Hibrarn of the Museum OF .- ‚COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. 7 ‚ea De N | | | al | schende he giftorf (AL u. PrrLr ) ra HE : | PERS nase Er ul, 1884 rl 100 | | Mittheilungen | er % der Naturforschenden Gesellschaft in Bern aus dem Jahre 1884. ll. Heft. nn Nr. 1083-1091. Redaktion: Dr. phil. J. M. Graf. Bern. (In Commission bei Huber & Comp.) Buchdruckerei Paul Haller, vormals Haller’sche Buchdruckerei. 1884. v anehet Me re % NE IHRER. 6 ' RUNOP TEN denten, Hrn. Prof. Dr. A. Guillebeau @lause, Amalie, Dr. med., B Zur Kenntnis der Hemmungsmechanismen des CN, Herzens \ . ; h x ; { 3 Graf, J. H., Dr. phil., Gymnasiallehrer und Privatdozent, Ueber bestimmte Integrale. Zur Erinnerung an . a Prof. J. J. Schönholzer ’ ? . Ä 46 DR Guillebeau, A., Prof. Dr., Ueber eine Sprosspilzkrankheit bei Daphnia N ai Schwarzenbach, V., Prof. Dr., Ueber Trennung von Mangan und Nickel mittelst Be ,0zon ._. } k i \ , R ; 44 Studer, Theoph., Prof. Dr,, Ueber einen Fischparasiten aus der Ordnung der Re Trematoden i 2 a i Ä Ka # # Ueber die in der Umgebung Bern’s vorkommen- Br: den Arten des Flusskrebses ö 3 Be a DB I a FE ER IE ET ee nn ee A Be BEE y ne pe Sa Dr 4. Zen EI fl . 3 = u nes SE # Ev2 x Une = : dr Er a AT in N a ul ER 4 „lt lort TR TR it Rn |, N jr “ +4 y a ha, EM Y a RT Ne RED ER U ISERRTTEEN ED. EI HEN OANAFRIEET f je ABO NR DENR UNS ARHUS NR TORE I Bir wrdarı | are N ‚an e - = pen “ v Re EN « - > Jahresbericht über die Thätigkeit der bernischen naturforschenden Gesellschaft in der Zeit vom 20. Mai 1883 bis zum 24. Mai 1884. Meine Herren! Bei dem jedes Frühjahr sich vollziehenden Wechsel in den Personen Ihres Vorstandes, fällt dem abtretenden Präsidenten die Aufgabe zu, über die Thätigkeit des Vereins während seiner Amtsdauer Bericht zu erstatten. Diesen Rückblick eröffne ich mit der Mittheilung, dass wir in den beiden letzten Semestern uns zwölfmal ver- sammelten. Im Durchschnitt wohnten 25 Mitglieder den Sitzungen bei; einmal betrug die Zahl der Anwesenden nur 10; ein anderes Mal stieg sie dagegen auf 45. In diesen Sitzungen wurden Fragen aus den verschie- densten Gebieten der Naturkunde besprochen und die stets lebhafte, an die Vorträge sich knüpfende Diskussion bewies das grosse, von den Zuhörern dargebrachte In- teresse, sowie die Nützlichkeit einer kompetenten Kritik. Wie immer, wechselten Referate und Originalarbeiten mit einander ab. Zehn der letzteren wurden in den Mitthei- lungen veröffentlicht und es gebührt den Verfassern für diese Beiträge hier noch ein besonderer Dank. Von aussergewöhnlichen Geschäften fiel in das Be- richtsjahr nur der Druck einer neuen Auflage von Sta- tuten, deren Vorrath vollständig erschöpft war. Einige redaktionelle Aenderungen, welche bei diesem Anlasse vorgenommen wurden, bezweckten vorzugsweise die Be- stätigung von Einrichtungen, welche sich in der Praxis bewährt und eingebürgert hatten. So wurden die Kom- petenzen des vor einem Jahre ernannten Redaktors in einfacher Weise normirt und die Vorschriften betreffend der nicht mehr bestehenden Sektionen als gegenstandslos weggelassen. Neu ist die Bestimmung, dass von nun an Männer der Wissenschaft, welche sich um den Verein verdient gemacht haben, zu korrespondirenden Mitgliedern _ ernannt werden können. Die Zahl dieser Mitglieder beträgt gegenwärtig 24, diejenige der ordentlichen (62, gegen 164 im Vorjahre, so dass in der letzten Zeit die Verluste und die Auf- nahmen sich beinahe ausgeglichen haben. Manche um die Gesellschaft sehr verdiente Männer sind uns leider durch den Tod entrissen worden, so die Professoren G. Valentin, Wydler, J. Schönholzer und J. Bachmann, welche zu den bewährtesten Freunden und Förderern des Vereins gehörten. Möchte zur Ausfüllung dieser Lücken eine immer grössere Anzahl von bernischen Naturforschern sich an unsern Verhandlungen betheiligen und zur Veröffentlichung ihrer Arbeiten unser wohlausgerüstetes Organ wählen! Zum Schlusse danke ich Ihnen, verehrte Herren Mit- glieder, für das Wohlwollen und die Nachsicht, die Sie mir im letzten Jahr entgegengebracht haben. Alfred Guillebeau. Sitzungsberichte. 750. Sitzung vom 15. März 1884. Abends 7!/, Uhr, bei Webern. Präsident: Vizepräsident Prof. Dr. Theophil Studer. Sekretär: Th. Steck. — Anwesend 24 Mitglieder und Gäste. 1. Die Protokolle der beiden letzten Sitzungen werden verlesen und genehmigt. 2. Für die in Folge Auslauf der Amtsdauer frei ge- wordene Stelle eines Mitgliedes der Verwaltungskommis- sion der Hallerstiftung wird der bisherige Vertreter, Herr Apotheker Bernhard Studer, einstimmig wiedergewählt. 3. Ein Schreiben des Jahresvorstandes der schwei- zerischen naturforschenden Gesellschaft in Zürich, be- treffend Angabe des Personalbestandes, der Zahl der Mitglieder und des Betrages des Jahresbeitrages unserer Gesellschaft wird dem Sekretär zur Beantwortung über- wiesen. 4. Herr Prof. Dr. Luchsinger spricht über die Mus- karingruppe und den wechselseitigen Antagonismus von Giften. (Der Vortrag erscheint in den Mittheilungen.) 5. Herr Prof. Schwarzenbach spricht über Trennung von Mangan und Nikel mittelst Ozon. (Siehe Beilage.) Schluss der Sitzung 10 Uhr. 751. Sitzung vom 24. Mai 1884. Abends 7'/, Uhr im Cafe zur Sternwarte. Präsident: Prof. Dr. Guillebeau. Sekretär: Th. Steck. — Anwesend 12 Mitglieder und Gäste. 1. Der Präsident gedenkt der seit der letzten Sitzung verstorbenen langjährigen Mitglieder, Herrn Prof. Dr. Isidor Bachmann und Ingenieur Henzi-Locher, denen die N tn Gesellschaft ein freundliches Andenken bewahren möge. 2. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. 3. Herr Dr. J. H. Graf spricht über ein Integral der Wahrscheinlichkeitsrechnung (folgt in den Mittheilungen). 4. Zum Präsidenten der Gesellschaft pro 1884/85 wird gewählt Herr Prof. Dr. Th. Studer, zum Vizepräsi- denten Herr Prof. Dr. L. Fischer. 5. Der Präsident verliest den Jahresbericht pro 1883/84 (folgt in den Mittheilungen). 6. Herr Prof. Dr. Th. Studer macht die Anregung, eine bestimmte Norm festzustellen zur Berechnung des Preises der von der Gesellschaft herausgegebenen Mittheilungen. Nach längerer Diskussion wird beschlossen, per Bogen oder Tafel 40 Rappen zu berechnen, wobei man nach dem Antrag von Herrn Prof. Dr. Flesch, unter Tafel die ein- fache Oktavtafel von je 1—2 Platten versteht. Jede wei- tere Platte bei Ton- und Farbendruck zählt als eine weitere halbe Tafel. Doppelformat mit 1 Platte zählt als einfache Oktav, jede weitere Platte als '/, weitere Oktavtafel. Grössere Formate werden nach Ausmessung unter gleicher Norm berechnet, indem pro Vergrösserung um den Raum einer Oktavtafel und je zwei Platten eine halbe Tafel hinzugefügt wird. 7. Herr Prof. Dr. Guillebeau macht die Anregung, dem Bibliothekar einen Kredit zu eröffnen, um die Auslagen während des Jahres für die Bibliothek sowohl der ber- nischen als der schweizerischen naturforschenden Gesell- schaft zu bestreiten. Dieselbe wird einstimmig angenommen. Schluss der Sitzung 11 Uhr. 752. Sitzung vom 28, Juni 1884. Abends 8 Uhr im Cafe zur Sternwarte. Präsident: Prof. Dr. Theoph. Studer. Sekretär: Th. Steck. — Anwesend 10 Mitglieder und Gäste. 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. 2. Herr Christian Moser, cand. phil., wird in die Ge- sellschaft aufgenommen. 3. Der Präsident gibt Kenntniss von der an die Ge- sellschaft gelangten Einladung zum Besuche der 57. Ver- sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Magde- burg. Aus dem beigelegten Programm kann über das Nähere Auskunft genommen werden. 4. Herr Prof. Dr. Guillebeau spricht über eine Spross- pilzkrankheit bei Daphnia: Elias Metschnikoff hat eine sorgfältige Untersuchung über eine Sprosspilzkrankheit beim grossen Wasserfloh (Daphnia magna) im 96. Bande von Virchow’s Archiv für pathologische Anatomie veröffentlicht. Den Pilz bezeichnet er als Monospoza bicuspidata. Er sah ihn als einfache, durch Knospung sich vermehrende Conidien, welche in den kranken, in Aquarien gehaltenen Daphnien so zahl- reich waren, dass sie die Leibeshöhle ganz ausfüllten. Unter gewissen Verhältnissen wird im Innern dieser Pilz- zellen eine nadelföürmige Spore erzeugt, umgeben von einem schützenden Schlauche, welcher einfach durch Um- wandlung der Pilzzelle entsteht. Dieser Schlauch löst sich weder in Wasser, noch in mehreren versuchsweise ange- wandten Nährflüssigkeiten, sehr leicht dagegen im Magen- safte der Daphnien. Sobald die nadelförmige, im Magen angelangte Spore ihre Hülle verloren hat, so dringt sie fast unvermeidlich in die Leibeshöhle des Wasserfloh’s 10 seitlichen Auswuchs, welcher sich später als Conidie e: . ablöst. Die Ankunft dieses unheilbringenden Fremdlings ver- anlasst von Seite des Daphnien-Organismus eine kräftige Gegenwehr. Er wird von Blutzellen umgeben, welche eine verdauende, die Sporen auflösende Wirksamkeit ent- falten, so dass von den Nadeln nur noch das Gerüste zu- rückbleibt. Sind gleichzeitig so viele Sporen angelangt, dass einige derselben verschont bleiben und Conidien er- zeugen, so werden auch diese später von den Blutzellen angegyiffen. Aber sie sind durch Aussaugen schwerer zu vernichten, denn sie enthalten höchst wahrscheinlich ein Gift, welches auf die Blutzellen lähmend und auflösend wirkt. Mitunter gewinnen die Sprosspilze die Oberhand und die Blutzellen verschwinden. Dann geht der Wasser- floh zu Grunde, die Conidien aber wandeln sich in Schlauch- sporen um und nach dem Zerfall des Daphnienkörpers verharren sie schwimmend im Wasser, bis sie gelegentlich wieder in den Magen eines andern Wasserfloh’s gelangen. An der Vernichtung der eindringenden nadelförmigen Sporen betheiligen sich auch die Bindegewebzellen, doch richten sie wegen ihrer Unbeweglichkeit weniger aus, als die Blutzellen, die an jeder bedrohten Stelle zahlreich anrücken. Nicht alle in einem inficirten Aquarium lebenden Daphnien werden von der Seuche befallen. Von 100 Wasserflöhen fand .M. im Durchschnitt 73 infieirt; aber nur 14 erkrankten wirklich; bei den 59 andern gelang es den Blutzellen, die eindringenden Schmarotzer rechtzeitig zu vernichten. Ausgewachsene Daphnien widerstanden der Infection besser als jüngere. Diese Beobachtungen sind eine wichtige Stütze für 11 die Annahme, es sei die Eiterung eventuell eine bedeu- tungsvolle, prophylaktische Reaktion gegen eine Invasion von Mikroparasiten. Zugleich liefern die beobachteten Thatsachen ein augenscheinliches Bild von dem Wesen der Immunität mancher Individuen bei Seuchenausbrüchen. Endlich sah M. Riesenzellen unter dem Mikroskope ent- stehen, indem die um die nadelförmigen Sporen sich schaarenden Blutzellen zu grossen, mehrkernigen Proto- plasmaklumpen zusammenflossen. 5. Prof. Dr. Theoph. Studer spricht 1) über einen Fischparasiten aus der Ordnung der Trematoden und 2) über die in der Umgebung Bern’s vorkommenden Arten des Flusskrebses. Schluss der Sitzung 9'/a Uhr. Aa eG Wire ar hl Yeh REN nt Ai“ ie rn, gt ERS se FE er 5 rt2 EM: ER ME ER sr # i ring ah St) KR N TRY RER =) ; Dr. med. Amalie Glause. Zur Kenntniss der Hemmungsmechanismen des Herzens. In der Sitzuug vom 15. März 1884 von Prof. Luchsinger vorgelegt. Seitdem die Gebrüder Weber in ihrer berühmten Entdeckung nachgewiesen, dass der N. Vagus das schla- gende Herz normaler Weise zum Stillstand in vollstän- diger Erschlaffung bringt, sind sich zahllose Arbeiten gefolgt, die alle sich bestrebten, das merkwürdige Räthsel zu lösen, warum am Herzen der zuckende Muskel durch nervöse Reizung beruhigt wird, während ja doch sonst an andern quergestreiften Muskeln auf nervöse Rei- zung immer nur Zuckung folgt. Und in der That würde die letzte Erklärung der Vaguswirkung sicherlich auch eine Erklärung der rhythmischen Entladung des Herzens in sich schliessen. Seit einer epochemachenden Darstellung der Herz- bewegung durch Volkmann!) wird die nächste Ursache der Herzpulsationen in Ganglien verlegt; denn es sollten die quergestreiften Muskeln des Herzens sich eben nicht anders benehmen, als wie die quergestreiften Skelet- muskeln. Diese contrahiren sich normal stets nur auf t, Ygl. Volkmann. Müller’s Archiv 1844, $, 419. PEN Era SO Befehle, die ihnen vom centralen Nervensystem zufliessen. Nicht anders soll auch der Herzmuskel nur dann rhyth- misch pulsiren, wenn ihm rhythmische Erregungen von seinen im Herzen selber gelegenen ÜCentren, den von Remak entdeckten Herzganglien zukommen. Bei solcher Sachlage war es denn natürlich genug, dass man die hemmende Wirkung des Vagus auf die Ganglien des Herzens, nicht direkt auf die Muskelfaser bezog. So ging man der schwierigen Auffassung aus dem Wege, dass Muskelnerven auch einmal hemmende Wir- kungen entfalten können: es konnte die Vaguswirkung eben einfach die Wirkung der Ganglien für eine gewisse Zeit ausschalten und musste so der Muskel aus Mangel an Reiz in Ruhe verharren. Diese hemmende Wirkung des N. Vagus lässt sich noch eine Strecke weit bis in’s Herz hinein verfolgen, wie ebenfalls schon die Gebrüder Weber gefunden. „Lässt man den Strom auf den pulsirenden Theil der Vena Cava einwirken, so steht das ganze Herz nach einem noch- maligen Schlage nicht in contrahirtem, sondern in völlig erschlafftem Zustande still ’).“ Eine Reihe von weiteren Aufklärungen über die An- griffspunkte des Vagus versprach man sich in der Folge von der Untersuchung der Gifte. Eine erste wichtige Thatsache verdanken wir Botkin ?), denn er fand, dass bei atropinisirten Thieren der Vagus nicht mehr wirkt. Botkin schliesst daraus auf eine Läh- mung der nervösen Apparate; diese bringt er in volle Analogie zu den ebenfalls von ihm schon an den moto- t, Eduard Weber, Art. Muskelbewegung in Wagner’s Hand- wörterbuch der Physiologie III. 2 Abth., S. 36, 1846. 2, Botkin. Das schwefelsaure Atropin. Virchow’s Archiv Bd. 24, S. 83—92, 1862. > EEE pr TE m . a AT rischen Nervenenden der quergestreiften Muskeln be- obachteten curareartigen Wirkungen des Atropins. Bald darauf hat Schiff), wie es scheint, ohne die Botkin’sche Arbeit zu kennen, diese Entdeckung Botkin’s für Katzen und Kaninchen bestätigt. Sodann haben die in der Literatur gewöhnlich als erste Autoren citirten v. Bezold und Blebaum in Versuchen an Säugethieren die Vaguswirkung selbst nach kleinsten Atropingaben schwinden sehen und daraus ebenfalls auf eine Lähmung der Vagusendigungen im Herzen geschlossen. Endlich hat Schmiedeberg”) diese Thatsache auch am Frosche bestätigt. Zu dieser Zeit wurden dann auch andere Gifte in den Bereich der Untersuchung gezogen. Nicotin, Curare, Muscarin lieferten zusammen mit dem Atropin ein Ma- terial von Thatsachen, das tiefe Einblicke in den feineren Bau der nervösen Herzapparate zu einer Zeit schon ver- sprach, wo die Histologie sich noch vollkommen ohnmäch- tig zeigte. In weiterer Verfolgung einer zufälligen Beobachtung von Rosenthal sah A. B. Meyer ?), dass bei nicotinisirten Fröschen der N. Vagus seine Wirksamkeit zwar verliere, die Sinusreizung dagegen immer noch wirksam bleibt. Ganz so wie Nicotin, soll auch Curare den Vagus, nicht aber den Venensinus lähmen, und übereinstimmend mit diesen Beobachtungen lieferte Schmiedeberg ”) eine volle Bestätigung. Gestützt hierauf zieht denn Schmiedeberg den Schluss, dass Nicotin und Curare nicht die letzten lt) Schiff, Moleschott’s Untersuchungen zur Naturlehre, Bd. X, 8. 53, 1865. 2) Schmiedeberg, Berichte der sächsischen Akademie der Wissenschaften, 1870, S. 130—141. ®) A. B. Meyer. Das Hemmungsnervensystem des Herzens. 1869, S. 36. a Endigungen des Vagus im Herzen lähmen; da sie aber die Vagusfasern selber bei der bekannten Resistenz der Nervenfasern gegen Gifte ebenfalls nicht lähmen können, so bliebe wohl keine andere Annahme möglich, als dass zwischen den letzten Endigungen und den Nervenfasern noch ein eigenthümlicher Zwischenapparat existire und dass gerade dieser Zwischenapparat von Nicotin und Cu- rare gelähmt würde. In der That würden sich so die beobachteten Erscheinungen, die Wirksamkeit der Sinus- reizung, die Unwirksamkeit der Vagusreizung erklären. Da aber, im Gegensatz zu Nicotin und Curare, das Atro- pin die Sinusreizung unwirksam mache, so lähme das Atropin jedenfalls die letzten Endigungen der hemmenden Nerven. Schmiedeberg ist geneigt, diese letzten Enden als gangliöse Gebilde zu vermuthen; an die Eintrittsstelle der Vagusfasern in diese Ganglien seien die Zwischen- apparate zu verlegen. In gute Uebereinstimmung mit diesen Anschauungen traten dann die Untersuchungen von Schmiedeberg ‘) über die Wirkung des von ihm aus dem Fliegenpilze darge- stellten Muscarins. Nach der Vergiftung mit kleinen Dosen Muscarin tritt schnell ein Stillstand des Herzens in Diastole ein. Konnte es sich um eine Lähmung des Herzens handeln ? Schmiedeberg leugnet dasselbe, denn er findet, dass das Herz noch stundenlang schon auf leichte mechanische Reize stets gut mit einzelnen Contractionen antwortet. Er findet dann aber auch einen verschiedenen Gang der Vergiftung des muscarinisirten und des sonstwie gelähm- ten Herzens, denn während bei einfacher Lähmung der Ventrikel zuerst zu versagen pflegte, findet Schmiedeberg I) Schmiedeberg und Koppe, Das Musearin.: Leipzig, F. C. W. Vogel, 1869, 1—111. A bei seinen Versuchen gerade umgekehrt die Vorhöfe zu- erst stillgestellt. Wenn also nach Schmiedeberg der Mus- carinstillstand kein Lähmungsstillstand sein soll, so kann er doch nur mit einer Reizung der hemmenden Apparate in Zusammenhang gebracht werden. Da nach Versuchen von Bezold u. A. die Hemmungs- apparate gerade in den Vorhöfen stärkere Entwicklung hätten, so wäre damit der von Schmiedeberg beobachtete frühere Stillstand der Vorhöfe gut mit der Auffassung einer Reizung der Hemmungsapparate durch das Muscarin verständlich. Wenn man einen Frosch mit einer passenden Dosis Nicotin vergiftet, so tritt ein bald vorübergehender Still- stand auf, folgen aber hernach beschleunigte Pulse. Dieser Stillstand wird auf eine primäre Reizung der Zwischen- apparate zurückgeführt und erst später würde sich, wohl in Folge einer Ueberreizung, die oben discutirte Läh- mung entwickeln. Und in der That gelingt dieser Nicotin- stillstand nicht mehr, wenn die Zwischenapparate vorher durch Curare schon gelähmt sind. Ganz ähnlich, wie durch Nicotin ein allerdings nur vorübergehender Stillstand durch Reizung der Zwischen- apparate erzielt wird, so soll durch Muscarın ein viel länger dauernder stundenlanger Stillstand erzielt werden durch Reizung der eigentlichen Hemmungscentren des Herzens. Und in der That bleibt dieser Stillstand aus; wenn vorher diese Centren durch Atropin gelähmt worden sind. Dagegen müsste es für die Wirkung des Muscarins gleichgültig sein, in welchem Zustande sich die Zwischen- apparate befinden und soll in der That das Muscarin auf ein nicotinisirtes und curarisirtes Herz ganz gleich wirken, wie auf ein normales. Let > lee Gegen diese Auffassung der Verhältnisse erhoben sich in neuerer Zeit mehrfache Einwände. So schien Zuchsinger und Petri!) die Annahme der sog. Zwischenapparate vollständig überflüssig. Denn einmal existirt, entgegen den Angaben von A. B. Meyer und Schmiedeberg, kein wesentlicher Unterschied zwischen den Wirkungen des Atropins und Nicotins, indem eben beide zuerst den Vagus, dann den Venensinus lähmen; zudem lässt sich die von jenen Autoren beschriebene längere Wirksamkeit des Venensinus auch aus allgemein physio- logischen Gesichtspunkten sehr wohl verstehen. Wir sehen ja bei jeder Schädigung eines Systems complizirtere Stücke früher wirkungslos werden, als einfachere”): je länger nur eine Nervenbahn ist, um so früher wird der Erfolg aus- bleiben. Für die motorischen Nerven ist diese Thatsache als Ritter- Vallv’sches Gesetz schon längst bekannt. Nicht anders werden sich auch die absterbenden Hemmungs- nerven des Herzens verhalten. Wenn aber die Gifte nicht auf den ganzen Nerven, sondern auf bestimmte End- apparate desselben vorzugsweise wirken, so ist wiederum verständlich, dass eine direkte Reizung dieser Elemente im Beginn der Lähmung noch wirksam sein wird, wäh- rend die indirekte durch Reizung des Nervenstammes bewirkte Erregung schon ausbleibt. Die von Luchsinger damals entwickelten Ansichten wurden zwar von Löwit getheilt, fanden aber in spätern Darlegungen von Schmiedeberg, Harnack u. A. niemals Berücksichtigung. Auch gegen die von Schmiedeberg behauptete Wir- kungsweise des Muscarins wurde Widerspruch erhoben. I, Vgl. Petri’s Dissertation, 1880, Bern. 4), Vgl. Luchsinger, Zur allgemeinen Physiologie. Bonn, 1879. 8. 18, 20. RE Schon auf Grund seiner ersten schönen Versuche über die Herzspitze des Frosches schloss Bowditsch ') auf eine direkte lähmende Muskelwirkung des Muscarins und äusserte sich in solchem Sinne späterhin auch Gaskell?). Auch Klug?) und Löwit*) suchten die Erscheinungen auf eine Lähmung zurückzuführen, waren aber geneigt, den Ort dieser Lähmung in gangliöse Uentren zu verlegen. Klug speziell fühlte sich zu solcher Annahme besonders dadurch bewogen, dass nach seiner Meinung das Muscarin auch in derSphäre des animalen Lebens ähnlich wirke, nämlich auch dort vor Allem die Nervencentren lähme. Aber alle diese Bedenken finden auch in der neuesten Darstellung von Schmiedeberg’) keine Berücksichtigung. Ebenso tritt Harnack°) energisch gegen die neue Ansicht der ausschliesslich Jähmenden Wirkung des Muscarins auf. Harnack betont vor Allem die grosse Unreinheit der Mus- carine des Handels und findet, dass nach den kleinsten eben wirksamen Dosen Muscarin noch durchaus keine Lähmungserscheinungen von Seiten der Muskeln zu sehen seien; auch findet er es unverständlich, wie der Muscarin- stillstand, wenn er selber eine Lähmungswirkung wäre, dann durch lähmende Einflüsse beeinträchtigt wird. Erst in sehr grossen Dosen wirke das Muscarin zwar auch auf den Muskel, aber dann zuerst erregend und erst später durch l) Bowditsch. Ludwig’s Arbeiten. 1871. 2) Gaskell. Journal of Physiology. Vol. III, N. 1, 1881. 3%, Klug. (Högies) Archiv für (Anat. und) Physiol., 1881, S.39 bis 45. *) Löwit. Pflüger’s Archiv. Bd. 28, S. 335, 1882. 5) Schmiedeberg. Grundriss der Arzneimittellehre, 1883, Ss. 6365. 6, Harnack, Lehrbuch der Arzneimittellehre 1883, 8. 687. Bern. Mittheil. 1834. Nr. 103%. ln | 1 De Ueberreizung auch lähmend. Endlich sei der Gang der Beruhigung der einzelnen Herzstücke beim Muscarin ein sanz anderer, als bei den üblichen Lähmungsmitteln. Dies war der Stand der Angelegenheit, als vor etwa Jahresfrist Professor Luchsinger durch die Güte des Herrn Professor Nencki eine Ammoniumbase — Trimethyl- benzylammoniumbromid — bekam. Die grosse Analogie dieses Körpers mit der von Schmiedeberg und Harnack aufgestellten Structur des Muscarins lud sofort zu neuer Untersuchung aller dieser Fragen ein, um so mehr, als damit endlich Aussicht geboten war, sich durch ein che- misch reines Präparat vollkommen unabhängig zu machen von den Tücken des doch meist nur als braunes Extract erhältlichen sog. Muscarins. In der That ergab sich auch als Wirkung dieses Körpers ein Herzstillstand in Diastole, der nach Atropin sehr bald wieder schwand. Aber nicht nur die Herzwirkung dieses Körpers war übereinstimmend mit der des Muscarins, sondern überhaupt das ganze Bild der Vergiftungserscheinungen ein fast vollständig iden- tisches. Nach einer kurzen Mittheilung, die Prof. Luchsinger ') über diese Versuche in der Berner Naturforschenden Ge- sellschaft machte, treten bei Hunden und Katzen intensive Speichel- und Schweisssecretion auf und bleiben diese auch nach der Durchschneidung der bezüglichen Secre- tionsnerven bestehen. Ebenso zeigten sich starke ‚Reiz- erscheinungen der glatten Muskeln (Pupillenenge, starke Peristaltik, Erbrechen), endlich traten je nach der Art des Thieres, entweder Reiz- oder Lähmungserscheinungen an den Nervenenden der quergestreiften Muskelfasern auf. Ganz übereinstimmend wirkte eine andere, die ein- fachste Ammoniumbase — das Tetramethylammonium '). !) Vgl. Luchsinger. Mittheilungen d. Naturforschenden Ge- sellsehaft in Bern. 1883, S. 22. A Es war alle Aussicht vorhanden, hier ein allgemeineres Gesetz aufstellen zu können. Dies sollte der Gegenstand einer neuen Untersuchung sein, zu welcher Prof. Luch- Singer mich aufforderte. Eine solche Untersuchung musste uns dann auch über die Wirkungsweise des Muscarins nähern Aufschluss geben können. Da Professor Luch- singer in jener kurzen Mittheilung selbst nach vollstän- diger Lähmung des Herzens durch Atropin Wiederbelebung eintreten sah, war hier ein neues Mittel geboten, um die so viel umstrittene Frage des wechselseitigen Antagonis- mus weiter zu fördern. Endlich waren einige Einwände möglich gegen die von Luchsinger und Petri vorgetragenen Zweifel über die Existenz der Zwischenapparate und sollten auch hier neue Versuche weitern Aufschluss bringen. In der Arbeit von Fräulein Socolo/f‘) schien ein all- gemeines Gesetz gefunden über die Beziehung von Herz und Vagus zu einer Reihe lähmender Substanzen. In jüngster Zeit hat Harnack diese damals behaupteten Be- ziehungen geleugnet; es war wünschenswerth, auch darüber durch neue Versuche ein Urtheil zu gewinnen. l. Die Reihe der muscarinartigen Körper. Das Muscarin entwickelt eine Reihe charakteristischer Symptome: an allen glatten Muskeln, sowie an allen inner- virten Drüsen (Speichel-, Schweiss-, Thränendrüsen) sehen wir starke Reizerscheinungen. Am Herzen tritt ein cha- rakteristischer diastolischer Stillstand auf, der durch Atro- pin leicht aufgehoben wird. An den Nervenenden der quergestreiften Muskeln beobachtet man curareartige Erscheinungen. t) Olga Socoloff. Berner Dissertation, 1881. Dh Schmiedeberg und Harnack') verdanken wir die Syn- these des Muscarins und damit auch die Kenntniss von dessen rationeller Formel: Es stellt sich uns das Mus- carin dar als ein Trimethylammonium, in dem eine weitere Valenz gesättigt ist durch eine oxydirte Aethylgruppe Es lag nunmehr nahe, auch andere Trimethylam- moniumbasen darzustellen und deren Wirkung zu prüfen So wurden von Schmiedeberg und Harnack Valeryltrime- thylammonium, Amyltrimethylammonium und Hexyltrime- thylammonium untersucht. Während die ersten beiden eine volle Uebereinstimmung mit den Wirkungen des Muscarins zeigten, war das Hexyltrimethylammonium dieser Forscher völlig indifferent und gaben somit diese Resultate „nicht den gehofften Aufschluss über die Abhängigkeit jener Wirkungen von der Constitution der betreffenden Dasen’?).“ In der Hoffnung, hier doch eine allgemeine Beziehung zu finden, haben wir die Untersuchungen weiter geführt. Schon Luchsinger hatte das Benzyltrimethylammonium in seinen Wirkungen als vollständig übereinstimmend mit dem Muscarin gefunden. Es zeigte sich ferner auch selbst das einfachste Glied der Reihe, das Tetramethylammonium, ebenfalls von der charakteristischen Wirkung. Als mit die- sen Körpern in allen physiologischen Wirkungen vollständig übereinstimmend können wir jetzt noch eine Reihe weiterer chemisch analog zusammengesetzter Ammoniumbasen hin- 1) Vgl. Schmiedeberg und Harnack. Archiv für exper. Pathologie und Pharmakologie, Bd. VI, S. 101. 1876. 2, Jordan, Archiv f. experiment. Pathologie u. Pharmako- logie, VIII, 30. 1877. Se 1 ag zufügen: Neurin, Glyceryltrimethylammeonium, Acetaltri- methylammonium und Aldehytrimethylammonium. Vom Neurin sind zwar schon toxische Wirkungen be- richtet, jedoch soll es nach den Darstellungen von Harnack u. A. in ganz anderer Weise wirken, so dass es nicht zu der pharmacologischen Gruppe des Muscarins gehöre. Ver- gleicht man aber die erste Arbeit über Neurin von Gehtgens') genauer, so findet man eine ganze Fülle von Erscheinungen, die vollkommen mit denen des Mus- carins übereinstimmen. Wir verdanken die Einsicht der uns sonst nicht zugänglichen Arbeit der grossen Freund- lichkeit des Herrn Prof. Gethgens in Giessen. Von Gethgens selber wurde zwar eine Lähmung des Ath- mungscentrums und auch der Rückenmarkscentren be- tont. Wir finden in seinen Protokollen aber auch An- gaben über Pupillenenge, reichliche Salivation, bei lang- samer Vergiftung sogar curareartige Wirkungen an den Muskelnerven. Endlich ist für den Frosch ein diastolischer Herzstillstand beschrieben, der in einer Lähmung der Ganglienzellen des Herzens beruhen soll. Nach diesen zwar wenig betonten Angaben von Gethgens schien es uns sehr wünschenswerth, uns durch eigene Versuche von dem wirklichen Verhalten des Neurins zu überzeugen. Bei Kaninchen beobachteten wir fast unmittelbar nach der subcutanen Vergiftung beginnende, bis zum Tode dauernde starke Salivation. Wenn in den Ver- suchen von Gethgens die dort beschriebene Speichel- secretion allenfalls von einer dyspnoischen Reizung der Speichelcentren abzuleiten wäre?), so dürfte diese Erklärung l), Gxhtgens. Ueber die physiol. Wirkungen des salzsauren Neurins. Dorpater mediein. Zeitschrift I. 161—175. 1871. 2, Vgl. Luchsinger. Pflüger’s Archiv, Bd. 14, S. 389. 1876. EHE he nicht mehr gelten für unsere Versuche, denn hier waren noch lange nach dem Auftreten der Speichelsecretion Athmung und Kreislauf gut. Beim Frosch beobachteten wir nach Injection von 0,2 Neurin ziemlich bald Herzstillstand in Diastole, ja schliesslich wurde, wie ebenfalls schon Gethgens be- merkte, der Herzmuskel gegen die stärksten electrischen und mechanischen Reize unerregbar. Aber selbst in solchem Zustande noch trat, wie wir als neu hinzufügen können, auf Aufträufeln von Atropin eine völlige Wieder- belebung des Herzens ein und schlug das eben erst noch völlig scheintodte Herz jetzt wieder viele Stunden in kräf- tiger Weise. Nach diesen allerdings nicht sehr zahlreichen Ver- suchen haben wir das Neurin auch in seinem physiolo- gischen Verhalten als ächtes Glied der muscarinartigen Körper anzuerkennen). Der Güte der Herren Prof. Nenckt und Dr. Ber- linerblau verdanken wir dann weiter die Herstellung ei- niger anderer Trimethylammoniumbasen. Durch Behandeln von Zrimethylamın mit Monochlor- hydrin entsteht durch einfache Addition das Glyceryltrime- thylammoniumchlorid. | ; Ben (CH;)s N=(CH;) + CH; Cl — CB; GH SORE u CH OH CH, OH CH; OH el und wurde die Zusammensetzung dieses Körpers durch die Elementaranalyse bestätigt. !) Nach Brieyer (Berichte der deutschen chemischen Gesell- schaft zu Berlin 1884) soll das Neurin erst nach längerem Stehen an der Luft giftige Wirkungen bekommen. Zur Beurtheilung dieser Verhältnisse müssen wir jedoch vorerst die ausführliche Mittheilung Brieger’s abwarten. ERBEN, 1 est In Versuchen am Frosch zeigte sich wieder völlige Uebereinstimmung mit dem Muscarin, diastolischer Herz- stillstand, der schliesslich in völliger Unerregbarkeit des Herzmuskels endigte. Aber selbst jetzt noch bewirkte Aufträufeln von Atropin eine gute Erholung. In Versuchen am Kaninchen zeigte sich starke Salivation, erhebliche Peristaltik, beim Einträufeln in die Conjunctina Verenge- rung der Pupille und trat der Tod ein unter curareartiger Lähmung der Skeletmuskeln. Die Darstellung und Untersuchung des Glyceryltrime- thylammoniums schien uns schon desshalb von ganz be- sonderem Interesse, weil dieser Körper in seiner Zusammen- setzung dem Muscarin äusserst nahe kommt und sich von demselben nur durch CH, unterscheidet. Aus demselben Grunde musste das Studium einiger synthetisch darge- stellter Aetherarten des Muscarins weitere Aufschlüsse versprechen. Nach den von Herrn Dr. Berlinerblau im Labora- torium von Herrn Prof. Nencki ausgeführten Untersu- chungen bildet sich aus Monochloracetal durch Addition von N (CH,), ein Trimethylacetalammoniumchlorid, das unter der Voraussetzung der Richtigkeit der Schmiede- berg’schen Formel des Muscarins einen doppelten Aethyl- äther des Muscarins darstellt. CH, CI m 2 \ Br Spanien 1; CH (06, H,), + N (CH) = \ c H (06, H,). Die Versuche, die wir bisher mit einer kleinen Menge uns überlassener Substanz anstellen konnten, ergaben auch hier wieder volle Uebereinstimmung mit den anderen Körpern der Gruppe. BRAUN In einem ersten Versuche injieirten wir einem grossen Frosch 0,1 gr. dieser Substanz; es trat nach kurzer Zeit der charakteristische diastolische Stillstand ein und nach circa 20 Minuten blieb das prall gefüllte Herz selbst gegen die stärksten elektrischen Reize vollkommen un- empfindlich. Wir träufelten nun Atropin auf und sahen nach kurzer Zeit die Wiederkehr einer langen Reihe normaler Pulse des ganzen Herzens. In einem anderen Versuche träufelten wir die Substanz in 1 °/, Lösung auf das entblutete Herz; es trat nach kurzer Zeit Stillstand ein, war derselbe aber wiederum durch Atropin rasch aufzuheben. In einem dritten Versuche spritzten wir einem Frosch 0,05 gr. von der Substanz subcutan ein. Hier trat der Still- stand zwar verhältnissmässig spät ein, aber endlich zeigte sich nach vielen Stunden eine völlige Unerregbarkeit von Vorhof und Kammer; es kehrten aber auch jetzt die Pulsationen durch Aufträufeln von Atropin wieder. — Leider waren die bisher zur Verfügung gestellten Mengen der Substanz zu gering, um auch die Wirkungen auf andere Organe zu studiren. Immerhin genügen unsere Versuche, um auf eine qualitativ vollständig mit dem Muscarin überein- stimmende Wirkung schliessen zu lassen, quantitativ scheint die Wirkung der des eigentlichen Muscarins nachzustehen. Wenn man aus dieser Substanz die beiden Aethyl- gruppen durch H ersetzen könnte, so würde ein Körper resultiren, der nach Schmiedeberg’s Auffassung das eigent- liche Muscarin wäre. Untersuchungen in dieser Richtung würden schon desshalb eine besondere Bedeutung gewinnen, weil man dann endlich in den Stand gesetzt wäre, auf eine möglichst einfache Methode das Muscarin selber synthetisch dar- zustellen. ' BEER 1 a Herrn Dr. Berlinerblau gelang es nun durch Be- handlung des Acetaltrimethylammoniums mit Silberoxyd- hydrat einen Körper darzustellen, dessen Zusammensetzung nach der Elementaranalyse ') dem Aldehydtrimethylammo- nium entspricht. Dieser Körper kommt also der Muscarin- formel Schmiedeberg’s möglichst nahe; er unterscheidet sich von der letzteren nur durch ein Minus von 7 Mol. H,O, verhält sich also zu diesem etwa wie Chloral zu Chloralhydrat. Die Wirkungen dieser Substanz sind nun wiederum genau die bekannten der Trimethylammoniumbasen, aber die Intensität dieser Wirkungen ist im Vergleich zu den bisher von uns untersuchten eine ganz besonders gTosse. Nach Dosen von 5—10 mer. tritt nach kurzer Zeit ein anhaltender Herzstillstand auf, geht derselbe bald in völlige Lähmung über und kehren auch jetzt durch Atropin die Pulse wieder. Am Meerschweinchen zeigt sich (0,01 gr.) sehr starke Thränensecretion, Speichelsecretion, Peristaltik und endlich Tod unter starken fibrillären Zuckungen, diese haben ihren Grund in einer Reizung der peripheren Nervenenden. °) Von zwei weiteren Körpern dieser Gruppe wurde bis- her eine völlige Ungiftigkeit behauptet. Das betain wurde !) Hier, wie in andern Fällen wurde stets das Platindoppel- salz zur Elementaranalyse verwendet. 2, Für den Kaltblüter zwar sind für mehrere unserer Stoffe schon rein curareartige Wirkungen an den Nervenenden der Skeletmuskeln beschrieben, und haben auch wir solches einfach bestätigt. Zu unserer anfänglichen Ueberraschung dagegen finden wir bei Warmblütern für eine Reihe dieser Stoffe im Gegentheil gerade starke Reizerscheinungen der peripheren Nervenenden. Bern. Mittheil. 1884. Nr. 1085. EN von Schultzen*) untersucht. Von Brieger”?) wurde dann das analog zusammengesetzte Taurobetain synthetisch dargestellt und in einer kurzen Notiz als ungiftig hinge- stellt... Nach einer brieflichen Mittheilung beziehen sich jene Versuche auf Kaninchen. Wir verdanken der Freund- lichkeit von Herrn Prof. Brieger die Ueberlassung einer ansehnlichen Menge der Substanz. Der besseren Löslich- keit halber verwandelten wir das jodwasserstoffsaure Salz in das salpetersaure und beschränkten unsere Versuche auf die Untersuchung des Froschherzens. Die Wirkung dieses Körpers ist eine verhältnissmässig schwache, immerhin fanden wir nach Injection von 0,2 gr. einen diastolischen Herzstillstand und schliesslich eine- Lähmung, die durch Atropin wieder aufzuheben war. Ueber das Betain fehlen uns eigene Versuche. Fassen wir nunmehr diese Resultate zusammen, so ergibt sich, dass eine ganze Reihe von Körpern existirt, die muscarinartig wirken. Ihre allgemeine Formel würde sein: = (CH3); | X — OH Bisher war X ersetzt durch CH,; 0, H,;G, H,; G H,.CH,; CH, .. CH, OH (Neurin); CH,. CH OH.CH, OH; CH, . CH (OH), (Muscarin); CH, .. CH (0. GC, H,); CHz3. COH; 0, H,. SO,. O (Taurobetain). Aus der vollständigen Uebereinstimmung dieser zehn bisher untersuchten Trimethylammoniumbasen dürfte nun- mehr ein Schluss auf die Wirkung aller Trimethylammo- niumbasen erlaubt sein. lt) Schultzen. Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 111,7260..18170. *, Briejyer. Hoppe-Seyler’s Zeitschrift für physiol. Chemie VII 35—40, 1883. N 1 Meg Einer solchen Verallgemeinerung trat zwar schon Schmiedeberg in dem Hexyltrimethylammonium eine Aus- nahme hindernd in den Weg. Selbstverständlich waren wir bestrebt, auch selber diesen dem allgemeinen Gesetz sich nicht fügenden Körper zu untersuchen, dabei hat sich aber gezeigt, dass solche Ausnahme nur eine schein- bare ist. Wenn man Hexyljodid mit Trimethylamin im zuge- schmolzenen Rohre erwärmt, so bilden sich zwar sehr schön ausgebildete Krystalle, aber die Elementaranalyse erweist diese Krystalle als einfaches jodwasserstoffsaures Trimethylamiın. Wir verdanken auch diese chemische Untersuchung wiederum Herrn Dr. Berlinerblau. Nach einem, wie es scheint, allgemeinen chemischen Gesetze!) geben überhaupt nur die Haloide der primären Alcohole mit N. (CH,), Ammoniumbasen, während die Jodüre der secundären Alcohole in Jodwasserstoff und Kohlenwasserstoffe von der Formel Cn H2n zersetzt werden. Schmiedeberg hat also, verleitet durch die Analogie der Synthesen anderer Ammoniumbasen, auf die Elemen- taranalyse dieses Körpers offenbar verzichtet und anstatt des vermeintlichen Hexyltrimethylammoniums nur ein- faches Trimethylamin vor sich gehabt. Da dieses aber in ganz anderer Weise wirkt als die Trimethylammonium- basen, so dürfte sich jene scheinbare Ausnahme von dem allgemeinen Gesetze in einfachster Weise erklären. II. Ueber die Herzwirkung der Muscarine. Die Kenntniss einer solchen Reihe muscarinartig wir- kender, chemisch reiner Substanzen ermöglichte endlich t) Vgl. Hofmann. Berl. chem. Berichte. Bd. 7. S. 513. Reymann, ebenda S. 1290, Beilstein, Lehrbuch d. org. Chemie, Aa" eine von Luchsinger aus mehreren Gründen schon längst gewünschte nähere Untersuchung über die Wirkungsweise des eigentlichen Muscarins, eines Körpers, der selbst nach der Aussage seines Entdeckers auch jetzt immer noch äusserst selten in reinem Zustande erhältlich ist. Die im Folgenden beschriebenen Versuche sind im Wesentlichen mit allen bisher untersuchten Muscarinen in gleicher Weise gelungen. Als Hauptrepräsentanten un- serer Versuche aber wählten wir aus rein äusseren Grün- den, wegen verhältnissmässig günstiger Lieferung durch den Handel, — das Tetramethylammoniumchlorid. In wenigen Versuchen war das Jodid angewendet, doch verliessen wir dasselbe bald wegen seiner relativ schweren Löslichkeit im Wasser. Auch mit dem von Hrn. Dr. Gruni ebenfalls in Herrn Prof. Nencki’s Laboratorium dargestellten Amyltrimethylammonium wurden, zu Beginn wenig- stens, eine grosse Reihe von Versuchen angestellt. Die meisten Versuche sind an der Rana temporaria ausgeführt, doch fehlen uns auch nicht Versuche an Rana esculenta und Emys europa. Spritzt man einer Rana temporaria circa 0,3 gr. Tetra- metiiıylammoniumchlorid in die Bauchhöhle, so sieht man nach kurzer Zeit (nach einigen Minuten spätestens) das bloss- gelegte Herz in diastolischen Stillstand gerathen. Zuerst pflegt bei solcher Dosis der Ventrikel zur Ruhe zu kom- men und schlagen die Vorhöfe für mehr oder weniger lange Zeit noch weiter. Dadurch staut sich eine grosse Menge Blut in dem Herzen an. Aber noch lange, nachdem dann schliesslich das ganze Herz stillgestellt ist, kann dasselbe einzelne Reize immer noch mit einer verschieden lange dauernden Serie von Pulsen beantworten. Wird endlich in solchem Zustande etwas Atropin applicirt, so beginnt das Herz bald kräftig und spontan stundenlang weiterzuschlagen. FRERN 1 ANL Soweit ist offenbar das Bild der Vergiftung mit Tetra- methylammonium in den wesentlichsten Punkten voll- ständig übereinstimmend mit dem so oft beschriebenen Bilde einer Muscarinvergiftung. Nur eine Differenz musste uns auffallen: Im Gegensatz zum Muscarin bringt das Tetra- methylammonium den Ventrikel früher als die Vorhöfe zum Stillstande. Verfolgen wir die Vergiftung länger, so sehen wir nach mehreren Stunden schliesslich völlige Lähmung des Herzens eintreten. Wir können dasselbe weder durch mechanische Eingriffe, noch durch die stärksten electri- schen Reize in Erregung versetzen; es bleibt vollständig ruhig. Aber das Herz ist auch jetzt keineswegs todt‘ denn es kann auch jetzt immer noch durch Atropin in kurzer Zeit zu stundenlangen guten Pulsationen erweckt werden. Ein viele Stunden dauernder Stillstand des Ventrikels wäre zwar durch die Erfahrungen von A. BD. Meyer er- klärlich durch eine stundenlang andauernde Reizung der Hemmungsapparate, aber selbst während der stärksten Erregung der Hemmungsapparate müsste doch immer noch jeder äussere Reiz einzelne Pulse hervorrufen. Wenn in unseren Versuchen selbst die stärksten electrischen Reize wirkungslos sind, so können wir eben nicht mehr an eine Reizwirkung der Hemmungsapparate glauben, sondern haben eine einfache directe Lähmung des Herz- muskels anzunehmen. Diese nun einmal constatirte muskellähmende Wir- kung des Muscarins dürfte aber auch genügen zur Er- klärung aller beobachteten Erscheinungen und können wir also jene andere Deutung, die Annahme einer besonderen Reizwirkung der Hemmungsapparate entbehren. Für diese Auffassung einer ausschliesslichen Lähmungswirkung wür- den in erster Linie sprechen die Erscheinungen, die die quer- gestreiften Skeletmuskeln zeigen, denn schon nach den Angaben von Crum Brown und Th. Fraser') entwickelt Tetramethylammonium curareartige Wirkungen an den Nervenenden der quergestreiften Muskeln und solche An- gabe können wir am Frosch wenigstens für die ganze Reihe dieser Körper bestätigen. Liegt es nun nicht nahe, ähnlich wie für die Nerven- enden der übrigen quergestreiften Muskeln, auch für die nervösen Einrichtungen an dem Herzmuskel prineipiell gleiche Angriffspunkte zu vermuthen ? In grösseren Dosen wird die Erregbarkeit der Skelet- muskeln erheblich herabgesetzt; dasselbe wird eben auch Geltung finden für den Herzmuskel. Die von Schmiedeberg u. A. beobachteten Erschei- nungen am Herzen lassen sich aber alle auch mit dieser Auffassung vereinen. Wenn das Herz für sich stillsteht und nur auf äussere Reize pulsirt, so braucht man dar- aus keineswegs mit Schmiedeberg auf eine ungestörte Er- regbarkeit des Herzmuskels zu schliessen, vielmehr ist dies auch mit einer Schwächung der Erregbarkeit des Muskels selber sehr wohl zu verstehen. Nur für den re- lativ schwachen normalen Reiz wird der Herzmuskel un- erregbar werden, während er wieder rhythmische Erre- gung entwickelt, sobald nur zu den an sich uunmehr ungenügenden vitalen Reizen äussere Reize irgend welcher Art sich summiren. Ein ähnliches Verhalten finden wir übrigens bei einer sanzen Reihe thatsächlich lähmender Gifte, nur scheint bei den meisten derselben dieses Stadium vor der end- gültigen Lähmung ein verhältnissmässig kurzes zu sein. ı) Vgl. Proceedings of the Royal society of Edinburgh, Bd. 6, 8. 556-561, 1869. TERN: BUS ; 2 So haben wir ganz analoge Erscheinungen beobach- tet, als wir durch ein Froschherz Blut leiteten, das mit äusserst geringen Mengen von Kali acet. ('/, pro mille) versetzt war. Das Herz gerieth nach kurzer Zeit in einen lang dauernden Stillstand; auf äussere Reize aber reagirte namentlich der Kammermuskel noch längere Zeit kräftig. Von den Kalisalzen ist nun noch niemals eine Reiz- wirkung der Hemmungsapparate behauptet worden, die muskellähmende Wirkung dagegen wohl allgemein an- erkannt. Schmiedeberg hat zu Gunsten der bisherigen Auffas- sung ganz besonders den Unterschied betont, der zwischen Muscarin und den eigentlichen lähmenden Substanzen in der Reihenfolge des Stillstandes von Ventrikel und Vor- höfen bestehe. Die Vorhöfe sollen durch Muscarin viel früher stillgestellt werden, als der Ventrikel, während umgekehrt bei lähmenden Agentien stets ein früherer Stillstand des Ventrikels angegeben wird. Schmiedeberg erklärt diesen früheren Stillstand der Vorhöfe durch Muscarin aus einer stärkeren Entwick- lung der Hemmungsapparate in den Vorhöfen. Wir selber konnten bei der Vergiftung mit Tetrame- thylammonium nur die gewöhnliche Reihenfolge, wie sienach lähmenden Substanzen auftritt, wahrnehmen. Wir konnten aber nur desshalb auf Grund dieses einzigen Unterschiedes uns nicht entschliessen, die Herzwirkung des Muscarins und des Tetramethylammoniums als wesentlich verschieden zu betrachten: Die Analogie der chemischen Structur, sowie die sonst vollkommene Uebereinstimmung aller übrigen physiologischen Wirkungen waren hier gewiss überzeugend genug. Der Unterschied zwischen der beschriebenen Musca- rinwirkung und der von uns beobachteten Tetramethyl- RU We ammoniumwirkung konnte also kaum ein qualitativer sein, und lag es nahe, hier bloss an bestimmte Differenzen im Gang der Vergiftung zu denken. Wenn der Stillstand des Herzens durch eine recht grosse Dosis eines lähmenden Giftes möglichst bald er- folgt, so wird der Tonus des Gefässsystems zu solcher Zeit noch ein sehr guter sein und wird dem entsprechend das Herz mit umsomehr Blut angefüllt werden. Nach einer Versuchsreihe von Luchsinger und Ludwig!) vermag aber der dünnwandige Vorhof unter einem bestimmten Drucke nicht mehr zu pulsiren, während der dickmuskelige Ventrikel solchen sehr wohl noch überwindet. Das wäre eine Möglichkeit der Erklärung. Eine andere wäre die, dass bei rasch eintretender stärkerer Vergiftung die Vorhöfe eben viel früher mit der schädigenden Substanz in Berührung kommen, als der Ventrikel. Aus diesen beiden Gründen sollte also auch durch lähmende Gifte diese für Muscarin als typisch beschrie- bene Reihenfolge des Stillstandes zu erzwingen sein. Wir haben desshalb Tetramethylammonium in einigen anderen Versuchen in bedeutend grösserer Dosis gegeben. Der Erfolg war der vorausgesetzte: Der Ventrikel schlug noch zu einer Zeit, wo die Vorhöfe stillgestellt waren. Nicht anders wirkten Gifte von anerkannt lähmender Wirkung, so die Kalisalze und das Chloral. Eine Spritze einer gesättigten Chlorallösung in die Bauchhöhle injicirt, bringt die Vorhöfe sehr bald zum Still- stand, die Kammer schlägt noch längere Zeit. Injectionen reichlicher Mengen von Kal acet. in die Bauchhöhle zeigten uns zu verschiedenen Malen 1) Pflüger’s Archiv Bd. 25, S. 237. 1881. BAUMuAR. .; OHENE einen Stillstand der Vorhöfe zu einer Zeit, wo die Kam- mer noch schlug. In jenem oben erwähnten Durchleitungs- versuch war der Druck äusserst niedrig. Gleichwohl füllten sich mit Abnahme der Herzkraft die Vorhöfe prall und hörten auf zu schlagen, während der Ventrikel ab und zu sogar noch kräftig pulsirte. Somit würde also auch von dieser Seite kein Hinder- niss für die Auffassung des Muscarins als eines lähmen- den Giftes vorliegen. Wir hätten eben dann nur anzu- nehmen, dass die Intensität seiner Wirkungen eine sehr kräftige sei, eine Annahme, die im Hinblick auf die son- stigen intensiven physiologischen Reactionen auf Drüsen und glatte Muskeln sicherlich keine Schwierigkeiten bietet. Eine grosse Bedeutung für die Entscheidung dieser Frage muss endlich der Untersuchung solcher Herzen zu- kommen, die nach den Angaben der Autoren vollständig ganglienfrei sind. Nach Foster soll das Herz der Helix pomatia aller Ganglien ermangeln, hat dagegen Dogiel die Existenz solcher Ganglien später behauptet. Vulpian hat nun Muscarin auch am Schneckenherzen geprüft und hier sehr bald einen Stillstand wahrgenommen, der durch Atropin wieder gehoben wurde. Wir haben diese Versuche mit Benzyltrimethylammo- num sowohl wie mit Tetramethylammonium wiederholt. Es trat durch beide ein diastolischer Herzstillstand, ja völlige Unerregbarkeit des Herzens ein; dieselbe liess sich durch Injection von Tetrethylammoniumjodid aufheben. Hätte Foster Recht, so würden diese Thatsachen eine Bestätigung sein für unsere Auffassung des Musca- rins als eines muskellähmenden Giftes. Würden aber im 3 Po RAN LI Sinne Dogiel’s endlich mit Sicherheit auch hier Ganglien nachgewiesen, so bliebe die Frage im schlimmsten Falle unentschieden. Arukenberg'') meint zwar, durch jene Ver- suche von Vulpian sei der Streit zwischen Foster und Dogiel endlich — offenbar im Sinne der Ganglientheorie — geschlichtet. So lange aber die Wirkungsweise irgend eines Giftes nicht vollkommen eindeutig ist, scheint es uns verfrüht, auf Grund einiger keineswegs zwingender Vergiftungsversuche in histologischen Streitfragen mit- sprechen zu wollen. Ergänzend müssen endlich hier noch hinzutreten Ver- suche an embryonalen Herzen. Wie sicherlich wohl das Herz vieler niederer Thiere zeitlebens, so ist auch das Herz der höheren Thiere in den ersten Stadien seiner Entwicklung ganglienfrei. Wir haben daher unsere Ver- suche auch auf die ersten Stadien der Herzentwicklung beim Hühnchen ausgedehnt. Da diese Versuche aber aus Mangel an genügender Zeit noch keinen Abschluss ge- funden, so sollen sie später erst mitgetheilt werden. III. Ueber den wechselseitigen Antagonismus zwischen Atropin und einigen anderen Muskelgiften zu Muscarin. Unsere Versuche der vorigen Abschnitte geben uns weiterhin noch ein äusserst günstiges Material zur Be- urtheilung der Frage des wechselseitigen Antagonismus. Während man früher, in den ersten Anfängen empiri- scher Beobachtung noch willig der Lehre von der gegen- seitigen Beeinflussung von Gegengiften huldigte, schien mit immer schärferer Formulirung der Frage, mit stren- gerer Beurtheilung der Versuche die Anerkennung dieser Lehre immer mehr zu schwinden. !) Krukenberg. Vergleichend-physiologische Studien zu Tu- nis, Mentone und Palermo. 3 Abth., S. 172. 1880. CRAHN U E Ein Haupterforderniss des Beweises ist offenbar der Nachweis, dass die beiden geprüften Gegengifte auch wirklich auf einunddasselbe Organ einwirken. Heidenhain*) glaubte an den Speicheldrüsen solche beweisenden Versuche anzustellen, indem er nach der Lähmung der Drüse mit Atropin durch Physostigmin wieder Secretion hervorrufen konnte. Ganz ähnliche Ver- suche hat dann Luchsinger ?) an den Schweissdrüsen mit Atropin und Pilocarpin ausgeführt. Auch er sah, dass an Pfoten , deren Schweissnerven durch Atropin völlig unerregbar geworden, durch grössere Mengen von Pilo- carpin wieder reichliche Schweisssecretion hervorzuru- fen war. Aber Rossbach?) leugnete die Beweiskraft solcher Versuche, indem er meinte, dass Atropin und Pilocarpin in solchen Fällen nicht dasselbe Organ angreifen. Durch Atropin würden zuerst die Nervenenden gelähmt, wäh- rend durch Pilocarpin Später die Drüsen selber gereizt würden. Um zu ganz sicherer Entscheidung zu kommen, war es also wohl im höchsten Grade wünschenswerth, ein anderes Object für die Beobachtung zu suchen, an dem man schon durch blossen Augenschein die definitive Läh- mung der periphersten Apparate wahrnehmen konnte. In unseren Versuchen war schliesslich das Herz durch die Reihe der Muscarine in völlige Lähmung versetzt, und ver- !) Heidenhain. Pflüger’s Archiv für d. ges. Physiol. Bd. V, Seite 309, Bd. IX, 8. 335. 2) Luchsinger. Pflüger’s Archiv f.d. ges. Physiol. Bd. XV, S. 482—1483. ®) Rossbach. Pflüger’s Archiv f. d. ges. Physiol. Bd. XXI, S. 1—28. FRINA pp ie blieb selbst auf die stärksten electrischen und mechanischen Reize in völliger Ruhe. So mussten doch wohl die letzten» überhaupt reizbaren Elemente des Herzens, die Muskel- fasern selber, gelähmt sein. Stets aber haben wir solche Herzen durch Aufträufeln einer genügenden Atropinmenge wieder zu gutem, stundenlang andauerndem Schlage bringen können. Die Herzen waren lange Zeit stillgestellt, das Blut hatte sich gesenkt und man sah die Blutkörperchen am Boden des Herzens: sie sahen dunkel, asphyctisch aus. Man konnte hier wohl daran denken, dass auch die Er- stickung des Gewebes einen Beitrag zur definitiven Lähmung gegeben hätte. Es war also wichtig, dass wir bei der Wiederbelebung in keiner Weise die Respira- tionsbedingungen des Herzens änderten. Wir haben daher das Herz namentlich in vollkommen gleicher Lage ge- lassen, wie zuvor. Um möglichst wenig daran zu ändern, haben wir schliesslich vorgezogen, Atropin in Substanz auf irgend eine Stelle der Vorhöfe zu applieiren’ Gleich- wohl trat hier immer sehr bald (5—10 M.) eine sehr gute Wiederbelebung des Herzens ein. Sollte man etwa daran denken, dass durch die Er- stickung die Muskeln nur enorm geschwächt worden seien und erst unter dem Einflusse der immer noch gereizten Hemmungsnerven deren Erregbarkeit gegen äussere Reize sänzlich sistirt worden sei? Ein solcher Einwand wäre allerdings gezwungen ge- nug, er wird aber vollends unmöglich, wenn wir uns der Versuche von Harnack') erinnern, der erst vor Kurzem noch nachgewiesen, dass Vagus- und Sinusreizung an er- stickenden Herzen schon lange vor der motorischen Läh- mung versagen. 1) Harnack u. Hafemann. Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol., Bd. XVII. 145—189. 1883. Ferner haben wir in Versuchen mit einfacher Durch- leitung des Herzens mit Muscarinblut ebenfalls eine Lähmung des Herzmuskels bekommen, unter Bedingungen, wo an eine Erstickung doch wohl nicht zu denken ist.') Fassen wir dies Alles kurz zusammen, so gelangen wir zu dem Resultat, dass der Herzmuskel selber durch die Gruppe der Muscarine unerregbar wird, durch Atropin aber die Erregbarkeit desselben wiederkehrt. Damit stellen wir uns gegen die herrschende Mei- nung, aber in vollkommene Uebereinstimmung zu Gaskell.?) Diese hiemit ganz sicher gestellten Beziehungen des Atropins zum Herzmuskel konnten wir übrigens noch in anderen, vielleicht noch einfacheren Versuchen zeigen. Wir haben Fröschen das Herz blossgelegt und ihnen muskellähmende Gifte in die Bauchhöhle gespritzt (Kali acet., Chloral, u. A.). Es trat nach kurzer Zeit die cha- racteristische Peristaltik der Kammer auf, die Luchsinger ?) von einer geringereu Erregbarkeit des Herzmuskels ab- leitet. Spritzt man nun solchem Frosche etwas Atropin in die Bauchhöhle, so verschwindet diese Peristaltik bald und stellt sich der einheitliche Schlag der Kammer wieder ein. Nach solchen Erfolgen lag es nahe, auch die anta- gonistischen Wirkungen anderer Stoffe zu prüfen. Durch unablässige Forschungen ist Ladenburg die Erkenntniss der Structur des Atropins gelungen. Nach », Vgl. die später folgenden Coffeinversuche. 2, Vgl. Gaskell, Journal of physiol., IV. 111—116. 1883. ?) Vgl. Willy Neumann. Dissertation 1883, Bern. DREH PERS. RR Eckhard besitzt der eine Constituent des Atropins, das Tropin noch schwache atropinartige Wirkungen. Aus dem Tropin koennte Ladenburg durch Wasserentziehung das Tropidin darstellen. Durch die Güte des Herrn Prof. Ladenburg in Kiel wurde uns eine kleine Menge reinen Tropidins zur Ver- fügung gestellt. Da das Tropidin wohl den wesentlichsten Kern des Atropinmoleküls darstellt, so mussten physiolo- gische Versuche entscheiden, ob dieser Gruppe auch die wesentlichen Wirkungen des Atropins zukämen. Einige Versuche, die wir in dieser Weise anstellten, gaben in der That auch für das Tropidin ähnliche Er- gebnisse. Wir hatten die Froschherzen mit Muscarin zur völligen Lähmung gebracht und dann circa '/, Tropfen Tropidin mit Salzwasser in die Bauchhöhle gespritzt. Es zeigte sich in allen Versuchen ziemlich bald eine Wieder- belebung des Herzens. Das Tropidin stellt nun aber ein substituirtes Pyri- din vor; es mussten also auch Versuche mit diesem Kör- per angestellt werden. Die wenigen Experimente, die wir damit machten, ergaben aber ein völlig negatives Resultat. Neben solchen chemischen Gesichtspunkten mussten uns in der Auswahl der wiederbelebenden Stoffe zweifel- los auch physiologische Rücksichten leiten. Wir mussten namentlich an solche Stoffe denken, die nach anderweitigen Untersuchungen schon als den Stoff. wechsel der Muskelsubstanz erhöhende Gifte bekannt sind. In dem Coffein kennen wir ein mächtiges, den Stoff wechsel beschleunigendes Muskelgift. Schon die Untersuchungen von Voit haben Beziehun- sen des Coffeins zur Muskelsubstanz dargethan; diese wurden durch Schmiedeberg bestätigt, und haben wir selbst vor Kurzem erst die entsprechenden Erscheinungen an den Skeletmuskeln bei Anlass einer anderen in Zuchsinger’s ') Laboratorium ausgeführten Untersuchung beständig vor Augen gehabt. Neben den hiebei beobachteten starremachenden Wir- kungen grosser Dosen hat erst vor Kurzem Kobert in Schmiedeberg’s Laboratorium auch eine die Erregbarkeit steigernde Wirkung kleinerer Dosen dargethan. Diese mehrfachen Beziehungen des Coffeins zu der Muskelsubstanz mussten zu neuen Versuchen über den Antagonismus zwischen Muscarin und Coffein einladen. In einer ersten Versuchsreihe suchten wir durch irgend ein muskellähmendes Gift (Kalisalze, Chloral) die bekannte Peristaltik der Kammer einzuleiten und injieirten dann 0,01 Coffein in die Bauchhöhle. Nach kurzer Zeit verschwindet die Peristaltik und tritt ein einheitlicher Herzschlag wieder auf. Die Peristaltik war oftenbar bedingt durch ein Matt- werden der einzelnen Muskelzellen, die ihre Erregung ein- ander zu langsam zuleiteten. Wenn also die Peristaltik durch Coffein wieder schwin- det, so muss durch dasselbe auch die Erregbarkeit des Herzmuskels wieder gesteigert worden sein. In einer zweiten Versuchsreihe leiteten wir durch In- jection von Tetramethylammonium einen Stillstand des Herzens ein; dasselbe pulsirte aber noch auf äussere Reize. Nun injieirten wir 0,01 Coffein: Es traten nach kürzester Zeit wieder kräftige Pulse auf. !) Vgl. Willy Neumann’s Dissertation. 1883. ENONL, Ampel In einer dritten Versuchsreihe haben wir durch irgend eines der Muscarine das Herz in völlige Unerregbarkeit gebracht. Zeigten weder Vorhöfe, noch Kammer selbst auf stärkste electrische Ströme eine Zuckung, so liessen wir dann erst das Coffein wirken. Wir injieirten zuerst das Coffein in wässeriger 1°/, Lösung in die Bauchhöhle, fanden aber später ein an- scheinend gröberes Verfahren zweckmässiger : Wir legten einfach Coffein in Krystallen auf die Vorhöfe auf. Dies Verfahren hat den Vortheil, die respiratorischen Bedin- gungen in keiner Weise zu ändern (vgl. oben $. 28.) Sehr bald beginnen Bewegungen in den Vorhöfen; zuerst ganz partiell nur da, wo die Coffeinkrystalle liegen; nach mehr weniger langer Dauer (circa 15—20 M.) be- ginnt in der grossen Mehrzahl der Fälle auch der Ven- trikel zuerst peristaltisch, dann einheitlich und kräftig zu pulsiren. Dies dauert ungefähr eine Stunde, bis endlich das Herz im Zustande stärkster Schrumpfung des Ventrikels nach Art der gewöhnlichen Coffeinvergiftung stirbt. Die angegebenen Versuche gelingen am Besten mit dem leider erst zuletzt erhaltenen Aldehydtrimethylammo- nium, aber auch mit dem von Kahlbaum bezogenen Tetra- methylammonium erhielten wir oft genug ganz günstige Resultate. Endlich haben wir einer letzten Versuchsreihe zu er- wähnen. Diese bietet wohl noch den wesentlichsten Vor- theil, die nebenhergehende Erstickung möglichst zu ver- meiden. Wir leiteten entweder durch das ganze Herz oder durch den sogenannten Herzstumpf, oder selbst nur durch die ganglienfreie Herzspitze das mit 2—3°/, Tetramethylammo- a nium versetzte Blut durch, bis eine völlige Unerregbar- keit eintrat, dann liessen wir gleiches Blut mit gleichviel lähmender Substanz, aber mit einer kleinen Zugabe von -Coffein (2 °/,) machfliessen.) In mehrfachen solcher Versuche haben wir auch hier eine gute Wiederbelebung gesehen; doch scheiterten viele dieser Versuche an dem eigenthümlichen Umstande, dass der Ventrikel kurz vor der definitiven Lähmung durch geringfügige Reize (leiser Druck an den zuführenden Schläuchen?) in einen Zustand stärk- ster systolischer Schrumpfung trat, womit natürlich der weitere Versuch abgebrochen war. Da diese letzteren Ereignisse sich gerade am Schlusse des Wintersemesters ereigneten, so dürfte dies mit dem zu solcher Jahreszeit notorisch schlechteren Ernährungs- zustand der Frösche zusammenhängen. Nach allen diesen Ergebnissen werden wir also auch das Coffein ganz so, wie das Atropin, als einen wahren Antagonisten des Muscarins zu betrachten haben, denn es gelingt eben auch durch Coffein eine gute Wieder- belebung des durch Muscarin vollständig gelähmten Herzens. Noch war die Frage zu stellen, ob das Muscarin an coffeinisirten Herzen überhaupt noch wirksam sei. !) Das Blut, das wir in diesen und späteren Versuchen brauchten, entnahmen wir Kaninchen. Um möglichst reichliche Mengen zu erhalten, leiteten wir vor und während der Ver- blutung durch die Carotis Salzwasser in die Jugularis ein. So wird das Blut fast völlig ausgespühlt und fliesst schliess- lich kaum gefärbtes Wasser aus der Carotisab, während das Thier noch einige Athemzüge macht und das Herz noch schlägt. Wir gewannen auf diese Weise ca. 200 cem verdünnten Blutes, dem wir noch etwa 300 cem Salzwasser zufügten. 2) Vgl. hierüber die seither von Biedermann (Wiener acad. Sitzungsberichte LXXXIX 1884) am Schneckenherzen gefundenen analogen Verhältnisse. Bern. Mittheil. 1884. Nr. 1087. He Wir haben zwei gleich grosse Frösche gefenstert; dem einen 0,01 Coffein gegeben, beiden hernach eine ge- nügende Dosis Tetramethylammonium (0,3 gr.). Stets tritt in beiden Fällen Stillstand ein, bei dem Coffeinherzen aller- dings erheblich viel später, als bei dem normalen. Es wird also eine gewisse Menge des belebenden Giftes noch von dem lähmenden Gifte besiegt. Auch für das Atropin ist Aehnliches bekannt. Es wird Sache weiterer Versuche sein, festzustellen, ob auch bei vorher coffeinisirten Muscarinherzen grössere Dosen von Coffein Wiederbelebung einleiten können. Ein weiteres in charakteristischer Weise wirksames Muskelgift ist das Veratrin. Die enorme Steigerung der Muskelerregbarkeit, sowie des Muskelstoffwechsels durch dasselbe ist allgemein be- kannt. Man vergleiche die Untersuchungen von Bezold und Fick. In einigen, leider nur wenigen Versuchen haben wir auch dieses Mittel geprüft. Es wurde mit Tetramethylammonium versetztes Blut durch das ganze Herz geleitet, bis die Lähmung eintrat, dann dasselbe Blut mit gleicher Schädlichkeit, aber noch mit Zugabe einer Spur Veratrin nachgeschickt. Es zeigte sich eine ganze Reihe kräftiger Pulse und schliess- lich Veratrintod in ausgesprochen systolischer Schrumpfung. Eine weitere Untersuchung dieser Verhältnisse, eine Berücksichtigung einiger anderer charakteristischer Mus- kelgifte, wie Helleborin, Physostigmin, Teträthylammo- nium, Guanidin wird Sache weiterer Versuche sein. ') !) Diese Versuche werden jetzt im Laboratorium von Prof. Luchsinger weitergeführt. a A u ve’, . . DEREN» i Eee . er Bm, a } =. I. .r EP Die Deutung all’ dieser Erscheinungen hat schon Luchsinger *) bei seinen damaligen Versuchen an den Schweissdrüsen wohl in ausreichender Weise gegeben. Wir können uns denken, dass das lebendige Proto- plasma mit irgend einem lähmenden Gifte eine chemische Verbindung eingeht, welche den unerregbaren Zustand vorstellt; dass dann andere Gifte, die stärkere Affinität zum Protoplasma haben, im Stande sind, dieses lähmende Gift aus der unerregbaren Verbindung auszutreiben und so einen erregbaren Zustand wieder herzustellen — eine Anschauung, der — wie es scheint — ohne Luchsinger’s Darstellung zu kennen, in jüngster Zeit noch Löwit ?) und Ringer ?) beigetreten sind. IV. Die Lehre von den Zwischenapparaten. Unsere durch die bisherigen Versuche gewonnene Auf- fassung der Wirkungsweise des Muscarins schafft denn auch eine Schwierigkeit, die sich Zuchsinger’s Auffassung der Zwischenapparate entgegenstellte, glücklich aus dem Wege. Schmiedeberg hatte das Muscarin auch bei nicotini- sirten Fröschen wirksam gesehen. Das Nicotin lähmt aber die hemmenden Fasern des Vagus. Wenn also das Muscarin, nach Schmiedeberg, den Hemmungsapparat reizt, so muss eben vorher das Nicotin nicht den ganzen Hemmungsapparat gelähmt haben, sondern nur jenen Ab- schnitt, der die Vagusfasern einmünden lässt, die sog. Zwischenapparate. ") Luchsinger, Pflüger’s Archiv XV. 491, 1877. 2) Löwit, ebenda XXVIII. 340, 1882. 3) Ringer & Morshead, Journal of Physiol. II. 251, 1880 m ni 7 n75 u | A =. = 3 rn - Te ze # re Du RE N Ueber diese Angelegenheit gaben die Versuche von Petri noch keineswegs befriedigenden Aufschluss, können wir dagegen jetzt, gestützt auf Versuche, die wiran nicotini- sirten Fröschen mit Tetramethylammonium machten, uns den Angaben von Schmiedeberg anschliessen. Die Deutung, die wir der Muscarinwirkung geben, umgeht jedoch gleichwohl jede Annahme von Zwischen- apparaten. Es wird dann eben einfach durch das Nico- tin der Hemmungsapparat gelähmt, durch das Muscarin der Herzmuskel. A. B. Meyer, sowie Schmiedeberg hatten selbst nach starker Vergiftung mit Nicotin, wenn der Vagus schon längst gelähmt war, den Venensinus noch wirksam ge- sehen. Diese Angabe bildet jetzt die einzige Stütze für die Lehre von den Zwischenapparaten. Schon Petri hatte hier widersprochen, aber es war der Einwand denkbar, dass schliesslich der Venensinus aus anderen Gründen (durch Erstickung') z. B.) seine Wirksamkeit verloren hätte. Es waren hier neue Versuche nöthig. Diese sollten vor Allem jede Dyspnoe des Gewebes ausschliessen. Wir banden in die Vena Cava von Fröschen ein Glas- rohr ein, das durch einen T-Hahn mit zwei Glaskugeln communicirte. Das eine Gefäss enthielt normales verdünn- tes Kaninchenblut, das andere Gefäss war mit 1 Tropfen Nicotin zu 100 cm. versetzt. Der Druck, unter dem die Flüssigkeit das Herz durch- strömte, blieb natürlich stets gleich, gewöhnlich etwa 2—4 cm. 1) Harnack und Hafemann. Archiv für exp. Pathologie u. Pharmacologie. Bd. XVII, S. 145—189. 1883. ae ge ce Zu Beginn wurden die Nn. Vagi und der Venensinus geprüft, dann fliesst normales Blut; die Reizbarkeit von Vagus und Sinus bleibt erhalten. Nun wird durch Drehen des Hahnes das Nicotinblut zugeleitet. Zuerst versagt die Wirkung des Vagus, aber sehr bald vermag auch die Rei- zung des Venensinus das Herz nicht mehr in Stillstand zu bringen; ja geräth im Gegentheil das Herz unter dem Einflusse des electrischen Stromes jetzt in äusserst fre- quent sich folgende Pulsationen. Erst zu Ende der Reizung kann dann ein mehr oder weniger lange dauernder Stillstand eintreten. Leiten wir endlich wieder normales Blut zu, so kehrt unter Um- ständen, offenbar wenn die Vergiftung nicht zu lange eingewirkt hat, die Hemmungswirkung wieder. Also hat Schmiedeberg offenbar nur das erste Sta- dium der Nicotinwirkung gesehen, denn unsere Versuche zeigen wohl klar genug, dass nicht nur der Vagus, son- dern in gleicher Weise auch der Venensinus durch Nicotin ihre hemmende Kraft verlieren. Es wirkt also wohl auch das Nicotin auf die letzten Enden der hemmenden Fa- sern. Diese Enden aber denken wir uns als einen ein- heitlichen Apparat. Dass die Vaguswirkung früher schwin- det, als die Sinuswirkung, kann nicht überraschen, da directe Reizung eines in Lähmung verfallenden Apparates immer später, als indirecte, versagt. Zudem haben schon Tschirjew und Petri auch für das Atropin ein genau gleiches Verfahren dargethan. De Be a EEE BLUES. WE V. Von den Beziehungen der bewegenden und hemmenden Apparate des Herzens zu einigen lähmenden Giften. Ludwig und Luchsinger ') hatten die Wirksamkeit des Nn. Vagus unter verschiedenen Temperaturen geprüft. Sie fanden, dass in der Nähe der Wärmelähmung der Vagus bedeutend wirksamer sei, als normal. Es war von Interesse, in dieser Richtung auch die Wirkungen anderer lähmender Agentien zu untersuchen. So wurden von Petri die Kalisalze, von Socoloff eine Reihe anderer Gifte untersucht. In Vorversuchen waren subcutane Injectionen angewendet ; in mehrfachen späteren Versuchen aber auch Durchleitungen. Da Ludwig und Luchsinger, entgegen den Behaup- tungen von Schiff, den Vagus auch nach langdauernder Durchspülung des Herzens mit Salzwasser noch gut wirk- sam fanden, so empfahl Prof. Zuchsinger auch für die folgenden Versuche von Petri und Socoloff die Anwendung von Salzwasser. Dasselbe wurde unter möglichst niedrigem Drucke durchgeleitet. Zuerst wurde die Wirksamkeit des Vagus bei normalem Salzwasser geprüft, dann die gleiche Reizung nach dem Einflusse des vergifteten Salzwassers wiederholt. Es hatte sich dabei gezeigt, dass die Vagi durch eine Reihe von Giften an Wirksamkeit erheblich einbüssen. Vor Kurzem hat Harnack energischen Widerspruch erhoben. Er ersetzte das Salzwasser durch Blut und unter- suchte speziell den Einfluss des Kupfers. Er fand hierbei aber die Vagi unter Kupfereinfluss mindestens noch so gut wirksam, wie zuvor. t) Ludwig u. Luchsinger, Pflüger’s Archiv XXV. 217, 1881. Eine Wiederholung der Versuche mit einigen anderen Giften schien angezeigt. Wir haben so Kali aceticum, oxalsaures Natron und Ohloral geprüft. Es wurde die Reizbarkeit der Nn. Vagi bei normalem Blute geprüft und der Rollenabstand auf- gesucht, bei dem überhaupt noch Wirkungen auftraten. Dann wurde nach einer längeren Reizpause das Giftblut zugeleitet und, sowie eine deutliche Schwächung des Herzens zu beobachten war, die nochmalige Reizung des Vagus vorgenommen. Es trat ein guter Stillstand ein und derselbe war nicht etwa durch einfache Lähmung be- dingt, denn stets kamen nach mehr weniger langer Ruhe die Pulse wieder. So sind denn die früher von Petri und Socoloff nur mit Salzwasserdurchspülung unternommenenVersuche durch unsere neuen Versuche mit Blutdurchspülung zu berich- tigen und stehen wir nunmehr auch nicht an, die Kupfer- versuche von Harnack, die wir selber nicht wiederholten, gleichwohl anzuerkennen. Was für ein Umstand aber diesen Unterschied zwischen der Blut- und Salzdiät bewirkte, vermögen wir nicht zu sagen. Harnack macht den Vorwurf, es seien in jenen Ver- suchen die Herzen einfach erstickt worden. Dies wäre wohl begründet für jene Versuche, in denen ausschliesslich subeutane Injectionen angewandt waren; es fällt dieser Einwand aber wohl dahin bei den Durchleitungsversuchen. Immerhin werden in Fällen, wo Salz- und Blutdurch- leitungen verschiedene Resultate geben, die letzteren das grössere physiologische Interesse verdienen und sind wir desshalb auf weitere Einzelheiten für jetzt nicht einge- treten. hy ee Durch eine Menge von Einflüssen finden wir die Nn. Vagi unwirksam. Stets zu betonen sind zwei Möglich- keiten: entweder sind wirklich die letzten Enden der Hemmungsnerven gelähmt, oder es sind die motorischen Elemente des Herzens in derartig mächtiger Erregung, dass selbst die kräftigsten Reize der Hemmungsnerven keine Ruhe mehr gebieten können. Als physiologische Momente der letzteren Möglich- keit hat Luchsinger') auf hohen intracardialen Druck, so- wie auf mässige Erwärmung aufmerksam gemacht. Unter den toxischen Agentien hat Harnack ?) eine ganze Reihe von Substanzen ähnlicher Wirkung kennen gelernt und Physostigmin als Typus hingestellt. Harnack hatte unter dem Einflusse des Physostigmins den Vagus unwirksam gesehen. Er applicirte dann weinsaures Kupfer- otydnatron und fand den Vagus wieder wirksam. Es waren also durch das Physostigmin die Vagusenden nicht gelähmt, es war vielmehr der Herzmuskel kräftig erregt. So war es verständlich, dass unter dem Einflusse einer muskellähmenden Substanz diese kräftige Erregung wieder nachliess und so auch der Vagus seine Herrschaft über den ruhiger gewordenen Muskel wieder gewann. Wir haben in früher erörterten Versuchen in dem Coffein eine Substanz kennen gelernt, welche den Stoff- wechsel der Muskeln erheblich beschleunigt und speziell die Erregbarkeit des Herzmuskels ausserordentlich steigert. In gelegentlichen Versuchen sahen wir auch bald, dass bei coffeinisirten Fröschen jede Vagus- und Sinusreizung un- lt) Luchsinger und Ludwig, Pflügers Archiv XXV. 235,1881. 2) Harnack und Witkowski. Pharmacol. Untersuchungen über Physostigmin und Calabarin. Archiv für experiment. Pathol. u. Pharmacol., Bd. V, 8. 421. 1876. a a La RN -\ NEE UN h Er 0 Be * wirksam wird und hegten sofort die Vermuthung, dass auch das Coffein nur durch eine Reizung des Herzmuskels diese Wirkung ausübt. Nachdem wir uns in mehrfachen Versuchen überzeugt hatten, dass der Vagus unter dem Einflusse der Kalisalze seine Wirksamkeit keineswegs einbüsst, ja im Gegentheil eher noch wirksamer wird, dachten wir durch eine Com- bination Coffein- Kali die Sache zu entscheiden, indem dann wohl durch das Kali die Coffeinerregung des Herz- muskels zu mildern wäre. Um den Versuch auf möglichst einfache Bedingungen zu reduciren, benutzten wir die Durchleitung. Versuch: Rana temporaria. ÜCentral- Nervensystem zerstört. Vagi präparirt. In die Vena Cava eine Canüle eingebunden; dieselbe communieirt durch einen T-Hahn mit zwei Blutflaschen. In der einen ist verdünntes Ka- ninchenblut mit 2°/,, Coffein, in der anderen dasselbe Blut mit gleichviel Cofein, aber einer weiteren Zugabe von 2 °/, Kali acet. Der Druck in beiden Flaschen ist gleich. Das Niveau circa 3—4 cm. über dem Herzen. Vor Beginn der Durchleitung werden die Vagi geprüft: sie sind gut wirksam. Nun wird Coffeinblut durchgeleitet. Die Herzbewegungen werden nach wenigen Minuten ener- gischer und kräftiger. Es werden die Vagi gereizt; mit den stärksten Strömen tritt kaum eine geringe Verlang- samung ein. Nach einer genügenden Reizpause (circa 4—5 Minuten) wird nun Kali- Coffein- Blut zugeleitet. Nach Kurzem wird der Herzschlag langsamer und weniger energisch, das Herz füllt sich besser. Es werden die Vagi wieder gereizt: jetzt tritt auf starke Ströme stets wieder ein Stillstand ein. Dieser ist nicht etwa ein Lähmungs- stillstand, denn bald nach dem Aufhören der Vagusreizung beginnen die Pulsationen wieder. Bern. Mittheil. 1884. Nr. 1088. a Durch solches Versuchsverfahren ist also deutlich nachgewiesen, dass das Coffein die Vagusenden selber nicht lähmt, denn dann würden sie doch nicht besser wer- den durch die spätere Zugabe von Kalisalzen. Wenn das Coffein also die Vagusreizung unwirksam macht, so kann es eben nur daran liegen, dass das Coffein den Herz- muskel energisch reizt, wird dann aber die Wiederkehr der Vaguswirkung unter dem Einflusse der muskellähmenden Kalisalze erklärlich. Wie mit dem Kali, versuchten wir auch mit oxalsaurem Natron und Chloral gleiche Versuche anzustellen. War aber durch Coffein-Blut die Vaguswirkung verschwunden, so kam sie unter dem Einflusse dieser Agentien nicht wieder. Es setzen wohl diese Stoffe ebenfalls die Erreg- barkeit des Herzmuskels herab; weil aber die Wirksam- keit des Vagus unter ihrem Einflusse nicht wiederkommt, so scheinen sie im Gegensatz zum Kali nicht nur die Muskeln, sondern auch noch nervöse Vorrichtungen zu lähmen. Doch verzichten wir auf weitere Schlüsse und wird es Sache weiterer Versuche sein, erst reicheres Material herbeizuschaffen. * { * Zum Schlusse sei es mir gestattet, meinem hochver- ehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Luchsinger, meinen wärm- sten Dank auszusprechen für die Bereitwilligkeit, mit der er den Plan dieser Arbeit entwarf, sowie für die anregende, stets bereitwillige Theilnahme in der Ausführung der- selben. BT A Nachschrift. Unmittelbar vor Beginn, sowie während des Druckes dieser Arbeit erschienen rasch hintereinander in den Be- richten der deutschen chemischen Gesellschaft zwei Mit- theilungen von Brieger über das Neurin. Brieger findet, dass die giftigen Wirkungen des Neu- rins bei längerem Stehen immer mehr zunehmen, gleich- zeitig findet er in solchen älteren Lösungen eine neue Trimethylammoniumbase — das Vinyltrimethylammonium- oxydhydrat. = CH3;3); — C>H3 — OH Die Wirkungen dieses Körpers aber sind vollkommen identisch mit jenen des Muscarins. Während in dieser ersten Mittheilung Brieger das ächte Neurin — noch überein- stimmend mit den Angaben von Schmiedeberg und Harnack über das damit identische Amanitin — für vollkommen ungiftig erklärte, bringt er in seiner zweiten Arbeit die =(H;); Nachricht, dass auch ganz reines Neurin \£CH8 X cos x? 2 Sn x" = ı— -- — = dx X X gesetzt werden darf, so geht hieraus hervor, dass auch an der obern Grenze sich die Integrale convergent ver- halten.“) Nun können wir aber den Integrationsweg auch fol- sendermassen zusammensetzen: Wir gehen von Null aus (Fig. 5) unter dem Azimuth = nach NW ab, fügen den Horizont von NW bis SW ein, kehren dann unter dem Azimuth — 2 z von SW nach Null zurück und gehen von dort unter dem Azimuth = a nach SO, fügen wieder den Horizont von SO bis NÖ bei und kehren endlich wieder unter dem Azimuth e nach Null zurück. Der Weg ist nun eine geschlossene Curve, #) Schläfli, Mittheilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern, 1862. Bern. Mittheil. 18%. Nr. 1091. ae welche ein Gebiet, das keine Pole enthält, rechtläufig um- schliesst. Der Weg kann auf einen Punkt zusammen- gezogen werden; somit ist das Integral längs dieses ganzen Meges —= 0. . | N NW VO N De In RN dien Pe SW RY/] Ny Fig.:. Dass dies richtig ist, unterliegt keinem Zweifel, jedoch muss es sich auch direkt aus der Formel selbst beweisen lassen. er 2 —— Es ist nach (1.) Ve “ dk 1 Ya 0 I. Weg von Null nach NW. ‚3a | x geht über in xet—x (cos — +1 sin = sd YfR=—-xl-dDVh x? wird somit zu — ix’, somit haben wir -( a9 = Ya 0 II. Weg von SW nach Null. j ee BR x geht über nxe ' *‘ —=x (cos — —isin in.) 4 A x? wird zu ix? = \ nn Hy yak—' ya J | Wir multipliziren beidseitig mit (1 — i) Y'/, und kehren die Grenzen um | 0 I 4) & = dx — '/; = d=.j) (7.) 200 III. Weg von Null nach SO. LH Fr ek 1 SZ a a al ee en ne A a el hr > > 9 0u) We A J y , R al > ” B 4 P .z 2 x geht über inxe '—x (cos rn — isn —) = x(-i) Y/),,x? wird zu — ix”. ., F O0, 2 ee er | \ ee a-)yndi—Y Ya > Beidseitig mit (1 + i) Y'/, multiplizirt , \ ei” dx =, Vz (1 F i) (8.) 0 5 IV. Weg von NO nach Null. Be... — He \ ee ık=Y, iu — ji) nach (4.) 0 v Bde ae Kar u PERT N u nie ri L, £, 4 Be Tr RE = \ er a en [ a = 19 (9.) Fassen wir nun (6.), (7.), (8.) und (9.) zusammen, so geben die linken Seiten das Integral genommen im recht- läufigen Sinn um das beschriebene Gültigkeitsgebiet, die rechten Seiten heben sich auf; es ist somit unsere Be- hauptung auch direkt nachgewiesen. $ 4. Nehmen wir Integral (3.) r 2 \ ee k-Yr — 09 Nach Meyer, „Bestimmte Integrale“, pag. 117, substi- tuiren wir statt x die Variable x Ya und erhalten o.®) — — ax B[4 e dx = V— Du a Oo n mal nach a differenzirt gibt er Be B \ uk x ne a n)! N Mn n! (4a) a —= 1 gesetzt 0.8) —22.8n (@2n)! — \e Re RT an OO Diese Formel kann, wie auch Schönholzer angibt, noch auf andere Weise ausgemittelt werden. Es kann nach früherem Vorgang ($ 3) gesetzt werden und dies ist nach der bekannten Normal- form von Weierstrass 1.524 ke. 2 Ha m) mn. u ER Vr- 1,9. . Zn (2n — 1) 2n)! 2 V: Wir ersetzen x durch x + äi BE o 0 : | | a A a N also folgt — ai x+ta? EEREB- Va Z=.g2 —'6 Te er Um weitere Integrale abzuleiten, gehen wir aus von (3.) Er er Hieraus folgen die bekannten Integrale = ey Er q° me ( e cos 2 ax. dr — © ya (10.) 09 oO — x? a £ \ e sin 2ax dx — 0 (11.) "-009 Nach Hattendorff, Differentialgleichungen, pag. 36 u. ff., kann man (10.) auch auf folgende Weise erhalten: a N (2 ax) \ e " cos?2xk— \ le, a (— N ——-- dx 2-09 a 0 \ oo Rt a Ne Norm \e ke: 0 A) Bo re ae & a‘ 2 an) !" nam a (— 1)" ag N Br y= 0 Aber auch (11.) kann man so behandeln: jo.) Sy 4 \ e sin. 2axı0x == "009 ee: > (— 1) ERS e x dx 1 2-00 oo Ei : 0) ' Be 2 [5 eh .' c rs aber 6 e Sr he r va dx = —x 2-09 Beim x ee xin—x erradel folgt Peer | 0 Br Ba and Brenn: nen - 5 a; x On Me + oO are? B.-% = x2 B > - yr ; \ 81:2 3% dx: 0 E Ersetzen wir ferner in (3.) 2 x durch x (a + bi) X. 2:.0X (3-5. 2 abi 0°) dx also durch (a + bi) dx, dann ist 4 _— x?29g2 Aura 1 2 3 ie! R \ e 2a2+x?2b? — 2abi.x (a + bi) dx — Ya SS E- ne _. = Vz 3 he: (a2 — b?) ge Zabix BER ee a+bi OO \ ar x? (a? — b?) (cos Yabx? — i sin? abx?) ee E 3% « E: (a — bi) Ya 2? BD: RER = B erh) cos 2abx? dx — ern (12.) = ——cQ9 5 - a +b ar Io ®) NER 2 \ ea) sin 2abx? dx = .. 0