungen, als bei den nichtreizen- den Riechstoffen. Wir können bei den chemisch reizenden Gasen meist nur dann schärfer individualisiren, wenn neben der nicht zu starken chemischen Reizung gleich- zeitig den oben erwähnten Bedingungen des charakteri- _ stischen Riechens genügt wird, wie dies bei den höhern Bern. Mittheil. 1884. Nr. 1031. { "5 ? Bet a at I grossmoleküligen Säuren und Aminen, bei den Senfölen und gewissen Metalloiden der Fall ist. Um von beiden Ex- tremen Beispiele anzuführen, so sehen wir, dass die klein- molekuligen niedersten Amine in ihrem Geruch stark an Ammoniak erinnern, dass die niedersten Fett- und sonsti- gen kleinmolekuligen organischen Säuren recht ähnliche Geruchsempfindungen auslösen, wie die Essigsäure, also hier durch das ungeübte Geruchsorgan nur gruppen- weise, nicht individuell unterschieden werden können. So sehen wir auch, dass bei der Reihe Chlor, Brom, Jod das enorm reizende, aber kleinmolekülige Chlor viel weniger charakteristisch riecht, als das weniger reizende, gross- molekülige Jod; nach beiden Richtungen liegt das Brom in ihrer Mitte. } Eine Reihe von Stoffen wird durch Wasser rasch ° unter Bildung von Niederschlägen zersetzt; diese werden 4 besonders stark riechen müssen, selbst wenn sie zunächst in Wasser löslich sind. Beispiele dafür sind Chlorjod, Selenoxyd, Selenwasserstoff, Chlorkohlensäureäther, Kako- dylchlorür, die meisten Metallalkyle, Allylpseudocyanat und andere. Uebrigens haben wir in der die Geruchs- ” schleimhaut deckenden Flüssigkeit nicht Wasser, son- dern eine schwach alkalische, mit Schleim und gelöstem 2 Eiweiss durchsetzte Salzlösung zu suchen. In solchen 2 Flüssigkeiten können auch manche Präcipitationen zu ° Stande kommen, die im reinen Wasser nicht auftreten würden, so vor Allem die Präcipitation des Schwefels aus manchen Sulfiden. Schwefelwasserstoff und andere in Wasser leicht lösliche Sulfide zeichnen sich durch ihren starken Geruch aus, wiedersprechen also scheinbar un- seren Annahmen. Trotzdem lässt sich aus ihrer leichten Redueirbarkeit, die in mit organischen Substanzen ge- tränkten Lösungen fast augenblickliche Fällungen von Ren 1, Ra Schwefel zur Folge hat, dieser scheinbare Widerspruch mit unserer Anschauung wohl erklären. Man nimmt bei ihnen - eben nicht das Schwefelwasserstoffmolekül selbst wahr, sondern das gefällte Schwefelmolekül, und in der That _ riechen die als Liquor Beguini früher an manchen Orten (Pharmacopea Hannoverana) officinell gewesenen Am- moniumpolysulfidgemenge, welche ihren Schwefel noch leichter präcipitiren, als Schwefelwasserstofflösung, viel intensiver, als.diese selbst. Allerdings kann hier ein Faktor in Frage kommen, der beim Riechen eine noch nicht aufgeklärte Rolle zu spielen scheint, nämlich die Oxydation durch Sauerstoff. Die meisten Riechstoffe sind leicht oxydirbar und durch ihre Oxydation werden sie zu geruchlosen Körpern ver- brannt, so dass man oxydirende Flüssigkeiten, wie mine- ralisches Chamäleon und chromsaure Kaliumlösung gerade- zu als Desodorantien anwendet. Ob auf der Riechschleim- haut nicht ähnliche Oxydationsprozesse vor sich gehen, ob die damit verbundene Wärmebildung nicht einen wich- tigen Beitrag zur Geruchsempfindung liefert, das sind Fragen, zu deren Lösung weder das Experiment noch die bisherige Bekanntschaft mit der histologischen und che- mischen Beschaffenheit der Riechschleimhaut und ihrer Flüssigkeitsbedeckung bis dahin Beiträge geliefert haben. Schwer scheint unsere mechanische Riechtheorie mit der Thatsache vereinbar zu sein, dass manche chemisch we- nig reizende und in Wasser lösliche Körper doch riechbar sind, wie vor Allem die niedern Alkohole und Aether, die den sogenannten geistigen Geruch darbieten. Indessen haben diese Substanzen eine so grosse Affinität zum Wasser, dass sie sich mit ihm direkt unter Volumsver- minderung und messbarer Wärmeentwicklung, also Frei- werden von Kraft, verbinden. Eine ähnliche Kontraktion “ k f f 4 ki } a 4 B A tritt auch bei manchen Stoffen der schon genannten Gruppen auf, wie beim Aceton, beim Ammoniak und den Aminen. In diesen Fällen ist also die zur Erregung nö- thige Kraft ohne weiteres nachweisbar. In welcher Weise sie aber zu charakterisirten Empfindungen führt, ist nicht sanz klar. Immerhin gilt auch für diese Gruppe, dass die blos in Folge der Kontraktion riechbaren Anfangs- glieder der Reihen unter einander recht ähnlich riechen und dass die Individualisirung des Geruches erst mit wachsendem Molekül und schwerer Löslichkeit in Wasser auffallend steigt. Wenn die entwickelte Anschauung über das Riechen der Wirklichkeit entspricht, so werden schon eine geringe Anzahl von kondensirten Molekülen genügen, um Geruchs- empfindungen auszulösen. Man wird dann die von Haller), Prevost?), G. Valentin?) und Andern nachgewiesenen homöo- pathischen Minimalquantitäten riechbarer Stoffe, die noch deutliche Sinneseindrücke geben, erklärbar finden, analog den Minimalmengen von lebendiger Kraft, die beim Sehen und Hören die entsprechenden Eindrücke auslösen. An- dererseits verursachen aber gerade diese geringen noch riechbaren Mengen von Riechstoffen Schwierigkeiten für die Lösung der Frage, ob ein Körper riechbar ist oder nicht. Phenol, Resorein, Acidum benzoicum e resina und andere Substanzen riechen, wenn chemisch völlig gereinigt, anders, als in dem Zustande, in welchem wir sie gewöhnlich zu Gesicht bekommen, und es ist wahrscheinlich, dass man- che Körper, die geruchlos sind oder nur schwach riechen, !) A. v. Haller, Elementa physiol. Lausanne 1763, Tom. V P.,45T, *) Prevost, ]. cit. 3) Loe. eit. p. 539. voh en in. un Loos a na nn. ae ee A in Fu 1 _ dennoch für deutlich riechbar gehalten werden, weil sie - mit äusserst kleinen Mengen von Riechstoffen verunreinigt - sind. So rührz vielleicht der Geruch des Chloralhydrats» - das allerdings zur Gruppe der reizenden flüchtigen Körper gehört, aber doch viel charakteristischer riecht, als andere Stoffe derselben Gruppe, gar nicht allein von diesem selbst her, sondern von Polymeren des Chlorals, die bei der Chlo- ralbildung regelmässig entstehen und der Bedingung der Unlöslichkeit in Wasser völlig genügen. Ein sehr reines Chloralhydrat riecht in der That viel weniger eigen- thümlich, als die gewöhnlichen offizinellen Präparate; doch verschwindet der fruchtartige Geruch auch bei ganz rei- nem Chlorhydrat nicht vollständig. — Die von mir persönlich durchgemusterten chemisch reinen Stoffe und die vielen in den Handbüchern der Chemie angeführten Körper, soweit es mir möglich war; dieselben einzusehen, lassen sich leicht in eine der ge- nannten Gruppen einreihen. Um so auffälliger ist es, dass einige wenige Ausnahmen von dieser Regel existiren. Es sind dies die Körper der Cyangruppe, ferner das Coniin und das Nicotin. Vielleicht liessen sich für diese Stoffe auch Verknüpfungspunkte mit unserer Anschauung auffinden, so für die Blausäurepräparate ihre leichte Polymerisirbarkeit zu unlöslichen Polyceyaniden, für das Coniin und Nicotin ihre Verwandtschaft mit den Aminen und ihre grosse Zersetz- lichkeit, die eben zu uns ganz unbekannten verunreini- - genden Zersetzungsprodukten führen muss. Andererseits wäre es nicht unmöglich, dass die genannten für alle pro- toplasmatischen Körper stark giftigen Substanzen unbe- kannte Eiweissverbindungen liefern, deren Entstehung - zu dem nöthigen Freiwerden latenter Kraft führen kann. Eine Schwierigkeit entgegengesetzter Art bietet das ver- dampfbare, grossmolekülige, in Wasser unlösliche und ER 1 ER doch geruchlose Quecksilber, doch ist es möglich, dass bei der bekannten schweren Kondensirbarkeit seiner Dämpfe diese durch die Flüssigkeitsschicht der Riech- schleimhaut gar nicht gefällt werden können. Immerhin ist der geringen Anzahl scheinbarer Ausnahmen gegenüber die Zahl der mit der mechanischen Theorie des Riechens vereinbaren Fälle eine so enorm grosse, dass diese Theorie der Wahrscheinlichkeitsrechnung gemäss einen hohen Grad von Annehmbarkeit erlangt. Wir müssen also als Ursache der Riechwahrnehmung die direkte in Form charakteristischer Schwingungen vor sich gehende Kraft- übertragung vom Molekül der riechbaren Substanz auf das Endorgan des Rrechnerven ansehen, welche als Folge von Freiwerden von Kraft bei einer Kondensation zu Stande kommt, mag nun diese Kondensation einem Nieder - schlag der in Wasser unlöslichen Substanz in der Flüs- sigkevit der Jiechschleimhaut entsprechen, mag sie von chemischer Verbindung mit dem Eiweiss oder von mehr physikalischer Kontraktion mit dem Wassermolekül her- rühren, mag sie vielleicht das Resultat einer direkten Oxydation sein. | Unmittelbar beweisende Versuche sind begreiflicher- weise kaum auszuführen. Einige indirekt die genannte Theorie stützende Versuchsreihen sollen nächstens ver- öffentlicht werden. Alfred Jonquiere. | | | Mathematische Betrachtungen über den Bau der Bienenzellen. Vortrag gehalten in der Sitzung vom 26. Januar 1884. In der Sitzung der naturforschenden Gesellschaft vom 26. Januar d. J. wurde die nachfolgende Arbeit in einer etwas ausgedehnteren Form vorgetragen. In der Dis- kussion, welche sich an den Vortrag knüpfte, war Herr Prof. Dr. Grützner so freundlich, den Verfasser aufmerk- sam zu machen auf die in Pflügers „Archiv für Physio- logie“ erschienene Abhandlung von Dr. Müllenhoft, betitelt: „Ueber die Entstehung der Bienenzellen“. Im mathemati- schen Theile der genannten Abhandlung bringt Dr. Müllen- hoff mehrere Untersuchungen, die zufällig vom Verfasser nachstehender Betrachtungen, ganz unabhängig von der Schrift Müllenhoffs, auch gemacht wurden. Es mussten daher natürlicherweise diejenigen Untersuchungen, welche schon von Müllenhoff veröffentlicht wurden, vollständig weggelassen werden. Immerhin dürfte vielleicht die vor- liegende kleine Arbeit als Ergänzung zum mathematischen Theil der Müllenhoff’schen Abhandlung nicht ganz ohne Interesse sein. Es ist eine bekannie Thatsache, die jedem aufmerk- samen Beobachter auffällt, dass die Bienen ihren Zellen die Form von geraden, regulären, sechsseitigen Prismen geben. Weniger in die Augen fallend und deshalb auch weniger bekannt wird es sein, dass der Boden der Zelle En nicht, wie sich erwarten liesse, von einem ebenen, regu- lären Sechseck gebildet wird, sondern dass er eine Form besitzt, die am meisten Aehnlichkeit mit einer dreiseitigen Pyramide hat. Um uns ein anschauliches Bild dieses Zellen- bodens zu machen, dürfte vielleicht folgende kurze Be- trachtung nicht unzweckmässig sein: Es siABCD E F die obere Grund- fläche eines regulären, sechsseitigen Prismas (Fig. 1). Wir verbinden B, D und F, wodurch das reguläre Sechseck in men wir nun an, die Punkte B, D und F seien fest und der Mittelpunkt G werde senkrecht zur Zeichnungsebene um eine bestimmte Strecke p in die Höhe gehoben; dann müssen offenbar die 3 Rauten um DB, FD und BF als Axen eine Drehung machen und die Punkte A, C und E müssen sich längs den ihnen entsprechenden Kanten um dieselbe Strecke p abwärts bewegen. In Folge der Drehung der 3 Rauten haben die Winkel FAB, BCD und DEF, die ur- sprünglich 120° betrugen, um eine bestimmte Grösse ab- nehmen müssen. Denken wir uns die Drehung so lange fortgesetzt, bis die 3 genannten Winkel nur noch je 109° 28° betragen, so haben wir ein genaues Bild des Zellenbodens vor uns. Wir stellen uns nun zunächst die Fig. 1. Aufgabe, zu berechnen, wie gross die Strecke p, um welche der Mittelpunkt G aus der Ebene der Grundfläche den Mittelpunkt G mit 3 8 Rauten zerfällt. Neh- 3 5 ’ “4 g : ; i e & % # ; ER ArER: Der eraustritt, sein muss, damit die Oberfläche der Bienen- zelle ein Minimum wird. ; In Fig. 2 ist eine x EB Bienenzelle sammtZellen- ” boden schematisch abge- bildet. Die Strecke G P in —AM=EN-—p. Die Seite A B der Basis sei mit s, die Höhe A A’ — FF’mith bezeichnet. Die Oberfläche O der Zelle lässt sich nun leicht in den drei Grössen s, h A P und p ausdrücken. 2: Es besteht O offenbar 1) aus dem Flächeninhalte der Grundfläche ABCDEF (wenn wir die Zelle als geschlossen annehmen) ; 2) aus dem 6-fachen Inhalte einer der Seitenflächen, z.B.von A'B'BM; 3) aus dem 3-fachen Flächeninhalt der Raute MBPF. _ DieGrundfläce ABCDEF=3x BF =; | ABODEF= 83 Die Seitenfläcke AB BM=sxh — 5 Six P K“BBM—-,(2h-—p) Die Rute MBPF=BF V2+V3+2z) Somit ist Es sei „=22+—y2+Y3 a Wir werden das Verhältniss von O, zu O„ am bester einsehen, wenn wir in einem rechtwinkligen Coordinaten- System verschiedene Werthe von z als Abseissen und die entsprechenden Werthe von » Bi: y als Ordinaten ER auftragen. Die Gleichung 7 = ee: v3 stell t dann offenbar eine Gerade, die Gleichung y = eine Kurve dar, welche durch den Nullpunkt geht und oberhalb der Abseissenaxe verläuft. Wir untersuchen nuı zunächst, für welche Werthe von z die Kurve von der Geraden geschnitten wird, d. h. für welche Werthe des Verhältnisses h:s O0, = O,„ wird. R ıyE=2:2+5 V2+y3 n-sr4+17(, Varva) ren ivar) n (Iva+vs) B > 3 u , BEL 12 Ber; ale b € BE 79 re, + averave-W)e+lgvarn): # 3 (zv2 + v3) —0 | Die Auflösung dieser Gleichung liefert für z drei reelle Werthe: ‚N | 6,3069 2, = 1,0318 Z;, = — 0,2787 Die Kurve wird von der Geraden somit in 3 Punkten geschnitten, oder, was dasselbe ist, für 3 Werthe des Verhältnisses h:s wird die Oberfläche der Bienenzelle gleich der Oberfläche eines Kubus von demselben Raum _ inhalte. Da jedoch h und s positive Grössen sind, so kann z nie negatif werden und es fällt daher z, ausser Betracht. Es fragt sich nun, ob für Werthe von z, die zwischen 1,03 und 6,3 liegen, 6,3 Kurvenordinaten grösser oder kleiner sind, als die Geradenordinaten. Um diese Frage zu entscheiden, brau- Fig. 4. ; \ chen wir nur die erste Ab- ‚leitung von » nach z mit der ersten Ableitung von ch 'z für z = 6,3069 zu vergleichen. Es ist TR 2 a 22 0/8. 34/6.3060 — 1,59116 dn am z Bi Se % der Geraden ist grösser, als die Richtungekons im Punkte z = 6,3 an die Kurve gelegten Tangente. Es ist daher klar, dass zwischen z = 1,03 und z = 6,3 die Kurve oberhalb der sie schneidenden Geraden liegt (Fig. 4). Ye So lange also das Verhältniss der Höhe der Zelle zu Ir Seite der Grundfläche grösser als 1,03 und kleiner als 6,3 ist, ist auch die Oberfläche der Zelle kleiner, als di my u der Bienenzelle bleibt h:: s stets innerhalb der an nen Grenzen; nehmen wir den durchschnittlichen Werth von z zu 3 an, so verhält sich 3 0,: 0, = 8,4391 : 9,1726. 5 Wir können somit die uns vorgelegte Frage dahin beantworten, dass vom rein mathematischen Standpunkte aus die hexagonal-pyramidale Zellenform der kubische n entschieden vorzuziehen ist. = Es mag hier nur noch erwähnt werden, dass das hexagonale Prisma mit pyramidenförmiger Basis gege über dem Kubus noch den Vorzug einer grösseren Festig- keit und Widerstandsfähigkeit hat. Es ist hier nicht der Ort, auf diesen Punkt näher einzutreten. | a ie ee; a „ y # » . N Bigler, Bern. a Rn nam ananın n m Te a Fr nl nn FEFEREHFFEEE ER, er ME Berner Mittheilungen I. De y 6, v ea} 5 r) fe ee UN Bigler, Bern. em ua Zi ZU na h F 3 ; ’ 2 x % > s } y 4. ungen eil A.Kummerlj del. Berme ıgler, dig [ Eh L 5 L kn u de Te TE we A ee - L ce. zZ > a Fig.6. Kilmmerlj del. A en 7° lun ui 155 tttnel Bern ei 8 = A n 24 RB) y Lith. N Bigler, UT EEE EEG BEE LEE LEE Kümmerly. A ErSrEAg HrettEat eis ttesttttr her te ren Lith. Lip. ‚del. Fildscn 90 r t A Ve 2 we, Be ” E Ki! % Kr, en { Y 7 we 27 I # I e Es ee x # Det 2 y . ‘ £ d “ 7 x ’ Kr \ “ ea “ y Y Kar. DE” b « _ Be; ‚ em ma 3 2044 106 306 269 er